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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesfpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigeven Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſfattet.
Nummer 179
187. Jahrgang
Sonntag, den 29. Juni 1924.
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(1 Dollar — 4.20 Marf. — Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streik uſw., erliſcht
ſede Verpſichtung auf Erfüllung der
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auffräge und Leiſſung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerichtiſcher Beſtreibung fällit ſeder
Rabatt weg. Bankkonto: Deutſche Bank und
Darm=
ſtädter 8 Nationalbanf.
Der Kampf un die Micumverträge.
O5e Micum beſteht auf den Kohlenlieferungen auch für Juli. — Neue franzöſiſche
Gewalt=
taßnahmen in Düſſeidorf. — Ueberreichung der deutſchen Militärkontrollnote in Paris.
Düſſeldorf, 28. Juni. In der heutigen Verhandlung
int die Micum ihre Forderung auf Lieferung der
keparationskohle auch für den Juli in vollem
xrfange aufrecht erhalten und jede Diskuſſion über eine
unze vder teilweiſe Bezahlung oder Kreditierung und über eine
ſerringerung der zu liefernden Kohlenmengen abgelehnt.
Da=
egen bot ſie eine Ermäßigung der Kohlenſteuer bis zur Hälfte
no unter Umſtänden auch etwas darüber hinaus an. Ebenſo
ar ſie eine Verminderung der Ein= und Ausfuhr=, ſowie der
serkehrsabgaben für Nebenprodukte auf die Hälfte zugeſtanden.
Nengenmäßig wurde für Benzol eine Ermäßigung abgelehnt,
ür Pech eine ſolche von 40 Prozent, für Sulphat und die
ande=
er Nebenprodukte eine ſolche von 20 Prozent zugeſagt. Dieſe
Fleichterungen ſind im Verhältnis zu der Geſamtbelaſtung ganz
ußerordentlich gering. Die Sechſerkommiſſion hat den
Stand=
unkt vertreten, daß angeſichts der troſtloſen Wirtſchaftslage
u rheiniſch=weſtfäliſchen Bezirk zum mindeſten die Kohlenſteuer
ud die ſonſtigen geldlichen Belaſtungen vollſtändig wegfallen
erßten. Die Sechſerkommiſſion wird am Montag über die Ver=
½ andlungen der Regierung berichten.
dorf, 28. Juni. Die Befatzungsbehörde
at etwa die Hälfte des Düſlerdorfer
Regie=
ungsgebäubt g—hlag hmt und verlangt, daß die
ſeſchlagnahmten 176 Räume ihr bis zum 10. Juli zur
Verfüg=
ing geſtellt werden. Es handelt ſich um eine Maßnahme, deren
Eragweite über die örtlichen Intereſſen weit hinausgeht und die
ſür die geſamte Verwaltung des Regierungsbezirkes Düſſeldorf
ſon größter Bedeutung iſt. Wenn die Beſchlagnahme wirklich
ur Durchführung gelangt, dürften die Folgen garnicht zu
über=
ehen ſein. Es wäre dann beſtimmt damit zu rechnen, daß große
Teile der Verwaltung einfach ſtillgelegt würden und daß bei
an=
ſeren Abteilungen große Schädigungen eintreten, wie ſie
ſchlim=
ner nicht gedacht werden können. In den 176 angeforderten
näumen ſind gegenwärtig 700 Beamte und Angeſtellte nicht nur
der preußiſchen inneren und allgemeinen Polizei, der
Land=
ägerei, Kataſter=, Schul= und Forſtverwaltung, ſondern auch die
roßen Kaſſen des Finanzamtes, des Kataſteramts, des
Ver=
orgungsamts, des Verſorgungsgerichts und des
Oberverſiche=
ungsamtes beſchäftigt, abgeſehen von einer Anzahl
umfang=
eicher Regiſtraturen, die in drei Stockwerken, Kellergeſchoß und
Dachgeſchoß untergebracht ſind und deren Beſchlagnahme die
Ver=
valtungsgeſchäfte geradezu unmöglich machen würden.
Das franzöſiſche Communigué.
* Düſſeldorf, 28. Juni. (Priv.=Tel.) Von franzöſiſcher
Seite wird über die heutigen Micumverhandlungen Folgendes
nitgeteilt:
„Die Verhandlungen zur Erneuerung des
Micumabkom=
mens ſind heute um 10 Uhr in Düſſeldorf wieder aufgenommen
vorden. Der Sitzung wohnten deutſcherſeits die Herren Vögler,
Herbig und Jüngſt bei. Die anderen Mitglieder der
Sechſer=
iommiſſion hatten ſich entſchuldigt. Nach Prüfung der
Wirt=
ſchaftslage der Zechen und der Induſtriebetriebe hat die Micum
ſich bereit erklärt, die verſchiedenen durch die Induſtriellen, bisher
gezahlten Taxen und beſonders die Kohlenſteuer, die Verkehrs=
und Lizenz=Taxe erheblich zu ermäßigen. Andererſeits wurde
eine Einigung erzielt zwiſchen der Micum und der
Sechſerkom=
miſſion bezgl. einer der Streikperiode des Monats Mai
ange=
meſſenen Tonnagelieferung. Die Micum hat jedoch entſchieden,
das Prinzip der koſtenloſen Reparationslieferungen, wie ſie das
Programim der Reparationskommiſſion beſtimmt, aufrecht zu
er=
halten. Die Beſprechungen werden nächſten Montag fortgeſetzt
werden, nachdem die Sechſerkommiſſion die Anſicht der
Ruhr=
induſtriellen und der deutſchen Regierung eingeholt haben wird.”
Die Aufhebung der Ausweiſungen.
Berlin, 28. Juni. Wie wir von unterrichteter Seite
er=
fahren, ſind alle ſeit dem 11. Januar 1923 von franzöſiſchen
Be=
ſatzungsbehörden vollzogenen Ausweiſungen mit Ausnahme von
etlichen 60 aufgehoben worden. Unter den nicht
zurückgenomme=
nen Ausweiſungsbefehlen befinden ſich namentlich ſolche gegen
höhere Beamte. Die Aufhebung der Ausweiſung ſchließt die
Wiederzulaſſung zum Amt nicht in ſich, dazu iſt vielmehr ein
be=
ſonderer Antrag erforderlich. Außerdem ſcheint eine beſondere
Genehmigung zur Einreiſe verlangt zu werden. Die
entſpre=
chende belgiſche Anordnung ſteht noch aus.
Nicht geſiattete Rückkehr.
Berlin, 28. Juni. Wie mitgeteilt wird, befinden ſich
un=
ter den ausgewieſenen Beamten, denen die Rückkehr in
das beſetzte Gebiet nicht geſtattet wird, der
Negierungs=
präſident von Düſſeldorf Grützner, der Landrat von Eſſen,
Schöne, der Chef der Polizei in Düſſeldorf, Oberregierungsrat
Dexle und der Polizeichef von Eſſen, Niedereyer.
England und die drei Ruhrhäfen.
London 28. Juni. (Wolff.) Der diplomatiſche
Bericht=
erſtatter des Daily Telegraph ſchreibt, daß die britiſche
Regie=
nling in der Frage der weiteren Beſetzung der drei Ruhrhäfen
durrch die Alliierten und der Beibehaltung eines Kerns von
alli=
jarten Eiſenbahnbeamten im beſetzten Gebiet der franzöſiſchen
Regierung keineswegs die Annahme dieſer Vorſchläge mitteilte.
Dieſe beiden Fragen ſeien mit einer Anzahl anderer von Herriot
aufgeworfen worden, aber während ſeines kurzen Aufenthalts in
Sbequers habe es an Zeit gefehlt, ſie eingehender zu unterſuchen.
Die Militärkontrolle.
Die deutſche Antwort abgeſandt.
TU. Paris, 28. Juni. Der Berliner Berichterſtatter des
Echo de Paris meldet, ein Sonderkurier ſei geſtern abend mit der
Antwort der Reichsregierung auf die Note der
Botſchafterkonfe=
renz, betreffend die Wiederaufnahme der interalliierten
Militär=
kontrolle, aus Berlin abgereiſt. Die Note werde Montag Herriot
übergeben werden. Die Reichsregierung erkläre ſich mit der
Wiederaufnahme der alliierten Militärkontrolle einverſtanden,
unter der Vorausſetzung jedoch, daß die interalliierte
Kontroll=
kommiſſion durch eine dem Völkerbund nachgeordnete
Körper=
ſchaft erſetzt werde. Es beſtehe Grund zu der Annahme, fährt der
Korreſpondent fort, daß die deutſche Militärbehörde den Verſuch
machen werde, einige Zwiſchenfälle heraufzubeſchwören, um den
alliierten Offizieren die Ausführung ihrer Aufgabe unmöglich
zu machen. Echo de Paris weiß ferner zu melden, daß die
inter=
alliierte Kontrollkommiſſion geſtern einſtimmig beſchloſſen habe,
bei der Botſchafterkonferenz die Wiederaufnahme der
interalli=
ierten Militärkontrolle für den 15. Juli zu beantragen. Die
Nachprüfung der deutſchen Militär= und Waffenbeſtände würde
eine viermonatige ununterbochene Kontrolle erfordern. In jedem
Bezirk würden ungefähr 30 Kontrollbeſuche vorgenommen. Die
noch ſtrittigen Punkte würden dann von einer gewiſſen
Kommiſ=
ſion erledigt werden.
Berlin, 28. Juni. Von zuſtändiger Seite wird mitgeteilt,
daß die Militärkontrollnote heute abend in Paris übermittelt
wird. Die Note wird Montag mittag in Berlin bekannt gegeben
werden. Alle bisherigen Veröffentlichungen über ihren Inhalt
beruhen auf Kombinationen, beſonders auch die Bemerkungen
über angebliche Differenzen zwiſchen der Reichsregierung und
dem General v. Seeckt.
Eine Eniſchließung
des Rheiniſchen Provinziallandtags.
Düſſeldorf, 28. Juni. In der geſtrigen Sitzung des
Provinziallandtages wurde eine von der Arbeitsgemeinſchaft
(Deutſchnationalen, Deutſche Volkspartei und Demokraten,
Zen=
trum und Sozialdemokraten) eingebrachte Entſchließung
ange=
nommen, die folgenden Wortlaut hat: „Die beſonderen Laſten,
die auf der Bevölkerung der Rheinprovinz liegen, ſind ſo groß,
daß ſie von ihr allein nicht mehr länger getragen werden können.
Sie müſſen vom ganzen Volke übernommen und gerecht verteilt
werden. Der Provinziallandtag ſieht in der möglichſten
Be=
ſchleunigung der Verhandlungen der Reichsregierung über das
Sachverſtändigengutachten die einzige Möglichkeit hierzu. Neben
den wirtſchaftlichen Erleichterungen erwartet der
Provinzial=
landtag baldige Räumung der vertragswidrig beſetzten Gebiete.
und Einhaltung der im Verſailler Vertrag feſtgelegten
Räumungsfriſten für das übrige Rheinland.”
Die Kohlenförderung und Kokserzeugung im
Ruhrgebiet.
Eſſen, 28. Juni. Nach vorläufigen Berechnungen wurden vom
15. bis 21. Juni im geſamten Nuhrgebiet (ohne die von der Regie
be=
triebenen drei Zechen und zehn Kokereien) in ſechs Arbeitstagen rund
1765 125 To. Kohle gefördert (auf das beſetzte Gebiet entfallen davon
1600 931 To.) gegen 1 582 075 To. in der Vorwoche (beſetztes Gebiet
1 447939 To.). Die Kokserzeugung ſtellte ſich vom 15. bis 21. Juni auf
372 929 To. (beſetztes Gebiet 340 132 To.) in ſieben Arbeitstagen gegen
303 135 To. (278 694 To.) in der Vorwoche. In den Kokereien wird auch
Sonntag3 gearbeitet. Die arbeitstägliche Kohlenförderung im geſamten
Ruhrgebiet belief ſich auf 329 289 To. (316 415 To.), die tägliche
Koks=
förderung auf 53 275 To. (43 305 To.). Im beſetzten Gebiete betrug
die arbeitstägliche Kohlenförderung 301 251 (289 588 To.) und die
täg=
liche Kokserzeugung 48 590 (39 813) Tonnen.
Ungültige Geleitſcheine.
Köln, 27. Juni. Sämtliche Geleitſcheine zur
Ein=
reiſein die britiſche Zone über Höchſt a. M.,
Gold=
ſtein und Ludwigshafen ſind für ungültig erklärt
worden. Die Inhaber ſolcher Geleitſcheine werden aufgefordert,
dieſe mit genauer Adreſſenangabe an die Paßſtelle Köln,
Dom=
hof 28, einzuſenden, welche die Scheine über Hennef
gebühren=
frei abſtempelt und den Inhabern zurückſchickt.
Ein Schützling de Metz.”
Ffm. Speyer, 28. Juni. (Prib.=Tel.) Nach einer Meldung
unſeres Karlsruher Korreſpondenten mußte der frühere
ſepara=
tiſtiſche Chef der Gendarmerieabteilung und Eintagspräſident
der ſeparatiſtiſchen „Regierung” Kuhn, der geſtern Vormittag
wegen verſchiedener Betrügereien und Urkundenfälſchungen auf
Grund eines Haftbefehls des Amtsgerichts Heidelberg verhaftet
worden war, wie verlautet, geſtern nachmittag auſ Veranlaſſung
der franzöſiſchen Beſatzungsbehörde wieder freigelaſſen werden.
Die Woche.
„Ueber die Fehler, welche in der
auswär=
tigen Politik begangen wurden, wird ſich die
öffentliche Meinung in der Regel erſt klar,
wenn ſie auf die Geſchichte eines
Menſchen=
alters zurückzublicken, imſtande iſt und die
Achivi gui plectuntur ſind nicht immer die
unmittelbaren Zeitgenoſſen der fehlerhaſten
Handlungen. Die Aufgabe der Politik liegt
in der möglichſt richtigen Vorausſicht deſſen,
was andere Leute unter gegebenen
Umſtän=
den tun werden.”
Bismarck, Gedanken und Erinnerungen, B. III.
Aus düſterem Gewitterhimmel fuhr ſchmetternd der Blitz
hernieder, eine Welt in Flammen ſetzend. 10 Jahre ſind es her,
daß gedungene Mörder zu Sergjewo den öſterreichiſchen
Thron=
folger fällten. Als nach dem Abgang Bismarcks das kunſtvolle
Bündnisſyſtem zerriß, mit welchem der große Kanzler zwei
Jahrzehnte hindurch den europäiſchen Frieden geſichert hatte, als
ſich zu Beginn des Jahrhunderts dann der politiſche Horizont
Europas mehr und mehr umdüſterte, war es das Deutſche Reich,
welches das ganze Gewicht ſeiner politiſchen Macht einſetzte für
die Erhaltung des Friedens. Wahrlich nicht zu Angriffszwecken
war die „ſchimmernde Wehr” geſchaffen. Das Deutſche Reich war
die einzige Großmacht Europas, die bei einer kriegeriſchen
Ent=
wicklung nichts zu gewinnen hatte, während alle Anderen Ziele
verfolgten, die letzten Endes nur auf dem Wege der Gewalt
erreichbar waren. Wie gebannt ſtarrten die Franzoſen auf die
blauen Berge der Vogeſen, die Eroberung Konſtantinopels war
nach dem Teſtament des Großen Peter den ruſſiſchen
Zaren heilige Pflicht, nur durch Vernichtung des erfolgreichen
Konkurrenten glaubte der engliſche Kaufmann den britiſchen
Han=
del vor der Vernichtung ſchützen zu können.
Fünf Jahre ſind es her, daß zu Verſailles Vertreter des
nach viereinhalbjährigem heldenmütigen Ringen
zuſammenge=
brochenen Deutſchen Reiches jenes Diktat unterzeichneten,
wel=
ches die ungeheierlichſte Lüge enthält, welche jemals die
Welt=
geſchichte erlebt, jene ungeheuerliche Behauptung, daß
Deutſch=
land allein planmäßig den Weltkrieg heraufbeſchworen
habe. Das deutſche Volk ſollte damit verantwortlich gemacht
werden für die furchtbaren Leiden des Weltkrieges, aber — und
das iſt in Deutſchland in manchen Kreiſen leider lange verkannt
worden — es ſollte damit auch der Haß, den eine ſkrupelloſe
Propaganda in jahrelanger Arbeit großgezogen hatte, verewigt
und eine Weltſtimmung geſchaffen werden, welche den
Fran=
zoſen die Vollendung ihres 1919 noch nicht zu Ende geführten
Werkes ermöglichen ſollte. Eine Aufgabe der deutſchen Politik,
eine Aufgabe des geſamten deutſchen Volkes iſt es, die
Halt=
loſigkeit jener ungeheuerlichen Lüge der ganzen Welt vor Augen
zu führen. Der „Friede” von Verſailles, die „Friedensſchlüſſe‟
von St. Germain, Neuilly und Trianon haben der Welt den
Frieden vorenthalten. Nur eine gründliche Reviſion dieſer
auf=
gezwungenen „Verträge” wird Europa den wahren Frieden zu
bringen vermögen.
Zehn Jahre ſind vergangen ſeit jenen Tagen, in denen das
Unheil ſeinen Lauf nahm. Und die Bilanz? Hat auch nur einer
der Sieger ſein Ziel erreicht?. Gibt es auch nur einen einzigen
Staatsmann in Europa, der nicht mit ſchwerer Sorge in die
Zukunft blickte?
Es war verhängnisvoll für England, daß es im Jahre 1917
unter dem Druck der Kriegspſychoſe die Bahnen der
traditionel=
len engliſchen Politik verließ, in dem Augenblick, in dem man der
Knock=out=Politik eines Lloyd George zujubelte und den zum
Frieden ratenden Lord Landsdowne in der Verſenkung
ver=
ſchwinden ließ. Die ſtarke Schwächung aller Kontinentalmächte
hätte bei einem damaligen Friedensſchluß die ſtarke Stellung
Großbritanniens auf abſehbare Zeit geſichert. Nach dem
Zu=
ſammenbruch der Mittelmächte war es zu ſpät. England hatte
ſeine große Stunde verpaßt. Die Friedensſchlüſſe des Jahres
1919 gaben den Franzoſen die Möglichkeit, die Politik Ludwigs
des Vierzehnten und des erſten Napoleon wieder aufzunehmen.
Der Keim war damit gelegt für kommende ſchwere
Verwick=
lungen. Während man in London bemüht war, das in allen
Fugen krachende engliſche Imperium wieder zu feſtigen, ſchlug
man in Paris zielbewußt den Weg ein, der ur unbeſtrittenen
Vormachtſtellung Frankreichs in Europa führen ſollte. Die
Hände in der Taſche geballt mußte men dem Einmarſch der
ſchwarzen Bataillone Poincarés in das Ruhrgebiet zuſehen,
mußte man zuſehen, wie Frankreich den Verſuch machte, den
großen kontinentalen Eiſen= und Stahlblock unter franzöſiſcher
Herrſchaft zu ſchaffen. Unmittelbare Bedrohung der engliſchen
Induſtrie, des engliſchen Lebensnervs! Mehr und mehr
ver=
ſchärften ſich die Gegenſätze zwiſchen den einſtigen Verbündeten.
Mehr und mehr erkannte man in London den ganzen Ernſt der
Lage, erkannte man, daß die franzöſiſchen Flugzeuggeſchwader
und die weittragenden Geſchütze in Calais eine unmittelbare
Bedrohung der engliſchen Machtſtellung bildeten. Die brutale
Politik Poincarés ließ die Auseinanderſetzung der beiden
Weſt=
mächte ſchließlich nur noch als eine Frage der Zeit erſcheinen.
Die Wahlen in Frankreich haben bewieſen, daß man auch
dort einzuſehen begann, wohin der Weg führen würde, und ſo
war die vernichtende Niederlage Poincarés und ſeines Bloc
national ein Ergebnis von ſchier unabſehbarer außenpolitiſcher
Bedeutung. Nicht das Problem der deutſchen
Kriegsentſchädi=
gung iſt es, welches für Herriot heute an erſter Stelle ſteht,
ſon=
dern das Verhältnis Frankreichs zu England. Nur dann wird
man die Lage richtig beurteilen, wenn man in dem Vorgehen
Serriots einen großzügigen Verſuch ſieht, den engliſch=
franzöſi=
ſchen Gegenſatz im Keime zu erſticken und damit einer
Entwick=
kung vorzubeugen, weiche für Frankreichs Zukunft ſchwerſte
Ge=
fahr bedeuten würde. Wenn man in dieſem Sinne die
Zuſam=
nenkunft Herriots mit Macdonald in ihrem Ergebnis betrachtet,
ſo kann man dem „Temps” nicht Unrecht geben, welcher den
Be=
ſuch Herriots in Chequers ein „bon début” nenn
Noch keineswegs abzuſehen ſind die Folgen des franzöſiſchen
Regierungswechſels für die Verhältniſſe im Süloſten Europas,
wo die Politik Poincarés ſcharf auf die Intereſſen Italiens
geſtoßen war. Man kann wohl heute ſagen, daß der Entſchluß
der italieniſchen Regierung, an der Seite der Ententemächte in
Vernichtung des öſterreichiſchen Erbfeindes war das Kriegsziel.
Reſtlos wurde es erreicht. Auf dem Gebiete der öſterreichiſch=
Beite 2
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 29. Juni 1924,
Rummer 179.
ungariſchen Doppelmonarchie aber erwuchſen neue
Staaten=
gebilde, die als Trabnten Frankreichs den Zielen Italiens mehr
im Wege ſtanden, als das alte Oeſterreich. Zwei Fragen ſind es,
die für die römiſche Politik ſtets im Vordergrund geſtanden
haben und ſtehen mußten. Auf der einen Seite die italieniſche
Machtſtellung im Mittelländiſchen Meer, auf der anderen Seite
ſeine Balkanſtellung. Hier ſtieß es auf den überragenden
Ein=
fluß Frankreichs in der Kleinen Entente, und im
Mittel=
meer iſt es England, deſſen ſtarke Stellung dem italieniſchen
Imperialismus ein Dorn im Auge iſt. Während man alſo in
London italieniſche Engagements im nahen Oſten nicht ungern
ſieht, iſt die Pariſer Diplomatie konſequent bemüht, die
Aufmerk=
ſamkeit Italiens auf die Mittelmeerfragen hinzulenken. Die
Po=
litik Poincarés, welche auf eine unumſchränkte Vormachtſtellung
Frankreichs in Europa hinarbeitete, bedeutete eine unmittelbare
Bedrohung italieniſcher Lebensintereſſen. Umſo unverſtändlicher
war die Politik des Grafen Sforza, welcher den Raub
Oberſchle=
ſiens begünſtigte und damit wichtige Teile des oberſchleſiſchen
Induſtriegebietes unter franzöſiſche Kontrolle brachte. Es war
kein erfreuliches Erbe, das Muſſolini auf außenpoliſchem Gebiete
antrat. Es mag unerörtert bleiben, ob die Politik des
italieni=
ſchen Diktators immer ſehr glücklich war. Die Erſchütterung
ſeiner Stellung durch den Fall Matteotti gerade jetzt, wo große
europäiſche Entſcheidungen heranreifen, iſt auf alle Fälle nicht
unbedenklich für Italien. — Im Oſten aber lauert drohend die
ruſſiſche Sphinx.
Das iſt in großen Zügen der Rahmen, in dem die
gegenwär=
tige Lage des Deutſchen Reiches zu betrachten iſt. Eines haben
die fünf Jahre ſeit dem 28. Juni 1919 bewieſen: Vergebliches
Unterfangen war der Verſuch, den Verband des Deutſchen
Rei=
ches zu ſprengen. Das von Bismarck gegründete Deutſche Reich
hat ſeine innere Widerſtandskraft auch in dieſen furchtbaren
Jahren bewieſen. In Paris, London und Rom aber hat man
einſehen müſſen, daß ein großes Kulturvolk auf die Dauer nicht
aus der politiſchen Rechnung ausgeſchaltet werden kann. Wohl
oder übel wird man den Verſuch machen müſſen, den Faktor
Deutſchland wieder in die Rechnung einzuſetzen. Es unterliegt
keinem Zweifel, daß eine Zertrümmerung des Deutſchen Reiches
nicht im engliſchen Intereſſe liegt. Die engliſch=franzöſiſche
An=
näherung rückt damit auch eine Bereinigung des deutſch=
fran=
zöſiſchen Verhältniſſes in den Bereich der Möglichkeit. Illuſionen
ſind immer gefährlich. Niemals waren ſie gefährlicher als heute.
Eine möglichſt hohe deutſche Kriegsentſchädigung iſt eine
wirt=
ſchaftliche Lebensfrage Frankreichs. Welche ungeheuere Belaſtung
aber die Annahme des Sachverſtändigengutachtens für das
ge=
ſamte deutſche Volk bedeutet, iſt ſchon oft genug ausgeführt
wor=
den; oft genug auch, daß es für Deutſchland mehr wie verfehlt
wäre, das Odium des Friedensſtörers auf ſich zu nehmen, wenn
die politiſchen Vorausſetzungen für die
An=
nahme des Sachverſtändigengutachtens
gege=
ben ſind.
Ob Herrn Herriots innerpolitiſche Stellung ſtark genug iſt,
daß er eine Politik, die ſich aus dem oben Ausgeführten als
logiſche Folgerung ergibt, durchführen kann, muß zum
minde=
ſten abgewartet werden. Die Ereigniſſe der letzten Woche,
ins=
befondere die Ablehnung direkter Verhandlungen zwiſchen
Ber=
lin und Paris über die Micumverträge, laſſen eine gewiſſe
Skep=
ſis durchaus am Platze erſcheinen. Auf der anderen Seite
blei=
ben die Aeußerungen Herriots gegenüber dem bekannten
engli=
ſchen Pazifiſten Normann Angell natürlich immerhin bedeutſam.
„Sie wollen wiſſen, von welchem Grundſatz ausgehend wir
un=
ſer Suchen nach der Sicherheit fortſetzen werden? Ich antworte:
Von dem Grundſatz des Völkerbundes aus. Gemäß den Artikeln
10, 16 und 21 ſchlagen wir vor, daß die Verbündeten einen
ge=
meinſamen und gegenſeitigen Beiſtandsvertrag ſchließen und
dann fchließlich, wenn gewiſſe noch beſtehende Schwierigkeiten
übertvunden ſind, ſich erbieten, Deutſchland zum Teilnehmer
dieſes Vertages zu machen, ihm ſeine Vorteile und
Verpflich=
tungen anbieten. Ich meine, daß es Deutſchland offen ſtehen
ſollte, dieſem Vertrage gegenſeitiger Sicherheit beizutreten, daß
wir auch Deutſchland den Schutz, den er gewährt, zugeſtehen
werden, wenn es die Verpflichtungen übernimmt, die er
auf=
erlegt.‟ Ein an ſich erfreulicher Ausblick für die Zukunft, über
dem man jedoch nicht die Gegenwart vergeſſen darf. Einſtweilen
iſt der Sicherheitspakt, dem Deutſchland als Teilnehmer
beitre=
ten ſoll, noch nicht geſchloſſen. Einſtweilen ſind noch kaum
Aus=
ſichten dazu vorhanden. Sollte man in Frankreich wirklich
ehr=
lich eine Verſtändigung mit Deutſchland beabſichtigen, an
Deutſchland wird ſie nicht ſcheitern. Aber die Gewähr für den
guten Willen Frankreichs müßte zunächſt gegeben ſein. In dem
Lloyd George naheſtehenden „Daily Chronicle” wurde, dieſer
Tage u. a. feſtgeſtellt, daß zweiundeinhalb Jahre Poincaré in
England Wirkungen hervorgebracht hätten, die nicht ſo leicht zu
vertviſchen ſeien. Wir möchten dieſen Satz dahingehend
erwei=
tern, daß fünf Jahre beiſpielloſer, brutalſter Vergewaltigung
durch Frankreich im deutſchen Volk eine geiſtige Einſtellung
ge=
ſchaffen haben, welche nicht ſo leicht zu verwiſchen iſt.
M.
Annahme der Budgeizwölftel in der
franzöſiſchen Kammer.
Paris, 28. Juni. (Wolff.) Die Kammer verhandelte in
ihrer heutigen Vormittagsſitzung über die proviſoriſchen
Bud=
getzwölftel für den Wiederaufbau vom Juli bis November 1924.
Kredite in Höhe von 550 Millionen, mit denen Abſtriche von
94 Millionen Hand in Hand gehen, wurden mit 550 gegen 26
Stimmen angenommen.
*Sommer=Theater.
Wenn der junge Wein blüht.
Luſtſpiel von Björnſon.
Während Bruno Harprecht in Berlin am
Kurfürſten=
damm noch meiſterboxt, eröffnete Eliſabeth Horn=Harprecht,
ſeine ſchöne Gattin, geſtern die Sommerſpielzeit im Kleinen Haus
des Landesiheaters.
Man kam uns zunächſt literariſch, um von dieſer Plattform
aus demnächſt umſo leichter den Sprung zum ſommerlichen
Schwank zu tun. „Wenn der junge Wein blüht”, das
ſonnige Luſtſpiel des greiſen Björnſon, wirkte geſtern ſo
freundlich und gefällig wie vor vierzehn Jahren, als es kurz nach
ſeiner Entſtehung über die Bühne des Hoftheaters ging. Es iſt
ein liebenswürdiges Spiel, über dem die abgeklärte Ruhe des
Alters liegt; eines Alters, das durchaus nicht müde iſt, ſondern
mit jedem Frühjahr zu neuem Leben erwacht.
Wenn der junge Wein blüht, gärt es in dem alten. So
leuch=
tet dem verwitweten Probſt Hall im Alter die Liebe zu einem
jungen, friſchen Mädel, und dieſe Liebe findet glückliche
Erwide=
rung. Um das eine Liebespaar ſchlingt ſich eine Kette ähnlicher,
freundlicher Epiſoden, die ſchließlich faſt alle zum guten Ausgang
geführt werden. Die Menſchen wie die Technik Björnſons ſind
in dieſem Luſtſpiel von der gleichen Primitivität. Die Fragen
der Liebe und der Ehe werden mit einer ſo ehrlichen
Harmloſig=
keit erörtert und auf ſo einfache Formeln zurückgeführt, daß vor
dieſer ſonnigen Harmloſigkeit alle Einwendungen die Segel
ſtreichen.
Theo Bögel hatte das Spiel recht friſch und luſtig
in=
ſzeniert; manche Stellen waren vielleicht allzu ſehr unterſtrichen
und hätten eine Dämpfung im Tone vertragen. Den „Probſt
Hall” verkörperte Walter Kuliſch mit Geſchick: warm, herzlich,
ſonnig in der Auffaſſung,, jung in der Maske. Als „Vater
Arvik” führte ſich Robert Nhil aus Hamburg als ſympathiſcher
und gewandter Darſteller ein. In der Rolle von „Frau Arvik”
begrüßte man die bewährte Kraft von Fräul. Frieda
Eichels=
heim; offenbar an eine größere Bühne gewöhnt, dürfte die
Vom Tage.
Die Reichstagsfraktion der demokratiſchen Partei hat einen
Ge=
ſetzentwurf über ein einheitliches Beamtenrecht im
Reichs=
tag eingebracht. Ferner beantragt die demokratiſche Reichstagsfraktion,
das Beſoldungsſperrgeſetz alsbald aufzuheben.
Der urſprünglich im April vorgeſehene Parteitag der
preu=
ßiſchen Zentrumspartei findet am 4. Oktober in Fulda ſtatt.
Im Anſchluß daran wird am 5. und 6. Oktober in Fulda der
Reichs=
parteitag der Zentrumspartei abgehalten.
Reichsfinanzminiſter Dr. Luther, der auch noch Oberbürgermeiſter
der Stadt Eſſen iſt wird in der nächſten Zeit ſein Amt als
Ober=
bürgermeiſter niederlegen.
Der Geſamtvorſtand des Reichslandbundes tritt
am 9. Juli in Berlin zu einer Tagung zuſammen, die u. a. ſich mit
der politiſchen und wirtſchaftspolitiſchen Lage befaſſen wird.
Die Hamburgiſche Bürgerſchaft hat einen Antrag
an=
genommen, worin der Senat erſucht wird, bei der Reichsregierung
un=
verzüglich für die Abänderung der Beſtimmungen der §8
218 und 219 des Reichsſtrafgeſetzbuches einzutreten. Nach dem Antrag
ſoll Straffreiheit bei allen Verſtößen gegen die
Ab=
treibungsparagraphen gewährt werden.
Eine offiziöſe Note beſtätigt, daß General Degoutte
Maß=
nahmen ergriffen hat, um die Rückkehr ſämtlicher aus dem
be=
ſetzten Nuhrgebiet (franzöſiſche Zone) Ausgewieſenen zu
er=
lauben. Die aus der Gegend des Düſſeldorfer Brückenkopfes dürfen
gleichfalls zurückkehren.
Der britiſche Arbeitsminiſter iſt in Paris
eingetrof=
fen, um mit ſeinem franzöſiſchen Kollegen Godart die allgemeine
Einführung der achtſtündigen Arbeitszeit in Weſteuropa
und die Ratifikation des Waſhingtoner Abkommens
zu erörtern.
Miniſterpräſident Herriot hat den franzöſiſchen Botſchafter beim
Vatikan, den ſtellvertretenden Chef des Generalſtabs, den elſäſſiſchen
Senator, General Taufflieb und die ſozialiſtiſchen elſäſſiſchen
Abgeord=
neten Peyrotes und Weil empfangen.
Wie berichtet wird, meldet das „Wingtiéme Siécle”, daß der
bel=
giſchen Regierung von der britiſchen Regierung die offizielle
Einladung zur Teilnahme an der Londoner Konferenz vom
16. Juli zugegangen iſt.
Der japaniſche Botſchafter und der belgiſche
Mini=
ſter für auswärtige Angelegenheiten haben einen Handelsvertrag
unter=
zeichnet, durch den ſich die beiden Länder die Meiſtbegünſtigungen
zu=
ſichern.
Nach einer Havasmeldung aus Madrid hat der Präſident des
Direktoriums angekündigt, daß er im gegebenen Augenblick dem König
eine Amneſtieverordnung zu Gunſten gewiſſer Vergehen
unter=
breiten werde.
Einer Reutermeldung aus Kairo zufolge demonſtrierten
größere Maſſen vor den auswärtigen Konſulaten
und Vertretungen. Die Demonſtration verlief im allgemeinen ruhig.
Die amerikaniſche Regierung hat ſich entſprechend dem
von der Waſhingtoner engliſchen Botſchaft übermittelten Erſuchen der
engliſchen Regierung zur Wahrung der britiſchen Intereſſen
in Mexiko bereit erklärt. Der amerikaniſche Vertreter in Mexiko
wurde angewieſen, dies der mexikaniſchen Regierung mitzuteilen.
Gegen die Kriegsſchuldlüge.
Kundgebung der württembergiſchen Regierung
Stuttgart, 28. Juni. Im Landtag verlas
Staats=
präſident Bazille folgende Kundgebung der
württember=
giſchen Regierung:
„Heute, am 28. Juni, ſind fünf Jahre ſeit der Unterzeichnung
des Vertrags von Verſailles verfloſſen, ohne daß der
Friede in Europa eingekehrt iſt. Deutſchland hat dieſen
Friedens=
vertrag nur unter der Drohung neuerlicher kriegeriſcher
Hand=
lungen unterzeichnet. Es wäre zwecklos, dies hervorzuheben, da
beſiegte Nationen beim Abſchluß des Friedens ſtets unter Zwang
handeln, wenn die Unterzeichnung des Friedensvertrages nicht
gleichzeitig die unterſchriftliche Anerkenntnis der verbrecheriſchen
Schuld Deutſchlands am Weltkriege bedeute.
Die=
ſes angebliche Geſtändnis des angeklagten deutſchen Volkes iſt
entgegen dem Rechte aller ziviliſierten Nationen durch Drohung
mit Gewalt erpreßt worden. Wenn die württembergiſche
Regie=
rung wiederholt ausgeſprochen hat, daß Deutſchland ſich mit allen
ſeinen Kräften am Wiederaufbau Europas beteiligen will, ſo
muß ſie am fünften Jahrestag der Unterzeichnung des
Frie=
densvertrages feierlichſt Verwahrung einlegen, daß als Baſis
ſeiner Leiſtungen die ihm zur Laſt gelegte verbrecheriſche Schuld
am Kriege angeſehen wird. Die Ehre Frankreichs verlangt, daß
es ſich der Forderung anſchließt, die Frage der Schuld am
Kriege dem Urteil eines unabhängigen internationalen
Gerichts=
hofes zu unterwerfen. Frankreich könne es auf die Dauer nicht
ertragen, daß ſeine Regierung Rechtsgrundſätze mißachte, die das
franzöſiſche Volk in einer der größten Zeit ſeiner Geſchichte
er=
kämpft hat. Der Artikel 7 der berühmten „Erklärung der
Men=
ſchenrechte” beſtimmt: „Niemand kann angeklagt, verhaftet oder
feſtgehalten werden, als in den geſetzlich beſtimmten Fällen und
nach den geſetzlich vorgeſchriebenen Formen‟ Es iſt die
Ver=
leugnung einer der größten Stunde der franzöſtſihen Geſchichte,
daß eine franzöſiſche Regierung die „Lettres de Sachet” aus dem
Grabe vergangener Willkür geholt und eine neue Baſtille des
Rechts wieder ausgegraben hat. Es iſt Zeit, daß Frankreich ſich
der Worte eines ſeiner größten Söhne erinnert, der Wahrheit,
die Monteſquien im 14. Kapitel über die Urſachen der Größe und
des Verfalles des römiſchen Reiches aufgezeichnet hat: „Es
gibt keine grauſamere Tyrannei als die, die im Schatten der
Geſetze und unter der Tünche der Gerechtigkeit geübt wird.”
Künſtlerin ſich den ſtilleren Nuancen des Kleinen Hauſes nach
anpaſſen.
Um dieſe älteren Darſteller ſchloß ſich eine ganze Schar
jun=
ger Mädchen, die die Bühne anmutig belebten. Bei einem ſo
netten, friſchen Geſchöpf wie der jungen, blonden Eva Biſchoff
erfreut auf der Bühne ſchon die Tatſache ſeiner Exiſtenz; kommt
hinzu, daß ſie auch recht begabt ſpielt, ſo ſind alle
Vorbedingun=
gen zu einem hübſchen Erfolg als „Helene Arvik” gegeben. Neben
ihr ſeien noch die ſchlanke ſchwarze Hetta Hiltrop und die
ge=
wandte Mary Baumann ob ihres ausdrucksvollen Spieles
genannt.
Das Haus, wenn auch nicht ſehr ſtark beſucht, war doch in
guter Stimmung und ſpendete freundlichen Beifall.
I.
Johann Adam Groh.
Zur Erinnerung an die 100. Wiederkehr ſeines
Geburtstages am 30. Juni.
In unſerer dritten Wanderung durch das damals noch
hiſtoriſches Muſeum genannte Stadtmuſeum kamen
wir bei Beſprechung neuen Zuwachſes für die
Odenwaldabtei=
lung auch auf den Pfarrer Groh, deſſen Bildnis ſeit 1912 hier
hängt, und ſeiner Verdienſte zu ſprechen.*) Heute an ſeinem
Ehrentage wollen wir auf ihn und ſein Lebenswerk noch einmal
zurückkommen.
Johann Adam Groh wurde am 30. Juni 1824 zu
Viel=
brunn als der dritte und jüngſte Sohn des Bürgermeiſters
Groh geboren. Seine Familie, eine alteingeſeſſene, ſtammt von
der Groh=Mühle bei König her. Da ſich ſchon früh die
hervor=
ragenden Anlagen des Kindes offenbarten, wurde es Oſtern 1835
in die Realſchule nach Michelſtadt und dann auf das Gymnaſium
nach Darmſtadt geſchickt. Von 1843 an widmete er ſich an der
*) Wir haben ſeitdem eine kleine Schrift über J. A. Groh
evangeliſchen Pfarrer und Mitbegründer der landwirtſchaftliche
Genoſſenſchaften, Darmſtadt 1913, erſcheinen laſſen; vgl. aud
Heſſiſche Biographien I, 306 ff. 1918.
Die Finanzlage Italiens.
Annahme des Budgetzwölftels im Senai.
Rom, 27. Juni. (Wolff.) Im Senat wurde vom Finanzminiſter
de Stefani das Budget eingebracht. Der Miniſter führte in ſeiner Nede
über die finanzielle Lage Italiens u. a. aus: Wie alle Länder, die am
Kriege teilnahmen, befindet ſich auch Italien gegenwärtig noch im
Zu=
ſtande der Wiederherſtellung der finanziellen, wirtſchaftlichen und
ſozia=
len Ordnung. Es gelvinne langſam ſeine Kräfte wieder. Wie
ange=
kündigt, werde das Geſchäftsjahr 1923/24 befriedigend abſchließen. Das
vorgeſehene Defizit erwachſe vor allem aus der Liquidation der
Kriegs=
laſten. Das nächſte Budgetproviſorium werde einen erſten Kredit für
die Zurückführung der ſchwebenden Schuld enthalten. Dieſe Reſultgte
ſeien erreicht worden ohne weitere Anziehung der Steuerſihraube und
ohne Schädigung der nationalen Wirtſchaft. Das Steuerfyſtem, das eine
ſehr breite und elaſtiſche Baſis habe, ſei gemäßigt. Im übrigen ſeien
verſchiedene Maßnahmen getroffen worden, um eine beſſexe Verteilung
ber Steuerlaſten herbeizuführen und den Verbraucheen gewiſſe
Erleich=
terungen zu ſchaffen. Die Wiedergeſundung des Landes zeige ſich außer
in einem Wiederaufleben der Spartätigkeit in einer ſtändigen
Verbeſſe=
rung der Handelsbilanz, in einer andauernden Verminderung der
Streiks und in einer fühlbaren Verbeſſerung der Deviſe, wozu endlich
noch eine ſtarke Vermehrung des Handels komme. Infolge der
finanziel=
len Geſundung des Staates komme das Sparkapital ganz den privaten
Anlagen zugute. Die Reorganiſation der Kredite ſchreite, begleitet vom
vollen Vertrauen der Oeffentlichkeit, befriedigend fort. Italien zeige
trotz einer jährlichen Vermehrung der Bevölkerung um 440 000 Köpfe,
d. h. einer Vermehrung von ungefähr 12 Prozenr und einem ſtarken
Rückgang der Arbeitsloſigkeit einen bemerkenswerten Aufſchwung im
geſamten Handel. Die Regierung, ſo ſchloß der Miniſter, werde in ihrer
Politik fortfahren, die die Spartätigkeit, Ordnung und produktive
Ar=
beit begünſtige. Sie werde gleichzeitig die ſchwerſten Steuerlaſten
er=
leichtern.
Die Oppoſition verweigert der Regierung das
„Vertrauen.
Rom 27. Juni. (Wolff.) Die Oppoſitionsparteien,
die heute die Gedächtnisfeier für Matteotti abhielten, nahmen
am Schluß der Sitzung eine Tagesordnung an, in der der
Regie=
rung das Vertrauen verweigert und gleichzeitig
ge=
fordert wird, daß jede Parteimiliz in kürzeſter Friſt
abge=
ſchafft wird. Die Sicherheit des Bürgers und die Achtung vor
dem Geſetze dürfe einzig und allein den Staatsorganen
anver=
traut ſein. Ferner verlangt die Tagesordnung, daß jede
Un=
geſetzlichkeit unerbittlich unterdrückt und daß die unbedingte
Achtung vor allen Behörden und vor dem Geſetz wieder
her=
geſtellt wird.
Der Graff=Prozeß in Stettin.
Zuſammenſtoß zwiſchen dem Vorſitzenden und
einem Verteidiger.
Stettin, 28. Juni. Im Graff=Prozeß wird mit
der Vernehmung des Leutnants Sander
fortgefah=
ren. Sander gibt zu, mehrfach mit den Angeklagten
zuſammen=
gekommen zu ſein. Man ſprach auch darüber, daß die Angeklaci,
ten nach dem Auslande gehen ſollten. Sander gibt m7Fe hält
für ſie auch Päſſe beſorgt zu haben. Der Vorſi mehrfachen
den Angeklagter mehlſech vor, daß ſie von
srücklich bei ihrer
Zuſammentreffen mit Sa—
Vernehmung danach befragt, nichts geſagt hätten, und daß
hier=
nach anzunehmen ſei, daß ſie ihre Ausſagen nicht nach beſtem
Wiſſen gemacht haben. Die Angeklagten behaupten, daß ſie
ſich nach ſo langer Zeit nicht mehr auf alle Einzelheiten erinnern
könnten.
Es kommt dann zu einem Zuſammenſtoß zwiſchen
dem Vorſitzenden und einem Verteidiger. Die
Verteidigung weiſt darauf hin, daß man die Angeklagten, wenn
ſich einige Differenzen in ihren Ausſagen ergäben, doch nicht
gleich für unehrliche Leute halten dürfe. Der Angeklagte Kaws
ſagt, daß ſie durchaus das Beſtreben gehabt hätten, hier die
Wahrheit zu ſagen und aufklärend zu wirken, er müſſe ſich
dagegen wehren, daß man ſie hier für Lügner halten wolle,
da ſie mehr auf ſich genommen hätten, als vielleicht nötig
ge=
weſen ſei. Er würde es auch ſchon bedauern, ſich überhaupt
der deutſchen Behörde geſtellt zu haben. Wenn er gewußt hätte,
wie man hier als Deutſchen mit ihnen verfahren würde, ſo
hätten ſie ſich lieber den Belgiern geſtellt. Der Vorſitzende
weiſt demgegenüber auf ſeine Pflicht hin, möglichſt alle
Wider=
ſprüche aufzuklären; darin ſei durchaus keine
Voreingenom=
menheit gegen die Angeklagten enthalten.
Danach wird der Inhaber des Sportkaſinos, Mällges,
vernommen, bei dem eine große Anzahl Schutzpoliziſten
ver=
kehrte, darunter die meiſten Aachener Angeklagten. Die
Aus=
ſage des Zeugen vor den Belgiern hat hauptſächlich mit zur
Verurteilung der Angeklagten beigetragen. Nach dem belgiſchen
Protokoll gab der Zeuge eine ausführliche Schilderung des
Zu=
ſammentreffens der Angeklagten vor und nach der
Verſchwö=
rung. Der Zeuge behauptet aber, daß ihm die Belgier einige
Einzelheiten geſagt hätten, daß er darauf aber erklärt habe, er
wiſſe nichts davon, es ſei möglich, daß der eine oder andere
An=
geklagte bei ihm im Lokal geweſen war, aber ſchließlich ſtellte
man ihm den Angeklagten Grabert gegenüber, der zu ihm ſagte,
er ſolle ſich doch einmal erinnern, es ſei tatſächlich ſo geweſen.
Da glaubte er denn, wenn der Angeklagte es ſelber behauptet,
müſſe es doch ſo geweſen ſein.
Landesuniverſität Gießen dem Studium der Theologie, das er
jedoch nicht einſeitig betrieb, ſondern nebenbei auch die
Gelegen=
heit nicht verſäumte, ſich bei Liebig mit deſſen damals gerade
erſt veröffentlichten Anſichten über die Grundlagen der
Land=
wirtſchaft bekannt zu machen. Nach im Dezember 1849 gut
beſtandener Staatsprüfung trat er mit dem 12. Januar 1851 in
den Dienſt der Kirche als Pfarrverwalter und Schullehrer zu
Wilsbach ein. Hier lernte er auch ſeine treue Lebensgefährtin
Karoline Cellarius, Tochter des Pfarrers C. in dem
nahen Erda bei Wetzlar, kennen und führte mit ihr über 25
Jahre eine muſterhafte Ehe. Doch es zog ihn in ſeine engere
Heimat. Durch die Güte des Grafen von Erbach=Schönberg
wurde ihm am 12. Februar 1855 die Pfarrſtelle zu Kirch=
Brombach mit 14 Tochtergemeinden übertragen. Er trat hier
in ganz ſchwierige Verhältniſſe hinein. Die Kirchengemeinde von
Kirch=Brombach war im Jahre 1848 teils durch die Schuld des
damaligen Pfarres, teils durch die Verhetzungen des Pfarrvikars
Auguſt Kattmann (ſiehe über ihn Eſſelborn: „Der
Deutſchkatholieismus in Darmſtadt”, S. 35 u. 84; über den ganf
üblen Revolutionär Kattmann demnächſt mehr) ganz geſpalten
und Kattmann hatte eine „Freie Gemeinde” gegründet. Dieſe
hatte aber ſeine Hetzarbeit ſo gründlich betrieben, daß die Vauerm
auch nachdem er nach dem Zuſammenbruch de politiſchen
Rebb=
lution nach Amerika geflohen war, nicht zum Wiedereintritt in die
Kirche durch die nachfolgenden Pfarrer Wimmenauer (180
dis 1852) und Auguſt Dietrich aus Oppenheim (der Vatel
des Herrn Archivdirektors Dr. D., der als Pfarrer von
Eckels=
hauſen 1896 geſtorben iſt) zu bewegen. Groh gelang es durc
ſeine Leutſeligkeit und Verſöhnlichkeit bald, die grollend Außel” wieder in die Kirche zu bringen. Dies ſoll beſonders
durch folgendes Vorkommnis mit bewirkt worden ſein. Es
w=
ein Mädchen aus dem Kreis der „Kattmänniſch” Geſiunten 9e
ſtorben. Jedermann erwartete nun, daß der Pfarrer in dei
Leichenrede tüchtig über ſie losziehen würde. Nichts von alleden
ſtatt deſſen hielt er eine tiefergreifende Gedächtnisrede und 90
namentlich die Treue der Entſchlafenen rühmend hervor. Dus
führte ihm im Sturm die Herzen aller Fernſtehenden zu.
Als Groh in ſeinen Wirkungskreis in Kirch=Brombach eile
trat, war die wirtſchaftliche Lage im Odenwald ſehr mißlich=
Durch die veränderten Verhältniſſe, namentlich durch den gewhe=
Rummer 179.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 29. Juni 1924
Seiee 3.
* Berlin, 28. Juni.
(Eigener Bericht.)
Am Regierungstiſch: Reichsfinanzminiſter Dr. Luther, Miniſter
für die beſetzten Gebiete Dr. Höfle.
Präſident Wallraf eröffnet die Sitzung um 10 Uhr 30 Min.
Ein Antrag der Nationalſozialiſten verlangt, daß die
Privatklagever=
fahren der Bankiers Dr. Karl Melchior und Marx Warburg in
Ham=
burg gegen den nationalſozialiſtiſchen Abgeordneten Th. Fritſch für die
Dauer der Sitzungsperiode aufgehoben werden ſollen. Der
Geſchäfts=
ordnungsausſchuß hat demgemäß entſchieden.
Abg. Brodauf (Dem.) beantragt Zurückverweiſung des Antrags
an den Ausſchuß. Es muß Auszählung erfolgen. Die Rückverweiſung
wird mit 128 Stimmmen der Mittelparteien und der Sozialdemokraten
gegen 124 Stimmen beſchloſſen. Einſtimmig beſchloſſen wird die
Ein=
ſtellung des Verfahrens gegen die kommuniſtiſchen Abgeordneten
Buch=
mann, Florin und Schlecht wegen Teilnahme an einer Konferenz der in
Bayern verbotenen kommuniſtiſchen Partei.
Auf der Tagesordnung ſteht dann die Interpellation
Ko=
rell (Dem.) über
die Notlage der Ausgewieſenen
und der aus dem beſetzten Gebiet Vertriebenen. Verbunden damit wird
ein Antrag des Zentrums auf Einſetzung eines Sonderausſchuſſes zur
Ueberwachung der Fürſorge für die aus dem beſetzten Gebiet
Vertrie=
benen, ferner ein ſozialdemokratiſcher Antrag auf Einſetzung eines
parlamentariſchen Unterſuchungsausſchuſſes zur Nachprüfung der
Richt=
linien für die Betreuung der aus dem beſetzten Gebiete Ausgewieſenen.
Abg. Korell (Dem.) ſchildert die drückenden wirtſchaftlichen und
ſozialen Folgen des Ruhrkampfes. Der Redner fordert Beihilfe für die
Ausgewieſenen, die gegenwärtig viel zu gering ſind. Beſonders
kinder=
reiche Familien müßten unterſtützt werden. Der Erſatz für Güter ginge
zu langſam vor ſich. Die Reichsbahn verweigere den Gemeinden des
beſetzten Gebietes in Heſſen die Zahlung der Gemeindegrundſteuer, weil
ſie den Betrieb nicht ausführe. Die Städte mit großen Beſatzungen und
Behörden geraten infolge der weitgehenden Beſchlagnahme von Schulen
mit der Durchführung des Unterrichts in große Schwierigkeiten. Das
Reich weigere ſich, Schulbaracken herſtellen zu laſſen. Vom Lande Heſſen
ſeien jetzt 48 Prozent beſetzt, trotzdem erhalte es keine Entſchädigung
für die zahlreichen Beſchlagnahmungen von öffentlichen Gebäuden. Der
Redner betont die nationale Treue der Rheinländer, die immer deutſch
bleiben würden.
Abg. Eſſer (Zentrum) erinnert an Zuſagen der Regierung, denen
die Erfüllung oft gefehlt habe. Bedauerlich ſei die bureaukratiſche
Ver=
ſchleppung bei den Entſchädigungen.
Abg. Dr. Dryander (Dn.) nennt Rhein und Ruhr den
Zentral=
bunkt unſerer Politik, das Schickſal des deutſchen Volkes. Die
Negie=
rung müſſe ſich immer vor Augen halten, daß das beſetzte Gebiet eine
beſondere Behandlung erfordere. Für die Rückkehr der Ausgewieſenen
muß von den Wohltätigkeitsorganiſationen und dem Reich gemeinſam
geſorgt werden.
Abg. Sollmann (Soz.): Die Zurückkehrenden müßten Möbel
und eine Exiſtenz erhalten. Am ſchlimmſten ſeien die Eiſenbahner
be=
handelt worden. Die Annahme des Sachverſtändigengutachtens bedeutet
noch keinen Frieden, nur einen Waffenſtillſtand. Man müſſe daher am
Rhein mißtrauiſch und wachſam bleiben.
Miniſter für die beſetzten Gebiete Dr. Höfle.
Der Miniſter gibt zu, daß Ausnahmezuſtände auch
Ausnahmever=
handlungen erfordern. Er dankt beſonders dem Roten Kreuz für ſeine
Betreuuungsarbeit. Er teilt dann mit, daß General Degoutte derfügt
habe, daß die aus dem beſetzten Gebiet Ausgewieſenen, deren Zahl
1142000 beträgt, zurückkehren können mit Ausnahme von 75 namentlich
daufgeführten, meiſt höheren Verwaltungsbeamten. Der Miniſter betont
die Schwierigkeiten, die ſich einer ausreichenden Hilfeleiſtung des Reichs
ffür die Bevölkerung des beſetzten Gebietes entgegenſtellen. Er geht dann
hauf die einzelnen Maßnahmen der Regierung ein und gibt der
Erwar=
ttung Ausdruck, daß nach dem Abbau der Regie und Beſatzung die Schä=
Den ſchneller und wirkſamer als bisher ausgeglichen werden könnten.
DDie Einſetzung eines Sonderausſchuſſes ſei zu begrüßen. Von ihr ſei
gein gedeihliches Zuſammenarbeiten mit der Regierung zum Beſten des
Weſetzten Gebietes zu erhoffen. (Beifall.)
Abg. Dr. Kalle (D. Vpt.) dankt den Rheinländern für ihr treues
Ausharren. Das Rheinland müſſe vor neuen Sanktionen geſchützt wer=
Den. Einem beſetzten Gebiet dürfe nicht nur mit Worten, ſondern
mnüſſe mit der Tat geholfen werden.
Abg. v. Ramin (Natſoz.) betrachtet es als eine Schande, daß
Deutſchland ſich die unerhörte Gefangenenmißhandlung im beſetzten Ge=
Wiet immer wieder gefallen laſſe.
Abg. Dr. Bayersdörfer (Bahr. Vpt.) beklagt die
bureaukra=
iſche Einſtellung der Behörden zu den Leiden des beſetzten Gebietes.
Damit ſchließt die Ausſprache. Sämtliche Anträge werden einem
nieu zu bildenden Ausſchuß für die beſetzten Gebiete überwieſen. — In
Sritter Leſung angenommen werden die Wirtſchaftsverträge mit Litauen
und Eſtland.
Auf der Tagesordnung ſtehen dann
Aufwertungsfragen.
EFs ſind 9 Anträge der verſchiedenen Parteien eingegangen, die alle
Auf=
vertungsfragen betreffen.
Abg. Hergt (Deutſchn.) fordert die Aufhebung der dritten Steuer=
„otverordnung. Es ſei ein Unrecht daß die Gläubiger, namentlich die
Sypothekengläubiger, anſcheinend die ganze Laſt des Krieges tragen
ollten. Eine Aenderung, die dringend notwendig ſei, werde um ſo
chwerer, je länger man mit der Aufwertung warte. Notwendig ſei die
Wildung eines beſonderen Ausſchuſſes zur Vorbereitung dieſer Geſetze.
Die Einigung müſſe auf einer mittleren Linie gefunden werden. Dieſen
Weg ſieht der Redner in dem Herausſchälen eines großen Kreiſes
be=
worzugter Forderungen, die ſtark aufgewertet werden ſollen. Zu den
ine vorzugten Hypotkeken müſſe man vor allem alle Hypo=
Aheken rechnen, für welche Mündelſicherheit zwangsweiſe
vor=
reſchrieben war. Einzelheiten müßten im Ausſchuß feſtgelegt werden.
Zum Zwecke der Verzinſung ſei eine Diskontierungsbank
empfehlenswert, der öffentliche Gelder zur Verfügung geſtellt werden
müßten.
Abg. Dr. Hertz (Soz.) begründet den ſozialdemokratiſchen Antrag,
wonach die §§ 26—32 der 3. Steuernotverordnung über die Mietſteuer
aufgehoben werden. Nach dem Antrag ſoll die Mietſteuer durch eine
Wohnungsbauabgabe erſetzt werden. Der Redner fordert Aufhebung
der Umſatzſteuer und Herabſetzung der Lohnſteuer.
Abg. Dühringer (D. V.) hebt hervor, daß die
Aufwertungs=
bewegung keine Folge der Intereſſenpropaganda ſei, ſondern eine Folge
der Steuerpolitik der letzten Jahre, die eines Rechtsſtaates unwürdig
ſei. Der Redner fordert die Bildung eines beſonderen Ausſchuſſes, der
das Problem wirklich raſch löſen könnte.
Abg. Fehrenbach Zentr.) hält die Erörterung im Plenum für
durchaus zwecklos.
Abg. Feder (Nat.=Soz.) wirft der Regierung vor, ſie zeige ihre
Unfähigkeit, die deutſchen Belange zu vertreten.
Abg. Dernburg (Dem.) verweiſt auf die große Not der
Anleihe=
beſitzer. Die Gemeinden dürfe man nicht von der Aufwertungspflicht
ausſchließen. Die Staatsrenten müßten in nicht all zu langer Zeit in
mäßigem Maße aufgewertet werden.
Abg. Dr. Emminger Baher. Vpt.) vermißt bei den anderen
Parteien jede wirkliche Initiative in der Aufwertungsfrage. Seine
Partei allein habe einen fertigen Geſetzentwurf zur Aufwertungsfrage
eingebracht.
Abg. Bredt (Wirtſch. Vgg.) fordert Aufhebung der
Beſtimmun=
gen über die Miete in der dritten Steuernotverordnung.
Damit ſchließt die Ausſprache. Angenommen wird der Antrag
auf Einſetzung eines beſonderen Ausſchuſſes zur Behandlung der
Auf=
wertungsfragen. Ihm werden die entſprechenden Anträge überwieſen.
Präſident Wallraf teilt mit, daß nach der Entſcheidnug des
Wahlprüfungsgerichts, das die Wahlen in Oberſchleſien für ungültig
er=
klärt hat, die Abgg. Wolf (Dn.), Ulitzka, Ehrhardt und Zippern (Ztr.)
und Jadaſch und Jendroſch (Komm.) ihr Mandat verloren haben.
Abg. Graf Neventlow (Natſoz.) beantragt, noch heute eine
Sitzung abzuhalten, um zu der Militärkontrolle Stellung zu nehmen.
Präſident Wallraf ſchlägt vor, gemäß den Beſchlüſſen des
Aelte=
ſtenrats die Feſtſetzung der neuen Sitzung ihm zu überlaſſen. Der
Reichstag ſolle wieder zuſammengerufen werden, ſobald die Geſetze zum
Sachverſtändigengutachten dem Reichstag zugegangen ſind.
Vor der Abſtimmung über den natl.=ſoz. Antrag bezweifelt Abg.
Guerard (Ztr.) die Beſchlußfähigkeit des Hauſes. Der Präſident
ſtellt die Beſchlußunfähigkeit des Hauſes feſt und ſchließt die Sitzung.
Nächſte Sitzung alſo etwa Mitte Juli. — Schluß gegen 7 Uhr.
Die Finanzlage der Reichsbahn
Schwankende Einnahmen. — Keine
Vorrats=
wirtſchaff.
Berlin, 28. Juni. Ein Mitarbeiter des Wolff=Bureaus fragte
den Reichsverkehrsminiſter, was von den Nachrichten über die günſtige
geldliche Lage der Reichsbahn zu halten ſei. Der
Reichsver=
kehrsminiſter Oeſer führte dazu ungefähr folgendes aus:
Mehrfach ſchon bin ich in der letzten Zeit in der Preſſe und im
Geſpräch der Anſchauung begegnet, daß in dieſer Zeit der allgemeinen
Kreditnot die Lage der Reichsbahn eine recht günſtige ſei. Verfüge ſie
doch ſogar über flüſſige Gelder. Leider iſt dem nicht ſo. Wir, die wir
es doch am beſten wiſſen müßten, wiſſen von verfügbaren Geldern nichts.
Im Gegenteil, mich drücken noch manche Schulden, deren
Begleich=
ung noch ausſteht, ich nenne da nur den Wechſelkredit der
Eiſenbahn=
lieferung=G.m.b.H., unſer noch umlaufendes wertbeſtändiges Notgeld,
unſere Schulden beim Reichsfinanzminiſter uſw. Iſt es nicht ganz falſch,
aus dem Umſtande, daß an einzelnen Tagen die Einnahmen der
Reichs=
bahn ihre Ausgaben überſteigen, auf ihre beſondere Geldflüſſigkeit zu
ſchließen? Die Einnahmen der Reichsbahn ſchwanken täglich; ſie gehen
herauf und herunter. Deshalb ſchon müſſen wir ſtets über ein gewiſſes
Guthaben verfügen. Die Lohnzahlungen konzentrieren ſich auf beſtimmte
Wochentage. Die Gehaltszahlungen an unſere Beamten, das ſind faſt
340 000 Mann, ſind am 1. jeden Monats fällig. Auch die an die
Reichs=
finanzverwaltung monatlich abzuführende Verkehrsſteuer iſt an feſte
Termine gebunden. An dieſen Zahltagen werden alſo erhebliche
Geld=
mengen benötigt, die in den Tagen und Wochen vorher verdient und
bereitgeſtellt werden müſſen. Die mit Jahresbeginn durchgeführten
Er=
höhungen der Löhne und Gehälter haben ein Maß erreicht,
das die vorgeſehenen Haushaltsmittel recht erheblich überſteigt. Auch
dieſe Summen müſſen aus dem Betrieb entnommen werden. Größere
Bauten, die eine Subſtanzvermehrung darſtellen, wurden früher auf
dem Anleihewege finanziert. Dieſe Möglichkeit iſt uns heute verwehrt.
Wir haben deshalb den größten Teil der bgonnenen Bauten ſtillegen
müſſen und neue Beſtellungen nur noch im allergeringſten Umfang
her=
ausgeben können. Zur Finanzierung der Bauten und Beſchaffungen,
die zur Aufrechterhaltung des Betriebes notwendig ſind, und nicht
ent=
behrt werden können, ſtehen wiederum nur die laufenden Einnahmen
zur Verfügung.
An eine Vorratwirtſchaft können wir bei unſerer heutigen
Lage alſo ganz und gar nicht denken. Wir leben im wahrſten
Sinne des Wortes von der Hand in den Mund. Man muß ſich ſtets
vor Augen halten, daß das Verkehrsweſen nur ein Glied der deutſchen
Volks= und Privatwirtſchaft iſt und daß die deutſche Reichsbahn viel
enger, als mancher Draußenſtehende annimmt, mit dem Wohl und Wehe
der Wirtſchaft verbunden iſt. Die bedrängte Lage der
deut=
ſchen Wirtſchaft iſt bekannt und wirkt ſich in vollem Maße auf
die deutſche Reichsbahn aus, während umgekehrt die Induſtrie
gewohnte Aufträge der deutſchen Reichsbahn, des größten Auftraggebers
Deutſchlands, enthehren muß. Sie werden alſo begreifen, wenn ich die
roſigen Anſichten über die geldliche Lage nicht teilen kann und ganz im
Gegenteil ſagen muß, daß es uns in dieſer Beziehung leider nicht beſſer
geht als der ſchwer leidenden deutſchen Wirtſchaft. An einer
Theſau=
rierung iſt uns ebenſo wenig wie bei ihr zu denken.
nigen Wettbewerb der engliſchen Maſchinenweberei, war die
hei=
miſche Leinwand= und Tuchweberei faſt ganz verſchwunden. In
er Landwirtſchaft kamen noch die Fehljahre, insbeſondere die
on Amerika eingeſchleppte Kartoffelkrankheit hinzu. Aus einer
Dandwirtsfamilie ſtammend und durch die bei der
Selbſtbewirt=
ſchaftung ſeines umfangreichen Pfarrgutes geſammelten
Erfah=
rungen wurde Groh veranlaßt, auf Mittel zu ſinnen, um den
verarmten Odenwald wieder in die Höhe zu bringen. Um nun
deie neuen, beſonders die naturwiſſenſchaftlichen Anſichten und
Erkenntniſſe beſſer ins Volk zu bringen, rief er 1856 ein
land=
wirtſchaftliches Kränzchen ins Leben, in dem an Winterabenden
jahwebende landwirtſchaftliche Fragen beſprochen wurden. Auf
dier landwirtſchaftlichen Ausſtellung in Darmſtadt 1868 erhielt es
den Ehrenpreis des Großherzogs unter Anerkennung der
ausge=
eichneten Wirkſamkeit ſeines Vorſtandes, des Pfarrers Groh.
Lange vor einer landwirtſchaftlichen Verſuchsſtation in Heſſen
wurden unter ſeiner Leitung vergleichende Düngungsverſuche
nach Liebig vorgenommen. Aus dieſer ganzen Tätigkeit heraus
arwuchs eine ſeiner Hauptleiſtungen, die Begründung der erſten
Odenwälder Bezugsgenoſſenſchaft — oder, wie ſie
amals noch hieß: Konſumverein — ganz unabhängig von
Schulze=Delitzſchs Rohſtoffvereinen. Einige Genoſſenſchaften in
Rheinheſſen und Mainz, ſo Ober=Ingelheim 1259, waren
orangegangen. Nach Grohs Vorgang und unter ſeiner
unmittel=
baren Anregung entſtanden zahlreiche Genoſſenſchaften, ſo in dem
ahen Affolterbach, in Beerfelden u. a. m. Ein Verdienſt, dieſe
hon beſtehenden Genoſſenſchaften 1873 zu einem Verband
zu=
ſrimmengeſchloſſen zu haben, iſt das des damaligen Friedberger
Ereisaſſeſſors Wilhelm Haas. Neben Haas als erſtem
ent=
faltete er nun als zweiter Präſident des Verbands eine
uner=
müdliche Tätigkeit auf dem Gebiet des landwirtſchaftlichen
Ge=
noſſenſchaftsweſens. Im Jahre 1868 bildete ſich unter ſeiner
eitung eine Genoſſenſchaft zum Betrieb einer
Dampfdreſchmaſchine in Kirch= Langen=
Brom=
ach, Balsbach und Oberkinzig, die eine ſolche von der
Maſchinenfabrik von Blumenthal in Darmſtadt bezog. 1869
urde gemeinſam eine Sämaſchine von Bürgermeiſter
redel, den Landwirten N. Meiſinger II., G. Bauer
Chriſtian Schwinn III. und Pfarrer Groh betrieben.
Seine raſtloſe, Tätigkeit auf dieſem Gebiet wurde auch öffentlich
anerkannt. Außer der oben bereits erwähnten Verleihung des
Ehrenpreiſes an das unter ſeiner Leitung ſtehende
landwirt=
ſchaftliche Kränzchen wurde ihm 1870 die große Verdienſtmedaille
erſter Klaſſe von den landwirtſchaftlichen Vereinen verliehen,
1879 wurde er zum Mitglied der Großh.
Landwirtſchaft=
lichen Zentralſtelle gewählt, auch war er zweiter
Vor=
ſtand der unter ſeiner Mitwirkung zu Frankfurt a. M.
begrün=
deten landwirtſchaftlichen Kreditbank.
Infolge der immer noch zunehmenden Arbeitslaſt ſah ſich
Groh genötigt, nach einem weniger umfangreichen Pfarramt
Um=
ſchau zu halten; er erhielt das des nahen König, wohin er im
Juni 1879 überſiedelte. „Wir haben uns oft gefragt” — ſagt ein
Freund in einem Nachruf — „wie Groh alle die verſchiedenen
Aemter (1874 waren es 23!) mit den damit verbundenen
körper=
lichen Anſtrengungen und geiſtigen Aufregungen hat bewältigen
können und haben die Antwort nur gefunden in ſeiner ſeltenen
Manneskraft und Geſundheit, in ſeiner unvergleichlichen
Ge=
ſchäftsgewandtheit, in ſeiner uneigennützigen Hingabe, wo es des
Volkes Wohl galt.” Nachdem er noch als Abgeordneter ſeines
heimatlichen Wahlbezirks in die zweite Kammer gewählt war,
brach er ſchon vor Zuſammentritt des neuen Landtags
zu=
ſammen. Nach kaum 14tägigem Krankenlager ſtarb er infolge
eines Gehirnleidens am 3. Oktober 1881, zu früh für die
Allge=
meinheit, insbeſondere für die Sache der Genoſſenſchaften. Das
größte Lob für Groh ſprach vor einigen Jahren ein alter Bauer
und Freund von ihm zu mir aus; es wäre ſeine feſte
Ueber=
zeugung, wenn Groh noch lebte, wäre es unmöglich geweſen, daß
ſo etwas, wie der Nieder=Modauer Zuſammenbruch, hätte
vor=
kommen können. Die landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaften waren
ſich auch bewußt, was ſie an Groh gehabt hatten; ſie errichteten
ihm im folgenden Jahre auf ſeinem Grabe ein Denkmal, um die
lebensvollen Züge ihres Vorkämpfers auch den Nachkommen zu
zeigen. Im Jahre 1883 wurde noch ihm zu Ehren die Groh=
Stiftung zur Linderung von allerlei Not ins Leben gerufen.
Er ruht ganz in der Nähe unſeres Darmſtädter Landsmannes,
des berühmten Nordpolfahrers Karl Weyprecht
dem die öſterreichiſche Marine von der Meiſterhand V.
Tilg=
ners ein würdiges Denkmal errichtet hat.
Wie ſehr Groh in den Herzen ſeiner Odenwälder lebte,
be=
weiſt, daß ſich die Sage mit ihm beſchäftigte. Ein guter Freund
Miniſterpräſident Held.
Drahtbericht unſeres Korreſpondenten.
+ München, den 28. Juni.
Heute vormittag 10 Uhr trat das Plenum des Landtages
zur Wahl des bayeriſchen Miniſterpräſidenten zuſammen. Dem
Hauſe lag ein einziger Vorſchlag vor, der von dem Abg.
Wohl=
muth von der Bayeriſchen Volkspartei eingebracht wurde,
näm=
lich den Abgeordneten Geheimrat Dr. Held zum
Miniſterpräſi=
denten zu wählen. Als man nun zum Wahlakt ſchreiten wollte,
wurde dieſe Abſicht vereitelt durch den kommuniſtiſchen
Abgcord=
neten Büchs, der ſich zur Geſchäftsordnung meldete und unter
dem Widerſpruch des Landtagspräſidenten ſowie des ganzen
Hauſes durch eine lägere Rede, in der er die Freilaſſung des
kommuniſtiſchen Abgeordneten Grünfelder forderte, die
Wahl=
handlung ſtörte. Die Wortentziehung des Präſidenten verfehlte
ihren Zweck, ſo daß dieſer ſich gezwungen ſah, die Sitzung zu
unterbrechen. Nach Wiederaufnahme der Sitzung erfolgte die
Wahl ohne weitere Störung. Der Abgeordnete Held erhielt 68
Stimmen, alſo 3 Stimmen mehr als die verfaſſungsmäßig
vor=
geſchriebene Mindeſtzahl. Geheimrat Held nahm die Wahl an
und ſprach dem Hauſe ſeinen Dank aus für das in ihn geſetzte
Vertrauen. Außerdem kündigte er für die nächſte Landtagsſitzung
am Mittwoch, in der er dem Hauſe bereits das Geſamtkabinett
vorſtellen wird, ſeine Programmrede an.
Hierauf kam der Landtagspräſident nochmals auf den
Zwiſchenfall zu ſprechen, den der kommuniſtiſche Abgeordnete
Büchs provoziert hatte. Er erklärte, er wolle von ſeinem Recht,
den Abgeordneten von der Sitzung auszuſchließen, heute keinen
Gebrauch machen. Wir werden dies aber in Zukunft mit aller
Energie tun. Er ſtelle ſchon jetzt feſt, daß die bisherigen
Beſtim=
mungen der Geſchäftsordnung für die Verhinderung ſolcher
offenkundiger Störungen der Ruhe und Ordnung nicht
ausreich=
ten. Es würden in Uebereinſtimmung mit dem Aelteſtenausſchuß
zu dieſem Zweck Ergänzungen der bisherigen Beſtimmungen
vorbereitet werden.
Nachdem ſo dieſer Zwiſchenfall erledigt war, wurde von der
Bayeriſchen Volkspartei ein Antrag eingebracht, daß die bisherige
Sitzordnung im bayeriſchen Landtag belaſſen würde. Der
Vor=
ſitzende des Völkiſchen Blockes, Buttmann, brachte hierauf einen
Gegenantrag ein, daß dem Völkiſchen Block die Sitze auf der
äußerſten Rechten zugebilligt würden. Das Haus entſchied ſich
mit großer Mehrheit gegen den Antrag der Völkiſchen, ſo daß
es bei der bisherigen Sitzordnung bleibt.
Der neue Miniſterpräſident Held wird in der Vollſitzung des
Landtagsplenums das neue Kabinett vorſtellen. Miniſterialrat
Stützel hat bereits heute vormittag ſeine endgültige Zuſage zur
Uebernahme des Innenminiſteriums erklärt. Damit ſteht das
neue Kabinett vorläufig feſt, da die übrigen Miniſter des
Kabi=
netts Knilling ihre Reſſorts behalten. Allerdings iſt — wie man
hört — die Bayeriſche Volkspartei entſchloſſen, eine Neubeſetzung
des Sozialminiſteriums vorzunehmen. Der bisherige
Sozial=
miniſter Oswald ſoll als Miniſterialrat in dieſem Miniſterium
bleiben. Ein Beſchluß der Bayeriſchen Volkspartei über die Nach=.
folgeſchaft Oswalds iſt noch nicht gefallen. Ein Münchener Blatt
nennt als Nachfolger den Landtagspräſidenten Königsbaur. Es
iſt zwar nicht ausgeſchloſſen, daß die Partei ihm das
Sozialmini=
ſterium überträgt. Die Partei hat aber in dieſem Falle erſt noch
die große Schwierigkeit zu überwinden, für den Poſten des
Land=
tagspräſikenten aus ihren Reihen den beſtgeeigneten Nachfolger
zu ſuchen.
Miniſterpräſident Held will die Uebernahme ſeines Amtes
ſo beſchleunigen, daß er bereits zu der am 3. Juli angeſetzten
Miniſterpräſidentenbeſprechung in Berlin als Vertreter Bayerns
erſcheinen kann. Er wird ſich deshalb bereits heute nachmittag
die Bemten des Miniſteriums des Aeußern vorſtellen laſſen.
In ſeiner zweiten Sitzung wählte der Landtag mit 68 von
107 abgegebenen Stimmen den Fraktionsführer der Bayeriſchen
Volkspartei, Geheimrat Held, zum
Miniſterpräſiden=
ten. Für den neuen Miniſterpräſidenten ſtimmten die
Baye=
riſche Volkspartei, die Deutſchnationalen, die Deutſche
Volks=
partei und der Bauernbund. Die übrigen Parteien gaben weiße
Zettel ab.
Immer wieder Preußen.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Die Gerüchte von einer Koalitionskriſis in Preußen wollen
ſeit einigen Tagen nicht wieder zur Ruhe kommen. Nach unſeren
Erkundigungen ſind ſie falſch. Richtig iſt wohl, daß mancherlei
Differenzen innerhalb der Koalition entſtanden ſind, die ſich wohl
auch ſchon rein zeitlich überlebt haben dürften. Parlamentariſche
Fragen haben das Verhältnis zwiſchen der Deutſchen
Volkspar=
tei und den Sozialdemokraten etwas zugeſpitzt, während die
eigenartige Haltung des Zentrums in der Frage der
Beſoldungs=
ordnung und der damit verbundenen Notwendigkeit neuer
Steuerquellen den Finanzminiſter veranlaßt haben, mit dem
Rücktritt zu drohen, falls hier nicht eine Verſtändigung erzielt
würde. Da aber die entſcheidende Abſtimmung erſt am 19. Juli
erfolgt, iſt bis dahin viel Zeit, um die Gegenſätze auszugleichen,
da bei der Landtagsfraktion der Deutſchen Volkspartei, wie ſich
auch in den wiederholten Fraktionsſitzungen der letzten Tage
herausgeſtellt hat, keinerlei Neigung beſteht, die gegenwärtige,
ohnehin komplizierte innenpolitiſche Lage dadurch zu erſchweren,
daß jetzt eine Umgeſtaltung der Regierungsverhältniſſe in
Preu=
zen notwendig wird.
von ihm, der auch eine Zeitlang in König als Rentamtmann
lebende bekannte Volksſchriftſteller Georg Schäfer (1840 bis
1916) berichtet, der Glaube ſei verbreitet, die Aeſte einer von
Groh ſelbſt gepflanzten Weide hätten ſich zur Erde geneigt, als
ſein Sarg vorbeigetragen wurde. Dieſe Weide ziert jetzt ſein Grab.
Die Heimat rüſtet ſich zur Feier ſeines 100. Geburtstages.
Am 13. Juli ſoll eine ſolche am Grab in König ſtattfinden unter
Mitwirkung der Spitzen der landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaften
und anderer Vereine. Die Hauptfeier findet aber ſpäter in
Kirch=Brombach ſtatt. Ihr Mittelpunkt bildet die
Einwei=
hung einer Gedenktafel an der Hauptwirkungsſtätte Grohs, am
Pfarrhaus, der Stätte, von wo „das Licht ausging‟. Wir
wer=
den ſeinerzeit darüber berichten.
K. Noack.
Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
— Freilichtſpiele im Schloßhof zu Heidelberg.
Der große Erfolg der erſten Aufführungen hat die Leitung
ver=
anlaßt, Mittwoch, den 2., und Donnerstag, den 3. Juli, abends
8 Uhr, Wiederholungen der „Näuber” von Schiller zu
veranſtal=
ten. Der einzigartige Schauplatz, die Innenbeleuchtung des
Schloſſes, die packenden Maſſenſzenen bei Fackelſchein
hinter=
laſſen einen unvergeßlichen Eindruck. Regie: Max Malén.
Die Klopſtockfeier der Stadt Quedlinburg.
Zum 200. Geburtstag des in ihren Mauern am Fuße des
Schloſ=
ſes geborenen Dichters veranſtaltet die Stadt Qnedlinburg vom
1. bis 3. Juli eine große Feier, bei der namhafte Führer
deut=
ſchen Geiſtes= und Kunſtlebens ihre Mitwirkung zugeſagt haben
ſo unter anderem Geheimrat Guſtav Roethe, Nektor der
Univerſi=
tät Beriin, Friedrich Erhard=Dresden und Dr. Erich Drach=
Berlin als Sprecher, Kammerſänger Prof. Albert Fiſcher=Berlin,
D. Buſch und Paul Bauer als Sänger. Auch der Madrigalchor
der Akademie für Kirchen= und Schulmuſik wird zu der
Feſtlich=
leit durch Geſangsvorträge beiſteuern. Im Klopſtockhauſe findet
eine Sonderausſtellung ſtatt, der Magiſtrat läßt eine Denkmünze
prägen und ſorgt im übrigen durch rührige Tätigkeit für
viel=
geſtaltige Ausſchmückung des Feſtprogramms.
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Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 29. Juni 1924
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Seite 5.
Aus der Landeshauptſiadt.
Darmſtadi, 29. Juni.
* Eiwas über Volkstrachten.
Ein Beitrag zum Trachtenfeſt
von
Auguſt Kruhm.
Wenn man heute alte Trachtenbücher durchblättert, ſo wird
man überraſcht ſein über den ausgezeichneten Geſchmack, der ſich
trotz aller Farbenfreudigkeit in den Kleidungsſtücken aus
ver=
gangenen Jahrhunderten bemerkbar macht. Die Brüder van Eyck
und ihre Schüler, Koſtümmaler par excellence, Chodowieckis
entzückende Kupfer, Gemälde von Peter Breughel geben uns
heute manch wertvollen Hinweis auf längſt vergeſſene Trachten,
und in unſere Tage bringen Beithans charakteriſtiſche
Heſſen=
bilder, Thielemanns Zeichnungen aus dem Leben der
Schwäl=
mer, Karl Bantzers Gemälde — um nur einige zu nennen — in
das Großſtadttreiben noch Kunde von den intereſſanten,
mannig=
fachen heſſiſchen Volkstrachten, die leider immer mehr
ver=
ſchwinden. Aus dieſem Grunde iſt es lebhaft zu begrüßen, wenn
Beſtrebungen zur Erhaltung dieſer Volkstrachten einſetzen.
Wert=
volles Kulturgut, das unwiderbringlich verloren geht oder ſein
Daſein in Muſeen friſtet oder nur noch in Wort und Bild
wei=
terlebt, muß neu auferſtehen und erhalten bleiben als ſchönſter
Ausdruck der Liebe zur Heimat, an der doch jedes Herz mit
tauſend Fäden hängt. So fand der Dichter Hansjakob in ſeiner
Schrift „Unſere Volkstracht” gar ſchöne Worte zu ihrer
Er=
haltung.
Volkstrachten — vielfach als eine dem
Schönheits=
begriff der herrſchenden Mode widerſtreitende Sonderbarkeit von
den Stadtmenſchen geringſchätzig belächelt — haben ſo viel des
Kernigen und Urſprünglichen in ſich, daß ſie ein für Schönheit
empfängliches Auge gerade heute, inmitten der chaotiſchen
Kunſt=
ſtrömungen unſerer Zeit, doppelt erfreuen, ſpricht doch aus
ſol=
chen Trachten das Gediegene, Zweckentſprechende, Beſtändige,
neben der natürlichen Freude an Schmuck und Verzierungen.
Der Stoff war dauerhaft und erbte ſich in der einmal gegebenen
Form vom Vater auf den Sohn. Man war zäh und ſtolz im
Feſthalten des traditionellen Schnittes und anhänglich an die
Kleidungsart. Die Männer trugen im Odenwald ihre
lang=
ſchößigen Röcke, „Mutzen” genannt, und auch die kurzen
Leder=
hoſen, Schnallenſchuhe und die großen dreieckigen
hochaufgekrem=
pelten Hüte, „Spitzen”, während ſich die Frauen mit kleidſamen
Häubchen, bunten Bruſttüchern und Schürzen auf den ſchwarzen
Nöcken ſchmückten. „Die Weibsperſon, welche in der Stadt dient
und ihre ſchwarze Kleidung in bunte bürgerliche umändert, wird
von ihnen als leichtfertig verabſcheut.” Fürſten und Städte
er=
ließen Kleiderordnungen, doch der falſche Sinn des Sprichwortes
„Kleider machen Leute” zog das anfänglich zurückhaltende
Land=
volk zu den beſſer und anders gekleideten Ständen der Stadt hin,
die ländliche Tracht wurde im Verkehr mit den Stadtbewohnern
immer mehr abgelegt, zumal dieſe oft „über die Poſitur und den
llächerlichen Aufzug” des Bauern lachten.
Umſomehr iſt es heute zu begrüßen, daß ſich in dieſen
Tagen, wo es gilt, auf allen Gebieten wieder neu aufzubauen,
Menſchen finden, denen die Erhaltung unſerer
Volks=
ttrachten am Herzen liegt. In dieſem Sinne hat ſich der
Ge=
birgstrachten=Erhaltungsverein „Almrauſch” eine ſchöne Aufgabe
geſtellt. Wir wünſchen, daß er durch ſeine jetzige Tagung und
ſeinen großen Trachtenzug, begünſtigt von dem ſchönſten Wetter,
/Freude und Anregung in weiteſte Kreiſe der Bevölkerung
tra=
igen möge.
Julimiete. Die Miete für Juli, beträgt in ſämtlichen
Gemeinden des Landes, einſchließlich derjenigen des beſetzten
Gebietes 40 v. H. der Friedensmiete. Hierin ſind
ent=
khalten: 12 v. H. für laufende, 8 v.H. für große
Inſtandſetzungs=
oſten, 20 v. H. für Betriebskoſten und Zinsſteigerung. Im
übri=
ggen iſt an der Bekanntmachung für die Junimiete nichts geändert.
Auszahlungen an Kleinrentner. Auszahlungen für die erſte
Juli=Hälfte finden ſtatt im ſtädtiſchen Leihamt am Dienstag, den
H. Juli ds. Js., vormittags von 8—12 Uhr, Kleinrentner mit den An=
Fangsbuchſtaben der Zunamen A bis N, nachmittags von 1—4 Uhr,
Kleinrentner mit den Anfangsbuchſtaben der Zunamen O bis 3.
Micht abgeholte Beträge werden nur am nächſtfolgenden Tage bei der
SStadtkaſſe ausbezahlt.
— Heff. Landestheater. Heute abend wird Theodor Heuſer, der
ſeit 1919 dem Landestheater angehörte, zum letzten Male als Escamillo
ien „Carmen” vor das Darmſtädter Publikum treten.
* Alexis af Enehjelm, der ſich am Freitag von unſerem Bühnen=
Sublikum unter Ovationen verabſchiedete, wie ſie hier ſelten einem Sän=
Her beſchieden waren (er wurde zwanzigmal hervorgerufen), wird am
rnächſten Mittwoch nun auch als Konzertſänger von uns Abſchied
neh=
unen. Enehielm kam bekanntlich von der Konzertlaufbahn her und hat
ls Liederſänger ſtets ſeine glänzendſten Leiſtungen geboten. Zu dieſem
Olbſchiedsabend im Richard=Wagner=Verein ſind noch Eintritts=
Earten zu volkstümlichen Preiſen bei Konzert=Arnold zu haben. Auch
Gei der Auswahl des Programms hat der Künſtler diesmal deſſen
po=
ulären Charakter betont.
Auf die heutige Morgenfeier, pünktlich 111 Uhr in der Aula der
Dandesbaugewerkſchule, weiſen wir nochmals hin. Sie iſt diesmal
Richard Wagner und Mathilde Weſendonk gewidmet.
Liesbeth Achatz=Kraft ſingt die Weſendonklieder Karl
Dietrich begleitet am Flügel. Hermann Bräuning=Oktavio
ieſt aus Briefen und Tagebüchern der beiden Liebenden. Der Eintritt
iſt frei.
Worbereitungen zum 75jährigen Stiftungsfeſt hat der Geſangverein
Sängerluſt” in Gemeinſchaft mit dem Doppelquartett des
Mandoli=
menkranz 1911. Darmſtadt, am Mittwoch abend Zeit gefunden, um den
Unſaſſen des Städt. Krankenhauſes einige abwechſelungsreiche
Augen=
bolicke zu bieten. Zuerſt im Garten der Männerabteilung, durch Geſang= gens vom Kirchturm mit Choralblaſen geweckt und dann von 7 Uhr an
und Muſikvorträge ſodann auch im Garten der Frauenabteilung. Die die eintreffenden Vereine von der ahn abholten. Um 1=9 Uhr hielt
wungen ſind, um die Stunden der Geneſung zu verkürzen, und es wurde Kirche mit einem Maſſenchor von 950 Sängern ab. Man hatte die
dger Gedanke baldiger Wiederholung laut.
— Palaſt=Lichtſpiele. „Der Herr der Steppe”, einer der
berühm=
ſten amerikaniſchen Fox=Filme, der heute im Palaſt=Theater zu ſehen
iſt ſchildert das Schickſal eines wilden Hengſtes, der ſich mit
un=
mrhörter Zähigkeit allen menſchlichen Verſuchen, ihn zu bändigen und
ienſtbar zu machen, widerſetzt, bis er auf jenen Mann ſtößt, dem es
urch liebevolles Verſtändnis gelingt, ſich die Anhänglichkeit des
pracht=
ollen Tieres zu ſichern. Von beſonderem Intereſſe dürfte es ſein, daß
Silt, ſämtliche halsbrecheriſchen Reiterſtücke perſönlich ausführt. — Wer
t Tom Mix?. Der galante Tollkopf! Der Liebling aller Völker!
Ame=
mkas berühmter Cowboy, Kaliforniens verwegenſter Reiter, ein Mann,
der Laſſowerfen und ſchießen kann wie kein zweiter in Colorado, und trotz
Aller Rauheit ein Gentleman, deſſen natürliches Spiel, deſſen
Liebens=
würdigkeit und kraftvolle Männlichkeit im Verein mit ſeinen fabelhaften, was die Herzen der evangeliſchen Gemeinde in ſolchen Stunden bewegt,
abern wird, wie es in der ganzen Welt bisher geſchah. Ans Fabelhafte beugt vor ſeiner Heiligkeit und in feſtem Glauben auf ſein. Hilfe ver=
Aber grenzen die Leiſtungen ſeines Hengſtes „Tony” der von Natur mit traut. Die Zahl der Teilnehmer am Gottesdienſt wurde auf 2400
ge=
einer faſt übernatürlichen Klugheit ausgeſtattet, ſeinen Herrn und Mei= ſchätzt. Noch ſtärker ſchwoll die Maſſe der Feſtteilnehmer an am Nach=
Mitſpiel unterſtützt. Ferner gelangt der große amerikaniſche Auto= Feſtzug in Bewegung, voran in zwei roſengeſchmückten Autos d. Lor=
Sportfilm. Die knatternde Straße” in 5 ſpannenden Akten, ſtand, dann die Schulkinder mit ihren Blumen und Fähnein, und
end=
zur Aufführung.
„wch lebende Mitbegründer, feierte am 27. Juni in vollſter Rüſtigkeit
den 85. Geburtstag. Mit K. Hofmann, Franz Senn und Th. Trautwein, nicht mehr gut reden. So war keine geſchloſſene Aufmerkſank. it zu
er=
ref er am 9. Mai 1869 in München den Deutſchen Alpenverein ins
Le=
len. Städl lebt ſeit 1919 in Salzburg.
* Der Seemannsberuf. Der Hilfsverein für deutſche halten, ſo ſprach Pfarrer Schuſter auf den Vorſtand und die Cäſte,
Sseeleute ſchreibt uns: Es iſt unerklärlich, daß es im Binnenlande
woch ſehr viele Menſchen gibt, die in der Hoffnung, auf Schiffen An= heimrat D. Flöring auf das Feſtwetter, den Feſtgegenſtand, die
Feſt=
ſpellung zu ſinden, nach einem Hafenplatz reiſen und dann enttäuſcht
erfahren müſſen, daß bei ihren Vorkenntniſſen oder überhaupt kein Be= miges Hoch erklang, Negierungsrat Kleberger auf Profeſſor
Men=
darf vorliegt, daß ſie entweder körperlich nicht tauglich ſind, oder daß ſie delsſohn. Profeſſor Mendelsſohn auf die Einzelarbeit der
Diri=
fär eine beſtimmte Berufsart zu alt oder zu jung ſind. Dieſe Bedauerns= genten, Dekan Weiß auf die Bedeutung und die Pflichten der
Kirchen=
ſtark in Taſpruch genommene öffentliche Wohlfahrtspflege. Jeder, der no cheinmal erklingen, erſt ſpät trennte man ſich, dankbar beſonders der
zuir See fohren möchte, ſollte ſich deshalb vor ſeiner Abreiſe an die uns lieben, gaſtfreien Feſtgemeinde Nierſtein für viel Schönes, das man an
gragegliederte Schiffsauskunftsſtelle Hamburg 23, Eilbeckerweg 170 wen=
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 29. Juni 1924.
Maſſenkundgebung gegen die Kriegsſchuldlüge. Sitzung der Handelskammer Darmſtadt
Fünf Jahre ſind ins Land gegangen, ſeitdem am 28. Juni
am 24. Juni 1924.
1919 das Friedensdiktat von Verſailles unterzeichnet wurde.
Auf Vertreterbeſprechungen der Heſſiſchen Handelskammern wurde
Und noch laſtet die Lüge von unſerer Schuld am Kriege auf uns. verhandelt über die heſſiſche Gewerbeſteuer, wobei ſich nach
ſehr eingehender Ausſprache die Verſammlung darüber einig war, daß
Es iſt unſere Pflicht, die Kriegsſchuldlüge zu zerſtören, die un= die gegenwärtige Beſteuerung nur als eine vorläufige betrachtet werden
ſeren Gegnern einen Schein von Recht gibt, uns immer ärger darf, daß Härten im Einzelfalle möglichſt zu beſeitigen ſind unter
Be=
zu demütigen und zu unterdrücken. Es iſt unſere Pflicht, dafür rückſichtigung der Belaſtung der Vorkriegszeit, daß möglichſt bald nach
Vorliegen der Ergebniſſe der erſten 4 Monate den heſſiſchen
Handelskam=
zu ſorgen, daß das anders wird. Das ſind wir uns ſelbſt, un= mern die Ergebniſſe mitgeteilt werden ſollen und daß dann über die
ſeren Kindern und Kindeskindern ſchuldig. Darum darf keiner definitive Geſtaltung der Gewerbeſteuer mit der Regierung beraten
bei dem Kampf gegen die Kriegsſchuldlüge fehlen, der in einer werden muß. Außerdem ſoll auch beim Reich dahin gewirkt werden, daß
die Einkommen= und Körperſchaftsſteuer=Vorauszahlung nur als vor=
Maſſenkundgebung, veranſtaltet vom Arbeitsausſchuß deutſcher läufiger Beſteuerungsmaßſtab zu behandeln iſt. Weiter wurde beſchloſſen,
Verbände, Vereinigte vaterländiſche Verbände Starkenburgs, die Heſſiſche Induſtrieſtelle in ihrer gegenwärtigen Form aufzulöſen.
Feſtgeſtellt wurde, daß ſich die räumliche Vereinigung dieſer Stelle mit
Verband heſſiſcher Regimentsvereine ſowie Hochſchulring und Alt= der heſſiſchen Geſandtſchaft gut bewährt hat. Ferner wurde beſchloſſen,
herrnſchaft des Hochſchulrings, heute um 11½ Uhr vormittags beim Deutſchen Induſtrie= und Handelstag ſchon jetzt dafür einzutreten,
daß bei der in Vorbereitung befindlichen Reform der Umſatzſteuer die
im Saalbau zum Ausdruck kommt. Wir verweiſen auf die
erhöhte Luxusſteuer für das Wohnen auf den allgemeinen Satz der
Um=
heutige Anzeige.
ſatzſteuer herabgeſetzt wird. Außerdem wurde beſchloſſen, beim Juſtiz=
Mu mſele Beſet i Burmktaut.
In der letzten Zeit wurden von unbefugter Seite
unter Vorſpiegelung falſcher Tatſachen
Abonne=
mentsgelder kaſſiert. Dem für die Zukunft
vor=
zubeugen, haben wir jede Trägerin mit einem
Ausweis verſehen und bitten unſere Leſer,
nur den mit dem Ausweis verſehenen
Träge=
rinnen das Geld gegen Quittung auszuhändigen.
Der Ausweis verzeichnet aut der Rückſeite den
Teil der Stadt, den die Trägerin zu kaſſieren
berechtigt iſt.
Der Berlag des Darmſtädter Tagblatt.
24a
ters Gebhardt und des Forſtmeiſters von Becker beide in Wimpfen, die tereſſe aufgenommenen Vortrag über perſönliche Eindrücke in
in einer Anzahl von Briefen erfolgt ſind, ſteht Kaufmann Hermann Rußland bezal. der dortigen Wirtſchaftsverhältniſſe.
Kirner von Wimpfen vor den Schranken. Es handelt ſich um Briefe,
die von Beleidigungen ſtrotzen, wie der Vorſitzende Landgerichtsdirektor
Neuroth noch beſonders betont. Der Vorſitzende regt eine gütliche Ver= Eine weitere Ausſprache iſt vorgeſehen, ſobald das hierfür noch
wün=
ſtändigung an und begegnet ſich in dieſer Anregung mit den
Anſchau=
ungen des Verteidigers Rechtsanwalt Carnier. Der Angeklagte nimmt Vollverſammlung führte zu einer Eingabe an den Deutſchen
Induſtrie=
die Beleidigungen unter dem Ausdruck des Bedauerns zurück und
ver=
ſpricht, in der Zukunft Ruhe zu halten; zugleich bittet er um
Entſchul=
digung. — Die Beleidigten ihrerſeits erklären, daß ſie nach einer
an=
gemeſſenen Bewährungsfriſt die Strafanträge zurücknehmen und die erfahren. Dem Vernehmen nach ſoll als eine derartige Veränderung nur
Rücknahme des ſeitens der vorgeſetzten Behörde geſtellten Strafantrags
befürworten wollen.
Stachelbeeren hat begonnen. Es ſtellt ſich der Preis für Johannisbeeren
auf 15—18 Pfg., der für Stachelbeeren auf 12—15 Pfg. Auch
Heidel=
beeren ſtehen heuer ſehr gut; das Pfund wird mit 30 Pfg. bewertet.
Die Anlieferung der Frühkirſchen geht zu Ende; man zahlt dafür pro mitgeteilt, es ſei allgemein angeordnet worden, daß für die Folge nur
Pfund 15—20 Pfg.. Schwarzkirſchen werden mit 25—30 Pfg. bezahlt.
— Eine Villa umſonſt kann jeder erhalten, der ſich an dem Grox=
Preisausſchreiben der Grox=A.=G. Berlin=Schöneberg beteiligt, wenn er
den 1. Preis gewinnt. Außerdem ſind noch über 5000 andere Preiſe
und Prämien ausgeſetzt. (Siehe Anzeige.)
w. Warnung vor einer planloſen Auswanderung. Wie aus Perſien
gemeldet wird, traf dort in der letzten Zeit eine Anzahl mittelloſer
Deutſcher ein, ohne ſich vorher Stellen verſchafft zu haben. Zweifellos
iſt die Einwanderung auf die Nachrichten über die Siedlungspläne des
bekannten Hauptmanns Schmude in Perſien zurückzuführen. Da die
Unterbringung ſtellungsloſer Einwanderer auch in Perſien auf
unüben=
windliche Schwierigkeiten ſtößt, muß vor einer planloſen Auswanderung
dirngend gewarnt werden.
Lokale Veranſtaltungen.
Die blerunter erſchelnenden Notizen ſind ausſchließiſe
im keinem Falſe irgendwie als
ch als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten,
Beſprechung oder Krill.
— Kath. Kirchengeſangverein St. Ludwig.
Diens=
tag, 1. Juli, abends, im Konkordiaſaal und Garten Sommerfeſt.
Ein=
tritt nur gegen Vorzeigung der ſchriftlichen Einladung.
Der Evangeliſche Kirchengefangberein für Heſſen
hält in dieſem Jubeljahr des evangeliſchen Geſangbuchs in jeder
Pro=
vinz eine beſondere Denkfeier in größerem Umfang ab. Die erſte
rhein=
heſſiſche fand am letzten Sonntag in Nierſtein ſtatt. Vom Wetter
begünſtigt, verlief der Tag aufs ſchönſte. Die evangeliſche Gemeinde
Nierſtein hatte dem Heſſiſchen Kirchengeſangverein unter der trefflichen
Leitung ihres rührigen Ortspfarrers Schuſter eine geradezu
glän=
zende Aufnahme bereitet. Flatternde Fahnen in allen Straßen und
Gäßlein der Stadt, Girlanden und Büſche an faſt allen Häuſern,
Ehren=
pforten und ſtrahlende Kinder mit Roſenkränzlein im Haar, tauſend
— Geſang= und Muſikvorträge im Städt. Krankenhaus. Trotz der Quartiere für gaſtliche Verpflegung der auswärtigen Gäſte, 17 nicht nur
teilnehmende, ſondern auch mitwirkende Kirchengeſangvereine aus der
näheren und weiteren Umgebung, zwei vorzügliche Poſaunenchöre aus
Nierſtein und Oppenheim, die ſchon am Vorabend den Vorſtand mit
einem freundlichen Ständchen gegrüßt und am Feſttag um 6 Uhr mor=
Watienten zeigten durch dankbaren Beifall, wie erwünſcht ſolche Darbie= dann Kirchenmuſikmeiſter D. Mendelsfohn die Hauptprobe in der
Bänke aus dem Schiff der Kirche entfernen müſſen, damit die
Rieſen=
zahl der Sänger wenigſtens ſtehend Platz fandn. Um 10 Uhr fand der
Feſtgottesdienſt ſtatt, der einen erhebenden Verlauf nahm. Daß es
wirk=
lich gelang, die alten prachtvollen Choräle „Komm heilger Geiſt. Herre
Gott‟ „Erhalt uns, Herr bei deinem Wort”. „Nun freut euch, liebe
Chriſtengmein”, „Wach auf, meines Herzens Schöne‟. Lob Gott getroſt
mit Singen” und den Hymnus „Dank ſagen wir alle”, faſt durchwveg wie
aus einem Guß herauszubringen und eine Klangwirkung zu erzeugen
Lom Mix, der ſich mit dem Wunderpferd Tony in die Hauptdarſtellung, von ſtrahlender Kraft und Schönheit, war der ſicheren Leitung Meiſter
Mendelsſohns, aber auch der guten Vorarbeit der einzelnen Chöre zu
danken, und offenbarte aufs neue den unvergleichlichen Wert dieſer
Kleinodien unſerer evangeliſchen Kirche. Wuchtig klangen auch die
Ge=
meindelieder, kräftig undn ſchlicht faßte der Feſtprediger, Pfarrer
Bernbeck aus Worms auf Grund des 98. Pſalms alles zuſammen,
eiſtungen ſich ebenſo ſchnell die Herzen des deutſchen Publikums er= wo ſie ſich freut an Gottes reicher und ſchöner Gabe, ſich in Demut
ſ er Tom Mis durch ein faſt unglaublich zu nennendes inſtinktartiges mittag. Pünktlich 21 Uhr ſetzte ſich vom Marktplatz aus der ſtatliche
lich der ſchier endloſe Zug der 17 Vereine, dazu wieder di. unermüd=
— Deutſch=Oeſterr, Alpenverein. Johann Städl, der einzige lichen Bläſerchöre. Die eigentliche Nachverſammlung am Schulhaufe
litt etwas unter der Ueberfülle. Zu 3000 Menſchen kann man im Freien
reichen. Und das war ſchade. Denn es wurden zwiſchen den
Lieder=
vorträgen der einezlnen Vereine noch einige treffliche Anſprachen ge=
Superintendent D. Euler auf die Vereine und ihre Dirigenten,
Ge=
gäſte und den Feſtort Nierſtein, auf den ein begeiſtertes,
tauſendſtim=
erten verzehn: dabei oft ihre letzte Habe und belaſten dann die ohnehin geſangvereine. Auch die wackeren Bläſer ließen ihre fröhlichen Weiſen
dem herrlichen Feſtage genoſſen hatte. In den Analen des Heſſiſchen
Kirchengeſangvereins wird der Tag von Nierſtein ſtets als einer der
glänzendſten ſtehen und hoffentlich auch den rheiniſchen Kirchenchören
neue Freudigkeit für ihre ſchöne und edle Aufgabe gebracht haben, N.=V.
miniſterium erneut dahin vorſtellig zu werden, es möchte die ſchärfſte
Verfolgung der Metalldiebſtähle ſtattfinden. Derartige, hauptſächlich für
die Moral der Jugend durchaus zu verurteilende Handlungen dürfen
unter keinen Umſtänden als leichte Diebſtähle angeſehen werden. Ferner
war ſich die Heſſiſche Vertreterverſammlung darüber einig, es möchte
das Verkehrsbüro der Handelskammer Frankfurt a. M. den Bedürfniſſen
der Heſſ. Handelskammern entſprechend ausgeſtaltet werden. Auch
ſol=
len Kurſe durch Eiſenbahn=Sachverſtändige über Tarifangelegenheiten
ſtattfinden. Endlich wurde eingehend über die Verordnung bezgl.
An=
ordnung der Geſchäftsaufſicht verhandelt. Eine Anzahl von
Verbeſſe=
rungsvorſchlägen wurde dem Deutſchen Induſtrie= und Handelstag
unter=
breitet. Dieſen Vorſchlägen iſt in der Hauptſache durch die Mitte Juni
veröffentlichte ergänzende Verordnung über die Geſchäftsaufſicht
Rech=
nung getragen worden. Die Handelskammer hat in ſorgfältigen
Be=
ratungen in einer hierzu beſonders eingeſetzten Sonderkommiſſion zu
den einzelnen Anträgen auf Verhängung der Geſchäftsaufſicht teilweiſe
befürwortend, teilweiſe ablehnend, Stellung genommen. Die nunmehr
für die Verhängung der Geſchäftsaufſicht geltenden Beſtimmungen ſind
geeignet, unberechtigten Anträgen auf Anordnung der Geſchäftsaufſicht
entgegen zu wirken und die ſich nach Anordnung der Geſchäftsaufſicht
er=
gebenden Mängel zu beſeitigen.
Auf der 19. Hauptverſammlung der Vereinigung der
Geſchäftsführer deutſcher Induſtrie= und
Handels=
kammern vom 7. bis 9. Mai in Breslau war die Kammer durch ihren
Syndikus vertreten. Hauptverhandlungsgegenſtände waren die
Unter=
ſtützung von Kulturaufgaben durch die Handelskammern, einheitliche
Prüfungsvorſchriften für Bücherreviſoren. Betrachtungen über die von
den Handelskammern herausgegebenen Zeitſchriften, die Verkehrsbüros
der Handelskammern, die Frage der Außenhandelsſtellen, die
gutacht=
liche Tätigkeit der Handelskammern und die Aufrechterhaltung laufender
enger Beziehungen räumlich ausgedehnter Handelskammern mit ihren
entfernt vom Handelskammerſitz liegenden Bezirksteilen.
Gelegentlich einer geſelligen Veranſtaltung durch die Handelskammer
— Bezirksſchöffengericht. Wegen Beleidigungen des Oberamtsrich= am 17. Mai hielt der Vorſitzende der Kammer einen mit großem In=
Am 12. Juni hat auf Einladung der Handelskammer eine eingehende
Ausſprache über die Frage der Goldmarkbilanzen ſtattgefunden.
ſchenswerte Material vorliegt. Eine Erörterung dieſer Frage in der
und Handelstag gegen die Möglichkeit, daß die ſteuerlichen
Beſtimmun=
gen des 8 19 der Goldmarkbilanzverordnung beſonders die Worte „
ledig=
lich zahlenmäßige Veränderungen” eine ſehr einſchränkende Auslegung
gelten, wenn ſich das bisherige Vermögen mit dem in Goldmark
umge=
rechneten Vermögen unter Zugrundelegung von 10/42tel amerikaniſche
* Vom Dürkheimer Obſtmarkt. Die Ernte der Johannisbeeren und / Dollars als Gegenwart für die Goldmark deckt. Der Induſtrie= und
Handelstag wurde gebeten, er möchte energiſch gegen derartige neue
Steuerpläne vorgehen.
Auf Vorſtellung der Handelskammer hin hat das Landesfinanzamt
noch an einem Tage und zwar am 2. jeden Monats, und wenn dieſer
Tag auf einen Sonntag oder ſtaatlich anerkannten Feiertag fällt, am
3. jeden Monats die Finanzkaſſen geſchloſſen bleiben. Hierdurch
wird der Mißſtand beſeitigt, daß bisher die Kaſſen beim Finanzamt am
2. und 3. bezw. 3. und 4. jeden Monats geſchloſſen gehalten worden ſind.
Bei dem Deutſchen Induſtrie= und Handelstag wurde beantragt, er
möchte auf eine Verzinſung der Pfundkonten bei der
Deut=
ſchen Golddiskontbank in Berlin hinwirken. Die Firmen müſſen ſich
zur Einlöſung der Wechſelkredite bei der Deutſchen Golddiskontbank
bereits vorher die erforderlichen Deviſen ſichern. Dies kann auf einem
Währungskonto bei einer Privatbank geſchehen. Hierdurch entſtehen
Unkoſten und Speſen. Dadurch, daß ausländiſche Banken den
einheimi=
ſchen jetzt mannigfach vorgezogen werden, gehen die Kapitalien unter
Umſtänden der deutſchen Volkswirtſchaft verloren. Dies könnte dadurch
vermieden werden, daß die Deutſche Golddiskontbank eine den
auslän=
diſchen Verhältniſſen entſprechende Verzinſung einführt.
Die von der Friedensvertrags=Abrechnungsſtelle aufgerufenen
Num=
mern der L=Schatzanweiſungen, welche auf Grund von
Repa=
rationszahlungen und Sachlieferungen ausgegeben worden ſind
wer=
den von der Handelskammer geſammelt und zur Hälfte an die
Reichs=
kreditgeſellſchaft zur Diskontierung weitergegeben. Die andere Hälfte
wird, mit dem vorgeſchriebenen Vermerk verſehen, den Firmen
zurück=
gereicht.
Die Station Biebesheim iſt auf Antrag der Handelskammer
hin vom 2. Juni d. J. ab als Verſandſtation in den Seehafen=
Ausnahmetarif aufgenommen worden.
An die Darmſtädter Stadtverwaltung wurden Eingaben gerichtet
wegen Errichtung einer 2jährigen Handelsſchule, ſowie wegen
Uebernahme der höheren Handelsſchule des Alice=Eleonoren=Vereins
durch die Stadt.
Im Anſchluß an einen vom Vorſitzenden der Handelskammer
erſtat=
teten Bericht wurde die gegenwärtige allgemeine
wirt=
ſchaftliche Lage eingehend erörtert. Zur Sprache kam hier die
Bedeutung der Produktionsfaktoren: Kapital und Arbeit, der hohe
Ka=
pitalzins, die Tarifpolitik der Eiſenbahn, die Preispolitik der Kartelle
und Truſts, und vor allen Dingen die die geſamte Wirtſchaft
ausſau=
gende Steuerpolitik von Neich, Ländern und Gemeinden. Die aus
al=
lem dieſem für unſere geſamte Wirtſchaft entſpringenden Laſten ſind viel
zu hoch, und werden in ſteigendem Maße weitere Gebiete unſeres
Wirtſchaftslebens zum Erliegen bringen. Es iſt daher Pflicht aller
der=
jenigen, die bei der Geſtaltung der Steuern, bei der Bildung der
Eiſen=
bahntarife, bei der Feſtſetzung von Zinsſätzen, Rohmaterialpreiſen uſw.
mitzuwirken haben, dieſe ſchwvierige Lage unſerer Geſamtwirtſchaft zu
erkennen und auf eine Verringerung der unerträglichen Laſten auf allen
dieſen Gebieten hinzuarbeiten.
Im Anſchluß hieran wurde auch die Finanzgebahrung der
Stadt Darmſtadt an Hand des Voranſchlags einer eingehenden
Prüfung unterzogen. Es iſt unbedingt zu mißbilligen, daß die Stadt,
angeſichts der troſtloſen Lage von Handel und Induſtrie, ſich mit
Um=
bauplänen für das alte Nathaus, den Marktplatz uſw. trägt, Objekte,
die mehrere hunderttauſend Mark verſchlingen werden. Die
Kapital=
knappheit
n Geverbetreibenden, die heute ſthon die Mehrzahl
ihrer Steuern nicht aus Einkommen, ſondern aus der Subſtanz ihrer
Unternehmen bezahlen, gebietet der Stadt undedingt, derartige Pläne
fallen zu laſſen. Eine Erhöhung der Gewerbeſteuer darf keinesfalls in
Betracht kommen, die Herabſetzung der derzeitigen Sätze iſt vielmehr
eine Notwendigkeit.
Die Eigenſchaß, des Bücherreviſors Adam Daudiſtel
als von der Handelskanmer öffentlich angeſtellter und beeidigter
Bücher=
reviſor iſt erloſchen.
Aus den Parteien.
— Deutſche Demokratiſche Partei, Ortsgruppe
Darmſtadt. Montag, den 30 „Juni, abends Kommunalvolitiſcher
Abend: Beſprechung der Gegenſtände der Tagesordnung der
Stadtver=
ordnetenverſammlung.
Am nächſten Dienstag, den 1. Juli, um 8 Uhr abends, findet im
„Bürgerhof” Eliſabethenſtraße 2 (Weißer Saal) ein=
Mitgliederver=
ſaumlung ſtatt. (Näheres ſiehe Anzeige.) Zahlreicher Beſuch dringend
nötig.
— Deutſche Volkspartei. Donnerstag, den 3. Juli, findet
abends 8 Uhr eine Verſammlung für alle weiblichen Mitglieder der
Partei bei Sitte ſtatt. Auf der Tagesordnung ſteht als wicktigſter Punkt
die Neuwahl des Vorſtandes der Fraueugruppe. Im Anſchluß an den
geſchäftlichen Teil wird Herr Generalſekretär Kollbach über die politiſche
Lage ſprechen. Die Verſommlung iſt allen Mitgliede zugä=glich; im
Hinblick auf die Wichtigteit der Tagesordnung iſt zahlreicher Beſuch
erwünſcht.
— Deutſchnationale Volkspartei.
Mitgliederverſamm=
lung. Das Referat über auswärtige Politik in der am Dienstag abend
um 8 Uhr bei Sitte ſtattfindenden Mitgliederverſammlung hat Herr
Reichstagsabgeordneter Prof. Dr. Werner übernommen; über heſſiſche
Politik wird Herr Landtagsabgeordneter Kindt ſprechen,
Seite 6.
Daimnätte. Tegblatt, Sonutng, den 29. Juni 1924.
Nummer 129.
Aus Heſſen.
* Eberſtadt, 26. Juni. Auswanderungsluſt und
Heim=
kehrſehnſucht. Ende der vergangenen Woche iſt ein junges
Mäd=
chen von hier nach Amerika ausgewandert. Eine Abteilung
Mandolinen=
ſpieler gab der Auswanderungsluſtigen das Geleit bis zur Bahn. —
Andererſeits haben gerade in dieſen Tagen Familien, die vor noch nicht
allzu langer Zeit von hier nach Braſilien ausgewandert ſind, in Briefen
verlauten laſſen, daß ſie in ihren Hoffnungen bitter enttäuſcht ſind und
über kurz oder lang wieder in die Heimat zurückkehren wollen.
2. Pfungſtadt, 28. Juni. Ev. Jugendtag. Heute und morgen
findet hier eine Tagung der Ev. kirchlichen Jugendvereine ſtatt. Mehrere
Nachbarvereine haben ihr Erſcheinen zugeſagt. Während des
Gottes=
dienſtes wird der Landesjugendpfarrer Zentgraf ſprechen. Mittags ſoll
ein kleiner Feſtzug und Unterhaltung auf dem Feſtplatz ſtattfinden.
Auerbach, 25. Juni. Kauf. Die Schützengeſellſchaft
Auer=
bach hat in der Nähe ihrer Schießhalle am Eingang in den Wald zur
„Not Gottes” ein größeres Wieſengelände käuflich erworben.
h. Ober=Ramſtadt, 28. Juni. Geſtern abend gegen 11 Uhr ereignete
ſich auf der Kreisſtraße Ober=Ramſtadt-Nieder=Modau, in
unmittelba=
rer Nähe der Mühle Simmermacher, ein mittelſchwerer Motorradunfall.
Der Dentiſt Georg Schmidt von hier kam mit einem Begleiter auf
einer engliſchen „Triumph”=Maſchine aus der Richtung Nieder=Modau
gegen Ober=Ramſtadt zugefahren und rannte einem in entgegengeſetzter
Richtung herankommenden Break in das hintere Wagenrad, ſo daß
die=
ſes vollſtändig zertrümmert wurde. Das Motorrad wurde ſtark
beſchä=
digt. Der Führer erlitt dabei Verletzungen an Bein, Arm und Kopf,
die jedoch nicht ſehr ernſter Natur ſind. Sein Begleiter trug nur einige
Hautabſchürfungen davon. Es iſt dies nun innerhalb kurzer Zeit der
zweite Motorradunfall auf d
Aus dem Kreiſe Heppenheim, 27. Juni. Amtstage. Das
Kreis=
amt wird nächſtens folgende Audienztage abhalten: Am Montag, den
30. Juni, vorm. 11 Uhr, im Rathaus zu Neckar=Steinach und am
Mittwoch, den 2. Juli, nachm. 2 Uhr, im Schulhaus zu Fürth. —
Straßenſperre. Die Kreisſtraße zwiſchen Heppenheim und
Laudenbach iſt wegen Walzarbeiten für ſämtlichen Fuhrwerks=,
Auto=
mobil= und Motorradverkehr vom 23. ds. Mts. ab auf vier Wochen
geſperrt.
j. Beerfelden, 27. Juni. Das geſtern hier abgehaltene
Jugend=
feſt nahm einen überaus würdigen Verlauf. Die Kinderſchar, Volks=
und Bürgerſchule, zog in feſtlichen Reihen nach der Feſtwieſe, einem
ebenen Platz in der Nähe des Galgens. Im ſchönſten Wieſengrunde‟
eröffnete die Feier. Herr Aſſeſſor Kellner ſchilderte nun in der Feſtrede die
Schönheiten der Heimat und gedachte der Bedeutung des Tages für die
Jugend. Er, ſchloß mit einem Hoch auf das Vaterland und Heimat.
Der Geſang von „Freiheit, die ich meine” Vorträge von Gedichten durch
Schüler und Schülerinnen und das „Lied, „Ich hab mich ergeben”
bil=
deten die Fortſetzung der Feier. Nun begannen Wettkämpfe und Spiele:
Wettlauf, Sackhüpfen, Reigen, turneriſche Vorführungen, ein
Märchen=
ſpiel, Eierlaufen; dies alles bot ein Bild regſten Treibens und
harm=
loſer Fröhlichkeit. Zum Schulhaus zurückgekehrt gab es Brezeln, und
wer im Wettkampf keine Gabe erhalten hatte, dem wurde ſie jetzt durchs
Los zuteil; ein Beitrag der Gemeinde und Stiftungen von Privaten
hatten es ermögilcht jedes Kind zu beſchenken.
Aus dem Weſchnitztal, 26. Juni. Die Heuernte iſt bei uns in
vollem Gange und fällt im ganzen gut aus. Den Bergwieſen fehlt es
zwar an ſog. Bodengras, aber der Ertrag der Talwieſen iſt um ſo
er=
giebiger. Das ſeither eingebrachte Heu iſt von vorzüglicher Güte. —
Die früh geſteckten Kartoffeln haben ſich üppig entwickelt und
fan=
gen bereits an zu blühen; die ſpät geſteckten ſind im Wachstum noch
ziemlich zurück. — Die Speiſekartoffeln werden billiger, denn
ein großer Vorrat lagert noch in manchem Keller. Die Händler bieten
den Zentner gute Eßkartoffeln für 4.50 Mk. an.
X Groß=Gerau, 24. Juni. Der Pachtpreis für die Jagdpacht
für 1924 wurde ſeitens des Stadtvorſtandes auf 800 Mark feſtgeſetzt. —
Dem Beitritt zum Zweckverband betr. Förderung des Wohnungsbaues
wurde nicht ſtattgegeben.
s. Erzhauſen, 26. Juni. Die Heuernte iſt hier in vollem Gange
Sie fällt reichlich aus, das Wetter iſt äußerſt günſtig. Es hat das ganze
Frühjahr an Grünfutter nicht gemangelt, die Milchproduktion hat ſich
infolgedeſſen ſo geſteigert, daß jetzt täglich eine ziemliche Menge Milch
nach Darmſtadt geliefert werden kann, während in den letzten Jahren
nicht einmal die Einwohner mit Milch verſorgt werden konnten.
Vor=
geſtern abend fand hier wieder eine Verſammlung zwecks Austritt aus
der Kirche ſtatt. Es haben bis jetzt 190 Perſonen einſchließlich Kindern
ihren Austritt aus der Kirche erklärt.
+ Offendach, 27. Juni. Die Stadtverordneten lehnten
zu Beginn ihrer geſtrigen Sitzung zwei kommuniſtiſche
Dringlich=
keitsanträge ab, die die Oeffentlichkeit wieder unbeſchränkt zum
Zuhörerraum zulaſſen und die Mitgliedſchaft der Stadt zum
Arbeit=
geberverbande kündigen wollten. Die Gemeinden Bieber, Hauſen,
Hainſtadt und Klein=Steinheim haben um Anſchluß an
das elektriſche Ueberlandwerk der Stadt nachgeſucht. Der
An=
ſchluß wird genehmigt. Dabei haben die Gemeinden vier Fünftel der
Koſten zu tragen. Den Reſt übernimmt die Stadt. Zugeſtimmt wird auch
einem Stromlieferungsvertrag an die Gemeinde Langen. Als
Für=
ſorgekoſten für Kriegsopfer wurden 56 000 Mark bewilligt. Die
Ma=
ſchinenfabrik Fredenhagen und die Aktiengeſellſchaft Faber und Schleicher
haben Einſpruch gegen den Voranſchlag erhoben, da ihnen die
Ruck=
ſtellungen bei den einzelnen Poſten zu hoch erſcheinen. Die drei
Rechts=
parteien hatten dazu den Antrag geſtellt, die vorläufig zu zahlende
Gewerbeſteuer von 80 auf 50 v. H. und die Grundſteuer von 20 auf 10
Pfennig für je 100 Mark Grundſteuerkapital herunterzuſetzen. Der
Kom=
muniſt Härtle nennt dabei die Einſpruch erhebenden Induſtriellen
„Pack, Klique, Geſellſchaft‟ Der Oberbürgermeiſter verweiſt ihm ſein
Benehmen mit väterlichen Ermahnungen, wie ein deutſchnationaler
Stadtverordneter etwas ſpöttiſch meint. Der Einſpruch wird gegen die
Stimmen der Rechten abgelehnt. Ihre Steuerermäßigungsanträge
gehen an den zuſtändigen Ausſchuß. Der Antrag der Kommuniſten,
eine Million aus den Ueberſchüſſen der Betriebe für den
Wohnungs=
bau bereitzuſtellen, wird abgelehnt. Zugleich wird beſchloſſen, anſtatt
28 Wohnnugen 60 herzuſtellen. Das kann mit der bereits bewilligten
Bauſumme von 260000 Mark geſchehen, da man auf eine Wohnung
im Rohbau 4000 Mark rechnet und die Wohnhäuſer im laufenden
Rech=
nungsjahre doch nicht über den Rohbau hinauskommen. Die innere
Einrichtung wird auf den Voranſchlag des Jahres 1925 genommen.
Die 32 neuen Wohnungen werden in zwei viergeſchoſſigen
Doppelwohn=
häuſern errichtet. Zu dem Antrag der ſtreikenden Portefeuller und
Sattler, ihnen zur Führung des Streiks kleine Darlehen in der
Ge=
ſamthöhe von 50 000 Goldmark zu bewilligen, hatte der Ausſchuß
fol=
genden Beſchluß gefaßt: „Die Stadtverordnetenverſammlung wolle den
Oberbürgermeiſter ermächtigen, aus den für die Wohlfahrtspflege
vor=
geſehenen Mitteln den in Not geratenen Familien eine Unterſtützung
nach den z. Zt. gültigen Beſtimmungen der Wohlfahrtspflege zu
ge=
währen, jedoch nicht über die Sätze der Erwerbsloſenfürſorge hinaus;
für die Dauer dieſes Wirtſchaftskampfes den beteiligten Arbeitnehmern
Kindermilch in den Grenzen der Abgabebeſtimmungen koſtenlos zu
liefern.‟ Die Verwaltung zahlte dieſe Unterſtützungen ſchon am
20. Juni zum erſten Mal aus. Zur Entſchuldigung führte ſie in der
Sitzung aus, es ſei ſchon oft eine Zahlung auf Grund einer
Ermächti=
gung eines Ausſchuſſes geleiſtet worden. Die Deutſche Volkspartei, die
Demokraten und auch die Deutſchnationalen ließen erklären, daß das
Verfahren der Verwaltung zu mißbilligen ſei. Es ſei diesmal keine
Ermächtigung durch den Ausſchuß erfolgt. Die Kommuniſten traten
mit der Begründung für den Antrag des Ausſchuſſes ein, die
Mehr=
zahl der Offenbacher Steuerzahler ſeien Handarbeiter, und dieſe könnten
verlangen, daß ſie die Stadt in dieſem Kampfe gegen das Kapital
unter=
ſtütze. Man könne Frauen und Kinder der Streikenden nicht
verhun=
gern laſſen. Der Oberbürgermeiſter erklärte, daß die Verwaltung immer
noch auf Ablehnung des Ausſchußantrages beſtehen müſſe, und
Bei=
geordneter Dr. Aull, der Rechtskundige der Verwaltung, legte dar, daß
die Aufwendung öffentlicher Mittel für Streikende nach dem
Arbeits=
recht nicht zuläſſig ſei. Das Wohlfahrtsamt ſei aber in unflätigſter
Weiſe von den Streikenden beläſtigt worden, und ſo habe man die
Aus=
zahlung der Unterſtützungen auch ohne die Genehmigung der
Stadr=
verordneten verfügt. Stadtverordn. Niemeier meinte, durch die
vor=
eilige Auszahlung ſei ein gefährliches Präjuſtiz geſchaffen worden.
Der Oberbürgermeiſter erklärte noch vor der Abſtimmung, daß er heute
über das Ergebnis der Abſtimmung an das Miniſterium des Innern
berichten und eine etwaige Annahme jedenfalls beanſtanden müſſe. Nach
anderthalbſtündiger Rede und Gegenrede wurde der Antrag gegen
13 Stimmen angenommen. Dafür ſtimmten Kommuniſten, Sozialiſten
und Zentrum, dagegen die Verwaltung, die Deutſche Volkspartei, die
Demokraten und die Hausbeſitzer. Von den anweſenden
Deutſchnatio=
nalen ſtimmte einer dafür, einer dagegen. Das Ergebnis veranlaßte
den Kommuniſten Härtle zu dem Rufe: „Das ſind die Beſchützer des
Kapitals! Seht ſie euch genau an!“
+ Groß=Gerau, 27. Juni. Der Ziegenmarkt findet am 7. Juli
ſtatt. Der Marktbeginn iſt auf vormittags 9 Uhr feſtgeſetzt.
X Biſchofsheim, 27. Juni. Neue Glocken. Die Evangel,
Kirchengemeinde hat die Anſchaffung von zwei neuen Glocken beſchloſſen,
die von der bekannten Glockengießerei Schilling in Apolda gegoſſen
werden ſollen. Die Anſchaffungskoſten belaufen ſich auf zirka 4500 Mk.
Alsfelb, 26. Juni. Tödlicher Unglücksfall. Unter die
Näder eines mit Heu beladenen Wagens geriet das drei Jahre alte Kind
des Müllers Krüger (Sandmühle). Der Vater des Kindes wollte den
Wagen heimwärtsfahren, als das Kind, das an dem Wagen vorbei nach
vorn laufen wollte, ſo unglücklich auf der Straße zu Fall kam, daß ihm
die Räder über den kleinen Körper gingen. Die ſchweren Verletzungen
verurſachten noch am gleichen Abend ſeinen Tod.
Alsfeld, 7. Juni. Fohlenauktion. Am Montag, den 7. Juli,
nachmittags 12,30 Uhr, findet in Alsfeld durch die
Pferdezüchtervereini=
gung Alsfeld, anerkannt von der Landwirtſchaftskammer, auf dem
Prämienmarkte die erſte diesjährige Fohlenauktion der
Landwirtſchafts=
kammer für Heſſen in Oberheſſen ſtatt. Zur Auktion gelangen 25 Saug=,
1=, 2= und 3jährige Fohlen der Belgier und Oldenburger Raſſe, welche
Landwirten gehören. Der größte Teil der Fohlen ſtammt von
Stamm=
buchſtuten des Heſſ. Pferdeſtammbuchs und alle von Beſchälern des Heſſ.
Landgeſtütes ab. Es bietet ſich alſo hier für Züchter und Händler
Ge=
legenheit, erſtklaſſiges Zuchtmaterial aus Züchterhand direkt zu kaufen.
Alsfeld ſelbſt iſt Station und können die Fohlen direkt mit der Bahn
ver=
laden werden. Jede nähere Auskunft erteilt der Schriftführer der
Pferdezüchtervereinigung, Herr Landwirtſchaftsrat Dr. Lehr und die
Landwirtſchaftskammer Darmſtadt.
8 Bad=Nauheim, 28. Juni. Neue Glocken. Die
Bonifazius=
kirche hat fünf neue Glocken bekommen. Sie werden in feierlichem Zuge
eingeholt. Die Weihe der Glocken wird ſich zu einer größeren Feier
geſtalten.
X Friedberg, 27. Juni. Diebſtahl. In Obbauhofen drangen
unbekannte Diebe nachts bei einem Landwirt ein und ſtahlen die
geſam=
ten Fleiſch= und Wurſtvorräte.
Grünberg, 27. Juni. Der geſtrige Jungſchweinemarkt war
gut beſchickt. Die Preiſe zogen an. Erlöſt wurden für 5 Wochen alte
Ferkel 18 Mk., für 6 Wochen alte 20 Mk., für 7 Wochen alte 23 Mk.,
für 10—11 Wochen alte 29—30 Mk.
8 Vilbel, 28. Juni. Ertrunken. Der Knecht eines hieſigen
Pferdehändlers ertrank, als er dieſer Tage zwei Pferde in die
Schwemme reiten wollte, an einer tiefen Stelle der Nidda mit dem
einen Pferd. Erſt nach längerer Zeit konnte ſein Leichnam und der
Kadaver des Pferdes an einer ſeichten Bachſtelle geländet werden.
Mainz, 24. Juni. Rattenplage. Trotz des lang dauernden
Winters haben in dieſem Frühjahr in Mainz die Ratten erheblich
zu=
genommen und ſind in manchen Stadtteilen zur rechten Plage geworden,
Eine kürzlich im Gebiete des Zollhafens vorgenommene
Bekämpfungs=
aktion hat wohl an 2000 Ratten zur Strecke gebracht.
Bingen, 28. Juni. Selbſtmord. Ein Angeſtellter der
Regie=
bahn hat ſich auf dem hieſigen Bahnhof aus unbekannten Gründen das
Leben genommen, indem er ſich erhängte.
* Worms, 28. Juni. Neuer Oberbürgerme iſter. Nach
dem Vorſchlag des Aelteſtenausſchuſſes wurde in der geſtrigen
Stadt=
verordnetenſitzung der ſeitherige Stadtverordnete W. Rahn mit
großer Stimmenmehrheit zum Nachfolger des verſtorbenen
Oberbürger=
meiſters Köhler gewählt. Gegen ihn ſtimmten die Kommuniſten und
der Vertreter der Deutſchnationalen. — Vermißt wird die 24 Jahre
alte Tochter des Metzgermeiſters Träudt von Kriegheim. Man
befürch=
tet, daß ſich das Mädchen ein Leid angetan hat. Sie wurde zuletzt in
der Gegend von Hackenheim geſehen.
* Worms, 28. Juni. Aufhebung der
Beherbergungs=
ſteuer. Die Stadtverordnetenverſammlung in Worms hat auf Antrag
der Deutſchen Volkspartei beſchloſſen, mit Wirkung vom 1. Juli d. J.
ab die Beherbergungsſteuer aufzuheben.
Worms, 24. Juni. Eine ſchmutzige Geſchichte. Der
Ar=
beiter Michael Zintel, gegen den unter Ausſchluß der Oeffentlichkeit
wegen ſchwerer Kuppelei verhandelt wurde, erhielt eine
Gefängnis=
ſtrafe von vier Monaten. Zu dieſer Sache machte ſich einer der
ver=
nommenen Zeugen des dringenden Verdachts des Meineids ſchuldig
und wurde noch im Gerichtsſaal verhaftet.
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Alemanniſch=Pfälziſch=Fränkiſcher Sonntag.
fm. Karlsruhe. Im Rahmen der diesjährigen Karlsruhe
Herbſtwoche gewinnt der „Alemanniſch=Pfälziſch=Fränkiſche Sonntag”
eine beſondere Bedeutung, weil er ſich zur Aufgabe geſtellt hat, die
ver=
ſchiedenen Volksſtämme im badiſchen Lande, in der Pfalz und im
Saar=
lande zu einem Heimatstage in Karlsruhe zu vereinigen, aber auch
der Förderung der verkehrspolitiſchen und wirtſchaftspolitiſchen
Be=
ziehungen zwiſchen Karlsruhe und Mittelbaden einerſeits und dem
Schwe zwald, der Pfalz, dem Saar= und Frankenlande andererſeits zu
dienen. Es ſoll vor allem das Zuſammengehörigkeitsgefühl zwiſihen den
verwandten Stämmen diesſeits und jenſeits des Rheins geſtärkt und
ein Mittelpunkt geſchaffen werden, in dem ſich dieſe Volksgenoſſen
all=
jährlich zu einer impoſanten Kundgebung der Treue und der
Stammesverwandtſchaft zuſammenfinden. Wie wir hören, begegnet
be=
ſonders im Schwarzwald, insbeſondere bei den Trachtenverbänden dieſer
Sonntag wiederum ſtarkem Intereſſe.
Wegen Landesverrat verurteilt.
fm. Karlsruhe. Wegen Landesverrat wurde der
Schneider=
meiſter Baptiſt Bölich aus Karlsruhe vom Oberlandesgericht
Stutt=
gart zu zehn Jahren Zuchthaus, zehn Jahren Ehrverluſt und 5000 G.=
Mark verurteilt.
Das alte Lieb.
Frankenthal. Am Mittwoch war die Ehefrau Tourneur hier
bei einer Familie in Flomersheim mit Waſchen beſchäftigt. Während
des Wäſcheaufhängens fiel das in unmittelbarer Nähe ſpielende
ein=
zige 2½ Jahre alte Söhnchen in einem unbewachten Augenblick in
einen mit heißer Wäſche gefüllten Waſchkochhafen. Das Kind verbrühte
ſich derart, daß es den Folgen ſeiner Verletzungen im St. Eliſabeth=
Hoſpital erlegen iſt.
Fuchs, du haſt die Gans geſtohlen.
Neuſtadt a. d. H. Folgende hübſche Gänſegeſchichte aus
Heuchel=
heim erzählt der Pfälziſche Kurier: Dem Landwirt Friedrich Becker
wurden vor kurzem fünf Emdener Zuchtgänſe geſtohlen, ohne daß von
dem Täter eine Spur zu entdecken war. Der Leidtragende hatte
be=
reits alle Hoffnungen aufgegeben, etwas von ſeinen wertvollen Gänſen
je wieder zu erfahren, als ſich vor einigen Tagen ein Händler aus
Neu=
ſtadt a. d. H. einſtellte und ihm ſeinen ſchönen Truthahn um einen
hohen Preis abkaufte. Dabei kam auch die Rede auf die geſtohlenen
Gänſe, was natürlich der brave Mann ſehr bedauerte. Obwohl nun
der Beſtohlene keinen Verdacht ſchöpfte, iſt es anzwiſchen einem
Krimi=
nalbeamten aus Neuſtadt gelungen, den Täter zu entlarven in der
Per=
ſon des Händlers. Drei Gänſe hatte er bereits zum Schlachten
ver=
kauft, die zwei anderen an einen Neuſtädter Profeſſor zur Liebhaberei.
Wie ſtaunte der Beſtohlene, als er erfuhr, daß der Händler, der ihm
ſeinen prächtigen Welſchhahn abkaufte, der Täter war.
350 Jahre „Zum grauen Kloſter”.
Das Berliner Gymnaſium „Zum grauen Kloſter” beging die Feier
des 350jährigen Beſtehens der Anſtalt. Der Feſtakt fand in der durch
alte Traditionen mit dem Kloſter verbundenen Nikolaikirche ſtatt. In
der Feſtrede gab Oberſtudiendirektor Dr. Reimann einen Ueberblick
über die Geſchichte der Anſtalt, die durch Schöpfung des
reformatori=
ſchen und humaniſtiſchen Geiſtes vor 350 Jahren begründet wurde.
Der preußiſche Kultusminiſter Boelitz feierte den humaniſtiſchen Geiſt
der Schule und wünſchte ihr Beibehaltung ihrer Ueberlieferung.
Ober=
bürgermeiſter Boeß überbrachte die Glückwünſche der Stadt Berlin, und
der Dekan der philoſophiſchen Fakultät, Prof. Spranger, diejenigen
der Univerſität Berlin.
Johannisritterſchlag.
Potsdam. Der feierliche Akt des Ritterſchlagens einer Reihe
Jo=
hannisritter fand in der üblichen Weiſe in der Friedenskirche zu
Pots=
dam ſtatt. Der Herrenmeiſter, Prinz Eitel Friedrich von Preußen,
um=
geben von der Ordensleitung, darunter Generalfeldmarſchall von
Hin=
denburg, erteilte nach altem Brauch durch drei Schläge mit dem Schwert
an etwa 160 Ritter den Ritterſchlag.
Autounglück.
In der Nähe von Allenſtein fuhr ein von Königsberg kommendes
Automobil gegen einen Baum. Während der Chauffeur mit leichteren
Verletzungen davonkam, wurden beide Inſaſſen, ein Ehepaar aus
Königsberg, ſofort getötet.
Darmſtädtee Tazblantt, Sountag, den 29. Juni 1924
Ein hölzerner Dreimaſtſchoner von einem Dampfer überrannt.
Hamburg. Der Führer des von Gefle (Schweden)
angekomme=
nen Hamburger Dampfers „Irmgard” ſichtete auf 60 Grad Nord, 19
Grad 25 Min. Oſt einen gekenterten hölzernen Dreimaſtſchoner, der
anſcheinend von einem Dampfer überrannt worden iſt. Der Name und
die Nationalität ließen ſich bei dem herrſchenden Nebel nicht feſtſtellen.
Auch ein Rettungsboot und Rettungsringe des für den Verkehr ſehr
gefährlich treibenden Wracks gaben keinen Aufſchluß über das Schiff.
Die Goslarer Kunſtuhr.
Goslar. Die alte hiſtoriſche Goslarer Kunſtuhrz eine der
be=
rühmteſten Sehenswürdigkeiten der alten Kaiſerſtadt, wird, entgegen
ander, lautenden Nachrichten, nicht nach dem Auslande verkauft,
ſon=
dern bleibt der Stadt Goslar erhalten. Ein Verkauf des Kunſtwerkes
ins Ausland iſt ſchon deshalb unmöglich, weil die Kunſtuhr vom
Reichs=
miniſterium des Innern in das Verzeichnis der national wertvollen
Kunſtwerke eingetragen iſt, deren Ausfuhr verboten iſt.
Eine Typhusepidemie.
Dinslaken. In der Siedelung an der Auguſtaſtraße iſt eine
Typhusepidemie ausgebrochen. Bisher iſt eine Perſon geſtorben; 20
ſind ſchwer erkrankt, eine weitere Anzahl leicht.
Unheimlicher Fund.
Mettlach. Franzöſiſche Zollbeamte fanden im Walde zwiſchen
hier und Britten ein menſchliches Skelett. Ein Browning, aus dem
eine Kugel abgeſchoſſen war, lag dabei, ebenſo etwas Kleingeld, ein
Armband und eine Armbanduhr. Ein verhältnismäßig gut erhaltener
Mantel, der das Monogramm F. H. trug, und andere Anzeichen laſſen
darauf ſchließen, daß es ſich um den vor drei Jahren verſchwundenen,
damals 19jährigen Gymnaſialſchüler Friedel Helmut, Sohn eines
Fabrikdirektors Helmut von hier, handelt.
Europa—Aſien—Afrika.
Der Journaliſten= und Schriftſtellerverein Urheberſchutz e. V.,
Ber=
lin, veranſtaltet als ſeine zehnte Geſellſchaftsfahrt eine große
See=
erholungsreiſe, vom 17. September bis 17. Oktober, von Hamburg, um
Weſt=Europa herum bis Konſtantinopel und zurück nach Genua — eine
Seefahrt allergrößten Stils, für die der bekannte, bereits ſeit 1889
be=
ſtehende Verein den prächtig neuausgeſtatteten 15 000 Tonnen=Dampfer
„Peer Gynt” der Viktor Schuppe=Reederei zur alleinigen Verfügung
gechartert hat. Es werden drei Erdteile berührt: Europa, Aſien und
Afrika, und folgende Häfen (mit anſchließenden Landausflügen)
ange=
laufen: Hamburg, Liſſabon, Ceuta, Malaga, Palermo, Pyräus, Athen,
Konſtantinopel, Smyrna, Taormina, Neapel und Genua. Die Herbſtzeit
wurde mit Bedacht gewählt, weil gerade ſie die günſtigſte Reiſezeit für
den Orient iſt. Auch Nichtjournaliſten, Damen und Herren, können an
dieſer außergewöhnlichen Veranſtaltung teilnehmen. Ausführliche
Reiſe=
proſpekte ſind von der Geſchäftsſtelle obigen Vereins, Berlin W 30,
Luitpoldſtraße 32, koſtenlos zu beziehen.
Frankreich auf Madagaskar.
kw.Die Johannesburger Zeitung „The Star” veröffentlicht einen
Aufſehen erregenden Bericht über die Zuſtände in Madagaskar, in dem
die ſchwerſten Vorwürfe gegen die franzöſiſchen Koloniſationsmethoden
erhoben werden. Frankreich übe offenen und verſteckten Verrat an der
europäiſchen Ziviliſation und an der gemeinſamen Sache des
Chriſten=
tums! Die Anklage gegen Frankreich gipfelt in folgender vernichtender
Kritik: „Beſchlagnahme der Kirchen, Verfolgung der Eingeborenen=
Pre=
diger, Unterminierung des Proteſtantismus durch buddhiſtiſche Lehrer
mit heimlicher Unterſtützung der amtlichen franzöſiſchen Stellen, und ein
trauriger Verfall der Frauenmoral: das ſind die Ergebniſſe der
fran=
zöſiſchen Koloniſation auf Madagaskar!”
Das deutſche Miſſionswerk in Togo.
kw. Die deutſche Miſſionszeitſchrift „Miſſionswiſſenſchaft”
veröffent=
licht einen Aufſatz, in dem der vollſtändige Verfall des von den Deutſchen
in Togo aufgerichteten Miſſionswerkes ſeit dem Weggang der Stehler
Geiſtlichen im Jahre 1917 geſchildert wird. Binnen kurzer Zeit hat es
die franzöſiſche „Geſellſchaft der afrikaniſchen Miſſion in Lyon”
verſtan=
den, das deutſche Werk in einen Trümmerhaufen zu verwandeln. Dieſe
Enthüllungen haben in der franzöſiſchen Preſſe begreiflicherweiſe
Beun=
ruhigung hervorgerufen. Die Pariſer Zeitung „Journal des Debats”,
nimmt nunmehr zu den deutſchen Anklagen Stellung und verſucht, ſie zu
widerlegen. Das Blatt kann indeſſen nicht umhin, einzugeſtehen, daß
das deutſche Miſſionswerk ſeit Abzug der deutſchen Miſſionare ſchweren
Schaden gelitten hat, und muß das notgedrungene Eingeſtändnis machen,
„daß die Steyler Väter, die von einem großen Eifer erfüllt waren und
über mächtige materielle Mittel verfügten, in Togo ein bemerkenswertes
Werk geleiſtet haben”.
Seite 7.
Stinzmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaktion keinerlei
Ver=
antwortung; für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfange
der Einſender veraniworilich.) — Einſendungen, die nicht verwendei werden, können nicht
zurückgeſandt, die Ablehnung nicht begründet werden.
Die Aufwertungsfrage iſt nun durch den dem Reichstag
überreichten Beſt’ſchen Entwurf, eines Geſetzes betr. die Umwerrung
alter Geldſchulden erneut in Fluß gebracht, und es bleibt zunächſt die
Stellungnahme von Reichsregierung und Reichstag zu demſelben
abzu=
warten. Nun haben die Großbanken insbeſondere bis zur
ſtäuke=
ven Inflation auch einen nicht unerheblichen Sparkaſſenverkehr gepflegt;
es wäre deshalb wünſchenswert und wohl an der Zeit, wenn auch ſie
ſich einmal darüber äußern würden, wie ſie zur Aufwertung (Um=
Mehrere Sparer.
wertung) der Sparkaſſeguthaben ſich ſtellen.
Zur bevorſtehenden Invalidenrentenzahlung
auf der Poſt.
Am 31. Mai herrſchte in der Packkammer des Poſtgebäudes, an dem
Schalter, der die Nummern 2400—6000 der Invalidenrenten umfaßt, am
Morgen ein Gedränge, das aller Beſchreibung ſpottete. Die Urſache lag
darin, daß nicht, wie an den anderen Schaltern, ſich Reihen von je zwei
Perſonen bildeten, ſondern alles in wildem Durcheinander ſich an den
Schalter drängte. Eine Reihenbildung iſt auch tatſächlich dadurch
er=
ſchwert, daß der Raum viel zu beſchränkt iſt. Sollte hier nicht ein
Aus=
weg zu finden ſein? Die Intereſſenten ſind vorwiegend ältere Perſonen,
denen die Beſeitigung des Mißſtandes ſehr am Herzen liegt. C.
Geſchäftliches.
Wieder ein Zeitungs=Katalog mit Goldmark=
Preiſen. Die Annoncen=Expedition Heinr. Eisler, Hamburg 3
(Zweigſtelle Berlin SW. 48, Friedrichſtraße 243), hat als erſte unter
den großen deutſchen Annoncen=Expeditionen nach jahrelanger Pauſe
wieder einen Zeitungs=Katalog mit den jetzt gültigen Feſtmarkpreiſen
zuſammengeſtellt. Das Verzeichnis, das Anfang Juli verſandfertig ſein
wird, enthält die wichtigſten deutſchen und ausländiſchen Tages= und
Fachzeitungen und wird Intereſſenten auf Wunſch koſtenfrei zugeſtellt.
Es wird uns mitgeteilt, daß der bekannte Straßenfahrer Paul
Sillier ſich mit dem Semper=Rad auf einer Raddauerfahrt
durch Deutſchland über die Strecke von zirka 2600 Kilometer in der
Entfernung Berlin-Paris-Madrid befindet. Herr Sillier trifft am
4 Juli in Darmſtadt ein, und iſt jedermann Gelegenheit geboten, die
Maſchine an dieſem Tage in dem Geſchäftslohal Hans Ripper, hier,
Erbacher Straße 12, zu beſichtigen.
Tageskalender.
Landestheater Großes Haus, Anfang 6 Uhr, Ende 9½ Uhr
(F 24): „Carmen” (Letzte Vorſtellung.) Kleines Haus (
Sommerſpiel=
zeit Bruno Harprecht), abends 8 Uhr: „Wenn der junge Wein blüht”.
— Herrngarten, ab 11 Uhr vorm.: Extra=Konzert. —
Trach=
tenſchau, nachm. ½3 Uhr: Trachtenzug, auf dem Feſtplatz
Ehren=
tänze u. a. — Schmetterlingsklub Wallachei, ab 4 Uhr
im Rummelbräu: Sommerfeſt. — Oberwaldhaus, nachm. 4½
Uhr: Gartenkonzert. — Städt. Saalbau: Tanz. —
Sport=
platz=Reſtaurant Böllenfalltor, abends 8 Uhr: Konzert.
Turngeſellſchaft Darmſtadt, abds. 8½ Uhr:
Familien=
abend. — Mozartſaal, abends 8½ Uhr, Vortrag: „Die herrliche
Zukunft der Erde‟. — Gauturnfeſt in Ober=Ramſtadt:
Großes Preisturnen, Feſtzug und Volksfeſt. — Gauturnfeſt in
Beerfelden i. Odw.: Wetturnen, Gedächtnisfeier, Feſtzug uſw.
— Union=, Reſidenz=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
Verſteigerungskalender — Montag, 30. Juni.
Pferdeverſteigerungen vorm. 10 Uhr in der ehemal. 6ler=
Kaſerne und um 11 Uhr im Hofe der Polizeiwachtabteilung
Baben=
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Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Feuilleton und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſs
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann
Verantwortlich für Schlußdienſt: Andreas Bauer
Verantwortlich für den Inſeratenteil: Willy Kuhle
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[ ← ][ ][ → ]Nummer 129.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 29. Juni 1924.
Seite 9.
* Zwei Geſetzesentwürfe zur
Umwertungsfrage.
Von
Oberlandesgerichtspräſident i. R. Dr. Beſt, Darmſtadt.
In Nr. 174 des Darmſtädter Tagblatts vom 24. Juni 1924
habe ich einen Geſetzentwurf über die Umwertung alter
Gold=
ſchulden veröffentlicht. Den Entwurf habe ich verfaßt und nach
Anhörung des vom Reichsſchutzverband beſtellten Ausſchuſſes
überarbeitet. Dem Ausſchuſſe gehörten hervorragende Männer
aus den Gebieten des Rechts und der Volkswirtſchaft an.
Theo=
retiker und Praktiker, Miniſter, Reichs= und andere höhere
Rich=
ter, Rechtslehrer und Wirtſchaftslehrer, Verwaltungsbeamte,
große Landwirte und Induſtrielle. Demnächſt hat der
Reichsver=
band der Hypothekengläubiger und Sparer den Entwurf dem
Reichstag ſowie der Reichsregierung vorgelegt. Einen zweiten
Entwurf hat der frühere Staatsſekretär im Preußiſchen
Juſtiz=
miniſterium, Exzellenz Mügel, der ſeit Jahren in erſter Reihe für
die Aufwertung kämpft, in der Deutſchen Juriſtenzeitung vom
1. Juni 1924, Seite 407 ff, bekannt gegeben. Dieſer Entwurf
ſtammt aus der Feder von Mügel ſelbſt und war unter dem
Vor=
ſitze von Juſtizrat Dr. Silberſtein von der juriſtiſchen
Arbeits=
gemeinſchaft für Geſetzgebung in Berlin beraten worden.
Beiden Entwürfen iſt das Ziel gemeinſam. Sie wollen beide
die Entrechtung der alten Gläubiger durch die Artikel I und II
der 3. Steuernotverordnung beſeitigen und die Tilgung der alten
Hypotheken uſw. und Forderungen in gerechtet, die Intereſſen
von Gläubiger und Schuldner gleichmäßig berückſichtigender
Weiſe regeln. Beide Entwürfe verwerfen den Begriff der „
Auf=
wertung” als irreführend. Beide ſtellen bei Rechten und
An=
ſprüchen jeder Art auf den Zeitpunkt der Entſtehung und nicht
des Erwerbs durch den Gläubiger ab, und beide lehnen es ab,
den Goldmarkbetrag neuerer Anſprüche durch Umrechnung nach
dem Dollarkurſe feſtzuſtellen. Beide Entwürfe gehen gleichmäßig
davon aus, daß bei der Aufwertung die Fragen des bürgerlichen
Rechts und die Steuerfragen ſcharf zu trennen ſind, und neben
der Negelung der Aufwertung durch beide könnten die
Steuer=
vorſchriften der 3. Steuernotverordnung mit wenigen
Aenderun=
gen fortbeſtehen. Auch in dem wichtigen Punkte gleichen ſich
beide Entwürfe, daß ſie im Gegenſatz zu 8 11 der 3.
Steuernot=
verordnung die Aufwertung auch bei Forderungen und
Hypo=
theken uſw. zulaſſen, die ohne Vorbehalt durch den Gläubiger
getilgt bzw. gelöſcht worden ſind. Da aber die Vorſchriften, durch
die beide Entwürfe ihr Ziel verfolgen, im einzelnen voneinander
abweichen, ſeien ihre weſentlichſten Abweichungen im
fol=
genden zuſammengeſtellt.
I. Der wichtigſte Unterſchied beſteht in der Art der
Umwer=
tung. Mügel wertet mit den unten erwähnten Ausnahmen alle
in ſeinem Entwurf behandelten Anſprüche gleichmäßig auf 49
Prozent ihres Goldwertbetrages mit der Maßgabe um, daß
wegen grober Unbilligkeit im Einzelfall ſowohl eine
Herauf=
wie eine Herabſetzung der 40 Prozent ſtattfinden kann. Im
Gegenſatze dazu will ich im Einklang mit dem B. 6.B. und dem
Reichsgerichte das Maß der Umwertung nach der Lage des
Ein=
zelfalles beſtimmen (8 1 m. E.), dergeſtalt, daß beiſpielsweiſe bei
Hypotheken und Induſtriepbligationen das Wertverhältnis
zwi=
ſchen der Forderung des Gläubigers und dem Unterpfand oder
den ſonſt damit beſchafften Gegenſtänden unverändert bleivt.
Daß dies allein der Billigkeit entſpricht, beſtreitet die
Begrün=
dung des Mügelſchen Entwurfs nicht. Der feſte Satz von 40
Prozent ſoll aber dem dringenden Wunſche der Schuldner
Rech=
nung tragen, alsbald eine feſte Grundlage für die weitere
Ent=
wicklung zu ſchaffen. Dieſer Wunſch iſt vom
Schuldnerſtandpunk=
aus deshalb verſtändlich, weil der feſte Satz ſich notwendig den
ungünſtigeren Schuldnerverhältniſſen anpaſſen muß. Daß dies
unbillig iſt, erkennt auch Mügel an und läßt darum eine
Aen=
derung nach oben wie nach unten zu. Damit kommt er aber in
eine Zwickmühle. Denn wenn er die Aenderung der 40 Prozent
wegen jeder Forderung der Billigkeit zuließe, verlöre der
Durchſchnittsſatz jede Bedeutung. Da ſein Entwurf aber, um
dies zu vermeiden, die Aenderung nur wegen grober
Unbillig=
keit zuläßt, bereichert er gerade die leiſtungsfähigſten Schuldner
auf Koſten ihrer Gläubiger in ungerechtfertigter Weiſe. Dieſe
Ungerechtigkeit wäre nur erträglich, wenn ſie die unerläßliche
Grundlage für die weitere wirtſchaftliche Entwicklung bildete
Wie ich am Schluſſe der Begründung zu 8 1 meines Entwurfs
nachgewieſen habe, trifft dies aber nicht zu. Vielmehr geben die
jeweiligen Werte der Unterpfänder oder der ſonſt mit dem
emp=
fangenen Gelde angeſchafften Gegenſtände einen zuverläſſigen
Maßſtab für die Höhe der Schuld. Es kommt hinzu, daß Mügel
den Durchſchnittsſatz von 40 Prozent nur in beſchränktem
Um=
fange maßgebend ſein läßt. Er findet keine Anwendung auf die
zahlreichen Anſprüche, die in dem Mügelſchen Entwurf
über=
haupt nicht behandelt ſind. Und dasſelbe gilt von der
Umwer=
tung der Rechte und Anſprüche der Gläubiger, die Zahlung des
Nennbetrages in Paviermark angenommen haben. Auch auf ſie
follen nach der Begründung zu 8 9 des Mügelſchen Entwurfs
die allgemeinen Vorſchriften des B.G.B. Anwendung finden, wie
dies nach meinem Entwurf ſtets der Fall iſt. Da aber die ohne
Vorbehalt gelöſchten Hypotheken und getilgten
Induſtrieobli=
gationen dem Betrage nach hinter den noch beſtehenden kaum
zurückbleiben, muß man ſich auch nach dem Mügelſchen Entwurf
zum erheblichen Teile mit der von mir vorgeſchlagenen Regelung
abfinden.
II. Da dem Schuldner die innere Kaufkraft der
emp=
fangenen Leiſtung zugute kam und dieſe namentlich zu Beginn
der Inflation den Dollarkurs erheblich überſtieg, bedeutet die
Regelung der 3. Steuernotverordnung eine ungerechtfertigte
Be=
günſtigung der Schuldner auf Koſten der dergeſtalt doppelt ent=
rechteten Gläubiger. Mein Entwurf läßt deshalb in 8 2 Abſ. 2
bei der Feſtſtellung des Goldmarkbetrages der nach Kriegsbeginn
entſtandenen Forderungen anſtelle des Dollarkurſes die innere
Kaufkraft der Papiermark treten, wie ſie in den
Reichsteuerungs=
zahlen zum Ausdrucke kommt. Auch Mügel erkennt meine
Be=
denken an, verſucht aber die Abhilfe in anderer Weiſe. Ich halte
es zum ungerechtfertigten Nachteile der Gläubiger nicht für
zu=
treffend, wenn er in 8 4 ſeines Entwurfs das Verhältnis der
inneren Kaufkraft zum Dollarkurſe bezüglich aller ſeit dem 1.
Ja=
nuar 1921 entſtandenen Anſprüche gleichmäßig behandelt.
III. Nach den 88 1. 3 und 6 ſeines Entwurfes ſieht Mügel.
für Hypotheken und Inhaberſchuldverſchreibungen uſw. feſte
Zinsſätze vor. Sie beginnen 1924 mit 1 Prozent des regelmäßig
auf 40 Prozent herabgeſetzten Kapitals und ſteigen bis zu einem
Höchſtſatz von 5 Prozent jährlich um 1 Prozent. Das hat im
Gegenſatze zu meiner Regelung, die im 8 7 auch hier auf die
Ver=
hältniſſe des Einzelfalls abſtellt, zur Folge, daß die beſtſtehende
Induſtriegeſellſchaft nicht mehr Zinſen zu bezahlen braucht, wie
eine ſolche in ungünſtigen Verhältniſſen, und der Grundbeſitzer,
ber eine hohe Bodenrente bezieht, nicht mehr als der
Haus=
peſitzer, der auf Grund der Mieterzwangswirtſchaft erhebliche
Zuſchüſſe machen muß.
TV. Bei der Umwertung getilgter Forderungen und
gelöſch=
ter Hypotheken trägt mein Entwurf dem Wunſche nach Schaffung
einer ſicheren Rechtslage inſoweit Rechnung, als dies mit der
Forderung von Recht und Billigkeit irgend vereinbar iſt. Er ſieht
deshalb in 8.8 Abſ. 1 eine zeitliche Grenze dergeſtalt vor, daß
die vor dem 1. Juli 1921 getilgten Forderungen von der
Um=
werlung ausgeſchloſſen bleiben. Der Mügelſche Entwurf kennt
dieſe Zeitgrenze nicht, macht aber in 8 9 die Umwertung davon
abhängig, daß im Einzelfall ein Anſpruch wegen unge
echtfertig=
ter Bereicherung oder auf Grund eines Irrtums feſtgeſtellt wird.
Dieſe Beſtimmung war urſprünglich auch in meinem Entwurfe
vorgeſehen. Reichsgerichtsrat Simonſon hat aber mit Recht
dar=
auf hingewieſen, daß dadurch Streitfragen entſtehen, deren
Aus=
tragung im Intereſſe der Sache vermieden werden muß und
ohne Nachteil unterbleiben kann.
V. Die Notlage, in die durch das ſchamloſe Verhalten der
Schuldner viele alte Goldgläubiger geraten waren, haben ſich
nicht ſelten Spekulanten zunutze gemacht und alte Hypotheken zu
Schleuderpreiſen erworben. Daß aus dieſer Schädigung des
ur=
ſprünglichen Gläubigers für den Schuldner kein Vorteil
erwach=
ſen kann, iſt für den normal Veranlagten ſelbſtverſtändlich. Wie
aber im übrigen die 3. Steuernotverordnung unter dem Drucke
von Großkapital und Großgrundbeſitz ausſchließlich das
Inter=
eſſe der Schuldner zu wahren ſucht, leitet ſie auch aus dem
An=
geführten in 8 2 Abſ. 2 die eigenartige Folge ab, daß der
Berech=
nung des Goldmarkbetrags der Erwerbspreis zugrunde zu legen
iſt und der Schuldner ſtatt des ſeinerzeit Empfangenen nur 15
Prozent bzw. 7½ Prozent dieſes oft weit geringeren Betrags
zu zahlen hat. Beide Entwürfe brechen mit dieſem nur durch
einſeitige Parteinahme erklärlichen Ergebnis. Mein Entvurf
trägt aber in 8 2 Abſ. 3 überdies dem geſchädigten urſprünglichen
Gläubiger dadurch Rechnung, daß er den gewerbsmäßigen
Auf=
käufer in Anlehnung an römiſch=rechtliche Beſtimmungen
ver=
pflichtet, zugunſten des Zedenten den Zeſſionspreis auf
Drei=
viertel der Umwertungsſumme zu erhöhen, falls der
Zeſſions=
preis ein durch die Notlage des alten Gläubigers veranlaßter
Schleuderpreis geweſen war.
VI. Beide Entwürfe laſſen unter den oben bezeichneten
Vor=
ausſetzungen auch die Umwertung vorbehaltlos in Papiermark
getilgter Forderungen und die Wiederherſtellung ebenſo
gelöſch=
ter Hypotheken zu. Bei den letzteren müſſen aber
nacheingetra=
gene Rechte Dritter berückſichtigt werden, die im Hinblick auf
den öffentlichen Glauben des Grundbuchs erworben wurden,
und dadurch wird das Recht des Gläubigers inſoweit gefährdet,
als er mit ſeiner Befriedigung weſentlich auf das
Pfandgrund=
ſtück angewieſen iſt. Daran iſt inſoweit nichts zu ändern, als es
ſich um ehrlichen Erwerbedes Nacheingetragenen handelt.
Viel=
fach aber haben beſonders vorſichtige Schuldner den Gläubiger
dadurch dauernd um ſein Recht zu bringen geſucht, daß ſie an
Stelle der gelöſchten grundlos Hypotheken zugunſten von
Kin=
dern oder anderen nahen Angehörigen eintragen ließen. Dieſe
Hypotheken ſind natürlich anfechtbar, aber die Friſten des
An=
fechtungsgeſetzes ſind meiſt abgelaufen und die alten Gläubiger
dadurch dauernd um ihr Recht gebracht. Deshalb habe ich auf
Anregung des Verbandes in Hamburg, wo ſoche Machenſchaften
anſcheinend beſonders häufig waren, die Schutzvorſchrift in 8 8
Abſ. 3 Satz 2, 3 aufgenommen, die in dem Mügelſchen
Ent=
wurf fehlt.
VII. In dem Mügelſchen Entwurf ſind Beſtimmungen über
die öffentlichen Anleihen nicht aufgenommen. Ich habe in 3 12
meines Entwurfs dreierlei Abweichungen von den Vorſchriften
der 3. Steuernotverordnung vorgeſchlagen. Zunächſt die, daß der
Anſpruch auf Tilgung nicht bis zur Erledigung ſämtlicher
Repa=
rationslaſten, ſondern nur bis auf weiteres, d. h. bei zu dem
erforderlichen Erſtarken der Wirtſchaft ausgeſchloſſen wird.
So=
dann die beſonders wichtige, daß die Verzinſung der öffentlichen
Anleihen nach Maßgabe des 8 1 meines Entwurfs in einer
Weiſe aufzunehmen und zu ſteigern iſt, die mit dem Erſtarken
der wirtſchaftlichen Leiſtungsfähigkeit je des Reiches, der Länder
oder Gemeinden im Einklange ſteht. Geſchieht das, ſo wird ſich
der Kurs der öffentlichen Anleihen heben und dadurch die
Schä=
digung der Anleihegläubiger auch hinſichtlich des Kapitals
erheb=
lich gemindert werden. Schließlich habe ich die Vorſchrift des
8 16 Abſ. 5 der 3. Steuernotverordnung ausgeſchaltet, weil ſie
nicht nur eine Entrechtung der Gläubiger enthält, ſondern auch
den Kredit der Schuldner untergräbt.
UIII. Andere Beſtimmungen, in denen die Entwürfe
von=
einander abweichen, werden zum Teile durch deren verſchiedenen
rechtlichen Aufbau erklärt. So die, daß Mügel in 8 1 Abſ. 2
ſeines Entwurfs die Sperrfriſt nur zugunſten der Schuldner
vor=
ſieht, wälrend ſie in 8 3 meines Entwurfs deshalb auch zugun=
ſten des Gläubigers beſtimmt iſt, damit die ſpätere
Wertſteige=
rung des Unterpfandes und anderer mit dem Empfangenen
be=
ſchaffter Gegenſtände nicht allein dem Schuldner, ſondern in
ge=
rechter Weiſe beiden Teilen zugute kommt. Aus dieſem Grunde
wurde auch im letzten Satze des 8 3 meines Entwurfs dem
wert=
mindernden Einfluß der Mieterzwangswirtſchaft beſonders
Rech=
nung getragen.
Es wird Sache des Reichstags ſein, bei der demnächſtigen
Beratung des Gegenſtandes die Vorſchriften der beiden und
et=
waiger ſonſtiger Entwürfe gegeneinander abzuwägen.
Selbſt=
verſtändlich werden die mächtigen Schuldnerverbände ihre
rechts=
widrige Beute nicht leichten Kaufs preisgeben. Sie werden die
ganze Macht ihres Kapitals und ihrer Preſſe dafür einſetzen, daß
das Denkmal des ſchmählichſten Rechtsbruchs, das ſich in der
3. Steuernotverordnung verkörpert, zur dauernden Entrechtung
der Sparer möglichſt unverſehrt erhalten bleibt. Wenn ſie
Nach=
gaben machen müſſen, werden ſie es deshalb zu Gunſten des
Entwurfs tun, der ihre Beute möglichſt unberührt läßt. Auf
die=
jenigen Gründe, die die Preſſe des Großkapitals geltend macht,
wird demnächſt einzugehen ſein. Nur auf eines ſei heute ſchon
hingewieſen. Die Regierung hatte für die prozentuale
Aufwer=
tung der 3. Steuernotverordnung zurzeit geltend gemacht, daß
eine Regelung, die ſich an die reichsgerichtliche anſchließe,
Mil=
lionen von Prozeſſen zur Folge haben werde. Das Gegenteil
davon iſt nachgewieſen. Reichsgerichtsrat Zeiler hat, wie er das
wiederholt veröffentlicht hat, in Polen feſtgeſtellt, daß das
zur=
zeit von mir veröffentlichte Urteil des oberſten polniſchen
Ge=
richtshofes ſolche Folgen nicht hatte. Nachdem die Schuldner
erkannt hatten, daß ſie damit nicht durchlangten, gaben ſie den
Verſuch, die Gläubiger um ihr Geld zu betrügen, auf. Ohne
Gericht und Einigungsamt wurde in zahlloſen Fällen die Sache
unter billigem Ausgleich der gegenteiligen Intereſſen von
Gläu=
biger und Schuldner gütlich geregelt. Und ebenſo iſt es in
Dan=
zig geweſen, wo man dem mit der reichsgerichtlichen Entſcheidung
übereinſtimmenden Urteil des Obergerichts freien Lauf ließ.
Die politiſchen Parteien mögen der Verſprechungen
geden=
ken, die ſie während der Reichstagswahl gegeben haben. Die
Millionen entrechteter Sparer des Reichsverbands, die darauf
vertraut haben, erinnern ſich ihrer. Sie werden, falls die
Ver=
ſprechungen nicht gehalten werden, daraus bei kommenden
Ge=
legenheiten die Folge ziehen.
Die Rot der Geiſtlichen.
Der Abbau der Gehälter hat beſonders einen Stand ſchwer
getroffen: die evangeliſchen Geiſtlichen. Wir entnehmen einem
größeren Aufſatz der Nr. 32 des „Daheim” über dies Thema
folgendes:
„Es gibt viele Pfarrer, deren Gehalt kaum der öffentlichen
Armenunterſtützung gleichkommt. Durch Unterernährung ſind
mehrere Todesfälle von Pfarrern vorgekommen, andere während
des Gottesdienſtes ohnmächtig zuſammengebrochen. Ein anderer
trauriger Einzelfall: Ein Pfarrer, der in einem Bergwerk
ar=
beitete, verlor dort durch Unfall ein Bein. Nun mußte die Frau
auf Arbeit gehen. Ein anderer, Vater von fünf Kindern, der
keine Kohlen kaufen konnte, wollte im Pfarrholz ſich Holz holen.
Das geborgte Geſpann ging durch, riß ihn um, ſo daß er ſeinen
Verletzungen erlag.
Was die Art des Nebenverdienſtes anbelangt, ſo beſteht eine
große Mannigfaltigkeit. Ein großer Prozentſatz iſt als Aushelfer
mit untergeordneten Dienſten in Banken, Girokaſſen oder
indu=
ſtriellen Unternehmungen beſchäftigt; einzelne ſuchen ſich durch
Privatſtunden zu helfen; hier war ein Pfarrer in einer Gärtnerei
tätig, ſein tuberkuloſes Leiden verſchlimmerte ſich aber ſo ſehr,
daß er es aufgeben mußte; dort meldete ſich einer bei der Poſt
als Aushilfspoſtbote; einzelne ſind als Bergleute eingefahren;
Pfarrer H. in R. geht täglich in eine Ziegelei und bedient dort
die 15 Oefen. Wo, ſei es infolge allzu großer Amtsarbeit, ſei es
infolge Kränklichkeit, es nicht möglich iſt, daß der Pfarrer auf
Nebenarbeit geht, tut es die Frau. Frau Pfarrer F. in Dr.,
ob=
wohl ſchon in den Fünfzigern, ging bis vor kurzem dreimal
wöchentlich in die Fabrik, Frau Pfarrer P. in 3. ging, um ihrem
Mann die Fortführung der Amtsarbeit zu ermöglichen, acht
Stunden täglich in eine Druckerei, hielt es aber nicht aus und
brach zuſammen. Nun geht der Mann auf Nebenarbeit. — Frau
Superintendent D. 3. in L. geht ebenfalls täglich auf
Neben=
arbeit in eine Buchdruckerei. — Superintendent W. in M. iſt
gezwungen, die ganze Woche auf Nebenerwerb zu gehen; den
Konfirmandenunterricht muß er neben aller anderen
Sonntags=
arbeit am Sonntagabend halten. Daß die Geſundheit der
Pfar=
rer unter dieſem Uebermaß von Arbeit ſehr gefährdet iſt, bedarf
keines beſonderen Nachweiſes.
Verheerend ſind naturgemäß die Folgen ſolcher Zuſtände auf
das kirchliche Leben. Wenn es auch unter Aufbietung aller Kräfte
gelingt, die Amtshandlung durchzuführen, — ſoweit nicht auch
ſie, z. B. Konfirmandenunterricht, Bibelſtunden,
Kindergottes=
dienſt unter der Brennmittelnot leiden — die perſönliche
Seel=
ſorge muß völlig in den Hintergrund treten, und damit wird
gerade das unterbunden, wonach unſere Zeit beſonders verlangt.
Natürlich erkennen auch die Gegner der Kirche die Lage und
arbeiten mit allen Mitteln, um ſie für ſich auszubeuten”. — Es
iſt ſehr dankenswert, daß das „Daheim” dieſe Zuſtände, die
namentlich im Freiſtaat Sachſen beſonders ſtark zutage treten,
einmal beleuchtet. — Auch ſonſt möchten wir bei dieſer
Gelegen=
heit unſere Leſer darauf hinweiſen, daß ſie im „Daheim” eine
Wochenſchrift finden, die für deutſchen Geiſt und deutſche Sitte
ſich ganz einſetzt, deutſch iſt, ohne im böſen Sinne „politiſch”
zu ſein.
Die Arbeit im Garten
die Ausübung des Sports, die Wanderungen, werden erſt zum Genuß
bei Verwendung einer Flaſche „Kulexin” die die läſtigen Schnaken
Bürger Darmſtadts!
Am 28. Juni ſind 5 Jahre verfloſſen, daß das Friedensdiktat von Verſailles unterzeichnet wurde. 5 Jahre der ärgſier. Demütigung und
ſchamloſeſten Unterdrückung ſind über uns dahingezogen. Noch iſt kein Anzeichen einer Beſſerung vorhanden. Sollen wir ſtilſchweigend immer
neue Laſten auf uns nehmen? Nein, und abermals nein!! Und doch müſſen wir es, ſolange die Lüge von unſerer Schuld am Kriege
dem „Friedensvertrag” einen Schein von Necht gibt. Darum auf zum Kampf gegen die Kriegsſchuldlüge!
Mitbürger! Wir rufen Euch auf zu der am Sonntag, den 29. Juni, 113 Uhr vormittags, im Saalbau ſtatrſindenden
Maſſenkundgebung!
Arbeitsausſchuß deutſcher Verbände / Pereinigte vaterländiſche Verbände Starkenburgs
Verband heſſiſcher Regimentsvereine / Hochſchulring und Altherrnſchaft des Hochſchulrings
Seite 40.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 29. Juni 1924.
Rummer 179.
Sport, Spiel und Turnen.
Fußball.
Verein für Raſenſpiele E. V., Darmſtadt.
Mit dem heutigen Sonntag beſchließt der V.f.R. Darmſtadt, die
diesjährige Spielſaiſon. Die Ligamannſchaft des V.f.R. begibt ſich zu
einem Propagandaſpiel nach Michelſtadt, während die zweite Mannſchaft
in Erbach i. O. die Vereinsfarben zu vertreten hat. Wirſt man einen
Rückblick über die verfloſſene Spielzeit, ſo kann man ſagen, daß die
Ligamannſchaft des V.f.R. trotz mancher Niederlagen in den meiſten
Spielen aber bewieſen hat, daß ſie fähig und würdig iſt, der Kreisliga
des Odenwaldkreiſes anzugehören. Die Jugend= und
Schülermann=
ſchaften des V.f.R. werden noch einige Zeit auf dem grünen Naſen
tätig ſein. Die la Jugend begibt ſich nach Münſter zum Verbandsſpiel
und wird beſtrebt ſein, die Niederlage im Vorſpiel wieder wett zu machen.
Weiter finden noch folgende Spiale ſtatt: V.f.R. Ib —1. Jgd.
Hems=
bach; 1a Schüler—2. Jgd. Sportverein Roßdorf und 1b Schüler gegen
1. Schüler Sp.=V. Meſſel. Hoffen wir, daß ſämtliche Mannſchaften am
Sonntag ihrer Pflicht eingedenk ſind, den V.f.R. Darmſtadt aufs Beſte
zu vertreten.
E. W.
Leichtathletik.
Schwimmen.
Deutſche Meiſterſchaften.
Der Meldeſchluß für die in Berlin ſtattfindenden Meiſterſchaften iſt
durch den Verbandsſchwimmwart auf den 17. Juli verlegt worden. Das
Rettungsſchwimmen wird in dieſem Jahre erſtmalig in veränderter
Form ausgetragen. Die zu löſenden Aufgaben werden den Bewerbern
erſt am Start geſtellt.
Magdeburgs großes Wettſchwimmen.
Die als Demonſtration gegen die Ausſchließung der deutſchen
Schwim=
mer von der Olympiade in Paris vom Magdeburger S. C. 96
ausge=
ſchriebene Veranſtaltung vom 4.—6. Juli, die die gleichen bei der
Olym=
piade auszutragenden Wettbewerbe umfaßt, hat eine vorzügliche
Melde=
liſt eaufzuweiſen. Die geſamte deutſche Klaſſe: Berger, Vierkötter,
Skam=
per, Eitner, Gubener, Dahlem, Treis, Rademacher, Gropper, Bencke,
Sommer, Bähre uſw. wird am Start ſein. Ebenſo vorzüglich ſind die
Staffeln beſetzt, die alle Mannſchaften an den Start bringen werden,
die überhaupt im deutſchen Schwimmſport eine Rolle ſpielen.
Beſonde=
res Intereſſe beanſprucht das Zuſammentreffen von Breslau,
Magde=
burg und Köln, denn das Leipziger Feſt zeigt durch den Breslauer Sieg
über Magdeburg, daß hier eine Verſchiebung der Kräfte ſtattgefunden hat.
Auch auf allen anderen Gebieten wird die Magdeburger Veranſtaltung
eine Klärung bringen. So ſtarten im Rückenſchwimmen Dahlem, Citner,
Skamper, Heiderſcheidt. Der Kampf um die Führung in der Bruſtlage
wird in dem Treffen Rademacher, Sommer Bähre erneuert. Der
deutſche Meiſter Heinrich=Leipzig fehlt im freien Stil. Sehr dürftig ſind
die Damenwettbewerbe beſetzt. Es werden annähernd 49 Vereine
ver=
treten ſein aus Berlin, Breslau, Bremen, Chemnitz, Darmſtadr, Deſſau,
Dortmund, Dresden, Eſſen, Gleiwitz, Hannover, Köln, Leipzig,
Magde=
burg und Zeitz,
Hochſchulmeiſterſchaften in Marburg.
Der deutſche Reichsausſchuß für Leibesübungen wird bei den
Hoch=
ſchulmeiſterſchaften in Marburg 18.—20. Juli durch Staatsſekretär z. D.
Dr. Lewald und Dr. Diem, die Deutſche Hochſchule für
Leibes=
übungen durch ihren Rektor, Geh. Rat Prof. Dr. Bier und ihren
Lehrer Dr. Altrock vertreten ſein.
Ein Dreiſprung von 16 Meter.
Aus Helſingfors kommt neue Nachricht von einer fabelhaften
Leiſtung eines finniſchen Leichtathleten, der den Weltrekord im
Dreiſprung verbeſſerte. Der Finne Rainie ſprang nicht weniger
als 16 Meter weit. Die ſeither geltende offiz lle Leiſtung gehörte dem
Amerikaner Ahearne ſeit 1911 mit 15,51 Meter. — Bei der gleichen
Veranſtaltung ſtieß der Finne Torpo die Kugel 15,45 Meter weit.
Houben—Paddock.
Ein Zweikampf, wie ihn die deutſche Sportwelt ſchon lange erſehnt,
ſoll nun in nächſter Zeit vonſtatten gehen. Der deutſche
Kurzſtrecken=
meiſter Houben, deſſen Weltrekordleiſtung im 100 Yardslaufen in der
ganzen Welt berechtigtes Aufſehen erregt, ſoll mit dem amerikaniſchen
Sprinter Paddock zuſammentreffen. Die Kopenhagener Sportfreunde,
die von der Leiſtung des deutſchen Meiſters begeiſtert ſind, haben dieſen
ſenſationellen Zweikampf zwiſchen den beſten Sprintern der alten und
neuen Welt zuſtande gebracht, der am 31. Auguſt in Kopenhagen die
beiden Läufer über 100 und 200 Meter zuſammenführen wird.
Wettkämpfe im Ausland.
Die Budapeſter Leichtatletikmeiſterſchaften ergaben folgende Meiſter:
100 Meter: Gerö 11 Sek.: 200 Meter: Gerö 22,3 Sek.; 400 Meter:
Kurunczy 50,4 Sek.; 800 Meter: Benedek 2:00 6 Min.; 1500 Meter:
Senkey 4:16,8; 5000 Meter: Groß 15:56; 200 Meter Hürden: Somfay
26,4 Sek.: 400 Meter Hürden: Somfay 57 Sek.; Speer: Senkey 54,77
Meter; Stabhochſprung: Pataky 3,40 Meter; Dreiſprung: Somfay
14,05 Meter; Hochſprung: Nazdar 1,86 Meter. — Der Länderkampf
Oeſterreich=Tſchechoſlowakei in Prag wurde von den
Tſchechen überlegen mit 83:37 Punkten gewonnen. Die öſterreichiſche
Mannſchaft war ſehr ſchwach, Kühnel (Wien) verbeſſerte im 5000 Meter=
Gehen mit 22:58,2, Dr. Pogandi (Prag) im Kugelſtoßen mit 12,80 Meter
und die tſchechiſche Mannſchaft in der 4mal 100 Meter Staffel mit 44,2
Sek. die Rekordleiſtungen. — Bei den amerikaniſchen
Ausſcheidungs=
kämpfen des Südens ſiegte im 100 Meter Lauf Cheany von der
Uni=
verſität Haward Pahne (Texas) in der fabelhaften Zeit von 10,4 Sek.,
die dem beſtehenden Weltrekord gleichkommt.
Boxen.
Rudern.
Hamburger Ruderregatta.
Die internationale Hamburger Ruderregatta, die ſich auch diesmal
über drei Tage (11., 12., 13. Juli) erſtreckt, hat eine ganz ausgezeichnete
Beteiligung gefunden. 55 Verein aus allen Teilen Deutſchlands und
dem Ausland haben 331 Boote angemeldet. Dieſe Zahl bedeutet einen
Rekord. Die Internationalität wird durch die Teilnahme däniſcher und
holländiſcher Ruderer gewahrt. Zum Großen Vierer und Senats=
Achter liegen je vier, zum Verbands=Vierer o. St., Zweier v. St. und
Alſterpokal=Einer je fünf, Hammonia=Vierer ſechs, Doppel=Zweier vo.
St. ſieben Bootsmeldungen vor.
34. Stettiner Ruderregatta.
Die 34. Stettiner Ruderegatta am 6. Juli hat, trotzdem am gleichen
Tage die Potsdamer Regatta vor ſich geht, ein günſtiges Meldeergebnis
gehabt. Insgeſamt ſind von 20 Vereinen 89 Boote mit 466 Ruderern
gemeldet worden. Neben der geſamten Stettiner Rudergilde ſind
ins=
beſondere die Städte Berlin, Frankfurt a. O., Breslau, Danzig,
Stral=
ſund, Anklam, Roſtock, Swinemünde vertreten.
Junior=Leichtgewichts=Weltmeiſterſchaft.
Die Junior=Leichtgewichts=Weltmeiſterſchaft im
Boxen gelangte in Brooklyn zwiſchen dem Titelhalter Johnny Dundee
und dem Herausforderer Kid Sullivan zum Austrag. Sullivan landete
harte rechte und linke Haken wo er wollte, und der Weltmeiſter Dundee,
der ſchon in der letzten Zeit eine erhebliche Formverſchlechterung gezeigt
hatte, verlor glatt nach Punkten und mußte den Titel an Sullivan
ab=
treten. Die mit großer Spannung erwartete Begegnung des
Feder=
gewichtsmeiſters von Europa Fred Bretonnel=Frankreich mit dem
Eng=
länder Danny Fruſh ging am Dienstag Abend in Paris vor ſich und
endete mit dem Siege von Bretonnel in der 8. Runde, in welcher Danny
Fruſh aufgab.
Tom Gibbons gegen Bloomfield.
Der amerikaniſche Schwergewichtsboxer Tom Gibbons, der kürzlich
Carpentier einen überlegenen Kampf lieferte, trifft in Newyork im Juli,
einem eigenen Drahtbericht zufolge, mit dem Engländer Jack
Bloom=
field zuſammen.
Hocken.
Aufgehobenes Spielverbot.
Der Deutſche Hockeybund hat das Spielverbor gegen die
Deutſche Hochſchalmeiſterſchaft im Hockehy vorbehaltlich eines
Vertrags=
abſchluſſes mit dem Deutſchen Hochſchulamt für Leibesübungen,
aufge=
hoben und ſeine Mitglieder zur Teilnahme an den Spielen freigegeben.
Motorſport.
Viertes Baden=Badener Automobil=Turnier.
Badiſcher und Rheiniſcher A.=C. haben die Vorbereitungen zum
großen Automobilturnier in Baden=Baden das in der Zeit vom 8. bis
13. Juli ſtattfindet, nahezu abgeſchloſſen. Das Programm iſt wie folgt
aufgeſtellt worden: 8. Juli: Abnahme der Wagen; 9. Juli:
Flach=
prüfung über 5 Kilometer mit ſtehendem Start; 10. Juli: Tourenfahrt
in den Schwarzwald (100—150 Kilometer); 11. Juli: Bergprüfung
über 5 Kilometer mit ſtehendem Start; 12. Juli:
Geſchicklichkeitsprü=
fungen; 13. Juli: Schönheitskonkurrenz der Wagen, Damen=
Geſchicklich=
keits=Konkurrenz, Preisverteilung.
Eifelrundfahrt 1924.
Nideggen in der Eifel iſt am 17., 18. und 19. Juli Start= und
Ziel=
ort der Eifelrundfahrt. Veranſtaltet vom Gau IV des ADAC., verſpricht
dieſe Motorrad= und Automobilſportliche Veranſtaltung nach den bis
heute eingegangenen Meldungen die am heißeſten umſtrittene ſportliche
Straßenveranſtaltung des Jahres zu werden. Die altbekannte 33
Kilo=
meter lange Eifelrundſtrecke iſt in beſter Verfaſſung. Am 17. Juli, dem
erſten Tage der Eifelrundfahrt, ſtarten die Motorräder in folgenden
Klaſſen: bis 150, bis 250, bis 350, bis 500, bis 750 und über 750 ccm. —
Die Klaſſen I und II müſſen die 33 Kilometer lange Rundſtrecke 6mal,
die übrigen Klaſſen 10mal durchfahren. Am 18. Juli kommen die
Touren=
wagen zu ihrem Recht. Die Ausſchreibung nennt für dieſe Kategorie
folgende Klaſſen: Kl. 1 bis 4 PS., Kl. 2 bis 5 PS., Kl. 3 bis 6 PS.,
Kl. 4 bis 8 PS., Kl. 5 bis 10 PS., Kl. 6 bis 12 PS., Kl. 7 über 12 PS.
Hier haben die Kl. 1 6mal, die Kl. 2 8mal, die Klaſſen 3—7 10mal die
Nundſtrecke zu durchfahren. Der dritte Tag endlich, der 19. Juli bringt.
die Prüfung der Rennwagen. Die Wagen der Kl. 1 bis 1,5 Lit.
durch=
fahren das ſchwierige Gelände 12mal, die über 1,5 bis 3 Lit. 15mal.
Engliſche Touriſt Trophy.
Auf der Inſel Man begann am Montag das engliſche Touriſt=
Trophy=Rennen für Motorräder bis 350 Kubikzentimeter
Zylinderin=
halt. Der altbekannte Rundweg von zirka 60 Kilometer Länge, mit
über 300 Kurven, war ſechsmal zu durchfahren. Unter den 58
Teilneh=
mern, von denen viele durch Defekte und zum Teil ſchwere Stürze
aus=
ſchieden, ſiegte der Amateurfahrer Tremlow auf New=Imperial in
4 Stunden, 4 Minuten, 21 Sekunden. Am Mittwoch ſtarteten die
Klein=
krafträder bis 175 Kubikzentimeter zum Rennen über 113 engliſche
Mei=
len, das Porter auf New=Gerard in 2:12:40,4 gewann, während die
Kon=
kurrenz der Maſchinen mit Beiwagen bis 600 Kubikzentimeter über 175
Meilen Tukker auf Norton in 2:46:34 mit weitem Vorſprung an ſich
brachte.
Pferdeſport.
Mannheimer Juli=Pferderennen.
Wie nach dem glänzenden Reſultate der Handicaps nicht anders zu
erwarten war, hat auch der Nennungsſchluß für die 15
Altergewichts=
rennen das gleiche erfreuliche Ergebnis zu verzeichnen. Die
Alters=
gewichtsrennen vereinigen nach den vorläufigen Zuſammenſtellungen
592 Unterſchriften, ſodaß für das ganze Meeting einſchließlich der
Aus=
gleiche 948 Unterſchriften vorliegen. Am „Pfälzer Weinorte=Renntag”
hat der „Preis von Deidesheim”, der ſich bei einer Diſtanz von 1450
Meter an die „Flieger” der beſten Klaſſen wendet, mit 62 Unterſchriften
das ſtärkſte Intereſſe erfahren, überhaupt iſt die Verpflichtung für die
ſieben Rennen dieſes Tages durchweg ſtärker, was wohl auf die
herr=
lichen Weinſtiftungen zurückzuführen ſein mag.
Tennis.
Frankfurter Tennisturnier.
Der Nennungsſchluß für das allgemeine Frankfurter Tennisturnier,
das demnächſt ſeinen Anfang nimmt, iſt glänzend ausgefallen. Die
Extraklaſſe iſt faſt vollſtändig vertreten. Es haben u. a. genannt:
Froitzheim, Kreutzer, Demaſius, H. Kleinſchroth, Hannemann v. Biſſing,
Frau Friedleben, Frl. Weihermann, Frau Neppach, Frau Käber, Frl.
Kallmeher. Zur Juniormeiſterſchaft von Deutſchland
ſind ebenfalls zahlreiche Nennungen aus allen Teilen Deutſchlands
ein=
getroffen.
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Hausfrau und Bettlerunweſen
Jede Notzeit, die unſer Volk durchmachte, hatte auch eine
ganz bedeutende Zunahme des Bettlerunweſens zur Folge. Im
berüchtigten Hungerjahr nahm es in verſchiedenen Gegenden
einen derartigen Umfang an, daß, wie die Chronik meldet, an den
Häuſern der gutſituierten Bürger „Türklopfer und Klingelzug
vom frühen Morgen bis ſpäten Abend nicht kalt wurde.‟ Die
deutſche Hausfrau aller Stände war ja von jeher bekannt dafür,
voll Mitleid und Hilfsbereitſchaft einzugreifen, wo immer ſich ihr
Not und Elend nahte. Verſchiedene Bilder, das bekannteſte
dar=
unter die hl. Eliſabeth, illuſtrieren es gar treffend und
über=
zeugend.
Dieſe Hilfsbereitſchaft gegenüber Armen, Bedrückten und
Notleidenden, ließ auch die karitativen Einrichtungen und
Orga=
niſationen ſo groß und ausgedehnt werden, wie wir ſie
alleni=
halben finden. Immer war es die Frau, die gütige,
mild=
tätige, für Not und Elend immer hilfsber ite Frau, die
weich=
herzige, die ſofort die richtigen Mittel und Wege fand, jener zu
ſteuern, wo immer ſie ihr begegnete. Keine Behörde könnte und
würde auf die Dauer dieſer ihrer freiwilligen Hilfstätigkeit
ent=
raten kInnen, wo es gilt, Not und Elend, derſchulde: und
unver=
ſchuldet, aufzuſpüren und nach Möglichkeit zu mildern und zu
be=
ſeitigen All ihr Wollen und Vollbringen würde ohne ſie immer
Stückwerk bleiben.
Nun leben wir ſchon ſeit langem wieder in einer Notzeit,
die mit jedem Tage fühlbarer wird. Der allgemeine Abbau hatte
bermehrte Arbeitsloſigkeit im Gefolge, die Erwerbsloſenämter
mußten infolge der Notlage der Gemeinden ebenfalls erheblich
verringert werden. Die Folge iſt Mangel und Not an allen
Ecken und Enden, zumal weite Schichten unſeres Volkes bisher
noch nicht in der Lage waren, die empfindlichſten Lücken ihres
Hausweſens wieder zu füllen. Daß unter dieſen Verhältniſſen
Hauſierer= und Bettlerunweſen immer größeren Umfang
anneh=
men, iſt kaum verwunderlich. Das erſtere hat freilich vor
letzte=
rem immer noch den Vorzug, daß die damit Befliſſenen von der
Hausfrau neben der Beläſtigung, die ihr Vorſprechen an ihrer
Wohnung mit ſich bringt, demerlei Opfer fordern, da es ſich ja
hier um gegenſeitige Leiſtungen handelt. Anders aber liegt die
Sache bei der Bettelei. Hier wird unter Ausnutzung jeder
Change” ihr Mitleid zu erregen verſucht, daß ſie dann — das
bei einigem Geſchick der Bettelnden faſt ftets gelingt — zu mehr
oder minder großem Opfer veranlaßt, ſei es Geld, Nahrung oder
Kleidung. So lange ſie in der Gewißheit gibt, einem wirklichen
Notſtand zu ſteuern, ſoll gegen ihre Gebefreudigkeit keinesfalls
Sturm gelaufen werden. Wie ſteht es aber in Wirklichkeit
da=
mit? Der Bettler, verſchuldet oder unverſchuldet in dieſe
Not=
lage geraten, (meiſt das letztere natürlich) tauſcht am Abend,
nach glücklich beendetem „Beutezug” ſeine Erfahrungen in der
Herberge oder Kaſchemme aus. Beweis: was wohl ſchon jede
Hausfrau beobachten konnte, daß bei der Schuh=, Wäſche= oder
Kleiderſpenderin, meiſt während der nachfolgenden Tage und
Wochen, nach den gleichen Gegenſtänden gefragt oder um dieſe
gebeten wird. Eine Tatſache, die auch zur Genüge die
Gedanken=
trägheit der Bettler beweiſt, die ohne Weiteres annehmen, daß
dort, wo ein Paar Schuhe, ein Hemd ein Rock geſchenkt
wurde, nun unbedingt eine ganze Anzahl gleicher Gegenſtände
zum Verſchenken bereitliegen müſſe. Aber der erfolgreiche
Bett=
ler geht noch weiter. Sein „Solidaritätsgefühl” veranlaßt ihn
dazu, da, wo er nicht mündlich über ſeine Erfolge berichten kann,
ſeine Genoſſen durch ſchriftliche Belebrung darüber aufzuklären,
wo und was ſie zu hoffen und welche Tricks ſie dabei anzuwenden
haben, um die betreffende Geberin am beſten zu „rühren”
Die Hausfrau wird als Ausbeutungsobjekt gekennzeichnet durch
die ſogenannte „Zinkenſprache” — myſtiſche Zeichen an und
neben der Haus= oder Korridortüre, an der Hauswand, im
Trep=
penhauſe, neben der Wohnungsklingel oder wo ſie ſich ſonſt mit
Bleiſtift oder Rötel anbringen laſſen. Die kundigen Thebaner
wviſſen ſie ſicher zu finden und — ſchröpfen die Hausfrau weiter
mit Erfolg — bis ſie eines Tages hinter ihre Schliche kommt und
jede weitere Unterſtützung ablehnt. Mit dieſer ihrer plötzlichen
Härte trifft ſie dann aber auch die ſchuldloſen und wirklich ihres
Mitleides bedürftigen Bettler. Um dem vorzubeugen, beginnt
bald das alte Lied von Neuem und ſchließlich wieder zu ihrem
eigenen Schaden und ſei es nur gründliche Verärgerung.
Da iſt es denn zu begrüßen, daß in verſchiedenen
Großſtäd=
ten wenn wir nicht irren, dem Vorgehen Hamburgs ſolgend,
r5r 5
Jeder Zeitgeiſt richtet ſich ſelbft.
Nicht der Dank qualifiziert unſere Leiſtungen, ſondern
unſer Verdienſt.
Elſe Marlott Seitz
ſogenannte Bettlerſchecks geſchaffen werden. Dieſe, in Heften
verſchiedenen Umfanges käuflich ,ſollten nun den Bettlern, ſtatt
jeder anderen Spende überreicht, die Möglichkeit bieten zu einer
warmen Mahlzeit zu kommen, andernfalls verhüten, daß mit
er=
betteltem Brot und Kleidungsſtücken, wie es bisher geſchah, der
unlautere Bettel einen ſchwunghaften Handel trieb, um den
Erlös in Alkohol umzuſetzen. Letzten Endes jedoch alle jene
Elemente vor völliger Lahmlegung ihrer geiſtigen und
körper=
lichen Kräfte und Fähigkeiten bewahren helfen, die andernfalls,
abgeſtumpft, durch den müheloſen Erwerb, oft ſchon in jungen
Jahren zu einer ſchweren Bürde für jedes Gemeinweſen werden.
Die bisher gemachten Erfahrungen mit dieſen Bettlerſchecks,
von denen erſt eine Anzahl in der Hand des Einzelnen
vorhan=
den ſein muß, ehe er dafür eine Mahlzeit erhält, haben bisher
die beſten Erfolge gezeitigt. Der Bettlerunfug, der ſich ſchon zu
einer wahren Plage für die Hausfrau mancher Gegenden
aus=
wuchs, hat ganz überraſchend abgenommen. Lohnt es ſich doch
nicht mehr, wegen eines Pfennigſchecks, von Tür zu Tür,
Trepp=
auf und Treppab zu ſteigen, um ſchließlich ihn doch nur gegen
warme Koſt eintauſchen zu können. Mit dem Erlös von der
Ausgabe der Scheckhefte an die Hausfrauen, können aber
ge=
meinnützige Organiſationen bei unverſchuldeter Armut, zu der
ſchon gebotenen, weitere Hilfe und Unterſtützung gewähren und
die geplagte Hausfrau bleibt bei Verminderung des
Bettlerun=
fugs vor Zeitverluſten bewahrt, die im Laufe des Tages für ſie
ganz erheblich fühlbar werden.
E. Th.
*Der Fuchs und die Gans
Eine Fabel.
Es dunkelt.
Gemächlich ſchlendert der alte Fuchs den Feldrain entlang.
Hinter dem Hofe harrt das junge Gänschen. Denn es iſt
Kammer=
fenſterzeit. Und ſie, die Gans, hat noch keinen Fuchs geſehen.
Sie kennt ihn nur vom Hörenſagen, von den Schnatterwarnungen
der Frau Gänſemama her. Man weiß ja, was von ſolchen
Warnungen zu halten iſt. Die Mütter waren ja immer . .
Aber gerade das reizt.
Und ſie will einfach ihr Abenteuer haben.
Schaudernd vor ſeliger Erwartung überläuft das Gänschen
eine Gänſehaut um die andere.
Und Meiſter Reinecke philoſophiert ſchon des Weges daher:
Merkwürdig, mich nennen ſie einen Feind des Geflügels.
UInd ich bin doch ein ausgeſtochener Liebhaber des
Feder=
viehs, beſonders der zarten jungen Gänschen. Ah!
Das Gänschen überläuft eine Doppelgänſehaut, wie ſie der
Fuchs ſchweifwipdend umſtreicht. Sie muß die Augen ſchließen
vor Wonne. Alſo das iſt er, Er, der Herrlichſte von allen . .
„Guten Abend, Liebling”, haucht der Fuchs. „Wenn du
wüßteſt, wie ſich mein Herz ſchon lange nach dir geſehnt! Wie
oft ſah ich dich vom Waldesſaum her am hellen Tag. Nun
end=
lich ſchlägt des Glückes Stunde. Werde mein!“
„Liebſt du mich wirklich?” ſtottert das Gänschen.
„Ueber alle Maßen! Ich hab dich, wie man ſo ſagt, zum
Freſſen gern,” ſchwört der Fuchs im Bruſtton der lauteren
Wahrheit.
„So beweiſe es mir!” bittet die Gans.
Und der Fuchs frißt ſie, daß die Federn ſtieben.
„Nanu?” ſagt Mama Raffke. „Was wollen Sie? Meine
Olla hat zwei Millionen Rentenmark mitbekommen. Da kann
mein Schwiegerſohn, der Herr Graf von Fuchſeneß, doch
zufrie=
den ſein? Wo er keinen roten Heller nich beſitzt? Was wollen
Sie alſo mit der Fabel? Nanu?”
F. Schrönghamer=Heimdal.
Eine vielgeſchätzte Sommerdelikateſſe
Die Monde ohne R find gut zum Reiſen,
Zum Hochzeitmachen und zum Krebſeſpeiſen.
Das ſcheinen nicht nur unſere Vorfahren, ſondern auch die
alten Römer ſchon gewußt zu haben. Iſt doch in dem einzigen,
uns überlieferten Kochbuch aus dem römiſchen Altertum, von
Caelius Apicius, im Kapitel: „Gehacktes aus der See und im
Darmnetz” auch des Krebſes gedacht. Zu einem „Seefüllſel”
ſol=
len nach dem dort angegebenen Rezept Heuſchreckenkrebſe (
Lan=
guſten), Eremitkrebſe, Garneelen, Tintenſchnecke und Calmar
genommen und mit Pfeffer, Laſerkraut und „Wurz”, ſowie
Moh=
renkümmel gewürzt, mit Weinfiſchlake übergoſſen und gedämpft
aufgetragen werden. Sonſt enthält es keine der hente
gebräuch=
lichen Art Krebsbereitungsangabe, ein Beweis dafür, daß die
damalige Kochkunſt, die es liebte, durch Miſchung und
Verwen=
dung oft völlig entgegengeſetzter Kräuter den Artgeſchmack völlig
zu verdecken, eine Manier, die ja auch heute noch in der
franzö=
ſiſchen Küche geſchätzt und beliebt iſt, das Krebsfleiſch als
ſelb=
ſtändiges Gericht noch nicht ſchätzte. Aber der feine Reiz des
zarten Fleiſches, das freilich von Vaerſt als „laugenhafte Schärfe‟
verunglimpfend gekennzeichnet wurde, hat es doch mit ſich
ge=
bracht, daß im Laufe der Jahrhunderte immer eingehendere
Ver=
ſuche mit ſeiner Verwendung in der feinen Küche gemacht wur
den. Führt doch das Kochbuch des mainziſchen Mundkochs
Marx Rumpoldt, im 16. Jahrhundert verfaßt, ſchon 23
verſchie=
dene Zubereitungen für den Krebs an. Nur ſelten ließ er ihn
bei einem Menu fehlen, und unſere bekannten Delikateſſen: die
gefüllten Krebsnaſen und Scheren in Frikaſſee ſind ſicher auf ihn
zurückzuführen. Iſt doch in dem von ihm verfaßten Kochbuch
folgendes Frühjahrsmenü zu finden: Gebratene Milch und
Veil=
chenmus. Knödel und Würſte von Fiſchen. Gefüllte Krebſe und
am Spieß gebratene Butter. Im 17. Jahrhundert ſcheint ein
weſentlicher Umſchlag der Geſchmacksrichtung bezüglich der
Krebs=
bereitung eingetreten zu ſein. Wird doch in dieſem das beliebte
Kruſtentier vielfach roh mit Eſſig, Oel, Salz und Pfeffer
ver=
ſpeiſt. Hohberg berichtet 1628 ſowohl über den großen
Krebs=
reichtum der Mark Brandenburg, wie auch jenen Ungarns: „Es
werden ganze Wagen voll in Decken von Rohr eingenäht, nach
Oedenburg, Preßburg und Wien geführt und allda um einen
wohlfeilen Preis verkauft.” Und 1718 berichtet Marperger: „
Un=
ter vielen Landen Teutſchlands hat wohl die Mark Brandenburg
den größten Krebsfund, wie denn des Sommers kein Tag
hin=
gehe, da nicht die aus Berlin abgehenden Fuhren und Poſten
eine Quantität derſelben mitnehmen.” Beſonders geſchätzt war
natürlich der Edelkrebs und von dieſen wieder der Oderkrebs, der
vor dem Kriege maſſenweis von Berlin nach Paris ging, das
jährlich 150 000 Kilogramm verbrauchte. Auch die Krebſe
Oeſter=
reichs und Ungarns ſtanden bezüglich ihres vorzüglichen
Ge=
ſchmackes in hohem Anſehen, und Wien ſelbſt hatte ziemlich
ſtar=
ken Bedarf an dieſer Sommerdelikateſſe. Verbrauchte es doch
bis 600 000 Stück jährlich. Freilich, der großen Menge iſt der
Krebs als eigentlicher Gaumenreiz nur in ſeiner Verarbeitung
als Krebsbutter, =extrakt und Krebsſuppe bekannt. Ob die
Schwierigkeit, die ein gekochter Krebs dem Genießenden beim
Verſpeiſen bereitet, mit dazu beitrug, daß er verhältnismäßig
wenig auf der Gaſthaustafel zu finden ift, oder ob der alte
Volksglauben, daß „Krebseſſen Neſſelfieber erzeuge” mit daran
ſchuld iſt? Tatſache iſt jedenfalls, daß er auch in vielen
ein=
fach=bürgerlichen Häuſern niemals in ſeiner roten Herrlichkeit,
als Zierde der Tafel, als Reiz für Auge und Gaumen
gleicher=
maßen, erſcheint, trotzdem er heute bezüglich des Preiſes
gemeſ=
ſen an jenem für andere Gaumengenüſſe, durchaus nicht mehr
zu den unerſchwinglichen Gaumenreizen gehört.
K. G. M.
Frauen=Rundſchau
Welches europäiſche Land beſitzt den größten
Frauenüberſchuß? Bekanntlich hat der Weltkrieg den
chon an ſich vorhandenen Frauenüberſchuß noch gewaltig
geſtei=
gert. In welcher Weiſe ſich dieſer auf die einzelnen europäiſchen,
am Kriege beteiligt geweſenen Länder verteilt, zeigen die
nach=
ſtehenden Angaben. An erſter Stelle ſteht Rußland mit 4
Mil=
lionen Frauenüberſchuß, ihm folgt Deutſchland mit 2½
Mil=
lionen, England und Frankreich haben je 2 Millionen Frauen
aufzuweiſen, für die im Ernſtfalle kein Mann vorhanden wäre.
Italien 1 Million und Oeſterreich ½ Miklion.
L. G.
* Spielende Dorfkinder
Von Ernſt Eimer.
Die Nachmittagsſchule war zu Ende. Johann, der
zehn=
jährige Junge des Pitternickel, ſchlenkerte mit Schieferſtein und
Büchern unter dem Arm nachläſſig dem Elternhauſe zu. Als die
Haustüre nach einigem Rumpeln nicht aufgehen wollte, ſchob
er unter dem Hühnertreppchen einen Stein beiſeite und holte
den Schlüſſel aus dem ſicheren Verſteck des Mauerloches.
Da waren alſo Vater und Mutter wieder im Feld, konnten
ihn nicht zur Arbeit kommandieren, und er hatte heute einen
ſchönen, freien Tag. Dies dachte der kleine Knirps, als er die
knarrende Hausgangtreppe hinaufdappelte. — Doch es war
an=
ders gemeint. Auf der abgeſcheuerten eichenen Tiſchplatte in
der Wohnſtube war mit weißer Kreide aufgeſchrieben) „Gib
den Ferkel im Kübel ihr Getränk auf dem Feuerherd ſteht dein
Kaffee dann komme gleich in den Dammengrund dort hacken
wir Dickwurz.”
Johann ſtand lange enttäuſcht und ſinnend vor dieſem
Ge=
ſchreibſel. Das waren die großen, feſten Schriftzüge der Mutter
denen mußte er ſchon gehorchen. Als er nun gar ein wenig
dachte, es wäre ja gar nicht ſchlimm, wenn er doch nicht ginge,
da drohten die Buchſtaben wie dicke Haſelnußruten.
Johann!!” rief es da laut und ſchallend in ſeine
Erwägun=
gen hinein. „Johann komm heraus, wir verſtecken uns!” Schnell
wie der Wind drückte der kleine Pitternickel ſeine Naſe ans
Fenſterglas. Ei, da waren ſie ja, feine liebſten Spielkameraden!
Rodmüllers Chriſtian und Berghanjers Jörg.
„Ja, ihr Jungen, ich kann nicht, ich muß in Dammengrund,”
meinte er ganz kleinmütig.
Ach Kerle, ſei nicht ſchlecht, das kannſt du doch nachher immer
noch,” kam’s von unten zurück.
Das war ſchon richtig, und weil Verſteckenſpielen einen
grö=
ßeren Reiz hat als Dickwurzhacken, war Johann nicht mehr
da=
gegen. Und er tat auch nur mit, weil es ja nicht lange dauern
ſollte.
Natürlich waren jetzt Haus und Hof vom Pitternickel die
ſchönſten Schlupfwinkel für die Gaffenſtrenzer, denn niemand
ſtörte ſie. Uebermütig und flink wie Wieſel ſchlüpften ſie durch
alle Lücken und huſchten über die Scheunenbalken. Gerade hatte
man nach ſchwierigem Suchen Berghanjers Jörg auf dem
Katzengerüſt unter einem Erbſenbauſch hervorgezogen, da kan
Klein=Johann ein luſtiger Gedanke. Halt, dachte er, jetzt ſollen
ſie mich einmal nimmer finden, ich hüpfe meiner Mutter
ins Bett.
Die Mutter des Betthüpfers hatte aber nun eine ſeltſame
Gewohnheit. Wenn ſie Kuchen backen wollte, ſtellte ſie die mit
Teig gefüllte große Blechſchüſſel ins Bett und fchlug die Decke
über das Ganze hin, damit der Teig richtig gehe und gute Wärme
habe. Da es nun gerade Samstag war und weil Sonntags die
Kuchen nicht auf dem Kaffeetiſch fehlen ſollten, ſtand auch an
dieſem Tage die gefüllte Schüſſel auf ihrem warmen Plätzchen.
Als jetzt die Kuckucks zu neuem Spiele
auseinanderſchwärm=
ten, konnte Johann gar nicht ſchnell genug zu ſeinem Ziele
kom=
men. Ganz ſchalkhaft zog er ſeine Schuhe aus und ſprang dann
blindlings mit einem Satz ins Bett und ſaß richtig in der
Teig=
ſchüſſel. Er ſaß ſo weich und feſt, daß er ſogar einmal „Kuckuck”
rief. Aber das hineingefallene Pitterchen hatte doch bald
be=
griffen, was es da angeſtellt hatte. Um ſich wieder zu erheben,
ſtemmte es beide Aermchen in die Schüſſel und war nun auf
ſolche Weiſe in ſämtliche Kuchen verwickelt. In dieſer Lage
wurde Johann mit einem Mal ſehr unruhig und zappelig. Da
gab es ein Gewirr von ſchmalen und breiten Teigfäden,
ver=
klebten Bettuchzipfeln, verſchmierten Fingern und Hoſenbeinen,
daß das arme Kerlchen ſchließlich ein klägliches Geheule
an=
fing und den drangfalierten Kuchenteig auch noch mit ſeinen
Tränen netzte.
Der Anblick des Teigmännchens war in ſeiner Hilfloſigkeit
ſo poſſierlich, daß ſich die auf das Geſchrei herbeigeeilten
Spiel=
kameraden mit den Händen ganz unbändig auf die Knie
klatſch=
ten und wieherten wie Füllen. Sie verſuchten aber dann doch,
den Freund mit ihren Taſchenmeſſern wieder ſauber zu ſchaben.
Wenn dies auch nicht gelingen wollte, ſo konnten ſie aber
feſt=
ſtellen, daß der zuſammengekratzte Teig immer noch einen
klei=
nen Kuchen gebe.
„Johann, ſei kein Hoſenlappch und laß jetzt das Geflenn,
wenn das Zeug trocken iſt, ſchabt ſich’s noch viel beſſer ab,
meinte Rodmüllers Chriſtian. Der Troſt brachte Beruhigung.
Verſteckenſpielen war wohl dem Kleeblatt für dieſen Tag
ver=
leidet, aber es ſteckte die Köpfe wieder zuſammen zu neuen
Taten. —
In der Scheuer neben der Tennleiter hing das lange
Ernte=
ſeil. Es lief hoch oben unter dem Dache in einer Holzrolle, und
ein eingeknüpfter Krabben hatte den Zweck, die Garben auf die
verſchiedenen Scheunenböden zu bringen.
An dieſem Seile hingen die Jungen in der nächſten Minute.
Sie machten Klimmzüge, ließen die Köpfe nach unten ſchnellen
und wiegten ſich mit hochgeſtreckten Beinen in einer drolligen
Welt.
Der kleine Pitternickel hatte doch immer Pech. Er wollte
eben wieder einmal richtig in die Höhe klettern, bis ins
Katzen=
gerüſt wäre die Reiſe gegangen, da lag er auch ſchon am Boden.
Das abgeriſſene Rollengeſtell war blitzſchnell heruntergeſauſt
und hatte ihm ein Loch in den ſtruppigen Kopf gehauen.
Als gar noch ein rotes Blutbächelchen durch die Haarbüſchel
zog, da dachten die drei ans Sterben und brüllten laut und
herzlich.
Frau Pitternickel im Dammengrund hatte ſich bei ihrem
Dickwurzhacken ſchon öfters aufgerichtet. Mit der Hand über
den Augen ſpähte ſie dann ſcharf den Feldweg entlang, der
dorf=
wärts zog. „Mann,” ſagte ſie plötzlich, „es iſt mir ſo artlich,
der Jung kommt nicht, wenn nur nix paſſiert; ich mache mich
heim und gucke, was er treibt.” „Ja, aber vergiß ihn nicht zu
wippchen,” rief ihr der Alte lachend nach und fuhr einige Male
mit dem Arm durch die Luft.
Als Johanns Mutter ihrem Hauſe zueilte, hörte ſie ſchon
von weitem lachende und kreiſchende Stimmen in der Scheuer.
Dies wird das beſte ſein, dachte ſie, und riß aus dem
Reiſig=
haufen im Hofe einen anſehnlichen Prügel. Aber was ſollte
das heißen? Aus dem Lachen in der Scheune wurde plötzlich
ein Jammergeſchrei. Und alles Unglück muß gewöhnlich
zuſam=
men kommen. Der blutende Johann erkannte im Eingang den
erhobenen Mutterarm mit dem drohenden Knüppel. Da ſchrie
er in ſeiner Herzensangſt alle Sünden hinaus. Ach Mutterche,
ich will ja den Ferkel ihr Getränk, die Dickwurz, der Teig und
die Kuchen.
„Ei, du liebes Gottche, mein gutes, armes Bübchen,” ſo
hörte er im gleichen Augenblick neben ſich ſagen; es däuchte ihn
noch, daß er von zitternden Armen ſanf davongetragen würde.
Das hatte er nicht erwartet. Das leuchtende rote Bächelchen
auf ſeinem Kopfe hatte ihm diesmal Glück gebracht. Eine kleine
Weile ſpäter lag das Pitterchen friſch gewaſchen und ſauber
ver=
bunden im Bett. Das Loch im Kopfe war nicht ſonderlich groß,
denn Johann hatte einen dicken, ländlichen Schädel. Mit halb
geſchloſſenen Augen ſchaute er ſeiner Mutter zu, wie dieſe die
letzten Kuchenteigſpuren wegkratzte. Der kleine Schlingel mochte
ſich gar nicht ausdenken, wie ſchlimm es gekommen wäre, wenn
er jetzt kein Loch im Kopfe hätte.
Das modiſche Dirndl
Die Not unſerer Zeit trug das Dirndlkleid, aus glatt
an=
ſchließendem Mieder und eingereihtem Rock beſtehend, auch in
das Straßenbild der Großſtadt, da es die Vorzüge, zugleich
prak=
tiſch und billig in der Herſtellung zu ſein, in ſich vereinigte. Vom
modiſchen Standpunkt konnte dieſe nicht gutgeheißen und nur als
ſtillos bezeichnet werden, und ſo hat ſeine urſprüngliche Form
durch Modeſchöpfer und Kunſtgewerbler eine Wandlung
erfah=
ren, die es für die verſchiedenſten Zwecke tragfähig machte. Die
Buntheit der Mode kam gerade dieſer Kleidgattung — denn zu
einer ſolchen hat es ſich mit der Zeit herausgebildet — ſehr
zu=
ſtatten, und in Anlehnung an die gegenwärtige Mode entſtanden
ebenſo kleidſame wie zweckentſprechende Modelle, in deren
Her=
ſtellung der Phantaſie und dem Farbenſinn der weiteſte
Spiel=
raum gelaſſen iſt. Auch die Induſtrie ſchuf hierfür ganz
beſon=
dere Gewebe. Dauerhafte Beiderwand, Leinen, Kräuſelſtoff,
Baumwollkrepp, Muſſelin und Kreten in lebhaften Streifen,
Karos und modernen Muſtern erzie en oft vereint mit glattem
Stoff in kräftigem Ton eine kontraſtreiche künſtleriſche Wirkung.
Oder man verarbeitet zwei gegenfätzliche, glatte Stoffe und
be=
lebt den einen mit Stickerei in bunten Farben.
Zwei Punkte jedoch ſind für das modiſche Dirndl zu
be=
achten: erſtens trage es nur zu gediegenem Schuhwerk ohne den
hohen Abſatz, zweitens keine Lockenfrifur, ſondern das Haar
möglichſt ſchlicht zum Knoten aufgeſteckt, da ſonſt der Charakter
des Kleides leicht beeinträchtigt würde.
Unſere heutigen Abbikdungen, die mit Hilfe von Beyer=
Schnitten und Muſtern leicht ſelbſt anzufertigen ſind, geben
reiche Anregung für die verſchiedenſten Formen und
Stoff=
zuſamenſtellungen, für die eventuell auch vorhandenes Material
verwendet werden kann.
Die kontraſtreiche, künſtleriſche Wirkung des Kleides 38 251
wird durch das Leibchen aus weißgrundigem, ſchwarz und orange
gemuſtertem Kreton zu dem kräftig=grünen Frotteerock geſchaffen.
Dieſen umzieht unten in Schlingen aufgenähte ſchwarze Sutache,
indeſſen die Ränder des Leibchens mit krauſen Schößchen mit
orangefarbenen Blenden ſchmal eingefaßt ſind. Recht originell
wirkt das ſchwarzweiße Schnurmotiv mit durchgeleiteten
orange=
gelben Satinbeuteln als Taſchen (erforderlich 1,35 Meter
ge=
muſterter, 3 Meter glatter Stoff, je 80 Zentimeter breit, Beyer=
Schnitt für 46 Zentimeter Oberweite).
Das ſich ſtark der herrſchenden Modenlinie anlehnende Kleid
38 253 beſteht aus braunem Leinenrock und grünem Leibchen mit
bunter Stickerei in Lieienmuſtern und Motiven (erforderlich 1,85
Meter brauner, 1,25 Meter grüner Stoff, je 80 Zentimeter breit,
Beyer=Schnitt für 46 Zentimeter Oberweite, Beyer=
Abplätt=
muſter Nr. 010 094/IT 2 Stück).
Als Gartenkleid eignet ſich die Form des Kleides 38252, das
vorn und rückwärts gleichſeitig aus erdbeerrotem und weißem
buntgemuſterten Waſchkrepp gearbeitet iſt. Rotes Seidenband
ergibt die Schärpe. (Erforderlich etwa 1,40 Meter gemuſterter,
1,60 Meter glatter Stoff, je 80 Zentimeter breit, Beyer=Schnitt
für 46 Zentimeter Oberweite.)
Buntgeſtreifte Beiderwand iſt für das fürs Gebirge und den
Landaufenhalt beſtimmte Kleid 7688 verarbeitet, unter dem man
eine knapp anliegende Futterbluſe mit Puffärmeln auf weißem
Batiſt trägt, die unten in ſchmale Bändchen gefaßt ſind. Der
ſchmale, auswechſelbare Kragen, iſt verſtürzt zuſammengenäht.
Für das Leibchen iſt der Stoff in ſchräger Fadenlage verarbeitet,
was von ausnehmend guter Wirkung iſt. An den eingereihten
quergeſtreiften Rock geſetzt, ſchließt das Leibchen im Rücken mit
einer dichten Knopfreihe. (Erforderlich etwa 3,50 Meter Stoff,
80 Zentimeter breit, Beyer=Schnitte für 42 und 46 Zentimeter
Oberweite.)
Die neueſten Sommermoden wurden bei dem Rennen von
Chantilty von den Pariſer Modedamen zur Schau geſtellt. Am
auffälligſten waren die bunten Stöcke aus Mallacca=Holz, die
viele Damen trugen. Dieſe Stöcke in Hellblau, Weiß und Grün
müſſen genau zu der Farbe der Toilette der Trägerin paſſen und
ſind ſehr koſtbar, da ſie Knöpfe von Elfenbein, Jade, feinem
Por=
zellan und anderen wertvollen Stoffen haben. In dem großen
Knopf iſt auch ein Behältnis für die unentbehrlichen
Toilette=
gegenſtände, Schminkſtift, Puderquaſte uſw., angebracht. Viele
Toiletten waren in Schwarz und Weiß gehalten, alle zeigten Ihr
kurze Röcke und als Schmuck große Blumenſtickereien in
leuch=
tenden Farben. Die Hüte ſind ſehr klein, aus weißem oder
ſchwar=
zem feinem Stroh oder aus ganz durchſichtiger Seide und Tüll.
Jade — das neue Modejuwel
Der ſmaragdgrüne Jade=Stein, der jetzt ſo vielfach zu
köſt=
lichen Halsketten oder Ohrringen verarbeitet wird, iſt das neueſte
Modejuwel, dem die Frau von Welt huldigt. Freilich iſt dieſer
chineſiſche oder auch neuſeeländiſche Nephrit, der den Namen
Jade erhalten hat, nichts Neues, ſondern wird ſeit uralten Zeiten
verarbeitet. Finden ſich doch ſogar Werkzeuge aus Nephrit ſchon
in vorgeſchichtlicher Zeit bei uns in Mitteleuropa, und da be=
ſonders Beile daraus verfertigt wurden, hat man ihn auch „
Beil=
ſtein” genannt. Wie dieſer Nephrit nach Europa gekommen iſt,
iſt eines der vielen Rätſel, das die Urgeſchichte noch heute
auf=
gibt, denn es iſt bisher noch nicht gelungen, in Mitteleuropa
wirklichen Nephrit zu finden. Den Namen Jade hat der Stein
aauf wunderliche Weiſe erhalten. Es gab im alten Mexiko
Nephrit=Steinbrüche, und die Azteken glaubten, daß der Stein
in pulveriſierter Form das beſte Mittel gegen Kolik ſei. Als
die Leute des Eroberers Cortez den Nephrit zuerſt nach Spanien
brachten, da benannten ſie ihn mit dem ſpaniſchen Namen dieſer
Krankheit „Nijada”, und daraus iſt die Bezeichnung „Jade”
ge=
worden. Die ſchönſten Jadeſteine werden in China gefunden.
Dort hinter der „chineſiſchen Mauer”, die ſich als eines der
Welt=
wunder 2000 Kilometer lang von der Küſte des Stillen Ozeans
bis nach Turkeſtan erſtreckt, liegt Kiaju=Kwan, und hier führt ein
Tor durch die Mauer hindurch, das Ju=men, das Jade=Tor, durch
das einer der älteſten Handelswege der Welt bezeichnet wird, der
bis ins Herz von Tibet führt. Durch dies Tor haben ſchon vor
3000 Jahren die Karawanen den rohen Jadeſtein aus den
Stein=
brüchen von Barkul und Khotan nach China und nach Japan
gebracht, wo daraus die köſtlichſten Kunſtwerke gemacht wurden.
Jade iſt nämlich ein Stoff, der ſchwer zu bearbeiten iſt, denn er
iſt beinahe ſo hart, wie der Diamant. Aber die chineſiſchen
Schnitzer brachten es fertig, daraus nicht nur alle möglichen
Ge=
fäße und Büchſen herzuſtellen, ſondern auch die köſtlichſten
Figu=
ren und Blumen. Dieſe oſtaſiatiſchen Kunſtwerke aus Jade
werden heute ebenfalls ſehr begehrt und hoch bezahlt, und von
dem Glanz dieſer ſchönen Dinge fällt etwas auf die modernen
Schmuckſachen, die unſere Damen ſo lieben. Die Chineſen
unter=
ſchieden früher neun Farben des Jade von dem klaren Weiß,
das an Berakriſtall erinnert, bis zu dem leuchtenden Grün, das
jetzt nur noch in Birma gefunden wird. Einige dieſer Farben,
wie z. B. ein beſtimmtes Blau, ſind ſo ſelten, daß man ſie nur
an ganz wenigen Muſeumsſtücken ſieht. Dieſe Jadearbeiten in
Blau ſind die koſtbarſten. Der Jadeſtein war den Chineſen
des=
halb ſo teuer, weil er das Sinnbild der Ewigkeit und eines langen
glücklichen Lebens bildete. Man verehrte Jadeſtäbe ſeinen
Freun=
den, damit ſie ihnen Glück brächten, und dieſe verzierten Stäbe
ſind unter dem ſinnloſen Namen „Mandarinen=Zepter” bekannt.
Die grünen Schattierungen ſind die häufigſten; es gibt aber auch
hier beſonders ſchöne Nüancen, und eine dieſer grünen
Fär=
bungen reizte die Chineſen, ſie in Porzellan nachzuahmen, in
jenen Gefäßen in Seladon=Grün, die die Europäer nie haben
nachmachen können.
Aus der Kinderſtube
Die Freizeit des Kindes. Bei den Müttern iſt der
Spieltrieb ſehr geſchätzt, ſo lange es ſich um die Kleineren und
Jüngſten handelt. Denn Kinder, die ſich ſtundenlang ſpielend
beſchäftigen, ſind begreiflicherweiſe angenehmer zu haben, als
ſolche, die ewig nicht wiſſen, was ſie anfangen ſollen.
Bei den größeren Kindern dagegen iſt der Spieltrieb lange
nicht ſo geſchätzt. „Kannſt du deine Zeit nicht anders ausfüllen,
als mit albernem Spiel?” ſchilt die Mutter. Gewiß muß das
größere Kind allmählich zur Arbeit gezwungen werden. Es
muß daran gewöhnt werden, ſeine Schularbeiten gewiſſenhaft zu
machen, und auch an häuslicher Arbeit ſoll es ſich beteiligen.
Ein wenig Freizeit aber muß ihm bleiben, und dieſe ſoll es nach
Wunſch ausfüllen. Es ſoll ſpielen dürfen, wenn es dazu
Nei=
gung hat und dafür weder belächelt noch geſcholten werden=
Der Erwachſene ſehnt ſich danach, ſeine Feierſtunde in einer
ihm irgendwie angenehmen Weiſe zu verbringen, und Arbeit
und immer nur Arbeit ohne jede Erholung macht den Menſchen
unfroh und verdroſſen. Gönnen wir Kindern daher Zeit zum
Spiel, ſolange es noch Freude daran hat, aber lehren wir das
Kind, ſich ſeine Feierſtunden zu erſparen.
Wenn Kinder die Neigung zeigen, bei der Arbeit zu trödeln
oder Spiel und Arbeit durcheinander zu mengen, ſo muß ernſtlich
eingegriffen werden. Zu zielbewußter Arbeit müſſen die Kinder
unweigerlich erzogen werden. Dafür ſoll aber den Kindern die
freie Zeit, die ihnen gehört, wirklich ihr Eigentum ſein. Auch
jenen Kindern, die leider ſchon in früheſter Jugend durch
Heim=
arbeit mit zum Verdienſt beitragen müſſen oder jüngere
Ge=
ſchwiſter zu beſorgen und zu beaufſichtigen haben, wäre es ein
wahres Glück, wenn wenigſtens 1 oder 2 Stunden am Tage ihr
ungeſtörtes Eigentum wären. Ein Kindesdaſein ohne Spiel und
Freude iſt eine traurige Sache.
Spiel und Arbeit, beides gut verteilt, machen ein
Kinder=
leben ſchön, genau ſo wie Arbeit und Genuß, wenn der
Erwach=
ſene ſich das richtig einteilt, und wenn uns unſere Kinder
viel=
leicht zu alt erſcheinen für das kindliche Spiel, laſſen wir ſie
ge=
währen. So lange ſie Freude am Spiel haben, ſcheint ihnen
noch des Lebens gnadenvollſte Sonne. Und es beſteht die
Aus=
ſicht, daß ſie ſich noch ein Stückchen Jugendfreude aus ihrem
Kinderland hinübertragen ins Leben.
Thea Platz.
4Der zeitgemäße Haushal
Alte Panamahüte tadellos zu reinigen. Da
die Panamahüte die große Mode dieſes Sommers ſind, ſo lohnt
es ſich, die noch vorhandenen alten, zumeiſt unverwüſtlichen, einer
gründlichen Reinigung zu unterziehen und ſie auf neu
herzu=
ſtellen. Zunächſt entfernt man Schweißflecken durch eine Miſchung
von 15 Gramm Salmiakgeiſt, 30 Gramm Schwefeläther und 25
Gramm Alkohol. Nun bürſtet man ſie gründlich mit weicher
Hand =oder Kleiderbürſte mit einer Miſchung ab, die man ſich
aus 50 Teilen Waſſer und 4 Teilen Waſſerſtoffſuperoryd herſtellt.
Darauf läßt man ſie 5 bis 10 Minuten unter dieſem Anſtrich an
der Luft bleichen, ſpült ſie dann gründlich in reinem Waſſer nach
und ſtülpt, gut in Form gezogen, über eine umgeſtürzte Schüſſel.
und ſtülpt ſie, gut in Form gezogen, über eine umgeſtürzte
Schüſſel.
Sparſames Legieren von Suppen. Wo es ſich
um legierte, alſo mit Ei „abgezogene” Suppen handelt, genügt
für ½ Liter Suppe ein halbes Ei. Die andere Hälfte kann man
noch zum Panieren von Fleiſch verwenden.
Wodurch die Butter „ranzig” wird. In der
heißen Jahreszeit iſt es der Hausfrau vielmals kaum möglich,
dieſe vor dem Ranzigwerden zu bewahren. Unterliegt doch
dieſes ſo hochgeſchätzte Speiſefett in beſonders hohem Grade den
Temperaturſchwankungen. Gewitterſchwangere Luft vermag die
Butter in wenigen Stunden abſchmeckend zu machen und iſt es
deshalb das Beſtreben der Hausfrau, ſie möglichſt vor dieſen
Einflüſſen zu bewahren. Nach eingehenden Unterſuchungen
namentlich Paſteurs entſteht das Ranzigwerden, alſo
Verände=
rung des Geſchmacks, durch Gärung des milchſauren Kalkes, der
in der Butter enthalten iſt. Dieſe Gärung geht zwar nach ſeinen
Forſchungen auch im Dunkeln vor ſich, da die
Butterſäurebakte=
rien wohl auch ohne Licht leben können. Aber es wird ihnen
doch der wichtigſte Nährboden zur Weiterentwicklung durch
mög=
lichſt dichten Abſchluß der belebenden ſauerſtoffreichen Luft
ent=
zogen. Ebenſo ſind Kälte wie hohe Hitzegrade bakterienfeindlich.
Es iſt deshalb zu verſtehen, daß die in geruchfreiem Eisſchrank
verwahrte oder durch Kochen zerſchmolzene Butter vor dem
Ranzigwerden längere Zeit bewahrt werden kann. Nach eigenen
Verſüchen Praktiſcher Hausfrauen verhütet aber auch eine dichte
Salzſchicht über der feſt in einen neuen Steintopf eingedrückten
Butter das Eindringen der die Bakterien belebenden Luft und
dadurch das Ranzigwerden derſelben durch dieſe. In gleicher
Weiſe günſtig und Geſchmack erhaltend wirkt ebenfalls ſtarkes,
abgekochtes Salzwaſſer, das man erkaltet über die friſche, feſt
eingedrückte Butter gießt, um ſie mit dieſem im kalten Raum
aufzubewahren. Dieſes Salzwaſſer iſt ſtark genug, wenn ein
friſches darauf ſchwimmt, muß aber nach einigen Tagen ebenfalls
erneuert werden.
L. G.
Gurkengemüſe als Abendbrotgericht. Aus
einer Mehlſchwitze, in der man eine Zwiebel gelb dünſtete, ¼
Liter Waſſer, etwas Salz, Pfeffer, bereitet man eine ſämige Soße,
ſchmeckt ſie mit Eſſig und Zucker ab und läßt gehobelte
Gurken=
ſcheiben darin heiß werden, ohne nochmals aufkochen zu laſſen.
Stachelbeeren mit Semmelklößchen. In ¼
Liter Waſſer läßt man ein Stück Zimt, Zitronenſchale und eine
geriebene bittere Mandel 10 Minuten kochen, nimmt das Gewürz
heraus, gibt zwei Eßlöffel Süßſtofflöſung hinein und ein Pfund
unreife Stachelbeeren. Von der Schüſſel des Gefäßes läßt man
ſie gar werden, ohne daß ſie platzen, hebt ſie mit einem
Schaum=
löffel in eine Schüſſel, verdickt den Obſtſaft mit einem in Mehl
verquirlten Ei, gibt einige zerbröckelte Zwiebäcke oder Makronen
hinein und ſchüttet ſie in die Stachelbeeren, die man als dickliches
Gemüſe zu lockeren Semmelklößchen reicht.
Gefüllte Kohlrabi. Ein Pfund gewiegtes Rind= und
Schweinefleiſch zu gleichen Teilen, ein in kaltes Waſſer
einge=
weichtes, ausgedrücktes Brötchen, eine walnußgroße Zwiebel, eine
geſchabte Heringsmilch, ein Ei, Salz und Pfeffer miſcht man
gut, füllt ſie in zwei Pfund ausgehöhlte Kohlrabi, ſtellt ſie dicht
nebeneinander in einen Schmortopf, füllt ½ Liter kräftige Brühe
aus einem gehäuften Teelöffel Appels eingedickter Würze und
kochendem Waſſer bereitet darüber und verdickt nach dem
Gar=
kochen die ſehr würzige Soße mit Braunmehl.
H.
Speiſe=Zettel.
Sonntag; Bierkaltſchale; Kirſchpudding. — Montag:
Allerlei mit Fleiſchklößchen. — Dienstag: Einbrennſuppe;
Wildfleiſchhaſchee zu dickem Reis. — Mittwoch: Sauerbraten
mit Klößen. — Donnerstag: Rhabarberreis. — Freitag:
Fiſchfrikaſſee.
Samstag: Gebackene arme Ritter und
grüner Salat.
Rummer 179.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 29. Juni 1924.
Seite 13.
„Sunndags=Noochmiddags=Bedrachdunge.
Meines Wiſſens war’s de Geedhe, der wo emol geſagt hodd,
die Stimmung weer im Läwe die Haubtſach, un die dhet ſich vun
kaam Aexerzierreſchelemend kommandiern loſſe. 1s kann aach
de Danny Gürtler geweſe ſei, dodriwwer will ich net ſtreide.
No, un es is ſchließlich jo aach worſchtegal, jedenfalls hengt vun
de Stimmung ſehr viel ab. Un deſtewäche aach vun de
Ver=
ſtimmung. — Die Haubtſach awwer is in alle Läwenslage:
1a Rü — die Ruhe!
Nu' bin ich jo bekanndlich vun=ere innere Ruh beſeelt, die
wo ſich ſähe loſſe kann, un mei ſamfdmiedich Gemiedsard is
gradezu ſprichwerdlich. Un wann mer mich geh leßt un macht
wos ich will, dann dhu ich kaa Wäſſerche bedriewe. Awwer
manchmal, do hodd mer halt aach „ſein Dag”, wo’s aam is, als
mißt mer die Palz vergifte. Mer hodd en rechelrechte Zorn im
Leib un is ſich ſelwert net gud und geht erum wie ein brillender
Leewe, zu ſähe, wen man verſchlinge. Un des Scheenſte, mer
waaß eichentlich ſo richtig gor net wäche warum.
Ich merk deß ſchun morjens beim Uffſteihe. Wann mich
bo mei linker Pandoffel ſo ſpitzfinnich agucke dhut, ſo als
godder=
ſprich wie wann er ſage wolt: Heid werſt=de wos erläwe mit
deine „la Rü — die Ruhe”, alſo do is es ſchun aus. Un wann
dann der Ooſepandoffel ſchun vun ſelwert affengt un dhut alle
Abiederungsverſuche abweiſe, bis ich en dann in heller
Ver=
zweifelung mit eme kiehne Schnick in ärchend e Eck eneifeier,
vorausgeſetzt, daß er’s in ſeine Halsſtarrichkeid net vorzieht, in
meine Weſchſchiſſel zu lande, odder im Vorbeiſurrn ärchend en
verbrechliche Gächeſtand umzuſchmeiße — alſo korz un gud, wann
mei linker Pandoffel in idealer Gemeinſchaft mit eme Korſädd=
Schuh= odder Unnerrockbennel ſich morjens in allefrieh als
Obbeſitzionsbaddei uffſpiele dhut, dann kann ich beſtimmt druff
geh, daß, bis glicklich de Awend ebei kimmt, allerhand Unglicker
baſſiern. In de ladeiniſche Mundart haaßt mer deß en „Diäß
ader”
Awwer no, mer is halt aach bloß en Menſch, un mer kann
net aus ſeiner Haud. Un wann mer morjens kaum des erſte
Baa aus em Bedd hodd un mer ſieht, wie alles druff aus is,
aam zu ſchickaniern, do kann’s aam kaan’s verdenke, wann mer
gelade is wie e Strandkanon. Aus ärchend eme Loch muß dann
der Rooges enaus, ſunſt äxblodiert mer. Un ſchließlich: aach
der Worm driet ſich, wann er gegrimmt werd. Ich mach in dem
Fall aach gor net lang Fiſſemadende, ſundern geh ſofort zur
Offenſief iwwer. Un Gnade dem, der mer da in die Finger
kimmt.
Die Zeid her hodd ja mei Zwangsmiedern
liewenswerdicher=
weis den erſten Stoß als uffgefange. Awwer wann die ewe
als heert, daß bei mir Koſäddbennel blatze un Pandoffel in de
Luft erumflieje, un Wixberſchte, un Stiwwel, un Kaffeekobbcher
un ſo, dann verdrickt ſe ſich, der Feighals.
No, Goddſeidank, bei de heidiche Zuſtend, do is mer jo,
wann mer ſein Zorn an ebbes ausloſſe will, uff ſei nechſte
Um=
gäwung net mehr a gewieſe. De Staat wie aach die Stadt ſorje
gradezu muſterhaft defor, daß es do an nix fehlt un daß dem
freie Berjer geniechend Fendille zur Verviechung geſtellt werrn,
wodra er mit de neediche Fehemens ſein Zorn ausloſſe kann.
Un mer brauch gor net lang zu ſuche, bis daß mer was finne
dhut; ich ſag bloß: Steierbeamde
Alſo, ich hadd die Woch aach
widder mol „mein Dag‟ Es
hodd mer in de Hend
gekriw=
welt un ich hedd am liebſte dem
nechſte Beſte en feieriche
Eck=
poſte in die Nas geſtumbt. Mei
Zwangsmiedern war nadierlich
iwwer alle Berje. No, do is
mer zum Goddesglick ei’gefalle,
daß ich ja ſchun lang emol
re=
glamiern wollt wäche meine
Einkummens=, Vermeeche=,
Luck=
ſus=, Umſatz=, Grund=,
Ver=
gniege=, Sonder= Kerche=
un=
was=waaß=ich=noch for Steier;
mer kann ſe in aam Odem gor
net all uffzehle. — Do habb ich
gedenkt, heit biſte grad gelade,
deß drifft ſich gud, un hab mer
mein große Mackhenkelkorb voll
Steierzeddel geſtobbt un bin
losgetermt. Unner dem
Vor=
wand, mei verſchiedene Steiern
zu reglamiern, hadd ich alſo haamlich die Abſicht, dodebei mein
Rooges billich an de Mann zu bringe. Dann ſchließlich, zu was
hodd mer dann die Steierbeamde?
Ich geb’s zu, frieher war da ſo gud wie for nix geſorgt.
Mer hadd gor kaa Gelächenheid, an dene ſein Zorn auszuloſſe.
Am wenichſte beim Steierreglamiern. For die Bachadälle war
aam werklich ſei Wud zu ſchad. Un hodd mer ſchließlich doch
emol, ſpaßhalwer, ſo e klaa Reglamatzionche vera’ſtalt, um ſeim
iwwerſchiſſiche Rooges zu verpulfern, un mer hodd dene hoche
Herrn dann en ſaugrowe Brief hiegewird, odder mer is
heechſt=
ſelbſt hiegeſtoche un hodd’s räßgierd, uff em Steierkummiſſariad
emol enerſchich uff de Diſch zu haage — ei, die war’n im Stand
un hawwe aam hochkand de Dier enausgeſchmiſſe. So war’n
die frieher. Die hawwe in dere Beziehung kaan Spaß verſtanne.
No ja, es war halt noch des alte Reſchiem mit ſeim verknöcherde
Bierogradißmuß. Die wollte ſich bloß kaa Arweid mache,
deßde=
wäche hodd mer im Ernſtfall aach bloß aamol zu reglamiern
brauche; des war dann ſo gud, wie als wann mer zu gleicher
Zeid aach for ſämtliche räckſpäckdiefe Steiern reglamiert hett.
Awwer heid! — Deiwel aach, heid kimmt mer bei ſo
Steier=
reglamatzione doch wenichſtens uff ſei Koſte un mer kann ſich
die Gelbſucht an de Hals ärjern nooch alle Reecheln der Kunſt.
Un net bloß aamol, bewohr, ſo oft als wie daß mer will. Es
ſteht dem dorchaus nix im Wähk, wann’s aam Vergnieche macht.
Es gibt ganze Volksſtemm, beiſpielsmeeßich des Geſchlächt der
Hausbeſitzer, die wo mit dere Dädichkeit ihr Läwe zubringe. Die
ſauße de ganze Dag erum, vum Pontzius zum Landflächer un
vum Landflächer zum Pilatzius. Die brauche im Winder
de=
haam gor kaa Feier, weil ſe ſich de ganze Dag in de warme
Steierbieros erumdricke. Was die, außer de Unnerhaldung, die
wo ſe aach noch koſtenlos hawwe, nor allaa dodorch im Laaf
vun=eme Winder an Kohle ſparn — do is die ganz Steier beinoh
haus. Un dodebei kräckſe ſe aach noch, es weer zu wenich Mied.
Un im Summer?! Hodd’s do ſo e ſchläächter Hausbeſitzer
needich, Endfäddungskurn dorchzumache, odder Spritzturn in die
Alwe, odder, im Nodfall, ins Licht= un Luftbad? — Wann
aaner heid uff Steierreglamadatzion auszieht, kann er ſich die
Ausgawe all ſparn. Liewer ſoll er emol ſchennerees ſei un foll
dodefor ſeine Mieder de Zins freiwillich erunnerſetze. Sein
Kummerſpäck, den werd er aach ſo los, mitſamſt ſeim ganze
Aercher ..
Ich kann e Liedche devo ſinge, vun dere Steierreglamiererei.
Un wann aaner beiſpielsmeeßig die Stadt noch net ganz genau
kennt, dann ſoll er nor ausziehe uff Steierreglamatzion, do lernt
er ſe kenne; inn= un auswennich. Ich hedd im ganze Läwe net
geglaabt, daß es ſoviel Gebaide in Darmſtadt gebt, wo mer all
drinn reglamiern kann. Offe geſtanne, ich waaß heid gor net
mehr ſo ganz genau, wo ich all erumgeſchwirrd bin, ich waaß
bloß ſoviel, daß aaner zuletzt noch vor de Synagoch zu mer
ge=
ſagt hodd, do dhete kaa Steiern reglamiert werrn. No, do war
ich uff aamol aus meim Dhran haus. Odder richdiger geſagt,
noch haußer, dann mit dem konnt ich ſchließlich kaan
Kramm=
bohl mehr affange; ich war niedergekemft. Mein ganzer Rooches,
mei Gift un mei Gall war ich los un bin ſeelenvergniechd
haam=
geſtiewelt.
Allerdings, mit meine Steierreglamatzione hadd ich
weni=
cher Glick, als wie mit meim Zorn; no des war ja
newerſäch=
lich, es Wichdichſte war, daß ich mein ſchlächte Dag gud
iwwer=
ſtanne hab, ohne daß ich mit e paar Geſetzbicher un
Staats=
awäld in Kommflick kumme bin, was bei ſo ſchlächte Däg net
immer ganz ausgeſchloſſe is, indem daß mer do mitunner gleich
e paar Dutzend beleidichte Lewwerwerſcht am Hals henke hodd.
Un wann ich mer’s heid noch emol in aller Gemiedsruh
iwwerdenk, dann muß ich ſage, mer erläbt doch allerhand bei
ſo=eme Steierreglamierungsausflug, wann mer ſo uff de Geng
ſteht, un vor de Diern, uff de Drebbe, in de Heef, uff de Straß
un in de Haiſer, vum Suddräng bis nuff unner’s Dach. Wo
is der Homehr, der wo uns die Errfahrde vun ſo=eme moderne
Steierreglamatzions=Oddiſſeus beſinge dhut? — Roſegärde
be=
dichte, deß is kaa Kunſt.
Un was vor Leid mer do all kenne lernt,
Läwensſchick=
ſahle erfehrt un Romahne verzehlt krickt. Stoffhungeriche
Romahnedichter kenne ſich do an aam aanzlinge Dag vollſtobbe
bis an Hals. Wo is aber der Eddſchmidt, der uns des „
Ra=
ſende Läwe” vun ſo=eme moderne Steierreglamatzions=Timur
beſchreiwe dhut?!
Un erſt die Geſtalte, wo mer dezwiſche drinnſteh dhut, un
dene wo der Menſchheid ganzer Steierjammer aus de Aage
guckt. Wo is der Karl Deppert, der wo uns den
Steierregla=
matzions=Expräſſionißmuß uff die Leinewand bannt?!
Un erſt de grodesk=fandaſtiſche Gewerr vun Stimme,
Seif=
zer un Flich. Wo iſt der Bodo Wolf, der wo die moderne
Steier=
reglamatzions=Symfonie vertondichte dhut?! —
Jau, unſer heidiche Dichter, Maler un Kommboniſte fuſchele
mit ihre ſcheniale Fandaſie nor uff abgegraſte Wiſſe erum,
an=
ſtatts eneizugreife ins volle Menſchenläwe. Vun de Diſtelberjer
ganz zu ſchweige, die wo ihrn ſadieriche Saddißmuß kimmerlich
an ei gebilde Windmiehle ausloſſe dhun.
Wo is awwer aach der Schaa Paul, der wo uns den herziche
Humor vun unſere Steierbeamde ſchildert. Goldiche Menſche
ſin deß, mit geradezu olimbiſcher Ruh, voll ſunnicher
Heider=
keit, ſcharmander Liewenswerdichkeit un riehrender
Gefällich=
keit. Alſo eifach zum Fräſſe gern muß mer die hawwe. Un
wann uns frieher unſern Leitnand kaaner noochgemacht hodd
— unſern Steierbeamte macht uns heit aach kaaner nooch.
Deß ſin die reinſte Zwerchfellſpezialiſte. Mer derf mit=eme
haushoche Zorn im Leib zu=en kumme, nooch acht Stund
ſcho=
nender Behannlung is mer kurrierd, un aller Rooches iſt
verfloche.
Deßhalb kann ich Ihne nor den gude Rad gäwwe: wann
Se ihrn „ſchwazza Dag” hawwe, dann ziehe Se aus uff
Steier=
reglamatzion, Sie ſparn ſich dodorch allerhand Unannehmlichkeite
un gehe uff dere Ard alle effenduelle gerichtliche Ausenanner=
ſetzungen aus em Wähk, beiſpielsmeßich wege Beleidichung,
Sachbeſchädichung, Uffruhr, Errechung effendlichen
Aercher=
niſſes uſw. pp.
Allerdings, was annerſter is es doherngäche beim
Steier=
bezahle, da kann deß diräckte Gegendaal der Fall der
Meech=
lichkeit ſei. No, deß is jo aach ſchließlich kaa Wunner, wann do
e Beamder als emal ausſchierich werd. Die Steierbezahlerei is
jo bei de Menſchheid geradezu zu=ere Manie worrn. Alles will
uff aamol Steier bezahle, als wann’s net auch ſunſt noch
Ge=
lächenheide gebt, wo mer ſein iwwerfliſſiche Zaſſaraß korz un
ſchmerzlos unnerbringe kann. Morjens in allerfrieh ziehe ſe
ſchun los un iwwerfalle die Kaſſeſtelle. Die reinſte Addacke reide
ſe uff die arme Kaſſierer. No, es is nor e Glick, in de meiſte
Fäll=
ſin’s gereifte Menſche, die wo mer do de Gefahrn ausſetzt, mit
unvernimfdiche Bubligimmer in Beriehrung zu kumme. Un ſie
ſind ſo ziehmlich jedder Siddewatzion gewachſe un im allgemeine
vun=eme ſehr ei’nehmende Wäſe. Bis uff einiche vun de
Stadt=
kaß. Vun dene kann mer deß awwer noch net verlange, dann
die ſin in ihre „kindliche” Unſchuld dem ſchwere Beruf noch net
gewachſe. Deßnäckiſche Wäſe vun dene noch im zardeſte
Beamde=
alter ſtehende Kaſſiererche werrd nadierlich mißverſtanne un
un=
neediche Uffrechunge bleiwe dann net aus. Mer kann zwar die
Maanung verdrede, mer ſollt am Schalterdienſt nor werdiche un
im Sturm erbrobde Beamte verwende. Awwer deß is ſchließlich
die Maanung vun de Steierbezehler, und die maane viel, wann
de Dag lang is, obgleich ſe nu eichendlich wiſſe kennde, daß ſe nis
zu maane hawwe.
Bienche Bimmbernell.
Poſtſchkribbdumm: Iwwrichens, daß ich’s net
ver=
geß, wäche de Steiern braiche mer uns net noch emol äxdra
uff=
zureche, deß hawwe die im Landtag bereits ausgiewich beſorgt,
wie ſe iwwer deß dißjähriche Steierbuggädd hergefalle ſin un
hawwe ſich wäche jedem aanzlinge Blimmche beſunners
erum=
gebalcht un am Hals gehadd. Daß Steiern bezahlt miſſe
werrn, deß hawwe die ſo zimmlich allmi’nanner ei geſähe, nor
wer ſe bezahle ſoll, deß is dene net ganz klar — un wie mer
ſe bezahle ſoll, deß iwwerleßt mer großmiedicher Weis uns.
Awwer unſer Finanzmaaſter hodd wenichſtens ſei gudmiedich
Herz net verduggele kenne un hodd in ſeine beſenfdichende Ard
un Weis gemaant, er dhet aach wiſſe, daß es mit de Steiern e
bische arg weer, un an ihm ſolls net lieje, er dhet ſe milderm
„ſo bald wie’s gingd‟. No alſo, ſprach Zaradußdra! Wäche
warum ſolle mir uns do grad vun de Steiern die
Urlaabſtim=
mung verſauern loſſe. Steiern hie, Steiern her —
Urlaabſtim=
mung deckt die Lande, dhet in dem Fall de Wolfram vun Egelsbach
ſinge; un in dieſem Sinne leßt heid awend, im Therjader 8
Schaafe Lui, un ſei Aſſiſtent, s klaane Riehlche, es letztemal for
die Säuſohn de Vorhang runner. Warum iwwrichens dene
zwag ihre Name net aach unne uff de Therjaderzeddel ſteht, bei
de Reſchißeer, bei de Maler, Beleichder, Gaddroweverwalter un
Spielwädds, deß hab ich nie begriffe, nooch mener Magnung ſin
deß doch die zwaa bedeidenſte Perſeenlichkeide am
Ther=
jader, dann wann die den Labbe net in die Heh ziehe, ſin ſe
all=
midnanner uffgeſchmiſſe mit ihre Kunſt. Un wann aach noch ſo
viel Bindelcher Grienes in de letzte Zeid uff die Biehn gefeiert
ſin worrn" es werd kaans devo ihne geminzd gewäſe ſei, im
Gächedaal, die Zwaa hadde nor die Arweid bei dere
Abſchied=
nemmerei, ſie mußte dauernd de Vorhang ruffunrunnerloſſe=
No, dodefor derfe ſe ſich aach jetzt erhole von dene Strawatze,
Alſo: auf nach Valenzia!
Des haaßt, erſt gucke mer uns noch raſch den Trachtefeſtzug
a’, ich glaab, do werrn mer allerhand ſähe. Mei Zwangsmiedern
macht e „Tärrolern” Sie lache ſich kabudd. Ich hab zwar zu=er
geſagt, ſie ſollt ſich beim Verein „Hottonia” melde, der hodd ewe
grad e Ausſtellung un do kennt ſe ſich aach ſähe loſſe, for Geld,
un zwar ganz nooch Wunſch als Krodd, als Dickkobb, als
Käw=
wer, als Klabberſchlang odder als Krackedull; un wann=er deß
net fei genug weer, kennt ſe aach e „Kamehlion” maggiern.
Do=
druffhie hodd ſe mer widdermol die Freundſchaft gekindicht. So
geht’s aam, wann mer de Leid en gude Rad gibt. —
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Wirtſchaftliche Rundſchau.
* Perſonalien. Dr. Otto Brandt geſtorben. Dr. Otto
Brandt, das erſte geſchäftsführende Präſidialmitglied des Deutſchen
Induſtrie= und Handelstages, iſt in der Nacht vom 24. zum 25. Juni
nach einer ſchweren Operation geſtorben. Mitten aus der Arbeit
her=
aus iſt der unermüdlich Tätige geriſſen worden. Dr. Brandt, welcher zu
Beginn ſeiner beruflichen Tätigkeit volkswirtſchaftlichev Schriftleiter
des Brockhausſchen Konſervationslexikons in Leipzig war, trat im Jahre
1895 in die Handelskammerlaufbahn über. Er wurde nebenamtlich
Geſchäftsführer der Börſe zu Düſſeldorf, der Vereinigung der
Betriebs=
krankenkaſſen Düſſeldorfs und des Vereins zur Förderung des
kauf=
männiſchen Fortbildungsweſens in Rheinland und Weſtfalen. Bekannt
wurde der Name des Verſtorbenen auch durch ſeine Tätigkeit als
Ge=
ſchäftsführer des Vereins Deutſcher Eiſengießereien. Faſt 23 Jahre lang
währte das Wirken Dr. Brandts im Dienſte des rheiniſch=weſtfäliſchen
Wirtſchaftslebens, im Bezirk der Handelskammer Düſſeldorf und in dem
engeren Kreiſe der Stadt Düſſeldorf ſelbſt, in der er auch lange Jahre
hindurch als Stadtverordneter tätig war. Ueber den Bezirk Rheinland=
Weſtfalen hinaus drang der Name des Verſtorbenen beſonders ſeit Ende
des Jahres 1921. Der Deutſche Induſtrie= und Handelstag berief ihn
im November jenes Jahres zu ſeinem erſten geſchäftsführenden
Präſi=
dialmitglied und zu ſeinem Reorganiſator. Dank ſeiner unermüdlichen
Arbeitskraft, mit der der Entſchlafene reiche Kenntniſſe und Erfahrungen
und klares Urteil verband, iſt es ihm gelungen, ſeine ſchwere Aufgabe in
vollem Ausmaße zu erfüllen. Es ſei nur daran erinnert, daß Dr.
Brandt an der Neugeſtaltung der deutſchen Außenhandelspolitik auf das
tatkräftigſte mitgearbeitet hat und, zu den engſten Beratern der
Reichs=
behörden zählte. Im vorigen Jahre iſt er zum ordentlichen Mitglied
des Vorläufigen Reichswirtſchaftsrats ernannt worden. Jahrzed te
hin=
durch hat er ſo an der Entwicklung des deutſchen Handelskammerweſens,
zuletzt an entſcheidender Stelle, mitgewirkt.
* Steuerſtundung und =pfändung. Die oft verzweifelte
Lage, in der ſich gegenwärtig die Handelsbetriebe, insbeſondere auch im
beſetzten Gebiete, gegenüber den ſteuerlichen Anforderungen befinden,
hat den Zentralverband des Deutſchen Großhandels veranlaßt, bei dem
Reichsfinanzminiſterium im Sinne einer Erweiterung der
Stundungs=
möglichkeiten für die Finanzämter vorſtellig zu werden. Der
Reichs=
finanzminiſter hat daraufhin einen Erlaß an die Landesfinanzämter
gerichtet, in dem zu dieſem Antrag folgendermaßen Stellung genommen
wird: Die Finanzlage ſei noch immer ſo, daß Reich, Länder, und
Ge=
meinden auf regelmäßig fließende Steuereinnahmen angewieſen ſeien,
wenn nicht die öffentliche Wirtſchaft und damit die Währung abermals
in Gefahr gebracht werden ſolle. Der ſchweren Belaſtung, die in der
gegenwärtigen Aufbringung der Steuern liegt, müßten ſich alle
Berufs=
ſtände unterziehen. In dem Erlaß wird alsdann wörtlich wie folgt
fort=
gefahren: Dieſem Grundgedanken, an dem unbedingt feſtgehalten
wer=
den muß, ſteht nicht entgegen, daß im einzelnen Falle auf Antrag
teil=
weiſe oder vollſtändige Stundung der Steuern auf einen beſchränkten
Zeitraum gewährt wird; dann nämlich, wenn glaubhaft gemacht wird,
daß Mittel nicht flüfſig gemacht werden können, und wenn die
Veräuße=
rung von Betriebsmitteln entweder die Aufrechterhaltung des Betriebs
gefährden würde oder nur zu Preiſen erfolgen könnte, die ſo
außer=
gewöhnlich tief liegen, daß den Steuerpflichtigen damit ein weit über die
bezweckte Steuerbelaſtung hinausgehendes Opfer gebracht würde. Hier
liegen auch die Grenzen für die Pfändung. Es kann keine Rede davon
ſein, daß Pfändungen allgemein unterbleiben ſollen. Denn ſchon im
Intereſſe derjenigen, die — wenn auch unter Opfern — ihre Steuern
pünktlich zahlen, muß für eine möglichſt gleichmäßige Einbringung der
Steuern geſorgt werden. Bevor eine Pfändung erfolgt, muß aber,
ins=
beſondere, dann wenn Stundungsanträge vorliegen, oder die
Unmöglich=
keit der Zahlung geltend gemacht wird, gewiſſenhaft geprüft werden, ob.
eine der obengenannten Vorausſetzungen — Gefährdung der
Aufrecht=
rhaltung des Betriebs — oder Veräußerbarkeit von Betriebsmitteln
nur zu Preiſen, die dem Pflichtigen billigerweiſe nicht zugemutet werden
können — vorliegt. Erſt wenn feſtgeſtellt wird, daß dieſe
Vorausſetzun=
gen nicht beſtehen, darf zur Pfändung geſchritten werden.
* Der amerikaniſche Eiſen= und Stahlmarkt. Jron
Trade Review, Cleveland (Ohio), kabelt: Die Lage beginnt ſich zu
beſ=
ſern, die Kaufluſt wird reger, die Betriebslage hält ſich, die Preiſe
wer=
den wieder feſter. Die Roheiſenabſchlüſſe im Juni überſchreiten 500 000
Tonnen. Die Preiſe ſtellen ſich an den meiſten Orten auf etwa 19 Doll.
Von britiſchen Erzeugern wurde ein Auftrag von 150 000 Normalkiſten
Weißblech für die Standard Oil Company übernommen; Japan ſchloß
13 000 Normalkiſten mit dem Stahltruſt ab. Die Schiffswerften an den
Großen Seen erhielten einen Auftrag auf drei Frachtſchiffe. Der
Ferro=
manganmarkt iſt luſtlos. Für Oelbehälter werden 18 000—20 000 To.
Bleche angefragt. In den letzten Tagen wurden 27 000 To. Eiſenkon=
ſtruktionen in Auftrag gegeben. Die Weißblechwalzwerke und
Rohr=
walzwerke arbeiten mit 70 Prozent ihrer Leiſtungsfähigkeit.
Erwerbsgeſellſchaften.
fm. Betriebseinſchränkung in der badiſchen
Ma=
ſchineninduſtrie. Die Direktion der Karlsruher
Maſchinen=
fabrik Haid u. Neu A. G. in Karlsruhe hat ihren Arbeitern mitgeteilt,
daß infolge weiterer Verſchlechterung der allgemeinen Wirtſchaftslage
und der faſt völligen Stockung des Abſatzes es ausgeſchloſſen iſt, ab 1. 7.
den Betrieb mit einem größeren Teil der Belegſchaft wieder zu eröffnen.
Es wird nur möglich ſein, eine kleinere Arbeiterzahl einzuſtellen.
Banken.
— Württemberg. Vereinsbank Stuttgart. Auf
verſchiedene Anfragen aus Aktionärkreiſen bezüglich der
Aufwertungs=
frage teilk die Verwaltung mit, daß ſie keine Sonderpolitik verfolgen
könne.
Warenmärkte.
* Von den ſüddeutſchen Waren= und
Produkten=
märkten. Die Hochbewegung an den Auslandsmärkten, wozu die
erſte Anregung von den amerikaniſchen Ernteberichten ausging, hat ſich
zwar nicht mehr in den gleichen Ausmaßen wie in der
vorausgegan=
genen Woche fortgeſetzt, die Forderungen blieben aber auch weiterhin
hoch gehalten. Im Gegenſatz zum Ausland hat in Deutſchland für
ein=
heimiſches Getreide eher eine weitere Preisermäßigung Platz gegriffen,
weil die Geld= und Kreditnot ein energiſches Gegengewicht gegen die
preisbefeſtigenden Einflüſſe des Auslandes darſtellt und ſich auch in der
Landwirtſchaft auswirkt. Es zeigt ſich vermehrtes Angebot der erſten
Hand, das auf einen nur wenig aufnahmefähigen Markt trifft. Die
Getreideernte in Süddeutſchland fällt offenbar verſchiedenartig aus.
Aus Gegenden mit Sandböden hört man Klagen über einen ſehr dünnen
Stand der Frucht; in höheren Gegenden dagegen iſt der Stand ein ſehr
guter. Die Roggenblüte hat ſich ſehr gut entwickelt. Ein authentiſches
Urteil über den Ernteausfall läßt ſich vorläufig noch nicht gewinnen.
Die Landwirtſchaft ſelbſt rechnet mit einer guten Mittelernte, wenn
nicht unvorhergeſehene Wetterſchäden eintreten. Die Kartoffeln ſtehen
überall ſehr gut. Ihre Blüte hat bereits begonnen. Auch der Stand
der Rüben wird als ſehr befriedigend bezeichnet. In Gerſte iſt das
Geſchäft ruhig und wenig anregend, da die Mälzereibetriebe ruhen.
Einige Nachfrage herrſchte nach Hafer für Konſumzwecke. Weizen ruhig,
Für Roggen zeigte ſich kleine Nachfrage der Mühlen. Mais wird auf
ſpätere Lieferungen hin viel angeboten, ohne daß es zu namhaften
Ge=
ſchäften gekommen wäre. Die letzten Forderungen lauteten für die 100
Kilogramm frei Waggon Mannheim: Weizen inld. 16,50—17, do. ausld.
20—22, Weizen mit Geruch war ſchon mit 14 angeboten; Roggen inld.
15,50—16, do. ausld. 16—25; Gerſte 16,50—17,25; Hafer 15,25—15,50;
Mais 15 Gmk.
Im Mehlgeſchäft iſt die Stimmung etwas beſſer, obwohl die
Verſteigerungen noch weitergingen. In der geſtrigen Börſe wurden
dabei für einheimiſches Weizenmehl Spezial Null 26,90, für
einheimi=
ſches Roggenmehl 22,50 Gmk., für Weizenmehl argentiniſcher Herkunft,
Marke Preferida, durchſchnittlich 104 Fr. je 100 Kilo bezahlt. Bei der
zweiten Hand iſt Weizenmehl Spezial 0 mit 27,50 Gmk. erhältlich, die
Mühlenforderungen lauten auf 29 Gmk. Roggenmehl koſtete 23,50 bzw.
23,50—23,25 Gmk. Nachmehl II 13—15 Gmk. — alles je 100 Kilo.
Futtermittel hatten ſehr ruhigen Markt, wie jedes Jahr um
dieſe Zeit. Der Geldmangel der Landwirtſchaft ſpricht diesmal erheblich
mit, da ſie auf jede Anſchaffung von Kraftfuttermitteln Verzicht leiſtet.
Verlangt wurden für Biertreber und Malzkeime je nach Qualitit 10—11
Gmk., für pure Saukeime werden für techniſche Zwecke 12 Mk. verlangt.
Der einzige Artikel, der ſeitens der auf die Milcherzeugung bedachten
Molkereien etwas mehr Beachtung findet, ſind Trockenſchnitzel, wofür die
Forderungen zuletzt auf 10,50—11 Mk. franko Mannheim die 100 Kilo
lauten, loſe, ohne Sack. Für Melaſſefutter zeigte ſich Nachfrage der
Pferdebeſitzer. Die Forderungen dafür bewegten ſich zwiſchen 9—10 Mk.
die 100 Kilo franko Mannheim. Oelkuchen lagen geſchäftslos. Die
Müh=
lenforderungen lauteten für Weizenkleie auf 8,35, Roggenkleie 8,75, für
Weizenfuttermehl 10,50—11 Mk. die 100 Kilo. Rauhfutter vernachläſſigt,
loſes Wieſenheu 7 Mk. der Doppelzentner franko Mannheim.
In Kleeſaaten iſt das Geſchäft beendet. Für Inkarnatklee
wurden—50—55 Mk. die 100 Kilo, für Wicken 24—25 Mk. bei
ſchleppen=
dem Verkehr genannt. Malz hatte ziemlich unveränderten Markt. Das
Angebot in guten Qualitäten iſt gering, wogegen man vielen Offerten
für in den Sommermonaten hergeſtellten Malz begegnet, die billig
lau=
ten, aber wenig Liebhaber finden, weil die Brauereien wegen der hohen.
Steuer allererſte Qualitätsmalze bevorzugen, wofür die Forderungen
auf 35—38 Mk. die 100 Kilo lauten, während Sommermalze mit 32—34
Mk. erhältlich blieben. Wo die Beſchaffung von Betriebsmitteln zu
Verkäufen zwingt, lauten die Forderungen noch niedriger. Der
Bier=
konſum iſt ein guter und infolgedeſſen der Abruf in den Mälzereien für
verkaufte Malze ein befriedigender. Tſchechiſche Malze werden
ange=
boten, ohne Intereſſe zu finden.
Der Stand der Hopfenpflanzen iſt in fruchtbaren
Jah=
ren ſelten um dieſe Zeit ein ſo üppiger geweſen wie in dieſem Jahre.
Die Pflanzen haben bereits Stangenhöhe erreicht und zeigen geſundes
Ausſehen und zahlreiche Seitentriebe. Ungeziefer tritt nur ganz
ver=
einzelt in den unteren Lagen auf. Die Anſicht von Fachkreiſen geht
da=
hin, daß wir dieſes Jahr mit einer vier Wochen früheren Hopfenernte
wie letztes Jahr zu rechnen haben. Der endgültige Ausfall hängt ganz
von der Geſtaltung des Wetters ab. Für Hopfen letztjähriger Ernte
hielt die Frage der Brauereien immer noch an; die Vorräte darin ſind
ſehr beſchränkt und die dafür zuletzt bezahlten Preiſe bewegten ſich
zwi=
ſchen 450—550 Gmk. je Zentner je nach Qualität und Farbe.
Vorver=
käufe der 1924er Ernte finden außer im Elſaß auch in Belgien ſtatt. In
Belgien werden dabei 600—1000 f. Fr. bei ſofortiger Bezahlung bewilligt.
In der Pfalz werden von elſäſſiſchen Händlern bereits 200 Gmk. für
den Zentner bei ſofortiger Bezahlung geboten. Ob dabei der Händler
oder der Pflanzer gut abſchneidet, kann nur die Zukunft lehren.
In Tabak iſt das Geſchäft nach wie vor ohne Bedeutung, da
ſowohl der Abſatz in Fertigfabrikaten wie der Geldeingang mehr als
zu wünſchen übrig läßt. Wenn auch vereinzelte Preiſe von etwa 30 M.
für den Zetner Rohtabak genannt werden, ſo entſpricht dies keineswegs
der Marktlage. Im regulären Handel iſt bei 60—65 Gmk. nichts zu
haben. Die Forderungen bewegen ſich zwiſchen 70—75 Gmk.; Verkäufe
zu obigen niedrigen Preiſen finden nur ſtatt, wo die Verhältniſſe zur
Veräußerung um jeden Preis zwingen. Die neuen Pflanzen haben ſich
bisher vorzüglich entwickelt.
w. Berliner Produktenbericht. Am Produktenmarkte
waren heute die Käufer im ganzen etwas vorſichtiger, das inländiſche
Angebot iſt aber nicht größer geworden. Für Weizen zeigte ſich
ver=
mehrte Nachfrage zu Futterzwecken, während die Mühlen noch ziemlich
zurückhaltend ſind. Von Weizenmehl iſt geſtern nachmittag etwas mehr
Abſatz geweſen, heute dagegen war die Kaufluſt dafür zurückhaltend,
Für Roggenmehl beibt der Abſatz zu gedrückten Preifen befriedigené.
Von Roggen neuer Ernte iſt ſeit geſtern wieder mauches gegen ſofortige
Kaſſe mit entſprechendem Zinsvergütungsabſchlag gehandelt worden,
Gerſte war mehr gefragt. Für Hafer zeigte ſich bei kleinem Angebotz
gute Kaufluſt zu feſten Preiſen.
Börſen.
* Frankfurter Börſe. Wochenbericht vom 23.—28. Junf.
(Eigener Bericht.) Die Börſentendenz war in der Berichtswoche
mehr=
fachen Schwankungen ausgeſetzt, im Großen und Ganzen darf man aber
ſagen, daß ſich die zuverſichtlichere Stimmung der Vorwoche erhalten
hat. Das Geſchäft blieb freilich noch immer — wenigſtens an den
Aktien=
märkten — ſehr klein, und die ganze Situation, in der ſich Induſtrie
und Handel zur Zeit befinden, kann ja auch nicht zu einer lebhafteren
Betätigung an den Effektenmärkten ermutigen. Immerhin haben die
Zwangsexekutionen ſo gut wie ganz aufgehort, und das, wenn auch in
beſcheidenem Maße hervortretende Anlagebedürfnis des Publikums,
ſo=
wie einige Meinungskäufe, die man zum Teil auf ausländiſche Kreiſe
zurückführte, gaben den Kurſen ſoviel Halt, daß ſich die letzte Befeſtigung
des Niveaus auf den meiſten Gebieten fortſetzen konnte. Die Tatſache,
daß wieder anlageſuchendes Kapital an der Börſe Befriedigung ſucht,
trat am deutlichſten am Markte der wertbeſtändigen Anleihen in
Er=
ſcheinung, der nach langer Vernachläſſigung ſeit einiger Zeit ſehe
leb=
hafte Umſätze und dauernd ſteigende Kurſe zu verzeichnen hat. Das
Hauptintereſſe der Börſe gehörte aber auch in dieſer Woche wieder den
in= und ausländiſchen Vorkriegsrenten und insbeſondere der
Kriegs=
anleihe. Die Hoffnung auf eine Aufwertung der alten deutſchen
Staats=
anleihen fand in der Stellungnahme einzelner Reichstagsfraktionen und
in Gerüchten über Aufkäufe der Reichsbank, die ſich trotz aller Dementis
erhalten, immer wieder neue Nahrung, ſo daß die Nachfrage nach dieſen
Anleihen ſehr lebhaft blieb. Speziell für die Kriegsanleihe kommt noch
hinzu, daß offenbar bei Beginn der Bewegung umfangreiche
Blankover=
käufe getätigt worden ſind, deren Eindeckung bei dem ohnehin
beſtehen=
den Stückemangel erhebliche Schwierigkeiten machte; unter dieſen
Um=
ſtänden ging der Kurs der Kriegsanleihe oft bei ſtürmiſchem Geſchäft
ſprunghaft in die Höhe, und auch die übrigen Rentenwerte hatten mehr
oder weniger große Steigerungen zu verzeichnen, doch trat am Ende
der Woche auf dieſem Gebiet ein gewiſſer Rückſchlag ein, wie denn die
Börſe überhaupt infolge von Ultimoregulierungen etwas abgeſchwächt
ſchloß.
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Rummer 129.
Das deutſche Herz.
Roman von Adolf Schmitthenner.
14)
(Nachdruck verboten.)
„Wir waren über ſie hinausgeſchoſſen, kehrten aber um, als
ſie uns nicht nachkam, und ritten langſam zu ihr zurück. Im
Nu waren die Verfolger da. Mein Vater und der Knecht zogen
die Schwerter. Ich verkroch mich in den Mantel, aber ich hörte
das Krachen und Dröhnen und das Sauſen der Schwerthiebe.
Ein Hieb hat mich verletzt; daher rührt die Narbe, die du
kennſt, nicht von einem Fall in ein Garteneiſen, wir mir meine
andere Mutter geſagt hat und wie du von mir vernommen haſt.”
„Wie viele waren es, die euch angegriffen haben?"
„Ich habe ihnen entgegengeſchaut, wie ſie heranſprengten.
Sie hatten ſchwarze Geſichter und alte, roſtige Rüſtung und Wehr,
ſolche, wie ſie auch in unſern Speichern ungebraucht und abgetan
beim Gerümpel lag und hing. Es waren ihrer viele.”
„Mehr als acht?”
„Sicherlich; etwa dreizehn oder fünfzehn.”
Friedrich atmete auf.
„Weiter,” ſagte er und wich einem Hühnlein aus.
Sie waren an den erſten Hütten von Lindach angelangt.
„Nachher,” erwiderte Urſula. „Jetzt bin ich die Frau des
Herrn von Lindach.”
Die meiſten Bewohner des Dörfleins waren auf den Wieſen.
Alte Leute ſaßen hier und dort vor den Häuſern und hüteten die
Kinder, die in den Höfen und auf der Straße ſpielten. Die
Männer lüpften ihre Kappen und ſtanden ſchwerfällig auf. Die
Frauen hielten im Stricken inne und nickten grüßend mit dem
Kopf. Man ſah es den Leuten an, daß ſie ihren Herrn gern
hatten und die Herrin willkommen hießen, und Urſula ſchwoll
das Herz.
Das erſte Kind, an dem ſie vorüberritten, war ein hübſcher
kleiner Blondkopf von ungefähr ſechs Jahren. Urſula ließ ihr
Pferd halten, winkte das Kind zu ſich heran und reichte ihm ein
ſeidenes Beutelchen.
„Da,” ſagte ſie, „funkelnagelneue Weißpfennige ſind drinnen.
Jedes Kind in Lindach bekommt einen. Willſt du meine ehrliche
Schaffnerin ſein und alles ſchön austeilen?”
Das Kind nickte ernſthaft mit den Augen.
„Bekommen die kleinen Kinder auch? fragte das Mägdlein.
„Allerdings, die Wickelkinder auch."
„Aber die großen Buben kriegen nichts?”
„Nein, die großen Buben und die großen Mädchen, die ſchon
bei der Herrſchaft arbeiten —‟
„Aha, die vierzehnjährigen —‟
„Ja, die vierzehnjährigen, die bekommen von mir nichts,
denen gibt der Herr etwas wie allen großen Leuten.”
„So?” lachte Friedrich.
„Und wenn etwas übrigbleibt?”
„Dann gibſt du mir’s heute abend zurück. Wir reiten wieder
durch Lindach, ſo um die Zeit, wann die Sonne untergeht. Haſt
du alles gut verſtanden?”
Darmſtädter Tngblatt, Sountag, den 29. Juni 1924.
Seite 15.
Das Kind ſagte „ja” und empfing in beide Hände das
Beutelchen.
Ein zwölfjähriger Knabe, der dem allem zugeſehen hatte,
wandte ſich vor den Pferden um und ſprang wie ein
Schnell=
läufer, die nackten Beine hoch in die Luft werfend, auf der Straße
hin gen Zwingenberg.
„Wir werden angemeldet,” ſagte Friedrich.
„Wie weit iſt es noch?"
„In einer kleinen halben Stunde ſind wir dort. Kommſt
du mit deiner Geſchichte zu Ende?”
„Ich bin ſogleich fertig. Ich fahre fort, ſobald wir das Dorf
hinter uns haben.”
„Dort kommt das letzte Haus.”
„Nun alſo. Ich muß durch den Stoß betäubt worden ſein,
denn ich weiß nichts mehr. Als ich wieder zu mir kam, rauſchte
ein Strom. Der Knecht hatte mich auf dem Arm, das Pferd
ſtand daneben. Wir waren auf einem großen breiten Brett. Es
muß eine Fähre geweſen ſein. Du, jetzt glaube ich ganz
be=
ſtimmt, daß wir damals über den Neckar gefahren ſind.”
„Ueber den Neckar?” rief Friedrich betroffen.
„Ja. Die Berge waren gerade wie hier, unten grün und
luſtig, oben gelb und grämlich. Wir fuhren auf ein Städtlein zu,
ich erinnere mich an Mauern und Türme.”
„War ein Schloß auf dem Berge?"
„Davon weiß ich nichts.”
„Und dann?”
„Ich weiß nichts anderes mehr, als daß ich dann immer auf
der Burg Kürnbach geweſen bin.”
„So müßte jenes Städtchen Gemünd geweſen ſein,” ſagte
der Junker. „Was geſchah mit den anderen?”
„Ich weiß es nicht. Ich habe ſie niemals wiedergeſehen.”
„Und der Knecht?”
„Ich vermute, daß er in jenem Kampfe eine tödliche Wunde
davongetragen hat. Denn ich erinnere mich noch, daß mich meine
neue Mutter in eine Kammer brachte. Es war ein Bett an der
Wand, darinnen lag der Knecht und hatte einen roten Kopf.
Er begehrte, daß man mich zu ihm ins Bett lege. Das tat meine
neue Mutter und weinte. Er rührte ſich nicht, aber ſah mich in
einemfort an und lachte. Ich ſehe noch heute ſeine weißen
Zähne und ſeinen ſchwarzen Schnurrbart. Auf einmal ſchnappte
er nach Luft und verdrehte die Augen und lag ganz ſtille da.
Er ſah ſo wunderlich aus, daß ich zu weinen anfing. Meine
Muhme kam her, ſah ihm ins Geſicht und erſchrak. Dann nahm
ſie mich ſchleunig aus dem Bett und trug mich zum Zimmer
hinaus.”
„Haſt du nie etwas von deinen Eltern gehört?”
„Gehört nie; aber geſehen habe ich ſie an der Wand. Mein
zweiter Vater hat ſich von einem Maler aus Weilderſtadt einen
Stammbaum ſeines Hauſes abſchildern laſſen in Geſtalt einer
großmächtigen Eiche. Du weißt, er iſt der letzte männliche Zweig
ſes Geſchlechtes. Wenn er die Augen geſchloſſen hat, bin ich die
einzige meines Stammes. Ganz oben am Ende der Baumkrone
iſt er gemalt als ein grüner Zweig, der in eine dürre Spitze
aus=
läuft. Unter ſeinem Namen ſteht der ſeiner Gattin; ein einziges
Blättchen entſprißt dieſem Zweige, das bin ich. Daneben aber
wächſt noch ein anderer Zweig, ein jüngerer, aus dem elterlichen
Holze heraus: das iſt mein wirklicher Vater.”
„Wie war ſein Name?”
„Otto von Sternenfels. Meine Mutter hieß Liutgard von
Ehrenberg. Was ich da habe‟ — Urſula fuhr ſich mit der Hand
über die Brauen und Augen — „das iſt ehrenbergiſch.”
„Die drei Sterne der Sternenfelſe und der Sporn der
Ehren=
berge finden ſich mehrmals in den Wappenſchildern meiner
Ahn=
frauen; doch erzähle zu Ende.”
„Nach dem Stammbaum iſt dieſem Ehebund ein einziges
Kind entſtroſſen, ein Sohn; der hieß Leonhard. Daneben war
dereinſt noch ein Blatt gemalt — die Blätter bedeuten die
Mäd=
chen —, aber das Blatt iſt ſpäter ausgekratzt worden wie auch der
Nam=, der darauf ſtand. Das bin ich geweſen. Nach dem Tode
meiner Eltern hat mein Oheim das Blättchen verſetzen laſſen an
ſeinen eigenen Zweig. So bin ich, die Letzte meines Geſchlechtes,
völlig um meine lieben Eltern gekommen.”
„Haſt du nie deinen Oheim zur Rede geſtellt?”
Doch, kurz bevor du um mich geworben haſt. Er war ſo
leidlich wieder hergeſtellt. Da ſagte ich ihm einmal, als wir
mit=
einander ſeiner Frau Grab beſuchten: „Warum erzählſt du mir
nie von meinem Oheim Otto und meiner Muhme Liutgard und
meinem Vetter Leonhard?"
„Da iſt nichts zu erzählen,” erwiderte er heftig. „Sie ſind
ſehr früh geſtorben, als du noch ein kleines Kind warſt.*
„Es muß doch etwas zu erzählen ſein, fuhr ich fort, denn
ſie ſind alle drei an einem und demſelben Tag geſtorben.”
„Da winkte er mit der Hand, daß ich ſchweigen ſolle, und
zitterte am ganzen Leib. Ich habe niemals mehr die Rede
dar=
auf gebracht.”
„Woher wußteſt du denn das, was du deinem Oheim ſagteſt,
daß alle drei an einem Tage ihr Ende gefunden haben?"
„Vergib, ich vergaß dir dies zu erzählen. Hinter jedem der
drei Namen ſtand ein Kreuzlein und dabei das Datum ihres
Todes. Bei allen dreien war es derſelbe Tag und derſelbe
Monat und dasſelbe Jahr.”
„Sag an!” rief Friedrich und ſchaute in der größten
Span=
nung ſein Weib an.
„Der achte April.”
„Alſo die Oſterzeit!” ſagte Friedrich leiſe.
(Fortſetzung folgt.)
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handlung (*17908gns
Gut erh. Reißbrett
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Angabe des Preiſes, Alters u. Zuſtandes
unter W 15 Geſchäftsſtelle.
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Mie We
angefertigt, alte
ge=
flickt.
(E18724
Landgraf=Philipp=
Anlage 14 III.
Wilhelminenstr. 9
(8375sg
Roßdörfer Str. 23 I. /Eichbergſtr. 20, I. (eune
3 Ztr. gute
Speiſe=
kartoffeln, 1 Eis=
Strümpfe w. angeſtr. ſchrank (mittelgroß),
Wolle geſt. (*18687/2 Gaslüſter abzugeb.
Woog, 28. Juni 1924,
Waſſerhöhe . 3,85 m‟
Luftwärme 192 C.
Waſſerwärme vorm.
7 Uhr 220 F.
Autogaragen
Moforradgaragen
aus Wellblech, feuer= und
diebes=
ſicher, zerlegbar, transportabel, ab
Lager lieferbar. Angebote u. Pro=
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ſpekte koſtenlos,
Gebr. Achenbach, G. m. b. H.
Eiſen= und Wellblechwerke
Weidenau=Sieg, Poſtfach Nr. 420
(Weſtf., unbeſ. Gebiet)
eaoicier eish
Ia Back=del . . . . Schoppen 45 9
Salat=Oel, goldgelb.
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Feinſte Güßrahm=Tafelbutter
(ſtets friſch) 1 Pfund 1.80
Limburger Stangenkäſe
Pfund 70 s (18730
Schweizerkäſe. 2 .. Pfund 1.30
ſtets friſch
Kaffee gebrannt
Pfund 2.20, 2.80, 3.20, 3.60
ftraße 13
Schuhmacherei Gebr. Hühner
Mathildenplatz 10, II. (5133a
at
Ein Waggon neue ital.
große Ware ( 18729
eingetroffen!
Brafenſtraße 16 — Telephon 2598.
Bin unter
(8363s8
Alles rät —
von früh bis ſpät!
Alles rät —
von früh bis ſpät!
an das hieſige Fernſprechnetz angeſchloſſen.
Wilhelm Onken
Gärtnereibetrieb am Waldfriedhof.
AUE
kombinierto
Bandsäge
mit Motor
Maschlnon
für (770g
Schreiner
Wagner
Möbel-
fabriken
eto. eto.
1. Um dem vielfach ärztlich empfohlenen, zum gefunden
Körperaufbau unentbehrlichen „Geoxal” die im Intereſſe
der Volksgeſundheit gebührende Verbreitung zu ſchaffen,
erlaſſen wir folgendes Preisausſchreiben:
2. Unter den oben abgebildeten, mit den Nummern
1—5 bezeichneten Perſonen, die ſich erſichtlich mit der
Löſung des Geoxal=Preisausſchreibens befaſſen, iſt eine
Figur in einem fortlaufenden ununterbrochenen Strich
gezeichnet. Dieſe, im Gegenſatz zu den anderen vier
Figuren, mit nur einem Strich gezeichnete Figur iſt
herauszuſuchen und uns nach der über ihr ſtehenden
Nummer anzugeben.
s. Preiſe und Prämien:
Wir ſetzen an Preiſen und Prämien aus: für 1000
Ein=
gänge 1000.— Mark, alſo bei 100000 Eingängen 100000
Mark, nach folgendem Verteilungsplan:
1. Eine komfortable Billa mit
Garten, hypothekenfrei, im
Werte von
.. 50 000 M..
2. Ein Auto, 6/20 PS., Aga=Phaeton,
4ſitzig, neueſtes Modell, im
Werte von
7500 M.
3.
4.—5.
Spezialfabrik für Holzbsarb.-Masch.
Klein & Stiefel, Fulda vn.
7.—10,
11.—15.
16.—25.
26.—50.
51.—100.
101.—1000.
ein ſilbern, Tafelbeſteck
(einſchl. Kaſten) i. Werte p. 2500 M.
Motorräder imWerte von
je 1000.— Mark . . . . 3000 M.
Motorräder, Standuhren
Kriſtall (je 500.— M.) 2000 M.
Fahrräder, Teppiche,
Porzell.=Service,
Oelge=
mälde, Kriſtall (je 250 M.) 1250 M.
dasſelbe,Ständerlampen,
Herren= u. Damenuhren
(je 100.— M.)
Uhren, Koffer, Kriſtall,
Lederwaren (je 50.— M.) 1250 M.
dasſelbe, Schirme,
Spa=
zierſtöcke (je 25.— M.) 1250 M.
Schmuckſachen,
Bijoute=
rien, Parfümerien,
Kos=
metiken (je 10.— M.)
dasſelbe (im Werte von
je 5.— M.) ...
.. 1000 M.
9000 M.
1001.—5000.
20000 M.
98750 M.
Die bei den Preiſen von 2 bis 5000 aufgeführten
Gegenſtände ſind ſämtlich fabrikneu. Die dahinter
an=
gegebenen Einzelkoſtenpreiſe beziffern den jeweiligen
Wert der Gegenſtände,
An Prämien erhalten außerdem
im 1. Behntauſend jeder 100
g. zuſam. 100 Präm.
„ 200.
300
GES
400.
„ 500.
600.
im 8, Zehntauſend jeder 800, Eingang zuſam. 12 Präm.
„ 900.
11
Alsdann jeder 1000, Eingang 10 Prämien — 291 Prämien
alſo 291 Prämien im Werte von ie 100 Mark nach Wahl
des Gewinners,
zuſammen
..
29100 Mark
zuzüglich der Summe obiger Preiſe
28750 Mark
insgeſamt 5291 Preiſe u. Prämien
im Berte von . . . . . . . . 127850 Mark
4. Teilnahmebedingungen
a) Die Löſungen ſind unter Einſendung von 4.— Mark
(einſchließl. Porto) durch Poſtanweiſung für eine Flaſche
Geoxal mit der Bezeichnung „Preisausſchreiben” nnd der
aus der Figurenreihe ausgewählten Abbildungsnummer
ſowie der genauen Adreſſe des Abſenders, zu ſenden an
die Geox=Aktien=Geſellſchaft, Berlin=Schöneberg,
Haupt=
ſtraße 11. Zur Teilnahme genügt alſo, wenn auf der
Abſchnitt=Rückſeite der zur Einſendung von 4.— Mark
verwendeten Poſtanweiſung ſteht: Preisausſchreiben,
Figur ..."
b) Die Verteilung der Preiſe erfoſgt durch das Los in
Gegenwart des Rechtsanwalts und Notars Dr. Kummert,
Schöneberg, Hauptſtraße 1, eines Direktors der Geox=
Aktien=Geſellſchaft und eines Groß=Berliner Architekten,
c) Sämtliche Preisträger werden ſchriftlich
benach=
richtigt. Ferner werden die Namen aller Gewinner der
Preiſe im Werte von 100 Mark und darüber in der
gleichen Zeitung veröffentlicht.
d) Letzter Einſendungstag iſt der 20. Auguſt 1924.
Die Gewinne von 2—6 werden innerhalb., Berlins frei
Haus, innerhalb Deutſchlands frei Bahnhof geliefert.
Die Gewinne von 7—5000 werden den Gewinnern in
ganz Deutſchland koſtenlos zugeſtellt. Mit vorſtehenden
Bedingungen erklärt ſich jeder Teilnehmer einverſtanden.
Zirka 40 gebrauchte
Fäſſer
25 kg
Zircka 60 gebrauchte
Weißblech=
5 und 8kg
und zirka 10 Stück
Kannen
25 kg
(8350sg
Muſter auzuſehen am
Montag, 30. Juni, früh 8—12 Uhr
Alexanderſtraße 19.
Günſtig abzugeben:
100 Ztr. ſchwere Gerſte
100 Ztr. prima Weizenſchrot
G. m.
Carl Höfer b. s.
Telephon 204
Pfungſtadt (8433)
5.
142
Das ürztlich vielfach empfohlene „Geoxal” iſt ein ganz
hervorragendes Produkt zur Wiederherſtellung
ge=
ſchwächter Körper= und Nervenkräfte. „Geoxal” bewirkt
ganz vorzügliche Kräftigung des menſchlichen
Organis=
mus, jeden Lebensalters. „Geoxal” führt dem Körper
diejenigen Staffe zu, welche er zum geſunden Aufbau,
zurNenbildung und zum Erſatz des Körper= und
Nerven=
zellgewebes, ſowie zur Ueberwindung von Krankheiten
jeder Art dringend gebraucht. „Geoxal” entſpricht den
mediziniſch=wiſſenſchaftlichen Erundlagen aller Zeiten.
Es iſt in ſeiner Zuſammenſetzung ärztlicherſeits als
ein Naturwunder bezeichnet worden. „Geoxal” iſt
deshalb für Erwachſene und Kinder, für Kranke und
Geneſende, beſonders für Nervenleidende,
uuentbehr=
lich und unerſetzlich, da es an Wirkſamkeit von keinem
anderen Kräftigungsmittel erreicht werden kann.
Jeder Sportsmann braucht Geoxal!
Hauptſtraße 11.
Fernſprecher: Stephan 560, 1897. — Poſtſcheckkonto:
Berlin Nr. 368. — Telegramm=Adreſſe: Geochemag.
Notar Dr. Kummert, Schöneberg, Hauptſtraße 1.
5000 Rm Buchenbrennholz (Scheit u.
Prügel), 1000 Rm Eichennutzroller,
1,70 m lang, zu Goldmark 14.— bzw.
Goldmark 25.— frei Waggon
Pfalz=
ſtation, frachtgünſtig Worms.
Anfragen erbeten an
Franz Mörschel
Kaiſerslautern, (II,Ksl.,8454
Geräteverkauf.
Am 2. und 3. Juli 1924, jedesmal
n der Zeit von 10 Uhr vorm. bis 1 Uhr
nachm., werden im Hofe —
Wirtſchafts=
gebäude — des ehem.
Verſorgungskran=
kenhauſes — Eſchollbrückerſtr. 27 —
aus=
geſonderte eiſerne und hölzerne Geräte
uſw. öffentlich meiſtbietend gegen ſofor
tige Bezahlung verſteigert.
(8441
Finanzamt Darmſtadt
(Reichsſchatzverwaltung).
Heutiger Eintrag bei der Firma
Raphael Störger Söhne,
Haupt=
niederlaſſung Darmſtadt,
Zweignieder=
laſſung Groß=Zimmern: Die
Zweig=
jederlaſſung in Groß=Zimmern iſt auf=
(8428
gehoben.
Dieburg, den 20. Juni 1924.
Amtsgericht.
Mittwoch, den 2. Juli 1924,
vor=
mittags 9 Uhr, verſteigere ich
zwangs=
weiſe öffentlich gegen Barzahlung im
Zollamt Bensheim etwa 125000
Zi=
garren, 50 000 Zigaretten und zehn
Zentner Tabaß. Die Ware iſt nur
zum Teil verſteuert und muß bei den
nicht verſteuerten Waren neben dem
Steigpreis die Steuer ſofort entrichtet
erden.
(8429g0
Zwingenberg, den 27. Juni 1924.
Weinheimer
Gerichtsvollzieher.