Darmstädter Tagblatt 1924


15. Juni 1924

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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſt. Tagbl. geſtattet.
Nummer 165
Sonntag, den 15. Juni 1924.
187. Jahrgang

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ſtädter
8 Nationalbank.

Die Kabinettsbildung in Frankreich.
Die Möglichkeit einer Ailiierten=Konferenz.
Herriot an der Arbeit.

Auf der Suche nach Mitarbeitern.
U. Paris, 14. Juni. 12,15 Uhr wurde offiziell ange=
zeigt
: Herriot hat die Bildungder Regierung über=
nommen
und wird gegen Abend die Namen ſeiner Mitarbeiter
bekanntgeben. Die Ernennungen werden bereits morgen Sonn=
tag
im Jvurnal offiziell angezeigt. Die neue Regierung wird
ſich am Dienstag dem Parlament vorſtellen und ſofort für die
Interpellation zur Verfügung ſtehen. Am nächſten Samstag
wird Herriot nach Chegeurs reiſen, um dort mit Ramſay Mac=
donald
eine Beſprechung zu haben.
Das Kabinett Herriot.
* Paris, 14. Juni. (Priv.=Tel.) Heute abend 349 Uhr
gibt Herriot die offizielle Zuſammenſetzung ſeines
Miniſteriums bekannt. Das Miniſterium ſetzt ſich wie folgt
zuſammen:
Präſidium und Aeußeres: Herriot. (Radikal.)
Juſtiz: René Renault. (Demokr. Linke.)
Inneres: Camille Chautemps.
Krieg: General Nollet. (Demokr. Linke.)
Kolonien: Daladier. (Radikal.)
Oeffentliche Arbeiten: Peytral. (Demokr. Linke.)
Unterricht: Fransvis Albert. (Demokr. Linke.)
Finanzen; Senator Clementel. (Demokr. Linke.)
Arbeit und Hygiene: Juſtin Godard. (Radikal.)
Ackerbau: Quenille. (Radikal.)
Handel: Abgeordneter Reynaldy. (Soz. Repüblikaner.)
Befreite Gebiete: Dalbies. (Radikal.)
Marine: Abgeordneter Dumesnil. (Radikal.)
Unterſtaatsſekretäre für:
Handelsmarine: Abgeordneter Leon Meyer, (Radikal.)
Luftſchiffahrt: Laurent Eynac. (Soz. Republikaner.)
Techn. Unterricht: de Noro Giafferi. (Soz. Rep.)
Penſionen: Novier la Pierre.
Das neue Miniſterium bei Doumergue.
Paris, 14. Juni. (Wolff.) Der Abg. Herriot hat ſich
um 7.45 Uhr ins Elyſée begeben, um dem Präſidenten der Re=
rublik
die Liſte ſeiner Mitarbeiter zu unterbreiten. Um 9.30 Uhr
ſtellte er Havas zufolge im Senatsgebäude dem Präſiden=
ten
der Republik die neuen Miniſter vor. Die heute
von Havas ausgegebene Miniſterliſte iſt mit der gemeldeten
Aenderung im Penſions=Miniſterium, der Beſetzung des Mini=
ſteriums
für die befreiten Gebiete durch den Abg. Dalbiez und
den vier Unterſtaatsſekretären offiziell beſtätigt.
Herriot wird ſein Kabinett am Dienstag den
Parlamenten vorſielſen.
TU. Paris, 14. Juni. Die Kammer hat heute nachmittag
einte Sitzung abgehalten. Als der Präſident die Sitzung für
eröffnet erklärte, brach die Rechte in ein Gelächter aus und ſchrie:
Demiſſion, Demiſſion‟. Die Linksparteien brachten hierauf dem
Präſidenten Painlevé eine Ovation dar. Als die Ruhe wieder
hergeſtellt war, wurde die Tagung auf Dienstag nachmittag
3 Uhr vertagt.
Der Senat wird ebenfalls am Dienstag eine Sitzung abhal=
en
. Herriot wird beiden Parlamenten ſeine Mitarbeiter vor=
tellen
und die Regierungserklärung verleſen.
Pariſer Stimmen zur Präſidentenwahl.
Paris 14. Juni. (Wolff.) Zur Wahl des Präſidenten
der Republik ſchreibt der Matin, die franzöſiſche Republik
abe einen Senator gewählt, einen guten Republikaner und
inen braven Mann, der in hohem Grade die beiden Eigenſchaf=
en
beſitze, die Frankreich vielleicht am teuerſten ſeien, Gerechtig=
eit
und Urteil.
Die Journée Induſtrielle ſchreibt: Es iſt ſicher, daß
Doumergue, Herriot und Painlevé die erſte Möglichkeit in Er=
vägung
ziehen werden, um praktiſche Reformen, zu verwirk=
ſchen
, die das Land erwartet. Zu dieſer wirtſchaftlichen und
inanziellen Reorganiſations= und Aufbauaufgabe ruft das Land
ie neuen Männer, die die Geſchicke Frankreichs leiten ſollen.
ſögen ſie raſch an die Arbeit gehen.
Das Echo de Paris ſchreibt, die Wahl Doumergues im
eſten Wahlgang ſei eine Revanche der franzöſiſchen öffentlichen
Neinung gegen den ſeltſamen und leidenſchaftlichen Ehrgeiz und
ſie wüſten Begehrlichkeiten des Kartells der Linken geweſen.
beine Führer hätten alles verlangt: die Poſten, die Ehre und
n Profit, den Profit in erſter Linie.
Das Journal ſchreibt, die Nationalverſammlung habe den
m 11. Mai von den Wählern zum Ausdruck gebrachten Wunſch
ekräftigt, daß die Leiter der neuen Regierung ſich nach links
lientieren. In außenpolitiſcher Hinſicht habe die Mehrheit der
fenatoren und der Abgeordneten ihren Willen bekundet, die
ſechte Frankreichs aus dem Verſailler Vertrag aufrecht zu er=
bilten
, ſie habe es abgelehnt, die dem verſagenden Deutſchland
genüber getroffenen Sanktionen zu desavouieren.
Das Petit Journal ſchreibt: Durch die Wahl Doumer=
ties
habe die Nationalverſammlung die Tradition, die Präſiden=
un
dem Senat zu entnehmen, wieder aufgenommen, wie zur
eit Loubets und Fallieres.
Der Petit Pariſien ſchreibt, in Verſailles habe der
Ingreß den von der Verfaſſung vorgezogenen und geforderten
parteiiſchen Schiedsrichter gewählt.

London 14. Juni. (Wolff.) Reuter erfährt bezüglich der
Berichte aus Brüſſel und Paris über die Möglichkeit einer bal=
digen
Alliierten=Konferenz zur Behandlung der
Reparationsfrage, ſo ſehr es auch gewünſcht werden
könne, ſeien gegenwärtig noch keinerlei Anzeichen dgfür vor=
handen
. Soweit Herriot in Betracht komme, werde allgemein
angenommen, daß er bereit ſei, nach London zu kommen, und
daß es ihm vielleicht möglich ſei, dies im Laufe der nächſten
Woche zu tun. Sein Beſuch werde ſehr begrüßt werden. Mac=
donald
werde am Sonntag von Schottland nach London zurück=
kehren
, aber bisher ſei nichts über die Vereinbarung irgendeines
Zeitpunktes für die Zuſammenkunft mit dem neuen franzöſiſchen
Miniſterpräſidenten bekannt. Es beſtehe durchaus der Wunſch,
den Dawes=Bericht ſo bald wie möglich zur Durchführung ge=
bracht
zu ſehen. Da der britiſche Premierminiſter bereits mit
den belgiſchen Miniſtern in Chequers Beratungen gehabt habe,
ſei es wahrſcheinlich, daß, ſobald er den neuen franzöſiſchen
Miniſterpräſidenten geſehen habe, auch Schritte unternommen
werden, um die Anſichten Muſſolinis feſtzuſtellen, bevor die Ab=
ſendung
von Einladungen für eine Alliierten=Konferenz in Frage
kommen könne. Dieſer Punkt hänge notwendigerweiſe von einer
ſpäteren Unterredung zwiſchen den verſchiedenen in Betracht
kommenden Staatsmännern ab, zugleich aber deuteten verſchie=
dene
Anzeichen darauf hin, daß eine Alliierten=Konferenz in
London oder ſonſtwo in einer nicht zu fernen Zukunft nicht nur
wünſchenswert, ſondern auch wahrſcheinlich ſei.
In Pariſer politiſchen Kreiſen hält man es für nahe=
liegend
, daß Herriot ſich vor ſeiner Reiſe nach London mit
dem belgiſchen Miniſterpräſidenten trifft, um ſeine perſönliche
Bekanntſchaft zu machen und um ſich über die wichtigſten Punkte
mit ihm zu unterhalten.
Descamps über die deutſche Induſtrie.
Paris, 14. Juni. (Wolff.) Der Vorſitzende der Handels=
kammer
, Descamps, der bekanntlich als franzöſiſcher Delegierter
dem Organiſationsausſchuß für die deutſchen Induſtrieobliga=
tionen
auf Grund des Sachverſtändigenberichts angehört, er=
klärte
in einer Rede auf dem Kongreß der franzöſiſchen Induſtrie
in Lille, als Mitglied der Kommiſſion zur Nachprüfung der in=
duſtriellen
Leiſtungsfähigkeit Deutſchlands habe er die wunder=
baren
Fortſchritte der deutſchen Induſtrie, insbeſondere der che=
miſchen
in Deutſchland feſtſtellen können. Wenn Frankreich ſich
nicht vorſehe, werde die deutſche Induſtrie der Induſtrie der gan=
zen
Welt erheblichen Schaden verurſachen und die Engländer
würden ohne Zweifel die erſten ſein, die das feſtſtellten. Glück=
licherweiſe
geſtatte die nationale Energie Frankreichs, dem Pro=
blem
ins Auge zu ſehen und es zu löſen. Mehr denn je müſſen
die Handelskammern ſich auf die Wiſſenſchaft der Induſtriever=
eine
ſtützen.
Das deutſch=belgiſche Schiedsgericht.
Abſchluß derVerhandlungen. Vor der Urteilsverkündung
Genf, 14. Juni. (Wolff.) Heute hat die Schlußſitzung des
vor dem gemiſchten deutſch=belgiſchen Schiedsge=
richt
verhandelten Prozeſſes des belgiſchen Staats gegen die
deutſchen Verſicherungsgeſellſchaften und das
Deutſche Reich ſtattgefunden. Zunächſt traten die Vertreter
der Verſicherungsgeſellſchaften, Profeſſor Partſch und Rechts=
anwalt
Gaye, von neuem den geſtrigen Ausführungen des frühe=
ren
belgiſchen Miniſters Jaſpar entgegen, wobei ſie vor allem
den Vorwurf einer ungenauen Bilanzierung zurückwieſen. Nach=
dem
dann der belgiſche Staatsvertreter Sartini nochmals kurz
die belgiſche Theſe begründete, ergriff der deutſche Staatsvertre=
ter
, Geheimrat Lenhard, das Schlußwort, um auf die Rechts=
ausführungen
des belgiſchen Staatsvertreters zu erwidern. Er
wies dabei die Vorwürfe einer abſichtlichen Verhinderung jeden
Vergleiches zurück, die Jaſpar gegen die deutſche Regierung er=
hoben
hatte, indem er beſonders eindringlich betonte, daß die
Reichsregierung von Anfang an auf einen Vergleich der durch
den Währungsverfall bedrängten deutſchen Verſiche=
rungsgeſellſchaften
mit ihren ausländiſchen Gläubigern bedacht
war. Geheimrat Lenhard hob hierbei nachdrücklich hervor, daß
die Reichsregierung 1922 mit der Schweizer Regierung zuſam=
men
ein Abkommen über eine gemeinſame Staatshilfe entwor=
fen
hattee daß aber der Abſchluß und die Durchführung des Ab=
kommens
an dem Widerſtand der Reparationskommiſſion ſchei=
terte
. Dieſe Feſtſtellung wurde dann auch belgiſcherſeits beſtätigt.
Die Sitzung wurde hierauf geſchloſſen. Das Urteil ſoll ſpäter
verkündet werden.
Die Abrüſiungsfrage vor dem Völkerbund.
TU. Genf, 14. Juni. Die Reſolutionen, welche die letzte
Völkerbundsverſammlung hinſichtlich der Abrüſtungsfrage traf,
ſtellten große Kompromißentſchließungen dar. Es handelt ſich
um die Empfehlung der dierten Verſammlung an die einzelnen
Regierungen, daß, ſolange ein allgemeiner Abrüſtungsplan nicht
vorliegt und angenommen ſei, die Regierungen gebeten werden,
die im Militärbudget für 1923 vorggſehenen Ausgaben auch wei=
terhin
nicht zu überſchreiten. Eine weitere Beſprechung der zu
der Abrüſtungsfrage vorliegenden Anträge nahm der Völker=
bundsrat
in ſeiner heutigen Sitzung vor. Nachdem der eng=
liſche
, franzöſiſche, ſchwediſche, italieniſche und
japaniſche Delegierte erklärt hatten, daß, obwohl ihre
Länder allgemein den ſtrengen Willen zur Abrüſtung beſäßen,
und auch in die Praxis umgeſetzt hätten, ſie doch für ihr
Land keine feſte Verpflichtung hierüber eingehen
könnten. Der Rat legte daraufhin durch einſtimmigen Beſchluß
die Empfehlung dahin aus daß ſie den Mitgliedern keinerlei
Verpflichtungen auferlegt, ſondern eine reine Benachrichtigung
darſtelle.

Die Woche.

Kaleidoſkopartig hat ſich das politiſche Bild in Frankreich
während der vergangenen Woche verſchoben. Nachdem Millerands
Verſuch, den Block der Linken zu ſprengen, endgültig geſcheitert
war, handelte es ſich für ihn nur noch darum, in Schönheit zu
ſterben. Herr Marſal, mit der Bildung einer Regierung betraut,
überlebte programmäßig nicht die erſte Kammerabſtimmung, und
auch die Abſtimmung im Senat ergab für Herrn Millerand eine
glatte Minderheit. Geſchlagen verließ der Präſident des natio=
nalen
Blocks das Elyſée. Die Bahn war frei, für der yer.
Einer glänzenden Regie und einer überraſchen?e: inneten Ge=
ſchloſſenheit
des Linksblockes war es gelungen, Herrn Millerand
zu ſtürzen. Kleine Differenzen, die ſich bei der Neuwahl geltend
machten, brachten die erſte Ueberraſchung. Die Neuwahl des
Präſidenten ſpitzte ſich zu zu einer Kraftprobe zwiſchen Kammer
und Senat, aus der der Senat als Sieger hervorging. Mit 553
gegen 309 Stimmen wurde Doumergue zum Präſidenten der
fianzöſiſchen Republik gewählt. Da auch dieſer dem Block der
Linken angehört, ſo könnte es faſt den Anſchein erwecken, als ob
es ſich bei dem Kampf zwiſchen Painlevé und Doumergue ledig=
lich
um eine innerpolitiſche Zwiſtigkeit gehandelt hätte, welche
ohne Belang iſt für die große Politik. Bis zu einem gewiſſen
Grade iſt das wohl auch der Fall. Auf der anderen Seite je=
doch
iſt der Vorgang von einer gewiſſen ſymptomatiſchen Bedeu=
tung
. Herr Doumergue war für die Rechte das kleinere Uebel.
Perſönliche Differenzen im Lager der Linken genügten, um ihm
mit Unterſtützung der Rechten zum Siege zu verhelfen!
Unmittelbar nach Beendigung desWahlaktes, unmittelbar,
nachdem das Kabinett Marſal ſeine Demiſſion gegeben hatte, hat
der Präſident den Abgeordneten Herriot um ſeinen Beſuch ge=
beten
. Bis zur Stunde iſt noch nicht entſchieden, ob der Führer
des Linksblockes nunmehr die Kabinettsbildung übernommen
hat. Trotz einer alsbald dementierten Nachricht, daß Herr
Herriot vor der Präſidentſchaftswahl erklärt hätte, daß er den
Auftrag, ein Miniſterium zu bilden nur aus den Händen eines
Präſidenten entgegennehmen werde, welcher Kandidat der Linken
geweſen ſei, darf man wohl nunmehr mit einem Kabinett Her=
riot
in Frankreich rechnen. Wir haben ſtets vor Illuſionen ge=
warnt
. Auch das neue Frankreich wird eine Politik verfol=
gen
, welche ſchwere Belaſtungen für das deutſche Volk mit ſich
bringen wird. Eine Wandlung darf nur inſoweit erwartet wer=
den
, als ein Kabinett Herriot wohl kaum den Weg Poincarés
weiter verfolgen dürfte, den Weg, welcher zu einer hoffnungs=
loſen
Iſolierung Frankreichs geführt hätte. Das wird ſich vor=
ausſichtlich
ſehr bald bei der Behandlung des Sachverſtändigen=
gutachtens
zeigen.
Merkwürdig iſt der Wandel in der Beurteilung dieſes erſten
großen Verſuches, die Reparationsfrage einer wirtſchaftlichen
Löſung zuzuführen. Als das Gutachten der internationalen Ex=
perten
veröffentlicht wurde, begegnete es in den Kreiſen der
angelſächſiſchen Wirtſchaft zunächſt einer ziemlich kühlen Ableh=
nung
. Man erkannte dort ſehr wohl, daß die Belaſtung Deutſch=
lands
mit einer ungeheuren Reparationsſchuld, und der Verſuch,
dieſe Schuld in abſehbarer Zeit zu realiſieren, eine ungeheure
Steigerung des deutſchen Exports im Befolge haben müßte und
ſomit einen zum mindeſten ſehr läſtigen Konkurrenten ſchaffen
würde. Dieſe Stimmen der Kritik aber verſtummten mehr und
mehr, und zwar in demſelben Maße, in dem Bedenken gegen
die Annahme des Gutachtens auftauchten bei den beiden Nächſt=
beteiligten
, Frankreich und Deutſchland. Dem erſten brüsken Sa=
botageverſuch
Poincarés begegnete der engliſche Miniſterpräſi=
dent
mit der Feſtſtellung, daß das Gutachten ein unteilbares
Ganzes ſei, das nur im ganzen angenommen oder abgelehnt wer=
den
könne.
Eine ſehr ſchwierige Lage ergab ſich damit für die deutſche
Regierung. Auch ſie war ſich durchaus über die ungeheure Be=
laſtung
klar, welche eine Annahme des Gutachtens für das
deutſche Volk bedeuten würde. Auch ſie war ſich durchaus dar=
über
klar, daß das Gutachten verſchiedene Unmöglichkeiten ent=
hält
, über die unbedingt verhandelt werden muß. Sollte man
dieſe Bedenken ſofort geltend machen, ſollte man beſtimmte Vor=
behalte
formulieren, in dem gleichen Augenblick, in dem ein
Poincaré ſeine Gedankengänge in das Gutachten hinein zu
interpretieren verſuchte? Es kann keinem Zweifel unterliegen,
daß die deutſche Regierung mit einem ſolchen Vorgehen lediglich
die Geſchäfte der franzöſiſchen Politik beſorgt hätte. Noch ſchwie=
riger
aber wurde die Lage, als in Deutſchland ſelbſt unſeliger
Weiſe die Stellung zum Sachverſtändigengutachten von den
Deutſchnationalen zum Gegenſtand des innerpolitiſchen Streites
gemacht wurde. Tatſächlich iſt doch die objektive Beurteilung des
Gutachtens mit allem was drum und dran hängt, ziemlich die
gleiche von den Deutſchnationalen bis zu den Sozialdemokraten.
Eine Verſtändigung über einzelne Meinungsverſchiedenheiten
wäre zweifellos nicht ſchwer geweſen. In allen ernſthaften poli=
tiſchen
Kreiſen beſteht keine Meinungsverſchiedenheit darüber,
daß wir bis an die Grenze unſerer Leiſtungsfähigkeit Kriegs=
entſchädigung
zahlen müſſen, mit anderen Worten, daß wir jetzt
die Konſequenzen zu tragen haben jenes unſeligen Wahns, wel=
cher
uns alsbald nach dem revolutionären Zuſammenbruch die
Waffen wegwerfen ließ. Es iſt vielleicht gut, darauf hinzuwei=
ſen
, daß auch die Vertreter der Landwirtſchaft dies erſt kürzlich
wieder mit aller Deutlichkeit ausgeſprochen haben. Die Bereit=
willigkeit
zur Leiſtung dürfte alſo überall vorhanden ſein. Könnte
man alſo das Gutachten gewiſſermaßen als Ding an ſich betrach=
ten
, dann hätte es eine deutſche Regierung ſehr einfach. Sie
würde ihre Bedenken geltend machen, würde eine Ablehnung der=
langen
inſoweit, als uns unter Umſtänden das Recht auf unſere
Eiſenbahnen entwunden werden kann. Sie würde weiter der=
ſuchen
, die Leiſtungen nach 4 Jahren herabzudrücken und würde
endlich erklären, daß ſie ihre Unterſchrift nur zu geben imſtande
würe, falls vorher die Gefangenen aus dem Ruhrkampf freige=
geben
wären, alle Ausgewieſenen zurückkehren könnten und die
franzöſiſchen Truppen zurückgezogen würden. Eine Regierung,
die auf dieſer Baſis paktiert, hat zweifellos den ganzen Reichs=
tag
hinter ſich. Worum dreht ſich denn nun noch der erbitterte
Streit? Die Regierungsparteien wollen ihre Unterſchrift unter
das Sachverſtändigengutachten ſetzen, aber erſt erfüllen, wenn
die oben ſkizzierten Forderungen bewilligt ſind. Die Deutſch=
nationalen
wollen erſt die Annahme jener unverzichtbaren
Forderungen geſichert wiſſen, bevor ſie das Gutachten unter=
ſchreiben
wollen. Iſt dieſe Differenz wirklich ſo groß, daß man
ſich darüber auf das äußerſte befehden muß? Wenn man die Ge=
ſchichte
der letzten 5 Jahre durchgeht, ſo muß man ſtarkes Miß=

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ttuuen, gegenüllen bem Ententemächten für unbedingt berechtigt
arklären. Aber auch die Regierung Streſemann verficht ja kei=
neswegs
eine Pblitik der Vorleiſtung. Die Unterſchrift unter das
Sachverſtändigergnitachten iſt in dieſem Zuſammenhang nicht ſo
entſcheidend, wie der Beginn der Zahlungen, und dieſe werden
erſt in dem Augenblick beginnen, in dem auch die Gegenſeite den
Beweis eines ernſthaften guten Willens erbracht hat. Im übri=
gen
iſt es doch wohl kein Zufall, daß die geſamte deutſche Wirt=
ſchaft
auf Grund parteipolitiſcher Einſtellung die Unterzeichnung
des Gutachtens verlangt. Unſere Kreditnot iſt ſo lebensgefähr=
lich
geworden, daß eine Fortdauer des gegenwärtigen Zuſtandes
dem Bankerott unſerer geſamten Wirtſchaft gleichbedeutend iſt.
Niemand kann ſich der unerbittlichen Logik der Tatſachen ent=
ziehen
. Daß aber die Führer der Oppoſition nicht einſehen, wie
unverantwortlich ſie die Stellung der deutſchen Unterhändler bei
den kommenden Verhandlungen dadurch ſchwächen, daß ſie durch
ihre Taktik immer wieder öffentliche Erörterung der harten Not=
wendigkeiten
erzwingen, ſpricht nicht gerade für politiſchen Weit=
blick
. Es iſt das traurige Erbübel des Deutſchen, daß er über
inneren Zwiſt alles andere vergißt!
In Berlin feiert zurzeit auf dem dortigen ſozialdemokrati=
ſchen
Parteitag ſtarre Doktrin wieder einmal wahre Orgien.
Unſere Macht als Klaſſe zu ſtärken, muß der Hauptzweck un=
ſerer
wie jeder proletariſchen Politik ſein. Die Eroberung der
Macht zur Ueberwindung des Klaſſenſtaates, die Lehre vom
unvermeidlichen Klaſſenkampf, nicht etwa nur Outſider ſind’s,
welche die alten überlebten Phraſen wieder aus der Schublade
holen. Sind das wirklich die Führer der deutſchen Arbeiter=
ſchaft
, die ſich jetzt in Berlin ſtundenlange Redeſchlachten liefern?
Nicht Verhetzung durch die äußerſte Rechte und Linke hat der
Sozialdemokratie den Verluſt von rund 6 Millionen Wählern
eingebracht, ſondern letzten Endes das Verſagen der Partei in
den entſcheidenden Augenblicken, als es ſich um Leben und Ster=
ben
der Nation handelte!
I.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag den 15. Juni 1924,
Vom Tage.
Die Reichsindexziffer für die Lebenshaltungs=

Politiſcher Mord in Italien.
Die Leiche Matteottis gefunden.
Rom, 14. Jmi. Ungeheures Aufſehen erregt in Rom,
beſonders in politiſchen Kreiſen, die gewaltſame Entführung
des ſozialiſtiſchen Abgeordneten Giacomo Matteot=
tis
. Bis geſtern mittag ließ ſich uthentiſch nur feſtſtellen, daß Matteotti
am Dienstag nachmittag gegen 4.30 Uhr in unmittelbarer Nähe ſeines
Hauſes am Lungo Fevere von vier Unbekannten gewaltſam in ein
dort haltendes Autogeſchleppt wurde, das in raſender Fahrt
den Weg nach der Via Flaminina außerhalb der Porta del Popolo ein=
ſchlug
. Der Beſitzer der berreffenden Garage hat ausgeſagt, daß er von
einem Unbekannten im Auftrage einer angeſehenen Per=
fönlichkeit
um Ueberlaſſung eines geſchloſſenen Autos ohne Chauf=
feur
gebeten wurde. Das entliehene Auto ſei erſt am nächſten Morgen
zurückgebracht worden. Daß dieſe freche Gewalttat am hellich=
ten
Tage in einer der vornehmſten Straßen möglich wurde, erklärt ſich
nur dadurch, daß bei der glühenden Tageshitze dieſer Teil des Tiber=
Kais ganz menſchenleer iſt. Die Szene ſelbſt iſt in allen Einzelheiten
von einem Hauſe jenſeits des Tibers beobachtet worden, ohne daß auf=
fallenderweiſe
Anzeige erſtattet wurde, ſodaß Trace Matteotti ſelbſt, die
mit einer unerwarteten Abweſenheit ihres Gatten zunächſt rechnete, erſt
am Mittwoch die Polizei benachrichtigte. So haben die Verbrecher einen
Vorſprung von 24 Stunden gehabt. Allgemein wird ein politiſches
Verbrechen angenommen.
Matteotti wurde ſchon 1919 im Wahlkreiſe Ferrarra Robigo ge=
wählt
. 1921 wurde er wiedergewählt und kam auch in den Aprilwahlen
in Lazio als Kandidat der Unitarier=Sozialiſten durch. Als guter Ken=
ner
in Finanzfragen genießt er im Parlament großes Anſehen. Er iſt
ein erbitterter Gegner der Faſziſten und gilt in faſziſtiſchen Kreiſen als
Organiſator der antifaſziſtiſchen Propaganda im Ausland, der ſeinerzeit
in Paris Bonſervizo zum Opfer fiel. Matteotti iſt Chirurg von Beruf,
glücklich verheiratet, mehrfacher Millionär und ſteht im jugendlichen
Alter von 36 Jahren.
Mehrere Blätter geben eine Meldung der römiſchen Tribuna wie=
der
, wonach die Leiche des entführten, ſozialiſtiſchen Abgeordneten
Matteotti auf einer Straße in der Nähe von Buſſano di Sutri auf=
gefunden
worden ſei. Der Befund der Leiche laſſe darauf ſchließen,
daß Matteotti durch Stockſchläge auf den Kopf und Dolchſtöße ermordet
worden iſt.
Die Leiche des von Faſziſten ermordeten italieniſchen
Abgeordneten Matteotti, die in der Nähe von Struſi hinter einer
Scheune aufgefunden wurde, iſt fürchterlich zugerichtet.
Der Körper weiſt 22 Schuß= und 51 Stichwunden und
zahlreiche Quetſchungen auf. Ein Auge iſt faſt
völlig aus der Höhle herausgetreten.
Aufſehenerregende Verhaftungen.
Zur Ermordung Matteottis wird noch gemeldet: Im gan=
zen
wurden geſtern 9 Perſonen verhaftet. Die aufſehener=
regendſte
Verhaftung iſt die des Direktors des offi=
ziöſen
Corriere d:Italia, Filipelli. Auch der Un=
terſtaatsſekretär
Finzi iſt in die Affäre ver=
wickelt
. Zweifellos wollte Matteotti über eine Be=
ſtechungsaffäre
, welche von Regierungsſeite ausgegangen

Darmſtädter Komponiſten.
IV.
Wilhelm Peterſen.
Wilhelm Peterſen, geboren am 15. März 1890, iſt eng mit
dem Darmſtädter Boden verwachſen und in beſonderem Maße
als Darmſtädter Komponiſt anzuſprechen. Unterſtand doch der
Heranwachſende von früher Jugend an den Bildungseinflüſſen
unſerer Stadt, mit der ihn verlerlei freundſchaftliche und ver=
wandtſchaftliche
Beziehungen verknüpfen. Er abſolvierte das
hieſige Ludwig=Georg=Gymnaſium und bewies in ſeiner Ent=
wicklung
außer ſeinem muſikaliſchen auch ein erweitertes gei=
ſtiges
Intereſſe, das ihn zu ſchriftſtelleriſchen Arbeiten befähigte.
Den jungen Muſikſchüler nahm dann die Akademie für Tonkunſt
in München auf, wo Kloſe und Mottl ſeine Lehrer waren.
Außerdem genoß er neben dem Studium an der Univerſität den
Privatunterricht von Rudolf Louis, des bekannten ehemaligen
Münchener Kritikers und Theoretikers. Nach Vollendung ſtren=
ger
, ſyſtematiſcher Studien erfolgte eine kurze Tätigkeit am
Lübecker Stadttheater, durch den Ausbruch des Kriegs unter=
brochen
. In den Jahren 19161918 befand ſich Peterſen im
Heeresdienſt und nahm nach Kriegsende ſeinen Wohnſitz wieder
in München, welche Stadt ihm zu einer Art zweiter Heimat ge=
worden
war und ihn in perſönliche Berührung mit bedeutenden
Perſönlichkeiten des Münchener Kreiſes, wie Stefan George,
Gundolf u. a. brachte. In dieſe Zeit fällt ſeine Wirkſamkeit als
Mitarbeiter an der Zeitſchrift Das Reich, des literariſchen Mit=
telpunktes
eines beſonderen Kreiſes von theoſophiſch orientierten
Künſtlern und Schriftſtellern. Seit 1922 lebt Peterſen wieder in
Darmſtadt, ſich nur der Kompoſition widmend, die beſonders
auswärts, durch erfolgreiche Aufführungen an Tonkünſtlerfeſten
zu Kaſſel, Nürnberg, Frankfurt u. a., im allgemeinen deutſchen
Muſikleben gebührende Würdigung fand.
Die erſte Schaffensperiode des Künſtlers charakteriſieren
größere Orcheſterwerke, eine Sinfoniſche Fantaſie, eine Trauer=
muſik
, die erſte Sinfonie in C=Moll, die zweite (Oſter=)Sinfonie,
eine Ciacona für Streichorcheſter und eine Hymne für Sopran
und Orcheſter. In letzter Zeit tritt die Kammermuſik etwas mehr
in den Vordergrund, drei Streichquartette, von denen letztes
Jahr eines an dem Muſikfeſt im Frühling hier aufgeführt wurde,
eine Suite für zwei Streicher und Klarinette, für Violine gibt
es eine Sonate mit Klavier und Präludium mit Fuge. Lieder
und Klavierſachen ſeien noch anhangsweiſe erwähnt.
Hans Simon.
Hans Simon iſt ganz Darmſtädter Kind, geboren hier am
18. Dezember 1897, beſuchte das Realgymnaſium und ſtudierte

koſten beläuft ſich nach den Feſtſtellungen des Statiſtiſchen Reichsamts
für Mittwoch, den 11. Juni, wie in der Vorwoche auf das 1,13=
Billionenfache der Vorkriegszeit.
Der Reichswirtſchaftsminiſter hat mit Wirkung vom
15. Juni die Preiſe für mitteldeutſche Braunkohlen
um durchſchnittlich 10 Prozent herabgeſetzt. Im Ruhrgebiet
kommt infolge der Miceumlaſten vorerſt eine Ermäßigung der Preiſe nicht
in Frage.
Das Reichspoſtminiſterium hat die Tarifkommiſſion für
den 24. Junj zu Verhandlungen über die Neufeſtſetzung der
Löhne eingeladen. Der Lohntarif, wurde von den Gewerkſchafts=
organiſationen
gekündigt.
In den letzten Tagen ſind in dem Wiesbadener Bezirk 18
Ausweiſungen zurückgenommen worden, ferner wurde
einer großen Anzahl ausgewieſener Familien der befriſtete Aufenthalt
im beſetzten Gebiet geſtattet.
Wegen Verbreitung falſcher Regiefranken ſind in Ludwigs=
hafen
annähernd 100 Perſonen von der franzöſiſchen Kri=
minalpolizei
verhaftet worden. Sämtliche Verhafteten ſind
unſchuldig, da ſie gar nicht wußten, falſche Regiefranken im Beſitz zu
haben, denn die falſchen Regieſcheine ſind den echten ſo ähnlich, daß zu
ihrer Unterſcheidung eine genaue Kenntnis gehört.
Nach dem Petit Pariſien haben die alliierten Regierungen von der
Interallierten Militärkontrollkommiſſion in Berlin einen Bericht über
die gegenwärtige Entwicklung der deutſchen Rüſtungen
erhalten, den das Blatt als ſehr wichtig bezeichnet. Die Botſchafterkon=
ferenz
werde wahrſcheinlich in Kürze darüber zu beraten haben.
Der Unterausſchuß des Ständigen Ausſchuſſes des preußiſchen
Landtages beſchloß, die Hauszinsſteuer vom 1. Juli ab
auf 500 Prozent und vom 1. Oktober ab auf 600 Prozent
feſtzuſetzen. Ein Zuſchlagrecht für die Gemeinden, die ebenfalls
noch 100 Prozent dazu erheben wollten, wurde abgelehnt. Angenommen
wurde der demokratiſche Antrag, wonach vom 1. Oktober ab, die
lanbwirtſchaftlichen Gebäude der Hauszinsſteuer
in Höhe von 600 Prozent unterliegen.
Wie uns von zuſtändiger Stelle mitgeteilt wird, wurde das am 23.
Februar zwiſchen der deutſchen und engliſchen Regierung ge=
ſchloſſene
Abkommen über die Herabſetzung, von 26 auf
5 Prozent vom Werte der aus Deutſchland nach England eingeführten
Warn bis zur Inkraftſetzung des Sachverſtändigen=
gutachtens
verlängert.
Die vier Londoner Gewerkſchaften, deren bei den elektri=
ſchen
Bahnen tätige Mitglieder noch im Ausſtand waren, haben abends
beſchloſſen, am Montag abend die Arbeit wieder aufzu=
nehmen
.
Der holländiſche Finanzminiſter hat in der Zweiten
Kammer einen Entwurf eines neuen Zolltarifes eingebracht,
wonach die Einfuhrabgaben, die bisher durchſchnittlich fünf Prozent be=
trugen
auf acht Prozent erhöht werden ſollen. Dadurch erhofft man
eine Mehreinnahme von 13 Millionen Gulden.
Auf der Durchreiſe nach Warſchau traf der Erzbiſchof von Paris,
Kardinal Dubois, in Wien ein. Der Kardinal ſtattete dem
Bundeskanzler Seipel einen Beſuch ab.
Eine Havasnote melder, daß Trotzki aufs neue ſchwer er=
krankt
ſei. Er wolle zur Erholung nach Frankreich in das
Vichy kommen. Er werde jedenfalls bei der franzöſiſchen Regierung um
die Erlaubnis zur Einreiſe nachſuchen.
Alle amerikaniſchen Konſulate in Europa ſind ange=
wieſen
bis Mitte Juli keine Einwanderungserlaubnis
nach Amerika zu erteilen.

war, in der Kammer eine Rede halten. Die Faſziſten erfuhren
davon, bemächtigten ſich der Perſon Matteottis und führten ihn
in die Nähe von Furbara, wo die Leiche Matteottis in einer
Grotte aufgefunden wurde. Matteotti war der Schädel einge=
ſchlagen
. Der Leichnam wies auch mehrere Stichwunden auf.
Der Faſziſt Dumini, der als Anführer der Ver=
brecherbande
gilt, die Matteotti beiſeite gebracht hat, und
dem man auch noch andere Attentate gegen Abgeordnete, der
Linken zuſchreibt, konnte verhaftet werden, als er bereits im
Schnellzug nach Mailand ſaß. Ferner ſind in Mailand und
Florenz ein Mechaniker und ein Journaliſt verhaftet worden.
Der Attentäter Dumini ſoll bereits ein Geſtänd=
nis
abgelegt und der Polizei eine Darſtellung der Ent=
führung
und Ermordung gegeben haben. Die Tribung
meldet, daß die faſziſtiſche Nationalmiliz mobili=
ſiert
wurde.
Wie Giornale d’Italia feſtgeſtellt haben will, ſoll der aufs
ſchwerſte kompromittierte Direktor der faſziſtiſchen Zeitung Cor=
riere
d’Italia, Fillipelli am Abend der Entführung Matteottis
mit Dumini ausgegangen ſein. Die Verhaftung Fillipellis ſoll
bevorſtehen.

Große Erregung in Rom.
pen ſind alarmbereit.

Hummer 165.
Das Attentat und die Kammer.
Muſſolini über das Verbrechen.
In der Kammer berichtete Muſſolini über das bisherige Ergebnis
der polizeilichen Nachforſchungen. Drei Schuldige ſeien bereits feſtge=
nommen
, auch die anderen Mitſchuldigen würden unverzüglich ergriffen.
Der Miniſterpräſident brachte ſodann ſeinen tiefen Schmerz und ſeine
Empörung über das Verbrechen zum Ausdruck und erklärte, er könne
wohl ohne falſche Beſcheidenheit ſagen, daß das von ihm verfolgte Ziel
der Befriedung des Landes und der Wiederherſtellung der Eintracht=
faſt
erreicht worden ſei, da habe das Schickſal, die Dummheit eines Ver=
brechens
, die Arbeit für den moraliſchen Wiederaufbau geſtört. Die Re=
gierung
werde gleichwohl ruhig und entſchieden ihre Pflicht tun. Wer
etwa verſuchen wolle, die Regierung herauszufordern, der möge ſich ge=
ſagt
ſein laſſen, daß die Regierung ein ſehr ruhiges Gewiſſen habe und
ſich zur Wehr ſetzen werde. Der Gerechtigkeit werde freier Lauf ge=
laſſen
, die Polizei werde die Schuldigen der Juſtiz übergeben; mehr
könne man von der Regierung nicht verlangen. Die Nation habe tau=
ſendfach
ihr Vertrauen zu den Werken der Regierung zum Ausdruck ge=
bracht
, dieſes Vertrauen werde nicht enttäuſcht werden. Der Gerechtigkeit
werde Genüge geſchehen.
Nachdem Muſſolini geendet hatte, erhoben ſich ſämtliche Abgeordnete
und zollten ſeinen Worten warmen und langanhaltenden Beifall.
Die Oppoſition bleibt der Kammer fern.
Die Oppoſitionsparteien mit Ausnahme der An=
hänger
Giolittis haben beſchloſſen, den Sitzungen der
Kammer fernzubleiben, bis die Haltung der Regie=
rung
bei der Verfolgung der Entführer Matteottis geklärt iſt.
Dieſer Beſchluß ſoll nach einer Erklärung des Sozialdemokraten Baldeſi
einen Druck auf die Regierung ausüben, damit ſie ſchneller
handle, und nicht nurden Täter, ſondern auch den Auftrag=
geber
ermittele. In Oppoſitionskreiſen beſchuldigt man zwei an=
geſehene
Politiker, die Hand im Spiele gehabt zu haben. Sie hätten ge=
fürchtet
, daß Matteotti ſie kompromittierende Schriftſtücke beſeſſen habe,
die er am Tag nach der Entfernung in der Kammer habe verleſen wollen,
Die Kammer vertagte ſich bis nach der Klärung der Angelegenheit,
Bisher iſt nur der Name eines Verhafteten bekannt, der Dumini heißt,
Angeſtellter eines Preßbureaus war und vor einigen Tagen wegen ehren=
rührigen
Verhaltens entlaſſen wurde.
Giornale d’Italia und Tribuna verlangen, daß man gegen alle,
die für das Verbrechen verantwortlich ſind, vorgehe. Popolo fordert
ebenfalls die Anwendung der Gerechtigkeit gegen alle Verantwörtlichen
ohne Ausnahme.
Die bisherigen Ermittelungen.
TU. Rom, 14. Juni. Muſſolini hat heute die Frau des
vermißten Abgeordneten empfangen und ihr mitgeteilt, daß ſich
die Befürchtungen, an ihrem Mann ſei ein Verbrechen begangen
worden, beſtätigten. Die Polizei hat bis heute mehrere Perſo=
nen
verhaftet. Die übrigen Mithelfer wurden ebenfalls in Haft
genommen. Die Zeitung El=Mondo meldet, daß die Polizeibe=
hörden
auch die Verhaftung des Direktors der Cor=
riere
d Italia, des Rechtsanwalts Filippelli, und einer
hochgeſtellten Perſönlichkeit vorgenommen habe, die ihre Hand
bei dem Verbrechen mit im Spiel gehabt haben ſollen. Der ver=
haftete
Chauffeur Dumini iſt Chauffeur beim Corriere d’Italia.
Nach den Erklärungen Filippellis hat Dumini um die Erlaub=
nis
gebeten, ein Auto zu mieten, um mit Freunden aus Mai=
land
eine Spazierfahrt zu unternehmen. Filippelli hat Dumini
ein Blatt für die Garage ausgeſtellt. Nach Mitteilung der Tri=
buna
iſt Dumini ein aus Toskana gebürtiger Faſziſt, der in
politiſchen Kreiſen der Hauptſtadt gut bekannt iſt. In der letzten
Zeit hat er ſich häufig in den Wandelgängen des Monte Citorio
aufgehalten und mußte wegen der bekannten Vorfälle aus dem
Palaſt ausgewieſen werden,

Beginn der Kommiſſionsberatungen über das
Sachverſtändigen=Gutachten.
Berlin, 14. Juni. Im Laufe der kommenden Woche tritt
das Organiſationskomitee für die Induſtrieobligationen in Pa=
ris
zuſammen.
Das Organiſationskomitee für die Eiſenbahnen hält, am
Dienstag in Berlin eine Sitzung ab, zu der die Sachverſtändigen
der Alliierten Acworth und Lefevre hier eintreffen werden. Vor=
ausſichtlich
wird das Organiſationskomitee für die neue Bank am
Dienstag hier eintreffen und ebenfalls am Dienstag eine
Sitzung abhalten. Hierzu wird Sir Robert Kinderſley erwartet.
Kredit zur Wohnungsberſiellung.

von 19141919 am Hochſchen Konſervatorium in Frankfurt bei
Willy Renner Klavier und Bernhard Sekles Kompoſition, mit
einer Unterbrechung durch ſeine Einberufung zum Kriegsdienſt.
Es folgten darauf Engagements beim Heſſiſchen Landestheater
hier, beim Staatl. Kurtheater Bad Kiſſingen und als erſter
Kapellmeiſter am Stadttheater in Landshut und Lindau.
Von Kompoſitionen Simons, der in letzter Zeit der prak=
tiſchen
Muſikausübung etwas ferner ſteht, liegen bis jetzt vor:
Eine Violinſuite, Variationen über ein Originalthema für gro=
ßes
Orcheſter, auf einem Muſikfeſt der Liſztgeſellſchaft uraufge=
führt
, ein Liederzyklus, Konzert für Violine und ein Streich=
quartett
, welch letztere Werke im vorigen und dieſem Jahre durch
die Freie Geſellſchaft für Muſik hier herausgebracht wurden.

Berlin, 14. Juni. Zur Gewährung von Zwiſchenkrediten
bei der Herſtellung von Kleinwohnungen für die minderbemittel=
ten
Kreiſe ſind, wie der preußiſche Miniſter für Wohlfahrt in
In Rom herrſcht über das geheimnisvolle Ver= einem Erlaß an die nachgeordneten Stellen ausführt, in be=
brechen
außerordentlich große Erregung. Die Regierung ſchränktem Umfange ſtaatliche Mittel bereit geſtellt worden. Die
hat ſich deshalb veranlaßt geſehen, beſondere Schutzmaß= Verwaltung dieſer Mittel und die Gewährung der Zwiſchen=
nahmen
für die Aufrechterhaltung der Ruhe zu treffen. Ver= kredite wird, wie der amtliche Preußiſche Preſſedienſt mitteilt,
ſtärkte Patrouillen durchſtreifen die Stadt. Die Trup= durch die Preußiſche Landespfandbriefanſtalt, Berlin, Ziethen=
ſtraße
26, erfolgen.

Klopſtock und Darmſtadt.
Die Zweihundertjährung von Klopſtocks Geburt durch eine
öffentliche Feier zu begehen, dazu veranlaßt den Sprachverein
zunächſt das große Verdienſt, das ſich der Dichter um die deutſche
Sprache erworben hat. Was ſchon in Leibnizens Unvorgreif=
lichen
Gedanken angedeutet war, ohne daß es die Welt zu
glauben vermochte, das ward durch Klopſtocks Meſſias wie
durch ſeine Oden unbeſtreitbar dargetan: die bis dahin im In=
und Auslande gering geſchätzte deutſche Sprache iſt der franzö=
ſiſchen
überlegen, ſie iſt der griechiſchen Schweſter ebenbürtig.
Den Meſſias überſetzte man, wie Gödeke aufzählt, ins Nie=
derländiſche
, Däniſche, Schwediſche, Isländiſche, Engliſche, Fran=
zöſiſche
, Spaniſche, Italieniſche Polniſche, Ruſſiſche, Lettiſche,
Madjariſche, Lateiniſche! Seit Luther war ſolcher Ruhm keinem
deutſchen Buche widerfahren. Mit Scharfblick und Kühnheit hat
Klopſtock Sprache und Dichter entfeſſelt; unſer Deutſch iſt durch
ihn an Wörtern und Wendungen reich geworden; Klaſſiker wie
Romantiker ſind durch Klopſtocks Geiſt zur Höhe gelangt. So
hat er zur Weltgeltung unſerer Sprache unendlich viel beigetra=
gen
, und darum ſoll im ganzen deutſchen Sprachgebiete ſeiner
gedacht werden.
Wir Darmſtädter haben zur Feier noch einen beſonderen
Anlaß. Wie ſich überall die Stürmer und Dränger zu Klop=
ſtock
bekannten, ſo ſchwärmte auch zu Darmſtadt alles für ihn,
was inniger Empfindung fähig war. Die bisher in Zeitſchriften
verſtreuten Oden wünſchte die Große Landgräfin Karo=
line
geſammelt zu beſitzen, und ſo kam hier 1771 durch Merck
und Geheimrat Heſſe (Karoline Flachslands Schwager) ein
Bändchen Oden und Elegien zuſtande, dem aller Wahrſchein=
lichkeit
nach die Vorgängerin von Wittichs Druckerei zum Da=
ſein
verhalf, alſo dieſelbe Anſtalt, aus der, nach Dr. Bräuning=

Oktavios Forſchung, zwei Jahre ſpäter Goethes Götz hervor=
ging
. Es war für den Hof beſtimmt, und ſo wurden nur
34 Stück gedruckt; eins davon iſt in der Landesbücherei vorhan=
den
. In den folgenden Jahren ward unter den Darmſtädter
Empfindſamen die Begeiſterung für Klopſtock noch durch
Goethe gemehrt; nach Karolinens Briefen an Herder ſchwelgte
man am Hergottsberge wie in der Faſanerie mit dem neuen
frankfurtiſchen Freunde beim Genuſſe der Oden. Wie ehr=
fürchtig
Goethe, und gleich ihm alle jungen Herzen damals zu
Klopſtock empor ſahen, dafür iſt in den Leiden des jungen
Werthers der Eintrag unterm 16. Junius ein beredtes Zeug=
nis
. Hier wird, wie Palleske geſagt hat, dem Altmeiſter der
neuen Lyrik eine andachtsvolle Huldigung dargebracht. Sie iſt
an die erhabene Frühlingsfeier geknüpft, der jene Darmſtäd=
tiſche
Ausgabe mit gutem Bedacht den erſten Platz eingeräumi
hat. Als Klopſtock 1774 nach Darmſtadt kam, um der Fürſtim
für die erwieſene Aufmerkſamkeit zu danken, verſäumte Goethe
ſelbſtverſtändlich nicht, ihn mit Merck zuſammen zu bringen.
Noch nie habe ich einen Menſchen ſo ſchön deutſch und abgemeſ
ſen reden hören. Sein Herz ſcheint ruhig, in ſich ſelbſt gekehrt,
ſeines Wertes bewußt. Im ganzen Verſtande des Wortes ſcheint
er ein ehrlicher Mann. Er hat ſich in meinem Garten an den
großen Trauben geweidet, heißt es in einem Merckſchen Brieſe,
der in Ritſerts Beziehungen berühmter Leute zu Darm=
ſtadt
angeführt wird.
Gerade 150 Jahre ſind ſeitdem verfloſſen. Damals ſtand Klon=
ſtock
unangefochten auf dem Gipfel allgemeiner Verehrung. Deß
Zeitgenoſſen, welche ihn ſofort nach ſeinem früheſten Auftreten
als Stern erſter Größe feierten, hat die Geſchichte nicht Unrecht
gegeben. Auch uns noch gilt das Jahr 1748, da der 24jähnge
die drei erſten Geſänge des Meſſias erſcheinen ließ, als Wen=
dejahr
in der Entwicklung unſeres Schrifttums. Sprechen uns
auch nur wenige Stellen des Meſſias noch voll an, und iſt auch
die Hermannsſchlacht ſamt ſeinen übrigen Schauſpielen, o
weittragende Folgen ſie damals hatten, für immer begraben, 19
wird doch auf den höheren Schulen trotz der Flut des Neuere‟,
ſich von den Oden ein Dutzend behaupten, die unvergängliche
Schönheit ziert; ſeine Kirchenlieder, von denen das heſſiſee
evangeliſche Geſangbuch vier enthält, ſind ebenfals
noch lebendig; und, was auch nicht unerwähnt bleiben darſ, .
Eislauf, den er geübt und beſungen hat, iſt durch ihn zu"
allgemeinen Vergnügen geworden. So wird der Name de
Edlen, der ungezählte Volksgenoſſen ſtolz darauf mächle
Deutſche zu ſein, jedem Gebildeten teuer bleiben, und der Däfle
ſtädter Zweig des Deutſchen Sprachvereins erfüllt eine Pli
des Dankes, wenn er zur Feier von Klopſtocks Lebenswei,
kommenden Mittwoch die Mitbürger zuſammenruft. lkS"

[ ][  ][ ]

Hummer 165.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, ben 15. Junif 192Z.

Seite 5.

* Der Geiſt, der ſtets verneint.
Von unſerem Korreſpondenten.
p. Im Ruhrgebiet, 12. Juni 1924.
Unſer Land der ſchwarzen Diamanten und der roten Erde
beſitzt nunmehr als drittes Charakteriſtikum auch Stadtparla=
mente
mit blutroter kommuniſtiſcher Mehrheit. Gewählt am Tage
der Reichstagswahlen, erfolgten im Laufe der vergangenen
Woche faſt in jeder Stadt die erſten Sitzungen, und dieſe zeigten
ſchon vom erſten Augenblick an, daß es dem Moskauer Troß nicht
darauf ankommt, Kommunalpolitik in fruchtbringender Zuſammen=
arbeit
zu treiben, ſondern durch Verhinderung der Gemeinde=
arbeit
Anlaß zu demagogiſcher Agitation zu geben und womög=
lich
Zuſammenſtöße mit den Behörden und der Polizei zu pro=
vozieren
. Wenn die Bilder, wie ſie ſich in dieſen erſten Stadtder=
ordnetenſitzungen
dem Beſucher darboten, den Gradmeſſer prole=
tariſcher
Kultur bedeuten, ſo iſt das für die Kommuniſten be=
ſchämend
genug. In jeder Stadt und in jedem Städtchen veran=
ſtalteten
ſie eine Art Kabarettnummer, die mit mehr oder weni=
ger
Humor veranſchaulichen ſollte daß ſich dieſe Art Volksver=
treter
von jeder Gemeinſchaft mit den Bürgerlichen darunter
ſind auch die Sozialdemokraten zu verſtehen ausſchließen. Um
nur ein Beiſpiel anzuführen: es gehört ein gut Maß Unver=
ſchämtheit
dazu, die Oberbürgermeiſter, die Beigeordneten und
die Stadtverordneten der übrigen Parteien, ſo wie es vielfach
geſchehen iſt, einfach mit Du anzureden, und als Ergänzung
dieſer Redeweiſe muß die Volkszoologie dienen. Nur einem
Berührungspunkt mit den Stadtverwaltungen bleiben die Ge=
ſinnungstüchtigen
treu, nämlich der reſtloſen Einkaſſierung
der fälligen Diäten, die ſie durch Heraufſetzung der
Sitzungsgelder, Freikarten für die Straßenbahnen uſw. uneinge=
ſchränkt
zu erhöhen bedacht ſind. Sollte der Ausſpruch eines
übereifrigen Kommuniſten: Alles, was in den Stadtparlamen=
ten
bewilligt wird muß doch aus den Knochen der Arbeiter wie=
der
herausgeholt werden, dieſe zweideutige Haltung nicht in
ein ſehr grelles Schlaglicht gerückt haben?
Aber letzten Endes entſpringt das Vorgehen dieſer Unent=
wegten
weniger ihren eigenen Gefühlen, als vielmehr den An=
weiſungen
aus Moskau. Hier ſprechen die in dieſen Tagen be=
kannt
gewordenen Inſtruktionen für die neugewählten kommu=
niſtiſchen
Gemeindevertreter ganze Bände. Durch undurchführ=
bare
Demonſtrationsanträge und die Sabotage jeglicher Ge=
ſchäftsordnung
ſollen dieſe Vertrauensmänner verſuchen, jeg=
liche
ſachliche Arbeit zu hintertreiben und die Sowjetmethoden
mit ihrem ganzen Terror in den Gemeinden durchzudrücken. Aus
dieſem Grunde ließen ſich dieſe Arten von Stadtverordneten
wohl auf die Verfaſſung verpflichten (um ihres Amtes nicht ver=
luſtig
zu gehen), lehnten aber nachher demonſtrativ und gemein=
ſam
jede verantwortliche Mitarbeit ab.
Da nun im geſamten Ruhrgebiet die Hälfte, zum Teil noch
mehr, Stadtverordnete der Kommuniſtiſchen Partei angehören,
läßt ſich leicht denken, wohin ſolch ein Poſſenſpiel in wenigen
Monaten führen müßte: zur Zerſtörung der geſamten Kom=
munalverwaltung
, und das in einer Zeit, in der bei jeder Stadt
Planmäßigkeit und Sparſamkeit über alles gehen muß. Und in
dieſer Verfaſſung iſt der Erlaß des preußiſchen Innenminiſters,
Kommuniſten als Staatsbeamte nur dann zu beſtätigen, wenn
im Einzelfalle eine pflichtmäßige Amtsführung als geſichert er=
ſcheint
, ſehr zu begrüßen. Dieſe Rechtlosmachung der Kommu=
niſten
, wie ſie es nennen, haben ſie ſich durch ihre rechtswidrige
Haltung nur ſelbſt zuzuſchreiben. Sicher aber iſt, daß es nach
dieſer Verfügung noch manch intereſſante Szene in den = Stadt=
parlamenten
abſetzen wird, bis die Kommuniſten einſehen ler=
nen
, daß auch ſie nur mit Waſſer kochen können, oder aber mit
Unverdautem vorlieb nehmen müſſen.
Wir andern aber, wir hoffen, daß dieſe Totengräber jeder
Gemeinſchaft von der Regierung ſtets und ſtändig als das be=
handelt
werden, was ſie ſind, nämlich Außenſeiter, die im Ver=
ein
mit Franken und Rubel den deutſchen Geiſt unterzukriegen
hoffen. Aber hart bleiben, iſt hier alles und wird den guten
Einfluß nicht verfehlen.
Reichsarbeitsminiſter Brauns beim Inter=
nationalen
Arbeitsamt.
TU. Genf, 14. Juni. Der deutſche Reichsarbeitsminiſter
Brauns weilte heute in Genf und ſtattete ſowohl dem In=
ternationalen
Arbeitsamt wie auch dem Völkerbund, bzw. ſeinem
Generalpräſidenten, Sir Erie Drummond, einen Beſuch ab.
Beiden Beſuchen kommt, obwohl es ſich um Höflichkeitsakte han=
delt
, doch eine gewiſſe Bedeutung zu. Auf dem Internationalen
Arbeitsamt antwortete Miniſter Brauns dem Präſidenten Albert
Thomas auf ſeine Begrüßungsanſprache, daß Deutſchland auch
weiterhin die Beſtrebungen des Arbeitsamts unterſtützen und
fördern helfen werde.

Der unverſöhnliche Standpunkt der Micum.

Von unſerer Berliner Redaktion.
Die am Sonntag vormittag in Düſſeldorf ſtattfindenden
Verhandlungen mit der Micum werden wahrſchein=
lich
zu einer kurzfriſtigen Verlängerung der Koh=
lenzwangslieferungsverträge
führen. Es hat den
Anſchein, als ob einmal die Verhandlungen zwiſchen der Ber=
liner
und Pariſer Regierung, zum anderen aber auch die zwiſchen
der Regierung und den Vertretern der Sechſerkommiſſion einen
Ausweg für eine ſich nur über wenige Wochen erſtreckende Finan=
zierung
der Lieferungen an die Micum ergeben können. Die
diplomatiſche Aktion der Reichsregierung nimmt jedoch hiervon
unabhängig ihren Fortgang.
Entgegen der in einigen Zeitungen veröffentlichten Mel=
dung
, daß die Micum in ihrer erſten Sitzung mit den Ruhr=
induſtriellen
über die Verlängerung der bekanntlich am 15. die=
ſes
Monats ablaufenden Micumverträge eine entgegenkommende
Haltung gezeigt habe, erfahren wir von unterrichteter Seite, daß
im Gegenteil die Micum ſich wieder auf einen vollſtändig intran=
ſigenten
Standpunkt geſtellt hat. Sie verlangt, daß die Micum=
verträge
unverändert und friftlos bis zu einer Geſamtregelung
der Reparationsfrage verlängert werden und droht an, daß,
wenn bis zum 15. d. M. mitternachts dieſe friſtloſe Verlängerung
nicht unterzeichnet ſei, dann alle Sanktionen wieder in Kraft
treten würden. Dieſe Forderung iſt für die durch die koſtſpie=
lige
Ausführung der Micumverträge völlig erſchöpfte Ruhrindu=
ſtrie
unannehmbär. Die Induſtriellen beraten zurzeit unter ſich
und den zuſtändigen Stellen der Reichsregierung über ihre wei=
tere
Haltung zu dem Verlangen der Micum. Die nächſte Sitzung
mit der Micum iſt auf Sonntag früh in Düſſeldorf angeſetzt.
* Der vermiedene Eiſenbahnerſtreik.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Noch in letzter Stunde vor den am Samstag vormittag zwi=
ſchen
der Reichsregierung und den Eiſenbahnergewerkſchaften
ſtattfindenden letzten Verhandlungen behaupteten Peſſimiſten
ſteif und feſt, es werde zu keiner Einigung kommen, vielmehr
würde der Eiſenbahnerſtreik in der Nacht von Montag au
Dienstag ausbrechen. Auf gewerkſchaftlicher Seite teilte man
dieſen Peſſimismus und hatte auch bereits alle Vorbereitwigen
für die Ausrufung des Streiks getroffen. Die Samstag= Verhand=
lungen
brachten aber doch eine Einigung zuſtande.
Wenn auch nicht alle Forderungen und Wünſche der Eiſen=
bahner
erfüllt wurden, ſo kam doch die Reichsregierung bzw. das
Reichsverkehrsminiſterium den Vertretern der Gewerkſchaften
entgegen, ſo daß dieſe die Verantwortung für einen Abbruch
der Verhandlungen und die Ausrufung des Streiks nicht mehr
zu übernehmen glauben konnten. Auf dieſe Weiſe iſt es gelun=
gen
, einen unſere Wirtſchaft in ungeheuerer Weiſe ſchädigenden
Verkehrsſtreik in letzter Minute zu verhindern. Aber auch dar=
über
hinaus kann die Eiſenbahnerſchaft das Ergebnis dieſer
Verhandlungen zufrieden aufnehmen, da ſie unter einem Ver=
kehrsſtreik
ungleich ſchwerer gelitten hätte, als die einzelnen
wirtſchaftlichen Unternehmungen. Wahrſcheinlich haben auch Er=
wägungen
in dieſer Hinſicht auf die Gewerkſchaften beruhigend
eingewirkt und die Kampfesſtimmung erheblich herabgedrückt,
ſo daß die Einigung ſich am Samstag verhältnismäßig leicht voll=
ziehen
konnte.
Im Einzelnen erfahren wir noch folgendes: Die Ver=
handlungen
fanden in der Reichskanzlei ſtatt und dauerten
von 11 Uhr bis kurz nach 2 Uhr. Von Regierungsſeite nahmen
daran teil der Reichskanzler und die beteiligten Reſ=
ſorts
, das Reichsverkehrsminiſterium, das Reichskinanzmini=
ſterium
und das Reichswirtſchaftsminiſterium. Von gewerk=
ſchaftlicher
Seite waren vertreten die drei großen Spitzen=
organiſationen
: der Deutſche Gewerkſchaftsbund, der Allgemeine
Deutſche Gewerkſchaftsbund und der Gewerkſchaftsring und
außerdem noch je ein Vertreter der drei Eiſenbahnerorganiſatio=
nen
. Wie aus gewerkſchaftlichen Kreiſen mitgeteilt wird, herrſcht
bei den Gewerkſchaften allgemein der Eindruck, daß die Reichs=
regierung
ſich bemühte, den Intereſſen und Wünſchen der Eiſen=
bahner
nachzukommen. Das Ergebnis erfüllt nicht alle Forde=
rungen
der Eiſenbahner. Die Gewerkſchaftsvertreter erklärten ſich
aber angeſichts des Ergebniſſes außerſtande, ihren Mitgliedern
den Streik zu empfehlen. Was die Lohnfrage anlangt, ſo hat die
Reichsregierung ſich bereit erklärt, den ſchlechter bezahlten Ar=
beitern
ſtatt zwei, nun fünf Pfennig aufden Stunden=
lohn
zuzuſchlagen. Ferner hat ſich die Reichsregierung bereit
erklärt, auf die zehnte Arbeitsſtunde bei den Ober=
bauarbeitern
(Streckenarbeitern) zu verzichten. Dagegen iſt
es den Gewerkſchaften nicht gelungen, einen beſonderen Zuſchlag
für die neunte Arbeitsſtunde zu erreichen. Ueber die Dienſt=
dauervorſchriften
ſollen in nächſter Zeit neue Verhand=
lungen
ſtattfinden.

Reichstagszuſammentritt.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Wie uns der Präſident des Reichstags, Exz. Wallraf,
mitteilt, liegt es nicht in ſeiner Abſicht, den Reichstag ſpäter als
als 24. Juni zuſammentreten zu laſſen. Wenn in Berliner
Abendblättern behauptet, wird, daß eine Verſchiebung des
Reichstagsbeginnes wegen der in Ausführung des Dawesbe=
richts
auszuarbeitenden Geſetzentwürfe ndtwendig ſei, ſo iſt
demgegenüber feſtzuſtellen, daß dem Reichstag genügend Mate=
rial
vorliegt, um zu dem feſtgeſetzten Termin die parlamenta=
riſche
Arbeit aufzunehmen. Sollten jedoch außergewöhnliche
Ereigniſſe eintreten, ſo wird der Reichstagspräſident nicht zögern,
ſich mit dem Aelteſtenrat in Verbindung zu ſetzen und eine
frühere Einberufung anzuregen.
Sozialdemokratiſcher Parteitag.
Berlin 14. Juni. Vor Eintritt in die Tagesordnung
richtete der Vorſitzende Otto Wels, anläßlich der Ermordung
des italieniſchen Kammermitgliedes Matteotti Worte des Geden=
kens
an den Parteitag. Das italieniſche Kammermitglied Matte=
otti
ſei dem Stahl von Meuchelmördern zum Opfer gefallen (der
Parteitag erhebt ſich), in ihm verliere der internationale Sozia=
lismus
einen ſeiner fähigſten und beſten Köpfe. Matteotti iſt
ein Opfer des Diktators Muſſolini und ſeiner aufgehetzten Ban=
ditenbanden
geworden.
Hierauf wurde die Reſolution, welche die Zugehörigkeit zur
internationalen Arbeiterhilfe als unvereinbar mit der Mitglied=
ſchaft
der Sozialdemokratiſchen Partei erklärt, einſtimmig an=
genommen
.
Vorſitzender Wels gedenkt dann mit teilnehmenden Worten
des ſchweren Eiſenbahnunglücks auf dem Wannſeebahnhof in
Berlin. Der Führer des Landarbeiterverbands Schmitt= Köpe=
nick
verlangte eine Neuregelung der Bodenverteilung, der Bo=
dennutzung
und der Bodenbewirtſchaftung. Adelheid Popp=Wien
begrüßt nachträglich den Parteitag im Namen der öſterreichiſchen
Sozialdemokratie.
Es folgt dann das Referat: Die Reichstagswahlen und die
Sozialdemokratie, das von Dr. Hilferding erſtattet wird.
Er weiſt beſonders darauf hin, daß die privaten Monopole, an=
fangen
, Staat und Wirtſchaft zu beherrſchen. Man müſſe im
Zuſammenhang bleiben mit den lebendigen Arbeitermaſſen. Das
ſei das Geheimnis des Erfolges. Macdonalds Politik habe Er=
folge
gehabt. Es werde für ganz Europa bald der große Ver=
ſöhnungstag
anbrechen. Die Annahme des Sachverſtändigen=
gutachtens
werde den Weg dazu ebnen, und gerade die Sozial=
demokratie
ſei entſchloſſen, ſich dafür mit aller Kraft einzuſetzen
und evtl. den Volksentſcheid anzurufen. Das Inſtrument der
neuen Friedenspolitik müſſe der Völkerbund ſein. Die deutſche
Regierung müſſe alle Bedenken gegen den Eintritt in den Völ=
kerbund
fallen laſſen.
Der Schiedsſpruch in der Metallinduſtrie Nordweſt.
Eſſen, 14. Juni. Nach zweitägiger Dauer erreichten heute
die Verhandlungen über den Lohn= und Arbeitszeit= ſowie den
Rahmentarif in der Metallinduſtrie Nordweſt ihr Ende. Die
vom Arbeitgeberverband ausgeſprochene Kündigung des Rah=
mentarifs
wurde gegen Schluß der Verhandlungen zurückge=
zogen
. In den anderen Streitfragen konnte eine Einigung nicht
erzielt werden. Der amtliche Schiedsrichter fällte darauf für
dieſe Fragen einen Schiedsſpruch, und zwar wurde der Lohn=
ſchiedsſpruch
gegen die Stimmen der Arbeitnehmer und Arbeit=
geber
, der Schiedsſpruch über die Arbeitszeit gegen die Stimmen
der Arbeitnehmer gefällt:
Der Lohntarif vom 18. Januar 1924 wird mit folgenden
Aenderungen wieder in Kraft geſetzt: Die Stundenverdienſte der
im Lohn arbeitenden Hilfsarbeiter werden um 5 auf 45 Pfg., die
der Facharbeiter um 6 auf 56 Pfg. in der Spitze erhöht. Die
Einſtellungszeit der Hilfsarbeiter beträgt vier Wochen. An=
ſpruch
auf die in Ziffer 1 feſtgeſetzte Lohnerhöhung haben alle
Arbeiter, die am 10. Juni 1924 bei ihrem bisherigen Arbeitgeber
noch beſchäftigt waren. Die Regelung gilt vom 1. Juni 1924 ab
bis auf weiteres und kann mit halbmonatlicher Friſt gekündigt
werden. Unter Berückſichtigung der gegenwärtigen Verhältniſſe
in der rheiniſch=weſtfäliſchen Metallinduſtrie wird die Verein=
barung
vom 13. Dezember 1923 in der Arbeitszeit, die vorüber=
gehend
abweichend vom § 1 der Verordnung vom 21. 12. 23 feſt=
geſetzt
worden iſt, bis zum 31. Oktober 1924 verlängert. Zur
Schlichtung von Streitigkeiten aus Ziffer 3 dieſer Regelung wird
ein Schiedsgericht aus je drei Beiſitzer beider Parteien mit einem
unparteiiſchen Vorſitzenden gewählt. Die Erklärungsfriſt läuft
bis zum 20. Juni 1924.

* Konſervatorium.

lehre ſchwirren heraus. Mathematik der Muſik mit erläuternden
Andeutungen: Tatata=Dreiklänge.

Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.

Von Georg Wilh. Rapp, Zwingenberg.
Im Treppenhaus warte ich auf einen Freund und mache
Studien. Des Zeitvertreibs halber. Muſikaliſche Studien. Un=
Freiwillige.
Vollbetrieb in allen Tonarten und Inſtrumenten. Aus allen
Richtungen Muſik. Muſik oben im zweiten Stocke. Muſik um
rnich im Mittelgeſchoß. Muſik unten im Erdgeſchoß. Aus allen
Richtungen und Türſpalten. Eine wilde Sinfonie. Eine Muſik
gegen die die Elektra ein Kinderlied ſein könnte.
Vor mir auf dem Türſchild ſteht zu leſen geſchrieben: Pro=
feſſor
Müller II. Klavierklaſſe A. Der arme Herr Profeſſor muß
ſich ſein Brot ſauer verdienen. Zwei Dutzend Mal hat da drin
femand ein werdendes Genie natürlich (am Konſervatorium
ind lauter werdende Genies, und wenn ſie es nachher nicht wer=
den
, dann iſt natürlich der Lehrer ſchuld), die Fis=Moll=Tonleiter
mit einem Finger auf dem Klavier getippt. Zwei Dutzend Mal
iſt ſchließlich B=Dur oder A=Moll oder weiß Gott was draus
geworden. Im höchſten und durchaus gerechten Zorn wettert
Herr Profeſſor Müller der Zweite: Aber liebes Fräulein, Sie
ſpielen ja .. ."
Das weitere höre ich nicht, denn in dieſem Moment iſt zu
nieiner Linken, klavier= und zahlenbegleitet, das Lied Morgen=
lich
leuchtend im roſigen Schein begonnen worden. Am beſten
hört man die Begleitung, dann die Zählung ein, zwei, drei uſw.,
und dann hört man, wenn man gut hinhört, auch eine zwirns=
ſadendünne
Tenorſtimme. Zukünftiger Heldentenor. Werdendes
Genie (ſiehe oben!). Kaum angefangen, bricht die Begleitung
ab und den dünnen Tenor durchſchneidet ein brummiger, er=
züirnter
Baß: Aber lieber Herr, Sie ſingen ja Morgenlicht! Das
hat doch mit Licht nichts zu tun! Merken Sie ſich: Morgenlich,
wiſſen Sie, ſo wie abendlich, morgenlich, morgenlich, morgenlich,
Donner und Doria! Und wieder beginnt der Zwirnstenor,
kommt bis an die Fermate und ſchnappt bei Eva im Paradies
holler Verzückung über . . . . fängt wieder von vorn an.
Zu meiner Rechten ſchwirren Geigentöne. Zweierlei Art,
Die eine Geige klingt ſatt, breit und beſtimmt, die andere quiet=
ſchig
, dinn und unſicher. Der arme Lehrer, der dieſes Inſtru=
ment
anhören muß! 25 Stunden die Woche ſolche Muſik. Ein
Paar alte Saiten über eine Zigarrenſchachtel geſpannt klingen
Mibſcher. Man übt Doppelgriff im Lagenwechſel. In der erſten
Lage gehen ſie. Aber mit dem Abſtand der Lagen ſteigert ſich
der Abſtand der Konſonanz ...."
Stimmen dringen aus dem Zimmer daneben: Müller I,
FNegrieklaſſe, ſteht auf dem Schild. Die Aiffern der Harmonie=

In einem anderen Zimmer beginnt eine piepſende Mädchen=
ſtimme
All meine Pulſe ſchla=ha=ha=ha=gehn. Von dem
Schlag der Pulſe fühlt man aber aus dem Geſang nichts heraus.
Vielleicht denkt die Kleine: Noch eine ganze halbe Stunde dieſe
Quälerei! Ob ſie wohl ſchon Kaffee getrunken haben, wenn ich.
komme 2 Ob noch Torte übrig iſt? Ich werde mir vorſichtshalber
ein Stück mitbringen. Dann läßt die Lehrerein all ihre Pulſe
ſchlagen. Das klingt anders. Aber im ſelben Augenblick beginnt
in Zimmer 15 b wieder Morgenlich leuchtend der roſige Schein=
im
Zwirnstenor, räuſpert ſich bei der Fermate, ſchnappt aber
bei der Eva im Paradies wieder über . . . . . klingen aus dem
unteren Stock vierhändig hintereinanderherſtolpernde Läufe aus
der Zweiten Ungariſchen herauf Gliſſandi auf Reibeiſen
dazwiſchen Fragmente der immer noch verunglückenden
Fis=Moll=Tonleiter im Tempel Müllers des Zweiten nebſt Er=
mahnungen
über den Unterſchied zwiſchen Dur und Moll
Ermahnungen im fortiseimo rubato . . . . . zahnwehauslöſende
Doppelgriffe der Quietſchgeige des angehenden Saraſate in der
Violinklaſſe .."
Zwiſchendrin iſt die all meine Pulſe ſchlagende Piepsſtimme
bei Leiſe, keiſe, fromme Weiſe angelangt und ſchmettert dieſen
Satz im kff, weil ſie in auswendig kann, von der Singſtunde in
der Höheren Töchterſchule her noch aus der Theorieklaſſe
verwirren ſich vereinzelte Tatata=Dreiklänge an mein Ohr, im
Sekretärzimmer klingelt das Telephon 15 Minuten lang, wei
der Sekretär in der Weinſtube gegenüber frühſtückt und das
Fräulein vom Amt ruppig wird . . . ." aus dem Kaſtellanzim=
mer
hört man ſchrill die Direktorenglocke, ungeduldig, dringend,
mehrfach . . . auf der Straße raſſelt, rattert und hupt im tie=
fen
Baß ein Laſtwagen, klingelt die Eelktriſche, weil eine alte
Baſe mitten auf dem Gleiſe noch ihrer Nachbarin den neueſten
Klatſch aufſchwatzen will und nicht wegzubringen iſt .. . ."
kommt die Treppe elegant herunter ein werdendes Genie, ren=
nomiſtiſch
O du mein holder Abendſtern durchs ganze Haus
vor ſich hinſingend, übt im Untergeſchoß ein Poſauniſtenjünger
Behüt dich Gott, es wär ſo ſchön geweſen dringen aus
dem Kaſſenzimmer erregte Stimmen im prestissimo kurioso,
Meinungsverſchiedenheiten über unbezahltes Honorar .....
In meinem Kopf ſpielen die akuſtiſchen Eindrücke, wie in
einem Kaleidoſkop. Da wendet ſich der Gaſt mit Grauſen.
Auf der Straße, der Stätte des Lärms, atme ich Ruhe, wohl=
tuende
Stille. Straßenbahn= und Autolärm deuchen mir Sphä=
renklänge
im ppp smorzando. Ja ſo, was hatte ich denn eigent=
lich
drinnen gehört?. Sa, richtig: 88 war Muſik,

Der Kultusminiſter an Max Kretzer. Als Glück=
wunſch
zu ſeinem 70. Geburtstag erhielt der Schriftſteller Max
Kretzer vom Kultusminiſter folgende Zeilen: Hochverehrter
Herr Kretzer! Den Glückwünſchen, die Ihnen zugegangen ſein
werden, und dem, was Ihnen dabei für ein faſt fünfundvierzig=
jähriges
, fruchtbares und hochgeſtimmtes, dichteriſches und
ſchriftſtelleriſches Schaffen, insbeſondere auf dem Gebiet des
deutſchen und Berliner Romans von der großen Gemeinde Ihrer
Leſer und Verehrer zum Ausdruck gebracht worden iſt, ſchließe
ſich mich mit den beſten Wünſchen für viele weitere Jahre der
Geſundheit und eines erfolreichen Wirkens an. In größter Hoch=
achtung
bin ich Ihr ergebenſter Dr. O. Boelitz. Auch der
Oberbürgermeiſter von Berlin, Böß, hat ſich in
ähnlicher Weiſe zu dem Jubilar geäußert.
Das Juniheft von Velhagen & Klaſings
Monatsheften veröffentlicht mehrere Beiträge, die zwar
von berühmten Forſchern und Gelehrten ſtammen, aber doch in
weiteſten Kreiſen der deutſchen Leſerwelt warme und verſtänd=
nisvolle
Aufnahme finden dürſten, weil ein überaus reicher Bil=
derſchmuck
zur Veranſchaulichung beiträgt. Da ſpricht der Direk=
tor
des Muſeums für Völkerkunde, Prof. Dr. Albert v. Le Cog,
über die Brücke zwiſchen dem Hellenismus und dem Chineſen=
tum
Prof. Dr. Ed. Heyck über den Stammbaum der Lady Go=
diva‟
Ein Wunder deutſcher Technik, nämlich das Leunawerk,
führt ein gut eingeweihter Fachmann vor, unterſtützt durch aus=
gezeichnete
Aquarelle von Georg Wagenführ. Die bei Velhagen
E Klaſing nie fehlende Künſtlermonographie iſt in dieſem Heft
den Schöpfern des neuen religiöſen Bildes gewidmet: der Kunſt=
hiſtoriker
Prof. Dr. Joſeph Popp gibt an der Hand von ſiebzehn
ein= und mehrfarbigen Wiedergaben von Gemälden einen geiſt=
reichen
und tiefſchürfenden Vortrag über die künſtleriſche Ent=
wicklung
von Menzel, Thdma, Gebhardt, Steinhauſen, Keller,
Uhde, Jagerſpacher, Samberger und Stuck bis zu den jüngeren
Revolutionären: Joſef Eberz, Heinrich Nauen, Karl Caſpar,
Otto Lange, Dietz Edzard u. a. Außer dem Roman Der Apfel
der Eliſabeth Hoff von Wilhelm Hegeler bringt das Heft noch
Dichtungen und Erzählungen von Otto Ernſt, Walter von Molo,
Paul Gurk, Eva Dunker u. a. Acht Kunſtbeilagen in Mehrfarben=
druck
und Tondruck zeigen einen Ausſchnitt aus dem künſtle=
riſchen
Schaffen unſerer Tage, wie es die letzten großen Kunſt=
ausſtellungen
ihren Beſuchern vorführten. Auf allen kulturellen
Gebieten gehen Velhagen & Klaſings Monatshefte helläugig mit
und ſichern ihren Leſern neben herzerfriſchenden Gaben der Kunſt
und Pgeſie auch ſtets den Anſchluß an die ſchöpferiſche Beit

[ ][  ][ ]

Hospiz und Vereinshaus
Obergaſſe 12 (nächſt der Inf.=Kaſerne). Telephon 1767
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Große und kleine Säle für Porträge und Konferenzen.
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Dienstag, den 17. Juni
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Johann Strauß Wien
verſtärktes Philharm. Orcheſter (Streichorcheſter).
Das Konzeri findei bei ſeder Witierung ſtatt.
Bei ungünſtiger Witterung Stuhl=Konzert im großen Saal.
Unfang 8 Uhr. * Eintritt a Mk. 1. und Steuer.
Karten im Vorverkauf bei:
Konzeri=Arnold, Wilhelminenſtraße und
Muſikalienhandlung L. Schutter, Eliſabethenſtraße.
Im Programm Kompoſitionen von Joh. Strauß Vater /
Joh. Strauß Sohn / Eduard Strauß / Joſef Strauß und
Johann Strauß Enkel.

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Gedeck Mk. 0.80
Mk. 1.20

Kraftbrühe mit Einlage
Kalbsnierenbraten
Kartofieln, Spinat
Mk. 1.50
Suppe
Rehkeule nach Jäger-Art
umiegt mit Gemüsen
Salzkartoffeln
Kompott

Suppe
Lendenbraten
loffeln, Gurken- u. Kopfsalat
Mk. 2.50
Kraftbrühe mit Einlage
Kabliau gebacken,
Sauce Remoulade
Rehrücken
Kartoffeleroguette, Blumenkohl
Erdbeer nach Melba

Rummelbräu Spezialbier nach Münchener und Pilsner Art
Im Ausschank la offene und Flaschen-Weine
ff. Bohnenkaffee, Schlagsahne, Schokolade,
Eis, Kuchen und Torte
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Eintritt frei.
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Beſſungerſtraße 98 geführte,
Kolonialwaren=Geſchäft
und bitte höflichſt die geehrte Einwohnerſchaft von Bessungen, das
Herrn Friedrich entgegengebrachte Vertrauen auch auf mich übertragen zu wollen.
Gleichzeitig empfehle ich mich
hochachtungsvoll

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Beſſungerſtraße 98

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abends 8½ Uhr

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* (Brauerei Anker).
Tagesordnung
1. Mitteilungen,
2. Bericht über
den Züchtertag in Frankfurt a. M., 3. Vor=
trag
über ſchwarze Bantam, 4, Verkauf eines
Zuchtſtammes Pekingenten, 5. Verloſung
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Ständige Markttage: Montag, Mittwoch und
Freitag, von nachmittags 2 Uhr ab.
Zu reger Beteiligung ladet ergebenſt ein
Der Marktvorſtand

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Heute, Sonntag, 15. d. Mis.
Sar Konzerie
von 4Z u. von 811 Uhr.
Eintritt frei. ( 17344

Alice=Frauenverein
(Heſſiſcher Landes=Frauenverein vom Roien Kreuz
Die Mitglieder des Vereins, ſeine
Abteilungen u. Zweigvereine werder
zu der am 30. Juni ds. Js., nach=
mittags
2 Uhr, im Feſiſaale des
Muſikvereins (Steinſtraße 24) zu
Darmſiadt ſiattfindenden
25. ordentlichen
Mitglieder=Verſammlung
mit der durch die Satzung vorge=
ſchriebenen
Tagesordnung hierdurch
ergebenſt eingeladen. (7865
Darmſtadt. Für den Hauptvorſtand:
15. Juni 1924
Dr. Kratz.

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Der Ritt ums Glück
Eine Geschichte aus dem New-
Torker Wilden Westen in 4 Akten
In der Hauptrolle:
Douglas Fairbanks

Residenk-Tndärel

Der deratenter
Sittenroman in 6 Akten
In der Hauptrolle: Ofte Gebühr
ADas Weib auf
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In der Hauptrolle:
Grete Reinwald, Hermann Thimig
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Anfang 6 Uhr (*17287 Ende 1 Uhr

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Heute nachmittag 4 Uhr
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moniſchen
Orcheſter.
Leitung Herr R. Ludwig.
Der Nebengarten iſt für Nicht=
konzertbeſucher
reſerviert.
Ab 7 Uhr Tanz im großen Saal
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Sotosssttsscllesssssttt

Heute Sonntag
Herrngarten, ab 11 uhr
Promenade=Konzert
(Militär=Konzert) ausgeführt vom Phil=
harmoniſchen
Orcheſter (Leitung F. Mickley).
Von 111 Uhr iſt jede Perſon, die in
obigem Garten promeniert, verpflichtet, das
Eintrittsgeld zu bezahlen. Der Vorwand, den
Garten nur als Durchgang zu benutzen, und
dennoch dem Konzert beizuwohnen, iſt vor=
(7880
ſätzlicher Betrug.

Großes
Kinderfeft
des Vereins Freundinnen
junger Mädchen
am Mittwoch, den 18. Juni 1924,
nachmitt. 3 Uhr, im Garten des
Saalbau, bei ungünſtiger Witte=
rung
im Gartenſaal und Neben=
räumen
.
Eintriitskarten 30 Pfennig.
Viele Wettſpiele mit Preiſen,
gr. Verloſungen, Eureka= Schieß=
ſtände
, großes Kaſperletheater
(Leitung: Opernſänger Göbe!
uſw. zu 5, 10 u. 20 Pfg.
Erfriſchungen durch die Saalbau=
wirtſchaft
, Kleingeld mitbringen.
(7849

Deutſche Zugendherbergen
O. S. Darmſtadt
Am Dienstag, den 17. Juni 1924,
abends 8 Uhr (*17362
außerordentliche
Mitglieder=Verſammlung
in der Jugendherbeige, Dieburgerſtraße 26

[ ][  ][ ]

Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 15. Juni.
Südweſtdeutſche Kunſtausſtellung Darmſtadt 1924. Beſuch und
Verkauf ſchreiten in günſtiger Weiſe vorwärts. In den Pfingſttagen be=
ſuchten
nahezu 500 Perſonen die Ausſtellung. An Verkäufen kamen zu
den drei gemeldeten hinzu: Farben=Holzſchnitte Rom und Spaniſche
Treppe von Emma Nachtigal, Stuttgart; Winter im Hunsrück‟. Oel=
bild
von Karl Müller=Tenckhoff, Mainz; Gelehrter, Holzſchnitt von
Margit Manz, Alzeh; Blumenſtilleben, Oelbild von Luiſe Deicher,
Stuttgart; Landſtraße in Oberbahern, Oelbild von Friedrich Fehr,
Karlsruhe; Märznachmittag, Oelbild von Gerhard Pfaff. Darm=
ſtadt
.
H.
Die Ausſtellung Hammann, Bensheim. kann nur noch dieſe Woche
gezeigt werden, und endet am 21. d8. Mts. Die Ausſtellung ſelbſt wurde
durch eine Kollektion Künſtlerſchmuck ergänzt und iſt auch am Sonn=
tag
von 111 Uhr geöffnet.
Klopſtockfeier. Mittwoch, den 18. Juni, im Landestheater. Außer
den Mitgliedern des Sprachvereins bekommen Studierende der Hoch=
ſchule
und Hörer der Volkshochſchule in Sängs Buchhandlung Karten
zu halbem Preiſe. Uebriger Verkauf an der Tageskaſſe des Kleinen
Hauſes.
Kammermuſikkonzert. Da Herr Hans Hoefflin erkrankt iſt, hatte
Herr Konzertſänger Franz Müller die Bereitwilligkeit, für ihn in
der Uraufführung des Werkes von Bodo Wolf am nächſten Montag im
Großen Haus einzuſpringen.
Verlegung von Zufatzmieten ins Große Haus. Da das Kleine
Haus wegen Inſtandſetzungsarbeiten am 22. Juni geſchloſſen werden
muß, iſt es nicht möglich, die letzten Vorſtellungen für alle Zuſatzmieten
im Kleinen Haus zu halten. Es wird deshalb eine Verlegung ins Große
Haus notwendig. So fällt in dieſer Woche die Aufführung von Hans
Heiling am Mittwoch, den 18. Juni, den zur Vollmiete B gehörigen
Zuſatzmieten II und IIII zu. Die Inhaber dieſer Zuſatzmieten benützen
im Großen Haus die Plätze, die ſie in der Vollmiete B haben; ſie erhal=
ten
die für den Abend gültigen Eintrittskarten gegen Vorzeigung der
Mietquittung am Dienstag, den 17., und Mittwoch, den 18. Juni, vor=
mittags
von 912½ und nachmittags von 351. Uhr an der Hauptkaſſe
des Landesthegters. Es wird beſonders darauf aufmerkſam gemacht, daß
ein Umtauſch an der Abendkaſſe des großen Andranges wegen nicht mög=
lich
iſt.
Kinbertänze unter Leitung von Wera Donalies. Die Uebungs=
ſtunde
ſoll eine Ueberſicht über die Tätigkeit mit den Kindern zeigen, die
von einem Jahr und mehr bis herunter zu 6 Wochen mit Fräulein
Donalies gearbeitet haben. Die Aufgabe beſteht darin, den Kindern das
Weſen des Tanzes auf möglichſt leichte und ſpieleriſche Art näher zu
bringen. Dieſer Weg geht nur über die Beherrſchung des Körpers und
deshalb beginnt die Arbeit mit ganz einfachen körperlichen Uebungen,
Bewegungsrhythmen und Lockerungsübungen, die allmählich in das Ge=
biet
des tänzeriſchen Rhythmus hineinwachſen. Wenn ſich dann nach und
nach das Gefühl für den Körper entwickelt hat, beginnt die Auseinander=
ſetzung
mit der Muſik. Die Kinder ſollen nun verſuchen, der Bewegungs=
linie
der Muſik näher zu kommen und ſie in die tänzeriſche Bewegung
umzuſetzen. Dadurch kommen ſie dann zur freien Improviſation und zum
Finden eigener Rhythmen. Der zweite Teil iſt der Verſuch einer tänze=
riſchen
Nachſchöpfung der Kinderſzenen von Schumann, an der die Kin=
der
ſelbſt mitgearbeitet haben.
Sommerſpielzeit Bruno Harprecht. Auch in dieſem Jahre
hat Bruno Harprecht wieder die Leitung der Sommerſpielzeit
übernommen, und nicht nur ein ausgezeichnetes Enſemble, ſon=
dern
auch einen ausgewählten Spielplan zuſammengeſtellt.
Neben den neueſten Schwänken, die gegenwärtig über unſere
Luſtſpielbühnen tollen, wie Die vertagte Nacht, Sein Fehl=
tritt‟
. Das ſilberne Kaninchen, Charly uſw. iſt auch für lite=
rariſche
Koſt geſorgt: Björnſon: Wenn der junge Wein blüht,
Hirſchfeld: Agnes Jordan, Kaiſer: Kolportage‟. Aber auch
das gute alte Luſtſpiel, das nach den Erfahrungen der letzten
Jahre immer ſehr gefallen hat, wird nicht fehlen; vorgeſehen ſind
auf vielſeitigen Wunſch: Die ſeelige Erzellenz und Die fünf
Frankfurter. Im Rahmen einer Nachtvorſtellung erſcheint im
Spielplan Die Henkersmahlzeit von Hans Bachwitz, dem be=
kannten
Verfaſſer der Galanten Nacht. So wird der Spielplan,
der durch Gaſtſpiele noch abwechſlungsreicher geſtaltet wird, in=
folge
ſeiner Vielſeitigkeit jedem etwas bringen, zumal auch die
Preiſe äußerſt niedrig gehalten und den Zeitverhältniſſen an=
gepaßt
ſind. Die altbewährten Montags= und Donnerstags=
mieten
werden auch dieſes Jahr wieder eingerichtet. (Siehe heu=
tiges
Inſerat und Plakatanſchlag.)
Orpheum. Frankfurter Theater=Gaſtſpiel.
Heute Sonntag, den 15. Juni, findet eine einmalige Aufführung
der Liebesinſel Luſtſpiel in 3 Akten von Auguſt Neid=
hart
, ſtatt. Vorverkauf im Verkehrsbureau von 10 bis 12 Uhr,
an der Orpheumskaſſe ab 3 Uhr. (Näheres ſiehe Anzeige.)
Die Konzertdirektion F. Myckley hat unter Aufwendung bedeutender welche infolge ſeitheriger Abweſenheit oder Verhinderung die Er=
Koſten für unſere Stadt ein Senſationsgaſtſpiel geſichert. Johann höhungen ihrer Bezüge für den Monat Juni noch nicht abgeholt haben.
Strauß, der ehemalige K. K. Hofballkapellmeiſter, gaſtiert am kommen=
den
Dienstag, den 17. Juni abends 8 Uhr, im Städt. Saalbau, mit dem (Zimmer 18) in Empfang zu nehmen.
bedeutend, verſtärkten Philharmoniſchen Orcheſter. Johann Strauß hat
es ſich zur Aufgabe gemacht, als berufenſter Interpret die unvergäng=
lichen
Werke ſeiner Familienvorgänger in ihrer charakteriſtiſchen Art mit
den ihm unterſtellten Orcheſtern dem Publikum vorzuführen. Ueber die
meiſterhafte Art, wie er die Wiener Muſik, die klaſſiſchen Operetten und in der Nähe des Teutoburger Waldes einen großen Neubau für ihre
Walzer zu interpretieren verſteht, iſt die Kritik des In= und Auslandes
voll des Lobes. Mit Johann Strauß III. ſteht dieſe intereſſante be= jetzt in kurzer Zeit zwei neue Erholungsheime erſtanden. Vor kurzem
rühmte Wiener Tonkünſtler=Familie durch drei Generationen nun ſchon erwarb ſie das große, wunderbar gelegene Kurgartenhotel in Trave=
100 Jahre in der Oeffentlichkeit.
Arbeitsgemeinſchaft Darmſtädter Jugendverbände. Die Führer gründlich aufriſchen wollen, einen ganz vorzüglichen Aufenthalt. Nun=
Dienstag abend 7 Uhr pinktlich im Haus der Jugend, Stiſtſtraße 4, zu das Nurhaus Auguſtabad am Tollenſeſe bei Neubrandenburg in,
einer Beſprechung über den Herbergsfilm am Montag, den B., Diens= Mecklenburg noch erworben. Das Kurhaus iſt im Schweizer Stil er=
tag
, den 24., Mittwoch, den B. zu erſcheinen. Die Beſprechung iſt kurz, baut und liegt unmittelbar an dem 20 Quadratkilometer großen See
Turnverbände bitten wir, das Nundſchreiben des Amts für Leibesübun= ſeinen großen Sälen, Veranden und wundervollen Parkanlagen ſtellt
nen die Ev Verbände, das des Georg Bruſt zu beachten. Alles Nähere einen Luſtkurort erſten Nanges darz es hat eine entzückende Fernſicht
in der Geſchäftsſtelle, Stiftſtraße 45.
Südweſtdeutſcher Radio=Klub, Ortsgruppe Darmſtadt. Von der
Oberbürgermeiſterei wird uns mitgeteilt, daß mehrfach in Darmſtadt Krankenkaſſe nennt damit fünf Erholungsheime für Erwachſene und drei
Antennen gebaut wurden, die eine Straße kreuzen. Zur Anlage ſolcher Kinder=Erholungsheime ihr Eigen. In ſämtlichen Heimen finden die
iſt die Genehmigung der Oberbürgermeiſterei erforderlich. Wir erſuchen Mitglieder bei mäßigem Preiſe vorzüglichſte Unterkunft und haben Ge=
unſere
Mitglieder, ſoweit von dieſen ſolche Anmeldungen nicht gemacht legenheit, ihre Urlaubszeit aufs beſte zu verbringen.
worden ſind, dieſe ſchleunigſt nachzuholen, da ſie ſonſt mit Unannehmlich=
reiten
zu rechnen haben. Auskünfte erteilt der Schriſtführer in den
Sprechſtunden. Anſchließend machen wir wiederholt darauf aufmerkſam. Ueber eine hier abzuhaltende Ortsſchau wurde Einigung erzielt und
daß der Rundfunkempfang ohne Lizenz nur für Detektorempfänger ge= auf 31. Auguſt feſtgelegt. Reiche und baldige Anmeldungen hierzu ſind
ſtattat iſt, ſofern dieſes Gerät beim zuſtändigen Telegraphenamt ange= erwünſcht, wie auch ebenſo für den Hähnleiner Zuchtviehmarkt am
meldet wurde. Empfang mit ſogenannten Experimentiergeräten iſt nur
mit entſprechender Lizenz geſtattet, die der Klub erteilt. Unerlaubter Ausgedehnt beſprochen wurden die Ziegenerkrankungen, beſtehend in
Empfang wird z. T. recht empfindlich beſtraft. Wir bitten, mangelnde 2
Empfangsgenehmigungen unverzüglich nachzuholen. Anmeldungen zum Entſtehung und Art der Mittel zur Heilung gingen die Meinungen
Klub ſind bei deſſen Schriftführer, Buchhändler Lange, Mühlſtraße 59, ſtark auseinander indem altbewährte Hausmittel den Medikamenten
zu richten. Die Mitglieder des Klubs werden erſucht, die in der ganzen entſchieden vorzuziehen ſeien. Als Vorbeugungsmittel bei Knochenweiche
Stadt verteilten Aushänge mit dem Programm der nächſten 14 Tage zu .
beachten.
ſationsfilm in 5 ſpannenden Akten, mit Luciano Albertini als Furio verein macht gute Fortſchritte.
Albertis in der Hauptrolle. Frei wie die Beherrſcherin des Ozeans iſt
Furio Albertis glutentbrannte Seele und keuſch wie die Morgenſonne am Montag, den 2., Dienstag, den 24. und Mittwoch, den B5. Juni,
diejenige der holden Cechl, als ſie ſich zum erſtenmal begegneten und abends 8 Uhr, im Saalbau, je einen Lichtbildervortrag über Jugend=
Blicke austauſchten, die entſcheidend für die Zukunſt werden, welche ſie h
ſch ſonnig und ſchön erträumen. Was geht ſie die Welt and Was ſchert ermäßigung von 25 Pfg. für die Vorſtellung zugeſtanden. Wir erſuchen
ſee die menſchliche Miſere? Es gibt nur ein Geſetz; ſich lieben! Und die die Vereinsvorſtände, uns bis längſtens Donnerstag, den 19. d. M., die
Wipfel neigen ſich, um die ewig ſchöne göttliche Melodie zu vernehmen, 2
tie lieblich und luſtig erklingt und harmoniſch dahinfließt wie ein friſcher ſchriftlich mitteilen zu wollen. Der Betrag iſt bei der Beſtellung ſofort
Quell. Aber das Leben wäre zu ſchön, wenn es nur der Befriedigung zu zahlen.
tvn Leidenſchaften und Liebesglut (und =Kummer) gewidmet ſein könnte:
es heißt auch Verzicht, Sorge und Kummer zu tragen. Möge nun der am 16. Juni auf eine 30jährige Dienſtzeit bei dem Polizeiamt Darm=
Film weiter für ſich ſprechen. Menſchen und Masken betitelt ſtadt zurück.
ſch der zweite Schlager, deſſen 1. Teil Der falſche Emir in 6 fabelhaften
Akten über die Leinwand geht. Die Hauptrolle und zugleich Doppelrolle 9
ſpielt der an waghalſigen Senſationen alles übertreffende Harry Piel burtstag. Frau Krumb, die Mutter von Flugzeugfabrikant Hch. Weckler
Vöirklich ein ſehenswertes und reichhaltiges Programm, mit den zwei und Marg. Fiſcher, Kolonialwarenhandlung, Moosbergſtraße 49, iſt
a
größten Senſationsdarſtellern Harry Piel und Luciano Albertini.
m

Wochenſpielplan des Heſſiſchen Landestheaters
von Sonntag, den 15., bis Sonntag, den 22. Juni.
Großes Haus.
Sonntag: 6 Uhr, Ende 10 Uhr: Der Roſenkavalier, Oper von
R. Strauß. Sondermiete 22 (17). Preiſe 1 bis 10 Mk.
Montag: 6 Uhr: Kammermuſik=Abend anläßlich der Tonkünſt=
lerfeſtes
Frankfurt a. M.
Preiſe 1 bis 10 Mk.
Mittwoch: 7 Uhr, Ende 10 Uhr: Hans Heiling. Zuſatzmieten
II (12) und VIIT (11), Schülermiete rot 10. Preiſe
1 bis 10 Mk.
Donnerst.: 7 Uhr, Ende 9½ Uhr: Saul, Tragödie von Ludwig
Berger. C 24, 6 11. Preiſe 0,70 bis 7 Mk.
Freitag: 7 Uhr, Ende gegen 10 Uhr: Cavalleria ruſiicana,
hierauf: Der Bajazzo. K 24. Preiſe 1 bis 10 Mk.
Samstag; Keine Vorſtellung.
Sonntag: 6 Uhr, Ende 10 Uhr: Carmen. Neuinſzeniert von
Guſtav Hartung. Zuſatzmiete X (11). Preiſe 1,50
bis 15 Mk.
Kleines Haus.
Sonntag: 6 Uhr: Kindertänze unter Leitung von Wera Dona=
lies
. Preiſe 0,60 bis 3 Mk. Abends 9 Uhr: Zum
erſten Male: Anarchie in Sillian, Schauſpiel von
Arn. Bronnen. Außer Miete. Preiſe 1 bis 5 Mk.
Montag: Keine Vorſtellung.
Dienstag: 7½ Uhr, Ende 91 Uhr: Der Liebestrank, Schwank
von Wedekind. Preiſe 0,60 bis 3 Mk.
Mittwoch: 7 Uhr: Klopſtockfeier des Deutſchen Sprachvereins.
Abends 91 Uhr: Zum erſten Male wiederholt:
Modeſpiele.
Donnerst.: 7 Uhr, Ende 10 Uhr: Die heimliche Ehe‟, Oper von
Cimaroſa. Zuſatzmiete V (12), Schülermiete gelb 9.
Preiſe 1 bis 5 Mk.
Freitag: 7 Uhr, Ende 9½ Uhr: Giovanni und Annabella.
Sondermiete 22 (18). Preiſe 1 bis 5 Mk.
Samstag: 7 Uhr: Letzter Beethoven=Abend des Drumm= Quar=
tetts
. Preiſe 1 bis 3 Mk. Abends 9½= Uhr:
Arnachie in Sillian. Preiſe 1 bis 5 Mk.
Sonntag: 7 Uhr, Ende 9½ Uhr: Bürger Schippel, Komödie
v. Sternheim. Zuſatzmiete IX (11). Pr. 1 bis 5 Mk.

Sommerſpielzeit Bruno Harprecht
im Kleinen Haus des Heſſ. Landestheaters (28. Juni bis 31. Auguft)
Mieteinladung
Für die Sommerſpielzeit werden wieder zwei Mietreihen
eingerichtet, Montags= und Donnerstagsmiete, die je
acht Neuheiten umfaſſen, Schriftl. Anmeldungen bis
einſchl 22. Juni an die Kaſſe des Kleinen Hauſes erbeten.
Ermäßigte Preiſe für acht Vorftellungen:
Logen
27 M.
2. Balkon 17 M.
Sperrſitz und 1. Balkon 20 M.
1 Rang 14M.
2 Rang und 1. Parterre 10 M.
2. Parterre
6 M.
Die Ausgabe der Mietkarten erfolgt an der Kaſſe des
Kleinen Hauſes am Dienstag, den 24. Juni u. Mittwoch,
den 25. Juni, vorm. von 10-1 Uhr u. nachm. von 35 Uhr.
Eröffnungs=Vorſtellung: Samstag, 28. Juni 1924
Wenn der junge Wein blüht . . ."
mit Robert Nhil (Hamburg) und Frieda Eichelsheim
als Gäſie.
7780

Diejenigen Staatsbeamten i. R. und Beamtenhinterbliebenen,
werden gebeten, dieſelben umgehend bei der Landeshypothekenbank=
Soziale Arbeit der kaufmänniſchen Erſatzkaffen. Vor einigen
Wochen hat die Krankenkaſſe des G.dA. die bekannte Krone in Auer=
bach
als Erholungsheim für ihre Mitglieder angekauft. Kurze Zeit
darauf hörte man von den großen Plänen der Barmer Erſatzkaſſe, die
Mitglieder aufführt. Die Deutſchnationale Krankenkaſſe Hamburg hat
münde. Der D.H.V. bietet damit ſeinen Mitgliedern, die ihre Nerven
bezw. deren Vertreter der Jugendverbände bitten wir dringend, am mehr hat die Deutſchnationale Krankenkaſſe als weiteres Erholungsheim
baber bünktlich zur Stelle, und keine Gruppe fehle. Die Sport= und inmitten herlicher Waldungen. Das Heim mit ſeinen 42 Zimmern,
über den von prächtigen Buchenwäldern umrahmten See, der Gelegen=
heit
zu allerlei Waſſer= und Angelſport bietet. Die Deutſchnationale
Die Monatsverſammlung des Ziegenzuchtvereins Darmſtadt be=
gann
mit dem Bericht über den Verlauf des Bezirkstages Modautal.
12. Juli. Anmeldungen zur Körung müſſen daher kurz befriſtet werden.
Darm und Euterentzündung. Durchfall und Trommelſucht. Ueber die
ſei Bohnenſchrot dem Hafer vorzuziehen. Auf die Nachteile der Gras=
bleichplatzfütterung
, wie auch auf den Uebergang zu reiner Grünfütterung
Palaſt=Lichtſtiele. Die Todesſpirale, ein Zirkus=Sen= wurde hingewieſen. Die Aufzucht eines Jungbockes für den Hochzucht=
Der Zweigverein für Jugendherbergen, Darmſtadt, veranſtaltet
herbergen‟. Den uns angeſchloſſenen Vereinen wurde eine Preis=
Anzahl der von ihnen benötigten Karten und für welchen Abend beſtimmt,
Dienſtfubiläum. Polizeioberaſſiſtent Auguſt Gölz, hier, blickt
Hohes Alter. In voller Rüſtigkeit begeht am Montag, den 16.
Juni, Frau Eliſabethe Krumb Wwe., Moosbergſtr. 49, ihren 80. Ge=
allen
Beſſunger Büigern ſehr bekannt.

Der Beſuch deuſcher Tonlſnſſer in Danſadt.
Die Einladung der Stadt Darmſtadt an die Teilnehmer des
54. Tonkünſtlerfeſtes in Frankfurt hat in Künſtlerkreiſen beſte
Aufnahme und Anerkennung gefunden. Eine erfreulich große
Zahl von Anmeldungen erſter Vertreter aus Kreiſen der Künſtler=
ſchaft
und Preſſe liegen vor. Vor allem ſollen ihnen die Sehens=
würdigkeiten
Darmſtadts gezeigt werden, worüber ſie ein kurzer
Ausflug an das Oberwaldhaus und eine Beſichtigung der Aus=
Dienstag: 7 Uhr, Ende nach 10½ Uhr: Tannhäuſer. 4 24. ſtellung auf der Mathildenhöhe und eventuell des Schloß=
muſeums
unterrichten ſoll. Für das Kammermuſik=Konzert mit
den Uraufführungen Darmſtädter Komponiſten herrſcht in den
Fachkreiſen regſtes Intereſſe. Es iſt zu hoffen, daß die hieſige
Bevölkerung dahinter nicht zurückſtehen und durch zahlreichen
Beſuch des Konzertes unſeren Gäſten ein günſtiges Bild des
Darmſtädter Muſiklebens bieten möge, zu Ehren unſerer Stadt
und der hieſigen in entgegenkommender Weiſe bei dem Feſt mit=
wirkenden
Künſtler.
Der geſellige Teil beginnt nach dem Konzert im Städtiſchen
Saalbau mit einem Gartenfeſt, das bei ſchlechter Witterung in
den von H. Pfeil künſtleriſch dekorierten Sälen ſtattfindet. Hier=
für
ſowie für das Kammermuſik=Konzert hat der öffentliche
Kartenverkauf begonnen. Die künſtleriſche Leitung hat Herr
Intendanzrat Baumeiſter, was wohl die Qualität eines aus=
gezeichneten
bunten Programms verbürgt. Konferenzier iſt
Herr Jürgas, das geſchätzte Mitglied des Landestheaters. Eine
große Anzahl erſter Kräfte unſerer Bühne wirkt mit. Beſonderen
Glanz verleiht dem Feſt das geſamte Landestheaterorcheſter unter
Leitung von Herrn Kapellmeiſter Roſenſtock, das mit einem Wal=
zer
von Johann Sttauß und zwei Militärmärſchen von Richard
Strauß einen ſeltenen Genuß bereiten wird. Allerhand Ueber=
raſchungen
und heitere Darbietungen ſind vorgeſehen. Im Gar=
tenſaal
wird getanzt.
So ſcheinen alle Vorbedingungen für ein gutes Gelingen
des Feſtes gegeben, das ſicher bei der hieſigen Bevölkerung Bei=
fall
finden und den Gäſten Darmſtadt in guter Erinnerung
halten wird.
RDV Neue Paßbekanntmachung mit Erleichterungen. Die Schran=
ken
, die während des Krieges auf dem Gebiete des Paßweſens auf=
gerichtet
waren, haben aus Gründen verſchiedenſter Art, insbeſondere
wegen der unſicheren politiſchen und wirtſchaftlichen Verhältniſſe, leider
noch immer nicht beſeitigt werden können. Die für die Paßpolitik ver=
antwortlichen
Behörden haben ſich jedoch ſtändig von dem Gedanken
leiten laſſen, daß die Erſchwerniſſe und Unbequemlichkeiten, die mit dem
Paßweſen verbunden ſind, nach und nach in dem Maße gemildert wer=
den
müſſen, als es die Verhältniſſe geſtatten. Zu dem hiernach ſeit
langem eingeleiteten Abbau waren zahlreiche Einzelanordnungen nötig,
durch die fowohl das Publikum wie die Behörden die Ueberſicht über
das, was rechtens iſt, verloren. Da dieſer Zuſtand einer glatten Ab=
wicklung
des Verkehrs nichts weniger als förderlich iſt, hat ſich, um
für die Zeit bis zur völligen Aufhebung des Paß= und Sichtvermerks=
zwanges
bei den Behörden und im Publikum möglichſte Klarheit zu
ſchaffen, der Herr Reichsminiſter des Innern entſchloſſen, die geltenden
Paßbeſtimmungen in einer Bekanntmachung zuſammenzufaſſen, die dem=
nächſt
im Reichsgeſetzblatt veröffentlicht werden wird. Dieſe Bekannt=
machung
beſchränkt ſich nicht nur auf die Wiedergabe der beſtehenden
Vorſchriften, ſondern bringt auch eine Reihe nicht unweſentlicher Er=
leichterungen
. Erwähnt ſei, daß die Päſſe in der Regel auf zwei
Jahre und mit Geltung für das In= und Ausland ausgeſtellt werden
ſollen. Bei Erteilung des Sichtvermerks können die Behörden auf das
perſönliche Erſcheinen des Bewerbers verzichten. Die Geltungsdauer
der Sichtvermerke ſoll künftig nicht mehr vom Tage der Erteilung lau=
fen
, ſondern Beginn und Ende der Geltungsdauer kann nach dem tat=
ſächlichen
Bedürfnis des Reiſenden feſtgeſetzt werden. Darüber hinaus
iſt für Rückreiſe=Sichtvermerke mit einer Höchſtdauer von einer Woche
vorgeſehen, daß ihre Geltungsdauer innerhalb einer längeren Nutzungs=
friſt
erſt mit dem erſten Grenzübertritt beginnt. Gleichzeitig iſt eine
Neuregelung des Paß= und Sichtvermerk=Gebührenweſens geplanr die
ſich zur Förderung des Verkehrs im allgemeinen an möglichſt niedrige
Sätze hält. Die neue Paßbekanntmachung tritt am 1. Juli in Kraft.
Vorausſichtlich werden zum gleichen Zeitpunkt auch die Vorſchriften über
die neuen Gebührenlätze eingeführt.
Turngeſellſchaft Darmſtadt 1875 Wanderabteilung. An dem
kommenden Sonntag, den 22. Juni, findet die nächſte Wanderung
der Wanderabteilung ſtatt. Die Abfahrtszeit iſt auf 7 Uhr ab Haupt=
bahnhof
feſtgelegt und gehts bis Bickenbach; von hier Fußmarſch über
Alsbach, Alsbacher Schloß, Auerbacher Schloß, weiter nach Fürſtenlager,
zum Beſuche der Sonnwendfeier des Mittelrheinkreiſes der Deutſchen
Turnerſchaft. An alle Turnfreunde richten wir die Bitte, beteiligt Euch
recht zahlreich an dieſer Feier, wo der Jugendwart des 9. Kreiſes und
andere Führer ſprechen werden. Außerdem wird die Feier durch Volks=
tänze
. Tunſpiele, ſowie Maſſenchöre der Singmannſchaften des Kreiſes
verſchönert werden. Darum Turner, auf nach dem Fürſtenlager. Für
die Teilnehmer an der Sonnwenndfeier am Samstag abend auf dem
Hemsberg iſt die Abfahrt 6.40 ab Hauptbahnhof nach Bensheim. Jedoch
kommen nur diejenigen in Betracht, welche ſich für Nachtquartier an=
gemeldet
haben. Meldungen wegen Jugendfahrſchein ſind bis Freitag
an den Wanderwart abzugeben.
Nächſte Dampferabfahrten der Hamburg=Amerika=Linie. Nach
Neu=York: D. Cleveland am 19. Juni, D. Deutſchland am 21.
Juni, D. Reſolute am 24. Juni, D. Weſtphalia am 26. Juni, D.
Mount Clah am 3. Juli, D. Reliance am 8. Juli, D. Albert Bal=
lin
am 10. Juli, D. Hanſa am 17. Juli. Nach Boſton- Phila=
delphicBaltimore
-Norfolk: D. Emden am 4. Juli,
D. Legia am 25. Juli. Nach der Weſtküſte Nordameri=
kas
: D. Holger a. 28. Juni, M. S. Oſiris ea. 12. Juli, D. Sach=
ſen
ea 26. Juli. Nach Südamerika: D. Jdarwald am B.
Juni, D. Antiochia am 12. Juli, D. Württemberg am 9. Juli
Nach CubaMexiko: D. Toledo am 8. Juli, ein Dampfer am
26. Juli, D. Holſatia am 12 Auguſt. Nach Weſtindien: D.
Haimon am 28. Juni, D. Rugia am 12. Juli. NachOſtaſien:
engl. D. City of Durban am 21. Juni, D. Machon am 28. Juni,
engl. D. Machaon am 5. Juli, D. Oldenburg am 12. Juli, engl. D.
City of Glasgow am 19. Juli, D. Trier am 26. Juli. Mitgeteilt
von dem Vertreter Adolph Rady in Darmſtadt, Zimmerſtraße 1.
Lokale Veranſtaltungen.
Die bierunter erſcheinenden Noiizen ſind ausſchließſich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten,
im leinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritkl.
Ein großes Kinderfeſt veranſtaltet der Verein Freun=
dinnen
junger Mädchen am kommenden Mittwoch, den 18. Juni, nach=
mittags
3 Uhr, im Garten des Saalbaus. Das Feſt bringt für die Kin=
der
alle möglichen Vergnügungen, Spiele und Zerſtreuungen. Es finden
Verloſungen aller Art ſtatt, bei denen es reizende Ueberraſchungen gibt.
Ein Schießſtand mit Eurekagewehnen und ein großes Kaſperletheater
unter der Leitung des bei allen Wohltätigkeitsveranſtaltungen ſo oft und
vielfach bewährten Herrn Opernſängers Göbel, bilden die Hauptanzie=
hungspunkte
. Das Ganze hat den Zweck, den ſegensreichen Zielen des
Vereins Freundinnen junger Mädchen in Darmſtadt neue Mittel und
Freunde zu gewinnen. (Alles weitere durch die Anzeige und Plakate.)
eVolksmiſſion. Die von der Stadtmiſſion angezeigte erſte
Straßenpredigt dieſes Jahres wird heute früh um 9 Uhr im
Herrngarten gehalten.

Kleines Laus
18. Junl 1924
Modespiele
Einmnalige Wiederholung
Nachtwvorstellung

Wie kann man den häßlich entſtellenden mißfarbigen Zahnbelag entfernen?
gründlich nach und ſpüle damit mehrmals aus. Der Erfolg zeigt ſich

Ein Kreis junger Damen und Herren iſt in fröblicher Unterhal=
tang
zuſammen. Eine bildhübſche junge Dame feſſelt die Blicke der
Gerren in ganz beſonderem Maße. Heitere Worte fallen von beiden
Seiten, bis ſchließlich der ſprühende Witz eines Herrn ein ſchallendes
Gelächter auslöſt. Aber, o weh, der entzückende Roſenmund unſerer be=
underten
Schönen birgt eine Reihe graubrauner Zähne. Alle Illu=
ſwnen
ſind dahin. Mangelhafte oder ſchlechte Zahnpflege? Ketten=
jrucherin
?. Und wie leicht könnte ſie dieſen Schönheitsfehler beſeitigen.

Durch Mundwaſſer Zahlpulver und Zahnbürſte allein natürlich nicht;
aber mit der hierfür und bewährten Chlorodont=Zahnpaſte. Nachfol=
gend
die Gebrauchsanweiſung: Man drücke einen 23 am langen
Strang aus der Tube auf die Längsſeite der trockenen Chlorodont=
Zahnbürſte (Spezialedelfabrikat). Nun bürſte man nach allen Nich=
tungen
hin, von vorn nach hinten und von unten nach oben. Dann
tauche man die Bürſte in warmes Waſſer oder Chlorodont=Mundwaſſer
(3 Tropfen hiervon genügen für ein halbes Tiſchalas Waſſer), bürſte

meiſt nach einmaligem Gebrauch. Der Schmelz der Zähne erſcheint in
ſeinem urſprünglichen, ſchönen, elfenbeinartigen Glanz und im Munde
berbleibt ein herrlich erfriſchender Pfefferminzgeſchmack. Kein Wunder
daß die Chlorodont=Mundpflege heute von Millionen in Gebrauch iſt!
Eine Tube Chlorodont, 46 Wochen ausreichend, Mk. 80. Eine
Flaſche Chlorodont konzentriertes Mundwaſſer Mk. ,80. Eine Chlo=
T, I. 7869
rodont=Zahnbürſte Edelfgbrikat Mk. 1.25.

[ ][  ][ ]

Seite 6.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 15. Juni

1DZ4,

Aus Heſſen.

Eberſtadt, 14. Juni. Der Obſtmarkt wird am Mittwoch,
ben 18. d. M., eröffnet.
Eberſtadt, 13. Juni. Verirrtes Kind?. Dieſer Tage ver=
lief
ſich ein noch nicht ſchulpflichtiges Kind einer hieſigen Familie. Schließ=
lich
gelang es einem Einwohner, das vermißte Kind bei einbrechender
Dunkelheit in der Seeheimer Tanne aufzufinden. Das iſt innerhalb kur=
zer
Zeit ſchon der zweite Fall, daß ſich ein Kind verlaufen hat und ge=
ſucht
werden mußte.
A. Hahn bei Pfungſtadt, 14. Juni. Der Gemeindevoran=
ſchlag
für 1924, in dem die Ausgaben zirka 14 000 Mk. höher als die
Einnahmen ſind, wurde vom Gemeinderat in ſeiner letzten Sitzung ge=
nehmigt
. Der Fehlbetrag ſoll durch eine Umlage (Gebäude 20 Pfg.,
Grundbeſitz 60 Pfg. von je 100 Mk. Steuerkapital) aufgebracht werden.
Eich, 13. Juni. An der Hochſpannung verunglückt
An der Hochſpannung verunglückt iſt der 11jährige Sohn von Valentin
Büttel. Der Knabe kletterte an dem Maſt der Ueberlandzentrale em=
por
, um Spatzen aus den Neſtern zu heben. Er geriet an die Drähte,
wurde vom Strom erfaßt und konnte nicht mehr los. Es wurde ſo=
fort
an das Werk telephoniert. Doch bis der Strom abgeſtellt und der
unvorſichtige Knabe befreit war, hatte er bereits derartig ſchwere Brand=
wunden
erlitten, daß an ſeinem Aufkommen gezweifelt wird.
() Viernheim, 13. Juni. Der 24jährige Dienſtknecht Georg Mattern
aus Viernheim, bedienſtet bei Herrn Georg Vommer auf Mücken=
ſtürmer
Hof, hatte ſich wegen fahrläſſiger Tötung vor dem Schöffen=
gericht
zu verantworten. Er hatte mit ſeinem Geſpann die 37jährige
Fuhrmannsehefrau, Eliſe Lang, ſo unglücklich überfahren, daß der Tod
ſofort eintrat. Das Urteil lautete auf 2 Monate Gefängnis.
* Roßdorf, 13. Juni. Gemeinderatsbericht. Eine Reihe
hieſiger Landwirte haben Antrag um Ablenkung des Ortsabfluſſes nach
den Wieſen im Gehren geſtellt. Die Baukommiſſion hat bereits Beſich=
tigung
an Ort und Stelle vorgenommen und ſchlägt die Errichtung einer
Senkgrube vor. Der Gemeinderat beſchließt dies. Die Baufluchtlinie
in der Holzgaſſe wird um 3 Meter zurückgelegt. Fritz Sior wird als
Badediener angenommen. Ein Wagen Kies aus der Gemeindekieskaute
koſtet 1 Gm. Als Pachtpreis für die Gemeindegrundſtücke im Pachtjahr
1224 gilt der 1913er Pacht. Als Tagegeld für die Feldgeſchworenen wird
ein Betrag von 4 Gm. feſtgeſetzt. Zu der Friedhofs= und Begräbnisord=
nung
hat die Bürgermeiſterei einen Nachtrag ausgearbeitet, der vom
Gemeinderat genehmigt wird. Als Beiſitzer für das Mieteinigungsamt
werden vom Kreis der Hausbeſitzer Georg Becker VII. und Georg Gün=
ther
I. und vom Kreiſe der Mieter Heinrich Nickolay V. und Georg
Günther II. gewählt. Ein Antrag einer Reihe Mieter von Gemeinde=
wohnungen
, um Herabſetzung der Friedensmieten, wird der Baukommiſ=
ſion
überwieſen. Ab 1. Juli 1924 wird nur ein Nachtſchutzmann be=
ſchäftigt
. 2100 Mk. ſtaatliche Baudarlehen werden an drei Bauluſtige zu
gleichen Teilen verteilt. In geheimer Sitzung wurden noch Armenſachen
behandelt.
A Oberklingen, 14. Juni. Es dürfte an der Zeit ſein, einmal auf
die mangelhafte Poſtverbindung des Klinger Tales und da=
mit
auch bis zu einem gewiſſen Grade des Odenwaldes von Wiebelsbach
bis Darmſtadt. hinzuweiſen. Wir hatten noch nach dem Kriege täglich
eine zweimalige Beſtellung. Da es der Achtſtundentag dem Landbrief=
träger
unmöglich machte, die Arbeit allein zu bewältigen, wurde ihm
für die Nachmittagsbeſtellung anfangs eine Hilfskraft beigegeben. Als
die Poſt wieder zu rechnen anfing, wurde auch die Hilfskraft wieder ab=
gebaut
. Es erfolgte von damals ab, es mögen faſt zwei Jahre her ſein,
nur die Vormitragsbeſtellung. Noch mißſtändiger als der Empfang iſt
der Weggang der Poſt. Wer vormittags einen Brief empfängt und
umgehend darauf antwortet, wird meiſt nicht wiſſen, daß die Antwort
erſt um 1 Uhr des nächſten Tages in Lengfeld mit der Bahn weggeht.
Der Brief kann alſo unter Umſtänden über einen ganzen Tag zur Be=
förderung
abgegeben ſein, ehe er die Poſtanſtalt in Niederklingen oder
Lengfeld verläßt. Das iſt ein Uebelſtand, der ſelbſt in der Zeit der
größten Not unſeres Volkes nicht vorkommen ſollte. Auf dem Lande
wird die Poſt auch von den wenigen Geſchäftsleuten in den Abendſtunden
erledigt, und man dürfte erwarten, daß ſchon morgens, etwa um 8 Uhr,
ein Zug die Poſt mit nach Darmſtadt nähme. Einmalige Beſtellung am
Tage und ein ſehr ungenügender Weggang der Poſt (einmal, erſt am
Nachmittage) ſind ſelbſt heute nicht mehr zeitgemäß. Dabei muß Ober=
klingen
monatlich 10 und Niederklingen monatlich 20 Mark zur Erhal=
tung
der Agentur Niederklingen beitragen, ſonſt wäre dort eine Hilfs=
ſtelle
errichtet worden, und alle Rentenempfänger uſw. könnten am Mo=
natserſten
nach Lengfeld wandern.

Oem erſien verfaſſungsmäßigen Kirchentag
zum Gruß.
In Zeiten der Auflöſung und des allgemeinen Verfalls da und
dork ein neues Kräftezentrum, Sammelpunkte der
geſunden, noch unverbrauchten und ungebrochenen Energien ſich bilden
zu ſehen, iſt ein Erlebnis, das beglückt und zu neuem Schaffen beflügelt.
Als eine ſolche Piece de Reſiſtance auf dem erſchütterten Boden des
deutſchen geiſtigen und politiſchen Lebens, für das gefährdete evangeliſche
Kirchentum in Deutſchland mag das Einigungswerk der 28 deutſchen
Landeskirchen mit ihren faſt 40 Millionen Evangeliſcher im Kirchen=
bund
bezeichnet werden.
Welch eine Wendung für das rückſchauende Auge in der
Spanne eines halben Jahrzehnts. 1918 die Kataſtrophe des Staates
auch eine Kataſtrophe für die ſtaatsgebundenen alten Landeskirchen, töd=
liche
Bedrohung ihres äußeren und inneren Beſtands durch den zum
Angriff ſchreitenden ſiegesſicheren Gegner. 1924 in dieſem ſelben Kir=
chenweſen
das Frühlingsbild der Feſtigung und Ver=
jüngung
: im Gemeindeleben, in den freien ev. Arbeitsorganiſationen,
wo unter den Laienkreiſen ein früher nicht gekannter Wille zu evange=
liſcher
Selbſtbehauptung aufgeſprungen iſt, in der Theologie aller Lager
mit ihrem neuen Beſinnen auf die Grundfragen, in der ev. Jugend=
bewegung
, in der charitativen wie der geſamten öffentlichen Betätigung
und Stellung der Kirche. Und all dies drängende Leben, wie entſprun=
gen
aus einem Quell, ſo wiederum zuſammenflutend in einem
gemeinſamen Strombett, dem Deutſchen Kirchenbund, durch den
ein Traum der Väter aus den Lebensnotwendigkeiten der Söhne her=
aus
ſeine Erfüllung gefunden, der ſich, wie es anläßlich ſeiner Gründung
der damalige ſozialdemokratiſche Reichsinnenminiſter Dr. Köſter hoffend
zum Ausdruck gebracht, in der kurzen Zeit ſeines Beſtehens über die
rein kirchlichen Intereſſen hinaus bereits auch als ein Ring um die
bedrohte nationale Einheit des deutſchen Volkes erwieſen hat.
Es war ein langer, mühevoller Weg zu dieſem Ziel: von dem aus
dem Gären und Brodeln des Jahrs 1919 herausgewachſenen Vorkirchen=
tag
in Kaſſel über den Dresdener Kirchentag 1920 zum verfaſſunggegeben=
den
Kirchentag in Stuttgart 1921 mit der wuchtigen Einmütigkeit der
dort gefaßten Beſchlüſſe, und von hier wieder über den Beitritt ſämt=
licher
28 Landeskirchen durch Beſchlußfaſſung ihrer geſetzgeberiſchen
Organe über die unvergeßliche Gründungsfeier in Wittenberg 1921 zu
dem erſten auf Grund der neuen Bundesverfaſſung einberufenen Kir=
chentag
, an deſſen Schnelle wir ſtehen. Schon kann es dieſer Biele=
felder
Kirchentag wagen, über die zunächſt geſteckten Grenzen hinaus=
zugreifen
und durch das erſte zur Verabſchiedung gelangende Kirchen=
bundesgeſetz
der Angliederung einerſeits der evang. Brüdergemeinde,
andererſeits deutſcher evang. Kirchengemeinſchaften, Gemeinden und
Geiſtlicher außerhalb Deutſchlands an den Kirchenbund die Bahn zu
vereiten er richtet den Blick auf die deutſche und die proteſtantiſche
Welt.
Feſſelnd zu beobachten iſt nun vor allem, wie Hand in Hand mit
dem Sich=Formen und Runden des äußeren Ringes ein unverkennbares

U

MaIIt Uk-
K.
DER FETTREICHE
Ladenprelse:
SOO g Dose extra
(etwa 270 Fei) M 2.80
500 g Paket fein
(etwa 250 Feth M 2.00
Einzig Ist Piguef Mammmuf-
Kakao, einzig wie seif 1745
die Tee-Marke: RIGUET.

ZO

Nur in
Original-
/ Pachunge.
emals lass.

Streben zu innerer Konſolidierung, zu entſchloſſener In=
angriffnahme
der großen gemeinſamen Aufgaben des deutſchen
Proteſtantismus geht, die in reicher Fülle aus den Kriſenzuſtänden einer
Zeitenwende hervorquellen. Ein evangeliſches Kulturpro=
gramm
ringt um Geſtaltung, deſſen Fehlen die Stoßkraft des deut=
ſchen
Proteſtantismus im öffentlichen Leben Jahrzehntelang ſo unheil=
voll
gelähmt hat. War der Ertrag bewegteſter Auseianderſetzungen
auf dem Stuttgarter Kirchentag das einmütige Bekenntnis zu einem
Schulprogramm der evangeliſchen Kirche, das ſeitdem die Grund=
lage
für Schularbeit und Schulkampf aller evangeliſchen Kreiſe, ins=
beſondere
der geſamten evangel. Elternbewegung gebildet hat,, ſo ſteht
auf der Bielefelder Tagesordnung als ihr wichtigſter Punkt die ſo=
ziale
Frage, auf die das Parlament des Deutſchen Kirchenbundes
als der Wortführer des deutſchen Proteſtantismus aus der Tiefe des
evangeliſchen Gewiſſens heraus eine Antwort zu finden bemüht ſein
wird. Hatte der Berichterſtatter auf dem Stuttgarter Kirchentag, Geh.
Oberkonſiſtorialrat D. Kaftan=Berlin in einem großangelegten Vor=
trag
die neue Aufgabe gezeichnet, die der evangel. Kirche aus der reli=
giöſen
Neutralität des neuen Staates erwächſt die damals gegebenen
reichen Anregungen ſind nicht vergeblich geweſen. Und Bielefeld wird
erneut der weithin vernehmbare Zeuge dieſes Willens zur Geltend=
machung
der chriſtlichen Geſinnungskräfte in den Dingen des öffent=
lichen
Lebens ſein.
Daß damit nicht der Mutterboden des evangeliſchen
Chriſtentums verlaſſen wird, dafür iſt der Tagungsort des erſten
verfaſſungsmäßigen Kirchentages ſelbſt, Vater Bodelſchwinghs Bethel,
das Fürſtentum der Liebe wo Gle und Liebe jenen einzigartigen
Bund geſchloſſen, zukunftverheißend nbol. Welch großen Hinter=
Proteſtantismus gerade für
grund dieſe klaſſiſche Stätte des de
die Erörterung der ſozialen Problen ildet, mag hier nur angedeutet
werden. Nicht als ob für die Beantwortung dieſer Fragen nicht die
verſchiedenſten Geſichtspunkte neben dem Gedanken der Barmherzig=
keit
der Gedanke des Rechts in Betracht kämen, aber doch als leben=
dige
Erinnerung an die Grundkräfte, ohne die ſoziales Handeln und ein
wahrhaft ſoziales Gemeinſchaftsleben nicht möglich iſt.
In dieſem Sinne werden es kirchengeſchichtliche Tage
ſein, zu denen der bedrohte deutſche Weſten und das geſamte eveuge=
liſche
Deutſchland ſich rüſten. Der erſte verfaſſungsmäßige Ki chentag
in Bielefeld iſt ein Schlußſtein auf dem langen Wege ber kirchlichen
Einheitsbeſtrebungen in Deutſchland, gleichzeitig aber der folgenſchwere
Beginn einer neuen Aera in der vielbewegten Geſchichte des deutſchen
Proteſtantismus. Die größte feſtgefügte Gemeinſchaft der evangeliſchen
Welt iſt begründet, eine wunderbare Erfüllung unſerer Gebete und
zugleich eine zukunftſchwere Verheißung erklärte in
Stuttgart nach der einſtimmigen Annahme der Bundesverfaſſung im
Namen der ausländiſchen Gäſte der ſchwediſche Erzbiſchof D. Dr. Söe=
derblom
. Kirche und Volk in unſerem am Boden liegenden Vater=
lande
dürfen dieſer Verheißung froh werden.

Bielefeld=Bethel, 14. Juni. Der erſte verfaſſungsmäßige
Deutſche Kirchentag, die parlamentariſche Geſamtvertretung
der im Kirchenbund zuſammengeſchloſſenen 28 deutſchen Landeskirchen,
wurde unter faſt vollzähliger Beteiligung ſeiner 210 Abgeordneten ſowie
hervorragender Vertreter der ſchweizeriſchen, deutſch=öſterreichiſchen,
ſchwediſchen, finniſchen, däniſchen, engliſchen und anderer Auslands=
kirchen
mit einem Feſtgottesdienſt durch den rheiniſchen Generalſuper=
intendenten
Klingemann=Koblenz in der Altſtädter Kirche eröff=
net
. In der vorausgehenden Sitzung des Kirchenbundsrats, des Organs
der Kirchenregierungen, wurden die Bundesgeſetze durchberaten und an=
genommen
. Der preußiſche Kultusminiſter Boelitz ſprach in ſeinem
Begrüßungsſchreiben an den Präſidenten des Kirchenausſchuſſes die auf=
cichtigſten
Wünſche für einen gedeihlichen Verlauf der Verhandlungen
aus.
heute in kaum erschwinglicher Höhe, verursachen
Redern mehr denn je ein trahzeitiges Ergrauen der.
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Darmstadt,
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Seine Verlobung mit Fräulein
Margarethe Schröder, Tochter des Herrn Dr.
med. Schröder in Radzionkau (Oberschlesien)
beehrt sich anzuzeigen
Dr. Rechel
Facharzt fürOhren-, Nasen-, u. Halskrankheiten

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Dipl=Ing. Carlo Becker
Friedel Becker, geb. Vogel
Vermählie
Stuttgart
Därmſtadt

14. Juni 1924

Aßß0

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Am 11. Juni ſtarb, wohlverſehen mit den
Tröſtungen der heiligen Kirche, unſere geliebte
Gattin und Mutter
Frau Eliſe Brauer
Die trauernden Hinterbliebenen:
Heinrich Brauer
Anni Brauer
17337 Dr. Walter Maria Brauer

Die Beerdigung fand in der Stille ſtatt.
Wir bitten, von Beileidsbeſuchen abzuſehen.

Todes=Anzeige.
Heute entſchlief nach langem
Leiden unſere liebe, gute Mutter,
Schwiegermutter, Großmutter und
Tante

geb. Dietz
Dietrauernden Hinterbliebenen.
Darmſtadt, 14. Juni 1924,
Gutenbergſtr. 41.
(*17353

Die Beerdigung findet ſtatt: Mon=
tag
, 3½ Uhr, auf dem Friedhof
Niederramſtädterſtraße,

Todes=Anzeige.
Am Freitag nachmittag um ½3
Uhr iſt nach ſchwerem, mit großer
Geduld ertragenem Leiden unſere
liebe Mutter, Schwiegermutter,
Großmutter, Schweſter und Tante
Frau
Maria Regner
geb. Diebener
im Alter von 50 Jahren ſanft ent=
ſchlafen
.
7871
Die trauernden Hinterbliebenen:
Philipp Schätzel
Elifabeth Schätzel, geb. Regner
und Kinder
Bernhard Kreckler
Johanna Krechler, geb. Regner
Darmſtadt, den 15. Juni 1924.
Die Beerdigung findet am Montag,
den 16. Juni, vormittags um 11 Uhr,
auf dem Waldfriedhof ſtatt.

Ausſiellung
von
Muſierdenkmälern
Alte Friedhofsallee

Nach langem, ſchwerem, mit
großer Geduld ertragenem Leiden
entſchlief heute abend 8 Uhr unſer
lieber, treuſorgender Vater, Sohn,
Bruder, Schwiegervater und Groß=
vater

Guſtav Fuchs
Amtsobergehilfe i. R.
im Alter von 52 Jahren.
Im Namen
der trauernden Hinterbliebenen:
Georg Fuchs.
Tarmſtadt, den 13. Juni 1924.
Lichtenbergſtr. 20, (*17317
Die Einſegnung findet am Montag,
den 16. Juni, nachm 3 Uhr, in der
Kapelle des alten Friedhofs ſtatt.
Die Einäſcherung findet in aller
Stille ſtatt.

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die Methode des Herrn Dr. Meyer iſt derſelbe völlig ausgeheilt.
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beide Leiſtenbrüche in nur 12 Wochen zur Ausheilung gebrächt
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Mummer TGF.

Darmſtädter Dagblatt, Sonntag, den 15. Junt 1924,

Seite 77.

Reich und Ausſand.
Schweres Eiſenbahnunglück in Berlin.
2 Zote, 20 Schwer= und 20 Leichtverletzte.
Berllx, 14. Juni. Ein ſchweres Eiſenbahnunglück ereignete ſich
heute morgen in der Nähe des Potsdamer Wannſeebahn=
hofs
. Der von Magdeburg kommende Perſonenzug 361 fuhr
auf den auf der Strecke haltenden Vorortszug 4121 auf. Der Un=
fall
ereignete ſich gegen 8.15 Uhr vormittags. Nähere Einzelheiten
fehlen noch. Man ſpricht von 2 Toten und 1012 Schwerver=
letzten
. Ueber die Urfache des Unglücks konnte noch nichts ermittelt
werden.
Der amtliche Bericht.
Um 8 Uhr 16 Min. fuhr der Perſonenzug 361 bei der Einfahrt in
ben Potsbamer Fernbahnhof auf den vor dem Einfahrsſignal haltenden
Vorortzug 4131a auf. Nach den bisherigen Feſtſtellungen wurden zwei
Reifende getötet, 20 Reiſende ſchwer und 20 leicht verletzt. Tote und
Verletzte wurden ſofort durch die Rettungswache geborgen. Die Ver=
wundeten
wurden ſofort dem Eliſabethenkrankenhaus zugeführt. Die
vorausſichtliche Dauer der Betriebsſtörung beträgt drei Stunden.
Die Schuld an dem Unfall trifft den Fahrdienſt=
leiter
auf dem Befehlsſtellwerk des Potsdamer Fernbahnhofes, der
den Vorortzug 2121a durch Block zurückmeldete, ohne daß die Einfahrt
des Zuges erfolgt war. Er war hierzu in der Lage, weil ſeit Eintritt
einer Blockſtörung um 7.40 Uhr die Auslöſung der Blocktaſtenſperre mit
der Hand erfolgen mußte. Der Fahrtdienſtleiter hat es weiter verſäumt,
ſofort nach Eintritt der Blockſtörung das allein maßgebende Zugmelde=
verfahren
einzuführen.
Die beiden Todesopfer.
Wie von der Reichsbahndirektion mitgeteilt wird, handelt es ſich
bei den ums Leben, gekommenen Perſonen um eine Frau Hedwig
Eichehöffer aus Zehlendorf und um eine andere Frau, deren
Namen noch nicht einwandfrei feſtgeſtellt werden konnte. Ein bei der
Toten aufgefundenes Kontobuch lautet auf den Namen Frau C. Riertz=
mann
.
6 Tote, 15 Schwer= und 20 Leichtverletzte.
Die Eiſenbahnkataſtrophe auf der Berliner Wannſeebahn hat wie
nunmehr entgegen den erſten Meldungen feſtſteht ſechs Tote und
15 Schwerverletzte gefordert.
Der Fahrdienſtleiter verhaftet.
Wie wir zu dem Eiſenbahnunglück auf dem Potsdamer Bahnhof
erfahren, wurde der Fahrdienſtleiter, auf deſſen Verſchulden
das Unglück wahrſcheinlich zurückzuführen iſt, nach der Aufnahme des
Tatbeſtandes in Haft genommen.
Exploſion auf dem amerikaniſchen Schlachtſchiff Miſſiſſippi
46 Mann der Beſatzung getötet, 50 ſchwer verletzt.
Im Verlauf der Seemanöver, die bei der Inſel San Cle=
mente
an der kaliforniſchen Küſte abgehalten werden, ereignete
ſich auf dem Linienſchiff Miſſiſſippi eine furchtbare Exploſion.
Infolge Fehlzündung eines Maſchinengewehrs explodierte der
Panzerturm des Schlachtſchiffes, der annähernd 20 Zentner Mu=
nition
enthielt. Sechsundvierzig Mann der Beſatzung wurden
getötet, etwa fünfzig ſchwer verletzt.
Die Miſſiſſippi iſt eines der größten amerikaniſchen
Schlachtſchiffe. Sie iſt 1917 gebaut, 32 000 Tonnen groß und ge=
hört
der Flottenabteilung des Stillen Ozeans an. Zu derſelben
Klaſſe gehören die New Mexico und die Idaho.
Ein Naturwunder.
Aus Magdeburg wird gemeldet: Ein faſt unglaubliches Natur=
kurioſum
wird aus Bilshauſen gemeldet. Die Sau eines Landwirts
warf 13 Ferkel. Das letzte war ein kleines, anſcheinend lebloſes Tier=
chen
und wurde auf den Düngerhaufen geworfen. Niemand kümmerte
ſich mehr darum. Einige Tage vorher hatte auch die Hündin des Land=
wirts
Junge bekommen, die aber beſeitigt wurden. Eines Morgens
hörte die Hausfrau in einem Seitenraume ein ungewöhnliches Geräuſch.
Sie glaubte an das Vorhandenſein von Ratten und ging in Begleitung
des Mannes dem Geräuſch nach. Zu ihrer größten Ueberraſchung fan=
den
ſie das längſt vergeſſene Ferkelchen ruhig neben der Hündin liegen.
Es trank ſoeben an der Pflegemutter. Das Ferkelchen befindet ſich un=
ter
der Obhut der Hündin recht wohl.

Unpolitiſche Tagesſchau.
Von einem ſchweren Unglück wurde die Lady Ludlow heimgeſucht
Lady Ludlow verlor erſt kürzlich ihren Gatten, den mehrfachen Multi=
millionär
und Diamantenkönig Sir Jules Wernher. Der Verſtorbene
hinterließ der trauernden Witwe als Troſt ſeine fabelhafte Sammlung
hiſtoriſcher Edelſteine und Kunſtgegenſtände. Nun wurde
die ganze hiſtoriſche Juwelenſammlung des Sir Wernher geraubt.
Es dürfte fraglich bleiben, welchen Verluſt die Lady mehr zu beklagen
hat, den des Gatten oder den des Juwelenſchatzes. Der wirkliche Wert
der Sammlung läßt ſich überhaupt nicht mit einer Geldſumme beſtim=
men
, doch ſchätzen ihn ganz nüchterne Fachleute auf weit über 1250 000
Pfund. Sir Julius Wernher ſah in der Anſammlung und Vergröße=
rung
dieſes Hortes ſeine Lebensaufgabe. Ein mildes Geſchick hat ihn
wenigſtens vor dem größten Schmerz, der ihn treffen konnte, bewahrt,
indem es den hellſeheriſchen Senſenmann ſchneller ſein ließ als die
Diebe. Die Sammlung, an die keine andere auf der Welt heranreichte,
beſtand zum größten Teil aus Edelſteinen und Schmuck, der von den
prachtliebenden Königinnen und Prinzeſſinnen des 16. Jahrhunderts
getragen wurde. Jeder dieſer Gegenſtände iſt einzig in ſeiner Art,
ſowohl ſeinem hiſtoriſchen als auch ſeinem Kunſtwert nach. Die Ein=
brecher
, die beim Morgengrauen im Balthouſe 82, Piccadilly, ſo
wacker aufräumten, mußten übrigens einen ganz achtbaren Kunſtver=
ſtand
beſeſſen haben, denn nur die minder vollkommenen Gegenſtände
waren ihnen der Mühe des Mitnehmens nicht wert.
Eine Geſellſchaft aus zwei Herren und einer Dame fuhren auf
einem ſelbſtverfertigten Faltboot von Heidelberg aus den Neckar auf=
wärts
. Trotzdem ſie vor gefährlichen Stellen bei Sieblingen gewarnt
worden waren, ſtießen ſie dort mit dem leichten Boot auf einen Pfeiler,
Zwei Perſonen wurden dabei das
Opfer des naſſen Elementes.
Bei einem Manöver von Waſſerflugzeugen in Saint Raphael
ſtürzte ein Flugzeug ins Meer, wobei der Führer tödlich verunglückte
und der Beobachter ſchwer verletzt wurde.
Ein noch unbekannter Dampfer richtete im Briſtol=Kanal großes
Unheil an. Er ſtieß mit dem Dampfer Bumerret zuſammen, jedoch
ohne daß dieſer ſchwerere Schäden davontrug. Bald nach dieſem Un=
fall
rammte er den Schleppdampfer Veite Roſe auf Cardiff in den
Grund. Nur mik Mühe konnte die Beſatzung, bis auf einen Mann, der
ertrank, gerettet werden.
Auf dem Flußdampfer Nemungs, der viele Ausflügler an Bord
hatte, platzte auf der Höhe von Katſcharginen der Keſſel. Eine wilde
Panik bemächtigte ſich der Fahrgäſte. Ein Teil ſtürzte ſich auf die Ret=
tungsboote
, um die ein wilder Kampf entbrannte, ein anderer Teil
ſprang über Bord und ſuchte die zur Hilfe herbeieilenden Boote durch
Schwimmen zu erreichen. Der Maſchiniſt des Nemungs hielt wäh=
renddeſſen
ſtandhaft auf ſeinem von den Flammen ſchwer bedrohten
Poſten aus. Es gelang ihm mit Aufbietung aller Kräfte, das bren=
nende
Schiff ans Ufer zu bringen und die noch auf dem Schiff befind=
lichen
Perſonen vor ſicherem Tod zu bewahren. Der heldenmütige Ma=
ſchiniſt
wurde ſchwer verbrannt und ohnmächtig aus Feuer und Qualm
hervorgezogen. Er iſt nunmehr ſeinen Verletzungen erlegen. Von den
Paſſagieren ſcheint niemand ums Leben gekommen zu ſein.
Der Freiherr v. Münchhauſen ſoll ſich einmal den Spaß geleiſtet
haben, mit ſeinem Pferd durch eine Droſchke zu ſpringen. An dieſen
Vorgang dachte ſicher der Chauffeur, der in ſeinem Auto die Rue des
Bruyéres in Sevres (Frankreich) in voller Fahrt durchraſte und plötz=
lich
an eine Straßenbiegung anlangte. Der Chauffeur riß zwar ſofort
mit aller Kraft das Steuer herum, aber der Wagen war zu ſehr im
Schwung und ſauſte mit voller Wucht gegen die Front eines Hauſes.
Daß der Wagen bei dem Anprall etwas abbekam kann niemand über=
raſchen
, jedoch ein anderer Umſtand dürfte dabei gerechtes Erſtaunen
hervorrufen. Die Hauswand, gegen die das voll beſetzte Auto rannte,
erwies ſich als ſehr nachgiebig, und ſo geſchah es, daß plötzlich
das Auto inmitten eines behaglich eingerichteten Schlafzimmers
ſtand. Zum Glück waren die Bewohner des betreffenden Hauſes keine
Langfchläfer, ſonſt wären ſie ziemlich unſanft aus dem Schlaf geweckt
worden; ſie hatten bereits ihre Wohnung verlaſſen, als der wüſte Ein=
dringling
mit dem Kopf durch die Wand rannte‟. Die Wageninſaſſen
hatten ſchon vor dem Haus ihre Rechnung mit dem Himmel gemacht,
wie der Tell ſagt, und ſie waren nicht wenig erſtaunt und erfreut, als
einer nach dem anderen von ihnen wenn auch mit verrenkten Gliedern
und zerbeulten Naſen aus dem ganz mit Schutt bedeckten Auto her=
vorkriechen
konnte. Nachdem ihre Lebensgeiſter wieder alle zurückge=

kehrt waren und ſie ſich gegenſeitig beglückwünſcht hatten, ſetzten ſie in
einem gemieteten Wagen die unfreiwillig unterbrochene Fahrt nach Pa=
ris
fort. Der Unglückschauffeur aber blieb bei ſeinem zahm gewordenen
Kraftwagen und wartete mit bekümmerter Miene auf die Hausbewoh=
ner
, einen früheren Hauptmann, der ruſſiſchen Armee und deſſen
Gattin.
Schlagwetter=Kataſtrophe im Waldenburgiſchen.
Gottesberg. In der 4. Abteilung des Egmontſchachtes in
Gottesberg ereignete ſich geſtern abend eine Schlagwetterkataſtrophe.
Von den eingeſchloſſenen Bergleuten konnte eine Anzahl noch lebend
zu Tage befördert werden, während gleichzeitig vier Leichname gebor=
gen
wurden. Um Mitternacht befanden ſich noch mehrere Bergleute an
der Unglücksſtelle, die anſcheinend auch verloren ſind. Wie das Neue
Tagblatt Waldenburg hierzu noch ergänzend mitteilt, ſind die übrigen
drei Vermißten tot und werden vorausſichtlich im Laufe des Tages ge=
borgen
werden.
Paris. Havas berichtet aus Hankau aus der Umgegend von
Kuei=Ling verlaute, daß ein amerikaniſcher Miſſionar getötet
worden ſei; er habe zu einer Gruppe von vier amerikaniſchen und eng=
liſchen
Miſſionaren gehört, die von Banditen gefangen genommen wur=
den
, als ſie ſich nach Kuei=Ling begaben, um anderen ausländiſchen Miſ=
ſionaren
Hilfe zu bringen, die dort belagert wurden.

Geſchäftliches.
Das erſehnte billige und gute Buch bietet der
Bücher=Bund des Einhorn=Verlages unter dem Vorſitz der Herren
Karl Alexander v. Müller, Profſſor der Geſchichte an der Univerſität
München, Dr. Edwin Redslob, Reichskunſtwart, Wilhelm Schäfer, Dr.
Hans Wahl, Dir. des Goethe=National=Muſeums, Walter Weichardt,
Herausgeber des Bücherwurm‟ Der unſerer heutigen Nummer der
Stadtauflage beigefügte Proſpekt gibt jedermann darüber Aufklärung
über folgende Fragen: 1. Was iſt der Bücherbund? 2. Was bringt
der Bücherbund? 3. Wie wir man Mitglied? 4. Was erhält jedes
Mitglied für nur 9 Mark? Es iſt in hohem Maße erſtaunlich, was der
Bücherbund leiſtet! Wir bitten daher, dieſe Beilage ſorgfältig zu
leſen und aufzuheben. Beſtellungen und Aufträge nimmt die Buchhand=
lung
von Müller u. Rühle, Eliſabethenſtraße, entgegen. P 7854

Tageskalender.
Landestheater Großes Haus, Anfang 6 Uhr, Ende 10 Uhr ( Son=
dermiete
221): Der Roſenkavalier, Kleines Haus, abends 6 Uhr:
Kindertänze von W. Donalies; außer Miete abends 9 Uhr, Ende
11 Uhr: Anarchie in Sillian. Orpheum 8½ Uhr abends:
Die Liebesinſel. Gabelsberger Stenographen=
verein
1861, ab Botaniſcher Garten, nachmittags 2 Uhr: Familien=
ſpaziergang
. Zum Schwanen in Reichelsheim i. O.,
nachmittags 4 Uhr: Nadiovortrag. Städt. Saalbau, abends
8 Uhr: Konzert und Tanz des Sportvereins 98, Darmſtadt. Kar=
tell
der Finanzbeamten, 2½ Uhr ab Orpheum: Familien=
ſpaziergang
. Evang. Arbeiter= u. Handwerkerverein
e. V., abends 8 Uhr im Feierabend: Vortrag des Herrn Pfarrer
Berck=Roßdorf. Beſſunger Orangeriegarten, nachmit=
tags
4 Uhr: Gartenfeſt. Auf dem Herrgottsberg, nach=
mittags
2 Uhr: Großes Waldfeſt. Oberwaldhaus, nachmit=
tags
4 Uhr: Konzert. Café Aſtoria, nachmittags 4 Uhr: Kon=
zert
. Verein ehem. 6ler: Familienfeier in Babenhauſen, Ab=
fahrt
1.20 Uhr. Rummelbräu, 4 Uhr: Konzert und Tanz.
Sportplatz=Reſtaurant am Böllenfalltor, ab 4 Uhr: Kon=
zert
. Union=, Reſidenz=, Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kino=
vorſtellungen
.
Verſteigerungskalender Montag, 16. Juni:
Heugrasverſteigerung im Herrngarten. Zuſammenkunft um
9 Uhr vormittags am Tor zwiſchen Theater und Muſeum.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wiriſchaft: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Feuilleton und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſ,
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann
Verantwortlich für Schlußdienſt: Andreas Bauer
Verantwortlich für den Inſeratenteil: Willy Kuhle
Druck und Verlag: L. C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt.

Die heneige Rummer lint 16 Seiten

[ ][  ][ ]

Seie 8.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 15. Juni 1924.

Rummer 165.

* Der galante Kommandant
von 1228.
Von Dr. Hermann Bräuning=Oktavio.
Wer am 22. Juni 1778 zufällig Braubach gegenüber den
Rhein hinunter träumte, gewahrte inmitten des Stromes eine
Jacht mit einer ſehr eigenartigen Reiſegeſellſchaft; die Herzogin=
Mutter von Sachſen=Weimar, die bucklige, höchſt witzige Hof=
dame
, Fräulein v. Göchhauſen, nebſt dem liebenswerten Kam=
merherrn
v. Einſiedel, der wackere Frankfurter Maler Georg
Melchior Kraus und der heſſen=darmſtädtiſche Kriegsrat Johann
Heinrich Merck waren hier ſeit dem 16. Juni, wo man ſich in dem
berühmten roten Hauſe in Frankfurt zuſammengefunden hatte,
in Freude und Genuß vereint. Im Leben des Kriegsrats bildete
dieſe maleriſche Reiſe nach Köln, Bensberg und Düſſeldorf
eine der glücklichſten Stationen ſeines Lebens, wie ſie, um mit
Werther zu reden, Gott ſeinen Heiligen aufſpart; ſie veranlaßte
ſeinen intereſſanten, auch an Scandaloſa ſo reichen Briefwechſel
mit dem Weimarſchen Hofk) und in den Briefen, die zwiſchen
Weimar und Darmſtadt, zwiſchen Merck und Wieland hin= und
herflogen, klingt die Erinnerung an dieſe Tage in immer wär=
meren
Tönen heraus; denn wie Merck ſelbſt bekannt, waren
dieſe vier Wochen vom 16ten Junius biß den 20ten Julius doch
ſo ein Gewebe von Nichts als angenehmen Ideen und Vorfallen=
heiten
, daß, wenn ich mir’s ſelber wieder vorerzähle, mir der
Traum ſo golden ſcheint, daß ich mich zu beſchuldigen anfange,
ich hätte etwas zugeſetzt.
So ſehr hatte Merck als Cicerone das Herz der Fürſtin ge=
wonnen
, daß auch Wieland, von dem Enthuſiasmus angeſteckt,
in einem Briefe vom Auguſt 1778 die Weimarer Bürgerſchaft
ſchon nach dem neuen ſchönen Geift, Marks genannt, Ausſchau
halten ließ und vor lauter Markſen, alten und neuen, Merxbein
und Marxburg verm urkſte!
Damals war die Marxburg heſſen=darmſtädtiſche Veſtung
und ihr Comandant, ein Oheim des Goethe befreundeten Rates
Creſpel, der Obriſt Georg Ludwig Rohr (17161798).
Hier oben ſah es beſonders ſeit 1767, als die heſſiſchen Finanzen
zuſammenbrachen und Moſers Sanierungspläne draſtiſche Re=
duktionen
und Entlaſſungen brachten, recht böſe aus. Dem Kom=
mandanten
, der von 600 auf 240 Gulden geſetzt wurde, war mit
ein paar Invaliden die Burg ſo gut wie allein überlaſſen; nichts
geſchah, ſie zu erhalten. Als ſich Rohr 1780 in Darmſtadt
darüber beſchwerte, daß ſeit drei Jahren die Metallgeſchütze ohne
Lafette und Räder auf der Erde lägen, beſchied ihn das Kriegs=
departement
, für Artillerieunterhaltung ſei keine Rubrik im
Militäretat, alſo auch kein Geld vorhanden!
Das verdoß den Kommandanten nicht, weiter; er ſah dem
wechſelvollen Spiel des Lebens von ſeiner Veſtung gelaſſen zu und
vertrieb ſich die Langeweile mit Büchern, die ihm die befreundete
Schriftftellerin Sophie von La Roche oder ſein Neffe Creſpel
zuſchickten. In einer ſolchen Sendung langten auch 1777 Wer=
ther
und der Wandsbecker Bote an. Seine Art zeigt ſich am
deutlichſten in einem Briefe vom 22. März 1777 an ſeinen Neffen,
der ſich in ſeiner Regensburger Tätigkeit unter lauter Höflingen
ſehr unglücklich vorkam: Faſſen ſie Muth, mon cher neveu, wir
leben in einer Welt, wo nicht alles nach der Schnur unſern Wün=
ſchen
gemäß gehet. Und es wäre auch nicht gut, wenn ſolches
geſchähe. Wir würden uns ſelbſten vergeſſen. Es iſt freylich
vor einen ehrlichen Mann verdrießlich, wenn er mit ſchlecht den=
kenden
Subjectis umgehen und gleichſam implicirt iſt. Alleine
was iſt zu thun? Man muß die Menſchen ſo nehmen wie ſie ſind,
nicht wie ſie ſeyn ſollten. Der Chriſt, der Held und der ehrliche
Mann müſſen durch Widerwärtigkeiten, ja wohl auch durch Un=
glück
geprüfet und beſähret werden, ſo wie das Gold, durchs
Feuer, wenn ſie in dieſer oder jener Welt der Glückſeligkeit wert
ſeyn ſollen. Baſta. Nur nicht verzagt und nieder=
geſchlagen
.)

1) 1911 im Inſelverlag herausgegeben von H. G. Gräf.
Vgl. Wilhelm Hertz, Bernh. Creſpel. München 1914. S. 44ff.;
214.
mh

Abwechſlung brachten auch Fremde, die die herrliche Gegend
lockte. Unter den Gäſten, die ihm der geſtrenge Landesvater,
Landgraf Ludwig IX., anno 1778 zur perſönlichen Ueberwachung
überſandte, befand ſich auch die in Ungnade gefallene Maitreſſe,
Gräfin Lemberg. Mercks Bericht darüber nach Weimar
iſt ein Kabinettſtück; es heißt da: Unſer Herr Commandant auf
der Marxburg hat neulich eine artige Dame von Paris zur Ge=
ſellſchaft
erhalten. Es iſt eine von den Pariſer Mätreſſen des
Landgrafen. Vor drei Jahren war ſie hier, der Landgraf hatte
ſie ſich auf die linke Hand trauen laſſen, ſie zur Gräfin von Lem=
berg
erhoben, ihr 8000 Gulden Gehalt ausgeſetzt und vielleicht
über 30 000 Gulden Wert geſchenkt. Sämtliche Truppen mußten vor
ihr paradieren und das Miniſterium ſetzte ein ſchönes Antwort=
ſchreiben
auf, worin’s ſeinem Herrn für die Nachricht dieſer Er=
hebung
unterthänigſt dankte und glückwünſchte. Eben dasſelbe
Miniſterium hat, nachdem die Dame ein weitläufiges Verzeichnis
von Kleidungsſtücken, was einer Dame ihrer Art auf der Veſtung
nötig hätte, eingeſchickt, gnädigſt verordnet, daß ſie haben ſoll
1 geſtepptes Catunen Unterhäubchen, 1 ſogenannte Matratzen=
Kappe, von Cattun geſteppt, 1 Cattunen Mantel, 1 Rock von
rothem Frieß, 4 Schnupftücher, 4 Hemden. Dieſe Nachrichten
ſind indeſſen gefährlich und ich wünſchte nicht, daß man wüßte,
ich hätte der Sublimität dieſer Herren Hohn geſprochen.)
Ein halbes Jahr danach deſertierte Madame, indem ſie
morgens in der Dämmerung einen Korb Wäſche auf den Korb
genommen und im Geſicht der Invaliden auf die Bleiche ge=
gangen
iſt . . . ." Der Kommandant ſetzte ihr perſönlich nach
umſonſt.
Aus Mercks Briefen wußten wir, daß der alte galante
Commandant mit ſeiner damals ſchon altmodiſchen Würde
und Steifheit bei der illuſtren Reiſegeſellſchaft Anna Amglias,
als dieſe im Juni 1788 Braubach am Fuße der Marxburg be=
rührte
, wohlwollendes Intereſſe gefunden hatte. Wie dieſe aber
durch Merck die Bekanntſchaft des ehrlichen Mannes machte
und wie der Kriegsrat auch hier eine höchſt ergötzliche Szene als
Unterhaltungsſtoff für die Weiterreiſe veranſtaltete, erfahren
wir aus dem Munde des Obriſten ſelbſt. Er hat nämlich Jahre
ſpäter, 1785, die ganze Hiſtorie nach Darmſtadt einberichtet und
den Verlauf in ſeiner ſo charakteriſtiſchen Art dargeſtellt, daß
der Bericht als ein Dokument für den galanten Komman=
danten
und die illuſtre Reiſegeſellſchaft nach den Akten) wieder=
gegeben
ſei:
Es war Ao 1778. den D2ten Juny als Vormittags ſich der
Sachſen=Weimariſche CammerHerr von Einſiedel, nebſt dem
Kriegs=Rath Merck von Darmſtatt melden und anfragen ließen,
ob es ihnen erlaubt wäre die hieſige Veſtung und umliegende
Situation zu beſehen. Als ich ſie nun aufgenommen, und
ihnen die gantze umliegende Gegend rundherum gezeiget, ſo
ſprach der H. von Einſiedel. Wenn unſere Damen dieſe
ſo ſchöne Situation wüßten, ſo würden ſie gewißlich mit
herauf gekommen ſeyn. Worauf ich ſprach: Haben Sie Frauen=
zimmer
bey ſich? Warum haben ſie ſolche nicht mitgebracht? Ich
bin eben vor Frauenzimmer nicht bange. Worauf er verſezte:
Gemeldte Damen wären jenſeith des Rheins auf einer Jagd,
welche der Veſtung gegen über bey dem Churtrieriſchen Dörffgen
Neiderſpay läge. Als nun gedacht beyde Herrn wieder fort woll=
ten
, ſo offerierte ich Ihnen, wenn ſie vorlieb nehmen woll=
ten
, eine ordinaire Mittags=Suppe, u. allen guten Willen.
Sie bekanckten ſich aber, giengen wieder fort und ließen ſich wie=
der
über den Rhein an die Jagd bringen.
Nachmittags hatte ich verſchiedene Frauenzimmer aus der
Stadt zur Viſite. Ohngefähr gegen 3 Uhr ſahe ich aus dem
Fenſter obgemeldte Jagd quer über den Rhein treiben, ſodaß ich,
noch ſonſt jemand begreiffen konnte, was dieſe wunderliche Fahrt
zu bedeuten hatte. Endlich ſahen wir daß die Jagd diesſeits, ohn=
gefehr
300 Schritte unhalb Braubach anländete und unterſchied=
liche
Perſonen ausſtiegen. Ohngefähr nach einer halben Stunde
kam ein kleiner Junge aus der Stadt, und brachte ein Zettelgen,
worauf drey Damen, deren Nahmen ich vergeſſen habe, nebſt

2 Gräf, Mercks Briefe 1911. S. 5/6.
) Im Heſſiſchen Staatsarchiv zu Darmſtadt.

H. wvn Cinſiiedeel zu. Merck mit Bleyſtift geſchrieben waren,
welch= herauf zu kommen begehrten. Ich dachte gleich, daß es
diejenigen Damen von der Jagd wären, und lief biß heraus
vor die Veſtung entgegen, um ſie zu bewillkommen. Da ich nun
nicht anderſt dachte, als daß es nur adeliche Perſonen wären, ſo
empfienge ich ſie daſelbſt ohne weitere Umſtände, jedoch mit
Höflichkeit, und ließe ſie etwas auf einer Banck unter einer grü=
nen
Hütte niederſitzen um ein wenig auszuruhen. Alsdann nahm
ich die forderſte, welche mir die vornehmſte däuchte, sans fagon
in Arm und brachte ſie herauff und ließ Sie auf ein Canapé
niederſitzen. Ich offerierte Ihnen eine Taſſe Caffée
welches ſie auch acceptierten und dabey ein und andres
Backwerk mit gutem Appetit verzehrten. Ich führte nachhero ge=
dachte
Damen herum, und zeigte Ihnen auf unterſchiedenen
Ausſichten die ganze umliegende Gegend, welche obgemeldter
Dame ſehr wohl gefiele u. ſehr mahleriſch vorkame. Als ſie
ſich nun überall genugſam umgeſehen hatten, ſo offerirte ich
Ihnen ein Glaß rothen Wein, meines eigenen Gewächſes, wel=
chen
ſie ſehr gut befanden. Ich offerirte Ihnen ein Duzei
Bouteillen davon nach, der Jagd zu ſchicken um mitzuneh=
men
, welche ſie aber nicht annahmen.
Ohnegefähr ſahe obgedachte Dame einige Franzöß. Bücher
auf dem Tiſch liegen, und nahm eines davon um zu ſehen, wie
ſie ſagte, womit ich mich amuſirte. Als Sie nun in ſelbigem
den Nahmen von der Frau Canzlerin la Roche in Coblenz
ſahe, ſo ſprach Sie: Kennen ſie dieſe Dame? Ich antwortete,
ich hätte die Ehre ſie ſehr wohl zu kennen, es wäre eine gute
Freundin von mir, welche mir viele gute Bücher, und alles was
Neu von gutem Geſchmack herauskäme, communicirte. So
ſprach Sie, wenn ich etwas an ſelbige zu beſtellen hätte, ſo wolle
Sie es ausrichten, indem Sie ſelbigen Abend noch gedächte bey
ihr zu ſeyn. Ich ſprach, wenn ſie wollte ſo gütig ſeyn, ihr meine
Empfehlung zu vermelden, ſo ſollte mir es lieb ſeyn, welches Sie
auch verſprach u. guch richtig ausgerichtet hat.
Als nun dieſe Damen wieder fortgiengen, ſo führte ich ob=
gemeldte
Dame wieder eben ſo, biß gegen den Ausgang der
Veſtung. Worauf ſie ſagte, ich mögte mich nicht weiter bemühen,
ich ſollte mich wieder zu meiner Geſellſchaft begeben, ſie hätte
nunmehro ſchon Begleiter bey ſich. Als Sie nun ſchon ganz
unten am Berg waren, ſo ſagte der Pfarrer Weißenbruch,
welcher mit ſeiner Frau damals bey mir geweſen: Ob ich auch
wüſte, was ich vor eine Viſite gehabt hätte? Ich antwortete:
Ich kenne Sie weiter nicht, als wovor ſie ſich gemeldet haben.
Aus Achtung vor fremde Damen von Diſtinction hätte ich
ſie ſo aufgenommen, wie er geſehen hätte. Worauf er meldete:
Es wäre Ihro Durchlaucht die verwittwete Herzogin von Sach=
ſen
=Weimar geweſen. Ich fragte; woher er ſolches wiſſe,
u. warum er mir ſolches nicht eher geſagt hätte? So meldete er
mir: der KriegsRath Merck habe ihm ſolches beym Abſchied ge=
agt
, u. er ſolle mir es nicht eher melden, als biß ſie ganz fort
wären."

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Rummer 105.

Darmſtädter Tagblatt,
mtan deu 15. Inni 192Z.

GEeite 2.

Sport, Spiel und Turnen.

Radfahren.
Darmſtädter Radſport=Club 1919.
Wanderpreisrennen Rund um die Ludwigshöhe
Pfingſtrennen auf, der Rennbahn Frankfurt a. M.
Werſpätet eingegangen).
Das Wanderpreisrennen Rund um die Ludwigshöhe nahm nach
jeder Richtung hin einen glänzenden Verlauf. Petrus, der der Sonnen=
göttin
Platz machte, war dem D. R.C. hold und eine tadelloſe Abſper=
rung
der Rennſtrecke, ſowie gutes Funktionieren der Abwurfkontrollen
ſicherten eine glatte Abwicklung der ganzen Veranſtaltung. Die 26 ge=
meldeten
Fahrer des D.R.C. fanden in liebenswürdiger Weiſe eine recht
ſportliche Unterſtützung durch 6 gute Fahrer Dieburgs, ſomit insgeſamt
39 Meldungen. Die Freiw. Sanitätskolonne, die ſich in uneigennütziger
Weiſe dem Club zur Verfügung ſtellte, brauchte mit Ausnahme von
einem Falle nicht in Tätigkeit zu treten und ſei gleich hier an dieſer
Stelle der Dank des D.R.C. ausgeſprochen. Dem Starter. Herr Jakob
Haller Rennfahrwart des Clubs, ſtellten ſich ab 7.30 Uhr 25 Rennfahrer.
Pünktlich 7.30 Uhr konnte der Start der Jugendfahrer und Kriegsbe=
ſchädigten
vor ſich gehen. Herr Diemer als Erſter (Jugendfahrer), Herr
Andrae Fkriegsbeſchädigt) und Ludwig Fiſcher (Jugendfahrer) wurden
auf den Weg geſchickt mit 5 Minuten Vorgabe. Es folgten dann die
Juniorfahrer nach 5 Minuten, und zwar wiederum mit Minutenabſtand
unter Führung von Clubmitglied Dingeldein, der als erſter Fahrer den
Reigen zum Wanderpreisrennen eröffnete. Der Verteidiger des Wan=
derpreiſes
, Herr Adam Offenthal, der anläßlich dieſer Fahrt mit über=
aus
ſtarker Konkurrenz zu rechnen hatte und dazu in der erſten Nunde
durch Sturz und Defekt geſchwächt war, konnte dieſesmal als Sieger
nicht in Frage kommen. Das Rennen war nach dem Zurücklegen der
zweiten Nunde nur noch ein Duell zwiſchen Dingeldein, Ganß und Döh=
ren
, aus dem Herr Ludwig Ganß als Sieger in der hervorragenden
Zeit von 1 Std. 33 Min. hervorging. Die Strecke des Rennens Nund
um die Ludwigshöhe ab Böllenfalltor, Eberſtadt, Nieder=Ramſtadt=
Böllenfalltor beträgt 16,/4 Km. und mußte dreimal durchfahren werden,
was eine Geſamtleiſtung von 49,2 Km. ergibt. Da nun anläßlich der
Gaumeiſterſchaft über 50 Km. der beſte Fahrer 1 Std. 33 Min. 57 Sek.
brauchte, die Strecke Rund um die Ludwigshöhe kurvenreich und ſtark
hügelig gegenüber der ebenen Landſtraße Dieburgs, Babenhauſens und
zurück ohne Kurven iſt, ſo iſt erwieſen, daß auch im D. R.C. Sportleute
vorhanden ſind, die die Hoffnung berechtigen, in allernächſter Zeit die
Führung im Gau 70 an ſich zu reißen. Während des Rennens fand am
Ziel Promenadenkonzert und Geſangsvorträge durch das Doppel=
quartett
Rheingold ſtatt. Eine tadelloſe Reſtauration, geleitet von den
Damen des Clubs und unſerem Clubmitglied Karl Gick, ſorgte für die
nach Tauſenden zählenden Zuſchauer für einige genußreiche Stunden.
Die ganze Rennſtrecke, die mit ſportbegeiſterten Anhängern begrenzt war,
war infolge Fehlens jeglicher Staubentwicklung während des Rennens
gut überſichtlich. Anſchließend an das Rennen gab der erſte Vorſitzende
die Reſultate bekannt und als der Sieger, Herr Ludwig Ganß, verkün=
det
wurde, brach impulſiv ein toſender allgemeiner Beifall des Publi=
kums
aus. Der Jugendfahrer Diemer, der bereits in der erſten Runde
ſich die Herzen ſämtlicher Sportbegeiſterten eroberte, war keine Enttäu=
ſchung
, da er das Rennen in einer Form beendete, die zu den größten
Hoffnungen berechtigt. Er hat das Zeug zu einer Extra=Klaſſe in ſich.
Herr Diemer, der kaum 16 Jare alt iſt, wird von dem D.R.C. mit be=
ſonderer
Beachtung behandelt werden. Der erſte Vorſitzende, der un=
mittelbar
nach Verkündung der Reſultate nach Frankfurt eilte, um den
hier in Darmſtadt zwar gemeldeten, aber nicht erſchienenen Fahrer,
Hugo Walkenhorſt bei dem Rennen in Frankfurt a. M. behilflich zu ſein
war Zeuge einer ſportlichen Betätigung des Herrn Walkenhorſt auf
der Rennbahn in Frankfurt a. M., wie ſie von Darmſtädter Radſport=

lern in den letzten Jahren nicht geſehen worden iſt, hatte er doch Gegner
wie Kruppkat, Donad Berlin, Gebr. Rommel Köln a. Rh. Löwen,
Fritſchle, Frankfurt a. M., Sering, Criſtmann, Leisler, Pleſſel Kötter=
Bergen und andere Kanonen Frankfurts im Franz=Verhehen= Ausſchei=
dungsrennen
zu bekämpfen und ging trotzdem mit mehreren Metern
Vorſprung als Erſter durchs Ziel. Abends bei der Preisverkündung des
dortigen Veranſtalters wurde dies in ganz beſonderer Weiſe hervorge=
hoben
und dem D. R.C. der Dank für die ſportlichen Walkenhorſtſchen
Leiſtungen ausgeſprochen. Das zweite Rennen Großer Pfingſtpreis

e ſtie e eie e e e ele
Gebr. Rommer, Köln, Löwen=Fritſchle. Extraklaſſen ſind, was daraus
hervorgeht, daß die Herren Kruppkat. Donad, Berlin, eine Nunde über=
holen
konnten. Wenn jedoch in Betracht gezogen wird, daß die Herren
aus Berlin, Köln, Frankfurt a. M., im Beſitze von Rennbahnen ſind,
und tagtäglich Gelegenheit zum Trainieren haben, was bei uns nicht der
Fall iſt, ſo iſt der Sieg Walkenhorſt=Kötter garnicht hoch geuug einzu=
ſchätzen
und berechtigt zu größten Hoffnungen. Der D.R.C., der abends
unter der Leitung des zweiten Vorſitzenden ſein Pfingſtfeſt mit Preis=
verteilung
im Fürſtenſaal und Kaiſergarten abhielt, verkündete bereits
vor Eintreffen des Siegers ſeine Erfolge in Frankfurt a. M., was von
dem vollbeſetzten Saal mit toſendem Beifall bekundet wurde. Noch grö=
ßer
ſteigerte ſich der Jubel, als der erſte Vorſitzende nach ſeiner Ankunft
im Fürſtenſaal in Begleitung des Siegers mit den errungenen Preiſen
den Feſtſaal betraten und ſofort die genauen Reſultate in Frankfurt
am Main bekannt gab. Da es dem Vorſtand des D.R.C. gelungen war,
in herrlichſter Weiſe den Fürſtenſaal zu dekorieren, ſowie eine tadellos
funktionierende Kabelle vorhanden war, prlief das Feſt in angenehm=
ſter
Weiſe. Die Geſangsabteilung des D.R.C. unter Leitung ihres
Dirigenten, Herrn Vomend, ſowie die Verteilung der einzelnen Runden=
Prämien verliehen der Veranſtaltung angenehme Abwechſlung.
Die Ergebniſſe des Wanderpreisrennens Rund um die Ludwigs=
höhe
ſind folgende: Sieger: Ludwig Ganß 133 Std. 2. Dingeldein
1.33,50, 3. Döhren 134,18, 4. Beherr 1,34,40, 5. Roth 135,32, 6. Fiſcher
Heinr, 136,16½, 7. Hiemenz 1,36,25. 8. Karl Gans 137,32, 9. Schieß
1.37,36, 10. Neſter 1,3831. Als 11. Offenthal Heinrich, 12. Diehl, 13.
Niebel, 14. Ziggel, 15. Dörr=Dieburg, 16. Pech, 17. Stemmle, 18. Dienſt,
19. Klein, 20. Müller. Jugendfahrer: 1. Diemer (Vorgabe
5 Min.) 1,35,31½ Std., 2. Fiſcher L. (Vorgabe 5 Min.) 1.40,38, 3. Andrae
(Sturz) 1,5902. Nunden=Prämien erhielten jeweils die beiden beſten
Fahrer einer jeden Runde, und zwar: 1. Nunde: 1. Prämio: Veher=
Zeit: 30,20 Min., 2. Dingeldein 30,55, 2. Runde: 1. Prämie: Roth 31,10,
2. Ganß L. 31,11, 3. Runde: 1. Prämie: Döhren 30,52, 2. Ganß L. 30,55.

Fußball.

Fußballkampf Südſchweden-Berlin.
Die ſchwediſche Olympiamannſchaft, die in Paris ſo vorzügliche Lei=
ſtungen
vollbrachte und im Geſamtklaſſement hinter Uruguay und der
Schweiz den dritten Platz beſetzte, ſpielte am Mittwoch auf dem Norden=
Nordweſtplatz in Berlin gegen eine Berliner Auswahlmannſchaft vor
etwa 6000 Zuſchauern. Das Spiel war eines der ſchönſten, das man ſeit
langer Zeit in Berlin geſehen hatte. Die Schweden hinterließen den
beſten Eindruck, konnten aber nicht, wie erwartet, einen leichten Sieg
landen, ſondern mußten ſich mit dem unentſchiedenen Reſultat von 1:1
begnügen, nachdem der Kampf bei Halbzeit 0:0 geſtanden hatte. Das
erſte Tor fiel etwa 15 Minuten nach dem Wechſel für Berlin, und zwar
durch den Halblinken Kirſeh, dem etwa 15 Minuten ſpäter der Ausgleich
durch den ſchwediſchen Mittelſtürmer Olſſen folgte.

Leichtathletik.

100 Yards in Weltrekordzeit.
Große Leichtathletikwettkämpfe fanden Pfingſten in Woolwich ( Eng=
land
) ſtatt. Einen ſenſationellen Doppelerfolg konnte der engliſche
Sprinter H. M. Abrahams feiern. Nachdem er die 100 Yards in der
Weltrekordzeit von 9,6 Sekunden durchlaufen hatte die drei berühm=
ten
amerikaniſchen Sprinter Paddock. Drew und Kelly hatten in den
Jahren 1921, 1914 und 1906 die gleiche Zeit erzielt vollbrachte er im
Weitſprung die phänomenale Leiſtung von 7,601 Meter. Auch die üb=
uigen
Konkurrenzen brachten recht gute Reſultate. Nachſtehend die Sie=
ger
der einzelnen Wettbewerbe: 100 Yards: Abrahams 9,6 Sek.; 220
Yards: Norris 23,1 Sek.; 440 Yards: Stevenſon 57,9 Sek.; 880 Yar5s:
Lowe 2:l54; eine Meile: Stallard 4:22,8; Hochſprung: Dickinſon 1785
Meter; Weitſprung: Abrahams 7,601 Meter; Kugelſtoßen: Woods 13,32
Meter; Speerwerfen: Dauban 48,16 Meter; Diskuswerfen: Henderſen
35,64 Meter; 120 Yards Hürden: Gaby 15,4 Sekunden.

Boxen.

Vom internationalen Boxſport.
Die engliſche Federgewichtsmeiſterſchaft in London über 20 Runden
brachte Mac Kenzie einen glatten Punktſieg über Leach. Im Londoner
Blackfriarsring trennten ſich Albert Rogers und Shoing Smith Davis
nach 15 Runden unentſchieden. Trotz ſeiner eklatanten Niederlage gegen
Tom Gibbons ſoll Carpentier nun doch dem amerikaniſchen Halbſchwer=
gewichtsmeiſter
Gene Tunney gegenübergeſtellt werden. Der urſprüng=
lich
auf den 4. Juli nach Neu=York angeſetzte Kampf muß aber infolge
Carpentiers Handverletzung um einige Tage verſchoben werden. Sein
überlegener Sieg über Carpentier, veranelaßte Tom Gibbons, Jack
Dempſeh um den Weltmeiſtertitel aller Kategorien herauszufordern.
Danny Fruſh wurde nach ſeinem k. v. S=iege über den Franzoſen Criqui,
der ſich ganz vom Boxen zurückziehen will, von dem belgiſchen Feder=
gewichtsmeiſter
Hebrans herausgefordert.

Flugſport.

Gordon=Bennett=Wettfliegen für Freiballons.
Die Sportkommiſſion des Aeroklubs von Belgien hat die Ausloſung
der Startnummern für das Gordon=Bennett=Wettfliegen vorgenommen,
das kommenden Sonntag in Brüſſel 18 Ballons am Start ſehen wird.
Die Reihenfolge der Starts iſt folgende: 1. E. Demuyter (Belgien); 2.
M. Bienaime (Frankreich); 3. Hptm. Armbruſter (Schweiz); 4. ban Or=
man
(Amerika); 5. Maj. Creſſi (Italien); 6. E. Allen (England); 7.
Magdalena (Spanien): 8. Hptm. Labrouſſe (Belgien), 9. F. Lavorte
(Frankreich): 10. Ballon Zürich (Schweiz); 11. R. Honehwell ( Ame=
rika
): 12. Kommandant Valle (Italien), 13. Lt. Baldwin (England);
14. V. Balbas (Spanien); 15. A. Veenſtra Belgien); 16. Cormier
(Frankreich); 17. Mai. W. Peek (Amerika); 18. R. Caſas (Spanien). Im
Falle eines Sieges der Belgier würde der Wanderpreis endgültig von
Belgien gewonnen. Auch ein Sieg Amerikas könnte die Trophäe in den
dauernden Beſitz der Amerikaner bringen.

Motorſport.

Abſage der Harz=Zuverläfſigkeitsfahrt.
Die vom Braunſchweiger Autoſportklub ausgeſchriebene Zuverläſſig=
keitsfahrt
, der am kommenden Sonntag ſtattfinden ſollte, iſt durch ein=
ſtimmigen
Beſchluß einer Mitgliederverſammlung des Braunſchweiger
Autoſportklubs abgeſagt worden. Für die Abſage der Fahrt waren
Gründe maßgebend, die in einer ſchweren Erkrankung des 1 Vorſitzenden
des Autoſportklubs zu ſuchen ſind. Die Fahrt ſoll auf einen ſpäteren
den.
Zeitpunkt verlegt w

Ein Baumrieſe ſieht in fruchtbarem Feld,
Die Krone gewaltig auf mächtigem Stamm,
Aeſte wie Stämme hoch halten das Zelt.
Reifer Blätter ſehr dicht zum Schirme geſpannt.

Im Frühling von vielen Bienchen ſo keck
Beleckt und betüpfelt die Blüten ringsum,
Mit herrlicher Frucht ſo voll er nun hängt,
ImKonzertmit Baß durch dasBienchenGebrumm.

Ganz ſanft beſcheint ihn das Abendlicht nun,
Es leuchten die Früchte genau wie in Gold,
Noch lacht er herzlich im Geiſt der Natur
Ueber das Tageskonzert in ſeiner Kron.

Die Vogelſchar zwitſchernd Beraturkg hält,
Was in der Krone wird morgen geſungen,
Ein Engel ſüß ſpricht: Mit Kleider von Hör,
So ſehr lieb meinMännchen hat mich bezwungen.

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[ ][  ][ ]

*Deuiſche Gegenwartsſchriftſtellerinnen
Von Dr. Ella Menſch.
Helene Chriſtaller.
Gut, rein und ſchön. Das ſind die Zeichen, die wir an den
Büchern der Helene Chriſtaller wahrnehmen. Dieſe Schriftſtellerin
verfügt über die Gabe, die den Sonntagskindern eigen iſt, an
den Dingen und Menſchen zunächſt das Liebenswürdige heraus=
zuholen
. Dabei verbergen ſich ihr die Schattenſeiten des Lebens
keinswegs. Aber ſchließlich ſchaut uns aus der Welt doch das
Antlitz an, das wir in ſie hineintragen.
Eine ernſte und zugleich froh ſtimmende Geſchichte iſt Helene
Chriſtallers Buch von den jungen Menſchen, die den Krieg erleb=
ten
: draußen im Felde und hinter der Front, und Die un=
ſere
Hoffnung ſind wie der Titel lautet (K. Thiene=
manns
Verlag, Stuttgart). Wir gewinnen Einblick in ein echt
deutſches Haus= und Familienleben. Da iſt zuerſt die Mutter
des Bildhauers Eberhard, die ſich zuweilen vor den Luftſchlöſſern,
die der ſanguiniſche Gatte baut, ein wenig fürchtet, denn ihr
Weg war hart geweſen, und wo der Künſtler geflogen war und
keine Schwierigkeiten geſehen hatte, da war ſie an jeden Stein
geſtoßen, über den ſie ſteigen mußte, aber ſie ergänzten ſich
herrlich. Dieſes Ehepaar erlebt nun mit ſeinen gut geratenen
Kindern jene Zeit, wo für die deutſchen Menſchen ihr perſön=
liches
egoiſtiſches Daſein wie ausgelöſcht ſchien. Laßt euch nicht
irre machen, wenn Gerüchte zu euch ſchwirren von Familien, die
ihre Ehre verloren, von Kleinlichkeit und Engherzigkeit. Es gibt
noch viel mehr Tüchtigkeit. Hier im Kriege ſcheiden ſich die
Geiſter. Was gut war, wird ſehr gut, und was ſchlecht war,
verſinkt ganz. Ja, anfangs geſchah dies. Dann aber brach die
innere Front, die gegen den Feind gezogen war, kläglich zuſam=
men
, und unter dem Druck dieſer Erfahrung fühlte man ſich eine
Zeitlang außerſtande, Bücher wie das Chriſtallerſche Die unſere
Hoffnung ſind zu leſen, Bücher, in welchen die ganze Stimmung
noch auf Durchhalten eingeſtellt war. Aber jetzt, in dieſen ver=
zweifelten
Friedensjahren nimmt man ſie wieder gerne zur
Hand, weil aus ihnen ſo viel freudige, echte Zuverſicht ſpricht.
Und dieſer Geiſt der Zuverſicht iſt uns nicht verloren gegangen.
Um ihn lebendig zu halten, brauchts nur der zähen Willenskraft
ſolcher Mädchen und Jünglinge, wie die Chriſtallerſchen Bücher
ſie zeigen. Beileibe keine Idealtypen, ſondern Menſchen, die den
Boden der Wirklichkeit feſt unter den Füßen haben. Das Mäd=
chen
Jſolde, das echte Hausmütterchen von Beruf, iſt aus jenem
Stoff gebaut wie Goethes Dorothea; ſchlicht, feſt und wahr zieht
ſie ihre Lebensſtraße. An kleinen Zügen merkt man, daß es der
Autorin leicht fällt, fremdes Verdienſt anzuerkennen. Da fin=
den
ſich z. B. ſchöne, warme Worte über das Buch der Agnes
Günther Die Heilige und ihr Narr
Vor dem Kriege hat Helene Chriſtaller ihre Geſtaltungs=
kraft
auch an Perſonen gus der Vergangenheit geübt. Ein Buch
aus dem Bereich feinſter Seelenkunde iſt Heilige Liebe‟
das die Perſon des St. Franziskus zum Mittelpunkt hat und
in der Heimat des Helden geſchrieben wurde. Die Kenntnis des
Schauplatzes religiöſer Begebenheiten, mag dieſer auch im Laufe
der Jahrhunderte große Umgeſtaltungen erfahren haben, trägt
der Seele des Schaffenden ſtets Bilder und Anſchauungen zu,
welche die Phantaſie ſich ſonſt erſt mühſam, indirekt, auf lite=
rariſchem
Wege aneignen muß.
*Das Stiefkind der Woche
Der Sonntag gilt im allgemeinen als Ruhe= und Feſttag
in erſter Linie für den Gatten und Vater, in zweiter dann auch
für die geſamte Familie. Und die Hausfrau und Mutter läßt
es ſich angelegen ſein, umfaſſende Vorbereitungen dazu zu tref=
fen
, daß er ſich auch zu einem ſolchen geſtalte. Dazu gehört nach
ihrer Meinung, daß die geſamte Wohnung noch einmal gründ=
licher
wie an einem anderen Tage von Staub und Schmutz ge=
reinigt
wird, der ſich trotz aller Sauberkeit in dieſer Hinſicht doch
dari angeſammelt, und endlich, wenn dieſes ſchwere Werk getan
iſt, in der Vorbereitung der Tafelgenüſſe, mit denen ſie die Feier=
tagsſtimmung
des Sonntags zu erhöhen gedenkt. In dieſem
doppelten Beſtreben, dem Ruhetag der Woche die rechte Bedeu=
tung
zu verleihen, iſt ſie jedoch gegen ſeinen Vorgänger recht
rückſichtslos und vernachläſſigt ihn in einer Weiſe, die ihn zu
einem echten Stiefkind der Woche ſtempelt, genauer bezeichnet
Samstags gibt es, von Ausnahmen natürlich abgeſehen, kein
richtiges Mittagsmahl.

Ueber Leid mit einem Tächeln ſiegen,
Sich in einem feinen Lachen wiegen,
Wie die Lerche hoch im Aetherzelt.
Tu’s! vollbrings! Und dir gehört die Welt
Frida Schanz.

Der Entſchuldigungen für dieſe Unterlaſſungsſünde findet
ſie natürlich mehr denn genug. Da waren, wie ſchon angeführt,
die Wohnung zu reinigen, Einkäufe zu erledigen, der Sonntags=
braten
oder =kuchen vorzubereiten, der Sonntagsſtaat zu
rüſten u. a. m. Wann wäre überhaupt eine Frau, wenn ſie ſich
entſchuldigen will, um eine Ausrede verlegen? Und doch ſind alle
dieſe nicht ſtichhaltig genug für die Unterlaſſungsſünde, die ſie
gegenüber ihren Familienmitgliedern begeht. Mag dieſes Wort
auch hart klingen, ſo bleibt es doch beſtehen. Und näher be=
gründet
: Tut ſie nicht mehr und nicht weniger, als daß ſie die
Ernährung ihrer Familie am Samstag vernachläſſigt zugunſten
des folgenden Sonntags?
Selbſt die beſten Biſſen an dieſem Tage können aber nicht
für den Verluſt entſchädigen, der dem Körper am Tage zuvor
durch mangelhafte Ernährung zugefügt wurde. Und der am
Sonntag ausnahmsweiſe auch den Kindern erlaubte reichlichere
Genuß des Sonntagsbratens iſt gerade deshalb nicht ſelten eine
Urſache geſtörten Wohlbefindens. Darum ſollte die Hausfrau
nicht verſäumen, auch den Mittagstiſch des
Samstags nicht zu vernachläſſigen. Fehlt ihr die
Zeit zur ſorgſamen Vorbereitung irgend eines Gerichts am viel=
beſetzten
Samstag=Vormittag, ſo kann ſie dieſe doch bereits am
Freitag abend treffen. Aber ſelbſt wenn das aus irgend einem
Grunde nicht angängig wäre, gibt es eine ganze Anzahl vor=
trefflicher
Gerichte, die ohne jede Aufſicht, wenn rechtzeitig auf=
geſetzt
, fertig kochen, ſo daß ſie den Mittagstiſch des Samstags
nicht, wie vielfach üblich, nur mit einem ſogenannten Verlegen=
heitsgericht
, einer Schüſſel Kartofeln mit irgend einer Beilage
uſw. zu beſetzen braucht. In der Ernährung der Familie ſpielt
jeder Tag die gleiche Rolle. Verkehrt aber iſt es, am Sonntag
dem Körper doppelt bieten zu wollen, was man ihm am Sams=
tag
dem Stiefkind der Woche, vorenthielt.
* Die Bedenken der Salome
Die Primadonna der Stockholmer Oper Frau Gota Ljung=
berg
, die in der Strauß’ſchen Salome in London auftreten ſoll,
befindet ſich in ſchweren Zweifeln. Sie weiß nicht, ob ſie es
wagen kann, einem engliſchen Publikum den Tanz der Salome
in derſelben Weiſe vorzuführen, wie ſie es in Schweden mit
großem Erfolg getan hat. Sie tanzt nämlich mit dem abgeſchla=
genen
Haupt des Täufers ſelbſt vor Herodes, und da ſie eine
auffallend ſchöne Erſcheinung iſt und es in den Künſten der
Choreographie mit jeder Primaballerina aufnimmt, ſo iſt dieſe
Szene der Höhepunkt ihrer Rolle. Die Londoner Zenſur aber
hat allerlei Bedenken gegen dieſen Tanz, ſowohl gegen das
Koſtüm der Sängerin wie gegen das deutlich zur Schau getragene
Haupt des Johannes. Man hat Frau Ljungberg dringend ab=
geraten
, ſich in dieſem Tanz zu zeigen, und ſie ſelbſt iſt ängſtlich
geworden. Ich halte es für richtig, wenn Salome das Haupt
rägt, ſagte ſie zu den Berichterſtattern, die ſie über ihre An=
ſchauung
ausfragten, aber ich trage doch Bedenken, mich ſo wie
in der Heimat zu zeigen, denn ich möchte gern die Gefühle des
engliſchen Publikums nicht verletzen. Man ſagt, daß man in
London etwas prüde iſt, und da würde mein Koſtüm Anſtoß
erregen. Auf die neugierige Frage, was das für ein Koſtüm ſei,
antwortete ſie lakoniſch: Nichts. Nun iſt freilich dieſe Aeuße=
rung
nicht ganz wörtlich zu nehmen. Frau Ljungberg trägt
beim Tanz der Salome zwei mit Juwelen beſetzte Bruſtplatten
und ein kurzes durchſichtiges Röckchen. Das iſt alſo nicht viel
mehr als nichts. Vorher iſt ſie übrigens in einen langen grünen
Mantel gehüllt. Der Lord=Kanzler, der die Zenſur ausübt, hat
zu verſtehen gegeben, daß er nicht gerne einſchreiten möchte; aber
die Bedenken, die der Salome mitgeteilt wurden, ſind ſo groß,
daß ſie ſelbſt auf ihr Koſtüm, wenn nicht gar auf den ganzen
Tanz verzichten will.
B.

Der Fortſchritt im Haushalt

Die Erlebniſſe der letzten Jahrzehnte haben uns übel mit=
geſpielt
, unſeren Hausfrauen reichliche Zumutungen auferlegt und
ungewohnte Laſt aufgebürdet, an die es galt, ſich anzupaſſen.
In dieſen ſchweren Jahren ſind viele wertvolle Kräfte vor der
Zeit abgenutzt und verbraucht worden, manche unerſetzliche
Mutterkraft iſt den unerhörten Anſprüchen des Tages erlegen.
Trotzdem aber muß anerkannt werden, daß die deutſche Haus=
frau
als Geſamtperſönlichkeit aus dieſem Wirbelſturm des Wirt=
ſchaftslebens
zwar erſchöpft, aber doch mit erhöhter Lebens= und
Anpaſſungsfähigkeit hervorgegangen iſt. Dank derſelben war es
ihr auch möglich, die durch die umgelagerten wirtſchaftlichen Ver=
hältniſſe
geforderte Neugeſtaltung der Hauswirtſchaft vorzu=
nehmen
oder doch ins Auge zu faſſen. Es muß ein Unterſchied
ſein, ob eine mechaniſche Hausarbeit von Händen ausgeführt
wird, deren Kopf und Herz nicht daran beteiligt iſt, die es nur
des Stundenlohnes halber ausführen, oder ob die Hausfrau
ſelbſt ihr Eigentum verwaltet und wie ein Schmuckkäſtchen rein
erhalten will. In dieſem Falle wird die Arbeit durchdacht, in
kurzer Zeit und auf praktiſchere Weiſe vollendet. So manche
Erfindung auf dieſem Gebiete rührt von der denkend arbeitenden
Hausfrau ſelbſt her, und ſolche Neuerungen ſollten ſchnell einem
erwählten Kreiſe zur weiteren Erprobung und Ausgeſtaltung zu=
geleitet
werden. Sicher liegt hier noch ein großes Feld für die
an allen Orten ſich ſchon bewährenden Hausfrauenvereine vor,
Jeder neuen Erfindung liegt die Umwandlung irgend einer
Naturkraft oder eines Naturſtoffes zugrunde. Auf techniſchem
Gebiet handelt es ſich darum, die frei waltenden Naturkräfte durch
den Menſchengeiſt zu überwinden und ihm dienſtbar zu machen.
Hier können wir von anderen Ländern viel lernen. Starke
Waſſerkräfte ſind z. B. in Norwegen und Schweden ſinnreich
ausgenutzt und durch ein Netz von elektriſchen Stromleitunge
bis in jedes Dorf und jede entlegene Hütte geführt. Die Haus=
frau
hat dort neben dem Herde ihren Kraftſchalter und ver=
wendet
ſorgfältig die ihr zugemeſſene Summe von Elektrizität
zum Beleuchten, Heizen, zum Antrieb von Waſch= und Näh=
maſchinen
, von Drehmangeln uſw. So werden die Hände, Füße,
der gebeugte Rücken der Frau entlaſtet und um ſchwere körper=
liche
Arbeit erleichtert. Zimmer= und Haustelephon, Verbindung
mit Geſchäftsleuten und Mitarbeitern ſind weit verbreitet und
bilden eine weitere Kraft=, Zeit= und Arbeitserſparnis. Wer
wünſchte nicht, daß auch bei uns die Technik noch mehr und noch
wohlfeilere Fortſchrittsmöglichkeiten in dieſer Hinſicht brächte?
An uns Hausfrauen liegt es, jede Verbreitung ſolcher Ausſichten
zu fordern und andere, ſchon vorhandene, zu fördern. Es iſt
daher zu begrüßen, daß in immer breitere Kreiſe die Einſicht
dringt, daß echt gefärbte Stoffe, die Wind, Wetter, Sonne und
gründliches Waſchen ohne Nachteil vertragen, eine große Arbeits=
erſparnis
im täglichen Leben der Hausfrau bedeuten.
Auf einem anderen Gebiete erwächſt der Hausfrau ebenfalls
ein wahrlich großes Arbeitsfeld: das iſt der Schutz, den ſie ihren
Winterſachen gegen die ſommerlich gefährlich hauſenden Motten
gewähren muß. Unſere Induſtrie hat nun in jahrzehntelangem
ſtillen Forſchen und Wirken einen Stoff gefunden, durch den die
Wollfaſer eine dauernde Widerſtandsfähigkeit gegen den Motten=
fraß
erhält. Auch dieſe Erfindung iſt geeignet, wenn ſie erſt zum
ſelbſtverſtändlichen Allgemeingut aller in Betracht kommenden
Stellen (Wollſpinnereien, Webereien, Knüpfereien uſw.) gewor=
den
iſt, einen bedeutſamen Fortſchritt in den Haushaltungen
herbeizuführen. Alle ſolche Dinge können jedoch nur erſt in die
Tat umgeſetzt werden, wenn ſich eine genügende Menge denkender
Hausfrauen damit beſchäftigt und dadurch den tragfähigen Boden
dafür ſchafft. Wieder iſt es Aufgabe der Hausfrauenvereine,
zu erkennen, wo Fortſchrittsmöglichkeiten der Haushaltsführung
liegen, und dieſe durch Verbreitung des Gedankens der Allge=
meinheit
zugänglich zu machen. In einem verarmten Volke,
deſſen materiellen Güter zerſchlagen, deſſen Betätigungsfelder
eingeſchränkt worden ſind, kann nur eine Beſſerung errungen
werden durch Anſpannung der geiſtigen Kräfte in allen Schichten.
Die Haushaltsführung iſt ein ſolches Gebiet, auf dem ſich
die Hälfte des geſamten deutſchen Volkes in täglicher Arbeit aus=
wirkt
; ein jeder Fortſchritt hier, möge er in einer noch ſo gerin=
gen
täglichen Arbeitserſparnis liegen, muß in der Volkswirtſchaft
bedeutſam ins Gewicht fallen. Und ſo knüpft ſich wieder, für
jeden neu erkennbar, das unlösbare Band, das die Hausfrau
n ihrer Alltagsarbeit an die Geſamtheit ihres Volkes bindet.
Anna Gerhardt, Altenburg,
Vorſitzende des Verbandes Deutſcher Hausfrauenbereine.

Mein Glückswinkel
Von Eliſabeth Fauſt.
bz. An unerfüllten Wünſchen iſt kein Mangel auf Erden.
Jeder hat zu klagen zu klagen zu klagen. Gibt es denn
wirklich nichts mehr zu danken? Doch! Mehr, viel mehr, wie
manche ahnen. Nur muß man Herz und Auge dafür offen hal=
ten
. Es gibt ſogar noch Erfüllung für manchen Wunſch und
manches ſtille Sehnen. Davon muß ich heute erzählen, denn
mein Herz iſt übervoll von Dank und Freude; erzählen von
einem Sonnenfleckchen auf dem grauen Gewebe des ſorgenreichen,
arbeitsvollen Alltags. Dies Sonnenwinkelchen heißt: meine
Loggia.
Wer auf dem Lande in Grün und Freiheit aufgewachſen iſt,
wird nie die Sehnſucht nach Baum und Strauch und Wieſen=
duft
verlieren, nach einem ſei’s auch noch ſo kleinen Fleckchen, wo
er ſich etwas pflanzen kann. Und auch viele, viele Städter, die
zwiſchen grauen Mauern groß geworden, recken ſehnſüchtig die
Arme nach etwas Beſſerem. Aber wie Wenige dürfen erreichen,
was ſie erträumen, gerade jetzt, wo alles Eigentum vernichtet,
alle Möglichkeiten, ſich etwas zu erwerben, mit allen ideellen
und materiellen Gütern im troſtloſen Abgrund verſunken ſind.
Und doch gibt es auch jetzt noch Erfüllungen ſtiller Träume,
Verwirklichungen heißer Wünſche für offene Herzen und ge=
nußfähige
Seelen.
Wie iſt das, wenn man mit all ſeiner Sonnenſehnſucht und
heißer Liebe zur Natur in eine Wohnung gebannt iſt, in der
Sommer zur Qual wird und jeder Sonnentag ein Schmerzens=
tag
iſt! Etwa, wie unter den Bleidächern Venedigs! Furcht=
bar
. Am Tag kaum die Möglichkeit, arbeiten zu können, und
nachts kein Schlaf in der erſtickenden Schwüle unter ſchrägem
Dach. Der Aſphalt der Straße ſtrömt alle Glut aus, die der Tag
hineingebrannt, und ſchickt ſie als Hitzewellen durchs geöffnete
Fenſter. Im Gebälk kniſtert es, als ſteckten tauſend Sonnen=
geiſterchen
darin und wollten gleich einen Tanz aufführen in
roter Lohe. Brennt es ſchon? Nein nur mir ſelbſt ſpringen
rote Funken dor den Augen o, wäre die Nacht nur herum
So iſt der Sonmer nicht Freudenzeit, wie er doch ſollte, ſon=
dern
voller Pein der Winter iſt das ja ſchon ohnedies.

Und jetzt! Iſt das nicht wie ein Wunder? Heraus aus
allem, was nun wie ein wüſter Traum dahinten liegt, in ein
Heim mit geraden Wänden, mit Luſt und Licht ohne Glut, mit
dem Traum meiner Tage: einer eigenen, wonnigen kleinen
Loggia! O, dieſer Freudenquell vom frühen Morgen bis zum
ſpäten Abend. Umgeben von grünen Bäumen, auf ſaftigem,
blumengeſchmücktem Naſen iſt mein Heim aufgebaut, mein Heim
mit meiner Loggia. Auf ihrer Brüſtung ſtehen Blumen aller
Art in Käſten und Töpfen und grüßen mich von draußen bei
meiner Arbeit drinnen im Zimmer, grüßen und nicken wie lau=
ter
liebe, fröhliche Geſichter. Freundesgeſichter! Denn ich kenne
ſie alle perſönlich, und wenn ich ihnen guten Morgen ſage und
ſie tränke, merke ich gleich, ob über Nacht ein neuer Kelch ſich er=
ſchloſſen
. Das iſt dann ein Freuen, wenn ſolch holdes Blumen=
kind
in friſcher Unberührtheit ſich im Morgenwinde wiegt,
glitzernde Tauperlen im Kelch, die dann die Sonne wegküßt. Mit
unbeſchreiblicher Wonne trinke ich all den Sonnenglanz und
Farbenpracht in mich hinein, während ich frühſtücke, draußen in
friſcher Luft! Iſt da nicht ſchon dem Tag ein goldener Stempel
aufgedrückt, wenn gleich der Morgen ſo viel lichte Schönheit in
die Seele gießt? Läßt ſich nicht die Mühſal des Tagwerks leich=
ter
tragen, wenn man weiß, das iſt ein kleiner Winkel, wo die
Freudenblumen blühen, köftliche ſtille Abendſtunden nach der
Hatze des Tages, Stunden der Sammlung und inneren Einkehr,
in denen es auch möglich iſt, ein gutes Buch mit aufnahmefähi=
ger
Seele ſo zu leſen, wie es geleſen nacherlebt ſein ſoll,
ein ſtilles, tief bewußtes Genießen der Stunde. O, du mein
Glückswinkelchen, geſegnet der, der dich erdacht und erbaut, klein,
aber ganz mein eigen. Wie wonnig, wenn die Abendſchatten
ſinken, wenn das Licht der Straßenlaternen gegenüber die Schat=
ten
der leicht vom Winde bewegten Bäume in hin= und her
huſchenden Bildern auf die Wand wirft in neckiſchem Spiel. Ein
feiner, ſüßer Duft ſteigt aus den Kelchen meiner Blumen fern
irgendwo Muſik in halbverwehtem Klang, wie er in dieſe Stim=
mung
paßt.
ch ſchließe die Augen in wunſchloſem Behagen. Und öffne
ſie wieder, um neue Schönheit zu trinken.
Knirſcht da nicht ein leichter Schritt auf dem Kies ? Ein
halblauter Ruf kommſt du? Freudig laſſe ich die Freundin
herein, und nun ſitzen wir in trauter Zweiſamkeit draußen. Ge=
teilte
Freude doppelte Freude! Wie plaudert ſich’s ſchön in
der Sommerabendluft von vergangenen Tagen, Bild auf Bild
ſteigt aus der goldenen Jugendzeit herauf, das ſüße Erinnern

zaubert Vergangenes in die Gegenwart hinein ein Lachen
ein wehmütiges: Das war einmal alles auf dem Untergrunde
des Heute, das ſo friedvoll iſt in ſeiner leichten Abendſtim=
mung
, der Abgeklärtheit, des Ueberwundenhabens
Noch ein lieber Gaſt erſcheint, noch enger rücken wir zuſam=
men
, von neuenn heißts: Wie ſchön, wie ſchön! Ich dünke mich
reich wie Nabob in meinem Eldorado und möchte alle Freunde
mittrinken laſſen an dieſem Freudenquell. Vom Geplauder
über die kleinen Erlebniſſe des Tages, des Berufs, wendet ſich
der Blick hinauf zu den Sternen, die am Himmel auftauchen
im blaſſen Glanz der Sommernacht, und das Geſpräch wendet
ſich vom Erdenglück und Erdenleid Ewigkeitsdingen zu
Leiſe rauſcht es in den Wipfeln, das lärmende Leben des Tages
iſt verſtummt, kaum hier und da noch ein Laut, ein vorübereilen=
der
Schritt, ein Autohub dann wieder tiefe, wohlige Stille.
Vom Kirchturm klingen tiefe Schläge durch die Nacht ſchon
ſo ſpät‟? Dem Glücklichen ſchlägt keine Stunde, bleibt doch noch!
Dem Glücklichen! Wohnt hier das Glück? Läßt man alles
Leid hinter ſich, wenn man hier eintritt? Nein. Aber es trägt
ſich leichter, wenn man ſolch ein Heim hat. Nicht nur ein nüch=
ternes
, graues Viereck von Stube und Küche nein, ein hell=
fröhliches
Farbenſpiel von blauen Läden, rotem Dach, grünem
Naſen und bunten Blumentupfen allüberall.
Mein Haus meine Welt! Köſtlich iſt’s, heimzukommen
aus Staub und Sturm da draußen, und ſich wieder einzuniſten
im Paradieschen.
Ohne Schlange iſt’s ja freilich auch nicht. Und wenn ſie
faucht und tobt und knattert und rattert, regen ſich ganz unchriſt=
liche
Wünſche im Buſen, daß ein Gewiſſer mit dem Pferdefuß
alles haben möchte, was unſeren Frieden ſtört! Alles!! Doch
des Lebens ungemiſchte Freude wird keinem Irdiſchen zuteil
auch ſonſt noch doch genug davon es muß ja wohl ſo
ſein, ſonſt wäre es zu vollkommen.
Hinter uns liegt das Leben. Nun hat ſich der Tag geneigt
und bald ſinkt die letzte Nacht hernieder. Gibt es da Beglücken=
deres
, als für die letzten Stunden ein Heim voll Behaglichkeit
und Schönheit? Wo man tief und ſtill genießt, was einem noch
an Gutem und Schönem beſchieden. Freilich, man muß genießen
können, mit Bewußtſein aufnehmen an Klang und Freude,
an allerkleinſten Freundlichkeiten, was uns der Tag bringt. Und
das iſt für den Gengügſamen noch viel.
Die anderen mögen draußen bleiben!

[ ][  ][ ]

Darmſtädter Tagblatt

*Vornehme Kinderkleidung
Es gibt viel Hübſches und Neues auf dem Ge=
biete
der Kinderkleidung. Kleinen Knaben zieht man
mit Vorliebe im Haus ein Spielhöschen an. Auch
darin gibt es hübſche Modelle, ſo z. B. ein aus roſa
Leinen mit weißen Randblenden und aufgeſetzten
Taſchen, das übrigens auch kleine Mädchen gut kleidet.
Ein anderes, aus baſtſtfarbigem Leinen, iſt mit farbig
beſtickten Randblenden verziert und iſt recht originell
im Schnitt. So läßt ſich auf dieſem Gebiete immer
wieder Neues ſchaffen, das ſtets Anklang findet, wenn
es geſchmackvoll iſt und die praktiſche Seite nicht außer
Acht gelaſſen wird. So iſt es auch mit den erſten
kurzen Kleidchen, den Laufkleidchen für Mädchen, die
an Zierlichkeit kaum mehr zu übertreffen ſind. Ein
für den Sommer peſtimmtes Modell iſt aus roſa Voile
gearbeitet und mit ſchmalen Pliſſees aus weißem
Mull, ſowie kleinen Mullröschen verziert. Ganz rei=
zend
iſt auch ein Mäntelchen aus weißem Seiden=
frottee
, das ſowohl für Knaben wie für Mädchen be=
ſtimmt
iſt. Es wird wie ein Kittelchen auf dem
Rücken geſchloſſen, die mit ſchmalem Crepe de Chine=
Pliſſee beſetzte Pelerine wird indeſſen für ſich umgelegt
und vorn von einem bunten Seidenbändchen zuſam=
mengehalten
. Ein zum Mantel paſſendes Hütchen iſt
für Knaben, ein kleidſames Häubchen für kleine Mäd=
chen
beſtimmt.
Unſere Abbildungen zeigen:
I. Karriertes Kinderkleidchen mit Schlupfhöschen
aus gleichem Stoff;
II. lila Wollkleidchen mit bunter Wollſtickerei,
Münchener Künſtlerentwurf;
III. Kinderkleid aus weißem Waſchſtoff mit bunter
Handſtickerei.

Modelle von der Fa. Wäschehaus H. 6 F. Becker, Wülhelminenstraße 17

Eheſcheidungsringe
Ein Londoner Goldſchmied iſt auf die Idee ge=
kommen
, Eheſcheidungsringe zu verfertigen. Er ging
dabei von einem durchweg logiſchen Gedanken aus:
Wenn der Ehering mit oder ohne Gravierung des
Datums den Beginn des geſetzlichen Zuſammen=
lebens
zwiſchen den Gatten markieren, gleichzeitig
aber als Zeichen dienen ſoll, daß man bereits ver=
geben
ſei, ſo hat der Eheſcheidungsring das Gegen=
teil
davon zu erweiſen, daß die Ehe aufgehört, daß
man wieder frei ſei. Natürlich iſt der geniale Er=
finder
dieſer Neuigkeit darauf bedacht geweſen, dem
Ring auch eine ſolche Form zu geben, daß man ihn
auf den erſten Blick von ſeinem Gegenſtück unter=
ſcheiden
kann. Der Eheſcheidungsring iſt wohl aus
Gold, hat die Geſtalt eines Reifes, nur iſt er in der
Mitte des oberen Teiles etwas breiter und beſitzt da
eine flache Stelle, auf der der Tag des glücklichen
Auseinandergehens der Eheleute im Basrelief ver=
merkt
erſcheint. Man darf wohl mit Schillers Wallen=
ſtein
zu dieſer Ide eines ſmarten Geſchäftsmanns
bemerken: Wär' der Gedank' nicht ſo erwünſcht ge=
ſcheit
, man wär’ verſucht, ihn herzlich dumm zu
nennen. Denn der Ring als Ehezeichen ſtellt doch
nichts anderes als das Symbol der Vereinigung dar.
Ihn auch als Symbol der Trennung benutzen zu wollen,
iſt die Ausgeburt eines gedankenloſen Kopfes.
* Sein Kennzeichen. Unter den engliſchen Abge=
ordneten
befindet ſich auch ein ſchottiſcher Bergarbeiter
James Welſh, der als Dichter durch einige Lyrik und
einen Roman bekannt geworden iſt. Beſucher des
Unterhauſes wollen ihn gern ſehen, und wenn ſie die
Beamten nach einem Merkzeichen fragen, ſo antworten
dieſe: Oh, der iſt leicht zu erkennen. Er ſieht aus,
wie wenn er vergeſſen hätte, ſich die Haare zu bürſten!

*Die Sommerjacke
Im Gegenſatz zu der zum Kleid paſſenden Jacke bringt die
Mode unpaſſende Jacken, d. h. ſolche, die aus abweichendem
aber neutralem Stoff hergeſtellt, zu jedem Kleid getragen werden
können, eine Modelaune, die erſtens knappen Geldbeuteln zu
Gute kommt, zweitens das Gewicht des Reiſekoffers nur wenig
belaſtet. Und gerade auf der Reiſe iſt eine wärmende Hülle durch=
aus
notwendig, in der frühen Morgenſtunde am Brunnen,
abends zum Schutz gegen kühle Seewinde am Strande, überall
da, wo man angezogen iſt, während man im Gebirge, auf dem
Lande und zum Sport der im Straßenbild der Stadt unzu=
läſſigen
Strickjacke ihrer praktiſchen Eigenſchaften wegen
ſtets den Vorzug geben wird. Beſonders hübſch zu den hellen
Sommerkleidern ſind die mit farbiger und bunder Handſtickerei
belebten Jacken aus weißem oder erbſengelben Molton, Tuch,
Wolltrikot oder Wollrips, in Jumperform mit breitem Hüft=
gürtel
begrenzt, mit ſchmalen Stoffſtreifen gegürtet oder ganz
loſe als Sakko, nur am Hals zuſammengehalten, ſo daß das
Kleid ſichtbar wird. Für Beruf, Sport und praktiſche Zwecke
werden Jacken aus dunkelblauem Wollſtoff, Covercoat, Gräten=
ſtoff
ſtets eine paſſende Ergänzung für den Straßenanzug bilden.
Fertig käufliche Borten, Treſſen, Bieſen und Stepperei ergeben
hier den geeigneten Ausputz. Aber auch als zum Kleid paſ=

ſende Jacken geben unſere heutigen Abbildungen geeignete Vor=
lagen
, für die Beyer=Schnitte und Beyer=Abplättmuſter er=
hältlich
ſind.
Eine praktiſche Jacke mit Bortenbeſatz zeigt M. 38338. In
kurzer gerader Form umſchließt ſie eng die Hüften und weiſt an
dem gürtelartig abgegrenzten Teil zwei eingeſetzte Taſchen auf.
Die mit verdecktem Knopfſchluß gearbeiteten Ränder legen ſich
aufſchlagartig um, können aber auch ganz geſchloſſen werden. Er=
forderlich
etwa 1,80 Meter Stoff, 130 Zentimeter breit. Beyer=
Schnitte für 46 und 52 Zentimeter Oberweite.
Die gerade Gürteljacke M 38337, zu jedem Einbahnenrock
zu tragen, iſt neu durch die Längsteilung der Vorder= und
Rückenteile, die vorn mit dreieckigen Ausſchnitten für die Taſchen
enden. Sie kann, je den vorhandenen Kleidern und Röcken ent=
ſprechend
, aus dunkelblauem Wollſtoff, Covercoat oder Tuch ge=
arbeitet
werden und iſt längs der Teilungsnähte abgeſteppt. Ein
glatter Schalkragen umgibt den Halsausſchnitt. Erforderlich:
etwa 2 Meter Stoff, 130 Zentimeter breit. Beyer=Schnitte für
46 und 52 Zentimeter Oberweite.
Breite Bordüren in ſtilvoller Kreuzſtichſtickerei, zuſammenge=
ſtellt
nach der Stickerei eines alten chineſiſchen Koſtüms, über=
decken
Rücken=, Vorder=Teile und Aermel der Jacke aus rahm=
gelbem
Molton, B 58111. Die von der Stickerei ausgeſparten
glatten Ränder legen ſich oben aufſchlagartig um und fügen ſich
daſelbſt dem glatten Umlegekragen an. Erforderlich: etwa 1,35
Meter Stoff, 130 Zentimeter breit. Beyer=Schnitte für 44 und 48

Zentimeter Oberweite. Typenmuſter: Beyer’s farbige Kreuz=
ſtichmuſter
Blatt 41.
Die Jacke aus weißem Molton mit Handſtickerei in lebhaften
Farben B 58 172 iſt in Jumperform mit breitem enganliegenden
Gürtel gearbeitet und eingerichtet, offen und geſchloſſen getragen
zu werden. Erforderlich: 1,45 Meter Stoff, 130 Zentimeter
breit. Beyer=Schnitte für 14 und 16 Jahre. Beyer= Abplätt=
muſter
Nr. 50 839/III, 1 Meter.
Gleich hübſch aus weißem Wollrips und blauem Stoff
mit einer ſchwarzen Treſſeneinfaſſung wirkt die Sakko=Jack
B 27116, für die auch karierter oder gemuſterter Stoff verwendet
werden kann. Vorn mit zwei Täſchchen verſehen, wird ſie oben
durch einen ſeitlich übergreifenden Stehkragen zuſammengehal=
ten
. Erforderlich: etwa 2 Meter Stoff, 100 Zentimeter breit.
Beyer=Schnitte für 42 und 46 Zentimeter Oberweite.
Für Regen, Reiſe und Sport eignet ſich die praktiſche Jacke
in Schlüpferform aus Grätenſtoff M 36 202. Die abgeſteppten
Ränder und Kappnähte erfordern ſehr genaue Näharbeit. In
der Gürtellinie durch einen Knopf zuſammengehalten kann die
Jacke auch ganz geſchloſſen werden. Die Achſelärmel ſchließen
mit breiten Aufſchlägen ab. Erforderlich: etwa 2,25 Meter
Stoff, 130 Zentimter breit. Beyer=Schnitte für 46 Zentimeter
Oberweite.
Wo keine Schnittverkaufsſtelle am Ort, ſind alle Schnitte zu
beziehen durch Beyer=Schnitte, Leipzig, Rathausring 13.

*Geſundheitspflege
Bei welchen Krankheiten ſind Sonnenbäder
angezeigt? Die heilende Wirkung des Sonnenlichtes iſt
heute ſchon vielen Kranken und Leidenden bekannt, das beweiſt
die erfreuliche Zunahme der Anhänger des Sonnenbades. Aber
wie groß ihr Einfluß bei den einzelnen Krankheiten iſt, davon
wiſſen doch noch längſt nicht alle jene, denen ſie im Laufe des
Sommers bei ihren Leiden die erſehnte Beſſerung und Heilung
völlig koſtenlos zu bringen vermöchten. So ſind Sonnenbäder
bei allen jenen Krankheiten geboten, wo ſie ſchweißaustreibend
und dadurch entgiftend wirken, wie bei Rheumatismus, Nieren=
leiden
, Waſſerſucht und vor allem auch bei Syphilis. Da ſie
bakterienfeindlich wirken, ſollten ſie auch bei Flechtenleiden und
Wunden genommien werden, namentlich in letzterem Fall Teil=
ſonnenbäder
, d. h. daß alſo nur der betroffene, erkrankte Körper=
teil
den Sonnenſtrahlen ausgeſetzt wird. Weiter ſollten alle
jene Leidenden reichlich Sonnenbäder nehmen, die an Stoff=
wechſelſtörungen
leiden, Menſchen mit krankhafter Magerkeit,
Fettſucht, Skrophuloſe, Zuckerkrankheit, Gicht und engliſcher
Krankheit behafte, und weiter auch alle jene ſehr oft das
Sonnenlicht aufſichen, die an Blutarmut und Bleichſucht leiden
und als Hypochonder vom Leben nur die dunklen Schattenſeiten
ſehen, trübſinnig, hoffnungslos und arbeitsunluſtig ſind. Sie
alle werden bei reichlichem Aufenthalt im Sonnenſchein bald
eine völlige Wandlung zum Beſſeren an ſich verſpüren und bei
regelrechter Anwendung von Sonnenbädern nach den Rat=
ſchlägen
eines Arztes auch oft völlige Heilung erlangen.
Dr. A. Sartorius.
Soll man zeitig oder ſpät zu Abend eſſen?
Bisher ging die allgemeine Anſchauung dahin, daß man, um
ſich eines ruhigen, ungeſtörten Schlafes erfreuen zu können, die
Abendmahlzeit zeitig einnehmen oder dieſe doch nur mäßig ſein
müſſe. Nach neueren Beobachtungen wurde doch feſtgeſtellt, daß

ſowohl Patienten mit vorgeſchriebener Diät wie auch Geſunde
bei zu großer Beſchränkung der Abendmahlzeit ſich keineswegs
eines ungeſtörten Schlafes erfreuten, ſondern infolge ſtarken
Hungergefühles während der Nacht erwachten und erſt dann
wieder einſchlafen konnten, wenn ſie etwas Nahrung zu ſich
nahmen. Natürlich iſt die Beſeitigung des Hungergefühls nicht
die alleinige Urſache des Wiedereinſchlafens, ſondern das zur
Bewältigung der Verdauungsarbeit einſetzende Pulſieren des
Blutes nach den Magenwänden bedingt den Schlaf begünſtigende
größere Blutleere des Gehirns. Man hält es deshalb für
empfehlenswert, das Abendeſſen etwas reichlicher zu halten,
und wenn man dieſes bereits gegen 7 Uhr eingenommen, gegen
10 Uhr noch eine Kleinigkeit zu genießen. Aber auch gegen ein
in ſpäter Abendſtunde einzunehmendes Abendeſſen iſt nichts ein=
zuwenden
, wenn es nicht zu kurz vor dem Schlafengehen ſtatt=
findet
und nicht allzu ſchwer im Magen liegende‟ Nahrungs=
mittel
dabei verzehrt werden.
Der zeitgemäße Haushalt
Zweckmäßige Reinigung der modernen
weißen Sommerkleider mit farbigem Ausputz.
Die von der Mode ſo bevorzugten, farbig garnierten duftigen
weißen Somerkleider aus Mull, Batiſt, Krepp, Voile u. ä. m.
müſſen völlig geſondert von jeglicher anderer Wäſche gereinigt
werden, damit die bunten Beſätze nicht auslaufen. Man ſtellt
ſich zu dieſem Zweck Waſch= und auch Spühvaſſer vor Beginn
der Reinigung bereit, da jede Paufe während derſelben das ge=
fürchtete
Auslaufen der Farben begünftigt. Als Waſchwaſſer
verwendet man nur handwarmes Waſſer von höchſtens
24 Grad R., in dem man auf 1 Eimer 1 gehäuften Eßlöffel Perſil
verquirlte. Teilt das Waſſer dann in zwei Hälften, wäſcht
zunächſt mit der einen Hälfte desſelben vor, in der zweiten, rei=
nen
Hälfte nach, ſpült ſofort in gut durch Eſſig angeſäuertem
Spülwaſſer gründlich nach und hängt das Kleid, nach links ge=
wendet
, nach erfolgtem Steifen mit etwas Gelatinewaſſer oder

ſtark verdünnter Stärke im Schatten, niemals in der Sonne,
zum Trocknen auf.
R.
Fliegenflecke von Meſſinggeräten zu ent=
fernen
. ½ Liter kochender Weineſſig wird mit 2 Eßlöffeln
Salz verrührt, mit der kochenden Beize mittels Schwamm oder
Läppchen die Flecke befeuchtet und ſchließlich auch entfernt. Mit
reinem Waſſer nachgeſpült und trocken gerieben, muß ſchließlich
das ſehr blanke Stück, ſoll es hell bleiben, noch mit farbloſem
Zaponlack raſch überpinſelt werden.
S.
Fiſch=Kartoffeln in der Form gebacken. Reich=
lich
Wurzelwerk, eine mit Nelken beſteckte Zwiebel, etwas Zitro=
nenſchale
und Lorbeer wird gut verkocht, in der durchgefeihten
Brühe mit dem nötigen Salz 1 Pfund Seefiſch gekocht, aus Haut
und Gräten gelöſt und abwechſelnd mit in Scheiben geſchnittenen
Kartoffeln in eine Form geſchichtet. Das Fiſchwaſſer wird mit
einer hellen Mehlſchwitze zu dicklicher Soße verkocht, dieſe mit
Zitronenſaft, 1 geſtrichenem Teelöffel Appels Krebsextrakt,
1 Meſſerſpitze Paprika gewürzt, über den Fiſch gegoſſen und die=
ſer
nun in der heißen Röhre 20 Minuten überbacken. Saure
Gurken, Rote Rüben= oder Krautſalat ſind gute Beilagen
dazu.
H.
Butter bleibt an heißen Tagen ſchön friſch,
wenn man ſie mit einer Glocke verdeckt, mit einem achtfach zu=
ſamengelegten
, triefend naſſen Handtuch belegt, ſie außerdei
in eine Schüſſel mit Waſſer ſtellend, der Zugluft ausſetzt.
Speiſezettel.
Sonntag: Rhabarberkaltſchale, Kotclett und Stangenſpargel,
Grießflammerie.
Montag: Käſeſpätzle mit grünem Salat.
Dienstag: Semmelſchmarrn und Rhabarber.
Mittwoch: Spinat und Rührei.
Donnerstag: Rhabarberreis.
Freitag: Geb. Fiſch mit Schnittlauchſoße.
Samstag: Semmelklöße mit Musſoße.

[ ][  ][ ]

Rummer 165.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 15. Juni 1924.

Seite 13.

Js Ihne in de letzte Zeid ſchun emol ſo en neier blauer
Zwanzigmackſchei begefend? Nemlich do ſoll mei Foddogravieh
druff ſei. Ohne Stuß. Und zwar aus de Zeid vor Neu zehlhun=
nerd
, wo ich noch
jung un knusberich
V
war, un wo ich noch
Rtt
des Geriß hadd.
St
No, alſo wann deß
R
zudräffend is, daß ſe
Rt
A4
e Bild aus meine
Aft4
R
Jugendjahrn uff den
blaue Zwanziger
druffbuchſiert hedde,
do hedd werklich un=
ſer
Reichskunſtnachd=
wächter
, de Herr
Redslob, emol en gude Geſchmack endwiggeld, alles was rächt is.
Esis mer bloß for’s erſte noch ſchleierees, wie de Redslob in Berlin
zu dem Bild von de Bimmbernellſen kimmt. Es mißt grad ſei,
daß mei damalicher Schorſch, er war Kabbendedarm bei de Fädd=
ſtiwwel
un is abgange als Schandarm, alſo mei dama=
licher
Schorſch, daß der’s in Berlin aach zu ere gehowene Stellung
gebracht hodd; vielleicht is er gar Oberamtsgehilfeſubbſchdidud
beim Reichskunſtbollezeiamt un maggiert em Herr Redslob ſei
zwaa rechte Hend. No un warum net? Bei Gott un de Preiße
is alles meechlich. Am End hodd meim Schorſch gar des Gewiſſe
geſchlage, weil er mich damals ſo ſchmehlich hodd ſitze geloſſe un
er hodd deßwäche zum Herr Redslob geſagt: Kollech, die Bimm=
bernellſen
miſſe mer aach emol verewiche, damit wenchſtens e klaa
bißche ebbes vun unſere ehemaliche Liebſchaft uff die Nachwelt
kimmt!"
No, es mach nu ſei wie’s will, jedenfalls hodd alſo de Herr
Reichskunſtbollezeikummiſſär do emol en gude Geſchmack end=
wiggelt
. Was mer nemlich im allgemeine vun dem Mann ſeim
Geſchmack net behaubde kann. Ganz im Gechedaal. Un ich winſch
em, vor dem ſen abbaue, weider nix, als wie er hedd in Kunſt=
frage
en halbwächs ſo en gude Geſchmack, wie en ſei frieherer
Kolleech, der Herr Hermes, in Bezugnahme von wäche em Wei‟
gehadd hodd, do kennt er ſich von ſchreiwe.
Dann nemlich, deß werd doch Niemand beſtreide wolle, daß
mir in kinſtleriſcher Beziehung ſeither mit unſere Geld=
zeddel
kaa Glick hatte, gans abgeſehe devo, daß ich verſeenlich
aach in annerer Beziehung noch kaa Glick hadd mit dene Oeſe=
dinger
un wann ich werklich emol aan verwiſcht hadd, der wo
e bische ebbes vorgeſtellt hodd, do war er ſicher falſch. Ich bin
halt emol ſo e Glickskind.
So hab ich dieſerdag aach haamdickicherweis e funggelnagel=
niggelnei
Dreimackſtick, in die Hand geſpielt krickt, un wie ich
mer’s richdich aguck, do war en Dreckfuhler druff, en Feckdruhler
wollt ich ſage, naa en Fehldrucker, Himmel noch emol, en Fuhl=
drecker
, ich werrs doch noch eraus bringe
alſo en Druckfehler. Nemlich anſtadds
Einigkeit und Rächt und Freiheid ſteht
neweuffem Rand ſage un ſchreiwe: Einig=
keit
Unrächt und Freiheid. Net ge=
loge
, uff Ehr un Seelichkeit un alle Un=
name
, britzebraad, ringsdicherum um
den neie Dahler erum ſteht alſo: Einig=
keit
, Unrächt un Freiheid.
No alſo offe geſtanne; mir perſeenlich is deß gor nix Neies un
be Annern werds zweifelsohne genau ſo geh wie mir ſie kenne
kaa Unrächt leide, wann ſe kaan Daal dra hawwe! Awwer, daß
mer deß aach noch dick un braad auße uff de Rand von unſere
neie Dreimackſticker eneibrääche dut, um damit, daß die fragwär=
dich
Karrackdereichenſchaft edler Zeidgenoſſe unner alle ſiwwenen=
zwanzig
Uniſtend ja de Nachwäld in Erz un Eiſe erhalte bleibt
alſo noch meiner unmaßgebliche Maanung, deß weer dann doch
net needich geweſe. Die Nachwelt werd jedenfalls ſpederhie emol
ſowieſo kaan gude Fätze an uns loſſe. Un vermudlich kimmt do
de Herr Reichskunſtwart, annern gächeniwwer, owwedrei
noch verhältnismäßig gud debei ewäck, weil aller Vorausſicht nach
die Nachwelt uff unſern Kunſtgeſchmack im Allgeweine, un
uff den Kunſtgeſchmack vum Herr Redslob im Beſondere gor ſo
kaan große Währd leche wärd. Do wärd ſich’s jedenfalls um
annern Dinger drehe, als wie um verdorwene Kunſtgeſchmäk=
ker
un verkorkſte Dreimackſticker . . .."
Awwer trotzalledem un abgeſähe vun dem Druckfehler, aach
ſunſt hodd der neie Dahler kaa ſchee Bohnem, weder hinne wie
vorne, bann uff de aane Seid ſteht blos druff, wos er vorſtelle
ſoll, alſo in Worden Drei Mack, un uff de anner Seid ſpreitzt
ſich de Reichsadler und dhut, als goddesſprich was krawwelt do,
wobei er doch immer noch ausſieht, als wann er in de Mauß
weer, odder als wie wannſem de Biebſer genumme hedde.
Offe geſtanne, der ſtilleſierte därre Gickel kimmt mer nu grad
zum Hals eraus. Hedd mer do net emol en brächnande, aus=
drucksvolle
Kobb druff mache kenne, alſo e bedeidend Per=
ſeenlichkeit
aus de Neizeid! Es hedd jo net ausgerechend de
Herr Raffke zu ſei brauche! Un wann mer grad in de Eil kaa
bedeidend Perſeenlichkeit hedd uffdreiwe kenne; odder wann mer
kaan vun dene Baddeibonze hedd druff mache wolle zum Bei=
ſpiel
de Häußer odder ſo aan! no, mei Zwangsmiedern hedd
ſich im Notfall dezu hergäwe. Ei, die hedd ſich am End vielleicht

noch e Ehr draus gemacht, uff de Dreimackſticker als e bedeidend
Perſeenlichkeit zu gelde!
Allerdings, wann meine Zwangsmiedern ihr Vorderkobb uff
dene neie Dreimackſtickelcher ’s Rälljäff abgäwe hedd, do weer
nadierlich die neidiſch Menſchheit iwwer ſe hergefalle un hedd ſe
korz un klaa gemacht, ſo daß in de nechſte värrzeh Dag drei
Woche kaa Hund kaa Stick Brod mehr vun=er genumme hedd,
un ſie wer nooch alle Regele der Kunſt kreiz un iwwerzwärch
dorch die Heſchel gezoge worrn un es hedd gehaaße: Die 2!
Was, die 2! Ei, was is dann die?! Was war dann die?! Wo
ſtammt denn die her?!
Mer kennt deß. Un ich ſeh’s ja, wie’s mir geht. Seidem ich
unner die Schriftſteller gange bin un hab mich de Allgemeinheit
zur Verviechung geſtellt, do loſſe ſe kaa gut Hoor mehr an aam
un es geht mer grad wie de Elſa vun Babband. Un wann eines
ſcheenen Dags mei Freund, der Herr Owerborjemaaſter, uff em
Subbmiſſionswähk e effentlich Tornier ausſchreiwe dhet, un de
Radsdiener dhet ſich mit ſeine Hellebadd uff de Mackplatz ſtelle
un dhet rufe:
Wär hier zu ſtreiden wagd
Für’s Bienchen Bimmbernell,
täde vol ..
Den Lohengrien mecht ich ſähe, der wo do in die Schranke
dräde dhet un dhet for mich ſei Lands bräche.
For’s erſte muß ich alſo mein Lohengrien noch ſelwert
maggiern, was mer jo aach weiders gor net ſchwer fellt. Awwer
s Schenſte is, daß ſe mer neierdings aach noch ’s Geſchlächt
abdiſchbediern wolle un ſage, ich weer gor kaa Femmininumm,
ſundern e Maßgulinumm! Un dodebei hab ich mich die ganz Zeit
in meine kindliche Unſchuld eichentlich for e Neudrumm gehalte.
Als wie wann deß iwwrichens nooch de neiſte Forſchunge uff em
mediziniſche Gebied net ganz gleichgildich weer, ob mer ſeegt:
Die Bimmbernellſen, odder der Bimmbernellerich, odder das
Bienchen. Jedenfalls, ſo viel is ſicher, ich waaß heit als emal
ſelbſt net mehr, ob ich e Bub odder e Mädche bin. Awwer deß
geht annern Leit aach net annerſter, die wo’s vun ſich
eichentlich wiſſe ſollte.
Neilich wollte ſogar e paar beſunners ſchlaue Freundinne
die Brob uff’s Exembel mache. Die hawwe nemlich unner ſich
en Weddkambf ausgefochte, wer die ſcheenſte Baa hedd, un do
ſollt ich als Schiedsrichdern uffdräte vorrausgeſetzt, daß ich e
Bienche weer, un kaa Bienerich. Als wann deß mit ſcheene
Baa ebbes zu dhu hedd! Awwer ich hab den ehren=
volle
Uffdrag drotzdem abgelehnt, die Sach war mer doch e bische
zu kitzelich.
Daß es nadierlich aach Leid gibt, die wo mer den Schrift=
ſtellerrum
net gunne, deß is verſtendlich. Daß ſe mer awwer
aach noch des bische Büldung ſtreidich mache wolle, wie zum
Beiſpiel der Bilderengel in de Wilhelmineſtraß, deß is dann doch
die Heeh!
Naa, mei lieb Wilhelminche, deß is net ſchee vun=der, daß
de dich iwwerall mit deine gude Verbindunge dick dhuſt, un
ſeegſt, du weerſt genau informiert un du wißt’s aus beſter
Quell: Die Bimmbernellſen dhet deß net ſchreiwe, dodezu
weer die net gebüld, genug, dann die dhet jo bloß aus de
Owwergaß ſtamme!
Siehſte, mei: Herzche, ich hab mich meines Wiſſens meiner
Herkunft noch nie geſchemt, hab ſe noch niemals verduggelt un
hab aach noch kaan Hehl draus gemacht. Im Gegedaal, ich bin
ſtolz druff, dann aus de Altſtadt ſtamme noch viel bedeiden=
dere
Perſeenlichkeite, wie ich arm Flickfraa, die wonix is un
nix ſei will. Awwer den Liewich werſte wohl dem
Name nach kenne, un der ſtammt ſogar aus de Viehhofsgaß,
odder wie mer heit ſeegt, aus de Große Kabblaneigaß. No un
dir, Wilhelminche, is die Bangertsgaß doch aach net ganz un=
bekannt
is zwiſche de Bangertsgaß un de Owwergaß ſo e
arch großer Unnerſchied
Alſo, mei Herzche, was hodd dann deß domit zu dhu, wo
mer herſtammt?! Aerchendwo miſſe doch alle Leid herſtamme!
Un ſo maan ich, daß mir drei (allerdings mit einicher Ent=
fernung
!) uns gans ſchee newernanner ſähe laſſe kennte: Du,
aus de Bangertsgaß, mit deim Bilderlade, ich, aus der Owwergaß,

mit meim Neehmaſchinche, un de Liewich, aus de Viehhofsgaß,
mit ſeim Fleiſchäxdrackt. Un wann uns drei die Stadt emal
e Denkmal ſetze will, ſo kann mer uns zwaa, dich un mich,
ruhich ewäch loſſe, es reicht als noch, dann de Liewich reißt die
ganz Altſtadt eraus mitſamſt em Bangertsverrdel!
Spaß abbadd, Wilhelminche, es geht dir, wie all dene klaane
Geiſter, un es is e altbekannt Geſchicht: wa n mer waaß, daß

aaner ſchähl is, magnt mer, mer dhetſem vun hinne gſähel
Deßhalb brauch mern awwer noch lang net en ſchähle Giwitz
zu haaße un brauch en iwwer die Axel azugucke aach wenn
er bloß aus de Owwergaß ſtammt! Awwer die Sach liggt
noch viel diefer. Nemlich daß es beſunners unner de heidiche
Verhältniſſe, aach Leit gibt, die per Zufall was worrn ſin, un
dhun jetzt ihr Herkunft vergeſſe, deß leßt ſich net beſtreide. Mer
hott fullminande Beweiſe. Daß es awwer die annern net
vergeſſe kenne, deß is des Schlimme. Un dadra krankt unſer
ganz Demogradie: wie aaner was is un aaner muß es doch
ſchließlich ſei! , dann laafe die, die wo nix ſin, hinnenooch
un haaße’n en ſchähle Giwitz. Die große Maſſe will ſich halt
vun ihresgleichen net imboniern loſſe (mer kann aach ſage re=
ſchiern
loſſe), weil ſich ewe jeder for berufe hellt, un doch
nor ganz, ganz Weniche auserwehlt ſin".
Ich waaß net, Wilhelminche, ob de mich richdich verſtanne
hoſt, un es weer net ganz ausgeſchloſſe, daß de jetzt e dumm Ge=
ſicht
machſt un denkſt: is die Bimmbernellſen nu werklich ſo
geſcheid, odder dhut ſe bloß ſo! Ganz im Verdraue, un unner
ſtrengſter Mißkrediddzion; ich dhu nor ſo; dann es brauch doch
net jeder zu merke, daß mer im Grund genumme net mehr is
wie e groß un ſo.
Iwwrichens, unner uns geſagt, deß mache die Annern aach
net annerſter, dann wann die all ſo geſcheid weern, wie ſie dhu,
odder frieher mal gedha hawwe, dann hedde mir de Krieg im
Läwe net verlorn; dann weern mer net in ſo große Schwulli=
dhäde
, odder mer weern ſchun lengſt widder haus; mer hedde
kaa Arweits=, Wohnungs=, Geld= un Steiernot; ſie dhete net
iwwerall neie Banke uff= un dadebei die Beamte abbaue
äddzäddera=pepe=unſoweider. Korzum, an grundgeſcheide
Leit hott’s noch nie gefehlt, des Verkehrte is nor, daß die Dumme
for die Koſte uffkomme miſſe! Un zu dene Dumme geheern mir
aach. Wilhelminche, ob mer nu aus de Bangertsgaß odder aus
de Owwergaß ſtamme
Am allergeſcheidſte ſin awwer die, die wo des meiſte
Geld hawwe, dann die kenne ſich ſo dumm ſtelle, wie ſe wolle,
mer glaabt=ſen ei’fach net; dann wie ſolle die zu ihrm Geld
kumme ſei, wann ſe werklich ſo dumm weern, wie ſe ausſähe?!
Bienche Bimmbernell.
Poſtſchkribbdumm: Iwwrichens, um noch emol druff
zurickzukumme es is e altbekannt Geſchicht, daß der Brofeed in
ſeim Vaderland nix gild, wo bei mir noch dezu kimmt, daß ich
aach außerhalb vun meim Vaderland nix gelde dhu. Awwer
jetzt dreht ſich’s aach gor net um mich, ſundern es dreht ſich drum.
morje Middag emol zu zeige, daß mer uns vor de Frankforder
net blamiern. Nemlich die Frankforder hawwe ſich e Muſickwoch
geleiſt un die Nachfeier find morje hier in Darmſtadt ſtatt,
indem daß um ſechs Uhr im Landestheader unſer Darmſtädter
Komboniſte uffmaſchiern, um zu zeige, daß mer hier in muſicka=
licher
Beziehung aach net hinnerm Mond dehaam ſin. Mir hawwe
aach Leit, mit dene wo mer Brulljes mache kenne, Gott ſei Dank,
wie beiſpielsmeßich unſer allverehrter Maaſter Arnold Mendels=
ſohn
, unſer beriehmter Mitberjer un Viſcholinſpieler Adolf Buſch,
un dann die drei Bennjamiene unner de Komboniſte: de Simone
Hans, ’s Heiße Hermann un 2s Peterſe Willem. Un wann uns
aach die Frankforder alle Gebott unner die Nas riwwele: Wie
kann nor de Menſch net vun Frankford ſei, ſo wolle mer’n morje
emol zeige, daß hinnerm Sachſehaiſer Buckel aach noch Leit
wohne. Die Haubtſach is nadierlich, daß alles bei de Spritz is,
un daß mer unſern Loggalbaddriodißmuß net bloß uff de Zung
hawwe 8 Theader muß geſchwabbelt voll ſei!
Gewiß, ich geb’s zu, die Wforderunge, die wo an unſer
Darmſtädter muſickliewend un muſickverſtändich Bubb=
ligumm
geſtellt worrn ſin im letzte Winder, die worn net vun
ſchlechte Eltern. Un mir derfe uns nix weiß mache: es ſin im=
mer
dieſelwe, die ſo wo hiegeh, mer kennt ſe beinah dem
Name nach. Daß deshalb die Kunnzerde un die Kammermuſick=
maddinees
alle Awend in de letzte Zeit e bißche ſchlecht beſucht
worn ich kann deß verſteh. Iwwer den ſchlechte Beſuch zu
kriddeſiern un dem Darmſtädter Bubbligumm Mangel an Ver=
ſtendnis
vorzuwerfe deß kann jeder! Awwer des Geld for de
Eidritt uffzubringe, deß ſteht uff eme annern Bladd un werd
geſunge noch de Melodie: Wo du nicht biſt, Herr Organiſt, da
ſchweichen alle Fleeden.
Wie geſagt, es ſin immer dieſelbe Leit, die wo unſer muſicka=
liche
Vera’ſtaltunge bevölkern, wann werklich emol aaner de=
zwiſche
rutſcht, der ſich’s heit leiſte kann, un der ſo e Kunnzert
enddeiſcht verleßt, weil der Komboniſt odder der Diriſchent aach
bloß aan Kobb un nor zwaa Aerm hott no, deß macht de Brei
aach net fädd. Deſſentwäche hoff ich beſtimmt, daß es Theader
morje Middag en vollzähliche Beſuch uffweiſt de Frankforder
Teilnehmer zur Belehrung un unſere Darmſtädter Kinſtler zur
Ehrung!
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Darmſtädter Tagslatt

15. Jan 1924 Nr. 165

von Textilwaren 1924.
Von
Dr. N. Hanſen=Berlin.
Nach der neueſten amtlichen Statiſtik ſtellten ſich die Preiſe für
induſtrielle Fertigerzeugniſſe an Kleidung, Hauswäſche, Betten, Tep=
pichen
, Decken und Gardinen in den erſten vier Monaten des Jahres 1924

Handeisbiat
Perſteuerung und Preisabbau! Abänderung der Geſchäfisaufſicht.

wie folgt:

Indexziffern (1914: 100).

Warengruppen: Januar Februar März April Kleidung , z * 158 156 155 159 Hauswäſche = 172 172 M5 172 Betten . .. * 190 190 200 218 Teppiche, Decken, ( Gardinen . 196 214 231 237

Aus dieſen Durchſchnittszahlen ergibt ſich, daß die Verteuerung für
Kleidung, Betten, Teppichen, Decken und Gardinen im allgemeinen im
März d. Js. eingeſetzt hat und im April ſtark gewachſen iſt. Für die
Hauswäſche brachte der März eine Steigerung von 3 Proz. gegenüber
dem Vormonat, die jedoch im April wieder verſchwand. Die übrigen
Ziffern ſind aber auch ſonſt lehrreich, denn ſie zeigen, daß ſich die
Kleiderpreiſe im Durchſchnitt 1924 etwa 5559 Prozent über dem Preis=
niveau
von 1913 bewegten. Für Hauswäſche iſt eine Durchſchnittsſtei=
gerung
von 7275 Prozent, für Betten von 90118 Prozent, für Tep=
piche
, Decken und Gardinen von 96137 Prozent gegenüber den Frie=
denspreiſen
von 1913 feſtzuſtellen. Für Textilien hat ſich die Großhan=
delsziffer
, die im Monatsdurchſchmitt des Aprils 209,4 betrug, d. h. 109,/4
Prozent über dem Stand von 1913 bewegte, ſich in der erſten Maiwoche
auf 211,9 Prozent, d. h. um weitere 2 Prozent geſteigert. Dasſelbe
Meter Hemdentuch, das 1913 25 Goldpfennige koſtete, wurde Anfang
Mai 1924 nach den amtlichen Angaben über die Großhandelspreiſe wich=
tiger
Waren in Goldmark in Berlin mit 87 Pfennig verkauft. Ein
Meter Cheviot, das 1913 1.10 Goldmark koſtete, wurde Anfang Mai mit
3,23 Mk. abgegeben. Dasſelbe Oberhemd, das 1913 pro Stück für 2,50
Goldmark verkauft wurde, hatte im Mai einen Großhandelspreis von
7.15 Mark. Wie geſagt, handelt es ſich hier um Durchſchnitts= Groß=
handels
= und Fabrikspreiſe und nicht um Detailpreiſe.
Im Vergleich mit allen ſonſtigen Großhandelspreiſen beweiſen
die Textilindexziffern, daß bei ihnen die Steigerung bei weitem am
größten war. Häute und Leder hatten im April einen Monatsdurch=
ſchnitt
von 149,3 Prozent. Dieſer ſank am 6. Mai auf 133,4 Prozent des
Friedensſtandes. Metalle und Mineralöle ſanken in der gleichen Zeit
von 123,5 auf 118,7 Prozent, Kohle und Eiſen ſtiegen von 141 auf 145,
Induſtrieſtoffe ganz allgemein ſtiegen von 150,9 auf 153, Inlandswaren
von 111,7 auf 114,1 Prozent. Einfuhrwaren ganz allgemein ſanken
dagegen von 185,6 auf 180,6 Prozent.
Ein Vergleich der Preiſe für induſtrielle Fertigerzeugniſſe an Textil=
waren
mit denen anderer Warengruppen zeigt, daß nur die Möbel=
Bureaumöbel= und Hausgerätpreiſe für Glas= und Porzellanwaren ſo
wie die Preiſe für Steingutwaren und Textilmaſchinen, die ſich zwiſchen
6280 Prozent über dem Friedenspreisniveau von 1913 bewegten, an=
nähernd
die gleichen Verteuerungstendenzen aufweiſen. Für alle ande=
ren
Fertigwaren, insbeſondere Maſchinen, Werkzeuge Fahrräder,
Schreibmaſchinen, Laſtautomobile Transportgeräte uſw. ſtellten ſich die
Verteuerungstendenzen weſentlich niedriger. Zum Teil gingen die
Preiſe während der erſten vier Monate 1924 zurück wie bei Fahrrädern,
Laſtkraftwagen, Werkzeugen und Geräten aus Eiſen und Stahl, land=
wirtſchaftlichen
Maſchinen, Schreibmitteln und diverſen induſtriellen
Maſchinen.
Mit den hier gekennzeichneten Verſteuerungserſcheinungen für die
wichtigſten Textilwaren des täglichen Bedarfs ging eine weſentliche
Erhöhung der Reichsindexziffern für die Lebenshaltungskoſten parallel.
Ihre Steigerung von 4,7 Prozent im April gegenüber den Monaten
März war zur Hauptſache auf die Erhöhung der Aprilmieten zurück=
zuführen
. Wenn ſich im Laufe dieſes Jahres die Zahl der Sehleute‟
vor den Schaufenſtern und in den Läden der Textilwarengeſchäfte ganz
ungemein erhöht hat, ſo iſt das kein Wunder. Die Kaufkraft der Be=
völkerung
iſt faſt zu ſehr überſchätzt worden. In allen Schichten der
Käufer, ſelbſt in den beſſer geſtellten Kreiſen der Bevölkerung, macht
ſich der dringende Wunſch geltend, Kauf= und Zahlungserleichterungen
zu bekommen. Wie weit die augenblickliche Geld= und Kreditkriſis
einen Preisabbau für Textilwaren im Laufe der nächſten Monate brin=
gen
wird, läßt ſich zurzeit noch nicht völlig überſehen. Tatſache iſt, daß
die Zahl der Inſolvenzen in der ganzen deutſchen Textilwirtſchaft ſeit
Wochen auffallend ſtark gewachſen iſt. Tatſache iſt ferner, daß eine
ganze Reihe Textilfirmen aus Kreditnot und infolge augenblicklicher
Iniliquilität Schleuderangebote macht und große Warenvorräte weit
unter Preis auf den Markt wirft. Tatſache iſt ſchließlich, daß die Zahl
der Stimmen führender Männer des Textilhandels immer größer
wird, welche die Notwendigkeit eines Preisabbaues in der Oeffentlich=
keit
verkünden und ſich gegen die hohen Preiſe der Fabrikanten, gegen
die heute üblichen Kalkulationsmethoden mit Riſikoprämien, zu hohen
Gewinnſätzen uſw. ausſprechen. Die am 19. April ds J. abgehaltene
und am 20. Mai fortgeſetzte Beratung der Textilenquete wurde bis=
her
in dem Sinne beurteilt, daß die beteiligten Textilwirtſchaftskreiſe
eine Selbſtkontrolle einführen wollten, um zu geſunden in= und aus=
ländiſchen
Preis= und Abſatzverhältniſſen zu gelangen. Leider ſind
bisher die Verhandlungen nicht öffentlich geführt worden, obgleich
zahlreiche Berufskreiſe und Verbände hiergegen nichts einzuwenden
hatten. Vielmehr wurde allen Teilnehmern an den Verhandlungen
ſtrengſtes Stillſchweigen nach außen auferlegt. Der Kreis, der zu den
Verhandlungen zugelaſſen iſt, iſt ſo eng gezogen, daß immer nur die
Sachverſtändigen, deren Stoffgebiet augenblicklich zur Beratung ſteht,
an den Verhandlungen teilnehmen dürfen. Mit praktiſchen Reſultaten
der Textilenquete bezüglich eines Preisabbaues kann man einſtweilen
trotz großer Kriſis in der Textilwirtſchaft noch nicht rechnen. Die
Verhandlungen haben ſich ſeit dem 19. April ſtark hingezogen und am
23. Mai hat man die Verhandlungen wieder bis in die Woche vor
Pfingſten vertagt. Es ſcheint, daß der Preisabbau von Textilwaren
von ſelbſt weſentlich ſchneller kommen wird, als die Maßregeln, die in
der Textilenquete zurzeit beraten werden, in die Tat umgeſetzt wer=
den
können.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
w. Der Ausweis der Reichsbank. Nach dem Ultimo
hat der Status der Reichsbank eine Entlaſtung erfahren, die allerdings
der Mehrinanſpruchnahme in der letzten Maiwoche (plus 17 Trill. Mk.)
nicht ganz gleichkommt. Wie der vorliegende Ausweis per 6. Juni zeigt,
hat ſich die geſamte Kapitalanlage in der erſten Juniwoche um 12,
Trill. Mk. auf 2150,6 Trill. Mk. ermäßigt. Dieſe Entlaſtung iſt in der
Hauptſache auf Rückzahlungen im Rentenmarkwechſel= und = lombard=
geſchäft
zurückzuführen. Der Beſtand an Rentenmarkwechſeln ermäßigte
ſich um 5,5 Trill. Mk. auf 1131,6 Trill. Mk., der an Rentenmarklombard
um 7.9 Trill. Mk. auf 100,7 Trill. Mk. Dementſprechend erhöhten ſich
auch die Beſtände der Reichsbank an Rentenmark, und zwar um 12,1
Trill. auf 334 Trill. Mk., ſo daß ſich der Betrag an umlaufenden Renten=
mark
nach den Ziffern der Reichsbank um denſelben Betrag auf 1716.
Trill. Mk. ermäßigte. Wenn daneben der Umlauf an Reichsbanknoten
eine Vermehrung um 27,4 Trill. Mk. auf 954,2 Trill. Mk. und der Be=
ſtand
an fremden Geldern eine ſolche um 41,1 Trill. Mk. auf 845,6 Trill.
erfuhren, ſo hängt das zuſammen mit dem Zufluß von Deviſen an die
Reichsbank infolge der Erleichterung des Deviſenmarktes, die zum Teil
auf die Wirkſamkeit der Deutſchen Golddiskontbank zurückzuführen iſt.
Der Goldbeſtand der Neichsbank blieb unverändert; dagegen dermehrte
ſich der Beſtand an Scheidemünzen um 7 Trill. Mk. auf 13.1 Trill. Mk.
infolge weiterer Ablieferungen von Reichsſilbermünzen an die Reichs=
bank
. Der Darlehnsbeſtand bei den Darlehuskaſſen derminderte ſich
weiter um 0,1 Trill. Mk. auf 0,9 Trill. Mk.; der V=ſtand der Reichs=
bank
an Darlehnskaſſenſcheinen ermäßigte ſich entſprechend.
t. Rückgang der Großhandelspreiſe um 1,9 Pro=
zent
. In der mit dem 13. Juni endenden Woche weiſt die Preisgruppe
Textilien eine Senkung um 1,1 Prozent, vorerſt infolge der niedrigeren
Baumwollpreiſe, auf. Die ſtärkſte Abnahme mit 1,8 Prozent zeigt der
Index heute, Felle, Leder uſw., die in erſter Linie durch den Preisſturz
auf dem Häutemarkt verurſacht wurde. Auch die Gruppenmeßziffer Ge=
treide
, Mehl, Kartoffeln uſw. erfuhr einen recht erheblichen Rückgang von
1,1 infolge Preisſenkung bei Getreide, beſonders bei Kartoffeln, wäh=
rend
ſich die anderen Nahrungsmittelgruppen, Fleiſch, Fett, Milch, nur
18 Prozent hauptſächlich auf Grund von Preisabſchlägen bei einigen
Fleiſcharten verbilligten. Dieſer Preisabſchlag insgeſamt verurſachte
einen Rückgang des Großhandelspreisindex der Induſtrie= und Handels=
zeitung
von 128,63 auf 126,22, d. h. um 1,9 Prozent.
* Einführung der 5=To.=Fracht im Seehafen= Aus=
nahmetarif
. Den verſchiedenen Anträgen des Eiſen= und Stahl=
wareninduſtriebundes
in Elberfeld iſt jetzt endlich ſtattgegeben worden.
Der Ausnahmetarif 35 für Eiſen und Stahl, Eiſen= und Stahlwaren,
ſowie Eiſenbahnfahrzeuge iſt durch Frachtſätze für 5 To. ergänzt wor=
den
. Durch Aenderung der Anwendungsbedingungen wird er jetzt auch
auf den Sammellgdungsverfehr ausgedehnt.

Von zuſtändiger Stelle wird mitgeteilt: Das vom Reichstag in der
letzten Sitzung vor Pfingſten beſchloſſene, eine Abänderung von den
Vorſchriften der Geſchäftsaufſichtsverordnung im Verordnungswege er=
möglichende
Geſetz, wie auch eine enkſprechende Verordnung, zu deren
Erlaß der Reichsrat in ſeiner geſtrigen Sitzung die Zuſtimmung be=
ſchloſſen
hat, wird vorausſichtlich bereits in der am 14. Juni zur Aus=
gabe
gelangenden Nummer des Reichsgeſetzblattes enthalten ſein. Die
Verordnung wird ſofort mit dem Tage der Verkündung in Kraft treten,
iſt mit rückwirkender Kraft auf die bereits beſtehenden Geſchäftsauf=
ſichten
ausgeſtattet und enthält weitgehende Aenderungen des bisheri=
gen
Verfahrens. Jeder Fall einer Geſchäftsaufſicht iſt künftig öffentlich
bekannt zu geben. Der Gläubigerſchaft wird verſtärkter Einfluß auf den
Gang des Verfahrens gewährt, ſo namentlich auf die Einberufung der
Gläubigerverſammlung, die Zuſammenſetzung des Gläubigerbeirates
und die Abberufung ungeeigneter Aufſichtsperſonen. Die Anhörung der
amtlichen Berufsvertretungen zur Anordnung der Aufſicht, die bisher
in das Ermeſſen des Gerichtes geſtellt war, iſt zur Regel gemacht. Hin=
ſichtlich
der Behandlung von Konkursanträgen während der beſtehenden
Geſchäftsaufſicht wird beſtimmt, daß die Entſcheidung hierüber bis zur
Beendigung des Verfahrens auszuſetzen iſt. Hierdurch wird im Zu=
ſammenhang
mit den weiteren neuen Vorſchriften beſtimmt, daß dem
Schuldner eine Beſchwerde gegen einen das Verfahren aufhebenden
Gerichtsbeſchluß nicht mehr zuſteht und daß im unmittelbaren Anſchluß
an die Aufhebung der Geſchäftsaufſicht der Konkurs eröffnet werden kann.
Die Dauer des Verfahrens wird erheblich abgekürzt. Jederzeit kann
die Gläubigerverſammlung, ſobald ſie ſich mit einfacher Stimmen=
mehrheit
, alſo mindeſtens die Hälfte der Forderungen vertritt, gegen
die Fortdauer des Verfahrens ausſpricht, die Aufhebung des Verfahrens
herbeiführen. Der Schuldner muß ferner bei Meidung ſofortiger Auf=
hebung
des Verfahrens innerhalb von 2 Monaten ſeit Anordnung des
Verfahrens einen Zwangsvergleichsvorſchlag einreichen. Sodann ſoll
grundfätzlich das Verfahren nicht über die äußerſte Friſt von 3 Monaten
hinaus dauern, ſofern nicht eine ganz beſonders quglifizierte Mehrheit
(34 nicht nur der Stimmen, fondern auch der Zahl der Gläubiger)
einer Verlängerung zuſtimmt. Für die zur Zeit des Inkrafttretens der
Verordnung beſtehenden Geſchäftsaufſichten iſt vorgeſehen, daß dem
Schuldner von dem Inkrafttreten ab in jedem Falle noch ein gewiſſer
Zeitraum (2 Wochen Friſt für die Einreichung des Zwangsvergleichs=
vorſchlages
und eine äußerſte Friſt von 2 Monaten) zur Umſtellung
auf das neue Verfahren bleibt.

Handel und Wandel in Hefſen.
Konkurſe. Ueber das Vermögen des Wilh. Heinz Hamacher
in Darmſtadt (Fa. Darmſtädter Seifenhaus) iſt am 11. d. M.. Kon=
kurs
eröffnet worden. Verwalter iſt Amtsgerichtstaxator Raab, hier.
Anmeldefriſtablauf am 3. Juli, Prüfungstermin 11. Juli, vorm. 9 Uhr.
* Koſtheimer Celluloſe= und Papierfabrik
A.=G. in Mainz=Koſtheim. Die Geſellſchaft hält am 2. Juni
in Berlin ihre G.=V. ab. Die Tagesordnung umfaßt: Vorlegung des
Geſchäſtsberichts, der Bilanz nebſt Gewinn= und Verluſtrechnung für das
Geſchäftsjahr 1923; Beſchlußfaſſung über die Genehmigung der Bilanz
und die Gewinnverteilung; Beſchlußfaſſung über die Entlaſtung des
Vorſtands und des Aufſichtsrats; Aufſichtsratswahlen; Verſchiedenes.
Banken.
* Diskontogeſellſchaft Berlin. In der Sitzung des
Aufſichtsrats des Diskontogeſellſchaft, die am Freitag in Berlin ſtatt=
fand
, wurde über die Ergebniſſe des abgelaufenen Geſchäftsjahres be=
richtet
. Es erbrachten (im Millionen Mark): Wechſel und Zinſen
8 610 744 871 860, Proviſionen 5 157 956 089 731, dauernde Beteiligungen
bei anderen Banken und Bankfirmen 21 425 847; hierzu kommen als
Vortrag aus dem Vorjahre 8. Die Roheinnahmen betragen
13 768 722 387 446, dagegen erforderten die Verwaltungskoſten rund
11 159 022 007 323, die Steuern 2 609 700 380 123, Sa. 13 768 722 387 446.
Die Hauptpoſten der Bilanz per 31. Dezember 1923 ein=
ſchließlich
der Bilanzen der Zweigniederlaſſungen betragen in Aktiva
(in Millionen Mark): Kaſſe, fremde Geldſorten, Kupons und Guthaben
bei Noten= und Abrechnungsbanken 10 551 161 590 000, Wechſel und un=
verzinsliche
Schatzanweiſungen des Reichs und der Bundesſtaaten
7495 617 980 000,, Noſtroguthaben bei Banken und Bankfirmen
58 322 486 700 000, Reports und Lombards gegen börſengängige Wert=
papiere
0. Vorſchüſſe auf Waren, Warenverſchiffungen 6 807 490 580 000,
Eigene Wertpapiere 10, Konſortialbeteiligungen 10, Beteiligung bei der
Norddeutſchen Bank in Hamburg 60, Beteiligung bei dem A. Schaaff=
hauſenſchen
Bankverein A.G. in Köln 100, dauernde Beteiligungen bei
anderen Banken und Bankfirmen 10. Schuldner in laufender Rechnung
57 182 219 179 960, davon durch börſengängige Wertpapiere gedeckte
Mill.=Mk. 10 118 105 970 000 ſonſtige gedeckte 26 240 123 289 960, unge=
deckte
20 823 989 220 000, außerdem Avalſchuldner 7 776 367 870 000, Ein=
richtung
10, Bankgebäude und ſonſtige Liegenſchaften 1 443 503 150,45.
Paſſiva: Gläubiger 140 078 681 450 000, Akzepte 250 388 080 000;
außerdem Avalverpflichtungen 7 776 367 870 000.
Einſchließlich der Ergebniſſe der Norddeutſchen Bank in Hamburg
und des A. Schaaffhauſenſchen Bankvereins A.G., deren geſamtes
Aktienkapital ſich bekanntlich im Beſitze der Diskontogeſellſchaft befindet,
weiſen die obigen Poſten in Millionen=Mark folgende Ziffern auf:
Wechſel und Zinſen 8 871 046 589 677,25, Proviſion 7 787 898 095 830,30,
Wertpapiere und dauernde Beteiligung bei anderen Banken und Bank=
firmen
192901 235 847, hierzu kommen als Vortrag aus dem Vorjahr
15,53. Die Roheinnahmen betragen 16 851 845 921 370,08, dagegen er=
forderten
die Verwaltungskoſten 13 687 127 747 225,94 und die Steuern
3 164 718 174 144,14, zuſammen 16 851 845 921 370,08.
Die Hauptpoſten der Gemeinſchaftsbilanz per 31.
Dezember 1923 betrugen (in Millionen Mark): Aktiva: Kaſſe, fremde
Geldſorten, Kupons und Guthaben bei Noten= und Abrechnungsbankeu
16 443 856 424 252,29, Wechſel und unverzinsliche Schatzanweiſungen des
Reiches und der Bundesſtaaten 9 808 071 660 000, Noſtroguthaben bei den
Banken und Bankfirmen 93 225 910 032 368,34, Reports und Lombards
gegen börſengängige Wertpapiere , Vorſchüiſſe auf Waren und Waren=
verſchiffungen
8 472 785 500 000, eigene Wertpapiere 131 883 268 693,33,
Konſortialbeteiligungen 863 416 824,43, dauernde Beteiligungen bei an=
deren
Banken und Bankfirmen 1000 119,09, Schuldner in laufender
Rechnung 85 284 380 832 869,61, davon gebeckte 54 052 029 866 862,40,
ungedeckte 31 232 350 966 007,21, ferner Avalſchuldner 9 792 380 720 000,
Einrichtung 10. Bankgebäude u. ſonſtige Liegenſchaften 1 444 503 156,91,
Paſſiva: Gläubiger 213 086 982 336 814,25, Akzepte 250 864 297 000,
außerdem Avalverpflichtungen 9 792 380 720 000.
Warenmärkie.
w. Berliner Produktenbericht. Die einzige Einwir=
kung
der erhöhten amerikaniſchen Preiſe auf dem hieſigen Markt war
der beſſere Abſatz von Auslandsroggen in der Provinz. Inländiſche
Ware bleibt aus den bekannten Gründen dagegen nur in geringem Um=
fange
verkäuflich, daher wendet ſich das Angebot bei ermäßigten Forde=
rungen
verſtärkt nach Berlin, wo die Tendenz dadurch eine Abſchwäch=
ung
erfuhr. Weizen bleibt infolge des ſchwierigen Mehlgeſchäfts ver=
nachläſſigt
und etwas ſchwächer. Gerſte iſt nur in feinen Qualitäten
zu verkaufen. Hafer war zu Exportzwecken in guten Sorten gefragt und
etwas höher.
t. Nürnberger Hopfenmarkt. Geſtern wurden auf dem
Hopfenmarkt 20 Ballen zugefahren und 20 Ballen umgeſetzt, bei unver=
änderden
Preiſen. Die Preiſe bleiben im Rahmen von 440 bis 510. Die
Tendenz iſt feſt.
* Von den ſüddeutſchen Waren= und Produkten=
märkten
. An den ſüddeutſchen Warenmärkten haben die Verhält=
niſſe
, die bisher für die Geſchäftsgeſtaltung ausſchlaggebend waren, eine
Aenderung in der Berichtszeit nicht erfahren. Für den Getreidemarkt
allerdings kam als anregendes Moment die Tatſache in Frage, daß ſich
an den ausländiſchen Märkten, namentlich in Amerika, eine entſchiedene
Hauſſebewegung zeigt. Ob man dies mit den Erwartungen der amerika=
niſchen
Exporteure in Zuſammenhang bringen kann, daß nach einer
Aenderung der franzöſiſchen Politik amerikaniſche Kredite es Europa
ermöglichen werden, ſich reichlicher als bisher von drüben zu verſorgen,
ob die Bewegung lediglich mit der Beurteilung der Ernte zuſammen=
hängt
, läßt ſich von hier aus nicht erkennen. Tatſache iſt jedenfalls, daß
die Forderungen im Cif=Geſchäft ſich weiter ſcharf erhöht haben. Im
Geſchäft mit inländiſchem Getreide war zu beobachten, daß die Eigner
angeſichts der wachſenden deutſchen Ernte ſich in Gerſte, Roggen und
Weizen ihrer alten Beſtände zu entledigen tkachten. Da das Geſchäft
jedoch infolge des Geldmangels faſt zum Stillſtand gezwungen iſt, ſtößt
dies Bemühen auf Schwierigkeiten. Nur in Weizen iſt ſeitens der
kleinen inländiſchen Mühlen weiter einige Nachfrage aufgetreten. Auf
die Preiſe vermochte die geſamte Lage bisher einen Einfluß nicht zu
gewinnen, weil man angeſichts der Geldknappheit keine Waren auf=
nehmen
kann.; Weizen blieb mit 16,517 Mark käuflich. Gerſte iſt

vielfach angeboten, ohne Käufer zu finden; die Eigner laſſen ſich gerne
zu Preiskonzeſſionen herbei, und bei 16,7517 Mark war gut für die
100 Kilo waggonfrei anzukommen. Für Hafer erhielt ſich einige Nach=
frage
des Konſums bei 14,5015 Mark die 100 Kilo; doch leiden auch
die Fuhrwerksbeſitzer als Abnehmer unter dem Geldmangel.
Futtermittel hatten überhaupt einen flauen Markt bei ab=
fallenden
Preiſen. Verlangt wurden zuletzt für die 100 Kilo Biertreber
und Malzkeime mit Sack frei Mannheim 1111,50 Mk.; ab Bayern
lagen für Malzkeime und Biertreber ohne Sack mit 8 Mk. die 100 Kilo
vor. Engliſche Biertreber waren frei Mannheim zu 11,50 Mk. ange=
boten
. Die Hefefabriken bekunden Kaufneigung für lange Saukeime,
jedoch wollen die Mälzereien dieſe nur zuſammen mit Putzkeimen ab=
geben
, ſo daß Geſchäftsabſchlüſſe an dieſer Bedingung meiſt ſcheiterten.
Trockenſchnitzel ſind nur wenig am Markte. Die Eigner wollen an ihren
Preiſen von 1111,50 Mark die 100 Kilo feſthalten. Ab Mitteldeutſch=
land
ſind ſolche ſchon mit 9 Mark die 100 Kilo angeboten; unter Hinzu=
rechnung
der Fracht nach hier ſtellen ſie ſich danach keineswegs billiger
als ſüddeutſche Ware. Von ſüddeutſchen Zuckerfabriken des beſetzten
Gebietes ſind vollwertige Zuckerſchitzel ab Frankfurter Gegend mit
14 Mark erhältlich. Das Geſchäft in Futterkuchen liegt ganz flau. Bei
einer Zwangsrerſteigerung in Frankfurt a. M. wurden für Rapskuchen
7,75 Mark die 100 Kilo erzielt; normalerweiſe lauten die Forderungen
auf etwa 9,50 Mk. Seſamkuchen ſind mit 1920 Mk., Palmkuchen mit
1213 Mark, Kokoskuchen mit 16,5017 Mark, Erdnußkuchen mit 19
bis 19,50 Mark offeriert; Melaſſefutter blieb mit 8509 Mark an=
geboten
.
Das Rauhfuttergeſchäft liegt ruhig. Aus Württemberg
und dem ſüdlichen Baden wird gemeldet, daß der Ausfall der Heu=
ernte
ſich nicht ſo günſtig geſtaltet, wie man vorher erwartete, weil die
Hochwaſſerſchäden und Unwetter ganz gewaltigen Einfluß auf den Aus=
fall
der Ernte ausgeübt haben. Die Weitergeſtaltung des Geſchäfts
hängt, ebenſo wie der qualitative Ausfall, von der Witterung der näch=
ſten
Tage ab, da die Heuernte jetzt überall begonnen hat. Jür altes
Heu werden noch 8,609,00 Mark verlangt je Doppelzentner. Für
neues Heu haben ſich noch keine maßgebenden Preiſe feſtſtellen laſſen.
Im Mehlhandel hält man an der Auffaſſung feſt, daß die
Liquidationen ihrem Ende entgegengehen und der Markt nach dieſer
Generalreinigung eine Beſſerung erfahren werde. Man läßt ſich darin
auch nicht durch die großen Verſteigerungen der Donnerstagsbörſe und
durch die für die kommende Montagsbörſe vorliegenden Meldungen
neuer Mehlmengen zur Auktion nicht beirren, da diesmal für Weizen=
mehl
Spezial 0 bis 27 Mark die 100 Kilo, für Roggenmehl 21,30 Mark,
für Brotmehl 18,6018,80 Mark bezahlt wurden. Auch Roggenfutter=
mehl
erzielte 9,20 Mark die 100 Kilo. Zurückgezogen wurden von an=
gemeldeten
Mengen 400 Sack argentiniſches Weizenmehl und eine klei=
nere
Menge Roggenmehl. Holländiſches Roggenmehl, argentiniſches und
deutſches Weizenmehl, amerikaniſches Brotmehl uſw. ſtehen auch am
nächſten Montag zur Verſteigerung an. Die Forderungen unſerer Müh=
len
lauten für Weizenmehl Spezial 0 bei efektiver Ware auf 28 Mark,
bei JuliAuguſt=Lieferung auf 28,75 Mark, bei Roggenmehl auf 22,25
bzw. 23,25 Mark, bei Weizenkleie auf 9,50 Mark, Roggenkleie 9 Mark,
Weizenfuttermehl 10,50 Mark, Roggenfuttermehl auf 10 Mk. 100 Kilo.
Die Spannung zwiſchen dem wirklichen Mehlpreis, wie die Ware im
Handel zu haben iſt, und denPreiſen für Brot und Brötchen iſt ſo groß,
daß eine kommende kleine Aufwärtsbewegung abſolut keinen Einfluß
auf die Geſtaltung der Brotpreiſe haben kann und darf. Es iſt in Mann=
heim
in dieſer Woche vom Mehlhandel argentiniſches Weizenmehl, das
zwar nicht ganz an unſer Spezial 0 heranreicht, ihm aber nahekommt,
zu 23 Mark die 100 Kilogramm frei Wagenhaus angeboten worden. Im
Frieden, d. h. 1914, war der billigſte Preis für Weizenmehl 28,50 Mark.
Der jetzige Preis bewegt ſich alſo unter dem Vorkriegspreis, der Bröt=
chenpreis
aber darüber, obwohl inzwiſchen auch das Hefeſyndikat in die
Brüche gegangen und Hefe infolgedeſſen billiger geworden iſt. Auf
unſere neuliche Andeutung an die Bäckerorganiſationen, mit den Grün=
den
an die Oeffentlichkeit zu treten, die für dieſe Tatfache anzuführen
ſind, iſt eine Aeußerung noch nicht erfolgt. Sie wäre aber zu wünſchen,
um das Publikum aufzuklären.
Hülſenfrüchte lagen geſchäftslos bis auf weiße Donaubohnen,
für die ſich einige Nachfrage zeigte. Verlangt wurden für die 100 Kilo
gelbe Viktorigerbſen 30 Mk., grüne Erbſen 25 Mk., fränkiſche Linſen
60 Mk., weiße Donaubahnen 32 Mk. ab ſüddeutſchen Stationen je 100
Kilogramm.
Von Saaten galt Inkarnatklee 6070 Mk. die 100 Kilo, Luzerne
150 Mk. bei wenig Nachfrage; dagegen waren prima Wicken bei 2325
Mark, je nach Qualität, geſucht. Die Preiſe verſtehen ſich ab ſüddeut=
ſchen
Stationen.
Für Hopfen haben ſich die Preiſe ſeit dem letzten Bericht um
etwa 50100 Mark je Zentner erhöht. Die Stimmung iſt durch ſtärke=
res
Eingreifen der Brauereien und des Kundſchaftshandels eine feſtere
geworden, zumal man weiß, daß die Vorräte der 1923er Ernte klein ſind.
Der Stand der wachſenden jungen Pflanzen macht merkliche Fort=
ſchritte
. Die Reben haben bis jetzt bereits eine Länge von 45 Metern
erreicht und fangen an, Seitentriebe herauszubringen. Nach Berichten
aus dem Elſaß wird dort teilweiſe Ungeziefer in den Pflanzungen feſt=
geſtellt
, wogegen in der Pfalz, in Baden und Württemberg die Pflan=
zen
bisher ein geſundes Ausſehen haben. Es iſt bemerieuswert, daß
ſich elſäſſiſche Händler (aus Hagenau) jetzt bereits bemühen, in Südweſt=
deutſchland
Abfchlüſſe auf die neue Ernte zu machen. Auch in der Pfalz
hat man dies feſtgeſtellt. Man glaubt dahinter das Beſtreben zu er=
kennen
, nach Aufhören der Zollfreiheit die deutſche Kundſchaft von den
Produktionsorten aus beliefern zu können. Durch das gunſtige Wetter
iſt der Bierkonſum erheblich geſtiegen, ſo daß ſich bei den Brauereien
Bedarf in Malz geltend machen muß. Für gute, in den Wintermonaten
erzeugte Charaktermalze der großen ſüddeutſchen Mälzereien lauten die
Forderungen unverändert auf etwa 38 Mark, während andererſeits
Fabriken da ſind, die für ihr wahrſcheinlich in den Sommermonaien
mit billigerer Gerſte gewonnenes Malz bis herunter zu 24 Mk. for=
dern
. Aus Bayern und Württemberg lagen ſogar Angebote noch unter
dieſen Preiſen vor, doch handelt ſichs dabei, wie ſchon früher angedeutet,
um notwendige Geldbeſchaffung für eingegangene Verpflichtungen. Das
Geſchäft in Malz würde viel lebhafter ſein, wenn die Fabriken und
die Brauereien nicht die größten Schwierigkeiten hätten, ihre Wechſel
unterzubringen. Das Auslandsgeſchäft wird momentan größtenteils
von der Tſchechoflowakei beherrſcht, wo man ſich nach erfolgter Auf=
hebung
des dortigen Malzſyndikats bemüht, im Ausland feſte Kundſchaft
zu erobern.
Börſen.
* Börſenbericht für die Zeit vom 10.14. Juni.
(Eigener Bericht.) Zu Wochenbeginn zeigte ſich die Börſenlage zunächſt
völlig unverändert. Die Einengung des Geſchäfts kam eher noch ſtärker
zum Ausdruck als vor den Feiertagen, und die Uuſätze blieben außer=
ordentlich
gering, bei weiter weichenden Kurſen. An der Mittwochs=
börſe
kam jedoch infolge allgemeiner Nervoſität, hervorgerufen durch
Gerüchte von weiteren Inſolvenzen, ziemlich viel Material an den
Markt, das faſt auf allen Gebieten ſtarke Kursrückgänge zur Folge hatte,
uim ſo mehr als auch die Börſenſpekulation zu Blankoabgaben geneigt
war. Infolgedeſſen konnte ſich im Verlaufe dieſer Börſe keine Erholung
durchſetzen und der Schluß blieb weiter ſchwach. Doch bereits an der
Donnerstagsbörſe trat ein Tendenzumſchwung ein durch das Gerücht,
daß die Banken zu einer Stützungsaktion bereit ſeien. Schon die erſten
Kurſe wurden bereits etwas höher, die bei Feſtſetzung der Einheitskurſe
eintretende geringe Abſchwächung, wurde bald wieder überwunden und
die Börſe ſchloß in den meiſten Werten zu weſentlich höheren Kurſen.
Als an der Freitagsbörſe das Gerücht von der oben erwähnten Stüt=
zungsaktion
beſtätigt wurde, machte die Befeſtigung ſtarke Fortſchritte,
hervorgerufen durch Deckungen der Baiſſeengagements, die einen ziem=
lich
großen Umfang erreicht hatten. Beſonders die Kurſe derjenigen
Papiere, die in der letzten Zeit ſehr ſtark zurückgegangen ſind, konnten
ſich kräftig erholen, und es kamen Kurserhöhungen bis zu 50 Prozenk
zuſtande. Auch an der Nachbörſe hielt die feſte Stimmung an.
t. Die Berliner Börſe war geſterm in der üblichen Weiſe
für den Effekten= und Deviſenverkehr geſchloſſen. Infolgedeſſen fehlte
den intereſſierten Kreiſen auch die Möglichkeit zu einer direkten Aus=
ſprache
über die Lage. Der Verkehr von Bureau zu Bureau geſtaltete
ſich heute etwas reger als in der letzten Zeit. Die günſtige pſychologiſche
Wirkung, die, wie der Verlauf der geſtrigen Börſe zeigt, die Verſtän=
digung
der Großbanken über gewiſſe Stützungsmaßnahmen auf das
Effektengeſchäft ausgeübt hat, bleibt anſcheinend beſtehen. Man gibt ſich
der Hoffnung hin, daß vor allem die Baiſſepartei für längere Zeit ſtark
eingeſchüchtert iſt, ſodaß ein neuer Vorſtoß von dieſer Seite zunächſt nicht
zu erwarten iſt. Auch die Beſtimmung über die Regelung der Geſchäfts=
aufſicht
wirkt noch günſtig nach und man glaubt, daß für die Börſe und
die Bankwelt die ſchlimmſte Gefahr beſeitigt iſt. Es ſcheint, als ob die
bekannten Beſprechungen der Großbanken auch im Ausland ſtarke Be=
achtung
gefunden hätten. Bei verſchiedenen Banken lagen bereits wie=
der
Kauforders des Auslandes, allerdings noch in beſcheidenem Aus=
maße
vor. Die Geldmarktlage geſtaltete ſich etwas leichter. Der heute
veröffentlichte Reichsbankausweis, der vor allem günſtige Rückwirkungen
der Kreditgewährung durch die Golddiskontbank erkennen läßt, wird von
der Bankwelt mit Befriedigung aufgenommen.
w. Die Wiener Börſenkammer, hat beſchloſſen, zur Ab=
wicklung
der Franken=Engagements für Juniende ein Arrangementver
fahren durchzuführen, das ſich bereits im April und Mai bewährt Die=

[ ][  ][ ]

Rummer 165.

Das deutſche Herz.
Roman von Adolf Schmitthenner.
(Nachdruck verboten.)
Ja, es ging wunderlich zu bei den alten Neckarſchleimern.
Aber die liebe Sonne ſchien damals in den Tagen, die die
längſten ſind, gerade ſo lieb und warm, wie ſie uns geſchienen
hat an dem letzten längſten Tag, den wir verlebt haben. Und
die Haſelſtaude hatte damals gerade ſo weiche grüne Blätter,
wie die waren, die wir im letzten Juni durch die Finger gleiten
ließen. Und es gibt heute keinen ſpitzbübiſcheren und abgefeim=
teren
Fuchs im ganzen Odenwald, als der alte Fuchs war, der
damals am Johannistage im hellen Sonenſchein vor der Haſel=
ſtaude
lag, ſich den Bart leckte und ſeinen beiden hoffnungsvollen
Kuaben vergnüglich zublinzte. Die kleinen Füchslein ſpielten
vor ihrem Vater auf einer Waldblöße, bis ſie müde waren, dann
legten ſie ſich dem Alten zwiſchen die Pfoten und baten ihn: Er=
zähle
uns etwas.
Heute hat der Junker Hochzeit, antwortete der Alte.
Wie iſt denn das, wenn man Hochzeit macht? fragte der
füngſte der beiden Buben und drückte die Augen gerade ſo pfiffig
zu wie ſein Vater.
Das verſtehſt du nicht, du biſt noch zu jung, erwiderte
der Vater.
Kriegen wir auch etwas von der Hochzeit?, fragte das an=
dere
Füchslein.
Ja, Haſenbraten.
Wieſo, liebſter Vater?
Der Junker hat auf Hirſchhorn fünf Forſtwärtel, die haben
heut und morgen fünf große Räuſche. Er hat auf der Burg
fünfundzwanzig Hetzhunde, die haben heut und morgen viel
hundert Knochen zu beißen. Der Junker ſelbſt denkt nicht ans
Jagen, wohl vierzehn Tage nicht. Wenn er zum erſtenmal wie=
der
herauskommt in den Wald, nimmt er keine Hunde mit, ſon=
dern
ſeine ſchöne junge Frau.
Wie heißt ſie denn? fragte der älteſte Sohn.
Der Vater beſann ſich eine Weile und ſprach: Sie heißt
Fuchſia.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 15. Juni 1924.

Seite 15.

Habe meine Praxis wieder in vollem
Umfange aufgenommen.
Sprechſtunden jetzt v. 101 u. 35 Uhr.
Dr. Binder
Haut= und Harnkrankheiten
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(*71027

Das iſt ein ſchöner Name, Vater.
Freilich. Wenn er zum erſtenmal hier herauskommt, geht
die liebliche Fuchſia an ſeiner Seite. Da denkt er nicht ans
Jagen. Folglich?
Die beiden Knaben ſchwiegen.
Foglich? wiederholte der Alte in ſtrengem Ton.
Folglich? wiederholte der Alte in ſtrengem Ton.
Knabe.
Ja, beſtätigte der Vater. Und wir fangen fette junge
Haſen.
Junge fette Haſen! lachte der Jüngſte und ſchlug vor Ver=
gnügen
einen Purzelbaum.
In dieſem Augenblick rief eine Menſchenſtimme: Ein
Fuchs!
Im Nu waren der Vater und der ältere Sohn verſchwunden.
Der jüngſte aber überſchlug ſich und fiel einem blondlockigen
Knaben in die Arme. Der hielt das Füchslein lachend an den
Ohren feſt. Das Kerlchen wehrte ſich, warf ſein Unterkörperchen
hin und wieder und biß um ſich, daß es eine Luſt war. End=
lich
fing es in der Todesangſt zu hofieren an. Der blonde Knabe
erſchrak, aber blitzſchnell drehte er das Tierlein um, ſo daß es
vorwärts ſchaute, und hielt es mit geſtreckten Armen von ſich.
Steif und ſtill hing es da und vollendete ſein Geſchäftchen ſo
ſäuberlich und anſtändig, daß ſich jedes Heddesbacher Büblein
hätte ein Vorbild daran nehmen können. Dann fing das Bürſch=
lein
wieder zu zappeln und zu ſchnappen an, aber nimmer lang.
Der Knabe warf das Tierchen über ſeinen blonden Kopf rück=
wärts
in das Dickicht hinein, dann wandte er ſich um und ſchaute
mit blitzenden Augen den Weg, den er gekommen war, zurück
ins Tal hinunter.
Zweites Kapitel.
Während der alte Fuchs blinzelnd ſeinem Söhnlein zuhörte,
das mit großen Gebärden von ſeiner Heldentat erzählte, vergoß
einige hundert Schritte weiter oben der Brummbaß von Affolter=
bach
dicke Schweißtropfen. Er blieb ſtehen, beugte ſich vonüber
und ſtemmte die Hände auf die Knie. Der Bauch der Baßgeige
lag über ſeinem Kopf und ihr Hals hob eine entwurzelte Hain=
buche
aus dem zerbröckelten Boden.
Die Viola, die mit langen, dünnen Beinen die Waldhalde
heraufgeſtiegen kam, lachte aus vollem Hals und rief in die

Büſche zurück: Guckt einmal, was unſer Brummbaß für Kunſt=
ſtücke
macht!
Der Brummbaß ſchielte zurück nach ſeinem Rücken und
llagte: Einen ganzen Wald ſchlepp’ ich den Berg hinauf. Ich
ſag’s ja immer, wo viel iſt, will viel hin. Du, Poſaune, wo iſt
denn die Burg?
Die Poſaune iſt nicht da."
Findebuſch, Kind, wo iſt denn die Burg?
Findebuſch iſt nicht da."
Wenn nur Findebuſch da wäre, daß mir doch ein ehrlicher
Menſch die Augen zudrückt. Wenn die Burg nicht gleich kommt,
ſterbe ich.
Meinſt du denn, die Burg käme zu dir? Wenn du da ſtehen
bleibſt, muß der Junker ſeine Urſchel ohne Brummbaß nehmen.
Die gutmütige Viola trat heran und fing an, das Bäumchen
aus den Saiten zu löſen.
Schade! rief der Pfeifer herauf, der neben dem Geiger
gemächlich hintennach ſtieg.
Schade! reinte der Brummbaß und ſchaute erboſt zurück.
Der ſähe es gern, wenn ich unter dem Eichbaum läge.
Sag lieber: Wenn ich an einem Eichbaum hinge!! Wo wir
gehen und ſtehen, ſollten wir einen Baum bei uns haben, damit
ſich jeder, der Luſt hat, ohne Umſtände aufhängen kann.
Der Pfeifer hatte eine harte, barſche Stimme. Er ſchien der
Oberſte in der Geſellſchaft zu ſein.
Unterdeſſen hatte die Viola die Zweige zwiſchen den Saiten
herausgehoben und legte das Bäumchen vorſichtig auf den Boden,
wie wenn es ein totes Kind wäre. Dann trat der Geſelle zu
dem weiterkeuchenden Brummbaß, legte ihm die Hand auf die
Schulter und fragte: Du, warum ſoll denn ich dir nicht einmal
die Augen zudrücken?"
(Fortſetzung folgt.)

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Verehrl. Einwohnerſchaft von Darmſtadt und Umgebung zur gefl. Kenntnisnahme,
daß wir, vielfachem Wunſche entſprechend, uns entſchloſſen haben, das vonHerrn
Max Pfaelzer vor dem Kriege hier betriebene Platzgeſchäft in vollem Umfange
unter der Firma

Holzinduſtrie, Kohlengroßhandlung und Baumaterialien
G.m.
Dedrb. H.
M

74

wieder aufzunehmen und ſind wir in der Lage, durch Verbindung mit erſtklaſ=
ſigen
Ruhrzechen allen Anforderungen in Qualität und Sortierung zu genügen.
Wir bitten verehrl. Einwohnerſchaft, das ſ. Zt. unſerem Herrn Pfgelzer in ſo
reichlichem Maße entgegengebrachte Vertrauen auch auf uns übertragen zu wollen
und dürfen Sie ſich beſter und zuverläſſigſter Bedienung verſichert halten. /
Unſer Hauptbüro und Lager mit Anſchlußgleis befindet ſich
63 Blumenthalſtraße 63
woſelbſt von vorm. 8-12 u. von 2.6 Uhr Kleinverkauf zu Vorzugspreiſen ſtattfindet.
Um verehrl. Einwohnern den Weg möglichſt zu verkürzen, haben wir uns mit
der altbekannten Firma Jak. Scheid, Eiſenhandlung hier, Kirchſtraße 6,
in Verbindung geſetzt, und hat ſich dieſelbe in liebenswürdigſter Weiſe bereit
erklärt, Beſtellungsannahme nebſt Zahlſtelle für uns zu übernehmen und
bitten wir hiervon regen Gebrauch zu machen. / Um gütigſte Unterſtützung un=
ſeres
auf reellſter Baſis aufgebauten Unternehmens bittet mpfehlen wir uns
Hochachtungsvoll
Hoſzinduſtrie, Kohlengroßhandlung und Baumaterialien
Max Pfgelzers Co. S.m.b.6.
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Nummer 165.

Seite 16.

Darmſtädter Tagblatt, Sonutag, den 15. Juni 1924.