Einzelnummer 10 Goldpfennige
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
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Nummer 195
187. Jahrgang
Dienstag, den 15. Juſi 1924.
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(1 Dollar — 4.20 Markl. — Im Falle höherer
Gewait, wie Krieg, Aufruhr, Streit uſw., erliſcht
jede Verpſiſchtung auf Erfüllung der
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aufträge und Leiſtung von Schadenerſatz. Bei
Könkurs oder gerichtlicher Beitreibung fällt jeder
Rabatt weg. Bankkonto: Deutſche Bank und
Darm=
ſtädter 8. Nationaibank.
Sie außenpolitiſche Oebatzte i44 Unterhaus.
Aſquith eröffnet den Reigen. — Für Aufnahme Deutſchlands in den Völkerbund. —
Wohl=
wollende Oppoſition Baldwins. — Macdonald gibt Aufklärung über die Londoner Konferenz.
* London, 14. Juli. (Priv.=Tel.) Aſquith hat heute
jachmittag im Unterhaus die außenpolitiſche Debatte bei Anlaß. Frankreich will nicht auf Sanktionen verzichten.
er Beratungen des Budgets des Foreign Office eröffnet. Aſquith
eglückwünſchte Macdonald dazu, eine internationale Konferen;
uſammengebracht zu haben. Damit ſei ein tüchtiger Schritt auf
em Wege zur Löſung der Reparationsfrage getan worden. Nach
einer Meinung ſei es aber von größter Wichtigkeit, daß in der
eutigen Debatte nichts geſagt werde, was ein Hindernis für
as Gelingen der Konferenz ſein könnte und daß irgend etwas
eſchloſſen oder erklärt werde, wodurch die Poſition Macdonalds
ſchwert vder geſchwächt werde. Das Unterhaus habe aber
gleich=
ohl das Recht, die Lage mit derſelben Offenheit zu beſprechen,
ie der franzöſiſche Senat es in der letzten Bocie getan habe.
ſquith bekämpfte zunächſt die neue diplomatiſche Methode.
Ins=
ſondere bei der Diskuſſion über die Sicherheitsfrage ſeien die
ten Methoden vorzuziehen. Es gehe nicht an, ſo wichtige
ragen am Teetiſche oder am Bahnhof zu beſprechen. Auch
genüber der Preſſe follten die beiden Staatsmänner diskreter
in. Er müſſe aber feſtſtellen, daß die Londoner
Konfe=
enz in einer ernſteren Atmoſphäre eröffnet werden könne, als
an noch vor einer Woche habe annehmen dürfen. Es ſei von
ößter Wichtigkeit, daß zwiſchen Frankreich und England
Einig=
t zuſtande komme. Was die Sicherheitsfrage anlange,
wäre eine Debatte über dieſe Frage ſehr wenig zweckmäßig.
bekämpfe irgend einen Garantievertrag, der nur zwei
taaten umfaſſen würde. Ein Schutzvertrag habe überhaupt
r einen Sinn, wenn ihm letzten Endes auch Deutſchland
bei=
ten werde.
Aus dieſem Grunde ſollte Deutſchland ſo ſchnell als möglich
den Völkerbund aufgenommen werden, damit es ſich dem
ge=
niſeitigen Schutzvertrag anſchließen könne. Auf den
Sach=
rſtändigenplan zu ſprechen kommend, erklärte Aſquith,
ß der Plan Dawes über den Verſailler Vertrag hinausgehe.
e engliſche Forderung, wonach die
Neparations=
mmiſſion für die zukünftigen Streitfragen nicht
al=
in zuſtändig ſei, ſei deshalb voll und ganz
be=
chtigt. Ferner gab er zu, daß Macdonald bei ſeinem
fenthalt in Paris das Kabinett Herriot vor dem Sturz
wahrt habe. Es werde aber intereſſant ſein, zu ſagen, auf
ſten welcher Konzeſſionen dies möglich geweſen ſei..
Hierauf ergriff Baldwin das Wort. Er drückte die
Mei=
ng aus, daß zwiſchen der gegenwärtigen Regierung und der
heren Oppoſition der Arbeiterpartei ein bedeutender
Unter=
ied zu verzeichnen ſei. Als die Arbeiterpartei noch in der
Op=
ſition geweſen ſei, hätte ihr Führer beſtändig die Reriſion des
rſailler Vertrags gefordert. Jetzt aber laſſe ſie dieſe
Forde=
ng fahren. Das Kabinett Macdonald ſetze eigentlich nur
ne (Baldwins) Außenpolitik fort, beſonders was den
Ver=
ller Vertrag anlange und in den Fragen, die aus dieſem
her=
rgingen. Baldwin erinnert an das Intermezzo, bezüglich
engliſchen „Suggeſtionen” und drückte ſeine Bewunderung
rüber aus, daß es Macdonald gelungen ſei, dieſen Sturm bei
e Taſſe Tee zu beſchwichtigen, wie der Premier ſich ſelber
Sgedrückt habe. Zum Schluſſe ſprach Baldwin Macdonald
Zuſicherung aus, daß die Opoſition, bei Erfolgen Macho=
(ds auf der Londoner Konferenz, nicht hinter dem Berg mit
en Dankesbezeugungen halten werde.
Darauf ergriff Macdonald das Wort. Er dankte
zu=
chſt Aſquith und Baldwin für ihre Ausführungen und für
8 Pohlwollen der Ausſprache. Die Tatſache, daß
nerika im Sachverſtändigenkomitee vertreten geweſen ſei, habe
uptſächlich das Zuſtandekommen der Londoner Konferenz
er=
ſglicht, ſowie die Anbahnung freundſchaftlicher Beziehungen
iichen Frankreich und England.
Dieſes Ziel habe er auf jede Weiſe zu erreichen geſucht. Man
iſſe jedoch, während man beſtrebt ſein müſſe, Frankreich jede
rrantie nach den Beſtimmungen des Friedensvertrages zu
ver=
affen, bemüht ſein, zu verhindern, daß
Frank=
ich die geſetzlichen Beſtimmungen des Vertra=
8 überſchreite. Es ſei richtig, daß die Maſchinerie der
pko nicht für alle Arbeiten ausreiche, und das habe in der
rgangenheit ſehr viel Schwierigkeiten verurſacht. Er werde
n Beſtes verſuchen, eine vollſtändige Einigung zwiſchen
Frank=
ch und England zu ſchaffen und dafür Sorge tragen, daß
gland und die übrigen Alliierten den Kapitalgebern jede
cherheit mit Bezug auf Deutſchland verſchaffe. Mit Bezug
die Teilnahme der Vereinigten Staaten in der
Reparations=
nmiſſion erklärte Macdonald, es ſei natürlich für Amerika
un=
glich, ohne den vorgeſchriebenen geſetzlichen Weg darüber zu
timmen, ob ein offizieller Vertreter ernannt werde. Die Frage
* Friedensrichteramtes Amerikas ſei in das Programm der
ndoner Konferenz als Alternative aufgeſtellt worden. Er wies
iter darauf hin, daß das Abkommen von Spaa auf der
Lon=
ter Konferenz nicht wieder erörtert werden würde. Es werde
in Sanktionsprogramm, ſondern nur die gemein=
Iftlichen Intereſſen im Falle einer Verfehlung feſtgeſtellt
wer=
i. Zum Schluß bemerkte Macdonald, daß das Problem der
nzöſiſchen Sicherheit ein allgemein europäiſches ſei.
Die Ausſichten der Konferenz.
* Paris, 14. Juli. (Priv.=Tel.) Die Ausſichten der
nferenz werden in Paris mit einem gewiſſen
Opti=
mus betrachtet, der jedoch in den letzten Abendſtunden,
an=
einend durch Meldungen aus London, etwas abgeſchwächt
rde. Man verhelt ſich hier nicht die Schwierigkeiten, von
ten die franzöſiſche Regierung in der Sanktionsfrage
geben iſt. Von den techniſchen Fragen wird namentlich die
age der Zahlungsübertragung größere
Schwierig=
en auf der Konferenz verurſachen. Auf franzöſiſcher Seite
man mit der Ausarbeitung eines Planes zur Löſung dieſes
oblems der Uebertragungen ſeit einiger Zeit begonnen und,
aus zuverläſſiger Quelle verlautet, werden die
diesbezüg=
en Arbeiten von den beiden Sachverſtändigen Permentier und
ydoux geführt. — Auch die belgiſche Regierung ſcheint
ler Frage größte Bedeutung geſchenkt zu haben.
* Paris, 14. Juli. (Priv.=Tel.) Heute nachmittag iſt die
endgültige Zuſammenſtellung der franzöſiſchen Delegation
be=
kannt geworden, die morgen früh 10 Uhr nach London abreiſt.
Sie wird nunmehr 29 Perſonen umfaſſen.
Herriot hat ſowohl der Kammer als dem Senat gegenüber
die Verpflichtung übernommen, ſeinerſeits keine Abänderung an
den Verträgen zuzulaſſen und ſich die Rechte der beiden
Kam=
mern vorzubehalten, ſo daß auf jeden Fall die Entſcheidungen
von London der Zuſtimmung von Kammer und Senat
unter=
diegen. Unter dieſen Umſtänden wird Herriot als äußerſte
Grenze gegenüber England zugeſtehen können, daß ein
amerika=
niſcher Delegierter in der Reparationskommiſſion an der
etſai=
gen Feſtſtellung von deutſchen Verfehlungen teilnehmen ſoll.
Ueber die Frage, ob Amerika einen offiziellen Vertreter
entſen=
den oder nur durch einen Generalagenten in der
Reparations=
kommiſſion vertreten ſein wird, kann natürlich noch nichts
defi=
nitiv geſagt werden. Wie die Hinzuziehung des Amerikaners
ſtattfinden ſoll, iſt noch unklar, und man muß dafür erſt noch
eine juriſtiſche Formel ſuchen. Auf keinen Fall jedoch iſt die
franzöſiſche Regierung in der Lage, den in der engliſchen Preſſe
geäußerten Wunſch zu erfüllen, auf Sanktionen ein für allemas
zu verzichten.
Die Zuſammenſetzung der franzöſiſchen Oelegation.
Paris, 14. Juli. Wie berichtet wird, ſetzt ſich die
fran=
zöſiſche Delegation für die Londoner Konferenz in der
Haupt=
ſache aus folgenden Perſönlichkeiten zuſammen: Außer
Miniſter=
präſident Herriot, wie bereits berichtet, dem Finanzminiſter
Clé=
mentel, dem Kriegsminiſter Nollet, dem politiſchen Direktor am
Quai d’Orſay Peretti della Rocca, dem Marſchall Foch, ſeinem
Generalſtabschef General Deſtricker, General Degoutte, dem
fran=
zöſiſchen Oberkommiſſar in den Rheinlanden Tirard,
Miniſterial=
direktor Seydoux, dem Kabinettschef des Miniſterpräſidenten
Bergery, den franzöſiſchen Delegierten im
Sachverſtändigenaus=
ſchuß Parmentier und Mauclére, dem Juſtitiar des
Außenmini=
ſteriums Fromageot, den Sachverſtändigen Carteron, Aron,
Day=
ras und Vidall. Außerdem begibt ſich auch der Generalſekretär
der Botſchafterkonferenz, Maſſigli, mit nach London.
Die belgiſchen Oeſegierten.
Paris, 14. Juli. (Wolff.) Nach einer Meldung des „
Jour=
nal” aus Brüſſel begeben ſich mit den Miniſtern Theunis und
Hymans der zweite belgiſche Delegierte in der
Reparationskom=
miſſion, Gutt, die Attachés und Sachverſtändigen Janſon und
Fürſt, Prof. Bourquin von der Univerſität Brüſſel als
juriſti=
ſcher Beirat nach London zur Konferenz vom 16. Juli; ferner
der Chefingenieur der belgiſchen Miſſion im Ruhrgebiet, der
Attaché bei der Rheinlandkommiſſion Vibies und Oberſt
Gil=
liaux und als Vertreter des Kriegsminiſters ſowie als Vertreter
der franzöſiſch=belgiſchen Eiſenbahnregie im Ruhrgebiet Major
Cunont.
London in Erwartung.
* London, 14. Juli. (Priv.=Tel.) London rüſtet ſich für
die Konferenz, die nunmehr am Mittwoch morgen ihren Anfang
nehmen ſoll. In dieſem Sinne ſind auch die Verhandlungen im
Unterhaus zu verſtehen, die kurz vor der Sitzung dem
Miniſier=
präſidenten noch einmal eine Rückendeckung gegenüber den als
allzu ſtark empfundenen Anſprüchen Frankreichs geben ſollen. In
den letzten Tagen iſt beſchloſſen worden, daß hier nur die
Be=
grüßung und die Eröffnung der Konferenz erfolgen ſoll. Die
Vollſitzungen und die großen Verſammlungen, in denen die
Unterſchriften und der Austauſch der Protokolle vorgenommen
wird, werden in dem hiſtoriſchen St. James=Palaſt ſtattfinden.
Die Regierung hat deshalb in dieſem Palaſt einige
Inſtand=
ſetzungsarbeiten angeordnet und auch die notwendigen
räum=
lichen Vorbereitungen getroffen, um der zu erwartenden großen
Teilnehmerzahl zu entſprechen.
* London, 14. Juli. (Priv.=Tel.) In ihren
Kommen=
taren zur gegenwärtigen Lage betonen die Blätter den Ausſpruch
Macdonalds, daß, wenn der Dawes=Plan überhaupt zum Erfolg
führen ſolle, Deutſchland ſich als williger Partner zeigen müſſe.
Der Plan ſei ſolange lediglich ein Stück Papier, bis die
wirt=
ſchaftliche Sicherung Deutſchlands hergeſtellt ſei, ohne die ſich
kaum fremde Geldgeber finden laſſen würden. Nach Meinung der
Blätter iſt dies einer der Hauptpunkte, die bei der heutigen
Unterhausdebatte eine große Rolle ſpielen dürften.
Skepſis in Jtalien.
* Mailand, 14. Juli. (Priv.=Tel.) Der römiſche
Korre=
ſpondent der „Stampa” berichtet, daß man in zuſtändigen Kreiſen
die Londoner Konferenz ſkeptiſch beurteilt. Die
beiden wichtigſten Punkte, d. h. die Anwendung des Dawes=
Planes, ebenſo wie die Aufgabe des Ruhrgebietes begegnen
er=
heblichen Bedenken. Die diplomatiſchen Kreiſe weiſen zur
Be=
gründung darauf hin, daß dieſe beiden Fragen noch um keinen
Schritt vorwärts gekommen ſeien, daß man alſo auf der Stelle
marſchiere. Eine unangenehme Ueberraſchung hätte die
Entwick=
lung der Anſichten Macdonalds und Herriots hervorgerufen,
be=
ſonders die Herriots, denn das Vertrauensvotum des
Senates bedeute nichts, als eine Neuauflage
Poin=
carés.
Polfsgemeinſchaft.
Von D. Dr. Martin Schian.
Man hört das Wort „Volksgemeinſchaft” jetzt ſehr häufig.
Rechts, links und in der Mitte ſpricht man es aus. Immer in
dem Sinn, daß die Notwendigkeit der „Volksgemeinſchaft” betont,
ihre Verwirklichung als zu erſtrebendes Ziel aufgeſtellt wird.
Sicherlich iſt es denen, die das Wort brauchen, ernſt damit.
Darum darf man von der Tatſache, daß dieſes Wort jetzt ſtarke
Geltung gewinnt, als von einer hocherfreulichen Erſcheinung
reden. Sie beweiſt doch, daß die Erkenntnis um ſich greift, daß
es nur dann mit uns beſſer werden kann, wenn unſer ganzes
Volk eine Gemeinſchaft bildet: nicht eine Gruppe feindlicher
Heer=
lager, ſondern eine wirkliche Gemeinſchaft des Empfindens, des
Arbeitens, des Hoffens.
Das Wort „Volksgemeinſchaft” wird viel gebraucht. Aber
jedesmal, wenn ich das Wort höre, iſt es mir, als ginge ein Stich
durch mein Herz. Was helfen Worte, wenn ſie Wort bleiben?
Und ſcheint dieſes Wort nicht dazu verurteilt, ewig ein
unfrucht=
bares Wort zu ſein? Was entſpricht ihm in der Wirklichkeit?
Wo iſt auch nur der Anfang wirklicher Gemeinſchaft des ganzen
Volkes? War nicht die Zerſplitterung bei den letzten
Reichstags=
wahlen größer als je? Treten nicht immer neue
Intereſſen=
verbände auf, die einander ſchroff befehden. Werden nicht die
Gegenſätze eher größer als geringer? Die Gegenſätze zwiſchen
Arbeitgebern und Arbeitnehmern, zwiſchen Stadtbevölkerung und
Landbevölkerung, zwiſchen den politiſchen Parteien, zwiſchen den
Anhängern des alten Regimes und denen der neuen Zeit? Wo
bleibt die Volksgemeinſäraft? Klaffen nicht die Widerſprüche
immer drohender zwiſchen denen, die eine ruhige Entwicklung
wollen, und denen, die vom neuen Umſturz und nur von ihm
das Heil erwarten? Wie kommen wir denn aus dieſem Zuſtand
des Kampfes Aler gegen Alle zur Volksgemeinſchaft? Heißt
nicht ſo fragen bereits am Ergebnis verzagen?
In der Tat wiſſen viele, die von Volksgemeinſchaft reden,
keinen anderen Weg zu ihr anzugeben als den, daß ſich das ganze
Volk zu ihren Anſichten bekehrt. Wenn wir alle
National=
ſozialiſten oder alle Kommuniſten würden, dann ſchiene ja die
Gemeinſchaft hergeſtellt. Aber wie ſoll dies Rezept zum Ziele
führen? Je extremer die Anſchauungen ſind, die empfohlen
werden, um ſo unmöglicher wird die Erfüllung der Hoffnung.
Aber ſelbſt wenn Anhänger der ſogenannten „Mittelparteien”
das Panier aufwerfen, zeigt ſich dem Nachdenkenden raſch das
bitopiſche jeder Erwartung, die auf Einigung und Gemeinſchaft
aller geht. Es iſt doch wohl allmählich deutlich geworden, daß
die große Bürgerpartei, die Ende 1918 entſtehen zu ſollen ſchten,
auch in dieſem Falle nicht lange zuſammengehalten hätte. Darum
iſt es falſch, darüber zu klagen, daß ſie damals nicht zuſtande
kam. Der unvermeidliche Auseinanderbruch hätte eine größere
Kluft aufgeriſſen, als ſie jetzt beſteht. Das Zentrum aber kann
wegen ſeines in allen Stadien der geſchichtlichen Entwicklung
durchſchlagenden konfeſſionellen Charakters erſt recht nicht die
Grundlage für die Gemeinſchaft der verſchiedenen Parteien
ab=
geben.
Das alles iſt ſo klar, daß man ſich faſt ſchämt, es
niederzu=
ſchreiben. Tut man es doch, ſo muß man ſich immer gegenwärtig
halten, warum es geſchieht. Weil das Wort Volksgemeinſchaft
von allen Seiten her erklingt! Weil dieſe Tatſache den Beweis
dafür liefert, daß die Erkenntnis von der Notwendigkeit, der
dringenden, unausweichlichen Notwendigkeit einer ſolchen
Ge=
meinſchaft wächſt! Weil ſie zeigt, daß trotz aller Zerriſſenheit
und Zerſplitterung, tretz aller Parteiſucht und Parteiwut die
Sehnſucht nach einer Geieinſamkeit in den Herzen lebt. Sollte
wirklich, was dermaßen notwendig iſt, für alle Zeiten vollſtändig
unerreichbar ſein? Es muß doch Wege geben, die zum Ziel
führen.
Einſt war Deutſchland auch äußerlich zerriſſen. Seine
Einzel=
ſtaaten ſtrebten auseinander. Das ging ſo weit, daß manche bei
nichtdeutſchen Staaten Anlehnung ſuchten, um anderen deutſchen
Staaten gegenüber ihre Wege gehen zu können. Der Begriff
der Volksgemeinſchaft fehlte weiten Kreiſen, fehlte ganzen
deut=
ſchen Ländern. Aber die geſchichtlichen Ereigniſſe des 19.
Jahr=
hunderts ließen ihn erwachfen. Nach außen hin war
Deutſch=
land ſeit 1870 eine Volksgemeinſchaſt. Leuchtend ſtand dieſer
Begriff über der Erhebung von 1914. Verſänk er nachher wieder
im wogenden Wirrwarr des Kriegsendes; wir haben doch
ge=
lernt! Wir waren doch einmal eine Gemeinſchaft! Sollte
wirklich dieſes Erlebnis, das ſich doch nicht auf 1914 beſchränkt,
das vielmehr 1914 nur ſeinen deutlichſten und ſchönſten Ausdruck
fand, ſollte es im Strom der Zeiten verſinken? Geblieben iſt
uns doch in der Hauptſache der Einheitswillen der deutſchen
Staaten.
Es hat freilich auch in den letzten Jahren nicht völlig an
Anſätzen und Verſuchen gefehlt, eine Sonderverſtändigung mit
dem im Rheinland ſtehenden Feind anzubahnen. Der Gedanke,
das beſetzte Gebiet müſſe, ſein Geſchick „ſelbſt in die Hand
nehmen”, iſt bereits ein ſolcher Anſatz, denn die ſogenannte „
Ver=
ſtändigung”, zu der das „Selbſt=in=die=Hand=nehmen” in der
Regel führt, birgt in ſich die Gefahr einer Kapitulation vor dem
Landfremden. Dieſe unglücklichen Seitenſprünge, die eine noch
keineswegs überſtandene Gefahr darſtellen, ſind ein Rückfall in
Zeiten vor der Entſtehung des Reiches. Ebenſo ſind die
Ver=
ſuche zu beurteilen, die gelegentlich von ſtark links gerichteten
Politikern gemacht werden, bei den Feindſtaaten unter
nachdrück=
lichem Abrücken von den „Nationaliſten” um gut Wetter zu bitten.
Daß dieſe Verſuche nicht aufhören, trotz aller kalten Waſſergüſſe,
die in den Jahren ſeit Kriegsende über dieſe wunderlichen „
deut=
ſchen.” Politiker herabgeſtürzt ſind, das iſt ſtaunenswert. Zu
erklären iſt es letzten Endes nur aus einem Rückfall in Zeiten,
da es keine Volksgemeinſchaft gab. Und möglich wird ſo etwas
nur, weil vielen Deutſchen immer noch die politiſchen Theorien
ein engeres Band zu bilden ſcheinen als die
Schickſalsgemein=
ſchaft des ganzen Volkes.
Gerade aus dieſer Denkweiſe erwächſt der Geſtaltung der
Volksgemeinſchaft die größte Gefahr. Noch glauben Millionen
in Deutſchland, der Feind ſtehe nicht am Rhein, ſondern im
eige=
nen Land, ſtehe „rechts”. Noch reichen ſie den Sozialiſten anderer
Länder willig die Hand, während ſie ſie den politiſch
Anders=
denkenden im eigenen Land verweigern. Noch wollen ſie die
Scheidewand horizontal ziehen, zwiſchen Bürgertum und
Prole=
tariern aller Länder, nicht aber zwiſchen Volk und Volk. Es iſt
zuzugeben, daß angeſichts dieſer Sinnesart die Hoffnung auf
zu
aubens
laute
vüir
ttſchen
baues
Seite 2.
Bildung einer Vollsgemeinſchaft oft utoviſtiſch erſcheinen mag.
Die Vorausſetzung dafür iſt doch die, daß das Volk ſich als eng
zuſammengehörig fühlt, daß es ſich als eine auf Gedeih und
Ver=
derb verbundene Einheit weiß.
Wo alſo liegen Anſätze zur Feſtigung der Volksgemeinſchaft?
Müſſen wir ſie vergeblich ſuchen? Nein! Nein! Die Hoffnung
auf eine Volksgemeinſchaft aufgeben, hieße das deutſche Volk
aufgeben. Das dürfen wir nicht! Das wollen wir nicht! Aber
der Weg wird lang und mühſam ſein. Eine große
Verantwor=
tung fällt dabei auf das Bürgertum und alle, die dazu gehören.
Der Bürger darf nicht den Willen zur
Gemein=
ſchaft mit dem Arbeiter aufgeben. Tauſendmal
ver=
kannt, zurückgeſtoßen, darf er ſich nicht auf ſich ſelbſt zurückziehen.
Nicht ſozialiſtiſche, wohl, aber ſoziale Geſinnung muß er
be=
tätigen. Dieſe Forderung bedeutet nicht, daß das Bürgertum
ſich ins Schlepptau des klaſſenkämpferiſchen Sozialismus nehmen
laſſen ſoll. Sie bedeutet aber, daß es ein Herz für den
Arbeiterſtand, Verſtändnis für ſeine Nöte und
Fragen bewahren und zeigen muß. Das iſt keine
leichte Sache. Es iſt auch richtig, daß gerade Vertreter dieſer
Forderungen, z B. im evangeliſch=kirchlichen Lager, zuweilen
ganz falſche Wege gegangen ſind; ſie meinten Sozialdemokraten
werden zu ſollen — Klaſſenkämpfer gegen das Bürgertum! Nein:
das iſt nicht der Weg zum Ziel. Zum Ziel führt nicht der
Ueber=
gang von einer Klaſſe zur anderen, ſondern die Geſinnung, Pokizei ſchritt ein und nahm einige Demonſtranten feſt.
die die Kluft zwiſchen den Klaſſen ausgleicht.
Mühſame Arbeit! Selbſtverſtändlich! Aber ſie allein führt
weiter. Helfen aber wird vielleicht (ſoweit Deutſche eben belehr= Präſidenten der Kammern und Herriot eingeladen waren.
bar ſind) — der Feind. Bahnt ſich nicht ſchon das für
Deutſch=
land tieftraurige, für die Erziehung des deutſchen Volkes zur
Volksgemeinſchaft aber vielleicht wirkſame Schickſal an, daß die
Linksregierung in Frankreich an uns Poincarés Willen weiter zeugbaues auferlegt ſind.
vollſtreckt? Werden ſich die deutſchen Arbeiter wirklich auf die
Dauer blenden laſſen durch einige, aufs Ganze geſehen doch ſehr
dürftige Geſten der Menſchlichkeit? Werden ſie nicht endlich
be=
greifen, daß auch der franzöſiſche Sozialiſt ſich freut, wenn
Deutſchland mißhandelt wird? Werden ſie wirklich dauernd ſich lich empfangen. Die Kabylen Beni Said boten ihre
Unterwer=
von Reinhard Streckers pazifiſtiſchen Tiraden blenden laſſen?
Ach, daß wir dieſe Erziehung zur Volksgemeinſchaft nötig haben!
Der Weg iſt ſchwer. Leichthin das Wort Volksgemeinſchaft
im Munde zu führen, iſt zwecklos. Wer es gebraucht, ſoll wiſſen,
daß es unſer Schickſal in ſich trägt. Das Schickſal eines großen
Volkes. Das Schickſal unſeres Volkes. Unſer Schickſal.
Vom Tage.
Die Arbeiten des Organiſationskomitees für
die Goldnotenbank abgeſchloſſen.
Berlin, 14. Juli. Wie wir erfahren, hat das
Organiſa=
tionskomitee für die Goldnotenbank die Berliner Beratungen
über die in dem Communiqué bearbeiteten Geſetz= und
Statu=
tenentwürfe am 10. Juli abgeſchloſſen. Das aus dem
Präſiden=
ten des Reichsbankdirektoriums, Dr. Schacht, und dem engliſchen
Bankier Sir Robert Kindersley beſtehende Komitee hat die
Entwürfe der Reparationskommiſſion mit einem
Begleitſchreiben vorgelegt. Die Entwürfe und das
Be=
gleitſchreiben ſind der Reparationskommiſſion am 12. Juli in
Paris übergeben worden. Die beiden Mitglieder des
Komitees befinden ſich zurzeit in Paris um der
Repara=
tionskommiſſion etwa notwendig werdende Aufklärungen zu
geben.
Berlin, 15. Juli. Wie wir erfahren, ſind die
Verhand=
lungen zwiſchen dem deutſchen Delegierten Dr. Schacht und dem
engliſchen Bankier Kindersley ſämtlich völlig reibungslos
ver=
laufen. Der deutſche Entwurf iſt in ſeinen weſentlichen Punkten
von Kindersley angenommen worden. Der Sitz der
Gold=
notenbank wird in Berlin ſein. Obwohl ihr große
inter=
nationale Mittel zufließen werden, wird das Direktorium
der Bank eine rein deutſche Behörde bleiben. Das
Direktorium iſt jedoch nicht befugt, irgendwelche Entſcheidungen
zu treffen ohne die Zuſtimmung eines Generalrats, der
aus 14 Mitgliedern beſteht. Der Präſident des
Ge=
neralrats wird ein Deutſcher ſein, und zwar iſt hierfür
Dr. Schacht vorgefehen. Neu iſt, daß die künftige
Gold=
notenbank vollkommen unabhängig von der
Reichs=
regierung iſt. Die Kredite, die ſie der Reichsregierung geben
kann, gehen über 100 Millionen nicht hinaus. Allerdings
erhal=
ten Poſt und Eiſenbahn, die bekanntlich mit der Inkraftſetzung
des Dawesplanes eine ſelbſtändige Aktiengeſellſchaft werden,
Kredite in Höhe bis zu 200 Millionen. Die neuen Noten
werden den Namen, „Reichsmarkrenten” erhalten und
bis zu 10 Mark hinunter geſtückelt ausgegeben werden. Daneben
iſt auch die Gold=, Silber=” und Kupferprägung
vorgeſehen, und zwar Münzen von 1 Pfennig bis zu
5 Mark. Der Banknotenumlauf wird ſich auf über 5
Milliarden beziffern.
Bei der geſtern vorgenommenen Vorabſtimmung über den
Antrag der Nechtsparteien auf Auflöſung des
braunſchwei=
giſchen Landtags wurden nach dem bis jetzt vorliegenden
Er=
gebnis zirka 14 000 Jaſtimmen abgegeben. Die Wahlbeteiligung
war allerorten ſchwach.
Neuerdings ſind verſchiedene Zechen im ſüdlichen Ruhrrevier
ſtillgelegt worden oder haben ihren Betrieb weſentlich
einge=
ſchränkt. Auch vom Arbeitsmarkte der rheiniſchen
Indu=
ſtrie wird gemeldet, daß ſich die Verhältniſſe
verſchlech=
tert haben. Am ſchwierigſten iſt die Lage in der Metall=
und Textilinduſtrie.
Wie uns von maßgebender Stelle mitgeteilt wird, entbehrt
das Gerücht über den Unfall des Reichskanzlers jeder
Grundlage.
In Tilſit wurde der noch zu enthüllende Denkmalſtein für
die Gefallenen des Dragonerregiments Nr. 1 Prinz Albrecht
von Preußen zerſtört.
Die im Stertiner Graff=Prozeß wegen Mordes zum
Tode verurteilten Schupowachtmeiſter Kaws und Engeler haben durch
ihre Verteidiger gegen das Urteil Neviſion einlegen laſſen.
In München kam es vor dem franzöſiſchen
Geſandt=
ſchaftsgebäude, das aus Anlaß des franzöſiſchne
Nationalfeier=
tages die Trikolore gehißt hatte, zu Demonſtrationen. Die
Der franzöſiſche Kriegsminiſter Nollet hat ein Frühſtück gegeben,
zu dem u. a. Prinz Carol von Rumänien, General Perſching, die beiden
Im Unterhaus erklärte der Luftſchiffahrtsminiſter, die engliſche
Re=
gierung unternehme Schritte zur Aufhebung der
Einſchrän=
kungen, die Deutſchland auf dem Gebiete des Luftfahr=
Der engliſche Botſchafter in Paris Lord Grewe iſt
geſtern nachmittag nach London abgereiſt.
Der Präſident des Direktoriums Primo de Rivera, der am
Freitag abend in Tetuan eingetroffen iſt, wurde von den Truppen
herz=
fung an, um eine Strafexpedition gegen ſie zu verhüten.
Im Zuſammenhang mit dem Anſchlag auf Zaghlul
Paſcha ſind der Scheich Shaveſh und einige andere
Per=
ſonen verhaftet worden.
In Bulgarien haben in verſchiedenen Gegenden blutige
Kämpfe zwiſchen kommuniſtiſchen Bauern und Militär
ſtattgefun=
den. Hierbei hat es eine Anzahl Tote gegeben. Die Regierung
hat mehrere hundert kommuniſtiſche Bauern verhaften laſſen.
Nach einer Havasmeldung aus Konſtantinoxel ſind die
türkiſch=
bulgariſchen Verhandlungen wieder
aufgenom=
men worden.
Das rumäniſche Parkament hat das ungariſch=
rumä=
niſche Rechts= und Wirtſchaftsabkommen ratifiziert.
Die amerikaniſchen Weltflieger, die auf dem
Flug=
feld in Aſpern bei Wien gelandet ſind, dürften ſpäteſtens heute den
Weiterflug nach Paris antreten. Der im März angetretene
Rundflug um die Erde wird vorausſichtlich im Auguſt beendet werden.
Staatsſekretär Hughes hat die Abſicht, Berlin zu
be=
ſuchen, aufgegeben. Er wird ſich im Anſchluß an den Londoner
Anwälte=Kongreß zwei Tage nach Paris begeben, aber auf den
Auf=
enthalt in weiteren europäiſchen Hauptſtädten verzichten.
Entſchließungen des Hanſabundes.
Berlin 14. Juli. Vom Präſidium des
Hanſa=
bundes wird uns mitgeteilt: Das Präſidium des
Hanſabun=
des tagte am 12. Juli in Berlin im Hotel Eſplanade zur
Er=
ledigung organiſatoriſcher Angelegenheiten und um zu den
wirt=
ſchaſtspolitiſchen Tagesfragen Stellung zu nehmen. Neben dem
allgemeineren Bericht hierzu, den der Präſident des
Hanſabun=
des, Dr. Herm. Fiſcher, M. d. R., gab, nahm das Präſidium in
ſtreng vertraulicher Beratung ein ausführliches Referat des
Reichsverkehrsminiſters Oeſer über den gegenwärtigen Stand
der Verhandlungen des Organiſationsausſchuſſes zum
Eiſen=
bahnbericht der Sachverſtändigen entgegen. In den
allgemeineren Fragen der betreffenden Ausſprache wurden vor
allem beſprochen: die verheerenden Wirkungen der
gegenwär=
tigen Handhabung der Steuergeſetze auf die
Produktionsfähig=
keit der deutſchen Wirtſchaft, die Kredit= und Diskonlpolitik der
Reichsbank, die neue Zollvorlage der Reichsregierung, die
Feh=
ler in der Verwendung der Kaſſenbeſtände des Neichs, der
Län=
der und insbeſondere der Gemeinden (kurzſichtige Förderung des
Geldkettenhandels und Erſchwerung des Zinsabbaues) und die
Preispolitik der in öffentlicher Hand befindlichen
Erwerksunter=
nehmungen. Das Präſidium faßte folgende
Entſchließun=
gen: „Das Präſidium des Hanſabundes proteſtiert gegen
die gegenwärtige Handhabung der Steuergeſetze
und fordert in vollem Bewußtſein der Verpflichtungen der
Wirt=
ſchaft gegenüber dem Staat die ſofortige durchgreifende
Herab=
ſetzung der Steuerverzugszinſen. Abänderung der jetzt
gelten=
den Grundlagen für die Vorauszahlungen der Einkommen= und
Körperſchaftsſteuer und die Ermäßigung der den Kapitalverkehr
belaſtenden Steuer. Das Präſidium des Hanſabundes wendet
ſich mit Entſchiedenheit gegen alle Verſuche, die
Einheitlich=
keit des deutſchen Verkehrsweſens wieder
aufzu=
heben und fordert die Reichsregierung auf, mit allem Nachdruck
alle dahingehenden Wünſche abzulehnen.
Deutſchland
und die Londoner Konferenz.
Ein letztes Wort an Frankreich.
London 14. Juli. (Wolff.) Der diplomatiſche
Bericht=
erſtatter des „Daily Herald” ſchreibt, die Schwierigkeiten, denen
ſich die Londoner Konferenz gegenüberſehe, dürften nicht unüber
windlich ſein. Wenn ſich die franzöſiſche Regierung für der
Fall eines deutſchen Verzuges freie Hand vorbehalten wolle, ſo
ſetze das Europa der Gefahr eines neuen Ruhrabenteuers aus
Die wichtigſte Frage ſei die, ob die Deutſchen zur Erörterung
eingeladen werden ſollen oder einfach „Ja” oder „Nein” zu
einer Art von Ultimatum ſagen ſollen. Macdonald erkenne
ſeh=
gut, daß die Neuregelung nur etwas wert ſein könne, wenn ſie
ſich auf allſeitige Zuſtimmung gründe. Es müſſe in Paris be
griffen werden, daß die britiſche Arbeiterregierung, ſo willig ſi
auch ſei, die franzöſifche öffentliche Meinung zu verſöhnen,
unte=
keinen Umſtänden bereit ſein würde, an einem neuen Verſailles
teilzunehmen.
TU. London, 14. Juli. Der Berliner Vertreter des
Obſerver” berichtet ſeinem Blatte, daß die deutſche Regierung
ihn um Veröffentlichung folgender Erklärung erſucht habe:
Alle Gerüchte, daß die deutſche Regierung ihre Haltung
gegenüber dem Dawes=Bericht geändert habe, ſind unbegründet
Die deutſche Regierung iſt nach wie vor entſchloſſen, diejeniger
Bedingungen des Dawes=Berichtes, die innerhalb ihrer Mach
liegen, zu erfüllen, ohne daß zu dieſen Bedingungen etwas hin
zugefügt oder irgend etwas davon fortgenommen wird. Di
deutſche Regierung teilt die Anſicht der Sachverſtändigen, daß de
Dawes=Bericht ein unteilbares Ganzes iſt, von dem kein Tei
geändert oder ausgeſchaltet werden darf, ohne das ganze ſorg
fältig aufgebaute Gebäude zu zerſtören. Es iſt ganz gewiß nich
die Politik Deutſchlands, den Dawes=Bericht durch neue unvor
hergeſehene Forderungen im letzten Augenblick zu ſabotieren
ſondern im Gegenteil ſeine Erfüllung bis zu den kleinſten Einzel
heiten zu ſichern und alle erdenklichen Schritte gegen Sabotie
rungsverſuche zu unternehmen.
Ebenſo aber wie Deutſchland lohal entſchloſſen iſt, die ihn
auferlegten Bedingungen zu erfüllen, ſo erwartet es, daß die
Bedingungen, die der Bericht den anderen auf
erlegt habe, ebenſo loyal behandelt werden. Dieſ
Bedingungen beſtehen nach Anſicht der öffentlichen Mei
nung Deutſchlands in der Räumung des Ruhrgebiet=
und in der Wiedenherſtellung des Rheinland *
abkommens. Die deutſche Regierung hat niemals die For
derung aufgeſtellt, daß dieſe Handlungen der durch den Dawes
bericht bedingten Geſetzgebung vorausgehen müßten. Deutſch
land fordert nichts im voraus, es verlangt aber die Erfüllung
der im Dawesbericht vorgeſehenen Bedingungen, und je ſichere=
Deutſchland auf guten Willen rechnen kann, um ſo eher wirt
die Reichstagsmehrheit für die Annahme des Berichts ſein. Das
deutſche Volk iſt entſchloſſen, die Laſten des Berichts, die nad
dem Zeugnis Macdonalds ſogar über die im Verſailler Ver
trag vorgeſehenen hinausgehen, auf ſich zu nehmen, wenn es
endlich die Gewißheit erhält, daß die Bedeutung und der Schrit
eines ſolchen Verſuchs anerkannt wird. Bisher iſt alles, was i
Deutſchland getan hat, nur mit neuen Forderungen und neuen
Erniedrigungen beantwortet worden. Dies alles aber hinder
Deutſchland jetzt nicht, die von ihm geforderten Opfer zu bringen
um die Freiheit ſeiner unterdrückten Bevölkerung im Ruhrgebie
und im Rheinland wieder zu gewinnen.
Oven Young in London.
London 14. Juli. Oven Young, der bekannte amerikaniſche
Bankier und Finanzſachverſtändige, iſt zur Teilnahme an der Londo
ner Konferenz heute hier eingetroffen. Preſſevertretern erklärte er be
ſeiner Ankunft, wenn ſich die Alliierten gemeinſam mit Deutſchland ar
die Ausführung des Dawesgutachtens machten, ſo könnten ſie der morg
liſchen und finanziellen Unterſtützung Amerikas ſicher ſein.
Die Vereinigten Staaten wünſchen, daß alle po
litiſchen oder militärifchen Maßnahmen vermiederg
würden, die geeignet ſeien, den rein wirtſchaftlichen Wert der5
Dawesplans zu zerſtören. Die amerikaniſchen Anleihezeich
ner würden mit großem Mißvergnügen ſehen, wenn militäriſche oder
politiſche Aktionen wirtſchaftlichen Maßnahmen vorgezogen würden
Die amerikaniſche öffentliche Meinung billigt den Sachverſtändigenplat
nahezu einmütig. Wenn die Allierten und Deutſchland die loyale
Durchführung des Dawesplanes beabſichtigen, ſo ſei die
Unterſtützung der Vereinigten Staaten geſichert. Da
gegen würde jedes Anzeichen einer Obſtruktion, ſei es von ſeiter
Deutſchlands, ſei es von ſeiten der Alliierten, die Waſhingtoner Regie
rung unvermeidlich entmutigen, ſich an dem Wiederaufbau Europas zu
beteiligen.
Was die Schuldenfrage anlange, ſo habe die Haltung der ?
Vereinigten Staaten nicht gewechſelt. Dieſe Frage könne mit der Repa
rationsfrage nicht verknüpft werden. Die Vereinigten Staaten bedauer
ten, daß, abgeſehen von England, keiner ihrer Schuldner daran gedacht z.
habe, ſeine Schulden zu konſolidieren. Aber es werde auf ſie keiner
lei Druck ausgeübt werden, am wenigſten auf Frankreich. Was die
Vereinigten Stagten wümſchten, ſei einzig die Anerkennung der Ver
pflichtungen.
* Iſt das Tier vernünftig?
Von Dr. Th. Zell.
Im „Kosmos” wirft Dr. Frenſtacky die obige Frage auf,
in=
dem er folgenden Vorfall ſchildert: Vor einiger Zeit erhielt er
einen Aal geſchenkt. Da er ihn einigen Bekannten zeigen wollte,
ließ er das 80 Zentimeter lange Tier in der Badewanne
über=
nachten”. Als er zum Waſſerwechſel das Ablaufventil öffnete,
ſah er das Tier den Auslauf umkreiſen, dann ſteckte es die
Schnauze, wie um einen Fluchtverſuch zu unternehmen, in den
Ablauf. Ueberzeugt von der Ausſichtsloſigkeit des Verſuches, zog
es ſich wieder zurück und umkreiſte den Ablauf von neuem.
In=
zwiſchen war der Waſſerſtand ſoweit geſunken, daß er dem Fiſch
nur vom Bauch bis zum Rücken reichte.
Da umkreiſte das geängſtigte Tier noch einmal den Ablauf,
legte ſich mit der Unterſeite platt auf den Boden und bildete mit
dem feſt an den Körper gepreßten Schwanzende eine Schlinge um
das Ablaufventil, ſodaß das Ablaufen des Waſſers gänzlich
unterbunden war. Rings um den Fiſch war das Waſſer in
ſei=
nem Höhendurchmeſſer ſtehen geblieben, während ſich innerhalb
der Schlinge trockener Boden befand. Jeder weitere, unter
den=
ſelben Bedingungen wiederholte Verſuch hatte das gleiche
Er=
gebnis.
Wenn man, fährt Dr. Frenſtacky fort, mit menſchlichem
Denk=
vermögen dieſen ganz erſtaunlichen Vorgang nachprüft, kommt
man zu dem Ergebnis, daß dies die einzige Möglichkeit war,
einen weiteren Abfluß zu verhindern.
Auf dem Bilde ſieht man den Aal, wie er durch Andrücken
des Schwanzes an den Leib und durch Lagerung um das Ventil
den äußeren Waſſerſtand an dem weiteren Sinken hindert.
Unſer Gewährsmann ſagt zwar nicht ausdrücklich, daß er
hiernach den Aal für ein vernünftig handelndes Tier hält, aber
jeder unbefangene Leſer kommt eigentlich zu dieſer
Schlußfolge=
rung.
Iſt ſie begründet? Ich würde das aus folgenden Gründen
verneinen.
Zahlloſe Irrtümer entſpringen daraus, daß man den Bau
und die Lebensweiſe eines Tieres nicht kennt. So iſt die Anſicht
unausrottbar, daß das Pferd ſehr klug ſei, weil es beim Freſſen
den Häckſel fortpuſtet. Tatſächlich geſchieht das oft, hat aber mit
Klugheit nicht das mindeſte zu tun. Vielmehr beruht es darauf,
daß das Pferd nur durch die Naſe gtmen kann, mas die wenigſten
Menſch wiſſen. In meinem Buche über das Pferd als
Steppen=
tier habe ich die Gründe dargelegt, weshalb es für das Wildpferd
vorteilhaft war, allein durch die Naſe atmen zu müſſen. Die
eiſigen Steppenwinde wurden dadurch in den Nüſtern angewärmt
und konnten den Lungen keinen Schaden zufügen. Atmet das
Pferd beim Freſſen durch die Naſe, ſo fliegt natürlich der leichte
Häckſel fort. In der freien Steppe kann das Wildpferd nach
Be=
lieben heftig puſten, ohne daß ſich ſeine Nahrung bewegt, denn ſie
beſteht ja aus feſtgewurzelten Gräſern.
Von dem Leben des Aales, dieſes nächtlichen Räubers,
wiſ=
ſen wir nicht allzuviel. Obwohl ich mich ſelbſt an aalreichen
Flüſſen und Seen häufig aufgehalten habe, konnte ich mir kein
Urteil über gewiſſe Streitfragen, beiſpielsweiſe ſeine nächtlichen
Wanderungen, bilden. Feſt dagegen ſcheint zu ſtehen, daß er
Schlammgrund ſehr liebt, daß er ſehr gern in Röhren
hinauf=
klettert, wie ſein Vorkommen in Waſſerleitungen beweiſt, und daß
er ſelbſt in röhrenartigen Löchern gern liegt. So zeigt ihn auch
das Bild in Brehms Tierleben, das von Mützel nach dem Leben
gezeichnet iſt.
Ohne Zweifel dürfte der Aal aus eigenem Erleben oder aus
Inſtinkt die Gefahren kennen, die das Austrocknen oder das
Ab=
fließen von Waſſer mit ſich bringt. Ich halte es ſogar nicht für
ausgeſchloſſen, daß er das Abfließen des Waſſers durch Röhren
ſchon in der Freiheit kennt und ſich dagegen in der oben
geſchil=
derten Weiſe hilft. Er ſelbſt und ſeine Artgenoſſen bauen ja
ſolche Röhrengänge fortwährend, und da wird es bei einem
aus=
trocknenden See gewiß vorgekommen ſein, daß eine ſolche Röhre
plötzlich freigelegt wurde und das letzte Waſſer mit ſich riß.
Ueb=
rigens können Röhren auch durch andere Waſſerbewohner
ent=
ſtanden ſein.
Zunächſt hat der Aal den Kopf in den Ablauf geſteckt. Das
wird richtig als Fluchtverſuch gedeutet. Ein Tierkundiger hätte
vielleicht angenommen, daß es geſchähe, um den Abfluß zu
ver=
hindern, indem der Kopf als Pfropfen wirken ſollte. Er hätte
dann umgekehrt wie Münchhauſen gehandelt, der das Leck ſeines
Schiffes mit einem gewiſſen Körperteil ausfüllte, um das
Ein=
dringen des Waſſers zu verhindern.
Hätte der Aal wirklich Ueberlegung beſeſſen, ſo wäre es doch
noch einfacher für ihn geweſen, den Stöpſel in das Abflußventil
zu ſtoßen oder es wenigſtens zu verſuchen.
Der Fall erinnert mich an ein Erlebnis, wo ebenfalls ganz
unbegründete Schlüſſe gezogen wurden. Ich hatte einen
Jagd=
freund beſucht und als Begleiter auf deſſen vielfachen Wunſch
einen ſonſt ſehr klugen, aber durchaus tierunkundigen Großſtädter
mitgenommen. Dieſer wunderte ſich des Todes darüber, daß ein
ſonſt ſehr unruhiger junger Hund wie verwandelt war, als ſein
Herr ſich auf dem Anſtand befand. Das Tier war nicht nur
voll=
kommen lautlos, ſondern ſtieß auch ſeinen Herrn mit der Naſe an.
als ein Rehbock auf der Wieſe erſchien. Für den Jäger ſind das
ſelbſtverſtändliche Dinge. Er wundert ſich auch nicht über das
Benehmen ſeines Hundes, da ihm als früherem Raubtier die
Lautloſigkeit bei Annäherung an die Beute angeboren iſt.
Da=
gegen kann ein tierfremder Großſtädter leicht den Schluß ziehen:
Dieſer Hund muß vernünftig ſein, denn er handelt vollkommen
ſo, wie ein Menſch auf Grund reiflicher Ueberlegung.
Ehe ich von dem Aal annehme, daß er vernünftig gehandelt
hat, glaube ich zunächſt, daß er ein ihm von der Freiheit
bekann=
tes Mittel zur Anwendung gebracht hat.
Die weißen Götter.
Aus: Francis Drake, „Als Freibeuter in Spaniſch=
Amerika”. (Band 10 der Sammlung „Alte Reiſen
und Abenteuer”.) Geb. Gm. 2.50, in Ganzleinen
geb. Gm. 3.20. Leipzig, BrockhausF.)
Am 21. wurde unſer Schiff, das in See ein Leck erhalten
hatte, näher ans Ufer herangebracht, damit wir es nach
Anland=
bringen der Ladung ausbeſſern konnten. Der Sicherheit halber
landete unſer General zunächſt ſeine Leute mit den nötigen
Vor=
räten, um Befeſtigungen anzulegen und Zelte aufzubauen. Als
die Eingeborenen unſere Abſicht bemerkten, zündeten ſie Feuel
an, um zur Verteidigung ihrer Heimat aufzurufen. Die Indianer
kamen nun in großen Scharen mit Pfeil und Bogen herbei, jedock
nicht in der Abſicht, uns zu bekriegen, vielmehr waren ſie von
den vielen neuen und unbekannten Dingen entzückt und dachten
nicht an Kampf, ſondern verehrten uns als überirdiſche Weſen=
Durch Zeichen gaben wir ihnen zu verſtehen, daß ſie ihre Bogei.
und Pfeile hinlegen ſollten; ſie taten es ohne Bedenken. Und
*) Die berühmten Kaperfahrten Franeis Drakes mit der erſteie
engliſchen Weltumſeglung in zeitgenöſſiſchen Verichten. Drakes Reiſene
voll abenteuerlicher, ſpannender Erlebniſſe, zeigen England, welch u”
geheuren Wert eine ſtarke Flottenmacht und der Beſitz von Kolonien.
hat und bilden ſo die Grundlage zu dem heutigen britiſchen Weltreiche
Wir freuen uns, in der Lage zu ſein, mit Erlaubnis des Verlags Brh.”
haus unſeren Leſern eine intereſſante Textprobe zu bieten.
Rummer 195.
Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 15. Juli 1924.
Seite 3.
Die alten Rivalen.
England und Rußland.
Von unſerem Korreſpondenten.*)
ur. Moskau, im Juli 1924.
Indeſſen erklärte England, daß die Freiheit der Meerengen
* Grundſtein der engliſchen Politik im Nahen Oſten bilde,
wo=
b jedoch Freiheit der Meerengen nach der engliſchen
Inter=
ation die Hegemonie jenes Staates bedeutet, der im
Mittel=
re die ſtärkſte Flottenmacht beſitzt, d. h. alſo, es würde
dar=
zrdie engliſche Vorherrſchaft in den Dardanellen und im
S varzen Meer zu verſtehen ſein.
eloyd Leorge erklärte den Vertretern der engliſchen Preſſe als
Swort auf Lenins Interview folgendes: „Was auch auf der
Birſtehenden Konferenz geſchehen möge, wir können nicht auf
D Politik des Schutzes der Freiheit der Meerengen verzichten.
A wollen kein neues engliſches Gibraltar ſchaffen, wir wün=
Foi aber, daß der Völkerbund als Hüter der Freiheit der
Meer=
en im Intereſſe aller Völker auftreten werde.”
Der Führer der Konſervativen, Chamberlain, ſagte, daß die
sheit der Meerengen als Hauptkriegsziel der Entente im
S ge mit der Türkei angeſehen wurde und das weſentliche
Qiltat des Sieges der Entente darſtelle, und England wird
F falls notwendig, mit der Waffe in der Hand zum Schutz des
ngenen Preiſes erheben im Intereſſe des engliſchen Staa=
* der die Freiheit der Meerengen mit dem Blute ſeiner
Bür=
gerkauft habe.
Dieſem Beſtreben der engliſchen Regierung zur Aufrecht=
Sltung ihrer Hegemonie in den Meerengen ſekundierte Frank=
: die Zeitung Echo de Paris präziſierte den Standpunkt der
F zöſiſchen Regierung:
„Die Kabinette von London, Paris und Rom ſind der An=
77 daß ihrer Kriegsflotte diejenigen Meerengen nicht verſperrt
Eyſen dürfen, welche als Baſis für künftige politiſche und mora=
17: Aktionen in Oſteuropa dienen könnten. Sie neigen der
Auf=
un Fong zu, daß die Gefahr des Angriffs Rußlands auf Polen
2r Rumänien keineswegs beſeitigt ſei und die Möglichkeit einer
ſch=türkiſchen Koalition beſtehe.”
Zuſammenfaſſend läßt ſich alſo ſagen, daß der freie
Durch=
g. der Kriegsſchiffe durch die Meerengen den Weſtmächten
cAusgangspunkt für ihren wohldurchdachten Abwehrſtoß
gi die bolſchewiſtiſche Gefahr dienen ſoll, die der wenig zu=
Hi ſſigen Ordnung in Südoſteuropa droht.
Der Führer der türkiſchen Delegation auf der Lauſanner
K2 erenz, Ismed Paſcha, bewies in ſeinen Reden, daß der
fr Durchgang der Kriegsſchiffe durch die Meerengen die
Srheit Konſtantinopels in Frage ſtellt, was mit den
In=
gte en der Türkei als eines ſelbſtändigen Staates unvereinbar
ſe indeſſen wurde die türkiſche Delegation in dieſer Hinſicht
zu Nachgeben veranlaßt. In Bezug auf die Fragen der
Mino=
rI n, Kapitulationen und wirtſchaftlichen Beziehungen zu den
taaten war ſie jedoch äußerſt hartnäckig und unbeirrbar.
Nit der Oeffnung der Meerengen hatte England eine
Macht=
ſteng erobert; denn durch ſie wurde England zum Beherrſcher
de Zosporus, der Dardanellen und des Schwarzen Meeres. Da
dr 3 Verhältnis jedoch den vitalſten Intereſſen des türkiſchen
Stes zuwiderläuft, dürfte ſich die Türkei mit dieſer Tatſache
au ie Dauer kaum abfinden. Die Politik, zu der England ſich
gau der Lauſanner Konferenz bekannte, war nur das Vorſpiel
zur r extremen Kursveränderung in der engliſchen Politik, die
in n bekannten ruſſiſch=engliſchen Konflikt ausklang. In dem
N8 orandum der engliſchen Regierung an die Sowjet=
Regie=
ru vom 8. Mai 1923 wurde der Sowjetrezierung zum
Vor=
wy gemacht, daß ihre Agenten, ſogar die Konſuln und
Bot=
ſch er, in Perſien, Afghaniſtan und Indien eine
weitausſtreu=
en planmäßige bolſchewiſtiſche Propaganda entfalten und die
Wen durch Waffen und Geldmittel zu verſtärken ſuchen. Als
ei ſeachtenswertes Detail erſcheint hier die Behauptung der
en ſchen Regierung, daß eine Anzahl von Hundertpfundnoten,
di urch die Lloyd Bank an den ruſſiſchen Vertreter zur
Aus=
za ng gelangt waren, in den Händen indiſcher Aufrührer
vor=
ge ben wurden.
luf dieſes Memorandum antwortete die ruſſiſche Regierung
nr iner Note vom 11. Mai, in der es u. a. hieß: Der Weg
zu1 Wiederherſtellung regulärer Beziehungen zwiſchen zwei
Sten führt nicht über das Ultimatum und Drohungen wegen
neiſächlicher Mißverſtändniſſe. Die Sowjet=Regierung
be=
ſt: die propagandiſtiſche Tätigkeit ihrer Agenten und wies
ih ſeits darauf hin, daß die engliſchen Agenten im Kaukaſus,
Welaſien und im Fernen Oſten kein Mittel im Kampf gegen
disowjet=Republik ſcheuen.
Das vorerwähnte Ultimatum der engliſchen Regierung
Ee während der zweiten Lauſanner Konferenz abgeſandt,
alder ſich in der Frage der Meerengen der engliſch=ruſſiſche
Enſatz in ſeiner ganzen Schärfe offenbarte. Am 9. Mai
ie in Lauſanne der Vertreter der Sowjet=Republik,
Wo=
ro ki, durch den ehemaligen ruſſiſchen Offizier Konradi er=
„1ſet, und der Aktionsausſchuß der Kommuniſtiſchen
Inter=
n nale reagierte darauf mit einem Aufruf an die Arbeiter=
) Vgl. den Artikel in unſerer Nr. 189 vom 9. Juli 1924.
er mehr Menſchen kamen, Frauen und Männer, ſo daß ihre
beträchtlich wuchs. Damit der Frieden auch von Dauer
deſchenkte ſie der General reichlich und behandelte ſie nach
Richtungen hin entgegenkommend; er gab ihnen vor allen
en das Notwendigſte, um ihre Nacktheit zu bedecken. Wir
ichten ihnen auch klarzumachen, daß wir gar keine Götter
ſondern als gewöhnliche Sterbliche zur Erhaltung des
s Speiſe und Trank benötigten. Alles das konnte ſie jedoch
von ihrer vorgefaßten Meinung abbringen.
Als Gegengabe für unſere Geſchenke gaben ſie uns
ver=
den Dinge: Federn, Netze, Köcher aus Rehfell und Felle,
ſie ihre Frauen auf dem Körper trugen. Sie gingen
ſchließ=
wieder in ihre Häuſer zurück, die in die Erde eingegraben
n. Am oberſten Nand des Erdloches waren Holzſtangen
eſetzt, de oben in einer Spitze zuſammenliefen. Die Stangen
n dicht mit Erde bedeckt, um kein Waſſer eindringen zu
i und das Innere warmzuhalten. Die Türe vertrat in den
en Fällen zugleich den Schornſtein, ſie glich einer gewöhn=
Schiffsluke und ſtand ſchräg. Die Schlafſtellen der
Ein=
renen bildete der mit Binſen beſtreute harte Boden. Die
rſtätten waren im Kreis um das Feuer angeordnet, das in
Mitte der Hütte brannte und bei der Niedrigkeit und
Abge=
ſenheit des Raumes große Wärme verbreitete.
Die Männer gingen zum größten Teil nackend, ihre Frauen
nien Einſen, banden ſie nach Art eines Strickes um die
en und ließen die übrigen loſe daran herabhängen. Um
Schultern hatten die Weiber Tierfelle gelegt. Sie gehorchten
Ehemännern und verrichteten jeden Dienſt, auch
unter=
ten ſie nichts ohne Zuſtimmung ihrer Gatten.
Als die Eingeborenen heimgekehrt waren, begann
unter=
ider eine Art lebhaftes Weinen und Klagen, und zwar
der=
daß wir es ſogar auf unſerem Platz hörten, der dreiviertel
ſche Meile von ihrem Dorf entfernt lag. Beſonders die
ten ſchrien und heulten ſehr laut. Dieſes Theater dauerte
ganze Weile. Trotz dieſer unterwürfigen
Freundſchafts=
gung blieben wir doch auf der Hut und legten ſofort nach
htung unſerer Zelte einen Steinwall an, der genug Schutz
i feindliche Angriffe geboten hätte. Nach Verlauf von zwei
n — die Eingeborenen hatten ſich bisher noch nicht wieder
laſſen — verſammelte ſich eine große Anzahl von Männern,
ten und Kindern, die von uns neuen Ankömmlingen gehört
n und nun kamen, um Federn und Tabaktaſchen als
Ge=
ke anzubieten oder beſſer geſagt, um ſie als Opfer darzu=
Jen, denn auch ſie glaubten, wir wären Götter.
ſchaft der ganzen Welt: „Durch die Dardanellen geht der Weg
des britiſchen Imperialismus nicht nur zu den ruſſiſchen=
Naphthaquellen in Baku und den ruſſiſchen Naturreichtümern
im Ural, nicht nur zur Herrſchaft über Konſtantinopel, ſondern
auch zur Verwandlung der ganzen Türkei in eine engliſche
Kolonie. Beugt die Türkei ſich vor der Entente, ſo bedeutet dies
das Ende der ſelbſtändigen Exiſtenz Perſiens, Afghaniſtans und
aller übrigen Völker vom Mittelmeer bis Indien. Die
Unter=
jochung dieſer Völker wird den Schlußakkord der Beſtrebungen
zur nationalen Befreiung der Völker von Aegypten und Indien
bilden, und ſogar Chinas ſelbſtändige Entwicklung knebeln. —
Die Dardanellen ſind der Schlüſſel zu der Freiheit der aſiatiſchen
Völker, und Sowjet=Rußland iſt die einzige Macht, welche
die=
ſen Schlüſſel vor räuberiſchen Anſchlägen ſchützt. Die Kugel,
die den Vertreter Rußlands in Lauſanne traf, war gegen die
nationale Zukunft, gegen die Befreiungsbewegung der
aſiati=
ſchen Völker gerichtet. An Sowjet=Rußland wird die Forderung
geſtellt, daß es ſich ſeines Rechtes, in Perſien und Afghaniſtan
Vertreter zu halten, begeben ſolle und den Drang der aſiatiſchen
Völker nach nationaler Selbſtändigkeit verſtehe und anerkenne.
In Indien können nur Sklaven leben, nicht aber Kämpfer für
die nationale Unabhängigkeit, keine Freunde Sowjet=Rußlands.
Die Kommuniſtiſche Internationale darf durch keine Propaganda
die Befreiungsbewegung der arbeitenden Maſſen von Indien
und Afghaniſtan unterſtützen. Das alles verlangt Lord
Cur=
zon. Das Eingreifen ſeiner Handlanger in Lauſanne erſcheint
als folgerichtige Deutung ſeiner Forderungen; die engliſche
Re=
gierung hat ihr tahres Geſicht unverhüllt gezeigt. Das Attentat
in Lauſanne führt mit Deutlichkeit allen geknechteten Völkern
Aſiens die beſtehende Lage vor Augen. Solche Propaganda der
Tat hat zweifellos für die Revolutionierung Aſiens mehr
be=
wirkt, als es im Laufe eines ganzen Jahres die Kommuniſtiſche
Internationale vermocht hätte.”
Um den beſtehenden Konflikt zu ſchlichten und aus der ſich
ergebenden Notwendigkeit, mit den Bolſchewiſten zu verhandeln,
ſuchte Lloyd George nach ausgleichenden Kompromiſſen. Er wies
darauf hin, daß die Bolſchewiſten ſich in ihrer Orientpolitik durch
nichts von derjenigen der Zaren=Diplomaten unterſcheiden; denn
England habe es hier nicht mit dem Bolſchewismus zu tun,
ſon=
dern mit dem alten ruſſiſchen Imperialismus. Wie eben jetzt
habe Rußland auch im Jahre 1904 bedeutende Summen auf die
Propaganda gegen England im Orient derſvendet. Trotzdem
wurde nach der Zuſammenkunft in Reval ein volles
Einverſtänd=
nis erreicht. Der Bolſchewismus artet allmählich in den alten
ruſſiſchen Imperialismus aus, das iſt keine Revolution, fuhr
Lloyd George fort, ſondern hier zeigt ſich die Wiederkehr des
alten Rußlands; ich hatte ſtets die Ueberzeugung, daß ſich ein
ſolcher Zuſtand aus dieſen Anſätzen entwickeln wird, und fürchtete
mich ſtets vor dem wahren Rußland. Llovd George empfahl des
weiteren, aus der Vergangenheit eine Lehre zu ziehen und zu
einer friedlichen Einigung mit dem ruſſiſchen Volk die Hand zu
bieten.
Dieſem Schritt Lloyd Georges, der außer der Unterſtützung
der Liberalen die ganze Arbeiterpartei und einen Teil der
Kon=
ſervativen auf ſeiner Seite hatte, die ſich ſämtlich gegen die
Ver=
ſchärfung der Beziehungen mit Sowjetrußland ausſprachen, war
es zu verdanken, daß im weiteren nur ein Notenwechſel zwiſchen
den Gegnern ſtattfand, der allmählich unter der nachgiebigen
Hal=
tung Sowjetrußlands hinſichtlich einiger Punkte einen friedlichen
Abſchluß fand.
Es währte nicht lange, als ſich ein neuer Konflikt entſpann,
der ſeinen Grund in der Erneuerung des ruſſiſchen
Botſchafter=
poſtens in England hatte, für den Rakowski vorgeſehen war. Die
engliſche Regierung, die der Berufung Rakowskis auf den
Bot=
ſchafterpoſten zuerſt zugeſtimmt hatte, bedeutete plötzlich der
ruſſi=
ſchen Regierung kurz vor der Abreiſe Rakowskis, daß das
Reiſe=
viſum für ihn bis zur Klärung beſtimmter Tatſachen ſiſtiert ſei.
Es handelte ſich hier um die Rede Rakowskis, die ſtarke Angriffe
auf die engliſche Regierung enthielt. Beſonders im engliſchen
Unterhaus ſtieß man ſich an Ausführungen Rakowskis, die
be=
ſagten, „daß das Memorandum barer Unſinn ſei. Eigentlicher
Zweck ſei ein tieferer Grund. Würden wir uns bedingungslos
zum Nachgeben bereitfinden und die Beſcheinigung unterzeichnen,
daß in Indien ein ideales Verwaltungsſyſtem herrſcht, daß
Ge=
noſſe Raskolnikow (der Kommiſſar des Finanzweſens wurde in
dem engliſchen Ultimatum beſchuldigt, mitbeſchloſſen zu haben,
der britiſchen kommuniſtiſchen Partei 80 000 Pfund Sterling und
ſer indiſchen 120 000 Pfund Sterling zur Verfügung zu ſtellen)
dem Gefängnis überliefert werden ſolle, und würden wir uns
entſchuldigen, glauben Sie denn, daß dadurch der Gegenſatz
auf=
gehoben wäre? England kommt mit immer neuen Forderungen!
Wir verſperren einem freien Durchzug von England zu ſeinem
indiſchen Beſitz den Weg. Es iſt unſer Unglück, daß Indien in
uns einen Beſchützer der unterdrückten Völker erblickt. Wir
kön=
nen hier unterſchreiben ſoviel wir wollen, wir merzen damit nicht
aus der Seele und dem Herzen des indiſchen Bauern das heilige
Bild Lenins aus, in welchem es das Symbol des rieſigen
revo=
lutionären ruſſiſchen Landes hütet.”
Der Zwiſchenfall endete damit, daß Rakowski die Einreiſe
nach England geſtattet wurde, indeſſen Curzon ihn vollkommen
ignorierte; Rakowski wurde vom Miniſter des Auswärtigen,
Curzon, nicht empfangen. Dem Kabinett Baldwin wurde nur
eine äußerſt ſchwache Unterſtützung ſeitens des Parlaments
zu=
teil, und es war gezwungen, Neuwahlen auszuſchreiben im
De=
zember 1923), die die konſervative Niederlage brachten.
Eine der erſten Handlungen von Ramſay Macdonald beſtand
in der Anerkennung Sowjet=Rußlands, für die die Erwägungen
ſprachen, daß England auf allen Weltmärkten durch die
induſtri=
elle und beſonders finanzielle Konkurrenz Amerikas in allen
ſeinen aſiatiſchen Kolonien ſchwer bedrängt, in allen ſeinen
Ein=
flußſphären von bolſchewiſtiſcher, panaſiatiſcher und
panislami=
tiſcher Bewegung bedroht wird. England iſt genötigt, Geld und
Machtmittel aufzuwenden, wodurch die Steuerlaſten ſich bis zur
Unerträglichkeit ſteigern würden, falls es nicht gelingt, Rußland
durch finanzielle Kombinationen (Anleihen uſw.) ins engliſche
Schlepptau zu nehmen. Daß die vom Kabinett Maedonald mit
der Sowjetregierung geführten Verhandlungen dieſen Zweck
ver=
folgten, iſt aus dem Memorandum der engliſchen Bankiers zu
er=
ſehen, deſſen Hauptpunkte folgende ſind: Die Möglichkeit der
Wiederherſtellung des Kredits an Sowjet=Rußland läßt ſich
folgendermaßen zuſammenfaſſen: 1. Uebereinkommen bezüglich
der Anerkennung der Staats= und Privatſchulden, 2 Ausgleich
in der Wiederherſtellung des Privateigentums der Ausländer,
3. normale Zivilgeſetzgebung in Sowjet=Rußland, Unantaſtbarkeit
der Privatverträge, 4. Garantien dafür, daß Privateigentum von
Konfiskationen verſchont bleibt, 5. unbehinderte Möglichkeit
eng=
liſcher Geſchäfte, ohne eine Einmiſchung der Sowjets, und
Ein=
richtung verſchiedener Privatinſtitutionen in Rußland, 6. Verzicht
auf bolſchewiſtiſche Propaganda. Sobald dieſe Vorbedingungen
erfüllt ſind, wird auch das Vertrauen zu Sowjet=Rußland
wieder=
kehren, und der Zufluß des Kredits wird beginnen, ſoweit die
Kapitalknappheit dies geſtattet.
Ob Sowjet=Rußland, das ſich in ſehr prekärer Finanzlage
befindet, gegen Kreditgewährng auf ſeine aſiatiſchen
Expanſions=
gelüſte verzichten wird, dürfte nicht ſowohl der Ausgang der
gegenwärtigen Verhandlungen zeigen, — wenn eine ſolche
Ver=
einbarung tatſächlich zuſtandekommt — als vielmehr die praktiſche
Verwirklichung derſelben von ſeiten Rußlands; denn man muß
im Auge behalten, daß die komplizierten Beziehungen, Bindungen
und Verpflichtungen, die Rußland im Laufe der letzten 7 Jahre
gegenüber den aſiatiſchen Stämmen und Führern eingegangen iſt,
ſich nicht ſo leicht löſen laſſen, und nach dem Geſetz der Trägheit
und vielen moraliſchen und parteitaktiſchen Imponderabilien
Rußland auch möglicherweiſe gegen ſeinen eigenen Willen unter
der Laſt und Auswirkung ſeiner früheren Handlungen immer
weiter und weiter ſeinen Aeg in Aſien gehen wird.
Deutſchland und China.
Aus dem Inhalt des Abkommens.
Paris, 14. Juli. (Wolff.) Aus Peking wird über den
Inhalt der vom chineſiſchen Außenminiſterium veröffentlichten
beiden deutſch=chineſiſchen Abkommen über die
Wiedererrichtung der Deutſchen Bank und der Regelung
verſchiedener Finanzfragen folgendes berichtet:
Nach dem erſten Abkommen verpflichtet ſich die chinefiſche
Regierung, ſämtliche Güter der Bank zurückzuerſtatten,
einſchließlich der Gebäude in Peking und Han=Kau, und zwar
frei von allen Laſten, ſowie 1950 000 Dollar in
Schuldverſchrei=
bungen einer von Tientſin ausgehenden Bahn als Kompenſation
für die in den übrigen Teilen Chinas liquidierten Güter zu
zahlen. Die chineſiſche Regierung erklärt ſich bereit, die deutſche
Bank wieder in den Stand wie vor dem Kriege einzuſetzen,
ein=
ſchließlich ihrer Funktion als Notenbank. In der zweiten Note,
die Finanzfragen betrifft, erklärt ſich China bereit, die noch
in China zurückgehaltenen deutſchen Privatgüter
zurückzuerſtatten, die einen Geſamtwert von 69—70
Mil=
lionen Dollar darſtellen.
Die deutſche Regierung wird China im voraus einen
Teil der Entſchädigung in Höhe des halben Wertes der
zurückzuerſtattenden Güter als letzte Kompenſation für die
For=
derungen der chineſiſchen Regierung aus den
Kriegsvernflichtun=
gen zahlen. Dafür verpflichtet ſich die Letztere, die noch
ſchweben=
den Forderungen deutſcher Privatperſonen zu regeln,
ausgenom=
men die Forderungen auf chineſiſche Wertpapiere.
Dieſes Abkommen wird als eine endgültige
Rege=
lung ſämtlicher Forderungen Chinas, an
Deutſchland und umgekehrt betrachtet, ſoweit ihr
Ur=
ſprung vor dem Juli 1921 liegt. Beide Abkommen ſind vom
chineſiſchen Außenminiſter Wellington Koo unterzeichnet.
Die Revolution in Braſilien.
Buenos Aires, 14. Juli. Funkſpruch. Nach hier
ein=
getroffenen Berichten ſcheint es, daß die Nevolutionäre im
We=
ſten des Staates Sao Paulo die Regierungstruppen erfolgreich
aufhalten und ſüdwärts in der Richtung auf Santos vordringen.
* London, 14. Juli. (Priv.=Tel.) Zwei Amerikaner, die
aus Sao Paulo in Rio de Janeiro eingetroffen ſind, haben
er=
klärt, daß ſich im Staate Sao Paulo die Zahl der
Auf=
ſtändiſchen auf 20 000 Mann belaufe. In den
Straßen=
kämpfen ſeien im Laufe der erſten zehn Tage allein 3000
Men=
ſchen getötet worden. Die Rebellen bekunden die
Ab=
ſicht, Rio de Inneiro zu beſetzen.
Als die Indianer auf dem Hügel, wo wir unſer Fort
ge=
baut hatten, angekommen waren, machten ſie halt. Einer von
ihnen, er war wohl zum Hauptſprecher beſtimmt worden,
lang=
weilte uns mit einer endloſen Rede, die von heftigen und
ſelt=
ſamen Geſten begleitet wurde; ſeine Stimme war äußerſt laut
und die Worte folgten ſo raſch aufeinander, daß er kaum zum
Atmen kam. Mit Beendigung ſeiner Anſprache neigten ſeine
Landsleute ehrfurchtsvoll ihren Körper zur Erde und ſtießen
dabei ein langes „Oh” aus, um damit ihre Zuſtimmung zu dem
Geſagten zu bekunden. Darauf legten die Männer ihre Bogen
auf dem Hügel nieder und ließen ihre Frauen und Kinder hinter
ſich zurück. Dann brachten ſie ihre Gaben herbei und waren
glücklich, daß ſie unſerem General ihre Geſchenke anbieten durften,
daß er ſie ſelbſt — ein Gott ihrer Auffaſſung nach — aus ihren
Händen in Empfang nahm. Zur gleichen Zeit gebärdeten ſich
ihre Frauen wie verzweifelt und wüteten mit unnatürlicher
Heftigkeit gegen ſich ſelbſt. Sie ſchrien ganz jämmerlich und
kratzten ſich mit ihren Nägeln das Fleiſch von den Backen, ſo
daß das Blut über die Bruſt herablief. Ihren Oberkörper
be=
raubten ſie der einzigen Bedeckung, die ſie beſaßen, hielten die
Hände über den Kopf und warfen ſich wie Furien auf den Boden,
ganz gleich, ob er weich oder ſteinig war. Dieſe Zeremonie
wiederholten ſie immer und immer wieder, ſelbſt ältere Frauen
mit Kindern, bis ſchließlich ihre Kräfte erſchöpft waren. Wir
erhoben darauf unſere Hände zum Himmel und gaben ihnen zi
verſtehen, daß unſer Gott dort oben wohne, ſangen Pſalmen
und beteten. Währenddeſſen ſaßen die Eingeborenen ganz ruhig
und riefen nur am Ende eines jeden Verſes „Oh”, um damit
ihre Freude an unſeren Uebungen auszudrücken. Sie freuten
ſich beſonders über unſere Pſalmengeſänge; ihre erſte Frage
war gewöhnlich „Gnaäh”, damit wollten ſie uns veranlaſſen,
ihnen einen Pſalm vorzufingen.
CK. Das ausſterbende Stachelſchwein. Es gibt Tiere"=
und zwar ſind es nicht ſelten gerade die exotiſchſten und
roman=
tiſchſten — die ſich augenſcheinlich innerhalb des allgemeinen
Kulturfortſchrittes nicht mehr wohlfühlen und allmählich im
Kampf ums Daſein die Waffen ſtrecken müſſen. Zu dieſen, dem
Untergang geweihten Zeugen der Vielgeſtaltigkeit der Natur
gehört augenſcheinlich auch das amerikaniſche Stachelſchwein,
von dem der Zoologe Baſſett Digby vorausſagt, daß es in
weni=
gen Jahren vollſtä dig aus der Umgebung der Menſchen
ver=
ſchwunden ſein wride. Die afrikaniſchen und aſiatiſchen Stachel=
ſchweine, die ja im Gegenſatz zu ihren amerikaniſchen Brüdern
auf der Erde hauſen, werden wohl noch länger dem Anſturm
der Kultur ſtandhalten. Aber das in Kanada vor kurzem noch ſo
häufige, auf Bäumen lebende Stachelſchwein wird von den
Men=
ſchen in immer größerer Zahl vernichtet und wird ſich höchſtens
noch in einigen abgelegenen Sümpfen und unzugänglichen
Wäl=
dern erhalten. Dem trotz ſeiner ſtachligen Außenſeite überaus
harmloſen und trägen Nagetier wird eine Eigenſchaft
verhäng=
nisvoll, die ſich gerade jetzt im Frühling bemerkbar macht: ſein
Hunger nach Salz. Dieſes Bedürfnis, treibt die kanadiſchen
Stachelſchweine bei Beginn der beſſeren Jahreszeit aus ihren
Höhlen in den Hinterwäldern, und wenn auch das alte Rezept,
daß man dem Haſen, um ihn zu fangen, Salz auf den Schwanz
ſtreuen muß, nicht ſehr erfolgreich ſein dürfte, ſo kann man doch
ein Stachelſchwein leicht fangen, wenn man Salz auf ſeine Spur
ſtreut. Ein Zuſammentreffen mit einem Stachelſchwein iſt
immer=
hin ein eigenartiges Abenteuer. „Man geht um die Ecke des
Hauſes,” ſchreibt Digby, „und plötzlich ſieht man ſich in der Nähe
des Kehrichthaufens einem dieſer kleinen ſtachelbewehrten Tiere
gegenüber. Man hüte ſich, ihm zu nahe zu kommen, denn wenn
es erſchreckt wird, rollt ſich das Stachelſchwein wie der Igel
zu=
ſammen und läßt ſeine Stacheln emporſchnellen, wobei manche,
die locker ſind, mit beträchtlicher Kraft herausſchnellen. Aus
dieſer Tatſache iſt die Fabel entſtanden, daß die Stachelſchweine
mit ihren Stacheln ſchießen können. Dies iſt nicht der Fall, aber
die Wirkung der herausfallenden Stacheln iſt die, wenn ſie treffen,
nicht weniger ſchlimm. Unter der nadelſcharfen Spitze haben
die Stachel kleine Widerhaken, die ſich ins Fleiſch eingraben und
ſehr ſchmerzhafte, langſam heilende Wunden hervorrufen. Daß
man, wenn man von einem Stachelſchwein auf dieſe Weiſe
be=
grüßt wird, nicht gerade von ſanften Gefühlen erfüllt iſt, dürfte
begreiflich ſein, und dann greift man leicht zum Gewehr, um das
harmloſe Tier abzuſchießen. Beſonders übel werden die Hunde
von den Stachelſchweinen zugerichtet, denen ſie ſich nähern, und
auch das gefällt dem Beſitzer eines ſolchen Hundes nicht, wenn
er ihm aus Mund und Naſe ein Dutzend Stacheln ziehen muß.
Jedenfalls fallen auf dieſe Weiſe ſehr viele Stachelſchweine
den Menſchen zum Opfer, und da ſie von ihrer Salzleidenſchaft
dazu getrieben werden, ſich den menſchlichen Behauſungen zu
nähern und alles mögliche, was auch nur den geringſten
Salz=
gehalt hat, anzunagen, ſo bieten ſie die leichteſte Beute für jeden
Jäger. Kein Wunder, daß ſie bald ausgeſtorben ſein werden!“
Seite 4
Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 15. Inli 1924
Nummer 195
Zwiſchen Paris und London.
Die Ausſprache im franzöſiſchen Senat hat zwar zu einem
Vertrauensvotum für Herriot geführt, das aber im Grunde doch
nichts weiter iſt, als ein Waffenſtillſtand; da auch Poincaré für
die Regierung ſtimmte, hat er eben nur die Schonzeit, die er
Herriot bewilligte, auf jeweiligen Widerruf verlängert. Das iſt
im Zuſammenhang mit manchem anderen ein bedenkliches
Zei=
chen. Herriot hat offenſichtlich den Wunſch, auf Poincaré nach
Kräften Rückſicht zu nehmen, er hat deshalb auch der Zuziehung
Deutſchlands zur Londoner Konferenz noch nicht zugeſtimmt.
Was in London werden ſoll, hängt deshalb noch vollkommen
in der Luft. Vorgeſehen war ja von Anfang an, daß die
Alliier=
ten zunächſt unter ſich einig würden und die deutſchen Vertreter
ſich erſt in der zweiten Hälfte, an der Ausſprache beteiligen.
Möglich, daß der Verſuch gemacht wird, dieſen zweiten Teil nach
Paris zu verlegen, obwohl die ganze Atmoſphäre dort gewiß
nicht günſtig iſt. Möglich auch, daß man Deutſchland überhaupt
draußen läßt und ſich mit einer ſchriftlichen Mitteilung begnügt.
Das würde aber im beſten Falle auf eine Hinauszögerung
hin=
auskommen. Deutſchland kann die Verpflichtung übernehmen,
die erforderlichen Geſetze vom Reichstag verabſchieden zu laſſen,
das Inkrafttreten der Geſetze aber hängt in jedem Falle davon
ab, daß die Zollgrenzen und die Regiebahn verſchwinden. Daran
läßt ſich nach dem Inhalt des Gutachtens nicht rütteln; ebenſo
wenig wie daran, daß die militäriſche Beſetzung beſeitigt werden
muß. Macdonald ſcheint ſich jetzt allerdings die Unterſtützung
der Finanzwelt verſchafft zu haben. Von der Londoner City
und auch aus Wallſtreet liegen gleichlautende Meldungen vor,
daß die angelſächſiſchen Geldmänner es ablehnen, Deutſchland
Kredit zu geben, ſo lange ſie nicht die Sicherheit haben, daß
künftig einſeitige Sanktionen nicht verhängt werden können.
Und derartige Sicherheiten ſind nur zu ſchaffen, wenn auf dem
Grundriß weitergebaut wird, den Macdonald in ſeinem
nach=
träglich desavourierten Programm feſtgelegt hatte. Ob es ihm
jetzt noch gelingt, den Franzoſen ſo weitgehende Zugeſtändniſſe
in London abzuzwingen, iſt bei der Rückſicht, die Herriot auf
Poincaré nehmen zu müſſen glaubt, mindeſtens zweifelhaft.
Deswegen ſehen die Engländer auch nicht falſch, wenn ſie von
einem ſtarken Peſſimismus auch der Berliner amtlichen Kreiſe
ſprechen. Es iſt zwar falſch, daß eine engliſche Demarche erfolgt
ſei, worin Macdonald dem Auswärtigen Amt klar zu machen
verſucht habe, daß die Pariſer Abmachungen gar nicht ſo ſchlimm
ſeien. Wir möchten aber annehmen, daß ohnehin auf dem
Um=
wege über die diplomatiſchen Beziehungen die deutſche
Regie=
rung in England ihre ſtarken Beſorgniſſe hat zum Ausdruck
bringen laſſen, denn das Kabinett Marx—Streſemann kann, wie
die Dinge liegen, vor dem Reichstag die Belaſtungen aus dem
Sachverſtändigen=Gutachten nur vertreten, wenn es dafür den
außenpolitiſchen Erfolg der Befreiung der Rheinlande in die
Wagſchale zu werfen hat. Und wenn Herr Herriot für ſich
Nück=
ſichtnahme auf die franzöſiſche Volksſtimmung verlangt, ſo gilt
dasſelbe für Deutſchland in noch viel ſtärkerem Maße, weil
unſere Nerpen durch die letzten ſchweren Jahre noch mehr
über=
reizt ſind.
Jugoſlawiſche Bündnispolitik.
Nintſchitſch beabſichtigt einen Beſuch beiHerriot
* Belgrad, 14. Juli. (Priv.=Tel.) Nintſchiſch, der
jugoſlawiſche Außenminiſter, wird erſt nach der Londoner
Kon=
ferenz Herriot einen Beſuch abſtatten, um die
Rege=
lung der Beziehungen zwiſchen Jugoſlawien und der neuen
franzöſiſchen Regierung auf einer ſicheren Baſis vornehmen zu
können. In dieſem Zuſammenhang mag daran erinnert werden,
daß gegen das Ende der Regierung Poincaré ein Beſuch des
Königs von Jugoſlawien vorgeſchlagen wurde, der das
Zuſtande=
bringen einer Allianz zum Ziel haben ſollte.
* Wien, 14. Juli. (Priv.=Tel.) Heute nachmittag iſt der
jugoſlawiſche Außenminiſter Dr. Nintſchitſch, aus Prag
kommend, hier angelangt. Er wird ſich in Wien zwei Tage
auf=
halten. Morgen beginnen die Konferenzen des Dr. Nintſchitſch
mit den maßgebenden öſterreichiſchen Faktoren über eine Reihe
ſchwebender Fragen zwiſchen Oeſterreich und Jugoſlawien. Im
Laufe des Mittwoch wird Nintſchitſch Bundeskanzler. Seipel
einen Beſuch abſtatten.
Der Präſidentſchaftskampf in Amerika.
New York, 14. Juli. Funkſpruch. Wie der
Waſhinz=
toner Berichterſtatter der republikaniſchen „Tribune” meldet,
nimmt die Campagne zugunſten La Follettes, als
Präſidentſchaftskandidat den Charakter einer
Arbei=
terbewegung an, um Einfluß auf die Regierung zu
geivin=
nen. Die Campagne werde durch hervorragende Mitglieder der
organiſierten Arbeiterſchaft unterſtützt. Die Taktik, durch die die
Arbeiterſchaft in England Einfluß auf die Regierung erlangte,
werde ſorgfältig geprüft. Ein anderer Berichterſtatter der „
Tri=
büne” rechnet mit der Möglichkeit, daß La Follette in den fünf
weſtlichen Staaten ſiegen werde, wodurch verhindert werde, daß
irgend ein Gegenkandidat die Mehrheit der Stimmen erlange.
Nationalfeier in Paris.
TU. Paris, 14. Juli. Die offizielle Regie des
National=
feſtes hatte heute morgen ſtattgefunden. Um 9 Uhr begaben ſich
der Präſident der Republik, Herriot und ſämtliche Miniſter an
das Grab des unbekannten Soldaten und legten Kränze nieder.
Es wurden einige kleine Anſprachen gehalten. Damit war der
offizielle Abſchnitt des Nationalfeſtes beendet. Heute nachmittag
begannen trotz der ungeheuren und zunehmenden Hitze die
öffent=
lichen Bälle auf allen Straßen und Plätzen von Paris.
Itakieniſche Wahlmanöver aufgedeckt.
Rom, 14. Juli. (Wolff.) Die Oppoſitionspreſſe
kommen=
iert eingehend ein offizielles Aktenſtücks des Gerichtshofs von
Lecce in Apulien, wonach in dieſem Wahlbezirk bei den letzten
Wahlen über 34000 Stimmen mehr abgegeben wurden, als dort
überhaupt berechtigte Wähler wohnen.
Jugofſawiens Interreſſe.
TU. London, 14. Juli. Beſonderes Aufſehen erregt die
Nachricht, daß die ſerbiſche Regierung ihren Vertreter
beauftragt hat, ſich beſonders mit dem
Ueberweiſungs=
problem zu befaſſen. Juritz, der ſerbiſche Vertreter bei der
Reparationskommiſſion, ſoll infolgedeſſen den ſerbiſchen
Botſchaf=
ter in London bei der Konferenz unterſtützen.
Aus Bagern.
* Dr. Held dementiert.
Drahtbericht unſeres Korreſpondenten.
+München, 14. Jul
Das Organ der Bayeriſchen Volkspartei in Nürnberg
„Bayeriſche Volkszeitung”, bringt heute in großer Aufmach
ein angebliches Interview des bayeriſchen Miniſterpräſiden
das dieſer anläßlich ſeiner Anweſenheit in Nürnberg bei
Flieger=Gedenktag gehabt haben ſoll, das auch bereits in A
chener Nachmittagsausgaben enthalten iſt. Das Nürnbe
Blatt konſtruiert dieſes Interview aus vertraulichen Aeuße
gen, die Dr. Held in einem engen Kreis von Parteifreun
machte und die die Außenpolitik, das Dawesſche Gutachten,
Ruhrbeſetzung und die Forderungen, die der Miniſterpräſiden
Berlin geſtellt habe, betreffen.
Die Bayeriſche Volkspartei=Korreſpondenz dementiert
mehr dieſes angebliche Interview und ſchreibt: „Aus rein
ſönlichen Bemerkungen, die Miniſterpräſident Dr. Held anlä
ſeiner Anweſenheit in Nürnberg im Hauſe ſeines Gaſtge
Parteifreunden gegenüber über die politiſche Lage machte, ha
„Bayeriſche Volkszeitung” ein Interview zuſammengeſtellt,
Dr. Held niemals gegeben hat. Vor allem die angeblichen Ae
rungen, die der Miniſterpräſident gemacht haben ſoll, tragen
Charakter einer Erfindung an ſich, die höchſtens ein paar
verſtandene Andeutungen, die Dr. Held in dem rein vertraul
Kreis machen zu können glaubte, als einzige Grundlage h.
könnten. Miniſterpräſident Dr. Held legt den allergrößten
darauf, mit dieſem Interview in keinerlei Beziehungen geb
zu werden.”
Die Fraktion der Bayeriſchen Volkspartei hat zur
Verhü=
des Mißbrauchs der Abgeordneten=Immunität bei Hoch=
Landesverrat den Antrag auf Abänderung der Geſchäftsordt
des Landtages geſtellt, wonach der Landtagspräſident befugt
ſoll, die Drucklegung von Anfragen und Interpellationen,
Inhalt auf Hoch= und Landesverrat hinausläuft, zu verhin!
Die Strafanträge im Münchener Kommuniſtenpro
München, 14. Juli. Im Prozeß gegen 57 Mitglieder
Kommuniſtiſchen Partei in Bayern beantragte der St.
anwalt heute folgende Strafen unter Anrechnung milder
Uimſtände: Gegen den Landtagsabgeordneten Goetz=Mür
1 Jahr Gefängnis den Landtagsabgeordneten Büchs=Nürn
den Schriftſteller Dr. Frank=Berlin, Stadtrat Thierauf=Mür
je 10 Monate Gefängnis, gegen die übrigen Angeklagten
fängnisſtrafen von 2 bis 6 Monaten. Die Unterſuchungs=
Schutzhaft ſei allen anzurechnen. Im Plädoyer betonte
Staatsanwalt, daß die Verordnung des Generalſtaatskommi
vom 11. November 1923 zu Recht beſtehe. Die ſeinerzeit i
Preſſe aufgetauchte entgegenſtehende Auffaſſung beruhe auf
irrtümlichen Interpretation der darin angezogenen Re
gerichtsentſcheidung.
Botſchaſter v. Hoeſch bei Herriot.
Paris, 14. Juli. (Wolff.) Botſchafter v. Hoeſch
heute mittag mit dem Miniſterpräſidenten Herriot vor d
Abreiſe nach London eine faſt einſtündige Unteredung.
deutſche Botſchafter entwickelte nochmals den deutſchen St
punkt in allen aktuellen Fragen.
Ihre am 12. Zuli 1924 zu Caſtell
in Unterfranken vollzogene
Ehe=
ſchließung beehren ſich anzuzeigen
Or. med. Felix Bönning
und Frau Johanna
geb. Reitz
(K,9097
Philipp Berninger
Margarethe Berninger
geb. Regner
zeigen ihre Vermählung an
Darmſtadt, 12. Juli 1924
Gſßßt
Heute verſchied mein innigſt
geliebter Gatte, unſer Vater
Wilhelm Küchler
Landgeſtütsfouragemeiſter
und Wachtmeiſter i. R.
im 79. Lebensjahre,
Im Namen d. trauernd Hinterbliebenen:
Anna Küchler, geb. Geh
Margarete Gerhardt Bwe.
geb. Küchler und Kinder.
Die Beerdigung findet Dienstag,
den 15. Juli, nachm. 3 Uhr, vom
Portale des alt, Friedhofs, Nieder=
Ramſtädterſtr., aus ſtatt. (9092
Todes=Anzeige.
Nach langem mit Geduld
er=
tragenem Leiden wurde unſere
herzensgute Mutter,
Schwieger=
mutter und Großmutter
eitfe Magel
durch einen ſanften Tod erlöſt
Im Namen der trauernd Hinterbliebenen:
Familie RichardMüller
Darmſtadt, den 13. Juli 1924
(Liebfrauenſtr. 31)
Die Beerdigung findet Dienstag,
nachmittag 4 Uhr, auf dem
Wald=
friedhof ſtatt. (9131
Statt Karten
Meine Verlobung mit Fräulein Käte
Traimer beehre ich mich hiermit
anzu=
zeigen
Finn Ramberg
Eidanger (Norwegen)
Darmſtadt
(220328
Schulbücher
werden repariert und
neu eingebunden
Horn,
Alexander=
ſtraße 4. (89391ds
Mit ſchmerzzeriſſenem Herzen
geben wir die Nachricht vom
Ab=
leben meines innigſtgeliebten
Gatten, unſeres Vaters
Für die warme Teilnahme und die reichen
Blumenſpenden danke ich Allen von Herzen,
auch im Namen meiner Kinder.
Eliſabeth Matthias.
Gießen, im Juli 1924.
Herrn Prof.
Oberſtudiendirektor a. 9.
Er war ein edler Menſch und
ein großer Denker.
Frau Tilda Palägyi
und Kinder: Tilda und Denis.
Darmſtadt, den 13. Juli 1924.
Alexandraweg 23.
Die Beerdigung findet Dienstag,
den 15. Juli, nachm. 31/, Uhr,
in Darmſtadt von der Kapelle
des Waldfriedhofes aus ſtatt.
Blumenſpenden ſind nicht im
Sinne des Verſtorbenen. (9112
Todes=Anzeige.
Am Sonntag vormittag
ver=
ſtarb infolge Unglücksfalles unſer
lieber, guter Sohn und Bruder
Otto
im blühenden Alter von 19 Jahren,
was wir hierdurch ſchmerzerfüllt
mitteilen.
In tiefem Schmerz:
Konrad Becker
u. Familie
Gertrude Heß.
Darmſtadt, 15. Juli 1924,
Pankratiusſtraße 14. (9119
Die Beerdigung findet Mittwoch,
nachmittags 3 Uhr, vom Friedhof,
Nieder=Ramſtädterſtraße, aus ſtatt.
Todes=Anzeige.
Hiermit die traurige Nachricht,
daß unſer lieber Vater,
Schwieger=
vater, Großvater, Schwager und
Onkel
gerr geinrich glum
Weichenſteller i. R.
heute nacht 11½ Uhr nach langem
ſchwerenLeiden ſanft verſchieden iſt.
W Im Namen der trauernd, Hinterbliebenen
Familie Heinrich Blum
Jean Krug und Frau
geb. Blum.
Pfungſtadt, den 13. Juli 1924.
Die Beerdigung, findet Dienstag,
den 15. Juli, nachmitt. 4 Uhr, in
Pfungſtadt vom Sterbehauſe,
Juſtusſtraße 9, aus ſtatt. (*20356
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe aufrichtiger
Teilnahme bei dem Hinſcheiden
unſeres teuren Entſchlafenen ſagen
wir unſeren herzlichſten Dank.
Be=
ſonders danken wir Herrn Pfarrer
Beringer für die troſtreichen Worte
am Grabe, der Firmä Venul th,
Ellenberger und Leuchs, der
Arbeiter=
ſchaft genannter Firma ſowie den
übrigen zahlreichen Blumenſpendern.
In tiefer Trauer:
E. Beſt, geb. Berſch
nebſt Tochter. 20277
Kartoffeln
abzugeben. (*20334
Noquetteweg 12.
Korbflaſche, Liter,
iebur
zu verkauf.
zerſtr. 114, 1. St. 4*
Statt Karten.
Für die vielen Beweiſe aufrichtiger M
Teilnahme bei dem Heimgang unſerer
Alieben Mutter
Frau Oekan Römheld A
ſpreche ich im Namen der
Hinter=
bliebenen herzlichſten Dank aus. (*20315
Frau Ilſa Follenius
geb. Römheld.
Darmſtadt, im Juli 1924.
V
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme, die zahlreichen Kranz=
und Blumenſpenden bei dem
Heim=
gange unſerer lieben Entſchlafenen,
ſagen wir allen, insbeſondere Herrn
Pfarrer Wagner für die troſtreichen
Worte am Grabe, unſeren innigſten
Dank.
(*20293
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Adam Schmitt.
Darmſt dt, 14. Juli 1924
Beſſungerſtraße 120.
Aus friſcher Sendung empfehle:
Verdelli=Zitronen
beſte Dualität, nene Ernte
Neue Speiſekartoffeln
Neue Speiſezwiebeln
alles beſte Ware, zu billigſten Tages
preiſen.
Georg Crößmann
Grafenſtraße 16 Telephon 2598,
Beſte Gelegenheit für Piederverkäufer!
Zahn=Technik
wird übernommen
Zuſchr. erb. u. B 100
n d. Geſchſt. (*20390
Schönheitsgymn ſti
OMaſſage,
Tiefatem=
gym. perſönl. Anleit.
ui. körperl. Ausbilde
(Darmſt. u. Umgeb.
n. ſchwed. u. amerik
Meth.,f. D.u. H. Ang.
u. B73 Gſchſt. (*2w30ic
Friſch
eingetrof
Rheinheſſiſe
Obſt:
Johannisbeere
Stachelbeeren,
Aprikoſen
zum billigſten
preis. Stilling
Hochſtraße 4
B.P0.
Zahnarz
derrei
dis 23. Juli. ”
*
K4
gu
1. B.
Darmſt
ſtraße
Dr Ia18
unterbricht
Tätigkeit bi‟
August.
Vertreter: Dr. B
Dr. Gallus, Dr.
mann, Dr. Nebe
Habe meine Praxls, ſeither Frar
ſteinerſiraße 60, nach
Riedeſelſtraße 31
verlegt. (1430
L. Grund, Oentiſt
Sprechzeit 9— 12, 2—6.
Von der Reiſe zurück
Frau Heldmann=3i
Dentiſtin (eosr
Sprechſtunden von 9— 12, 2—6
Mühlſtraße 62,I. / Telephon
Pickel, Mit
Flechten verſchwinden
ſehr ſchnell, wenn man den S0
von Zucker’s Patent=
Medizinal=
abends eintrocknen läßt. Schaum
morgens abwaſchen u. mit Zuckoo)e‟
nachſtreichen. Großartige Wirkung=
Tauſenden beſtätigt. In allen Apok!
Drogerien, Parfümerie=u. Friſeurgel9"
(TV,6647)
Nummer 195.
Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 15. Juli 1924.
Seite 5.
Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 15. Juli.
Ein Nachkiang zum Woogsfeſt.
Im Anſchluß an das ſchön verlaufene Woogsfeſt und die
präch=
ſe Illumination unſeres Wooges dürfte es für unſere Leſer von In=
„eſſe ſein, etwas von einem Woogsfeſt in alter Zeit zu vernehmen.
e „Darmſtädter Hiſtoriſchen Kleinigkeiten” berichten darüber wie folgt:
Ein Feuerwerk auf dem „Großen Wovg.”
Unter Georg dem II., im Jahre 1654, wurde zur Feier der Taufe
s Prinzen Georg, ein Feuerwerk auf dem Großen Woog abgebrannt.
ich dem Geſchmack der damaligen Zeit lag dem großartigen
Feuer=
rke eine beſtimmte Idee zu Grunde, und zwar folgende: „Die
Glücks=
ttin hatte den neugeborenen Prinzen in Schutz genommen, um aber
* den Nachſtellungen der Unglücksgöttin ihn zu ſichern, hat ſie ihn
ihre zur Verteidigung gerüſtete Burg aufgenommen. Der Feind
ht gegen die Burg an und ſucht ſie durch Feuer zu zerſtören, muß
er unverrichteter Dinge abziehen.” Zur Ausführung dieſer
Feuer=
rksidee war auf der Bleiche (hinter dem Damenbad) eine Scheinburg
„ichtet, die aus der Burg ſelbſt von der Beſatzung, wie von der auf
r Dämmen und auf Flößen im Woog aufgeſtellten Hilfsarmee
ver=
digt wurde. Es beſtand dieſe Hilfsarmee aus „einem großen Pöller
n 130 Pfund 3 Stückpoſten auf jeder 12 Stück, 6 kleiner Pöller, eine
oße Raket von 50 Pfund, 6 Raketen=Poſten, Waſſerkugeln, die von
r Floßen geholt und aus den Schiffen geworfen wurden, 6
Feuer=
idern, 8 Kolben=Kugeln, allerſeits voll Schwärmer und Schläg,
Kegel, 1 Salva von 500 Doppelhaken‟. Den Angriff auf die Burg
ichte außer Kähnen und Flößen ein mit 3 Maſten verſehenes
Kriegs=
iff. Als der Kampf, der alſo mit Raketen. Feuerrädern uſw.
ge=
urt wurde, beendigt war, da ging erſt der eigentliche Lärm los.
Ein Feſtgedicht, das dieſen Glanzmoment ſchildert, lautet
folgen=
maßen:
„Nun ſteht Fortung feſt, es iſt ihr nun gelungen,
Weil ihre Feindin Sie hat mächtiglich bezwungen.
Sie macht ein Freudenfeuer, und wirſt aus Ihrem Hauß
Zum Zeichen ſolchen Siegs viel hundert Schwärmer aus.
Sie läſſet Ihre Stück und Pöller laut erknallen,
Granaten fahren auf und ſprengen ſich im Fallen,
Racgneten gleichſam auch beſtürmen gar die Luft,
Man hörte überall nur, daß es pafft und pufft.
Mit bielen Funken ſich die Kolben laſſen ſehn,
Die Feuerräder auch ſich von ſich ſelbſten drehen,
Der Kegel ſchönen Brand vermenget mancher Knall
Den man verdoppeln hört durch einen Wiederhall.
Noch iſt es nicht genug, Fortung will zernichten
Gantz Ihrer Feindin Stoltz, drumm läſſet Sie aufrichten
St. Georgens Ehrenbild nur blößlich Ihr zu Trutz,
Als welchen Namen Sie feſthält in Ihrem Schutz.
Es mußte dieſes Bild helleuchtend anfangs ſtehen,
Dardurch der Georgen Ruhm man gläntzend ſollte ſehen,
Wie künftig auch der Nam ſollt leuchten in der That
Dies wahre was das Bild vor ein Bedeutung hat.
Fortuna will noch mehr dem Namen Ehr erzeigen,
Darum Sie Racqueten läßt zugleich ein tauſen ſteigen,
Die dann hoch in der Luft zum brechen auff einmal
und laſſen ſehn ſich mit Sternen ohne Zahl.
Dardurch Sie dann verſpricht, Sie wolle dieſer Helden
So weit berühmtes Lob den Sternen gar vermelden,
Auch über Heſſen und ſolch gantzes fürſtliches Haus
Wie ſonſt der Regen pflegt mit Glück ſich breiten auß.
Bekräfftiget dieſes nun ihr donnernden Chartaunen,
Wünſcht Glück mit eurem Knall Ihr Schlangen und Falcaunen,
Es müſſe dießes Haus ehr untergehen nicht,
Bis daß auch gar die Welt mit größerem Knall zerbricht.
Den Abſchluß des Feuerwerks bildete das genannte Bild des
hei=
n Georg. welches die 1000 Raketen ausſendete; es erſchien oben vor
Roſenhöhe.”
Ph. Weber.
Nachzahlung der Penſionen, Wartegeld und Hinterbliebenenbezüge
naliger Eiſenbahnbeamten, Gehaltsgruppe I—Vl. Die Nachzahlung
ngenannter Bezüge findet am Dienstag, den 15. Juli 1924 bei der
tionskaſſe Darmſtadt ſtatt.
— Angeſtelltenverſicherung. Da nach dem praktiſchen Ratgeber für
Angeſtelltenverſicherung von Verwaltungsinſpektor Rudolf
Peters=
pzig eine große Nachfrage beſteht, hat ſich der Vertrauensmann der
geſtelltenverſicherung, Hugo Weinberg, Darmſtadt, Hügelſtr. 19 I,
eit erklärt, eine Anzahl Exemplare zum Verkauf ohne jeden
Preis=
ſchlag zu übernehmen. Die Bücher können daſelbſt abgeholt werden.
— Stand der Feldfrüchte in Heſſen. Nach dem amtlichen
Saaten=
idsbericht für Heſſen von Anfang Juli lauten im allgemeinen die
iteausſichten zufriedenſtellend, trotzdem die lange andauernde
Kälte=
terung den Winter= und Sommerſaaten nicht beſonders dienlich war.
olge der ſtarken Auswinterung mußten an vielen Orten größere
Um=
igungen vorgenommen werden. Der Stand der Hackfrüchte wird in
meiſten Orten als gut bezeichnet; auch die Beſchaffenheit der Wieſen
ſpricht eine gute Ernte, wenn auch in den niedrigen Lagen die Wieſen
Teil unter Waſſer ſtehen. Der Rebſtand iſt weniger zufriedenſtel=
5; während die Blüte gut verlaufen iſt, ſcheinen die Ertragsausſichten
ing. Faſt überall wird über ſtarke Verunkrautung geklagt, an manchen
en auch über Mäuſefraß, Engerlinge und Flugbrand.
— Sommerſpielzeit Bruno Harprecht. „Der Meiſterboxer”.
tte und morgen finden die beiden letzten Aufführungen dieſes
köſt=
en Schwankes ſtatt. — „Agnes Jordan”. Als nächſte Novität
d für Freitag „Agnes Jordan”, eine Komödie von Georg Hirſchfeld
bereitet. Bruno Harprecht führt zum erſtenmale in dieſer
ielzeit ſelbſt die Regie, EliſabethHorn als Gaſt ſpielt die
Titel=
e. — „Die Henkersmahlzeit‟. Die erſte
Nachtvorſtel=
ng am kommenden Samstag bringt Hans Bachwitz neueſtes Werk
ie Henkersmahlzeit, ein Kriminalſketch in drei Bildern.
ſei hierbei nur an den großen Erfolg von „Galante Nacht” im letzten
zre erinnert, die ja von demſelben Verfaſſer ſtammt.
t. Die hefiſchen Landwirte gegen die Steuerlaſten. Der heſſiſche
uernbund hatte für Sonntag, den 13. Juli, zu einer außerordentlichen
ovinzialverſammlung in die Turnhalle am Woogsplatz eingeladen.
chs= und Landtagsabgeordneter Glaſer, Nordheim, eröffnete die
Ver=
imlung und ſchilderte zunächſt die Tätigkeit der Fraktion des
Bauern=
ides im heſſiſchen Landtag. Er legte die Stellung der Fraktion zu
einzelnen Steuern, insbeſondere zu den Grundſtenern dar. Scharf
iſierte der Redner die vielen Sorten von Steuern, die den Landwirt
Grunde richten. Beſonders ſchwer empfunden werden die
Landes=
tern. In der Kreditfrage wies der Nedner die Vorwürfe, die dem
uernbund gemacht werden, zurück; da dieſer einen Einfluß auf die
rteilung der Kredite nicht hat. Der Redner kam dann auf die
Zoll=
räge zu ſprechen. Ein Zollſchutz ſei unter den gegenwärtigen
Verhält=
ſen unbedingt erforderlich, damit die Landwirtſchaft nicht zum
Er=
gen komme. Als zweiter Redner wies Landesgeſchäftsführer Dr.
inkurt, Darmſtadt, darauf hin, daß die in Ausſicht geſtellte 800
Mil=
ten Goldmark=Anleihe des Sachverſtändigengutachtens Deutſchland gar
Nt zugute kommen, da ſie glatt von den im erſten Jahre zu zahlenden
46 Millionen Goldmark zu Reparationsleiſtungen aufgeſogen werden.
m Schluß wurde eine Entſchließung einſtimmig angenommen, in der
beſondere folgende Forderungen an Reichs= und Landesregierung
ge=
ſtet werden: 1. Verlegung aller Steuertermine bis nach der
Hack=
chternte; 2. Erlaß aller Vorauszahlungen auf Beſitz= und
Einkom=
nſteuer; 3. Veranlagung dieſer Steuern nach der Erute auf Grund
tatſächlichen Einkommen=Umſatzes und Ertragwertes; 4. Ermäßigung
Beſitzſteuer für die Landwirtſchaft; 5. Beſeitigung der Steuervorteile
Einführung ausländiſcher Produkte.
Prof. Dr. Melchior Palägti *
Unerwartet verſchied am Sonntag zu Darmſtadt
Pro=
feſſor Dr. Melchior Palzgyi. Im Jahre 1859 zu Paks
in Ungarn geboren, ſtand er Deutſchland, dem deutſchen geiſtigen Le=
Oer rrah eil eſche eile
dem Scheidewege‟ (1902), Theorie der Phantaſie‟ (1908). Von
ſei=
nen „Naturphiloſophiſchen Vorleſungen” die (1908 erſchienen) wohl als
das Hauptwerk Palagyis anzuſehen ſind, erſchien erſt noch vor
weni=
gen Wochen eine 2. Auflage. Als Geiſteswende begrüßte es damals eine
der größten Zeitungen Europas.
Das „Darmſtädter Tagblatt” verliert mit dem Dahingeſchiedenen
einen hochgeſchätzten Mitarbeiter. Der tiefe Denker, der von
warmher=
ziger Liebe zu Deutſchland erfüllte Politiker, die liebenswürdige
Per=
lönlichkeit — ſo wird er in unſerem Andenken fortleben.
s. Ein ſchreckliches Unglück ereignete ſich geſtern,
Montag=
nachmittag an der Ecke der Zeughaus= und Luiſenſtraße. Ein
in ſchnellem Tempo aus der Zeughausſtraße kommender in den
zwanziger Jahren ſtehender Radfahrer wollte die Straße noch
vor einem aus der Luiſenſtraße nach der Rheinſtraße
vorſchrifts=
mäßig fahrenden Laſtauto einer hieſigen Wurſtfabrik überqueren,
wurde jedoch von dem Wagen noch gefaßt und ſo unglücklich vom
Rad geſchleudert, daß der Laſtwagen dem jungen Mann über den
Kopf ging. Man brachte den Schwerverletzten in das Städtiſche
Krankenhaus, doch iſt auf dem Transport der Tod bereits
ein=
getreten. Es handelt ſich um einen 22jährigen Bankbeamten,
der hier bei der Deutſchen Bank beſchäftigt iſt und von Lengfeld
ſtammt.
—Ein bedauerlicher Unglücksfall. In Babenhauſen
ereig=
nete ſich am Samstag nachmittag ein bedauerlicher Unglücksfall,
der zwei jungen Polizeibeamten der Schutzpolizei das Leben
koſtete. Wie die Unterſuchung ergab, hatte einer der jungen
Leute namensSchmitt beim Handgranatenwerfen vorher ſeinen
Kameraden gegenüber geäußert, nach Abreißen der Zundſchnur
ſo ſpät die Handgranate zu werfen, daß ſie noch in der Luft
zerſpringen würde. Er behielt die Granate jedoch zu lange in
der Hand, ſo daß ſie ihm in der Hand explodierte und die Ladung
ihn derart ſchwer verletzte, daß er auf dem Transport ins
Kran=
kenhaus verſtarb. Sein Nachbar namens Becker wurde durch
einen Splitter getroffen und ſank zu Boden. Durch den Fall
kam auch ſeine Handgranate zur Exploſion und verletzte ihn brachten Beſchwerden zu.
ſchwer. Leider iſt auch er ſeinen Verletzungen erlegen.
— Im Städtiſchen Saalbau gaſtiert morgen, Mittwoch, das
welt=
berühmte, hier gerne gehörte Original=Koſchat=Quartett. Schon ſeit
Jahrzehnten beglücken die Wiener Sänger mit Arem ausgezeichneten
Chor das Darmſtädter Publikum. Die Geſänge ſind auch, wie in
frü=
heren Jahren, größtenteils Koſchats Kompoſitionen. Wie in früheren
Jahren, ſo dürfte auch dieſes Jahr ein zahlreiches Publikum morgen
abend zu erwarten ſein, zumal der Eintrittspreis gegenüber dem Ge= (Landesamt für Wetter= und Gewäſſerkunde), 200 Mk. Einnahme, 21 872
botenen ein ſehr ermäßigter iſt. (S. Anz.)
— Generalverſammlung des Verbandes der Erwerbs= und
Wirt=
ſchaftsgenoffenſchaften für die Provinzen Starkenburg und Oberheſſen
am 13. Juli 1924 in Darmſtadt. Die Tagung des genannten Verbandes
fand unter dem Vorſitz des Herrn Verbandsdirektor Ludwig Habicht
ſtatt und war ſowohl von den dem Verband angehörenden Genoſſen= tungs= und Aushilfskoſten), 178 430 Mk. Ausgaben, Kap. 117 (
Poſt=
ſchaften als auch dem Vertreter des Deutſchen Genoſſenſchaftsverbandes,
Herrn Geh. Juſtizrat Dr. Alberti, von den Vertretern der Behörden,
Herrn Regierungsrat Dr. Schäfer, dem Vertreter der Reichsbank, Herrn
Direktor Müller, den Vertretern der Handels= und Handwerkskammer
beſucht. Nachdem Herr Direktor Habicht die Anweſenden begrüßte,
erfolgte die Rechnungsablage für 1923/24, indem er folgendes zur
Aus=
mit beſchränkter, 5 Genoſſenſchaften mit unbeſchränkter Haftpflicht und
5 Warengenoſſenſchaften. Ausgeſchieden ſei der Bankverein in Dieburg,
über Veränderungen in den Vorſtänden, über ſeine verſchiedenen Rund= Vorſchlag der Regierung ab, und zwar mit allen gegen 3 Stimmen.
ſchreiben an die Vereine und ſtattgehabten Vorſtandskonferenzen, die
auch für die Zukunft beibehalten werden ſollen. Daß auch
Genoſſen=
ſchaften der Konkurrenz von Aktienbanken begegnen können, beweiſe
das Beiſpiel der Vereinsbank Eberſtadt und der Volksbank in
Pfung=
ſtadt. Ende November ſei der Zuſammenbruch gekommen, indem durch
die Ausgabe der Rentenmark eine Billion Papiermark nur noch eine
Mark wert war. Der deutſche Genoſſenſchaftsverband habe ſofort
Ver=
anlaſſung genommen, die Genoſſenſchaften zu Konferenzen einzuberufen, die Stadt Darmſtadt mit den Gärten bereits gemacht habe. Sie werde,
berichtet er in ausführlicher Weiſe. Er erinnerte an die Worte des
Herm Geh. Juſtizrat Dr. Alberti, der betonte, daß wir nicht
ausſichts=
los in den Kampf treten und unſere Genoſſenſchaften könnten wieder
die volle Wirkſamkeit entfalten, die ihnen nach ihrer Zweckbeſtimmung
zukomme. Er ſprach über den Wiederaufbau, Fuſionen und Stillegung
der Genoſſenſchaften, Schaffung von Betriebsmitteln, Geſchäftsanteilen,
Warenkredite, Kreditgewährung, Zinspolitik, Rentabilität, Genoſſen=
Direktor Habicht ebenfalls berichtete. Beſonders ſei hier hervorgehoben
die evtl. den Genoſſenſchaften entſtehende Konkurrenz der Poſtſparkaſſen.
Er wandte ſich ſcharf gegen die evtl. Einführung dieſes Sparkaſſeſyſtems,
und Nichtmitgliedern doch alle angewieſen ſeien, ſtarke Konkurrenz drohe.
Auch die Konkurrenz der Sparkaſſen betonte er, die unbedingt eine
Ein=
ſchränkung ihrer augenblicklichen Tätigkeit vornehmen müſſen. Herr
Rentabilität, Liquidität. Heute ſeien den meiſten Genoſſenſchaften nur
noch drei unbezahlbare Poſitionen übrig geblieben, die Erfahrungen,
die Organiſation und bewährte Männer, die es ermöglichten, den
Wiederaufbau der Genoſſenſchaften unſeres Verbandes durchzuführen. Verpflichtung ſie übernimmt.
Den Bericht über die im Jahre 1923/24 ſtattgefundenen Reviſionen
erſtattete Herr Direktor Ludwig Raiß, und Herr Geh. Juſtizrat Dr.
Alberti hielt einen außerordentlich lehrreichen und intereſſanten
Vor=
tor Raiß über Aufwertung und Goldmarkbilanzen geſprochen, der
Vor=
ſitzende ihm für ſeinen ſehr wiſſenſchaftlichen Vortrag herzlichen Dank
abſtattete, die Feſtſetzung des Voranſchlags und die Verbandsbeiträge
genehmigt, erfolgten die Wahlen für das Jahr 1924/25. Herr Direktor
Habicht erklärte, nachdem er 20 Jahre in der Verbandsleitung tätig
geweſen, teils als Rediſor, teils als ſtellvertretender Verbandsdirektor
und Verbandsdirektor, könnten dieſes Ehrenamt nunmehr andere Herren
übernehmen. Dieſem Wunſche wurde auch entſprochen und zum
Ver=
bandsdirekton Herr Direktor Otto Paech, zu ſeinen Stellvertretern
Genoſſenſchaftstages in Haunover wurde Lorſch ebtl, Alsfeld ausgeloſt
und für die Abhaltung des nächſten Unterverbandskages Babenhauſen
beſtimmt. Um 2 Uhr nachmittags ſchloß Herr Direktor Habicht den
56. Verbandstag.
Lindenfelſer Burgfeſt. Das Lindenfelſer Burgfeſt, das der Pflege ſchon erwähnte Anträge.
heimatlicher Sitten und Gebräuche dienen ſoll, wird auch in dieſem
Jahre wieder abgehalten. Als Feſttage ſind der 97. und 28. Juli
be=
ſtimmt worden. Das Feſt wird eingeleitet dudch eine fachmänniſche
Be=
leuchtung der Burg= und Stadtſilhouette am Samstag, den 26. Juli,
durch einen Feſtzug, der diesmal beſonders ſorgfältig vorbereitet worden, riums des Innern beraten, und zwar zuſammen Kap. 32 (Landes=
Geu=
iſt. Er wird den Beſuchern ein Stück Odenwälder Volkstum und
Linden=
felſer Geſchichte vor Augen führen. Auf der Burg werden Theater=
Reigen, Freilichtvorführungen, Tanzboden, Kaffeebude und die
Oden=
wälder Bauernſchenke miteinander wetteifern um den Beſuchern den
Aufenthalt ſo angenehm wie möglich zu geſtalten. Für bequeme
Ver=
kehrsverhältniſſe wird Sorge getuagen und beſonders berichtet.
Heſſiſcher Landtag.
Um den Herrngarten und die Orangerie.
Darmſtadt, 14. Juli.
Präſidenr Adelung eröffner die Sitzung um 234 Uhr.
Am Regierungstiſch: Finanzminiſter Henrich und Pniſter
Raab.
Die Beratungen werden bei Kapitel 108 (Finanzminiſterium)
auf=
genommen.
Abg. Dr. Oſann (Dtſch. Vpt.) legt dar, daß die Reviſion der
Bau=
ordnung eine unbedingte Notwendigkeit ſei. Man habe wohl
verſchie=
dene Ergänzungen der beſtehenden Geſetze im Laufe der Jahre
vorge=
nommen und einzelne Mißſtände abgeſtellt. Manches könnte noch auf
dem Verordnungswege geregelt werden, bis das neue Geſetz geſchaffen
iſt. Nach dem Kriege war eine Reviſion der Bauordnung verſprochen
worden, aber ſie iſt noch nicht in die Wege geleitet. Es ſei endlich an
der Zeit, daß dieſe Angelegenheit einmal zu Ende geführt werde. —
Das Reich ſei jetzt in der angenehmen Lage, keine Schulden zu beſitzen,
da die Staatsanleihen entwertet ſind. Die Inhaber von Obligationen
wenden ſich aber nicht nur an das Reich, ſondern auch an den heſſiſchen
Staat, und verlangen die Aufwertung. Bei dem Uebergang der
Eiſen=
bahnen an das Reich ſeien ja auch die Inhaber von Obligationen nicht
gefragt worden. Die Aufwertung könne natürlich nicht von heute auf
morgen vorgenommen, ſie müſſe aber im Auge behalten werden. Die
Eiſenbahnen ſeien an das Reich zu einem verhältnismäßig geringen
Preiſe übergegangen; im Laufe der Zeit habe ſich herausgeſtellt und es
werde ſich noch zeigen, welche Werte hier hingegeben worden ſind. In
Vayern ſehe man dies bereits ein. Wenn mit der Zeit ſich die
finan=
zielle Lage beſſert, ſo müßte eine Aufwertung der Obligationen
er=
folgen. — Das Finanzminiſterium ſei das am wenigſten angegriffene
Miniſterium, und zwar, weil es am Ende des Voranſchlags ſtehe; man
ſolle es deshalb einmal vorher beraten.
Miniſter Henkich widerſpricht dem. Einnahme und Ausgabe,
die Hauptſache aus dem Finanzminiſterium, ſtehe am Anfang des
Vor=
anſchlags. Die Neviſion der Bauordnung ſei im Gange und werde
bald dem Hauſe vorgelegt werden können. Mit der Bauordnung hätten
nicht weniger als drei Miniſterien zu tun, daher komme die
Verzöge=
rung. Das Reich hat die Verpflichtung zu der Verzinſung der
Eiſen=
bahnanleihen übernommen. Das Land hat eine Reſtſchuld von 120
Mil=
lionen zu verzinſen; es wird über dieſe Frage verhandelt, die Ausſichten
ſind für uns nicht ungünſtig.
Abg. Knoll (Ztr.) wünſcht, daß die Brückengelderhebung aufhöre=
Abg. Widmann (Soz.) beklagt ſich über den Widerſtand von
Be=
amten gegen die Wegnahme von Wohnungen im Groß=Steinheimer
Schloß, trotzdem die Kündigung rechtzeitig erfolgt ſei.
Der Finanzminiſter ſagt Abſtellung der von den Rednern vorge=
Es folgt eine Reihe von Abſtimmungen. Es werden angenommen
ohne Debarte Kap. 108 (Miniſterium der Finanzen), Einnahme 20 190
Mark, Ausgabe 508 112 Mark, Kap. 109 (Hauptverwaltung), 50 610
Einnahme, 131 338 Mk. Ausgabe, Kap. 110 (Hauptſtaatskaſſe), 6
Einnahme, 324 590 Mk. Ausgabe, Kap. 111 (Landesvermeſſun=
504 130 Mk. Einnahme, 861 965 Mk. Ausgabe, Kap. 112 (Bauwpeſen),
378 865 Mk. Einnahme 965 017 Mk. Ausgabe, Kap. 113 (Brücken und
Ueberfahrten), 123 453 Mk. Einnahme, 70 926 Mk. Ausgabe, Kap. 114
Mark Ausgabe.
Bei Kap. 115 (Privateiſenbahnen und Kraftwagenverbindungen)
ſtellt Abg. Dr. Oſann (Dtſch. Vpt.) den Antrag, daß möglichſt bald
die Linie Waldmichelbach-Hirſchhorn wieder eröffnet werde.
Ohne Debatte werden dann angenommen: Kap. 116 (
Stellvertre=
gebühren), 88 400 Mk. Ausgaben, Kap. 118 (Ausleihung und
Staats=
ſchuld), 275 248 Mk. Einnahme 234 698 Mk. Ausgabe.
Auf Wunſch des Finanzminiſters wird jetzt eine Regierungsvorlage
über die Veräußerung des Herrngartens und des Orangeriegartens zu
Darmſtadt an die Stadt Darmſtadt beraten.
Abg. Dingeldey (Dtſch. Vpt.) erſtattet Bericht über die
Be=
führung brachte: Der Verband beſtehe zurzeit aus 11 Genoſſenſchiften ratungen des Ausſchuſſes. Der Staat ſchlägt vor, die Gärten der
Stadt zu übergeben ohne eine Entſchädigung; die Stadt habe dafür die
Verpflichtung zu übernehmen, die Gärten in ihrem Beſtande zu
erhal=
der in eine Aktien=Geſellſchaft ſich umgewandelt habe. Er berichtete ten und zu pflegen. Der Ausſchuß lehne aber in ſeiner Mehrheit den
Abg. Widmann (Soz.) erklärt, die Sozialdemokratie lehne die
Regierungsvorlage ab; es ſei nicht gerechtfertigt, einen ſo großen
ſtaat=
lichen Beſitz der Stadt zu überantworten.
Abg. Knoll (Ztr.) ſchließt ſich in ſeinen Ausführungen dem
Vor=
redner an und wirft der Stadt Darmſtadt vor, daß ſie Schwierigkeiten
mache, denn ſie habe auch ein Intereſſe an der Erhaltung der Gärten.
Abg. Laufer (Otſch. Vpt.) weiſt auf die Erfahrungen hin, die
Ueber den Genoſſenſchaftstag gegen Ende Januar in Frankfurt a. M. wenn die Gärten in ihren Beſitz übergingen, noch große Aufwendungen
machen müſſen. Der Redner empfiehlt die Annahme der
Regierungs=
vorlage.
Finanzminiſter Henrich erklärt, auch er ſtehe auf dem
Stand=
punkt, daß Staatseigentum nicht koſtenlos hergegeben werde. Aber man
müſſe ſich auch das Staatseigentum anſehen; Einnahmen gleich Null,
Ausgaben aber ſehr groß. Es ſei eine Aufgabe des Staates, den Garten
zu unterhalten, und nicht nur die Stadt Darmſtadt habe ein Intereſſe
ſchaftsgeſetz und Beſteuerung der Genoſſenſchaften. Am 21. März 1924 daran. Als Finanzminiſter habe er die Aufgabe, dem Staute möglichſt
war eine Sitzung der Verbandsdirektoren in Berlin, über die Herr wenig Koſten aufzuerlegen. Die Anſchauung, daß man Darmſtadt ein
Geſchenk mache, ſei falſch, die Unterhaltungskoſten ſeien doch ſehr hoch.
Jede kapitaliſtiſche Ausnutzung ſei ausgeſchloſſen; man gebe in
Wirk=
lichkeit nur die Verpflichtung, den Park zu unterhalten her. Fünf Jahre
weil dann den Genoſſenſchaften, die auf die Spargelder von Mitgliedern lang ſei verhandelt worden; wenn jetzt die Stadt Darmſtadt bereit ſei,
die Gärten abzunehmen, ſo könne man zufrieden ſein, und dem Staate
werde eine große Verpflichtung abgenommen.
Abg. Dr. Oſann (Otſch. Vpt.) erklärt, die Stadt werde ſich nicht
Habicht ſchloß ſeinen Bericht, indem er darauf hinwies, die Vorſtände bereit finden, einen Teil der Unterhaltungskoſten zu tragen. Wie kann
hätten ſtets drei Grundſätze beherzigen ſollen, eigene Leiſtungsfähigkeit, man verlangen, daß Darmſtadt Verpflichtungen auf ſich nehmen ſoll,
ohne irgendwelche Rechte zu haben? Der Teich im Herrngarten müiſſe
wieder hergeſtellt nerden; dafür müſſe der Staat ſorgen. Die Stadt
Darmſtadt übernimmt ein Opfer, denn ſie weiß noch gar nicht, welche
Aba. Delp (Soz.) widerſpricht der Auffaſſung, als erhalte die
Stadt Darmſtadt mit dem Garten ein Geſchenk. Die Ausgaben, die die
Stadt bisher gemacht hatte für die beiden Gärten, betrugen mehr als
trag über den Wiederaufbau der Genoſſenſchaften. Nachdem Herr Direk= eine Million Mark. Die Stadt könne größere Aufwendungen nicht
machen, ohne daß ſie nicht ein Eigentumsrecht hätte.
Abg. Frau Hattemer (Ztr.) meint, der Staat, der der
Rechts=
nachfolger des Großherzogs ſei, müſſe auch die Verpflichtung, die
Gär=
ten zu unterhalten, vom Großherzog übernehmen.
Abg. Knoll (Ztr.): Die Stadt Darmſtadt tue mit dem
Unter=
halten der Gärten nichts anderes, als was andere Städte auch tun.
Abg. Dr. Greiner (Komm.) will, daß die Gärten nicht aus der
Hand des Staates gegeben werden.
In der Abſtimmung wird der Antrag des Ausſchuſſes, wonach die
Herr Georg Weiler und Herr Ludwig Raiß gewählt. Zum Beſuch des Regierungsvorlage abzulehnen ſei, angenommen. Dagegen ſind die
Ab=
geordneten der Deutſchen Volkspartei und von den anderen Parteien
die Darmſtädter Abgeordneten.
Hierauf werden ohne weſentliche Debatte die Kapitel 78—100 des
Miniſteriums für Arbeit und Wirtſchaft angenommen, dazu auch früher
Es werden bewilligt die Kapitel 78 bis 80. Kap. 81 fällt aus.
Ge=
nehmigt ferner die Kapitel 82—86, Kap. 87 fällt aus. Außerdem werden
bewilligt die Kapitel 88—99.
Der Voranſchlag des Miniſteriums für Arbeit und Wirtſchaft iſt
über die noch genquere Berichte folgen. Der Feſtſonntag wird eröffnet damit erledigt. Es werden nun die rückſtändigen Kapitel des
Miniſte=
darmerie=Direktion), Kap. 33 (Polizei) und Kap. 34 (Arbeitshaus
Die=
burg). Es ſprechen hierzu die Abgg. Delp (Soz.), Hofmann=
Seligenſtadt (Ztr.) und Hahn (Dtſch. Vpt.).
Um 5 Uhr werden die Beratungen abgebrochen. Nächſte Sitzung
morgen 9 Uhr. Für morgen nachmittag iſt eine weitere Sitzung
vor=
geſehen.
Korpulenz und Krankheit.
Die Krankheiten des reiferen Alters.
Bei den meiſten Menſchen ſtellt ſich ſchon vor dem vierzigſten
ihre irgendein Merkmal des beginnenden Alters ein, meiſtens
Form einer unliebſamen Leibesfülle.
Korpulenz iſt die Einleitung für allerlei Gebrechen und
hwächen der reiferen Jahre. Sie iſt eine Folge der
Verzöge=
ng des Stoffwechſels und Blutumlaufes und ſteht im
Zuſam=
enhang mit vielen körperlichen Leiden und Beſchwerden.
Je ſpäter Leute korpulent werden, deſto länger bleiben ſie
ng, friſch, lebensmutig und leiſtungsfähig.
Durch knappe Ernährung die Fettleibigkeit bekämpfen zu
ollen, hat keinen Zweck, Blutarmut und Nervenſchwäche ſind
die Folgen,
Noch ſchädlicher können Jodkuren, einſchließlich der Kuren
mit ſogenannten Entfettungstees, die aus jodhaltigen Pflanzen
(Fueus) hergeſtellt ſind, im Einzelfalle wirken.
Wer Zeit und Mittel dazu hat, benutzt mit Erfolg gegen
Fettleibigkeit Brunnenkuren. Aber man kann doch nicht das
ganze Jahr in Kurorten zubringen.
Der Reaktol=Verſand in Berlin hat nach den wirkſamen
Be=
ſtandteilen von fünf der bewährten Kurbrunnen Tabletten
künſt=
lich hergeſtellt, die man jederzeit ohne große Vorbereitungen
ein=
nehmen kann und die gegenüber allen anderen Kuren
außer=
ordentlich billig ſind.
Die Kur erfordert keine beſondere Diät oder ſonſtigen Zwang,
man wird nicht im Beruf oder in der Erholung geſtört, ſie
ver=
urſacht keine Durchfälle oder ſonſtige Unannehmlichkeiten, und,
was die Hauptſache iſt, ſie wirkt ganz ausgezeichnet.
Reaktol hat Dankſchreiben von Perſonen, die ihrer Stellung
nach ſicher richt einen überraſchenden Erfolg beſtätigen würden,
wenn er nicht tatſächlich vorhanden wäre, und ſie kann mehrere
tauſend ſolcher Erfolgsbeſtätigungen aufweiſen.
Gewichtsabnah=
men von 20 bis 30 Pfund ſind nichts Seltenes, und, wohlgemerkt,
wird das erzielt ohne jede Beeinträchtigung des Wohlbefindens,
vielmehr mecht ſich ſchon nach kurzer Zeit ein deutlich
wahrnehm=
bares Gefühl größerer körperlicher Friſche bemerklich, Atemnot,
Kopfſchmerzen und andere Begleiterſcheinungen der Korpulenz
verſchwinden oft ſchon, bevor eine größere Gewichtsabnahme
feſt=
geſtellt werden konnte.
Teilen Sie uns Ihre Adreſſe auf einer Poſtkarte ſofort mit
und adreſſieren Sie dieſe: An die Hauptniederlage für Reaktol,
Viktoria=Apotheke, Berlin A 112, Friedrichſtraße 19. Es geht
Ihnen dann vollſtändig koſtenfrei eine Probe Reaktol nebſt einer
für jeden Kordulenten außerordentlich wichtigen und
intereſſan=
ten Aufklärungsſchrift zu.
Wenn Sie ſich überzeugt haben, ſo ſteht es Ihnen frei, meh:
von dem Mittel zu beziehen oder es in einer dortigen Apotheke
zu kaufen.
Regktol iſt in den meiſten A
en zu haben, (TV9098
n
1ſch
Seite 6.
Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 15. Juli 1924.
Rummer 195.
Por der Londoner Konferenz.
Die Deutſche Volkspartei in Darmſtadt hatte am Montag
abend ihre Mitglieder zu einer Verſammlung eingeladen, auf
deren Tagesordnung ein Vortrag des Landtagsabgeordneten
Dingeldey ſtand mit dem Thema: „Vor der Londoner
Kon=
ferenz”. Der Verſammlungsraum, der Gartenſaal des Städtiſchen
Saalbaues, war voll beſetzt. Stadtverordneter Haury
eröff=
nete die Verſammlung. Der Redner des Abends, Abg.
Dingel=
deh, ergriff ſodann das Wort zu ſeinem Vortrag. Die Deutſche
Volkspartei ſei gerade durch ihren Führer an den Entwicklungen,
die kommen, beteiligt, ſo führte der Redner aus. Wir ſind nicht
nur eine nationale, ſondern auch eine liberale Partei, das heißt,
daß wir das Recht und die Pflicht der Prüfung haben, und wenn
wir den Weg des Führers billigen, ſo müſſen wir dafür
ein=
treten. Die Fragen der Londoner Konferenz laſſen ſich nur
innerhalb unſerer „Reichsgrenzen löſen. Die Träger unſeres
Wirtſchaftslebens ringen heute um die nackte Exiftenz, die
Ver=
gnügungsſucht kann nicht darüber hinwegtäuſchen, daß die
Men=
ſchen auf einem völlig brüchigen Boden tanzen. Landwirtſchaft
und Handel kranken bis aufs innerſte Mark. Es iſt nicht eine
Umſchichtung des Volksvermögens, ſondern große Teile davon
ſind verloren gegangen. Mit dem Ende der Inflationszeit zeigte
ſich in den Goldbilanzen, wie arm das deutſche Volt iſt. Wir
ſehen es in dem Zuſammenbruch von Unternehmungen, eine
völlige Blutleere unſeres Wirtſchaftslebens iſt eingetreten; es iſt
die allerhöchſte Gefahr für Deutſchland. Wir ſollen uns keiner
Täuſchung hingeben, unter welchen Laſten das deutſche Volk an
Rhein und Ruhr leidet. Ob man noch einmal eine ſolche
Be=
laſtung unſerem Lande auferlegen laſſen darf? Was ſoll dann
aus Deutſchland werden? Beſitzt die deutſche Regierung Mittel,
um der Lage Herr zu werden, kann ſie die Einheit retten und
die Wirtſchaft wieder herſtellen? Der Verſuch muß gemacht
werden auf der Londoner Konferenz, um die politiſche Freiheit
und die Befreiung deutſchen Bodens zu erlangen. Die
Erfül=
lungspolitik der vergangenen Jahre war getragen von der
Hoff=
nung auf eine Geſinnungsänderung der Entente=Staatsmänner;
jetzt aber unterſcheidet ſich die Politik von der früheren. Jetzt
iſt Rmerika durch die Unterſchrift ſeiner Vertreter verpflichtet,
in die Löſung des Reparationsproblems einzugreifen. Wie 1918,
wird die Ablehnung des Sachverſtändigen=Gutachtens die ganze
Welt gegen Deutſchland zuſammenſchließen. Im Gutachten ſind
nicht nur unſere Leiſtungen, ſondern auch gewiſſe
Vorausſetzun=
gen umſchrieben. Die Leiſtungen, die das Gutachten von der
Entente verlangt, ſind vor allem die vollſtändige wirtſchaftliche
und ſteuerliche Freiheit des Reiches im beſetzten Gebiet. Das
Gutachten verlangt auch die Räumung des gegen Recht und
Ge=
ſetz beſetzten deutſchen Gebietes. Die Leiſtungen, die von
Deutſch=
land verlangt werden, ſind ganz ungeheuer; es ſoll jährlich 2½
Milliarden Goldmark zahlen, angeſichts der heutigen
Wirtſchafts=
lage erſcheint dies unmöglich. Für die Ueberführung der
deut=
ſchen Leiſtungen (Zahlungen) iſt eine beſondere Kommiſſion
ein=
geſetzt worden. Es wird eine beſondere deutſche Goldnotenbank
errichtet, von der die Kommiſſion die Zahlungen entnimmt, aber
ſie darf nur ſo viel von den Konten nehmen, daß der deutſche
Wechſelkurs nicht erſchüttert wird (Transfer=Syſtem). Die
Reichs=
eiſenhahn ſoll in eine rein wirtſchaftliche Organiſation
umgewan=
delt werden. Die Bahnen ſind in ihrem Vermögenswert mit
600 Millionen Goldmark von den Sachverſtändigen geſchätzt
wor=
den iin dem Induſtriellen=Gutachten eine Milliarde); die
Aktien=
geſellſchaft tritt unter eine ausländiſche Kontrolle. An der Spitze
des Verwaltungsrates ſteht ein Ausländer, dem große Rechte
eingeräumt ſind; er darf ſogar die Bahnen verpachten. Es iſt
der Reichsregierung gelungen, weſentliche Aenderungen
herbei=
zuführen. Es ſollen nun 14 deutſchen Mitgliedern im
Verwal=
tungsrat nur noch 4 Fremde gegenüberſtehen. Fehlbeträge dür= walts der Proyinzialausſchuß auch am 19. Januar 1924 die
Voll=
fen vom Reiche auch aus anderen Quellen als aus der
Eiſen=
bahn gedeckt werden. Bei Meinungsverſchiedenheiten ſoll ein
Gerichtshof, der vom Präſidenten des Reichsgerichtes berufen
wird, entſcheiden. Auch dann noch ſind nicht alle Bedenken
zer=
ſtreut, aber es kommt bei Annahme des Gutachtens fremdes
Kapital nach Deutſchland. Das ausländiſche Kapital wird ſich
ganz anders als früher für Deutſchland intereſſieren. Das ganze
Gutachten iſt für die Deutſche Volkspartei nur ein Inſtrument,
um Deutſchland von den Feſſeln des Ruhrgebietes zu befreien.
Die Reichsregierung wvill das Gutachten annehmen, aber ſie
for=
dert die Erfüllung der Vorausſetzungen, von denen das
Gut=
achten ſpricht. Es wäre falſch von der Reichsregierung geweſen,
wenn die Reichsregierung viele Klauſeln gemacht hätte,
Frank=
reich wäre erſt recht damit aufgetreten. Der Zentralvorſtand der
Deutſchen Volkspartei hat am Sonntag in Frankfurt eine
Ent=
ſchließung angenommen, worin die Vorausſetzungen des
Gut=
achtens nochmals klar herausgearbeitet ſind. Der
Reichsaußen=
miniſter ſtelle ſich die Entwicklung ſo vor, daß Deutſchland die
Geſetze, die durch die Annahme des Gutachtens erforderlich ſind,
durch den Reichstag annehmen laffen wird, aber in Form eines
Rahmengeſetzes, das erſt angenommen wird, wenn die
Voraus=
ſetzungen des Gutachtens erfüllt ſind. Deutſchland darf alſo
keine Vorleiſtungen machen. Die Oppoſition hat, anſtatt nun
für dieſe Gedanken eine Sammlung der vaterländiſchen Kräfte
zu betreiben, ihre Parteipolitik getrieben und den
Reichsaußen=
miniſter angegriffen. Dieſer und die Deutſche Volkspartei haben
nicht, wie die Gegenſeite behauptet, ihre Meinung geändert.
Genau dasſelbe, was Streſemann jetzt ſagt, hat er früher ſchon
immer ausgeführt. Der ganze Feldzug gegen die Regierung
war ein demagogiſcher Kampf, um die Autorität der
Reichs=
regierung herabzuſetzen. Die Erlebniſſe der letzten acht Tage
zeigen, daß innerpolitiſche Kräfte am Werke find in Frankreich,
um das Gutachten zu bekämpfen. Von Macdonald und Herriot
iſt politiſch nichts zu erwarten, wohl aber können wirtſchaftliche
Fragen von ihnen gelöſt werden. Die Stellung Herriots iſt ſehr
ſchwach, vielleicht ſind ſeine Tage gezählt. Herriot iſt förmlich
durch die Widerſtände zuſammengebrochen und hat in der
fran=
zöſiſchen Kammer Erklärungen abgegeben, die uns mit Beſorgnis
erfüllen müſſen. („Frankreich hatte freie Hand” und „die
Räu=
mungsfriſten hätten noch nicht zu laufen begonnen”.) In den
Abmachungen zwiſchen Herriot und Macdonald iſt von einer
Zuziehung Deutſchlands nicht die Rede, man will es offenbar
wieder vor ein Diktat ſtellen. Deutſchland verlangt aber
Gleich=
berechtigung bei den Verhandlungen und die Erfüllung der
Vorausſetzungen des Gutachtens. Es iſt denkbar, daß die
Reichs=
regierung, wenn die Vorausfetzungen nicht erfüllt werden, vor
den Reichstag tritt, um die Ablehnung zu empfehlen. Der
Reichsaußenminiſter und die Deutſche Volkspartei können es
dann mit um ſo ruhigerem Gewiſſen tun, als ſie alle Verſuche
unternommen haben, um eine Verſtändigung herbeizuführen.
(Lebhafter Beifall.
Stadtv. Haury ſtattete dann noch in Worten den Dank der
Verſammlung für die gehaltvollen Ausführungen ab.
Hierauf wurde die Verſammlung geſchloſſen.
Dem Vortragsabend wohnten faſt ſämtliche Abgeordneten
der Landtagsfraktion der Deutſchen Volkspartei bei.
3 Verwaltungsgerichtshof. 1. Geſuch der Leonh. SchirmerWwe.
in Offenbach um Erlaubnis zum Wein=, pp.=Ausſchank in ihrem Café
im Hauſe „Straße der Republik”, Nr. 63½, daſelbſt. Erſchienen der
Sohn der Geſuchſtellerin und R.=A. Schloß. Im Oktober 1923
er=
neuerte die Geſuchſtellerin ein früher eingebrachtes Geſuch.
Gaſtwirte=
innung und Polizeiamt waren für das Geſuch, dagegen der
Rechts=
ausſchuß der Stadtverordneten. Am 19. Januar 1924 lehnte der
Pro=
vinzialausſchuß das Geſuch mit Rückſicht auf das Notgeſetz vom Februar
1923 ab. In der Berufungsverhandlung wird darauf hingewieſen,
daß gleichwertige Cafés in Offenbach Könzeſſion zum Likörausſchank
(ein ſolcher wird nur erſtrebt) haben. Polizei und Kreisamt haben ſich
für die Konzeſſionierung ausgeſprochen. Für ein Lichtſpielhaus im
großen Biergrund in Offenbach hat nach den Ausführungen des
An=
konzeſſion zum Wirtſchaftsbetrieb erteilt, während ſie hier in der Lage
der früheren Kaiſerſtraße, in der erbetenen Richtung verſagt wurde.
ſich Polizeiwachtmeiſter Schmidt einer Ueberſchreitung ſeiner Amtsbe
fugniſſe ſchuldig gemacht hat. So die Ausführungen des Vertreter
des Staatsintereſſes. In dieſem Sinne erkennt da
Der Vertreter bes Staatsintereſſes hält mit dem Anwalt der Geſuch
ſtellerin das Bedürfnis für nachgewieſen. Das Notgeſetz wolle doch nur
die Bedürfnisfrage ſtreng, aber nach dem Einzelfall, geprüft wiſſen
Urteil: Der Berufung wird ſtattgegeben und die erbetene Konzeſ
ſion (Wein= und Branntwein) erteilt. Die Koſten dieſer Inſtanz ein
ſchließlich derjenigen der anwaltlichen Vertretung hat die Staatskaſſ
zu tragen. — 2. Vorentſcheidung gegen den Polizeiwachtmeiſte
Schmidt in Friedberg wegen Körperverletzung. (8 340 RStG.) Be
richterſtatter Oberlandesgerichtsrat Simon trägt den Akteninhalt vor
Der Polizeiwachtmeiſter Schmidt ſoll als Beamter der grünen Polize
den Kaufmann Richard Glück von Friedberg am 26. Dezember 192
nachts mit einem Gummiſchlauch mehrere Male geſchlagen und in der
Schnee geſtoßen haben. Glück will einen Tag erwerbsunfähig geweſe.
ſein und infolge der Schläge mit dem Gummiknüppel ſtarke Kopf
ſchmerzen gehabt haben. Ein verleſenes Führungszeugnis beſcheinig
daß der am 6. November 1894 zu Birklar bei Lich geborene Wacht
meiſter Schmidt, der im Jahre 1921 bei der Polizei eintrat, ſich gut ge
führt hat. Es wird eine Reihe von Zeugen vernommen, durch dere
Vernehmung der ganze Vorfall ausreichend aufgeklärt wird. Der Ver
treter des Staatsintereſſes betont, daß nach dem heſſiſchen Geſetz vor
20. Juli 1923 die Schupoleute unmittelbare Staatsbeamte ſind und da
es ſich im Fragefalle um eine Amtshandlung (Verhaftung) handelte;
ſchildert das geſpannte Verhältnis zwiſchen Schupo und Zivil und di
dadurch bei den Schupoleuten beſtehende Reizbarkeit. Drei Schupoleut
haben — ohne ſich zu legitimieren — den Richard Glück feſtgenommer
ein glatter polizeilicher Mißgriff. Es konnte ſich nur um nächtlich
Ruheſtörung und Beamtenbeleidigung handeln. Ein älterer Polize
beamter hätte nur die Perſonalien feſtgeſtellt und damit wäre di
Sache erledigt geweſen. Die Polizeibeamten haben hier am 2. Weil
nachtsfeiertag ihre Dienſtinſtruktion vergeſſen und ſich höchſt ungeſchie
benommen, ſo daß ein Menſchenauflauf entſtand. Verſchlimmer
wurde die Sache durch Anwendung von Schlägen (durch Hand
Gummiknüppel) gegenüber dem ſchwächlichen Glück. Das Verhalte
der Polizeibeamten iſt hier nicht zu entſchuldigen, auch nicht, daß ma
den Glück duzte. Der ganze Fall rückſchauend überblickt/ ergibt, da
Gericht.
— Odenwaldklub, Ortsgruppe Darmſtadt. Am Samstag, der
19. Juli, treffen ſich die Herren des Klubs — Gäſte willkommen—
punkt 7 Uhr im Schloßhof des Kranichſteiner Schloſſes zur Beſichtigung
Anſchließend geſelliges Zuſammenſein.
— V. H.C. Darmſtadt. Man ſchreibt uns: Der 13. Juli war ei
heißer Tag und ſtellte an die V.H. C.er große Anforderungen. Die feſ
gelegte Wanderung wurde aber trotzdem planmäßig durchgeführt. Si
führte vom Bahnhof Wiebelsbach aus nach dem Rondell und weiter au
Zickzackwegen nach dem Breuberg. V.H.C.=Bruder Paul Schmincke hie.
daſelbſt über die Burg einen ſehr lehrreichen und recht intereſſanten
Vo=
trag. Nach eineinhalbſtündiger Ruhepauſe wurde der Weitermarſch na
Heubach angetreten. Gegen 3 Uhr nachmittags traf man dort in unſerer
wohlbekannten Stammlokal bei Gaſtwirt Hild ein, welcher für einen gute
Imbiß und kühlen Trank beſtens geſorgt hatte. Trotz der vielen vergo
ſenen Schweißtropfen haben alle Teilnehmer, wenn ſie auch infolge de
großen Hitze ermüdet waren, die Wanderung gut überſtanden. D
nächſte findet am 17. 8. 24 ſtatt.
— Nächſte Dampferabfahrten der Hamburg=Amerika=Linie. Ham
burg=Nordamerika: D. Niaſſa am 15. Juli, D. Reſolute am 2.
Juli, D. Deutſchland am 24. Juli, D. Cleveland am 31. Juli, D. Thr
ringig am 2. Auguſt, D. Reliance am 5. Juli, D. Mount Clay am
Auguſt, D. Albert Ballin am 14. Auguſt. — Nach Boſton=Phile
delphia=Baltimore=Norfolk: M.S. Oſiris am 19. Juli,
Sachſen zirka 9. Auguſt, M. S. Jfis zirka 30. Auguſt. — Nach Süd
amerika: D. Eupatoria am 12. Juli, D. Kyphiſſia am 19. Juli, 2
Sachſenwald am 26. Juli, D. Baden am 9. Auguſt, D. Niederwald at
9. Auguſt. — Nach Cuba=Mexiko: D. Antiochia am 15. Juli, 2
Holſatia am 12. Auguſt, D. Weſterwald am 26. Auguſt. — Nach Weſ.
indien: D. Rugia am 12. Juli, D. Sefoſtris am 2. Auguſt. — Hau
burg=Oſtaſien: engl. D. City of Glasgow am 19. 7. D. Trier at
26. Juli, engl. D. Tydeus am 2. Auguſt, M. S. Haveelland am 9, Auguf
engl. D. Kosmos am 16. 8. — Mitgeteilt durch den Vertreter Adol
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3. Die Bestellungen sind spätestens bis zum 20, August
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4. Die Auslosung der Gewinne erfolgt am 25. August
durch den in unserem Bezirk aufgestellten
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5. Die ersten 5 Preisträger werden von uns telegraphisch,
alle Abrigen sofort schrittlich benachrichtigt. Die
Preise werden sofort nach Auslosung den Gewinnern
zugestellt.
6. Die ausgesetzten Preise gelangen bei 100 000
Einsen-
dungen zur Verteilung, sie ändern sich prozentual bei
größerer oder kleinerer Beteiligung.
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Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 15. Inli 1924.
Seite 7.
Aus Heſſen.
Einweibung des
Studentenhauſes „Egerheim” in Gießen.
k. Gießen, 12. Juli. Zu einem großen Feſtakt geſtaltete ſich die
inweihung des Studentenheims auf der „Schönen
Aus=
ucht”. Unter den Ehrengäſten befanden ſich Staatspräſident Ulrich,
andtagspräſident Adelung, Miniſterialrat Löhlein, Miniſterialdirektor
frof. Dr. Urſtadt, der Leiter der Deutſchen Studentiſchen
Wirtſchafts=
ilfe Dr. Tillmanns=Dresden, die Vertreter der Stadt Gießen, die
Bei=
eordneten Dr. Seib, Frey und Dr Roſenberg, Dr. Humperding=Wetzlar
s Vorſitzender des Arbeitgeberbundes und zahreiche Vertreter der In=
„ſtrie, Univerſitätsprofeſſor Dr. Laqueur, als Vertreter der
Kreis=
hulkommiſſion Schulrat Fiſcher, ſowie die Vertreter der
Studenten=
haft und der Korporationen.
Die Begrüßungsfeier fand bereits vormittags in der Neuen
ula ſtatt. Der Vorſitzende des Vereins Studentenhilfe, Prof. Dr.
ger, hielt die Begrüßungsanſprache. Dr. Tillmanns=Dresden ſprach
der Tätigkeit und Ziel der Studentiſchen Wirtſchaftshilfe. Der
Ge=
häftsführer der Gießener Studentenhilfe. Dr. Schneider, berichtete
der die Gießener Verhältniſſe. Um 12 Uhr wurde einer Geſellſchaft
ladener Gäſte in dem ſtimmungsvollen Foyer des Stadttheaters eine
korgenmuſik geboten, bei der drei frühere, künſtleriſch
ausgebil=
te Studierende, die Herren Andreae, Delp und Schliephacke, die
Sere=
ide Op. 8 von Beethoven und das C=Moll=Trio Op. 101 von Brahms
im Vortrag brachten.
Schon um 3 Uhr trafen Staatspräſident Ulrich, Landtagspräſident
delung und andere Gäſte auf der „Schönen Ausſicht” zur
Beſich=
gung des Heims ein. Sie waren überraſcht von der ſchönen Lage
s neuen Heims. Südlich ber Stadt auf einer Anhöhe hinter den
Kli=
ken bietet ſich von hier aus ein wundervoller Rundblick über die Stadt
jeßen, das Lahn= und Buſeckertal, die Vorhöhen des Weſterwaldes,
man erblickt im Hintergrund Schloß und Umgebung von Marburg.
ie ganze Anlage macht einen vorzüglichen Eindruck, geſchmackvoll, faſt
rnehm. das Aeußere, farbenfreudig und wohnlich das Innere der
Ge=
ude. Das Hauptgebäude enthält im Erdgeſchoß: Speiſeſaal, Küche,
äſcherei und Trockenſtube, im 1. Stock: Bügelzimmer, Nähſtube,
hweſternzimmer, Schuhmacherei und Wohnung. Das Wohnhaus ent=
It 24 Zimmer mit je zwei Betten, Badezimmer und Wohnung für
n Gärtner. Das Gelände um das Heim iſt zu einer Gärtnerei
ein=
richtet.
Die eigentliche Einweihung des neuten
Studenten=
ims fand um 4 Uhr im Speiſeſaal ſtatt. Profeſſor Dr. Eger
ſchiſ=
rte die Not der Studentenſchaft nach dem Kriege, welche zur
Selbſt=
fe führte; die Stadt Gießen, der heſſiſche Staat und die Induſtrie
Ifen das heutige Werk vollenden. Beſonders dankte der Redner dem
rektor Humperding=Wetzlar, den Miegumwerken und den
Buderus=
en Eiſenwerken. Er ſchloß mit den Worten: Wir wollen eine
arbeits=
ſige und arbeitskräftige Jugend heranziehen, die der deutſchen
Wiſſen=
aft Ehre macht. Als Vertreter der Gießener Studentenſchaft gab
ud. jur. Wetzel dem neuen Heim den Namen Egerheim zum
Zei=
n der Dankbarkeit gegenüber dem verdienſtvollen Leiter der Gieße=
Studentenhilfe. Dr. Tillmanns=Dresden überbrachte die Grüße
d Glückwünſche der Deutſchen Wirtſchaftshilfe und ſtellte weitere 50/
irk zum Ausbau des Heims zur Verfügung. Namens der heſſiſchen
gierung ſprach Miniſterialdirektor Prof. Dr. Urſtadt über den großen
ieheriſchen Wert der ſtudentifchen Hilfsorganiſation; er ſtellte wei=
Unterſtützung des Staates in Ausſicht. Beigeordneter Dr. Seib
irbrachte die Glückwünſche der Stadt, Frau Major Kramer die
inſche des Deutſchen Frauenvereins. Ein Fabrikant aus dem
be=
ten Gebiet erklärte unter lebhaftem Beifall, daß das beſetzte Gebiet
h ferner die Studentenhilfe unterſtützen werde, zumal gerade die
tſche Induſtrie Theoretiker brauche, um auf der Höhe zu bleiben.
ch dem Eröffnungsakt vereinigten ſich die Feſtgäſte in dem ſchön
an=
egten Garten, wo muſikaliſche und theatraliſche Darbietungen
ſtatt=
den.
Als ein Zeichen der Zeit mag es anzuſehen ſein, daß ſowohl der
etner als auch der Leiter der Schuhmacherwerkſtatt ehemalige
Stu=
ten ſind; beide haben in ihrem neuen Beruf die Meiſterprüfung
ge=
ht. Die Gärtnerei umfaßt etwa 20000 Quadratmeter (8 Morgen)
ände, ſo daß ſie den geſamten Bedarf der Studentenſpeiſungen an
nüſe uſw. decken kann. Der Betrieb der Gärtnerei foll noch weiter
gebaut werden, ſo daß man Studenten während der Ferien lohnende
chäftigung zu bieten gedenkt.
die Miete bis zur völligen Deckung ihrer Aufwendungen hierfür in
An=
ſpruch nehmen. Ueber die Frage der Wohnungsbeſchlagnahme im
Kaffeehaus Dorn wurde bei ſchriftlicher Abſtimmung Stimmengleichheit
erzielt. Dies ſoll zunächſt dem Kreisamt zur weiteren Entſchließung
mitgeteilt werden. Es hat ſich hier eine Arbeiter=Samariter=Kolonne
gebildet, die bei dem Gemeinderat um Geſtellung eines Unterrichtsfaales
und Gewährung eines Koſtenzuſchuſſes vorſtellig ward. Dem Geſuch
wurde im erſten Punkt dahin ſtattgegeben, daß der Schulſaal
Darm=
ſtädter Straße 60 zur Verfügung geſtellt werden ſoll. Des weiteren
ſoll verſucht werden, eine Verſtändigung dieſer Kolonne mit der San.=
Kolonne der Feuerwehr, evtl. unter dem Vorſitz des Bürgermeiſters,
herbeizuführen. Die Verſchlußdeckel der Waſſerreſervoire ſollen
ange=
ſtrichen und für die Pumpſtation am Gaſthaus „Zur Linde” ein neuer
5—5½=PS=Motor, und zwar vollſtändig iſoliert, beſchafft und nach deſſen
Inbetriebnahme der derzeitige Motor verkauft werden. Dieſe Arbeiten
und Lieferungen ſollen zum öffentlichen Wettbewerb ausgeſchrieben
wer=
den. Einem Angebot zum Kauf von Grundſtücken kann die Gemeinde
gegenwärtig nicht näher treten, doch ſoll der betreffenden Geſuchſtellerin
auf andere Weiſe entgegengekommen werden. Mit der Gemeinde
Fran=
kenhauſen ſoll das früher einmal beſtandene Vertragsverhältnis über
Abgabe von Kies aus der Kiesgrube im Forſtort Hainböhl des Ober=
Ramſtädter Gemeindewaldes an Einwohner von Fraukenhauſen wieder
aufgenommen werden. Bezüglich des Baugeſuchs des Heinrich Adam
Ehrhardt wird Zuſtimmung zur Befreiung von der Errichtung einer
Brandmauer erteilt. In der Sache Fällen von Pappeln an der Modau
durch Matihes=Nieder=Modau gibt der Bürgermeiſter dem
Gemeinde=
rat von dem heutigen Stand der Angelegenheit Kenntnis. Die ſeit
lan=
gem ſtrittige Sache betr. Ortsbürgernutzen Gg. Emil Weber und Konſ.
wird durch heutigen Beſchluß für endgültig erledigt erklärt. Im
wei=
teren Verlauf der Sitzung kommen Wohlfahrtsangelegenheiten zur
Be=
ratung.
k. Gießen, 12. Juli. Eine große Totengedenkfeier der
hieſigen Garniſon und der militäriſchen und Kriegervereine fand heute
auf dem Hofe der Zeughauskaſerne ſtatt; auch die Vertreter der
Be=
hörden und Korporationen hatten ſich eingefunden. Die eindrucksvolle
Gedächtnisrede hielt Profeſſor Dr. Schmoll. Danach wurden am
Krieger=
denkmal und auf den beiden Friedhöfen Kränze niedergelegt. — Sein
50jähriges Jubiläum beging der Kriegerverein durch eine
ſchlichte Feier auf der Liebigshöhe. Der Vorſitzende Trümpert
über=
reichte den drei noch lebenden Gründern und Altveteranen von 1866
bzw. 1870/71 ein Bild: Poſtſekretär Meier, Kommerzienrat Emelius
und Balſer. Die Glückwünſche der Kriegerkameradſchaft Haſſia
über=
brachte Oberſt Neidhardt=Darmſtadt. Als Vertreter der Stadt
ſprach Beigeordneter Dr. Seib, für den Bezirk Gießen Profeſſor Dr.
Krämer.
Mainz, 12. Juli. Rheinſchiffahrtsfragen. Die
Handelskammer Mainz hat zuſammen mit dem „Verein zur
Wah=
rung der Rheinſchiffahrtsintereſſen” alle intereſſierten Kreiſe zu einer
gemeinſamen Beſprechung eingeladen. Im Mittelpunkt der
Aus=
ſprache ſtand ein Referat des Geſchäftsführers Dr. Schmitz (Mitgl. d.
Vorl. Reichswirtſchaftsrates). Der Redner ſchilderte eingehend die
jüngſte Entwicklung der Rheinſchiffahrt, vor allem die Veryandlungen
mit der Zentralkommiſſion in Straßburg, ſowie über Beſprechungen
mit der Rheinlandkommiſſion. Zugleich ging der Referent auf die
ein=
zelnen lokalen Schiffahrtsverhältniſſe ein, wobei er beſonders die
Frage des Guſtavsburger Hafens behandelte.
Bingen, 12. Juli. Das Opfer eines Unfalles iſt auf
einer Geſchäftstour der 22 Jahre alte Sohn des Metzgermeiſters Trapp
aus Kempten gewyrden. Er fiel in den Rhein und konnte erſt ein paar
Tage ſpäter bei Oeſtrich geländet werden. — Nach einem Beſchluß der
hieſigen Stadtverordnetenverſammlung werden nachträglich für 1923 noch
0 Prozent des letzten Zieles der Gemeindeſteuer erhoben.
Sport, Spiel und Turnen.
Fußball.
— Arheilgen, 14. Juli. Bei dem am verfloſſenen Sonntag in
Klein=
ſeim ſtattgefundenen Geſangswettſtreit errang der hieſige
Männer=
ingverein Eintracht (Dirigent Obermuſikmeiſter Hauske) in der
laſſe den II. Klaſſenpreis mit 151 Punkten. Erſter wurde
Heuſen=
im (Dirigent Köhler) mit 152 Punkten.
8 Meffel, 12. Juli. Die Maul= und Klauenſeuche iſt hier
gebrochen. Die Gemarkung Meſſel iſt zum Sperrbezirk erklärt
den.
Griesheim b. D., 14. Juli. Bei dem am Sonntag, den 6. Juli,
gefundenen Verbandswettſchreiben Gabelsberger Stenographen in
ebach a. M. konnten unter großer Beteiligung (zirka 1500
Per=
n) mit Preiſen heimkehren: Abteilung 140 Silben: Herr Ph. See=
S mit einem Ehrenpreis und 1. Preis, Fräulein Erna Wagner mit
mr 1. Preis, Fräulein Erne Fehrenbach mit einem 1. Preis, Fräul.
wig Hofmann mit einem 1. Preis. Abteilung 100 Silben: Herr
Reinhardt mit einem 2. Preis, Herr Georg Leber mit einem
ten Preiß und Fränlein Margarethe Knecht mit lobender
Er=
jähnung. „Stift Heil!”
— Eherſtadt, 14. Juli. Die Turngeſellſchaft e. V. kehrte
ern abend mit 15. Preiſen (9 Turner und 6 Turnerinnen) vom
tfeſt des Main=Rodgaues in Wixhauſen heim. Außerdem hatte die
eins=Muſterriege in der A=Klaſſe den 2. Preis errungen. — Die
eie Turnerſchaft dagegen beteiligte ſich geſchloſſen an dem
appenfeſt in Bickenbach.
H. Eberſtadt, 14. Juli. Hausbeſitzerverein. In einer
Ver=
mlung des Hausbeſitzervereins ſprach am Samstag abend
Stadtver=
neter Haury=Darmſtadt über die Steuerbelaſtung des bebauten
indbeſitzes. Er führte etwa aus: Auf dem Gebiete des Steuerweſens
eine Anarchie, wie wir ſie ähnlich bei der Papiergeld=Inflation
er=
hatten, eingetreten. In Darmſtadt war es möglich, alle
Gegen=
der einzelnen wirtſchaftlichen Gruppen und Berufsſtände zu
ver=
gen, um gegen die Steuern, die beſonders den Hausbeſitzer
be=
ten, ſich aufzulehnen. Die Steuerbelaſtung hat die Grenze des
Er=
lichen überſchritten. Der wirtſchaftliche Ertrag bringt das nicht
r, um die vielen Steuern leiſten zu können. Es iſt auf eine
Zentrali=
on der Steuerverwaltung hinzuwirken, da die Dezentraliſation an
vielen Steuerarten Schuld trage. So habe z. B. der
Handwerker=
d 17 verſchiedene Steuern zu bezahlen. Redner erläutert eingehend
wirtſchaftliche Lage des Hausbeſitzerſtandes, die Folgen der
Zwangs=
irtſchaftung, deren Beſeitigung er auf dem Wege der allmählichen
erung verlangt, und die Erfolge, die in Verhandlungen mit der
Re=
ung erreicht worden ſeien. Er fordert auf, reſtlos
zuſammenzu=
en, da nur dann etwas erreicht werden könne. Wenn er den Ruf
hen laſſe, das letzte Mittel in dem Kampf um die Steuerbelaſtung
Hausbeſitzes zur Anwendung zu bringen, erwarte er Gefolgſchaft
zum letzten Mann. Der Fehlbetrag des Gemeindevoranſchlags für
der ſich auf 17000 Mark belaufe und deſſen Ausſchlag der
Ge=
nderat auf den Gebäude= und Grundbeſitz beſchloſſen habe, müſſe
be=
gt werden. Die Gemeinde dürfe nicht mehr ausgeben, als ſie
ein=
mt. In der Diskuſſion wurden die Ausführungen des Redners
erſtrichen. Gemeinderat Heißt ſchilderte die im Voranſchlag
vor=
henen Ausgaben als für die Aufrechterhaltung und Fortführung des
eindlichen Betriebs unumgänglich notwendig, legte dar, daß ſich der
ieinderat bei Aufſtellung des Voranſchlags nu= von dem
Geſichts=
kte äußerſter Sparſamkeit habe leiten laſſen und alle Ausgaben,
in 1924 nicht unbedingt erforderlich ſeien, zurückgeſtellt habe. Die
nerbelaſtung von 6 und 25 Pf. des Gebäude= bzw. Grundbeſitzes
er=
ete er für tragbar. Er verteidigte die Perſonalpolitik der Gemeinde
verbreitete ſich über den Perſonalabbau bei ihr. Eine Reſolution
den Gemeinderat, in welcher die Beſeitigung des Fehlbetrags
ge=
ert wird, fand einſtimmige Annahme. Die Verſammlung war nur
ach beſucht.
—n— Ober=Ramſtadt, 11. Juli. Gemeinderatsſitzung.
Be=
ich der Feſtſetzung eines Pachtbetrages für die Bahnhofsböſchungen
de die An= und Verkaufskommiſſion für Grundſtücke beauftragt,
zu=
ſt die Tragfähigkeit der darauf ſtehenden Obſtbäume feſtzuſtellen
hiernach einen Pachtbetrag endgültig feſtzuſetzen. Das Obſt von
Bäumen auf dem Pachtanteil Dorn ſoll, da dieſer Pächter auf ein
rerbeſtehen des Pachtverhältniſſes verzichtet, zu gegebener Zeit
öffent=
derſteigert und das Gelände ſelbſt ſpäter anderweit verpachtet wer=
Gemeinderat Gunkel ſtellt den Antrag, das Obſt aus den
Schul=
n von jetzt ab öffentlich zu verſteigern. Die Abſtimmung hierüber
b Stimmenmehrheit. Der Verband zur Räumung der unteren
ſau forderte der Gemeinde zu den 1924er Räumungskoſten einen
An=
von 800 Goldmark an. Der Gemeinderat lehnt Zahlung dieſes ab,
ert vielmehr auf ſeinem Beſchluß vom 30. Auguſt 1923, in welchem
ch auf Austritt aus dem Verband feſtlegte. Die Frage der
Ent=
ung von Baugelände innerhalb des Ortes wurde nach längerer
Aus=
he nochmals an die Baukommiſſion zurückverwieſen. Die bei
Her=
ing der Wohnung im Hauſe Nieder=Ramſtädter Straße 50
entſtan=
n Koſten ſollen zum Erſatz von Hausbeſitzer Walbinger=Darmſtadt
fordert werden. Lehnt dieſer Zahlung ab, dann wird die Gemeinde
Fußballklub „Union”, 1. Jugend. — 1. Jugend, Groß=Zimmern 2:2.
Am Sonntag weilte die 1. Jugend in Groß=Zimmern, um dort ihr
fälliges Rückſpiel auszutragen. Das Vorſpiel ging in Darmſtadt für
Groß=Zimmern 4:2 verloren, weshalb ſie alles daranſetzten, auf
eige=
nem Platz zu gewinnen. Sofort nach Beginn zog Gr.=3. in lebhaftem
Tempo mehrmals vor das Union=Tor, konnte aber bis Halbzeit nur ein
Tor erzielen. Unions Stürmer zogen nun, mit Sonne und Wind im
Rücken, vor des Gegners Tor und konnten durch den linksaußen
Enge=
len gleichziehen und kurz darauf durch den Mittelläufer das 2. Tor
erzielen. 10 Minuten vor Schluß gab es ein Faul in der Nähe des
Strafraums, keiner wußte was es geben ſollte, und Groß=Zimmern
ſchoß den Strafſtoß kurzerhand ein.
E. Kn. Da.
Verein für Raſenſpiele e. V., Jgb. Abtlg. — V. f. R., 1a Schüler
— Sp.=V. 98, 1a Schüler 0:1.
mit 1 Punkt Vorſprung die Meiſterſchaft zu erringen. Zunächſt der
Spielverlauf: V.f.R. drängt ſtark und ſchießt nach 10 Minuten einen
Elfmeter an die Latte. Die V.f.R.=Verteidigung rückt zu weit auf, und
ſo gelingt es Sp.=V., dank eines ſchnellen Durchbruchs das einzige
Tor zu erzielen. Auch in der 2. Halbzeit liegt V.f.R. ſtark im Angriff,
kann aber an der ausgezeichneten Verteidigung des Sp.=V. nicht
vorbei=
kommen. Beide Mannſchaften waren beſtrebt, den zahlreich erſchienenen
Zuſchauern ein ſchönes, faires Spiel vorzuführen. Bei Sp.=V. 98 war
der Sturm und die Läuferreihe ſchwach mit Ausnahme des
Mittel=
läufers, hervorragend Verteidigung und Torwächter. Insbeſondere der
linke Verteidiger zeichnete ſich durch feines Ballabnehmen und
befrei=
enden Schlag aus. Bei V.f.R. war der Sturm und die Verteidigung
mäßig, die Läuferreihe und der Torhüter einwandfrei und gut. Eine
Glanzleiſtung bot der V.f.R.=Mittelläufer, der zweifellos der beſte
Mann auf dem Platze war, Herr Schreiber, Sp.=V. 98, leitete
gut.
E. W.
Weitere Reſultate:
V. f. R., 1a Jgd. — 1. Jgd. V. f. B. Ober=Ramſtadt 4:0.
V. f. R., 1b Jgd. — 2. Jgd. Sp.=Vgg. Arheilgen 1:3 (1),
V. f. R., 2b Jgd. — 1b Jgd. Sp.=V. Bad Nauheim 2:3.
Schwimmen.
Fußball in Norddeutſchland.
Es wird trotz Bombenhitze weiter geſpielt. Altona 93, die Adolf=Jäger=
Mannſchaft auf ihrem Siegeszuge. H.=S.=V. erneut in großer Fokm.
Tull Harder weiter der Stürmer des Kontinents.
In Norddeutſchland gibt es in dieſem Jahre keine Ruhepauſe. Auf
der Inſel Helgoland ſpielte letzten Samstag Viktoria=Hamburg gegen
Altona 93. Altona gewann 4:2, Adolf Jäger verwandelte zwei Eckbälle
mit ſeinem ſpiegelblanken Kopf in höchſter Manier zu Toren. Warnecke
drehte zwei mächtige Bomben bei dem internationalen Viktoriahüter Pohl
ein. Adolf wird mit ſeiner jungen Mannſchaft, in der er ſich als
Sturm=
führer wie ein Vater ausnimmt, noch viel von ſich reden machen laſſen.
— Eintracht=Braunſchweig, die es verſtanden hat, ſich in der Tabelle der
norddeutſchen Meiſterſchaft an die zweite Stelle zuz ſetzen, ſchlug in den
letzten 14 Tagen Union=Altona 4:1, Arminia=Hannover 4:3 und letzten
Samstag Eintracht=Hannober in Hannover 6:0. Buckhendahl, auch „Bucki”
genannt, früher repräſentiver Verteidiger Norddeutſchlands, entpuppt
ſich, trotz Alter und Körperfülle, als erſtklaſſiger Sturmführer, er ſchoß
von den ſechs Toren allein vier. — Der Altmeiſter Hamburger
Sport=Verein hatte in letzter Zeit Probeſpiele. Wenn auch dieſe
Probemannſchaften mit 3:0 von Altona 93 und 4:1 von Eintracht=
Braun=
ſchweig geſchlagen wurden, ſo wurde am letzten Sonntag eine
General=
probe glänzend beſtanden. Landskrone=Schweden, eine erſte
ſchwediſche Meiſtermannſchaft wurde 5:2 geſchlagen. Trotz Hitze und
Re=
gatta hatten ſich an 22 000 Zuſchauer eingefunden. Nachdem die
Schwe=
den, den Rothenbaum=Platz betraten, folgte H.=S.=V. in folgender
Auf=
ſtellung:
Martens
Riſſe Beher
Schmerbach Halvorſen Lang
Rave
Krohn Harder Breuel Warnholtz
Man hatte den früheren Verteidiger Schmerbach auf den linken
Läufer=
poſten geſtellt, Krohn ſpielte dafür auf Schneiders Poſten und der
abge=
baute Kolzen wurde durch Warnholtz glänzend erſetzt. Wenn man
be=
rückſichtigt, daß eine norddeutſche Verbandsmannſchaft kürzlich mit 6:3 in
Schweden von Landskrone geſchlagen wurde, ſo konnte man nur ſchwache
Hoffnungen auf den norddeutſchen Meiſter hegen. Wider aller
Erwar=
tungen befanden ſich die H.=S.=V.er in großer Form. Breuel ſchoß Tor
Nr. 1, dann glichen die Schweden aus und führten ſogar bis zur Pauſe
2:1. Nach Halbzeit liefen die Rothoſen zu ganz großer Form auf,
Har=
der ſchoß alle vier Tore in dieſer Zeit. Tor Nr. 3 war eine
Pracht=
leiſtung des alten H.=S.=V.er. Warnholtz gab in vollem Lauf eine Flanke,
Tull Harder ſchoß auf 25 Meter, den Ball aus der Luft holend, dieſes
einzigartige Tor. Seine Popularität erreichte er bei dem Hamburger
Publikum dadurch, daß er bei dieſem unmöglichen Tor ſeine neue
Sport=
hofe von oben nach unten aufriß. Als er nach fünf Minuten den Platz
wieder betrat, ſchoß er nach einem ſchönen Zuſammenſpiel mit Krohn
und Breuel ſein viertes Tor. Die Zuſchauer tobten, Hüte flogen in die
Luft, und das bekannte:
„Das iſt der Harder Tull,
Er ſchießt 10:0.‟
wurde angeſtimmt. Die geſchlagenen Schweden überreichten dem Sieger
Kranz und Schleife. Harder und Halvorſen wurden von ihren
Anhän=
gern auf den Schultern vom Platze getragen.
Turnen.
Durngeſellſchaft Darmſtadt 1875, Deutſche Turnerſchaft.
Reges Leben herrſchte am vergangenen Sonntag in den einzelnen
Abteilungen des Vereins.
Die 1. Turnerriege, unter Führung ihres altbewährten
Vortur=
ners Ph. Schneider, folgte einer Einladung des Turnvereins
Eſcholl=
brücken zu dem 25jährigen Jubiläum. Eine gaſtfreundliche Aufnahme
fanden die Turner und ebenſo wurden ihre Uebungen am Hochreck bei
den Zuſchauern aufgenommen, welches zeigte, daß ihre Darbietungen
ſchon erſtklaſſig waren.
Den Vogel jedoch ſchoß die Schwimmabteilung ab, die ſich zum
erſten Male in dieſem Jahre an einer Veranſtaltung im Gau beteiligte.
Bei dem Bezirksſchwimmfeſt des Main=Rheingaues in Eberſtadt errang
ſie in Einzelwettkämpfen ſowie Staffeln 7 erſte Siege, ſowie noch
2 zweite Siege und andere. Im Waſſerballſpiel gegen die Mannſchaft
der T. G.D. 1846 hielt ſie ſich tapfer 2:2. Ein „Gut Heil” den wackeren
Schwimmern. Hoffen wir, daß bei dem Gauſchwimmfeſt in Dieburg
die Farben der Abteilung ebenfalls ſo gut vertreten werden.
Die Turnerinnen=Abteilung hatte am Sonntag vormittag eine
Uebungsſtunde für das vom Verein im Oktober ausgeſchriebene
gau=
offene Hallen=Frauen=Wetturnen, und zeigte dieſelbe hierfür ein
gro=
ßes Intereſſe für die vom 2. Gauvertreter Klenk=Bensheim
zuſammen=
jeſetzten Uebungen.
Am kommenden Sonntag beteiligt ſich die Abteilung mit 25
Wett=
turnerinnen bei dem Gau=Frauenwetturnen in Babenhauſen. Wünſchen
wir unſeren Turnſchweſtern gute Erfolge bei dieſem Wettkampfe.
Schwimmabteilung Turngemeinde 1846 Darmſtadt.
Die Teilnahme der Schwimmerinnen und Schwimmer der
Schwimm=
abteilung der Turngemeinde 1846 an den Bezirksſchwimmwettkämpfen
des erſten Bezirks des Main=Rhein=Gaues der Deutſchen Turnerſchaft imn
Eberſtadt, bot ſowohl dieſen ſelbſt, als auch den dabei geweſenen
Anhän=
gern der Abteilung eine angenehme Enttäuſchung. Es waren zu den
ver=
ſchiedenſten Einzel=, Mehr= und Staffelkämpfen 5 Schwimmerinnen und
15 Schwimmer von der Abteilung gemeldet, die ſich wacker hielten und
folgende Siege erkämpften.
Mehrkampf: 1. Sieg Fritz Bender; 3. Sieg Steinacker; 5. Sieg
Löffler.
Bruſtſtaffel für Turnerinnen: 1. Sieg.
Lagenſtaffel für Turner: 2. Sieg.
Bruſtſchwimmen für Jugendturner: 3. Sieg A.
Mül=
ler, 4. Sieg Steller.
Rückenſchwimmer für Durnerinnen: 1. Sieg Lotte
Hoffmann.
Bruſtſchwimmen für Turner: 2. Sieg Fritz Bender.
Bruſtſchwimmer für Truner (Anfänger): 1. Sieg E.
Leber, 3. Sieg L. Penk.
Bruſtſchwimmen für Turnerinnen (Anfänger): 1. Sieg
Lotte Hoffmann, 2. Sieg Lieſel Nothnagel.
Im Streckentauchen vollbrachte die beſte Leiſtung mit 39 Metern
Fritz Bender. Er mußte des Sieges verluſtig gehen, da er hierzu
nicht al3 Einzelkämpfer gemeldek war. Zum Schluſſe der Wettkämpfe
fand ein Waſſerballſpiel zwiſchen je einer Mannſchaft der Tgſ. 1875
und der Tgde. 1846 ſtatt, das nach abwechſelungsreichem Spiel
un=
entſchieden 2:2 endete.
Iſt dieſer Erfolg, der Abteilung zwar ein kleiner, ſo iſt er, wenn
man die lokalen Verhältniſſe und die vielen Abſplitterungen durch die
Frage Turnen oder Sport in Betracht zieht, unter dieſen beiden ganz
beſonders die Schwimmabteilung der Tgde. 1846 zu leiden hatte,
im=
merhin gut, und berechtigt zu weiteren Hoffnungen. Unentwegte alte
Schwimmer der Tgde. 1846 leiſteten und leiſten Aufbauarbeit innerhalb
der Abteilung, ſo daß ſie wieder zur Blüte gelangt iſt. Mögen dieſe
Erfolge ein neuer Anſporn ſein, die ſchwimmeriſche Tätigkeit innerhalb
der Abteilung für die bevorſtehenden Gau= und
Kreisſchwimmwett=
kämpfe zu heoen und zu neuen Taten führen.
B.
Bezirksſchwimmen des Main=Rheingaues der Deutſchen Turnerſchaft
in Eberſtadt.
Von herrlichem Wetter begünſtigt, hielt der 1. Bezirk des Main=
Rheingaues der Deutſchen Turnerſchaft in Eberſtadt ſein 1.
Bezirks=
ſchwimmen ab. Die junge Schwimmabteilung des Turnvereins
Eher=
ſtadt, ein Neuling für ſolche Veranſtaltungen, hat es fertig gebracht,
dem Wettſchwimmen einen guten Verlauf zu geben. Das Feſt wurde
durch einen Begrüßungsabend am Samstag im Vereinslokal „Zur
Eiſenbahn” eingeleitet. Sehr erfreuen konnten die anmutigen Tanze
der Schülerinnenabteilung des Turnvereins Eberſtadt. Unter Leitung
ihrer rührigen Vorturnerin Elſe Gunkel zeigten dann die
Schwimme=
rinnen der Turngemeinde Beſſungen Volkstänze mit Gefang in
vollen=
deter Form. Beide Abteilungen fanden viel Aufmerkſamkeit und
muß=
ten wiederholt mit neuen Darbietungen erſcheinen. Die Wettkämpfe
begannen, nach vorhergegangener Kampfrichter=Sitzung, am Sonntag
morgen, pünktlich um 11 Uhr. In reihenfolgender Abwechſelung
konnte man die verſchiedenen Schwimmarten beobachten. Sehr
er=
freuend waren die Mannſchaftskämpfe, die mit kleinen Zeitverluſten
ausgetragen wurden. Der Mehrkampf in echt turneriſchem Geiſt fand
viel Beachtung. Zu den Wettkämpfen wurden 180 Meldungen
abge=
geben. Ein Zeichen, daß das Schwimmen in den Bezirken und Gauen
der Deutſchen Turnerſchaft immer mehr feſten Fuß faſt.
Jugend=Bruſtſtaffel 4 X 30 Meter: 1. S. Tgd.
Beſſun=
gen 65, 2. S. Tgf. Darmſtadt 75.
Bruſtſchwimmen für Turner=Anf. V. O. W.: 1.
Hart=
mann, T.=V. Babenhauſen; 2. Lichtel, T.=V. Gernsheim; 3. Simon,
T.=V. Eberſtadt; 4. Will, T.=V. Babenhauſen; 5. Draut, T.=V.
Gernsheim; 6. Werner, T.=V. Gernsheim; 7. Leichtweiß, T.=V.
Eberſtadt.
Rückenſchwimmen für Turner: 1. Uffelmann, Tgſ.
Darmſtadt 75; 2. Schmidt, Tgſ. Darmſtadt.
Bruſtſchwimmen für Turnerinnen: 1. Fiſcher, Tgb.
Beſſungen; 2. Horſt, Tgd. Beſſungen; 3. Gunkel, Irma, Tgd.
Beſ=
ſungen.
Jugendſeiteſchwimmen: 1. Ehrhardt, Tgf. Darmſtadt;
2. Benedum, T.=V. Pfungſtadt; „3. Hyronimus, Tgd. Beſſungen.
Jugend beliebig: 1. S. Ehrhardt, Tgſ. Darmſtadt 75.
Beliebig für Turner: 1. S. Olivier, Tgſ. Darmſtadt;
2. S. Hüther Tgſ. Darmſtadt.
Bruſtſtaffel für Turnerinnen: 1. S.. Tgd.
Darm=
ſtadt 46; 2. S. Tgd. Beſſungen.
Lagenſtaffel für Turner: 1. S. Tgſ. Darmſtadt 75;
2. S. Tgd. Darmſtadt 46.
Bruſtſchwimmen für Turnerjugend: 1. S. Schäfer,
Karl, Tgd. Beſſungen; 2. S. Heck, Tgd. Beſſungen; 3. S. Müller,
Tgd. Darmſtadt 46; 4. S. Steller, Tgd. Darmſtadt; 5. S. Fußmann,
Tgſ. Darmſtadt; 6. S. Rettich, Tgſ. Darmſtadt 46; 7. S. Hartmamn,
T.=V. Babenhauſen.
Bruſtſtaffel 10 X1 Bahn: 1. S. Tgſ. Darmſtadt 75;
2. S. Tgd. Beſſungen.
Rückenſchwimmen für Durnerinnen: 1. S.
Hoff=
mann, Tgd. Darmſtadt 46; 2. S. Horſt, Tgd. Beſſungen; 3. S.
Läm=
merhirt, Tgd. Beſſungen.
Streckentauchen 1. S. Supp, T.=V. Eberſtadt und
Mül=
ſer, Tgd. Beſſungen; 2. S. Will, T.=V. Babenhauſen.
Jugendrückenſchwimmen: 1. S. Ehrhardt, Tgſ.
Darm=
ſtadt: 2. S. Heck, Tgd. Beſſungen.
Bruſtſchwimmen für Turner: 1. S. Hüter, Tgſ.
Darm=
ſtadt; 2. S. Müller, Tgd. Beſſungen und Horſt, Karl, Tgd.
Beſſun=
gen, und Bender, Tgb. Darmſtadt 46.
Anfänger=Bruſtſchwimmen für Turner: 1. S.
Le=
ber Tgd. Darmſtadt; 2. S. Stroh, Tgſ. Darmſtadt; 3. S. Kugler,
Tgſ. Darmſtadt; 4. S. Penk, Tgd. Darmſtadt.
Anfängerbruſtſchwimmen für Turnerinnen:
1. S. Hoffmann, Tgd. Darmſtadt 46: 2. Se. Nothnagel, Tgd.
Darm=
ſtadt; 3. S. Gunkel. Elſe, Tad. Beſſungen; 4. S. Hofferberth, Tgd.
Darmſtadt; 5. S. Lehr, Tgd. Beſſungen; 6. S. Kunkel, T.=V.
Pfungſtadt.
Mehrkampf: 1. S. Bender, Tgd. Darmſtadt; 2. S. Müller,
Tgd. Beſſungen; 3. S. Steinacker, Tgd. Darmſtadt 46; 4. S. Diehl,
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Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 15. Juli 1924.
Seite 9.
Toledo.
Reiſebilder aus Spanien.
Von Major a. D. Krauße d’Abis.
Toledo nennt ſich die Lieblingsſtadt Gottes. Sie ſoll ſchon
vor Erſchaffung der Welt gegründet worden ſein. Da ich nicht
dabei war, kann ich weder für noch gegen dieſe Behauptung
ſpre=
hen. Auf jeden Fall hat dieſe Stadt mit dreiundzwanzigtauſeno
Einwohnern heute noch eine beſonders innige Verbindung mit
dem Himmel: ſie hat nämlich neunzig Kirchen und achtzehn
Klöſter.
Es gibt keine Stadt in der Welt, die man mit Toledo
ver=
gleichen könnte. Sie war Königsſtadt unter Goten, Arabern und
Spaniern. Schon vor den Goten war ſie ein geiſtiges Zentrum
der ſpaniſchen Juden und blieb unter allen Herrſchern und
Völ=
ern ſtets die Seele des Landes, ſo oft auch Religion und Politik
jewechſelt haben mögen. Unter den ſpaniſchen Königen wurde
die geiſtige Macht der Kirche ſo ſtark, daß Philipp II. ſeine
Reſi=
denz nach Madrid verlegte. Und mit dieſem Augenblick blieb
Soledo in der Entwicklung ſtehen. Auch rein äußerlich bietet
da=
der die Stadt heute noch denſelben Anblick wie vor
Jahrhunder=
en. Auf hohem Felſen liegt ſie da, halb Feſtung, halb Kloſter.
Hohe Bogenbrücken überſpannen den Tajo und münden in
mäch=
igen Stadttoren. Härte und Trotz zeigt ihr Anblick. Denn auch
zeute noch iſt ſie der Sitz der kirchlichen Gewalt im Lande, und
die führt in allen geiſtigen Dingen ein hartes Szepter.
Die Eiſenkahn iſt ſo taktvoll, dieſes mittelalterliche Bild
durch ihr Daſein nicht zu ſtören. Hinter dem letzten Hügel vor
der Stadt bleibt ſie zartfühlend ſtehen und weigert ſich
weiter=
zufahren. Durch handhohen Staub nähert ſich der Wanderer
dem Orte und ſammelt einen Teil Neukaſtiliens in ſeinen
Halb=
chuhen. In dieſe Stadt kann man durch ihre Tore nur zu Fuß
oder auf dem Rücken eines Reittieres einziehen, alles andere
väre ſtillos. Jede Straße zeigt die Geſchichte der Völker, die
ſier lebten. Zwiſchen kleinen Miniaturen des täglichen Lebens
ſohe kalte Mauern, Feſtung, Harem, Klöſter oder Gefängnis.
Vas es auch ſei oder geweſen ſein mag, es atmet Trotz und
un=
ſeugſamen Willen. Bergauf und bergab geht es, alle
Augen=
licke ein anderes feſſelndes Bild. Nur eine einzige
Geſchäfts=
traße gibt es mit Läden, alles andere hat ſeit Jahrhunderten
chon ſo ausgeſehen. In dieſen Gäßchen kommt man ſtets zum
Nittelt unkt, der Kathedrale, für die die ganze Stadt überhaupt
ur erbaut zu ſein ſcheint. Dieſe Kirche muß auch auf den
harm=
oſeſten Beſchauer einen überwältigenden Eindruck machen. Ich
ehöre nicht zu denen, die vor allem, was der Bädecker mit zwei
öternen anzeigt, einen Seelenkampf vor Verzückung bekommen.
J. B. wirkte die Peterskirche in Rom (einſchließlich der
vorgebau=
en Kolonnaden) außer den Dimenſionen keineswegs ſo auf mich,
ie es der Reiſeführer vorſchreibt. Nur einen einzigen
unver=
eßlichen Eindruck hatte ich — die Ausſicht von der Kuppel! Im
* zeiſte höre ich ſchon das „Kreuziget ihn!” aller beruflichen
Kunſt=
iſtoriker. Aber ich bin nun einmal ſo. Anders iſt es hier in
soledo. Auch „ohne Stern” muß der Dümmſte merken, daß er
or einer Art Weltwunder ſteht.
In den großen ſpaniſchen Kathedralen ſind Chor und Altar
etrennt. Während in den großen Kirchen anderer Länder das
uge ſofort zu dem vom Chor umrahmten Hauptaltar gezogen
ſird, findet man hier, man könnte ſagen, zwei Mittelpunkte, von
enen der eine den Hauptaltar faſt verdeckt. Mitten im Raum
Meht der Coro wie eine kleine Kirche für ſich. So ſieht der
Be=
hauer immer nur einen kleinen Teil der Kirche und ahnt in
nderen Teilen Höheres und Schöneres. Das gibt auch dem
ſpa=
iſchen Hrchamt etwas Myſtiſches. Man hört es und ahnt es
Aehr, als daß man es ſieht. Die in ihren Grundformen rein
otiſche Kathedrale wirkt aber ganz anders als z. B. ein
goti=
her Dom in Deutſchland. Hier alles Licht und hoch zum Himmel
rebend, dort trotz der in große Höhe ſtrebenden Pfeiler
gedrück=
r, faſt.der Wirkung des deutſcheſten aller Stile (fälſchlich
roma=
ſchen genannt) entſprechend. Die bedrückende Wirkung im hohen
ztiſchen Raum wird noch erhöht durch dunkle Glasfenſter. Wo
an das Auge hinſieht, höchſte Kunſt vergangener Zeiten,
teil=
eiſe in geradezu verſchwenderiſcher Pracht. Man weiß nicht,
o man ſich hinwenden ſoll. Es iſt faſt zuviel, trotz des kleinen
aumes, den man immer nur überſehen kann. Man könnte
gelang ſo herumgehen und bekäme immer neue Eindrücke.
Nachdem ich mir die Kirche allein angeſehen hatte, ſchloß ich
ich noch einer allgemeinen Führung an, um auch die
Seiten=
ipellen und den märchenhaften Kirchenſchatz beſichtigen zu
nnen. Es fällt auf, daß an faſt allen Skulpturen, ſoweit ſie
on Menſchenhand erreicht werden können, Beſchädigungen
wider=
chſter Art zu bemerken ſind, z. B. ſind an faſt allen
Stein=
guren Naſen und Ohren abgeſchlagen. Ich ſetzte mein dümmſtes
eſicht auf und fragte den Führer nach dem Grund der
Zer=
örung. „Das haben die Franzoſen getan, als ſie uns unter
apoleon Kultur beibringen wollten!“ Alle fünf Minuten
wie=
erholte ich die Frage, bis ich den guten Mann in eine ſolche
timmung verſetzt hatte, daß er laut auf die Franzoſen ſchimpfte.
ch beſtätigte ihm, daß dieſe Geſellſchaft in Deutſchland genau
gearbeitet habe. Dann ſchloß er: „Die ſpaniſche Halbinſel
ehört uns Spaniern. Hier hat kein Fremder etwas zu ſuchen!“
„Aber Gibraltar iſt doch . . . ." Da machte er mich auf die
ſchönheiten eines ſchmiedeeiſernen Gitters aufmerkſam. Ein
aar Amerikaner hatten alles mit angehört und machten auch
eicht dumme Geſichter. Die waren aber echt. — Ein Kabinettſtück
ſeiner Art iſt der Kapitelſaal. Die Porträte der
Kirchen=
irſten zeigen die Geſchichte von Jahrhunderten. Als Kurioſum
aneben die mozarabiſche Kapelle. Als im Jahre 712 die Araber
oledo nach zweijähriger Belagerung einnahmen, verſprachen ſie,
1: ſechs Kirchen den chriſtlichen Gotresdienſt zu dulden. Während
er 400jährigen Maurenherrſchaft hatte ſich der chriſtliche
Gottes=
ienſt manchen arabiſchen Gebräuchen angepaßt und war nach
Liedereroberung der Stadt durch die Spanier den römiſchen
rieſtern ein Grund des Aergerniſſes. „Jeder hielt ſeinen Ritus
ir den einzig richtigen, und da keine Partei nachgeben wollte,
itſchied der König, der liebe Gott müſſe ſelbſt entſcheiden. Unter
em Vorſitz des Monarchen fand ein Zweikampf ſtatt, in dem
ber peinlicherweiſe der mauriſch orientierte Lohengrin ſiegte.
der allerchriſtlichſte König, der eben noch Unparteiiſcher geweſen
lar, erklärte, Glaubensſachen durch rohe Gewalt entſcheiden zu
iſſen, ſei Gottesläſterung. Man müſſe es anders machen. Es
ſurden zwei Bücher mit dem römiſchen und dem mozarabiſchen
ritus auf einen Scheiterhaufen gelegt und die ganze Geſchichte
ngezündet. Das römiſche Buch rutſchte angebrannt herunter,
jährend das andere unverſehrt liegen blieb! Dagegen war
ider nichts zu machen, und heute noch hat der mozarabiſche
itus ſeine Anhänger. — An dieſe Geſchichte dachte wohl der
fölkerbund, als er, nachdem die Abſtimmung in Oberſchleſien
ir Deutſchland ausgefallen war (vox populi vox dei), auf ein
veites GetteZurteil verzichtete und entſchied: Wir machen
ein=
ſch, was wir wollen, Deutſchland hat zu ſchweigen.
Die anderen Sehenswürdigkeiten der Stadt erreichen
natür=
ch nicht an Bedeutung die Kathedrale. Eine Aufzählung hat
inen Zweck, denn die ganze Stadt iſt eben ein hiſtoriſches
uſeum, das nur ſo nebenbei auf dem Hauptverkehrsplatze, dem
ocodover, auch etwas vom heutigen Jahrhundert zeigt. Aber
ne Tatſache darf nicht umgangen werden: das iſt das Erſcheinen
nes gottbegnadeten Künſtlers zur Zeit des zweiten Philipp.
us Griechenland kam er, in Venedig hatte er gelernt und in
bledo malte er. Nach ſeinem Geburtslande wurde er „der
rieche” genannt und ſein Künſtlername lautet el Greco. Er
ar einer von denen, die zu ihrer Zeit wohl anerkannt, aber erſt
biel ſpäterer Zeit ganz gewürdigt wurden. Wer ſeine Bilder
trachtet, ſieht, daß hier das Seeliſche in den Vordergrund tritt.
er ſchaffende Künſtler war ein gotiſch empfindender Geiſt. So
nn nur ein Germane malen. Aus jedem Werke kann man
imer auf den wahren Urſprung ſchließen, trotz aller ſcheinbar
iderſprechenden Aeußerlichkeiten. Wenn ich eine Johannisberger
raube nach Grünberg in Schleſien verpflanze, ſo wird jeder
Fachmann nach dem erſten Glaſe dieſes Jungfernweines ſofort
ſagen: „Das iſt Johannisberger mit dem Edelgeſchmack der
Grünberger Schattenſeite.” Wer ein Greco’ſches Bild ſieht, fühlt:
das hat ein germaniſch empfindender Menſch im Herzen
Spa=
niens, in Toledo, gemalt! Da mögen alle Gelehrten ſagen:
Greco iſt ein Grieche, denn er iſt in Griechenland geboren. Ich
erwidere dazu nur: Wenn ein blindes Huhn auch einmal ein
Korn finden kann, warum ſoll dann nicht auch ein anſtändiger
Menſch einmal im Griechenland der letzten Jahrhunderte das
Licht der Welt erblickt haben?
Toledo hat aber noch eins, was man geſehen haben muß.
Das ſind die Werkſtätten, in denen die weltberühmten
Stahl=
arbeiten gemacht werden, Gold in Stahl gehämmert. Man ſieht
dieſe Arbeiten auch anderswo in Spanien, aber hier wirken ſie
doch anders. Wenn man die wunderbaren Degengriffe ſieht,
verſteht man, warum die Edelleute früherer Jahrhunderte nur
ſchwarze Kleidung trugen: nur auf Schwarz konnte ſich das
goldene Kunſtwerk richtig abheben. Und dann dieſe wunderbaren
Degen und Säbelklingen! (Eine engliſche Lehrerin fragte
ein=
mal: „Werden hier die echten Damaszener Klingen gemacht?”)
Man möchte am liebſten alles kaufen und mitnehmen.
Aber nicht nur Stahl und Gold gehören zu Toledo, auch der
Scheiterhaufen iſt mit der Geſchichte, dieſer Stadt verwachſen.
Hier war das Zentrum der Inquiſition, die hier alle
Grauſam=
keiten ausprobierte und ſie dann der übrigen Chriſtenheit zur
Nachahmung empfahl. Ad majorem dei gloriam!
Der Scheiterhaufen iſt geſchwunden, die Stadt iſt aber
ge=
blieben, wie ſie war. Wer Grecos wunderbares Bild betrachtet,
kann glauben, es ſei erſt jetzt gemalt. An dieſe Stadt hat ſich
noch kein Moderniſierungsverſuch herangewagt.
Reich und ausiand.
* Unpolitiſche Tagesſchau.
Der Polizeipräſident von Hannover hat, wie bereits mitgeteilt,
in einer Preſſekonferenz verſucht, die Anſchuldigungen, die man gegen
die geſamte hannoverſche Kriminalpolizei erhob, dadurch zu widerlegen,
daß er
die Mordaffäre Haarmann
und die Stellungnahme der Polizei zu ihr in allen ihren Einzelheiten
darlegte. Die Aufdeckung der Mordtaten war nach den Ausführungen
des Polizeipräſidenten dadurch erſchwert, daß in Hannover jährlich etwa
500 Perſonen als Vermißte angezeigt werden, und weiter durch den
Umſtand, daß die Angehorigen der dem Unmenſchen zum Opfer
ge=
fallenen jungen Leute die Polizei nur unzureichend informierten. Um
eine erfolgreiche Tätigkeit entwickeln zu können, muß ſich die
Kriminal=
polizei der in Verbrecherkreiſen verkehrenden Leute als Spitzel bedienen.
In dieſer Eigenſchaft hat Haarmann der Hannoverſchen Polizei große
Dienſte geleiſtet und beſonders bei unaufgeklärten Diebſtählen zur
Er=
greifung der Täker beigetragen. Haarmann handelte jedoch dabei nicht
als Beauftragter der Polizei — was ausdrücklich
hervor=
gehoben werden ſoll — ſondern als Inhaber eines privaten
Detektiv=
bureaus, das er mit mehreren anderen Perſonen gemeinſchaftlich leitete.
Die Polizei hatte trotz dieſer Dienſtleiſtungen ſtets ein wachſames Auge
auf Haarmann. Auf die einlaufenden Verdächtigungen nahm die
Poli=
zei wiederholt Hausſuchungen bei ihm vor, konnte jedoch in keinem Falle
den Angeklagten einer Untat überführen. Erſt als Haarmann, der ſeine
tieriſche Luſt wieder einmal ſtillen wollte, einen jungen Mann namens
Witzel in ſeine Behauſung gelockt hatte, dieſer jedoch in höchſter Not
noch entkommen konnte und der Polizei ſofort genaue Angaben machte,
wurde die Aufdeckung der im Laufe von fünf Jahren verübten
Ver=
brechen des hannoverſchen Bluthundes möglich. Haarmann hat zwar
immer noch nicht mehr als 14 Morde zugegeben, während ihm die
hannoverſche Kriminalpolizei mit Sicherheit 22 bis 23 Morde zur Laſt
legt. Das Polizeipräſidium teilte weiter mit, daß die Nachricht, die den
Maſſenmörder durch Aerzte einer Irrenanſtalt für gemeingefährlich
geiſteskrank erklären läßt, völlig unzutreffend iſt, ſodaß er als
zurech=
nungsfähiges Weſen — die Bezeichnung „Menſch” wäre eine
Brand=
ſchatzung dieſes Begriffes — der geſetzlichen Strafe entgegenſieht. Die
Kommuniſten benutzten die Erregung der Bevölkerung gegen die
Poli=
zei zur Betreibung ihrer politiſchen Hetzpropaganda und ſuchten in
einer Proteſtverſammlung die Maſſen gegen die Hüter des Geſetzes
aufzuwiegeln. Sie forderten unter anderem die Beſeitigung und
Be=
ſtrafung des Oberpräſidenten Noske und des Polizeipräſidenten von
Beckerath und weiter die Einſetzung eines proletariſchen
Unter=
ſuchungsausſchuſſes gegen die Polizei.
Wie eine Meldung aus Halifax beſugt, wurde der franzöſiſche
Dampfer „Mühlhauſen” in der Höhe von New=Jerſey
von Rumpiraten überfallen,
die Alkohol im Werte von 500 000 Dollar raubten. Noch ein weiteres
Schiff ſoll den Piraten in die Hände gefallen, ſein Kapitän ermordet
und über Bord geworfen worden ſein. In dem letzteren Falle ſollen
die „durſtigen” Seräuber für weitere 250 000 Dollar Alkohol erbeutet
haben.
Die Rheiniſche Heimatausſtellung in Köln verlängert.
Im Hinblick auf den ſehr guten und nicht nachlaſſenden Beſuch hat
die Ausſtellungsleitung eine Verlängerung der Heimatſchau bis zum
31. Juli beſchloſſen.
Tagung der deutſchen Mechaniker in Frankfurt a. M:
Der Reichsverband deutſcher Mechaniker (Sitz Bremen), die
Spitzenorganiſation der deutſchen Fahrrad=, Nähmaſchinen= und
Motorfahrzeughändler und Mechaniker ruft ſeine Mitglieder zu der
diesjährigen Verbandstagung am 25.—31. Juli in Frankfurt a. M.
zu=
ſammen. Bedeutungsvolle handwerkerliche und berufsſtändige Fragen
ſtehen zur Diskuſſion. Mit dem Kongreß, der im Zoologiſchen Garten
in Frankfurt a. M. ſtattfindet, iſt eine große Fachausſtellung verknüpft,
die den Beſucher über alle Gebiete der Branche unterrichtet; außerdem
iſt ein reichhaltiges Feſtprogramm, Fabrikbeſichtigungen, fachliche
Vor=
träge, Motorradrennen uſw. vorgeſehen. Zu der Ausſtellung haben
auch nichtorganiſierte Händler und Mechaniker Zutritt.
Petroleumquellen bei Frankfurt?
A.E. Frankfurt a. M. Spuren von Erdöl, die vor längeren
Jahren bereits in der Nähe von Frankfurt in der Gemarkung des
Vor=
orts Rödelheim, zutage getreten ſind, haben, nach einem hieſigen
Blatt, jetzt wieder eine Beſtätigung gefunden. In verſchiedenen, von
Heimgärtnern gegrabenen Brunnen, iſt das Waſſer in letzter Zeit mit
Petroleum vermiſcht. Dieſe Funde ſind intereſſante Beſtätigungen
einer Feſtſtellung des Oelforſchers Ing. Schermuly; dieſer hatte
mit einem ſelbſterfundenen Polariſator vor 2 Jahren feſtgeſtellt, daß
eine ſtarke Erdölader in einer Tiefe von zirka 500 Metern in
Rödel=
heim vorhanden ſei. Das plötzliche Zutagetreten der Oelſpuren bringt
man mit einem gleichzeitig feſtgeſtellten Fernbeben in Zuſammenhang.
Das gefundene Erdöl wird einer Analyſe unterzogen, um die Frage
einer Ausbeute feſtſtellen zu können".
Ein Familienvater.
Am Donnerstag abend gegen 10 Uhr wurden die Anwohner des
Städelhofes in Frankfurt durch Hilferufe aufgeſchreckt. Der Arbeiter
Auguſt Hammacher war in trunkenem Zuſtand nach Hauſe gekommen
und hatte mit ſeiner Frau Streit angefangen. Er gebärdete ſich wie
wahnſinnig, bedrohte ſeine Frau mit Totſchlagen und ſchlug mit einem
Stuhl, ſowohl auf ſeine Frau als auch auf ſeine drei Kinder im Alter
9, 11 und 16 Jahren ein. Die Frau erlitt einen ſchweren Schlag auf
den Kopf und mußte nach dem Heiliggeiſt=Hoſpital verbracht werden.
Auch der 11jährige Junge, der vom 2. Stock aus dem Fenſter geſprungen
war, mußte dorthin überführt werden, weil er ſich bei dem Sturz
ſämt=
liche Zähne eingefallen und außerdem eine ſchwere Unterkieferverletzung
Lrvongetragen hatte. Der 9jährige Junge und der 16jährige Sohn
hatten ebenfalls Verletzungen am Kopfe und an den Händen erlitten.
Schließlich drangen mehrere junge Leute aus der Nachbarſchaft in die
Hammacherſche Wohnung ein, wo ſie den Unhold überwältigten. Sie
verabreichten ihm zunächſt eine gehörige Tracht Prügel und verbrachten
ihn dann nach dem Revier in der Battonſtraße,
Lebensmüde.
Mannheim. Am Mittwoch um die Mittagszeit wurde im
Ge=
büſch des Waldes nordöſtlich von Sandhofen die völlig entkleidete Leiche
einer unbekannten Frau gefunden, die noch nicht lange dort gelegen
haben konnte. Die Art der Auffindung ließ zunächſt ein Verbrechen
vermuten. Die Feſtſtellungen ergaben daß es ſich um die Leiche einer
zuletzt in Neuoſtheim wohnenden, 43 Jahre alten Ehefrau handelt, die
ſich aus Schwermut bereits am 28. vorigen Monats von zu Hauſe
ent=
fernt, und wahrſcheinlich noch mehrere Tage in den Waldungen
aufge=
halten hat. Die gerichtsärztliche Unterſuchung der Leiche ergab, daß es
ſich um eine Sellätötung durch Vergiftung haudelt. Die Leiche wurde
nach Aufklärung des Falles nach dem Friedhoſ in Shndhofen überführt.
Großfeuer in Charlottenburg.
Berlin. Am Mittwoch brach auf dem Grundſtück Goetheſtr. 162,
Ecke Leibnitzſtraße ein Dachſtuhlbrand aus, der ſo raſch um ſich griff,
daß ſämtliche Wehren Charlottenburgs alarmiert werden mußten.
Men=
ſchenleben waren bei Ausbruch des Feuers nicht in Gefahr. Man glaubt,
daß der Brand infolge Entzündung von Teer entſtanden iſt, der bei den
jetzt vorgenommenen Dacharbeiten benutzt wurde. Das Feuer hat noch
den oberſten Stock des Hauſes Goetheſtraße 17 ergriffen und iſt auch auf
das Dach von Nummer 17a übergeſprungen.
Ein Proteſt der Autofahrer.
Köln. Die ſcharfen Verfügungen, mit denen der Kölner
Polizei=
präſident den Unſitten der Kraftwagenführer und =Beſitzer beim
Durch=
fahren belebter Straßen zu Leibe ging, riefen die Kölner
Kraftfahrzeug=
intereſſenten zu einer Einſpruchsverſammlung in der Kölner
Bürger=
geſellſchaft auf den Plan. In dieſer Verſammlung brachte man zum
Ausdruck, daß im Auslande das Autoweſen dankbare Unterſtützung
er=
fahre, während in der Heimat jede mögliche Erſchwerung getroffen
werde. Das Publikum gehöre von der Straße, für die Fahrer möge man
obligatoriſche Fahrſchulen einrichten und den Kindern in der Schule
An=
weiſungen über das Verhalten auf den verkehrsreichen Straßen geben.
Während der Vertreter der Stadt die engen Straßen und die im
In=
nern der Stadt durchaus hinderliche Straßenbahn für die
Verkehrser=
ſchwerung verantworklich macht, machte der Vertreter der Staatspolizei
darauf aufmerkſam, daß im letzten Halbjahre in Köln dem wilden
Auto=
fahren 22 Menſchenleben zum Opfer gefallen ſeien. 250 ſchwere
Ver=
letzungen und 260 Sachſchäden ſeien entſtanden. Nicht dem
Kraftfahr=
weſen, ſondern ſeinen Auswüchſen gelte der Kampf der Polizeiorgane,
die übrigens nach Vermehrung des Manſchaftsſtandes eine Neuregelung
des Verkehrsweſens durchführen wollen.
Die Hannoverſchen Polizeibeamten beantragen ein
Ermittelungs=
verfahren gegen ſich ſelbſt.
Hannover. Der Polizeipräſident von Hannover gibt bekannt:
Anläßlich des Verfahrens gegen den Maſſenmörder Haarmann ſind
gegen Beamte der Kriminalpolizei von einem Teil der Preſſe ungeheuere
Anklagen erhoben worden. Obgleich dieſe Anklagen offenſichtlich
tenden=
ziöſen Charakter tragen, haben die angegriffenen Beamten in der
Er=
kenntnis, daß die ungeheuere Bedeutung des Falles der Oeffentlichkeit
das Recht auf reſtloſe Aufklärung gibt, bei der Staatsanwaltſchaft die
Einleitung eines gegen ſie gerichteten Ermittelungsverfahrens beantragt.
Die Staatsanwaltſchaft wird dem von dem Polizeipräſidenten
unter=
ſtützten Antrag ſtattgeben. Mit Rückſicht auf das bevorſtehende
Ver=
fahren erſcheint es nicht angängig, über die in der Preſſe behandelten.
Einzelheiten ſchon jetzt Aufklärung zu geben.
Die Politik der Schikanen.
D. A. I. Der „Cillier Zeitung” iſt von der
Kreishaupt=
mannſchaft in Cilli — Verzeihung Celje! — unter dem 24. Juni ein
Schreiben zugegangen, es falle auf, daß die Zeitung in letzter Zeit (
natür=
lich „demonſtrativ”) nicht mehr die offiziellen Ortsnamen in der
Staats=
ſprache gebrauche. Die Zeitung werde „aus öffentlichen Rückſichtem
beauftragt, ſich in Zukunft einzig und allein der offiziellen Bezeichnung
in der Staatsſprache zu bedienen”: Uebertretungen werden entiprechend
beſtraft. So müſſen die jetzigen Machthaber in Südſlawien nur weiter
machen, wenn ſie ſich auch noch den letzten Reſt von Sympathie der
Deut=
ſchen des Landes verſcherzen wollen. Die deutſchen Ortsnamen ſind die
hiſtoriſchen Namen, und die Deutſchen des Landes, die die Orte und ihre
blühende Wirtſchaft überhaupt erſt geſchaffen haben, haben wohl ein
Recht darauf, dieſe Ortsnamen auch zu gebrauchen. Und eine deutſche
Zeitung hat ſchließlich die Verpflichtung, Geſchichtliches zu überliefern!
* Verbrecher=Wetter.
Man glaubt gewöhnlich, daß, ſoweit das Wetter auf Selbſtmorde
und Verbrechen Einfluß hat, es die kalten, dunklen, nebelverhangenen
Tage ſein müſſen, die die Menſchen zur Verzweiflung bringen und ſie zu
Uebeltaten oder gar zum Selbſtmord anreizen. Aber das gerade
Gegen=
teil iſt der Fall. Statiſtiken, die von Kriminaliſten veröffentlicht
wor=
den ſind, ergeben deutlich, daß die Selbſtmorde gerade in der ſchönen
Jahreszeit anwachſen und ihre Höchſtzahl im Hochſommer erreichen. Die
Verarbeitung von 1800 Selbſtmorden in den europäiſchen Ländern
wäh=
rend der letzten Jahre hat zu dem Ergebnis geführt, daß die Zahl der
Selbſtmorde im Mai, Juni und Juli faſt doppelt ſo groß iſt, wie im
Dezember, Januar und Februar. Wie Wetter und Selbſtmord, ſo
hän=
gen auch Wetter und Verbrechen eng zuſammen. Man kann ſogar
geradezu vom „Verbrecher=Wetter” ſprechen. Bei großer Wärme
neh=
men Körperverletzungen, tätliche Angriffe und Mordverſuche zu.
Hitze=
wellen werden durch ein Anſteigen der Verbrechenskurſe gekennzezichnet,
während eine längere Regenzeit während des Sommers die Zahl der
Morde und aus Leidenſchaft begangenen Verbrechen herabſetzt. Ein
merkwürdiger Beweis für die Wirkung des Wetters auf das Verbrechen
zeigte ſich im Oktober 1908, als eine ungewöhnliche Hitze die Zahl der in
England in die Unterſuchungsgefängniſſe Eingelieferten um mehr als
30 Prozent über den Durchſchnitt emporſchnellen ließ. Bei den großen
Hitzewellen in Neu=York, iſt man dieſes Anwachſens der Verbrechen ſo
gewohnt, daß dann die Polizei in erhöhter Bereitſchaft iſt und eine
grö=
ßere Anzahl Beamte einſtellt. Der Winter dagegen iſt die Jahreszeit
für Einbrüche; dieſe Verbrechen werden am häufigſten im November und
Dezember ausgeübt und laſſen im Februar nach. Ein kalter Frühling
erhöht die Fälle von Hochſtapelei. So mancher Verbrecher, der ſich für
die ſchöne Jahreszeit bereits auf ein fröhliches Herumvagabundieren
eingerichtet hat, muß dann noch längere Zeit in ſeinem Unterſchlupf
aus=
halten und verſucht ſich durch kleinere Schwindeleien über dieſe wider
Erwarten eingetretene Zwiſchenzeit hinwegzuhelfen.
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaltion kelnerlel
Ver=
antwortung; für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfange
der Einſender verantwortlſch.) — Einſendungen, die nicht verwendet werden, können nicht
zurückgeſandt, die Ablebnung nicht begründet werden.
Die Ausgabezeit in der Bücherhalle.
Laut einer Notiz im Darmſtädter Tagblatt ſind die Ausleiheſtunden
der Städtiſchen Leſe= und Bücherhalle, nachdem dieſelbe ein Vierteljahr
geſchloſſen war, ſo feſtgeſetzt worden, daß es einer großen Anzahl
berufstätigen Leſern unmöglich iſt, zu den angeſagten Zeiten Bücher
auszutauſchen. Es wäre im Intereſſe Vieler erwünſcht, toenn in der
Mittagszeit oder in den Abendſtunden Gelegenheit zum Austauſch von
Büchern gegeben wäre.
J.
beseitigt sicher
Hiihneraugen
das Radikalmittel Lebevvoht.
Hornhaut an der Fußsohle verschwindet durch
Lebewohl-Ballen-Scheiben.
Kein Verrutschen, kein Festkleben am Strumpf.
In Drogerien und Apotheken.
8114a
Man verlange ausdrücklich „Lebewohl‟‟
Geſchäftliches.
Auf das heutige Preisausſchreiben für die
Haus=
frauen” machen wir unſere Leſerinnen beſonders aufmerkſam. Es
handelt ſich um die bekannten, ungemein haltbaren Markttaſchen aus
Strohgeflecht, die in farbenfreudiger reizender Aufmachung als
Erzeug=
nis der Schwarzwälder Heiminduſtrie bis nach Amerika verſchickt werden.
Die Leſerinnen haben den Vorteil, daß ſie die Taſchen ſechr billig beziehen
und außerdem an den Preiſen beteiligt ſind.
Unſerer heutigen Auflage liegt ein Proſpekt der Kombellafabriken
Johannes Häntſchel, A.=G., Dresden, bei, auf den wir unſere Leſer
be=
ſonders aufmerkſam machen.
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für Mittwoch, den 16. Juli:
Anhalten der beſtehenden Witterung.
Tageskalender.
Jandestheater Kleines Haus, Sommerſpielzeit Bruno Harprecht,
abends 8 Uhr: „Der Meiſterboxer”. — Union=, Reſidenz=Theater,
Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen. — Saalbau, abends 8 Uhr:
Eltzoff=Ballett. — Kurhaus Trautheim: Letzter Tag des Heſſ.
Volksfeſtes. — Gewerkſchaftshaus, abends 8 Uhr:
Kleinwoh=
nungsbau=Verſammlung.
Verſteigerungskalender. Mittwoch, den 16. Juli 1924.
Holzberſteigerung, vormittags 9 Uhr, im Zeilharder
Gemeinde=
wald. Zuſammenkunft bei Wirt Heberer (bei Station Meſſel.)
w
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Maupe
Verantwortlich für Feuilleton und Heſſiſche Nachr chten: Max Strein
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann
Verantwortlich für Schlußd ent: Andreas Bauer
Verantwortlich für den Inſeratenteil: Willy Kuhle
ruch und Verlag: 2. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt.
iſenach
auch
11
tbaues
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Die heitige Nummer hat 13 Seiten
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14. Juli 1924 Nr. 131
Handelsblatt
Perſteifung am Londoner Geldmarkt.
B.R. Der Londoner Geldmarkt hat in der verfloſſenen Woche eine
merkliche Verſteifung erfahren. Tägliches Geld und Termingelder ſind
ungewöhnlich knapp geworden, ſo daß die Geldnehmer höhere Zinsſätze
bewilligen mußten. Der Satz für tägliches Geld, das noch in der erſten
Juliwoche zu 2 Prozent leicht erhältlich war, bewegt ſich zwiſchen 2½
und 4 Prozent, während für erſtrangige Handelswechſel auf 3 Monate
4—4½ Prozent und auf 6 Monate 4½—5 Prozent bezahlt werden. Die
Anſpannung des Geldmarktes kommt auch in den letzten Ausweiſen
der 10 Clearing=Banken zum Ausdruck, die die typiſchen Merkmale der
Geldverſteifung aufweiſen.
Die Lage des Geldmarktes iſt auf die Börſentendenz nicht ohne
Ein=
fluß geblieben. Alle goldgeränderten Werte, die ſchon infolge der
un=
geklärten Diskontfrage zur Schwäche neigten, hatten mehr oder
weni=
ger ſtarke Kursverluſte zu verzeichnen. Auch britiſche Eiſenbahnen
wurden von der flauen Stimmung, die ſich für feſtverzinsliche Werte
geltend machte, in Mitleidenſchaft gezogen. Ausländiſche Anleihen lagen
im allgemeinen gleichfalls ſchwach, ohne daß ſich die Luſtloſigkeit auf
dieſem Markt ſcharf ausprägen konnte, weil die Kursgeſtaltung in erſter
Linie von der Entwickelung der Wechſelkurſe abhängig iſt. Die neu
aufgelegte ungariſche Völkerbundsanleihe beginnt ſich zu einem
Spekula=
tionsobjekt zu entwickeln. Der Kurs war bei beträchtlichen Umſätzen
erheblichen Schwankungen unterworfen, konnte ſich indeſſen im Verlaufe
der Woche ziemlich behaupten.
Im Mittelpunkt des allgemeinen Intereſſes ſteht nach wie vor die
Frage, ob die Bank von England eine Erhöhung der Diskontrate
vor=
nehmen wird oder nicht. Eine Entſcheidung iſt noch nicht gefallen, ſie
gilt aber als bevorſtehend. In Troghmorton Street rechnet man
ernſt=
haft mit der Möglichkeit einer Diskontheraufſetzung und eskomptiert ſie
bereits bei der Ausleihung von Termingeldern. Es wird darauf
hin=
gewieſen, daß augenblicklich nicht allein währungspolitiſche Motive,
ſon=
dern auch geldtechniſche Momente eine Erhöhung der Diskontrate
recht=
fertigen würden. Gleichzeitig wird daran erinnert, daß in den beiden
letzten Jahren die Aenderung der Diskontrate auch im Juli
vorgenom=
men wurde. Vorausſichtlich wird ſich die Bank von England bis zum
kommenden Donnerstag ſchlüſſig werden. In der Zwiſchenzeit verſuchen
Handel und Induſtrie auf die maßgebenden Stellen einzuwirken, um
die ihnen unerwünſchte Erhöhung der Diskontrate zu verhindern. Die
Vereinigung britiſcher Induſtrieller hat am Dienstag an den
Gouver=
neur der Bank von England ein Schreiben gerichtet, in dem unter
Hin=
weis auf die wirtſchaftlichen Gefahren von einer Aenderung der
Diskont=
politik dringend abgeraten wird.
Die Ausſichten dieſer Aktion werden nicht beſonders ausſichtsreich
bezeichnet. An der Londoner Börſe gewinnt die Ueberzeugung an
Boden, daß die Diskonterhöhung nur eine Zeitfrage ſei und vor dem
Herbſt beſtimmt kommen werde. Ungewiß ſei einzig und allein die
Frage, ob die Diskontrate um 1 oder ½ Prozent erhöht werde.
Warenmärkte.
w. Amtliche Notierungen der Frankfurter Börſe,
Abteilung Getreide, vom 14. Juli 1924. Getreide, Hülſenfrüchte und
Biertreber ohne Sack, Weizenmehl, Roggenmehl und Kleie mit Sack.
Preis je 100 Kilogramm: Weizen (Wetterau) 17.00—17.25, Roggen 16.00
bis 16.50, Sommergerſte für Brauzwecke 16.50—17.00, Hafer (inländiſch)
16.50—17.00, Hafer (ausländiſch) —.—, Weizenmehl, ſüdd. Spezial 0
28.50—29.50, Roggenmehl 23.25—24.00, Weizen= und Roggenkleie 8.78
bis 9.00. Tendenz ſteigend.
* Frankfurter Viehmarkt vom 14. Juli. Der
Auf=
trieb zum Hauptmarkt beſtand aus 1378 Rindern, und zwar: 340 Ochſen,
62 Bullen, 976 Färſen und Kühen und 2 Freſſern, ferner aus 387
Käl=
bern, 42 Schafen und 2861 Schweinen. Der Auftrieb an Großvieh
ent=
ſprach etwa dem des letzten Hauptmarktes, dagegen war das Angebot
von Schweinen, Kälbern und Schafen ſchwächer. Notiert wurden für
den Zentner Lebendgewicht: Ochſen: Klaſſe a) 42—48, c) 35—41, d) 28
bis 34; Bullen: Klaſſe a) 34—3 und b) 30—33; Färſen und Kühe:
4) 42—48, b) 35—42, c) 32—40, d) 28—34, e) 22—27, f) 10—15; Kälber:
b) 48—56, c) 38—47, d) 30—36; Schafe wurden der geringen Zahl wegen
nicht notiert; Schweine im Gewicht von 80—100 Kg. 60—65, unter 80 Kg.
52—60, von 100 bis 150 Kg. 60—63, Sauen und Eber 48—56 Goldmark.
Gegenüber der letzten Hauptmarktnotierung gingen die Preiſe für beſte
Ochſen, Bullen. Färſen und Kühe um etwa 1—2 und Kälber um 2—5
Goldmark zurück während Schweine 5—7 Goldmark per Zentner
Lebendgewicht höher notierten. Marktverlauf: Langſamer Handel,
Großvieh und Schweine etwas Ueberſtand, Kleinvieh ausverkauft. —
Als Fleiſch=Großhandelspreiſe wurden ermittelt: für Bullenfleiſch 60
bis 65, Kuhfleiſch 50—75, Kalbfleiſch 70—75, Schweinefleiſch 73—80
Gold=
pfennige per Pfund. — Die Fleiſcher=Innung ſetzte folgende
Kleinver=
kaufspreiſe feſt: das Pfund Schweinefleiſch 1,2—1,30 Mk.,
Schinken=
wurſt 1,40, Fleiſchwurſt 1,20, Hausmacherwurſt 1,2 und Leberwurſt 0,80.
Mannheimer Produktenbörſe. Unter dem Einfluß
hoher Forderungen des Auslandes und ungünſtiger Ernteausſichten aus
Kanada und Rußland ſowie die Ankündigung von Schutzzöllen verkehrte
die Produktenbörſe in ſehr feſter Haltung. Verlangt wurden für die 100
Kg. Weizen inländiſcher 18,5—19,75; ausländiſcher 21—23,75; Roggen
inländiſcher 16,5—16,75; ausländiſcher 16,5; ausländiſcher Noggen mit
Geruch 14; Gerſte 17—18,5; Hafer 16,6—17,25; ausländiſcher 14,5—15;
Mais mit Sack 16,5. — Der Mehlmarkt war ſtark beſchäftigt. Für
Weizenmehl, Spezial Null, lauteten die Forderungen der Mühlen auf
30,5—31, Roggenmehl 23—25,5, von der zweiten Hand auf 29,5—29,75
bezw. 24,5, Kleie bedang 9, 5, 9, 75 Gm. — In der Kolonialwaren=
Abtei=
lung herrſchte ſtetige Haltung. Verlangt wurden je Kg. verzollt Kaffee
Santos 3,6—4,2, desgl. gewaſchen 4,80—6,10, Teegut 6—7, mittel 7—8,
fein 8—10, Kakao holländiſcher 1,5, inländiſcher 1,30, Reis Burma 0,33,
Weizengries 0,38, Hartweizengries 0,46, Zucker kryſtalliſiert 0,76.
* Mannheimer Viehmarkt. Der Auftrieb zum
Groß=
vieh= und Pferdemarkt betrug und es wurden je 50 Kilogramm
Lebend=
gewicht gehandelt: 224 Ochſen 20—46 GM., 181 Bullen 24—36 GM.,
711 Kühe und Rinder 10—48 GM., 590 Kälber 34—50 GM., 117 Schafe
14—24 GM., 2165 Schweine 55—61 GM., 74 Arbeitspferde per Stück
400—1400 GM., 24 Schlachtpferde 30—80 GM. Marktverlauf: Mit
Großvieh und Schweinen ruhig, Ueberſtand, Kälbern ruhig, langſam
geräumt, Pferden ruhig.
w. Berliner Produktenbericht. Am Produktenmarkt
nahm die Aufwärtsbewegung der Getreibepreife ihren Fortgang wegen
der Beſtimmung, daß Brotgetreide mit Genehmigung des
Reichskom=
miſſars der Reichsgetreideſtelle in Einzerfallen exportiert werden kann.
Hauptſächlich profitierte hiervon Weizen, der nnter dem Weltmarkpreis
ſteht. Das Angebot in Brotgetreide iſt bei ſieigenden Forderungen ſehr
zurückhaltend. Im Zuſammenhang mit dieſer Bewegung zogen auch
alle anderen Artikel, insbeſondere Hu ſeufrnchtn und Futtermittel im
Preiſe an.
t. Nürnberger Hopfenmarkt. Die Zufuhr am
Hopfen=
markt betrug 10 Ballen, umgeſetzt wurden 2 Ballen. Der Markt iſt
ruhig und gedrückt. Hallertauer wurden zum Preiſe von 220 bis 280
verkauft.
—r. Vom Holzmarkt. Unſer fachmänniſcher Mitarbeiter
ſchreibt uns: Man kann von einer Belebung des Marktes keinesfalls
ſprechen. Aber doch liegt nach monatelanger Einſchränkung der
Auf=
träge hier und da ein Bedarf vor. Freilich bringt jede Anfrage
un=
zählige Angebote auf den Markt, vielfach vom Zwiſchenhandel
herrüh=
rend. Man findet oft, daß der Zwiſchenhandel billiger anbietet als
Sägewerke herſtellen können. Verkäufe zu Notpreiſen werden
vor=
läufig kaum aufhören, da ein großer Teil der Holzwirtſchaft Geldſorgen
hat. Die Kapitalnot iſt ſehr groß. Alles leidet vor allem unter dem
mangelhaften Eingang der Zahlungen. Von Intereſſe iſt, daß die
Reichsbankdirektionen Kaſſel, Hannover, Erfurt, Altona, Münſter i. W.
am 18. Juli Verdingungstermine für Schnittholzlieferungen
veranſtal=
ten. Es handelt ſich hier um den Bedarf für die erſte Hälfte des
Rech=
nungsjahres 1924 und im einzelnen um rund 14 500 Ku ikmeter Kiefer=
und 1300 Kubikmeter Laubhölzer. Es iſt zweifellos ein großes Angebot
und billige Preiſe, wie bei den letzten beiden Verdingungen, zu
erwar=
ten. Viele Sägewerke, fragen leider nicht nach der Rentabilität des
Einſchnitts; ſie wollen nur die Rohholzläger lichten und beſchäftigt ſein.
Daß ſolche Geſchäftsgrundſätze zur Verſchleuderung des Vermögens und
ſchließlich zum Zuſammenbruch führen müſſen, wird meiſt nicht bedacht.
— Die Vorräte am Schwellenmarkt vergrößern ſich durch inländiſche
Produktionen, aber der Abſatz ſtockt. Das Eiſenbahnzentralamt kauft
zurzeit nichts. Die Lieferungen kongreßpolniſcher Waldbſitzer von
Schwellen nach dem Ausland ſind in letzter Zeit knapp geworden, da
oft die Verpflichtungen zum Abtransport infolge Kreditnot in Polen
nicht erfüllt werden können. Einige Produzenten in Polen mußten an
ihre deutſchen Abnehmer, die Vorſchüſſe gezahlt haben, mit dem
Er=
ſuchen um Nachzahlungen herantreten. — Am Grubenholzmarkt ſind
die Verhältniſſe unſicher; man erwartet aus den umfangreichen
Eulen=
fraßeinſchlägen eine empfindliche Beeinfluſſung der Preisbildung und
ſtarke Angebote. Die Zurückhaltung der Grubenholzkäufer iſt groß.
Börſen.
* Frankfurter Börſe vom 14. Juli 1924. (Eigener
Be=
richt.) Der Anfang der neuen Woche unterſchied ſich in ſeiner
Luſtloſig=
keit und Stille kaum von dem letzten Wochenende. Das Intereſſe
konzen=
triert ſich nach wie vor auf die Londone= Konferenz, die übermorgen
be=
ginnt, und eine Geſchäftsbelebung iſt inzwiſchen kaum mehr zu erwarten.
An den Aktienmärkten war die Tendenz uneinheitlich und eher ſchwächer,
mit Ausnahme von A. E.G., die in Berlin in großen Poſten aus dem
Markt genommen wurden und bis 6,75 Prozent genannt waren. Auf
dem Renten= und Obligationen=Markt waren wertbeſtändige Anleihe,
Pfandbriefe und Städte=Obligationen im Zuſammenhang mit der
Her=
abſetzung des Haben=Zinsſatzes von ſeiten der Berliner
Bankenvereini=
gung ſtark gefragt und konnten etwas im Kurſe anziehen. Der
Kriegs=
anleihen=Markt war ruhiger als an den Vortagen und etwas
abge=
ſchwächt. Von ausländiſchen Renten waren Türken gut behauptet,
teil=
weiſe etwas feſter. Die Börſe ſchloß ruhig bei wenig veränderten
Kurſen.
Der Börſenvorſtand teilt mit: Die Bekanntmachung des
Börſenvor=
ſtandes vom 14. Juli 1924 betr. variablen Handel von 5proz. Deutſcher
Reichsanleihe lautet wie folgt: „Vom Dienstag, den 15. Juli 1924, ab
iſt im Handel zu veränderlichen Kurſen von 5proz. Deutſcher
Reichs=
anleihe der Mindeſtbetrag Mk. 100 000 — oder das Vielfache davon.”
w. Berliner Börſenbericht. Das zweifelhafte Schickſal
der Londoner Konferenz lähmt an der Börſe jegliche Kaufluſt. Die
Stimmung war gedrückt, aber die Baiſſeſpekulaticn ſcheute ſich, größere
Engagements einzugehen, weil ſie mit Interventionskäufen der
Groß=
banken rechnen muß. Das Geſchäft war infolgedeſſen äußerſt beſchränkt.
Die Kursbewegung war aber gleichwohl nach unten gerichtet. Die
Rück=
gänge nahmen nur vereinzelt einen bemerkenswerten Umfang an,
Stärker gedrückt waren Geſellſchaft für elektriſche Unternehmungen
unter angeblichen Abgaben der Firmen, die noch vor kurzem als Käufer
aufgetreten waren; der Kursverluſt betrug 2 Billionen. Auch
Gelſen=
kirchen, Luxemburger und Harpener erfuhren Einbußen, die über eine
Billion Prozent hinausgingen. Weſteregeln gingen von 9.2 auf 734
Prozent zurück, erholten ſich dann aber um ½ Prozent. Von chemiſchen
Werten verloren Oberſchleſiſche Kokswerke 1½ Billionen Prozent. Von
Maſchinenfabrikaktien ſtellten ſich Berlin=Karlsruher Induſtrie um 17
Billionen Prozent niedriger. Schiffahrts= und Bankaktien blieben faſt
gänzlich unverändert. Deutſche Anleihen ſchwächten, ſich ab; 5proz.
Deutſche Reichsanleihe z. B. um 27½ Milliarden. In der zweiten
Bör=
ſenſtunde kennzeichnete allgemeine Luſtloſigkeit den Verkehr.
— Berichtigu
der Sonntagsausgabe
heißen.
ng. In unſerer Notiz über die „Habenzinſen” in
unſeres Blattes muß es 6 Prozent ſtatt 60
Oeviſenmarkt.
Vfe 14. Ju Meefe Geld Brief. Geld tier Amſterdam=Notterdam.. 158.20 159.00 158,85 159.15 fe Brüſſel=Antwerpen ....."Ehriſtiania. . . . . . . . . .... 18.95
55.86 19.05
56.14 19.15
56.11 19.25
56.39 voll
voll Kopenhagen .........." 67.03 67.37 67.33 67.67 voll Stockholm .. . . . . . . . . . . . 11142 111.98 111.47 112,03 voll Helſingfors ..
.
Italien .... 10,47— 10.53— 10.37— 1053— voll 17.91— 17.99— 18.00— 18.10— voll. London 18,235 18.325 18.345 18.435 voll. Newu=York. ........... 4.19 4.21 4.19 421 voll Paris. . . . . . . . . . . . . .... 21 45— 21.55— 21.70— 21.80— voll Schweiz .............."
Spanien ... . . . . . . .....
Wien (i. D.=Oſterr. abg.). 75.61 75.99 76.91— 77 29— voll 55.31 55.59 55.81 56.09 voll 592
5.94 4—1 5.92- Prag ....... .........." 12.34— 12.40— 12.41— 12.47— voll Budapeſt. . . . . . . . . . . . . ." 5.04— 5.06— voll Buenos=Aires. . . . . . . . . ." 1.335 1.345 1.345 1355 voll Bulgarien. .. . . . . . . . . .." 3.04 3.06— 3.05— 3.07— voll Japan . . . . . . . . . . . ...." 1.74— 1.75— 1.73— 1.74— voll Rio de Janeiro .. . . . . . ." 0.405 0.415 0.375 0.385 voll Belgrad..
.. 4.93 4 4.94— 4.96— voll Liſſabon ..
D 1127 11.27 11.33 voll Danzig ......." 72.94 voll
Berliner Kurſe. (Eigene telegr. Meldung.)
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich mit 1000 000000.
Aktiengeſ. für Anilinfr.
Aſchaffenburger Zellſtoff
Augsb.=Nürnb. Maſch..
Berl.=Anhalt=Maſchinen
Berl. f. Elektr. W. vorzug.
Bismarckhütte .......
Braunkohlen=Briketts".
Bremer Vulkan ......
„ Wolle.... . ..."
Chem. Heyden ...
Weiler ......"
Deutſch=Atlant. Tel.. . .
Deutſche Maſchinen. . .
Deutſch=Niedld. Tel. ..
Deutſche Erdöl ...."
Deutſche Petroleum ..
Dt. Kaliwerke ..."
Dt. Waffen u. Munition
Donnersmarckhütte . . .
Dynamit Nobel ......"
Elberfelder Farben. . . .
Elektr. Lieferung .....
R. Friſter ...........
Gaggenau Vorz. .....
Gelſenk. Gußſtahl ...."
Geſ. f. elektr. Untern.. .
Halle Maſchinen ....."
Han. Maſch.=Egeſt.. . . .
.. 9625 Rathgeber Waggon.. . 2750 22000 23000 Nombacher Hütten. . . 8875 60250 59750 Roſitzer Zucker ......." 21600 54000 50000 Rütgerswerke ......." 9375 4750 4700 Sachſenwerk ......." 095 9100 8759 Sächſiſche Gußſtahl. .. 13200 9500 9503 Siemens Glas .. 9250 2200 2900 Steaua Nomana .. 6250 6250 Ver. Lauſitzer Glas .. 7600 6500 Volkſtedter Porzellan. 4000 13750 11890 Weſtf. Eiſ. Langendreer 11009 6500 Wittener Gußſtahl .. .. 15500 32000 35000 Wanderer=Werke ..... 6000
2000
8750
ge0
10500
15060
5900
Frankenkurs in London:
Markkurs „ „
84.15
18.25
Darmſtädter und Nationalbank, Kommandit=Geſellſchaft auf Aktien.
Die Notierungen ſind in Billionen Prozent ausgedrückt.
Frankfurter Kursbericht von 14. Juli 1924.
11. 7. 9,5 75 6,75 7.4 6,4 18 925 1.3 13 11 1.3 2,5 3.15 3,5 1.3 1,4 2,05 2.1 1,1 1,35 1 13 1 — 1g 105 1,9 195 3.5 33 6,2 6.25 7,52,5 7,7)
2,5 1.25 0.32 0,35 7Ia 7. 4.25 4,25 1.4 1,45 2.7 2.7 10,25 973 1.95 1,85 0,315 0,31 32,5 33,2 1.55 3,3 6 9230 0,24 0235
4,1 62,5 1. 48
Europäiſche Staatspapiere,
a) Deutſche.
5% Neichsanleihe ..........."
..
..
470
3½%
Ddeoelbentdhe ber 1üch.
„ 1932..
Dollar=Schatzanweiſungen ...."
4½% IV. u. V. Schatzanweiſg.
4½%HI.—lX.
4½ Dt. Schutzgebiet v. 0,8-11u.13
v. 14
Sparprämienanleihe ........."
Zwangsanleihe .. .. . . .. . ... .."
4%0 Preuß. Konſols ........."
3½½ „ „ ......
„.
47 Bad, Anl. unk. 1935 „....
3½% „ v. 1907 ......
„ „ 1896 ......."
48 Bahern Anleihe ........"
310
Heſſ. Dollar Goldmk.=Schatzanw.
rch. 26 .... ....
8—168 Heſſen Reihe XXXfI.
untilgb. b. 28. . . . . . ....
4½ Hefſen unk. 1924.. H.. . ..
3½% .................
3% „ „................
4% Württemberger alte ... ..."
b) Ausländiſche.
5% Bosnien L.=E.=B. v. 1914..
L.=Inveſt.=Anl. v. 1914
53
4½ „ v. 1902 ........"
„ ..........
4
5% Bulgar. Tabak 1902... . . ..
12/ % Griech. Monopol ... ...."
4½% Oeſt. Staatsrente v. 1913
ab 1918 ............"
4½0 Oeſt. Schatzanweiſ., ſtfr.
5. 1914 .........
4% Oeſt. Goldrente ........."
4% „ einheitl. Rente ......"
59 Rum. am. Rente v. 03 ....
4½½ Goldrente v. 13 ...."
4% am. Goldrente konv.
4½ „ am. v. 05 ...
4% Türk. (Admin.) v. 1903...
4½ (Bagdad) Ser. I..
„II..
4% „
4% „ v. 1911, Bollanl. ...
4½% Ung. Staatsr. v. 14 ...
4% „ Goldrente ........"
4½ „ Staatsr. v. 10 ...."
„Kronenrente .. . . ..
4½
Außereuropäiſche.
5% Mexik. amor innere . . . . . ."
5% „ konf. äuß. v. 99... ..
4% „ Golo v. 04. ſtfr. . . . .
3% „ konſ. inner. .. . . .."
Frrigutionsanleihe
4½
5% Tamaulipas Serie 1....
Oblig. v. Transportanſt.
4½ Uliſabethbahn ſtfr. . . . . . .
4% Gal. Carl Ludw.=Bahn.. .
5½ Oeſt. Südb. (Lomb.) ſtfr. . .
11. 7.
0,301
4,2
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80,10
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2.031
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0,6
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235
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14. 7.
0.290
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0.82.
22.
09
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2 6%Neus
4% Oeſt. Staatsb. v. 1883 ...."
3%0 Oeſt.
1. b. 8. Em..
9. Em. .. . .
v. 1885 ...."
3% Oeſt. Staatsb. b. Erg. Netz.
4½ Rudolfb. (Salziammerg.) ..
% Anatolier I............"
3% Salon. Conſt Jonclion ..."
3% Salonique Monaſtir ......"
5% Tehuantepee. . . . . . . . . . . . ."
„
4½%
Nach Sachwert verzinsl.
Schuldverſchreibungen.
5% Badenw. Kohlenwrtanl. v. 23
5% Ffter. Pfandbr.=Bk. Goldobl.
I. Em. . . . . . . . . . . .
5% Ffter. Pfandbr.=Bk. Goldobl.
II. En. . . . . .."
6% Großkraftwerk Mannheim
Kohlenwertanl. v. 23.. . . . .
6% Heſſ.Braunk.=Rogg. Anl. v. 23
5%Neckar A.=G. Stuttgart Gold=
anl. v. 23...... ..
5% Pfälzer Hyp.=Bank. Gold=
Pfdbr. v. 24.. . .. . . .. . . . . . .
5% Preuß. Kaliwert=Anleihe ..
5½ „ Roggenwert=Anl. ..
5% Rhein. Hypot.=Bank Gold=
Pfdbr. v. 24 ............
5% Rhein=Main=Donau
Gold=
anl. v. 23 ......... . . . .."
5% Sächſ. Braunk.=Anl. v. 23
Ser. 1 u. II............"
5% Sächſ. Roggenwertanl. v. 23
5% Südd. Feſtwertbk. Goldobl.
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Deutſche Bank .............."
DeutſcheEffekten= u. Wechſelbank
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Deutſche Vereinsbank ........"
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3
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11
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2
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0.,800
0 „510
1,4
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17
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2.2
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4,8
3
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3,7
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6,05
7.8
0,6
0,50)
16
1.
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1.55
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13
3,25
1.25
0 70
0.110
2.,2
U,4
zu
[ ← ][ ][ → ]Nummer 195.
Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 15. Juli 1924.
Seite 11.
Das deutſche Herz.
Roman von Adolf Schmitthenner.
(Nachdruck verboten.)
„Ich bin kurmainziſch, aber hänge wahrhaftig am Reich.
ſieden denn die Pfälzer auch ſo vorſichtig wie Ihr? Die denken
n Savoyen und Polen und Schweden und Frankreich und
bil=
en ſich ein, der Pfälzer Löwe, der mit ſeinen zwei Hinterfüßen
uf zwei grünen Neckarbergen ſteht, ſei ein Adler geworden, der
ber dem Erdenrund ſchwebt.”
„Ich komme mit Botſchaft von meinem gnädigen Herrn, dem
derzog von Württemberg.”
„Geziemt es mir, ſie zu hören? Mein gnädiger Herr, der
durfürſt zu Mainz, ſteht im andern Lager.”
„Mein Herr mutet Euch nichts zu, was wider Ehre und
Ge=
viſſen iſt. Ich habe, ſchwäbiſche Art kennen gelernt. Die
Schwaben ſind furchtlos und treu.”
„Und haben es fauſtdick hinter den Ohren. Verzeiht! Ihr
eid daran ſchuld,” ſagte Friedrich nach einer peinlichen Pauſe
i heiterem Ton, „nein, nicht Ihr, aber Eure hohe Politik, daß
h das Fräulein noch nicht begrüßt habe. Seid willkommen,
Kargarete Helmſtatt, auf Schloß Hirſchhorn.”
Friedrich begrüßte das halbwüchſige Mädchen mit beiden
änden und drückte ihr einen Kuß auf die helle Stirn.
„Sie hat mich gebeten, mitreiſen zu dürfen. Sie hat einen
karren gefreſſen an Eurer Frau. Vergebt die gröbliche Rede,
rau Urſula. Aber iſt es nicht närriſch? Wenn ihre
Freun=
innen von den Knaben reden und wenn die eine ſagt, mir
ge=
illt der Göler am beſten, und die zweite, mir der Menzinger,
nd die dritte, mir der Landſchad, dann ſagt mein Margaretchen,
iir gefällt die Frau von Hirſchhorn am allerbeſten, und ich möchte
nmer bei ihr ſein und ihr immerfort in die Augen ſchauen.”
Das holde Kind erglühte, ſo daß ihr die Augen brannten.
rſula ſchloß ſie zärtlich in die Arme und küßte ſie auf den Mund.
„Du bleibſt heute bei mir,” ſagte ſie, „dann hab’ ich einen
roſt, wenn mein lieber Herr fort iſt. Heute iſt unſer
Hoch=
itstag.”
„O wie ſchade!” rief Helmſtatt. „Zürnet mir nicht, daß ich
uch den Gatten entführe.”
„Er wäre doch nach Dilsberg geritten. Hat er’s doch Euch
erſprochen, Euch und Gemmingen."
„Wie wäre es, wenn wir alle viere zuſammen gingen?” fragte
elmſtatt. „Wir haben Wunder erzählen hören von Eurer
utſche, liebe Frau. Die Kurfürſtin ſoll neidiſch ſein. Wir ſetzen
uns zu viert hinein. Margarete und ich ſind etwas müde vom
Mitt.”
„Ihr kommt von Biſchofsheim?” fragte Hirſchhorn.
„Und kehren auch dorthin zurück.”
„Meine Kutſche ſollt Ihr haben,” ſagte Urſula. „Aber ich
fahre nicht mit. Ich ſetze mich niemals mehr hinein.”
Ihre Stimme zitterte vor Bewegung.
Philipp ſah verwundert auf. Friedrich bedeutete ihm, er
möge ſchweigen.
„Vor allem tretet ein und tut einen Imbiß.”
„Heute nicht, liebe Frau,” ſagte Helmſtatt. „In zwei
Stun=
den müſſen wir dort ſein. Wenn Ihr uns Eure Kutſche leiht,
ſind wir dankbar.”
„Ihr ſollt ſie haben, und ſie ſoll Euch nach Biſchofsheim
führen,” ſagte Urſula. „Ich ſchicke einen Knecht mit, der Eure
Pferde dorthin bringt.”
„Einen Reitknecht haben wir bei uns. Eure Kutſche nehmen
wir dankbar an.”
„Aber ich nicht,” rief Margarete. „Die Leute werden ſagen:
die Frau von Hirſchhorn kommt, und wenn ſie dann mein
gar=
ſtiges Geſicht ſehen, lachen ſie mich aus.”
„Allerdings,” ſagte Friedrich lächelnd, „dein Geſichtchen iſt
auch gar zu garſtig.”
„Ich mache Euch einen Vorſchlag,” rief Urſula. „Margarete
bleibt bei mir, und wir feiern miteinander ſtill und froh meinen
Hochzeitstag. Die beiden Herren ſetzen ſich in die Kutſche und
fahren auf den Dilsberg.”
„Falls die Fähre ſie über den Neckar bringen kann,” warf
Helmſtatt ein.
„Das kann ſie,” erwiderte Hirſchhorn. „Ihr Maß iſt danach
genommen.”
„Margarete und ich erwarten Euch am Ersheimer Kirchlein.”
„Dort willſt du hin?” ſagte Friedrich und wurde traurig.
„Wo anders hin als zu unſeren beiden lieben Söhnen?”
„Der Reitknecht bringt Eure Pferde nach Biſchofsheim zurück
und Ihr fahret von Dilsberg über Ersheim ebendorthin. Wenn
die Sonne untergeht, erwarten wir Euch dort. Iſt es ſo recht?”
Niemand hatte dagegen etwas zu ſagen.
„Und nun wirklich, Ihr wollt nicht eintreten?”
„Bis die Kutſche angeſpannt iſt und bis ein Becher geleert
iſt auf das Wohl des Hauſes Hirſchhorn,” ſagte Philipp.
„So mein’ ich auch. Geh voran, liebes Fräulein!” rie
Friedrich.
Eine halbe Stunde ſpäter ſchwankte die Kutſche zum Burghof
hinaus. Die Frau und das Mägdlein ſtanden auf dem Balkon
und ſahen zu, wie ſie über den Neckar fuhr und dann auf der
jenſeitigen Straße Dilsberg zu rollte.
Urſula hatte ihrem jungen Gaſte die Burg gezeigt. Zuletzt
waren ſie noch auf den Bergfried geklettert und hatten in weiter
Ferne die Kutſche fahren geſehen und waren ihr mit den Augen
gefolgt, wie ſie einem Rieſenkäfer gleich zwiſchen dem Neckar und
dem Waldhang dahinlief, bis ſie hinter einem Bergvorſprung
verſchwand. Dann ſtiegen ſie in den Zwinger hinab, ſaßen eine
Weile in dem Wurzgärtlein, wo die Roſen glühten und die
Nelken dufteten, und gelangten zuletzt unten am Neckar an.
Urſula erklärte und erzählte. Das Kind hing am Arm der
ſchönen Frau und ſah mit ſchwärmeriſchen Augen zu ihr auf.
Hannes ruderte die beiden über den Neckar. Der Nachen hielt
gerade auf das Ersheimer Kirchlein zu.
„Bei Euch iſt der Neckar viel breiter als in Laufen; aber bei
uns iſt er wilder. O, wie er zwiſchen den Felſen toſt! Gerade
unter unſerm Haus.”
„Hier kann er auch wild werden. Dann ſteigt er über Nacht,
daß den Leuten das Waſſer in die Häuſer und in die Ställe
läuft. Und tückiſch kann er ſein! Sieh, dort unten, wo der Stein
im Fluſſe glänzt, da ſind heute nacht vor einem Jahr ſechs
Muſikanten ertrunken. Die Leute ſagen deshalb zu jener Stelle
die Spielmannsfurt.”
„Wie ſchrecklich! Wo kamen ſie her?”
„Von unſerer Burg.”
„Das war ja Euer Hochzeitstag. Haben ſie Euch aufgeſpielt?”
„Ja.”
„Und wann ſind ſie ertrunken?”
„In der tiefen Nacht.”
„Das war ja deine Brautnacht. Darf ich du zu dir ſagen?”
Urſula wurde rot und ſah nach dem Fährmann. Der redete
vor ſich hin und hatte kein acht auf das, was die Frauen
ſprachen.
„Ja,” ſagte Urſula; „und du ſollſt meine kleine Freundin
ſein. Sieh, nun ſind wir da!"
(Fortſetzung folgt.)
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