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zmruf ohne Verbindiſchkeit für uns Poſiſchecktonto:
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
a
Morgenzeitung der Tandeshauptntavt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdrück ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 159
Sonntag, den 8. Juni 1924.
187. Jahrgang
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zelſe 4.50 Goldmark. Alle preiſe in Go
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(1 Dollar — 4.20 Marh.
rieg, Aufruhr Streit uſw., erliſcht
bewalt, u
ng auf Erfüllung der
Anzeigen=
ſede Verp
Bei
ufträge und Leiſtung von Schadenerſatz.
Konkurs oder gerichtlicher Beitreibung fällt ſeder
Rabatt weg. Bariklonto: Deutſche Bank und
Darm=
ſtädter 8 Nationalbank.
* Die Souveränität.
Eine Pfingſibetrachtung.
Von
Profeſſor Dr. E. Horneffer, Gießen.
Der Menſch hat ſich von der Natur gelöſt. Er hat ſich in
iriem ſtaatlichen wie in ſeinem geiſtigen Leben von dem Wechſel
n Wellenſchlag der Natur freigemacht. Eine ſolche Herrſchaft
a. er über die Natur und ihre Geſetze gewonnen, daß er von der
uBeren Umwelt unabhängig geworden iſt und ſich ungehemmt
ſſeni freien Strom der aus ihm ſelbſt hervorbrechenden
Entwick=
ſtheg überlaſſen darf. Er iſt nicht mehr der Sohn der Natur,
ſon=
em der Herr der Natur. Ehemals war das anders. In der
rihzeit ſeiner Geſchichte war der Menſch innig mit dem Gang
Natur verflochten. Er fühlte ſich in all ſeinen Handlungen
inv Unternehmungen an den Wandel der Natur gebunden, die
m mit ihren wechſelnden Zuſtänden das Geſetz ſeiner
Lebens=
ſihrrung im Großen und Kleinen auferlegte. Zeugnis deſſen ſind
ſoc heute die Feſte, welche der Menſch feiert. Sie ſind
ur=
minglich ſämtlich Naturfeſte geweſen, die dem Menſchen die
h—kſalhafte Bedeutung der großen Wandlungen der Natur vor
ugen führten. Später haben die Feſte mehr und mehr ihre
nurhafte Bedeutung abgeſtreift, man hat ihnen einen religiöſen
in ſittlichen Gehalt verliehen. Nicht ſo ſehr der Wandel des
üneren Geſchehens, höchſtens noch in ſymboliſchem Nachklang
i: Abglanz, war der Zweck und Wert der Feſte, ſondern das
nere ſeeliſche Geſchehen im Menſchen, der Rhythmus und
Wan=
ſeines ſittlich=religiöſen Lebens.
Dieſe Zuſammenhänge drängen ſich dem Betrachter beſon=
7s lebhaft bei dem Pfingſtfeſt auf. Urſprünglich ein Naturfeſt
in ſter Ausprägung, das Feſt des ſiegreichen Frühlings, der
ſactvoll und prangend heraufzieht, ward es das ſittliche
Ver=
ſrwungsfeſt, das die große innere Verwandlung des Menſchen
Leuten und heraufführen ſoll. Ein neuer Geiſt — das iſt
r. Inbegriff des berauſchenden und berückenden Frühlingszau=
72, der im Pfingſtfeſte ſeine religiöſe Verklärung gefunden hat.
Ein neuer Geiſt! Wie ſehr bedürfen wir deſſen in dem
er=
ürkenden Elend unſeres Volkes! Revolutionen, Umſtürze von
effaſſungen, Wechſel der Machthaber, Krieg oder Friede, alle
ſtieren Vorgänge, mögen ſie noch ſo gewaltig ſein und das
ſt utnen der Jahrtauſende auf ſich lenken — ſie ſind es nicht, die
ue Ebochen beginnen und der Menſchheit eine andere
Lebens=
hrung, eine andere Ordnung ihrer Lebensverhältniſſe bereiten.
ſu ein neuer Geiſt bringt eine neue Zeit. Sonſt verbleiben
ſiier äußerlich neuen Formen, die meiſt noch ſchlechter ſind als
½e alten, die ehemaligen Mißſtände und Unvollkommenheiten
fräck. Die Notſtände, welche die Erſchütterung des Lebens
her=
ſikihrten, werden nicht gelindert, ſondern vergrößern ſich noch.
In der ganzen Breite und Tiefe des deutſchen Lebens muß
n meuer Geiſt aufwachen und Macht gewinnen, andernfalls
ver=
unſer Leben in immer tiefere Unordnung und unheilbare
fÜköfung. Ich will hier nur ein kurzes Wort ausführen über
in neuen Geiſt, der unſer ſtaatliches Leben ergreifen muß.
emn die Not in unſerem Staat iſt die größte Not, von der alle
ſemwvirrung ausgeht. Dieſer neue Geiſt aber im Staate gipfelt
ſch meiner Ueberzeugung in einen geläuterten und
bieren Auffaſſung von der ſtaatlichen Macht,
n dem Weſen der Souveränität.
Es herrſcht im allgemeinen die Anſchauung, daß der Inhaber
r’Staatsgewalt dieſe auch ausüben ſoll, ſelbſt regieren müſſe.
ſenai wozu hat man ihm die Staatsmacht übertragen, wenn er ſie
h ſelbſt gebrauchen ſoll? Eine einfache Einſicht aber überzeugt
t einem ſehr einfachen Grunde, daß der Inhaber der
Staats=
walt durchaus nicht dieſe ſelbſt anzuwenden und auszuüben
rüfen iſt. Die Staatsgewalt als ſolche muß etwas Konſtantes
n, ſie darf nicht wechſeln. Das ganze ſtaatliche Leben würde
drirch in heilloſe Verwirrung geraten, eine Revolution würde
erndere ablöſen. Einer ſolchen Vergeudung der Kraft
vorzu=
ſutxen, wird eine dauernde Staatsmacht eingeſetzt, der ein feſter
ſtand gewährleiſtet wird. Nun aber iſt die Staatskunſt, die
uinabe, ein ſtaatliches Gemeinweſen zu leiten, eine unſäglich
mierige Kunſt. Nur ſeltene und ausgeſuchte Perſönlichkeiten,
r echte Staatsmänner ſind einer ſolchen Aufgabe gewechſen,
ſerzu iſt Genie erforderlich. Der Genius aber iſt bekanntlich
zurriſch, er greift willkürlich unter die Menſchen, er läßt ſich bald
ei bald dort nieder, er fragt nicht nach Reichtum und Armut,
anid und Tradition. Die hohe Begabung iſt die rätſelhafteſte
geheimnisvollſte Erſcheinung im Menſchenleben, die ſich jeder
nechnung entzieht. Und doch iſt gerade ſie allein berufen, die
gatsmacht auszuüben. Ein für allemal iſt die Souveränität,
Beſitz der Staatsgewalt dem Genie nicht zu übertragen, weil
s Genie das wechſelvollſte und zufälligſte Gebilde der
menſch=
hem Gemeinſchaft iſt. Die Souveränität aber muß nach dem
en Geſagten beſtändig ſein. Was folgt daraus? Die ſouveräne
gaht regiert nicht ſelbſt, ſondern als Träger der Staatsgewalt
auftragt ſie mit der Regierung. Und wen beauftragt ſie?
eben den befähigten, innerlich berufenen Staatsmann, den
ſfformale Staatsgewalt als ſolche niemals erſetzen kann, den
rmit ſpähendem Blick aus allen Ecken und Winkeln
hervor=
chien muß. Wie Diogenes mit der Laterne nach Menſchen
chhre, ſo muß der Träger der Staatsgewalt nach Staatsmännern
unen. Beſitz der Staatsgewalt und Ausübung der
Staats=
waalt dürften nicht miteinander verwechſelt werden. Der Beſitz
Wewalt gebührt einer beſtändigen Macht, die Ausübung dem
äſſelnden Genius.
s iſt belanglos, wer die ſouveräne Macht bekleidet, ein
ſou=
rüer Fürſt, der Vertreter einer Dynaſtie, oder das geſamte
zll.”, das durch Wahl die jeweiligen Machthaber beſtimmt. Das ohne welche kein Volk gedeihen kann, mag es nun eine
monar=
inidverhältnis zwiſchen Souveränität und tatſächlicher
Staats=
imng muß in beiden Fällen das gleiche ſein. Ein ewig vor=
Vom Tage.
Der größte Teil der Miniſter iſt zu einem kurzen
Pfingſt=
urlaub von Berlin abgereiſt. So befinden ſich Dr. Streſemann,
Graf Kanitz und 2— Luther bereits außerhalb Berlins. Der
Reichs=
kanzler bleibt die Pfingſttage dort, doch finden irgend welche wichtige
politiſche Beſprechungen vor Mittwoch der kommenden Woche nicht ſtatt.
Das japaniſche Kabinett, iſt zurückgetreten.
Der deutſche Bevollmächtigte für die deutſch=oplniſchen
Verhandlun=
gen in Wien, Staatsſekretär Lewald, iſt anläßlich der Tagung des
Völkerbundsrates nach Genf abgereiſt.
Der deutſche Geſandte von Roſenberg, iſt vom König von
Schweden in feierlicher Audienz zur Ueberreichung ſeines
Beglaubi=
gungsſchreibens empfangen worden.
Die deutſch=öſterreichiſchen
Wirtſchaftsverhand=
lungen ſind zum Abſchluß gekommen. Das neue Abkommen
gewähr=
leiſtet nunmehr einen geregelten Warenverkehr zwiſchen Deutſchland und
Oeſterreich.
Zur Frage der Aufrechterhaltung der
Ausreiſebeſtimmun=
gen wird mitgeteilt, die Aufrechterhaltung ſei jetzt hauptſächlich aus
währungspolitiſchen Gründen notwendig. Die Aufhebung würde
Ge=
fahren für die deutſche Währung mit ſich bringen.
Die Micum hat die Vertreter des Ruhrbergbaues für
den
2. Juni nach Düſſeldorf zu Beſprechungen über die Verlängerung
des Micumvertrags für den Ruhrbergbau, der am 15. Juni
ab=
läuft, eingeladen.
Der Senat der Techniſchen Hochſchule in Karlsruhe hat Herrn
B
eri, dem Direktor der Brown Boveri=A. G. in Mannheim, in
Anerkennung ſeiner hervorragenden Verdienſte um die Förderung des
Elektro=Großmaſchinenbaues die Würde eines Dr.=Ing. h. e. verliehen.
Die Angeſtellten des Gaſtwirtsgewerbes in Stuttgart
ſind wegen Lohnſtreitigkeiten in den Streik getreten.
Zur Streiklage in Deutſch=Oberſchleſien iſt zu
be=
richten, daß etwa 50 Prozent der Belegſchaft auf den Gruben wieder
in Arbeit getreten ſind.
Der öſterreichiſche Nationalrat hat nach Annahme der
Körperſchaftsſteuernovelle in dritter Lefung und nach der Verabſchiedung
der Abgabenteilungsnovelle die Pfingſtferien angetreten.
Das chineſiſche Kabinett hat beſchloſſen, ſich über die
Oppoſition des Senates gegen den chineſiſch=deutſchen
Ver=
tragsentwurf hinwegzuſetzen. Der Entwurf iſt dementſprechend
von dem Vertreter des Finanzminiſteriums und der Deutſch=Aſiatiſchen
Bank unterzeichnet worden.
Macdonald iſt für die Pfingſtfeiertage nach Loſſiemouth in
Schottland abgereiſt.
bildliches Beiſpiel für den erſten Fall, nämlich die Herrſchaft eines
Fürſten, hat Wilhelm I., der erſte deutſche Kaiſer, gegeben in
ſeinem Verhältnis zu Bismarck. Der Monarch als Inhaber der
Staatsgewalt regierte nicht ſelbſt, er beauftragte mit der
Regie=
rung den genialen Staatsmann, Bismarck. Darin liegt das
Ge=
heimnis des großen Erfolges des damalien Deutſchlands. Der
Souverän hatte Demut, ſittliche Selbſtüberwindung, beſcheiden
ließ er den Genius walten. Alles Unheil Deutſchlands iſt daraus
entſprungen, daß der Enkel des erſten Kaiſers, Wilhelm II., nicht
die rechte Vorſtellung vom Weſen der Souveränität beſeſſen hat,
daß der Souverän die Regierung beſtellt, beruft, aber nicht ſelbſt
regiert. Wilhelm II. wagte die Zügel der Regierung ſelbſt zu
führen.
Und genau denſelben ſchweren, verhängnisſchweren Fehler
begehen ſeit der Revolution die Parteien. Der neue Souverän
iſt das geſamte Volk. Als ganzes Volk aber iſt es
handlungs=
unfähig, es muß ſich vertreten laſſen, wie ja auch der erbliche
Fürſt eigentlich nicht perſönlich, ſondern als Vertreter der
Dy=
naſtie der regierenden Familie die Souveränität bekleidet. Wie
die Dynaſtie, ſo bedarf auch das Volk der Vertretung der
Sou=
veränität. Das iſt die Stellung der Parteien. Die Parteien als
Vertretung des Volkes ſind heute die Inhaber der Staatsgewalt.
Wie Wilhelm II. beanſpruchen ſie ſelbſt auf Grund der ihnen
zu=
ſtehenden Gewalt zu regieren. Wie Wilhelm II. verheißt uns
jede Partei: „Wir führen Euch herrlichen Zeiten entgegen.”
Wohnt der Genius in den Parteien? Es wird das niemand
be=
haupten wollen. Beſtenfalls ſind ſie ein guter Durchſchnitt
ſtaat=
licher Begabung, wie man auch im allgemeinen von einem
erb=
lichen Fürſten nur eine durchſchnittliche Begabung erwarten darf.
Der Fürſt bewährt ſein Recht auf den Thron, wenn er ſelbſt zu
regieren verzichtet, wenn er zur Regierung beruft, und zwar den,
den das wechſelvolle Geſchick zum Herrſchen beſtimmt hat,
näm=
lich den Genius.
Es macht ſich im deutſchen Volke, ein tiefes Mißbehagen
gegen die Parteien bemerkbar. Man ſteht ihnen mißtrauiſch und
ſorgend gegenüber, wie ehemals dem geſtürzten Kaiſer. Ich ſage
das nicht als Feind, ſondern als Freund der Parteien, um ſie zu
warnen. Der Souverän liebt es nicht, ſich warnen zu laſſen,
nichts ſchmeckt ihm bitterer als die Wahrheit. Er wandelt gern
im Taumel der Macht dahin. Wie jeder Souverän haben die
Parteien eine erhabene Aufgabe, dem deutſchen Volk die
Regie=
rung zu geben. Aber wehe ihnen, wenn ſie ihm dieſe Regierung
lediglich aus ſich ſelbſt, aus ihren eigenen Reihen beſtellen wollen.
Dann überreizen ſie die Souveränität, wie es Wilhelm II. getan
hat. Nur die hohe Begabung und nichts ſonſt gibt das Anrecht
auf die Leitung des Staates. Nichts Größeres, kann die
ſou=
veräne Macht tun und leiſten, als die ſtaatsmänniſche Begabung
auszuſpähen. Zuletzt iſt alles Große im Menſchenleben eine
Frucht der ſittlichen Selbſtüberwindung, aus der ſittlichen Kraft
erwächſt alles Große und Herrliche auf Erden. Ohne das ſittliche
Heldentum Wilhelms I. wäre die Genialität Bismarcks nie in
Erſcheinung getreten. Unſer Elend wird kein Ende nehmen,
be=
vor nicht die neuen Machthaber, der neue Souverän, die
Par=
teien, die gleiche ſittliche Selbſtüberwindung bewieſen haben.
Das iſt der neue Geiſt, der verjüngte Pfingſtgeiſt, der in unſer
ſtaatliches Leben einziehen muß. Ich weiß wohl, es iſt eine
große Forderung, im Beſitz der Macht auf die Ausübung der
Macht zu verzichten. Das aber iſt die wahre Herrſchertugend,
chiſche oder demokratiſche Staatsſorm haben. Diseite moniti!
Ihr ſeid gewarnt, lernt daraus.
Die Woche.
Am Mittwoch hat ſich die Regierung Marx, in ihren Aemtern
vom Reichspräſidenten aufs neue beſtätigt, dem Deutſchen
Reichs=
tag vorgeſtellt. Wochenlange Verhandlungen hatten nur ein
Er=
gebnis gezeitigt: Der Nachweis wurde geführt, daß zurzeit keine
Möglichkeit beſteht, eine deutſche Regierung zu bilden, welche
eine geſicherte parlamentariſche Mehrheit hinter ſich hat. Nichts
beleuchtet ſchärfer unſere trüben parteipolitiſchen Verhältniſſe
als dieſe Tatſache. Dabei ſteht feſt, daß jedenfalls bei den
Par=
teien, welche die bisherige Regierungskoalition bildeten, der
beſte Wille vorhanden war, die beſtehenden Schwierigkeiten zu
überbrücken, ja, daß man vielleicht in dieſem Beſtreben
ſtellen=
weiſe noch weiter gegangen iſt, als den Intereſſen des Reiches
zuträglich war. Es iſt menſchlich verſtändlich, daß der
Reichs=
außenminiſter Dr. Streſemann von vornherein erklärte, daß
ſeine Perſon unter keinen Umſtänden de. Stein des Anſtoßes
ſein ſolle, und daß er daher jederzeit zum Rücktritt bereit ſei.
Menſchlich verſtändlich eine ſolche Erklärung von einem Mann,
der ſeit Monaten Zielpunkt giftigſter Angriffe iſt. Ein
Staats=
mann aber, der von der Nichtigkeit ſeiner Politik überzeugt iſt,
muß unter Umſtänden auch den eiſernen Willen haben, von
ſei=
nem Poſten nicht zu weichen. Es iſt erfreulich, daß Reichskanzler
Dr. Marx am Donnerstag ſich vor dem Reichstag ganz klar
dar=
über ausſprach, daß er entſcheidendes Gewicht auf das
Ver=
bleiben des Reichsaußenminiſters im Amte gelegt habe und daß
er daher das Angebot Dr. Streſemanns nicht habe in Erwägung
ziehen können.
Abermals hat der Reichsaußenminiſter am Freitag vor dem
Reichstag ſein außenpolitiſches Programm dargelegt und mit
vollem Recht darauf hingewieſen, daß bei der weltpolitiſchen
Lage, in der wir uns befinden, bei unſerer Machtloſigkeit, von
unſerem Standpunkt aus alles begrüßt werden muß, wodurch die
Reparationsfrage aus der Machtatmoſphäre herausgenommen
und in die Atmoſphäre der Wirtſchaftsfragen hineingeſtellt wird.
Merkwürdig, daß gerade dem Staatsmann, der die realen
Tat=
ſachen nüchtern in Rechnung ſtellt, von ſeinen Gegnern zur
Rech=
ten Illuſionspolitik vorgeworfen wird, im gleichen Augenblick,
in dem ihm dieſelben Leute zurufen, daß er alles nur
wirtſchaft=
lich ſehe. „Wir ſtehen vor der Tatſache, daß wir waffenlos ſind,
und ſollten nicht irgend eine Macht vortäuſchen wollen, die wir
nicht haben.” „Für Deutſchland,” ſo heißt es in der Erklärung
der Reichsregierung, „iſt das Sachverſtändigengutachten die
Lebensfrage. Die Lage unſerer Wirtſchaft iſt troſtlos, wenn
nicht gar verzweifelt. In allerkürzeſter Friſt muß eine
Entſpan=
nung der Geldknappheit erfolgen, wenn nicht die ganze
Wirt=
ſchaft erliegen ſoll. Einen Ausweg aus der wirtſchaftlichen Kriſe
ſieht die Reichsregierung jetzt in dem Gutachten der
ausländi=
ſchen Sachverſtändigen.” Beſtehen in den Kreiſen der deutſchen
Wirtſchaft, beſtehen insbeſondere bei Induſtrie und
Landwirt=
ſchaft noch irgendwelche Zweifel, daß dieſe Sätze unbedingt
zu=
treffen, beſtehen darüber auch in den führenden Kreiſen der
Deutſchnationalen wirklich noch irgendwelche Zweifel? Oder
glaubt man vielleicht dort, daß man durch die bisher beliebte
Taktik die Stellung der deutſchen Reichsregierung bei den
kom=
menden Verhandlungen ſtärkt? Wo ſtehen die Illuſionspolitiker
in Wahrheit?
Im Deutſchen Reichstag hat der Abgeordnete Loebe über
die Ausſchußverhandlungen berichtet, die ſich mit dem
kommu=
niſtiſchen Antrag auf Haftentlaſſung verſchiedener Mitglieder
der Kommuniſtiſchen Reichstagsfraktion befaßt hatten. „Die
drei Verhafteten waren Mitglieder der Zentrale der
Kommu=
niſtiſchen Partei. Dieſe Zentrale aber hat ſeit dem Herbſt 1923
nachgewieſenermaßen planmäßig den bewaffneten Aufſtand
vor=
bereitet.
Auf Veranlaſſung der kommuniſtiſchen Zentrale
ſind an zahlreichen Orten große Waffenlager eingerichtet
wor=
den. . . Von der Zentrale ſind Anweiſungen ausgegeben
wor=
den zur Bildung von Spreng= und Entgleiſungskolonnen der
Eiſenbahn. In Berlin ſind die Mitglieder einer Tſcheka=Gruppe
verhaftet worden, die Mordpläne aufgeſtellt haben, die zum Teil
ausgeführt ſind, zum Teil durch Verhaftungen vereitelt wurden.”
Jede nationale Politik hat eine ſtarke Staatsgewalt zur
Voraus=
ſetzung. Wollen die Deutſchnationalen in Wahrheit nationale
Politik treiben, ſo ſollten ſie auch mit dazu helfen, die
Vorbedin=
gungen zu ſchaffen, und man ſollte ſich endlich auch bei ihnen
dazu durchringen, für die Lebensintereſſen der Nation auch
parteipolitiſche Opfer zu bringen.
Es hat den Anſchein, als ob man über der deutſchen
Re=
gierungskriſis ſtellenweiſe vergeſſen hätte, daß in Paris zurzeit
ein Spiel geſpielt wird, deſſen Ausgang das zukünſtige
Schick=
ſal Europas in hohem Maße beeinfluſſen werden wird. Ein
entſcheidender Kampf iſt entbrannt zwiſchen dem Präſidenten
der franzöſiſchen Republik und den Vertretern der neuen
Kammermehrheit. Weder Herriot noch die Sozialiſten haben
vergeſſen, welche große politiſche Rolle Herr Millerand während
der letzten Jahre geſpielt hat; ſie haben insbeſondere nicht
ver=
geſſen, daß Millerand es einſt war, welcher Briand in Paris
ſtürzte, während dieſer an der Konferenz von Cannes teilnahm.
Nicht mit Unrecht hat man aus der Vergangenheit Lehren für
Gegenwart und Zukunft geſchöpft, nicht zu Unrecht glaubt man,
daß der Block der Linken nur dann in der Lage ſein wird, ſeine
Politik konſequent durchzuführen, wenn mit der Herrſchaft des
nationalen Blocks, wenn mit Herrn Poincaré gleichzeitig auch
Herr Millerand in der Verſenkung verſchwindet. Die Ereigniſſe
der letzten Tage beweiſen, wie recht die Vertreter des
Links=
blocks mit dieſer ihrer Auffaſſung hatten. Nachdem Herr
Her=
riot es abgelehnt hat, ſich von dieſem Präſidenten der
Repu=
blik mit der Aufgabe der Regierungsbildung betrauen zu laſſen,
macht Herr Millerand verzweifelte Anſtrengungen, durch ein
Kabinett der Mitte den im Wahlkampf ſiegreichen Linksblock zu
ſprengen. Eine ganze Reihe politiſcher Perſönlichkeiten hat
Herr Millerand bereits zu ſich gerufen, ohne allerdings bis zur
Stunde den erſehnten Erfolg davongetragen zu haben. Das
Eigenartige an der Situation iſt, daß rein formal der
franzö=
ſiſche Präſident kaum zum Rücktritt gezwungen werden kann,
daß aber auf der anderen Seite die Regierungsbildung dadurch
unter Umſtänden auf unlösbare Schwierigkeiten ſtößt. Gelingt
Millerand ſein Verſuch nicht, den Linksblock durch eine
Regie=
rung der Mitte zu ſprengen — und dafür ſind die Ausſichten recht
gering —, ſo bliebe ihm nur noch ein Ausweg. Da die
Kammer=
ſeſſion im Winter auf 5 Monate feſtgeſetzt iſt, könnte Millerand
ein Minderheitskabinett bilden und die Kammer am 8. Juni in
die Ferien ſchicken, bevor ſie Gelegenheit hat, die neue
Regie=
rung durch ein Mißtrauensvotum zu ſtürzen. Daß man in Paris
Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 8. Juni 1024,
Rummer 159.
mit einem ſolchen verfaſſungsmäßigen Staatsſtreich geliebäugelt
hat, ſteht feſt. Auf der anderen Seite aber hat der Linksblod
ſich auch auf dieſe Eventualität bereits gerüſtet. Die franzöſiſche
Kammer muß einberufen werden, wenn mehr als die Hälfte der
Abgeordneten es verlangt, und da es dem Linksblock keine
Schwierigkeiten macht, die nötige Anzahl von Unterſchriften
hierfür zu bekommen, ſo dürfte die Wirkſamkeit eines ſolchen
Vorgehens von Millerand zeitlich recht beſchränkt ſein. Man
muß ſich darüber klar ſein: Hinter der von Millerand geplanten
„Zwiſchenlöſung” ſteht Herr Poincaré! Der Kampf in
Frankreich, der Kampf zwiſchen Präſident und
Kammermehr=
heit bedeutet alſo nichts anderes als einen Verſuch des im
Wahl=
kampf geſchlagenen nationalen Blocks, trotzdem auf Umwegen
wieder zur Herrſchaft zu gelangen. Damit iſt die Bedeutung
der Pariſer Vorgänge für die geſamte europäiſche Politik
ge=
nügend gekennzeichnet. Wir haben ſtets betont, daß es
ver=
hängnisvoll wäre, wenn man ſich über die etwaigen
Auswirkun=
gen einer Neuorientierung der franzöſiſchen Politik in
Deutſch=
land Illuſionen machen wollte. Auch Herr Herriot ſprach
letzt=
hin von dem „offenſiven Wiederaufkommen eines
nationaliſti=
ſchen Alldeutſchtums, welches es ſeiner Partei unmöglich mache,
das Ruhrgebiet zu räumen, bevor die im Bericht der
Sachver=
ſtändigen vorgeſehenen Pfänder konſtituiert ſeien‟ Eine
Erklä=
rung, welche der Poincaréſchen Pfändertheſe verzweifelt
ähn=
lich ſieht. Auf der anderen Seite darf man aber auch die letzte
Erklärung Painlevés, des neugewählten Kammerpräſidenten,
nicht überſehen, daß die Räumung des Ruhrgebiets zwar als
Vorausſetzung zur Eröffnung von Verhandlungen nicht denkbar
ſei, daß aber bei allgemeiner Annahme des
Sachverſtändigen=
berichts die Aufhebung der Wirtſchaftskontrolle gegen die im
Bericht angenommenen Garantien erfolgen müſſe, wodurch.
die militäriſche Okkupation ihre Berechtigung
verliere”. Auch ein Kabinett Herriot würde nicht eine Aera
allgemeiner Verbrüderung herbeiführen. Die Rückkehr
Poin=
carés aber würde die Verewigung des latenten Kriegszuſtandes
in Europa bedeuten.
Welche Bedeutung die Pariſer Entſcheidung auch für die
Entwickelung im Oſten hat, liegt bei dem ſtarken Einfluß der
franzöſiſchen Politik auf das Heer ſeiner öſtlichen Vaſallenſtaaten
klar auf der Hand.
Die Friedensſchlüſſe des Jahres 1919 haben aus Europa
einen Herd ewiger Unruhe gemacht, unter welcher das deutſche
Volk am meiſten zu leiden hat. Nur der feſte Zuſammenſchluß
aller nationalen Kräfte über alle kleinlichen Streitereien
hin=
weg, das Gefühl unlöslicher Zuſammengehörigkeit und ein
un=
erſchütterlicher Lebenswille kann unſere Zukunft retten. M.
* Der Staatspräſident auf Dauer.
Zur parlamentariſchen Lage in Baden.
Von unſerem Korreſpondenten.
Eine intereſſante Debatte wird zurzeit in der Zentrumspreſſe und
in demokratiſchen Blättern geführt. Ein badiſcher Mitarbeiter der
Köl=
niſchen Volkszeitung, des rheiniſchen Zentrumsorgans, hatte ſich in einer
längeren Korreſpondenz für die Aufhebung des badiſchen
Arbeitsmini=
ſterzams ausgeſprochen und dann erklärt, das Zentrum trete, um den
Ausgleich im Kabinett für das Ausſcheiden des ſozialdemokratiſchen
Arbeitsminiſters zu ſchaffen, einen Staatsrat ab — es beſitzt deren
gegenwärtig zwei — verlange aber, daß ihm das Amt des
Staatspräſi=
denten, das bekanntlich jedes Jahr wechſelt, auf längere Dauer, zum
mindeſten aber bis zu den nächſten Landtagswahlen (im Jahre 1925)
zuerkannt werde. Das hieſige Zentrumsblatt, der Badiſche Beobachter,
druckte dieſe Aeußerungen der KölniſchenVolkszeitung zuſtimmend ab.
Hiergegen wendet ſich nun das Blatt der badiſchen Demokraten, die
Neue Badiſche Landeszeitung in Mannheim mit ziemlicher Schärfe. Zur
Frage des Staatspräfidenten ſagt es u. a.: „War die Repräſentation
bisher, insbeſondere unter den Vorgängern des jetzigen
Staatspräſiden=
ten, etwa nicht auf der Höhe? Und wenn das Zentrum einen Mangel
in dieſer Hinſicht entdeckte, warum kommt ihm dieſe Erkenntnis erſt jetzt,
wo ein Zentrumsmann Staatspräſident iſt? Warum haben es dieſe
Männer nicht ſchon entdeckt, als ein Demokrat und ein Sozialdemokrat
Staatspräſident waren? Einen Zuſtand verewigen, der dem Zentrum
aber die ganze Macht gibt, die Verantwortung für ſein Tun aber
andere mittragen läßt, iſt undemokratiſch und unparlamentariſch und
es werden ſich dazu die anderen beiden Teilnehmer an der jetzigen
Regierungskoalition nie und nimmer hergeben.‟ Der Artikel fährt zum
Schluß fort: „So wird das Zentrum gut daran tun, die Sache auf ſich
beruhen zu laſſen, auch wenn ihm das die ehrgeizigen Pläne gewiſſer
Perſönlichkeiten im Zentrumslager recht ſchwer machen ſollten.”
Man wird mit Spannung die Antwort des Zentrums auf dieſe
ſehr deutliche und energiſche Erklärung erwarten durfen. Die
Sozial=
demokratie ſah bisher keine Veranlaſſung, ſich zu der Frage
grundſätz=
lich zu äußern.
Oemokratiſche Interpellation.
Berlin, 6. Juni. Der Abg. Korell hat mit Unterſtützung der
demokratiſchen Reichstagsfraktion und von Abgeordneten des Zeutrums
und der wirtſchaftlichen Vereinigung eine Interpellation eingebracht,
welche die wirtſchaftlichen und ſozialen Folgen des Ruhrkampfes für die
Bevölkerung des beſetzten Gebietes betrifft. Die Reichsregierung wird
um Auskunft erſucht, ob ſie eine raſchere und gerechtere Entſchädigung
für Güter, die in Verluſt geraten oder requiriert worden ſind,
herbei=
führen und die Doppelbeſteuerung z. B. für Laſtkraftwagen und der
Tabakwaren beſeitigen will. Den Gemeinden ſoll Erſatz für die
Ge=
meindeſteuern geleiſtet werden, welche ihnen infolge der Stillegung von
Reichsbetrieben entgehen. Den Städten ſoll Erſatz für die
beſchlag=
nahmtnn Schulgebäude, ebenſo wie dem Lande für requirierre öffentliche
Gebäude geleiſtet werden.
Preſſeſtimmen zum Pertrauensbotum.
Pariſer Urteile.
Paris, 7. Juni. (Wolff.) Zu der geſtrigen Abſtimmung
im Reichstag, die nur geringe Beachtung findet, weil die
inner=
politiſche Kriſe die ganze Preſſe in Atem hält, ſchreibt das „Echo
de Paris”, die nationaliſtiſche Auffaſſung, wie ſie von dem
Gra=
fen Weſtarp auseinandergeſetzt wurde, weiche nicht merklich von
dem Regierungsprogramm ab. Nach Anſicht der Nationaliſten
hätte die Regierung ihre förmliche Zuſtimmung zu dem
Sach=
verſtändigenbericht bis zum Abſchluß eines Abkommens
hinaus=
ſchieben müſſen, das Deutſchland in den von Marx und der
Tagesordnung der Mittelparteien angeführten Punkten volle
Genugtuung gebe. Dieſe Meinungsverſchiedenheit wäre
grund=
legend, wenn die Deutſchen den Sachverſtändigenbericht nur
an=
zunehmen brauchten, um hernach auch außerſtande zu ſein, ſich
wieder von ihm loszuſagen. Da aber bei der Durchführung die
deutſchen Miniſter jede Gelegenheit ergreifen würden, ihr Wort
zurückzunehmen, zu ſchikanieren und zu feilſchen, müſſe man ſchon
geſtehen, daß de facto die Forderungen der Nationaliſten und
die der Mittelparteien ein und dieſelben ſeien.
Der Berliner Berichterſtatter des „Journal” ſchreibt, die
geſtrige Rede des Außenminiſters habe in allen diplomatiſchen
Kreiſen einen ausgezeichneten Eindruck gemacht. Streſemann
habe einen regelrechten politiſchen Sieg davongetragen. Seine
Worte über die Verſtändigung mit Frankreich hätten Proteſte
der Nationaliſten hervorgerufen, aber ſo leidenſchaftlich ſie auch
äußerlich geweſen ſeien, alles in allem hätten ſie ſich recht
ſchüch=
tern ausgenommen angeſichts der Spontanität und der Energie
des Beifalls, den gerade dieſe Stellen der Rede bei der
Mehr=
heit ausgelöſt hätten.
Die Londoner Auffaſſung.
London, 7. Juni. (Wolff.) Das Ergebnis der geſtrigen
Abſtimmung im Reichstag wird von der Preſſe als ein
Erfolg des deutſchen Kabinetts, als ein Sieg des
Reichskanzlers bezeichnet. Streſemanns Rede wird von den
Hauptblättern in langen Auszügen veröffentlicht. Sie
ſchrei=
ben, die Mehrheit, die Marx geſtern im Reichstag erzielt habe,
ſei zwar gering und nur mit Unterſtützung der
Sozialdemokra=
ten erreicht worden, die in der Regierung nicht vertreten ſeien,
auf jeden Fall aber habe die Regierung Marx ein
Ver=
trauensvotum erzielt und ſie könne vorläufig ihre
Be=
mühungen, für Deutſchland praktiſche Schlüſſe aus dem
Sach=
verſtändigenbericht zu ziehen, fortſetzen. Die Deutſchnationalen
und ihre Alliierten ſchienen bis in die letzten Tage wirklich
daran gedacht zu haben, daß die Annahme oder Verwerfung
des Dawesberichts ohne Bedeutung ſei, und daß ſie der
Regie=
rung unter ihren eigenen Bedingungen mit Tirpitz als Führer
beitreten könnten. Die Feſtigkeit des Reichskanzlers, der die
Kontinuität ſeiner auswärtigen Politik, zu der unumgänglichen
Bedingung ihrer Zulaſſung zur Regierung gemacht habe, habe
möglicherweiſe den Vernünftigeren unter ihnen die Augen
ge=
öffnet. Die patriotiſcheren und befſer unterichteten Mitglieder
aller anderen Parteien müßten zugleich einfehen, daß die
Po=
litik des Reichskanzlers die einzige Politik ſei
die Deutſchland vor dem finanziellen Abgrund retten könne, dem
jeder Tag des Zögerns ihn näherbringe. Die Lage ſei ernſt,
und nur ernſte Mittel könnten ſie retten. Das Angebot der
Alli=
ierten ſei ein feſtes Angebot, das als Ganzes angenommen oder
verworfen werden müſſe. Marx nehme Bezug auf die Lücken,
die ausgefüllt werden müßten, und erkläre, daß gewiſſe politiſche
Bedingungen einſchließlich der Räumung des Ruhrgebiets
un=
umgänglich ſeien. Es ſei zu hoffen, daß dieſe Einſchränkung
nicht die kühne und patriotiſche Politik beeinträchtigen werde
an die der Kanzler mutig ſeine und ſeiner Anhänger politiſche
Exiſtenz geſetzt habe.
Schweizer Echo.
TU. Baſel, 7. Juni. Das im Deutſchen Reichstag der
Regierung Marx=Streſemann ausgeſprochene Vertrauen hat auch
in der Schweiz, wo man die Entwickelung der
politi=
ſchen Lage in Deutſchland mit Beſorgnis verfolgte,
Be=
riedigung ausgelöſt. Auf der Grundlage dieſes
Ver=
trauensvotums, ſagt die „Neue Züricher Zeitung”, kann
die deutſche Reichsregierung nun an die ſchleunige Ausarbeitung
der Reparationsgeſetze gehen. Leider geht dem erfreulichen
Schritt der Klärung der Lage in Deutſchland keine ebenſolche
in Frankreich parallel. Die „Baſler Nachrichten”
ſchrei=
ben: Der Reichstag hat geſtern abend deutlich bekundet, daß
Herr Marx der Vertrauensmann, der Mehrheit
iſt. Die „Nationalzeitung” bezeichnet das Ende der
Kabinettskriſe als ein Pfingſtgeſchenk an das
deutſche Volk, bemerkt aber, daß es nicht notwendig geweſen
wäre, mit dieſem Geſchenk bis Pfingſten zu warten. Wenn man
aber bedenke, ſagt das Blatt, wie der ganze Handel hätte enden
können, wenn die Deutſchnationalen nur etwas weniger ſchroff
vorgegangen wären, ſo darf man Marx aufrichtig zu ſeinem
ſchönen Sieg gratulieren.
* „Das Leben ein Traum”
Von Prof. Dr. Melchior Palägyi.
Es iſt ein ſeltſames Erlebnis, wenn man im ſpäten Alter
zu einem Buch zurückkehrt, von deſſen Lektüre man in jungen
Tagen im tiefſten Innern ergriffen war, und deſſen
Grundgedan=
ken man zwar des öfteren durchdachte, in das man jedoch ſeit
vollen ſiebenundvierzig Jahren keinen Blick mehr warf. Denn
wie oft geſchieht es, daß Belletriſtik, die uns in der Zeit der
Jugendträume bezauberte und entzückte, in ſpäteren Jahren nur
noch die Bedeutung hat, Zeugenſchaft von der einſtigen Unreife
unſeres ſchöngeiſtigen Urteils abzulegen. Es wäre entſetzlich
wenn es uns auch mit einem ſolchen Drama, wie Calderons
„Leben ein Traum” ſo erginge, und wir darin im ſpäten Alter
nur noch ein Dokument einer längſt überwundenen
Geſchmacks=
richtung erblicken müßten. Trotzdem geſtehe ich, daß ich mich bei
meinem neuerlichen Befaſſen mit Calderon von einer gewiſſen
Bangigkeit nicht ganz zu befreien vermochte, denn es ſchien mir
verdächtig, daß die Nebengeſtalten und die Fabel vom „Leben
ein Traum” nicht mehr im Gedächtnis hafteten. Nur der
ſchreck=
hafte „Zauberturm” im wild zerklüfteten Gebirge, der faſt in
den Himmel zu ragen ſchien, und der in ihm eingekerkerte edle
Prinz Sigismund, ſowie ſein wunderbarer Monolog von der
Traumhaftigkeit des menſchlichen Lebens lebten in meiner
Er=
innerung, aber das übrige war zu eitel Dunſt zerfloſſen.
Aller=
dings verblieb in mir eine Art von Stimmungsniederſchlag,
ge=
miſcht aus Melancholie und aus einer tiefen Beglückung; auch
hegte ich die Ueberzeugung, daß das fundamentale Problem von
Traum und Wirklichkeit niemals von einem „eigentlichen
Philo=
ſophen” mit ſolcher Kraft aufgeworfen worden ſei, wie von dem
Dichter Calderon. Aber trotzdem war mir ſo trübſelig zumute
wie jemandem, der nach etwa einem halben Jahrhundert in ſeine
Heimat zuvickkehrt, und befürchten muß, das Neſt, wo er einſt
ge=
hauſt, nicht wiederzufinden und eine lebende Seele nicht
wieder=
zuerkennen. Ja, das Leben iſt wirklich ein Traum. .
Und nun nach vollzogener Wiederverſenkung in das herrliche
Gedicht, darf ich es ausſprechen: Keine Enttäuſchung, ſondern
eine eigentümliche große Ueberaſchung hat es mir gebracht. Denn
in jenen jungen Tagen hatte weder die Perſönlichkeit des
Dich=
ters, noch auch die Eigenart ſeines Schaffens ein tieferes
Inter=
eſſe für mich, und ich war rein nur von dem Gegenſtändlichen
an ſeinem Werke, von dem weltbewegenden philoſophiſchen
Pro=
blem, was der Unterſchied zwiſchen Träumen und Wachen ſei,
derartig erfaßt, daß die Wirkung bis auf den heutigen Tag fort=
dauerte. Nun aber wurde dies Problem für einen Augenblic
völlig zurückgedrängt, und nur die Geſtalt des Dichters ſelbſt tra
mit ſtürmiſcher Lebendigkeit und doch wieder ſo ehrwürdig ſtil
und majeſtätiſch abgemeſſen, wie lebend aus dem Gedicht her
vor. Denn es iſt offenbar, daß das Drama mit all ſeinen Figu
ren und der ganzen Fabel „frei erfunden” alſo der reinſte Traum
eines Dichterherzens iſt, ſo daß man gleichſam an dem Tonfa
der Sprechenden die Stellen zu erkennen glaubt, wo das geheimſte
und perſönlichſte Erlebnis des Dichters ſelbſt irgendwie zu
ſpre=
chen beginnt. Leider iſt uns die intime Lebensgeſchichte
Calderon=
faſt noch weniger bekannt als diejenige Shakeſpeares, und all
neuere Forſchung, die beſonders gelegentlich der zweiten
Zente=
narfeier ſeines Todes einſetzte (1881), vermochte bislang nur eine
Art von hohlem Schematismus ſeines Lebenslaufes zuſtande zu
bringen. Trotzdem ſind wir überzeugt, daß Calderon die
Haupt=
geſtalten ſeines Dramas: den Erbprinzen Sigismund, ſeinen
Vater,, den Polenkönig Baſilius, ſowie ſeinen Aufſeher un
Lehrer, den Reichsgroßen Clotald, aus dem eigenſten Selbſt, au
der eigenſten Jugendgeſchichte herausformte, aber es nützt un
blutwenig, dies zu wiſſen, denn wir können den Parallelismus
zwiſchen einzelnen Momenten des Dramas und zwiſchen den
privaten Leben Calderons nicht ſinn= und abbildlich wiederher
ſtellen. Ganz beſonders fühlt man, daß hinter dem Liebes
entflammen des Prinzen Sigismund für die in übernatürlicher
amazonenhafter Schönheit ſtrahlende Roſaura, die an die un
vergleichlichen romantiſchen Frauengeſtalten Taſſos (im „Befrei
ten Jeruſalem”) gemahnt, die Jugendliebe Calderons verborgen
ſtecken muß. Wer aber dieſe Roſaura in Wirklichkeit war, und
warum Calderon unverheiratet blieb, das werden wir wohl
nie=
mals erfahren können. Er trat im 51. Jahre in den Prieſterſtand
ein, und das hat ſicherlich viel dazu beigetragen, daß ſeine
Jugendſchickſale für immer begraben ſind.
„Das Leben ein Traum” iſt zweifellos das abſchließende
Werk ſeiner ſchönſten und reifſten Jugendzeit und in
lyriſch=
gedanklicher Beziehung gerade ſein Hauptwer
derts. Es erinnert lebhaft an die Philoſophie des Descarte
und zwar nicht etſva durch eine Uebereinſtimmung, fondern we
eher durch einen derborgenen Gegenſatz in der Auffaſſung vor
Traumleben und der wachen Wirklichkeit. Der Philoſoph und de
Dichter ſind nämlich von Haus aus geneigt, in dieſem Problen
gegenſätzliche Stellungen einzunehmen, denn die Tatſache de
Traumbilder iſt dem Dichter durchaus ſympathiſch, wohingeger
ſie den Philoſophen leicht verärgern und ihn zum Zweifel un
fur Negation ſtimmen kann. Dieſer tief verborgene Antagonis
mus liegt in der gegenſätzlichen Natur der ſhöpferiſchen Täti=
Rumänien
und die beßarabiſche Frage.
Die moderne faſziſtiſche Bewegung ſcheint der Reihe nach;
alle „romaniſchen” Völker des Kontinents ergreifen zu wollen.,
Auf Italien folgte Spanien, und nun will auch Rumänien —
wenn auch nicht unter dieſem Namen — ſeinen Faſzismuss
haben. Der rumäniſche General und geweſene Miniſterpräſidentr .
Averescu, der vor kurzem mehrfache Zuſammenkünfte mitt
Muſſolini hatte, nimmt ſich offenſichtlich den italieniſchen „duee‟
zum Vorbilde und plant eine radikale Reform des in Korrup- M
tion verkommenen Rumäniens, die dem an Naturſchätzen ſoo 2400
reichen und doch nicht beneidenswerten Lande ſicherlich in hohem 2
Maße not täte. Von einem ernſten Parlamentarismus kann ion
in Rumänien ohnehin nicht die Rede ſein, und ſo wäre es
be=
greiflich, daß das morſche „liberale” Regime der beiden Bra= hinweggefegt und durch eine energiſche Parteiherrſchaft im f.).
Sinne des italieniſchen Fascio erſetzt werden würde. Tatſäch= hat ſich die Nationalpartei des Generals Averescu mit derr
Nationaldemokratiſchen Partei des ſchwungvollen Profeſſorss
Jorga und der Bauernpartei vereinigt, ſo daß ein ſtarker
oppo=
itioneller Block zuſtande kam; auch ſollte ein Marſch auf Buka== zmo
reſt, vergleichbar dem dreitägigen berühmten Marſche Muſſo= m
linis auf Rom im Jahre 1922, den unhaltbaren Zuſtänden eim: Beu
jähes Ende bereiten und die „neue Epoche” einleiten. Doch iſtt
Rumänien kein Italien und bildet in ſeiner heutigen Ausdehnung
keinen Nationalſtaat, ſondern muß ſeinen Beſtand gegen 4—mLnun
bedeutende Nationalitäten verteidigen, von denen einige am r ſo
Kultur dem eingeborenen Volke ſtark überlegen ſind, ſo daß hiew Hecht
von einer glücklichen Nachahmung des Faſzismus kaum dies ſo=
Rede ſein kann. Es gibt hier ſogar eine neu hinzugekommens
ſiebenbürgiſch=rumäniſche Minderheit, die ſich von den
Alt=
rumänen des Landes unterdrückt fühlt und ihnen gegenüben
auf ihre höhere, mitgebrachte Kultur pocht.
Jedenfalls iſt die Lage Rumäniens derzeit in hohem Gradee
kritiſch, ſo ſehr dies auch durch den amtlichen Aparat mit merk”
würdiger Starrheit vollſtändig dementiert wird. Selbſt die
un=
geheure Exploſion von Kriegsmaterial in Cotroceni wird vonn
der offiziellen Preſſe entweder totgeſchwiegen oder ſo hingeſtelltt F5. 0.u
als ob ſie durch Emiſſäre der ruſſiſchen Sowjetrepublik
verut=
acht worden wäre. Rumänien hat einen großen Teil ſeiner
Munitionsvorräte eingebüßt zu einer Zeit, „wo die ruſſiſche iun
Kriegsgefahr wegen Beßarabien weſentlich verſchärft, erſcheintd E
Ueberhaupt iſt die beßarabiſche Frage der wundeſte Punkt der
rumäniſchen Außenpolitik, weil ſie im Oſten Europas die Haupt*a
quelle drohender kriegeriſcher Verwickelungen darſtellt, die unt
Umſtänden ſogar dem allgemeinen Frieden Gefahr bringen
könnten. Rumänien hält daran feſt, über die Zugehörigkeit Beß;
arabiens keine Volksabſtimmung zuzulaſſen, während die
Sowjetrepublik eine ſolche Abſtimmung in kategoriſcher Weiſ kericht
fordert. An dieſer heiklen Streitfrage ſcheiterte die Wien=
htn=
rumäniſch=ruſſiſche Konferenz, und ſie iſt auch durch die engliſcha fem
ruſſiſchen Verhandlungen in London nicht im geringſten gemill ſtemo
dert worden. Die rumäniſche Einwohnerſchaft bildet in Beßt n: Pl
arabien der ruſſiſchen, bulgariſchen, tatariſchen und den übrigen ſarde
Nationalitäten gegenüber keine ausgeſprochene Majorität; auck, nkyme
ſtand das Land wechſelnd unter ruſſiſcher, türkiſcher, moldauiſche aumpfe
rnmäniſcher Botmäßigkeit. Als Rußland im Jahre 1878 Ruy /aufen
mänien von der türkiſchen Herrſchaft befreite, eignete es ſich ruſigen
Beßarabien an und behielt es faſt bis zum Ende des
Welt=
krieges. Nach dem Ausbruch der bolſchewiſtiſchen Revolution;
konſtituierte ſich Beßarabien als ſelbſtändige Republik, aber de Eiln‟
rumäniſche General Broſteanu beſetzte 1918 die ganze Provin.)
und zwang den Staatsrat in der Hauptſtadt Kitſchenew. die Um Pe
abhängigkeit der Republik aufzugeben und ihren Anſchluß an Eixoſſe
Bimsau=
Rumänien auszuſprechen. Die Regierung Bratianus deut
A66
dieſen Anſchluß als Manifeſtation des Selbſtbeſtimmungsreae
K
des beßarabiſchen Volkes, während die Sowjetrepublik gege=
Riric
eine jede ſolche Deutung in entſchiedener Weiſe Stellung nimmt
und auf ihrer Forderung einer Volksabſtimmung beharrt. Wer
arb
die Frage genauer unterſucht, ſieht es wohl ein, daß ſie
ſchwer=
mnut
lich jemals anders als durch Waffengewalt wird gelöſt werdem
können.
Nun hat ſich aber Rumänien bei ſeinen vielen Minderheitem
nichts weniger als beliebt gemacht und ſich überdies durch ſeine 97 die
Außenpolitik beinahe völlig iſoliert, ſo daß ſeine Bedrängniss
Fffid
kaum überſchätzt werden kann. Als Rußland die beßarabiſch
Frage aufwarf, forderten die tſchechiſchen Studenten der Prage
Univerſität die Rückgabe der Provinz an die Sowjets, und auch
die ſerbiſche Preſſe nahm einſtimig für die Ruſſen Partei.
Ru=
mänen iſt aber ſelbſt in der Kleinen Entente unpopulär, und wies
ihm Ungarn und Bulgarien geſinnt ſind, braucht nicht geſagtu
zu werden. Sein einziger Verbündeter, auf deſſen militäriſchenn
Beiſtand es zählen könnte, wir meinen Polen, empfindet derzeit! .
dieſes Bündnis als ſchwerſte Belaſtung, weil es ſelbſt in dera mt m
Außenpolitik iſoliert, wie noch niemals in der Nachtriegszeit,, K0n
daſteht. Es war lange beſtrebt, im Baltenbund die Führerſchaſt ? ne
zu erlangen oder wenigſtens eine Intereſſengemeinſchaft mit 1 Nareiſch
demſelben herzuſtellen, und hat nur erreicht, daß Lettland und d bauge
Eſtland ſich dem feindlichen Litauen immer mehr nähern, und d /ltzch
daß ſogar der tſchechiſche Gefandte in Kowno die Freundſchaft 4 Eauden
mit Litauen in wärmſter Weiſe betonte. Man war in Warſchau ? E
keit des Dichters und des Philoſophen begründet. Der Dichter 2 Gm
hängt mit leidenſchaftlicher Liebe an jenen farbigen Bildern 1 mus
des „wachen Träumens”, die die Grundlage ſeiner Kunſt bilden 1 n aud
und ihrer innerſten vitalen Natur nach identiſch ſind mit den 1Ecrp
Traumbildern des Schlafzuſtandes. Wohingegen der Philoſoph k
vor allem jener blaſſen und immer bläſſer werdenden Bilder des 7ih,
„wachen Träumens” bedarf, die die Illuſion erwecken „teinpe r Awiſie
naturlos” (abſolut nullgrädig), alſo „reine Gedanken” zu ſeicerR
die mit dem Leben und Erleben nichts mehr zu ſchaffen habeh.
Dieſe „abſolute Nullgrädigkeit” des inneren Lebens, die dem 1.
Philoſophen als die förderlichſte für ſeine Aufgaben erſcheinel
mag, berührt zuweilen den Dichter als die denkbar unfruchtbarſte.
für jede ſchöpferiſche Tätigkeit. Darauf beruht ihr Antagonis
mus im Problem des Traumlebens und des Wachſeins, wie des
Lebens überhaupt. Und dieſer Antagonismus iſt es, der
geradezu in klaſſiſcher Weiſe zwiſchen Descartes und Calderon
zum Ausdruck gelangt. Es ſei jedoch bemerkt, daß wir keinerlel ſiſth
hiſtoriſche Nachricht darüber beſitzen, ob Calderon, der um viel ime
Jahre jünger als Descartes war, jemals die Werke des großel /0.5
Philoſophen, namentlich die Abhandlung über die Methode, die. de ven
Meditationen und die „Prinzipien der Philoſophie”, kennen Tk00
lernte. Urteilt man nach dem Erſcheinungsjahr ihrer Werke, /9. Iſhzm
lagen die genannten Schriften des Descartes noch gar nicht 0. 4
als Calderons „Das Leben ein Traum” im Jahre 1635 zum erſtee
it
Male gedruckt wurde. Aber wir beſitzen die intereſſante biogle
phiſche Angabe über Calderon, daß er von ſeinem 25. bis zum
35. Lebensjahre (1625—1635) ſeinem Könige und Mäcen PM‟
lipp II., dem edlen Liebhaber der dramatiſchen Kunſt und de
Wiſſenſchaften, in Mailand und ſpäter in Holland Kriegsdiehi.
leiſtete, alo jahrelang in Holland weilte, zu einer Zeit, wo Zee
cartes ſtändig ſeinen Sitz daſelbſt aufſchlug und im Verborg”!”
an ſeinen epochalen Werken arbeitete. Da Calderon auch !
Soldat lebhafte dichteriſche Tätigkeit entfaltete und an der Phue
ſophie tiefes Intereſſe nahm, ſo iſt es nicht ausgeſchloſſen, 2e
er in Holland Kunde von den carteſianiſchen Grundgedanten."
hielt. Uebrigens iſt es aber auch denkbar, daß ſowohl Descuile
als auch Calderon von einander unabhängig durch ihr Beſcl.
mit den Scholaſtikern zu dem Problem des Traumes und de
Wachſeins hingeführt wurden. Wie dem auch ſei, und ſwie Aus
dieſe intereſſante Frage von den Hiſtorikern gelöſt werden Mod
bleibt die Gültigkeit unſerer Betrachtung von ihrer Löfung
ziemlich unberührt. Denn es wird ſich zeigen, daß der Gegeile
Calderons zu Descartes, des Dichters zum rationaliſtſg.
Philoſoyhe: am geeignetſten iſt, den Grundgedanken vom vS.
ein Trärn „Afzuhellen.
M0
[ ← ][ ][ → ]ſernmer 159,
ſc0 urch die Entgleiſung der franzöſiſchen Politik tief
ber=
ſtüfgt, aber die Iſolierung allen Nachbarſtaaten gegenüber hat
wiſ Beſtürzung verurſacht. Unter ſolchen Umſtänden bedeutet
dgeaifrichtige polniſche Freund” für Rumänien nur eine
ſchate Stütze, ſo daß ſeine Lage Rußland gegenüber höchſt
un=
ge elich iſt, und man leicht begreift, daß nicht nur Bukareſt,
ſoig
das ganze Land ſich in wachſender Aufregung befindet.
große Frage iſt, ob die faſziſtiſche Bewegung zum
Aus=
brugglangt und ob es ihr gelingt, die vergiftete
parlamenta=
rifzfg” tmoſphäre zu reinigen. Vorderhand hört man nur, daß
ſegcht Faſziſtiſche Studenten in Bukareſt verhaftet wurden, und
ahßs gelungen ſei, des Rädelsführers einer über das ganze
z werzweigten Verſchwörung habhaft zu werden. Vom
ue =Bratianus oder von der Berufung Avereseus verlautet
nichts.
D. m.
Internat. Gewerkſchaftskongreß.
Probleme des Oſtens.
lien 7. Juni. (Wolff.) Der dritte internationale
G ie
kſchaftskongreß nahm nach Erledigung verſchiedener
Amme Kenntnis von den in Amſterdam und Moskau gepflogenen
Ve ” ungen und empfahl dem internationalen Gewerkſchaftskongreß,
ſo iw als möglich, ohne die Würde des internationalen
Gewerkſchafts=
komzues zu verletzen, ſeine Bemühungen fortzuſetzen, um die
Einbe=
ziehzg Der ruſſiſchen Gewerkſchaften in die internationale
Gerw Haftsbewegung auf Grund der Statuten und Beſtimmungen
her=ßüihren. In der Schlußſitzung am Nachmittag wurde über den
ndentag eine Reſolution angenommen, in welcher betont
wins ) ß der unausgeſetzte Kampf für den Achtſtundentag und die
48=ciäugenwoche unter den Aktionen des internationalen
Gewerkſchafts=
konz B an erſter Stelle ſtehen müſſe. Sodann nahm der
internatio=
nal. ewerkſchaftskongreß folgende Reſolution zur Kenntnis: Das
Exs uuromitee der internationalen Bergarbeiterförderation hat ſich
mit in Problem der Reparationen beſchäftigt und die früheren
Bef”
ſ beſtätigt. Da aber das Gutachten der Sachverſtändigen eine
neu age geſchaffen hat, ſpricht das Komitee den Wunſch nach einer
end=igen Regelung aus, um die Urſache des Konfliktes in Europa
auszr. Welt zu ſchaffen. Sie erſucht den internationalen
Gewerk=
ſcharſty greß, die Löſung des Problems zu beſchleunigen, und zwar
auff —id der Beſchlüſſe des Gutachtens der Sachverſtändigen.
7, 7. Juni. (Wolff.) Die Exekutive der
ſozialiſti=
ſchie Arbeiterinternationale hat die politiſche Debatte.
eire Probleme des Oſtens, insbeſondere Rußlands und der
zaliſlander, zu Ende geführt. Der Bericht über die Balkankonferenz
in „ca eſt wurde einſtimmig zur Kenntnis genommen.
Marſal, der Miniſterpräſident Millerands.
Neuer Kommuniſienprozeß.
eutburg a. d. Donau, 7. Juni. (Wolff.) Das Schwur=
*gerng erhandelte gegen 19 Kommuniſten aus Nördlingen, die
ent der Verordnung über die Auflöſung der
Kommuniſti=
ſche.n mrtei, Verſammlungen in Privatwohnungen
veranſtal=
jetennder daran teilnahmen. Bei den Zuſammenkünften
wur=
dems äne für ein radikales Vorgehen gemacht. Ein Angeklägter
bause: Leiter der Gruppe „Pionierabteilung”, der die
Vor=
jahim von Sprengungen und Pionierarbeiten im Falle eines
Karne:: oblag. Vierzehn Angeklagte wurden zu
Gefängnis=
tra=ſte von zwei Wochen bis zu ſechs Monaten verurteilt, die
übwüg fünf wurden freigeſprochen.
„E Swmmunigué der Reparationskommiſſion.
ar is, 7. Juni. (Wolff.) Die Reparationskommiſſion
der öül=licht folgendes Comuniqué: Der vorläufige
Organiſa=
ionnzl ſchuß für die deutſchen Induſtrieobligationen hat die
„am3/4Soche hindurch getagt. Ende der Woche ſind die
Ver=
kreze ter deutſchen Regierung auf einige Tage nach Berlin
Zurtceehrt. Der italieniſche Vertreter iſt zur Teilnahme an
dem eiten des Völkerbundes nach Genf berufen worden. Die
Verſhillungen des Organiſationsausſchuſſes werden Ende der
kommp oen Woche in Paris wieder aufgenommen werden.
ſaris, 7. Juni. (Wolff.) Die Mitteilung der
Repa=
ratzugziommiſſion, daß das Komitee für Induſtrieobligationen,
das ſeſe Woche in Paris getagt hat, ſeine Sitzungen Ende der
näckyt Woche in Paris aufnehmen werde, entſpricht nicht den
Tattyui. Der Ausſchuß hat ſich bis zum 19. Juni vertagt. —
Der usſchuß für die Organiſation der deutſchen
Reichseiſen=
bahlmfallſchaft nimmt ſeine Arbeiten in Berlin am 16. Juni auf.
Die polniſche Wirtſchaftskriſe.
Knigshütte, 7. Juni. Wie der „Oberſchleſiſche
Ku=
riev uss Warſchau meldet, hat die Wirtſchaftskriſe die
Regie=
in yrxanlaßt, die Kohlenſteuer, die noch vor Jahresfriſt 40
Prewt betrug, auf 5 Prozent herabzuſetzen. Nun beabſichtigt
1½0erung, die Kohlenſteuer ganz aufzuheben. Das wäre
glei teutend mit einer völligen Umſtellung des ſchleſiſchen
Butöſts, da bei Aufhebung der Kohlenſteuer die auf 5 Millionen
Zlanſaranſchlagten Einnahmen aus der Kohlenſteuer fortfallen
wützi
Die Kriſe am 3. Tag.
Die politiſche Offenſive Millerands.
* Paris, 7. Juni. Millerand, der ſeine Haltung nicht
ge=
ändert hat, hat am zweiten Tag ſeiner eifrigen Bemühungen,
nachdem er geſtern bereits 15 Parlamentarier und Senatoren
empfangen hatte, ſeine Beſprechungen heute vormittag mit den
politiſchen Perſönlichkeiten wieder aufgenommen. Er empfing
zuerſt den zur Republikaniſch=Sozialen Aktion, alſo den zur
Jon=
nart=Partei zählenden Abgeordneten Landry, und hierauf den
Vizepräſidenten der radikalen Kammerfraktion, den
Abgeord=
neten Archimbaud. Mit beiden Abgeordneten hatte Millerand je
eine halbſtündige Unterredung.
Das führende Blatt des Blocks der Linken beurteilt die Lage
folgendermaßen: Millerand wiſſe jetzt, daß er nicht mehr auf
die Elemente der Minderheit zählen dürſe. Die Republikaner,
die er geſtern geſprochen habe, hätten es ihm unzweideutig zu
verſtehen gegeben. Man behaupte, daß Millerand Donnerstag
abend einem von ihm berufenen Senator erklärte: „Wenn nötig,
bilde ich zehn Miniſterien.‟ Dieſe Kampflaune müßte wohl
geſtern ſehr erheblich geſunken ſein. Nachdem er vergeblich einen
Appell an die Linksparlamentarier gerichtet habe, werde er jetzt
ein Rechtskabinett ſich bilden laſſen, natürlich ein Kabinett von
nur ſehr kurzem Beſtande, das den Auftrag haben werde, ſich
ſtürzen zu laſſen, und ſo Millerand einen „verfaſſungsmäßigen
Grund” zum Rücktritt zu geben. Es frage ſich nur noch, ob die
Regierungserklärung nach der Botſchaft des Präſidenten verleſen
werden ſoll. Aber mit oder ohne Botſchaft, das Kabinett werde
Millerand jedenfalls in ſeinem Sturz mitreißen. Wenn nicht
Un=
vorhergeſehenes eintrete, werde man Mitte der kommenden Woche
zur Präſidentenwahl nach Verſailles gehen.
Der kommuniſtiſche Parteivorſtand veröffentlicht in der
„Humanité” einen Aufruf gegen einen von Millerand
beabſich=
tigten reaktionären Gewaltſtreich, in dem es heißt: Während die
Führer des Blocks der Linken Millerand paſſiv durch die
Win=
dungen der Verfaſſung folgen, mit denen der Präſident ſie
amü=
ſiert, bereitet er mit den Generälen Mangin, Lyautey, Laſſon und
anderen Offizieren, die ihn umgeben und drängen, ſeinen
Ge=
waltſtreich vor. Die Anzeichen, für eine derartige Abſicht ſind
zahlreich und beſorgniserregend. Die Pariſer Regimenter, die
Truppen der Militärſchule in Verſailles und die Formationen
von Saint Germain, deren Offiziere faſt alle zur Action frangaiſe
zu zählen ſind, ſind alarmiert. Die republikaniſche Garde iſt
gegen jeden Wechſel in der politiſchen Orientierung des Landes.
Auf wen kann das Proletariat zählen, wenn dieſe Eventualität
feſte Geſtalt annimmt? Die Führer des Blocks der Linken, die
kleinlich von Natur und in ihrer Politik ſind, werden ſich
ver=
flüchtigen. Das Proletariat kann alſo nur auf ſich ſelbſt zählen.
Der Aufruf verlangt: Widerſtand gegen die politiſche Offenſive
der vom Elyſée ausgehenden Reaktion, ſofortiger Abgang
Mille=
rands, allgemeine Amneſtie und Räumung des Ruhrgebiets.
*
Als der Mann, dem Millerand die Kabinettsbildung jetzt
anzuvertrauen gedenkt, wird von der Morgenpreſſe der
General=
gouverneur von Algerien und Senator von Paris, Steeg,
ge=
nannt, der heute vormittag in Paris angekommen iſt. Wann er
im Elyſée empfangen wird, ſteht noch nicht feſt.
Der Senator Chaumet, Senator Millies=Lacroix und der
Abgeordnete Thomſon, die auch genannt wurden, dürften nicht
in Frage kommen. Nach der einmütigen Anſicht der Radikalen
und Sozialiſten wird Millerand durch keinen der genannten
Per=
ſönlichkeiten ein Miniſterium bilden können. Wenn aber
trotz=
dem ein Miniſterium vor die Kammer treten werde, werde die
Mehrheit ſich weigern, mit ihm in Beziehungen zu treten. Eine
Tagesordnung in dieſem Sinne wird in der Kammer eingebracht
werden.
Tritt Millerand zurück?
TU. Paris, 7. Juni. Die Löſung der
Präſiden=
tenkriſe iſt nur noch eine Frage von Stunden.
Mille=
rand ſcheint von allen politiſchen und perſönlichen Freunden
verlaſſen zu ſein. Er wird ſich vor dem Willen der
Kammermehrheit beugen und ſeine Abdankung
noch im Laufe der Nacht oder in allerkürzeſter Friſt
unterzeichnen.
Der heutige Tag hat eine Klärung inſofern gebracht, als alle
äußerſten Anſtrengungen Millerands, einen
Mini=
ſterpräſidenten zu finden, vereitelt erſcheinen. Millerand
iſt auch heute wie geſtern von der Rolle eines
Präſi=
denten abgewichen und ſeine zahlreichen Konſultationen
ſcheinen klar zu zeigen, daß er nicht nur einen Mann ſuchte, der
die Bildung des Kabinetts übernimmt, ſondern, daß er dieſem
neuen Miniſterpräſidenten gleich die
Mitarbei=
ter ſichern wollte. Er war ſein eigener
Miniſter=
präſident, heißt es in den politiſchen Kreiſen. Unter den
Perſönlichkeiten, die Millerand heute im Laufe des Tages zu ſich
berufen hat, befinden ſich folgende Politiker: Landry,
Archim=
baud, der Senator Fauré, der Abg. Bouiſſon, Piétry und Dariac.
Um 3 Uhr nachmittags hat Millerand Herrn Steeg
empfan=
gen. Sowohl Steeg als auch die übrigen Politiker haben ſich
geweigert, die Bildung eines Miniſteriums zu übernehmen.
Somit ſcheint es ausgeſchloſſen, daß es Millerand gelingen wird,
ein Linksminiſterium zu bilden.
Am Nachmittag hatte Millerand eine faſt zweiſtündige
Unterredung mit Maginot. Es ſcheint aber, daß es
Millerand nicht gelingt, mit Maginot an der Spitze ein
gemäßig=
tes Rechtskabinett zu bilden.
Heute abend hat Millerand in anbetracht dieſer Lage
Poin=
car, zu ſich berufen. Er hat mit ihm eine einſtündige
Be=
ſprechung gehabt. Man glaubt, daß ſich die beiden Präſidenten
über die Möglichkeit der Verleſung einer Botſchaft vor Kammer
und Senat unterhalten haben. Etwas Beſtimmtes über den
Ver=
lauf der Beſprechung verlautet noch nicht.
Das Elyſée gibt ſoeben bekannt, daß heute abend um 10 Uhr
ein Communiqué veröffentlicht wird, und daß die Kriſe noch
im Laufeder heutigen Nacht zur Löſung gelangt.
Es beſteht die Möglichkeit, daß Millerand wieder zu ſeinem
erſten Etſchluß zurückkehrt und durch Maginot oder einen
anderen Politiker eine Botſchaft vor Kammer und Senat
verleſen läßt und dann nach einem Mißtrauensvotum
abdankt. Andererſeits glauben die meiſten politiſchen Kreiſe,
daß Millerand noch im Laufe der heutigen Nacht
ſeine Abdankung unterzeichnen werde, da jedenfalls
Poincaré an den er ſich auch zur Verleſung der Botſchaft
ge=
wandt hat, ſich geweigert hat, dieſelbe
gegenzu=
zeichnen.
Außerordentliche Tagung der Kammer am
Pfingſiſonntag.
TU. Paris, 7. Juni. Die Kammer hat beſchloſſen, mor=,
gen eine außerordentliche Sitzung abzuhalten.
Die heutige Kammerſitzung war äußerſt bewegt. Zu
Be=
ginn der Sitzung haben die Kommuniſten die Bänke der
Re=
gierung eingenommen und der kommuniſtiſche Abgeordnete
Cachin hat ſich auf den Platz des Miniſterpräſidenten geſetzt. Es
ergab ſich bei Eröffnung der Sitzung ein derartiger Tumnlt, daß
während einer halben Stunde weder ein Redner noch die
Zu=
rufe des Präſidenten überhaupt verſtanden werden konnten.
Francois Marſal übernimmt die
Kabinetts=
bildung.
TU. Paris, 7. Juni. Frangois Marſal, der
Finanz=
miniſter des letzten Kabinetts Poincaré, iſt heute abend 10 Uhr
zu Millerand berufen worden. Er hat das Elyſee um
½11 Uhr verlaſſen und erklärt, er werde die Bildung
des neuen Kabinetts übernehmen. Frangois
Mar=
ſal wird morgen früh ſeine Konſultationen beginnen und am
Dienstag nachmittag 3 Uhr der Kammer und dem
Senat die Botſchaft Millerands verleſen. Die
Uebernahme der Kabinettsbildung durch Marſal erregte heute
abend bei den zu Hunderten verſammelten Politikern und
Jour=
naliſten eine große Senſation. Es ſcheint der einzige Mann zu
ſein, dem Millerand in dieſer tragiſchen Stunde das Vertrauen
ſchenken konnte und der ſich bereit erklärte, das Los auf
ſich zu nehmen, welches ihm jedenfalls durch einen
ſofor=
tigen Sturz durch die Kammer bevorſteht.
Coolidge über den Sachverſtändigenbericht.
Waſhington, 7. Juni. Havas. Im Weißen Hauſe wird
beſtätigt, daß Präſident Coolidge der Anſicht ſei, die Annahme
des Sachverſtändigenplans durch Deutſchland ſei wahrſcheinlich
und werde einen Fortſchritt darſtellen, der dazu angetan ſei, die
Zuſtimmung ſämtlicher beteiligter Staaten zu dem Bericht zu
erleichtern; der Präſident habe hinzugefügt, wenn der
Sachver=
ſtändigenbericht von allen angenommen ſei, würden die
Aus=
ſichten einer amerikaniſchen Anleihe von denjenigen, die als
Geld=
geber in Betracht kämen, beſſer eingeſchätzt werden. Die
Geld=
geber müßten außerdem auch das Gefühl haben, daß ſie zur
end=
gültigen Heilung des gegenwärtigen Kriſenzuſtandes beitrügen.
mi Calderon ſelbſt hat den Antagonismus des
philoſophi=
ſchehun des dichteriſchen Naturells zum Rückgrat ſeines
Dra=
mam enjacht. Der Polenkönig Baſilius und ſein Sohn
Sigis=
mur vrhalten ſich wie das philoſophiſche und das dichteriſche
Tenmrament zu einander, die durch eine tiefgehende
Vorein=
gew/yenheit von einander getrennt ſind. König Baſilius iſt
der eifche Repräſentant des kühlen, zum Zweifel neigenden,
ſchach mrrigen Philoſophen auf dem Throne. Das Volk verehrt ihn
weor ſeiner allbekannten Weisheit und ſeines unvergleichlich
hohrAsiſſens. Daß er auch als „großer Sterndeuter” gilt, iſt
zwemn höchſt wirkſamer dichteriſcher Aufputz und ein
unentbehr=
lichſſuymboliſcher Behelf, darf aber nicht allzu ernſt genommen
wema). Denn Baſilius erweiſt ſich ſpäter eben dadurch als
philo=
ſopArytveranlagter Zweifler, daß ihm im entſcheidenden
Mo=
mem vor ſeiner eigenen Weisheit und Sterndeuterei ſo
ziem=
lichſi nuge wird. Indeſſen kündigte ihm der Himmel die Geburt
eini /Swhnes durch eine Sonnenfinſternis von nie erlebter
Funwarkeit an: Sonne und Mond ſtanden im grimmen Kampfe,
Flaßmen: ſtrömten vom Himmel zur Erde nieder, Steine regneten
auss r: Wolken Schoß, die Erde bebte und die Ströme führten
Blucuz ffihrem aufgewühlten Bette. Die Zeichen täuſchten nicht,
demm er Neugeborene verurſachte ſchon durch ſeine Geburt den
Tolill imer Mutter, und ſo erlitt es keinen Zweifel, daß er
be=
ſtimi ſſei, den Vater vom Throne zu ſtürzen, ſeine Herrſchaft in
demn zutb zu treten, dasReich zu zerklüften und dem Untergang
entüy asuführen. Um dieſem Schickſal vorzubeugen, ließ
Baſi=
liumigs Gerücht der Totgeburt ſeines Sohnes im Volke
ver=
breus) rund ſperrte ihn in einen zu dieſem Zwecke erbauten und
ſtreſtehn wachten Turm, deſſen Gefangener er für immer bleiben
undc e twas von ſeinen Fürſten= und Menſchenrechten erfahren
ſollhü „8um oberſten Wächter des Turmes ſetzte Baſilius den
ihnch hedingt getreuen, ehrenfeſten Reichsgroßen Clotald ein,
derſcyſſrich zum Erzieher und Lehrer Sigismunds beſtellt ward.
Diecs fuarze Andeutung der Vorausſetzungen der eigentlichen
Hau”ung des dramatiſchen Gedichts, die mit dem vollen
Heran=
reißfxSiſigismunds beginnt, dürfte hier vollauf genügen.
Er, die tiefergreifenden Klagen Sigismunds über die ihm
gerlmte Freiheit vernimmt, hört aus ihnen die jungen Leiden
einſc eſoen Dichtergenius und beſonders diejenigen Calderons
ſelbuſzeraus: Leiden, für die vielleicht ſein Vater und ſeine
Lekeh werantwortlich waren, doch da hierüber die Quellen nur
äufiſe pwenig zu berichten wiſſen, ſo wollen wir von dieſer Seite
unſte Wetrachtung ganz abſehen. Zumal der leidige Turm,
in ſo ioer junge Prinz ſteckt, eigentlich ein Symbol von
allge=
mei nnnſchlicher Bedeutung darſtellt. Wie ſchade, daß Calderon
dieſe 2urm keinen Namen gab, denn er würde ſprichwörtlich
gehyz yn ſein und in aller Welt Munde leben, wie etwa der
Turm von Babylon, dem er ſeiner inneren Bedeutung nach nahe
verwandt zu ſein ſcheint. Man könnte ihn den Adamsturm oder
den Turm der Erbſünde nennen, weil Sigismund nur wegen
der großen Sünde in ihm ſchmachtet, daß er geboren ward. Mit
Rückſicht auf den Philoſophen Baſilius, der ihn erbauen ließ, iſt
er der Turm der Vorurteile, die aus der Selbſtüberhebung des
vorausſchauenden Verſtandes entſpringen. Baſilius bekennt dies
eigentlich ſelbſt ganz offen vor dem Volke in dem bedeutſamen
Momente, da ſeine nächſten Verwandten (Aſtolf, der Herzog von
Moskau und die Prinzeſſin Eſtrella) als Thronprätendenten ſich
melden. Denn er bereut, daß er ſich an den natürlichen Rechten
ſeines eigenen Sproſſen vergriff, und befürchtet, den himmliſchen
Zeichen bei der Geburt ſeines Sohnes zu viel vertraut zu haben.
Da nun erſinnt er ein geiſtreiches pſychologiſches Experiment,
das den Charakter Sigismunds an den Tag bringen und
dar=
über entſcheiden ſoll, ob er zum Herrſcher berufen ſei oder nicht.
Dieſes Experiment, das ſolchermaßen an die Stelle der nicht
zu=
verläſſigen Sterndeutung tritt, gibt dem Gedicht ſein
einzigarti=
ges philoſophiſches Gepräge und dient dazu, das große Problem
vom Traum und Wachſein mit elementarer Wucht aufzurollen.
Zugleich iſt aber dies ſeeliſch=geiſtige Experiment die
Haupttrieb=
feder in der unabläſſig ſich ſteigernden Spannung des ganzen
Dramas. Es wäre ſchwer, ein anderes Beiſpiel in der
drama=
tiſchen Literatur zu finden, wo mit einem und demſelben
vir=
tuoſen Griff einerſeits der philoſophiſche Tiefſinn, andererſeits
der ſenſationelle Effekt einer Handlung ſo auf die Spitze
getrie=
ben wäre. Jedenfalls gibt ſich in dieſem Punkte die ungeheure
Schwungkraft der ſpezifiſch Calderonſchen Intelligenz und
Phan=
taſie am impoſanteſten zu erkennen.
Vielleicht genügt es, den Hergang des Experiments nur in
ſeinen Hauptzügen anzudeuten, damit der Sinn desſelben deſto
ſchärfer hervortreten könne. Sigismund wird eingeſchläfert und
aus dem Turm nach dem königlichen Palaſt gebracht, wo dem
er=
ſtaunten Erwachenden höchſte königliche Ehren zuteil werden.
Weiß er ſich zu faſſen, ſein ſtürmiſches (dichteriſches)
Tempera=
ment zu beherrſchen, bezähmt er insbeſondere den unwillkürlichen
Hang, alle erlittene Unbill zu vergelten, dann erhebt ihn ſolche
große Selbſtüberwindung von ſelbſt auf den Thron. Läßt er
jedoch irgendwelchen Maßloſigkeiten die Zügel ſchießen — wie
er dies auch wirklich tut —, nun dann hilft eine raſche zweite
Einſchläferung, eine Rückkehr und ein Erwachen im alten
Leidens=
turm, wo das kurze Erlebnis im Königspalaſt wie ein großer
Traum erſcheinen muß. Dieſe wohlausgeheckte zweimalige
Ein=
ſchläferung mit dem Schlümmertranke hat die Folge, daß Schlaf
und Wachen, Traum und Wirklichkeit gleichſam ineinander
ſtür=
zen und ihre Wellen ſich ſo ſeltſam miteinander miſchen, daß
daraus der weltberühmte Monolog Sigismunds entſpringen kann;
.... denn in den Räumen
Der Wunderwelt, worin wir ſchweben,
Iſt nur ein Traum das ganze Leben;
Und jeder Menſch — erfahr ich nun,
Er träumt ſein ganzes Sein und Tun,
Bis dann zuletzt die Träum entſchweben,
Der König träumt: er ſei ein König,
Und, tief in dieſen Traum verſenkt,
Gebietet er, und herrſcht und lenkt,
Und alles iſt ihm untertänig.
Der Reiche träumet und es zeigen
Ihm Schätze ſich, doch ohne Frieden.
Es träumt der Arme auch hienieden,
Er ſei ganz elend und leibeigen.
Es träumet, wer beginnt zu ſteigen;
Es träumet, wer da ſorgt und rennt.
Wer liebt, und wer von Haß entbrennt;
Kurz, auf dem weiten Erdenballe,
Was alle ſind, das träumen alle.
Die traumhafte Eitelkeit unſeres Daſeins, das Motiv des
Vanitatum vanitas” iſt wohl niemals in machtvolleren
Akkor=
den erklungen, wie in dieſem Monologe auf dem mittleren
Höhe=
punkt des Gedichts. Wer aber glauben würde, der Dichter wolle
in ſeinem Drama das Leben zu einem nichtigen Traume, zu
einem leeren Wahne entwerten, der würde ihn von Grund aus
mißverſtehen. Erſt nach dieſem Monolog ſteigt die Dichtung
zu neuartigen Gipfelpunkten der Handlung empor, die zugleich
eine wundervolle Wendung in der Auffaſſung von Traum und
Wachſein enthüllen. Die Handlung wendet ſich dadurch, daß
das Volk die bevorſtehende Fremdherrſchaft des Herzogs Aſtolf.
von Moskau nicht dulden will und in wilder Empörung den
rechtmäßigen Erben Sigismund aus ſeinem Kerker befreit. Er
ſtellt ſich an die Spitze des Aufruhrs, beſiegt die vereinten Heere
ſeines Vaters und Aſtolfs und krönt den äußeren Sieg durch
den inzwiſchen errungenen inneren Sieg über ſich ſelbſt. Denn
er hat ſich, ehe er das Reich gewann, auch das Licht einer neuen
Weltbetrachtung errungen. Und in dieſer Doppelleiſtung war
ſein Lehrer und Meiſter: der Traum. Calderon macht den
Traum zum Mentor des Menſchengeſchlechts. Der Träumende
öffnet dem Wachenden die Augen, damit ihm Licht über die
Wirklichkeit aufgehe. Dieſe ſcheinbar paradoxe, aber im Grunde
richtige Lehre bildet den eigentlichen Inhalt von Calderons
Drama. „Das Leben ein Traum” iſt die ſchönſte ſymboliſche
Ver=
herrlichung des Trqumes und ſomit auch des Lebens, die jemals
ein Dichter ſchrieb,
Seite 4.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 8. Juni 1924,
Rummer 150
Engkiſche Politik.
Von unſerem Londoner Korreſpondenten.
v. Kr. London, Anfang Juni.
Das Wahrzeichen der engliſchen Politik iſt die Kochkiſte, ihre
Deviſe „Immer langſam voran”. Macdonald wird, wenn nicht
alle Anzeichen trügen, noch Monate im Amt bleiben, den
Som=
mer überdauern und vielleicht auch noch im Winter in
miniſte=
rieller Bekleidung den Unbilden der Jahreszeit trotzen. Und wer
kann wiſſen, ob nicht dem ſtrengen Winter von geſtern ein milder
von morgen folgen wird. Parlamentariſch ausgedrückt, beruht
der Sieg Macdonalds bei der letzten kritiſchen Unterhausſitzung
auf der Abneigung der Parteien, in dieſem Augenblick eine
Neu=
wahl zu wagen. Die Abneigung iſt verſtändlich: die
Kaſſen=
beſtände ſind klein, die Programme unfertig, die Parteien
un=
einig. So ritten die Konſervativen zwar eine geſchloſſene
Oppo=
ſitionsattacke, aber die zuerſt höchſt rebelliſche Liberale Partei
kniff im entſcheidenden Augenblick. Regierungsbildung mit den
Konſervativen? Gewiß! Aber Neuwahlen — nein! Die Liberalen
würden bei dem jetzigen Syſtem — Konſervative und Arbeiter
haben ja den Proporz abgelehnt, weil ſie beide damit ſchlecht
fahren würden — die Hälfte ihrer Mandate einbüßen, und ſie
haben ja bei den Wahlen vom Dezember im Vergleich zu ihrer
Stimmenzahl um 40 Mandate zu wenig erhalten. Sie haben
alſo gar kein Intereſſe an Neuwahlen unter der Herrſchaft der
relativen Mehrheiten, und daher unterſtützten ſie ſchließlich
Mac=
donald, als er mit Auflöſung drohte.
Damit allein iſt aber das pſychologiſche Rätſel der
Dauer=
haftigkeit der Arbeiterregierung nicht gelöſt. Neben den
ge=
nannten techniſchen Gründen gibt es ſehr gewichtige
außenpoli=
tiſche und außerdem noch einen ganzen Komplex von Urſachen,
die das Arbeiterkabinett möglich gemacht haben. Die
Klaſſen=
gegenſätze ſind in England viel ſchroffer als bei uns, der
Ab=
ſtand zwiſchen reich und arm viel größer; gute Erziehung iſt ein
Privileg und kein Allgemeingut. Der Engländer verlangt von
ſeinem Führer nicht nur Können und Wiſſen, ſondern auch eine
Kinderſtube, Beherrſchung der geſellſchaftlichen Formen. Der
Deutſche, der mit dem Worte Bildung nicht ſelten die
Anſamm=
lung von Kenntniſſen und Wiſſen bezeichnet, iſt gern bereit, die
andere Seite der Erziehung in ihrer Bedeutung zu unterſchätzen.
Das tut man in England nicht. Der Begriff des Gentlemans als
Ziel der perſönlichen Ausbildung iſt ellgemein gut, und daraus
ergeben ſich die unſichtbaren Wände und Grenzen innerhalb der
engliſchen Geſellſchaft und Politik, die auch die Arbeiterpartei als
ſolche nur zum Teil, mit drei Miniſtern, überſprungen hat.
Mac=
donald ſelbſt aber iſt der Sohn eines ſchottiſchen Peers, aus
altadeligem Geſchlecht, außerdem Scie ſohn Gladſtones, kurz
geſagt, ein Kind der Schicht, deren te: ſcher Gegner er heute
iſt. Der engliſche Premierminiſter ift nicht erſt durch ſeine
Führer=
ſtellung in der Arbeiterpartei hoffähig geworden; er war es ſchon
vorher. Die politiſche Karriere Macbonalds iſt im Grunde weit
weniger überraſchend als die Lloyd Georges, des Sohnes eines
kleinen Walliſer Lehrers. Es iſt ja auch der Sohn des
konſer=
vativen Führers Baldwin, der Schwiegerſohn Lord Curzons,
Sozialiſt geworden; ſie alle bleiben dabei geſellſchaftlich auf
glei=
cher Stufe, und man kann darin vielleicht die Werbekraft der
Ar=
beiterpartei bewieſen ſehen, aber auch die alte Formen nicht
an=
taſtende allmähliche Ueberleitung, wie ſie auch ſonſt in England
üblich iſt, wo eine parlamentariſche Republik noch ganz im Ornat
eines tauſendjährigen Königtums einherſchreitet.
Das politiſche Ziel der Arbeiterführung iſt es, das Erbe der
Liberalen Partei anzutreten, die Mehrheit im Parlament,
viel=
leicht abwechſelnd mit den Konſervativen, zu gewinnen und
da=
mit die Weltherrſchaft wenigſtens im Britenreich zu erringen.
Dazu braucht man aber internationale Erfolge. Inſofern dem
Premierminiſter Macdonald das Schickſal den unerwarteten
Sturz Poincarés beſcherte, hat er tatſächlich Glück gehabt. Aber
die Erfolgsmöglichkeit liegt auch in der
Repräſentationsfähig=
keit der Parteileitung. Und Macdonald würde vielleicht, ja ſicher,
als Vertreter der engliſchen Nation auf einem internationalen
Kongreß eine beſſere Figur machen als der ein wenig fahrige
Emporkömmling Lloyd George. Schon jetzt merkt der ſicherlich
genialiſche Walliſer, um was es geht, und ſeine Erbitterung
wächſt. Die gegenwärtige Kriſe in der Liberalen Partei
ent=
ſtammt nicht zuletzt dieſem Gefühl weltgeſchichtlichen Fröſtelns.
Man ſieht das Unheil, kann es aber nicht vertreiben. Man hat
weder eine leitende Idee, noch eine Führerperſönlichkeit. Der
Vefe
Liberalismus in dieſem Lande iſt eine Angelegenheit von geſtern
eine große Doktrine, die ihren weltgeſchichtlichen Zweck erfüllt
hat: Konſervative und Sozialiſten werden ſich, wie auch
anderswo, in das Erbe teilen.
Macdonald treibt gegenwärtig eine bewußt konſervative
Po=
litik, ja ſogar eine kapitaliſtiſche Politik. Die Verbeſſerung der
politiſchen Luft in England beſteht darin, daß Macdonald die
Geſchäftszentrale der Londoner City beruhigt hat. Man erhofft
von der Reparationsregelung ſo allerlei, man glaubt, die Zinſen
der eigenen Schuld an Amerika dann beſſer zahlen zu können
und doch nicht ſo viel von der induſtriellen Konkurrenz zu ſpüren.
Wie man auch über ſolche Hoffnungen denken mag: ſie
verur=
ſachen zunächſt einmal in den engliſchen Großwirtſchaftskreiſen
einiges Behagen, wie peinlich man auch die Zunahme des
ſozia=
liſtiſchen Preſtiges empfinden dürfte.
Was den Dawes=Bericht angeht, ſo drückt hier die öffentliche
Meinung bekanntlich auf Annahme durch Deutſchland. Aber
man kann einige ketzeriſche Zweifel an der Schlagkraft der
Mit=
tel und Drohungen äußern, die hier aufgezählt werden, wenn
keine Reparationslöſung zuſtande kommt. Freilich iſt es den
Führern der engliſchen Politik ſehr ernſt mit der Abſicht, au
Grund des Sachverſtändigenberichts eine Reparationslöſung
binnen kurzem zu ſchaffen. Gerade weil dieſe Abſicht aber ſo
ernſt iſt, zeigt ſich der Bluff=Charakter der Drohungen von der
Abkehr von Europa und anderem mehr. Man würde, wenn
dieſe Abkehr ſo leicht wäre, nicht ſo ſehr darauf aus ſein, jetzt
eine Löſung diplomatiſch faſt zu erzwingen, von Deutſchland und
von Frankreich. Es ließe ſich auch darüber reden, wenn als
Gegengabe für dieſe Löſung unſere handelspolitiſche Befreiung
(in der Frage der zwangsweiſen einſeitigen Meiſtbegünſtigung)
angeboten würde. Ein wenig und ganz allgemein iſt ja im
Dawes=Bericht von dieſer Sache die Rede; aber es muß hiermit
ernſt werden.
Im übrigen ſteht es etwas faul um Drohungen und auch
um ſcheinbare Gelaſſenheit, angeſichts der heutigen Sorgen des
britiſchen Weltreiches. In Aegypten, Südafrika, Indien gährt
es. Es iſt nicht pure Menſchenfreundlichkeit, wenn London
im=
mer wieder Ruhe und Frieden in Europa haben will.
Aenderung der Geſchäftsaufſichtsverordnung.
Ueber den Geſetzentwurf zur Abänderung der
Geſchäfts=
aufſichts=Verordnung, der jetzt vom Reichsjuſtizminiſterium
fertiggeſtellt iſt und dem Reichsrat vorgelegt werden ſoll, erfährt
das „B. T.‟: Durch die neuen Beſtimmungen wird ein
weit=
gehender Schutz den Gläubigern verſchafft. Es iſt Zwang zur
Veröffentlichung der gewährten Geſchäftsaufſichten im „
Reichs=
anzeiger” vorgeſehen. Die Verhängung der Geſchäftsaufſicht
bleibt den Amtsgerichten überlaſſen, jedoch werden die
Beſtim=
mungen über die Vorausſetzungen verſtärkt. Es muß ſofort eine
Gläubigerverſammlung einberufen werden, deren Mehrheit die
Aufhebung der Geſchäftsaufſicht beſchließen kann. Ferner iſt ein
Gläubigerrat einzuſetzen, dem eine Aufſichtsperſon zur Seite
ſteht und durch Mehrheitsbeſchluß ſowohl die Aufhebung der
Aufſicht als auch die Abberufung der Aufſichtsperſon erwirken
kann. Die Dauer der Geſchäftsaufſicht verkürzt ſich auf höchſtens
vier Monate. Ferner iſt die Gebührenloſigkeit des
Geſchäfts=
aufſichtsverfahrens aufgehoben. Schließlich iſt das Gericht
ver=
pflichtet, in der Regel bereits vor der Gewährung der
Geſchäfts=
aufſicht die gewerbliche Vertretung des Schuldners,
Handels=
kammer uſw., zu hören. Für bereits gewährte
Geſchäftsaufſich=
ten iſt in beſonderen Ueberleitungsvorſchriften eine
Verſchär=
fung der alten Beſtimmungen vorgenommen worden.
Miniſierrat am Krankenbette Seipels.
TU. Wien, 7. Juni. Heute vormittag fand im
Kranken=
zimmer des Bundeskanzlers Seipel ein Miniſterrat ſtatt, der
ſich mit laufenden Staatsgeſchäften, insbeſondere mit den
Vor=
bereitungen für die Reiſe nach Genf, beſchäftigte. Der
Bundes=
kanzler begrüßte die Herren auf das herzlichſte und beſprach
ſo=
dann mit dem Miniſter für Auswärtiges, Dr. Grünberger, und
dem Finanzminiſter Kienböck, die heute abend nach Genf reiſen,
um noch vor der Tagung des Völkerbundes dem Finanzkomitee
Unterlagen für die Verhandlungen in die Hand zu geben, die
Details der Verhandlungen in Genf. Der Bundeskanzler
be=
findet ſich auf dem Wege der Beſſerung.
Man ſchreibt uns: Seit Mitte Februar war in Deutffu
wieder ein langſames Anziehen der Preiſe zu beobachten.
dings waren die Preisſteigerungen in den einzelnen Waremy
keineswegs gleichmäßig und ſtetig; ſie traten vielmehr rug
auf, unterbrochen von mehr oder weniger häufigen
abſchlägen, wobei jedoch eine gleichmäßig ſteigende Tenden
zu verkennen war. Erſt in den letzten Tagen iſt ein Rürg
des Warenpreisniveaus feſtzuſtellen; der Großhandelsinde
vom 6. auf den 20. Mai von 125,2 auf 122, d. h. um über 5
zent zurück. Zu der gleichen Zeit aber, in der in Deutſchla=,
Preiſe anſtiegen bzw. ſich nur ganz unweſentlich ſenktem
im Ausland faſt überall ein recht beträchtlicher Rückgang
obachten. So ging zum Beiſpiel in den Vereinigten Staate=
Ende Februar bis Ende April der Index von 146 auf 131 Bu
ähnlich war die Entwicklung in England. Beſonders inter
iſt, daß zwar auch im Ausland in den letzten Monaten am
Textilmarkt ein Anziehen der Preiſe zu beobachten war
gleichzeitig aber in Deutſchland die Textilpreiſe mindeſte
bis 15 Prozent über denjenigen der Nachbarländer lager,
Umſtand, der nicht zuletzt auf die Einfuhrerſchwerniſſe füng
ländiſche Textilien zurückzuführen iſt. Zwar iſt zuzugebern
in Deutſchland manche in anderen Ländern, nicht vorhad
Teuerungsfaktoren vorliegen (ſo beträgt zum Beiſpiel der:
tenindex für Halbfabrikate 202,3 und derjenige für Maſſ0 v0.
gar 233), ſie haben ſich aber in der letzten Zeit nicht verſtäu
daß aus dieſem Moment die Preisſteigerungen nicht zu
er=
ſind. Dieſe Vorgänge — namentlich die gleichzeitig zu
be=
tenden Preisnachläſſe im Ausland und die Preisſteigerung=
Inland — ſind vielmehr ein Beweis dafür, daß an der
ſchen Preisbildung manches nicht in Ordnung ſein kann.
Vor allem iſt darüber zu klagen, daß das preisſteig
Streben nach Vorratswirtſchaft und nach dem Feſthalten a
Ware um jeden Preis noch immer in Uebung ſteht, und daßi
immer verſucht wird, Kredite zum Durchhalten von
War=
bekommen, trotzdem durch die hohen Zinſen die Warenprei;
nicht unerheblich verteuern müſſen. Leider haben bisher dieſſi“
ſtrebungen eine Stütze gefunden in dem anhaltend großern
landsbedarf, der auch Preisüberhöhungen gerne bezahlt=,
durch eine falſche Einfuhrpolitik, die zwar mehr als genug!
nanen nach Deutſchland hereinließ, lebensnotwendige Wares.
gegen, die auf das Inlandspreisniveau einen Druck hätten:
üben können, faſt ganz ausſchloß. Nach der neueſten Entwie
ſcheint es allerdings ſo, als ob der Abſatzmangel, der in faſt 1!
Gewerbezweigen zu beobachten iſt, und die Kreditnot zur
ſion der Preiſe führen ſollte, die bei Fortdauer der jetzigern!
ſtände unter Umſtänden zum Gegenteil des bisherigen Zru
des, nämlich zu einer Schleuderei um jeden Preis, aus
könnte. Bezeichnend iſt, daß auf den Viehmärkten bei ſteige=
Angebot ſinkende Preiſe zu beobachten ſind, daß die Preiſſ/ I.
den letzten Häuteauktionen beinahe um ein Viertel nics
waren als im Frühjahr, daß die Zahl der Ausverkäufe in
größer wird uſw. Die jetzt zu beobachtenden Preisdrück.
tendenzen könnten nur ausgeſchaltet werden durch reichah
Zuſtrom von Auslandskrediten und durch Lohnerhöhungen.
dieſen beiden Faktoren wird in Zukunft die Preisentwicklun
hohem Grade abhängig ſein.
Oeutſchnationale „Tuchfühlung” mit den Völkiſch
Berlin, 7. Juni. In einem der inneren Politik g-6
meten Artikel ſchreibt heute Graf Weſtarp in der KreuzzeiM
Wenn die 32 Abgeordneten der Nationalſozialiſtiſchen Freill;
partei den Entſchluß faſſen, ihren grundſätzlichen Widern
gegen den Eintritt in jede Koalition aufzugeben, und wenmt
dererſeits Zentrum und Deutſche Volkspartei ſich doch u
i=
reitfinden laſſen, eine Einigung auch mit der Freiheitsmcif
ſuchen, ſo würde unter Einſchluß auch der Bayern und der Ac=
ſchaftspartei eine zahlenmäßig ſehr ſtarke rechtsſtehende N5
heit (227 Abgeordnete) geſichert werden können. Wir haben /n
ſererſeits die Fühlung mit der Nationalſozialiſtiſchen Freihr;
partei nicht verloren und dürfen bei ihr in ziemlich weitgem
dem Maße die Unterſtützung für unſere Tirpitzlöſung erwarr
Die jetzige gemeinſame Oppoſition mache die Tuchfühlung en
wenn vielleicht auch in Taktik und Tonart noch dieſer 15
jener Unterſchied beſtehen bleibt.
gzimm
Speiſezrunter
260 ℳ
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Eiche, Rindlederſitz 19.0
reiht
kſefſ
Schte,otiſazreſiel
Eiche, Rindleder, 36 ℳ
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Offener Brief.
Kampf iſt das Leben, Liebe der heilende Lohn,
Die Freiheit iſi der Liebe geiſtige Kron.
Die Krone erwirkt und erteilt nur der Geiſt,
Allen er dadurch deutlich die Liebe erweiſi.
Durch die geiſtige Krone zum Menſchen erhoben,
Mächtig, herrlich, hoch und feſt iſt der Thron.
Beliebt iſt belohnet, erhoben gekrönet und frei,
Sieht der Teufel die Krone, ſofort er verreiſt.
Wie ſchmeckt dir Bienchen nun meine Probe,
Die ich dir reiche, daß du der Throne,
Kannſt ſicher bringen, legen zu deren Freud,
Von dem erzeugten Honig des Monats Mai.
Treue iſi Geiſtes=Kraft, Beweis ihr Erfolg,
Unaufhaltſam ſicher, ſchneidig und ſtolz
Iſti ſie an jedem Tage ſo herrlich und rein,
Beim Kleider=Hörr frei, da hat man Freud.
Stets ſicher und munter kommen gezogen,
Neue Freunde um ſich in Ruhe zu holen,
Zum Kampf um die Krone der Liebe, geheilt,
Von Hörr mit Vergnügen ein prächtiges Kleid.
Gut erh. w.
Kinder=
bett z. kf. geſ. Ang.
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„berdlehicsk
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Angeb. m. Preis u.
P 143 a. d. Geſch.ſt
Zmmobillen
bervorrragend ſolider, rein erſtklafſiger Herren= und Knabenkleidung. Große Mengen treffen
fortgeſetzt ein. Geringe Waren führen wir grundſätzlich nicht. Nicht Zeitungs= und
Schaufenſter=Kunſtpreife, ſondern die dauernde Schönheit und Stabilität unſerer Kleidung
iſt die kometenartige Wirkung, die alle Menſchen lehrt, daß unſere Preiſe die niedrigſten ſind.
in Arheilgen, ſchön
gelegen, 6. Räume
Stallung u. Garten,
ſof. beziehbar,
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Mummer 159.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 8. Juni 1924,
Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 8. Juni.
„Alles von Herzen”.
Zauberworte gibt es nicht nur im Märchen, ſondern auch im
allichen Leben. Wenn man ſie recht zu gebrauchen weiß, ſo
ſirigen vor ihnen verriegelte Türen auf; lauteres Gold liegt auf
mn. Wege; Wunderblumen blühen an heiligen Quellen, und
1— ſpenden ſie in tiefſtes Dunkel; Drachen und Unholde kann
u. mit ihnen beſchwören.
UUnd das alles im wirklichen Leben!
Solche Zauberworte muß auch jede Ehe beſitzen. Und wenn
r ſie zur rechten Zeit und mit rechtem Sinn anzuwenden
ſten, dann geſchieht es wohl, daß die Wirklichkeit uns wie ein
ſänchen anmutet. Eines dieſer Wunderworte iſt auch das
les von Herzen.”
Wenn uns einmal der Unmutsteufel aufſitzt und wir drauf
d dran ſind, dem liebſten Menſchen unwirſch zu begegnen,
hin ſpreche man das Wort recht eindringlich und laut zu ſich
ſo.r, auch wenn man ſich zwingen muß. Und wenn es beim
ai Male nicht gleich hilft, dann ſpreche man es zwei= und auch
imal. Und wenn der Unmutsteufel gar zu widerſpenſtig iſt,
die ſtelle man ſich vor den Spiegel und ſchaue ſich ſelber ins
ſicht, nicke ſich zu und ſpreche das Zauberwort. Man müßte
gentlich jeden Morgen beim Aufſtehen ſprechen wie ein
fevort an einem Tor. Wie goldener Schein fließt’s über den
u= und die Viertelſtunde am Frühſtückstiſche liegt unter einem
fim Glanze. Zur inneren Melodie muß uns das Wort werden.
EEs tut Wunder, und beſonders in der erſten Zeit, wenn die
in ſich innerlich finden und zurechtfinden ſollen. Es birgt ein
17 Einfühlungskunſt. Es iſt ein Glückshelfer ſondergleichen.
—nd wenn es zum Heimatlaut im Familienkreiſe ſpäter wird,
. gibt es kein Auseinanderbrechen von Jung und Alt.
Es verleiht Jugend und zeigt uns immer wieder, was wir
em anderen beſitzen.
Ja, es iſt ein rechtes Schatzheberwort.
Ind wenn gar einmal Not und Dunkel ins Haus ſinken,
diu, ſpendet es ſein „feines, ſtilles Leuchten”. Es lehrt uns ganz
Derbar die Kunſt des rechten Miteinandertragens. Es hilft,
Beid zu überwinden.
Ulles von Herzen!
Daßt es zum Lebenswort eurer Ehe werden!
R. B.
Bei der Landeshypothekenbank werden die Erhöhungen der
züige der Staatsbeamten i. R. und
Beamtenhinter=
benen für den Monat Juni 1924 an die Berechtigten, deren
Fn iennamen beginnen mit dem Buchſtaben: A bis K am Mittwoch,
H. Juni, I bis 2 am Donnerstag, den 12. Juni, jeweils von
vor=
ſegs 8.30 bis 12.30 Uhr, nachgezahlt. Die an beiden Tagen
Verhin=
er können ihre Bezüge noch am Freitag, den 13., und Samstag, den
tuni, erhalten. Wer über den nächſten Zahlungstermin (1. Juli)
ulne Abweſenheit ſeine Bezüge nicht ſelbſt abheben kann und bisher
bee. Bevollmächtigten beſtellt hat, ſollte zweckmäßig jetzt ſchon die
Aus=
uigsweiſe mit der Bank (Zimmer 18) perfönlich abſprechen, da brief=
Weiſungen nicht genügen.
Reichsgewerkſchaft Deutſcher Eiſenbahnbeamten und Anwärter,
LiX Mainz. In der im Neſtaurant Rummelbräu in Darmſtadt
ſtatt=
uDenen, überaus ſtark beſuchten Bezirksverſammlung wurde
ein=
wfig, ohne jegliche Stimmenenthaltung folgende Entſchließung
ve ommen: „Die Beamtenſchaft des Bezirks Mainz der
Reichsgewerk=
ſei: Deutſcher Eiſenbahnbeamten und Anwärter proteſtiert auf das
rmitſchiedenſte gegen die am 1. Juni durch Diktat der
Reichsregie=
ſeiin Kraft getretene Beſoldungserhöhung. Dieſe Erhöhung iſt das
*mublichſte und Unſozialſte, was der deutſchen Beamtenſchaft je
ien wurde. Wenn wir in Deutſchland arm ſind, muß die Armut
gemſam getragen werden. Die Angleichung an Friedensſätze iſt eine
8te Irreführung der öffentlichen Meinung. Es muß hier klar
zu EAlusdruck gebracht werden, daß die Eiſenbahnbeamtenſchaft nicht
denkt, ſich die in den unteren und mittleren Gruppen völlig
un=
wicenden und höchſt unſozial aufgebauten Gehälter der
Vorkriegs=
wieder als Dauerzuſtand aufoktroyieren zu laſſen. Wir fordern
musreichende Beſoldung für alle Beamten. So lange die Mittel
z— nicht vorhanden ſind, hat das Reich die Pflicht, die vorhandenen
War ſo zu verteilen, daß allen Beamten und ihren Familien wenig=
31die Lebensmöglichkeit gewährleiſtet iſt. Die jetzige Regelung, die
si demokratiſchen Staatsweſens höchſt unwürdig iſt, werden wir bis
zu leußerſten bekämpfen. Wir erwarten von unſerer Spitzenorgani=
= daß ſie kein Mittel unverſucht läßt, dieſe unerhörte Beſoldungs=
!* unmöglich zu machen.”
Eleonorenſchule. Der Ausſchuß, für Schulkinderpflege ſchließt ſeine
Tuig mit dem Beſuch des Landheims der Eleonorenſchule, das als
Zris einer ſelbſtändigen Schulkinderfürſorge gelten darf. Am nächſten
Eyrag wollen die Mitglieder des Vereins ehemaliger Eleonoren= und
zunſchülerinnen das Anweſen beſichtigen. Rüſtige Wanderinnen
fui ſich pünktlich 12 Uhr am Böllenfalltor und erwarten um 2 Uhr
r=Ramſtadt die mit der Bahn um ½2 Uhr hier abfahrenden
Teil=
merinnen. Die Radfahrerinnen ſammeln ſich um 2 Uhr am
Böllen=
ſtex. Es iſt gemeinſamer Kaffee im ſchattigen Hof geplant.
An=
dung dazu nimmt Frl. Hedwig Herbſt entgegen. (Siehe Anzeige
— Eleonorenheim. Auf die in der heutigen Nummer erfolgte
An=
ei des Eleonorenheims über die Verſorgung der Säuglinge mit
dirmilch weiſen wir beſonders hin.
Schloßbeleuchtung in Heidelberg findet jetzt wieder ſtatt am
Sonn=
sen 8. Juni (Pfingſtſonntag) und am Samstag, den 14. Juni. Die
iannte wird eine Schloß= und Brückenbeleuchtung mit Feuerwerk
Die zweite wahrſcheinlich auch.
Orpheum — Frankfutter Theater=Gaſtſpiele. Der Vorverkauf
dei ſtatt: Verkehrsbureau von 10—12 Uhr, Orpheumskaſſe ab 3 Uhr.
Palaſt=Lichtſpiele. Kennen Sie Neu=York? Viele
Tau=
el haben heute kein brennenderes Ziel, als nach Neu=York zu kommen.
als je zuvor ſtellt man ſich in unſeren Tagen unter Amerika ein
i0 vor, wo jeder ſeine kühnſten Zukunftsträume verwirklichen kann.
ie gibt es viel zu wenig Menſchen, die Neu=York, dieſe gigantiſche
f.wuſte mit all ihren Licht= und Schattenſeiten, aus eigener
Erfah=
kennen. Die unſeligen Folgen leichtſinniger Auswanderung machen
hon jetzt deutlich fühlbar und in zahlloſen Briefen Ausgewanderter
e man Enttäuſchung und Heimweh. Dieſe haben Neu=York kennen
mt, ob ſie aber ſobald die Möglichkeit finden werden, wieder in die
mt zurückzukehren, iſt ein anderes Kapitel. Es gibt aber auch eine
liammen mühe= und gefahrloſe Art, die überſeeiſche Millionenſtadt
igener Anſchauung kennen zu lernen — nicht nur den tauſendmal
genen Anblick Neu=Yorks vom Hafen, nicht nur die bekannten
Wol=
kintzer und die auf der ganzen Welt populäre Freiheitsſtatue,
ſon=
n2Neu=York mit allen Details, die typiſch für dieſe Stadt ſind und
ie ſich jeder Europäer interefſiert. Wir ſehen mit eigenen Augen
eillionen Lichter, die auf dem ſogenannten „Weißen Weg”
allnächt=
ufflammen. In dieſer vornehmſten Straße Neu=Yorks ſpielt ſich
„Xachtleben der Rieſenſtadt ab. Sie iſt von Licht überflutet und gilt
ie heliſte Straße der Welt. Wir ſehen die Cafés und Kabaretts,
ehen die Vorſt llungen in den rieſigen Vergnügungsetabliſſements,
Slanz und Schönheit ſich zu ſinnbetörenden Orgien vor reichen
ndhen entfalten. Aber wir ſehen auch den dunklen Oſten Neu=Yorks.
den Film „Neu=York bei Nacht”, der nur noch heute und
im Palaſt=Theater gezeigt wird, anſehen.
Frg
Arbeitsjubiläum. Herr Johann Emmerich, welcher ſeit
Juahren bei der Möbelfabrik Joſeph Trier, hier, als Packer
beſchäf=
ſt, beging am 7. Juni dieſes Jubiläum und wurde ſeitens der
man durch herzliche Anſprachen und Geſchenke ausgezeichnet.
Wochenſpielplan des Heſſiſchen Landestheaters
von Sonntag, den 8., bis Sonntag, den 15. Juni.
Sonntag:
Montag
Dienstag:
Mittwoch:
Donnerst.:
Freitag:
Samstag:
Sonntag:
Sonntag;
Montag:
Dienstag:
Mittwoch;
Donnerst.:
Freitag:
Samstag:
Sonntag:
Großes Haus.
6 Uhr, Ende 10 Uhr: „Die Walküre.” A 23. Preiſe
1,20 bis 12 Mk.
7 Uhr, Ende 10 Uhr: „Der Kaufmann von Venedig.”
D 23, d 11. Preiſe 0,80 bis 8 Mk.
7½ Uhr: Feſtkonzert zum 60. Geburtstage von
Richard Strauß. Preiſe 1 bis 5 Mk.
7 Uhr, Ende 10 Uhr: „Der Kaufmann von Venedig.”
B 24, b 11. Preiſe 0,70 bis 7 Mk.
Uhr, Ende 9 Uhr: Gaſtſpiel Johanna Heſſe: „
Elek=
ra”, Oper v. R. Strauß. C 23. Preiſe 1 bis 10 Mk.
7 Uhr, Ende 9½ Uhr: „Saul”, Tragödie von Ludwig
Berger. D 24, d 12. Preiſe 0,70 bis 7 Mk.
7 Uhr, Ende 10 Uhr: „Maria Stuart.” E 22, e 11.
Preiſe 0,70 bis 7 Mk.
6 Uhr, Ende 10 Uhr: „Der Roſenkavalier.”
Son=
dermiete 22 (17). Preiſe 1 bis 10 Mk.
Kleines Haus.
7 Uhr, Ende 10 Uhr: „Die Freier”, Luſtſpiel von
Eichendorff. Zuſatzmiete VIII (10). Pr. 1 bis 5 Mk.
7 Uhr, Ende nach 10 Uhr: „Coſi fan tutte” Oper von
Mozart. Zuſatzmiete V (11). Preiſe 1 bis 5 Mk.
7 Uhr, Ende gegen 10 Uhr: „Bürger Schippel.”
Zuſatzmiete T (11). Preiſe 0,80 bis 4 Mk.
Uhr, Ende nach 10 Uhr: „Figaros Hochzeit.”
Zu=
ſatzmiete VI (12). Preiſe 1 bis 5 Mk.
7 Uhr, Ende 10 Uhr: „Datterich.” Außer Miete.
Preiſe 0,60 bis 3 Mk.
Uhr, Ende 9½ Uhr: „Die Entführung aus dem
Serail.” Zuſatzmiete VIT (11). Preiſe 1 bis 5 Mk.
7 Uhr, Ende gegen 9½ Uhr: „Ariadne auf Naxos.
Zuſatzmiete IX (10). Preiſe 1 bis 5 Mk.
6 Uhr: Kindertänze von Wera Donalies. Preiſe
0,60 bis 3 Mk. — Abends 9 Uhr: Zum erſten Male:
„Anarchie in Sillian”, Schauſpiel von A. Bronnen.
Außer Miete. Preiſe 1 bis 5 Mk.
Heſſiſches Landestheater. Das Feſtkonzert zum 60. Geburtstag
von Richard Strauß unter Leitung von Michael Balling und unter
ſoliſtiſcher Mitwirkung von Anna Baumeiſter=Jacobs beginnt um 7½
Uhr. Zur Aufführung gelangen: Ein Heldenleben, Notturno, Sinfonia
domestica und Lieder mit Orcheſter und Klavier.
* Volkshochſchule Darmſtadt. Abſchiedsfeier für Herrn
Dr. Wauer. Vor ſeinem Weggang nach Hamburg wird Herr Dr.
Vauer noch einmal zu ſeinen zahlreichen Hörern am Dienstag, den 10.
Juni, abends 8 Uhr, Hörſaal 326, ſprechen. Die große Gemeinde ſeiner
Hörer und Freunde wird ſicherlich gerne dieſe Gelegenheit benutzen, an
dieſem Abend, wie ſo oft in den verfloſſenen Jahren, Proben ſeiner
meiſterhaften Vortragskunſt zu genießen.
— Vereinigung früherer Leibgardiſten Darmſtadt. Der am 5. d. M.
in dem Reſtaurant „Bürgerhof” ſtattgefundene Familienabend war ſehr
zahlreich beſucht. Der Abend wurde mit einem ſchneidigen Marſch der
Hauskapelle eröffnet, dem nach erfolgter Begrüßung durch den 1.
Vor=
ſitzenden wieder Muſikſtücke und Vorträge ernſterer und heiterer Natur
in abwechslungsreicher Weiſe folgten. Leider waren die zur Verfügung
tehenden Stunden zu ſchnell zu Ende, und gingen die Erſchienenen voll
befriedigt, mit dem Bewußtſein nach Hauſe, wieder einmal ein paar
vergnügte Stunden verlebt zu haben. Allen Kameraden, die zur
Ver=
ſchönerung des Abends beigetragen haben, ſei auch nochmals an dieſer
Stelle für ihre Mühewaltung herzlichſt gedankt. Allgemeiner Wunſch
iſt es, daß die nächſten Leibgardiſtenabende ebenſo gut beſucht werden
und in gleicher harmoniſcher Weiſe verlaufen. Wie bereits mitgeteilt,
findet das 10jährige Stiftungsfeſt am 21./22. ds. Mts. ſtatt.
Der Kartenvorverkauf für dieſe Veranſtaltung hat bereits in den
be=
kannten Geſchäften begonnen. Es iſt den Kameraden ſowie Freunden und
Gönnern der Vereinigung zu empfehlen, ſich baldigſt mit den
erforder=
lichen Eintrittskarten zu verſehen, da bereits ein rege Nachfrage
ein=
geſetzt hat.
Beachten Sie die
Ausstellung einer
in meinen Erkern
Wilhelminenstraße
und
Elisabethenstraße
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Möbelfabrik
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Bunnn
D
der große Saal war bis auf das letzte Plätzchen gefüllt. Aller
gem blickten in höchſter Spannung nach dem Podium, auf dem
ſo=
der letzte Akt der Schönheitskonkurrenz begonnen hatte. Sechs
liuen hatten die Preisrichter für den engeren Wettbewerb ausgeſählt
unun galt cs, der Schönſten unter den Schönen den Preis zuzuerken=
Es war ein ſchweres Stück Arbeit für die Preisrichter, denn jede
Konkurrentinnen war in ihrer Art eine vollendete Schönheit. Da
Akollegium ſich nicht einigen konnte und immr wieder zu erneuten
cmtungen zuſammentrat, ſo faßte das Publikum ſchließlich die Sache
ſoer heiteren Seite auf und ein junges Mädchen, das in der erſten
he=ſaß, brach ganz unvermittelt in ein ſchallendes Gelächter aus.
pjört ob dieſer Störung ihrer ernſten Arbeit wandten ſich die
Preis=
e4 uach der uoch imier Harulos lächeliden Daue um und ein Eclat
ſchien unvermeidlich. Aber o Wunder! . . . . Die erzürnten Mienen
des Richterkollegiums glätteten ſich mit einem Schlage und der
Vor=
ſitzende rief voll Entzücken: „Heureka! Dort iſt die Schönſte!‟ . . . Und
die ob dieſer Wandlung ganz erſtaunte Maid wurde im Triumph auf
das Podium geführt und empfing den erſten Preis, obwohl ſie nur ein
Durchſchnittsgeſicht hatte. Und des Rätſels Löſung? . . . Ihr
Heiter=
keitsausbruch verſchaffte der jungen Dame den Sieg, denn eine
Perlen=
reihe entzückender Zähne von einem ſchneeweißen Schmelz und
ſtrahlen=
der Geſundheit verſchönte ihr ſonſt nicht übermäßig blendendes Antlitz
in einer Weiſe, daß die anderen Mitbewerberinnen unterlagen. Die
Moral: Nur wirklich gut gepflegte Zähne verbürgen wahre Schönheit
und die Preisträgerin verdankt ihren Ueberraſchungsſieg einzig und
allein deu dauernden Gebrauch des uuentbehrlichen Kosmetikums für
Seite 5.
* Darmſtädter Ausſtellungen.
Kunſtſalon Sonnthal.
Auch der Kunſtſalon Sonnthal hat ſeine Ausſtellungsräume neu
ausgeſtattet. Wie immer ſind vorhanden in reicher Auswahl
Radierun=
gen, Holzſchnitte und ſonſtige Schwarz=weiß=Kunſt in einzelnen Blättern
und Mappenwerken, auf die näher einzugehen uns der Raum verbietet.
Von den Malern, die teilweiſe mit ſtarken Kollektionen vertreten
ſind, verdienen beſonders hervorgehoben zu werden die Darmſtädter und
Karlsruher Gruppen.
Ernſt Eimer, iſt mit einigen ſeiner ausgezeichnet
charakteriſieren=
den Bauernbildern vertreten, die in der Zeichnung durchaus gemeiſtert
friſch und lebendig im Kolorit ſind, ebenſo wie ſeine meiſt
ſonnendurch=
ſtrömten Landſchaften. Sonne überſtrahlt auch ſeine entzückenden
Märchenbilder, in denen die von dem Künſtler bevorzugten Tiere und
Waldmännlein in vielen Variationen wiederkehren. „Das aufziehende
Gewitter” und „Spätſommer” ſind ausgezeichnet friſch und bei aller
Sachlichkeit temperamentvolle Bilder.
Auch Prof. Kröh iſt mit einigen neuen Bildern vertreten, die
immer wieder den ſicheren Blick für die Weite der Landſchaft und deren
Charakteriſtiken verraten, und die immer wieder die jugendliche Friſche
des Altmeiſters bewundern laſſen, der bei aller Sachlichkeit lebendig und
arbenfroh wirkt. Ferdinand Barth iſt mit einer größeren Kollektion
ſeiner flott gemalten und gut erfaßten Landſchaften vertreten, die, ohne
größere Probleme löſen zu wollen, farbig friſch und reizvoll wirken
und immer Freunde finden werden, zumal die Motive der mehr oder
weniger nahen Umgebung entnommen ſind. „Die weißen Roſen” an
und für ſich durchaus, gut in der Anlage und in der Erfaſſung des
blumenhaften, hätten eine eingehendere Bearbeitung gelohnt. Im
Kolorit wirkt auch dieſes Bild friſch und duftig.
K. Scheld iſt wieder mit einer Kollektion ſeiner Pferdebilder
ver=
treten, die er in allen Variationen malt, und deren Bewegung und
charakteriſtiſche Stellung er durchweg gut ſtudiert. Es iſt bedauerlich,
daß auch dieſer Künſtler vielfach in ſkizzenhaften Andeutungen verharrt.
Georg Altheim malt unentwegt und mit ſtets gleichbleibender
Sach=
lichkeit und Sauberkeit ſeine ſympathiſchen Bilder mit dem Blick auf die
weite Ebene und einen weiten Horizont. Sein „Arheilger Mühlcher
iſt eine ſehr fein empfundene Arbeit. Franz Huth bleibt ſich ebenfalls
gleich. Er wirkt jetzt in Weimar und ſtellt ein Kircheninneres aus
Franken und ein Interieur aus der Münchener Reſidenz aus. In dieſer
Art des Malens iſt Huth ein unbeſtrittener Meiſter. Von Elſe
Sfiſter=Kaufmann iſt ein Stilleben ausgeſtellt, etwas hart im
Ton, aber im Kolorit unbedingt inetreſſant.
Die Karlsruher Maler zeichnen ſich durchweg durch eine ſtark
be=
tonte Sachlichkeit in der Malweiſe aus, die an ſich durchaus
begrüßens=
wert iſt, wenn eine flottere Pinſelführung den Bildern vielfach zum
Vorteil gereichen würde. Von Prof. Dr. Ludw. Dill ſind einige ſehr
gut charakteriſierende Seeſtücke von eigenartiger Farbengebung
aus=
eſtellt, in denen der Haudtwert auf eine gute Bildwirkung gelegt iſt.
Die beiden Bilder der Gattin dieſes Künſtlers, Frau Dill=Malbu=
Mondſcheinlandſchaften von reichem Inhalt haben ausgeſprochenen
femininen Charakter.
Die Gemälde Zartmann, Gemälde vom Kocher und aus dem
Schwarzwald, ſind gut geſehen und großzügig erfaßt. In der
Durch=
führung jedoch alle zu ängſtlich auf die reine Bildwirkung berechnet.
Sein Blumenſtück iſt friſch und farbig lebendig. Hempfing iſt mit
einem größeren Seeſtück vertreten, eine Arbeit, die weit über
Durch=
ſchnittsniveau haben könnte, wenn der Verſuch, durch eine Aktſtaffage die
Weite des Seeblickes gigantiſcher zu geſtalten unterblieben wäre. Sehr
fein erfaßt iſt „Das Mädchen im Wein”, auch koloriſtiſch eine
ausgezeich=
nete Löſung.
Führend in der Gruppe der Karlsruher iſt Luntz mit einer Reihe
intereſſanter kolorierter, zeichneriſch durchgearbeiteter und gut erfaßter
Städtebilder vom Neckar und kleineren vom Taubertal. Ferner ſind
vertreten Volkmann, mit einem weniger anſprechende
„Bach im
Frühling” und einer großzügiger aufgefaßten Anſicht der Burg
Fürſten=
tein. Ferner Karl Mons mit intereſſanten Bauerntype
in
In=
terieurs und Kenzler=Berlin mit einem großgeſehenen und gut
erfaßten Seeſtück.
M. St.
*Südweſtdeutſche Kunſtausſtellung
Darmſtadt 1924.
Die Ausſtellung hat eine neue Anziehungskraft erhalten.
Die graphiſchen Kabinette der drei Gruppen wurden neu
geord=
net und anders gehängt. Durch Einrahmen ſämtlicher Blätter,
Zuſammenfaſſung in Gruppen, vorteilhafte Hängung hat man
den Eindruck, ganz neue Werke vor ſich zu haben. So ſehr kann
die Wirkung durch die Aufmachung gehoben werden.
Leider muß über einen Teil des beſuchenden Publikums
Klage geführt werden. Eine Zeichnung wurde durch die
Laus=
bubenhand eines Beſuchers gänzlich verdorben. Aehnlich ergeht
es den auf dem Leſetiſch aufgelegten Kunſtzeitſchriften. Sie
wer=
den zerfledert, ausgeriſſen, geſtohlen. Es iſt der Geſchäftsleitung
daher nicht möglich, die ihr gütig zur Verfügung geſtellten
Pracht=
bände der Verlagsanſtalt von Alexander Koch dort öffentlich
auszulegen. Das Aufſichtsperſonal kann nicht immer überall
ſein, dieſe wüſten Burſche und ſogenannten Damen abzufaſſen.
Hier muß das Publikum Selbſtaufſicht als Ehrenpflicht
betrach=
ten. Der Beſuch der Ausſtellung iſt den Zeitumſtänden
ent=
ſprechend genügend, an Sonntagen ſtark. Es wurde verkauft:
„Schafherde‟, Steinzeichnung von Hans v. Volkmann, Karlsruhe.
v. H.
*Die Teilnehmer des Tonkünſilerfeſtes
in Darmſiadt.
In der Woche nach Pfingſten hält bekanntlich der
Allge=
meine Deutſche Muſikverein, eine durch ganz Deutſchland ver
breitete, ſchon 1859 gegründete Vereinigung von Muſikern und
Muſikfreunden zur Pflege fortſchrittlicher Muſik, deren
Ehren=
präſident ſeinerzeit jahrelang ein Franz Liſzt war, in Frankfurt
a. M. ſein 54. Tonkünſtlerfeſt ab. Die ſtädtiſche Verwaltung hat
die ſich ihr hierdurch bietende Gelegenheit gerne benutzt, die
Teilnehmer des Tonkünſtlerfeſtes im Anſchluß an die Frankfurter
Veranſtaltung auf Montag, den 16. Juni, nach Darmſtadt
einzuladen um damit prominente Vertreter der deutſchen
Muſikwelt mit Darmſtadt und ſeinen kulturellen Beſtrebungen
bekannt zu machen. Den Gäſten ſoll ein kleiner Ausſchnitt aus
dem hieſigen Muſikleben geboten werden.
Im Mittelpunkt der Veranſtaltungen ſteht ein unter
Mitwir=
kung hieſiger Künſtler und des Muſikvereins von der Städtiſchen
Akademie für Tonkunſt unternonimenes und von dem Städt.
Muſikdirektor Wilhelm Schmitt geleitetes Kammermuſik=
Konzert im Kleinen Haus, wo die junge Anſtalt in der Lage
iſt, ihre Leiſtungsfähigkeit vor einer beſonders anſpruchsvollen
fachmänniſchen Kritik zu erproben und dadurch für ihre Arbeit
auch auswärts zu werben. Beſonders intereſſant dürfte ſein,
daß bei dieſem Konzert, dem hoffentlich eine recht rege
Betei=
ligung des Darmſtädter Publikums beſchieden ſein wird, auch
ganz junge hieſige Komponiſten mit ihren neueſten
kompoſito=
riſchen Verſuchen zu Gehör gelangen und hiermit erſtmalig
offi=
ziell in eine breitere Oeffentlichkeit eingeführt werden.
Nach dem Konzert iſt ein Gartenfeſt mit allerlei
Darbie=
tungen, Illumination uſw., im Städt. Saalbau geplant, das die
Feſtteilnehmer mit der hieſigen Bevölkerung in zwangloſer Weiſe
vereinigen wird. Nähe Mitteilungen werden in den nächſten
Tagen folgen.
theitskonkurrenz.
eine rationelle Zahnpflege, dem weltbekannten Chlorodont. Dieſe
ein=
igartige Zahnpaſte entfernt zumeiſt ſchon nach einmaligem Putzen den
braunen Belag, wie er beſonders nach Zigarettenrauchen aufzutreten
pflegt und beſeitigt den ſchädlichen Zahnſtein. Ein noch unäſthetiſcherer
Schönheitsfehler iſt der üble Mundgeruch, der ſich bei ſchlechter
Zahn=
pflege für die Umgebung ſo abſtoßend bemerkbar macht. Hier wirkt
Chlorodont wahre Wunder. Ein herrlich erfriſchender Geſchmack und
Heruch macht den regelmäßigen Gebrauch direkt zu einem
Lebensbedürf=
nis. Mit Recht iſt daher Chlorodont bei Millionen von Kulturmenſchen
täglich im Gebrauch. Eine große Tube für 80 Pfennige reicht 4—6
Wochen. Kleine Tube 50 Pfennige. Man weiſe billige Erſatzmittel
zurück. Chlorodont iſt in allen Apotheken, Drogerien und Parfümerien
(I,L ,758
zu haben.
Seite G.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 8. Juni 1924,
Nammer 15o.
Nochmals: Das Landesamt für das
Bildungsweſen.
Wir erhalten folgende Zuſchrift:
In einer amtlichen Notiz „Das Landesamt für das Bildungsweſen
und die Preſſe” wird geſagt, daß ſich das L.f.d.B. nicht mit dem in
letzter Zeit in der Preſſe erſchienenen Artikel über ſeine
Angelegen=
heiten befaſſe. Es könne weder dem einen „auf die Finger klopfen”
noch andere in Schutz nehmen uſw. Auch müßte es abgelehnt werden,
ſich im Zeitungsartikel über die verfügten Verſetzungen — darunter auch
die des Oberſtudiendirektors Keller, die lediglich im Intereſſe des
Dien=
ſtes und mit deſſen Einverſtändnis erfolgt ſei — zu rechtfertigen. Dazu
ſei die paſſende Gelegenheit bei den Verhandlungen über den
Staats=
voranſchlag.
Zunächſt ſei folgendes bemerkt: Das Recht der Kritik an den
Hand=
lungen des Landesamts für das Bildungsweſen ſowie den übrigen
Regierungsſtellen laſſen wir uns als freie Staatsbürger nicht nehmen.
Intereſſant iſt aber, wie gewiſſe intereſſierte Kreiſe obige Erklärung
für ihre Zwecke ummünzen und entſtellen. Abſichtlich leſen dieſe Leute etwas
der doch immerhin lendenlahmen Erklärung des L.f.d.B. heraus, was
gar nicht darin ſteht: „Aus dienſtlichen Gründen” iſt nach amtlicher
Mitteilung dieſe Verſetzung erfolgt, während im Zeitungsartikel
be=
hauptet wird, die Verſetzung hätte aus dienſtlichen Gründen erfolgen
müſſen. Jeder Eingeweihte iſt ſich doch klar, daß dieſe „dienſtlichen
Gründe” auf politiſchem Gebiet lagen. Wollen beſtimmte
„hochachtbare” Leute mit dem „müſſen” den Anſchein erwecken, daß
der Anſtalt, der Herr Direktor Keller vorſtand, durch deſſen weiteres
Verbleiben ein Schaden zugefügt worden wäre? Das wäre genau ſo
„hochachtbar” wie die Hetze, die zur Verſetzung führte.
Und dann, wie naiv iſt die Redewendung „mit deſſen
Einverſtänd=
nis”. Jeder vernünftige Menſch weiß doch, wie derartige „
Einverſtänd=
niſſe” zuſtande kommen. Irgend ein Beamter bekommt von ſeiner
vor=
geſetzten Behörde nahegelegt, ſich verſetzen zu laſſen. Man bietet ihm
einen gerade frei gewordenen beſſeren Poſten an, man läßt ihn die
Treppe hinauffallen, ſtellt ihm aber in ziemlich beſtimmte Ausſicht, daß,
falls er dieſe Verſetzung nicht annehme, er ja doch über kurz oder lang
verſetzt werde, aber dann müſſe er ſich halt mit der zugeſprochenen
Stelle begnügen. Nur ein bemitleidenswerter Dummkopf gibt nach
Beberlegung der eventuell entſtehenden Konſequenzen nicht ſein
Einver=
ſtändnis. Deshalb ſollte man derartige nichtsſagende Redensarten nicht
gebrauchen; ſie zwingen vernünftigen Menſchen nur ein Lächeln ab.
Geradezu empörend iſt es, daß die „Elemente”, die an der
Verunreini=
gung und Vergiftung der Atmoſphäre das weſentliche Teil Schuld
tra=
gen, jetzt im Zeitungsartikel einer „Bereinigung und Entgiftung der
Atmoſphäre, die nicht zuletzt im Intereſſe einer guten Fortentwicklung
der einzigen höberen Lehranſtalt unſeres Kreiſes liege”, das Wort
reden.
Vo war die liebevolle Fürſorge dieſer Kreiſe für die Lehranſtalt,
als ſie aus rein politiſchen Motiven die Atmoſphäre vergifteten? — Will
man jetzt, nachdem man ſeinen Zweck erreicht hat, die Schuld denjenigen
zuſchieben, die wirklich aus Intereſſe für die gute Fortentwicklung der
Lehranſtalt das Spinngewebe der Intrigen zerſtörten? — Das würde
man in der großen Politik mit Recht „Entente=Politik” nennen. Hier
muß es „Haltet den Dieb”=Politik heißen.
Trägt vielleicht das Verhalten des Herrn Bürgermeiſters
von Michelſtadt in der an der dortigen Stadtſchule ſchwe
benden Rektorfrage auch zur „BVereinigung und Entgiftung der
Atmoſphäre” bei? —
Man darf geſpannt ſein, welche Stellung das „Landesamt für das
Bildungsweſen” in dieſer Sache einnimmt! —
Wir raten dem L.f.d.B., nicht dem einen „auf die Finger zu
klop=
fen” oder den anderen „in Schutz zu nehmen”, was es ja in ſeiner
amt=
lichen Mitteilung angibt, nicht tun zu wollen, wir raten aber dem
Lan=
desbildungsamt dringend, nicht Leuten ihr Ohr zu leihen, die
allzu einſeitig politiſch orientiert ſind, zumal wenn dieſen einſeitig
poli=
tiſch Orientierten noch eine ſtarke Doſis Haß bei ihren Reden die Zunge
mit dirigiert.
Politik und Schulbildung ſind zwei verſchiedene Probleme.
— Adreßbuch 1924. Vom Dienstag, den 10., bis einſchl. Samstag,
den 14. Juni, liegt das alphabetiſche Einwohnerverzeichnis, Buchſtaben
A bis einſchließlich E, im Zimmer 23 des Stadthauſes zur Einſicht auf,
ebenſo das Vereinsregiſter, Aerzteverzeichnis, Handelsregiſter,
Genoſſen=
ſchaftsregiſter, Verzeichnis der Gewerbetreibenden. Es liegt im
In=
tereſſe aller Beteiligten, Einſicht zu nehmen und etwa vorliegende
tümer oder Unterlaſſungen richtig ſtellen zu laſſen. Infolge der großer
Arbeit, die mit der Ermittelung aller Unterlagen für das Adreßbu
verbunden iſt, konnte der zunächſt für das Erſcheinen vorgeſehene
Ter=
min, Anfang Juni, leider nicht eingehalten werden. Manuſkript und
Druck ſind aber jetzt ſo weit vorgeſchritten, daß in Bälde mit dem
Er=
ſcheinen des dringend nötigen Buchs zu rechnen iſt.
Aus den Parteien.
— Deutſche Demokratiſche Partei. Die am Dienstag,
den 10. Juni, fällige Vorſtandsſitzung wird um 8 Tage verſchoben.
Deutſche Demokratiſche Jugendgruppe. Am
Mitt=
woch, den 11. d. M., abends, findet in unſerem Heim (Waldſtraße 45)
eine Mitgliederverſammlung ſtatt.
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entſteil. d. ſchönſte Antlitz. Ubl. Mundgeruch wirkt abſtoßend. Beide Abelwerd
i. volkkymmen unſchädl. Weiſe beſeitigt d. b. bew. Zahnpaſte Chlozockont.
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Aus Heſſen.
* Griesheim, 6. Juni. Der Rieſelwärter Valentin Keller VII.
von hier wurde vom Kreisamt Darmſtadt als Feldſchütze für die hieſige
Waſſergenoſſenſchaft eidlich verpflichtet.
H. Eberſtadt, 6. Juni. Gemeinderatsſitzung. Der
Wald=
wirtſchaftsplan für das Rechnungsjahr 1925, welcher durch die Feld= und
Waldkommiſſion vorberaten war, wird ohne weſentliche Beanſtandungen
genehmigt. Für die Neueinfriedigung von Kulturflächen wird ein Kredit
von 1800 Mark bewilligt. Das vom Kulturbauamt ausgearbeitete
Pro=
jekt der Bewäſſerung der Weinwegwieſen wird gutgeheißen. Die
Aus=
führung ſoll, wenn es die Finanzverhältniſſe geſtatten, noch in dieſem
Jahr erfolgen. Die Anlieferung von 30 Ztr. Stroh für den Faſelſtall
von Landwirt Kraft IV. in Hahn zum Preiſe von 2,60 Mark pro Ztr.
wird beſchloſſen. Das Geſuch des Peter Büchler=Pfungſtadt um
Ueber=
laſſung von Waldabteilungen zur Schafbeweidung wird abſchlägig
be=
ſchieden. Die Gebühren der Feldgeſchworenen werden für das Rech=
öffnung des Schwimmbades ſoll am Sonntag, den 15. Juni, ſtattfinden.
B.züglich der Feſtſetzung der Badezeiten im allgemeinen und für die
Vereine im beſonderen wird Beſchluß vorbehalten. Der Karuſſellplatz
auf dem Marktplatz für Pfingſten, Kirchweihe und Nachkirchweihe wird
gegen ein Entgelt von 175 Mark dem Joh. Gg. Hach II. überlaſſen. Von
der Einführung der Hundemarken, die vom Kreisamt angeregt wurde,
ſoll vorläufig Abſtand genommen werden. Gemeinderat Meidinger
be=
mängelt die Verunreinigung der Ortsausgänge und Feldwege inſofern,
als dieſe als Schuttabladeſtellen benützt würden, und fordert ſeitens der
Verwaltung polizeiliche Ahndungen ſolcher Vergehen. Der Gemeinderat
ſchließt ſich der Forderung an. Die Miſſionsgeſellſchaft der S.T.=
Adven=
tiſten (Main=Neckar=Vereinigung) plant den Erwerb der Marienhöhe
ein=
chließlich der Duncan=Schule für Zwecke der von ihr verfolgten
Beſtre=
bungen. Der Gemeinderat erhebt hiergegen keine Einwendungen unter
der Vorausſetzung, daß der Gemeinde die beiden beſchlagnahmten
Woh=
nungen auf der Marienhöhe erhalten bleiben, ſofern nicht, wie von der
Geſellſchaft in Ausſicht genommen, als Erſatz für dieſe zwei neue
Woh=
nungen erſtellt werden. Der Gemeinderat macht außerdem zur Be
dingung, daß alle Zugänge zur Marienhöhe und die Anlagen dortſelbſt
erhalten und der Oeffentlichkeit zugänglich bleien, und iſt bereit, wenn
dieſe Bedingung anerkannt wird, die Beſchlagnahme der Duncan=Schule
für Wohnungszwecke aufzuheben. Die Schulſtraße und die Kirchſtraße,
letztere von der Modaubrücke bis zur Einmündung in die Schulſtraße
ſollen neu gepflaſtert werden. Dabei wurde zugleich beſchloſſen, die
Bau=
fluchtlinie in der Kirchſtraße um 1,50 Meter bezw. 2 Meter
zurückzuver=
legen. Mit Rückſicht auf die ſchwierige Finanzlage der Gemeinde wird
in dieſem Jahre zunächſt eine Teilpflaſterung vorgeſehen. Mit der vom
Kreisamt vorgeſchlagenen Beſetzung des neu zu errichtenden
Mieteini=
gungsamts iſt der Gemeinderat einverſtanden. Eine Vorlage, die
Kana=
liſation des Induſtriegebiets betreffend, wird zur Vorberatung dem
Bauausſchuß überwieſen. Ebenſo das Gefuch der Anwohner des Markt
platzes um Errichtung einer Bedürfnisanſtalt daſelbſt. Der Beitritt der
Gemeinde als korporatives Mitglied zu dem Heſſiſchen Wanderkino E. V.
mit einem Jahresbeitrag von 5 Mark wird beſchloſſen. Der vom Obſt=
und Gartenbau= ſowie vom Bauernverein geplanten Errichtung eines
Obſtmarktes in Eberſtadt ſtimmt der Gemeinderat zu und genehmigt
die von der Marktkommiſſion im Entwurf vorgelegte Marktordnung.
Der Markt ſoll in dem Jakob Jacobſchen Anweſen in der Oberſtraße
ſtattfinden und in der kommenden Woche eröffnet werden. In geheimer
Sitzung: Wohlfahrtsangelegenheiten.
A Reichelsheim i. O., 7. Juni. Dem am 1. Juni in den Ruheſtand
getretenen hieſigen Lehrer, Herrn Repp, wurde in Gegenwart des Herrn
Kreisſchulrats Gerbig von Erbach, einiger Mitglieder des
Schulvorſtan=
des ſowie des verſammelten Lehrerkollegiums eine einfache
Abſchieds=
feier im Schulhauſe bereitet. Herr Kreisſchulrat Gerbig dankte Herrn
Lehrer Repp im Namen des Kreisſchulamts für ſeine 19jährige,
erſprieß=
liche Bildungsarbeit an der Reichelsheimer Jugend, hob ſeine Verdienſte
um die Heimatforſchung von Reichelsheim und ſeiner Umgebung hervor
und wünſchte, daß er auf dem Gebiete der Erforſchung der Heimat noch
weiter tätig ſein möge. Denn dieſe Arbeit komme auch der Schule
zu=
tatten. Der Vorſitzende des Schulvorſtandes, Rektor Friedrich, widmete
dem aus der Mitte des Lehrerkollegiums Scheidenden Worte der
An=
erkennung im Dienſte der hieſigen Schule und als Mitglied des
Schul=
vorſtandes. Auch Herr Bürgermeiſter Dingeldein übermittelte namens
Dienstag
Mittwoch
Bonnerstag
verkaufen wir
nungsjahr 1924 auf 4 Mark pro Mann und Tag feſtgeſetzt. Die
Bedürf=
nisfrage für die Errichtung einer Wirtſchaft der Frau Anna Thill auf
Marktplatz 2 wird verneint. Die Gebühren für Erbbegräbnisplätze
werden mit ſofortiger Wirkung auf 40 Mark pro Zwei=Perſonengrab
bezw. auf 50 Mark für ein Mauergrab erhöht. Der vom Bauausſchuß
vorgeſchlagenen Herſtellung des Sportplatzes ſtimmt der Gemeinderat
unter der Bedingung zu, daß die hieſigen Sportvereine gewiſſe
Verpflich=
tungen bezüglich des Zinſendienſtes fſtr das aufzuwendende Kapital
über=
nehmen. Das Baugeſuch des Heinrich Eidemüller für Errichtung eines
Wohnhauſes in der Hügelſtraße wird genehmigt. Gemeinderat Simon
erſtattet Bericht über die Prüfung der Gemeinde= und
Waſſerwerksrech=
nung für das Rechnungsjahr 1922. Beanſtandungen wurden nicht
er=
hoben. Dem Gemeinderechner wird für die tadelloſe Führung und
Ab=
legung der Rechnung Anerkennung gezollt. Die Beſchlüſſe der
Badekom=
miſſion wurden gutgeheißen. Hernach ſind die Badepreiſe wie folgt
feſt=
geſetzt: 1. Offenes Bad für Erwachſene 25 Pfg., 2. desgleichen mit
reſer=
viertem Auskleideraum 50 Pfg., 3. Kinderbad 10 Pfg. Von der Ausgabe
von Abonnements= und Dutzendkarten ſoll zunächſt abgeſehen werden
Schwimm= und Sportvereine, welche das Schwimmbad geſchloſſen
be=
nützen, zahlen als Mindeſtpreis den Eintrittspreis für 25 Perſonen, der
in ſolchen Fällen auf 20 Pfg. pro Perſon ermäßigt wird. Der Kredit
für die Anſchaffung von 2 Dutzend Badeanzügen für Damen wird
be=
willigt. Die Leihgebühren für Badewäſche werden wie folgt feſtgeſetzt:
a) Badehoſe für Erwachſene 15 Pfg., für Kinder 10 Pfg., b) Badeanzug
für Damen 30 Pfg., c) Handtuch 15 Pfg., d) Badetuch 50 Pfg. Die Er=
der Gemeinde ſeinen Dank für die langjährige Wirkſamkeit und für dass
Intereſſe an der Geſchichte unſeres Ortes. Herr Lehrer Repp dankte fün
die ausgeſprochene Anerkennung und Wünſche, indem er verſprach, ſei=
Arbeiten über die Geſchichte der Flurnamen abzuſchließen und der Schulg
zur Verfügung zu ſtellen.
Aus Starkenburg, 7. Juni, wird uns geſchrieben: Der Abbaun
im Volksſchulweſen und die damit verbundene Wiederbeſetzunm
von Rektorſtellen lenkt die Aufmerkſamkeit auf die Gepflogenheiten, diei
bei Beſetzung dieſer Stellen geübt werden, und ſchwere Nachteile für diuß
ältere Lehrerſchaft im Gefolge haben. Die Lehrer der Volksſchulen be
den ſich in der ſiebenten und achten und teilweiſe auch in der neunten=
Gehaltsgruppe. Bis die Lehrer in die neunte Gehaltsgruppe kon
werden ſie durchſchnittlich 57 Jahre alt. In keinem anderen Stan
wird das Hörhſtgehalt in dieſem hohen Lebensalter erreicht. Dieſe=
Mißſtand wird mit dadurch hervorgerufen, daß ſich auch die
Rektorer=
an Schulen mit 16 und mehr Klaſſen in der neunten Gehaltsgruppe he
inden und dieſe Rektoren in das Sechſtel, das den Lehrern in de
neunten Gruppe zugeſtanden iſt, eingerechnet werden. Bei der Er
nennung ſoll nun zwar nur die fachliche Eignung ausſchlaggebend
Man kann aber ſehr oft die Beobachtung machen, daß es mindeſter
nicht ſchädlich iſt, wenn man auch die richtige parteipolitiſche Ein
lung aufweiſen kann. Wird nun ein Lehrer, bei dem ſich alle gewünſchr
ten Eigenſchaften glücklich vereinen, in jüngeren Jahren Rektor,
kann es vorkommen, daß er ſchon mit 40 Jahren und noch früher in
die neunte Gehaltsgruppe eingereiht wird. Er nimmt dann der ä
ren Lehrerſchaft faſt zwei Jahrzehnte eine Stelle der neunten Gehalte
gruppe weg. Ein ſolcher iſt neben zahlreichen anderen Fällen gegern
wärtig in Friedberg zu verzeichnen. Außerdem wird aber auch dur
O-0
dieſe regelwidrigen und vorzeitigen Beförderungen die eigentlich ſelheſt
verſtändliche Forderung, daß jedem Lehrer Gelegenheit gegeben ſei)“
muß, es zum Rektor zu bringen, ganz außer Geltung geſetzt, da e
in jungen Jahren zum Rektor ernannter Lehrer die Stelle unter Unm
ſtänden zwei Jahrzehnte verſehen kann. Kenner der Verhältniſſe boo
rechnen die Ziet, die die ältere Lehrerſchaft durch die Ernennung jun
ger Rektoren ſpäter in die neunte Gehaltsgruppe aufrückt, auf
zwei bis drei Jahre. Den Nachteil von der Vorliebe möglichſt
Lehrer zu Rektoren zu befördern, trägt die geſamte ältere Lehrerſchaff
beſonders aber diejenige des flachen Landes. Für ſie wird die M
lichkeit und Wahrſcheinlichkeit, in die neunte Gehaltsgruppe zu
men, immer geringer, denn die Lehrer an den Fortbildungs= und Hilf
ſchulen, die ſich meiſt in den größeren Städten und Landorten befinn
den, werden bereits einige Jahre früher als die Lehrer an der eigenn
lichen Volksſchule in die neunte Gehaltsgruppe eingeſtuft und neh.
damit wieder eine Anzahl Stellen des Sechſtels weg, das der Lehres
ſchaft in ihrer Geſamtheit zuſteht. So ſchwindet für die älteren
Lehre=
an der Volksſchule die Ausſicht, als Lehrer an einer Volksſchulkla
die neunte Gehaltsgruppe einzurücken, immer mehr. Dem Uebeiſte
kann nur geſteuert werden, wenn man wieder dazu übergeht, in oe0
Regel ältere Lehrer, die etwa in der Mitte der Fünfziger ſtehen, zu Rau
toren zu Ernennen.
2. Aus dem Lande, 6. Juni. Nach einer Bekanntmachung des Mitt
ſteriums für Arbeit und Wirtſchaft beträgt die Junimiete 38 v.
der Friedensmiete. In dieſer Summe ſind 18 v. H. für Betrieb.
koſten und Zinsſteigerung enthalten. In weiten Kreiſen de
Bevölkerung iſt nun nicht bekannt, wodurch in der gegenwärtigen
bei der Berechnung der Miete eine Zinsſteigerung verurſacht werd
ſoll. Es werden doch von den Hypotheken keine Zinſen bezahlt, ſod u
auch keine Steigerung dieſer Zinſen eintreten kann. Zu den Betriekle
koſten gehören nun auch die Verwaltungskoſten. Im Frieden hörte m
von ſolchen Verwaltungskoſten nichts. Die Verwaltung des eigen
Vermögens war damals eine Tätigkeit, die als eigentliche Arbeit
nicht angeſehen wurde. Was man gern tut, empfindet man ja nicht O
Arbeit. Es iſt an der Zeit, daß dieſe Auffaſſung von Verwaltung a. bezüglich des Hausbeſitzes Platz greift. Wer im Frieden
Vermögen in Wertpapieren angelegt hatte, konnte ja auch nichts für V.
waltungskoſten verlangen, und von einer Steigerung ſeiner Zinſen
es ſchon lange ſtille geworden. Wenn aber heute ein gewiſſer Hunde
ſatz der Friedensmiete als Zinsſteigerung gewährt wird, dann müſß
auch diejenigen, die einſt die Hypotheken hergaben, etwas von dieſen
ſteigerten Zinſen merken, d. h. das Verzinſen dieſer Schulden muß u
der einſetzen, und zwar in dem Verhältnis, in dem die Friedensmi*
ſteigt. Steigen Friedensmiete und Zinſen wieder auf Friedenshöh.
wird und kann auch wieder gebaut werden. Nur dadurch wird die Wo
nungsnot gelindert und endlich beſeitigt werden. Es war ein Fehl
die Mieten möglichſt niedrig zu halten und einem Wohnungskommunn
mus zu huldigen. Es wäre noch verfehlter, mit dem Irrtum nicht
lich Schluß zu machen. Vor allem aber muß dem Staate das Recht
ſtritten werden, aus der Niederhaltung der Mieten Steuern zu /*
Die volle Friedensmiete gehört dem Hausbeſitz, der andererſeits wie.
dem Hypothekenbeſitzer zinſen muß, ſo wie das früher war. Der St
Rentner und Gläubiger muß von der Zinsſteigerung, von der in d
Mietfeſtſetzung für Juni die Rede iſt, etwas merken. Nur ſo kann
die Mieterſchaft, die doch vielfach die Hypotheken zuſammengeſpart her”
mit der Anführung der Zinsſteigerung in der Mietberechnung einbe
ſtanden erklären.
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[ ← ][ ][ → ]Nr. 22, Sonntag, 8. Juni 1924
Zum Pfingſtfeſte
Von Reinhold Braun.
Laßt uns Mai’n und Sträuße pflücken
nach der Väter ſchönem Brauch!
Laßt uns Haus und Türen ſchmücken,
aber unſere Herzen auch!
Denn der Geiſt der Liebe kehret
nur in reine Herzen ein;
da nur weilet er und lehret:
Gottes Kinder hier zu ſein!
Hoffmann von Fallersleben.
Bas Erlebnis eines Feſtes iſt ohne das Schmücken nicht zu
eniken. Und beſonderes bei Pfingſten trifft das zu. Es iſt
s Feſt des lichten Schmuckes, der prangenden Farben, der
okhenden Schleier, der holden, grünen Weite, der lachender
Nenſchen.
Pfingſtfreude will Schönheit und ihr Erlebnis offene Sinne
„ Seelen, die das Licht einlaſſen. Pfingſten iſt das Feſt der
urſend offenen Tore.
Aber ihr ſchmückt es am ſchönſten durch euch ſelber!
Wa=
uct ein Haus im Schmuck der Maien, wenn das Herz eine
zuabkammer gleicht! Was nützen die blank geputzten Fenſter
w die weißen Gardinen, wenn die Augen ſtumpf ſind von
in=
ea her, wenn ſie blind ſind für die feinen, lieben Dinge de
rrrußen und drinnen, blind gegen die liebſten Menſchen!
Wa=
üst das Schöpplein güldenen Weins auf dem Tiſche, wenn ihr
icwht das frohe Herz habt, ihn zu genießen!
Schmückt das Feſt durch euch und mit euch ſelber! Schmückt
1H von innen her! dann kommt der rechte Schmuck von außen
urz von ſelbſt, weil er dann der feine, rechte Ausdruck eures
nern, ſeiner Lichtheit und ſchönen Heiterkeit iſt! Wenn die
innſchen verſtünden, von innen her ſich recht zu ſchmücken, dann
lichen ſie nicht ſo häufig dem Tiere in dem bekannten
Sprich=
rte! Dann gäbe es nicht ſo viel Aufdringlichkeit und
Ueber=
uistheit, ſoviel nur Parade der ſchönen Kleider und Hüte
ein erlebten wir mehr die Harmonie des ſchönen Menſchen in
ihrer Ganzheit, dann wäre mehr wirkliches Blühen der
Men=
henſchönheit und =freude. Wenn wir etwas von dem herrlichen
hagſtgeiſte ſpüren wollen, müſſen wir ſelbſt mehr Geiſt und
eigre Seele haben! Wo ſie nicht vorhanden ſind, kann auch
ine Erfülltheit mit dem göttlichen Geiſte ſein! Schüttet ihr
ihnn Wein in ein dumpfes, unſauberes Gefäß, um an ihm
tas zu laben? Wollt ihr ihn recht aufnehmen bis in eure Tiefe
in, dann müßt ihr wie ein edler Kriſtall ſein, rein und
iy end bis zum Grunde, ſchimmernd in Schönheit, leuchtend in
Sonne des Feſtes! Schmücket euch! Das heißt auch:
Hin=
getan aus euch alle Schwäche, alle Unluſt und Härte, allen
Frieden, alle Schwere und Dumpfheit!
Rein bis zum Grund, um der Pfingſtgnade teilhaftig zu
etden, der Gnade, die einzig kommt aus dem großen,
geiſter=
ilten Erlebnis, aus der Wirklichkeit der inneren Höhe!
So ſtröme, du herrlicher Geiſt in alle Herzen und ſegne ein
u5zes Volk mit Liebe, Glauben und Hoffnung!
Amen! Amen! läuten alle Glocken, ſprechen alle andächtigen
eitzen und jübelt das pfingſtſelige Land!
Pfingſten iſt ſchwer zu verſtehen. Für Pfingſten muß man
zegen ſein. Was uns die Apoſtelgeſchichte von Pfingſten
er=
hei, iſt auch das Ergebnis einer langen, mühevollen
Er=
ehrung anfangs noch recht ungeiſtiger Männer. Pfingſten heißt:
eſſtig werden! Man iſt nicht von vornherein geiſtig und
an wird auch an Pfingſten nicht vollkommen geiſtig, weil man
eins doch ein Menſch bleibt wie jene Apoſtel dort auch. Aber
frſt doch ein Anfang, wenn man das eigene Leben und das
ſhammenleben mit den andern aus dem Gewiſſen heraus zu
iiten und dafür Kraft und Klarheit zu ſchöpfen ſucht aus
m. Urquell des Geiſtes. Für dieſes Streben bildet das erſte
fü igſten eine Verheißung.
Man ſollte denken, daß Deutſchland für ein Pfingſten
er=
gen wäre. Viele empfinden, daß das ungeiſtige Weſen, die
Kf.55
* Pfingſtmahnung
Von Max Siempel
Nun ſchmückt mit grünen Maien
Die Pforten und das Haus,
Und pflückt, das Feſt zu weihen,
Vom Buſch den Fliederſtrauß!
Die Stube ſoll durchfluten
Sein Duft ſo ſüß und rein,
Wie Rauſch von Frühlingsgluten
Und goldnem Sonnenſchein.
Verſäumt auch nicht, zu ſchänken
Ins Glas der Rebe Saft,
Um fröhlich zu gedenken
Der Pfingſttags=Jüngerſchaft!
Die brannte, kruftdurchdrungen,
In Flammen lichterloh,
Und ſprach mit Feuerzungen,
Des heil’gen Geiſtes froh.
Auch ihr müßt heut vergeſſen,
Was euch zum Staube zog,
Als treue Jünger deſſen,
Der einſt gen Himmel flog.
Ion Herzen muß euch ſprießen
Oes Glaubens ſtarker Mut,
Soll auch auf euch ſich gießen
Der Geiſi, der Wunder tut.
So
Jagd nach dem Geld und Vergnügen, die Anbetung des
äuße=
ren Erfolgs, die Behandlung des Menſchen als Nummer und
Maſchine, überhaupt die ganze Seelenloſigkeit der ſogenannten
Hochkultur uns in den Abgrund geſtürzt hat. Die in den letzten
Jahren unter dieſer Schuld gelitten haben und jetzt noch
tiefin=
nerlich leiden, nicht bloß bei ſich ſelbſt, ſondern mit ihrem Volk,
die ſind erzogen für Pfingſten; denn leiden und geiſtig werden
hängen untrennbar zuſammen. Sie werden das gewonnene
Geiſtesverſtändnis und die erſehnte Geiſteskraft nicht in irgend
einer „Begeiſterung” verſchwenden. Es iſt ſchön, ſich für das
und jenes zu begeiſtern; die Jugend gedeiht und reift nicht ohne
Begeiſterungen. Allein Begeiſterungen kommen und gehen;
Geiſt aber iſt ſtilles, ſtarkes, ſtetes Geſpanntſein des ganzen
Weſens auf jenes Ziel, das über allen Zielen liegt. Die
Be=
geiſterung, die wirklich aus dem Pfingſtgeiſt kommt, nimmt den
ganzen Menſchen in Anſpruch und ſpannt ſeinen Willen hoch
gerade in den Zeiten, da aller Begeiſterungsrauſch im Angeſicht
der harten, ernüchternden Wirklichkeit verflogen iſt.
An ſolchem Geiſt fehlt es uns immer noch allzuſehr. Es
gibt zu viele, die bloß nebenbei geiſtig ſein wollen. Aber
„man kann nicht nebenbei geiſtig ſein: denn
Gei=
ſtigkeit iſt”, wie ein deutſcher Führer in unſerer Zeit ſagt, „eine
Umkehrung der Welt aus dem Fundament, ein Durchſtrömen
und Ordnen der Dinge aus den Tiefen”. Geiſt iſt Geſchenk
Gottes, Pfingſten iſt Erlebnis. Es quillt und ſtrömt, we
einmal Pfingften erlebt worden iſt, bald mächtig rauſchend in
hohen Wogen, bald leis verborgen in der Tiefe. Geiſt iſt aber
auch Aufgabe des Menſchen, iſt ſtrenge Selbſtzucht, hartes
Ent=
ſagen und unermüdliches Wollen. Geiſt iſt vom Anfang bis
zum Ziel nicht ohne Kreuz. Darum iſt Pfingſten ſo ſelten. Man
will es nicht verſtehen. Man kann es nicht verſtehen,
bi=
man in dieſelbe Schule eingetreten iſt, in der jene jüdiſchen
Männer für Pfingſten erzogen wurden. Es iſt die Schule des
Meiſters, der ſelbſt durch ſchtverſten innerſten Kampf und Tod
hindurchging, damit an ſeinem Geiſt die Menſchheit geneſe.
Darmſtädter Tagblatt
* Wie man einſt Pfingſten feierte
Sie ſind ja nun bald alle verſchwunden, die ſchönen alten
Volksbräuche von anno dazumal, mit denen unſere deutſche
länd=
liche Jugend ſo ſinnig und harmlos froh ſich die Feſttage
ver=
ſchönte. Was jetzt noch davon übrig iſt, iſt nur noch ein kleiner
aber doch überaus charakteriſtiſcher Teil davon, der ſich ſieghaft
gegen moderne Blaſiertheit, Kinobeſuch und Schiebertänze
be=
hauptet hat. Das kommt wohl daher, weil dieſer bisher noch
erhaltene Reſt ſich durch die lange Tradition, wie durch ſeine
en=
gen Beziehungen zur Weſensart unſeres Volkstums ſich in aller
Herzen lebendig erhalten hat. Etwas, das heute noch wohl in
allen ländlichen Bezirken zu finden iſt, dürfte das Ausſchmücken
von Haus und Hof, Scheuer und Stall mit jungen grünen
Birkenzweigen ſein. Es ſoll dies noch eine alte germaniſche
Kultſitte ſein, weil ja der Birkenbaum der Himmelskönigin
Freya geweiht war; doch ſcheint dieſer Brauch auch bei anderen
Völkern üblich geweſen zu ſein. Jedenfalls heißt es im Pſalm
115, 27 mit Bezug auf das Erntefeſt: „Schmücket das Feſt mit
Maien!‟ Das Einholen des friſchen Maien aus dem Walde
ge=
ſchieht noch heute in vielen Orten durch berittene Burſchen, es
hat ſich daraus eine Art von Wettreiten entwickelt, wo für den
ſchnellſten Reiter Preiſe ausgeſetzt werden. Abarten davon
fin=
den wir vielfach in nördlichen Gegenden Deutſchlands. Beim
Eingreifen oder Kranzſtechen wird am Pfingſtmontag dem
ge=
ſchickteſten Burſchen die Gunſt gewährt, ſich als Pfingſtkönig eine
Pfingſtkönigin zu erwählen und unter Ehrbezeugungen der
Ge=
noſſen zum Tanz zu führen.
Die Redensart „er geht geſchmückt wie ein Pfingſtochſe‟
dürfte in weiten Kreiſen bekannt ſein. Sie entſtammt jenem
noch aus dem altgermaniſchen Freyakult herrührenden, in
Nord=
deutſchland noch jetzt üblichen Brauch, einen beſonders ſtattlichen
Ochſen mit Blumen und Bändern geſchmückt durch die Straßen
zu führen, freilich wird man heute wohl davon abſehen, das Tier
der Gemeinde zum Feſttagsbraten zu ſtiften, wie es einſt die
Schlächterinnungen getan haben ſollen.
Ein nur noch geringer Reſt der einſt ſo maleriſchen
Thürin=
ger Pfingſttänze iſt jetzt in den dortigen Dörfern zu finden. Noch
vor fünfundzwanzig Jahren ging es am Pfingſtmontag hoch her;
unter der Dorflinde waren die langen Feſttafeln aufgeſchlagen,
und wenn dort die Alten und die Ehrengäſte Platz genommen,
dann begann die Dorfkapelle ihre lockenden Weiſen. Bald drehte
ſich alles im luſtigen Tanz, allen voran die zur Pfingſtkönigin
erwählte ſchönſte und ſittſamſte Maid mit ihrem Schatz.
Das Nachäffen der ſtädtiſchen Manieren und das
Ge=
fühl des Mißachtetwerdens hat den Landleuten die Luſt
an den harmloſen Feſttagsfreuden genommen und alle
Bemüh=
ungen zur Rettung der mit unſerem Volkstum ſo innig und feſt
verbundenen Bräuche werden es wohl zu nichts weiter als einer
akademiſch anmutenden Rekonſtruktion bringen.
Dabei wird in manchen Gegenden noch mit ziher Kraft an
den alten ſinnreichen Formen feſtgehalten, beſonders da, wo
kirchliche Gebräuche ſich mit ihnen decken. Als beſonders originell
und charakteriſtiſch für dieſe Art von Pfingſtzeremonien ſoll hier
nur die noch heutzutage beſtehende Echternacher Springprozeſ
ſion geſchildert werden. In dem kleinen luxemburgiſchen
Städt=
chen ſtrömen jährlich zur Pfingſtzeit nicht nur viele Hunderte von
Bewohnern der umliegenden Ortſchaften, ſondern auch große
Mengen von Fremden zuſammen. In einer faſt zwei Stunden
dauernden, von den kirchlichen Würdeträgern geführten
Prozeſ=
ſion befinden ſich die nach hunderten zählenden Gruppen der
„Springer”, die es ſich zur Aufgabe gemacht haben, den langen
Weg, in der Weiſe zurückzulegen, daß ſie immer fünfmal
vor=
wärts und dreimal wieder zurück hüpfen. Alle zehn Minuter
iſt eine Raſt, während welcher Gebete gemurmelt und die bald
recht erſchöpften Springer mit Wein und Limonaden erfriſcht
werden. Iſt man am Ziel, der Kirche des hl. Willibrord,
end=
lich angekommen, ſo gilt es noch als beſondere Kraſtanſtrengung,
eine 69ſtufige Treppe herauf zu hüpfen, ein Elanzſtück, das
un=
ter dem Beifall einer nach Tauſenden zählenden Zuſchauermenge
vollführt wird. Nach feierlicher Meſſe und reichlicher Leiſtung
von Opfergaben ſtrömt die Menge wieder zur Stadt zurück, we
Tanz und Jahrmarktsfreuden bis in die ſpäte Nacht hinein die
Teilnehmer zuſainmenhalten. Die Echternacher Prozeſſion iſt
eine Art von Erinnerung an die Vittgänge zur Heilung einer
Veitstanz=Epidemie, di= 1374 in der Koſelgegend geherrſcht
haben ſoll, ſie iſt deshald bereits ſeit 1445 geſchichtlich
nachweis=
bar, mehrfach im Laufe der Jahrk inderte aufgehoben, aber
im=
mer wieder erneuert worden.
* Die Pfingſtreiſe
Von Alfred Richard Meyer.
Dieſer lange Winter war für den alten Geheimrat eigentlich
ats anderes, denn ſehnlichſtes Warten auf den Frühling
ge=
eſten, das ſich ſchließlich zur Angſt ſteigerte, das Feſt der
Er=
ng nicht mehr miterleben zu können, da er von Woche zu
ſorhe klarer fühlte, wie ſein körperliches Gebäude zu zerbrechen
uann. Aerztliche Kunſt würde da nicht mehr diel ausrichten
zuien, etwas mehr vielleicht noch der Wille, wenigſtens bis
füigſten ſein verlöſchendes Leben zuſammenzuhalten, bis zu
7 Tagen zwiſchen Lenz und Sommer, die ihm früher
gleich=
deutend mit einer kleinen Erholungsreiſe geweſen waren.
fälich — in den letzten Jahren hatte er ſich, aus materiellen
ruenden, dieſe Freude ſchon verſagen müſſen. Und dennoch —
avar auch ſo gereiſt, in Gedanken wenigſtens, an Hand von
anl dkarten, Reiſeführern und Anſichtskarten — beſonders an
7 beiden Pfingſttagen, da er der Bitte der Gattin, doch einen
einen Spaziergang zu machen, nie nachkommen wollte, wei
m. die Erinnerung an frühere Zeiten und Reiſen viel ſchöner
ſagien, als dieſe Möglichkeit, ſich im Strome anderer, lauter
vrtrieben fröhlicher Menſchen durch den Stadtwald in einen
aiffeegarten mit ſchmetternder Blechmuſik zu begeben.
Eines Morgens, da er die Zeitung las und ſich juſt eine
izuarre anbrennen wollte, war ihm die rechte Hand
eingeſchla=
n. — ſo deuchte es ihn wenigſtens. Er rieb ſich die Finger,
eaber ſeltſam ſteif blieben. Er begriff: der erſte Schlagan=
1 — in der mildeſten Form. — Vielleicht, daß man doch
man Arzt holen ließ, deſſen Erſcheinen freilich die Eröffnung
har nicht abſehbaren Rechnung bedeutete. Und man mußte
oh; ſehr haushälteriſch mit der knappen Penſion umgehen,
els eicht ſchon an den Kohleneinkauf für den nächſten Winter
uken, aber auch an die Koſten des Begräbniſſes.
Mittags, als der Arzt kam, war die Sprache bereits für
timauten geſtört. „Ich will!” ſagte der alte Geheimrat und hol
ſchlaff herabhängende Kinn hoch. So leicht würde er ſick
nun doch nicht unterkriegen laſſen — ſchon von wegen der
be=
uiftehenden Pfingſtreiſe nicht. Nur ſchwer ließ er ſich dazu
yrreden, für einige Tage das Bett zu hüten. Am nächſten
Tage hatte er die Gewalt über ſeine Sprache wieder; und auch
mit der rechten Hand ſchien es ſich einigermaßen zu geben, ſo
daß er kurz entſchloſſen wieder aufſtand, die Miete für den
nächſten Monat und den Lohn für das Dienſtmädchen aus dem
Schreibtiſch nahm und hier außerdem den Schweizer Bädeker
zufällig fand, mit dem er ſich — in Gedanken — auf die
dies=
jährige Pfingſtreiſe begeben wollte. Es ſollte Luzern werden
und all die kleinen Dörfer um den Vierwaldſtätterſee, die er
einmal vor zwei Jahrzehnten mit Frau und Kindern um
Pfing=
ſten herum beſucht hatte — wohin heute ſchon wieder manche
ſeiner Bekannten in Wirklichkeit reiſen konnten, die mit den
wech=
ſelnden Geldverhältniſſen dieſer Zeit beſſer als ein penſionierter
Beamter fertig wurden. Ob ſie freilich ebenſoviel an heiterer
Freude wie er an dieſem Ausflug in die Welt haben würden
bezweifelte er lächelnd. Sogar das Kursbuch nahm er zur
Hand und ſuchte ſich mit langſamem Behagen die bequemſten
Züge zuſammen. Und daß das Wetter zu Pfingſten ſo ſchön
wie einſt ſein werde, wettete er faſt mit ſich ſelbſt.
Darüber vergaß er eigentlich beinahe ganz die Tatſache, daß
der Tod bei ihm leiſe an die Tür gepocht hatte. Er konnte ſich
doch ziemlich auf ſeinen eiſernen Willen verlaſſen, mit dem er
ſich die Erfolge ſeiner Beamtenlaufbahn erzwungen hatte und
den er ſo herzlich gern ſeinem Sohne vererbt hätte, der, allzu
weich, wollte es ihm ſcheinen, durch das Leben trieb, ſo etwas
wie ein Dichter geworden war und ſich von einer unglücklichen
Ehe in die andere ſtoßen ließ.
Als ſich nach einem Morgen, nach merkwürdig gut
durch=
ſchlafener Nacht, die Lähmung der rechten Hand auf den ganzen
Arm und auch das Bein ausdehnte, ganz plötzlich, ganz leiſe,
heimtückiſch, wollte er dieſes Abſterben ſeines Körpers nicht
wahr haben. Immer wieder, gegen die Bitten der weinenden
Gattin, verſuchte er aufzuſtehen, den gefühlloſen Fuß auf die
Erde zu ſetzen, und ward dem alten Sanitätsrat gegenüber
recht aufbrauſend, als dieſer von der vielleicht notwendigen
lieberführung in ein Krankenhaus zu ſprechen begann.
Mittags erſchien der Sohn im Zimmer, heimlich von der
Mutter telegraphiſch herbeigerufen. Mißtrauiſch ſah ihm der
alte Herr entgegen. Soweit war es denn doch nicht mit ihm.
Das mußte er beſſer wiſſen. Das hing doch wohl noch etwas
auch von ſeinem eigenen Willen ab, ob er ſich ſo leicht unter=
kriegen laſſen würde. Krankenhaus? Elektriſiert werden
als Vorwand des Abtransportes! Das koſtete Geld, das er
nicht hatte. Die Papiere im Geldſchrank — die waren eben nichts
anderes denn Papier. Hatte man nicht wenigſtens Anſpruch
darauf, in ſeinem eigenen Bette zu ſterben, wenn es denn ſchon
ſein mußte? Freilich — da draußen, irgendwo, das mocht,
bequemer für die Familie ſein. Jedoch für ihn — bedeutete es
Bitterkeit, Feigheit, Brutalität. Was wußten die anderen vor
der Pfingſtreiſe, auf die er ſich den ganzen Winter gefreut hatte!
Drei uniformierte Männer, groß, breit, mit drohenden
Händen, im Zimmer — was wollten die vom ihm, mit ihm?
„Vater, lieber Vater — es muß ſein! Glaube uns: es iſt
das Beſte für dich!” ſagte der Sohn und legte den gelähmter
Arm des Kranken vorſichtig auf deſſen Bruſt, indeſſen die Drei
ſchon den ſchweren Körper hochnahmen, in eine Wolldecke
ein=
ſchlugen und das Treppenhaus hinabtrugen — bis zu einer
Bahre, die dann in einen hohlen Wagen geſchoben wurde.
Alle Einzelheiten des Vorganges hatte der alte Herr
auf=
gefangen. Nun ſah er, wie die Milchglasſcheiben im Wagen
hochgezogen wurden, daß neben ihm ſein Sohn ſaß, daß ihm
gegenüber auf einem Sitz die alte Reiſetaſche ſtand, die mit ihm
in der Schweiz und in all den anderen Ländern geſoeſen war
die ſie einſt zuſammen, immer in pfingſtlichen Tagen, bereiſt
hatten. Alſo würde es eine Reiſe werden —? Weit, weit ...
vielleicht in eine Irrenanſtalt . . . einen Kranken für immer
loszuwerden . .
Daß der Wagen bereits nach fünf Minuten wieder hielt —
dieſe Tatſache war dem alten Herrn niemals mehr begreiflich
zu machen. Daß er an dieſem Kraukenhaus, das ihn jetzt
auf=
nahm, ſo oft an einſamen Sonntagnachmittagen vorbei
gegan=
gen war, ſchien ſeinem Gedächtnis entſchwunden. Dieſe
Flie=
derbäume in letzter voller Blüte, dieſe eben erwachenden
Lin=
den, jener tiefgrüne Raſen — ihm alles aus anderen Jahren ſo
vertraut — das mußte in einer anderen Stadt, weit, weit ſein
irgendwo . . .
Nun lag er in einem fremden Bett. Seit Tagen. Oder
Wochen? Er aß faſt nichts; kaum, daß er etwas Flüſſiges zu
ſich nahm. Die Lippen konnten immer weniger ſich zu Worten
formen. Das rechte Augenlid hing ſchlaff herab. Er ſei denn,
daß er es bisweilen krampfhaft mit der geſunden Hand hoch=
Jahrgang 1924
Gegenwartsfragen für Frau und Heim
Nummer 22
Oeuiſche Pfingſtſpiele
Von Dr. Paul Landau.
Während die Feier des Weihnachtsfeſtes aus den kirchlichen
Zeremonien geboren iſt und das „Oſterlachen” nur gedämpft it
die ernſteren Feſtlichkeiten hineinklingt iſt Pfingſten ſo recht
eigentlich das Feſt der Spiele, der heiteren, faſt
kind=
lichen Luſt in Wald und Feld. Faſt alles, was ſich heute noch
an Pfingſtſitten erhalten hat, ſind Spiele, d. h. Luſtbarkeiten, zur
Kurzweil angeſtellt, hinter denen ein tieferer ſymboliſcher Sinn
nur noch wie zartes fernes Seelenlicht hervorſchimmert. Die
alte Feier der Vermählung der Erde mit Himel und Sonne
hat ſich nur noch im „Dornröschenſpiel” erhalten, das in
eini=
gen Teilen Deutſchlands begangen wird; aus dem Einzug des
Maikönigs, der unter jubelnden Klängen als Sinnbild des
Frühlings ins Dorf geleitet wurde, iſt der Einzug des
Schützen=
königs geworden, denn die früher ſtets zu Pfingſten gefeierten
Schützenfeſte ſind noch ein der Natur entfremdeter Ueberreſt der
Maifeiern. An den Maibaum erinnert die mit allerlei Kran
behängte Kletterſtange, und ſo iſt gar vieles zur einfachen
Unter=
haltung geworden, was früher tiefſinnige Sitte war.
Die Pfingſtſpiele laſſen ſich faſt ſämtlich aus den alten
Flurumgangen, die zur Einweihung der Felder und zur
Ab=
wehr böſer Geiſter gehalten wurden, und aus den Bräuchen
der Hirten, die zu Pfingſten zum erſten Male ihre Herden
aus=
trieben, ableiten. Von dem Wettaustrieb des Viehs am
Pfingſt=
morgen kommen letzten Endes alle Wettſpiele her, ſo vor allem
die Wettrennen, die ſich heute zu ſo großartigen ſportlichen
Veranſtaltungen entwickelt haben, ihren beſcheidenen Anfang
aber doch den Pfingſtſpielen der Pferdejungen verdanken, die
auf ihren „Röſſern” um die Wette zur Tranke ſauſten. Daneben
ſteht eine Menge anderer Reitſpiele. So das Kranzreiten
im Kreiſe Minden und im Harz, dann das in Pommern nockl
übliche Tonnenſpiel, bei dem die Reiter nach einer an
einem Strick aufgehängten Tonne ſchlagen, bis ſie ſchließlich der
Sieger herabwirft. Ein uraltes, ſchon in der Magdeburger
Schöppenchronik von 1281 erwähntes Pfingſtvergnügen iſt das
heute noch im Dithmarſchen übliche Rolandreiten, bei dem
das Ziel der Roland ift, eine auf einer Säule ſich drehende
lebensgroße Figur, die in dem einen ausgeſtreckten Arm ein
ſcheibenförmiges Brett, in dem anderen einen Beutel voll Aſche
hält. Die Vorbeireitenden bringen durch einen Stoß gegen das
Brett den Roland in eine kreiſende Bewegung, wobei die
Lang=
ſamen und Ungeſchickten dann von dem herumfahrenden
Aſchen=
beutel deutlich gezeichnet werden. Aehnlich iſt das von Kück=
Sohnrey in ihren „Feſten und Spielen des deutſchen
Land=
volkes” als noch bräuchlich erwähnte Hahnenreiten. Sehr
beliebt war früher das wohl auf eine mittelalterliche höfiſche
Sitte zurückgehende Ringreiterſpiel, das manches Dorf
in Schleswig noch kennt. Bei dem großen Kreisringreiterfeſt zu
Sonderburg auf Alſen müſſen die Reiter Mann Fü Mann die
Rennbahn durchtraben, nach drei verſchieden grof en, an einem
Seil befeſtigten Ringen ſtechen. Wer den größten Ning
herab=
holt, iſt „König”, der Gewinner des zweiten „Kronprinz” der
des dritten „Kammerherr‟. Das Wettreiten in der Niederlauſitz
heißt Stollenreiten, weil die Mädchen zur Feier einen
ſo genannten Kuchen backen.
Dieſe Reitſpiele, bei denen auch die luſtige Perſon in der
Geſtalt des ſchlechteſten Reiters nicht fehlt, ſind häufig noch mi
anderen Wettſpielen verbunden. So mit Wettlaufen,
Wettrin=
gen, mit Kegelfeſten und anderen. Militäriſchen Anſtrich haben
das Fahnenjagen und Fahnenſchwenken, bei denen
die Fahne ſegnend über das Feld geſchwenkt wird und dann die
Reiter mit der Fahne der Reihe nach durch eine Ehrenpforte
galoppieren. An das Stollenreiten und das braunſchweigiſche
Hammelreiten, bei dem ein Hammel der Preis iſt, ſchließt ſich ein
Wettlauf der Mädchen an. Auch ein Hahnenſchlagen als
Spiel für das ſchönere Geſchlecht findet ſtatt, wobei die
Mäd=
chen mit verbundenen Augen mit einem Dreſchflegel auf einen
unter eine Satte geſetzten Hahn ſchlagen; wer die Satte
zer=
trümmert, erhält den Hahn. Das im Havelland zur Pfingſtzeit
geübte Tuchſchieben ſteht mit einem Kegeln im
Zuſammen=
hang. Auch das „Hammelbolzen” oder Hammelſchmeißen
iſt in der Mark beliebt, bei dem der Sieger, der „König”, als
Preis einen Hammel erhält, den ehrbare Mädchen des Dorfes
mit einer weißen Decke und einem Blumenkranz ausgeputzt
haben. Den Zuſammenhang dieſer Kegelfeſte mit der alten
Maifeier zeigt beſonders deutlich das Keilputzen in
Nord=
weſtböhmen. Wirtshaus und Kegelbahn ſind mit Birkenäſten,
den Maien, ausgeputzt; den Preis für den beſten Kegler bilden
eine ſchöne Birke mit einem ſeidenen Tuch und ein großer
Blumen=
ſtrauß, den ihm ein feſtlich gekleidetes Mädchen überreicht.
Die Maifeier hat ſich ſonſt zumeiſt noch in Umzügen
erhal=
en, die nach einem früher üblichen Maifeſt bisweilen noch den
Namen „Pfingſtgelag” tragen. Bei ſolchem Pfingſtgelage,
zu dem ſich Pfingſtburſchen und Pfingſtmädchen” vereinigen
ſpielt das „Pfingſtbier”, das aus einem mit Maiengrün
geſchmückten Faß geſpendet wird, eine Hauptrolle. Tänze
ſchließen ſich an, Erinnerungen an alte Pfingſtreigen. Die
Er=
richtung des Maibaumes lebt noch in impoſanteſter Form in
dem Queſtenfeſt fort, das am dritten Pfingſttage in dem
Dorf Queſtenberg in der Goldenen Aue zwiſchen Harz und
Kyff=
häuſer begangen wird, und zu dem Tauſende aus der Umgegend
herbeiſtrömen. Den Anlaß zu dieſem Feſt ſoll nach einer von
Kuhn=Schwartz in ihrer Sammlung norddeutſcher Sagen
berich=
teten Geſchichte die glückliche Auffindung des vierjährigen
Töch=
terleins des Ritters von Finſterberg gegeben haben. Das Kind
hatte ſich verlaufen und wurde am dritten Pfingſtfeiertage
be=
einem Köhler entdeckt, wo es gerade ein Kränzlein geflochten
und auf ſeinen Stecken gehängt hatte. Dieſe Queſte” hielt es
dem Vater jubelnd entgegen und zum Dank für die Errettung
des Kindes ſtiftete der Ritter das Queſtenfeſt und nannte ſeine
Beſitzung ſtatt Finſterberg Queſtenberg. Bei dem Feſt wird im
* Pfingſtmorgen
Was will das werden in der Morgenkühle?
Horch wie der Wald die dunklen Kronen ſchwingt!
Und als ſich’s rötet hinterm fernen Bühle
und friſch der Tag durch goldene Tore ſpringt —
Da regt ſich auch im Grunde ſchon das Leben,
und du vernimmſt lieblicher Stimmen Klang,
du hörſt durch Wieſentau und Waldesweben
bewegt der Frühaufſieher Pfingſigeſang!
Und hörſt ſie nah und immer näher kommen —
der Vögel Lied miſcht zaghaft ſich
hinein-
nun hallt der Frühgeſang der lieben Frommen
und Fröhlichen mit Macht waldaus und =ein:
„Frohlocket laut und freuet euch,
Wald, Tier und Menſchen, Wieſenvolk und Heide!
Der Morgen ſtrahlt! In dieſem ſchönſten Kleide
ziehn wir entgegen ihm aus Not und Schmerz!
In allen ſchlägt ein leiderlöſtes Herz!
Die Welt iſt wieder eine Augenweide,
Goit jubelt uns entgegen allerwärts!
Frohlocket laut und freuet euch!"
Und zwiſchen Roſen ſchlingt ſich hin die Reiſe
Wandrer am Wege ſchließen gern ſich an,
die Kinderſfimmen halten feſt die Weiſe,
und lieblich miſchet Alt ſich mit Sopran.
Des Waldes Tiere warten an den Steigen,
ſind heut nicht ſcheu, ſind heute ſanft und klug.
der Morgenwind weht von den ſchwanken Zweigen
der loſen Blüten auf den ſingenden Zug.
Und als die Klänge fern und ferner enden
und nur das Echo noch traumredend hallt, —
ſieh, das Gebirge ſteht in Frühlingsbränden
und goldne Kronen brauſend ſchwingt der Wald .."
Hans Benzmann.
ſurchtbaren Eindruck des Kreuzestodes Jeſu waren ſeine Jünger
führerlos und ratlos in alle Winde auseinandergeſtoben; aber
wunderbare Erſcheinungen und die Kunde davon hatten ſie
wie=
der aufgerichtet und in Jeruſalem zuſammengeführt. Dort
er=
warteten etwa 120 von ihnen in dem durch das letzte Abendmahl
geweihten Saal die von ihrem Herrn und Meiſter verheißene
Eingebung. Die glaubensſtarke und hoffnungsfrohe Stimmung.
in der ſie ſich eins wußten, zuſammen mit der ſeeliſchen Erſchüt
terung, die ſeit den Oſtertagen ihre Herzen erfüllte, mußte eine
Erregung hervorrufen, die ſie für alle Eindrücke beſonders
empfänglich machte. „Es kann gar kein Wunder genannt werden”
ſagt der Verfaſſer, „daß ſich dieſe Männer und Frauen plötzlie
am Pfingſtmorgen von göttlichem Geiſte, auf den ſie ſehnlich
warteten, berührt und durchdrungen fühlten, daß die aufgepeitſch
ten Nerven, die das Blut in Wallung brachten, ihnen Gehör=
und Geſichtsempfindungen vorſpiegelten. In den Ohren begann
es zu brauſen, vor den Augen flimmerte es wie von feurigen
Punkten und Flecken, die durch die Luft fuhren.”
Und nun ereignete ſich das Sprachwunder, das von
jeher als der Höhepunkt des Erlebniſſes gegolten. Unter dem
„Zungenreden” hat man ein „bloß mit der Zunge reden”, ein
Ausſtoßen von unverſtändlichen Lauten zu verſtehen, wie es in
Augenblicken der Verzückung auftritt. Kalinka zieht zum
Ver=
gleich die wilden Töne heran, die die tanzenden Derwiſche
Kon=
ſtantinopels ausſtoßen. Im ſtrengen Gegenſatz zu dieſem
unver=
ſtändlichen Lallen ſtehen dann die Reden der Jünger am Pfingſt
morgen, in denen alle Zuhörer ihre Sprache verſtanden. Der
Schlüſſel für das Verſtändnis dieſes Wunders liegt darin, daß es
Galliläer waren, kleine Leute, die von Haus aus eine eigene
Mundart redeten und kaum weit über die Grenzen ihrer Heimg
hinausgekommen ſein mochten. An ihnen mußte natürlich der
Gebrauch einer fremden Sprache beſonders auffallen. Es liegt
nun aber durchaus im Bereich der Möglichkeit, daß dieſe
Män=
ner im Zuſtand der höchſten Erregung in verſchiedenen Sprachen
redeten. Die meiſten Juden verſtanden Aramäiſch; faſt allen
K
Walde ein Eichenbaum ausgeſucht, von ſechzehn Burſchen in
feierlichem Aufzuge bei Muſik ins Dorf gebracht, mit einem
gro=
ßen Kranze geſchmückt und ſchließlich auf dem Queſtenberge
auf=
geſtellt. Dabei werden altertümliche Zeremonien verrichtet, die
darauf ſchließen laſſen, daß das Queſtenfeſt eigentlich ein altes
deutſches Maifeſt zu Ehren der Hochzeit des Sonnengottes mit
der Erdgöttin geweſen ſei, wie Kurt Meyer in einer beſonderen
Studie nachweiſen will. Ein ähnlicher Gedanke, die Erweckung
der bräutlichen Erde zu neuem Leben durch den Prinzen Mai
liegt ja auch dem Märchen vom Dornröschen zu Grunde, und
lebt fort in einem Pfingſtſpiel, das man in der Umgegend von
Bitterfeld unter dem Namen Dornröschen kennt. In einer
aus grünen Maibäumen und Birkenzweigen gebauten Laube
ſitzt ein Mädchen, während unter Muſik die jungen Burſchen an
dem Blätterſchloß vorbeiziehen und einzudringen ſuchen. Die
„Braut” wehrt ſie aber ſolange ab, bis ihr Erwählter kommt,
den ſie unter dem Jubel der Menge eintreten läßt. Dasſelbe
Spiel wiederholen dann die anderen Mädchen. Aehnliche
Pfingſtbrautſpiele finden ſich vielfach. Das „
Pfingſt=
bräutchen” ſtellt ein Weiterleben der alten Maienkönigin dar.
war die griechiſche Weltſprache geläufig. Unter den
ausländi=
ſchen Juden waren zweifellos Koptiſch, Lykaoniſch und
Phry=
giſch verbreitet. Von den 120 Anhängern des Herrn, die z
Pfingſten vor das Volk traten, werden ſich manche die angeführten
Sprachen bei Aufenthalten im Ausland notdürftig angeeignet
haben. Trotzdem mußte es natürlich verwundern, als dieſe
Män=
ner und Frauen, die in ganz Jeruſalem als Galliläer, bekanni
waren, plötzlich in anderen Sprachen radebrechten. Der Ver
gleich mit Betrunkenen läßt auf eine mangelhafte Beherrſchung
der Sprachen, auf ein notdürftiges Sichverſtändlichmachen
ſchlie=
ßen. Es iſt anzunehmen, daß die Jünger des Herrn in ihrer
Verzückung aus dem Saal auf das flache Dach des Hauſes gingen
und von dort zu der Menge redeten. Vom Geiſte Gottes
er=
griffen, von dem übermächtigen Drang beſeelt, jedem in ſeiner
Sprache mit größter Eindringlichkeit zu ſagen, was ihre Herzen
erfüllte, ſtürmten ſie hinauf auf das flache Dach, und von ſelbſt
löſte ſich ihnen die Zunge, und das Lob Gottes ſtrömte von ihre
Lippen, auf daß alle Völker das Heil erfahren ſollten, das durch
den Heiland der Welt geſpendet. Dieſer ſtürmiſche Ausbruckh
flammender Begeiſterung, der auch die Herzen der Menge
auſ=
lodern ließ in Frömmigkeit, war der Beginn der Verbreitung des
Chriſtentums.
Neues vom Pfingſtwunder
Das Pfingſtfeſt iſt der eigentliche Gründungstag der
Chriſten=
heit, und daher gehört es mit Recht zu den drei großen kirchlichen
Feiern, die der Feſtkranz des Jahres darbietet. Der Bericht, den
die Apoſtelgeſchichte im Anfang des 2. Kapitels darbietet, iſt von
der theologiſchen Forſchung ſehr viel erörtert worden, ohne daß
es bisher gelungen war, eine klare Anſchauung von den
Vor=
gängen zu gewinnen. Der Innsbrucker Altphilologe Prof. Ernſt
Kalinka hat nun auf philologiſchem Wege durch möglichſt ſcharfe
Erfaſſung des überlieferten Wortlautes verſucht, Zweifel und
Irrtümer, die bisher noch beſtanden, zu beſeitigen, und er teilt
ſeine wichtigen Ergebniſſe in einem Vortrag „Das
Pfingſtwun=
der” mit, der zuſammen mit einem anderen Vortrag über die
Urform der griechiſchen Tragödie im Univerſitätsverlag Wagner
in Innsbruck erſchienen iſt. Die Ausdrucksweiſe, in der der Bericht
über das Pfingſtwunder gehalten iſt, weicht in ſeiner ſchlichten
kunſtloſen Art von dem übrigen Stil der Apoſtelgeſchichte deutlich
ab; man darf daher annehmen, daß hier die ſchriftliche
Aufzeich=
nung eines Augenzeugen erhalten iſt, der ſelbſt über ſeine
Erleb=
niſſe berichtet. Die wunderſamen Erſcheinungen, wie das
Brau=
ſen des Windes und die feurigen Zungen, ſind nicht wortwörtlich
gemeint, ſondern „es war nur wie eine Windsbraut” und die
Zungen waren nur „wie von Feuer‟. Die ſchärfere Erfaſſung
des Wortlautes ſtellt alſo den Verlauf der Dinge ſo dar: „
Plötz=
lich wurde von den Verſammelten ein Gebraus verſpürt, wie
wenn ein gewaltiger Lufthauch ſich herabſtürzt; ſchon dieſes
Ge=
brauſe war offenbar eine Wirkung des göttlichen Geiſtes, der in
ſie gefahren; dazu geſellte ſich eine Geſichtserſcheinung wie von
Feuerzungen, die ſich im Raum verteilten und auf jeden von
ihnen niederließen. Als Ort der Verſammlung diente wohl der
Saal, in dem die Jünger mit Chriſtus zum letzten Abendmahl
verſammelt geweſen. Dorthin kehrten die Apoſtel von der
Him=
melfahrt zurück, dort wurde die Wahl des 12. Apoſtels
vorgenom=
men und dort ereignete ſich auch das Chriſtwunder. Unter dem
*Waſſerbräuche und Waſſerfeſte
Das Waſſer ſpielt im deutſchen Pfingſtbrauch eine beſondere
Rolle, denn es iſt ja das Sinnbild des befruchtenden Element:
deſſen der Bauer im Frühling und Sommer ſo notwendig
be=
darf. Man will durch einen „Regenzauber” dem Himmelwaſſer
gleichſam Mut machen, ſich auf die jungen Saatenfelder
niederzu=
ſtürzen, und bringt zur Aufmunterung irdiſches Waſſer mit dem
riſchen Grün in Berührung. Alle die vielen Pfingſtaufzüge und
Pfingſtfeſte, in deren Mitte ein in Laub gehüllter Burſche ſteht
der in den Bach oder Brunnen geworfen wird, ſind aus dieſem
Glauben erwachſen. So kennt man in Thüringen den „Grün=
Mann” und das „Laubmännchen”, im Erzgebirge den „Wilden
Mann” in Bayern den „Pfingſtel”, im Elſaß das „Pfingſtklötz!”
anderwärts auch den „Pfingſtlümmel”, der nebenher noch
Pfingſt=
eſel oder Pfingſtochſe heißt. Intereſſant iſt das Waſſervogelſpiel,
das noch bis vor kurzem in Südbayern ſtattfand. Am Pfingſt
montag, nachmittags, verſammelten ſich die jungen Burſchen des
Dorfes und entſchieden durch das Ziehen von Hölzchen oder durd
Wettlaufen, wer der Waſſervogel ſein müſſe. Alle Burſchen er
ſchienen im Feſtſtaat und beritten. Während der „Waſſervogel
in grüne Birken= und Buchenreiſer gehüllt wurde und ſich all
Teilnehmer zum Zuge aufſtellten, ſammelten zwei Reiter
dorſ=
auf und dorfab Geldſpenden, Eier und Schmalz. Dann gings
unter lautem Freudengeſchrei der Kinder zum Bach. Dort hatter
ſchon zwei Männer mit Brettern das Waſſer etwas eingedämmt,
und bei dem aufgeſtauten Tümpel ſtanden zwei kräftige
Dorſ=
ſchöne in Werktagskleidern. Sie packten den grünen Waſſervogel,
deſſen Geſicht mit der Rinderlarve, der klotzigen Naſe und den
Nußknackermaul, ſehr wüſt ausſah, riſſen ihm die Larven ab und
wuſchen ihm ſein Geſieder vom Leibe. Dann legte er ſeine Arm
um den Nacken der beiden Mädchen, und gemeinſam tauchten ſie
nun dreimal unter. Mit dieſem uralten Fruchtbarkeitszauber iſt
zugleich der Wunſch verknüft, die Geiſter, die im Waſſer wohnen,
zu verſöhnen und zu beſänftigen. In manchen Gegenden wurden
zu Pfingſten Mädchen dem Fluſſe ſymboliſch geopfert. So führte
man im Anhaltiſchen zu Pfingſten zwei Mädchen mit Muſik zum
Saalefluß, tauchte ſie in die Fluten unter und geleitete ſie dann
im Triumph wieder zurück. Wenn die Mägde zu Pfingſten das
erſtemal Grünfutter holen, dann lauern ihnen die Burſchen auf
und begießen ſie mit Waſſer. Die Mädchen legen zu dieſem Gan/
ihr ſchönſtes ſchwarzes Mieder an und ſpähen hinter Zäunen und
Hecken umher, wo die Burſchen lauern. Dem gleichen Waſſerkulk
iſt auch der Pfingſtbrauch geweiht, bei dem ſich Mädchen und
Burſchen am Frühmorgen des erſten Pfingſtfeiertages im Maitan
wälzen, um dadurch Kraft, Geſundheit und Segen zu erhalten.
riß, daß er das Kinn hochſchob, in letzter Anſtrengung noch
ein=
mal Laute, Worte, den Bruchteil eines Satzes lallend.
Eben begriff er: der Sohn ſaß neben ſeinem Bett. Da
drüben war ein großes Fenſter. Dahinter dehnten ſich ſonnige
Straßen, zeigten vereinzelte grünende Bäume, Menſchen in
lichten Gewändern, Kinder, Hunde, einen Wagen.
„Es iſt Pfingſten heute, lieber Vater!” ſagte der Sohn
leiſe und begegnete einem Blick, der halb mißtrauiſch, halb
be=
reits von einer anderen Welt war.
„Wie — heißt — die — Stadt — hier —?‟ Die Reiſetaſche
da drüben, die doch nur ein bißchen Wäſche enthielt, war ſchon
genug Beweis, daß man eine lange, weite Reiſe hinter ſich hatte,
wie das früher um Pfingſten herum ſtets üblich geweſen war.
„Pfingſten —?” Ja, da waren Glocken in der Luft, und
Blu=
men ſtanden auf dem Tiſch.
Sieh nur, Vater — hier die große rote Blüte von deinem
Kaktus, der doch nie mehr blühen wollte. Geſtern abend ſtan;
er plötzlich in lauter Blüten. Die ſchönſte habe ich dir abge
brochen. Du haſt wieder eine unruhige Nacht gehabt, wie mir
die Oberſch=eſter ſagte. Aber nun biſt du ganz ruhig — nicht
wahr?”
Der alte Herr nickte ſtumm. Es war ihm, als ob er in
einem Schlafwagen lag, wie oft in anderen Jahren um dieſe
Zeit. Nur war alles ſo licht und klar, jeder Nacht enthoben.
Ja, ja, es war eine Reiſe. Wie ſich da draußen alles
Gegen=
ſtändliche im hellſten Sonnenſchein durcheinander ſchob, in den
Farben wechſelte, mal Kinderſpielplatz war und jetzt ſchon
wie=
der blauſchimmernde Fläche eines großen Sees, von roten
Schiffen anmutig bewegt, jetzt wieder ein üppiger Garten,
auf=
rauſchend im grellen Triumphe fliegender Blumen, die eben
langſam zu Säulen erſtarrten und aus ſich eine hoch in den
Himmel ſtrebende Kathedrale ſchufen, die von einem Choral
erklang, ſo feſtlich, ſo pfingſtlich, ſo unirdiſch, ſo erdentrückt —
ſo ſchön, daß man ganz friedlich ſeine Augen ſchließen mußte,
langſam Schweben und Fliegen wurde, ganz leicht, ganz licht;
Lie letzte Püingſtreiſe eineg armen alten Menſchen,
*Die Pfingſtfahri
Von Fritz Kaiſer=Ilmenau.
1917 war es. Pfingſten. Unſer Lazarettzug hatte die
deutſche Grenze überfahren und befand ſich wenige Kilometer
auf deutſchem Boden. Da hielt er auf freier Strecke, wohl weil
das Einfahrtsſignal irgend einer kleinen Station noch nicht
gezogen war. Ich richtete mich auf in meinem Bett, ſo gut es
ging, und ſah durch das kleine, enge Fenſter. Ein weiter
Wie=
ſendlan lag vor meinen Augen, überſät mit bunten
Frühlings=
blumen, im freundlichen Glanz holdeſter Maiſonne. Mein Blick
ſtreichelte die deutſche Heimat, und ich vergaß darüber die
Schmerzen meiner Wunde. Mein Herz läutete in dankbaren
Schlägen, und meine Bruſt wurde mir zu eng vor ſo viel
auf=
quellender Freude.
„Liebes deutſches Land”, klang es und ſang es durch meine
Seele, „Deutſchland — Vaterland!”
Nie war es mir heiliger erſchienen, als in dieſem
Augen=
blick, nie koſtbarer und ſchöner. Um ſeinetwillen war mein
Blut gefloſſen auf Frankreichs Fluren, und dieſes Blut hatte
mich feſter mit ihm verbunden. Ich hatte es mir damit
eigent=
lich erſt verdient und meinem Herzen zutiefſt einverleibt. Ich
war verwachſen mit ihm wie durch einen Blutkreislauf, und
keine Macht der Erde konnte uns trennen.
Wie eine himmliſche Pfingſterleuchtung war dieſes
Be=
wußtſein über mich gekommen. Feſtfreude glomm auf in mir
Ich fühlte, wie ein Lächeln in mein Antlitz ſtieg, in die Züge
die hart und ernſt geworden in dem jahrlangen Grauen des
Völkerringens. Nun gab ihnen der Anblick ſchöner deutſcher
Heimaterde doch wieder das Gepräge heiterer, froher Jugendart
wvie einſt, da man noch nichts geahnt von all dem Ernſt des
Lebens und der Schickſale.
Und es war, als ob etwas von dieſem Lächeln aufgefangen
worden wäre von dem jungen, friſchen Mädchen, das jetzt auf
dem ſchmialen Wieſenweg um die blühende Hecke bog und direkt
auf den Zug zugeſchritten kam. Das erſte deutſche Mädchen nach
der Ueberfahrt über die Grenze — hoch und kernig gewachſen
blondes Haar und blaue Augen und jung, ganz jung, vielleicht
ſo ſechzehn — ſiebzehn Lenze. Ich beſann mich auf einmal des
Lebens wieder und meiner Jugend, und eine unwiderſtehlich=
Macht hob mir die Hand zum Gruß ans Fenſter. Da hob ſſe
auch dort der Arm mit dem duftigen Flatterärmel und winkte —
winkte. Das war der erſte Gruß, den mir die Heimat entbol
Und das Mädchen kam näher, direkt auf meinen Wagen zu, del
Krankenwärter ſtand gerade draußen auf der Plattform, ſie bar
ihn und bettelte um Einlaß. Und gleich darauf, da trat ſie in
die Tür und rief mit ihrer anmutigen Stimme ein: „Frohes
Pfingſten! in den Wagen, und ſchon flatterten auch auf jedes
der weißen Betten ein paar Blumen ihres Wieſenſtraußes. Lie
Köpfe mühten ſich hoch in den weißen Kiſſen und zarte Finger
taſteten behutſam nach den zarten Liebesgaben. In manchen
Augen blinkte es tränenfeucht.
An meinem Bett da ſtand das Mädchen ſtill, mit den ehe
fürchtig ſtrahlenden Augen des frühen Kindes. Meine Rechle
umfaßte ihre kleine, feine Hand. Wie lange war es ſchon
he=
daß ich ſo viel Zärtlichkeit fühlen durfte! — Mein Blick ſtan.
groß und feierlich in ihrem ſchönen Geſicht, und meine Worfe
ſtiegen auf zu ihr in ſtiller Bewunderung. Das Buch, das ſie
unter dem Arm trug, ließ ſie auf meine Decke gleiten, und —
wie ſonderbar doch der Zufall im Leben ſpielt! — ich kannte
ſchon früher ſogar als ſie. Es war eine Schöpfung von
mit=
meine „Kriegsnovellen” Sie legte ſie mir mit feiner Stimme an
Herz, nicht ahnend, daß ich der Dichter war. Ich drückte ihr herzin
die Hand, nahm aber nicht die köſtliche Unbefangenheit von 19‟
Als ſie gegangen war mit leichtem Schritt, wie eine ſchwe
bende Frühlingsblüte, kurz bevor ſich der Zug wieder in De.
wegung ſetzte, da hielten ſie meine Gedanken noch umſchloſſe.
wie das Bild einer Geliebten. Ich kannte nicht ihren Namel
wußte nicht, wo ſie wohnte, und doch war ſie unausldſchtie
meinem Leben einverleibt, als der holde Engel meines Pſigl.
erlebens im denkwürdigen Jahre 1917.
22, Sonntag, 8. Juni 1924
Bie ziehen wir uns an?
Soie ſchlanken loſen Formen unſerer
mo=
ſux: Kleidung erfordern heute eine ganz
use Unterkleidung, wie ſie von unſeren
nern und auch von uns bis vor kurzem
gaxen wurde. Selbſt das niedlichſte
Hös=
ach wer eleganteſte Unterrock werden durch
MEiinſchnürung in der Taille infolge des
zo ns oder durch den feſten Anſchluß des
31—hens ſtörenden Einfluß auf den Sitz
Mlleides ausüben. Ein geſtärkter
Unter=
witt ſogar imſtande, die Linie eines
mo=
ſeen Kleides vollſtändig zu verderben, und
au ie untere Weite des Hemdes kann den
er: Fluß des Kleiderſtoffes unliebſam
miorechen. Daher iſt es wohl angebracht,
gſmll näher darauf einzugehen, wie unſere
Sumi ſich heute anziehen müſſen. Zunächſt
Uüſ eift man den Körper mit einer neuen
in Form einer anſchließenden
Hemd=
ho us Wirkſtoff, die in den mannigfaltig=
Arusführungen — Baumwolle, Makko,
2½0 Wolle — und Formen in den
Geſchäf=
wu allen Preiſen erhältlich iſt. Zum Halt
AEtrümpfe legt dann eine jugendliche
hüur ein Hüftmieder mit Strumpfhaltern
amneu ſind ſolche rundgeſchloſſen aus
über=
enem Gummi ohne Stangen.
Stär=
kmzäguren brauchen doch zur Unterſtützung
ime noch ein ziemlich gerade gearbeitetes
Hktett. Nun folgt ein Schlüpfhöschen für
e inäiere Zwecke in Baumwolle, für
elegan=
t eig 1s Kunſtſeidentrikot, in der Farbe zu
die arüber zu tragenden Prinzeßunterrock
ausrikot paſſend. Dem Stoff des Kleides
erchend, kann dieſer auch, zum Beiſpiel
fühlwilekleider, aus Seidenmull, Batiſt,
AAk eide hergeſtellt ſein, wie auch von ſehr
elſenſten Damen ſtatt der Hemdhoſe aus
ge=
wiitenn Stoff und des Schlüpfers ein
Hemd=
chſeazis Chinakrepp und eine Hemdhoſe aus
dieg eichen Stoff bevorzugt wird. So
an=
geum iſt die Vorbedingung für die mo=
2 derr
Darmſtädter Tagblatt
derne Linie des Ueberkleides garantiert.
Die Ausſchmückung iſt dann Sache des
per=
ſönlichen Geſchmacks
Bei den meiſten Frauen wird wohl der
Wäſchevorrat während der Kriegsjahre arg
zuſammengeſchmolzen ſein, ſo daß
Neuan=
ſchaffungen auch auf dieſem Gebiete
notwen=
dig ſind. Nur wenige Glückliche blicken noch
auf einen gefüllten Wäſcheſchrank — traurig,
die vorhandenen Schätze nicht verwerten zu
können. Doch in dem beſtändigen Wandel
der Mode werden auch ſie wieder einmal zu
ihrem Rechte kommen und dann mit ihrem
Vorhandenſein die Beſitzerin beglücker..
In Beyers neu erſchienenem Wäſche=
Führer findet man eine Fülle ſchöner
Wäſcheſtücke, deren Herſtellung an Hand der
Beyer=Schnitte und Abplättmuſter müßige
Stunden in nutzbringende verwandelt.
W 4439. Nachthemd mit Paſſe,
Ma=
ſchinenhohlnaht, Säumchengruppen,
Band=
durchzug und Weißſtickerei. Erf.: 3,50 Mtr.
Hemdentuch, 80 Zentimeter breit. Beyer=
Schnitte für 46 und 48 Zentimeter
Ober=
weite. Beher=Abplättmuſter Nr. 30641/I.
1 Packung (6 Stück).
W 4431. Prinzeßunterrock mit
Zugſaum, Langettenabſchluß,
Säumchen=
gruppe und handgeſtickten Motiven. Erf.:
3,20 Mtr. Stoff, 80 Zentimeter breit. Beher=
Schnitte für 44 und 48 Zentimeter
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weite. Beher=Abplättmuſter Nr. 30730/II
(1 gr. und kl. Motiv), Nr. 30333/1 1 Meter
Langette.
W 4432. Hemdhoſe mit Rückenſchluß,
Hohlnaht und Weißſtickerei. Gürtel mit
Banddurchzug. Farbige Achſelſpangen.
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forderlich: 1,75 Mtr. Stoff, 90 Zentimeter
breit. Beher=Schnitte für 44 und 48
Zenti=
meter Oberweite.
Beyer=Abplättmuſter
unter Nr. 30881/II.
Wo keine Schnittverkaufsſtelle am Ort,
ſind alle Schnitte zu beziehen durch „Beyer=
Schnitte”, Leipzig, Rathausrieg 13.
andarbeiten für dieKüche
Tochſt dem Wäſcheſchrank iſt der Hausfrau Stolz vor allem
wl ftets die Küche, ihr eigenes Reich, in dem ſie für das
Wfae gehen ihrer Familie ſchaltet und waltet nach Herzensluſt.
174zar netten Ausſtattung einer Küche, die ſich heutigentags
me mnd mehr doch zu einem Wohnraum ausgeſtaltet, gehört
au eime reizvolle Ausſtattung mit farbenfrohen Handarbeiten,
büſeur das Auge wohltuend wirken und den Aufenthalt für
abhImmilienglieder ſo angenehm wie möglich machen. Jede
ſoknl e Hausfrau wird beſtrebt ſein, ihrem Küchen=Heiligtum
etr rinheitlichen Ton zu verleihen, und die Handarbeiten
miſchſt zum Geſchirr paſſend wählen. Da nun das bekannte
Mfeen er Zwiebelmuſter, echt und als Nachahmung, ſich ſtets
dem usgebreiteſten Beliebtheit erfreut, bringen wir dafür
paſ=
ſei temie Küchenausſtattung mit Delphter Motiven, die in zwei
51/terungen „Blau” auszuführen iſt. In glatt weißem
Ge=
ſch0 woird „Blau und Rot” eine lebhaftere Wirkung hervorrufen.
biächengarnitur. Zu der hübſchen Garnitur iſt
jeiſt helle Waſchſtoff, am beſten in grau oder gelb
verwend=
bow Die leichte Stiel= und Plattſtichſtickerei iſt in rot oder
wion mit Glanzſtickgarn auszuführen. In derſelben Farbe
ſiy dge 2—4 Zentimeter breiten Randblenden gehalten. Die
Kllem erſchürze ſchneidet man nach den angegebenen Maßen
auu ol=bigem Stoff zu und ſetzt die Taſche auf. Der
Beſenvor=
hah it 165 zu 88 Zentimeter groß, einſchließlich des Umſchlags.
Dhaße der übrigen Gegenſtände ſind: Ueberhandtuch 125 zu
600 mttimeter, Wandbehang 90 zu 65 Zentimeter, Tiſchdecke 120
zuMZentimeter, Brotbeutel 60 zu 33 Zentimeter,
Waſſerlei=
tüwſhoner 40 zu 42 Zentimeter, Topflappentaſche 32 zu 24
Z/ß m., Korbdecke 36 zu 24 Zentim., Klammertaſche 32 zu
31Genttim., Klammerſchürze 42 zu 40 Zentim. Der Bortſtreifen
enht eine Breite von 10 Zentimeter.
Sneiſe für Beyer=Abplättmuſter nach der Seriengröße
Gre T 20 Goldpfennige, Größe II 30 Goldpf., Größe III
40Yoldpf., Größe IV 50 Goldpf., Größe V 70 Goldpf.,
GEe VT 90 Goldpf., Größe VII 120 Goldpf., Größe WIII
14Koc Idpf. Größere Muſter nach Auskunft.
Haarpflege im Sommer
ſien moderne Schönheits= und praktiſche Geſundheitspflege
unſe=
r4Geſtt hat viel dazu getan, den weiblichen Reizen einerſeits zu
eiſe woeſſeren, zielbewußten Entfaltung, andererſeits zu einer
tüxſüngeren Dauer zu verhelfen, wie dies einſt ſchwerlich für
mrih; gehalten worden wäre.
Steht aber in Hinſicht auf die rationelle Körperpflege durch
WFüngen, Bäder, Maſſage uſw. die Frau von heute ſo
ziem=
lü hufff der Höhe, ſo vernachläſſigt ſie gewöhnlich die ebenſo
miſſentie Sorgfalt erheiſchende Pflege ihrer Kopfhaut und des
Hſe in einer Weiſe, die mehr als befremdend wirkt, wenn
man bedenkt, welch hohe Anſprüche gerade hierin geſtellt werden
Denn nicht nur hängt das Allgemeinbefinden des ganzen Körpers
von einer geſunden Ernährung und zielbewußten Pflege der
Kopfnerven ab, auch die Erhaltung der Haare und deren
Aus=
ehen ſind eng damit verknüpft. Die kunſtvollſte Friſur auf
ſchmerzender, empfindlicher Kopfhaut aufgebaut, verliert jeden
Reiz für die Trägerin, zumal auch Glanz und Farbe der Haare
innig mit dem geſamten Wohlbefinden des Körpers in
Verbin=
dung ſtehen.
Und doch halten unzählige Frauen noch heute das tägliche
Bürſten, die monatliche Haarwäſche und das wohltuende Luft=
und Sonnenbad ihres ſchönſten Schmuckes für überflüſſig und
zeitraubend und wenden die ihnen zu Gebote ſtehende Zeit
ein=
zig auf den von der Mode vorgeſchriebenen Aufbau von
Haar=
ſträhnen und Zöpfen an, eine mühſame, anſpruchsvolle Arbeit
die ſich noch dazu früher oder ſpäter durch Ausfall der Haare,
nervöſe Kopfbeſchwerden uſw. rächt.
Nur wenige Frauen machen ſich klar, wie wunderbar, der
Einfluß von Luft und Sonnenſchein auf die Haare wirkt. Offen
und zwanglos, ſodaß die Strahlen der Sonne jedes einzelne
Haar treffen können, dienen dieſe Strahlen geradezu als
tech=
niſches Belebungsmittel, gerade wie der friſche Luftzug die
Kopf=
haut ſtärkt und kräftigt. Wer in der glücklichen Lage iſt, dieſes
Sonnen= und Luftbad für Haare täglich für ungefähr zehn
Minu=
ten in Gottes freier Natur vornehmen zu können, der iſt natürlick
doppelt gut daran und ſollte ſich durch keine falſch angebrachte Prüde=
rie davon abhalten laſſen. Zug jeder Art iſt natürlich zu
ver=
meiden, die Zeit des Haar=Luft= und Sonnenbades, manchmal
auch nur des Luftbades anfangs auf nur 2—3 Minuten zu
be=
ſchränken, in welcher Zeit die Haare nicht gebürſtet, wohl aber
anft ausgeſchüttelt und die Kopfhaut ſacht mit den Fingerſpitzen
in kreisförmiger Richtung maſſiert werden ſollte.
Ganz beſonders nach dem Waſchen des Kopfes und der Haare
iſt ſolch ein Sonnen= und Luftbad jeder Frau, welcher die
Er=
haltung und der ntürliche Glanz ihrer Haare am Herzen liegen,
aufs dringendſte zu empfehlen. Selbſt im Winter dürfen die
kurzen Luft= und Sonnenbäder nicht eingeſtellt werden, denn
ge=
rade ſie ſorgen für ein geſundes Wachstum der Haare und
Stär=
kung der Kopfhaut auch während der kalten Wintermonate. In
eine warme Morgenjacke gehüllt, iſt die Gefahr einer etwaigen
Erkältung äußerſt ſelten und gering, der Vorteil aber um ſo
größer und nachhaltiger.
Ein einfaches, abſolut unſchädliches Haarwaſchmittel iſt
übri=
gens die bekannte Quillay=Rinde, die ein geradezu prachtvolles
Shamponmittel liefert und den Haarwurzeln weit bekömmlicher
ſt und reinigend wirkt wie Seife, Soda oder Boraxwaſſer. Wie
für andere Waſchzwecke aufgebrüht, wird mit dem lauwarmen
Quillay=Abſud das Haar und die Kopfhaut ſorgfältig gewaſchen
und frottiert. Der Erfolg iſt ausgezeichnet. Das Haar wird nach
dem Gebrauch von Quillay weich, glänzend und ſeidenartig, nicht
aber klebrig, wie nach der Anwendung von Seife, oder trocken
und brüchig, wie nach der von Soda, außerdem ſchadet es keiner
Haarfarbe, weder der dunklen, noch der empfindlichen hellen.
Der zeitgemäße Haushalt
Kopfſalat=Abfall zu verwerten. Die groben,
harten Blätter und Rippen vom Kopf= oder Staudenſalat ſind
ſehr gut, mit gleichen Teilen Spinat oder Mangold
zuſammen=
gekocht, zu einem vortrefflichen Gemüſe zu verwerten, ſofern ſie
nicht als Futter für allerlei Kleinvieh verwertet werden können.
Zuſammen mit dieſem überbrüht und einige Male aufgewallt,
wird das Gemüſe feingewiegt und mit einer hellbraunen
Mehl=
ſchwitze gebunden, mit einer kleinen Priſe Muskatnuß, ſowie
Pfeffer und Salz abgeſchmeckt. Der etwas weichliche
Salat=
geſchmack verſchwindet bei dieſer Zubereitungsweiſe voll=
II.
ſtändig.
Speiſenzettel.
Sonntag (1. Pfingſtfeiertag): Mockturtelſuppe. Gef. Täubchen
mit Miſchgemüſe. Rhabarber=Schaumſpeiſe.
Montag (2. Pfingſtfeiertag): Rhabarberſuppe.
Rindsroula=
den m. Spargel. Mandelpudding.
Dienstag: Reis mit Blumenkohl.
Mittwoch: Gebackene Nudeln mit Rhabarber.
Donnerstag: Geb. Nudeln mit Rhabarber.
Freitag: Seelachs mit Schnittlauichſoſſe.
Samstag: Semmeleierkuchen und Staudenſalat,
Mei
Die Verlobung ihrer Kinder
Suſanne und Walter mit Fräul
beehre
geben bekannt
Seitz, Telegraphendirektor i. A.
und Frau Suſanne, geb. Rienhardt
Carl Groß und Frau Luiſe,
geb. Hamann
Darmſtadt und Leipzig
Pfingſten 1924
Dr. phil. Walter Groß
Neu=Röſſen
(*16819
KP
Ihre Verlobung beehren sich anzuzeigen:
Helene Schellhaas
Josephine Schlenker
Albert Röhrich
Gustau Schlenker
Eberstadt b. T
N
Zt. N.-Ramstadt
Stiftstraße 48
N.-Ramstad
Stiftstraßle 48
I.-Ramstac
Stittstraße 48
Darmstadt
N.-Ramstädterstr. 31
Pfingsten 1924
(216594
Die
Geburt
eines geſunden Jungen
zeigen hocherfreut
an
Darmſtadt, den 6. Juni 1924.
Ludwig Hofmann
Polizeihauptmann
u. Frau Elſe, geb. Althen.
A.5
Pfingſten 1924
Erna Becker
Ludwig Stern
Verlobte
Darmſtadt, 8. Juni 1924
Roßdörferſtr. 32 Schießhausſtr. 25
A. 50.
Statt Karten
TrudelOrth
Adolf Förſter
Verlobte
Darmſtadt, Pfingſten 1924
Ba )
Anna Seipel
GeorgStier
VERLOBTE
Darmstadt, Pfingsten 1924
Seekatzstr. 10 Orangerie-Allee 17
Gſe
Frieda Brettnich
Heinrich Lohr
Verlobte
Stockſtadt a. Rh.
Darmſtadt
Bahnhofſtraße 23 N.=Ramſtädterſtr. 20
Pfingſten 1924
(*16677
Aaane
Käthe von der Emden
Joſef Stumpf
Verlobie
b. Mainz
Biſchofsheim Darmſiadt
Pfingſten 1924.
Statt Karten.
(*15576
Gretel Weber
Philipp Schmidt
Verlobte
Ober=Ramſtadt Nied=Modau
Pfingſten 1924
(*16664
Statt Karten
Johanna Deitrich
Leonhard Müller
VERLOBTE
König i. O., Pfingsten 1924.
Weiß )
Statt Karten.
Nini Felger
Fritz Lang
Verlobte
Darmstadt, Pfingsten 1924.
Ar0 9
Eſſe Kahmann
Georg Emich
Verlobte
Stiftſtr. 17
Stiftſir. 31
Lusße5
Susi Hein
Tvar Lindberg
Verlobte
Darmstadt, Pfingsten 1924
Bß 23
Statt Karten
Ludwig Bourgeois
Liesel Bourgeois
geb. Sauerwein
VERMAHLTE
Zeilhard i. O. Darmstadt
Pfingsten 1924
Aſſſ0
Georg Becker
LieſelBecker
geb. Koch
Vermählte
Pfingſten 1924
Statt Karten
Unſere Trauung findet Dienstag,
den 10. Juni, um 12 Uhr, in der St.
Martinskapelle ſtatt
Guſtel Büchner
Eduard Lauer
Architekt
Darmſiadt
Karoline Müller
Heinrich Brock
Verlobte
Darmstadt
Weinheim b.
Liebfrauenstr. 66 Alzey
Lusßsn
Elisabeth Breitwieser
Peter Reinig
Verlobte
Darmstadt: Ober-Schönmattenwag
Pfingsten 1924.
(*16583
Aenne Kliemesch
Friedrich Wedel
Verlobte
Darmstadt, Pfingsten 1924.
*16686
Statt Karten!
Elisabeth Glanzner
Leo Schumacher
Verlobte
Darmstadt
Mainz
Gräfenhäuserweg 19 Darmstadt
Pfiagsten 1924. (*16457
Ihre Verlobung geben bekannt
Gretel Schwedler
Guſtav Fiſcher
Darmſtadt, 8. Juni 1924
Große Bachgaſſe 21 Holzſtraße 24
Wi 1
Saarbrücken
Aß
Todes=Anzeige.
Heute nacht verſchied plötzlich und
unerwartet im Alter von 3 Jahren
unſer kleiner Liebling
Hans Wolfram
Die trauernden Eltern und Geſchwiſter
Georg Hornung
Darmſtadt, 7. Juni 1924,
Beſſungerſtr. 104.
Die Beerdigung findet am 10. Juni,
vormittags 11 Uhr, auf dem Wald=
(*16725
friedhofe ſtatt.
un6
Heute wurde unſere liebe
Mutter, Schweſter, Schwägerin,
Tante und Großtante
Frau
geb. Friedmann
von ihrem langen, ſchweren
Leiden erlöſt.
WDie trauernden Hinterbliebenen.
Darmſtadt, 7. Juni 1924
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herben Verluſtesbewieſene
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unſeren herzlichſt n Dank aus.
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Reich und Ausland.
Richard Strauß=Woche in Karlsruhe.
ſtaarläruhe Richard Strauß, der, wie berichtet, in dieſer
Gaſt des Badiſchen Landestheaters iſt, dririgierte Donnerstag
d ſeine Oper Salome‟. Die Vorſtellung litt in nicht unbeträcht=
M Weiſe unter der Berliner Kammerſängerin Aline Sanden. Ueppi=
K—ang entfaltete der Orcheſterkörper, deſſen Leiſtung reſtlos befrie=
9ß wvährend auch die ſoliſtiſchen Leiſtungen der einheimiſchen Kräfte
uhn Wunſch offen ließen. Das ausverkaufte Haus rief Richard
Biuis unzähligemale vor den Vorhang.
Familiendrama.
emrlsruhe Ein Familiendrama hat ſich am Samstag abend
getragen. Der in der Zähringer Straße wohnende 3ljährige,
ver=
ſt e Blechner Albert Fritz ſchoß ſeinem ſiebenjährigen Sohn
ei=
ſelgerkugel in den Kopf und tötete ſich ſelbſt. Fritz war wegen
Be=
hugg ſeiner Frau feſtgenommen, aber wieder entlaſſen worden. Als
Hauſe zurückebrte, verübte er die Tat. Das Befinden des Kin=
94 hoffnungslos. Die Ehefrau war während der Tat in ihrer Hei=
Untergrombach. Der Grund zu der ſchrecklichen Tat dürſte in
dce rütteten Familienverhältniſſen zu ſuchen ſein.
Glücklich abgelaufener Unfall.
riſerslautern. Noch glimpflich abgelaufen iſt am
Mitt=
whrrchmittag ein kleiner Unglücksfall. Während der Kindervorſtellung
ju ikkus Althoff auf dem Barbaroſſaplatz brachen plötzlich während
diefarſtellung die erhöhten Sitzreihen zuſammen, ſo daß die Kinder
0eBoden fielen. Wie durch ein Wunder ſind ernſtliche
Verletzun=
ivt feſtzuſtellen. Die Vorſtellung mußte unterbrochen werden. Die
Sſltrurden auch für die Abendvorſtellung nicht mehr aufgeſtellt.
Tagung der Deutſchen Geſellſchaft für Kinderheilkunde.
ſtock. Die diesjährige Tagung der Deutſchen Geſellſchaft für
KAroeilkunde findet vom 18. bis 20. September unmittelbar vor der
MAvorſcherverſammlung in Innsbruck ſtatt. Es werden folgende
Be=
gehalten: Profeſſor Beſſau=Leipzig, Bismarckſtraße 17, II:
urbiologie der Tuberkuloſe. Prof. Koch=Freiburg i. Br.,
Pa=
t99.. Inſtitut. Albertſtraße 19: Die pathologiſche Anatomie der kind=
1i.
Tuberkuloſe Prof. Engel=Dortmund. Eliſabethenſtraße 14:
n5 inik der kindlichen Tuberkuloſe, insbeſondere derjenigen der
u und Bronchialdrüſen (mit Ausſchluß der Therapie). Dr. Hans
Wfiſ erger=Wien Lazarettgaſſe 14: Röntgenologie der
Tuber=
kuſſ Her kindlichen Bruſtorgane. Dr. Rupprecht=Leivzig,
Platz=
muſt aße 1: Röntgenologie der Tuberkuloſe der kindlichen
Bauch=
oume Anmeldungen von Vorträgen für die diesjährige Tagung
wiein bis ſpäteſtens zum 10. Auguſt ds. Js. erbeten.
* Wie man an den Himmel ſchreibt.
tübzehn „himmelſchreibende” Flieger ſind gegenwärtig in England,
dens einigten Staaten, in Frankreich. Schweden und Kanada tätig,
mur Dienſte der Reklame großen Maſſen auf dieſem eigenartigen
Wy Mitteilungen zu machen. Ueber der Britiſchen Reichsausſtellung
vam4=mbley werden ſogar jetzt allabendlich Zeichen, mit feuerrotem
My an dem Himmel geſchrieben. Der Erfinder dieſer Himmelsſchrift,
Miu= J. Savage, erzählt in einem engliſchen Blatt, wie die Flieger für
dis) Beruf ausgebildet werden. Zunächſt müſſen ſie die Buchſtaben,
in lim ſie ihre Meldung am Himmel zeigen ſollen, umgekehrt auf ein
494Sapier ſchreiben, bis ſie die Schriftzüge vollkommen beherrſchen,
Dey mhren ſie auf einem Zweirad, an deſſen Hinterrad ein kleines
Wiegefäß befeſtigt iſt, über eine weiße, zementierte Fläche hin und
mus/. Durch geſchickte Drehungen und Wendungen des Rades die
Buch=
ſtab umgekehrt mit dem Waſſerſtrahl aufſchreiben, ſo wie ſie es mit
deumez eiſtift auf Papier gewöhnt waven. Dann erſt dürfen ſie mit
ihts Alugzeug in die Luft aufſteigen. In einer Höhe von 10 000—15 000
Fu norobt der fliegende Himmelsſchreiber zunächſt mit einem kleinen
Gyirurent die Luft, um feſtzuſtellen, ob die für das Rauchſchreiben
natin Bedingungen vorhanden ſind. Iſt dies der Fall, dann öffnet
er n Werſchluß der Nauchröhren, die hinten an ſeiner Maſchine
un=
geitzt ſind und beſchreibt nun die Buchſtaben und Worte genau ſo,
le
wier es vorher gelernt hat. Der ganze Satz wird mehrere Mal
gerſ egen, bis er ſo klar am Himmel ſteht, daß er weithin ſichtbar iſt.
Däasfſgeger, der das Schreiben am Himmel zu ſeinem Beruf gewählt
hatz uß ſich ſehr anſtrengen. Er hat die Maſchine von rechts und lints
zu hrn und zu wenden; er muß ganz ſichere Schleifen fahren können,
umdt Ferdem hat er zahlreiche Inſtrumente zu bedienen, denn außer
jedem Flugzeug vorhandenen Apparaten ſind noch 6
wiſſen=
ſch icge Inſtrumente für das Himmelſchreiben zu beobachten.
Die Antwort nach 40 Jahren.
42 Jahren ſchrieb eine romantiſche junge Irin einen feurigen
Lils! wrief an einen Unbekannten, den ſie mit ihrem Namen und ihrer
Artze in eine verſiegelte Flaſche einſchloß und den Wellen des Meeres
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anvertraute. „Ich hoffe, irgend ein hübſcher Burſche wird das finden
und mich als ſeine Frau heimholen”, ſchrieb ſie. Dieſer Liebesbrief hat
mit der Flaſchenpoſt zwar recht lange gebraucht, aber er iſt
kürz=
lich unverſehrt an der Küſte von Nordamerika ans Land geſpült worden,
und ſeine Schreiberin, Elizabeth Byrne, die jetzt als betagte Witwe in
Dublin wohnt, hat nicht weniger als acht Briefe erhalten, in denen ihr
mitgeteilt wurde, daß ihre Liebesbotſchaft angekommen ſei. Sie hat
bereits vor 40 Jahren geheiratet und verlor ihren Mann während
des Krieges.
Glückshäuſer.
„Ich glaube an Glückshäuſer”, ſchreibt eine Penſionsinhaberin in
einem engliſchen Blatt, grade weil ich ſo oft in Häuſern gewohnt habe,
in denen nichts gut gehen wollte. Da gab es eine endloſe Kette von
Unglücksfällen und Schwierigkeiten.
und ich ſagte dann: „Hier müſſen
wir raus; das Haus bringt Unglück.” und wirklich iſt es mir gelungen,
in ein Glückshaus zu kommen. Ich glaube, daß manche Häuſer einen
ſegensreichen Einfluß auf alle ihre Bewohner ausüben. Seit ich in dem
neuen Hauſe wohne, iſt mir alles zum Guten ausgeſchlagen. Schon
beim Einzug überkam mich ein Gefühl der Ruhe und Zufriedenheit.
Aber auch allen, die bei mir gewohnt haben, lächelte Fortung. Einer
meiner Gäſte, der arbeitslos war, erhielt kurz nach ſeinem Einzug eine
gute Stelle mit ausgezeichnetem Gehalt. Er würde nun unter keinen
Umſtänden ausziehen, um nicht „ſein Glück zu verſcherzen‟. Ein junger
Tenor mit ſchöner Stimme, der vergeblich um Anerkennung rang,
wohnte noch nicht 14 Tage bei mir, als er mit einem Konzert einen
großen Erfolg erzielte. Wir ſind alle vergnügt und zufrieden.
Manch=
mal beobachte ich, daß Leute, die auf der anderen Seite der Straße
gehen und nach Wohnung ſuchen, plötzlich herüberkommen und bei mir
anklopfen. Wenn ich ſie frage, wer ſie empfohlen hat, ſo ſagen ſie ſtets:
„Niemand, wir wurden von dem Hauſe ſo angezogen”. Ich würde
nie=
mals aus meinem Glückshaus ausziehen und ich wünſche, daß auch
meine Kinder und ihre Kinder noch ſeines ſegensreichen Einfluſſes
teil=
haftig werden ſollen.”
Ein deutſcher Dampfer geſunken.
Kopenhagen. Es wird gemeldet, daß der Dampfer „Elſa
Eliſabeth” von der Firma Hilgenfeldt u. Ollendorf, in Hamburg auf
der Reiſe von England nach Bremen in der Nordſee untergegangen
iſt. Der Dampfer iſt am 31. Mai von England mit Kolen abgegangen.
Jede Nachricht von Schiff und Beſatzung fehlt.
* Das unhygieniſche Papiergeld.
Glücklicherweiſe bekommen wir nach langen furchtbaren Jahren der
Papierflut jetzt wieder etwas mehr Hartgeld zu Geſicht. Das iſt nicht
nur aus währungstechniſchen, ſondern auch aus hygieniſchen Gründen
mit Freuden zu begrüßen. Wie ſchädlich das Papiergeld als
Ueber=
träger von Bazillen und Krankheiten wirken kann, iſt zwar ſchon des
öſteren betont worden, geht aber mit aller Deutlichkeit aus den von
Kiefer durchgeführten bakteriologiſchen Unterſuchungen von deutſchem
Paviergeld der Nachkriegszeit hervor, über die Dr. J. A. Hoffmann in
der in Frankfurt a. M. erſcheinenden „Umſchau” berichtet. Auf allen
446 Pavierſcheinen, die er unterſuchte, fanden ſich ſehr große Mengen
von Keimen. So wieſen z. B. mittelmäßig bis ſtark gebrauchte Ein=
und Zweimarkſcheine 13000 bis 143000 Bakteriein auf. Die Zahl der
Keime ſteht jedoch in keiner Beziehung zu dem Gebrauchsgrad der
Geld=
ſcheine; viel wichtiger iſt die Art des Papiers, denn glatte Scheine
zeigten weniger Bakterien als gerippte oder rauhe Scheine.
Eiter=
erreger hielten ſich auf Paviergeld 54 Stunden bis 127 Tage. Das
Papiergeld ſpielt alſo bei Uebertragen von Krankheitskeimen eine viel
größere Nolle als andere Gegenſtände des täglichen Gebrauchs.
D
Moskau. Der Expreßzug auf der Strecke Moskau-Taſchkend
(Turkeſtan) iſt in der Nähe der Station Ryacan verunglückt. 13
Per=
ſonen wurden getötet und 45 ſchwer verletzt.
* Der erſte Zahnarzt in Tibet.
Mit der Kultur des Abendlandes, die allmählich immer mehr in
der Hauptſtadt des Dalai Lama, in der „Verbotenen Stadt Lhaſa” ſich
einbürgert, haben nun auch die erſten Zahnärzte in der Hauptſtadt
Tibets ihren Einzug gehalten. Wie engliſche Blätter melden, haben
zwei Inder aus Nepal, die ihre Ausbildung in der Zahnheilkunde auf
einer engliſch=indiſchen Univerſität erhielten, ſich als Zahnärzte in Lhaſa
niedergelaſſen, um den Tibetanern die Segnungen der modernen
Zahn=
heilkunde zuteil werden zu laſſen. Ueberhaupt iſt Tibet jetzt nicht mehr
ſo abgeſchloſſen wie noch vor 10 Jahren. Ja es dürſte ſich zu einem
Reiſeland der Zukunft entwickeln. Man bekommt jetzt
an=
ſtandslos Päſſe, um Tibet ſechs Wochen zu beſuchen, und kann während
dieſer Zeit einen großen Teil des intereſſanten Landes ſehen. Die
Touriſten, die dieſe Senſation als erſte auskoſten wollen, treten ihre
Fahrt von Kalimpong in Bengalien aus an, von wo der indo=
tibeta=
niſche Handelsweg beginnt.
Die Afrika=Reiſende mit dem Hund.
Eine kühne Reiſende iſt Mrs. G. Murray Grover, die, nur von
ihrem Wolfshund „Mischief” begleitet, ganz Afrika durchquert hat.
19 Monate war ſie unterwegs und legte gegen 30 000 Kilometer zurück.
Ab und zu hat ſie einen Eingeborenen mitgenommen, der ihr als Diener
folgte aber ſtändig begleitet war ſie nur von ihrem treuen Hunde,
der ſich als ein vortrefflicher Reiſekamerad erwies, ſeine Herrin bei allen
Abenteuern beſchützte und in mehr als einem Fall ſie vor Gefahren
warnte. Die Reiſe, die Mrs. Grover mit ihrem Hunde machte, ging
durch Transpaal nach Südrhodeſien, Nyaſſaland und Oſtafrika und dann
an der Küſte entlang nach Kapſtadt zurück.
Meithe Meſche
Katholiſche Pfarrkirche Eberſtadt. Pfingſtſonntag, vorm. 6 Uhr:
Gelegenheit zur heil, Beichte. — Um 6½ Uhr: Austeilung der heil,
Kommunion. — Um 9½ Uhr: Hochamt mit Predigt. — Nachm. 2 Uhr:
Feierliche Veſper; danach Beichte.
Pfingſtmontag, vorm. 6 Uhr: Gelegenheit zur heil, Beichte. — Um
6½ Uhr: Austeilung der heil, Kommunion, — Um 9½ Uhr: Hochamt,
— Nachm. ½2 Uhr: Andacht.
Kapelle in Pfungſtadt. Pfingſtſonntag, vorm. 7 Uhr: Gelegenheit
eil. Beichte. — Um 7½ Uhr: Hochamt mit Predigt,
zur
Pfingſtmontag, vorm. 7 Uhr: Gelegenheit zur heil. Beichte. — Um
7½ Uhr: hochamt.
Provinzial=Pflege=Anſtalt Eberſtadt. Pfingſtmontag, nachm.
4 Uhr: Andacht und Predigt.
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Landestheater, Großes Haus. Anfang 6 Uhr. Ende 10 Uhr
44 23): „Die Wal
üire‟. — Kleines Haus Anfang 7 Uhr. Ende 10 Uhr
(Zuſatzmiete UIIl1): „Die Freier”. — Orpheum, 8½ Uhr: Der
Sprung in die Ehe. — Spaniſche Bodega „Zum Palais
Konzert. — Herrngarten, 11 Uhr: Promenadekonzert. —
Ludwigshöhe, 4 Uhr nachm.: Konzert. — Heſſ. Hof. abends
Uhr: Konzert. — Rummelbräu, Konzert und Tanz. —
Schweizerhaus Eberſtadt: Konzert. — Union=, Reſidenz=,
Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
Tageskalender, Montag, 9. Juni.
Landestheater, Großes Haus. Anfang 7 Uhr, Ende 10 Uhr
(D 23, d 11): „Der Kaufmann von ?
ſenedig”. — Kleines Haus, Anfang
7 Uhr. Ende 10 Uhr (Zuſatzmiete V): „Coſifantutte‟. — Orpheum,
149 Uhr: Der Sprung in die Che. — Eoang.
Kirchengeſang=
verein, nachm. 2½ Uhr, in der Kirche zu Roßdorf: „Das Lied von
der Glocke‟. —
Arb.=Radf.=Verein „Waldesgrün”
Bundesfeſt in der Beſſunger Turnhalle. — Herrngarten, ab
11 Uhr: Promenadenkonzert. — Heſſ. Hof, abends 8 Uhr: Konzert
und Tanz.
Ludwigshöhe, nachm. 4 Uhr: Konzert.
Schweizerhaus Eberſtadt: Konzert. —
Hotel
Beh=
ends=Hufnagel Traiſa; Ball. — Heſſ. Hof Traiſa:;
Tanz. — Deutſches Haus Habitzheim, 4 Uhr nachmittag:
Tanz. — Union=, Reſidenz=, Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele:
Kinovorſtellungen.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauv
R
Verantwortl
Politik und Wirtſchaſt: Rudolf Mauve
Veranwortlich
uilleton und Heſſiſche
jachrichten: Mar Streei=
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ſort: O.
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Seite 12.
*Sunndags=Noochmiddegs=Bedrachdunge.
Im große allgemeine gibt’s bekanntlich zwaa Sorde vun
Feierdäg, nemlich erſtens: ladeiniſch A ſolche, die wo uff en
Werkdag falle, un zweidens römiſch B ſolche, uff dene wo’s
rächend. Vun dene zwaa Sorde ſin mer perſeenlich die, wo uff
en Werkdag falle, die liebſte.
Awwer die Geſchmäcker ſin bekanntlich verſchiede un ſ.
gibt’s aach noch e dritt Sord vun Feierdäg, die wo alle
alt=
ei geſäſſene Darmſtädter Beriersleit ſehr lieb un verdraut ſin,
nemlich drittens: arawiſch C ſolche, die wo uff en Sunndag falle,
un uff dene wo’s drotzdem rächend. Wie beiſpielsmeeßich:
die Waldbaddie vun de Torngemeinde „achtzeh ſechsunvärrzich”
un ferner: s Abſchwimme vun de Hebamme an de Ludwigsbuch.
Awwer die dritt Sord zehlt eichentlich net mit, weil ſich’s dodebei
ſtreng genumme, net um reſchuläre Feierdäg dreht, wann ſe aach
vun de Ortsberjerſchaft noch ſo hoch un heilich gehalte werrn.
Sundern bei dene Feierdäg, vun dene heid die Sproch is, do
ſpiele nor die kallennermäßig ſankzionierde, alſo ſozuſage un
gewiſſermaße, die Feierdäg erſter Ordnung mit. Un deß ſin
unner annern die Pingſte.
Alſo die Pingſtfeierdäg, odder „Fingſtfeuerdag”, wie mei
Zwangsmiedern ſeegt, wann ſe de hochdeitſche Koller hott, alſo
die entfalle eichentlich uff alle Ruwricke. Dann nemlich
einer=
ſeits, weil die aa Helft vun de Pingſte uff en Sunndag fellt un
die anner Helft uff en Werkdag; un annerſeits, weil mer am
aane Dag en Sunneſtich krieje kann, un am annere ſteht mer
meechlicherweis im Handumdrehe bis aa die Knie in eme
Wolke=
bruch. Es gibt zwar aach Leit, die krieje en „Sunneſtich” under
giedicher Mitwirkung vun eme Wolkebruch; awwer deß is dene
ihr Brifadbäch, un es is nor des aanzig Gude, daß ſe aus de
„Sunneſtich” un de „Wolkebrich” gor net erauskumme, ſie brauche
alſo net extra uff die Pingſte zu worde, bei dene is der Zuſtand
krohniſch (— ſchun wiſſe!)
Awwer nix deſto drotz: Pingſte zehlt zu de Liebling unner
de Feierdäg. Un deß mit vollem Rächt, dann es ſin eichentlich
die ausgiewichſte. An ſo zwaa volle Pingſtfeierdäg kann
mer forchtbar viel dhu un loſſe. Mer kann mit ſeine Zeit ſchalde
un walte wie mer will. Un wann der Aane drufflos hauße dhut
wie en Greeſuß, ſo daß hinne aach net deß klaanſte Schnibbſelche
mehr iwwrich bleibt un alles Null vun Null uffgeht, ſo kann der
Anner mit ſeine Zeit knickſe wie en Geizhals, ſodaß ſe gor net
all will werrn. Deß kimmt nadierlich ganz uff’s Temmbramend
a, un wie aaner ſich ſei Zeit ei’daalt, lang genug ſin ſe nemlich
die Pingſtfeierdäg. Dann nemlich morjens ſo gege Drei werd’s
Dag un bis awends im neu”, halwer zehe, is es hell, deß ſin
unner Brieder gut un gern ſei achtzeh Stund. Un rächend mer
dann die Nacht blos zu zwelf Stund (beim ſchlafe kimmts
ne=
ſo genau druff a” weil mer jo dodebei doch nix ißt), ſo kimmt
mer knabbs gerächend de Dag gut un gern uff dreißich Stund
Deß is e Word, un deß haaßt mer e vernimfdich Uffwerdung.
Mer hott, wann mer’s verſteht, an jedem aanzlinge Feierdag
ſei ſechs volle Stund blodd gemacht, wann mer nor gißt e bische
ſparſam umgeht, mit ſeine Zeid.
Awwer deß is grad des Pudels Kern, wo de Hund im
Haſe=
peffer begrawe liggt. Wer ſpart dann heit noch, wo aam die
mindelſichere Sporkaſſe ſo grindlich eneigelegt hawwe? — Kaan
Schwanz! Sparn?! Jawoll! — Un ausgerächent aach noch an
de Zeid?! — Fellt jo kaam Menſch mehr ei. Kunndrehr, im
Gegedaal, die Menſchheit is ewe vun eme Leichtſinn beſeelt un
haußt wie doll mit ihre Zeid. Un was is die Folche. Net aa
armſeelich Stindche bleibt en ſo am Dag iwwrich, deß wo ſe ſich
for ſich eweg dhu kenne un kenne’s zum eichene Gebrauch uff
die Hochkand lege. Ja es langt en noch net emol; hinne un
vorne is ſo en Dag zu korz, un je ſchneller daß es geht, deſto
wenicher Zeit bleibt dere dumme Welt mit ihrm ewiche Gehatz
un Gejag, mit ihrm bloedſinniche Töff=Töff=Töff un Tadie=Tada,
wo jeder maant er kemt zu korz. —
Un wann mer ſich’s richdich beaagabbele dhut, ſo mißt doch
dorch die neimodiſche Zeiterſparnismaſchine en Haufe Zeit
iwwrich bleiwe. Awwer deß is en knibbeldicker Errdumm.
Frieher hatte die Leit mehr Zeit, fiel mehr Zeid iwwrich,
deß is gornet annerſter meechlich. Bedrachte mer uns nor emal
ſo en Schackeſpiaree, odder ſo en Geedhe, odder ſo en Schiller,
odder ſo en Raawe, odder ſo en Goddfried Keller, um nor die
eraus zu greife, die wo geſammelt uff meim Eddaſcheer ſteh.
Wann ich mer die ſo aguck, was die alles ſelwert mit aaner
Hand zuſammegeſchriwwe hawwe, ohne elektriſch Licht, ohne
Fillfedderhalter, ohne Stennogravieh, ohne Schreibmaſchine,
ohne Eiſebah, ohne Audomobill — ſo muß ich unumwunde
ſage: allerhand Hochachtung! Daß die all deß Zaick unner de
heidiche Verhältniſſe nochemol ſo hiebrechte, de Dag mit
vier=
unzwanzich Stund gerächent, deß is meines Davierhaltens naach
genslich ausgeſchloſſe un
wann ſe meintwäche e
K
ganz Rägemend
Schreib=
maſchinemädercher ins
Brot ſetze dhete. Ei mir
is es diräckt e Reedſel,
9
wie unſer großer
Mit=
berjer, der
goddbegna=
dete Dichter Hörr, deß
nor ſo hiebringt. Alle
Woch en Obuß, der will
gedicht ſei. Ich glaab,
dem ſein Pegaſuß hott
25
en Modohr im Bauch,
Oee hunnerd Pe Aeß; odder
awwer er ſteht wie alt
ℳ9unſer moderne Dichter
S
mit de vierde Demiſſion
in Verbindung un ringd
duſchur mit neie dichteriſche Fußione . . . . .
Awwer ich bin e bische abgeſchwiffe. Alſo wie geſagt, die
Menſchheit hott kaa Zeit mehr, odder vielmehr, je mehr ſe eraus
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Toerionerierierierierer Herienermioenernzensoß
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 8. Juni 1924.
knabbſe dhut, deſto wenicher bleibt=derr iwmrich; ſie wuhlt ſich
immer diefer enie un jeder maant, er mißt e paar Naſeleng dem
annern voraus ſei. Wann mer ſich die Hatz im Reichsdag
be=
dracht, kann mer aach ſage: e paar Mailerleng. Dann dort
kumme ſe mit ihre Zeid iwwerhaubt net mehr iwwerans un ſie
ſchwätze deſſentwäche jetzt ſchichtweis, dreimal acht Stund de
Dag. Un net bloß aaner hinnerm annern, naa, die ganz Heerd
ſämtliche ſiwwenendreißich Baddeie uff aan Schlag. Un net
bloß ſchwätze dun ſe, naa, ſie halte zwiſchedorch bräßdruff aach
noch Geſangsweddſtreide ab, ſo e Art Sengerkriech uff de
Wadd=
borſch, mer kann aach ſage „Poſſe mit Geſang‟. Daß do
nadier=
lich die Zeid unnitz verbummfiedelt werd, deß kann mer ſich
an de zehe Finger abklaviern. Deſſentwäche ſin aach
ſchein=
bar dießjohr die Pingſte im Reichsdag acht Dag frieher
ausgebroche. Dann bei verſchiedene vun dene
Konnfuſſions=
räd hott’s nemlich ſo in de letzte Däg ganz gewaldich „
ge=
pingſtelt” un ſie hawwe deßhalb nor noch mit fremde Zunge
geſchwätzt — oh, daß ich dauſend Zungen hädde! un ſo. — Bloß
vum Pfingſt geiſt hott mer nix gemerkt, deß mach awwer daher
kumme, weil ſcheinbar die meiſte en erbliche Manggo an
Spieri=
duß uffzuweiſe hawwe. No un wo nix is, do hott ſelbſt in ere
Rebbublick de Kaiſer es Recht verlorn. —
Iwwrichens, was leiht mir an dene, vun mir aus kenne die
ſchwätze was ſe wolle, un wann der aane odder der annere
maant, er kemt in der knabbe Zeit zu korz, dann ſoll er uff
Kam=
mer geh un ſoll ſich noch e Reſerfemundſtick verbaſſe, do kann
er noochher vun mir aus mit zwaa Mailer uff aamol babbele.
Bei unſere Landdagskadätte do „pingſtelts” jo aach als
emol, awwer ſelte, und nor bei gewiſſe Exbeditzione in fremde
Weltdeile un an iwwerſeeiſche Gewäſſer, wie beiſpielsmeßiſch
bei dere Spritzdur uff Wimbfe am Negga. Do hawwe Verſchiedene
in „vorgerickter” Stund widder mal geglaabt, die Rebublik weer
in Gefahr — und wie ſe de morjend uffgewacht ſin, und ſie hott
noch geſtanne, die Rebublick, do war alles wieder liebs un guds
un mer hott ſich zur weideren „Beſichtichung” ſchee Zeit genumme.
Daß mer nadierlich aach am Therjader im Dag mit
vierun=
wanzich Stund net mehr auskimmt, ſodaß mer aach noch die
halb Nacht dezu nemme muß, deß is bei dere Kunſthatz
eben=
alls begrifflich. Un die Menſche, die merke in ihre
Bornierd=
heit gornet, daß ſe uff die Art bei ſo ere Nachtvorſtellung widder
um e paar Stund haamdickicherweis beſchummelt weern. Freegt
mer ſe, dann ſage ſe, am Dag hedde ſe kaa Zeid. Freilich hawwe
ſe am Dag kaa Zeid, wann ſe die Nacht uff die Art verwixe!
Bei dene derfte die Pingſtfeierdag noch dreimal ſo lang ſei, ſie
hedde doch „kaa Zeid”.
Am alleriwwelſte ſin in dere Beziehung awwer noch die
Benzinbrotze dra, un die Modohrradridder, die hawwe
iwwer=
haupt kaa Zeit. Ach du liewer Schiewer, wie werrn die erſt
an de Feierdäg dorch die Gächend ſpritze mit ihrne Mord= un
Dodſchlagkäſte! Eh’ die nor am erſte Feierdag morjend richdich
de Abberad a gekurwelt hawwe un ſauße wie beſäſſe drufflos
baufdich, do dhut’s auch ſchun en Schlag un es is zweide
Feier=
dag awend. Jano, bei hunnerd Killomeder im Dorchſchnidd, do
geht deß halt ſo raſch, do raumts mit de Zeid. Un bis die
Benzinſtinker an ſo zwaa Dag iwwerall un närjends geweſe
ſin, ſin die Pingſte erum; un wann ſe de Wambe voll Killomeder
hawwe, dann haage ſe ſich voller Stolz wedder die Bruſt, daß
mer glaabt es äxblodiert was, un ſage: Bravo, deß is widdermal
horrdich gange! . . ."
Die merke gornet, daß ſe all e bische was an de Erbs hawwe
(ſo laad mer’s dhut, daß ich en deß ſo kohram Publigumm vor
die Bladd ſage muß), awwer es kann gornet annerſter ſei, dann
wann ſe vernimfdich weern, mißte ſe doch an ihrne
Pingſt=
feierdag nochemol ſo lang hawwe, als wie unſeraaner. Zum
Genieße — abgeſehe vum Eſſe un Drinke, hawwe die wenicher
Zeit wie de armſeelichſte Feld=, Wald= un Schoſſeedibbler, der
kaun ſich dene gegeniewwer als Rothſchild uffſpiele in
Bezug=
nahme vun wäche ſeim Bargeld an Zeid.
Naa, mir derft aaner
noch Geld dezu gäwwe
in eme Audo meecht ich
mei Feierdäg net
zu=
bringe. Un wann
mir’=
werklich emal zu
lang=
ſam gingt, do dhet mir,
for mei Bedirfnis, ſchun
en Schnellaifer genige,
!
damit kemt ich grad weit
R
genug; un wann mer
do die Menſchheit nor
e klaa bißche aus em
Whäk geht, is ſe ihres
Läwens ſicher, dodefor
iwwernemm ich jed
Ga=
randie. Awwer ſo wie
ich mich kenn, werr ich
mein Pingſtausflug aach
L461.
uff kaam Schnellaifer
unnernemme, dann wie
K
e8
geſagt: ich mecht net
affffrmmrrmaamm difr IEIHHHHI blos ſchnell fahrn
undern ich mecht aach
was devo hawwe, von meine Pingſtfeierdag.
Freilich mei Zwangsmiedern, die hott ſich geſtert ſchun pärr
gemacht, un die werd, menſchlicher Vorausſicht nach, vor
Diens=
dag net mehr uff de Bildfläch erſcheine. Zwiſchezeidich werd ſe
bei ihrm neie Freund, hinne uff dem ſeim Gſpuſie=mobiel
erum=
hobbſern wie e Groſchebobb, vorausgeſetzt, daß ſe net als
Medeohr ärchendwo in eme Schoſſeegrawe uffgeläſe werd.
Iww=
richens, wann ſich aaner ſei Mädche odder ſei Braut, odder
meintswäche ſei „Kußiene” uff de Buckel henkt un ſaußt mit=derr
dorch die Weltgeſchicht — in Goddes Name, deß geht niemand
was a‟. — Wann ſe ſich awwer ihr klaane Kinner vorne uff’s
Nad binne un ziehe los, un die arme Wärmercher miſſe den
ganze Dreck un Staab eiffräſſe, dann mecht ich —. No, was ich
in dem Fall mecht, deß werrd mer ſich denke kenne ..
Die M. W. M. Motoren
(Kompressorlose Benz.-Dieselmotoren)
ortstest und fahrbar zeichnen sich aus durch:
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Betricbsbereit-
schaft
unbedingte
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eintache Wartung
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K
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6
und Kostenanschlag von
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vorm. Benz, Abl. stat. Motorenbau
Mannheim
Rummer 159.
Wann Se awwer zum Schluß noch wiſſe wolle, wie ich ruu
Feierdäg verleb, dann will ich’s Ihne noch raſch verrade, beß,
dem Wittich die Buſchſtawe ausgehe. Alſo ich mach’s wie 0
Jahr un henk e Schildche an die Dier mit de Uffſchrift: „A
verreiſt!” Un dann guck ich in aller Gemiedsruh em Fenſi
enaus, bedracht mer die Menſchheit wie ſe fortmacht un ſeh
aach widder — wie ſe haamkimmt. Un den will ich ſähe, der 1e
mich do aus meine Ruh bringt. Wann dann die Feierdäg eruu
ſin, dann werd ſich ja finne, wer am lengſte dra hatt, ich oddö.
die annern,
Bienche Bimmbernell.,
Poſtſchkribbdumm. Erſtens: Nor net driwweliern
ich bin e alt Flickfraa un kaa Audomädche, wo mer owwe
Zehnder eneifeiert un unne kimmt’s eraus. Bei mir geht’s lan
am un ich nemm mer Zeid (ſiehe oben!), gwwer es werd ſau
wer Arweid geleiſt un kaan rode Labbe, uff e grie Klagd a.
pläſtert. So ziemlich alles, was mer ſo zum Flicke zugeſchi
werd, kimmt unner die Nadel, awwer nor bei paſſender Geläges
heit. Und — wann ich Zeid hab.
Daß es zwar Leid gibt, die noch ſehr viel Zeid hawwe, dia
hab ich an dem „Keddebrief” geſehe, der wo mer zugange is —.
wo en Haufe Name druff ſteht, an dene wo mer ſich die Zung dra
verbricht. Unne ſteht uff engliſch un deitſch debei, mer ſollt dä
Nome neunmal abſchreiwe un ſollt ſe an neu verſchiedene P. ſchicke, dene wo mer Glick winſche dhet. Die Liſt weer vun
eme amerikaniſche Offezier a gefange worrn un mißt dreimal un
die Welt geh. Wann mer die Reihefolg unnerbräche dhet, dhd
aam e groß Unglick bevorſteh; dhet mer awwer die Liſt innerhalu
vierunzwanzich Stund abſchicke, un neu Dag druffzehle, dann
dhet aam e groß Glick beſchiede ſei, un mer kennt freidich dorche
Johr vierunzwanzich dabbe . . . . Alſo mer ſoll ſo en uffgelegs
Schwindel net for menſchunmeechlich halte! In eme uffg
kleerde Zeitalter!! Ich geb nix druff — hab ſe awwer dre
dem neumal abgeſchriwwe un hab ſe an neu Perſohne
geſchich=
dene wo ich „Glick winſch” Un wann nor die Hälft vun de
eidrifft, was ich dene winſch, dann will ich herzlich zufridde ſe
Deß gibt en Spaß! —
Zweidens: De Vora’ſchlag vun unſerem Therjader ſchlie
mit eme Fehlbedrag vun viermalhunnerddauſend. Goldmack au
Bloß. Do werd’s wohl mit eme Neggrolog uff unſer Therjade:
ſchäckel „Peter” allaa net gedha ſei un de „Dietrich” werd uſ
Neie ſein Fedderkiehl ſpitze kenne zu eme Nachruf. Jetzt indrär
ſiert mich’s bloß, wie er ſich mit dene viermalhunnerddauſen=
„innerlich ausenannerſetzt”, Mit lauder uffgeblaſene Frem
wörder werd er ſich do wohl net drumerum dricke kenne, je4z
haaßt’s: riwwele Se, meine Herrn!! — No, wann ich widd
mal dezu uffgelegt bin, unnerhalte mer uns weider dodriwwer
ich hab noch Verſchiedenes in Päddo. Vorerſt guck ich emal min
zu, wie dene bedriebte „Lohgärwer” die Fäll devo ſchwimme.
Driddens: For die ei gegangene Kaddegrieß aus alle Weſt=V,
gächende ſag ich beſten Dank; s is ſchee, wann die Leit aasm
aam denke, wann ſein gud geht, un net immer bloß, won ſen
was uff em Herz hawwe.
Viertens: Halt, bald hett ich’s vergeſſe: Vergniegtes
Feierdäg, allerſeits!
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Rummer 159.
Brief aus Hoſſtein.
Die landwirtſchaftliche Ausſtellung in Hamburg.
Wahlſtedt, 30. Mai 1924.
Wenn man den Namen Holſtein hört, denkt man unwillkür=
Sich an Schlagrahm und ſanfte Butter. Das gibt es hier auch,
rund zwar reichlich. Der landwirtſchaftliche Beſitz ſteht zum gro=
Sen Teil faſt ſchuldenfrei da, man müßte alſo annehmen, daß in
Sieſem vorwiegend landwirtſchaftlichen Lande nur eitel Luſt und
Sonnenſchein herrſche. Dem iſt aber keineswegs ſo. Ueber der
Sandwirtſchaft, dem Fundament eines jeden Volkes und Staates,
„chwebt ein Damoklesſchwert, das ſie jeden Augenblick
vernich=
nend treffen kann. In dem Kriege wurde mit dem deutſchen
Bo=
dren Raubau getrieben, das brachte nun einmal die Zeit mit ſich.
Die Revolutionszeit mit ihren Notverordnungen und der
dau=
arnden Geldentwertung machte es meiſt unmöglich, den Betrieb
eu aufzubauen. Dazu kommt, daß die Nachwirkungen allzu
ein=
ſeitiger Benutzung ſalzhaltiger Düngemittel ſchon aus
Friedens=
freit einen Teil unſeres wertvollſten Bodens derartig verſauern
lreßen, daß trotz getroffener Gegenmaßnahmen, die Produktion
ruf kaum 70 Prozent des Friedensertrages geſunken iſt. Dieſes
alles in Ruhe wieder auszugleichen, wäre jetzt der gegebene
Augenblick, da mit ſtabilen Geldverhältniſſen auch wieder
Wirt=
ſchaftspläne aufgeſtellt werden können. Dazu gehört aber Geld!
ſend gerade das gibt es nicht. Was nützt der ſchuldenfreie Hof,
wenn man darauf kein Geld leihen kann. Man bekommt es
wohl — aber für 36 Prozent Zinſen. Früher nannte man das
ucher! Der ordnungsmäßige Weg der Hypothekenbeleihung
tuurch die Landſchaft erfolgt nicht durch Barauszahlung, ſondern
lurch Ueberlaſſung von Roggenrentenbriefen. Dieſe Rentenbriefe
püſſen erſt in Geld umgeſetzt werden. Zurückgezahlt muß aber
bieder in Rentenbriefen werden. Sie ſtehen augenblicklich ſo
lacherlich tief, daß man für eine normale Belaſtung den vielfachen
Aennwert des Beſitzes zeichnen muß. Steigen dieſe Papiere
wie=
der zu normaler Höhe, dann hat man eine Hypothek von 200
P rozent! Wahnſinn, aber leider wahr. Dazu kommen die
gan=
z n Zwiſchenkoſten an der Börſe, die lächelnd ihren Gewinn
ein=
ſteckt — in einem Staate, der behauptet, den Kapitalismus zu
be=
mpfen. Manchem Bauern mit einem Hof von 100 Morgen wäre
ſcon mit 500 Mark mit normaler Verzinſung geholfen. Da er
dns Geld nicht hat, iſt ſeine Felderbeſtellung entſprechend
mittel=
mräßig und die Erträge gehen noch weiter zurück. Verkauft er
notgedrungen Vieh, dann bekommt er für eine geſunde Kuh ganze
100 Mark und für ein Kalb 8 Mark! Gewiß hat der Bauer bisher
apch nicht gewußt, was unterernährte Kinder ſind. Aber alle
die=
migen, die ſchadenfroh ſeiner Not zuſehen, mögen bedenken, daß
9
die Lebensmittelerzeugung für unſer ganzes Volk iſt, die jetzt
auf dem Spiele ſteht.
Dieſer fürchterliche Albdruck ruht auf dem ganzen Lande.
Taß man bei politiſchen Betrachtungen an „die gute alte Zeit”
d nkt, liegt auf der Hand. Für die glorreichen Errungenſchaften
drr Revolution hat man herzlich wenig übrig. Auf die
Reichs=
tagswahl hat man ſich lange vorbereitet. Man hat ganz ſcharf
irchgedacht. Und das war anſtrengend. Denn auch geiſtige
Ar=
aXal gepilgert — und erleichterten Herzens hat man es wieder
errlaſſen. Das Bewußtſein, ſeine Pflicht getan zu haben, iſt doch
cön, auch wenn man ſein Kreuzchen ins falſche Loch gemalt
ſder der Sicherheit halber gleich zwei Parteien gewählt hat.
Der Ruck nach rechts war hier ſtärker als man erhofft hatte.
Koer für links blieb auch noch etwas übrig. Wenn ich mir hier
die Sozialdemokraten auf dem Lande anſehe, dann muß ich an
evolutionserlebniſſe aus Rußland denken. Als der Kommu
uemus kam, zogen die ruſſiſchen Bauern vor das nächſte
Guts=
ſaus, um es zu zerſtören. Mit der Mütze in der Hand ließen ſie
jo beim Gutsherrn melden: Es täte ihnen leid, aber ſie müßten Holſtein gibt es ſchwerlich einen Ort von 1000 Einwohnern, der
müſſe nun einmal ſo ſein. „Väterchen” müſſe das auch
ein=
euen uſw. Dann plünderten ſie los, ſteckten das Haus an und
ckugen „Väterchen” vielleicht auch ein bißchen tot. Nachdem
ilres erledigt war, waren ſie ganz traurig über das große
Un=
z.atsbeſitzers an. Von der ganzen Gemeinde wurden ſie verſorgt
„7o verpflegt — immer mit der Mütze in der Hand, wie ſich’s
ewörte.
Der holſteinſche Sozialdemokrat, ſoweit er der Scholle
ent=
taanmt, iſt ein echtes Kind ſeiner Heimat. Ehrlich und bieder,
eichſen ſind. Der einheimiſche Großgrundbeſitzer ſteht ihm
inner=
ſag näher, als ſein Fraktionsgenoſſe aus anderen Teilen des
ijiches. Denn der erſtere iſt ſeines germaniſch=niederſächſiſchen
iſch wählt er doch: der Herr Baron möge das einſehen, das müſſe
un einmal ſo ſein!
etwas heiliges, an dem ſich kein Fremder vergreifen darf.
7acht zu, möglichſt viel Geld hineinzuſtecken und nickt ihm auf der
Swraße freundlich zu. Aber wehe, wenn der reiche Mann die
5u bſidien einſtellt oder gar auf den Gedanken kommt, aus ſeinent Front zur Muſik. Ernſt und würdig
Zeſitz ein Prozent Jahreszinſen herauszuholen. Dann kann er
narken, was es heißt, in Holſtein ein Fremder zu ſein, der es
ewagt hat, mit ſeinem Gelde den Holſteinern ihren
Heimat=
owen wegzunehmen. Da müſſen ſchon viele Generationen
dar=
iher hingehen, bis das vergeſſen wird und ſeine Nachkommen
ufhören, Fremde zu ſein.
II.
Die Vorbereitungen zur großen landwirtſchaftlichen
Aus=
tellung brachten natürlich manche Aufregungen. Wer Gutes
atte, wollte es auch zeigen. Aber da kamen Kammern.
Ge=
ofſenſchaften und Vereine dazwiſchen und ſchieden die Spreu
om dem Weizen. Nur das Beſte vom Beſten durfte gezeigt wer=
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den ½. Juni 1924.
Seite 13.
den. Nach zehnjähriger Pauſe hatte es die Deutſche
Land=
wirtſchafts=Geſellſchaft wieder ermöglichen können,
ihre 30. Ausſtellung zu eröffnen, und hatte als Platz Hamburg
auserſehen. Der Nordweſten Deutſchlands ſtellte die
auszuſtel=
lenden Tiere, während Erzeugniſſe und Maſchinen aus dem
ganzen Reiche gezeigt wurden.
Die verſchiedenen Eiſenbahngeſellſchaften hatten Sonderzüge
eingeſtellt, ſo daß alles, was irgendwie abends in den
heimat=
lichen Stall finden konnte, wieder abtransportiert werden mußte.
Denn an ein Uebernachten in Hamburg war nicht zu denken, auch
wenn man eine Republik für ein Bett geboten hätte. Seit
Wochen war alles vorausbeſtellt. Der Ausſtellungsplatz war
das Heiligengeiſtfeld mitten in der Stadt. Sein Anblick mußte
ein gut republikaniſches Herz zum Stocken bringen. Denn was
zuerſt ins Auge ſprang, waren tauſende von Fahnen:
ſchwarz=
weiß=rot, untermiſcht mit örtlichen Landesfarben. Hatten nicht
die „Erwählten” in Berlin feſtgeſetzt, daß ein guter Deutſcher
nur noch ſchwarz=rot=gold flaggen dürfe? Die Landwirtſchaft,
die nicht nur den beſten, ſondern auch den größten Teil des
deut=
ſchen Volkes ſtellt, hatte hier offenſichtlich kundgetan, daß es für
ſie nur eine Reichsfarbe gibt: ſchwarz=weiß=rot. Das ſollte doch
zu denken geben! Ich ſah in der ganzen Stadt, außer auf den
ſtädtiſchen Viehhallen, nur eine ſchwarz=rot=goldene Fahne. Und
die hatte der Staat neben der hamburgiſchen Flagge vor die
Ausſtellung auf der Straße geſetzt!
Das zweite, was man ſah, waren Menſchen. An den zehn
Kaſſen ſtanden ſie in endloſen Schlangen, die ſich zu dichten
Klumpen gegen Ende verdickten. Wer einmal da drinnen war,
hatte keinen eigenen Willen mehr. Nachdem ich über zehn
Schul=
tern hinweg gegen drei Rentenmark eine Eintrittskarte erhalten
hatte, ſchwand der Boden unter meinen Füßen. Ich wurde nach
oben rechts und mein Spazierſtock nach unten links abgedrängt.
Ich hätte an die Aufhebung der Schwerkraft glauben können,
wäre nicht der infame Druck nachbarlicher Ellenbogen auf Magen
und Nierengegend geweſen. Meinen Spazierſtock habe ich nicht
mehr wiedergeſehen und glaube auch nicht, daß es in dieſem
Leben noch möglich ſei wird. Hat man ſich aber einmal an die
vielen Menſchen gewöhnt, ſo entdeckt man auch noch anderes.
Dreiviertel der Ausſtellung nehmen räumlich die Maſchinen ein.
Im Großbetriebe muß nun einmal die Maſchine die in der Zeit
des Hochbetriebes niemals vorhandenen Menſchen erſetzen. So
ſehen wir neben den einfachen Maſchinen, die ja auch kein
Klein=
betrieb entbehren kann, die großen Motoren auf Rädern, die
alles mögliche auf einmal hinter ſich herziehen. Mit einer Fahrt
wird der Boden aufgebrochen, zerriſſen, gewalzt, geeggt uſw.
Man wundert ſich, daß man nicht gleich auch noch eine
Ernte=
maſchine hintendran hängen kann. Aber ſo fabriksmäßig läßt ſich
die Natur nun einmal doch nicht behandeln. Wo der Geiſt des
Landwirts verſagt, der über das „Wann” und „Wie” zu
ent=
ſcheiden hat, da nützen auch die beſten induſtriellen Hilfsmittel
nichts. Ebenſowenig die künſtlichen Düngemittel, wenn ſie nicht
richtig angewandt werden. Hier hat die Wiſſenſchaft durch die
Zuſammenſtellung langer Erfahrungen wichtige Richtlinien für
den Fachmann zuſammengeſtellt. Die große Halle der
Erzeug=
niſſe zeigt nicht nur, was alles erzeugt werden kann, ſondern
gibt auch die wiſſenſchaftliche Beratung, wie die Produktion
zu heben iſt. Ungehuer iſt das Anſchauungsmaterial. Glücklich,
nät ſtrengt an! Beklommenen Herzens iſt man endlich zum Wahl= wer in der Lage iſt, das hier Gebotenie ſich zu eigen zu machen.
Die ſechs Tage, an denen die Ausſtellung geöffnet iſt, dürften
gerade dazu langen. Nicht unerwähnt laſſen möchte ich die
An=
regung, im Bauernhauſe die Heiminduſtrie wieder einzuführen.
Hier wird gezeigt an Hand von praktiſchen Vorführungen (z. B.
Webſtuhl, Weidenflechten) und ſtatiſtiſchem Material, daß Arbeit
im Eigenheim immer noch beſſer und ſogar billiger ſein kann als
Induſtrieprodukte.
Was man an Tieren zu ſehen bekommt, iſt natürlich ganz
erſte Kläſſe. Da ſtaunt der Laie und der Fachmann ſtutzt! Man
merkt, daß man im Lande traditioneller Pferdezucht iſt. Hier in
er:t das Haus anſtecken. Es ſei nicht weiter böſe gemeint, aber nicht ſeinen Reiterverein hätte. Auf eigenem, meiſt auf dem
däterlichen Hofe gezogenen Pferde tritt der Bauernſohn an. Was
die Vereine mit ſolchen Schülern leiſten, zeigten die
Vorführun=
gen der verſchiedenen Reitabteilungen. Leider kann man nicht
alles ſehen. Täglich ſind dreimal Vorführungen und Turniere.
bäck und nahmen ſich in rührendſter Weiſe der Familie des Die preisgekrönten Tiere werden in der großen Bahn
vorge=
führt. Mancher großſtädtiſche Schweinehalter aus Kriegszeit
muß kopfſchüttelnd feſtſtellen, daß dieſe Prachttiere weder auf
Balkon noch in der Badewanne Platz gefunden hätten.
Hoffent=
lich geben die muſtergültigen Darſtellungen in der
Geflügelabtei=
lung endlich Gelegenheit, daß unſere Geflügelzucht mit mehr
üolt er ſich zuſammengehörig mit allen, die ſeinem Boden ent= Verſtändnis getrieben wird. Denn leicht könnten wir mit gutem
Willen dasſelbe leiſten wie das Ausland.
Wer das alles ſehen muß, wird müde und hungrig. Große
Erfriſchungszelte ſorgen für das nötigſte. Wie die Menſchen, ſo
nites und liebt den Heimatboden wie er. Aber ſozialdemokra= ſind auch die holſteinſchen Portionen, groß und gediegen. Das
Eſſen iſt eine Sache, die ernſt genommen werden muß. Kraftvoll
faßt die Fauſt das Meſſer, wie eine Pflugſchar fährt es unter
Dieſe Liebe zur Heimat iſt etwas ſchönes. Der Heimatboden die Kartoffeln und ſteigt hochbeladen dem Munde entgegen.
Schon öffnet ſich dieſer ſcheunentorartig — da ertönt mitten in
kauft ein reicher Mann hier Grundbeſitz, ſo ſteht man ihm das einem Marſchpotpourri die Melodie des Deutſchlandliedes.
Lang=
ſam ſinkt das Meſſer zum Teller zurück, zweitauſend Menſchen
erheben ſich von ihren Plätzen, den Hut in der Hand, und nehmen
—18.
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Tennis.
Tennisturnier in Darmſtadt.
Die Ergebniſſe von Samstag ſind: Herren=Einzelſpiel ohne
Vor=
gabe: Flinner—Reuter 6:1, 6:1, Lohk—v. Löw 6:3, 8:6, Buß—Weber
6:0, 6:0, Hildebrand—Heitzler 6:2, 6:0, Sior-Klein 6:0, 6:2. — Herren=
Doppelſpiel ohne Vorgabe: Buß—Oſan gegen Schweher—Heitzler 6:1,
6:2, Beermann—Schwarz gegen Hildebrand—-Jordan 6:4, 6:4.
Damen=Einzelſpiel ohne Vorgabe: Frl. Schröder—Frl. Schmidt 6:4, 6:2,
Frl. Noellner—Frl. v. Hofmann 6:0, 6:1, Frl. Weihe—Frl. Wieſſel
7:5, 6:1. Ueber den Verlauf der Spiele mit Vorgabe wird ſpäter
be=
richtet. — Es ſei an dieſer Stelle noch an das Sonntag vormittag
10.30 Uhr ſtattfindende Spiel zwiſchen Buß und Oſan, den ſtärkſten
Mannheimer Spielern, das vorausſichtlich einen ſehr ſpannenden
Ver=
lauf nehmen wird, hingewieſen.
Davis=Pokalſpiele.
In Dublin ſtanden ſich die Tennismannſchaften von Frankreich und
Irland gegenüber. Die Franzoſen gewannen alle Wettſpiele. — In
Birmingham konnte die engliſche Mannſchaft nach hartem Kampfe das
ſpaniſche Team mit 3:2 aus dem Felde ſchlagen und in Arnheim ſiegte
Britiſch=Indien gegen Holland mit 4:1.
Radſport.
Darmſtädter Radſportklub 1919.
Wie an dieſer Stelle ſchon bereits mitgeteilt, findet am 2.
Pfingſt=
feiertag, vormittags 7 Uhr, das Wanderpreisrennen des D. R.C. „Rund
um die Ludwigshöhe”, und zwar bei jeder Witterung, ſtatt. Dieſes
Rennen verſpricht dieſesmal hochintereſſant und ſpannend zu werden,
zumal mit die beſten Fahrer von Darmſtadt und Umgebung dazu
ge=
meldet haben. (Start und Ziel unterhalb dem Böllenfalltor.) Gefahren
wird in Minutenſtart. Die Strecke führt durch die Landskronſtraße,
Heidelberger Straße, Eberſtadt, Mühltal, Nieder=Ramſtadt und
Böllen=
falltor. Während des Rennens findet Promenadenkonzert ſtatt. Auch
die Geſangsabteilung des D.R.C. wird unter Leitung ihres Dirigenten,
Vomend, einige Chöre zum Vortrag bringen. Für Reſtauration iſt
beſtens geſorgt, Rennprogramme ſind auf der ganzen Rennſtrecke ſowie
im Fahrradhaus Hahn u. Co. erhältlich.
Die Rennmannſchaft des D.R. C. beteiligt ſich am 1. Feiertag auch
an dem Bahnrennen in Frankfurt a. M. Die gemeinſame
Preisvertei=
lung findet am 2. Pfingſtfeiertag, abends 6 Uhr, gelegentlich des Som=
Rk.
merfeſtes des D.R.C. im Fürſtenſaal und Kaiſergarten ſtatt.
* Die Jubiläumsfahrt des Automobilklubs
von Deutſchland.
Dresden—München-Baden=Baden—Darmſtadt-Berlin.
Vom 27. September bis 2. Oktober.
In dieſem Jahre kann der Automobilklub von Deutſchland auf ein
fünfundzwanzigjähriges Beſtehen zurückblicken. Beſonders in der
Vor=
kriegszeit hat er, als er noch unter dem Namen „Kaiſerlicher
Automobil=
klub” figurierte, Großes auf ſportlichem und ſportgeſellſchaftlichem
Ge=
biete geleiſtet. Ihm iſt die Veranſtaltung großer Wettbewerbe, der
Prinz Heinrich=Fahrten, Kaiſerpreisrennen und anderer großer
Wett=
bewerbe, die das Automobil volkstümlich machten und den deutſchen
Automobilſport ſchufen und belebten, zu danken. In der Nachkriegszeit
hat ſich der Automobilklub von Deutſchland ſportlich weniger
hervor=
getan. Gut organiſierte und wertvolle Veranſtaltungen wanen die von
ihm organiſierten Avus=Rennen. Nunmehr tritt er aus Anlaß ſeines
25jährigen Beſtehens mit einer Jubiläumsfahrt erneut an die
Oeffent=
lichkeit, deren Ausſchreibung ſoeben erſchienen iſt.
Dieſe Jubiläumsfahrt iſt eine Geſellſchaftsfahrt mit dem Zweck,
möglichſt vielen der im Kartell vereinigten, befreundeten Automobilklubs
Beſuche abzuſtatten und dadurch den Zuſammenhalt des Kartells zu
för=
dern und in der Offentlichkeit zu bekunden.
Start zur Jubiläumsfahrt iſt am 27. September in Dresden. Die
Fahrt führt von dort über Nürnberg, München, Stuttgart, Baden=Baden,
Darmſtadt, Frankfurt a. M., Eiſenach, Leipzig nach Berlin. Die
Geſamteutfernung beträgt 1600 Kilometer, die in ſechs Fahrtagen
zurück=
zulegen ſind. Bei der Fahrt wird lediglich die Zuverläſſigkeit gewertet.
Dieſe wird dadurch bekundet, daß die Teilnehmer allmorgentlich zu einer
beſtimmten Zeit ſtarten und im Laufe des Tages zu einer beſtimmten
Zeit am nächſten Etappenort eintreffen müſſen, ferner, daß während der
Dauer einer Tagesetappe vom Start bis zum Ziel irgend welche
Erſatz=
teile, Werkzeuge, Bereifungen oder Betriebsſtoff, nicht an Bord
genom=
men werden dürfen. Abfahrts= und Ankunftszeiten ſowie die Einhaltung
der Vorſchrift werden durch Unparteiiſche kontrolliert, die von den
Mel=
denden namhaft zu machen ſind, und vom Veranſtalter auf die einzelnen
Fahrzeuge verteilt werden.
Die Bewertung erfolgt durch Strafpunkterteilung bei verſpäteter
Abfahrt bezw. Ankunft. Die teilnehmenden Fahrzeuge werden in
fol=
gende drei Klaſſen eingeteilt: Klaſſe I. Fahrzeuge bis 7.99 St.P.S.
Klaſſe II, Fahrzeuge von 8 bis 14,99 St. P.S., Klaſſe III, Fahrzeuge von
15 St.P.S. und darüber. Für jede Fahrzeugklaſſe wird zwiſchen den
einzelnen Etappen eine beſtimmte Mindeſt=Durchſchnittsgeſchwindigkeit
vorgeſchrieben.
Zugelaſſen ſind ſämtliche vierrädrigen Kraftfahrzeuge im Beſitze von
Mitgliedern des Automobilklubs von Deutſchland oder der dem Kartell
angeſchloſſenen Klubs, ſoweit die Fahrzeuge deutſcher Herkunft und zum
Verkehr zugelaſſen ſind. Fahrzeuge ausländiſcher Herkunft ſind
gleich=
falls zugelaſſen, müſſen ſich aber ſeit dem 15. Mai im Beſitze des
Mel=
denden befinden.
An Preiſen werden gegeben: a) die goldene Jubiläumsplakette
jedem Teilnehmer, welcher die Geſamtfahrſtrecke ohne Strafpunkte
zu=
rückgelegt hat, b) die ſilberne Jubiläumsplakette jedem Teilnemer,
wel=
cher die Geſamtfahrſtrecke zurückgelegt und nicht mehr als 20 Strafpunkte
erhalten hat, e) die bronzene Jubiläumsplakette jedem Teilnehmer,
wel=
cher keine goldene oder ſilberne Plakette erhalten hat. Selbſtfahren iſt
für die Teilnehmer nicht vorgeſchrieben, doch erhalten Meldende, welche
ihre Fahrzeuge über die ganze Strecke ſelkſt gefahren haben, als
Zuſatz=
preis die Jubiläumsmedaille des Automobilklubs von Deutſchland.
Boxen.
Die Meiſterſchaft im Weltergewicht.
Die Boxweltmeiſterſchaft im Weltergewicht kam in Philadelphia
zwiſchen dem Titelhalter Mickey Walker und Lew Tendler zum Austrag.
In dem ſehr hart geführten Kampfe blieb nach Ablauf der 10 Runden
Mickey Walker Punktſieger. — In Neu=York ſchlug der Federgewichts=
Weltmeiſter Johnny Dundee den Chilenen Louis Vingentini über 12
Runden glatt nach Punkten.
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Gewinn und Sicher=
200 G.=M. ſtellung mit 5000
bei 200 Monatszinſ. Goldmark? (*16706
u. gut, Sicherh. ſofort Angebote u. R 73
auf 2 Mon. geſucht.
Angebo e u. R 74 an die Geſchäftsſt.
Geſchäftsſt. (*16712
zu vermieten.
Sae=
mann, Mollerſtr. 4:
(*16689
parterre.
Kahlertſtr, 7, pt., bei
Bender, 2 möbl
Zim=
mer ſof, z. vm. (*16678
Wollen Sie
Ihr Abſatzgebiet bedeutend vergrößern?
Dann inſerieren
Sie laufend im Darmſtädter Tagblatt.
Bernſttter Vesbtett
8. Junf 1924 Nr. 139
Handelsblat
Vom ſüddeutſchen Holzmarkt.
Von unſerem Sonderberichterſtatter.
Mannheim, 7. Juni.
Es iſt eine ganz eigenartige Erſcheinung, die wir in unſerem
heuti=
gen Wirtſchaftsleben beobachten und die ſich faſt nirgends ſo kraß
aus=
wirkt wie gerade auf dem Holzmarkt; daß man behördlicherſeits bemüht
iſt, das Mißverhältnis zwiſchen dem Exiſtenzminimum und den
tatſäch=
lichen Preiſen durch einen Preisabbau zu fördern, während gerade auf
der anderen Seite der Staat es iſt, der hier vertenernd wirkt. In
den ſtaatlichen Forſten liegen Schläge auf Schläge, die bei den
Verſtei=
gerungen infolge der hohen Uebertaxforderungen nicht an den Mann
gebracht werden können, zu deren Abgabe zu billigeren Preiſen ſich der
Staat aber nicn entſchließen kann. Hier — wie auf ſo manchen
ande=
ren Gebieten — ettvas mehr praktiſches Vorbild, „Herr” Staat! Jr
gleichem Maße gilt das oben Geſagte auch für den Privatwaldbeſitz.
Beide bleiben auf ihren Vorräten ſitzen, die ſie Ende Mai kaum mehr
als zu 110 Prozent der Landesgrundpreiſe bei geringem Geſchäft
ab=
ſetzen konnten; ſo lange die Preiſe für das Rundholz nicht um
minde=
ſtens 30 Prozent noch zurückgehen, iſt es kaum noch einer Sägerei
mög=
lich, ihre Beſtände weiter zu erganzen. Denn es iſt doch ein
ungeſun=
des Mißverhältnis, daß die Schnittwarenpreiſe oft um ein Erhebliches
unter den Preiſen für die Rohmaterialien liegen. Um aus dieſem
Dilemma herauszukommen, gibt es nur zwei Möglichkeiten: entweder
müſſen die Rundholzpreiſe noch weiter geſenkt oder die Schnittholzpreiſe
erhöht werden. Letzteres iſt nach Lage der Dinge vollkommen
aus=
geſchloſſen, da die Nachfrage auf dem Schnittholzmarkt im umgekehrten
Verhältnis zu dem ſtarken Angebot ſteht. Nicht nur die kleinen,
ſon=
dern auch die mittleren und großen Sägen ſehen ſich nunmehr
gezwun=
gen, ihre Beſtände nach Möglichkeit abzuſtoßen, was bei dem geringen
Bedarf nur zu Schleuderpreiſen, unter dem Einkaufspreiſe, möglich iſt,
zumal man mit einem Fortſchreiten der Baiſſeſtimmung rechnet.
Der Brettermarkt ſtand zu Ausgang des vergangenen
Mo=
nats im Zeichen großer Luſtloſigkeit. 16
unſortierte ſägefallende
Bretter wurden mit höchſtens 30 Mk. bezahlt. Gebote zwiſchen 40—55
Goldmk. ab Schwarzwald blieben völlig unberückſichtigt. 21/22
Milli=
meter ſtarke unſortierte Fichten= und Tannenholzware wurden ab
Karls=
ruhe=Mannheim mit 1,85—2 Gmk., Ia Ware zu
2,10 Gmk.
IIa Ware
0,25—0,30 Gmk. billiger notiert. 16‟ 12‟ 11” und 2” unſortierte
Tannen= und Fichtendielen waren an Schwarzwälder Verſandplätzen um
40 Gmk. herum angedient. Für Ausſchußdielen gleicher Ausmaße wurde
ab Süddeutſchland 60—65 Gmk. je Kubikmeter geboten, unbeſäumte
Tannen= und Fichtendielen ab Schwarzwaldſtation ſind zu 45—50 Gmk.
zu haben. Mit üblicher Waldkante geſchnittenes Tannen= und
Fichten=
bauholz gleicher Herkunft in regulären Abmeſſungen war zu etwa
40 Gmk. an Hand je Kubikmeter bei etwas angeregterem Geſchäft zu
haben. Nach allem müſſen die Perſpektiven für das laufende
Monats=
geſchäft als äußerſt ungünſtig bezeichnet werden.
Millionen Rentenmark ſtiegen. Daneben erhöhte ſich das
Rentenmark=
wechſelkonto um 6 auf 1137,1 Millionen Rentenmark, das
Papiermark=
wechſelkento um 0,2 auf 817,9 Trillionen Mk. Der Ultimobedarf wurde
im weſentlichen nicht durch Inanſpruchnahme von Kredit, ſondern durch
Abhebung von den Konten der fremden Gelder gedeckt, die ſich
insge=
ſamt um 188,6 Trillionen Mk. verminberten; ihre Beſtände gingen
daraufhin auf 804,5 Trillionen Mk. zurück. Dieſe Bewegung brachte für
den Banknotenumlauf eine Zunahme um 177,5 auf 926,9 Trillionen
Mark, während der Umlauf an Rentenbankſcheinen nach den
Verände=
rungen bei der Reichsbank um 68,7 auf etwa 1530 Millionen
Renten=
mark zunahm. An Reichsbanknoten und Rentenbankſcheinen zuſammen
floſſen alſo 246 Millionen Goldmark neu in den Verkehr ab. Wenn
da=
mit der Ultimobedarf an Zahlungsmitteln diesmal über die Anſprüche
zum Ultimo April hinausgegangen iſt, ſo hängt das zum Teil mit der
während des abgelaufenen Monats weiter durchgeführten Säuberung
des Zahlungsverkehrs von umlaufendem Notgeld zuſammen, die au
üuer 200 Millionen Goldmark für den Monat geſchätzt werden kann.
Der erwähnten Entwicklung entſprechend gingen die Beſtände der
Reichsbank an Rentenbankſcheinen von 390,5 auf 321,8 Millionen
Nen=
tenmark zurück. Die Ausleihungen der Darlehnskaſſen wurden weiter
um 0,1 auf 1 Trillion Mark abgetragen, wobei ſich der Beſtand der
Bank an Darlehenskaſſenſcheinen auf den gleichen Betrag ermäßigte.
w. Der Rentenbankausweis. Der Rentenbankausweis
per Ende Mai zeigt gegenüber dem Vormonat einige Abweichungen.
Von den 1,2 Milliarden, die dem Reich auf Grund der
Rentenbankver=
ordnung zuſtanden, hatte es bisher etwa 1,1 Milliarden erhoben. Die
ſeinerzeit für Einlöſung der Reichsſchatzwechſel noch vorgeſehenen, aber
nicht benötigten 100 Millionen ſind jetzt dem Reich vorübergehend auf
zwei Monate als verzinsliches Darlehen gegeben worden. Als erſte
Rate eines auf höchſtens 30 Millionen bemeſſenen Meliorationskredits
erſcheinen 3 Millionen Mark ausgewieſen, die aus den
Wirtſchaftskredi=
ten dem Reiche als Treuhänder gegeben ſind, um bereits begonnene,
ausſichtsreiche Meliorationen nicht zum Stillſtand kommen zu laſſen und
die hierfür bereits inveſtierten Mittel nicht zu gefährden. — Vom
Reichsarbeitsminiſter iſt eine entſprechende Rate angewieſen worden, da
vorgeſehen iſt, daß die Leiſtungen der Nentenbank und des
Reichs=
arbeitsminiſters für die Meliorierungen in gleicher Höhe erfolgen. Die
Poſten Kaſſe=, Giro=, Poſtſcheck= und Bankguthaben könnten an ſich mit
einem höheren Betrage ausgewieſen werden, da an Zinſen etwas über
100 Millionen vereinnahmt worden ſind; es iſt wieder ein größerer
Betrag zwecks Verknappung der Rentenmark aus dem Verkehr gezogen
worden.
Warenmärkte.
Handel und Wandel in Heſſen.
— Die ordentliche Generalverſammlung der
Darmſtädter Volksbank, findet am 23. Juni, abends 8 Uhr,
im „Fürſtenſaal” ſtatt. (Siehe auch Anzeige.)
Konkurſe: Firma Bandmann u. Geipel G. m. b. H.,
Zelluloid= und Beinwarenfabrik in Offenbach; Eröffnung 30. Mai.
Verwalter: R.=A. Meloth=Offenbach. Anmeldefriſtablauf am 9. Juli,
Prüfungstermin 26. Juli, vorm. 10 Uhr.
Glaſermeiſter Gg. Karl Harz in Butzbach. Eröffnung am
31. Mai. Verwalter: Rechtskonſulent Poppelsdorf in Butzbach.
An=
meldefriſt: 19. Juni. Prüfungstermin 27. Juni, vorm. 9 Uhr.
Wirtſhaftliche Rundſchau.
w. Ausweis der Reichsbank. Während der letzten
Mai=
woche haben die Anlagekonten der Reichsbank eine mäßige Neubelaſtung
erfahren, die in der Hauptſache auf Ultimoforderungen zurückzuführen
iſt. Wie der Ausweis vom 31. 9
i zeigt, nahm die geſamte
Kapital=
anlage um 17 auf 2163,5 Trillionen Mark zu. Die Zunahme entfällt
überwiegend auf die Lombardforderungen, die im Papiermarkgeſchäft
um 4,3 auf 20,1 Trillionen Mk., im Rentenmarkgeſchäft um 6/4 auf 108,5
* Die Geldkriſis und die ſüddeutſchen
Waren=
märkte. Wer etwa als Gegenſtück zu der früheren Flucht aus der
Papiermark die Flucht aus den Sachwerten heraus antreten will, findet,
daß ſeine Sachwerte angeſichts der Geldnot unverkäuflich ſind. Die
Hoffnung, Geld aus dem Auslande zu erhalten iſt zwar nicht
unbegrün=
det, zumal jetzt, nachdem wir endlich wieder eine Regierung in
Deutſch=
land beſitzen, vorläufig läßt ſich dieſe Hoffnung jedoch nicht in die
Rech=
nung einſtellen, bis eine Regelung der Entſchädigungslaſten erzielt iſt,
und darüber können noch Monate vergehen. Es iſt ſonach verkehrt,
un=
ter ſchweren Opfern an den Warenbeſtänden feſtzuhalten, wo immer ſich
eine Veräußerungsmöglichkeit bietet. Sonſt führt der Weg zu
Zwangs=
verkäufen, wie man ſie an den ſüddeutſchen Produktenmärkten jetzt ſchon
ſeit Monaten erlebt hat, weil hier die Geldknappheit mit den
Ver=
luſten aus Käufen in franzöſiſcher Währung zuſammengetroffen iſt und
um Verkauf gezwungen hat. Seit Beginn der jetzt zu Ende gehenden
Woche ſieht man die Lage allerdings etwas hoffnungsvoller an. Man
glaubt, daß ſich die Verkäufe, namentlich am Mehlmarkt, die aus
Ab=
ſchlüſſen im Januar—Februar ſtammen, endlich erſchöpfen und iſt
opti=
miſtiſch genug, ihr Ende ſchon in etwa 14 Tagen und damit eine
Rück=
kehr zu normalen Verhältniſſen zu erwarten." Ob dieſe Erwartung
be=
rechtigt iſt, muß ſich allerdings erſt zeigen. Einige Anzeichen ſprechen
dafür. So wurden bei den am letzten Montag angeſetzten
Verſteigerun=
gen große Poſten zurückgezogen und die Verſteigerungen am Donnerstag,
dem zweiten Mannheimer Hauptbörſentag, brachten gegen früher
er=
heblich gebeſſerte Preiſe, die ſich, wie etwa bei dem Verkauf von
Wei=
zenmehl, Spezial 0, Erzeugnis der Hefftſchen Mühlenwerke in
Mann=
heim—Worms, mit 26,80 Mark nur noch wenig unter den Preiſen im
Handel hielten, der 27 Mark verlangt, während die Mühlenforderungen
auf
Mark für die 100 Kilo ab ſüddeutſchen Mühlen lauten. Noch an
der Montagsbörſe hatte der höchſte Verſteigerungspreis auf 24,70 Mark
gelautet. Es iſt aber nicht zu überſehen, daß für den erſten Börſentag
nach Pfingſten bereits mehr als 20 Waggons franzöſiſches Weizenmehl,
19 Partien zu je 10000 Kilo argentiniſches Weizenmehl und mehr als
1200 Sack von je 100 Kilo Weizenmehl deutſcher Erzeugung zur
Verſtei=
gerung vorgemerkt ſind. Für Roggenmehl lauten die Forderungen der
Mühlen auf 23 Mark, die der zweiten Hand auf 21 Mark. Bei de
Donnerstagsverſteigerungen wurden deutſche Roggenmehle mit 22.10
Mark, holländiſches Roggenmehl in 70proz. Ausmahlung, auf Mann
heim ſchwimmend, frachtfrei Mannheim mit 91,5 fr. Franken die 10
Kilo zugeſchlagen. Nachmehl koſtete 15—16 Mark, Weizenfutterme
10—11 Mark, Roggenfuttermehl 9,5—10,5 Mark, Kleie 8,5—9,5 Mark.
Für inländiſchen Weizen zeigte ſich nach Wochen endlich wieder
etwas Nachfrage, die von den kleineren Mühlen ausging, die im Rahmen
ihrer beſchränkten Geldmittel einkauften, ohne daß der Preis von 16,5
bis 17 Mark für die 100 Kilo ſich aufbeſſerte. Für Roggen trat
Kauf=
neigung noch nicht hervor; er blieb mit 14,5 bis 15 Mark angeboten. Im
Gerſten=Geſchäft iſt ziemliche Ruhe eingetreten, zumal die Mälz
reien infolge Beendigung der Mälzereikampagne als Käufer fehlen. G=
Gerſte wurde mit 16—17 Mark ab hieſiger Gegend angeboten. In Wür
temberg und Bayern war noch um einige Mark die 100 Kilo billig
anzukommen. Für Hafer beſtand noch einige Nachfrage bei 14—15
Mark; Mais wurde reichlich angeboten, ohne daß ſich nennenswertes
Geſchäft entwickelte. Der Preis wurde bei 18 Mark die 100 Kilo
ge=
halten. — Trotz voller Zuteilung von Deviſen hat ſich das Geſchäft
in ausländiſchem Getreide angeſichts des Kapitalmangels nicht entwickelt,
Reichliches Grünfutter, namentlich der gute Ausfall der Klee
und Heuernte in Süddeutſchland, hat auf den Futtermittelmarkt ſte
abſchwächend gewirkt. Die Käufer vom Lande ſchieden aus; es zeigt
nur noch Nachfrage der Viehhalter in den Städten. Verlangt wurd
a. für die 100 Kilo Malzkeime und Biertreber mit Sack 11 Mark; al
München war reichlich eine Mark billiger anzukommen;
Haferſchalen=
melaſſe 9 Mk., Torfmelaſſe 8,5 Mk., 2rockenſchnitzel, die nur in
be=
ſchränktem Umfange vorhanden ſind, 11—11,5 Mark; vollwertige
Zucker=
ſchnitzel 16 Mk. ab Fabrikſtationen.
In Malz iſt das Angebot reichlicher geworden. Zur Beſchaffur
von Geld für eingegangene Gerſtenverpflichtungen ſind ſolche Fabriken
die über größere unverkaufte Vorräte verfügen, zu Preiskonzeſſioner
bereit, ſo daß man Angeboten ſchon bei 32—34 Mk. für die 100 Kr
begegnet; ſonſt bewegen ſich die Forderungen zwiſchen 36—38 Mk. fü
gute Qualitätsmalze ab ſüddeutſchen Fabriken. Garamelmalz und
Farb=
malz iſt ab Nordbayern zu 38 Mark die 100 Kilo angeboten. Ueber den
Abruf der Brauereien aus früheren Abſchlüſſen iſt infolge des
befriedi=
genden Bierabſatzes der ſüddeutſchen Brauereien nicht zu klagen.
Im Hopfengeſchäft zeigte ſich die Nachfrage des
Kundſchafts=
handels, wodurch die Stimmung etwas gebeſſert wurde und das
bis=
herige Abbröckeln der Preiſe zum Stillſtand kam. Für die künftige
Preisgeſtaltung dürfte die erfolgte Aufhebung des Ausfuhrverbotes nid
ohne Einfluß bleiben. In dem immer noch in anſehnlichen Mengen in
den deutſchen Seehäfen lagernden amerikaniſchen Hopfen iſt das Geſchäft
infolge der niedrigen Preiſe des von den Brauereien bevorzugten
deut=
ſchen Hopfen ſchwierig geworden. Das Wachstum des Hopfens in
Ba=
den, der Rheinpfalz und in Württemberg iſt ein recht gutes. Die
An=
lagen gewähren ein üppiges Ausſehen und die Reben haben bereits eine
Höhe von 3 Metern erreicht. Ungeziefer tritt nur in einzelnen
Gebie=
ten in geringem Umfange auf. Aus dem Elſaß und aus Bahern
lie=
gen gleichfalls günſtige Berichte über den Stand der Hopfenanlagen vor,
Das Geſchäft in Hülſenfrüchten blieb ohne Bedeutung. Ve
langt wurden zuletzt für die 100 Kilo geſpaltene gelbe Erbſen 27 Mark,
Viktoriaerbſen 27—30 Mk., weiße Donaubohnen 33—35 Mk., fränkiſche
Hellerlinſen 60 Mk., doch wurden dieſe Preiſe nicht bewilligt.
Ganz beſonders ſcharf wirkt ſich die Geldnot im Tabakhandel
aus, der ſowohl in Rohtabak wie in Rippen völlig ruht, da keine
Geld=
mittel zur Verfügung ſteher
* Getreidebericht. (Mitgeteilt von der Rauhfutter=,
Futter=
mittel=, Getreide=, Gemüſe= und Hülſenfruchtgroßhandlung,
inter=
nationale Import= und Export=Handelsgeſellſchaft m. b. H., Emden.)
Holländiſcher Markt. Groninger Börſenpreiſe vom 27. Mai
bis 3. Juni 1924. (Die Preiſe ſind in holl. Gulden angegeben. Irrtum
vorbehalten. Preiſe der letzten Tage.) Reter Weizen 5.50, 6.25, 5.50.
6.12½; weißer Weizen 5.50, 6.37½/, 5.50, 6.25; inl. holl. Roggen 5.—,
5.75, 5.—, 5.75; Wintergerſte 5.— 6.05, 5.— 6.05; Sommergerſte 5.—
6.—, 5.—, 6.—; weißer Hafer 3.87½, 4.50, 3.87½/, 4.50; ſchwarzer
Hafer 3.75, 4.75, 3.75, 4.62½; grüne Erbſen 6.50, 10.—, 6.50, 9.
Kümmelſamen 15.—, 31.—, 10.—, 25.—; Senfſamen 7.50, 14.—, 7.50,
14.—; Kanarienſamen 10.— 14.—, Ausländiſche Produkte,
Roggen 5.50, 5.75, 5.50, 5.75; Futtergerſte 5.17½, 5.75, 5.121/=, 5.62½,
Pl. Mais 5.75, 6.—, 5.37½, 5.75; Ro. Mais 5.75, 6.121/a, 5.121/., 5.7.
Elig
vuiegende Arbeitstolonne der
Arbeitszentrale für
Erwerbs=
beſchränkte
erledigt vorübergehende Arbeiten und
Beſorgungen jeder Art durch zuverläſſige
Kräfte gegen amtlich feſtgeſetzte
Ver=
gütung.
(st7565
Fernruf Stadtamt.
„N
uhr
N.
Gruoe „Prinz von Heſſen
Stückbraunkohle je Ztr. 0,25
Gold=
mark ab Grube.
(st7566
der Allgemeinen Ortskrankenkaſſe
Darmſtadt, Blumenthalſtr. .
Es werden hiermit gemahnt:
1. Die Beiträge der Freiwilligen und
Un=
ſtändigen für Monat Mai.
2. Die Beiträge der Arbeitgeber für Monat
April.
Die Beiträge können noch ohne Koſten
bis einſchließlich Freitag, den 13. ds
Mts., auf unſerem Büro eingezahlt
werden.
Ab Montag, den 16. ds. Mts.,
werden bei den Freiwilligen und
Un=
ſtändigen die geſetzlichen Mahngebühren
erhoben. Arbeitgeber, die ſich mit den
Beiträgen für April im Verzuge
befin=
den, haben ab 16. ds. Mts. gemäß den
geſetzlichen Beſtimmungen 3 Zuſchlag
für jede Woche des Verzuges zu
ent=
richten.
(7576
Mitteilung an die Herren Arbeitgeber!
Bei den Arbeitgebern kommen jetzt
zur Erhebung die Beiträge der fün
Wochen vom 28. April bis 1. Juni, bezw.
für den Monat Mai.
Darmſtadt, den 7. Juni 1924.
Der Vorſtand:
Knoblauch, I. Vorſitzender.
S
E
Verſteigerung
Dienstag, den 10. Juni 1924,
vor=
mittags 10 Uhr, wird auf der
Güter=
abfertigung Darmſtadt Hbf. ein
guter=
haltenes Motorrad, Marke Kockerell,
0,7—1 PS., öffentlich an den
Meiſtbieten=
den gegen Barzahlung verſteigert. (7557
Gliß.
Handelsregiſtereintrag in Abt. B vom
3. Juni 1924 bezügl. der Firma
Zucker=
fabrik Groß=Umſtadt, G. m. b. H.
Die Prokura des Betriebsleiters Martin
Kurze iſt erloſchen; Ingenieur Eduard
Hantelmann zu Groß=Umſtadt zum
Be=
triebsleiter und Kollektivprokuriſten
beſtellt.
758
Groß=Umſtadt, den 3. Juni 1224,
Heſſiſches Amtsgericht.
Zur bevorſiehenden Einkochzeit werden unſere Mitglieder gebeten, ihren Bedarf an
Zucker
umgehend anzumelden und die Vorteile, Zahlungserleichterungen uſw., in Anſpruch
zu nehmen. Bis zur Herbſtbelieferung der
Kartoffeln, Kraut,Obst usw.
muß die Kohlenbelieferung beendet ſein, und ſind die noch rückſtändigen Aufträge für
Kohlen, Briketts, Holz Usw.
umgehend aufzugeben, da wir nunmehr mit der Belieferung beginnen.
Es iſt jetzt noch jedermann Gelegenheit geboten, ſeine Kohlenſorgen uſw. uns zu
übertragen und die großen Vorteile und Zahlungserleichterungen, die wir bieten,
auszunützen. Es iſt bei den heutigen ſchwierigen Verhältniſſen eine große
Erleich=
terung für Sie, wenn Sie ſich ſofort Ihre Mitgliedſchaft ſichern. (7599
Sie haben ständig Horteil und dewinn!
G
D
orm
Betr. Zerlauf von Rinde-Atich.
Um die Verſorgung der Säuglinge
mit einwandfreier Milch auch weiterhin
icherzuſtellen, hat das Eleonorenheim
die vom Lebensmittelamt ſeither
be=
triebene Verteilung der Kühlmilch
über=
nommen und führt dieſelbe in der
bis=
herigen Weiſe weiter.
Beſtellungen auf Kühlmilch nehmen
das Eleonorenheim ſowie die
nachver=
zeichneten Verkaufsgeſchäfte entgegen:
1. Friedrich Schmunk, Mollerſtr.
2. Karl Braun, Wendelſtadtſtr. 27,
3. Lina Darmſtadt, Eliſabethenſtr. 17,
4. Gg. Beingärtner, Karlſtr. 117,
5. Eliſabeth Hornung, Hoffmannſtr. 13.,
6. Wilh. Reitinger, Soderſtr. 9,
7. Adam Mahr, Soderſtr. 82. (st7591
Darmſtadt, den 7. Juni 1924.
Milchküche des Eleonorenheims.
Cae
in
Flaschen &. Gebinden
Marfin Jahn
Pallaswiesenstr: 30/
6521a
Nächſten Mittwoch geht mein Laſtauto über
Beiladung wird billigſt übernommen
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Möbeltransport u. Laſtauto=Verkeh”
Forſtmeiſterſtr. 14, Telephon 685. (e160
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Klavier, Violine USV.
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Aktentaſche
mit Noten
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Landestheaters liegen
geblieben. Abzugeben
gegen Belohnung an
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(Markenräder) (*ud
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abzug. Abgabe nicht Gebr — Fafag-LLeichte Federroſke. Grudeher d
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Bahnhofſtr. 41.
[ ← ][ ][ → ]Nummer 150.
Der Mann mit dem Pelz.
Detektiv=Roman von J. Davids.
(Nachdruck verboten.)
„Ich bin neugierig, Mr. Jackſon, was Sie mir mitzuteilen
hen,” ſagte ſie, ihm über den Tiſch eine Schachtel Zigaretten
zh ebend. Der Detektiv nahm eine derſelben, beſah ſie erſt,
u miachdem er ſie in Brand geſteckt hatte, begann er:
„Ich werde mich kurz faſſen. Der Mann, den Sie für Ihren
&Sruder John Klean hielten, iſt dieſes in Wirklichkeit nicht.
rtatſächlicher Pflegebruder iſt vor längerer Zeit geſtorben.
E änd das Opfer der geſchickten Kunſtgriffe von John Gillis
geerden, der es verſtanden hat, Sie zu täuſchen und ſich als
Zen Stiefbruder auszugeben.”
Ein Schrei entfuhr Lady Duncks Lippen und dann ließ ſie
m” aupt auf die Stuhllehne zurückſinken. Bald jedoch erholte
eich wieder und bat Jackſon, fortzufahren.
Der Detektiv gab ihr hierauf ein Bild von dem, was ſich
men Wäldern Afrikas zugetragen hatte, wie John Gillis ihren
Sſpruder, den Leiter der Expedition getötet, ihm ihr
Bildnis=
gill len und ſich dann als ihren Stiefbruder ausgegeben hatte.
„So iſt es Mylady, John Gillis gab ſich als Ihren
Stief=
hrdrr aus, oder . . . ." und die ſcharfen Blicke des Detektivs
Ayn an den Geſichtszügen Lady Duncks haften.
Drieſe brach plötzlich in heftiges Schluchzen aus. Nachdem
ſechr etwas beruhigt hatte, ſagte ſie mit einem flehenden
Augen=
wällag zu Jackſon:
„Ihr Wort, Mr. Jackſon, daß mein Mann nichts erfährt.
99n, will ich Ihnen alles erzählen, was ich weiß
„Darum kam ich ja gerade jetzt,” antwortete Jackſon lächelnd
r fügte noch hinzu: „Was Sie mir anvertrauen, wird von
Aals Geheimnis behütet werden.”
Vor einigen Jahren empfing ich eines Tages einen Brief
Ahu=s Bruders John, in dem er mir mitteilte, daß er hoffte,
MEald wiederzuſehen. Die Wunde an ſeinem Beine wolle
nuſ Heilen und er ſehne ſich nach Ruhe. Ich freute mich herzlich
ulas baldige Wiederſehen mit dem von mir innig geliebten
her. Um ſo härter traf mich dann kurze Zeit nachher die
90ächt, mein armer Bruder ſei in Afrika nach einem
Ueber=
old irch einen Negerſtamm an den Folgen einer Verwundung
Darmſtällter Tagblatt, Sonntag, den 8. Junf 1924,
Seite 15.
uE
geſtorben. Wenige Monate nach dem Empfang dieſer
Trauer=
botſchaft meldete ſich eines Tages ein Herr zum Beſuche an, der
mich, wie er ſagen ließ, in einer dringenden Angelegenheit
ohne Wiſſen meines Gatten zu ſprechen wünſchte. Ich begab
mich in den Salon und vor mir ſtand . . . mein Stiefbruder John,
wenigſtens ſagte er, daß er es ſei. Erſt zweifelte ich, da er mir
ſehr verändert ſchien. Ich hatte John ſeit mehreren Jahren
nicht geſehen und es war ja möglich, daß er ſich in ſeinem
Aeuße=
ren ſo verändert hatte. Als ich bemerkte, daß er auf einem
Beine lahm war und nachdem er mir mein Bild zeigte, das ich
ihm bei ſeiner erſten Ausreiſe mitgegeben hatte, er mir auch
vieles aus meiner Jugend zu erzählen wußte, mir meine
eige=
nen Briefe, die ich ihm geſchrieben hatte, ſowie Briefe einer
be=
ſonderen Korreſpondenz, die ich ihm anvertraut hatte, um ſie
einem Teilnehmer der Expedition zu übergeben, vorzeigte, da
glaubte ich Gewißheit über ſeine Perſon zu haben und ich
freute mich, ihn wiederzuſehen. Von dem Erbteil meines
Vaters, das ihm zuſtand und das durch ſeinen angeblichen Tod
mein Eigentum geworden war, wollte er glücklicherweiſe keinen
Gebrauch machen. Jedoch forderte er meine Hilfe in ſeinen
per=
ſönlichen Angelegenheiten, wie er bemerkte, und er verlangte
ein Zimmer in unſerer Wohnung. Ich mußte mich verpflichten,
niemanded, auch meinem Manne nicht, Kenntnis von ſeiner
An=
kunft zu geben. Sollte ich das aber doch tun, ſo drohte er, ſeine
Rechte auf das väterliche Erbteil geltend zu machen. Ich gelobte
ihm alles, was er von mir verlangte, da ich fürchtete, daß er ſonſt
unſer Haus verſteigern laſſe und uns ruinieren werde, da
be=
reits ein gutes Teil der Erbſchaft, einſchließlich deſſen, was ihm
zuſtand, verloren gegangen war durch den Bankerott der City=
Bank. John beſaß ſchon wenige Tage ſpäter eine große
geheim=
nisvolle Gewalt über mich. Ich mußte unwillkürlich alles tun,
was er forderte. Wie es kam, daß ich mich dazu bequemte, weiß
ich ſelber nicht. Ein Blick von ihm genügte, um die Einwände,
die ich zuweilen erhob, aufzugeben.
Als er bereits einige Zeit in London weilte — er hatte bei uns
ein kleines Zimmer im dritten Stockwerk bezogen, in dem er
zwei oder dreimal im Monat übernachtete —, ſagte er mir eines
Tages, daß Mr. Jackſon mittags zu meinem Manne kommen
werde, um mit dieſem über ihn zu ſprechen; ferner wollte er
wiſſen, daß Sie ihn für den berüchtigten John Gillis hielten. Er
zwang mich, die Zigaretten, die ſich in der Taſche meines Mannes
befanden, mit anderen, die er mir gab, zu vertauſchen und auc)
Ihnen eine Schachtel derſelben zuzuſenden. Ich wußte nicht, da
die Zigaretten vergiftet waren, das erfuhr ich erſt ſpäter. Mittags
kamen Sie, John hatte durch den Spiegel, der an ſeinem Fenſter
angebracht war, ſofort Ihre Ankunft erfahren. Bevor ich auf
ſein Geheiß in das Zimmer meines Mannes trat, um das Ge
ſpräch desſelben mit Ihnen zu belauſchen, kam John zu mir un
ſagte: „Wenn Jackſon raucht, werde ich von ihm nichts mehr zu
befürchten haben.”
„Ich entſetzte mich heftig über dieſe Aeußerung, doch ſtand i.)
ſo ſehr unter ſeiner Gewalt, daß ich willenlos zu ſein ſchien, un
Maßnahmen gegen ſeine hölliſchen Pläne zu treffen. „—Wen:;
aber mein Mann auch von den Zigaretten raucht?” erwiderte i.
ängſtlich. „Hier”, ſagte er und gab mir ein kleines Fläſchcher
„darin iſt ein Gegengift, das kannſt du in dem Falle benutzen.
Und wiſſen Sie, was geſchah? Ich horchte mit dem Ergebnis.
daß Sie es bemerkten und Sie mir auf dem Gange folgten. Jc
verlor das Fläſchchen mit dem Gegengift. Ratlos vor Angſt
be=
merkte ich ſpäter, daß mein Mann eine von den Zigaretten
ge=
raucht hatte und ich eilte zu Johns Zimmer. Dieſer war jedoch
ausgegangen. Spät am Mittag rief er mich glücklicherweiſe
tele=
phoniſch an. Er verſprach mir abends um 9 Uhr als Dr. Ma
kens einen Krankenbeſuch bei meinem Manne zu machen un
dieſem dann ein Gegengift geben zu wollen. Nicht im geringſte.
ließ er ſichs zu Herzen gehen, daß mein Mann ernſtlich
erkran=
war. Ich gab dem Diener Anweiſung, daß, wenn Dr. Macken3
komme, er ihn ſofort zu meinem Manne führen ſolle. Abends
ei=
ſchienen Sie und ich war voller Todesangſt, daß John ebenfall
jeden Augenblick ins Zimmer treten könne. Es unterblieb aber,
als er Ihren Ueberzieher und Hut in der Halle hängen ſah.”
(Fortſetzung folgt.)
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gänge werden der Reihe nach fortlaufend numeriert.
4. Die oben aufgetührten Preise eind für die richtigen Lösungen bestimmt welche durck
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entschiedenen Zuteilungen sind endgültig und unanfechtbar.
5. Die Auslosung erfolgt bis 1. September 1924 und werden die Preisträger bekannt gegeben.
Die Zuteilung der Preise erfolgt kostenlos bis zur Post- oder Bahnstation des Empfängere
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Mk. 1.50
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Neu angegliedert wird dem Markte in dieſem Jahre (*
große Fohlen=Auktion
erſtklaſſiger Zuchtfohlen. Die Fohlen=Auktion wird veranſtal.”
von der Landwirtſchaftskammer für Heſſen und begiſe
Montag, den 14. Juli, nachmittags 3 Uhr.
Die alljährlich mit dem Markt verbundene Beerfelder Pfer?”
Lotterie gelangt dieſes Jahr wieder in friedensmah."
Aufmachung zur Ausſpielung. Preis des Loſes Rmk.1-
Hauptgewinne, ein Erntewagen komplett, beſpon.
mit 2 Pferden; ein Stuhlwagen kompleit, beſpon”
mit 1 Pferd; 3 Pferde, reſp. Fohlen, 3 Rinder, 3 3ie9e
5 Zuchtſchweine uſw. (Die Lotterie iſt in ganz 9ee
genehmigt.) Der General=Vertrieb, der Loſe iſt wieder.
dem ſtaatl. Lotterie=Einnehmer Willenbücher, in Fſ
Edelmann & Willenbücher in Beerfelden im odenwe
übertragen, an welchen man ſich wegen Bezug von *e
ſowie auch mit ſonſtigen Anfragen in Marktangelegen9e!,
Wohnung, Stallung uſw. wenden wolle.
Das Pferdemarkt=Komitee der
Re
Stadt Beerfelden.
GÜT BÜRGERLICHES HAUS
eine Spiltzen=
Ver de Fiertage: 1
m angich: Pfungſtädter Bitterbier zualitä s
Vorzügliche Küche — Ia Beie — Schöner, ſchatiger Garſen.
Eliſabethenſtraße 2 — Telephon 200
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