Darmstädter Tagblatt 1924


19. Juni 1924

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Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort=
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Queſſenangabe Darmſt. Tagbl. geſtattet.
Nummer 169
Donnerstag, den 19. Juni 1924. 187. Jahrgang

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ſtädter
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Herriots erſte Fühlungnahme mit Shmans.

Por der Englandfahrt Herriots.
Hymans in Paris.
Paris, 18. Juni. Havas teilt mit, Miniſterpräſident
Herriot werde wahrſcheinlich am Samstag nach Eng=
land
reiſen, daß aber die Einzelheiten der Reiſe noch nicht
feſtgeſetzt ſeien. Welchen Charakter die Unterredung
zwiſchen Macdonald und Herriot haben werde, wiſſe
man noch nicht. Es handle ſich möglicherweiſe um eine bloße
Fühlungnahme zwiſchen den beiden Staatsmännern, die die Ge=
legenheit
benutzen, um die freundſchaftlichen Bande zwiſchen den
beiden Ländern enger zu knüpfen. Wahrſcheinlich werden jedoch
bei dieſer erſten Begegnung auch die außenpolitiſchen
Fragen erörtert werden, die die beiden Länder intereſſieren.
Die Wahl der Begleitung Herriots werde von der Art der Be=
ſprechungen
abhängen. Der franzöſiſche Botſchafter in London,
Graf St. Aulaire, der ſich zurzeit in Paris aufhält,
habe geſtern nachmittag darüber eine Unterredung mit dem
Direktor am Quai d’Orſay gehabt und werde wohl auch bald
Gelegenheit haben, den Miniſterpräſidenten ſelbſt von den Ab=
ſichten
Ramſay Macdonalds zu unterrichten. Höchſtwahrſchein=
lich
werden erſt nach dieſer letzten Unterredung die endgültigen
Dispoſitionen für die Reiſe Herriots getroffen werden.
*
Der belgiſche Außenminiſter Hymans iſt in Be=
gleitung
des belgiſchen Botſchafters in Paris um 11 Uhr 30
am Quai d’Orfay angekommen. Er erklärte den Preſſevertretern,
daß er lediglich mit Miniſterpräſident Herriot Füh=
lung
nehmen werde und daß ſein Meinungsaustauſch mit
ihm wahrſcheinlich zu keinem Communiqué an die Preſſe Anlaß
geben werde; ſein Beſuch habe lediglich den Zweck, den franzö=
ſiſchen
Miniſterpräſidenten von den Beratungen in Kenntnis zu
fetzen, die Theunis und er vor einiger Zeit mit Macdonald
gehabt hätten. Da Miniſterpräſident Herriot vor feiner Rück=
kehr
aus England in Brüſſel Aufenthalt nehmen werde, ſo wür=
den
die franzöſiſch=belgiſchen Beſprechungen
twahrſcheinlich erſt dann ihre ganze wünſchenswerte Tragweite
erhalten.
Die Beſprechung zwiſchen Herriot und Hymans
Paris, 18. Juni. (Wolff.) Die Beſprechung zwiſchen dem
Miniſterpräſidenten Herriot und dem belgiſchen Miniſter
Hymans hat um 11.30 Uhr begonnen und bis 12.30 Uhr ge=
dauert
. Miniſter Hymans hat beim Verlaſſen des Quai d’Orſay
erklärt: Ich habe Wert darauf gelegt, über Paris zu reiſen, um
dem Miniſterpräſidenten Herriot einen Höflichkeitsbeſuch abzu=
ſtatten
. Ich habe alſo den franzöſiſchen Miniſterpräſidenten im
Namen der belgiſchen Regierung begrüßt und ihm unſere
Wünſche für den Erfolg ſeiner Politik überbracht. Ich habe dieſe
Gelegenheit natürlich benutzt, um meine Anſichten über die poli=
tiſche
Geſamtlage mit ihm auszutauſchen. Im übrigen bin ich
ſehr befriedigt von dieſer erſten Fühlungnahme. Es bleibt dabei,
daß Miniſterpräſident Herriot bei ſeiner Rückkehr von London
über Brüſſel reiſen wird. Erſt dann kann eine ins einzelne
gehende Beſprechung zwiſchen den Mitgliedern der belgiſchen Re=
gierung
und dem franzöſiſchen Miniſterpräſidenten ſtattfinden.
Im übrigen habe ich Herriot von den verſchiedenen Beſprechun=
gen
in Kenntnis geſetzt, die Theunis und ich vor einiger Zeit
mit Macdonald gehabt haben.
Andererſeits habe Macdonald heute vormittag den Wunſch
geäußert, mit dem franzöſiſchen Miniſterpräſidenten in dieſer
Woche eine rein perſönliche Ausſprache zu haben. Unter die=
ſen
Umſtänden wird, wie man in Pariſer maßgebenden Kreiſen
erklärt, weder ein Beamter des Foreign Office noch des Quai
dOrſay bei der Unterredung der beiden Staatsmänner zugegen
ſein. Für den Fall, daß Sir Erie Hoover Ramſay Macdonald
zur Seite geſtanden hätte, würde Herriot, dem Petit Pariſien
zutfolge, ſich von Peretti della Rocca, dem politiſchen Direktor
des Qugi d’Orſay, habe begleiten laſſen.

Breitſcheid bei Herriot.
Paris, 18. Juni. (Wolff.) Der ſozialdemokratiſche Reichs
iagsabgeordnete Breitſcheid, der ſich zurzeit in Paris auf
hält, hat ſich heute vomittag in Begleitung des franzöſiſchen
iozialiſtiſchen Abgeordneten Moutet zum Miniſterpräſidenten
Herriot begeben. Havas hält es für wahrſcheinlich, daß
heute nachmittag mit dem Miniſterpräſidenten Herriot, eine
Beſprechung haben werde.
TU. Paris, 18. Juni. Der deutſche Reichstagsabgeordnete
Breitſcheid hat ſich heute vormittag in Begleitung des franzöſi=
chen
Sozialiſten Moutet zum Quai d’Orſay begeben in der Ab=
icht
, von Herrriot eine Unterredung zu erbitten. Da der fran=
öſiſche
Miniſterpräſident ſich gerade im Geſpräch mit Hymans
befand, mußte Breitſcheid ſich darauf beſchränken, eine Audienz
on Herriot ſich im Laufe des Nachmittags zu erbitten. Hierauf
ſat der Miniſterpräſident zur Nachricht gegeben, daß er ihn
de gen Ueberlaſtung heute nicht empfangen könne.
Engliſche Stimmen zur Erklärung Herriots.
London, 18. Juni. Zu der Beſprechung der geſtrigen
ſtegierungserklärung ſchreibt die Weſtminſter Gazette‟,
er Boden für die Zuſammenkunft zwiſchen Mac=
onald
und Herriot ſei in jeder Beziehung vorbereitet.
die Hauptſache aber bleibe nach wie vor die Einigung
er Alliierten über die zukünftige Behandlung Deutſch=
un
ds. In dieſer Beziehung ſeien die Ausſichten ſo hell, wie
e zur Zeit Poincarés ſchwarz geweſen ſeien. Der Daily
elegraph weiſt auf die Schwierigkeiten hin, die noch zu
berwinden ſeien.

Das Echo der Regierungserklärung.
Kabinetts wird von der Journée Induſtrielle als eine ein=
fache
Botſchaft bezeichnet, die trotz ihrer Länge wie eine abwartende längerer Zeit ein amtliches Schreiben der Moskauer Inter=
Maßregel ausſehe. Sie künde viele Reformen an, aber ſie bringe keine, nationale bekannt geworden war, worin die kommuniſtiſchen Ab=
Andeutungen zu verhandeln.
Nicht weniger kritiſch nimmt das Echo de Paris, Herriots
Programm auf. Er habe die Forderungen verſchleiert, aber man finde Kommuniſten wichen aus, hatten ſogar die Unverfrorenheit, den
ſie trotzdem. Er erkläre der Geiſtlichkeit den Krieg, verſpreche eine all= Spieß umzudrehen und ſich darüber zu beſchweren, daß dor der
gemeine Amneſtie mit einer ganz kleinen Reſerve, eine admini=
ſtrative
Anarchie durch Bewilligung des Gewerkſchaftsrechts für Beamte Vertreter der großen Parteien empfangen und ihnen Mitteilung
ebenfalls mit einer kleinen Reſerve und die Desorganiſation der militäri=
ſchen
Streitkräfte, die zwar aufgeſchoben, aber grundſätzlich angenommen
ſei, und er weiſe auf fiskaliſche Reformen hin, von denen man nichts darüber wundern. Die ganze Vertraulichkeit des Auswärtigen
friſtet. Die Forderungen, die dank der parlamentariſchen Ferien nur
ein wenig hinausgezögert würden, ſeien nur um ſo drüchender und des Reichstages über die Regierung, zum mindeſten aber als
brutaler. An anderer Stelle wird gefagt, das außenpolitiſche Pro= ein Gremium, worin Mitteilungen gemacht werden konnten, die
mhyſtiſchem Tone alle erdenklichen Ideologien, alle Illuſionen, die die wärtige Ausſchuß iſt der Einzige, zu dem die Abgeordneten, ſo=
Univerſitäten der franzöſiſchen Jugend eingegeben haben.
Das Petit Journal dagegen rühmt der miniſteriellen Er=
klärung
nach, ſie ſei klar, ſodaß es leicht erſcheine, einen Ueberblick übe
die verſchiedenen Programmpunkte der neuen Regierung zu gewinnen.
Es werde Herriot leicht fallen, eine ſtarke Mehrheit im Parla= wohl für die Abgeordneten, nicht aber für die Regierungsver=
ment
zu finden.
Das Deuvre erklärt, wenn Herriot feierlich die Rechte Frank=
reichs
verkünde, ſo heuchle die Minderheit vergebens ihr Erſtaunen
darüber, daß ſie das alles ſchon wiſſe. Es handle ſich nicht darum, was
vor Herriot ſchon geſagt, ſondern was getan und erreicht worden iſt.
Die neue franzöſiſche Politik, eine Politik der interalliierten Verſtändi=
gung
, eine Politik des Vertrauens in den Völkerbund, eine Politik des
Friedens, werde Frankreich eine Autorität verleihen, die die Politik der
Sajonette ihm nicht verleihen konnte. Die Solidarität der großen
Völker mit Frankreich, die Gewißheit ihrer Unterſtützung und die Ent=
wicklung
der demokratiſchen Kräfte in Deutſchland, die von Frankreich
jetzt ermutigt würden, würde Frankreich andere Garantien verſchaffen,
gleichviel, was Maginot darüber denken möge.
Das Gewerkſchaftsblatt Le Peuple erklärt: Sagen wir es
gerade heraus: es hat ſich etwas geändert. Eine ſchlechte Tradition ließ
erſcheinen, ſodaß niemand darüber zufrieden, niemand darüber unzu=
frieden
ſein konnte. Herriot hat mit dieſer Tradition gebrochen. Es iſt
ein bemerkenswerter Fortſchritt, daß er ein Programm vorgebracht hat,
das man gewiß diskutieren, das man vielleicht unzulänglich, aber dem
man nicht Mangel an Klarheit vorwerfen kann.
Die kommuniſtiſche Humanité ſchreibt, Herriot habe ſich durch
ſeine miniſterielle Erklärung bemüht, Stimmen auf der Rechten zu ge=
winnen
; er habe ſich beeilt, über die heiklen Fragen hinweg zu gehen,
die hier und dort ihm Schwierigkeiten hätten ſchaffen können: die Auf=
hebung
der Botſchaft beim Vatikan, die Wiedereinſtellung der Eiſenbahner
und die Finanzfrage. Aber er habe ſich wohlgefällig über denjenigen
Teil ſeines Programms verbreitet, wo er lediglich die Politik Poincarés
wieder aufnehme. Er werde das Ruhrgebiet nicht räumen, ſolange nicht
durch die Anwendung des Sachverſtändigenplans neue Pfänder geliefert
worden ſeien.
Verlängerung des Morgankredites für Frankreich?
Berlin, 18. Juni. Nach einer New=Yorker Meldung iſt
im März der Bank von Frankreich zur Stützung des Franken
eingeräumt hat, um drei Monate verlängert worden. Es ſoll hökern, iſt es ausgeſchloſſen, daß ein Miniſter, der es mit ſeiner
ſogar eine nochmalige Verlängerung vorgeſehen ſein für den
Fall, daß die Bank von Frankreich im September den Kredit ganz
oder teilweiſe weiter zu verlängern wünſcht. Der Kredit ſoll
Frankreich ſolange zur Verfügung ſtehen, bis die Stabiliſierung
des Franken endgültig durchgeführt iſt. Die DAZ. weiſt darauf
hin, daß dieſe Nachricht im vollen Gegenſatz zu den bisherigen
Veröffentlichungen ſtehe, wonach die Bank von Frankreich die
Frankenſtützungskredite bereits an Amerika zurückgezahlt habe.

Erkelenz über die Militärkontrolle.

Berlin, 18. Juni. In einer Landtagswählerverſammlung
in Coswig beſchäftigte ſich, dem Berliner Tageblatt zufolge, der
Reichstagsabgeordnete Erkelenz=Düſſeldorf eingehend mit
der innen= und außenpolitiſchen Lage. Eine gefährliche Klippe
ſei zurzeit die Militärkontrolle. An dieſer Klippe könnten alle
Verſuche der Befriedigung Europas ſcheitern. Es ſei unklug,
Deutſchland allein zur Abrüſtung zu zwingen. Die allgemeine
inilitäriſche Abrüſtung ſei das Ziel. Die Fortführung der Kon=
trolle
ſtärke nur die deutſche Reaktion. Das unglückliche Erb=
übel
aus einer Zeit des Völkerwahnſinns müſſe endlich beſeitigt
wverden. Deutſchland müſſe die Schlußkontrolle noch einmal
über ſich ergehen laſſen. Hier müſſen ſich die Militärs der höhe=
ren
Notwendigkeit, der Erhaltung des Rheinlandes, fügen. Das
beſetzte Gebiet verlange energiſch, daß hinter der Befreiung des
Rheinlandes zurzeit alles andere zurückſtehe. Deshalb ſei es die
Forderung von Rhein und Ruhr: ſchleunige Been=
digung
der Schlußkontrolle, Ueberweiſung der weiteren Kontrolle
an den Völkerbund, allgemeine Abrüſtung, Regelung der Sicher=
heitsfrage
zwiſchen Deutſchland, Frankreich und England. Es ſei
notwendig, daß die Staatsmänner der beteiligten Völker,
insbeſondere Deutſchlands und Frankreichs, ſich
einmal perſönlich Auge in Auge gegenübertre=
ten
. Warum treffen ſich nicht Herriot, Mac=
donald
und Marx endlich zu einer klaren Be=
ſprechung
der entſcheidenden Fragen in irgend einer Stadt.
Man habe nun lange genug an einander vorbeigeredet. Es ſei
keine Zeit zu verlieren. Es ſei beſonders auch für Deutſch=
land
an der Zeit, daß es die zehnjährige geiſtige
Blockade endgültig breche. Möge Macdonald die Her=
ren
Herriot und Marx formlos nach Chequers laden. Rathenaus
Erfolge beruhten darauf, daß er ſelbſt nach London, Chequers,
Paris und Cannes ging. Nach ihm habe außer Schacht niemand
aus Deutſchland den Mut gefunden, den Vertragsgegnern per=
ſönlich
gegenüberzutreten. Das Ende ſolcher Verhandlungen
würde wohl der baldige Eintritt Deutſchlands in den Völker=
bund
ſein,

* Die Kunſt des Schweigens.
Im Auswärtigen Ausſchuß des Reichstages hat es am
Dienstag wieder einmal den nachgerade üblichen Skandal ge=
geben
. Der Verſitzende, der Sozialdemokrat Hermann Müller,
ſtellte in der denkbar vorſichtigſten Form die Kommuniſten, wie
Paris, 18. Juni. (Wolff.) Die Regierungserklärung des neuen ſie es mit der Vertraulichkeit zu halten gedächten, nachdem vor
Formel. Es wäre alſo vergeblich, ſchon jetzt über einfache grundſätzliche geordneten den Befehl erhielten, die Vertraulichkeit des bürger=
lichen
Parlamentarismus um jeden Preis zu ſabotieren. Die
Tagung des Auswärtigen Ausſchuſſes der Außenminiſter die
über die diplomatiſche Lage gemacht hat. Seltſam, daß ſie ſich
Henaues mitteilt, um niemanden allzu ſchwer zu erſchrechen. Der Kredit, Ausſchuſſes iſt ja ſchon längſt zu einer Farce geworden. Er war
Leon Blum dem neuen Kabinett bewillige, ſei nicht ſehr lang be= ſeinerzeit eingeſetzt vielleicht ſogar als eine Art Kontrollorgan
gramm beſtehe nur aus Phraſen, die ſich in jedem Sinne auslegen ließen, ſich für eine irgendwie durchlöcherte Oeffentlichkeit nicht eigneten.
Der Gaulois ſagt, die miniſterielle Erklärung verkünde in Deshalb war die Auswahl beſonders ſtreng getroffen; der Aus=
weit
ſie nicht Kommiſſionsmitglieder ſind, keinen Zutritt haben.
Trotzdem iſt alles, was darin erzählt wurde, ins Geſpräch ge=
kommen
, nicht zuletzt deshalb, weil die Strenge der Auswahl
treter galt. Was da alles durch die ſonſt ſo ſtreng bewachten
Türen aus= und einlief, entzog ſich in ſeiner Diskretionsfähigkeit
jeglicher Kontrolle, mit dem Erfolg, daß ſchon aus Wichtigtuerei
alles weitergeſchwätzt wurde, was ſchon im nationalen Intereſſe
hinter verſchloſſenen Türen hätte gehalten werden müſſen.
Kein Zweifel alſo, daß der Auswärtige Ausſchuß die Voraus=
ſetzungen
nicht erfüllte, unter denen er ſeinerzeit gebildet war.
Man iſt deshalb ſchon im alten Reichstag dazu übergegangen,
an ſeine Stelle Beſprechungen des Außenminiſters mit Ver=
tretern
der einzelnen Parteien zu ſetzen, bei denen der Kreis der
Wiſſenden ſehr viel enger gezogen und die Vertraulichkeit infolge=
die
Miniſtererklärungen bis jetzt immer pompös, dunkel und unbeſtimmt deſſen beſſer gewahrt iſt. Der Einzug der Kommuniſten macht
nach ihrem Programm ein ſolches Verfahren geradezu zur
Pflicht. Man hat im Kriege ſchon manchesmal davon gemun=
kelt
, daß Mitteilungen, die von der Regierung den Abgeordneten
gemacht wurden, auf allerhand Umwegen ins Ausland gelangt
ſind, heute wäre das nach der Arbeitsmethode der Kommuniſten
eine glatte Selbſtverſtändlichkeit. Nur ein praktiſches Beiſpiel:
Die Verhandlungen mit Rußland, wegen der Beilegung des
Zwiſchenfalls in der Berliner Handelsdelegation nehmen ihren
Fortgang. Es wäre an ſich denkbar, daß die Reichsregierung den
Vertretern der Parteien über den Stand der Verhandlungen und
über die Ziele der deutſchen Politik Mitteilungen machten. Ge=
ſchähe
das aber, dann wäre die ſelbſtverſtändliche Folge, daß
man in Moskau ſpäteſtens in drei Tagen genau über das unter=
richtet
wäre, was die deutſche Regierung will und die Karten
danach ſtecken könnte. Solange alſo die Kommuniſten nicht bin=
der
Kredit von 100 Millionen Dollar, den das Bankhaus Morgan dende Sicherheiten dafür geben, daß ſie ihr Wiſſen für ſich be=
halten
und nicht ſofort an ihre ausländiſchen Auftraggeber ver=
Pflicht ernſt nimmt, dem Auswärtigen Ausſchuß noch irgend=
welche
vertraulichen Mitteilungen macht. Der Ausſchuß wird
ſolange nur eine Kuliſſe ſein als Dekoration für irgendwelche
Schattenſpiele, die eigentliche Handlung wird weiter auf den
Bühnenraum des Auswärtigen Amtes zurückverlegt, wo im
Arbeitszinimer des Miniſters die Türen ſchallſicher ſind.
So hat denn Dr. Streſemann es tatſächlich auch gemacht.
Er hat die Mittelparteien, die Deutſchnationalen und die Sozial=
demokraten
empfangen und ihnen über den gegenwärtigen Stand
der Verhandlungen mit der Reparationskommiſſion eingehende
Mitteilungen gemacht. Was im Auswärtigen Ausſchuß noch
hinzugefügt wurde, war wenig mehr als ein geſchichtliches
Referat, deſſen Bekanntwerden keinen Schaden anrichten kann.
Wenn aber die Reparationskommiſſion ihr letztes Wort geſprochen
hat, dann wird man vielleicht erneut den Auswärtigen Ausſchuß
bemühen und ihm vertraulich den Inhalt der Abmachungen
zur Kenntnis bringen, kurz bevor die entſprechenden Vorlagen
dem Reichstag zugehen. Das iſt ein unbequemer Zuſtand, aber
die Kommuniſten zwingen ja zu derartigen Methoden. Denn
wenn die Parteien nicht zu ſchweigen verſtehen, können ſie auch
nicht verlangen, daß die Regierung ihnen irgend etwas ſagt.
Wir ſind ja leider noch weit davon entfernt, daß man bei uns,
wie in England ſchon längſt, ſagen kann: ſobald der deutſche
Außenminiſter ſpricht, ſpricht das deutſche Volk. Und doch
hätten wir ein ſolches Zuſammenhalten ſehr viel nötiger als
die Engländer, denn nur damit können wir überhaupt etwas
erreichen. Eine Oppoſition, die ins Blaue hineinſtößt, ſich gar
in perſönlichen Angriffen verzettelt, iſt wertlos und ſchädlich,
eine Oppoſition dagegen, die in ſchickſalsſchweren Stunden be=
reit
iſt, auch mit dem Außenminiſter zuſammenzuſpielen, kann
ſogar nützen. Man verlangt von uns Konzeſſionen auf allen
Gebieten. Kann der Außenminiſter ſich darüber zumal mit der
nationalen Oppoſition verſtändigen und in London und Paris
darauf hinweiſen, daß der Druck des Widerſpruchs zu ſtark iſt,
als daß er über eine beſtimmte Linie hinausgehen könnte, dann
hat er wenigſtens immerhin einige Trümpfe in der Hand. Es
hat erfreulicherweiſe nach mancherlei Anzeichen der letzten Tage
den Anſchein, als wenn die Deutſchnationalen trotz ihrer Anti=
pathie
gegen Dr. Streſemann das Geheimnis dieſer Kunſt be=
griffen
haben und zu nutzen gewillt ſind, wenigſtens ſolange, bis
wir über den ſchwierigen Berg des Sachperſtändigen=Gutgchtens
hinweg ſind,

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Beite 2.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 10. Junf 1924.

Rummer 189.

Aus dem fernen Oſten.
Das ruſſiſch=chineſiſche Abkommen ratifiziert.
London 18. Juni. Reuter berichtet aus Peking, daß
ein Erlaß veröffentlicht worden ſei, der das Abkommen
zwiſchen Rußland und China ratifiziert. In
ſeiner Antwort auf die japaniſche Note, in der Japan darauſ
beſteht, daß ſeine an der chineſiſchen Oſtbahn erworbenen Vor=
rechte
und Intereſſen durch das chineſiſch=ruſſiſche Abkommen
nicht berührt werden ſollen, erklärt das chineſiſche Auswärtige
Amt, die chineſiſche Regierung könne dieſe in der japaniſchen
Note zum Ausdruck gebrachten Vorbehalte nicht annehmen.
Der Times zufolge wurde eine faſt identiſche Note von dem
chineſiſchen Auswärtigen Amte an die franzöſiſche und die
amerikaniſche Geſandtſchaft in Erwiderung ihrer Note betr. die
Verpflichtungen Chinas im Zuſammenhang mit der chineſiſchen
Oſtbahn abgeſandt.
Die Sowjetregierung hat eine Note an die chineſiſche Regie=
rung
geſandt, in der China aufgefordert wird, eine Geſandtſchaft
in Moskau einzurichten.
Perſöhnliche Haltung Japans gegenüber Rußland.
London, 18. Juni. (Wolff.) Die Times berichtet aus
Tokio, daß der neue japaniſche Premierminiſter eine
verſöhnliche Haltung im Zuſammenhang mit den
ruſſiſch=japaniſchen Verhandlungen in Peking
eingenommen hat, die Zurückziehung der japa=
niſchen
Truppen aus Nord=Sacharin werde er=
wartet
. Der japaniſche Delegierte Joſchizawa kehrt nach
Peking mit der Befugnis zurück, ein Uebereinkommen
auf folgender Grundlage abzuſchließen: Aufhebung
aller früheren Verträge mit Ausnahme des Vertrages von Ports=
mouth
und Erſetzung durch neue Verträge, Abſchluß einer
Fiſchereikonvention und eines Handelsvertrages, Einſtellung der
Propaganda, Streichung der Schulden, Gewährung von Kon
zeſſionen in Sachalin und Oſtſibirien an Japan ſowie Regelung
des Nikolgjewſk=Zwiſchenfalls. Dem Times=Berichterſtatter zu=
folge
ftattete Vicomte Goto, der für eine Wiederauf=
nahme
der Beziehungen zu Rußland iſt, dem
Premierminiſter einen langen Beſuch ab. Goto teilte mit, daß er
ſeine geplante Reiſe nach Kopenhagen auf dem Wege über Ruß=
land
zu nehmen gedenke, da er beſtrebt ſei, Informationen aus
erſter Hand über die Abſichten Rußlands gegenüber Japan zu
erhalten.
Deutſchland und die Türkei.
Angora, 17. Juni. (Wolff.) Der deutſche Geſandte ( Bot=
ſchafter
) Nadolny überreichte heute dem Präſidenten der tür=
kiſchen
Republik ſein Beglaubigungsſchreiben. Der Geſandte hat
hierbei folgende Rede gehalten:
Herr Präſident! Es gereicht mir zur beſonderen Ehre, mit der
hohen Aufgabe betraut worden zu ſein, die offiziellen Beziehungen
zwiſchen meinem Vaterlande und der Türkei wieder aufzunehmen. Ich
komme von dem neuen Deutſchland zu der neuen Türkei; aber die
Freundſchaft des deutſchen Volkes gegenüber dem türkiſchen Volke iſt
ebenſo warm und aufrichtig geblieben wie früher. Das deutſche Volk hat
das Schickſal des türkiſchen Volkes in dieſen letzten Jahren mit lebhafte=
ſter
und herzlicher Anteilnahme und mit dem Gefühle der Bewunderung
verfolgt. Ich wünſche von Herzen, daß es meiner Miſſion vergönnt ſein
möchte, unſere Völker in offener und ehrlicher Freundſchaft und in ge=
genſeitiger
Achtung zuſammenzuführen, auf daß es ihnen beiden ge=
linge
, vorwärts und aufwärts zu ſchreiten zum Wohle der Menſchheit.
Ich darf dabei der Hoffnung Ausdruck geben, daß Eure Exzellenz und
die türkiſche Regierung mir das Vertrauen entgegenbringen und ihr
hohe Unterſtützung nicht verſagen werden. Indem ich meine aufrich=
tigen
Wünſche für die Zukunft der Türkei und dem perſönlichen Wohler
gehen Euerer Exzellenz zum Ausdruck bringe, habe ich die Ehre, hier
mit das Schreiben des Präſidenten des Deutſchen Reiches zu überreichen,
das mich bei der Republik der Türkei beglaubigt.
Präſident Muſtapha Kemal Paſcha erwiderte mit
folgender Anſprache:
Herr Botſchafter! Mit Vergnügen nehme ich aus ihren Händen
das Schreiben entgegen, welches Sie mir übergaben in ihrer Eigenſchaft
als außerordentlicher Geſandter und bevollmächtigter Miniſter mit der
hohen Aufgabe, die offiziellen Beziehungen zwiſchen der Türkei und
Deutſchland wieder herzuſtellen. Ich begrüße beſonders die Verſicherun=
gen
, welche Sie mir über den Fortbeſtand der freundſchaftlichen Gefühle
des deutſchen Volkes gegenüber dem türkiſchen zum Ausdruck brachten.
Das türkiſche Volk, das ſich ganz ſeiner inneren Entwicklung widmete,
hegt die gleichen Gefühle gegenüber dem deutſchen Volke. Ich wünſche,
daß das neue Deutſchland ſich auf dem Wege des Fortſchritts und der
Wohlfahrt entwickeln, und daß die freundſchaftlichen Beziehungen zur
Türkei in ſtets wachſendem Maße ſich feſtigen mögen. Ich kann Sie ver=
ſichern
, daß alle ihre Bemühungen in dieſer Richtung ſtets meine und
der türkiſchen Regierung Unterſtützung finden werden.
Eine polniſche Proteſinote in Berlin eingegangen.
Berlin, 18. Juni. Wie wir erfahren, iſt bei der Reichs=
regierung
eine Note der polniſchen Regierung eingetroffen, die
wegen Nichtbeachtung der Genfer Konvention Proteſt erhebt. Es
handelt ſich um die von Polen bereits ins Leben gerufenen
Optionsſtellen, deren Einrichtung bei den deutſchen Konſulaten
von deutſcher Seite angeblich verzögert wird. Die Reichsregie=
rung
wird ihre Antwortnote der Oeffentlichkeit bekanntgeben.

Vom Tage.
Die Großhandelsindexziffer iſt gegenüber dem Stande
vom 10. Juni (117,2) mit 117,0 nahezu unverändert.
Die für geſtern angeſetzte Beratung des Reichskabinetts
über die Frage der Beamtengehälter wurde auf Freitag verſchoben.
Nach den Beſchlüſſen des Aelteſtenausſchuſſes wird der Reichstag
nächſten Dienstag wieder zu Plenarſitzungen zuſammentreten.
In den Verhandlungen zwiſchen der Micum und den Vertretem
der rheiniſch=weſtfäliſchen Metallinduſtrie über die
Verlängerung der am 15. Juni abgelaufenen Verträge iſt eine un=
veränderte
Verlängerung der in Frage kommenden Abmachungen bis
zum 15. Juli beſchloſſen worden.
Wie wir erfahren, wird der Rheiniſche Provinzialland
tag, fſtr den urſprünglich Düſſeldorf vorgeſehen war, wahrſcheinlich in
Barmen zuſammentreten.
Der Preußiſche Staatsrat nahm die Vorlage zur Verein=
fachung
der Verwaltung in der Ausſchußfaſſung an.
Die Verordnung des Reichspräſidenten über die Aus=
reiſegebühren
vom 3. April (Reichsgeſetzblatt S. 397) tritt mit
Wirkung vom 18. Juni außer Kraft.
Wie wir hören, wird der Reichspräſident am 23. Juni in
Dresden eintreffen, um die Jahresſchau deutſcher Arbeit
(Textilausſtellung) zu beſuchen.
Etwa 3 0 Deutſche, die zur Zwangsarbeit durch das Mainzer
Kriegsgericht während der Ruhrunruhen verurteilt waren, ſind in Paris,
von der Inſel St. Martin de kommend, eingetroffen und
nach den rheiniſchen Gefängniſſen weitergeleitet worden.
Der ruſſiſche Botſchaftskommiſſar Litwinow iſt von England
nach Deutſchland abgereiſt, um ſich hier einer Badekur zu unter=
ziehen
.
Das däniſche Außenminiſterium erklärt, daß Dänemark vom 18. Juni
an die Sowjetrepublik de jure anerkennt.
Die Arbeitnehmergruppen auf der Internationalen Arbeiterkon=
ferenz
in Genf haben es abgelehnt, den Generalſekretär der italieniſcher
faſziſtiſchen Gewerkſchaftsorganiſation Roſſini in irgend eine Kom=
miſſion
zu wählen. Man führt den Beſchluß der Arbeitnehmergruppen
uf die Erregung über die Ermordung des Sozialiſten
Matteotti zurück.
Nach einer Havasmeldung aus Naney hat das Kriegsgericht des
20. Armeekorps den Oberſt von Vallade vom 4. Bayeriſchen
Landwehrregiment in contumaciam zum Tod verurteilt.
Der abeſſiniſche Thronfolger und Regent Ra Tafari iſt
in Rom angekommen. Zu ſeinem Empfang waren der König und
Muſſolini am Bahnhof erſchienen.
Wie Sol meldet, iſt der Kabylenführer Abd=el Malek, ein
Gegner von Abd=el Krim, mit 3500 Eingeborenen auf die Seite
Spaniens getreten.
Aus Kapſtadt wird gemeldet, daß General Smuts, der ſüd=
afrikaniſche
Premierminiſter, bei den Wahlen unterlegen ſei.
Er wurde von dem Arbeiterkandidaten mit 1471 gegen 1022 Stimmen
geſchlagen.
Bei den allgemeinen Wahlen in Südweſtafrika ſind bisher
gewählt worden: 37 Mitglieder der Südafrikaniſchen Partei, 18 von der
ſei den allgemeinen Wahlen in Südafrika ſind bisher
Melan wurde geſchlagen.
Großbritannien hat die Beziehungen zu Mexiko abge=
brochen
und den Schutz ſeiner Intereſſen Amerika und Chile über=
tragen
.
Der Neu=York Herald bringt eine aufſehenerregende Meldung aus
Mexiko, wonach 60 Japaner, die eine Kolonie in Mexiko anlegen
wollten, im letzten Augenblick von der mexikaniſchen Regierung abge=
wieſen
worden ſind.
Im Weißen Hauſe in Waſhington wird erklärt, daß General
Dawes demnächſt zu Beſprechungen mit dem Präſidenten
Coolidge über die Wahlkampagne nach Waſhington
kommen wird.

Vor der Abſiimmung in Frankreich.
Paris, 18. Juni. (Wolff.) Die Debatte über die allge=
meine
Politik wird morgen in der Kammer fortgeſetzt. Es iſt
nur noch eine Interpellation, die des Abg. Bukanowski über die
Finanzpolitik zu begründen. Für die Debatte hat ſich der ehe=
malige
Miniſter Le Trocquer zum Wort gemeldet, der die
Ruhrfrage behandeln wird. Es wird allgemein angenommen,
daß die Debatte morgen abend zu Ende geführt wird.
Die Begründung des Amneſtiegeſetzes.
Paris, 18. Juni. (Wolff.) Das Juſtizminiſterium ver=
öffentlicht
die Begründung zu dem Amneſtiegeſetzentwurf, deſſen
Einbringung in der Kammer geſ an in der Regierungserklärung
angekündigt worden iſt. Die RTgierung erklärt darin, daß ſie
die Zeit für gekommen hält, eine große Anzahl wegen militäriſcher
Vergehen Verurteilte für ſtraflos zu erklären und im größten
Umfange auch Delikte politiſcher Art (Streikbrecher, Wahlver=
gehen
, Verſtöße gegen die Vereins= und Gewerkſchaftsgeſetz=
gebung
), darüber hinaus aber auch die vom Staatsgerichtshof
abgeurteilten Tatbeſtände zu amneſtieren. Die Regierung ver=
langt
ferner auf ein Jahr das Recht, die von den Kriegsgerichten
Verurteilten für ſtraflos zu erklären und kündigt an daß ſie von
dieſer Ermächtigung den reichſten Gebrauch machen werde.

Die Lage in Italien.
Nach den letzten Verhaftungen.
Rom, 18. Juni. (Wolff.) Nach den letzten Ver=
haftungen
iſt die allgemeine Lage viel ruhiger ge=
worden
. Wenn der ehemalige Preſſechef noch verhaftet und die
Leiche Mateottis herausgegeben würde, könnte die Lage ſchnell
wieder normal werden. Die Neubeſetzung der Miniſterien wird
nach den Blättern auf Anfang Juli verſchoben werden, damit es
nicht den Anſchein habe, daß das Miniſterium dem Druck dieſer
ſchmutzigen Affäre nachgebe, ſowie in der Hoffnung, daß, nach=
dem
die Gerichte in Tätigkeit getreten ſind, die Oppoſitions=
parteien
entgegenkommender ſein werden. Beſonders wird ver=
langt
, daß das Anſehen der Preſſe wieder hergeſtellt werde und
daß Drohungen, wie ſie in der faſziſtiſchen Preſſe zu heſen waren,
völlig aufhören und daß die Einmiſchung faſziſtiſcher Partei=
größen
in die Zentral= und Provinzialverwaltung endgültig auf=
hören
. Darin erblickt man die Hauptaufgabe des neuen Innen=
miniſters
.
Nach einer Unterſuchung der Kleidungsſtücke uſw. Dominis
hat der Unterſuchungsrichter die Tatſache des Mordes an Matte=
otti
feſtgeſtellt. Die neuen Steckbriefe lauten daher nicht mehr
auf Verfolgung wegen Freiheitsberaubung, ſondern wegen vor=
ſätzlichen
Mordes.
Der Daily Telegraph berichtet, daß eine Entſchlie=
ßung
der engliſchen Arbeiterpartei bezüglich des
an Matteotti begangenen Verbrechens in Anweſenheit und
ohne Oppoſition des Staatsſekretärs des Aeußern, Ramſay Mac=
donalds
und führender Mitglieder des Kabinetts einſtimmig
angenommen worden iſt.

Der Graff=Prozeß in Stettin.
Weitere Zeugenvernehmung.
Stettin 18. Juni. (Wolff.) In der Vormittagsverhandlung
wurde Polizeihauptmann Häder vernommen, früherer Hundertſchafts=
führer
in Hamborn. Häder ſchilderte u. a. den Vorfall, der ſich bei der
Leiche Schmilewskis abgeſpielt hat. Die belgiſchen Behörden wollen
feſtgeſtellt haben, daß Grabert, Riebke, die beide verurteilt ſind, drohende
Worte gegen Schmitz ausgeſtoßen haben ſollen. Häder beſtreitet der=
artige
Angaben und ſchildert weiter die Bekanntſchaft, die der belgiſche
Agent Schmitz zu Termöhlen, der ebenfalls zu den Aachener Verurteil=
ten
gehört, unterhielt. Schmitz und Termöhlen ſind haufig ausgegan=
gen
; dabei hat Schmitz Termöhlen Wein ſpendiert. Auf Grund die
ſer verdächtigen Beziehungen mußte dann ſchließlich Termöhlen aus der
Schutzpolizei ausſcheiden. Der Zeuge mußte ſich dann über Leutnant
Reinhardt, der nach belgiſcher Auffaſſung der Anſtifter des Mordes an
Graff ſein ſoll, äußern. Der Zeuge ſchildert Reinhardt als einen Men=
ſchen
, dem ſowohl Gewaltätigkeiten als auch Feigheiten fernlagen. Er
gehöre nicht zu denen, die andere zu einer Tat anſtiften und ſelbſt im
Verborgenen bleiben. Zeuge ſchildert in weiteren Ausſagen, daß die
belgiſche Polizei eine große Spitzelmannſchaft einrichtete. Man hatte
das Gefühl, daß jeder dritte Mann ein Spitzel wäre. Nach der Tat
entſtand in Hamborn das Gerede, daß die Mordtat im Café Heckmann
ausgeheckt ſein ſoll. Weiter ſchildert Häder die Verhaftung Riebkes,
der nach dem belgiſchen Urteil einen Schuß auf Graff abgegeben
haben ſoll.
Bei Riebke wurde eine Piſtole vorgefunden. Die Piſtole wurde
nach einer Rechnung, die Häder ſpäter auffand, aber erſt im Auguſt
1922 gekauft, während die Tat ſelbſt ſchon im März ſtattfand. Zeuge
gibt dann die Reihenfolge der Verhaftungen an. Daraus ergibt ſich,
daß Grabert ebenfalls nach der belgiſchen Auffaſſung einer der ver=
meintlichen
Täter war, der wenn er gewollt hätte, ſich mit Leichtigkeit
ins unbeſetzte Gebiet hätte begeben können. Häder iſt von den Belgiern
als Zeuge feſtgenommen und nach Aachen ins Gefängnis geſteckt worden.
Bei der Verhaftung durch die belgiſchen Gerichte verlangte Häder ſelbſt
eine Gegenüberſtellung mit den angeblichen Mördern, was ihm verwei=
gert
wurde. Aus dem beſchlagnahmten Wachbuch, dem Streifenbuch und
der Dienſteinteilung wies Häder den belgiſchen Behörden nach, daß ein
großer Teil der Beamten zur Zeit, als der Mord an Graff geſchah, gar
nicht in der Nähe des Tatortes ſein konnte, ſondern ſich an ganz abge=
legenen
Stellen befand. Der Zeuge drückt auch heute ſeine Verwunde=
rung
aus, daß eu nicht zur Hauptverhandlung nach Aachen gebracht
worden ſei. Rechtsanwalt Mayer weiſt darauf hin, daß ein Zeuge, der
einen Alibibeweis für die Angeſchuldigten erbringen wollte, von den
Belgiern in der Hauptverhandlung gar nicht gehört wurde. Bei ſeiner
eigenen Vernehmung hätten die Belgier Häder geſagt: Sagen Sie die
Wahrheit. Sie bleiben ſo lange hier, bis Sie die Wahrheit geſag=
haben
! Bei ſeiner weiteren Vernehmung erklärt Häder, daß er Riebke
eines Meuchelmordes nicht für fähig hielt. Die Tatſache, daß Riebke
ſeinerzeit ein Geſtändnis abgegeben habe, glaubte der Zeuge nicht. Der
Generalſtaatsanwalt ſchildert dann die Vernehmung, in der ſich Riebke
zu einem Geſtändnis vor den Belgiern bereit erklärte.
Nach dieſer Schilderung erklärt der Zeuge, daß Riebke ein Ge=
ſtändnis
abgelegt habe, um für Reinhardt einzutreten. Häder gibt an,
daß Grebert leicht beeinflußbar geweſen ſei und daß er ſich wohl auch
von den Belgiern habe beeinfluſſen laſſen. Auf die Frage des Vor=
ſitzenden
, ob nach Auffaſſung des Zeugen die in Aachen Verurteilten
als Täter in Frage kommen können, erklärt der Zeuge Häder, daß er
einen Polizeibeamten nicht für ſo dumm halte, die Tat auf dieſe Weiſe
auszuführen. Ganz beſonders iſt dem Zeugen unverſtändlich, daß die
angeblichen Täter ſich in zwei Wirtſchaften, die in der Nähe des Tatortes
lagen, vor und nach der Tat umgezogen haben ſollen. Ganz unverſtänd=
lich
wäre dies aber bei dem Leutnant Reinhardt, der, wenn er ſich tat=
ſächlich
umgezogen habe, dies zweckmäßiger in ſeiner Wohnung getan
hätte. Darauf tritt eine kurze Pauſe ein.

er darauf fallen läßt, ſich raſtlos zu entzücken. Wir glauben
nun, den tief aus ſich Beglückten den unſäglich erheiterten Blick
auf die Außenwelt richten zu ſehen (Preſto 2/2): da ſteht ſie
wieder vor ihm, wie in der Paſtoral=Sinfonie; alles wird ihm
von ſeinem innerſten Glücke beleuchtet; es iſt, als lauſche er dem
eigenen Tönen der Erſcheinungen, die luftig und wiederum derb
im rhythmiſchen Tanze ſich vor ihm bewegen. Er ſchaut dem
Leben zu, und ſcheint ſich (kurzes Adagio 3/4) zu beſinnen, wie
er es anfinge, dieſem Leben ſelbſt zum Tanze aufzuſpielen: ein
kurzes, aber trübes Nachſinnen, als verſenke er ſich in den tiefen
Traum ſeiner Seele. Ein Blick hat ihm wieder das Innere der
Welt gezeigt: er erwacht und ſtreicht nun in die Saiten zu einem
Tanzaufſpiele, wie es die Welt noch nie gehört (Allegro finale).
Das iſt der Tanz der Welt ſelbſt: Wilde Luſt, ſchmerzliche Klage,
Liebesentzücken, höchſte Wonne, Jammer, Raſen, Wolluſt und
Leid; da zuckt es wie Blitze, Wettergrollen: und über allem der
ungeheure Spielmann, der alles zwingt und bannt, ſtolz und
ſicher vom Wirbel zum Strudel, zum Abgrund geleitet: er
lächelt über ſich ſelbſt, da ihm dieſes Zaubern doch nur ein
Spiel war. So winkt ihm die Nacht. Sein Tag iſt vollbracht.
Mendelsſohn.
* Der Philoſophenkongreß zu Neapel.
Von Profeſſor K. Fries.
Der Verlauf des Kongreſſes zeigte mit Deutlichkeit, daß die
Gedanken, die jetzt in Deutſchland im Vordergrunde des allge=
meinen
Intereſſes ſtehen, die Relativitätstheorie, die Philoſophie
des Als=Ob und der Neovitalismus, den Denkern aller Kultur=
ſtaaten
geläufig geworden ſind. Die Einſteinſchen Gedanken ſchei=
nen
immer mehr Anklang zu finden. So beſchäftigt ſich der Po=
ſener
Profeſſor M. Koylawski mit dem neuen Zeitproblem
und unterſcheidet eine individuelle, eine hiſtoriſche, eine aſtrono=
miſche
und eine momologiſche Zeit, und auch andere ausländiſche
Forſcher ſetzen ſich mit dieſer Theorie auseinander.
Raymund Schmidt=Leipzig, der verdiente Herausgeber
der Philoſophie der Gegenwart in Selbſtdarſtellungen, gab eine
Analyſe der Vaihingerſchen Philoſophie des Als=Ob und ſetzte ſie
in Beziehung zur deutſchen Lebensphiloſophie der Gegenwart.
Der berühmte Leipziger Hans Drieſch gab in ſeinem Vortrag
über die Philoſophie des organiſchem Lebens einen Ueberblick
über ſeine wichtigen Forſchungen über Vitalismus. Als Biologe
fand er bei Tierexperimenten an niederen Weichtieren, daß Am=
putationen
einzelner Glieder zu Geſamt=Regenerationen führten,

für welche die bisher herrſchende mechaniſtiſche oder Darwinſche
Lehre keine Erklärung mehr bot. So ſah er ſich genötigt, über den
bisher von Zunftwahl, Vererbung und natürlicher Ausleſe be=
grenzten
Geſichtskreis hinaus ſich zu der Annahme einer Kraft
zu verſtehen, die er als autonomes Naturprinzip anſprach. Wie
heftig die mechaniſtiſchen Häckelianer und Erben des Poſitivis=
mus
auch gegen dieſe neuen metaphyſiſchen Verſuche Sturm lie=
fen
, Drieſch blieb unbeirrt uned vertiefte ſeine Lehre ſogar zu
einem wohlgefügten Syſtem, das die Metaphyſik der Zukunft auf
exakter Baſis errichten wird. Er gehört zu den prominenteſten
Köpfen der Gegenwart. Ueber ſeine kürzlich beendete Chinareiſe
wird demnächſt ein Buch erſcheinen. Der Metaphyſik war auch der
Vortrag des Berliners Müller=Freienfels gewidmet, der
den Urgrund unſeres Erkennens von Weltdingen als vorwiegend
irrational anſieht. Der Genfer Claparede ſprach über den
menſchlichen Willen. Er beſtritt, daß es ſich bei ihm um einheit=
liche
Zielhandlungen des Menſchen handle, ſondern ließ den Wil=
len
gleichſamf als Reſultate aus widerſtreitenden Trieben hervor=
gehen
. In der äſthetiſchen Sektion ſtellte noch Deſſoir= Ber=
lin
einen ſcharfen Gegenſatz zwiſchen Aeſthetik und Kunſtwiſſen=
ſchaft
feſt: während jene das Geſamtgebiet des Schönen, auch
z. T. das der Natur umfaßt, beſchränkt dieſe ſich allein auf menſch=
liches
Kunſtſchaffen. Ueber künſtleriſche Methodik äußerte ſich
auch Marie Zareki=London. Das Raſſenproblem rührte Luigi
Valli=Rom in Anſchluß an antike Vererbungsriten auf und
verfocht im Sinne Gobineaus und Chamberlains die Superiori=
tät
der ariſchen Raſſe. Eine tiefgründige Wiſſenſchaftslehre
gab der Hallenſer Hugo Lehmann in ſeinem gedankenvollen
Vortrag über Strukturierung der Kulturmomente. Der reiche
Inhalt läßt ſich hier ſchwer analyſieren. Auch Heinemann=
Frankfurt, der ein Buch über Plotin veröffentlicht hat, ſprach zur
Wiſſenſchaftslehre und bekämpfte den Hiſtorismus, die Tendenz
alle Lebenserſcheinungen nur als Glieder in der Kette, als Be=
ſtandteile
der Geſamtentwicklung zu beſprechen, ſtatt ihren indi=
viduellen
Wert hervorzuheben. Es kommt eben darauf an, ob
man mehr vom hiſtoriſchen, wiſſenſchaftlichen oder vom künſt=
leriſchen
Standpunkt an die Erſcheinungen herantritt. Die päda=
gogiſche
Sektion war durch Guiſeppe Tauro=Rom gut vertre=
ten
, der einen Ueberblick über das neapolitaniſche Erziehungs=
weſen
vom Mittelalter bis zur Gegenwart gab. Auf Einladung
der Univerſität Neapel hielt Arthur Liebert=Berlin der Vor=
ſitzende
der Kant=Geſellſchaſt, eine Gedächinisrede auf den großen
Königsberger und ſuchte den Wes zur Cicnninis i.:. Verſöh=
nung
von Kritizismug und FaLMausmus zu finden. .

So wurden alle Gebiete der Philoſophie vielſeitig behandeltt
es konnte hier natürlich nur ein kleiner Teil der gebotenen An=
regungen
erwähnt werden. Zu wünſchen wäre, daß ein ähnlicher
Kongreß einmal in Deutſchland ſtattfände, wo eine Beſinnung
auf philoſophiſche Grundſätzlichkeiten bei dem allgemeinen Kampf
der Geiſter höchſt wohltätig wirken könnte.

Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
Anarchie in Sillian. Das Schauſpiel Anarchie
in Sillian von Arnolt Bronnen, das am Sonntag, den 15. Juni,
in Darmſtadt ſeine Uraufführung erlebte, iſt in Buchausgabe in
geſchmackvoller Ausſtattung im Ernſt Rowohlt=Verlag in Berlin
erſchienen.
Von dem Darmſtädter Dichter Walter Schweter, auf
deſſen Bücher für Wander= und Waldfreunde im Darmſtädter
Tagblatt, ferner im Türmer, Weſtermanns Monatsheften,
Daheim uſw. ſchon wiederholt empfehlend hingewieſen wurde,
iſt ſoeben ein neues Büchlein Matthias Diſtelkamps
Abenteuer im Verlag Elwert (Marburg), von der L. C.
Wittich’ſchen Hofbuchdruckerei vobildlich gedruckt, erſchienen. Wir
kommen auf das Werkchen zurück.
Profeſſor Dr. Friedrich Spitta . Am 7. b. M.
verſtarb in Göttingen im Alter von 72 Jahren Profeſſor
Dr. Friedrich Spitta, ein Sohn des Dichters von Pfalter und
Harfe‟ Ein geiſtvoller Forſcher auf dem Gebiete der Geſchichte
des Urchriſtentums, hat Spitta vor allem dem gottesdienſtlichen
Leben der evangeliſchen Kirche wertvollſte und ſtärkſte Anregun=
gen
gegeben. Die von ihm in Gemeinſchaft mit J. Smend ge=
gründete
und zuletzt von ihm allein herausgegebene Monats=
ſchrift
für Gottesdienſt und kirchliche Kunſt hat eine reiche Ge=
dankenſaat
ausgeſtreut, deren Früchte immer mehr reifen. Die
beſten Jahre ſeines Lebens wirkte Spitta an der Straßburger
Hochſchule. Mit glühender Liebe hing der Hannoveraner an dem
Elſaß, das ihm zweite Heimat geworden war. Ein reiches
Kapitel von Verehrung und Liebe, das kein Krieg zerſtören
konnte, hat er ſich in dem Herzen vor allem auch der elſäſſiſchen
akademiſchen Jugend erworben. Beſonders verdient machte er
ſich im Bunde mit ſeinem Bruder, dem Bach=Biographen Philipp
Spitta, um die Wiedererweckung der Kunſt des großen Ton=
meiſters
Heinrich Schütz. Auch hier in Darmſtadt iſt der
Verſtorbene als Redner und Sänger (beſonders als Soliſt in
der Schützfchen Matthäus=Paſſion) oft aufgetreten und wird
Vielen in ließer Erinnerung bleiben.

[ ][  ][ ]

Rummer F6D.

Deutſche Fragen
vor dem Völkerbundsrat.
Die deutſch=polniſchen Verhandlungen.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 19. Juni 1924.

Seite 3.

Die Zukunff der Reichsbahn.
Die politiſche Lage Badens.

Genf 18. Juni. (Wolff.) Der Völkerbundsrat beriet in ſeiner
heutigen Nachmittagsſitzung über den Bericht des braſilianiſchen Ver=
treters
Suza Dantas über die deutſch=polniſchen Ver=
andlungen
und die Frage der Staatsangehörigkeit der deutſchen
Polen. Der Bericht ſtellt zunächſt feſt, daß die beiden Parteien die Ver=
handlungen
unter der Vermittelung des Herrn Kakenbeek gleich=
zeitig
mit dem Schiedsverfahren Kakenbeeks fortſetzen. Er behandelt
dann ausführlich die deutſchen Noten und Schritte, in denen dagegen
proteſtiert wurde, daß trotz der feierlichen Erklärungen des polniſchen
Vertreters Kußminski auf der letzten Ratstagung die polniſche Regie=
rung
Liquidationsmaßnahmen in Fällen vorgenommen hat, die Gegen=
ſtand
der Verhandlungen ſind. Der Bericht erwähnt die Schritte die
daraufhin das Völkerbundsſekretariat bei den Polen unternahm, ſowie
die darauf von den Polen abgegebenen Zuſicherungen, und verzeichnet
ausdrücklich, daß der gegenwärtige ſtändige Vertreter Polens in Genf,
Graf Skyzynski, dem Ratsmitglied Suza Dantas formell erklärt habe,
daß die Zuſicherungen Kußminskis von Polen ohne Einſchränkung durch=
geführt
werden ſollen. In der auf die Verleſung des Berichts folgen=
den
Debatte beſtätigte der polniſche Vertreter nochmals dieſe Erklärung.
Lord Parmoor wünſchte jedoch, daß der Bericht noch der Ent=
ſchließung
des Rates angefügt werde, in der der Rat davon Kenntnis
nehme, daß das zuſtändige polniſche Kommiſſariat den Befehl erhalten
habe, ſeine Regiſter auf Grund der Erklärung Kußminstis nachzuprüfen,
und der Rat ferner die polniſche Regierung auffordert, die Ergebniſſe
dieſer Nachprüfung dem Völkerbund mitzuteilen in der Erwartung, daß,
wenn ſich dabei Fehler herausſtellten, die polniſche Regierung ſie richtig=
ſtellen
werde.
Branting, der ſich dieſem Antcag anſchloß, wünſchte, daß alle
in den deutſchen Noten angeführten Fälle unter dieſe Nachprüfung fal=
len
. Nach längeren Ausführungen, in denen er es als unzuläſſig be=
zeichnet
, daß zwei Inſtanzen, nämlich da.s Wiener Schiedsgericht und
der Völkerbundsrat, ſich mit derſelben Frage befaſſen, erklärte ſich der
polniſche Vertreter mit der Nachprüfung der Regiſter einverſtanden mit
der Einſchränkung, daß jeder Fehler, der mit dem Schiedsſpruch Kaken=
beeks
im Widerſpruch ſtehen würde, richtigzuſtellen ſei, da eine Einigung
darüber nicht zu erzielen war, welche Faſſung die in dem Bericht auf=
zunehmende
Reſolution erhalten ſolle, beſchloß der Rat nach dem Ein=
greifen
Beneſchs und des ſpaniſchen Delegierten Quinones de Leon,
den Bericht unverändert anzunehmen und alle anderen Erklärungen im
Protokoll zu verzeichnen.
Die Entſchädigung der deutſchen Anſiedler in Polen.
Der Völkerbundsrat genehmigte den Bericht des braſiliani=
ſchen
Ratsmitgliedes Suza Dantas über die Entſchädigung der
deutſchen Anſiedler in Polen, die insgeſamt 1 700 000 Zlotys
für zuſammen 500 Anſiedler beträgt, d. h. ungefähr den vierten bis fünf=
ten
Teil der von den Anſiedlern geforderten Summe. In der Debatte
dankte der braſilianiſche Delegierte den mit der Regelung beauftragten
Kommiſſaren Philimoore und Bonin Longare worauf Iſhii, Léon
Bourgeois, ſowie Beneſch und der polniſche Delegierte in kurzen An=
ſprachen
ihre Genugtuung über die Erledigung der Streitfrage äußerten.
Nachdem Lord Parmoor noch einige ergänzende Fragen an Philimoore
geſtellt hatte, wurde die Beratung über die Anſiedlerfrage geſchloſſen.
Proteſi Deutſchlands gegen die Regierungs=
kommiſſion
des Saargebiets.
Der Völkerbundsrat beſchloß zu dem Proteſt der deutſchen Regie=
rung
gegen die Regierungskommiſſion des Saargebietes, die in gewiſſen
Fällen die zollfreie Einfuhr deutſcher Waren ins Saargebiet verboten
hatte, der deutſchen Regierung die von der Regierungskommiſſion ein=
telaufene
Antwort zu übermitteln und die weitere Behandlung der An=
gelegenheir
auf die Tagesordnung der nächſten Ratsſitzung zu ſetzen. In=
zwiſchen
ſind auf Veranlaſſung der engliſchen Regierung noch ergänzende
Fragen an die Regierungskommiſſion gerichtet worden, die ſich, wie man
fährt, darauf beziehen, daß den Saarbewohnern und Reichsdeutſchen,
die im Saargebiet Fabriken gründen, freie Einfuhr zugeſtanden wird.
Schweizer Kritik an der Tätigkeit des Völkerbundes.
Bern, 18 Juni. Im Nationalrat übten bei der Behandlung des
Berichts des Bundesrats über die 4. Völkerbundsſeſſion verſchiedene
redner Kritik an der Tätigkeit des Völkerbundes. In ſeiner Antwort
erklärte der Chef des politiſchen Departements, Bundesrat Motta, u. a.
ie Nützlichkeit der öffentlichen Diskuſſion internationaler Fragen ſei nie
kkarer zu Tage getreten als beim italieniſch=griechiſchen Konflikt. Der
Völkerbund hätte einen großen Anteil an der friedlichen Löſung dieſes
Streitfalles gehabt. Wer würde ſich mit dem Abrüſtungsproblem be=
ſaſſen
, wenn es keinen Völkerbund gebe?. Nur ſo bleibe die Frage auf
der Tagesordnung. Der Grundgedanke des Garantiepaktes ſei pazifiſti=
cher
Natur, aber dieſer Pakt erſcheine nicht als ein taugliches Mittel zur
Erreichug dieſes Zieles. Zum Schluß wies der Redner den Vorwurf
zurück, daß die auswärtige Politik des Bundesrats ſich von der Tradition
neutraler Politik abgewendet und ſich an das Mächte=Allianzſyſtem des
Weſtens anlehne.
Verhandlungen über die Induſtrieobligationen
Berlin, 18. Juni. Zwiſchen dem Reichsverband der
deutſchen Induſtrie und dem Finanzminiſterium finden in den
nächſten Tagen Verhandlungen über die Induſtrieobligationen
tatt, die auf Grund des Sachverſtändigengutachtens in Höhe von
5 Milliarden herausgegeben werden ſollen. In dieſen Bera=
tungen
ſoll ein Schlüſſel dafür gefunden werden, wie dieſe
Summe auf die einzelnen Unternehmungen umzulegen iſt.

Forderungen der Eiſenbahner.
* Berlin, 18. Juni. (Priv.=Tel.) Gegenwärtig finden in
Berlin zwiſchen den maßgebenden deutſchen Stellen und Vertre=
tern
des Auslandes Verhandlungen über die Umwandlung
der deutſchen Reichsbahn in eine Aktiengeſell=
ſchaft
unter Kontrolle des Auslands ſtatt. In
Kreiſen der Eiſenbahnbeamten und =Arbeiter werden Befürchtun=
gen
laut, daß mit der Umwandlung der Reichsbahn auch die bis=
Grunde haben die Reichsgewerkſchaften deutſcher
Eiſenbahnbeamten und der Deutſche Eiſenbah=
nerverband
der Reichsregierung die folgenden ſieben
Forderungen überreicht, um eine Sicherung des Berufsbe=
amtentums
zu erlangen. Die Forderungen lauten:
1. Die Beamten der deutſchen Reichsbahn bleiben auch nach
der Uebernahme durch die Geſellſchaft unmittelbare Be=
amte
des Reiches. Alle Einſtellungen, Beförderungen erfolgen
daher auch in Zukunft im Namen des Reiches.
2. Sie ſind für die Dauer der Uebertragung der Verwaltung
der deutſchen Eiſenbahnen auf die Geſellſchaft zum Dienſt bei
der Geſellſchaft verpflichtet. Dafür gewährleiſtet die Ge=
ſellſchaft
für die Dauer der Uebernahme die Zahlung der Be=
ſoldung
, des Wartegeldes, des Ruhegehalts und der Hinterblie=
benenbezüge
vor jeder anderen Verbindlichkeit.
3. Die im Dienſt der Geſellſchaft beſchäftigten Beamten des
Reiches dürfen durch die Dienſt= und Perſonalvor=
ſchriften
der Geſellſchaft hinſichtlich ihrer Rechts=, Dienſtzeit=,
Beſoldungs= und Urlaubsverhältniſſe n.ht ungünſtiger geſtellt
werden, als die Reichsbeamten nach den für die Reichsbeamten
geltenden Geſetzen und Verordnungen.
4. Die Geſellſchaft übernimmt die Verpflichtung, den über=
nommenen
Beamtenkörper durch Bildungseinrichtun=
gen
auf ſeiner fachlichen Höhe zu halten und zu ſeiner fortlau=
fenden
Ergänzung erforderlichen Nachwuchs durch plan=
mäßige
Ausbildung ſicherzuſtellen. Der übernom=
mene
Beamtenkörper darf hinſichtlich ſeiner Zahl nicht unter den
Stand am Tage der Uebernahme berabſinken.
5. Die Geſellſchaft gewährleiſtet, den ihr über=
laſſenen
Beamten das ihnen nach dem Beamtenratserlaß bei der
deutſchen Reichsbahn zuſtehende Vertretungsrecht.
6. öird das Geſetz hinſichtlich ſeiner Beſtimmungen für die
Beamten nicht eingehalten, ſo tritt das Reich für die aus dem
Beamtenverhältnis ſich ergebenden und nach dem Geſetz von
der Geſellſchaft übernommenen Verpflichtungen in jeder Hin=
ſicht
ein.
7. Die Geſellſchaft übernimmt die im Dienſte der Reichsbahn
vorhandenen Angeſtellten und Arbeiter mit den beſtehenden Rech=
ten
. Sie dürfen durch die Dienſt= und Perſonalvorſchriften der
Geſellſchaft in ihren rechtlichen, wirtſchaftlichen und ſozialen
Verhältniſſen, ihren Beſchäftigungsbedingungen und ihrer Be=
triebsvertretung
nicht ungünſtiger geſtellt werden, als die Ange=
ſtellten
und Arbeiter des Reiches.
Acworth Berichtigt.
Berlin, 18. Juni. (Wolff.) Die T. U. verbreitet ein In=
terview
mit dem Eiſenbahnſachverſtändigen William Acworth.
Auf eine Frage des Vertreters der T. U., ob die Reorganiſation
der Reichsbahn nach dem Sachverſtändigengutachten einen ſehr
erheblichen Perſonalabbau zur Folge haben werde, ſoll Acworth
geantwortet haben, daß vielleicht 50, vielleicht aber auch 40, viel=
leicht
10 Proz. abgebaut würden. Das könne er noch nicht ſagen.
Dieſe, William Acworth in den Mund gelegte Aeußerung iſt
falſch. Acworth hat dies dem Reichsverkehrsminiſter mitgeteilt
und hat hervorgehoben, daß ſeine Aeußerung offenbar tenden=
ziös
entſtellt wurde. Er hat gebeten, ſie folgendermaßen richtig
zu ſtellen. Er habe geſagt, daß die Perſonalabbaumeſſung für
die zu bildende Reichsbahngeſellſchaft nicht die Aufgabe des Or=
ganiſationskomitees
ſei, ſondern lediglich Aufgabe 2der neuen
deutſchen Geſellſchaft. Ob etwa 40 Prozent, nach dieſer Zahl
hat ihn der Interviewer gefragt, oder ein anderer Prozentſatz,
vielleicht nur ein Prozent abgebaut, oder ob vielleicht 50 Prozent
neu eingeſtellt werden müßten, das könne er gar nicht und habe
er gar nicht zu ſagen. Im übrigen iſt Acworth ſelbſtverſtändlich
bekannt, daß der Perſonalſtand der engliſchen Eiſenbahnen, ſo=
wohl
bezogen auf die Betriebslänge, als auch auf die Betriebs=
leiſtung
höher iſt als der Perſonalſtand der deutſchen Eiſenbah=
nen
ſogar vor dem Abbau.
Die Verhandlungen über die Eiſenbahnerlöhne
Berlin, 18. Juni. Nach dreitägigen Verhandlungen ſind
nunmehr auch die Differenzen zwiſchen dem Reichsverkehrsmini=
ſterium
und dem Eiſenbahnperſonal erledigt worden. Die Lohn=
frage
iſt jetzt endgültig geklärt, nachdem über die Ortszuſchläge
eine Verſtändigung erzielt iſt. Den Wünſchen des Perſonals ent=
ſprechend
, iſt die Ortszulage ſo geregelt worden, daß die Ver=
waltung
ſich an die Tarife der Privatinduſtrie angelehnt hat.
Ueber die Nachtdienſtzulagen und die Pauſenregelung wird im Beſatzungsbehörden im Ruhrgebiet geſchildert werden. Wie wir
Nahmen der Beſprechungen über die Dienſtdauer, die am kom=
werden
.

Der Kampf um den Staatspräſidenten.
* Karlsruhe, 17. Juni. (Priv.=Tel.) Wie wir bereits
berichteten, arbeitet das badiſche Zentrum darauf hin, mit der
Uebung zu brechen, den Poſten des Staatspräſidenten abwech=
ſelnd
einer der Regierungsparteien Demokraten, Sozialdemo=
kraten
und Zentrum zu übertragen. Dieſe Tatſache bringt
eine gewiſſe Erregung in die Parteien, wie aus den Zeitungs=
ſtimmen
der verſchiedenen Schattierungen hervorgeht. Das Zen=
herigen
Rechte der Beamten aufgehoben werden. Aus dieſem trum fühlt ſich durch den Ausgang der Reichstagswahlen in
Baden in ſeiner Poſition geſtärkt; es will ſeine Macht feſtigen
und auch dauerhaft geſtalten, weshalb es den Staatspräſidenten
für ſich allein beanſpruchen will. Die anderen Parteien wenden
ſich entſchieden gegen dieſe Anmaßung des Zentrums. So wird
dieſe Frage bald den Mittelpunkt der parteipolitiſchen Agitation
einnehmen, und man darf ſich wohl auf erregte Auseinander=
ſetzungen
ſowohl in der Preſſe wie im Parlament gefaßt machen.
Auch außerbadiſche Zeitungen haben ſich bereits mit dieſer An=
gelegenheit
befaßt und teils, je nach ihrer Tendenz, dem Zentrum
in Baden Unterſtützung in ſeinem Kampfe um die Macht ge=
leiſtet
.
Reichskabinett und Beamtengehälter.
Berlin, 18. Juni. Die für heute angeſetzte Beratung des
Reichskabinetts über die Aufbeſſerung der Beamtengehälter iſt,
wie wir hören, auf Freitag, den 20. Juni, verſchoben worden.
Die Neuregelung iſt bekanntlich durch eine Verordnung des
Reichsfinanzminiſters in Kraft geſetzt worden. Gegen dieſelbe
haben, wie bekannt, die Organiſationen ſchärfſtfe Stellung ge=
nommen
, da ihrer Auffaſſung nach den unteren Gehaltsgruppen
die Regierung nicht diejenige Erhöhung gewährt hat, die not=
wendig
geweſen ſei. Auch von Seiten einiger Länder iſt gegen
die Neuregelung Einſpruch erhoben worden. Sowohl die ſäch=
iſche
wie die badiſche Regierung haben ſich an die bom Reichs=
finanzminiſter
feſtgeſetzte Neuregelung nicht gehalten, ſondern
ihrerſeits Erhöhungen vorgenommen, die insbeſondere in den
unteren Gruppen von der allgemeinen Erhöhung und Regelung
abweichen. Beide haben außerdem beim Reichsrat einen Antrag
eingebracht, die Verordnung, wonach der Reichsfinanzminiſter
befugt iſt, die Gehälter der Beamten ſelbſtändig ohne Anhören
des Reichsrates und des Reichstages feſtzuſetzen, aufzuheben.
Wie die Telegraphen=UInion zuverläſſig erfährt, beabſichtigt
die Reichsregierung, die Grundgehälter in den Beſoldungs=
gruppen
I bis /I einer Reviſion zu unterziehen und die ſozialen
Zulagen zu erhöhen. Beſchlüſſe darüber ſind jedoch nicht gefaßt
worden.
Graf Weſtarp über den großen Bürgerblock.
Tokio, 18. Juni. Graf Weſtarp erklärte in einer Unter=
redung
mit einem japaniſchen Preſſevertreter, daß eine Koalition
des Bürgerblocks in abſehbarer Zeit nicht nur möglich, ſondern
ſehr bald eine zwingende Notwendigkeit ſein werde. Den in der
ausländiſchen Preſſe erhobenen Vorwurf der Scheu von der
Verantwortung an der Regierung weiſt Graf Weſtarp zurück.
Seine Partei erſtrebe eine Einigung über den kommenden Kurs.
Eine glatte Ablehnung des Dawes=Planes hätten die Deutſch=
nationalen
niemals verlangt. Graf Weſtarp hält eine Ver=
ſtändigung
mit Frankreich nach dem jahrhundertalten
Verlauf der europäiſchen Geſchichte nicht für m öglich. Dies
ſei ausgeſchloſſen, ſolange franzöſiſche Soldaten auf deutſchem
Boden ſtehen.
Kampf um die Arbeitszeit in der Metallinduſirie
Der chriſtliche Metallarbeiterverband hielt dieſer Tage im geſamten
Induſtriegebiet eine große Anzahl Verſammlungen ab, welche bei einem
Maſſenbeſuch ſich mit der durch den Schiedsſpruch hervorgerufenen Lage
in der Großeiſeninduſtrie des Weſtens befaßten. In allen Verſamm=
lungen
wurde als Ziel kommender Bewegung der 8=Stundentag
für Feuerarbeiter bezeichnet. Ein Teil der Schwerinduſtrie
habe bewußt das Berliner Zeitabkommen ſabotiert. Die Lebenshaltung
der Arbeiter in der Metallinduſtrie ermögliche es ihnen nicht, eine
10=Stundenarbeitszeit auszuhalten. Das Vorgehen der Leitung des
chriſtlichen Metallarbeiterverbandes in der Frage der Arbeitszeit wurde
in allen Verſammlungen lebhaft gebilligt. Die angenommenen Ent=
ſchließungen
verlangen von den Unterhändlern der Organiſationen,
daß mit allem Nachdkuck die Forderungen der Hütten=
arbeiter
durchgeführt werden. Man ſei entſchloſſen, mit
allem gewerkſchaftlichen Nachdruck dies auch zu erkämpfen.
Pariſer Verleumdungen.
Berlin, 18. Juni. Das Pariſer Journal veröffentlicht
die Nachricht, daß man in Paris einen Bericht des Generals
Degoutte erhalten habe, in dem ausführliche Einzelheiten über
die Vorbereitungen zu einem Ueberfall auf die franzöſiſchen
zuverläſſig erfahren, kann es ſich hierbei nur um eine böswillige
menden Samstag ſtattfinden, ein Uebereinkommen getroffen Erfindung des Journals handeln. Die Meldung trägt den
Stempel der Unglaubwürdigkeit auf der Stirne.

* Klopſtock=Feier.

Zum Gedächtnis des 200. Geburtstags Klopſtocks ver=
aniſtaltete
der Darmſtädter Sprachverein geſtern abend
im Kleinen Hauſe des Landestheaters eine Feier, die ſehr gut
beſucht war. Im Mittelpunkt der Veranſtaltung ſtand die Ge=
dächtnisrede
von Geh. Rat Prof. D. Dr. A. E. Berger. In
einer ſprachlich außerordentlich feingeſchliffenen Form und in
gedankenreichen Ausführungen führte der Redner Klopſtock und
ſeine Gedankenwelt als ſcharf umriſſenes geiſtiges Bild vor
Augen. Er betonte zunächſt das Neue, das Klopſtock der deutſchen
Dichtkunſt gebracht hat, indem er ein Ende mit der Gelehrten=
dichtung
gemacht hat. Daß er nicht mehr Gedichte nach beſtimm=
ten
Rezepten anfertigte, noch auf Beſtellung lieferte, noch der
Schäferpoeſie huldigte, ſondern einen erhabenen Stoff fand und
ihm in ſeinem Meſſias=Epos die Form gab. Der Vortragende
zeigte die geiſtige Verbindung auf, die zwiſchen dem Meſſias=
Dichter und dem Pietismus beſtand, obwohl Klopſtock nicht un=
bedingt
dieſer Richtung angehörte, ſondern die Geſelligkeit liebte.
Die Grundſtimmung ſeiner Seele ließe ſich bezeichnen durch die
Worte Freundſchaft, Liebe und Vaterland. Beſonders eingehend
und feſſelnd wurde dargeſtellt, wie Klopſtocks Dichtungen als Er=
ltbnis
=Dichtungen anzuſprechen ſind, und wie in ihnen das Ge=
fühl
und die Empfindung lebendig ſind. An der Entſtehungs=
heſchichte
des Meſſias wurde gezeigt, wie Klopſtock die deutſche
Lichtung der Weltliteratur zugeführt hat, wie früh ſein Ruhm
erſtrahlte, aber von den Dichtern der Klaſſikerzeit überſtrahlt
purde, wie ihm ſelbſt verſagt war, die geiſtige Entwicklung jener
Zeit zu verſtehen. Es iſt unmöglich, an dieſer Stelle in dem
enggeſteckten Rahmen das Bild nachzuzeichnen, das der Redner
von dem Odendichter Klopſtock entworfen hat, ſowie von der
fülle der Bemerkungen über ſeine Dramen. Alles dies war
geeignet, eine Vorſtellung von dem geiſtigen Reichtum Klopſtocks
dem Hörer zu vermitteln, wofür wohl jeder dem Redner dank=
dar
war.
Das geiſtige Bild Klopſtocks erhielt noch ſeinen farbigen
Brundton durch ausgewählte Dichtungen, die Kurt Weſter=
nann
vom Landestheater vortrug, und zwar mit volltönender
Stimme ſinngemäßer Betonung und reichem Empfindungsaus=
ruick
. Eine Aufgabe, die bei den von Klopſtock bevorzugten
Versmaßen beſonders ſchwierig iſt. Die Ausleſe für dieſen
Ibend beſtand in den Dichtungen: Unſere Sprache‟, Der Eis=
auf
, Heinrich der Vogler, Vaterlandslied und Die Früh=
iugsfeier
,

Es war ein glücklicher Gedanke, auch die engen Beziehungen,
die Klopſtock zur Muſik hatte, innerhalb der Feier zur Geltung
zu bringen. Die Einwirkungen Klopſtocks auf die deutſche Muſik
ſind ſehr nachhaltig geweſen; ſie laſſen ſich ſchon ſehr früh nach=
weiſen
, und noch nach ſeinem Tode ſind Komponiſten durch
Schöpfungen des Dichters zu Vertonungen angeregt worden. Es
dürfte wohl ſchwer fallen, in der Muſikgeſchichte ein gleiches Bei=
ſpiel
einer zeitlich ſo langen Kette von Komponiſten zu finden,
die ſich von einem Dichter haben anregen laſſen. Etwa von
Karl Heinrich Graun, dem Kapellmeiſter Friedrichs des Großen,
bis zu Schubert iſt auf dem Programm des geſtrigen Abends die
Grenze gezogen geweſen. Gluck hatte z. B., wie wir in dem
Vortrag hörten, die Abſicht, Klopſtocks Dramen zu vertonen, wir
hätten damit Muſikdramen im Stile Wagners etwa 100 Jahre
früher erlebt. Ein beſonderer Verehrer Klopſtocks war, nament=
lich
in ſeinen Jugendjahren, Beethoven. Selbſt noch Schubert
war von einer unmittelbaren Verehrung für den Meiſter er=
griffen
. Die Madrigal=Vereinigung Darmſtadt ſang unter der
Leitung von Privatdozent Dr. Noack vier Chorgeſänge, und
zwar: Deine heilige Geburt von Friedrich Schneider, Die
Auferſtehung von Karl Heinrich Graun. Die frühen Gräber
von Gluck ſowie Es tönet ſein Lob von Schubert. War ſchon
die Auswahl der Lieder als überaus glücklich zu bezeichnen, ſo
ſtand ihr die Wiedergabe nicht nach. Die Stimmen erklangen
mit der Reinheit und Genauigkeit eines Inſtrumentes, ohne daß
dabei dem geiſtigen Ausdruck etwas ſchuldig geblieben wäre.
Herr Dr. Noack hat ſich mit dem muſikaliſchen Teil der Vor=
tragsfolge
ein großes Verdienſt um die eindrucksvolle Wirkung
der Klopſtock=Feier erworben.

Zum 4. und 5. Beethovenabend
des Drummquartetts.
Die Einführung in den 4. und 5. Beethoven=Abend des
Drumm=Quartetts muß der Fülle des Stoffes wegen ſich auf das
Wichtigſte beſchränken. Die zwei Quartette aus op. 18 bieten
der Auffaſſung des Hörers keine Schwierigkeit, doch ſei auf die
wunderbare Einleitung zum Schluß=Rondo des B=Dur=Quartetts
Nr. 6 kurz hingewieſen. Beethoven überſchreibt dieſes Stück
Malinconia, und in der Tat, wenn man durch dieſe Bezeich=
nung
an Dürers berühmten gleichnamigen Kupferſtich gemahnt
wird, zieht der Muſiker vergleichungsweiſe nicht den Kürzeren.

Auch op. 74 fällt leicht ins Ohr. Es führt den Namen Harfen=
quartett
nach den Pizzicato Arpeggien des erſten Satzes, auch
wohl nach der harfenartig rauſchenden Sechzehntelfigur der erſten
Geige in der Coda desſelben Stückes. Op. 59 I iſt eines der
ruſſiſchen Quartette, ſo genannt, weil ſie einem vornehmen
Ruſſen gewidmet ſind und zum Teil ruſſiſche Themen verwenden.
In unſerem F=Dur=Quartett, das in der thematiſchen Entwick=
lung
namentlich des erſten und zweiten Satzes vielleicht ſelbſt
unter Beethovens Werken ein Aeußerſtes darſtellt, findet ſich der
ruſſiſche Einſchlag als Hauptthema des Finales, wo es ſogleich
nach dem zerflatternden Uebergang aus dem ſchwermütigen
dritten Satz vom Violoncell angeſtimmt wird. Op. 132 A=Moll
gehört zu den ſogenannten letzten Quartetten, in denen Beet=
hovens
Phantaſie ſich von allen konventionellen Banden aus=
genommen
immer die ihm für unverbrüchlich geltende Sonaten=
architektur
befreit, ſich feſſellos in genialer Kühnheit ergeht.
Dem leidenſchaftlichen erſten Satz folgt ein kontrapunktlich inter=
eſſantes
menuettartiges Stück mit einem ſphärenhaften Dudel=
ſacktrio
. Als langſamen Satz bringt Beethoven ſodann den
harmoniſch in alter Kirchentonart ſich gebärdenden heiligen
Dankgeſang eines Geneſenen an die Gottheit, eines der weihe=
vollſten
Stücke, die Beethoven geſchrieben hat. Der Satz iſt in
der Form von Variationen mit Zwiſchenſätzen (neue Kraft
füblend) abgefaßt. Ein marſchartiges Thema folgt, das ſich
bald in pathetiſche Rezitationen verliert und in den ſchwung=
vollen
Schlußſatz führt. Zu op. 131 Cis=Moll ſei es geſtattet,
den ſchönen Verſuch einer programmatiſchen Deutung zu zitieren,
der in Rich. Wagners Schrift, Beethoven zu finden iſt.
Das einleitende längere Adagio, wohl das ſchwermütigſte,
was je in Tönen ausgeſagt worden iſt, möchte ich mit dem Er=
wachen
am Morgen des Tages bezeichnen, der in ſeinem langen
Lauf nicht einen Wunſch erfüllen ſoll, nicht einen! Doch zugleich
iſt es ein Bußgebet, eine Beratung mit Gott im Glauben an
das ewig Gute. Das nach Innen gewendete Auge erblickt da
auch die nur ihm erkenntliche tröſtliche Erſcheinung (Allegro 6/8),
in welcher das Verlangen zum wehmütigen holden Spiele mit
ſich ſelbſt wird: das innerſte Traumbild wird in einer lieblichen
Erinnerung wach. Und nun iſt es, als ob (mit dem überleiten=
den
kurzen Allegro moderato) der Meiſter, ſeiner Kunſt bewußt,
ſich zu ſeiner Zauberarbeit zurechtſetzte; die wieder belebte Kraft
dieſes ihm eigenen Zaubers übt er nun (Andante 2/4) an dem
Feſtbannen einer anmutsvollen Geſtalt, um an ihr, dem ſeligen
Zeugniſſe innigſter Unſchuld, in ſtets neuer, unerhörter Verände=
rung
durch die Strahlenbrechungen des etvigen Lichtes, welches

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Seite 4.

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[ ][  ][ ]

Nummer 169,

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 19. Jnni 1924.

Seite .

Aus der Landeshauptſiadt.
Darmſtadt, 19. Juni.
Hundetollwut in Darmſtadt. Uns wird geſchrieben: Da
in Heſſen neue Wutanfälle in letzter Zeit nicht feſtgeſtellt worden
ſind, wird die durch Bekanntmachung des Kreisamts Darmſtadt
vom 26. Februar 1924 angeordnete Hundeſperre gemildert und
genehmigt, daß die

Nautiorb üüter Gewilferhaltef. eb 3ie Fälus
gefahr keineswegs beſeitigt iſt, wird genaueſte Befolgung dieſer
Anordnung erwartet . Bei Nichteinhaltung dieſer abgemilderten
Beſtimmungen muß außer der Beſtrafung im Einzelfall mit
einer die Allgemeinheit treffenden Verſchärfung gerechnet
werden. Ausdrücklich wird darauf hingewieſen, daß Maul=
körbe
das Beißen ſicher verhindern müſſen, daß alſo nicht etwa
Riemen, die dem Hunde um die Schnauze gelegt werden, ſchon
der Vorſchrift genügen. Die vorerwähnten Anordnungen ſind
genaueſtens zu beachten; ihre Durchführung wird durch die
Polizeiorgane ſtrengſtens überwacht.
Heſſ. Verwaltungsgerichtshof. Die Tagesordnung für die
öffentliche Sitzung des Heſſiſchen Verwaltungsgerichtshofs am Samstag,
den 21. Juni, vormittags 9 Uhr, enthält 1. Klage des Georg Geiger 4.
und Genoſſen in Darmſtadt gegen einen Beſchluß der Stadtverordneten=
verſammlung
der Stadt Darmſtadt. 2. Klage des Lehrers Burger
in Mainz gegen einen Polizeibefehl des Oberbürgermeiſters der Stadt
Mainz.
Enteignung bezüglich Ausbaues des Induſtriegleiſes ſeitens der
Stadt Darmſtadt. Geſtern ſtand Termin vor der Lokalkommiſſion an;
es handelt ſich um Grundſtücke, die der Kaufmann Th. Meyer Ehefrau
zier, Nathan Ranis in Berlin, Holzwerke G. m. b. H. hier, Simon
Vogel Wwe., Kaufmann Joſef Plaut und Dr. Leo Iſaak Ehefrau hier
zugeſchrieben ſind. Erſchienen ſind: Beig. Buxbaum für die Stadt,
R.=A. Sondheimer für Ehefrau Meher und Nathan Ranis. Die Holz=
werke
G. m. b. H. ſind nicht vertreten. Das in Frage ſtehende Ge=
lände
(Nordſeite der Weiterſtädter Straße) hat das Ortsgericht unter
Zugrundelegung eines Friedenspreiſes von 6 Mk. auf 2 Goldmark pro
Quadratmeter geſchätzt. Vom Anwalt wird die Schätzung des Orts=
gerichts
beanſtandet. Es kommt mit Th. Meher eine Einigung unter
Vorbehalt der Zuſtimmung ſeines Schwagers auf 7100 Mk. zuſtande.
Städtiſche Sparkaſſe Darmſtadt. Man ſchreibt uns: Nachdem
die Stadtverwaltung dazu übergegangen iſt, für ihre ſämtlichen Bureaus
einheitlich die geteilte Arbeitszeit einzuführen, iſt die Städtiſche Spar=
kaſſe
genötigt, die ſeither im Intereſſe der Kundſchaft eingeführten
Zahlſtunden während der Mittagspauſe auf die Nachmittags=
zeit
zu verlegen. Die Kaſſenſtunden ſind ab Donnerstag, den
19. I. M., wie folgt feſtgeſetzt worden: Vormittags von 81 Uhr, nach
mittags von 34 Uhr. Samstag nachmittags iſt die Kaſſe geſchloſſen.
Ausſtellung Romantiſche Zeichnung. Die Romantiker=Ausſtellung
im Kupferſtichkabinett des Landesmuſeums iſt um ein Dutzend Blätter
aus dem Beſitz der Bücherſtube am Muſeum in Wies=
baden
ergänzt worden. Während das übrige Ausſtellungsgut feſter
Privat= und Sammlerbeſitz iſt, ſind dieſe Blätter, unter denen Zeichnun=
gen
von Veit, Fohr, Führich, Schnorr, Richter, Haſenclever ſich befin=
den
, verkäuflich. Die Ausſtellung als Ganzes iſt übrigens eine durch
aus hiſtoriſche Materialdarbietung ohne Anſpruch auf Vollſtändigkeit
und dürfte nirgendwo die Faſſungskraft des Laien überſteigen.
Die Ausſtellung in der Turnhalle iſt im Aufbau mit all ihren
verſchiedenen Gruppen. Alle Plätze ſind vermietet und fällt es ſchwer,
Nachzügler noch unterzubringen. Alle möglichen Gewerbe ſind vertreten
und bieten Intereſſe für jeden. Praktiſche Neuheiten für den modernen
Handwerker ſowie für die ſparſame Hausfrau. Alle möglichen Maſchinen
und Apparate werden praktiſch vorgeführt. Für den gemütlichen Teil
iſt Sorge getragen. Erfriſchungsräume mit Konzert und allen möglichen
Darbietungen dürften Gelegenheit bieten, ſich nach all den Anſtrengun=
gen
, die eine ſehenswerte Ausſtellung mit ſich bringt, wieder zu erholen.
Herrliche Gewinne ſind zur Tombola geſtiſtet. Das Küferhandwerk hat
es ſich nicht nehmen laſſen, nützliche Gewinne zu ſtiſten. Dem Geſchmack
der Hausfrauen, aber auch dem der Hausherren, iſt genügend Rechnung
getragen. Goldner Wein in den verſchiedenſten Gefäßen, vom Fläſch=
chen
bis zum Faß und ſonſtige große und kleine Gewinne kommen zur
Verloſung. Ganz beſonders gut ſchneidet dabei die Damenwelt ab.
Ein erſtklaſſiges Damenrad im Werte von 165 Mark bildet den erſten
Preis der Tombola. Dasſelbe iſt zur Zeit im Schaufenſter der Firma
Benz u. Co., Grafenſtraße, ausgeſtellt. Das Programm der ganzen Ver=
anſtaltungen
iſt aus dem Anzeigeteil zu erſehen. Feſtkarten zum
Preiſe von 2 Mark, gültig für alle Veranſtaltungen, ſind an der Aus=
ſtellungskaſſe
, Turnhalle und am Verkehrsbureau, Ernſt=Ludwigsplatz,
ch.
Der Bund der abgebauten Begmten und Lehrer, der ſich zur
Wahrnehmung der Intereſſen der abgebauten Feſtangeſtellten aus dem
Reiche gebildet hat, umfaßt Gemeinde=, Provinzial=, Reichsbeamte und
Lehrer aller Rangſtufen. Die Zentralſtelle (Studienrat Dr. E. Lorenz,
Poſtſcheckkonto: Berlin 50 909), die weitere Anmeldungen annimmt, be=
findet
ſich in Berlin=Lichtenrade, Blumenthalſtraße Nr. 3.

Der Richard=Wagner=Verein wird die Saiſon 1923/24, wie nun=
he
Juli, beſchließen. Es wird der offizielle
mehr feſtſteht, am
Abſchiedsliederabend von Herrn Alexis af Enehjelm ſein. Der
Vorverkauf bei Konzert=Arnold hat begonnen.
Evangeliſcher Bund. Die Mitglieder werden nochmals auf die
Hauptverſammlung aufmerkſam gemacht, die am Freitag, den 20. Juni,
abends 8 Uhr, im Gemeindehaus (Kiesſtr. 17) ſtttfindet. Die Wichtig=
keit
der Tagesordnung erfordert vollzähliges Erſcheinen. In dankens=
werter
Weiſe hat Herr Dr. jur. Wagner es übernommen, einen Vortrag
über das Thema: Zur Konvertitenfrage (Uebertritte zum Katholizis=
mus
) zu halten. Unter den Zeitfragen, auf die das Augenmerk des
Bundes ſich zu richten hat, nimmt die genannte Frage eine ſo bedeu=
tende
Stelle ein, daß die Mitglieder des Bundes die Gelegenheit nicht
verſäumen ſollten. Näheres darüber zu hören.
Radio=Poſaunenchor=Konzert. In einer Reichweite von 1700
Kilometern konnte man am 1. Pfingſtfeiertag, morgens 8 Uhr, folgendes
Program der Südweſtdeutſchen Rundfunk=Geſellſchaft Frankfurt a. M.,
ausgeführt vom Bläſerchor des Wartburgvereins, da=
ſelbſt
hören: 1. O. heilger Geiſt, kehr bei uns ein, 2. Schmückt das Feſt
mit Maien, 3. Anſprache: Pfarrer Schrenk=Mathäuskirche, 4. Paraphraſe
über: Harre, meine Seele, 5. Motette: Lobe den Herren, 6. Ich bete an
die Macht der Liebe.
Der Männerchor Rheingold 3. Bereitſchaft Pol.=Wachtabtlg.
Darmſtadt errang bei dem nationalen Geſangswettſtreit in Dieburg am
Sonntag, den 15. Juni, unter acht Bewerbern der Klaſſe nicht preis=
gekrönter
Vereine mit 170 Punkten den 3. Preis. Von den 50 wettſtrei=
tenden
Vereine war der diesſeitige Dirigent, Pol.=Unterwachtmeiſter
Thehos der jüngſte.
Nentnerbund, Ortsgruppe Darmſtadt. Mitgliederverſammlung:
21. Juni, 3 Uhr, Aula des Realgymnaſiums.
Vogelsberger Höhen=Klub. Man ſchreibt uns: Der Zweigverein
Darmſtadt führte am Sonntag, den 15. Juni d. J., die planmäßige dritte
Wanderung nach dem hinteren Odenwald aus. Von hier aus begann
die Wanderung. Sie führte auf guten, ſtets langſam anſteigenden
Wegen nach dem Katzenbuckel. Dieſer befand ſich noch im nebeligen Ge=
ſpande
und die Teilnehmer wurden beim Ankommen mit einer friſchen, dere Nückſicht genommen werden. Wenn nicht organiſch abgebaut werde,
Briſe begrüßt. Nach einer kleinen Ruhepauſe erfolgte der Weitermarſch
nach der Wolfsſchlucht, die vielen Teilnehmern noch unbekannt war. Alle
Wanderer waren von dem herrlichen Naturwunder ſichtlich ergriffen.
Die Schönheiten, die von Naturgewalten geſchaffen ſind, laſſen ſich
überhaupt nicht in Worte kleiden, wie ſie dem Auge geboten werden.
Die in der Schlucht von den Führern und Mitgliedern vorgetragenen
Dichtungen von Goethe. Heine und Schiller über den deutſchen Wald
fanden reichen Beifall. Der Abſtieg war teilweiſe durch den noch feuchten
Boden recht beſchwerlich, aber trotzdem iſt alles gut vonſtatten gegangen.
In Zwingenberg waren drei große Kähne zuſammengekoppelt, welche
die Teilnehmer nach Eberbach verbringen ſollten. Das Einſteigen war
für einzelne mit Schwierigkeiten verknüpft, doch gelangten alle zu ihren

Plätzen. Mit Geſang und großer Heiterkeit wurde die einſtündige herr=
liche
Waſſerfahrt zurückgelegt. Von Eberbach erfolgte die Nückfahrt per
Bahn und wohlbehalten kehrte man bald wieder in Darmſtadt ein.
Alles in allem war die Wanderung gut durchdacht und durchweg zur
vollen Zufriedenheit aller Wanderer durchgeführt. Drum ſo weiter

und ein kräftiges Friſch auf zur Oberheſſenwanderung am B. und
29. Juni d. J.

Heſſiſcher Landtag.
86. Sitzung vom 18. Juni.
Auf den Regierungsſitzen: Staatspräſident Ulrich, Miniſter des
Innern v. Brentano, Finanzminiſter Henrich.
Präſident Adelung eröffnet die Sitzung um 9.25 Uhr.
Die Generaldebatte über den Staatsvoranſchlag von 1924 wird durch
Abg. Brauer (Bauernbund)) fortgeſetzt. Die günſtige Beurteilung
der Wirtſchaftslage ſeiner Vorredner könne er nicht teilen, namentlich
was die Landwirtſchaft anlange. Von der Weltagrarkriſe werde die deut= unter Zeugen ergeben hätte, ſei damit gemeint geweſen unter Herein=
ſche
Landwirtſchaft am ſtärkſten betroffen, weil ihr jeder Zollſchutz fehle
und weil ſie infolge der Beſteuerung nicht über genügend Geldmittel
verfüge. Die ungehemmte umſatzfreie Auslandseinfuhr habe die Preiſe
ter den Friedenspreis gedrückt. Von dieſen Erzeugerpreiſen habe aller=
dings
der Verbraucher keinen Vorteil. Die Eingriffe in die Vermö=
nsſubſtanz
verhindern zudem eine intenſive Betriebsführung.
Er könne den Optimismus des Finanzminiſters nicht teilen, da mit einem
Rückgang der Umſatzſteuer gerechnet werden müſſe. Um den Ausgleich
des Staatshaushalts herbeizuführen, gebe es zwei Wege: die Einnah=
men
zu erhöhen bei gleichbleibenden Ausgaben oder die Ausgaben zu
verringern, wenn eine Einnahmeſteigerung nicht möglich ſei. In Heſſen
ſtünden nach dem Verluſt der Steuerhoheit nur die Erlöſe aus Staats=
gütern
und Staatsbetrieben in Wölfersheim und Bad Nauheim zur Ver=
fügung
. Der Feſtmeter Nutz= und Brennholz ſei mit einem Einheitsſatz
von 12,50 Mark für den Feſtmeter veranſchlagt. Er wäre ein höherer
Preis zu erzielen geweſen, wenn die Forſtverwaltung einen längeren
Kredit gegen einfache Bürgſchaft und einen niederen Zinsfuß gewährt
hätte. Man müſſe ſich auch die Frage vorlegen, ob es ſich empfehle, bei
den niedrigen Wildbretpreiſen die Regiejagden in dem bisherigen Um=
ang
aufrecht zu erhalten. Es ſei mit einem Rückgang des im Voran=
ſchlag
vorgeſehenen Stromverbrauchs von 20 Millionen Kilowatt auf
etwa 12 Millionen in der Provinz Oberheſſen zu rechnen. Andererſeits
ſei es nicht möglich, den Minderverbrauch durch Erhöhung des Strom=
preiſes
auszugleichen, da die Preiſe für Kraftſtrom in Oberheſſen höher
ſei, als bei den Konkurrenzunternehmen. Zudem würden ſich die Groß=
abnehmer
durch Aufſtellung von Rohölmotoren eigene Kraftquellen glücklich ausgegangen.
ſchaffen. Auch die Einnahmen aus Bad Nauheim ſeien ſehr hypothetiſch.
Da alſo eine Steigerung der Einnahmen nicht möglich ſei, bleibe nur der
Ausweg, die Ausgaben zu kürzen. Dieſer Weg ſei nach ſeiner Meinung
gangbar. Er könne die Meinung des Abg. Kaul nicht teilen, daß im
vorliegenden Budget die ſtrengſte Sparſamkeit Platz gegriffen habe, und alten Obrigkeitsſtaat geſchehen ſollen.

Uh
Das
Orumm=Quartett
gibt am
Samstag, den 21. Juni
ſeinen
Vierten Beethoven=Abend
und an
Montag, den 23. Juni
ſeinen
Fünften Beethoven=Abend
8008
Preiſe: 1 bis 3 Mark
Vorverkauf für beide Abende ab Freitag, den 23. Juni
an der Tageskaſſe des Kleinen Hauſes.

daß man an die Grenze des erträglichen herangegangen ſei. Staatsprä=
ſident
Ulrich, der früher die Anſicht vertreten habe, daß Heſſen mit einem
Miniſter auskommen könne, habe ſeine Anſichten ſehr gewandelt. Der
ganze Zentralapparat müſſe vereinfacht werden. Das Landesamt für
Bildungsweſen ſei heute dreimal ſo umfangreich als vor 25 Jahren.
Wenn er auch die Einführung der Fortbildungsfachſchulen, das Haupt=
tätigkeitsfeld
dieſer Behörde begrüße, ſo müſſe er ſich doch andererſeits
gegen die Schaffung von 280 neuen Stellen wenden. Er könne die Kür=
zung
des für die Erhaltung der Kunſtſtraßen ausgeworfenen Betre
3 von
400 000 Mark angeſichts des vernachläſſigten Zuſtandes nicht verſtehen.
halte die Bezüge für die unteren Beamtengruppen für zu niedrig
D.
ganze Aufbau der Beſoldungsordnung ſei unſozial. Seine Frak=
tion
ſei gegen die ſtaatliche Grund= und Gewerbeſteuer. Die zurzeit be=
ſtehende
Steuerbelaſtung für den gewerblichen Mittelſtand ſei untrag=
bar
. Friedrich der Große habe einmal geſagt, der Ackerbau ſei die erſte
der Künſte, ohne ſie gebe es keine Philoſophen, keine Künſtler und Kauf=
leute
. Redner ſchloß, nur das iſt wahrer Reichtum, was die Erde her=
vorbringt
.
Abg. Reiber (Dem.): Wir treiben einem wirtſchaftlichen Chaos
entgegen. Die Kreditpolitik der Reichsbank kann nicht beſonders glück=
lich
genannt werden. Redner wendet ſich ſodann gegen die Geſchäftsge=
bahrung
der Banken und ergeht ſich bis zum Schluß ſeiner Ausführun=
jen
in Betrachtungen über die Gefahren für die republikaniſche Staats=
form
.
Dr. Greiner (Komm.) beſchäftigt ſich eingehend mit dem Sach=
verſtändigengutachten
und den daraus reſultierenden Laſten. Er bezeich=
net
es als ein Produkt des amerikaniſchen, die Welt beherrſchenden
Kapitalismus, und ſagt ihm den Kampf des geſamten internationalen
Proletariats an. Er wendet ſich wiederholt gegen die Sozialdemokraten,
die nach ſeiner Meinung von ihren urſprünglichen, von Marr vorgezeich=
neten
Ideen abgewichen ſeien. Redner bezeichnet ſich als Sprecher des
revolutionären Proletgriats und ſchließt mit dem Ruf: Es lebe die
Weltrevolution.
Der Präſident wendet ſich in ſcharfen Worten gegen Bravorufe
von der Galerie und droht mit deren Räumung falls ſich ſolche Vor=
kommniſſe
wiederholen ſollten.
Abg. Kindt (Deutſchnatl.) erklärt, daß er den Ausführungen des
Kommuniſten Dr. Greiner bezüglich des Sachverſtändigengutachtens im
allgemeinen nichts mehr hinzuzufügen habe. Auch ſeine Partei müſſe die
Annahme des Sachverſtändigengutachtens ablehnen. Redner wendet ſich
ſodann in ſcharfen Worten gegen die durch Erzberger begründete Steuer
politik. Die Erfüllungspolitik bezeichnet er als eine Politik der Unent=
ſchloſſenheit
und Feigheit. Auf außenpolitiſche Fragen übergehend, kenn=
zeichnet
er die Auffaſſung der Sozialdemokratie und der Demokraten,
daß nach dem Regierungswechſel in England und Frankreich in dieſen
Ländern der Verſtändigungswille größer geworden ſei, als einen Irr=
tum
. Wenn England deutſchfreundlich zu ſein ſcheine, ſo habe das darin
ſeinen Grund, daß der engliſche Löwe immer friedlich ſei, wenn er ver=
daue
. Außerdem ſei eine Spannung zwiſchen Frankreich und England
offenſichtlich und England brauche Deutſchland, um Frankreich nieder=
zuhalten
. Nachdem Nedner ſich dann noch für eine Stärkung der Wehr=
macht
eingeſetzt hat, geht er zu einer Betrachtung des heſſiſchen Staats=
haushaltsvoranſchlags
über. Die Abſchaffung des Miniſteriums für
Arbeit und Wirtſchaft hält er ernſtlicher Erwägung wert,
ebenſo einen weſentlichen Abbau beim Landesamt für das
Bildungsweſen. Der Abbau muß allgemein ſo ſchonend als
möglich gehandhabt werden. Auf Ausgewieſene, Kriegsinvali=
den
, Familienverhältniſſe und wirtſchaftliche Verhältniſſe müſſe beſon=
werde
nichts nennenswertes erſpart. Die Beſoldungsneuregelung hält er
für das unſozialſte, was überhaupt möglich war.
Der Oberrechnungskammer empfiehlt er weniger rechneriſche Prü=
fung
der ihr eingereichten Unterlagen, als vielmehr die Prüfung von
Verſtößen, unwirtſchaftlichen Ausgaben und Unordentlichkeit in der Ver=
waltung
. Das gehe ſehr wohl ohne Beamtenvermehrung und es ſei
dann gewiß ſehr ſegensreich. Er müſſe in dieſem Fall ſagen: pecatur
intra muros, es wird innerhalb der Mauern geſündigt. So ſei ihm
vor einigen zu Ohren gekommen, daß ein Beamter, der fünf Tage vor=
her
ins Ausland auf Erholungsurlaub gereiſr ſei, zur Einweihung des
Haarsdenkmals aus dem Ausland zurückgekommen ſei, um dann wieder
fortzufahren, und für dieſe Reiſe 220 Mark liquidiert habe. Ferner ſei
ihm bekannt geworden, daß das Miniſterium des Innern für die ſozial=
demokratiſche
Jugend 600 Mark angewieſen habe.
Jeder Parlamentarier und Staatsmann müſſe national ſein, wenn
er ſeinem Volke dienen wolle. Abgeordneter Kaul, ſo fuhr der Redner
fort, hat von unerhörten Angriffen geſprochen, die er gegen jene gemacht
hat, welche die Reichseinheit hätten wahren ſollen. Damit hat Kaul
wohl ſeinen (Kindts) offenen Brief an den Herrn Staatspräſidenten

gemeint, der ja auch Herrn von Brentano betreffe. Wenn die beiden
Herren im Jahre 1919 mit General Mangin wegen Bildung eines größe=
ren
heſſiſchen Staates verhandelten, ſo halte er das nicht für national.
Auch der preußiſche Staatsminiſter Wolfgang Heine, ein Sozialdemokrat,
ſei derſelben Anſicht geweſen. Er könne allerdings verſtehen, daß Kaul
auf einem anderen Standpunkt ſtehen müſſe, da er am 30. November
ebenſo für den Südrheinſtaat eingetreten ſei wie all die anderen, denm
es ſei ja in der Verſammlung an dieſem Tage gegen eine und das ſei
ſeine (Kindts), Stimme feſtgeſtellt worden, man ſei ferner der An=
ſicht
, daß dieſer neue Staat rechtsrheiniſch verankert werden müſſe,
und wie die ſpätere Ausſprache mit dem Vorſitzenden der Verſammlung
nahme auch des unbeſetzten Heſſens und noch einiger Kleinigkeiten. Auch
der preußiſche Miniſterpräſident Braun ſei derſelben Anſicht wie Kindt
geweſen. Redner verſtehe in Bezug auf die Verhandlungen 1919 mit
aller landwirtſchaftlichen Erzeugniſſe, mit Ausnahme von Milch, weit un= Mangin, warum der Staatspräſident am 11. Dezember im Sonderaus=
ſchuß
in ſeiner Anweſenheit ſo ſcharf gegen ihn vorgegangen ſei. Ober=
regierungsrat
Dr. Strecker, um den es ſich dabei hauptſächlich gehandelt
habe, ſei ja einer der Dolmetſcher bei dieſen Verhandlungen geweſen;
ein Rätſel ſei eben nur, wie Kaul dieſe Herren Wahrer der Reichsein=
heit
nennen könne, denn es ſei doch ganz gewiß nicht deren Verdienſt,
daß Preußen, Bayern und Oldenburg, die, ohne dabei um ihre Anſicht ge=
fragt
zu werden, beteiligt werden ſollten, nicht die Beziehungen zu
Heſſen abgebrochen hätten.
Zum Schluß erzählt Abg. K indt ein Märchen: Das Märchen Wimpfen.
Es war einmal ein Landtag, der ging nach Wimpfen. Und in Wimpfen
ſah er, daß die ganze Stadt ſchwarz=weiß=rot war. Das traf die Mehr=
heit
des Landtags ſehr unangenehm. Da war der Pfarrer, der ſprach
von einem kunſtſinnigen Großherzog. O, wie unangenehm. Und dann
waren da Kinder. Die Kinder waren nicht auf der Straße und bilde=
ten
kein Spalier. O, war das unangnehm. Aber am anderen Morgen
da ſchickte die Mehrheit ihren Oberzeremonienmeiſter Bornemann ich
hätte mir allerdings einen anderen geſucht zu den Stadtvätern und
ſagte, die Schulkinder ſollten doch Spalier bilden und auch den hohen
Staatspräſidenten beſonders anreden. Und ſiehe da, am nächſten Tag
war die Mehrheit des Landtags fröhlich, denn die Schulkinder ſtanden
Spalier, der hohe Herr Staatspräſident wurde beſonders angeſprochen,
auch die Herren Miniſter und die Herren Abgeordneten und alles iſt
Ich frage die demokratiſchen Herren hier im hohen Hauſe, was ſie
zu dieſer Mache übelſter Art ſagen. Die Darmſtädter Zeitung hatte noch
die Dreiſtigkeit, die Sache ſo wiederzugeben, als ob eine ſpontane Huldi=
gung
der Kinder vor Ulrich ſtattgefunden hätte. So etwas hätte im
Finanzminiſter Henrich führte unter anderem aus: Der Abg.
Kindt hat in ſeinen Ausführungen das Anſehen der Mitglieder der
Regierung und damit auch die Intereſſen des Landes in einer Weiſe ge=
ſchädigt
und beſchimpft, die ich als unerhört bezeichnen muß. Es iſt um
ſo unerhörter, als der Herr Abg. Kindt genau weiß, daß es ſich um
Dinge handelt, die wir nicht öffentlich verhandeln können, und die in
dieſer Weiſe durchaus falſch ſind. Seine Kenntnis von Vorkommniſſen
bei der Oberrechnungskammer ſind nur verſtändlich, wenn er mit Herren
in Verbindung ſteht, die das Dienſtgeheimnis gebrochen haben
Abg. Kindt betont auf das entſchiedenſte, daß er die Nachrichten
nicht von einem im Dienſt befindlichen Beamten erhalten habe.
Schluß der Sitzung: 2,30 Uhr; nächſte Sitzung: Montag, den
23. Juni, nachmittags 3 Uhr.
Unbefugtes Abreißen von Blumen uſw. in Vorgärten,
Anlagen uſf. Vom Polizeiamt geht uns folgende Mitteilung zu:
In letzter Zeit iſt hier die beklagenswerte Unſitte zu beobachten,
daß nicht allein Kinder, ſondern auch Erwach=
ſene
in Vorgärten und Anlagen Blumen, Sträu=
cher
uſw. unbefugt abreißen. Wir ſehen uns deshalb
veranlaßt, darauf aufmerkſam zu machen, daß wir unſere Be=
amten
angewieſen haben, gegen dieſen Unfug mit aller Strenge
einzuſchreiten und jede Zuwiderhandlung dieſer Art behufs
Herbeiführung der Beſtrafung der Schuldigen zur Anzeige zu
bringen.
Abſchiedsvorſtellungen im Hefſ. Landestheater. Gerhard Ritter
erabſchiedet ſich am Samstag, den 21. Juni, als Grand in Bronnens
Anarchie in Sillian vom Darmſtädter Publikum. In der morgen,
Freitag, im Kleinen Haus ſtattfindenden Aufführung von John Fords
Tragödie Giovanni und Annabella, treten Eliſabeth Lennartz
und Gillis von Rappard zum letzten Male vor ihrem Ausſcheiden
aus dem Verband des Landestheaters auf.
Bizets Carmen, die von Guſtav Hartung neu inſzeniert, am
Sonntag, den 22. Juni, 6 Uhr, im Großen Haus zur Aufführung
kommt, iſt zum letzten Mal als Schlußvorſtellung der Spielzeit 1921/22
gegeben worden. Die Neueinſtudierung von Bizets Carmen fällt der
zur Vollmiete D gehörigen Zuſatzmicte K als 11. Vorſtellung zu. Die
Jnhaber dieſer Zuſatzmiete benutzen im Großen Haus die Plätze, die ſie
in der Vollmiete D haben. Sie erhalten die für den Abend gültigen
Eintrittskarten gegen Vorzeigung der Mietquittung täglich von 9 bis
12½ Uhr und 3½ bis 6½½ (ausgenommen Samstag nachmittag) an der
Hauptkaſſe des Landestheaters. Ein Umtauſch an der Abendkaſſe iſt
des Andrangs wegen nicht möglich.
Trachtenſcha
in Darmſtadt. Vom Gebirgstrachten=Erhaltungs=
Verein Almrauſch
Darmſtadt, wird uns geſchrieben: An den Ta=
gen
vom 28. Juni bis 2. Juli wird in Daumſtadt ein beſonders eigen=
artiges
Feſt ſtattfinden, nämlich eine Trachtenſchau. Ideale Ge=
danken
ſind es, die dieſem Feſte zu Grunde liegen: Heimatliebe,
Pflege der alten Volkstrachten, Sitten und Gebräuche der verſchiedenen
deutſchen Stämme. Neues Verſtändnis für die Erhaltung und Pfleg
der Volkstrachten in den weiteſten Kreiſen des deutſchen Volkes wieder
zu erwecken, das Gefühl der Zuſammengehörigkeit überall da, wo die
deutſche Zunge klingt, zu fördern und die Liebe und Treue zur ange=
ſtammten
Heimat zu hegen und zu ſtärken, dies ſind die idealen und
ethiſchen Beſtrebungen der in einem Bunde zuſammengeſchloſſenen
deutſchen Volkstrachtenvereine. Veranſtaltungen von Trachtenfeſten
dienen dazu. Arbeit und Erfolge dieſer Vereine der Oeffentlichkeit dar=
zutun
. Daß ein derartiges Feſt, das Tauſende von Gäſten aus allen
deutſchen Gauen herbeizieht, nun auch einmal in Darmſtadt zuſtande
kommt, iſt da
Verdienſt des Gebirgstrachtenvereins
Almrauſch
Darmſtadt, der gelegentlich der Trachtenſchau
ſein 1. Stiftungsfeſt mit Fahnenweihe feierlich zu begehen gedenkt.
Mit bewunderswerter Arbeitsluſt und Energie iſt dieſer Verein be=
reits
ſeit Wochen an der Arbeit, und es ſteht zu hoffen, daß das
Feſt eine vorbildliche Trachtenſchau werden wird, frei von allem Bal=
laſt
und Beiwerk, die es zu einer Art beſſeren Karnevals oder Okto=
berfeſtrummels
ſtempeln könnten. Einzelheiten des Feſtprogramms
folgen noch. Der Haupttag des Feſtes iſt Sonntag, den 29. Juni. An
dieſem Tage wird ſich nachmittags ein großer, impoſanter Trachtenzug
durch die Straßen unſerer Stadt bewegen. Welcher Formen= und
Farbenreichtum, welche Fülle von herzerfriſchender Schönheit und
Heimatkunſt wird da zu ſehen ſein! Vor allem wird die originelle,
farbenfrohe Schwälmer Tracht, welche durch die Gemälde heſſiſcher
Künſtler ſchon weltbekannt geworden iſt, Aufſehen erregen. Neben
der maleriſchen Volkstracht der Thüringer wird die urwüchſige baye=
riſche
Gebirgstracht zahlreich vertreten ſein, und das Maidle aus dem
badiſchen Schwarzwald wird in ſeiner Anmut neben dem feſchen Stei=
rerdiandl
eine beſondere Abwechſelung in das leben= und farben=
ſprühende
Trachtenbild bringen. Vom Rhein= bis zum Iſarſtrand und
von Thüringens Höhen bis zum Wienerwald werden ſich die Träger,
die Förderer und Erhalter der deutſchen Volkstrachten die Hände
reichen, und es wird ſich zeigen, welcher deutſche Gau, welcher deutſche
Volksſtamm noch ſeine Volkstracht bewahrt hat. So möge der Trach=
tenſchau
in Darmſtadt ein reſtloſes Gelingen beſchieden ſein!
Lokale Veranſtaltungen.
Die bierunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten,
keinem Falle irgendwie ale Beſprechung oder Kritiſk.
Die Sommerſonwendfeier begeht die Freireligiöſe
Gemeinde Darmſtadt am Samstag abend gemeinſam mit den Gemeinden
Arheilgen, Eberſtadt und Pfungſtadt. Abmarſch vom Organgeriegarten,
Verein ehem. Heſſ. Leib=Dragoner im Kreiſe
Darmſtadt. Teilnahme am Stiftungsfeſt des Vereins ehemaliger
Leibgardiſten am 21. und 22. Juni 1924. Sammelplatz der 24er zur
Fahnenweihe in der Stadtkirche am Sonntag, den 22. Juni, mittags
2,15 Uhr, hinter der Stadtkirche im Hofe der Feuerwache.
Aus den Parteien.
Deutſche Demokratiſche Partei Beamten= und
Arbeitnehmerausſchuß. Freitag, den 20. Juni, Bericht der Vertreter
über die Tagung demokratiſcher Beamten und Arbeitnehmer in Eiſenach.

Was geſchieht im Frühling?
Wenn der Frühling naht und die Natur ſich verſchönt und verjüngt,
fühlen auch die Menſchen ſich jünger und legen ſich oft hübſche, neue
Kleidung an. Vielfach aber kann man Damen und Herren beobachten,
deren Geſicht ſo gar nicht zu der ſchönen, jugendlichen Kleidung paſſen
will. Man merkt einen Widerſpruch zwiſchen Geſicht und Kleidung, und
das Gegenteil der gewünſchten Wirkung iſt da.
Es iſt ſonderbar, daß die Menſchen meiſt mehr Wert auf ihre Klei=
dung
legen, als auf das Geſicht. Jeder müßte ſich doch ſagen, daß das

Geſicht immer die Hauptſache bleibt, denn das Geſicht iſt beim Menſchen
dasſelbe, was bei einer Pflanze die Blüte iſt.
Manche Menſchen glauben, wenn man ſich mit Waſſer und Seife
waſche, habe man genug für das Geſicht getan. Das andere mache die
Natur ſelbſt. Das iſt verkehrt! Keine edle Blume, kein Edelobſt kann
ohne ſachgemäße Pflege zu hoher Entwicklung kommen, und genau ſo iſt
es mit dem Geſicht.
Die raſtloſe, immer an der Spitze marſchierende deutſche Wiſſenſchaft
hat ein Mittel erfunden, um alte Haut jugendlich, graue Haut ſchön zu
machen und Pickel, Miteſſer und andere Hautunreinigkeiten zu beſeitigen.
Dies Mittel heißt Marylan=Creme. Die Urſachen für deren erſtaunliche
Wirkung ſind in einem intereſſanten Büchlein über Schönheitspflege, das
koſtenlos geliefert wird, ausführlich dargelegt.

Daß jedem Menſchen gerade heute, wo durch die Aufregungen dieſer
traurigen Zeit der Menſch ſchneller altert, dies köſtliche Mittel eine
wahre Wohltat bedeutet, iſt ſicher. Und ſicher iſt auch, daß ein jugend=
liches
Ausſehen nicht nur Freude macht und beruflich und geſellſchaftlich
Vorteile bringt, ſondern auch tatenfroher und ſelbſtbewußter macht.
Jetzt, wo der Sommer naht, iſt die Anwendung der einzigartigen
Marylan=Creme beſonders wirkſam! Auf unſere Koſten können Sie ſich
überzeugen. Wir ſind unſerer Sache ſicher.
Schreiben Sie an uns, wir ſenden Ihnen dann gern völlig koſtenlos
und portofrei eine Probe dieſes köſtlichen Mittels nebſt dem ſchon er=
wähnten
ſehr lehrreichen Büchlein, das Ihnen wichtige Aufſchlüſſe über
Erfolg bringende Schönheitspflege gibt. Marylan=Vertrieb, Berlin 47,
(TV,7969
Friedrichſtraße 18,

[ ][  ][ ]

Seite 6.

Darmſtädter Dagblatt, Donnerstag, den 19. Junt 1924,

Rmter 169.

Aus Heſſen.

* Arheilgen, 16. Juni. Mit dem heutigen Tage wurde hier das
neu errichtete Gemeindeſchwimmbad am Arheilger Mühlchen eröffnet.
Die Badezeit wurde von morgens 6 Uhr bis abends 9 Uhr angeordnet.
Der Preis für eine Einzelkarte wurde auf 10 Pf., für eine Dauerkarte
auf 2 Mk. feſtgeſetzt. Dieſelben ſind bei dem Badewärter erhältlich;
auch ſind die Dauerkarten in einigen Geſchäften des Ortes zu haben.
Das Benutzen von Seife iſt verboten. Auch wird darauf hingewieſen,
keine Wertgegenſtände mitzubringen, da die Gemeinde bei Diebſtählen in
keinerlei Weiſe haftet. Bei der geſtern hier ſtattgefundenen Beigeord=
netenwahl
wurde Herr Gg. Spengler 5. gewählt; derſelbe gehörte als
Gemeinderat der Sozialdemokratiſchen Partei an. Von bürgerlicher
Seite war kein Gegenkandidat aufgeſtellt.
8 Gräfenhauſen, 18. Juni. Die Maul=undKlauenſeuche,
die hier in zwei Gehöften ausgebrochen war, iſt erloſchen. Die Sperr=
maßnahmen
konnten aufgehoben werden.
b. Eberſtadt, 18. Juni. Zur Eröffnung des Schwimm=
bades
. Dem Schwimmverein Eberſtadt 1923 war die ehrenvolle Auf=
gabe
zuteil geworden, das renovierte Eberſtädter Schwimmbad am
15. Juni feierlich zu eröffnen. Aus dieſem Anlaß war am Samstag
abend im Saale Zum Darmſtädter Hof (Laun) ein gutbeſuchter Vor=
tragsabend
, an welchem Herr Lindemann=Darmſtadt ſowie Herr Bezirks=
Schwimmwart Gießmann=Darmſtadt über die Entwicklung und Zukunft
des Schwimmſports berichteten. Am Sonntag, den 15. Juni, dem eigent=
lichen
Feſttag, bewegte ſich am Nachmittag, nach vorherigem Platzkonzert
der Feſtzug durch die reichlich mit Fahnen und Girlanden geſchmückte
Kirchſtraße und Odenwaldſtraße nach dem Schwimmbad. Auch dieſes
prangte in reichlichem Fahnenſchmuck, und bereitete allen Beſuchern einen
freundlichen Empfang. Dort eröffnete der 1. Vorſitzende, Herr Karl
Simon, das Bad und legte in längeren Ausführungen die Bedeutung
des Schwimmſports und die geſundheitlichen Vorteile des Waſſer=, Son=
nen
= und Lufbades klar. Ferner wurde betont daß dieſe Eröffnung des
Schwimmbades der Grundſtein für die Geſchichte des idealen Schwimm=
ſports
in Eberſtadt ſein wird. Anſchließend ſprach Herr Bezirksſchwimm=
wart
Gießmann=Darmſtadt. Er übermittelte die Grüße der Darmſtädter
Schwimm=Sportvereine und beglückwünſchte den Schwimmverein Eber=
ſtadt
für ſeine muſtergültige Entwicklung und entſchloſſene Willenskraft.
Alsdann zeigte der V. f. L. Heſſen=Darmſtadt ſeine Schwimmkünſte
den kalten Fluten des Eberſtädter Schwimmbades (Waſſerwärme 100).
Recht intereſſant waren dieſe Vorführungen. Sie wurden von dem
Publikum mit reichem Beifall begrußt. Am Abend fand als Abſchluß
e Zum Schwanen ein Ball ſtatt. Der junge
dicht beſetzter
der
Eberſtädter Schn
ein hat es durch ſeinen Unternehmungsgeiſt und
ſeine aufopfernde Tätigkeit auf weit über 200 Mitglieder gebracht. Ein
Gut Naß für weitere Entwicklung
* Eberſtadt, 17. Juni. Arbeitsmarkt. Die Lage auf dem
Arbeitsmarkt hat ſich in der letzten Zeit durch Betriebsſtillegungen
B. Autowerke Heß) uſw. wieder verſchlechtert. Die Zahl der Arbeits=
loſen
beträgt zurzeit 100 Perſonen.
Eſchollbrücken, 18. Juni. Der Gemeinderat genehmigte in
ſeiner letzten Sitzung den Voranſchlag für 1924. Dieſer ſchließt mit
31 555 Mk. ab. Der Fehlbetrag beträgt zirka 6500 Mark. Dieſer ſoll
durch eine ſchon beſchloſſen geweſene Sonderſteuer vom bebauten Grund=
beſitz
und durch die allgemeine Grundſteuer aufgebracht werden.
Pfungſtadt, 17. Juni. Die Einweihung des Denkmals
für die im Weltkriege Gefallenen findet nicht, wie beabſichtigt, Ende
Juni, ſondern erſt am 14. Juli ſtatt.
Pfungſtadt, 17. Juni. Ueberfall auf ein Mädchen
Geſtern abend wurde in der Tanne in der Nähe des Gaswerkes Eber
ſtadt ein 15jähriges Mädchen von hier von einem Unbekannten zu ver=
gewaltigen
verſucht. Durch die Hilferufe ihrer herbeieilenden Schweſter
wurde der Mann verſcheucht. Er konnte, ohne daß ſeine Perſonalien
feſtzuſtellen waren, das Weite ſuchen.
A Pfungſtadt, 18. Juni. Der diesjährige Jugendtag der
Schulen ſoll am 24. Juni gefeiert werden. Vormittags findet im Schul=
hof
(Neue Schule) eine kurze Feier ſtatt, die in einer Anſprache Vortra=
gen
von Gedichten und Liedern, Reigenaufführungen der Mädchen uſw.
beſteht. Im Anſchluß daran werden die einzelnen Klaſſen mehr oder
weniger große Ausflüge in die Umgebung machen. Rektor i. R. Jckes
konnte dieſer Tage ſeinen 80. Geburtstag begehen.

Roßdorf, 18 Juni. Von den hieſigen Geſangvereinen hatte nur der
Geſangverein Liederkranz an dem in Dieburg am verfloſſenen Sonntag
ſtattgefundenen nationalen Geſangswettſtreit, veranſtaltet von dem dor=
tigen
Männergeſangverein Sängerluſt, teilgenommen Trotz guter,
vielſeitg anerkannter geſanglicher Leiſtung konnte der wackere Verein,
deſſen Mitglieder ausnahmslos dem Arbeiterſtand angehören, keinen
Preis erringen. Es iſt das erſte Mal, daß der Verein, der ſchon 17 mei=
ſtens
1. und 2. Preiſe errang, nicht preisgekrönt heimkehrte. Die wirt=
chaftlichen
Verhältniſſe und die dadurch bedingten reduzierten Uebungs=
ſtunden
gegen früher mögen wohl der Hauptgrund an dem Mißerfolg
ſein. Hoffen und wünſchen wir, daß dem Verein fürs nächſte Jahr
wieder größerer Erfolg zuteil wird, und daß er nicht entmutigt die
Pflege des deutſchen Liedes aufgibt.
=s= Heppenheim, 17. Juni. Gemeinderatsbericht. In der
geſtrigen Gemeinderatsſitzung wurde nach längerer Erörterung der von
der Baukommiſſion vorgeſchlagene Verkauf eines Teiles der alten Stadt=
mauer
an den Kaufmann Anton Straub abgelehnt. Straub darf die
Mauer benutzen, dieſelbe bleibt aber Eigentum der Stadt. Die Kana=
liſation
des Waſſerablaufs aus dem Faulen Viertel nach dem Gra=
ben
zu wird genehmigt. Die Herſtellung der ſich in einem wüſten
Zuſtande befindlichen Einfriedigung im Schulpfädchen wird abgelehnt,
wewil hierfür der Grundeigentümer aufzukommen hat. Das Einernten
des Heues von 60 Morgen Wieſen für den ſtädtiſchen Faſelhof war in
12 Loſen ausgeſchrieben worden. Es haben ſich jedoch nur zwei Perſonen
um die Abeit beworben, obwohl wegen des Daniederliegens größerer
hieſiger Betriebe zahlreiche Arbeitsloſe vorhanden ſind. Ueber weitere
Maßnahmen wurde in der geheimen Sitzung beſchloſſen. Von der Ver=
ſicherung
der Maſchinen im ſtädtiſchen Elektrizitätswerk wird. Abſtand
genemmen; es ſellen Rücklagen für einen Verſicherungs= und Crneue=
rungsfondsim
Voranſchlag gemacht werden. Der Voranſchlag für die
ſtädtiſche Höhere Mädchenſchule, der einen Zuſchuß von rund 500 Mark
erfordert, wird genehmigt. Der Gemeinderat, faßte hierzu die Ent=
ſchließung
, daß die Lehrerinnen hier tatſächlich und nicht nur ſcheinbar
Wohnung nehmen müßten. Bei dem jetzigen Zuſtand iſt es ausgeſchloſſen
daß die für das Gedeihen der Schule ſo notwendigen Beziehungen zwi=
ſchen
Schule und Elternhaus gepflegt werden. Dem Transportgeſchäft
Rhein wird zur Aufſtellung von Möbelwagen ein Platz hinter dem
Landgrafen gegen eine Jahrespacht von 50 Mark angewieſen. Hier=
auf
ſchloß ſich eine geheime Sitzung an, die um ½1 Uhr nachts noch nicht
beendet war.
Birkengu, 16. Juni. Bauernverſammlung. Geſtern fand
in dem Gaſthauſe Zum deutſchen Kaiſer hier eine gut beſuchte Ver=
ſammlung
von Landwirten ſtatt. Herr Landwirtſchaftslehrer Dr. Schül
referierte über Odenwälder Rotviehzucht‟. Der Referent führte aus,
daß ſich das Rotvieh unſeren Futterverhältniſſen anpaſſe und an Lei=
ſtungsfähigkeit
keiner anderen Viehraſſe nachſtehe. Auch die Milch=
produktion
des Rotviebes ſei erwieſenermaßen die höchſt= und bleibe
hinter anderen Milchkühen nicht zurück; ebenſo könne die Fleiſchproduk=
tion
des Rotviehes noch erheblich geſteigert werden. Herr Dr. Schül
kann deswegen die Zucht des Odenwälder Rotviehes nur empfehlen.
Referent kam dann auf die künſtlichen Düngemittel zu ſprechen und
empfahl dieſe auf das wärmſte, weil dadurch der Anbau der Futtermittel
weſentlich geſteigert und gefördert werden könne. Nach den mit
großem Beifall aufgenommenen Ausführungen des Herrn Dr. Schül
erbielt der berühmte Odenwälder Rotviehzüchter, Herr Siefert vom
Frohnhof, das Wort. Dieſer entrollte dann ein klares und anſchau=
liches
Bild über ſeine reichen Erfahrungen und Erfolge, die er durch
die Zucht des Rotviehes gemacht hat, und er wünſchte nur, daß alle
Bauern ſich in Zukunft in gleicher Weiſe darin betätigen möchten; eines
guten Erfolges dürften ſie ſich dabei erfreuen. Reicher und wiederholter
Beifall wurde Herrn Siefert für ſeine Ausführungen zuteil. Nach
eingehender und lebhafter Diskuſſion ging die allgemeine Anſicht dahin,
jetzt einmal mit einer rationellen Rotviehzucht Ernſt zu
machen.
Virkenau, 17. Juni. Hoher Beſuch. Geſtern hatten die hieſi=
gen
evangeliſchen Schulen hohen Beſuch. Herr Superintendent Geheim=
rat
Dr. Flöring von Darmſtadt weilte hier, um die Schulen einer Reli=
gionsprüfung
zu unterziehen. Am Morgen wurden die hieſigen Schulen
geprüft und am Nachmittag die Schulen der Filiale. Zu dieſem Zwecke
waren die Lehrer auf den Filialen mit ihren Kindern hierher gekommen.
Birkenau, 17. Juni. Ein hieſiger Wirt verzapft ¼ Liter Weißwein
zu 25 Pf. Das iſt wirklicher Friedenspreis.

b. Dieburg, 18. Juni. Geſangverein Sängerluſt. Das
amtliche Ergebnis des Wettſingens vom 15. Juni wurde erſt heute fertig=
geſtellt
und wir bringen in Folgendem nur die Preiſe der Vereine, die
aus der nächſten Umgegend ſind: Männergeſangverein Dieburg erhält
im Klaſſenſingen, Klaſſenehrenſingen und im hochſten Ehrenſingen je
den 1. Preis, außerdem den Dirigentenpreis der 1. Landklaſſe, Lieder=
tafel
=Griesheim bei D. im Klaſſenſingen den 4. und im Klaſſenehren=
ſingen
den 1. Preis. Sängerbund=Meſſel im Klaſſenſingen den 2, im
Klaſſenehrenſingen ebenfalls den 2. Preis. Sängerluſt=Spachbiſicken
im Klaſſenſingen den 5. Preis. Männergeſangverein Groß=Umſtadt im
Klaſſenſingen den 1., im Klaſſenehrenſingen den 1. und im höchſten
Ehrenſingen den 9. Preis, ferner len Dirigentenpreis nicht preisgekrön=
ter
Vereine der erſten Klaſſe. Liederkranz Hergershauſen im Klaſſen=
ſingen
den 4., im Klaſſenehrenſingen den 2. Preis. Männerquartett
Arion=Darmſtadt im Klaſſenſingen den 1. Preis. Männerchor Rhein=
gold
(Schupo)=Darmſtadt im Klaſſenſingen den 3. Preis. Geſangverein
Rheingold‟=Griesheim b. D. im Klaſſenſingen den 6. Preis. Treue‟=
Altheim im Klaſſenſingen den 4. Preis. Männergeſangverein Altheim
im Klaſſenſingen den 6. Preis. Männergeſangverein Groß=Zimmern im
Klaſſenſingen den 2. Preis. Sängerkranz=Dietzenbach im Klaſſenſingen
den 1., Klaſſenehrenſingen den 2., im höchſten Ehrenſingen den 2. Preis
und den Dirigentenpreis der 1. Stadtklaſſe. Köhlers Doppelquartett
Dietzenbach im Klaſſenſingen und Klaſſenehrenſingen je den 1. Preis
und den Dirigentenpreis der 3. Stadtklaſſe. Geſangsabteilung des Ver=
eins
für Leibesübungen Neu=Iſenburg im Klaſſenſingen den 4. Preis,
Liederzweig=Weißkirchen im Klaſſenſingen den 6. Preis. Sängerriege
der Turngeſellſchaft Dietzenbach im Klaſſenehrenſingen den 1. Preis.
Liederkranz=König i. Odw. im Klaſſenſingen den 1.Preis. Sänger=
riege
des Turnvereins Dudenhofen im Klaſſenſingen den 2., im höchſten
Ehrenſingen den 5. Preis und den Dirigentenpreis der 2. Landklaſſe,
Männerquartett Sprendlingen im= Klaſſenſingen den 2., im Klaſſen=
ehrenſingen
den 1. Preis und den Dirigentenpreis der Quartettklaſſe.
Friedberger Doppelquartett, Friedberg im Klaſſenſingen den 1., im
Klaſſenehrenſingen den 2., im höchſten Ehrenſingen den 4. Preis. Klub
Harmonie=Rüſſelsheim im Klafſenſingen den 2., im höchſten Ehren=
ſingen
den 7. Preis. Männergeſangverein Höchſt i. Odw. im Klaſſen=
ſingen
den 3. Preis. Im ganzen waren 50 Vereine an dem Wettſingen
beteiligt. In der erſten Stadtklaſſe 3 Vereine, in der zweiten Stadt=
klaſſe
10 Vereine, in der dritten Stadtklaſſe 4 Vereine; in der erſten
Landklaſſe 3, in den zweiten 6, in der dritten 9 Vereine; in der Quartett=
klaſſe
4 Vereine. Nicht preisgekrönte Vereine 1. Klaſſe 3 Vereine, 2. Kl.
8 Vereine. Zuſammen waren an dem Wettſtreit über 2300 Sänger be=
teiligt
.
* Offenbach, 17. Juni. Aufgehobene Steuern. Die
Wohnungs=Luxus= und Fremdenſteuern ſind ſeitens der ſtädtiſchen Be=
hörden
aufgehoben worden.
Offenbach, 18. Juni. Ueberfall. Geſtern abend wurde der in
der Eſſingerſtraße wohnende Makler Franz Mohr von dem Maurer
Fakob Fink auf der Straße am Walde hinterrücks überfallen und ſo
ſchwer geſchlagen, daß er mittels einer Tragbahre in ſeine Wohnun
verbracht werden mußte. Beide ſtehen ſchon ſeit längerer Zeit mitein=
ander
auf Kriegsfuß. Die Schläge wurden mit einem ziemlich dicken
Prügel ausgeführt. Der Geſchlagene war 23 Stunden bewußtlos. Der
Arzt ſtellte innere Blutungen am Kopfe feſt. Lebensgefahr ſoll nicht
beſtehen.

mhaut, Schwielen und Warzen
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ſchmerz-
gefahrlos
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Ihre am 7. Juni in Darmſiadt
ſtattgefundene Vermählung
zeigen ergebenſt an
Hermann Kober und Frau
Anng, geb Geiger

Medan (Oeli)
Sumatra, O. K.

.Zt.
Freiburg i. B.
17695

Für die uns anläßlich unserer
Vermählung entgegenge-
brachten
Glückwünsche und
Geschenke danken herzlichst
Ferdinand Schulz und
Frau Kätha, geb. Krug
Grß0

Geſtern abend entſchlief ſanft
nach ſchwerem Leiden unſere liebe
Malynoe von ieiat
im 84. Lebensjahr.
Dietrauernden Hinterbliebenen.

Die Beerdigung findet Freitag,
den 20. Juni, nachm. 4 Uhr, auf
dem alten Friedhof ſtatt. (17750

Todes=Anzeige.
Verwandten, Freunden und Be=
kannten
hierdurch die traurige Mit=
teilung
, daß unſere liebe Mutter
ſchwiegermutter, Großmutter
Schweſter, Schwägerin und Tante
Frau Eliſe Kröh
geb. Hirſch
nach kurzem, ſchwerem, mit Ge=
duld
ertragenem Leiden, im 70
Lebensjahre, ſanft entſchlafen iſt,
Darmſtadt, den 17. Juni 1924,
Heinheimerſtr. 48.
(8004
Die trauernden Hinterbliebenen:
Familie Karl Schmidt
Friedrich Kröh
Otto Geiger
Chriſtian Kröh
v
und 2 Enkel
Die Beerdigung findet Freitag,
nachm. 2½ Uhr, von der Leichen=
halle
des Friedhofes ( Niederram=
ſtädterſtraße
) aus ſtatt.

Meine Frau war dEoe
50 Jahre mit einer
häßlichen

behaftet. Kein
geſundes Fleckchen hatte ſie auf
dem Leibe. Durch Zucker’8 Patent=
Mediziugl=Geife wurdendie Flechten
in 3 Wochen beſeitigt. Dieſe Seife iſt
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überreizt u. aufgeregt? Empfinden Sie bis-
weilen
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Energielosigkeit, körperliche und geistige
Abspannung und frühzeitige Ermattung,
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anfälle
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Magenbeschwerden, trübe Stimmung,
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nahme
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für die tröſtenden Worte am Grabe
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danken wir hiermit herzlichſt
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Herr, anfangs 5o, ev., zu verrichten, meinen beſten Dank.
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Ich litt an einem wallnußgroßen Leiſtenbruch. Durch
Einkommen, Natur= die Methode des Herrn Dr. Meyer iſt derſelbe völlig ausgeheilt.
freund, wünſcht Ich habe keine Beſchwerden mehr. Ich war früher operiert, die
Lebenskameradin /Operation hatte nicht gehalten. Ich ſage Herrn Dr. Meher
Jgelsbach i. Odw.
Nie, Bquer.
Hiermit beſcheinige ich Ihnen, daß ich trotz ſchwerer Arbeit
angenehm. Diskre= beide Leiſtenbrüche in nur 12 Wochen zur Ausheilung gebracht
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[ ][  ][ ]

Rummer 16D.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 19. Imf 1924.

Seite 7.

Reich und Ausland.
Unpolitiſche Tagesſchau.
Vor einigen Tagen ſpielte ſich bei Stecklenburg, in dem Revier des
Jagdpächters und Kaufmanns Richard Mellin
ein Wildererdrama
ab. Mellin war früh morgens in ſeinem gepachteten Revier auf di
Pirſch gegangen, als er ſich plötzlich zwei in der Gegend bekannten und
gefürchteten Wilddieben gegenüberſah. Die beiden Wilderer waren
flinker mit der Waffe und ſtreckten den Kaufmann nieder, ehe er ſich zur
Wehr ſetzten konnte. Den beiden Tätern iſt man auf der Spur. Es
ſind zwei Arbeiter, die in ihren Kreiſen unter den Spitznamen Fänger
und Dachs bekannt ſind. Jeder von ihnen iſt ſchon zweimal wegen
Wilddieberei vorbeſtraft. Außerdem werden ihnen mehrere Einbrüche
zugeſchrieben. Die Täter ſind entkommen. Sie ſcheinen ſich jetzt in
Berlin, wohin ihre Spuren führen, aufs Einbrecherhandwerk verlegt
zu haben.
Während vor einigen Wochen beſonders der Nordweſten Deutſch=
lands
von ſchweren Gewittern heimgeſucht wurde, hat nun auch der
Südoſten ſehr unter den Unbilden der Witterung zu leiden. Infolge
ſchwerer Wolkenbrüche iſt
eine Ueberſchwemmungskataſtrophe im ſüdlichen Bayern
eingetreten. Die Seitentäler des Lechſtromes ſind furchtbar verwüſtet.
Stellenweiſe ſind die Brückenzugänge uberſchwemmt. Das Schmuttertal
ſteht völlig unter Waſſer. Großer Schaden wurde auch im Zuſamtal
angerichtet. Dort wurden Brücken und Wege aufgeriſſen und große
Heumengen fortgeſchwemmt. Zwei Menſchen haben den Tod in den
Fluten gefunden.. Aus Görlitz wird gemeldet, daß die Neiße infolge
ſtarker Regenfälle ihre Ufer weit überflutet hat. Rieſige Flächen ſtehen
unter Waſſer und ſämtliches Heu der Flußniederungen iſt fortgeführt.
Das Waſſer iſt wieder im Fallen begriffen.
Im Flugzeug verbrannt.
In der Magdeburger Gegend, zwiſchen dem Margaretenhafen und
der Pumpſtation, ſtürzte das von dem bekannten Magdeburger Piloten
Leutnant Kypke geſteuerte Flugzeug der Magdeburger Luftreederei
brennend ab. Der Motor hatte hoch oben in der Luft Feuer gefangen
Obwohl Leutnant Kypke ſofort eine Notlandung verſuchte, ſtand das
Flugzeug bereits in hellen Flammen, als es auf der Erde ankam. Ein
Waſſagier, der Hauptmann a. D. Roſenſtern, war in beträchtlicher Höhe
aus dem brennenden Flugzeug geſprungen und fand auf dieſe Weiſe den
Tod, dem er zu entgehen ſuchte. Leutnant Kypke war völlig verkohlt.
In Berlin atmet man erleichtert auf. In der letzten Zeit verging
kaum ein Tag, ohne daß nicht ein Diebſtahl oder ein Raub von ſich
reden machte. Die Bemühungen der Kriminalpolizei waren teilweiſe
von Erfolg gekrönt. Es iſt nun gelungen,
zwei der gefährlichſten Einbrecher Berlins
zu verhaften. Die Feſtnahme des einen von ihnen, des 31 Jahre alten
Albert Flattau, war erſt nach einem lebhaften Feuergefecht möglich. Die
Kriminalpolizei hatte Wind von dem Aufenthalt dieſes Schwerverbrechers
und ſeines Helfershelfers, des Arbeiters Senftleben, bekommen, und
zwei Beamte machten ſich auf den Weg, um die beiden dingfeſt zu machen.
die Verbrecher lagen noch zu Bett, als die Polizei erſchien. Kaum er=
blickte
Flattau die beiden Kriminalbeamten, da zog er auch ſchon eine
Varabellumpiſtole unter ſeinem Kopfkiſſen hervor und legte auf ſie an
Die Beamten retteten ſich mit einem Sprung aus dem Zimmer und for=
derten
Flattau von draußen auf, die Waffe wegzulegen und die Hände
hochzuheben. Flattau behielt jedoch die Waffe drohend in der Hand
Daraufhin eröffneten die Kriminalbeamten ein lebhaftes Feuer auf ihn,
das dieſer ſolange erwiderte, bis er durch einen Schuß in die rechte
Hand kampfunfähig wurde. Schwer gefeſſelt und unter ſicherer Be=
Hachung wurde er dem Schwurgericht vorgeführt und wegen Beamten=
rötigung
und Mordverſuchs zu fünf Jahren drei Monaten Zuchthau=
und zehn Jahren Ehrverluſt verurteilt.
Der andere lang geſuchte
Serbrecher war der nun in Nummer Sicher befindliche Arbeiter Senft
den. Dieſer hat die raffinierteſten Einbrüche vollführt. Senftleben
rhielt drei Jahre neun Monate Zuchthaus, zehn Jahre Ehrverluſt
und wurde unter Polizeiaufſicht geſtellt.

Geſundheitsverhältniſſe in Deutſchland.
Soweit die Zahlen über die Bevölkerungsbewegung des Jahres 1923
vorliegen, iſt dieſe durch weitere Angleichung der Heiratsziffer an den
Vorkriegsſtand, verſtärktem Rückgang der Geburtenziffer, geringe Ver=
änderung
der Sterbeziffer und ſich vemindernde Geburtenüberſchußziffer
gekennzeichnet.
Die Geſamtzahl der Geburten betrug im Deutſchen Reich (ohne
Saargebiet) im letzten Jahre 1 333 621, d. h. 21,6 auf 1000 Einwohner
im Vergleich zu 1450 0893 im Vorjahre oder 23,6 auf 1000 Einwohner
und 1655 569 im Jahre 1913 oder 27,7 auf 1000 Einwohner (bezogen
auf das Deutſche Reich heutigen Umfangs.)
Die Geſamtzahl der Sterbefälle (einſchl, der Totgeborenen.
betrug im Jahre 1923 900 660, d. h. 14,6 auf 1000 Einwohner gegenüber
927 304 oder 15,1 im Vorjahre und 934 370 oder 15,7 im Jahre 1913.
Die Geſamtziffer iſt ſomit gegenüber dem Vorjahre und dem Jahre
1913 nicht unerheblich zurückgegangen. Demgegenüber hat die Zahl der
Todesfälle an Tuberkuloſe weiter zugenommen, und es iſt mit Bedauern
zu bemerken, daß ſeltſamerweiſe gerade ſehr viel Kinder, genau 3262,
von dieſer Erkrankung dahingerafft wurden. Die Zahl der Todesfälle
an Kindbettfieber hat ſich gegenüber 1922 faſt verdoppelt, während die
übrigen Infektionskrankheiten, wie Fleckfieber, Pocken. Diphtherie,
Scharlach, Typhus und Ruhr weſentlich günſtigere, d. h. niedrigere Er=
krankungszifefrn
nachweiſen wie im Vorjahre.
Im Zuſammenhang hiermit berührt es peinlich, wenn das Zentral=
komitee
zur Bekämpfung der Tuberkuloſe mitteilt, daß im vergangenen
Jahre 36 Tuberkuloſenheilſtätten für Erwachſene mit 3577 Betten und
7 Heilſtätten mit 940 Betten für Kinder geſchloſſen werden mußten.
Außerdem ſind noch drei Geneſungsheime und drei Verſorgungskranken=
häuſer
für Lungenkranke ebenfalls infolge der zwingenden wirtſchaftlichen
Verhältniſſe eingegangen.
Infolge der ſtark verringerten Geburtenziffer ging der Gebur=
tenüberſchuß
weiter beträchtlich zurück. Auf 1000 Einwohner be=
rechnet
, beziffert er ſich im Jahre 1923 auf 7,0 gegenüber 8,5 im Vor=
jahre
und 12,6 im Jahre 1913.

Das Iſerlohner Straßenbahnunglück.
Iſerlohn. Bis jetzt ſind 19 Tote und ungefähr 40 Perſonen zum
Teil ſchwer verletzt zu beklagen. Die Toten werden in Iſerlohn aufge=
bahrt
. Die Verletzten ſind in Krankenhäuſern von Iſerlohn Letmathe
und Hohenlimburg untergebracht. Die meiſten Toten ſtammen aus den
Landkreiſen Iſerlohn und Hagen, einer aus Barmen. Es handelt ſich
größtenteils um Arbeiter, die in ihre Wohnungen zurückkehrten. Die
Hilfe war in kurzer Zeit aus Iſerlohn zur Stelle.
Ueber das furchtbare Straßenbahnunglück wird weiter gemeldet, daß
die Unfallkataftrophe ſich an der Grenze von Obergrünen und Iſer=
lohn
zutrug. Ein ſchwerer, voll beſetzter Vierachſenwagen geriet durch
Verſagen der Bremſe in ein raſches Tempo und wurde aus den Schie
nen geſchleudert, rannte gegen eine Fabrikmauer, zertrümmerte dieſe und
wurde dann durch eine zuſammenſtürzende Buche zertrümmert. Aus dem
grauenhaften Trümmerhaufen konnten faſt nur noch Tote und Schwer=
verletzte
geborgen werden. Die Zahl von 17 Toten beſtätigt ſich, außer=
dem
werden noch 35 Schwerverletzte gemeldet, von denen kaum die Hälft
iit dem Leben davonkommen dürfte. Der Führer des Wagens befindet
ch unter den Toten. Zahlreiche Aerzte waren ſofort nach dem Unfall
zur Stelle.
Wie die Leitung des Städt. Krankenhauſes mitteilt, ſind im Laufe
der Nacht 5 Schwerverletzte des geſtrigen großen Straßenbahnunglücks
ihren Verwundungen erlegen. Die Zahl der Toten hat ſich ſomit au
21 erhöht. Unter den übrigen Schwerverletzten befinden ſich noch meh=
rere
, an deren Aufkommen gezweifelt werden muß. Das Unglück iſt be=
kanntlich
auf ein Verſagen der Bremſe zurückzuführen. Der ſich unter
den Toten befindliche Schaffner Hesmer verſuchte bis zum letzten Augen=
blick
, den voll beſetzten Wagen zum Stehen zu bringen und dürfte an
der Kataſtrophe unſchuldig ſein. Da ſich das Unglück kurz nach 7 Uhr
abends ereignete, war die Straßenbahn mit Arbeitern und Angeſtellten
der Betriebe von Iſerlohn voll beſetzt. Die Rettungsvorkehrungen der
Stadt erwieſen ſich nach einer Meldung aus Hagen als völlig unzu=
reichend
. Beſonders ſtark machte ſich der Mangel an Verbandsmaterial
bemerkbar. Aus den umliegenden Orten wurden Rettungszüge an die
Unfallſtelle geſandt. Da die Leichen grauenhafte Verſtümmelungen auf=
weiſen
, war die Identität zahlreicher Perſonen nicht zu ermitteln. Die
Landſtraße nach Gruß, auf der ſich das Unglück ereignete, weiſt eine
ſcharfe Kurve auf, der eine ſtark abſchüſſige Stelle folgt. Als die Bremſe
verſagte, erkannten einige auf dem Vorderperron befindliche Männer

die ungeheure Gefahr und verſuchten dann, ſich durch Abſpringen zu
retten. Im Wagen entſtand eine ungeheure Panik. Zahlreiche Fahr=
gäſte
drängten nach dem Ausgang. Doch es war bereits zu ſpät.
Eine neue Erfindung.
München. Eine Aufſehen erregende Erfindung iſt am Dienstag
abend im Poſtgebäude in München einer kleinen Anzahl von Preſſever=
tretern
vorgeführt worden. Bei der Vorfühung war der Leiter des
Reichspoſtminiſteriums. Abt. Bayern, Dr. Schätzel, und der Erfin=
der
Miniſterialrat Dr. Teidle anweſend. Es handelt ſich
um Folgendes: Es iſt dem Erfinder gelungen, durch Anbringung von
Mikrophonen an den Orcheſterpulten und in großer Zahl über die
Bühne hin verteilt, eine Oper in voller, reiner Klangfarbe auf das
Telefon zu übertragen. Als Verſuchsobjekt war gewählt der zweite Akt
der Walküre, die am gleichen Abend in der Staatsoper aufgeführt
wurde. Die Erfindung ermöglichte allen Teilnehmern, am Telefon die
Oper zu hören. Es war jede kleinſte Nuance vernehmbar und jede
Sänger und jede Sängerin an der Stimme zu unterſcheiden. Der An=
ſchluß
geſchieht durch einen kleinen Schaltapparat. Der gewöhnliche Tele=
fonbetrieb
wird dadurch nicht geſtört, da bei einem Anruf ſofort der
regelmäßige Betrieb in Funktion tritt und erſt nach Beendigung des
Geſprächs automatiſch wieder die Vorführung eingeſchaltet wird. Auch
auf Entfernungen, wie nach Augsburg und Nürnberg iſt die Erfin=
dung
bereits durchgeprobt. Sie ſoll Mitte Oktober zur Einführung
kommen. Mit Radio hat dieſe Erfindung nichts zu tun.
Ein Raubüberfall.
Hohenſtadt (bei Wimpfen). Am Sonntag vormittag verübte
auf der Landſtraße nach Zimmerhof ein lediger Arbeiter unter Be=
drohung
mit dem Revolver einen Raubüberfall auf ein des Weges kom=
mendes
Ingenieurehepaar. In der Nähe des Tatortes befand ſich ein
mit Gartenarbeiten beſchäftigter Mann. Der Räuber gab auf dieſen,
in der Annahme, von ihm beobachtet worden zu ſein, von hinten einen
Schuß ab, verſetzte ihm dann noch einige Schläge auf den Kopf und
tötete ſich dann ſelbſt durch einen Schuß in das Herz. Der Schwerver=
letzte
wurde in das Krankenhaus verbracht, wo an ſeinem Aufkommen
gezweifelt wird. Er iſt Vater von fünf Kindern.
Gottesdienſtliche Anzeigen.
Katholiſche Gemeinden.
Donnerstag, den 19. Juni 1924,
Fronleichnamsfeſt.
St. Ludwigskirche: Donnerstag, vorm. ½6 Uhr: Beichtgelegenheit.
Um 6 Uhr: Erſte heil. Meſſe. Um 7 Uhr: Heil. Meſſe. Um
348 Uhr: Singmeſſe. Um 9 Uhr: Hochamt; darauf Sakramentaliſche
Prozeſſion im Freien. Um 11½ Uhr: Heil. Meſſe. Nachmittags
3 Uhr: Feſtandacht
Kapelle der Barmherzigen Schweſtern: Donnerstag, vormittags
½7 Uhr: Heil. Meſſe. Nachm. 6 Uhr: Roſenkranzandacht.
Kapelle in der Waldſtraße: Donnerstag, vorm. 7 Uhr: Hl. Meſſe

Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für Freitag, den 20. Juni:
Wenig Aenderung in der herrſchenden Witterung.
Tageskalender.
Landestheater Großes Haus, Anfang 7 Uhr, Ende 9½ Uhr
(C 24, c 11): Saul. Kleines Haus, Anfang 7 Uhr, Ende 9½
Uhr (Zuſatzmiete V 12, Schülermiete gelb 9): Die heimliche Ehe‟.
Katholiken=Verein, nachm. 6 Uhr: Fronleichnamskonzert.
Saalbau,
Uhr: Donnerstagskonzert. Union=, Reſidenz=,
Central=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kinoverſtellungen.
Hauptſchriftleitung: Ru
Maxve
* Politik und Wirtſchaft:
Rudolf Mauve
D
Verantwor
9
euilleton und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſ,
ſport: 2
Eugen Buhlman
erantwortlich für Schlußd enſt
Andreas Baue
Verantwortlich für der
inſeratenteil: Willy Kuhl
Druch und Verlag: 2. C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Nummer hat 12 Seiten

Schreinerarbeiten.
Die Anfertigung und Anlieferung vor
1D0 Stück zweiſitzigen Schulbänken ſoll
tergeben werden.
Die Zeichnungen und Bedingunger
liegen bei dem unterzeichneten Amte,
Crafenſtr. Nr. 30, Zimmer Nr. 9, offen.
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2. Juli 1924, vormittags 10 Uhr, ein
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Darmſtadt, den 18. Juni 1924.
Städt. Hochbauamt.

Faſelochsverkauf.
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[ ][  ][ ]

Seite 8.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 19. Juni 1924.

Rummer 169.

* Eine Frühlingsfahrtnach Rom
Von Walter Schweter.
Verſchlafen reckt der Heimatwald noch ſeine Arme in den
kalten, grauen Märzhimmel. Nach einer kleinen Grenzunterhal=
tung
gehts ins Reich des ewigen Schnees und des kieſelharten
Schwizzerdütſchs. Wir fahren am blitzenden Spiegel des Vier=
waldſtädterſees
hin, an friſchen, grünen Matten, warmen brau=
nen
Dächern und ſteilen Felswänden. Bekannte liebgewordene
Namen klingen zum Wagen herein: Luzern und Küßnacht, Alt=
dorf
und Flüelen. Tännlein klettern wie mutwillige Geiſen
an den Hängen auf und ab und überall ſchlüpfen Bäche zu Tal
wie ſilberne Schlangen. Vorüber an tiefen, zerriſſenen Schluch=
ten
, an bemooſten Steinkoloſſen, am quirlenden Schaum der
Schneewaſſer, an den dicken Polſtern der Lawinen, von denen
eine hat durchgraben werden müſſen, damit das Züglein durch
konnte, eilen wir weiter und weiter dem lockenden Süden ent=
gegen
.
Jetzt ſind wir in Göſchenen und mitten in Eis und Schnee.
In Airolo kommt die Dämmerung, und ihre blauen Schatten
laſſen das Weiß der Berggipfel noch eiſiger leuchten. Aber die
Luft im Tal weht ſchon weich und mild, und in tiefen Zügen
trinken wir von dem langen deutſchen Winter durchfrorenen
Geſellen das Labſal einer an Licht und Wärme geſegneteren
Welt. Wir freuen uns über die Schnelligkeit, mit der uns die
ſchweizeriſche Bahn dem blauen Südhimmel näherträgt und
ahnen nicht, daß gerade ſie ein paar Tage ſpäter ſo großes Leid
bringen werde. Ein Fluch der Eile, mit der wir armen Men=
ſchen
der Neuzeit uns das Leben zu kürzen ſuchen. Jetzt glühen
die Lichter Bellinzonas auf und ſchwingen ſich wie Rieſen=
ſchmuckgehänge
auf und ab. Nun Chiaſſo. Wieder ein kleines
Finanz= und Schmuggelverhör und dann Como.
Eine luſtige Nachtfahrt in lauem Frühlingsregen, und am
Morgen ſchauen wir die grünen Hänge der Berge und das ſich
zutraulich an die Felswände, ſchmiegende Cernobbion friſch=
gewaſchen
ins Bett. Raſch aus den Federn und ſchon hat mich
Dolores, das flinke Töchterlein der Gaſtfreunde, bei der Hand.
Wir durchſtreifen den grünenden und blühenden Garten am See
und kommen mit einem dicken Blumenſtrauß, den wir unter Zy=
preſſen
und Palmen, Magnolien, Feigenbäumen und blühenden
Kamelienbüſchen gepflückt, ins freundliche Heim zurück, das ſchon
die Düfte des von der tüchtigen Cuoca bereiteten Mahles lieblich
durchzieht. Am Nachmittag ein Gang zum Dom, ein Ruhen im
milden Dämmerlicht, dann ein gemächliches Schlendern am See
entlang und durch die ſchon ſüdlich lauten und bunten Straßen.
Am anderen Morgen, als ich zur Weiterreiſe bereit zum
Freund komme, ſteht er puſtend am Kamin und müht ſich ab, das
Kaffeefeuerlein mit ſeinen in Deutſchland ungeſchickt geworde=
nen
Händen und dem landesüblichen Federwiſch in beſſere
Laune zu bringen. Noch einmal am grünen Geſtade des Waſ=
ſers
, und dann fliegt mein Wagen und mein ſehnſüchtig Herz
weiter dem Süden zu.
Die Poebene dehnt ſich um uns und feuchte Wieſen und
Felder. Maulbeerbäume eilen vorüber, ein Seidenhändler aber
bleibt und unterhält mich von unnützen Dingen, die ich weit
hinter den Alpen gelaſſen. Bald aber ſtehe ich doch allein vor
dem Dom in Mailand, der wie ein Rieſenkriſtall aus dem
grauen Alltag emporſteigt und gehe durch die ernſte Kühle, die
um die hohen Säulen ruht und zu dem beneidenswerten Heili=
gen
, der wirklich aus,der Haut geſchlüpft iſt und ſie gleichmütig
über den Arm gehängt hat. Leonardo da Vincis Abend=
mahl
ſpare ich mir für ein andermal auf.
Wieder im Reiche des Poes. Reisfelder wechſeln mit Klee=
breiten
, in denen ſie ſchon am Mähen ſind, während daheim an
Neckar, Woog und Rhein kaum die erſten Halme ſprießen. In
den Apeninnen kommt die Nacht, und in der Frühe grüßt uns
von ſeinem Felſen herab ſchon das weingeſegnete Orvieto, deſſen
Traubenblut gar zum Wagen hereinläuft.
Und jetzt, hundert Köpfe liegen in den Fenſtern und ein
paar hundert Augen ſchauen nach Süden. Es hebt ſich die Kup=
pel
von Sankt Peter über dem marmornen Häuſermeer und den
grünen Inſeln der Pinienſchirme und dunklen Zypreſſen in den
weiten, weiten Himmel der Kampagna. Mein Herz wird ruhig,
und wie im Traum gehen meine Füße zum erſtenmal durch die
Straßen der Stadt, die ich im Geiſt ſchon viele hundertmal ge=
gangen
bin.
Und wie ich aus meiner Herberge trete, der vierten, an der
ich angeklopft, ſtehe ich unerwartet vor der kleinen Kirche von
San Iſidoro, deren Glöcklein der Meiſter und ſo viele andere
deutſchen Maler einſt faſt allmorgendlich gehört, und in dem
Sträßchen, in dem der junge Ludwig gewohnt hat. Der Himmel
hatte ſich mit leichtem Gewölk überzogen, als ich durch den Gar=
ten
der Villa Borgheſe, am Goethedenkmal vorüber und der ge=
putzten
Menge zur Piazza del Popolo und zum Monte Pincio

wanderte. Als ich aber, verſunken in das nie mehr vor meinem
Blick verſchwindende Bilde Roms alles andere um mich her ver=
geſſe
, da teilen ſich die Wolken über den glänzenden Kuppeln
und Marmorpaläſten, über dem Tiber und den grünen Hügeln,
und das tiefe Blau des Südens ſieht auf die frühlingswarme
Erde. Oft ſtand ich dann am Abend dort bis die Albanerberge
und die weite Kampagna langſam in den Schatten der Nacht
verſanken und unter mir ein Licht nach dem anderen ſich entzün=
dete
und es war, als ſpiegelten ſich die Sterne im ſteinernen
Meere der ewigen Stadt.
Am liebſten ſchritt ich durch ihre engſten Straßen, im Lärm
der Wagen, des Eſelgeſchreies, des Schellengeklingels, Singens
und Rufens. Ich ſah den Handwerkern zu an den immer offenen
Türen ihrer Werkſtätten und dem Spiel der braunen Kinder
unter den wie Fähnchen von Fenſter zu Fenſter hängenden hun=
derten
von Wäſcheſtücken. Nirgends auf allen meinen Wanderun=
gen
habe ich ſo viele fröhliche Geſichter geſehen, wie hier auch in
den elendeſten Gaſſen und ärmſten Bergneſtern und überall
wurde der ſo ſchlecht italieniſch ſprechende und ſo gut ſchon aus
der Ferne als Tedescho erkennbare Wandersmann freundlich
willkommen geheißen, oder auf den rechten Weg gewieſen und
ſonderbarerweiſe nie übervorteilt. So reichte ich mit einer
Summe im Tag, die daheim zu einem einzigen Mahl zu klein
geweſen wäre. Freilich bin ich nicht in den glänzendſten Gaſt=
höfen
abgeſtiegen und nicht mit den Vornehmſten im Wagen
geſeſſen. Italien hat ja auch ſo manches gutzumachen, und ſo
habe ich mir das alles gern gefallen laſſen. Das Un ſoldo,
ſignore! habe ich nur dann und wann einmal gehört, nach der
Zeit gefragt hat man mich aber wohl hundertmal allein auf dem
Weg über die Via Appia hinaus ins Albanergebirge und keines
der kleinen Hirten und Hirtinnen hat das ſüße, unnachahmliche
Grazie, grazie mille, ſignore! vergeſſen. Auf dem Marſch von
Frascati über Roca di Papa nach Marino habe ich dann zum
erſtenmal auch das Meer geſehen. Wie ein breites, ſilbernes
Band blitzte es neben dem Vorgebirge der Circe auf. Ach, wie
ſehnlich habe ich oft gewünſcht, wie einſt der junge Ludwig
Richter monatelang mit dem Skizzenbuch in und um Rom um=
herſtreifen
zu dürfen! Wenn dann die gründlichen Reiſenden
zwiſchen dem alten Gemäuer ſich ſtundenlang abgemüht, um die
alten Inſchriften in ihre glühenden Köpfe zu preſſen, hätte ich
das ſchöne Himmelsblau, das durch die Bogen leuchtete und das
weite Rund des Koloſſeums überdachte, das üppige Blühen und
Grünen, der um die Trümmer lebendigen Pflanzenwelt, die
marmornen Leiber der geſtürzten Säulen gemächlich auf die
weißen Bläter gebannt und die hundert Katzen, die ſich auf den
Säulenſchächten des Trajanforums ſonnten und dehnten, und
die hundert braunen, behenden Kinderleiber, die um die Mauer=
reſte
ihr Spiel trieben, oder ruhend im hohen Graſe lagen, mit
Mit den großen und kleinen italieniſchen Nichktstuern habe ich
mir auf den ſchönen Brunnenplätzen Roms die warme Sonne
auf den Pelz brennen laſſen und mit ihnen aus den luſtigen
Brunnenröhren getrunken, die an der Biegung noch ein Löchlein
haben, durch das einem beim Zuhalten der Hauptöffnung der
erquickliche Strahl fein ſäuberlich in den Mund ſpritzt.
Oft bin ich ſchier erſchrocken, wenn ich ſo zwiſchen den alten
Mauern herumbummelte. Mir wars dann, als wandle ich plötz=
lich
durch ein Zauberwort in der längſt entſchwundenen Zeit.
Erſt das Lerchengetriller über den ſteinernen Bogen und der
Lärm der Straße brachten mich wieder in die Gegenwart zurück.
War ich müde, dann bin ich in eine der vielen, an herrlichen Bild=
werken
ſo überreichen Kirchen geflüchtet, in die von San Pietro
in Vincoli zum ergrimmten Moſes Michel Angelos oder in die
Peterskirche zur ſüßen Pieta des gewaltigen Meiſters, der doch
auch ſo rührend zart zu geſtalten wußte.
Unſanft aus all meinen Träumen geriſſen ward ich nur
dreimal im Süden. Zuerſt am Tiber, als mir der Zwölfuhr=
kanonenſchuß
von der nahen Engelsburg plötzlich ins ahnungs
loſe Gebein fuhr. Das zweite Mal auf der Suche nach der Six=
tiniſchen
Kapelle, bei der ich weder von den wachehaltenden
Schweizerhellebarden, noch von ſonſt etwas aufgehalten bis ins
Audienzzimmer des Papſtes geriet und auf einmal mit meinem
hellen Wanderrock mitten im ernſteſten, erwartungsvollſten
Schwarz der Pilger ſtand. Dann geſchahs am Mittagstiſch,
als ich zum erſtenmal vom Mund einer alten, wie aus den Kata=
komben
auferſtandenen Engländerin breit und ſchwer und eigen=
ſinnig
das WortEmmelfrei für das liebliche Amalfi kommen
hörte. Dann hätte mich aber auch tvirklich nichts mehr erſchrecken
können!
Als ich endlich Abſchied nehmen mußte und die Kuppel von
Sankt Peter allmählich verſchwinden ſah, da hatte ich trotz aller
Freude, die Heimat bald wiederzuſehen und den deutſchen Früh=
ling
, ſchon Heimweh nach Rom und ſeiner Kampagna. Noch ein=
mal
grüßte ich die Albaner und Sabinerberge, die mehr und
mehr zurücktraten und fuhr dem Sorakte entgegen, der ſich jetzt
wie der gezackte Leib eines Drachens aus den grünen Wellen
des Landes emporhob. Jäger mit ihren Hunden zogen durch

die Felder, um auch den Singvogel noch aus der Luft herunter=
zuholen
. Langgehörnte Rinder, ruppige Maultiere und Eſel,
langhaarige Ziegen und Schafe und die ſchwarzgelben Schwein=
chen
belebten den Wegrain neben den braunen, halbnackten Hir=
ten
und Hirtinnen, die in ſeliger Faulheit ins Himmelblau
ſahen. Ueberall blühte es weiß und gelb, von Baum zu Baum
ſchwangen ſich wieder die Reben und ließen da und dort weiß
und ziegelrot die flachbedachten Häuſer und Hütten hervortreten.
Ueber dem matten Grün der Olivenbäume auf kahlen Höhen=
rücken
trotzte altes Burggemäuer, oder ein ſtilles Bergneſt. Tiefe
geröllige Bachbetten kreuzten unſeren Weg, oder ein lehmgelber
Waſſerlauf. Am Traſimener See ſtürmte die luſtige Rotte deut=
ſcher
Wandervögel, die mich ein paar Stunden durch ihr frohes
Geſchwätz unterhalten, aus dem Wagen. Jetzt ſchauten wieder
Schneehäupter zu den Fenſtern herein. Wir folgten dem Lauf
des Arno, und dann hob ſich das leuchtende Marmorbunt des
Domes von Florenz aus der Stadt empor. Vom Dom gings
zu den Loggien mit ihren verſtaubten und doch ſo lebendigen
Marmorbildern, zu den Schätzen in der Uffiziengalerie und im
Palazzo Pitti und zum lieben Fra Angelico dei Fieſole im Klo=
ſter
San Marco, lange vor den innigen Fresken verweilend, mit
denen er die Zellen geſchmückt hat. Am liebſten ſaß ich unter
den Bogen der Ponte Vecchio, in denen der ſanft dahinfließende
Arno, ſein altes Ufergemäuer, die umgrünten Villen an den
Berghängen und der Schnee der Apeninnen unter dem tiefen
Blau des Himmels wie in einem Ramen gefaßt waren, und auf
der Piazza Michel Angelo. Hier blieb ich gern, bis ſich die Glut
des ſinkenden Tages im Fluſſe ſpiegelte, die Lichterketten an der
Ponte Vecchio wie die Edelſteine ſeiner Kaufläden ſich blitzend
von der dunklen Flut abhoben und der Kranz der Berge ſich in
roſigem Lichte zeigte, bis die Mondſichel über mir ſtand und die
Fledermäuſe mich lautlos umſchwirrten.
Auf der Fahrt, durch die Apeninnen wieder kein Wald,
nur einzelne Zypreſſen, Oliven, Steineichen und Wein. Auf der
Waſſerſcheide zwiſchen dem Thyrreniſchen und Adriatiſchen Meer
fings leiſe zu regnen an und ſtatt des fehlenden Grünes in den
Steinhängen grüne, grasgrüne Regenſchirme über den heim=
kehrenden
Bauern und den ſchmalen Gebirgspfaden.
Wiederum tiefeingeriſſene Flußbetten und dann wieder in der
Poebene, wo gar der Wein ſeine Füße im Waſſer hat. Dann
nichts wie ſchlammige Reisfelder, Raps und Klee. Padua taucht
auf und ſein goldener Heiliger auf der Kirchturmſpitze. Immer
mehr Waſſer. Wir fahren über den Po, über die Etſch und die
Brenta, dann auf einem ſchmalen Damm, ſo daß es ſchien, als
flögen wir mit dem Züglein übers Meer.
Venedig. Märchen aus Tauſend und einer Nacht werden
lebendig, als ich zwiſchen den alten Marmorpaläſten und den
ſchwarzen Gondeln, von denen mein biederer Nachbar meinte
ſie trügen Leichen hin und her, langſam dahinglitt. Brückauf
und =ab, Sträßchen hin und her lief ich, zwiſchen buntem Volk
und Gemüſe, hunderterlei Gerüchen und friſchgebackenen See=
tieren
und kam zum Markusplatz. Das Rauſchen der Tauben=
flügel
umgab mich und das Singen der Geigen und dann war
ich wieder auf dem blauen Waſſer und ſah wie ein geiſterhaft
Schaumgebilde Venedig von neuem aus der Flut ſteigen. Ach
was wollte ich hier trotz all dem Schönen, das mir in Rom und
Florenz ſchon das ganze Herz bewegt hat, noch alles ſehen von
Bildwerken und anderen Wundern. Als ich dann aber am Lido
träumend in die unendliche Weite des ruhig atmenden Meeres
ſah, da hatte ich das alles, alles vergeſſen. Ich blieb im warmen
Sande liegen und der warmen Frühlingsſonne und ließ mich
von den Kindern des Südens wieder nach der Zeit fragen und
mir ihr ſüßes Grazie, ſignore! ins Ohr ſchmeicheln. Wie oft
kamen ſie zu dem faulen Tedescho geſprungen und doch nie genug.
Zuweilen blitzte das Meer auf an tauſend Punkten, als ob ſil=
berne
Tauben dicht über dem blauen Spiegel flatternd ihr Ge=
fieder
in der lauen Flut netzten.
Als ſich wieder die Felſenwände der Alpen eng um mich
ſchloſſen, da fühlte ich erſt den Verluſt der befreienden Weite des
Meeres und der römiſchen Kampagna. Viel Steine gabs hier
und auch wenig Brot, weil der Wirt vom Brenner kein Bröcklein
mehr zur Hand hatte. Da ſprang ein Wanderburſch uns bei,
dem der Brotbeutel noch voll, das Geldtäſchlein aber leer ge=
worden
war.
Es kamen die letzten ſchönen, blinkenden Kupfergefäße über
den braunen Schultern italieniſcher Frauen, die letzten zerfalle=
nen
Steinhütten, die erſten Weinbergspfähle und die erſten deut=
ſchen
Laute und dann, und dann der erſte, richtige, ſchöne, grüne
deutſche Wald. Aber es war mir doch, als wäre ich einmal Len=
bachs
brauner, ſorgloſer Hirtenbub geweſen, eins mit Himmel,
Falter, Gras und Erde und ſäße jetzt wieder in den ſauberen,
aber engen Schulbänken. Ich hatte eine Seele, die ſo gut zu
einem kleinen luſtigen Stromer, dem die ganze Welt gehörte,
wie zu einem großen ernſten Maler, dem ſie zu klein war, ge=
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hätte, und bin jetzt wieder nur ein armes Schreiberlein.

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[ ][  ][ ]

Rummer 169.

Darmftädter Tagblatt, Donnerstag, den 19. Jmi 1924.

Seite D.

Sport, Spiel und Zurnen.

*Weſideutſche Dauer=Gebirgs=Prüfungsfahrt.
Von unſerem Sonderberichterſtatter.
Köln, den 15. Juni.
Dieſe 440 Kilometer lange Dauer=Prüfungsfahrt des Kölner Auto=
mobil
=Klubs brachte mancherlei Neuerſcheinungen:
Auslandswagen beteiligten ſich in großer Zahl, fern blieben die
Berufsfahrer=Kanonen und die Reihenfolge der Teilnehmer vom
Start an und auf der Strecke war umgekehrt wie ſonſt bei Wettbewerben.
Die ſtarken Wagen ſtarteten zuerſt und hatten ein hohes Durchſchnitts=
tempo
(42 Kilometer) zu fahren; die kleinen Wagen ſtarteten zuletzt und
hatten geringere Durchſchnittsgeſchwindigkeiten einzuhalten, was natür=
lich
zur Folge hatte, daß das Feld ſich ſtark in die Länge zog und be=
ſonders
am Ziel die Ankunft der Rheiniſchen Dauerfahrer ſtunden=
lang
erfolgte.
Die Berufsfahrer=Kanonen waren dieſesmal fortgeblieben, einesteils
wohl, weil die Veranſtalter in der Ausſchreibung beſtimmt hatten, daß
Fahrzeuge von Induſtriefahrern auf Wunſch ſofort am Ziel verkauft
verden müſſen (um der Benutzung von Spezial=Fahrzeugen durch Fa=
brikfahrer
vorzubeugen) und anderenteils vielleicht auch, weil die deutſche
tomobil=Induſtrie ſich bei den gegenwärtig ſchlechten Abſatz= Möglich=
keiten
im beſetzten Gebiet keinen Vorteil davon verſprach, wenn ſie ihre
Wagen und Fahrer ſtarten ließ.
Die Teilnahme vieler Herrenfahrer und unter dieſen wieder zahl=
reicher
Neulinge, die erſtmalig einen Wettbewerb betrieben, war im
Intereſſe des Sports erfreulich. Daß andererſeits die Zahl der Aus=
landswagen
die der deutſchen Wagen übertraf, ſpiegelte die Lage im be=
ſetzten
Gebiet wieder und ſollte aber der deutſchen Fahrzeug=Induſtrie
zu denken geben. Durch Beſchickung der Veranſtaltung mit tüchtigen
Fahrern auf guten deutſchen Wagen hätte ſiie immerhin die Möglich=
keit
gehabt, die Ueberlegenheit des deutſchen Wagens gegenüber dem
Auslandswagen zu beweiſen. Organiſatoriſch war die Veranſtaltung
ſehr gut durchgeführt. Der Kölner Automobilklub hat ſein ſportliches
Erſtlingswerk der Nachkriegszeit einwandfrei zu Ende führen können
und dafür gebührt insbeſondere den Herren General=Direktoren Becker,
O. Erdmann, C. Boettcher und F. Höper Dank. Beſonders
verdient aber feſtgeſtellt zu werden, daß wiederum der Agrippina=
Verſicherungs=Konzern ſich in großzügiger und uneigennütziger Weiſe
um die Durchführung der Streckenorganiſation wie der Veranſtaltung
überhaupt verdient gemacht hat. Wo es auch immer war,, überall wieſen
Ugrippinapfeile den Rheinlandfahrern den Weg. Die ausgezeichnete
Markierung der 440 Kilometer langen Rundſtrecke war an ſich eine
Muſterleiſtung.
Köln lag im tiefen Schlaf, als es vor Tag und Tau hinausgeht
den Rhein entlang gen Brühl. Kalter Regen ſchlägt den Fahrern ins
Geſicht, grau in grau wölbt ſich der Himmel, ſchwarz und drohend er=
ſcheinen
die Konturen des Häuſermeeres der großen Stadt.
Als unſer Preſſewagen, ein vom Agrippina=Konzern zur Verfügung
geſtellter Elite 6 Zylinder, den Startplatz erreicht, ſind die großen
ſchweren Wagen ſchon unterwegs. Allen voran die mächtige Hiſpano
Suiga Limouſine von 140 PS. Schnurgerade dehnt ſich die breite Land=
ſtraße
und in voller Jagd ſtürmen wir hinein in den naßkalten Morgen.
Erſt als das Frühlingsgrün des Flamersheimer Waldes uns aufnimmt,
ſcheint das Wetter ſich aufklären zu wollen. Hindurch geht es durch das
verſchlafene Münſtereifel, das im bunten Flaggenſchmuck daliegt, feſt=
lich
vorbereitet zur Kirmes oder irgendeinem luſtigen Feſte. Anmutiger
wie die Gegend. Ueber grünen Berghängen und gelbſtrotzendem Ginſter=
Geſträuch grüßt im Oſten ein ſchwaches Morgenrot als froher Vorbote
eines erwachenden Sommertages. In unzählbaren Kurven ſchlingt ſich
der Weg durch ſtilles, lauſchiges Tal, ſteigt wieder herab auf Berg=
rücken
von ſtattlicher Höhe, folgt dem Laufe der plätſchernden Ahr, er=
t
über Adenau Wirneburg; plötzlich das trotzig aufragende Mayen,
re
deſſen altes Römerkaſtell weit hinaus grüßt ins Land. Keine Pfützen
gibt es hier, keine regenweichen Straßen; die quirlen Staub auf und
es hat den Anſchein, daß nach dem erſten Drittel im Regen= und Nebel=
gefetz
die Sonne ſieghaft durchbrechen will, um den Rheinlandfahrern
auf ihren weiteren Weg zu leuchten.
Sie tut es juſt im geeigneten Augenblick, als die Berge ſteil ab=
fallen
ins Moſeltat und eingebettet im Rebenhügel= und waldbekränzten
Bergreich die Moſel ſichtbar wird. Da läßt die Sonne ihr Gold funkeln
uind grüßt die Fahrer vom Rhein, die mit Windeseile ihren Weg ziehen.
In ſchneidiger Sportfahrt hat unſer Preſſewagen Fahrzeug um Fahr=
Zeug überholt und liegt vorne an der Spitze, wir wollen Zeuge des
Bergrennens ſein und müſſen uns dran halten, um mit vorne zu bleiben.
So geht es denn in 90, 100 110 Kilometertempo der Moſel entlang.
e.
Freundlich grüßen die Schutzleute, die ſonſt ſo geſtrengen; Tücher= und
Mützenſchwenken der Touriſten (die mitunter ſo autofeindlich), alles
iſt von froher Sportbegeiſterung ergriffen und jeder Zuruf, jeder Wink,
fede Mimik beſagt uns: ſchneller, ſchneller.
Von betörender Schönheit dieſe Fahrt längs den Ufern der Moſel.
Minute um Minute neue und ſich an Lieblichkeit immer wieder über=
treffende
Bilder. So manche Fahrt habe ich im Laufe der letzten ein=

einhalb Jahrzehnte in Sportfahrten durch ſolches Land gemacht; mit
dieſer Rheinland=Rundfahrt um den großen Rheinlandpreis kann ſich
landſchaftlich keine meſſen. Denn nicht nur die Moſel=Längsfahrt iſt
köſtlich mit ihren ſtimmungsvollen Berg= und Waſſerbildern, der Moſel=
fahrt
Schönheiten ſind bekannt und berühmt. Unbeſungen aber ſind die
Schönheiten der Eifel. Sie aber ſtehen dem Schwarzwald, Schleſiens
Gebirgen, dem Harz, dem Thüringer Bergland, Sachſens anmutiger
Bergwelt keineswegs nach, im Gegenteil: ich kenne kein deutſches Ge=
birg
, das die Schönheiten dieſes Stückchens herrlichen deutſchen Landes
übertrifft. Wohl ſind die Dörfer hier ärmlich, iſt die Bevölkerung dünn
geſät. In ſeiner ſtillen, ungeſchminkten Naturſchönheit muß dieſes
Eifelland aber jeder lieb gewinnen und hoch ſchätzen, der Berge liebt,
verträumte Wälder, grünes Buſchland, weite Bergweiden und gelb in
gelbe Ginſter=Geſträuche.
Bei Bulley verlaſſen wir das Moſeltal. Dröhnen hinauf durch
ſchattige Buchen=Alleen zum Bade Bertrich. Bevölkerung und Kurgäſte
überbieten ſich im frohen Willkommen der Rheinlandfahrer. Bei der
Elfenmühle Start zum Bergrennen über 4,5 Kilometer. Eine famoſe
Strecke, vorzüglich chauſſiert, breit, ohne lebensgefährliche Kurven. So
geht denn dieſe Prüfung auch glatt vonſtatten, bis auf einen Cadegak=
Wagen, der mit ſeinen Kotſchützern einen Baum zur Strecke zu bringen
verſucht. Kurze Unterbrechung, bis das Attentäterfahrzeug die Strecke
verlaſſen hat, dann donnert einer nach dem andern auf die Berghöhe
hinauf. Und ein paar Kilometer weiter Start zum 1 Kilometer Flach=
rennen
. Der Barmer Bob= und Auto=Klub hat ſeine elektriſche Zeit=
nahme
=Vorrichtung zur Verfügung geſtellt und dieſe bewährt ſich tadel=
los
. Bis ein feiſtes Bäuerlein übereifrig in das Drähtegewirr tappt
und die ganze Anlage ramponiert. Bis der Schaden behoben iſt, dauert
eine knappe halbe Stunde, dann geht der Rennbetrieb weiter und
darnach wieder Streckenfahrt durchs weite, grüne, bergiſche Eifelland.
Kurve um Kurve, Tal an Tal, Berg an Berg, freudiges Intereſſe, wo
das Motorgeknatter hörbar wird. Unſer Agrippina=Preſſewagen leiſtet
ſich mit dem Elite=Preſſwagen der Karoſſerie=Werke Kivernagel ein
beſonderes Rennen. Auf den breiten menſchenleeren Straßen beginnt
ein Streben nach vorne, die Rheinlandfahrer müſſen ihr Durchſchnitts=
tempo
innehalten wir können beliebig an ihnen vorbei. 30 Kilometer
währt ſchon dieſer Match. Wir fliegen durch Stadtkyll, laſſen die Wagen
weiter jagen nach Schleiden, nach Gmünd. Jetzt haben wir dieſe faſt
alle erreicht, liegen wieder mit an der Spitze und können uns bei der
Einfahrt der ſportklaſſigen Strecke des Eifelrennens zurufen: Den
Rheinlandpreis die Preſſewagen haben ihn verdient.
Mit Recht ſpricht man von der Eifelſtrecke als der deutſchen Targa=
Florio. Kurve reiht ſich an Kurve, ununterbrochen geht es bergauf,
bergab, nur wenige Flachſtrecken zwiſchendurch. Was aber die Eifel=
ſtrecke
von der Targa Florio=Strecke unterſcheidet, iſt ihre hervorragende
Straßenbeſchaffenheit. Hier können die Wagen, die Motoren, die Fahrer
zeigen, was ſie leiſten können in ſchneller, durch keine Straßenuneben=
heiten
gehemmte Fahrt. Hier ſind die Kehren ſo ſteil und ſpitz, wie
ich ſie bei der Fahrt um Siziliens ſchneegekrönte Madon Maſſiv nicht
ſah. Hier aber gibt es Fernblicke von wunderſamer Schönheit. Das
Auge ſchweift weit hinein ins grüne Bergland und wer das Rennen
beobachten will, der hat auf langer, bis 10 Kilometer weit überſehbarer
Strecke Gelegenheit, ſportlich auf ſeine Koſten zu kommen. Hier oben
bei Haſenfeld, bei Nideggen wimmelts von Kölner und Aachener Auto=
Freunden. In ſieghafter Fahrt ſtreben wir über Jülich dem Ziele zu.
Mit 120 Kilometer Geſchwindigkeit brauſt unſer Preſſewagen die alte
Römerſtraße über Lechenich gen Köln entlang. Nach 12½ ſtündiger
Fahrt iſt das Ziel erreicht die Rheinlandfahrt hat ihr Ende gefunden.
Noch ſind die kleineren Wagen der kleineren Klaſſen unterwegs, ſie
dürfen ſich nicht zu ſehr ſputen, um ihr vorgeſchriebenes Durchſchnitts=
Tempo nicht zu unterbieten. Muß man dem Kölner Auto=Klub Dank
wiſſen für ſeine ſportliche Tat, ſo muß man es auch dafür, daß er den
Teilnehmern an ſeiner Dauer=Gebirgsprüfungsfahrt einmal das Rhein=
land
in ſeinem von den breiten Maſſen noch unentdeckten Innern ge=
zeigt
hat. Die Liebe zum deutſchen Rheinland, zu dieſem Stückchen
herrlicher deutſcher Welt, wird bei jedem, der am Sonntag mit von der
Partie war, nur noch größer und herzlicher geworden ſein.
Die Ergebniſſe.
Die Ergebnis=Errechnung, die mit erfreulicher Fixigkeit bonſtatten
ging, zeitigte inſofern eine Ueberraſchung, als von den 31 Geſtarteten
nur 13 ſtrafpunktfrei blieben. Wagen, die in den Sonderprüfungen auf
der Bergrennſtrecke und Flachſtrecke ausgezeichnet abſchnitten, verloren
in der Geſamtwertung alle Chancen durch die Strafpunkte. Unter den
13 ſtrafpunktfreien Teilnehmern befinden ſich 6 auf deutſchen Wagen,
7 auf ausländiſchen. In Anbetracht deſſen, daß 12 deutſche und 19 aus=
ländiſche
Wagen die Fahrt beſtritten haben, iſt dies Ergebnis ein für die
deutſchen Wagen recht ehrenvolles. Strafpunktfrei ſind folgende Teil=
nehmer
:
Klaſſe Vl, über 12 Steuer=PS: Karl Fudikar (Delage); W. Bleiſ=
ſem
(Adler); J. Werner (Auſtro=Daimler).

Klaſſe II, 46 PS: Peter Bohnen (Adher); Stümpfli (Bugatti=
Sport); J. Becker jun. (Chiribri).
In der Flachprüfung fuhr Noll auf Bugatti=Achtzylinder die
ſchnellſte Zeit des Tages. W. Bleiſſem die zweitſchnellſte. Auch in der
Bergprüfung iſt die Zeit des Nollſchen Bugatti die weitaus beſte.
Der italieniſche Chiribri=Wagen von Becker jun, war hier der zweit=
ſchnellſte
vor der großen 140 PS=Hiſpano=Suiza Reiſelimouſine A. Kleins.
Die Ergebnifſe im 1 Kilometer=Flachrennen mit fliegen=
dem
Start ſind folgende
Klaſſe VI: 1. W. Bleiſſem (Adler), 38,7 Sek., 2. A. Klein
(Hiſpano=Suiza), 39,4, 3. N. Fudikar (Delage), 39.5.
Klaſſe V. 1. K. Altgelt (Mercedes=Kompreſſor), 42,1, 2. Dr. U.
Kerwer (Dakland), 47,5, 3. Elshorſt (Dakland), 49,3.
Klaſſe IV: 1. F. Höper (Auſtro=Daimler), 42,9, 2. W. Dicke
(N. A. G.), 48,4, 3. E. Brauns (F.=N.), 48,8.
Klaſſe III: 1. A. Noll (Bugatti), 37,1, 2. Horr (Mercedes=
Kompreſſor), 41,8, 3. W. zur Straſſen (Anſaldo), 52,1.
Klaſſe II: 1. J. Becker jun. (Chiribri), 40,1; 2. Stümpfle ( Bu=
gatti
), 40,2; 3. Bittner (Fiat), 51,8.
Die Ergebniſſe der Bergprüfung ſind folgende:
Klaſſe VI: 1. A. Klein (Hiſpano=Suiza), 5:8,9 Minuten; 2. G.
Schulz (Mercedes), 5:13,4; 3. C. Fudikar (Delage), 5:15,3.
Klaſſe V: 1. C. Altgelt (Mercedes=Kompreſſor) 5:22,4; 2. Dr.
Kerwer (Oakland), 5:45,0.
Klaſſe TV: 1. Fr. Höper (Auſtro=Daimler), 5:10,4; 2. E. Brauns
(F.=N.), 5:44, 3. Schryen (N. A. G.), 5:51,2.
Klaſſe III: 1. A. Noll (Bugatti), 4:36,2; 2. Horr (Mercedes),
5:22; 3. Zur Straſſen (Abſaldo), 8:45,2
Klaſſe II: 1. J. Becker (Chiribri), 4:53,0; 2. M. Stümpfle
(Bugatti), 5:40; 3. Bittner=Berlin (Fiat), 5:42.
8. D.
Das Geſamtergebnis ſteht noch aus.
Fußball.
Um die A=Meiſierſchaft im Odenwaldkreis.
Spielvg. Amicitia, Viernheim Sportklub Viktoria, Griesheim 5:0
Im erſten Kreismeiſterſchaftsſpiel ſtanden ſich am Sonntag in
Viernheim der Gaumeiſter des Gaues Ried und der Gaumeiſter des
Gaues Bergſtraße gegenüber. Viernheim komplett, Griesheim mit Er=
ſatz
für Halblinks. Vorneweg ſei feſtgeſtellt, daß Viernheim den Sieg
verdient hat, wenn auch nicht in dieſer Höhe. Griesheim enttäuſchte in
jeder Hinſicht, beſonders Deucker im Tor hatte wohl einen ſeiner
ſchlechteſten Tage. Der ſonſt ſo forſche Kampfgeiſt der Griesheimer
Mannſchaft trat heute gar nicht zutage, faſt ängſtlich konnte man die
Spielweiſe der Griesheimer Spieler nennen, mit Ausnahme von dreien,
die es dann auch meiſt verſtanden, den Viernheimer Sturm zu halten,
der immer und immer wieder von den aufgeregten Zuſchauern ange=
feuert
wurde. Dies und auch das ſonſtige Verhalten der äußerſt zahl=
reich
erſchienen Zuſchauer übte unwillkürlich einen moraliſchen Druck
auf die Griesheimer Mannſchaft aus, die aus ihrer Lampenfieber=
ſtimmung
nicht herauskam. Dies kam ſehr draſtig beim Sturm zur
Geltung, der vor dem Tore direkt hilflos war; ſelbſt die beiden Schuß=
gewaltigen
Klippel und Neumann ließen heute die Flügel hängen.
Das geſtrige Spiel als Maßſtab für das Können der beiden Gegner zu
nehmen, wäre verfehlt. Im Rückſpiel am kommenden Sonntagmorger
½10 Uhr, Exerzierplatz) hat die Griesheimer Mannſchaft Gelegenheit,
ihre wahres Können zu entfalten. Wenn auch der Kampf ſchwer wird,
ſo wird ihn die Griesheimer Mannſchaft doch ehrenvoll zu beſtehen
wiſſen. Alſo, ihr Griesheimer, zeigt das nächſtemal, daß ihr zu ſpielen
verſteht, und laßt Euch nicht einſchüchtern.
S.
Holländiſche Fußballer in Weſtdeutſchland.
Eine Städtemannſchaft aus dem Haag iſt für drei Wettſpiele nach
Weſtdeutſchland verpflichtet worden. Die Haager Mannſchaft ſpielt am
19. Juni in Köln gegen Kölner Sportklub 1899/Kölner B.C. komb., am
21. Juni in Düſſeldorf gegen D.S. C. 99/Turu komb. und am 22. Juni
in Eſſen gegen Eſſener S.V. 99/S. C. Schwarz=weiß koml.
Handball.
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[ ][  ][ ]

Darmſtäßter Tagbtatt

19. Jui 1924 Nr. 469

Handelsblatt

Handel und Wandel in Heſſen.

Weſterwälder Ringofenziegelei A. G., Sitz Butz=
bach
. Gegenſtand des Unternehmens: Vertrieb von Tonerzeugniſſen
jeglicher Art, ſowie Beteiligung an gleichartigen Unternehmungen.
Grundkapital 500 Millionen Mk., eingeteilt in 5000 Stück Inhaber=
aktien
zum Nennbetrage von je 100 000 Mk. Die Aktien, die von den
Gründern ſämtlich übernommen ſind, werden zu 100 Millionen Proz.
ausgegeben und ſind bar einbezahlt. Gründer ſind: 1. Bergwerksdirek=
tor
K. Wilh. Achterath in Bad=Nauheim, 2. Bauunternehmer Gg. Bill
in Butzbach, 3. Bahnhofswirt Rud. Hartung daſ., 4. Direktor Heinr.
Trooſt in Düſſeldorf, 5. Geſchäftsführer Hans Müller in Bad= Nau=
heim
, 6. Architekt Joh. Voß in Düſſeldorf. Zum alleinigen Vorſtands=
mitglied
iſt Architekt Joh. Voß=Düſſeldorf beſtellt.
Wirtſchaftliche Rundſau.
w. Unberechtigte Angriffe gegen die Deutſche
Nentenbank. Die Deutſche Rentenbank teilt mit: Schriftleiter Dr.
jur. J. Schoenthal, welcher in der Deutſchen Rentenbank als Archivar
tätig war, veröffentlichte in letzter Zeit wiederholt in der Preſſe Angriffe
gegen die Leitung der Deutſchen Rentenbank. Dr. Schoenthal iſt über
die Vorgänge in der Deutſchen Rentenbank ſeit dem 1. März nicht mehr
unterrichtet, da er an dieſem Tage vom Vorſtand der Bank wegen
pflichtwidrigen Verhaltens friſtlos entlaſſen wurde. Wir ſtellen dieſe
Tatſache feſt und überlaſſen es der Allgemeinheit, über den Wert der
von Dr. Schoenthal vorgebrachten Angriffe ſelbſt zu urteilen.
Der amerikaniſche Eiſen= und Stahlmarkt. Jron
Trade Review, Cleveland (Ohio), kabelt: Die Marktlage nähert ſich
ofenbar ihrem ſchlechteſten Stande. Die Stahlproduktion beträgt nur
noch 50 Prozent der Leiſtungsfähigkeit. Die Mai=Rohblockproduktion
entſpricht einer Jahreserzeugung von 30 Millionen Tonnen gegen 40
Millionen To. für April und 50 Millionen To. für März. Der Auftrag=
beſtand
des Stahltruſts iſt der niedrigſte ſeit 1914. Baumarkt und Oel=
induſtrie
beleben ſich wieder. Obwohl ſich die Roheiſenabſchlüſſe, welche
in 10 Jahren niemals einen ſo geringen Umfang hatten, ſteigerten,
hat ſich der Markt weiter verſchlechtert. Von Radiatorengeſellſchaften
wurden 100 000 Tonnen Roheiſen aufgenommen. Die Walzwerke arbei=
ten
praktiſch nur noch nach Maßgabe der Auftragseingänge. Der Ver=
ſand
an Weißblechen hat abgenommen. Bei geringem Auftragsbeſtand
ſcheint ſich der Grobblechmarkt zu beſſern. Die Verbraucher rechnen auf
weitere Preisermäßigungen.
Meſſen.
w. Der Reichsverband Deutſcher Herrenausſtat=
tungs
=Spezialgeſchäfte Berlin veranſtaltet in Berlin in
der Zeit vom 12.14. Auguſt d. Js. wieder in der zirka 17 500 Om.
großen Ausſtellungshalle Kaiſerdamm, Charlottenburg, Rognitzſtraße,
die zweite Deutſche Fachmeſſe Die Herrenmode‟. Die Meſſe wird alle
Zweige der Herrenausſtattungsinduſtrie und einen Ueberblick über die
Erzeugniſſe derſelben geben.

Erwerbsgeſellſchaften.

* 50jähriges Geſchäftsjubiläum. Die Firma Wilh.
Brauns G. m. b. H., Anilinfarbenfabrik zu Quedlinburg, Herſtellung
der bekannten Braunsſchen Stoffarben, feierte am 4. Juni mit ihren
Arbeitern und Angeſtellten ihr 50jähriges Jubiläum unter Teilnahme
von Vertretern des Magiſtrats, der Handelskammer, des Drogiſtenver=
bandes
uſw. Die Firma machte anläßlich dieſes Tages reichliche Zu=
wendungen
an Angeſtellte und Arbeiter, ſowie verſchiedene wohltätige
Stiftungen.
w. Guſtav Genſchow u. Co. A. G. in Berlin. Der Auf=
ſichtsrat
der Guſtav Genſchow u. Co. A. G. in Berlin hat beſchloſſen, der
auf den 7. Juli einzuberufenden Hauptverſammlung eine Papiermark=
bilanz
vorzulegen mit dem Antrage, den rechneriſchen Ueberſchuß zu=
rückzuſtellen
. Die Aufſtellung einer Goldmarkbilanz wird zu einem
ſpäteren Zeitpunkt erfolgen.
* Rheiniſche Treuhand=Geſellſchaft A. G., Mann=
heim
. In der am 28. Mai d. Js. abgehaltenen 13. ordentlichen Gene=
ralverſammlung
wurden die Bilanzregularien einſtimmig genehmigt und
dem Vorſtand und Aufſichtsrat Entlaſtung erteilt. Das turnusgemäß
aus dem Aufſichtsrat ausgeſchiedene Mitglied Herr Geh. Kommerzien=
rat
Konſul Dr. Richard Broſien wurde wiedergewählt. Gleichzeitig
wurden folgende Herren neu in den Aufſichtsrat gewählt: Herr Kom=
merzienrat
Dr. Wilhelm Stiegeler=Konſtanz, Herr Direktor Karl Haber=
Mannheim, Herr Direkto David Kuhn=Mannheim.
Bamag=Meguin A. G. Sitz Berlin. Zur Durchfüh=
rung
des mit der Bamag abgeſchloſſenen Verſchmelzungsvertrags iſt
beſchloſſen, das Grundkapital um 50 Mill. Mk. zu erhöhen. Dieſe Er=
höhung
iſt jetzt erfolgt. Das Grundkapital beträgt jetzt 128 Mill. Mk.,
die Verſchmelzung iſt ſomit erfolgt.

Banken.
* 100prozentige Aufwertung von Sparkaſſen=
einlagen
. Die Deutſche Volksbank in Eſſen, bekanntlich eine Grün=
dung
des (chriſtlich=nationalen) Deutſchen Gewerkſchaftsbundes, hat in
ihrer Anfſichtsratsſitzung vom 30. Mai d. Js. beſchloſſen, die ihr vor
dem 31. Dezember 1923 zugefloſſenen Spareinlagen mit 100 Prozent des
Einzahlungswertes aufzuwerten. Die Rückzahlung erfolgt nicht, wie bei
der dritten Steuernotverordnung, nach dem Jahre 1932, ſondern ſchon
nach dem 31. Dezember 1926; die mit 100 Prozent aufgewerteten Spar=
guthaben
werden auch zu den zur Zeit geltenden allgemeinen Sparzinſen
verzinſt. Wie der Vorſitzende mitteilte, hat ſich die Bank gut entwickelt
und die Erſchütetrungen des Wirtſchaftslebens der letzten Zeit gut über=
ſtanden
.

Verſicherungsweſen.

w. Zuſammenſchluß im Verſicherungsweſen. Wie
wir erfahren, hat ſich die 1853 gegründete Verſicherungsgeſellſchaft Thu=
ringia
der Aachener und Münchener Gruppe angeſchloſſen. Neben einer
Kapitalsbeteiligung der Aachener und Münchener iſt ein Austauſch von
Aktien und von Aufſichtsratsmitgliedern vorgeſehen.
Warenmärkte
w. Frankfurter Getreidebörſe vom 18. Juni. Amt=
liche
Notierungen (Getreide, Hülſenfrüchte und Biertreber ohne Sack.
Weizenmehl, Roggenmehl und Kleie mit Sack. Preiſe je 100 Kilogr.):
Weizen Wetterau 16,5017, Roggen 15,2515,50, Sommergerſte für
Brauzwecke 1616,75, Hafer inländiſch 15,2515,75, Weizenmehl ſüdd.
Spezial Null 2728,50, Roggenmehl 22,5023,25, Weizen= und Roggen=
kleie
8,258,75. Tendenz feſter.
w. Berliner Produktenbericht. Die fortgeſetzte Stei=
gerung
an den amerikaniſchen Getreidemärkten übt auf den Berliner
Produktenverkehr nach wie vor keinen Einfluß aus, weil die Aufnahme=
fähigkeit
bei Händler und Kundſchaft wegen der Geldknappheit nach wie
vor gering iſt. Die Preiſe für Auslandsgetreide ſind wieder etwas ge=
ſtiegen
. Material iſt aber mehr für das Ausland als für heimiſche Märkte
abzuſetzen. Nach Weizen beſtand von den auswärtigen Mühlen bei
allerdings niedrigen Geboten einige Nachfrage. Roggen wurde von
Pommern und Mecklenburg viel angeboten, ebenſo Hafer aus der Mark,
Mecklenburg und verſchiedentlich auch aus Schleſien. Käufer ſind wohl
hierfür vorhanden, doch führen die abgegebenen niedrigen Gebote zu=
meiſt
nicht zum Abſchluß von Geſchäften. Der Mehlabſatz ſtockt nach wie
vor, ſo daß das Geſchäft in dieſen Artikeln recht ſchwierig geworden iſt.
Nürnberger Hopfenmarkt. Die geſtrige Zufuhr be=
trug
10 Ballen; umgeſetzt wurden ebenfalls 10 Ballen. Die Preiſe be=
wegten
ſich von 460 bis 520 Mark. Die Tendenz iſt ruhig.
Mannheimer Kleinviehmarkt. Dem infolge des
Fronleichnamsfeſtes vorverlegten Kleinviehmarkt waren zugeführt: 58
Kälber, 6 Schafe, 287 Schweine, 427 Ferkel und Läufer. Bezahlt wur=
den
pro 50 Kilo Lebendgewicht in Goldmark: Kälber 4364, Schafe 18
bis 32, Schweine 5155, Sauen 3844, Ferkel und Läufer 824 das
Stück. Marktverlauf: Mit Kälbern langſam geräumt, mit Schweinen
ruhig, Ueberſtand; mit Ferkeln und Läufern mittelmäßig, nicht ausver=
kauft
.

Börſen.

* Frankfurter Börſenbericht vom 18. Juni. (Eigener
Bericht.) Die Aktienmärkte eröffneten heute ohne beſondere neue An=
regung
bei kleinem Geſchäft im allgemeinen in etwas befeſtigter Haltung.
Die Kursgewinne gingen jedoch nur vereinzelt am Montanaktienmarkt
und bei einigen Spezialwerten über 1 Bill. Prozent hinaus, ſo bei
Deutſch=Luxemburger, Mannesmann, Rhein=Stahl, Siemens u. Halske
und Hirſch=Kupfer. Beſondere Bewegungen traten nirgends in Erſchei=
nung
. Nach Feſtſtellung der erſten Kurſe blieb die Tendenz unter gering=
fügigen
Schwankungen weiter feſt, größere Kursveränderungen traten
aber nicht ein. Im Gegenſatz zu der ruhigen Haltung der Aktienmärkte
hatten heimiſche Renten wieder ſehr lebhaftes Geſchäft; beſonders gegen
Schluß der Börſe ſetzte nach Kriegsanleihen und Preußiſchen Konſols
wieder ſtarke Nachfrage ein, die erhebliche Kursſteigerungen bewirkte.
Kriegsanleihen konnten mit zirka 140 und Preußiſche Konſols mit zirka
330 ihrer geſtrigen Kurſe verdoppeln. Schutzgebietsanleihe hörte man
bis zu 2 Bill. Proz. Von ausländiſchen Renten war wieder etwas Ge=
ſchäft
in Ruſſen und Türken. Die Kursbewegungen hielten ſich hier
aber in engen Grenzen. Der Kaſſamarkt lag überwiegend befeſtigt. Als
ſtark gefragt ſind zu nennen: Main=Kraft=Werke, Bayer. Spiegelglas
Ver. Ultramarin, Gebrüder Roeder, Berlin=Frankfurter Gummi und
Leder Rothe. Nach längerer Pauſe erſtmals wieder notiert waren Ett=
linger
Spinnerei mit 38 Geld. Der freie Verkehr hatte nur kleine Um=
ſätze
bei anfangs unſicherer, ſpäter leicht befeſtigter Haltung. Man hörte
hier: Beckerſtahl 2½, Beckerkohle 4½, Benz 21/., Brown Boveri 12/8,
Kayſer Waggon 0,3, Krügershall 2½, Petroleum 8½, Raſtatter Waggon
Kabel Rheydt 3½/, Ufa 4. An der Nachbörſe kamen in Aktienwerten
keine Geſchäfte mehr zuſtande, die Rentenkurſe blieben behauptet.

w. Berliner Börfenbericht. Obgleich aus den bekannten
Gründen in der Geſchäftsſtille an der Börſe keine Veränderung einge=
treten
iſt, war dieſe heute doch von einem feſteren Ton beherrſcht. Die
Programmerklärungen Herriots wurden trotz des Vorbehalts hinſicht=
lich
der Räumung des Ruhrgebietes in ihrem Geſamteindruck überwie=
gend
günſtig beurteilt und trugen dazu bei, die Hoffnungen auf eine
Ueberwindung der derzeitigen Geld= und Kreditkriſis im deutſchen Wirt=
ſchaftsleben
durch baldige Erledigung der Verhandlungen über die Sach=
verſtändigenvorſchläge
zu verſtärken. Da die Gelderleichterung und am
Deviſenmarkt die Abnahme der Nachfrage anhält, war die Baiſſeſpeku=
lation
nach dem geſtrigen Mißerfolg des verſuchten Kurseinbruches bei
den Deutſchen Petroleumaktien vorſichtig. Daher entwickelten ſich zeit=
weiſe
größere Umſätze in Berlin=Karlsruher Induſtrie= und Ludwig
Löweaktien, in denen anſcheinend ausgedehnte Lieferungsverpflichtungen
beſtehen, mit dem Ergebnis ſtarker Schwankungen und ſchließlich unge=
fähr
8 Bill. Proz. Kursbeſſerung. Auch Montanwerte fanden Inter=
eſſenkäufe
bei einer Kurserholung von über 1 Bill. Proz, ihre Fort=
ſetzung
. Die ſonſtigen Kursveränderungen waren unbedeutend. Am
Rentenmarkt hielt die abermals mit vagen Aufwertungshoffnungen be=
gründete
, zeitweiſe rege ſpekulative Kaufluſt in Kriegsanleihe, die bis
110 ſprangen, an. Ihnen folgten aus dem gleichen Grunde mit ge=
ringen
Beſſerungen die alte Reichsanleihe und Preußiſche Konſols.
fm. Eine Holzbörſe für Karlsruhe. In der Mitglieder=
verſammlung
des Karlsruher Verkehrsvereins wurde u. a. mitgeteilt,
daß zur Förderung von Handel und Induſtrie für Karlsuhe eine Pro=
duktenbörſe
und auch eine Holzbörſe erſtrebt wird. Zur Verbeſſerung
der Unterkunftsverhältniſſe ſoll ein weiteres erſtklaſſiges Hotel errichtet
werden.
Oeviſenmarkt.

K.
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Amſterdam=Rotterdam .. 50.8 ſel=Antwerpen ..... Chriſtiania. . . ........ . .3 Kopenhagen .......... Stockholm .. . . . . . . .. . . . 111.8 Helſingfors ..........." 10.47 Italien ............... 18.20 3 London .............." New=York ..... .. ... ..." Paris. . . . . . . . . . . .. ...." Schweiz .. . . . . . . . . ..." Spanien .............. * Wien (i. D.=Oſterr. abg.). 12.52 R.
B....... 12.3: 12.4 Budapeſt. . . . . . . . . . . . . ." Buenos=Aires. . . . . . . . . . 1.35. Bulgarien. .. .. ...... . ." 2.9 3.04 Japan . . . . . . . . . . ..... de Janeiro .. . . . . .. 19. 0.45 0.45 Belgrad. . . . . . . . . . .. ..." Liſſabon .. .. . . . .... ... * vol Danzig ..............." 72.48 72.84 42 *

Berliner Kurſe.
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Aktiengeſ. für Anilinfr.

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Bismarckhütte ....."
Braunkohlen=Briketts
Bremer Vulkan ......
Wolle. . .. . . .
Chem. Heyden ....
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Deutſch=Atlant.
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Deutſche Ma
Deutſch=Niedld. Tel. ..
Deutſche Erdöl ... . . ."
Deutſche Petroleum ..
Dt. Kaliwerke ...
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Donnersmarckhütte".
Dynamit Nobel ..."
Elberfelder Farben.
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::
4. Friſter ..
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Gelſenk. Gußſtahl ..
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Zement ... pfer ......"
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Roſitzer Bucker .... 2 Rütgers G ſchſenw 3 e 56 Mch T V au D g goreer
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30 f0

Frankenkurs in London: 80.60
18.00
Markkurs
n

76 18 6. 6; 15.75 5 8,55
9 1.05 1.05 0.37 0, 375 10
9, 9,4 1,8 1.6 1,6 2.15 1 1.1 17 17 1 19,75 20., 1.02 3. * 03 8 7= 0. 25 4 72 40,7 19 42,75 51,75 51

Darmſtädter und Nationalbank, Kommandit=Geſellſchaft auf Aßtien.

Die Notierungen ſind in Billionen Prozent ausgedrückt.

Frankfurter Kursbericht vom 18. Juni 1924.

Europäiſche Staatspapiere,
a) Deutſche.
5% Reichsanleihe ..........



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Dollar=Goldanleihe pe
9:
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Do
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VI.IK.
4% Dt. Schutzgebiet v.0,8-11u.
v. 14
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4% Bad. Anl. unk. 19:
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..
33
v.
4% Württemberger alte ......"
b) Ausländiſche.
5% Bosnien L.=E.=B. v. 1914.
L.=Inveſt.=Anl. v. 1914
v. 1902 .........."

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5% Bulgar. Tab
20 Griech. Mon
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ab 1918 ............"
4½% Oeſt. Schatzanweiſ., ſtf.
v. 1914
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4% Oeſt. Goll
4% einheitl. Rente ......"
Rente v. 03 ...
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33%
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4½ am. v. 05 ..... . .."
Türk. (Admin.) v. 1903....
Gagdad) Ser. H:.
b. 1911, Bollanl. ...
4%
4½½ Ung. Staatsr. v. 14 ...
Goldrente .......
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Kronenrente .. .. ..

17. 6.

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0.320

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Außereuropäiſche.
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ſ. äuß. v. 99.. . . .

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Oblig. v. Transportanſt.
4% Eliſabethbahn ſtfr. . . . . . . .
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5% Oeſt. Südb. (Lomb.) ſtfr. . .

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2,6% Alte Oeſt. Südb. (Lomb.)
2. 6%Neue
% Oeſt. Staatsb. v. 1883 ....
1. b. 8. Em..
3% Oeſt.
9. Em. ..
½
v. 1885 ...."
taatsb. b. Erg. Ne
volfb. (Salzkammerg.) ..

½% Anatolier I....
% Salon. Conſt. Jonetion ..."
% Salonique Monaſtir ......
6 Tehuantepee. . . . . . . . . ...
4½% .........."
Nach Sachwert verzinsl.
Schuldverſchreibungen.
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I. Em. . . . . . . . m
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5% Ffter. Pfandbr.=2

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v.23
Heſſ. Braunk.=Rogg. Anl.
Neckar A.=G. Stuttgart Go
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br. v. 2.
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5% Preuß. Kaliwert=?
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Noggenwert=A.
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5% Rhein. Hypot.=Bank Gold=
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5% Rhein=Main=Donau Gol
anl. v. 23 ...............
Sächſ. Braunk.=Anl. v. 23
5er. I u. II...
I.5.
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Bank=Aktien,
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Brauinduſtrie ....."
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Berliner Handelsgeſ
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DeutſcheEffekten= u. We
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Geſellſchaft . . . . . . . .
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Frankfurter Bank.
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Bln.=Treptow. . . . . .
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Sat
35

0.9
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190
78
3
4
35

[ ][  ][ ]

Nummer 169.

6)

Das deutſche Herz.
Roman von Adolf Schmitthenner.
(Nachdruck verboten.)
Die Viola ſchaute noch einmal prüfend die beiden Geſichter
an, ſchüttelte den Kopf und ſagte: Unter all deinen Blasbrüdern
ſieht dir keiner ſo ähnlich wie hier der Sargbruder. Schaut nur
einmal her, ihr anderen!
Sie ſahen die beiden Jünglinge an, und einer wie der andere
ſtaunte über die Aehnlichkeit. Was die häßliche Kutte um den
Nacken und an den Handknöcheln von den Gliedmaßen ſehen
ließ, verriet einen ſchlanken Leib und einen zarten, feinen Bau.
Er mochte etwa fünfundzwanzig Jahre alt ſein oder anfangs der
Zwanziger ſtehen, denn das Kleid und der düſtere Blick waren
über die Jahre, auf die ſein glattes Geſicht ſchließen ließ. Wenn
auch die Züge ſchärfer, ſpitzer und ernſter waren als, in dem
lachenden, vollen Antlitz des Knaben, ſo zeigten ſie doch denſelben
vornehmen Schnitt von der hohen, freien Stirn an bis zu dem
weichen Kinn, worinnen weder bei dem einen noch bei dem an=
dern
das Grübchen fehlte. Vor allem fiel bei dem erſten Blicke
in jedem der beiden Geſichter das Auge auf, und wenn man ſie
verglich, hätte man ſich die Augen und ihre Umgebung vertauſcht
denken können, ohne daß die beiden Menſchen anders geworden
wären: dasſelbe Leuchten aus der Tiefe, dieſelbe unbeſtimmbare
Farbe, bald tiefblau, bald ſchwarz, bald golden, dieſelbe ſteile,
zarte Naſenwand und vor allem die gleichen ſchwarzen, ſcharf=
gezeichneten
, edelgeſchwungenen Brauen.
Der Einſiedler hatte ſich aufgerichtet, die Säge aus der Hand
gelegt und ſich langſam umgedreht. Und dann betrachteten ſich
die beiden.
Ich hatte nie einen Bruder, ſagte der Waldſchreiner, aber
ein Schweſterlein. Nach einer Weile fügte er hinzu im Ton
einer klagenden Litanei: Ich hatte einen Vater und eine Mutter.
Ei, wie merkwürdig! rief der Geiger, der ſich wieder ins
Anſehen ſetzen wollte. Findebuſch, merke wohl auf: der Vater
hat ihn gezeugt und die Mutter hat ihn geboren.
Ich ſchlag: dir mein Inſtrument um die Ohren! Lieber
komm’ ich auf’s Rad, als daß du Jgel mir das Kind verdirbſt!
Er hob drohend die Baßgeige.
Laß nur liegen, Brummbaß, begütigte der Knabe. Ich
trag’ ſie dir vollends bis zur Burg. Geh nur mit den anderen
voraus, ich folge euch ſogleich nach.
Der Pfeifer hatte das Zeichen zum Aufbruch gegeben und

Darmſtädter Dagblatt, Donnerstag, den 19. Juni 1924.

Seite 11.

war mit langen Schritten den hohen Tannen zu gegangen. Der
Geiger und die Poſaune folgten ihm auf dem Fuße nach. Die
Viola wartete auf den Brummbaß, der ſein Inſtrument abnahm,
die Riemen kürzer ſchnallte und ſich dann, der fortweiſenden Ge=
bärde
des Knaben gehorſam, wankend und trippelnd auf den
Weg machte. Findebuſch blieb allein zurück.
Er hängte ſich die Baßgeige um die Schulter. Dann eilte er
auf den Einſiedler zu, ergriff ſeine Hand und ſagte: Sarg=
bruder
, ade!
Der andere legte die Säge hin, zog den Knaben an ſeine
Bruſt und flüſterte: Noch nie hatt’ ich jemand ſo lieb wie dich!
Er bückte ſich, griff unter die Hobelbank und holte ein kleines
Sträußchen roter Blüten vom Boden. Die kurzen Stile waren
mit einer Binſe zuſammengebunden.
Da nimm! Steck es an! Verlier es nicht! Es ſind Donner=
blumen
. Sie ſchützen im Wetter.
Findebuſch ſteckte ſich das Sträußchen an das Wams.
Ich kann dir nichts geben als meine Fuchsmütze.
Er ſtülpte ſie ihm über die wirren Locken.
Nimm ſie nur! Die Poſaune macht mir eine andere, ſie ver=
teht
ſich darauf. Du, warum machſt du ſo viele Särge? Iſt
bei euch eine Seuche?
Ich mache Särge , der Einſiedler hielt den Knaben an die
Bruſt gepreßt und flüſterte: Bis ich meiner Mutter Grab ge=
funden
habe. Mit lauter Stimme fuhr er fort: Dann mache
ich Kreuze, nichts als Kreuze.
Auch ich kenne meiner Eltern Grab nicht, ſagte Findebuſch
fröhlich. Aber das kümmert mich nicht. Springt mir ein Fuchs
in die Arme, dann denke ich, den ſchickt mir mein Vater aus dem
Grab, und ſtreichelt mir ein Haſelbuſch die Wange, dann denke
ich, der iſt aus meiner Mutter Grab gewachſen. Darum iſt mir
ſo wohl in der ganzen Welt.
Verſprich mir eins, Bruder Findebuſch! Wenn du drüben
biſt im Schloß, dann blaſe ein Sterbelied!
Du biſt nicht geſcheit! Für wen denn?
Für meine Mutter. Die iſt drinnen in der Burg irgendwo
verſcharrt und vermodert
Was ſoll da das Sterbelied? Sie feiern Hochzeit da drüben.
Aber ſie hat noch kein Grablied bekommen. Den ärmſten
Leuten und den Fahrenden und Gerichteten wird eines ge=
ſungen
. Den Selbſtmördern nicht; aber ſie hat ſich nicht ſelber
umgebracht. Nein, du
Er ſchüttelte den Knaben an den Schultern und raunte: Ich
weiß, man hat ſie ſchmählich gemordet.

Mie Mie Mif4
Der nicht; er war damals zwölf Jahre alt. Aber dabei ge=
weſen
iſt er und weiß ihr Grab.
Warum fragſt du ihn nicht?
Er ſchweigt.
Und die andern?
Die es getan haben, leben nimmer. Sie ſind ertrunken,
haben den Hals gebrochen, die Peſt hat ſie gefreſſen. Keiner hat
im Frieden die Augen geſchloſſen und keiner in der Burg ihres
Geſchlechtes. Ich habe allen die Särge gemacht und habe in
jeden einen Fluch gelegt. Aber geſungen hat man ihnen doch
drüben in der Ersheimer Kirche. Nur meiner Mutter, meiner
Mutter iſt nicht geſungen worden. Drum blaſe du ihr heute
nacht auf des Junkers Hochzeit ein Grablied.
Findebuſch machte ſich aus den Armen des Einſiedlers los,
reichte dem Geſellen die Hand und ſah ihm treuherzig in die
Augen.
Verſprechen will ich dir es nicht. Aber wenn ich es tun
kann, dann vollbringe ich’s und blaſe mitten hinein in den Tanz=
reigen
der andern:
Wer weiß, wie nahe mir mein Ende?
Hin geht die Zeit, her kommt der Tod.
Die beiden umarmten ſich und küßten ſich in urplötzlicher
Bewegung. Und wie ſie nun ſchieden, da war es, als ob ſich zwei
Brüder voneinander geriſſen hätten.
Findebuſch ſprang ſeinen Geſellen nach. Hinter einem Buſch
ſtand der Brummbaß und wartete. Er warf einen mißtrauiſchen
Blick nach der Richtung, woher die Säge des Einſiedlers ſchrillte,
und fragte ſeinen Liebling:
Willſt du mich verlaſſen, Kind?
Im nächſten Augenblick hing Findebuſch an dem Halſe des
alten Mannes und bedeckte deſſen Bruſt mit ſeinen Tränen.
Der neigte ſeinen Kopf und lauſchte, denn es war, als ob der
Knabe ſchluchzend etwas ſage.
Ich habe dich nicht verſtanden.
Wie plötzlich, ach, und wie behende
Kann kommen meine Todesnot.
Der Brummbaß ſchüttelte den Kopf, hob das Geſicht von
ſeiner Bruſt hinweg und in die Höhe und ſah dem Knaben ein=
dringlich
in die Augen.
Willſt du mich verlaſſen, Kind?
Nie, flüſterte der Knabe. Ich bleibe bei dir bis in
den Tod.
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Seite 12.

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