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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuftrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Auffätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 163
Freitag, den 13. Juni 1924.
187. Jahrgang
Die Porabſtimmnung des Linkskartells.
30 Stimmen für Painlevé, 149 für Doumergue, 1 für Poincaré, 19 weiße Stimmzettel.
7aktionsſitzung der demokratiſchen Linken.
Xdriete Herriot eingewilligt haben, ein Miniſterium unter der
Aitze eines Präſidenten der Republik zu bilden, der mit den
Rirnen der Rechten gewählt werde. Das habe Proteſt
hervor=
g Aſen. In der Fraktionsſitzung der demokratiſchen Ainken
ſicte offenbar eine große Verwirrung, da die Fraktion der
2hublikaniſchen Union (Gruppe Poincaré) beſchloſſen hat, an
1RAorabſtimmung nur dann teilzunehmen, wenn alle republi=
40öoen Gruppen von Kammer und Senat ſich daran beteiligten.
90 Porſchlag Poincares habe die Republikaniſche Union ferner
UFnoſſen, daß die Vorabſtimmung nur den Zweck habe, einen
9Aſötdaten durch eine Abſtimmung ohne irgend tzelche Vor=
Bſitzungen zu beſtimmen. Der ſozialiſtiſche Senator Flaiſſiereß
Auo shalb vorgeſchlagen, ſich nicht zwiſchen Painlevé und
Dou=
nhyue zu entſcheiden, ſondern jedem die Freiheit zu laſſen, im
Aboneß nach Gutdünken abzuſtimmen. Hieralf wurde er=
Bhent, dann würde man die gemäßigten Parteien und die
Aſtt, zum Schiedsrichter der Lage machen. Die demokratiſche
SFassgruppe hat hierauf mit allen gegen zwei Stimmen
be=
ſisſten, an den für heute nachmittag 2 Uhr einberufenen
Vor=
ſeamdlungen der Gruppen der Linken von Kammer und Senat
t eiunehmen, um einen gemeinſamen Kandidaten zu beſtimmen.
Doas Kartell der Linken propagierte die Kandidatur Pain=
19, während die Mehrheit der Mitglieder der radikalen
KfBgruppen für eine Kandidatur Doumergues eintrat.
Die letzten Verhandlungen.
Täe letzten Verhandlungen fanden am Abend ſtatt. Die
MMedneten Briand und Herriot hatten mit Senatspräſident
Dzngergue eine Unterredung. Dieſer Unterredung wohnten
Hſioamokratiſche Linke des Senats, die Senatoren Bienvenu=
AAtm und Rens Renoult bei. Doumergue wurde gefragt, ob
eifeeit ſei, das Ergebnis der vorbereitenden Abſtimmung der
Ahe= anzunehmen.
2wumergue antwortete, alles werde davon abhängen, wer
blqu teilnehmen werde. Wenn er, wie früher, nur Vorſitzen=
Oar Senatsfraktion der Linken wäre, würde ſeine Antwort
und ausfallen, trotz der Einſchränkung, die man diesmal
hſttalich der Beteiligung der Parteien an der Vorabſtimmung
mue. Aber er war Senatspräſident und von einem großen
AAyes Senats gewählt. Welche Stellung würde er im Januar.
mui wer Senatspräſident erneuert werden müſſe, gegenüber den
9buü likanern einnehmen?
räſident Doumerque hat nach dem Oeupre ſchließlich er=
EA. Gaß er heute der vorbereitenden Verſammlung uicht bei= nehmen.
mNimn werde, und daß er infolgedeſſen dort nicht Kandidat ſei.
Wlatt fragt: Wird er Kandidat in Verſailles ſein? Man
ge mit ſeiner Kandidatur im zweiten Wahlgang rechnen.
Doumergue gegen ſeine Kandidatur.”
Paris, 12. Juni. (Wolff.) In einer Erklärung, die
Dou=
ue ſoeben im Senat anſchlagen ließ, bittet er ſeine poli=
Freunde, ſeine Kandidatur zur Präſidentſchaft der
Repu=
n der vorläufigen Verſammlung nicht aufzuſtellen. Er
ſie die Kandidatur nur annehmen, wenn dies zur Verwirk=
Kuy einer republikaniſchen Union dienen ſollte, welche er im
Jarſſe des Landes und der Republik für unumgänglich erachte.
Die ſozialiſtiſche Gruppe der Republikaniſchen Union
anwe Poinearé) hat eine Demarche bei dem
Senatspräſiden=
tin3wumergue unternommen, um ihn zu erſuchen, er ſolle offi=
Hku.
Naachdem Senatspräſident Doumergue ſich bereit
er=
kiſte, ſeine Kandidatur für die Präſidentſchaft
zurück=
ig hen, haben die zum Kartell der Linken zählenden Par=
Geſchloſſen, die Kandidatur Painleves aufrecht zu erhalten.
Aü zialiſtiſche Kammergruppe wird alſo ebenfals für
Pain=
nfimmen.
ictt an, daß nach einer längeren Diskuſſion eine Einigung
ſoie Ernennung eines dritten Kandidaten für die
Präſi=
eſtzaft nicht erzielt werden konnte, Senatspräſident
Doumer=
uint auf ſeinem Standpunkt ſtehen geblieben, den er heute
mättag eingenommen hatte.
Das Ergebnis der Vorabſiimmung.
Paris, 12. Juni. (Wolff.) Um 2 Uhr nachmittags ſind die
f15 Wruppen, die zum Kartell der Linken gezählt werden, zu
em BBeratung zuſammengetreten. Es ſind vertreten; die
k’A hänke der Kammer (Vollſtärke 30 Sitze), die radikale
Kam=
uAmuppe (Vollſtärke 147 Sitze), die Sozialrepublikaner (
Voll=
ft Nr 29 Sitze) und die Sozialiſten (Vollſtärke 103 Sitzeſ. Es
ſi ſt ollſo im ganzen 474 Parlamentarier vertreten. Ueber den
B Aauuf der Sitzung iſt bis jetzt nichts bekannt geworden.
Ain der Abſtimmung in der Vollverſammlung der
links=
ſt Rihen Parteien zur Beſtimmung des Kandidaten für die
Prä=
ſiſttſthaft der Republik haben 474 Deputierte und Senatoren
te henmmen. Das Ergebnis der Wahl iſt folgendes:
Kammer=
pwonnt Painlevé 306 Stimmen, Senatspräſident
Doumer=
g 9190 Stimmen, Poincars 1 Stimme, weiße Zettel 19.
Nuach der Abſtimmung über die Kandidaturen für die
Prä=
t. KZuenvenu=Martin wurde die Sitzung der Linksfraktionen von
8 Aüzer und Senat aufgehoben. Im Anſchluß daran ſind die
9 Aüſenden der einzelnen Fraktionen zuſammengetreten.
Herriots zukünftiges Kabinett.
z=aris, 12. Juni. (Wolff.) Nach dem Matin ſoll der Ab= London, 12. Juni. In einer Unterredung mit einem Be= Intereſſe in ſtarkem Maße über die Grenzen hinauszulenken, und
richterſtatter des Daily Expreß erklärte Herriot, er werde
er eine Annäherung an Deutſchland erſtrebe und ſein
Ländern zu beſeitigen. Ueber die Nuhrfrage, die
Erweite=
rung der Micumverträge und die Rückkehr der
Ausge=
wieſenen wollte Herriot nichts Beſtimmtes ſagen, bevor er
nicht die Akten des franzöſiſchen Außenminiſteriums eingeſehen
habe. Aus dieſen Aeußerungen Herriots folgert man in Paris,
daß Herriot neben dem Miniſterpräſidium auch das
Mini=
ſterium des Innern übernehmen will. Dieſe
Auffaſ=
ſung wird beſtätigt durch eine heute vom Matin veröffentlichte
Miniſterliſte des kommenden Kabinetts
Her=
riot, wo Herriot als Anwärter für beide Poſten genannt wird.
Für das Finanzminiſterium wird de Monz y und
Clemen=
telle, für das Juſtizminiſterium Peytrau, für das
Kriegs=
miniſterium Rengeet und Renoult, für das
Kolonialmini=
ſterium Rammek, für die öffentlichen Arbeiten Frederie
Raunet, für das Handelsminiſterium Clementelle und
und für das Marineminiſterium Deperguezee genannt.
Eine dritte Kandidatur.
TU. Paris, 14. Juni. Die Linkspartei hat geſtern abend
noch eine Sitzung abgehalten. Es wurde beſchloſſen, wenn es
möglich ſei, ſich auf einen dritten Kandidaten zu einigen,
wenn Painlevé und Doumergue ſich bereit erklären,
zurückzutre=
ten. Als dieſer einſtimmig genannte Kandidat der Linkspartei
wurde Herriot gewählt. Painlevé erklärte ſich
be=
reit, zugunſten Herriots zurückzutreten. Eine
Abordnung, die ſich zu Doumerque begab, erhielt von dieſem
den Beſcheid, daß er nichts dagegen tun könne, wenn ſeine
Freunde ſeine Kandidatur aufrecht erhielten. Es herrſcht
infolge=
deſſen in Linkskreiſen eine große Erregung. Herriot ſoll
er=
klärt haben, daß er die Bildung des Miniſteriums ab= dern laſſen ſich gewiſſe Reibereien nicht immer, und wo die
ge=
lehnen würde, wenn Doumergue gewählt würde.
Wenn Herriot die Bildung des Kabinetts nicht annimmt,
würde Briand jedenfalls die Bildung übernehmen. Unter
die=
ſen Umſtänden wird die morgige Präſidentenwahl nicht ohne
Zwiſchenfall vor ſich gehen und einen ſehr bewegten Verlauf
Pariſer Stimmen zur Botſchaft Millerands.
TT. Paris, 12. Juni. Die Botſchaft, die Millerand geſtern
durch die geſamte Preſſe Frankreichs an das Volk gerichtet hat, wird
von der Morgenpreſſe nur wenig kommentiert, aber von allen Blättern
an erſter Stelle gebracht.
Das Deuvre ſchreibt zu dem geſtrigen Briefe Millerands
fol=
gendes: „Wenn dieſer Brief Millerands an das Volk auch in keiner
Weiſe den Ruf Millepands als Akademiker fördert ſo wird er den Le= auswies, beſtehen mit Moskau, keine offiziellen Beziehungen
ſern auch inhaltlich nichts Neues bringen‟. Das Tatſächliche in dieſem
Briefe umfaßt der folgende peinliche Satz: „Wenn unſere Verfaſſung
die Wahl des Präſidenten allein den Händen der Abgeordneten
anver=
traut hat, dann hat ſie doch wenigſtens die Vorſicht
ge=
habt, daß er einmal gewählt, nur im Falle von Hochverrat
ver=
ſeines Mandats Rechenſchaft ſchuldig iſt. Obſchon Millerand in dunkler
Weiſe das wiederholt, ſo gelingt es ihm doch nicht, klar zu ſagen, was
er will. Dann kann ſich alſo ein Präſident während der ſchwerſten
314 ſine Kandidatur für die Präſidentſchaft der Republik auf= Wochen alles erlauben, was er will, und iſt niemanden Rechenſchaft
ſchuldig? Ausgenommen vielleicht dem Herrgott.”
Die Information ſchreibt: Nur diejenigen, die nicht ſofort
die gründliche Wandlung der politiſchen Lage in Frankreich bei den
Ereigniſſen, die heute zum Abſchluß kamen. Der Krieg habe taktiſche
Diktaturen herbeigeführt, mit denen das Land im Augenblick der
un=
mittelbaren Gefahr ſich abgefunden habe, aber eine Demokratie, die
danach dürſte, ſich ſelbſt zu regieren, und die durch den Verdacht und
Die Delegation, die heute abend mit Doumergue terhandelte, die Bitterkeit, die ſie gegen ihren alten Herren aufſteigen fühlten, arg=
Diktatoren ſelbſt, ſondern auch der bloßen Möglichkeit ihres
Aufkom=
mens eiligſt zu entledigen.
Der Temps betont, vier Jahre hindurch habe Frankreich im
Namen des Nechts Krieg geführt. Heute könne es dem Schauſpiel einer
Wiederauferſtehung der fortſchrittlichen Parteien beiwohnen, deren
Herrſchaft im Namen der Gewalt ins Werk geſetzt werde. Die Nitter
des Schweigens hätten geſtern den im Keime ſchlummernden oder auf
eine Gelegenheit lauernden Diktatoren gezeigt, wie man lautlos die
Rechte zunächſt in der Staatsgewalt aus dem Wege ſchaffe. Geſtern
ſeien es die in der Verfaſſung verbrieften Rechte des Präſidenten der
Republik geweſen. Warum ſollte man nicht eines Tages ſich auch an
den Rechten des Parlaments ſelber vergreifen?. Das Parlament habe
AFehratiſche Linke des Senats (Vollſtärke 165 Sitze), die radi= wollen. Was werde aus dem Parlament, wenn eines Tages ſein
Ver=
langen auf es ſelber zurückfalle?.
Optimiſtiſche Auffaſſung in Amerika und England.
druck gemacht. Man glaubt, daß nunmehr der Weg zu einer offi=
Zahlungen verlangt werden, ſich für Deutſchland als annehtzibar
geſtalten.
große Hoffnungen auf die Zukunft der
Links=
ſi ſtückhaft und nach Mitteilung des Ergebniſſes durch den Seng= diel freundſchaftlichere Zuſammenarbeit zwiſchen Frankreich und d. h. durch Uebertragung von Maſchinen und Inſtallationen er=
England möglich iſt. Die geſtrige überraſchend große Mehrheit, folgt, ſondern in der Verbindung großer
Induſtrieunternehmun=
neue von dem großen Einfluß des Linkskartells überzeugt.
Schweizer Gorgen.
„Fsch- Zürich, Anfang Juni.
Fragen der äußeren Politik ſpielten in der Schweiz vor dem
Weltkriege keine große Rolle. Erſt die vier Jahre, während denen
rings um das ſeine traditionelle Neutralität beobachtende Land
die Großmächte einen in der Geſchichte noch nie erlebten Konflikt
mit den Waffen austrugen, haben vermocht, das ſchweizeriſche
dürch den Ausgang des Krieges wie durch die Wirren der
Nach=
wahrſcheinlich binnen 10 Tagen zu einer Unterredung mit kriegszeit, ſind auch für das kleine Alpenland außenpolitiſche
Macdonald nach London fahren. Er betonte nochmals, daß Probleme von vitaler Bedeutung aufgeworfen worden. Die
Stei=
gerung des Nationalgefühls in gewiſſen Nachbarſtaaten der
Möglichſtes tun werde, um die Spannung zwiſchen den beiden Schweiz hat Rückwirkungen gezeitigt, die man ſchweizeriſcherſeits
nicht unbeachtet laſſen kann, weil ſie unter Umſtänden die
In=
tegrität der dreiſprachigen und dreiraſſigen Republik berühren.
In dieſem Zuſammenhang ſind die Zwiſchenfälle, die ſich in der
letzten Zeit an der ſchweizeriſcheitalieniſchen Grenze ereignet
haben, nicht ohne Wichtigkeit. Die Gewinnung der „unerlöſten”
Gebiete der einſtigen öſterreichiſch=ungariſchen Doppelmonarchie
und ſodann ſpeziell der Aufſtieg des Faſzismus beeinflußt nicht
unweſentlich die Pſychologie des italieniſchen Nachbarvolkes in
nationaliſtiſchem Sinne, und man hört von dorther immer wieder
Stimmen, die für die Erringung der vollſtändigen nationalen
Einheit Italiens eintreten und ſomit ein Programm verfechten,
das der Zugehörigkeit eines italieniſch ſprechenden Gebietes
— des Kantons Teſſin — zur Schweiz zuwiderläuft. Kein
Ge=
ringerer als Muſſolini hat ſich ſeinerzeit, als er noch Führer der
faſziſtiſchen Oppoſition, nicht Regierungschef, war, das Wort von
Georges Aderline, für die befreiten Gebiete Reymaude, der „Grenze am Gotthard” entgleiten laſſen, und wenn auch
zwi=
ſchen den Tiraden des Parteimannes und der klugen Realpolitik
des Staatsmannes, die heute Muſſolini betreibt, ein Unterſchied
zu machen iſt, ſo ſieht man in der Schweiz begreiflicherweiſe jede
Aeußerung ungeſtillten imperialiſtiſchen Appetits nicht gerne.
Der Spannung, die zeitweilig in den ſchweizeriſch=italieniſchen
Beziehungen aus dieſen Gründen zu entſtehen drohte, iſt
aller=
dings noch ein anderes Element beigemiſcht. Im Kanton Teſſin,
deſſen Bevölkerung bei aller kulturell bedingtem Sympathie für
Italien politiſch durchaus ſchweizeriſch fühlt und denkt, halten ſich
nicht wenige italieniſche Sozialiſten auf, denen der Boden ihrer
Heimat unter dem faſziſtiſchen Regime zu heiß iſt und die aus
ihrer prinzipfellen Antipathie gegen das Regime Muſſolinis fo
wenig ein Hehl machen, daß es ſchon zu lärmden annfaſziſtiſchen
Demonſtrationen gekommen iſt. Dieſe Uebertragung des internen
italieniſchen Parteienſtreits wird zwar von den ſchweizeriſchen
Behörden mit aller Energie bekämpft, um der faſziſtiſchen
Emp=
findlichkeit keinen Anlaß zum Losbrechen zu geben. Aber
verhin=
fühlsmäßigen Vorausſetzungen dafür vorhanden ſind, iſt bald
aus einer Bagatelle der „Zwiſchenfall” herausgewachſen.
Immer=
hin hat die italieniſche Regierung bei der gegenwärtig ſich
voll=
ziehendem Liquidierung der Affäre von Ponte Treſa ſoviel
Ein=
ſicht und Ruhe bewieſen, daß man annehmen darf, ſie werde ſich
bemühen, die Beziehungen zu der Schweiz nicht trüben zu laſſen.
Daß der Kanton Teſſin durchaus keine Luſt hat, „erlöſt” zu
wer=
den, iſt eine Tatſache, die man in Rom ſehr wohl kennt und mit
der man, wie das Verhalten Muſſolinis zeigt, zu rechnen
ge=
willt iſt.
Eine andere außenpolitiſche Frage wird in kurzem das
eid=
genöſſiſche Parlament beſchäftigen: die Frage der Beziehungen
zu Sowjetrußland. Seit den Novembertagen 1918, als der
ſchwei=
zeriſche Bundesrat die konſpirierende Sowjetgeſandſchaft in Bern
mehr. Die Ermordung des bolſchewiſtiſchen Vertreters an der
Lauſanner Orientkonferenz, Worowski, durch einen früheren
„weißen” Offizier ſchweizeriſcher Nationalität, der Freiſpruch
des antibolſchewiſtiſchen Attentäters (der übrigens nur noch dem
antwortlich iſt und im übrigen keinem Menſchen während der Zeit Namen nach ein Schweizer, in ſeiner Mentalität durchaus Ruſſe
iſt) durch das waadtländiſche Schwurgericht, haben die Kluft
zwi=
ſchen der Schweiz und Sowjetrußland noch verbreitert. Moskau
ſchleuderte den Bonnfluch gegen Bern, und erklärte den
Wirt=
ſchaftsboykott der Schweiz, ohne damit freilich ſchweizeriſche
In=
teneſſem direkt ſchädigen zu können, da ſeit der bolſchewiſtiſchen
Revolution jeder Handel mit Rußland vollſtändig lahmgelegen
Wahlen vom 11. Mai begriffen hätten, könnten überraſcht ſein von den hatte. Für die Schweiz, die nicht das Riſiko großer
Kapital=
anlagen im kommuniſtiſch regierten Rußland, auf ſich nehmen
könnte, bedeutet vielleicht noch für längere Zeit der Ausſchluß
vom ruſſiſchen Geſchäft überhaupt keinen Verluſt. Trotzdem ſieht
man den gegenwärtigen latenten Kriegszuſtand — zum offenen
wöhniſcher geworden war, ſei beſtrebt geweſen, ſich nicht nur dieſer Kriege könnte es nur kommen, wenn die von Trotzki angedrohte
bolſchewiſtiſche Luftoffenſive eröffnet würde! — in Bern nicht
gerne. Ganz abgeſehen von irgend welchen handelspolitiſchem
Erwägungen, beſteht für die Schweiz kein Anlaß, mit Rußland
dauernd auf geſpanntem Fuße zu leben, nachdem die meiſtem
europäiſchen Staaten die Beziehungen mit dem Sowjetreich
auf=
genommen haben und ſogar die Möglichkeit der Aufnahme in den
Völkerbund, der in der Schweizerſtadt Genf ſeinen Sitz hat,
be=
ſteht. Eine ſozialiſtiſche Interpellation im Nationalrat wird dem
ſchweizeriſchen Bundesrat Gelegenheit geben, ſich zu der Frage
zu äußern. Die Aufgabe, dem zerriſſenen Faden wieder
anzu=
geſtern ſeine Befugniſſe gegenüber der Exekutivgewalt noch ausdehnen knüpfen, wird aber für die Diplomatie jedenfalls keine leichte ſein.
Die Wirtſchaftsſorgen, unter denem die Schweiz wie jedes
Land leidet, ſind noch nicht geringer geworden. Sie haben ſich
ſogar vergrößert, weil der Verſuch, die geſetzliche Arbeitszeit durch
eine elaſtiſchere Geſtaltung des Achtſtundentag=Prinzips den kri=
Waſhington, 12. Juni. Der Sturz Millerands ſenhaften Verhältniſſen anzupaſſen, geſcheitert iſt. In der Volks=
und der damit verbundene Sieg Herriots hat in republika= abſtimmung vom 17. Februar iſt die Fabrikgeſetznovelle, weſche
niſchen politiſchen KreiſenAmerikas einen guten Ein= die Möglichkeit zur ausnahmsweiſen Verlängerung der
Arbeits=
zeit ſchaffen wollte, verworfen worden. Die Anhänger des
ſtar=
ziellen und freundſchaftlichem Ausſprache zwiſchen Frankreich und ren Achtſtundentages haben damit einen Sieg davongetragen,
Deutſchland geebnet ſei. Wenn Frankreich auch von ſeinen For= deſſen Nutzen für die ſchweizeriſche Volkswirtſchaft ſehr
zweifel=
derungen nicht abgeht, ſo wird doch die Art und Weiſe, wie die haft iſt. Bereits zeigen ſich die Folgen der ungünſtigen
Arbeits=
bedingungen, unter denen beſonders, die Exportinduſtrie ihre
Konkurrenzfähigkeit auf dem Weltmarkte einbüßt in einem Pro=
Auch in den politiſchen KreiſenLondons ſetzt man, zeß, der lebhafte Beunruhigung hervorruft. Die Induſtrie
won=
dert teilweiſe ab ins Ausland, wo ſie günſtigen produzieren
kann=
regierung in Frankreich und glaubt, daß nunmehr eine Auch wo dieſe Abwanderung nicht in ihrer brutalſtem Form,
beim Sturze Millerands hat die engliſchen politiſchen Kreiſe aufs gen mit ausländiſchen Konzernen zum Ausdruck kommt, mahnt
ſie zum Aufſehen, da ſie die Gefahr in ſich birgt, daß der In=
Seite 2.
tereſfenſchwerpunkt ſchweizeriſcher Geſellſchaften ganz ins
Aus=
land verlegt wird und die Führung ſchweizeriſchen Händen
ent=
gleitet. Man ſchenkt dieſen Vorgängen in den Kreiſen
ſchweize=
riſcher Volkswirtſchaftler deshalb alle Aufmerkſamkeit. Auch das
Reparationsproblem wird dabei einbezogen, indem die Frage der
Rückwirkung der Deutſchland von der
Sachverſtändigenkommiſ=
ſion aufzuerlegenden Laſten erörtert wird. Von ſehr angeſehener
Seite iſt in dieſer Diskuſſion die Auffaſſung geäußert worden,
daß eine Reparationslaſt, die den Lebensſtandard des deutſchen
Volkes tief hinunterdrücken und die deutſche Wirtſchaft zu einer
gewaltigen Ueberproduktion zwingen würde, eine
weltwirtſchaft=
liche Gefahr bedeuten und vor allem auch die Schweiz ſchwer in
Mitleidenſchaft ziehen könnte.
Die Micumperträge.
Neue Verhandlungen in Düſſeldorf.
Düſſeldorf, 12. Juni. Heute nachmittag haben die
Be=
ſprechungen zwiſchen der Sechſerkommiſſion und den Vetretern
der Micum begonnen. Die Verhandlungen bezwecken
offenſicht=
lich zunächſt nur eine Fühlungnahme zwiſchen den
deutſchen und franzöſiſchen Unterhändlern. Im
übrigen iſt daher noch unbekannt, ob an eine zeitlich mehr oder
minder begrenzte Verlängerung des Sachlieferungsabkommens
gedacht iſt. Wenn auch die Möglichkeit einer ſolchen ſehr
nahe=
liegt, ſo kann man doch mit Beſtimmtheit ſagen, daß die
Säch=
verſtändigenpläne im Hinblick auf die Perſpektiven, die ſie für die
zukunftigen Verpflichtungen der Induſtriellen geben, zum
Gegen=
ſtand eingehender Diskuſſion gemacht werden. Das Günſtigſte
bei dieſen Zuſammenkünften zwiſchen der Induſtrie und der
Be=
fatzungsbehörde dürfte ſein, die privaten Micumverträge durch
ſtaatliche zu erſetzen.
In radikalen Kreiſen in Paris wird erklärt, Herriot lege
den größten Wert darauf, wenn möglich ſelbſt in die
Verhand=
lungen über die Verlängerung der Micumverträge
einzugreifen.
Das Communigué der Micum.
Düſſeldorf 12. Juni. Die franzöſiſche Behörde gibt
über die heutigen Micumverhandlungen folgendes Communigué
heraus:
„Die Beſprechungen zur Erneuerung der Micumverträge
haben heute um 4 Uhr nachmittags begonnen. Die deutſchen
In=
duſtriellen waren durch die Herren Vögler, Thyſſen, Reuſch,
Frickler, Fahrenhorſt, von Felſen, Glöckner, Herbig und Jingſt
dertreten. Die Induſtriellen legten die ſchwere Lage dar, in der
ſie ſich infolge der aus den Micumverträgen entſtandenen Laſten
und den aus dem letzten Streik ſich ergebenden Konſequenzen
be=
finden. Sie ſtellten die Frage, ob die franzöſiſche und belgiſche
Regierung geneigt ſeien, die zur Reparationsleiſtung
erforder=
ichen Summen entweder direkt vorzuſchießen oder durch
Vermitt=
lung der Pfänderkaſſe vorzuſtrecken. Sie erklärten, nötigenfalls
die unentgeltlichen Reparationslieferungen fortſetzen zu können
unter der Bedingung, daß die Befatzungsbehörden anerkennen,
daß dieſe Leiſtungen auf Konto des Sachverſtändigenplanes und
zwar rückgehend ab 1. April gehen. Das am 15. April
abgeſchloſ=
ſene Abkommen würde ſomit hinfällig. Da die Mieum dieſe
Vorſchläge ganz entſchieden ablehnte, beſchloſſen die
Induſtriel=
len, mit der Regierung in Berlin Rückſprache zu nehmen. Die
nächſte Beſprechung wird am nächſten Sonntag vormittags
10 Uhr ſtattfinden.
Die Sechſerkommiſſion in Berlin.
Düſſeldorf, 12. Juni. Die Sechſerkommiſſion iſt
heute abend bereits zur Beſprechung mit der Reichsregierung
nach Berlin abgefahren. Die Induſtriellen ſagten bei ihrer
Ab=
fahrt den anweſenden Journaliſten, daß die Verhandlungen mit
der Micum ergebnislos verlaufen ſeien und neue Verhandlungen
für den kommenden Sonntag, 10 Uhr, anberaumt ſeien.
Gefangenenrückkehr.
Berlin, 12. Juni. Die ſeit geraumer Zeit ſchwebenden
diplomatiſchen Verhandlungen über das Schickfal der in
fran=
zöſiſchen Strafanſtalten, insbeſondere in St. Martin de Ré
feſt=
gehaltenen 42 Rhein= und Ruhrgefangenen haben zu
dem vorläufigen Ergebnis geführt, daß zunächſt einmal, und
war noch im Laufe dieſer Woche, dieſe Gefangenen in
Gefäng=
niſſe im beſetzten Gebiet zurückgebracht werden. Gleichzeitig
wer=
den ſechs wegen politiſcher Delikte verurteilte Franzoſen aus den
deutſchen Gefängniſſen entlaſſen. Es iſt zu hoffen, daß dieſe
Maßnahmen die Einleitung zu der endgültigen
Befreiung aller Rhein= und Ruhrgefangenen
bilden werden.
Darmſtädter Dagblatt, Freitag den 13. Juni 1924.
Vom Tage.
Die Deutſche Volkspartei hat im Reichstag einen
An=
trag eingebracht, der eine Erhöhung des bisherigen
Satzes der Aufwertung verlangt.
Der Preußiſche Staatsrat tritt am 16. Juni zu einem
neuen Tagungsabſchnitt zuſammen. Zur Beratung ſtehen außer
kleine=
ren Vorlagen ein Geſetzentwurf über eine Vereinfachung für die
Ver=
waltungsbehörden der evangelichen Landeskirchen und ein Geſetzentwurf
zur Aenderung des Stempelſteuergeſetzes.
Der Reichspräſident Ebert wird demnächſt der Kinderſtadt
Weg=
ſcheide bei Frankfurt a. M. einen Beſuch abſtatten.
Wie aus Bochum gemeldet wird, hat der Schlichtungsausſchuß
ent=
ſchieden, daß die alten Betriebsräte im Ruhrbergbau zu Recht
beſtehen.
Der Vorſitzende des Auswärtigen Ausſchuſſes des
Reichstags Abg. Hermann Müller, hat den Ausſchuß auf
Diens=
tag, den 17. Juni, vormittags 10 Uhr, einberufen, um das
Sach=
verſtändigengutachten, die allgemeinen Handelsvertragsverhandlungen
und die deutſch=ruſſiſchen Beziehungen zu beraten.
Der Reichsbund der Kriegsbeſchädigten,
Kriegsteil=
nehmer und Hinterbliebenen verurteilte auf ſeiner 3.
Bundes=
tagung, die an Pfingſten in Dresden ſtattfand aufs ſchärfſte alle
Be=
ſtrebungen, die darauf gerichtet ſind, die durch die Weimarer
Verfaſſung geſchaffene Staatsordnung gewaltſam zu
unter=
graben und zu zerſtören, und ſprach der Reichsregierung
und den Fraktionsführern ſämtlicher Parteien die ſchärfſte
Mißbilligung wegen der bisherigen Behandlung der
Kriegs=
opferfragen aus.
Der frühere Heidelberger Privatdozent Dr. Arnold
Runge, der wegen Vergehens gegen das Geſetz zum Schutze der
Repu=
blik angeklagt war, wurde vom Schwurgericht
freige=
ſprochen.
Die Wirtſchaftskriſe in Oberſchleſien hat eine
be=
deutende Verſchärfung erfahren. Man erwartet, daß in den
näch=
ſten Tagen Handelsminiſter Kiedron in Oſtoberſchleſien eintrifft, um an
Ort und Stelle ſich ein Bild von der Lage zu machen.
Ein von Petersburg kommender ruſſiſcher Dampfer brachte eine
Ladung, von über vier Millionen Stück ruſſiſcher Eier
nach Hamburg.
Der Präſident der litauiſchen Republik hat die Demiſſion des
Kabinetts Galvanauskas angenommen. Die bisherige
Re=
gierung iſt mit der Fortführung der Geſchäfte bis zur Bildung eines
neuen Kabinetts beauftragt worden.
Das däniſche Folketing hat mit 85 gegen 48 Stimmen das
Geſetz, betr. die Ratifikation des Abkommens mit Norwegen
über Grönland angenommen.
Reuter zufolge verlautet, daß Litwinow nicht die
Füh=
rung der ruſſiſchen Delegation auf der Londoner
Konfe=
renz übernehmen wird. Dieſes Amt bleibe in den Händen Rakowskis.
Eine Anzahl hervorragender indiſcher Führer, die ſich gegenwärtig
in London befinden, hat ein Memorandum vorbereitet, das dem Amt
für Indien zugeſtellt werden ſoll. Darin wird gefordert, daß Indien
Homerule erhalten ſoll.
Eine Havasnote dementiert die Meldungen, nach denen Italien ſich
geweigert hätte, das Abkommen von Tanger anzuerkennen.
De Metz und ſeine Schützlinge.
Ludwigshafen 12. Juni. Einer der Führer der
ſepa=
ratiſtiſchen Rheiniſchen Arbeiterpartei namens Meſſer teilte in
einer am 6. Juni abgehaltenen Verſammlung der Sonderbündler
mit, daß ein höherer Beamter des franzöſiſchen
Provinzdelegier=
ten in Speyer nach Paris gefahren ſei, um die Unterſtützung für
die Separatiſten zu erbitten. Dieſe Aeußerung des
Separatiſten=
fühvers paßt durchaus zu der Mitteilung, die der frühere
Preſſe=
chef der ſogenannten autonomen Regierung, Schmitz=Epper, in
einem Einladungsſchreiben; zu einer Separatiſtenverſammlung
machte, die am 27. April in Neuſtadt abgehalten wurde. Darin
hieß es, daß die Rheinlandkommiſſion den Separatiſten jeglichen
perſönlichen und vermögensrechtlichen Schutz zuſichert und die
Juſtizbehörde der Pfalz entſprechend verpflichtet habe. Die
An=
nahme, daß dieſe beiden Mitteilungen der Separatiſtenführer
richtig ſind, wird dadurch beſtärkt, daß General de Metz auch nach
Abſchluß des Speyerer Abkommens den Pfälzer Separatiſten
ſeinen Schutz angedeihen läßt, wie ſeine beidem Noten beweiſen,
die er im Falle der beiden Separatiſten Helfrich Vater und Sohn
an die pfälziſche Kreisregierung gerichtet hat, und durch die
be=
zweckt werden ſoll, den Separatiſten zu zeigen, daß ſie nach wie
vor von General de Metz geſchützt werden.
Die Entſchädigung der Chinadeutſchen.
Berlin, 12. Juni. Die Verhandlungen zwiſchen der
Reichsregierung und dem Oſtaſiatiſchen Verein in Hamburg über
die Entſchädigung der Chinadeutſchen ſind
nun=
mehr zum Abſchluß gekommen. Es iſt ein Vertrag unterzeichnet
worden, in welchem in 20 Paragraphen die Entſchädigungsfrage
geregelt wird. Die Ausführung des Vertrages iſt abhängig von
dem Zuſtandekommen des deutſch=chineſiſchen Abkommens. Da
dieſes Abkommen unlängſt ebenfalls unterzeichnet worden iſt,
ſteht der Durchführung des Vertrages zwiſchen dem Reiche und
den deutſch=chineſiſchen Intereſſenten nichts im Wege.
Heſſiſches Landestheater.
(Großes Haus.)
Ernſt Langheinz
verabſchiedete ſich geſtern abend in einer ausgezeichneten
Auffüh=
rung des „Datterich” — nach Goldſchmit die größte deutſche
Volkskomödie —, in einer ſeiner klaſſiſchen Rollen, nämlich der
des Datterich ſelbſt. Man brachte dem Künſtler geſtern abend
ſtarke und herzliche Ovationen, die ſicher ebenſo ſehr dem
liebens=
würdigen Menſchen, wie dem ausgezeichneten Künſtler galten.
Nach Schluß der Vorſtellung mußte der Vorhang ſich zahlloſe
Male heben, und mehrere Tiſche waren notwendig, die Blumen
aufzunehmen, die Langheinz gewidmet wurden.
Ernſt Langheinz, der mit Ablauf der Spielzeit an das
Badi=
ſche Rationaltheater in Mannheim geht, hat das Kunſtſtück fertig
gebracht, das alte Sprichwort, nach dem der Prophet im eigenen
Vaterland nichts gilt, Lügen zu ſtrafen. Langheinz iſt
Darm=
ſtädter und hat in den Jahren ſeiner Tätigkeit hier die
unein=
geſchränkte Anerkennung als Künſtler gefunden. Seinem großen
Freundeskreiſe, den er hier hinterläßt, den Beſuchern des
Lan=
destheaters überhaupt dürfte darum ein kurzer Rückblick auf
ſeine künſtleriſche Tätigkeit in Darmſtadt von Intereſſe ſein.
Langheinz wurde im April 1919 an das Heſſiſche Landestheater
berufen, und errang ſeinen erſten ſtarken Erfolg als Amandus
in „Jugend” und in Haſenclevers „Antigone”. Ueber
Chargen=
rollen hat Langheinz ſich ſehr bald in das erſte charakter=komiſche
Fach und zum Teil in das erſte Charakterfach hineingeſpielt, und
ſtets bewährt. Aus den von Langheinz beſonders eindrucksvoll
geſpielten Rollen ſeien beſonders hervorgehoben: Juſt in „Minna
von Barnhelm” Theobald Maske im „Snob‟. Dumbach im
„Datterich”, Müllkutſcher Doolittle in „Pygmalion”, Rufio in
„Caeſar und Cleopatra”, Peter Squenz im „
Sommernachts=
traum”, Dromio in der „Komödie der Irrungen”, Mulley Haſſan
im „Fiesko” „Nebbich” Beermann in „Moral”, Miller in „
Ka=
bale und Liebe‟, Holzapfel in „Viel Lärm um Nichts‟. Don
Pedro in „Prezioſa” Bob im „Kean”, Mitritſch in der „Macht
der Finſternis”, Valerio in „Leonce und Lena” und endlich
Dat=
terich. Unter der großen Zahl ſeiner Chargenrollen traten
be=
ſonders in Erſcheinung und hatten ſtärkſten Erfolg ſein
Kyr=
meher in „Lokalbahn” und Hüberlein in „Medaille‟. Vielfach
wurde Langheinz auch zu bedeutenden Gaſtſpielen nach
aus=
wärts berufen, von dieſen ſeien beſonders erwähnt der Bob,
zu=
ſammen mit Albert Baſſermann im „Kean”, welche Rolle er auch
in den Münchener Kammerſpielen kreierte. Hier hatte der
Künſtler auch als Zettel und Doolittle ſtarke Erfolge, dieſe letzte
Rolle iſt überhaupt eine ſeiner beſten Arbeiten geweſen, der viel=
leicht noch ſeine charakteriſtiſchen Darſtellungen in den
Shake=
ſpeare=Luſtſpielen zur Seite zu ſtellen ſind. Natürliche
Veranla=
gung und künſtleriſche Vielſeitigkeit ermöglichten es dem Künſtler,
ſich ſo ziemlich in allen Fächern einzuſpielen, und er hat dank
ſeiner Vielſeitigkeit und einer ſtarken Wandlungsfähigkeit am
Heſſiſchen Landestheater mit die intereſſanteſte Beſchäftigung
ge=
habt. Immerhin bleibt wohl das komiſche Fach ſeine ſtärkſte
Seite, da er hier nicht im eigentlichen Sinne zu ſpielen brauchte,
ſondern eine perſönliche und künſtleriſche Veranlagung frei
aus=
leben laſſen konnte. Das war beſonders der Fall im
Shake=
ſpeareſchen Humor. Es iſt kein Zweifel, daß ein ſo vielſeitig
ver=
anlagter Künſtler, der ſeinen Aufgaben nie etwas ſchuldig blieb,
vielmehr ſtets mit beſtem Erfolge beſtrebt war, ſie möglichſt
charakteriſtiſch und ausgeprägt, individuell darzuſtellen, eine Lücke
hinterläßt, die ſobald nicht ausgefüllt werden wird. Wir
wün=
ſchen dem liebenswürdigen Menſchen und wertvollen Künſtler
für ſeine fernere künſtleriſche Laufbahn das Beſte.
Mi: Langheinz ſcheidet auch ſeine Gattin Gerda
Doep=
ner aus Darmſtadt. Sie gehörte dem Verband des
Landes=
theaters ſeit 1918 an und hat als Erda in „Rheingold”, als
Mut=
ter in „Hänſel und Gretel”, als Azucena im „Troubadour”, als
Gertrud in „Heiling” und in vielen kleineren Partien ſtarke
Er=
folge gehabt. Die Künſtlerin iſt auch vielfach in den Konzerten
des Landestheaters tätig geweſen (Mahler=Sinfonie, Paradies
und Peri uſw.) und hat auch hier ſtärkſte Anerkennung gefunden,
da ſie über ſelten kultivierte, ſchöne Stimmittel verfügt. Frau
Doepner wird ſich, wie wir hören, nunmehr ganz dem
Konzert=
geſang widmen.
Darmſtädter Komponiſten.
II.
Bodo Wolf.
Bodo Wolf, 1888 in Frankfurt geboren, ſtammt aus einer
ebangeliſchen Pfarresfamilie, die in verſchiedenen Generationen
muſikaliſche Begabung aufwies. Sein früh offenbartes Talen
führte den Heranwachſenden zur fachlichen Ausbildung nach
München, wo er als Schüler bei Mottl und Kloſe arbeitete und
außerdem an der Univerſität promovierte. Die darauf einſetzende
praktiſche Tätigkeit als Kapellmeiſter in Augsburg und Halle
wurde durch den Krieg unterbrochen. Nach deſſen Beendigung
eröffnete ſich ihm 1920 in Saarbrücken ein ausgedehnter
Wir=
kungskreis, wo er als Lehrer am Konſervatorium und Leiter
eines großen gemiſchten Chors durch bedeutende Konzerte (
Beet=
hovenfeſte, modernes Muſikfeſt u. a.) das dortige Muſikleben
entſcheidend beeinflußte. Seit 1. Januar 1923 trat er zu
Darm=
ſtadt in engere Beziehung durch Verpflichtung an die Städtiſche
Nummer 1631
Die baveriſchen
Koalitions=
verhandlungen.
Von unſerem Korreſpondenten.
* Nünchen, 12. Jum
Die Bemühungen, zur Bildung einer Regierungskoglit
zu gelangen, ſollten heute zwiſchen der Bayeriſchen Volkspar
der Mittelpartei (Deutſchnationale) und dem Bauernbund h.
der aufgenommen werden. Die Beſprechungen fanden aber
hou=
nicht ſtatt, ſondern ſind auf morgen verlegt worden. Nachi0,
die Beſprechungen mit dem Völkiſchen Block, die von der Mirrv
partei mit großem Eifer betrieben worden waren, (ls geſchen
betrachtet werden konnten, beſtand Hoffnung, daß nunmehr
Verhandlungen raſcher vorwärts gehen würden. Dieſe Hoffmnn
gen ſind aber durch die Streitigkeiten innerhalb a
Völkiſchen Blocks inſofern wieder geſchwunden, als
beſonneneren Elemente gezwungen ſein könnten,
dem Völkiſchen Block auszutreten. Dann wäre eine gon
neue Lage gegeben, durch die insbeſondere die Mittelpartei
Kontrahentin bei den Koalitionsverhandlungen Anlaß hätte.
rückhaltend zu ſein. Immerhin iſt beabſichtigt, ſich bei den min
gigen Verhandlungen darüber zu unterhalten, was für Be5t
gungen und Forderungen die Mittelpartei und der Bauernb=”
für ihren Eintritt in die Koalition zu ſtellen haben. Es iſt mi
wahrſcheinlich, daß dieſe grundlegenden Beſprechungen morny
ſchon zu einem Ergebnis führen. Es iſt auch nicht wahrſchein.n
daß die Bayeriſche Volkspartei, wie manche erwarten, in dion
Beſprechungen bereits mit ihrem Kandidaten für das Winiſſ.
präſidium hervortreten wird, da ja gerade die
Perſonal=
ein erſchwerendes Moment für die
Bildur=
der Koalition darſtellen.
Inzwiſchen wird der Landtag ſelbſt durch dieſe kriſenha=
Verhandlungen gelähmt. Er wäre ohnehin im Laufe di
Woche nicht mehr zuſammengetreten, und, da in die nächſte Wui=
Ausſicht vorhanden, daß das Plenum des Landtags zuſamnky zim
tritt. Man darf alſo rechnen, daß erſt am 23. oder 24. d3. M3 vrm
der Landtag ſeine nächſte Plenarſitzung hält, und bis dahin könn/ 9
ſchließlich doch eine Löſung zuſtande kommen.
Die deutſchnationale Landtagsfraktion veröffentlicht an
Erklärung über den plötzlichen Abbruch der
Koalitionsbeſprn=
ungen und über den Stand der Regierungsbildung, in der
tont wird, daß nach der erſten Mitteilung des Völkiſchen Bl.19 ,1,
angenommen werden mußte, daß er grundſätzlich gewillt ſei, 4. M3r
an der Regierungsbildung ernſtlich zu beteiligen. Die Vero=f
wortung für den jetzigen ablehnenden Schritt des Völkiſo=hfün
Blocks müſſe einzig und allein ihm überlaſſen werden.
Einlenken im Eiſenbahnerkonflikt?
Berlin, 12. Juni. Es hat den Anſchein, als ob ſowohl /2
ſeiten der Gewerkſchaften als auch von ſeiten der Reichsbahnverwald./Eſrm
Bemühungen eingeſetzt haben, um den drohenden Eiſenbahnerſtreitr/=eMf
letzter Stunde zu vermeiden. Die Organiſationen haben ſich berFenen
erklärt, heute nachmittag wieder mit der Reichsbahnverwaltung übern5½-chf.
Streitpunkte zu verhandeln. Am Freitag morgen findet mumd
Empfang der Eiſenbahnerführer beim Reichskazzſwe
ler ſtatt.
Die verſchiedenen Eiſenbahnerorganiſationen hieuici
heute mittag im Berliner Gewerkſchaftshauſe eine Konferenz Heurme
Es wurde beſchloſſen, für die auf den Nachmittag anberaumten un g. O/elag
bindlichen Vorbeſprechungen mit dem Reichsverkehrsminiſterium Mweoou
Unterhändler zu beſtimmen, die ermächtigt werden ſollen, von der frrrs” ſoe
30prozentigen Lohnerhöhungsforderung nur unter gewiſſen SN
dingungen zurückzugehen. Wie wir weiter hören, ſind für den nücht
ſennz
Karlsruhe zuſammenberufen worden.
Heute nachmittag fand im Reichsverkehrsminiſterium eine Beſpre. /G
ung zwiſchen dem Reichsverkehrsminiſter und den Vertretern der Eiſe=Biſzu
bahnergewerkſchaften ſtatt, in der die bereits bekannten Forderungen 1 ſſder
Gewerkſchaften auf Lohnerhöhung und anderweitige Arbeitsregeluunſuumſt 2
überreicht wurden. Beſchlüſſe wurden nicht gefaßt. Der Entſchluß 1 WWarte
Reichsverkehrsminiſteriums wird in der für morgen mit den Gewem Blbeid
ſchaften vereinbarten erneuten Zuſammenkunft mitgeteilt.
Die Sitzung des Reichskabinetts.
Berlin, 12. Juni. Das Kabinett hat den Entwurf 51
Abänderung des Reichswahlgeſetzes angenommol
— Die Frage der Auslandsreiſegebühren wird
einer Sonderſitzung des Kabinetts zu Beginn der nächſten Woon
beſprochen werden, da ſie nicht zu trennen iſt von der Währunge.
und Kreditfrage, die im Zuſammenhang hiermit durch den Pru
ſidenten der Reichsbank eingehend dargelegt wird. Fiskalue
Abſichten werden bei der Frage der Aufhebung der Ausland0
reiſegebühren, wie bisher, außer Betracht bleiben.
fil
Akademie für Tonkunſt als Lehrer für Kompoſition und Theot0
zuerſt ſeine Saarbrücker Tätigkeit beibehaltend, ſeit kurzem gal b
im Dienſte des hieſigen Inſtituts. Der in der modernen Schl.
aufgewachſene Komponiſt entfaltet ſeit Jahren eine erfolgreichn
ſchöpferiſche Tätigkeit auf den verſchiedenſten Gebieten der Loſk
kunſt. Seine großen Orcheſterwerke, Ouvertüre, Serenade,
Foll=
taſie wurden mehrfach aufgeführt, zum Beiſpiel auch auf Lo:d
künſtlerfeſten des Allgemeinen Deutſchen Muſikvereins in Gur)e
nich=Konzerten in Köln, Muſeumskonzerten in Frankfurt, ſowſch
bekanntlich in den hieſigen Sinfoniekonzerten des Landestheatelss
Seiner Kammermuſik und ſeines reichen Liedſchaffens, aus dee
prominente Sänger, u. a. Paul Bender, eine Reihe von Nunm
mern auf ihren Konzertprogrammen haben, nahmen ſich beſoe
ders hieſige Kunſtvereinigungen an, ſchon im Jahre 1919 000
„Freie Literariſch=Künſtleriſche Geſellſchaft” mit einem Bo00
Wolf=Abend, und in dieſem Winter die „Freie Geſellſchaft ſil
Muſik” mit einer Liedermatinee. Zurzeit arbeitet der Kompohſie
der in der vollen Entfaltung ſeiner künſtleriſchen Begabuni
ſteht, an einer großen tragiſchen Oper, zu der Graf Hardenhe ic
die Dichtung lieferte.
Ehrung Richard Strauß in Münchenl
Zu dem Feſtabend im Odeon, den die Stadtgemeinde Mült”
chen, die Akademie der Tonkunſt und die bayeriſchen Staatsil”.
ter am Mittwoch zu Ehren von Richard Strauß veranſt.
teten, waren die Spitzen der künſtleriſchen, wiſſenſchaftliche.
politiſchen und kommunalen Welt erſchienen. Richard Sikg.!"
wurde, als er mit ſeiner Gemahlin den Saal betrat, mit miſlu..
langen Ovationen begrüßt. Das Orcheſter der bayeriſchen St0lle.
theater leitete den Feſtabend mit „Till Eulenſpiegels luſtigh
Streichen” von Richard Strauß ein. Darauf richtete der *i
Bürgermeiſter Schmid ein Anſprache an den Jubilar. Die de
leſung der Urkunde, die Richard Strauß das Ehrenbürgelte
der Stadt München verleiht, löſte begeiſterten Beifall aus. 9ic
dem der a capella=Chor der Akademie der Tonkunſt „Abend."
der große Chor die „A=Hymne” von Strauß zu Gehör gebllt.
hatten, feierte der Präſident der Akademie, Profeſſor v. Wall.”
hauſen, den Jubilar als einen der Wenigen, welche die Wel.
die Reihe der führenden Geiſter in der Muſik geſtellt hät.
kurzen Strichen zeichnete er ein Bild des Schaffens des Gel.
erten, ſeiner Perſönlichkeit und ſeiner Werke. Richard Si0eg.
dankte ſichtlich bewegt für die ihm erwieſenen Ehrungen. .
treuer Sohn Münchens wünſche er ſeiner Vaterſtadt, daß ſie."
mer die Kunſtſtadt bleiben möge, die ſie war. Mit der Sige
ſchen ſinfoniſchen Dichtung „Don Juan”, die von dem Süchle.
ſelbſt dirigiert wurde, ſchloß der Feſtabend. Geſtern dirigl .
Richard Strauß im Nationaltheater die „Elettra‟;
[ ← ][ ][ → ]Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 13. Juni 1924
Seite 3.
znnmer 163.
ſeim lin, 12. Juni. Die Vormittagsſitzung wurde um 9.30 Uhr
Die Sozialiſten Frankreichs bedauern, angeſichts der parlamentar.
uß Frankreich der Einladung nicht entſprechen zu können. Zur
Er=
der ſächſiſchen Differenzen wird eine
Kommiſ=
iſf arngeſetzt, die eine Verſtändigung verſuchen ſoll.
Parteivorſitzende Wels betonte die Notwendigkeit aller
Partei=
m nach der Einigung der beiden Parteien in den wichtigſten
Zie=
ninr Klaſſenkampf und dem Kampf für die Demokratie
ſni die Bourgeoiſie. Die Sozialdemokratie müſſe
ii der Demokratie den Staat erobern. Die
Sozicidemo=
muete ein für die Demokratie, Republik und politiſche und ſinan=
Mäüichseinheit. Solange die Frage der Reichseinheit des
ſelbſtän=
ſeit tionalen Staates nicht gelöſt fei, müſſe der Kampf um Sozia=
DDemokratie und Republik leider in zweiter Reihe ſtehen. Die
daxnokratie habe an der Wiege der Republik geſtanden, ſie habe die
ſtie weiter zu ſchützen.
einem Ausfall gegen die Deutſchnationalen
einem Hinweis auf die negativen Erfolge der
nru niſten, die Wels auf die politiſche Einſtellung des
Bürger=
nurückführt, das unter d
harſtandes hätten die Dinge in Sachſen dieſelbe Wendung
genom=
in Thüringen und Mecklenburg. (Beifall.) Er bitte die
Her=
der Oppoſition, ſich nicht von dem Beſtreben leiten zu laſſen,
ihnen ſo oft betonte Reinigung der Partei an Haupt und
hier vorzunehmen. Der Parteivorſtand nehme mit gutem
Ge=
dse volle Verantwortung auf ſich.
nauf berichtet der Führer der Reichstagsfraktion, Abg. Hermann
nr. Er verweiſt auf das zwei Tage nach der
Reichstagsauf=
erausgegebene Handbuch der ſozialdemokratiſchen
on, in dem die ganze poſitive Arbeit der Fraktion geſchildert
agibt einen Rückblick über die Haltung der Partei
er Nationalverſammlung. Er betont, daß die
er niemals die Mehrheit im Reichstag
gebil=
b.2. Es gehöre nicht zu der angenehmſten Beſchäftigung, geeignete
zu finden, die bereit geweſen wären, in ein
Koalitionsmini=
i.n gehen. Die Sucht nach Miniſterpoſten habe er in
zu aldemokratiſchen Partei noch nicht bemerkt. Immer ſeien es
renpolitiſche Gründe geweſen, welche die Sozialdemokratie zur
Berſejung an der Regierung veranlaßt hätten. Auch nach dem Sturz
Unnetts Cuno mußte die Sozialdemokratie in den ſauren Apfel
2Der Regierung Marx haben wir freilich kein for=
Vertrauensvotum gegeben, ſondern nur ihr
Ver=
gegenüber dem Sachverſtändigengutachten gebilligt. Im
politi=
wcereſſe müſſe man der Regierung Marx das Leben ermöglichen.
Siieg der Monarchie fürchte der Redner nicht, aber die Partei
mürm hüten, daß die Republik bei uns zu einer Attrappe
Bur Frage der Erfüllungspolitik weiſt der Redner den
iwiri zuruck, als habe man die Regierung der
Nichter=
hü ng unterſtützt. Der Einmarſch der Franzoſen in das
Ruhrge=
bietztr, doch nicht zu verhindern geweſen. Die Ansübung des paſſiven
Wixd giads habe Deutſchland in Europa wieder Achtung verſchafft.
Sch3 ich beſtehe das deutſche Volk doch nicht aus lauter Hunden, die
jedar enzütigung hinzunehmen haben. (Beifall.) Die Mehrheit der
Frcanſ ſei zum Eintritt in die Regierung, zur Ablöſung der
Regie=
rumt) io nicht bereit geweſen. In verſchiedenen Wahlkreiſen ſeien in
Baru und Bogen alle die Abgeordneten abgeſägt worden, die für das
Erg aatigungsgeſetz geſtimmt haben. Das ſei grundverkehrt.
AufF ce Weiſe würden keine Charaktere, ſondern Geſinnungslumpen
erzcm (Zuſtimmung.) Der Achtſtundentag ſei eine
Errungen=
hati Revolution. Die ſozialiſtiſche Preſſe habe die Pflicht, den
Kamm u den Achtſtundentag zu unterſtützen. Der Redner weiſt
fer=
nerw /.Vorwurf zurück, die Sozialdemokratie habe nicht das
Erfor=
derm: getan zur ſchnellen Beſeitigung des Belagerungszuſtandes.
Viel=
ſich der Belagerungszuſtand auch gegen
Sozialdemo=
ey richtet. Die Ablehnung eines Antrags auf Aufhebung des
umgszuſtands hätte nur die Legalität desſelben verſtärkt. Dem
ir uns nicht ausſetzen. Der Redner beſtreitet entſchieden, daß
äk der Fraktion die Schuld an dem Rückgang in der Fraktion
Fihrer und Maſſen dürften aber nicht den Mut verlieren,
ſon=
usten die Treue halten, um neue Siege vorzubereiten. (Lebh.
— Darauf trat eine zweiſtündige Mittagspauſe ein.
ulin, 12. Juni. Der heutigen geſchäftlichen Sitzung des
mokratiſchen Parteitages lag ein Antrag der Oppoſition vor,
Bericht über die politiſche Lage ein Korreferat der Minderheit
„Stagsfraktion zuzulaſſen. Der Antrag der Minderheit wurde
gegen 111 Stimmen abgelehnt. Im nun folgenden Bericht des
rſitzenden Wels über die Tätigkeit des Parteivorſtandes in den
atzten Jahren wird trotz aller taktiſchen Meinungsverſchieden=
Einigkeit der Partei in allen großen grundſätzlichen Fragen
gapaniſch=amerikaniſche Entſpannung.
eu=York, 12. Juni. (Priv.=Tel.) Der neue japaniſche
erpräſident Kato erklärte in einem Interview
Bsertreter der „Aſſociated Preß‟: Der Frieden und
ationale Freundſchaft ſei die Baſis der
tk des neuen Kabinetts. Jedoch erwarte es, daß
apaniſche Großmachtſtellung anerkannt
Die Berichte aus Tokio melden heute übereinſtimmend
tatſpannung gegenüber Amerika.
ei Regierung in Tokio hält die aus Waſhington
eingetrof=
te auf den japaniſchen Proteſt noch um einige Tage
zu=
ſchn2 Demonſtrationen zu verhüten. Die Regierung Kato
wilwe mi drei Parteien unterſtützt, welche das Kijura=Kabinett
geſtrt haben. Sie ſtellt eine ſehr breite Regierungsbaſis dar.
MM, derungen durch das Stadtmuſeum.
24. Darmſtädter Allerlei.
idch den Umzug der Stadtbibliothek*) ſind eine Reihe
Villle ſees Stadtmuſeums obdachlos geworden, ebenſo hängen
ſchoſ eitt Jahren Bilder, die dem Muſeum gehören, im
Stadt=
haußu Mlle dieſe, ſowie einige neuere Schenkungen ſind in dem
Ziuw Nr. 13 des Stadtmuſeums, in dem die Roquette= und
daic /= Heinrich=Hofmann=Ausſtellung ſich befanden — ein Teil
derſa zineren iſt noch am Fenſter zu ſehen — ausgeſtellt. Einige
Erſſien ungen mögen hier folgen.
in ächſt die Bilder bzw. das Rundbild der Familie Hamm=
Kihi al, Schenkungen von Fräulein Anna Ethel.
Zu=
nächy der Vater, der Hofkammerſekretär, zuletzt Geh. Hofrat
un Konrad Hamm (1791—1867), Oelgemälde von
ear aus Wien. Der alte Hamm tritt uns in den
Jugend=
mngen des Sohnes Wilhelm von Hamm leibhaftig
(Kleinere Schriften I, Wien 1881 — W. 50/T). Freund
orn gibt ſie mit Einleitungen und Anmerkungen neu
(als Bd. 1 einer Heſſiſchen
Memoirenbiblio=
noorein er mir gütigſt Einblick gewährt hat. Dieſe Jugend
erimn mngen ſind eine wichtioe und ſehr ergötzlich zu leſende
I uu Darmſtadts Geſchichte in der erſten Hälfte des vorigen
=derts. Darunter hängt das Reliefbild des Verfaſſers
ellms von Hamm (1825—1880). Er war ein
hoch=
in allen Sätteln gerechter Mann. Ein Schüler von
ht ſoen er zeit ſeines Lebens die treueſte Dankbarkeit
be=
wurde er nach mannigfachen Schickſalen 1867 in das
enſium nach Wien berufen, organiſierte 1868 das Ackerbau=
M
mimüruum und wurde 1870 in den erblichen Adelſtand erhoben.
ſeiner Menge von Schriften aus den verſchiedenſten
webieten hat er auch Gedichte herausgeben (Reclams
chlbibliother Nr. 141). In einem kennzeichnet er ſich:
„Nöwei Menſchen ſind in mir! Der eine ſchleichet
eiſbückt, dem Boden zu den Blick gerichtet,
dem ſtrengen Dienſt des Irdiſchen verpflichtet,
uund dieſer iſt’s, der oft ſein Ziel erreichet.
Iner Andere, der luſtige Bruder, ſtreichet
umrrch Länder, Städte, Schenken, leichtgewichtet,
ki trinket, ſcherzet, liebet, lachet, dichtet.
Bär werden demnächſt auf das neue Heim, das alte Zollgebäude,
ſen kommen. Archivdirektor von Schenck zu
Schweins=
im Jahre 1905 nachgewieſen, daß es das Haus des
nkenſtein ſei, das bei der Belagerung Darm=
146 eine gewiſſe Rolle ſpielte.
2.. Tagung des Shitervundtigtes.
Zurückſiellung der deutſchen Saarnote.
Genf, 12. Juni. Geſtern vormittag 11 Uhr begann der
Völkerbundsrat ſeine 29. Tagung. Vor Eintritt in die
Tages=
ordnung beſchloß der Rat auf Antrag des Präſidenten
Be=
neſch, dem öſterreichiſchen Bundeskanzler Seipel ſein
Bedau=
ern über das Attentat auszuſprechen und ihm baldige Geneſung
zu wünſchen. — Was die durch den Völkerbundsrat diesmal zu
behandelnde Saarfrage betrifft, ſo frug der Generalſekretär
des Völkerbundes an, ob die Behandlung der deutſchen
Note vom 30. Mai über die franzöſiſchen Truppen im
Saar=
gebiet, deren Beſprechung in den Tagesordnungsvorſchlägen des
Sekretariats auch nicht enthalten iſt, noch in dieſer oder in der
nächſten Seſſion behandelt werden ſolle. Der Rat beſchloß auf
Vorſchlag des Berichterſtatters für die Saarfragen, des
italie=
niſchen Gcſandten Salandra, die Note erſt auf der nächſten
Seſſion zu beſprechen. Salandra erklärte, daß vorher die
Finanzkommiſſion des Saargebietes angehört werden müſſe.
Von der weiteren Erhöhung der legalen Gendarmerie im
Saar=
gebiet nahm der Rat mit Befriedigung Kenntnis.
Englands Bemühungen um die Aufnahme Deutſchlands.
London 12. Juni. (Wolff.) Der politiſche Beobachter
des Daily Telegraph ſchreibt, die Anſtrengungen der
bri=
tiſchen Diplomatie ſeien im Augenblick dahin
zuſammen=
gefaßt, die deutſche Regierung von der
Notwendig=
keit eines ſofortigen deutſchen Antrages um Aufnahme in
den Völkerbund zu überzeugen. Dies werde
ge=
wünſcht angeſichts der Pläne Maedonalds, die
Völkerbunds=
verſammlung im Auguſt=September zu einer hiſtoriſchen
Gelegen=
heit zu geſtalten, in deren Verlauf entſcheidende Schritte
unter=
nommen werden ſollen, um eine allgemeine Befriedung in
Europa zuſtande zu bringen. Dies könne nicht erreicht werden,
wenn Deutſchland ſich weigere, dem Völkerbund beizutreten.
Von Seiten Muſſolinis ſei die Verſicherung eingegangen,
daß er Macdonalds Anſtrengungen in Genf unterſtützen und
perſönlich an der Verſammlung teilnehmen werde.
An zuſtändiger Stelle iſt von ſolchen engliſchen Schritten in
Berlin nichts bekannt. Dagegen iſt ſchon vor längerer Zeit, und
zwar nicht von amtlichen Perſönlichkeiten, verſucht worden,
Deutſchland in dem angedeuteten Sinne zu beeinfluſſen.
Be=
merkt wird, daß Deutſchland grundſätzlich bereit iſt, dem
Völker=
bund beizutreten, allerdings unter der Vorausſetzung, daß
Deutſchland als vollberechtigtes Mitglied aufgenommen wird,
und daß ein entſprechender Antrag nicht in Verbindung geſetzt
werden darf mit der Regelung der Reparationsfrage.
Oeſierreichs Finanzlage vor dem Völkerbund.
Genf 12. Juni. (Wolff.) Das Finanzkomitee des Völkerbunds
und der Völkerbundskommiſſar für Oeſterreich, Dr. Zimmermann,
hiel=
ten gemeinſam zwei Sitzungen im Völkerbundsfekretariat ab um das
Gutachten auszuarbeiten, um das der Völkerbundsrat ſie auf der
letz=
ten Tagung im März erſucht hatte. Wie erinnerlich, hatte die
öſter=
reichiſche Regierung damals an den Völkerbundsrat zwei Anſuchen ge
ſtellt: 1. Aenderung des bisherigen ſogenannten Normal
haushalts, der auf 350 Millionen Goldkronen angeſetzt war und
den die öſterreichiſche Regierung zu erhöhen wünſchte, da die Finanzen
des Landes eine beſſere Entwicklung genommen hatten als
vorausge=
ſehen war, und die Einnahmen 350 Millionen Goldkronen überſtiegen
2. Verwendung des Anleihereſtes von 200 Millionen
Goldkronen.
Der Rat hat nunmehr das Finanzkomitee und den
Völkerbundskom=
miſſar zum Studium dieſer beiden Fragen und einem etwaigen Gut
achten aufgefordert. Nach Abſchluß ihrer Vorunterſuchungen traten nun
heute der Kommiſſar und das Komitee zuſammen. Endgültige
Vor=
ſchläge dürften jedoch erſt in einigen Tagen vorliegen. Immerhin ſcheint
zu Punkt 1 bereits feſtzuſtehen, daß man in eine Erhöhung des
Haus=
halts einwilligen wird. Die Erledigung von Punkt 2 dagegen ſtößt noch
auf Schwierigkeiten, deren Klärung unter anderem auch von der
nun=
mehrigen Höhe des neuen Normalhaushaltes abhängen wird.
Das Kontrollkomitee der Garantieſtaaten für die
öſter=
reichiſche Anleihe, das neben dem Finanzkomitee des Völkerbunds und
dem Völkerbundskommiſſar Zimmermann zu den von der öſterreichiſchen
Regierung aufgeworfenen Fragen Stellung zu nehmen hat, hat eine
vertrauliche Sitzung abgehalten, die der Präſident Pantaleone=Italien
mit einer Sympathiekundgebung für Dr. Seipel eröffnete.
Behandlung der Ausländer in Ungarn.
Wien 12. Juni. Die Neue Freie Preſſe meldet aus
Budapeſt Einzelheiten über die im Miniſterium des Innern
ausgearbeitete Vollzugsverordnung zum Geſetz von 1903 über die
Behandlung der Ausländer in Ungarn. Danach kann jeder
Aus=
länder ausgewieſen werden, ſobald die polizeiliche Unterſuch in.
den Nachweis erbringt, daß ſein ſtändiger Aufenthalt vom
Standpunkt der Staatsintereſſen oder der öffentlichen Ordnung
bedenklich iſt. Der Miniſter des Innern kann ferner Ausländern
jederzeit das Wohnungszertifikat entziehen, wenn ſie eine für
gewiſſe Schichten der Bevölkerung nachteilige wirtſchaftliche
Tätigkeit entfalten. § 15 hebt die Freizügigkeit für Ausländer
in Ungarn vollſtändig auf. Schließlich erklärt die Verordnung
jeden Ausländer für bedenklich, der ſich über den ungariſchen
Staat uſw. geringſchätzig äußert.
Links von ihm hängt ſeine Schweſter Eliſe, geb. am 6. Juli
1822, ſeit 4. Auguſt 1854 verheiratet mit dem damaligen Lehrer
an der Gewerbſchule Heinrich Künzel (1810—1873), geſt
am 29. Auguſt 1883. Ihn, den Verfaſſer der Geſchichte von
Heſſen 1856, neu bearbeitet von Soldan 1893, kennt jeder
als den Dichter manch ſinnigen Liedes vom Prinzen
Emil u. a. Als Ergänzung dazu hängen an dieſer Wand eine
Anſicht von Darmſtadt, gemalt von Hofmaler Klein etwa um
1830, und ein Bild des Golckenturms von Nordoſten aus
dem Nachlaß des Glockendirektors Anton (Geſchenk ſeiner
Tochter). Beſonders lehrreich iſt darauf der Schloßgraben mit
ſeinen Anlagen. Dieſe ſind wahrſcheinlich noch Ueberreſte des
1814—1828 darin befindlichen Botaniſchen Gartens. Die
genaue Beſtimmung der Bäume und Geſträuche wird dies
er=
weiſen. An dieſer Wand hängt noch ein Bildnis des
Obermedi=
zinalrats Dr. Leydhecker 1799—1863 (Geſchenk ſeines Enkels
Dr. med. Otto L.).
Gegenüber an der Südwand iſt die Familie des Malers
Georg Brunner untergebracht. Er iſt hier am 20. Febraur
1804 geboren, war urſprünglich Lithograph, verheiratete ſich dann
in Paris mit einer Malers=Witwe Lacoſte, von der ein
Bild=
nis links von ſeinem Selbſtbildnis hängt. Rechts hängt ſeine
Schweſter. 1870 wurde er ausgewieſen und lebte dann noch
hier bis 1882. Da er faſt ſein ganzes Vermögen für eine
Brunnerſtiftung zur Ausbildung junger
Künſt=
lerder Stadt vermachte, wollen wir eine beſondere
Aufmerkſam=
keit auf ſeine Werke richten. Als Probe ſeines Könnens befindet
ſich daneben noch ein Früchte=Stilleben. Das Stadtmuſeum
beſitzt noch eine große Anzahl Aktzeichnungen, ſowie Zeichnungen
von Supraporten u. a. Gelegentlich kann ja einmal eine Brunner
Ausſtellung einen Ueberblick über ſein Schaffen geben. An der
Südwand ſind noch einige Jagdbilder von Kehrer
unterge=
bracht. Unſer Muſeum iſt dank der Güte ſeiner Enkelin, der
Klavierkünſtlerin Marie Kehrer in Wiesbaden, in den
Beſitz des geſamten Nachlaſſes von Chriſtian K. und ſeiner
zwei Söhne gekommen. Geplant iſt eine umfaſſende Ausſtellung
noch in dieſem Sommer.
An der Weſtwand kommen wieder Darmſtädter Aerzte.
Zu=
nächſt der berühmte Heidelberger Chirurg Guſtav Simon (1824
bis 1876), ein Geſchenk ſeiner Nichte, der Frau Crecelius in
Bensheim. Ueber ihn wurde ſchon in einer früheren
Wande=
derung „Darmſtädter Aerzte aus 5 Jahrhunder
ten” berichtet. Jetzt komint noch ein hervoragender Schüler von
ihm dazu, der 1905 zu Tokio als Profeſſor der Chirurgie an
der dortigen Univerſität verſtorbene Dr. Julins Seribg
Deutſch=belgiſches Schiedsgericht.
Belgiſche Forderungen an Deutſchland.
Genf, 12. Juni. (Wolff.) In Genf haben die
Verhand=
lungen in dem großen vom belgiſchen Staat gegen die
deutſchen Verſicherungsgeſellſchaften und dem
mit dieſen ſolidariſchen deutſchen Staat angeſtrengten Prozeß
wegen der Verluſte, die die belgiſchen Verſicherten infolge des
Markſturzes erlitten haben, begonnen. Dieſe Verſuſte belaufen
ſich auf ungefähr 50 Millionen Goldmark. Der belgiſche Staat
hat, geſtützt auf den § 12 des Art. 313 des Verſailler Vertrages,
die laufenden Lebensverſicherungsverträge aufgehoben und von
den deutſchen Verſicherungsgeſellſchaften die Auszahlung der
Reſerven verlangt, die den Inhabern der annullierten Polizen
rechtlich zukämen. Der Betrag wird in belgiſchen Franken
ver=
langt. Das deutſch=belgiſche Schiedsgericht wird von Profeſſor
Paul Moriaud präſidiert. In der erſten Sitzung ſprach der
Ver=
treter des belgiſchen Staates, Advokat Mahieu, der die Rechte
der belgiſchen Verſicherten geltend machte und ſich bemühte,
nach=
zuweiſen, daß der Ort, an dem die Verſicherung abgeſchloſſen
wurde, durch den Abſchluß ſelbſt die Währung beſtimmt, in der
die Zahlung der Polize auszuführen iſt.
Der zweite Verhandlungstag war ausſchließlich den
Plai=
dohers der Advokaten der Verſicherungsgeſellſchaften, nämlich
des franzöſiſchen Anwalts Gaye und des Berliner Profeſſors
Partſch gewidmet. Gegenüber der belgiſchen Theſe, die trotz
der Auflöſung aller belgiſchen Verſicherungen die einfache
Aus=
zahlung ſämtlicher rechnungsmäßiger Reſerven in belgiſchen
Franken verlangt, betonten die Vertreter der deutſchen
Geſell=
ſchaften, daß auf Grund des Verſailler Vertrages den Belgiern
lediglich derjenige Anteil am Vermögen der deutſchen
Geſell=
ſchaften hingegeben werden könnte, der auf die belgiſchen
Ver=
ſicherungen entfiele, und daß die deutſchen
Verſicherungsgeſell=
ſchaften, ganz abgeſehen von der Schädigung, die ſie durch die
Wegnahme ihres Geſchäfts in Belgien erlitten hätten, nicht noch
weſentliche Teile ihres aus deutſchen, neutralen und ſogar
alli=
ierten und aſſoziierten Verſicherungen gebildeten Vermögens an
den belgiſchen Staat ausliefern könnten. Die Plaidoyers dauern
weiter an.
Coolidge amerikaniſcher
Präſideniſchafts=
kandidgt.
Cleveland, 12. Juni. Nach 26ſtündiger Beratung hat
der Konvent der Republikaniſchen Partei geſtern
abend eine Kundgebung für die Präſidentenwahl
fertiggeſtellt. Die Kundgebung befaßt ſich unter anderem mit
Fragen des Weltſchiedsgerichtshofes, der Außenpolitik, der
in=
teralliierten Schulden und der Einwanderung. Zur Frage des
Prohibitonsgeſetzes nimmt die Kundgebung keine Stellung. Der
Artikel über den Weltſchiedsgerichtshof ſoll, wie verlautet, von
Coolidge ſelbſt verfaßt ſein. Die außenpolitiſche Stellungnahme
Amerikas, die am ausführlichſten behandelt wird, wird dahin
beſtimmt, daß die Vereinigten Staaten an der Löfung der
gro=
ßen internationalen Probleme mitarbeiten follen, ohne jedoch
ihre Selbſtändigkeit preiszugeben. Zur Frage der
interalliier=
ten Schulden erklärt die Kundgebung, daß eine Streichung der
Schulden aus wirtſchaftlichen und moraliſchen Gründen nicht in
Betracht komme. Die Freunde des Präſidenten Coolidge
ent=
wickeln eine fieberhafte Tätigkeit, um die Kandidatur
Coolidge durchzuführen.
Coolidge iſt vom republikaniſchen Konvent in Cleveland
zum Präſidentſchaftskandidaten ernannt worden.
Franzöſiſche Kriegsgerichtsurteile.
Landau, 12. Juni. (Wolff.) In der Sitzung vom 11. Juni hat
das franzöſiſche Kriegsgericht den aus Neuburg a. Rh. ausgewieſenen
Eiſenbahnaſſiſtenten Karl Rung, zurzeit in Neuſtadt a. M., weil er
ſich an der Marxauer Brücke, wo er ſeine Verwandten zwecks einer
Be=
ſprechung hinbeſtellt hatte, zu weit in das beſetzte Gebiet hineingewagt
hatte, wegen unerlaubten Betretens des beſetzten Gebietes und wegen
Paßvergehens zu 40 Tagen Gefängnis verurteilt. Ein Herr
aus Lauenburg (Pommern), der den Rhein durchſchwamm, um ſeine
Verwandten in Stürzelbronn (bei Bitſch) zu beſuchen, wurde dabei
er=
tappt und, da er keine Ausweispapiere bei ſich hatte, mit 21 Tagen
Ge=
fängnis beſtraft. Zwölf weitere Perſonen wurden wegen Paßvergehens
bis zu 40 Tagen Gefängnis und je 100 Mark Geldſtrafe verurteilt. Vier
Geſchäftsleute, die ihre Waren nicht ausgezeichnet hatten, erhielten
Geldſtrafen von 20 bis 300 Mark. Drei weitere Perſonen wurden
wegen unbefugten Waffenbeſitzes zu je 15 Tagen Gefängnis verurteilt
neun Perſonen, die bei einer Kontrolle keine Ausweispapiere vorzeigen
konnten, erhielten dafür eine Gefängnisſtrafe von 2 bis 10 Tagen.
We=
gen abgelaufener Verkehrsgenehmigung wurde ein Autoführer zu
1000 Mark Geldſtrafe verurteilt; ein anderer Autobeſitzer erhielt
die=
ſelbe Strafe und, da er rückfällig war, wurde ihm auch noch ſein
Wa=
gen beſchlagnahmt und der Chauffeur zu 30 Mark Geldſtrafe
ver=
urteilt.
über die Leiſtungen dieſes Bannerträgers deutſcher Wiſſenſchaft
im fernen Oſten demnächſt mehr. Neben ihm hängt, ebenfalls in
einem japaniſchen Originalrahmen, ſeine Gemahlin Jaſſu
Frühling), eine Japanerin (Leihgabe einer Verwandten).
Endlich hängt noch darunter die Anſicht des Univerſitätsgebäudes
von Tokio, an dem die Büſten von J. Seriba und des
Pro=
feſſors für innere Medijin A. Bälz angebracht ſind (Geſchenk
von Frl. Emilie Noack). Da das Gebäude wohl dem letzten
Erdbeben zum Opfer gefallen iſt, hat das Bild einen beſonderen
Wert.
Endlich ſei noch das „Allerlei” in den Glaskäſten erwähnt.
Zunächſt einige ältere Zeichnungen von Brunner aus ſeiner
Frühzeit. Dann im Anſchluß an die Stahl=Ausſtellung einige
Drucke aus dem Leben des Medizinalrats Dr. Huth, des
Vaters der Frau Pfarrer Stahl in Fr.=Crumbach. Namentlich
auf das reizende Choleralied ſei verwieſen. In bunter
Folge ſind dann noch ausgeſtellt: Silhouetten von
Darm=
ſtädter Studenten, z. B. der ſpätere Dr. med.
Leyd=
hecker, Stammbücher Briefe,
Anſichtspoſtkar=
ten, ein Lehrbrief u. a. m. Jeder wird etwas ihn
An=
ſprechendes darunter finden. Die Geſchenkgeber können wir nicht
alle einzeln anführen. Unſer Dank ſei deshalb aber nicht
min=
der herzlich.
K. Noack.
C.K. Das Manuſkript des Ur=Don Juan. Die Don Juan=
Sage nimimt bekanntlich ihren Ausgang von dem Drama des
ſpaniſchen Dichters Tirſo da Molina, das den Titel „Der
Ver=
führer von Sevilla” führt. Die Handſchrift dieſes berühmten
Werkes beſindet ſich, wie engliſche Blätter melden, im Beſitz des
Lord Ramfay, der es in ſeinem Schloß Belfort aufbewahrt. Der
Lord hat dieſes koſtbare Manuſkript 1900 bei der
Bücherverſteige=
rung der Sammlung des ſpaniſchen Gelehrten Pedro Linau
er=
worben, der es ſelbſt 1870 in London gekauft hatte. Die
Hand=
ſchrift ſoll aus einem Kloſter von Soria durch einen franzöſiſchen
General in der napoleoniſchen Zeit geraubt worden ſein. Das
Manuſkript dieſes Ur=Don Juans, von dem einzelne Blätter
ausgeriſſen ſind, ruht in einem koſtbaren Kaſten mit ſilbernen
Beſchlägen auf einem Seidenkiſſen. Es iſt ein dickes, mit
Bind=
faden zuſammengehaltenes Heft Papier, das vom Alter vergilbt
iſt. Das Waſſerzeichen des Papiers zeigt ein Herz und ein
Kreuz. Die Handſchrift iſt fein und ſteil; einige Verſe des dritten
Aktes weiſen eine kunſtvolle Schmuckſchrift auf, die das Auge
des Leſers ſofort auf ſich lenkt und zu den verſchiedenartigſten
eiſutungen Anlaß gegeben hat.
Seite 4.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 13. Imi 1924.
Mummer 1855)
Pfingſttagung des Deutſchen
Schutzbundes.
Von unſerem Sonderberichterſtatter.
H. H. Graz, Pfingſten 1924.
Ein Grazer Bürger erzählte, daß 80 Prozent der aus
Reichs=
deutſchland in Graz einlaufenden Briefe doppeltes, d. h. für das
Ausland beſtimmtes Briefporto und die Aufſchrift trüge: Graz
in Böhmen. Das iſt nicht ſehr ſchmeichelhaft für die im
Deut=
ſchen Reiche verbreiteten Kenntniſſe geographiſcher Art, doppelt
kränkend aber für eine Stadt, deren Gepräge und Lebensform ſo
urdeutſch iſt wie dieſe wunderſchöne Stadt an der wild
daher=
rauſchenden Mur. Es iſt kein Zufall, daß der Deutſche
Schutz=
bund ſeine diesjährige Pfingſttagung in die Landeshauptſtadt
der grünen Steiermark verlegt hat, wie er vor drei Jahren in der
Hauptſtadt Kärntens, in Klagenfurt, vor zwei Jahren in Oſt= und
Weſtpreußen, in Allenſtein und auf der Marienburg, im vorigen
Jahre in Flensburg und Hamburg, jeweils zu Pfingſten, tagte.
Schon die Wahl dieſer Orte zeigt Geiſt und Willensrichtung des
Schutzbundes, weiſt auf die Grenzen des Reiches und des zu
uns ſtrebenden Deutſch=Oeſterreichs. Der Deutſche Schutzbund iſt
eine Vereinigung von über hundert Grenz= und
Auslandsver=
bänden, die deutſche Not entſtehen ließ zur Löſung der
ungeheu=
ren, oft ungeheuerlichen Aufgaben völkiſcher Art an den
Grenz=
gebieten, in den abgetretenen deutſchen Landen. Es war
natur=
gemäß, daß dieſe vielen Gruppen und Bünde, die kleinen und
gro=
ßen Schickſalsgemeinſchaften und Notverbände nach Beginn ihres
Entſtehens wirr durcheinanderliefen, nach ihren örtlichen
Be=
dingungen und Wünſchen oft den benachbarten, zu gleichem Zwecke
entſtanden Gruppieren, ſtatt zu helfen im Wege ſtanden; daß
da=
durch im Laufe der Zeit ein ſtark hemmendes Durcheinander
ent=
ſtand, dem der Partikularismus des deutſchen Volkes leider auch
hier entſprach. So war es geradezu eine rettende Tat, als einige
Köpfe von Rang dieſe Irrungen und Wirrungen auf dem Gebiet
der Grenzlandarbeit durch Zuſammenſchluß zu beſeitigen ſuchten
und zu dieſem Zweck den Deutſchen Schutzverband gründeten.
Es wurde eine loſe Verbindung, deren Hauptſache nicht der
Appa=
rat, ſondern die geiſtige Führung war, die Menſchen gegenſeitig
angleichen, Gegenſätze ausgleichen, Hemmendes beſeitigen und
Trennendes vereinigen mußte. Zu dieſer außerordentlich
wert=
vollen, aber ebenſo ſchwierigen Aufgabe gehörte künſtleriſche
Ein=
fühlung, ungewöhnliche Menſchenkenntnis und
Menſchenbehand=
lung und tiefes Wiſſen der Verhältniſſe und Probleme. Es muß
betont werden, daß dieſe Eigenſchaften bei den führenden
Män=
nern ſdes deutſchen Schutzbundes vorhanden waren und noch
heute in demſelben Maße wie ſeit ſeiner Gründung wirkſam ſind.
Dies unbeſtreitbare Verdienſt ſei beſonders bei dem langjährigen
geiſtigen Führer des Schutzbundes, Herrn Dr. Karl von Loeſch,
mit Dankbarkeit anerkannt.
Die alljährliche Pfingſttagung hat zwei große einander ſich
ergänzende Aufgaben: die Menſchen, die in all den im
Schutz=
bund vereinigten Verbänden harte Tagesarbeit verrichten,
zuſam=
menzuführen, ihre Seelen einander aufzuſchließen, ſie gegenſeitig
abzuſtimmen, ihre Nöte und Bedingniſſe, ihre Probleme und
Methoden gegenſeitig zur Kennitnis zu bringen, eben das
ſee=
liſche Band herzuſtellen, das die Gemeinſamkeit ihres
Arbeitszieles bedingt. Die zweite Aufgabe einer ſolchen Tagung
aber iſt die Lieferung des geiſtigen Rüſtzeuges, mit dem in allen
Grenzländern gekämpft werden muß. Der Erfüllung der erſten
Aufgäße dienen die gemeinſamen Fahrten und Wanderungen in
ein den meiſten oft unbekanntes deutſches Land. Von der
Grenz=
ſtadt Paſſau aus ging die diesjährige Fahrt ein Stück auf
dem alten Wege der Nibelungen, auf der Donau nach Linz,
von Linz in das droben in den ſteiriſchen Bergen liegende
Ad=
mont mit ſeinem berühmten Kloſterſtift und einer
Kloſterbiblio=
thek, die ihres gleichen in der Welt ſucht. Dann wurde in
ver=
ſchiedenen großen und kleinen Gruppierungen Eiſenerz mit
ſeinem bekannten Tagbau Eiſengrube beſucht, und hinüber nach
Präbichl gefahren, um von dort im Sonderzug die Hauptſtadt
der Steiermark, Graz, zu erreichen. Jeder einzelne Teilnehmer
dieſer Wanderfahrt, die wohl tauſend Menſchen zuſammenführte
fand zwangloſeſte Gelegenheit zu einer Fülle von Anknüpfungen
und Anregungen. Daß die Gemeinſchaft der Seelen, aus
ge=
meinſamer Arbeit und gemeinſamem Erleben geboren, eine ganze
Reihe echter Männerfreundſchaften geſchaffen hat, iſt ſchon eine
Tatſache der früheren Tagungen. Hinzu kommt der ſtarke
Ein=
druck der Natur, den dieſes unvergleichliche Kärntner und Steirer
Land auf nicht allzu träge Herzen der Vielen macht, die aus
Nie=
derung und Großſtadt zu den Bergen pilgern, von denen uns
Hilfe kommt. Und die warme Herzlichkeit der
niederöſterreichi=
ſchen Bevölkerung begrüßt den viel kühleren Reichsdeutſchen umſo
eindringlicher, als dieſe Pfingſttage einen ſtrahlend blauen
Him=
mel und warmen Sonnenſchein ſchenkten.
Was die dreitägigen Beratungen in Graz anbelangt, ſo gab
der einleitende Vortrag von Herrn Profeſſor Paul Rohrbach
ge=
wiſſermaßen das Grundthema an. Er ſprach über „Deutſchlands
geiſtige Rüſtung”, und löſte eine Menge von Fragen und
Pro=
blemen aus, die in den verſchiedenen Sonderſitzungen ihre
Aus=
ſprache fanden. Es war diesmal der ganz beſondere Zweck der
außerordentlich vielſeitigen Themen aller Beſprechungen, den zum
erſtenmal zur Deutſchen Schutzbundtagung in großer Zahl
er=
ſchienenen Rheinländern, Saarländern und Pfälzern einen
mög=
lichſt genauen Einblick in die Schutzbundarbeit zu geben. Denn
daß das letzte Schickſal Deutſchlands einſt am Rhein entſchieden
werde, darüber waren und ſind ſich alle Mitglieder ſämtlicher
Grenzlandverbände durchaus einig, und wetteiferten ſo mit ihren
Referaten über die bisher geleiſtete oder noch zu leiſtende Arbeit
in ihren Gebieten um die rheiniſchen Brüder von der inneren
Ge=
meinſamkeit ihrer Arbeit und ihres Wollens zu überzeugen. Den
Behandlungen der Weſtfragen wurde ein ganzer Nachmittag
ge=
widmet, an dem über Elſaß, über Lothringen, über die Saar,
über Rheinheſſen, über das beſetzte Rheinland, über das
Sank=
tions= und das Einbruchsgebiet geſprochen wurde.
Demgegen=
über war ein Vormittag den Grenzproblemen Oeſterreichs gegeben.
während ein anderer Teil der Teilnehmer die außerordentlich
in=
tereſſanten kirchlichen Fragen des Grenz= und
Auslandsdeutſch=
tums beſprach. Mit großer Befriedigung iſt hier feſtzuſtellen, daß
das Werk gegenſeitiger Achtung und Anerkennung der beiden
kirchlichen Konfeſſionen auf dem Gebiet der Grenzlandsarbeit
er=
freulichſte Fortſchritte gemacht hat. Auf der vorigen
Schutzbund=
tagung in Hamburg reichten ſich der Biſchof von Osnabrück, Herr
Dr. Berning, und der evangeliſche Miſſionsdirektor Dr. Schreiber
mit dem feierlichen Verſprechen die Hände zu gemeinſamer
kirch=
licher Grenzlandstätigkeit. Auf der diesjährigen Tagung wurde
über das bisher hier Erreichte referiert. Der Vorſitzende des
katholiſchen St. Raphgel=Vereins, Herr Dr. Timpe=Hamburg,
und Herr Miſſionsdirektor Dr. Schreiber konnten die
Einhellig=
keit beider Konfeſſionen in dem großen Lebenswerk für deutſches
Grenzland unter dem ſtärkſten Beifall der Verſammelten immer
wieder betonen. Ein anderer Nachmittag galt den Oſtproblemen,
über die Vertreter von Oſtpreußen, Weſtpreußen, des durch Polen
beſetzten deutſchen Oſtgebietes, von Litauen, von Memelland und
von Oberſchleſien ſprachen. Viel Intereſſe fand die Behandlung
der Jugendfragen, über die ſich die jüngeren Vertreter der
ver=
ſchiedenen Jugendorganiſationen mit Sachverſtand und oft auch
mit nicht unerheblichem Selbſtbewußtſein äußern durften. Auch
eine Frauentagung, auf der viele und geſcheite Worte geſprochen
wurden, war von Frauen, die aus allen Teilen Deutſchlands nach
Graz gekommen waren, außerordentlich gut beſucht. Neben der
Behandlung der praktiſch, oft auch taktiſchen Kleinarbeit derr)
ſchiedenen Grenzlandprobleme wurde diesmal die Bedeutun=
Kulturarbeit für den Schutzbund beſonders eingehend bebon
Ueber die Beziehungen zwiſchen Kultur und Schutzarbeit 77.
Herr Hofrat Gianoni=Graz, über „Heimat, Volk und Menſohk
Herr Profeſſor Dr. Viktor Geramb. Beide Herren ſchüſ
außerordentlich tief und gaben Grundſätzliches für die we
Behandlung jeglicher Kulturarbeit im Schutzbund.
Ausblick und Ausklang aller dieſer außergewöhnlich fn
eſſanten Vorträge, Verhandlungen, Beratungen, Beſprechuung
im großen und im kleinen Kreiſe war die großdeutſche
Frag=
iſt ganz einfach der Anſchlußgedanke. Ueber ihn wird nochh)
Nähere zu ſprechen ſein. Gleichgültig darf kein Reichsdeunz
ihm gegenüberſtehen, wie auch ſonſt ſeine
Stellungnahme=
mag. Und gleichgültig darf kein Reichsdeutſcher, der im um
deten Kreis fern allen Grenzkämpfen wohnt, zu all dieſen
fältigen, vielverzweigten deutſchen Grenzproblemen überni
ſtehen. Denn von dem Grenzkampf her kommt der deutſche
die deutſche nationale Kraft. Die Franzoſen haben das In
erkannt. Aus dem Grenzergeiſt heraus ſchufen ſie ihre a/d
franzöſiſche Bewegung, die den franzöſiſchen Gedanken irn
Welt durchſetzen will. Wir aber ſtehen erſt am Anfang. ur
Arbeit iſt, wie Dr. von Boeſch in ſeinem Schlußwort betonte/e
dann getan, wenn wir wieder haben, ein einiges, frau
Groß=Deutſchland!
Die Laſten des Verſailler Vertrages.
Berlin, 12. Juni. Wie von zuſtändiger Stelle feſtgnf
wird, ſind zur Durchführung des Vertrages von Verſailles
der Umſtellung des Reichshaushalts auf Goldmark, das
ſeit dem 1. Oktober vorigen Jahres, bis zum 31. März 5
Jahres, die folgenden Ausgaben in Goldmark gemacht wor=
Golde
1. Kohlen, Koks und Nebenprodukte . .
1189
2. Farbſtoffe und chem.=pharmaz. Erzeugniſſe 42721
3. aus Anlaß der Ablieferung von Vieh . . =
4. Wiederaufbauleiſtungen
2481
5. aus Anlaß der Ablieferung von Schiffen . 69114
6. engliſche Sanktionsabgaben .
1270A
7. Ausgleichsverfahren . . . .
*
8. Beſatzungskoſten . . . .. . 31347.
9. interalliierte Kommiſſionen
6 77
10. Leiſtungen außerhalb der Reparationen
8396
11. innere Ausgaben aus Anlaß der Durchführung
des Friedensvertrages
579381
(Verdrängungsſchäden uſw.)
12. Veſchiedenes (Sanktionskoſten Düſſeldorf,
Duis=
burg und Ruhrort uſw.)
.... 1227)
Zuſammen: 40 466)
Neue Putſchvorbereitungen der Separatifil
Köln, 12. Juni. Die K. Z. bringt in ihrer Morger,4
gabe vom 12. Juni Mitteilungen, die auf Beratungen der
trauensleute der Sonderbündler beruhen, über eine neue
ratiſtiſche Bewegung im Ruhrgebiet.
Aus den Ausführungen geht hervor, daß die Pläne fün=)
teuen Putſch für die „rheiniſch=weſtfäliſche Republik” von !9
Sonderbündlern, bei denen der bekannte Matthes noch irm
eine große Rolle ſpielt, bis ins einzelne ausgearbeitet wur
Eine beſondere Schutztruppe der Rheno iſt gebildet /
den und mit Waffen verſehen. Die Führer der Rheno retn/
ren für die Truppe Erwerbsloſe, Kommuniſten und Synd
ſten. Man arbeitet jetzt darauf hin, in etwa fünf bis
Wochen losſchlagen zu können.
SOlOTOTA TeIIAdA!
Ganz
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Hefſiſches Landestheater. In der morgen im Kleinen Haus ſtatt=
F nig en Aufführung von „Entführung aus dem Serail” ſingt Frau
AY. Goldberg=Thiele vom Staatstheater in Wiesbaden als
Gcſiie Conſtanze. Frau Goldberg=Thiele hat bereits zweimal mit
uwlöhnlichem Erfolg die Roſine im „Barbier von Sevilla” geſungen.
Die Erſtaufführung von Bronnens „Anarchie in Sillian” am
SStrg, den 15. Ju
WSchidtete Wn de en esehe ei elſe erlſch
bbeffigt die Damen Anne Kerſten, Eliſabeth Stieler und die
H5n. Walter Kuliſch und Gerhard Ritter. Bronnen erregte
Yähen durch ſein Drama „Vatermord”, das auf faſt allen großen
diihan Bühnen geſpielt wurde. „Anarchie in Sillian”, ſein neues
AA wwurde von der Jungen Bühne im Deutſchen Theater in Berlin
wmtterkem Erfolg uraufgeführt und dann in den Spielplan des
BF=ſpancetheaters aufgenommen.
WVera Donalies führt am Sonntag, den 15. Juni, um 6 Uhr, im
Höler- Haus ihre Kindergruppe in Tänzen vor. Zu Beginn wird
eigügebungsſtunde gezeigt, darauf folgende Kinderſzenen mit Muſik
vſm=chumann. Die Leitung und Einſtudierung liegt in den Händen
bſpl era Donalies.
— Kammermuſikkonzert. Zur Mitwirkung an dem von der
SStfſchen Akademie anläßlich der Anweſenheit deutſcher Ton=
Hfülm in Darmſtadt veranſtalteten Kammermuſikkonzert iſt
e/ß?reihe namhafter Künſtler gewonnen, die auch eine
Ueber=
ſ9*lber die ausübenden Kräfte des hieſigen Muſiklebens geben
f18. Die Violinſonate von Buſch wird Göſta Andreaſſon,
bihiget von Guſtav Beck, ſpielen, Frau Paula Werner=
76ſen (Berlin) die Lieder von Mendelsſohn ſingen mit dem
Hᛋponiſten ſelbſt am Flügel, die Streichquartette ſind den
bei=
d’ſey eſigen Quartettvereinigungen anvertraut, das von
Peter=
ſoh m Drummquartett, das von Simon dem
Schnurr=
bich quartett. Zu dem Trio von Hermann Heiß ſind
Mar=
t1üöißler (Flöte), Wilhelm Horn (Bratſche) und Julius
AB. ler (Baßklarinette) vereinigt. Das Wolfſche Chorwerk,
v”momponiſten geleitet, bedarf eines größeren Aufgebotes von
Sctn, das außer dem Chor des Muſikvereins die Damen
Abüne Jack (Sopran) und Anua Baumeiſter=Jacobs
(3A, und die Herren Hans Hoefflin (Tenor) und Robert
Seur (Bariton) beſtreiten. — Wie uns aus Frankfurt
ge=
mihe wird, liegen jetzt ſchon Anmeldungen zur Teilnahme an
d’/2armſtädter Veranſtaltungen in großer Zahl vor, darunter
bſſſonn den bedeutendſten deutſchen Künſtlern, Komponiſten
uſſicritikern.
Diplom=Ingenieur=Tagung. In der Zeit vom 20. bis 23. Juni
ſilh un Darmſtadt die diesjährige große Tagung des Verbands
Oſecher Diplom=Ingenieure ſtatt. Neben den Verbandsverhandlungen,
be gengen wichtige Fragen der gkademiſchen Ingenieure zur
Verhand=
lumſlehen, finden unter Beteiligung der Techniſchen Hochſchule
Vor=
tri/fſtatt, und zwar ſprechen u. a. Dipl.=Ing. Carl Weihe über die
kul=
tuken. Aufgaben des Ingenieurs und Profeſſor Dipl.=Ing. Dr. Schlink
(Abyadt) über den Segelflug. Mit geſelligen Veranſtaltungen und
in joclellen und ſonſtigen Beſichtigungen in Darmſtadt und Frankfurt
ſtr=Frogramm weitgehend ausgeſtaltet. Es werden zu der Tagung
=Jngenieure aus allen Teilen des Reiches erwartet.
Beichsbund der Kinderreichen zum Schutz der Familie E. V.,
Orts=
eSDarmſtadt. In der Monatsverſammlung ſprach Herr Landtags=
5deter Kindt über „Südweſtafrika‟. Redner gab einen kurzen
ſgzen Ueberblick über die Entſtehung und Entwicklung unſerer
Klgiam und entwarf dann ein lebensvolles Bild über Land und Leute
früheren ſo bedeutenden Kolonie. Der Vortragende verſtand
uhörer um ſo mehr zu feſſeln, als er doch ſelbſt aus 24jähriger
eilg=/Erfahrung dort ſprechen konnte. Eine Reihe gut gelungener
L5fäilver ergänzte die lebensvollen Ausführungen. Am Schluſſe ſeines
Ymeigen Vortrags ſtreifte Redner den lügenhaften Vorwand unſerer
eiyFe Feinde, daß wir unwürdig wären, zu koloniſieren, und ſprach
dil oſr nung aus, daß unſer Vaterland wieder in den Beſitz ſeiner
Ko=
loiſr, uvo es ſo Hervorragendes geleiſtet, kommen möge. Nachdem der
Voezeiade dem Redner für ſeinen ſchönen, anſchaulichen Vortrag ge=
0 itſpann ſich noch eine lebhafte Debatte über die Sonderſteuer
(AFtuauer), welche die Kinderreichen, welche eine größere Wohnung
Myen, doppelt hart treffen und direkt unſozial ſei, was an verſchie=
„Beiſpielen nachgewieſen wurde. Sie ſtünde im direkten Gegen=
Sen Artikeln 119 und 155 der Reichsverfaſſung, welche den
Kin=
en „ausgleichende Fürſorge” zuſagen. — Es wurde beſchloſſen,
Auy unſeres allgemeinen Delegiertentages in Berlin, wohin der
e Vorſitzende Herr Dietz als Pertreter fährt, dieſerhalb dort bei
deim igörden vorſtellig zu werden. Zum Schluß wurde als Tag der
„Verſammlung Freitag, 20. Juni, angegeben, worin Herr San.=
Maurer einen Vortrag hält im Bilde: Ueber eine Umſchau im
ReEd.
Deutſcher Zahlmeiſterbund, Ortsgruppe Darmſtadt. Am Sams=
14. Juni, nachm. 5 Uhr, findet im Reſtaurant Chriſt hier, Gra=
18, Verſammlung ſtatt, wozu auch die auswärtigen
wegppen eingeladen ſind. Der Vorſitzende der Zweiggruppe
Frank=
oſ. wird über den Verlauf des 6. Bundestags, der am 1. und
in Berlin ſtattgefunden hat, Bericht erſtatten.
Das Polizeiamt teilt uns mit: In der letzten Zeit wurde vielfach
ey rnehmung gemacht, daß die im allgemeinen Intereſſe erlaſſenen
iolizeilichen Vorſchriften von Kraftfahrzeugführern, Fahrern
a orrädern nicht in dem Maße beobachtet werden, wie dies zur
ahrit der Bevölkerung und des Verkehrs unbedingt verlangt
wer=
deltrus. Beſonders wird darüber Beſchwerde geführt, daß die rechte
StzheFeite nicht eingehalten und die zuläſſige Geſchwindigkeit ganz
au E Sentlich überſchritten wird. Wiederholt ſind hierdurch
Unglücks=
euuurſacht worden. Auch die Beläſtigung des Publikums durch das
und Leerlaufenlaſſen des Motors mit offener Auspuffklappe
letzter Zeit immer häufiger gemeldet. Dieſer unhaltbare
Zu=
r Autoraſerei, wie auch die Rückſichtsloſigkeit der Fahrer dem
urn gegenüber fordern dringend ſchellſte Abhilfe. Die
Polizei=
ſind angewieſen worden, jede Uebertretung der
verkehrspolizei=
orſchriften zur Anzeige zu bringen. Wiederholte Beſtrafungen
zFührer haben außer der Beſtrafung in einzelnen Fällen die
s1 ganze Reich wirkſame dauernde Entziehung des Führerſcheins
unfam it der Fahrerlaubnis zur Folge. Das Fahren von Automobilen
mi ern fträdern ohne Führerſchein, welcher ſtets mitzuführen iſt, wird
uwiir ſatztlich geahndet.
oeſſiſcher Verwaltungsgerichtshof. Tagesordnung für die öffent=
Eüßung des Verwaltungsgerichtshofs am Samstag, 14. Juni,
tags 9 Uhr: Klage des Reſtaurateurs Stein gegen einen
Polizei=
d2—s Oberbürgermeiſters der Stadt Darmſtadt.
/Bezirksſchöffengericht. Wegen Beleidigung des Direktors der
ic atskaſſe und deſſen Stellvertreters hatte ſich der Beamte der
OHü cmungskammer B. erneut vor dem Gericht zu verantworten, nach=
Reichsgericht auf Reviſion des Angeklagten das auf 2 Wochen
neüis lautende Urteil der Strafkammer aufgehoben hat. In
Ge=
ſi: dieſer höchſten Entſcheidung mußten bei der wiederholten Be=
ſprahme die Zeugen: Journaliſt Schuchmann und der Schriftleiter
der” ankf. Nachrichten” Behrens, eidlich vernommen werden. Die
An=
klallu==trat Staatsanwalt Langenbach, die Verteidigung führte R.=A.
Kclunn. Die Zeitungsnotiz, daß ſich die beiden Beamten D. und Sch.
aulls maht vor einer franzöſiſchen Beſetzung vom Dienſte gedrückt
hät=
tertn. ſ nach der Ausſage der vernommenen Beamten ſelbſt als objektiv
uni rverachtet werden; beide vermuteten ſofort im Angeklagten B. den
„rlder Notiz. Der Staatsanwalt hält angeſichts der Schwere der
ming die früher ausgeſprochene Strafe für durchaus am Platze.
s) der als Nebenkläger zugelaſſenen beiden Beamten ſchließt ſich
Drr. Bender dieſem Antrag im Strafmaße an; er hält dieſes
Stfrmß noch für mild. Die Verteidigung ſtützt ſich darauf, daß B.
ledſit) was er gehört, dem Journaliſten Schuchmann mitgeteilt
undcalbedingter Weiſe geäußert habe, das gehöre in die
Zei=
turs /Das weitere habe dann die journaliſtiſche Kombinationsgabe
beſlee.. Hier müſſe nach dem Grundſatz „in dubio pro reo” der Ange=
Halefueigeſprochen werden. Die „Frankf. Nachrichten” hätten erſt noch
Ncllurſiſhungen anſtellen müſſen, ehe ſie dieſe Mitetilung gebracht
hät=
tert)ußerſtenfalls käme eine ſtrafloſe Fahrläſſigkeit in Betracht,
Kollt ſchas Gericht zu einer Verurteilung, ſo ſei eine Geldſtrafe als
Silf autsreichend. Urteil: 500 Mark Geldſtrafe. Das Gericht
hauayuunbeeidigten Ausſagen der Zeugen Schuchmann und Behrens
rolſtl”=lauben geſchenkt. Aber ſelbſt wenn Angeklagter B. das Gerücht
nutlr ſiedingter Form weitergab, iſt der Tatbeſtand des 8 185 R. St. G.
f1 NEs liegt eine ſchwere Ehrenkränkung vor, der Angeklagte hat
abdl iütt aus Gehäſſigkeit gehandelt. Deshalb war auf eine Geldſtrafe
zu ſ/ munen.
GSchloßbeleuchtung in Heidelberg. Sonderzug für den
ren Odenwald. Zur Rückbeförderung der Beſucher
Heidel=
beus müläßlich der Schloßbeleuchtung am Samstag, den 14. Juni, geht
in /61Nuacht von Samstag auf Sonntag im Anſchluß an den
fahrplan=
mchiär! Perſonenzug Heidelberg ab 11.00 Uhr, Eberbach an 11.51 Uhr,
eimk nieoerzug 3. und 4. Kl. von Eberbach nach Wiebelsbach, der
Eber=
bad/l: Uühr nachts verläßt und auf ſämtlichen Bwiſchenſtationen hält.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 13. Juni 1924,
Der Briefwechſel Dr. Becker=Kindt.
Der heſſiſche Reichstagsabgeordnete der D.V.P., Exzellenz
wir ſeinerzeit veröffentlichten. Leider iſt dieſer letzte Brief ſo
mißverſtändlich abgefaßt, daß er uns nötigt, dazu Stellung zu
nehmen. Der fragliche Abſatz lautet:
„Wenn Sie im letzten Abſatz Ihres gefl. Schreibens ſich
dar=
über beſchweren, daß Ihre Antwort auf meinen erſten Brief bis
zum 7. Mai noch nicht veröffentlicht geweſen ſei, ſo darf ich
dar=
auf aufmerkſam machen, daß ich an dieſer Unterlaſſung oder
Verſpätung perſönlich keine Schuld trage. Ich habe die
Ver=
öffentlichung des ganzen Briefwechſels im „Darmſtädter
Tag=
blatt” für Sonntag, den 4. Mai, am Samstag, den 3. Mai, in
Darmſtadt angeordnet, und dieſe Anordnung durch unſere
Wormſer Parteigeſchäftsſtelle in Worms am Nachmittag des
3. Mai nochmals wiederholen laſſen. Die Schuld an der
Nicht=
veröffentlichung trifft alſo nicht mich, die Unterlaſſung iſt
viel=
mehr in der Leitung des „Darmſtädter Tagblatts”, offenbar
erfolgt.”
Wir nehmen an, daß Exzellenz Dr. Becker ſagen wollte,
daß er die hieſige Geſchäftsſtelle der D. V. P.
ange=
wieſen habe, uns zu bitten, den Briefwechſel zu
veröffent=
lichen. Wir müſſen annehmen, daß Exzellenz Dr. Becker das
ſagen wollte, da ihm als heſſiſchem Abgeordneten die hieſigen
Verhältniſſe bekannt ſein dürſten, er alſo weiß, daß das
„Darmſtädter Tagblat; veder Parteiorgan noch
überhaupt nach irgendeiner Richtung hin
poli=
tiſch oder wirtſchaftlich gebunden iſt, „
Anord=
nungen” alſo von gar keiner Seite jemals in
Frage kommen können.
Im übrigen geben wir Exzellenz Dr. Becker durchaus recht.
Die Schuld an der Nichtveröffentlichung jenes Briefwechſels
bei uns trifft allerdings nicht Exzellenz Dr. Becker, ſondern
ledig=
lich uns. Die Geſchäftsſtelle der D.V.P. hatte uns damals zwar
gebeten, die Fortſetzung des Briefwechſels zu veröffentlichen, wir
hatten das aber abgelehnt.
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(Rundfunken ohne Poſtgenehmigung iſt ſtrafbar.)
— Darmſtädter Herbſtausſtellung im Kunſtverein. Die
Orts=
gruppe Darmſtadt der Allgemeinen Deutſchen Kunſtgenoſſenſchaft
veranſtaltet eine alle Räume der Kunſthalle am Rheintor füllende
große Herbſtausſtellung, an der ſich zahlreiche ausgezeichnete
deutſche Künſtler von nah und fern mit ausgewählten Werken
beteiligen werden. Die Darmſtädter Herbſtausſtelluag wird am
28. September eröffnet und dauert bis 16. November.
— Die Freie Literariſch=künſtleriſche Geſellſchaft hat eine
Verein=
barung dahin getroffen, daß die Mitglieder der Geſellſchaft zu der am
nächſten Sonntag, 9 Uhr, ſtattfindenden Erſtaufführung von
Arthur Bronnens „Anarchie in Sillian” gegen Vorzeigen der
Mitgliedskarte und Zahlung eines mäßigen Zuſchlags, der etwa der
Hälfte der Kaſſenpreiſe entſpricht, Zutritt haben. Bronnen, eine der
ſtärkſten Begabungen unter den jetzigen deutſchen Dramatikern, wird
mit dieſem ſpannenden Schauſpiel in Darmſtadt eingeführt. Es dürfte
von hohem Intereſſe ſein, eine ſo markante literariſche Perſönlichkeit
in ihrem Werk kennen zu lernen. (Siehe Anzeige.
— Poſaunenfeſt 1924. Die vorbereitenden Beratungen über das am
24. Auguſt 1924 in Bad=Homburg v. d. H. geplante Poſaunenfeſt
ſind nun zum Abſchluß gelangt. Das Feſt verſpricht in jeder Beziehung
ſchön und großartig zu werden. Die örtlichen Verhältniſſe ſind diesmal
ganz beſonders günſtig; die bewährten und erfahrenen Homburger
Freunde werden das Feſt in allen Teilen gut vorbereiten. Der
Feſt=
gottesdienſt iſt in der herrlichen Erlöſerkirche in der Nähe des Schloſſes.
Das große, geiſtliche Inſtrumental=Maſſenkonzert findet ſtatt vor dem
Kurhaus des bekannten Badeortes, wo Tauſende, darunter Leute aus
aller Herren Länder, Gelegenheit haben, den mächtigen Klängen zu
lau=
ſchen. Die Nachfeier iſt in dem idylliſch gelegenen Hirſchgarten, inmitten
der prachtvollen Waldungen am Fuße unſerer herrlichen Taunusberge.
Alſo, auf am 24. Auguſt, nach der „Höhe‟. Niemand bleibe bei der „
Völ=
kerwanderung nach Homburg” zu Hauſe. Veranſtaltet wird das Feſt von
den „Vereinigten Poſauneiſthören von Frankfurt a. M. und Umgegend,
Darmſtadt und Umgebung, einſchließlich beſetztem Gebiet”. Anfragen
an Herrn Organiſt Oskar Endueß, Frankfurt a. M.=Oberrad, Offenbacher
Landſtraße 413.
— Der Wochenmarkt auf dem Riegerplatz, der lange Zeit durch die
Ungunſt der Verhältniſſe in Mitleidenſchaft gezogen war, iſt nunmehr
wieder im Aufleben begriffen. Durch die Errichtung dieſes Marktes
wurde ſeinerzeit einem langgehegten Wunſche der Bevölkerung des
Martins= und Johannesviertels Rechnung getragen, und es dürfte auch
heute noch im eigenſten Intereſſe der Bewohner des Nord=Oſtviertels
liegen, von dieſem Markte weitgehendſt Gebrauch zu machen. Auch die
Verkäufer der Markterzeugniſſe dürften ſich dann veranlaßt ſehen, den
Niegerplatz=Markt mehr wie bisher zu beſchicken, wenn eine gute
Abſatz=
möglichkeit gegeben iſt. Die Markttage ſind die gleichen geblieben; ſie
finden jeden Mittwoch und Freitag ſtatt.
Der Verkehr in der Grafenſtraße. Sowohl die Verwaltung des
Stadtkrankenhauſes als auch viele Kranke ſelbſt, die dort Geneſung von
ihren Leiden und Erholung ſuchen, führen in der letzten Zeit beſonders
lebhafte Klage über den fortdauernden ruheſtörenden Lärm, der
tags=
über durch den Verkehr mit ſchlechtbereiften Laſtkraftwagen oder mit
Motorrädern und zur Nachtzeit von ſpät heimkehrenden
Wirtshaus=
gäſten verurſacht wird. Die Kranken werden in ihrer Ruhe geſtört und
müſſen häufig vollkommen auf den für ſie beſonders nötigen
erquicken=
den Schlaf verzichten. Die Rückſicht auf die Kranken müßte die
Stadt=
verwaltung und das Polizeiamt veranlaſſen, jeden Lärm und Verkehr
mit Fuhrwerken aller Art in der Grafenſtraße zu verbieten und gegen
die Ruheſtörer mit den ſchärfſten Strafen vorzugehen. Die
Stadtver=
waltung und das Polizeiamt wollen zunächſt nur den Verkehr mit den
Motorrädern und Laſtkraftwagen in der Grafenſtraße zwiſchen
Hofſtall=
ſtraße und Wieſenſtraße verbieten und durch Polizeipoſten den
ruhe=
ſtörenden Lärm von ſpät in der Nacht heimkehrenden Fußgängern
ver=
hüten. Die Stadtverwaltung richtet an alle Paſſanten der Grafenſtraße
ſowie an die Führer von Perſonenautos, Fuhrwerken uſw. die
drin=
gende Bitte, durch Vermeidung lauter Unterhaltung auf der Straße,
ſowie durch langſames und möglichſt geräuſchloſes Fahren den Kranken
die ihnen ſo dringend nötige Nachtruhe zu erhalten. Sollte dieſe Bitte
nicht den gewünſchten Erfolg haben, dann würde ſich die
Stadtverwal=
tung mit Hilfe der Polizei genötigt ſehen, mit aller Schärfe,
insbeſon=
dere mit harten Strafen gegen jebe Rubeſtörung Borzugehent.
Seite 5.
Oie Kirchenſteuer für 1924.
Vom Evangeliſchen Landeskirchenamt wird uns
Dr. Becker, hat einen Brief an den Abgeordneten Kindt gerichtet, geſchrieben: Die Beſchlüſſe über den Ausſchlag der Kirchenſteuern für
1924 wurden im Februar I. Js. in gemeinſamer Sitzung des
Miniſte=
der jenen Wahlkampfbriefwechſel abſchließt, deſſen erſten Teil riums des Innern, des Miniſteriums der Finanzen, des
Landesfinanz=
amtes und der Vertreter der katholiſchen und der evangeliſchen Kirche
gefaßt. Es wurden alle Möglichkeiten eingehend erwogen. Auf
Zu=
ſchläge zu den durch die dritte Steuernotverordnung vorgeſehenen
Vor=
auszahlungen auf Einkommenſteuer mußte verzichtet werden, da dieſe
Verordnung im ganzen beſetzten Gebiet nicht zugelaſſen war. Außerdem
werden davon die Lohn= und Gehaltsempfänger nicht erfaßt. Für
letz=
tere hätte man alſo eine Art Kopfſteuer nach verſchiedenen
Ginkommens=
ſtufen durchführen müſſen. Vor allem aber beſtanden und beſtehen
kei=
nerlei Anhaltspunkte über den in 1924 zu erwartenden Ertrag an
Ein=
kommenſteuer, ſo daß der vorzuſehende Zuſchlag für Kirchenſteuer ein
Sprung ins Dunkle geweſen wäre. So blieb als einzige Möglichkeit ein
Rückgriff auf die zuletzt veranlagte Einkommenſteuck übrig, d. h. auf die
Einkommenſteuer für 1922. Daß dies eine Fülle von wirtſchaftlichen
Un=
richtigkeiten mit ſich bringen würde, war allen Beteiligten von
vornher=
ein klar. Deshalb wurde auf dem Steuerbeſcheid wie auch durch Notizen
in der Tagespreſſe darauf hingewieſen, daß in ſolchen Fällen durch
Nachläſſe und Stundung Abhilfe geſchaffen werden müſſe, und daß es
nur eines Antrags bei dem Kirchenvorſtand bedürfe. Um unrichtigen
Zeitungsnotizen und auch ſonſt geäußerten Meinungen über die
Geſamt=
höhe des Kirchenſteuerbedarfs vorzubeugen, wird auf den
Kirchenvor=
anſchlag für 1924 Ni, der beim Pfarrer eingeſehen werden kann,
ver=
wieſen. Es findet ſich darin unter Einnahme Rubrik 3 ein
Geſamt=
bedarf an Landeskirchenſteuern von 2,7 Millienen Mark. Das
Landes=
finanzamt gab die Höhe der Reichseinkommenſteuer aller Evangeliſchen
in Heſſen im Jahre 1922 auf 9 Milliarden an. Dieſe Zahl iſt abſolut
ſicher und hat ſich bei der Erhebung der Nachtragskirchenſteuern für 1923
vom Dezember 1923, die ebenfalls auf der Veranlagung von 1922
auf=
gebaut war, als zuverläſſig erwieſen. Da 30 Goldpfennige auf je 1000
Mark Reichseinkommenſteuer in 1922 erhoben werden, ſo ergibt dies den
Betrag von 2,7 Millionen. Dieſer Einnahme an Kirchenſteuer ſteht in
Ausgabe Rubrik 13 ein Betrag von 810 000 Mark gegenüber, d. h. 30
Prozent der Einnahme. Es muß mit einem Ausfall von 25 Prozent für
Nachläſſe und uneinbringliche Poſten und 5 Prozent Abgabe an das
Reich für Veranlagung, Erhebung und Beitreibung der Steuern
ge=
rechnet werden. Die Ausgaben des Voranſchlags, die naturgemäß in
der Hauptſache aus perſönlichen Ausgaben für Gehälter, Ruhegehälter,
Witwen= und Waiſenverſorgung beſtehen, gründen ſich auf den
Gehalts=
bedarf im Monat März I. Js. Da aber bereits vom 1. April I. Js. ab
die Gehälter verändert werden mußten und weitere Erhöhungen in 1924
unausbleiblich ſind, ſo iſt unter Rubrik 32 für unvorhergeſehene
Aus=
gaben ein Vetrag von 715 258 Mark vorgeſehen. Dieſer Betrag wird
nicht einmal ausreichen. Die Annahme, daß in Rubrik 32 eine ſtille
Reſerve zur Ergänzung verlorener Kapitalien vorgeſehen ſei, iſt alſo
durchaus abwegig. Wenn der Steuerbedarf gegen früher höher
gewor=
den iſt, ſo hat dies ſeine Begründung darin, daß die Kapitalzinſen
gänz=
lich weggefallen ſind, daß der Ertrag der Pfarrſtellen wegen der auf dem
Grundbeſitz laſ” den hohen Steuern gegen Friedensſtand ſtark
vermin=
dert iſt und daſ die im Pfarrbeſoldungsvermögen enthaltenen Kapitalien
keine Zinſen erbringen.
— Bundesfeſt des Heſſenbundes E. V. Der Evangeliſche
Jünglingsbund in Heſſen, (Heſſenbund), Verband der evangel.
Jugend= und Jungmännervereine feiert ſein diesjähriges
Bun=
desfeſt, das ſehr großartig zu werden verſpricht, am 21. und
22. Juni in Offenbach a. M. Den Vereinen, die dem Bund
angehören, in Darmſtadt und Heſſen überhaupt faſt alle
evan=
geliſchen Jugendvereinigungen und die Wartburgvereine, iſt
ausführliches Programm zugegangen und an den ſchwarzen
Brettern und ſonſtigen Anſchlagsſtellen der Veceine, ſowie am
Verkehrsbüro einzuſehen.
— Wanderklub „Falke”, Jungmannſchaft des Odenwaldklubs.
Ortsgruppe Darmſtadt. Man ſchreibt uns: Die Pfingſtwanderung iſt
alljährlich mit eins der freudigſten Ereigniſſe im Klubleben des
Fal=
ken”, und auch 1924 wurden die Teilnehmer der 2½tägigen
Rhönwan=
derung hoch befriedigt. Samstags mittags brachte uns der Zug
zu=
nächſt nach Fulda, wo Schloß=, Dom= und Michelskirche beſucht und
von der Höhe des Kloſters Frauenberg ein Blick über das zu
durch=
wandernde Gebiet getan wurde. Am Abend fuhren wir dann
gemein=
ſam mit der inzwiſchen eingetroffenen zweiten Abteilung nach Langen=
Bieber, wo uns durch das freundliche Entgegenkommen eines
Rhön=
klubfreundes eine geradezu glänzende Aufnahme zuteil wurde. Nach
Einnahme des Abendbrotes bringt das Klampf=Orcheſter verſchiedene
ausgezeichnete Muſikvorträge und dann geht alles zur Scheune in das
geräumige Strohquartier, wohin uns der Gaſtgeber noch eigens
elektri=
ſches Licht legen ließ. Morgens iſt dann große Waſchung am
vorbei=
fließenden Bach, und kurz darauf ruft die Pfeife des Führers zum
Empfang des im großen Keſſel unſeres Gaſtgebers ſelbſt gekochten
Kaffees. Mit Worten des Dankes ſcheiden wir und beſteigen zunächſt
Schloß Bieberſtein, um nach kurzer Beſichtigung dann nochmals hinab
ins Tal zu wandern, durch den Ort Schakau hindurch erſt allmählich,
dann über Matten ſteiler hinauf, das Steinmaſſiv der Milfeburg über
mehrere Felspartien hinweg erkletternd. Eine großartige Fernſicht
lohnte dieſe Mühe und eine längere Raſt bietet außer der Einnahme
des Frühſtücks Gelegenheit, nach allen Nichtungen hin den Fernblick mit
Nuhe zu genießen. Am Bubenbaderſtein und Grabenhöfchen vorbei
müſſen wir dann hinab nach Abtsroda, von wo der Aufſtieg zum
höch=
ſten Punkt der Rhön, der 950 Meter hohen Waſſerkuppe, erfolgt. Steil
geht es bergauf und mancher Schweißtropfen wird abgetrocknet,
trotz=
dem der Himmel vollſtändig bedeckt iſt. Nachdem wir uns oben
reich=
lich umgeſe hen, hatten wir beim Abmarſch noch Gelegenheit, den
Segel=
flieger Martens auf ſeinem „Strolch” einen motorloſen Flug
aus=
führen zu ſehen, während gegen Süden der Himmel ſchon ſchwarz mit
Gewitterwolken bedeckt war und über den auf der anderen Seite des
Tales liegenden Bergen mitunter mehrere Blitze zu gleicher Zeit
her=
niederfuhren. Mit Bewunderung genoſſen wir dieſes großartige
Na=
turereignis und gelangten im Eilmarſch noch bis zu den erſten
Häu=
ſern von Gersfeld, als das Gewitter mit ſtarkem Regen uns erreicht
hatte. Nach dieſer unfreiwilligen Pauſe marſchierten wir dann durch
Gersfeld nach dem kleinen Orte Sparbrod, wo wir wieder
Strohquar=
tier bezogen. Auch hier war die Aufnahme wieder äußerſt freundlich
und, genau wie geſtern, die Beherbergung koſtenlos. Am 2.
Pfingſt=
feiertage gings dann ſchon bald nach 4 Uhr heraus und zunächſt nach
dem Eierhauck hinauf, wo wir aber leider infolge der tiefhängenden
Wolken wenig Ausſicht hatten, dort auch nicht lange verweilten und an
den beiden Sinnquellen vorbei zum 936 Meter hohen Kreuzberg
wan=
derten. Im Kloſter wurde bei den Franziskaner=Mönchen geraſtet und
natürlich auch nicht verſäumt, ein Maß des guten Kloſterbieres zu
ver=
ſuchen. Nachdem dann noch die verſchiedenen Sehenswürdigkeiten alle
beſucht waren und wir unſere Augen über das bisher durchlaufene, im
prächtigen Sonnenſchein liegende Gebiet ſchweifen ließen, außerdem in
der Ferne Thüringerwald, Vogelsberg und Taunus bewundert hatten,
ſtiegen wir hinauf nach Wildflecken, um dann unter der ſchneidigen
Marſchmuſik des gut beſetzten Klampforcheſters, auf mehrſtündigem
Marſch durch das Sinntal nach Bad Brückenau zu gelangen. Dank
dem Entgegenkommen der Eiſenbahnverwaltung konnten wir die Fahrt
über Joſſa bis nach Schlüchtern in bereitgeſtellten Wagen zurücklegen,
mußten aber dann den Reſt der Heimfahrt in drangvoll fürchterlicher
Enge in Kauf nehmen. Nachts 12.30 Uhr kamen wir in Darmſtadt an,
vollauf befriedigt, wieder ein neues Fleckchen Erde unſeres deutſchen
Vaterlandes kennen gelernt zu haben.
* Noheit. Man ſchreibt uns: Pfingſt=Samstag morgens halb 7 Uhr
wurde mein grau=wveißes Kätzchen von der Gartenmauer eines Anweſens
der Kies=Straße heruntergeſchoſſen und verſuchte ſich mit gelähmten
Hinterbeinen nach Hauſe zu ſchleppen. Hoffentlich gelingt es, den
tier=
freundlichen Schützen ausfindig zu machen, und kann ihm bedeutet
wer=
den, daß derartige Schießereien in der Nähe bewohnter Gebäude
durch=
aus nicht am Platze ſind.
Lokale Veranſtaliungen.
Dſe bierunter erſchelnenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachien,
in keinem Falle irgendwie ale Beſprechung oder Kritil.
— Der Gabelsberger Stenographen=Verein
ge=
gründet 1861, erinnert an dieſer Stelle nochmals an ſeinen
Familien=
ausflug nach Roßdorf (Darmſtädter Hof) am Sonntag, den 15. Juni.
Die Mitglieder werden gebeten, mit ihren Angehörigen recht zahlreich
an dieſem Ausflug teilzunehmen.
Parlamentariſches.
* Beim Landtag eingegangen iſt eine Petition des Juſtizrats Lindt
hier, die eine Regelung des Plakatweſens in Stadt und Land
fordert und in die Erörterung auch den jüngſt vor dem Kreisausſchuß
Darmſtadt behandelten Fall der Gemeinde Ober=Ramſtadt einbezieht.
Verjüngen Sie Ihr Ausſehen!
wenn Sie in ſchwerer Zeit raſch ergraut ſind,
mit Hennigſon’s Haarfarbe „Juſeo‟
naturgetreu und haltbar! Unſchädlich!
In Alpstleken Kregerien Barkümeriegeſchäfteh.
Seite 6.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 13. Juni 1924.
Aus Heſſen.
H. Eberſtadt, 9. Juni. Obſtmarkt. Obſt= und Gartenbauverein
Uub Bauernverein ſind übereingekommen, hierorts einen Obſtmarkt zu
begründen. Eine Marktkommiſſion iſt gewählt worden, welche dem
Ge=
meinderat in ſeiner letzten Sitzung eine Marktordnung vorlegte. Der
Gemeinderat hat die Marktordnung gutgeheißen, konnte aber, da er
vor vollendete Tatſachen geſtellt wurde, zu der Frage der Errichtung des
Marktes an und für ſich keine Stellung nehmen. Er war auch darum
nicht angegangen worden, obwohl ſeine Zuſtimmung dazu vorher hätte
eingeholt werden müſſen. So begrüßenswert nämlich der Gedanke auch
ſein mag, einen Obſtmarkt einzurichten, da es für die Gemeinde einen
Fortſchritt bedeutete, ſo drängt ſich aber doch ſtark die Frage auf, ob
ſeine Einführung nicht ein eitles Unterfangen iſt, dem ſchon bei ſeinem
Auftauchen das Mal des Vergänglichen anhaftet. Einen Mißerfolg
die=
ſer Art erlebte die hieſige Gemeinde ſchon einmal, als ſie vor Jahren
daran ging, einen allgemeinen Markt einzurichten. Schon der erſte
Markttag hatte gezeigt, daß ein Bedürfnis für Eberſtadt zur Abhaltung
eines Markttages nicht vorlag, und damit fand dieſer ſelbſt ein klägliches
Ende. Die gleichen Geſichtspunkte, die ſich damals gegen die Errichtung
eines allgemeinen Marktes richteten und ſich als gerechtfertigt erwieſen,
beſtehen heute noch unverändert weiter und dürſten erſt recht auch gegen
die Errichtung eines Obſtmarktes ſprechen. So wird es ſich mithin bei
der ganzen Sache zunächſt um nichts mehr als einen Verſuch handeln
können, deſſen Ergebniſſe abzuwarten ſein werden.
* Birkenau, 11. Juni. Bauernverſammlung. Am
näch=
ſten Sonntag, den 15. d. Mts., nachmittags 2½ Uhr, wird im Gaſthaus
„Zum deutſchen Kaiſer” dahier eine große Bauernverſammlung
ab=
gehalten werden, bei welcher die Herren Landwirtſchaftslehrer Dr.
Schül=Heppenheim und der berühmte Rotviehzüchter J. Siefert vom
„Frohnhof” bei Reichelsheim Referate übernommen haben, wobei es ſich
hauptſächlich um Wiedereinführung unſerer alten bewährten „
Oden=
wälder Rotviehraſſe” handelt. Man erwartet deshalb einen ſtarken
Beſuch von ſeiten unſerer Landwirte von hier und der weiten
Um=
gegend, da die Verſammlung zugleich ein Proteſt ſein ſoll gegen den
ſeitherigen Zwang für Niederhaltung der Odenwälder Rotviehraſſe.
Viele Landwirte ſind wieder Anhänger der Rotviehraſſe geworden, und
die anderen ſollen durch die Verſammlung dazu bekehrt werden.
Rippenweier i. O., 11. Juni. Auf dem Wege von hier nach
Großſachſen wurde der 71jährige Landwirt Georg Adam Hufnagel von
hier von einem Radfahrer umgefahren. Der alte Mann erlitt durch
den Schrecken einen Schlaganfall und ſtarb im Weinheimer
Kranken=
hauſe.
A. Aus dem Odenwalb, 11. Juni. Die Leiter der
Bergwachtabtei=
lungen Odenwald und Schwarzwald hatten kürzlich eine Ausſprache, um
die Tätigkeit der „Bergwacht” einheitlich zu regeln. Der Erlaß eines
Natur=, Tier= und Vogelſchutzgeſetzes ſoll angeregt werden.
Markt=
kontrollen gegen den wilden Handel mit Blüten und Zweigen werden
mit Hilfe der „Bergwacht” regelmäßig in Mannheim und Frankfurt
am Main abgehalten.
* Frankenhauſen, 10. Juni. Am zweiten Pfingſttag fand in der
Kirche ein Kirchenkonzert der Kurrende Buchſchlag ſtatt,
die von Herrn Pfarrer Rieber geführt wurde. Unter der Leitung von
Fräulein Schirmer Buchſchlag kamen ſehr eindrucksvolle muſikaliſche
Darbietungen zum Vortrag. Die zahlreich verſammelte Gemeinde gab
ihrem Dank für die ſchönen Geſänge durch Gaben für Erbauung einer
Kirche in Buchſchlag Ausdruck. Nach dem Gottesdienſt ſang die
jugend=
liche Schar noch zur Freude der Kranken des Ortes vor deren Häuſern.
Die Gemeinde hatte in entgegenkommendſter Weiſe für Unterbringung
und Verpflegung geſorgt.
* Biſchofsheim b. Mainz, 8. Juni. Wohnungsbau. Die
Ge=
meinde hat die Errichtung von 10 Wohnungen als Einfamilienhäuſer
beſchloſſen.
* Roßdorf, 11. Juni. Der Voranſchlag der Gemeinde Roßdorf,
ab=
ſchließend mit einer Einnahme und Ausgabe von 128 493,88 Mk., liegt
zurzeit eine Woche lang auf der Bürgermeiſterei zu jedermanns
Ein=
ſicht offen.
M Schumann-Theater!
Frankfurt a. M.
Sensationeller Erfolg
Gastspiel des Ronacher-Theaters in Wien
mit der großen
Pracht-Ausstattungs-Revue
Nummer 165
überreicht. Die feine Widmung, auf filberner Plakete an dem Ray)
angebracht, zeigt, in welch hoher Weiſe dieſe Arbeit geachtet mehr
Beim Auseinandergehen ließ Pfarrer Berck den auswärtigen Beſimd
zum Dank für ihr Erſcheinen die vier Glocken läuten, und allge
wurde der Vierklang als wunderbar bezeichnet.
14 Bilder
150 Mitwirkende
RRtit
Nur Abend-Vorstellung.
Eintrittspreise von Mk. 2.— an. Vorverkauf an
der Tageskasse 10—1 Uhr und ab 3 Uhr, sowie
bei den bekannten Vorverkaufsstellen.
IV. 7721
* Roßdorf, 11. Juni. Zum letzten Male wurde am 2.
Pfingſtfeier=
tag das,, Lied von der Glocke” in der hieſigen Kirche von dem
Kirchen=
geſangverein und dem Salonorcheſter aufgeführt. Die überfüllte Kirche
zeigte, we h großes Intereſſe der Aufführung entgegengebracht
wurde. Herrn Rektor Heß gebührt für die Leiſtungen der Dank und
die Anerkennung der geſamten Gemeinde. Es verdient beſonders
her=
vorgehoben zu werden der Meiſter (Ludwig Meher), der ſeine Partien
wieder herrlich zu Gehör brachte. Hermann Rheinfrank, 1. Tenor,
Georg Felger, 2. Tenor, ſowie Heinrich Helfmann als Soloſänger
feſ=
ſelten die andächtig lauſchende Menge. Und unſerer beliebten
Soli=
ſtin Marie Koch gelangen die ſchwierigen Stellen wieder aufs
wunder=
barſte. Auch der Chor und das Orcheſter führten ihre Aufgabe gut
durch. Dem Kirchengeſangverein iſt es beſonders hoch anzuerkennen.
daß er ſich ſo in den Dienſt der Gemeinde ſtellt und die eingegangenen
Beträge zum Glockenfonds gegeben hat. Von dem Kirchenvorſtand
wurde nach der Aufführung dem Kirchenrechner Graf für die Verdienſte,
die er ſich durch die Förderung der Beſchaffung der neuen Glocken
er=
worben hat, ein wunderbares, großes Bild, „Volkslied” vorſtellend,
* Reinheim, 11. Juni. Für das 40. Heſſiſche
Kirchengeſar=
feſt, das bekanntlich am 29. d. Mts. hier gefeiert wird, tut ſich
gehendes Intereſſe kund. Zwölf Vereine der Umgegend bilden im
gottesdienſt, vormittags um 10 Uhr, einen Maſſenchor, der ſechs
aus reformatoriſcher Zeit ſtammende Lieder in die reich geglie=
Gottesdienſtordnung einfügen wird. Zahlreiche andere Kirchenges,
vereine werden durch Abordnungen vertreten ſein und an der um
12 Uhr ſtattfindenden Hauptverſammlung des Landesvereins ten”. Bei günſtigem Wetter wird die Nachverſammlung nachmiſt
halb 2 Uhr im Freien ſtattfinden, wobei Anſprachen, ein Maſſes,
und Sololieder der einzelnen Vereine viel Abwechslung bieten wes
Nicht unerwähnt darf auch bleiben, daß ſehr wahrſcheinlich der
Poſgut=
chov des Chriſtl. Vereins junger Männer von Darmſtadt am Feſt
nimmt und bei Gottesdienſt und Nachfeier, beſonders aber aucd
dem Feſtzug ſeine Weiſe erſchallen läßt.
Briefkaſiten.
J. H. 2. Auf Grund des 8 87, Abſ. 2 und 8 93 des Reichsbe
gungsgeſetzes in der Faſſung vom 30. Juni 1923 und nach Art, AII.
Geſetzes zur Aenderung des Reichsverſorgungsgeſetzes und anderer
ſorgungsgeſetze vom 22. Juni 1923 wurden mit Wirkung vom 1. Dow
ber 1923 die Grundbeträge an Verſorgungsgebührniſſen neu feſtgon=
Es betragen von dieſem Zeitpunkt an jährlich: 1. Grundrentenm
Schwerbeſchädigtenzulage bei einer Minderung der Erwerbsfähigkein
70 Prozent 84 Goldmark Grundrente und 30 Goldmark Schwerbon,
digtenzulage. Die Zuſatzrenten für einen Schwerbeſchädigten bei
Minderung der Erwerbsfähigkeit um 70—80 Prozent beträgt 216
mark. — Falls Sie unter Ausgleichszulage eine Pflegezulage verſt
ſo ſei angefügt, daß die Pflegezulagen wie folgt feſtgeſetzt ſind:
fache 270 Goldmark, erhöhte 360 Goldmark, höchſte 450 Goldmark.
E. U., hier. Der Austritt aus einer Religionsgemeinſchaft voll
ſich in den Formen des Geſetzes vom 10. September 1878; er gilt
dann mit Bezug auf finanzielle Beitragspflichten zu dem ſeithern
Verbande als erfolgt, wenn, en entſprechender Antrag beim Amtsgou
geſtellt wird. Dieſes teilt Fen Antrag dem Vorſtande der Neli;
gemeinſchaft mit. Der Austritt muß alsdann binnen 6 Wochen
der Antragſtellung beim Amtsgericht erklärt ſein, ſonſt gilt er als
erfolgt. Die perſönliche Beitragspflicht zu Gunſten der verloſſ
Gemeinſchaft erliſcht durch den Austritt, und zwar mit dem J.
ſchluſſe, wenn der Austritt in der 1. Hälfte des Jahres erfolgte anä.u
falls mit dem Schluſſe des folgenden Jahres. Beſonderes gilt himt
lich der Koſten eines außerordentlichen Baues. Sind Sie alſo be=
1922 ordnungsgemäß ausgetreten, ſo müſſen Sie dem Finanzamt
dem Kirchenvorſtand bezügliche Mitteilung machen.
Adut BielenAlEnr ſeife beich6t
„Kloro”
wie Klorm
Geſicht umd
Hände m”
kurzer Zeit rein weiß. Wirkſam erprobte unſchädliche Mittel ge
unſchöne Hautfarbe, Sommerſproſſen, Leberflecke, gelbe Flecke. 95
genauer Anweiſung in allen Chlorodont=Verkaufsſtellen zu haben
Die glückliche Geburt einer
gesunden Tachter zeigen
hocherfreut an
Theo Amendt
u. Frau Mathilde
geb. Jung
Darmstadt, 12. Jun 1924
Karlstraße 6,I. 767
Ihre am 14. Juni, nachm. 342
Uhr in der Stadtkapelle
ſtattfin=
dende Trauung beehren ſich
anzuzeigen
Leo Krämer
Grete Kuhl
Darmſtadt, Darmſtraße 43
17033
Nachruf.
Durch einen Unglücksfall am
30. Mai 1924 wurde aus unſerer
Mitte unſer treuer Mitarbeiter
und Kollege
(*17063
Herr
Ludwig Kunz
Maſch.=Techniher
im blühenden Alter von 23 Jahren
jäh aus dem Leben geriſſen. Wir
verlieren in ihm einen treuen,
auf=
richtigen Kollegen, der durch ſein
gleichbleibendes, freundliches
We=
ſen uns allen ſehr nahe ſtand.
Er wird in unſerer Erinnerung
fortleben. Ehre ſeinem Andenken.
Die Angeſtellten der Firma
Maſchinenfabrik Georg Goebel.
Todes=Anzeige.
Heute nachmittag entſchliefſanft
nach kurzem Leiden mein lieber
Mann; unſer guter Vater und
Großvater
Jakob Zimmermann
Eifenbahnſekretär i. R.
im 76, Lebensjahre.
Im Namen
der trauernden Hinterbliebenen:
Marg. Zimmermann.
Darmſtadt, Liebigſtr. 46, Mainz,
Engelskirchen, Frankfurt a. M.,
Dalheim, 11. Juni 1924.
Die Beerdigung findet Samstag,
vormittags 10 Uhr, auf dem
Wald=
friedhof ſtatt. (*17069
Dankſagung.
Anläßlich des Ablebens unſerer
un=
vergeßlichen
Frau Marie Kröhl
danken wir auf dieſem Wege allen für
die erwieſene Teilnahme und
insbe=
ſondere Herrn Pfarrer D. Waitz für
die Troſtworte am Grabe. (7764
Darmſtadt, den 12. Juni 1924,
Namens der trauernd. Hinterbliebenen:
Chriſtian Kröhl.
Für die herzliche Teilnahme
bei dem Heimgang unſeres
lieben Entſchlafenen ſagen wir
allen auf dieſem Wege
herz=
lichen Dank.
Im Namen der
trauernden Hinterbliebenen:
Johs. Grünewald
Dentiſt.
Lengfeld, Juni 1924. (rnnn
Todes=Anzeige.
Durch einen Unglücksfall wurde unſer guter Sohn
und Bruder
Ludwig Kunz
im 23. Lebensjahre von uns genommen.
Darmſiadt, 12. Juni 1924.
In tiefer Trauer:
Obervermeſſungsinſpektor M. Kunz und Familie.
Die Beerdigung hat in der Stille ſtattgefunden. (*17056
Nachruf.
Der über 7 Jahre als techniſcher Beamter bei
mir beſchäftigte
Ludwig Kunz
verſchied plötzlich und unerwartet infolge eines
Un=
glücksfalles.
Er war ein Beamter von großer Treue und
vorbildlichem Pflichteifer, der ſich durch ſein
beſchei=
denes, liebenswürdiges Weſen allgemeiner
Beliebt=
heit erfreute.
Sein Andenken werde ich in Ehren halten.
Direktion der
Gandenbergerſchen Maſchinenfabrik
7747
Georg Goebel
Darmſiadt.
Woog, 12. Junt 1924.
Waſſerhöhe . 3,85 m.
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7 Uhr 200 C.
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Ludwigs=
höhſtraße 54. (*17081
Todes=Anzeige.
Heute verſchied nach kurzem,
ſchwerem, mit Geduld ertragenem
Leiden im 38. Lebensjahre mein
innigſtgeliebter Gatte, der trei
ſorgende Vaterſeinerbeiden Kinder,
mein lieber Sohn, unſer braver
Bruder, mein herzensguter
Schwie=
gerſohn, unſer guter Schwagerud
Onkel
Ludwig Wagiet
Im Namen der Hinterbliebenen:
Frau Marie Wagner
geb. Büttner.
Darmſtadt, den 12. Juni 1924,
Arheilgerſtr. 80.
Die Beerdigung findet ſtatt ar
Samstag, den 14. Juni, 11
Uh=
vormittags, von der Kapelle des
Darmſtädter Friedhofes, Nieder=
Ramſtädterſtraße, aus. (770
1= u. 2tür.
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ſchrank, Brandkiſte,
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Waſchkomm.,
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Mummer 163.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 18. Juni 1924.
Seite 7.
Reich und Ausland.
ſuandestag des Allgemeinen Deutſchen Burſchenbundes.
—Goslar, 11. Juni. Vom 7.—11. d. M. tagte der Allgemeine
eritſche Burſchenbund (A.D.B.) anläßlich ſeines 41. Bundestags zum
igen Male in Goslar. Im Mittelpunkte der Tagung ſtanden die
Ver=
ud dlungen über die weiter einzuſchlagenden Wege zur Erreichung der
ir. den Bund als wichtigſt anerkannten Ziele der ſtaatsbürgerlichen
Er=
ennung und körperlichen Ausbildung ſeiner Mitglieder. Alle anderen
ub entiſchen Fragen haben vor dieſen für den Wiederaufſtieg unſeres
ſw erlandes in erſter Linie erforderlichen Vorausſetzungen zurückzutre=
Die Burſchenſchaften des A.D.B. wollen daher mit allen
vater=
mSiſch geſinnten Kreiſen zuſammenarbeiten, die das gleiche Ziel ver=
Ipen. Die Veranſtaltung ſportlicher Wettkämpfe ſoll ferner nicht nur
ie bisher auf dem Bundestag, ſondern nunmehr auch unter den
ein=
lyren Burſchenſchaften als ein zur Erreichung der wichtigen Aufgabe
r körperlichen Ertüchtigung geeignetes Mittel weiter gefördert und
xebaut werden. Auch der Reichsaußenminiſter Dr. Streſemann
tiente als Angehöriger des A.D.B. in ſeiner auf dem Feſtkommers
haltenen Bundesrede: Daß ſich das ganze Studentiſche aufzubauen
hs auf der Einheit der Nation. Die akademiſche Jugend ſoll in erſter
näe den Sauerteig abgeben für das werdende Deutſchland der Zukunft.
: Geiſtige wird immer führen, aber nur dann, wenn es im
Zuſam=
el=hange ſteht mit denen, die geführt werden ſollen. Wer Führer ſein
ih— muß alle achten, die ehrliche deutſche Männer ſind. Jeder Burſch
U auch dem die Hand reichen, dem nicht die Möglichkeit gegeben war,
Sen Quellen der Wiſſenſchaft zu trinken. Neben der Achtung vor den
lächſtrebenden iſt weiter erforderlich: die Achtung vor dem Staat.
Form des Staates kann man ändern. Wer aber den Staat
er=
zurrn will, muß ihn erſt anerkennen. Einigkeit aller Schichten des
Ees iſt die erſte Vorausſetzung für den Wiederaufſtieg unſeres
Vater=
ſoes. Setzen wir alſo bei allen einen ehrlichen Willen voraus und
eigen wir mit ihm unabläßlich, um das Volk vorwärts zu führen. S0. Arbeitslos geworden, ſuchte er ſich auf irgend eine Weiſe aus der
Geld=
uüde auch einſt der ganze Staat durch Wort und Tat gerettet, die aber verlegenheit zu helfen und kam ſchließlich auf den Einfall, ſich durch
rhen muß auf dem geiſtigen Erleben, andernfalls ſie nie etwas
räßes in der Geſchichte ſein wird. So wurde der Geiſt von 1813
uorgetrieben durch die Predigten eines Fichte, durch den Geiſt aller
e Reich nicht nur durch die Tat des Krieges, ſondern durch die
die geiſtige Wiedergeburt zu ſorgen, iſt, daß wieder ein einheitliches
awnales Empfinden das Volk durchſtröme. Die ſtudentiſche Jugend
nicht zuletzt der A. D.B. als einer der Träger des
burſchenſchaft=
hun Gedankens müſſen dabei hervorragenden Anteil nehmen.”
DDie herzliche Aufnahme des Bundes in der alten Kaiſerſtadt Goslar,
die rege Anteilnahme der Bürgerſchaft an dem ihr ungewohnten
ntiſchen Treiben, vor allem bei dem zur Ehrung der Bürgerſchaft
anuſtalteten Fackelzug veranlaßte den A.D.B., ſeine nächſte Tagung konnte Knebel und Feſſeln bald entfernen. Nachdem ſie etwas Kräfte
ſeherum in Goslar abzuhalten.
Tagung des Friedensbundes deutſcher Katholiken.
Am Sonntag, den 15. Juni 1924 findet eine Tagung des
Friedens=
uihes deutſcher Katholiken in Frankfurt a. M., im Kompoſtellhof,
Do=
kanergaſſe 1, ſtatt. Morgens 9½ Uhr Beginn der Betatungen über
Werbreitung der Friedensidee und die Wege zur Befriedung Euro=
8. Abends 7 Uhr große Verſammlung im großen Saale.
Domini=
gerpater Stratmann=Köln ſpricht über das Thema: „Wie ſteht der
ſtwolik zum Krieg?‟ Der Eintritt iſt frei, die Verſammlung ſo zeitig
wet, daß auswärtige Teilnehmer abends wieder zurückfahren können.
Große Dürre im Süden Rußlands.
EMoskau. Die im Süden Rußlands herrſchende ſtarke Dürre droht
/Saaten ſehr verhängnisvoll zu werden. Im Gouvernement
Podo=
nl hat ſich der Saatenſtand ſtark verſchlechtert. Auch ſind viele
Schäd=
aufgetreten. Gleiche Meldungen liegen aus Eliſawjetgrad vor, wo
Falls Schädlinge in großen Maſſen auftreten. Aus Roſtow a. Don
berichtet, daß dort ſchon ſeit mehreren Wochen hei ſtarker Hitze kein
giofen Regen gefallen iſt. Am meiſten von Schädlingen bedroht iſt
Sonbezirk. Die Bevölkerung iſt zum Kampf gegen die Heuſchrecken
fileboten worden.
R6
Weil diese Zahnpasta die Zähne nicht nur reinist,
sondern sie auch vor Schaden bewahrt und bis ins
hohe Alter gesund und widerstandsfähig erhält-
Unpolitiſche Tagesſchau.
Ein jäher Tod ſetzte am Pfingſtſonntag dem ruheloſen,
arbeits=
reichen Leben des Direktors der „Sociedad Colombia=Alemano de
Trans=
porte Aeros” zu Branquiſilia in Colombien, Herrn von Krohn, ein
Ende. Er iſt bei einem Probeflug eines neuen Flugzeuges zuſammen
mit vier Landsleuten und dem Generaldirektor der bekannten Bank
„Credito Mercantil” abgeſtürzt, ſo daß im ganzen
ſechs Perſonen bei dem Flugzeugunglück in Colombien ums Leben
gekommen
ſind. Herr von Krohn, ein aktiver preußiſcher Kavallerieoffizier, wurde
im Weltkrieg mit ſeinem Flugzeug von den Ruſſen abgeſchoſſen und
mußte drei ſchlimme Jahre in ruſſiſcher Gefangenſchaft verbringen. Als
dort im Lande die Rebolution ausbrach, entſchloß er ſich zur Flucht und
erreichte nach mancherlei Abenteuern glücklich die deutſche Grenze. Gleich
nach dem Abſchluß des Waffenſtillſtandes trieb ihn ſein raſtloſer Geiſt
nach Colombien, wo er ein Flugunternehmen eröffnen wollte. Die
Entente verbot ihm die Ausfuhr von deutſchen Flugmaſchinen nach
Südamerika. Herr von Krohn gab jedoch ſein Vorhaben noch nicht auf,
ſondern zerlegte die Flugzeuge und brachte ſie auf dieſe Art mit zwei
Begleitern glücklich nach dem anderen Erdteil. Sofort nach der Ankunft
in Südamerika organiſierte er eine Flugverbindung von der Hafenſtadt
Cartagena nach der columbiſchen Hauptſtadt Bogota. Unter reger
An=
teilnahme der Bevölkerung baute er ſein Unternehmen immer weiter
aus, bis es ſich im Laufe der letzten Monate über ganz Colombien
er=
ſtreckte. So iſt die „Sociedad=Colombia=Alemano de Transporte Aeros”
zurzeit die wichtigſte deutſche Fluggeſellſchaft im Auslande.
Am Dienstag fällte das Schöffengericht Berlin=Wedding einen
har=
ten, aber gerechten Urteilsſpruch über drei Männer, denen
ein Raubüberfall auf eine Greiſin
zur Laſt gelegt wurde. Der Hergang war etwa folgender: Bei der
70jährigen Frau Ihpron wohnte der Arbeiter Kniſpel als Schlafburſche.
einen Ueberfall auf ſeine alte Wirtin das nötige Geld zu verſchaffen.
Als Helfershelfer fand er bald zwei Bekannte, Matthies und Eggert, die
rar, die Urbäter der Burſchenſchaft geweſenz und Bismarck hat das ſich in ähnlichen Verhältniſſen wie er befanden. Nach Verabredung
er=
ſchienen die beiden Mitverſchworenen eines Morgens gegen 6 Uhr bei
der Wohnung der alte Frau Ihpron, und Kniſpel ließ ſie ein. Die
äge Vorarbeit der Burſchenſchaft ſchaffen können. Der erſte Schritt, ahnungslos im Bett ſchlafende alte Frau wurde an Händen und Füßen
gefeſſelt und ans Bett gebunden. Dann ſteckte man ihr einen Knebel in
den Mund, würgte ſie und hielt ihr ein mit Aether getränktes Tuch vor,
bis ſie völlig betäubt war. Nun konnte das würdige Kleeblatt die
Woh=
nung mit aller Gründlichkeit ausplündern und ſich hauptſächlich mit
An=
zügen und Wäſche beladen. Nun erwachte die Ueberfallene aber doch
eher, als es die drei Helden vermutet hatten, aus ihrer Betäubung und
geſammelt hatte, eilte ſie, ſo ſchnell es ihr Alter zuließ, zur Polizei und
klagte dort ihr Mißgeſchick. Zwei Stunden danach waren die Räuber
ſchon verhaftet, hatten aber die geplünderten Sachen bereits durch die
mitangeklaßte Arbeiterin Cortes, die Braut des Matthies, weiter
ver=
ſchoben. Die drei Räuber erhielte eine Strafe von je vier Jahren
Zuchthaus, acht Jahren Ehrverluſt und Zuläſſigkeit von Polizeiaufſicht,
während die Cortes wegen Hehlerei zu ſechs Monaten Gefängnis
der=
urteilt nurke.
An den Pfingſtfeiertagen konnte man in Berlin von einem
Hochbetrieb im Einbrecherhandwerk
reden. In Charlottenburg begegneten einem Kaufmann, als er in der
Nacht des erſten Feiertags zu ſeiner Wohnung zurückkehrte auf der
Treppe zwei junge Burſchen, die er jedoch nicht weiter beachtete. In
ſpäter Nacht wurde die Kaufmannsfamilie durch ein Ge=äuſch aus dem
Schlafe geweckt. Als ſie nach deſſen Urſache ſuchte, bemerkte ſie, daß
fremder Beſuch dageweſen war. Einbrecher hatten ein Stück aus der
Wohnungstür herausgeſägt, die Sicherheitskette abgenommen und waren
daraufhin in die Wohnung eingedrungen. Außer 800—900 Mark barem
Geld fielen den Tätern, die man in den beiden Burſchen vermutet, eine
Menge Wertſachen wie Empire=Kaffeekannen mit Zubehör, Likörbecher
mit Wappen, ruſſiſches Silberzeug uſw. in Höhe von 30 000 Mark in
die Hände.
In einem anderen Berliner Stadtteil hingen die Trauben etwas
höher. Dort gelang es den Dieben, das Kunſtſchloß im hohen
Erd=
geſchoß zu öffnen und Silberzeug und Schmuckſachen ebenfalls im
Ge=
ſamtwerte von 30 000 Mark zu erbeuten. Eine hohe Belohnung harrt
in beiden Fällen desjenigen, der die Täter und vor allem das geſtohlene
Gut überführt.
Sehr früh ans Werk gingen Diebe in einem Metallwarengeſchäft.
Sie hatten aber auch ein äußerſt ſchweres Stück Arbeit vor ſich, für die
ſie allerdings nur eine Beute in Höhe von 2000 Mk. als Lohn erhielten.
Sie krochen nämlich erſt in den Keller des betreffenden Hauſes und
durchbrachen dort das Deckengewölbe unter dem Metallwarengeſchift,
packten alle handlichen und wertollen Gegenſtände in einen großen
Reiſe=
korb und fuhren in einer Droſchke davon.
Griechiſche Fahrt.
Heimkehr.
Nur ſchwer bewegen läßt ſich am ſpäten Abend nach langer
ſchneller Fahrt über den hohen Paß von Amblema der Vorſteher
der kleinen nur aus dem Bahnhofsgebäude beſtehenden Station,
den Orientexpreß, der in einem Zweig heute die griechiſche
Hauptſtadt mit Weſteuropa verbindet, anzuhalten. Ein
energi=
ſches, nach dem acht Stunden Bahnfahrt entfernten Athen
geſand=
tes Telegramm bricht den Widerſtand des Beamten und die
be=
queme und elegante Einrichtung des Wagonlit nimmt den müden
Wanderer auf, der als einziger Deutſcher im ganzen Zug von
der ausſchließlich aus Franzoſen beſtehenden
Schlafwagenbedie=
nung mit ganz beſonderer, nicht erwarteter Liebenswürdigkeit
und Zuvorkommenheit behandelt wird. Der neue Morgen findet
uns ſchon an der ſerbiſchen Grenze in Gevgheli, einem,
man=
chem deutſchen Kriegsmann nicht mehr fremder Name. Auch
heute noch glaubt man hier im Kriege ſich zu befinden. Keine
Brücke, kein Bahnübergang bis Niſch iſt unbeſetzt, überall ſtarke
ſerbiſche Poſten, oft kreuzen uns Militärtransporte. Teils noch
aus dem Weltkriege, teils neu errichtet, ſtehen die öden
Draht=
verhaue. Die Serben erklären das ſtarke Aufgebot militäriſcher
Macht mit dem Bedenken vor Ueberfall bulgariſcher Banden. In
Ueskueb mit ſeiner ganz türkiſchen Bevölkerung, der
orientali=
ſchen Bauweiſe ſeiner Häuſer, mit Muſcharabiehs und flachen
Dächern, wundert man ſich erneut, daß der Friede von Trianon
auch dieſen Landſtrich den Serben zugewieſen hat, trotz des
feier=
lich proklamierten Nationalitätsprinzips. Von Belgrad, das der
Expreß am zweiten Morgen erreicht, bis Agram durcheilen wir
die fruchtbaren Ebenen Slavoniens und Kroatiens. Wundervolle
Pferde, die die nahe Nachtbarſchaft Ungarns verraten, Frauen
und Männer in der hübſchen bunten Tracht öſtlichen Geſchmacks,
tauchen vor den Fenſtern des dahineilenden Zuges auf,
ver=
ſchwinden. Auch dieſer Landſtrich — ein fetter Biſſen für das
Königreich, das den äußeren unmittelbaren Anlaß zum
Welt=
brand gegeben. Als die Sonne zum dritten Mal aufgeht,
be=
leuchten ihre Strahlen den Hafen von Trieſt und ungern verläßt
man zu früher Stunde den wohnlichen Zug. Bald entführt über
Abgründe und Bergeshöhen, an Wildbächen und Waſſerſtürzen
vorüber, den Wanderer die Alpenbahn nach Norden. Nun ſitzt
er zwiſchen Karawanken und Hohentauern, aber durch alle Nebel
(Schluß.)
leuchtet die ragende Burg von Athen.
Sottesdienſt der iſraelitiſchen Religionsgemeinde.
Hauptſynagoge (Friedrichſtraße).
Freitag, den 13. Juni. Vorabendgottesdienſt 7 Uhr 30 Min.
Samstag, den 14. Juni Morgengottesdienſt 8 Uhr 30 Min.
Sabbatausgang 9 Uhr 36 Min.
Wochentags=Gottesdienſt: „Morgens 7 Uhr. — Abends 7 Uhr,
Gottesdienft in der Eynagoge der Iſrgel. Religionsgeſellſchaft.
Samstag, den 14. Juni. Vorabend 7 Uhr 35 Min — Morgens
7 Uhr 45 Min. — Nachm. 5 Uhr. — Sabatausgang 9 Uhr 35 Min.
Wochengottesdienſt: Morgens 6 Uhr. — Nachm. 7 Uhr 30 Min.
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für Samstag, den 14. Juni:
Zeitweiſe aufheiternd, etwas kühler, ohne Niederſchläge von
Be=
deutung.
Tageskalender.
Landestheater, Großes Haus, Anfang 7 Uhr, Ende 9½ Uhr
(D 24, d 12): „Saul”. Kleines Haus, Anfang 7 Uhr, Ende 9½ Uhr
(Zuſatzmiete VII 11): „Die Entführung aus dem Serail”. — Union=,
Reſidenz=, Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Feuilleton und Heſſiſche Nachrichten: Max Streel=
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann.
Verantwortlich für Schlußdienſt: Andreas Bauer
Verantwortlich für den Inſeratenteil: Willy Kuhle
Druch und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Nummer hat 16 Seiten
Der Eiſenbahnſefretär. Heinrich
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Oarmſtadt, den 5. Jani 1924.
Der Oberbürgermeiſter.
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Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 13. Jnnf 1924.
Mumuter 16:1
Die Großſtadt,
das Verbrecherdorado.
Von
Kriminalkommiſſar Ernſt Engelbrecht, Berlin.
Es iſt eine bekannte Tatſache, daß die Großſtadt auf das
Ver=
brechertum eine ganz beſondere Anziehungskraft ausübt. Jeder
wirkliche Verbrecher drängt zur Großſtadt, und hier ſammeln
ſich deshalb gewöhnlich alle verbrecheriſch veranlagten Geſellen
der weiten Umgegend. Ein wirkliches, ein gewerbsmäßiges
Ver=
brechertum finden wir im allgemeinen auch nur in der
Groß=
ſtadt. Die Haupturſache für dieſe Abwanderung iſt der
Selbſt=
erhaltungstrieb des Verbrechers, der in der Klein= und
Mittel=
ſtadt weniger Gelegenheit hat, mit Erfolg ſeinen verbrecheriſchen
Plänen nachzugehen. Gewiß, auch die kleineren Städte haben
Geſetzesverächter aufzuweiſen, dieſe beſchränken ſich aber im
großen und ganzen auf kleinere Straftaten und gelegentliche
ein=
zelne Einbrüche. In der Kleinſtadt würde der ortsanſäſſige,
ge=
werbsmäßige Verbrecher ja auch dauernd Gefahr laufen, als
Täter erkannt zu werden. Der gewerbsmäßige Verbrecher kann
ſich deshalb in ſolch kleinen Städten im allgemeinen nicht halten,
er braucht die Großsadt, welche ihm eine beſſere Betätigung
ſei=
ner verbrecheriſchen Abſichten ermöglicht und ihn nach der Tat
leichter untertauchen läßt. Die Großſtadt iſt deshalb immer der
Sammelpunkt des Verbrechertums. Je größer die Stadt, deſto
vielſeitiger iſt die Verbrecherwelt, deſto ſicherer fühlt ſie ſich und
deſto ſchwerer iſt auch ihre Bekämpfung.
Wohl jede Großſtadt hat beſtimmte Gegenden, Straßen und
Lokale aufzuweiſen, in welchen die Verbrecherwelt ſich eingeniſtet
hat. Je bedeutender die Stadt, deſto umfangreicher ſind auch
dieſe Verbrechergegenden. Dementſprechend weiſen auch Berlin
und Hamburg zweifellos das zahlreichſte und gefährlichſte
Ver=
brechergeſindel auf. Die Hamburger Verbrecherwelt konzentriert
ſich hauptſächlich in dem mehr berüchtigt als bekannt zu
bezeich=
nenden St. Pauli, einem nahe der Altonaer Grenze gelegenen
Stadtteil. Schon die Lage St. Paulis begünſtigt das
Verbrecher=
tum ungemein. Dem verfolgten Verbrecher iſt ein Uebertritt in
das andere Stadtgebiet, der ihn theoretiſch häufig der Verfolgung
der zuſtändigen Polizei entzieht, ſehr leicht gemacht. Außerdem
bietet gerade St. Pauli mit ſeinen Maſſen von fragwürdigen
Lo=
kalen und lärmerfüllten Straßen das richtige Milieu für den
Verbrecher und ſeinen Anhang.
In Berlin bevorzugt das Verbrechertum mehrere Gegenden.
Als Hauptſammelpunkte der Verbrecherwelt ſind die Gegend des
Schleſiſchen Bahnhofs mit allen den vielen Zugangs= und
Seiten=
ſtraßen und das alte Scheunenviertel bis zum Oranienburger
Tor und Stettiner Bahnhof herauf anzuſprechen. Hier in dieſer
Gegend finden wir dementſprechend auch die großen Kaffee= und
Speiſelokale, deren Gäſte ſich faſt ausſchließlich aus den
Ver=
brecherkreiſen zuſammenſetzen. Am Schleſiſchen Bahnhof hat ſich
auch das polniſche Verbrechertum eingeniſtet, das in der Nähe
des Bahnhofs, der den hauptſächlichſten Verkehr mit ihrer
Hei=
mat vermittelt, geblieben iſt, und fich dort in Raubüberfällen,
Einbrüchen und anderen Straftaten betätigt. In dieſer Gegend
hat das Verbrechertum ſeinen Unterfchlupf gefunden, die vielen
dunkelen Lokale und der meiſt ſtarka Perſonenverkehr auf den
Straßen läßt es dieſe Gegend beſonders bevorzugen. Die
rieſi=
gen, unüberſichtlichen Mietskaſernen begünſtigen das zeitweiſe
Verſchwinden und den polizeilich unangemeldeten Aufenthalt
dieſer Geſellen. In den Nachmittags= und Abendſtunden ſind
dieſe Gegenden angefüllt mit Maſſen lärmender Menſchen,
be=
trunkener Männer, ſchmutziger Dirnen und ihrem ebenſo
un=
ſauberen männlichen Anhange. Die Koppenſtraße in
unmittel=
barer Nähe des Schleſiſchen Bahnhofs und im Scheunenviertel
die Münz=, Grenadier, Dragoner= Mulack= und
Schönhauſer=
ſtraße werden wohl hauptſächlich ebenfalls von ſolchem Geſindel
bevölkert. Ein kleiner Unterſchied findet ſich allerdings auch hier:
je näher es zum Weſten geht, deſto beſſer ſcheint das Publikum,
und auch die Verbrecherwelt hat Anteil an dieſen Unterſchieden.
Während am Schleſiſchen Bahnhof das allergemeinſte
Geſin=
del verkehrt, finden wir im Scheunenviertel und in den Straßen
nach dem Oranienburger Tor zu doch immerhin anſtändigere
Verhältniſſe. Am beſten kann man das ſehen, wenn man die
Nacht=Verbrecherlokale, die ſogenannten Nachtkaſchemmen,
mit=
einander vergleicht. Alle die vielen derartigen Lokale in der
Koppenſtraße können doch kaum einem Vergleiche mit denen in
der Auguſtſtraße oder Linienſtraße ſtandhalten. Dieſen
Unter=
ſchied kann man auch in dem Verkehr der Proſtitution erkennen.
Derartige ſchmutzige, widerliche Weiber wie am Schleſiſchen
Bahnhof und in der Münzſtraße trifft man gottlob in Berlin
ſonſt nirgendwo an. Gewiß, Verbrecher verkehren überall, aber
ihr nach außen hin verhältnismäßig anſtändiges Auftreten dort
ſteht in angenehmem Kontraſt zu dem üblen Treiben am
Schle=
ſiſchen Bahnhof.
Dieſe Kaſchemmen haben für die Verbrecherwelt eine ganz
beſondere Bedeutung. Die einzelnen Verbrecher haben ſich an
ihre Stammkaſchemmen derart gewöhnt, daß ſie wohl alltäglich
und allnächtlich dort zu finden ſind, ſie ſind ihnen tatſächlich
Art Heimat geworden. Hier in dieſen Kaſchemmen treffem
alte Komplizen wieder und friſchen ihre Erinnerungen auf. .
hier wird dann auch wieder das neue „Ding” beſprochen.
zum frühen Morgen finden wir hier Betrieb, oft miſcht ſich
das Lärmen der betrunkenen Gäſte mit dem Glockengeläute.
zum Vormittagsgottesdienſt ruft. Bemerkenswert iſt, daßs
einzelnen Gattungen des Verbrechertums auch immer ihreg
ſonderen Lokale zu ihrem Treffpunkt gemacht haben.
Von beſonderem Intereſſe iſt das Leben und
Treibe=
ſolchen Kaſchemmen. Oft geht es hier ſehr gemütlich und
anſtändig zu. Der „Boſt” der Wirt, ſorgt dafür, daß auchau
ſtändiges Publikum, das ſich aus Neugierde hereingewagt
unbehelligt bleibt, und daß auch der allgemeine Ton der U-,
haltung nicht zu gemein wird. Der „Boſt” iſt bei ſeinen G.70
ſehr gefürchtet, er übt mit Unterſtützung eines „Rausſchmeißßn
immer eine gefürchtete Hauspolizei aus. Und, ſo eigenartig
e=
auch der gewalttätigſte Verbrecher hütet ſich vor ernſten Koxz0
ten mit dem „Boſt” und reſpektiert deſſen Wünſche. Bei
nungsverſchiedenheiten halten ja auch die anderen Verbresu
gäſte immer zum Wirt, dem ſie dankbar ſind, daß ſie eine wom
„Bleibe” haben. Die Kaſchemme darf beſtimmungsgemäß u
Kaffee und alkoholfreie Getränke ausſchenken, trotzdem kanmp
Gaſt wohl aber immer auch ſeine Flaſche Bier bekommen; aug
dings muß er das Bier als „kalte Bouillon” beſtellen. Daßß)
Zuſpruch in dieſen Kaſchemmen im Winter ſtärker iſt alsz
Sommer, iſt erklärlich. Regen und Kälte zwingen oft den
brecher, die trockene und warme Kaſchemme zu beſuchen. Anu/
iſt das im Sommer, dann ziehen viele von ihnen ein Qugn
im Grünen” dem Lokalaufenthalt vor. Auf den Bänken
Straße „Unter den Linden” im Tiergarten und in and
Parkanlagen der Stadt übernachten dann dieſe Geſellen
und=
fährden in erhöhtem Maße die Sicherheit dieſer Anlagen.
Viele von dieſen Leuten haben überhaupt keine Wohn;
tagsüber treiben ſie ſich als Bettler oder Hausſänger in
Stadt herum, und nachts verſuchen ſie, in ſolchen Kaſchem.e
oder auch in Warteſälen der Bahnhöfe ein wenig Schlaf zu finug
Die Kriminalpolizei richtet natürlich dauernd ihr beſond a4
Augenmerk auf dieſe Kaſchemmen. Oefters dringt ſie überraſ4./
ein, verbringt die Gäſte in Laſtautos zum Polizeipräſidium
nimmt hier eine eingehende Prüfung ihrer Perſonalien vor, 10
faſt immer iſt der Kriminalpolizei dann ein guter Fang bei
den, wohl immer findet ſie unter den Siſtierten eine größere
zahl Perſonen, die von der Polizei= oder Staatsanwaltſchaud
behörde geſucht und ihr eine willkommene Beute werden.
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haben im Darmſtädter Tagblai.
großen (rfolg
[ ← ][ ][ → ]Bahrg., Nr. 8
Dor0
Hochſchulbeilage des Darmſtädter Tagblatts
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
13. Juni 1924
die deutſche Studentenſchaft
Aufgaben und Löſungen.
Von
Dipl.=Ing. G. Strecker.
Liie deutſche Studentenſchaft” — gemeint iſt nicht die Summe
dr die an deutſchen Hochſchulen ſich die Ausbildung für die
Aüung eines akademiſchen Berufes erwerben, die Summe
Hemgetragenen Studierenden. Unter „Deutſcher
Studenten=
ſſe”” iſt gemeint die große Organiſation der heranwachſenden
Sim der akademiſchen Kulturgemeinſchaft deutſcher Zunge
wdeutſcher Art, nicht eng gebunden an die Landesgrenzen,
ſeenn darüber hinaus zuſammengefügt durch das Bekenntnis
ab iſamer Kultur, gemeinſamer Sprache. Dieſen Begriff ſo
95n. heißt ſofort die Frage aufwerfen, ob dieſe
Studenten=
worhanden iſt, vorhanden im Sinne einer einheitlichen
Ge=
ſiurg, einer gemeinſamen Einſtellung den Dingen des
akade=
nm Berufes und der akademiſchen Bildung gegenüber, ob
ᛋᛋ üner „Deutſchen Studentenſchaft” im Sinne eines Pro=
9ris geſprochen werden kann, deſſen Träger und Vertreter
Hpiizelne Student iſt, ſo wie etwa der Student der achtund=
Ubihrer Jahre der Vertreter des großde
izmr, „Deutſchen Studentenſchaft” zu einer großen Organiſation
z/ſurnengeſchloſſen ſind. Es bleibt zu unterſuchen, wieweit
de worhandene Einrichtung der gegebenen und noch weiter
z// ickelnden Begriffsbildung einer deutſchen Studentenſchaft
afſzundemiſcher Kultur= und akademiſcher Weſensgemeinſchaft
giteg.- — An Verſuchen zur Bildung einer ſolchen
Studenten=
ſ98 wat es nicht gefehlt. Fichtes Worte von dem Zweck der
Uni=
vlſeat: „Die Univerſität iſt die ausdrücklich für die Sicherung
ſelnunterbrochenheit und Stetigkeit des Fortſchrittes der
Gßel=bildung der Menſchheit getroffene Anſtalt, indem ſie
der=
eBe Punkt iſt, in welchem mit Be
gißer Zeitalter übergibt, damit auch dieſes dieſelbe vermehre
uſ är dieſer Vermehrung ſie übergebe dem folgenden und ſo
füpräs an das Ende der Tage” —, dieſe hohe Auffaſſung von
diwWBeſen der Univerſität, von der Einheitlichkeit aller
wiſſen=
ſoglächen Forſchung, von dem Selbſtzweck akademiſchen
For=
jdhs und Wiſſens, der weit über die Aneignung des Wiſſens
füri nährendes Auskommen hinausgeht, hat oft in der
Stu=
dirwſchaft freudige Bejahun
dſſalztzten Jahrzehnten bietet immer und immer wieder das
Bſiuaß die hohe gemeinſame Aufgabe der akademiſchen Jugend
eyuns wird, daß, meiſt ſtürmend und drängend, wie es ja gar
nſ” rnders möglich ſein kann, Gedanken, Vorſchläge, Taten
eynhren, daß mitunter, wie 48, die Studentenſchaft in ihrer
gysn. Mehrheit ſich zum Träger eines gemeinſamen Zieles
ent=
wnit, das der einzelne in ſich trägt. Dann wieder entſtehen
(ße ſtrömungen, das Erreichte erſtarrt, wird zur Form, die
ſrei tenſchaft zieht ſich zurück auf ihr eigenes Leben, kehrt
züeßum reinen Studienbetrieb. Es mutet jedoch traurig an,
dare deutſche akademiſche Jugend, der gegebene Quell einer
inm: wieder ſich erneuernden Kultur, niemals die Bedeutung
ingenerem Daſein als Volk gewinnen konnte, wie dies etwa
dAnellung der deutſchen Hochſchule und der deutſchen
Auf=
füzſ, von ihr innerhalb der Struktur unſerer geiſtigen
Lei=
ſtymsüähigkeit und der Bildung entſpräche. In den letzten
Iſrzehnten hat es viele Anfätze gegeben, aus dem Zuſtand der
ſtargezogenheit auf ſtudentiſche Belange und Gebräuche, aus
ddnoividualiſtiſchen Einſtellung auf das Studilm als
Aus=
byAng zu einem nährenden Berufe herauszukommen, durch eine
Mleetebung des ſtudentiſchen Selbſtbewußtſeins, durch-Stel=
Iuw großer Ziele der deutſchen Studentenſchaft die Wege zu
eilſt ammer wieder ſich erneuenden Rückwirkung auf unſeren
Ziſtanguſtand zu öffnen. Das Fehlſchlagen dieſer Verſuche
be=
wik;icht, daß die Möglichkeit einer ſolchen Entwicklung
über=
hdut nicht vorhanden war, denn die Verſuche ſind immer
wie=
ddnn 2 großer Einſeitigkeit und unter ſehr ſcharfer Ablehnung
d9u3eeiehenden gemacht worden, wie es denn immer der Fehler
ſtynusſchen Wollens iſt, ſobald dies Wollen über die Mauern
döxt hſchule hinausgeht, ſich ſelbſt als den Mittelpunkt der
ſchheu den Kräfte zu ſpüren. Die Stellung, die die
Studenten=
ſd½ mm Rahmen unſerer geiſtigen Heranbildung, des
Geiſtes=
leſchs der Nation, des Bildungszuſtandes unſeres Zeitalters
hdxſ) bedeutend, da aus ihr alle tragenden Kräfte hervorgehen
ſort;; ſie iſt aber nicht überragend, da die eigentlichen Träger
nüſlin ſtudentiſchen Kreiſen zu finden ſind. Immerhin muß
H/ enkannt ſein, daß in der Jugend einer Nation ihr
Schick=
fa lſhloſſen liegt. Die Einſtellung, die der jugendliche
Stu=
damzz den großen Fragen unſeres Geiſteslebens und
Kultur=
zuſſnwes ſich bildet, werden die Richtung ſein für die
Entwick=
luiſn zn allem weiteren. Und hier erſchließt ſich der „Deutſchen
Sißten tenſchaft” als organiſcher” Organiſation, nicht als
geptiß chaftlicher Zuſammenſchluß, ein weites — faſt allzu weites
uyſsntcht erkennbares — Feld.
enn man der „Deutſchen Studentenſchaft” Aufgaben
zu=
vo ſind ſie deutlich zu trennen in ſolche, die die reinen
e der Studierenden, hauptſächlich ſolche materieller
betreffen, und in ſolche, die vorausſetzen, daß
wäger der Organiſation ſich über die Stellung der
nrenden innerhalb der Geſamtheit klar geworden ſind, daß
ſren, wie der Einzelne in die Entwicklung des Ganzen
ein=
ſam ſei. Erſteres ſind alſo Aufgaben, um dem einzelnen
emtten ſein Studium zu ermöglichen, oder ſeine perſönliche
slage zu erleichtern. Letzteres ſind Fragen der Erziehung,
ffgabe, die Einzelnen in den Kreis einer bewußten
em tenſchaft hineinzuziehen, den Geiſt der Wiſſenſchaft in
ſurgen Studenten zu pflanzen, in dem Heranwachſenden die
ugung groß werden zu laſſen, daß über allem Lernen und
für ſein Fortkommen etwas größeres ſteht: die Arbeit an
Bfildungs= und Kulturzuſtand der Nation.
beiden grundverſchiedenen Gebiete ſeien als „materielle‟
u8 „geiſtige” von einander geſchieden. Den erſten Kreis
Mfgaben, die materieller Natur ſind, vermag eine
gewerk=
d
ſch witſche Organiſation zu löſen. Es dreht ſich darum, dem
SStemten zu einem erſchwinglichen Preiſe zu eſſen zu geben,
diſſizeſſoürfniſſe ſeiner Lebenshaltung ihm preistvert zur
Ver=
fü ü4 gi zu ſtellen, ihm Gelegenheit zum Nebenerwerb zu geben,
ih ſ=nudienfahrten zu ermöglichen, ihm Beziehungen zur
Pra=
ihzrgeröffnen, Studienmaterial für ihn zu beſorgen, kurz alles.
unm m eine Konzentration auf ſein Studium zu ermöglichen.
Sitmweck kann dieſe Organiſation nie ſein, etwa der, durch
ihläilfe die „Standes’intereſſen zu vertreten und zu wahren.
/inſtellung wird gerade jetzt vielfach vertreten, ſie
ver=
der gegen den Geiſt, in dem alle dieſe materiellen
Ein=
en getroffen worden ſind: der Mithilfe zu dem größeren
ukademiſche Bildung zu pflegen. Abgeſehen von dieſer oft
fgefaßten Zweckbeſtimmung, liegen die Aufgaben
die=
klar. Trotzdem bedarf es einer großen Kraft, ſie zu
ver=
whiyen. Viel ſchwerer zu umreißen ſind die Aufgaben gei=
Zunächſt wird immer wieder der Fehlſer gemacht,
In der erſten Aera des höheren Menſchengeſchlechtes
gilt die Tapferkeit als die vornehmfie der Tugenden,
in der zweiten die Gerechtigkeit, in der dritten die
Mäßigung, in der vierten die Weisheit. In welcher
Aera leben wir? In welcher lebſt Du?
Nietzſche.
die geiſtigen Belange der „Studentenſchaft” als einen
Propa=
gandadienſt anzuſehen, der etwa geiſtiges Wiſſen oder Bildung
aus dem Rahmen der Hochſchule heraus und in die Glieder der
Geſamtnation hineinzutragen hätte, oder der irgend eine
außer=
halb des Akademiſchen liegende Idee, die ungebrochene
Stoß=
kraft der Jugend zu Hilfe nehmend, zu verfechten hätte. Beides
iſt fehlerhaft. Es liegt nicht im Geiſte der Hochſchule, ihren
Rahmen zu ſprengen und ſich mit Angelegenheiten zu behaften,
die ihrem eigentlichen Ziel, das die oben zitierten Worte Fichtes
gut umreißen, nicht identiſch ſind. Gerade das Bewußtſein,
„die ausdrücklich für die Sicherung der Ununterbrochenheit und
Stetigkeit des Fortſchrittes der Geiſtesbildung der Menſchheit
getroffene Anſtalt” zu ſein, wendet die Hochſchule ihrem in ihr
liegenden Aufgabenkreis zu, läßt ſie wiſſen, daß die
Beſchäfti=
gung mit dieſem gerade die höchſte Befruchtung für die Umwelt
ſein wird, daß die großen Fragen der Entwicklung innerhalb
des Kulturlebens der Nation der Beeinfluſſung durch die Pflege
der akademiſchen, die Dinge nicht um ihren perſönlichen Wert
ver=
folgenden Einſtellung bedürfen.
Es hat ſeit langem keine Zeit mehr gegeben, die ſo die
An=
ſtrengung des höchſten geiſtigen Wollens gefordert hätte, die ſo
von einem Zeitalter eine neue „universitas”, eine neue
Kultur=
grundlage gefordert hätte. Und dieſe Erkenntnis muß der
„Studentenſchaft” die große Richtung, den ſtarten Schwung, aber
auch die ſcharfen Grenzen geben. Die nächſten Generationen
Deutſchlands müſſen eine Brücke finden von dem ungeheuren
Einzelwiſſen der Teilgebiete über endloſe neue Möglichkeiten,
die die moderne Technik geſchaffen und immer weiter ſchafft, zu
einem neuen Kulturzuſtand. In dem jetzt heranziehenden
Zeit=
alter wird es ſich entſcheiden, ob der abendländiſche Menſch aus
der Formloſigkeit und Vielgeſtaltigkeit ſeiner Umwelt, aus dem
verworrenen und unklaren Zuſtand aller Bevölkerungs= und
Er=
nährungsprobleme heraus noch einmal eine Syntheſe findet, ob
er aus dem äußeren Aufſchwung ſeines Wiſſens und materiellen
Könnens heraus wieder zu einer einheitlichen Beherrſchung des
Geiſtigen, zu einer Geſchloſſenheit zurückzukehren vermag. Es
heißt nicht träumeriſch an das Volk der Dichter und Denker
appellieren, ſich an dieſe große Aufgabe heranzumachen, ſondern
es iſt einfach eine Frage der Selbſtgeltung, der nackten
Selbſt=
behauptung, ſich an dieſe Frage zu wagen, da die Exiſtenz des
Abendlandes mit allen Völkern des Abendlandes daran hängt.
Es wird nicht um die Frage gehen, wer von den abendländiſchen
Völkern am meiſten Eiſen und Kohlen hervorbringt, wer die
großen Verbindungen findet, obwohl dieſe Fragen gerade im
geiſtigen Deutſchland viel zu oft unterſchätzt werden; es fragt
ſich einfach, ob eines der abendländiſchen Völker noch einmal
Menſchen in ſeinen Reihen zu entwickeln vermag, die die
Ver=
tvorrenheit unſeres Wiſſens, unſeres Kulturzuſtandes, der von
vielen als „Kultur”=Zuſtand ja ſchon in Abrede geſtellt wird, das
Durcheinander der ſozialen Struktur, kurz die ganze, durch den
Werdegang der letzten hundert Jahre geſchaffene Lage zu
mei=
ſtern vermag. Und dieſe Löſung vollzieht ſich auf geiſtigem
Ge=
biete, wenn ſie möglich iſt. Aus der übergroßen Menge des
Wiſſens wieder ein Kulturkönnen zu formen, das neu geſchaffene
zu verarbeiten, zu ordnen, zur Einheit werden zu laſſen, das iſt
die Aufgabe, die der Pflege der Univerſität in dieſem Rahmen
zugewieſen iſt. Und ſie kann nur gelingen, wenn eine akademiſche
Kultur vorhanden iſt, wenn die Glieder der Univerſität,
beſon=
ders die Lernenden, dieſe große Einſtellung finden, wenn ſie immer
und immer wieder erkennen, daß ſie nicht nur um ihres eigenen
Fortkommens willen, ſondern um einer der größten Aufgaben der
Nation und der abendländiſchen Menſchheit willen ſich um eine
geiſtige Einſtellung, um die Geſamtbildung einer Nation zu
be=
mühen haben. Dieſe Auffaſſung zu pflegen, die neuen Studenten
zu ihr heranzubilden, das iſt die große, ich möchte faſt ſagen
ge=
ſchichtliche Aufgabe der „Deutſchen Studentenſchaft”. „Ich
kenne wenig erhabenere Ideen, als die Idee dieſes allgemeinen
Einwirkens des ganzen Menſchengeſchlechts auf ſich ſelbſt, dieſes
beharrlichen Lebens und Strebens, dieſes Wetteifers, zu nehmen
und zu geben, das edelſte, was den Menſchen zuteil werden kann;
dieſes allgemeinen Eingreifens zahlloſer Räder ineinander, deren
gemeinſame Triebfeder die Freiheit iſt, und der ſchönen
Har=
monie, die daraus entſteht. Wer Du auch ſeiſt, ſo kann jeder
ſagen. . . . Du biſt doch ein Mitglied dieſer großen Gemeinde,
durch welch unzähligen Mitglieder die Einwirkungen auch
fort=
gepflanzt werden — ich wirke darum doch auf Dich und Du wirkſt
doch auf mich”, ſagt Fichte über dies Streben der Univerſität zu
dem hohen Ziel; und wir wiſſen heute, daß unſer Erfolg die
Zukunft unſerer Nation dazu iſt.
Iſt nun die beſtehende „Deutſche Studentenſchaft” imſtande,
dieſe beiden großen Aufgabenkreiſe zu erfüllen? Vorbereitet
von der alten „Freien Studentenſchaft” iſt die große
Organi=
ſation der Deutſchen Studentenſchaft ins Leben getreten, als die
reif gewordenen Studenten aus dem Felde z irückkehrten. Die
Organiſationen der „Freien Studentenſchaft” gingen in den
neuen der größeren Gemeinſchaft unter. Unter em Zwang der
Verhältniſſe entwvickelte ſich der materielle Aufgabenkreis immer
weiter, führte zu Erfolgen und immer größeren Leiſtungen. Die
wirtſchaftliche Unterſtützung des Studenten gelang in den
Nach=
kriegs= und Inflationsjahren. Eine neue Form akademiſchen
Lebens ift der Allgemeinheit offenbar geworden: Die Arbeit zum
Wohle, zunächſt allerdings nur zum materiellen Wohle, der
Ge=
ſamtheit. Und dieſe Einrichtungen: Studentenheii,
Lebens=
mittelbeſchaffung, gemeinnützige Kaſſen, Arbeitsvernittelung,
eigene Werkſtätten und noch eine ganze Reihe von Nelierungen
werden ſich ſicher in der einen oder anderen Form als von dem
Begriff ſtudentiſchen Lebens untrennbar erhalten. Die
materiel=
len Aufgaben ſind zu einer befriedigenden Löſung geführt
wor=
den. Nicht ſo die geiſtigen. Mit großer Begeiſterung und mit
großem ſittlichem Ernſt wurden dieſe Aufgaben von den
Grün=
dern der Deutſchen Studentenſchaft” auf dem erſten
Hochſchul=
tag in Würzburg 1919 erkannt, oder doch wenigſtens gefühlt.
Aber ſchon damals wurde der Fehler gemacht, dieſe Ziele nicht
klar genug zu erfaſſen, ſie zu vertiefen und vor allem,
zu begrenzen. Schon in der erſten, der Würzburger Verfaſſung,
fand ſich ein Paſſus, der zum wenigſten von vielen ſo aufgefaßt
terden konnte, daß die kulturellen Aufgaben der „Deutſchen
Studentenſchaft” in irgend einer Propagandatätigkeit beſtehen
ſollten, daß die deutſche Studentenſchaft berufen ſei, die Nation
unmittelbar zut zunterr iehten yber, ivie es ſpäter aufgelaßt wurde,
beſtimmte Anſichten in ihr zu vertreten. Es zeigte ſich ſehr bald,
daß dieſe Aufgabenſtellung nicht genug durchgearbeitet war, um
Kräfte für ſich zu konzentrieren. Die „Deutſche Studentenſchaft”
fand nicht die Kraft, außer der Löſung der materiellen Aufgaben
und der Ueberwindung eines heftigen Streites wegen der
Juden=
frage poſitive Kräfte aufzubringen. Es zeigte ſich ſehr bald,
daß die politiſchen Anſchauungen — ich meine nicht die
partei=
politiſchen, obwohl die bedauerlicherweiſe auch hineinſpielten,
ſondern die Auffaſſung vom Staat und dem Leben der Nation —
die Studentenſchaft ſpalteten. Die Judenfrage blähte ſich aus
Mangel an der Erkenntnis anderer Aufgaben zu einem
unüber=
windlichen Hindernis auf. Es kam vorübergehend zu einer
Spaltung, dauernd zu einer vollkommenen Lähmung der beſten
Kräfte, zu einem Abwenden von aller kulturellen Tätigkeit. Und
heute iſt das, was als kulturelle Tätigkeit getan wird, nur eine
reine Propagandatätigkeit, von dem einen als gut getan, von
dem anderen als ſchlecht verworfen. Es bleibe, ununterſucht,
was gut und was ſchlecht ſei. Es genügt, darauf hinzuweiſen,
daß die eigentliche Aufgabe, die Erweiterung und Vertiefung der
Auffaſſung von Studententum, die Mithilfe an einem Gedeihen
der Nation an der Stelle, wo die Studentenſchaft ſteht, und die
nur ſie löſen kann, eben weil ſie die Studentenſchaft iſt, daß das
alles vollkommen brach liegt. Die „„Deutſche Studentenſchaft”
hat ihre geiſtigen Aufgaben bis heute nicht erfüllt.
Und doch ſind ſie brennender als je! Man mag ſagen, es
gibt andere, berufenere Inſtanzen, die hier einwirken. An erſter
Stelle ſind die Hochſchullehrer berufen, die Jugend zu den großen
Aufgaben des Zeitalters geeignet zu machen, der Staat, um die
Möglichkeit hierzu zu ſchaffen und zu pflegen. Gewiß! Es kann
aber nur das, was ein junger Menſch dem anderen tut, die
Um=
gebung, die er ihm bietet, die Einſtellung, mit der er ihm
ent=
gegentritt, die Art und Weiſe, wie er ſich zu ſeinem Studium
verhält, kein anderer erſetzen. Iſt es in deutſchen Hochſchulen
gang und gäbe, hohe Ziele zur Grundlage ſeines Studiums zu
machen, dann wird ſich der junge Menſch anders entwickeln, als
wenn die Auffaſſung vorherrſcht, das Studium ſei zum
Brot=
erwerb da, oder die Studienzeit ſei die Zeit ungebundenſter
Frei=
heit. Welch naheliegenden Aufgaben bieten ſich hier der örtlichen
wie der großen deutſchen Studentenſchaft! Wie wichtig iſt es, die
ſich jetzt aus ganz verſchiedenen Kreiſen und Schichtungen
er=
gänzende Studentenſchaft in ihre Aufgaben einzuweiſen und zu
ihrer Beſtimmung reif zu machen! Wie groß ſind die
Grenz=
gebiete zwiſchen den Aufgaben der Lehrer und der Lernenden,
wo die gegenſeitige Berührung und das Empfinden, daß beide
Seiten ein Ziel erkannt haben und einen Weg verfolgen, die
größte Förderung ergibt! Wie wichtig iſt es, daß die
Studenten=
ſchaft an der Hochſchulreform mitarbeitet, die die
Weiterentwick=
lung unſeres Wiſſens zu einer neuen „universitas” abzielt!
Von welch unberechenbarer Bedeutung iſt es, wenn eine geſchickte
und freundliche Hand den jungen Menſchen dazu anhält, nicht
nur für ſeinen Beruf das beſte Wiſſen zu wollen, ſondern an der
Hochſchule mit dem Stande und der Entwicklung unſerer ganzen
Bildung, unſeres kulturellen Ausdrucksvermögens Fühlung zu
nehmen! — Die wichtigſte Aufgabe ſteht der „Deutſchen
Studen=
tenſchaft” noch ungelöſt bevor!
Porſitzertagung und Schulungsſooche
des Deutſchen Hochſchulrings.
Von
Heinrich Weber, cand. eledtr.
Die Hochſchulringe Deutſcher Art veranſtalteten zu Danzig
und Königsberg eine „Oſtmärkiſche Schulungswoche” zu
Marien=
burg i. Weſtpr., um weiten ſtudentiſchen Kreiſen die Fragen des
deutſchen Oſtens näher zu bringen. Der Deutſche Hochſchulring
hatte ebendahin eine Vorſitzertagung einberufen.
Ueber 60 Herren, von faſt allen Hochſchulen des deutſchen
Sprachgebietes, waren zur Vorſitzertagung erſchienen und
wur=
den, ebenſo wie die ſpäter zur Schulungstagung eintreffenden
Herren, von der Marienburger Bevölkerung aufs herzlichſte
auf=
genommen und gaſtfreundlich bewirtet. Herr Dr. Stadtler
eröff=
nete die Tagung mit 2 Referaten über die außenpolitiſche und
innenpolitiſche Lage. Am folgenden Tage begannen nach einem
Referat des Herrn Kleo Players „Die völkiſche Bewegung”, die
Beratungen, die ich in 3 große Punkte: Allgemeine Fragen,
Or=
ganiſation und Richtlinien der kommenden Arbeit,
zuſammen=
faſſen möchte.
Einen breiten Raum füllte die Klärung der Austvirkungen
der Münchener Vorgänge. Es wurde hier ſowohl in der
katholi=
ſchen Frage, deren Weiterbehandlung katholiſchen Kommilitonen
vorbehalten bleibt, wie auch in der Frage der „Deutſchvölkiſchen
Studentenbewegung” Klarheit für die künftige Arbeit geſchaffen.
Als Ergebnis dieſer Beratungen iſt feſtzuſtellen, daß
konfeſſio=
nelle Streitigkeiten der völkiſchen Bewegung ſchroff widerſprechen,
daher innerhalb des Hochſchulrings für ſie kein Raum vorhanden
iſt. Die religiöſen Kräfte der völkiſchen Bewegung ſollen
viel=
mehr dazu beſtimmt ſein, ſowohl im katholiſchen, als auch im
evangeliſchen Deutſchen das religiöſe Erleben zu ſteigern.
Ver=
tiefung des Wiſſens um die Grundlagen eines völkiſchen Staates
und Erziehung zum völkiſchen Staatswillen, ſollen weiterhin
für die Arbeit des Hochſchulrings beſtimmend ſein. Von der
deutſch=völkiſchen Studentenbewegung wird erhofft, daß ſie in
Kurzem wieder im Hochſchulring aufgeht, da ſie nach allgemeiner
Feſtſtellung kein neues Moment in die völkiſche
Akademikerbe=
wegung hineingetragen hat. Dies wäre möglich, wenn es ihr
ge=
länge, ſtarke völkiſche Freiſtudentengruppen innerhalb des
Hoch=
ſchulrings zu bilden, alſo auf weitere freiſtudentiſche Kreiſe
an=
regend und zuſammenfaſſend einzuwirken, um aus deren Reihen
dann der völkiſchen Akademikerbewegung aktiv tätige Kräfte
zu=
zuführen.
Da der ſeitherige Aufkau der einzelnen Hochſchulringe
man=
cherorts eine erſprießliche Tätigkeit erſchwerte, wurden
Richt=
linien für eine Neugeſtaltung durchgeſprochen, die im Laufe dieſes
Semeſters durchgeführt werden. Das ſeitherige Wahl= und
Ver=
treterſyſtem für die örtliche Leitung hatte den Nachteil der
zwangsläufigen Zuſammenſetzung derſelben durch außerhalb
der Hochſchulringbewegung und Arbeit liegende Intereſſen, die
die Fortführung der Arbeit und ihre Entwicklung hemmten.
Die=
ſer Nachteil ſoll durch ein ſozialariſtokratiſches Führertum
be=
ſeitigt werden. Freiwillige Mitarbeit wird der Bewegung die
beſten Kräfte zuführen und eine Führerauswahl ohne Rückſicht
auf fremde Intereſſen ermöglichen. Die hierin von einzelnen
Hochſchulringen wie Marburg, Göttingen, Danzig gemachten
Er=
fahrungen berechtigen zu der Hoffnung, hierbei von den Schäden
jedes parlamentariſchen Prinzips frei zu werden.
Nach Kenntnisnahme der Berichte der einzelnen
Ortsver=
bände, ſowie des Berichts des Deutſchen Hochſchulrings durch
ſeinen erſten Vorſitzer Herrn Erich Müller, wurden die
Richt=
linien für die Arbeit in den nächſten Semeſtern durchgeſprochen.
Hierbei wurde beſonders die Wichtigkeit örtlicher
Schulungs=
wochen betont, die die beſte Möglichkeit geben, die Geſamtheit
der Studierenden den völkiſchen und ſtaatspolitiſchen Fragen
unſerer Bewegung näher zu bringen. Ausgehenb von der Ein=
ſicht, daß nur genqueſte Kenntnis völkiſcher Fragen, in
Verbin=
dung mit der Kenntnis der Staatsgeſchichte und Kulturgeſchichte
unſeres Volkes, die Grundlage abgeben können für ſelbſtändiges
Wollen und Handeln an führender Stelle, muß der Vertiefung
der Ziele unſerer Bewegung innerhalb der
Geſamtſtudenten=
ſchaft größte Wichtigkeit zugewieſen werden. Die behandelten
Fragen der Grenzlandarbeit, Preſſetätigkeit und Leibesübungen
waren zumeiſt organiſatoriſcher Art. Zu erſterer iſt zu
bemer=
ken, daß auch in dieſem wie in früheren Jahren, der
Hochſchul=
ring an der Pfingſttagung des Deutſchen Schutzbundes
teil=
nimmt, die diesmal in die Südmark, nach Kärnten und
Steier=
mark führt. Zur Frage der Leibesübungen wurde die Teilnahme
einer möglichſt großen Zahl von Kommilitonen am „Deutſchen
Akademiſchen Olympia” zu Marburg beſchloſſen, um dieſes zu
einer großen nationalen Kundgebung zu geſtalten. Erwähnt
ſeien noch die Beſchlüſſe an dem Ausbau der „
Arbeitsgemein=
ſchaft völkiſcher Akademikerverbände” tatkräftig mitzuarbeiten und
engſte Zuſammenarbeit mit den vaterländiſchen Verbänden
an=
zuſtreben.
Der Verlauf der Vorſitzertagung läßt auch im kommenden
Semeſter weitere Erfolge erhoffen.
Die oſtmärkiſche Schulungswoche brachte in ihrem erſten
Teile eine Reihe Vorträge über kulturelle, wirtſchaftliche und
militäriſche Fragen des Oſtens, von anerkannten Kennern dieſer
Oſtgrenzland=Verhältniſſe. Prof. Dr. Zieſemer und Dr. Harich
Königsberg, Prof. Dr. Klöppel, Dr. Kaufmann und Major
Wag=
ner, Danzig, Dr. Stadtler, Berlin und andere vermittelten durch
ihre Vorträge ein umfaſſendes Bild der Lage im Oſten, nach
Abſchluß des Friedensvertrages, ſowie deren Einwirkung auf die
kulturelle und machtpolitiſche Geſtaltung unſeres Vaterlandes.
Die einzelnen wichtigen Gebiete ausführlich zu behandein, ſoll in
Kürze an gleicher Stelle verſucht werden.
Der Sonnabend ſah die Teilnehmer in Marienwerder zur
Beſichtigung der dortigen Bauwerke aus der Zeit der
Ordens=
ritter. Hieran ſchloß ſich ein Gang über die Weichſeldämme und
eine Kundgebung an der Weichſelgrenze bei Kurzebrock, wo Herr
Landrat von Auvers über die willkürliche Feſtſetzung der Grenze
gegen Polen ſprach. Er zeigte deutlich, daß hierbei keine Nückſicht
genommen wurde auf die Möglichkeit der Deichinſtandhaltung
und damit der Sicherung der Niederung, ſondern daß
ausſchließ=
lich politiſche Gründe, meiſt ganz nebenſächlicher Natur
beſtim=
mend waren. Die Folge davon iſt eine Gefährdung der
Weichſel=
dämme, wodurch dieſes alte Kulturwerk der Deutſchherren=Ritter
in ſeinem Beſtande bedroht iſt. Der wirtſchaftliche Niedergang
jener Gebiete wurde den Tagungsteilnehmern klar beim
Ueber=
ſchreiten der zweigleiſigen Bahnſtrecke Marienwerder=Neuenburg
kurz vor der Weichſelbrücke. Die früher ſtark befahrene Strecke
iſt mit der Errichtung des Korridors ſtillgelegt und bietet,
teil=
weiſe aufgeriſſen, mit dem mächtigen Brückenbau im
Hinter=
grunde, ein Beiſpiel für den wirtſchaftlichen Rückſchritt nach der
polniſchen Beſetzung.
Am Nachmittage traf mittels Sonderzugs die Königsberger
Hochſchulring=Studentenſchaft in Marienburg ein. Ein Zug
führte dieſe, ſowie die Tagungsteilnehmer und bereits
anweſen=
mungsdenkmal, wo Herr Bürgermeiſter Pawelik namens der
Stadt die Gäſte begrüßte. Der Abend vereinte Jung= und Alt=
Akademiker, die Vertreter der Behörden und die Redner der
Tagung zu einem großen Kommers im Geſellſchaſtshaus, in
deſ=
ſen Verlauf auch eine größere Zahl Danziger Komnilitonen,
in=
folge der ſchwierigen Verkehrsverhältniſſe verſpätet erſchienen.
Der Schlußtag war der Beſichtigung der Marienburg
vorbe=
halten, dieſes gewaltigen Bauwerks und Hauptſitzes des Ordens,
von wo aus in über 200jähriger Arbeit ein Kulturwerk größten
Ausmaßes geſchaffen wurde, der Ordensſtaat Preußen. Herr
Oberbaurat Schneid, der Konſervator der Marienburg, leitete
die Führung und machte mit den Baumeiſtern des Ordens und demſelben Prinzip zu verwalten, wie
irgend=
ihrem Bauſtil bekannt. Im Ordensſtil, einem Zweige der
Back=
ſteingotik, wurden von dieſen unter Benutzung des einzigen
Baumaterials dieſer Gegend, dem Backſtein, Bauten von ſchlichter kultureller Hinſicht alles zu tun, was irgendwie tragbar iſt! Es
Schönheit und räumlich überwältigender Größe aufgeführt, die
durch ihre reiche Gliederung nach den inneren Schloßhöfen und
durch prachtvolle Innenausſtattung überranken. Im Anſchluß
an die Führung fand im großen Remter, dem Prunkſaal der
Narienburg, eine Weiheſtunde ſtatt, in der S. Magnif. Herk daß ihren Dozenten ausreichende Geldmittel zur Verfügung ge=
Rektor Prof, Dr. Uckeleh; Königsberg, über die Lehren und das
Weſen des Ordens ſprach.
Einblick zu geben in die Lehren und das Wirken des Ordens,
ſeine Bedeutung für die Geſtaltung des Deutſchen Oſtens zu
ver=
mitteln war der Kern der Schulungswoche, um aus der Kenntnis
dieſer Zuſammenhänge heraus Fragen der Gegenwart und
Zu=
kunft, ſowohl der deutſchen Oſtprovinzen, wie des Reiches
über=
haupt, zu verſtehen. Ein geſelliges Beiſammenſein mit den
Marienburger Gaſtgebern, welches den Dank vermitteln ſollte
für die freundliche Aufnahme der Tagungsteilnehmer, bildete den
Schluß der Veranſtaltungen.
Eine Erklärungdespreußiſchen Kultus
Matſteis zu Bent Bochſehaigesahten.
Das preußiſche Miniſterium für Wiſſenſchaft, Kunſt und
Volksbildung gibt in der Frage der Hochſchulgebühren,
deren Höhe die Studentenſchaft bekanntlich ſehr erregt hat,
fol=
gende Erklärung ab:
Nachdem an den preußiſchen Hochſchulen vier Jahre lang
Gebühren erhoben waren, die einerſeits für die Studierenden
keine Belaſtung, aber andererſeits für die Hochſchulen keine
Ein=
nahmen darſtellen, mußte der Schritt zu den
Vorkriegs=
ſätzen in dieſem Semeſter getan werden, um endlich die
Hoch=
ſchulen, Inſtitute, Seminare und Bibliotheken in die Lage zu
verſetzen, den Fortſchritten der Wiſſenſchaft Rechnung zu tragen. Miniſterium für Wiſſenſchaft, Kunſt und Volksbildung über die
Es iſt bekannt, in welchem Maße es der Unterrichtsverwaltung
gelungen iſt, die Hochſchulen bei dem Abbau zu ſchonen. Daraus
erwuchs ihr die Pflicht, die eigenen Einnahmen der Hochſchule
wieder auf den Vorkriegsſtand zu bringen. Auf die Gebühren
ſind in erſter Linie die Hochſchullehrer angewieſen, die im
vollen Verſtändnis der ſchwierigen wirtſchaftlichen Lage der
Stu=
dentenſchaft vier Jahre lang auf die Kolleggeldeinnahmen ſo gut
wie verzichtet haben, nun aber wieder daran denken müſſen, ihre Volksbildung zu der Frage der Hochſchulgebühren das Wort
Bücherbeſtände und die notwendigen Zeitſchriften zu halten,
wenn nicht — ſehr zum Schaden unſerer Studentenſchaft — ihre
wiſſenſchaftliche Leiſtungsfähigkeit leiden ſoll. Es iſt erfreulich,
daß die Studentenſchaft, die übrigens ſchon im März d. J. über 1
die bevorſtehende Gebührenregelung unterrichtet worden iſt, an
einer Anzahl von Hochſchulen ſich von der Notwendigkeit der ſollten und haben ſich mit dieſer Regelung ſtillſchweigend
ein=
neuen Gebührenordnung überzeugt und die für die wirtſchaftlich
Schwachen und Tüchtigen gebotenen weitgehenden
Erleichterun=
gen entſprechend gewürdigt hat. Daß die Unterrichtsverwaltung
in der Erkenntnis der wirtſchaftlichen Lage die ſozialen
Einrich=
tungen der Studentenſchaft von jeher in erſter Linie gefördert
hat, iſt bekannt. Bei dieſer Cinſtellung wäre es ihr eine
Selbſt=
verſtändlichkeit, auch bei der Gebührenordnung dieſer
wirtſchaft=
bühren zu befreien, in Preußen allgemein nicht beſtand, iſt in
die=
ſem Semeſter allein für die preußiſchen Univerſitäten in der
Form des Gebührenerlaſſes ein Stipendienfonds
von über 1 Million Goldmark zur Verfügung geſtellt. So
können etwa 20 Prozent aller Studenten ganz oder 40 Prozent
aller Studenten von der Hälfte der Gebühren befreit werden.
deutſchen Hochſchulländer und mit den preußiſchen Hochſchulen
der feſten Ueberzeugung, daß dieſe Maßnahmen, die an die
Gren=
zen des innerhalb, der aufkommenden Einnahmen überhaupt
Möglichen gehen, genügen werden, um die Schwierigkeiten der
Uebergangszeit zu mildern. Wenn ein großer Teil der
Studen=
tenſchaft bisher die Gebühren nicht bezahlt hat, ſo dürfte hier
weſentlich nicht das Unvermögen beſtimmend ſein, ſondern die
Hoffnung, daß doch noch eine Herabſetzung erfolgen werde.
Da=
bei erweiſt ſich durchweg, daß bei den Hochſchulen, an denen die
Gebührenzahlung ordnungsmäßig in Gang gekommen iſt, die für
den Gebührenerlaß zur Verfügung geſtellten Beträge voll
aus=
reichen, um den begründeten Anträgen auf Gebührenerlaß zu
entſprechen. Es dürfte daher nicht zutreffend ſein, wenn
behaup=
tet wird, daß die Gebühren nach dem jetzigen Verfahren
über=
haupt nicht geleiſtet werden könnten. Nachdem nunmehr durch
das Beiſpiel einer Anzahl Hochſchulen der Nachweis erbracht iſt,
daß die Möglichkeit der Durchführung des Gebührenſyſtems
durchaus gegeben iſt, kann die Unterrichtsverwaltung nach
ge=
nauer Prüfung aller Vorſchläge aus den Tatſachen keinen
Grund entnehmen, ihren Standpunkt zu ändern.
* Der Kampf der Studentenſchaft
gegen vie Hougſtyulgevägten.
Von
Arthur Fritſch.
Der Entrüſtungsſturm, der ſich in der geſamten deutſchen
Studentenſchaft, insbeſondere an den preußiſchen Hochſchulen,
gegen die neuen Hochſchulgebühren erhoben hat, fand in dem
Großteil der Tageszeitungen einen mächtigen Widerhall. Die
Tatſache, daß der überwältigende Teil der Studierenden nicht in
1 der Lage iſt, die viel zu hohen Hochſchulgebühren zu zahlen, und
deshalb vor die Frage: die Hochſchule wieder zu verlaſſen, geſtellt
iſt, wurde von den Tageszeitungen aller Parteirichtungen
wieder=
gegeben mit dem dringenden Erſuchen an das Preuß.
Miniſte=
rium für Wiſſenſchaft, Kunſt und Volksbildung, die
Hochſchul=
gebühren auf ein für die Studentenſchaft tragbares Maß
herab=
zuſetzen. Die breiteſte Oeffentlichkeit iſt darüber unterrichtet, daß
insbeſondere an preußiſchen Hochſchulen faſt nur Ausländer und
ein ganz geringer Prozentſatz der Söhne der auch heute noch
be=
ſitzenden Kreiſe ihre Hochſchulgebühren bisher — alſo bis zum
Ablauf der vorgeſchriebenen Friſt! — bezahlt hat; an der Techn.
Hochſchule in Charlottenburg ſind es 2,5 Prozent von etwa 5000
Studierenden! Es iſt kein Streik der Studierenden ausgebrochen,
wie voi manchen Seiten her fälſchlich verbreitet wird, nein, nur
die Zahlungsunfähigkeit von faſt 90 Prozent der Studierenden
iſt offenbar geworden. In Breslau z. B. wurde in einer großen
Proteſtverſammlung in Anwefenheit der Hochſchulbehörden
feſt=
geſtellt, daß für etwa 90 Prozent der Studierenden die
Hochſchul=
gebühren völlig untragbar ſeien. An den Techn. Hochſchulen in
Aachen und Hannover z. B. hat noch kein einziger Student die
Gebühren bezahlt! Die geſamte Studentenſchaft erwartet, wie
das immer und immer erklärt worden iſt, unbedingt eine baldig=
Herabſetzung der Geſamtgebühren um etwa ein Drittel.
Das Preuß. Miniſterium für Wiſſenſchaft, Kunſt und
Volks=
bildung verbreitet nun eine Erklärung zu dem Streit um die
den Alt=Akademiker Weſtpreußens durch die Stadt zum Abſtim= Hochſchulgebühren, die im weſentlichen nur das wiedergibt, was
von Seiten der Studentenſchaft bereits der Oeffentlichkeit
bekannt=
gegeben war. Die Studentenſchaft kennt die Notlage unſerer
Hochſchulen, Inſtitute, Seminare, Bibliotheken uſw., die
Studen=
tenſchaft weiß, daß die Dozenten in den letzten
Inflationsſeme=
ſtern an Kolleggeldern im allgemeinen ſo viel wie nichts erhalten
haben. Die Studentenſchaft erkennt auch die grundſätzliche Pflicht
des Preuß. Miniſteriums für Wiſſenſchaft, Kunſt und
Volksbil=
dung an, die Einnahmen der Hochſchulen nach Möglichkeit wieder
auf den Vorkriegsſtand zu bringen. Aber die
Studenten=
ſchaft weiſt aufs ſchärfſte den Verſuch zurück, die
Hochſchulen als ſtaatliche Einnahmequelle nach
welche anderen ſtaatlichen Betriebe. Der Staat hat
nach Anſicht der Studentenſchaft die Pflicht und Schuldigkeit, in
wird heutzutage für alle möglichen Zwecke Geld vom Staat
her=
gegeben. Muß ausgerechnet dort geſpart werden, wo es um die
deutſche Kultur gehts.
Die Studentenſchaft erkennt durchaus die Notwendigkeit an,
ſtellt werden müſſen, um ihre Bücherbeſtände aufzufriſchen, die
notwendigen Zeitſchriften zu halten, gegebenenfalls notwendige
Neiſen ins Ausland zu unternehmen. Die Studentenſchaft hat
hierfür immer volſtes Verſtändnis bewieſen. Wenn allerdings
vom Preuß. Miniſterium für Wiſſenſchaft, Kunſt und
Volks=
bildung eine Gebührenordnung herausgegeben wird, die auf dem
Betrag für die Semeſterwochenſtunde baſiert, und nach der
Er=
klärung des Miniſteriums eine Herabſetzung der Gebühren nur
durch Herabſetzung dieſes Betrages, der ja dem Dozenten zufließt,
erreicht werden kann, dann trägt allerdings das Miniſterium die
Verantwortung dafür, daß die Dozenten bei einer Herabſetzuag
der Gebühren einen geringeren Betrag erhalten, als es die
Stu=
dentenſchaft für notwendig erachtet. Der Keil, der zwiſchen
Do=
zentenſchaft und Studentenſchaft hineingetrieben wird, iſt das
Errechnungsſyſtem der neuen Gebührenordnung! Die
Studen=
tenſchaft lehnt die Verantwortung für die Folgerungen, die ſich
ergeben müſſen, reſtlos ab. Die Studentenſchaften der Preuß.
Hochſchulen, bzw. ihre offizielle Geſamtvertretung, der Vorſtand
der deutſchen Studentenſchaft, ſind bei der definitiven Feſtſetzung
der neuen Hochſchulgebühren in keiner Weiſe offiziell gehört
worden, obwohl die Einzelſtudentenſchaften, genau wie die
Do=
zenten, verfaſſungsmäßiges Glied ihrer Hochſchulen ſind.
Zu der Behauptung des Preuß. Miniſteriums für
Wiſſen=
ſchaft, Kunſt und Volksbildung; der Studentenſchaft wäre die
neue Gebührenregelung bereits im März mitgeteilt worden, ſei
folgendes feſtgeſtellt: ſoweit ich unterrichtet bin, iſt im März
allerdings eine Verfügung an die Hochſchulbehörden vom Preuß.
neue Gebührenregelung erlaſſen worden, welche die
Studenten=
ſchaft auf die neue Regelung des geſamten Gebührenweſens
vor=
bereiten und ihnen einen Ueberblick über die Höhe der neuen
Ge=
bührenſätze geben ſollten. Den Einzelſtudentenſchaften iſt, ſoweit
ich unterrichtet bin, von dieſer Verfügung nichts bekannt
ge=
worden. Auf der Wirtſchaftstagung in Darmſtadt hat dann ein
ergriffen und den Betrag von 2,50 Mark für die Semeſterwochen= Bahern iſt mit der Angleichung an die norddeutſche Regelung!
ſtunde angegeben. Sümtliche auf der Tagung anweſenden
Studie=
renden waren der feſten Ueberzeugung, daß nach dieſer
Aeuße=
rung des Miniſterialvertreters die Hochſchulgebühren alſo auf die
Hälfte des Friedensſatzes (von 5.— Mark) feſtgeſetzt werden
verſtanden erklärt. Ich ſtelle feſt, wohl im Namen aller
Studie=
renden, die in Darmſtadt waren, daß die Studentenſchaft bis den norddeutſchen Vorbildern dadurch, daß die Regelung wiedes
Anfang Mai, alſo bis zum unmittelbaren Semeſterbeginn, der
irrigen Auffafſung wvar, daß die Hochſchulgebühren die Hälfte der aſſiſtenten fühlen ſich deshalb ihren norddeutſchen Kollegen zuhhe.
Friedensſätze betrügen, ohne daß von Seiten der zuſtändigen
Stellen dieſe irrige Auffaſſung richtig geſtellt worden wäre! Die ſelbſtverſtändlich iſt.
Studentenſchaft bedauert es außerordentlich, daß das Preuß.
lichen Lage Nechnung zu tragen. Während vor dem Kriege die Miniſteriufm für Wiſſenſchaft, Kunſt und Vollsbildung zwar gleichheitlichen Regelung im ganzen Reich ſo offenſichtlich wit.
Möglichkeit, minderbemittelte begabte Studenten von den Ge= wiederholt mit den Vertretern der Dozentenſchaft über dieſe
Frage eingehendſt verhandelt hat, es aber nicht für notwendig
erachtet hat, auch die Studentenſchaft zu dieſen Verhaudlungen
hinzuzuziehen. Die Studentenſchaft wird in Zukunft ihre
hoch=
ſchulverfaſſungsmäßigen Rechte mit allen Mitteln zu wahren Mehrausgaben, die ihnen durch die mehr oder minder holſch.
wiſſer.!
Die Unterrichtsverwaltung iſt mit den Regierungen der übrigen bildung gibt weitethin bekannt, daß die Reichsregierung einen
Betrag vort 200 000 Goldmark zur Förderung dudeutiſcher
Wirt=
ſchaftsarbeit ausgeworfen hat. Ich möchte feſtſtellen, daß im ver= ſich auch im Süden ein Weg ſinden, trotz allgemriner Sharyol 2.
den Kopf je des einzelnen Itudierenden 2,40 Mark entfallen! Ich die Hochſchulen in ſo ſchſverzviegender Weiſe zu ſchädigen o.
glaube, daß hierzu jeder Kommentar überflüſſig iſt, wenn mau
bedenkt, daß im allergünſtigſten Falle nur etwa 5 Prozent der
Studierendeß; ſich in guten wirtſchaftlichen Verhältuiſſen befinden.
Wetn das Preuß. Miniſterium für Wiſſenſchaft, Kunſ f.
Bolksbildung weiterhin betont, daß es die ſozialen
Einrichtun=
der Studentenſchaft von jeher gefördert hat, ſo kann ich dazuug
bemerken, daß die deutſche Studentenſchaft der Anſicht iſt, dan
Förderung und Unterſtützung der gkademiſchen Jugend eine!4
erſten vornehmſten Pflichten des Staates ſein müßte und
die Erfüllung dieſer Pflicht des Miniſteriums von Seitennd
Studentenſchaft als eine Selbſtverſtändlichkeit angeſehen 4u
Die langen Ausführungen des Preuß. Miniſteriumss
Wiſſenſchaft, Kunſt und Volksbildung gehen bedauerlichert
gar nicht auf die Feſtſtellungen betr. Vorkriegs= und jetzige:
bührenſätze ein, die ich in meinem Aufſatz „Amtlicher Abboud
Studentenſchaft” veröffentlicht habe. Die deutſche Stude
tenſchaft proteſtiert, dies ſei hier nochmals betont, g .
ſchärfſte dagegen, daß man in einer Zeit wo
Beamtengehälter um etwa 50 Prozent
her=
geſetzt ſind, wo die wirtſchaftliche Not, insbeſondere
Mittelſtandes immer noch furchtbar groß iſt, daß in einer fohd
Zeit das Preuß. Miniſterium für Wiſſenſchaft, Kunſt und Bi
bildung die Hochſchulgebühren nicht nur auf Friedensſätze.
dern ſogar auf Beträge, die die Friedensſätze um durchſchnitte
40—60 Prozent überſteigen, feſtgeſetzt. Zum Beweis ſeien md
mals die amtlichen Feſtſtellungen der Quäſtur der Univemt
Bonn angeführt. Danach betrugen die geſamten Hochſiu
gebühren:
1913
Fakultät
1924
philoſ. . . 88,50 141.—
jur. .
8150 131,50
68,50
theol.
139.
med. (Vorklin.) 160—
217.—
med. (Kliniker( 206—
220.—
chem. et pharm. 213.—
232.
Ich ſtelle alſo nochmals feſt: Die Hochſchulgebühren ſind .
nur auf Friedenshöhe feſtgeſetzt, ſondern ſieüberſteigen die
Friede=
ſätze jetzt in einer Zeit des allgemeinen Abbaus der Gehälter:
durchſchnittlich 40—60 Prozent.
Es hat in der Studentenſchaft eine ganz beſondere Erreag
deshalb auch eingeſetzt, weil von Seiten der Vertreter des Prr)
Miniſteriums für Wiſſenſchaft, Kunſt und Volksbildung 9e
rungen dahingehend abgegeben wurden, daß die Studentenſoüf
um mindeſtens 30 Prozent abgebaut werden müſſe. Die deurd
Studentenſchaft iſt der Anſicht, daß ein zwangsmäßiger Abku
der Studentenſchaft durchaus verfehlt iſt, die deutſche Stuimf
tenſchaft erklärt fernerhin mit aller Schärfe, daß ein Abbau,
er jetzt durch die neue Gebührenordnung des Preuß. Miniſeitzt
ums für Wiſſenſchaft, Kunſt und Volksbildung durchgeſetzt wern
ſoll, eine der ſchlimmſten Schädigungen des deutſchen akadon
ſchen Lebens und des geſamten deutſchen Volkes bedeutet, du,
der jetzt vom Miniſterium durch die viel zu hohen Hochſct
gebühren verurſachte Abbau der Studentenſchaft ſtößt insbet=,
dere die Söhne des deutſchen Mittelſtandes fort von den K4
ſchulen und macht die Hochſchulen zu einem Privileg der M9
länder und der auch heute noch beſitzenden Kreiſe unſeres Voy=4
Die Studentenſchaft wird mit aller Macht verſuchen, ihre Fo/4
rung auf Gleichſtellung aller Staatsbürger durchzuſetzen, und 0i
Studentenſchaft wird mit aller Macht dagegen ankämpfen.
die Hochſchulen nur noch für die Begüterten geöffnet ſein ſollz
Das Preuß. Miniſterium für Wiſſenſchaft, Kunſt und Vos
bildung behauxtet in ſeiner Erklärung, daß nicht das Unrrl
mögen der Studierenden dazu geführt hat, daß der ganz übernt)
tigende Teil der Studierenden die Hochſchulgebühren nicht
zahlt, ſondern daß es die Hoffnung ſei, auf eine doch noch 1
tretende Herabſetzung der Hochſchulgebühren, Ich möchte 1
Namen der deutſchen Studentenſchaft gegen dieſe Vorwsn
ſchärfte Verwahrung einlegen. Die Studentenſchaft ſtreikt nint
Die Studentenſchaft kann einfach die untragbaren Hochſckt4
gebühren nicht bezahlen und wartet deshalb ab, ob meine A
handlungen mit den zuſtändigen Stellen einen Erfolg habtz=
Sollte unſere Forderung auf Herabſetzung der Geſamtgebührzu
um etwa ein Drittel abgelehnt werden, dann wird die Studes
tenſchaft die Konſequenzen ziehen, und wird das Studium ars4
geben müſſen; und ich glaube, daß es wahrlich nicht der
ſchles=
teſte Teil der Studentenſchaft ſein wird, der dann von den Hoos
ſchulen weggehen muß. Ich erinnere daran, daß Tauſende vo41
Studenten ſich jetzt mühſam die Mittel beſchafft hatten, um im=
Abſchlußeraming zu machen, zum großen Teil noch
Kriegstol=
nehmer, und dieſe Tauſenden werden wegen der untragbam=
Gebühren ihr Examen wiederum um ein Semeſter hinausſchieblg
müſſen, um inzwiſchen als Werkſtudent das notwendige 660
ſich zu berdienen. Die deutſche Studentenſchaft hat ſeit lanzel!
immer wieder gefordert, daß der Student wieder Studierend
im währſten Sinne des Wortes werden ſollte, hat ſeit langen
jegliche Idealiſierung des Werkſtudententums abgelehnt im 7i
tereſſe des Studiums und im Intereſſe der Hochſchulen.
Die neue Gebührenordnung erreicht nur eins: daß Taufenn
und Abertauſende von Studierenden wieder als Werkſtudenten
dieſem Semeſter ſich Arbeit ſuchen müſſen, um ſich die Gelder ff
ein Studium im kommenden Semeſter zu erarbeiten. Ich glau!
nicht, daß dieſer Erfolg im Intereſſe der deutſchen Hochſchul”
liegt.
Die Studentenſchaft will, das ſei nochmals betont, alles zan
len, was in ihren Kräften ſteht, aber ſie fordert, daß die 9e
bührenſätze der wirtſchaftlichen Not der Studierenden auch nu
einigermaßen Rechnung tragen. Für die Studentenſchaft bedeut
der Kampf gegen die untragbaren Hochſchulgebühren, gegen do1
zwangsmäßigen Abbau der Studentenſchaft, einen Kampf daſt
daß die Hochſchulen allen Begabten geöffnet ſeien und nicht nut
den vermögenden Kreiſen unſeres Volkes.
Im Namen der deutſchen Studentenſchaft richte ich nochmal=.
an das Preuß. Miniſterium für Wiſſenſchaft, Kunſt und Volsk
bilbung die dringende Bitte, die berechtigten Forderungen 1o
Studentenſchaft zu erfüllen und die Hochſchulgebühren auf e04
auch nur einigermaßen ertragbares Maß herabzuſetzen.
Die Stellung der Hochſchulaſſiſtenten.
Die ſüddeutſchen Regierungen ſahen ſich ſeit einiger Zeis
Vertreter des Preuß. Miniſteriums für Wiſſenſchaft, Kunſt und veranlaßt, die teilweiſe veralteten Verordnungen über die Siels
lung der Hochſchulaſſiſtenten einer Reform zu unterziehen
wenigenſts in materieller Beziehung vorangegangen, Baden ho
vor kurzem eine neue Aſſiſtentenordnung herausgebracht, iſ
Württemberg hat die Staatsregierung den Hochſchulen den Enl
wurf einer neuen Ordnung vorgelegt. Alle dieſe
Neuordnungli=
unterſcheiden ſich untereinander in Einzelheiten der Gehaltshoh4
und der Kündigungsbeſtimmungen, in ihrer Geſamtheit aber vold
nicht durch formelles Geſetz erfolgt. Die ſüddeutſchen Hochſchlll
geſetzt, weil man ihnen vorenthält, was den anderen Beantel=
Man ſollte meinen, daß die Vorteile einer großzüglge.
daß kein Land bei ſeiner veralteten Feſtlegung bleiben möchte
Es iſt nicht einzuſehen, warum in einem Land undurchführos
ſein ſoll, was ſich im andern beſtens bewährt hat.
Die ſüddeutſchen Regierungen glauben, daß ſie die gerihg”e.
dige Angleichung an die norddeutſche Regelung entſtehei, duct.
eine Verminderung der Stellen wieder einbringen müſten, 1e
Das Preuß. Miniſterium für Wiſſenſchaft, Kunſt und Volks= von allen Seiten als für den Hochſchulbetrieb untragbar bezeiche
net wird. Die großen Hochſchuläinder haben dieſe Mchlalts
gaben ſeit längerer Zeit getragen und tragen ſte nochl 2s ls
gangenen Semeſter es etwa 100 000 Studenten gab, alſo etwa auf nahmen die unaufſchiebbare Neuregelung durchzuführen, Dl.
die Laſt auf die ſchwachen Schutiern ver Studisreuden
Aiße=
wälzen, wie es aus den amtlichen Degrludungen der hohelt
Hochſchulgebühren hervorgehr.
Danderungen onlaf Berhſtrabe und Boentbatt
Arummer s
Beilage zum Darmſtädter Tagblatt
13. Juni 1924
Die Wildbrandshöhe.
Von E. Katto.
Auf dem Rückweg zur Ludwigshöhe begleitet uns im Südoſt
die Wilbrandshöhe. Der ehedem „Kühruhe” genannte
hücken war früher Ackerfeld und Oedland im Privatbeſitz
Ent=
egenheit, teilweiſe auch felſiger, flachgründiger Boden und ſteile
Zurfuhrwege machten das Gelände zum Ackerbau ungeeignet und
e Eigentümer zum Verkauf geneigt. Daß die
Staatsforſtver=
valtung zum Erwerb des Geländes ſchritt, hatte ſeinen guten
brrund. Es dürſte wenig bekannt ſein, daß um jene Zeit (1886)
in auswärtiger Unternehmer, Albert, der Erbauer des
Schloß=
ſattels in Heidelberg, den Plan hatte, auf der Kühruhe ein
Kur=
ſuttel zu errichten, alſo ein Konkurrenzunternehmen für die (
ſtaat=
iche) Ludwigshöhe zu gründen und bereits dieſerhalb
Kaufver=
jandlungen mit dem Eigentümer der Kühruhe, Metzgermeiſter
ducobi, im Gange waren. Da blieb denn nichts Anderes übrig,
„8 zuzugreifen.
Nachdem einmal von Seiten des Staats mit dem Ankaufen
ſgonnen war, wurde die ganze Gegend einbezogen. Wo früher
ale oder mit Geſtrüpp bewachſene Rücken und brachliegendes,
ſarunkrautetes Ackerfeld einen unerfreulichen Anblick bot, er=
„ßen jetzt das Auge die wechſelnde Farbe und Zeichnung
herr=
uger Miſchbeſtände von einheimiſchen und ausländiſchen Laub=
„7 d Nadelholzarten, unter denen als weniger bekannt:
Nord=
nuunnstanne, Douglasfichte, japaniſche Lärche, ſpäte
Trauben=
inſche, Roteiche, Blutbuche, Edelkaſtanie uſw. zu nennen ſind.
am um dieſe Anpflanzungen beſonders bemühten, ſpäteren
titer der Forſtverwaltung und hochverdienten Vorſitzenden des
zarſchönerungsvereins Wilhelm Wilbrand zu Ehren
er=
ialt die Kühruhe den Namen „Wilbrandshöhe‟
Ernſt Pfersdorff feierte dieſes Ereignis Juni 1900 in
wem zwölfſtrophiſchen Gedicht „Wilbrandshöhe”, deſſen beide
eüten Strophen lauten:
Ein edler Herr von Grünem Stand,
Der Waldſchönheit verehret,
Habt ihr ein neues Prachtgewand
Zum alten Kleid beſcheret.
Die Höh’ iſt drum nach ihm benannt,
Des Waldes Freund zu ehren.
Es lebe hoch der Weidmannsſtand,
Der Schönheit weiß zu mehren!
Auch das nach Oſten vorliegende Waldſtück
Prinzen=
er g” verdankt ſeine Entſtehung jenen Ankäufen. Beim Tempel
n. Weſtende eine Latſchengruppe (Pinus pumilio), meines
Wiſ=
uS die einzige in der Umgebung, nachdem die am Anfang des
errgottsbrunnenwegs befindliche eingegangen iſt.
Im Tale zwiſchen Marien= und Wilbrandshöhe der
Stteckertsborn”, die Quelle, die der Ludwigshöhe das
Süſſer liefert, mit kleinem Teich, jetzt in die Umzäunung des
mrtens der Ludwigshöhe einbezogen. Am Wege längs des
urdrandes dieſes Gartens fallen dem Naturfreund noch die
ak angepflanzten ungefähr zwanzigjährigen Kanadiſchen
Pap=
n in die Augen, die je nach der Gunſt der Jahreswitterung
littter von fabelhafter Größe hervorbringen. Ihre Anzucht
Samen von alten Bäumen des Herrngartens wurde von
mleuten als beſonderes Kunſtſtück bezeichnet, das dem jetzigen
Güſter auf dem Böllenfalltor gelang.
Eine Kirſchenallee leitet von der Marienhöhe durch
„üSartige Anlagen (mit Edelkaſtanien) zum Ludwigshöhwald. Am
nnaligen Eingang zum Hochwald, kenntlich an dem tiefen nach
ziehenden Grenzgraben, wo zwei Weymouthskiefern ſtehen,
früher eine verſchließbare, weiß und rot angeſtrichene
hmanke aus der Zeit Ludwigs III., die den Fahrweg zur
naienhöhe ſperrte und zur Seite gedreht werden konnte. Die
geak daneben bietet einen entzückenden Ausſchnitt aus der
Aus=
h. von der Webersruhe nach Süden, umrahmt von dem ſich
umenden Grün der Wilbrands= und Marienhöhe. Sie
ver=
ewchet außerdem den Mißklang, den die geraden Linien auf den
Kohlbergen (Holzartengrenze) und bei Eberſtadt (Kunſtſtraßen)
in die Harmonie der Landſchaft hineintragen.
Die Ludwigshöhe.
Die Ludwigshöhe, der erſte Berg an der „Bergſtraße”, iſt
der herrlichſte Ausflugsort Darmſtadts, durch Lage und
Um=
gebung, Ausſtattung und Bewirtſchaftung gleich ausgezeichnet.
Generationen von Darmſtädtern ſind hier heraufgepilgert und
zählen den Aufenthalt an dieſem herrlichen Fleckchen Erde zu
ihren ſchönſten Erinnerungen. Kein Wunder, daß ein ſolcher
von Natur und Kunſt bevorzugter Platz auch ſeine Barden fand,
die ihn beſangen. Beſonders iſt hier Apotheker Ernſt
Pfers=
dorff zu nenen, deſſen Leyer ſo oft zum Preiſe der
Ludwigs=
höhe erklang und dem wir das nachfolgende hübſche
Gelegen=
heitsgedicht verdanken, das, handſchriftlich aus Privatbeſitz mir
freundlichſt zur Verfügung geſtellt, vor ungefähr dreißig Jahren
oben das Licht der Welt erblickte:
Ludwigshöhe, waldumgeben,
Mit dem Blick nach Berg und Thal,
Stätte, froh und frei zu leben,
Sei gegrüßt mir viele Mal!.
In dem Schatten ſchöner Bäume
Raſtet ſich’s gar wohlgemuth,
Waldesduft durchweht die Räume,
Drinnen es ſich köſtlich ruht.
Gaſtlich Haus im alten Stile
Schützt vor jähem Wetterſturm,
Spielplatz lockt der Kinder Viele,
Freundlich winkt der Ausſichtsthurm.
Aus dem Rheinthal, von Gebirgen
Und von unſres Rheines Lauf
Stadt und Dorf mit Dom und Kirchen
Schauen freundlich hell herauf.
Von der Ebne ſchweift das Auge
Nach des Taunus ſtolzen Höhn,
Der, befreit vom Nebelhauche,
Majeſtätiſch ragt und ſchön.
Langgeſtreckte Höhenſtreifen
Dehnen ſich in fanftem Schwung,
Wo Rheinheſſens Trauben reifen,
Lieblicher Erinnerung.
An dem Fuß der Rebenhügel
Glänzt im Tageslicht der Rhein,
Abends, wenn ſich Wolkenflügel
Purpurglühend ſpiegeln drein.
Lauſchig kühle Waldesgänge
Bieten manche Ruhebank.
Froher Waldvöglein Geſänge
Tönen fröhlich, frei und frank.
Ludwigshöhe iſt ein Eden,
Wohlgethan für Seel' und Leib,
und ſie bietet einem Jeden.
Gar gemüthlichen Verbleib.
Kühler Trank bei gutem Tiſche,
Mocca, nach Bedarf verſüßt —
Allerliebſte Sommerfriſche,
Ludwigshöhe, ſei gegrüßt!
Pfersdorff hielt die Ludwigshöhe, und ihre Umgebung für
ſeine Domäne zum Tummeln ſeines Pegaſus”, und verbat ſich
energiſch, z. B. dem Odenwalddichter Karl Schäfer gegenüber,
ihm hierbei ins Gehege zu kommen. Auch über die Entſtehung
der Ludwigshöhe, iſt ein ſchönes Gedicht, von ihm vorhanden
(unter Glas und Nahmen im alten Häuschen hängend).
Ueber die Entſtehung der „Ludwigshöhe” als nunmehr
kaum hundert Jahre alten Ausflugsort gibt es mehrere Lesarten.
Nach Einen habe im Jahre 1816 ein Reiter, der die Welt geſehn,
dort oben an einer Buche eine Aufſchrift gefunden: „Hier, o
Wan=
derer, ſtehe ſtill!‟ Die einzigartige Rundſicht habe ihn dermaßen
gefeſſelt, daß er hinfort täglich, Winter wie Sommer, oben zu
finden war. Nach Anderen hätten Forſtbeamte mit ihren
Freun=
den einen Durchblick nach Weſten geſchaffen und eine Laube mit
Ruhebänken erbaut. Pfersdorff berichtet in dem erwähnten
ge=
rahmten Gedicht, daß Ludwig I. bei einer Spazierfahrt durch den
kunſtvollen Geſang von Hofmuſikern auf den Platz aufmerkſam
geworden, ſich ſelbſt von ſeiner Schönheit überzeugte und Anlagen
und Fahrweg herſtellen ließ.
Jedenfalls hat auf Befehl Ludwigs I. der Revierförſter
Kuhn „vons Kuhne Forſthaus” (Böllenfalltor) die Anlagen
auf dem „Milchberg” — ſo war der alte Name — geſchaffen, der
ſeitdem den Namen „Ludwigshöhe” erhielt. Der Fahrweg, im
Frühjahr 1818 angelegt, ſcheint auch von Kuhn herzurühren, denn
die Art ſeiner Anlage, nicht ſehr zweckmäßig, im oberen Teil mit
vermeidbarem „verlorenem Gefäll”, macht es unwahrſcheinlich,
daß der ſonſt durch ſeine vorbildlichen Schöpfungen auf dieſem
Gebiete in der Nähe Darmſtadts bekannte Oberforſtrat
Zam=
miner (urſprünglich Forſtgeometer) den Wegzug entworfen hat.
Dieſer alte Fahrweg iſt noch vorhanden, und es iſt nicht
ohne Reiz, ihn wieder „auszugraben‟. Er beginnt am
Ludwigs=
weg, ungefähr 120 Meter öſtlich des alten Waldeingangs, bzw.
des Schnittpunkts der alten Bogenſchneiſe, am Oſtende der
Nadel=
holzhege bei einer kleinen Sandkaute, zweigt nach Südoſt ab, biegt
dann nach Südweſt um, umläuft oben den Fuß der „Ausſicht”
und mündet ſchließlich in den bekannten Fußweg (Rodelbahn),
Er iſt mit gepflaſterten Waſſerrinnen verſehen und trug ſcheinbar
ſtreckenweiſe auch Steinbau.
Von dem Fahrweg zweigten nach Oſten zwei Fußwege
ab zur „Ausſicht‟. Dieſe befand ſich auf dem von der eigentlichen
Ludwigshöhe nach Weſten vorſpringenden Rücken, deſſen Ende
jetzt eine Nadelholzhege umſäumt. Der obere Fußweg iſt noch
begangen. Er führt ſteil geradeswegs zur Höhe. Der etwas
weiter unterhalb beginnende, bequemere Fußweg, ebenfalls noch
deutlich zu erkennen, aber mit Gras bewachſen, führte im Hckem
den Hang hinauf und vereinigte ſich mit dem erſten unmittelbar
vor dem Gipfel. Zur Ausſicht ging noch ein breiter Spazierweg
von Oſten, von der Salzlackſchneiſe. An jener Stelle war noch
vor einiger Zeit ein altes Schild zu bemerken, das die Aufſchrift
trug: „Das Fahren und Reiten an die Ausſicht iſt verboten.”
Der Rundblick von der alten „Ausſicht” war, wie man
zur blattloſen Zeit feſtſtellen kann, recht umfaſſend und konnte
ſchon bei empfänglichen Gemütern die oben geſchilderten
Wir=
kungen ausüben. Nur vielleicht ein achtel des ganzen
Geſichts=
felds wurde im Oſten durch die eigentliche Ludwigshöhe verdeckt.
Man darf dabei nicht vergeſſen, daß damals, um 1816, der hohe,
jetzt ungefähr 115 Jahre alte Buchenwald gerade erſt im
Ent=
ſtehen begriffen war und kaum den Ausblick ſtörte. In den alten
Mutterbeſtand aber hatte zweifellos der friſche Zug, der damals
durch die Forſtwirtſchaft wehte (vgl. Hartigdenkmal!) ſchon
reich=
lich Licht getragen, wenn nicht gar die alten Recken bis auf wenige
Mutterbäume gänzlich entfernt. Es iſt ja eine von den
betrü=
benden Erfahrungen der Wanderfreunde, daß die mächtigen
Säulen unſerer Waldesdome, die für die Ewigkeit gebaut
ſchei=
nen, genau ſo vergänglich ſind, wie alles Zeitliche. So war die
Möglichkeit, die Ausſicht zu genießen, gegeben und die „
Ent=
deckung” der Ludwigshöhe lag eigentlich recht nahe. Es müßte
denn ſein, daß man, wie Walther in ſeinem „Antiquarius”
berichtet, vor Ludwig I. den Aufenthalt im Freien überhaupt
nicht ſchätzte. „Wenigſtens klagt Pauli in ſeinem Gemälde von
Darmſtadt: Kranichſtein, ſowie alle Spazirgänge der Stadt ſind
ſehr ſpärlich beſucht. Wer ſollte dies denken! Die raffinirten
Hausvergnügungen ſcheinen in unſerer Reſidenz die Erholung in
freier Natur entbehrlich zu machen.!
Außer dem Beſchriebenen iſt von den alten Anlagen der Zeit
Ludwigs I. Nichts mehr vorhanden, ſeitdem der alte mit Stroh
gedeckte Tempel, der in ſeinen Anfängen wohl in jene Zeit
zurückging, dem ſtattlichen Ausſichtsturm im Jahre 1882 Platz
machen mußte.
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Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 13. Juni 1924.
Nummer 163.
AIBerTnT
in dem großen Sensatfons- u. Zirkusfilm
Die Todesspirale
pannende Akte
Harry Biel
in dem 2teiligen Sensations-Abenteuerfilm
Hieischenf and Haskenn
1. Teil: Der falsche Emir, 6 Akte
Ferner wirken mit:
Claire Rommer
Hermann Lerfler
Fred Immler.
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des Besuches der
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mer am Tonkünstlerfest zu
Frankfurt a. M. in Darmstadt
am Montag, den 16. Juni
Kammermuſik
im großen Haus des Landestheaters, abends 6 Uhr
Aufführung von Werken Darmſtädter Komponiſten
(Adolf Buſch/Hans Sim on /Hermann Heiß /
Arnold Mendelsſohn / Wilhelm Peterſen X
Dr. Bodo Wolf)
unter gütiger Mitwirkung des Muſikvereins, des
Drumm=Quartetts, des Schnurrbuſch=
Quar=
tetts, der Damen Frau Pauline Jack (Geſang), Frau
Anna Baumeiſter=Jakobs (Geſang), Frau Paula
Werner=Jenſen (Geſang), der Herren Göſia
An=
dreaſſon (Violine), Guſiav, Beck (Klavier), Arnold
Mendelsſohn (Klavier), Hans Hoefflin (Geſang)
Robert Hager (Geſang), Martin Geißler (Flöte),
Wilhelm Horn /Bratſche), Julius Winkler (
Baßklari=
nette) ſowie weitere Mitglieder des Landestheaterorcheſters
Eintrittskarten zu 1—4 Mk. bei Konzert=Arnold ſowie
an der Abendkaſſe
Gartenfeſt
im Städtiſchen Saalbau, abends 8 Uhr
unter gütiger Mitwirkung der Damen Frau
Bau=
meiſter=Jakobs, Frau Kuhn=Liebel, Frau Gothe
Fräulein Herder=Greeff, Fräulein Aenne Osborn,
Fräulein Paula Kapper, der Herren Baumeiſter,
Kuhn, Weller, Hölzlin, Hoefflin, Sander, Vogt
Jürgas vom Heſſ. Landestheater.
Eintrittskarten zu 2 Mk. bei Konzert=Arnold und an
der Abendkaſſe.
Hommir,
Gaſthaus zum
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(Wilhelm Fiſcher)
Nieder=Ramſtadt b. D.
Schattiger Garten
Bei eign. Schlächterei
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Gaſthaus zur Traube
Beſitzer: Ed. Beyſel
Schöne Zimmer
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6 Kapitel aus der Großstadt
Der Halunkengeiser
Sitten- u. Kriminalfilm in 6 Akten
In der Hauptrolle:
Hans Mierendork
Der Aitt ums Glück
Eine Geschichte aus dem Nen-
Torker Wilden Westen in 4 Akter
In der Hauptrolle:
Deuglas Fairbanks
als Gaſtdirigent am
Dienstag, 17. Juniim
Saalbau.
Rheinstr.
Schloss-Oafé
Rheinstr.
Freitag, den 13. Uuni 1924
Grosses Extra-Konzert
Rheinisches TonkUnstler-Orchester
Kapellmeister: Willy Schlupp
1. Fest-Polonaise v. Swensen
2. Ouvertüre z. Oper „Der
Wasser-
v. Cherubini
träger”
3. Walzer a. d. Oper „Der
Rosen-
karalier” v, R. Strauß
4. Große Fantasie a. d. Oper
„Martha‟
v. Elotow
5. Ourertüre z. Oper „Oberon‟
v. Weber
6. Fantasie a. d. Oper „Mignon‟
v. Thomas
7. Balletmusik aus „Rosamunde‟
v. Schubert
8. Fantasie z. d. Oper „Elektra‟
v. R. Strauß
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In der Haurtrolle: Offo Gebühr
Das Weib auf
dem Panther
17124)
5 Akte
In der Hauptrolle:
Grete Reinwald, Hermann Thimig
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Darmstädter Rockegzlan
Abt. des Darmſtädter Schſvimmklubs
Jung=Deutſchland
Dienstag, den 17. Juni 81, Uhr
Hauptverſammlungg
im Klubheim des Schwimmklubs, Ee
Roßdörfer= u. Stiftsſtraße.
Freie Lit.=Künſtl.
Geſellſchaft.
Sonntag, 15. Juni,
9 Uhr abends,
im Rleinen Haus des
Landestheaters:
„Die Anarchie
in Sillian”,
Schauſpiel von
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1——HEEEE-ESGGESEEET
Gabelsberger
Stenographen=Verein
Ballonſchule / Gegr. 1861
Familienausflug
am Sonntag, den 15. Juni nach
Roßdorf, Darmſiädier Hof (
Gaſt=
haus Krämer). Abmarſch 2 Uhr am
Botaniſchen Garten. (Roßdörferſtr.)
Bei ungünſtiger Witterung Abfahrt
Darmſtadt=Oſt 14 Uhr. Die
Teil=
nehmer der Wanderabteilung treffen
ſich 6 Uhr vorm. am ſtädt.
Hallen=
ſchwimmbad mit Endziel Roßdorf
nachmittags 3 Uhr. (*7728
erierrn!
HrEEEIEEDEEEEEIEE
Samstag
8 Uhr
Mitglieder=Berſammlung
Platanenhain.
Freitag, den 13, Juni
Promenaden=Konzert
ausgeführt vom
PHILHARM. ORCHESTER
Leitung: Fr. Mickley.
Anfang ½8 Uhr.
Ref
Kartell der Finanzbeamten
(*17059
in Heſſen.
Familienſpaziergang
am Sonntag, den 15. Juni, bei gün
Witterung nach Forſthaus Einſiedel
Abmarſch 2½ Uhr ab Orpheum.
und Erſatz
„Kronen
Gold-srücker
Gebißreparaturen
Umarbehlungen
zu billiger,, geiſen
Große Beträz auch
auf Teilnahlung
Lud. Scharfſcheer
Landgraf=Georg=Str. 34
am Schwimmbad.
Sprechſt. v. 9—6 Uhr
Sonntagsv. 10—1Uhr
Behandlung von
Kraufenkaſſen=
Mit=
gliedern. (
Ehemalige Deckoffiziere
in Darmſtadt und näherer Umgebung wer
den erſucht, ſich zu einer wichtigen
Be=
ſprechung am Samstag, den 14. d8. Mts,
abends gegen 9 Uhr, im Bürgerhol
(früher St.dt Pfungſtadt/ einzufenden=
Sonntag, den 15. Juni
nachmittags 4 Uhr
im Gaſthof u. Penſion zum Schwanen
in Reichelsheim i. Odw.
in den allbekannten Gartenanlagen
Kaulu=Beinag
verbunden mit
Nachrichtendienſt und Konzert
wvozu jedermann freien Zutritt hat. Be.
ungünſtigem Wetter im Saale, mit
Glas=
veranda, des Hauſes.
Es wird ſich niemand die Gelegenheit enle
gehen laſſen, den intereſſanten Vortraß
über dieſe Neuerung anzuvören. (7(d2
Grssang verein Tonkardia Hähulal
Füir das am 21., 22. u. 23. Juni ſtatke
findende
Hängerfeſt
iſt der Karuſſellplatz noch zu vergeben”
Intereſſenten wollen ſich melden bei
(If
Vorſtand.
Nummer 163.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 13. Juni 1924.
Seite 13.
Soorn Spier und Tarnen.
Waſſerſport.
* Die Neckarwoche des Deutſchen Kanuverbandes.
(Vom 6. bis 15. Juni auf der Burgenſtrecke des Neckars.)
Unter der außerordentlich ſtarken, kaum erwarteten Teilnahme
Kanufahrer aus allen Gauen des deutſchen Vaterlandes begann
6. Juni in Heilbronn die vom Deutſchen Kanuverband
veran=
ſat tete und vom Heidelberger Kanuverein in muſterhafter Weiſe
durch=
eüührte Pfingſtfahrt der deutſchen Paddler. Wohl über 1000
Kajak=
amnner und Kajakfrauen mit etwa 500 Booten, unter ihnen auch
Darm=
ſcoter Paddler, waren der Einladung gefolgt. Stark vertreten waren
ſie Vereine aus dem beſetzten Gebiet. Mit beſonderer Herzlichkeit
urrde Altmeiſter Pitſchmann=Wien als Vertreter des
Oeſterreichi=
inn Kanuverbandes begrüßt. Ein großer Teil der Gäſté hatte ſich
be=
e2=8 am Freitag in Heilbronn eingefunden, wo abends ein gemütliches
g=ſammenſein mit den Kameraden der Kanuabteilung der Heilbronner
eFhwaben” im Ratskeller ſtattfand. Das Gros der Gäſte traf am
ſiamstag in Wimpfen ein. Der Freilichtaufführung am Nachmittag
hinte am Abend im Kurhotel Mathildenbad die offizielle
Be=
mtüßung. Medizinalrat Dr. Schnell als erſter Vorſitzender des
herrhein= und Mainkreiſes des D.K.V., der Bürgermeiſter von Wimp=
und der erſte Vorſitzende des Wimpfener Rudervereins Dr. Engel
atteten an die Gäſte herzliche Willkommensworte. Als Zeichen der
werkennung und des Dankes für die im reichen Maße der deutſchen
nuſache gewährte Unterſtützung konnte der Vorſitzende des Deutſchen
gruverbandes, Herr Franz Reinicke=Köln, dem Bürgermeiſter von
Innpfen und Dr. Engel vom Wimpfener R.V. die Ehrennadel des
.42.V. überreichen. Anſchließend an die Begrüßung fand um 10 Uhr
ſunds eine Beleuchtung der oberen Stadtteile Wimpfens ſtatt.
urig=ſchön leuchteten Blauer und Roter Turm im bengaliſchen Licht
s. Neckartal hinab, wo Tauſende dem farbenprächtigen Schauſpiel
zu=
hen.
Für Pfingſtſonntag war die Stromſtrecke Heilbronn=Neckarzimmern
erſte Etappe der Wanderfahrt vorgeſehen. In ununterbrochener
eſcenfolge wurden die Boote zu Waſſer gelaſſen. Das Wimpfener
Wufer glich einem bunten Heerlager wie ich es bisher bei großen
oärtlichen Veranſtaltungen noch nie ſah. Auf dem Neckar wimmelte
on Booten aller Art. Ueberaus zahlreich war das Faltboot
ver=
ien. Daneben fehlte es nicht an Holzkafaks, Kanadiern, Flachbooten,
innenbooten uſw. Wohl noch nie wird der Neckarfluß eine ſolche
ot=rille von Sportbooten auf ſeinem Rücken getragen haben. Das in
imipfen liegende Geſchwader erhält dauernden Zuwachs von Booten,
evon Heilbronn aus durchs Wimpfener Wehr dahereilen. Mancher
mufahrer muß in der Stromſchnelle mit ſeinem gekenterten Boot ein
ses Bad nehmen. Mit donnernden Heilrufen wird Altmeiſter
ithchmann aus Wien begrüßt. Und dann ſetzt ſich unter den
Poſaunen=
jngen eines feierlichen Chorals vom blauen Turm aus die
Rieſen=
dire in zwangloſer Folge in Fahrt. Soweit das Auge ſchaut, ob
rück=
j.4s, vorwärts oder zur Seite: Nichts als Leute, die das Paddel
wiingen. Das war ein herrliches Pfingſtwandern! In Haßmersheim
t eht in den Nachmittagsſtunden die Zeltſtadt. Zelt reiht ſich an
zumeiſt nach der Vereinszugehörigkeit geordnet. Wer nicht nach
mfahrers Art im Zelt kampiert, für den ſtehen im Ort Maſſen=
hinter dieſer ſchönen Wirklichkeit. Allerlei Kurzweil wird getrieben:
Waſſerſpiele, Tänze, Reigen uſw., denn die Angehörigen der Kanugilde
ſind meiſt ſehr luſtige Leute.
Am Spätabend bewegt ſich von Neckarzimmern aus ein
unüberſeh=
barer Fackelzug zu Götzens Burg hinauf, wo ein
Deutſcher Abend
auf dem Burghof tiefe Eindrücke in den Herzen aller hinterläßt.
Herz=
lichen Willkommgruß und aufrichtige Worte der Bewunderung für die
große Kanuveranſtaltung überbrachte der Bürgermeiſter von
Neckar=
zimmern. Von der Reichstreue der beſetzten Rheinlande und über den
Sport der deutſchen Jugend ſprach der erſte Vorſitzende des Deutſchen
Kanuverbandes, Franz Reinicke=Köln, Kameradſchaftliche Grüße aus
Deutſchöſterreich, insbeſondere auch an das beſetzte Gebiet, übermittelte
Oberkommiſſar Pitſchmann=Wien als Vertreter des öſterreichiſchen
Kajaksſports. Prof. Dr. Ritter v. Baeher wies auf die geſchichtliche
Vergangenheit des Neckartales hin und ließ den Abend mit den
Rütli=
worten ausklingen: Wir wollen ſein ein einig Volk von Brüdern, in
keiner Not uns trennen von Gefahr. Jemand ſtimmt ein Volkslied an
und bald brauſt es durch alle Winkel der Burg Hornberg: „Alt
Heidel=
berg, du feine . . . . ."
Die zweite Etappe.
Am zweiten Tage durchlief die Kanuflotte die zweite Etappe
Neckar=
zimmern=Pleutersbach. Eine beſondere Veranſtaltung war für dieſen
Tag nicht vorgeſehen. Heute nachmittag treffen die Kanufahrer im
feſt=
lichen Zuge in Heidelberg ein, wo abends im großen Saale der
Stadt=
halle ein Feſtbankett ſtattfindet. Am Mittwoch erfolgt die
Aus=
fahrt des Südmarkenpreiſes auf der Strecke Hirſchhorn=
Heidel=
berg. Am Start wird unter anderem (auch die Mannheimer
Kanugeſell=
ſchaft entſendet Rennmannſchaften zu der Langſtreckenwettfahrt) der
be=
kannte Peppo=München, Sieger auf zahlreichen ſchwierigen Wildwaſſer=
Regatten Bayerns und Oeſterreichs erſcheinen.
Die ganze herrliche Neckarwoche wird übrigens durch den Film
der breiten Oeffentlichkeit gezeigt werden können. Die Kulturabtei ung
der Ufa=Berlin hat die Verfilmung übernommen. Unter Ueberwindung
von mancherlei Schwierigkeiten hat ſich dieſe bisher ſehr glücklich
ab=
wickeln können. Man wird mit einem hervorragenden Sportfilm als
Ergebnis der mühevollen Arbeit der Operateure rechnen können.
Die Neckarwoche 1924 hat bisher einen glänzenden Verlauf
genom=
men. Sie hat Zeugnis abgelegt von der machtvollen, beiſpielsloſen
Entwicklung des deutſchen Kanuſports innerhalb ſeines zehnjährigen
Beſtehens, das der organiſierte Kanuſport in dieſem Jahre feiern darf.
Der deutſche Kanugedanke marſchiert.
Fußball.
Spielvereinigung I. Mannſchaft in Weimar.
Für den zweiten Pfingſtfeiertag war die erſte Mannſchaft der
Spiel=
vereinigung 1221 Darmſtadt einem Rufe der Spielvereinigung Weimar,
ein Propagandaſpiel bei ihnen auszutragen, gefolgt. Schon Samstags
abends begab ſich die Mannſchaft auf die Reiſe, um am erſten Feiertag,
nach einem kurzen Abſtecher nach Erfurt, wohlbehalten in Weimar zu
landen. Der Reſt des Tages wurde zu einer Beſichtigung der Stadt
benutzt, der Abend wurde durch Vorführungen der Bundesſchule Leipzig
des Arbeiter=Turn= und Sportbundes ausgefüllt. Am zweiten
Feier=
tag, nachmittags halb 4 Uhr, fand dann das Spiel „Spielvereinigung
Darmſtadt I — Spielvereinigung Weimar I” ſtatt. Darmſtadt zeirat
nur mit 10 Mann den Platz, der Torhüter fehlte. Darmſtadt hat
An=
ſtoß, verliert jedoch gleich den Ball an ſeinen Gegner. Es entwickelt ſich
ein gleichmäßig verteiltes Spiel; man ſieht bald die eine bald die
an=
dere Mannſchaft im Vorteil, bis es ungefähr nach einer Viertelſtunde
der rechten Seite Weimars gelingt, das erſte Tor zu erzielen. Der
Erſatztorhüter wähnte, der Ball ginge ins Aus und läßt ihn gemächlich
über den Fuß ins Tor rollen. Weimar führt 1:0. Kurz vor Schluß
der erſten Halbzeit winkt den Gaſtgebern der zweite Erfolg. Ein
Frei=
ſtoß verhilft ihnen zum zweiten Tor. Nach der Pauſe betritt
Darm=
ſtadt mit umgeſtellter Mannſchaft das Feld. Mit viel mehr Eifer und
Intereſſe wird nun von D. das Spiel geführt, mit Erfolg. Der
Vor=
ſprung des Gegners wird aufgeholt. Das erſte Tor war ein Nachſchuß
des Mittelſtürmers, das zweite reſultiert aus einem Schuß des
Halb=
linken. Die Partie ſteht remis: 2:2. Auch fernerhin bleibt Darmſtadt
tonangebend, doch das Glück iſt für Weimar. Ein hoher Ball ihres
Mittelſtürmers, der allein durchgebrochen iſt, verhilft ihnen zum dritten
Tor. Bei dem Stande von 3:2 wird das Spiel beendet. Eckbälle 2:2.
Kritik: Bei Darmſtadt gab ſich jeder Spieler redliche Mühe, doch
war die Mannſchaft des Platzes, einfaches Wieſengelände, ungewohnt.
Weimar beſitzt einzelne Spieler, die aus dem Mannſchaftsgebilde
her=
vorragen, die anderen guter Durchſchnitt. Auf einem Platze, wie der
Darmſtädter, hätte die Mannſchaft mit 3 oder 4 Toren Unterſchied die
Segel, ſtreichen müſſen.
Verein für Raſenſpiele e. V., Jgd.=Abteilung.
V. f. B. Heidelberg, 1a Jgd. — 1b Jgd. V. f. R. Darmſtadt 2:3 (1:2).
E. W. Nachdem die 1. Jgd. des V. f. B. an Oſtern der Gaſt des
V. f. R. war, trafen ſich am vergangenen Sonntag anläßlich der
Schloß=
beleuchtung obengenannte Jgd.=Mannſchaften in Heidelberg zum
Rück=
ſpiel. Nach ſchönem, einwandfrei verlaufenem Kampf konnte die 1b=Jgd.
des V. f. R. mit 3:2 Toren den Sieg an ſich reißen, ein Verdienſt des
beſſeren Sturmes. Mit dieſem auf fremdem Gelände erfochtenen Sieg
bewies die V. f. R. 1b=Jgd. erneut ihr ausgezeichnetes Können. Nach
dem Spiel verlebten wir mit unſeren Heidelberger Freunden ſchöne
Stun=
den. Der herzlichen Gaſtfreundſchaft werden wir uns ſtets dankbar
er=
innern. Die wunderbare Schloß= und Brückenbeleuchtung mit dem
nachfolgenden Feuerwerk werden alle die, die in Heidelberg waren, nie
vergeſſen.
Radfahren.
Gqumeiſterſchaft über 100 Km. des Gaues 70 „Hefſen=Darmſtadt”.
Zum zweiten Gaurennen — Gaumeiſterſchaft über 100 Km. der
Landſtraße — ſtarten die Rennfahrer des Gaues 70 „Heſſen=Darmſtadt”
am kommenden Sonntag, den 15. Juni, vormittags 6 Uhr, an der
ehe=
maligen Rennbahn an der Heidelbergerſtraße. Es beteiligen ſich hieran
alle Vereine des Gaues wie: Langen, Groß=Gerau, Dieburg, Michelſtadt,
Erbach, König und Darmſtadt. Der Sieger erhält den Titel:
Gau=
meiſter im 1er Streckenfahern über 100 Km. für das Jahr 1924.
Das Rennen geht über die ſehr ſchwere Strecke: Darmſtadt (
Renn=
bahn) — Eberſtadt — Nieder=Ramſtadt — Ober=Ramſtadt — Hahn —
Reinheim — Lengfeld — Zipfen — Groß=Umſtadt — Dieburg —
Alt=
heim — Babenhauſen — Dudenhofen — Nieder=Roden — Ober=Roden
— Eppertshauſen — Münſter — Dieburg — Gundernhauſen —
Roß=
dorf — Ober=Ramſtadt — Nieder=Ramſtadt — Eberſtadt — Darmſtadt
(Rennbahn Ziel).
Während die Junioren 100 Km. zu bewältigen haben, meſſen ſich
die Senioren in der 25 Km. Gau=Preistour, die über die Strecke:
Darm=
ſtadt (Start Rennbahn) — Eberſtadt — Pfungſtadt — Bickenbach —
Eberſtadt — Darmſtadt (Rennbahn Ziel) geht.
Der Start zu dieſem Rennen iſt um 6,30 Uhr, die Vorgaben
hier=
zu ſind nach dem Alter der Fahrer geregelt.
Gleichzeitig ſei mitgeteilt, daß die Gau=Meiſterſchaften der
Renn=
bahn über 1 und 25 Km. vorausſichtlich am Mittwoch, den 18. Juni,
auf der Frankfurter Radrennbahn ausgetragen werden. „Siewener”.
AMstädter anu Harichafdann
Kommanditgesellschaft auf Aktien
IMfit dem Ende des Jahres 1923 ist für die deutsche Wirtschaft eine verhängnisvolle
otche zum Abschlaß gekommen, deren Einzelerscheinungen zu betrachten und richtig
ürdigen dem Wirtschaftshistoriker einer späteren Zeit vorbehalten bleiben muß.
hesttzen heute noch nicht die erforderliche Objektrität und Ruhe, um im Rahmen
kurzen Rück- und Ausblickes den bedeutsamen wirtschastliehen Umwertungs-
EBFkritssch zu würdigen, dem wir gerade im Berichtsjahr in seiner ganzen Schwere
Gewalt unterworfen waren. In hartem Ringen hat die Wirtschaft im Jahre 1923
eyganzen Kräfte einsetzen müssen, um der Gefahr zu entgehen, das Schicksal der
ültig vernichteten Währung zu teilen. Die Anwendung methodischer Maßnahmen
Der Finanz- und Währungspolitik führte schließlich den langsamen Beginn des
bundungsprozesses herbei. Seine klare und zielbewußte Fortsetzung, ungeachtet
notwendigen krisenhaften Folgen, ist die große Aufgabe des neuen Jahres. Der
½schen Bankwelt sind damit die Richtlinien ihrer Politik für die Zukunft
vor-
verarieben.
Die Ziffern unserer Bilanz und des Gewinn- und Verlustkontos sind wie die aller
dischen Aktiengesellschaften jeder ernsten Kritik entzogen, und es erübrigt sich, sie
zinzelnen zu behandeln.
WWir haben die vorjährige Maßnahme wiederholt, unsere Aktivkonten Wertpapiere.
Ia.ortial- und dauernde Beteiligungen, Grundstücke und Gebäude” mit je M. 1.—
inchmen.
Die Tätigkeit im Konsortial- und Effektengeschäft im Berichtsjahre war
außer-
leiatlich lebhaft. Wir waren insgesamt an 515 Konsortialgeschäften, teils führend,
Imitwirkend, beteiligt.
Oen sich bei Addition des Gewinn- und Verlustkontos ergebenden Saldo von
3.380.954.„eooon haben wir auf der Passivseite unserer Bllanz unter dem Posten
Stige Passiven” als Ausgleichsposten aufgeführt.
Die Steigerung unserer Handlungsunkosten hängt mit der fast unerträglichen
Mehr-
b zusammen, die uns infolge der infationistischen Entwicklung auferlegt wurde
sSchen es, besonders im neuen Geschäftsjahre, als eine unserer Hauptaufgaben an,
rurt Abbau überflüssig gewordener Ausläufer unserer Organisation und durch eine
jetzigen Verhältnissen entsprechende Herabminderung unserer Beamtenzahl ein
deres Verhältnis zwischen Unkosten und Einnahmen herzustellen, eine Richtlinie
guch weiterhin von uns wie von der übrigen Wirtschaft verfolgt werden muß.
ZZu unserem lebhaften Bedauern schied nach langjähriger verdienstvöller Tätigkeit
unser Institut, für die wir ihm auch an dieser Stelle unseren besonderen Dank
rechen, Anfang November der Geschäftsinhaber unserer Bank, Herr Dr. Hialma
acht, aus unserem Kollegium aus, um sich auf Wunsch der Reichsregierung der
aben der Währungspolitik zu widmen.
(7760
Berlin, im Juni 1924.
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geliefert, zum Teil müſſen Fäſſer geſtellt werden.
Für Leihfäſſer ſind ℳ 150.— pro Faß zu deponieren.
Der Wein iſt ſofort lieferbar, auf Wunſch werden
die Weine auch einige Wochen in unſeren Kelleseien
koſtenlos eingelagert. Der Wein entſpricht dem
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*Volksbank G. m. b. H. in Gonſenheim bei Mainz.
Nach dem Geſchäftsbericht für 1923 betrug der Geſamtumſatz 694 468
Bil=
lionen Mark. In der Generalverſammlung wurde der Reingewinn
von 4639,87 Goldmark dem Reſerve= und Betriebsfonds überwieſen. Die
Mitgliederzahl erhöhte ſich um 63 auf 290. Bis zum 31. Mai 1924
be=
trug der Geſamtumſatz bereits rund ſechs Millionen Goldmark. Die
Jahresrechnung und Bilanz für 1923, ſowie die Goldmarkbilanz per
1. Januar 1924 wurden genehmigt und den Mitgliedern des Vorſtandes
und Aufſichtsrats einſtimmig Entlaſtung erteilt. Statutengemäß
ſchei=
den vom Aufſichtsrat die Herren Johann Siegmund Becker und Johann
Kuhn aus. An deren Stelle wurden gewählt die Herren Franz Joſef
Adolf Becker und Franz Eugen Ohler. Das ausſcheidende
Vorſtands=
mitglied Herr Wagnermeiſter Franz Barbara wurde einſtimmig
wieder=
gewählt.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
* Verband reiſender Kaufleute Deutſchlands und
Sachverſtändigen=Gutachten. Der Volkswirtſchaftliche
Aus=
ſchuß eim Verband reiſender Kaufleute Deutſchlands hat in ſeiner
Sit=
zung in Mannheim am 2. Juni folgende Entſchließung gefaßt: „Der
Verband reiſender Kaufleute Deutſchlands, als die größte
Berufsvertre=
tung des reiſenden Kaufmannsſtandes des Deutſchen Reiches, ſieht in
den Beſtimmungen des erſten Sachverſtändigenkomitees, ſoweit ſie die
Reichseiſenbahnen Reparationszwecken dienſtbar machen und
insbeſon=
dere dem Eiſenbahnkommiſſar unter beſtimmten Vorausſetzungen
weit=
gehende Befugniſſe hinſichtlich der Geſtaltung der Güter= und Perſonen=
Tarife einräumen, eine ernſte Gefahr für die Exiſtenz und die
Fortent=
wicklung der im Konkurrenzkampf auf dem Weltmarkt ſtark
vorbelaſte=
ten deutſchen Induſtrie und des deutſchen Handels. Er fordert daher
die deutſche Reichsregierung auf, bei den Beratungen über die
endgül=
tige Regelung der Reparationsfrage ihr beſonderes Augenmerk darauf
zu richten, daß feſtumgrenzte Sicherheiten geſchaffen werden, durch die
den Lebensintereſſen der deutſchen Volkswirtſchaft Rechnung getragen
wird. — Gleichzeitig gibt der Verband reiſender Kaufleute Deutſchlands
zu erwägen, durch eine angemeſſene und tragbare Erhöhung der Steuern
und Zölle auf Tabak die drohenden Eingriffe in die freie Wirtſchaft des
Tabakgewerbes und damit die wirtſchaftlichen und ſozialen Folgen zu
vermeiden, die ſich aus dem durch die Sachverſtändigen anempfohlenen
Monopol des Tabakgroßhandels ergeben würden.
Banken.
w. Wochenüberſicht der Deutſchen
Golddiskont=
bank vom 6. Juni 1924. Aktiva: 1. Goldbeſtand 9000 Pfd.
Ster=
ling, 2. Noten ausländiſcher Banken 6137 Pfd. 4 Schilling 4 Pence,
3. Täglich fällige Forderungen im Auslande 347 267 Pfd. 6 Sch. 8 P.,
4. Wechſel und Schecks 6 511 764 Pfd. 9 Sch. 4 P., davon kurzfriſtig
28 101 Pfd. 7 Sch. 10 P., 5. Noch nicht eingezahltes Aktienkapital.
3 574 550 Pfd., 6. Sonſtige Aktiva 2634 Pfd. 3 Sch. 4 P., zuſammen
10 451 353 Pfd. 3 Sch. 8 P. Paſſiva: 1. Drundkapital 10000 000
Pfd. Sterl., 2. Reſervefonds —, 3. Banknotenumlauf —, 4. Täglich
fällige Verbindlichkeiten 273 802 Pfd. 2 Schill. 11 Pence, 5. Sonſtige
Paſſiva 177 551 Pf. 9 Pence, zuſammen 10 451 353 Pfd. 3 Sch. 8 P.
Giroverbindlichkeiten: keine.
* Der neue amerikaniſche Kredit für die
Gold=
diskontbank. Nach engliſchen Blättermeldungen hat ein
amerika=
niſches Bankenkonſortium der deutſchen Goldnotenbank in Erweiterung
des erſten Kredits von einer Million Pfund weitere 4 Millionen Pfund
an Krediten eingeräumt.
Bei dem neuen, von einem amerikaniſchen Bankenſyndikat
gewähr=
ta Kredit in Hühe von 25 Millionen Dollar /(4 Millionen Pfund) für
die deutſche Golddiskontbank ſoll es ſich, wie ein Berliner Mittagsblatt
mitteilt, um einten Rediskontkredit handeln, der der deutſchen
Golddis=
kontbank geſtattet, Wechſel von Handel und Induſtrie bis zur Höhe von
10) Millionen Goldmark bei der beteiligten amerikaniſchen Bankgruppe
unt=zbringen. Aehnliche Kredite beſtehen bei engliſchen und
holän=
diſchen Bankgruppen bereits ſeit Beginn der Tätigkeit der
Golddiskont=
bank. Der Beitritt amerikaniſcher Banken für den Kredit der
Redis=
konteure der deutſchen Golddiskontbank darf als ein Zeichen für das
wachſende Vertrauen des Auslandes in eine politiſche und wirtſchaftliche
Geſundung der deutſchen Verhältniſſe gewertet werden. Der Kredit iſt
übrigens ohne irgend welche beſonderen oder drückenden Verpflichtungen
gegeben worden, und zwar zum Teil wegen der Verzögerung der
Aus=
gabe einer internationalen Anleihe für Deutſchland. An dem Syndikat
ſind 34 amerikaniſche Banken beteiligt.
Warenmärkte.
Frankfurter Getreidebörſe vom 12. Juni.
Amt=
liche Notierungen (Getreide, Hülſenfrüchte und Biertreber ohne Sack.
Weizenmehl, Roggenmehl und Kleie mit Sack. Preiſe je 100 Kilogr.):
Weizen Wetterau 16,50—16,75, Roggen 14,75—15,25, Sommergerſte für
Brauzwecke 16—16,50, Hafer inländiſch 14,75—15,25 Weizenmehl ſüdd.
Spezial Null 26,50—28,25, Roggenmehl 22,50—23, Weizenmehl 8,50—9.
Tendenz ſtetig.
wb. Berliner Produktenbericht. Die abermalige
Stei=
gerung der amerikaniſchen Getreidenotierungen hat wiederum nur
ge=
ringen Einfluß auf die Tendenz des Berliner Marktes gehabt. Einiges
Geſchäft fand in Roggen ſtatt, der von Miteldeutſchland und auch ſonſt
gefragt war, für den es aber auch nicht an Angebot mangelte; zum Teil
konnten etwas beſſere Preiſe dabei erzielt werden. Von Auslandsware
kam nur etwas ruſſiſcher Roggen, der aus zweiter Hand mehrfach
an=
geboten wurde, zum Handel. Amerikaniſcher Roggen iſt gegenwärtig zu
teuer. In Weizen bleibt das Angebot reichlich; die Mühlen nehmen
aber bei dem ſchlechten Weizenmehlgeſchäft nur wenig Käufe vor. Gerſte,
Hafer und die übrigen Artikel hatten bei wenig veränderten Preiſen
ſtilles Geſchäft. Der Antrag auf Schließung der Produktenbörſe in
Berlin an den Samstagen während der nächſten Monate iſt von dem
Vorſtand der Produktenbörſe abgelehnt worden. An Samstagen findet
der Verkehr fortan von 11.30—1 Uhr ſtatt.
* Mannheimer Produktenbörſe. Wegen des Ausfalls
der Montagbörſe war geſtern ſehr ſtarker Beſuch zu verzeichnen. Die
Stimmung war feſter, da Amerika höhere Kurſe meldete. Andauer der
Mehlverſteigerungen und Geldmangel ſtanden jedoch größeren
Um=
ſätzen entgegen. Verlangt wurden für die 100 Kilo waggonfrei
Mann=
heim: Weizen ausländiſcher 19,50—22, inländiſch 16,50—18, Roggen
ausländiſcher 15,50—15,75, inländiſcher 14,50—14,75, Braugerſte 16,75 bis
17,50, Hafer 14,75—15. Mais mit Sack 16—17,50 Goldmark.
* Frankfurter Viehmarkt. Der Auftrieb des
Neben=
marktes beſtand aus 2 Ochſen, 1 Bullen, 3 Färſen und Kühen und einem
Freſſer. Ferner aus 781 Kälbern, 79 Schafen und 780 Schweinen. Es
wurden notiert nach Goldmark für den Zentner Lebendgewicht: Kälber
45—65, Schafe 20—42, Schweine 40—50, Sauen und Eber 40—45.
Ver=
glichen mit der Notierung des letzten Hauptmarktes wurden Kälber
teil=
weiſe um 2—3 Goldmark höher bezahlt, während Schweine in vollem
Umfange die letzte Notierung behaupteten. Marktverlauf: Langſamer
Handel, bei Schweinen geringer Ueberſtand.
* Mannheimer Kleinviehmarkt. Infolge der beſſeren
Futterverſorgung der Landwirtſchaft blieb der Auftrieb wieder klein.
Das Geſchäft verlief ruhig, bei Schweinen viel Ueberſtand. Zugetrieben
wurden und per 50 Kilo Lebendgewicht gehandelt in Goldmark: 76
Käl=
ber 42—60, 59 Schweine 48—52, 563 Ferkel und Läufer 8—23 je Stück.
Börſen.
* Frankfurter Börſe vom 12. Juni. (Eigener Bericht.)
Die Haltung der Effektenmärkte war heute vorbörslich etwas
wider=
ſtandsfähiger als an den Vortagen, und man hatte den Eindruck, daß
mehr Aufnahmefähigkeit vorhanden ſei. Eine freundlichere Stimmung
konnte ſich aber nicht durchſetzen, da ſich zeigte, daß zu den erſten Kurſen
wieder größeres Material, beſonders aus dem Publikum, zum Verkauf
vorlag. Immerhin wurde die Ware aufgenommen, ohne daß ſich die
Kurſe im allgemeinen unter dem Niveau des geſtrigen Schluſſes
feſt=
ſetzten. Nur vereinzelt kam es infolge von Zufallsorders zu
größe=
ren Kursveränderungen. So eröffneten Elberfelder Farben bis 8,125
Prozent, Heddernheimer Kupfer mit 4,6 Proz., Schuckert mit 23 Proz.
Auch in Anglo Guano kam aus den bekannten Gründen noch etwas
Material heraus, das den Kurs auf 7,5 Proz. zurückgehen ließ. Von
Montanwerten ſind nur Buderus und Phönix als nachgebend zu
be=
zeichnen. Nach Feſtſtellung der erſten Kurſe hielt das Angebot an den
großen Märkten zunächſt an und die Kurſe gaben überwiegend weiter
nach. Vorübergehend nannte man: Badiſche Anilin mit 103—10 Proz.,
Höchſter mit 7,625 Proz., Elberfelder mit 77/ Proz. Erſt gegen Schluß
konnte eine leichte Erholung Platz greifen, ausgehend von großen
Käu=
fen, die von beſtimmter Seite am Chemiemarkte getätigt wurden, und
auf Gerüchte einer beſtimmten Stützungsaktion eines Bankenſyndikats.
An der Nachbörſe kam das letztgenannte Moment kursmäßig zum
Aus=
druck und der Verkehr konnte ſo ziemlich zu den höchſten Tageskurſen
ſchließen. Man handelte gegen 2 Uhr etwa wie folgt: Elberfelder
Far=
ben 31/, G., Bad. Anilin 11½/—11‟/, Höchſter 81/——8‟/g, Pönix 19 Proz.
Der Rentenmarkt war faſt geſchäftslos. Der Aktienfreiverkehr hatte
kleines Geſchäft bei gänzlich abbröckelnden, ſpäter leicht erholten Kurſen.
Am Kaſſamarkt herrſchten infolge großer Kundſchaftsverkäufe die
Kurs=
rückgänge vor. Stärker angeboten waren Lutz=Maſchinen, Armaturen
Klein, Badenia und Golo Schuh. Nur ganz vereinzelt gab es leichte
Erholungen. Am Deriſenmarkte ſetzte ſich die Befeſtigung des
franzöſi=
ſchen Franken weiter fort auf zirka 80 Fr. für 1 Pfd. Sterling, da man
die politiſche Situation auf den Rücktritt Millerands etwas günſtiger
beurteilt. Die Geldſätze blieben im Großen und Ganzen unverändert.
Monatsgeld war mit etwa 2½ Proz., für allererſte Adreſſen auch
dar=
unter zu haben. Schecktauſch ⁄„pro Mille. Nach 3 Uhr trat Intereſſe
für Montanwerte ein. Rheinſtahl 17 Proz., Phönix 20 Proz., Deutſch
Luxemburger 35 Proz. Auch Deutſche Bank blieben 7½ Proz. geſucht.
Im Freiverkehr notierten: Beckerſtahl 2½ Proz., Beckerkohle 4 Proz.,
13. Juni 1924Nr.
Benz 2, Krügershall 2½, Brown Boveri 1, Petroleum 8 Prozs4l
Raſtätter Waggon 2 Proz., Ufa 3‟/8 Prozent.
wb. Berliner Börſenbericht. An der Börſe ſind
ziemlicher Beſtimmtheit Gerüchte im Umlauf, wonach bei der von B.
zu Tag bedenklicher werdenden Lage von den Großbanken Stützumns
käufe auf dem Effektenmarkt geplant ſeien. Wie auf Anfrage von ſih
renden Großbanken, welche dieſen in Börſenkreiſen ſchon ſeit lange
erörterten Gedanken angeregt haben, mitgeteilt wird, haben in divie
Hinſicht zwar Beſprechungen zwiſchen den Mitgliedern der Berlift=
Stempelvereinigung ſtattgefunden, die aber wegen der Schwierigkeit
Materie noch nicht abgeſchloſſen ſind. Jedenfalls wurde hierdurch
bisherige Abgabenneigung etwas gedämpft, ſo daß das auf den March
kommende Material weſentlich geringer iſt; dabei zeigte ſich auch gu
etwas vermehrte Aufnahmeluſt, die überdies eine Stütze in größer,
ausländiſchen Kaufaufträgen fand. Auch die aus Neu=York vorlieges)
Meldung vom Abſchluß eines neuen Diskontkredits von 25 Millioro
Dollar mit der Deutſchen Golddiskontbank wurde als günſtiges Zeie
für die erhoffte Entſpannung der Geldknappheit bewertet. Das Geſchüy
war zwar auf allen Gebieten unverändert ruhig, jedoch erfuhren
Kurſe der in den letzten Tagen am meiſten mitgenommenen Pavfe
Erholungen von 1 bis vereinzelt 2 Bill. Proz. Im allgemeinen blie.2n
ſie jedoch unverändert. Bei minimalen Umſätzen unterlag der
Kwu=
ſtand weiterhin geringfügigen Veränderungen. Am Geldmarkt hat 5
die Entſpannung weiter ausgewirkt, ſo daß kurzfriſtiges Geld rertz
licher zur Verfügung ſtand. Am Deviſenmarkt war die Nachfrage ane
der kleiner als das Angebot. Veränderungen in den Vollzuteilunay
brauchten daher bei den Deviſen und Banknoten nicht einzutreten.
Oeviſenmarkt.
Geld „
Aſte Amſterdam=Rotterdam .. 156.61 157.39 156,61 157.39 Brüſſel=Antwerpen ....." 18.85 18.95 19.05 19.15 Chriſtiania. . . . . . . . . . . . ." 56.36 56.64 56.36 56.64 Kopenhagen .........." 70.57 70.93 70 57 70.93 Stockholm . . . . . ." 110.72 111.28 110.72 111.28 Helſingfors .... 10.47 10.53 10 47 10.53 Italien ...... 18.20— 13.30— 18.20— 18.30— London ...... 18.055 18.145 18 055 18.145 New=York.. 419 4.21 4.19 4A Paris.. .. 21.85 21. 22.14 22.26 u Schweiz 73.52 73.88 73.52 7.88 voll Spanien..... 55.86 56.141 55.86 56. 14 Wien (i. D.=Oſterr. abg.). 5.89— 5.91— 5 89 5.91. Prag.... 12.22— 12.28— 12.22— 12.28— Budapeſt. . . . . . 4.59 4.61 4.59 4.61 Buenos=Aires. . . . 1.345 1.35! 1.345 1.355 bo Bulgarien.. 2.963 2.98 2.965 2.985 Japan". 1.665 1.575 1.665 1,675 Rio de Janeir 0.425 0.45 0.425 0.435 Belgrad. 4.94— 4.96-— 9.94— 496— Liſſab= 11.72 11.78 11.78 Danzig 72.22 72.58 72.22 72.58
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Markkurs „
81.25
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Die Notierungen ſind in Billionen Prozent ausgedrückt
Frankfurter Kursbericht vom 12. Juni 1924
Europäiſche Staatspapiere. 11. 6. 12. 6. a) Deutſche. 5% Reichsanleihe ........... 0.065 „........42 ..........
3½%0 „ 0.17 ......... 0,65 Dollar=Goldgnleihe per 1935 .. 4,2 „ 1932.. 4,2 Dollar=Schatzanweiſungen ... 73,2 4½% I. u. V. Schatzanweiſg. 4½%HI.—K. 4% Dt. Schutzgebiet v.0,8-11u.13 1025) v. 14 1,025 0.90d 4½% Sparprämienanleihe ........." 0,086 06S Bwangsanleihe ........ ...... 5,4 Mdl 420 Preuß. Konſols „....... .
3½% „ 0155 3%
„ 48 Bad. Anl. unk. 1935 ......" 3½% „ „ v. 1907 ......." 8‟
1896 ....... 49 Bahern Anleihe ........." 0.435 ......
8½
Heſſ. Dollar Goldmk.=Schatzanw. 0.330 rck. 26 ......... 4,2 4,2 8—16% Heſſen Reihe XXXfI. untilgb. b. 28.. . . . . . . .. . ..." 560 560 4½ Heſſen unk. 1924.. . . . . . . . . 0,2 0,22 3½% .................. — — 3% „ „................. 0,2150 4% Württemberger alte ......" 03 b)Ausländiſche. 5% Bosnien L.=E.=B. v. 1914.. 1.85 — 5% L.=Inveſt.=Anl. v. 1914 — — 4½ „ v. 1902 ........." 0,65 0,55 . ....
4% — — 5% Bulgar. Tabak 1902.. . . . . ." — 17/ % Griech. Monopol ......" — 4½%0 Oeſt. Staatsrente v. 1913 ab 1918 .........." 0.75 4½% Oeſt. Schatzanweiſ., ſtfr. b. 1914 ..............." Pls 4% Oeſt. Goldrente ......." 4% einheitl. Rente ......" 0u5 5% Rum. am. Rente v. 03 .... 4½% „ Goldrente v. 13 ...." L15 1.05 4% „ am. Goldrente konv. 0,.415 0.41: 4% „ am. v. 05 ........." 0,415 0.4155 4%0 Türk. (Admin.) v. 1903.... 4% (Bagdad).Ser. I .. „ I.. 4% „ v. 1911, Zollanl. ..." Zia 32 4½% Ung. Staatsr. v. 14 .... 1,2 11 „ Goldrente ........" „ Staatsr. v. 10 .... z. Kronenrente .. . . .."
4% 0.19 Außereuropäiſche. 5% Mexik. amort. innere . . . . . . 69
„ konſ. äuß. v. 99.... . „ Gold v. 04, ſtfr. . . . . — 8% konſ. inner. ...... 4½% Irrigationsanleihe . 5½ Tamaulipas, Serie I......" Oblig. v. Transportanſt, 4% Eliſabethbahn ſtfr. . . . . . . . N5 4% Gal. Carl Ludw.=Bahn. . . . 0,825 5% Oeſt. Südb. (Lomb.) ſtfr. . . Gig 6,2 —Tauſende M— Millionen M
2,6% Alte Oeſt. Südb. (Lomb.)
2.6%Neue
0,064 4% Oeſt. Staatsb. b. 1883 ....
3%0 Oeſt.
1. b. 8. Em..
9. Em. .. . ."
v. 1885 ...."
3% Oeſt. Staatsb. b. Erg. Netz.
4,2 4% Ruvolfb. (Salzkammerg.) ..
72.9 / 4½% Anatolier I............"
3% Salon. Conſt. Jonction ...
3% Salonique Monaſtir ......
0.900 5% Tehuantepec. . . . ....... ..
„ „...
Nach Sachwert verzinsl.
Schuldverſchreibungen.
9.161 5% Badenw. Kohlenwrtanl.v. 23
5% Ffter. Pfandbr.=Bk. Goldobl.
I. Em. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
5% Ffter. Pfandbr.=Bk. Goldobl.
II. Em. . . . . . . . . . . . . . . . ..."
6% Großkraftwerk Mannheim
Kohlenwertanl. v. 23.... .. .
6% Heſſ.Braunk.=Rogg. Anl.v. 23
5%Neckar A.=G. Stuttgart
Gold=
anl. v. 23... . . . . . .. . . .."
5% Pfälzer Hyp.=Bank. Gold=
Pfdbr. v. 24... . . . . . .. . ...."
5% Preuß. Kaliwert=Anleihe ..
5% „ Roggenwert=Anl. . .
032 5% Rhein. Hypot.=Bank Gold=
Pfdbr. v. 24 .........
5% Rhein=Mckn=Donau
Gold=
anl. v. 23 ...............
5% Sächſ. Braunk.=Anl. v. 23
Ser. I u. II........... ...."
5% Sächſ. Roggenwertanl. v. 23
5% Südd. Feſtwertbk. Goldobl.,
Bank=Aktien.
Allg. Deutſche Creditanſtalt. . . .
Bank für Brauinduſtrie ......
Barmer Bankverein. . . . . . . . . .
Bayer Hypotheken= u. Wechſelb.
Berliner Handelsgeſellſchaft . ..
Commerz= und Privatbank ...
Darmſtädter u. Nationalbank ..
Deutſche Vank .............."
DeutſcheEffekten= u. Wechſelbank
Deutſche Hhpot.=Bank Mein.. . .
Deutſche Vereinsbank ........"
Disconto=Geſellſchaft .. . . .. . . ."
Dresdner Bank. . . . . . . . . . . . . .
Frankfurter Bank ..........."
Hypotheken=Bank.
Metallbank. . . . . . . . . . . . . . . . . ."
Mitteldeutſche Creditbank. . . . . .
Oeſterreichiſche Creditanſtalt . . .
Reichsbank=Ant. . . . . . . . . . . . . .
Rhein. Creditban ........ ..."
„ Hypothekenbank ...
Süddeutſche Disconto=Geſellſch.
Weſtbank .................."
Wiener Bankverein .........."
Bergwerks=Aktien.
Berzelius .. . ............ ...
Bochumer Bergb. .. ... . . . . . ."
Buderus.... . . . . . . . . . ... . .."
Dt. Luxemburger ...... .. ...."
Eſchweiler Bergwerks=Akt. . ...
Gelſenkirchen Bergw. ........
Harpener Bergbau.... . . . . . .."
1— Milliarden oU—ohne limſaz X —rationiert,
11. 6.
G.25
15,5
8,55
1,05
0,38
9,05
1,65
22
3,1
0.,8
1,6
23
11
18
1,6
18
3,4
Gſ.
2,5
9.4
7.2
3'o
11
0,35
18,5
1.1
2,75
3,8
75
34
36,25
46.25
12. 6.
6,75
Glo
4,1
13.35
8,55
1.05
0.36
9,05
1,1
2.2
2.8
1,6
2.:
11
1.1
0,78
1,75
15
3,25
52g
67(g
2,5
—
0,45
2ig
37a
0,85
1,6
10,6
115
0.36
17,8
1.3
2,5
3,5
Kaliwerke Aſchersleben ..
Salzdetfurth.
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Tellus Bergb.=u. Hütten
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Hütte)
:.”
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Löwenbräu München ........"
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6% „ „ Vorzug Lit.A ...
5% „ „ Vorzug Lit. B...
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Anilin Bln.=Treptow.. . . . . . . ."
Aſchaffenburger Zellſtoff ...!
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Badiſche Anilin=n. Sodafabrik.
Bad. Maſchf. Durlach ......."
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Baldur Piano. . . . . . . . . . . . .."
Baſt Nürnberg .............."
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Beck & Henkel (Caſſel) ......."
Bergmann El. Werke .... . . . . .
Bing. Metallwerke .........."
Brockhues, Nieder=Walluf...
Eementwerk Heidelberg. . .. ..
„ Karlſtadt . . . . . . ."
Lothringen (Metz).
Chem. Werke Albert. . . . . . . .
Griesheim Elektron ...."
„ Fabrik Milch ........."
Weiler=ter=mer ........"
Daimler Motoren ..........."
Deutſch. Eiſenhandel Berlin ..
Deutſche Erdöl .............."
Dt. Gold= u. Silberſcheideanſt.
Dingler, Zweibrücken ........"
Dresdener Schnellpreſſen ...."
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Düſſeld. Ratinger (Dürr)....."
Dhckerhof & Widm. Stamm ..
Eiſenwerk Kaiſerslautern .....
L. Meher jr. .. . . .."
Elberfelder Farbw. v. Bayer ..
Kupfer=u. Meſſingw
Elektr. Lieferungs.=Geſ. .....
Licht und Kraft . ......
Elſäſſ. Bad. Wolle. ..... ...."
Emag, Frankfurt a. M... . . . .
Email.= E Stanzw, Illrich ...."
Enzinger Werke .... . . . . . . . .."
Eßlinger Maſchinen .... ......
Ettlingen Spinnerei ........."
Faber, Joh., Bleiſtift ........
10,3 10.25 10 9 33 2,85 1. 1,5 8,5 1,.8 125 3,25 3,5 5,75 4.25 19. 1625 2.4 28 2925 10.,5 108 3 0.9 78 21 175 0,7 0.98 8io 795 6 25 4,8
0.225 4.9 0.2251 2.5 2,4 2,75 28 30 8
Faber & Schleicher .........."
Fahr, Gebr., Pirmaſens ....."
Felten & Guilleaume, Carlsw...
Feinmechank (Fetter).. ... .. .."
Feiſt Sektkellerei Frankf. a. M.,
Frankfurter Gas.. . . . .
Frankfurter Hof ..........
Frf. Maſch. Pokorny & Wittek.
Fuchs, Waggon Stamm ....."
Ganz. Ludwig, Mainz ......."
Geiling & Cie..............."
Germania Linoleum .. . . . . . . ."
Gelenkirchen Gußſtahl ......"
Goldſchmidt, Th. . . . . . . ......"
Gotha Waggon .. .. . . . . .. . ..."
Greffenius, Maſchinen Stamm.
Gritzner Maſchinenf. Durlach. ..
Grün & Bilfinger ..........."
Hammerſen (Osnabrück)......"
Hanfwerke Füſſen ..........."
Hedbernheimer Kupfer ......."
Hehligenſtaedt, Gießen ......."
Hilpert Armaturenf. . . . . . . . . ."
Hindrichs=Auffermann. . . . . . . .
Hirſch Kupfer u. Meſſ........
Hoch= und Tiefbau .........."
Höchſter Farben ............."
Holzmann, Phil. ............"
Holzverk.=Induſtr. ... .... ...."
Hydrometer Breslau ........"
Inag ......................"
Junghans Stamm. . . . . . . . . . .
Karlsruher Maſchinen ........
Karſtadt R. .. . . . . . . . . . . ... . ."
Klein, Schanzlin & Becker ..."
Knorr, Heilbronn ... . . . ......"
Kolb & Schüle Spinn. . . .. . .."
Konſervenfabrik Braun .. . ..."
Krauß & Co., Lokom. . . . . . . . ."
Lahmeher & Co. ............"
Lech, Augsburg ............."
Lederw. Rothe .............."
Lederwerke Spicharz .. ......"
Lingel, Schuhw. Erfurt ......"
Löhnberger Mühle .........."
Lüdenſcheid Metallw. .... . . . ."
Luther, Maſch.=u Mühlenbau..
Lux’ſche Induſtrie ..........."
Mainkraftwerke Hö hſt ......."
Meguin, Butzbah ..........."
Metallgeſ. Frkft. . . . . . . . . . . . . .
Meher, Dr. Paul ..........."
Miag, Mühlenb., Frankf. a. M..
Moenus Stamm .. . . . . . . . . . ."
Motorenfabrik Deutz ........."
Motorenfabrik Oberurſel ....."
Neckarſulmer Fahrzeugwerke...
Neckarwerke Eßl. Stamm .. . . ."
Oleawerke Frankfurt a. M... ..
Peters Union Frankfurt a. M.
Pfälz. Nähm., Kayſer ........"
Philipps A.=G. ........ ....."
Porzellan Weſſel ............"
Reiniger, Gebbert & Schall. . .
Rhein. Elektr. Stamm .. . . . . ..
„ Metall Vorzüge ... . . .."
Rhenania, Aachen ..........."
Riedinger, Maſchinen ... .... ..
Rückforth, Stettin ..........."
Rütgerswerke ..............."
Schleußner (Frankfurt a. M.) ..
Shneider & Hanau... . . . . . . .
Schnellpreſſen Frankenthal. . . .
Schriftgießerei Stempel, Ffm.
Schuckert Elektr. (Nürnborg) ..
Schramm Lackiabrih. r "
— 6,75 6'ls 1,6 1,6 14.25 13,75 8,5 8B Ple * 4,6 = 1,5 zn 35 15 14 17 18 155 5,8 5,7 4 3.75 1,8 = 1.5 1.3 1,2 2,5 2 2.5
— 2,3
— 0,4
— 0.45
— 6.3 5,25 7.25 59 43 1,8
— 1,7 — 1,5 1.2 1,4 1,5 5,25 4,75 8,25 8,8 10.1 10.1 — 0,3 0,525 0.525 12 1 3,1 2.7 1,6 0.9 1,4 1.25 5,5 1,05 3.,8 2.5 2,4 3,3 9.3 0,45 1,2 19 1.9 19 2,6 2,5 25,23 24
Schuhfabrik Berneis=Weſſel ...
Schuhfabrik Herz............"
Schuhf. Leander Offenbach ...
„Schultz, Grünlack, Rdsh.. . .. . ..
Seilinduſtrie Wolf ..........
Sichel & Co.. Mainz ........."
Siemens Elektr. Betriebe .....
Siemens Glasinduſtrie ......."
Siemens & Halske.... .. . . . .."
Stöckicht=Offenbach=Gummi .. .
Süddeutſche Immobilien .....
hüring. elektr. Lief.=Geſ., Gotha
uhrenfabrik Furtwängler ....."
Beithwerke in Sandbach ....."
Verein f. Chem. Induſtr. Frkft.
Verein deutſch. Olfabr. Mannh.
„. Faßfabriken Caſſel ...."
„ Gummifabr. Bln.=Frkf..
„ Pinſelfabr. Nürnberg ..
Ultramarin ..... .... .."
Zellſtoff, Berlin ......."
Bogtländ. Maſch. Vorzüge ....
Stämme . . . .
Voigt & Haeffner Stämme. . .
Voltohm, Seil.............."
Wahß & Frehtag. . . . . . . . . . ...
Wegelin Rußfabrik .........."
Zellſtoff Waldhof Stamm .. .."
Zuckerfabr. Waghäuſel........
Frankenthal ......"
Heilbronn. . . .. .. . .
Offſtein ..........
Rheingau ... ......"
Stuttgart . . . . . . . .
Transport=Aktien.
Deutſche Eiſenb.=Geſ. Fftm.
Schantung E. B. .........."
Süddeutſche Eiſenbahn=Geſ.
Hapag (Paketfahrt)........"
Nordd. Llohd.. . ... . . . . ....
Darmſtädter Werte.
Bahnbedarf .. . . . . .. .......
Dampfkeſſel Rodberg.... . .."
Helvetia Konſervenfabrik. . . ..
Gebr. Lutz ................."
Motorenbfarik Darmſtadt . . ..
Gebr. Roeder ..............."
Venuleth & Ellenberger ......
Unnotierte Aktien.
Api ... . . . . .. .. .. .. . . ......."
Beckerkohle. . ................
Beckerſtahl .. . . .. ..... ......."
Benz.. . . . . .......... ......"
Broivn Boveri .............."
Chem. Andreae .............
Deutſche Petroleum..
Diamond Shares.
Entrepriſe ..
Falconwerke ..............."
Großkraftw. Württemb. (Growag)
Unterfranken (Ufra) .........."
Hanſa Lloyd ..............."
Hero Conſerven .........
Holſatiawerke, Altona ........"
Kabel Rhehdt .......
Krügershall Palt".
.
Metall Starkenbuug .
Otto & Quanz...
Raſtatter Waggon ........"
Textil=Frd. Bavmen Wiat)..."
Ufa Film ....nlllinssetsrs
11. 6.
3,.5
14,5
1,8
76
1
11.
135
1.5
z.
1
17
17,75
1875
3,85
3
12.6
6.
17
2A
1
0.300
0,50
0.6 1R
050
d50ic [ ← ][ ][ → ]
kmummer 163.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 13. Juni 1924.
Seite 15.
Der Mann mit dem Pelz.
Detektiv=Roman von J. Davids.
(Nachdruck verboten.)
Elelene Stewans hatte die Anweſenheit eines weiteren
Be=
ſius auf der Plattform bis jetzt nicht bemerkt. Auf den
Fuß=
ſiiſn, um nicht ghört zu werden, näherte ſich Jackſon ihr, und
Eianrn ſie herangekommen, ergriff er Helenens Hand. Erſchreckt
ſwye dieſe ſich um und als ſie Jackſon erblickte, entfuhr ein
Uſ/ Schrei ihren Lippen. Sprachlos ſtanden ſie für einige
Bru blicke einander gegenüber, in ihren Blicken lag mehr
aus=
gſpüxt, als Worte zu ſagen vermocht hätten. Und dann lag
8u= in den Armen Jackſons, der ſie ſo unendlich lieb hatte.
ſᛋ ſun den Tagen, die nun folgten, hatten beide einander viel
zröählen. Die dunkle Wolke, die vorübergehend wie ein
omer Schatten auf ihrem jungen Glück gelagert hatte, war
bhwunden, und es war ihnen eine Sonne voller Glanz und
A9 voller Liebe und Luſt aufgegangen. Wie ausgelöſcht
en, endlich die Gedanken an John Gills, an Scottland Yard.
JKun fühlte ſich ſo glücklich, wie er noch nie geweſen war, und
iniarer Liebenswürdigkeit und Aufmerkſamkeit erkannte Helene,
Qöe= auch für andere Dinge Sinn hatte, als nur für Ver=
Hei-jagd.
Eurne Woche noch verblieben ſie in dem altertümlichen
Städt=
c ynit ſeiner ſchönen Umgebung, um hier ihr ſtilles Glück zu
Awfen. Schon früh am Morgen wanderten ſie Arm in Arm
Hſo5den Wald, oder ruderten ſie hinaus auf die ſchöne weite
9gei=fläche des Sees. Sie genoſſen das Leben ſo, wie es wert
iſſe noſſen zu werden.
Aier Tage ſpäter ſollte der ſchönſte Tag ihres Lebens ſein:
eceliche Verbindung. In dem kleinen Städtchen, wo ſie ſich
mi ſthmerzlicher Trennung wiedergefunden hatten, wollten ſie
ck ie Trauung vollziehen laſſen. Am Nachmittag vor dieſem
ℳ ügen Ereignis trafen Lord Dunck und Gemahlin, Bill Ray=
ton und Fräulein Tinny ein, um am Hochzeitstage an dem Glück
der Beiden teilzunehmen. An der Tafel im Speiſeſaal des Hotels
ſaßen ſie abends beiſammen, rechts von Jackſon Fräulein Tinny.
Ihre kleinen, gutmütigen Augen leuchteten vor Freude, als ſie
einen Trinkſpruch auf das Paar ausbrachte, den ſie für dieſe
Ge=
legenheit ſich gut eingeprägt hatte. Eine beſondere Freude
be=
reitete Jackſon ihr durch die Mitteilung, daß ſie auch nach der
Hochzeit in ſeinem Hauſe verbleiben ſolle. „Ein Mr. Jackſon ohne
Fräulein Tinny iſt wie ein Sherlok Holmes ohne Dr. Watſon”,
hatte er geſagt und Helene war mit ihm einer Meinung.
Bevor Jackſon ſich an dieſem Abend zur Ruhe begab, hatte
Lord Dunck ihm noch ein Wort allein zu ſagen: „John Gillis iſt
tot,” war ſeine Botſchaft, „er hat ſich im Gefängnis das Leben
genommen.”
„Das war wohl zu erwarten”, erwiderte Jackſon ernſt. „Er
würde ſonſt doch im elektriſchen Stuhle geendet haben. Und
was gibt es denn ſonſt noch Neues von den Vollers?”
„Viele wurden auf freien Fuß geſetzt, da ſich ergeben hat,
daß ſie nur unter Suggeſtion gehandelt und noch keine
Straf=
taten begangen haben. Andere ſollen in Haft bleiben,”
antwor=
tete Lord Dunck.
„Und was macht Bob?”
„Der erholt ſich recht gut. Der Direktor des Krankenhauſes
hat mir mitgeteilt, daß er ſeine Geſundheit wohl wieder erlangen
werde. Apropos, wiſſen Sie auch, daß Miß Cramp ſich wieder
in ihrer Art betätigt hat, nachdem ſie aus der Vorunterſuchung
entlaſſen worden iſt.”
Jackſon zog die Schulter hoch.
„Hunderſon hat ſie vor einigen Tagen abermals verhaften
laſſen. Sie wollte ſich nicht äußern über ihre letzten Schandtaten
und erklärte, nur Ihnen perſönlich wolle ſie ein Bekenntnis
ab=
legen.”
„Gut,” ſagte Jackſon, „ich will mit Vergnügen als ihr
Beicht=
vater gelten. Sie braucht aber nicht damit zu rechnen, daß ein
paar ſchöne Augen mich nachſichtiger ſtimmen werden.”
Der in Ausſicht ſtehenden Unterredung ſah er mit großer
Gelaſſenheit entgegen. Die Anwandlung, die ihn für das ſchöne
Mädchen einen Augenblick in deren Bann geſchlagen, war längſt
erloſchen und er ſchämte ſich heute ſeiner Schwäche.
Am folgenden Morgen erſcholl feierliches Glockengeläute von
dem Turme der altehrwürdigen Kirche, den Bürgern des
Städt=
chens die frohe Botſchaft verkündigend, daß zwei Menſchenkinder,
die einander in inniger Liebe zugetan, ihr zeitliches Glück in der
Ehe zu finden hofften.
Es war ein herrlicher, ſonniger Morgen, und ein Widerſchein
des Sonnenglanzes lag auf den Geſichtern von Jackſon und
Helene ausgeprägt, die, gefolgt von ihren Freunden, ſich zur
Kirche begaben. Vor der Trauung hielt der amtierende
Geiſt=
liche eine herzliche Anſprache an die Anweſenden und
insbeſon=
dere an das vor Glück ſtrahlende Brautpaar.
Zwei Tage noch verblieb das junge Paar in dem Städtchen,
dann begab es ſich nach London. Von dort war ein Telegramm
eingelaufen, das Jackſon zu neuen Berufspflichten rief. Eine
Dame aus Holland wünſchte dringend ſeine Hilfe in einem
beſon=
deren Kriminalfalle.
Helene, der Jackſon das Telegramm überreichte, meinte nach
dem Leſen desſelben: „Wir wollen zuſammen nach Holland
rei=
ſen, es ſoll unſere Hochzeitsreiſe ſein. Vielleicht kann ich Dir
bei Deiner Tätigkeit im Dienſte Deines Berufes, meine Hilfe
leihen."
„Das iſt wohl möglich, meine Liebe,” erwiderte Jackſon, und
dann drückte er einen zarten Kuß auf ihre Lippen. „Ich fürchte,
ohne Deine Hilfe und ohne Deine Anweſenheit gelingt mir
nichts mehr."
Wenige Tage ſpäter fuhren Jackſon und ſeine junge Frau
von London nach Holland, zu neuer Berufsarbeit und neuen
Abenteuern.
Ende.
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Hugo
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Spezialhaus für Haus=und Küchengeräte
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miſtempel
Stempel=Schulz s
Rheinſtr. 19. Tel. 2613
Die Rettung
aus der Not der Zeit muß bei den Menſchen
anfangen. „Man muß ſich ſelbſt ändern,
wenn’s anders werden ſoll.” Aus dem
kraft= und darum energieloſen Dekadenzler
muß wieder ein lebensſprühender,
willens=
ſtarker Vollmenſch werden. Und dieſe
große Wandlung hängt von kleinen
Ur=
ſachen ab. Verſtändige Lebensweiſe
ver=
mag viel. Wer den Tag ſchon mit einem
Angriff auf ſeine Geſundheit beginnt,
indem er ein Frühſtücksgetränk wählt, das
nicht nährt, ſondern zehrt, hat ſeinen Körper
ſchlecht gewappnet für die Kämpfe der
kommenden Stunden. Reichardtkakao, dieſer
unvergleichliche Eiweisſpender unter den
Getränken,iſt die berufene
Grundlageerfolg=
reicher Tagesarbeit und des perſönlichen
Wiederaufſtiegs, denn Eiweiß iſt der
wich=
tigſte Bauſtein für den Körper des
Kultur=
menſchen. Man erhält ihn zu
Friedens=
preiſen in Friedensqualität in allen durch
Schilder und Plakatekenntlichen Geſchäften.
Anton
Kokosfett
blütenweiß . . . . . . Pfd. d0
Back=Sl. . . 6chp. 40 Pfg.
Salat= Sl. goldkl. , 50 Pfg.
Ariſta=Nuß=Hl, hochfein“
Schoppen . . . . . 65 Pfg.
Friſche Tafel=Margarine
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Ariſta=Nußbutter
Pfund=E .. . . . 70 Pfg.
Allgäuer Stangen=Limburger
Pfund . . . . . . 85 Pfg.
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Pfund ...... 1.—Mk. ß
Süßrahm=Tafelbutter
(holl.) ſtets friſch, /, Pfd. 95 Pfg.
Magermilch, gezuckertk
(Löwenmarke). Doſe 30 Pfg.
Vollmilch, gezuckert
Doſe .. . . . . . 40 Pfg.
Eier, friſch geleuchtet
10 St. 1.15 Mk., 10 St. 1.3,5 Mk.
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Darmſtädter Tagblatt, Frritag, den 13. Juni 1924.
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