Darmstädter Tagblatt 1924


27. Juli 1924

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Wöchentliche illuffrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 207
187. Jahrgang
Sonntag, den 27. Juli 1924.

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Konkurs oder gerichtlicher Beſtrelbung fälli jeder
Rabatt weg. Bankonto: Deutſche Bank und Darm=
ſtädter
8 Naionalbank.

Aun 2. Wochenende der
Bankiers und die Sanktiansfrage.

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Hargutie Frankreichs genügt nicht. Der gute
Deutſchlands mehr als ſpeziſiſche Sicherheiten.
). London, 26. Juli. Die geſtrigen Abendſtunden
n eine Verſchärfung der Lage. Alle Bemühungen, den
zunkt der Bankwelt zu ändern, blieben vergeblich. Der
pruch der Bankwelt richtet ſich gegen die bis=
Handhabung der Sanktionen; weiter nicht nur gegen
öglichkeit der Gefährdung der verhältnismäßig geringen
ionen=Pfund=Anleihe, ſondern auch gegen die Gefähr=
der
nach dieſer Anleihe notwendigen weiteren Kredite.
die Daily Telegraph heute früh berichtet, waren die Ban=
icht
mit einer Garantie einer einzelnen Macht zufrieden,
an Deutſchland gegebenen Kredite vor einer Sonder=
zurückzahle
. Es ſei ſelbſtverſtändlich, daß die anderen
die niemals eine Sanktion gegen Deutſchland vor=
würden
, keinerlei Neigungen hätten, Deutſchland für
ndlungen jener Mächte verantwortlich zu machen, die
inderaktionen ausgingen. Dieſes Moment enthält inſo=
vas
Neues, als bisher lediglich von franzöſiſchen Garan=
mſſprochen
wurde. Auch die franzöſiſchen Garan=
ür
eine deutſche Anleihe werden; wie Daily
ph meldet, von der Bankwelt abgelehnt.
eich wäre außerſtande, irgendwelche finanzielle Garantie
en, da man auch von der Rückzahlung der bisherigen
en Frankreichs nichts gemerkt habe. Auf Seiten der
It beſteht der Wunſch, es mögen ſich auch deutſche und
ſche Bankhäuſer an der Anleihe beteiligen.
1. London, 26. Juli. Dem geſtern gemeldeten Ver=
möigs
= und Vergnügungsprogramm der Könferenz für das
ende iſt nichts weſentliches hinzuzufügen. Es werden
B bevorftehenden Verhandlungen, ſoweit ſie mit der Bank=
führt
werden müſſen, franzöſiſche Bankiers teilnehmen,
franzöſiſche Finanzminiſter Clementel aus Paris mit=
hat
. Beſondere Aufmerkſamkeit verdient die immer
betonte Verpfändung der deutſchen See=
zugunſten
einer Anleihe. Hier heißt es, daß
erartige Sicherheiten, für die Bankwelt
annehmbar ſeien. Der Eindruck wird immer ſtärker,
n auf irgendwelche ſpeziſiſchen Sicherheiten abſolut einen
egt, da alle ſtaatlichen und ſonſtigen Sicherheiten eine
tive Sicherheit, die durch den guten Willen eines
gegeben iſt, nicht erſetzen können. Die Bedingungen
nkiers ſind, wie eine gut unterrichtete Perſönlichkeit ſagte,
s nicht als Halsſtarrigkeit zu bezeichnen. Sie entſprin=
aus
vieljähriger Tätigkeit im Anleihegeſchäft begrün=
Lenntnis der Dinge, und man fürchtet, wie ſchon wieder=
tont
worden iſt, mit dem Anleihepoſten ſitzen zu bleiben.
beiſpielsweiſe ein Bankhaus 5 Millionen Pfund Ster=
nteile
übernimmt, würde es bei Unverkäuflichkeit dieſer
5 Millionen aus eigener Taſche bezahlen müſſen, was
ſt2h nicht in der Abſicht der Bankwelt liegt. Ganz be=
trifft
dies Bedenken auf die Amerikaner zu, obwohl
erikaniſche Bankwelt unter dem Druck der Goldinflation
oder ſpäter ihr Kapital in Europa wird anlegen müſſen.
genwärtig geäußerten Bedenken beziehen ſich alſo gar
nmal auf die deutſche Frage allein, ſondern die deutſche
tal iſt nur der Anfang einer Sanierung der europäiſchen
ten häre überhaupt. Solange die amerikaniſche öffentliche
ig fortgeſetzt unter dem Eindruck alarmierender Nach=
aus
Europa ſteht, bleibt die Propoſition der Anlage
apital in Europa gleichwertig mit dem Vorſchlag, ſein
ſtouuf einem Pulverfaß zu kochen.

Tbilmachung der franzöſiſthen Bankiers.
Paris, 26. Juli. Es ſteht nunmehr feſt, daß Herriot
rhandlungen in London bis in die nächſte Woche hinein
Ien wird. Dieſe Gewißheit, die von den maßgebenden fran=
0en Sonderberichterſtattern in London verbürgt wird, läßt
U ſchließen, daß Herriot die Hoffnung nicht aufgibt, die
Senden Probleme in den nächſten Tagen bereits zur Löſung
igen. Wie der Matin aus abſolut zuverläſſiger Quelle
iden weiß, würde Herriot nämlich, wenn Grund zu der
me beſtünde, daß die Beſprechungen der Sachverſtändigen
h zwei Wochen hinziehen ſollten, ſofort nach Paris fahren
Iſt im entſcheidenden Augenblick wieder nach London zurück=
Es iſt ein offenes Geheimnis, daß die Oppoſition ſeit der
enheit Herriots aus Paris eine ungemein rege Tätigkeit
Aet und hinter den Kuliſſen manche Intrige gegen den fran=
1n Miniſterpräſidenten geſponnen wird. Natürlich haben
Vel itiſchen Freunde und Anhänger Herriots ihn über die Um=
ESſeiner Gegner auf dem Laufenden gehalten. Es iſt begreif=
Herriot im Verlaufe des geſtrigen Tages dem Echo de
P2. zufolge zu wiederholtenmalen den Entſchluß faßte, nach
2e zu fahren, und ihn dann auf das Zureden ſeiner Rat=
ſeE
fallen ließ.
S das größte Ereignis des geſtrigen Tages iſt ohne Zwei=
Mobilmachung der Pariſer Bankiers aufzufaſſen. Es han=
9 um die Herren Finaly von der Banque de Paris et des
2 Bas ſowie Sergent von der Banque de lUnion Pariſienne,
ontag oder Dienstag auf der Bildfläche in London erſchei=
*Aderden. Finanzminiſter Clementel, der eigens zu dieſem
geſtern nach Paris gekommen war, hatte mit dieſen und
n Perſönlichkeiten der franzöſiſchen Finanzwelt längere
U edungen, die in den hieſigen Kreiſen das größte Intereſſe
EE haben. Seinerſeits ließ Theunis geſtern nach Brüſſeler
Ds ſchicken. Der neue Zug in der Situation iſt offenbar
* Herriot und Theunis, vielleicht im Einverſtändnis mit
Iy Macdonald, die europäiſchen, d. h. insbeſondere, die
liſch=belgiſchen Bankiers gegen den engliſch= amerikaniſchen
In der Morganbank und der Bank von England auszuſpie=
ex
inſchen.

Zur Berufung franzöfiſcher Bankiers nach Londen.
Paris, 26. Juli. Zu der Berufung franzöſiſcher Ban=
kiers
nach London durch den franzöſiſchen Finanzminiſter
ſchreibt der Sonderberichterſtatter des Echo de Paris, man
habe eine neue Idee: Man wolle dem Morgan den Rivalen
auf dem New Yorker Markt, die Kuhn, Loeb u. Cie entgegen=
ſtellen
, indem man denkt, letztere könnten vielleicht beſſere Bedin=
gungen
ſtellen als der Konkurrent Morgan.
Dem Petit Pariſien zufolge ſchreibt, man in gewiſſen
Kreiſen den Bankiers die Abſicht zu, für etwa 100 Millionen
Franken deutſche Obligationen zu übernehmen; die belgiſchen
Kreditinſtitute würden ebenfalls einen kleinen Teil der Anleihe
übernehmen und es werde endgültig verſichert, daß deutſche
Kapitaliſten daran dächten, in ziemlich großem Ausmaß die
Anleihe zu zeichnen und ſich zu dieſem Zwecke ihrer Deviſen=
fonds
in ausländiſchen Banken zu bedienen.

Schſichtung der Streitfragen?
London, 26. Juli. (Europapreß.) Freitag nachmittag
haben ſich die in Loidon anweſenden früheren Mitglieder des
Sachverſtändigenkomitees verſammelt und über diejenigen Fra=
gen
beraten, die gegenwärtig noch zu Uneinigkeiten Anlaß
geben. Der franzöſiſche Finanzminiſter Clementel iſt Frei=
tag
abend nach Paris verreiſt. Er wird Montag wieder in
London ſein.
Gibt Herriot nach?
Paris, 26. Juli. (Europapreß.) Der Korreſpondent des
Intranſigeant glaubt, zu wiſſen, daß Herriot in der
Frage der Kompetenz der Reparationskommiſ=
ſion
, der fortſchreitenden Räumung des Ruhrgebie=
tes
und der Sanktionsfrage Konzeſſionen machen
werde. Er habe für dieſen Fall die Zuſicherung erhalten, daß
England Frankreich unter gewiſſen Bedingungen bei
einem Angriff Deutſchlands militäriſch unter=
ſtützen
werde. Die Unterhandlungen, ſo ſchreibt der Bericht=
erſtatter
, würden ebenſo eifrig wie diskret geführt werden.
Theunis und der Dawesplan.
* London, 26. Juli. (Priv.=Tel.) Theunis hat dem
hieſigen Korreſpondenten der Zeitung Nacion von Buenos
Aires eine Erklärung abgegeben. Er ſagte unter anderem: Alle
Delegierten, die gegenwärtig in London ſind, arbeiten mit gutem
Willen und Glauben an der Durchführung des Dawesplanes.
Alle legen ſich Rechnung davon ab, daß dieſer Plan eine poſitive
Anſtrengung der Friedensmänner darſtellt, um den Frieden
Europas endgültig wieder herzuſtellen, ſowie daß ein Fehlſchlag
nicht nur in Europa, ſondern in der ganzen Welt eine ernſte
Lage ſchaffen würde. Die Franzoſen und Belgier haben alle
Opfer gebracht, die mit der Sicherheit ihres Landes vereinbar
ſind. Die Engländer und Amerikaner erkennen die Konzeſſionen
an, die wir in der Ruhrfrage gemacht haben. Sie ſollten ſomit
einſehen, daß wir einen wirklichen aufrichtigen Frieden zu ver=
wirklichen
wünſchen.
Doch eine Einigungsmöglichkeit?
London, 26. Juli. (Europapreß.) Wie der Korreſpondent
des Evening Standard meldet, ſind berechtigte Gründe vor=
handen
, die dafür ſprechen, daß am Montag abend eine Re=
gelung
in der Garantiefrage erreicht wird. Mit dem
Wochenende ſind die Mißverſtändniſſe verſchwunden. Die beſt=
informierten
Leute glauben, daß der Vorſchlag Theunis
das Feld behaupten wird. Ein Kompromiß auf Grund dieſes
Vorſchlages wird wahrſcheinlich erreicht werden. Es iſt weiter
ein hoffnungsvoller Faktor, daß man ſich entſchloſſen hat, die
Deutſchen einzulgden. Die Vollſitzung dürfte den Vorſchlag an=
nehmen
, der zußleich mit den Bankier= und Finanzintereſſen
Hand in Hand geht.
Das juriſtiſche Komitee.
London, 26. Juli. (Europapreß.) Das juriſtiſche
Komitee hat ſeine Arbeiten am Freitag abend faſt vollſtändig
beendet. Wie verlautet, ſoll es zu dem Schluß gekommen ſein,
daß die Auslegung des Dawesplanes den verſchiedenen Autori=
täten
überlaſſen bleiben ſoll, die im Plane ſelber als dafür zu=
ſtändig
bezeichnet wurden. Nur im Falle von Uneinigkeit hätte
die Reparationskommiſſion und in letzter Inſtanz das Haager
Schiedsgericht einzuſchreiten. Was die Frage der Garantien
für die Anleihe anlangt, ſo verlautet ebenfalls, daß eine Einigung
bevorſteht.
Der diplomatiſche Berichterſtatter des Daily Tele=
graph
teilt noch mit, die Häupter der alliierten Delegationen
hätten auf der geſtern vormittag ſtattgehabten Zuſammenkunft
beſchloſſen, einen fünften Ausſchuß zu ernennen, der ſich
aus Juriſten jeder der Hauptmächte einſchließlich Japans zu=
ſammenſetzen
und einen Bericht entwerfen ſoll, um dem 8 5 und
dem § 57 des engliſch=franzöſiſchen Memorandums vom 9. Juli
Wirkſamkeit zu verleihen. Der Ausſchuß habe gewiſſe Schwierig=
keiten
gehabt, die ihm verliehene Zuſtändigkeit zu verſtehen. Die
Anſicht des Ausſchuſſes ſei geweſen, daß der Dawesplan ein ſehr
klares Dokument ſei, das kaum textlicher Abänderungen bedürfe.
Engliſcher Antrag auf militäriſche Ruhr=Räumung.
UU Paris, 26. Juli. Der Berichterſtatter der Ere Nou=
velle
ſieht für die Vollſitzung der Konferenz am kommenden
Montag voraus, daß Macdonald beabſichtigt, offiziell die mili=
täriſche
Räumung des Ruhrgebiets zu beantragen. Der Korre=
ſpondent
glaubt zu wiſſen, daß dem franzöſiſchen Miniſterpräſi=
denten
geſtern eine offiziöſe Mitteilung über die Ruhrräumung
zugegangen ſei.

* Die deutſche Oelegation.
Berlin, 26. Juli. An Berliner Regierungsſtellen iſt man
nicht mehr im Zweifel darüber, daß die EinladungDeutſch=
lands
nach London als ſichergeſtellt anzuſehen
iſt. Man zweifelt auch nicht daran, daß dieſe Einladung un=
eingeſchränkt
erfolgen wird und daß Deutſchland auf dem
Standpunkt der Gleichberechtigung mit den übrigen Län=
dern
in London verhandeln kann. Die Vollverſammlung der Lon=
doner
Konferenz wird vorausſichtlich Montag über die Einladung
ſelbſt Beſchluß faſſen, ſo daß die Einladung früheſtens Montag
abend in Berlin eintreffen dürfte. Ueber die Zuſammenſetzung
der Delegation ſind noch keine endgültigen Beſchlüſſe gefaßt, doch
dürfte es zutreffen, daß ſowohl der Reichskanzler wie der Reichs=
außenminiſter
die Delegation führen werden.
Weiter verlautet, daß ſich die deutſche Delegation noch aus
einem beſchränkten Kreis der Referenten des Auswärtigen Amtes,
des Reichsfinanz=, Reichsverkehrs= und Reichswirtſchaftsminiſte=
riums
zuſammenſetzen wird. Dazu kommen Fachleute für die
Spezialfragen des Gutachtens.
Daß am Montag in der Vollſitzung der Londoner Konferenz
eine Einladung an Deutſchland zur Entſendung einer Delegation
erfolgt, iſt jetzt ſicher. Das Auswärtige Amt hat bereits ent=
ſprechende
vertrauliche Mitteilung erhalten, damit es rechtzeitig
die Vorbereitungen treffen kann und keinerlei Zeit für die Zu=
ſammenſtellung
der Delegation verloren geht. Es iſt aber auch,
wie wir hören, in Ausſicht genommen, daß die deutſchen Ver=
treter
am Dienstag ihre Reiſe antreten, ſo daß dann ſpäteſtens
am Donnerstag die Verhanblungen der erweiterten Konferenz
beginnen und in den erſten Tagen der darauffolgenden Woche zu
Ende geführt werden können.
Einen ganz leichten Standpunkt wird Deutſchland nicht
haben. Man darf zwar aus der Tatſache der vorliegenden ver=
traulichen
Mitteilung der Einladung auch entnehmen, daß die
maßgebenden Perſönlichkeiten mit einer Verſtändigung innerhalb
der Entente ſelbſt rechnen. Aber auch dann bleibt noch genug zu
tun übrig, um den deutſchen Standpunkt zu wahren und unſer
Mindeſtprogramm durchzuſetzen, zumal da der Reichsaußen=
miniſter
Dr. Streſemann entſchloſſen iſt, auch die
Frage der Kriegsſchuld anzuſchneiden. Die deut=
ſche
Delegation wird, wie jetzt entſchieden iſt, geführt von dem
Reichskanzler ſelbſt. Es werden weiter daran teilnehmen:
Außenminiſter Dr. Streſemann, Finanzminiſter Dr. Lu=
ther
, Reichsbankpräſident Dr. Schacht. In ihrer Begleitung
werden ſich nur ihre engſten Mitarbeiter befinden, ſo daß die
deutſche Delegation auch nicht annähernd die Stärke der franzöſi=
ſchen
Vertretung erreicht. Die Zuziehung eines großen Teiles
von Sachverſtändigen iſt ja auch ſchon aus dem Grunde über=
flüſſig
, weil die wichtigſten Fragen in den Ergänzungsgeſetzen
hinreichend durchgeſprochen ſind, die jetzt der Reparationskom=
miſſion
vorliegen und dort wohl kaum Schwierigkeiten machen
werden.
Es handelt ſich alſo hauptſächlich um die Uebergangs=
beſtimmungen
bei dem Abbau der franzöſiſchen
Stellung im Ruhrgebiet, und das ſind im weſentlichen
ja politiſche Fragen, bei denen beſondere Sachverſtändige ent=
behrlich
ſind. Jedenfalls wird die Reichsregierung alles tun, was
in ihren Kräften ſteht, um den Gang der Verhandlungen zu be=
ſchleunigen
. Schon aus dem Grunde, weil nach den bisher be=
kannt
gewordenen Kompromiſſen von London die Räumung
in der erſten Etappe am 15. Auguſt erfolgen ſoll, und
wir ein lebhaftes Intereſſe daran haben, daß dies auch nicht um
einen Tag verlängert wird,
Die Leiſtungen Deutſchlands.
London, 26. Juli. (Europapreß.) Die Kommiſſion für
den Zahlungsmodus hat am Freitag nachmittag eine lange
Sitzung abgehalten. Es konnte aber noch keine vollſtändige Eini=
gung
erzielt werden, doch hofft die Kommiſſion, nächſten Mon=
tag
ihren Bericht fertiggeſtellt zu haben. In der geſtrigen Sitzung
wurden drei Fragen behandelt:
Die erſte hat auf das Schiedsgerichtsverfahren
Bezug. Wenn Uneinigkeiten zwiſchen dem Ueberweiſungskomitee
und der deutſchen Regierung auftreten würden, ſo würden die
beiden Teile einen Schiedsrichter anrufen. Wenn ſie ſich auch
vor dieſem nicht einigen könnten, ſo hätte der Präſident des
Haager Schiedsgerichts zu entſcheiden.
Der zweite Punkt betrifft die Beziehungen zwiſchen
der Reparationskommiſſion undder Politik der
Sachleiſtungen. Die Kommiſſion ſchlägt die Ernennung
eines deutſch=alliierten Organiſationskomitees vor. Wenn dieſes
Komitee in gewiſſen Fällen ſich nicht einigen könnte, ſo würde
ein neutraler Schiedsrichter ernannt werden.
Der dritte Punkt hat dagegen zu einer langen Debatte ge=
führt
. Er betrifft Kohlen= und Kokslieferungen und
die Lieferung von Farbſtoffen. Es wurde über die
Beſtimmung der Preiſe der zu liefernden Rohmaterialien und
Fabrikate verhandelt. Die franzöſiſchen Delegierten vertraten
den Standpunkt, daß die deutſche Regierung ſich verpflichten
ſollte, die Kohlen= und Kokslieferungen auch über das Jahr 1930
hinaus fortzuſetzen, obwohl der Verſailler Vertrag dieſes Jahr
als Endtermin für die Lieferung feſtgeſetzt hat. Die Engländer
bekämpften dieſe Forderung. Die belgiſchen Delegierten haben
emone Vermittlungsvorſchlag ausgearbeitet.

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[ ][  ][ ]

Seite 2.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 27. Jnli 1924.

Nummer 207.

Die Flottenſchau in Spithead.
Die letzte Flottenparade.
* Paris, 26. Juli. (Priv.=Tel.) Aus London wird ge=
meldet
, der Daily Telegraph behaupte, daß die große Flotten=
parade
, die heute in Spithead ſtattfindet, ſehr wahrſcheinlich die
letzte ſein wird, die die Admiralität in den engliſchen Gewäſſern
veranſtaltet. Die Zerſtörung der deutſchen Flotte in Scapa
Flow habe die Befürchtungen in der Nordſee beſeitigt und die
Verteilung der Seeſtreitkräfte werde allmählich auf das ſtra=
tegiſch
wichtige Maß herabgeſetzt werden, d. h. die größte An=
ſammlung
der Kreuzer werde nicht mehr in der Nordſee, ſon=

dern im Mittelmeer erfolgen.
London, 26. Juli. (Europapreß.) Die engliſche
Flottenſchau in Spithead nahm heute in Anweſenheit
des Königs ihren Verlauf. Es war die größte Parade
ihrer Art ſeit 1914. 200 Kriegsſchiffe nahmen daran teil.
Sie waren auf mehrere hintereinander liegende Parallelfronten
aufgeſtellt, die ſich auf mehr als 40 Meilen erſtreckten. Die
Schiffe ſetzten ſich aus der Atlantiſchen Flotte unter dem Kom=
mando
des Admirals Sir John de Robeck und der Reſerveflotte
unter dem Kommando des Vizeadmirals Stanley zuſammen.
Die Oelegierten bei der Flottenparade.
London, 26. Juli. Reuter erfährt, von der Konferenz
ſind keine neuen Entwicklungen zu melden. Alle Delegierten
gingen zur Flottenparade nach Spithead. Es verlautet, daß
der größere juriſtiſche Ausſchuß geſtern verſchiedene Fragen
innerhalb ſeiner Zuſtändigkeit prüfte, aber zu keiner Entſchei=
dung
kam. Der Bericht von Hurſt und Fromageot über die
Bedingungen der Einladung an Deutſchland wurde fertiggeſtellt
und einſtimmig angenommen. Der Bericht wird der Konferenz
am Montag nachmittag überreicht, dann wird die Frage der
Abſendung der Einladung an Deutſchland entſchieden werden.

Vom Tage.
Der nächſte Parteitag der Demokratiſchen Partei
findet vom 16.19. November in Breslau ſtatt.
Der vom 15.17. Auguſt in Weimar ſtattfindende Reichs=
parteitag
der Nationalſozialiſtiſchen Freiheits=
pärtei
ſoll zu einer großen öffentlichen Kundgebung ausgeſtaltet wer=
den
. In allen vorgeſehenen Verſammlungen wird neben dem Haupt=
redner
auch Ludendorff eine Anſprache halten. Anſchließend an den
Parteitag ſoll ein großer Stahlhelmtag abgehalten werden.
Der Vertrauensmann der deutſchen Privatinduſtrie in Abrüſt=
ungsangelegenheiten
teilt uns mit, daß mit der Wieder=
aufnahme
der Kontrollbeſuche durch die Interalliierte Kom=
miſſion
bei den Firmen gerechnet werden muß. Die deutſche Verbin=
dungsſtelle
wird die in Betracht kommenden Firmen nach Möglichkeit
von dem bevorſtehenden Beſuch verſtändigen.
Der Sechſerausſchuß des Ruhrbergbaues iſt von der Mienm zu

Montag zu neuen Verhandlungen nach Düfſeldorf gebeten worden.
Vor dem erweiterten Schöffengericht in Stolp hatte ſich der Kreis=
geſchäftsführer
der Deutſchnationalen Volkspartei von Rummelsburg, der
Baron Seott von Piſtolekors, wegen Beleidigung des Reichs=
präſidenten
zu verantworten. Das Gericht verurteilte den Angeklagten
wegen Beleidigung des Reichspräſidenten und Mißachtung der Staats=
form
zu einer Geſamtſtrafe von 2 Monaten und 2 Wochen Gefängnis.
Nach einer Belgrader Meldung hat die Gattin des bekannten krogti=
ſchen
Bauernführers Radiſch aus Moskau die ſchriftliche Nachricht
erhalten, daß ihr Gatte plötzlich am Herzſchlag geſtorben ſei.
Der argentiniſche Fliegermajor Zanni ſtartete geſtern um 6½ Uhr
mit einem Fokkerflugzeug in Amſterdam zu einem Weltflug.
Der franzöſiſche Aufbauminiſter hatte geſtern nachmittag
eingehende Beſprechuugen mit dem Oberkommiſſar. Tirard der Rhein=
landkommiſſion
über Fragen des Sachverſtändigen=Berichts.
Um nicht unnötige Verhandlungen mit der Reparationskom=
miſſion
, in Paris führen zu müſſen, iſt dieſe, wie verlautet, ein=
geladen
worden, ihre Hauptdelegierten vollzählig nach London zu
ſenden.
Staatsſekretär Hughes wird ſich anfangs nächſter Woche nach
Paris begeben. Evening News glaubt, daß er eine Zuſammenkunft
mit Poincaré haben werde.

Pelagerungszuſtand in Zumänien.
FU. Bukareſt, 26. Juli. Die zwei Verordnungen 5
Kommandanten der 2. Armee, Holbar, enthalten die Verhängu
des Belagerungszuſtandes über das ganze G
biet der Feſtung Bukareſt. Die erſte Verordnung
ſtimmt, daß alle Veröffentlichungen, die mündlich oder ſchriftl
eine Aenderung der Regierungsform oder gewaltſame Aufhebu
des Staatsgrundgeſetzes proklamieren, mit 5 bis 10 Jahren
fängnis beſtraft werden. Der gleichen Strafe verfallen jene V
ſonen, welche Abzeichen oder Embleme tragen oder zur Sch
ſtellen, welche als Symbole geſetzwidriger Ideen aufgefaßt w
den können. Die zweite Verordnung bedroht mit Strafe bis
2 Jahren Gefängnis alle Teilnehmer an Verſammlungen,
ohne vorhergegangene Bewilligung der Militärbehörde, abgeh
ten werden. Zuſammenrottungen von mehr als fünf Perſon
werden ſchon als Verſammlungen bezeichnet.
Dieſe Verordnungen haben in Bukareſt ungeheue
Erregung hervorgerufen, da man ſich den Zweck nicht erklär
kann. Der Staatsſekretär im Miniſterium des Innern Fra
mavic erklärte, die Regierung denke nicht daran, den Belg=
rungszuſtand
auf ganz Rumäien auszudehnen. Mit dieſer V
ordnung wollten die Militärbehörden der Bevölkerung nur
Strafen zur Kenntnis bringen, welche das Dekret für die V
letzung der betreffenden Beſtimmungen vorſieht. Die Bukaref
Blätter bemerken, daß es eine Ungeſchicklichkeit war, die Vero=
nungen
zu veröffentlichen, weil ſie im Ausland einen ſchlecht
Eindruck über die innere Lage in Rumänien hervorrufen werd

Im rumäniſchen Miniſterrat wurde geſtern auf Antrag
ſtellvertretenden Innenminiſters beſchloſſen, in den Sumpfgeb
ten bei Siliſtria Konzentrationslager für die pol
tiſch unzuverläſſigen Teile der beßarabiſch
Bevölkerung einzurichten. Außerdem ſollen die beßa=
biſchen
Behörden Liſten dieſer Unzuverläſſigen aufſtellen.

Joffe in London.
TU. London, 26. Juli. Der Sowjetdelegierte Rakowski
iſt nach Moskau zurückgekehrt, um mit der Sowjetregierung die
Situation in bezug auf die bisherigen Ergebniſſe der engliſch=
ruſſiſchen
Konferenz in London zu beſprechen. Wie verlautet, iſt
zur Beſprechung gewiſſer noch offenſtehender Fragen, die in dem
vorgeſchlagenen engliſch=ruſſiſchen Vertrag noch keine feſte Form
erhalten haben, Joffe, der frühere Sowjetbotſchafter in Berlin
und Mitunterzeichner des Friedensvertrages von Breſt=Litowsk
und anderer Verträge, in London eingetroffen.
Der Times zufolge verlautet, daß der Entwurf des ge=
planten
engliſch=ruſſiſchen Abkommens jetzt ſo gut
wie vollendet iſt. Gewiſſe Finanzfragen ſeien jedoch noch unge=
regelt
. Mangels einer Löſung ſei es mehr als wahrſcheinlich,
daß kein Abkommen irgendwelcher Art unterzeichnet wird. Der
politiſche Beobachter des Daily Telegraph erfährt, die Sowjet=
regierung
ſende Kraſſin nach London als letzte Hoffnung, um
die engliſch=ruſſiſche Konferenz vor einem Fehlſchlag zu retten.
Er komme mit einer Liſte von Zugeſtändniſſen, die von der ruſſi=
ſchen
Regierung den britiſchen Kapitaliſten angeboten würden,
unter der Bedingung, daß eine Anleihe zuſtandekomme oder in
irgendeiner anderen Form Kredit gewährt werde. Daily News
berichten, daß die geſtern verbreiteten Meldungen über einen
Fehlſchlag der engliſch=ruſſiſchen Konferenz in maßgebenden Krei=
ſen
als verfrüht bezeichnet werden, daß aber kein Zweifel daran
beſtehen kann, daß die Konferenz vollkommen ſtill ſteht. Die An=
leiheverhandlungen
in der City hätten zu nichts geführt, und die
letzten drei Monate hätten keinerlei greifbare Ergehniſſe hervor=
gebracht
.
Wiederzuſammentritt der franzöfiſchen Kammer.
Paris, 26. Juli. (Europapreß.) Die in Paris zurück=
gebliebenen
Miniſter haben ſich ſeit einigen Tagen mit der Wie=
deraufnahme
der parlamentariſchen Seſſion am nächſten Sams=
tag
beſchäftigt. Da es Herriot infolge der Verlängerung der
Londoner Konferenz nicht möglich ſein wird, bei der Sitzung an=
weſend
zu ſein, haben die Miniſter den Generalſekretär des Prä=
ſidiums
, Iſrael, nach London geſandt, damit er ſich mit Herriot
über die Haltung der Regierung ſowohl in der Kammer als auch
im Senat ausſpricht. Es iſt wahrſcheinlich, daß die Regierung
keine außenpolitiſche Debatte zulaſſen wird, ſolange die Konfe=
renz
in London andauert.
Italieniſch=ruſſiſcher Zwiſchenfall.
Rom, 26. Jüli. (Europapreß.) Die italieniſche Regie=
rung
hat dem ruſſiſchen Botſchafter Jureneff ihr Bedauern
ausgeſprochen, weil ſein Automobil, in dem Angehörige der
Botſchaft ſaßen, in Albano bei Rom durch Angehörige der
Miliz beläſtigt worden war, die gefordert hatten, daß das Auto
ſeine Flagge mit dem Zeichen U. R. S. S. einziehe. Der Bot=
ſchafter
hatte darauf Proteſt beim Außenminiſterium einge=

Die Times teilen mit, daß ſich unter dem Namen Internatio=
nale
Entenre eine Geſellſchaft gebildet und bereits Aufrufe an
alle Länder der Welt gerichtet habe, in denen ſie zum Kampf gegen die
dritte Internationale auffordert, die den Wohlſtand und die
Ziviliſation der Welt bedrohe.
Die engliſche Regierung wünſcht, daß die Konferenz möglichſt
vor dem 6. Auguſt beendet werde. Sie möchte an dieſem Tage anläßlich
der Vertrag des Parlaments im Unterhauſe eine Erklärung über die
Reſultate der Konferenz abgeben.
Die Aſſociated Preß meldet aus Waſhington, daß Coolidge
hinſichtlich des Ergebniſſes d)er Londoner Konfe=
renz
noch immer optimiſtiſch ſei.
Nach einer Meldung aus New York hat ſich der Großfinanzier
Worgan nach London eingeſchifft, wo er am nächſten Samstag
ankommen wird.
Das große amerikaniſche Luftchſiff Shenondoy iſt jetzt wiederum
von einem Sturm überraſcht worden und treibt jetzt an der amerikanie
ſchen Küſte entlang. Eine Landung iſt unmöglich, da der Sturm immer
noch anhält.
Die chineſiſche Regierung beabſichtigt, verſchiedene Son=
derabgaben
zu erheben, deren Ertrag den Opfern der Ueber=
ſchwemmung
zugute kommen ſoll. Die Regierung will ſich zunächſt an
das diplomatiſche Korps wegen der Ermächtigung zur Erhebung einer
beſonderen Zollabgabe wenden.
Das erwachende Elſaß.
Die Demonſtration gegen die Einführung der
franzöſiſchen Laiengeſetze.
Zu der am vergangenen Sonntag von den glſäfſiſchen Katholiken
in Straßburg veranſtalteten großen Proteſtaktion gegen die kirchenfeind=
liche
Politik Herriots und die Einführung der franzöſiſchen Laiengeſetze
wird uns aus Straßburg geſchrieben:
Die gläubige Bevölkerung des Elſaß ſtrömt in Maſſen in die Lan=
deshauptſtadt
zur Demonſtration gegen die Einführung der franzöſiſchen
Laiengeſetze. Zahlreiche Sonderzüge bringen die Demonſtranten aus
den Richtungen Lauterburg, Hagenau, Baſel, Zabern, Metz. Auch die
Trambahnen müſſen Sonderzüge einlegen. Die Männer Straßburgs
ſammeln ſich 2.30 Uhr in den Höfen des Biſchöflichen Gymnaſiums die
Frauen im Prieſterſeminar. Die Auswärtigen aller drei Bezirke füllen
zu Tauſenden den Johannes= und den Klebenſtaden. Mit Muſik und
Fahnen zieht die Maſſe in das Sängerhaus, in die Aubette, in die
Markthalle, in das Prieſterſeminar, in das Biſchöfliche Gymnaſium.
Zahlreiche Innerfranzoſen ſchauen dieſev Demonſtration mit verbiſſenem
Ingrimm zuz andere, beſonders Abgeordnete, ſind zur Unterſtützung der
Elſäſſer in dem Gkaubenskampfe hierhergeeilt. Wir ſehen Engländer
und Amerikaner in den Straßen. Die Verſammlungslokale ſind über=
füllt
. Zahlreiche Spitzel werden bemerkt. Man vermutet, daß ſie die
Beamten feſtſtellen ſollen, die ſich an den Demonſtrationen beteiligen.
Zahlreiche Proteſtanten, auch Ifraeliten, demonſtrieren Schulter an
Schulter mit den Katholiken des Landes gegen die Einführung der fran=
zöſiſchen
Geſetze. Der Biſchof Ruch iſt ſeit einigen Tagen höchſt reſer=
viert
, und Eingeweihte behaupten, daß er aus Paris eins ſcharfe Zurecht=
weiſung
für ſeine Unterſtützung, die er den elſäſſiſchen Proteſtlern ge=
währt
hat, erhalten habe. Die elſäſſiſchen Katholiken ſchauen deshalb
auch mit Beſorgnis auf ihren Oberhirten und befürchten durch ihn eine
verhüllte Sabotage der Bewegung, die ſich immer mehr zu einer anti= daß ihr ſomit während der Operationen, die in einigen Tag
franzöſiſchen auswächſt.

reicht. Der Vorfall iſt beigelegt.
m

Die japaniſchen Bedingungen für ein
Abkommen mit Rußland.
Tokio, 25, Juli. (Wolff.) Wie verlautet, hat das Kabin
beſchloſſen, daß ein ruſſiſch=japaniſches Abkomme
folgende Bedingungen enthalten müſſe:
Mündliche Entſchuldigung Rußlands wegen des Maſſe
mordes in Nikolajewſk, langfriſtige Konzeſſionen
die Ausbeutung von Oel, Kohle und der Wälder auf Nordſack
lin durch eine japaniſche Geſellſchaft, wobei die Sowjetregiern
am Gewinn beteiligt werden würde, dagegen keine Konze
ſionen mit dem ſibiriſchen Feſtland. Eine weitere 2
dingung würde die Aufrechterhaltung des Vertrages von Por
mouth ſein, der den ruſſiſch=japaniſchen Krieg abſchloß, mit
Ausdehnung der japaniſchen Fiſchereirechte in ſibiriſchen C
wäſſern. Die Frage der Schulden ſoll bis nach der Anerkennu
der Sowjets vertagt werden. Wenn dieſe Bedingungen von Ru
land angenommen würden, ſo würde Japan, wie verlautet, ber
ſein, Sachalin im Oktober zu räumen.
Zur Ermordung des amerikaniſchen Konſuls in Tehera
Teheran, 25. Juli. (Wolff.) Die perſiſche Regierung h
auf die gemeinſame Note des diplomatiſchen Korps, in der weg
der Ermordung des amerikaniſchen Konſuls Ei
ſpruch erhoben wird, eine Antwort erteilt, in der erklärt wiu
die Polizei habe nicht auf den Pöbel ſchießen können, da ſie füre
tete, dieſer würde dadurch noch mehr zur Wut gereizt werde
Wegen der Ermordung des Konſuls ſeien hundert Verha
tungen vorgenommen worden, darunter ein Prieſter, der
als gntibritiſcher Agitator betätigt habe.
Der braſilianiſche Aufſtand.
London, 26. Juli. (Europapreß.) Nach einer Meldue
aus Buenos Aires hat ſich der Kampf zwiſchen den Regierung
truppen und den Rebellen vor Sao Paolo zu einem Schütze
grabenkrieg umgewandelt. Nach einer Meldung aus Waſhingt.
iſt das amerikaniſche Staatsdepartement von der braſilianiſch
Regierung informiert worden, daß das Leben der Ausländer
Sao Paolo nicht in Gefahr ſei.
Die Times meldet aus Buenos Aires, daß die Aufſtä
diſchen Sorocaba, 45 Meilen nordweſtlich von Sao Pao
ein genommen haben. Die Aufſtändiſchen würden b
Weſten her mit Munition und Proviant verſorgt.
Der amerikaniſche Botſchafter in Rio de Janeiro überſan!
den Text der von dem braſilianiſchen Kriegsminiſter veröffer
lichten Proklamation, in der die Einwohnerſchaft von S
Paolo aufgefordert wird, die Stadt zu verlaſſen und die Rebe
len ihrem Schickſal zuüberlaſſen. Der Miniſter hof
daß die Zivilbevölkerung ſeinem Rufe Folge leiſten wird u.
ausgeführt werden ſollen, alle Leiden erſpart bleiben.

Indiſcher Brief.

(Nachdruck, auch mit Quellenangabe, verboten.)
(Anmerkung der Redaktion: Auf den in Nr. 37 der
Auslandsbriefe veröffentlichten Aufſatz von Prof. Jabbar
Kheiri. Die indiſche Bevölkerung und ihre wirtſchaftliche
Lage iſt uns eine Erwiderung von S. V. Ayar aus
Madras zugegangen. Schon bei der Veröffentlichung des
erwähnten Aufſatzes wieſen wir darauf hin, daß er die
indiſchen Verhältniſſe beſonders vom iſlamiſchen Geſichts=
punkt
her betrachtet. Der nachſtehende Aufſatz iſt uns
daher eine ſehr willkommene Ergänzung des Artikels von
Prof. Jabbar Kheiri.)
Madras, den 12. Juli 1924.
Verehrter Herr Profeſſor)
In einer der indiſchen Zeitungen leſe ich durch Zufall die
Ueberſetzung Ihres Aufſatzes über Die indiſche Bevölkerung
und ihre wirtſchaftliche Lage, der urſprünglich in Deutſchland
veröffentlicht worden iſt. Natürlicherweiſe haben Sie als Mo=
homedaner
mehr über die Muſelmanen geſchrieben und ſehr
wenig über uns Hindus. Das Wenige, was Sie über die
Hindus geſagt haben, kann, wiewohl es durchaus den Tat=
ſachen
entſpricht, doch zu Mißverſtändniſſen führen. Da der
Herausgeber der deutſchen Zeitung den Wunſch geäußert hat,
mehr von ſeiten der Hindus zu hören, ergreife ich gern die
Gelegenheit, Ihnen einige Betrachtungen und Tatſachen über
die Hindus in Indien beizuſteuern. Dieſe Ideen und Tat=
ſachen
habe ich in die Form eines kurzen Aufſatzes gebracht und
erbitte von Ihnen die Gefälligkeit, denſelben der deutſchen Zei=
tung
zu übermitteln, die Ihren Aufſatz veröffentlicht hat. Für
dieſes Entgegenkommen werden Sie mich Ihnen zu großem
Dank verpflichten.
Ihr getreuer S. V. Ayar.
Die Bezeichnung Hindu wurde von den Fremden dem
ganzen indiſchen Volk gegeben, das ſich zu verſchiedenen Reli=
gionen
bekennt, verſchiedene Arten von Gottesdienſt verrichtet,
verſchiedenen Raſſen und Typen und Stufen der Ziviliſation
angehört. Was urſprünglich damit gemeint wurde, iſt nicht
ganz klar. In der perſiſchen Sprache bedeutet das Wort Hindu
ſchwarz. Da das Volk von Indien dunkler iſt als die Perſer,
mögen die letzteren ihnen aus dieſem Grunde den Namen ge=
geben
haben. Es könnte auch nahe liegen, daß das Wort
Hindu von dem Fluß Indus hergeleitet worden iſt. Man hat
dem Volk jenſeits des Fluſſes den Namen Hindus beigelegt.
Wiſſenſchaftlich iſt es ſehr ſchwer, genau zu ſagen, was mit
Hindus gemeint wird. Die Franzoſen, die Amerikaner und

ſelbſt die Araber nennen heute noch das ganze Volk von In=
dien
einſchließlich der Mohamedaner mit dem allgemeinen
Namen Hindus. Der Cenſas=Bericht der indiſchen Regierung
teilt das Volk von Indien nach den Religionen in Mohame=
daner
, Sikhs, Jains, Buddhiſten, Parſis, Chriſten, Animiſties,
Juden, Hindus und andere. Die geſamte Bevölkerung von
Indien, einſchließlich Burma, betrug im Jahre 1921 316 128 721
Menſchen, von denen 216 734 586 den Hindus zugerechnet wer=
den
. Prof. Jabbar Kheiri hat in ſeinem Aufſatz geſagt, daß
die 200 Millionen Menſchen, die fälſchlicherweiſe unter dem
Namen Hindus bekannt ſind, in Wirklichkeit Hunderte und
Tauſende Arten von Glauben und Zeremonien haben. Hindus
von Kalkutta und Bombay oder Madras haben kaum etwas
miteinander gemein. Sir Alfred Lyal und andere haben das=
ſelbe
geſagt. Die befremdende Verſchiedenheit der Religionen
unter dem Namen Hinduismus hat kein Gegenſtück unter den
Mohamedanern, die zu den hauptſächlichſten Grundſätzen durch
den Koran beſtimmt ſind.
Das iſt alles wahr, aber unrichtig iſt, zu ſagen, daß die
Hindus nichts untereinander gemein haben. Wahr iſt, daß ein
Hindu von Kalkutta in einer anderen Sprache ſpricht als ein
Hindu von Bombay, Madras, Delhi oder Peſhawari; wahr,
daß es Hunderte und Tauſende von örtlichen Gottheiten gibt,
deren Verehrung in verſchiedener Art vor ſich geht. Dies fügt
viel zu der Stärke des Hinduismus zu. Es zeigt ſeine große
Duldſamkeit. Trotzdem iſt es wohlbekannt, daß alle Hindus
von Norden und Süden, oder Weſten und Oſten einig ſind in
ihrer Anbetung der Kuh. Die Kuh verbindet ſie alle. Gan
Nutra (Harn der Kuh) und Gangobra (Dung der Kuh) reinigt
und desinfiziert alles. Waſchen und reiben nicht alle Hindus
die Wände, die Decken und die Böden ihrer Häuſer mit Gang=
obra
(Kuhdung)? Die Kuh iſt die Mutter aller Hindus. Iſt
nicht die Kuh die Baſis des politiſchen Erwachens von Indien?
Begann nicht Tilak Maharady, der Vater des Swaradi=
Gedankens, ſeine politiſche Tätigkeit mit der Schonung der
Kühe? Sagte nicht Mahatma Ghandi in einem ſeiner Aufſätze
in ſeiner Zeitung Das junge Indien: Nehmt den Gedanken
der Kuh=Schonung fort und die Hindus werden den Kongreß
(politiſche Organiſation) wie ein Mann verlaſſen. Beſteht
nicht die Grundlage der Hindu=Mohamebaniſchen Vereinigung
in dem Zugeſtändnis ſeitens der Mohamedaner, den Genuß
von Kuhfleiſch aufzugeben? Iſt nicht das Eſſen von Kuh=
fleiſch
der Mohamedaner die hauptſächlichſte und vielleicht ein=
zige
große Urſache der Hindu=Mohamedaniſchen Konflikte und
Zerwürfniſſe? So iſt das Problem von Indien gleichzeitig das
Problem der Kuh. Hat nicht Mahatma Ghandi wieder und
wieder geſagt, daß Swaradi (Selbſt=Regierung) ſo biekrbe=:!

deutet wie Swadharam (Eigen=Religion) oder Dharamrat
(Religions=Regierung), deren höchſtes Ziel die Schonung u
Krönung der Kuh iſt? Wie kann dann geſagt werden, dA
die Hindus nichts untereinander gemein haben? In ihre
Eifer, die Kuh zu ſchonen, kennen ſie keine trennenden Mauel?
Nicht nur die Anbetung der Kuh iſt eine gemeinſame Ch
rakteriſtik aller Hindus. Sie alle erkennen die Oberherrſche
der Brahmanen und das Kaſtenſyſtem an. Allerdings iſt b.
einigen Seiten in letzter Zeit das Kaſtenſyſtem heftig and
griffen worden. Mahatma Ghandi ſelbſt ſagt, daß, wenn
Swaradi unter der Bedingung der Abſchaffung des Kaſte
ſyſtems erreichen wollten, wir die Idee Swaradi für Hundel?
von Jahren aufgeben müßten. Ich für meinen Teil betrack
das Kaſtenſyſtem als eine einzig daſtehende und ſehr nützli
Einrichtung. Das weſentlichſte Prinzip, das dem Kaſtenſyſte
zugrunde liegt, iſt die Erhaltung der Reinheit der Abſtammu,
und der Reinheit des religiöſen Glaubens und der feierlich
Religionsgebräuche. Verſuchen nicht ſelbſt einige der groß
Nationen Europas vergebens, dasſelbe Ziel zu erreichen?
verſuchen nicht ſelbſt die Vereinigten Staaten von Nordamerit
das große Land der Freiheit, ihre Grenzen allen zu verſchließe
mit Ausnahme der ariſchen Raſſe?. Aber ſie haben keine Ei
richtung, um wirklich einen Arier von einem Nichtarier unte
ſcheiden zu können. Das Kaſtenſyſtem iſt die einzige Einri
tung, durch das dieſe Reinheit bewahrt werden kann. Eurol
befindet ſich auf der Suche nach ſolch einer Einrichtung, ab
in den Ländern, wo ſie beſteht, wird ſie von Europa verdamn
Man muß nur ſehen, wie ſorgſam und haarklein das Syſte
in gewiſſen Teilen von Indien ausgearbeitet iſt. Die Stufe
leiter der ſozialen Vorrechte zeigt, daß, während ein Nay
einen Mann höherer Kaſte durch bloße Berührung befleck!
kann, das Volk der Kammalan=Gruppe, das Maurer, Schmiel
Liſchler und Lederarbeiter in ſich ſchließt, auf eine Entfernuu
von 24 Fuß befleckend wirkt, Palmwein=Züchter auf 36 Fu
Palayan= oder Cheruman=Pflanzer auf 48 Fuß, während. 1
Fall der Parhanyan (Pariah), die Fleiſch eſſen, die Spro)
der Befleckung nicht weniger als 64 Fuß beträgt.
Hätten Europa und Amerika ſolch ein Syſtem angendt
men, ſo hätten ſie ſich die Reinheit ihrer Raſſe erhalten könne
und hätten das Recht, ſolche ausſchließenden Geſetze zu gebe
Viele andere Punkte, die allen Hindus gemeinſam ſinl ſ.
können bewieſen werden. Ein weiterer wird genügen. 2rl
der Verſchiedenheit der Gottesdienſte und der Vielheit von Go
tern kann man doch ſagen, daß die Anbetung von Siva in Sit.
Indien vorherrſchend iſt und die von Viſhna und ſeinen 79N
kanddigien im Norden von Indien. Die Hauptfarm des Bie

[ ][  ][ ]

Nnmmer 207.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 27. Juli 1924.

3.

Annahme des Aotetats im Reichstag.
mrttaniſtiſche Lärmſzenen. Billigung und Mißbilligung der Regierungspolitik.
ſehnung des nationalſozialiſiiſchen Mißtrauensvotums mit 122 gegen 62 Stimmen.
Damit ſchließt die Ausſprache. Der Notetat wird in dritter
Leſung in der Schlußabſtimmung gegen Sozialdemokraten, Kommu=
Pertagung.
niſten und Nationalſozialiſten angenommen.
Eine kommuniſtiſche Entſchließung, die die Ausreiſe=Erlaubnis für
Fausſichtlicher Wiederzuſammentritt Mitte Auguft. die von der kommuniſtiſchen Arbeiterhilfe nach Frankreich zu entſen=

* Berlin, 26. Juli. (Eigener Bericht.)
m Regierungstiſch: Reichskanzler Marx, Außenminiſter Dr.
eſemann, Innenminiſter Dr. Jarres, Finanzminiſter Dr.
Gher.
räſident Wallraf eröffnet die für 11 Uhr angeſetzte Sitzung mit
ndiger Verſpätung um 12 Uhr mittags.
bg. Münzenberg (Kom.) legt vor Eintritt in die Tagesord=
einen
Antrag vor, die Ausreiſe=Erlaubnis für die von der Kom=
tiſchen
Internationalen Arbeiter=Hilfe zu einer Erholungsreiſe
Frankreich beſtimmten 800 Kinder zu geſtatten. Gegen die ſofortige
idlung der Vorlage wird vom Abg. Dr. Kahl (D. Vpt.) Wider=
erhoben
. (Darauf erhebt ſich bei den Kommuniſten großer Lärm.)
Höllein (Kom.) dringt nach den Bänken der Volkspartei vor und
npft den Abg. Dr. Kahl. Abg. Dr. Kahl verwahrt ſich entſchieden
dieſe Flegelhaftigkeit des Abg. Höllein. (Höllein und andere
nniſtiſche Abgeordnete wurden zur Ordnung gerufen.) Es handele
i dieſer beabſichtigten Verſchickung der Kinder nicht um eine Sache
(enſchlichkeit, ſondern um eine politiſche Aktion.
bg. Schultz=Bromberg (Ontl.) erhebt Proteſt dagegen, daß
im Hauptausſchuß bei der Erörterung von Verkehrsangelegen=
weder
der Verkehrsminiſter Oeſer noch ein Vertreter anweſend
nſei. Der Redner beantragt die ſofortige Herbeirufung des Ver=
tiniſters
. Der Antrag wird einſtimmig angenommen. Ueber einen
nuniſtiſchen Antrag auf Verbindung der dritten Leſung
otetats mit den Anträgen über die bayeriſchen Volksgerichte muß
Hammelſprung (Auszählung) abgeſtimmt werden. Der Antrag
mit 166 gegen 122 Stimmen abgelehnt. Auf einen Antrag Loebe
wird dann beſchloſſen, wenigſtens die Anträge auf Aufhebung
usnahmezuſtandes und des Verbotes politiſcher Parteien mit dem
t zu verbinden. Die Verbindung ſoll ſich nicht erſtrecken auf die
ſchen Volksgerichte. Dieſem Vorſchlag ſtimmt das Haus zu.
n 1 Uhr nachmittags wird dann endlich in die Tagesordnung ein=
5g. Dietrich=Baden (Dem.) berichtet über die Verhandlungen
auptausſchuſſes, die heute vor der Plenarſitzung ſtattgefunden
Der Hauptausſchuß befürwortet die unveränderte Annahme der
je des Notetats. Im Ausſchuſſe wurde bemängelt, daß über die
finanzen nach Abtrennung von Poſt und Eiſenbahn keine Ueber=
ehr
möglich ſei, und es wurde deshalb Auskunft vom Verkehrs=
oſtminiſter
verlangt.
Reichsverkehrsminiſter Oeſer
trauf Auskunft über die Finanzen der Verkehrsverwaltung. In
eit vom 15. November bis 1. April betrugen die Einnahmen
Nilliarden, die Ausgaben 1.97 Milliarden. Es iſt alſo ein Ueber=
von
40 Millionen erzielt worden. Schwer laſten auf der Ver=
rwaltung
die Ausgaben für das Ruhrgebiet. Die Einnahmen
ſich auch ſeit dem April in aufſteigender Linie entwickelt. Gegen=
iner
werktäglichen Einnahme von acht Millionen im November
im April 12,7 Millionen erzielt. Der neue Haushalt ſchließt mit
einr rechnungsmäßigen Fehlbetrag von 85 Millionen.
it zur dritten Leſung geſtellt wird ein Antrag der Mittelparteien
währung von Krediten an die wirtſchaftlichen Selbſthilfe= Einrich=
der
deutſchen Studenten.
iter liegt das Mißtrauensvotum der Nationalſozialiſten vor.
g. Graf Lerchenfeld (Bayr. Vpt.) fordert Räumung des
biets und Wiederherſtellung der deutſchen Hoheit als Garantie
Durchführung des Gutachtens. Die Schuldlüge müſſe immer
zurückgewieſen werden. Wenn die Reichsregierung bei den
en Verhandlungen dieſen Forderungen Rechnung tragen werde,
e auf die Unterſtützung der bayeriſchen Volkspartei rechnen.
Dr. Bredt (Wirtſch. Vergg,) ſagt der Regierung gleich=
nterſtützung
zu, wenn ſie die bekannten Forderungen auf Näu=
des
Nuhrgebietes uſw. in London mit allem Nachdruck vertrete,
Zwärtigen Fragen müſſe die Oppoſition zurücktreten, um die
sfront gegenüber dem Auslande aufrecht zu erhalten.
Dr. Hötzſch (Deutſchnatl.) bezeichnet die intenſive Teil=
Amerikas in London als bedeutſam. Aber die Neigung zum
uen bleibe beſtehen, da das deutſche Volk zu oſt in ſeinen Hoff=
getäuſcht
und betrogen worden ſei. Verhandlungen über das
en hätten die Deutſchnationalen nie abgelehnt; ſie hätten aber
ruherein unverzichtbare Vorausſetzungen an die Annahme ge=
in
denen der Abg. Fehrenbach für die Mittelparteien jetzt den
nationalen gefolgt ſei. Die Deutſchnationalen ſeien bereit,
Opfer zu bringen für eine Löſung, die im Rahmen der deutſchen
gsfähigkeit liege und mit der nationalen Würde vereinbar ſei.
irden bei einer Abſtimmung über das Gutachten an der Zwei=
Mehrheit feſthalten und von ihrer Macht unter Umſtänden
Slos Gebrauch machen, wenn die Abmachungen den Mindeſt=
ingen
nicht entſprächen.
g. Bartels (Komm.) erklärt, die ganze Katzbalgerei in Lon=
nur
darum, ob der engliſche oder der franzöſiſche Imperialis=
nd
Kapitalismus die Oberhand gewinne.
g. Schröder=Mecklenburg (Natlſoz.) wendet ſich gegen die
gung der deutſchen Eiſenbahn. Die Rote Fahne habe eine
4 at vollbracht, indem ſie das Eiſenbahngeſetz veröffentlichte. Das
rſtändigen=Gutachten ſei ein Schandmal, das Deutſchland zu
RNegerkolonie des internationalen Kapitals mache. Der letzte
U des ſterbenden Deutſchlands falle auf die Regierung, die den
vertrag von Verſailles unterſchrieben habe. (Stürmiſche Heil=
ei
den Nationalſozialiſten.)

denden Kinder fordert, wird abgelehnt.
Es folgt dann die
namentliche Abſtimmung über das Mißtrauens=
votum
der Nationalſozialiſten.
Abg. Schultz=Bromberg (Dſchnatl.) erklärt, daß die deutſch=
nationale
Fraktion beſtimmte klare Forderungen an die
Reichsregierung geſtellt habe, die als unverzichtbare Bedingungen für
die Verhandlungen in London zu gelten haben. Sie hat ihren Stand=
punkt
zu den äußeren und inneren Angelegenheiten wiederholt klar
zum Ausdruck gebracht, am 6. Juni erſt durch Einbringung eines
Mißtrauensvotums. Vor Abſchluß der Londoner Verhandlungen hat
ſie keine Veranlaſſung, zu einem Vertrauens= oder Mißtrauensvotum
Stellung zu nehmen. Sie wird ſich an der Abſtimmung
nicht beteiligen.
Für das Mißtrauensvotum ſtimmten mit den Nationalſozialiſten
nur noch die Kommuniſten. Dagegen ſtimmten die Deutſche Volks=
partei
, das Zentrum, die Demokraten, die Sozialdemokraten, die
Baheriſche Volkspartei und die Wirtſchaftliche Vereinigung. Die
Deutſchnationalen enthalten ſich der Abſtimmung. Das Mißtrauens=
votum
wurde mit 172 gegen 62 Stimmen bei 79 Enthaltungen abge=
lehnt
. (Beifall bei der Mitte.)
Anträge der Nationalſozialiſten und der Kommuniſten auf Auf=
hebung
der Verordnung des Reichspräſidenten vom 28. Februar über
die Abwehr ſtaatsfeindlicher Beſtrebungen werden mit 168 gegen 133
Stimmen abgelehnt. Angenommen wurde eine Ausſchuß= Volkstum unklar ſei.
Entſchließung, wonach alle von der Reichsregierung oder von
von politiſchen Parteien aufzuheben ſind. Die
Ausſchuß=Entſchließung, die die Aufhebung der bayeriſchen
Ausnahmeverordnung gegen die kommuniſtiſche,
Preſſe verlangt, wird ebenfalls angenommen. Eine Entſchließung,
die Verordnung des Reichspräſidenten über die Neuregelung der
Rechte der Preſſe aufzuheben, wird an den Rechts=Ausſchuß zurück=
verwieſen
, weil die Regierung neues Material in Ausſicht geſtellt hat.
Aus den Reihen der Kommuniſten wird dem Präſidenten bei der
Abſtimmung das Wort Schieber zugerufen. Als der Präſident den mung über die Anträge der Abgeordneten Hoffmann=Seligenſtadt,
Zurufer auffordert, ſich zu melden, bleibt es bei den Kommuniſten
ſtill. Als darauf im ganzen Hauſe ſtürmiſche Rufe Feigling er=
tönen
antworten die Kommuniſten mit lautem Gelächter, ohne daß
der Zurufer ſich meldet.
Der Ausſchußbericht über die Wiederaufnahme des Verfahrens bei
den baheriſchen Volksgerichten wird in zweiter Leſung erledigt. Gegen
(Toſender Lärm bei den Kommuniſten.) Die Angelegenheit muß alſo
vertagt werden.
Der Präſident ſchlägt dann Vertagung vor und bittet, ihm die
Beſtimmung des nächſten Sitzungstages und der Tagesordnung zu heſſiſchen Regierungskoalition, die nun bald ſechs Jahre beſtan=
überlaſſen
. Der Reichstag ſoll wieder zuſammenberufen werden, wenn den hat, befaßt, und die, wie es in der Erklärung heißt, nur eine
Das Haus iſt damit einverſtanden. (Man rechnet damit, daß der ſchaft ſein konnte und durfte, werden zuſammenfaſſend folgende
Reichstag Mitte Auguſt wieder zuſammentritt.) Schluß 5½ Uhr.
Aas Bayern.
Völkiſche Anträge gegen die Juden.
Drahtbericht unſeres Korreſpondenten.
München, den 26. Juli.
Der Verfaſſungsausſchuß des bayeriſchen Landtags befaßte
ſich heute in ſeiner zweiten Sitzung mit dem von der völkiſchen
Fraktion gleich zu Beginn des Landtags eingebrachten umfang=
reichen
Antrag, der ein äußerſt radikales Vorgehen der Staats=
regierung
gegenüber den Juden verlangt. So fordert der Antrag
die Kontingentierung der jüdiſchen Hochſchul=
ſtudierenden
nach dem Prozentſatz der jüdiſchen Bevölke=
rung
und den Ausſchluß der Juden vom bayeriſchen
Staatsdienſt, von den Staatsprüfungen und vom
Lehramt an den Hochſchulen. Außerdem ſoll den Juden gegen die Koalition vor.
die Genehmigung zur Namensänderung verwei=
verboten
werden. Schließlich ſeien alle ſeit dem 1. Auguſt 1919
zugewanderten Juden auszuweiſen und das von ihnen ſeit die=
ſem
Zeitpunkt erworbene Vermögen zugunſten der Kriegsverletz= des Abg. Reiber zum mindeſten eine ſcharf hervortretende Unfreundlich=
ten
und Kriegshinterbliebenen zu beſchlagnahmen.
den einzelnen Parteien ſehr verſchiedene Aufnahme. So führte keiten heraufbeſchworen hat, die Verantwortung für eine Negierungs=
der
Redner der Bayeriſchen Volkspartei aus, daß der
völkiſche Antrag nicht geeignet ſei, die unleugbare Uebermacht
des Judentums auf politiſchem und wirtſchaftlichem Gebiete zu

beſeitigen. Die Bayeriſche Volkspartei könne auch
aus ihrer chriſtlichen Weltanſchauung heraus und aus ſitt=
lichen
Rechtsgründen dem Antrag nicht zuſtim=
men
. Auch die Rückwirkungen außenpolitiſcher Natur machen
die Durchführung des Antrags unmöglich.
Der Vertreter der Deutſchnationalen, die bekantlich
in der Judenfrage mit den Völkiſchen einig ſind, erklärte, ſie hät=
ten
es abgelehnt, wie die Völkiſchen Propaganda= und Agitations=
anträge
zu ſtellen, die undurchführbar ſeien. Sie ſtellten daher
den Antrag: Die Staatsregierung ſei zu erſuchen, im Reichs=
rat
auf eine Aenderung der Reichsverfaſſung in der Richtung
hinzuwirken, daß nicht das reine Staatsbürgerprin=
zip
, ſondern das deutſche Volkstum als Grund=
lage
fürdenorganiſchen Aufbau der Verfaſſung
anerkannt werde.
Die übrigen Parteien verhielten ſich vollkommen
ablehnend gegenüber dem völkiſchen Antrag.
Kultusminiſter Matt führte zu dem Standpunkt
Hochſchulſtudium der Juden aus, daß der Prozentſatz der jüdi=
ſchen
Studierenden 2,6 Prozent aller männlichen Studierenden
und die jüdiſchen Lehrer an den bayeriſchen Hochſchulen 4,8 Pro=
zent
aller Lehrkräfte betrage. Man könne alſo nicht von einer
Verjudung der bayeriſchen Hochſchulen ſprechen. Schließlich
wurde mit den Stimmen der Koglitionsparteien und denen der
Völkiſchen folgender Antrag der Bayeriſchen Volks=
partei
angenommen:
1. Die Staatsregierung iſt zu erſuchen, den Angehörigen der
jüdiſchen Raſſe in der Regel die Genehmigung zur Aenderung
des Zunamens nicht mehr zu erteilen, ſowie die unterſtellten
Behörden anzuweiſen, auch die Genehmigung zur Aenderung
des Vornamens Angehörigen der jüdiſchen Raſſe in der Regel
zu verweigern.
2. Die Staatsregierung iſt zu veranlaſſen, ſofort genaue Er=
hebungen
anzuſtellen, wo und wieviel Angehörige der jüdiſchen
Raſſe ſich in Dienſten des bayeriſchen Staates, ſei es als Be=
amte
oder als Vertragsangeſtellte, befinden.
Der Antrag der Deutſchnationalen wurde ab=
gelehnt
mit der Begründung, daß der Ausdruck deutſches
Landesregierungen ergangenen oder aufrecht erhaltenen Verbote Erklärung der Zenirumsfraktion des Heſſiſchen
Landtages.
Die Zentrumsfraktion des Heſſiſchen Landtags hat ſich in
einer Sitzung mit den Sorkommniſſen am Schluſſe der letzten
Landtagsſeſſion beſchäftist. Bekanntlich hatten die ſozialdemo=
kratiſche
Fraktion und der Abgeordnete Reiber bei der Abſtim=
Virnbaum und Joſt zur Unterſtützung von Privatſchülen, den
Sitzungsſaal verlaſſen, während der Abgeordnete Kaul ( Sozial=
demokrat
) allein zurückblieb und die Beſchlußfähigkeit des Hauſes
anzweifelte. Da die notwendige Zahl von 35 Abgeordneten nicht
erreicht wurde und das Haus beſchlußunfähig war, wurde für
die dritte Leſung erhebt Abg. Bredt (Wirtſch. Vergg.) Einſpruch, einige Minuten ſpäter eine neue Sitzung anberaumt, in der ſich
das gleiche Schauſpiel vollzog. Hierdurch wurde die Verabſchie=
dung
der oben genannten Anträge unmöglich. In einer längeren
Erklärung in ihren Parteiorganen, die ſich ausführlich mit der
die zu dem Sachverſtändigen=Gutachten gehörigen Geſetze vorliegen, äußere Arbeitsgemeinſchaft, nicht aber eine Geſinnungsgemein=
Feſtſtellungen zum Schluß noch einmal ausdrücklich hervor=
gehoben
:
Die Zentrumsfraktion hat ſich am Montag, 21. Juli, mit der durch
vorſtehend geſchilderte Vorgänge geſchaffenen politiſchen Lage beſchäftigt
und dieſe Erklärung einſtimmig gutgeheißen. Sie legt Wert darauf, zu=
ſammenfaſſend
folgende Feſtſtellungen noch einmal ausdrücklich hervor=
zuheben
:
1. Die Zentrumsfraktion hat während der abgelaufenen Sitzungs=
periode
keine koglitionswidrige Annäherung an die Rechtsparteien
geſucht;
2. ſie hat nicht für deren Anträge geſtimmt, ſoweit ſie als gegen die
Koalition gerichtet erſcheinen konnten. Sie hat vielmehr in der Fort=
bildungsſchulfrage
nur ihrem eigenen Antrag zugeſtimmt, der aller=
dings
die dankenswerte Unterſtützung der Nechtsparteien fand, die
mehrfach auch bei anderen, uns lebenswichrigen Fragen für uns ein=
traten
, was ihr gutes Recht iſt;
3. ſie hat der Sozialdemokratie von ihrem Fortbildungsſchul=Antrage
rechtzeitig Kenntnis gegeben und
4. immer eine Verteidigungsſtellung gegen die Rechte für die Regie=
rung
eingenommen.
Es liegt alſo bei der Zentrumsfraktion nicht der geringſte Verſtoß
Dagegen ſcheint es, daß man der Zentrumsfraktion das Eintreten
gert und ihnen der Erwerb von Grund und Boden für die Parteigrundſätze und lebenswichtigen Bedürfniſſe nicht uneinge=
ſchränkt
zugeſtehen will, ſonſt hätte die Bemerkung des Abg. Kaul keinen
Sinn: Das iſt die Antwort auf Ihr Verhalten in den letzten Tagen.
Zweifellos iſt das Verhalten der ſozialdemokratiſchen Fraktion und
keit gegen die Zentrumsfraktion. Die Zentrumsfraktion hat infolgedeſſen
Der Antrag, der in ſieben Punkten mit der Reichs= und Lan= zunächſt die Teilnahme an der für Dienstag, den 22. Juli, angeſetzten
desverfaſſung in Widerſpruch ſteht, worauf von den beiden Mini= Beratung des interfraktionellen Ausſchuſſes der Koalitionsparteien ab=
ſtern
des Innern und der Kultur hingewieſen wurde, fand bei geſagt. Sie läßt ſich aber von der Sozialdemokratie, die die Schwierig=
kriſe
unmittelbar nach Schluß des Landtags und einige Monate vor der
Wahl nicht zuſchieben und gibt zur Erwägung, ob eine alsbaldige Neu=
wahl
zur Klärung der Lage ſtattfinden ſoll.
Die Zentrumsfraktion des Heſſiſchen Landtages.

da
8
ſte1

Ve rung iſt die Anbetung ſeines Lingam (Phallus). Wie=
DE Siva im Süden vorherrſcht, kann wohl behauptet werden,
3 kaum ein Dorf in Indien gibt, wo ſich nicht zum min=
ein
einfacher Tempel des Siva oder Mahadeo befindet.
es, der jetzt der Mittelpunkt des Hinduismus iſt, hat
delillerheiligſten Lingam von Siva, den Visvesvana dar=
) (Herrn des Weltalls). Es iſt dies der Hauptgegenſtand
nbetung von Benares. Ein anderer höchſt heiliger Lin=
des
Siva wurde durch den mohamedaniſchen Eroberer,
lud von Chatnee, bei Somnath zerſtört.
ies ſind feſte Bande, die die Hindus zu einem Volke
n, trotz all der ſcheinbaren Verſchiedenheiten. Außerdem
ie Hindus den Muſelmanen in europäiſcher Erziehung und
Sweiſe überlegen. Sie nahmen ſogleich engliſche Erzie=
und Sitten an, als das engliſche Volk nach Indien kam.
nen kamen die Engländer als Erlöſer. Die Mohamedaner,
e Herren von Indien vor den Engländern waren, haßten
ich die Engländer und hingen darum viel feſter an ihren
n Bräuchen und hielten ſich von allen Fremden Jahr=
lang
fern. So kann mit Sicherheit behauptet werden,
ie Hindus den Mohamedanern zum mindeſten eine Gene=
voraus
ſind, obwohl letzthin die Muſelmanen ſchnelle
hritte gemacht haben. Darin liegt auch der Grund, aus
ndiſche Kunſt und Handwerk, wie der Aufſatz von Prof.
ir Kheiri feſtſtellt, noch meiſt in den Händen der Muſel=
iſt
. Die mohamedaniſchen Künſtler und Handwerker
* an ihren Fertigkeiten feſt, anſtelle Poſten anzunehmen,
nen von der engliſchen Regierung angeboten wurden. Ein
Teil der mohamedaniſchen Handwerker, die ihren
Sunterhalt unter den Engländern nicht finden konnten,
erten in die Heimatſtaaten aus; daher kommt die aus=
liche
Vorherrſchaft von mohamedaniſchen Maurern in
iſtaniſch=Radjputana. Aber dies alles hat die Mufel=
in
den Hintergrund gedrängt, und die Hindus, die eine
ſerbündete der Engländer wurden, ſind vorwärts gekom=
Deswegen gibt es viel mehr politiſche Führer unter den
S als unter den Mohamedanern. Die Hindus ſind poli=
beit
reifer. Aber die Mohamedaner in Indien bilden auch
feſten Körper. Die politiſche Zukunft von Indien hängt
der rechten Art dauernden Verſtändniſſes zwiſchen den
manen und den Hindus ab, das unglücklicherweiſe noch
erreicht worden iſt. Die ſogenannte Hindu=Mohamedaniſche
ſigung der letzten Jahre war gerade ſo beſtändig und ſo
wie eine Seifenblaſe. Es war ein unnatürlicher Zuſtand
Sbannung, aufrecht erhalten durch einige zeitweilige Ge=
Jetzt iſt alles leider wieder vorbei.

Kunſi, Wiſſenſchaft und Leben.
Uraufführungen in Frankfurt a. M. Im
Schauſpielhaus Frankfurt a. M. gelangt in der kommenden
Spielzeit eine Reihe bedeutſamer Werke zur Uraufführung: Karl
Zuckmeyer: Kiktahan oder die Hinterwälder Fritz v.
Unruh: Dietrich Arnold Bronnen: Die Katalau=
niſche
Schlacht Klabund: Der Kreidekreis Calde=
ron
(Zoff): Andacht zum Kreuz.
Gaſtſpiele der Bayeriſchen Landesbühne
nach Eſtland, Lettland und Litauen. Die Bayeriſche
Landesbühne (Leitung: Intendant H. K. Strohm) iſt zu einem
längeren Gaſtſpiel nach Reval eingeladen worden, an das ſich
Vorſtellungen in weiteren Städten Eſtlands, ſowie Lettlands
und Litauens anſchließen ſollen. Sofern die Spieltätigkeit in
Bayern die längere Abweſenheit eines Teiles ihrer Spielgruppen
geſtattet, wird die Bayeriſche Landesbühne der Einladung Folge
leiſten.
* Der Streit um das Deſſauer Muſeum. Der Plan der
anhaltiſchen Regierung, an der Stätte des abgebrannten Hof=
theaters
ein Landesmuſeum zu errichten, hat zu erregten Kämpfen
geführt, da eine einflußreiche Partei den Wiederaufbau des
Theaters an der alten Stelle wünſcht. Das iſt aber aus bau=
polizeilichen
Gründen ganz unmöglich. Während das Theater in
der ausgebauten herzoglichen Reitbahn eine gute Unterkunft ge=
funden
hat, iſt die Errichtung eines Anhaltiſchen Landesmuſeums
für Kunſt und Kunſtgewerbe eine dringende Notwendigkeit. Das
legte Wilhelm van Kempten in einem Aufſatz des von Adolph
Donath herausgegebenen Kunſtwanderers eingehend dar. Die
Kunſtwerke Anhalts ſind im ganzen Lande verſtreut, und ihre
Aufbewahrung fordert zum Teil zu ſchweren Bedenken heraus.
Nun beſitzt aber das Land außerordentliche Kunſtwerke, die das
neue Muſeum zu einer der beſten deutſchen Sammlungen zweiten
Ranges machen würden und aus ſchlecht behüteten Verſtecken
hohe Schönheit ans Licht brächten. Man kann mit etwa 300
guten Gemälden rechnen und ebenſo viel hervorragenden Hand=
zeichnungen
. Die altdeutſche Kunſt würde ſehr gut vertreten
ſein, und wenn der anhaltiſche Staat die überaus wertvolle
Zeichnungenſammlung der Landesbücherei zur Verfügung ſtellt,
wäre damit ein beſonderer Schatz mit Arbeiten von Dürer,
Cranach, Holbein uſw. gehoben. Auch das 17. Jahrhundert
wird ſich ſehr ſtattlich präſentieren, und ein köſtliches Kabinett
kann aus dem Beſitz an Gemälden von Frankfurter Malern der

Goethezeit geſchaffen werden. Die neuere Kunſt würde dagegen
freilich an Zahl und Gehalt zurückſtehen. Von der Regierung iſt
ſelbſt hervorgehoben worden, daß wohl kaum ein Land ſo wenig
für bildende Kunſt getan hat wie Anhalt, und im Hinblick auf
die unhaltbaren Zuſtände der Aufbewahrung wird geſagt: Dieſe
gröblichen Mißſtände kann kein Volk, das den Ehrentitel einer
Kulturnation beanſprucht, unbeachtet laſſen. Es kann der gan=
zen
deutſchen Kunſtwelt nicht gleichgültig ſein, wie wertvolle
Schätze in Anhalt untergebracht ſind, und dadurch wird die An=
gelegenheit
des Deſſauer Muſeumsbaues zu einer Sache, die alle
angeht.
B.

* Der zerſtreute Lord. Lord Crewe war, wie Mrs. Ward in
ihren Erinnerungen aus 90 Jahren erzählt, berühmt wegen
ſeiner außerordentlichen Zerſtreutheit. Er vergaß alles, ſelbſt
das Eſſen. So erzählt man, daß er jeden Tag im Athenaeum=
klub
an einem beſtimmten Platz zu ſpeiſen pflegte. Einſtmalen
kam nun ein anderes Mitglied und wollte ſich an ſeinen Platz
ſetzen, aber der Kellner erklärte, der Tiſch ſei für Lord Crewe
reſerviert. Das macht nichts, ſagte der Herr. Wenn er kommt,
ſo teilen Sie ihm ganz einfach mit, daß er ſchon geſpeiſt hat. Der
Kellner ging auf den Scherz ein, und als Lord Crewe erſchien,
wandte er ſich, erſtaunt darüber, ſeinen gewohnten Platz beſetzt
zu finden, ärgerlich an den Kellner. Aber Sie haben doch ſchon
vor einer Stunde diniert, Mylord, erwiderte der andere harm=
los
. So, ſo. Sie können recht haben, murmelte das Opfer und
ging kopfſchüttelnd aus dem Speiſeſaal.
* In Amerika lernt man engliſch. Mr. Lee Schubert, ein
bekannter amerikaniſcher Theatermanager, iſt auf der Suche nach
engliſchen Theaterſtücken und Schauſpielern in London eingetrof=
fen
. Er erklärte einem engliſchen Jouralniſten, daß man ſich
jetzt in Amerika beſonders für England intereſſiere. Man habe
in Amerika plötzlich gefunden, wie melodiſch, wie zart und wie
ſanft die engliſche Sprache ſei, wenn ſie mit engliſchem Akzent
geſrrochen werde, ganz beſonders aber dann, wenn eine Eng=
länderin
ihre Mutterſprache ſpricht. Ja, es ſei ſogar ſoweit ge=
kommen
, daß Mr. Schubert ſich gezwungen ſah, an ſeinen Schau=
ſpielerſchulen
ſeine Schüler in der Ausſprache und Akzentuierung
des Engliſchen unterrichten zu laſſen, ſo wie es in England ge=
ſprochen
wird. Zum Schluß verſicherte aber Mr. Schubert, daß
die Amerikaner trotz ihrer Begeiſterung für den Wohlklang der
engliſchen Sprache im täglichen Leben bei ihrer weniger wohl=
klingenden
amerikaniſchen Sprache verbleiben und nur dann den
Lauten der engliſchen Sprache lauſchen wollen, wenn ſie von der
Bühne herab an ihre Ohren klingt.

1eg.

n. mit
lautet,
utſchen
einzöll
te, die
vürde,
ttſchen
tbaues

[ ][  ][ ]

Seite 4.

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Darmſtadt, den 25. Juli 1924.
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[ ][  ][ ]

Nummer 207.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 22. Juli 1924.

Seite 5.

Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 27. Juli.
* Jugendaufgaben.
Gedanken am 6. Sonntage nach Trinitatis.
Das unterliegt keinem Zweifel mehr: wenn Deutſchland
h eine Zukunft hat und davon ſind wir überzeugt! wird
der Jugend von heute zufallen, die deutſche Zukunftsaufgabe
löſen, und aller Einſichtigen Pflicht iſt es daher, die Ju=
d
für dieſe Aufgabe heranzubilden. Auch Luther erblickte am
gang der neuen Zeit, die er ſchuf, ſofort in der Erziehungs=
fe
eine der notwendigſten Zeitforderungen. Es iſt eine ernſte
große Sache, ſchreibt er, da Chriſto und aller Welt viel an
t, daß wir dem jungen Volk helfen und raten. Damit iſt denn
uns allen geraten. Oder: ich acht, daß unter den äußer=
n
Sünden die Welt zu Gott von keiner ſo hoch beſchweret iſt,
ſo greuliche Strafe verdient, als eben von dieſer, die wir an
Kindern tun, daß wir ſie nicht ziehen.
Es fragt ſich nur, wozu ſoll die Jugend erzogen werden,
die Zeitforderungen zu erfüllen; welche Ratſchläge
iben wir ihr geben zu müſſen und welche Anforderungen an
tellen zu dürfen, vorausgeſetzt ſelbſtverſtändlich, daß wir vor=
bei
uns ſelbſt Einkehr gehalten und Wandel in unſerer
ensrichtung geſchaffen haben?
Aus der wirtſchaftlichen, politiſchen und kulturellen Notlage
rer Zeit ergeben ſich die Aufgaben der Zukunft: Wir brau=
für
die Zukunft Männer, die auf wirtſchaftlichen, politiſchen
kulturellen Gebieten wirkliches poſitives Können aufzu=
en
haben und wirkliche Leiſtungen auf dieſen Lebensgebieten
ollbringen imſtande ſind! Natürlich werden im einzelnen die
jaben anders geartet ſein, als ſie etwa das Jahr 1806 oder
Zeit Luthers dem Volke ſtellte. Darin aber liegt die Kunſt
9 Könnens und der Wert der Leiſtung, daß derjenige, welcher
s zu können glaubt, den Forderungen der Stunde gerecht
und dieſen Forderungen gegenüber ſich als Schickſalsforde=
Den verantwortlich fühlt. Die Novemberhelden, ihre alten
ihre jugendlichen Mitläufer, ihre Verherrlicher und ihre
2 nießer, haben, ſehr zum Schaden der Nation, lediglich an per=
che
und parteiliche Machthäufung und Gewinne gedacht.
braucht nur an Worte wie Schiebertum und Speku=
k
17 zu erinnern, um die Lebensintereſſen und Lebensideale
eleuchten, die deutſche Männer, einſchließlich dem größten
auch der deutſchen Jugend, ſich in den vergangenen Jahren
1gen gemacht haben. Solche Lebenseinſtellung aber wird deut=
Zukunftsfragen nicht gerecht werden können! Deutſche
nftsaufgaben wird nur die Jugend zu löſen vermögen, die
er arbeiten gelernt hat und die ſo hoch geſinnt und ſo
lickend erzogen iſt, daß ſie weiß, mit ihrer Arbeit Natio=
gut
zu ſchaffen. Auf emſige und gediegene Arbeit
es vor allem anderen in der Zukunft ankommen, auf
ntniſſe, Fähigkeiten Kraft, auf Weltblick!
lernen zu wollen, ſollte das neue Jugendideal ſein, und im
deren zu lernen, alles Erlernte anzuwenden auf das
ksganze, das ſeinerſeits wieder einen Teil des Welt=
zen
ausmacht. In dieſem Sinne hat die Jugend nationale
völkiſche Aufgaben; in dieſem Sinne haben die Erwachſenen
erzieheriſche Pflichten ſofern ihnen wirklich
ſaft an der Zukunft ihres Volkes liegt. Möchten wir uns
indlich daran gewöhnen, jene beſſere Gerechtigkeit zu üben,
inen Ausdruck aus dem heutigen Sonntagsevangelium zu
uchen, die nicht ſagt: Auge um Auge, Zahn um Zahn, ſon=
die
die Sünden der Gegenwart dadurch haßt, daß ſie für
Zukunftserſolge poſitive Leiſtungen ſetzt.

Rektor und Senat der Techniſchen Hochſchule Darmſtadt
auf einſtimmigen Antrag der Allgemeinen Abteilung Herrn
or Walter Hildebrand in Freiberg i. Sa. in Anerken=
ſeiner
hervorragenden Verdienſte um die Verfeinerung,
ierung und den Bau geodätiſcher Meßinſtrumente, ferner
au inſtimmigen Antrag der Abteilung für Architektur Herrn

Ernannt wurden am 22. Juli die Forſtaſſeſſoren Fr. Schwalb
ſüdingen und Karl Süffert aus Friedberg vom 1. Juli 1924
Oberförſtern.
1ekt Wilhelm Maus in Frankfurt a. M. in Anerkennung
hervorragenden Verdienſte um die künſtleriſche Raum=
htung
die Würde eines Doktor=Ingenieur Ehren=
er
verliehen.
Vorſicht beim Wechſelfteuermarken=Ankauf. Vom Finanz=
arz
vird uns geſchrieben: In der letzten Zeit iſt an einigen Stel=
lein
ungeſetzlicher Handel mit offenbar gefälſchten oder fehler=
har
Wechſelſteuermarken zu 200 Goldmark beobachtet worden.
ir den Verkauf von Wechſelſteuermarken geſetzlich ausſchließ=
lis
ie Poſtanſtalten zuſtändig ſind, läuft das Publikum beim
Ay If von Wechſelſteuermarken aus Privathand Gefahr, in den
B acht der Hehlerei zu geraten und ſtrafrechtlich verfolgt zu
wien. Es wird daher vor dem Ankauf von Wechſelſteuermarken
a2 Privathand dringend gewarnt.
Verfaffungsfeier. Die Vereinigten republikaniſchen Parteien er=
einen
Aufruf, in dem es u. a. heißt: Der Tag der deutſchen
ſſung ſteht bevor. Die republikaniſchen Verbände und Parteien
S rüſten ſich, dieſen Tag auf feſtliche Weiſe zu begehen. Denn die
V4 ſſung, die das deutſche Volk ſich vor fünf Jahren zu Weimar gab,
ete die Sicherung längſt erſtrebter Freiheit, die Neuſchöpfung
der Einigkeit. Weſſen Herz für dieſe hohen Güter ſchlägt, der trete
die Fahne des neuen Deutſchen Reichs, der helfe die Schar ſeiner
iger und Verteidiger verſtärken! Der deutſche Republikaner hält
t Volk und Staat gerade in Zeiten der Not und Gefahr die Treue!
deutſchen Republikaner ſteht ſein Vaterland höher als die Partei.
ahre Vaterlandsliebe heißt Helfen, Dienen und Bauen, nicht Wüh=
ſerwirren
und Frieden ſtören! An das republikaniſche heſſiſche Volk
die Vereinigten republikaniſchen Verbände den Aufruf: Jeder,
is deutſche Vaterland liebt, nimmt Teil an der Feier am 10. und
Tuguſt. Gerade in den entſcheidungsreichen Tagen, da es ſich von
* um das Wohl und Wehe des Vaterlands handelt, wollen wir uns
menfinden zum ſichtbaren Zeichen, daß wir trotz allem zuſammen=
en
, daß wir uns zu unſerem Volk, zu unſerem Staat und ſeinem
Sgrundgeſetz mit freudiger Begeiſterung bekennen! Am Sonntag,
). Auguſt, und am darauffolgenden Montag ſoll in der heſſiſchen
ſtadt dieſer Tatſache in feſtlicher Weiſe gedacht werden. Den ge=
9n Feierlichkeiten liegt folgendes Programm zugrunde: Sonntag,
*). Auguſt, vorm. 6 Uhr, Wecken, nachmittags 2 Uhr Aufſtellen des
gs in der Frankfurter Straße, Umzug durch verſchiedene Straßen
S tadt, Feſtakt auf dem Marktplatz, anſchließend gemütliches Beiſam=
E2 in in verſchiedenen Lokalen bei Konzert. Montag, den 11. Auguſt,
s 7½ Uhr, Verfaſſungsfeier im Landestheater, 8½ Uhr Aufſtellen
acelzugs im Herrngarten, Umzug durch die Stadt, Schluß auf dem
enplatz. Zu dieſen Feierlichkeiten ſind alle auf dem Boden unſerer
verfaſſung ſrehenden Deutſchen in Stadt und Land herzlich will=
en
. Organiſationen, Vereine und andere Gruppen, die ſich ge=
en
an dem Feſtzuge beteiligen wollen, belieben bis ſpäteſtens zum
guſt ſchriftlich an Kaxl Storck in Darmſtadt, Heidelberger
mitzuteilen, in welcher Stärke ſie vorausſichtlich erſcheinen
(S. Anzeige.)

Das Opernperſonal des Heſſ. Landestheaters
in der neuen Spielzeit.
Nach einer Mitteilung aus dem Bureau der Generaldirektion
des Heſſiſchen Landestheaters befteht das Opernperſonal für
die neue Spielzeit aus folgenden Mitgliedern:
Damen:
Sopran: Margarethe Albrecht,
Gertrud Callam (neu verpflichtet), Berlin,
Gertrud Gercke,
Pauline Jack,
Paula Kapper,
Annelies Roerig (neu verpflichtet), Darmſtadt,
Hedwig Werle;
Alt: Anna Jacobs,
Martha Liebel,
Eugenie Stefanowa,
dazu werden noch zwei Anfängerinnen engagiert.
Herren:
Tenor: Guſtav Deharde (neu verpflichtet), München,
Hans Hoefflin,
Rudolf Strzeletz (neu verpflichtet), Wiesbaden,
Eugen Vogt,
für den kürzlich verſtorbenen Heldentenor Verheyen
ſteht eine Neuverpflichtung noch aus:
Bariton: Imre Aldori (neu verpflichtet), Bochum=Duisburg,
Dr. Leo Barczinski (neu verpflichtet), Oldenburg,
Johannes Biſchoff,
Carl Ebert (neu verpflichtet), Baden=Baden;
Baß: Walther Hagner,
Heinrich Hölzlin,
Heinrich Kuhn,
Hans Ney (neu verpflichtet), Kiel.

Ermäßigung der Sonderſteuer vom bebauten
Grundbeſitz.
LKD. Wie die Landwirtſchaftskammer Darmſtadt mitteilt, beſtehr
in zahlreichen Fällen die Möglichkeit einer Ermäßigung der Sonder=
ſteuer
vom bebauten Grundbeſitz. In der 3. Steuernotverordnung iſt
nämlich im § 28, Abſ. 5, eine Beſtimmung enthalten, wonach bei be=
bauten
Grundſtücken, die am 1. Juli 1914 entweder unbelaſtet waren
oder deren dingliche privatrechtliche Belaſtung nicht mehr als 20 Proz.
des Gefamtwertes betrug, auf Antrag des Eigentümers
die Sonderſteuer vom bebauten Grundbeſitz ſo weit herabzuſetzen iſt,
daß ſie nicht mehr als 20 Proz, der Friedensmiete ausmacht. Dieſe
Beſtimmung iſt beſonders für die Landwirtſchaft von großer Bedeu=
tung
. Ein Ermäßigungsantrag kann, wenn die Vorausſetzungen vor=
liegen
, auch für die bereits bezahlten Ziele geſtellt werden, weil eine
Friſt nicht vorhanden iſt. Die Finanzämter ſind angewieſen, begrün=
deten
Anträgen zu entſprechen. Die Ermäßigung wird anteilmäßig
auf Staat, Gemeinde und Kreis verteilt. Gewöhnlich beträgt der
Ausſchlag für Staat und Gemeinde je 60 Gokdpfennig je 100 Mark
Steuerwert des bebauten Grundbeſitzes (Gebäude, die einem land=
wirtſchaftlichen
Betrieb dienen, bleiben frei), während der Ausſchlag
für den Kreis 6 Goldpfennig iſt, zuſammen alſo meiſt 1,26 Goldmark.
Wenn z. B. der Steuerwert des bebauten Grundbeſitzes 20000 Mark
iſt und die Belaſtung am 1. Juli 1914 nicht höher als 4000 Mark
(20 Proz.) war und die Friedensmiete beiſpielsweiſe 800 Mark be=
tragen
hat, ſo iſt die Sonderſteuer zu erlaſſen, ſo weit ſie 20 Proz.
der Friedensmiete 160 Mark überſteigt. In dem Beiſpiel wäre ſie
1,26 X 200 252 Mk. Es müſſen demnach 252 weniger 160 92 Mk.
erlaſſen werden, davon 60 vom Staat 43,80 Mk., 60 von der

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Sommerſpielzeit Bruno Harprecht. Die vertagte Nacht.
Daß dieſer ausgezeichnete Schwank tatſächlich das Stärkſte iſt, was in
den letzten Jahren auf dieſem Gebiete geſchrieben iſt, beweiſt der geſtrige
Bombenerfolg. Ob man lachen will oder nichn, man muß es einfach,
wenn man dieſes tolle Treiben auf der Bühne ſieht und mitanhört.. Nach
dem geſtrigen Erfolg dürfte ſich eine ſtarke Nachfrage nach Karten be=
merkbar
machen, ſodaß es ſich empfiehlt, ſich möglichſt frühzeitig Plätze
zu ſichern. Die Henkersmahlzeit. Aber auch dieſe krimi=
nelle
Angelegenheit hat ihre Reize, die den Erfolg ausmachten. Was
die Abendvorſtellung an Lachen und Vergnügen bringt, das bringt die
Nachtvorſtellung an atemloſer Spannung und Senſation. So iſt am
heutigen Sonntag jedem Gelegenheit gegeben, im Kleinen Haus für ſeine
Unterhaltung zu ſorgen, ſei es um 8 Uhr im Schwank oder um 10½ Uhr
in der Nachtvorſtellung, oder ſagen wir in beiden.
Die Bezüge der Staatsbeamten i. R. und Hinterbliebenen von
Staatsbeamten für den Monat Auguſt 1924 werden bei der Landes=
Hypothekenbank an die Berechtigten, deren Familiennamen beginnen
mit den Buchſtaben A.K. am Dienstag, 29. Juli, mit L.3. am Mitt=
woch
, 30. Juli, jeweils von 8½12½ Uhr, ausgezahlr. In Ausnahme=
fällen
kann von dieſer Einteilung abgewichen werden. Die an den bei=
den
Tagen Verhinderten können ihre Bezüge noch am Donnerstag, den
31. Juli, und Freitag, den 1. Auguſt d. Js., erhalten. Wer über die
nächſten Auszahlungstermine infolge Abweſenheit ſeine Bezüge nicht
ſelbſt abheben kann, möge entweder unter Aushändigung eineer be=
glaubigten
Vollmacht einen Bevollmächtigten beſtellen oder
ordnungsmäßige Quittungen zurücklaſſen. Briefliche Weiſungen genügen
nicht. Auskünfte werden auf Zimmer Nr. 18 erteilt, woſelbſt auch Voll=
machts
= und Quittungsformulare erhältlich ſind.
Beim Verſorgungsamt findet die Zahlung der Penſionen
(nicht Kriegsbeſchädigtenrente) am Dienstag, den 29. Juli, von 10.30 Uhr
vormittags bis 1 Uhr nachmitags und von 35 Uhr nachmittags ſtatt.
Die am Freitag, den 1. Auguſt, nicht abgeholten Beträge werden koſten=
pflichtig
zugeſandt.
Zahlung der Auguſtbezüge an Wartegeld=, Penſions= und Hinter=
bliebenenbezüge
ehemaliger Eiſenbahnbeamten. Die Auszahlung der
Auguſtbezüge findet bereits ab Dienstag, den 29. ds. Mts., bei der
Stationskaſſe Darmſtadt Hbf. ſtatt.
Die Auszahlung der Bezüge der Ruhegehalts= und Wartegeld=
empfänger
, ſowie der Hinterbliebenen für Auguſt findet bei der
Oberpoſtkaſſe am 29. Juli ſtatt.
t. Die Verſorgung der zurückkehrenden Ausgewieſenen. Der Reichs=
ragsausſchuß
für die beſetzten Gebiete erledigte am Samstag die zu der
Frage der ausgewieſenen Beamten, Angeſtellten und Arbeiter geſtellten
Anträge. Angenommen wurde ein Antrag, der die Betreuung für die
vereinzelt und vorzeitig Zurückkehrenden verlangte. Weitergehende An=
träge
wurden abgelehnt. Von der Regierung wurde die Ausarbeitung
von Richtlinien für eine Uebergangsbetreuung verlangt.
Kirchenmuſikaliſche Feier. Es ſei hiermit nochmals auf die kirchen=
muſikaliſche
Feier heute vormittag 11½ Uhr in der Petruskirche
hingewieſen. Bei derſelben wirken die Herren R. Fey (Tenor), W.
Schneidewind (Klarinette) und W. Stammler (Orgel) mit.
Programm: 1. Orgel: Präludium und Fuge A=Moll von Joh. Seb.
Bach; 2. Tenor: Jeſaia 54, 10 von Roſé Op. 8; 3. Klarinettenſolo: Ada=
gio
aus dem Konzert Op. 107 von W. A. Mozart; 4. Orgel: Andante
von Lorenzo Peroſi; 5. Tenor: In memoriam von W. Stammler;
6. Adagio cantabile aus Op. 13 von L. v. Beethoven. Der Eintritt zu
dieſer Feier iſt frei. Freiwillige Gaben für den Orgelfonds erwünſcht.
Auf verſchiedene Zuſchriften wegen des Darmſtädter Adreß=
buchs
und der Jahresſchau iſt zu erwidern, daß beides längſt er=
ſchienen
wäre, wenn nicht die Firma Montanus in Siegen
gleich zahlreichen anderen großen Firmen unter dem ſchwe=
ren
wirtſchaftlichen Druck ſich unter Geſchäftsaufſicht hätte be=
geben
müſſen. Hierdurch wurden die beiden Unternehmungen
naturgemäß in ihrer Fertigſtellung ſtark verzögert. Für die Stadt
erwuchs nun die Aufgabe, zunächſt für die Fertigſtellung des zu
einem großen Teil bereits geſetzten Adreßbuches Sorge zu tra=
gen
. Es iſt gelungen, ein Konſortium dafür zu gewinnen, ſo
daß mit dem Erſcheinen des neuen Adreßbuchs in der erſten Sep=
temberhälfte
beſtimmt gerechnet werden kann. Der Preis des unter
ſo ungünſtigen Verhältniſſen hergeſtellten Buches wird ſich auf
18 Mark ſtellen. Natürlich werden auch die aufgegebenen Inſe=
rate
lückenlos darin erſcheinen. Was die Jahresſchau anbetrifft,
ſo fiel die Ablieferung der Manuſkripte in die Zeit unmittelbar
vor Eintritt der Geſchäftsaufſicht. So kommt es, daß der Druck
bisher nicht in Angriff genommen werden konnte. Es ſchweben
indes augenblicklich Verhandlungen, die auch hier eine befrie=
digende
Löſung wahrſcheinlich machen. Ueber das Ergebnis wird
in aller Kürze eine Mitteilung an die Oeffentlichkeit gelangen.
Seltenes Feſt. Am Samstag, 2. Auguſt, feiern die Eheleute Schuh=
machermeiſter
Konrad Caſtritius und Frau geb. Göbel das ſeltene
Feſt der goldenen Hochzeit. Gleichzeitig ſind es 50 Jahre, ſeit dem Herr
Schuhmachermeiſter Caſtritius ſein Geſchäft betreibt.
Palaſt=Lichtſpiele. Das Abenteuer von Sagoſſa be=
titelt
ſich ein Ausſtattungsfilm, der die verſchwenderiſche Pracht im Hauſe
eines Milliardärs zeigt. Großartig arrangierte Verlobungs= und Hoch=
zeitsfeierlichkeiten
eines Dollarprinzeßchens, ſowie ein mit phantaſtiſchem
Gepränge ausgeſtattetes Winterſportfeſt ſind hierzu gute Motive. Der
Film bringt in ſeinen ſechs Akten in abwechſlungsreicher Folge viele ſehr
ſchöne Darſtellungen und Bühnenbilder.
Unfall. Vorgeſtern nachmittag gegen halb 6 Uhr wurde ein
junger Mann in der Kiesſtraße von einem Wagen überfahren. Er erlitt
innere Verletzungen und wurde durch die Sanitätswache Schützenſtraße
nach dem Krankenhaus verbracht.
Adreßbuch. Von Montag, den 28. Juli, bis einſchl. Samstag, den
2. Auguſt liegen die Buchſtaben L. und M. des alphabetiſchen Teils
im Stadthaus, Zimmer Nr. 23, während der Dienſtſtunden offen. Es
wird gebeten, regen Gebrauch von der Einſichtnahme zu machen.

Gemeinde 43,80 Mk. und 6 vom Kreis 4,40 Mk.
126
Lokale Veranſtaltungen.
Die bierunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu befrachten,
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritik.
Das Philharmoniſche Orcheſter veranſtaltet heute
abend im Perkeo=Saal einen großen Tanzabend. Alle modernen Tänze
werden geſpielt. (Siehe Anzeige.)
168er! Man achte auf die am 28. Juli ſtattfindende Verſamm=
lung
im Palaisgarten (Saalbauſtraße 37). (Siehe Anzeige.)
Die Ortsgruppe des Internationalen Bundes
der Opfer des Krieges und der Arbeit teilt mit, daß der
franzöſiſche Kriegsteilnehmer Desphillippion aus Paris im großen Saal.
des Gewerkſchaftshauſes ſpricht. Auf die im Anzeigenteil befindliche
Einladung wird verwieſen.
Eine Sonntagsfeier der Freireligiöſen Gemeinde findet
heute nachmittag im Saale der Loge (Sandſtraße 10) ſtatt. Prediger
Schramm wird anſchließend Lebensweihen vornehmen.
Aus dem Wartburgverein. Sonntag vormittag 6 Uhr
bei günſtiger Witterung Treffen der Radfahrer am Marienplatz,
Bei gutem, warmem Wetter Abendfeier im Walde bei Lampionbeleuch=
tung
, und Mitwirkung des Poſaunenchors. Treffpunkt abends 8 Uhr auf
dem Woogsdamm. Freunde willkommen!

Zuchtviehmarkt und Pferde= und Fohlenſchau
zu Beerfeiten.
Der diesjährige Markt ſtand, wie nicht anders zu erwarten war,
bezüiglich des Wetters in einem günſtigen Zeichen. Während in den
Nachkriegsjahren der Auftrieb viel zu wünſchen übrig ließ, eine Folge
allgemeiner wirtſchaftlicher Unluſt und des Verzagens, zeigte das dies=
jährige
Bild die wiedererwachte Luſt und Liebe des Landwirts an ſeinem
Zuchtdieh. Der Auftrieb an Pferden und Rindvieh, bei letzterem waren
die beiden Schläge: das Heſſiſche Fleckvieh und das Odenwälder Rotvieh,
vertreten, war recht erfreulich. Die Inflationszeit und mit ihr das Reich
der Nullen iſt überſtanden, und Goldmarkpreiſe winkten!
Neben den vom Landwirtſchaftskammer=Ausſchuß zur Verfügung
geſtellten Preiſen, für Pferde, Rindvieh und Eber ſtanden, von der
Stadt Beerfelden und ſonſtigen Privaten geſtiftet, zahlreiche Geldehren=
preiſe
zur Hand, ſo daß das Preisgericht in der angenehmen Lage war,
faſt jeden Marktbeſchicker für ſein Zuchtvieh mit einer Auszeichnung
verſehen zu können.
Es erhielten 1. Preiſe bei Pferden: Ludwig Siefert=Airlenbach,
Georg Kaiſer=Airlenbach, Jakob Thomasberger=Erzbach, Adam Freudel=
Etzean, Phil. Hotz=Gammelsbach, Joh. Ad. Siefert=Airlenbach, Wilhelm
Michel=Beerfelden, Jak. Siefert=Reichelsheim, Adam Siefert=Airlenbach,
Joh. Ad. Schäfer III.=Airlenbach; bei Nindvieh: Ludw. Scheuer=
mann
=Airlenbach, Gg. Friedr. Bundſchuh=Beerfelden, Ludwig Kredel=
Airlenbach, Jakob Miltenberger=Beerfelden, Georg Kaiſer=Airlenbach,
J. A. Schäfer 3.=Airlenbach, J. A. Siefert 2.=Airlenbach, A. Holſchuh 1.=
Unter=Sensbach, Ldw. Kredel=Airlenbach, Joh. Ad. Siefert=Airlenbach,
A. Siefert=Airlenbach, L. Meiſinger=Schönnen, Ldw. Siefert=Airlenbach,
Wilhelm Flächſenhaar=Hetzbach. Außerdem erhielten: Der Rinderzucht=
verein
für das Heſſiſche Fleckvieh in Airlenbach und der Rinderzuchtverein
für das Odenwälder Rotvieh in Airlenbach je einen Ehrenpreis des Land=
wirtſchaftskammerausſchuſſes
Starkenburg im Betrage von 120 bzw.
100 Mark.

Neue Bücher.

Chriftophorus. Von Adelheid von Sybel=Peterſen. (Eugen Diederichs
Verlag Jena.)
Die in Darmſtadt lebende Dichterin und Philoſophin gab mit dieſem
Werk den denkenden Menſchen ein Buch des Erkennens und der Erkennt=
nis
. Weit entfernt davon in irgend einer Weiſe dogmatiſch wirken zu
wollen, iſt es ein ſicherer Führer aus der Wirrnis und Zerriſſenheit der
Zeit der Geiſtigkeit und der ſeeliſchen Vielfältigkeit, die die Menſchheit
nach großem umſtürzenden Geſchehen erfaßt. Gedanklich von außer=
ordentlicher
Tiefe und Klarheit des Erkennens iſt die Form faſt märchen=
haft
, leicht und ſicher führend. Eine Legende vom Myſterium des Men=
ſchen
. Chriſtophorus, hier der Berufene, in dem die ſeeliſch geiſtige Ent=
wicklung
des Menſchen zu reiner Erkenntnis gezeigt wird, ſind wir alle.
Jeder Denkende fühlt irgend eine verwandte Saite in ſich anklingen,
ſtößt auf Gedanken, die ihn ſelbſt ſchon bewegt und die er bewußt oder un=
bewußt
mit mehr oder weniger Erfolg zur Erkenntnis zu tragen ſich
bemühte. In Chriſtophorus iſt dieſe klare Erkenntnis bis zum letzten
gegeben. Er läßt fühlen, daß der Weg zum beſſeren Menſchtum ſchwer
und ſteinig iſt, über Gletſcher und Abgründe führt, aber für den, der
reinen Willens und ehrlichen Wollens iſt, gangbar und erlöſend. Reli=
gibs
aus Empfindung, aus dem klaren Gefühl heraus, daß Religion
nicht Konfeſſion gut und rein, daß Reinheit und Güte Religion iſt,
die jeder Menſch in ſich trägt. Chriſtophorus, ein Führer, doch nicht ein
Führer, dem die Menſchheit folgen und anhangen muß, ſondern der
zeigt, daß jeder Menſch ſelbſt Führer werden kann und einen ſolchen
dann nicht mehr bedarf, weil er den Weg zur Erkenntnis in ſich trägt.
Schmerzdurchſtrömte Mutterſchaft, Liebe, Leid und warmherzigkeiter=
fülltes
Weibtum, Gotterkenntnis, und Fühlen des Göttlichen im Menſchen
ſind Weg und Leitſtern. Ein Buch, dem zu wünſchen iſt, daß alle Den=
MI. St.
kenden es leſen.
Ueber die Aecker. Gedichte von Richard Billinger. Die Schöpfung aus
Liebe. Von Rudolf Borchardt. (Ernſt Rowohlt Verlag, Berlin.)
Zwei Lyriker von ſtarkem Niveau treten in dieſen ſchön ausgeſtatte=
ten
Büchern an die Oeffentlichkeit. Billinger, der Vielſeitigere, der ſeine
in der Form kraftvollen und klaren Dichtungen aus allem ſchöpft, was
das Menſchenleben bewegt, und Rudolf Borchardt, der wohl Einſeitigere
aber tiefgründige, deſſen Dichtungen innerlich eng verbunden ſind und
immer wieder das große Problem der ſchmerzvollen Liebe, die als ſolche
M. St.
letzten Endes voll leuchtender Freude, behandelt.
Muſikblätter des Anbruch. Monatsſchrift für moderne Muſik. 6. Jahrg.,
Februarheft 1924. (Univerſal=Edition A.=G., Wien, Karlsplatz 6.)

fu
aubet

n. mit
lautet
utſche=
einzö

te
vürd
ttſchet
tbaues

Eben. Roman von Heinrich Schäff.
37. Reihe, Band 16. Broſch. Mk.
Engelhorns Nachfolger Stuttgart.)

(Engelhorns Romanbibliothek,
,75, geb. Mk. 1.. (Verlag

Ein Universitäts-Professor schreibt uns: Auf Grund eigener wiederholter
Untersuchungen muß ich sagen, daß das Odol ein ausgezeichnetes Anti-
septikum
für die Mundhöhle darstellt, und daß es sich ganz besonders
zur täglichen Pflege der Zähne und des Mundes eignet. Das Zahnfleisch
festigt es und die Zähne werden durch Odol vor Hohlwerden geschützt.

[ ][  ][ ]

Seite 6.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 23. Juli 1924.

Aus Heſſen.

* Nieder=Ramſtadt, 24. Juli. (Gemeinderatsbericht.) Vor
Eintritt in die Tagesordnung gibt Bürgermeiſter Appel bekannt, daß
Adam Eiſinger ſein Amt als Gemeinderatsmitglied niedergelegt habe
und zwar aus Geſundheitsrückſichten. Für die Finanzkommiſſion er=
ſtattete
Gemeinderat Jährling Bericht. Hinſichtlich der Erhebung der
Vergnügungsſteuer nach der Raumbemeſſung ſoll es bei den bisherigen
Beſtimmungen der Normalſteuerordnung bleiben, ein höherer Steuer=
ſatz
iſt ſeitens des Gaſtwirtegewerbes an gewöhnlichen Tagen nicht gut
tragbar. An den Kirchweihtagen, wo eine beſſere Verdienſtmöglichkeit
gegeben iſt, ſoll der Steuerſatz von 1 Pfg. auf 5 Pfg. pro Quadratmeter
erhöht werden. Im Uebrigen ſoll für die Zukunft die Vergnügungs=
ſteuer
ſtreng nach den Beſtimmungen der Steuerordnung erhoben
werden. Damit hebt ſich der ſ. Zt. ergangene Gemeinderatsbeſchluß,
wonach jedem Verein innerhalb eines Jahres zwei Veranſtaltungen
ſteuerfrei gewährt werden ſollen von ſelbſt auf, da er im Widerſpruch
mit den einzelnen Beſtimmungen ſteht. Der Gemeinderat ſchließt ſich
den Vorſchlägen der Kommiſſion an. Im Sinne dieſes Beſchluſſes wird
auch der Antrag der Freien Turnerſchaft auf Erlaß der Vergnügungs=
ſteuer
anläßlich des Feſtes der Fahnenweihe erledigt. Ein weiterer
Antrag der Finanzkommiſſion, die Mahngebühren hinſichtlich der Ge=
meindefälle
wieder, wie in früheren Jahren, auf 10 Pfg. feſtzuſetzen,
wird gutgeheißen. Ueber die Wiederherſtellungsarbeiten der Beer=
bachbrucke
und des Mordachweges legte die Verwaltung Voranſchläge
vor. Der Gemeinderat beſchließt, die Arbeiten bezl. der Beerbachbrücke
zur Vergebung auszuſchreiben. Bezl. der Arbeiten des Mordachweges
ſteht der Gemeinderat auf dem Standpunkt, daß die ſchlechte Beſchaffen=
heit
des Weges nur auf die vielen und ſchweren Fuhrleiſtungen des
Ziegeleibeſitzers Dächert zurückzuführen ſind und daß die Wiederher=
ſtellung
des Weges nur im Intereſſe desſelben gelegen ſei, wodurch ihm
auch die Verpflichtung zukomme mindeſtens zwei Drittel der entſtehenden
Koſten zu tragen. Die Verwaltung wird beauftragt, diesbezügliche Ver=
handlungen
mit Dächert einzuleiten. Zur Ausarbeitung eines Pro=
gramms
für die zu veranſtaltende Verfaſſungsfeier wird eine Kom=
miſſion
, beſtehend aus den Gemeinderatsmitgliedern Jährling, Müller,
Keil und Bertſch eingeſetzt, die im Einvernehmen mit den Vereins=
vorſtänden
das Weitere veranlaſſen ſoll. Der Kredit für Beſchaffung
einer zweiten Fahne in den Reichsfarben wird bewilligt. Bürger=
meiſter
Appel berichtet über das Ergebnis einer gemeinſamen Sitzung
mit der Ortsgruppe des Reichsbundes der Kriegsbeſchädigten, die ſich
zum Ziele geſetzt hat, zum Andenken der gefallenen Krieger ein Ehren=
denkmal
zu errichten. Der Gemeinderat begrüßt die Anregungen und
beſchließt, die Sache zu unterſtützen. Entſprechend dem Bericht der
Baukommiſſion ſollen perſchiedene Mängel in der Dienſtwohnung des
Lehrers Thöt behoben werden. Die Baukommiſſion wird ermächtigt,
die ſ. Zt. vorgeſehenen Arbeiten im Schulhaus nach vorher eingeholten
Angeboten eigenmächtig zu vergeben. Ferner wurde noch ſeitens der
Baukommiſſion angeregt, bei dem Gemeindeelektrizitätswerk eine Bade=
gelegenheit
zu ſchaffen und zwar in Geſtalt eines Wannebrauſebades.
Die Verwaltung wird ermächtigt, zunächſt einmal Koſtenanſchläge und
Pläne einzufordern. Durch Austritt zweier Mitglieder der Woh=
nungskommiſſion
iſt deren Ergänzung notwendig. Der Gemeinderat be=
ſchließt
in Ausführung der Beſtimmungen des Reichsmieterſchutzgeſetzes
ſowohl die Beiſitzer des Mieteinigungsamtes als auch diejenigen der
Wohnungskommiſſion neu zu beſtellen und zwar nach den Vorſchlägen
des Hausbeſitzer und Mietervereins. Die Annahme eines Volontärs
beim Gemeindeelektrizitätswerk wird gutgeheißen. Der Heſſiſchen Re=
klame
= und Verlagsgeſellſchaft Darmſtadt wird die Genehmigung zur
Aufſtellung einer Reklametafel auf gemeindlichem Gelände in der
Nähe des Bahnhofes erteilt. Die Notſtandsarbeiter führten Be=
ſchwerde
über die Unzulänglichkeit der ausgezahlten Löhne und ver=
ſchiedene
andere Kleinigkeiten. Soweit Mängel zu Tage getreten ſind,
ſagt die Verwaltung Abhilfe zu, eine Erhöhung des Lohnes der Not=
ſtandsaubeiter
kann z. Zt. nicht in Frage kommen. Zum Schluß werden
noch Armenſachen verhandelt.
Nieder=Ramſtadt, 27. Juli. Der Mieterverein hält heute
nachmittag eine außerordentliche Mitgliederverſammlung ab.
A. Pfungſtadt, 26. Juli. Kinderfürſorge. Zurzeit unter=
ziehen’
ſich hier ungefähr 100 Mädchen einer Solbadekur. Nach
Beendigung der Kur der Mädchen werden für kränkliche Knaben Sol=
bäder
verabreicht. Die Quäkerſpeiſungen werden von 220
Schülern beſucht. Bemerkenswert iſt dieſe Zahl dadurch, daß ſie un=
gefähr
ein Fünftel des ganzen Schülerbeſtandes darſtellt. Die Kinder
erhalten in den Pauſen ein warmes Frühſtück, aus einer großen Sem=
mel
und Kakao mit Milch beſtehend.

Heppenheim (Bergſtr.), 24. Juli. Der glänzende Verlauf des
Feſtes der Goldenen Hochzeit, das Herr Bürgermeiſter Wiegand
und ſeine Gattin heute unter Anteilnahme der ganzen hieſigen Bevöl=
kerung
feierte, gab ein beredtes Zeugnis der großen Verehrung und
Wertſchätzung, deren ſich das Jubelpaar weit über unſere Stadt hinaus
erfreut. Eingeleitet wurde die Feier am Vorabend durch einen Fackel=
zug
der Feuerwehr, durch muſikaliſche Darbietungen der Feuerwehr=
kapelle
und durch Gefangsvorträge, des katholiſchen Kirchenchor St.
Petrus. Eine zahlloſe Menge lauſchte auf dem Kaiſerplatz den die Emp=
findungen
Aller ausdrückenden Anſprachen des Herrn Feuerwehrkom=
mandanten
Apfel und des Herrn Beigeordneten Rupp und den herzlichen
Dankesworten des Herrn Bürgermeiſters: Ich werde bleiben, was ich
war; ich werde arbeiten, ſolange ich kann. Am Feſttage ſelbſt vereinigte
das in der kath. Stadtkirche von Herrn Hochw. Geiſtlichen Rat Miſchler
zelebrierte feierliche Brautamt zahlreiche Gemeindeangehörige aller
Stände und Bekenntniſſe. Im Anſchluß an die kirchliche Feier brachten
in faſt endloſer Reihe die Abordnungen der Behörden und Körperſchaften
dem Jubelpaare ihre Glückwünſche und Geſchenke dar.
* Aus dem Kreiſe Heppenheim, 24. Juli. Sonderſteuer. Nach=
dem
Heſſen die ſtaatliche Sonderſteuer vom bebauten Grundbeſitz auf
0,60 Prozent für je 100 Mark Steuerwert feſtſetzte, haben nun auch die
Gemeinden des Kreiſes Heppenheim dieſe= Sonderſteuer auf 0,30 Pro=
zent
, und der Kreis als ſolcher zur Beſtreitung der Kreisbedürfniſſe auf
0,15 Prozent feſtgeſetzt, im ganzen alſo eine Sonderſteuer vom bebauten
Grundbeſitz: 1,05 Prozent von je 100 Mark Steuerwert, und das ge=
nügt
wohl! Die Steuerzettel kommen eben nur ſo in die Häuſer ge=
flogen
!
* Virkenau, 24. Juli. Billige Kartoffeln. Ein hieſiger
Großbauer ließ heute durch die Ortsſchelle bekannt geben, daß bei ihm
neue Kartoffeln pro Zentner zu 6 Mark zu haben ſind. Bald darauf
bietet auch ein Händler das Pfund zu 6 Pfg. an. Gelberüben, Gurken
uſw. ſind jetzt auch zu mäßigem Preiſe zu kaufen; erſtere koſten pro Pfd.
9 Pfg., letztere 2 Mk. und 2,50 Mk. per 100 Stück.
Dieburg, 25. Juli. Der hieſige Männergeſangverein
der 335 Mitglieder zählt und über einen 120 Mann ftarken Chor ver=
fügt
, begeht im Jahre 1925 ſein goldenes Jubiläum. In der General=
verſammlung
des Bereins wurde einſtimmig beſchloſſen, das goldene
Jubelfeſt in würdiger Weiſe zu begehen und damit einen nationalen
Geſangswettſtreit zu verbinden, der an Pfingſten 1925 ſtattfinden ſoll.
Babenhauſen, 26. Juli. Wie bekannt, hält der Landwirtſchafts=
kammerausſchuß
Starkenburg am 27. September I. J. zu Babenhauſen
eine Bezirkstierſchau ab, mit der eine Ausſtellung landwirtſchaft=
licher
Bodenerzeugniſſe (Obſt= und Ackerbau) verbunden werden ſoll.
Die Landwirte werden gebeten, neben der Tierausſtellung die Ausſtel=
lung
landwirtſchaftlicher Bodenerzeugniſſe recht zahlreich zu beſchicken
und bei der bevorſtehenden Ernte mit ihren Erzeugniſſen darauf Rück=
ſicht
nehmen zu wollen. Es ſtehen namhafte Preiſe (Friedenspreiſe) zur
Verfügung, ſodaß jeder Ausſteller aller Vorausſicht nach auf ſeine Koſten
kommen dürfte. Da die Bezirkstierſchau als auch die Ausſtellung land=
wirtſchaftlicher
Bodenerzeugniſſe erſtmals wieder nach dem Kriege in
größerem Umfange geplant iſt, iſt es Pflicht eines jeden Landwirtes,
die Ausſtellung zahlreich zu beſchicken, um zu zeigen, daß auch die Land=
wirtſchaft
beſtrebt iſt, an dem Wiederaufbau tatkräftig mitzuarbeiten.
* Aus dem Rieb, 25. Juli. Die Niederſchläge der letzten
Tage haben faſt ausnahmslos den Pflanzen zu einem guten Wachstum
verholfen. Beſonders reichlich und zufriedenſtellend fällt die Ernte für
Bohnen und Gurken aus. Auch die Kartoffelernte ergibt einen guten
Ertrag. Infolge ber Geldknappheit ſind die Preiſe aber ziemlich ſtark
herabgegangen. Für das hundert Gurken werden durchſchnittlich (ſtatt
1 Mark) 70 bis 80 Pfg. bezahlt.
* Wixhauſen, 24. Juli. Geſtern abend hielt der Gauleiter des
Reichsbundes der Kriegsbeſchädigten, Sekretär Momberger=Darmſtadt,
zweiks Gründung einer Ortsgruppe hierſelbſt im Gaſthaus Zur Krone‟
einen öffentlichen Vortrag. Hierzu waren auch viele Kriegsypfer der
umliegenden Ortſchaften erſchienen. Der Referent verſtand es in aus=
gezeichneter
Weiſe, den Kriegsopfern klar zu machen, daß gerade in der
Jetztzeit, die leider auch im Zeichen des Rentenabbaus ſteht, eine Or=
ganiſation
mehr denn je unbedingt erforderlich iſt. So kam auch hier
wieder eine ſchöne Ortsgruppe zuſtande unter dem Voxſitz des Kame=
raden
Rechnen Diez.
Mainz, 25. Juli. Die Herbſtmeſſe wird nach längerer
Unterbrechung dieſes Jahr wieder abgehalten und zwar in der Zeit
vom 10. bis 26. Auguſt. Auch die Kirchweihen in den Vororten leben
dieſes Jahr wieder auf.

Rnmmer 207.
Mainz, 25. Juli. Die drohende Kartoffelkäfer
plage. Das Heſſiſche Landwirtſchaftsamt in Mainz macht folgend
bekannt: Nach Mitteilung des deutſchen Botſchafters in Frankreich h
dort die Kartoffelkäferplage ſeit Herbſt 1922 derart überhand genomme
daß zurzeit das geſamte ſüdweſtliche Frankreich als verſeucht oder d
Verſeuchung verdächtigt anzuſehen iſt. Nach Anſicht der biologiſch
Reichsanſtalt für Land= und Forſtwirtſchaft iſt damit zu rechnen, de
ſchon im Laufe dieſes Jahres das Seuchengebiet die deutſche Grenze
reichen dürfte. Mit allen Mitteln muß auf die rechtzeitige Feſtſtellu;
des Schädlings auf deutſchem Gebiet hingewirkt werden, damit ſei
Ausrottung möglich iſt, bevor er überhand zu nehmen vermag. A
machen die Landwirte wiederholt hiermit auf die große Gefahr aufme=
ſam
und bitten dringend, uns jede Beſchädigung ihrer Kartoffelfeld
zu melden.
TU. Worms, 25. Juli. Der Verkehr über die Straßer
brücke. Die hieſige Handelskammer hatte bei dem Kreisdelegiert
der Rheinlandkommiſſion beantragt, dahin zu wirken, daß 1. die bish
auf 3 Uhr nachmittags feſtgeſetzte Schlußſtunde für zollpflichtige Güt
über die Straßenbrücke verlängert werde, 2. die bisher auf 7 Uhr aben
feſtgeſetzte Schlußſtunde für den Verkehr von Fahrzeugen hinauszuſch
ben, die nicht mit Waren beladen ſind. Daraufhin ging der anfragend
Stelle jetzt die Mitteilung zu, daß der Delegierte des leitenden Zollau
ſchuſſes in Worms die Schlußſtunde für den Zollverkehr auf 7 Uhr aben
während des Sommers verlängert hat. Das Zollbureau wird infol
deſſen in der Regel von 8 bis 12 Uhr vormittags und von 2 bis 7
nachmittags geöffnet ſein, mit Ausnahme am Samstag nachmittag.
zweite Teil des Antrages wurde abgelehnt.
* Aus dem Lumdatal, 25. Juli. Ein Zuſammenſtoß zw
ſchen der Lumdatalbahn und einem Fuhrwerk, ere
nete ſich zwei Kilometer ſüdöſtlich von Veltershain. Da an dem
treffenden Schnittpunkt der Straße mit der Nebenbahn keine Schrar
iſt und die Bahnſtrecke einen Bogen macht, ſah der Landwirt das Nah
des Zuges nicht eher, bis die Pferde ſchon auf dem Bahnkörper war=
Er riß noch ſchnell die Pferde herum, doch Pferde und Wagen wur
noch von der Maſchine erfaßt und die Böſchung hinuntergeſchleud
Landwirt Nikolaus aus Weitersheim, ſeine Frau und zwei Kind
kamen mit dem Schrecken davon, obwohl der Wagen zertrümmert u
ein Pferd getötet wurde.
* Gießen, 25. Juli, Reichsbanner Schwarz=Rot=Go
veranſtaltete heute abend im Katholiſchen Vereinshaus ſeine Grü=
dungsverſammlung
. Der Saal war voll beſetzt. Gew
ſchaftsſekretär Ottilie=Gießen leitete die Verhandlungen und tei
mit, daß der Bund gegründet worden ſei zum Schutze der Republ
deswegen habe man auch nur Republikaner eingeladen. Der Redr
des Abends, Studienaſſeſſor Schön, teilte mit, daß der Bund erſt
Februar von den republikaniſchen Kriegsteilnehmern gegründet word
ſei und heute ſchon eine Million Mitglieder zähle. Von den 38 Gau
des Reiches ſei der Bund bereits in 31 organiſiert, im beſetzten Gek
konnte noch nichts getan werden. Das Ziel des Bundes ſei Schutz
Republik und das Ideal die Herſtellung eines Groß=Deutſchland 1
alle deutſchſprechenden Völker umfaſſen ſolle. Doch nicht durch Mac
mittel wolle man das erreichen, ſondern durch das Selbſtbeſtimmun
recht der Völker. Da die Frontkämpfer ausſterben werden, ſo müſſ
Jugendgruppen gebildet werden. Der Bund ſei gleichſam die vo
tiſche Nothilfe des Staates. Die Abzeichen des Bundes ſeien Wir
jacke und blaue Matroſenmütze mit ſchwarz=rot=goldenem Band. Lehr
Bloch=Lollar ſpricht als Vertreter des 1. Vorſ. Kr iling=Heuchelhe
für weiteren Ausbau der Organiſation in den Landorten. Bei d
Verſammlungen und Beſprechungen habe ſich gezeigt, daß auch
dem Lande Verſtändnis und Sympathie für die Ziele des Bund
herrſche. Rektor Schmidt ſpricht ſich entſchieden für Bildung e
diſziplinierter Jugendgruppen aus Auf Vorſchlag des Reallehre
Habermehl werden in den Vorſtand gewählt: 1. Vorſitzender Studie
aſſeſſor Schön, 2. Vorſitzender Regierungsbaumeiſter Schneider, B
ſitzer Reith, Ottilie, Beckmann, Block=Lollar und Kreiling=Heuchelhe
Ottilie teilt mit, daß die Formierung der Truppe, etwa eine Ro
pagnie, noch vor dem Verfaſſungstag erfolgen ſolle. Am 10. Augr
werde vormittags eine Verſammlung im Stadttheater ſtattfinde
Reichstagsabg. Korell ſei als Redner gewonnen. Nachmittags fän
eine Demonſtration auf dem Brandplatz ſtatt, daran ſchließen
Volksbeluſtigungen, auch ſolle das erſte ſchwarz=rot=goldene Bann
eingeweiht werden. Die Verſammlung nahm einen ruhigen Verlau

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Regierungsrat H. Kröll
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geben ihre Vermählung bekannt
Darmſtadt, 26. Juli 1924
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Major a. D. Jochen Kutzen
Erna Kutzen
geb. Schläger
beehren ſich ihre Vermählung
bekannt zu geben
Darmſtadt, 26. Juli 1924
Braunſchweig

Else Suppes
Karl Kees
Verlobte
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dull 1924

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den 29. Juli d. Js., nachm. 3 Uhr,
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Darmſtadt, Frankfurt a. M., Homburg v. d. H.,
Wehrheim i. T, 26. Juli 1924.
Clemens Pauly
Adele Weis, geb. Paulh
Elſe Beſſunger, geb. Paulh
Clementine Breunig, geb. Paulh
Ernſt Beſſunger
Carl Breunig
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und 4 Enkelfinder.
ſcherung findet Montag, den 28. Juli, nachm.
riedhofes ſtatt.

D.. Köeriher
wird während ſeines
Urlaubs v. folgenden
Herren gütigſt ver=
treten

(952088
Dr. Draudt

S.=R. Dr. Göring
Dr. Otto Gros
Zeh. Rat Dr. Habicht
S.=R. Dr. Nebelthau
Dr. Degen (nach ſein.
Rückkehr).

von der Reiſe
zurück! K.7

Huſten
Atemnot
Verſchleimung
Schreibe allen Lei=
denden
gern umſonſt,
womit ſich ſchon viele
Tauſende von ihren
ſchwer. Lungenleider
ſelbſt befreiten. Nur
Rückmarke erw. (9591a
Walther Althaus
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ſchädl
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alle Hautleid. (8206=
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vom 26. Juli bis 15,
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Der wohlbekannte Astvologe Prof. Roxre
hat sich wieder entschlossen, für die B
wohner dieses Landes ganz kostenfreie Prob
Horoskope ihres Lebens auszuarbeiten.
Prof, Roxroys Ruhm ist so weit verbreite
daß en wohl kaum mehr einer Einfuhruft
durch uns bedarf. Seine Fähigkeit, d
Leben anderer zu
deuten, einerlei
wie weit entfernt
sig auch von ihm,
wöhnen mögen,
soll an das Wun-
derbare
grenzen.
Selbst Astrolo-
gen
von verschie-
denen
Nationali-
täten
und Anse-
hen
in der ganzen
Welt sehen inihm
ihren Meister und
folgen in seinen
Fußstapfen. Er zählt Ihre Fähfgkeiten au
sagt Ihnen, wie und wo Sie Erfolge habe
können und erwähnt die günstigen und ur
gunstigen Epochen Ihres Lebens.
Seine Beschreibung vergangener, gegel
wärtigev und zukünftiger Ereignisse wir
Sie in Staunen versetzen und Ihnen helfel
Herr Paul Stahmann, ein erfahrener deu
schep Astrologe, Ober-Neuadern, sagt:
Die Horoskope, die Herr Prof, Roxr0
für mich aufgestellt bat, eind ganz d
Wahrheit entsprechend. Sie sind ein set
grundliches, wohlgelungenes Stück A1
beit. Da ich selbst Astrologe bir
habe ich seine planetarischen Be
rechnungen und Angaben gend
untersucht und gefunden, daß sein
Arbeit in allen Einzelheiten pertekt,
selbst in dieser Wissenschaft durchar
bewandert ist."
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brauch machen und eine Leseprobe erhalte
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Namen und genaue Adresse ein, nebst 198
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deutlich geschrieben), sowie Angabe 0
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den Namen dieser Zeitung. Geld ist nien
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vollen, 50 5 in Briefmarken oder Bankndte
Ihres Landes (keine Geldmunzen ein
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Portos und der Schreibgebühren, Adres
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Telephon 632. (B9577

[ ][  ][ ]

Aus

Von Erich Bockemühl, Drevenack bei Weſel.
... und es iſt Wirklichkeit auch dies: Bild und Bilder, die
Seele ſchaut, der Seele Wirklichkeit und Schönheit alſo in
ſtillen Stunde der Erinnerung, Schönheit und leiſes Glück.
So denn könnte ich erzählen von der alten Straße mit den
lten Birkenbäumen, wie ſie grün werden im Frühling, wie
ne Netze zwiſchen den dunklen Aeſten, wie Seide, über die
Sonne ſcheint. Und wie ſie gelb und golden ſind im Herbſt.
d es raſchelt wie Flittergold, wenn der leiſe Wind weht und
langſam gehſt wie bewußt des bald nun letzten warmen Son=
ſcheins
. Die alte Straße, die ich oftmals gehe in Sommer=
en
, wenn zu Seiten das Korn reift und die bunten Blumen,
ue, violette und rote aus dem Gelb und Grau aufleuchten,
ich oftmals gehe in den Abenden, wenn der große, rote,
de Heidemond ſich hebt und der ferne Wanderer dunkler vor
rlichten Horizont wie gemeißelt ſteht. Iſt es der Tod ſo ein=
in
der Nacht .. Der letzte Wanderer iſt immer ja der Tod..
einmal gehſt du ſelbſt den endloſen Weg .. den Weg, die
ie Straße hin der letzten Nacht..."
Unſagbar grau ſind die Tage im Herbſt und die Nächte dun=
und der Sturm wirft immer der alten Birken einige quer
gr die Straße, und am Kolk tanzen ſchaurig Hui hin .. im
id die Wahnſinnsgeiſter. Auch der Mond iſt trügeriſch in
en Nächten, wenn er geiſterhaft über die Bäume klettert,
ner höher hinauf, über die Wolken ſpringt von einer zur an=
en
, ruhlos und immer ſich verſteckt gerade, wenn du ihn be=
ders
bitteſt um ſein kleines Leuchten. Fürchteſt du dich vor
einſamen Wacholder, der am Wege ſteht, der Heide getreuer
art und wie ein Kobold doch in dieſer Nacht. .? O, in dieſen
hten, da dir alles wahr wird, was die alten Leute wiſſen von
Tod ſitzt er dort drüben nicht? den Kopf vor ſich ins
i8 gelegt und wartet auf den Bauer, der ihn ſchlagen wird,
die Knochen hundertfach verſtreut am Boden liegen . . . ja,
hätte das geſagt, daß die Knochen kriechen können, langſam
zuſammen kriechen, bis der Tod wieder da iſt, des Bauern
üſiger Begleiter bis zum Hauſe, da er auf der Schwelle tot
imnen bricht und liegen bleibt. Der Sturm aber, wie er
r die Dächer ſauſt: Die alte Kate muß ſich tief zuſammen=
en
und das Dach herunterziehen vor die Fenſteraugen . . und
Birke, meine junge Frühlingsbirke, mit der ich tanzte in dem
ihlingsreigen auf der neuen Wieſe wie ſie die Glieder
den nackten Leib gepreßt, nun in der Näſſe friert. Tauſend
ſter tanzen in der Heide in den kalten Nächten, in den Ein=
keiten
: Schaurig iſt es, übers Moor zu gehen und: Lock
yt den ſchwarzen Heidehund im Graben dort . . er bringt dich
Irgendwo aber iſt ein anderer Weg .. zwiſchen Tannen
* du tief hinein in Waldes Dämmerſtille . . Stiller aber noch
an dem alten Totenkeller, wie die Leute ſagen .. dort an
Elſenkamp, wo nachts die Nebelgeiſter ſchweben in dem
hten Grund in Sommerzeiten, wenn die weiße Jungfrau
der Geiſterſtunde aus dem Totenkeller aufſteht und mit roter
kel durch den Nebel tanzt und ſchaurig ihre monotonen Lie=
ſingt
. Unſagbar ſtill iſt es in dem Wehen des Windes durch
weichen Tannenäſte, unſagbar leiſe iſt dein Schreiten über
chen Boden", fürchte dich nicht, und ob auch alles Wahrheit
was hier geſchrieben ſteht: Denn es iſt Wahrheit: Der Heide
ße Stille und wunderbare Einſamkeit es iſt auch dieſes
hrheit: der Heide unbegrenzte Ueberwölbung: Im Sommer
u, in Herbſtestagen weit gebreitet grau, daß es dir iſt wie
mat: Der Heide Unendlichkeit, der Heide Traum . . Symbol
ier Seele, denn auch deine Seele iſt vom Sturm durchjagt,
tauſend Geiſter tanzen in den Schauernächten ihren Wahn=
treigen
. .
Immer aber wieder iſt die Stille, aus aller Nacht wird ein
rgen und wieder dann, Seele, biſt du in Schönheit gebreitet
er dem blauen Himmel deiner Frende.
Weiß umrahmt wie ein klares Auge liegt das alte Venn,
n das Wollgras blüht Es iſt inmitten die grüne Inſel,
iſt um Wollgras und Waſſer der hellgrüne Ring der Erlen
2 Birken und höher der dunkelgrüne der alten Kiefern. . Hier
unſer Ziel in Sommer und Winter, und auf weichem Gras=
ſter
ſitzen wir und ſprechen kein Wort. Im Frühling ſingen
Vögel um die Zeit der Pfingſten: Tirili tiriliſeli im
ibſt iſt es unſagbar geheimnisvoll nur der Wind bewegt
e die Zweige, ein Reh ſchwindet zwiſchen den Stämmen .
*Der Liftbog
Von A. De Nora.
A. De Nora der Münchener Poet und Sa=
tiriker
, durch unzählige humorvolle und nachdenk=
liche
Gedichte in der Münchener Jugend weiteſten
Kreiſen bekannt begeht am 29. Juli den 60. Ge=
burtstag
. Dieſer aufrechte Bayer deſſen fri=
ſches
und dabei erſtaunlich geſchmeidiges Talent
ſich vor keinem Tagesgötzen, keiner Großſtadtſen=
ſation
, keiner Hyperäſthetik gebeugt hat, der un=
entwegt
und unbefangen wieder und wieder gegen
jede Art von Unnatur, Zeitkrankheit, Modetorheit
auf künſtleriſchem, wie auf politiſchem Gebiet zu
Feld gezogen iſt und prächtig aufrecht und geſund,
mit heißen Sinnen alle echten Lebensmächte ge=
nießeriſch
fein und doch ungeſtüm elementar zu=
gleich
verherrlicht hat, er verdient es, daß man ſich
ſeines langjährigen Wirkens und Schaffens an die=
ſem
Tage dankbar erinnert. Soeben hat der Sech=
zigjährige
nun auch ſein erſtes Drama Eumenide‟
hinausgeſchickt. Das alles zeugt von einer geiſti=
gen
Friſche und Elaſtizität, die manchen jugend=
lichen
Stürmer und Dränger beſchämt.
freundlicher Genehmigung des Verlags L. Staackmann in Leipzie
dem Novellenband Der Liftboy von A. De Nora, der am 29. Juli
ſeinen 60. Geburtstag begeht.
Ein Groom am Eingang wirbelte Herren und Damen durch
Windmühlentüre des Hotels. Sie traten in die Portier=
2 nahmen Schlüſſel, Briefe, Nachrichten in Empfang, ver=
ken
ſich durch den Lift in die verſchiedenen Etagen.
Den Lift bediente ein anderer Junge, der wie ein Zwillings=
der
des erſten ausſah. Steife Kaulitzpuppe in Rot, mit
Ben Hoſen; die Goldknopfreihe mitten herunter direkt auf
Seib genäht, Treſſemütze mit franzöſiſchem Käppiſchild,
I jemand die Kabine betrat, riß er dieſe Mütze herab
knallte die Hacken aneinander, als ob ihn ein innerer
chanismus bewege, dann tippte er an den Drücker des
altwerks und fuhr ſchweigend in die Höhe, bis Stimmen
ter ihm ihre Zimmernummern riefen. Hielt an, ſtieg
tEh tauchte zurück. Die Herren und Damen ſchritten vorüber,
* ihn zu beachten. Flog hie und da ein Trinkgeld in ſeine
Be, ſo geſchahs, als ob ſie es auf die Straße würfen. Sie
a Ihn weder an, noch hörten jie ſein Danke,

AP

4 Regen
Sinkt Regentropfen ſinkt
Schwer Regentropfen ſchwer,
Daß die Erde trinkt immer mehr.
Durſt tut ja ſo weh.
Fallt ihr Tropfen fallt
In den heißen Staub
Süß und kalt.
Dank Regentropfen Dank
Dank ſei euch kund!
Erde war fieberkrank
Iſt nun geſund!
Giſela Roimaler

O
es war mir, als ſchwebte nun gerade eine Kette wie längſt ge=
ſtorbener
wilder Gänſe lautlos durch die Luft.
Wege im Herbſt über die fernen Hügel hinauf in den
Horizont geht weiß hinüber die Allee der Ebereſchen. Rot hän=
gen
die Früchtedolden in den Zweigen, . . . o, du biſt ſo fried=
haft
glückergeben in der Stunde, daß es dir iſt, als könne dir
nichts mehr geſchehen, als ſeiſt du alſo eins mit deinem Schick=
ſal
. . . als führe die Straße nicht nach irgendwo und wieder
hinab ins Tal der Menſchen, als ſei ihr Ende dort in jenen licht=
Lurchklarten Fernen, als ſei es Wirklichkeit : dich, zu wandern
durch das ſummende Vibriecen der Landſchaft, leiſe ſchwebend
in den fernen blauen Traum.
Durch das ſummende Vibrieren, wenn rings die Heide
blütht kriſtallene Silhouetten der grünen Landſchaft fern am
Horizont . . . o, es iſt alles aufgelöſt in Muſik und nur ſo noch
zu ertragen dieſe Schönheit, unwirklich wirklich . realiſierter
Traum. Muſik des Sommers: Melodien, die hinſchwveben in
der Harmonie der Farben und des Lichts . .. und der ſüßen
Düfte . . ., welches alles unbeſchreibbar iſt, als nur, daß es ge=
heimnisſchön
in der Muſik der Dichtungen zu erſpüren iſt, in der
Muſik der Seele, die ſich von dem Schmerz des allertiefſten
Glücks befreien muß.
In der blühenden Heide
Wir noch dumpf von Leide
Waren leiſe Freude. . . .
Und ob Schönheit der Tage oder ſchaurige Nacht ... es iſt
alles Ausgleich der bedrängten Seele, iſt alles Geſtaltung ihrer
Leiden, vielfachen Qual ., und ihrer Freuden auch.
Schön ſind die Zeiten der Ginſterblüte große, gelbe Ku=
geln
am Eingang des Waldes., und es iſt dir, als werde irgend
eine Geſtalt dir begegnen: heilige Eliſabeth, die die Fluren ſeg=
net
mit Gottesliebe" ſchön ſind die Akazien in dem weißen
Ueberblühtſein, in dem wie gebenedeiten Ueberſichgehnlaſſen
alles Blühens, aller Schönheit, aller übergroßen Liebe in den
Tagen, da die Birken wie weiße Jungfrauen wandern dem lan=
gen
Zug der Sonne zu bis weiße Tauben niederſchweben aus
dem Blau, bis die Sonne ſelbſt das Volk des Waldes mit den
roten Strahlenhänden ſegnet s. Schön iſt das Land in Som=
mer
und Herbſt und Winter im Winter auch da liegt das
alte Venn im weißen Schnee, die Sone ſcheint über die Bäume
hinweg auf ſpiegelglatte Fläche .. es iſt kein Wind, nur eiſig=
kalter
, klarer Winternachmittag . . .
Im Winter aber, da du unter der Kiefer ſtehſt, und lautlos
rieſelt Schnee durch die Zweige grauweiß, monoton iſt die
Fläche, grau iſt die Luft . graues Nirvana iſt die Welt, nur
du biſt noch in dieſer Stille wie Unendlichkeit und wieder iſt
dir die Stunde wie Traum, wieder fragſt du nach des Lebens,
aller Dinge Wirklichkeit .. . ja, und du weißt: Es iſt alles
Wirklichkeit .. groß liegt die Heide da, Sinnbild deiner Seele
ſelbſt .. groß liegt die Heide da, von dunklen Geſtalten belebt
wie auch deine Seele o, groß liegt die Heide da: Es iſt alles
wunderbar, und der Traum iſt Wirklichkeit und die Wirklichkeit
iſt Traum es iſt alles Bild, Sinnbild und alſo Schönheit:
der Heide, deiner Seele wunderbare Wirklich=
keit
.
Von acht Uhr morgens bis Mitternacht glitt er mit ſeiner
Spielzeugſchachtel auf und ab auf und ab , bis ihm die
Knie brachen. Dann hatte er Feierabend und durfte zu Bett
gehen. Nach ſeiner kahlen, kalten Dienſtbotenkammer in der
Manſarde, die er mit dem anderen Jungen und zwei Pikkolos
teilte. Weil er aber den ganzen Tag durch vier Stockwerke
getragen wurde, mußte er das fünfte zu Fuß erklimmen.
Außer den Gäſten beförderte der Fahrſtuhl noch viele andere
Perſonen, die gelegentlich kamen und gingen, um Freunde,
Fremde, Kunden zu beſuchen. Sie ließen ſich oft von dem Jungen
zu den Zimmern weiſen, doch er tat es ſcheu; denn eigentlich
kam dieſer Dienſt dem Stubenmädchen oder Etagenkellner zu,
und wehe ſeinen Ohren, wenn ſie ihn erwiſchten.
Die Dame auf Zimmer 89 hatte nachts einen Arzt rufen
kaſſen, und der Liftboy geleitete ihn mit ſeiner letzten Fahrt auf=
wärts
. Es war einer, der noch im Hotel zu tun gehabt hatte,
ein vierzigjähriger, ſmarter Herr mit Brillengläſern, glattraſiert,
von kühlem, aber gewinnendem Weſen.
Der Sohn dieſer Dame war plötzlich erkrankt: man erzählte,
er habe viel teure Delikateſſen verzehrt und mouſſierende Frucht=
ſäfte
darauf getrunken. Der Boy, der auch gewünſcht hätte, ſich
einmal an Delikateſſen und Fruchtſäften ſatt ſchlemmen zu dür=
fen
, hatte den verwöhnten Knaben oft gefahren, denn die Dame
fowohl wie ihr Söhnchen waren ſehr bequem. Und immer, wenn
er ſie in der Kabine hinter ſich reden hörte, hatten ſie über Eſſen,
Trinken oder Vergnügen geſprochen. Sie beſaßen zahlreiche Be=
kannte
in der Stadt und empfingen viele Beſuche. Elegante
Frauen beſonders, die von Seide rauſchten und nach fremden,
ſtarkriechenden Blumen dufteten. An Braſilien, Indien und
China mußte der Boy denken, an die abenteuerlichſten Länder
der Romane, die er in den Pauſen zwiſchen ſeinen Fahrten zu
leſen pflegte.
Seitdem jener Knabe errkankt war, erſchienen ſie noch duf=
tender
als je zuvor; ſie brachten Blumen mit für den Liebling
Schöne Roſen, blaßgelb wie Bajaderenleiber, brennende Azaleen
in Töpfen und Arme voll wüllſtiger, phantaſtiſcher Blüten, die
der Boy nur Sonntags in den Schaufenſtern ſah, und von
denen er vernahm, daß ſie aus Japan oder Amerika ſtammen
ſollten.
Alle die Wohlgerüche ſtäubten an ihm empor, ohne daß ihre
Trägerinnen die aufgewühlten Naſenflügel erblickten, mit denen
er ſie einſog. Einatmete, noch wenn die Kabine längſt leer war,
wenn er allein in ihr hinabglitt, das Geſicht dem Innern zuge=

Familienfeſte

Unleugbar wird in dem haſtenden anſpruchsvollen. Leben
der Jetztzeit mit den mannigfachen Intereſſen, welche die
einzelnen Glieder der Familie in die verſchiedenſten Bahnen len=
ken
das Familienleben oft ſchwer geſchädigt. Dennoch könnte
der Entfremdung, der Iſolierung Einzelner, der Gatten ſowohl,
als der Kinder und Geſchwiſter, geſteuert werden, wenn man die
Familienliebe, das Gefühl der Zuſammengehörigkeit eif=
riger
pflegen wollte. Worte allein werden dazu niemals genü=
gen
. Das Gemüt des Menſchen bedarf für die Entwicklung ſee=
liſcher
Tätigkeit eines ſichtbaren Eindrucks, eines beſtimmten
Einfluſſes von außen, und dieſer wirkt dann entſcheidend, ent=
wickelnd
in der Stille weiter. Einzelne Momente der auch in den
kleinſten Kreiſen ſich vollziehenden Familiengeſchichte gewinnen
hierbei eine nicht zu unterſchätzende Bedeutung. Da ſind die
Geburtstage von Vater, Mutter und Kindern, der Hochzeitstag
der Eltern, irgend ein Wendepunkt ein erfreuliches Ereignis des
Lebens. Alle dieſe Erinnerungen können zum Markſtein einer
heiligen Familientradition werden, zu zarten Samenkörnern,
aus denen köſtliche Garben des Lebens reifen. Zunächſt wird
es die Hand der Mutter ſein, welche die Wiederkehr dieſer Tage
mit einem gewiſſen Kultus pflegt und der Familie wichtig macht.
Nicht mit rauſchenden Geſellſchaften, mit lärmendem Spiel oder
reichen Geſchenken müſſen derartige Familienfeſte gefeiert wer=
den
, dies hängt in nebenſächlicher Art von den Verhältniſſen
des Hauſes ab. Im Gegenteil! Man ſoll bei Familienfeſten im=
mer
bedenken, daß man ſchnell verwöhnt und überſättigt iſt, und
daß den Menſchen, beſonders den Kindern, in dieſer Situation
leicht der Urſprung des Feſtes und ſeine Bedeutung in der
Aeußerlichkeit verſchwindet. Es würde, wenn man nur reiche‟
Familienfeſte feiern könnte, allzuviel davon ausgeſchaltet werden.
Und es iſt doch notwendig, daß die Gefühle der Familie jeder=
mann
als ſein innerlichftes, unveräußerliches Eigentum mit auf
den Lebensweg nimmt. Es beeinträchtigt keineswegs die Feier
eines Familienfeſtes, wenn es nur im engſten Rahmen, nur zwi=
ſchen
Eltern und Kindern, zwiſchen Geſchwiſtern untereinander
begangen wird; die einfache, ſinnige Feier ſoll aber ſtets aus
dem üblichen Kreislauf der Tage markant hervortreten. Einige
brennende Kerzen, eine blühende Blume, ein Blumenſtrauß, ein
Kranz, ſie fallen ſtets als feſtlich ſofort in die Augen. Ein
feſtlich gedeckter Frühſtückstiſch und das hervorgeholte Sonn=
tagskleid
erhöhen den Wert intimer Feiern ganz beſonders. Am
Gedenktag der Hochzeit ſollen es Vater und Mutter nie unter=
laſſen
, ihren Kindern in einer Feierſtunde aus ihrer Kindheit,
aus ihrem Leben zu erzählen. Dieſe Erzählungen wurzeln als
unvergängliches Erbe in den Herzen der Kinder bis ins hohe
Lebensalter hinauf. Durch alle Familienfeſte, die die Note des
perſönlichen tragen, gewinnt das einfachſte Familienleben einen
poetiſchen Reiz, eine Idealität, die keineswegs unerreichbar iſt.
Hier webt ſich ein Band, das vereinigend die Mitglieder der Fa=
milie
bis in ſpätere Generationen umſchlingt. Eine veredelnde
Kraft geht von dieſen Feſt= und Feierſtunden aus welche die
Söhne treu, fleißig und ehrenhaft für den Beruf und den eige=
nen
Herd macht, ein ſtiller Zauber, der die Tochter mit häus=
lichem
Sinn an das Heim feſſelt. Aus den Familienfeſten er=
blüht
jener Segen, der der treuen und geduldigen Pflichterfül=
lung
der Frau und Mutter immer blüht; der Segen der
A. K. H.
Liebe. ..!
*Einfälle
Von F. Schrönghamer=Heimdal.
bs. Das größte Lebensgut haben wir alle gemeinſam und
doch jeder für ſich: die Zeit.
Bei manchem Stein, der uns vom Herzen fällt, erkennen
wir zu ſtät, daß es ein Edelſtein war.
Es glänzt nicht alles, was Gold iſt.
*
Den meiſten Hafer freſſen die Steckenpferde.
Was auf den grünen Tiſch kommt, wird auch auf die
lange Bank geſchoben.
Auch der Ungläubige glaubt, nämlich; daß es keinen
Gott gibt.
Ueberlegung iſt die Mutter der Ueberlegenheit.

wendet, damit es nichts von den ambroſiſchen Hauchen verliere.
Kehrte er jedoch, unten angekommen, dies Geſicht dem Ausgang
zu, ſo war es plötzlich um eine Nuance weniger blaß als immer
faſt leicht gerötet. ſo gut ergeht es anderen Jungen,
dachte er, die nicht allein zu ſein brauchen .!
Manche der ſchönen Damen brachten auch Spielzeug mit.
Näſchereien oder Bücher, in Gold und Leder, mit Bildern auf
dem Umſchlag. Selbſt der Arzt trug Süßigkeiten beigeſteckt. Ein=
mal
bemerkte der Boy, wie er eine ſilberne Doſe aus der Taſche
nahm, öffnete, nachſchaute, ob ſie genügend gefüllt ſei. Des
Doktors Blick fiel zufällig, dabei auf den Jungen, er griff in die
Doſe, holte ein Bonbon heraus und ſprach: Wie heißt du, mein
Junge?"
Heinrich, ſagte der Liftboy.
Genau wie ich. Und dein Alter?
Dreizehn, Herr Doktor.
So dachte ich mir. Es iſt das Alter, in welchem man zwar
ſchon rauchen, aber auch noch lutſchen kann. Willſt du?
Er erhielt keine Abweiſung.
Seitdem grüßte der Junge den Arzt noch ehrerbietiger, und
jeedsmal lag ein Zuckerſtück in der roten Mütze, die er ſo eifrig
vom Scheitel riß.
Eines Tages, als ſie ſich wieder vor dem Korridor des
Kranken auf dieſe Art voneinander verabſchiedeten, faßte ſich
Heinrich ein Herz und fragte: Wie befindet ſich der Knabe auf
89, Herr Doktor?
Beſſer. Er wird bald geheilt ſein.
Das glaube ich. Einer wie der!
Wie der? Was meinſt du?
Wenn ein Junge alles hat! Seine Pflege und ſeine
Mutter .
Und dn? Haſt du etwa keine, wenn du krank würdeſt?
Da lehnte ſich die rote Puppe an den Türpfoſten ihrer
Schachtel und brach in Weinen aus.
Der Arzt verſtand dieſe Antwort, er legte leiſe die Hand auf
die ſchluchzengeſchüttelten Schultern. Unter den Armen hervor,
die das blaſſe Knabengeſicht verhüllten, klang es: Sie hat im=
mer
von Ihnen erzählt, Herr Doktor.
Von mir erzählt? Kannte ſie mich denn?
Der Junge nickte den Namen einer kleinen Stadt: Haben
Sie nicht dort gewohnt, ehe Sie hierherzogen?
Gewiß. Allein es iſt lange her. Vor mehr als zwölf
Jahren.

al
zu ſein
aubens

n. mit
lautet,
utſchen
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te, die
vürde
ttſchen
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len

[ ][  ][ ]

Für kleine und große Kinder

Die letzten Sommerwochen erfordern noch einige notwendige
Ergänzungen in der Kleidung der Kleinen, einen Spjelanzug aus
Leinen, Zephir oder Trikotgewebe, am Strand von Knaben und
Nädchen zu tragen, ein Lodencape mit Kapuze für die kühlen
Norgen= und Abendſtunden und Regentage im Gebirge, für den
Schulanfang ein leichtes Kleid, das aus zwei alten oder neuen
Reſten in einfacher Kittelform hergeſtellt oder in ſchlichter Hemd=
form
mit zwei Seitennähten nur durch einen Ledergürtel zu=
ſammengehalten
wird. Ein ausgewachſenes Sommerkleid er=
hält
durch abſtechenden Blendenbejatz die notwendige Verlänge=
rung
und für eine Familienfeier iſt ein Kleidchen aus Schleier=
ſioff
oder Japonſeide mit Hohlſäumen und Stickerei zu ſchmücken.
Zur Erfüllung all dieſer Wünſche bieten die Beyer=Schnitte und
Müſter die beſte Hilfe. Aber auch größere Sorgen erfüllen das
iütterliche Herz durch die Anſchaffung des Einſegnungskleides
für die Aelteſte. Hierbei iſt reife Ueberlegung in Wahl von
Stoff und Machart geboten, handelt es ſich doch darum, die
raktiſche Weiterverwertung des Kleides im Auge zu behalten.
Soll dies gleichzeitig für den künftigen Beruf dienen, iſt Ga=
ardin
, Foulee u. dgl. verwendbar und kann ſpäter durch den
liebten weißen Bubikragen anmutig belebt werden. Leichtere
toffe wie Schleierſtoff, Chinakrepp, Eolienne ergeben elegan=
te
Kleider und geſtatten die Anwendung der immer jugendlich
irlenden und jetzt ſo begünſtigten Preßfalten. Auch Lindener
niit iſt ein gern verarbeitetes Material für Einſegnungs=
der
, die durch eine weiße Garnitur ein freundlicheres Ge=
ige
erhalten, ſiehe Abb. 48 102.
Dieſes Kleid aus Lindener Samt beſteht aus einem Junt=
dr
und einem Faltenrock und wird durch Kragen, Aermelauf=
chläge
und Taſchenpaſpel aus weißem Seidenkrepp angenehm
zufgehellt. Erf.: 3 Meter Stoff, 110 Zentimeter breit. Beyer=
chnitte
für 13 und 15 Jahre.
MK. 48 149 zeigt ein Kleid mit Verſchnürung. Das mit
lickenſchluß gearbeitete Hängerkleid aus gemuſtertem Stoff iſt
r mit einfarbigen Blenden beſetzt, die wegen ſpäterer Verlän=
erung
beſſer auf= als anzuſetzen ſind. Die Vorderbahn erhält
durch die Quer= und Längseinſchnitte Paſſenform, der der über=
ſchüſſige
Stoff eingereiht unter der ſchmalen Blende angeſetzt iſt.
Erf.: etwa 1,40 Meter gemuſterter, 30 Zentimeter glatter Woll=
muſſelin
, 80 Zentimeter breit. Beyer=Schnitte für 6, 8 und
19 Jahre.
NK. 7757. Kleid aus karierten Frottee. Das Kimonoſchlupf=
kleid
hat ringsum Zugſaum, ein farbiges Band wird darüber
geſchlungen und ſeitlich gebunden. Die Aermel erhalten einen
Aufſchlag von weißem Frottee. Ein weißer Kragen ſchließt den
Halsausſchnitt ab. Vorn eine Patte mit Knöpfen, welche den
Schlitz verdeckt. Schmale Kragenſchleife. Erf.: für 7 Jahr 1,40
Meter Frottee, 100 Zentimeter breit. Beher=Schnitte für 5, 7 und
9 Jahre.
KW. 48 125. Ein Spielhöschen. Der praktiſche Anzug aus
ungebleichtem Drell mit farbigen Steppreihen kann von Knaben
und Mädchen getragen werden. Ein übereinandergeknöpfter
Trotzdem habe ich Sie gekannt, ſobald ich Ihren. Namen
hörte, Herr Doktor. Immer rühmte die Mutter Ihre Güte. Und
daß Sie ihr ſo viel Liebes getan.
Wie hieß denn deine Mutter?
Die Arme des Knaben ſanken herab und von ſeinen noch
zuckenden Lippen flog dem Frager ein Name entgegen wie ein
Schmetterling. Ein einfacher, kleiner Mädchenname aus der
kleinſten Gaſſe der kleinen Stadt. Niedrige Fenſter blinkerten
um ihn her, blumenumſponnen braune Hohlziegeldächer tru=
gen
ihn zum Himmel empor, über Treppen und Hausflur haſchte
ihn die ſchwarze Katze Finſternis, die ihr Seidenfell an der
Schwelle eines Nähmamſellenſtübchens rieb. Wie oft war der
Arzt dieſen Flur und dieſe Treppe emporgeſtiegen, laut und leiſe!
Er hatte die blaſſe Näherin beſucht, ſolange ſie blaß und blutarm
war. Und noch länger.
Wann ſtarb ſie? fragte er zögernd und ſchlug die
Augen zu Boden.
Vor zwei Jahren,
Der Doktor gab ſich einen Ruck: Wie ſchade, armer Kerl.
Aber du mußt nicht mehr weinen! Biſt ja ein tüchtiger, ſtram=
mer
Hotelbeamter jetzt und wirſt dich gewiß durch die Welt ſchla=
gen
, trotz Tod und Tränen.
Er holte nochmal die Doſe hervor und leerte ihren ganzen
Inhalt in die heruntergefallene Mütze. Dann wandelte er lang=
ſam
den läuferbedeckten Korridor entlang und der Boy trat zu=
rück
in ſeinen Fahrſtuhl. Ihm war ſeltſam ſelig und frei zu=
mute
, wie einem, der ſeine Heimat gefunden. Den ganzen Tag
pfiff er heimlich vor ſich hin im Auf= und Niederſteigen, und
freute ſich auf morgen, wo er mit dem Doktor von ſeiner Mutter
plaubern würde.
Der aber erſchien nicht wieder. Er fand, daß Aufzüge wenig
geſundheitsfördernd ſind, da kleine Jungens unheimlich blaß und
nervös darin werden, und daß man zum erſten Stockwerk eben=
ſogut
auch zu Fuß gehen kann. So beſuchte er denn ſeinen Pa=
tienten
noch eine Weile von der Seitentreppe des Hotels aus, die
dem Lift weit entlegen war. Und auch dieſe Beſuche endeten
bald, da der Knabe von ſeiner Delikateſſenkrankheit völlig genas.

Stoffgürtel, ſeitlich durch Stangen geleitet, deckt die Verbindungs=
naht
. Erf.: für 5 Jahre etwa 1,45 Meter Stoff, 80 Zentimeter
breit. Beher=Schnitte für 3, 5 und 7 Jahre.
MK. 48 196. Kittelkleid. Baumwollſtoff mit modernem gro=
ßen
Muſter und helle Randblenden vereinen ſich hier zu einem
hübſchen praktiſchen Kleid, das durch einen Ledergürtel zuſam=
mengehalten
wird. Der vordere Einſchnitt, mit glattem Stoff
eingefaßt, erleichtert das Anziehen. Erf.: für 12 Jahre: etwa
2,30 Meter Stoff, 80 Zentimeter breit. Beher=Schnitte für 8,
10 und 12 Jahre.
K. 27 105. Kleid aus Seidenkrepp. Die Verbindung des
dreifachen Volantrockes und des Schlupfleibchens deckt ein ge=
wundener
Stoffgürtel mit Roſettenabſchluß. Eine vierfache
weiße Krepp=Georgette=Berte mildert die Strenge des ſchwar=
zen
Kleides. Jeder Rand der Bertenteile iſt mit einer gleichen
Stoffblende eingefaßt. Erf.: 3,80 Meter Seidenkrepp, 100 Zen=
timeter
breit. Beher=Schnitt für 44 Zentimeter Oberweite.
MK. 48 142. Stilkleidchen. Rote Litze und bunte Stickerei
aus Perlgarn zieren das Stilkleidchen aus tütenblauem Künſt=
lerleinen
. Die mit Puffärmelchen verbundene Paſſe wird im
Rücken geſchloſſen. Erf.: 1,50 Meter Stoff, 80 Zentimeter breit.
Beyer=Schnitte für 2,4 und 6 Jahre, Beher=Abplättmuſter Nr.
50 835/T 2 Stück.
KK. 48 146. Kittelanzug. Jadegrünes Leinen ergab den
Anzug, graue Blenden und Handſtickerei in ſchwarz, grau, gelb
und kupfer nach neuen Künſtlerentwürfen ſeine Garnitur. Erf.:
etwa 1,60 Meter Stoff, 80 Zentimeter breit. Beher=Schnitte für
2 und 4 Jahre, Typenmuſter: Beyers ſarbige Kreuzſtichmuſter,
Blatt 81.
Wo keine Schnittverkaufsſtelle am Oit, ſind alle Schnitte zu
beziehen durch Beyer=Schnitte‟, Leipzig, Rathausring 13.

Aus ſchier übergroßem Füllhorn ſind ſie noch zuletzt vor der
eigentlichen Reiſezeit, die ja viele Familien, der Kinder wegen,
auch wenn ſie dieſe nicht mitnehmen, auf die großen Ferien
verlegen müſſen, in verſchwenderiſcher Weiſe ausgeſchüttet. Zu=
nächſt
ſind es die großen, oft übergroßen breiträndigen Hüte, die
die Frauenwelt jeden Alters entzücken. Der geſchwungene, ir=
gendwo
ganz willkürlich hochgeſchlagene, der ſchutenartig gebo=
gene
, der tiefwellige und der am Rande daumendick eingerollte
Hutrand wetteifern miteinander, jeden hochmodernen Sommer=
hut
ſo originell und abweichend von allen anderen zu geſtalten.
Weiche Seidenſchals, breite ſchmiegſame Seidenbänder, Tüll,
Chiffon, eigenartig gebrannt und pliſſiert, Spitzen in zarter, aber
ausdrucksvoller Muſterung, Seidenfranſen und =quaſten, Rips=
bandroſetten
, rund und oval, Blumengirlanden aus zumeiſt ſel=
tenen
exotiſchen Blüten, oder farbenreiche Feldblumen, mit Aeh=
ren
dazwiſchen verteilt, dienen an ihnen als Garnitur, und lange
Hängebänder und Schals, die erfteren ſchmal, oſt kaum klein=
fingerbreit
, dann freilich zu vollen Büſcheln vereinigt, die letz=
teren
oben ſchmal beginnend und am unteren Ende ſich zu einem
regelrechten Tuche verbreiternd, ſind die beliebteſten Garnitu=
Küchen=Hygiene im Sommer
Jetzt iſt wieder die Zeit der kleinen täglichen Gefahr im
Haushalt, ſich durch ſauer gewordene Speiſen eine Vergiftung,
zum mindeſten eine Magenverſtimmung zuzuziehen. Die Spei=
ſen
erliegen bei der Hitze gar zu leicht dem Verderben und ſind
für einen empfindlichen Magen ſchon gefährlich, ehe die Haus=
frau
an Ausſehen oder Geruch eine Veränderung merkt. Die
gerichtlich beeidigte Sachverſtändige für Lebensmittel am Wiener
Lebensmittelamt hat ein kleines Merkblatt herausgegeben, das
die öſterreichiſchen Hausfrauenvereine an ihre Mitglieder vertei=
len
. Nun, es wird auch uns reichsdeutſchen Schweſtern von
Nutzen ſein, wenn wir die Ratſchläge, die es gibt, befolgen.
Marianne Stern ſagt über das Friſchhalten der wichtigſten und
leichtverderblichſten Speiſen folgendes:
Fleiſch: Die beſte Art des Fleiſchkühlens iſt ſelbſtver=
ſtändlich
die Kälte, doch iſt die Eisbeſchaffung eine ſo teuere,
daß der Einkauf nicht in jedem Haushalt, wie früher, täglich
erfolgen kann. Einen leichten Erſatz bildet die Kühlkiſte, die auf
demſelben Prinzip wie die Kochkiſte aufgebaut iſt. Sie beſteht
aus einer hermetiſch verſchloſſenen und womöglich innen mit
Zink verſchlagenen Kiſte. Zwiſchen dem Blech und dem Holz iſt
ein luftleerer Raum. Die Kiſte muß im Schatten ſtehen. Wenn
man nun da hinein ein kleines Stück Eis gibt, hält es ſtunden=
lang
. Das Eis darf aber nicht, wie oft fälſchlich gemeint, ge=
ſalzen
werden, wodurch wohl eine ſtärkere Kälteentwicklung ent=
ſteht
, das Eis jedoch leichter ſchmilzt. In dieſer Kühlkiſte be=
wahrt
man am beſten das Fleiſch auf, und zwar in einer tiefen
Porzellanſchüſſel, da Holz und andere Materialien wichtige Le=
benskräfte
aus dem Fleiſch ziehen. Eine andere Konſervie=
rungsmethode
iſt, das Fleiſch in eine Kaſſerolle mit kochendem
Fett zu geben und es auf allen Seiten anzubräunen. Dadurch
gerinnen die Eiweiskörper an der Oberfläche. Das Fleiſch bleibt
auf dieſe Weife vor dem Verderben geſchützt. Am ſchnellſten
verdirbt tvohl das Kalbfleiſch, am beſten hält ſich das Schweine=
fleiſch
; beſonders dafür iſt die erwähnte M=ihode gut anzu=
wenden
.

ren an ihnen. Der Filzhut, der ſich namentlich in neapelgelbe
Farbe, in Stroh= und Schwefelgeb, in Feinweiß, Zartlachsfa
big, feinem Perlgrau und lichtem Altroſa als eleganteſte Kop
bedeckung für die Vormittagstoilette im eleganten Badeort od
am Strande, ſowie zum Sportkoſtüm einſtellte, iſt dagegen en
weder gar nicht oder nur mit ganz ſchmalem Rips= oder Lede
händchen garniert. Ein einziges Modell zeigte kunſtvoll georl
nete, bizarre Filzmotive, zierlich ausgeſchlagen und geſchnitter
und in der Mitte mit einer Korallenperle in kleinen Abſtände
rings um den Hut befeſtigt.
Als weitere Hochſommerneuheit ſind die reinweiß, leid
gelblich getönten oder ſchwarzen, ſchmiegſamen, weiche
Spitzenſchals in ſpaniſchem Stil zu nennen. Sie werde
nicht, wie das Apachentuch, rings um den Halsausſchnitt dre
piert und loſe zu einem Knoten verſchlungen, ſondern ſchmiege
ſich in voller Breite, weit unterhalb des Nackens, um die Schu
tern und fallen, über den Armen wenig zuſammengefalte
zwanglos, mit einem, meiſt etwas länger gehaltenen Ende au
das duftige Sommergewand herab. Gegenſätzlichkeit der Fark
iſt dabei Bedingung. Der weiße oder gelbliche Spitzenſchal mu
zum farbigen Sommerkleid, der ſchwarze dagegen zum weiße
oder ſehr hellgetönten getragen werden, um ſeine reizvolle Mu
ſterung voll zur Geltung zu bringen.
Unter den Linguerien, zur gefälligen Garnitur =
farbige
Sommerkleider, ſind ebenfalls wieder eine ganze Reih
Neuheiten erſchienen. Da iſt zunächſt der lange Schalkragen
mit nach unten ſtark verbreiterten Spitzenſtumpfen oder abge
rundeten Ecken, zu nennen, dem ä ſour eingearbeitete Filer
motive, in vielfach recht bizarrer Form und Muſterung, handge
nähte, kunſtvolle Spinnen oder übereck reihenweiſe eingefügt
Zierſäume und Hohlnähte als Garnitur eingearbeitet werden
Großbogig umrandete Kragen mit ebenſolchen glatten. Man
ſchetten ſind namentlich als Halsgarnitur für den breiten Schu.
terausſchnitt des Kleides gedacht. Schmale gehäkelte Pikot
oder zierliche Occiſpitzenaugen umranden namentlich abgenäht
Bogen dieſer Art am Kragen aus doppeltem Stoff noch viel
fach, während handlanguettierte mit dachziegelartigen Zacke
vielfach auch noch durch Ein=, Zivei= oder Dreilochgirlanden ode
ſehr plaſtiſche ſpitze Weintraubenranken verziert erſcheinet
Die neuen Kragenſchleifchen aus einfarbigem Band mit Gold
oder Silberrand und ebenſolchem Perlenabſchluß an den En
den, die ſich zu dieſen neuen Kragengarnituren geſellen, werde=
dieſen
nur um ſo raſcher zahlreiche Liebhaberinnen unter unſe
ren ſchönen Mädchen und Frauen ſichern.
Als letzter auffallender Hochſommerneuheit ſei des einheit
lich farbigen Sonnenſchirms gedacht. In lachsrot, feuer
und blutrot, leuchtendem Grün mehrerer Schattierungen, i
einem lebhaften Blau und einem tiefen, ſatten, goldbraune=
Ton hergeſtellt, ſtimmt an dieſen Neuheiten ſiets der dicke Stoc
mit zumeiſt wieder gebogener Krücke, farbig vollſtändig über
ein. Der Holzſtock, wie der Hongriff daran, unterſcheidet ſie
nicht durch die leiſeſte Abweichung von der Grundfarbe de
Stoffes, der das Schirmdach entweder glatt oder mit Falbel
und Pliſſees bedeckt, bildet. Eine Hochſommerneuheit, die Ein
tagsfliegen gleich, ſicher überall Aufſehen erregen, aber aud
wie dieſe, ob desſelben zu raſch bekannt und deshalb nur vo=
Eva Maria.
kurzer Dauer ſein wird.
Milch: Für Milch gilt dieſelbe Konſvervierungsmethod
der Kühlkiſte, doch läßt ſich Milch durch Steriliſieren länger friſe
halten. Die Steriliſation geſchieht dadurch, daß man die Mile
in Flaſchen gibt, ſie mit Pergamentpapier verbindet, mit kalten
Waſſer zuſtellt, das Waſſer auf zirka achtzig Grad erhitzt und di
Milch eine halbe Stunde darin läßt. Die Konſervierung de
Milch iſt beſonders für Kinder und Leute mit ſchlechtem Mager
ungemein wichtig, da kaum ein Nahrungsmittel den Mager
leichter beläſtigt, als angeſäuerte Milch.
Butter wird am beſten auf einem Stein ausgeknetet,
daß gar kein Waſſer mehr darin enthalten iſt, dann ganz leich
geſalzen und in einen Tontopf gedrückt.
Gekochtes Gemüſe ſäuert im Sommer leicht an, doc
nur dann, wenn es ſchon mit Einbrenne untermiſcht iſt. Wi=
man
Gemüſe für den nächſten Tag aufheben, ſo kann man da
nur in paſſiertem Zuſtande tun, und mengt etwas Eſſig dar
unter.
Alle Methoden, die angewendet werden, um die bereit.
durch die Hitze verdorbenen Lebensmittel zu retten, ſind un
wirkſam. Iſt einmal ein Zerſetzungsprozeß eingetreten, ſo kan!
er weder durch Eſſig, noch durch ſo oft angewendetes über
manganſaures Kali ungeſchehen gemacht werden. Gegen de
reits eingetretene Verderbnis kann nicht mehr angekämpft wer
den. Darum iſt es wichtig, die wertvollen Nahrungsmittel dure
ſachgemäße Behandlung möglichſt vor dem Verderben zu be
wahren.

Speiſezettel.
Sonntag: Stachelbeerkaltſchale, gebratene Lende, Gurkenſalat,
Montag: Eierkuchen mit Fleiſchfülle und grüner Salat.
Dienstag: Würziges Gurkengemüſe mit Pellkartoffeln.
Mittwoch: Pichelſteiner.
Donnerstag: Speckkartoffeln, Gurken=Bohnenſalat.
Freitag: Hefeklöße mit Obſt.
Samstag: Kirſchpfanne.

[ ][  ][ ]

Nummer 202.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 22. Juli 1924,

Seite 9.

Eiwas vom Gaucho.
Von Karl Arthur Vollrath (Buenos=Aires).
Im Jahre 1810 vollzog ſich die politiſche Befreiung der ſüdamerika=
ſchen
Staaten von der ſpaniſchen Herrſchaft, die ſeit langem verfault
r und von Napoleon drüben ſowieſo den Todesſtoß erhalten hatte.
nach erforderte die Befreiung von der Barbarei, die Erlöſung vom
ittelalter noch reichlich ein Jahrhundert voll ſchwerer Wehen. Es gab
grauſigſten Bürgerkriege, die die Welt je erlebt hat. Es ging die
iltur gegen den Gaucho, Europa gegen den Criollo. Den Gefangenen
rchſchnitt man die Kehlen; man nahte ſie ein in Kuhhäute und ließ ſie
den Pampas liegen. Morden, Hinrichtungen, Erſchießungen, Nieder=
leifen
von Städten, Abſchlachtungen politiſcher Gegner! Die Aufklä=
ng
, die einzudringen ſuchte, blieb zähe. Aber lange Jahrhunderte hin=
rch
triumphierte der Criollo, ſperrte die La Plata=Staaten ab gegen
Welt. Es war die Periode der Tyrannen, der Kaziken, der Caudil=
3. der Diktatoren. In Mexiko, wo das hiſpaniſche Mittelalter noch
ht völlig überwpunden iſt, ſehen wir bis heute die Nachwehen ſolcher
iten.
Kein Dichter hat die abenteuerlichen Taten jenes Freibeutertumes
oßen und wilden Stiles geſchildert, ſo daß wir ſie nachleſen können,
e wir bei Cooper die Periode der nordamerikaniſchen Kulturübergänge
chleſen. Kein europäiſcher Menſch hat einen rechten Begriff von der
fhellung des ſüdamerikaniſchen Kontinentes. Neben den leuchtenden
ſtalten eines Rivadavia, eines Sarmiento ſteht die brutale Schinder=
nnesfigur
des Caudillos Fecundo Quiroga. Da erſcheinen Typen von
iz grauſiger Kraft und verſchwinden. Dr. Francia, gebildet an den
kultäten der ehrwürdigen Univerſität des argentiniſchen Cordoba, ſpä=
Thrann von Paraguay, verbarrikadierte dieſen alten Jeſuitenſtaat
lig gegen die eindringende Kultur, ein amerikaniſcher Dalailama, Ließ
den niederſchlagen, der über die Grenzen kam. Sein Nachfolger der
rann Löpez, preßte aus dem ſo iſolierten Lard ein Heer von hundert=
fend
Mann heraus, ſchlug ſich zehn Jahre mit Braſilien, Argentinien,
uguatz, denen er ein Ausfalltor zum Meer abtrotzen wollte. Aus den
rderttauſend wurden dreihundert Mann! Alles Männervolk von
raguay war hingeſchlachtet worden. Der Nachwuchs ſetzte jahrzehnte=
ig
aus. Noch immer iſt dieſes Land bedeutungslos und wäre es für
ne Zeiten, wenn ihm nicht der Himmel ein für Baumwollzucht ideales
ma geſchenkt hätte. So beginnt es, im Stillen zu blühen.
Auch Argentinien hat ſeine Periode der großen Caudillos gehabt.
der erſten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts laſtete der Tyrann
zas auf dem Lande, die Kultur, die Intelligenz, das Europäertum
derpreſſend mit ſeidenen Handſchuhen über eiſerner Fauſt. Ein kalter
mon im Frack mit ſeinen Maſſenhinſchlachtungen, mit ſeinen Aus=
tſchungen
, mit ſeinem Kehlabſchneiden. Was man in geſchichtlichen
irchenbüchern über Nero und Caligula lieſt, hier war es noch im letz=
Jahrhundert Wirklichkeit; ein Deſpor, der ſein Bildnis neben das
Gekreuzigten, auf die Altäre der Kirchen ſtellen ließ. Man hat dieſen
zas geſchmückt mit dem Titel eines Helden der Wüſte, weil er jenen
ßen Feldzug in die Pampas unternahm, der die gewaltigſte Indianer=
ſchlachtung
der amerikaniſchen Geſchichte geweſen iſt. Aber einmal
ſich das Maß aller Deſpoten, die durch die Weltgeſchichte gegangen
), erfüllt. Auch dieſer Rozas mußte eines Tages weichen. Er beſtieg
Schiff, fuhr nach England und hat dort einen friedlichen Lebensabend
(bracht der Mörder von tauſenden von Menſchen. Aehnlich hatte
der uruguayiſche Caudillo Artigas in die Idyüle des paraguayiſchen
valdes zurückgezogen, nachdem er ſich mit Tod und Teufel, mit Bra=
inern
, Portugieſen, Spaniern, Argentiniern und mit ſeinen Lands=
ken
genügend herumgebalgt hatte.
Das waren die ſüdamerikaniſchen Caudillos, die hiſtoriſchen Gaucho=
yrer
. Wer ſind die Gauchos? Es ſind die Reſte jenes kreoliſchen Hir=
volkes
, das ſich vor Jahrhunderten bildete aus der Miſchung von ein=
igenden
Spaniern und amerikaniſchen Urbewohnern. Sie blieben auf
er beſonderen Stufe der Kultur ſtehen. Es iſt die Kultur eines Hir=
volkes
, das nicht nomadiſiert, ſondern ſeßhaft iſt. Es iſt ſeßhaft, weil
Boden ſo unſagbar üppig iſt, daß die rieſigen Viehherden es nicht
ig haben, weiter zu wandern, als bis zur Waſſerſtelle. Das Futter
ihnen ſtets bereitet. Es wuchert auf dem Fettboden. Der Gaucho,
Viehhalter, er arbeitet nicht. Er ſieht nur zu, wie ſeine Reichtümer
mehren. Er ſetzt ſich aufs Pferd und inſpiriert; er trifft ſich mit
tesgleichen in den Pulperias, den Wirtshäuſern der Pampas; er
It, knobelt und begeht jene übermütigen Streiche, die der Müßiggang
gibt. Eine ganze Meſſerſammlung ziert ſeine Tracht, und dieſe Meſ=
dienen
nicht nur zur Zierde. Die Gauchos, ſtatt Fußball zu ſpielen
* zu boxen, halten ihre Meſſerduelle ab, einen etwas wilden Sport,
demtſie ſich ihre Geſichſter genau ſo zerſchneiden, wie das unſere Stu=
ten
mit den Säbeln und den Schlägern machen. Die Gauchos haben
te Gemeinden gebildet, ſie waren überhaupt keinen ſozialen Bin=
igen
zu unterwerfen. In ewiger Fehde haben ſie gelegen mit der
lizei, mit der Miliz, mit dem Friedensrichter. Nur der Gewaltmenſch
esgleichen konnte ſie bändigen. Ihm ſind ſie gefolgt durch die
ize argentiniſche Geſchichte. Sie hatten Zeit, ihm zu folgen, denn die
hherden wuchſen daheim von ſelbſt. Mit ihren Caudillos ſind ſie in
Weite gezogen, ſie ſind durch halb Südamerika mit ihnen galoppiert,
en die Indianer, gegen die Heere der Städte, gegen ihresgleichen.
ter den Caudillos haben ſie die aufblühenden Städte des 19. Jahr=
iderts
um ein Jahrhundert zurückgeworfen gegenüber dem nördlichen
erikaniſchen Kontinente. Seit der Befreiung vom Spaniertum beſteht
argentiniſche Geſchichte in dem Kampfe des Europäertums gegen den
ucho=Barbaren.
Das merkantiliſtiſche Syſtem, das in den Kolonialländern nur nach
ldadern ſchürfte und alles Land ſonſt verwildern ließ, hat den Gaucho
ß werden laſſen. Dem Kapitalismus, der die Ausbeutung der Boden=
itze
organiſierte, blieb es vorbehalten, ihn zu bändigen und gefahrlos
machen, indem er ſeine Funktionen in den Betrieb der Weltwirtſchaft
reihte. Die hiſtoriſchen Gauchos ſind langſam Helden der nationalen
ge geworden, Geſtalten, der volkstümlichen Romantik, ein Kinder=
ceck
. Die Gauchos von heute, wenn ſie auf dem Kamp draußen auch
te Schule genoſſen haben, lernen doch leſen und ſchreiben, wenn ſie mit
fe der allgemeinen Dienſtpflicht eingerückt ſind. Friedſamer als einſt=
Is zu Bürgerkriegszeiten leben ſie als Tierhirten. Im Jahre 1922
Ilte die argentiniſche Statiſtik neben 8 Millionen Menſchen 9 Millio=
r
Pferde und 37 Millionen Rinder. Es iſt ein gewaltiger Tierbeſtand,
lleicht der gewaltigſte, den ein Land der Welt beſitzt. Die Gauchos
d dieſes Viehes Hirten, Bändiger, Schlächter. In ihren kriegeriſchen
lüſten ſind ſie beſänftigt, und jedenfalls ſind ſie auch ſchon gewerk=
aftlich
organiſiert. Argentinien iſt ſo ziemlich erſchloſſen. Die Kara=
nenſtraßen
von ehedem wurden Eiſenbahnſtränge. Die Indianer
madiſieren nicht mehr, ſie haben ihre Streitäxte begraben und ſind
nmerliche und armſelige Proletarier geworden, weil ſie ſich zur Arbeit
ht recht bequemen können. Argentiniens Heere ziehen nicht mehr
den Cordilleren herum wie zu den Zeiten des großen San Martin,
ſeine Armeen mit denen Bolivars in Peru vereinigte, nach Mär=
en
, gegen die Hannibals und Napoleons Alpenübergänge Landpartien
iren. Die Weltwirtſchaft hat das Land ekupiert, pumpt es aus, ent=
umt
ihm Wolle, Weizen, Felle, Gefrierfleiſch und ſchleudert hinein
aſchinen, Autos, Radioſtationen, franzöſiſche Ballets und Wagneropern
d Jazzbandnigger.
Aber noch lebt der Gaucho, wenn auch beſänftigt. Er reiter die wil=
7 Pferde zahm und treibt die Rinder in jene mechaniſchen Fallen, von
nen aus ſie auf heimtückiſcher Rurſchbahn direkt zur Schlachtſtäte beför=
rt
werden. Das Ninderſchlachten: es iſt Argentiniens blühendſte In=
ſtrie
, Stolz des Landes und Quell des Reichtums. Was braucht der
tucho zu ſeinem Berufe? Unbändige Muskelkraft, Wildheit, um den
ldeſten Stier zu meiſtern, Verwegenheit, um das bockende Wildpferd
re zu machen, und dazu einen ausgeprägten ſportlichen Geiſt. Der
tucho beſitzt eine eigene Tracht, die ihn maleriſch macht und ihm nütz=
9 iſt. Er trägt unglaubwürdig weite Pluderhoſen, er trägt den
dncho, dazu eine Kollektion von Meſſern, einen langen Halsſhawl, viel
Iberſchmuck, ein buntes Hemd und glitzernde Schaftſtiefel. An dieſer
ruchotracht hängt er mit jener konſervativen Hartnäckigkeit, die jedem
rtenvolke eigen iſt; auch dem ungariſchen Czikos, auch dem nordameri=
niſchen
Cowboy, auch dem Beduinen. Der Gaucho hütet außerdem
ne Sitten und Gebräuche‟. Er hat ſeine eigenen Sportſpiele, er
nkt ſeinen Mate und er hat der geſamten Kulturwelt vom Nordpol
* zum Feuerland ein Geſchenk von zweifelhafter Güte gemacht; den
(ngo. Und mit dieſen Eigenarten und maleriſchen Trachten iſt er, weil
licht mehr gefahrvoll ſein kann für die gute Geſellſchaft in dem
gentiniſchen Städten, eine Sehenswürdigkeit, ein Schauobjekt geworden,
* Herr Gaucho. Wenn man einen Wilden nicht mehr zu fürchten
auc, beginnt man, ihn zu verhätſcheln und zu bewundern. Die Nord=
lerikaner
machen es ſo mit den letzten Reſten ihrer Indianer. Nach=
i
man ihnen die Raubtierzähne ausgebrochen hat, hegt und pflegt
In ne in den Reſervat=Territorien gleich koſtbaren Muſeumsſtücken und
6r gut auf, daß ihnen kein rauher Luftzug die zarte Geſundheit an=
eift
.
Kurz und gut: auch der Gaucho iſt den fortgeſchrittenen Weltbürgern
E Buenos=Aires nun etwas geworden zum Zeitvertreib, gleichwertig
m Pariſer Bataclan, das nun ſchon ein halbes Dutzend Theater mit
ner Beſatzungsarmee von nackten Schönen okkupiert hat, alles zum
Deren Preiſe der frenzöſiſchen Kultur, gleichwertig dem Theater Colon.
2 als das größte und ſchönſte und unrentabelſte Theater der Welt gilt,
eichwertig den Fußballern, die ſteif und feſt behaupten, den uruguahi=
ſen
Olympiameiſtern noch überlegen zu ſein, wenn ſie auch vor lauter
ereinsmeierei nicht dazu gekommen ſeien, eine repräſentative Elf zu=
mmenzuſtellen
.

So gab es als beſonderen Sport an einem ſchönen Winterſonntag
einen Wettſtreit zwiſchen nordamerikaniſchen Cowboys und ſüdamerika=
niſchen
Gauchos, eine Veranſtaltung, die eine ausgezeichnete Schau hätte
werden können, wenn die Regie jemand in die Hand genommen hätte,
der die Sache verſteht. Ganz Buenos=Aires war vorhanden, man ſah
neben der Ariſtokratie dieſer undemokratiſchen Republik friſch vom Kamp
eingetriebene Pferde und Rinder, man ſah Original=Gauchos, ſtruppig
anzuſchauen wie die Grasteufel, und nordamerikaniſche Cowboys, wie
aus dem Film geſchnitten, ſchlank, blond, hell, mit wiegenden Hüften und
blauen Augen. Es gab Reiten von Bockpferden und Stieren, es gab
Laſſowerfen und Niederringen von Rindern, es gab dabei ſehr ſchneidige
und ſpannende Schauſpiele, nicht einſtudiert, ſondern aus dem Stegreif
und deshalb von großer Natürlichkeit, wenn auch mit langweiligen Zwi=
ſchenpauſen
, die nun einmal im echten Leben unvermeidbar ſind.
Es war vorauszüſehen, daß die Gauchos mindeſtens ebenſo gut ab=
ſchneiden
würden wie die Cowboys. Ich will nicht aus der Schule plau=
dern
, aber man kann das hierzulande nicht anders machen. Als vor ein
paar Jahren einmal im Länderwettkampfe UruguayArgentinien die
uruguayiſchen Fußballer über die Einheimiſchen ſiegten, hat das liebe
Publikum den ganzen Sportplatz, die berühmte Sportiva, in Brand
geſteckt, und die Polizei mußte die Fußballgäſte heimlich entfernen, damit
ſie nicht gelyncht wurden. Man riskiert es alſo nicht mehr, ſich vom
Lokalpatriotismus die Tribünen anſtürmen zu laſſen. Für den unpartei=
iſchen
Mitteleuropäer blieb es auf alle Fälle intereſſant, zu vergleichen,
wie im Süden noch alles Wildheit und Derbheit iſt, während ſich im
Norden eine Kunſt, ein Adel des Reitens herausgebildet hat, auch dort,
wo es gilt, wilde Pferde zu zwingen. Der Gaucho tut nicht das, was
wir Reiten nennen. Er ſitzt auf dem Pferde und zwängt ſich feſt; mit
den Knien zwängt er ſich feſt, was wir bereits dem Reitrekruten aus=
treiben
. Der Gaucho=Sattel iſt breit, mit zwei dicken hölzernen Pauſchen,
die einem die Schenkel auseinanderſpreizen und die Beine baumeln
laſſen. Man flezt ſich wie auf einem Klubſeſſel. Kein Reitſchluß, kein
Anliegen der Schenkel! Steigbügel, wenn überhaupt benutzt, nehmen nur
die Zehenſpitzen auf. Das Auf=dem=Pferde=ſitzen iſt ein virtuoſes Balan=
cieren
mit jenem rundlichen Körperteile, der wohl zum Sitzen, aber
kaum zum Balancieren beſtimmt iſt. Es iſt ſchon mehr artiſtiſche Arbeit
die da geleiſtet wird. Der Cowboy dagegen, obwohl ſein Sattel hart iſt
und ohne die Geſchmeidigkeit des engliſchen, er reitet wirklich, er trach=
tet
, mit dem Bau des Pferdes zu verwachſen. Sein Reitergeiſt iſt auch
anders. Wenn Gauchos und Cowboys den Ritt auf jenen Bockpferden
riskieren, die wie die Stichflammen in die Luft flitzen, alle Viere lang=
geſtreckt
, mit hochgewölbtem Buckel, dann ſucht der Cowboy den Reit=
ſchluß
, die Verſammlung des Tieres. Der Gaucho zwingt es nur müde.
Stürzt das Tier oder wirft ſich hin, ſo ſchnellt der Gaucho über den Hals
des Tieres hinweg; es gilt ihm als unſportlich, mit ins Liegen zu kom=
men
. Es ſiegt bei ihm der Abſcheu von dem Sich=ſchmutzig=machen, der
jedem Menſchen ſpaniſchen Bluts eigen iſt. Der Cowboy aber ſetzt ſeine
Ehre darein, im Sattel zu bleiben, auch wenn der Pferdeleib auf ihn
ſtürzt. Er bleibt am Pferde, wie er ſagt.
Das Schauſpiel des Bändigens der jungen Pferde, des Nieder=
ringens
der Stiere an ihren Hörnern, des Einfangens mit dem Laſſo iſt
ſtets ſchön und wehmutsvoll zugleich. Es iſt letztes Aufbäumen der ge=
bändigten
Urkraft, Verzweiflungskampf der Wildheit, der Natur. Und
ſolche Kämpfe wirken doppelt bizarr in der Umgebung, in der ſie ſich ab=
ſpielen
. Da iſt die Elite der argentiniſchen Geſellſchaft verſammelt zum
Beſten des Roten Kreuzes, von deſſen Liebesgaben auch wir dereinſt ſo
viel gehört und ſo wenig geſehen haben. Die Tribünen füllen ſich mit
den eleganteſten Pelzmänteln der Welt, und eines jener herrlichen Sta=
dions
, von denen dieſe ſportberauſchte Stadt ein Dutzend und mehr auf
weiſt, iſt ringsum von ſchwarzen, begeiſterten Menſchenmengen umlagert.
Von ſehr ſachverſtändigen Menſchenmengen. Denn von Pferden, Rin=
dern
und Gewaltſachen verſteht hier jeder ein bißchen. Inmitten dieſer
reichen und ſplendiden Sportanlagen und dieſer eleganten Feſtverſamm=
lung
die Tierbändiger aus den Pampas und den Prärien zu bewundern,
das hat ſeine lebendigen Reize und iſt ebenſo pikant, als könnten wir
eines Tages in unſerem Grunewald=Stadion ein Ritterturnier mit
patentiert echten mittelalterlichen Raubrittern (nicht mit Filmſchauſpie=
lern
) anſehen. Nur ruhen bei uns die Raubritter friedlich in ihren
Grüften und Gräbern und drehen ſich nur zuweilen darin um, wenn ſie
die heutigen Zeiten ſehen.
Während hier das Mittelalter tatſächlich noch ein wenig neben dem
20. Jahrhundert beſteht: in Buenos=Aires, einer Weltſtadt mit zwei
Millionen Einwohnern und zwei öffentlichen Bedürfnisanſtalten der
Gaucho neben der Radioſtation

Schweres Sittlichkeitsverbrechen eines Marokkaners.
Höchſt a. M. Nachdem bereits vor kurzer Zeit über ein Sittlich=
keitsverbrechen
an einem Zwiliſten berichtet wurde, ereigneten ſich in
den letzten zwei Tagen wiederum zwei Ueberfälle. Im erſten
Fall wurde ein Arbeiter geſtern gegen 8 Uhr abends im Stadtinnern
von einem Marokkaner angehalten und nach ſeinem Paß gefragt.
Als der Marokkaner den Paß eingeſehen hatte, erklärte er, daß der
Paß nicht in Ordnung ſei und der Ziviliſt mit ihm zu einem Offizier
gehen müſſe. Auf dem Weg zum Güterbahnhof nahm dann der Marok=
kaner
dem Arbeiter eine ſilberne Uhr mit Kette und 11 Mk.
ab. Darauf bedrohte der Marokkaner den Arbeiter mit dem Seiten=
gewehr
und nahm dann an ihm ein ſchweres Sittlichkeitsverbrechen vor,
Im zweiten Falle wurde ein Bauer aus Sindlingen an der Kelſter=
bacher
Fähre von einem Marokkaner überfallen und mit
einem Dolch erheblich verletzt. Dem Ueberfallenen gelang es jedoch,
noch rechtzeitig zu entkommen.
Die Zulaſſung deutſcher Miſſionare in den engliſchen Kolonien.
Der engliſche Kolonialſtaatsſekretär hat die Rückkehr deutſcher Miſ=
ſionsgeſellſchaften
in britiſche Kolonien, Protektorate und Mandats=
gebiete
bewilligt. Die deutſchen Miſſionen ſind ſomit wieder den Miſſio=
nen
anderer Länder in Bezug auf die Zulaſſung ihrer Miſſionare gleich=
geſetzt
. Für Indien ſteht die Entſcheidung über die Zulaſſung noch aus.
Die Zulaſſung der deutſchen Miſſion bedeutet für ſie einen großen Er=
folg
: ſie hat ihre durch das Verſailler Diktat verloxene Wegefreiheit
im britiſchen Reiche wieder erlangt.

* Unpolitiſche Tagesſchau.
In dem ſachſen=meiningenſchen Dorfe Gößlitz brach auf einem An=
weſen
ein Brand aus, den ein Sturmwind über die ganze Dorfreihe
hin ausbreitete und ſogar über die Dorfſtraße hinüber trug, ſo daß auch
auf dieſer Seite eine ganze Anzahl Gehöfte in Aſche gelegt wurde. Der
Brand konnte eine ſolche Ausdehnung wohl nur durch den Umſtand
annehmen, daß die große Mehrzahl der Gößitzer Landwirte an dem Un=
glückstage
in dem benachbarten Pößneck auf dem Wochenmarkte weilten.
Auf die Kunde von dem Brande wurden ſie ſofort auf Kraftwagen nach
ihrem Heimatort befördert, mußten aber lei ihrer Ankunft ſehen, daß
bereits der größte Teil des Ortes ein
Opfer der Flammen
geworden war. Das lebende Inventar war von den zurückgebliebenen
Dorfbewohnern im weſentlichen gerettet worden.
Nach einer Meldung des Oſt=Expreß iſt im Gouv. Jekaterinoslaw
ein rieſiger Steppenbrand ausgebrochen, der den berühmten Tierpark
Askania Nowa, den der deutſche Gutsbeſitzer Falz=Fein noch in
beſſeren Zeiten angelegt hatte, in große Gefahr brachte. Nur der auf=
opfernden
Tätigkeit der Angeſtellten und Wächter iſt es zu verdanken,
daß die wertvolle Parkanlage vom Feuer verſchont blieb.
In der Stadt Ranger im Staat Texas hat eine Feuersbrunſt
einen ganzen Häuſerblock in einem der belebteſten Geſchäftsteile der Stadt
eingeäſchert. 8 Tote und 8 Verletzte wurden ermittelt. Der Sachſchaden
beläuft ſich auf 1 Million Dollar.
In Vergcruz fing in einem Kino während einer Kindervorſtel=
lung
das Filmband Feuer. Die Kinder befürchteten eine Feuersbrunſt
und ſtürzten panikartig nach den Ausgängen. Bei dem Gedränge wurden
die Schwächlicheren unter die Füße getreten, und auf dieſe Art forderte
der Unfall eine ganze Anzahl Opfer, die bei etwas weniger Ueber=
ſtürzung
leicht zu vermeiden geweſen wären. 22 Kinder wurden getötet,
17 ſchwer verletzt.
Aus New York wird gemeldet, daß in der Nähe von Tolodo im
Staat Ohio ein Touriſtenauto mit einem Perſonenzug zuſammenſtieß.
Von den 3 Perſonen, die ſich in dem Kraftwagen befanden, wurden 12
getötet und alle übrigen mehr oder weniger ſchwer verletzt.
Londons Häuſermeer iſt gegenwärtig wieder ſtark im Wachſen be=
griffen
. Auch in den inneren Stadtteilen werden dauernd Neubauten
aufgeführt. Nur der Hafen harrt noch auf Erneuerungsarbeiten. In
dieſer Woche wurden die Verträge über eine neue Landungsbrücke bei
Tilbury abgeſchloſſen und die geſamten Pläne für den
Ausbau des Londoner Hafens
veröffentlicht. Die Einrichtungen für den Paſſagierverkehr ſollen beſſer
werden als in allen anderen Häfen der Welt. Es ſind bereits 2 Milli=
onen
Pfund für den Ausbau aufgewendet worden; nach Vollendung der
Arbeiten ſollen Schiffe bis zu 28000 Tonnen und bis zu einem Tief=
gang
von 47 Fuß in den Hafen einfahren können. Weiter iſt eine im=
poſante
Straße, die auf einer längeren Strecke über einen Viadukt
führen ſoll, nach den Viktoria=Docks, genommen werden.
Ein ſchwieriger Fall machte den Behörden an der ſchwediſch= nor=
wegiſchen
Grenze viel Kopfzerbrechen. Ein unbekannter Landſtreicher
hatte genau auf der Grenzlinie ſeinen Geiſt aufgegeben und lag nun
zur Hälfte im ſchwediſchen und zur Hälfte im norwegiſchen Gebiet. Ob
er dieſe Lage aus Bosheit oder Aberglauben eingenommen hat, konnte
natürlich nicht mehr feſtgeſtellt werden. Genug, der Mann lag neutral,
mußte aber beerdigt werden. Die Beamten der Grenzpolizei waren
ratlos. Immer wieder fragte man welches Land den Toten begraben
und die Begräbniskoſten tragen ſolle. Schließlich ernannte man einen
durchreiſenden Schweizer zum unparteiiſchen Schiedsrichter in dieſer
heiklen Angelegenheit. Der mochte wohl ein guter Schweizer aber ein
ſchlechter Lateiner geweſen zu ſein, denn er fällte das ſalomoniſche Urteil:
Ubl bene ib1 patria‟
zu deutſch: Wo die Beine ſind, da iſt das Vaterland! Das war eine
alte Weisheit, der ſich denn auch die Grenzwächter unterwarfen. Der
Tote ragte mit dem Kopf nach Norwegen hinein, aber die Beine lagen
auf ſchwediſchem Gebiet. So wurde der Landſtreicher auf Koſten Schwe=
dens
auf ſchwediſcher Erde begraben. Jetzt allerdings könnte man auf
ſeinen Grabſtein ſchreiben: Ubi bene ibi patria.

Reich und Ausland.
Reichs=Mechaniker=Tagung in Frankfurt a. M.
Jubiläums=Fachausſtellung im Zoologiſchen Garten.
A.E. Frankfurt a. M., 25. Juli.
Der heute rund 13000 Mitglieder zählende Reichsverband
deutſcher Mechaniker (Reichsverband deutſcher Fahrrad=, Näh=
maſchinen
= und Motorfahrzeughändler e. V.) hat durch ſeinen Gau 9
(Groß=Heſſen und Heſſen=Naſſau) ſeine Mitglieder, die
Induſtrie und den Handel für die Zeit vom 25. bis 31. Juli zu einer
Reichs=Mechanikertagung nach Frankfurt gerufen. Es iſt ſchon das
zweite Mal, daß die Jahresverſammlung des Reichsverbandes in un=
ſerer
Stadt tagt, nachdem vor fünf Jahren durch Verſchmelzung der bis
dahin beſtehenden Einzelverbände die Gründung des Reichsverbandes
gleichfalls in Frankfurt erfolgte.
Den Auftakt zu dieſer Jubiläumstagung bilder die überlieferungs=
gemäß
damit verbundene Fachausſtellung, die in den den Feſt=
ſaal
des Zoologiſchen Gartens umgebenden Sälen und Loggien auf=
gebaut
iſt. Die offizielle Eröffnung der Ausſtellung erfolgte am Frei=
tag
, nachmittags 3 Uhr, in Anweſenheit zahlreicher Delegierter und
Händler, Vertretern der Induſtrie und Behörden, im Feſtſaal des
Gartens.
Herr Clemens Wehrheim, ſtellvertretender Vorſitzender des
Reichsverbandes, begrüßte im Namen des Gau 9, des Veranſtalters der
Ausſtellung, die Gäſte. Mit beſonderem Stolz konnte er feſtſtellen, daß
es trotz der wirtſchaftlichen und finanziellen Schwierigkeiten der Zeit
möglich geweſen iſt, das Werk zu vollbringen, zu deſſen Gelingen in dan=
kenswerter
Weiſe die Behörden, Induſtrie, Händler und die Preſſe bei=
getragen
haben.
Im Namen des Handwerks ſprach ein Vertreter der Handwerks=
kammer
Wiesbaden der Ausſtellung und der Reichstagung die
Wünſche zum beſten Erfolg aus. Für die Frankfurter Induſtrie be=
grüßte
Direktor Stempel die Tagung und wünſchte ihr beſten Ver=
lauf
. Auch die Begrüßungsworte, die der Hauptvorſtand des
Reichsverbandes der Tagung übermittelte, waren eine warme
Anerkennung und ein Anſporn für den Wagemut, der in der gegenwär=
tigen
Zeit zu jeder Unternehmung erforderlich ſei. Auch der Bund
Deutſcher Radfahrer, Gau 7, brachte ſeine beſten Wünſche dar
zugleich auch namens der Feſtleitung des 41. Bundestages, der heute
über acht Tage beginne.
An die Reihe der Begrüßungsanſprachen ſchloß ſich eine unter Füh=
rung
des Herrn Wehrheim vorgenommene Beſichtigung der Aus=
ſtellung
. Dieſe beſchränkt ſich nicht, wie die Ausſtellerliſte zeigt, auf
einige wenige hier anſäſſige Firmen, ſondern ſie iſt in der Hauptſache
ſeitens auswärtiger Induſtriefirmen beſchickt. Ein Gang
durch die Flucht der für die Ausſtellung reſervierten Räume zeigt fol=
gende
Ausſtellergruppen: Motorräder und Kleinautos, Fahrräder und
Zubehör, Nähmaſchinen, Werkzeuge, Werkzeugmaſchinen, komplette Werk=
ſtatteinrichtungen
, Bureau= und Schreibmaſchinen, Sprechmaſchinen,
hauswirtſchaftliche Maſchinen, Sportartikel, Rundfunkapparate, außer=
dem
iſt eine Sonderausſtellung für Meiſter= und Lehrlingsſtücke einge=
richtet
, die zu einem Preiswettbewerb zuſammengeſtellt werden.

Großer Brand in Amſterdam.
Amſterdam. Hier iſt am Freitag in den Fabrikanlagen der
Niederländiſchen Petroleum= und Aſphalt=Geſellſchaft ein großes Feuer
entſtanden. Ein ca. 1½ Millionen Liter faſſender Petroleumbehälter
fing Feuer und explodierte. Das brennende Petroleum verbreitete ſich
über eine ausgedehnte Fläche. Andere Behälter ſind gleichfalls in
die Luft geflogen. Der Schaden wird vorläufig auf mehrere Mil=
lionen
Gulden veranſchlagt. Amſterdam ſoll von dem Feuer bedroht
ſein, da die Feuerwehr nicht in der Lage iſt, des Brandes Herr zu
werden. Es ſoll Verwundete und Tote gegeben haben.
Die von einer hieſigen Zeitung verbreitete Meldung über ein Feuer
in Amſterdam entſpricht nicht der Tatſache. In Vliſſingen fingen einige
Petroleumtanks im Hafen Feuer. Der entſtandene Schaden wird auf
eine Million Gulden geſchätzt. Ein Wachtmann wurde getötet. Das
Feuer iſt jetzt bezwungen.
Banditenüberfälle.
Wilna. In den Oſtprovinzen nehmen die Banditenüberfälle zu.
Eine Bande von 30 Mann überfiel nach Ueberſchreiten der ruſſiſchen
Grenze das Dorf Wyezniewo, das in wenigen Stunden völlig ausge=
plündert
wurde. Die Bande war mit Maſchinengewehren bewaffnet.
Sie führte 10 Laſtwagen geraubter Güter über die Grenze,
Geſchäftliches.
Die Glücksgöttin Fortuna war den Deutſchen in den
letzten Jahren nicht hold. Kriegsausgang, wahnſinnige Inflation brachte
faſt alle auf den Hund. Der Menſch aber ſoll Optimiſt bleiben, und
wenn ihm Gelegenheit geboten wird, dem Glück die Hand zu bieten,
ſoll er zugreifen. Heute bietet ſich eine prachtvolle Gelegenheit, alle, die
auf den Hund gekommen, wieder aufs hohe Noß zu ſetzen. Mit großem
Opfermut ſtellt uns der Frankfurter Landwirtſchaftliche Verein ſeine
105. Pferdelotterie genau wieder ſo hin wie in Friedenszeiten. Der Verein
kennt die Bedürfniſſe der Zeit. Wer hätte ſich noch nicht ein Auto, mit
allen erdenklichen Bequemlichkeiten ausgerüſtet, gemünſcht? Wer möchte
nicht einen Wagen mit zwei ſchönen Pferden davor ſein Eigen nennen?
Ich möchte das Brautpaar und ſeine leuchtenden Augen ſehen, wenn
es in den glücklichen Beſitz der zu gewinnenden Wohnungseinrichtung
gelangt; den Waſſerſportsmann mit dem Faltboot, die Herren und
Dämchen auf den Motorrädern mit Soziusſitz, den Winterſportsmann
mit vollſtändiger Ski=Ausrüſtung, den Landwirt und Bauersmann mit
ſeinen gewonnenen landwirtſchaftlichen Maſchinen.
Ein Luxus=Auto im Werte von 20000 Mark für nur 2 Mark, das
iſt wahrhaftig kein Riſiko. Noch iſt es Zeit, für dieſen kleinen Betrag
ſich das Glückslos der 105. Frankfurter Pferdelotterie zu erwerben. Da=
rum
biete dem Glück die Hand, denn wer weiß, ob die holde Göttin For=
tung
Euch nicht diesmal das richtige Glückslos in die Hand drücken will.
Briefkaſten.
K. G. Ohne vorgängige Erwirkung eines neuen Urkeils kann aus
einem Urteil uſw., das auf Papiermark lautet, nur auf Papiermark vom
gleichen Nennbetrage vollſtreckt werden.
gegen Nerveschwächen,
SATVRIN Erschöpkungsaustände,
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Saalbaus. Kraftſportverein 1895, Darmſtadt, nachm.
3 Uhr, auf dem Exerzierplatz: Großes Sport= und Werbefeſt.
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ab: Frühkonzert. Freilichtſpiele (Orangeriegarten) 7 Uhr:
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und Reſtaurant am Finanzamt: Sommerfeſt. Deutſch=
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letzte Prieſter; zugleich Sühneopfer. Union=, Reſidenz=Theater, Pa=
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=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
Hauptſchriftleitung: i. V. Max Streeſe
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: i. V. Andreas Bauer
Verantwortlich für Feuilleton und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann
Verantwortlich für den Schlußdienſt: Andreas Bauer
Verantwortlich für den Inſeratenteil: Willy Kuhle
Druch und Verlag: L. C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Nummer hat 14 Seiten

fu

n. mit
lautet
utſchen
einzöll
te,
vürde,
ttſchen
baues

[ ][  ][ ]

Seite 10.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 27. Juli 1924,

Rummer 207.

Sport, Spiel und Turnen.

Handball.

Der Sport des Sonntags.
Am letzten Juli=Sonntag iſt rennſportlich zwar viel los, im großen
und ganzen gibt es aber nur Hausmannskoſt. Eine Ausnahme macht
vielleicht die Hannoverſche, die mit einer Prüfung von der Bedeutung
des Großen nationalen Jagdrennens aufwartet. Dieſe, über einen mit
15 der ſchwerſten Sprünge beſäten Kurs von 5000 Metern führende
Steeple=Chaſe ſtellt an das Springvermögen der Bewerber ungeheure
Anforderungen. Am beſten dürften ſich Mein Leopold, Artilleriefeuer
und Bennewar mit den klobigen Sprüngen abfinden. Auf der kleinen
Strausberger Waldbahn, wo in allen Rennen ſtarke Felder bereit ſtehen,
wird ſich die Berliner Renngemeinde vollzählig einfinden. In Weſt=
deutſchland
ladet Neuß zu Gaſte, in Süddeutſchland München=Riem. Hier
wird das Baheriſche Zuchtrennen gelaufen, das Eigilolf gegen Täbris
gewinnen ſollte. Zu den Doberaner Rennen, die ſich über drei Tage
erſtrecken, ſind 51 Pferde aus Hoppegarten abgegangen. Der Sulky
iſt an nicht weniger als fünf Plätzen in Tätigkeit und zwar in Ham=
burg
=Farmſen, Gelſenkirchen, Breslau, Harzburg und Baſſum. Der
Radſport ſteht im Zeichen der Meiſterſchaften. In Chemnitz ge=
langen
die Meiſterſchaften der Berufsfahrer zur Durchführung. Für die
Stehermeiſterſchaft über 100 Km. haben ſich aus den beiden Vorläufen
Wittig, Sawall, Saldow und Thomas für die Entſcheidung qualifiziert,
zu denen noch der Verteidiger Roſellen kommt. Auch in der Flieger=
meiſterſchaft
, die W. Rütt zu verteidigen hat, wird es einen heißen
Kampf geben. Die BDR.=Amateure verſammeln ſich auf der Bahn
in Köln=Müngersdorf. Die Meiſterſchaft über 1 Km. hat Oszmella=
Köln, die über 25 Km. Nickel=Breslau zu verreidigen. Eine weitere
Bahnveranſtaltung ſind die Radvennen der Berufsfahrer auf der Trab=
rennbahn
in Ruhleben, die mit Krupkat, Wegmann=Schweiz, Bordoni=
Italien, Bohours=Frankreich, Weiß, Stellbrink ſowie einigen guten
Straßenfahrern eine ausgezeichnete Beſetzung aufweiſen. Aus der Fülle
der Straßenradrennen greifen wir von Bundesveranſtaltungen Leipzig
Eiſenach (188 Km.), den Großen Straßenpreis von Münſterland ( Bo=
cholt
-Münſter-Bocholt 165 Km.) heraus. Für Unions=Amateure ſind
BerlinAngermünde-Berlin (150 Km.) und der Große Bayernpreis
(235 Km.) offen. Im Automobil= und Motorradſport
ſind, die Eiſenacher Bergprüfungsfahrt über 4,5 Km. des Motorſport=
klubs
Eiſenach (ADAC.), die Fahrt durch Schleſiens Berge vom Gau 9
des ADAC. organiſiert, der Große Sachſenpreis für Klein= und Leicht=
krafträder
vom Motorradklub Chemnitz (DMV.) angemeldet. An dem
vom däniſchen Motorradklub auf der Gloſtrupbahn in Kopenhagen ver=
anſtalteten
Motorradrennen nehmen Deutſche, Schweden, Norweger und
Dänen teil. Von deutſcher Seite fahren Schuſter=Chemnitz (Wanderer),
R. Reich=München (BMW.) und Roßner=Zeitz (Zenith). Die Leicht=
athletik
bringt die Entſcheidung der größten und bedeutendſten
Dauerkonkurrenz, des Marathonlaufes, der zum 14. Male über die
klaſſiſche Diſtanz von 42,200 Km. durchgeführt wird. Ueber 80 Läufer
aus allen Teilen des Reiches werden ſich auf die weite Reiſe begeben,
die ihren Ausgang vom Platze des Berliner Sportklubs nimmt. Als
ausſichtsreichſte Bewerber gelten der vorjährige Sieger Hempel, ferner
Pürſten, Wanderer, Albrecht, Wils, Schumann, Scholz, Fiebig, Brand.
Für Sonntag iſt ferner das Laufen und Gehen Rund um Duisburg
angeſetzt. Internationale Feſte finden in Krefeld und München ſtatt.
Bei Preußen=Krefeld ſind neben der geſamten weſtdeutſchen Klaſſe ſicher
einige gute Ausländer am Start, während in München die beſten ſüd=
deutſchen
Vertreter mit Athleten aus Wien und Berlin zuſammentref=
fen
. Sowohl im Schwimm= als auch im Ruderſport in=
tereſſieren
in erſter Linie die Auslandsſtarts deutſcher Sportleute. In
Kopenhagen findet der Schwimm=Länderkampf DeutſchlandDänemark,
beſtehend aus zwei Staffeln und einem Waſſerballſpiel, ſtatt. Die deut=
ſchen
Intereſſen vertreten Rademacher, Luber, Eitner, Benecke, Cramer,
Boddin, Bähre, Skamper und Gropper, die nebenher noch verſchiedene
Einzelkämpfe mit däniſchen und ſchwediſchen Schwimmern beſtreiten.
Die Deutſche Strommeiſterſchaft in Marienburg über 6 Km. geht ebenſo
wie die Schwimmfeſte in Düſſeldorf, Deſſau, Thalheim und Spandau
über lokale Bedeutung kaum hinaus. Die internationale Ruderregatta
des Luzerner Regattavereins geht unter zahlreicher Beteiligung ſüd=
deutſcher
Ruderer vor ſich. Von den deutſchen Regatten wäre höchſtens
die 5. Siebengebirgsregatta auf dem Rhein bei Godesberg zu nennen.
Die erſter Garnitur unſerer Tennisſpieler, iſt zum größten Teil

in Bäderturnieren beſchäftigt. Moldenhauer und Kupſch befinden ſich in
Reval. Zwiſchen DänemarkTſchechoſlowakei und FrankreichEngland
andererſeits werden die Vorſchlußrunden um den Davispokal in der
europäiſchen Zone entſchieden.

Pferdeſport.

Unſere Vorausfagen.
Strausberg: 1. Dr. MabuſeChamberlain; 2. Magnoli
Chartreuſe II; 3. RüſtungGerda; 4. LilienſteinSchnucki II; 5.
BerthaDenar; 6. EllenIdol II; 7. StaffeleiFata Morgana.
Hannover: 1. Felſenquelle-Palma; 2. Pan RobertAngelus;
3. VellejusChriſtel; 4. Artilleriefeuer-Bennewar; 5. Iſchida Hum=
boldt
; 6. SchneebergRiſtil; 7. KayletSham Dich. München:
1. HexenmeiſterSpree; 2. Champagner-Lemmel; 3. Tannhof- Wal=
tari
; 4. Eigilolf-Täbris; 5. KunſtwartStall Krauſe: 6. Sokrates
Emilio: 7. Stall Bodmer-Naive; Neuß: 1. PrilepFrei weg;
2. Tappenburg Toni; 3. Bundesbruder Iriſch Stew; 4. Peter
Negofol; 5. Dorian-Mazeppa; 6. JugendliebeCombattant; 7. Iſcha=
riot
-Loriſſa. Doberan, Sonntag: 1. Labrador-Liſſa; 2. Dom=
glocke
Inning; 3. CiviliſtThekrit; 4. Staffelſtab-Bardes Bruder;
5. IſelbergRöſchen; 6. HabakukOlifant. Doberan, Montag:
1. Prinz Kuckuck-Preußenfahne; 2. Tod und LebenRoſenkelch; 3.
Bardes BruderWartburg; 4. Olifant-Quarta; 5. Lämmergeier
Trommelſchlag; 6. ObhutOtus.
Ueber 50 Pferde aber kein Geld.
Einen deutlichen Beweis von der z. Zt. herrſchenden Geldknappheit
lieferte die für Freitag nach Hoppegarten angeſetzte Auktion von Voll=
blutpferden
. Ueber 50 Pferde betraten den Ring, ſie wurden aber, ſo=
weit
überhaupt ein Gebot erfolgte, ſämtlich zurückgekauft, da einfach
keine ernſthaften Käufer anweſend waren.

Schießſport.

Schützenklub Feurio‟=Darmſtadt.
Der Schützenklub Feurio‟=Darmſtadt ſchreibt uns: Als Mitglied
des ſeit Jahren beſtehenden Heſſiſchen Schützenbundes haben wir an
allen Pflicht= und Wahlſchießen desſelben teilgenommen. Unſer Haupt=
augenmerk
richten wir hauptſächlich auf die Ausbildung der jungen
Schützen. Wie jeder Sport, ſo iſt auch bekanntlich der Schießſport dazu
geſchaffen, der Jugend die ihr ſo notwendige Stärkung der Sinne, in
unſerem Sport hauptſächlich der Seh= und der Willenskraft, zu geben.
Wir erziehen jeden jungen Mann nicht nur zu einem ſportgerechten
Schützen, ſondern auch zu einem durch Willensübung geſtärkten, brauch=
baren
Menſchen. Durch die Art unſerer Schützenſchulung haben wir
uns in den Jahren unſeres Beſtehens entſprechend hohe Beſtleiſtungen
ſichern können. Wir ſind Inhaber der Bundesmeiſterſchaft von Heſſen,
außerdem Beſitzer hoher Klaſſen=, Gruppen=, Ehren= und ſonſtiger Preiſe.
Anmeldungen zu unſerem Verein können jederzeit in unſerem Vereins=
lokal
, Reſtauration Ecke Kies= und Nieder=Ramſtädter Straße, erfolgen.

Schwimmen.

Schwimmabteilung der Turngemeinde Beffungen 1865.
Am 16. und 17. Auguſt d. J. findet in Gernsheim a. Rh. das
Kreisſchwimmfeſt des 9. Kreiſes der D. T. ſtatt. Unſere Ab=
teilung
beteiligt ſich an dieſer Veranſtaltung mit ihrer aktiven Schwimm=
Mannſchaft. Es iſt aber dringend erwünſcht im Intereſſe des edlen
Schwimmſports, daß ſich auch die anderen Turnbrüder dort recht zahl=
reich
zeigen, um mit dazu beizutragen, daß dieſe Veranſtaltung der
deutſchen Turnerſchaft am deutſchen Rhein eindrucksvoll und mächtig
wird. Die Schwimmkämpfe werden hervorragend ſein, da ſich die Beſten
des 9. Kreiſes dort meſſen. Am 16. ſind die Jugendwettkämpfe am 18.
wird u. a. die große Rheinſtaffel geſchwommen. Die Gernsheimer Turn=
brüder
haben in liebendswürdiger Weiſe gute Pridatquartiere bereit=
geſtellt
. Darum auf, ihr Turnbrüder und Turnſchweſtern, zieht recht
zahlreich mit uns zum deutſchen Rhein! Gernsheim iſt unbeſetzt und
leicht zu erreichen. Man fährr bis Hähnlein, von wo aus an den Feſt=
tagen
ein Laſtauto=Pendelverkehr die Teilnehmer an den Rhein bringt.
Anmeldung für Quartiere ſind bis ſpäteſtens 29. Juli an die Geſchäfts=
ſtelle
der Schwimmahteilung, Veſſungerſtraße 120, zu richten.

Sportverein Darmſtadt 1898.
Noch im letzten Augenblick iſt es der Handballabteilung gelungen,
für heute nachmittag einen Gegner zu verpflichten. Die Mannſchaft der
Jugendkraft Frankfurt wird beweiſen müſſen, daß die guten Ergeb=
niſſe
gegen ſpielſtarke Vereine Süddeutſchlands gerechtfertigt ſind. Der
Sportverein ſtellt eine kombinierte Mannſchaft. (Die mit * bezeichneten
Spieler ſind Mitglieder der erſten Elf.)
Heuſer
Meier*
Appel
Kadel*
Müller
Judas
Daniel Göbel Penzel,
Fiſchers
Piefke*
Zur Geſchichte des Handballſpieles.
Ueber die Entſtehung des Handballſpieles beſtehen mancherlei Un=
klarheiten
und falſche Anſchauungen, nachdem das Handballſpiel in letz=
ter
Zeit einen alle Erwartung übertreffenden, ganz gewaltigen Auf=
ſchwung
genommen hat. Viele Schriftſteller, ſelbſt ſolche, die Bücher
über das Handballſpiel herausgegeben haben, ſind durchaus nicht im
Bilde, wie das Spiel entſtanden iſt. Ja, manche wollen es gemäß des
echten deutſchen Glaubens, daß alles Gute aus dem Ausland ſtammen
müſſe, als ein Erzeugnis des Auslandes anſehen.
Es wird daher von Wert ſein, einiges über den Werdegang des
Handballſpiels zu erfahren, das geſchichtlichen Tatſachen entſpricht.
Das Handballſpiel iſt aus dem früheren Torballſpiel entſtanden.
Es iſt zum erſtenmal als Handballſpiel kurz vor dem Kriege und dann
im verſtärkten Maße auch während des Krieges zunächſt als Frauenſpiel
im Berliner Turnrat (Gau II Berlin der Deutſchen Turnerſchaft) ge=
ſpielt
worden, und zwar von Anbeginn an in Rundenſpielen in zwei
Klaſſen, für Geübtere und Anfängerriegen.
Die Regeln in ihrer erſten genaueren Faſſung ſind aus denen des
Raff=, Korb= und Fußballſpieles zuſammengeſtellt. Die erſte Abfaſſung
und Feſtlegung der Handballregeln iſt das unvergeßliche Verdienſt des
leider zu früh verſtorbenen Frauen=Turnwarts des Berliner Turnrats,
Max Heiſer, der ſpäter auch Frauen=Turnwart des Kreiſes Branden=
burg
der Deutſchen Turnerſchaft war. Das Weſentliche an ſeinen Spiel=
regeln
war, zum Unterſchiede vom Fußball, daß nur mit der Hand ge=
ſpielt
werden durfte und, daß der Ueberfluß an Regeln, der durch die
Ausgeſtaltung des Fußballſpieles entſtanden war und dieſes für die Er=
lernung
und für den zuſchauenden Laien verhältnismäßig ſchwierig ge=
ſtaltete
, in der erſten Regelfaſſung vermieden wurde.
Die erſte Veröffentlichung über das Handballſpiel geſchah durch
Heiſer in dem Kreisblatt des Turnkreiſes IIIb und in der Zeitſchrift
Damenſport und Damenturnen.
Heiſer hat noch während des Krieges ſich mit aller Kraft für die
Verbreitung des Handballſpiels eingeſetzt, und die Rundenſpiele wur=
den
trotz der durch den Krieg bedingten Schwierigkeiten durchgeführt.
Die damals hervorragendſte Frauen=Handballelf war die der Berliner
Turn= und Sportvereinigung von 1850, die die Meiſterſchaft im Ber=
liner
Turnrat gewann.
Die Ausbreitung des Spieles geſchah durch verſchiedene Sonder=
und Muſtervorführungen bei beſondern Gelegenheiten, namentlich bei
größeren Veranſtaltungen im Deutſchen Sradion zu Berlin und bei
den winterlichen Hallenſportfeſten, auch auf denen der Sportverbände,
bei denen vor der reinlichen Scheidung zwiſchen Turnen und Sport
vielfach Tuvner und Turnerinnen mitwirkten.
Nach Kriegsende nahm dann der Kreis Brandenburg der Deutſchen
Turnerſchaft mit größtem Nachdruck das Handballſpiel auf. Er ver=
vollkommnete
die Regeln, organiſierte Spielrunden, ſchuf einen Hand=
ball
=Ausſchuß und richtete einen völlig zeitgemäß durchgeführten Spiel=
betrieb
ein. Welche gewaltige Ausdehnung das Handballſpiel heute ge=
nommen
hat, beweiſt am beſten der gewaltige Aufſchwung dieſes Spie=
les
, das heute das Winterſpiel der Deutſchen Turnerſchaft geworden
iſt und in der ſoeben abgelaufenen Spielzeit tauſende Männer=, Jugend=
und Frauen=Mannſchaften in der Deutſchen Turnerſchaft betätigt hat,
Das Ende der Entwicklung iſt heute noch nicht abzuſehen. Bemerkt
ſei, daß auch die Sportverbände ſich des Handballſpieles angenommen
haben die Namen Schelenz, Amberger uſw. zeugen dafür ſo daß
man mit Recht annehmen kann, daß das Handballſpiel, das von einem
Turner geſchaffen wurde, auf dem beſten Wege iſt, ein deutſches Volks=
ſpiel
zu werden.

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[ ][  ][ ]

Nummer 207.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 23. Juli 1924.

Seite 11.

*Sunndags=Noochmiddags=Bedrachdunge.
Deß war nadierlich Schwindel, vun wäche, daß ich in=eme
geheime Uffdrag verraaſe mißt, wie ich in meim letzte Poſt=
ſchkribbdumm
behaubt hab. Awwer wann ich meine Zwangs=
miedern
geſagt hedd, daß ich mich nor e bische in die Summer=
riſch
verflichde wollt, do hedd die nadierlich aach mitgewollt,
ann die muß ihr Nas iwwerall vorne hawwe. Iwwrichens,
vo hedd ich aach in=eme geheime Uffdrag hinmache ſolle? Nooch
london? Ei uff die Kerb hawwe ſe jo noch net emal die deitſch
Reſchierung ei gelade, un die weer dort jedenfalls needicher wie
ch. Odder ... .?
Aach mecht ich net den Aſchei’ erwecke, als wie wann mich
je Stadtverwaldung im geheime Uffdrag nooch Berlin, Breme,
Leibzich, Frankfort, Kaſſel, Studdgadd odder ſunſt ſo wohie
eſchickt hedd, zwecks Studierung der dordiche Radskellerverhält=
iſſe
. Dann erſtensmal hedd deß zu Kummbedenzkunnflickte ge=
iehrt
, un zweidensmal kumm ich for ſo=en heickle, wann aach
ißerſt agenehme Uffdrag net in Frag, weil ich weder mit de
Stdtverwaldung, noch mit=em Stadtrad in erchendwelcher Be=
jehung
verwandt odder verſchwächert bin, un ferner weil ich
ach kaanerer bollidiſche Baddei a geheern dhu, die wo ſich uff
em Wähk des Kuhhannels for deß Radskellerbrojäckt erwärme
hut, un wo ſich dann in annaloge Fäll widder ſchadlos halde
ann.
Wie geſagd, deß mit dem geheime Uffdrag wor vollſtendich
us de Luft gegriffe un ich wollt weider nix, als wie mich e
ische vun all dene Strawatze erhohle, die wo der Schriftſtellerei=
eruf
ſo mit ſich bringt. Un dann hadde mich aach e paar gude‟
reunde kniefällich gebäde, ich ſollt mich doch emol e bische in
rlaab begäwwe, um damit, daß ſe Sunndagsmorjens mol wid=
er
des Bladd in die Hand nemme kennte ohne daß ſe allemal
erzklobbe krieje dhete. Ich ſollt alſo gewiſſermaße zu dene ihrne
rhohlung in Erhohlung geh.
No, den Gefalle kannſte dene dhu, hab ich mer gedenkt, deß
erbflicht zu nix. Un iwwrichens läwe mer jo ewe grad in dere
eid, wo die Leid, die wo’s hawwe, un ganz beſunners aach die,
ewo’s net hawwe, verraafe dhun; aanerſeiz vun wäche de Er=
ohlung
, un zweidens, daß mer ſage lann, mer weer aach fort=
wäſe
, indem daß deß drittens de Kredidd hebt, un des ganze
oxterriöhr verbeſſern dhet.
Nu is deß nadierlich net ſo, daß mer blindlings die Koffer
ickt un ziggd los, ſundern deß will reiflich iwwerlegt ſei, nem=
h
, ob mer in Urlaab geht, odder in Erhohlung, odder blos in’s
ad. Un zwar aus dem eifache Grund, weil die leibliche Zu=
nd
ganz zweifellos erholungsbederfdich, awwer die
nanzielle Zuſtend doherngäche ganz zweifelsohne beſunners
honungsbederfdich ſin. Un mein erholungsbederfdiche
eichnam mit meim ſchonungsbederfdiche Portmannee einicher=
aße
in Iwwereiſtimmung zu bringe, deß is net ſo eifach. Ja,
ann ich mein Neehdereibedrieb unner Geſchäftsuffſicht ſtelle
nnt, un kennt aus de Maſſe läwe; an Aſchläch, wie deß
äärſchtche am ſchnellſte klaa zu mache weer, dhet mer’s net fehle.
wwer dem Maſſebroguradohr, der wo mei Sach ausenanner=
itze
ſollt, dem gings wie dem Kornhaufe uff unſerm klaane
addgeld, wo aus zwelf Halme aach blos ſechs Aehrn eraus=
ichſe
, alſo rund fuffzig Brozend.
Unner dene Umſtend derf mer nadierlich net erholungsbederf=
cher
ſei als mer ſich’s leiſte kann. Deßdewäche war mer’s diß=
hr
einichermaße ſchleierrees, wie ich meine Gebreſte Rechnung
age ſoll. Zum Beiſpiel: mei Herz wollt nooch Nauheim, mein
erfe nooch Wildbad, mein Bauch nooch Karlsbad, mei Baa
och Kreiznach, mein Dorſcht nooch Minche, mein Abbedidd ins
lgai, mei Sehnſucht nooch Idalje, mei Gemied an’s Meer un
ei Verſtand wollt dehaam bleiwe. No, Goddſeidank, mei
erſtand fellt net ins Gewicht, der is net ausſchlaggäwend. Es
dd ſich alſo bloß drum gedreht, de Winſch vun meine annern
rberdckale noochzukumme. Deß awwer weer aach net weiders

Alſo: e paar zwaaſchleferiche Haferlſchuh, Wickelkammaſche,
Briddſcheshoſe, owwe driwwer en Rock, vorne zum uff==un= zu=
knebbe
, den wo mer aach im Reje als Perleriehn benitze kann, e
fußfrei Blus, en Ruckſack for die neediche Fräßalie, en Kochdibbe,
falls mer in unwirtliche Gächende kimmt, e Gidda, e Ballangſier=
ſtang
, e Weſchſaal, damit mer net erunnerfellt, e Beilpick for de
Schweizerkees, der wo dort in dene Gächende wild wachſe dhut;
for zehe Fennich Heftblaſter, en Schobbe Balldriandrobbe un e
Rerſerfeſackduch. Ferner hab ich mer aus eme alte ſeidene
Strumb vun meine Zwangsmiedern noch e Zibbelkabb gemacht,
mit ere ſcheene Quaſt newedra. Alſo, mei Freund Otto, der
hodd bei de Muſterung behaubt, in dem Uffzug kennt ich be=
ruhigt
uff de Mont Ewereſt mache, ich braicht mer bloß noch die
Hoſe mit Sauerſtoff uffbumbe zu loſſe.
Iwwrichens, um’s gleich zu ſage, mei Freund. Otto, der
klaane Kwadudder, der ſoll nor eweil des Krankeaudomobil be=
ſtelle
, dann wann der mer in die Finger fellt . . . Awwer ich
will net vorgreife, ſundern will verzehle, wie mer’s gange is.
Alſo, des Großſtadtläwe hodd in Darmſtadt noch de lange
Wähk im Bedd geläche, wie ich bei Nacht un Näwwel in meim
Hochgebirchsduhriſtekoſtiem an die Bahn geſtiewelt bin. Un en
klaane Vorgeſchmack vun dem, was ſo e Hochgebirchsduhr uff ſich
hodd, haww ich ſchun krickt, wie ich des Kubbee beſtieje hab.
Nemlich, do is ſo en Dabbſchädel mit=em Maul in mei
Ballangſierſtang gefalle un hodd ſich e paar Vorderzeh’ ei ge=
ſtoße
. No, bei ſo gedrickte Verhältniſſe, wie ſe ewe uff unſere
Eiſebah herrſche, do leßt ſich ſowas net ganz vermeide, un deßde=
wäche
kann ich mei Ballangſierſtang net äxdra polſtern laſſe.
Iwwrichens miſſe dem ſei Zeh ſowieſo net mehr ganz kabbiddel=
feſt
geweſe ſei, ſunſt weern ſe net ſo leicht abgange. Un mei
Schuld is es net, wann die Eiſebah net exdrane Kubbee hodd for
Hochduhriſte. Ei der Verſchlag hodd jo kaum for mich gereicht,
vielwenicher for noch ſo ſiwwe, ohne die, wo geſtanne hawwe.
Un was ich deßdewäche uff dere Fahrt all zu heern hab krickt,
deß geht uff kaa Kuhhaut. E Glick, daß ich mei Balldriandrobbe
griffbereid hat. Un wie ich iwwerhaubt unner dene Verhältniſſe
nooch Minche kumme bin, deß es mer eichentlich heit noch net
ganz klar. Jedenfalls, bei meine nechſte Hochgebirchsduhr nemm
ich mer en Waggo allaa. Valleicht hellt aach die Zendrale für
Volksbildung emal en Kurſus ab iwwer deß Thema: Wie
benehmiche ich mich in=eme iwwerfillte Eiſebahkubbee.
Der Empfang in Minche war eiffach
blendend: Muſik, Hoch, Heil, Hurra, Duſch,
Fahne, Wimble un Standarde un ſo. Alſo
ich war im erſte Momend uffs diefſte er=
ſchiddert
, weil ich geglaabt hab, die Owat=
zion
dhet mir gelde. Awwer ich hadd mich
gediſche, dann wie ich ſpeter in Erfahrung
gebracht hab, wollte widder mal e paar im
Vorbeigeh es Vaderland rette, indem ſe
den Owwerreſchiſſeer Baſil am Bahnhof
abgeholt hawwe. Awwer ich hadd dodebei
ganz ſo den Eidruck, als wann bei de
Minchner die Gedderdemmerung ſichtbare
Fortſchridde gemacht hedd; vun dene
natzionaliſtiſche Gaudies hawwe ſe ſcheints
die Nas voll ..
Wann Ihne in Minche ſo e bayeriſcher
Gebirchstirohler in Wix begächend, kenne
Se Gift druff nemme, daß er braißiſch bab=
belt
; wann’s gud geht hodd=er ſogar e
Kommboddellerche ins Aag geklemmt. Wie
ich ſo en Kadädd gefragd hab, wo mer e
gud Glas Bier drinke kennt, ſo ſeegt der
zu mer, ich ſollt ins Porſchbrai geh, deß
Porſchrai weer e feudal Lokal un es Porſch=
brai
weer es beſte Bier. Wie ich zu em ge=
7 ſagd hab, daß deß meines Wiſſens Pſchorr=
brai
haaße dhet, do ſeegt der zu mer, deß

wierich gewäſe, dann an Eiladunge hodd mers net gefehlt, wißt er aach, awwer wann er ſo ſage dhet, dhet=em des Gebiß
ogar aus Baddavia, wohie mich e Darmſtädter Famillje in eme erausfalle
wenswerdiche Schreiwe eigelade hodd, Jwwrichens: Bad=
via
! Ich hab gornet geglaabt, daß es deß gebt, ſundern ich die Kinnabodhek bedracht un die Bawaria. Was iwwe=
iner
Dribbsdrill odder Bocksdehude verſteht. No, ich los mich mer net ganz klar, awwer die Bawaria, die hodd ihre Name net
lehre un verſprech meine baddavianiche Freunde, wann mich umſunſt, deß is derr Ihne nemlich e bawariſches Frauen=
e
Redaktzion widdermal nooch Eſchibbde, odder ſo wo do unne zimmer.
m hieſchickt, do werr ich emal en klaane Abſtächer eniwwer
ache, nooch dem Baddavia, un werr mer emal des Denkmal, do des Wedder die Hauptſach, un ich kann im allgemeine net
ß wo ausſieht wie en Ableger vun unſerm lange Ludwich, in driwwer klage, awwer 8 nechſte Johr mach ich doch vorſichts=
adura
begagabbele. Valleicht mach ich aach mit meim Freund halwer en Kurſus dorch un loß mich ausbilde als Laabfroſch.
feil die Raas im Flugſchiff, dann wie ich mer hab ſage loſſe, Nemlich mit dem Wedder im Gebirch, deß hedd ſei Nauwe;
dreibt ſich neierdings der Dobbeldecker, der windſchiefe, mit
(erhand junge Mädcher hinnerm Friedhof in de Luft erum. . . .
Korz un gud, un um niemand vor’s Bläß zu ſtoße, hab ich
ſo Eiladunge, Eiladunge ſei geloſſe, hab mich hochduhriſtiſch
tsſtaffiert un bin enunner nooch Minche, vun do iwwer de
Fendelſtaa, dorchs Lawendel= un Wedderſtaagebirch, hinnerum
ower die Zugſpitz un widder haam. Nadierlich, wann Se
aane, ſo en albiene Hochgebirchsausflug, den kennt mer im
aboddche mache un im Mandill, do ſin Se nadierlich uff em

In Minche hab ich mich net lang uffgehalte, ich hab mer bloß
b gemaant, deß weer for Indje deß, was mer in Deitſchland, richens e Gemäldegallerie mit=ere Abodhek zu dhu hodd, deß war
Am nechſte Dag iſſes dann ins Gebirch gange. Nadierlich is

7o, mei Freund Otto, der albiene Kobbſchuſter, der wo uff dene
Zickel do unne ſo ſicher erumleeft, wie de Saaldenzer Knie uff
m hoche Saal, der hodd mer for die albiene Ausriſtung geſorcht.

wann’s owwe näwwelich is, is es unne drieb, wann’s unne
bißche rächene, wann’s grad net zufellich ſchneid; un de Sunne=
uffgang
ſchreiwe ſe aam äxdra uff die Rächnung. Jedenfalls,
im Theater, dodewäche brauch mer waaß Godd ſo kaa läwens=
gefehrliche
Kledderbaddije zu mache, wo mer, knabbs gerächent,
bei jedem Kilomeder e Bloß an die Fieß krickt.
Un daß dort de Schweizerkees wild waxe dhet, deß is aach
Schwindel. Wenichſtens hat ich bei dem Schweizerkeesbreedche
uff de Zugſpitz nix devo gemerkt, un mei Beilpick hab ich bloß
gebraucht zum drufflege, ſunſt weer mer deß Breedche mitſamſt
em Schweizerkees devo gefloge. Dodegäche hodd mer die Weſch=
lein
ſehr gude Dienſte geleiſt, dann wann ich die net gehadd
hedd, do kennde ſe heid im Lawendelgebirch mei Knoche zuſam=
meläſe
un kennte mer e Marderl errichde wo druffſteh dhet:
Wandrer, hier an dieſer Stell
Stirtzt ab das Bienche Bimmbernell,
Die Schuld lag an der alten Kuh,
Godd gäbe ihr die ewiche Ruh!
Nemlich, die Sach war ſo. Bekanntlich wimmelt’s dounne
im Gebirch vun Rindviecher. Un wie ich do emal eines ſcheenen
Awends ere Sennhidd zugeſtrebt bin, do ſteht uff aamol midde
uff dem ſteile Pad e Kuh vor mer; es kann aach e Ochs gewäſe
ſei, deß konnt ich in de Dunkelheid net unnerſcheide, jedenfalls e
Rindviech war’s un hodd ſich demgemäß benumme, dann wann
ich eriwwer gewollt hab, wollt’s aach eriwwer, un wann, ich

eniwwer gewollt hab, wollt’s aach eniwwer alſo ich bin mer
vorkumme wie uff de Rheinſtroß. . . Ich hab dem Ooſevieh
die himmelbeſte Worde gäwwe, es hodd alles nix genitzt, ich hedd
grod ſo gud eme Ochs ins Horn pätze kenne. No, mei Lag is bei
dem Niwwer=un=riwwer immer griddicher worrn, dann uff
die Dauer war ich dem Gebirchsſchimmy mit dem Rindviech net
gewachſe. Hinnerricks konnt ich net mehr nunner, alſo ich mußt
vabei. No, wie ich mer’s halb geahnt hab, ſo is es dann aach
kumme, des Ooſevieh hodd mer mit ſeim verbogene Billjaddſtäcke
linkeffee in die Seid geſtumbt, dodebei hab ich’s Iwwergewicht
verlorn un bin iwwer Bord geſeechelt. . .
Beim nunnerſchiewele in den Abgrund hab ich mer iwwer=
legt
, daß ſich’s empfiehlt, wann mer ins Gebirch macht, daß mer
erſt emol Unnerricht nimmt als Stierkembfer, do waaß mer doch,
wie mer ſich im Ernſtfall zu benemme hodd un brauch ſich net
vun jedem xbeliewiche Rindvieh in die Ribbe ſtumbe zu loſſe.
Un for was hawe mer dann unſer ſtädtiſch Amt fier Leiwes=
iewung
. Wann deß mit ſeine Summerfeſte un ſo am Große
Woog nix mehr zu dhu hodd, dann kann’s im Winter de Hoch=
duhriſte
ganz ſchee Unnerricht gewe im Stierfächte; an de nee=
diche
Ochſe werd’s net fehle, die werrn ſich noch uffdreiwe loſſe.
Iwwrichens, daß ich mich
in meim Läwe noch emal un=
freiwillich
als Lawiehn uff=
ſpiele
dhet, deß hedd ich mer
aach net draame loſſe. So e
Rutſchbaddie iwwer Stock un
Staa, deß hellt de Zehnde gor
net aus, do muß mer gud ge=
polſtert
ſei. No, gottſeidank,
do driwwer kann ich net klage,
bei mir ſchwabbelts! Awwer
ich war doch froh, wie endlich
e Halteſtell kumme is, deß
haaßt, wie ich mit meim Weſch=
ſaal
an ſo ere verkwohmde
Ficht henke gebliwwe bin, wie
e Weihnachtsengel am Kriſt=
baam
.
Awwer ſo ſtundelang zwi=
ſche
Himmel un Erd zu bamm=
bele
, deß is aach grad kaa Ver=
gnieche
. Ich hab alſo in meine
Verzweiflung agefange un
hab in alle Sprache gejodelt,
ich glaab, wann mich in dem
Aageblick de Legal geſähe
hedd, der hedd mich vum Blatz
ewäck anggaſchiert. Deß glaab ich, ſo e mobbelich Rheidoch=
ter
hedd im Rheingold im ganze Läwe noch net vum
Schnierboddem runner an de Saalcher gehonke. Endlich hodd
dann ſo e Sennerich mit e paar Duhriſte mei Gekriſch geheert,
un die hawwe mich aus meine verzweifelte Lag geredd. Es war
awwer aach die heechſte Eiſebah.
No, was die ganz Hochduhr bedrifft, ſo hab ich verſeenlich
die Sach verhältnismäßig gut iwwerſtanne; un es war nor e
Glick, daß ich die Gidda gleich in Minche im Porrſchbrai lieje hab
loſſe, dann die hedd die Dodesfahrt doch net iwwerlebt, dohern=
gähe
hodd der Kochdibbe e poor Dellert devo gedrage. No, un
deß is net ſchlimm, es war doch e gelehnder.
Froh bin ich awwer, daß mei Summerurlaub erum is, un
ſomit aach die Schonzeid vun meine ſogenannde gude Freunde.
Die wärrn heid morjend widder en ſcheene Schrecke kriefe, wenn
ſe großmogelich in de Zeidung läſe:
Von der Reiſe zurück
Bienche Bimmbernell.
Poſtſchkribbdumm: Ein ſchönes, herrliches Weib,
das unvermählt bleibt, iſt eine ſtille und doch laute Anklage
gegen alle Männer, hodd emol e deitſcher Dichter gefagt; jeden=
falls
hodd=er dodebei an mich gedenkt. Awwer was mei Leddich=
ſei
bedrifft, ſo hodd deß halt ſein gude Grund, un noochdem
aus meine Jugendlieb mit meim Schorſch (Sie wiſſe jo, er war
Kabbedendarm bei de Fäddſtiwwel) nix worrn is, hab ich be=
ſchloſſe
, uff ewich leddich zu bleiwe. Deßhalb kann mer
awwer ſei Kinner doch in Ehrn großziehe . . . . Un ich will jo
net dick dhu, awwer es is mer ſchun mancher Heiradsadrag ge=
ſtellt
worrn, zwiſchezeidich, awwer ich hab ſe ſtandhaft abgewieſe.
Mer hodd aach ſein Grundſatz. Wie awwer die Woch äxdra
aaner aus Breslau hierher gefahrn is, un hodd im Uffdrag vun=
eme
Breslauer Verehrer uff unſere Redaktzion allen Ernſtes
um mei' Hand a gehalde, um mich vun meine Zwangsmiedern
un vun de Steierbeamde, un vun meine Flickkundſchaft zu befreie
alſo do hodd mer doch mei alt Herzche noch emol gebobbert,
un mein felſefeſter Endſchluß, leddich zu bleiwe, der is eglich
ins Waggele kumme. Awwer ſchließlich hab=ich mer doch geſagt:
Bienche, hab=ich mer geſagd, du mußt dich deine Vadderſtadt
erhalde, dann wer ſoll hier nooch=em Rächde gucke, wann du net
mehr do biſt? Dann danze die Mais errecht uff=em Radhaus=
diſth
erum! Alſo, reiß die Sehnſucht nooch eme Herz, deß wo
for dich in Lübe glieht, aus deine Bruſt un bleib leddich, un ſtell
dich, wie ſeidher, de Allgemeinheid zu Verfiechung!
Deſſentwäche, mei lieſver Breslauer Verehrer, ſin Se mer net
drieb is, is es owwe näwwelich; zwiſchedorch dhuts als bloß e bees, un ſetze Se ſich driwwer naus es kann net ſei!. Ich
hab nor aa Lieb, un die gehört meim Darmſtadt bis zum letzte
Ademszug. Un wann ich ſchließlich aach unbemannt in die
des Alwegliehe hab ich noch nie ſchenner un bräziſer geſähe wie Grub fahr, ſo dreeſt ich mich mit den alte ſcheene Sprichword:
Leddich geſtorwe, is, aach net kräbbiert!

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[ ][  ][ ]

Darmſtädter Tagblatt

Die Schuh= und Stiefeſpreiſe
im Juli 4924.
Von

Dr. N. Hanſen=Berlin.
Wenn man die Stiefel= und Schuhpreiſe vom Juli 1914 mit den
Preiſen von heute vergleicht, ſo kann man als allgemeines Ergebnis feſt=
ſtellen
, daß ſie trotz des Preisabbaues Anfang Juli dieſes Jahres min= des Arbeitsminiſteriums erledigte der Landtag vor Eintritt in die
deſtens ein Drittel bis zwei Drittel höher waren als 1914. Dabei iſt
intereſſant feſtzuſtellen, daß Männerſtiefel die geringſte, Kinderſtiefel die Mitgliedern anderer Parteien des Hauſes unterſchrieben war. Dem
ſtärkſte Verteuerungstendenz aufweiſen. Das ſind die ganz allgemeinen
Reſultate, die ſich aus den neueſten, ſoeben erſchienenen ſtatiſtiſchen Ueber=
ſichten
über die Schuhpreiſe im Kleinhandel 1924 auf Grund der Eildienſt=
meldungen
ſämtlicher wichtigen deutſchen Gemeinden ziehen laſſen.
Die Verbilligung der Schuhe ſetzte in der erſten Hälfte des Dezember
1923 ein. Sie war eine Folge der Einführung der Rentenmark. Der
Preisrückgang betrug durchſchnittlich 50 Prozent. Ende Dezember 1923
zogen die Preiſe jedoch wieder um durchſchnittlich 89 Prozent an.
Während des Monats Januar lagen ſie durchſchnittlich 75 Prozent über
dem Vorkriegspreisſtande. Mit dem im Februar wachſenden Inlands=
abſatz
traten auch neue Preisſteigerungen ein. Die Ende Mai begin= Zeitpunkt des Abſchluſſes eines Handelsvertrages iſt außerordentlich
nende Abſatzkrife drückte die Preiſe auf ein Durchſchnittsniveau von zirka
57 Prozent über Vorkriegspreis 1914. Seit Januar 1994 beträgt der Innenminiſter bezweifelte, daß dieſe Kundgebung des Landtags einen
Rückgang der Preiſe für Boxcalfſchuhe nach ſämtlichen Angaben zirka
9 Prozent. Die letzte Generalverſammlung des Deutſchen Schuh= und
Schäftefabrikanten=Verbandes, die in Hamburg tagte, gab 10 Prozent als
das äußerſte Maß eines Preisalbaues an. Dabei wurde allerdings dar=
auf
hingewieſen, daß der Marktpreis für Schuhe damals etwa 20 Proz.
unter dem offiziell feſtgeſtellten Marktpreis liege. Demgegenüber iſt feſt=
zuſtellen
, daß in der Zeit vom 22. April bis 24. Juni 1994 die Preiſe
für Vache= und Sohlleder um rund 25 Prozent, für Boxcalfleder ſogar
um 40 Prozent nachgelaſſen haben.
liegen, läßt ſich ohne genaue privatwirtſchaftliche Berechnungen nicht feſt=
ſtellen
. Hoffentlich bringt die Lederenquete in dieſer Hinſicht bald beſſe=
ren
Aufſchluß als die Textilenquete auf ihrem Gebiete mit ihren, nicht
ganz einwandsfreien Ermittelungsmethoden zu bringen vermag. Soviel
kann bereits heute geſagt werden, daß ſich die Preisunterſchiede zwiſchen
Rohprodukten, den Halb= und Fertigfabrikaten im Vergleich mit 1914
ſtark verſchoben haben. Das Preisverhältnis von Rindhäuten zum Sohl=
leder
war in Friedenszeiten durchweg wie 1: 4, Mitte Juni 1924 war
1 Kilo Leder ungefähr achtmal ſo teuer wie ein Pfund Häute. Heute iſt
der Preis nur noch ſechsmal ſo teuer; Boxcalfſchuhe, von denen das
einzelne Paar 1914 etwa den 11fachen Betrag von 1 Pfund Leder aus=
machte
, ſtiegen bis Ende Juni auf das 27fache und in der erſten Juli=
woche
auf das 18,8fache. Ein Pfund Ochſen= und Kuhäute koſtete 1913
durchſchnittlich 61 Pfg., am 1. Juli 1924 nur noch 48 Pfg. Für Kalbfelle
ging der Durchſchnittspreis der Pfundgewichte von 95 Pfg. (1913) am
1. Juli auf 72 Pfg. zurück. Für Vache= und Sohlleder mußten 1913
durchſchnittlich 2,25 pro Kilo, am 1. Juli 1924 2,94 Rentenmark angelegt
werden. Ein Quadratfuß fertigen Boxcalfleders koſtete 1913 durchſchnitt=
lich
1,10 Mk., am 1. Juli 1924 dagegen 1,26 Mk. Dasſelbe Paar Box=
calfſtiefel
, das 1913 durchſchnittlich 10,50 Mk. koſtete, ſtellte ſich am 1. Juni
auf 13 Mk. 50 Pfg.
Die hier mitgeteilten, amtlich feſtgeſtellten Preiſe für Rohſtoffe, für
Halb= und Fertigfabrikate zeigen immerhin recht intereſſante Tendenzen
in der Richtung eines Preisrückgangs bei Rohſtoffen und Halbfabrikaten,
denen die fertigen Erzeugniſſe bei weitem nicht im gleichen Maße folgen.
Was insbeſondere die Preisabbaubewegung der Schuhwerke im Klein=
verkauf
im Anfang Juli 1924 betrifft, ſo beweiſt das ſtatiſtiſche Material
der Eildienſtgemeinden deutlich, daß der Preisabbau in den
kleinen Städten ganz weſentlich langſamer vor ſich
geht, als in den Großſtädten. Die niedrigſten Kleinhandels=
preiſe
für Männer= und Frauenſtiefel weiſen die Städtegruppen von
250500 000 Einwohnern auf. Derſelbe fabrikmäßig hergeſtellte Män=
nerſchnürſtiefel
, aus Rindbox, Straßenſtiefel, durchgenäht, der
im Juli 1914 mit 9,7510 Mk. in dieſen Städten verkauft wurde, koſtete
am 1. Juli 12,2513 Mark. In Städten von 1020 000 Einwohnern
betrug der Preis 15 Mk., in Städten von 100250 000 Einwohnern 14,25
Mark und in Städten von 20100 000 Einwohnern 1313,50 Mk. Für
fabrikmäßig hergeſtellte durchgenähte Frauenſtraßenſchnür=
ſtiefel
aus Rindbox (Größen 2730) mußte man im Juli 1914 in den Die Feierſchichten im Ruhrbergbau. Die Zahl der
Städten über 500 000 Einwohnern 99,25 Mk. anlegen. Im Juli 1914 Feierſchichten wegen Abfazmangels hat in den letzten Tagen wieder ſtark
Mark, in Städten mit 50100 000 Einwohnern 12,50 Mark zahlen. Hörde meldet, iſt der Phönig=Geſellſchaft für ihre dortigen Betriebe vom

Handelsblatt

27. Juli 1924 Nr. 207

Amt von anderen Berufsverbänden Proteſtſchreiben eingegangen, die
ſich energiſch dagegen verwahren, daß an dem Einzelintereſſe der
Winzer der Abſchluß des deutſch=ſpaniſchen Handelsvertrages gefähr=
det
würde. Für den baldigen Abſchluß, der nun ſoeben erfolgt iſt,
haben ſich in dieſem Schreiben insbeſondere eingeſetzt der Reichsver=
band
des Deutſchen Ein= und Ausfuhrhandels, der Deutſche Induſtrie=
und Handelstag, die Induſtrie= und Handelskammer Eſſen, die Indu=
ſtrie
= und Handelskammer Solingen.
fm. Baden gegen den deutſch=ſpaniſchen Handels=
vertrag
. Vor Eintritt in die allgemeine Beratung des Voranſchlags
Tagesordnung einen Dringlichkeitsantrag des Landbundes, der auch von
deutſchen und vorab dem badiſchen Weinbau droht große Gefahr durch
die von Spanien gewünſchten Zollſätze für die Einfuhr ſpaniſcher Weine
nach Deutſchland. Für einen Hektoliter Weißwein ſollen 30 Mark und
für einen Hektoliter Rotwein 20 Mark bezahlt werden. Die Verhand=
lungen
zwiſchen beiden Ländern ſind nahezu abgeſchloſſen. Um dieſen
Abſchluß zu verhindern, ſoll nach dem Dringlichkeitsantrag die badiſche
Regierung ſofort an den Reichskanzler ein dringendes Telegramm mit
folgendem Inhalt abſenden: Die von Spanien gewünſchten Zollſätze
für die Einfuhr ſpaniſcher Weine nach Deutſchland ſind vernichtend
für den deutſchen Weinbau und insbeſondere für den badiſchen. Der
ungünſtig. Seine Zurückſtellung erſcheint dringend notwendig. Der
Einfluß auf die Entſcheidung des Reiches ausüben könnte. Im letzten
Jahre bereits habe die Reichsregierung den Verſuch unternommen,
mit Spanien zu einem Handelsabkommen zu kommen. Dieſer Verſuch
iſt damals an der Weinzollfrage geſcheitert. Nach der diesjährigen
Wiederaufnahme der Handelsvertrags=Verhandlungen hat ſich die Mehr=
heit
der Reichsregierung auf den Standpunkt geſtellt, daß bei der großen
Bedeutung des Handelsvertrages für die deutſche Induſtrie alles daran
geſetzt werden muß, um dieſen Vertrag zuſtande zu bringen. Die
badiſche Regierung hat keine Gelegenheit, in dieſer Frage irgendwie
eine entſcheidende Stellungnahme auszuüben, weil das eine Sache des
Wo heute in erſter Linie die Verteuerungsurſachen für Schuhwerk Reiches iſt. Der Dringlichkeitsantrag wurde mit allen gegen vier
kommuniſtiſche Stimmen angenommen.

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Wirtſchaftliche Rundſchau.
koſteten die gleichen Stiefel 112512 Mk. In Kleinſtädten mit 10 bis zugenommen. Seit B. JZuli (in vier Arbeitstagen) mußten auf 82 Zechen
20 000 Einwohnern mußte man 13,75 Mark, in Städten mit 100. 250 000 151 475 Feierſchichten eingelegt werden. Heute waren auf 29 Zechen
Einwohnern 13,25 Mark, in Städten mit 2050 000 Einwohnern 12 25 51840 Arbeiter zum Feiern gezwungen. Wie der Generalanzeiger aus
Genagelte, Kinderſtiefel mit Abſätzen, die im Juli 1914 Regierungsvertreter eine Verkürzung der Sperrfriſt zugeſtanden wor=
6,256,50 Mark in den Städten über 500 000 Einwohnern koſteten, ſtell= den, ſomit werden ſchon in den nächſten Tagen mehrere Betriebe ſtill=
ten
ſich 1914 in Gemeinden unter 500 000 Einwohnern durchweg auf geligt und über 300 Arbeiter entlaſſen,
6 Mark. Im Juli 1924 waren ſie mit 7,75 Mark in Städten mit 50 000
* Ueber 200 Firmen unter Geſchäftsaufſicht. Die
bis 100 000 Einwohnern am billigſten, in Städten mit 1020 000 Ein= Zahl der unter Geſchäftsaufſicht ſtehenden deutſchen Firmen iſt nach den
wohnern bei einem Preiſe von 9,25 Mark am teuerſten. In Städten
mit 20 00050 000 Einwohnern betrug der Preis 8 Mark und in Städ= bisherigen Feſtſtellungen des Zentralverbandes des deutſchen Groß=
ten
mit 1002350 00 Einwohnern 8.50 Mark. Das Beſohlen eines handels auf weit mehr als 2000 angewachſen. Die tägliche Zunahme
Paares Männerſtiefel koſtete im Juli 1914 in allen Städte= betrug in den letzten Tagen durchſchnittlich 26 Firmen, Grfreulicherweiſe
gruppen 3,25 Mark. Im Juli 1924 wurden in allen Städten unter 50000 macht ſich die Wirkung der Novelle zur Geſchäftsaufſichts=Verordnung
dadurch bemerkbar, daß jetzt täglich durchſchnittlich 21 Geſchäftsaufſichten
Einwvohnern 5 Mark und in allen größeren Städten 5,25 Mark verlangt, aufgehoben werden, ſodaß zu hoffen iſt, daß in Kürze alle unlauteren
Wie weit ſich der Preisabbau für Qualitätswaren an Stiefeln und und konkursreifen Elemente aus der Geſchäftsaufſicht ausgeſchieden ſein

Schuhen während der Saiſonausverkäufe im Juli 1924 tatſächlich aus= werden. Eine Zuſammenſtellung der Geſchäftsaufſichts=Firmen iſt durch
gewirkt hat, darüber kann man zur Zeit ſchwer ein abſchließendes Urteil den Zentralberband des Deutſchen Großhandels, Berlin W 8. Buda=
fällen
. Manche neigen der Anſicht zu, daß dir die beſſeren Schuh= und peſterſtraße 21. in zunächſt drei Liſten erfolgt und bei ihm erhältlich.
Stiefelwaren ein ſogenannter Preisabbau in erſter Linie und ganz über=
Der Hanſabund für ſofortige Steuerreformen.
wiegend nur für das Schaufenſter gemacht wurde, und daß wirkliche Anläßlich des Preſſetees, den das Präſidium des Hanſabundes im Hotel
Qualitätswaren, deren Erwerb ſich für den Käufer nur lohnt, bisher nur Briſtol in Berlin gab, hielt nach der durch den Präſidenten des Hanſa=
verhältnismäßig
wenig im Preiſe abgebaut ſind. Wie dem auch ſei, ſo= bundes Dr. Fiſcher, erfolgten Begrüßung Direktor Dr. Koppe=Berlin
viel ſteht feſt, wenn die Schuhfabvikanten, Groß= und Kleinhändler mit, einen Vortrag über die ſchädlichen Wirkungen der gegenwärtigen Steuern,
Schuhen und Stiefeln mit den Ergebniſſen der letzten Monate nicht zus wobei er folgende Einzelforderungen aufſtellte: Sofortige weitere Herab=
frieden
ſein können, ſo liegt die Urſache für ihre gegenwärtige Abſatz= ſetzung der Umſatzſteuer, Aufrechterhaltung des Zwiſchenhandelsprivi=
kriſis
in dem ſchroffen Gegenſatz, der zwiſchen dem Verkaufspreis ihrer legs, ſofortige Feſtlegung der endgültigen Faſſung der Einkommen= und
Waren auf der einen Seite und der Kaufkraft der Bevölkerung anderer= Körperſchaftsſteuer zwecks Beſeitigung, des unhaltbaren gegenwärtigen
ſeits liegt. Nur durch die Ausgleichung dieſer beiden Fattoren anein= Vorauszahlungsſyſtems, Ausſchaltung der Fehlerquellen bei der Veran=
ander
iſt eine Wiederbelebung des deutſchen inländiſchen Marktes zu lagung zur Vermögensſteuer (die Bewertung der Warenvorräte, Effek=
erwarten
. Der Preis für ein Paar Stiefel oder Schuhe darf nicht höher ten uſw. ſei auch vom Standpunkt des Dauerwertes aus viel zu hoch),
ſein als die Ausgabe, welche die Käufermaſſe ihrem Einkommen, d. h. Abbau bezw. Milderung der Börſenumſatzſteuer und Geſellſchaftsſteuer,
ihrer Kaufkraft entſprechend, machen kann. Geht der Preis hierüber hin=
aus
, ſo tritt eine Abſatzſtockung ein, wie wir ſie ſeit Monaten erleben. Höchſtgnenzen für die Hauszinsſteuer und Gewerbeſteuern der Länder
und Gemeinden, Erweiterung der Zahlungsfriſten bei den Verbrauchs=
Die Ware wird nicht mehr oder in ganz beſcheidenem Umfang verlangt, abgaben, weitere Herabſetzung der Steuerverzugszuſchläge, ſtärkere Siche=
obwohl
der Bedarf hierfür vorliegt und auch dringend befriedigt werden
müßte. Hier muß der Ausweg geſucht werden. Man iſt zweifellos unter rung des Rechtsſchutzes der Steuerpflichtigen in der Reichsabgabeord=
dem
Zwuange unſerer heutigen Wirtſchaft dabei, den Preis feſtzuſtellen, nung. Bgründet wurden dieſe Forderungen mit einer Fülle von Ma=
den
das Publikum für den einzelnen Artikel zahlen kann. Manche Ge= terial, aus dem gefolgert wurde, daß die gegenwärtigen Steuern nicht
ſchäfte haben ohne Rückſicht auf die Selbſtkoſten bzw. Einkaufspreiſe den infolge ihrer Geſamthöhe, ſondern vor allem auf Grund der jetzt gel=
Preis herabgeſetzt, bis ein Umſatz möglich wurde. Ein Verkauf unter tenden Erhebungsarten in erheblichem Umfange zu einer Vergrößerung
Selbſtkoſten iſt auf die Dauer natürlich unmöglich. Die Prüfung der der allgemeinen wirtſchaftlichen Notlage beitrügen, daß ihre Aufrecht=
Preisfähigkeit des inländiſchen Marktes und Kaufkraft der Abnehmer= erhaltung alſo weder mit den volkswirtſchaftlichen noch mit den fiskali=
ſchaft
kann nur etwas Vorübergehendes ſein. Die Fabrikanten, Groß= ſchen Intereſſen ſich vertrüge.
Der amerikaniſche Eiſen= und Stahlmarkt.
händler und Detailliſten für Schuh= und Stiefelwaren müſſen wieder zu
der Erkenntnis kommen, daß der Konſument die Preife der Iron Trade Neview, Cleveland, Ohio, kabelt: Die Preiskommiſſion
Waren vorſchreibt und nicht der Produzent. Auf die= verfügte die Abſchaffung der Preisſtellung für Stahl Frachtbaſis
Pittsburah mit 60 Tagen Ziel, um den Wettbewerb zu beſchränken und
ſer Grundlage muß ſich die künftige Preispolitik der ganzen deutſchen eine günſtigere Handelspraxis zu ermöglichen. Die Stahlerzeuger
Bekleidungsinduſtrie aufbauen. Die Erfolge von Ford haben gelehrt, wollen gegen die neue Praxis bis zu den höchſten Inſtanzen an=
daß
es bei guter Selbſtkoſtenberechnung wohl möglich iſt, die Preiſe der kämpfen. Die Marktlage beſſert ſich langſam, ebenſo die Produktion.
Erzeugniſſe bei fortgeſetzter Steigerung der Löhne und Gehälter bei Die Standard Oil Company kaufte 8000 Tonnen Röhren für Export=
gleichzeitiger
qualitativer Steigerung um mehrere hundert Prozent her= zwecke, Japan 12000 Tonnen Feinbleche. Die britiſchen Hochofen=
abzuſetzen
und ſo der Kaufkraft der Maſſe anzupaſſen. Der heutige werke ermäßigten den Ferromanganpxeis auf Dollar 105.00. Die Oel=
Grundſatz: Kleiner Umſatz mit großem Nutzen wirkt um ſo verhängnis= induſtrie tritt in zunehmendem Maße als Käufer auf. Die Rohrwalz=
voller
, je länger er angewendet wird.

Der deutſch=ſpaniſche Handelsvertrag.
Zwiſchen der deutſchen und der ſpaniſchen Regierung iſt ein
Handelsabkommen geſchloſſen worden, durch das die ſpaniſche Regie=
rung
der deutſchen die zweite Kolonne des Zolltarifs für ihre Waren
einräumt ohne irgendwelchen Aufſchlag. Außerdem gewährt ſie ihr
für eine nennenswerte Reihe von Waren Zollermäßigungen bis 30
Prozent unter der zweiten Kolonne. Die deutſche Regierung hat der
ſpaniſchen Regierung gegenüber die allgemeine Meiſtbegünſtigung und
für eine Reihe von Waren Ermäßigung bezw. Konſolidierungen von
Poſitionen des deutſchen Zolltarifs zugeſtanden. Das Abkommen iſt
bis zu ſeiner Natifizierung vorläufig durch Notenaustauſch als modus
rirendi vom 1. Auguſt 1924 ab in Kraft geſetzt.
Das ſpaniſche Direktorium hat den deutſch=ſpaniſchen
modus Firendi betr. die Handelsbeziehungen angenommen.
Der deutſch=ſpaniſche Handelsbertrag iſt, wie ſchon gemeldet, ſo=
eben
abgeſchloſſen worden. Gegen den Abſchluß des Vertrages hat
Proteſt er=
in
der letzten Zeit der rheiniſche 2
ichtigung der
hoben, weil in dieſem Vertrag ei=
ſpaniſchen
Weine in der Einfuhr
nden wird.
Auf der anderen Seite ſind in den

Auch der Weißblechmarkt wird lebhafter. Schienen=Beſtellungen gehen
nur ſpärlich ein. Nur für Erſatzwecke herrſcht Nachfrage nach Material.
Wirtſchaft des Auslandes.
BR. Steigerung der kanadiſchen Ausfuhr nach
Deutſchland. Die kanadiſche Ausfuhr nach Deutſchland während ihrem Optimismus, der auch durch die manchmal recht bedrohlich er=
des
am 30. Juni abgelaufenen Fiskaljahres hat eine ſtarke Steigerung
erfahren und ſich gegenüber, dem Vorjahr um 60 und gegenüber
1921/22 um 200 Prozent erhöht. Nach den amtlichen kanadiſchen Zif= mäßig niedrigen Sätzen zur Verfügung ſteht, begünſtigte die Kauf=
fern
war die Ausfuhr dem Umfang und Wert nach größer als im neigung, und wenn ſich auch das Privatpublikum bis jetzt noch ſehr
Drittel der im letzten Vorkriegsjahr erreichten Ziffern ausmachte. Die
9950 877 Dollars im Vorjahr, die Einfuhr aus Deutſchland einen ſol=
chen
von nur 5379 855 Dollars gegen 14 686 069 Dollars in 1913/14.
Die Zunahme der Ausfuhr iſt ausſchließlich auf den ſtarken Umfang
der kanadiſchen Getreide= und Mehllieferungen zurückzuführen, denn
12 722 430 Dollars. Der Export an Vieh und Viehprodukten hatte
einen Wert von 1 561 087 Dollars, während ſich der unbedeutende Reſt
aus Kanada bezogen hat. Die Weizenausfuhr nach Deutſchland be=

trug 1351 512 Buſhels im Werte von 1 637 095 Dollars, die Mehl=
ausfuhr
dagegen 986 826 Faß im Werte von 10 313 280 Dollars. Das
rapide Anwachſen der Mehllieferungen nach Deutſchland ſteht im engen
Zuſammenhang mit der Währungsſtabiliſierung, denn im Vorjahr
waren nur 675 599 und in 1921/22 nicht mehr als 51 343 Faß Mehl
nach Deutſchland exportiert worden. Hinſichtlich der Einfuhr aus
Deutſchland ſtehen Farbſtoffe und Chemikalien mit annähernd 25 Pro=
zent
des Geſamtwertes an erſter Stelle vor metalliſchen Mineralien
und nicht eiſenhaltigen Metallen.
Erwerbsgeſelſſchaften.
Sanierung des Stahlwerkes Becker. Wie die Köl=
niſche
Zeitung erfährt, dürſte in der nächſten Woche vorausſichtlich eine
Sanierung des Stahlwerkes Becker A.=G. zuſtande kommen auf Grund
eines Zwangsvergleichs. Der Zwangsvergleich ſoll auf Grundlage vor
40 Prozent geſchloſſen werden. 15 Prozent ſollen ſofort bar bezahlt
10 Prozent in zwei Monaten und die nächſten 15 Prozent in erſtklaſſiſchen
Obligationen, die auf das Werk eingetragen werden ſollen. Mit der
Sanierung wird, wie die Kölniſche Ztg. weiter hört, das bisherige Ver=
hältnis
zwiſchen der Familie Becker und dem Stahlwerk Becker A.=G
vollſtändig gelöſt. Bei der Induſtriebank G. m. b. H. in Düſſeldorf, der
ſogenannten Indubank, die vollſtändig Becker allein gehört, ſoll eine
Sanierung auf gleicher Grundlage erfolgen.
Waxenmärfte.
* Von den ſüddeutſchen Waren= und Produkten=
märkten
. Im Ausland hat ſich die Aufwärtsbewegung der Getreide=
preiſe
auch in dieſer Woche fortgeſetzt, was in den Cif=Forderungen am
Mannheimer Platz klar zum Ausdruck kam. Es gewinnt immer mehr den
Anſchein, als ob in Amerika politiſche Erwägungen über die europäiſchen
Verhältniſſe dabei ernſthaft mitſprächen. So wurden insbeſondere vom
Mittwoch auf Donnerstag die eif Notterdam geſtellten Forderungen faſt
um volle 50 holl. Cents je 100 Kilo erhöht.
Der ſüddeutſche Getreidemarkt vermochte ſich nicht zu
entſchließen, der ausländiſchen Hochbewegung zu folgen. In den erſten
drei Tagen war außerordentlich wenig Geſchäft; es hat erſt am Donners=
tag
etwas lebhaftere Formen angenommen. Angeſichts der Schwankun=
gen
in den Londoner Verhandlungen will man ſich nicht zu weit vor=
wagen
, zumal der größte Teil des Spekulationshandels jetzt ausgeſchieden
ſein dürfte und das Geſchäft ſich wieder mehr in den Händen des legalen,
genau kalkulierenden Handels befindet, der in ſeiner Subſtanz ſchwer ge=
ſchädigt
wurde. Die in dieſer Woche zur Vorlage gekommenen Muſter
neuer Gerſte haben ein geſundes Ausſehen, aber ſtrohgelbe Farbe. Es
läßt ſich heute noch kein Urteil darüber gewinnen, wie ſich die Ware in
den Mälzereien verarbeiten wird. Die Muſter neuen Roggens ſind von
guter Beſchaffenheit, namentlich lagen aus Mitteldeutſchland, Thüringen,
Hannover und Braunſchweig ſchöne Qualitätsmuſter vor. Die neuen
Weizenmuſter vermögen auf Authentizität noch keinen Anſpruch zu er=
heben
. Ein Geſchäft in neuer Ware vermochte ſich unter dieſen Um=
ſtänden
noch nicht zu entwickeln, abgeſehen von Raps, wofür die Preiſe
zwiſchen 28,5030 Goldmark die 100 Kilo ſchwankten. Neue Gerſte
wurde mit 17,50 Gmk. ab Produktionsplätzen genannt. Für alte Ware
vergleichen ſich die Preiſe mit der Vorwoche wie folgt: Weizen inländi=
ſcher
2020,50 (Vorwoche 2021) Gmk., ausländiſcher 23,2525 (2325),
Noggen inländiſcher 16,5017,50 (16,5017,25), ausländiſcher 17,5018
(17,5018), Hafer 1717,75 (1717,75), Gerſte 17,5019 (17,5018).
Mais mit Sack 1717,50 (1717,50), Tſchechiſche Gerſte wurde Parität
Paſſau mit 180190 Mk. die 100 Kilo, auſtraliſche Chevaliergerſte mit
120 belg. Franken, polniſche mit 100 belg. Franken eif. Antwerpen ge=
nannt
.
Die Mehlverſteigerungen waren unbedeutend und haben
auf den Markt keinen Einfluß mehr ausgeübt. Wenn ſich die Mühlen im
Einkauf zurückhielten, ſo iſt das darauf zurückzuführen, daß bei einigen
Mannheimer Mühlen die Arbeiter wegen Lohnforderungen in den Aus=
ſtand
getreten ſind, der möglicherweiſe noch auf andere Mühlen über=
greift
. Die Mühlenforderungen lauteten für Weizenmehl Spezial Null
auf 32,50, die der zweiten Hand auf 31 Mark, für Roggenmehl auf 26,50
bzw. 25 Mark; Kleie koſtete 10,75 bzw. 10,25 Mark die 100 Kilo. Weizen=
futtermehl
bot die zweite Hand, je nach Fabrikat, mit 1010,50 Marl
pro Doppelzentner an.
Futtermittel hatten im allgemeinen feſte Tendenz bei kleinem
Bedarf. Gefragt blieben Trockenſchnitzel, worin nur noch kleines An=
gebot
beſteht. Verlangt wurden je Doppelzentner 1212,50 Mk. Paritüt
Mannheim. Für vollwertige Zuckerſchnitzel bewegten ſich die Preiſe zwi=
ſchen
17 und 18 Mark für den Doppelzentner, Frachtgrundlage Mann=
heim
. Malzkeime und Biertreber wurden mit 12 Mark der Doppel=
zentner
, Parität Mannheim, angeboten; Melaſſefutter mit 99 50 Mk.
mit Sack frei Mannheim; Rapskuchen aus neuer Ernte mit 11 Mark je
Doppelzentner ab ſüddeutſcher Oelfabrikſtation.
Der Malzbedarf in den Brauereien hat ſich noch nicht ſo emt=
wickelt
, wie man angenommen hatte. Das Angebot iſt infolgedeſſen
immer noch reichlich zu nennen. Die Preiſe für gute Wintermalze ſind
unverändert mit etwa 2536 Mark je Doppelzentner ab Fabrik geblie
ben, wogegen Sommermalze mit 3233 Mark im Markte ſind. Neuer=
dings
lagen auch wieder Angebote in ausländiſchem Malz vor, die jedoch
hierher keine Rechnung laſſen.
Das Pflücken des Frühhopfens in der badiſchen Pfalz
wird in etwa acht bis zehn Tagen beginnen. Vom Bodenſee wird
berichtet, daß bei weiter günſtiger Witterung die Frühhopfenernte
dort Anfang Auguſt ihren Anfang nehmen wird. Bis jetzt ſteht in Ba=
den
, der Pfalz und in Württemberg die Pflanze ſehr gut. Neuerdings
wird jedoch aus der Tettnanger Gegend berichtet, daß bei dem Spät=
hopfen
Kupferbrand auftritt und ein Abfallen der Blüten veranlaßt,
Inwiewweit dies für den Ausfall der Ernte in Frage kommt, dürften die
Witterungsverhältniſſe der nächſten Zeit ergeben. Von Preiſen der
neuen 1924er Hopfenernte hat man noch nichts gehört. Angeſichts der
allſeitig erwarteten günſtigen Ernteergebniſſe glaubt man in den Kreiſen
des Hopfenhandels, daß die Bewertung nicht ſehr hoch werden wird. In
1923er Hopfen iſt das Geſchäft ziemlich abgeflaut. Die in hieſiger
Gegend zuletzt genannten Preiſe bewegten ſich zwiſchen 175 und 225 Mk.
für den Zentner.
In den Sämereien blieb die Tendenz trotz kleinem Geſchäft feſt.
Genannt wurde Inkarnatklee mit 60 Mk., Rotklee war ohne Angebot,
Wicken 2324 Mk., Luzerne 140 Mk. je Doppelzentner.
Das Geſchäft in Hülſenfrüchten für Speiſezwecke blieb be=
deutungslos
, dagegen zeigte ſich Kaufneigung für Stoppelſaat. Stoppel=
erbſen
wurden in ziemlichem Umfange mit 1824 Mk. je nach Qualität
gehandelt. Für grüne Erbſen wurden 25 Mk., für Viktorigerbſen 2 Mk.,
für gute fränkiſche Linſen 45 Mark, für Futterlinſen 25 Mk., für weiße
Donaubohnen 31 Mk. ab ſüddeutſchen Stationen je Doppelzentner ver=
langt
.
Tabak entwickelt ſich im Felde weiter ſehr gut. Durch Wetter von
wechſelndem Regen und Wärme begünſtigt, wachſen die Pflanzen bisher
nach Wunſch, ſo daß ihr Stand bis jetzt als ſehr befriedigend bezeichnet
werden kann. Von 1923er Tabaken wurden Bauern=Tabake zu 3540
Mark verkauft. Die Pflanzer in den Ortſchaften mit beſſeren Quali=
täten
geben jedoch zu dieſem Preiſe nichts ab. Auch die Händler ver=
langen
für ihre Beſtände höhere Preiſe. So lange die neuen Beſtim=
mungen
über Zoll, Steuer und Banderole nicht bekannt ſind, wird auch
das Geſchäft ſchleppend bleiben, doch iſt man in Fachkreiſen der Anſicht,
daß der deutſche Tabak bald wieder eine höhere Bewertung erfahren wird.
Rippen blieben bei ſtark weichenden Preiſen ſtark angeboten.
t. Nürnberger Hopfenmarkt. Die geſtrige Zufuhr am
Hopfenmarkt betrug 10 Ballen, der Umſatz 20 Ballen. Tendenz unver=
ändert
. Markthopfen und Hallerthauer 210240 Mk.
Börſen.
* Frankfurter Börſe, Berichtswoche vom 21. bis 26 Juli=
werke
ſind mit 60 bis 70 Prozent ihrer Leiſtungsfähigkeit beſchäftigt. (Eigener Bericht.) Im Gegenſatz zu der ſtarken Skepſis, mit der
man bei uns allgemein dem Ergebnis der Londoner Konferenz ent=
gegenſieht
, zoa die Börſe aus dem ſeitherigen Verlauf der Verhand=
lungen
eine Anregung zu lebhafterer Betätigung. Insbeſondere die
Haltung der amerikaniſchen Bankiers, die mit großer Entſchiedenheit
an ihren Sicherungsbedingungen für die Anleihe feſthalten, und damit
indirekt die deutſchen Intereſſen vertreten, beſtärkte die Spekulation in
ſcheinende Situation der Konferenz nicht weſentlich beeinflußt wurde.
Der Umſtand, daß der Börſe zurzeit tägliches Geld zu verhältnis=
letzten
Friedensjahr, während die Einfuhr aus Deutſchland nur ein zurückhielt, ſo machten ſich doch auf der anderen Seite ausländiſche
Käufe bemerkbar, und die Kurſe konnten auf mehreren Gebieten recht
Ausfuhr repräſentierte einen Wert von 16 150 650 Dollars gegen anſehnliche Steigerungen erreichen. Bevorzugt waren dabei Chemie=
Aktien unter Führung der Anilinwe te, ferner die weſtlichen Montan=
papiere
und die Großbank=Aktien. Beſonderes Intereſſe erweckten die
Reichsbank=Anteile, nachdem nunmehr die Ueberführung des Inſtituts
in die neue Goldnotenbank geſichert erſcheint. Am wenigſten wurde
auf landwirtſchaftliche und vegetabiliſche Produkte, entfielen allein der Kaſſamarkt von der Aufwärtsbewegung berührt, und hier hielten
ſich auch die Umſätze noch auf einem ſehr niedrigen Stand. Dagegen
hatte der Nentenmarkt neuerdings wieder ſehr lebhaftes Geſchäft=
auf
verſchiedene induſtrielle Erzeugniſſe verteilt. Bemerkenswert iſt, Die inzwiſchen erfolgte Konſtituierung des Reichsausſchuſſes zur Be
daß Deutſchland relativ wenia Weizen, dafür aber um ſo mehr Mehl, ratung der Aufwertungsfrage regte hier an und verhalf beſonders den
alten Reichs= und Staats=Anleihen zu bedeutenden Kurzſteigerungec

[ ][  ][ ]

Rummer 207.

Roman von Adolf Schmitthenner.
(Nachdruck verboten.)

Seit wann iſt dies ſo? rief der Junker ihnen nach.
Ich weiß nicht. Ich glaube, ſeit geſtern abend, erwiderte
er hinterſte und machte, daß er davonkam.
So iſt noch kein Hirſchhorn vor ſeinem Haus geſtanden,
ſchte Friedrich, nachdem er drei= und viermal vergeblich gepocht
itte. Er ſchämte ſich und wurde zornig. Er trat wider die
üire mit aller Wucht ſeines gewaltigen Körpers, die ſich zu einem
waltigen Stoß in ſeinem, ſchweren Reiterſtiefel zuſammen=
ängte
. Die Pforte dröhnte, aber Schloß und Bänder hielten.
ſickte ihn nach einem Schloſſermeiſter in die Stadt. Dann ging
ößten Kopf an die heiße Mauer, ließ ſich die Sonne ins An=
ſicht
ſcheinen, ſchloß die Augen und bemühte ſich, an nichts zu
nken.
Als er das Geräuſch der arbeitenden Werkzeuge vom Hauſe
* vernahm, ging er langſam in den Hof zurück und kam gerade
ht: die Türe ſprang auf. Er befahl dem Meiſter, unten zu
irten, und ſtieg ſchweren Trittes die Schnecke hinauf. Raſch Gatten ſpüre.
n er wieder herunter und winkte dem Schloſſer. Auch die
ire in die Kemenate mußte gewaltſam geöffnet werden. Es
chah. Friedrich trat raſch hinein, löſchte die qualmende
npel und riß die Fenſter auf. Dann wies er mit ſtummer Ge=
rde
nach der Pforte, die in den Gang führte. Hier war die
re aufzuſprengen, denn ſie war von innen verriegelt. Als
rch die Spalte, befahl dem Meiſter mit leiſer Stimme, daß er
dern Tags komme, die Türen in Ordnung zu bringen, und
ckte ihn fort. Dann ſchloß er die Außentüre des Gemachs,
idurch, ließ ſich auf die Knie nieder, hob die auf dem Boden
gende Geſtalt von den Steinflieſen auf und hielt ſein erbar=
ngswürdiges
Weib in den Armen.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 22. Inli 1924.
Urſula ließ es willenlos geſchehen. Sie ruhte ſtill an ſeiner
Bruſt. Als er ſich aber aufrichtete und ſie von der fürchterlichen
Stätte wegzutragen verſuchte, ſträubte ſie ſich und ſuchte ſich
aus ſeinen Armen zu winden. Da wartete er eine Weile, aber
hielt ſie feſt, indem er dafür ſorgte, daß ſie bequem ruhte. Er
ſchaute in ihr blaſſes Angeſicht. Sie lag wie eine Schlafende.
Die geſchwollenen Augen waren geſchloſſen. Nun erhob er ſich
leiſe; ſie rührte ſich nicht. Aber ſobald er ſich vom Platze beivegen
wollte, ſtieß ſie ihn mit der Hand vor die Bruſt, ſtemmte ſich von
ihm hinweg und ſagte: Geh fort, du Hirſchhorn! Ich will bei
der Muter bleiben.
Du darfſt bei deiner Mutter bleiben, erwiderte er; er redete
ſanft, wie man zu einem kranken Kinde ſpricht. Er legte ſie wie=
der
ſachte auf den Boden, ſo, wie er ſie gefunden hatte, mit dem
Kopfe an der Mauer. Seine Blicke gingen dabei an der Wand
a eilte er über den Hof, rief einen Knecht aus dem Stall und hinunter. Die Tünche war abgekratzt, und breite blutige Strei=
fen
gingen von oben gegen den Boden zu. Friedrich ſah nach den
in das Würzgärtchen, warf ſich auf eine Bank, lehnte den ent= Fingern ſeiner Frau. Die Nägel waren blutunterlaufen. Da
kam eine heiße Hand über ſein Herz, das war das Mitleiden;
und ſeine Seele ſchrie nach Rat und Hilfe in dieſer Not. Er
wußte nichts zu tun, als daß er ſich zu ihr niederbeugte, ihre
Haare, ihre Schläfe, ihre Wange, ihren Mund mit den Lippen
berührte und unhörbare Schmeichelworte dazu flüſterte. Sie ließ
alles geſchehen. Ihre Augen waren geſchloſſen, ihr Geſicht wie
verſteinert. Keine Miene verriet, ob ſie die Liebkoſungen ihres
Nun überfiel ihn die Angſt um ihr Leben. Er rechnete
nach, ſeit wann ſie wohl ſchon in dieſem Zuſtande liege, und
wie durch einen Blitzſtrahl geſchaffen, ſtand vor ſeiner Seele der
wilde Vorgang, der dieſer Erſchöpfung vorangegangen ſein
mußte. Im nächſten Augenblick hatte die Angſt wiederum all
ſein Sinnen zu Boden geſchlagen, und ſie füllte dumpf und
ch hier der Zugang erbrochen war, warf Friedrich einen Blick ſchwer ſeine ganze Seele aus. Endlich ſchlug er ſich vor die
Stirne. Sie muß Nahrung zu ſich nehmen, ſonſt ſtirbt ſie mir,
ſagte er zu ſich. Und er fing an, ſie zu bitten und in ſie zu
dvingen. Es waren ſeine erſten lauten Worte. Vergeblich.
ickte die ſich ſperrende Gangtüre gegen die Wand zu ſchlüpfte Auch die gekünſtelte Liſt, daß er von ſeinem eignen überlangen
Faſten ſprach und verſicherte, er werde nichts berühren, wenn
ſie ſich nicht zum Eſſen entſchließe, fruchtete nichts. Sie tat, als
ob ſie taub, näre, oder ſie hörte in Wirklichkeit nichts, und wenn

Leben in ihre Geſtalt kam, dann geſchah es, um ihr neue Kra:t
zu geben, ſich an die Mauer zu ſchmiegen und ihre Stirne a
die Wand zu drücken.
Endlich ließ Friedrich ab. Er irrte ratlos durch die Zin=
mer
und Gänge ſeines Hauſes. Sollte er jemand zu Hil
rufen? Seine Leute ſtanden auf dem Hof und ſchauten zu de
Fenſtern hinauf. Er wußte, daß die treue Barbara mit den z
verläſſigſten der Mägde an der verſchloſſenen Türe horchte, d
vom alten Haus in das Schlafgemach führte. Aber in ihre
beider Jammer konnte ihnen niemand helfen. Sie mußten alle:
hindurch.
Wie er ſo ziellos umherlief, wurde es ihm beim Treppen
ſteigen für einen Augenblick dunkel vor den Augen, und e
wankte wider die Mauer. Da fiel es ihm ein, daß er der Na,
rung bedürfe, damit er nicht ſchwach werde. Bald darauf ſtan
er in der eignen Speiſekammer wie ein Dieb und ſtehen
aus der Fauſt, um zu leben. Noch niemals war er ſich ſo arrs=
ſelig
vorgekommen wie in dieſem Augenblick, und er nahm ſic
vor, niemals mehr gegen einen Menſchen, der im Raube eſſe:
mußte, hart zu ſein.
Da trat das Bild des Einſiedlers vor ſeine Seele, und e
wurde in ihm ein wenig heller. Er hätte vielleicht einen Rat
gefunden, ſeinem Weibe von ihrer Erſtarrung zu helfen.
Raſch tat er einige Eier in ein Körbchen, legte Brot dazu
und füllte einen Becher mit ſüßem Wein. So kam er zu
Urſula zurück und bat ſie noch einmal, daß ſie von ſeiner Hand
eſſe und trinke.
Sie ſah nicht auf und gab keine Antwort.
(Fortſetzung folgt.)

Sie dürfen es nicht
als Ihr Geheimnis betrachten, daß Sie Ihre Kleider, Bluſen, Gar=
dinen
uſw. nur mit den weltberühmten echten Heitmann’s Far=
ben
, Marke Fuchskopf im Stern, ſelbſt färben, ſondern Sie
müſſen es auch Ihren Freundinnen und Bekannten erzählen. (K 5103
Heitmann’s Farbe ſpart den Färber.

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Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 27. Juli 1924.

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Das Abenteuer
Von Sagossa
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Heinrich Schroth, Jlona v. Mattjasovszky
Ernst Rückert, Wilhelm Diegelmann, Hans Leibelt
Paul Otto, Margit Barnay, Charlotte Klinder

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3 Akte voll sprudelnden Humors. (9493fsgo

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Telephon 591
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Heute nachmittag 4 Uhr
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Philharmoniſchen Orcheſter=
Leitung: R. Ludwig
Bei ungünſtigem Wetter Streichkonzert
im Saal Ab 7 Uhr im großen Saal

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Allee-Restaurant Rummelbräu‟
2 Min. v. Bahnhof Rheinstr. 101 Telephon 2519
Speisefolge für Sonntag, 27. Juli:

Mk. 0.80
Mudelsuppe
Mastochsenfleisch
m. Beilage
oder
Schweinebraten
Wirsinggemüse / Kartoffeln

Mk. 1.20
Suppe
Roastbeef
am Spiess gebraten
Pommes frites
Gemischter Salat

Ausserdem Mittagstisch von Mk. 1.50, 2. u. höher.

Heute
Grosses Garten-Konzert
Anfang 4 Uhr.
Eintritt frei!
Eintritt frei!
Bei ungünstiger Witterung in den Restaurations-Räumen.
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Hente Sonntag ab 7 Uhr
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Moderne Tänze
Großes Ballorcheſter
Philharmoniſches Orcheſter.

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Die Einweihung des

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findet erſt am nächſten Sonn=
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, den 3. Auguſi ſiatt.

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halten ihre Gültigkeit.

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Heute Sonntag ab 4 Uhr
Kaffee=Konzert

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abends
eunion

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bei günſtiger Witterung großes
Brillant=Feuerwerk
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An die Opfer des
und
Krieges der Arbeit!
Heute Sonntag nachm. 2½ Uhr
ſpricht im großen Saale des
Gewerkſchaftshauſes
der franzöſiſche Kriegsteilnehmer

aus Baris
zur Antikriegskundgebung.
Es ladet herzlich ein
(*21578
Ortsgruppe Darmſtadt des intern. Bund.
der Opfer des Krieges und der Arbeit.

Union-Theater
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Roman in 6 Akten
Hauptdarsteller:
Charles Chaplin
Jackie Googan
Aboreint

in d. Sensationsfilm i. 6 Akt.

Residenn-Fhaater
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Abenteuer
Großes Sensationsdrama in
3 Teilen
I. Episode
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Tode entronnen
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Hauptdarsteller: Maciste
Firnenrausch
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Lustspiel in 5 Akten.

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Ein neuer Anfängerkurſus in Stenographie
unter Leitung guter in der Praxis
ſtehender Lehrkräfte, beginnt am
Dienstag, den 29. Inli 1924 und
Freitag, den 1. Auguſt, abds. 8 Uhr
Schreibmaſchinen=unterricht täglich
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von 49 Uhr in der Geſchäftsſtelle Eliſabethenſtr. 52.
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Kameraden des Inf.=Rgts. 168
Offenbach und Butzbach.
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Kriegsformationen werden zu einer
kameradſchaftlichen Zuſammenkunft
Montag, den 28. Juli
abends 8 Uhr
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freundlichſt
eingeladen.
Die Einberufer.

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Marke eingestempetl)
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Brung Harprgelt
Abends 8 Uhr (m1lsg
Vertagte Nacht.
Abends 10/, Uhr

Einladung zum 41. Bundestag und Sportwoche des Bundes Deutſcher
Radfahrer zu Frankfurt a. Main, vom 31. Juli bis 10. Auguſt 1924.
Protektor: Dr. Georg Voigt, Oberbürgermeiſter der Stadt Frankfurt a, M.
Feſtfolge:
1. Auguſt, 8 Uhr abends: Empfangsabend im Zoo; 10 Uhr abends: Fackelzug der
Jugend von der Feſthalle nach dem Zoo.
2. Auguft, 5 Uhr vorm.: Meiſterſchaft im Vierermannſchaftsfahren; 10 Uhr vorm.:
Feierliche Ersffnung des Bundesfeſtes und Bannerübergabe im Römer.
Begrüßung durch die Stadt; 4 Uhr nachm.: Römerberg: Kundgebung der
Wanderfahrer, Anſprache durch Vertreter der Stadt, anſchl. Auffahrt der
Wanderfahrer nach der Feſthalle; 8 Uihr abends: Großes Begrüßungsfeſt
in der Feſthalle, hiſtoriſches Feſtſpiel, Maſſenchöre, Marmorgruppen uſw.
3. Auguft, 11 Uhr vorm.: Preiskorſo des Bundes und hiſtoriſcher Feſtzug der Innungen,
Sportverbände, Vereine und Korporationen der Stadt Frankfurt am Main;
12 Uhr mittags: Ehrung der im Weltkrieg gefallenen Kameraden im Feſt=
zug
; 4 Uhr nachm.: Bundesmeiſterſchaften auf der Feſthallen=Rennbahn;
nachmittags: Großes Volksfeſt, Konzerte, Vergnügungspark, Tanz, Stim=
mungskapelle
Rudi Winkler in der Bierhalle; 8 Uhr abends: In der
Feſthalle: Feſt der Wanderfahrer mit Kunſtfahren, Reigen, Radballſpielen;
abends: Großes Brillant=Feuerwerk.
4, Auguſt, 5 Uhr vorm.: Meiſterſchaft von Deutſchland im 1er Streckenfahren über
239 km. Start: Friedberger Warte, Ziel: Forſthausſtraße; 9 Uhr vorm.:
Vorwettbewerbe der Saalmeiſterſchaften; 1 Uhr nachm.: Feſteſſen im Frank=
furter
Hof; 2 Uhr nachm.: Forſthausſtraße Villa Opel: Empfang der
Straßenmeiſterſchaftsfahrer; 8 Uhr abends: Brunkſaalfeſt, Meiſterſchaften
von Deutſchland, Länderkampf SchweizDeutſchland.
5. Augaſt, 8 Uhr vorm.: Rad= und Fußwanderungen in den Taunus Homburg Saal=
burg
, Beſichtigung der Letzteren. Abfahrt der Jugendwanderfahrer. Zu=
ſammenkunft
und. Abfahrt Feſthallengelände; 9 Uhr vorm.: 2er und Zer
Raſenradballſpiel, Deutſche Meiſterſchaft, Vorwettbewerbe, Feſthallenrad=
rennbahn
; 9 Uhr vorm.: Sitzung des Bundesausſchuſſes in der Reſtauration
in der Feſthalle; 10 Uhr vorm.: Freilichtaufführung Saalburg; 3 Uhr nachm.:
EntſcheidungRaſenradballſpiele,DeutſcheMeiſterſchaft Feſthallenradrennbahn.
5. Auguſt, 8 Uhr abends: Siegerverküindigung in der Feſthalle.
6. Auguſt, 6 Uhr nachm.: Länderkampf SchweizDeutſchland im Raſenradballſpiel
auf der Feſthallenrennbahn; 10 Uhr abends: Beleuchtung der Altſtadt und
Mainufer, Dampferfahrten auf dem Main.
7. Auguſt, 8 Uhr abends: Wiederholung des Feſtſpieles und Tag des Keglerbundes.
Bom 5.10. Auguſt: Volksfeſte, Konzerte, Illumination des Feſtplatzes, Vergnügungs=
park
, Feuerwerke, Tanz in der Feſthalle, Kinderfeſte,
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Die Vorverkaufsſtellen werden noch beſonders bekannt gegeben.
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