Darmstädter Tagblatt 1924


03. Juli 1924

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Nummer 183
187. Jahrgang
Donnerstag, den 3. Juli 1924.

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Das baberiſche Koalitionsprogramm.

Miniſterpräfident Held vor=
dem
Landtag.
Drahtbericht unſeres Korreſpondenten.
+ München, 2. Juli.
Vor überfüllten Tribünen und vollbeſetztem Hauſe hat
Miniſterpräſident Dr. Held heute ſein Kabinett vorgeſtellt und
ſein Programm entwickelt. Vielleicht war da und dort erwartet
worden, daß es zu Zwiſchenfällen käme. Nichts dergleichen ge=
ſchah
. Wohl aber machten ſich, als der Miniſterpräſident die
Miniſter dem Hauſe nannte, ſchon die Vorzeichen bemerkbar,
welche Angriffe und Widerſtände er von der Oppoſition zu er=
warten
habe. Von der äußerſten Linken und der äußerſten Rech=
ten
als äußerſte Rechte wollen ja die Völkiſchen betrachtet ſein
ſetzte die Oppoſition ein. Der ſtimmkräftige völkiſche Sprecher
Straßer opponierte gegen die Zahl der Miniſterien.
Man habe doch im letzten Landtag die Verminderung der
Miniſterien beſchloſſen und baue auch die Beamten nach Tauſen=
den
ab, warum nun dieſe Oppulenz. Der völkiſche Abg. Butt=
mann
verlangte die Einzelabſtimmung über die
Miniſterliſte, und als das Haus den neuen Brauch mitzü=
machen
ſich weigerte, nannte er den Kultusminiſter Matt und
den Juſtizminiſter Gürtner als die beiden, an denen er beſon=
deren
Anſtoß nehme. Auch die Kommuniſten melde=
ten
ſich mit ihrem Widerſpruch. In hohem Diskant
erklärte die Abg. Aſchenbrenner, daß ihr die ganze Richtung nicht
paſſe. Sie verlangt die Diktatur des Proletariats. Die Ver=
leſung
verlief ſonſt in Ordnung, wie man das Wort heutzutage
m Parlament verſteht.
Hierauf konnie Held, an deſſen Seite ſich allmählich die neuen
Miniſter eingefunden hatten, ſeine Programmrede halten. Sie
ticht gegen manche, die man von den Miniſterpräſidenten der
etzten Jahre zu hören gewohnt war, durch eine kräftige per=
önliche
Note wohltuend ab. Seine Rede verriet den alten
Zarlamentarier, und nur der Zwang, ſeine Rede von ſo verant=
vortungsvoller
Stelle ableſen zu müſſen, nahm ihr manches von
hrem Schwung. Daß er von der deutſchen Not und Schande am
Ɨhein und von der Treue der Brüder im Weſten, vor allem der
Tfälzer, zuerſt ſprach, und ihnen dankte, daß ſie das Band mit
em Mutterland nicht zerreißen ließen, brachte ihm den erſten
dank des Hauſes ein. Der Miniſterpräſident wandte ſich dann
egen die dritte Internationale, die auf Moskaus
Zefehl deutſche Not und Verarmung zu ihren Umtrieben benützt,
das die erſte lebhafte Bewegung hervorrief. Laute Zuſtimmung
echts und toſende Entrüſtungsſchreie auf der Linken. Aber auch
en Ueberſchwang der Radikalen von Rechts, die in der Ver=
bechslung
von Staatsform und Staat ſchwere innere Verwick=
ungen
angerichtet hatten, wußte er zu treffen. Die Staats=
utorität
wieder herzuſtellen, erklärte er dieſen
Zerwirrungen und Verirrungen gegenüber als oberſten
zrundſatz ſeiner Politik. Der Staatsautorität ſtellte
auch die Staatsgewalt zur Seite und, da ſein Negie=
ungskurs
ein nationaler ſein ſoll, verſpricht er
Ilen vaterländiſchen Bewegungen und Organi=
ationen
Förderung, ſoweit ſie Glück, Freiheit und Größe
er Nation zum Ziel haben. Neu in dieſem Haus war die
larheit, womit er zum erſten Mal ausſprach, daß Nevolu=
ionsbeamte
in einem Rechts= und Ordnungs=
aat
unmöglich ſeien.
Auch noch ein anderes war neu, und zeigt den erfahrenen
arlamentarier, nämlich die Art, wie er zwiſchen Landtag und
egierung die Kompetenzen higlt. Hier das Recht der Geſetz=
bung
, dort das der Exekutive und notwendig als Bindeglied
18 gegenſeitige Vertrauen. Jedes Hineinregieren er=
heint
ihm als von Uebel für den Staat und er ver=
it
es ſich in aller Form.
Die Juſtizverwaltung war Gegenſtand einer Kritik
den letzten Monaten, die durch ihre Schärfe faſt die Regie=
ingsbildung
zum Scheitern gebracht hätte. Dieſer Punkt iſt
ßt noch die latente Gefahr für die Regierung, und
lag dem Miniſterpräſidenten daran, gleich in ſeiner Programm=
de
mit vorſichtiger Hand, aber doch entſchieden, die BaEn zu
ätten. Einſtweilen ſcheint nach dem Beifall zu rechnen, den
damit fand ſeine Abſicht gelungen zu ſein. Kenner der
ſonderen Verhältniſſe in dem alten Landtagshaus in Bayern
nnen die Befürchtung nicht unterdrücken, daß die Aus=
rache
in der nächſten Woche Ueberraſchungen nicht
usgeſchloſſen erſcheinen läßt.
Das Volksreferendum und der Volksentſcheid
ſer die Aenderung der Verfaſſung in Bayern, be=
nders
in der Richtung einer möglichſten Kontinuität der
kaatsentwicklung ſo umſchrieb Dr. Held heute den Ru
ach dem Staatspräſidenten ſind im Frühjahr
cht ſo ausgefallen, wie die Bayeriſche Volkspartei es wollte.
ie Koalition von heute hat aber dieſe Forderung
ieder aufgenommen, und Helds Programmrede ſtellte
neuerdings klar heraus. Es wird ſchwere Kämpfe koſten, bis
* auf ſo ſchmaler Baſis ſtehende Regierung dieſe Forderung
rchgeſetzt hat.
Bei dem weitaus größten Teil des Hauſes fand laute Zu=
mmung
, was der Miniſterpräſident über das Verhältnis
ayerns zum Reich zum Ausdruck brachte. Vor allen
ngen bekenne ich mich zum Reich, zu ſeiner Einheit und Ge=
loſſenheit
und Größe. Vor allem zu dem Programm der
ichspolitik, das die Weltgeltung des Reiches und ſeinen Ein=
ß
in der äußeren Politik wieder nen aufbaut und ſichert. Das
die Grundlage und Richtſchnur des neuen Mini=
rpräſidenten
und ſeines Kabinetts in allen Reichs=
gelegenheiten
. Daß er dabei die beſonderen Belange
iherns und die alte Forderung ſeiner Partei und
r üübrigen Koalitionsparteien nach föderativem Auf=
u
des Reiches unerwähnt laſſen würde, konnte niemand
n ihm erwarten, und er erhob dieſe alten Forderungen laut
t der Ankündigung, keinem Konflikt aus dem Wege gehen zu
illen. Er gebe aber zugleich dem Vertrauen Ausdruck, daß
* gute Wille auch beim Reiche beſtehe. Ein lautes und frei=

mütiges Bekenntnis zu ſeinem chriftlichen und katholiſchen
Standpunkt, zu einem feſten Willen, Friede ſein zu laſſen zwiſchen
Kirche und Staat und von Konfeſſion zu Konfeſſion, gab ſeiner
Rede den Ausklang.
So hat nun der Landtag das Programm der neuen Regie=
rung
gehört. Die nächſte Woche, und wohl noch manche Tage
darüber, werden die Parteien dazu Stellung nehmen. Schon
rüſtet ſich die Oppoſition. Der völkiſche Preſſedienſt erklärt heute,
daß er hinter den Richtlinien des Programms einen brutalen
Machtwillen ſtehen ſehe. Er verſteht das Ziel dahin, daß die
Bayeriſche Volkspartei die Zeit für gekommen glaube, ihre Auto=
rität
gegenüber den von Jahr zu Jahr ſtürmiſcher auftretenden
Forderungen der völkiſchen Bewegung reſtlos durchzuſetzen. Sei
aber die Autorität im Sinne dieſes Richtlinienprogramms ſicher=
geſtellt
, ſo ſtehe das Land vor Bürgerkrieg und Anarchie. So
ſpricht eine Partei, die ſich vaterländiſch nennt. Was wird
dann die neue Regierung von den Linksparteien und vom Kom=
munismus
zu erwarten haben?
Die Plenarſitzung des bayeriſchen Landtags trat dem geſt=
rigen
Beſchluß ſeines Verfaſſungsausſchuſſes bei, betr. die Wah=
rung
der bayeriſchen Belange bei einer Verpfändung der Reichs=
bahn
auf Grund des Sachverſtändigengutachtens.
Miniſterpräſident Held iſt heute nachmittag nach Berlin
zur Teilnahme an der von der Reichsregierung zuſammenberufe=
nen
Konferenz der Staats= und Miniſterpräſi=
denten
abgereiſt.

Vorgrbeiten zur Juli=Konferenz
Beratungen in Paris.
Paris, 2. Juli. (Wolff.) Geſtern nachmittag hat im Quai
d’Orfay unter dem Vorſitz des Miniſterpräſidenten Herriot
eine Beratung der mnaßgebenden Sachverſtändigen in der
Neparationsfrage ſtattgefunden, um die Londoner
Konferenz vom 16. Juli vorzubereiten. Es haben an
der Veratung teilgenommen der franzöſiſche Delegierte in der
Reparationskommiſſion, Louis Barthou, der franzöſiſche Ver=
treter
im Sachverſtändigenausſchuß, Parmentier, ſowie die
Vorſtände der verſchiedenen Abteilungen am Quai d’Orſay, die
an den in London zu diskutierenden Fragen beteiligt ſind, ſo
u. a. Miniſterialdirektor Seydoux, Kabinettschef Bergery
und Direktor Peretti della Rocca.
:
London, 1. Juli. (Wolff.) Reuter zufolge hat Japan
die Einladung zur Teilnahme an der bevorſtehenden inter=
alliierten
Konferenz in London angenommen. Es wird
durch ſeinen Pariſer und ſeinen Londoner Botſchafter vertre=
ten
ſein.
Nach einer Havasmeldung aus Bukareſt wird Rumä=
nien
ſich auf der Londoner Konferenz am 16. Juli
von ſeinem Londoner Geſandten Ditulesco vertre=
ten
laſſen.
Muſſolinis Vertreter auf der Londoner Konferenz.
Rom, 2. Juli. (Wolff.) Nach dem Meſſagero iſt der
neue Wirtſchaftsminiſter de Neva mit der Vertretung Muſſo=
linis
auf der Londoner Konferenz beauftragt worden. Ein
Diplomat wird ihm für politiſche und diplomatiſche Verhand=
lungen
zur Seite geſtellt.
Rom, 2. Juli. (Wolff.) Ein Leitartikel des Meſſa=
gero
verbreitet eine peſſimiſtiſche Auffaſſung über
die Bedeutung und den Ausgang der kommen=
den
Londoner Konferenz, da Frankreich ſich hart=
näckig
weigere, die Verpflichtung der Räumung der
Ruhr auf ſich zu nehmen, ſo daß jetzt unter den anderen betei=
ligten
Regierungen Verhandlungen im Gauge ſeien, um Frank=
reich
andere Pfänder anzubieten. Trotzdem werde die Londoner
Konferenz ihre Bedeutung haben, weil ſie zur Klärung der Lage
beitragen werde.
Noch keine Einladung an Deutſchland.
Berlin, 2. Juli. Bei der Reichsregierung lag bis heute
mittag noch keine Einladung zur Teilnahme an der am 16. Juli
ſtattfindenden Londoner Konferenz vor. Es iſt anzunehmen,
daß ſich die alliierten Mächte während, der nächſten Tage in
irgend einer Weiſe an die deutſche Regierung wenden werden.
Doch läßt ſich nicht überſehen, in welcher Weiſe die Teilnahme
der deutſchen Vertreter an den Londoner Verhandlungen erfol=
gen
werde, ob ſie nur, wie es bisher in verſchiedenen anderen
Verhandlungen geſchah, angehört werden, oder ob ſie als voll=
berechtigte
Verhandlungsteilnehmer den Londoner Beſprechun=
gen
beiwohnen ſollen.
Inzwiſchen hat, wie bereits gemeldet, der Organiſations=
ausſchuß
für die Bankfrage ſeine Arbeiten beendet. Auch der
Eiſenbahnausſchuß dürfte ſeine Verhandlungen in dieſer Woche
abſchließen können. Eine nochmalige Leſung des Geſetzentwurfs
über die Abänderung der Reichsbahnorganiſation" dürfte in
London erfolgen. Jedenfalls wird kaum damit zu rechnen ſein,
daß die Umgeſtaltung der Reichsbahn in eine Geſellſchaft vor
dem 1. Auguſt durchgeführt werden kann.
TU. London, 2. Juli. Die Blätter beſchäftigen ſich lebhaft mit
der bevorſtehenden Julikonferenz. Zu der Frage der Teilnahme
Deutſchlands an der Konferenz ſchreibt der diplomatiſche Korreſpondent
der Weſtminſter Gazette: Darüber, ob Deutſchland teilneh=
men
werbe oder nicht, wäre noch nichts feſtgeſetzt. Wahrſcheinlich werden
die Vertreter der alliierten und aſſoziierten Mächte eine vorhergehende
Zuſammenkunft abhalten, um zu entſcheiden, welche Punkte für die Zu=
ſammenkunft
zur Erörterung kommen ſollen. Darnach wird Deutſch=
land
zur Teilnahme an der Sitzung eingeladen werden. Dies
bedeute aber nicht, daß Deutſchland nicht gleichberechtigt ſein ſolle. Selbſt=
verſtändlich
werde Deutſchland nicht aufgefordert werden, Erörterungen
beizuwohnen, die nur die Alliierten betreffen. Da es das Hauptziel der
Konferenz ſein werde, den Dawesbericht zur Ausführung zu bringen,
werde die deutſche Regierung gebeten werden, den Plan zu ermöglichen
durch Errichtung der Goldbank und Annahme ſolcher Geſetze, die zur
Einſetzung der Internationalen Kommiſſionen betreffs der Arbeiten der
Reichsbahnen und der anderen Garantien möglich ſind.

Micum.
Für den, der die Verhältniſſe im Ruhrgebiet einigermaßen
kennt, kann die außerordentlich peſſimiſtiſche Beurteilung nicht
überraſchend ſein, die die Verlängerung der Micum=Verträge in
der jetzigen Form namentlich in der Induſtrie des beſetzten Ge=
bietes
erfahren hat. An ſich mußte man darauf gefaßt ſein, daß
bei den Erneuerungs=Verhandlungen nicht gerade große Er=
leichterungen
herauskommen würden, weil ja ſchon Herr Herriot
durch die Ablehnung der Anregung der Reichsregierung, die
Verhandlungen von Regierung zu Regierung zu führen, zu er=
kennen
gegeben hatte, daß auch er in dieſer Frage zu einem
beſonderen Entgegenkommen nicht bereit wäre. Gewiß iſt es
durch die Hartnäckigkeit der deutſchen Unterhändler gelungen,
gewiſſe Akänderungen und Vergünſtigungen durchzuſetzen, aber
dabei handelt es ſich doch nur um Detailfragen, die gegenüber
dem eigentlichen Problem nur eine uniergeordnete Rolle ſpielen,
auch dann, wenn man die Herabſetzung der noch aus der Streik=
zeit
nachzuliefernden Kohlenmengen immerhin als ein für den
Augenblick recht weſentliches Zugeſtändnis veranſchlagt. Be=
kanntlich
war die Lieferung in dem erſten Micun==Vertrag zu=
nächſt
auf eine prozentuale Ziffer zur Förderung gebracht wor=
den
, mit der Maßgabe, daß an ihre Stelle ſchon nach kurzer Zeit
wieder die feſten Zahlen des Diktats von Spa treten ſollten.
Da nun im Mai die Förderung im Ruhrgebiet ſo ziemlich gleich
Null war, wird der Bergbau alſo von der Nachlieferung des
allergrößten Teiles aus den Mai=Verpflichtungen befreit.
Aber wenn man die Verlängerung des Abkommens von der
richtigen Seite anſehen will, dann muß man doch darauf zurück=
gehen
, daß das Entſcheidende nicht bei Vergünſtigungen in die=
ſem
oder jenem Punkt liegt, ſondern darin, daß hier einer ein=
zelnen
Provinz, einem einzelnen Wirtſchaftszweig die Hauptlaſt
der deutſchen Reparation aufgedrückt wird. Eine Laſt, die nach
der Anſicht der maßgebenden Fachleute ſelbſt dann nicht zu
tragen wäre, wenn wir im Ruhrbergbau noch Friedensverhält=
niſſe
hätten. Nun muß man ſich aber doch vor Augen halten,
welche Schäden er allein ſchon unter dem paſſiben Widerſtand
und ſeinen moraliſchen Auswirkungen erlitten hat. Die Vorbe=
reitungsarbeiten
während jener Zeit haben dem Bergban zu
Beginn während der erſten Monate der Micum=Verträge über
die Anlaufsſchwierigkeiten hinweggeholfen, aber die Sache dauert
nun doch ſchon dreiviertel Jahre mit der Wirkung, daß die Lage
von der ſozialen wie von der wirtſchaftlichen Seite immer uner=
träglicher
wurde und bis zu einem Maße, das ſich kaum noch
ſteigern läßt.
Man darf auch nicht überſehen, daß nach der Stabiliſierung
der Mark auch die Preisfrage ein vollſtändig verändertes Geſicht
bekommen hat. Während der Inflation war ſie eine ſolche
untergeordneter Bedeutung, aber heute wird der Kohlenpreis
nicht mehr von uns, ſondern in London gemacht. Da nun aber
die Geſtehungskoſten heute weſentlich höher ſind als im Frieden,
da ferner die Belaſtung durch die Micum=Verträge bisher ganz
und gar einen Preisabbau verhinderte, ergab ſich als eigentlich
ziemlich logiſche Folge des Maiſtreiks eine ungeheure Abſatz=
kriſe
für den ganzen Ruhrbergbau. Während jenes Monats
hatte ſich der Konſum noch mehr als ſchon vorher der ober=
ſchleſiſchen
und ſogar der engliſchen Kohle zugewandt, und ſo iſt
es gekommen, daß heute die oberſchleſiſche Kohle bis kurz vor
die Tore des Ruhrgebietes vorgedrungen iſt. Unter dieſen Um=
ſtänden
bleibt dem Ruhrbergbau gar nichts anderes übrig, als
in abſehbarer Zeit die bisherigen Preiſe abzubauen, wenn er
nicht in den eigenen Kohlen erſticken ſoll. Aber ſelbſt dann
wird es noch ſehr fraglich ſein, ob ſich die Stillegung der ſüd=
lichen
Randzechen, die für die allernächſte Zeit geplant iſt, in
weſentlichem Umfang vermeiden läßt. Die ſüdlichen Zechen an
der Ruhr ſind bekanntlich die älteren und daher weniger ertrag=
reich
, und ſo iſt es ganz natürlich, daß ſie der großen Kriſe zuerſt
zum Opfer fallen. Die Auswirkungen einer ſolchen Maßnahme
aber würden ſelbſtverſtändlich nach mehr als einer Richtung hin
geradezu unheilvoll ſein, denn was es bedeutet, wenn man die
Produktionsmöglichkeiten einſchränken muß in einer Zeit, da
Produktionsvermehrung als unſere einzige Rettung Tag für
Tag gepredigt wird, liegt ohne weiteres auf der Hand. Dazu
kommt der Rückſchlag nach der ſozialen Seite hin, der um ſo
ſtärker in Erſcheinung tritt, wenn man bedenkt, daß die Städte
und Gemeinden des Nuhrgebietes aus den ganzen Beſatzungs=
verhältniſſen
wie ſchließlich auch aus dem letzten großen Konflikt
im Bergbau mit ſo ſchweren Schädigungen hervorgegangen ſind,
daß ein großer Teil von ihnen den Etat entweder überhaupt
noch nicht oder auch nur auf dem Papier ſtabiliſiert hat. Wenn
nun die Melkkuh, die doch die Induſtrie und wieder namentlich
der Bergbau für die meiſten Gemeinden in ſteuerlicher Bezie=
hung
iſt, ſtirbt, werden natürlich alle bisherigen Anſtrengungen
vergeblich ſein. Dazu kommt noch die Verſchärfung der Kriſe
durch die Erwerbsloſenfrage.
Unter dieſen Umſtänden und den Gefahren, die ſich aus
ihnen automatiſch entwickeln, iſt der Reichsregierung gar nichts
anderes übrig geblieben, als nun dem Ruhrbergbau wenigſtens
bis zu einem gewiſſen Grade einen finanziellen Ausgleich zu
bieten. Aber auch dieſe Unterſtützung kann nicht darüber hin=
wegtäuſchen
, daß die Lage des Bergbaues und damit des Ruhr=
gebietes
durchaus nicht bis, zu einem Grade gemildert iſt, der
die Micumlaſten für längere Zeit tragbar erſcheinen ließe. Das
Grundproblem liegt bei dem Begriff der Reparationsprovinz.
Ehe ſie nicht beſeitigt und die Laſten auf das ganze Reich verteilt
worden ſind, iſt an eine Beſſerung nicht zu denken.

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Seite 2.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 3. Juli 1924,

Nummer 183.

Neue Erklärungen Herriots.
General Nollet akzeptiert den 30. September nicht.
Paris, 2. Juli. Herriot iſt heute in Begleitung des
Kriegsminiſters Nollet in den Senatskommiſſionen für Finanzen
und auswärtige Angelegenheiten gehört worden. Herriot hat
laut einem offiziellen Communique ausführliche Angaben über
ſeine Beſprechungen in London mit Ramſay Macdo=
nald
, ſeine Reiſe nach Brüſſel und den Standpunkt
der franzöſiſchen Regierung gemacht. Verſchiedene
Mitglieder der Kommiſſion" für auswärtige Angelegenheiten,
darunter Poincaré, haben an Herriot eine Reihe von
Fragen gerichtet, auf die ausführliche Antwort
erteilt wurde. Lucien Hubert erwartet von dem
Miniſterpräſidenten Aufſchlüſſe über die deutſche
Note auf die Note betr. der Militärkontrolle. General Nol=
let
hat ſich daraufhin ausführlich zu dieſer Frage geäußert.
*
Paris, 2. Juli. Ueber die Erklärungen, die Miniſterprä=
ſiident
Herriot heute in den Kommiſſionen für
Finanzen und auswärtige Angelegenheiten
gegeben hat, verbreitet die Havas=Agentur folgende ergänzenden
Mitteilungen zu dem bereits veröffentlichten Communiqué:
In Cheguers, ſo erklärte Herriot, wurde als Grundlage
für die Verhandlungen der Sachverſtändigenplan angenommen,
wie dies auch die vorausgegangenen Regierungen getan haben.
Nachdem dieſer Grundſatz gefaßt war, war es notwendig, Garan=
tien
zu ſuchen erſtens für die Dauer der Ausführung und zwei=
tens
für die Sicherheiten. Für die Ausführung des Sachver=
ſtändigenplans
iſt die Rolle der Reparationskommiſ=
ſion
ins Auge gefaßt worden, und für die Durchführung wurde
der Wunſch laut, Amerika möge ſeine Hilfe leihen. Aber
wie können etwaige zukünftige Verfehlungen
Deutſchlands feſtgeſtellt werden? Augenblicklich ſei es die
Reparationskommiſſion, die damit beauftragt ſei. Ueber dieſe
Frage ſei in Chequers hinſichtlich der Zukunft nichts Präziſes
feſtgelegt worden. Was die Kontrolle der Entwaffnung anlange,
ſo ſei das Einverſtändnis vollkommen geweſen. England wünſche
wie Frankreich eine allgemeine Kontrolle. Die in Chequers ent=
worfene
Note an Deutſchland ſei hierfür ein Beweis. Was die
Sicherheitsfrage betreffe, ſei zu bemerken, daß dieſe
Frage von der öffentlichen Meinung und dem Parlament ab=
hänge
. In Chequers habe es ſich nur um eine Geſamtbeſprechung
gehandelt. Macdonald habe erklärt, dieſe Frage intereſſiere ihn
lebhaft und er rechne mit der Einmütigkeit der beiden
Nationen, die die beſte Garantie hierfür ſei. Die
Formel des moraliſchen Pakts hinſichtlich der fortgeſetzten Zu=
ſammenarbeit
ſei es geweſen, die nach dieſer Richtung hin der
zukünftigen Konferenz vorbehalten bleibe. Hinſichtlich der
militäriſchen Beſetzung des Ruhrgebietes habe
Herriot betont, daß er ſich für Frankreich volle Hand=
lungsfreiheit
vorbehalten habe. Was die internatio=
nalen
Schulden anbetreffe, ſo ſei Macdonald der Anſicht,
der Tag ſei noch nicht gekommen, dieſe Frage anzuſchneiden.
In der Frage der Kontrolle über die Eiſenbahnen
im Rheinland und Ruhrgebiet ſei es möglich, tech=
niſche
Löſungen in Erwägung zu ziehen.
In Bxüſſel hätten ſich die Beſprechungen ſehr leicht ab=
gewickelt
. Das Einvernehmen der beiden Regie=
rungen
über die Micumverträge ſei reſtlos ge=
weſen
. Gemeinſam habe man den Beamten der beiden Nationen
Inſtruktionen geſchickt. Was die Zulaſſung Deutſch=
lands
zum Völkerbund anlange, ſo werde es ſich für
die Alliierten darum handeln, den Zeitpunkt feſtzuſetzen, in dem
Deutſchland dazu berufen werden ſoll. Gewiſſe Mitglieder der
Finanzkommiſſion ſtellten die Frage, ob man nicht eine höhere
Summe als die 5 Milliarden der im Sachverſtändigenbericht
vorgeſehenen Induſtrie=Obligationen erzielen könnte, wenn man
die hypothekariſche Belaſtung auch auf die Landwirtſchaft aus=
dehne
. Herriot ſoll hierauf zweimal geantwortet haben, die
Sachverſtändigen hätten geglaubt, zweckmäßigerweiſe nicht wei=
tergehen
zu können. Im übrigen ſolle die induſtrielle Hilfs=
quelle
die Haupteinnahmequelle Deutſchlands ſein, und die Sach
verſtändigen hätten ſich eine Stütze in der deutſchen öffentlichen
Meinung ſichern wollen.
Schließlich erklärte General Nollet, daß
Frankreich auf keinen Fall den 30. September
als Abſchluß der Kontrolle der Militärkommiſ=
ſion
in Berlin akzeptieren würde.
Kündigung der Micumzverträge am 1. Auguſt?
Eſſen, 3. Juli. Wie uns von unterrichteter Seite mit=
geteilt
wird, iſt mit der Tatſache, daßdieneuen Micum=
verträge
ſchon am 20. Juli mit Wirkung vom
1. Auguſt gekündigt werden, beſtimmt zu rechnen.
Angeſichts der Tatſache, daß das Reich vom 1. Juli an einen
Fehlbetrag in ſeinem Haushalt von 140 Millionen Goldmark
aufweift, für den eine Deckung noch nicht vorhanden iſt, wird es
aller Wahrſcheinlichkeit nach unmöglich ſein, die Laſten der
Micumverträge über den 1. Auguſt hinaus auf ſich zu nehmen.

*Konzert.
EM. Alexis af Enehjehlm ſah im Richard Wagner=
Verein bei ſeinem Abſchiedsabend, zugleich ſeinem dritten Lieder=
abend
in dieſem Verein, noch einmal die große Gemeinde ſeiner
Verehrer und Verehrerinnen um ſich geſchart. Und er machte
Allen den Abſchied beſonders ſchwer indem er noch einmal in
aller Deutlichkeit zeigte, welche künſtleriſche Perſönlichkeit wir
an ihm verlieren, welchen vornehmen Sänger und feinfühlenden
Geſtalter. In unſerer Erinnerung tauchen die vielen Liedervor=
träge
auf, die wir von ihm hörten, die Vormittagsmuſiken im
Muſikverein, die Hugo Wolf und Cornelius geweiht waren, die
Abende im Kleinem Haus, im Richard Wagner=Verein und die
häufige Mitwirkung in Vereinskonzerten. Jedesmal bewunder=
ten
wir die ſtarke Konzentration der Wiedergabe, das tiefe Er=
faſſen
des dichteriſchen und muſikaliſchen Gehalts im Kunſtwerk,
den vornehmen Vortrag, der alle außermuſikaliſchen Effekte ver=
ſchmähend
, nur mit den Mitteln der Dynamik und Klangfarbe
ſowie durch muſtergültige Ausſprache den Ausdruck völlig er=
ſchöpfte
und die Lieder in idealer Wirkung neu erſtehen ließ.
Stimmlich erfreute ſtets der klare, vielleicht ein wenig ſpröde
Klang der mittelſtarken Stimme, der das allzuweiche aufs glück=
lichſte
vermeidet und auch im zarteſten Pianiſſimo Charakter be=
hält
. Am meiſten aber prädeſtiniert Herrn af Enehjelm ſeine
vorbildliche Sprachtechnik zum Liederſänger. Daß er als Aus=
länder
die deutſche Sprache im Geſang beſſer beherrſcht, als die
meiſten deutſchen Sänger und Sängerinnen, iſt in höchſtem Maße
anerkennenswert. Kein Wunder, daß ihm daher Hugo Wolf,
der feinſinnigſte Sprachkünſtler unter den Liedermeiſtern ſtets
ganz beſonders nahe ſtand. So war es für Enehjelm auch ſelbſt=
verſtändlich
, daß er nur Kompoſitionen wählte, in denen Muſik
und Wort aufs innigſte verſchmolzen und gleich hohen Wert inne=
hatten
. Daher die ſtets gewählten Programme ſeiner Konzerte.
Der Abſchiedsabend erhielt durch die bunte Vortragsfolge
einen populäreren Anſtrich als die früheren Konzerte und um=
faßte
beſonders viele ſtark wirkende Nummern. Es war, als
wollte der Künſtler jedem noch ein Lieblingslied ſingen. Schu=
bert
und Schumann eröffneten mit je 4 ſtarke Gegenſätze um=
ſchließenden
Liedern die Vortragsfolge. Hugo Wolf und Richard
Strauß folgten. Ueberall trat in Enehjelms Vortrag die Eigen=
art
des Komponiſten aufs ſchärfſte hervor, überall erſtand der
Stil wie eine Offenbarung. Auch die typiſch italieniſchen Lieder
von Toſti und Tirindelti erſtahlten ganz in dem ihnen not=
wendigen
bel eanto=Stil. Mehrece Geſünge mußten iederholt

Vom Tage.
Als Vertreter der Verbraucher wurde auf Vorſchlag
des Reichsverbands deutſcher Konſumvereine anſtelle des ausgeſchiede=
nen
bayeriſchen Landtagsabg. Rothmeyer Verbandsreviſot
Schröder=Berlin in den Reichswirtſchaftsrat be=
rufen
.
Das Micumabkommen iſt von der Velberter Indu. bis 31. Juli verlängert worden. Die Ausfuhrabgabe iſt
um 25 Prozent, die Einfuhrabgabe für Rohſtoffe um 75 Prozent mit
vorläufiger Geltung bis zum 18. Juli ermäßigt. Auch das Zollab=
kommen
für die linksrheiniſche Schuhinduſtrie iſt
bis 31. Juli verlängert worden.
Nach einer Meldung aus Koblenz hat die Rheinlandkom=
miſſion
die Auflöſung 1
s Kyffhäuſerverbands
der Vereine deutſcher Studenten angeordnet.
Der Schriftſteller Mitſchner=Halle wurde wegen Beleidi=
gung
des Reichspräſidenten, zu einem Monat Ge=
fängnis
verurteilt.
Im Nürnberger Hauptbahnhof, wurde der Berli=
ner
Stadtverordnete Keſtel feſtgenommen, der als
kommuniſtiſcher Kurier tätig war. Bei ihm wurden wich=
tige
Dokumente vorgefunden und beſchlagnahmt.
Der Großhandelsindex in Oeſterreich weiſt von Mai
auf Juni einen Rückgang von 19 465 auf 18 282 auf. Am Rückgang ſind
faſt alle Nahrungs= und Genußmittel, ſowie auch Induſtrieſtoffe be=
teiligt
. Die Geſamtſenkung beträgt ſechs Prozent.
Das über das Befinden des Bundeskanzlers Dr.
Seipel ausgegebene Bulletin beſagt, daß der Ueberſiedlung des Bun=
deskanzlers
auf das Land in der nächſten Zeit nichts mehr im Wege
ſtehe, da ſich der Kranke in voller Rekonvaleszenz be=
finde
. Damit entfällt die weitere Ausgabe von Berichten.
Nachdem der von der Reparationskommiſſion ernannte franzö=
ſiſche
Vertreter für den Organiſationsausſchuß der Induſtrieobligatio=
nen
, Descamps, ſein Amt niedergelegt hat, trat an ſeine
Stelle das Mitglied des erſten Sachverſtändigenausſchuſſes, Profeſſor
Aklig.
Der Chefredakteur des Oeuvre, Roberk de Juve=
nel
, iſt im Alter von 41 Jahren an den Folgen einer Operation
verſtorben. Der Verſtorbene zählte zu den glänzendſten Tages=
ſchriftſtellern
Frankreichs.
In Cherbourg ſind unter Führung von W. S. Linſey 70 ame=
rikaniſche
Bankiers zu einev Rundreiſe nach Europe
angekommen.
Der engliſche Delegierte in der Reparationskommiſſion, Sir John
Bradbury, iſt von Paris nach London gereiſt.
Daily Expreß meldet, daß engliſche Poliziſten bei der Tower
Bridge zuſammengelegte Maſchinengewehre und
Lafetten im Gewicht von 2 Tonnen entdeckten. Sie fanden ſie
in 10 Kiſten, die nach Amſterdam beſtimmt und als Maſchinen
bezeichnet waren.
Die engliſche Regierung hat ein Blaubuch über die bis=
herigen
Verhandlungen in der Frage der Sicherheit Frank=
reichs
herausgegeben.
Aus Regierungskreiſen wird beſtätigt, daß die italieniſche
Kammer erſt im Herbſt wieder eröffnet wird. Unter=
deſſen
wird die Regierung die in der erſten Rede Muſſolinis angekün=
digten
Maßnahmen verwirklichen.
Havas meldet aus Konſtantinopel, daß der apoſtoliſche De=
legierte
Fillippi aus Anlaß der Schließung der Or=
densſchulen
von Konſtantinopel nach Rom gerufen iſt.
Auf einem Bankett der Nationaliſten in Kapſtadt
erklärte Hertzog, es werde ſtets ihr Ziel ſein, mit England
und den anderen Dominions zuſammenzuwirken.
Nach einer Meldung aus Otawa hat die kanadiſche Re=
gierung
dem Parlament die Ausgabe einer Anleihe von 30(
Millionen Dollar vorgeſchlagen.
Die geſtrige 31. Abſtimmung des demokratiſchen
Konvents in Newyork ergab, daß die Lage ſo gut wie unver=
ändert
geblieben iſt. Mac Adoo erhielt 415, Smith 322 und
Dawis 127 Stimmen.

Der Reichsverband der deutſchen Induſtrie
zu dem Sachverſtändigengutachten.
Berlin, 2. Juli. Der Hauptausſchuß des Reichsverbands der
deutſchen Induſtrie nahm nach einem Referat Dr. Lammers über die
Stellung des Reichsverbands zum Sachverſtändigengutach=
en
, Prof. Dr. Flechtheims über die Induſtrieobligationen,
Direktor Krämers über die Goldnotenbank Direktor Silver=
bergs
über die Obligationen der Eiſenbahn, Reichsminiſter
a. D. v. Raumers über die Auswirkungen des Sachver=
ſtändigengutachtens
auf das Budgetr mit über 100 Stim=
men
, gegen 10 Stimmen und bei 12 Stimmenthaltungen folgende Reſo=
lution
an: Der Hauptausſchuß des Reichsverbands der deutſchen In=
duſtrie
beſtätigt die Entſchließung des Präſidiums und Vorſtandes vom
24. April 1924 und erklärt, daß durch die inzwiſchen eingetretene Ent=
wicklung
der geſchäftlichen Lage die Bedenken über die Erfüllbarkeit der
Reparationsanſprüche erheblich verſtärkt worden ſind. Er weiſt in
Uebereinſtimmung mit der Grundbedingung des Gutachtens erneut dar=
auf
hin, daß die alsbaldige Wiederherſtellung der adminiſtrativen und
wirtſchaftlichen Souveränität des Deutſchen Reiches in den beſetzten
Gebieten Deutſchlands für den Fall der Annahme des Gutachtens ge
ſichert ſein muß.

werden, und dann begannen die ſchier endloſen Zugaben, aus
allen Gattungen, Zeiten und Geſangsarten. Allein die Zugaben
und Wiederholungen hätten ein vollſtändiges Abendprogramm
geben können. Unerſättlich waren die Hörer, unermüdlich der
Künſtler. Da gab es Schubert, deſſen O, wie ſchön iſt deine
Welt zu den erſtaunlichſten und hervorragendſten Leiſtungen des
Sängers gehört, Schumanns Hidalgo, Leoncavallo, Hugo
Wolf, Lortzing, Hildach und vieles andere erſchien auf dem Plan.
Die Begeiſterung des Publikums kannte keine Grenzen, und
zahlloſe Blumen gaben dem Künſtler die Gewißheit, daß ſeine
Kunſt auf fruchtbaren Boden in Darmſtadt gefallen iſt.
Herr Herm. Heiß begleitete muſikaliſch ausgezeichnet, vergaß
aber an einigen Stellen die Zurückhaltung, die ſich ein Begleiter
auferlegen muß.
Wir hoffen, daß Alexis af Enehjelm noch manchmal den Weg
nach Darmſtadt zurückfinden möge und ſprechen dem Scheidenden
innigen Dank aus für ſo manche Weiheſtunde, die wir ſeiner
Kunſt verdanken. Sein Weggang iſt ein empfindlicher Verluſt
für das Muſikleben Darmſtadts.

Der Name Klopſtock.
Von Karl Noack.
Die meiſten Leſer werden ſich des Lächelns noch wohl er=
innern
, das ſich ganz unwillkürlich bei dem Namen Klopſtock
einſtellte; gewöhnlich in einer deutſchen Stunde. Bekannt iſt
ja auch die Aeußerung Goethes in Dichtung und Wahrheit
II. Buch (S. 73 der Hempelſchen Ausgabe): Im Anfang wun=
derte
man ſich, wie ein ſo vortrefflicher Mann ſo wunderlich
heißen könne; doch gewöhnte man ſich bald daran und dachte
nicht mehr an die Bedeutung dieſer Silben. Jeder Name hatte
nun urſpünglich einen guten Sinn, der aber im Laufe der Jahr=
hunderte
ſich verdunkelt hat. Welchen Sinn hatte nun der Name
Klopſtock? Ich glaube nun, den Sinn aufgeſpürt zu haben.
Es iſt urſprünglich ein Berufsname. Klopſtock iſt nur
eine andere Bezeichnung für den im altdeutſchen Recht eine große
Nolle ſpielenden Richterſtock. Jakob Grimm führt in
ſeinen Deutſchen Nechtsaltertümern folgende Stelle
aus einem Uttinger Weistum an: Nach ein paar Stun=
den
(wenn die Märker getrunken und gegeſſen haben) klopfet
der Schultheiß auf den Tiſch, daß alle zun ihſt ſ iſlſcht eigen

Ein Ookument.
Bu dem Zitat, welches wir unter dieſer Ueberſchrift
unſerer Nr. 181 vom 1. Juli d. J. veröffentlichten, erhalten w
die nachfolgende Zuſchrift:
Darmſtadt, 2. Juli 1924.
Sehr geehrte Redaktion!
Zu Ihrer Veröffentlichung einiger von mir verfaßten Zeile
(aus dem Aufſatz Denkſchrift des Reichsjuſtizminiſteriums
Vier Jahre politiſcher Mord, Heſſ. Volksfreund Nr. 149) bit
ich um Gaſtfreundſchaft für folgende Erklärung
Entgegen der Ausdeutung, die dieſe Zeilen verſchiedentli
erfahren haben, muß ich nachdrücklich feſtſtellen, daß mir b
meiner ganzen Stellung zur Frage Volt und Vaterland nicht
ſo meilenfern gelegen hat als die Abſicht, durch die Einfügur
der Bezeichnung Boche der bekannten feindlichen Haßprop=
ganda
Waſſer auf die Mühlen zu liefern. Ich hänge an meine=
Volk mit einer tieſen, unerſchütterlichen Liebe, und außerde
gehört jene Haßpropaganda für mich unter das Kapitel Völke
verhetzung; ſo ſtehe ich keinem Deutſchen in der Mißbilligun=
und Verachtung dieſer grundverwerflichen Vergiftungsarbe
nach. Meine Abſicht war vielmehr, durch ſcharfe Bran=
markung
der Verrohung des innerpolitiſchen Kampfes, wob
ich Ausſchreitungen von rechts wie von links angeführt hab
zur Aufrüttelung des Volksgewiſſens beizutragen. Ich hielt d
Schlußworte meines Aufſatzes, die in einem Aufruf zur Menſd
lichkeit und Ritterlichkeit gipfeln, für durchſchlagend genug, u.
eine abweichende Deutung auszuſchließen. Nachdem nun trot
dem das von Ihnen gebrachte Zitat (bas mir allerdings zu
Charakteriſierung der Geſamttendenz zu knapp ſcheint) auf ein
von mir nicht gewollte Deutung ſchließen läßt, habe ich zu ſager
Die Aeußerung: Es gibt den Boche ſollte gerade die Ent
artungserſcheinungen vom deutſchen Geſamtvolk abheben
keineswegs aber jener internationalen Meinungsvergiftung m
Bezug auf dieſes deutſche Geſamtvolk Vorſchub leiſten.
Mit vorzüglicher Hochachtung!
Wilhelm Michel=

Der Graff=Prozeß in Stettin.
Schluß der Beweisaufnahme. Vor den
Plädoyers.
Stettin, 2. Juli. Die Verhandlung gegen die Angeklagte
Kaws und Gen. im Graff=Prozeß wurde heute fortgeſetzt. Als eine
der nächſten Zeugen wird Landgerichtsrat Deutſchländer vernommei
der die Vernehmung der Angeklagten vorgenommen hat.
Aus ſeinen Ausſagen ergibt ſich, daß die Angeklagten von Anfang a
das Beſtreben hatten, von ſich aus alles beizutragen, was zur Befreiun
der in Aachen Verurteilten verhelfen konnte. Die Belgier hätten aue
daran Anſtoß genommen, daß an demſelben Tage, an dem die Vernel
mung der Angeklagten beendet war, der Oberſtaatsanwalt mit dem Pr=
tokoll
ſchon in Hannover eingetroffen war. Die Belgier hielten die
für unmöglich. Der Zeuge erklärte hierzu, daß die Belgier von nad
mittags 4 Uhr bis morgens um 7 Uhr die Angeklagten vernomme
hätten und daß der Oberſtaatsanwalt dann ſofort mit einem Durck
ſchlage des Protokolls abgefahren ſei.
Aus der weiteren Vernehmung ergibt ſich auch, daß die Angeklagte
ſtarke Bedenken hatten, nach Aachen zu gehen, da ſie glaubten, daß ſi
trotz des freien Geleits nicht wieder zurückkehren würden. 1
Dann wurde Landgerichtsrat Dr. Sülflow vernommen, der bekundete
daß er nach Durchſicht der Akten zu der Ueberzeugung gekommen wär
daß die Aachener nicht die Täter ſein könnten, da die ſogenannten Be
weiſe doch recht hinkten. Ganz unwahrſcheinlich ſchien ihm die von der
Belgiern angenommene Tatſache, daß ſich die Angeklagten in unmittel
barer Nähe des Tatortes nach der 2at umgezogen haben, da ſie dor
beſtimmt damit rechnen konnten, daß die Umgegend durch die Belgie
abgeſperrt und ſie ſomit nicht mehr die Möglichkeit gehabt hätten, ſic
zu entfernen. Die weitere Vernehmung ergibt nichts Weſentliches.
Im Graffprozeß, der bekanntlich am 16. Juni begann, wurde heut
die Beweisaufnahme geſchloſſen. Am Dienstag finden die Plädoyer
der Staatsanwaltſchaft, am Freitag die der Verteidigung ſtatt. An
Dienstag ſoll das Urteil verkündet werden.

Der Fall Matteotti.
* Rom 2. Juli. (Priv.=Tel.) Die Unterſuchung des Fal
les Matteotti ſchafft täglich neue Unterlagen zu Tage. Die Po=
lizei
fahndet mit Eifer nach einem Arbeiter, der nach den bis=
herigen
Unterſuchungsergebniſſen an der Ermordung des Abge=
ordneten
beteiligt geweſen ſein ſoll. Die Verantwortlichkeit eines
jeden Angeklagten beginnt ſich näher abzuzeichnen. Die Unter
ſuchungsrichter gehen zur Ordnung des geſamten Materials
über und verhören zunächſt weitere Zeugen, unter denen ſich
wichtige politiſche Perſönlichkeiten befinden. Dieſe Arbeit nimm=
geraume
Zeit in Anſpruch und erfordert vielleicht den ganzen
Sommer, ſo daß die ungeduldige Neugier der italieniſchen Oef=
fentlichkeit
auf eine harte Probe geſtellt wird. Gegen Urhe=
ber
ſchwerer Ueberfälle ſtehen zwei neue Verhaftungsbefehle
bevor,

ſollen, und heget das Märkerding (R. 4. Ausg. II, 371. 1899).
Es iſt alſo nur ein anderer Name für Richter, Schultheiß.
Schulz, Scholz uſw. Vielleicht hängt damit auch der Fa=
milienname
Klopfer zuſammen, wenn dieſer nicht einen Klopf=
geiſt
bezeichnet. Ein beſtimmter Kobold heißt nämlich Klopfer
(Grimm, Deutſche Sagen Nr. 76; ſ. auch Deutſche Mythologie
S. 288). Die Rechtsſymbolik des Richterſtabs iſt noch vielfach
nachweisbar. So verlangt ein Weistum aus Wetter in
Heſſen vom Jahre 1239, daß der Richter während der Sitzung
den Stab ( Stock) in der Hand hält (eum baculo ut est juris).
Von dem Abnehmen des. Eids entweder durch bloßes Vorhalten
oder Berührenlaſſen des Gerichtsſtabs heißt in aller Zeit ein=
fach
ſtaben. Auch der Ausdruck, den Stabüber jemand
brechen d. h. ihn verurteilen, hat hier ſeinen Urſprung. Hier
auf dieſe Verhältniſſe näher einzugehen, würde zu weit führen.
Wer ſich hierüber genauer unterrichten will, den verweiſen wir
auf die vortreffliche, tiefgründige Abhandlung des berühmten
Rechtshiſtorikers Karl von Amira Der Stab in der
germaniſchen Rechtsſymbolik 1909, wo im 6. Ab=
ſchnitt
S. 84 ff. der Gerichtsſtab behandelt wird. Auch
noch andere Familiennamen haben daher wahrſcheinlich ihren
Urſprung.

Eine Erhebung über Genickſtarre. Auf Veranlaſſung des
Hygiene=Komitees des Völkerbundes wird, wie die Deutſche
Mediziniſche Wochenſchrift mitteilt, eine bakteriologifch=ſtatiſtiſche
Erhebung über das Vorkommen der epidemiſchen Genickſtarre in
Preußen vorgenommen. Das Wohlfahrtsminiſterium hat ſich
mit einem Erlaß an die Kreisärzte gewendet, die bei jedem Falle
gemeldeter Genickſtarre darauf hinwirken ſollen, daß Material
zur Vornahme der Unterſuchungen an das Medizinal= Unter=
ſuchungsamt
geſandt wird.
Der Hut vom Jahre 2000. Die Pariſer Putzmacherinnen
haben ein Preisausſchreiben veranſtaltet, um die Frage zu löſen,
was für einen Hut die Dame im Jahre 2000 tragen wird. Das
Reſultat war inſofern überraſchend, als das Phantaſiegebilde
der Zukunft, ſo wie es übereinſtimmend von den verſchiedenſten
Seiten dargeſtellt wurde, gar nichts mehr mit den heutigen Kopf=
bedeckungen
zu tun hat. Es iſt vielmehr, wie die Blätter mel=
den
, ein kubiſtiſch=futuriſtiſches Phantaſiegebilde, beſtehend aus
Stroh, Federn, Blumen, Früchten, Bändern und allem anderen,
was die wildeſte Phantaſie ſich ausdenken kann. Die Modelle
des We beserbes werden demnächſt in öffentlicher Ausſtellung
gezeist werden.

[ ][  ][ ]

Nummer 183.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 3. Jnli 1924.

Seite 3.

Taskgag
Pugung dei Tonterbine

Der Eintritt Deutſchlands in den Völkerbund mit ſtändigem Ratsſitz für noiwendig erklärt.
Eine Rede des Grafen Bernſtorff. Polen erhebt Einſpruch gegen einen deutſchen Ratsſitz.

Lyon, 2. Juli. (Wolff.) Die Vollverſammlung des Kon=
greſſes
der Vereinigungen für den Völkerbund ge=
nehmigte
eine Reſolution des Wirtſchaftsausſchuſſes, die
das Sachverſtändigen=Gutachten begrüßt, ſeine
Verwirklichung durch die Völkerbundsorgane empfiehlt,
hierfür aber Deutſchlands Eintritt in den Völker=
bund
mit ſtändigem Ratsſitz bei der Erfüllung der im
Pakt geforderten Zuſicherung für notwendig erklärt und
den Grundſatz des Achtſtundentages aufrecht=
erhält
.
Der Präſident der deutſchen Liga für den Völker=
bund
, Graf Bernſtorff, hielt dabei eine oft von ſtarkem
Beifall unterbrochene Rede, in der er betonte, daß es das erſte
Mal ſei, daß eine deutſche Delegation zum internationalen Kon=
greß
nach Frankreich gekommen iſt, und in der er der franzö=
iſchen
Völkerbundsvereinigung den Dank für ihren liebenswür=
digen
Empfang ausſprach. Er hoffe, daß die Wahlen in Frank=
eich
und England den Beginn einer neuen Epoche der euro=
däiſchen
Geſchichte bedeuten. Die deutſchen Wahlen hätten zwar
in ſtarkes Anwachſen der radikalen Rechten und Linken, ſowie
ine Schwächung der Mittelparteien gebracht, aber die Reichs=
egierung
verfüge über eine hinreichend ſtarke
Nehrheit für die Annahme des Sachverſtän=
digen
=Gutachtens. Damit ginge aber die Reparations=
rage
ihrer Löſung entgegen. Er verſtehe, daß die unbedingt
iotwendige Löſung der Reparationen und die Sicherheit Frank=
eichs
die wichtigſten Fragen in den Augen der Nachbarn Deutſch=
ands
ſeien, und ſtellte feſt, daß auch

die Abrüſtungsfrage gelöſt.

Deutſchland ſei völlig abgerüſtet, ſelbſt wenn es einen Krieg
ühren wollte, was nicht der Fall ſei, könnte es das nicht. Die
Kepublik ſei da und werde bleiben, aber man ſollte Geduld
aben und nicht vergeſſen, daß auch nach den Revolutionen in
England und Frankreich noch lange Schwierigkeiten zu über=
vinden
waren. Bernſtorff warnte dann vor den Ueber=
reibungen
, die das Ausland in der Beurteilung
er nationaliſtiſchen Kundgebungen begehe. Es
ei ſelbſtverſtändlich, daß in Deutſchland das National=
efühl
nervöſer und lebhafter ſei als in anderen Ländern,
a wir die Beſiegten und Verſtümmelten dieſes Krieges ſind.
diefen durchaus unvermeidlichen Gemütszuſtand möge man ver=
ehen
, und die deutſche Liga für den Völkerbund täte alles, um
yn zu beſchwichtigen. Aber wenn das Ausland wichtige Inter=
ſſen
habe, müſſe es auch die wichtigen deutſchen Fragen begrei=
en
, nämlich die Notwendigkeit einer Räumung der
ber die Beſtimmungen des Verſailler Vertrages hinaus be=
etzten
Gebiete, einer Amneſtie und der Heimkehr für alle
deutſchen, die ſich an dem paſſiven Widerſtand beteiligt haben.
zur
Frage des Eintritts Deutſchlands in den Völkerbund

rklärte Graf Bernſtorff, daß es beſſer ſei, wenn Deutſchland
ine Aufnahme erſt nach vorheriger völliger Verſtändigung mit
rankreich und England über die anderen Fragen anſuche. Er
imme daher der Reſolution auch deshalb bei, weil ſie die For=
erung
nach einem Ratsſitz enthält, worauf die öffentliche Mei=
ung
in Deutſchland den größten Wert lege. Graf Bernſtorff
idete mit dem Ausdruck des Vertrauens in eine beſſere Zukunft
nd der Hoffnung auf eine Verwirklichung der
ereinigten Staaten von Europa, die anſtelle der
icherlichen Zerſplitterung gemeinſame Arbeit für die europäiſche
ultur leiſten ſolle.
Nachdem ſich der lebhafte Beifall gelegt hatte, dankte der
anzöſiſche Präſident des Wirtſchaftsausſchuſſes, der Deputierte
ean Henneſſy, dem Vertreter der deutſchen Liga für ſeine
rklärungen, vor allem über die Abrüſtung, die die franzöſiſche
ſelegation ungemein befriedigt habe. Er unterſtrich aber ein=
ringlich
die Befürchtungen, die man in Frankreich vor
euen geheimen Kriegsmitteln habe, deren die deut=
hen
Nationaliſten ſich bedienen könnten, weshalb auch die erſte
orge der neuen Regierung, die das Einvernehmen mit Deutſch=
ind
wolle, die Aufklärung über dieſe Frage war. Er bat Graf
ſernſtorff, auf die deutſche öffentliche Meinung einzuwirken, daß
e die Kontrolle zulaſſe, er verſicherte, daß Frankreich keine
nnexionen der beſetzten Gebiete wolle und drückte die Hoffnung
uf den Eintritt Deutſchlands in den Völkerbund aus mit einem
atsſitz, der ihm zuſtehe. Der Vertreter des belgiſchen Vereins,
ollin, ſprach hierauf kurz die große Befriedigung über
ernſtorffs Worte aus. Der polniſche Vertreter teilte dem
orſtand des Kongreſſes mit, daß er den Einſpruch gegen
n Paſſus der Reſolution über den deutſchen Ratsſitz
ufrechterhalte.

Kampf gegen die Kultur.

Der bekannte Literaturhiſtoriker H. Houben
läßt in Kürze im Verlage von H. Heſſel, Leipzig,
ein Buch Der gefeſſelte Biedermeier erſcheinen,
in dem er in hochinterſſanter Weiſe von den Zenſur=
dingen
der Jahrzehnte nach 1815 berichtet. Mit Er=
laubnis
des Verlages bringen wir die folgenden
Abſchnitte zum Abdruck.
In einem Brief an den berühmten Hiſtoriker Johannes
küller vom 14. Dezember 1805 hat ſich Friedrich v. Gentz unum=
unden
über das ausgeſprochen, was er ſeit ſeinem Uebertritt
Oeſterreichs Dienſte als ſeine heilige Lebensaufgabe betrach=
te
, den erbitterten Kampf gegen die Kultur!
Für die Kultur bis zum Märtyrertum zu arbeiten, ſei die
ufgabe der Beſten jeder Nation, das beſtritt auch er nicht, vor
lem, wenn Wahrheitsſcheu, Verfolgung, Stupidität den menſch=
hen
Geiſt unterdrückten. Wenn aber die herrſchende Tendenz
er neueren Zeit darauf ausgehe, alles Alte zu zerſtören, dann
ies das Vorrecht der ausgezeichneten Menſchen, bis zur Hals=
arrigkeit
altgläubig zu werden, wenn auch in ſolchen Zeiten
er Auflöſung viele an der Kultur der Menſchheit weiterarbeiten
üßten einige, ſelbſtverſtändlich hoch kultivierte‟ Männer
itten die Pflicht, ſich ganz dem ſchwereren, undankbareren, ge=
hrvolleren
Geſchäft zu widmen, das Uebermaß dieſer Kultur
bekämpfen. Für einen dieſer Auserkorenen halte er ſich. Er
i nicht bezahlt, es mit der Kultur zu halten, er habe faſt nur
lebt, um zu ſehen, wie ſie Schreckliches herbeiführe. Er habe
n erhabenen Funken einer ewigen Oppoſition gegen die Wut
id das Verderben der weltverwüſtenden Neuerungen zu wahren.
Dieſe prometheiſche Aufgabe, die bei einem tief ſittlichen
kenſchen, der Gentz nicht war, den Keim zu einer weltgeſchicht=
chen
Tragödie in ſich bergen könnte, verfolgte er mit einer
bitterten Ausdauer, und ſeine Gegnerſchaft war um ſo gefähr=
cher
, als ihm alle geiſtigen Mittel dazu in überreichem Maße
Gebote ſtanden. Als adrocatus diaboli gilt er mit Recht als
nerreichter Meiſter.
Zu den weltverwüſtenden Neuerungen rechnet er an erſter
telle die drohende Preſſefreiheit, und ſeitdem Karl Auguſt von
achſen=Weimar ſie verfaſſungsmäßig gewährt hatte, ſah er die
tuhe Europas bedroht, wenn dieſes Unweſen weiter um ſich
reife. Metternich, ſeit 1809 Miniſter des Aeußern, bald aber der
Umächtige Leiter der geſamten Politik des Kaiſerſtaates, war
anz ſeiner Meinung.

Herriot an den Kongreß der Völkerbunds=
Vereinigungen.

Ein neues Projekt des Völkexbundes.

Zweiter Internationaler Städtekongreß.

Neuer japaniſch=amerikaniſcher Zwiſchenfall.

Mehrere Jahre brüteten dieſe beiden über die Rettung der
Welt vor der Verworfenheit der Schriftſteller, und die Zeitereig=
niſſe
ſelbſt ſpielen ihnen die Mittel zur Löſung des Problems
in die Hände. Das Wartburg=Feſt, die Verfaſſungskämpfe in
Süddeutſchland, die ohne Preſſefreiheit von vornherein gelähmt
geweſen wären, ſchließlich Kotzebues Ermordung und die öffent=
liche
Beurteilung dieſer Untat ſchienen den immer eindringlicher
werdenden Beſchwörungen der öſterreichiſchen Regierung Recht
zu geben. Der Augenblick zu einer gründlichen Auskehr ſchien
gekommen. Gentz hatte alles vorbereitet, um ſeinen Kampf
gegen die Kultur durch eine Entſcheidungsſchlacht ſiegreich zu
beenden.
Das Ziel Oeſterreichs war die Beſeitigung der beiden bedenk=
lichen
Paragraphen 13 und 18 der Bundesakte durch eine für alle
Bundesſtaaten verbindliche Interpretation, die jeder willkürlichen
Auffaſſung durch liberale Fürſten, Staatsmänner und Publi=
ziſten
gründlich den Garaus machen ſollte.
Nun war es aber keineswegs gewiß, ob der Bundestag in
ſeiner Geſamtheit dieſem geplanten Attentat auf die ſonſt ſo
hoch gehaltene Souveränität der Einzelſtaaten zuſtimmen würde.
Im Gegenteil abgeſehen von der Eiferſucht der Staaten unter=
einander
, hatten die verſchiedenen Verfaſſungen Verpflichtungen
auferlegt, die ſich ſchlechterdings nicht durch einen Federſtrich
wieder beſeitigen ließen. Daß der Großßherzog von Weimar
die Felonie gegen den Bund, der man ihn geradezu beſchul=
digte
, ſo weit treiben würde, um den Plänen Oeſterreichs zu
widerſprechen, war ſo gut wie gewiß; ebenſo wenig Gutes ver=
ſprach
man ſich von den Freien Städten und von einer ganzen
Anzahl der kleineren Bundesfürſten. Das diplomatiſche Schach=
ſpiel
ſtellte alſo die reizvolle Aufgabe, den zu befürchtenden
Widerſpruch gar nicht aufkommen zu laſſen, und es iſt bekannt,
wie meiſterhaft Metternicht dieſe Aufgabe zu löſen verſtand.
Man zog nur neun Bundesſtaaten zu Rate, und nachdem
man ſchon im Juli 1819 das volle Einverſtändnis des durch die
Zeitläufe eingeſchüchterten Preußenkönigs gewonnen hatte,
einigte man ſich auf einer Konferenz in Karlsbad, die den ganzen
Auguſt über dauerte, zu einer Reihe von Maßregeln, auf deren
Durchführung alle Bundesſtaaten unnachſichtlich verpflichtet wer=
den
ſollten. Die endgültige Erläuterung des § 13 ſtellte man
allerdings noch vorläufig zurück, nachdem auch Preußen die Zu=
ſicherung
gegeben hatte, daß es an eine Volksvertretung im
modernen Einne nicht mehr denke, ſondern nur an eine Be=
lebung
der alten Provinzialſtände mit einer noch unklaren Zen=
tralverwaltung
, die ſich allerdings der preußiſche Staatskanzler
Hardenberg noch weſentlich umfaſſender und wirkſamer vorſtellte

Perſäumniffe des Bölkerbundes.

Bilanz der letzten Genfer Tagung.
Von unſerem Korreſpondenten.
Genf, im Juni.

Paris, 2. Juli. (Wolff.) Miniſterpräſideni und Außen=
miniſter
Herriot hat an den Kongreß der Völker=
bundsvereinigungen
in Lyon folgendes Tele=
gramm
gerichtet: Die Regierung der Republik entbietet
den Vereinigungen ihre Grüße, die in Lyon zu einem Kongreß
zuſammengetreten ſind, um an der Stärkung des Völkerbundes
mitzuarbeiten, auf deſſen Erfolg ſo große Hoffnungen geſetzt wver=
den
. Frankreich, das in den letzten Jahren grauſam geſchlagen
wvorden iſt, verlangt nur die gerechte Wiedergutmachung der
Schäden, die es erlitten hat. Wenn jedoch dieſe Reſultate erzielt
ſind, wird es getreu ſeiner demokratiſchen Ueberlieferung keine
größere Sorge haben, als in vollem Maße ſeiner Kraft zu der
Organiſation eines aufrichtigen und dauerhaſten Friedens zwi=
ſchen
den Nationen beizutragen. Dieſe Regierung der Republik
wird in dieſem Sinne mit einem Eifer arbeiten, der ſich durch
nichts entmutigen laſſen wird. Sie fordert die Elite aller Natio=
nen
der Welt auf, ihr bei dieſem Werk behilflich zu ſein, zu dem
bedeutungsvollſten, das im Intereſſe der Völker in Angriff ge=
nommen
werden müſſe.

London, 2. Juli. (Priv.=Tel.) Ramſay Macdonald erklärte
heute nachmitag im Unterhaus, daß der Völkerbund an alle
Staaten, ob ſie nun Mitglieder des Völkerbundes ſeien oder nicht,
ein Projekt für gegenſeitige Unterſtützung geſandt
habe. Bis jetzt häten Eſtland, Lettland, Finnland, Bulgarien, Belgien
und Sowjetrußland geantwortet. Bulgarien und Lettland hätten den
Entwurf gebilligt. Sowjetrußland habe ihn mißbillig:. Was die eng=
liſche
Regierung anlange, ſo ſei er noch nicht in der Lage, zu ſagen, wel=
ches
ihr Standpunkt zu dem Projekt ſein werde.

Amſterdam, 2. Juli. (Wolff.) Auf der geſtrigen Sitz=
ung
des Zweiten Internationalen Städtekongreſſes ſprachen
neben anderen Rednern Profeſſor Krautwig=Köln. Es wurden
Beſchlüſſe über die Organiſation der Internationalen Städte=
union
und die in Ausſicht genommene Publikation der Union
gefaßt. Ein beſonderer Ausſchuß wurde gebildet, um das Ver=
hältnis
der Gemeindeverwaltungen zu den Vereinigungen für
hygieniſche und ſoziale Fragen zu unterſuchen und auf dem näch=
ſten
Kongreß über die Ergebniſſe zu berichten. Ferner wurde be=
ſchloſſen
, bei der nächſten Völkerbundsverſammlung dafür ein=
zutreten
, daß die Reſolution, in der die internationale Zuſam=
menarbeit
auf fiskaliſchem Gebiet nach dem Vorbild der dan=
amerikaniſchen
Union empfohlen wird, genehmigt werde. End=
lich
ſollen mit der panamerikaniſchen Union Beziehungen ange=
knüpft
werden.

London 2. Juli. (Wolff.) Nach einer Mitteilung der
hieſigen japaniſchen Botſchaft iſt ein junger Mann in das Ge=
bäude
eingedrungen, in dem ſich vor dem Erdbeben die ameri=
kaniſche
Botſchaft in Tokio befand, hat die amerikaniſche
Flagge vom Flaggenmaſt heruntergeholt und iſt
mit ihr entkommen. Der Täter wurde von mehreren japaniſchen
Polizeibeamten verfolgt, ohne daß jedoch ſeine Feſtnahme ge=
lang
. Die japaniſchen Behörden ſetzten die Nachforſchungen
eifrig fort.
Die japaniſche Polizei hat dem amerikaniſchen
Geſchäftsträger mitgeteilt, daß ſie die geſtern von einem
jungen Manne vom Platz der amerikaniſchen Botſchaft entfernte
amerikaniſche Flagge unverſehrt aufgefunden habe. Zwei ſei=
ner
Mithelfer ſeien feſtgenommen worden. Da der
japaniſche Außenminiſter bereits die Entſchuldi=
gung
der japaniſchen Negierung zum Ausdruck ge=
bracht
hat, wird der Vorfall allgemein als erledigt angeſehen.

Neuer Anſiurm der Riffleute auf die ſpaniſchen
Stellungen.

Dem Korreſpondenten des Matin in Tanger zufolge iſt die
Lage in der Gegend von Tetuan ſehr ſchwierig,
um nicht zu ſagen prekär. Starke Abteilungen von Riffleu=
ten
rückten auf die vorgeſchobenen Linien vor und hätten ſie
an verſchiedenen Stellen ſchon durchbrochen. Havas berichtet aus
Madrid: Heute früh wurde eine heftiger Kampf in der weſt=
marokkaniſchen
Zone gemeldet.

Man hatte, in Anbetracht des Umſtandes, daß das Problem
Deutſchland und der Völkerbund zurzeit brennender denn je
iſt, eine gewiſſe Berechtigung gehabt, von der Juni=Tagung des
Völkerbundrates (der letzten vor dem Zuſammentritt der Ver=
ſammlung
im September) eine Erörterung und Klärung dieſer
Frage zu erwarten. Jedoch iſt dieſes nicht erfolgt. Einzig, was
wahrgenommen werden konnte, war die Tatſache, daß be=
ſtimmte
Mitglieder des Rates ſo na entlich der engliſche Ver=
treter
Lord Parmoor und der Vertreter Schwedens Branting
während der Erörterung verſchiedener Deutſchland berührenden
Probleme, ſich immerhin Mühe gaben, möglichſt gerechte, für
Deutſchland günſtige Beſchlüſſe des Rates herbeizuführen. Doch
auch dieſes beſcheidene Ziel iſt ſchließlich kaum erreicht worden.
Blickt man auf die nun abgeſchloſſene Tagung des Völker=
bundrates
zurück, ſo muß leider feſtgeſtellt werden, daß auch
dieſes Mal die Tätigkeit des Rates ſich mit Halbheiten und all=
gemeinen
Wünſchen, die überhaupt ein bedauerliches Charakte=
riſtikum
des Völkerbundes darſtellen, begnügte, während gewiſſe
brennende Fragen des Tages überhaupt nicht berührt wurden.
Es gehört ſicher zu den großen Vorzügen des Völkerbundrates,
daß er, einsedenk ſeiner friedlichen Miſſion, ſtets Befhzlüſſe faßt,
die beſtimmt ſind, möglichſt alle ſeine Mitglieder zu beſchwich=
tigen
. Doch kann dieſe Taktik auch mitunter zu weit getrieben
werden; die Reſolutionen des Völkerbundes können leicht ſo aus=
fallen
, daß von ihrem Inhalt ſchließlich keine Partei ſich befrie=
digt
zeigt. Und letzteres iſt in der Praxis des Völkerbundes
leider allzu oft der Fall geweſen.
Während dieſer letzten Tagung des Völkerbundrates erfuhren
nur wenige jener zahlreichen Fragen, die auf der Tagesordnung
ſtanden, befriedigende Abſchlüſſe, tvelche zudem nur zum Teil
durch direkte Beteiligung des Rates herbeigeführt wurden.
So kam eine vorläufige Einigung zwiſchen Danzig und
Polen nur dadurch zuſtande, daß Polen wenig Luſt verſpürte,
den Nachbar Beneſch als unwillkommenen Richter über ſich zu
ſehen. Und obgleich es natürlich ſchien, nun die Frage aufzu=
werfen
, ob nicht, angefichts der furchtbaren Exploſion in Bukareſt,
es opportun wäre, den Beſchluß der Errichtung eines polniſchen
Munitionslagers inmitten der dichtbevölkerten Hafenſtadt Danzig
einer Reviſion zu unterziehen, wurde nicht im leiſteten die Erör=
terung
dieſes Themas angeregt.
Die Ablehnung ſeitens des Rates, das Erſuchen Oeſter=
reichs
in Fragen der Abänderung ſeines Budgets und der
joviale Rat an die Wiener, mehr zu arbeiten, iſt natürlich an
der Donau als recht verletzend empfunden worden, hat man doch
in den letzten Jahren in Oeſterreich nicht nur fleißig gearbeitet,
ſondern auch ſchwer gelitten, ſicher mehr, als in Paris oder
London . . . . Als ein bedeutender Schritt vorwärts muß ledig=
lich
der Entſchluß des Völkerbundrates betr. der Militär=
kontrolle
bewertet werden, und Herr Beneſch hat recht, wenn
er dieſen Schritt als den Anfang einer neuen Zeit bezeichnet.
Doch ſei es erlaubt, einzuwenden, daß der Anbruch dieſer neuen
Zeit weniger als Verdienſt des Völkerbundrates zu gelten hat,
vielmehr einzig die politiſchen Umwälzungen in Paris und Lon=
don
dazu geführt haben, daß man nun auch in Genf das Wehen
eines erfriſchenden Morgenwindes verſpürte und ſich danach zu
richten verſuchte.
Neben dieſen wenigen, zum Teil geklärten Problemen ſind
indeſſen eine Reihe von Fragen, von denen hier nur einige ge=
nannt
werden ſollen, gänzlich oder nur ſehr unvollkommen ge=
löſt
worden. Da iſt zunächſt die Frage der ruſſiſchen Emi=
granten
, deren Leiden zum Himmel ſchreien hat doch das
Hilfswerk des Völkerbundsdelegierten Dr. Nanſen ihnen faſt gar
keine Erleichterungen zu bringen vermocht: Dr Nanſen iſt, im
Verkennen der wahren Situation, ſo weit gegangen, daß er allen
Ernſtes den Emigranten die Rückkehr nach Rußland anempfahl,
weil die Sowjetresierung ihm verſprochen hatte, gegen die
rückkehrenden Flüchtlinge keine Repreſſalien anzuwenden. Doch
naturgemäß erwies ſich das Mißtrauen der ruſſiſchen Emigranten
gegenüber der Tſcheka größer als das Vertrauen Dr. Nanſens
zum Moskauer Sowjet, weshalb die Sorge der Emigranten
weniger auf die unmögliche Rückkehr nach Rußland, als auf das
Finden einer Arbeitsmöglichkeit in der Fremde gerichtet iſt.
Wohl beſchloß der Völkerbundrat, mit letzterem das Internatio=
nale
Arbeitsamt zu betrauen, doch hierauf ſetzen die Ruſſen keine
allzu großen Hoffnungen, wie ihnen auch die ſogen. Völker=
bundpäſſe
wenig nützen, die ſelbſt Staaten, welche Mitglieder
des Völkerbundes ſind, zu viſieren verweigern! So ergibt ſich
im Reſultat die Tatſache, daß der Völkerbund weder die juriſt=
iſche
noch die materielle Lage der ruſſiſchen Emigranten befrie=
digend
zu regeln vermocht hat, was ſicher ſehr zu bedauern iſt.
Die Sache der armeniſchen Flüchtlinge wurde
ebenfalls durch Schaffung von Völkerbundpäſſen erledigt. Ohne
dieſes Thema weiter zu erörtern, ſei lediglich daran erinnert,
daß ſeinerzeit Wilſon gleichzeitig mit dem Gedanken des Völker=
bundes
die Notwendigkeit der Schaffung eines armeniſchen

als Metternich. Man einigte ſich aber dahin, daß kein Bundes=
ſtaat
ſich weigern dürfe, Beſchlüſſe der Bundesverſammlung zu
vollziehen, inſofern ſie die innere und äußere Sicherheit der
Geſamtheit, die Unabhängigkeit und Unverletzbarkeit einzelner
Mitglieder des Bundes und die von beiden unzertrennliche Auf=
rechterhaltung
der rechtlich beſtehenden Ordnung zum Gegen=
ſtande
haben‟. Damit war dem Bundestag eine Gewalt ver=
liehen
, der das ſonſt ſo lockere Gefüge des 1815 gegründeten
Staatenbundes in keiner Weiſe gerecht wurde und der ſich Oeſter=
reich
am wenigſten unterworfen haben würde, ſobald ein Bundes=
beſchluß
mit ſeiner eigenen Politik in Widerſpruch geraten wäre.
Die endgültige Erläuterung des § 13 im Sinne des bewährten
monarchiſtiſchen Prinzips erfolgte erſt auf ſpäteren Konferenzen
in Wien.
Die eigentlichen Maßregeln aber, die man in Karlsbad aus=
brütete
, waren: die verſchärfte Aufſicht über Schulen und Uni=
verſitäten
, die unter eine Art Kuratel geſtellt wurden, gemein=
ſame
Einſchränkung der überhand nehmenden Preßfreiheit und
die Gründung einer Bundeskommiſſion zur Verfolgung dema=
gogiſcher
Umtriebe, der bald berüchtigt gewordenen Mainzer
Zentralunterſuchungskommiſſion.
Die Karlsbader Beſchlüſſe wurden im September, wenige
Tage, bevor der Bundestag in Ferien ging, in Frankfurt vor=
gelegt
, zur größten Ueberraſchung der Mehrzahl, ihre Annahme
als ſelbſtverſtändliche Pflicht hingeſtellt, einer kurzen Beratung
unterworfen, die nur ein Scheingefecht war, denn die meiſten
Vertreter der Bundesſtaaten waren ohne alle Inſtruktion, und
in einer nachweislich gefälſchten Abſtimmung einhellig zum Ge=
ſetz
erhoben. Man hütete ſich wohl, das wahrheitsgetreue Pro=
tokoll
über dieſen ſkandalöſen Vorgang auch nur den beteiligten
Regierungen ſelkſt zu unterbreiten, ſondern begnügte ſich damit,
die beſchloſſenen Maßregeln kurzweg als Ergebnis der Bundes=
ſitzung
vom 20. September bekanntzumachen.
Der Beſchluß, der am tiefſten in das öffentliche Leben ein=
griff
, war der über die neue Beſchränkung der Preßfreiheit.

Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.

Franz Lehär vollendet in dieſen Wochen ſeine neueſte
Operette Paganini deren Verlag und Vertrieb er dem
kürzlich in Berlin gegründeten Theaterverlag Crescendo
übergeben hat. Die deutſche Uraufführung wird in der erſten
Hälfte der kommenden Spielzeit vorausſichtlich in Wien und
Berlin gleichzeitig ſtattfinden. Auch Italien hat den Paganini
bereits erworben.

ues

der

[ ][  ][ ]

Seite 4.

Nihimer 183.

Staates verkündete. Was iſt aus dieſem Staate ge erden?
der Ebene der Kura und im Tale des Eritvage3 he
heute ſengend und plündernd die Beauftragten der Mexin
Tſcheka! Armes Armenien, das von Genf ſo weit entfernt iſt,
es leidet und ſchweigt.
Ein vollkommenes Verſagen konnte der Völkerbund endlich
auch in der Frage der de utſchen Anſiedler Polens
buchen. Am Anfang der Sitzung, welche der Erörterung dieſes
Problems gewidmet war, machte Lord Parmoor die heroiſchſten
Anſtrengungen, die Sache dieſer unglücklichen 160 deutſchen
Familien, welche die polniſche Regierung von Haus und Hof
vertrieben hat, gerecht zu entſcheiden vielleicht, um Deutſch=
land
eine goldene Brücke nach Genf zu bauen . . . . Er brachte
eine rechte milde Reſolution ein, laut welcher Polen empfohlen
wurde, die Vertreibung der Koloniſten einzuſtellen. Aber der
gute engliſche Lord hatte die Rechnung ohne den edlen polniſchen
Grafen Skrzynſki gemacht. Dieſer Graf (wer kennt nicht pol=
niſche
Grafen?) warf ſich in eine theatraliſche Poſe er lehnte
ſich in ſeinem Seſſel weit zurück, kniff ein Monokel ins Auge,
ſchlug recht ungräflich mit der Hand wiederholt auf den Völker=
bundtiſch
und leugnete alles. Man war hiervon peinlich berührt,
denn in Genf der wohlerzogenſten Stadt der Welt iſt es
nicht Sitte, mit den Fäuſten auf den Tiſch, noch dazu auf den
Tiſch des Völkerbundrates, zu trommeln. Der Vorſitzende Be=
neſch
hatte daher einen heiklen Stand. Schließlich wandte er
ſich flüſternd an den Generalſekretär Sir Erie Drummond: Muß
Polen die Reſolution annehmen oder kann der Rat ohne Polen
beſchließen? wird er wohl den erfahrenen Sir Erie gefragt
haben. Dieſer antwortete etwas, was Beneſch veranlaßte, den
Grafen kurz und knapp zu fragen: Nimmt Polen die Reſolu=
tion
Lord Parmoors an oder nicht
Dieſe unhöfliche Frage
machte den ſtolzen Grafen zunächſt etwas verlegen, aber dann
folgte doch ein gewundenes, talmudiſtiſch begründetes Nein,
was protokolliert wurde und das Schickſal der armen deut=
ſchen
Koloniſten bis auf weiteres negativ entſchied. Und zwar
lediglich infolge einer unnützen Delikateſſe des Völkerbundes,
dem es durchaus frei ſtand, ohne Befragen des pol=
niſchen
Vertreters der Warſchauer Regierung die Aen=
derung
ihres Verhaltens gegenüber den deutſchen Koloniſten
anzuempfehlen. Daß er es nicht getan hat, iſt charakte=
riſtiſch
für ſein ſtetes Stehenbleiben auf halbem Wege und die
meiſtens daraus folgende unbefriedigende Faſſung ſeiner Reſo=
lutionen
und Protokolle.
Als ganz natürlich kann es daher gelten, daß dieſer
unentſchloſſene und ſchwankende Völkerbund auch nicht im ent=
fernteſten
daran dachte, aus eigener Initiative den Schritt zu
unternehmen, der dem Werk der Befriedung Europas einen
unſchätzbaren Nutzen hätte bringen können: er verzichtete darauf,
diejenige Frage zu erörtern, die heuer auf allen Lippen brennt:
die Frage des Eintritts Deutſchlands in den Völkerbund, und
keines der Mitglieder des Rates, nicht einmal der ideal veranlagte
Humaniſt Lord Parmoor, brachte den Vorſchlag ein, die Zahl
der ſtändigen Sitze im Rat zu erhöhen, was in wirklich prak=
tiſcher
Weiſe Deutſchland den Weg nach Genf ohne weiteres
geebnet und eine ſehr klare Beantwortung der Frage, ob Deutſch=
lands
Eintritt erwünſcht wäre, bedeutet hätte.

Oteſiüias Wan zum Schkuß die Tütigkeit bieſer ilung be3
Seiſerknitras, der 12 letzte vor dem Züſtriittrrrirt dier Ber=
neuklng
im :lcniher ſicher eine außerorpeniliihe Bereutung
zukam, ſo maß feſtgeſteilt werden, daß, obgleich geliſſe Anzeichen
einer neuen Zeit ſich bemerkbar machten, der Völlerbundrat
dennoch in allgemein=enropäiſchen Fragen keine Dinge beſchloſſen
hat, die einen beachtenswerten Umſchwung im günſtigen Sinne
ankündigen würden und im beſonderen alles zu unternehmen
verſäumte, was die Genfer Organiſation Deutſchland häite näher
bringen können.
G. P.

Amn die Anerkennung Sowjetrußlands.
Keine Aenderung in der Haltung Amerikas.
Paris, 2. Juli. Havas meldet aus Waſhington, im
Weißen Hauſe wurde erklärt, daß in der Stellung der
Regierung zur Anerkennung der ruſſiſchen
Negierung keine Aenderung eingetreten ſei. Die Auf=
faſſung
des Präſidenten Coolidge ſei in ſeiner Botſchaſt an
den Kongreß im September des vorigen Jahres und in der Note
des Staatsſekretärs Hughes zum Ausdruck gekommen. Seitdem
ſei nichts eingetreten, was einen Wandel in der Haltung der
amerikaniſchen Regierung hätte herbeiführen können. Von dem
franzöſiſchen Botſchafter Juſſerand ſei bei deſſen letztem Beſuch
bei Präſident Coolidge vor feiner Abreiſe nach Frankreich die
Frage der Anerkennung gicht erwähnt worden.
Der Eclair will erfahren haben, daß der von Kerenski ſeiner=
zeit
zum Botſchafter in Paris ernannte Maklalow, der
noch das Botſchaftsgebäude in Paris bewohnt, ſich anſchicke,
dieſes zu verlaſſen. Das Blatt ſchließt daraus, daß die
Sowjetregierung demnächſt von Frankreich de juro anerkannt
werden ſoll.
Iſrael Oebaan ermordet.
London 2. Juli. Der bekannte jüdiſche holländiſche Dichter
Fſrael Dehaan, der in Paläſtina als Korreſpondent s Daily
Expreß lebte, wurde in der vergangenen Nacht durch ReBolver=
ſchüſſe
auf der Straße nach Jaffa ermordet. Er war einer der
eifrigſten Führer der antizioniſtiſchen Bewegung und mußte deshalb
auf ſeinen Lehrſtuhl an der jüdiſchen Univerſität in Jeruſalem, wo er
als Profeſſor der Rechte tätig war, verzichten.
Frankfurt a. M., 2. Juli. (Wolff.) Wie von dem hieſigen
Hauptbureau der Paläſtinazentrale der Agudas Jisroel mitgeteilt wird,
iſt Dr. Dehaan, ein prominentes Mitglied der ſtreng orthodoxen Juden
(Agudas Jisroel) Holländer von Geburt und Vertreter des Allgemeen
Handelsblaad. Dr. Dehaan war von zioniſtiſcher Seite ſtark angefein=
der
geweſen. Die Beerdigung wurde ſtreng bewacht; ungefähr 5000
Perſonen nahmen daran teil, faſt die geſamte Orthodoxie Jeruſalems.
Während der Beerdigung wurden öffentliche Proteſtve=anſtaltungen
gegen die Zioniſten abgehalten. Die intellektuelle Urheberſchaft des
Mordes wird der Verhetzung in der Preſſe zugeſchrieben. Dr. Dehaan
erhielt drei Revolverſchüiſſe mit Dum=Dum=Kugeln.

Gegen die Schuldlüge.
Schulungsipoche des Deutſchen Frauenausſchuſſes.
Am Freitag vormittag ſprach im Schmelzerhof in Eiſenach Oberſt
Schwertfeger über Die militäriſchen Vorbereitun=
gen
zum Kriege‟. Er ging von der Frage aus: Woher kommt
der Glauben der ganzen Welt an unſere Schuld am Kriege? Aufſchluß
hierüber gebe ein neues Gelbbuch der Franzoſen über die Sicherheits=
frage
am Rhein, das mit einem Vorwort von Profeſſor Oncken erſchie=
nen
iſt. Wir ſehen daraus, daß wir nur einen Feind haben, Frank=
reich
, und daß es eine Theſe zu bekämpfen gilt, die von unſerer
Alleinſchuld am Kriege. Frankreich wird beſtimmend ſein für die Ver=
hältniſſe
an Rhein und Nuhr. Es kommt darauf an, die franzö=
iſche
Politik als unberechtigt in ihren Prämiſſen
hinzuſtellen. Wenn Foch am 10. Januar 1919 ſagen konnte, Deutſch=
land
habe 1914 den Eroberungskrieg begonnen und bleibe noch für lange
Zeit eine furchtbare Drohnug für die Ziviliſation. Die Geſamtheit
müſſe zu den ſchärfſten Abwehrmaßnahmen greifen. Und wenn darauf=
hin
die Weſtgrenze Frankreichs an den Rhein verlegt wurde. So fragt
man: Wie war es möglich, daß dieſer Krieg, den wir als Vertei=
digungskrieg
dachten, in der Welt als Angriffskrieg aus=
gelegt
wird? Es iſt nur möglich, weil in allen Punkten der Schein
gegen uns ſpricht. Das erimitive Denken des Auslandes kennt nicht
Deutſchlands ſtrategiſche und politiſche Lage, weiß nicht,
wie ungeheuer gefährdet es während der ganzen Regierung Wilhelms II.
war. Es verſteht nicht, daß das in aller Oeffentlichkeit vollzogene Wett=
rüſten
zwiſchen Frankreich und Deutſchland den Frieden erhalten ſollte,
Das primitive Denken fragt:
1. Hat Deutſchland Rußland den Krieg erklärt?
2. Hat Deutſchland Frankreich den Krieg er=
klärt
?!
3. Hat Deutſchland Belgien überfallen?
Es begreift nicht, daß ein politiſcher Verteidigungskrieg zu ſtrategi=
ſchen
Offenſiven führen kann.
Wenn in Deutſchland vom Kriege die Rede war, ſo dachte man nur
an einen kurzen Krieg, wie den von 1870. Man hoffte 1914, durch den
Marnefeldzug den Krieg im Weſten zu beenden und dann durch Ent=
ſendung
von angemeſſenen Heeresteilen nach dem Oſten Oeſterreich die
erwünſchte Entlaſtung zu bringen. Es iſt ein Beweis von Deutſchlands
ungeheurer militäriſcher Leiſtungsfähigkeit, daß es imſtande war, ſich
während des Krieges auf einen jahrelangen Abwehrkampf nach allen
Seiten umzuſtellen. Ein Beweis für unſere Eroberungsluſt iſt es nicht.
Die Beſtrebungen derer, die ſich in Deutſchland in der Schuldfrage be=
kätigen
, müſſen daher vor allem darauf gerichtet ſein, der Welt und der
uns friedlich geſinnten Entente begreiflich zu machen, daß ſelbſt ein
riedliebendes Volk ſich genötigt ſehen kann, zur
Behauptung ſeiner ſtaatlichen Selbſtändigkeit zu
ſtrategiſcher Offenſive zu ſchreiten.
,ls Lrue
Anklagematerial gegen Raditſch.
Belgrad, 2. Juli. Die Agramer Staatsanwaltſchaft hat
von der Regierung umfangreiches Anklagematerial gegen Na=
ditſch
und einige Abgeordnete ſeiner Partei erhalten, um gegen
alle Anklage wegen Hochverrat zu erheben. Nach dem Anklage=
material
ſoll Raditſch mit dem mazedoniſchen Ausſchuß die Los=
trennung
einiger Teile des Staates vorbereitet und deshalb
eine Zuſammenkunft mit dem bulgariſchen Abgeordneten Das=
kaloff
gehabt haben.

Sophie Hugenſchütz
Heinrich Völker
Verlobte
Darmſtadt, im Juli 1924
Ar

Ihre vollzogene Vermählung
geben bekannt
Paula Weißweiler
Köln a. Rh.
Ferdinand Faber
Zürich
Landestheater Darmſtadt, 2. Juli 4924
Aſf0

Nachruf.

Mitten in verantwortlichſter Berufstätigkeit wurde heute im
Alter von 59 Jahren
Herr Georg Schanz
durch einen Schlaganfall vom Leben abberufen. Herr Schanz hat ſeit
mehr als 34 Jahren in ſeltener Pflichttreue und Gewiſſenhaftigkeit
bei unſerer bezw. unſerer früheren Firma J. Schröder A.=G. die Stelle
des Maſchinenführers bekleidet. Wir bedauern ſchmerzlich ſeinen
frühen Tod und werden ihm alle Zeit ein gutes Andenken bewahren.
Darmſiadt, den 30. Juni 1924.

8576)

A. Schneider Akt.=Geſ.

Todes=Anzeige.
Unſere geliebte Mutter, Schwie=
germutter
, Großmutter, Schwe=
ſter
und Schwägerin
Frau
Helene Malcomeß
geb. Fiſcher
wurde am 20. Juni im 53. Le=
bensjahre
durch den Tod von
langem Leiden erlöſt.
Margarete Boehm, geb. Malcomeß
Eliſabeth v. Ruppert, geb. Malcomeß
Wilhelm Boehm, Maſor a. D.
Ernſt=Günther v. Ruppert, Maſor a.O.
Marie Lautz, geb. Fiſcher
Bertha Fiſcher
Zahnarzt Dr. Lautz.
(*19126
Kaſſel, Kölniſcheſtr. 69.
Vaduz (Liechtenſtein).
Darmſtadt, Saalbauſtr. 9,

Todes=Anzeige.
(Statt jeder beſonderen Anzeige.)
Nach langem, ſchwerem mit großer Geduld ertragenem Leiden
eniſchlief heute früh meine innigſtgeliebte, unvergeßliche Frau, unſere
gute Schweſter, Schwägerin und Tante
Ding Kern, geb. Hettinger.
Darmſtadt, den 2. Juli 1924.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Karl Kern, Bäckermeiſier
Riedeſelſtraße 48.
Beerdigung: Freitag nachmittag 311 Uhr, alter Frledhof, Nieder=
(8571
Ramſtädter Straße.

Todes=Anzeige.
Heute iſt unſere langjährige
treue Hausgehilfin
Fräulein
Apononid Biansohl
nach ſchwerem Leiden ſanft ent=
ſchlafen
.
Die Beerdigung findet auf
Wunſch der Verſtorbenen in Fehl=
*19141
heim ſtatt.
Darmſtadt, den 1. Juli 1924.
Die trauernde Familie:
Rektor H. Kaßlick.

Nach langem Leiden entſchlief
geſtern meine liebe Frau, unſere
gute Mutter, Frau
Ekiſabeth Budnick, geb. Morweiſer
im Alter von 28 Jahren. (*19193
Im Namen der trauernd Hinterbliebenen:
Alex. Budnick und Kinder.
Darmſtadt, 2. Juli 1924.
Beerdigung: Freitag, nachm. 3 Uhr,
auf dem Waldfriedhof,

Meine Frau war übos
50 Jahre mit einer
häßlichen

Verloren E
Verloren 27. 6. gold.
Brille a. Oberwh. o.
el. B. Str. Faſ. Geg.
Zel. Soderſtr. 18 II.*

K
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W 122
u. Preisang.
g. d. Geſchſt. (*19112

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Karl Berle
Groß=Umſtadt
Mühlſtr. 22, (858401

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W. Feldmann, Karl=
ſtraße
73. (*19145ds

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W134 a. Gſchſt. (

3Imerg-Rehpinscher
8 Woch, alt, ſchwbr.,
eingetragen, billig zu
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furterſtr. 12. (*19166

Deutſch. Schäferhund
(Stammb.) zu verkf.
Groß=Zimmern,
Angelſtr. 70. (*19117.

M.
Mkec
&M0
Fnau Behnatkerich
10.
Die vollständige Beschrelbung von Frau Schnatterlchs Autoreise mag
Maximiltan Harden schrelben, ihn, die Zierde der Schriftsteller, wird sie,
die Zierde der Frauen, sicher zu Tönen begeistern, die wohllautender
sind als chle, in denen er jetzt sein Vaterland verleumdet.
Wir begnügen uns damit, über einige ihrer Reisestationen zu berichten.
Frau Schnatterich hat von den zauberhaften, buntfarbigen Tropfstelnhöhlen,
den Feengrotten bei Saalfeld in Thüringen gehört, als eine von den Sachen,
die man gesehen haben muß. Da sie ohnehin schon von sich selbst den
Eindruck der Feenhaftigkeit hat, so denkt sie es sich desonders reizend,
da mit ihrem zweistöckigen Auto hineinzufahren, und ist neugterig, was
den anderen Besuchern mehr imponieren wird, die Grotten oder ihr Aut
Das Hineinfahren ist nun allerdings nicht möglich, sie muß dle 1 Kilo-
meter
lange unterirdische Wanderung zu Fuß machen, und angesichts
der ganz unwahrscheinlich herrlichen Farbenpracht entschlüpten ihr die
Ausrufe Schöner als wie gemalen und Gerade wie aufm Theater:
Im Hotel aber schreibt sie der Kukirol-Fabrik einen langen Brlef
und beschwört sie, die Orotten zu pachten und darin überall Tafeln an-
zubringen
mit der Inschrift: Hühneraugen groß und klein, beseitigt Kukirol
allein was dlese aber entrüstet ablehnt, deun sie will nicht mit ver-
schiedenen
Sekt- und Zigarrenfirmen auf eine Stufe gestellt werden, die
mit ihren Reklametafeln die schöne Natur verschandeln.
Die Kukirol-Fabrik hat eine derartige Reklame auch nicht nötig. Die
Kuktrol-Fabrikate sind heute in der ganzen Welt bekannt, und ihre Oualität
und die Weiterempfehlung von Mund zu Mund sind die beste Reklame
für die beliebten und viel gekauften Präparate.
Das Kukirol-Fußbad ist für angeschwollene, brennende, schmerzende,
ermüdete Püße ein wahres Labsal. Es kräftigt Nerven, Sehnen, Muskeln und
Gelenke, und nach besonders großen Strapazen sollte man es nie ver-
gessen
, denn ein Kukirol-Fußbad ertrischt den ganzen Körper. Es verhütet
die übermüßlge Schweißentwicklung und den unausstehlichen Geruch und
macht sich infolgedessen schon durch die Ersparnis an Strümpfen und
Schuhen bezahlt, die sonst durch den Schwelß zerfressen werden. Das
Kuktrol-Hühneraugen-Pflaster beseltigt Hühneraugen, die so dlck eind wie
die Bretter, die nach der Meinung jeder politischen Partei alle anderen
Parteien vor dem Kopfe tragen. Es verursacht auch keine Entzündung,
weil es weder ätzende noch schddigende Bestandteile enthält. Solche Enf-
zündungen
bringen Höllengualen und sind auch gefährlich, denn fort-
während
werden uns Fälle berichtet, in denen nach Anwendung eines
nachgeahmten Mittels das Hühnerauge herauseiterte, während es sielt
bei Kukirol sanft ablöst.
Achten Sie deshalb genau darauf, daß Sie wirklich das echte Kuklrol
erhalten. Da unsere in vielen Millionen Fällen bewährten Kukirol- Fabri=
kate
sehr stark gekauft werden, so versuchen manchie Firmen, durch Nach-
ahmung
unserer Packungen und Schutzmarke das Publikum zu täuscher
Schützen Sie sich vor solchen Nachahmungen, indem Sie schon be
Einkauf auf den Namen Kukirol und die Schutzmarke Hahn mit Fuß-
achten
.
Sie können für Ihr gutes Geld das Beste verlangen, und die Kuklrol-
Fabrikate sind die besten Fußpflege-Präparate.
Also Vorsicht, lieber Käufer, und recht genau auf den Namen Kuklrol
und die Schutzmarke Hahn mit Fuß achten.
Beide Prüparate (Kukirol-Hühneraugen-Pflaster 75 Pfg. pro Schachtel
Kukirol-Fußbad 50 Pfg. pro Packung) sind in allen Apotheken und
wirklichen Fachdrogerien vorrätig.
Wichtig! Verlangen Sie die aufklärende und lehrreiche Broschdre Die
richtige Fußoflege, die wir jedem Interessenten kostenlos und portofrel
zusenden. Unsere, unter der Leitung eines alten, erfahrenen Ärztes stehende
Wissenschaftliche Abteilung ertellt gegen Einsendung von Rückporto kosten-
los
Rat und Auskunft über Alles, was Fußpflege und Fußlei ien betrifft.
Machen Sie von dleser Wohlfahrtseinricktung recht regen Gebrauch.
Kukirol-Fabrik Groß-Salze bei Hagdehurg.
Bestimmt zu habenz
Engel-Apotheke Dr. E. Merck; Drogerien: BessungerDrogerie,
Inh. W. Hartlaub, Bessungerstr. 1; Anton Fischer, Frankfurter-
str
. 14; Gg. Liebig & Co. Nachf., Luisenstr 4; Apotheke
Logel, Elisabethenstr. 30; Martins-Drogerie, Pankratiugstr. 41;
Ph. Secker Nachf., Ludwigshöhstr. 1: C. Watzinger Nachf.,
Wilhelminenstr. 11; Chr. Schwinn, Rheinstrasse; G, Hübner,
Karlstrasse 56.
V. 7455

[ ][  ][ ]

Rummer 183.

Aus der Landeshauptſtadt.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 3. Juli 1924,

Seite 5.

Darmſtadt, 3. Juli.
Ne
* Was wird aus dem Herrngarten?
Mit Betrübnis ſieht die Darmſtädter Bevölkerung, wie ſchon
ſeit längerer Zeit die Anlagen des Herrngartens immer mehr
verwahrloſen. Es iſt, als ob die Bezeichnung des Gartens als
Herrngarten eine Fronie wäre, daß er gar keinen Herrn mehr
habe und ſich niemand mehr um ihn kümmere. Der tatſächliche
Zuſtand iſt der, daß dieſer herrliche Park, um den viele Städte
Darmſtadt beneiden, dem heſſiſchen Staate gehört, daß er ihn
aber nicht will und nichts dafür tut, weil er hofft, daß ihn die
Stadt Darmſtadt übernimmt. Dieſe weiß das Kleinod der Land=
ſchaftsgärtnerei
ſehr wohl zu würdigen, konnte es aber bis jetzt
nicht erreichen, daß die prachtvollen Anlagen in ihren Beſitz ge=
langen
. Vorausſichtlich wird ſich nun bald das Schickſal des
Herrngartens entſcheiden, denn die beiden beteiligten Parteien
ſind jetzt zu einer Einigung gelangt; der Vertrag liegt im Ent=
wurf
vor, und er bedarf nur noch der Genehmigung des Land=
tags
, an deſſen Zuſtimmung wohl nicht zu zweifeln iſt
Den Herrngarten kann man als eine Schöpfung des heſſiſchen
Fürſtenhauſes bezeichnen, denn er verdankt den Landgrafen ſein
Entſtehen, und alle heſſiſchen Regenten haben ſeiner Unterhaltung
und Erhaltung ſtets ihr Intereſſe zugewandt. Eine zeitgemäße
hiſtoriſche Darſtellung der Entſtehung und der Geſchichte, die bis
in die Gegenwart reicht, gibt es nicht; man iſt hier auf eine
Sammlung von Aufſätzen angewieſen, die im Darmſtädter Tag=
blatt
erſchienen ſind und im Jahre 1879 von Dr. Ph. A. Walther
unter dem Titel Darmſtädter Hiſtoriſche Kleinigkeiten als Son=
derdrucke
herausgegeben wurden. Die erſte aktenmäßige Erwäh=
nung
eines fürſtlichen Gartens in Darmſtadt geſchieht nach
Walther im Jahre 1529, als Philipp der Großmütige eine Summe
anwies, umb den Hoffgarten hinter dem Schloss zu butzen und
zu machen. Ueber die Lage dieſes Gartens iſt aber nichts Nähe=
res
bekannt. Beſtimmter lauten Nachrichten aus der Zeit
Georgs I., der 1568 ſeine Reſidenz hierher verlegte, ein neues
Schloß errichtete und einen Garten dabei anlegte. In dieſem
Garten, der nur zum Teil auf dem Gelände des Herrngartens
lag, wurde Weinbau und Obſtzucht betrieben. Der Nachfolger
Georgs I., Ludwig V., errichtete einen Springbrunnen in dem
Schloßgarten, wie der Herrngarten urſprünglich genannt wurde.
Unter Georg II. wurde von nicht weniger als 35 verſchiedenen
Beſitzern Gelände angekauft. Unter Ludwig Il. wurde das Ge=
biet
abgetrennt, auf dem das Reithaus (das heutige Kleine Haus
des Landestheaters) ſteht. Die Gemahlin Ludwigs TK., die
große Landgräfin, vergrößerte den Garten und geſtaltete ihn teil=
wei
,, als engliſchen Luſtgarten um. Von Merck liegt aus dem
Jahre 1781 eine ausführliche Beſchreibung des Gartens vor, der
im weſentlichen ſeine heutige Geſtalt erſt unter Ludwig I. erhielt.
Dieſer legte den Teich und den ſogen. Herrngarten=Berg an; auch
wurde er ſpäter noch vergrößert, während ihm auf der anderen
Seite Gelände genommen wurde, auf dem das Große Haus des
Landestheaters ſich erhebt.
Mit der Aenderung der Staatsform ging der Herrngarten in
den Beſitz des Staates über; dasſelbe Schickſal hatte der Beſ=
ſunger
Orangeriegarten. Dies veranlaßte die Stadt Darmſtadt,
ſich an die Regierung mit dem Erſuchen zu wenden, ihr die beiden
Gärten zu übereignen. Unterm 11. April 1919 wurde von der
Regierung ein Antwortſchreiben an die Stadt gerichtet, in dem
ſie ſich grundſätzlich bereit erklärt, unter noch zu vereinbarenden
Bedingungen die Gärten als öffentliche Anlagen der Stadt zur
Verfügung zu ſtellen. Ein Entgelt wird hierfür nicht verlangt,
die Stadt müßte lediglich die durch ihr Intereſſe begründete Ver=
pflichtung
übernehmen, die Gärten dauernd als öffentliche An=
lagen
mindeſtens in dem jetzigen Umfang und Zuſtand nebſt den
Zubehörden zu erhalten und zu pflegen. Das zurzeit im Be=
triebe
der beiden Gartenverwaltungen beſchäftigte Perſonal wäre
von der Stadt zu übernehmen‟. Die Stadtverwaltung nahm
zwar gleich die Gärten in Pflege, doch kam eine Einigung nicht
zuſtande, denn bei den geſtellten Bedingungen waren die Laſten
zu hoch, namentlich wegen der Uebernahme des Perſonals; die
Stadt verlangte deshalb eine koſten= und bedingungsloſe ſowie
laſtenfreie Uebereignung . Im Jahre 1920 ſcheiterten die Ver=
handlungen
, und am 1. Juli 1921 teilte die Stadt dem Staate
mit, daß ſie ſich jeder Verwaltungshandlung enthalten werde; ſie
verlangte von dem heſſiſchen Staate für die Verwaltung der
Gärten während der Zeit vom 1 Juli 1919 bis 30. Juni 1921
den Erſatz der Koſten im Betrage von 1288 626 Mark. Es iſt
nun intereſſant, in den Mitteilungen der Staatsregierung an den
Landtag nachzuleſen, welche Erfahrungen der Staat mit der
Verwaltung der Gärten gemacht hat. Es heißt dort: Alsbald
mußte auch der Staat nach Uebernahme der Bewirtſchaftung der
beiden Gärten die Erfahrung machen, daß die Bewirtſchaftung
der Gärten ſich überaus koſtſpielig geſtaltete. Es ergab ſich, daß
die Einnahmen aus den Gärten die Ausgaben nicht annähernd
decken und daß die Gärten auch bei ſparſamſter Bewirtſchaftung
und bei der größten Einſchränkung der Arbeitskräfte alljährlich
einen namhaften Zuſchuß erfordern. Dazu kommt, daß die Gärten
infolge der Ungewißheit ihres künftigen Schickſals allmählich in
einen Zuſtand der Vernachläſſigung und des Verfalls gerieten.
Die Regierung hat alſo gewiſſermaßen erſt durch Schaden klug
werden müſſen. In den Ausführungen liegt aber auch das Ein=
geſtändnis
, daß man nichts mehr für die Gärten getan und ſie
vernachläſſigt hat. Wie ſehr die Regierung es jetzt eilig hat, von
der Laſt loszukommen, geht aus dem Wunſche des Finanzmini=
ſteriums
, mit dem das Genehmigungsgeſuch an den Landtag
ſchließt, hervor: Wir erſuchen deshalb ergebenſt, dieſe Genehmi=
gung
erwirken zu wollen und wären für eine beſchleunigte Be=
handlung
der Angelegenheit zu beſonderem Dank verpflichtet.
Um des Gartens willen, der immer mehr verwahrloſt, wäre
es zu wünſchen, daß die Stadt Darmſtadt möglichſt bald Eigen=
tümerin
des Herrngartens würde. Der ſchöne Teich, einſt eine
Freude der Darmſtädter Jugend, den Schwäne und Enten be=
lebten
, liegt nun ſchon ſeit Jahren ohne Waſſer da; ſein Moraſt=
boden
iſt eine Brutſtätte für Schnaken. In einer Eingabe des
Bezirksvereins Nord der Deutſchen Volkspartei an das Miniſte=
rium
der Finanzen (Forſtabteilung) vom 22. Februar d. J. heißt
es über den Zuſtand des Herrngartens: Die Wege befinden
ſich in einem jämmerlichen Zuſtande; hauptſächlich trifft dies für
den Weg vom Theater nach dem Schloßgartenplatz zu. In einem
geradezu troſtloſen Zuſtande befindet ſich der Herrngartenteich.
Eine Aenderung iſt hier unbedingt am Platze, da die Verfaſſung
des Teiches auch in geſundheitlicher Hinſicht zu Bedenken Anlaß
gibt. Einmal iſt dieſer eine Brutſtätte für Schnaken und zum
andern verbreitet er in der wärmeren Jahreszeit, wie die Vor=
jahre
lehren, einen entſetzlichen Geſtank. Da für die Schnaken=
vertilgung
erhebliche Mittel aufgewendet werden, läßt es ſich
auch aus dieſem Grunde nicht verantworten, im Zentrum der
Stadt eine Brutſtätte für ſie zu unterhalten.
Wenn die Stadt den Herrngarten übernimmt, muß das erſte
ſein, daß die Wege wieder ordnungsgemäß hergeſtellt und auch
die Umfriedigungen ausgebeſſert werden. Dann iſt auch der
Frage näher zu treten, wie der Herrngartenteich wieder zu füllen
iſt und ſeine Waſſerverſorgung ſichergeſtellt werden kann; die
Frage wird ja nicht einfach zu löſen ſein, aber es iſt anzunehmen,
daß die Darmſtädter Bevölkerung ſich ſchwer mit dem Gedanken
abfindet, daß der Herrngartenteich zugeſchüttet wird.
Eine Geſchichte der alten Darmſtädter Gärten hat, wie wir
hören, Herr Prof. Dr. jur. et phil. Eſſelborn im Manuſkript nahe=
zu
fertiggeſtellt. Es wäre ſehr erwünſcht, daß ſie bald, mit Bil=
dern
ausgeſtattet, erſcheinen könnte, denn die Gärten und Garten=
anlagen
ſind gerade für unſere Stadt von großer Bedeutung.
fm. Wichtig für Ausgewieſene! Da zahlreiche Ausgewieſene aus der
Pfalz ſeit ihrer Ausweiſung ihren Zufluchtsort gewechſelt haben, er=
ſcheint
es angezeigt, daß dieſe nunmehr ſofort ihre jetzige Adreſſe der
Gemeindebehörde anzeigen, in deren Bezirk ſie am Zeitpunkt der Aus=
weiſung
ihren Wohnſitz hatten.

Landesmuſeum.
Der aus Mainz gebürtige, in Garmiſch=Partenkirchen 1919 verſtor=
bene
Sammler Friedrich Marx, hat ſeine koſtbare Sammlung von Elfen=
beinſchnitzereien
teſtamentariſch dem Landesmuſeum ſeiner heſſiſchen
Heimat zum Geſchenk vermacht. Die Sammlung iſt erſt vor kurzem
hierher gelangt und nunmehr im Barockſaal aufgeſtellt.
Herr Marx hat vor etwa 10 Jahren zum erſten Male unſer
Muſeum beſucht, um einige Stücke unſerer Sammlung zu vergleichen.
Er war entzückt von unſeren Räumen und überraſcht von dem Reich=
tum
der Beſtände, die ſeine hochgeſpannten Erwartungen übertrafen.
Dennoch, äußerte er beim Abſchied zu dem Direktor würde ſich
ſeine eigene Sammlung im Gefolge der unſrigen ſehen laſſen können
und ſie in verſchiedener Hinſicht weſentlich ergänzen. Der Krieg unter=
brach
die Beziehungen. Dann kam die Nachricht von dem Tode des
Sammlers und von ſeiner teſtamentariſchen Stiftung.
Schon der erſte Eindruck der Sammlung Marx hat das ſtolze Ur=
teil
des Sammlers beſtätigt. Sie iſt mit Verſtändnis für künſtleriſche
Werte angelegt. Sie bringt unſerer ſpätgotiſchen Gruppe erfreulichen
Zuwachs an Werken kirchlicher und weltlicher Kunſt, und bereichert un=
ſere
Renaiſſance= und Barockbeſtände um mehrere ſeltene, ganz hervor=
ragende
Stücke. Der Name des Sammlers, der in ſo ſchwerer Zeit einen
vorbildlichen Gemeinſinn bewährt hat, wird in der Geſchichte des Lan=
desmuſeums
nicht vergeſſen werden.

Ernannt wurde: Am 30. April der Studienrak an der Realſchule
zu Langen Hugo Benke zum Studienrat an der Realſchule und dem
Progymnaſium in Alzey mit Wirkung vom Tage des Dienſtantritts
ab. Auf Grund des 8 1. des Geſetzes über die Altersgrenze der
Staatsbeamten vom 2. Juli 1923 bezw. 19. Dezember 1923 iſt der Pro=
vinzialdirektor
Geheimerat Wilhelm Beſt in Darmſtadt am 1. Juli
19924 in den Ruheſtand getreten. Aus dieſem Anlaß iſt ihm die Aner=
kennung
der dem Staate geleiſteten Dienſte ausgeſprochen worden.
Aufwertung von Spareinlagen. Wie bereits bekannt ge=
geben
, hat das heſſiſche Geſamtminiſterium durch Verordnung
vom 4. v. M. beſtimmt, daß für die Entgegennahme der in der
dritten Steuernotverordnung vorgeſehenen Anmeldung von
Spareinlagen zur Aufwertung die öffentlichen Sparkaſſen zu=
ſtändig
ſind. Die Städtiſche Sparkaſſe Darmſtadt macht ihre
Einleger laut beſonderer Anzeige, in heutiger Nummer darauf
aufmerkſam, daß die Anmeldungen von Spareinlagen bei ihr
von Freitag, den 4. Juli I. J. ab, während der üblichen Dienſt=
ſtunden
entgegengenommen werden. Bei der Anmeldung ſind
die betreffenden Sparkaſſenbücher vorzulegen. Die Anmeldefriſt
läuft bis 31. Dezember 1924.
Die Allgemeine Heſſiſche Beamten=Sterbekafſe, die am 1. Januar
1994 gegründet wurde und ſich zu einem großen, ſegensreichen Unter=
nehmen
ausgebaut hatte, iſt der rieſigen Geldentwertung im Jahre 1923
zum Opfer gefallen. Nächſten Sonntag ſiehe das heutige Inſerat
findet im Fürſtenſaal (Kaiſerſaal) zu Darmſtadt eine Mitgliederver=
ſammlung
ſtatt, die über die Auflöſung der alten Kaſſe und
über die Gründung der Neuen Heſſiſchen Beamten=
Sterbekaſſe beſchließen ſoll. Es iſt vorgeſehen, die neue Kaſſe
auf wertbeſtändiger Grundlage zu errichten und die Mitglieder der All=
gemeinen
Heſſiſchen Beamten=Sterbekaſſe unter ſehr günſtigen Be=
dingungen
in die neue Sterbekaſſe übertreten zu laſſen. Da der geſchäfts=
führende
Vorſtand beſchloſſen hat, mit Rückſicht auf die Wichtigkeit der
Sache nur dann an die Gründung der Neuen Heſſiſchen Beamten=
Sterbekaſſe mit Uebertritt der Mitglieder der alten Kaſſe heranzutre=
ten
, wenn mindeſtens 200 Mitglieder der Allgemeinen Heſſiſchen Beam=
ten
=Sterbekaſſe erſcheinen, iſt es im eigenſten Intereſſe dieſer Mit=
glieder
dringend notwendig, die Verſammlung zu beſuchen. Diejenigen
Beamten, die der Allgemeinen Heſſiſchen Beamten=Sterbekaſſe bisher
noch fernſtanden, haben ebenfalls Zutritt.
Amtsgericht. 1. Anfang Juni 1923 fand in der Turnhalle am
Woogsplatz eine Verſammlung des Deutſchordens ſtatt. Eine Anzahl
junger Leute ſuchte in die Verſammlung einzudringen und die Gäſte zu
beläſtigen; es wurde ihnen bedeutet, daß es eine geſchloſſene Geſellſchaft
ſei. Offenbar in der Abſicht eines Ueberfalls poſtierten ſich die Ange=
klagten
Hill, Dieter, Sturmfels, Petitjean, Jöſt,
Weicker und Kiſſel in der Nähe der Turnhalle. Als nach Mitter=
nacht
die Teilnehmer des Abends das Lokal verließen, wurden ſie von
den Angeklagten umſtellt, die es beſonders auf den Fahnenträger, den
Bankbeamten Heuſohn, abgeſehen hatten. Ihm wurde die Fahne
entriſſen und die Wimpeln zerfetzt. Heuſohn ſelbſt wurde geſchlagen,
ſo daß er aus Naſe und Ohren blutete. Der Staatsanwalt beantragte,
die Angeklagten der gemeinſchaftlichen Körperverletzung Petitfean auch
der Sachbeſchädigung, ſchuldig zu erkennen. Gegen Hill und Dieter
wurde eine Geldſtrafe von je 120 Mark in Antrag gebracht, gegen
Sturmfels eine ſolche von 100 Mark, desgleichen gegen Kiſſel 100 Mark,
gegen Petitjean 50 Mark wegen Sachbeſchädigung. Bezüglich Jöſt und
Weicker vermißte der Staatsanwalt den Beweis für die Beteiligung.
Der als Nebenkläger zugelaſſene Heuſohn begehrt eine Buße von 200
Mark. Die Urteilsverkündigung wurde auf 8. Juli, vormittags 10 Uhr,
feſtgeſetzt. 2. Franz Freeſe aus Hagenau ſteht unter der An=
klage
, am 5. April 1924 auf dem hieſigen Marktplatz den Ernſt Götz
und den Th. Gerſtenſchläger körperlich mißhandelt zu haben, indem er
den beiden mit einem Gewichtſtein auf den Kopf ſchlug. Der Staats=
anwalt
beantragt 75 Mark Geldſtrafe. Das Gericht erkennt auf 50 Mark
Geldſtrafe. Mildernde Umſtände ſind in der bisherigen Unbeſtraftheit
des Angeklagten gefunden.
Sommerſpielzeit Bruno Harprecht. Wenn der junge Wein
blüht . . . ." Heute Abend findet die letzte Aufführung als erſte Miet=
vorſtellung
der Donnerstagsmiete ſtatt. Alt=Heidelberg
Durch anderweitige Verpflichtungen ſind nur drei Aufführungen, Frei=
tag
, Samstag und Montag, dieſes reizenden Luſtſpiels möglich. Die
Premiere findet morgen, Freitag, abends 7½ Uhr, unter der Regie
Franz Sauers ſtatt. Den Dr. Jüttner ſpielt Robert Nhil a. G. vom
Deutſchen Schauſpielhaus Hamburg. Als Karl Heinz ſtellt ſich Gert
Benowski, der die Rolle in ſeinem letzten Engagement am Staats=
theater
München wiederholt mit großem Erfolg geſpielt hat, dem Darm=
ſtädter
Publikum vor. Die Käthi ſpielt hier zum erſten Male Eva
Biſchoff, die erſt jetzt wieder in Björnſons Luſtſpiel einen ſo ſchönen
Erfolg zu verzeichnen hatte. Der Meiſterboxer. Am Sonn=
ſeiner
neueſten Glanzrolle begrüßen. Daß ſein Erfolg in Berlin in
dieſer Rolle beiſpiellos geweſen iſt, beweiſt wohl am beſten die Tatſache,
daß er als Nachfolger eines der beliebteſten Verliner Komiker Alexander
nach Berlin geholt werden ſoll.
Der ſprechende Film. Zu den Aufführungen des Sprechenden
Films, die zum erſten Male am Samstag, den 5. Juli, nachmittags
6 und abends 8 Uhr, im Großen Haus des Landestheaters ſtattfinden,
wird auf Wunſch der Erfinder beſonders bemerkt, daß es ſich hier nicht
um Benutzung von Radio oder Grammophon handelt ſondern, daß ein
völlig neuer Weg gefunden wurde, indem die Schallwellen in Licht und
dieſes wieder in Schallwellen verwandelt wird. Der ſprechende Film
erregte bei der erſten Vorführung vor geladenem Publikum in Berlin
ungeheures Auffehen.
riſch=dramatiſche Film, der ſeit einigen Tagen und heute zum letzten
Male in den Palaſt=Lichtſpielen vorgeführt wird. In prächtigen Bil= deſſen ſämtliche Räume nebſt Garten zur Verfügung ſtanden, zeigte ſich
dern begegnet man dem Leben und Treiben am Hofe Ludwigs XIV.,
dieſes verwöhnten, in Luſtbarkeiten ſchwelgenden Sonnenkönigs.
Louiſe de Lavalliére, zu Tours geboren und in beſcheidenen Verhältniſſen
erzogen, kommt als Hofdame an den Hof der Herzogin von Orleans.
merkſamkeit des Königs, wobei Louiſe, den ſtürmiſchen Verehrer nicht und den angrenzenden Ländern in den letzten Jahren eine erfreuliche
erkennend, den geraubten Kuß mit einer ſchallenden Ohrfeige quittiert. Ausbreitung gefunden hat.
Louiſe, an den Hof des Sonnenkönigs empfohlen und berufen, vergißt
im Glanze dieſes Hofes bald den Jugendfreund und Geliebten der Hei=
mat
, Graf de Nenauld, und wird die Geliebte des Königs, aus welchem den Haupt= und Schlußklaſſe bis heute abend erfolgen muß. Eine ver=
Verhältnis zwei Kinder entſproſſen. Louiſe de Lavalliére, die neue Ge= ſpätete Zahlung kann nur noch gegen Erſtattung der vorgeſchriebenen
liebte des Königs, wird ſtark intrigiert. Mehr und mehr ſchwindet ihr Mahngebühr bis zum 8. Juli, abends, bei dem zuſtändigen Einnehmer
Einfluß, und ihre Kinder dem Schutze des Königs empfehlend, geht ſie erfolgen. Die, wie geſagt, am 9. Juli beginnende Schlußklaſſe dauert
in ein Kloſter. Der einzig am Hofe ihr zugetanen Frau, der Königin= bis zum 26. Juli und bietet für alle Spieler die Hauptgewinnchance.
mutter, Königin Anna von Oeſterreich, erweiſt Louiſe den letzten Liebes= Auch für neue Spielluſtige ſind noch einige Kaufloſe bei den Einnehmern
dienſt. Von der Königin ans Sterbelager berufen, ſtirbt dieſe in ihren zu haben.
Armen, während der Sohn im Kreiſe ſeiner Höflinge in Feſtlichkeiten
ſchwelgt.
Marionettentheater. Am vergangenen Samstag, nachmittag
und abends, ſpielte das künſtleriſche Marionettentheater des Herrn
Bingenheimer, Ballonplatz 7, im Gemeindehaus der Johannesgemeinde
im Auftrag der B. D. J.=Bünde. Den kleineren Kindern am Nach=
mittag
und der älteren Jugend und den Erwachſenen am Abend iſt
damit eine rechte Freude gemacht worden. Es ſind wunderhübſche
Puppen und der Spieler (Herr Worthmann aus Pfungſtadt) verſteht
ſein Spiel glänzend. Frau Bingenheimer ſingt ſehr hübſch dazu. Der
2. Zirkusteil zeigte die erſtaunliche Verwendbarkeit der Puppen und
löſte immer neuen Jubel bei den Kindern aus. Das iſt ein billiges Partei bei Sitte ſtatt. Auf der Tagesordnung ſteht als wichtigſter Punkt
und ſchlichtes Vergnügen aus der guten alten Zeit.
dienſt ſtatt. Wegen Fahrtausweis wende, man ſich an Pfarrer Heß,
Mühlſtraße 64½.

* Die Inſiandhaltung des Aquariums.
Ein Beitrag zur Ausſtellung des Vereins für Aquarien= und
Terrarienkunde Hottonia.
Von
Johannes Peter.
Vielfach iſt noch die Meinung verbreitet, es ſei ſehr umſtändlich
und zeitraubend, ſich mit dem Aquarium zu beſchäftigen, da es doch
wohl alle paar Wochen, wenn nicht gar jede Woche, entleert gereinigt
und friſch gefüllt werden müſſe. Erwidert man, daß dies ein Irrtum
ſei, da ein Aquarium, wenn es einmal ordnungsmäßig eingerichtet iſt,
nicht ſo viel Arbeit wie ein Vogelkäfig verurſacht, denn dieſer müſſe
jede Woche gereinigt werden, wohingegen eine Neueinrichtung des
Aquariums erſt nach Jahren zu erfolgen braucht, ſo begegnet man zu=
weilen
einem ungläubigen Lächeln und dem Einwand, das Waſſer
müßte doch ſchlecht und riechend werden. Solchen Einwand kann man
nur widerlegen, wenn man weiß, wie ein Aquarium beſchaffen, wie es
eingerichtet ſein ſoll, und uns, die wir es wiſſen, war die Natur Lehr=
meiſterin
; ihr haben wir’s abgeſehen. Das Aquarium ſoll einen klei=
nen
Teich darſtellen. Um dies zu erreichen, ſuchen wir die Naturgeſetze,
die das Gleichgewicht im Teich erhalten, ohne daß jemals eine Ent=
leerung
oder Reinigung durch Menſchenhand ſtattzufinden braucht, zu
befolgen. Dafür iſt in erſter Linie erforderlich, die Wechſelbeziehungen
zwiſchen Tier= und Pflanzenleben zu beachten. Würden wir in einem
Waſſerbehälter nur eine Anzahl Fiſche halten, fo würde das Waſſer,
wenn es nicht erneuert würde, infolge der Ausatmung der Fiſche, der
ſich zerſetzenden Futterreſte und Fiſchexkremente trübe und ſchlecht wer=
den
. Halten wir aber in einem Behälter nur Pflanzen, ſo wird das
Waſſer zwar klar bleiben, die Pflanzen werden aber nicht gedeihen,
wern ihnen nicht auf irgend eine Art Nahrung zugeführt werden
würde. Ganz anders ſieht es aber im Teich aus, wo Tiere und Pflan=
zen
zuſammenleben. Die Fiſche (wie überhaupt alle Tiere) atmen
Sauerſtoff ein und Kohlenſäure aus, die Pflanzen dagegen nehmen
Kohlenſäure auf und ſcheiden Sauerſtoff aus. Ohne das Vorhanden=
ſein
von Pflanzen würde alſo nicht nur ein Mangel an Sauerſtoff, ſon=
dern
auch ein den Fiſchen ſchädlicher Ueberſchuß an Kohlenſäure ein=
treten
. Hierzu kommt noch daß durch Verweſung von Tierexkrementen
uſw. noch andere ſchädliche Gaſe entſtehen, ſo daß das Leben der Fiſche
in einem ſolchen Waſſer unbedingt gefährdet wäre, wenn nicht die den
Fiſchen verderblichen Stoffe von den Pflanzen dem Waſſer entzogen
würden. Für dieſe entſtehen durch Zerſetzung der Tierexkremente und
Futterreſte Nährſalze, die ſie aufſaugen. Auf ſolche Weiſe erhalten
aber nicht nur die höheren Pflanzen ihre Nahrung, ſondern auch die
Mikroflora (Algen), die wiederum die Mikrofaung (Infuſorien) als
Nahrung dient. Beide, Mikröflora und Mikrofaung, tragen nicht nur
viel zur Reinhaltung des Waſſers bei, ſie ſind auch die Erſtlingsnahrung
der Fiſchbrut. So wird alſo die Urſache, welche die Verderbnis des
Waſſers veranlaſſen würde, beſeitigt, und zugleich wird für die not=
wendigſten
Lebensbedürfniſſe von Tieren und Pflanzen geſorgt. Hier=
aus
erhellt, wie ſehr im Haushalt der Natur alles weiſe eingerichtet
iſt, und daß wir uns im eigenen Intereſſe wie auch zum Gedeihen un=
ſerer
Pfleglinge dieſe Einrichtungen zunutze machen und unſer Aqua=
rium
ſo einrichten müſſen, daß die Tiere und Pflanzen zuſammen darin
leben können, d. h. wir müſſen ſie naturgemäß einrichten. Man
beherzige, daß wie ſchon vorſtehend erwähnt alſo das Aquarium
einen Ausſchnitt aus der Natur darſtellen ſoll, in dem nicht Kunſt, ſon=
dern
Natur das Gleichgewicht erhält. Es gibt Aquarienbeſitzer, die
vielleicht infolge einer unrichtigen Anleitung zu viel in ihrem Be=
hälter
herumtifteln, die durch zu baldiges oder zu häufiges Entfernen
von Futterreſten und Fiſchexkrementen gerade das entfernen, woraus
Nahrung für die Pflanzen entſtehen ſoll, und ſich wundern, daß die
Pflanzen nicht üppig gedeihen. Ein Anfänger wird allerdings in der
erſten Zeit noch nicht Maß zu halten verſtehen und vielleicht gar zu
häufig füttern, ſo daß weder die Fiſche noch die Schnecken, welch letztere
im Tertilgen von Futterreſten Vorzügliches leiſten, in abſehbarer Zeit
das gereichte Futter überwältigen können. Dann könnten allerdings,
zumal das Futter mehlhaltige Subſtanzen enthält, Trübungen entſtehen,
oder es könnten ſich an Futterſtücke Saprolegnien (weißliche Strahlen=
pilze
) ſetzen. Bis der Anfänger gelernt hat, die einzelnen Mahlzeiten
richtig zu bemeſſen, möge er der Vorſicht halber nach einiger Zeit die
Futterreſte entfernen. Im übrigen erachte ich es aber nicht als natur=
gemäß
, den Fiſchen nur ein Viertelſtündchen Zeit zum Freſſen zu laſſen
Wenn auch nur einigermaßen richtig bemeſſene Portionen verabreicht
werden, braucht man nur dann einzugreifen, wenn man die erſten An=
zeichen
von Saprolegnien an Futterreſten wahrnimmt. Das Entfernen
der Futterreſte erfolgt dann auch noch fruh genug, denn den Fiſchen
ſchaden die Saprolegnien nichts und an kranken entſtehen ſie auch ohne
Vorhandenſein von Futterreſten. Von ſolchen Ausnahmefällen abge=
ſehen
, werden geringere Fütterreſte teils von den Schnecken verzehrt,
teils durch Zerſetzung in Pflanzennährſalze umgewandelt. Die Rück=
ſtände
der zerſetzten Tierexkremente, Futter= und Pflanzenteile lagern
ſich als Schlammgerinfel am Boden und würden wenn ſie nicht ent=
fernt
werden eine Schlammſchicht, wie ſie auch im Teich vorhanden
iſt. bilden. Auf die Klarheit des Waſſers iſt dieſe Schlammſchicht von
keinem Einfluß. Wenn man ſie mit einem Stock aufwühlt, ſo wird
ſelbſtverſtändlich das Waſſer für einen Augenblick getrübt, aber nach
Verlauf einige Zeit hat ſich alles wieder am Bodengrund abgelagert und
das Waſſer iſt wieder kriſtallklar. Da der reine Sandboden einen beſſe=
ren
Eindruck macht als die Schlammſchicht, ſo werden die ſich ablagern=
den
Schlammgerinſel von Zeit zu Zeit entfernt. Wie häufig dies ge=
ſchehen
ſoll, läßt ſich nicht vorſchreiben. Es kommt auf die Anzahl der
Fiſche im Verhältnis zur Größe des Aquariums und auf den Geſchmack
des Beſitzers an, ſowie ferner darauf, welchem Zweck das Aquarium
dienen ſoll. Für Zuchtaquarien beiſpielsweiſe hat eine ſolche Schlamm=
ſchicht
ſogar Wert, weil ſie ein natürliches Verſteck für Laich und Brut
gegen die Nachſtellung der alten Fiſche iſt.

Kundgebung gegen das derzeitige Steuerſyſtem. Der derzeitige
untragbare Steuerdruck hat die hieſigen großen Wirtſchaftsverbände,
Hausbeſitzerverein, Mieterverein, Bauernbund, Ortsgewerbeverein und
Handwerkervereinigung, Hypothekenglaubiger= und Sparer= Schutzver=
band
in einer auf heute abend 8 Uhr in der Turnhalle ſtattfindenden
großen Kundgebung gegen das derzeitige Steuerſyſtem Stellung zu
nehmen. Das Vielerlei der Steuerarten, die Belaſtung ohne Rückſicht
auf die Leiſtungsfähigkeit wirkt ruinös auf Wirtſchaft und Einzelperſon.
Zu der Kundgebung ſind auch die zuſtändigen Behörden eingeladen.
Ortsgewerbeverein und Handwerkervereinigung. Wir erinnern
tag. Abend wird Bruno Harprecht ſein Darmſtädter Publikum in nochmals an die heutigen Beſichtigungen der Zündholzfabrik L. Nun=
geſſer
und der Brauerei Hildebrand in Pfungſtadt. Abfahrt 1,98 Uhr
Hauptbahnhof
Der Gefangverein Liederzweig hält am Samstag, abends 8 Uhr,
auf dem Heiligen Kreuz ein Sommerfeſt ab. Näheres ſiehe Anzeige am
Samstag, den 5. Juli.
Verband Alter Turnerſchafter (V. C.) in Darmſtadt. Man
ſchreibt uns: Von prächtigem Wetter begünſtigt, nahm unſer diesjähri=
ges
Sommerfeſt in Bensheim am 28. d. M. einen erhebenden und aller=
ſeits
befriedigenden Verlauf. Von der näheren und weiteren Umgebung,
von den benachbarten Univerſitäten und Hochſchulen waren Alte Herren
und Vertreter der aktiven Turnerſchaften, insgeſamt etwa 300 V. C.er,
erſchienen, ſo daß die Geſamtzahl der Feſtteilnehmer, einſchließlich der
Damen, im Laufe des Tages auf über 500 ſtieg. Auch unſere Darm=
ſtädter
V. C.=Turnerſchaft Merovingia, die in dieſem Jahre ihr 25jähri=
Palaſt=Lichtſpiele. Louiſe de Lavalliére betitelt ſich der hiſto= ges Beſtehen feiert, war mit Aktiven. Inaktiven und Alten Herren nebſt
Angehörigen in ſtattlicher Zahl am Platze. Das Hotel Deutſches Haus
als für ſolche Veranſtaltungen in jeder Hinſicht hervorragend geeignet.
So entwickelte ſich alsbald eine gehobene Feſtſtimmung, die dem Tag
einen anregenden und harmoniſchen Ausklang ſicherte. Und als man
mit den erſten Frühzüigen des Sonntags zum Aufbruch rüſtete, nahm
Das bildſchöne Mädchen erregt daſelbſt bei einem Maskenfeſt die Auf= jeder die Gewißheit mit nach Hauſe, daß der V. C. gerade in Heſſen
Preußiſch=Süddeutſche Klaſſenlotterie. Wir weiſen nochmals
darauf hin, daß die Erneuerung der Loſe zu der am 9. Juli beginnen=
Lokale Veranſtaltungen.
Die bierunter erſchelnenden Notizen ſind aueſchließlich als Hinweiſe auf Anzelgen zu betrachten,
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Rrit
Verein ehem. 117er, Darmſtadt. Heute abend
Monatsverfammlung im Vereinslokal Fah, Ballonplatz. Zahlreiche
Beteiligung erwvünſcht, da Vortrag über die Tagung in Marburg.
Aus den Parteien.
Deutſche Volkspartei. Donnerstag, den 3. Juli, findet
abends 8 Uhr eine Verſammlung für alle weiblichen Mitglieder der
die Neuwahl des Vorſtandes der Frauengruppe. Im Anſchluß an den
Taubſtummengottesdienſt. Sonntag, den 6. Juli, nachmittags geſchäftlichen Teil wird Herr Generalſekretär Kollbach über die politiſche
zus Uhr, findet im Gemeindehaus der Kiesſtraße Taubſtummengottes= Lage ſprechen. Die Verſammlung iſt allen Mitgliedern zugänglich; im
Hinblick auf die Wichtigkeit der Tagesordnung iſt zahlreicher Beſuch
erwünſcht.

[ ][  ][ ]

Seite 6.
Darmſtädter Tagblalt, Duunſerstag, den 3. Juli 1924.

Rummer 183.

Heſſiſcher Landtag.
Präſident Adelung eröffnet die Sitzung um 9.30 Uhr.
Am Regierungstiſch: Staatspräſident Ulrich, die Miniſter
v. Brentano und Naab.
Vor Eintritt in die Tagesordnung werden einige kleine Anfragen
an die Regierung gerichtet.
Frau Abg. Roth (Komm.) bittet um Auskunft wegen der Wah=
rung
der Anſtellungsverhältniſſe der Staatsbahnangeſtellten, insbeſon=
dere
der Ausgewieſenen.
Miniſterialrat Balſer, erwidert, daß bei den Verhandlungen
über die Beſitzverhältniſſe der Reichsbahn die Anſtellungsverhältniſſe
auch der Ausgewieſenen im Auge behalten würden.
Abg. Kindt (Deutſchnatl.) fragt an, mit welchem Recht ein pen=
ſionierter
Beamter eine Zuwendung zu ſeiner Penſion erhalte.
Miniſterialrat Balſer erklärt hierzu, daß es eine ganze Anzahl
lon Räten im Ruheſtand gäbe, die für vorübergehende Beſchäftigungen
eine Zuwendung erhielten.
Abg. Kindt (deutſchnatl.) fragt, auf Grund welcher geſetzlicher
Beſtimmungen dieſe Zahlungen erfolgen.
Geh. Oberforſtrat Joſef teilt einige Beſtimmungen mit, wonach
in der Forſtabteilung ſolche beſondere Zahlungen geſchehen.
Die Spezialdebatte des Staatsvoranſchlags für 1924 wird bei
Kap. 20 (Staatsverlagsfonds) aufgenommen. Der Ausſchuß beantragt
in Einnahme 63 200 und in Ausgabe ebenfalls 63200 zu be=
willigen
.
Abg. Kindt (deutſchnatl.) hat einen Antrag hierzu eingebracht
30 000 zu ſtreichen. Die Darmſtädter Zeitung
habe eine große
Zahl von Zwangsabonnenten, von denen er das Blatt befreien wolle.
Er bitte deshalb 30 000 Einnahmen zu ſtreichen.
Auf Antrag des Abg. Reiber (Dem.) wird die Abſtimmung über
dieſes Kapitel zurückgeſtellt.
Ohne Debatte werden die Kapitel 2126: Kap, 21, auswärtige und
Reichsverhältniſſe uſw. (Einnahme 8367 , Ausgabe 73 252 ); Kap. 22,
Oberrechnungskammer (Einnahme 140000 . Ausgabe 230 030 )
Kapitel 23, Verwaltungsgerichtshof (Einnahme 700 , Ausgabe 16 094
); Kapitel 24, Staatsarchiv (Ausgabe von 26 205 ); Kapitel 25,
Rheinſchiffahrt (Ausgabe von 3000 ); Kapitel 26, Poſtgebühren
(Ausgabe von 6000 ) genehmigt.
Bei Kapitel 27 (Miniſterium des Innern) entſpinnt ſich eine
längere Debatte.
Abg. Kindt (deutſchnatl.) verlangt Maßnahmen zu Gunſten der
Kleinrentner. Er bringt folgenden Antrag ein, den er eingehend be=
gründet
:
Wir beantragen: Der Landtag wolle beſchließen, die Regierung
zu erſuchen: 1. als Dienſtaufſichtsbehörde nach den Beſtimmungen der
Städteordnung eine eingehende Unterſuchung der ganzen Praxis des
ſtädtiſchen Wohlfahrtsamts: a) hinſichtlich der Sicherſtellung von Rück=
erſtattungsanſprüchen
durch Errichtung wertbeſtändiger Hypotheken und
Sicherungsübereignungen, b) hinſichtlich der Uebereinſtimmung der
vom Wohlfahrtsamt gewährten Unterſtützungsſätze mit den Vorſchrif=
ten
des Reiches zu veranlaſſen, und, falls ſich Mißbräuche herausſtellen
zu a. für die ſofortige Abſtellung derſelben Sorge zu tragen. 2. als
dienſtaufſichtsbehörde die ſofortige Erhöhung der in der großen Mehr=
heit
der Fälle ſicherlich unzureichenden Unterſtützungsſätze zu veranlaſ=
ſen
und falls ſich die Hergabe von Staatsmitteln zu dieſem Zweck als
notwendig erweiſt, dieſe unter nachträglicher Einholung der Genehmi=
gung
des Landtags zur Verfügung zu ſtellen. 3. Von der Stadt als
Dienſtaufſichtsbehörde Richtlinien einzufordern und dem Landtag vor=
zulegen
, nach denen die Unterſtützungsſätze im Einzelnen gewährt wer=
den
, wobei die Höchſt= und Niedrigſtſätze feſtzulegen ſind.
Nach kurzer Geſchäftsordnungsdebatte wird der Antrag zurückge
ſtellt. Er wird bei Kap. 88 (Soziale Fürſorge, Wohlfahrtsweſen uſw.)
zur Beratung ſtehen.
Kap. 27 (Miniſterium des Innern) wird angenommen. Die Kap.
28 (Stellvertretungs= und Aushilfskoſten) und 29 (Poſtgebühren) wer=
den
zurückgeſtellt.
Kap. 30 (Regierungs= und Reichsgeſetzblatt) und 31 ( Provinzial=
direktionen
und Kreisämter) bei dem Einzelwünſche, betr. Verein=
fachung
des Verwaltungsapparates vorgebracht werden, werden ange=
nommen
.
Kap. 32 (Landes=Gendarmeriedirektion) und 33 (Polizei) werden
zurückgeſtellt. Kap. 35 und 36 fallen aus.
Einſtimmig angenommen werden Kap. 34 (Arbeitshaus Dieburg)
und 37 (Zentralſtelle für die Landesſtatiſtik),
Kap. 38 (Kirchen) wird zurückgeſtellt.
Zu Kap. 39 (ärztlicher Dienſt) ſind folgende Anträge eingebracht
worden:
1. Wir beantragen, die Regierung zu erſuchen, die Kreisgeſund=
heitsämter
anzuweiſen, daß ſie die wiederholte Aufforderung zur Imp=
fung
unterlaſſen, falls der Erziehungsberechtigte, nachdem er einmal
wegen Unterlaſſung der Impfung ſeiner Pflegebefohlenen rechtskräf=
tig
beſtraft worden iſt, die eidesſtattliche Verſicherung abgibt, daß er es
mit ſeinem Gewiſſen nicht vereinbaren kann, ſeine Pflegebefohlenen
impfen zu laſfen. Sturmfels, Hofmann=Sel., Dr. Werner, Reiber, Greiner.
2. Wir beantragen, die Regierung aufzufordern, dem Landtag eine
Vorlage, betr. Neuregelung der ärztlichen Gebührenordnung vorzu=
legen
. Sturmfels, Lux, Kaul.
v. Brentano erklärt, ſolange die reichsgeſetzliche Regelung be=
ſtehe
, könne die heſſiſche Regierung nichts unternehmen. Er perſön=
lich
ſei nicht gegen eine Aenderung der Impfgeſetzgebung.
Gegen den Impfzwang ſprechen Abg. Sturmfels (Soz.), Abg.
Hofmann=Seligenſtadt (Ztr.) und Abg. Greiner (Kom.), da=
für
Abg. Kindt (deutſchnatl.). Abg. Lang (Soz.) wendet ſich gegen
eine Erhöhung der ärztlichen Gebührenordnung. Abg. Schaub übt
Kritik an der Tätigkeit des Kreisarztes in Friedberg, die von Miniſter
v. Brentano zurückgewieſen wird, ſolange keine genauen Unter=
lagen
gebracht werden.
Kap. 39 (ärztlicher Dienſt) wird angenommen, ebenſo der Antrag
Sturmfels, die wiederholte Aufforderung zur Impfung zu unterlaſſen.
Zu Kap. 40 (tierzärtlicher Dienſt) fordern die Abg. Fenchel
(Bbd.) und Abg. Blank (Ztr.) intenſivere Bekämpfung der Vieh=
ſeuchen
, was Oberveterinärrat Beiling, zuſagt, ſoweit es geſetzlich
möglich iſt.
Die Kap. 40 (tierärztlicher Dienſt) und 41 (Hebammen=Lehranſtalt
zu Mainz) werden einſtimmig angenommen, ebenſo die Kapitel 42
(Landes=Heil= und Pflegeanſtalten und Heilſtätte für Nervenkranke bei
Gießen), 43 (Anſtalt für Schwach= und Blödſinnige Aliceſtift bei
Darmſtadt), 44 (Volksgeſundheitspflege) und 46 ( Staatsunterſtützungs=
kaſſe
). Kap. 45 fällt aus.
Nach der Pauſe gibt Staatspräſident Ulrich folgende Erklärung
ab: Herr Dr. Oſann hat geſtern meinen Ausführungen gegenüber
erklärt, daß er der Auffaſſung ſei, daß es ſich um die Beleidigung
eines Mitglieds ſeiner Fraktion gehandelt habe, als ich das Wort
halber Engländer ausgeſprochen habe. Ich habe darauf einfach zu
erklären, daß ich mit dem Wort halber Engländer lediglich einen
durch den Wortlaut der Debatte hervorgerufenen Scherz gemacht habe,
bei dem ich an die nationale Geſinnung eines Mitgliedes der Fraktion
der Deutſchen Volkspartei nicht gedacht habe. Das beweiſt auch der
Wortlaut des mir vorliegenden Stenogramms der geſtrigen Sitzung.
Es fehlte ſomit bei mir die Abſicht irgend welcher perſönlichen
Kränkung.
Das Kapitel 20 (Staatsverlagsfonds) wird dem Ausſchuß ent=
ſprechend
angenommen. Der Antrag Kindt wird abgelehnt.
Kap. 47 (Schutzpolizei) wird auf Antrag Kaul zurückgeſtellt.
Kap. 48 fällt aus.
Kap. 49 (Fonds für öffentliche und gemeinnützige Zwecke) und 50
(nichtſtaatliche Bauſachen) werden einſtimmig genehmigt.
Kap. 51 (Hochbauweſen) wird zurückgeſtellt.
Zu Kap. 52 (Kunſtſtraßenverwaltung) haben Abg. Brauer und
Genoſſen folgenden Antrag eingebracht: Wir beantragen zu Kap. 52,
Titel 2, den Staatszuſchuß von 600 000 Mark auf 1 Million zu erhöhen.
In der Begründung des Antrags fordert Abg. Glaſer (Bbd.)
eine ſtärkere Beſteuerung der Autos.
Abg. Kindt (deutſchnatl.) machte Vorſchläge zur Reorganiſation
des Bauweſens.

chel (Bbd.).
Finanzminiſter Henrich beantragt
Genoſſen dem Finanzausſchuß zu überwei

den
en.

Antrag Brauer und

Kap. 52 (Kunſtſtraßenverwaltung) wird darauf einſtimmig geneh=
migt
, vorbehaltlich der Erledigung des Antrags Brauer.
Miniſterialrat Spamer teilt mit, daß zwei Geſetzentwürfe über
die Reorganiſation der Straßenverwaltung und der Baubehörde in
Bälde dem Landtag unterbreitet werden.
Schluß der Sitzung: 12½ Uhr. Nächſte Sitzung: Don=
nerstag
, vormittags 9 Uhr.

Aus Heſſen.
Jahrhunderifeier des Eulbacher Marktes.
Man ſchreibt uns:
Den Glanzpunkt des diesjährigen Eulbacher Marktes wird der Feſt=
zug
bilden, der am Sonntag, 20. Juli, nachmittags 1 Uhr, veranſtaltet
wird. Die Vorbereitungen ſind in vollſtem Gange. Dank der unermüd=
lichen
Mitarbeit des bekannten Waffen= und Koſtümhiſtorikers Herrn
Müller=Hickler aus Darmſtadt iſt auch die Koſtümfrage ſo gut
wie ſichergeſtellt. Es iſt keine Kleinigkeit, für die verſchiedenartigen
Gruppen die paſſenden und hiſtoriſch richtigen Koſtüme zu erhalten.
Wenn uns das Wetter keinen Strich durch die Rechnung macht, dann
können wir Erbacher mit einem vollen Erfolg für alle Mühe und Arbeit
rechnen.
Der Feſtzug ſoll vier große Abteilungen enthalten. Die erſte Abtei=
lung
ſtellt den Odnwald dar. Sie wird eröffnet durch ſechs reitende
Odenwälder in ihrer Tracht. Dann folgt eine ſtarke Muſikkapelle und
die ſchönſte Gruppe des Tages Der Willkumm, der den Gäſten und
Zuſchauern von 40 Odenwälder jungen Mädchen und Burſchen in ihrer
Tracht geboten wird. Sie tragen tanzend und ſingend Maienbäume und
Kränze, ſie ſtellen die Jugend dar und wollen ihre freudige Stimmung
auf das Feſt und die Zuſchauer übertragen. Während dieſe Gruppe aus
allen Kreiſen Erbachs gemeinſam dargeſtellt wird, hat die nachfolgende,
die Bauernhochzeit, der Männergeſangverein Liederkranz übernom=
men
. Dieſe würdige Hochzeitsgeſellſchaft ſahen wir ſchon vor 22 Jahren
in Erbach, nur mit dem Unterſchied, daß jetzt die Hochzeit der Kinder
der damaligen Brautleute gefeiert wird. Es folgt der Erntewagen,
den der Geſangverein Tugendbund übernommen hat. Die 4. Gruppe
zeigt den Eulbacher Markt vor 100 Jahren. Um das Bild des Grafen
Franz zu Erbach, der einſt den Eulbacher Markt ſchuf, ſammeln ſich die
Beſucher; es ſind genau dieſelben Tpen, wie ſie auch jetzt noch erſcheinen,
nur ſind ſie aus der Zeit, als der Großvater die Großmutter nahm,
unges und altes Volk, Tänzer und Mädchen und ſolche, die Handel und
Wandel treiben (dargeſtellt vom Odenwaldklub Erbach).
Die nächſte Abteilung zeigt, was alles durch Erbach durch=
ieht
. Die Turnerfahrt hat der Turnverein Erbach übernommen, in
ihrer Mitte ſchreitet zwiſchen Lützowern und Turnern der Turnvater
Jahn, der einſt Erbach beſuchte. Die wandernde ſingende Jugend wird
von der Jugendgruppe des Odenwaldklubs und vom Mandolinenklub
übernommen. Beide werden viel Abwechſelung und Leben bringen. Die
Zigenner werden von der Freien Turnerſchaft, die Radfahrer von unſe=
ren
drei Vereinen gemeinſam dargeſtellt. Die Handwerksburſchen hat
der Karnevalverein Ulk übernommen. Es gelangen noch Wander=
vögel
, Fuhrleute und Studenten zur Darſtellung. Ein alter Poſtwagen
rumpelt wie anno dazumal durch das alte Erbach.
Die dritte Abteilung wird die Erbacher Induſtrie vorführen. Es
ſoll mit der alten Mode der allegoriſchen Figuren, die nach kurzer Zeit
müde und gerädert, nur noch Ruinen darſtellen, gebrochen und möglichſt
durch viel Wirklichkeit in den Gruppen Entſtehung und Entwicklung ge=
zeigt
werden.
Allen voran die Elfenbeininduſtrie. Schwarze Negerſkla=
ven
, die ſchwere Elfenbeinzähne tragen, werden von Sklavenhaltern vor
ſich her getrieben. Einige tragen einen mächtigen Elefantenſchädel. Auf
einem mit Blumen geſchmückten Wagen wird die Vergrößerung einer
Elfenbeinfigur gefahren. Die Diamantinduſtrie zeigt uns
eine Horde ſchwer bewaffneter, wild ausſehender Kerle, die ihren Plan=
wagen
, mit dem ſie durch das Land ziehen, umgeben. Es ſind die Dia=
mantgräber
. Diamantſchleifer in ihren Arbeitskoſtümen tragen einen
rieſenhaften Ring mit funkelnden Diamanten, ſowie eine weibliche Büſte
mit blitzendem Diamantſchmuck.
Die Wollfabrik ſtellt auf einem Wagen die Entſtehung des
Fadens, die Spinnerei und ſeine Verwendung dar. Die wundervollen
modernen Farben verſprechen ein buntes Bild.
Die Tuchfabrik führt die alte Art der Weberei am im Betrieb
befindlichen Webſtuhl auf einem Wagen vor. Weber in Tracht tragen
die Werkzeuge der damaligen Zeit und die Attribute der Weberei.
Die Topferei, die ſeit undenklichen Zeiten in Erbach beſteht,
führt auf einem Wagen eine Drehſcheibe mit. Töpfergeſellen tragen die
Erzeugniſſe ihrer Kunſt und den Bruch.
Die einzelnen Gruppen werden von den betreffenden Induſtrien
und deren Arbeitern dargeſtellt.
der vierte iſt der hiſtoriſche Teil. Derſelbe zeigt uns ein Stück Ge=
ſchichte
des Erbachker Grafenhauſes und ſomit Erbachs. Schenk Ger=
hard
I. erbaut 1220 den Schloßturm. Unter dem Schutze von Bewaff=
neten
fährt an unſeren Augen der Turmbau mit Baumeiſtern und Werk=
leuten
vorüber. Erbach iſt gegründet. Der Verein für Raſenſport ſtellt
die Handwerker und der Reiterverein die Reiſigen, der Fechtklub die
Kriegsknechte.
Der Krogtenüberfall, der 1622 Erbach bedrohte, viele Opfer koſtete
und nur durch die Führung Ludwig des Ritters, der mit den trenen Er=
bacher
Bürgern, dargeſtellt vom Arbeitergeſangverein, den Angriff ab=
wehrte
, verhindert wurde, iſt durch den Odenwälder Reiterverein eben=
falls
dargeſtellt. Eine wilde, bunt zuſammengewürfelte Geſellſchaft
brauſt an unſeren Augen vorüber, das geraubte Vieh vor ſich hertrei=
bend
. Ihnen folgt Ludwig der Ritter, mit Kyriſſern und Ban=
delierreitern
.
Graf Franz kehrt von der Jagd heim. Waldhornbläſer
eröffnen den Zug. Der bekannte Forſtmeiſter Louis führt die Jägerei
an, die auf ſchwer beladenem Wagen den erlegten Hirſch mit ſich führt.
Ihnen folgte Graf Franz zu Pferde, begleitet von Hofkavalieren und
Büchſenſpannern zu Pferd. Im offenen Wagen fährt hinter ihm ſeine
hohe Gemahlin, begleitet von einer Hofdame. Die Läufer voran. Der
Wagen wird von reich gekleideten Kutſchern vom Sattel gefahren. Gräf=
liche
Förſter und Schützenvereine wirken bei dieſer Gruppe mit, die
beſonders fein und reich zu werden verſpricht.
Den Schluß bildet die Gräfliche Schloßgarde, dargeſtellt von unſerm
Militär= und Veteranenverein. Voran ein Kapitän zu Pferd, Tromm=
lerbuben
und Pfeiffer, der Sappeur, der Fahnenträger, der die alte
Centfahne ſchwingt, die blitzblanke Marketenderin und dann, geführt
von Sponton tragenden Leutnants, die Grenadiere, alles im Dienſt er=
graute
Leute, meiſt wie damals geborene Erbacher,
Muſikkapellen ſind auf den ganzen Feſtzug verteilt.
Findet der Feſtzug Anklang, dann ſoll er in ſpäteren Jahren wie=
derholt
werden. Ohne Zweifel ſteht uns ein Schauſpiel bevor, wie es
Erbach noch nicht geſehen hat. Möglich wird es nur dadurch, daß ganz
Erbach einmütig zuſammenſteht.
H. Eberſtadt, 1. Juli. Die Milchpreiſe ſind neu feſtgeſetzt
worden, und zwar: Stallpreis 23 Pfg., bei direktem Verkauf an Ver=
braucher
27 Pfg. und bei Kleinverkauf durch Händler 34 Pfg. je Liter.
Die Arbeitsloſenziffer iſt in letzter Zeit wieder geſtiegen. Sie be=
trägt
z. Z. 75. Auf dem geſtrigen Obſtmarkt waren etwa 60 Zentner
Kirſchen und geringe Quantitäten Johannisbeeren und Erdbeeren auf=
geliefert
worden. Der Preis für Kirſchen bewegte ſich zwiſchen 28 und
32 Pfg. Die Nachfrage war weit ſtärker als das Angebot, ſodaß binnen
kurzer Zeit vollſtändiger Ausverkauf des Marktes zu verzeichnen war.
=r. Heppenheim (Bergſtr.), 1 JJuli. Gemeinderatsſitzung
vom 30. Juni 1924. Die Oberförſterei hat die ſeit mehr als 50 Jahren
geübte Ausgabe von 50 Wellen an die Ortsbürger bemängelt und will
fernerhin nur 40 Wellen verabfolgen. Es wird beſchloſſen, den in einem
Bericht des Gemeinderats W. Schneider niedergelegten gegenteiligen
Standpunkt des Gemeinderats zur Kenntnis der Oberförſterei und der
Regierung zu bringen. Die Befreiung von der Gemeinde= Hunde=
ſteuer
ſoll nach denſelben Grundſätzen erfolgen, nach denen auch die
Staatsſteuer erlaſſen wird. Der Preis für das Baugelände für die
voriges Jahr erbauten Häuſer der Baugenoſſenſchaft wird auf 2.30
für den Quadratmeter feſtgeſetzt. Das Geſuch des Mathias Hofmann
um Aufnahme in den heſſiſchen Untertanenverband, die Ueberlaſſung
eines Dreſchplatzes an den Müller Stadler und die Uebertragung der
Inſtallationsarbeiten an die Inſtallateure Antes und Hafner werden
genehmigt. Der Verſicherung des ſtädtiſchen Mobiliars gegen Feuer
wird zugeſtimmt. Am Schluſſe berichtete der Bürgermeiſter über die
Erſtellung neuer Häuſer und Wohnungen. Zu einem greifbaren Re=
ſultat
aber kam es nicht. Dabei nimmt das Wohnungselend hier
nachgerade Formen an, die unerträglich ſind, ganz abgeſehen davon,
daß auch für die von auswärts hierher verſetzten Beamten keine Woh=
nungen
aufzutreiben ſind. Die Stadt wie die Baugenoſſenſchaft haben
dieſes Jahr keine neuen Häuſer erſtellt und nur vier Privatbauten ſind
in Angriff genommen. Anſcheinend kann man ſich zu durchgreifenden
Maßnahmen hier nicht mehr aufraffen.
er=, Heppenheim a. d. B., 2. Juli. Zurzeit gibt die Haaß=Berkow=
Spielgemeinſchaft hier eine Reihe von Gaſtſpielen, die ſich eines außer=
ordentlichen
Zuſpruchs, auch aus den benachbarten Bergſtraßeorten
erfreuen. Am Mittwoch abend werden Theophilus und der Toten=
tanz
, am Donnerstag Jung=Goetheſpiele, am Freitag Altdeutſche
Märchenſpiele gegeben.
H. Ober=Ramſtadt, 1. Juli. Die Zahl der Arbeitsloſen beträgt
zurzeit 86. Dieſe Zahl iſt infolge teilweiſer Betriebseinſchränkungen,
beſonders bei den Kammfabriken noch im Wachſen begriffen. Im zwei=
ten
Vierteljahr (1. 4. bis 30. 6.) hat das hieſige Standesamt 30 Ge=
burtseinträge
(die gleiche Zahl wie im 1. Vierteljahr), 5 Heiratsein=
träge
(gegenüber 7 im 1. Vierteljahr) und 9 Sterbeeinträge (gegenüber
16 ſolcher im 1. Vierteljahr) zu verzeichnen.
Langen, 2. Juli. Trotz der vielen Warnungen kommen
immer wieder Perſonen ohne die gültigen Päſſe hierher ins beſetzte
Gebiet. So wurden auch hier wieder eine Reihe Perſonen zu empfind=
lichen
Geldſtrafen verurteilt.

r. Babenhauſen, 2. Juli. 3. Jahresfeſt des Mitteldeut=
ſchen
Jugendwanderringes. Am 28., 29. und 30. Juni
fand hier das dritte Jahresfeſt des Mitteldeutſchen Jugendwander=
ringes
ſtatt. Der feſtgebende Verein war der Wanderklub Berg auf.
Das Städtchen prangte im Feſtſchmuck. Am Samstag abend fand eine
Vertreterverſammlung ſtatt, die einen harmoniſchen Verlauf nahm. Am
Abend bewegte ſich ein ſtattlicher Fackelzug durch die Stadt, der ein Bild
der Jugend bot. Der unermüdliche, pflichteifrige erſte Vorſitzende des
Berg auf, K. Raubold, begrüßte nach dem Eintreffen auf dem Feſt=
platz
die Gäſte, ſagte dem Ortsausſchuß und den Körperſchaften, die zum
Gelingen des Feſtes beitrugen, ſeinen herzlichen Dank, ſtreifte in kurzen
Worten die Geſchichte des jungen Vereins, und feiert mit einem begei
ſtert aufgenommenen dreifachen Treu Heil den edlen Wanderſport,
Lehrer Müller begrüßte mit herzlichen Worten die Feſtgäſte im Namen
des Ehrenausſchuſſes pries die ſchönen, herzigen Volkslieder eines
Hermann Löns, die Fritz Jöde im Kleinen Roſengarten ſo herrlich ver=
tont
hat und ſchloß mit einem Hoch auf Deutſchlands Jugend. Um
Mitternacht erſt ging man auseinander, um ſich vor dem Mandolinen=
Wettſtreit noch ein paar Stunden der Ruhe zu gönnen. Am Sonntag
ging der eigentliche Wettſtreit bei herrlichem Wetter vor ſich. Die
Freude des hieſigen feſtgebenden Vereins, als ihm beim Bundeswet=
ſtreit
der erſte Preis in der Klaſſe A zugeſprochen wurde! Die weiterem
Ergebniſſe beim Bunde ſind: Klaſſe 4: 1. Berg auf, Babenhauſen,
152 Punkte; 2. W.=Kl. Münſter, 145; 3. W.=Kl. Eppertshauſen, 140;
4. W.=Kl. Schaafheim, 95; 5. W.=Kl. Speſſartfreunde Neu=Iſenburg,
94. Klaſſe B: 1. W.=Kl. Kleeſtadt, 152 Punkte; 2. W.=Kl. Duden=
hofen
, 135; 3. W.=Kl. Ober=Roden, 128; 4. W.=Kl. Mosbach, 127; 5. W.=
Kl. Klein=Welzheim, 122; 6. W.=Kl. Jügesheim, 112. In dem vom
Wanderklub Berg auf veranſtalteten Mandolinen=Wettſtreit ſind die
Ergebniſſe, wie folgt: Klaſſe 4: Ehrenpreis: das Mandolinen= Quar=
tett
Mühlheim a. M. mit 170 Punkten; 1. Preis: Wanderverein Fide=
lio
, Neu=Iſenburg mit 165; 2. Mandolinenquartett Fechenheim mit
147; 3. Mandolinenquartett Groß=Steinheim mit 144; 4. Wanderklub
Fidelio Klein=Auheim mit 141; 5. V. d. B. Oho‟ 1914 Groß=Auheim
mit 140; je den 6. Preis: Wanderklub Falke‟ Darmſtadt mit 135; Man=
dolinenklub
Heppenheim mit 135. Klaſſe B: 1. Preis: Mandolinen=
Orcheſter Groß=Gerau mit 158 Punkten; 2. Mand.=Kl. Eppertshauſen
mit 145; 3. M.=Kl. Roßdorf mit 143; 4. M.=Kl. Kahl a. M. mit 128;
5. M.=Kl. Friſch auf Kl.=Steinheim mit 124; 6. M.=Kl. Ober=Rodem
mit 120; 7. M.=Kl. Biebesheim mit 116; 8. M.=Kl. Münſter mit 115;
9. M.=Kl. Friſch auf Mosbach mit 112; 10. M.=Kl. Georgenhauſen
mit 112. Um die Mittagsſtunde war der Wettſtreit beendet. Der
Nachmittag brachte einen Feſtzug von ſtattlicher Länge, der ſich im
ſchönſter Ordnung durch die Hauptſtraßen bewegte. Auf dem Feſtplatz
reihten ſich Anſprachen an Anſprachen, die dem Wanderſport und der
ungen Muſikbewegung huldigten. Turneriſche Vorführungen, Ge=
angsvorträge
, Tombola, Preisverteilung und Tanz erhöhten die Feſt=
ſtimmung
. Die Volksbeluſtigungen aller Art, wie Schubkarren=Rennen
uſw., ſorgten am Montag für Humor und die nötige Abwechſlung.
Strahlender Sonnenſchein lag über der ganzen Veranſtaltung. E9
war ein Feſt der Jugend. Treu Heil!
k. Gießen, 1. Juli. An dem heutigen Jahresfeſt der Uni=
verſität
beteiligte ſich die geſamte Studentenſchaft mit den Pro=
feſſoren
. Der Univerſitätsrektor Prof. Dr. Laqueur, hielt einen Vor=
trag
über Hellenismus. Der Beſuch der Univerſität beträgt gegen=
Das heutige Tanzgaſtſpiel der Tänzerin Hannelore
wärtig 1772.
Ziegler im Stadttheater erfreute ſich eines guten Beſuches.
I. Gießen, 1. Juli. Das Gauturnfeſt des Gaues Heſſen der
Deutſchen Lurnerſchaft findet am 15. und 16. Juli in Biedenkopf an der
Lahn ſtatt. Es ſind 800 Wetturner gemeldet. Als Feſtplatz dient die
große Bleiche an der Lahn.
rei- Gießen, 30. Juni. Der evangeliſche Jugend= und Wohlfahrts=
dienſt
begann heute eine dreitägige Verſammlung unter Leitung des
Landesjugendpfarrers Zentgraf in der Stadtkirche. Eröffnet wurde die
Verſammlung durch einen zeitgemäßen Vortrag, der die Not der
Familie in der gegenwärtigen Zeit ſchildert und Mittel und Wege zur
Abhilfe zeigt. Der Beſuch war ein recht guter. Mit der Tagung iſt eine
Ausſtellung einſchlägiger Jugend= und Fachſchriften verbunden.
Die Reichswehr, veranſtaltet nächſte Woche eine Wollwoche
zum Beſten der notleidenden Mitbürger, ferner für Altrentner und für
das Säuglingsheim.
sei= Aus dem Lahntal, 1. Juli. Eine neue Bahnſtrecke
wurde heute dem Verkehr übergeben. Sie verbindet die Städte
Gießen und Wetzlar im mittleren Lahntal mit dem Ulmbachtal und
außerdem das Tal des Ulmbaches mit der Bahnſtrecke Gießen-Koblenz,
Das Tal iſt reich an vorzüglichem Ton und an Bafalt, und hat einen
lebhaften Verkehr mit dem Weſterwald. Das Ereignis hat für die Be=
völkerung
der Orte Beilſtein und Holzhauſen eine große Bedeutung,
was auch aus der ſtarken Beteiligung der Bewohner zum Ausdruck
kam. Der Sonderzug war prächtig geſchmückt. Vertreter der Reichs=
bahn
und des Landratsamts nahmen an der Feierlichkeit teil.
Mainz, 2. Juli. Eine eigenartige Verhandlung
ſpielte ſich vor dem Kriegsgericht ab. Der Dolmetſcher der Beſatzungs=
truppen
, Georg Jonville, wurde unter der Anklage des Mordes bzw.
des Totſchlags freigeſprochen. J. war mit einer aus Langenſchwalbach
ſtammenden Frau verheiratet und iſt Vater eines vierjährigen Kindes.
Die Ehe war in letzter Zeit in keinem guten Einvernehmen. Die Frau
hatte die Abſicht, ſich ſcheiden zu laſſen, wenn der Mann für den Lebens=
unterhalt
aufgekommen wäre. Dieſer unterhielt jedoch ſeit bereits zwei
Jahren ein Liebesverhältnis mit einer Verkäuferin in Wiesbaden. Im
Dezember vorigen Jahres kam der Angeklagte zu einem Arzt und er=
klärte
, ſeiner Frau ſei ein Unglück paſſiert; auf unerklärliche Weiſe
ſei eine Parabellum=Piſtole, die die Frau neben ſich ins Bett gelegt hatte,
losgegangen. Der Arzt konnte nur den Tod feſtſtellen, doch war nach
Lage der Piſtole Selbſtmord ausgeſchloſſen. Während der Staatsanwalt
die Todesſtrafe beantragte, der Verteidiger auf Freiſprechung plädierte,
kam das Gericht zur Freiſprechung des Angeklagten.
Mainz, 1. Juli. Montag, den 23. Juni, fand in Mainz, Schul=
ſtraße
3, eine Vollverſammlung der Arbeitsgemeinſchaft für Landwirt=
ſchaft
und Weinbau in der Provinz Rheinheſſen unter dem Vorſitz des
Herrn Gutsbeſitzers Otto Stallmann, Wald=Uelversheim, ſtatt. In die=
er
Sitzung wurde lebhaft über die ungünſtige Lage der Landwirtſchaft=
und des Weinbaues debattiert und wurde eine Entſchließung angenom=
men
, in der es u. a. heißt: In der Zeit ſchwerſter wirtſchaftlicher Be=
drängnis
der Landbevölkerung fordern wir von Reichs= und Landtag
und den in Betracht kommenden Miniſterien und Körperſchaften: 1. Ver=
anlagung
zur Einkommens= und Vermögensſteuer nach der Ernte 1924
auf Grund der wirklichen Erträge und Ertragswerte des abgelaufenen
Wirtſchaftsjahres. Bei Neuveranlagung iſt in beſonderer Weiſe die faſt
hoffnungsloſe wirtſchaftliche Lage der mittleren und kleineren Betriebe
(Bwergbetriebe), worunter ſich auch viele Landarbeiter befinden, zu
berückſichtigen. 2. Herabſetzung der Umſatzſteuer auf mindeſtens 1 Pro=
zent
. Solche Betriebe, die nicht als Selbſtverſorger anzuſprechen ſind,
die zukaufen müſſen, ſind von der Umſatzſteuer zu befreien. 3. Neu=
veranlagung
der Kirchenſteuer, entſprechend dem wirklichen Ertrage im
Jahre 1924, 4. Vereinfachung der geſamten Steuern. Dieſelben ſind
unbedingt auf ein ſolches Maß herabzuſchrauben, daß es dem ſchaffen=
den
Landvolk ermöglicht wird, ohne Beeinträchtigung ſeiner Pflicht das
deutſche Volk mit Nahrungsmitteln in immer beſſerem Maße zu ver=
ſorgen
. 5. Aufhebung der ſteuerlichen Boorzugung der ausländiſchen
landwirtſchaftlichen Erzeugniſſe, Beſchränkung der Einfuhr von aus=
ländiſchem
Getreide und Vieh durch Zölle. 6. Maßnahmen, die zwiſchen
den Preiſen der landwirtſchaftlichen Produkte und den Preiſen der
landwirtſchaftlichen Bedarfsartikel das früher beſtandene Verhältnis
wieder herbeiführen. 7. Feſtſtellung und Durchführung geſunder Grund=
ſätze
des Agrarſchutzes.
R. Mainz=Koſtheim, 2. Juli. Unglück und Glück ereigneten ſich am
Samstag früh infolge eines ſchweren Gewitters in einem hieſigen allein=
ſtehenden
Einfamilienhauſe. Ein Blitzſtrahl ging durch den Kamin des
Hauſes, durch das Schlafzimmer der Tochter und von da nach dem Stall,
wo er ſich entzündete. Zwei Ziegen und ein ſchweres Schwein wurden
auf der Stelle getötet. Trotzdem der Blitz faſt durch das ganze Haus
ging, wurd= nur der Kamin beſchädigt. Die Tochter kam mit dem
Schrecken devon. Der hieſige Schifferverein feierte am 28. und 29.
Juni ſein 25jähriges Jubiläum. Dem Feſte ging am Samstag abend
ein Kommers voraus. Am Sonntag früh wurde in der hieſigen katho=
liſchen
Pfarrkirche ein feierliches Hochamt (das ſogen. Schifferamt) für
die Schiffer zelebriert. Nachmittags ſetzte ſich ein Feſtzug durch die
Ortsſtraßen nach dem Feſtplatz am Main in Bewegung. Auch hier war
wieder, wie alljährlich, großes Schifferſtechen. Mit Nachen gingen 5
gegen 5 Gruppen, beide mit Speeren bewaffnet, gegeneinander ſo lange
vor, bis alles im Waſſer lag und der Letzte dann Sieger blieb. Für
die jungen Schiffer war Waſchbütten=Schnellrudern, deo anter den Feſt=
beſuchern
großes Gelächter verurſachte. Anch zeigten zwei tüchtige
Schwimmer ihre Kunſt durch Heuabſpringen von dem höchſten Punkt
der Mainbrücke in den Main. Ein Ball bildete den Abſchluß.
i- Hörnsheim, 30. Juni. Sein 50jähriges Jubiläum
feierte geſtern der hieſige Geſangverein in Verbindung mit einem Wer=
tungsſingen
. Zahlreiche Geſangvereine aus der Gegend Gießen, Wetzlar
und Butzbach nahmen daran teil. Die Feſtrede hielt Zimmermeiſter
Enges. Seitens der Jungfrauen der Gemeinde erhielt der Verein als
Geſchenk eine prachtvolle Fahnenſchleife.

gegen Nervenschwäche
SATVRIN Erschöptungszustände
sek. Neurasthente u. vorzeit. Alterserscheinungen ein an-
regendes
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Packung, In jeder Apotheke erhältlich.
(IV. 859

[ ][  ][ ]

Rummer 183.

ALafttti

Diatt,

den 3. Zuli 1924.

Seite 7.

* Unpolitiſche Tagesſchau.
In Neubrandenburg ereignete ſich auf der Landſtraße nach Fried=
land
ein
tödlicher Autounfall.
Bei einer Fahrt nach Greifswald löſte ſich in der Nähe des Dorfes
Saldekow ein Rad eines Automobils, in dem außer dem Führer nochk
die Herren von Below und von Arnim ſaßen. Der Wagen
rannte gegen einen Baumſtamm und zerſchellte; v. Below war auf der
Stelle tot, v. Arnim wurde ſchwer verletzt in ärztliche Behandlung
geben. Der Chauffeur trug eine leichte Gehirnerſchütterung davon.
Um eine Geſchäftsreiſe nach Karlsruhe und Friedrichshafen auszu=
hren
, nahm der Direktor der Dürener Metallwerke, Karl Schenk, zu=
ammen
mit ſeinem Bruder, dem Gärtnereibeſitzer Willi Schenk in
ankenthal, ein Taxameterauto. Es dunkelte bereits, als der Wagen
uf der etwas erhöht liegenden Landſtraße zwiſchen Waghäuſel und
ruchſal dahinfuhr. Trotzdem der Wagenführer Klump aus Franken=
al
ſehr vorſichtig fuhr, geriet der Wagen an einer Kurde auf den
lbhang der Böſchung. Klump wollte mit Vollgas den Wagen wieder
uf. die Straße bringen, welches einen Telegraphenmaſt am Straßen=
and
verankerte, in der Dunkelheit nicht wahrnehmen. Bei dem An=
call
an dieſes Drahtſeil kippte der ſchiefſtehende Wagen vollends um
fiel in die Wieſe hinunter, die Inſaſſen unter ſich begrabend. Ein
orbeifahrender Radfahrer bemerkte das umgeſtürzte Auto und holte
ligſt Hilfe aus Wieſenthal und Hambrücken. Die Gebrüder Schenk
urden beide mit Schädelbrüchen tot unter dem Wagen hervorgezogen,
jährend zwei weitere Inſaſſen, der Frankenthaler Kaufmann Jäger
d ein Muſiker aus Mannheim=Neckarau, ſowie der Chauffeur nur
ichtere Verletzungen erlitten hatten. Man glaubte zunächſt, den
auffeur für das Unglück verantwortlich machen zu müſſen, über=
ugte
ſich jedoch bald, daß ihn keinerlei Schuld treffen könne und ließ
ſofort wieder frei. Die getöteten Brüder waren beide verheiratet.
Ein mit vier Herren aus Worms beſetztes Auto kam aus bisher
och unbekannten Urſachen auf der Straße Sobernheim-Bad Kreuz=
ich
zum Umſturz und wurde teilweiſe zertrümmert. Ein Inſaſſe wurde
eit fortgeſchleudert und blieb tot liegen, die drei übrigen kamen mit
ſchteren Verletzungen davon.

Trotzdem die verſchiedenen Forſtverlvaltungen und die Reichsregie=
ng
ſelbſt, auf die zahlreichen Klage= und Warnrufe der ſchleſiſchen Be=
lkerung
hin, die mannigfaltigſten Maßnahmen zum Schutz der herr=
hen
ſchleſiſchen Wälder getroffen hatten, nahm die
Raupenplage in vielen Forſten
überhand, daß nun Hunderte von Morgen Wald völlig kahl gefreſſen
). Es handelt ſich um die Raupen der Föhreule, die in Miriaden
ftreten und die Bäume völlig kahl freſſen. Beſonders ſchlimm wur=
in
die Waldungen in der Görlitzer und Primkenauer Heide, und die
unzlauer und Glogauer Forſten von dieſer ſeltſamen Plage betrof=
n
. Die früher ſo prachtvollen Wälder bieten einen troſtloſen An=
ck
, Hunderttauſende von Feſtmetern Holz ſind vernichtet und weitere
zaldungen ſind von dem wandernden Unheil bedroht.
Die älteſte Frau Deutſchlands
die Johanne Prigge in Lüneburg. Sie erfreut ſich des bibliſchen
ters von 103 Jahren, iſt geiſtig und körperlich noch ſehr rüſtig und
einen köſtlichen Humor. Sie lieſt ohne Brille und beſchäftigt ſich
h mit allerlei Handarbeiten, wie Stricken, Nähen uſw.
Das Skelett des Schwiegervaters.
Offenburg, 1. Juli. Im Bürgerausſchuß wurde ein Vorgang ver=
ndelt
, der hier lebhaftes Aufſehen erregt hat. Der Vorſitzende teilt
über mit: Ein hieſiger Arzt habe in ſeiner Wohnung die Leiche
ines Schwiegervaters ſeziert. Dabei ſeien zwei Friedhofsangeſtellte
gegen geweſen. Die Leiche ſei ausgebeint und das Skelett herausge=
mmen
, die Knochen ausgeſotten und abgeſchabt worden. Das
kelett wurde zurückbehalten. Da die Angehörigen, wie der Verſtor=
te
ſelbſt, mit einer Sektion einverſtanden waren, läge ein ſtrafbare
indlung nicht vor. Dagegen ſeien die Friedhofsbeamten diſziplina=
ſch
beſtraft worden, weil ſie die Leichenteile vor einer Wirtſchaft
hen ließen, anſtatt ſie alsbald in das Leichenhaus zu transportieren.
ſast
Hohentwielfeſtſpiele 1924.
Die Hohentwielfeſtſpiele 1924 werden am 27. Juli ihren Anfang
tehmen. Die Feſtſpiele ſind bekanntlich ſchon vor dem Kriege im Jahre
906 gegründet worden. Damals wurden ſie in der prächtigen, im
nittelalterlichen Stile am Fuße des Hohentwiels erbauten Feſtſpielhalle
ſeben. Leider iſt dieſe Halle dem Kriege zum Opfer gefallen; ſie wurde
Jahre 1918 abgeriſſen, da die hohen Unterhaltungskoſten nicht mehr
ifgebracht werden konnten. Im Jahre 1921 wurden die Feſtſpiele wie=
r
aufgenommen, und zwar als Freilichtſpiele, die auf der Höhe des
hentwiels gegeben wurden. In den beiden letzten Jahren 1922 und
3 haben die Spiele bereits einen hohen künſtleriſchen Ruf erworben.
ranſtaltet werden ſie von der Scheffelgemeinde auf dem Hohentwiel
V., dem Vorort des deutſchen Scheffelbundes, der mit ſeinem Namen
für bürgt, daß es ſich bei dieſem Unternehmen um eine künſtleriſche
eranſtaltung von hoher Qualität handelt. Die künſtleriſche Leitung
Feſtſpiele hat in dieſem Jahre der Oberregiſſeur des badiſchen
mdestheaters in Karlsruhe Felix Baumbach übernommen, der die
piele mit dem geſchloſſenen Schauſpielperſonal des badiſchen Landes=
eaters
durchführt. Auch darin liegt eine Gewähr für die Qualität der
diele. Die Feſtſpiele werden als Freilichtſpiele auf dem Hohentwiel
und als Kammerſpiele auf der Kreuzbühne in Singen a. d. H. gegeben.
us dem Programm ſeien die folgenden Stücke angeführt:
Freilichtſpiele: Der arme Konrad von Friedrich Wolf;
Die Räuber von Friedrich Schiller; Der Widerſpenſtigen Zähmung
on Shakeſpeare, Medea von Grillparzer; Weh dem, der lügt von
Hrillparzer und Hans Sachs=Spiele. Kammerſpiele: Der
ngebildete Kranke von Moliére, Der Teufelsſchüler von Bernhard
Shaw, Bürger Schippel von Sternheim, Scampolo von Nicodemi,
Der zerbrochene Krug von Kleiſt, Deviſen von Lothar Schmidt und
vei bunte Abende.
Befonders hingewieſen ſei auf die Aufführung des Armen Kon=
ad
von Friedrich Wolf, der in Stuttgart ſeine Uraufführung erlebte,
ind bei der geſamten Preſſe eine geradezu glänzende Aufnahme ge=
funden
hat. Gerade dieſes Stück wird auf der romantiſchen Freilicht=
bühne
des Hohentwiels eine beſondere Wirkung ausüben, wie überhaupt
dieſe Freilichtbühne vielleicht als die großartigſte in ganz Deutſchland
gelten kann. Am 3. Auguſt wird eine Abendaufführung ſtattfinden, in
er Der Widerſpenſtigen Zähmung von Shakeſpeare zur Aufführung
lommt, und an die ſich eine Beleuchtung der Hohentwielruine an=
ſchließen
wird.
Ausgrabungen im Domgarten in Speher.
Speher. Durch Entgegenkommen der Stadtverwaltung wurde
em Hiſtoriſchen Muſeum der Pfalz die Vornahme einer Verſuchs=
grabung
auf der Nordſeite des Doms ermöglicht. Begonnen wurde am
25. Juni in der Nähe der Nordweſtecke der Afrakapelle. Die Arbeiten
haben bereits Ergebniſſe, die für die Kenntnis der Geſchichte Speyers
von Wert ſind. Der Urboden fand ſich in einer Tiefe von 4,20 Meter,
darüber wurde eine mächtige römiſche Kulturſchicht von 2,70 Meter feſt=
geſtellt
. Darauf lag eine verhältnismäßig geringe mittelalterliche
chicht von 1 Meter und eine neuzeitliche Auffüllung von 30 Zentimeter.
Die römiſche Schicht ergab kleine Funde aus der Zeit um 300 n. Chr.
arunter iſt bemerkenswert ein Ziegel mit Militärſtempel Portis
Dieſer Ziegel ſtammt aus den römiſchen Militärziegeleien Rheinzabern.
Der Fund zeigt uns, daß wir uns wahrſcheinlich im Gebiet der römi=
chen
Befeſtigungsanlagen befinden. Außerdem befand ſich in der Tiefe
von 2,50 Meter ein aus mächtigen Quadern gebildeter, von Norden
nach Süden laufender Waſſerabſchluß (Kanal). Darüber befanden
ſich Fundamente des ſogen, kleinen Paradieſes (Vorhalle vor dem Nord=
eingang
des Domes) bei der Afrakapelle. Bei der Weiterführung der
Brabung ſtieß man auf eine große Grube mit Schutt des 1689 zerſtör=
ten
Domes.
Münchener Fremdenverkehr.
Im Mai 1924 iſt der Fremdenverkehr gegen April ds. Js. weiter=
geſtiegen
. Nach den Abmeldungen der Fremden ergibt ſich im Mai 1924
für die Münchener Hotels, Gaſthöfe und Penſionen eine Geſamtzahl
von 51 845 Fremden mit 102 702 Uebernachtungen. Vergleicht man mit
dem vorangegangenen Jahr 1923, ſo iſt ein beträchtliches Zurückbleiben
des Münchener Fremdenverkehrs vom Mai 1924 gegenüber dem Mai
1923 feſtzuſtellen, was ſich hauptſächlich aus der bekannten, ſeit Ende
1923 erfolgten Umſtellung der deutſchen Währungsverhältniſſe erklärt.
Mit dem Aufhören der fortſchreitenden Geldentwertung infolge der
Verteuerung der Lebensverhältniſſe und der Verſchlechterung der Ein=
kommensvrhältniſſe
in Deutſchland iſt das Zuſtrömen der Fremden be=
onders
aus Mittel= und Norddeutſchland ſowie aus dem nichtbayeriſchen
deutſchen Süden geringer geworden; noch mehr hat der Beſuch aus den
benachbarten Ländern Oeſterreich, der Tſchechoſlowakei, Italien uſw. ab=
genommen
. Dabei darf aber nicht überſehen werden, daß infolge der
Aenderung der Währungsverhältniſſe der diesjährige Fremdenverkehr
von bedeutend beſſerer Qualität iſt, als der Inflationsverkehr des vori=
gen
Jahres.

Betrachtungen zur jagdkriminaliſtiſchen Ausſtellung von
Gerichtschemiker Prof. Dr. Popp im Rahmen der Süd=
weſtdeutſchen
Jagdausſtellung im Zoologiſchen
Garten, 1. bis 15. Juli zu Frankfurt a. M.
Von
Wilhelm Carlé.
Wer kennt nicht die kitſchig=ſüßen Oeldruckbilder, die in mancer
Dorfſchenke die Wand zieren und beim Ausbrechen der Jagöbeute über=
raſchte
Wilderer darſtellen, die kurzerhand den Forſtbeamten niederknal=
len
. Sie ſtammen noch aus jener Zeit, die das Wildern mehr als eine
Sache der Leidenſchaft und viel weniger eine ſolche des Geſchäfts war,
wo man in weiten Kreiſen, beſonders der Landbevölkerung, im Wilderer
viel weniger den Verbrecher, als den Kühnen und jagderfahrenen Re=
bellen
ſah, der den Herrenrechten der Jäger die Liſt entgegenſetzte.
Prof. Dr. Popp hat dieſe Bilder in ſeiner jagdkriminaliſtiſchen
Ausſtellung im Zoo wohl nicht ohne Abſicht in den Mittelpunkt gerückt,
um den Gegenſatz von einſt und jetzt anzudeuten. Von jener Romantik
des Wilderertums iſt heute recht wenig übrig geblieben. Wie nach jedem
Krieg, der den Gebrauch von Schußwaffen volkstümlich machte, hat auch,
jetzt das Wildern ſtark zugenommen, es iſt zu einem oft bandenmäßig
betriebenen, organiſierten Wilddiebſtahl, zu einer reinen Fleiſchmacherei
geworden, die eine ſchwere Gefahr für Jagdbeſtand und Jäger bedeutet.
Die Ausſtellung gibt einen intereſſanten Ueberblick über die mannig=
jachen
, beim Wildern benützten Werkzeuge. Wir ſehen harmlos aus=
ſehende
Schießſtöcke, leicht zerlegbare, zum Teil recht primitiv hergeſtellte
Gewehre, ſelbſtverfertigte Munition, Meſſer und Schlingen. Die Be=
kämpfung
dieſer Methoden und die Ueberführung der Wilddiebe aber iſt
beſonders ſchwierig, weil ihre Tätigkeit meiſt vom Dunkel der Nacht ver=
hüllt
und der oft einzige Zeuge der Tat nach Möglichkeit ſtumm gemacht
wird. Daher iſt die Heranziehung der ſogenannten ſtummen Zeugen
der Tat zur Führung eines Indizienbeweiſes von erheblicher Bedeutung
Die Ausſtellung zeigt, in wie vielſeitigem Maße und mit welch er=
ſtaunlichen
Erfolgen die moderne Kriminalwiſſenſchaft Wilderer auf
Grund eines Indizienbeweiſes überführen konnte. So kann z. B. ein=
wandfrei
nachgewieſen werden, ob ein im Tierkörper oder im Körper des
Erſchoſſenen aufgefundenes Projektil aus einer beſtimmten Waffe ſtammt.
Originale und Mikrophotographien ſolcher Geſchoſſe illuſtrieren die Be=
weisführung
.
Die biologiſche Methode der Blutunterſuchung ermöglicht ferner den
Nachweis von Wildſchweiß an Kleidern, Waffen und Trans=
portmitteln
. Ausgeſtellte Wildererwürſte zeigen, daß ſelbſt bei Verſagen
dieſer Methode durch das Abkochen doch noch durch den Nachweis von
Wildhaaren der Indizienbewveis geführt werden kennte. Die unbeſtech=
liche
und unerbitliche Lupe geſtattet auch den Nachweis der Tierart bei
vorgefundenen Haaren, ſodaß ein Rehbock nicht nachträglich in ein harm=
loſes
Ziegenlämmchen oder Kaninchen umgetauft werden kann.
Ein beſonderes Kapitel bilden die ausgeſtellten Fußabdrücke, die ſehr
oft zum Verräter werden, weil ſie Schuhform, Gangart und Standort
des Schützen anzeigen. So ſehen wir z. B. Gipsabdrücke der Spuren
eines Pürſchgängers, der in Strümpfen wanderte. Hier konnten nicht
nur die Uebereinſtimmung in der Eigenart der Fußballen und der Strick=
art
der Strümpfe, ſondern auch die vorgefundenen Wollreſte zur Ueber=
führung
dienen.
Beſonders Intereſſe verdient die Ausſtellung durch die Vorführung
mehrerer, auch aus der Tagespreſſe bekannter dramatiſcher Fälle, in deren
Mittelpunkt die Erſchießung des Förſters Orlepp bei Oeſtrich a. Rh.
im Jahre 1916 ſteht. O. wurde von einem Wilderer, der einen Rehbock
erlegt hatte, bei Hinzueilen zur Schußſtelle aus dem Hinterhalt mit einem
Schrotſchuß niedergeſtreckt. Der ausgeſtellte, durchlöcherte Strohhut des
pflichttreuen Beamten, ſowie die Schädeldecke, die man nicht ohne ein
Gefühl des Schauderns und der Teilnahme zugleich betrachten kann,
zeigen die Spuren des Poſtens. Aus Streuung und Flugrichtung konnte
der Stand t des Schützen ermittelt werden. Die am Tatort gefundenen
Schußblättchen ſtimmten mit einer an anderer Stelle, ſcheinbar vom
Täter verlorenen Patrone überein, ſodaß ſein mutmaßlicher Weg feſt=
geſtellt
war. Dieſer Weg führte durch einen Kartoffelacker, der von Roſt=
pilzen
ſtark befallen war. Es war alſo anzunehmen, daß der Täter an
ſeiner Hoſe Sporen des Kartoffelpilzes haben müßte. Tatſächlich ergab
ſich, daß der im Verdacht ſtehende Landwehrmann an ſeinen Hoſen ſolche
Sporen ſowie Haare des Kartoffelſtrauchs aufwies. Unter dem Eindruck
dieſes, allerdings mit einer erſtaunlichen Kombinationsgabe geführten
Indizienbeweiſes gab der Verdächtige die Tat zu.
Eine Reihe von Photographien und Skizzen zeigt die Beantwortung
der Frage, ob in einem beſtimmten Fall Unfall oder Verbrechen vorlag.
Es konnte nicht nur nachgewieſen werden, daß es ſich um ein Verbrechen
handelt, ſondern auch die Einzelheiten der grauſigen Tat konnten in ihrer
zeitlichen Folge feſtgeſtellt werden. Am Gewehr vorgefundene Finger=
abdrücke
waren leider nicht mehr mit denen eines Verdächtigen vergleich=
bar
, da ſie durch unſachgemäße Behandlung bereits verwiſcht waren,
Auch hier zeigt ſich die Berechtigung der Mahnung, alles bis zum Ein=
treffen
von wirklichen Sachverſtändigen unberührt zu laſſen.
Ein weiterer im Bilde vorgeführter charakteriſtiſcher Fall betrifft
den Mord an einer Frau im Walde bei Falkenſtein am Donnersberg
in der Pfalz. In den Verdacht der Täterſchaft kam ein im Geruche der
Wilddieberei ſtehender Mann, der jedoch leugnete, am fraglichen Tage
am Tatort geweſen zu ſein. Aus der Uebereinſtimmung der noch an
den Sonntagsſchuhen befindlichen Erd= und Pflanzenreſte (die Tat geſcha9
an einem Feiertag) mit denen des Tatorts konnte nachgewieſen werden,
daß der Weg des Verdächtigen auch am Tatort vorbeiführte und daß er
hierauf den Brandſchutt einer nahen Bergruine betreten hatte. In jener
Ruine fand man auch hierauf ein Wilderergewehr ſowie eine Schachtel.
Patronen, die mit Verſchlußblättchen verſehen waren, die von einer Poſt=
karte
ſtammten, die Grüße ſeines Schwagers enthielt. Damit war die
Frage der Herkunft der gefundenen Sachen einwandfrei feſtgeſtellt. Er
geſtand darauf die Wilderei ein, leugnete aber hartnäckig den Mord an
der Spaziergängerin. An ſeinen Schuhſohlen befanden ſich aber Faſern,
die mit dem Kleide der Ermordeten übereinſtimmten, auf der er herum=
getreten
hatte. Seine Kleider zeigten weiterhin Spuren menſchlichen
Blutes, die er vergeblich auszuwaſchen verſucht hatte. Auch er geſtand
unter dem Eindruck des exakt geführten Beweiſes. Einige jagdkrimi=
naliſtiſche
Kurioſitäten, merkwürdig durchſchoſſene Patronen, verräte=
riſche
Apfelbiſſe u. a. beſchließen die Ausſtellung.
Faßt man den Geſamteindruck dieſer Spezialausſtellung, wie ſie wohl
noch nirgends in ſolcher Gründlichkeit und wiſſenſchaftlichen Durcharbeiten
gezeigt worden iſt, zuſammen, ſo muß man die Ueberzeugung gewinnen,
daß die Bekämpfung der Wilderer heute mit Erfolg möglich iſt. Voraus=
ſetzung
iſt jedoch, daß Jäger und Schutzbeamte die zahlreichen Spuren
ihrer ſchlimmſten Feinde beachten, ſichern und verwerten, die zur Ueber=
führung
dienen können. Nur dann wird die Ausrottung des heute über=
hand
nehmenden Wilderertums möglich ſein, das den Wildſtand dauernd
beunruhigt, oft dezimiert und dem Jäger die Freude am edlen Weidwerk
nimmt. Für die Herren von der Zunft aber dürfte die Ausſtellung den
Beweis liefern, daß es ratſam und klug iſt, möglichſt bald umzuſatteln.

Schweres Autounglück in Schaidt.
Bergzabern. Wie das Südpfälziſche Tagblatt mitteilt, er=
eignete
ſich unweit des Bahnhofs Schaidt ein ſchweres Autounglück. Am
Straßenübergang von Schaidt her wollte ein Laſtauto der Bierbrauerei
Silbernagel aus Bellheim in der Meinung des Chauffeurs, die Strecke
ſei frei, den Bahnkörper überqueren. In dem Moment, als das Auto
gegen das Geleiſe anfuhr, kam der um 2,53 Uhr fällige Perſonenzug, zu
dem die Barriére leichtfertigerweiſe vom Schrankenwärter nicht ge=
ſchloſſen
worden war, herangebrauſt, wobei das Auto, ein ſchwerer Laſt=
wagen
, von der Lokomotive erfaßt und etwa 50 Meter weit mitgeſchleift
wurde, ohne daß der Chauffeur und ſein Begleitmann ſich retten konn=
en
. Der Wagen geriet durch die Exploſion der Benzinbehälter ſofort
in Brand. Die beiden Inſaſſen fanden dabei den Tod. Chauffeur
Bechtle wurde verbrannt und konnte nur als verkohlte Leiche aus den
Wagentrümmern gezogen werden. Seinem Begleitmann, Bolz, wurde
der Kopf zerquetſcht und ein Arm zerriſſen. Er konnte an der Beklei=
dung
wiedererkannt werden. Beide ſind verheiratet. Der eine hinter=
läßt
eine Frau und drei, der andere eine Frau und zwei Kinder. Der
Schrankenwärter Valentin Bouguet aus Schaidt, der angibt, eingeſchla=
fen
zu ſein und ſo das Unglück verſchuldet zu haben, wurde von der
franzöſiſchen Gendarmerie verhaftet und nach Landau abtransportiert;
er iſt verheiratet und Vater von 9 Kindern. Seine Dienſtzeit bei der
Eiſenbahn beträgt etwas über 30 Jahre. Die Trümmer des Autos
wurden von der Feuerwehr weggeräumt.
Aenberung der Paßformalitäten in Oeſterreich,
Die öſterreichiſche Regierung bereitet Erleichterungen in Ertei=
lung
der Paßviſa vor, die den erſten Schritt zu einer völligen Abſchaf=
fung
der Viſa bedeutet. Anſtelle der bisher üblichen Methode der Er=
teilung
der Sichtvermerke ſoll ein Markenſyſtem treten, durch das die
Ein= bzw. Durchreiſe gegen Einklebung einer Mark in den Reiſepaß
geſtattet wird. Dieſe Marken ſollen durch die bisherigen Paßſtellen
aber auch durch andere Verkaufsſtellen, wie Handelskammern im In= und
Auslande, Reiſebureaus, Kurdirektionen uſw. gegen Zahlung der ent=
ſprechenden
Gebühren ohne Kontrolle abgegeben werden.

Das Deutſche Auslands=Inſtitut und die Auslandskunde‟
an deutſchen Hochſchulen.
D.4.I. Anläßlich ſeiner jüngſten Tagung faßte der Wiſſenſchaftliche
Beirat des Inſtituts die nachfolgende Entſchließung: Der Wiſſenſchaft=
liche
Beirat des Deutſchen Auslands=Inſtituts hält bei Betrieb der Aus=
landkunde
die beſondere Betonung ſtaatlicher und ſtaatenkundlicher Ver=
hältniſſe
, der geſellſchaftlichen Gliederung der einzelnen Völker, ihrer
kulturellen Eigenart und ihrer Denkungsweiſe für dringend geboten; er
hält allgemeine Vorleſungen hierüber für ein wichtiges Hilfsmittel nicht
bloß zur Belebung auslandkundlicher Studien, ſondern auch zur politi=
ſchen
Erziehung unſeres Volkes. Er richtet daher an die deutſchen Hoch=
ſchulverwaltungen
und an den Hochſchulverband die dringende Bitte,
die auslandkundlichen Studien an den deutſchen Hochſchulen mit allen
verfügbaren Mitteln zu fördern, und zwar nicht nur zu dem Zweck:
Beamte, Ingenieure, Miſſionäre, Aerzte und Kaufleute, die ſelbſt in
das Ausland gehen, vorzubilden, ſondern auch, um allen Studieren=
den
eine beſſere politiſche und weltpolitiſche Bildung zu ermöglichen.
Während der erſtere Zweck wie bisher am beſten durch regional ge=
gliederte
Fachinſtitute weiter zu verfolgen ſein wird, handelt es ſich
bei der zweiten Aufgabe um die Notwendigkeit, an allen deutſchen Hoch=
ſchulen
in gleicher Weiſe regelmäßige zuſammenfaſſende Vorleſungen
über Staatenkunde (d. h. über die territorialen, ſtaatlichen,
politiſchen, ſozialen, wirtſchaftlichen und kulturellen Verhältniſſe der
wichtigſten Nationen, ihre Eigenart und Pſyche) einzurichten und zu
dieſem Zweck, wo notwendig, Profeſſuren oder Lehraufträge für
Staatenkunde zu ſchaffen.
Evangeliſche Feier in der Lutherſtadt Wittenberg.
D.E.K. Einen erhebenden Verlauf nahm die Feier, die der Evan=
geliſche
Bund und der volkskirchliche Laienbund im Verein mit dem
Univerſitätskirchenchor St. Paul aus Leipzig am Sonntag, den 22. Juni,
in der Lutherſtadt Wittenberg veranſtalteten. Ueber 1500 evangeliſche
Männer und Frauen, darunter ſtudentiſche Vereinigungen in vollem
Wichs nahmen an der Feier teil. In muſterhafter Ordnung bewegte
ſich der feſtliche Zug vom Bahnhof zum Lutherdenkmal auf dem Markt=
platz
, wo Univerſitätsprofeſſor D. Boehmer die Teilnehmer grüßte. Die
Predigt in der Stadtkirche hielt Hofprediger D. Doehring aus Berlin
(der erſte Vorſitzende des Evangeliſchen Bundes für ganz Deutſchland)
über Pſalm 118, 14: Der Herr iſt meine Macht und mein Pſalm und
iſt mein Heil. Nach einem gemeinſamen Mittageſſen, bei dem Ober=
bürgermeiſter
Dr. Wurm freundliche Worte der Begrüßung ſprach,
wurden die Lutherſtätten bsſichtigt und ein Feſtkonzert mit dem Pro=
gramm
: Das evangeliſche Kirchenlied in den Werken alter und neuer
Meiſter, künſtleriſch ausgeführt von dem Univerſitätskirchenchor, be=
ſchloß
die wohlgelungene Feier, die alle Teilnehmer mit Luthergeiſt er=
füllt
und in ihrem evangeliſchen Bewußtſein von neuem geſtärkt hat.
Der Tod des engliſchen Kartoffelkönigs.
Als Ackerknecht hatte der kürzlich in ſeinem Landhauſe in der eng=
liſchen
Grafſchaft Lincolnſhire im Alter von 83 Jahren verſtorbene
Aldermann William Dennis, der als Kartoffelkönig in der ganzen Welt
bekannt war, ſeine Laufbahn begonnen. Er bezog damals einen Lohn
von 12 Schilling pro Monat. Nicht lange darauf kaufte in Kirton
einen kleinen Kartoffelacker, der allmählich zu der berühmi.: Kartoffel=
farm
heranwuchs von einer Ausdehnung von 17 000 Aeres. Bei der
Krönung des Königs Eduard III. lieferte Dennis gratis die enorme
Menge Kartoffeln für das Rieſenmahl, das der König für eine halbe
Million Londoner Arme bereiten ließ.
Eine interefſante Feſtſtellung.
Ein eigenartiges und intereſſantes Wettfliegen wurde kürzlich in
Amerika veranſtaltet. Ein Flugzeug, das von dem Fliegerleutnant
Kendrik Nobel geſteuert wurde, ſtieg von einem Flugfeld in der Nähe
von Neu=York gemeinſam mit 35 Brieftauben auf. Beim Aufſtieg über=
nahmen
anfänglich die Brieftauben die Führung, ſpäter müſſen ſie aber
weit zurückgeblieben ſein, denn während der Flieger ſchon 4,25 Uhr
nachmittags auf dem Flugplatz bei Waſhington landete, kam die erſte
Brieftaube erſt 5,36 Uhr an ihrem Beſtimmungsort Wafhington an,
Die Ueberlegenheit des Flugzeuges iſt nicht weiter erſtaunlich, denn
während die Taube bei längerer Flugdauer naturnotwendig ermüden
muß, legt die Maſchine die nötigen Kilometer in gleich ſchnellem Tempo
zurück, ſolange ſie mit genügend Benzin geſpeiſt wird.
Ein Rieſenleuchtfeuer.
Auf dem Dach eines Wolkenkratzers in Cleveland im Staate Ohio,
wird ein gewaltiges Leuchtfeuer erbaut. Es ſoll eine Kerzenſtärke von
300 Millionen Kerzen haben, um den Stagtlichen Poſtflugzeugen bef
nächtlichen Flügen als Wegweiſer zu dienen.
!
Eine Stadt vom Tornado weggefegt.
Ein Tornado hat die ganze Stadt Lore City weggefegt;
doch iſt infolge Zerſtörung der Telephon= und Telegraphenverbindungen
eine Beſtätigung nicht möglich. 300 Menſchen ſollen getötet,
500 verwundet ſein. Beim Einſturz des Theaters ſollen allein 80 Per=
ſonen
getötet, 100 verwundet worden ſein.
Ein Dampfer geſunken.
Der vorgeſtern von Kopenhagen abgegangene däniſche Dampfer
Thor iſt abends im Sund ſüdlich von Kopenhagen gekentert und ge=
funken
, wahrſcheinlich infolge einer Keſſelexploſion. An Bord befanden ſich
außer der Beſatzung von 8 Mann, 12 Pfadfinder aus Kopenhagen, ſowie
eine dreiköpfige Familie aus Sonderburg. Mehrere Dampfer eilten
ſofort herbei, um Hilfe zu bringen. Ein ſchwediſcher Dampfer rettete
drei Mann der Beſatzung ſowie fünf Paſſagiere, darunter vier Knaben.
Ein Mann der Beſatzung war bereits tot, ein anderer ſchwediſcher
Dampfer hat vermutlich drei Perſonen gerettet. Das Schickſal der übrigen
iſt noch unbekannt.
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffenilichungen unier dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaltion leineriel Ven=
antwortung
; für ſſe bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in volliem Umfange
der Einſender verantwortlſch.) EEinſendungen, die nicht verwendet werden, können nicht
zurückgeſandt, die Ablebnung nicht begründet werden.
Schon längere Zeit wird die Kranichſteiner Straße von Kraft=
fahrzeugen
aller Art, vom ſchwerſten Laſtauto bis leichteſten Motorrad,
befahren. Der ſich hierbei entwickelnde Staub iſt für die Bewohner der
Straße direkt geſundheitsſchädlich, ganz abgeſehen von den ſonſtigen un=
liebſamen
Störungen. Fenſter nach der Straßenſeite zu öffnen, iſt un=
möglich
, da ſelbſt bei geſchloſſenen Fenſtern der Staub in die Zimmer
dringt. Gegoſſen wird ja die Straße, aber außerhalb der Stadt.
Andere Straßen, wie die Frankfurter Straße, die zudem noch teilweiſe
Vorgärten hat, die den Staub abhalten, werden auch innerhalb der
Stadt, und zwar zweimal des Tages, beſprengt. Warum geſchieht dies
nicht auch in der Kranichſteiner Straße? Abhilfe iſt dringend ge=
boten
.
R.
Geſchäftliches.
Es wird uns mitgeteilt, daß der bekannte Straßenfahrer Paul
Sillier ſich mit dem Semper=Nad auf einer Raddauerfahrt
durch Deutſchland über die Strecke von zirka 2600 Kilometer in der
Entfernung Berlin-ParisMadrid befindet. Herr Sillier trifft am
Juli in=Darmſtadt ein, und iſt jedermann Gelegenheit geboten, die
Maſchine an dieſem Tage in dem Geſchäftslokal Hans Ripper, hier,
Erbacher Straße 12, zu beſichtigen.

Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für Freitag, den 4. Juli.
Zunehmende Aufheiterung, allmählich nach Norden ſich drehender Wind.
Tageskalender.
Landestheater, Kleines Haus, Sommerſpielzeit Bruno Harprecht,
abends 8 Uhr: Wenn der junge Wein blüht. Union=, geſidenz=,
Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen. Stadion, nach
Eintritt der Dunkelheit: Brillantfeuerwerk mit Konzert. Saal=
bau
, abends 8 Uhr: Konzert. Beamtenwirtſchaftsgenoſſenſchaft,
abends 8½ Uhr, im Perkeo: Generalverſammlung. Vereini=
gung
früherer Leibgardiſten, abends 8½ Uhr, im Ne=
ſtaurant
Sitte: Leibgardiſtenabend (Herrenabend).
Ortsge=
werbeverein
, nachm. 1,28 Uhr ab Hauptbahnhof: Beſichtigun=
gen
. Kriegerverein 1874, abends 8 Uhr, im Saalbau;
Generalprobe.

Verſteigerungskalender, Freitag, 4. Juli.
Mobiliarverſteigerung, vorm. halb 10 Uhr und nachmit=
tags
halb 3 Uhr, in der Ernſt=Ludwigſtraße

Hauptſchriftleitung: Rudolf L.auve
Verantwortlich ſür Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauv=
Verantwortlich für Feuilleton und Heſſiſche Nachrichten: Max Stree),
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann
Verantwortlich für Schlußdienſt: Andreas Bauer
Verantwortlich für den Inſeratenteil: Willy Kuhle
Druck und Verlag: L. C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Nummer hat 12 Seiten

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Darmſtädter Tagblatt

Handel und Wandel in Heſſen.
A. Le Cog u. Cie A.=G., Darmſtadt. Gegenſtand des
Unternehmens iſt der Handel mit Saaten, Vegetabilien, Drogen, Ge=
treide
, Hülſenfrüchten und anderen Waren, die mittelbar oder unmit=
telbar
der Ernährung von Menſchen und Tieren dienen ſowie Auf=
bereitung
, Zurichtung, bzw. Herſtellung und Vertrieb dieſer Waren.
Grundkapital 50 000 Goldmark. Vorſtand: Kaufmann Ernſt Hermes
in Darmſtadt. Das Grundkapital iſt in 20 Aktien zu je 1000 und 300
Aktien zu je 100 Mark, die zum Nennbetrage ausgegeben werden, ein=
geteilt
. Gründer ſind: 1. F. Schombert Wwe, hier; 2. Dr. jur. Al=
fred
Hirſch, Kaufmann in Frankfurt a. M.; 3. Adam Weckerle, Kauf=
mann
in Mainz; 4. Wilh. Mahr jun., Kaufmann in Darmſtadt;
5. Gerhard Wahn, Kaufmann daſelbſt. Den erſten Aufſichtsrat bilden:
1. Bankdirektor Hch. Kredel, hier; 2. Direktor Karl Kahlert, daſelbſt;
3. Amtsg.=Rat Dr. Wilh. Mahr, daſelbſt; 4. Kaufmann Adam Weckerle
in Mainz; 5. Kaufmann Dr. Alfred Hirſch in Frankfurt a. M.
Konkurſe: Ueber das Vermögen der Firma A. Wiener
G. m. b. H., Lederwarenfabrik zu Offenbach wurde am 24. Juni
das Konkursverfahren vor dem Amtsgericht Offenbach eröffnet.
Verwalter: Rechtsanwalt Juſtizrat Dr. Goldſchmidt zu Offenbach. An=
meldefriſtablauf
: 30. Juli 1924. Prüfungstermin: 13. September 1924,
vormittags 9 Uhr.
Meſſen.
* Verkehrsausſtellung 1926 in Köln. Der vorberei=
tende
Ausſchuß hat beſchloſſen, im Jahre 1926 in Köln eine Verkehrs=
ausſtellung
und eine verkehrswiſſenſchaftliche Woche abzuhalten. An der
Vorbereitung ſind die Stadt Köln, das Inſtitut für Verkehrswiſſenſchaft,
die Induſtrie= und Handelskammer ſowie die Fachkreiſe beteiligt.
Fahrpreisermäßigungen für den Beſuch der
Wiener Herbſtmeſſe 1924 (7. bis 14. September) a) auf den
öſterreichiſchen Bundesbahnen: Den Beſuchern der Wiener Herbſt=
meſſe
wird auf den öſterreichiſchen Bundesbahnen in der Zeit vom
4. bis 17. September die Begünſtigung eingeräumt, daß ſie auf Grund
des Meſſeausweiſes bei der Reiſe nach und von Wien mit normalen
Perſonenzugsfahrkarten die ihrer Karte entſprechende Wagenklaſſe der
Schnell= und D=Züge, ausgenommen Luxuszüge, ohne Entrichtung des
tarifmäßigen Schnell= oder D=Zugszuſchlages benützen dürfen.
Meſſeausweis muß bei Löſung der ermäßigten Karte ſowohl vor An=
tritt
der Fahrt nach Wien, als auch vor Antritt der Rückfahrt von
Wien, zur Abſtempelung vorgewieſen werden. Die Fahrpreisermäßi=
gung
kann für die Fahrt von Wien (Rückfahrt) nur dann in Anſpruch
genommen werden, wenn der Meſſeausweis auch zur ermäßigten Fahrt
nach Wien benützt worden iſt. Ausländiſche Beſucher, welche die ge=
nannte
Fahrpreisbegünſtigung in Anſpruch nehmen, müſſen ihren
Meſſeausweis bei der Fahrt nach Wien vom Schaffner durchlochen laſ=
ſen
, da ſie, bei Unterlaſſung, der Fahrbegünſtigung für die Rückfahrt
verluſtig werden. Der Meſſeausweis iſt den mit der Fahrkartenprü=
fung
betrauten Bahnorganen jederzeit auf Verlangen vorzuweiſen.
Anderweitige Begünſtigungen: Die Donau= Dampf=
ſchiffahrts
=Geſellſchaft gewährt den Beſuchern der Wiener Herbſtmeſſe
1924 auf der Poſt=, bzw. Lokalſchiffahrtsſtrecke Paſſau, bzw. Engel=
hartszell
Linz, auf der Eil= und Poſtſchiffahrtsſtrecke LinzWien, auf
der Lokalſchiffahrtsſtrecke MelkWien, auf der Poſtſchiffahrtsſtrecke
Wien-Budapeſt, auf der Perſonenſchiffahrtsſtrecke BudapeſtMohaes,
eine 50proz. Ermäßigung des Fahrpreiſes, ſofern die Fahrt nach Wien
ſpäteſtens am 14. September, die Rückfahrt von Wien ſpäteſtens am
5. Oktober angetreten wird.
Schiffahrt und Verkehr.
fm. Die Neckarſchiffahrt ſtillgelegt. Nachdem die
Rheinſchiffahrt durch die Verlängerung der Micumverträge in den letz=
ten
Tagen wieder eine gewiſſe Belebung zeigt, iſt nunmehr, wie wohl
anzunehmen
iſt, vorübergehend, die Neckarſchiffahrt zum Erliegen ge=
kommen
. Wie uns aus Heidelberg berichtet wird, ſtreikt gegenwärtig
das Perſonal der Neckarſchleppſchiffahrt.
Verhandlung mit, der Rheinlandkommiſſion
über Erleichterung des Rheinverkehrs. Bekanntlich iſt
der Rheinverkehr, für den die Freiheit der Schiffahrt durch die Rhein=
akte
gewährleiſtet iſt, immer noch durch verſchiedene Maßnahmen der
alliierten Behörden mehr oder weniger behindert. Infolge der Vor=
ſtellungen
der beteiligten Rheinuferſtaaten und infolge von Verhandlun=
gen
mit Sachverſtändigen ſind zwar in den vergangenen Monaten Er=
leichterungen
an allen Rheinplätzen geſchaffen worden. Es blieb in=
deſſen
immer noch eine Reihe erheblicher Störungen übrig, die in der
abgelaufenen Woche unter Vorſitz des belgiſchen Oberdelegierten, Baron
von Rolin Jaquemyns, in der Rheinlandkommiſſion auf Antrag und
mit Vertretern des Vereins zur Wahrung der Rheinſchiffahrtsintereſſen,
Sitz Duisburg, in eingehender Weiſe behandelt wurden. Auch der Prä=
ſident
der Zentralkommiſſion für die Rheinſchiffahrt, der franzöſiſche
Geſandte Gout, ſowie der Generalſekretär dieſer Kommiſſion nahmen
an den Verhandlungen teil. Der Verein zur Wahrung der Rheinſchiff=
fahrtsintereſſen
hatte Vertreter von allen größeren Rheinplätzen zu

dieſen Verhandlungen entſandt. Die Erörterungen ergaben teils die
Zuſage ſofortiger Erleichterungen, teils ſofort getroffenen Vereinbarun=
gen
über neue Beſprechungen einiger Spezialfragen, teils die Zuſage
der empfehlenden Uebermittlung der Anträge an die zuſtändige Militär=
behörde
. Es ſollen weitere Maßnahmen getroffen werden, um den
Rheinverkehr in bezug auf die Rheinakte ſo frei und einfach wie mög=
lich
zu geſtalten.
Warenmärkte.
w. Amtliche Notierungen der Frankfurter Börſe,
Abteilung Getreide, vom 2. Juli. Getreide, Hülſenfrüchte und Bier=
trebr
ohne Sack, Weizenmehl, Roggenmehl und Kleie mit Sack. Preis
je 100 Kilogramm: Weizen (Wetterau) 16.50 bis 17, Roggen 15.2515.75,
Sommergerſte für Brauzwecke 16.5017.00, Hafer (inländiſch) 15.50 bis
16.00, Hafer (ausländiſch) ., Weizenmehl, ſüdd. Spezial 0 27.75 bis
28.75, Roggenmehl 22.7523.50, Weizen= und Roggenkieie 8.258,75.
Tendenz ſtetig.
w. Berliner Produktenbericht. Die feſte Veranlagung
im Produktenverkehr erhielt ſich auch heute bei anhaltender Kaufluſt.
Auch aus Süddeutſchland, und zwar beſonders aus Bayern, ſind die
Forderungen für Roggen weiter geſtiegen, ohne daß ſie ſeitens der Käu=

In leder gewünschten Ausführung
druckt unter Beachtung der größt-
mnöglichen
Sorgfalt und unbedingter
Elphaltung kürzester Lieferfristen dle
L. G. Wittich’sche Druckerel

fer durchgehend bewilligt worden wären. Roggenmehl ſtellte ſich bei
vermehrter Nachfrage etwas höher im Preis; Weizen und Weizenmehl
folgten ellmählich dem Beiſpiel von Roggen, doch iſt das Geſchäft darin
weſentlich geringer. Gute Braugerſte war bei knappem Angebot gut
unterzubringen. Im Hafer iſt das Angebot von beſſerem Material
knapp. Von Raps und Rübſen neuer Ernte wurden für Lieferung im
Juli und Auguſt einige Abſchlüſſe vorgenommen. Kleie, Trockenſchnitzel
und Kartoffelflocken ſtellten ſich im Preiſe etwas höher.
Börſen.
* Frankfurter Börſe vom 2. Juli. (Eigener Bericht.) Die
freundlichere Stimmung der letzten Tage ging an der heutigen Börſe
wieder vollkommen verloren. Die Erneuerung der Micumperträge,
die für die deutſche Induſtrie mancherlei Erleichterung bringt, konnte
keinen Einfluß auf die Tendenz ausüben. Dagegen wurden die Ver=
hältniſſe
bei der Rotterdamſchen Bankvereinigung vielfach diskutiert
und die Befürchtung ausgeſprochen, daß die deutſchen Kredite gekün=
digt
werden könnten. Auf dieſes Argument iſt es wohl in der Haupt=
ſache
zurückzuführen, daß das Geſchäft an der heutigen Börſe geringer
und die Haltung durchweg luſtlos war. Auch das Intereſſe für Kricgs=
anleihe
war weſentlich kleiner als an den Vortagen, und unter Glatt=
ſtellungen
der Spekulationen bröckelte der Kurs auf 260 ab. Die üb=
rigen
deutſchen Renten waren gleichfalls angeboten und z. Teil ſtark
rückgängig. Ebenſo lagen Auslandsrenten ſchwächer, ſo insbeſondere
Rumänen. Dagegen wurden Mexikaner etwas freundlicher beurteilt,
auf die Meldung aus Newyork, daß die für Juli ausgebliebene Zins=
zahlung
wieder aufgenommen werden ſoll. Im Verlauf neigte die
Börſe weiter zur Schwäche. Im freien Verkehr hörte man: Becker=

3. Zuli 1924 Nr. 183

Stahl 1,5, Becker Kohle 33 Be//z 2 Brown Boveri 1½, Growag 0,14,
Krügershall 3, Memeler Zellſtoff 90, Petroleum 10½4, Raſtatter Wag=
gon
2, Ufa 4. Die Börſe ſchloß in ruhiger Haltung bei leicht erholten
Kurſen.
w. Berliner Börſenbericht. In der bisherigen ſprunghaf=
ten
Aufwärtsbewegung der Kriegsanleihe iſt heute der befürchtete bzw.
erwartete Rückſchlag eingetreten. Da die ſtürmiſche Kaufluſt heute ziem=
lich
unvermittelt aufgehört hat und bei weſentlich geringerem Umſatz das
Angebot überwog, ſcheint die Anſicht, daß es ſich bei der ganzen Bewe=
gung
um ein großes Manöver gehandelt hat, zutreffend geweſen zu ſein.
Nachdem der Kurs vorbörslich mit 300 genannt worden war, wurde er
amtlich auf 270 anfangs feſtgeſetzt und bewegte ſich dann unter Schwan=
kungen
unter dieſem Stand bis auf 240. In Rückwirkung hiervon muß=
ten
ſich auch alte Kriegsanleihen und preußiſche Konſols weſentliche Ab=
ſtriche
von den bisher erzielten Kursſteigerungen gefallen laſſen. Auch
für türkiſche und ungariſche Anleihen beſtand überwiegend Angebot.
Für Dividendenwerte war die Stimmung entgegen den Erwartungen,
die infolge der Kohlenpreisermäßigung um 20 Prozent auf eine feſte
Börſe geſtimmt geweſen waren, eher ſchwächer. Die Kursveränderun=
gen
hielten ſich aber entlprechend der Geringfügigkeit der Umſätze
wiederum in engen Grenzen und betrugen nur bei einigen führenden
Montanwerten, Induſtrie= und Schiffahrts= ſonie Bankaktien über 1
bis vereinzelt 2 B. Prozent, wobei es ſich zurzeit um Rückgänge handelt.
Am Geldmarkt iſt nach glatter Ueberwindung des Ultimos die leichte
Spannung vollkommen wieder behoben. Für Deviſen iſt hinſichtlich der
geringer gewordenen Bedarfsanfrage und des dieſe überwindenden Zu=
fluſſes
an Exportdeviſen keine Veränderung eingetreten.

Oeviſenmarkt.

T. J
Geld ult
Brief.

* Wie priel I
6
ife
AA Amſterdam=Rotterdam .. 1
17.51 152.29 7.7 58.0 Brüſſel=Antwerpen ....." 19.25 19.05 voll Chriſtiania. . . . . . . . . .. . . 55.96 33 68 18I voll Kopenhagen .. . .. . . ..." 66.: 68. Stockholm . . . . . . . . . . . . . 1110 111. t1 vo Helſingfors ......... 10, 10.51 10 10.53 Italien ............... 18 38 Londen .............. 18,0 18.1 18.15 1 New=York ..... ........" Paris. . . . . . . . . . . . .. . . 21.* 21.3 79 Schweiz .. . . . . . . . . . . .." 74.4 panien . .. . . . .. ......" 56.06 634 35 Wien (i. D.=Oſterr. abg.). B= 5. vol Prag . ...... .. ... ..... 12.29 12.35 19 12.3 Budapeſt. . . . . . . . . . . ..." 11 vol Buenos=Aires. . . . . . . . . . 1341 9 33, Bulgarien. .. . . . . . . . ..." 3.05 39. 304. 3.06 Japan .... ..........." 1.76. 1.77 1.765 Rio de Janeiro ... . .. . . 0.45 0.46 0.445 Belgrad.. . . . . . . . . . . . . . 4.83 4.85 4.91 19. vol Liſſabon .. .. . .. .... ... 1147 115
53 11. vo Danzig ..............." .- 72.50 8 vo

Berliner Kurſe. (Eigene telegr. Meldung.)
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich mit 1000 000000.

Aktiengeſ. für Anilinfr.
AſchaffenburgerBellſtoff
Augsb.=Nürnb. Maſch..
Berl.=Anhalt=Maſchinen
Berl. f.Elektr. W. vorzug.
Bismarckhütte ......
Braunkohlen=Briketts.
Bremer Vulkan ......"
Wolle. .....
Chem. Heyden ......."
Weiler ......."
Deutſch=Atlant. Tel.. . .
Deutſche Maſchinen..
Deutſch=Niedld. Tel. ..
Deutſche Erdöl ......."
Deutſche Petroleum ..
Dt. Kaliwerke .......
Dt. Waffen u. Muniti
Donnersmarckhütte ..
dynamit Nobel ......
Elberfelder Farben. . . .
Eiektr. Lieferung ....."
R. Friſter ..........."
Gaggenau Vorz. . . . . .
Gelſenk. Gußſtahl ....
Geſ. f. elektr. Untern...
Halle Maſchinen ....."
Han. Maſch.=Egeſt.. . . . / 41000

16 30 3
9. Hanſa Dampfſch. . . . . . 2 Hemoor Zement .... 17500 17500 Hirſch Kupfer ........" 4500 4125 Höſch Eiſen .........." 371 3800 Werke..
ohenlohe Kahla P
ſellan .... 170 6500 Lindes Eismaſch. . . . . . 40( Lingel Schuh .. . . . ." 20 Linke u. Hofmann .. . * L. Loewe u. Co. ...... C. Lorenz .......... Meguin .. . . .." Niederländiſche Koh Miü Nordd. Gummi .. . . . 3650 Orenſtein. . . Rathgeber Waggon. 2775 2630 Rombacher Hütten. . . 700 69 Roſitzer Zucker ...... 2 6100 6.000 Rütgerswerke ....." 512 Sachſenwerk .. . .. .. 10100 Sächſiſche Gußſtahl. 5i0 10300 Siemens Glas ......." 1 Steaua Romana .. . . Ver. L
Glas ... 00 Bolſtedt
er Borzellan. 100 189 13 Weſtf. Eiſ. Langendreer 110 7500 006 Wittener Gußſtahl .... 160( 42500 Wanderer=Werke ..... 6500

8100
18
0000
16130
239
251
AR4
2i‟

Frankenkurs in London: 83.80
Markkurs 181/8

UFI
Darmſtadter und Nationalbank, Kommanoit=Geſeuſchaft auf attien.

Cxropäiſche Staatspapiere,
a) Deutſche.
5% Reichsanleihe ..........."
-
3½½ ...."
...
Dollar=Goldanleihe per 1935 ..
1932..
Dollar=Schatzanweiſungen ...."
N. u. V. Schatzanweiſg.
4½
4½%H.IZ.
4½ Dt. Schutzgebiet v. 0,8-11u. 13
v. 14
Sparprämienanleihe ........."
wangsanleihe ..............
% Preuß. Konſols ........"
3½% ..
.....
2 Bad. Anl. unk. 1935 .....
% v. 1907 .4
1896 ......."
Bahern Anleihe ........."
.....
Heſſ. Dollar Goldmk.=Schatzanw.
rckz. 26 .. . . . . . . . . . . . .. . ...
I.
816% Heſſen Reihe K.
untilgb. b. 28. . . . .. .. . . . . . .
% Heſſen unk. 1924.. . . . . . . .
3½% ..............
........ ..
42 Württemberger alte .....
b)Ausländiſche.
5% Bosnien L.=E.=B. v. 1914..
L.=Inveſt.=Anl. v. 1914
5%
v. 1902 ..........."
..........
5% Bulgar. Tabak 1902.... ...
12/,% Griech. Monopol .... . .."
4½% Oeſt. Staatsrente v. 1913
1918 .............."
Oeſt. Schatzanweiſ., ſtfr.
4½
1914 ................
4% Oeſt. Goldrente ........."
4% einheitl. Rente ......"
5% Rum. am. Rente v. 03....
Goldrente v. 13 ....
4½½
am. Goldrente konv.
4½
4½ am. v. 05 .........

4%0 Türk. (Admin.) v. 1903..
(Bagdad) Ser. I.
4½
II
4%
v. 1911, Bollanl. ..
4%

4½% Ung. Staatsr. v. 14 ....
Goldrente ........"
Staatsr. v. 10 ....
42
Kronenrente .. . . ..
Außereuropäiſche.
5½ Mexik. amori innere . . . . .
konſ. äuß. v. 99.. . . .
2 Gold b. 04, ſfr. zaa3
4130) enf inner. ...."*
Irrigationsanleihe
52 Tamaulipas Seriel......
Oblig. v. Transportanſt.
49 Eliſabethbahn ſtfr. . . . . . . . .
4% Bal. Carl Ludw.=Bahn. . . .
5½ Oeſt. Südb. (Lomb.) ſtfr ..
T Tauſend. M Milli ne

1. 7. 2. 7. 0.33 0,2 4, 4.2 78,
* 3. 79 * 0,0132 1,003 47 0.49 2.
0,6
6 4,2 4,2 700 T 800 0,5
0.46
* ,5
2
53


13
0,65 1,2 6,75

2,6% Alte Oeſt. Südb. (Lomb.
72Neue.
% Oeſt. Staatsb. v. 1883 ....
20 Oeſt. 1. b. 8. Er.,
9. Em. .. ..
v. 18
5...
% Oeſt. Staatsb. b. Erg. Netz.
½ Rudolfb. (Salzkammerg.) ..
½% Anatolier I............"
Salon. Conſt Jonclion ...
32 Salonique Monaſtir ......
o Tehuantepece. . . . . . . . . . . .."

4½%
Nach Sachwert verzinsl.
Schuldverſhreibungen.
% Badenw. Kohlenwrtanl. v. 23
58 Ffter. Pfandbr.=Bk. Goldobl.
I.
...."
..
Em. . .
Goldobl.
5% Ffter. Pfandbr.=
II. Em. . . . . . . . . . . . . . . . ..."
Großkraftwerk Mannheim
Kohlenwertanl. v. 23.......
Heſſ. Braunk.=Rogg. Anl. v. 23
6g
ckar A.=G. Stuttgart Gold=
5
anl. v. 23...... .. . . . . . . ..
5% Pfälzer Hyp.=Bank. Gold=
Pfdbr. v. 24... .. . . ..

he ..
Preuß. Kaliwert=An
Roggenwert=Anl.
8
ein. Hypot.=Bank Gold=
5.
Pfdbr. v. 24 ..... ... ... . ."
5% Rhein=Main=Donau Gold
anl. v. 23 ..............."
Sächſ. Braunk.=Anl. v. 23
5%
.....
zer. I u. II...
ertanl. v. 23
720 Sächſ. Rogger
5% Südd. Feſtwertbk. Goldobl,
Bank=Aktien.
Allg. Deutſche Creditanſtalt. . . .
Bank für Brauinduſtrie ......
Barmer Bankverein. . . . . . . . .
Bayer Hypotheken==u. Wechſelb.
Berliner Handelsgeſellſchaft . ..
Tommerz= und Privatbank. . . .
Darmſtädter u. Nationalbank ..
Deutſche Bank .............."
DeutſcheEffekten= u. Wechſelbank
Deutſche Hypot.=Bank Mein.. . .
Deutſche Vereinsbank ........"
Disconto=Geſellſ haft .. . . . . . . .
Dresdner Bank. .... .. ... . ..
Frankfurter Bank ..........."
Hypotheken=Bank.
Metallbank. . . . . . . . . . . . . . .. . .
M.
litteldeutſche
ſitbank. . . . . .
Oeſterreichiſche Creditanſtalt .. .
Reichsbank=Ant. . .. . . . . . . . . . .
Rhein. Creditban . ..........."
Hypothekenbank . . . . .
Süddeutſche Disconto=Geſellſch.
Beſtbank ...................
Wiener Banlverein .........."

Bergwerks=Aktien,
Berzelius .. . . . . . . . . ......."
Bochumer Bergb. .... . . . . ..."
Buderus.. . . . . . . . .. .. . . ....."
Dt. Luxemburger ............
,7 Eſchweiler Bergwerks=Akt. ....
Gelſenkirchen Bergw. .... .. .."
6,5 Harpener Bergbau.... . . . . . . ."
=y97= Inſa; X rationfert.

Die Notierungen ſind in Billionen Prozent ausgedrückt.

Frankfurter Kursbericht vom 2. Juli 192

9.9
11
47
10.25
2,2

.1
31.
11
1,8
1.25
13

24,7
3,4
12.
33,
3,25
6.I
0.3
0,245

3,5
82
43,75
47,25
53

.7
7.25
3.25
2
777
10

9
1.3
43,5
9,8

24
1,25

1,4
25
3

31

25
14
2.0
327.
1.7
42

3,5

45.25
63

53

Kaliwerke Aſchersleben ... . . . ."
Salzbetfurth .. . . . . .

Beſteregeln ......."
löcknerwerke (abg. Lothr. Hütte)
annesmann Nöhren ........
Nansfelder ... ......... .. ..."
Oberbedarf ...........
Oberſchleſ. Eiſen (Caro) ......
Otavi Minen u. Eb.=Ant. ...."
Phönir Bergbau ............"
Khein. Stahlwerke .. . . . . . .. ..
Riebeck Montan.. . . . . . . . . . . . .
Rombacher Hütte . . . . . . . . . . ..
Tellus Bergb.=u. Hütten=Akt. . .
Ver. Laurahütte . . . . . . . . . . . ..
Aktien induſtr. Anternehmung.
Brauereien
Henninger Kempf=Stern. . . . . .
Löwenbräu München ........"
Schöfferhof (Binding)........
Werger ..... ........ . .. ...."

Akkumulat. Berlin ..........."
Adler & Oppenheimer .. . . . ..
Adlerwerke (v. Kleyer) ......."
A. E. G. Stamm. . . . . . . . .
6% Vorzug Lit. 4 ...
Vorzug Lit. B ...
o
Amme Gieſecke & Konegen ...."
Anglo=Continental=Guano .. . .."
tilin Bln.=Treptow. . . . . . . . .
Aſchaffenburger Zellſtoff ....."
Vadenia (Weinheim) ........."
Badiſche Anilin=n. Sodafabri
Bab. Maſchf. Durlach ........"
Bad, Uhrenfabr. Furtwangen..
Baldur Piano. .. . . . . . . . .. ...
Baſt Nürnberg .............."
Bayriſch. Spiegel ...........
Beck & Henkel (Caſſel) ........
Bergmann El. Verke ..... .. . ."
Bing. Metallwerke ...........
Brockhues, Nieder=Walluf.....
beidelberg. . . . . . .
Cementwerk
Karlſtadt ......

ingen (Metz).
Chem. Werke 2
rr. .. . .. ....
Griesheim Elektron ....
Fabrik Milh .........."
Weiler=ter=mer ......."
Daimler Motoren ............"
eutſch. Eiſenhandel Berlin
Deutſche Erdöl .............."
dt. Gold= u. Silberſcheideanſt.
Dingler, Zweibrücken ........"
Dresdener S hnelipreſſen ....
Dürkoppwerk (Stamm) ......
Düſſeld. Ratinger (Dürr) .....
Dyckerhof & Widm. Stamm .. .
Eiſenwerk Laiſerslautern .....
L. Meyer fr. .. . . . ."
Elberfelder Farbw. v. Baher ..
Kupfer=u. Meſſingw.
Elektr. Lieferungs.=Geſ. ......"
Licht und Kraft . ....."
Elſäſſ. Bad. Wolle...... .. .. .."
Emag, Frankfurt a. M.. . . . . . .
Email. & Stanzw. Ullrich ....
Enzinger Verke .............
Eßlinger Maſchinen .........."
Ettlingen Spinnerei ........."
Faber, Joh., Bleiſtift ........"

2. 7. 33 7.25 10,5 zu 9,75 21.9 35 34,75 10,25 1,.4 4,6 4.8 17,5 15 D 1 11,75

1.45 17 26 1,75 10 8,5 30 45 225 1. 3. * 8 27 ji. 36 1. 0.9 17 = 10 0,4 " 5,75 275 275) 1 9,75 3.9 8,25 8½

Faber & S hleicher ... . . . ....
Fahr, Gebr., Pirmaſens .. ...
Felten & Guilleaume, Carlsw.. .
Feinme hank (Fetter).... . . . . ."
Feiſt Seitkellerei Frankf. a. M..
Frankfurter Gu3.. .. . . . . . . . ..
Frankfurter Hof ............."
Fkf. Naſch. Pokorny & Wittek.
Fuch3. Waggon Stann ....."
Kan;. Ludwig, Mainz ......."
Geiling & Cie. .............."
Germania Linoleum ... .. .. ..
Gelenkir hen Gaßſtahl .......
Goldſhmidt, Th. . ... . . . . . ..."
Gotha Waggon..............
Greffenius, Maſchinen Stamm.
Gritzner Maſ hinenf. Durlach. . .
Grün & Bilfinger ..........."
Hammerſen (Osnabrück) ......
Ha
ſwerke Füſſen ...........
AS
dernheimer Kupfer .......
Heyligenſtaedt, Gießen .......
Hilpert Armaturenf. . . . . . . . . .
ndrichz=Auffermann. . . . . . . .
Hirſch Kupfer u. Meſſ........"
Hoch= und Tiefbau ..........
Höchſter Farben ............."
Holzmann, Phil. ...... . . . . . ."
Holzverk.=Induſtr. ...... .. ...
Hydrometer Breslau ........"
Fnag .. .. . . ......... .....
Funghans Stamm . . . . . . . . . . .
Karlsruher Maſchinen ........"
Karſtadt R. .. . . . . .. . .. ......"
Klein, Schanzlin & Becker ...
Knorr, Heilbronn ... . . . . .. ..."
Kolb & Schüle Spinn.. . . . . . .
Konſervenfabrik Braun ......"
Krauß & Co., Lokom. .. . . . . .
Lahmeyer & Co. ............
leh, Aug3burg ............."
Lederw. Rothe ..............
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57:
0.53
85l,
1.
6,2
1.
0.
1,8
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2. 7.
1,35
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2.8
5
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6,5
1.
6,2
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13 72 4.4
3,5
0.
G.

2,125
45

[ ][  ][ ]

ner 188.

Darmſtädter Dagblatt, Donnierstag, den 3. Juli 1924.

Seite 9.

Wirifsktaftliche Rundſchau.
Anmeldeſchluß für deutſche Forderungen im
Ausgleichsverfahren gegenüber Italien. Als End=
termin
für den Austauſch der Forderungen zwiſchen den Aemtern iſt
der 30. September 1924 feſtgeſetzt worden. Um dem Reichsausgleichs=
amt
die Möglichkeit zu bieten, ſämtliche in Betracht kommenden For=
derungen
dem italieniſchen Ausgleichsamt bis 30. September 1924 zu=
zuleiten
, muß die Anmeldung beim Reichsausgleichsamt bis ſpäte=
ſtens
31. Auguſt 1924 erfolgen. Anzumelden ſind ſämtliche
unter Art. 296 Nr. 14 des Verſailler Vertrags fallenden Forderun=
gen
Deutſcher des Deutſchen Reichs und der deutſchen Länder, die gegen=
über
Italien (unter Einſchluß ſeiner Kolonien) ſowie gegenüber den

Es habe der Geſetzgeber im Gebiete des öffentlichen Nechts für eine
Reihe von Fällen zu der Frage der Aufwertung ausdrücklich Stellung
genommen. Es ſeien z. V. Steuerforderungen aufgewertet worden,
während umgekehrt eine Aufwertung von Forderungen von Einzel=
perſonen
gegen ſolche Körperſchaften ausgeſchloſſen worden ſei. Die
Regelung der Aufwertung auf dem Gebiete des öffentlichen Rechts
daran ſei feſtzuhalten ſei dem Geſetzgeber vorbehalten, ſoweit eine
Aufwertung für ihn im Bereich der Arbeiterverſicherung in Frage
komme, ſo habe der Geſetzgeber dieſe erſchöpfend regeln wollen und die
Rechtſprechung ſei danach nicht in der Lage, die Aufwertung für Ge=

ſtalieniſchen Staatsangehörigen beſtehen und anzumelden waren.

Gegen den Grenzfrankatur= und Ueber=
Beiſungszwang im Auslandsgüterverkehr. Der
fiſen= und Stahlwaren=Induſtriebund in Elberfeld hat den folgenden
Antrag bei der Hauptverwaltung der Deutſchen Reichsbahn geſtellt:
Bekanntlich beſteht in den meiſten Auslandsverkehren zurzeit noch die
orſchrift, daß die Frachten an der deutſchen Landesgrenze frankiert
ſezw. in Ueberweiſung geſtellt werden müſſen. Wenn dieſe Einrichtung
zuch zurzeit des Währungsniederganges im Intereſſe der Reichsbahn
notwendig war, ſo haben wir doch die Ueberzeugung, daß jetzt endlich
die Zeit gekommen iſt, um die für die Verfrachter außerordentlich ſchä=
digende
Einrichtung wieder aufzuheben. Wir haben jetzt faſt Goldmark=
währung
, und es liegt u. E. keine Veranlaſſung mehr vor, den Grenz=

Erſchwernis für die Verfrachter hingewieſen.

Die meiſten Exportgeſchäfte werden unter den heutigen Verhältniſſen
ab Werk abgeſchloſſen, ſo daß der ausländiſche Empfänger die ganzen
Frachtkoſten zu tragen hat. In allen dieſen Fällen iſt der Exporteur
gezwungen, neben dem Warenkredit ſeinem ausländiſchen Abnehmer
auch noch einen ſolchen für die Fracht bis zur Grenze zu geben. Wenn
man hierbei die außerordentliche Höhe der jetzigen Frachtkoſten berück=
ſichtigt
, ſo kann man ſich ungefähr ein Bild davon machen, welche große
Belaſtung dem deutſchen Wirtſchaftsleben bei der ohnehin großen
Kapitalnot durch das Fortbeſtehen dieſer Anordnung entſteht. Wir bit=
ten
daher die Hauptverwaltung, die geſchäftsführenden Direktionen in
den einzelnen ausländiſchen Tarifverbänden anzuweiſen, wegen Auf=
hebung
der fraglichen Einrichtung innerhalb der Verbände in ſofortige
Verhandlungen einzutreten und dafür zu ſorgen, daß der frühere Zu=
ſtand
ſobald wie möglich wieden eingeführt wird.
Keine Aufwertung auf dem Gebiete des 5f
fenklichen Rechts. Wie wir der Zeitſchrift Das Recht entneh=
men
, hat das Reichsverſicherungsamt in einer grundſätz=
lichen
Entſcheidung vom 5. März 1924 zu der Frage Stellung genom=
men
, ob ein allgemeiner Anſpruch auf Aufwertung der Leiſtungen der
Träger der reichsgeſetzlichen Unfallverſicherung bei unverſchuldet verzö=
gerter
Zahlung nach der Fälligkeit beſteht. Es hat dieſe Frage ver=
t
. Die für die Entſcheidung der Aufwertungsfrage in privatrecht=
ne

lichen Fällen maßgebend geweſenen Erwägungen über den Schutz von
Treu und Glauben im Verkehr und über die Notwendigkeit der Ver=
hinderung
eines Verſtoßes gegen die guten Sitten könnten, ſo bedeut=
ſam
ſie auch für das öffentliche Recht ſeien, auf dieſes nicht ſchlechthin
übertragen werden. Denn hier handle es ſich bei den Anſprüchen von
Einzelperſonen gegen öffentlich=rechtliche Körperſchaften nicht, wie in
dem vom Reichsgericht erörterten Fall, um Anſprüche aus Verträgen.

biete oder Gruppen von Einzelfällen zuzulaſſen, für die eine geſetzliche
Regelung fehle.
Das Ausgleichsverfahren bei kleineren For=
derungen
. Der Reichsverband der deutſchen Induſtrie teilt uns mit:
Bekanntlich ſteht die Entſchädigung der Gläubiger im Reichsausgleichs=
verfahren
bei kleinen Forderungen in keinem Verhältnis zu der Feſt=
ſtellungsarbeit
, die im einzelnen Fall von den Intereſſenten gefordert
wird. Es iſt daher die Anregung an das Reichsausgleichsamt ergangen,
durch Verhandlungen mit dem Ausland Forderungen bis zu einer be=
ſtimmten
Höhe beiderſeits fallen zu laſſen. Wenn auch dieſer Anregung
mit Rückſicht auf die beim Ausgleichsverfahren ſtärker als die deutſchen
Gläubiger intereſſierten ausländiſchen Gläubiger nicht ſtattgegeben wer=
den
kann, ſo hat das Reichsausgleichsamt doch mitgeteilt, daß mit dem
franzöſiſchen, elſaß=lothringiſchen und italieniſchen Ausgleichsamt eine
Vereinbarung über den Geſemtausgleich kleiner Forderungen getroffen
wurde. Nach dieſen Vereinbarungen ſind die Forderungen bis zu
einer gewiſſen Höhe, z. B. gegenüber Frankreich bis zur Höhe von 3000
Franes ohne vorherige Prüfung durch Gutſchrift einer Pauſchalſumme
abgegolten worden. Mit dem belgiſchen und griechiſchen Ausgleichsamt
ſchweben Verhandlungen über den Abſchluß eines ähnlichen Abkommens.
Durch dieſe Abkommen wir dein ganz erheblicher Prozentſatz der Aus=
gleichsforderungen
im äußeren Ausgleich erledigt. Dagegen erübrigt
ſich durch dieſe Vereinbarung nicht die innere Abrechnung über die ein=
zelnen
vom Geſamtausgleich getroffenen Forderungen mit dem betreffen=
den
, dem deutſchen Gläubiger oder Schuldner. Das Reichsausgleichs=
amt
teilt dazu aber weiter mit: Jedoch wird bei der Abrechnung über
derartige Forderungen und Schulden nach dem Grundſatz verfahren, daß
die vom Reichsausgleichsamt und ebenſo auch die von der deutſchen Par=
tei
auf die Feſtſtellung der Forderungen verwendete Arbeit nicht mehr
Koſten verurſachen darf, als der verhältnismäßig geringe Abrechnungs=
betrag
ausmacht. Im übrigen ſei noch darauf hingewieſen, daß all=
gemein
einem deutſchen Gläubiger Auslagen, die er z. B, durch die Her=
ſtellung
von Abſchriften, von Verträgen, von Auszügen aus ſeinen Ge=
ſchäftsbüchern
uſw. gehabt hat, vergütet werden können, wenn ſie in
einem Mißverhältnis zu dem Abrechnungswert der Forderung ſtehen.
Verzugszinſen. Die Kartellſtelle des Reichsverbandes der
Deutſchen Induſtrie vertritt den Standpunkt, daß bei Zahlungen nach
Fälligkeit unter Vorbehalt der Geltendmachung anderer Rechte Bank=
zinſen
und Bankkoſten berechnet werden ſollem. Nach Anſicht der Kar=
tellſtelle
iſt aber auch nichts dagegen einzuwenden, daß die Verzugszin=
ſen
ſogar mit einem geringen Prozentſatz über die tatſächlichen Bank=
zinſen
erhöht werden. Der Zweck der Verzugszinſen beſteht für den
Lieferanten ja nicht darin, einen Nutzen hieraus zu erreichen, ſondern
auf den Abnehmer einen Anreiz zur pünktlichen Zahlung auszuüben.
Das Reichswirtſchaftsminiſterium tritt vorſtehender Anſicht im allge=
meinen
bei. In einem Schreiben des Herrn Reichswirtſchaftsminiſters
an die Kartellſtelle heißt es: Eine Erhöhung der Verzugszinſen um
einen geringeren Prozentſatz über die tatſächlichen Bankzinſen= und
Koſten trägt den Charakter einer Vertragsſtrafe und kann im Einzelfall

berecktigt fein. Es würde ſich jedoch in ſolchen Fällen zur Vermeidung
von Mißbeutinyen wöhl empfehlen, den auf die Bankzinſen erhobenen
Zuſchtag geſondert anziführen und ausdrücklich als Vertragsſtrafe zu
bezeichnen. Wie ſihon in meinem Schreiben an . . . . . . hervorgehoben
worden iſt, iſt das Maß deſſen, was als Verzugszinſen und Verzugs=
folgen
in Geſchäftsbedingungen vereinbart werden darf, durch die Be=
ſtimmungen
des § 10 der Verordnung vom 2. November 1923 ſowie durch
die bürgerlich=rechtlichen Beſtimmungen über den Verſtoß gegen die
guten Sitten und den Wucher umriſſen.
* Teppichhauſierhandel. Vom Verband deutſcher Teppich=
und Möbelſtoffhändler e. V. erhalten wir folgende Zuſchrift: Obwohl.
die Einfuhr orientaliſcher Teppiche verboten iſt, werden ſeit einiger Zeit
bemittelte Privatleute von Händlern, die vielfach landfremd ſind und im
Inlande keinen feſten Wohnſitz haben, durch ſchriftliche Angebote neu
eingeführter Perſerteppiche und nachfolgende Beſuche zum Kauf veran=
laßt
. Es ſtellt dieſes Verfahren eine neue Art des Hauſierhandels mit
echten Teppichen dar. Abgeſehen davon, daß beim Verkauf ſolcher Tep=
piche
Preiſe gefordert und erzielt werden, die zum wirklichen Werte der
Ware in keinem angemeſſenen Verhältnis ſtehen, ſetzen ſich die Käufer
der Gefahr aus, daß die den Teppichhauſierern abgekauften Teppiche von
den Behörden beſchlagnahmt werden, weil ſie auf ungeſetzlichem Wege
eingeführt und oft auch der Luxusſteuer entzogen worden ſind. Darum
ſeien die Liebhaber echter Teppiche vor ſolchen Angeboten gewarnt!
Banken.
w. Die Goldbilanz der Preußiſchen Staatsbank
(Seehandlung). Der Amtliche Preußiſche Preſſedienſt teilt aus
dem ſoeben dem Landtag zugegangenen Verwaltungsbericht der Preußi=
ſchen
Staatsbank (Seehandlung) für das Rechnungsjahr 1923 u. a. fol=
gendes
mit: Die Seehandlung legt als erſtes großes Bankinſtitut die
Goldbilanz vor. Dieſe Goldbilanz iſt eine klare Ueberſicht über die dem
Inſtitut aus der Inflationszeit verbliebene Subſtanz und zeigt gleich=
zeitig
mit erſchreckender Deutlichkeit den Verarmungsprozeß auf, den
unſere ganze Wirtſchaft hat durchmachen müſſen. Die Staatsbank ver=
fügte
zu Beginn des Geſchäftsjahres 1923 über ein Grundkapital von
560 Millionen Papiermark. Jetzt, nach der Umſtellung der Bank auf
die Goldmarkrechnung, ergibt die neue Eröffnungsbilanz ein Grund=
kapital
von 10 Millionen Goldmark, außerdem Rücklagen von 3 Millio=
nen
Goldmark. Dieſe 13 Millionen Mark ſtellen etwas mehr als ein
Behntel des Goldmarkbetrages dar, den die der Staatsbank durch den
preußiſchen Staat überwieſenen geſamten Kapitalbeträge von zuſammen
560 Millionen Mark im Goldwerte darſtellten. Die neue Goldbilanz
weiſt einen Kaſſenbeſtand von 7736 Millionen Mark und einen Wert=
papier
= und Edelmetallbeſtand von rund 6 Millionen auf. In dieſen
Poſten ſind auch die Deviſenbeſtände enthalten. Die Lombarddarlehen
erſcheinen mit 14,6 Millionen Goldmark, die Debitoren erreichen die
Geſamthöhe von 69,92 Millionen Mark. Hiervon entfallen u. a. 42,6
Millionen auf Vorſchüſſe an Behörden und 13,15 Millionen Mark auf
Vorſchüſſe in laufender Rechnung. Die Kreditoren haben insgeſamt
90,13 Millionen Mark zu fordern. Hier betragen die Guthaben von
Behörden und öfentlichen Anſtalten 51,6 Millionen und die Guthaben
in laufender Rechnung 28,9 Millionen. Der Verwaltungsbericht der
Bank ſagt abſchließend: Die Staatsbank glaubt ſich ſtark genug, den
Verſuch machen zu können, auch ohne Eröhung ihres Kapitals den an ſie
zu ſtellenden Anſprüchen gerecht zu werden und aus ihren Erträgniſſen
allmählich größeres Kapital anzuſammeln. Der allmähliche Wieder=
aufbau
aus Erſparniſſen muß das Ziel der Geſchäftstätigkeit der näch=
ſten
Zeit ſein, die, wie die ganze deutſche Wirtſchaft, unter dem Zeichen
ſtehen muß, mehr arbeiten, mehr ſparen.

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Zugelassen zu allen Krankenkassen
(19121df

[ ][  ][ ]

Seite 10,

Darmſtädter Tayblatt, Doniie sing, den 3. Juli 1924.

Rummer 188.

2
Sport, Spiet und Zainen.

Fußball.
Juternationale Fußballſpiele.
Nachſtehende internationale Fußballſpiele ſind für die erſte Hälfte
der kommenden Saiſon feſt abgeſchloſſen worden: 10. Auguſt: Städte=
ſpiel
PragDresden in Prag; 24. Auguſt: Süddeutſch=
land
-Niederöſterreich in München; 31. Auguſt: Deutſch=
land
Schweden in Berlin; 14. September: NorwegenDänemark
in Kriſtiania; 21. September: DeutſchlandUngarn in Buda=
peſt
: Städteſpiel Berlin-Baſel in Berlin; 5. Oktober: Oeſter=
reich
Ungarn in Wien; BelgienDänemark in Kopenhagen; 1. Novem=
ber
: BelgienFrankreich in Brüſſel; 2. November: Oeſterreich Schwe=
den
in Wien; 23. November: DeutſchlandItalien in Duis=
burg
; 7. oder 14. Dezember: DeutſchlandSchweiz in Stuttgart.
Motorſport.
Europameiſterfchaft der Motorfahrer.
Eine Europameiſterſchaft der Motorfahrer gelangt
in dieſem Jahre zum erſten Male zur Entſcheidung, und zwar am
6. September auf der Automobilrennbahn in Monza bei Mailand.
Das Rennen kommt unter dem Titel III. Großer Preis der
Nationen zur Ausſchreibung und führt für Motorräder bis 250 ccm
über 20 Runden (200 Kilometer), bis 350 ccm über 30 Runden (300 Km.)
und bis 500 ccm über 40 Runden (400 Km.). Meldungen ſind zu richten
den Präſidenten der S. J. A. S. Via St.=Nicolas, Mailand.
Radfahren.
Jahrestagung der D. R. 11.
In der Zeit dom 4. bis 7. Juli findet in Ahlen i. W. der diesjährige
Kongres de: Deutſchen Radfahrer=Union ſtatt. Der 5. Juli bringt
morgens 9 Uhr die Präſidialſitzung, die ſich mit dem für die Hauptver=
ſammlung
, die nachm. 2½ Uhr ſtattfindet, vorliegenden Material be=
ſchäftigt
. Am Sonntag, 6. Juli, werden die ſportlichen Wettbewerbe
unter Dach und Fach gebracht, und zwar zuerſt die Meiſterſchaft im
Mannſchaftsfahren über 116,8 Km., dann die Saalſport=Vorwettbewerbe
und die Meiſterſchaft im 6er Raſen=Radballſpiel. Mittags 1½ Uhr be=
ginnt
die Aufſtellung zum Korſo. Abends 7 Uhr machen die Meiſter=
ſchaften
im Saalſport den Abſchluß der Feſtlichkeiten.

Leichtathletik.

Deutſche Leichtathletikmeiſterſchaften.
Die am 9. und 10. Auguſt in Stettin ſtattfindenden Leichtathletik=
meiſterſchaften
ſverden jetzt durch die Deutſche Sportbehörde für Leicht=
athletik
ausgeſchrieben. Zum erſten Male in dieſem Jahr werden die
Titel im Speer=, Kugel= und Diskuswerfen zweimal vergeben und zwar
für ein= und zweiarmige Leiſtungen. Ferner wurden die Meiſterſchaften
auf zwei Tage gelegt, von dem Grundſatz ausgehend, daß nur eine
Ausleſe der Beſten ſtattfinden ſoll. Am Sonnabend werden entſchieden
100, 800 5000 Meter, 400 Meter Hürden, 3mal 1000 Meter Staffel,
Diskuswerfen, Hoch= und Weitſprung der Herren, Speerwerfen und
4mal 100 Meter Staffel der Frauen. Der Sonntag bringt dann 200,
400, 1500 und 10 000 Meter. 110 Meter Hürden, 4mal 100 Meter Staf=
fellauf
, Speerwerfen, Stabhochſprung für Herren, 100 Meter Laufen,
Weitſprung und Diskuswerfen der Frauen. Der Zehnkampf wird, den
neuen Beſtimmungen entſprechend, in vorgeſchriebener Reihenfolge
durchgeführt, nud zwar 100 Meter Weitſprung, Kugelſtoßen, Hochſprung
und 400 Meter=Lauf am erſten, 110 Meter Hürden, Diskuswerfen,
Stabhochſprung, Speerwerfen und 1500 Meter=Lauf am zweiten Tag.
Gleichzeitig veröffentlicht die Deutſche Turnerſchaft die Be=
ſtimmungen
für die in Hannover ſtattfindenden Meiſterſchaften in
den leichtathletiſchen, ſogenannten volkstümlichen Uebungen. Für die
die Teilnehmer ſind Mindeſtleiſtungen vorgeſchrieben, die, nach den in
der letzten Zeit gezeigten Leſtungen der Turnvereine zu urteilen, nur in
den allerſelteſten Fällen erfüllt werden dürften.

Schwimmen.

ungn: ifihe Schwimm=Meiſterfiaften.
Bei den ungariſchen Schwimm=Meiſterſchafen in Budaſeſt wurden
folgende Reſultate erzielt: Herren: 100 Meter: 1. Turnoswszty
1:04. 4 mal 100 Meter Lagenſtaffel: 1. Egerer Sp.=V. 3:41. Springen:
1. Vaita (9 Punkte). 200 Meter Freiſtil: 1. Eperjeſſy 2:30. 200
Meter Bruſt: 1. Jung 2:57 (Rekord), Sipos aufgegeben. 100 Meter
Rücken: 1. Bartha 1:16,2. Damen: 200 Meter Bruſt: 1. Molnar
(2:28,8) (Rekord). 100 Meter Rücken: 1. Krszner 1:41. 100 Meter
Freiſtil: 1. Dene 1:33. W8=ſcrball=Länderfpiel, Ungaun gegen Oeſter=
reich
4:2. Turnowsky ſtellte acht Tage zuvor über 100 Meter Freiſtil.
mit 1:03,2 ebenfalls einen neuen Rekord.

Tennis.


Frankfurter Tennſisturnier.
Das Frankfurter Tennisturnier kann in der Haupt=
ſache
als beendet betrachtet werden. Die deutſche Meiſterin Fr. Fried
leben gewann erwartungsgemäß das Einzelſpiel gegen Fr. Neppach
6:3, 6:3. Die Meiſterſchaft von Süddeutſchland im Herren= Doppel=
ſpiel
gewannen v. Biſſing=Kleinſchroth in der Schlußrunde
gegen Elka=Ofan 3:6, 6:4, 6:1, 4:6, 6:2. Das gem. Doppel ſah Fr.
Friedleben=Fritz gegen Fr. Neppach=Kleinſchroth 5:3 ſiegreich,
nach welchem Satz die letzteren zurückzogen. Die Junioren=Meiſterſchaft
von Deutſchland fiel an den Bremer Hove durch den Sieg von 6:4,
7:5 über den Berliner Gerſtmann.

Golf.

Bremer Golfturnier.
Vom 10. bis 13. Juli veranſtaltet die Golfabteilung des Klubs zur
Vahr=Bremen wieder ihre weit über die Grenzen Deutſchlands hinaus
bekannten Sommerwettſpiele. Beſte deutſche und ausländiſche Golf=
klaſſen
geben ſich hier alljährlich ein Stelldichein. Es iſt ein vorzüg=
liches
Programm aufgeſtellt. An der Spitze der Konkurrenz ſteht dies=
mal
der Preis von Bremen, ein Lochwettſpiel ohne Vorgabe. Ferner
wird der Niederſachſen=Preis als Lochwettſpiel mit beſchränkter Vor=
gabe
, für Damen und Herren getrennt, ausgeſpielt. Für die B=Klaſſe
und die aus den vorgenannten Konkurrenzen herausgeſchlagenen Spie=
ler
iſt ein Zählwettſpiel vorgeſehen. Ein gemiſchtes Viererſpiel wird
am 13. Juli die Bremer Golfwettſpiele beſchließen.

Rugby.

Friede im Deutſchen Rugbyſport.
Die Unſtimmigkeiten zwiſchen Nord und Süd ſind auf dem außer=
ordentlichen
Süddeutſchen Rugbytag in Heidelberg zum größten Teil
beſeitigt worden. Der Süddeutſche Verband beſchloß einſtimmig, in den
Deutſchen Rugby=Fußball=Verband wieder einzutreten, da man der Mei=
nung
war, daß unter dem neugewählten Verbandsvorſtand eine gedeih=
liche
Zuſammenarbeit für den Rugbyſport geſichert ſei. Bei der dem=
nächſt
in Hannover ſtattfindenden Tagung des Deutſchen Rugby=Fußball=
Verbandes wird Süddeutſchland zahlreich vertreten ſein.

Flugſport.

Neue Höchſtleiſtungen.
Zwei neue Weltrekorde mit einem Waſſerflugzeug ſtellten
die beiden amerikaniſchen Fliegeroffiziere Wead und Rice im Dauer=
und Diſtanzflug auf. Sie blieben ununterbrochen 13 Stunden 23 Min.
in der Luft und legten 1550 Kilometer zurück. Bisheriger Rekordinhaber
war der Amerikaner Lt. M. Schur, der 1923 in San Diégo in 11:16:59
1275 Kilometer flog. Der amerikaniſche Fliegerleutnant Maughan
unternahm einen Dauerflug New=YorkSan Francisco,
wobei er die Strecke von 2670 Meilen (4286 Km.) in 13 Stunden 8 Min.
zurücklegte. In der genannten Zeit ſind die vorgenommenen fünf Etap=
penpauſen
inbegriffen.

Boxen.

Gene Tunney ſchlägt Erminio Spalla.
Nach ſeinem überraſchend guten Abſchneiden gegen den Arge=
tinier
Louis Firpo traf der Europameiſter im Schwergewichtsboxen E.
minio Spalla in der Neuhorker Polo Grounds auf den amerikaniſche
Halbſchwergewichtsmeiſter Gene Tunney. Letzterer war von Anfan
an überlegen. Spallas Augen waren bald geſchloſſen, und als er in de
7. Nunde wieberum zu Boden mußte, brach der Ringrichter den Kam)
zu Gunſten von Tunney ab. Wir erwähnen bei dieſer Gelegenhei
daß auch der deutſche Schwergewichtsmeiſter Paul Samſon=Körne
ſeinerzeit mit Tunney zuſammentraf, der über 10 Runden führend
Kampf endete unentſchieden. Am gleichen Abend konnte der Mitte
gewichts=Weltmeiſter Harry Greb ſeinen Herausforderer Ted Moor
England trotz großer Ueberlegenheit über 15 Runden nur nach Punkte
ſchlagen und damit ſeinen Titel erfolgreich verteidigen. Tommy Lor
ghran unterlag ziemlich unerwartet bereits in der 6. Nunde gege:
Young Stribbling. Der Kampf Tom Gibbons gegen Jack Bloomfiel
findet nach den neueſten Meldungen am 26. Juli im Wembley Stadio=
bei
London ſtatt.
Europameiſterſchaft im Federgewichtsboxen.
Der Europameiſtertitel im Federgewichtsboxet
bildete den Hauptpunkt einer Sitzung, die der Dringlichkeitsausſchuß der
J. B. U. in Paris abhielt. Der Titelhalter Charles Ledoux=Frankreich
der von dem Belgier Henry Hebrans herausgefordert worden war, hatt
ſeinen Titel bis zum 9. Mai ds. Js. zu verteidigen. Da er dieſen Termit
aber nicht einhielt, und auch der franzöſiſche Boxerverband für ihn keine
Schritte unternahm, um eine Friſtverlängerung bei der J. B. U. nach
zuſuchen, verlangte der belgiſche Verband, daß Hébrans der Titel zuge=
ſprochen
werde. Die J. B. U. gab dieſem Verlangen ſtatt und erkannt
Charles Ledoux den Titel eines Europameiſters im Federgewicht ab,
und ſprach denſelben dem Belgier Henry Hébrans zu.
Vertretertag des O. R. A.
Die Vertreter der im Deutſchen Reichsausſchuß für
Leibesübungen zuſammengeſchloſſenen Verbände nahmen auf der
in Berlin unter dem Vorſitz von Exzellenz Lewald abgehaltenen Tagung
mit Befremden davon Kenntnis, daß der Deutſche Sportlehrerverband
aus eigener Machtvollkommenheit zuſammen mit dem Preußiſchen und
Deutſchen Turnlehrerverband ein Jugend= Turn= und Sportabzeichen
geſchaffen hat, ohne Wiſſen des DRA. und der dieſen angeſchloſſenen
Verbände. Die Tagung mißbilligt dieſen Uebergriff, denn um einen
ſolchen handelt es ſich um ſo mehr, als der D. R. A. die Schaffung eines
ſolchen Abzeichens ſ. Zt. abgelehnt hat. Die Vertreter der Verbände
bezeichneten es als ein Mangel an Diſziplin, daß ein dem DRA. an=
geſchloſſener
Verband, in dieſem Falle der Sportlehrer, über gemeinſam
gefaßte Beſchlüſſe einfach hinweggegangen iſt und kam ſchließlich zu
folgendem Beſchluß: Der Vertretertag hält die deutſchen Turn= und
Sportlehrervereine nicht für befugt, ein allgemeines Jugend=Turn= und
Sportabzeichen herauszugeben. Der DRA. wird an die Miniſterien der
einzelnen Länder herantreten, um deren Stellungnahme zu dieſem Ab=
zeichen
zu erkunden. Den deutſchen Turn= und Sportlehrervereinen wird
nahegelegt, wegen der Vergebung des von ihnen geſchaffenen Abzeichens
den nächſten Vertretertag, 8. November, abzuwarten. Eine verblüffend
ſchnelle Löſung fand die Forderung der Deutſchen Turnerſchaft auf Be=
rechtigung
der Abnahme der Schwimmprüfungen. Um die Forderung
nicht ablehnen zu müſſen und ſo die Meinungsverſchiedenheiten zwiſchen
Turnen und Sport noch zu verſtärken, kamen die Verbände dahin über=
ein
, dieſem Antrag ſtattzugeben und ihn dahingehend zu erweitern, daß
ſämtliche Stammverbände zur Abnahme der Schwimmprüfungen befugt
ſind. Der Antrag des Deutſchen Kanuverbandes um Anerkennung als
Stammverband wurde bis zur Novemberſitzung vertagt. Es iſt damit
zu rechnen, daß nach dem Gutachten des Deutſchen Ruderverbandes
anläßlich deſſen Hauptverſammlung im September in Danzig die An=
erkennung
des DKV. als Stammverband dann ohne weiteres erfolgen
dürfte. Die nächſten deutſchen Kampfſpiele 1926 ſollen nach Möglichkeit
in Köln veranſtaltet werden. Der Vertreter des Bundes Deutſcher
Radfahrer äußerte Bedenken, das deutſche Stadion, wie bisher, für be=
rufsſportliche
Veranſtaltungen zu vergeben. Nach der Entgegnung von
Dr. Diem kann dieſem Wunſche ohne weiteres in dem Falle ſtattgegeben
werden, wenn die Opferfreudigkeit der Amateurſportverbände ſoweit
geht, daß die laufenden Unkoſten für dieſe Kampfſtätte gedeckt werden
können.

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Tagesordnung: 1. Bericht über die Ver=
bands
=Sitzung in Lauterbach. 2. Grund=
ſteinlegung
des Ehrendenkmals in Gießen
am 3. Auguſt 1924 für ſämtliche Ge=
fallenen
116er und Kriegsformationen.
3. Veranſtaltung des Heſſ. Regiments=
Verbands Darmſtadt am 17. Auguſt 1924.
Wir bitten um recht zahlreiches Erſcheinen
ſämtlicher Mitglieder, ſowie der der Vereini=
gung
noch nicht angeſchloſſenen Kameraden,
Der Vorſtand,
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zur Mitgliederverſammlung am 6
Juli 1924, vormittags 10 Uhr, im Für=
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[ ][  ][ ]

Trge
nfa
de

inkt

Nummer 183.

T. iſindle 2. blatt, Donerstag, den 3. Juli 1924.

Seite 11.

*9

ird
nd

Das deutſche Herz.
Roman von Adolf Schmitthenner.
17)
(Nachdruck verboten.)
Er wartete auf ihre Antwort. Als ſie ſchwieg, ſagte er: Weißt
du, was ich möchte?
So ſprich es doch aus.
Wir wollen hier wohnen.
Urſula ſchüttelte leiſe den Kopf und antwortete: Hirſchhorn
iſt mir lieber.
Was mangelt meiner Liebſten hier? fragte er innig.
Die Mutter, ſagte Urſula leiſe.
Friedrich gedachte, wie ſie in der vergangenen Nacht das
Wort aus dem Graben herauszulocken ſuchte.
Auch der Hirſchhorner Zwinger antwortet nicht immer.
Aber ſeine Antwort ſchläft nur. Es kommt auch einmal
wieder eine Nacht, wo es Mutter ruft aus dem Graben herauf.
Und hier antwortet dir der Felſen, ſo oft du willſt. Ich habe
das Echo noch nicht erprobt, aber was gilt’s, es iſt da!
Der Fels iſt zu nahe, und der Berg iſt zu düſter.
So verſuch es doch! Rufe!
Hier nicht.
So will ich es tun: Mutter!
Das Wort verklang hart und kurz. Kein Widerhall kam vom
Felſen.
Da ſchlang Urſula ihre Arme um den Gatten und ſagte:
Wir wollen hierher ziehen. Wo du fröhlich biſt, da bin ich
gern.
Er preßte ſie an die Bruſt. Und nun ſag mir noch die gute
Kunde, die du mir verheißen haſt.

Hier nicht, erwiderte ſie ängſtlich. Die Sonne geht ſo
raſch hinter den Berg, das iſt ſchlimm. Wir ſind ganz im Schatten,
und der Schatten iſt hier ſo dunkel wie nirgends. Sieh, das Tal
liegt noch breit in der Sonne; es iſt noch zwei Stunden lang
Tag, und hier iſt es ſchon Abend.
Zu Tiſch! zu Tiſch! rief die Stimme des Burgvogts aus
der Tiefe.
Zu Tiſch! wiederholte Urſula. Heute bin ich noch Gaſt,
das nächſte Mal bin ich Hausfrau.
Die Tafel war fröhlich. Der Burgvogt, der Lehrer, der
Schultheiß von Zwingenberg und der Geracher Pfarrherr nahmen
daran teil. Es gab Fiſche und Wildbret und Hühner. Der Wein
aus dem Burgkeller, roter Himmelreicher von Gundelsheim, war
köſtlich.
Es iſt papiſtiſcher Wein, ſagte Friedrich und ſtand vom
Stuhle auf. Die deutſchen Herren von Horneck haben ihn ge=
baut
. So trinken wir mit dieſem Wein die Geſundheit Seiner
Kurfürſtlichen Gnaden des Erzbiſchofs von Mainz, der mir alle=
zeit
ein gnädiger Herr geweſen iſt, wie ich ihm allezeit ein treuer
Lehensritter bleibe bis an meinen Tod.
Darauf ließ er ſich und den andern die Becher von neuem
füllen und rief: Meiner herzlieben Hausfrau, der Herrin von
Zwingenberg!
Die Tafel war aufgehoben. Der Ritter ging mit den Männern
in die Ställe. Die Roſſe wurden aufgeſchirrt und ſtampften un=
geduldig
im Burghof, denn auch ſie hatten eine gute Mahlzeit
getan. Urſula ſann über ihr ſüßes Geheimnis, und ſie überlegte,
wie ſie es ihrem Gatten mitteilen ſolle. Da gedachte ſie an das
Wickelkind, von dem ihr der kleine Lips erzählt hatte.
Ich gehe in eines der nächſten Dorfhäuſer, ſagte ſie zum
Torwärtel, und ich laſſe den Herrn bitten, daß er mir nach=
folge
, aber allein.

Sie ging über die Brücke und fragte einige Kin)er, die ſie
mit großen Augen anſchauten: Wo wohnt euer Spielgeſelle,
der Lips?
Der wohnt hier, ſagten ſie, und wieſen auf die nächſte
Hütte.
Urſula klingte an der Türe; ſie war verſchloſſen. Sie ſah
durch das Fenſter; niemand war in der Stube. Nun ging ſie
um die Hütte herum in das kleine Gärtchen, das zwiſchen Haus
und Felſen lag. Da fand ſie ein junges Weib, das auf der Haus=
ſtaffel
ſaß und ihr Kind ſtillte. Die Mutter hatte ihr Haupt vor=
gebeugt
und ſah auf ihren Säugling nieder. Urſula ſah den
ſchneeweißen Nacken mit Verwunderung an, denn ſie hatte noch
nie auf dem Dorf eine ſolchs Haut geſehen.
Sie trat näher und ſah die blenden:e Bruſt und das gieris
ſaugende Kind und ein roſiges Geſicht, das von Mutterfreude
verklärt war.
Da ſah das Weib auf, und Urſula verwunderte ſich, ein ſo
blutjunges Ding zu ſehen.
Die Wöchnerin blinzte die Edelfrau ſcheu an, dann ſchaute
ſie lächelnd auf ihr Kind hernieder.
Du biſt doch nicht die Mutter des kleinen Lips?
Seine Schweſter bin ich.
Sie ſchüttelte den Kopf.
Wo iſt dein Mann?
Ich habe keinen Mann.
Ach! rief Urſula und trat zurück. Sie verſuchte eine
ſtrenge Miene zu machen. Aber du wirſt doch hoffentlich bald
einen Mann bekommen? Dein Bräutigam wird dich doch
heiraten?
Das Mädchen ſchüttelte den Kopf.
Warum denn nicht?
(Fortſetzung folgt.)
Weil er tot iſt.*

und ſchützen deshalb unſer
Eingemachtes vor dem
Derderben durch Schimmel
und Eihrung nur durch
Verwendung d. bewährten

Har

noo Mocſäge,

Päckchen genügt um 10 Pfd.
Fräcte, Gelee, Gurken uſw.
haltbar zu machenHezepte
umſonſt in d. Geſchäften oderv.
Dr. A. Gelker Bielefelb.

Zwei anſtänd. Mädels
im Alter von 28 u.
29 Jahren; erfahren
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auf dieſem Wege, da
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zwei ſolide Herren
zwecks ſpäter. Heirat
kennen zu lernen.
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wird, unter W 140
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½j. Bub mitnehm. k.,
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