Einzelnummer 10 Goldpfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuftrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 162
Donnerstag, den 12. Juni 1924. 187. Jahrgang
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(1 Dollar — 420 Marhl. — Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streik uſw., erliſcht
jede Verpſiſchtung arf Erfüllung der
Anzelgen=
aufträge und Leiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerſchtlicher Beſtreibung fällt ſeder
Rabat weg. Bankionto: Deutſche Bank und
Darm=
ſädter 8 Nationalbank.
Millerand zieht ſich nicht von der Politik zurück und gibt den Kampf nicht auf. — Die erſien
Kandidaturen für die Präſidentſchafft.
Millerands Abſichten.
Der Miniſterrat.
Das Oemiſſionsſchreiben Millerands.
Paris, 11. Juni. Es wird folgendes offizielles
Communi=
ausgegeben: Die Miniſter ſind heute vormittag im Elyſée
ur. Miniſterrat zuſammengetreten. Millerand hat das
amiſſions ſchreiben verleſen, das er an die Präſidenten
s Senats und der Kammer gerichtet hat. Es lautet:
Herr Präſident! Ich habe die Ehre, dem Bureau des Senats
m. der Kammer meine Demiſſion als Präſident der
emublik zu überreichen. Genehmigen Sie, Herr Präſident, die
enſicherung meiner Hochachtung.
(gez.) Millerand.
Kammer und Senat haben um 3 Uhr eine Sitzung abgehal=
Die Präſidenten der beiden Parlamente haben den Text des
retes Millerands verleſen. Im Senat kam es zu keinerlei
unifeſtationen. In der Kammer mußte Painlevé
einige=
ul an die Achtung vor dem Präſidenten der Republik erinnern,
nllärmende Kundgebungen zu vermeiden, beſonders in dem
enblick, als die Rechtsparteien ſich bei der Verleſung des
keetes erhoben hatten und die Linke darüber in lautes
Geläch=
uusbrach. Die Kammer iſt bis Samstag nachmittag 3 Uhr
itagt.
* Paris, 11. Juni. (Priv.=Tel.) Millerand hat heute
imnittag an das franzöſiſche Volk ein Manifeſt
ſaſen. Dieſes hat folgenden Wortlaut:
„Meine lieben Mitbürger! Im Augenblick, wo ich die
Macht=
hgniſſe, welche mir die Nationalverſammlung mit Dreiviertel=
Eyi menmehrheit am 23. September 1920 übertragen hat, ablege,
inſee ich mich an Euch. Als erſter Bürger der Republik wurde
jefort nach dem grauſamſten und ſiegreichſten aller Kriege an
urr Poſten berufen, um die Geſchicke Frankreichs zu lenken.
wußte, daß alle Eure Wünſche ſich in einem Wort
zuſammen=
fen laſſen: Frieden, Frieden durch die
Uebereinſtim=
ſtiag mit unſeren Alliierten, durch die Entwicklung
nternationalen Zuſammenarbeit unter der Führung des
Auerbundes, durch die Durchführung des Verſailler
trages; welcher uns eine Garantie der Sicherheit und
Meparationsleiſtungen ſein ſollte und durch die
Durch=
hrung der diplomatiſchen Verträge, welche das
Europa geſchaffen haben, Frieden im Innern durch das
eſſen der Parteizwiſtigkeiten vor dem Kriege, durch die
ektierung des Glaubens und der Meinung, durch den
eus des Rechtes und der berechtigten perſönlichen Intereſſen,
I5 und Frieden durch Arbeit und Ordnung, durch beſtändige
F:e2 für materiellen und moraliſchen Fortſchritt.
ie Regierung konnte zugleich mit der Durchführung dieſes
Tammes nicht vergeſſen, welche heilige Schuld das
gegenüber den beſetzt geweſenen Gebieten und
riegsopfer hatte. Um ſich dieſer Schuld zu entledigen,
„r die franzöſiſchen Steuerzahler nicht weniger als 100
Mil=
in anſtelle des eigentlichen Schuldners vorgeſtreckt. Alle
ü terien, die ſeit dieſer Zeit zu bilden ich die Ehre hatte, haben
ihre Kraft dieſer Aufgabe gewidmet. Während vier Jahren
diie geſamte Welt mit der größten Achtung die Arbeit des
zöſiſchen Volkes gewürdigt, welches durch Arbeitſamkeit und
ſich in der Zeit des Friedens ebenſo groß gezeigt hat, wie
van Gefahren des Krieges.
A.m 11. Mai haben allgemeine Wahlen ſtattgefunden. Getreu
sflicht als Präſident der Republik, welcher gewiſſenhaft den
Iien des Volkes befolgt hat, habe ich mich an die Männer
Fanidt, welche das Volk durch die Wahlen
bezeich=
z ſchat. Ich habe beabſichtigt, ohne Voreingenommenheit mit
tn zuſammenzuarbeiten. Auf mein Angebot hin haben ſie
vüber durch eine Abſage geantwortet. Sie haben meine
De=
ſ ion verlangt. Dieſe Forderung iſt unberechtigt
wedeutet eine Vergewaltigung der Verfaſſung,
bollel dem Geiſt, als auch dem Buchſtaben des Geſetzes nach.
Eu, unſere Geſetzesverfaſſung die Wahl ſeiner Staatsmänner
** Hand des Parlaments gelegt hat, ſo hat ſie auch daran
ge=
wenn der Präſident der Republik einmal
ge=
iſt, dieſem das Recht zuzugeſtehen, während der ſieben
in denen er ſein Mandat ausübt, niemandem
ſih enſchaft ablegen zu müſſen, als nur im
fil e des Hochverrats. Ein Entſchluß, welcher von
teigeiſt geleitet iſt, hat dieſe Garantien zu Boden geworfen.
Leri ihrem Druck haben außenparlamentariſche Gruppen erklärt,
j dreer Präſident der Republik der neuen Kammermehrheit nicht
ſle= und daß er ſich zurückziehen müſſe, ohne das geſetzliche
e ſeines Manzates abzuwarten. Dies iſt ein
Präzedenz=
welcher die Präſidentſchaft der Republik zu einem
kic=lball der Wahlkämpfe macht, und welcher auf dem
Ac ge der Abſtimmung ſich in unſere politiſchen Gewohnheiten
4c und damit der Verfaſſung das einzige Mittel der
Stabili=
humenmt, welches ſie beſitzt. Ich hätte eine Ungerechtigkeit
be=
zeun, wenn ich durch Untätigkeit mich zum Mitſchuldigen einer
var gefährlichen Situation gemacht hätte. Ich habe Wider=
Hygeleiſtet. Ich habe erſt nachgegeben, nachdem ich alle mir
tlich zur Verfügung ſtehenden Mittel erſchöpft habe. An der
Sehaller guten Freunde, welche mir aus allen Teilen des Lan=
1 lü ſtbare Beweiſe ihrer Sympathien entgegengebracht haben,
e, ich den Kampf für die Freiheit, den Kampf für
1 Axpublik und für Frankreich wieder aufnehmen.
(gez.) Millerand.”
Paris, den 11. Juni 1924
Paris, 11. Juni. (Wolff.) Millerand wünſcht nicht,
un=
mittelbar in das politiſche Leben zurückzukehren, aber ohne
Zweifel wird er dem erſten Ruf des Wahlkörpers folgen. Es
iſt bereits mitgeteilt worden, daß Millerand ſich um den durch
den Tod des rechtsſtehenden Abgeordneten Petitier frei
ge=
wordenen Sitz bewerben wird. Seine Tätigkeit als Advokat
wird er ſofort wieder aufnehmen. Nach dem Matin wäre es
falſch, zu behaupten, daß Millerand ſich zurückziehen werde; vor
Gericht und im Parlament werde man ihn in Kürze
wieder=
ſehen.
Es wird beſtätigt, daß Millerand ſich ſehr bald in dem
Departement Meurthe et Moſelle als Kandidat für die Kammer
aufſtellen laſſen wird. In dieſem Departement hatte der
Natio=
nale Block bei den letzten Wahlen 70 000 Stimmen auf ſich
ver=
einigt, gegen 20 000 Stimmen des Linksblocks und 10 000
Stim=
men der Kommuniſten. Die Wahl Millerands in dieſem
Depar=
tement ſcheint ſo gut wie geſichert.
Vor der Präſidenten=Wahl.
Paris, 11. Juni. (Wolff.) Die Wahl des neuen
Präſidenten der Republik wird vorausſichtlich am
nächſten Freitag um 1 Uhr in Verſailles erfolgen. In den
Wan=
delgängen der Kammer wurde nachmittags bekannt, daß der
Kongreß in Verſailles am Freitag um 2 Uhr zuſammentreten
wird, jedoch iſt dieſe Nachricht im Senat noch nicht beſtätigt
worden.
Paris, 11. Juni. (Wolff.) Der Senat iſt um 3 Uhr zu
einer Sitzung zuſammengetreten. Senatspräſident
Doumer=
gue hat das bereits mitgeteilte Demiſſionsſchreiben des
Präſi=
denten zur Verleſung gebracht und hierauf mitgeteilt, daß der
Kongreß am Freitag nachmittag um 2 Uhr in Verſailles
zu=
ſammentreten wird. Der Senat vertagte ſich hierauf auf Dienstag.
Auch in der Kammer, die heute nachmittag um 3 Uhr zu
einer kurzen Sitzung zuſammengetreten war, teilte der
Kammer=
präſident Painlevé mit, daß der Kongreß am Freitag
nach=
mittag um 2 Uhr zur Neuwahl des Präſidenten ſchreiten werde.
Painlevés Kandidatur für die Präſidentſchaft.
Paris, 11. Juni. (Wolff.) Die ſozialiſtiſche
Kam=
mergruppe hat heute vormittag eine Sitzung abgehalten und
ſich auf die Kandidatur Painlevés für die
Präſi=
dentſchaft der Republik feſtgelegt.
Die Blätter der Mittelparteien halten aber auch die
Kan=
didatur des Sen atspräſidenten Doumergues für
mög=
lich, einige ſprechen auch von einem Außenſeiter, der vielleicht
noch in Verſailles in Erſcheinung treten könnte; in Verbindung
damit ſind bereits zwei Namen genannt worden: die Senatoren
Pams und René Renoult.
Die Kandidaten der Rechten.
* Paris, 11. Juni. (Priv.=Tel.) Auch die
Rechtspar=
tei hat ſich auf einen Kandidaten geeinigt. Es wurden heute
abend bereits Beſprechungen abgehalten. Die Namen, die als
Kandidaten der Rechten meiſtens genannt werden, ſind
folgende: Maginot, Lebrun und Barthou. Die
Ge=
rüchte, daß Millerand und Poincaré kandidieren, ſcheinen ſich
keinesfalls zu bewahrheiten. Als Kandidat der Rechten wird
noch Peret genannt. Seine Freunde glauben, daß Peret viel
Stimmen des rechten Flügels der Linksparteien auf ſich
ver=
einigen könnte und im zweiten Wahlgang etventuell Ausſicht
hätte. Peret hat noch nicht angenommen. — Die
Kommu=
niſten werden ſämtlich in der Nationalverſammlung in
Ver=
ſailles für ihren Parteiangehörigen Marty ſtimmen.
Die Wahl Painlevés wahrſcheinlich.
* Paris, 11. Juni. (Priv.=Tel.) Die linken Parteigruppen
von Kammer und Senat haben heute nach der offiziellen
Demiſ=
ſion Millerands und des Kabinetts Beſprechungen abgehalten.
Sie werden dieſe morgen früh fortſetzen, um ſich über den
ge=
meinſamen Präſidentſchaftskandidaten zu einigen. Am
Don=
nerstag nachmittag 4 Uhr werden die
linksrepublika=
niſchen Gruppen von Kammer und Senat im Feſtſaal des
Senates einen Kongreß abhalten und ſich durch
Abſtim=
mung über den endgültigen Kandidaten der
Mehr=
heit einigen. Bis jetzt werden zwei Namen genannt: einmal
Doumergue, Präſident des Senats, und Painlevé
Prä=
ſident der Kammer. Doumergue hat ſich über ſeine Abſichten
noch nicht geäußert. Von Painlevé iſt es ſicher, daß er die
Kan=
didatur annehmen wird. Der Kongreß der Linkspartei wird
ſämtliche politiſche Parteigruppen von Kammer und Senat
um=
faſſen, von links angefangen, mit Ausſchluß der Kommuniſten,
bis nach rechts zu den Vertretern des Nationalen Blocks.
Hier=
nach wird ſich der Kongreß der Linksparteien zahlenmäßig etwa
folgendermaßen, zuſammenſetzen: Von den 581 Abgeordneten
ſind 340 zum Kongreß eingeladen, von den 311 Senatoren 260.
Es ſcheint ſogar faſt ausgeſchloſſen, wenn nicht eine unerwartete
Spannung im Kongreß eintritt, daß der Kandidat der Linken
in der Nationalverſammlung am Freitag nicht mit abſoluter
Stimmenmehrheit im erſten Wahlgang gewählt werden wird,
da die Linke gegenüber der Rechten eine erdrückende Mehrheit
vereinigt. Painlevé dürfte ſeiner Kandidatur doch ziemlich ſicher
ſein. Es iſt umſo wahrſcheinlicher, weil heute abend verlautet,
daß Doumergue vor einer Kandidatur Painlevés eventuell
zu=
rücktreten würde.
* Die Sowjetrepublik, wie ſie iſt.
Das heutige Europa iſt von zwei großen Schickſalsproblemen,
vom franzöſiſchen und vom ruſſiſchen Problem
be=
herrſcht. Das erſtere liegt ſo offen zutage, daß es kaum einer
Er=
läuterung bedarf. Wenn Frankreich imſtande wäre, ſeine
hiſto=
riſche Verirrung zu überwinden und auf ſein überſchwengliches
Verlangen nach der Vorherrſchaft in Europa zu verzichten, wenn
es ſich insbeſondere von dem Vorurteil befreien würde, die eigene
nationale Größe nur durch die Zerſetzung des Deutſchen Reiches
und nur durch die Unterbindung von deſſen elementarſten
wirt=
ſchaftlichen und politiſchen Lebensmöglichkeiten verwirklichen zu
können, dann wäre zweifellos die Geſundung des Weltteils
ge=
ſichert und der Weg zur Konſolidierung des Kontinents geebnet.
Dann wären die berühmten „Garantien” der eigenen Sicherheit,
die es auf allen möglichen falſchen Wegen zu erreichen ſucht, auf
dem natürlichen Wege gefunden. Dann könnte auch das immer
dunkler und drohender werdende große ruſſiſche Problem, das wie
ein Alpdruck auf Europä, ja auf der ganzen Menſchheit laſtet,
einer ſchrittweiſen vernünftigen Löſung entgegengeführt werden.
Denn unter den gegenwärtigen höchſt verworrenen Verhältniſſen,
wo die Diplomatie der weſtlichen Nationen noch immer nicht die
klaren Richtlinien einer echten abendländiſchen Politik
her=
auszuarbeiten vermag, obzwar ſie ſeit mehr als fünf Jahren
ge=
nügend Zeit hatte, ſich über dieſelbe zu beſinnen, muß ſich die
Selbſtüberhebung Sowjetrußlands Europa gegenüber immer
mehr ſteigern und allmählig zu einer unberechenbaren Gefahr für
ſie ſelbſt und für den ganzen Kontinent heranwachſen.
Rußland ſpielt in dem gegenwärtigen europäiſchen Konzert,
— wenn man es noch ſo nennen darf — eine ſo eigentümliche
Rolle, für die man ein erläuterndes Beiſpiel in der Geſchichte
vergebens ſuchen würde. Die Geſchichte bietet uns zwar
kommu=
niſtiſche Verſuche in mancherlei Geſtaltung und Rahmen dar, doch
wollen dieſelben immer nur ein „Klaſſenproblem”, das der
Prole=
tarier, zur Löſung bringen, und nahmen niemals einen
hochnatio=
nalen, ſozuſagen chauviniftiſch=imperialiſtiſchen Charakter an. Die
Weltgeſchichte hat es dem ruſſiſchen Volksgeiſt vorbehalten, den
nationalen und kommuniſtiſchen Gedanken mit einander zu
ver=
wechſeln, um auf Grund dieſer logiſchen Verwechslung die eigene
Zukunft, ſowie die der Menſchheit überhaupt, aufzubauen.
Rußland will ſeine eigene nationale Vorherrſchaft und
Hege=
monie dem verachteten europäiſchen Abendland gegenüber mit
Hilfe der menſchheitsbeglückenden kommuniſtiſchen Utopie
verwirk=
lichen. Daß Nationalismus und Kommunismus in ſolcher Weiſe
identifiziert und wechſelſeitig durcheinander verfinſtert werden
können, hätte in der Vorkriegszeit kaum jemals ein Denkender zu
ahnen vermocht. Aber die Nachkriegszeit ließ das ſcheinbar
Un=
mögliche zur Wirklichkeit heranreifen, wie dies die jüngſte 13.
Kon=
ferenz der ruſſiſchen kommuniſtiſchen Partei in Moskau, an der
auch die 3. Internationale und franzöſiſche, engliſche, deutſche, wie
auch japaniſche Kommuniſten durch Delegierte vertreten waren, in
überraſchendſter Weiſe zum Ausdruck brachte.
Gelegentlich der Eröffnung des Kongreſſes defilierten 15 000
Kinder unter zehn Jahren, die ſogenannten „Leningarden” vor
den Zuſchauern und legten einen Maſſeneid auf das neue
poli=
tiſche Glaubensbekenntnis der ruſſiſchen Nation ab. Sie machten
es in wunderbarer Weiſe anſchaulich, daß die ganze junge
Gene=
ration in dem neuen Geiſte erzogen wird, der den ruſſiſch=
natio=
nalen Gedanken mit der kommuniſtiſchen Utopie identifiziert.
Schade, daß die europäiſche Diplomatie an dem intereſſanten Feſt
nicht genügend vertreten war, denn ſie würde durch den ſo
über=
aus lebhaften und eindringlichen Anſchauungsunterricht ein wenig
nachdenklich geſtimmt worden ſein. Was das heißen will, daß für
den ganzen Nachwuchs eines großen Volkes die Begeiſterung fürs
Vaterland und die Begeiſterung für die kommuniſtiſche Utopie in
eins zuſammenfließen und dementſprechend die ganze
abendlän=
diſche Kultur als etwas Morſches und Minderwertiges erſcheinen
muß — eine Auffaſſung, die ohnehin ſchon tief in der ruſſiſchen
Volksſeele wurzelt — braucht nicht erſt nahegelegt zu werden.
Man nehme hinzu, daß die ganze „Rote Armee” nicht nur eine
militäriſche Inſtitution darſtellt, ſondern vor allem auch eine
Er=
ziehungsanſtalt in dem obigen Sinne iſt, und man wird begreifen,
welche Bedeutung das allmähliche und, wie es derzeit ſcheint,
un=
ausbleibliche Erſtarken der Sowjetrepublik für das Abendland
hat. Schon jetzt konzentriert ſich das Intereſſe der
kommuniſti=
ſchen Partei in wachſendem Maße auf die Rote Armee, was darin
zum Vorſchein kommt, daß Trotzki, deſſen Verdienſt es iſt, dieſe
Armee organiſiert zu haben, aus ſeiner ſogenannten Verbannung
wieder zurückkehren konnte. Er iſt der populärſte Mann nicht nur
in ſeiner Armee, ſondern auch bei einem beträchtlichen Teil der
ruſſiſchen nationaliſtiſch genannten Intelligenz, die in ihm einen
moskowitiſchen Napoleon” erblickt, der berufen iſt, die militäriſche
Ueberlegenheit Rußlands gegenüber den Weſtſtaaten zu
begrün=
den. Selbſt ſeine Gegner und Rivalen bezweifeln ſeine
gut=
kommuniſtiſche Geſinnung nicht mehr, denn ſie fangen an zu
be=
greifen, daß eine ſtarke und ſtoßkräftige Armee nur in einem
über=
aus kapitalkräftigen Staate errichtet werden kann. Wenn man
aber ſo weit geht, den Nationalismus und die kommuniſtiſche
Utopie zu identifizieren, warum ſoll es da nicht möglich ſein, den
Kommunismus und den Hochkapitalismus in vollendete
Har=
monie mit einander zu ſetzen? Dieſe unerhörte Ideologie iſt es,
die in dem heutigen Rußland immer mehr Anhänger findet und
ſicherlich zur Ausbildung von „Theorien” führen wird, von denen
die Nationalökonomie ſich derzeit noch nichts träumen läßt.
Jedenfalls iſt es ein Zeichen der inneren Evolution der
Sow=
jetrepublik, daß der aus dem Kaukaſus heimgekehrte Trotzki
vor=
ſichtig von den wirtſchaftlichen Fragen ſchweigt, dafür aber ſein
Widerſacher und Rivale Sinowjew die Hebungder
Schwer=
induſtrie als eine der Hauptaufgaben der Sowjets hinſtellt.
Es wäre jedoch ein großer Irrtum, zu glauben, daß Sinowjew
und die übrigen Mitglieder der Kommuniſtiſchen Partei, trotzdem
ſie ſich unerhörte Ideen von einem „kommuniſtiſchen
Kapitalis=
mus” bilden, auch nur um Haaresbreite von ihrem urſprünglichen
kommuniſtiſchen Glaubensbekenntnis abweichen würden. Ein
Zi=
tat aus der vierſtündigen Kongreßrede Sinowjews möge die
Un=
veränderlichkeit ſeiner Grundauffaſſung beleuchten: „Wagt es
nicht eine Verſammlung von Kaufleuten in Kiew und eine
Kon=
ferenz von Ingenieuren in Petersburg die gleichen Rechte wie die
Arbeiter mit der Begründung zu fordern, daß auch ſie Werktätige
ſind?‟ Dem trefflichen Kommuniſtenführer iſt es eine faſt
unbe=
greifliche Vermeſſenheit, daß ein Kaufmann oder ein Ingenieur
von ihrer Arbeitsbetätigung zu ſprechen wagen. Nicht minder
charakteriſtiſch für die Denkweiſe iſt die folgende rhetoriſche
Rede=
blüte: „Wir warfen den alten ruſſiſchen Bourgevis zum Fenſter
Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag den 12. Juni 1924.
Rummer 162,
des fünften Stochwerks auf die Straße hinaus und ein neuer
Bourgeois kam durch das Haustor wieder herein!“ Händler und
Gewerbetreibende, ganz beſonders auch Männer von Fachwiſſen,
das eine höhere Intelligenz erfordert, werden nach wie vor als
Paraſiten aufgefaßt. Man entzieht ihnen das Wahlrecht und ſie
werden ſogar aus den Genoſſenſchaften, die die Häuſer verwalten,
als Minderwertige ausgeſchaltet, ſo daß ſie eigentlich nicht als
rechtmäßige Bürger gelten, ſondern nur irgendwie geduldet ſind.
Die Sowjetrepublik macht ſich alſo das Problem der inneren
Po=
litik ziemlich leicht: das eigentliche Bürgertum wird entrechtet, an
ſeine Stelle ſtieg die induſtrielle Arbeiterſchaft empor und iſt ſchon
hierdurch in hohem Maße befriedigt. Bleibt nur noch die
wich=
tige Rückſichtnahme auf den Bauer. Da gilt nun von Anfang an
die kluge Parole: es darf nicht gegen den Bauer regiert werden.
Es zeugt von der großen Lebenskraft des Leninſchen
Kommunis=
mus, daß er ſich dem Bauerntum meiſterlich anzupaſſen verſtand
und hierin einen Weg einſchlug, der dem abendländiſchen
Kom=
munismus fremdartig bleiben mußte. Der ruſſiſche Bauer fühlt,
daß der Bolſchewismus für die Inſtandſetzung und produktive
Entwicklung der landwirtſchaftlichen Arbeit ernſtlich ſorgt, und
ſcheint hierdurch für das neue Syſtem immer mehr gewonnen zu
werden. Denn es bilden ſich überall auf dem Dorfe bäuerliche
Jugendbünde, die ihren höchſten Ehrgeiz dareinſetzen, in die
Reihen der Mitglieder der Kommuniſtiſchen Partei aufſteigen zu
dürfen. So verwurzelt ſich der Bolſchewismus allmählich im
ruſ=
ſiſchen Volke.
Vom Tage.
Die Sowjetrepublik verſtand es auch mit großem Geſchick den
täuſchenden Schein zu erwecken, daß ſie mit der „neuen
Wirt=
ſchaftspolitik”, die ſchon Lenin geplant hatte, dem „
Privateigen=
tum” und der „Privatwirtſchaft” fortſchreitende Zugeſtändniſſe
mache und ſich allmählich dem abendländiſchen wirtſchaftlichen
und demokratiſch=politiſchen Leben anpaſſen wolle. Man neigte in
Europa vielfach zu der Annahme, daß der ruſſiſche
Kommunis=
mus, wenn auch nur langſam, ſo doch im Verlaufe der Jahre
mit Sicherheit abgebaut werden müſſe. Die 13. Konferenz der
ruſſiſchen kommuniſtiſchen Partei erhellte nun wie mit einem
Blitzlicht den europäiſchen Horizont und ließ mit ſchärfſter
Deut=
lichkeit erkennen, in welch falſche optimiſtiſche Vorſtellungen man
ſich über die innere Wandlung der Sowjetrepublik eingewiegt
hatte. Nicht die Sowjets, nicht die verfaſſungsmäßigen
Körper=
ſchaften und Behörden ſind die eigentlichen Herren im einſtigen
Zarenreiche, ſondern es beſteht eine ſtraffe Diktatur des
kommuni=
ſtiſchen Parteiverbandes, der mit außerordentlicher
Machtvollkom=
menheit das Reich beherrſcht und die Zügel der Leitung und
Kon=
trolle in Händen hält. Es wird dies vornehmlich dadurch erreicht,
daß alle verantwortlichen Stellungen im Staatsdienſte ſtets durch
Angehörige der Kommuniſtiſchen Partei beſetzt werden und dieſe
der ſtrengen Parteidiſziplin ſtets unterworfen bleiben. Der
Par=
teiverband bildet gleichſam einen „Orden”, der die Geſinnung und
Lebensführung der Mitglieder ſcharf kontrolliert. Die Aufnahme
in dieſen Parteiorden iſt eine ſchwierige Angelegenheit, denn man
muß ſich ſchon als fanatiſcher Kommuniſt bewährt haben, um
in die Parteireihen zugelaſſen zu werden. So wird es
verſtänd=
lich, daß nicht ſo ſehr der Rätekongreß, als vielmehr der
Partei=
kongreß die politiſche Lenkung des ganzen Sowjetrußlands in
Händen hat.
Zwar hat „die neue Wirtſchaftspolitik” zeitweilig eine gewiſſe
Lockerung des kommuniſtiſchen Geiſtes zur Folge gehabt, denn
man mußte, um einen Markt und überhaupt ein Wirtſchaftsleben
zu ſchaffen, auch den übrigen ſozialen Klaſſen gewiſſe
Zugeſtänd=
niſſe machen. Man drückte der Denkweiſe der „Intelligenzler”
und kleinbürgerlichen Schichten gegenüber einige Zeit die Augen
zu, und faſt entſtand der Schein, als ob der Bolſchewismus in die
mannigfachſten Parteigruppen zerfalle und zum Menſchiwimus
zurückkehren ſolle. Aber all dies war der Hauptſache nach nur
bloße Anpaſſung an die elementarſten wirtſchaftlichen
Lebensnot=
wendigkeiten der Sowjetunion. Als dann der Geiſterſpuk des
abendländiſchen bürgerlichen Denkens zu bunt wurde, und die
Korruption der unverläßlichen Elemente, die ſich durch „die neue
Wirtſchaftspolitik” (die ſogenannte Nep) verführen ließen,
greif=
bar ward, da wurde mit dem furchtbaren eiſernen Beſen
Dſher=
ſhinskis, der auf Korruption kurzer Hand die Todesſtrafe ſetzt,
die reine proletariſche Atmoſphäre des Bolſchewismus
unerbitt=
lich wieder hergeſtellt. Kurz, man wendet in Sowjetrußland eine
völlig eigenartige Methode an, um den „kapitaliſtiſch=
kommuniſti=
ſchen” Staat zu verwirklichen: eine Methode, die nur dem
ruſſi=
ſchen Volke gegenüber brauchbar iſt und deren Enderfolg freilich
durch keinen Sterblichen vorausgeſehen werden kann. Man hat
eine Art von deutlicher Truſtwirtſchaft geſchaffen, die allerdings
mit entſetzlichen Unterbilanzen arbeitet und endloſe Zuſchüſſe von
Seiten des Staates erforderlich macht. Denn ein rein ſtaatlicher
Hochkapitalismus ohne jeden perſönlichen Unternehmungsgeiſt iſt
offenſichtlich ein Unding. Aber die führende Kommuniſtenpartei
oder der Kommuniſtenorden zeigt auch nach dieſer Richtung hin
eine merkwürdige Anpaſſungsfähigkeit, ohne auf die utopiſtiſchen
Grundſätze auch nur im geringſten verzichten zu wollen. Man
will zwar die Truſts und Syndikate einzelnen Großunternehmern
anvertrauen, doch müſſen ſich dieſelben der ſchärfſten Kontrolle der
kommuniſtiſchen Parteileitung unterwerfen, die allein berufen, die
politiſche Einſtellung des ganzen Wirtſchaftslebens zu beſtimmen
und zu regeln. Was für eine Art von Miſchorganismus aus der
Verbindung gegenſätzlicher Prinzipien und Weltanſchauungen
zu=
ſtande kommen kann, iſt einfach unberechenbar. Man verläßt ſich
eben auf den Verſuch und auf die eigene Lebensfähigkeit. Und die
Hauptſache iſt: Zeit gewonnen, alles gewonnen. Man iſt fana=
Die auf den Stichtag vom 10. Juni berechnete
Großhandels=
indexziffer des Statiſtiſchen Reichsamtes ergibt gegenüber dem
Stande vom 3. Juni (118,4) einen weiteren Rückgang um 1 v. H.
auf 117,2.
Der Preußiſche Miniſter des Innern hat den Deutſchen Tag
in Siegen, der am 14. und 15. Juni ſtattfinden ſollte, verboten.
Zu der Ausſperrung der holzverarbeitenden Induſtrie in
Baden iſt zu berichten, daß die Arbeitgeber den Schiedsſpruch des
Freiburger Schlichtungsausſchuſſes, der einen Ecklohn von 64 Pf.
vor=
ſieht, abgelehnt haben.
Richard Strauß wurde geſtern zu ſeinem 60. Geburtstag das
Ehrenbürgerrecht der Univerſität München verliehen. Nach einem
Be=
ſchluß des Stadtrats wurde er auch durch Verleihung des
Ehrenbürger=
rechts ſeiner Vaterſtadt München ausgezeichnet.
Wie wir erfahren, iſt die bayeriſche Regierungskriſe in
ein neues Stadium getreten. Der Völkiſche Block hat nämlich
eine Fortſetzung der am 6. Juni mit den Deutſchnationalen, der
Baye=
riſchen Volkspartei und dem Bauernbund eingeleiteten Verhandlungen
über die Koalitionsfrage als nutzlos abgelehnt, weil die genannten
Par=
teien auch die bloße Entgegennahme der Mindeſtforderungen und
Re=
gierungsgrundſätze des Völkiſchen Blocks, ſowie eine Ausſprache über die
für die Kabinettsbildung in Frage kommenden Perſonen abgelehnt
haben. Der Völkiſche Block hat in ſeiner geſtrigen
Fraktions=
ſitzung nunmehr beſchloſſen, ſich an einer Koglition nicht
zu beteiligen.
Wie die Kölniſche Ztg. aus London erfährt, teilte die belgiſche
Regierung der engliſchen mit, daß den aus dem beſetzten belgiſchen
Gebiete Ausgewieſenen bis aufrund 200 Perſonen die
Rückkehr geſtattet wurde und nur etwa 10 Perſonen noch im
Gefängnis ſeien. Die Reſtfälle würden neu geprüft.
Der belgiſche Hauptmann Wontzel weilte geſtern im Auftrag der
interallierten Luftfahrtkommiſſion in Begleitung des Majors a. D.
Leon Hardy zur Kontrolle des Flughafens Fuhlsbüttel
in Hamburg.
Das Geſamtergebnis der im Oktober 1923 von dem öſterreichiſchen
Bundesminiſter Schürff ins Leben gerufenen Hilfsaktion für
not=
leidende deutſche Schriftſteller und Künſtler beträgt in
öſter=
reichiſcher und fremder Währung über 400 Millionen Kronen.
Nach einer Wreme=Meldung aus Bukareſt wurde über ganz
Rumänien der Ausnahmezuſtand verhängt. Alle
Ver=
ſammlungen wurden verboten und ſtrenge Preſſezenſur eingeſetzt. Die
Oppoſitionsführer haben dem König erklärt, die Regierung müſſe unter
allen Umſtänden zurücktreten.
Die neue italieniſche Kammer hat Muſſolini mit 361
von 468 Stimmen das Vertrauen ausgeſprochen.
Der litauiſche Miniſterpräſident und Außenminiſter
Galvanaus=
kas und der Geſandte der Niederlande in Litauen Rapard unter= ſtatt, bei denen es ſich um nichts Geringeres als um einn
zeichneten einen vorläufigen litauiſch=holländiſchen Handelsvertrag.
Litwinow iſt in London eingetroffen, um die Verhandlungen
mit der engliſchen Regierung fortzuſetzen.
Die Nationalverſammlung von Bagdad hat ſich für
die Annahme des Frakvertrags ausgeſprochen. Dieſe
Ent=
ſcheidung überhebt die engliſche Regierung der Notwendigkeit, die Frage eiſenbahnverwaltung ſteht nach wie vor auf dem
Stan=
dem Völkerbund zu unterbreiten.
Das neue japaniſche Kabinett wird ſich folgendermaßen
zuſammenſetzen: Miniſterpräſident: Kato, Auswärtiges: Schidehara,
Inneres: Wakatſuki, Marine: Takarabe Krieg; Ugaki, Ackerbau und
Handel: Takahaſchi, Finanzen: Hamaguchi, Eiſenbahn: Sengoku, Poſt:
Snukay, Unterricht: Okada, Juſtiz: Yokate.
*Die Berliner Kabinettsſitzung.
Um die Verlängerung der Micumverträge
Von unſerer Berliner Redaktion.
Das Reichskabintt trat geſtern nachmittag 5 Uhr
einer etwa zwei Stunden dauernden Sitzung zuſammen, an
auch die aus Paris zurückgekehrten Unterſtaatsſekretäre Tre,
delenburg und Vogt teilnahmen. Dieſe beiden Herren
ſtatteten eingehend Bericht über ihre Arbeiten innerhalb der I
ganiſationskomitees für Eiſenbahn= und Induſtrieobligationm
Gleichzeitig beſchäftigte ſich auch das Reichskabinett mit 3
morgen in Düſſeldorf ſtattfindenden Verhandlungen
nm=
der Micum. Irgend welche Beſchlüſſe in dieſer Richtud
wurden jedoch nicht gefaßt. Die Reichsregierung wri
abwarten, welchen Gang die Beſprechungen in Düſſeldn
nehmen. Soviel ſteht jedoch feſt, daß ſie auch diesmal nicht
der Lage iſt, der deutſchen Berg= und Eiſeninduſtw
finanzielle Unterſtützungen zur Erleichterung
Micumlaſten zu gewähren. Da aber auch der Ruhrbergchu
und die Eiſeninduſtrie nicht mehr in der Lage ſind, die Kofäin
für die Verlängerung der Micumverträge aufzubringen und
keine Möglichkeit bietet, Kredite unter annehmbaren Bedingungn
zu erlangen, iſt man ſich noch immer unklar darüber, welches
A=
gebnis die Düſſeldorfer Verhandlungen hadtn
werden.
In der Berliner Abendpreſſe wird behauptet, daß die Reick,
regierung ſich mit der Abſicht trage, an die verſchiedenen
Rech=
rungen einen Appell zu richten, in dem dargelegt werden ſ.
daß durch die Verlängerung der Micumverträ
und die dadurch hervorgerufene Verſchärfung der wir
ſchaftlichen Situation eine erneute
Gefährdur=
der Durchführung des Sachverſtändigenguta
tens herbeigeführt werde. In dieſer Beziehung iſt bisher vou
der Reichsregierung noch kein Beſchluß gefaßt worden, da — mn
oben angeführt — das Reichskabinett erſt einmal abwarten wu
welches Ergebnis die Düſſeldorfer Beſprechungen haben werd.
Der Kampf um die Eiſenbahnarbeiterlöhng
tiſch davon überzeugt, daß ſich die Aufhebung der Privatwirtſchaft
mit dem reinſten „amerikaniſchen” Unternehmungsgeiſt in eine
vollendete Harmonie ſetzen läßt.
Je länger die Sowjetunion fortexperimentieren kann und je
mehr Erfahrung ſie bezüglich der inneren Organiſation gewinnt,
deſto wahrſcheinlicher wird ihre innere Befeſtigung, trotz der
un=
erhörten Widerſprüche im Aufbau ihres Staatsgebildes. Denn
damit müſſen wir endlich ins Reine kommen, daß die Hauptquelle
ihrer Kraft der Krankheitszuſtand des Abendlandes iſt. Die
Schwächen der ungeſunden kapitaliſtiſchen Konkurrenz der
Weſt=
ſtaaten werden unvermerkt zu Stärken des ſich aufrichtenden
Wirtſchaftslebens der Sowjetrepublik. Die politiſche. Hyſterie
irgendwelcher „Siegerſtatten”, die noch immer keinen echten
Frie=
densgeiſt in Mitteleuropa aufkommen läßt, wird im
Händum=
drehen zur wichtigſten Kraftquelle der im tiefſten Grunde
anti=
europäiſch geſinnten Sowjetunion. Die zwei großen politiſchen
Probleme des Abendlandes, das franzöſiſche und ruſſiſche
Pro=
blem, hängen leider in innigſter Weiſe zuſammen und können auch
nur im Zuſammenhange mit einander geklärt werden. Das iſt
wieder einmal durch die 13. Konferenz der Kommuniſtenpartei in
Moskau ins hellſte Licht gerückt worden.
p. m.
Eine Havas=Kombination über Herriot.
Paris, 11. Juni. Wie Havas mitteilt, iſt von der Mehrheit
der Kammer die nächſte Sitzung auf Samstag einberufen
wor=
den, um eine Mitteilung der Regierung entgegenzunehmen. Die
Freunde des Abgeordneten Herriot erklärten, er ſei bereit, ſchon
am Freitag abend nach der Präſidentenwahl ſein Kabinett zu
bilden. Die Ernennungsdekrete des neuen Miniſteriums würden
am Samstag vormittag im Journal offiziell veröffentlicht
wer=
den, und die Regierung werde ſchon am Nachmittag vor dem
Parlament erſcheinen. Nachdem die Debatte über die Verleſung
der miniſteriellen Erklärung beendet ſei, habe Herriot die
Ab=
ſicht, die Beratungen des Parlaments für einen Tag zu
unter=
brechen, damit er Fühlung mit den Alliierten nehmen könne.
* Berlin, 11. Juni. (Priv.=Tel.) Augenblicklich finden
Berlin Beſprechungen der großen Eiſenbahnerorganiſationn
Streik auf der Reichsbahn handelt. Die Eiſenbahrn
ſind immer noch erregt darüber, daß die Regierung ihre anfan:
der vorigen Woche erhobene Forderung nach einer 3
prozentigen Lohnerhöhung abgelehnt und ihnen nu
eine 5prozentige Lohnerhöhung zugebilligt hat. Die Reich.
punkt, daß die Forderung der Eiſenbahner, die aru
heute wieder in unverminderter Höhe erhoben, wird, völle
untragbar iſt. Die Reichseiſenbahnverwaltung hat als wi.
ſchaftliches, nach kaufmänniſchen Geſichtspunkten geleitetes
Untg=
nehmen ihre Lohnpolitik nach der allgemeinen Arbeitslage
orientieren. Schon jetzt haben aber in den meiſten Bezirken
Löhne der Eiſenbahnarbeiter die in der Induſtrie gezahlten
s=
reicht, an manchen Stellen liegen ſie ſogar bereits darüber. Ei
nochmalige Erhöhung der Eiſenbahnarbeiterlöhrt
würde nach Anſicht der zuſtändigen Reichsſtellen unweigerli
ein allgemeines Anziehen der Lohnſchraube in de
geſamten Privatinduſtrie zur Folge haben.
Die Eiſenbahnerorganiſationen weiſen dern
gegenüber darauf hin, daß das Spannungsverhältni
zwiſchen den Eiſenbahnarbeiterlöhnen und dau
Gehältern der unteren Beamtengruppen ein durchau
ungerechtes ſei. Trotzdem die Arbeiter denſelben Dienf zun
verrichten hätten wie die Beamten der unteren Gruppen,ſ ihresn
Bezahlung eine weit ſchlechtere. Die Organiſationen verlangess
demnach hier eine Anpaſſung der Arbeiterlöhne am
die Beamtengehälter. Die Reichsverkehrsverwaltung,
aber will nur ein Vergleichsverhältnis, zu den in der Privat!
induſtrie gezahlten, vergleichbaren Arbeiterlöhnen anerkennen.
Die Lage iſt als äußerſt bedrohlich anzuſehen, zumau
da die chriſtlichen Arbeiterorganiſationen, die im
gewerkſchaftlichen Dingen ſonſt immer eine gemäßigtere Haltunge
einnahmen ſehr erregt ſind.
* Berlin, 11. Juni. (Priv.=Tel.) Die Situation hat inſch
Laufe des heutigen Tages unzweifelhaft eine Verſchärfung elsn
fahren. Die angekündigte Sitzung des Deutſchen Eiſenbahnel
verbandes verlief ſehr erregt und faſt einſtimmig wurde verlangt.”
daß die zentralen Inſtanzen den Streik proklamieren ſollen. 624
wurde beſchloſſen, eine entſprechende Reſolution am Dol=!
nerstag dem „Reichskanzler und dem
Reichsvei=
kehrs miniſter zu unterbreiten. Vorher wird noch eine
Sitzung der 3 Spitzengewerkſchaften ſtattfinden,n
in der die Forderungen der Eiſenbahner auf einel
einheitliche Formel gebracht werden. Es iſt anzunehe
men, daß auf jeden Fall noch eine erneute Beſprechung zwiſchenn
der Regierung und den Eiſenbahnervertretern ſtattfindet, dd
inzwiſchen insbeſondere aus dem beſetzten Gebieiſ
ernſte Nachrichten über die Stimmung der im Eiſenbahſe
betrieb beſchäftigten Arbeiter eingelaufen ſind.
dort
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Darmſtädter Komponiſten.
Arnold Mendelsſohn.
Arnold Mendelsſohn iſt als Großneffe des berühmten
Ro=
mantikers Felix Mendelsſohn=Bartholdy der Erbe einer großen
muſikaliſchen Tradition. Am 26. Dezember 1855 zu Ratibor in
Schleſien geboren, wandte ſich der Jüngling zuerſt dem Studium
der Jurisprudenz, ſpäter in Berlin der Muſik zu, wirkte dann
als ausübender Muſiker, Organiſt, Dirigent,
Univerſitätsmuſik=
direktor oder Konſervatoriumslehrer nacheinander in Bonn,
Bielefeld und Köln, bis er 1890 durch ſeine Berufung als
Gym=
naſialmuſiklehrer und Kirchenmuſikmeiſter nach Darmſtadt dem
hieſigen Muſikleben dauernd verbunden wurde. Seine Kunſt,
die ein genauer Kenner der modernen Muſik, wie Walter
Nie=
mann, als „kontrapunktiſch und polyphoniſch meiſterlich
durch=
gearbeitete, fein reflektierte und männlich=herbe” bezeichnet,
be=
währte ſich auf allen Gebieten der Kompoſition, in vielen
größe=
ren und kleineren Chorwerken, Kantaten uſw. (am bekannteſten
die auch hier öfters aufgeführte „Pandora”), in drei früher öfter
gegebenen Opern („Der Bärenhäuter” u. a.) und in einer
an=
ſehnlichen Menge von Kammermuſik und Liedern. Ausübend
entfaltete Mendelsſohn, der 1899 den Titel eines
Großherzog=
lichen Profeſſors erhielt, im hieſigen Muſikleben als
ausgezeich=
neter Klavierſpieler und Organiſt früher eine rege Tätigkeit.
Beſondere Verdienſte hat er um die Hebung der proteſtantiſchen
Kirchenmuſik und um das Darmſtädter Konzertweſen als
lang=
jähriges Vorſtanksmitglied des Richard=Wagner=Vereins, zu
deſſen wertvollſten Stützen er von ſeinen erſten Anfängen an bis
auf den heutigen Tag gehört.
Große Berliner Kunſiausſiellung 1924.
Nun hat auch der Ausſtellungspalaſt am Lehrter Bahnhof
ſeine Pforten geöffnet. Man hat im Innern des alten häßlichen
Glaskaſtens manchen geſchickten Umbau vollzogen und die leere
Höhe ſeiner Räume hier und dort durch Draperien gemildert.
Der gute Wille, der diesjährigen Ausſtellung einen würdigeren
Rahmen zu geben, war jedenfalls vorhanden. Auch der Wille,
das künſtleriſche Nivenu der geſamten Ausſtellung zu heben. Das
war nicht leicht bei der Tradition dieſes Kunſtwarenmarktes am
Lehrter Bghnhof, Alzugiele, die man nicht ſo ohne weiteres
verdrängen kann, haben ſich im Laufe der Zeit doch einen Platz
erſeſſen. Zur Unterſtützung der ſtärkeren Sichtung des Materials
wurde zu dem äußeren Mittel der Raumbeſchränkung gegriffen,
was ſchon das Fernbleiben der beiden Sezeſſionen bedingte.
Auch die Schreckenskammern der ſchlimmſten künſtleriſchen
Ent=
gleiſungen ſind in dieſem Jahre uneröffnet geblieben.
Gewiß, man hat die Ausſtellung, die vom Verein Berliner
Künſtler, der Novembergruppe und dem Bund deutſcher
Architek=
ten beſtritten wird, im Vergleich zu früher auf ein gewiſſes
Niveau gebracht. Aber ob hier eine künſtleriſche Tat geleiſtet
worden iſt — außer in den Räumen der Architekten —, iſt eine
andere Frage. Die Ausſtellung am Lehrter Bahnhof iſt und
bleibt auch diesmal eine reine Verkaufsausſtellung, über die auch
nicht der Ehrenſaal mit den aus dem Kunſtbeſitz der Städte
Berlin, Charlottenburg und Schöneberg geborgten Schätzen
hin=
wegtäuſchen kann. Ein geliehener Liebermann, Thoma oder
Sle=
vogt bleibt immer nur eine Leihgabe und iſt ohne innere
Be=
ziehung zur „Großen Berliner‟. Der Wert der Ausſtellung wird
hierdurch nicht gehoben, im Gegenteil, man wird zu Vergleichen
herausgefordert, die nicht zugunſten der Geſamtleiſtung ausfallen.
Trotzdem findet man manche tüchtige Einzelleiſtung an den
Wänden. Allerdings muß man ſie ſich aus der Maſſe des
Durch=
ſchnitts herausſuchen. Es iſt kein Saal vorhanden, der von einer
künſtleriſchen Offenbarung beherrſcht wird. Nirgends ſteht man
beim erſten Blick überwältigt. Die Novembergruppe
hin=
terläßt diesmal den ſtärkſten Eindruck. Die ernſten Kräfte haben
die ſpieleriſchen Elemente in den Hintergrund gedrängt.
Ge=
legentlich begegnet man noch einigen Zirkusſpäßen. Aber der
Eindruck herrſcht vor, daß es ſich nur um ein abgerungenes
Zu=
geſtändnis an die Vergangenheit handelt. Die ſtatiſchen
Spiele=
reien und die abſtrakte maleriſche Relieſplaſtik dürften allmählich
an ihrer eigenen Unfruchtbarkeit ausſterben. Man kehrt wieder
zu der Natur zurück. Und das iſt erfreulich. Man freut ſich an
Otto Langes kraftvollen Schilderungen eines Bootshafens”
und des „Stürmiſchen Tags”. In ihnen ſteckt ſtarkes
Natur=
erleben, Empfindung und Bewegung. Ebenſo in der „Lübecker
Bucht” von Lionel Feininger, in der die gleiche innere
Dyna=
mik nach Ausdruck ringt wie in Alexander Kanolds Turmſtadt
„San Gimignano”. Wilhelm Schmid und Heinrich
Davring=
hauſen zeigen auch hier wieder, daß ſie den Weg gefunden
haben, der aus den Irrgängen einer Mode in die Freiheit der
ſtarken Perſönlichkeit führt. Auch Bernhard Kleins
ſtim=
mungsvolle Aquarelle ſind erfreuliche Leiſtungen künſtleriſcher
Konzentation,
In den Sälen des Vereins Berliner Künſtler?
herrſcht trotz der Abſicht der Jury, zu ſichten, noch immer einte *
gewiſſe Ratloſigkeit. Noch immer macht ſich die
Durchſchnitts=
leiſtung breit. Nicht ſelten wird ſie auch unterboten. Man ſt.
dankbar, wenn man auf eine Oaſe ſtößt. Hans Baluſchels?
„Großſtadt”, die mit der Verlaſſenheit des Ausgeſtoßenen in dem
winterlichen Häuſermeer ringt, iſt einer der wenigen Lichtblicke ſ.
der Dämmerung einer gleichmäßigen Fabrikation. Dann Paul
Pontke mit ſeinen religiöſen Motiven und Imre Got94
„Selbſtbildnis”. Rudolf Otto hat die Bewegtheit eines
Del=
bys geſchickt in wenige Farben zerlegt, ein Wurf, der beherrſchies
Können zeigt, Ludwig Kath bezwingt erfolgreich den inneren
Aufbau ſeiner tonigen Landſchaften, ebenſo Egon v.
Kameie=
der noch einen Schritt weiter in der Vereinfachung von Zeich
nung und Farbe geht. An Willy ter Holls feingeſtaffelten
Gebirgsmaſſiven würde man ſich erfreuen können, wenn nichl.
mitunter eine gewiſſe Routine verſtimmte. Wenn nun n99
des „Ahasver” des talentvollen Albert Birkle, einer Arbeſ.
voll ſpukhafter Romantik und farbiger Geſchloſſenheit, Erwaß
nung getan wird und Erich Feyerabends fein empfundeſ.
„Märchens”, dann dürfte der Suchende in dieſen Sälen wenſit
mehr zu finden wiſſen, was auf Erlebnis und Können geſtellt.ſ=
Nur in der graphiſchen Abteilung ſtößt man noch auf vortrefliche
Studienköpfe Herbert Arnolds und die köſtlichen Radierung.”
des ſo früh verſtorbenen. Joachim Hoffmann=Faller?”
leben, der das Weſen der Gräſer, Aehren und Blumen iit
dem Feingefühl eines Lyrikers begriffen hat.
An Werken der Plaſtik feſſeln vor allem die kleine Gedächtnie
ausſtellung der Monumentalkunſt Frantz Metzners, eiſſche
Arbeiten Otto Placzeks und die farbenprächtigen emailliern
Vögel Walter Hauſchilds.
Die dem Bund deutſcher Architekten vorbehaliene.
Räume geben eine Geſchichte der Baukunſt der letzten drei 00
hunderte. Von dem Perugianer Galeazzo Alefſi führt diee
hiſtoriſche Schau über C. F. Schinkel bis zu Brund Ta).
und Hans Poelzig. Ein weiter Weg von den italieniſche
Barockkirchen bis zu dem modernen Turmhaus. Aber er 3e94
daß ſich in dem architektoniſchen Streben aller Zeiten nüt.
innere Zweckmäßigkeit ſtets die wahrhafte künſtleriſche
Ausdrut=
form geſchaffen hat. So bedeutet dieſer Teil der Ausſtele
mehr als eine Kunſtſchau. Er iſt der Wegweiſer jeglichen ”oh.
leriſchen Schaffens. Ohne den Zwang innerer Geſetzmäßidl.
iſt jede äußere Harmonie in Stein oder Farbe undenthat.
Or. Walter Ge)r0
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 12. Juni 1924.
Seite 3.
*Die politiſchen Wirren
in Jugoſlavien.
Von unſerem Belgrader Mitarbeiter.
Fr. F. Belgrad, Anfang Juni.
DDie bisherige Regierungspartei, die radikale — oder beſſer
ſbſtſchenationaliſtiſche — Partei hatte das Spiel, daß ſie
ge=
ſerrtlich der Monate andauernden Regierungskriſe wagte,
an=
nriend gründlich verloren. Der Untergang des bisher immer
tLergekehrten Miniſterpräſidenten Paſitſch, des Heldenvaters
Fuerbiſchen Politik ſeit Jahrzehnten, ſchien diesmal endgültig
lepzelt zu ſein. Der König hat den Führer der Oppoſition, den
anvkraten Ljuba Davidowitſch, mit der Regierungsbildung
be=
tu.— Die Radikalen waren außer ſich und mehr noch als ſie von
Gräiſtung und Wut überſchäumten, tobte Pribitſchewitſch, der
dilkratiſche Diſſident, der ſich mit einem Grüpplein
Abgeord=
zu Paſitſch geſchlagen hatte, wie man ſagt, aus politiſchem
geiz und weil er in der radikalen Partei mit ihrem faſziſti=
Anhang die ſtärkſte Macht des Landes erblickte.
Der Verſuch des Königs, durch Davidowitſch das Kabinett
bAlden, iſt dann doch mißglückt. Das frühere Kabinett hat ſich
Minderheitenkabinett konſtituiert und wird verſuchen, ohne
Parlament zu arbeiten. Alſo eine wirkliche Wendung der
Acc iſt noch nicht eingetreten. Aber die Tatſache allein, daß
d König es gewagt hat, ohne Paſitſch und Pribitſchewitſch,
die Radikalen und Faſziſten den Verſuch einer
Regierungs=
b nig zu machen, wirkte in allerweiteſten Kreiſen befreiend.
Wer nicht in Jugoſlavien lebt, das die Radikalen mit aller
Fomlt zu einem Staate machen wollen, in dem die
großſer=
ym Politiker die unbedingte Vorherrſchaft haben, kann ſich
ſ; vorſtellen, wie ungeheuer der Albdruck war, der in den
kei Monaten der Paſitſch-Pribitſchewitz=Herrſchaft auf dem
Lde laſtete. Der Terror war ein Mittel zur Behauptung der
urkalen Macht geworden. In den weſtlichen Gebieten, in Kro=
—n und Slovenien, kam er weniger zur Geltung. Mit
Aus=
hage der aufoktroierten ſerbiſchen Militärs und Beamten ſtand
1b alles im Lager der Oppoſition; tiefſte Abneigung herrſcht
1o gegen die altſerbiſche Korruption, die Leben und Zukunft
InStaates gefährdet. Aber in den Zonen, wo die Serben mit
wſlaviſchen Stämmen und mit nationalen Minderheiten
geicht wohnen, entfaltete ſich der Terror mit ſchrecklicher Wucht.
29 Verſammlungen der oppoſitionellen Parteien wurden
ge=
ſbart, die Redner und Verſammlungsteilnehmer wurden
ver=
et, ja ſogar beſchoſſen. Wer nur irgendwie als Gegner der
Amiralen und Pribitſchewitſchianer angeſchrieben war oder
an=
gpben wurde, hatte Schlimmſtes zu gewärtigen. Die Bezirks=
Um Ortsgewaltigen, beſonders in der Woſwodina, die — da
ny wer Wojwodina das Gemeindeſelbſtverwaltungsrecht noch
iner vorenthält — ſämtlich „ernannt” ſind und infolgedeſſen
fᛋHmmmüſſen, daß mit der Herrſchaft der Radikalen ihre eigene
aſtirt, ließen ihrer Wildheit freie Bahn.
An ſchlimmſten hatten darunter die nationalen
Minderhei=
t/Efü leiden. Zur Illuſtration genügt die Aufzählung weniger
Dßi für viele, die aufgezählt werden könnten. In Werbaß
wei im Beiſein des Stuhlrichter der deutſche Parteitag von
die„Srnaziſten” (ſerbiſch=nationale Jugend)
auseinandergetrie=
bikfrbiſche Gendarmerie ſtützte die Störenfriede und ſchlug mit
Etieln und Kolben auf die waffenloſen Deutſchen ein. Eine
Aſtg- Verletzter war die Folge. In Lazarfeld ſetzten ſich
ſer=
bl5ſeFFeldzugsteilnehmer in den Beſitz deutſchen Bauernbodens,
hſwettweiſe und bewaffnet rückten ſie an und richteten unter
dieaſrf ihren Feldern arbeitenden deutſchen Bauern, die ſie zu=
ᛋhmntrieben, ein Blutbad an. Ueber zwanzig Schwerverletzte
giße: dabei! Die örtlichem Behörden rührten keine Hand, um
dähen! Pogrom zu vrhüten. Wie ſollten ſie ſich auch veranlaßt
füütn, die deutſchen Staatsbürger zu ſchützen und gegen die
Higex von Hau= und Mordbanditen Stellung zu nehmen, die
ſitchr Gunſt des Miniſters Pribitſchewitſch erfreuen und von
ihm ohl ſogar ausgerüſtet werden! Wie ſollten ſie daran denken,
di ar dem Geſetz alle Staatsbürger gleich ſind und den gleichen
2/tz genießen, wenn ihre Parteiminiſter in der Regierung die
9ſe; der nationalen Minderheiten aufheben und öffentlich vor
abmNZelt verkünden, daß ſie gewillt ſind, die Minderheiten nicht
uſtiimmen zu laſſen! Es waren Terrorakte der Regierung
Plzſ.g und Pribitſchewitſch: die Auflöſung des deutſchen
Kul=
tu miſdes, die Auflöſung der Magyariſchen Partei, die acht
Ab=
ggrangte im Parlament ſitzen hat! Terrorakte, nichts anderes,
däſeine Regierung ſich zuſchulden kommen ließ, die ſich rächen
wie ſdafür, daß mit den Stimmen der Abgeordneten der
natio=
nanl MMinderheiten die Mandate der kroatiſchem Abgeordneten
aufea int wurden, die fehlten, um der Oppoſition eine
Mehr=
haptzu verſchaffen!
Lar König, der die Radikalen kennt und weiß, daß Paſitſch
unhPribitſchewitſch kein Mittel, weder Terror, Faſzismus noch
Blef krieg, ſcheuen, um die Macht zu behaupten oder wieder
zu uSern, hat mit der Beauftragung Davidowitſch eine Linie
garf x, die überall geſehen werden wird. Er will in einem
Lipe, das revolutionsreif wird, wenn die Radikalen ihr
Will=
kiäüerment unbeſchränkt weiterführen können, König bleiben,
abs iönig auch der Slowenen und Kroaten, König von Jugo=
*Die Eroberung der Alpen.
Wilhelm Lehner (Hochalpenverlag München 1923).
iſt etwas Wunderliches um ſolch ein Alpenbuch! Von
jeßy drängt es die deutſche Natur, ferne Länder in Wort und
Billgenießend zu durchwandern, fremde Abenteuer mit allen
Schen des Miterlebens in ſich aufzunehmen. Welcher Schüler
hat jagt voll atemloſer Spannung Karl Mays romantiſchen
Kiſ werſchlungen und die Taten eines Sven Hedin,
Nor=
deimötd und Roald Amundſen erſtehen zu neuem Leben in der
Plſltsfſie von tauſend Leſern.
tirr unſer Alpen ſind in gewiſſem Sinne Stiefkinder der
dei inn Seele geblieben. Wohl ziehen alljährlich Unzählige
hiſſts, die eiſige Pracht an der Schwelle unſeres Heimatlandes
zußy ſihrunen und im würzigen Schatten ihrer Täler neue Kraft
untſcbensfreude zu ſchöpfen. Aber die meiſten dieſer
Alpen=
faz ſehen nur das reizvolle Landſchaftsbild, durchkoſten nur
deis ſahtigen Genuß einer mehr oder minder gefahrvollen und
amnmgenden Gipfelbeſteigung. — Das eigentliche Weſen jener
B/ ufſen, ihre Geſchichte, ihre Wandlung von grauenvollen
Soigreſpenſtern zu ſaligen Jungfrauen, deren Krone zu
errin=
geſeis mmancher kühne Jungmann Leib und Leben wagt, bleibt
wMllda-n Meiſten ein Buch mit ſieben Siegeln.
nſo doch ſpielten ſich in der Stille jener einſamen Höhen
er=
biytt., ſchweigſame Titanenkämpfe ab, umwoben von
drama=
tiſtA Spannung und tragiſcher Größe, deren Helden es wert
ſiunſ iben einem Cortez und Pizarro genannt zu werden. Denn
auntrie, ſchenkten der Kultur neues Land und ihre Taten,
unbe=
fleft on Macht= und Goldhunger jener Condottieri, umleuchtete
dig eſhe des Ethos.
behlcher ſonſt für große Taten begeiſterungsfähige
Nicht=
alpiiſt kennt Sinn und Verlauf des Heldenringens um das
Mchorn, auf welches während dreier Jahre die Augen ganz
Erhnſos und Italiens gerichtet waren? Wer hat die ungeheuren
Mkſſinnund Gefahren erfaßt, unter denen die beiden Antagoniſten
W’iger und der „Berſagliere” Carrol den ſchweigenden
Gi=
gchernimmer wieder umkreiſten, bis ſchließlich am 14. Juli 1865
dei= ngländer ſeinen überſtürzten Sieg durch eine entſetzliche
Kelnrcphe verdunkelt, ſehen mußte, von der noch drei kleine
G½6r1 und ein blutiges, zerriſſenes Seil in Zermatt die letzte
Külte geben.
ndo ähnlich ſagenhaft unter vielen andern klingt die
Ge=
fchic= nvon der Belagerung des Uſchba im Kaukaſus, den nach
ſlawien, nicht allein von Altſerbien. Ob die Entſcheidung, die
er gegen den Terror und für die Demokratie gefällt hat, ihm
zum Segen ausſchlagen wird, wer könnte es vorausſagen!
Pa=
ſitſch hat deutlich unlängſt gedroht — und es wäre nicht das
erſte Mal, daß einem ſerbiſchen König Unfall zuſtößt. In
parla=
mentariſchen Kreiſen iſt man überzeugt davon, daß der ſerbiſche
Geſandte in Berlin, Balugſchitſch, der nach Belgrad gerufen
wurde und in Wien mit dem landflüchtigen Kroatenführer
Ra=
ditſch unterhandelt haben ſoll, auf den König eingewirkt hat,
und zwar im Sinne der Demokratie. Inwieweit auch der
Aus=
fall der franzöſiſchen Kammerwahlen Einfluß geübt hat, läßt
ſich noch nicht erkennen, ſicher aber iſt, daß das franzöſiſche
Wahl=
ergebnis in den Reihen der Radikalen wie eine platzende Bombe
gewirkt hat. Mit der Erledigung Poincarés in Frankreich hält
man in Jugoſlawien auch den Günſtling Poincarés, Paſitſch,
für erledigt.
Jedenfalls hat die Tat des Königs, der durch die Berufung
der Oppoſition verſuchte, einen monatelangen Kriſenzuſtand zu
beſeitigen, den man nicht nach den üblichen balkaniſchen
Metho=
den Paſitſchs beheben kann, die feſtgeballten Gewitterwolken über
dem jugoſlawiſchen Himmel in Bewegung gebracht. Nach der
neuen Wendung iſt anzunehmen, daß es dennoch zu Gewittern
kommt, daß Blitze da und dort zünden, aber die Vorbedingungen
zur Reinigung der Atmoſphäre ſind geſchaffen.
Einen Grund, erleichtert aufzuatmen, wenn endlich wieder
eine rechtmäßige Regierung in Jugoſlawien die Geſchäfte führt,
haben nicht nur die verſchiedenen Völkerſchaften Jugoſlawiens,
ſondern auch die Nachbarn des Staates, die durch die
Radau=
politik der Paſitſch und Pribitſchewitſch dauernd in Unruhe
ver=
ſetzt werden. Kommt ſtatt der wilden Urgelüſte der
Balkan=
ſerben die vornehmere Geſittung der mitteleuropäiſchen Slawen
ſtärker zur Geltung, ſo dürfte die Verſtändigung im europäiſchen
Konzert größere Fortſchritte machen, wiewohl ja auch die Kroaten
und Slowenen weit davon entfernt ſind, für das deutſche
Oeſter=
reich oder für Deutſchland eine freundliche Geſinnung zu hegen.
Vorläufig gehen aber die Kämpfe um den dauernden Beſitz der
politiſchen Macht zwiſchen den Altſerben und den anderen
Volksſtaaten Jugoſlawiens weiter.
Der Meſſaggero berichtet aus Albanien, daß die
Auf=
ſtändiſchen am 10. Juni abends ohne Blutvergießen in
Ti=
rana eingezogen ſind.
Nach Meldungen aus Belgrad bildete Ban Noli, der
Biſchof und frühere Abgeordnete der Konſtituante im
Einver=
nehmen mit Achmed Bey eine neue Regierung in
Di=
rana, die bereits die albaniſchen Geſandten im Ausland von
der Uebernahme der Regierung in Kenntnis geſetzt hat. Die
Flucht der früheren Regierung und des Regenten nach Durazzo
wird beſtätigt.
Italien lehnt die Tangerkonzeſſionen ab.
London, 11. Juni. (Wolff.) Der Berichterſtatter der
„Times” in Tanger erfährt, daß die italieniſche Regierung es
abgelehnt habe, die Tangerkonzeſſionen anzuerkennen. Die
Weigerung Italiens werde jedoch nicht notwendiger Weiſe die
Einführung eines neuen Statuts zu einem baldigen Zeitpunkte
verhindern. Italien halte ſein Recht auf die Vorteile aus den
Kapitulationen aufrecht, obgleich die Mächte, die die
Konven=
tionen billigten, ſich mit der Abſchaffungen der Kapitulationen
einverſtanden erklärt hätten. Die italieniſche Regierung habe
keinerlei Forderungen formuliert, aber es beſtehe Grund zu der
Annahme, daß Großbritannien, Frankreich und Spanien
be=
reit ſein würden, die Italien zugewieſenen Anteile an der neuen
örtlichen Verwaltung zu vergrößern.
Geſpannte Beziehungen zwiſchen Amerika und Japan.
London, 11. Juni. (Wolff.) Die Daily Expreß
berich=
tet, daß die Unzufriedenheit in Japan über die amerikaniſche
Einwanderungsbill drohende Geſtalt annimmt. „Ernſte Folgen”
würden vom japaniſchen Botſchafter in Waſhington, Hanihara,
vorausgeſagt, wenn der Wortlaut der Note der amerikaniſchen
Regierung auf den Proteſt veröffentlicht werde. Berichte aus
Tokio zeigten, daß das japaniſche Auswärtige Amt ernſtlich
über die Lage beunruhigt ſei. Die Amerikaner in Tokio
bekun=
deten eine gewiſſe Nervoſität, und wer es ermöglichen könne,
verlaſſe Japan ohne Verzug.
Vom Sozialdemokratiſchen Parteitag.
Berlin, 11. Juni. Im großen Sitzungsſaale des
Preußi=
ſchen Landtages trat heute der diesjährige Sozialdemokratiſche
Parteitag unter ſehr ſtarker Beteiligung zuſammen. Criſpien
würdigte in einer Anſprache vor allem die Bedeutung der
Nürn=
berger Einigung, die auch die Reparationsfrage günſtig
beein=
fluſſe. Die Sozialiſten aller Länder, erklärte der Redner weiter,
wirkten auf ihre Regierungen dahin, daß die Vernunft ſich gegen
die Gewaltpolitik durchſetze. Die Reparationen müßten ſich auf
die Wiederherſtellung der zerſtörten Gebiete beſchränken. Mit
der Annahme des Sachverſtändigengutachtens würden auch die
Sozialiſten in Deutſchland Boden unter den Füßen erhalten
und dann für eine gerechte Verteilung der Laſten kämpfen können.
Die Schulnot im beſetzten Gebiet.
Eine Denkſchrift des preußiſchen Kultusminiſters.
Berlin, 11. Juni. Aus der von dem preußiſchen Miniſter für
Wiſſenſchaft, Kunſt und Volksbildung der Reichsregierung überreichten
Denkſchrift über die Schulnot in dem beſetzten
Ge=
biet ergibt ſich, daß die Zahl der durch die Beſatzungsbehörden oder
=Truppen beſchlagnahmten Schulräume über 3200
be=
trägt; über 79 000 Kinder erhielten unzureichenden Unterricht.
Viel=
fach mußten Gebäude mit zwei oder gar drei Schulen belegt werden, in
anderen Fällen mußten Schulen auf weit auseinanderliegende Gebäude
verteilt werden; ſelbſt in Wirtshausſälen oder Baracken wurden Klaſſen
untergebracht. Die Stadt Eſſen mußte 12 Klaſſen verſchiedener
Schu=
len hergeben, damit für die Kinder von 2000 franzöſiſchen Familien eine
franzöſiſche Schule eingerichtet werden konnte. Bei der Vereinigung
mehrerer Schulen in einem Gebäude muß der Unterricht ſehr früh
be=
ginnen und vielfach recht ſpät aufhören. Neben den körperlichen
Gefah=
ren iſt zu befürchten, daß allmählich das geiſtige Niveau der Schulen
herabgedrückt wird. Dieſe Verhältniſſe wirken auch auf die ſittliche
Er=
ziehung der Jugend verhängnisvoll ein. Zahlreiche Gefahren drohen
den Kindern auf dem Schulwege frühmorgens oder ſpät abends, und
wiederholt wurden hierbei Schülerinnen überfallen.
Die geiſtige Reife litt ſo, daß die bisherigen Abiturienten kaum mehr
ſind als Kriegsabiturienten; dazu entſteht unter den Schülern
und Schülerinnen ſtarke Erregung, wenn ſie mitanſehen müſſen, wie die
Lehrer der Schüler von den Beſatzungsbehörden ausgewieſen
werden. Am Schluſſe der Denkſchrift appelliert der Miniſter an das
Weltgewiſſen, an die geſamte gebildete Welt, die
aufgerufen wird, daran mitzuwirken, daß die Schulen des beſetzten
Gebietes baldigſt freigegeben werden.
Denkſchrift über den Perſonglabbau.
Berlin, 11. Juni. Im Reichsfinanzminiſterium wurde über den
Perſonalabbau eine Denkſchrift verfaßt, die demnächſt dem
Reichstag zugeſtellt wird. Die Denkſchrift, der als Stichtag der 1. April
zu Grunde gelegt wurde und deren Angaben durch beigegebene
Ueber=
ſichten erläutert werden, ſtellt feſt, daß von den am 1. Oktober 1923 im
Reichsdienſt, einſchließlich der Reichsbahn und Reichspoſt, beſchäftigten
825 955 Beamten, 60 747 Angeſtellten und 705 512 Arbeitern, gleich 1 592 214
Köpfen, bis zum 31. März 1924 134 507 Beamte, 30 217 Angeſtellte und
232 134 Arbeiter, gleich 396 858 Köpfe, mithin 24,9 Prozent,
ab=
gebaut und außerdem 1114 Wartegeldempfänger und kommiſſariſch
beſchäftigte Landes= und Gemeindebamte entlaſſen wurden. In der
Kopfſtärke vom 1. Oktober 1923 ſind 64 454 weibliche Beamte,
dar=
unter 2955 verheiratet, und 19 192 weibliche Angeſtellte, darunter 745
verheiratet, und in den Abbauzahlen 9899 weibliche Beamte, darunter
2901 verheiratet, und 9908 weibliche Angeſtellte, darunter 606 verheiratet,
enthalten. — Die Erſparniſſe an Gehältern uſw. für das abgebaute
Perſonal werden bei Beamten auf 105 Millionen Goldmark, bei den
An=
geſtellten auf 50 Millionen Goldmark, bei den Arbeitern auf 278
Mil=
lionen Goldmark und bei den Wartegeldempfängern uſw. auf 1 Million
Goldmark, gleich 434 Millionen Goldmark, geſchätzt. Damit
ermäßigen ſich die geſamten Perſonalaufwendungen des Reiches um
15,3 Mill. Hinzu kommen die der Höhe nach ſchwer zu ſchätzenden, aber
keineswegs zu unterſchätzenden Erſparniſſe an Sachaufwendungen für
Räume, Licht, Heizung, Arbeitsmaterial uſw.
*
Berlin 11. Juni. In den Kreiſen des Perſonals der
Reichsbahn iſt vielfach die Meinung vorhanden, daß der
Per=
ſonalabbau erledigt ſei und weitere Abbaumaßnahmen nicht mehr
in Betracht kämen. Dieſe Auffaſſung iſt, wie von unterrichteter
Seite beſtätigt wird, unrichtig. Solange die
Perſonalabbauver=
ordnung noch in Kraft iſt, hat die Verwaltung die geſetzliche
Un=
terlage, ungeeignetes, überzähliges Perſonal auszuſchalten. Sie
iſt aus wirtſchaftlichen Gründen auch verpflichtet, von dieſer
Mög=
lichkeit Gebrauch zu machen. Wenn auch die auf das ganze
Reichsbahngebiet ausgedehnte Geſamtaktion im großen und
gan=
zen als abgeſchloſſen betrachtet werden kann, ſo ſtellte es ſich doch
inzwiſchen heraus, daß noch weitere Einzelmaßnahmen in
Aus=
ſicht genommen werden müſſen und zum Teil ſchon im Gange
ſind, um das mit der Perſonalabbauverordnung zu erreichende
wirtſchaftliche Ergebnis auch überall herbeizuführen. Die für die
Ausführung verantwortlichen Stellen des Außendienſtes werden
nachzuprüfen haben, wo noch ungeeignetes Perſonal vorhanden
iſt und inwieweit vorhandene Kräfte noch entbehrt werden
können.
Neues Einkommenſieuergeſetz.
Berlin, 11. Juni. Wie wir von zuſtändiger Stelle
erfah=
ren, ſoll die den kommenden neuen Verpflichtungen des Reiches
angepaßte Einkommenſteuerreformvorlage dem Reichstag ſobald
als möglich zugehen und noch vor den Ferien, auf jeden Fall bis
zum Herbſt durchberaten werden.
Ueber den Inhalt der Vorlage erfahren wir von anderer
Seite unter anderem folgendes: Mit einer weſentlichen Reform
der beſtehenden Tarifſätze iſt beſtimmt zu rechnen. Die
zehnpro=
zentige Lohnſteuer wird in ihrer jetzigen Form beibehalten.
Das=
ſelbe gilt auch für das vielumſtrittene Problem der
Gegenwert=
beſteuerung. Gegenüber den Wünſchen nach Wiedereinführung
der vergangenen Beſteuerung glauben die zuſtändigen Stellen,
nicht auf Vorſchußzahlungen verzichten zu können.
zwanzig vergeblichen Verſuchen zwei deutſche Expeditionen faſt
gleichzeitig unter namenloſen Kämpfen und Gefahren erſtürmten.
Wahrlich, die Geſchichte des Alpinismus iſt erhebend und
düſter zugleich, wie ein Heldenlied!
Wilhelm Lehner hat uns im Münchener Hochalpenverlag ein
neues Buch geſchenkt: Die Eroberung der Alpen.
Er hat ſich und ſeiner Heimat damit ein Denkmal geſetzt,
gere perennius.
Zum erſten Male, ſeit die Erforſchung der mitteleuropäiſchen
Alpen als abgeſchloſſen gelten kann, liegt uns ein geſchloſſenes
Werk vor, welches, von hiſtoriſchen Grundprinzipien ausgehend,
in ſtrengen geographiſchen und chronologiſchen Grenzen nicht nur
die Geſchichte des Alpinismus bis in die fernſte Urzeit aufrollt,
ſondern auch in feinſter Analyſe die allmähliche pſychiſche
An=
formung des Menſchen an eine ihm urſprünglich weſensfremde
und widerſtrebende Welt entwickelt, wobei als überraſchendes
Reſultat herauskommt, daß der Sieg ein wechſelſeitiger iſt, und
daß der überwundene Rieſe ebenſolche Bande um die Seele ſeiner
Bezwinger ſchlägt.
Wohl gibt es alpine Literatur von beträchtlichem Umfang
und großer Bedeutung. Aber ſie bleibt in alle Welt verſtreutes
Stückwerk und iſt meiſt nur Fachleuten zugänglich und
vorbehal=
ten. Hat doch der Alpenverein ſelbſt mit der Herausgabe ſeiner
„Erſchließung der Oſtalpen” nur den wichtigen Eckpfeiler eines
großen Baues geſchaffen. Dieſes in ſeiner trockenen
Nüchtern=
heit und rein ſachlichen Datenwiedergabe einem
Generalſtabs=
werk vergleichbare Buch iſt trotz ſeiner Ausmaße heute ein längſt
überholter, unvollſtändiger Vorläufer der Lehnerſchen
Rieſen=
arbeit. Behandelt Lehner doch nicht nur die Geſchichte der
Zen=
tralalpen allein, ſondern ſammelt mit Bienenfleiß alle nur
ir=
gend erreichbaren Berichte über hochtouriſtiſche Taten in
außer=
deutſchen und =europäiſchen Ländern, gießt alles in eine
ge=
ſchloſſene Form, um dem Ganzen durch vollendeten, höchſt
leben=
digen und immer aufs Neue feſſelnden Stil künſtleriſche und
wiſ=
ſenſchaftliche Eigenprägung zu verleihen.
Er würdigt nicht allein die Forſchungstaten Einzelner,
ſon=
dern zieht geiſtvolle Parallelen zwiſchen den verſchiedenen
Na=
tionen und nimmt ihre Stellung zu dem großen Problem ihrer
pſychiſchen Eigenart nach unter ſeine ſcharfe Lupe. Mit
beach=
tenswerter Objektivität läßt der Verfaſſer den Pionieren aller
beteiligten Länder Gerechtigkeit widerfahren und doch merkt man
ihm die Freude an, wenn er deutſchen Steigern die Palme
rei=
chen darf.
Dabei iſt es intereſſant zu ſehen, daß die deutſche und
angel=
ſächſiſche Raſſe ſich gleicherweiſe in den Ruhm der alpinen
Er=
oberer teilt. Nur ſpärlich geſät ſind niamhafte itglieniſche Berg=
ſteiger, während Slawen und Franzoſen faſt ganz beim
Wett=
ſtreit fehlen, was „bei der bekannten Verſtändnisloſigkeit dieſer
Völker für den Alpinismus, ihrem Mangel an Naturgefühl, der
geringen Vorliebe für ſtrenge körperliche Betätigung und ihrem
nicht ſehr erheblichen allgemeinen und geographiſchen
Wiſſens=
durſt nicht weiter wundernehmen kann.”
Lehner zeigt vor allem auch die geſchichtliche Entwicklung,
Organiſation und Tätigkeit der großen alpinen Geſellſchaften,
ihre Erfolge in Weg= und Hüttenbau, Führerweſen und geiſtiger
Aufklärungsarbeit. Es iſt ein Genuß, des Verfaſſers Methodik
und Ueberſicht bei Zuſammenftellung des ungeheuren Stoffes,
den er ſouverän beherrſcht, zu bewundern und gleichzeitig ſeine
geiſtvollen, in edelſte Form gekleideten Gedanken über Urſprung
und Weſen, Ziel und ſittliche Begründung des Alpinismus in
ſich aufzunehmen. Kein Wunder, daß Männer von Bedeutung,
wie Heinrich Heß, O. E. Meher und W. Rickmers dieſem Werk
Pate ſtanden.
Eine große Zahl ausgezeichneter Vollbilder, zum Teil der
Zeitſchrift des D.Oe.A.=V. entnommen, von denen ſpeziell die
hiſtoriſchen Landſchaftswiedergaben und Porträts intereſſieren,
vervollſtändigen die hochkünſtleriſche Aufmachung des Buches.
Kurz, man kann nach ſeiner ſtofflichen und gedanklichen
Fülle, der Schönheit ſeiner Form und dem Adel ſeiner Idee
Leh=
ners Werk ohne Zaudern als „das” Buch des Alpinismus
an=
ſprechen, welches einen Ehrenplatz in jeder Bücherei einnehmen
müßte.
Vielleicht nimmt es der Verfaſſer als beſcheidentliche
An=
regung, bei der ohne Zweifel bald zu erwartenden Neuauflage
die 914 Seiten zu beſſerer Handhabung in zwei Bände teilen zu
wollen.
Hans Baumeiſter.
Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
— Albert Schweitzer, der bekannte Bachforſcher,
Orgel=
künſtler, Theologe, Kulturphiloſoph und — Tropenarzt, befindet
ſich ſeit Ende Februar zum zweiten Male auf der Reiſe nach
Weſtafrika. Mitte Mai hat er das Reiſeziel Lambarene, ſeinen
alten Wirkungskreis, erreicht, wo er wieder drei Jahre unter den
Negern arbeiten will. Gleichſam als Gruß an ſeine Freunde in
Europa hat er kurz vor ſeiner Abreiſe ein ganz köſtliches,
humor=
volles und tiefſinniges Buch „Aus meiner Kindheit und
Jugend=
zeit” vollendet, das ſoeben bei C. H. Beck in München erſcheint,
ebenſo wie ſeine Vorträge vor engliſchen Quäkern über „Das
Chriſtentum und die Weltreligionen”. Im Urwalde Afrikas will.
Schweitzer auch ſeine „Kulturphiloſophie” vollenden, deren beide
erſten Teile ſchon dort geſchrieben wurden und kürzlich im
glei=
chen Verlage erſchienen ſind.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 12. Juni 1924,
Rummer 1869
Die neuen Bände
der Diplomatiſchen Akten des
Auswärtigen Amtes
„Die Politik der Freien Hand” 1897—1903
Eine kurze Geſamtwürdigung von Bernhard Schwertfeger.
DVG. Wiederum ſind in angeſtrengter Tätigkeit der
Heraus=
geber und der an dem Werke ſonſt beteiligten Stellen und
Per=
ſönlichkeiten trotz aller wirtſchaftlichen Ungunſt der Zeiten ſechs
neue Bände der großen deutſchen Aktenpublikation fertiggeſtellt
worden, die — der Handlichkeit wegen in acht Bände getrennt —
uns bis an den Anfang des Jahres 1904 heranführen. Sie
zei=
gen uns die Entwicklung Deutſchlands zur Weltpolitik und
da=
mit den Hinaustritt unſeres Vaterlandes aus den
Bedingt=
heiten einer im weſentlichen kontinentalen Macht in die
Gefah=
renzone einer Weltpolitik, deren Umfang und Tiefe anfangs
weder vom deutſchen Volke, noch von ſeinen Führern überſehen
wurde.
Damit entrollen ſich dem Leſer alle die gewichtigen Fragen,
die gegenwärtig und auf lange Zeit hinaus das hiſtoriſche und
politiſche Denken des deutſchen Volkes in erſter Linie beſchäftigen
werden. Hängt doch von ihrer Beantwortung — auch
innen=
politiſch geſehen — für die Zukunftsgeſtaltung unſeres
Vater=
landes unendlich viel ab. Es handelt ſich um nichts Geringeres
als um die endgültige Aufklärung der öffentlichen Meinung über
die Entwicklungen, die uns von der hohen Machtſtellung eines
glücklichen, von aller Welt beneideten Staates, bis in das tiefe
und faſt hoffnungsloſe Tal unſerer gegenwärtigen, ſtaatlichen
Ohnmacht hinuntergeführt haben. Leidenſchaftlich geht ja immer
noch der Streit hin und her, ob Deutſchland wirklich, wie es von
dem uns feindlich geſinnten Auslande behauptet wird, durch ſeine
Entwicklung und durch die Führung ſeiner Politik die
Vor=
bedingungen für den Weltkrieg geſchaffen hat. Der Vertrag von
Verſailles gründet ſich auf die Annahme, daß Deutſchland als
Urheber für den Weltkrieg hafte, und insbeſondere die
franzöſi=
ſchen „Sachverſtändigen” die ſich über dieſe Frage geäußert
haben, ſuchen aus der Geſchichte Deutſchlands in den
Jahrzehn=
ten vor dem Weltkriege den Nachweis zu erbringen, daß es
tat=
ſächlich Deutſchland unter der Regierung Kaiſer Wilhelms II.
geweſen ſei, dem alle Schuld für die Entwicklung der Dinge zum
Weltkriege zukomme.
Bis auf den heutigen Tag haben die Archive des Auslandes,
ſoweit wir ſie nicht ſelbſt noch während des Krieges haben
er=
ſchließen können, zu den uns in erſter Linie angehenden
Pro=
blemen aus guten Gründen geſchwiegen. Gerade das, was ein
jeder objektiv denkende Forſcher als die Hauptſache anſehen
müßte, nämlich die Erforſchung der weiteren
Vor=
geſchichte des Weltkrieges, wird von unſeren Gegnern
abgelehnt. Mit Vorbedacht ziehen ſie zur Erörterung nur die
unmittelbare Vorgeſchichte des Weltkrieges heran, um daraus
zu erweiſen, daß Deutſchland und das von ihm erumtigte und
vorwärts geſchobene Oeſterreich=Ungarn allein für die
Weltkata=
ſtrophe verantwortlich ſeien. Wir haben kein Machtmittel in der
Hand, um das uns feindliche Ausland zur Annahme eines
ge=
rechteren Verfahrens zu zwingen. Unſerer militäriſchen Kraft
beraubt können wir nur mit den Waffen des Geiſtes, dadurch
alſo von vornherein in der ſchwächeren Stellung der Defenſive,
uns der feindlichen Beſchuldigungen zu erwehren ſuchen. Im
vollen Gefühle ſeines guten Rechtes legt das Deutſche Reich in
rückhaltloſer Offenheit die geheimſten Dokumente ſeiner
Außen=
politik in den letzten Jahzehnten der ganzen Welt zur
Beurtei=
lung vor, ihr damit das Urteil anheimſtellend, ob im Vertrage
von Verſailles wirklich Recht geſprochen worden iſt. Die
ein=
dringliche Gewalt der Dokumente, die auch in der neuen
Serie ohne jeden ergänzenden Text mitgeteilt werden, kann auf
alle, die ehrlichen Willens ſind, nicht ohne Eindruck bleiben.
Suchen wir zunächſt einen Ueberblick über den geſchichtlichen
Inhalt der Dokumente der dritten Reihe zu gewinnen:
Den Jahren nach umfaſſen die Bände 13 bis 18, von denen
der 14. und 18. ihres großen Umfanges wegen in je zwei Hälften
zerlegt ſind, etwa die Jahre von 1897 ab bis zum Anfang des
Jahres 1904. In dieſen Jahren war — und zwar von 1894 bis
1900 — der Fürſt Chlodwig von Hohenlohe=Schillingsfürſt
Reichskanzler, der 1900 ſein Amt an Bernhard v. Bülow — 1900
bis 1909 — übergab. An wichtigeren politiſchen Ereigniſſen
fal=
len in dieſe Zeit die Erwerbung Kiautſchous durch Deutſchland,
das deutſch=engliſche Abkommen über die portugieſiſchen
Kolo=
nien, der engliſch=franzöſiſche Konflikt wegen Faſchoda, das
Ab=
kommen über Samoa und über die Bagdadbahn, der
amerika=
niſch=ſpaniſche Krieg 1898, die Erörterungen über die
Philip=
pinen= und Karolinen=Inſeln und ſchließlich im Jahre 1899 die
erſte Haager Friedenskonferenz. Damit gelangen wir zu einer
weltpolitiſchen Streitfrage erſten Ranges, denn gerade
Deutſch=
lands Haltung auf den Haager Friedenskonferenzen wird uns
immer wieder von unſeren Gegnern und ſogar auch von den
Vertretern der pazifiſtiſchen Richtung innerhalb Deutſchlands
leidenſchaftlich als einer der entſcheidenden Fehler der
wilhel=
miniſchen Politik vorgeworfen. Der 15. Band des Aktenwerkes
vermittelt uns alle Unterlagen für ein gerechteres Urteil.
Wie eine Jronie der Weltgeſchichte berührt es, daß bald nach
Beendigung der Haages Konferenz der Burenkrieg
aus=
brach. Deutſchlands Haltung war ſchwierig, nachdem zur Zeit
des Jameſon=Einfalles Kaiſer Wilhelm II. durch ſein Telegramm
an den Präſidenten Krüger eine ſtarke Parteinahme für die
Buren nicht nur ſelbſt bekundet, ſondern vor allem auch im
deut=
ſchen Volke, das auch in politiſchen Fragen ſich gern von
Im=
pulſen leiten läßt, erzeugt hatte. Die engliſch=deutſchen
Beziehun=
gen waren hierdurch aufs ſtärkſte belaſtet worden. Trotzdem
ſind in der Zeitſpanne, die durch die Dokumente der dritten Reihe
ausgefüllt wird, immer wieder Verſuche Englands feſtzuſtellen
geweſen, mit Deutſchland zu guten Beziehungen oder ſogar zu
einem Bündnis zu gelangen. Ueber die Frage der Deutſchland
zugeſchobenen Wahl zwiſchen England und Rußland werden
nachher noch einige Worte zu ſagen ſein.
Der Boxeraufſtand in China und die Ermordung des
deut=
ſchen Geſandten in Peking, v. Ketteler, ſchufen der deutſchen
Politik im Sommer 1900 zum erſten Male die Möglichkeit, ihre
gewonnene Machtſtellung an der Spitze eines von mehreren
Großmächten zuſammengeſtellten Expeditionskorps zu betätigen.
Es gelang Kaiſer Wilhelm II., die Zuſtimmung Rußlands zu
der Entſendung des Generalfeldmarſchalls Grafen von
Walder=
ſee als Oberkommandierenden zu erreichen, und ſodann bei den
ſich daran anſchließenden zwiſchenſtaatlichen Abmachungen als
ehrlicher Makler zwiſchen Rußland und England ſich zu betätigen.
Die erſten Jahre des 20. Jahrhunderts zeigen die
entſchei=
dende Wendung im Verhältniſſe Deutſchlands zu England.
Letzteres fand die Anlehnung, deren es zu bedürfen glaubte, und
die ihm Deutſchland verſagte, am Zweibunde. Damit trat bereits
die Kräftegruppierung in Erſcheinung, die ſich im Weltkriege ſo
verhängnisvoll zu Deutſchlands Ungunſten ausgewirkt hat. Das
endgültige Abſchwenken Englands fiel um ſo mehr ins Gewicht,
als das innere Gefüge des Dreibundes ſich immer mehr zu
lockern begann. Deutſchland vermochte auf die Dauer nicht, die
innere Gegenſätzlichkeit der ruſſiſchen und öſterreichiſchen Politik
durch eine auch noch ſo nahe Anlehnung des Kaiſers an den
Zaren zu bannen, und von Italien wußte man bereits ſeit
Jahren, daß es niemals auf der Seite des Dreibundes fechten
würde, wenn es etwa mit der Gegnerſchaft Englands zu rechnen
hatte. Hätte daran noch der geringſte Zweifel beſtehen können,
ſo wäre er durch die in der dritten Reihe des Aktenwerkes
mit=
geteilten Schritte der italieniſchen Staatsmänner zerſtreut wor=
den. Dadurch gewinnen die im 18. Bande enthaltenen Akter,
über die Erneuerung des Dreibundvertrages im Jahre 1905
über Italiens militäriſche Dreibundverpflichtungen das E
Intereſſe. Auch auf Rumäniens Anſchluß an Oeſterreich=Un
im Falle eines Krieges konnte, wie die Dokumente erweiſer
unter ganz beſtimmten Vorausſetzungen gerechnet werden.
Den Abſchluß der Dokumente des 18. Bandes bilden.
eindringliche Aufzeichnungen über die Entwicklung der den
franzöſiſchen und der ruſſiſch=franzöſiſchen Beziehungen in
Jahren 1900 bis 1903.
Bis in die heutigen Tage hinein wird die Frage leidenß”
lich erörtert, welche politiſche Anlehnung für Deutſchland bs
ner geographiſchen Lage die beſte, und ob es inſonderheä
richtiger Gedanke Kaiſer Wilhelms II. geweſen ſei, Deutſch
aus ſeiner Rolle als ſtärkſte Kontinentalmacht Europas he=u
zuführen und durch die Schaffung einer ſelbſt für Englan=/
drohlich werdenden Seemacht alle Gefahren der Weltpolitii
das von neidiſchen Nachbarn umgebene Deutſche Reich E.
zubeſchwören. Wer in folgerichtiger Weiterführung Bismara/
und Moltkeſcher Anſchauungen von den Grundbedingungen
deutſchen Kraft einer Zerſplitterung der deutſchen Machtmu
und der Schaffung neuer Feindſchaft für Deutſchland ableE
gegenüber ſteht, der wird kaum umhin können, in den mitmte
ten Dokumenten der dritten Reihe eine Beſtätigung ſeiner
ſichten zu finden. Ganz zweifellos hat — nach Ausweis 7.
Akten — das perſönliche Verhältnis Kaiſer Wilhelms II.
Zaren Nikolaus dazu beigetragen, den Weltfrieden in ma
kritiſchen Lage zu erhalten. Aber ebenſo deutlich tritt auch
tage, daß für die Feindſchaft Englands in einem Zukunftsk
die man deutſcherſeits durch die Ablehnung der Option
England, als es noch Zeit war, auf ſich nahm, ein hinreich,
Erſatz etwa durch den Gewinn Rußlands, das allzufeſt an F
reich gebunden war, oder durch eine angemeſſene
Verſtärkun=
deutſchen Bundesgenoſſen, beſonders Oeſterreich=Ungarns,
gefunden werden konnte. Auf Italien war, wie bereits ang0
tet, niemals zu rechnen, wenn England dem Dreibunde fein
gegenüberſtand, und der Gedanke, die Türkei durch Hebung
militäriſchen Machtmittel und durch politiſche Förderungen
Art allmählich zu einem beachtlichen Bundesgenoſſen des O
bundes heranzuziehen, bot doch allzuwenig Ausſicht auf Em=
Immer aber hat die Leitung der deutſchen Politik, mögen
Wege im einzelnen vom Standpunkte heutiger nachträglichem
kenntnis aus auch nicht immer die richtigen geweſen ſein,
allen Kräften danach geſtrebt den Weltfrie
zu erhalten. Für Kaiſer Wilhelm II. war dieſes Strou
wie auch die neuen Dokumente erweiſen, ſtets ein innes
Herzensbedürfnis.
So bieten die Bände 13 bis 18 des großen Aktenwerkess
deutſchen Reichsregierung allen hiſtoriſch Intereſſierten
politiſch nicht völlig Gleichgültigen ein ſchier unerſchöpflIy
Material zur Bereicherung ihrer Kenntniſſe und Anſchauun.
Man kann ohne Uebertreibung ſagen, daß die zuſammenhäng /9
Lektüre der Bände oder auch nur einzelner Kapitel einen
he=
geiſtigen und politiſchen Genuß von geradezu dramatiſcher S
nung auslöſt. Immer wieder wird darüber geklagt, daß es
deutſchen Volke an politiſchem Sinn fehle. Nun wohl, hie
ein Hilfsmittel, durch Nachprüfung lebendiger, zu Geſchichtes
wordener Aktenſtücke ein pragmatiſches Lehrbuch politiſchen Zu
kens und Wollens ſich anzueignen. Vom Weſen der Gebef
diplomatie und ihren Methoden fallen hier die letzten Siegel,
voll Staunens erkennt man, wie letzten Endes auch die
ſchrr=
rigſten Fragen der zwiſchenſtaatlichen Beziehungen immer wie! ihre beſte Löſung finden, wenn ſie auf nüchterne Erwäg ?s
der tatſächlichen Gegebenheiten ſich ſtützen und ſich von
Ull=
feinernden Spitzfindigkeiten, wie ſie der „grauen Eminenz”, Am
Geheimrate von Holſtein, dem langjährigen allmächtigen spiriei
rector der deutſchen Politik im Auswärtigen Amte, zu e30r
waren, fernhalten. Nicht nur im Kriege, ſondern aug i da
Politik verſpricht nur das Einfache Erfolg.
Statt beſonderer Anzeige
Heute abend 8¾ Uhr verſchied
nach kurzem, ſchwerem
Kranken=
lager im 20. Lebensjahr unſer
heiß=
geliebter, guter, jüngſter Sohn,
unſer treuer Bruder, Neffe und
Vetter
In tiefer Trauer:
Familie Karl Löſch
Tannenſtraße 45, I.
Darmſtadt, 10. Juni 1924.
Allen, die uns bei dem
Tode unſrer lieben Mutter ihre
Teinahme bewieſen, ſagen wir
innigen Dank.
Darmſtadt, Groß=Bieberau,
den 11. Juni 1924.
Bevor Ihr Euch in eine Krankenkasse aufnelindl
laßt, verlangt zuerſt Proſpekt der
Milli Weiſel
Luiſe Weiſel
Mruniten und Sierverhſſt
Die Beerdigung findet ſtatt am
Freitag, 13. Juni, 3½ Uhr
nach=
mittags, von der Kapelle des
Darmſtädter Friedhofes, Nieder=
Ramſtädterſtraße, aus.
Von Beileidsbeſuchen bitten wir
Abſtand zu nehmen. (*16929
„Meine Frau war über
50 Jahre mit einer
häßlichen
für
Berichtigung.
Die Beerdigung der
Frau Marie Kröhl, geb. Treß,
findet heute, Donnerstag, 11 Uhr,
auf dem alten Friedhof ſtatt.
*1697‟
behaftet. Kein
geſundes Fleckchen hatte ſie auf
dem Leibe. Durch Zucker’s Patent=
Medizinal=Seife wurdendie Flechten
in 3 Wochen beſeitigt. Dieſe Seife iſt
Tauſende wert. E. W.‟ Dazu Zuckooh=
Creme (nicht fettend und fetthaltig).
In allen Apotheken, Drogerien und
Barfümerien erhältlich.
Gewerbetreibende
Kaufleute und
Beamte
Beleidungsartikel aller Art
Dankſagung.
Wäſche und Stoffe
((ufen Sie geg. bequeme Teilzahlung nur bei
MEVER & STERN
Darmſtadt, Saalbauſtr. 2—6. (6094
Für die zahlreichen Beiveiſe
h=
licher Teilnahme ſowie die vielen
menſpenden bei dem Hinſche
meiner lieben Frau
Schneider
ſage ich allen, insbeſondere Her=
Pfarrer Waitz für die troſtreiche
Worte am Grabe, ſowie den Ge
meindeſchweſtern der Martinsgemeinde
für ihre aufopfernde Pflege, meinen
innigſten Dank.
62
Die trauernden Hinterbliebenen:
Adam Neuroth.
Darmſtadt, 11. Juni 1924,
Dankſagung.
Zeugen geſucht!
Für die vielen Beweiſe innigſter
Teilnahme während der Leidenszeit
ſowie beim Ableben unſeres lieben
Entſchlafenen danken wir hiermit
herzlichſt. Insbeſondere herzlichſten
Dank Herrn Dekan Weißgerber für
ſeine troſtreichen Worte, der
Ge=
meinde Meſſel, dem Obſt= und
Gar=
tenbauverein, den Schulkindern und
Lehrern und dem
Bezirkslehrerver=
ein Arheilgen für ihre Kranzſpenden.
Meſſel, den 6. Juni 1924.
Die trauernden Hinterbliebenten:
Zu dem Unfall mit der elektriſchen
Bahn am Donnerstag, den
5. Juni, nachmittags 6 Uhr, Ecke
Grafen=u. Rheinſtraße, wobei eine
alte Dame ſchwer verunglückte,
werden Zeugen geſucht. Gefl.
Zu=
ſchriften erbeten (Auslagen werden
vergütet) an
Hans Domnowski, Traiſa ?
bei Darmſtadt.
Sitz Darmstadt (gegründet 1908).
Die Kaſſe iſt keine Erwerbsgeſellſchaft, ihre Leberſchild
kommen den Mitgliedern zugute, ſie ſieht unter Aufſicht des Reicle”
aufſichtsamtes in Berlin (ihrer vorgeſetzten Behörde); fie entſpiche.
allen Anforderungen, die man an eine wirklich reelle Kranſal”
verſicherung ſtellt; gegenüber anderen Kaſſen bietet ſie gropſen
Vorteile. — Unterſtützungsdauer 39 Wochen. Krankengeld täglichd
bis 5 Goldmark. Arzt= und volle Arzneivergütung. Familieien
verſicherung • Zahnbehandlung • Wochenhilfe Krankenhausbendſt."
lung • Freie Arztwahl• Hohes Sterbegeld.
Hauptgeſchäftsſtelle: Darmftadt, Piktoriaſtraße 44
Der Vorſiand: Karl Kaiſer, Vorſitzender. gitzier
N. S.U.D.K. W.
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Motorräder
würde ſich mit ſolid. Geſchäfts
WEK mann, mitſehr gut, Verbindung.
16883)
Eliſabeth Roth
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und Motorräder. (76757
2 Cylinder 3 PS
Fabrikat der deutſchen
Werke Berlin,
großer Poſten eingetroffen
Zahlungserleichterung
Donges& Wies!
Grafenſtraße 43.
Rummer 162.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 12. Junf 1924,
mus der Lanveshauptſtavt.
Seite 5.
Darmſtadt, 12. Juni.
Die Steuerbelaſiung.
Die in der letzten Stadtverordnetenſitzung ſtattgehabte
Aus=
ſnrache über die heutigen Steuerbelaſtungen veranlaßt die
ſtädti=
ſage Verwaltung zu folgenden Darlegungen:
Zunächſt muß erneut darauf hingewieſen werden, daß nach
dum heutigen Stande der Reichsgeſetzgebung den Gemeinden
de frühere weſentlichſte Einnahmequelle, die Einkommenſteuer,
zmommen und ihnen in der Hauptſache nur die ſteuerliche
Er=
arſung von Grund und Gewerbe belaſſen wurde.
Aus der verminderten Steuerkraft, als Folge unſeres
wirt=
c aftlichen Niedergangs, ſowie aus der ſich ſtändig ſteigernden
Eslaſtung der Gemeinden mit neuen Aufgaben ergab ſich die
Nwtwendigkeit, die den Gemeinden verbliebenen Steuerquellen
chärfer wie bisher heranzuziesen. Dazu kam noch auf Grund
dea 3. Steuernotverordnung die Sonderſteuer vom bebauten
undbeſitz.
Hieraus haben ſich in Einzelfällen — beſonders hinſichtlich
ear Sonderſteuer vom bebauten Grundbeſitz — Härten ergeben,
u= zu mildern die Verwaltung bereit iſt, wenn nach Lage der
vrrtſchaftlichen Verhältniſſe des Steuerpflichtigen ein ſteuerliches
Futgegenkommen gerechtfertigt erſcheint. Andererſeits aber iſt
s angeſichts der überaus ſchwierigen Finanzlage der Städte
ſrr, daß überall da auf dem vollen und rechtzeitigen Eingang der
ſſichtigen in der Lage ſind, die ſie belaſtenden Steueranteile zu 120 Mark täglich dem Barlohn zuzuſchlagen.
Bezüglich der Sonderſteuer ſei nochmals auf folgende Ge= Invalidengeldes übernommen hat, berechnet ſich z. B. wie folgt:
atspunkte hingewieſen:
Schuldner der Abgabe iſt der Grundſtückseigentümer. Er iſt
her geſetzlich berechtigt, ſie auf die Nutzungsberechtigten (Be=
Uhner und Mieter) umzulegen, und zwar im Verhältnis der
inredensmiete der Wohnungen und ſonſtigen Gebäudeteile.
Eine Ermäßigung der Abgabe aus Billigkeitsgründen kann
ewilligt werden, wenn ein Nutzungsberechtigter Unterſtützung
8 öffentlichen oder privaten Mitteln bezieht, um damit
beſchei=
ar leben zu können. Eine Ermäßigung wird nicht bewilligt,
genem Einkommen leben, das zuſammen mit der bezogenen
rüterſtützung den mittleren Verdienſt eines Arbeiters erreicht
dar überſteigt, oder wenn der Nutzungsberechtigte eine
Woh=
umg inne hat, die im Verhältnis zur Zahl der
Haushaltungs=
inglieder als übermäßig groß anzuſehen iſt, oder inſoweit Teile
er Wohnung an Dritte weitervermietet ſind.
Anträge auf Ermäßigung der Abgabe ſind von dem
Haus=
eintümer mit Vorlage eines Steuerverteilungsplanes bei der
lars einzureichen. Solange dieſe eine Ermäßigung der Steuer tenfeſt ſtatt. Dieſes Feſt iſt, worauf beſonders hingewieſen ſei,
tt zugeſtanden hat, iſt der angeforderte Zielbetrag in voller
iige von dem Grundſtückseigentümer zu zahlen.
timerbeträge vorzubringen. Es empfiehlt ſich, die Geſuche
üdlich zu ſtellen und zu begründen.
— In den Ruheſtand verſetzt wurde am 6. Juni der Lehrer an der
Esſchule zu Oppershofen (Kreis Friedberg) Franz Heil, wegen
ge=
nüächter Geſundheit auf ſein Nachſuchen vom 1. Juli 1994 ab.
* Techniſche Hochſchule. Die Diplom=Ingenieure Karl Hofer aus
gadeburg und Egon Ihwe aus Brandenburg a. H. haben ſich an
Sechniſchen Hochſchule Darmſtadt der mündlichen Dr.=Ing=Prüfung
ger Abteilung für Chemie unterzogen und dieſelbe „Sehr gut”
be=
ugen.
— Die Auszahlung der laufenden Zuſatzrenten für den
ar rat Funi d. J. für nicht im Erwerbsleben ſtehende
Schwer=
ſeädigte. Hinterbliebene, Altrentner und Altrentnerinnen
er=
lat am Samstag, den 14. d. Mts., vormittags von 8 bis 12
zu auf der Stadtkaſſe.
— Auszahlungen an Klein= und Sozialrentner für die zweite Juni=
Uige finden ſtatt an: 1. Kleinrentner im Städtiſchen Leihamt am
risitag, den 13. Juni, vorm. 8—12 Uhr, mit den Anfangsbuchſtaben
Wunamen A. bis N., und nachmittags von 1—4 Uhr an die mit den
ſturngsbuchſtaben der Zunamen O. bis 3. Nicht abgeholte Beträge
ag en nur am nächſtfolgenden Tage in der Stadtkaſſe ausbezahlt.
72 Sozialrentner: in der Stadtkaſſe (Grafenſtraße 28) Montag,
E16. Juni, wie folgt: von 9—10 Uhr vorm. für die
Feſtſetzungs=
iageide 1—400, von 10—11 Uhr vorm. für die Feſtſetzungsbeſcheide 401
B00, von 11—12 Uhr vorm. für die Feſtſetzungsbeſcheide 801—1200,
12—121g Uhr für die Feſtſetzungsbeſcheide 1201 und mehr. Nicht
gGolte Beträge werden nur am nächſtfolgenden Tage ausbezahlt.
—Die Beſtimmungen über die Hundeſperre ſind etwas
ge=
ni dert worden. Das Kreisamt hat angeordnet, daß die
ſtKde, entweder ohne Maulkorb an der Leine oder mit
Maul=
kb. unter gewiſſenhafter Ueberwachung frei umherlaufen dür=
Die Hundebeſitzer werden aber darauf hingewieſen, daß die
na ue Befolgung dieſer Anordnungen erwartet wird, da die
Alnerutgefahr keineswegs beſeitigt iſt, und daß bei
Nichteinhal=
der abgemilderten Beſtimmungen wieder mit einer
Ver=
j. fung gerechnet werden muß. Ferner wird noch darauf
hin=
woeſen, daß die Maulkörbe das Beißen ſicher verhindern müſ=
, daß alſo Riemen, die dem Hunde um die Schnauze gelegt
tugen, nicht der Vorſchrift genügen.
— Tagesordnung zur Sitzung des Provinzialausſchufſes der Provinz
„ukenburg am Samstag, den 14. Juni, vormittags um 10 Uhr:
Beſchwerde des Julius Schielein, zu Offenbach=Bürgel,
Rumpen=
imer Straße 56, gegen das Kreisamt Offenbach wegen Nichterteilung
Erlaubnis zum Handel mit unedlen Metallen. — 2. Geſuch des
Ver=
s für volksverſtändliche Geſundheitspflege E.V. zu Offenbach a. M.
Erteilung der Erlaubnis zum Betrieb einer Schankwirtſchaft ohne
jaurntweinausſchank in ſeiner Gartenhalle auf dem Kur= und Spielplatz
ihr der Roſenhöhe. — 3. Geſuch des Cafétiers Hermann Weister,
elrbach a. M., Frankfurter Straße 31, um Erlaubnis zur Verlegung
v Wergrößerung ſeines Wirtſchaftsbetriebes innerhalb ſeines Hauſes.
1 Geſuch des Karl Breidenbach zu Offenbach a. M. um
Er=
hnis zum Betrieb einer Schankwirtſchaft mit Branntweinausſchank
ſ auſe Bismarckſtraße 55. — 5. Beſchwerde der Frau Gg. Kurz I.
Erriesheim gegen den Beſcheid des Kreisamts Groß=Gerau vom 14. 4.
j9s, wegen Nichterteilung der Erlaußnis zum Handel mit unedlen
jllen. — 6. Geſuch des Wilhelm Walb zu Darmſtadt um
Er=
lbyris zum Betrieb einer Schankwirtſchaft mit Branntweinausſchank
Haufe Lauteſchlägerſtraße 4.
— Die Ausreiſegebühren. Die Reichszentrale für deut=
Verkehrsleitungen hat an das Reichsfinanzminiſterium
Schreiben gerichtet, indem ſie gegen eine etwa beabſi htigte
Verſchär=
g der Ausreiſebeſtimmungen Einſpruch erhebt und es ſehr
be=
janſoend findet, daß das Miniſterium frühere Eingaben der für die
jehsrung des deutſchen Verkehrs maßgebenden Stellen einfach
unbeant=
ſriat gelaſſen hat. Es wird darauf hingewieſen, daß die
Ausreiſe=
iſſtlung in der Geſchichte des Wirtſchaftslebens keines Kulturſtaates
98orbild haben.
— Die Beherbergungsſteuer iſt in Wiesbaden, Pyrmont und
Baden=
dam kurzerhand aufgehoben worden, an anderen Orten hat man ſie
jentlich herabgeſetzt. Jetzt hat man auch in Dresden erkannt, daß dieſe
tmer mehr ſchadet, als nützt, daß ſie zu den Steuern gehört, die das
ieltt der Beſteuerung (die Fremden) zum Abſterben bringt. Vom
Imni ab wird die Steuer in Dresden nicht mehr erhoben. (Und was
hieht in der Fremdenſtadt Darmſtadt? Anm. der Schriftl.)
— Stadtkirche. Der Wartburg=Poſaunenchor ſchreibt uns: Am
kom=
nden Sonntag, 15. Juni vormittags 10 Uhr, wird der
Wartburg=
zſpaunenchor Darmſtadt (Bläſerchor des Wartburavereins) im
Untgottesdienſt in der Stadtkirche mitwirken. In dankenswerter
üiſe hat der Kirchenvorſtand in Anerkennung des ſeitherigen
unent=
klühen, ſelbſtloſen Mitwirkens des Chors, der immer da war, wenn er
eſen wurde, beſchloſſen, demſelben die Kollekte zuzuweiſen. Möge
richt ſtarker Beſuch des altehrwürdigen Gotteshauſes, verbunden mit
=rreichlichen Kollekte, die wackeren Wartburg=Bläſer unterſtützen und
Rhorkaſſe, die es dringend nötig hat, aufhelfen. Immer ſind
In=
tmente zu reparieren, von Neuanſchaffungen, die gerade ſo nötig ſind.
micht zu reden; neue Noten zu beſchaffen uſwv. Und gerade die
zinea saera” iſt es wert, wohl gepflegt zu werden. Darum ihr
Muſik=
ſtinſse, namentlich ihr Freunde der geiſtlichen Muſik, kommt und helft!
Dize Bläſer verſammeln ſich heute Donnerstag abend halb. 9 Uhr im
loicß zur Probe.
Kontrolle der Quittungskarten der
Invaliden=
verſicherung.
Anläßlich der zur Zeit in Darmſtadt ſtattfindenden Kontrolle / Beleidigung. Es handelt ſich um 5 verſchiedene Anklagepunkte:
wird wiederholt darauf hingewieſen, daß die Markenverwendung
ſondern durch die Arbeitgeber ſelbſt erfolgt. Arbeitgeber, die ver= durch 2 Flugſchriften,
ſicherungspflichtiges Perſonal, wie Geſellen, Hausgehilfen (Hausburſchen
und Dienſtboten), Lehrlinge uſw. beſchäftigen, müſſen im Beſitz der ein Flugblatt „Die frommen Seelenhirten in Bürſtadt” betitelt.
Quittungskarten ſein, die Verwendung und Entwertung der
Beitrags=
marken ſelbſt vornehmen und die Quittungskarten an der Beſchäftigungs= Barkhaus in Bürſtadt, ſowie der kath. Kapläne Becker
ſtelle zur Einſichtnahme der Kontrollbeamten bereithalten. Perſonen, und Mickler und des Pfarrers Wolf=Bürſtadt, durch
die=
die aus irgend welchen Gründen die Beitragsmarkenverwendung ganz ſes Flugblatt,
unterlaſſen, oder ſolche nicht in genügender Zahl und Höhe
vorgenom=
men haben, wollen dies ungeſäumt nachholen. Für die Einſtufung der 3. Genannten.
Verſicherten in die Lohnklaſſen gilt nachſtehende Tabelle:
(d. i. Lohn und Sachbezüge)
in der Woche verdient. iſt zu verſichern
in mit einem
Wochenbeitrag
von bis zu 10 G.=M. Lohnklaſſe 1 20 Goldpfg. von mehr als 10 „ „ 15 2 40 15. . . 20 3 60 20 „ „ 25 80 „ 25 G.=M. 100
zuer beſtanden werden muß, wo die Steuerträger oder Erſatz= Für Sachbezüge, wie Koſt, Wohnung, Beleuchtung, ſind in Darmſtadt das den Morphinismus verurteilt.
gen, weil es andernfals nicht möglich wäre, der Verwaltung, gelohnten Dienſtmädchens, das ferner freien Unterhalt bekommt, und für den, anſcheinend von Reſten, die noch vorhanden waren; er habe dem
1” unbedingt notwendigen Betriebsmittel an die Hand zu geben, das der Arbeitgeber noch die Zahlung des ganzen Kranken= und Kreisgeſundheitsamt Bensheim ohne Erfolg Anzeige erſtattet, dann
1. Barlohn (Monatslohn) ..
20,00 Mk.
2. Sachbezüge für 30 Tage je 1,20 Mark . . . . . 36.00 Mk.
4. desgleichen an Beitragsmarken II. Lohnklaſſe zur
Hälfte für 30 Tage ...... .....
0.86 Mk.
aufgerundet 13,50 Mark. In dieſem Falle iſt alſo eine
Beitrags=
z an im Haushalt des Nutzungsberechtigten Verwandte mit ihre verſicherungspflichtig Beſchäftigten die Beitragsmarken rechtzei= vrſchuiſtswidrig eingeſpritzt. An dieſem Verhalten ſeines Kollegen
tig und in richtiger Höhe zu verwenden, unterliegen nach 8 1488 D. habe er nur Kritik geübt.
R.V.O. einer Geldſtrafe bis zu 1000 Goldmark.
Unab=
hängig von der Strafe und der Nachholung der Rückſtände kann
auferlegt werden.
tudtkaſſe unter Verwendung des dort erhältlichen Antragsfor= der Teilnehmer des Tonkünſtlerfeſtes in Darmſtadt ein Gar= gegeben, um eine Volkshetze gegen ihn (S.) zu veranſtalten. Alsdann
Bei der Stadtkaſſe ſind auch Geſuche um Stundung fälliger Kräfte des Landestheaters ihre Kunſt zur Verfügung geſtellt an Sieben riet er, kein Morphium zu verabreichen, da dieſes das
Krank=
das vielverſprechende Programm folgen noch.
„Elektra” mit Alice Orff in der Titelrolle ſtatt. — Im Kleinen Haus
aus dem Verband des Landestheaters als „Datterich” auf.
— Mozartverein. Der Stiftungsfeſt=Ausflug für den aktiven Chor
wird.
— Jubiläum. Am Samstag, den 7. Juni, waren es 40 Jahre, daß
des Krieges unterbrochen durch das Hilfsdienſtgeſetz. Der Inhaber der an der Perſon S.s ſei der Abteilung damals nichts gelegen geweſen;
Firma Ad. Horn ehrte den Jubilar durch ein anſehnliches Geldgeſchenk.
* unfall. Geſtern nachmittag gegen 6 Uhr ereignete ſich auf der
oberen Rheinſtraße nächſt der Hauptpoſt ein Unglücksfall. Ein mit Schilf
beladener Bauernwagen wollte einem Automobil ausweichen und kam gegeben hatte. Gegen die Schweſter, die nicht korrekt gehandelt habe,
im Gedränge der in Fahrt befindlichen Eberſtädter Elektriſchen zu nahe,
Zwei Fenſter des erſten Wagens wurden zertrümmert durch die beiden
Rungen des Bauernwagens. Nach Meldung der Augenzeugen trifft die
Schuld den Führer der elektriſchen Bahn, der bei Verkehrsſtockung un=
Schaden gekommen.
* Gedächtnisfeier am Grabe Ferdinand Wiesmanns. Die im
Süd=
weſtdeutſchen Gau zuſammengeſchloſſenen völkiſchen Turnvereine trafen
am Grabe des Pfälzer Freiheitskämpfers Ferdinand Wiesmann.
Wies=
manns Blut floß am 9. Januar u934, als erwachter deutſcher Helden= Rückſicht dem G., der über große Schmerzen klagte, eine halbe Spritze.
die heilige Feme den Verräter Orbis hingeſtreckt, da fiel draußen der
junge Wiesmann, der mit anderen in heldenmütigem Kampf gegen an= mals verboten, dem Patienten eine Spritze zu machen.
ſtürmende Separatiſten den Brüdern drinnen den Rücken deckte. Er
men. Er ſtarb gern, getreu ſeinem Wahlſpruch: „Ob ich auch unter= mit dem Morphiumeinſpritzen, im Fragefall gegen die Schweſter, was
gehe, das mag ſein: daß mein Land beſtehe, kümmert mich allein!” Er
ſtarb den Siegertod. Aufopfernder Freundesliebe iſt es gelungen, die Medizinalrat Dr. Werner die Sektion vorgenommen und Krebsrezidib
Leiche ſchmierigen Separatiſten= und Franzoſenhänden zu entreißen,
da=
ſtätte finde. Am Abend des erſten Pfingſttages waren aus den
ver=
ſchiedenſten Richtungen an 100 völkiſche Turner eingetroffen, hatten ſich
ſter und Lehrer, ſowie zahlreiche Ortseinwohner, voran die Jugend, laubt, gegeben; menſchlich zu verſtehen iſt es und zu entſchuldigen,
Gedächtnisrede war Troſt= und Mahnſpruch. Die Tat von Speher ver= Spritze verabreichte. Aber es laſſen ſich Fälle denken, wo nach Lage
der Pfalz; der Tag von Speher zeigt, daß ein waffenloſes Volk doch, nach Anſicht des Sachverſtändigen, Dr. Duſenberg Morphium ruhig zur
nicht wehrlos iſt; er zeigt die Macht eines ſtarken Wollens, die Tat von Anwendung bringen und bringen laſſen. Eine ſtrengere Auffaſſung,
Speher zeigt, daß, vielfach verſchüttet, der alte Heldenſinn und Wage= daß nur der Arzt ſpritzen dürfe, beſteht nicht, ſie auszuführen, wäre
mut, der Geiſt von 1914 noch lebendig iſt in unſerem Volkz wir grüßen auch ausgeſchloſſen.
in ihr, gleichwie im ſtillen Heldentum von 1923 an Rhein und Ruhr,
gleichwie in der entſchloſſenen Verſenkung unſerer unbeſiegten Schiffe klagten war unmöglich, da er nicht dazu erſchien. Im Akteninhalt fehl=
Oberſchleſien, den Frühſchein eines neu aufgehenden deutſchen Tages. Sohn wird in den Akten als Pſhchopath bezeichnet. Die erſte Ehe S.s
Und der Name Wiesmann helfe das Dunkel der deutſchen Nacht erhellen! war reich an Konflikten. S. leidet ſtark an überwertigen Ideen und
Der Gauobmann legte einen mächtigen, von Turnſchweſtern gewundenen, handelt unter ihrem Einfluß. Die Sachen betr. Morphiumſkandal wer=
Kranz mit ſchwarz=weiß=roter Schleife nieder. Mit dem Lied vom au= den von ihm immer höher eingewertet, er handelt als Vorkämpfer
all=
gabe des Turnerbundes, Hort und Pflegeſtätte des Geiſtes zu ſein, der Ideen, das unbelehrbare, der Affekt iſt immer noch friſch, ja, hat eine
einen Wiesmann, einen Schlageter beſeelte, des Geiſtes heißer, auf= gewiſſe Steigerung erfahren. Selbſtkritik und Logik verſagen. Sieben
meingut des deutſchen Volkes iſt.
Lokale Veranſtaltungen.
Oie blerunter erſchelnenden Notizen ſind aueſchließlich als Hinweiſe auf Auzeigen zu betrachten,
in keinem Falle irgendwie ale Beſprechung oder Kril.
— Die nächſte volkstümliche Morgenmuſik von
Ober=
zegierungsrat Grospietſch findet am 15. Juni, um 11½4 Uhr, im
Real=
aymnaſium ſtatt und beſchließt bis auf weiteres dieſe Veranſtaltungen
Sie bringt Lieder des ruſſiſchen Komponiſten Muſſorgski, die für
die meiſten Hörer eine Neuheit ſein dürſten. Muſſorgski iſt ſchon über
40 Jahre tot, aber erſt in der neueren Zeit hat man in Deutſchland das
Augenmerk auf ihn gerichtet. In ihm ſchätzt nicht nur Rußland, ſondern
die muſikaliſche Weltliteratur einen der eigenartigſten Charakterköpfe.
Er ſchaffte Werke, die in der innigſten gegenſeitigen Durchdringung des
klanglichen Ausdrucks und des textlichen Gedankens, in der treueſten
ſprachlichen und dichteriſchen Ausdeutung des Wortes heutzutage im
beſten Sinne modern und unmittelbar wirken. Von den Darmſtädter
Künſtlerinnen dürfte ihrer ganzen Veranlagung nach keine für den
Vor=
trag dieſer Lieder geeigneter ſein als Fräulein Stefanowa. Sie
ſingt außerdem die „Lieder eines fahrenden Geſellen” von Guſtad
Mahler, der in gewiſſer Hinſicht Muſſorgski weſensverwandt iſt.
Hauptprobe: Freitag abend 8 Uhr (nicht Samstag)
„it Hh
Bezirksſchöffengericht. Zur Verhandlung ſteht die Anklage gegen
den praktiſchen Arzt Dr. Sieben in Bürſtadt wegen
1. um Beleidigung der Miniſteriglabteilung für öffentliche
Ge=
in der Invalidenve ſicherung nicht mehr durch die Ortskrankenkaſſe hier, ſundheitspflege und des Kreisarztes Dr. Kullmann=Bensheim
2. um Beleidigung des Dr. Duſenberg=Bürſtadt durch
3. um Beleidigung der Krankenſchweſtern Math. Dehm und Anna
4. durch eine Eingabe ans Landgericht und Beleidigung der unter
5. mit den öffentlichen Anklagen iſt eine in der Berufungsinſtanz
anhängige Privatklage Duſenberg gegen Sieben verbunden, deren
Vertretung im öffentlichen Intereſſe die Staatsanwaltſchaft —
vertre=
ten durch Gerichtsaſſeſſor Dr. Jacoby — übernommen hat.
Zum heutigen Termin iſt eine große Anzahl Zeugen und drei
Sachverſtändige geladen. Den Angeklagten vertritt Rechtsanwalt
Schindler=Mannheim die Nebenkläger San.Nat Duſenberg und
Kreisarzt Kullmann=Bensheim Referendar Neuſchäffer; die
wei=
teren Nebenkläger Dehm, Barkhaus, die Geiſtlichen Becker, Mickler und
Wolf, Rechtsanwalt Geißner.
Der Angeklagte kämpft im Intereſſe der Wahrung der
Volksge=
ſundheit gegen den Morphinismus und ſeine Auswüchſe, gegen das
Verhalten der Behörden demgegenüber, gegen die damit geförderte
Kur=
pfuſcherei; die Aerzteſchaft der Provinz Starkenburg habe in dieſem
Kampf beiſeite geſtanden; von einer mediziniſchen Autorität in der
Perſon des Profeſſors Hoche=Freiburg hat er ein Gutachten extrahiert,
Der Angeklagte erklärt, er habe feſtgeſtellt, daß in Bürſtadt von
Der Bruttowochenlohn eines mit baren 20 Mark im Monat den Schweſtern Morphium ohne ärztliche Anordnung angewendet
wor=
an die zuſtändige Miniſterialabteilung ſich gewendet. In der „Münch.
Med. Wochenſchrift” habe er einen Artikel veröffentlicht und dieſen dem
Staatsminiſter eingeſandt. Dann ſei eine amtliche Entgegnung in der
gemannten Fachzeitſchriſt erſchienen. Erſt jetzt ſei das Verbot an
3. Anteil des Verſicherten am Krankenkaſſenbeitrag 154 Mk. das Pflegeperſonal, Morphium anzuwenden, ſeitens der zuſtändigen
Behörde erneut eingeſchärft worden. Erſt nach 6—8 Monaten habe ſich
die Medizinglabteilung zu dieſem amtlichen Einſchreiten veranlaßt
ge=
zuſammen monatlich 58,40 Mk., ſehen, nachdem ſie — ebenſo wie Kreisarzt Kullmann — ſich vorher
mit 12 berbielfacht und durch 52 geteilt, ergibt einen Wochenlohn mit dur haus ablehnend verhalten habe ſeinen Eingaben gegenüber.
Dr. Duſenberg habe in Behandlung des Patienten G., die er
über=
marke 2. Lohnklaſſe zu verwenden. Arbeitgeber, die es unterlaſſen, für nahm, den Pflegeſchweſtern Morphium gegeben und dieſe hätten dieſes
Die katholiſchen Vereine hätten dann gegen ihn, S. — nach Klärung
der Sache in der Fachpreſſe — eine Proteſtverſammlung veranſtaltet, in
der auch die drei Bürſtädter Geiſtlichen anweſend geweſen ſeien. In
dem Beſtraften die Zahlung des Ein= bis Zweifachen dieſer Rückſtände dieſer Verſammlung ſei dann eine ihn (S.) beleidigende Reſolution
be=
ſchloſſen und in der Bürſtädter Zeitung veröffentlicht worden. Gegen
dieſe Reſolution, die die Kleriſei gegen ihn losgelaſſen, habe ſich ſein
— Gartenfeſt im Städtiſchen Saalbau. Am Montag abend Flugblatt gewandt. Statt daß das Miniſterium ſeinem Erlaß vom
findet als Abſchluß der Feſtlichkeiten aus Anlaß der Einladung 5. 9. 1918 gemäß vorgegangen ſei, habe es ſeinen Brief der Kleriſei
wird in die Beweisaufnahme eingetreten. Zeuge Kaplan Becker
be=
richtet über die Proteſtverſammlung: Prof. Roſt=Heidelberg berichtet
allgemein zugänglich. Es werden außer Konzert auch über die Operation des an Magenkrebs leidenden S.ſchen Patienten
künſtleriſche Darbietungen gegeben, zu denen eine Reihe erſter G., nahm aber von einer weiteren Operation Abſtand; in einem Briefe
haben. Der Garten wird illuminiert und auch ſonſt wird der heitsbild verdecke. Für ein inoverables Careinom ſei allerdings Mor=
Rahmen eines gediegenen Gartenfeſtes gegeben ſein. Der Ein= thiumeinſpritzung zuläſſia. Miniſterialrat i. R. Balſer berichtet
tritspreis iſt auf 2. Mark feſtgeſetzt. Nähere Mitteilungen über über ſeine Jätigkeit als Verſonalleiter in der Angelegenheit der Sſchen
Eingabe, die dem Kreisarzt Kullmann=Bensheim zur Aeußerung
zu=
geleitet wurde. Dieſer erklärte nach Erhebungen durch ihn, die S.ſchen
— Heſſiſches Landestheater. Heute abend findet im Großen Haus / Beſchwerden ſeien aus der Luft gegriffen, die Obduktion der G.ſchen
als zweite Veranſtaltung der Strauß=Woche eine Aufführung von Leiche ätte Careinom als Rezidiv ergeben. In der Empörung darüber,
daß eine Leiche ausgegraben und in dieſer Weiſe noch durch Sektion
z tritt Ernſt Langheinz, zum letzten Male vor ſeinem Ausſcheiden unterſucht werde, habe er (B.) dem Angeklagten S. keine Antwort
ge=
geben auf ſeine auch in der Form ungehörige Eingabe. Die
Medizi=
nalabteilung wollte durch eine gerichtliche Verhandlung eine Klarſtellung
findet am Sonntag, 15. Juni, nach Heppenheim (Halber Mond) ſtatt, herbeiführen, ſtellte aber den Beteiligten anheim, ob ſie ihrerſeits ein=
Abfahrt Hauptbahnhof 8.00 Uhr vormittags bis Bensheim. Tiſchkarten ſchreiten wollten. Dr. Duſenberg beſchritt dann den Weg der
Privat=
zum gemeinſamen Mittageſſen werden zu ermäßigtem Preiſe nur bis klage, die Schweſtern lehnten ein Einſchreiten gegen S. ab. — Alsdann
Freitag abgegeben bei Otto Titze, woſelbſt auch weitere Auskunft erteilt erhielt S. noch eine Antwort vom Staatsminiſterium. Auf den Artikel
in der „Med. Wochenſchriſt”, deſſen Urheber S. war, gab Zeuge
ſach=
liche Gegenerklärung ab. Sieben beruhigte ſich nicht, als er aber die
Herr Franz Töppel bei der Firma Adam Horn, Kirchſtraße 14, als Freiburger Fakultät (mit Hoche) ins Feld führte, war die Behörde ge=
Textilarbeiter eingetreten iſt. Die 40jährige Tätigkeit war nur während zwungen, wegen Beleidigung des Kreisarztes Kullmann vorzugehen;
die vorgeſetzte Behöud” habe auch gerügt, daß kein Recht der
Schwe=
ſtern auf vorſchriftswidrigen Gebrauch von Morphium zu begründen
dies in Richtigſtellung einer Anſchauung, der der Kreisarzt Ausdruck
diſziplinar einzuſchreiten, ſei der Medizinglabteilung nicht möglich
ge=
weſen, da die Schweſter der Diſziplin des Miniſterums nicht
unterſtan=
den habe. Die Miniſterialabteilung habe die nötigen Ermittlungen
ver=
anlaßt, die Krankenpflegeſtationen ausdrücklich auf die Inſtruktion vom
5. 9. 1918 hingewieſen, keine Verſchleierung habe ſtattgefunden, die
bedingt zu halten verpflichtet geweſen wäre. Perſenen ſind nicht zu. Behörde habe alles getan, was in der Sache für die Behörde zu tun
war. Schweſter Juſtina (Math. Dehm) hat dem Patienten G. auf
Wunſch der Familie eine Morphiumeinſpritzung gemacht. G. ſelbſt ſagte
ihr, S. habe ihm ſchon öfter ſolche Einſpritzungen gemacht. Die
ſich an Pfingſten zu Schollbrunn im Speſſart zu einer Gedächtnisfeier Schweſter wußte, daß ſie dies nicht durſte, G. drang mit der Familie
unter der Angabe, S. ſei verreiſt, in ſie und ſo gab ſie aus menſchlicher
ſinn ſich aufraffte, um in wagemutiger Tat die deutſche Pfalz von un= Die Spritze ihm öfter zu machen, lehnte Zeugin ab, da ſie dies nicht
erträglicher Tyrannei zu befreien. Drinnen im Wittelsbacher Hof hatte dürfe. Ein paarmal gab die Schweſter ſo die Spritze auf die Angabe
Gs hin, der Arzt (S.) habe es erlaubt. Der Zeugin hat S. nie=
Kreisarzt Kullmann=Bensheim: S. ſchrieb an ihn (K.) einen
ſtarb gern; noch hatte ſein Ohr Schuß und Ruf der Befreiung vernom= Brief und forderte ſtrafrechtliches Einſchreiten gegen den Mißbrauch
Zeuge ablehnte. Zeuge hat nach Ausgrabung der Leiche zuſammen mit
feſtgeſtellt und zwar einwandfrei. Auf Grund des Sektionsbefundes
mit ſie in der Heimaterde, im ruhigen Speſſartdorf, eine würdige Ruhe= wurde das ſtaatsanwaltliche Verfahren wegen fahrläſſiger Tötung
ein=
geſtellt.
Sachverſtändiger, leitender Arzt des ſtädtiſchen Krankenhauſes hier,
im überfüllten Dorfſaal mit der Bevölkerung des Ortes zu einem Deut= Dr. Schlippe, erklärt: Morphium darf nur auf generelle oder
ſchen Abend verſammelt und nun ſtanden ſie in der Frühe des ſpezielle ärztliche Anordnung durch ein Pflegeorgan gegeben werden.
zweiten Pfingſttages am geſchmückten Grabe zu ſchlichter Gedenkfeier. Die erſte halbe Spritze abzugeben, war unzuläſſig, die beiden anderen
Wiederum hatten ſich die alten Eltern, der junge Bruder, Bürgermeis Spritzen hat ſie in berechtigtem guten Glauben, der Arzt habe es
er=
eingefunden. Es klang die Weiſe des Schlageterliedes, des Dietwarts wenn die Schweſter in der Meinung, der Arzt ſei verreiſt, die erſte halbe
eitelte mit einem Schlag alle langer Hand eingeleiteten, hartnäckig und des Einzelfalles die Schweſter ſolches Eingreifen für ſtatthaft halten
verſchlagen durchgeführten Verſuche des Erbfeindes zur Verwelſchung kann. Nach der Aeußerung Prof. Roſts, daß G. inoperabel ſei, durſte
Amtsarzt Dr. Vixt. Eine perſönliche Unterſuchung des
Ange=
vor Scapa Flow, gleichwvie im Aufbäumen gegen das Unrecht, von ten mir wichtige Unterlagen zur pſychiatriſchen Unterſuchung. Der
ten Kameraden ſchloß die eindrucksvolle Feier. Es ſei vornehmſte Auf= gemeiner Intereſſen. Das krankhafte iſt das zähe Haſten an ſeinen
opfernder Vaterlandsliebe, bis er dereinſt wieder unumſtrittenes Ge= iſt Pſhchopath. Die erſten Flugblätter waren noch maßvoll. jetzt tritt
Maßloſes hervor. Eine eingehende Beobachtung in geſchloſſener
An=
ſtalt hält Dr. Vis für erforderlich und ſtellt bezüglichen, nach der
Straf=
prozeßordnung gebotenen Antrag. Dr. Vix hat die Flugblätter von
Sieben eingeſandt erhalten, wie ſo viele andere Perſonen. Der
Ver=
treter der Staatsanwaltſchaft bittet dem Antrag des Sachverſtändigen
ſtattzugeben und die geitere Verhandlung auszuſetzen, die Vertreter
der Nebenkläger ſchließen ſich dem Antrage der Staatsanwaltſchaft an.
Der Vertreter des Angeklagten widerſpricht dieſem Antrage, aus
menſch=
lichen Gründen, es wäre doch beſſer, wenn in der Sache ſelbſt in der
Bebölkerung Nuhe eintrete, eine vergleichsweiſe Erledigung erſcheine
ihm als eine ſympathiſche Löſung. Entſcheidung: Der Angeklagte
ſoll zur Beobachtung des Geiſteszuſtandes in eine geſchloſſene Anſtalt
gebracht werden. Gegen dieſen Beſchluß ſteht dem Angeklagten das
Nechtsmittel der ſofortigen Beſchwerde zu.
Aus den Parteien.
— Frauenausſchuß der Deutſchen Volkspartei.
Die monatliche Zuſammenkunft der Frauen der DV.P. findet dieſen
Samstag, den 14. Juni im Nummelbräu nachmittags 4 Uhr ſtatt. Durch
Vorleſungen von Fräulein Ethel wird ſich der Nachmittag zu einen
ſehr intereſſanten geſtalten. Mitglieder und Freundinnen, auch
unſer=
finden. — Gebäck mitbringen.
Außgewieſenen, mögen ſich zahl.
Seite 0.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 12. Junf 1924,
Mummer 167,
Aus Heſſen.
Wagen und Geſpann geſtellt hatte, verladen wurde. Durch Bahnhofs=
und Dieburger Straße ging es zuriick zur Kirche, woſelbſt Herr Pfarrer
Es wurde einmiltig Proteſt erhoben gegen die angeforderten allzu
hohen Kirchenſteuern. In der gefaßten Entſchließung wird ver=
langt, daß dieſe Steuer abgeändert und auf einer Grundlage aufgebaut
wird, die der heutigen ſchveren Zeit entſpricht. Hoffentlich trägt der
bieſige Kirchenvorſtand, an den das Erſuchen gerſchtet iſt, dazu bei, die
erregterr Gemiter zu beruhigen und ſomit die Kirche vor weiterem
Schaden zu bewuahren.
1. Vom ſüdlichen Obenwald, 10. Juni. Der Pfingſtverkehr
luar heuer überaus lebhaft. Wandervögel mit Fiedel und Gitarre
Autos, beſonders aber Motorräder belebten Gegend und Ortſchaft bald
mehr, bald weniger angenehm. Für Uebernachſten mußten
Privatquar=
tiere ausgiebig in Anſpruch genommen werden. Auffällig war, wie ſchon
angedeutet die große Bahl der Motorräder die gewöhnlich zwei
Fah=
rende beförderten. — In der Nähe von Beerfelden ereignete ſich ein
Autounfall mit verhältnismäßig gutem Ausgang. An einer kurzen
Kurve prallte das Fahrzeug wider einen Baum, wobei ſämtliche
Jn=
ſaſſen bis auf ein Kind herausfielen. Die dabei erlittenen Verletzungen
waren glüſcklicherweiſe ſo, daß der ſchlimmſte Fall ein
Schlüſſelbein=
bruch war.
— Aus bem Odenwald, 10. Juni. Stand des Getreides.
Die jetzt in Blüte ſtehende Winterfrucht weiſt infolge der ungünſtigen
Frübjahrswitterung keinen beſonders guten Stand auf. Beſonders haben
ſiih die Noggenfelder ſchlecht beſtockt. Die Frübjahrsſaaten bedürfen
grö=
ßerer Feuichtigkeit. Mit dem Schnitt des Heugraſes wird demnächſt
be=
gonnen werden. Stellenweiſe, beſonders in feuchten Wieſen" hat die
große Niederſchlagsmenge des Spätwinters das ſogenannte Bodengras
verderben laſſen.
(.) Von der Veraſtraße, 10. Juni. Der 23 Jahre alte, ledige Wirts=
ſohn Arthur Schäfer aus Frankfurt a. M., der einen Pfingſtsausflug
an die Veraſtraße unternahm, iſt geſtern bei einem Spaziergang über
den Wachenberg bei Weinheim tötlich verunglückt. Er war infolge
Un=
vorſichtigkeit über einen Abhang geſtolpert und mit dem Kopfe auf
Stein=
geröll aufgeſihlagen. Dabei erlitt er einen ſchwveren Schädelbruch, an
deſſen Folgen er noch in der Nacht im bieſigen Krankenhauſe ſtarb.
Offenbach, 10. Juni. Zehn Wirtſchaftsverbände der
Stadt hatten geſtern zu einer machtvollen Kundgebung der Offenbacher
Wirtſchaft gegen die außergewöhnliche Steuerbelaſtung und gegen die
Ueberſchußwirtſchaft der Gemeinde (Stadt) und des Staates eingeladen,
wie es in der Einladung bieß. Der Saal des Turnvereins in der
Goethe=
ſtraße war überfüllt. Eine ſo zahlreiche Verſammlung hat Offenbach
ſeit langem nieht geſehen. Stadtverordneter Niemeier, ein
Fabrikdirek=
tor, ſprach einleitend über die Not der Zeit, die Geldnot der Induſtrie
und des Handwerks, der geſamten Wirtſchaft und der Maſſenhaftigkeit
und Unerträglichkeit der Steuern. Nach ihm ſprachen Wankbeamter
Henaſt, Juduſtrieller Strauß, Kaufmann des Einzelhandels Gerhardt,
die Stadtverordneten Becker, Neſſel und Weiſer und der Bankdirektor
Lang. Von ſämtlichen Nednern ſprach nur Stadtv. Neſſel, der auch in
der Stadtverordneteierſammlung kürzlich mit dem Zentrum für den
Voranſchlag der Stadt ſtimmte, für die Finanzpolitik von Gemeinde und
Staat. Sein Parteifreund Lang erklärte namens der Offenbacher
Ban=
ken, ſie hätten dem Oberbürgermeiſter dieſelben Vergülnſtigungen bei
einem Darleben von 600 000 Goldmark aus dem Ueberſchuß der letzten
vier Monate des Nechnungsjahres 1923 geſuährt, wie auch die Kommu=
nale Landesbank in Darmſtadt dies tat, nämlich Mündelſicherheit,
Kurz=
friſtigkeit und höchſte Verzinſung. Eine Eutſihließung, die ſchleunigſte
Herabſetzung der übermäſtigen Steuern in Staat und Stadt verlangt,
wurde einſtimmig angenommen.
* Offenbach, 11. Juni. Wir erhalten folgende Zuſchrift: Unter dem
23. 5. 1924 brachten Sie in Ihrer geſchätzten Zeitung eine Notiz aus
Offenbach, den Stenographieunterricht in den bieſigen Schulen
betref=
fend, die einige Unrſehſtigkeiten enthielt und weshalb zur Berichtigung
folgendes bemerrt ſei: 1. Nlchſt die Anhänger des Suſtems Stolze=
Schrey, ſondern die Gabelsbergeraner erteilten in den hieſigen Volks=
und Mittelſchulen zuerſt unentgeltlichen
Stenographie=
unterricht, und zuar in einer großen Anzahl von Fällen und
min=
deſtens ſchon ein Jahrzehut hindurch. Wenn nun hieſige Stolze=
Schreyaner in dieſer Beziehung von ihren Kunſtgenoſſen der anderen
Michtung lernten und ebenſo verfuhren, ſo iſt dies ihr gutes Recht.
2. Von den hier nach Stolze=Schrey unterrichteten mehreren hundert
Kindern iſt der weitaus größte Teil — ſowveit ſie bereits aus der Schule
entlaſſen ſind — in der Offenbacher Geſchäftswelt untergebracht. Wie
unſere Erkundigungen ergeben haben, arbeiten ſie alle ſehr zur
Zufrie=
denbeit ihrer Auftraggeber. Es iſt uns auch nicht ein einziger Fall
be=
kannt, in welchem die jungen Leute, veranlaßt durch ihre Chefs,
gezwun=
gen geweſen wären, einen Syſtemwechſel vorzunehmen. Es wurde uns
Reich und Ausland.
Moßdorf, 9. Juni. Am Donnerstag vor Pfingſten kam endlich die
letzte unſerer neuen Glocken hier an. Nachmittags um 6 Uhr ſtellte
ſich ein Feſtzug an der Kirche auf und unter den ſchönen Klängen der
Muſik des hieſigen Poſaunenchors bewegte ſich der Zug nach dem
Bahn=
hof, woſelbſt die neue Glocke auf den ſchön dekorierten Wagen des
Gärtnereibeſitzers Herrn Seibert, welcher in liebenswürdiger Weiſe
Werk eine erhebende Anſprache hielt und die drei Glocken vom Turm ihre
neu angekommene Schweſter durch ihr Geläute grüßten. Freitag und
Samstag wurde die Glocke auf den Turm gebracht und am 1.
Pfingſt=
feiertag geweiht, ſo daß nun wieder wie früher die Glochen mit ehernem
Mund unſere Gemeindeglieder grüßen und mahnen. Der ſehmliche
Wunſch der Gemeinde, endlich wieder Glocken zu beſitzen, iſt jetzt erfüllt,
und es iſt eigentlich ſelbſtverſtändlich, denen zu danken, welche dazu
bei=
getragen haben, daß ſolches gelang. In erſter Linie gebülhrt Dank
un=
ſerem rührigen und ſelbſtloſen Kirchenrechner, Herrn Graf, der den
Entwurf zur Finanzierung der Neubeſchaffung ausarbeitete und trotz
ſchwerer Bedenken vieler anderen ſeinen Plan durchbraihte. Wir danken
Herrn Graf auch an dieſer Stelle und wünſchen und hoffen, daß er auch
in der Frage der Rirchenſteuer, die augenblicklich alle Gemilter beivegt
und erregt, einen gangbaren Apsweg finden möichte.
— Meichelsbeint i. H., 10. Juni. Neues
Fabrikunterneh=
men. Mit Beginn dieſes Monats wurden hier zwei neue Fabriken in
Betrieb genomien. Herr Heilſtättenbeſitzer Göttmann von hier hat in
Geſellſchaft mit anderen bieſigen Unternehmern eine große
Tabakſchnei=
derei eingerichtet und in Betrſeb genommen. — Der Beſitzer der
Heil=
ſchen Vierbrauerei, der ſeine Einrichtung vor mehreren Jahren verkaufte,
betreibt nun in Gemeinſchaft mit einem Teilnehmer eine
Schuhereme=
fabrik.
Kirch=Brombach i. D., 9. Juni. Heute fand hier im Saale des
Gaſthauſes „Zum Engel” eine aus allen Schichten des Kirchſpiels Kirch=
Brombach außerordentlich zahlreſch beſuihte Verſammlung ſtatt.
Lanbesverräter.
Berlin. Blättermeldungen aus Stuttgart zufolge iſt von dem
dortigen Oberlandesgericht der 24 Jahre alte Buchdrucker Karl Schwarz
wvegen verſuchter Ausſpähung militäriſcher Geheimniſſe zu dreieinhalb
Jahren Zuchthaus und 6 Jahren Ehrverluſt, der Schießmeiſter
Kunzel=
mann wegen vollendeten Landesverrats und verſuchter Ausſpähung
militäriſcher Geheimniſſe zu der gleichen Zuchthausſtrafe und 5 Jahren
Ehrverluſt verurteilt worden.
Kataſtrophales Automobilunglück.
Berlin. Ein Automobilunglück mit kataſtrophalem Ausgang
er=
eignete ſich während der Pfinaſtfeiertage an der Kleinbahnkreuzung am
Ausgang des Dorfes Löwenberg an der Chauſſee Oranienburg—
Granſee. Ein Perſonenauto des Metallwerkes Zſchauer A. G. (
Oranfen=
burg), das mit acht Perſonen beſetzt war, wurde don einem Zug erfaßt
und überfahren. Fünf Perſonen, darunter der Generaldirektor des
Werkes Freund, ſeine Gattin, ſein Bruder und der Chauffeur wurden
ſofort getötet. Schwer verletzt wurde der Schwager des Generaldirektors,
der im Laufe der Nacht ſtarb, ſowie ein Studienrat, deſſen Frau und
deren Vater, ein Bankier aus Oranienburg. Das Unglück geſchah
da=
durch, daß ein Leerzug, der außerfahrplanmäßig nach Neinsberg fahren
wollte, den ſchrankenloſen Bahnübergang durchfuhr, während das große
Perſonenauto im gleichen Augenblick den Eiſenbahnübergang paſſieren
wollte.
Schweres Unwetter in Düſſelderf.
Düſſeldorf. Von einem ſchweren Unwetter wurde am
Pfingſt=
ſonntag der ſüdliche Teil der Stadt Düſſeldorf heimgeſucht. Nach
un=
gewöhnlich ſchwülen Vormittagsſtunden zog gegen 1 Uhr mittags im
Süden der Stadt ein ſchweres Unwetter herauf. Unter ſchverem
Hagel=
ſehlag fegte ein verheerender Wirbelwind über Flehe, Volmerswerth,
den nördlichen Friedhof, Unterbilk, bis an die Anlagen des
Schwanen=
teiches am Ständehaus. Der Wind fing ſich in dem 105 Meter hohen
Turm der Unterbilker Kirche, drehte wie ein Korkzieher die Nieſenhaube
dieſes Turmes ab und warf ſie auf die Straße und die benachbarten
Häuſer. In einem Hauſe durchſihlugen die Trümmer nicht nur das
Dach, ſondern auch das ganze obere Stockwerk. Ein dork wohnender
Arbeiter wurde getötet und ein Kind ſchwer verletzt. In dem Abſihnitt,
wo der Wiebelſind fegte, wurde eine Reihe Dächer abgefegt,
Schorn=
ſteine von Fabriken umgelegt und auf die übrigen Bauten geworfen.
Straßenweiſe wurden faſt alle Bäume geknickt und Tauſende von
Fen=
ſterſcheiben zerſtört.
Aus Frankfurt am Main.
Als im Frühjahr die Strömung die Notbrücke über den Main
weg=
fegte, hätte niemand ahnen können, daß dieſes Unglück den Neuban der
Mainbrücke in ſo ungeahntem Maße fördern würde. Das Naturereignis
wuar aber der Vürgerſchaft der Anſporn zu regſter Werbearbeit für den
Brückenbau, und heute iſt bereits das Geld für die diesjährige
Bau=
periode geſichert. Das jetzt abgehaltene Brückenbaufeſt hat allein etwa
60 000 Goldmark eingebracht.
wohlgeratene offizielle Feſtpoſtkarte mit und ohne eingedruckter Marke
(künftige Seltenheit) bildet dort eine kleine Ueberraſchung.
Auflage=
höhe gering. Im Wittelsbacher Hof beginnt Sonutags um 10 Uhr die
Sitzung der Briefmarkenvereine, um halb 1 Uhr das Feſteſſen und um
Kleidungsſtück Zoll für Zoll nachmaß. Er irrte ſich ſelten. Sein durch
Erfahrung geübter Blick erkannte ſofort, wieviel Zoll an der Schicklich=
keitslinie fehlten, und kein Flehen der ertappten Sünderin, keine
Be=
ſtechungsverſuche konnten den Zenſor davon abhalten, die Uebeltäterin
zur Anzeige und zur Beſtrafung zu bringen. Sein ſegensreiches
Wir=
ken war vom ſchönſten Erfolg gekrönt, und kein Badeſtrand der
Ver=
einigten Staaten zeigte ſo ſittſam bedeckte Beine wie der von Neu=York.
Aber alles Glück hat hienieden ein Ende. Die ſtrengen
Zenſurbeſtim=
mungen am Neu=Yorker Badeſtrand ſind jetzt aufgehoben worden, und
den Zenſor hat man abgebaut.
Grubenunglück in Amerika.
Nen=York. Durch eine Schlagwetterexploſion ſind
in einer Grube von Wilkeſtarre 29 Arbeiter getötet worden; 40
Bergleute wurden verſchüttet. Ihr Schickſal iſt noch nicht bekannt.
im Gegenteil aus den Kreiſen der Offenbacher Induſtrie und des
Han=
dels immer wieder verſichert, daß das Suſtem an ſich ganz aleichgütltig
ſei, daß vielmehr allein die Leiſtungsfählgkeit der betreffenden Perſon
in Betracht gezogen wülrde.
X Bad Nanhreim, 8. Juni. Steuerabbau. Die
Stadtverwal=
tung beabſichtigt den Abbau der Veherbergungs= und Getränkeſtener.
k. Aus dem Kreiſe Gießen, 11. Juni. Die Saaten ſtehen recht gut,
nur iſt die Winterfrucht etwas kurz geblieben. Hieran iſt das kalte
Wetter ſchuld, das wir bis in den Mai hinein hatten. Der Roggen hat
faſt ausgeblübt. Infolge des feiehten Wetters haben beſonders die Rlee=
äicker einen vorzülglichen Futterſtaud. Der Landwirt hat jetzt alle Hände
voll zu tun, die Kartoffeln müſſen gehackt, Dickwurzeln und Gemüſe=
pflanzen geſetzt werden. Und ſehon naht die Heuernte, welihe dieſes Jahr
eine äußerſt reichliche zu werden verſpricht.
Ober=Beſſiugen, 9. Juni. Unſer Kriegerdenkmal wurde
geſtern unter ſehr zuhlreicher Weteiligung eingeweiht. Ein Feſtzug, an
dem die Angehörigen der Gefalle
Ein ſchwerer Unglücksfall ereignete ſich an der abſchüſſigen
Straße Cttingshauſen—Horſtenburg. Mehrere Nadfahrer fuhren in
uaſchem „Teipo die Straße herunter ein Fräulein Bommersheim aus
Villingen konnte die Kurve nicht nehmen, rannte gegen einen
Abwveis=
ſtein und flog die Böſchung binunter. Beſußtlos trug man ſie auf die
Dorſhenburg. Neben änßeren Verletzungen ſtellte der herbeigerufene Arzt
eine Gebirnerſchiltterung und innere Verletzungen feſt. Die Verunglütckte
iſt beute noch nicht transportfäbig.
1. Harbach, 9. Juni. Vor unſerer Kirche erhebt ſich das
Ehren=
mal für die17 Gefallenen unſeres Dorfes. Geſtern konnte die
Weihe vollzogen werden. Aus den geſamten Nachbarorten waren
zahl=
reſche Feſtaäſte erſchienen. Den Feſtzug eröffneten die Angehörigen der
Gefallenen, dann folgten Kriegerverein, Geſangverein, Schulkinder und
Ortsvorſtand. Bildhauer Alboch von Vurkhardsfelden enthüllte, das
Denkmal Scbulkinder ſagten Gedichte und der Geſanaverein ſang mehrere
Chöre. Pfarrer Döll=WVirrberg ſprach in ſeiner Weiherede daterländiſche
Worte und forderte das deutſche Volk zur Einigkeit und Geſchloſſenbeit
auf. Leider machte ein ſchweres Geſitter der Feier ein vorzeitiges Ende.
1. Lanasdorf, 11. Juni. Hier wurde Lehrer Leidig in den
Nube=
ſtand verſetzt. Er hat ſich ſehr verdient gemacht um die Hebung des
landwirtſehaftlichen Unterrichts in den Fortbildungsſchulen, und arbeitete
bierin Hand in Hand mit dem verſtorbenen Abg. Philipp Köhler. Der
Abſchiedsfeier wohnten Schulrat Fiſcher=Gießen und der
Ortsvor=
ſtand bei.
k. Laubach, 9. Juni. Die Nacheder Wilddiebe. Vor ettg
neun Monaten wurde ein Wilddieb von einem Förſter, dem er mit der
Waffe entgegentrat, erſchoſſen. Dieſer Tage fand der Fürſter vor ſeinem
Jagdhaus einen Sack mit den Läuſen von etſn zuanzig Neben. An dem
Sack hing ein Bettel mit dem Worte: Nache.
Joseph Trier
Wilhelminenstrasse 25
Beachten Sle
melnen Erker
WIL HELMINENSTRASSE
Unpolitiſche Tagesſchau.
Durch das ſchöne Wetter am Pfingſtſonntag entfaltete ſich am Ne ch
reges Leben. Eine Menge kleinerer und größerer Boote trugen lin
ſchaukelnd ihre fröhlichen Inſaſſen durch die blauen Fluten. Aber min
hinein ins blühende Menſchenleben greift mit rauher Hand der 2
Trotz vorheriger Verwarnung wagten ſich die Inſaſſen zweier BSu
bis zur Bauſtelle des Neckarkraftwerkes, eine Strecke unterhalb Hei
bergs. Durch die dort in Angriff genommenen Arbeiten iſt das Fa zbe
bett bedeutend verengert worden, und es herrſcht infolgedeſſen an dirceIch‟
Stelle eine raſende Strömung. Die Waghalſigen wurden von Kuc7
Strudel ergriffen und ein
ſchwerer Bootsunfall
G1
ereignete ſich: Beide Boote kenterten. Während die Juſaſſen des ei rüwuſt
gerettet werden konnten, mußten die des anderen, ein Ehepaar „Naln
Mannheim=Neckarau, ihren Wagemut mit dem Leben bezahlen.
Auch in der Negnitz fand ein Ehepaar den Tod in den Fluten. —
Frau des Maſchiniſten Büttner der Werkerwaſſerkraftanlage (Erlangs
wollte mit ihrem Kinde in einem Kahn über die Negnitz ſetzen. Bei k
Ueberfahrt fiel das Kind aus dem Kahn. Die Frau ſuchte ſofort MNPerul
Kind zu faſſen, lehnte ſich aber dabei ſo weit aus dem Boot, daß ſie ſe= g ann
ins Waſſer ſtürzte. Der ſchnell herbeieilende Ehemann ſprang ſogleichute
den Fluß und hatte bald das Kind den Wogen entriſſen. Als er a=mntd
nun die Frau zu retten ſuchte, erlahmten ſeine Kräfte und er verſ Am bläe
wie ſeine Gattin in den Fluten. Obwohl der Mann bald danach a Useſon
dem Waſſer gezogen werden konnte, blieben die angeſtellten Belebun.
verſuche erfolglos. Die Leiche der Frau iſt bis jetzt noch nicht geborg We
Aus Bern kommt ebenfalls die Meldung von einem Bootsunf=uvsſyſe.
In Breslau richtete in einem unbewachten Augenblick
eine Geiſteskranke
Acht junge Perſonen befuhren bei Eglisau den Rhein, als durch das Eusr unſt,
vorſichtige Aufſtehen einiger Inſaſſen das Boot umkippte. Nur drei usä milel
Leute konnten gerettet werden, während die übrigen, drei Burſchen Encwei
zwvei Mädchen, ertranken. Ihre Leichen ſind noch nicht geländet. vF Nuich
großes Unheil an. Sie begoß das Innere des von ihr und ihrem Sti
dater bewohnten Hauſes mit Petroleum und zündete es an. Als .
Haus in lichten Flammen ſtand, eilte ſie an die Oder und ertränkte ſt MN
— Aus dem Kurhaus Wilhelmsbad entfernte ſich am zweiten Feiertentch
die 29jährige nervenkranke Tochſter einer Frankfurter Familie. Tr/ wätchſol
eifrigen Nachforſchens konnte ſie noch nicht ermittelt werden. Da ſie leiſten
doch ohne Geld und Nahrung iſt, wird ſie irgendwvo um Aufnahme T2,uwerde
ten müſſen, wodurch ihre Feſtnahme geſichert ſcheint.
HANM
rmotz
In einer Oſteria auf dem Aventin in Nom fand an Pfingſten — /kMient
Tanzfeſt ſtatt. In den Jubel der lebensfrohen Südländer hallte ME, / wringen
lich die Schreckensnachricht, daß ein Kind in den elf Meter tiefen Scha ufrdieſ
bei der Oſteria geſtürzt ſei. Da das Kind noch Lebenszeichen von ſſ.
Briefmarkenkongreß.
Speyer. Am 14. und 15. Juni 1924 wird in der altehrwürdigen
Kaiſerſtadt Speher der dritte Pfälziſche
Philateliſtenkon=
greß abgehalten. In einem Saale des Hiſtoriſchen Muſeums der
Pfalz findet Samstags und Sonntags eine reich (größtenteils vollzählich)
beſchickte öffentliche Ausſtellung von Briefmarken Altdeutſehl inds, der
altitalieniſchen Kleinſtaaten, dann Europa überhaupt und beſſerer
Ueber=
ſeeländer ſtatt. Für den Kongreß iſt in Speher amtliche
Poſtgelegen=
heit mit beſonders angefertigten Abgangsſtempeln eingerichtet. Eine ſehr
2 Uhr eine öffentliche Verſteigerung wertvoller Briefmarken. Sammler,
Geſehichts= und Kunſtfreunde ſeien auf dieſe Tagung beſonders
hin=
gewvieſen.
Der abgebaute Badezenſor.
Tom Dorgan iſt der unglücklichſte Mann von Neu=York: er hatte
den ſchönſten Beruf der Welt, und er hat ihn verloren. Er war der
Badezenſor ſämtlicher eleganten Modebäder, die um Neu=York liegen,
und huite den ganzen Tag nichts anderes zu tun, als im Sonnenſchein
am Strande zu liegen undſ charf die entzückenden Nymyphen zu
be=
obachten, die in ihren Badekoſtümen herumpromenierten. Im Namen
des Geſetzes hatte er ſtreng darauf zu achſten, daß jede der ſchönen
Baden=
ben Strümpfe trug oder mit einent Badekoſtüm bekleidet war, das zum
wenigſten 18 Zoll unter die Taille herunterreichſte. Beſtanden
irgend=
welche Zweifel über die Erfüllung ſämtlicher Zenſurvorſchriften bei
einem Koſtüm, dann hatte er die ſchöne Pflicht und das genußreiche
Recht, von dem Werkzeug ſeines Berufes Gebrauch zu machen, nämlich
von einem Metermaß, mit dem er an dem betreffenden beauſtandeten
gab, ließen ſich ſofort ſechs Männer nacheinander in den Schacht, der
AMde
keiner kehrte zurück — ſie waren alle das
em.n
Opfer unterirdiſcher Mächte
Fwrmerſt
geworden. Alle ſieben Perſonen waren durch die einer Erdſpalte ein inm m
ſtrömenden giftigen Gaſe getötet worden. Erſt die herbeigerufene Feuck ſim
wehr vermochte mittels Gasmasken die ſieben Leichen zu bergen.
Eines gräßlichen Todes ſtarb der Landwirt Behrends in Olde; ur mängt
dorper Hammrich im Kreiſe Weener. Dieſer wurde auf der Weide mn/k un
von einem Bullen angefallen
410 2
und erlitt ſo ſchwere Verletzungen, daß er kurze Zeit darauf ſtarb. Al
auch auf dem friedlich=ſtillen Lande iſt man vor Unfällen nicht ſicher. nu0d das
eun u
Langſam arbeitet ſich unſer Vaterland aus den Beiten liefſten Elens
empor. Jetzt gilt es, auch den ſtarken Lebenswillen des deutſchen Volk,; wer 0
nach außen hin zu zeigen, damit in den anderen Ländern wieder Achturt MINe ge
und Vertrauen dem Deutſchen gegenüber geweckt wird.
zicht
thchen
Die Amerikaner als eilige Europabeſucher.
rmuppe
Die Amerikaner, die nicht ſterben möchten, ohne „Europa mitgenon w 4imen
men zu haben”, ſind zahlreich. „Europa mitnehmen” bedeutet, mit gröft ahllikar
ter Eile England, Frankreich, Schweiz, Italien beſuchen, in wildem Laus ſhnnen ſ
dem Reiſehandbuch und den im voraus feſtgeſtellten Fahrplänen nachs „iht u
Was ſehen dieſe Globetrotter von der alten Welt? Was verſtehen ninmlie
von ihr? Darüber gehen hübſche Anekdoten um. So erzählt Muhar'
Ehönhe
Kipling (engliſcher Schriftſteller, geb. 30. Dez. 1865 in Bombaut ger=
TMa
dies: Als er eines Tages in ſeinem Studierzimmer in London arbeitete,
meldete ihm der Diener, daß drei Perſonen dringend ihn zu ſprechen y r Mor
wünſchten. „Laſſe ſie eintreten”, bemerkte Kipling. Kaum hatte er die s m da
Worte geſprochen, als die Tür unter dem Druck einer kräftigen Hand d zuſden
ſich öffnete und ein ergrauter Yankee mit zwei jungen Leuten zur Seite urir ſick
vor ihm ſtand. „Sind Sie Rudyard Kipling?” fragte der Nachkomme ?
Onkel Sams barſch. „Er ſelbſt.” „Kinder”, ſagte der Amerikaner ge
laſſen, indem er ſich zu den beiden Jungen wandte: „Ihr ſeht hier 7
Kipling”; und dann wandte er ſich wieder zu dem Verfaſſer des Buche)
„The Jungle Boor” (1895): „Und hier ſchreiben Sie?‟ „Aber ja . . ſtfſſen
„Kinder, hier ſchreibt er” . „Guten Morgen.” Noch ehe Kipling ſich 4 guuer ?
von ſeinem Erſtaunen erholt hatte, waren die geheimnisvollen Beſucher 7 /ahßen
verſchwunden. Und ferner erzählt man ſich noch folgende Geſchichte, Imrnen.
„Es begab ſich, als eines ſchönen Tages eine ſtolze Barke am Landhauſe !n
Anatole Frances (geb. 16. April 1844 zu Paris) eine Anzahl Amerikaner
und Amerikanerinnen ans Land ſetzte. Man hatte dieſen
Europawall=
fahrern geſagt, daß der Dichter nach Beiſpiel orientaliſcher Herrſcher
einen ganzen Harem unterhalte. Und nun wollten ſie ſeine Schönen ſtünlige
ſehen. Als France den Zweck des Beſuches erfuhr, war er nicht mehr angen.
befangen. „Mein Harem iſt nicht hier, der iſt in Tours.” Und er uab naß alle
Namen und Nummer eines durch ſeine große Gaſtfreiheit ſehr
bekann=
ten Hauſes an. „Well”, ſagten die Beſucher, reiſten in größter Schnellige. LIN
keit ab und ſteuerten dem angedeuteten Palaſte zu.” — Das Ende der
Geſchichte, die wahr ſein könnte, hat man nie erfahren.
Geſchäftliches.
Wir machen unſere Leſer auf den unſerer heutigen Auflage beilie
genden Proſpekt der Fa. G. Knapp u. Cie., Pfullingen, aufmerkſam, in
wvelchem ein Sammelalbum „Deutſche Zahlungsmittel” angeboten wird,
deſſen Anſchaffung warm empfohlen werden kann, da es als ein ſeltenee
(678
Dokument deutſcher Geſchichſte bezcichnet werden muß.
Ab heute, den 12. Juni
gewähren wir bis auf weiteres auf unſer geſamtes Lager in
Herrenſtoffen, Damenſtoffen
Waſchſioffen, Futierſioffen
einen
der an der Kaſſe in
Nachlaß von 42 10 Abzug gebracht wird.
Wir machen ganz beſonders darauf aufmerkſam, daß die offen ausgezeſchinelell
Preiſe ſchon auf das niedrigſte kalkuliert und nicht erhöht worden ſind:
Spang & Schäfer
Spezialhaus für Herren= und Damenſioffe
1 Rheinſtraße 1.
TV. 7609
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorberſage für Freitag, 13. Juni:
Allmähliches Nachlaſſen der Niederſchläge, ſpäter kühler, ſchwack”
Fewölft.
Tageskalender.
Landestheater. Großes Haus, Anfang 7 Uhr, Ende 9 Uhr ſ2
„Elektra”, Kleines Haus. Anfang 7 Uhr, Ende 10 Uhr (außer Mick””
„Datterich”. — Städt. Saalbau, 8 Uhr abends: Donnergiſhte.
konzert. — Union=, Reſidenz=, Zentral=Theater, Palaſt=Lichipl”
Kinovorſtellungen.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauv=
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Maup=
Verautwortlich für Feuilleton und Heſſiſche Nachrichten: Max Sfkéen
Verautwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann
Verautwortlich für Schlußdienſt: Andreas Bauer
Verautwortlich für den Juſeratenteil: Willy Kuhle
Druch und Verlag: 2. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtade.
Die lieutige Nummer hat 13 Seiten
[ ← ][ ][ → ]mummer 162.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 12. Juni 1924.
Seite 3.
Griechiſche Fahrt.
onda erſchienen, ob man um die Mittagszeit aus der öſtlichen
Ankunft.
Reiſende, der zum erſtenmal im Piräus attiſchen Boden
ſethn äſt zunächſt enttäuſcht. Die Straßen am Hafen mit ihren
Kaſachen, Krambuden und Schiffbauern erinnern lebhaft an
halm oder andere Hafenſtädte, des chineſiſchen Reiches. Eine
taunſe. Straße, die in ihrem ruinöſen Zuſtande in nichts den
Fes ich mit den Straßen des Kriegsgebiets an der Weſtfront
u ſuen braucht, führt uns nach Athen. Man fährt durch Löcher
o ſtaß wie Granattrichter und iſt froh, wenn man mit heilen
tenchen, in der Hauptſtadt Griechenlands ankommt. Auch dieſe
ellBüiſt am Tage in Staubwolken gehüllt, nachts ſchlecht be=
=unaßt — Darmſtadt iſt dagegen eine „Lichtſtadt” — dazu ganz
ernclirrig und langweilig angelegt, eine Enttäuſchung. Aber
anmträgſt Du hinauf auf die ragende Burg von Athen — auf
ie ſiitäche Acropolis. Aller Wuſt und Lärm verſinkt unter Dir,
„nöth wiger Schönheit leuchtet die marmorne Pracht der
Pro=
hkiſi ind des Parthenon, des Niketempels und des
Erech=
heitio. Ob man früh am Morgen die Burg der Athener betritt,
Sewmdge erſten Strahlen, der aufgehenden Sonne über dem
yrmess, von dem heute noch der aromatiſche Honig der Alten
Järuſtihalle der Propyläen auf das großartige Trümmerfeld von
rgmender Wirkung tritt, wo im Sonnenglaſt die Kräuter ſo
öſthui ſwiſchen den Marmorblöcken duften, oder ob man am
(bew rvenn die Sonne hinter den Bergen von Salamis
ver=
hur chk und noch einmal die Zinnen der Burg vergoldet, im
Inſ” n all des Wunderbaren auf dem Areopag ſitzt, immer iſt
en Jung= und Stahlbad, das einem alle Nichtigkeiten
die=
vergeſſen läßt. Wenn man dann noch das große Glück
at, s Führer und Erklärer den Neſtor unter den atheniſchen
(rch. ſugen, den langjährigen ehemaligen Direktor unſeres
Trähchlgiſchen Inſtitutes, Profeſſor Dörpfeld (heute wohl der
eſtit ie allgemein anerkannte Kenner Griechenlands) zu haben,
o 9. un die Stunden dort oben auf den Burgfelſen eine
nim=
tern iwiſchbare Erinnerung für das ganze Leben zurücklaſſen.
romemier 70 Jahre zeigt uns unſer Mentor, wie der jüngſte
Aſſäntfſeines Inſtitutes, von einem Marmorblock zum anderen
riymow, mit leuchtenden Augen, die nunmehr ſeit über 40
Jah=
em ad. Pracht ſchauen durften, die Entſtehung und das Wachſen,
ie 1Landerungen und Zerſtörungen der Acropolis. Aber ſchon
ehtn: onne zur Neige, und die mitleidloſen Wächter
vertrei=
en is aus dem heiligen Bezirk und verweiſen uns hinab in die
irmiſilllten, haſtenden Straßen der Stadt. Dann flüchet man
erm it einbrechender Dunkelheit in den großen Schloßgarten,
enm aſte Königin Griechenlands — eine deutſche Prinzeſſin —
enghhinern geſchaffen, und geſchenkt hat. Es iſt die einzige
rüzſemſe in dem weiten Häuſergewirr. Eine köſtliche Kühle
mfrat einem, der ſüße Duft der Orangeblüten umſchmeichelt
nsſrd ungezählte Nachtigalen ſingen ihr ſchluchzendes
Nacht=
jed!4 B alte königliche Schloß, das hinter dieſem Park liegt,
t jſr en griechiſchen Flüchrlingen aus Smyrna zugewieſen,
anda Bmeue kleine Palais, das der König zuletzt bewohnte, ſteht
zerſtid verlaſſen, wartend auf die Beſtimmung, die die neuen
„Naach er der Republik ihm geben werden. Der Volksentſcheid
„benr e neue Regierungsform iſt ruhig, ohne beſondere Ereig=
Liſſeſt füllen. Die junge Republik ſtützt ſich ſtark auf die
Militär=
rachht dieſer Umſtand wird ihr zum Vorwurf gemacht. Ganz
(tharizleicht einem Lager. In allen größerem Häfen biwakieren
rufon und die Straßen ſind belebt von der rauhen Soldateska.
„inneuuten Eindruck machen nur die Evzonen, die das bekannte
mTalnfteckkoſtüm mit der Fuſtanella tragen. Die übrigen Truppen
dneheumhlrecht aus, ſchwächlich und ohne allzuviel Diſziplin. Man
wichu brrhaupt ſowohl, unter dem weiblichen wie unter dem
ſtenämmtfᛋ Teil der Bevölkerung vergeblich nach altgriechiſcher
Schizri Es iſt dies mit ein Grund für die Annahme, daß von
dem” en helleniſchen Blut nur noch ſehr wenig in den Adern
der puarnen Griechen fließt. Es darf nicht angenommen wer=
„den,Ak die antiken Künſtler nur Idealgeſtalten geſchafen haben
ondd ne haben tagtäglich die Modelle für ihre unſterblichenWerke
r rſvehabt und ſich daran begeiſtert.
Griechiſche Oſtern.
uch am Abend des griechiſchen Karfreitags auf die
Ter=
raſſch ernes Hotels trat, war ich erſtaunt, ganz Athen in
freu=
digefz awegung und feenhafter Beleuchtung zu ſehen. Die
Haupt=
ſtraß aren mit großen Bogen, die mit Leuchtbirnen beſetzt
warzeierſpannt, die Fronten der großen Gaſthöfe und
Reſtau=
rantnsk wammen in einem Meer von elektriſchem Licht, und durch
die Eſ und Straßen der Stadt drängte ſich in Erwartung
der eſseitagsprozeſſion, das frohbewegte Volk. Mit Eintritt
völlil) Dunkelheit verläßt der Metropolit, im goldenen
Gala=
wagtwd:e Kathedrale zur Fahrt durch die Stadt, und ihm folgen
aus /en, Schichten der Bevölkerung die Gläubigen, eine
bren=
nendreerze in der Hand. Auch die Zuſchauer haben ihre Kerzen
inztrſein angezündet, und unter Schwatzen und Begrüßungen
beweuſſiuch die endloſe, leuchtende Schlange durch das Feuermeer.
Mit /Ifnemden ſchaut der Nordländer auf das Treiben und vor
*ihmnfg auf das Bild der Heimat, wo man den Todestag des
Herrmn ſich gekehrt und ſtill feiert.
b mnicht weniger Pomp und Lärm wurde am Karſamstag
die 2Btenfſtehung gefeiert. Auf dem großen Platz der unſchönen
modernen Metropolitankirche war eine Rieſentribüne errichtet,
auf der ſich kurz vor Mitternacht die Würdenträger, der neuen
Republik, hohe Militärs und das diplomatiſche Korps
verſam=
melten. Unter dem Geläute der Glocken erſcheint der Metropolit,
umgeben von ſeinem Klerus, alle in goldſtrotzenden Gewändern,
in dem Portal des hohen Domes und begibt ſich auf die Tribüne.
Nach einem kurzen Gebet entzündet er mit dem Schlag 12 die
Kerzen, die jeder einzelne der hohen Würdenträger in der Hand
trägt, und im ſelben Augenblick flammen auf dem ganzen weiten
Platz und an allen Häuſerfronten tauſend und abertauſende von
kleinen Lichtern auf. Alles iſt in Licht gebadet; ein wahrhaft
prächtiger und ergreifender Anblick, der nur geſtört wird durch
das fortgeſetzte Abbrennen von ſchlechten Feuerwerkskörpern.
Unter dem Präſentieren der Truppen, Schmettern der Fanfaren
und dem Geläute der Glocken begeben ſich die Inſaſſen der
Tri=
büne im langen Zuge, an ihrer Spitze der Kirchenfürſt und die
hohe Geiſtlichkeit, in die Kathedrale zur heiligen Oſtermeſſe.
Der Oſterſonntag iſt im Gegenſatz zu den beiden
vorher=
gehenden Tagen ſtill und ruhig, denn die Gläubigen haben die
ganze Nacht über in der Kirche gebetet. Nur bei den Soldaten
geht es heute hoch her. Ueberall verzehren in den mit Laubwerk,
Girlanden und Fahnen reich geſchmückten Kaſernenſälen,
Wacht=
ſtuben und Höfen Offiziere mit den Mannſchaften gemeinſam das
Oſterlamm, das am ſelben Morgen geſchlachtet ſein muß und ſechs
Stunden lang am Spieß gebraten wird. Ich folgte der
liebens=
würdigen Einladung der ſo gaſtfreien Offiziere der Evzonen.
Zur Feier des Tages hatten die Mannſchaften heute das
Parade=
koſtüm angelegt, ganz in weiß mit einer kleinen, boleroartigen,
in rot reich geſtickten Jacke darüber. Es war ein wundervoller
Anblick, als wir in den geſchmückten Saal traten, in dem an
einem großen, weißgedeckten, hufeiſenförmigen Tiſch in weiter
Runde die prächtigen Geſtalten der Evzonen ſaßen in froher
Er=
wartung der Genüſſe, die die Oſtertafel bringen ſollte. Für den
weſteuropäiſchen Magen iſt ja nun ein ſolches Oſterdiner ein
be=
denklicher Genuß, beſonders, wenn einem neben den an und für
ſich ſchon ſehr reichlich bemeſſenen Hammelfleiſchportionen von
einem wohlwollenden Nachbarn fortgeſetzt beſonders fette
Ham=
melſtücke auf der Gabel präſentiert werden. Als ausgeſuchte
Deli=
kateſſen gibt es dann zum Schluß die ſogenannten „Kokoretti”
das ſind die Eingeweide des Tieres, appetitlich am Spieß
gebra=
ten. Der mit Harz ſtark verſetzte Wein, in dem ich das Wohl auf
die Evzonen und die junge „Demokratia” ausbrachte, löſte eine
angenehme neutraliſierende Wirkung aus, aber Hammel kann ich
lange nicht mehr ſehen. Am Nachmittag tanzten die Palikaren,
begleitet von den feurigen Kriegsgeſängen ihrer Kameraden, die
ſich natürlich alle gegen die Türken richteten, ihre Reigentänze.
Die ſchlanken, blendendweißen Geſtalten unter dem blauen,
grie=
chiſchem Himmel boten wieder ein prächtiges Bild.
Am zweiten Oſtertag geht der Athener aufs Land. Ueberall
ſieht man Spaziergänger, die runden Kranzkuchen mit
hinein=
gebackenen bunten Eiern und Geldſtücken werden herumgetragen
und verſchenkt, im Stadion ſind olympiſche Wettſpiele. Für deren
Dürftigkeit — ich glaube mancher alter Hellene, der hier einſt auf
denſelben Steinen ſaß, hätte mißbilligend den Kopf geſchüttelt —
entſchädigt der Anblick der gefüllten Arena, in der einſt die
pana=
thenäiſchen Spiele ſtattfanden, und die Ausſicht auf die
korinthi=
ſchen Tempelreſte des olympiſchen Zeus und die Acropolis. Das
Stadion, ganz in weißem penteleiſchem Marmor, das 50 000
Zuſchauer faſſen kann, macht vermöge ſeiner Größe und Höhe
einen impoſanten Eindruck, beſonders ſeitdem der reiche
Mar=
morſchmuck auf Koſten des Griechen Awerof, der ſeinem
Vater=
land nebenbei auch noch ein ganzes Kriegsſchiff zum Geſchenk
gemacht hat, in genauer Anlehnung an das Erhaltene erneut
worden iſt.
Das Land.
Wer die Heimat der alten Hellenen wahrhaft erfaſſen will,
darf ſich nicht auf die Hauptſtadt beſchränken. Erſt im Innern
des Landes bei einfachen Hirten, die heute noch den
Hirtenſtal=
in antiker Form bewahrt haben, in Klöſtern und auf
Bauern=
höfen lernt man den wahren Volkscharakter kennen und die
große Gaſtfreundſchaft, die ja ſchon ein Hauptmerkmal
altgrie=
chiſchen Lebens war. Weſentlich ausgeprägter iſt draußen das
Bild der ſüdlichen Landſchaft mit ihren meiſt baumloſen, aber
fcharf und edel gezeichneten Berglinien, ihren tiefblauen
Meeres=
buchten und der klaren äthergleichen Luft, welche die weiteſten
Fernen dem Auge nahe rückt und dem Schatten die Schwere
nimmt. Auf dem Wege nach Marathon, wenn im
Abendſon=
nenſchein der Blick über Steineichen und Pinien hinüberſchweift
auf die Inſel Euböa, vermeint man ein Gemälde Rottmanns
zu ſehen, der einſt den erſten Griechenkönig aus Wittelsbacher
Stamm in ſein neues Land begleitete und für deſſen Vater die
berühmte griechiſche Bilderfolge ſchuf. Wunderbare Gedanken
erfaſſen den ſtillen deutſchen Träumer auf dem aus der Ebene
von Marathon aufragenden Hügel, Soros genannt, welcher ſeit
alters für das Grab der im Jahre 490 v. Chr. im ſiegreichen
Kampf gegen die perſiſche Uebermacht gefallenen 192 Athener
gilt. Hier wie an der Bucht von Salamis, auf dem
ſogenann=
ten Thron des Xerxes d. h. der Stelle, wo der Perſerkönig 10
Jahre ſpäter, umgeben von ſeinen Räten auf ſeinem
ſilber=
füßigen Thronſeſſel der Vernichtung ſeiner Flotte durch die
Athener zuſchaute, wird uns eindringlich vor Augen geführt,
die Größe und der unſterbliche Ruhm eines kleinen Volkes, das
wehrlos und ſchwach ſchien, das aber durch den Willen und
Wunſch der Nation, frei und ſouverän zu leben, es vermochte,
das ihm ewig drohende Joch eines übermächtig ſcheinenden
Gegners auf immer abzuſchütteln. Wir beſitzen über beide
Schlachten autentiſche Berichte aus dem Altertum. Der Bericht
des Boten, welcher im Königspalaſt zu Suſa der Königin Atoſſa
die Niederlage ihres Gemahls bei Salamis meldet, findet ſich
in den „Perſern” des Aeſchylos, der ſelbſt in der Schlacht
mitge=
kämpft hat. Acht Jahre ſpäter, Mitte März 472 v. Chr., wurde
ſeine Tragödie aufgeführt im heute noch zum großen Teil
erhal=
tenen Dionyſostheater zu Athen, einſt dem Mittelpunkt der
grie=
chiſchen dramatiſchen Kunſt, der Stätte, an welcher die Werke
eines Sophokles, Euripides und Ariſtophanes zuerſt Entzücken
erregten. Den Verlauf des ſiegreichen Kampfes von Marathon
ſchildert uns Herodot, der etwa 40 Jahre nach der Schlacht die
mündliche Ueberlieferung zuerſt aufzeichnete.
Doch nun ein weniger kriegeriſches Bild. Ein Cap, faſt 100
Meter ſenkrecht abſtürzend in die blauen Fluten des Aegäiſchen
Meeres, gekrönt von einem leuchtend weißen Marmortempel des
Poſeidon, tritt dem von Oſten heranſegelnden Schiffer als der
äußerſte Punkt des griechiſchen Feſtlandes entgegen. Es iſt das
alte Cap Sunion. Oben auf der lichten Höhe des Felſens iſt
es ſtill und einſam, nur die Glocken der braunen Ziegen, die
überall zwiſchen den Marmorblöcken die ſüßen Kräuter
heraus=
zupfen, unterbrechen die Stille. Ein leiſer köſtlich warmer Wind
ſpielt mit den Blättern des Lorbeerkranzes, den England zum
Gedenken an den 100. Todestag Lord Byrons, der mit großem
Pomp gerade in dieſen Tagen in ganz Grieechnland gefeiert
wurde; um den Namenszug gewunden hat, den in glücklicher
Stunde der Dichter und Philhellene in eine der weißen Säulen
eingrub. Der Blick ſchweiſt hinüber bis zur weſtlichſten der
grö=
ßeren Kykladen, der Inſel Melos, dem Fundort der berühmten
Venus des Louvre. Auf der Rückfahrt nach Norden paſſieren
wir das ganz von Silber= und Bleiadern durchzogene Hügelland
von Laurion, wo ſchon die Phönikier und die vorhelleniſche
Bevölkerung geſchürft haben und das heute in der Hauptſache
von einer franzöſiſchen Geſellſchaft ausgebeutet wird.
Themi=
ſtokles bewog um kas Jahr 489/488, als der Ertrag der
Lauri=
ſchen Bergwerke gerade recht bedeutend war, die Athener, auf die
Verteilung der überſchüſſigen Gelder zu verzichten und dafür
den Bau einer Flotte in Angriff zu nehmen, zunächſt gegen die
Aegineten dann aber gegen die mit der Niederlage von
Mara=
thon jedenfalls nicht dauernd abgewieſenen Perſer. So hat
außer der glücklichen Lage des Landes, der Freiheit der
Verfaſ=
ſung und der geiſtigen Ueberlegenheit der Einwohner wohl nichts
ſo ſehr zur Blüte Athens beigetragen als der Beſitz der
Berg=
werke. Nachdem wir das wie überall in der Welt häßliche
Berg=
werksgelände verlaſſen haben, kommen wir in fruchtbare
Land=
ſtriche. Die Roggenernte iſt jetzt — Anfang Mai — bereits
be=
endet, und alles arbeitet fleißig in den Weinfeldern, die mit ganz
beſonderer Liebe betreut werden. Vieh ſieht man wenig — eine
Folge des Waſſer= und Weidemangels — dagegen überall die
Ziegenherden, beſonders in dem bergiſchen Gelände der
Land=
ſchaften Phokis, Doris und Lokris. Die Pferde und der Eſel,
das Hauptbeförderungsmittel, ſind gut gehalten und genährt,
und freudig ſtellt man feſt, daß rohe Quälereien dieſer Tiere im
Gegenſatz zu Italien zu den Ausnahmen gehören. Die Jäger
und Hirten ſind freundlich und gaſtfrei, und man iſt erſtaunt,
bei der doch ſtatiſtiſch nachgewieſenen großen Anzahl von
An=
alphabeten in Griechenland, die Bauernjungen in litteris
excel=
lieren zu ſehen. In kleinen Ortſchaften und unberührten
Ge=
genden ſchrieben ſie mir auf meine Aufforderung hin oft einzelne
Worte und kleinere Sätze ſowohl in griechiſcher wie lateiniſcher
Schrift tadellos auf ein hingereichtes Blatt.
Ueber den Paß von Amblema in 800 Meter Seehöhe, den
heute eine vorzügliche, im Krieg gebaute Autoſtraße quert,
er=
reichen wir das alte Amphiſſa in der Landſchaft Phokis. Ein
kurzer dreiſtündiger Ritt bringt uns nach dem Hauptſitz des
Apollokultus und Mittelpunkt der älteſten Vereinigung
griechi=
ſcher Staaten, nach Delphi, wo nicht bloß die Hellenen, ſondern
auch die Barbaren den Ausſprüchen des Orakels lauſchten, die
für untrüglich galten, ſelbſt wenn ihre Befolgung dem
Frage=
ſteller zum Verderben ausſchlug. Die Großartigkeit der
Natur=
formen, die eiskalten Quellen und die aus den Schluchten des
Kalkgebirges hervorbrechenden Luftſtröme, die den Menſchen mit
geheimnisvollem Schauer erfüllten, luden ſchon früh zur
Grün=
dung des Heiligtums ein. In weitem Felſenrund, ſich auf einem
an die Höhen des Parnaß anſchließenden Abhang hinziehend,
liegt der heilige Bezirk mit Tempeln und Schatzhäuſern,
Thea=
tern, Stadien und Weihgeſchenken. Hindurch führt die „Heilige
Straße” zum Hauptheiligtum, dem noch im Unterbau erhaltenen
Apollotempel. Hier ſaß über einem angeblich betäubende Dämpfe
ausſtoßenden Erdſpalt, dem Orakelſchlund, auf goldenem
Drei=
fuß die Pythia. Ihre nur den Eingeweihten verſtändlichen
Laute wurden von den Prieſtern in hexametriſche Form gebracht
und dem atemlos Lauſchenden verkündet. Die Stelle des Sitzes
der weisſagenden Jungfrau iſt, wie es ſcheint vorſätzlich, ganz
beſonders zerſtört, ſo daß ſich trotz tiefſter Ausgrabung nichts
über die Einrichtung der eigentlichen Orakelſtätte hat ermitteln
laſſen.
Doch die Abſchiedsſtunde ſchlägt. Und wie einſt der fromme
Pilger vor der Befragung des Orakels ſich reinwuſch von
ſei=
nen Sünden an der Kaſtaliſchen Quelle, ſo wollen auch wir in
der mächtigen engen Schlucht, wo vor einer ſenkrecht
abgemeiſel=
ten Felswand die aus dem Stein herausgearbeitete
Brunnen=
anlage heute noch das köſtlich kühl hervorſprudelnde Waſſer
emp=
fängt, Abſchied nehmen von griechiſchem Land und griechiſcher
Schönheit.
(Schluß folgt.)
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S. f. 2 bek. jg. Dam.,
27 u. 21 J., Blond.,
gr. u. ſchl., mittl. u.
voll. Fig., muſik., a.
d. Wege d.
Bekannt=
ſchaft zweier ſeriöſer
Herrn, n. u. 30 J.
zw. Heirat. Str.
Ver=
ſchwieg. verl. Ang. u.
3 96 Geicht. (f0u4
Seite 8.
Darmſtädter Tagblatt, Donuerstag, den 12. Junk 1974,
Mummer 162.
Spoth Sper und Tarnen.
Fußball.
F.=C. „Eintracht”=Darmſtadt im Maingebiet.
Die geplante größere Reiſe kam durch Abſage des Gegners nicht
zu=
ſtande. Als Erſatz wurde mit der Ligamannſchaft des Sportvereins
Klein=Steinheim ein Spiel vereinbart. Am 1. Feiertage ſtanden ſich
beide Vereine gegenüber und lieferten ſich unter der guten Leitung eines
Herrn aus Mühlheim ein Spiel, wie es außer Hanau 93, das übrigens
2:2 endete, in Steinheim keine Mannſchaft bis jetzt gezeigt hat. Beide
Mannſchaften ſpielten ein ſchönes flaches Paßſpiel, das die etwas
über=
legen ſpielenden Eintrachtler mit 2:0 für ſich entſcheiden konnten. Im
Rückſpiel am 2. Feiertag konnten die Steinheimer mit 6:4 Nevanche
nehmen, nachdem die Gäſte bis zur Halbzeit mit 3:2 geführt hatten. Hier
fiel die Entſcheidung in den letzten Minuten, denn die etwas ermüdete
Verteidigung konnte dem mächtigen Endſpiel des Gaſtgebers nicht mehr
ſtandhalten. Mit dieſen Reſultaten hat Eintracht ihren Kreis gegen
eine ſpielſtarke Ligamannſchaft des Mainkreiſes würdig vertreten. An
dieſer Stelle ſei nochmals der guten Aufnahme gedacht, die den
Ein=
trachtlern zuteil wurde, gefiel es ihnen doch ſo gut, daß ſie erſt am
Dienstag die Heimreiſe antraten.
Sportverein Klein=Steinheim, Liga — F.=C. „Eintracht‟=
Darm=
ſtadt 1. 5:2.
Sportverein Klein=Steinheim, Liga — F.=C. „Eintracht‟=
Darm=
ſtadt 1. 6:4.
„Eintracht” 1. Jad. — „Viktoria”=Nidda 1:2.
„Eintracht”, 1. Jgd. — „V. f. B.”=Ober=Schmitten 6:0.
„Eintracht”, 2. Jad. — „Germania 94‟=Frankfurt 1:3.
„Eintracht”, 1. Schüler — Spielvgg. Arheilgen 3:0.
„Eintracht”, 2. Schüler — V. f. N. Darmſtadt 2:1.
Eine Stuttgarter Fußballmannſchaft von den
Franzoſen verhaftet.
Die erſte Mannſchaft des Sportvereins Stuttgart=
Feuer=
bach war von den Bewegungsſpielen Zweibrücken zu einem
Wettſpiel verpflichtet worden, nachdem ſie am Tage vorher in
St. Ingbert gegen eine ſaarländiſche Elf angetreten war. Die
Württemberger hatten ſich aber nur mit Päſſen für das
Saar=
gebiet verſehen, ſo daß ſie bei ihrer Ankunft im Zweibrückener
Bahnhof von der franzöſiſchen Gendarmerie feſtgenommen
wurden. Der Abtransport nach Landau erfolgte am geſtrigen
Tage. Das Spiel in Zweibrücken mußte natürlich ausfallen,
Handball.
Turngemeinbe Griesheim 1. — Tv. Bingen 1846 1. 4:1 (2:0).
Turngemeinde Griesheim, 1. Jgd. — Tv. Bingen 1846, 1. Jad. 8:2 (0:2).
Er- An Pfingſten unternahm die Tgde. Griesheim einen Ausflug
an den Rhein. Am erſten Feiertag war ein Freundſchaftsſpiel mit den
bekannten Schierſteinern vereinbart, das jedoch nicht zum Austrag kam,
da der Platz durch den Gewitterregen unter Waſſer ſtand. Infolgedeſſen
mußten die Griesheimer leider unverrichteter Sache von Schierſtein aus
die Fahrt nach Bingen antreten. — Die 1. Jgd.=Mannſchaften
eröffne=
ten ſchon am Vormittag den Reigen und zeigten ein anſprechendes
Kön=
nen. Bingen findet ſich in der erſten Halbzeit ſehr ſchnell zuſammen
und erringt einen Vorſprung von zwei Toren. In der zweiten Hälfte
wendet ſich jedoch das Bild, indem Griesheim im Endſpurt den Sieg an
ſich reißt. — Am Nachmittag trafen ſich die erſten Mannſchaften vor
zahl=
reichen Zuſchauern und lieferten ein ſehr gefälliges Spiel. Bingen eine
kräftige, flinke Mannſchaft, ſpielt vorbildlich ruhig und ſicher, iſt jedoch
im Strafraum noch ſehr unentſchloſſen. Die junge Griesheimer
Mann=
ſchaft iſt anfänglich etwas aufgeregt, nimmt aber bald das Spiel feſt in
die Hand und erzielt auch in wenigen Minuten zwei wuchtige Tore.
Deſſenungeachtet ſchickt der Mittelläufer, Bingens beſter Mann, ſeinen
Sturm immer wieder vor, doch läßt die raffinierte Verteidigung nie
einen Binger zum Schuß kommen. Nach der Halbzeit dasſelbe Bild.
Angriff auf Angriff erfolgt auf Bingens Heiligtum, von denen die
Rot=
hoſen noch zwei in unhaltbare Tore verwandelt. Durch einen
unglück=
lichen Fall ſcheidet der rechte Läufer Griesheims aus und Bingen kommt
infolgedeſſen beſſer auf; was in dem verdienten Ehrentor ſich ausdrückt.
— Bingen hatte in der ſtabilen Verteidigung, dem ausdauernden ſicheren
Mittelläufer und dem raſchen Halblinken ſeine Hauptſtützpunkte, dagegen
zeigte Griesheim ein ſehr reifes Zuſammenſpiel. Die Mannſchaft iſt
ausgeglichen und jeder gab ſein Beſtes, weshalb der Sieg verdient war.
— Anſchließend verlebten noch beide Mannſchaften bei rheiniſchem Wein
einige frohe Stunden. Man ſchied in dem Bewußtſein, eine neue
Freundſchaft gefunden zu haben."
Turnen.
Alle Vereine des 9. Turnkreiſes der D. T., welche ſich mit ihren
Abteilungen bei der Kreis=Sonnwendfeier am 21./22. Juni auf dem
Hemsberg (bei Bensheim) beteiligen, müſſen, wenn ſie beſtimmt auf
Nachtlager rechnen wollen, ſofort ihre Meldungen, nach Geſchlechter
getrennt, an Turnbruder K. Müller, Bensheim, Darmſtädterſtraße 26,
abſenden. Decken für alle Fälle mitbringen.
H.M.
Turnfeſt des V. A. T.
Der Verband der Turnerſchaften auf deutſchen Hochſchulen (V. C.)
hält in den Tagen vom 11. bis 17. Juni erſtmalig wieder nach dem
Kriege ſein großes Turnfeſt ab, und zwar in Goslar, nachdem infolge
der politiſchen Verhältniſſe die alte Feſtſtadt Gotha zurzeit nicht
geeig=
net erſcheint. Vom 11. Juni an finden die turneriſchen und ſportlichen
Wettkämpfe ſtatt, die am Nachmittag des 13. in den
Entſcheidungs=
kämpfen ihren Ausklang finden. Am folgenden Tage beginnen die
Ver=
handlungen über Verbands= und allgemein daterländiſche wie ſtudentiſche
Angelegenheiten. Sie dauern bis zum 16./17. Die Teilnehmerzahl
dürfte allein an Turnern gegen 1000 betragen, hinzu kommen die
zahl=
reichen Alten Herren und ſonſtigen Feſtgäſte. Der V.C., der im vorigen
Jahrhundert nach Aufhebung der Turnſperre als erſter farbentragender
Verband das Turnen übernahm und es gleichzeitig neben das Fechten
ſtellte, wurde am 4. Auguſt 1872 gegründet und zählt zurzeit an faſt
allen Univerſitäten, Techniſchen Hochſchulen und Bergakademien
inner=
halb der alten deutſchen Grenzen und in Wien 75 Turnerſchaften; drei
Neumeldungen ſtehen dieſes mal zur Beratung. — Auch hier in
Darm=
ſtadt befindet ſich eine Ortsgruppe Alter Turnerſchafter, der V. A. T.
(Verein Alter Turnerſchafter), der annähernd 100 Mitglieder zählt. Am
28. Juni feiert der hieſige V. A. T. wie alljährlich ſein Sommerfeſt im
Deutſchen Haus in Bensheim a. d. B. unter Beteiligung der
umliegen=
den V. A. T. von Frankfurt a. M. Mainz, Wiesbaden, Hanau, Gießen,
Offenbach, Worms, Heidelberg, Mannheim, Pfalz und Karlsruhe.
Tennis.
Schluß des Wiener Tennisturniers.
Das Schlußſpiel um den Weſſely=Erinnerungspreis gewann v.
Kehr=
ling glatt 6:1, 6:2, 6:4 gegen den Frankfurter O. Kreuzer. Im Damen=
Doppelſpiel gab es eine große Ueberraſchung, da Fr. Friedleben—Frl.
Weihermann von dem Paar Peteri—M. Eliſſen 6:8, 3:6 geſchlagen
wurden. Im gemiſchten Doppelſpiel blieben dagegen Fr. Friedleben—
Kreuzer gegen v. Kehrling—Peteri 3:6, 6:3, 6:4 ſiegreich.
Berliner Not=Weiß=Turnier.
Durch prachtvolles Wetter begünſtigt konnte das Berliner Rot=Weiß=
Turnier am Mittwoch programmäßig abgeſchloſſen werden. Das
Her=
rendoppelſpiel endete nach durchaus gleichmäßigem Kampfe mit
dem Sieg von Froitzheim-Kreutzer über Rahe—Grandy. Bis zum
vierten Satz ſtand das Treffen 6:3, 3:6, 6:2, 2:6 gleich. Erſt der
ent=
ſcheidende fünfte Satz von 6:3 gab den Ausſchlag für Froitzheim—
Kreutzer. — Im gemiſchten Doppelſpiel gelangten Frau
Friedleben-Kreutzer durch den Sieg von 6:4, 6:2 über Frl. Weihermann
— v. Biſſing in die Schlußrunde, wo ſie jedoch gegen Frau Neppach
—Kleinſchroth mit 7:9, 4:6 die Segel ſtreichen mußten. — Zum
Schlußkampf um die Herrenmeiſterſchaft von Berlin
tra=
ten v. Kehrling und Landmann an. Landmann kam faſt kampflos in
die Entſcheidung, da Demaſius nach dem erſten Satz 6:2 zurückzog und
Moldenhauer, der H. Kleinſchroth 4:6, 6:1, 6:1 bezwungen hatte, gegen
Landmann zur Vorſchlußrunde nicht antrat. Der Ungar v. Kehrling
ſiegte auch hier, wie in der Preußenmeiſterſchaft, ſicher, indem er
Land=
mann mit 6:1, 6:3, 6:1 das Nachſehen gab. — Das
Damendoppel=
ſpiel wurde von Frau Neppach—Frau Käber mit 6:2, 6:3
gegen Frau Kallmeyer—Frl. Nödling gewonnen.
Hornhaut, Schwielen und Warzen
beſeitigt ſchnell,
ſicher, ſchmerz-
und gefahrlos Kukinol
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Leichtathletik.
Vierte Sportwoche des Sportvereins 98, Darmſtadt.
Der Sportverein Darmſtadt veranſtaltet in der Zeit vom 15, bis w
Juni ſeine vierte Sportwoche. Wenn dieſesmal die Werbetrommel
für=
dieſe Veranſtaltung lange nicht ſo heftig geſchlagen wurde, wie in den
vergangenen Jahren, ſo liegt dies in erſter Linie daran, daß die Aus.
tragung der Verbandsſpiele, die die Ligamannſchaft des Vereins ols
Hauptrepräſentant desſelben zu beſtehen hatte, ſich bis in die jüngſten
Tage hinausgezogen und mit der nunmehrigen Erringung der Kreis,
meiſterſchaft immer noch nicht ihren Abſchluß gefunden hat. Ganz im
Gegenteil ſtehen der Ligamannſchaft in den nächſten Wochen gerade noch
die ſchwerſten Spiele bevor, die bei günſtigem Abſchneiden dem Verein
die Bezirksliga und damit die erſte Klaſſe des Südd. Fußballverbandes
ſichern können. Angeſichts dieſer Tatſache muß das Hauptbeſtreben der
Vereinsleitung darauf gerichtet ſein, dieſes Ziel zu erreichen, ſelbſt auf
die Gefahr hin, daß die Sportwoche mit ihrem propagandiſtiſchen Werte
dabei etwas in den Hintergrund gedrängt wird.
Das mag offen zugegeben, werden, daß Letzteres tatſächlich der Foll
iſt, der bedeutendſte Anziehungspunkt der Sportwoche, die Kämpfe
un=
ſerer Ligamannſchaft mit erſtklaſſigen auswärtigen Vereinen, wird dieſes
Jahr ganz in Wegfall kommen. Vorausgeſetzt, daß die Bezirksbehörde
keine Aufſtiegſpiele innerhalb der Sportwoche anſetzt, wird ſie keine Spieſe
austragen. Mag dies auch von den Sportenthuſiaſten ſchmerzlich
emb=
funden werden, ſo muß man ſich doch im Hinblick auf die Tatſache, daß
die Mannſchaft ausgeruht in die nächſten Spiele hineingehen muß,
do=
mit abfinden. Betrüblich iſt dabei allerdings, daß damit auch die großen
leichtathletiſchen Wettkämpfe in Wegfall kommen müſſen, da dieſe ſch
nicht ſelbſt finanzieren können, ſondern vielmehr durch die großen fuß
ballſportlichen Veranſtaltungen mitfinanziert werden. Trotzdem wird
für den wahren Sportanhänger die Sportwoche erkennen laſſen, wie im
letzten Jahre die Vereinsleitung beſtrebt war, gedeihliche Arbeit für
unſere Sportſache zu leiſten. Insbeſondere werden Fußballſpiele unſenr
geſamten Jugend= und Schülermannſchaften gegen die Vereine der
näheren Umgebung Darmſtadts um die Erwerbung eines Wanderpreſſez
erkennen laſſen, daß gerade die Jugendabteilungen in letzter Zeit ſtorl
gefördert wurden. Rugby=, Handball= und Fußballſpiele der untern
aktiven Mannſchaften werden imſtande ſein, das Programm der
Spon=
woche doch noch reichhaltig auszuſtatten. Die Einzelheiten werden in den
nächſten Tagen an dieſer Stelle Erwähnung finden.
Den Auftakt zur Sportwoche bildet der am Samstag, den 14. Jun.
ſtattfindende Fackelzug. Dieſer wird wie alljährlich ſeinen Weg vom
Marienplatz aus durch die Neckar=, Rhein=, Wilhelminen=, Eliſabethen=
Schul= und Nieder=Ramſtädter Straße nehmen und auf dem Stadion
enden. Insbeſondere auch als Ehrung für unſere Ligamannſchaft
ge=
dacht, darf mit einer ſtarken Anteilnahme der Bevölkerung an dem
Fackelzug gerechnet werden. Am Sonntag abend veranſtaltet der Verei
im Saalbaugarten ein Feſtkonzert, das bei dem vorzüglich
zuſammen=
geſtellten Programm mit einem ſtarken Beſuch rechnen darf. W.I.
Radfahren.
Madrennen um Gießen.
Der Gießener Nadklub „Germania” feiert am 5., 6. und 7.
ſein 25jähriges Jubiläum. Aus dieſem Anlaß veranſtaltet er ein g
kadrennen über eine Strecke von 120 Kilometern.
Motorſport.
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Vurt
Seund
Fetticht
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1ich
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Hhe
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Jubiläumsfahrt des A. C.D.
Der Automobilklub von Deutſchland ſchreibt zur Feier ſeines 25fäh
rigen Beſtehens eine Geſellſchaftsfahrt mit dem Zweck aus, möglichſt
vielen der im Kartell vereinigten befreundeten Automobilklubs
Beſuch=
abzuſtatten und dadurch den Zuſammenhalt des Kartells zu fördern und
in der Oeffentlichkeit zu bekunden. Die Jubiläumsfahrt findet in der
Zeit vom 27. September bis 2. Oktober ſtatt. Start am 27. September
in Dresden. Die Fahrt führt von Dresden über Nürnberg, München,
Stuttgart, Baden=Baden, Darmſtadt, Frankfurt a. M., Eiſenach
und Leipzig nach Berlin. Geſamtentfernung zirka 1600 Kilomei.,
welche in ſechs Fahrtagen zurückzulegen ſind. Bei der Fahrt wird
ledig=
lich die Zuverläſſigkeit gewertet.
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79
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griffen Wildacker (1—4, 6—11), Silz /(24.
24), Wachswieſe, Mörsbach (139, 140).
Stimmelmannswieſe (175, 176),
Neue=
wieſe, die Loſe 104—108 zu je 1 Morgeſ
eingeteilt (ausgenommen Pachtloſe), Roik
wieſe (ſüdlich Bahn 1—15, 20—39),
Kern=
wieſe (1—5, 10—14, 28—31), Alte 90Ne
ruh (46—50, 65—69), Hengſtriedwieſt
Looſe 4 und 8, Spitalwieſe in Gemal
kung Egelsbach. Ferner das Graß voſ
Dianateichdamm, Mähplatte in Jage
Abt. 25, Mähplatte nördlich Rotſuhlwieſſ
Mähplatte neben Hahnſtriedwieſe in
Loſen. Es dürfen bloß Viehhaller 74
eigenem Gebrauch bieten. (7il.
Darmſtadt, den 10. Juni 1924.
Heſſ. Oberförſterei Kranichſtein.
van der Hoop.
Lehrbach
Schillerplatz (6973a
Am Freitag, den 13. Juni 1944
vorm. 11 Uhr, ſollen im Verſteige
rungslokal Mathildenplatz 11 (Maie
tor) dahier gepfändete Gegenſtände auß
Art öffentlich meiſtbietend gegen Bil.
zahlung verſteigert werden, als: ((09
2 neue Fahrräder, 1 Mandoline.
1 Schreibtiſch (Diplomat), 1 W0
renſchrank, 2 kleine Schränkchen
9 Nickelfelgen, 19 Fahrraddechen
20 Fahrradſchläuche, 10 Lenhe‟
Bremſen, Ketten, Luftpumpel
Schutzbleche, Sättel, Ständer.
Küchenbüfett.
1 Partie Zigarren, Zigareil”
und Tabake.
Darmſtadt, den 11. Juni 1924.
Jungermann
Gerichtsvollzieher.
Kaufe
als Lager, auch für leichte
Fe=
brikation oder Werkſtatt ge
eignet, ſofort benutzbar, zu bei.
vermieten. Näh. unt. (B768
Rro
eltm.
Nrammer 162.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 12. Juni 1924.
Seite 9.
B JJ
Steuer= und Rechtsfragen 18888
Die Amſatzſteuer
des Zwiſchenhändlers.
Von Dr. Kurt Merkel, Dresden.
inn Verteilungsprozeß der Waren kommt dem Zwiſchenhan=
BMörre wirtſchaftliche Bedeutung zu, die nicht zu unterſchätzen
if4) an war beſonders in der Kriegswirtſchaft zu ſehr geneigt,
dia9 wiſchenhandel als überflüſſig und eher als ſchädlich denn
aEnäitzlich anzuſehen. Solche Anſichten identifizieren
irrtüm=
lichweiſe den volkswirtſchaftlich notwendigen Zwiſchenhandel
mmo n unnützen und ſchädlichen Gliedern, die ſich in die Händ=
1e9 f— einſchoben, wodurch die Ware nur verteuert und deren
Vy=lung an die Verbraucher hinausgeſchoben wurde. Das
Gſowerk dieſer vom Strafgeſetz verfolgten Kettenhändler
er=
le/t ſich von ſelbſt in normalen Zeiten, in denen ein
Waren=
mu zll nicht beſteht, Angebot und Nachfrage, in angemeſſenem
VeiTtnis zueinander ſtehen und der geſchäftliche Wettbewerb
ſol/ werteuernde Machenſchaften hintanhält. Der
Zwiſchenhan=
diie ker, der den Abſatz der Waren vom Produzenten zum
Ver=
birater nur fördert, iſt ein volkswirtſchaftlich wichtiges und
un=
er iliches Glied des Umſatzprozeſſes.
In dieſer Einſicht hat der Geſetzgeber den
Zwiſchenhan=
die im ihn vor Ausſchaltung zu ſchützen, in der
Umſatz=
ſtie erbegünſtigt durch den bekannten 8 7 des
Umſatzſteuer=
gettes. Durch dieſe Geſetzesbeſtimmung wird der reine
Zu chenhandel völlig von der Steuer befreit
umzwar dann, wenn der Händler, deſſen Tätigkeit ſich mit
Ge=
ſaſnsabſchlüſſen erſchöpft, die Ware ſelbſt nicht in Gewahrſam
ninan, ſomit auch den unmittelbaren Beſitz nicht auf die
Ab=
nußt e— überträgt. In Anbetracht der großen Bedeutung des 8 7
für en Zwiſchenhändler iſt die Auslegung dieſer
Geſetzesbeſtim=
mux fin vielen Fällen Gegenſtand von
Reichsfinanzhofentſchei=
dumen geworden. Der Große Senat des Reichsfinanzhofes hat
inſ ger Entſcheidung vom 1. Oktober 1923 unter teilweiſer
Ab=
wreiurng von früheren Anſichten dem Umſatzſteuerprivileg in
er=
wrär, em Umfange Rechnung getragen.
2x genaue Kenntnis der neueren Auslegung des § 7 iſt für
deiszwiſchenhändler zur Erhaltung der Umſatzſteuerfreiheit für
ſeſmGeſchäfte und ſeine entſprechende Einſtellung dazu
notwen=
diie (ss herrſcht darüber vielerſeits Unklarheit.
Oze maßgebende Geſetzesſtelle im § 7 Abf. 1 Umſ.=St.=Geſ.
lalt.
„Bei Abwicklung mehrerer von verſchiedenen
Unterneh=
beu über dieſelben Gegenſtände oder über Gegenſtände glei=
&: Art abgeſchloſſenen Umſatzgeſchäfte ſind nur die Lieferun=
Derjenigen Unternehmer ſteuerpflichtig, die den
unmittel=
der Beſitz übertragen. Der Uebertragung des unmittelbaren
Eises durch einen Unternehmer ſteht die Uebertragung durch
hünigen gleich, der die Gegenſtände auf Grund, eines
beſon=
ſei— mit dem Unternehmer abgeſchloſſenen Vertrages beſitzt,
74 denn, daß er lediglich die Beförderung der Gegenſtände
rnommen hat.”
nnach muß es ſich um mehrere Umſatzgeſchäfte handeln,
wo=
beili. Beteiligten Unternehmer ſein müſſen, alſo die Geſchäfte
inahalb, ihrer gewerblichen ſelbſtändigen Tätigkeit abſchließen.
Fſ= iſt Vorausſetzung, daß die Geſchäfte denſelben Gegenſtand
odr Gzegenſtände gleicher Art betreffen. Es ſind natürlich nicht
ue Begenſtände gleicher Art, wenn einer der an dem Umſatz
beillitten Unternehmer eine Be= oder Verarbeitung oder einen
Ewer Ware durch andere vornimmt. Ueber die
Gleichartig=
kefz riſcheiden nicht Sprachgebrauch, ſondern Handelsbrauch und
Müthängigkeit. Das einfachſte Beiſpiel einer Umſatzkette iſt der
Uunt vom Fabrikanten über den Händler zum Verbraucher,
BPwy=nhändler kann der Großhändler wie der Kleinhändler
ſei
Der Zwiſchenhändler iſt dann
umſatzſteuer=
foſte rvenn er nicht den unmittelbaren Beſitz an
dichAß are erlangt und überträgt. Die
Zweckbeſtim=
mut ges 8 7 iſt, den Umſatz der Waren, die nur durch die
Geichäftsbücher, aber nicht durch das Lager des
BZkoh=nhändlers gehen, von der Steuer freizuſtellen. Dagegen
beitiid ie Uebertragung des unmittelbaren Beſitzes durch den
Zkohenhändler die Umſatzſteuerpflicht. Das iſt auch der Fall,
wan der Händler den unmittelbaren Beſitz auf Grund eines
be=
ſoſulran Vertrages durch einen Dritten, alſo durch einen
Ver=
traist, erlangt und überträgt. Als ſolcher Vertreter im Beſitz iſt
z. ter Lagerhalter anzuſehen, der die Ware für den
Zwiſchen=
häste: lagert und aufbewahrt. Eine Ausn ahmeſtellung
ung den für den Zwiſchenhändler tätig werdenden
Beſitzver=
mm) ern iſt dem Beförderungsunternehmer
ein=
gemimt. Wenn dieſer lediglich zum Zwecke der
Beför=
dieimg der Waren den unmittelbaren Beſitz erlangt und auf
dig= uiden des Zwiſchenhändlers überträgt, ſo wird dadurch die
UMzfteuerpflicht nicht begründet. Es kommt darauf an, daß
demn Förderungsunternehmer den Gewahrſam der Waren nur
zu äwecke ihrer Fortbewegung an den
Empfän=
gi nicht zu anderem Zwecke haben darf.
zini reiner Beförderungsvertrag iſt als vorliegend erachtet
wie, wenn ein für den Zwiſchenhändler tätig werdender
Spe=
dißze rnichts anderes tut, als daß er von einer Anzahl an ihn
gegli gunder Kiſten jede einzeln entſprechend ihrer beſonderen
Be=
zeiſt mg an die Adreſſe der Empfänger befördert, die ſich aus
eizn ichm vom Zwiſchenhändler übergebenen Liſte ergeben. Die
BeMilurng der beſonders bezeichneten Stücke wird vom
Zwiſchen=
hön er angegeben, der Spediteur hat lediglich
Be=
rungsdispoſitionen zu treffen, wird alſo nur als
derungsunternehmer tätig und begründet deshalb mit
ſei=
nastücſitzergreifung der Waren keine Umſatzſteuerpflicht für den
Zuſtchenhändler. Soweit es ſich um ſpezifizierte Gegenſtände
helweln e, die der Beförderungsunternehmer für den
Zwiſchenhän=
leln gidie verſchiedenen Abnehmer zu befördern hatte, wurde in
duis rättigkeit des Beförderungsunternehmers eine für den
Zwi=
ſchſtzjumdler umſatzſteuerpflichtige Beſitzvermittelung, vom
Reichs=
ſity=hiof durchweg nicht anerkannt. Anders dagegen, wenn
däati förderungsunternehmer eine Menge vertretbarer Waren,
dik ur nach Gattung und Gewicht bezeichnet ſind, zu verteilen
h4A. Inſofern wurde nach der Entſcheidung R. F. H. 9, 51 ein
Achnchändler, der ganze Wagenladungen Kohlen unter ſeiner
Wkurfft erhielt, nur dann als ſteuerfrei behandelt, wenn er die
Bhanladung im ganzen feinen Kunden entweder mit der
Maß=
g/4 unwies, daß ſie ſich ſelbſt die Kohlen abzuholen hätten oder
dim ſeinen ſelbſtändigen von ihm beauftragten Fuhrmann
zu=
fa gn lließen. Wenn dagegen der Fuhrunternehmer zugleich den
Zhlt der Wagenladung auf mehrere Abnehmer, zu verteilen
Hiic wwurde die Umſatzſteuerpflicht bisher als gegeben anerkannt.
Zun Gegenſatz zu dieſer Entſcheidung, wo der
Beförderungs=
v/mhug, eng ausgelegt wird, iſt in der Entſcheidung des Großen
SEs vom 1. Oktober 1923 einer weiteren Auslegung Raum
worden. In dem dieſer neueſten Entſcheidung zugrunde
bediteur für einen
197 Mu. Fal handelt es ſich daruim. de
Zwiſchenhändler angekommenes, in plombierten Säcken
abge=
wogenes Mehl verſchiedener Art (Weizen, Roggenmehl,
Roggen=
ſchrot) in Empfang nimmt und nach Weiſung ſeines
Auftrag=
gebers in Teilmengen mehreren auf, einer Liſte bezeichneten
Bäckern zufährt. Dieſer Fall iſt ganz gleich gelagert wie der des
Kohlenhändlers. Der Große Senat hat aber in Abweichung von
der früheren Entſcheidung wie folgt entſchieden:
„Der Rahmen der Beförderung im Sinne des § 7 des
Um=
ſatzſteuergeſetzes wird nicht überſchritten, wenn ein
Fuhrunter=
nehmer im Auftrage eines Zwiſchenhändlers eine Menge
ver=
tretbarer Sachen von einem Dritten in Empfang nimmt
und nach Weiſung ſeines Auftraggebers in Teilmengen
meh=
reren Abnehmern zufährt, ſofern die Ausſcheidung der
Teil=
mengen zur Ausführung des Beförderungsvertrages gehört.”
Durch dieſe Entſcheidung werden natürlich die Fälle nicht
be=
rührt, in denen ein anderer als der Beförderungsunternehmer für
den Zwiſchenhändler den unmittelbaren Beſitz erlangt und
über=
trägt. Wenn der Zwiſchenhändler den Verteilungsvorgang durch
ſeinen Angeſtellten überwachen läßt, ſo wird darin dann eine
Be=
ſitzergreifung der Waren für den Zwiſchenhändler zu erblicken
ſein, wenn der Angeſtellte beauftragt iſt, gegebenenfalls in die
Verteilung einzugreifen, und nicht nur den Vorgang
kontrollie=
ren ſoll.
Der unmittelbare Beſitz iſt ein Zuſtand der
tat=
ſächlichen Gewalt, die ihren Ausdruck in der tatſächlichen,
nicht notwendig auch rechtlichen Herrſchaft über eine Sache findet.
* Dgs Programm der verbundenen
Republi=
kaner und Sozialiſien in Frankreich.
Paul Painlevé erläutert es dahin:
Die verſloſſene Deputiertenkammer hat das
Allgemeininter=
eſſe einer anmaßenden Verbindung großer Sonderintereſſen
ge=
opfert, die durch ihren Reichtum die Nation zu beherrſchen in
Anſpruch nimmt.
Betrug und Gaunerei haben ſich freien Lauf gelaſſen.
Straf=
los haben ſich die Skandale (z. B. die Liquidierung der
Zucker=
vorräte) vermehrt. Schonungslos gegenüber dem Kleinhandel,
iſt das Geſetz über Preistreiberei nur eine Drohung geblieben,
der niemals Sanktionen gegen die großen Ausbeuter gefolgt ſind.
Die Kriegsgewinnler mußten fremdes Gut zurückgeben; ſie
behielten die Früchte ihrer Beute. Ja noch mehr unter den
wohlwollenden Augen des Bloc National haben die Nutznießer
der Kriegsſchäden ſich ihrerſeits bereichert.
Auf Koſten der ehrlichen Kriegsbeſchädigten und unter dem
trügeriſchen Vorwand: „Der Boche wird zahlen” hat man
Mil=
liarden verſchwendet, die man für die zerſtörten Gebiete geborgt
und deren Rückſtände unſer Budget belaſten: nach offiziellen
Zahlen haben 449 Geſchädigte 10 Milliarden unter ſich geteilt.
Der Bloe National hatte verſprochen, die Ordnung in den
Finan=
zen, die Balancierung des Budgets, die für das Wirtſchaftsleben
unerläßliche Beſtändigkeit der Währung herzuſtellen. Seine
Füh=
rung der Geſchäfte ergab ein wie ein Schlund ſich öffnendes, mit
jedem Monat größeres Defizit; ſie ergab eine ſtändige
Pumpwirt=
ſchaft in gefährlichſter Form, kurzfriſtige Anleihen und verhüllte
Inflation.
Während der 5 Jahre der Herrſchaft des Nationalen Blocks
iſt die öffentliche Schuld um Milliarden mehr gewachſen als in
den 5 Kriegsjahren. Von 180 Milliarden ſtieg ſie auf mehr als
400 Milliarden.
Vom November 1919 bis Ende 1923 hat der Block aus Furcht
vor Steuerauflagen, die die Beſitzenden treffen würden, es für
unmöglich erklärt, das Gleichgewicht des Budgets herzuſtellen
(die wieder eintreibbaren Ausgaben einbegriffen). Als im
Ja=
nuar 1924 die jährlichen Ausgaben auf 9 Milliarden rückſtändiger
Schulden angewachſen waren, erhebt er den Anſpruch, dieſes
Gleichgewicht in canz kurzer Zeit durch improviſierte, unwirkſame
und ungerechte Maßnahmen zu verwirklichen.
Der Erfolg war der wachſende Ruin der Penſionäre, der
Sparer, der Kleinrentner, der Beamten.
Es war das Mißverhältnis des Franken, d. h.
Beunruhi=
gung und Verarmung für alle, die Spekulanten ausgenommen,
die bei jeder Veränderung der Wechſelkurſe den Ertrag aus
Ar=
beit mit einem unſittlichen und wucheriſchen Nutzen belaſten.
Es war im Januar der kataſtrophale Sturz des Franken,
den einzig und allein die ausländiſche Anleihe, in Dollars und
Pfunden belaſtet mit einer Hypothek auf das Gold der Bank von
Frankreich, zum Stillſtand brachte.
Es war die Erhebung der Steuer von 7/o Fr., ein fiskaliſcher
Behelf, eingegeben vom plötzlichen Einfall und der Trägheit, die
automatiſche Vermehrung um 4ᛋ aller Steuern, die diejenigen
belaſtet, die immer zum Vorteil der ewigen Steuerdrücker zahlen;
ein Behelf, der nicht vermochte, weder zur Steuerung des
Fran=
ken noch zur Herſtellung des Gleichgewichts des Budgets
beizu=
tragen. Wo iſt endlich die für notzwendig ausgerufene Milliarde
an Erſparniſſen geblieben?
Und dies alles ſtrebt einem Ziele zu: der Verteuerung der
Lebenshaltung.
Die 10 Jahke der Kriegs= und Nachkriegszeit haben eine
Um=
ſchichtung der Vermögen im Gefolge gehabt, die ſich auf
unge=
zählte Milliarden beläuft. Eine ſtarke Minderheit hat ſich auf
Koſten der übrigen Volksteile, beſonders der Einwohnerſchaft
der Städte, rieſig bereichert.
Ein Steuerſeyſtem, das nicht zunächſt die Reichen (und die
Neureichen) erfaßt, iſt zur Wirkungsloſigkeit verurteilt.
Die indirekten Steuern erdrücken den Verbraucher; die
umſatzſteuer nach der Zahl der Geſchäfte iſt ein Preis für
wuche=
riſche Ausbeutung und wirtſchaftliche Trägheit.
Die Gerechtigkeit im Staate ſteht im Einklang mit dem
all=
gemeinen Intereſſe der Nation: hierin allein liegt die Rettung.
Nun aber beſteht ſie weder zwiſchen den verſchiedenen
Klaſ=
ſen und Kategorien der Nation, noch zwiſchen den Perſonen der
Klaſſen ſelbſt.
Um nur ein Beiſpiel anzugeben, haben die
Einkommen=
ſteuern des Jahres 1923 ergeben: 720 Millionen aus dem
Be=
triebe des Handels, 257 Millionen aus dem Lohn und
Beſoldun=
gen, 21 Millionen aus den landwirtſchaftlichen Betrieben. Eine
progreſſive Steuer, die jeder nach ſeiner Leiſtungsfähigkeit
ent=
richtet (nach Abzug eines gewiſſen Exiſtenzminimums), eine
Steuer, die nur unterſcheidet zwiſchen Einkommen aus Arbeit
und ſolchem aus erworbenem Kapital, das iſt das
altrepublika=
niſche Vorbild, das uns der Verſtand und ſteuerliche
Gerechtig=
keit vorzeichnen.
Die Ordnung ſolcher Steuer muß klar und einfach ſein, ſo
daß die Auslegung für den Pflichtigen ſich leicht und die
Er=
hebung der Steuer raſch vollziehe. Wirkſame Maßnahmen, nicht
Scheingebilde, geſtützt auf internationale Vereinbarungen,
wer=
den Hinterziehungen ausſchalten. So wird ſich im Volke das
Verſtändnis dafür begründen, daß die Kapitalflucht aus
ſteuer=
lichen Gründen ein Vorgang iſt, der ſich als Steuerhinterziehung
darſtellt,
* Streifzüge durch das Recht.
Unwirkſamkeit einer letztwilligen
Verfüg=
ungwegenveränderter Verhältniſſe. 8 2078B.G.B.
beſtimmt: „Eine letztwillige Verfügung kann angefochten werden,
ſoweit der Erblaſſer über den Inhalt ſeiner Erklärungen im
Irr=
tum war oder eine Erklärung dieſes Inhalts überhaupt nicht
abgeben wollte und anzunehmen iſt, daß er die Erklärung bei
Kenntnis der Sachlage nicht abgegeben haben würde.‟ Eine
Be=
ſtimmung liegt hier vor, die dem ſonſt im Rechte auch nicht
beacht=
lichen Irrtum im Beweggrunde eine ſtarke Wirkung verleiht, und
die gerade bei früher errichteten Teſtamenten wegen der inzwiſchen
eingetretenen Veränderung der wirtſchaftlichen
Verhältniſſe von großem Einfluſſe im einzelnen Falle
wer=
den kann. Namentlich ſpielt hier auch eine Rolle, daß die den
Irrtum begründende weſentliche
Geldentwer=
tung erſt nach dem Erbfall eingetreten iſt. Das
Reichsgericht ſagt darüber in einem Urteile vom 12. Juli 1923:
Wenn das Berufungsurteil dahin verſtanden werden müßte, daß
grundſätzlich nur ſolche Umſtände berückſichtigt werden könnten,
deren Eintritt oder Nichteintritt ſich bis zum Zeitpunkt des Todes
des Erblaſſers entſchieden hätte, ſo wäre dem nicht beizutreten.
(Abſ. 2 des 8 2078 ſagt nämlich: „Das gleiche gilt, ſoweit der
Erb=
laſſer zu der Verfügung durch die irrige Annahme oder
Erwar=
tung des Eintritts oder Nichteintritts eines Umſtandes oder
widerrechtlich durch Drohung beſtimmt worden iſt.”) Aber, ſo
fährt das Urteil fort, das Berufungsurteil will, offenbar nur
ſagen, in dem hier gegebenen Falle habe der Erblaſſer Gewicht
nur darauf gelegt, daß in dem Zeitpunkt, in welchem der
Nach=
laß zu teilen war, und die Klägerin den ihr zugewendeten
Betrag in die Hand bekommen und nach ihrem Belieben
verwen=
den konnte, das von ihm vorgeſehene Verhältnis zwiſchen den den
einzelnen Erben zugewendeten Vermögensſtücken beſtand. Eine
ſolche Sachlage war zwar nicht ſchon am Tage des Erbfalles, aber
doch verhältnismäßig kurze Zeit ſpäter eingetreten, ſodaß die
Er=
wägung des Berufungsgerichts, hinſichtlich der nachträglich
einge=
tretenen Geldentwertung fehle es an einem urſächlichen
Zuſam=
menhang mit der vom Erblaſſer getroffenenen Anordnung, im
Ergebnis nicht zu beanſtanden iſt.
Die gleichzeitige Anweſenheit beider Teile
erfordert der Vertrag, der die Annahme an Kindes
Statt zum Zwecke hat. Es ſind deshalb auf den
Adoptionsver=
trag unanwendbar die Vorſchriften über die Vollmacht,
insbeſon=
dere auch der Grundſatz des 8 177 B. G.B. über die Wirkſamkeit
von Verträgen, die ein Vertreter ohne Vertretungsmacht ſchließt.
Ein ſolcher Vertrag, bei dem die gleichzeitige Anweſenheit beider
Teile vor Gericht oder Notar nicht beobachtet iſt, iſt in der Form
nichtig und ihm die gerichtliche Beſtätigung zu verſagen.
Begriff Reiſegepäck”. 830 Eiſenbahnverkehrsordnung.
Zum Reiſegepäck ſind diejenigen Gegenſtände zu rechnen, deren
Verwendung in einem näheren Zuſammenhange mit dem Zwecke
der Reiſe ſteht, ſodaß der Reiſende ihrer aus perſönlichen oder
wirtſchaftlichen Gründen in nicht allzu ferner Zeit am Ziele ſeiner
Reiſe bedarf. Bei einer Reiſe, die gelegentlich eines Wechſels
des Wohnorts vorgenommen wird, erſcheint es nicht
ausgeſchloſ=
ſen, Gardinen in vorſchriftsmäßiger Verpackung als Reiſegepäck
aufzugeben, wenn ſie auf die Umzugsreiſe mitgenommen werden,
damit ſie vom Reiſenden alsbald nach dem Eintreffen am neuen
Wohnort zur Einrichtung der neuen Wohnung verwendet werden
können.
Auch wenn das Mietverhältnis bei Einzug des
Mie=
ters vor der vertragsmäßigen Zeit beginnt, iſt es
die Pflicht des Hauseigentümers, für gehörigen
Verſchluß der Gasrohröffnungen beim Einzuge
des Mieters zuſorgen. Im zur Entſcheidung des
Reichs=
gerichts gelangten Falle war der Verſchluß unterblieben, der
Mie=
ter durch eine Gasexploſion ſchwer verletzt worden. Der frühere
Mieter hatte beim Auszuge verſäumt, die Oeffnung eines
Gas=
leitungsrohrs in einem Hinterzimmer mit einem Stöpſel zu
ver=
ſchließen. Der Vermieter haftet hier ſowohl aus dem Vertrage
als aus unerlaubter Handlung.
Für Sportbeſtrebungen fördernde Vereinigungen und
deren Gönner ſei auf nachſtehende Entſcheidung des
Reichs=
finanzhofes hingewieſen:
Es iſt üblich, daß bei ſportlichen Veranſtaltungen dem
veran=
ſtaltenden Vereine naheſtehende und angeſehene in der Gegend
der Veranſtaltungen anſäſſige Perſonen zur würdigen
Ausgeſtal=
tung beitragen. Die Tage derartiger Veranſtaltungen haben für
den betreffenden Verein und die ihm naheſtehenden Kreiſe eine
ähnliche Bedeutung wie die Geburtstage der Menſchen. Die bei
einer ſolchen Gelegenheit gemachten Zuwendungen ſollen die
An=
teilnahme an dem Ereignis bekunden. Die Abſicht der
Bereiche=
rung einer Perſon oder eines Zweckes ſpielt bei ihnen keine Rolle.
Ausdieſem Grunde ſindſie von der
Schenkungs=
ſteuerbefreit.
— Verkauf fremder Banknoten. Verkauft wird eine Spezies;
ſtellt ſich eine Banknote als gefälſcht heraus, ſo kann nur
Wand=
lung, nicht Lieferung einer mangelfreien anderen Banknote
ver=
langt werden. Bei Geldwechſelgeſchäften des täglichen Lebens
wird nicht eine Verpflichtung zur Lieferung von ausländiſchem
Geld oder ausländiſchen Noten ſchlechthin übernommen, ſondern
es werden beſtimmte Noten zum Wechſeln übergeben. Nur dieſe,
die der Verkäufer vorlegt, ſollen gewechſelt werden, keine
ande=
ren. Es iſt deshalb in Ermangelung entgegenſtehender Umſtände
hier davon auszugehen, daß der übereinſtimmende Willen beider
Parteien von vornherein darauf gerichtet war, daß die vom
Be=
klagten vorgelegten Dollarnoten und keine anderen gewechſelt
werden ſollten. Der Anſpruch auf Lieferung einer mangelfreien
Sache iſt daher nicht gegeben. Nichterfüllung kann nicht geltend
gemacht werden, denn das Kaufgeſchäft iſt durch Lieſerung der
beſtimmten Noten, die Gegenſtand des Kaufs waren, erfüllt
wor=
den. War eine davon unecht, ſo liegt lediglich ein Mangel vor,
der den Käufer inſoweit zur Wandlung berechtigt, ihm aber nicht
Rechte wegen Nichterfüllung in die Hand gibt. Der Mangel war
nach dem Gutachten ein verborgener und iſt, ſofort nach
Ent=
deckung gerügt worden. Klägerin kann daher nur auf Grund der
Wandlung Nückgabe der hingegebenen Markbeträge verlangen
(Entſcheidung des OLG. Hamburg vom 6. Juli 1923).
— Auslegung von Erfahrungsſätzen. Das Reviſionsgericht
iſt nicht gehindert, die Richtigkeit eines vom Berufungsgericht
aufgeſtellten allgemeinen Erfahrungsſatzes, namentlich auch eines
von ihm angenommenen allgemeinen deutſchen
Sprachgebrauchs, nachzuprüfen. — Ein allgemeiner
Sprachgebrauch des Inhalts, daß die Beſtimmung eines
Ver=
kaufsangebots, wonach der Anbietende ſich an dieſes bis 1. Oktober
1920 gebunden hatte, dahin aufzufaſſen ſei, daß die Annahme des
Angebots vor 1. Oktober 1920, alſo ſpäteſtens 30. September
1920, erfolgen müſſe, beſteht nicht. Eher läßt ſich ſagen, daß,
wenn beſtimmt iſt, eine Handlung, namentlich eine Lieferung,
ſolle bis zu einem gewiſſen Tage oder Monat vorgenommen
werden, ſie noch im Laufe dieſes Tages oder Monats erfolgen
darf, auch wenn das Wort „einſchließlich” nicht ausdrücklich
hinzu=
gefügt iſt (Reichsgerichtsentſcheidung vom 6. Dezember 1922),
Darmſtädter Tagblaft
12. Juni 1924 Nr. 462
Neue Gefahren für den Zahlungsverkehr.
Völliges Verſagen der Amtsgerichte im Mahnverfahren.
Wie wir erfahren, hat der Zentralverband des Deutſchen
Groß=
handels ſich mit einer Eingabe an das Reichsjuſtizminiſterium gewandt,
der wir folgendes entnehmen:
Die kataſtrophale Geldnot der deutſchen Wirtſchaft einerſeits und
die Beſtimmungen der Bekanntmachung zur Entlaſtung der Gerichte
andererſeits, die vorſehen, daß jeder Anſpruch, der zur Zuſtändigkeit der
Amtsgerichte gehört, zunächſt im Mahnverfahren geltend gemacht
wer=
den muß, haben eine derartige Ueberflutung der Amtsgerichte mit
An=
trägen auf Erlaſſung von Zahlungsbefehlen mit ſich gebracht, daß
bei=
ſpielsweiſe bei den Berliner Amtsgerichten eine vollkommene
Geſchäfts=
ſtockung eingetreten iſt, die, wenn nicht ſofortige durchgreifende
Maß=
nahmen folgen, nach unſerer Beobachtung unüberſehbare Folgen haben
muß. Der Zentralverband des Deutſchen Großhandels hat in
Nach=
gehung zahlreicher Klagen und Beſchwerden feſtgeſtellt, daß heute vom
Eingang der Zahlungsbefehlsanträge bei dem Amtsgericht Berlin=Mitte
bis zu deren Zuſtellung an die Schuldner regelmäßig zwei bis drei
Wochen vergehen. Von Tag zu Tag wird infolge der weiter
fortſchrei=
tenden Ueberlaſtung der Gerichte dieſe Friſt länger. Anträge als
drin=
gend zu bezeichnen, hat keinerlei Wirkung, weil die Regiſtraturen der
Gerichte vorgeben, nicht in der Lage zu ſein, die Flut von Eingängen
laufend zu bewältigen.
Die Nachteile für das Wirtſchaftsleben ſind natürlich in Anbetracht
der allgemeinen Geldknappheit ganz außerordentlich ſchwere. Die
Gläu=
biger, die auch ihrerſeits wieder Schuldner ſind, kommen weder zu ihrem
Gelde, noch haben ſie nicht einmal die Möglichkeit, die
Zwangsvollſtrek=
kung zu betreiben, und geraten ſo auch ihren Gläubigern gegenüber in
Zahlungsverzug, ſo daß gegen ſie wiederum Zahlungsbefehle ergehen.
Schon häufen ſich die Fälle, die deutlich zeigen, daß Schuldner unter
Ausnützung des völligen Verſagens der Gerichte ſich ein Moratorium
von mehreren Wochen verſchaffen. Welche Gefahren für reelle und
vor=
ſichtige Gläubiger herbeigeführt werden können, die ihre Außenſtände
nicht rechtzeitig hereinbekommen, alſo auch nicht weiter einkaufen können
und außerdem noch dem ausgeſetzt ſind, daß während der wochenlangen
Verzögerung die Schuldner ſich unter Geſchäftsaufſicht begeben, bedarf
keiner langen Ausführung. Der geſamte innerdeutſche Zahlungsverkehr
gerät in weiteres Stocken.
Dieſer Zuſtand dauert nun ſchon wochenlang an, ohne daß ſich eine
Ausſicht auf Beſſerung zeigt und ohne daß von ſeiten des Kammergerichts
bzw. der Oberlandesgerichte Abhilfe geſchaffen wird. Im Gegenteil: die
Zuſtände werden von Tag zu Tag ſchlimmer. Hier muß dringend ſofort
etwas geſchehen.
Der Zentralverband des Deutſchen Großhandels hat deshalb das
Reichsjuſtizminiſterium erſucht, unverzüglich Abhilfe zu ſchaffen, und
auch das Reichswirtſchaftsminiſterium gebeten, ſeinen Beſtrebungen im
Intereſſe der deutſchen Wirtſchaft den nötigen Nachdruck zu geben.
Handel und Wandel in Heſſen.
— Zahlungsſchwierigkeiten in der Lederbranche.
Die Lederwerke Martin Zimmer in Offenbach haben ſich unter
Geſchäftsaufſicht geſtellt. — Die Lederhandlung Rohrer G. m. b. H.
iſt in Zahlungsſchwierigkeiten geraten; über ein Vergleichsangebot auf
der Baſis von 50 Prozent wird noch verhandelt.
— Offenbacher Gummiwerke Karl Stoeckicht A. G.,
Offenbach a. M. Wie die F.N. hören, ſind dieſer Tage die beiden
Werke des bekanntlich unter Geſchäftsaufſicht ſtehenden Unternehmens
geſchloſſen worden. In Offenbach kamen dadurch 250, in Sterbfritz im
Kreiſe Schlüchtern 280 Arbeiter zur Entlaſſung. Ob und wann eine
Wiederinbetriebſetzung möglich iſt, iſt zurzeit angeſichts der ſchwierigen
Geſchäftslage und der finanziellen Erforderniſſe noch nicht zu überſehen.
— Konkurſe. Ueber das Vermögen der Firma W. Plentz u.
Cie., Fabrik feiner Lederwaren zu Offenbach a. M., iſt am 6. d. Mts.
Konkurs eröffnet worden. Verwalter: Rechtsanwalt Dr. Lachmann
da=
ſelbſt. Anmeldefriſtablauf: 14. Juli 1924. Prüfungstermin: 26. Juli
d. J., vorm. 9 Uhr, beim Amtsgericht Offenbach.
— Niddaer Bank A. G. in Nidda. In der am 21. Juni
ſtattfindenden ordentlichen Generalverſammlung ſoll auch über die
Um=
ſtellung des Kapitals auf Goldmark beraten werden.
— Die Bauxitwerke A. G. in Gießen berufen eine G.=V.
nach Berlin, die den Aufſichtsrat abberufen und neu wählen ſoll.
Banken.
w. Darmſtädter und Nationalbank,
Kommanditgeſell=
ſchaft auf Aktien. In der geſtrigen Aufſichtsratsſitzung wurde der
Be=
richt der perſönlich haftenden Geſellſchafter über das Geſchäftsjahr 1923
vorgelegt. Das Gewinn= und Verluſtkonto für 1923 ergibt folgende
Zif=
fern in Million=Mk.: 1. Einnahmen: Proviſionen 11 869 388,440000,
Zinſen 16 613 615,810 000. — 2. Ausgaben: Verwaltungskoſten
14 813 122,830 000, Steuern 2 288 927,240 000, Saldo des Gewinn und
Verluſtkontos 11 380 954,130 000. Die Bilanz ergibt folgende Ziffern:
1. Paſſiva: Aktienkapital 600, Reſerven 2000, Kreditoren
207 515 480,260 000, Akzepte 255 022,010 000. Sonſtige Paſſiva:
Verrech=
nungskonto der Zentrale mit den Filialen und Niederlaſſungen
2556 974,977 409. — 2. Aktiva. Kaſſe, fremde Geldſorten und
Ku=
pons inkl. Guthaben bei Noten= u. Abrechnungsbanken 20 333 304,420 000,
Wechſel und unverzinsliche Schatzanweiſungen des Reichs und der
Bun=
desſtaaten 5 691 129,340 000, Noſtroguthaben bei Banken und Bankfirmen
77 577 236,090 000, Reports und Lombards gegen börſengängige
Wert=
papiere 4 861 131,530 000, Vorſchüſſe auf Waren und
Warenverſchiffun=
gen 16 905 699,940 000, Eigene Wertpapiere 1,000 000,
Konſortialbeteilt=
gungen 1,000 000, Dauernde Beteiligungen bei anderen Banken und
Bankfirmen 1,000 000. Debitoren in Ifder. Rechnung 96 249 906,110 000,
hiervon, a) gedeckte Kredite 42 991 584,550 000, b) ungedeckte Kredite
58 258 321,520 000, Bankgebäude 1,000 000. Die Avale beliefen ſich auf
beiden Seiten der Bilanz auf 12 145 343,720 000.
w. Deutſche Effekten= und Wechſelbank,
Frank=
furt a. M. In der Bilanzſitzung der Deutſchen Effekten= und
Wechſel=
bank, Frankfurt a. M., wurde beſchloſſen, der auf 30. Juni 1924
anbe=
raumten v. G.=V. vorzuſchlagen, den Ueberſchuß der Papiermarkbilanz
per 31. Dezember 1923 in Höhe von 275 260 500 702 Millionen Mark
vorzutragen, alſo von der Verteilung einer Dividende abzuſehen.
w. Neu=Yorker Bankkreiſe, die an dem kürzlich
gegrün=
deten Syndikat zur Uebernahme von 5 Millionen Dollar Akzeptkredite
beteiligt ſind, geben die Uebernahme von 1 Million Dollar deutſcher
Handelswechſel bekannt, die von den induſtriellen Konzernen auf
deut=
ſche Banken gezogen wurden. Die Wechſel haben eine Laufzeit von 2—3
Monaten.
Warenmärkie.
w. Frankfurter Getreidemarkt vom 11. Juni.
Amt=
liche Notierungen (Getreide, Hülſenfrüchte und Biertreber ohne Sack,
Weizenmehl, Roggenmehl und Kleie mit Sack. Preiſe je 100 Kilogr.):
Weizen Wetterau 16,25—16,50, Roggen 14,75—15,25, Sommergerſte für
Brauzwecke 16—16,50, Hafer inländiſch 14,75—15,25. Weizenmehl ſüdd.
Spezial Null 26,25—28, Roggenmehl 22,25—23, Weizen= und
Roggen=
kleie 8,75—9,50. Tendenz ruhig.
w. Berliner Produktenbericht. Infolge der ſcharfen
Preisſteigerungen an den amerikaniſchen Getreidemärkten iſt naturgemäß
eine Erhöhung der eif=Forderungen von drüben eingetreten; da aber
die zweite Hand noch mit billigeren Offerten im Markte war, hat die
bisherige Lebloſigkeit im Handel mit Auslandsgetreide angehalten.
Das=
ſelbe war auch mit Inlandsgetreide der Fall, denn das Mehlgeſchäft hat
ſich noch nicht gebeſſert, und für Rohprodukte fehlt daher die Kaufluſt.
Roggen war für Mitteldeutſchland gefragt. In Gerſte waren die
Um=
ſätze ganz belanglos. Hafer war in gutem Material geſucht, in gelber
Ware vernachläſſigt.
Börſen.
* Frankfurter Börſe vom 11. Juni. (Eigener Bericht.)
In der Verfaſſung der Effektenmärkte iſt heute keine weitere
Verände=
rung eingetreten. Die allgemeine Luſtloſigkeit hält an, ohne daß neue
Momente zutage traten. Man ſprach zwar wieder von Schwierigkeiten
im Warenhandel, auch von Berlin hörte man ähnliche Berichte, doch iſt
ſchwer zu ſagen, wie weit dieſelben begründet ſind, oder ob es ſich um
Auswirkungen der allgemeinen Nervoſität handelt. Ebenfalls ſind aber
Exekutionen von Berlin heute wieder vorgenommen worden. Auch die
angeblich bevorſtehende Kapitalszuſammenlegung einer bedeutenderen
Intereſſengruppe in der Chemieinduſtrie wurde wieder beſprochen,
ob=
wohl Beſtimmtes hierüber noch nicht bekannt iſt und die genannten
Zif=
fern ſtark angezweifelt werden. Kursmäßig eröffnete der Verkehr faſt
ausnahmslos ſchwach. Die Rückgänge bewegten ſich am Montanmarkte
zwiſchen 5—10 Prozent des geſtrigen Kursſtandes. Die Aktien der
Ani=
lingruppe gaben durchweg etwa ½—3 Prozent nach. Holzverkohlung
und Chemiſche Mainz waren etwas widerſtandsfähiger, dagegen
Gold=
ſchmidt mit 6¾ Prozent ſehr matt und im Verlauf unerholt.
Elektrizi=
tätswerte büßten etwa ½—1 Prozent ein. Von den übrigen Märkten
waren die Kursverluſte etwa ½—1 Prozent, ohne daß irgendwie
beſon=
dere Bewegungen zu erwähnen wären. Nach Feſtſtellung der erſten Kurſe
war die Tendenz unter Schwankungen ſchwächer. Erſt gegen Schluß
konnte ſich auf Deckungen eine unweſentliche Befeſtigung durchſetzen, ſo
daß die Kaſſekurſe gegenüber dem Beginn vereinzelt leichte Erholung
brachten. Der Grundton blieb aber unverändert luſtlos. Der freie
Aktienmarkt wies bei kleinen Umſätzen abbröckelnde Kurſe auf. Der
Kaſſemarkt war überwiegend ſchwächer. Lutz=Maſchinen, die in den
letz=
ten Tagen ſtärker gefragt waren, waren erſtmals angeboten und
niedri=
ger notiert. Rei Brief notierten Bremen=Beſigheimer Oel und Leder
Rothe. Dagegen beſtand etwas Intereſſe für Lux=Induſtrie, Riedinger
Maſchinen und Leihbrand. An der Nachbörſe hielt das
Deckungsbedürf=
nis an, infolgedeſſen ſich die Kurſe der führenden Chemie= und
Elektrizi=
tätswerte etwa auf Baſis der Kaſſekurſe behaupten konnten. Im Frei=
verkehr notierten: Beckerſtahl 2½ Prozent, Beckerkohle 4 Prozent, Brom
Voveri 1 Prozent, Krügershall 2:/, Prozent, Mansfeld 2 Prozem
Petroleum 8½ Proz., Raſtatter Waggon 2 Proz. Brief, Ufa 31/,
Pro=
w. Berliner Börſenbericht. Die Verkäufe, die jetzt
täg=
lich an der Börſe erfolgen und die in der allgemein herrſchenden Geſd.
knappheit, ſowie in offenen oder ſtillen vorhandenen
Zahlungsverlegen=
heiten einzelner Firmen ihre Urſache haben, ziehen täglich weitere Kreiſe
Da durch die anhaltenden Kursrückgänge die Deckungen für gewährte
Kredite aufgezehrt werden, geſellen ſich zu ihnen freiwillige und
erzwun=
gene Glattſtellungen. Hierzu kamen heute noch große Abgaben der
She=
kulation, da wieder allerhand Gerüchte von bedeutenden
Zahlungsver=
legenheiten hier und auswarts umliefen, über die aber ebenſo wenia
etwas Beſtimmtes zu erfahren war wie auch über die bei großen füh.
renden Geſellſchaften angeblich beſtehende Notwendigkeit einſchneidender
Zuſammenlegungen des Aktienkapitals bei Aufſtellung der
Goldmarſ=
bilanz. Am meiſten betroffen waren wiederum die verhältnismäßig noch
hoch im Kurs ſtehenden Montan= und Induſtriewerte, die Einbußen von
1 bis vereinzelt 4 Billionen Prozent erlitten. Stärkeren Schwankungen
unterlagen die Berlin=Karlsruher Induſtrieaktien, ſo Ludwig Loewe
die per Saldo 7 bzw. 8 Billionen Prozent verloren. Bei anhaltend
ge=
ringen Schwankungen bekundeten die Kurſe auf einem ermäßigten Stand
dann eine gewiſſe Widerſtandsfähigkeit. Das Geſchäft hielt ſich auf allen
Gebieten in ſehr engen Grenzen. Am Geldmarkt iſt die leichte
Anſpon=
nung der letzten Tage anſcheinend bereits wieder behoben. Bei der
Deviſenfeſtſetzung zeigte ſich erneut verringerter Bedarf, ſo daß der
Reichsbank die Aufrechterhaltung der vollen Zuteilung bei Deviſen und
Banknoten mühelos möglich war.
Oeviſenmarkt.
0. Jun KrdeGeld 7
Brief R Amſterdam=Notterdam .. 156.61 17.39 16,61 17.39 M Brüſſel=Antwerpen ....." 18.20 18.30 18.85 18.95 voll Chriſtiania. . . . . . . . . . . . ." 56.56 56.84 56.36 56.64 voll Kopenhagen 70 57 70.93 70.57 70.93 volt Stockholm, 110.72 111.29 110.72 111.28 voll Helſingfors 10 47 10.53 10.37 10.53 ooll Italien. 18.20— 18.30— 18.20— 13.30— voll London 18.055 18.145 18.055 18.145 be New=York. 4.19 4.21 4.19 4.21 voll Paris.. 20 95 21.05 21.85 21.95 voll Schweiz". 73.52 73.83 73.52 73.88 voll Spanien. 56.11 56.39 65.86 56.14 voll Wien (i. D.=Oſterr
bg.). 5 89 5.91 5.89— 5.91— voll Prag.. 12.195 12.255 12.22— 12.28— voll Budapeſt. 459 4.61 4.59 4.61 Buenos=Aires.. 1.345 1.355 1.345 1.355 vol Bulgarien. 2.99— 3.01— 2.965 2.985 vol Japan 1.665 1.675 1.665 1.675 voll Rio de Janeiro 0.425 0.435 0.425 0.435 voll Belgrad. 1.99— 5.01— 4.94- 4.96— voll Liſſabon. 11 12.03 11.78 voll Danzig ........... 72.22 72.58 72.22 72.58 voll
Berliner Kurſe. (Eigene telegr. Meldung.)
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich mit 1000 000 000.
Aktiengeſ. für Anilinfr.
AſchaffenburgerZellſtoff
Augsb.=Nürnb. Maſch.
Berl.=Anhalt=Maſchinen
Berl. ſ.Elektr. W. vorzug.
Bismarckhütte .... ...
Braunkohlen=Briketts.
Bremer Vulkan ......
„ Wolle. . ... . .. 71500
Chem. Hehden ......."
Weiler ..
Deutſch=Atlant. Tel.. ..
Deutſche Maſchinen. . .
Deutſch=Niedld. Tel. ..
Deutſche Erdöl ...."
Deutſche Petroleum ..
Dt. Kaliwerke ......."
Dt. Waffen u. Munition
Donnersmarckhütte .. ."
Dynamit Nobel ......"
Elberfelder Farben. . ..
Elektr. Lieferung .....
R. Friſter ...
....
Gaggenau Vorz. .. . .."
Gelſenk. Gußſtahl ...."
Geſ. f. elektr. Untern.. .
Halle Maſchinen ..
Han. Maſch.=Egeſt.
Frankenkurs in London: 86.10
18.—
Markkurs
SLädh.
zcrän
sſ pan
um
70.
Darmſtädter und Nationalbank, Kommandit=Geſellſchaft auf Aktien.
Europäiſche Staatspapiere, 10. 6. 11. 6. a) Deutſche.5% Reichsanleihe ..........." 0.067 0,065 . „..
3½7 — „.. 0,635 Dollar=Goldanleihe per 1935 .. 4,2 4,2 „ 1932 .. 4,2 4,2 Dollar=Schatzanweiſungen ...." 73,4 73,2 4½% IV. u. V. Schatzanweiſg. — 4½%H.—IK. — 4½ Dt. Schutzgebiet b.0,8-11u.13 1.1 1025 v. 14 11 1.025 Sparprämienanleihe ........." 0,69 0.086h Zwangsanleihe ........ .. . ..."
49 Preuß. Konſols „......" 6 Md 5,4 Mc — 3½% „ „ ......" 9.17 0.155
3% 0.25 — 4½ Bad. Anl. unk. 1935 ......" 0.16 3½% „ v. 1907 ......." 0,325 — „. 1896 ......."
800
4½ Bahern Anleihe ........." —
— ....."
3½%
Heſſ. Dollar Goldmk.=Schatzanw. 0,350 rch. 26 ........." 4,2 4,2 8—16% Heſſen Reihe XXXfI.
untilgb. b. 28.. . . . . . . . . . . . . 560 T 560 T 4½ Heſſen unk. 1924.. . . . . . . .. 9,24 0,2 3½% „................." — 3%
.............. 0.215 4% Württemberger alte ......" 0.3 03 b) Ausländiſche.
5% Bosnien L.=E.=B. v. 1914.. 1,7 1.85 L.=Inveſt.=Anl. v. 1914 1.3 —" 4½ „ b. 1902 .......... — 0,65 4%
................ — — 5% Bulgar. Tabak 1902... . . . . 12/,% Griech. Monopol ... .. .." 4½% Oeſt. Staatsrente v. 1913
ab 1918 ............... 1 0,75 4½% Oeſt. Schatzanweiſ., ſtfr.
v. 1914 ....... ........." 42 4% Oeſt. Goldrente ........." — 4% „ einheitl. Rente ......" 0,25 0u15 5% Rum. am. Rente v. 03 .... — 4½% Goldrente v. 13 .... 1.25 1.15 4% „ am. Goldrente konv. 0.415 0.415 4½ „ am. v. 05 ..... ...." 0,41 0.415 4% Türk. (Admin.) v. 1903.... — 4% „ (Bagdab) Ser. I.. — 4%
„ II.. — 4½ „ v. 1911, Zollanl. ..." 32/g 3’ſa 4½% Ung. Staatsr. v. 14 ... 0,9 1,2 „Goldrente ........" 225 Staatsr. v. 10 „.. 3.75 Kronenrente .. . . ..
4% 73 0.19 Außereuropäiſche.
Die Notierungen ſind in Billionen Prozent ausgedrückt.
Frankfurter Kursbericht vom 11. Juni 1924.
48
konſ. äuß. b. 39,
Gold v. 04, ſtfr.
konſ. inner. ......."
Frrigationsanleihe"
taulipas, Serie T.....
52
Oblig. v. Transportauſt.
4% Eliſabethbahn ſtfr. . . . . . . .
4% Gal. Carl Ludwv.=Bahn. . . .
5% Oeſt. Südb. (Lomb.) ſtfr. ..
0,825
6.3
2,6% Alte Oeſt. Südb. (Lomb.)
2 6%Neue „
4% Oeſt. Staatsb. v. 1883 ...."
38 Oeſt.
1. b. 8. Em..
9. Em. .. .."
z
„ v. 1885 ..."
3% Deſt. Staatsb. b. Erg. Netz:
4% Rudolfb. (Salzkammerg.) ..
4½% Anatolier I............"
3% Salon. Conſt. Jonction ..."
3% Salonique Monaſtir ......"
5% Tehuantepee. . . . . . . . . . . .."
...
4½%
Nach Sachſvert verzinsl.
Schuldverſchreibungen.
5% Badenw. Kohlenwrtanl. v. 23
5% Ffter. Pfandbr.=Bk. Goldobl.
I. Em. .. .. . . ..
5% Ffter. Pfandbr.=Bk. Goldobl.
II. Em. . . . . . . . . . . . . . . . ..."
6% Großkraftwerk Mannheim
Kohlenwertanl. v. 23 .... ...
6% Heſſ.Braunk.=Rogg. Anl. v. 23
5%Neckar A.=G. Stuttgart
Gold=
anl. v. 23..............."
5% Pfälzer Hyp.=Bank. Gold=
Pfdbr. v. 24..............."
5% Preuß. Kaliwert=Anleihe ..
5% „ Roggenwert=Anl. ..
5% Rhein. Hypot.=Bank Gold=
Pfdbr. v. 24............."
5% Rhein=Main=Donau
Gold=
anl. v. 23 ................"
5% Sächſ. Braunk.=Anl. v. 23
Ser. I u. II..............."
5% Sächſ. Roggenwertanl. v. 23
5% Südd. Feſtwertbk. Goldobl.
Bank=Aktien.
Allg. Deutſche Creditanſtalt. . . .
Bank für Brauinduſtrie ......"
Barmer Bankverein.. . . . .. . . ."
Baher Hypotheken= u. Wechſelb.
Berliner Handelsgeſellſchaft . . .
Commerz= und Privatbank ..."
Darmſtädter u. Nationalbank ..
Deutſche Bank .............."
DeutſcheEffekten= u. Wechſelbank
Deutſche Hypot.=Bank Mein.. . .
Deutſche Vereinsbank ... .. ..."
Disconto=Geſellſchaft ... . . . ..."
Dresdner Bank. .. . . . . . . . . . .."
Frankfurter Bank ..........."
„ Hypotheken=Bank.
Metallbank. . . . . . . . . . . . . . . . . .
Mitteldeutſche Creditbank. . . . . .
Oeſterreichiſche Creditanſtalt ...
Reichsbank=Ant. . . . . . . . . . . . . .
Rhein. Creditban 1 ..........."
„ Hypothekenbank ..."
Süddeutſche Disconto=Geſellſch.
Weſtbank ..................."
Wiener Bankverein .........."
Bergwerks=Aktien.
Berzelius .................."
Bochumer Bergb. ..... ......"
Buderus. . . . . . . . . . . . . . . ....."
Dt. Luxemburger ............
Eſchweiler Bergwerks=Akt. . .
Gelſenkirchen Bergw. .... .
Harpener Bergbau.. .
10. 6.
15.5
2,6
1.05
2,37
9,05
1
z
1,6
2.3
11
15,5
8,55
1.05
0.38
9,05
1,65
2.2
3,1
0,8
1.6
11
1,1
0,8
—
3,55
5,75
0.40
17
11
1,2
0.375
19,75
1.3
2,6
6
0,3
0.28
3,8
48
1.,6
18
3,4
—
25
7
3’l=
16
11
0.35
18.5
1.1
2,75
6
0,3
0.265
Fguſend Ms Müillionen. 14
jarden, 2U — ohine 1i
ationiert,
Kaliwverke Aſchersleben .. . . . .."
Salzdetfurth . . . . . . ."
Weſteregeln ......."
Klöcknerwverke (abg. Lothr. Hütte)
Mannesmann Nöhren ..
Mansfelder ..
.
Oberbedarf ... . . . . . . . . ......"
Oberſchleſ. Eiſen CCaro) ......"
Otavi Minen u. Eb.=Ant. ....
Phönix Bergbau ...........
Rhein. Stahlwerke . ...... .. . .
Riebeck Montan.. . . . . . . . . . . . .
Rombacher Hütte. . . . . . . . . . . .
Tellus Bergb.=u. Hütten=Akt. ..
Ver. Laurahütte . . .
Aktien induſtr. Anternehmung.
Brauereien
Henninger Kempf=Stern. . . . . .
Löwenbräu München ........"
Schöfferhof (Binding)........"
Werger ...................."
Akkumulat. Berlin .. .. .. .. .."
Adler & Oppenheimer .. .. . .."
Adlerwerke (v. Kleher) .......
A. E. G. Stamm. . . . . . . . .
6% „ „ Vorzug Lit.4 ..."
5% „ „ Vorzug Lit. B ..."
Amme Gieſecke & Konegen ...."
Anglo=Continental=Guano .. . . ."
Anilin Bln.=Treptow.. . . . . . . .
Aſchaffenburger Zellſtoff ....."
Badenia (Weinheim) .. . . .. . .."
Badiſche Anilin=n. Sodafabrik.
Bad. Maſchf. Durlach ........"
Bad. Uhrenfabr. Furtwangen ..
Baldur Piano.... . ... .. .. . . ."
Baſt Nürnberg ..............
Bahriſch. Spiegel............"
Beck & Henkel Caſſel) ......."
Bergmann El. Werke ..... . . . ."
Bing. Metallwerke ..........."
Brockhues, Nieder=Walluf....."
Eementwerk Heidelberg. ... ..."
Karlſtadt .. . ....."
Lothringen (Metz).
Chem. Werke Albert. . . . . . . . .."
Griesheim Elektron ....
„ Fabrik Milch .........."
„ Weiler=ter=mer .. .. . . .."
Daimler Motoren..........
Deutſch. Eiſenhandel Berlin ..
Deutſche Erdöl ............."
Dt. Gold= u. Silberſcheideanſt. .
Dingler, Zweibrücken ........"
Dresdener Schnellpreſſen ....
Dürkoppwerk (Stamm) ......"
Düſſeld. Ratinger (Dürr) ....."
Dhckerhof & Widm. Stamm .. .
Eiſenwerk Kaiſerslautern ....."
L. Meyer jr. ......"
Elberfelder Farbw. v. Baher ..
„ Kupfer=u. Meſſingw.
Elektr. Lieferungs.=Geſ. ......"
Licht und Kraft . . . .. .."
Elſäſſ. Bad. Wolle. ....... . . ..
Emag, Frankfurt a. M...
Email. & Stanziv. Ullrich ...."
Enzinger Werke .... . . . . . . . .."
Eßlinger Maſchinen .. . . ..
Ettlingen Spinnerei .......
aber. Johl. Ble
222
— G6.25 9,25 35 2,25 1s 10½= 10 125 6,75 2,2 1 1.15 1,75 8,75 83 8 15 14.4 12 1,5 11,75 10,5 10.35 10.25 11 10 3 3,4 3,5 2,8 1,75 17 85 17 1,8 3.25 7.1 6 4,25 4,1. 33 32 8,25 3.3 7,5 2
— 1.8251 2,4 32 29,25 11.5 10.5 3,75 0.9 22 21 1.75 082 07 06 735 6 2: 4.,8 4,8 0,225 d.22 2,6 2.5 9 3,5 1
Faber & Schleicher .........."
Fahr, Gebr., Pirmaſens ....."
Felten & Guilleaume, Carlsw...
Feinmechank (Fetter). . .......
Feiſt Sektkellerei Frankf. a. M..
Frankfurter Gas...
Frankfurter Hof ............."
Fkf. Maſch. Pokorny & Wittek.
Fuchs, Waggon Stamm .. . . .
Ganz. Ludwig. Mainz ......."
Geiling & Cie. ..............
Germania Linoleum .. .. . . . .."
Gelenkirchen Gußſtahl ......."
Goldſchmidt, Th. .. . . . .... .. .
Gotha Waggon.............."
Greffenius, Maſchinen Stamm.
Gritzner Maſchinenf. Durlach. ..
Grün & Bilfinger ..........."
Hammerſen (Osnabrück)......"
Hanfwerke Füſſen ..........."
Heddernheimer Kupfer ......."
Hehligenſtaedt, Gießen ......."
Hilpert Armaturenf. . . . . . . . .
Hindrichs=Auffermann. . . .
Hirſch Kupfer u. Meſſ..
Hoch= und Tiefbau ..
Höchſter Farben ....
Holzmann, Phil. ...
Holzverk.=Induſtr. .. ..
Hydrometer Breslau ........"
Inag .... . . ........... ....."
Junghans Stamm.. . . . . . . . . .
Karlsruher Maſchinen .... . ..."
Karſtadt N... .. . . . . ........"
Klein, Schanzlin & Becker ...
Knorr, Heilbronn............"
Kolb & Schüle Spinn. . .. . . . .
Konſervenfabrik Braun ......"
Krauß & Co., Lokom. . . . . . . . .
Lahmeyer & Co. ............"
Leh, Augsburg ............."
Lederw. Rothe .............."
Lederwerke Spicharz ........"
Lingel, Schuhw. Erfurt .. . ..."
Löhnberger Mühle .........."
Lüdenſcheid Metallw. ........
Luther, Maſch.=u Mühlenbau..
Lux’ſche Induſtrie ..........."
Mainkraftwerke Höchſt......."
Meguin, Butzbach ..........."
Metallgeſ. Frkft. . . . . . . . . . . . . ."
Meher, Dr. Paul..........."
Miag, Mühlenb., Frankf. a. M..
Moenus Stamm ..... ... . ..."
Motorenfabrik Deutz ........."
Motorenfabrik Oberurſel ....."
Neckarſulmer Fahrzeugwerke...
Neckarwerke Eßl. Stamm . . . . ."
Oleawerke Frankfurt a. M.....
Peters Union Frankfurt a. M.
Pfälz. Nähm;, Kahſer ........"
Philipps A.=G. .......... ..."
Porzellan Weſſel ..........."
Reiniger, Gebbert & Schall.. .
Rhein. Elektr. Stamm . . . . . . . .
„ Metall Vorzüge .. . . . .."
Rhenania, Aachen ..........."
Riedinger, Maſchinen ........."
Rückforth, Stettin ........... 0,55
Nütgerswerke ..............."
Schleußner (Frankfurt a. M.) ..
Schneider & Hanau.. . . . ...
Schnellpreſſen Frankenthal. . . .
Schriftgießerei Stempel, Ffm.
Schuckert Elektr. (Nücnberg) ..
Schramm Lasfabriſ. ,7.7 7.4s
0,3 0.32 0,35 8 6,75 1.6 z1 14 14,25 8,5 8,5 5.1 1,75 3,6 — 13‟ 85 18 5.8 2,6 0,6 0,4 34 6.25 75 7.21 43 50 1,7 1.8 1.7 3,5 — 15 1,5 — 1.4 5 5 4,75 4,75 10,5 8,25 11,5 10.1 0.45 0.,55 0.525 1.2 1,2 3.,6 3,3 2,2 1.3 . 6 5,5 1.25 12 4,4 3,8 2,75 2.5 — 9.25 9.3 8,75 1.2 2,5 53 36 25,25
Schuhfabrik Berneis=Weſſel ...
Schuhfabrik Herz............"
Schuhf. Leander Offenbach ..."
Schultz, Grünlack, Rdsh. . . ..
Seilinduſtrie Wolff ..........
Sichel & Co.. Mainz........."
Siemens Elektr. Betriebe .....
Siemens Glasinduſtrie ......."
Siemens E Halske. . . . . . . . . . ."
Stöckicht=Offenbach=Gummi .. .
Süddeutſche Imniobilien ....
Thäring. elektr. Lief.=Geſ., Gotha
uhrenfabrik Furtwängler .....
Beithwerke in Sandbach ....."
Verein f. Chem. Induſtr. Frkft.
Verein deutſch. Olfabr. Mannh.
„ Faßfabriken Caſſel ....
„ Gummifabr. Bln.=Frkf..
„ Pinſelfabr. Nürnberg ..
„ Ultramarin . . . . . . . . . . .
Zellſtoff, Berlin ......."
Bogtländ. Maſch. Borzüge ....
Stämme . . . .
Voigt & Haeffner Stämme . . .
Voltohm, Seil........"
Wayß & Freytag. . . . . . . . . ....
Wegelin Rußfabrik .........."
Zellſtoff Waldhof Stamm .. ..
Zuckerfabr. Waghäuſel ...
Frankenthal ......
Heilbronn. . . . . . . . .
Offſtein .........."
Rheingau ..... . .. ."
Stuttgart . . .
10. 6.
1.35
0,4
3,5
5,5
11
0,5
1,5
3,95
2,75
6,2
15,5
155
13
65
1.45
1..
11.6.
35
1n
Transport=Aktien.
Deutſche Eiſenb.=Geſ. Fftm. . .Schantung E. B. ............" 17,75 Süddeutſche Eiſenbahn=Geſ. ..
Hapag (Paketfahrt) ...... . ..." 3. Nordd. Llohd.. 4,2 Darmſtädter Werte.
Bahnbedarf................" Dampfkeſſel Rodberg........."
Helvetia Konſervenfabrik. . . . . ."
Gebr. Lutz .................. Motorenbfarik Darmſtadt . . . . .
Gebr. Roeder ..............." 4.6 Venuleth & Ellenberger ... ..." 25
Nunotierte Aktien.
Api...
.
Beckerkohle.. .....
Beckerſtahl .. . .
Benz.......... ..
Brown Boveri..
Chem. Andreae
Deutſche Petroleum
Diamond Shares
Entrepriſe ..
Falconwerke".
Großkraftw. Württemb. (Growag)
Unterfranken (Ufra) .........."
Hanſa Lloyd ... .. .. ........"
Hero Conſerven ............."
Holſatiawerke, Altona .. . .. . .."
Kabel Rheydt............"
Krügershall Kali ........"
Metall Starkenburg ...
Otto & Quanz.. . . . . . . . . .....
Raſtatter uVaggon .. .........
Textil=Ind. Barmen (Tiag)....
Ufe Film ......... ... ..
2,25
175
0350
95
0.u0
0.775
0,65
335
[ ← ][ ][ → ]
1harmer 162.
Darmſtädter Tagblatt, Donuerstag, den 12. Juni 1924.
Seite 11.
Der Mann mit dem Pelz.
Detektiv=Roman von J. Davids.
(Rackdruck verboten.)
folgenden Tag verwandte Jackſon dazu, um
mög=
lichſth ine Spur aufzufinden, wohin Helene ſich gewandt
hab g mochte, um ihren Urlaub zu verbringen. Als er
Mitzſus in ſein Arbeitszimmer zurückgekehrt war und Freddy
einer asrei, die er mitgebracht hatte, hinhielt, ſagte er, während
ſeinne lu gen glänzten: „Morgen gehe ich die Frau aufſuchen,
Frend!. Das Leben iſt ſo trübe noch nicht, wie es nach gewiſſen
Vorygen für mich ſchien.”
2e Affe begriff natürlich nichts von den Worten ſeines
Herum(rr fand aber, daß derſelbe beſonders gut aufgeräumt war
und in aus Verſehen ſchon zweimal ſein Deſſert gegeben hatte.
Ihrere Stunden Eiſenbahnfahrt von London entfernt, in
demn ie iſchen Schottland, liegt X=burg, ein kleiner Ort an dem
Fußüt ires hohen Berges. In langen Reihen ziehen ſich die
Häuietahin, die roten Dächer heben ſich ſcharf ab von dem
Dun=
kel /h Wälder und den grünen Wieſenhängen. Dieſes ſchöne
Flecſchn Erde mit den ausgedehnten herrlichen Waldungen und
ſeinmeny oßen Waſſerflächen hatte Miß Stewans gewählt, um
hier,;; angeſtörter, erfriſchender Ruhe ihre Urlaubszeit zu
ver=
brinigt. Nicht allein ihr Körper empfand das Bedürfnis der
Ausiſtinung, auch ihr Geiſt bedurfte einer ſolchen. Was ſie alles
für i3 ſon getan, hatte ſie doch ſtark erſchüttert. Damals, als ſie
ſeinen Erief erhalten, da hatte ſie über den Inhalt gelacht, ſie
warnſt geweſen und wollte ihm einmal zeigen, was ſie für ihn
zu tyny reit war; ſie hatte weiter gezehrt an dem Gedanken, daß
er zuu ommen werde zu ihr, nachdem er ihre Abſichten würde
erkan=aben. Doch Jackſon hatte ſie nicht begriffen, er war in
eine 17l2 gegangen, die ſie mit Rayton ihm ſo geſchickt geſtellt
hatte. Und dabei handelte es ſich um eine Abſicht, die ihr das
Teuerſte ihres Herzens beſchirmen ſollte. Jetzt quälte ſie der
Ge=
danle: „Soll Rayton wohl die Gelegenheit gehabt haben, ihm
das Leben zu retten?” Wenn das nicht der Fall war, dann würde
Bill ſchweigen und Jackſon würde nie erfahren, was ſie für ihn
gelitten hatte. Sie kannte Rayton von Scotland Yard, der ſeinen
Eid nicht brechen würde. Die Tage wurden ihr zu lang. Stets
weilten hire Gedanken bei ihm. Eine große Traurigkeit beſchlich
ſie, wenn ſie an die Möglichkeit dachte, daß Jackſon ſie vergeſſen
haben könnte. Nicht im geringſten hätte bei Miß Stewans der
Eedanke auftauchen können, daß in dem Wagen, der jetzt eben die
Wälder von X=burg durchquerte, der Mann ſaß, dem Tag für
Tag faſt ausſchließlich ihr ganzes Sinnen und Denken galt.
Nach einer Reiſe von mehreren Tagen hatte Jakſon X=burg
erreicht, wo er in dem großen Fremdenhotel einkehrte, hoffend
hier Helene vielleicht zu finden. Nach einer erquickenden
Nacht=
ruhe machte er am folgenden Morgen ſchon früh einen Ausflug.
Mit einem kräftigen Bergſtock und mit hinreichendem
Mundvor=
rat verſehen, begann er ſeine Wanderung durch die ausgedehnten
Wälder, vertrauend auf ſeinen guten Stern, daß er Helene, die
auch den Wald liebte, finden werde. Ihre Anweſenheit hatte er
zwar in dem Orte, wo ſich zahlreiche Touriſten aufhielten, noch
nicht feſtſtellen können, was ihn veranlaßte, von ſeinem Syſtem
des methodiſchen Nachſpürens hier abzuweichen und es einmal
auf gut Glück ankommen zu laſſen. Gegen Mittag machte er an
einem kleinen Bache Raſt. Er ließ ſich im Graſe nieder und ſeine
Blicke ſchweiften wie ſuchend umher.
Das muntere Bächlein, in deſſen Waſſer ſich die Bäume und
Blumen an ſeinen Ufern widerſpiegelten, wie auch der intime
Reiz der ihn umgebenden Natur, machten anſcheinend nicht den
geringſten Eindruck auf ihn. Seine Gedanken weilten allein bei
der, die er ſuchte — ſeiner Helene, die ſeinem Herzen jetzt teuerer
war als alles andere. Als er die Wanderung fortſetzte, führte ſein
Weg ih mit einer Frau zuſammen, die Botengänge beſorgte. In
dem Geſpräch, das Jackſon mit derſelben anknüpfte, erkundigte er
ſich nach Einzelheiten der Gegend. Die Frau gab ihm über Wege,
Ruheplätze, Ausſichtspunkte und dergleichen Auskunft und riet
ihm eine Beſteigung der in der Nähe befindlichen St.
Georgs=
türme an, von deren Höhe ſich eine wundervolle Ausſicht über die
ganze Gegend mit ihren ſchönen Landſchaftsbildern biete. Als
ſie kurz nachher an einer Biegung des Weges ankamen, lagen
in halber Bergeshöhe die zerfallenen Ruinen eines ehemaligen
mächtigen Schloſſes vor ihnen. Die weit ins Land
hinausblicken=
den beiden Türme waren die einzigen noch guterhaltenen Zeugen
einſtiger Macht und Herrlichkeit.
„In einer halben Stunde ſind Sie oben,” bemerkte die Frau,
der Jackſon zum Danke ein Geldſtück in die Hand drückte. Er
verfolgte nun den von Jahrhunderte alten Eichen eingefaßten
Weg weiter und nach kurzem Aufſtieg ſtand er vor den Türmen.
Der Wächter derſelben, der in einem nebenanliegenden Hauſe
ſeine Wohnung hatte, geleitete ihn zu der Treppe des einen
Tur=
mes, wobei er bemerkte, daß 200 Stufen bis zur Plattform
führ=
ten. Jackſon begann ſofort den Aufſtieg auf der ſteinernen
Wen=
deltreppe. Ein kühler Luftzug drang durch die alten
Schießſchar=
ten in der Mauer. Bald langte Jackſon, leicht ermüdet, oben an,
wo eine eiſerne Türe ins Freie führte. Für einen Augenblick
zogen Ereigniſſe und Begebenheiten alter Zeiten, wie ſie ſich vor
Jahrhunderten hier auf dem Schloſſe in edlen Ritterſpielen wie
auch in harten Kämpfen und Belagerungen abgeſpielt hatten, an
ſeinem geiſtigen Auge vorüber. Auf die Plattform hinaustretend,
bot ſich ihm ein unvergleichlich ſchönes Panorama und eine
wun=
dervolle Fernſicht über die Höhen mit ihren Wäldern und die im
Sonnenſcheine wie flüſſiges Silber glitzernden Seen im Tale zu
ſeinen Füßen. Als er ſich jetzt nach der anderen Seiet wandte,
ſah er, nur wenige Schritte entfernt, an dem angebrachten
Schutz=
gitter ſtehend, eine ihm wohlbekannte Geſtalt, deren Anblick ſein
Herz ſchneller ſchlagen machte. Auf ſeinem Antlitze wechſelte
tiefes Erröten mit leichter Bläſſe! vor ihm ſtand, ein Fernglas
in der Hand, ganz verſunken im Anblick der bezaubernden Natur,
Helene Stewans.
(Schluß folgt.
Aiblich
ud
Schweſter
ſt. 6 J. in
Kolg.u k.=Branche
ſtätig, ee (*168S1
Stellleita lonialw.=
0. Del=AtiFſengeſch
Angeby an Herta
Sparkm Darmſtadt
34.
Su,=ffür meine
Cochtieut; Jahre alt,
Jahur /?Büro tät.,
ewarsli. Stenogr.
ind / Ecelbmaſchine
Szelle
ür ſolftr od. ſpäter.
Ang/ I.- S 28 a.
ſeſchäöff (*16980
ANamlich
Tüchm. el. kbeamter
Mr Ta Zeugn.,
erf. 630 alter, mit
illen TAr=arb.
ver=
raut ᛋikeriogr, und
NaſchFijhr.) ſucht
Stellulm ger 1. Juli
Ind. u ” roßhand.).
„ S26 an
Laſt—:Perſ.=Auto,
Finzg. Zeit in
ſter rAt Fabrik als
Montyttig war u.
ahere Reparat
elbſt. 1 fürhr. kann
ucht 1 Zun rſtellung
g. u.2/3/0 Gſchſt.
Bau= n).
Möbel=
hreim=ſucht Beſch.
eht m Is. Beipacker
rmspurſche.
Nähmtz m der Ge=
6908
äfts 7
Ofütz tellen
Niſolich
verläſſige
Fau
zur
uies
Haus=
rtrauens
rtrauens=
cht.
Da=
aſſenes
tagsüber
*
htigung
B geſucht
guidlung u
zugeſichert.
Kabſ Haſſia,
003
Bſuchenw. Femand,
gründlich erfahren in
allen Bweigen eines
einf. Hausweſens, u
befähigt, mit Hilf
eines Mädchens unſ.
Haush. vollſt. zu beſ.
Müller-Groebe
im Geiſenſee 11. (rleens
Gut empf. Mädchen
z. 15. geſ. (*16917
Näh. Geſchäftsſt.
2 Mädchen
für Küche und Haus
geſ. Näh. Grafen
ſtraße 18, pt. (*16961
Schuhbranche
Tüchtige
Verkäuferin
ſowie (7666
Lehrmädchen
aus achtbarer
Familie geſucht
Schuhhaus
L. Spier
Luiſenplatz 1.
R
Kindermädchen
aus gutem Hauſe zu
2 Kindern f. Halbtags
geſucht. Mayer,
Eli=
ſabethenſtr. 56, I I, (0”
Tücht., braves (*167
Mädchen
für beſſ. Haush. geſ.
bei gut. Lohn u. gut
Behandlg. Dinand,
Heinrichſtr. 68, part.
Beſſ. Mädch. o. Kin
derfrl. z. 2 K. i. A. v.
1 u. 4 J. geſ. (*16928
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