Gnzelnummer 15 Goldpfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 145
Sonntag, den 25. Mai 1924.
187. Jahrgang
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ſede Verpſichtung auf Erfüllung der
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auffräge und Leiſfung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerichtlicher Beitreibung” fällt ſeder
Rabatt weg. Bantkonio: Deutſche Bank und Darme
ſtädter 8 Nationalbank.
Die Berliner Pexhandlungen.
In der Schwebe.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Bis zum Montag nachmittag, wo die Entſcheidung
der Deutſchnationalen zu erwarten iſt, ſind die
Verhandlun=
gen über die Bildung des Bürgerblocks nunmehr
vertagt. Allzugroß ſind die Hoffnungen auf ein poſitives
Er=
gebnis bei den eigentlichen Verhandlungsführern nicht. In ihrer
Mehrheit betrachten ſie den Abſchluß nur als eine Formſache und
glauben nicht, daß die Deutſchnationalen von ihrer Fraktion
Er=
klärungen bekommen werden, die eine unzweideutige
Formu=
lierung ihres Standpunktes ergeben. Trotzdem iſt es zuviel
be=
hauptet, wenn heute bereits in einigen demokratiſchen Blättern
von einem Scheitern der Verhandlungen geſprochen wird. Wir
haben es im vergangenen Jahre oft genug erlebt, daß im letzten
Augenblick ein vollkommener Szenenwechſel ſich vollzog. Es iſt
alſo noch nicht ausgeſchloſſen, daß die Stellung der
Deutſchnatio=
ſalen, Fraktion anders ausfallen wird, als man gegenwärtig
allgemein erwartet. Solange aber das Deutſchnationale Rätſel
niht gelöſt iſt, lafſen ſich auch keine anderen Entſcheidungen
treffen.
Das Kabinett hatte die Abſicht gehabt, kurz vor dem
Zuſam=
mentritt des Reichstages zurückzutreten. Man ſprach am
Sams=
tag davon, daß vielleicht ſchon am Abend die Regierung ihr
offi=
zielles Rücktrittsgeſuch dem Reichspräſidenten übermitteln werde.
Die Führer der bürgerlichen Mittelparteien haben ſich aber dahin
ausgeſprochen, daß es zweckmäßiger wäre, wenn die Regierung
damit warte, bis die Verhandlungen mit den Deutſchnationalen
ſo oder ſo zum Abſchluß gekommen ſind. Allerdings iſt dazu zu
bemerken, daß das Kabinett vollkommen Herr ſeiner Entſchlüſſe iſt.
Wenn die Demokraten ausſprechen, die Regierungsparteien
ſeien ſich darin einig, daß ein Grund zum Rücktritt für das
Kabi=
nett überhaupt nicht vorliege, ſo iſt das jedenfalls ein Irrtum.
Uns iſt bekannt, daß die Fraktion der Deutſchen Volkspartei, und
zwar einſtimmig, anderer Meinung iſt, während im Zentrum
wohl noch die Auffaſſung geteilt iſt. Gegen den Rücktritt ſpricht,
raß die Cefahr einer wochenlangen Kriſis beſteht, weil wir dann
junächſt eine Kombination Hergt, dann vermutlich eine
Kombi=
nation Müller=Franken durchzumachen hätten, um zuletzt
wahr=
ſcheinlich doch wieder bei der Regierung Marx=Streſemann zu
enden. Für den Rücktritt aber ſpricht doch daß dadurch die
einzige Möglichkeit gegeben iſt, klare Verhältniffe zu ſchaffen. Die
Geſetze, die im Zuſammenhang mit der Unterſchrift unter das
Sachverſtändigengutachten auszuführen ſind, bedürfen im
Reichs=
tag einer Zweidrittelmehrheit. Dieſe Mehrheit iſt ohne die
Deutſchnationalen nicht zu bekommen. Wird eine ſolche nicht
er=
reicht, dann würden wir ſchon in wenig Wochen vor einer
Neu=
auflöſung ſtehen. Gerade deshalb iſt es notwendig, daß Herrn
Hergt Gelegenheit gegeben wird, zu zeigen, wie weit er ſelbſt
kommt. Vielleicht wird ſeine Partei, wenn ſie ſich mit ihren
eigenen Bemühungen totgelaufen hat, dann eher bereit ſein, mit
den übrigen bürgerlichen Parteien zuſammenzuarbeiten, als jetzt.
Ueber die Möglichkeiten, die hier liegen, wird man ſich erſt am
Montag nachmittag klar werden. Vorläufig möchten wir
bemer=
ten, daß der Montag abend das offizielle Rücktrittsgeſuch bringt
ohne Rückſicht darauf, wie die Verhandlungen mit den
Deutſch=
nationalen ausgehen. Haben ſie Erfolg, dann iſt es
ſelbſtver=
ſrändlich, daß eine andere Regierung auf der Baſis aller
bürger=
lichen Parteien gebildet werden muß. Haben ſie keinen Erfolg,
dann dürfte ein Minderheitskabinett entſtehen, das gegenüber
der vereinigten Oppoſition der Kommuniſten, Deutſchvölkiſchen
und Deutſchnationalen vermutlich einen ſehr ſchweren Stand.
haben wird.
Die Beſprechungen der Mittelparteien mit den
Deutſchnationalen.
Berlin, 24. Mai. Um 12 Uhr traten die Mittelparteien
geſondert zu einer Sitzung zuſammen, um die weiteren politiſchen
Möglichkeiten zu erörtern. Der Fraktionsvorſtand der
Deutſch=
nationalen Volkspartei ſetzte ebenfalls ſeine Sitzung fort. Wie
die Telunion erfährt, ſind den Deutſchnationalen in der großen
Parteiführer=Beſprechung einige außenpolitiſche Fragen
vorge=
legt worden, die nun von den Deutſchnationalen beſprochen
wer=
den. Eine endgültige Stellungnahme zu dieſen Fragen kann
aber erſt in der Fraktionsſitzung der Deutſchnationalen
Volks=
partei, die auf Montag feſtgeſetzt iſt, erfolgen. Nach dieſer
Frak=
tionsſitzung findet dann wieder die Parteiführer=Beſprechung
ſtatt, ſo daß eine Entſcheidung vor Montag abend nicht zu
er=
warten iſt. In der heutigen Sitzung wurden Perſonalfragen
nicht erörtert.
An den Beſprechungen der Mittelparteien, die bis in die
Nachmittagsſtunden dauerten, nahmen auch Reichskanzler Marx,
Außenminiſter Streſemann und Arbeitsminiſter Brauns teil.
Die Parteiführer=Beſprechungen der Mittelparteien in
Segenwart des Reichskommiſſars und des Außenminiſters
dauer=
ten bis gegen 2 Uhr. Die Verhandlungen drehten ſich im
weſent=
lichen um die Annahme des Gutachtens der internationalen
Sach=
berſtändigen. Nach dem Ablauf der Verhandlungen iſt
anzu=
riehmen, daß das Reichskabinett an dem bisherigen Beſchluß
feſt=
halten wird, wonach es vor dem Zuſammentritt des neuen
Reichstags ſeinen Rücktritt nicht erklären werde. Es bleibt jedoch
Die Möglichkeit offen, daß dieſer Beſchluß umgeſtoßen wird,
ſo=
bald das Reſultat der am Montag nachmittag ſtatfindenden
Fraktionsſitzung der Deutſchnationalen vorliegt.
Oer offizielle Bericht.
Berlin, 24. Mai. Bald nach 12 Uhr wurde von den ver=
Handelnden Parteien folgender Bericht ausgegeben:
Die geſtern vertagten interfraktionellen Verhandlungen über
die Regierungsbildung wurden heute fortgeſetzt. Unter dem
Vorſitz des Abg. Dr. Scholz (Dtſch. Ppt.) waren anweſend:
(Braf Weſtarp, Wallraff und Schulz=Bromberg (Deutſchnational),
Dr. Spahn, Stegerwald und Giesberts (Zentr.), Dr. Curtius,
Skempkes (Dtſch. Vpt.), Koch, Erkelenz und Siemens (Dem.) und
Emminger (Bayer, Ppt). Gegenſtand der Verhand=
lungen bildete die Stellungnahme der Fraktionen
zum Sachverſtändigengutachten. Während die
übri=
gen Anweſenden einheitlich eine endgültige Erklärung hierzu
abgaben, behielten ſich die Vertreter der
Deutſch=
nationalen eine Entſcheidung, ihrer Fraktion
vor, die am Montag nachmittag erfolgen ſoll. Die
Perſonal=
frage wurde wiederum offen gelaſſen.
Fraktiensſitzungen.
* Berlin, 24. Mai. (Priv.=Tel.) Am Samstag nachmittag
½3 Uhr trat die Nationaliſtiſche Freiheitspärtei zu
ihrer erſten Fraktionsſitzung zuſammen. Die Fraktion hat das
Zimmer der unabhängigen ſozialdemokratiſchen Fraktion
erhal=
ten, das ſeit dem Zuſammenſchluß dieſer Partei mit den
Sozial=
demokraten nicht mehr benutzt worden iſt. Dadurch iſt die
eigen=
tümliche Lage entſtanden, daß die S.P.D. und die
Nationalſozia=
liſten in Zukunft zwei Zimmer benutzen, die ſich unmittelbar
ge=
genüberliegen. — Der Beſuch dieſer erſten Sitzung, der — wie
wir hören — nur der Konſtituierung der Fraktion und der Wahl
des Vorſtandes dienen ſollte, war nicht ſehr zahlreich. Von
be=
kannteren deutſchvölkiſchen Politikern waren erſchienen der Abg.
Wulle, Stellter, Chefredakteur des Deutſchen Tagblattes, Kube.
Kurz vor ½3 Uhr erſchien in Begleitung des Abg. Henning auch
General v. Ludendorff, der natürlich Zivil trug, und bald darauf
der Abg. v. Graefe — Auch der Fraktionsvorſtand der
Deutſch=
nationalen Volkspartei ſetzte am Nachmittag nach
einer Pauſe ſeine Beratungen fort.
Die Fraktion der Nationalſozialiſtiſchen Freiheitspartei hat
ihren Vorſtand folgendermaßen zuſammengeſetzt: Vorſitzender
Abg. von Graefe, ſtellvertretende Vorſitzende Gottfried Feder und
Graf Reventlow, Zeiſitzer Jakob und Wulle, Geſchäftsführer
Henning. Mitglied des Vorſtandes, aber ohne Amt, iſt der
Abg. Ludendorff.
Ferner faßte die Fraktion eine Entſchließung, in der es
heißt: Es iſt der Wille der völkiſchen Führer Ludendorff, Hitler
und Graefe, daß alle ihre Anhänger im ganzen Reich kunftig
nur noch eine einzige gemeinſame politiſche Organifation bilden
follen. Die von der Nationalſozialiſtiſchen Deutſchen Arbeiter=
Partei, der Deutſchvölkiſchen Freiheitspartei und anderen
bedeu=
tenden völkiſchen Vereinigungen gewählten
Reichstagsabgeord=
neten haben demgemäß auch eine vollkommene einheitliche
Frak=
tion unter dem Namen „Nationalſozialiſtiſche Freiheitspartei”
gebildet.
Der Parteivorſtand und der Vorſtand des Landesverbandes
der Deutſchnationalen Volkspartei erklären ſich in einem heute
gefaßten Beſchluß einſtimmig mit den von der Parteileitung und
der Reichstagsfraktion aufgeſtellten Zielen einverſtanden und
ſprechen der Parteileitung ihr Vertrauen aus.
Im Reichstagsgebäude tagte heute vormittag der erweiterte
Parteivorſtand des Zentrums, und beſchäftigte ſich
mit organiſatoriſchen Fragen. Die Verhandlungen werden am
Sonntag fortgeſetzt werden. Vorgeſehen iſt ein Bericht des
Reichskanzlers über die augenblickliche politiſche Lage.
Um die Regierungsbildung in Bayern.
* München, 24. Mai. (Priv.=Tel.) In der Preſſe der
bahe=
riſchen Deutſchnationalen iſt in der letzten Zeit viel von törichten
Angriffen auf die bayeriſche Juſtiz geſprochen worden. Darauf
antwortet nun heute der Bayeriſche Kurier folgendes: „Das Wort
„Liquidierung” wäre eine hohle Farce, wenn die kommende
baye=
riſche Regierung ſich nicht ſtark um die Frage der Juſtiz und die
Frage des Vertrauens kümmern würde. Der neue Lndtag wird
unmöglich um dieſe Dinge herumgehen. Es muß politiſch und
perſonell dafür Sorge getragen werden, daß die kommende
Re=
gierung und Regierungskoalition in dieſer Beziehung hieb= und
ſtichfeſt iſt.
In der heutigen Fraktionsſitzung der Baheriſchen
Volkspar=
tei kam es noch zu keinen Beſchlüſſen. Die Beratungen werden
am Dienstag nachmittag fortgeſetzt. Die Fraktion der
Vereinig=
ten nationalen Rechten wird am Mittwoch vormittag zu ihrer
erſten Sitzung zuſammentreten. Die ſozialdemokratiſche Fraktion
hält ihre erſte Fraktionsſitzung am Tage vor dem Zuſämmentritt
des Plenums ab.
Volksparteiliche Interpellation zur Agrarkriſe.
Berlin, 24. Mai. Die Deutſche Volkspartei hat nach einer
Meldung der Nationalliberalen Korreſpondenz beſchloſſen, für
die kommenden Reichstagsverhandlungen, eine Interpellation
zur Agrarkriſe einzubringen, in der die Reichsregierung gefragt
wird, was ſie zu tun gedenke, um auf geſetzgeberiſchem Wege die
Landwirtſchaft und den ebenſo gedrückten Weinbau in ihrer
Exi=
ſtenz zu ſchützen und damit die Notwendigkeiten der Wirtſchaft
mit denen des Staates in Einklang zu bringen.
Miniſterialrat Dr. Schneider von der britiſchen
Beſatzung verhaftet.
Köln, 24. Mai. Am Mittwoch nachmittag wurde hier
Miniſterialrat Dr. Schneider von der Regierung in Köln
durch die britiſche Militärbehörde herhaftet. Die Gründe der
Verhaftung ſind noch nicht völlig aufgeklärt; auf keinen Fall aber
trifft die Behauptung des „Echo du Rhin” zu, daß Miniſterialrat
Dr. Schneider an der Herſtellung und an dem Inverkehrbringen
von falſchem Regiegeld irgend wie beteiligt ſei. Dieſe
Behaup=
tung beruht lediglich auf der Ausſage einer unter dem Verdacht
der Falſchmünzerei verhafteten Perſönlichkeit. Miniſterialrat Dr.
Schneider hat von dieſen Vorgängen erſt erfahren, als die der
Falſchmünzerei beſchuldigte Perſönlichkeit bereits von den
deut=
ſchen Behörden verhaftet und in das Gefängnis überführt
wor=
den war,
Die Woche.
Von der extremen Rechten wird eine deutſche Regierung,
deren grundſätzlich ſtark nationale Einſtellung über jedem
Zwei=
fel ſteht, nicht nur ſachlich auf das erbittertſte bekämpft, ſondern
auch ihre Mitglieder perſönlich ſtellenweiſe in der unerhörteſten
Weiſe angegriffen, weil ſie ſich durch eine rein parteitaktiſch
ein=
geſtellte Agitation ſchier hoffnungslos feſtgefahren hat. Im
Nuhrgebiet kämpft die Bergarbeiterſchaft — zum großen Teil,
ohne es ſelbſt zu wiſſen — auf Moskauer Geheiß einen Kampf
auf Leben und Tod, gegen ihr eigenes Lebensintereſſe. Die
Sozialdemokratiſche Partei Deutſchlands wird auf ihrem
Partei=
tag am 11. Juni nicht nur erneut darüber beraten, ob man nicht
grundſätzlich wieder zur alten Doktrin des Klaſſenkampfes
um jeden Preis zurückkehren wolle (daß man im Wettlauf mit
dem Radikalismus doch immer den Kürzeren ziehen wird,
ſchei=
nen dieſe Parteiſtrategen immer noch nicht begriffen zu haben),
ſondern man wird auch darüber beſchließen, ob man nicht der
Reichswehr alle in den Etat eingeſetzten Mittel verweigern ſoll.
Die „monarchiſtiſchen” Offiziere ſind wieder einmal „erkannt”
als die ſchreckliche Gefahr für den Staat! Gottlob, hier in
Heſſen hat’s keine Gefahr. Die Tertianer und Sekundaner
dür=
fen keine ſchwarz=weiß=roten Kokarden mehr tragen. Siegreich
iſt der Kampf zum Schutze der Republik an Heſſens, höheren
Schulen mit Feuer und Schwert durchgeführt. Will man denn
noch immer nicht im ganzen deutſchen Volk begreifen, daß es
des Deutſchen Reiches Schickſal iſt, welches ſich jetzt entſcheidet,
und daß nur der geſchloſſene Wille der geſamten Nation bei
klarer Erfaſſung der Lage die Zukunft zu ſichern vermag?
Eines haben die Verhandlungen, welche die Parteien
wäh=
rend der ganzen Woche zu Berlin miteinander führten, klar
er=
wieſen: die unbedingte Richtigkeit des Beſchluſſes der
Reichs=
regierung, zum mindeſten bis zum Zuſammentritt des
Reichs=
tages im Amte zu bleiben, denn nur dieſem Beſchluß haben wir
es zu danken, daß wir wenigſtens bisher kein
Interregnumbe=
kommen haben, deſſen Folgen gar nicht abzuſehen geweſen wären."
Die Deutſchnationalen haben den Großadmiral v. Tirpitz
als ihren Kanzlerkandidaten präſentiert. Hein glücklicher
Ge=
danke! Exzellenz v. Tirpitz dürfte man jedenfalls damit keinen
Gefallen getan haben. Das deutſche Volk weiß, was es ihm zu
dan=
ken hat; der Schöpfer der deutſchen Flotte hat ſeinen Namen mit
ehernem Griffel in das Buch der Geſchichte für alle Zeiten
ein=
getragen. Die Abſicht aber, den Großadmiral v. Tirpitz jetzt zum
Kanzler des Deutſchen Reiches zu machen, verkennt denn doch
völlig die ſchwierige außenpolitiſche Lage des Reiches. Eine
ſkrupelloſe Propaganda hat durch zwei Jahrzehnte hindurch
Ex=
zellenz v. Tirpitz ihre Etikette aufgedrückt. Kein Zweifel, daß
Herr v. Tirpitz vom Ausland durchaus falſch beurteilt wird. Das
ändert aber doch nichts an der Tatſache, daß er dem Ausland
gilt als der Mann des Kampfes gegen England, der Mann der
deutſchen Rüſtungen zur See, der extreme Chauviniſt. Man ſagt
— durchaus mit Recht —, daß das Land verloren iſt, welches ſich
ſeine Politik vom Auslande vorſchreiben läßt. Eine
demago=
giſche Propaganda aber war es, die ſich in letzter Zeit bemühte,
dies etwa in dem Sinn umzudeuten, daß gewiſſermaßen jeder
Verſuch, die Stimmung oder die geiſtige Einſtellung des
Aus=
landes zu innerdeutſchen Fragen in die politiſche Rechnung mit
einzuſtellen, ein Verbrechen an dem deutſchen Volke ſei. Daß
dies völlig abwegig iſt, liegt ohne weiteres auf der Hand. Kein
Volk lebt für ſich allein auf dieſer Erde, und kein Geringerer als
Bismarck war es, der die Bedeutung der „Imponderabilien”
für die Politik bei mehr als einer Gelegenheit betonte. Im
übrigen ſcheint man auch bei den Deutſchnationalen jetzt, wo es
ſich um praktiſche Politik handelt, doch auch einigen Wert auf die
Fühlung mit dem Auslande zu legen, wenigſtens berichtet Herr
Breitſcheid aus Paris von dortigen deutſchnationalen Fühlern.
Nur wenig Ausſicht beſteht, daß die derzeitigen Berliner
Ver=
handlungen eine Einigung der jetzigen Regierungskoalition mit
den Deutſchnationalen erzielen werden, und es bleibt fraglich,
ob die Reichsregierung dann durch ihren Rücktritt Herrn Hergt
vor die Aufgabe ſtellen wird, ſelbſt ein Kabinett zu bilden. Es
muß zugegeben werden, daß eine ſolche Handlungsweiſe ſehr viel
zur Klärung unſerer innerpolitiſchen Situation beitragen würde.
Daß ſie im Hinblick auf die anßenpolitiſche Entwickelung nicht
unbedenklich iſt, liegt auf der Hand.
In Paris hat ſich die Lage inzwiſchen ſoweit geklärt, daß
man wohl Herrn Herriot, den Führer des Linksblocks, als den
zukünftigen Miniſterpräſidenten Frankreichs anſprechen kann.
Noch ſteht zwar nicht feſt, ob ſich die franzöſiſchen Sozialiſten an
der Regierung beteiligen werden, aber auch im Falle einer
ſozia=
liſtiſchen Ablehnung würde Herr Herriot ſein Kabinett
zuſammen=
bringen. Für eine Beurteilung der zukünftigen Politik
Frank=
reichs iſt ein Artikel des „Matin” vom Donnerstag recht
inter=
eſſant, in dem er über eine Unterredung Painlevés, des in
Ausſicht genommenen zukünftigen Kammerpräſidenten, mit
Poin=
caré berichtet, und in dem er ausführt: „Die Lage erfülle nicht
nur Poincaré, ſondern auch die übrigen Miniſter mit Sorge. Das
Vordringen der Nationaliſten in Deutſchland und die mögliche
Uebernahme der Regierung durch markante Perſönlichkeiten des
deutſchen Imperalismus ſeien Anzeichen, deren ernſter Charakter
den Führern der neuen Mehrheit nicht entgehe. Sie ſeien
aller=
dings nach wie vor der Anſicht, daß die Deutſchnationalen nicht
allein dafür veranwortlich ſeien, daß das Alldeutſchtum im
Lande ſelbſt gewiſſermaßen ſchon ſeine Revanche genommen habe.
Die bisher von Frankreich betriebene Politik ſei nach ihrer
Auf=
faſſung nicht dazu angetan geweſen, die Stärkung der
Links=
parteien in Deutſchland zu begünſtigen und in der großen Maſſe
des Volkes die Freunde Frankreichs und des Friedens zu
er=
muntern. Wie dem aber auch ſei, man könne die Stimmung in
Deutſchland nicht unbeachtet laſſen. Die Politik der
Be=
ſchwichtigung, die ſich das neue Kabinett werde
angelegen ſeinlaſſen, werde dadurch heikler und
ſchwie=
riger geſtaltet werden. Deutſchland bedürfe nach Painlevé einer
„Geſte der Menſchlichkeit”, aber ſie werde keine Geſte der Schwäche
ſein. Dem guten Willen Frankreichs müſſe ein gleich guter Wille
Deutſchlands gegenüberſtehen. Wenn Deutſchland nicht begreife,
ſo ſei ihm nicht zu helfen — und den neuen franzöſiſchen
Mini=
ſtern auch nicht.” Im übrigen iſt nicht zu verkennen, daß das
neue franzöſiſche Kabinett innerpolitiſch keinen ganz leichten Stand
haben wird, da auch die neue Regierung in finanzieller Hinſicht
ſtark gebunden iſt. Herr Morgan ſoll bereits zu verſtehen gegeben
haben, daß Frankreich auf eine weitere finanzielle Unterſtützung
nur werde rechnen können, wenn es die unter amerikaniſchem
Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 25. Mai 1924,
Druck bereits eingeſchlagene Politill angemeſſener Beſteuerung
und Währungsreform beibehalten werde.
Während die Kabinettskriſen in Frankreich und Deutſchland
die Aufmerkſamkeit der europäiſchen Oeffentlichkeit ſtark in
An=
ſpruch genommen haben, hat die Italienreiſe des Herrn Beneſch
nicht überall die Aufmerkſamkeit gefunden, die ſie verdient.
Worunx es ſich handelte, iſt an dieſer Stelle bereits früher
ein=
gehend erörtert worden, und es wurde ſchon damals die
Ver=
mutung ausgeſprochen, daß Herr Beneſch wohl den Eindruck
ge=
winnen werde, nicht zur guten Stunde gekommen zu ſein. Dieſe
Vermutung ſcheint ihre Beſtätigung zu finden, wobei zu
berück=
ſichtigen iſt, daß die Lage des tſchechoſlowakiſchen Außenminiſters
nicht ſo ganz einfach war, nachdem ſein Gönner Poincaré
ge=
ſtürzt, und er ſo gewiſſermaßen als Mandatar ohne Mandat kam.
Noch intereſſanter ſind die Meldungen, die aus Budapeſt
kom=
men, und die von einem Verſuch Rumäniens ſprechen, ein
enge=
res Verhältnis zu Ungarn und Polen herzuſtellen. Wenn
man dieſen Meldungen wohl auch einigermaßen ſkeptiſch
gegen=
überſtehen darf, ſo beweiſen ſie doch, daß die Dinge im Oſten
ſtändig im Fluß ſind. Im Weſten kämpft das deutſche Volk um
ſein Leben — im Oſten wird es um ſeine Zukunft kämpfen
M.
müſſen.
Der deutſch=chineſiſche Zwiſchenfall.
Eine Erklärung der chineſiſchen Geſandtſchaft.
Berlin, 24. Mai. Zu der Razzia im Berliner
Chineſen=
viertel gibt die hieſige chineſiſche Geſandtſchaft folgende
Erklä=
rung ab: „Die Razzia wurde von Beamten des
Grenzzollkom=
miſſars auf Grund von Denunziationen von Leuten,
die den chineſiſchen Händlern mißgünſtig geſinnt waren,
vor=
genommen. Als Grund wurde angegeben, daß der Verdacht
beſtehe, daß gewiſſe Waren, die im Beſitze der chineſiſchen
Händler gefunden worden ſind, ohne
Einfuhrbewilli=
gung nach Berlin importiert worden wären. Die
chineſiſchen Händler fühlen ſich an der Sache ganz unſchuldig
und empfinden das Vorgehen gegen ſie als eine Unbilligkeit.
Die Waren, die ſie aus dem Ausland bezogen hatten, waren
ſämtlich auf Grund einer Einfuhrbewilligung nach Zahlung der
vorgeſchriebenen Zölle in ihren Beſitz gelangt. Die chineſiſchen
Ladeninhaber beſitzen eine Konzeſſion, Die Hauſierhändler eine
Handelserlaubnis. Daß die Leute auf die Einkaufspreiſe beim
Verkauf ihrer Waren einen Aufſchlag vornahmen, liegt in der
Natur der Sache. Wenn Imitationen chineſiſcher Waren
fabri=
ziert werden und in den Handel kommen, ſo iſt es wohl
gleich=
gültig, ob dieſelben durch Inländer oder Chineſen verkauft
wer=
den. Daß die Händler ihre Sachen beſonders als chineſiſche
Waren anpreiſen wollten, iſt aus dem Grunde kaum anzunehmen,
daß die meiſten hier anſäſſigen chineſiſchen Händler kaum einige
Worte Deutſch ſprechen. Wenn die Waren als echte chineſiſche
verkauft werden, ſo iſt das ein Beweis, wie gut dieſelben in
Deutſchland nachgeahmt ſind.” Wie ferner von dem chineſiſchen
Geſchäftsträger Dr. Hou mitgeteilt wird, entſpricht die Nachricht
nicht den Tatſachen, daß der Geſchäftsträger von der Aktion des
Zollkommiſfar vom Auswärtigen Amtoder irgend einer anderen
Stelle verſtändigt worden ſei. Ebenſo unzutreffend ſei die
Nach=
richt, daß die Razzia mit ausdrücklicher Billigung des
Geſchäfts=
trägers vorgenommen worden ſei. Der Geſchäftsträger ſei erſt
einige Tage ſpäter von dem Vorfall in Kenntnis geſetzt und dann
zu der Unterſuchung im Auswärtigen Amt, die zurzeit noch im
Gange iſt, herangezogen worden. In hieſigen chineſiſchen
diplo=
matiſchen Kreiſen will man zunächſt abwarten, welche Haltung
das Auswärtige Amt zu dem ganzen Vorgang einnimmt,
bevor man chineſicherſeits zu dem Vorfall offiziell Stellung
nehmen will.
Berlin, 24. Mai. Der hieſige chineſiſche Geſchäftsträger
hat über die von der hieſigen Polizei vorgenommenen
Beſchlag=
nahmungen und Verhaftungen ſofort ſeiner Regierung Bericht
erſtattet. Hier eingelaufene Telegramme beſagen, daß die
Ver=
haftungen in China ein ungeheures Aufſehen erregt haben. In
hieſigen chineſiſchen diplomatiſchen Kreiſen hegt man die
ſchlimm=
ſten Befürchtungen in dem Verhältnis zwiſchen Deutſchland und
China und glaubt, daß ſich ſchon in allernächſter Zeit eine
Reak=
tion in Form einer Boykottbewegung gegen deutſche Kaufleute
in China bemerkbar machen werde.
Die Unterſuchung über den Vorfall wird zurzeit fortgeſetzt.
Heute morgen hatte Geheimrat v. Körner vom Auswärtigen Amt
eine längere Beſprechung mit dem chineſiſchen Geſchäftsträger.
Vom chineſiſchen Geſchäftsträger wird mitgeteilt, falls ſich
bei der Unterſuchung herausſtellt, daß die Behörden, die die
Be=
ſchlagnahmung und die Verhaftung veranlaßten, den Boden des
Geſetzes verlaſſen haben, wird ſich die chineſiſche Regierung nicht
mehr mit einem Proteſt begnügen.
Das Ende eines Separatiſien.
Mannheim, 24. Mai. Wie aus Ludwigshafen berichtet
wird, hat der durch ſeine aktive Tätigkeit in der ſeparatiſtiſchen
Bewegung bekannte Ingenieur Mixdorf ſich geſtern abend
durch einen Schuß in den Kopf entleibt. Der Grund hierfür ſoll
ſein, daß Mixdorf von der franzöſiſchen Eiſenbahnregie entlaſſen
worden iſt und daß ſeine Wohnung für einen anderen
Eiſen=
bahnbeamten plötzlich geräumt werden ſollte.
Vom Tage.
Der Landesberband Anhalt der Deutſchen
Volks=
partei hat beſchloſſen, die von Streſemann als
Reichsaußen=
miniſter geführte Politik zu billigen, und der Erwartung Ausdruck
zu geben, daß die außenpolitiſche Führung in den Händen Streſemanns
verbleibt.
Entgegen anders lautenden Nachrichten wird amtlich mitgeteilt, daß
das Reichsfinanzminiſterium angeordnet hat, die Bezüge der
Reichsbeamten für den Monat Juni in der bisherigen
Höhe bereits am 28. Maiauszuzahlen. Die aus der Neuregelung
der Bezüge ſich ergebende Nachzahlung ſoll kurz vor
Pfing=
ſten erfolgen.
In der abgelaufenen Berichtswoche (beginnend mit Samstag, den
17. und endend mit Freitag, den 23. Mai) hat der
Großhandels=
index der Induſtrie= und Handelszeitung eine Senkung von 135,19
auf 132,95, alſo um 1,6 Prozent erfahren.
Mit Wirkung vom 1. Juni wird die Einfuhr von
Rohphospha=
ten (Nr. 227 des ſtatiſtiſchen Warenverzeichniſſes) freigegeben.
Die Einfuhrfreiheit für Kiefern= und Fichtenſamen
(Nr 95 b aus Nr. 95e a. a. O.) wird wieder aufgehoben.
Die Polizei hat in Potsdam acht Kommuniſten
verhaf=
tet, bei denen eine Sprengſtoffladung, Handgranaten und
Piſtolen vorgefunden wurden. Die Erhebungen ſollen ergeben haben,
daß ſie von der Zentrale den Auftrag hatten, während einer
Denkmals=
feier ein Attentat zu verüben.
Am Montag beginnt im preußiſchen Landtag die
große Ausſprache über den Konflikt im Bergbau.
Der bayeriſche Landtag iſt zum 3. Juni, nachmittags,
einberufen worden.
Der Vorſtand des Deutſchen Eiſenbahnerverbandes
fordert ſeine Mitglieder auf, den Kampf der Bergarbeiter
finanziell zu unterſtützen. Er beſchloß, den Bergarbeitern
ſofort 10 000 Mark aus der Hauptkaſſe des Verbandes, zu überweiſen.
Der geſchäftsführende Verwaltungsrat der Deutſchen Bodenbank,
Dr. Hans Hedenig, wurde in vorläufige Verwahrungshaft
genommen, nachdem ſich ergeben hatte, daß Machenſchaften verſchiedener
Art an der gegenwärtigen Zahlungsunfähigkeit der Bank
die Schuld tragen.
Die Türkei proteſtierte telegraphiſch in Paris wegen
der Vorgänge in Syrien, wo es zu Grenzüberſchreitungen
ge=
kommen ſein ſoll. Die Türkei verlangt Autonomie für Antiochien und
Alexandrette.
Der Senatsausſchuß für Auswärtige Angelegenheiten hat eine
Ent=
ſchließung angenommen, durch welche der Beitritt der
Vereinig=
ten Staaten zu dem ſtändigen internationalen
Ge=
richtshof gebilligt wird.
DasAbkommen zwiſchen dem Deutſchen Reich und den
Vereinigten Staaten bezüglich der Regelung des
Ver=
kehrs, mit alkoholiſchen Getränken wurde am 19. Mai
von den beiderſeitigen Bevollmächtigten in Waſhington unterzeichnet.
Polen und Danzig.
Das Expoſé des polniſchen Außenminiſters.
Warſchau, 24. Mai. (Wolff.) In dem Expoſé das der
Miniſter des Aeußern Zamoyski in der geſtrigen Sitzung des
auswärtigen Ausſchuſſes des Seim über die gegenwärtige
poli=
tiſche Lage abgab, hob der Miniſter bezüglich Danzigs hervor,
daß es im Komplex der polniſchen Politik in eine
beſondere Stellung gerückt ſei. Genau genommen liege
Danzig außerhalb des Rahmens der polniſchen Außenpolitik, übe
aber nichtsdeſtoweniger auf die Außenpolitik einen ſehr
bedeu=
tenden Einfluß aus. Danzig ſei ein ganz beſonders
wichtiger Punkt für das wirtſchaftliche Leben
Polens, der für Polen um ſo wertvoller ſein werde, je
gün=
ſtiger ſich die politiſche Lage geſtalte. Der Miniſter drückte die
Meinung aus, daß auch in den Danziger Problemen
die Zeit zugunſten Polens arbeite und die Stärkung
des polniſchen Wirtſchaftslebens auch eine Beſſerung der
Be=
ziehungen zu Danzig herbeiführen werde. Die polniſche
Regie=
rung mache es ſich zum Ziele, die ſchwebenden Probleme in
direkten Verhandlungen mit Danzig zu erledigen, da ſich das
internationale Forum des Völkerbundes nicht als geeigneter
Bo=
den für ſolche Verhandlungen erwieſen habe. Das vor kurzem
mit Danzig erzielte Einvernehmen über diejenigen Fragen, die
in der Juniſitzung des Völkerbundsrates zur Sprache kommen
ſollten, laſſe erwarten, daß die nächſte Völkerbundsratsſitzung
nicht mehr mit der Danziger Frage belaſtet ſein werde.
Vom Organiſationsausſchuß für die deutſchen
Eiſenbahnen.
Paris, 24. Mai. (Wolff.) Der Organiſationsausſchuß
für die deutſchen Eiſenbahnen, der das vorgeſehene neutrale
Mitglied noch nicht gewählt hat, hielt im Gebäude der
Repara=
tionskommiſſion eine Sitzung ab und wird ſeine Arbeiten
wahr=
ſcheinlich bis Ende der nächſten Woche in Paris fortſetzen. An
den Verhandlungen beteiligen ſich außer den vier offiziellen
Mit=
gliedern des Ausſchuſſes zahlreiche Sachverſtändige von alliierter
und deutſcher Seite.
*Ueber den philoſophiſchen Peſſimismus
und Optimismus.
Von Profeſſor Dr. Melchior Palägyi.
Solchen Schlagwörtern gegenüber, wie Peſſimismus und
Optimismus, muß man vor allem darauf achten, ſich von ihnen
nicht ſchlagen zu laſſen. Wer ſie zum Beiſpiel für gegenſätzliche
philoſophiſche Syſteme halten würde, zu deren einem man ſich
notwendig bekennen muß, der wäre ihnen von vornherein
er=
legen, denn er würde ihnen eine völlig unberechtigte,
überſchweng=
liche Bedeutung beigemeſſen haben. Es gibt kein peſſimiſtiſches
und auch kein optimiſtiſches Syſtem der Philoſophie, auch werden
ſolche „Syſteme” niemals zuſtande kommen können. Denn
der=
artige Fragen: ob es mehr Leid oder mehr Freude in der Welt
gebe, ferner ob der Menſch von Haus aus ein bösartiges oder
gutartiges Weſen ſei, und ſchließlich gar, ob die Weltſchöpfung
als ein durchaus verfehltes oder durchaus gelungenes Werk der
Gottheit betrachtet werden müſſe, können offenſichtlich nicht den
Ausgangspunkt einer auf ernſte Erkenntnis angelegten
Welt=
betrachtung bilden. Indeſſen kann es nicht in Abrede geſtellt
werden, daß der Peſſimus—Optimismus=Streit in der
Philo=
ſophie, und ganz beſonders in der neuzeitlichen Philoſophie, im
Anſchwellen begriffen iſt, ſo daß er zuweilen die eigentliche
philo=
ſophiſche Diskuſſion ganz überwuchert und verdrängt. Es liegt
mir alſo nichts ferner, als den beſagten Streit noch mehren zu
wollen, im Gegenteil wäre es eine höchſt verlockende Aufgabe,
ihn durch eine Art von wirkſamer Prophylaxis in der Zukunft
womöglich zu dämpfen. Es müßte zu dieſem Zwecke die
tiefver=
borgene Uirſache aufgedeckt werden, die in der Vergangenheit das
Anſchwellen jenes Streites verurſachte.
Die Philoſophie trägt wohl ſelbſt Schuld daran, wenn ſolche
Begriffe, wie Peſſimismus und Optimismus, in ihr eine allzu
bedeutſame Rolle ſpielen. Geſtehen wir uns nur ein, daß die
Philoſophen von jeher neben der Unterſuchung des menſchlichen
Verſtandes die Erforſchung des Gemütes und des uns
innewoh=
nenden Lebensgeheimniſſes in hohem Maße vernachläſſigten. Die
natürliche Folge davon iſt, daß das durch den ſogenannten
Ver=
ſtand (Intellekt, Vernunft) geringſchätzig von der Seite
betrach=
iete, überſehene, verdrängte und nicht ſelten auch verletzte und
mit Füßen getretene menſchliche Gemüt durch alle möglichen
Hin=
tertüren zur philoſophiſchen Verhandlung hereinſchleicht, um
ſich ſchließlich doch — wenn auch nur halb geduldet und berück=
ſichtigt — an allen großen Menſchheitsfragen beteiligen zu
kön=
nen. Für den tiefer blickenden Denker ſteht es zwar von allem
der Menſch überhaupt aufzuwerfen vermag, das Gemüt ebenſo
notwendigen Anteil hat wie der Verſtand, denn ohne Mithilfe rung ſo weit wie möglich zurückzudrängen. Das leichtgläubige
eines frageluſtigen und antwortbegierigen Gemüts laſſen ſich
weder Fragen ſtellen noch auch Antworten finden, ſo daß ein
gemütsverlaſſener Verſtand unbedingt ein unfruchtbarer, ja toter
Verſtand ſein müßte. Leider aber wird die unermeßliche Trag= So tritt es denn mit aller nur wünſchenswerten Deutlichkeit
her=
weite dieſes Axioms von den meiſten Philoſophen nicht genügend
gewürdigt und anerkannt, ſo daß das Gemüt ein ebenſo
verkann=
tes Rätſel bleibt, wie das mit ihm eng verbundene Rätſel
unſe=
daß es in der Philoſophie für das menſchliche Gemüt immer nur
Neben= und Hintertüren gibt, während am Haupttor bloß ſeiner
Majeſtät dem Begriffe ſchaffenden, Urteile fällenden und Schlüſſe
ziehenden Verſtand freier Eingang gewährt und gegönnt wird.
durch, daß es hinterrücks, und zwar in der Verkleidung des
Ver=
ſtandes, die ironiſchſten und dämoniſchſten Zweifelfragen ſpielen
läßt und den an Selbſtüberhebung leidenden Verſtand um jeden
Glauben an eine Wirklichkeit, um jeden Verlaß auf eine Wahr= glaubt. Wenigſtens die fundamentalen Wahrheiten, die aller
heit, alſo um jeden Sinn des Daſeins zu bringen verſucht. Der
alſo verhöhnte blutleere Verſtand macht, freilich irgendwelche
klägliche Anſtrengungen, die Realität der Welt, die Geltung der
Wahrheit und den Sinn des Seins durch ſogenannte reine
Ver=
nunftgründe zu retten, aber wie wenig es ihm gelingt, iſt aus
überzeugt ſich alſo, daß aller Skeptizismus und aller Peſſimismus werden. Es liegt in ſeiner Natur, daß er den Zweifel und die
unſerer modernen Weltbetrachtung ein revolutionärer Rückſchlag
des mißhandelten Gemüts iſt gegen die Alleinherrſchaft jenes
ſelbſtherrlichen Verſtandes, den man in der Schulſprache als
„angeborenen”, „reinen” oder „aprioriſchen” Verſtand zu
bezeich=
uen pflegt. Trotz ſeiner angeblichen Reinheit verſteht er es jedoch
ſehr wohl, auf die zweideutigſten Kompromiſſe mit der „ſinn= entzweiung in der modernen Weltbetrachtung verurſachte, ja
zeit=
werden kann. Seine Alleinherrſchaft trägt alſo einen durchaus
formalen und eben deshalb abſolutiſtiſchen Charakter.
Jeden=
falls iſt er in erſter Linie dafür verantwortlich, daß Skepſis und
Peſſimismus in der Philoſophie allzuſehr überhand nehmen ſophie im 17., 18. und 19. Jahrhundert die Revue paſſieren laſſen,
mußten.
Was aber den philoſophiſchen Optimismus betrifft, ſo ſind
über ihn nicht viel Worte zu verlieren, denn er ſpielt im Durch=
Mummer 145.
Der Ruhrſtreik.
Erneutes Eingreifen des Reichsarbeitsminiſters.
Berlin, 24. Mai. Da eine Grundlage des Schiedsſpruches
vom 16. Mai der Parteien nicht zuſtandegekommen iſt, hat der
Reichsarbeitsminiſter angeſichts der Bedeutung des Streitfalles
für das ganze deutſche Wirtſchaftsleben nach Fühlungnahme mit
den Parteien beſchloſſen, von den für ihn für einen derartigen
Ausnahmefall gegebenen geſetzlichen Befugniſſen Gebrauch zu
machen und nochmals das Schlichtungsverfahren einzuleiten,
Er hat zum Schlichter den Präſidenten der
Reichsarbeitsver=
waltung Dr. Syrup beſtellt. Die Schlichtungsverhandlung
fin=
det am Montag, den 26. Mai, vormittags, im
Reichsarbeits=
miniſterium ſtatt.
Aus dem Brief Poincarés an Macdonald.
TU. Paris, 24. Mai. Echo de Paris kommt heute auf den
Brief Poincarés an Macdonald vom 14. Mai
zu=
rück, zu deſſen Inhalt die Pariſer Blätter bekanntlich vage
Mit=
teilungen gemacht hatten. Das beſonders Intereſſante an dem
Brief liegt in der Tatſache, daß der aus dem Amte ſcheidende
Miniſterpräſident zum letzten Male die Bedingungen
an=
gibt, an die die Zuſtimmung derfranzöſiſchen
Re=
gierung zu dem Sachverſtändigenbericht
ge=
knüpft werden ſoll. Dieſe Verbindungen erblickt er
hauptſäch=
lich in der Verwirklichung einer franko=britiſchen
Verſtändigung. Nachdem Poincaré in dem Schreiben ſein
Bedauern ausdrückt, daß die verabredete Zuſammenkunft nicht
verwirklicht werden könne, erklärte er, die nachſtehenden
Be=
dingungen:
1. Die Ruhrbeſetzung wird erſt aufgegeben, ſobald, die
Deutſchen mit der Verwirklichung des Sachverſtändigengutachtens
begonnen haben,
2. Sanktionen für den Fall deutſcher Verfehlungen
wür=
den angewendet werden; ſie müßten insbeſondere im voraus
defi=
niert werden, damit nicht der Fall eintrete, daß Frankreich zu
einer iſolierten Aktion ſchreiten müſſe.
3. Was das Prinzip der rheiniſchen Eiſenbahn
anlangt, ſo wird erklärt, daß die Sachverſtändigen des
Organi=
ſationsausſchuſſes der deutſchen Eiſenbahnen ſich mit der Frage
befaſſen werden.
Poincaré fügte, laut Echo de Paris, ſchließlich hinzu, daß,
wenn er ſich nach Chequers begeben hätte, er die Aufmerkſamkeit
ſeines Miniſterkollegen auf die wichtige Frage der
franzö=
ſiſchen Sicherheit gelenkt haben würde.
Wiederaufnahme der Beſprechungen nach Pfingſten?
U. Paris 24. Mai. Der diplomatiſche Mitarbeiter der
Daily Mail ſchreibt, daß die internationalen Beſprechungen zur
Regelung der europäiſchen Probleme, die infolge der
Wahlnieder=
lage Poincarés unterbrochen wurden, während der
parlamenta=
riſchen Feiertage in etwa 14 Tagen wieder aufgenommen werden.
Zu den Gedächtnisfeiern.
Freiburgi. Br., 24. Mai. Die Gedächtnisfeier am Grabe
Schlageters in Schönau im Wieſental wird nun doch am
mor=
gigen Sonntag, vormittags 11 Uhr, in ernſter, würdiger und
durchaus unpolitiſcher Weiſe ſtattfinden.
Berlin, 24. Mai. Heute vormittag fand in Potsdam die
Denkmalsweihe für die Gefallenen des Garde du Corps ſtatt.
Auf dem Kaſernenhof verſammelten ſich die Angehörigen zu
einem Feldgottesdienſt. Hofprediger Vogel hielt die Feſtrede=
Auch der katholiſche Geiſtliche Oſterle hielt eine Anſprache. Nach
ihm ſprach Oberbürgermeiſter Rauſcher namens Potsdams. Die
Feier iſt ruhig verlaufen.
Gegen die Anterdrückung der nationalen Bewegung.
Vom Deutſchen Offiziersbund erhalten wir eine Zuſchrift,
der wir Folgendes entnehmen:
Die preußiſche Staatsregierung hat ſich zu dem Standpunkt
bekannt, daß Verſammlungen unter freiem Himmel einſtweilen
nicht geduldet werden können, weil „bei ihnen die politiſchen
Gegenſätze erfahrungsgemäß zu ernſten Ausſchreitungen führen”.
Damit iſt die Politik der Verbote nationaler Verſammlungen
und Feiern in eine amtliche Form gekleidet worden. Die
preußi=
ſche Staatsregierung gibt offen zu, daß der kommuniſtiſche
Terror die Urſache dieſer Verbote geweſen iſt, denn es ſteht
außer Zweifel, daß nicht in einem einzigen Falle von der
begei=
ſterten nationalen Feſtverſammlung eine Gewalttat oder
Stö=
rung der Ordnung ausgegangen iſt. Bei allen Ausſchreitungen,
die vorgekommen ſind, handelt es ſich — das ſteht einwandfrei
feſt —, um kommuniſtiſche Angriffe auf friedliche Feſtteilnehmer
oder auf die Polizei, welche pflichtgemäß für die
Aufrechterhal=
tung der Ruhe und der Ordnung eintrat. Das Vorgehen der
Regierung fordert ernſteſte Bedenken und ſchärfſten Einſpruch
heraus.
* Anmerkung der Redaktion: Die heſſiſche Regierung verbot
die Gedenkfeier für Schlageter unter freiem Himmel.
ſchnitt eine ziemlich traurige Rolle in ſeinem Streite wider den
Peſſimismus, da er nur eine Schachfigur in der Hand des herrſch=
Anfang an wie ein Vernunftaxiom feſt, daß an allen Fragen, die ſüchtigen Verſtandes iſt und taktiſch dazu mißbraucht wird, die
immer gefährlicher werdende ſkeptiſche und peſſimiſtiſche
Verbitte=
optimiſtiſche Gemüt liefert ſich ſelbſt eben jenem Verſtande aus,
der nur an ſeine Unterdrückung denkt und mit wachſender
Ver=
meſſenheit das Reich ſeiner formalen Deſpotie zu befeſtigen ſucht.
vor, daß hinter dem Streit der Peſſimiſten und Optimiſten als
eigentlicher Drahtzieher jener Intellekt ſteht, der jeweilig in der
Philoſophie zur Herrſchaft gelangt. Nun iſt aber der Intellekt,
rer inneren Lebendigkeit. Die verhängnisvolle Folge iſt dann, der ſeit etwa drei Jahrhunderten in der neuzeitlichen Philoſophie
den Ausſchlag gibt, ſo geartet, daß er dem Gemüt und dem
inne=
ren Leben nicht gerecht zu werden vermag. Er geht nämlich vor
allem auf prinzipielle, notwendige Wahrheiten aus, die angeblich
von jeder Erfahrung unabhängig ſein ſollen. Unabhängig von
Da alſo in der Philoſophie das Gemüt (und die Lebendigkeit) jeder Erfahrung bedeutet aber ſoviel wie unabhängig von allem
ſtets verkürzt, bedrückt, unterjocht erſcheint, ſo rächt es ſich da= Erleben, mithin auch von allem Leben, mithin auch von allem
Gemüt. So wird denn das Leben ſachte wie ein unbequemes
Hindernis beiſeite geſchoben, weil der Verſtand die Wahrheit nur
aus ſeinem eigenen unberührten Schoße ſchöpfen zu können
übrigen plebejiſchen, ſinnlichen Erfahrungserkenntnis zugrunde
liegen, ſollen aus dem reinen, jungfräulichen Urintellekt
herſtam=
men. Dieſer ſich ſelbſt mißverſtehende Intellekt, der ſich glauben
macht, daß er ohne Mitbeteiligung des Lebens und Erlebens und
ohne jede Teilnahme von Gemütserregungen die Erkenntnis zu
zahlloſen philoſophiſchen Diskuſſionen zur Genüge bekannt. Man zeugen vermag, kann natürlich dem Gemüt auch niemals gerecht
Verzweiflung ſyſtematiſch großzüchten und ſchließlich die Freude
an aller philoſophiſchen Erhebung des Geiſtes vergällen muß.
Somit wäre die erſte Hälfte meiner Aufgabe gelöſt, den ih
hätte den verborgenen Grund aufgezeigt, der einen Ueberfauß
von Zweifelsſucht und von peſſimiſtiſch=optimiſtiſcher
Gemüts=
lichen Erfahrung” einzugehen, was hier nicht näher ausgeführt, weilig (im vergangenen Jahrhundert) unſere ganze Philoſophie
in die troſtloſen Niederungen des Materialismus zu verſenken
drohte. Wollte ich hier eine wiſſenſchaftliche Abhandlung liefern,
müßte ich numehr die ganze Geſchichte der neuzeitlichen Philo=
und ganz beſonders die großen (rationaliſtiſchen) Philoſopheme
von Descartes und Leibniz, wie nicht minder die ergänzenden
und modifizierenden Syſteme von Spinoza und Kant durchleuc
Rummer 145.
Spaniſcher Brief.
Von unſerem Korreſpondenten.
a-d. Madrid, den 16. Mai.
Das Intereſſe des zeitungleſenden Publikums in Spanien iſt
in den letzten Wochen im allgemeinen von den Vorgängen in der
Politik abgelenkt worden. Den ausführlichen Berichten über die
traditionellen Feierlichkeiten der Heiligen Woche, die auf der
gan=
zen Halbinſel von prachtvollem Frühlingswetter begünſtigt
waren und, namentlich nach Sevilla, einen ungewöhnlich ſtarken
Fremdenſtrom angelockt hatten, folgten, da allenthalben an den
Oſterfeiertagen die Eröffnung der offiziellen Saiſon ſich vollzieht,
die mit nicht geringerer Spannung erwarteten, ſtets ſehr
gründ=
lichen Beſprechungen der erſten großen Stiergefechte, wofür ja
alljährlich während des Sommerſemeſters ein unverhältnismäßig
breiter Raum in der Preſſe in Anſpruch genommen wird. Vor
allen Dingen aber war es ein aufſehenerregender Kriminalprozeß,
der wochenlang das öffentliche Intereſſe in Spannung erhielt, da
es ſich im Laufe der Unterſuchung eines vor Oſtern im
Poſt=
wagen des nach Andaluſien gehenden Schnellzuges verübten
Raubmordes herausſtellte, daß die Schuldigen Angehörige der
ele=
ganten Madrider Lebewelt waren und teilweiſe in engen
Be=
ziehungen zu den beſten Geſellſchaftskreiſen ſtanden. Auch ſonſt
ſorgte die Chronik des Gerichtsſaals für ſenſationellen
Unter=
haltungsſtoff, indem das Urteil über den noch jugendlichen und
erfolgreichen Dichter Alfonſo Vidak y Planas geſprochen wurde,
der vor einem Jahr den ſehr bekannten Schriftſteller Luis Anton
del Olmet ermordet und das junge Mädchen, welches die
indi=
rekte Urſache des Dramas geweſen war, im Gefängnis geheiratet
hatte. Endlich wurde in dem Verfahren gegen die Bank von
Kaſtilien, die vor Weihnachten höchſt unerwarteterweiſe die
Zah=
lungen eingeſtellt hatte, wider eine Perſönlichkeit von der
geſell=
ſchaftlichen Poſition des Grafen Moral de Calatrava, ſowie den
geſamten Aufſichtsrat die Anklage wegen Betrugs erhoben und
die vorläufige Freiheit der Beſchuldigten nur gegen Kaution
be=
willigt, die ſich nach Hundertauſenden, ja nach Millionen von
Pe=
ſetas bezifferten.
Was im ſpeziellen den zuerſt erwähnten Raubmordprozeß
anbelangt, ſo hat das Direktorium ſowohl was die ſehr ſichere
und zielbewußte Tätigkeit der Polizei anbelangt, namentlich aber
durch die bei der Strafvollſtreckung gezeigte Feſtigkeit einen nicht
zu unterſchätzenden moraliſchen Erfolg zu verzeichnen. Obwohl,
zumal im Intereſſe der Familie eines der Hauptſchuldigen, der
Sohn eines Oberſtleutnants der „Guardia Civil” war, von
ziem=
lich einflußreicher Seite Verſuche im Sinne einer Begnadigung
gemacht worden ſind, wurden doch am zeitigen Morgen des
9. Mai die drei unmittelbar am Verbrechen Beteiligten noch nicht
24 Stunden nach Verkündigung des Urteils hingerichtet. Der
beſchleunigte Strafvollzug war möglich in Anbetracht des ſeit der
Proklamation der Militärdiktatur beſtehenden
Ausnahmezuſtan=
des. Es iſt nicht zu leugnen, daß im Augenblick der Exekution
ſelbſt bei der großen Gutmütigkeit, durch die ſich in ſolchen
Fäl=
len der ſpaniſche Nationalcharakter auszeichnet, die Vorſtellung,
daß im gleichen Moment drei Menſchen ums Leben gebracht
wer=
den ſollten, ein gewiſſes Mißbehagen erzeugte. Doch nachträglich
kann man unbedingt feſtſtellen, daß die öffentliche Meinung mit
geringen Ausnahmen ſich auf ſeiten des Direktoriums befindet.
Es wurde ſchon bei anderer Gelegenheit darauf hingewieſen,
daß das Vertrauen in das Direktorium, das eine Zeitlang
bedenk=
lich erſchüttert ſchien, ſich ohne Zweifel in vieler Hinſicht wieder
befeſtigt hat. Als ſprechender Beweis hierfür (wenn er auch
natürlich in ſeiner Bedeutung nicht überſchätzt werden darf) kann
wohl angeſehen werden, daß eine im April ausgeſchriebene
Emiſ=
ſion von Schatzobligationen am erſten Zeichnungstage ſchon mehr
als achtfach gedeckt war.
Das wichtigſte Ziel, das offenbar ſeitens des Direktoriums
augenblicklich in der inneren Politik verfolgt wird, iſt der weitere
Ausbau einer ſtarken Regierungspartei, zu der, wie bereits
frü=
her erwähnt, mit Bildung der „Union Patriotica” der Grund
gelegt wurde. Inwiefern die anderen, gleichfalls auf
Parteibil=
dung abzielenden Beſtrebungen gegenüber beobachtete Haltung
gebilligt werden kann, iſt eine andere Frage. Jedenfalls iſt den
beiden früheren liberalen Parteiführern Graf Romanones und
Melquiades Alvarez ihr Erſuchen um die Genehmigung zur
Ab=
haltung politiſcher Vereinigungen glatt abgelehnt worden. Den
Sozialiſten aber und der Arbeiterunion, iſt die bereits erteilte
Erlaubnis zur Abhaltung öffentlicher Kundgebungen am 1. Mai
wieder entzogen worden, weil ſie die Abſicht geäußert hatten, bei
dieſer Gelegenheit verſchiedene Wünſche politiſcher Natur zur
Sprache zu bringen. Zum mindeſten machte es einen Eindruck,
der ſehr verſchieden gedeutet werden konnte, daß als Antwort
hierauf der 1. Mai ohne jede Manifeſtation, aber durch eine
Ar=
beitseinſtellung gefeiert wurde, wie man ſie in dieſer
Vollſtändig=
keit noch nie in Madrid erlebt hat, ſo daß die ſonſt ſo
verkehrs=
reichen Straßen, da auch die Mietsfuhrwerke den Dienſt
ausſetz=
ten, wie ausgeſtorben erſchienen.
Von dieſem Geſichtspunkte aus verdienen auch Reiſen, die
der Präſident des Direktoriums in letzter Zeit nach der Provinz
unternommen hat und denen höchſt wahrſcheinlich noch weitere
folgen werden, beſondere Beachtung; war auch in den beiden
zu=
nächſt vorliegenden Fällen der offizielle Anlaß ein anderer (in
Barcelona handelte es ſich um die Vertretung des Königs beim
Darmſtädter Tagblatt, Sonnrag, den 25. Mai 1924,
Seite 3.
Schlußakt der Internationalen Automobil=Ausſtellung und in
Bilbao um die Fünfzigjahrfeier der ſogen. „Sitio”, der
Befrei=
ung der Stadt von der Belagerung durch die Karliſten), ſo wurde
doch in den durch General Primo de Rivera gehaltenen
Anſpra=
chen ausdrücklich auf die Bedeutung der „Union Patriotica” als
einer Vereinigung aller ſtaatserhaltenden Elemente bzw. auf die
patriotiſche Miſſion der Armee hingewieſen, ſowie die Gelegenheit
benutzt, mit den ſchon beſtehenden Gruppen der neuen Partei
Fühlung zu nehmen und zugleich die neuen Garniſonen (
Guar=
dia Civil), ſowie die Mannſchaft der Einwohnerwehren (
Soma=
tenos) zu beſichtigen. Dabei hat de Rivera in erſter Linie den
beiden wichtigſten Induſtriezonen von Barcelona und Bilbao
ſeine Aufmerkſamkeit geſchenkt und das Hauptgebiet für den
Fruchtexport, das dritte Zentrum des nationalen Reichtums, auf
dem Rückweg von der kataloniſchen Hauptſtadt der Oſtküſte
ent=
lang bis Valencia beſucht. Es handelt ſich dabei um die
Gegen=
den, wo das ſoziale Problem im Vordergrund ſteht und
außer=
dem ſeparatiſtiſche Beſtrebungen vorhanden ſind. Ende Mai ſoll
in dem hiſtoriſchen Kaſtell „La Mota” von Medina del Campo
(Provinz Valladolid) eine große Verſammlung von
Provinzial=
gruppen Zentralſpaniens ſtattfinden, unter dem Vorſitz des
Dik=
tators. In Madrid iſt als Parteileitung ein Nationalrat gebildet
worden, der ſeinen Sitz im Innenminiſterium hat.
Ueber den Termin der Wahlen iſt gar nichts bekannt;
jeden=
falls dienen die geſchilderten Unternehmungen der
Wahlvorberei=
tung. Daneben muß ſich aber die Regierung immer wieder der
einen großen Frage zuwenden, von der ſchließlich faſt alles
ab=
hängt: der Marokko=Frage. Man iſt ſkeptiſch geworden
gegen=
über der Verſicherung baldiger Entſcheidungen in Marokko. Aber
es iſt denkbar, daß augenblicklich bedeutendere Operationen
vor=
bereitet werden. Es wäre voreilig, ſchon von einer neuen
ſpa=
niſchen Ofenſive zu ſprechen; jedenfalls haben bei Sidi Meſſaud,
etwa in der Mitte der Oſtzone, ſpaniſche Truppen einen
erfolg=
reichen Vorſtoß gegen eine Streitkraft der Rifkabylen
durch=
geführt. Die Eingeborenen hatten ſich in Schützengräben
feſt=
geſetzt und die Gefechte dauerten unter großer Heftigkeit mehrere
Tage, wobei ſich wie immer die Fremdenlegion beſonders
aus=
zeichnete. Die Ernennung des Generals Sanjurjo, des
populär=
ſten und bewährteſten ſpaniſchen Truppenführers, zum
komman=
dierenden General in Melilla, ſowie die Verſtärkung der
Luft=
ſtreitkräfte laſſen vielleicht auf kommende Ereigniſſe ſchließen.
Augenblicklich weilt das Königspaar, vom Präſidenten des
Direktoriums begleitet, für etwa zehn Tage in Barcelona, um
erſtmals den neuen Palaſt von Pedralbes zu bewohnen, den die
Stadt dem König geſchenkt hat. Ohne Zweifel iſt bei der
traditio=
nellen Spannung zwiſchen Madrid und Barcelona die Tatſache
eines längeren Aufenthalts des königlichen Hofes in der zum
Teil ſeparatiſtiſchen Hauptſtadt Kataloniens politiſch ſehr
bedeut=
ſam. Wurde doch die große Feier des Geburtstags des Königs
(17. Mai) in den prunkvollen Räumen der neuen Reſidenz
vor=
bereitet und ſoll beſonders feſtlich begangen werden; die
Königin=
mutter, die Infantin, das diplomatiſche Korps und zahlreiche
Vertreter der Ariſtokratie trafen hierzu aus Madrid ein. Es iſt
in unſerer Zeit, die ſo manchem Königsthron verhängnisvoll
ge=
worden iſt, kein gewöhnlicher Voggang, daß einem Monarchen
durch den Bürgermeiſter einer als rebolutionärem Zentrum
gel=
tenden Stadt feierlich die goldenen Schlüfſel zu einer neuen mit
einem Aufwand von mehr als 8 Millionen Peſeten erbauten
fürſtlichen Behauſung überreicht wurden.
Die Wirtſchaftsbeziehungen zwiſchen den beiden Staaten
Paris, 24. Mai. (Wolff.) Ueber den Beſuch des
General=
gouverneurs von Indochina, Merlin, der am 20. Mai zon Tokio
wieder abgereiſt iſt und ſich nach Korea und der Manſchurei
be=
geben hat, iſt vom Außenminiſterium ein Communiqus
aus=
gegeben worden, das erklärt, es habe ſich bei den Beſprechungen
um die Entwicklung der Wirtſchaftsbeziehungen zwiſchen
Frank=
reich und Japan, namentlich Indochinas gehandelt. Man habe
beſonders die Frage der Zolltarife diskutiert, die eine der
Haupt=
urſachen der Schwierigkeiten ſei, um Indochina in den Rahmen
des augenblicklich zwiſchen Japan und Frankreich geltenden
Han=
delsvertrages einzubeziehen. Aus den Verhandlungen gehe
her=
vor, daß eine Grundlage gefunden worden ſei, auf der zwiſchen
Japan und dem Generalgouverneur von Indochina ein
Abkom=
men getroffen werden könne. Die Verhandlungen ſeien offiziös
und ſo geführt worden, daß ſie in keiner Weiſe die beiden
Regie=
rungen verpflichteten, aber man glaube, daß in zahlreichen Fällen
eine Einigung wahrſcheinlich ſehr bald erzielt werden könne. Das
Communigus fügt hinzu, daß keine wichtige Frage hinſichtlich
der allgemeinen internationalen Politik oder der Einwanderung
bei den Verhandlungen diskutiert worden ſei.
Lügen der „Daily Mail”.
Berlin, 24. Mai. (Wolff.) Die Daily Mail veröffentlichte
geſtern einen weiteren Artikel über angebliche kriegeriſche
Vor=
bereitungen Deutſchlands. Die Behauptung, daß Deutſchland
Militärmiſſionen nach Bolivien und Rußland entſandte, iſt, wie
amtlich feſtgeſtellt wird, freie Erfindung.
Die Politik Herriots.
Engliſche Urteile.
London, 24. Mai. (Wolff.) Zu der Unterredung Herriots
mit einem Vertreter des Berliner „Vorwärts”, die in der hieſigen
Preſſe viel beachtet wird, ſchreibt „Daily News”: Herriots
Wunſch, Frieden zu ſchaffen, könne Wirklichkeit
wer=
den, wenn er bereit ſei, das Ruhrgebiet aus
ſei=
nen gegenwärtigen Feſſeln zu befreien. Er wende
ſich an Deutſchland mit Worten, die dieſem belagerten Land die
Hoffnung gäben, daß ihm endlich ein Teil der Laſten der
Nach=
kriegszeit abgenommen wird. Dieſe Friedenspolitik Herriots ſei
durchaus nicht heldenhaft, ſondern nur eine Sache der
Gerechtig=
keit und Vernunft. Der Sturz Poincarés ſei durch das
franzö=
ſiſche Volk einfach die Anerkennung geweſen, daß eine Politik der
Gewalt Deutſchland gegenüber ſich nicht bezahlt mache.
Her=
riot habe gut begonnen, aber ſeine Hauptſchwierigkeit
werde ſein, den ſtarken Einfluß Poincarés
auszu=
ſchalten.
London, 24. Mai. (Wolff.) Der diplomatiſche
Bericht=
erſtatter des „Daily Telegraph” ſchreibt, Herriots letzte Erklärung
über die Haltung der Regierung, die er zu bilden beabſichtige,
ge=
genüber den diplomatiſchen Fragen im allgemeinen und den
deut=
ſchen Problemen im beſonderen ſei in britiſchen miniſteriellen
und dieſen naheſtehenden diplomatiſchen Kreiſen mit ebenſoviel
Befriedigung wie Ueberraſchung aufgenommen worden, da
all=
gemein befürchtet worden war, daß keine franzöſiſche Regierung
es wagen dürfe, von dem Geiſt oder weſentlich von der Formel
der Politik Poincarés abzugehen. Herriots
bemerkens=
wertes Eintreten für Befriedigung und
Ver=
ſöhnung unter den Nationen einſchließlich
Frankreich und Deutſchland im „Vorwärts”, habe
einen tiefen Eindruck hervorgerufen und werde
als eine ſehr mutige und epochemachende Aeußerung angeſehen.
Einige Politiker der Arbeiterpartei und der Liberalen gingen
ſo=
gar ſoweit, zu erklären, daß dieſe Geſte des vorausſichtlichen
franzöſiſchen Premierminiſters eine Wendung in der
Ge=
ſchichte der Jetztzeit darſtelle, da er ſie nie hätte machen
können, wenn er nicht überzeugt wäre, daß mehr als die Hälfte
des franzöſiſchen Volkes bei dieſem Appell an die ehrlichen und
vernünftigen demokratiſchen Teile des deutſchen Volkes hinter
ihm ſtänden.
Zur Kandidatur Painlevés.
Paris, 25. Mai. (Wolff.) Das „Journal” ſchreibt zu der
Kandidatur, des Abgeordneten Painlevé für
den Vorſitz der Kammer, die Gegner Painlevés hätten
ſich gewundert, daß das Communiqué, in dem ſeine Kandidatur
gemeldet wird, anführt, dieſe Kandidatur ſei ihm von den
Ver=
tretern der republikaniſchen Mehrheitsgruppe angeboten worden.
Denn es habe vorgeſtern keine Gruppenſitzung ſtattgefunden und
im übrigen ſeien überhaupt noch keine Gruppen konſtituiert.
Einige von den Freunden Painlevés, die die Sozialiſten berufen
wollten — die Sozialiſten hätten Boncourt oder Varenne für den
Poſten des Vorſitzenden der Kammer präſentieren wollen —
hät=
ten erklärt, daß die Wahl Painlevés zum Kammerpräſidenten
durchaus proviſoriſcher Art ſein würde, da der ehemalige
Mini=
ſterpräſident nach ihrer Auffaſſung binnen kurzem der Kandidat
der Linken für ein höheres Amt ſein würde. Bevor einige
Wo=
chen vergingen, hätten ſie hinzugefügt, werde alſo das Palais
Bourbon von neuem einem Mitglied der ſozialiſtiſchen Partei zur
Verfügung ſtehen.
Die Pariſer Beſprechungen.
Paris, 24. Mai. (Wolff.) Der Abgeordnete Herriot
hatte geſtern nachmittag eine zweiſtündige Unterredung
mit dem Präſidenten des Senats Doumergue. Nach der
längeren Unterredung, die Herriot am Vormittag mit
Poin=
caré hatte, unterhandelte er übrigens auch mit dem
ſozialiſti=
ſchen Abgeordneten Moutet, der mit ihm auf derſelben Liſte
gewählt worden iſt.
Nach dem Matin hat Poincaré den künftigen
Miniſter=
präſidenten über die mit den Alliierten eingeleiteten
Verhand=
lungen unterrichtet, namentlich hinſichtlich des
Sachverſtändigen=
programms. Mit dem Senatspräſidenten ſoll nach dem gleichen
Blatt der Abgeordnete von Lyon die Finanzlage ſtudiert haben.
Noch einmal habe man ſich dahin verſtändigt, daß die zukünftige
Regierung unter allen Umſtänden den Ausgleich des
Bud=
gets erzielen müſſe, ohne die erforderlichen Mittel durch
An=
eihen zu ſuchen. Der Senatspräſident habe beſonders auf
die=
ſen Punkt hingewieſen, da die erſte Kammer dieſer Frage eine
ganz beſondere Bedeutung beilege. Herriot und Doumergue
hät=
en auch die Frage beſprochen, welche Mitglieder des Senats in
die neu zu bildende Regierung eintreten ſollen. Abends ½9 Uhr
habe dann Herriot die geplante Reiſe angetreten.
ten, um meine obige Darlegung eindringlich zu rechtfertigen.
Ge=
wiß werde ich mich dieſer Aufgabe bei paſſender Gelegenheit nicht
entziehen, zum Teil bin ich ihr ja ſchon in einer Reihe von Schrif=
4en nachgekommen, auch werde ich meine Theſe noch an einem
markanten und — wie ich glaube — entſcheidenden hiſtoriſchen
Beiſpiel veranſchaulichen und erläutern. Zuvor möchte ich jedoch
— um nicht mißverſtanden zu werden — einer diesbezüglichen
tiefgefühlten Grundüberzeugung Ausdruck geben. Jener
neu=
zeitliche philoſophiſche Verſtand, den ich oben leider bloß von
heiner dunkelſten Schattenſeite kennzeichnen durfte, iſt bei
gehöri=
ger Vollbeleuchtung in gewiſſem Sinne wohl der grandioſeſte
Verſtand, der bislang in die weltgeſchichtliche Erſcheinung trat.
Er hat weſentlichen Anteil an der Schaffung der neuen
Mathe=
matik, mathematiſchen Phyſik und exakten Naturwiſſenſchaft
über=
haupt, alſo iſt ihm in nicht geringem Maße die Hegemonie der
abendländiſchen Kultur zu verdanken. In ſolchem Lichte
betrach=
tet, ſind wir ausnahmslos ſeine Schüler und Verehrer, denn er
iſt ja im letzten Grunde nichts anderes als der zur Weltführung
berufene abendländiſche Geiſt, allerdings in ſeiner jugendlichen,
heldiſchen Geſtalt, wo er noch an einer charakteriſtiſchen Hybris,
an einer Selbſtüberhebung litt und infolge ſeiner überquellenden
Schöpferkraft ſich ſelbſt verkennen, mißverſtehen mußte.
Er hielt ſich nämlich für einen aprioriſchen, gleichſam
jung=
fräulich gebärenden, parthenogenetiſchen Verſtand. Er glaubte,
Eich als „reinen Verſtand” herauszudeſtillieren, herausfiltrieren
Zu können, aber eine ſolche Deſtillations= oder
Filtrations=
rnethode gibt es nicht, denn ſie wäre gleichbedeutend mit der
Hölligen Abtrennung des Geiſtes vom Lebensuntergrunde, alſo
gleichbedeutend mit dem Tode. Wenn jemand in Gedanken
ver=
unken iſt, die ihn zu neuartigen Erkenntniſſen führen, ſo kann
er hinterher wohl die Illuſion haben, als ob ſein Geiſt ſich
Hollends aus der Uinarmung, nicht nur der äußeren Welt,
ſon=
dern auch ſeines eigenen inneren Lebens losgelöſt hätte und in
einem weltentrückten Wahrheitshimmel luſtwandelt wäre, aber
ſolche Metaphern mögen niemanden zu falſchen Auffaſſungen
Linſerer geiſtigen Tätigkeit verleiten. Es gibt keine
partheno=
genetiſche Zeugung von Erkenntniſſen, d. h. nicht durch
Tren=
tiung von der inneren Lebendigkeit, ſondern im Gegenteil
Hurch eine Art von Kopulation mit ihr, durch eine Verbindung
von Geiſt und Leben kommt alle Erkenntnis zuſtande. Es iſt
Sies eine leichtfaßliche, einleuchtende, faſt will es mir ſcheinen
Felbſtverſtändliche Lehre vom Urſprung aller menſchlichen Er=
Eenntnis. Denn wer würde nicht einſehen, daß das Leben, die
Wita, eine ebenſo unerläßliche Grundbedingung für das Zu=
ſtandekommen der Erkenntnis iſt, wie die geiſtige Tätigkeit, das
Denken.
Hätte der große Descartes, als er ſeine Cogito ſprach, gleich
auch das Vivo als unerläßliche Bedingung für’s Cogito
hinge=
ſtellt, ſo wäre die verhängnisvolle Entzweiung des Geiſtes und
des Lebens nicht zum Grundübel der neuzeitlichen
Weltbetrach=
tung geworden. Freilich kann es auch heute noch — und wie
erſt im 17. Jahrhundert — als eine der denkbar ſchwierigſten
Aufgaben gelten, jener ſelbſtverſtändlichen Anforderung
wiſſen=
ſchatflich zu entſprechen. Aber die Jahrhunderte haben
allmäh=
lich die Wege geebnet, die große Aufgabe immer kraftvoller in
Angriff zu nehmen. Lernt ſich der Verſtand ſelbſt verſtehen,
ſo gibt er ſeinen Despotismus auf, alle ſeine Vermeſſenheit und
Ueberhebung ſchwinden von ihm. Er verneint und verleugnet
nicht mehr das Leben in uns und entwürdigt den lebendigen
Leib nicht zu einer bloßen Maſchine, zu einem Mechanismus.
Der ſich ſelbſt erkennende Geiſt weiß vor allem, daß ohne
werk=
tätige Mitbeteiligung des inneren Lebens und Erlebens
nie=
mals auch nur der geringſte menſchliche Gedanke zuſtande
kom=
men kann, daß alſo das Gebäude der Wiſſenſchaft genau in
demſelben Maße eine Verherrlichung unſerer inneren
Lebendig=
keit wie unſeres denkenden Geiſtes iſt. Nur das iſt echt an allem
Wiſſen und aller Philoſophie, was ſeine Beglaubigung ebenſo
ſehr vom Leben als vom Geiſte herleitet: alles übrige iſt Trug
und Verirrung. Die Legende weiß uns von einem Lebens= und
Wiſſensbaume zu erzählen, die ſchon im Paradies gepflanzt
waren: das iſt aber keine Legende, ſondern die weſenhafteſte
Wirklichkeit ſelbſt, daß beide Bäume in unſer eigenes Selbſt
hineingepflanzt ſind, d. h. daß dieſer Doppelbaum unſer eigenes
Weſen ſelbſt iſt.
Mit dieſen Andeutungen ſind wir bei der philoſophiſchen
Bewegung unſerer Tage angelangt, zu deren Charakter es
ge=
hört, daß ſie der inneren Lebendigkeit als der Teilhaberin an
jeder ſchöpferiſchen Betätigung des Menſchen gerecht zu
wer=
den und dadurch der Selbüberheblichkeit des Geiſtes und dem
peſſimiſtiſch=optimiſtiſchen Gemütszwieſpalt prophylaktiſch
vor=
zubeugen ſucht. Nun kann ich auch an dem früher zugeſagten
konkreten Beiſpiel anſchaulich machen, daß tatſächlich die
Ueber=
hebung des Verſtandes für allen überflüſſigen peſſimiſtiſch=
opti=
miſtiſchen Widerſtreit, in der Philoſophie verantwortlich zu
machen iſt. Die Denkart der beiden großen Methematiker unter
den Vätern der neuzeitlichen Metaphyſik, Descartes und
Leib=
niz, kann zu dieſem Zweck ausgiebig verwertet werden.
Ge=
rade dieſe ſchöpferiſchen mathematiſchen Genies, die zugleich zu
philoſophiſchen Führern wie prädeſtiniert waren, neigen zu
einer gewiſſen mathematiſchen Einſeitigkeit in ihrer ganzen
Weltbetrachtung hin: zu einer eigentümlichen mathematiſchen
Hybris, derzufolge ihnen die Gottheit ſelbſt ganz unwillkürlich
in Geſtalt eines übermenſchlichen Mathematikers vorſchwebt.
Ganz beſonders kommt dies in der wunderbaren Theodicee des
großen Leibniz zu einem überwältigenden Ausdruck. Denn
indem er ſich zum Verteidiger des Weltſchöpfers macht gegenüber
der ſkeptiſchen und peſſimiſtiſchen Anklage, daß er das phyſiſche
Uebel und das moraliſch Böſe in ſeiner Schöpfung zugelaſſen
habe, ſetzt er ſich eigentlich über die Gottheit zu Gericht, obwohl
er mit aller Macht ſeiner hohen Beſonnenheit den fatalen Schein
zu vermeiden ſucht, daß er dem Weltſchöpfer — wenn auch nur,
um ihn zu verdteidigen — den Prozeß macht. Er iſt ein Chriſt
von redlicher Ueberzeugung, läßt ſich jedoch durch ſeine
unge=
wöhnliche mathematiſche Erfindungskunſt dazu verleiten, die
Gottheit wie einen jedes menſchliche Maß überſchreitenden
mathematiſchen Weltkonſtrukteur anzufaſſen.
Und er konnte dieſer in ſeiner ganzen Denkart begründeten
Verirung auch mit dem beſten Willen deshalb nicht entgehen,
weil er nach Descartes der Hauptvertreter jener aprioriſch
zu=
geſtutzten, parthenogenetiſchen Verſtandeskonzeption war, die
eigentlich eine Art Vergottung, Verabſolutierung des
menſch=
lichen Geiſtes darſtellt. Dieſer ſo leicht verſtändliche Irrtum
eines großen Mathematikers iſt die Quelle der übrigen
Irr=
tümer von Leibnizens Gottesverteidigung. Sein Grundirrtum
verleitet ihn vornehmlich zu dem charakteriſtiſchen falſchen
Be=
griff vom Weltganzen, wonach der mathematiſch konſtruierenden
Gottheit unzählige Weltpläne als „Möglichkeiten” vorgeſchwebt
hätten, von denen er natürlich die allerbeſte Welt zur
Verwirk=
lichung ausgewählt habe. Nun iſt aber offenbar, daß eine
Viel=
heit von möglichen Weltallen ein Widerſpruch in ſich ſelbſt iſt,
weil es im Begriff des Weltalls (Univerſum, Kosmos) liegt,
nur als eines gedacht werden zu können. Allerdings
unter=
ſcheidet Leibniz den Begriff des „Weltganzen” von dem der
„Welt” aber die beiden Begriffe geraten bei ihm in eine
anthro=
pomorphe Verwirrung, deren genauer Nachweis eine eigene
Studie fordern würde. Nur ein erfindungsreicher Odyſſeus
alles menſchlichen Wiſſens, wie Leibniz es war, konnte in einen
derartigen Widerſpruch geraten, weil er dadurch die
Welt=
ſchöpfung gleichſam auf eine göttliche Maximum= und
Mini=
mum=Rechnungsaufgabe zurückgeführt zu haben vermeinte.
Seine ſanguiniſche Gemütsart verleitete ihn, zu glauben, in dem
widerſpruchsvollen Gedanken einer Vielheit von möglichen
Kos=
moſſen die Grundlage zu einer optimiſtiſchen Weltbetrachtung
gewonnen zu haben. Der aufmerkſame Leſer der The diree fin=
Seite 4.
* Der herzliche Freundſchaftsvertrag
zwiſchen Italien und der Tſchechoflowakei.
Die Niederlage des franzöſiſchen Nationalen Blocks und
Poincarés übt eine umgeſtaltende Wirkung auf die Geſamtheit
der zwiſchenſtaatlichen europäiſchen Verhältniſſe aus. Dies
kommt vor allem in dem merkwürdigen „Vertrag zur herzlichen
Zuſammenarbeit zwiſchen Italien und der Tſchechbſlowakei” zu
einem ebenſo intereſſanten wie lehrreichen Ausdruck.
Urſprüng=
lich hatte ſich wohl Herr Dr. Beneſch, der zweifellos ein
Realpoli=
tiker iſt, nicht nur den Titel, ſondern auch den Inhalt des von
ihm geplanten Vertrages in ganz anderer Weiſe vorgeſtellt, aber
es galt für den tſchechiſchen Diplomaten, ſich dem weſentlich
ver=
änderten neuen europäiſchen Kurs in der Außenpolitik möglichſt
raſch anzupaſſen. Herrn Beneſchs eigenſte politiſche Grundidee
war urſprünglich in der immer ſtärker auszubauenden „Kleinen
Entente” verkörpert, die einen doppelten Zweck mit großer
Um=
ſicht und Gewandtheit zu verwirklichen ſuchte. Sie wollte
einer=
ſeits den ſchwächlichen tſchechoſlowakiſchen Nationalitätenſtaat an
die franzöſiſche Militärmacht anlehnen, und war deshalb bereit,
dem Vormachtsſtreben Poincarés in der ganzen ſlawiſchen Welt
wichtige Propagandadienſte zu leiſten, andererſeits wollte ſie
je=
doch als Entlohnung für die Maklerarbeit das Zuſtandekommen
der ſogenannten „Donaukonföderation” ſichern, die eigentlich
nichts anderes als die tſchechiſche Hegemonie in den
Donau=
ſtaaten, d. h. in den Nachfolgeſtaaten der einſtigen habsburgiſchen
Macht, bedeutet hätte. Es war dies zweifellos ein großzügiger
Plan, der auf Koſten Deutſchlands und des einſtigen Oeſterreich=
Ungarns durchgeführt werden ſollte und in der wachſenden
abendländiſchen und mitteleuropäiſchen Bedeutung Prags ſchon
im Verlaufe einiger Nachkriegsjahre merklich fühlbar wurde.
Aber die wohldurchdachten, ehrgeizigen Abſichten Beneſchs
er=
litten einen erſten und ernſten Abbruch im vergangenen Winter
durch das Zuſtandekommen des italieniſch=jugoſlawiſchen
Ver=
trages, in welchem es ſich zur allgemeinen Ueberraſchung der
europäiſchen und insbeſondere der tſchechiſchen Diplomatie
zeigte, daß der neue großſerbiſche Balkanſtaat bei all ſeiner
Hin=
neigung zu Frankreich doch in erſter Linie Anlehnung an Italien
ſuchte, um ſich Rückendeckung gegen äußere Feinde und innere
Gefahren (wie zum Beiſpiel der kroatiſchen, ſloweniſchen
Auto=
nomiefragen uſw.) zu ſichern. Seitdem ſo das faſziſtiſche Italien
eine neuartige außenpolitiſche Rolle auf dem Kontinente zu
ſpie=
len begann, war der unermüdliche Beneſch unabläſſig an der
Arbeit, ſeine urſprüngliche Idee von der „Kleinen Entente” ſo
auszubauen bzw. umzugeſtalten, daß das neue Italien in
die=
ſelbe einkezogen werden könne.
Die Nötigung zu einer ſolchen Umgeſtaltung war durch die
Wahlniederlage des Nationalen Blocks in Frankreich gegeben,
die wohl keinem anderen europäiſchen Diplomaten
unerwünſch=
ter kam als Herrn Dr. Beneſch. Wäre eine Ausſicht vorhanden,
daß Poincaré am Ruder bleibt und ſeine imperialiſtiſche
Außen=
politik weiterführt, dann würde ſich für Beneſch die großartige
Aufgabe ergeben haben, ſo wie er früher die Differenzen zwiſchen
Poincaré und Macdonald beilegte, nunmehr auch erfolgreich
zwi=
ſchen Poincaré und Muſſolini zu vermitteln. Eine ſolche neue
Vermittlerrolle würde für die Tſchechoſlowakei nichts Geringeres
bedeuten können, als die Annäherung einer Hegemonie in den
Donauſtaaten. Muſſolini hätte zwar von ſeiten Poincarés
ge=
wiſſe Zugeſtändniſſe an die italieniſchen Intereſſen im
Mittel=
ländiſchen Meere erhalten, dafür wäre aber Italien unvermerkt
zu einem Mitgliede der „Kleinen Entente” geworden, denn es
hätte ſeine ſelbſtändige Politik Frankreich gegenüber bis zu
einem gewiſſen Grade aufgeben müſſen. Die große Frage war
alſo die: ob ſich in dem zu ſchließenden Vertrage die
Tſchecho=
ſlowakei an Italien, oder umgekehrt Italien an gewiſſe
tſchechi=
ſche Pläne in den Donauſtaaten angepaßt hätte. Die Niederlage
Poincarés hatte jedoch eine weſentliche Schwächung der
tſchechi=
ſchen Poſition zur Folge, ſo daß Tſchechien tatſächlich in die
Zwangslage geriet, das Beiſpiel Jugoſlawiens gleichſam
nach=
zuahmen und in „herzlicher Zuſammenarbeit” einen Anſchluß
an Italien zu ſuchen.
Die ſchöne Phraſe der „herzlichen Zuſammenarbeit” verdeckt
alſo nur den Mangel eines eigentlichen politiſchen Realerfolges
großen Stils, den Beneſch gegenüber Italien urſprünglich im
Sinne hatte. Es mußte diesmal ſeiner Grundidee von der
Dop=
pelaufgabe der „Kleinen Entente”, namentlich ſein Streben nach
Schaffung einer „Donaukonföderation” an Stelle der einſtigen
habsburgiſchen Donaumonarchie ſozuſagen abſchwören, denn
dieſe ſeine ehrgeizige Idee war ja zur Urſache einer wachſenden
politiſchen Spannung zwiſchen dem nationaliſtiſchen Tſchechien
und dem faſziſtiſchen Italien geworden. Um die italieniſche
öffentliche Meinung für den Vertragsabſchluß zu gewinnen,
mußte er erklären oder „eingeſtehen”, daß die Spitze der Kleinen
Entente ſchlechtweg gegen Deutſchland gerichtet geweſen ſei, das
ſeinen „Drang nach Oſten” niemals aufgeben werde. Beneſch
benützte alſo mit großer Geſchicklichkeit die gegenüber
Deutſch=
land beſtehenden Vorurteile, um volle Sympathien für die
Tſchechoſlowakei zu wecken, was ihm denn auch in hohem Maße
gelang. Präſident Maſaryk, der ſich ſeinerzeit in Paris und
London feierlichſt und mit großem diplomatiſchem Aufwand
empfangen ließ, jedoch auf ſeiner zweimaligen, aus
Geſundheits=
rückſichten ſtattfindenden Fahrt nach Italien, Rom und offizielle
Begegnungen immer zu vermeiden wußte, wird nunmehr im
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 25. Mai 1924.
Rummer 145.
nächſten Oktober den feſtlichen Empfängen in Italien nicht mehr
aus dem Wege gehen. Das iſt das deutliche Zeichen, daß die
tſchechiſche Politik ſich ebenſogut wie auf Paris und Poincaré,
ſo unter weſentlich veränderten Bedingungen auch auf Rom und
Muſſolini einzuſtellen verſteht.
Die Erfolge Beneſchs ſind alſo diesmal tatſächlich weniger
politiſch geartet und haben für die Tſchechoſlowakei eine
über=
wiegende wirtſchaftliche Bedeutung. Denn man wird die
Trag=
weite ſolcher Vertragspunkte, wie Aufrechterhaltung des
Frie=
dens, Durchführung der Verträge von Saint=Germain und
Neuilly, ſowie herzliche Zuſammenarbeit in allen Fragen der
Donauſtaaten, wohl nicht überſchätzen wollen. Es ließ ſich
eben unter den gegebenen Verhältniſſen, wo der Stern
Poincarés im Sinken begriffen, jedoch der neue
außen=
politiſche Kurs der franzöſiſchen linken Linie noch völlig
unausgeſtaltet iſt, nichts Weſentliches für die „Kleine
En=
tente” erreichen. Der Zeitpunkt für das Zuſtandekommen eines
Vertrages zwiſchen Muſſolini und Beneſch iſt für den letzteren
nicht als günſtig zu bezeichnen. Poincarés vorausſichtlicher
Erbe, Herriot, gibt eigentümlicherweiſe in der Agence Havas
kund, daß niemand mehr Freundſchaft als er für das große
ita=
lieniſche Volk hege, ſo daß es nicht ſchwer fallen könne, ein
diplo=
matiſches Dokument auszuarbeiten, in dem die neuen
aufrich=
tigen Beziehungen zwiſchen Frankreich und Italien zum
Aus=
druck kämen: vorderhand weiß aber natürlich noch kein
Sterb=
licher zu ſagen, welchen Inhalt ein ſolches Dokument gewinnen
dürfte. In einer derartigen Uebergangszeit beſteht in allen
Staaten, die Gewicht auf eine feſte Stellungnahme der
fran=
zöſiſchen Außenpolitik — beſonders Rußland gegenüber — legen
müſſen, ſo namentlich in Rumänien und Polen, eine ſtark
fühl=
bare, wachſende Stimmungsdepreſſion. Es iſt bekannt, daß
Heriot ſich großer Sympathien in Sowjetrußland erfreut, das
er ziemlich eingehend und unmittelbar kennt, ſo daß dieſer
Um=
ſtand ſchwere Beſorgniſſe in Rumänien weckt, das in der
beß=
arabiſchen Frage den ganzen Druck der gefährlichen ruſſiſchen
Gegnerſchaft tragen muß. So iſt denn ſehr gut verſtändlich,
wenn Gerüchte im Umlauf ſind, daß Rumänien eine
Annähe=
rung an Ungarn ſucht, und einen neuen Dreibund, gleichſam
die Gründung einer Kleinen Entente Nr. 2, mit Ungarn und
Polen im Schilde führe. Ja, der „Daily Telegraph” führt es
mit allem Ernſte aus, daß auf japaniſche Veranlaſſung ein Ring
von Staaten, zu denen die Türkei, Polen, Rumänien und
Un=
garn gehören würden, in Bildung begriffen ſei, der gegen die
Machtaſpirationen Sowjetrußlands im fernen und nahen Oſten
Stellung zu nehmen berufen wäre. Solche phantaſtiſche
Nach=
richten zeigen deutlich, von welch großer Erregung die ganze
Diplomatie infolge der inneren Wandlung der franzöſiſchen
Politik ergriffen iſt. Dieſe Erregung iſt auch ſehr geeignet, den
italienich=tſchechiſchen „herzlichen Freundſchaftsvertrag” in ein
charakteriſtiſches Licht zu rücken.
p. m.
Oie 27. Legisſaturperiode.
Rom, 24. Mai. (Wolff.) Anläßlich der heutigen Eröffnung
der neuen Legislaturperiode iſt die Hauptſtadt mit Fahnen reich
geſchmückt. Die Schulen, Bureaus und Kaufhäuſer ſind
ge=
ſchloſſen. Ab 10 Uhr ſtellten ſich die hohen Würdenträger,
Mini=
ſter, Unterſtaatsſekretäre, das diplomatiſche Korps die
Abgeord=
anhaltender Beifall kündete die Ankunft Muſſolinis an, den
die Unterſtaatsſekretäre Acerbo und Finzi begleiteten. Die
Glocken läuteten vom Monte Citorio, als der Zug der Königin,
der Prinzen und der Prinzeſſinnen nahte, die bei ihrer Ankunft
auf dem Monte Citorio von einer Deputation des Senats und
der Kammer empfangen wurden. Um 10½ Uhr begab ſich unter
dem Jubel der Menge der Zug des Königs, dem eine Küraſſier=
Eskorte voranritt, vom Quirinal nach dem Monte Citorio, wo
er vom Präſidenten Titoni empfangen wurde. Der König und
die Königin wurden beim Eintritt in den Sitzungsſaal von
minutenlangem Beifall empfangen. Nachdem der König auf dem
für ihn errichteten Thron Platz genommen hatte, an deſſen
lin=
ker Seite ſich Muſſolini, die Miniſter und der Senatspräſident
mit lebhaften Beifallskundgebungen aufgenommen wurden. Nach
dem Eröffnungsakt folgten erneute Huldigungskundgebungen für
den König, der ſich mit der Königin, den Prinzen und
Prinzeſ=
ſinnen nach dem Quirinal zurückbegab.
Die Thronrede.
Die 27. Legislaturperiode im Monte Citorio wurde im
Bei=
ſein des Königspaares, der Prinzen und Prinzeſſinnen des
toren und Abgeordneten, dem diplomatiſchen Korps und den
Spitzen der Staatsbehörden feierlich eröffnet. In ſeiner
Er=
ſtelle. Die Wahl dieſes Datums zur Wiedereröffnung des
Parla=
ments ſei von hoher Bedeutung. Heute halte die Generation
des Sieges die Regierung in Händen und ſtelle die abſolute
Majorität der Kammer dar. Das italieniſche Volk erneuere die
Verſicherung der Dankbarkeit allen denen, die an ſeiner Größe
mitgearbeitet haben. Der König wies auf die Gewinnung
Fiumes hin und auf die entſchloſſene Leitung der Außenpolitik,
die Italien einen Platz unter den Nationen ſichern ſolle, worauf
es ein Anrecht habe. Das Volk und die Regierung erneuerten
heute dem Heer und der Marine den Ausdruck der Dankbarkeit
und grüßten die Fliegerſchaft und die Nationalmiliz, welche die
militäriſchen Kräfte vervollſtändige, und die Regierung entböte
dem Lande, das die ſtürmiſche Nachkriegszeit tapfer trug, ihren
Gruß. Die ganze Nation gäbe im Vertrauen auf die Zukunft
der neuen politiſchen Lage, die nicht das Ergebnis zeitweiliger
Gruppierungen ſei, ſondern der Ausdruck eines hiſtoriſchen
Zeit=
punktes höchſter Bedeutung, ihre feierliche Beſtätigung. Der
König erinnerte ſodan an das von der Regierung bereits
ge=
ſchaffene Werk und fügte hinzu, dieſes mit Energie begonnene
Werk müſſe auch mit Energie weitergeführt werden. Einige
juriſtiſche und Verwaltungseinrichtungen müßten reformiert und
die militäriſchen Probleme müßten nach Maßgabe der
wirtſchaft=
lichen Möglichkeiten des Landes und entſprechend den
Bedürf=
niſſen der äußeren Politik gelöſt werden.
Italien kann unter Bewaffneten nicht waffenlos bleiben, es
darf nicht in die ungeheure Gefahr laufen, ſich von den
Ereigniſſen überaſchen zu laſſen.
Die innere und finanzielle Konſolidation des Landes geſtatte,
eine friedliche, Italiens Ehre wahrende Politik nach außen hin,
die eine beſtändige Verteidigung der italieniſchen Intereſſen
wahrnimmt, zu führen. Das Problem der
Reparatio=
nen und die mit ihm zuſammenhängende Frage, ſo fuhr der
König fort, ſind heute der Gegenſtand der größten Beſorgnis
Europas. Italien iſt entſprechend ſeinen Richtlinien bereit, mit
allen ſeinen Kräften daran zu arbeiten, eine gerechte Löſung
zur Beſeitigung der drohenden Gefahren zu erreichen, und es
iſt auch bereit, Opfer zu bringen, um den Frieden zu garantieren,
aber naturgemäß nur unter der Bedingung, daß ſeine legitimen
und fundamentalen Intereſſen gewahrt bleiben. Das
Ab=
kommen mit Jugoſlawien werde eine aktive und
freund=
ſchaftliche Zuſammenarbeit auch im Intereſſe der Donau= und
Balkanländer geſtatten. Die Vereinbarungen mit Rußland und
der Vertrag von Lauſanne begünſtigen unſer Werk im Intereſſe
des Friedens und des Handels. Der König verſicherte, daß eine
Politik, die von lebhaftem Intereſſe für die arbeitenden Klaſſen
getragen ſei, eingeleitet werden würde, um jedermann eine
pro=
duktive Arbeit und das größtmögliche materielle und geiſtige
Wohlergehen zu gewährleiſten, indem er zugleich die Achtung
vor den Arbeitsverträgen zuſicherte. Bei dem Abſchluß von
Handelsverträgen würden die Intereſſen der Induſtrie und die
der Landwirtſchaft gleicherweiſe berückſichtigt werden. Das
Bud=
get befinde ſich bei Beginn der Legislaturperiode im
Gleich=
gewicht und eine Herabſetzung der Steuern ſei zu hoffen. Das
Parlament werde, ſo ſagte der König zum Schluß, der getreue
Ausdruck des Willens der Nation ſein, der zwar die wirklichen
Freiheiten unangetaſtet laſſen wolle, aber zugleich klar zum
Aus=
druck gebracht habe, daß er jede Schwäche, die mit der
Geſchloſſen=
heit der Nation im Widerſpruch ſtehe, zurückweiſe. Die Intereſſen
der Einzelnen und der Gruppen müßten den allgemeinen und
den Kollektivintereſſen nachſtehen. Durch Pflichterfüllung und
Diſziplin im bürgerlichen Leben werde das Schickſal des
Vater=
landes beſtimmt werden. Die Rede des Königs wurde mit
ſtür=
miſchem Beifall aufgenommen.
Neue Oppoſitionspartei in Jtalien.
* Rom, 24. Mai. (Priv.=Tel.) In Rom hat ſich eine
neten und die eingeladenen Damen des Hofes uſw. ein. Lang= neue demokratiſche Partei gebildet, die die verſchiedenen
Gruppen der konſtitutionellen Oppoſitionsparteien eingeſchloſſen
hat. Die neue Parteiorganiſation wird den Charakter einer
ent=
ſchiedenen Oppoſition gegen den Faſzismus beſitzen
und wird in dieſem Sinne vorausſichtlich höchſt aktiv werden,
Nach der Agentur „Informatio della Stampa” werden einige
Ab=
geordnete der Oppoſition die Gelegenheit nehmen, während der
kommenden Debatten über das Budget von der Regierung
Er=
klärungen darüber zu fordern, wie ſie ſich zu den politiſchen
Aus=
wirkungen der faſziſtiſchen Polemik der letzten Zeit zu verhalten
gedenke. Gleichzeitig mit dieſer Frage wird auf die Anklagen
aufmerkſam gemacht werden, die in moraliſcher
Bezie=
hung letzthin gegen prominente Perſönlichkeiten
in Staatsämtern erhoben worden ſind. Man ſpricht auch
aufgeſtellt hatten, verlas er die Thronrede, deren Hauptſtellen, davon, daß hinſichtlich dieſer Vorkommniſſe eine
parlamen=
tariſche Unterſuchung gefordert werden wird.
Verſchiedene italieniſche Blätter ſetzen ihre Betrachtungen
zum Vertragsabſchluß zwiſchen der italieniſchen
Regierung und der Sinelair=Gruppe fort. Der
„Mendo”, ein Organ der Oppoſition, erinnert daran, daß die
Sinclair=Geſellſchaft durch die von ihr befolgte
Korruptions=
methode gerichtsnotoriſch bekannt ſei und daß man es in Italien
unbegreiflich findet, wie die Petroleumkonzeſſionen ausgerechnet
dieſer amerikaniſchen Geſellſchaft übertragen werden konnten. Es
Königshauſes, Muſſolinis, ſämtlicher Kabinettsmitglieder, Sena= ſteht abſolut feſt, daß die italieniſchen Firmen durchaus in der
Lage ſeien, dasſelbe, wenn nicht noch mehr zu bewältigen. Was
die amerikaniſche Geſellſchaft mitbringe, das ſei, daß ſie durch
öffnungsrede wies der König darauf hin, daß der heutige Tag ihre techniſchen Fähigkeiten für den Arbeitswillen und die
Inten=
den neunten Jahrestag des Eintritts Italiens in den Krieg dar= ſität der Arbeit erhöhte Garantien biete, abgeſehen von den
Ga=
rantien moraliſcher Art. Im Gegenſatz hierzu jedoch habe man
heimlich und mit verdächtigem Eifer die Konzeſſionen einer
aus=
ländiſchen Geſellſchaft übertragen, indem man ſich von dem
illu=
ſoriſchen Vorteil leiten ließ, der dem Lande hierdurch erwachſen
könnte.
det jedoch mit wachſendem Erſtaunen, wie leicht dieſe
Vertei=
digungsſchrift der Gottheit in eine äußerſt ſcharfe Anklageſchrift
derſelben transponiert und umgemodelt werden kann. Für einen
peſſimiſtiſch veranlagten, geiſtreichen Mann von einiger
dialek=
tiſcher Geſchicklichkeit iſt die Leibnizſche Theodicee vielleicht die
reichſte aller Fundgruben einer peſſimiſtiſchen Weltbetrachtung.
Die Herren Peſſimiſten haben denn auch das Werk des großen
Leibniz zu ihren Gunſten weidlich ausgeſchrotet und ſich an den
geiſtigen Anleihen, die ſie bei ihm machten, in nicht geringem
Maße bereichert. So liefert uns die Theodicee ein klaſſiſches
Beiſpiel dafür, daß ein optimiſtiſches Gemüt, indem es ſich dem
zur Ueberhebung geneigten, aprioriſch zugeſtutzten Verſtand
ausliefert, dem Peſſimiſten die allergrößten, ungewollten Dienſte
leiſtet. Ich glaube, ſo an einem Beiſpiel wenigſtens nahegelegt
zu haben, warum ich den parthenogenetiſch ſtiliſierten,
neuzeit=
lichen mathematiſch=metaphyſiſchen Verſtand als die eigentliche
Urſache des überhandnehmenden peſſimiſtiſch=optimiſtiſchen
Widerſtreites betrachte, und warum ich mit Freude die neue
philoſophiſche Bewegung begrüße, die unſerer inneren
Lebendig=
keit und demzufolge auch unſerem Gemüte gerecht zu
wer=
den ſucht.
Die gegenwärtige Zeitſtrömung ſcheint dieſer Bewegung
fördernd entgegenzukommen. Es iſt erſtaunlich, welch ein
tief=
gehendes Intereſſe an der Philoſophie erwacht iſt, das faſt an
die denkwürdigen Tage der Geburt des deutſchen Idealismus
vor einem Jahrhundert gemahnt. Es ſcheint, daß das
kata=
ſtrophale europäiſche Erlebnis, wenn ſchon keine andere, ſo doch
die eine gute Seite hat, die Geiſter zur Selbſteinkehr zu
beſtim=
men und ſie für die tiefſten Fragen unſeres Daſeins
empfäng=
lich zu machen. Selbſt die exakten Naturwiſſenſchaften haben
ihre Sinnesart weſentlich geändert und befleißigen ſich einer
ernſten philoſophiſchen („erkenntnistheoretiſchen”) Haltung, die
eine Hebung ihres allgemeinen Niveaus zur Folge hat. Die
einſt ſo ſtarken ſkeptiſchen, zerſetzenden, deſtruktiven Neigungen
ſind verſiegt und der wahrhaft aufbauende, fruchtbare,
ſchöpfe=
riſche Geiſt iſt in geheimem Wachſen begriffen. Das einſeitig
mechaniſtiſche Denken iſt überwunden und die beſten Köpfe
ſind vom großen vitaliſtiſchen Geheimnis ergriffen, bezaubert.
Mit Rückſicht auf die ſchwierigen Zeitumſtände muß als
beſon=
ders merkwürdig hervorgehoben werden, daß gerade der deutſche
Geiſt von dieſer Renaiſſancebewegung wohl am mächtigſten
er=
griffen erſcheint.
Und nun zum Schluß noch eine Bemerkung: Wenn in der
obigen Betrachtung vom Leben die Rede iſt, ſo iſt im ſtillen
nicht nur das individuelle, ſondern auch das Völkerleben
ge=
meint. Dem Leben gerecht werden, heißt alſo auch ſo viel, wie
allem Völkerleben gerecht werden. Mag man auch derzeit noch
dem deutſchen Geiſt vielfach mit Vorurteilen gegenüberſtehen,
ſo wird er doch ſchließlich nur danach beurteilt werden, was er
nicht nur für ſich, ſondern zu Nutz und Frommen der ganzen
Menſchheit ſchafft. Es erleidet für mich keinen Zweifel, daß die
Wiedergeburt der deutſchen Philoſophie dazu beitragen kann,
den europäiſchen Geiſt ſeiner Wiedergeneſung entgegenzuführen.
Heſſiſches Landestheater.
Kleines Haus. — Samstag, den 24. Mai.
Datterich
Lokalpoſſe von Ernſt Elias Niebergall.
Dem ſehnſuchtsvollen Rufe ſeiner Mitbürgerin Bienche
Bimmbernell konnte Herr Particulier Datterich nicht
widerſtehen.
Nachdem meine verehrte Kollegin am vorigen Sonntag
ſei=
nen Geiſt ſo lebhaft beſchworen hat, iſt er geſtern im Kleinen
Haus des Landestheaters in Perſon erſchienen. Erſchienen in
ſeiner alten und ewig jungen Friſche, dieſer beſte Freund aller
Darmſtädter mit ſeinem breiten, behaglichen Humor, ſeiner
lie=
benswürdigen Selbſtironiſierung, ſeiner unerſchütterlichen
Weis=
heit in allen Lebenslagen. Er, von deſſen ſchillernden
Eigen=
ſchaften in jedem Woogsathener ein Teil ſich widerſpiegelt, ſo
daß ich — in ſtiller Selbſterkenntnis — ſagen möchte: jeder
Darmſtädter ſein eigener Datterich!
Darin iſt eben Niebergalls künſtleriſche Bedeutung
be=
gründet, daß er Geſtalten voll Kraft und Saft geſchaffen und
dieſe Geſtalten mit dem Glanze eines warmen, urwüchſigen
Hu=
mors umkleidet hat; eines Humors, der das Leben freudig
be=
jaht und in dem zugleich die Tragik des Lebens durchklingt.
Die geſtrige Aufführung unter der Spielleitung von Albrecht
Joſeph trug einen literariſchen Stempel. Sie war wohl
gründ=
lich durchgearbeitet und mit vielen Nuancen ausgeſtaltet, aber
es fehlte ihr der breite, ſtrömende Fluß, die ſaftige Behaglichkeit,
wie wir ſie von früher gewöhnt ſind. Der „Datterich” gehört
überhaupt ins Große, nicht ins Kleine Haus. Auf der Bühne
muß Laft, Breite, Behaglichkeit herrſchen. Der Wirtsgarten in
Traiſa war geſtern in eine unmögliche Enge zuſammengedrängt.
Ernſt Moritz Engerths Dekorationen waren ſehr fein, ſehr
preziös, wie dies von Engerth nicht anders zu erwarten iſt; ſehr
hübſch der Ausblick aus Dummbachs Stube auf die alte Stadt.
Aber die bisweilen durchklingende Neigung zur Stiliſierung in
Inſzenierung und Dekoration iſt hier fehl am Ort.
Wirtshaus=
aufſchriften in Antiqua ſind 1840 in Traiſa weder künſtleriſch
noch geſchichtlich berechtigt, zumal da bis 1870 in heſſiſchen
Volks=
ſchulen nur Fraktur gelehrt wurden.) Im Spiel kamen manche
Szenen, wie der Zuſammenſtoß im Herrngarten, ſchön zur
Wir=
kung, andere wiederum wurden allzu gedehnt.
Der „Datterich” hatte in Ernſt Langheinz einen
ge=
borenen Darmſtädter zur Vertretung, der Mundart, Haltung und
Bewegung beſtens beherrſchte. Sein „Datterich” hatte nicht die
breite, behäbige Grundlage wie bei Konrad Wörner und Eduard
Göbek; er war mehr aus Wille und Intellekt geboren. Doch er
hatte ſo viel liebenswürdige, humorvolle Züge, daß man ſeine
rechte Freude daran haben konnte. Die ſtille, nachdenkliche Seite
in Datterichs Weſen ſteigerte Langheinz zu Augenblicken ſtarker
Ergriffenheit.
In Adolf Klotz und Friedrich Kienzler als „
Bennel=
bächer” und „Spirwes” hatte Datterich die ihm würdigen
Zech=
genoſſen. Den Zeitungs=Philoſophen Dummbach charakteriſierte
Franz Schneider geſchickt, jedoch allzu gedehnt; warum er
den früher geäußerten Wunſch, daß „die Franzoſe de Rhein
lie=
wer wie Hofmenniſche Droppe uff Zucker einemme ſollte, als uff
ſunſt e Weis” hat unter den Tiſch fallen laſſen und an anderer
Stelle von Miniſtern improviſiert hat, iſt nicht verſtändlich. —
Als Dummbachs Frau und Tochter ſahen Käthe Meißner
und Eliſabeth Lennartz in ihren ſteifen Krinolinen famos
aus. Den zugehörigen Dreher Schmitt gab Theo Bögel mit
den vorgeſchriebenen geiſtmäßigen Augen und gemäßigtem
Temperament.
Als der grobe Bengler verurſachte Hans Ausfelder dem
Datterich ebenſoviel Pein wie den Zuſchauern Freude, den
ge=
heiligten Text bis auf die letzte Silbe beherrſchend. Für das
Liſettchen ſetzte Käthe Gothe ihre muntere Laune und ihre
Mainzer Mundart ein; als Eochen erzielte Aenne Osborn
einen Sondererfolg bei den Zuſchauern wie auf der Bühne.
Zur Begrüßung des Datterich hatte ſich ein volles Haus
ein=
gefunden. Die Teilnahme iſt obligatoriſch. Denn nach alter
Ortsſatzung wird jeder eingeborene Darmſtädter, der bei dem
Erſcheinen des Datterich” unentſchuldigt ausbleibt, auf
Lebens=
zeit von den höchſten Darmſtädter Ortsbürgerprivilegien
ausge=
ſchloſſen, als da ſind: Baden im Woog, Metzelſupp in der Krone,
Bock im Hannibal. Wonach ſich zu richten gebeten wird! Z.
Rummer 145.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 25.
Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 25. Mai.
* Vom Geſetz der Freiheit.
Gedanken zum Sonntag Rogate, 25. Mai 1924.
Jede erzieheriſche Arbeit hat nur Berechtigung und inneren
Wert, wenn wir an geiſtige
Entwickelungsmöglich=
keiten glauben wollen, und zwar ſowohl für das Individium,
als auch für die geſamte Menſchheit. Natürlich tauchen dann
fogleich neben anderen Fragen vor allem die zwei auf: Was
treibt die Entwickelung, und zu welchem Ziel wird ſie
ge=
trieben?
Was treibt die Entwickelung des Ichs? Ohne Zweifel ein
Trieb zur Entwickelung. Und was iſt Trieb? Trieb iſt ein
Streben, ein fortgeſetztes, unendliches Streben bis zum Ziel des
Strebens, bis zur letzten Erfüllung des Ichs, bis zu ſeinem
idealen Sein, d, h. bis zu ſeiner abſoluten Befreiung von der
Gebundenheit an das Irdiſch=Vergängliche. Mit anderen
Wor=
ten: Das Ziel der Entwickelung wäre die Freiheit!
Niemand wird jedoch aus ſolcher Erkenntnis folgern wollen,
daß Freiheit mit Geſetzloſigkeit gleichbedeutend wäre. Im
Gegenteil, Freiheit verlangt, wenn es das Ziel der Entwickelung
bedeutet, alſo Erfüllung des Ichs, ſtrenges und gewiſſenhaftes
Handeln im Sinne der Geſetze, die das Ich als Norm
vorſchreibt! Und immer gilt im Bereiche geiſtiger
Ent=
wickelungsmöglichkeiten für die Menſchheit im allgemeinen das
gleiche Prinzip wie für das Individuum im beſonderen! Daher
ſind keineswegs die Völker auf dem Höhepunkt der
Entwicke=
lung angelangt, die ſich von allen Volks= und
Menſchheitspflich=
ten glauben frei machen zu dürfen und als Freiheit die
Herr=
ſchaft der Selbſtſucht preiſen, ſondern vielmehr die Völker, die
ſich von der Selbſtſucht frei gemacht haben und mit freiem Willen
den Geſetzen des Geiſtes folgen. Freilich bedeutet
Geiſtes=
freiheit, bedeutet Reinheit der Geſinnung und des
Willens!
Solange eine Tat nicht um ihrer ſelbſt willen getan wird,
ſolange ſie irgendwie und irgendwo gebunden bleibt an
menſch=
lich=irdiſche Zwecke, iſt ſie nicht freie Geiſtestat. Und ſolange
ſich der Menſchenwille nicht auf die reſtloſe Erfüllung des Guten
einſtellt, iſt er nicht reiner Vernunftswille. Unſer Gewiſſen
gibt uns die Norm für die wahren Geſetze! Indem wir
der Stimme des Gewiſſens gehorchen, erfaſſen wir uns ſelbſt
und löſen uns los von dem Zuſtand der Unbewußtheit, der
Un=
freiheit. Und weil wir in ſolchen Augenblicken ungeahnte
Ent=
wickelungsmöglichkeiten in uns erblicken, lernen wir, an uns
und unſere Zukunft zu glauben; lernen wir zu glauben an die
Zukunft der Menſchheit.
Darum iſt aber auch die Erziehungsarbeit keine vergebliche
Arbeit — keine vergebliche Arbeit, einerlei,, ob
Selbſt=
erziehung oder Erziehung am anderen, ſofern ſie wahre
Geiſtes=
freiheit und wahre Bildung reiner Geſinnung und reinen
Wil=
lens erſtrebt! Das auch iſt der tiefe Sinn der heutigen
Sonntags=
epiftel, in der es mit ſchlichten Worten heißt: „Wer aber
durch=
ſchaut in das vollkommene Geſetz der Freiheit und darin beharrt,
und iſt nicht ein vergeßlicher Hörer, ſondern ein Täter, der wird
ſelig ſein in ſeiner Tat.”
Wahrlich, wir haben es nötig, uns ſolche Gedankengänge
wieder einmal klarzulegen in einer Zeit, die nur zu oft aus
Un=
verſtand oder Selbſtſucht Verwirrung ſchaffenden Apoſteln
gün=
ſtigen Boden bietet. Wenn aller Menſchendienſt Gottesdienſt
iſt, ſo iſt deſſen Gottesdienſt gewiß eitel, der ſein eigen Herz
in ſeinen feinſten und reinſten Regungen nicht verſtehen und ſein
Geſetz nicht erfüllenn nwill. Denn Gott ſelber ſpricht zu uns
durch die Stimme des Gewiſſens.
Dr. W. S.
— Ernannt wurde: am 15. Mai 1924 der Kreisdirektor Ernſt
Werner in Büdingen zum Kreisdirektor des Kreiſes Groß=Gerau
mit Wirkung vom Tage ſeines Dienſtantritts.
Techniſche Hochſchule. Die Diplom=Ingenieure Walter
Blei=
ſtein aus Berlin (Abteilung für Maſchinenbau) und Werner
Niet=
hammer aus Kriebſtein (Abteilung für Papieringenieurweſen) haben
ſich an der Techniſchen Hochſchule Darmſtadt der mündlichen Doktor=
In=
genieurprüfung unterzogen und dieſelbe ſehr gut beſtanden. Die gleiche
Prüfung legte der Diplom=Ingenieur Günther Paulus aus Berlin
(Abteilung für Architektur) ab.
— Heſſiſches Landestheater. Der „Blaue Vogel”, der bei ſeinen
bei=
den Gaſtſpielen einen ungewöhnlich ſtarken Erfolg hatte, gibt heute
abend 10 Uhr ein letztes Gaſtſpiel im Kleinen Haus. Mit Rückſicht
da=
rauf beginnt die Abendvorſtellung von „Was Ihr wollt” bereits um
6½ Uhr. — Am Montag, den 26. Mai, findet die erſte Wiederholung
von Niebergalls Lokalpoſſe „Datterich” als Nachtvorſtellung um 10 Uhr
ſtatt. Es wird darauf aufmerkſam gemacht, daß dieſe Vorſtellung nicht
in die Mieten gegeben wird und die Mieter, die auf dieſe Aufführung
Wert legen, ſich an dem allgemeinen Kartenverkauf beteiligen müſſen.
— Löns=Morgenfeier — Wiederholung. Heute Sonntag, den 25.
Mai, vormittags 11½ Uhr, pünktlich, in der Aula der
Landesbaugewerk=
ſchule (Neckarſtraße). Ulla Voigts=Gerdau wird Löns=Lieder in der
Ver=
tonung von Rahlfs und Schnippering ſingen und Karl Dietrich wird am
Flügel begleiten. Dr. Hermann Bräuning=Oktavio wird aus den Werken
des 1914 gefallenen Dichters vornehmlich „Werwolf” und „Zweites
Ge=
ſicht” leſen, um Leben und Schaffen des Dichters erleben zu laſſen. Der
Eintritt iſt für jedermann frei, doch werden auf ausdrückliche Anregung
einige wenige reſervierte Plätze zum Preiſe von 2 Mk. am Saaleingang
ausgegeben. Nach 11½ Uhr hat niemand mehr Zutritt.
— Städtiſche Akademie für Tonkunſt. Montag, den 2. Juni, abends
8 Uhr, vereinigen ſich im Saale der Städt. Akademie für Tonkunſt die
Herren Göſta Andreaſſon und Johann Verſter zu einem Sonatenabend.
Zur Vorführung gelangen Violinſonaten von Beethoven, Brahms und
Ceſar Frank. Der Sonatenabend, den die beiden Künſtler im vorigen
Jahre im Muſikverein gaben, iſt in ſeinem hohen künſtleriſchen Erfolg
noch in beſter Erinnerung; es ſteht demnach dem Publikum ein hoher
Kunſtgenuß bevor. Karten zu 2 Mk. und 1 Mk. bei Konzert=Arnold,
Wilhelminenſtraße 9 (Tel. 2560).
— 50jährige Jubelfeier des Kriegervereins 1874 Darmſtadt. Man
ſchreibt uns: Die in echt deutſchem Geiſte, jedoch nach den G=undſätzen
des Vereins in ſtrenger politiſcher Neutralität gehaltene Veranſtaltung
kommt wie folgt zur Ausführung: 1. Am 4. Juli abends 9 Uhr
Fackel=
zug. Aufſtellung desſelben auf dem Meßplatz am Schwimmbad.
Ab=
marſch durch die Straßen der Stadt zurück zum Ausgangspunkt;
dort=
ſelbſt großer Zapfenſtreich mit Gebet, danach Auflöſung. 2. Am 5. Juli
(abends 8 Uhr) Feſtkommers mit Damen in ſämtlichen Räumen des
Städtiſchen Saalbaues. Vortragsfolge: Muſik (Beamtenverein ehem.
Militärmuſiker unter Leitung ſeines Dirigenten Herrn Kam. Greilich),
Feſtanſprache, Theaterſtück: „Armin der Befreier”, von Herin Heinrich
Enders, vorgeführt von erſten Künſtlern, ſowie Mitgliedern des
Ver=
eins der Verbandsfrauengruppe, des Verbands 1923, ſowie anderer
Ver=
eine bzw. Korporationen unter perſönlicher Leitung des Verfaſſers;
Geſangsvorträge, lebende Bilder: „Zigeunerlager” uſw., dargeſtellt von
Mitgliedern der Frauengruppe; Verleihung von Abzeichen und
Ehren=
diplomen, Einweihung der Ehrentafel für die gefallenen Kameraden,
Rezitaitonen, großer Zapfenſtreich mit Gebet. 3. Am 6 Juli, vormittags
10 Uhr, Feſtgottesdienſt (vorausſichtlich auf dem Marienplatz), wozu die
Herren Geiſtlichen ſämtlicher Konfeſſionen gebeten werden. Um 12 Uhr
Feſteſſen im Städtiſchen Saalbau, im Vereinslokal des Vereins und
weiter noch bekanntzugebenden Lokalen. Nachmittags 3 Uhc Feſtzug;
Aufſtellung am Meßplatz. Der Feſtzug ſoll Bilder aus der deutſchen
Vergangenheit von der Germanen= bis zur Jetztzeit bringen. Es wird
den verehrlichen Darmſtädter Vereinen uſw. anheimgeſtellt, durch
Stel=
lung von Gruppen ſich ebenfalls zu beteiligen. Der Zug bewegt ſich
durch die Straßen der Stadt und wird ſich am Meßplatz wieder
auf=
löſen. Abends ab 6 Uhr Feſtball in ſämtlichen Räumen des Städtiſchen
Saalbaus. Während des Feſtballs Theater, Geſangs= und Muſikvorträge.
Es haben bereits eine große Anzahl Vereine aus Heſſen und den
an=
grenzenden Staaten ihre Beteiligung beſtimmt zugeſagt. Auf dieſem
Wege ergeht nochmals an ſämtliche Darmſtädter Vereine, Korporationen
und Verbände die herzliche Bitte, ſich zahlreich an dieſer Jubelfeier
be=
teiligen zu wollen. Das Geſamtpräſidium.
— Orpheum. Kartenverkauf für die Operette „Das
Radio=
mädel” im Verkehrsbüro von 10—12 Uhr, an der Orpheumskaſſe ab
3 Uhr (Näheres ſiehe Anzeige).
* Städtiſche Leſe= und Bücherhalle. Wir weiſen nochmals darauf hin,
daß alle entliehenen Bücher wegen Reviſion und Umzug ſofort abgeliefert
werden müſſen. Alle nicht abgelieferten Bücher werden von dieſer Woche
ab auf Koſten der Säumigen beigetrieben.
TOlaST
SS
Heinz Heberer
Luisenplatz 4
MwiIt
Zum
Deutschen
Bibliophilentag
ONSEI
LololEkken!
der
L. C. Wittich’schen
Hofbuchdruckerei
Gegriindet
1684
ALTEDRUCKE
RATIO-PRESSE
SELDWYLLA-VERLAG
KURT WOLFF-VERLAG
ACKER-VERLAG
Verlag der
.G. Cotta schen Buchhandlung Nchf.
Stuttgart
Veröffentlichungen
des eigenen
Verlags
GRAPHIK=
Lesslerkene
HAMANN-BENSHEIM
Geöffnet von 10—1 Uhr
3—6 Uhr
Sonntags von 11—1 Uhr
EINTRITT MARK O.50
Seite 5.
* SZur Tugung dei Biotopslien.
„Es gibt in allen Zeiten zwei Literaturen, die ziemlich fremd
neben=
einander hergehen, eine wirkliche und eine bloß ſcheinbare. Jene erwächſt
zur bleibenden Literatur.‟ Dieſe Worte Schopenhauers ſind fruchtbar
geworden in den Beſtrebungen der „Geſellſchaft Heſſiſcher Bücherfreunde‟
in Darmſtadt, die am Sonntag und Montag hier ihre Tagung abhält.
Sie will die wertvolle Literatur pflegen und ſo mit dazu beitragen beim
Wiederaufbau der ſeit dem Kriege brach liegenden Gebiete in
Wiſſen=
ſchaft, Kunſt und Gewerbe. Sie will dem Buchgewerbe eine beſondere
Pflege angedeihen laſſen, indem ſie Veröffentlichungen von vorbildlicher
Form und wertvollem Inhalt verbreitet und die Herausgabe von
biblio=
philen Drucken, Fakſimile= und Luxusausgaben, die Vervielfältigung von
Seltenheiten, von Kunſt= und Flugblättern und muſtergültigen Ausgaben
von Werken der Kultur, Heimatkunde und Literatur bezweckt. Neben
dem geiſtigen Gewinn wird auch ein wirtſchaftlicher erſtrebt: die
Beſchäf=
tigung von Schriftſtellern und Gewerbetreibenden. Vor allem ſoll auch
den Druckereien Heſſens ein neues Feld zu lohnender Tätigkeit in Werk=
und Kunſtdruck erſchloſſen werden.
Das Ziel der „Geſellſchaft Heſſiſcher Bücherfreunde” iſt alſo ſehr
weit geſteckt, es iſt keine bloße Vereinigung von Literaturfreunden,
ſon=
dern ihre Beſtrebungen verdienen ihre Aufmerkſamkeit und ihre
För=
derung weiteſter Kreiſe. Für Heſſen und insbeſondere für Darmſtadt hat
ſie eine nicht zu unterſchatzende Bedeutung erlangt. Dies rechtfertigt,
daß die weiteſte Oeffentlichkeit von ihrer Tagung Kenntnis nimmt. Den
vielen Gäſten iſt zu wünſchen, daß es ihnen in den Mauern unſrer Stadt
wohlgefällt, und daß ſie von Darmſtadt nur gute Erinnerungen mit in
ihre Heimat nehmen. Die Tagung bietet ſo viel des Schönen und iſt ſo
abwechſelungsreich geſtaltet, daß neben den eigentlichen Aufgaben der
Tagung die Gäſte auch manches von Darmſtadt kennen lernen. Im
Ge=
werbemuſeum iſt eine Ausſtellung heſſiſcher Preſſen zu ſehen; das neue
Schloßmuſeum ladet zum Beſuche ein, der Montag bringt morgens eine
Führung durch Alt=Darmſtadt, mittags einen Ausflug nach dem
Jagd=
ſchloß Kranichſtein und abends ein Konzert im Landestheater.
Begrüßungsabend.
Im Hotel zur Traube fand geſtern bei ſehr reger Beteiligung ein
Begrüßungsabend ſtatt, in deſſen Verlauf Herr Bürgermeiſter
Muel=
ler eine mit lebhaftem Beifall aufgenommene Rede hielt. Der Redner
führte in ſeiner Anſprache Folgendes aus:
Meine Damen und Herren! Daß die Weimarer Bibliophilen=
Geſell=
ſchaft für ihre Jubiläumstagung Darmſtadt auserwählt hat, erfüllt uns
mit Freude und Stolz, ja es wird von uns als Auszeichnung empfunden,
denn dieſe Auswahl iſt gewiß nicht nach rein äußerlichen Geſichtspunkten
erfolgt, und eine Geſellſchaft vom Range unſeres verehrten Gaſtes, in
Verbindung mit dem Namen Weimar, bezeichnet eine geiſtige
Kumula=
lation von ganz eigener Art. So begrüße ich Sie denn im Namen
un=
ſerer Stadt aufs berzlchſte und hoffe ſehr, daß Sie hier die geiſtige und
äſthetiſche Atmoſphäre finden werden, die Ihnen zuſagt und Ihren
Ver=
handlungen dienlich iſt.
Darmſtadt hat ja, das darf ich wohl ſagen, ohne unbeſcheiden zu ſein,
manches Verwandte mit dem Sitze Ihrer Geſellſchaft. Beide Städte ſind
jahrhundertealte kleine Reſidenzen geweſen, hier wie dort haben zuzeiten
hochſinnige Fürſten durch den Einfluß ihres perſönlichen fein kultivierten
Menſchentums und durch eine kluge Politik ihren Hauptſtädten ein
An=
ſehen und eine Bedeutung geſchaffen, die dieſe Städte erheblich über
an=
dere viel größere und ältere deutſche Städte hinausgehoben hat. Ueber
Weimar brauche ich in dieſem Kreiſe nichts zu ſprechen. Was Darmſtadt
angeht, ſo nenne ich hier in erſter Linie den letzten Throninhaber, deſſen
Regierung die Geſchichte des modernen Darmſtadts ſo glücklich eingeleitet
hat; und ich erinnere an die Ihnen bekannte „Große Landgräfin”
Caro=
line von Heſſen, die kein Geringerer als Friedrich der Große mit den
Worten „femina sezu ingenio vir” charakteriſiert hat. Was allerdings
dem weiblichen Geſchlecht als ſolchem gegenüber kein Kompliment war.
Und von Goethe — „Ihrem” Goethe — wiſſen wir, daß er oft und
gern in Darmſtadt im Kreiſe vertrauter Freunde geweilt hat. Unter
ihnen iſt vor allem Joh. Heinr. Merck, das Urbild zum Mephiſto
im Fauſt, zu nennen, der einen erheblichen Einfluß auf Goethe ausgeübt
hat, übrigens einer hochangeſehenen und noch heute blühenden
Darm=
ſtädter Familie angehörte. Herder hat ſich in Caroline Flachsland
eine Darmſtädterin zur Frau geholt. Auch Schiller und Wieland
— übrigens auch Leſſing u. a. — haben in Darmſtadts Mauern
ge=
weilt. Geiſter wie Lichtenberg, Stürtz, Büchner, deſſen
wuch=
tige Dramen gerade jetzt wieder mit großem Erfolg aufgeführt werden,
ſind Darmſtädter geweſen.
In hohem Maße geiſtig eingeſtellt iſt auch das jüngſte Darmſtadt,
das uns Dichter und Schriftſteller von nicht gewöhnlichem Range
ge=
ſchenkt hat. Daß in dieſem Milieu die aus der friſchen Initiative des
Grafen Hardenberg geborene Geſellſchaft Heſſiſcher Bücherfreunde
gün=
ſtigſten Boden finden mußte, daß in dieſem Milieu das bodenſtändige
und das hier heimiſch gewordene Darmſtädter Verlagsweſen eine
groß=
zügige Entwicklung genommen hat — und daß in dieſem Milieu
ſchließ=
lich überhaupt der gute Geſchmack und der Sinn für das Aeſthetiſche
ge=
deihen, das erſcheint nur natürlich. So konnte hier auch die Pflege der
darſtellenden und der bildenden Kunſt und der Muſik tiefe Wurzel
ſchlagen. Auch hier zeigt ſich viel Verwandtes mit Weimar.
Und ſchließlich teilt Darmſtadt mit Weimar die herrliche Lage
in=
mitten grüner Wälder und Höhen. Die Natur iſt in die Stadt
hinein=
gewachſen, dieſe wirkt wie ein einziger großer Garten, der ſich am
öſt=
lichen Rande in der Mathildenhöhe wundervoll erhebt. Wenn Sie dort
im Olbrichsbau die in dieſen Tagen eröffnete große Südweſtdeutſche
Kunſtausſtellung beſucht haben, treten Sie hinaus auf die Terraſſe.
Rechts ragt der mächtige Hochzeitsturm von Olbrich in die ſommerliche
Luft. Weithin dehnt ſich die Stadt zu Ihren Füßen. Und wo ſich ihre
weſtliche Ferne im Dunſt verliert, blinkt das ſilberne Band des Rheins
wie eine Fata morgana herüber. Wie ein grüner Teppich breitet ſich
gleich unterhalb der Terraſſe das grüne Blätterdach des Platanenhains,
in deſſen Schatten Plaſtiken von Bernhard Hötger träumen. Und ein
mächtiger Waldkranz umſchließt die Stadt von Süden und Oſten. Ein
heißer ſtiller Sommerabend auf dieſer Terraſſe kann empfänglichen
Menſchen zu einem Erlebnis werden. Wenn ſich der Mond in dem
Waſſerbecken des leiſe rauſchenden Brunnens vor der ruſſiſchen Kirche
ſpiegelt, treten die Widrigkeiten und Hemmungen des kleinlichen Lebens
zurück, die Seele fühlt ſich von den Schlacken des Alltags befreit.
Keh=
ren Sie nicht in Ihre Heimat zurück, ohne da droben das Unvergeßliche
einer ſtillen Stunde gekoſtet zu haben.
Nun aber laſſen Sie mich, Ihnen, meine Damen und Herren, der
Weimarer Bibliophilen=Geſellſchaft, die herzlichſten Glückwünſche zu
Ihrem Jubiläum ausſprechen und die zuverſichtliche Hoffnung daran
knüpfen, daß der Geſellſchaft eine weitere blühende Entwicklung
beſchie=
den ſein möge, und zwar unter glücklicheren äußeren Verhältniſſen, als
wir ſie heute haben. Von dieſen Empfindungen beſeelt, leere ich auf
das Wohl der Geſellſchaft und ihrer hier anweſenden Vertreter mein
Glas!
Der Vorſitzende der Weimarer Bibliophilen=Geſellſchaft, Herr von
Zobeltitz, dankte in kurzen markigen Worten für die Begrüßungsworte,
Im weiteren Verlauf des Abends bot Herr Robert Schneider
Dich=
tungen in Darmſtädter Mundart und errang damit ſtarken Erfolg.
Bücherſpenden.
Aus Anlaß der Tagung der Geſellſchaft heſſiſcher Bücherfreunde ſind
folgende Bücher den Mitgliedern der Vereinigung überreicht worden:
Friedrich Gottlieb Klopſtock, ein Scherenſchnitt aus Hamburger
Privatbeſitz ſtammend, im Eigentum von Doctor juris W. Wilbrand zu
Darmſtadt. — Ein Brief von E. E. Niebergall, überreicht von Ludwig
Saeng, — Platen: Triſtan Dioskuren=Ausgabe 1924, — Joh. Heinrich
Mercks Ahnentafel, von Archivrat Dr. Fritz Herrmann, Staatsarchivar
in Darmſtadt, überreicht von der Familie Merck, — E. E. Niebergall:
„Datterich”, herausgegeben von Prof. Dr. jur. et phil. Karl Eſſelborn,
gewidmet von Direktor Georg Page, Verlag der „Litera” A.=G.,
Darm=
ſtadt, — Klopſtocks „Oden und Elegien”, (das ſeltene Buch, das in
Darmſtadt gedruckt wurde, und zwar nur in dreißig Exemplaren; der
Druck war von der greßen Landgräfin veranlaßt worden.) Die
Nach=
bildung iſt eine Spende von Herrn und Frau Generalkonſul Meher in
Darmſtadt. — Piſtors Examen, überreicht von H. L. Schlapp,
Hofbuch=
handlung und Antiquariat, Inhaber Ernſt R. Schlapp und Karl W.
Buemming, in Darmſtadt. — Reichs Philoſophiſcher Almanach 1924,
Immanuel Kant zum Gedächtnis. Ueberreicht von Otto Reichl Verlag
in Darmſtadt. — De Poeta. — Das Weſſobrunner Gebet. Nach dem
Codex Weſſobrunn der Münchener Staatsbibliothek. Ueberreicht von
Pfarrer Gg. M. Rody in München=Gladbach und Kurt Wolff Verlag,
München. — Anthoine de la Sale: Die erſte Freude der Ehe. Mit=
Zeichnungen von F. W. Kleukens, Ratio=Preſſe in Darmſtadt. —
Hand=
ſchriftbild eines bisher ungedruckten Stammbuch=Blattes von Goethe,
Ueberreicht von Hugo Borſt in Stuttgart. — Sammelband der
Deut=
ſchen Kunſt und Dekoration, Spende der Verlagsanſtalt Alexander Koch
in Darmſtadt.
— Turngeſellſchaft Darmſtadt 1875. Am Himmelfahrtstage
veran=
ſtaltet die Turngeſellſchaft einen Familienſpaziergang mit Muſik nach
der Moltke=Eiche. Daſelbſt findet Konzert und Volksbeluſtigung aller
Art für Jung und Alt ſtatt. Für Reſtaurationsbetrieb (Ankerbräu) iſt
beſtens Sorge getragen. Der Abmarſch erfolgt vom Turnhauſe,
Diebur=
ger Straße 26, aus und wird derſelbe noch durch beſondere Anzeige
be=
kannt gegeben
— Reichsbund der Zivildienſtberechtigten. Ausflug findet nicht, wig
icht, am 25. Mai ſtatt, ſondern am 1. Juni 1924.
Seite 6.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 25. Mai 1924.
Rummer 145.
Wochenſpielplan des Heſſiſchen Landestheaters
von Sonntag, den 25. Mai, bis Sonntag, den 1. Juni.
Sonntag:
Montag:
Dienstag:
Mittwoch:
Donnerst.:
Freitag:
Samstag:
Sonntag:
Großes Haus.
Vorm. 11 Uhr: Hauptprobe zum Konzert des
Muſik=
vereins. — Abends 7 Uhr: „Madame Butterfly.”
F 21. Preiſe 1 bis 10 Mk.
7 Uhr: Außerordentliches Konzert des Muſikvereins.
Keine Vorſtellung.
7 Uhr: „Der fliegende Holländer.” B 22. Preiſe
1 bis 10 Mk.
7 Uhr: „Othello”, Oper von Verdi. F 22. Preiſe
1 bis 10 Mk.
7 Uhr: „König Lear”, Schauſpiel von Shakeſpeare.
D 22, d 10. Preiſe 0,70 bis 7 Mk.
7 Uhr: „Hans Heiling”, Oper von Marſchner. E 21.
Preiſe 1 bis 10 Mk.
7 Uhr: Neu einſtudiert: „Der Kaufmann von
Vene=
dig”, Schauſpiel v. Shakeſpeare. Sonntags=
Fremden=
miete Er 1 (6). Preiſe 1 bis 10 Mk.
Kleines Haus.
Sonntag: 6½ Uhr: „Was Ihr wollt”, Luſtſpiel v. Shakeſpeare.
Sondermiete 15 (12). Preiſe 0,80 bis 4 Mk. —
Abends 10 Uhr: Nachtvorſtellung und letztes
Gaſt=
ſpiel des „Blauen Vogels”, Preiſe 1 bis 5 Mk.
Montag: 8 Uhr: Lichtbildvortrag von Univerſitätsprofeſſor
E. Niebergall=Marburg: „Vom neuen Lebensſtil.”
Preiſe 0,75 bis 1,10 Mk. — Abends 10 Uhr:
Nacht=
vorſtellung: „Datterich”, Lokalpoſſe von Niebergall.
Preiſe 1 bis 6 Mk.
Dienstag: 7 Uhr: „Die heimliche Ehe‟, Oper von Cimaroſa.
Zuſatzmiete IV (10), Schülermiete rot 9. Preiſe
1 bis 5 Mk.
Mittwoch: 7 Uhr: „Bürger Schippel” Komödie von Sternheim.
Sondermiete 18 (12). Preiſe 0,80 bis 4 Mk.
Donnerst.: 7½ Uhr: „Der Liebestrank”, Schwank von Wedekind.
Zuſatzmiete IX (10). Preiſe 0,80 bis 4 Mk.
Freitag: 7 Uhr: „Die heimliche Ehe.” Zuſatzmiete IIT (10),
Schülermiete gelb 8. Preiſe 1 bis 5 Mk.
Samstag: 8 Uhr: Modeſpiele.
Sonntag: 7 Uhr: „Die heimliche Ehe.” Zuſatzmiete II (11).
Preiſe 1 bis 5 Mk.
— Palaſt=Lichtſpiele. Der Henny=Porten=Groß=Film „Das
Geheimnis vom Brinkenhof”, ein Filmwerk, das gegenwärtig im
Palaſt=Theater zur Aufführung gelangt, gibt Henny Porten, der
großen Charakterdarſtellerin des Films, wieder die Gelegenheit,
ihr erſchütterndes darſtelleriſches Können in einer Handlung zu
entfalten, welche alle Regiſter der menſchlichen Leidenſchaften
zieht. Auf dem Boden der weſtfäliſchen Erde entfaltet ſich der
durch den Roman von Joſ. v. Lauff „Die Brinkſchulte” bekannte
Kampf des jungen, zur Herrin eines Gutshofes gewordenen
Weibes, um ihren Beſitz und ihr eigenes Lebensglück. Svend
Gade, der feinfühlige, nordiſche Filmregiſſeur, hat um die
Haupt=
darſtellerin ein Enſemble von erleſenen Kräften verſammelt,
welche die ungeheuer ſpannende Handlung des Films mit
ein=
dringlichem Leben erfüllen. Nach einem fürchterlichen Unwetter,
das über das Land und über die Menſchen dahinbrauſt, ſind
endlich die Schreckgeſpenſter aus der Vergangenheit und der
Gegenwart verjagt, und Maria Brinkenhof, die von Henny
Por=
ten dargeſtellt wird, kann in der Kirche die Brautkrone aufs
Haupt ſetzen. Der techniſch ganz ausgezeichnete Film intereſſiert
außer durch die bewegte Handlung durch wundervolle
Natur=
aufnahmen, beſonders einen meiſterhaft im Bild feſtgehaltenen
Waſſerfall.
* Gegen Auswüchſe des Autoſports. Auf verſchiedene
Be=
ſchwerden hat der H. A. C. Darmſtadt u. a. an das Kreisamt
Darmſtadt folgendes Schreiben gerichtet: Auf Ihre geſchätzte
Zu=
ſchrift vom 12. d. M. hin haben wir unſere Mitglieder erneut
auf ſtrenges Einhalten der Fahrvorſchriften hingewieſen; auch
in unſeren gedruckten Vereinsmitteilungen wird dies ernſtlich
geſchehen. Wir bringen ſelbſt Leute, die hiergegen verſtoßen, zur
Anzeige, da wir der Ueberzeugung ſind, daß es eines vornehmen
Sportsmannes unwürdig iſt, die Mitwelt abſichtlich zu beläſtigen.
— Kinder und Fahrrad. In Schweizer Blättern iſt zu leſen: Seit
einiger Zeit iſt es Mode geworden, daß Kinder der Unterſchule ſchon per
Rad ausziehen. Dabei iſt es nicht verwunderlich, wenn Unglücksfälle
vorkommen, beſonders, wenn man ſieht, wie die Kleinen in ganz
verrenk=
ter Stellung große Herrenräder benutzen. Schüler in dieſem Alter ſind
Ueberraſchungen, die Straße und Verkehr dem Fahrer oft plötzlich
bie=
ten, nicht gewachſen, und verlieren gar leicht Kopf und Herrſchaft über
das Rad, und das Unglück iſt geſchehen. Es wird gut ſein, wenn Eltern
und Lehrer gegen die überhandnehmende Sucht, zum Radfahren
ein=
ſchreiten. Dies liegt ja ſchon im Intereſſe der geſundheitlichen
Entwick=
lung des jugendlichen Körpers, für den Laufen viel geſünder iſt als
Fahren.
— Neues Weihergeflügel im Frankfurter Zoo. Zur weiteren
Be=
lebung der Weiherufer, wurde ein Paar der ſchönen
Magelhan=
gänſe, ein Paar Schwanengänſe, zwei Paar der zierlichen
Nonnengänſe, ein Paar Tafelenten und ein Paar
Brand=
enten neu beſchafft. Von den zahlreichen Bruten an den Weihern ſind
bereits die erſten Nachzuchten geſchlüpft.
— Modeſpiele, ein heiteres Spiel von Kunſt und Mode, in
drama=
tiſchen Rahmen eingeſpannt und rhythmiſch bewegt durch plaſtiſche
Ko=
ſtümchanſons, wird nach ſeiner Uraufführung im Neuen Theater in
Frankfurt a. M. am 31. ds. Mts. unter Mitwirkung erſter Firmen im
Kleinen Haus erſtmalig als Nachtvorſtellung in Szene gehen.
Vorver=
kauf ab 26. an der Theaterkaſſe.
Aus den Parteien.
— Deutſche Demokratiſche Partei. Am kommenden
Sonntag, den 1. Juni, treffen ſich die Parteifreunde aus Darmſtadt,
dem vorderen Odenwald, der Bergſtraße, dem Ried und den rheiniſchen
Rheinorten in dem idylliſchen Alsbach. Namhafte Redner der Partei
werden Anſprachen halten, Konzert Geſang und Tanz werden folgen.
Abfahrt von Darmſtadt um 1.25 Uhr. Alles Nähere ſiehe Inſerat in
dieſem Blatte am Donnerstag früh.
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Die beſſiſche Gewerbeſteuer.
Von dem Landesverband des Heſſiſchen Einzelhandels geht uns die
folgende Zuſchrift mit der Bitte um Veröffentlichung zu:
„Mit ſchwerer Sorge hat den Einzelhandel die Regelung der
vor=
läufigen heſſiſchen Gewerbeſteuer für das Rechnungsjahr 1994 erfüllt.
Gewiß muß die ſchwierige Finanzlage des Freiſtaates Heſſen und die der
heſſiſchen Gemeinden als bekannt vorausgeſetzt werden, denn der
teil=
weiſe Ausfall einer ſo blühenden und ſteuerkräftigen Provinz, wie dies
Rheinheſſen darſtellt, iſt naturgemäß geeignet, die Steuerkraft eines
kleinen Landes weit über das erträgliche Maß hinaus anzuſpannen. Es
darf dies aber nicht dazu führen, daß man, wie dies in Heſſen geſchehen
iſt, die Wirtſchaftskreiſe einer Belaſtung ausſetzt, die weit über die
ſteuer=
liche Anſpannung der gleichen Kreiſe in den Nachbarländern hinausgeht,
ſo daß die ernſte Befürchtung beſteht, die heſſiſche Wirtſchaft werde durch
die exorbitante Höhe der Gewerbeſteuer, die ja ſchematiſch auf der
Um=
ſatzſteuer aufgebaut iſt, in ihrem Wettbewerb mit den Nachbarſtaaten
lahmgelegt bzw. das Niveau der Preiſe muß über die der benachbarten
Gebiete hinausſteigen. Beſonders das letztere muß unter allen
Umſtän=
den verhütet werden; Heſſen darf nicht benachteiligter daſtehen als die
Nachbarländer. Nachſtehend ſoll eine Ueberſicht gegeben werden, wie die
Gewerbeſteuer in Heſſen, Preußen, Bayern und Baden geregelt iſt, aus
der einwandfrei hervorgeht, daß die Belaſtung in Heſſen die höchſte iſt.
1. Heſſen. Durch das Landesgeſetz vom 27. März 1924 iſt
be=
ſtimmt worden, daß in Heſſen eine vorläufige Gewerbeſteuer
er=
hoben werden ſoll, deren Höhe auf 80 Prozent der Vorauszahlung auf
die Einkommens= und Körperſchaftsſteuer feſtgeſetzt wurde. Angeſichts
des dringenden Finanzbedürfniſſes Heſſens wurde von den zur
Ver=
handlung mit dem Finanzminiſterium zugezogenen
Intereſſenvertretun=
gen zugeſtanden, daß bereits im April die erſte Erhebung Platz greifen
ſolle. Dies wurde aber von der Negierung ſo ſpät veröffentlicht, daß der
eigentliche Fälligkeitstermin, der 10. April, bereits überſchritten war.
Es wurden ferner in der Veröffentlichung der Regierung von den
Fir=
men, die monatliche Vorauszahlung leiſten, 160 Prozent der
Einkommen=
ſteuervorauszahlung verlangt, und zwar ſowohl für das Ziel im April
als auch im Mai. Dieſe Frage hatte vorher überhaupt nicht zur Er=
Der Blauelogel
(6898
gibt
Sonntag, den 25. Mai, 10 Uhr abends
noch eine Nachtvorſtellung
im Kleinen Haus
ſteuer von 1 pro Mille der Lohnſumme erhoben, von dieſen beiden
Zahlungen wird das 1,2fache als Gemeindezuſchlag erhoben. In der Stadt
Frankfurt ſind:
a) eine Ertragsſteuer in Höhe von 40 Prozent der Vorauszahlung
auf die Reichseinkommen= bzw. Körperſchaftsſteuer,
b) eine Lohnſummenſteuer in Höhe von 2 Prozent der monatlichen
Geſamtſumme der an die im Betriebe beſchäftigten Arbeitnehmer
bezahlten Löhne und Gehälter
zu entrichten.
3. Bayern. Soweit wir erfahren konnten, erhebt der baheriſche
Staat vorläufig 40 Prozent, als gemeindlicher Zuſchlag wurden uns
80 Prozent der Einkommenſteuervorauszahlung genannt, dazu noch 10
Prozent durch den Kreis. Das würde eine Belaſtung durch Staat, Kreis
und Gemeinde zuſammen 130 Prozent der
Einkommenſteuervorauszah=
lung bedeuten.
3. Baden. In Baden iſt die vorläufige Gewerbeſteuer in einer
abweichenden Form geregelt worden. Es mußte von den
Steuerpflichti=
gen eine Gewerbeſteuererklärung abgegeben werden, und
zwar unter Zugrundelegung der Vermögensſteuerdeklaration.
Bei den Vorauszahlungen auf die badiſche Gewerbeſteuer ſind die
in der Gewerbeſteuererklärung für 1924 angegebenen
Betriebsvermögens=
werte zu Grunde zu legen, und zwar, wenn ſie mindeſtens 1300
Gold=
mark betragen, ermäßigt oder erhöht um nachſtehende Ab= und Zuſchläge.
Die Abſchläge betragen bei Betriebsvermögen von höchſtens
15 000 Goldmark 20 v. H.,
3 000 Goldmark 50 v. H.,
5 000 Goldmark 40 v. H.,
20 000 Goldmark 10 v. H.
10 000 Goldmark 30 v. H.,
Betriebsvermögen von mehr als 20000 Goldmark bis ausſchließlich
50 000 Goldmark unterliegen weder den Ab= noch Zuſchlägen, ſind alſo
ohne weiteres für die Berechnung der Vorauszahlung maßgebend.
Die Zuſchläge betragen bei Betriebsvermögen von:
50 000 Goldmark bis ausſchließlich 75 000 Goldmark 5 v. H.
Die ſtaatliche Vorauszahlung für ein Vierteljahr beträgt 5 Goldpfg.
für je 100 Goldmark ſteuerpflichtiges Gewerbekapital. Die Stadt
Karls=
ruhe z. B. erhebt als gemeindlichen Zuſchlag für ein Vierteljahr 24 Gpfg.
aus je 100 Mark Steuerwert des Gewerbevermögens, zahlbar in drei
Raten. Zu dieſer Gemeindeſteuer kommt eine Kreisſteuervorauszahlung
von einheitlich 0,5 Goldpfennige für je 100 Mark Steuerwert des
Ge=
werbevermögens.
Der Unterſchied in der Gewerbeſteuerbelaſtung Heſſens gegenüber
ſeinen Nachbarländern verdient die ernſteſte Beachtung aller Volkskreiſe.
Es iſt ein ungeſunder Zuſtand, deſſen Auswirkungen der geſamten
heſſi=
ſchen Volkswirtſchaft ſchädlich werden müſſen. Es muß dringend
ge=
wünſcht werden, daß das Heſſiſche Miniſterium der Finanzen in der
Lage iſt, die richtigen Mittel zu finden, um einen Ausgleich mit der
Belaſtung der Nachbargebiete zu ermöglichen. Der jetzige Zuſtand iſt
unerträglich.
örterung geſtanden, und wurde bei ihrer Veröffentlichung ſofort mit
einem Proteſt beantwortet. Die inzwiſchen geführten Verhandlungen
mit dem Finanzminiſterium hatten das Ergebnis, daß das Miniſterium
auf der Durchführung der Erhebung der Gewerbeſteuer für April
ge=
mäß ihrer Veröffentlichung beſtanden hat; es wurde aber zugeſagt, daß
bei den Firmen, die monatlich Gewerbeſteuer abzuführen haben, bei dem
im Mai fälligen Ziele nur 80 Prozent der
Reichseinkommensſteuervor=
auszahlung zur Erhebung kommen. (Bei den Firmen, die Umſatz und
Einkommen vierteljährlich verſteuern, bleibt es bei der vierteljährlichen
Zahlung von 80 Prozent.)
Was die Zuſchläge betrifft, die zu den Vorauszahlungen auf die
ſtaatliche Gewerbeſteuer treten, ſo erheben, ſoweit uns bekannt, die
heſſi=
ſchen Kreisämter für ſich ein Achtel der für den Staat zu leiſtenden
Vorauszahlungen. Hierzu treten noch die Gemeindezuſchläge: in
Darmſtadt 80 Prozent der Vorauszahlung auf die
Einkommen=
bzw. Körperſchaftsſteuer; in
Offenbach 80 Prozent der Vorauszahlung auf die
Einkommen=
bzw. Körperſchaftsſteuer; in
Bad=Nauheim, 80 Prozent der Vorauszahlung auf die
Ein=
kommen= bzw. Körperſchaftsſteuer Ghier beſteht die Abſicht, noch
höher zu gehen)” in
Friedberg. 40 Prozent der Vorauszahlung auf die
Einkommen=
bzw. Körperſchaftsſteuer; in
Alsfeld 40 Prozent der Vorauszahlung auf die
Einkommen=
bzw. Körperſchaftsſteuer; in
Bensheim 40 Prozent der Vorauszahlung auf die
Einkommen=
bzw. Körperſchaftsſteuer.
2. Preußen. Der preußiſche Staat erhebt als vorläufige
ſtaat=
liche Gewerbeſteuer 10 Proz. der Vorauszahlung der
Reichseinkommen=
bzw. Körperſchaftsſteuer. Auch die Zuſchläge der Gemeinden ſind
weſent=
lich geringer wie in Heſſen. So erhebt die Stadt Kaſſel 40 Prozent der
Einkommenſteuervorauszahlung für das Reich, daneben eine
Lohnſum=
menſteuer in Höhe von 0,8 Prozent der gezahlten Löhne und Gehälter.
In Fulda wird neben der Staatsſteuer von 10 Proz. eine Lohnſummen=
J. B. —
Das Landesamt für Bildungsweſen.
Es wird uns geſchrieben:
In dem Artikel „Skandalöſe Zuſtände im
Realgym=
naſium zu Darmſtadt” iſt der Gedanke ausgeſprochen, „daß das
Landesbildungsamt der Preſſe wegen ihrer verhetzenden Artikel auf die
Finger klopfen ſollte.‟ Der Artikelſchreiber wird lange warten können.
Nach dem Schlußſatz des angeführten Satzes ſcheint er auch damit zu
rechnen. Za einer derartigen mannhaften Tat wird ſich das jetzige
Landesbildungsamt niemals aufſchwingen. Wenn man die Herren, die
dort über die Bildung im Land zu wachen berufen ſind, kennt,
er=
wartet man dies auch ganz und gar nicht von ihnen. An einem
Vor=
gang, der ſich an der Oberrealſchule i. E. in Michelſtadt in der letzten
Zeit abſpielte, ſei kurz die Mannhaftigkeit des Herrn Präſidenten des
Landesbildungsamtes ſkizziert.
An dieſer Anſtalt wirkte ſchon jahrelang ein in jeder Hinſicht
durch=
aus tüchtiger Direktor als Leiter. Dieſer Herr hatte das Unglück, der
Deutſchen Volkspartei anzugehören und beſaß die
Dreiſtigkeit, von dem jedem Deutſchen in der Verfaſſung der
demokra=
tiſchſten aller Republiken garantierten Recht in ſeiner freien Zeit aus
ſeiner politiſchen Ueberzeugung kein Hehl zu machen.
Nun beſitzt Michelſtadt einen Bürgermeiſter, der Mitglied der
ſozial=
demokratiſchen Partei iſt und auf deren Kandidatenliſte zur letzten
Reichstagswahl ſtand. Dieſem Ortsgewaltigen mißfiel das
uner=
ſchrockene Auftreten des Realſchuldirektors für ſeine politiſche
Ueber=
zeugung. Mag ſein, daß die geiſtige Ueberlegenheit des Direktors den
Herrn Bürgermeiſter auch etwas ſchmerzte. Infolge einer beſtellten
Arbeit kam es zum Konflikt auf dem Rathaus zu Michelſtadt. Dort
wurde in einer Stadtratſitzung dem Direktor vorgeworfen: daß er das
Vertrauen der Eltern der Schüler nicht mehr beſitze, ſein „ſchuliger
Bankerott” wurde vom Herrn Bürgermeiſter feſtgeſtellt.
In einer ſehr ſtark beſuchten Elternverſammlung wurde
daraufhin dem Direktor der Anſtalt das Vertrauen einſtimmig
ausge=
ſprochen. Dieſes Vertrauensvotum mit einer Erläuterung des
Konflik=
tes iſt dem Landesbildungsamt zugeſtellt worden; von einer
Eltern=
abordnung perſönlich das Landesbildungsamt unterrichtet worden.
Der Herr Bürgermeiſter, zu dem ſich in der Perſon eines Lehrers
der Realſchule, demokratiſcher Obſervanz, ein Kampfgenoſſe geſellte,
forderte aber mit ungeſtümem Nachdruck den „Skalp” des Direktors,
um ihn am Wigwamm des Ortsgewaltigen aufhängen zu können. Und
was geſchah? — Allerdings, der Direktor wurde nicht ſkalpiert — aber
er wurde verſetzt. —
Trotzdem die Eltern dem Direktor das Vertrauen ausſprachen,
trotz=
dem der Direktor ein hochbegabter Mann und tüchtiger Anſtaltsleiter
war, man hat im Landesbildungsamt dem Drängen
von Parteidemagogen nachgegeben.
So viel wie bekannt, iſt der Leiter des Landesbildungsamts ein
Demokrat. Etwas weniger „Demokratie” aber viel mehr
Mannhaftig=
keit und Mut, auch den politiſch Nahſtehenden mal auf den Fuß treten
zu können, wäre im Intereſſe der Demokratie mancher Orts zu
wün=
ſchen. Wir ſind im Laufe der Demokratie in eine Parteiwirtſchaft
hin=
eingeraten, die einem wirklich wahren und echten Demokraten „das
Blut in den Kopf” jagen muß. Es iſt nicht zu wundern, daß der Ruf
nach Beſeitigung dieſer Parteiwirtſchaft immer lauter wird. Hoffentlich
wird er von vielen Heſſen gehört und beachtet: Deshalb
Heſſen=
volk: Augen und Ohren auf!
Lokale Veranſtaltungen.
ſcheinenden Notizen ſind ausſchileßlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten,
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritk.
— Deutſcher Offiziersbund. Es iſt Wunſch der
Bundes=
leitung Berlin, daß ſich die Mitglieder D.O.B. in ſämtlichen Orten
Deutſchlands an den Schlageter=Feiern vollzählig beteiligen. Ich
bitte daher, an der Feier des Hochſchulrings D.A. in Folge deren
Ein=
ladung am 25. d. M., 10 Uhr vorm, in der Turnhalle am Woogsplatz
teilzunehmen.
C. V. J. M. Wartburgverein, Darmſtadt. Am Dienstag
abend ½9 Uhr pünktlich findet im Wartburgheim, Gemeindehaus
Lieb=
frauenſtraße 6, eine allgemeine Familienbibelſtunde für jedermann ſtatt.
Frauen, Familienangehörige und Wartburger ſind eingeladen. Redner:
Herr Pfarrer Wagner II.
Schade, daß es nicht gut möglich ist, die vielen Sorten Mikroben, die im Munde und
in den hohlen Zähnen schmarotzen, in natura zu vergrößern. Es würden sich dann
diefenigen Personen, die nicht einsehen wollen, daß die Mundhöhle unbedingt mit einer
antiseptischen Flüssigkeit — und zwar täglich mehrmals — gereinigt und gespült werden
muß, dermaßen entsetzen, daß sie sich schleunigst an eine regelrechte Mundpflege gewöhnen
würden. Zahnpasten und Zahnpulver allein genügen zur Mundpflege absolut nicht, denn
die Fäulnisherde, Zahnhöhlen, Rückseiten der Backenzähne usw. bleiben unbehelligt und
gerade diese bedürfen, wie doch ganz klar ist, einer konsequenten täglichen Reinigung.
Diese istohne Zweirel nurdurch Spülen mit einem wirklich antiseptischen Mundwasser möglich.
Odol ist antiseptisch! Odol ist sicher antiseptisch! Odol ist ganz bestimmt antiseptisch!
Nummer 145.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 25. Mai 1924,
Perbandstag der Bauvereine in Heſſen.
Der Verband der Bauvereine in Heſſen hielt am Sonntag, einzutragen. In § 1Abſ. 2 der 3. Steuernotverordnung, Ziffer 1
den 11. Mai, ſeinen diesjährigen Verbandstag unter ſehr zahl= und 4, wird zwiſchen den dinglichen und den perſönlichen Rechten
reicher Beteiligung faſt aller in Heſſen beſtehenden Baugenoſſen= ſtreng geſchieden. In Ziffer 1 ſind als Vermögensanlagen im
ſchaften in Anweſenheit von Vertretern der Regierung, der heſ= Sinne der Verordnung Hypotheken bezeichnet, während in Ziff. 4
ſiſchen Städte und vieler Gemeinden ſowie anderer Intereſſenten, die der Hypothek zugrunde liegende perſönliche Forderung unter
in Offenbach ab. Nach Begrüßung der erſchienenen Teilnehmer die aufzuwertenden Vermögensanlagen angeführt iſt. Die
Auf=
erſtattete der Vorſitzende, Miniſterialrat Klump, den Geſchäfts= wertung dieſer beiden Arten von Anſprüchen iſt in der 3.
Steuer=
bericht über die ſeit dem letzten Verbandstag ausgeübte Tätigkeit notverordnung verſchieden geregelt, und daher für die
Bau=
des Verlandes und der ihm angeſchloſſenen Baugenoſſenſchaften. genoſſenſchaften von beſonderer Beachtung, weil bei ihnen der
Aus ſeinen Ausführungen iſt folgendes hervorzuheben:
Eigentümer und perſönliche Schuldner zuſammenfallen. Schuld=
Der gemeinnützige Wohnungsbau hat unter der im abge= verſchreibungen von Baugenoſſenſchaften ſind infolgedeſſen mit
laufenen Jahr ſprunghaft fortgeſchrittenen Geldentwertung und höchſtens 15 Prozent aufzuwerten, ſonſt wie Hypotheken zu
be=
der dadurch hervorgerufenen Inflation ganz außergewöhnlich ge= handeln. Darlehen und Spareinlagen unterliegen den
litten, ſodaß ſchließlich gegen Ende des Jahres 1923 viele be= Vorſchriſten des bürgerlichen Rechtes über die Aufwertung. Die
gonnene Bauten vorzeitig aus Mangel an Geldmitteln ſtillgelegt Aufwertung darf jedoch 15 Prozent nicht überſteigen.
Ge=
werden mußten. Beſonders hart wurden die Genoſſenſchaften ſchäftsguthaben ſind unbeſchränkt aufwertbar. Die Frage,
betroffen, die noch Miethäuſer beſitzen, weil der Mietertrag die ob und wie hoch die Einlagen und Anſprüche ausgeſchiedener
Ausgaben bei weitem nicht mehr deckte. Obwohl die Wohnungen Genoſſen aufzuwerten ſind, wird von den Gerichten
ent=
in Genoſſenſchaftshäuſern von der Zwangsbewirtſchaftung be= ſchieden. Die Vereinigung deutſcher Baugenoſſenſchaftsverbände
dingt befreit ſind und auch das Geſetz über die Mietpreisbildung hat bei der Reichsregierung angeregt, daß Aufwertungsſtellen
nicht Platz greift, war es in den meiſten Fällen nicht möglich, eingerichtet werden ſollen, die auch auf Antrag einer Partei
die rentierliche Miete von den Wohnungsinhabern zu erhalten, in Tätigkeit treten und ſtatt der ordentlichen Gerichte zu ent=
Seite 3.
Das bedeutet eine ernſte Gefährdung des Beſtandes ſolcher
Miethäuſer und damit auch der Genoſſenſchaften ſelbſt, ſoweit
ſie nicht in der Lage ſind, die Mehrausgaben gegenüber den
Einnahmen durch Umlagen zu decken. Der erſtattete Bericht über
die eigentliche Verbandstätigkeit zeigte, daß der Verband die ihm
angeſchloſſenen Genoſſenſchaften in jeder Weiſe mit Rat und Tat
unterſtützt hat.
Von ganz beſonderem Intereſſe waren die hieran
anſchließen=
den Vorträge. Miniſterialrat Klump ſprach über den
Woh=
nungsbau 1924 und die gemeinnützige
Bau=
tätigkeit. Alle am Wohnungsbau intereſſierten Kreiſe erfüllt
die gleiche Sorge um die Hebung des Bau= und
Wohnungs=
marktes. Die Notlage der Wohnungsſuchenden erfuhr bis jetzt
noch keine nennenswerte Beſſerung. Neben dieſer Notlage haben
ſich die Zuſtände auf dem Arbeitsmarkt und im Baugewerbe
er=
heblich verſchlechtert. Trotz aller Bemühungen des Reiches, der
Länder und der Gemeinden den Wohnungsbau zu fördern,
konnte die dringendſte Wohnungsnot noch nicht behoben werden.
Die Baukoſten ſind um die Hälfte höher als vor dem Kriege.
Zur Rentabilität der Bauten wären die Mieten unter
Berück=
ſichtigung des hohen Zinsfußes für Leihkapital auf das Dreifache
der Friedensmiete zu erhöhen. Die Urſache der Störungen auf
dem Baumarkt liegt in dem Mangel an Realkredit.
Infolge=
deſſen kann auf das bisherige Verfahren der Gewährung von
Beihilfen aus öffentlichen Mitteln noch nicht verzichtet werden.
Für das Jahr 1924 werden aus Landesmitteln 1 Million Mark
zur Gewährung von Baudarlehen bereitgeſtellt werden. Dieſe
verhältnismäßig geringe Summe zwingt zu äußerſt ſparſamer
Verwendung. Es können daher bei der Gewährung von
Bau=
darlehen nur Bauvorhaben in Fällen dringendſter Wohnungsnot
berückſichtigt werden, wenn deren Durchführung finanziell
ge=
ſichert erſcheint. Neben der rein finanziellen Frage ſind die
wirt=
ſchaftlichen Vorteile genau zu prüfen. Der Wohnungsbedarf in
Heſſen kann nach der vorliegenden Statiſtik zu etwa 12000
an=
genommen werden. In den Jahren 1919 bis 1923 wurden 11970
oder jährlich rund 2994 Wohnungen im Durchſchnitt neu
ge=
ſchaffen.
Zum Bauen iſt Kredit nötig. Baugeld zu beſchaffen,
zwingt zur Rückkehr zum Sparſyſtem. Solange die
Hypotheken=
banken und andere Grundkreditanſtalten das Beleihungsgeſchäft
nicht aufnehmen können, muß man ſich mit niedrigen
Darlehens=
beträgen abfinden und den ſonſtigen Geldbedarf aus
Selbſthilſe=
leiſtung und Eigenkapital beſchaffen. Die gemeinnützige
Bau=
tätigkeit wird deshalb nur dort in Fluß kommen, wo eine ſtraffe
Organiſation innerhalb der Genoſſenſchaft die Durchführung der
dringendſten Bauvorhaben, in finanzieller, wirtſchaftlicher und
techniſcher Hinſicht verbürgt. Hierzu iſt Vorbedingung:
Recht=
zeitige Klarheit über das Bauprogramm, über die möglichen
Bauerleichterungen, über die Beſchaffung von billigem
Bau=
gelände und von Bauſtoffen, ferner Sicherheit über die
finan=
zielle Mitwirkung der Gemeindeverwaltung.
In wirtſchaftlicher Hinſicht iſt anzuſtreben:
Gemein=
ſame Beſchaffung der Bauſtoffe, Einigung auf Typenbauten unter
Anwendung nur genormter Bauteile, weiteſtgehende
Durchfüh=
rung der durch die örtlichen Verhältniſſe gebotenen
wirtſchaft=
lichſten Bauweiſe, Organiſation der Selbſthilfe, einheitliche
Bau=
leitung und Abrechnung, zweckmäßige Arbeitsverteilung der
Bau=
arbeiten. Ein Zuſammenſchluß zu wirtſchaftlichen Verbänden
innerhalb der Kreisbezirke, und ſchließlich zu einem Landes=
Spitzenverband, ähnlich den Wohnungsfürſorge=Geſellſchaften in
Preußen, iſt zur Erſtarkung der gemeinnützigen Bautätigkeit
drin=
gend geboten. Von großer wirtſchaftlicher Bedeutung iſt die
Typiſierung der Baupläne und Bauten, nicht bloß aus
architek=
toniſcher oder ſtädtebaulicher Rückſicht, ſondern allein aus
wirt=
ſchaftlichen Grunden.
Neben der Finanzierung und der Bauſtoffbeſchaffung iſt auch
die Bauberatung von größter Wichtigkeit. Dieſe Tätigkeit
üben in Heſſen ſchon immer die oberen Baubeamten bei den
Kreisverwaltungen aus. Sie ſind deshalb auch in erſter Linie
für die Beratung der gemeinnützigen Bauvereinigungen
zuſtän=
dig. — Am Schluſſe ſeiner Ausführungen erläuterte der Referent
die in dieſem Jahre gültige Verordnung zur Förderung des
Wohnungsbaues vom 25. April 1924. Hiernach ſind Darlehen
nur zu erwarten, wenn die Durchführung des Bauvorhabens
geſichert erſcheint.
Die Schwierigkeiten der Geldbeſchaffung behandelte ein
Vor=
trag des Direktors Dr. Arnold von der Heſſiſchen Landes=
Hypothekenbank, der ungefähr folgendes darlegte: Heutzutage
iſt wichtiger als je, daß zunächſt die Finanzierungsfrage gelöſt
wird, bevor mit der Ausführung eines Bauvorhabens begonnen
wird. Langfriſtige Hypothekarkredite zu erträglichen
Bedingun=
gen ſind heute faſt nicht erhältlich, da es den ihn pflegenden
Inſtituten infolge der allgemeinen Kapitalarmut an Mittelzufluß
gänzlich fehlte. Dem Kleinwohnungsbau kann eben nur mit
kurzfriſtigen Krediten, deren Geber in Heſſen die Kommunale
Landesbank, die Girozentrale und die Landesverſicherungsanſtalt
i Darmſtadt ſeien, einigermaßen geholfen werden. Die
Auf=
nahme ſolcher Kredite muß durch Vermittlung und unter
Bürg=
ſchaft der intereſſierten Gemeinden erfolgen, die ſelbſt an der
Be=
hebung der Wohnungsnot das größte Intereſſe haben. Die
Zinsbedingungen ſind verhältnismäßig günſtig im Vergleich zu
den ſonſt geforderten hohen Geldleihſätzen. Sobald die
Hypo=
thekenbanken infolge denkbarer Beſſerung der Geldverhältniſſe
das bereits vorbereitete Beleihungsgeſchäft wieder aufnehmen
können, werden ſie ſelbſtverſtändlich auch wieder dem
Klein=
wohnungsban zur Verfügung ſtehen.
Alsdann ſprach Miniſterialrat Klump an Stelle des
vor=
geſehenen und leider an der Teilnahme verhinderten Neferenten
über Bilanzfragen und über die wichtigſten Punkte, die
bei der Aufſtellung der Bilanz von Genoſſenſchaften zu beachten
ſind. Ausgehend von der 3. Steuernotverordnung vom 14. Febr.
1924 und der dazu erſchienenen 1. Verordnung zur Durchführung
des Art, 1 vom 1. Mai 1924, ferner der Verordnung der
Gold=
bilanz vom 28. September 1923 und der zweiten
Durchführungs=
verordnung vom 28. März 1924 behandelte der Vortragende alle
einſchlägigen Fälle. Von Wichtigkeit iſt das Verhalten bei den
Paſſivforderungen, d. h. an Hypotheken, an
Schuldverſchreibun=
gen, an Darlehen und Spareinlagen und Geſchäftsguthaben. Die
Hypothek wird allgemein aufgewertet bis höchſtens 15 Prozent
des Goldmarkbetrags. Schuldner kann Herabſetzung dieſes
Höchſtbetrags verlangen. Der neue Betrag iſt ins Grundbuch
ſcheiden haben, ob und wie hoch gewiſſe Anſprüche aufzuwerten
ſind.
Die Frage des Geldentwertungsausgleichs iſt in Heſſen
geregelt durch die Verordnung über die Erhebung einer
Sonder=
ſteuer vom bebauten Grundbeſitz. Der Sonderſteuer unterliegen
nicht die nach dem 1. 7. 1918 errichteten Neubauten, wenn ſie
ohne Beihilfen aus öffentlichen Mitteln errichtet wurden. Von
beſonderer Bedeutung iſt die Vorſchrift über die Aufwertung
der Bilanzen. Hierbei kommen in Frage eine
Papiermark=
ſchlußbilanz zum 31. Dezember 1923 und eine Eröffnungsbilanz
in Goldmark zum 1. Januar 1924. Beide Bilanzen ſtehen nicht
im Zuſammenhang. Sie ſind durch
Generalverſammlungs=
beſchluß zu genehmigen und auch zu veröffentlichen. Auf Antrag
kann die auf den 1. 7. 1924 feſtgeſetzte Friſt der Veröffentlichung
der Goldbilanz verlängert werden. Die Umſtellung auf
Gold=
oder Rentenmark iſt für Geſchäftsanteile und Haftſumme
vorge=
ſchrieben, während über die Umrechnung der bisherigen
Geſchäfts=
guthaben in Goldmark oder Rentenmark die
Generalverſamm=
lung zu beſchließen hat. Ueberſteigt das bei der Aufſtellung der
Eröffnungsbilanz ſich ergebende Vermögen die Schulden, ſo iſt
der Ueberſchuß, ſoweit er den Geſamtbetrag der
Geſchäftsgut=
haben überſteigt, dem Reſervefonds zuzuführen. Er darf nur
zur Deckung von Bilanzverluſten verwendet werden. Es
er=
ſcheint aber zweckmäßig, einen Teil des Ueberſchuſſes zu einer
Hilfsrücklage in einem „Wertberichtigungskonto” zu verwenden.
Geſetzliche oder freie Reſerven können erſt dann gebildet werden,
wenn die Genoſſenſchaft die Guthaben ihrer Gläubiger
aufge=
wertet hat. Immerhin beſtehen noch Zweifel über die
Durch=
führung der Goldbilanzverordnung, ſo daß es ratſam erſcheint,
die Veröffentlichung der Goldbilanz über den 1. 7. 1924 hinaus
zu verſchieben; hierzu iſt die Genehwigung der oberſten
Landes=
bchörde erforderlich.
Weiter ſprach der Leiter der Siedlungsabteilung des Städt.
Hochbauamts in Offenbach, Baurat Klingelhöfer, über die
Erfahrungen bei der Selbſthilfebauweiſe. In der Stadt Offenbach
hatten ſich mehrere Selbſthilfeorganiſationen gebildet, von denen
4 ihre Bauvorhaben unter weitgehendſter Selbſthilfe begonnen
hatten. Obwohl der Baubeginn unter günſtigen Ausſichten
er=
folgte und die Stadt Offenbach weitgehende Förderung dieſer
Selbſthilfebeſtrebungen zugeſagt hatte, konnten die Bauten unter
den Folgen der einſetzenden Geldentwertung nicht in der
gedach=
ten Weiſe mit eigener Kraft der Siedler fertiggeſtellt werden.
Die Stadtverwaltung mußte ſchließlich eingreifen und die mehr
oder weniger fortgeſchrittenen Bauten zu Ende führen helfen.
Höchſte Anerkennung verdienen dennoch die Leiſtungen der
Sied=
ler im einzelnen. Die Erfahrungen lehren auch hier, daß trotz
ſorgfältigſter Prüfung und geeigneter Zuſammenſetzung der
Bau=
gruppen die Selbſthilfeleiſtungen nur bis zu einem gewiſſen
Grad ausreichen und auf die Mitwirkung von Unternehmern und
Facharbeitern nicht durchaus verzichtet werden kann.
Endlich ſprach noch Regierungsbaumeiſter Runge über die
Tätigkeit einer Wohnungsfürſorgeorganiſation in Anlehnung
an die Tätigkeit der in Preußen beſtehenden
Wohnungsfürſorge=
geſellſchaften. Die Geſellſchaft bezweckt, minderbemittelten
Per=
ſonen und Familien geſunde und zweckmäßig eingerichtete
Woh=
nungen zu billigem Preiſe zu beſchaffen. Der Geſchäftsbetrieb
erſtreckt ſich auf die Förderung des Baues und der Einrichtung
von Wohn= und Heimſtätten auf gemeinnütziger Grundlage ſowie
die Unterſtützung der beſtehenden Bauvereinigungen in
wirtſchaft=
lichen Angelegenheiten. Die Bautätigkeit umfaßt daher die
Be=
ratung und Unterſtützung in allen Fragen des praktiſchen
Klein=
wohnungsbaues, die Bauſtoffbeſchaffung, die Bauberatung die
Förderung aller Mittel zur Bauverbilligung und Geldbeſchaffung.
Die preußiſchen Organiſationen haben dank der Unterſtützung
der Reichs= und Länderregierungen, der Gemeinden, Banken
Grundkreditanſtalten, Landesverſicherungsanſtalten und aller am
Wohnungsbau intereſſierten Körperſchaften in großzügiger Weiſe
die Siedlungsbautätigkeit mit beſtem Erfolg gefördert. In Heſſen,
das auf dem Gebiet der Wohnungsfürſorge ſeit dem Jahre 1902
führend voranging, fehlte bis jetzt eine ähnliche Einrichtung. Der
Eintritt ſtabiler Verhältniſſe und in Anbetracht der ſich
häufen=
den Schwierigkeiten, die der Förderung der gemeinnützigen
Bau=
tätigkeit namentlich auf finanziellem Gebiet erwachſen, zwingen
dazu, neben den nur zu einem Reviſionsverband
zuſammenſchloſ=
ſenen Baugenoſſenſchaften auch alle ſonſtigen
Baugenoſſenſchaf=
ten wirtſchaftlich zuſammenzuſchließen und zu betreuen. Das
legt den Gedanken nahe, eine ähnliche Fürſorgeeinrichtung auch
für Heſſen zu ſchaffen.
In der anſchließenden Ausſprache hierüber wurde
all=
gemein die Notwendigkeit einer ſolchen Gründung anerkannt und
ein vorläufiger Ausſchuß beſtimmt, der die Vorarbeiten in
An=
griff nehmen ſoll. Die Ausſichten ſind günſtig. Hoffentlich wird
die Tat bald folgen. — Zum Schluß wurde der geſchäftliche
Teil des Reviſionsverbandes erledigt und als Ort für den
näch=
ſten ordentlichen Verbandstag die Stadt Heppenheima. d. B.
beſtimmt. Nach einem gemeinſamen Mittageſſen wurden die
von der Stadt Offenbach errichteten Siedlungsbauten an der
Bachſchule und die Bauten der Selbſthilfeorganiſationen unter
Führung des Herrn Baurat Klingelhöfer beſichtigt, die
allgemei=
nen Beifall fanden und Zeugnis ablegten dafür, in welch
groß=
zügiger und vorbildlicher Weiſe die Stadtverwaltung auf dieſem
Gebiet vorgegangen und die gemeinnützige Bautätigkeit gefördert
hat.
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— Ober=Ramſtadt, 24. Mai. Der Geſangverein „Germania” Ober=
Ramſtadt begeht am 31. Mai bis 1. Juni ſein 30jähriges Stiftungsfeſt
verbunden mit Wertungsſingen des Odenwald=Sängerbundes (
Ger=
enzgau). Das Feſt wird durch einen Lampionzug Samstag abend
leitet. Sonntag früh 9 Uhr Beginn des Wertungsſingens in drei
en. Nachmittag 2 Uhr: Feſtzug nach dem Feſtplatz, dortſelbſt kommt
ein Maſſenchor, geſungen von 40 Vereinen, zum Vortrag.
Münſter bei Dieburg, 24. Mai. Der hieſige
Männerge=
ſangverein beabſichtigt im nächſten Jahre aus Anlaß ſeines 80
jäh=
rigen Beſtehens und 55jährigen Fahnenjubiläums, dieſes Stiftungsfeſt
mit einem nationalen Geſangswettſtreit zu verbinden. Nicht vielen
Vereinen iſt es vergönnt, auf eine ſolche lange Reihe von Vereinsjahren
zurückzublicken. Genannter Verein zählt zurzeit 80 aktive und 105
in=
aktive Mitglieder und ſteht unter der Leitung des bewährten Dirigenten
Herrn Heinrich Küchler, Dudenhofen. Der Verein, welcher ſich vor
und nach dem Kriege an Geſangswettſtreiten beteiligte, und ſchon
manche ſchöne Erfolge zu verzeichnen hatte, hofft auch, durch eigene
Erfahrung einen Wettſtreit in die Wege leiten zu können. Am 22. Juni
d. J. beteiligt ſich genannter Verein an dem Geſangswettſtreit der
Sängervereinigung Germania=Frohſinn Dietzenbach. Möge die wackere
Sängerſchar ſich weiterhin die Pflege des deutſchen Männergeſangs,
wie in ſeitheriger Weiſe angelegen ſein laſſen, eingedenk des
Wahl=
ſpruchs: „Dem Wahren, Guten, Schönen, ſoll unſer Lied ertönen!"
* Lörzenbach, 22. Mai. Die Volksaufführungen des „Wilhelm Tell”,
nehmen, wie die Anſchläge und Anzeigen beſagen, am 29. Mai, dem
Himmelfahrtstag, ihren Anfang. In dem ſtimmungsvollen, alten Park
der Oberförſterei, dem ſogenannten ſüßen Garten, mit ſeinen weiten
Wieſenflächen und wundervollen alten Baumbeſtänden, ſteht ein
ge=
radezu idealer Spielplatz zur Verfügung. Als Freilichtaufführung
und nur in die das Bühnenbild zuſammenhaltende Umrahmung einer
frontalen, knapp angedeuteten Schweizer Hausarchitektur geſtellt, wird
die rein volkstümliche Darſtellung auf allen ſtaubigen Kuliſſenzauber
verzichten und die Naturumgebung teilweiſe mitbenützen. So wird am
hellen Tage und unter freiem Himmel hier das Volk zum Volke
ſprechen und Schillers letztes Vermächtnis (1804) ihm nachzubringen
ſuchen. Die Darſteller ſind alle Volkskinder, größtenteils einfache
Ar=
beiter und Landleute aus Fürther, Rimbacher und Lörzenbacher
Spiel=
vereinigungen, etwa 47 Rollen. Die Geſamtzahl aller Mitwirkenden
wird nahezu an 100 ſein. Es ſtehen 600 bis 800 Sitzplätze zur
Ver=
fügung. Leuchtet die Maienſonne, ſo dürfte ſich ein buntes Volksfeſt
ſelber wie in den „Meiſterſinger” auf der Feſtwieſe entrollen, zu dem
ein jeder Volks= und Volkskunſtfreund herzlich willkommen iſt, zumal
ſich ein Himmelfahrt= oder Mai= und Pfingſtausflug leicht damit
ver=
binden läßt. Das Weitere beſagen die Anzeigen und Anſchläge.
— Bensheim, 23. Mai. Fahrräderdiebſtahl. In den
letz=
letzten Tagen wurden hier, in Auerbach und Hechſtädten mehrere
Fahr=
räder geſtohlen.
* Von der Bergſtraße, 23. Mai. Spargeln. Auf den
Spargel=
märkten herrſcht zurzeit Hochkonjunktur. Die Zufuhren ſind gut. Die
Ware koſtet 70 bis 80 Pfg. pro Pfund; Suppenſpargel billiger.
* Birkenau, 23. Mai. Beamten=Abbau. Nachdem ſchon vor
Wochen und Monaten zwei Eiſenbahnbeamte und zwei Poſtbeamte zum
Ruheſtand verurteilt wurden, muß nun auch ein hieſiger Volksſchullehrer,
Herr J. Wenicker, ſich dem Geſetze über die Altersgrenze der
Staatsbe=
amten fügen und mit dem 1. Juni in Ruheſtand treten; 44 Jahre ſtand
er im Dienſte der Schule.
* Gernsheim, 22. Mai. Das Hochwaſſer iſt durch die
anhal=
tend trockene Witterung ſtark zurückgegangen und ſind die
über=
ſchwemmten Gebietsteile von den Waſſermaſſen wieder frei. Der
Scha=
den iſt enorm.
2 Offenbach, 23. Mai. Die
Stadtverordnetenverſamm=
lung verabſchiedete geſtern nach faſt vierſtündigem Redekampfe den
Vor=
anſchlag der Stadt für das Rechnungsjahr 1924. Er ſchließt in Einnahme
und Ausgabe mit rund 21 253 000 Goldmark ab. Die Beratungen im
Ausſchuß waren faſt reibungslos verlaufen. Am 6. Mai ſtellte, wie man
aus den Verhandlungen entnehmen konnte, dann ein Stadtverordneter
der Deutſchen Volkspartei im Ausſchuß den Antrag, die Verwaltung
möge überſichtlich zuſammenſtellen, wie das Jahr 1923 abſchließe. Für
die vier letzten Monate dieſes Jahres, alſo Dezember bis Ende März,
war der Verſuch gemacht worden, einen Goldvoranſchlag aufzuſtellen
und darnach zu arbeiten. Am 12. Mai gab die Verwaltung einen vo
läufigen Abſchluß des Jahres 1923 heraus, der einen Ueberſchuß von
1500 000 Goldmark aufweiſt. Dieſer Ueberſchuß iſt in den vier letzten
Monaten des Jahres 1924 herausgewirtſchaftet worden. Die Parteien
wußten bis zum Erſcheinen dieſes vorläufigen Abſchluſſes nicht, wie die
wirtſchaftliche Lage der Stadt war. Unter dieſem Ueberſchuß iſt ein
Bankguthaben von 713 000 Mark, davon 600 000 Mark bei der Kommuß
nalen Landesbank. Bei dieſer Bank iſt der Oberbürgermeiſter
Vorſitzen=
der des Aufſichtsrates. Der Ueberſchuß des Jahres 1923 den ein
Stadt=
verordneter in Anbetracht des Niederganges unſeres Wirtſchaftslebens
unerhört glänzend nannte, gab den Parteien der rechten Seite des
Hauſes Veranlaſſung, Vorſchläge zur Entlaſtung der Steuerzahler
zu ſtellen. Es wurde darin Ermäßigung der Grund= und
Gewerbe=
ſteuer und noch verſchiedenes andere angeregt. Für eine etwaige
Auf=
wertung der ſtädtiſchen Vorkriegsanleihen wurden 250 000 Mark
einzu=
ſtellen verlangt. Dieſe Anträge wurden von der Verwaltung ſcharf
be=
kämpft. Sie war nur bereit, an der Gewerbeſteuer rechneriſch 400 000
Mark nachzulaſſen. Zu dieſem Zugeſtändnis bequemte ſich der
Ober=
bürgermeiſter noch vor der geſtrigen Stadtverordnetenverſammlung, ein
Beweis, daß er ſich über die Wirkung ſeiner Auskunft über die
Finanz=
lage der Stadt nicht im Zweifel war. Die Abänderungsanträge der
Rechten wurden von deren Rednern mannhaft und mit guten Gründen
verteidigt. Die Kommuniſten bekämpften natürlich auch den Voranſchlag
in der Form den ihm die Verwaltung gegeben hatte. Zentrum,
Demo=
kratie und Sozialdemokratie erklärten ſich mit den Anſichten der
Ver=
waltung einverſtanden. Die Partei der Sozialdemokraten warf den
Rechtsparteien beſonders vor, daß ſie ſo ſpät mit ihren
Abänderungs=
anträgen gekommen ſei. Dem konnte die Rechte natürlich entgegenhalten,
daß die Schuld an dem Oberbürgermeiſter liege, der den vorläufigen
Ab=
ſchluß für 1924 erſt auf Drängen der Rechten bekanntgegeben habe.
Be=
mängelt wurde auch die Hingabe des Geldes an die Kommunale
Landes=
bank in Darmſtadt, da die Städtiſche Sparkaſſe das Geſchäft wohl
eben=
falls hätte machen können. Der Oberbürgermeiſter erwiderte auf dieſe
Angriffe, die Landesbank habe ein günſtigeres Angebot gemacht. Gegen
halb elf Uhr kam man endlich zur Abſtimmung. Von der
Sozialdemo=
kratie, der Demokratie und dem Zentrum wurden die
Abänderungsan=
träge der Rechten in Gemeinſchaft mit der Verwaltung abgelehnt. Die
gleiche Mehrheit nahm dann den Voranſchlag gegen Nechte und
Kom=
muniſten an. Da in dem Voranſchlage 200 000 Mark aus der
Sonder=
ſteuer vom bebauten Grundbeſitz für Wohnbauten bereitgeſtellt
ſind, wurde ſofort einſtimmig beſchloſſen, im Sommer 1924 22
Wohnun=
gen zu errichten. Urſprünglich waren 200 vorgeſehen. Zu dieſen 200 000
Mark ſchießt der Staat 110 000 Mark zu. Ein Reſt von 27 000 Mark, der
nicht verbaut wird, ſoll in Beträgen von höchſtens 5000 Mark auf
Hypo=
theken ausgeliehen werden. Vor der Beratung des Voranſchlages
wur=
den gegen die Rechte 30 000 Goldmark als Darlehen an das Offenbacher
Gewerkſchaftskartell zur Herrichtung des Saalbaues bewilligt. Das
An=
weſen dient gegenwärtig auch der Offenbacher Konzertgeſellſchaft als
Unterkunfts= und Zufluchtsort, da der Saal eine ſehr gute Akuſtik hat.
A Aus Starkenburg, 24. Mai. Man ſchreibt uns: Zu Pfingſten
wird in Heſſen an den Schulen, eine Woche Ferien gegeben. Sie
dauern von Pfingſtſonntag bis Samstag nach Pfingſten. Dieſe Ferien
ſind ſo unglücklich angeordnet, wie man es ſich nur denken kann. Einmal
ſchließt der Unterricht nach dem Stundenplan, d. h. es fallen am
Sams=
tag vor Pfingſten keine Stunden aus. Der Vormittagsunterricht wird
voll erteilt. Es wäre gegen dieſe Ordnung gar nichts zu ſagen, wenn
nicht die Geſchäfte in den Städten um dieſelbe Zeit ſchließen würden.
Sofort ſetzt mit dem Arbeiterverkehr der Pfingſtverkehr ein. Sollen
nun Kinder noch vor den Feiertagen aufs Land gebracht werden oder
wollen die Eltern auswärtige Verwandte beſuchen, ſo kommen dieſe
Rei=
ſenden in die überfüllten Züge, in denen ſich ſchon die Pfingſtausflügler
breit machen. Das iſt keine Reiſegelegenheit und keine Reiſezeit für
Kinder. Früher war das wenigſtens in den Volksſchulen beſſer. Da
war der Pfingſtſamstag frei. Größere Mädchen waren an dieſem Tage
der Mutter eine willkommene Hilfe. Heute müſſen die heranwachſenden
Töchter im Haushalte an dieſem Tage auch helfen, und da der Tag nicht
frei iſt, ſo gibt es beſonders in den erſten Klaſſen der Mädchenſchulen
in den Städten unerlaubte Verſäumniſſe. Man kann das vom
Stand=
punkte des Hauſes verſtehen, wenn man es auch nicht billigen kann. Vor
dem Feſte iſt in jedem Haushalte allerlei zu tun und zu ordnen. Ganz
verkehrt aber ſind die freien Tage nach Pfingſten. Der feſtliche
Höhe=
punkt dieſer Ferien hat doch am Ende, mindeſtens aber in der Mitte der
Freizeit zu liegen. Sobald die Spannung gelöſt iſt, die Feiertage vorüber
ſind, ſind freie Tage zwecklos. Sie gehören vor das Feſt oder zur Hälfte
verteilt, ſodaß das Feſt in der Mitte ſteht. Es wäre deshalb zweckmäßig,
die Pfingſtferien am Donnerstag vor dem Feſte beginnen und am
Mitt=
woch nach den Pfingſtfeiertagen enden zu laſſen. Damit wäre dem
Haus=
halte, den reiſenden Kindern und deren Eltern und auch dem Beſtreben
gedient, das Feſt würdiger vorzubereiten und begehen zu können. Die
Kinder und Eltern können vor dem Feſte bei Verwandten uſv. eintreffen.
Vielleicht erwägt das Landesamt für das Bildungsweſen, ob die Lage
der Pfingſtferien nicht noch für dieſes Jahr aus den oben angeführten
Gründen in der vorgeſchlagenen Weiſe geregelt werden kann. Es iſt
nicht erſichtlich, aus welchem Grunde die Pfingſtferien ſo gelegt ſind, wies
ſie heute hingenommen werden müſſen.
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Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 25. Mai 1924.
Seite 9.
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Darmſtadt, 23. Maf 1924
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(e15276
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zeigen hocherfreut an
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A3
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Darmſtadt, den 24. Mai 1924
(e15211
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Sonntag, 25. Mai
1924
* Ein unbekannter Brief
Johann Heinrich Mercks.
Von
Dr. Hermann Bräuning=Oktavio.
Briefe dieſes eigenen Mannes werden immer zu den erleſenen
Genüſſen unſerer Literatur gehören. Nicht etwa nur, weil Fohann
Heinrich Merck als Erſter Goethes Weſen und Schaffen
um=
faßte und den Werdenden mit einem unerſchütterlichen Glauben
an ſeine Miſſion ſtützte, ſondern weil ihn ſein Stil, beherrſcht
von Witz, Laune, Ironie, Verſtand und Urteil, zu einem der
angenehmſten Plauderer macht, der derb und grade die Dinge
bei ihrem Namen nennt und mit einem verſtehenden Lächeln
auch die menſchlichen Schwächen und Qeandalosa anziehend
darſtellt.
Es iſt ſo billig und ungerecht, ſich über das Problematiſche
dieſes Kriegsrats mit der kritiſchen Feder durch die falſche
Glei=
chung, Merck gleich Mephiſtopheles, wegzuhelfen. Ich möchte
um des Menſchen willen immer an die Worte erinnern, die
Goethe 1779 in ſein Tagebuch ſchrieb: „Gute Würckung auf mich
von Mercks Gegenwart, ſie hat mir nichts verſchoben, nur wenige
dürre Schaalen abgeſtreifft und im alten Guten mich befeſtigt.
Durch Erinnerung des Vergangenen und ſeine Vorſtellungsart,
mir meine Handlungen in einem wunderbaren Spiegel gezeigt.
Da er der einzige Menſch iſt, der ganz erkennt, was ich thu und
wie ich’s thue, und es doch wieder anders ſieht wie ich, von
anderm Standort, ſo giebt das ſchöne Gewißheit.”
Und noch in Dichtung und Wahrheit” führt Goethe Mercks
Ausſpruch an: „Dein Streben, Deine unablenkbare Richtung iſt,
dem Wirklichen eine poetiſche Geſtalt zu geben; die andern ſuchen
das ſogenannte Poetiſche, das Imaginative zu verwirklichen,
und das giebt nichts wie dummes Zeug.”
Bekannt iſt Mercks Gegnerſchaft zu dem Präſidenten
Fried=
rich Karl v. Moſer; nach deſſen Sturz hat Merck bereitwillig
dem bis jetzt nur auszugsweiſe gedruckten „Antinecker” letzte
Form und Faſſung gegeben. Auch wenn Merck ſelbſt ſchreibt,
er habe als ein Henker ſein Amt verrichtet, und alles ſo geſtellt,
wie es Moſern am meiſten Schaden tun ſolle und könne, ſo
tauchen doch heute berechtigte Zweifel an Mercks Autorſchaft auf,
ſoweit es die Schrift in ihrer Totalität betrifft.
Mercks Haß gegen Moſer wird aus einer richtigen
Beurtei=
lung der Ereigniſſe von 1773 verſtändlich, als Merck im Gefolge
der großen Landgräfin in Petersburg weilte und Moſer ſeine
höchſt unglückliche Rolle in dem ruſſiſchen Heiratsprojekt ſpielte.
Damals hoffte Ludwig IK. auf „Erwerb von Land und Leuten”
als Gegengabe dafür, daß er in die Heirat ſeiner Tochter, der
Prinzeſſin Wilhelmine, mit dem Großfürſten Paul einwilligte.
Moſer ſchob nach ſeiner Rückehr die Hauptſchuld für das
Fehl=
ſchlagen der landgräflichen Wünſche, wenn auch ſtark
verklauſu=
liert, der Landgräfin zu. Die ſehr peinlichen
Auseinanderſetzun=
gen darüber haben ohne Zweifel das Ende der Landgräfin
be=
ſchleunigt, und Merck, der ſich nach dem Tode der Fürſtin, ſeiner
warmen Gönnerin, an einem verwaiſten Hof, wie in einer
Wüſtenei vorkam, befürchtete, daß die „Weſpe, einmal gereizt,
ſtechen” werde. Denn aus den Rangſtreitigkeiten, ſowohl in
Petersburg als nachher zwiſchen den Frauen der Beteiligten in
Darmſtadt, ergibt ſich, daß ſich Merck mit Herrn von Riedeſel
über Moſer wegen ſeines ungeſchickten Auftretens in Petersburg
mindeſtens moquiert und ihn als nicht zur „guite der Frau
Land=
gräfin gehörig” behandelt hatte. Da ſich Mercks Befürchtung,
Moſer werde ihn „drücken”, während 1774—1780 nicht
bewahr=
heitete, ſo läßt ſich ſein Haß gegen den gefallenen Präſidenten
nur aus einer großen Verehrung für die Landgräfin und der
Erbitterung über ihren frühen Tod verſtehen; hinzu kam
aller=
dings die in der geſamten alten Beamtenſchaft verbreitete
Anti=
pathie gegen den „neuen Herrn”, der mit manchem Schlendrian
aufräumen wollte ...
Der Merck befreundete Miniſter Andreas Peter von Heſſe,
Moſers Amtsvorgänger und Nachfolger, läßt in einem Briefe
vom 17. Dezember 1782 erkennen, was der „Antinecker” bezweckte;
es heißt da*):
„Neben her wird durch zwey Perſonen unter Leitung und
Aufſicht der Miniſteri an der Widerlegung des Neckers
gear=
beitet, und dazu in und außerhalb Landes viele bisher bekannte
und unbekannte Anecdoten und kaota geſamlet, welche ſämtlich
mit den Moſeriſchen gedruckten Grundſätzen von Politik und
politiſcher Tugend in gradem auffallendem Widerſpruch ſtehen.
Zu dieſer Arbeit wird beſonders, ein Mann von Genie und
Geiſteskräften erfordert, der nicht durch die ewig andauernde
Canzley Geſchäfte gehemt, unterdrück und aufgehalten werde,
um mit Laune, Witz und in feſtem gleichen Ausdruck ein Werk
darzuſtellen, das ſein bisher durch politiſche Romane getäuſchtes
Publikum völlig detrowpiren kann. Dieſe anonymiſche Schrift
durch wahre Facta geſtempelt, ſoll im Concept, nachdem ſie die
Cenſur der Miniſterii paſſiret, Sereniſſimo zur letzten Billigung
vor dem Druck ſubmiſſeſt vorgelegt werden, und wird wegen
vieler neuen bisher ungeſagten Aneodoten Höchſt Denenſelben,
wie ich hoffe willkommen ſehn. Dieſer Plan iſt ſchon lange
ange=
legt, man hat nur erſt die Erſcheinung der Klage abwarten
müſſen; Itzo aber wird, wie ich verſichere, con animo daran
gearbeitet ...
Mit einem Lächeln allerdings lieſt man in der Eingabe des
Geheimen Tribunalrats Lichtenberg/&7) der mit Merck
zu=
ſammen den Auftrag zur Widerlegung von Moſers „Necker,
in Briefen an Iſelin” erhalten hatte: „Ich habe nicht
nur alles, was mir von ſeiten des fürſtlichen Miniſterii iſt
mit=
getheilt worden, und ich ſonſt noch auftreiben können, zu benutzen
geſucht; ſondern auch um mich in die gehörige Laune zu ſetzen,
den ganzen Shakeſpeare, Don Quixote, Hudibras, Triſtram
Shandy und was dahin einſchlägt, durchgeleſen. Es kommt
alles nur auf die Behandlung dieſer Materialien an, und ich muß
geſtehen, daß die Verſuche, die ich bisher gemacht, mir ſelbſt kein
Genüge gethan haben. (Darmſtadt, 12. April 1783.)
Noch war der Antinecker nicht gedruckt und der Prozeß
zwi=
ſchen Landgraf und Moſer, Herr und Diener, ging hin und her,
da drang nach Pirmaſens zum Landgrafen die Nachricht vor,
Moſer, der ſich in Mannheim aufhielt, ſeitdem man ihn aus
Darmſtadt und dann aus Zwingenberg an der Bergſtraße
ver=
trieben hatte, wolle in Veimariſche Dienſte treten.
Das mußte verhindert werden; was alles in Bewegung geſetzt
wurde, dem Wunſche des Landgrafen zu wilfahren, erhellt aus
folgendem ungedruckten Brief Heſſes vom 2. April 1785:
„So bald E. H. D. huldreiche Befehle mir zugegangen ſind,
ſo habe zugleich mit dem Kr. R. Merck, dem das Terrain zu
Weimar am beſten bekannt iſt, über den jetzt aufgetragenen
Gegenſtand conferiret. Nach denen von der Herzogin Durchl.
*) Nach den Akten im Heſſiſchen Staatsarchiv in Darmſtadt.
*) Bruder des bekannten Eſſahiſten; 1734—1790.
geäußerten Geſinnungen iſt die Nachricht vom Moſeriſchen
Ein=
tritt in Ihro Dienſte ganz unglaublich, Höchſtdieſelbe ſollen
jeder=
zeit mit Geringſchätzung und Verachtung ſeiner Perſon gedacht
haben, und über dies, ſo iſt durch den Tod des Canzlar Schmids,
der nach Merckens Verſicherung Direktor der Regierung war,
und keinen Sitz im Geheimen Rath hatte, keine Stelle, die Moſern
annehmlich ſeyn dörfte, erlediget worden. Indeſſen wird Merck
nach gndgſter Vorſchrift noch heute ſeinem Freund, dem Geh.
Rat. Göthe ſchreiben; und wir hoffen mit nächſtem daher die
vergewiſſerte Nachricht zu erhalten, daß das ganze Gerücht eine
leere Muthmaßung ſey, und vielleicht von Moſern ſelbſt
ausge=
breitet worden.
Ich würde ſogleich nach E. H. D. höchſtem Befehl und
gdſter Anweiſung an meinen Schwager, den Superintendent
Herder, geſchrieben haben, wenn ich nicht bey dieſem
Gegen=
ſtand dem Manne nur im geringſten vertrauen dörſte. Er und
Moſer haben ehedem als Schriftſteller in Verbindung geſtanden,
beide haben ſich wechſelſeitig einander beräuchert, erhoben, und
ſo gelobet, daß ich Herdern keine Partheyloſigkeit zutrauen kann,
und am wenigſten erwarte, daß er, wenn er auch könnte, nur im
geringſten gegen Moſern arbeiten würde. über dies alles hat
Herder ſeit langer Zeit ſich ſich in die Studierſtube und in ſeine
einzige Geſellſchaft, die Bücher, vergraben, lebt außer dem Beyſitz
im Conſiſtorio iſolirt und abgeſondert von allen politiſchen
Ver=
bindungen, hat keinen Einfluß am Hofe und kann über die
Grentzen des theologiſchen Fachs in keine Staats= und andere
Geſchäfte einwürcken. Ich fürchtete alſo aus guten Gründen,
gegen die gdſte Abſicht zu handeln, wenn ich es hier wagen würde,
mich dieſem Mann zu überlaſſen.” (Heſſiſches Staatsarchiv,
Darmſtadt.)
In Goethes Antwort an Merck vom 8. April 1785
heißt es: „Das Publikum, das ſo gerne Könige ein und abſetzt,
um nicht müßig zu ſeyn, hat uns Moſern zum Kanzler gegeben,
wie ich ſolches auf Dein Verlangen auch auf einem beſonderen
Zettel atteſtiere.”
Der Inhalt des beſonderen Zettels geht aus einem
ein=
gedruckten Briefe Merckss) an den Miniſter von
Gatzert (1739—1807), der ſeit 1782 in Darmſtadt wirkte,
her=
vor; es heißt da:
„Ich war heute vor Ew. Excellenz Thüre, um das Reſultat
meiner Weimariſchen Correſpondenz ſchuldigermaßen anzuzeigen:
Goethe ſchreibt mir: „Das Gerücht, daß der Freyherr
v. Mloſerl als Kanzler in unſere Dienſte komme, iſt ſoviel ich
weiß durch eine kluge Combination unſeres hieſigen Pabliei
entſtanden. Kurz nach dem Tode unſeres Kanzlers (Joh.
Chri=
ſtoph Schmidt) ſprach unſer gnädigſter Herr den He. v. Moſer
in Mannheim, u. man zog ſogl. die Folgerung daraus; die ſich
wie es zu gehen pflegt, alſobald weiter, u. an mehrere Orte
Deutſchlands verbreitete.
Sollte ſich etwas von dieſer Sache in Publico verbreiten,
ſo bitte ich An. Lscallen=, mich deswegen doch für verſchwiegen
zu halten. Kaum hatte ich An. Bscellens Zimmer neul.
ver=
laſſen, da begegnete mir mein College, der Kr. R. (Kriegsrat)
Stlürz) und fragte: Sie haben ja heute einen Brief von Seren
liſſimol erhalten! Vermutlich in der Moſeriſchen Sache.
Die Antwort, die ich ihm gab, iſt leicht zu errathen; allein
aus Verdruß nichts, von mir erfahren zu haben, iſt er im Stande,
und ſagte ich hätte es ihm ſelbſt geſagt. Der Müßiggang iſt eine
ſchlimme Sache wie die Bibel ſagt.”
des Heſſiſchen St
N Di
MAeDTak
Mto
Zum Sonntagsſport ganz glücklich,
Recht kernig deutſch begrüßen ſich
In der Odenwaldbahn früh halb ſieben
Die Michels= und die Schmidt’s=Familie.
Wie das längſt ſo Mode iſi,
So war’s auch hier, 8 iſt ganz gewiß,
Man betrachtet ſich, wer ſchön gekleidet,
Damit mre bische könnt benelde.
Frau Michel ſagt dann zur Frau Schmidt,
Seid ihr aber reich, wir könne da nſcht mit.
So zwei Sport=Anzüg für Vater und Jung,
Herr Michel ſelbſt der guckt ganz dumm.
Herr Schmidt ſagt nun: Längſt umgeſtellt,
Maß=Anzüg die koſte zu biel Geld.
Beim Kleider=Hörr kauf ich mei Sache,
Da kann mer bilſig Brulſes mache.
So ſchön wie die, gleich gut ſie ſind,
Was habe mir die ſchon ſtrapaziert!
Genau wie Maß, mal aufgebügelt,
Lang is mer fein grad wie am Schnürche.
Sie mache ſich dann ihr Vergnüge,
Und kehrn auch ein beim Wirts=Marieche.
Vorm Schmidt ne feine Knicks die macht,
Zum Michel ſagt ſie kaum Gundach.
Am Tiſch ſitzt noch ein älterer Bauer,
Der pfiffig auf die Städter lauert,
Zu Schmidt ſagt er, Herr Geheimrat,
Wogs gtits dann neies in d Stadt?
Der anne werd eier Hausfreund ſeu,
Sou wenigſiens leicht er mer eu,
Der ſireckt de Hals groad wie e Gans,
Wie der ſou hat mei Vatter n Wamms.
Als man des Abends kam nach Haus,
Frau Michel ſagt: ſetzt iſt es aus,
Du braucht mir ſo lang nicht zu komme,
Wie du kein Anzug haſf in ſtramme.
Vor Schreck der Michel nun aufwacht,
Ganz gelaſſe gleich er zu ihr ſagt:
Mein Schneider iſt mir das nicht wert,
Schon morgen gehts zum Kleider=Hörr.
*
U
* M
TaN4
hervorragend ſolider, rein erſiklaſſiger Herren= u. Knabenkleidung. Große Mengen treffen fortgeſetzt ein. Geringe Waren
führen wir grundſätzlich nicht. Nicht Zeitungs= und Schaufenſter=Kunſipreiſe, ſondern die dauernde Schönheit und
Stabilität unſerer Kleidung iſt die kometenartige Wirkung, die alle Menſchen lehrt, daß unſere Preiſe die niedrigſten ſind.
U 6
Dror
9
Sa
Grafen=
ſtr. 23½,
Große helle Verkaufsräume.
[ ← ][ ][ → ]Seite 12.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 25. Mai 1924,
Ramtmer 145.
Reich und Ausland.
Eine ſozialpolitiſche Kundgebung der Angeſtellten des
Gaſtwirtsgewerbes.
Der dem Geſamtverband der chriſtlichen Gewerkſchaften
ange=
ſchloſſene Bund der Hotel=, Reſtaurant= und Café=Angeſtellten
veran=
ſtaltete in dieſen Tagen in Dresden eine ſozialpolitiſche Kundgebung,
die aus allen Orten des Reiches zahlreich beſchickt war. Vertreter der
Regierung und der bürgerlichen Parteien, ſowie andere zahlreiche
Ehrengäſte nahmen ebenfalls an der Kundgebung teil. An Stelle des
durch die Vorgänge im Weſten verhinderten Miniſterpräſidenten a. D.
A. Stegerwald=Berlin ſprach der Gewerkſchaftsſekretär des
Geſamtver=
bandes Otte über „Wirtſchaftliche und ſoziale Probleme der
Gegen=
wart‟. Er verbreitete ſich eingehend über die große Not unſerer Tage
und deren Urſachen, die, wie erwähnt werden müſſe, in der Hauptſache
außenplitiſcher Natur ſeien. Schutz der Hilfsbedürftigen und Schwachen
ſei unbedingt notwendig. Nur eine wahre Volksgemeinſchaft könne
uns aus den Bedrückungen dieſer Zeit herausbringen. Der
Bundes=
vorſitzende Schaar=Leipzig ſprach über die „Wirtſchaftliche Lage der
Angeſtellten des Gaſtwirtsgewerbes” und wies durch ſtatiſtiſches
Ma=
terial nach, daß auch dieſe Angeſtelltengruppe hinſichtlich ihres
Realein=
kommens weit hinter den Friedensverhältniſſen zurück ſei. Er fordert
insbeſondere eine Reform der Sonderbeſteuerung des
Gaſtwirtsgewer=
bes, vornehmlich eine Milderung der Beherbergungsſteuer und
Be=
ſeitigung der gemeindlichen Beherbergungsſteuer. Auch die
Unter=
nehmer und Angeſtellten des Gaſtwirtsgewerbes müßten dem Gedanken
der Volksgemeinſchaft Rechnung tragen und unter allen Umſtänden
ver=
ſuchen, ihre Lohn= und Arbeitsverhältniſſe ohne Einmiſchung von dritter
Seite zu regeln. Das ſtaatliche Schlichtungsverfahren könne aber nicht
entbehrt und muß beſſer ausgebaut werden. Eingehend beſchäftigte
Redner ſich insbeſondere mit der Entlohnungsform des
Bedienungs=
perſonals und brachte die Meinung der Kundgebung zum Ausdruck,
daß das Bedienungsperſonal unter keinen Umſtänden der von mancher
Seite angeſtrebten Wiedereinführung der Trinkgeldentlohnung
zuſtim=
men würde. Nur wenn die Arbeitgeber auch dem Bedienungsperſonal
gegenüber ihre Unternehmerpflichten erfüllen würden, ſei die
Vermei=
dung wirtſchaftlicher Kämpfe im Gaſtwirtsgewerbe denkbar. In einem
weiteren Vortrage beſchäftigte ſich der Bundesausſchuß=Vorſitzende
Löwe=Hamburg mit gewerblichen und beruflichen Fragen, insbeſondere
mit der Stellenvermittlung, dem Geſchäftsſchluß für die
gaſtwirtſchaft=
lichen Betriebe, ſowie mit der Bekleidungsfrage und anderen
Berufs=
angelegenheiten. Die Vertreter der bürgerlichen Parteien ſagten dem
Kongreß namens ihrer Parteien ihre Unterſtützung zu, wenn die
Be=
lange der Arbeitnehmer auf dem Boden des
Volksgemeinſchaftsgedan=
kens vertreten werden. Eine Reihe Entſchließungen, die den
Vor=
ſchlägen der Referenken entſprachen, wurden auf der Kundgebung
an=
genommen.
Aus der Reichshauptſtadt.
Rieſendiebſtahl eines Dienſtmädchens. Eine Familie am
Kur=
fürſtendamm in Berlin nahm vor einigen Tagen auf einem
Vermitt=
lungsbüro ein neues Dienſtmädchen an. Das Mädchen nannte ſich
Hed=
wig Bromby. Als das Mädchen Donnerstag mittag eine Stunde allein
war, benutzte es die Gelegenheit zu einem außergewöhnlichen Diebſtahl.
In einem großen Reiſekoffer und in einem Hutkoffer nahm es
wert=
volle, ſeiner Herrſchaft gehörige Gegenſtände mit, unter anderem ein
ſilbernes Tafelſervice für 12 Perſonen, ein Mokkaſervice für 6
Per=
ſonen, 2 echte Perſer und fünf Abendtoiletten. Sämtliche Gegenſtände
repräſentieren einen Wert von 50 000 Goldmark. Das Mädchen hat mit
beiſpielloſer Frechheit gearbeitet. Um zwei Uhr erſchien ein
Dienſt=
mann mit roter Mütze und ein Droſchkenchauffeur an der
Wohnungs=
tür ihrer Herrſchaft, die beide Koffer fortſchafften. Erſt nachdem der
Dienſtmann und der Chauffeur verſchwunden waren, verließ ſie die
Wohnung. Der Chauffeur und der Dienſtmann ſind noch nicht
er=
mittelt. Für die Wiederherbeiſchaffung der geſtohlenen Werte ſind
10 v. H. Belohnung ausgeſetzt.
Mit dem geſtohlenen Auto zu Tobe gefahren.
Wie aus Kattowitz gemeldet, entwendeten zwei Diebe aus
ver=
ſchloſſener Garage ein Auto und fuhren in ſchnellſtem Tempo in der
Richtung der alten Grenze davon. In der Nähe von Ochojetz verlor
der Lenker die Herrſchaft über das Auto. Dieſes ſauſte gegen einen
Baum und wurde zertrümmert. Beide Diebe wurden ſpäter im Graben
tot aufgefunden.
Verwüſtungen im Schleſiertal.
Ein ſchweres Unwetter mit Hagelſchlag richtete im Eulengebirge
großen Schaden an. Talwärtsſtrömende Waſſermaſſen überſchwemmten
die Sohle des Schleſiertales und brachten die Bewohner der bis zum
Giebel unter Waſſer ſtehenden Häuſer in Lebensgefahr. Im bergigen
Gelände wurden die Aecker weggeſchwemmt. Die Ernte gilt als
ver=
nichtet, insbeſondere auch die vom Hagel getroffene vielverſprechende
Obſternte. Die Talſperre von Breitenhain wehrte das Unheil von den
am Unterlauf der Weiſtritz liegenden Dörfern ab.
In den Abendſtunden entlud ſich über Hamburg ein ſchweres
Gewitter mit wolkenbruchartigem Regen. Verſchiedene Häuſer wurden
durch kalte Schläge beſchädigt. Im Stadtteil Eppendorf legte ein
Blitz=
ſchlag den Straßenbahnverkehr für mehrere Stunden ſtill. Im Stadtteil
Hamm ſchlug der Blitz in einen Baum ein, unter dem verſchiedene
Perſonen Schutz geſucht hatten, tötete einen Arbeiter und verletzte
drei weitere.
Die älteſte Babnerin geſtorben.
Jechtingen bei Breiſach. Hier ſtarb am Samstag wohl die
älteſte Frau des ganzen badiſchen Landes, die Witwe Karoline Nadler,
im Alter von 100 Jahren und neun Monaten. Die Greiſin war geiſtig
und körperlich noch verhältnismäßig rüſtig und ſchied aus dem Leben,
ohne eigentlich krank geweſen zu ſein. Am Tage vorher ſtarb in
Dur=
lach eine hundertjährige Frau, die nur um vier Monate jünger war.
Hebung geſunkener Schiffe in der Oſtſee.
Die während des Weltkrieges und in den unruhigen Zeiten zu
Be=
ginn der inneren Kämpfe in Rußland verſenkten bzw. geſunkenen Schiffe
im Finniſchen Meerbuſen der Oſtſee ſollen jetzt, ſoweit ſie in der
ruſſi=
ſchen Zone liegen, gehoben werden. Die erſten Arbeiten gelten dem
Dampfer „Narodowolez”, für deſſen Hebung 111 000 Goldrubel
ausge=
worfen ſind. Die ruſſiſche Zentralverwaltung für Transport zur See
hat ein Geſchwader kleinerer Fahrzeuge ausgerüſtet, welche die
Pro=
dukte im Meerbuſen feſtſtellen ſollen, wo noch wertvolle Schiffe oder
Schiffsladungen liegen.
Schweres Bootsunglück auf dem Neuenburger See (Schweiz).
Der Gärtner einer Klinik machte mit einigen Inſaſſen derſelben eine
Ausfahrt mit dem Segelſchiff. Nationalrat Borel und Sohn hörten vom
Ufer Hilferufe, ſahen ein Schiff verſinken und eilten im Boot zur
Unfall=
ſtelle. Einer der Fahrtteilnehmer war auf den Maſt geklettert und hatte
ſo das Unglück verſchuldet. Einer der Verunglückten konnte vermittelſt
künſtlicher Atmung ins Leben zurückgerufen werden. Drei Perſonen,
da=
runtev der Gärtner, ſind ertrunken.
Zur deutſchen Einwanderung in Nord=Braſilien.
D.A. I. Die Staatsregierung von Sergipe (Braſilien) teilt mit,
daß mit dem Dampfer „Commandante Miranda” 82 ausgeſuchte deutſche
Einwanderer eingetroffen ſeien, die für das „Centro Agricola Epitacio
Peſſoa” beſtimmt ſind. Der Staatspräſident ſprach dem braſilianiſchen
Ackerbauminiſter ſeinen Dank dafür aus, daß auf dieſe Weiſe für die
Entwicklung der Landwirtſchaft des Staates geſorgt wird. — Die
Deut=
ſche Nio=Zeitung bemerkt dazu: „Warum man gerade nach Sergipe
deutſche Einwanderer ſchickt, die doch für den Norden des Landes viel
weniger geeignet ſind als die ſüdeuropäiſchen Auswanderer, wiſſen wir
nicht. Die Leute ſind ſicher nicht gut beraten geweſen, als ſie ſich
ent=
ſchloſſen, nach Sergipe zu gehen, es ſei denn, daß es ſich um
Baumwoll=
pflanzer aus den anderen deutſchen Kolonien handelt.”
Enttäuſchte Auswanderer.
Neviges. Ein nach Braſilien Ausgewanderter namens Adam
Breher ſchildert, laut Elb. Gen.=A., jetzt in einem Brief an ſeine Freunde
in der Heimat die ſchweren Enttäuſchungen, denen die ausgewanderten
Familien in der Fremde ausgeſetzt ſind. Bei ihrer Ankunft in Braſilien
war von dem vielgenannten Langenbach nichts zu ſehen. Auch
ange=
ſtellte Ermittelungen führten zu keinem Erfolg. Infolge der ſtarken Hitze
und der unzweckmäßigen Ernährung ſind bereits in den erſten 14 Tagen
fünf Kinder der Ausgewanderten geſtorben. Wie der Briefſchreiber in
Erfahrung gebracht hat, iſt für die Auswanderer in Braſilien überhaupt
kein Land vorhanden, da die Gründer der Langenbach=Geſellſchaft nicht
über genügend Geldmittel zum Landerwerb verfügten. So ſtehen die
hoffnungsvollen Auswanderer, wenn ſie nach Braſilien kommen vor
einem Nichts. Die bisher ausgereiſten Transporte haben ſich auf
ver=
ſchiedene Gegenden des Landes verteilt, wo ſie Arbeit ſuchen. Unter ihnen
befinden ſich zwanzig Familien von Velbert und zwei von Neviges. Die
Lebensverhältniſſe ſchildert der Schreiber als ſehr teuer, ſodaß der
Ar=
beiter von ſeinem Lohn nichts übrig behalten kann. Er warnt dringend
vor jeder weiteren Ausreiſe, denn das beſte Land befände ſich in den
Händen von Privatgeſellſchaften, die es nur zu teuren Preiſen verkauften.
Eine polniſche Stadt von Räubern überfallen.
Das Bandenweſen in den polniſchen Grenzgebieten im Nordoſten
wächſt ſich geradezu zu einem Kleinkrieg aus. Am 15. Mai eroberte eine
40 Mann ſtarke Räuberbande das Städtchen Krzywice im Kreiſe
Wileika, beraubte die Poſtkaſſe und die Kaufläden und zog ſich dann
über die ſowjetruſſiſche Grenze zurück. Gleichzeitig fanden im Kreiſe
Swienzany zwei Ueberfälle durch kleinere Banden ſtatt. Im April
haben 26. Ueberfälle durch Banden ſtattgefunden, im Mai bisher 20.
Im Wilnagebiet hat der dortige Armeeinſpektor den Auftrag zur
Säu=
berung des Gebietes von Banden erbalten.
Der 1. internationale ſozialökonomiſche Kongreß
findet Ende September 1924 in Buenos Aires ſtatt, um die
ge=
ſamten Wohlfahrtseinrichtungen der Welt zum Austauſch ihrer
Erfah=
rungen und zur Organiſierung ihrer Zuſammenarbeit zu vereinen. Der
Kongreßleitung gehören an: Der Präſident der Argentiniſchen Nation,
Dr. M. T. de Alvear, die früheren italieniſchen Miniſterpräſidenten
Luzzati und Nitti, der Präſident des Deutſchen Reichsgerichts Dr. Walter
Simons, ferner die Profeſſoren Guglielmo Ferrero, Enrico Ferri und
Leon Bourgeois, der nordamerikaniſche Staatsmann Elihu Root, der
engliſche Hygieneminiſter J. H, Whitley u. a. m. Die Arbeitsgebiete
des Kongreſſes ſind: Wohlfahrtsmuſeen, Arbeiterfragen, ſoziale Hygiene,
Unterricht, Agrarfragen, Sozialſtatiſtik. — Näheres beim Deutſch=
Ar=
gentiniſchen Zentralverband, Berlin W. 15, Kurfürſtendamm 220.
Eine Krupp=Werft niedergebrannt.
In Barcelona iſt die der Firma Krupp gehörende Werft Vulcano
durch eine Feuersbrunſt zerſtört worden. Der Schaden wird auf
mehrere Millionen Peſeten geſchätzt. Menſchenleben ſind nicht zu
be=
klagen. Der König hat geſtern den Brandplatz beſucht.
Umwälzende Entdeckung im drahtloſen Verkehr.
Ein neues kurzwelliges Marconi=Syſtem. „Daily Telegraph”
be=
ichtet aus Melbourne, daß Bruce geſtern dem Repräſentantenhaus
mit=
teilte, der geſamte drahtloſe Verkehr ſtehe infolge neuer Entdeckungen
ſor einer radikalen Umwälzung. „Daily Expreß” berichtet darüber,
daß Marconi ein neues kurzwelliges Syſtem erfunden habe. Dieſe
Erfindung mache es möglich, nach jedem Teil der Welt Mitteilungen
von irgendeiner Station zu einem Koſtenpreis zu ſenden, der nicht
mehr als den zehnten Teil der Betriebskoſten großer Stationen
aus=
mache. Verſuche ſeien auf eine Entfernung von 2500 Meilen gemacht
worden. Die Marconigeſellſchaft erkläre, daß die Entfernungen, auf
die die Meldungen nach dem neuen Verfahren geſchickt werden könnten,
völlig unbegrenzt ſeien. Das Syſtem habe jedoch auch Nachteile, einer
davon ſei, daß es unmöglich ſein werde, von dieſen Stationen
Mit=
teilungen allgemein zu verbreiten, da ſie höchſtens in zwei oder drei
Richtungen geſandt werden könnten.
Der große Bucherfolg!
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Dr. med. Benno Koppenhagen
Aus dem Tagebuche
eines Thüringer
Landarztes
Einige aus den vielen glänzenden Arteilen:
„Dieſe heiteren Erlebniſſe des Candarztes ſind ſo erfriſchend und
köſtlich geſchrieben . . . Man muß Tränen lachen!“
Wir haben ſeit langem kein, ſo köſfliches Buche geleſen, bei dem
wir ſo aus vollem Herzen gelacht haben.”
„Ein erfriſchend luſtfiges, ja von Humor und Laune ſprühendes
Buch, in ſeinem elegant=humorvollen leichten Stil, in ſeiner Art, mit
den Dingen und den Menſchen zu ſpielen, einzig.”
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Landestheater, Großes Haus, Anfang 7 Uhr, Ende 9½ Uhr,
(F 21): „Madame Butterfly”. — Kleines Haus, Anfang 6½ Uhr, Ende
10 Uhr (Sondermiete 151): „Was Ihr wollt”. Abends 10 Uhr:
Letz=
tes Gaſtſpiel „Der blaue Vogel”. — Orpheum, 794 Uhr: „Das
Madiomädel”. — Union=, Reſidenz=, Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele:
Kinovorſtellungen. — Perkeo=Th eater, nachm. 4 Uhr, abends
8 Uhr: Gaſtſpiel des ſüddeutſchen Poſſen= und Burlesken=Enſembles.
— Schlageter Feier des Hochſchulringes, 10,15 Uhr in der
Turnhalle am Woogsplatz. — Löns=Morgenfeier, vorm. 11¼
Uhr, in der Aula der Baugewerkſchule (Neckarſtr.). — 21.
Lokalaus=
ſtellung des Kaninchenzuchtklubs im Mathildenhöhſaal. — Gotel
Schmitz: Konzert. — Oberwaldhaus, nachm. 4 Uhr: Konzert.
Sportplatz=Reſtaurant am Böllenfalltor, 4 Uhr: Konzert. —
Café=Haſſia: Konzert. — Kanarienklub, nachm. 6 Uhr, im
Konkordiaſaal: Tanz. — Darmſtädter Fechtklub 1890, vorm.
10 Uhr und nachm. 3 Uhr, Hotel zur Traube (Gartenhalle). —
Gaſt=
haus zum Löwen, Große Ochſengaſſe 6: Konzert. — Kurhaus
Trautheim: Konzert. — Nummelbräu: Konzert.
Schweizerhaus Eberſtadt: Konzert.
Sport, Spiel und Turnen.
Fußball.
Techniſche Hochſchule Karlsruhe — Techniſche Hochſchule Darmſtadt 0:1.
Trotz des ſchlechten Wetters hatte ſich eine ſtattliche Anzahl
Zu=
ſchauer eingefunden zu dem Spiel um die Deutſche
Hochſchulmeiſter=
ſchaft. Sie ſollten auf ihre Rechnung kommen. Ließen auch Regen
in der erſten, und Wind in der zweiten Halbzeit ein flottes Spiel
infolge glatten Bodens nicht aufkommen, ſo lieferten doch beide
Mann=
ſchaften ein ruhiges, ausgeglichenes Treffen. Erſt nachdem die 25.
Mi=
nute durch Vettel ein Tor für die Einheimiſchen brachte, entwickelte
ſich ein ſchnelleres Spiel. Hin und her wogte der Kampf, doch konnten
infolge Ueberkombination beiderſeits, beſonders bei Karlsruhe, und
mangelnder Schußfreudigkeit, zahlreiche Erfolge nicht erziehlt werden.
Karlsruhe, vom Pech verfolgt, verſchoß zwei Elfmeter, während ein
prächtiger Schuß des flinken Halblinken über Darmſtadts Latte ging,
wie überhaupt Darmſtadts Tormann heute in voller Form war, aufs
tatkräftigſte unterſtützt vom rechten Verteidiger. Karlsruhe fiel
gegen=
über den Unſeren durch zu „hörbares” Spiel auf.
Schließlich ſei noch des Platzes gedacht, der, eine glatte
ununter=
brochene Grasfläche, geradezu als vorbildlich bezeichnet werden darf.
Möge die Darmſtädter Hochſchulmannſchaft weiter von Erfolgen
ge=
krönt ſein, damit ſie auch künftig ihre Farben ehrenvoll vertritt. ſch.
Gautag Bergſtraße.
—e— Mit dem heute Sonntag ſtattfindenden Gautag des Gaues
Bergſtraße vom Verband Süddeutſcher Fußballvereine finden
gleich=
zeitig die Entſcheidungsſpiele um die Meiſterſchaften dieſes
Gaues in der Klaſſe 4 I und 4 II in Darmſtadt ſtatt. In den
Ver=
bandsſpielen 1923/24, die im September 1923 ihren Anfang nahmen,
haben drei Vereine der A=Klaſſe, F. C. Eintracht Darmſtadt, F. C.
Ger=
mania Eberſtadt und S. C. Viktoria Griesheim gleiche Punktzahl (17)
erreicht. Bei dem am vergangenen Sonntag in Pfungſtadt
ſtattgefun=
denen Ausſcheidungsſpiel zwiſchen Eintracht Darmſtadt und Germania
Eberſtadt ſiegten die letzteren, ſodaß Germania Eberſtadt und
Viktoria Griesheim ſich im Schluß= und Entſcheidungsſpiel
auf dem Sportplatz am Böllenfalltor (Stadion) heute nachmittag
gegen=
überſtehen. Der Sieger aus dieſem Spiel rückt alsdann in die nächſt
höhere Klaſſe, in die Odenwaldkreisliga auf. — Auch in der Klaſſe 4 II
haben Germania Eberſtadt und Sportverein Münſter
mit ihren zweiten Mannſchaften in den Verbandsſpielen 1923/24 gleiche
Punktzahl erziehlt, ſodaß auch in dieſem Falle ein Entſcheidungsſpiel
auf neutralem Platze ſtattfinden muß. Beide Mannſchaften treten
daher ebenfalls am heutigen Tage, vormittags, und zwar auf dem
Platze am Finanzamt, ſich gegenüber. Um nun bei dieſen ſicher
inter=
eſſanten Spielen auch anläßlich des Deutſchen Spielplatzwerbetages die
noch dem Fußballſpiel Fernſtehenden zu intereſſieren, ſind die
Ein=
trittspreiſe in mäßigen Grenzen gehalten, ſodaß jedem einzelnen der
Beſuch dieſer Spiele ſchon aus dieſem Grunde möglich iſt.
Handball.
Turngemeinde Darmſtadt 1846 — Turngemeinde Befſungen 1865 2:0.
Am Freitag abend um 7 Uhr trafen ſich die Handballmannſchaften
der Turngemeinden 1846 und 1865 zum friedlichen Spiel auf dem
Sportplatz Rennbahn. Der Kampf war ziemlich ausgeglichen, weshalb
in der erſten Halbzeit nur ein Tor zugunſten der Turngemeinde 1846
durch 13=Meter=Wurf fiel. In der zweiten Halbzeit ſpielt Beſſungen
ſichtlich mehr mit erhöhtem Eifer, der jedoch dank der Geſchicklichkeit des
2. und eltzte Tor des Tages. In Anbetracht des flotten Spieles der
Turngemeinde Beſſungen iſt die Niederlage unverdient. Sehr ſchöne
Leiſtungen zeigte vor allem der Torwächter Beſſungens, von dem die
beiden 13=Meter=Tore unhaltbar waren. Alles in allem darf das Spiel
techniſch ausgeglichen und einwandfrei angeſprochen werden.
Leichtathletik.
4. Frankenſtein=Bergfeſt.
Heute und morgen findet in Eberſtadt bzw. auf dem Frankenſtein
bas diesjährige Frankenſtein=Bergfeſt ſtatt. Die damit verbundenen
leichtathletiſchen Wettkämpfe ſind, für alle Vereine des S. T. B. (im
Allgem. D. Turnerbund) offen. An den Wettkämpfen nehmen mehr
18 400 Turner und Leichtathleten teil. Im Mittelpunkt der Kämpfe
ſteht ein Fünfkampf; außerdem werden noch einige Stafetten
ausge=
tragen. Dieſe werden auf der Seeheimer Straße (ab Ortseingang
Eberſtadt) gelaufen; alle übrigen Uebungen finden auf dem
Franken=
ſtein (ſüdlich der Burg) ſtatt. Die Preisverteilung findet ebenfalls auf
dem Frankenſtein ſtatt.
Schwimmen.
— Schwimmabteilung Turngemeinde 1846. Allen
Mitgliedern der Turngemeinde 1846 ſowie Freunden des Schwimmens
ſei zur Kenntnis gebracht, daß unſer Schwimmbetrieb im Woog
erſt=
malig am Montag, den 26. Mai, nachmittags 5.30 Uhr, beginnt. Unſere
Schwimmzeiten am Woog, an denen uns die Wettkampfbahn zur
Ver=
fügung ſteht, ſind Montag, nachm. von 5.30 bis 6.15 Uhr und
Donners=
tag, nachm. von 6.15 Uhr ab bis 8.30 Uhr. Die Schwimmzeit Montag
nachmittags iſt insbeſondere unſeren Jugendabteilungen gewidmet.
Weiterhin ſei mitgeteilt, daß wir auch während des Sommers unſeren
Schwimmabend im Hallenbad Mittwoch abends von 7.15 Uhr, ſoweit
das ſtädt. Hallenbad geöffnet bleibt, beibehalten. Dieſer
Schwimm=
abend ſei ganz beſonders unſeren älteren Mitgliedern beiderlei
Ge=
ſchlechts empfohlen. Wem das Schwimmen im Woog nicht zuſagt, der
komme Mittwoch abends 7.15 Uhr zu uns ins ſtädt. Hallenbad. — Die
nächſte Verſammlung der Schwimm=Abteilung findet am Mittwochabend
(28. Mai) nach dem Schwimmen im Turnhaufe ſtatt. Zahlreicher Beſuch
iſt erwünſcht.
B.
Geſchäftliches.
Bohnenkaffee iſt heute unerſchwinglich teuer. An
ſogenann=
ten Miſchungen hat die Hausfrau ſelten eine reine Freude. Sucht
ſie nach einem geſunden, wirklich ſchmackhaften und dabei ſparſamen
Hausgetränk, ſo greift ſie am beſten zu dem ſeit 30 Jahren bewährten
„echten Kathreiners Malzkaffee‟.
aben Sie einen echten türkiſchen Kaffee=
Ken=
ner in Ihrem Bekanntenkreiſe oder in Ihrer Verwandtſchaft? Den
laden Sie einmal zur Kaffeeprobe ein und ſetzen Sie ihm zwei Taſſen
Kaffee vor, eine davon mit Pfeiffer u. Dillers Kaffee=Eſſenz zubereitet,
die andere ohne. Welche Taſſe wird er wohl loben? Sie konnen gewiß
ſein, er trinkt nur die Taſſe mit Pfeiffer u. Dillers Kaffee=Eſſenz, denn
dieſe Kaffee=Eſſenz verfeinert den Geſchmack ſo außerordentlich und
zudem macht ſie das Kaffee=Getränk noch ſo erfreulich billig. Bitte
machen auch Sie einmal einen Verſuch.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Feuilleton und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſ=
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann
Verantwortlich für Schlußdienſt: Andreas Bauer
Verantwortlich für den Inſeratenteil: Willy Kuhle
Druch und Verlag: 2. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Nummer hat 20 Seiten
SSerär-Gpccl
Karrar- EKrRg
Bberdr- BEl./KA1
BARrrgr-10
TasMerlmäte
[ ← ][ ][ → ]Rummer 145.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 25. Mai 1924,
Seite 13.
4Sunndags=Noochmiddags=Bedrachdunge.
’8 is doch e war Kreiz un e Laſt un e Uffgab, wann mer ſo
als Schriftſtellerern zu de „Haud Krehm” zehlt, alſo
gewiſſer=
maße zu de geiſtiche Schlagfahne geheert, korzum, wann mer
wos is un wos gilt unner ſeinesgleichen. Nadierlich hott deß
alles ſei zwaa Seide, wie e Klagderberſcht, e hoorich un e gladd.
Mer hott Verflichdunge un muß debei ſei, wann ebbes los is im
Städtche, un deß is manchmal kaa Eſſig. So hab ich die vorich
Woch unner annerm aach e Vorladung krickt for die
Ereffnungs=
eiweihung in de Siedweſtdeitſche Kunſtausſtellung; ausgerechnet
grelem uff de helle Samsdagmorjend
na=
dierlich, wo mer ſowieſo alle Hend
voll zu dhun hott un muß uff de
Mack laafe un die Stuwwe butze;
un wann mer Bäch hott, hott mer
an ſo eme Dag aach noch die Reih
un muß Drebb un Gang ſchrubbe
un s Heefche kehrn.
Nu' bin ich jo zwar davo
iw=
werzeicht, daß ich net iwwerall
die Nas vorne hawwe muß,
aw=
wer daß mer aanerſeits ſo e
Ausſtellung net eiweihe kann
ohne die Bimmbernellen, no, deß
is doch emol klar. Ich hab
deſ=
ſentwäche am Freidag owend de
Herr Borjemaaſter a dellefoniert
un hab geſagt, es dhet mer net
baſſe un ob er die Ereffnungsfeier
net verſchiewe kennt. Un er hott
mer gleich ſehr freindlich reduhrdellefoniert, es dhet em ſehr laad,
ungeheier laad, awwer er kennt die Sach jetzt net mehr
um=
ſchmeiße un ich ſollt in Goddesname emol Drebb un Gang un 18
Heefche lieje loſſe, es dhet jo ewe ſoviel lieje bleiwe, un ſollt ja
kumme, dann der Lade mißt unner alle Umſtend uffgemacht
werrn.
No, mer is ſchließlich kaa Unmenſch, un die Sach hott net
wäche mir habern ſolle. Alſo, ich hab mich am voriche Samsdag
in mei’ Schwazzfeidenes geworfe, Sie wiſſe jo, deß mit
Owwer=
licht, un bin enuff geſtiewelt un hab zu meine Beruhigung gleich
konſchadiern kenne, daß an dem Samsdagmorjend noch mehr
Dame Drebb un Gang mitſamſt em Heefche lieje loſſe leije ließe
geloſſe hawwe, dann ſchließlich „ganz ohne Damen geht die
Schooße niſcht” ſingt de Lehar uff em Sängerkrieg vun de
Wadd=
borg, odder wie deß Stickelche haaßt.
Im Iwwriche awwer war, wie geſagt, bei dere ſiedweſtliche
Ereffnungsfeier ſo zimmlich alles da, was iwwes e bißche was
is in Darmſtadt un was was ſei will. 8 war beinoh ſo feierlich
wie ſellemol aläßlich vun dere Handſchuhgeſchicht beim Keenig
Franz, wo der vor ſeinem Leewengarden geſotze hott; nor daß
mer net behaubte hett kenne: „Die Ridder ſchauden mudich drein
und in den Schooß den Scheenen”; — no, deß war jo in dem
Fall aach gar net needich, un iwwrichens kimmt deß im Schiller
ſeim Handſchuhgedicht iwwerhaubt gor net vor. Un der Damen
ſcheenſter Granz hott aach net uff hochem Ballgohne geſotze,
ſun=
dern ſie hawwe midde drunner drei' geſtanne, unner den Großen
der Krone (der rebubblikaniſche freilich). Mei Zwangsmiedern
hodd nadierlich aach mit enuff gewollt uff die Kolonie, awwer
dere hab ich geſagt, klaane Kinner geheern ſo wo net hie, un ich
hab kaa Luſt, mich unner dene feine Leit als ſtadträtliche
Groß=
mudder zu broduziern. No, deß hott ſe dann aach ei geſehe, ſo is
ſe dann doch net.
No, wie’s ſoweit war, hab ich mich braadſpurich dorch des
ei geladene Bubbligumm gedrickt, hab nooch alle Seide
rumge=
guckt, damit die Leit ſehe, daß ich aach do bin, un hab mich
vorne an des Rednerpult boßdiert (dann ſchließlich will mer doch
was heern for ſei Geld, wann’s aach nix koſt) un hab gedenkt:
So, alſo vun mir aus kann’s losgeh, ich bin do.
Iwwrichens hott die Ereffnungsfeierlichkeit an aam
Zwerrns=
faddem gehonke un weer beinoh in die Binſe gange, weil nemlich
im letzte Aageblick aaner aus purer Schawwernäckigkeit dem Herr
Müller deß Bladd Babbier ewegbuchſiert hat, wo deß druff
ge=
ſtanne hott, wos er herſage wollt. E Glick, daß ich’s geſehe hatt
un konnt dem Haamduckſer, dem ſchawwernäckiche, en enerſchiche
Blick zuwerfe, do hott=er’s raſch widder hiegelegt. Deß weer mer
awwer aach for de Herr Müller ungeheier peinlich geweſe, dann
wie hett der Mann dogeſtanne, vor dene Koniferien der Kunſt
un Wiſſenſchaft, ohne ſei Thronredd — —. Ja, uff em Radhaus
Redde halte, deß kann jeder; awwer ſo wo was Geſcheides ſage,
deß is kaa Eſſig, ich brecht’s net hie.
Was er geſagt hott, de Herr Borjemaaſter? „Ja,
ſtenne=
grafiert hab ich’s net, un wann Se’s wiſſe wolle, dann kennt
ich’s nor ſo aus em Gedächtnis ſtehend freihendich widdergewe,
wenichſtens ſo, wie ich’s geheert hab. No, wann die Kinſtler
in de Kunſt des Gegeſtendliche net mehr ſo widderzugewwe
brauche, wie’s richdich is, ſundern ſo, wie ſie’s ſähe, dann
kann ich aach em Herr Borjemaaſter ſei Redd ſo verzehle, wie
ich ſe geheert hab. Ich geb zu, daß ſe mit de Werklichkeit net
ganz iwwerei’ſtimme dhut, wie ſo vieles in de heidiche Kunſt,
awwer in dem Fall hannelt ſich’s jo aach gor net um die
Werk=
lichkeit, ſundern dodrum, wie mer ſo e Feier „innerlich erläbt”
(innerlich erlebt! fai, waß?).
Alſo aus dem Geſichtswinkel eraus will ich Ihne jetzt emol
verzehle, was de Herr Borjemaaſter uff de Eiweihung vun de
Kunſtausſtellung geſagt hott:
Meine Herrn un Dame! (ſeegt=derr, nadierlich alles im
Hoch=
deitſch.) Meine Herrn un Dame! Was iſt Kunſt! Zweidens:
Was heißt Kunſt! Deß will ich
Ihne ſage (hott=der geſagt). Alſo
Kunſt iſt ein reladiefer Begriff vom
Einſtein un haaßt ſoviel als wie:
es kemmt ganz drauf a", vun
wel=
cherner Seid mer’s aguckt. Guckt
mer’s alſo von de eine Seid a', ſo
kann mer ſage (hott=derr geſagt),
daß mir allmitnanner langſam,
awwer ſicher zu große Kinſtler
ge=
worde ſind, ohne daß mer’s
eichend=
lich gewollt hawwe. Odder is es
valleicht kai Kunſt, wann mer
mit=
eme normale Eikkomme auskomme
will, ohne daß mer ſich ein
Deffe=
ſidd leiſte dhut? — Odder is
der=
jenige valleicht kai', Kinſtler, dem
wo ſe de Gehalt gruppeweis bezahle, um ſem
baddallions=
weis in Geſtalt vun Steiern un Abgawe widder abzunemme,
un der wo’s drotzdem noch ferdich bringt, ſei Famillje ſo
zu ernehrn, daß ſe net ganz verhungert? Un bei de
Geſchäfts=
leut un de Hausbeſitzer, do is die Kunſt, die Einnahme mit de
Ausgawe auszugleiche, ſchun e Kunſt, die wo diräckt an’s Miſtiſche
grenzt. Korz un gut, mir ſind alle ſamt un ſonders zu
Läwens=
kinſtlern geworde un wenn mer uns im Panobbdigumm net als
Hungerkinſtler ſähe loſſe, ſo liggt deß bloß dodra, weil der
Beruf ſein Mann aach net mehr ernehrt un weil mer bei der
große Konkurrenz, die wo bei dem Hungerkinſtlerberuf ewe
vor=
hande is, ſelbſt aach deß Stickche Brot net mehr verdient, deß
wo mer zum Hungern abſolut brauche dhut, damit mer bei
Kräfte bleibt.
So is alſo die Kunſt (hott der Herr Borjemaaſter geſagt)
zum Allgemeingud geworde, jeder hott ſei Kunſt dehaam, an
dere wo er ſich erbaue kann, es fragt ſich bloß, ob mer deß e
Vergniege nenne kann un ob’s eim befriedicht. Deß is zu
bezweifeln. Damit mer uns awwer e Bild mache kenne vun de
richdichgehende Kunſt, un do hawwe mer uns alſouff de
Mathilde=
heeh widder mal e Ausſtellung geleiſt, die wo uns die anner
Seid vun de Kunſt zeige ſoll, gewiſſermaße die ſcheenere
Seid. Awwer „ſcheen”, deß is nadierlich aach en ſehr reladiefer
Begriff, denn ſchun de Wilhelm Buſch ſeegt:
Häßlichkeit entſtellet immer
Selbſt das ſcheenſte Frauenzimmer!
(hott der Herr Borjemaaſter geſagt) un ſo will ich de Herrn
Kunſtkridicker net vorgreifen un iwwerloß es Ihne, ſich iwwer
die Ausſtellung en Vers zu mache. In dieſem Sinne ereffne ich
die diesjährige Kunſtausſtellung (hott=derr geſagt) un ſie lewe
dreimal hoch, hoch und nochmals hoch! (Lebhafter Beifall.)
Un dann ſin mer allmitnanner eneigedabbt.
Ich mißt lieje, wann ich ſage dhet, es weer jemand ſchlecht
worrn. Ob ſe allmitnanner ſo gut gefriehſticlt hadde wie ich, deß
waaß ich allerdings net, jedenfalls, es hott niemand abgebaut.
Un deß will bei ſo ere Kunſtausſtellung ſchun was haaße.
Awwer, wie geſagt, dißjohr is der Uffenthalt in unſerm
Gemäldezerrguß vollſtendich ungefehrlich un es fehlt deſſentwäche
aach des Schildche, deß wo mer die Johr doher eichentlich an de
Eigang vun ſo ere Kunſtausſtellung hett henke miſſe un wo
druff ſteh hett miſſe: „Nervenſchwachen iſt der Zudritt verboden!
Die Bollizeidiräckzion.” Un ich glaab deßhalb aach, daß unſer die Kerch geheert ins Dorf, die Nas ins
Scheneral=Owerſtaatsa walt unſcheniert ſein Summerurlaab
a=
drete kann, wenichſtens mir is nix auffgefalle, wo des Aergerniß
effentlich errege dhut, un des Schamgefiehl vun de Jumbfer
Juſtitzia werd in kaaner Weis gröblich verletzt. Selbſt de
zart=
fiehlendſte Revierkommiſſär, un wann er diräckt aus em ſibbde
Himmel kemt, der kennt nix A’ſtößliches drinn finne un wann
er noch ſo aſch gucke dhet.
Allerdings, es kimmt ſchließlich doch druff a, wie mer zu
de moderne Kunſt ſteht. Ich hab erausgefunne, je weider als
wie mer ewächſteht, deſto ehnder ſieht mer, wos ſo e Bild
vor=
ſtelle ſoll, un mer kann mitunner ganz deitlich unnerſcheide, ob’s
e Landſchaft is, odder=e Fawericka’ſicht, odder=e Kackdußſtilläwe,
odder=e Bordrädd. Die Johr defor hott mer in dem Fall immer
erſt in de Kaddalog gucke miſſe, un wann do deß Nummero
ver=
druckt war, war mer erſt uffgeſchmiſſe.
Alſo, wie geſagt, aus dere Konnfuſſion is mer haus, un
mer merkt’s beinoh vun ſelbſt, ob ſo e Bild richdich henkt odder
verkehrt erum. Un bei de Bordrädder ſieht mer wenichſtens
widder mol, was hinne un vorne is un ob der Moler es Geſicht
gemolt hott, odder des diräckte Gegedaal. Gewiß, wann ich
emol aus Verſehe ſo eme konkubiſtiche Kinſtler in die Finger falle
dhet, un der dhet mich vergewaldiche un dhet mei ſchee
Bieder=
meierfißaaſch in ſei Goldene=Schnidd=Schablohne eneizwenge, ſo
daß mei Wärrſchingskobb noochher uff dem Bild ausſähe dhet,
wie als wann’s aus lauder Bauklötzer odder Delfter Bläddcher
zuſammegeboſſelt weer, ungefehr ſo: Un wann der Kinſtler aach
noch drunner ſchreiwe dhet: „Meine Frau”, ſo dhet ich en
rick=
ſichtslos an de Galje bringe, dann wie geſagt, uff mei
Rundlich=
keit bild ich mer dann doch noch e bißche wos ei”, un die dhet
ich mer net vun jedem ixbeliewiche Kinſtler verſtumbiern loſſe.
Es ſin allerdings aach weibliche Frauenzimmer do owe
aus=
geſtellt, uff die entſchiede der Vers baſſe dhet, den wo de Herr
Borjemaaſter Müller in meine Eiweihungsredd erwehnt hott.
Noja, wann aans ſchun in ſeine Jugend engliſch krank war un
die Sach hott ſich dann bedauerlicher Weis, mit de Zeit in en
ebbiläbbdiſche Waſſerkobb ausgewachſe, mit Buckel un Krobſch,
mit K=Fieß un O=Baa, noochher kann der Moler aach nix draa
mache. Awwer dann dhet ich mich doch wenichſtens net mole
loſſe — odder ich dhet zum mindeſte was a ziehe, deß mers net
ſo ſieht. Awwer deß is ſcheinds deß Merkwerdiche heidichendags,
daß ſich eichendlich nor noch die Frauenzimmer mole loſſe, mit
dene wo mer die klaane Kinner ins Bedd jage kann, un uff die
wo deß ſcheene Liedche baßt, deß wo mer in unſere Kinnerjohrn
als in de Juddeſchul geſunge hawwe:
Die Jule war ſo ſcheen,
So ſcheen wie eine Taubee,
Doch als ich ſie geſehn,
Da war’s ne alte Schraubee!
Ja, in de friehere Zeide, do hadde die Moler doch en beſſere
Geſchmack un die hawwe net, jed hergelaafe Geſteck abgemolt.
Beiſpielsmeßich ſo en Rubenns, odder ſo en Rehmbrand, odder
ſo en Diezian. Die, wo die gemolt hawwe, die hadde wenichſtens
e agenehm Fißaaſch un Holz vor de Dier. —
Die Mannsbilder brauche ſich nadierlich aach net an’n Lade
zu leje mit ihre därre Häls un mit ihrm fiſſionäre Blick in de
Aage, wie e geſtoche Kalb, ſo daß mer im erſte Momend glaabt,
es werrn Modebobbe aus eme Herrnkonfäckzionsgeſchäft in
Hono=
lullu odder Angkra Peckwena. Die Adoniſſe, die wo ſich vun
ſo eme Moler heid mole loſſe, die geheern ins Rarridädekawinädd
odder in die Schreckenskammer als abſchreckendes Beiſpiel,
awwer net als Bild in e Ausſtellung.
Awwer, wie geſagt, ganz ſo aſch is es dißjohr uff de
Aus=
ſtellung net, ſcheinbar ſie die iwwerzwerche männliche un
weib=
liche Mißgeburde in de moderne Kunſt langſam am Ausſtärwe
(s weer waaß Godd kaan Schade!). Deß merkt mer aach ganz
deitlich ar dene Kunſtwerker, die wo ſe aus Läddſch un Gibbs
un ſo zuſammedäddſchele un ſage nachher, es weer e Schkubdur,
odder=e Staduhr, odder e Bieſte un wie mer deß Zeiks haaßt.
Drotzdem mecht ich meine weibliche Genoſſinne, die wo ſich
zu=
fellich in eme Zuſtand befinne, for dem die Saldade in Sparda
s Gewehr bräſſendiert hawwe, alſo dene mecht ich doch emfehle,
ſich net zu lang im Zuſchauerraum vun dene
Schkubdurnmena=
ſcherie uffzuhalte, s is wägem vergucke.
Odder nemme Se emol a’, es dhet
vun mir aaner ſo e Marmorſtandbild
aus ächtem Gibbs fawriziern, ungefehr
ſo, wie’s de Pfeil do newe hiegemolt
hott, als „Madonna mit dem
Strick=
ſtrumb” odder ſo. No, was dhete dann
Sie dodezu ſage? Ich glaab, Sie dhete
verwunnert mit de Hend ſchiddele un
die Fieß iwwerm Kobb zuſammeſchlage
Un deß mit Rächt. Dann, wie gefagt.
Ordnung muß ſei, aach in de Kunſt, un
Geſicht un de Arm in de Aermel. Ab
un en Walſer!
No, ich hab vor, heit morjend emol
mit meine Zwangsmiedern e Fiehrung
dorch die Ausſtellung zu vera’ſtalte, un
do dhets mich doch emol indräſſiern,
wie die die Sach iwwerſteht. Wann
ſe’s aushellt, fiehr ich ſe aach emol an
deß Bild, wo die Alt=Weiwermiehl
druff is, hoffentlich kabbiert ſe, was ich ere domit ſage will, die
alt Raachſchwalb. Wer mitgeh’ will, is freindlichſt eigelade.
Bienche Bimmbernell.
Neugeboren mit 25 Jahren.
Die folgende Krankengeſchichte lieſt ſich wie ein Märchen,
aber es ſteht Ort und Name unter dem Briefe, und es iſt deshalb
jedem möglich, ſie durch eine einfache Anfrage auf ihre Richtigkeit
zu prüfen. Die Sache iſt auch eigentlich gar nicht weiter
wunder=
bar und ſoll weiter unten noch genauer erklärt werden.
An Dr. med. H. Schröder, G. m. b. H. in Berlin=Schöneberg,
gelangte kürzlich folgender Brief:
„Vom innigſten Dank erfüllt, erlaube ich mir, einige Zeilen
an Sie zu ſenden. Zu meiner größten Freude kann ich Ihnen
mitteilen, daß das Allgemeinbefinden meines Mannes ſehr gut
iſt. Das Schnaufen, mit welchem er zuerſt ſo viel Mühe hatte, iſt
jetzt ganz normal, Appetit und Stuhlgang gut, bloß
Kopfſchmer=
zen wollen noch nicht recht nachlaſſen. Nun, bei ſo hohem Alter,
im 75. Jahre ſtehend, kann ich Ihnen nur meinen wärmſten Dank
ausſprechen. Er hat oft 4—5 Monate im Bett zubringen müſſen,
von Hexenſchuß und Rheumatismus zum Verzweifeln geplagt.
Am Vormittag hatte er oft 5—6 mal Stuhlgang. Die Herren
Aerzte, deren ich mehere hatte, erklärten mir einfach, ſie könnten
ihm nichts geben, es ſei Alters= und Nervenſchwäche. In kurzer
Zeit iſt dies nun alles verſchwunden durch Ihr ausgezeichnetes
Mittel „Renascin”. Meine Hauptaufgabe wird ſein, Ihr ſo
vorzügliches Mittel aufs beſte zu empfehlen, da ich erfahren habe,
was leiden heißt. Mein Mann hat oft ſo laut ſchreien müſſen
vor Schmerzen, daß der ganze Hauseingang voll Nachbarn ſtand,
um die Urſache zu erfahren. Er kann jetzt ſchon ſeinem Beruf
wieder vorſtehen. Nochmals meinen beſten Dank.
Familie Hof in A.”
Es iſt alſo ein Mann im Alter von 75 Jahren, dem nach
allgemeiner Anſicht nicht mehr zu helfen war, wieder friſch und
kräftig geworden, und zwar, wie hier gleich bemerkt werden ſoll,
durch eine ganz einfache Reinigung des Blutes.
Solange nun der Körper ſonſt geſund iſt, kann ſich das Blut
vermöge ſeiner eigentümlichen chemiſchen Zuſammenſetzung ſelbſt
reinigen. Wird freilich dieſe Zuſammenſetzung durch ungeeignete
Nahrung oder andere Umſtände verändert, ſo verliert das Blut
die Fähigkeit, ſich ſelbſt zu reinigen. Es bleiben darin Stoffe
zurück, die es vergiften und ſchwerflüſſig machen.
Die Folgen dieſer Verunreinigung des Blutes können ſehr
verſchiedener Art ſein, z. B. können eintreten: ſchlechte
Ver=
dauung, Appetitloſigkeit, Angſtgefühl, leichte Erregbarkeit,
Mat=
tigkeit, Energieloſigkeit, Korfſchmerzen, Rückenſchmerzen,
Schlaf=
loſigkeit, Nachtſchweiße, kalte Füße, Blutandrang nach dem Kopf,
Herz=, Leber= oder Nierenleiden, Korpulenz, Blutarmut,
Hämor=
rhoiden, Beinſchäden, Pickeln, Rheumatismus, Gicht,
Zucker=
krankheit, Katarrhe des Halſes, der Naſe oder der Ohren uſw.
Dr. Schröders „Renascin” enthält nun diejenigen Mineralſalze,
welche das Blut braucht, um ſich ſelbſt reinigen zu können, und
welche Wirkungen damit erreicht werden, das beweiſt außer
obigem Brief auch der folgende:
„Ich fühle mich verpflichtet, Ihnen für Ihr ganz
vorzüg=
liches „Renascin”, wodurch ich ein ca. 25 Jahre gehabtes Leiden,
Gicht und Rheumatismus in den Füßen, gänzlich losgeworden
bin, meinen herzlichſten Dank hiermit auszuſprechen. Seit ca.
25 Jahren litt ich an fürchterlichen Schmerzen und Schwäche in
den Füßen, ſo daß es mir ſehr ſchwer fiel, meinen Dienſt zu ver=
ſehen, abends, nach Beendigung des Dienſtes, war ich froh, wenn
ich nicht mehr zu gehen brauchte, weil meine Füße dermaßen
ſchwach waren und ſchmerzten, daß ich ſie nicht mehr ſetzen
mochte. Auch war mir durch dieſe fortgeſetzten Schmerzen und
Müdigkeit mein Humor faſt gänzlich geſchwunden, obgleich ich
ſonſt ein lebensluſtiger Mann bin. Durch den Gebrauch Ihres
genannten, ganz probaten Mittels fühle ich mich ſo wohl und
geſund, daß ich es für meine Pflicht halte, Ihnen meinen Dank
hiermit abzuſtatten. Wie Sie wohl ſchon gemerkt haben, habe ich
Ihr „Renascin” meinem Bekanntenkreiſe auf das wärmſte
emp=
fohlen und werde möglichſt dafür ſorgen, daß ſie ſich an Sie
wenden uſw.
W. H. Speckhahn, Polizeiſergeant in E.”
Das ſind nur zwei Briefe von Tauſenden ähnlichen Inhalts,
die vorliegen und deren Richtigkeit ſich jederzeit leicht feſtſtellen
läßt.
Nun könnte aber trotzdem jemand zweifeln, ob ein Mittel,
welches ſchon Zehntauſenden geholfen hat, auch gerade ihm
be=
kommt, oder ob man ſein Geld dafür umſonſt ausgibt.
Das iſt aber bei „Renascin” gar nicht nötig. Wer nämlich
unter Berufung auf dieſen Artikel an Dr. med. H. Schröder,
G. m. b. H., Berlin=Schöneberg 21, eine Poſtkarte ſchreibt, erhält
eine Probe „Renascin” ganz umſonſt geſchickt. Nicht einmal das
Porto braucht man ſelbſt zu bezahlen. Man kann es dann
pro=
bieren und ſich entſchließen, ob man damit fortfahren will
oder nicht.
Es iſt jedem, der ſich für dieſe Sache intereſſiert, dringend
anzuraten, ſich ſofort an obige Adreſſe zu wenden, da ſich wohl
kaum wieder eine Gelegenheit bietet, ein ſo ausgezeichnetes Mittel
ganz koſtenlos zu erproben.
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Seite 14.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 25. Mai 1924.
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5387a)
WCTORIA
UISTSSiS
WIeTORIA Seunn und Erfolg.
heißt:
Sieg und Ruhm!
ist: Präzision und
Vollkommenheitl
bedeutet:
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sikal. techn. Reiclsanstalt. Er sagt u. a.:
„Verwendet wurde Mischgas verschiedenen Heizwertes und
Wassergas. Die Versuche wurden nach den Normen des Deutschen
Vereins von Gas- und Wasserfachmännern ansgeführt. Bei
Ankoch-
versuchen mit Ettlinger Wausergar konnten andere Normalkocher
nicht benntst werden, da die Flamme immer zurüekschlng.
Ueber-
blickt man die Versnchsergebnisse, 80 fällt vor allem der hohe
Wirkungsgrad in die Angen.
Ein solch hoher Nutzeſſelt wurde unseres
Wissens mit keinem Kocher erzlelt.
Selbst mit Wassergas wurde ein verhältnismäßig günstiger
Wir-
kungsgrad erreicht. Die Fortkochversuche felen obenfalls sehr
zufriedenstellend ans.”
D
„Unsere mit den Brennern vorgenommenen Versuche ergaben
durchweg günstige Resultate. Namentlich erwies sich, daß die
Brenuer dieser Konstruktion sehr wenig durch die Gasgualitäten
beeinfußt eind. Selbst mit reinem Wassergag trat kein
Zurück-
schlagen ein .... . . Der Gasenbrenner dark zweifellos als eine
gehr erfrenlicho Prgcheinnung ant dem Gebiete der Gaskooher
an=
gesprochen werden. Er zeichnet sich durch Verwendbarkeit bei
verschiedenartigster Gasbeschaffenheit aus, ist gegen
Drucknnter-
schied unempändlich und läßt ohne Gefahr des Zurücksohlagens
eine sehr weitgehende Kleinstellung zu."
Physikalisch-Technische Reichsaustalt, Abteilung III P. T. R. 482
vom 23. Märx 1923:
Die Wirkungen des Kochers wurden nach den Normen des
Deutschen Vereins der Gas- und Wasserfachmänner in der Weise
bestimmt, daß 2000 g Wasser in einem Alnmininmtopf von 200
auf 95‟ erwärmt wurden, wobei der Druck auf 45 mm
ge-
halten wurde:
Gau=
ver ver=
brauch
in 1 Kauverbranch
in 1, aut 00
und 760 mm
redusiert z014
win. vor. Aufge-
wandte !
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monge
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a88
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100 289 588 3,925 12: : 12 230,9 163,0 70,6 286 577 12: 5 2264 72,5 275 67,7 12: 37 226,8 71,9 271 57,9 12:50 227,3 717 279 58,2 12: 31 228,2 71,4 278 578 12 29 226,8 71,9 301 57.3 Druck
(52 mm) 12: 25 224,7 75- Im Hittel
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Durch Fortkochversuche wurde ermittelt, daß zur Deckung
der Strahlungs- und Leitungsverluste von Kocher und Topf in einer
Stunde 25,1 Ltr. Gas verbraucht wurden.
*Chriſtlich=mohamedaniſche Ehen
Von Dorothea G. Schumacher.
Aus dem Mittelalter klingen ſagenhafte Berichte herüber —
bon chriſtlichen Rittern, die mit einer morgenländiſchen Frau
heimkehrten oder die gar zu der daheim ihrer wartenden Frau
eine weitere Gattin herbeiführten. Dieſe ſonderbaren Geſchichten
kamen auf zu einer Zeit, in der das durchweg bereits
chriſtiani=
ſierte Abendland die Vielweiberei zu verurteilen begann,
wäh=
rend in früherer Zeit, als Chriſtenglaube und Heidentum noch
miteinander kämpften, die Polygamie ein Zugeſtändnis an die
Hochgeſtellten und Bemittelten geweſen war. Auch Karl der
Große hatte mehr als eine Gemahlin — desgleichen die Großen
ſeiner Umgebung. Wenn man ſich des regen Verkehres mit den
damals kulturell ſo überlegenen Mauren erinnert, ſo darf man
unter den Frauen jener Großen gewiß auch Orientalinnen
ver=
muten. Die Geſchichte der liberalen normanniſchen Dynaſtien
in Sizilien iſt reich an ſolchen Verbindungen.
Von dem Ritter Otto von Botenlaube, deſſen
gänzlich verfallene Burg auf einem Hügel bei Bad Kiſſingen
gezeigt wird, iſt erzählt, daß er aus dem Kreuzzuge eine
Sara=
zenin namens Melekſalah heimbrachte. Der Graf von
Glei=
chen ſoll neben ſeiner thüringiſchen auch eine morgenländiſche
Frau gehabt haben. Ein Grabſtein, der angeblich ihn ſelbſt
zwiſchen den zwei Frauen darſtellt, wird in der Domkirche zu
Erfurt gezeigt. Ahnliche Sagen und Bildniſſe gibt es noch einige.
Sicherlich beruhen dieſe auf Wahrheit. Im ſpäteren
Mittelalter werden ſolche Berichte anſcheinend unterdrückt, da
die in ihrer Unduldſamkeit oft zu weit gehende kirchliche Juſtiz
ſolche heidniſchen Ehen verpönte und mit beſonderen Strafen
belegte. Den türkiſchen Hiſtorikern nach ſollen Töchter deutſcher
und öfterreichiſcher Adliger gelegentlich der türkiſchen Belagerung
von Wien und anderen Städten mit Gewalt nach Konſtantinopel
gebracht worden ſein, wo ſie dann in die Harems türkiſcher
Großer gelangten, deren Gattinnen ſie nach Geburt eines Sohnes
werden durften.
Erſt am Ende des 18. Jahrhunderts kamen wiederum
Ge=
ſchichten obiger Art auf, und bereits weniger
ſagen=
umwoben. Die romantiſchen Schickſale und Tagebücher der
LadyEſther Stanhope ſowie die der Irländerin Miſtreß
Ellenborough waren lange Zeit Tagesgeſpräch in der
Ge=
ſellſchaft. Mrs. Ellenborough war, nach einem abenteuerlichen
Leben in Italien, die Frau eines griechiſchen, jedoch aus
Ueber=
zeugung mohamedaniſchen Bandenführers geworden, um nach
weiterem Umherreiſen endlich ihre Ruhe im Zelt eines
Beduinen=
ſcheichs zu finden, deſſen Herz ſie (wie man erzählt) durch die
Bändigung eines wilden Roſſes gewann. Indeſſen war am
Anfang des 19. Jahrhunderts der Orient noch zu ſehr das ferne
Land der Märchen und Seltſamkeiten. Vom Eröffnungstage des
Suezkanals aber, alſo von 1869 ab, iſt dies anders
geworden. Jene Rieſenfeier, die alle Großen des Orients
und des Abendlandes am Nil vereinte, bedeutete eine
Näher=
rückung Aegyptens an Europa, nicht nur für Handel und
Ge=
werbe, ſendern auch für ein allſeitiges Verſtehen. Viele uralte
Vorurteile über den Orient ſind ſeitdem geſchwunden und
zahl=
loſe Fäden ſpinnen ſich von Norden nach Süden. Seitdem
wer=
den auch gemiſcht=religiöſe Ehen objektiver aufgefaßt, zumal ſie
in allen Kreiſen vorkommen. Selten genug iſt nur der Fall, daß
eine Moslemin einem Chriſten die Hand reicht; niemals geſchah
dies bisher mit der Einwilligung der Eltern der Frau. Dennoch
„glückte” es einigen wagemutigen türkiſchen Damen, verkleidet in
das Ausland zu gelangen, um dort mit einem Chriſten die Ehe
einzugehen. Daheim gelten ſie als „Verlorene‟
Ehen zwiſchen einem Türken und einer Chriſtin ſind nicht
mehr ſelten. Die vielfach in Europa ſtudierenden oder ſich dort
militäriſch ausbildenden Türken haben ſehr oft europäiſche
Mäd=
chen geheirgtet, und es herrſchen in dieſen Ehen zumeiſt ganz
gedeihliche Zuſtände. Der ehemalige Miniſter des Aeußern der
Pforte, Tewfik Paſcha, hatte eine Bernerin zur
Ge=
mahlin, die auch in ihrem „Harem”, den ſie mit keiner weiteren
Frau teilte! — das unverfälſchte Berner dütſch ſprach. Bei
meinem Aufenthalt in ihrer Familie wurde ſie mir zur gütigen
Freundin.
Das beſondere Vorurteil, welches in Mitteleuropa gegen
den Türken, aus dem Mittelalter her, zurückblieb, iſt unterdes
von vielen ordentlichen, ſauberen, ſtrebſamen und gutartigen
Türken beſiegt worden. Es ſind Ehen, über die man
Eine reine Denkungsweiſe gibt dir die Willenskraft, deine Pläne
mit Erfolg auszuführen.
Eiſe Marlott Seitz.
nichts Uebles reden kann. Der Moslim iſt als Gatte
durchaus nicht „außerhäuſig” veranlagt — er ſieht ſein
Be=
hagen und Glück in der Familie mit ihren kleinen, aber
echten Freuden und Leiden, und man hört ihn wohl auch im
Freundeskreis ſagen, daß er heimgehen müſſe — „um Frau und
Kinder nicht warten zu laſſen”
Als ſchlechthin „unmoraliſch” ſtellt man jene Ehen hin, in
denen zwei Frauen, z. B. eine Moslimin und eine Chriſtin,
nebeneinander leben. Es iſt aber nicht notwendig, ſolche Fälle
nur ſchlecht zu beurteilen, da mitunter ganz humane, edle
Be=
weggründe für ſolche Verbindungen vorliegen. Es gibt (im
Orient) Fälle, in denen es der einen Frau höchſt erwünſcht iſt,
eine Kameradin neben ſich zu haben, welche dieſelben
Rechte und Pflichten mit ihr teilt. So findet eine
wohlabgewogene, friedliche Gemeinſchaft ſtatt. Der erſten Frau
ſteht die Scheidung zu, von der ſie aber ſehr ſelten Gebrauch
macht, da ihr das geborgene Leben als wohlbehütete „erſte” oder
„zweite” Frau eines angeſehenen Mannes lieb geworden iſt.
Gewiſſe europäiſche Standpunkte ſind ihr hierin fremd.
Neuerdings ſoll die Polygamie in der Türkei
endgültig „abgeſchafft” werden, doch bezweifle ich ebenſo
ſehr die praktiſche Möglichkeit der Maßnahme als auch ihren
moraliſchen Nutzen für den Orientalen.
Freiwilliger weiblicher Hilfsdienſt
Unſere ſtändig zunehmende Armut wird der Frau ganz
be=
ſonders fühlbar, ganz gleich, ob ſie als berufstätige zu den „
ab=
gebauten” gehört oder als Hausfrau mit dem meiſt
unzuläng=
lichen Einkommen des Ehemannes oder der noch kargeren
Er=
werbsloſenunterſtützung eine möglichſt regelrechte
Haushalts=
führung durchzuführen hat. Hier wie dort begleitete die unter
der allgemeinen Not leidende Frau bittere, quälende Sorge vom
frühen Morgen bis zum ſpäten Abend. Was wird die nächſte
Zukunft bringen, was ſoll werden, wenn die Arbeitsloſigkeit oder
das karge Einkommen längere Zeit andauert und indeſſen der
vorhandene Wäſche= und Garderobenbeſtand, die letzten Reſte
des ehemals ſorgſam geführten Hausweſens zu gänzlichem
Ver=
fall kommen? Das iſt die Frage, die heute Hunderttauſende von
Frauen ohne Ausſicht auf befriedigende Löſung peinigt.
Unter dieſen Umſtänden iſt es als ein beſonders großes
Ver=
dienſt anzuſehen, daß eine tatkräftige Frau; die Hallenſerin
Annelieſe Schunk, ſo ſorgſam wie gründlich einen Plan
aus=
arbeitete, der arbeitsloſen, wie unbemittelten, arbeitsüberlaſteten
Hausfrauen gleicherweiſe tatkräftige Hilfe und Unterſtützung
durch ſeine Verwirklichung zu ſichern verſpricht. Zu einem
frei=
willigen weiblichen Hilfsdienſt ſoll die geſamte Frauenwelt
orga=
niſiert werden, um je nach Veranlagung und Kenntniſſen
ent=
weder als Leitende oder Dienende ſich in Privathaushaltungen
wie ſozialen Einrichtungen zu betätigen. Da beide daheim
wohnen ſollen, fällt die Sorge für ihre Unterbringung fort. Freie
Beköſtigung und Inſtandhaltung ihrer Kleidung neben einer
ſpäter gezahlten mäßigen Beſoldung, ähnlich der der Schweſtern
in Krankenhäuſern, ſoll die arbeitswilligen Frauen vor der
äußerſten Not ſchützen. Oeffentliche Gebäude, wie Turnhallen
u. a. m., ſind als Sammelpunkt gedacht, in denen, ebenſo wie bei
den Bezirksleiterinnen, Angebot und Nachfrage nach derartigen
Kräften erfolgen ſoll. Als Entlohnung ſoll nur ein geringer
Betrag in die gemeinſame Kaſſe gezahlt werden. Die
Mahl=
zeiten ſollen alle Leitenden wie Dienenden in den Sammelſtellen
einnehmen. Geplant iſt Uebernahme jeglicher Hilfs= und
Haus=
arbeit, die überhaupt von Frauenhänden ausgeführt werden
kann. Die vorgeſchriebene einheitliche Tracht, mit entſprechenden
Abzeichen ſoll, ähnlich der anderer Frauenorganiſationen, wie
Krankenſchweſtern, Hauspflegerinnen, Heimchenbundmitgliedern
uſw., ein beſonderes Kennzeichen dieſer freiwilligen weiblichen
Arbeitskräfte ſein. Der knappe Umriß dieſes großzügig
ausge=
arbeiteten Planes der F.W.H.=Organiſation zeigt, daß bei
tat=
kräftiger Unterſtützung und Mitarbeit die Verwirklichung dieſer
Idee leicht möglich iſt und in ihren Auswirkungen weiteſten
Schichten unſeres Volkes zugute kommen wird.
Erika Menzel.
* Heimkultur
Heimkultur iſt Familienkultur und als ſolche auch
Volks=
kultur. Es handelt ſich bei der Heimkultur, deren Pflege vor
allem Frauenſache iſt, um Geſetze der Ordnung, nicht nur der
Hausordnung, ſondern jener höheren Ordnung, die die
menſch=
liche Geſellſchaft vor Chaos ſchützt. Eine Frau, die z. B. in
ihrem Wirkungsbereich Blumen verwelken läßt, zeigt nicht nur
einen Mangel an Gefühl für hilfloſe, ihrem Schutz anvertraute
Lebeweſen, ſie beweiſt Fehler innerer Harmonie und
Schönheits=
ſinnes. Die Beſchäftigung mit den Fragen der Heimkultur iſt
aus der Erkenntnis hervorgegangen, daß die Liebe zum eigenen
Heim in weiten Kreiſen der Bevölkerung in beſorgniserregender
Weiſe zurückgegangen iſt. Die Wohnungsnot, die viele junge
Paare zwingt, in einem Zimmer mit zuſammengeſtoppelten oder
ausgeliehenen Möbeln zu hauſen, unſere ganze wirtſchaftliche
und ſoziale Einſtellung, die den Schwerpunkt des Daſeins
außer=
halb des Hauſes verlegt, ſind daran ſchuld. Vor allem haben
die Frauen, ſchon frühzeitig in Berufe hineingenötigt, die ſie zum
Teil auch in der Ehe beibehalten, die Freude und die Fähigkeit zum
Ausſchmücken des eigenen Neſtes vielfach verloren. Und ſo wird
das eigene Heim, früher das Sehnſuchtsziel vieler junger
Men=
ſchen, nur mehr als Durchzugsſtation betrachtet, deſſen Ausſehen
gleichgültig iſt. Welche ungeſunde Folgen dies in ethiſcher und
ſozialer Hinſicht zeitigt, kann ſich jede Frau wohl ſelbſt
aus=
malen. Die moderne Heimkultur ſieht ihre wichtigſte Aufgabe
in der Beſeelung und Durchdringung des Familienheims mit
dem perſönlichen Geſchmack, der Individualität der Bewohner.
Die erſte Vorausſetzung, die unentbehrliche Grundlage einer
höheren Heimkultur iſt natürlich die bürgerliche Ordnung und
Reinlichkeit der Wohnung. Nichts wirkt kraſſer, als eine mit
Pracht und Prunk ausſtaffierte Wohnung, in deren Ecken der
Staub liegt und deren Fenſter ungeputzt ſind. Was den
eigent=
lichen Zimmerſchmuck betrifft, ſo hat man ſchon vor dem Kriege
mit den früher üblichen Nippſachen, Papierblumen,
Makart=
buketts uſw. gründlich aufgeräumt. Wirklich hübſche und
wert=
volle Glas=, Porzellan= oder Metallgegenſtände vereinigt die
geſchmackvolle Heimkultur in einem Glasſchrank (Vitrine). An
Stelle der künſtlichen Blumen treten natürliche. Es müſſen keine
„teuren” Blumen aus dem Laden ſein. Der Jahreszeit
ent=
ſtrechend, werden Blumen aus Wald, Feld und Wieſen ſelbſt
geholt und durch ſorgfältige Pflege lange Zeit hindurch friſch
gehalten. Bei der Ausſchmückung des Heims mit
kunſtgewerb=
lichen Handarbeiten ſoll das Beſtreben walten, dieſe daheim
her=
zuſtellen. Auch für Kinder und für heranwachſende Mädchen und
Knaben iſt es ein wichtiges Erziehungsmittel, ſich in ihrem
Spiel=
winkel oder in der Arbeitsecke durch Nadelarbeit oder Malarbeit
einen ſelbſtgefertigten Schmuck zu ſchaffen. Auch die Auswahl
und Plazierung, ſowie die Pflege von Büchern und Bildern ſind
ein wichtiger Teil der Heimkultur. Dadurch wird die Jugend
gewöhnt, in den Büchern verläßliche Freunde zu ſehen, die
Führer für ihr Leben ſein können. Gute Bilder (Kopien oder
Stiche) — lieber wenig und wertvoll! — ſind heute auch dem
Mittelſtandshaushalt erreichbar. Zur Heimkultur gehört auch:
der ordentlich gedeckte Tiſch und anmutige Tiſchſitten.
Tiſch=
feiern des Alltags und in erweitertem Sinn auch als
Feſttiſch=
feiern an Geburts= und Gedenktagen ſind für die ſpätere Zeit
eine Quelle ſonnigſter Erinnerung.
Heimkultur iſt keine, ſchematiſche Schablonenſache, ſie iſt
Frauenſache, dem ureigenſten Empfinden der Frau, Gattin und
Mutter angepaßt. Wenn die Summe der brachliegenden oder
mißbrauchten Frauenkraft, die heute allzu viel auf leere
Ver=
gnügungen verſchwendet wird, dem Ziele der Heimkultur
zuge=
führt würde, ſo wäre es nicht nur um die Heimkultur beſſer
beſtellt, auch um die Familien= und Volkskultur.
A. K. Halewyn.
Frauen=Rundſchau
Die berühmte amerikaniſche Filmdiva Mary
Pickford nicht mehr Oberſt. Aus Neu=York wird
berich=
tet, daß durch eine Armeeverordnung der Ehrentitel eines
Offi=
ziers der Armee der Vereinigten Staaten, der bisher Frauen
verliehen worden iſt, abgeſchafft wird. Die bisher zuerkannten
Titel verlieren ihre Wirkſamkeit. Dadurch büßt auch Mary
Pick=
ford, der berühmte Filmſtar, den Titel eines Ehrenoberſten der
amerikaniſchen Armee ein, den ſie im Kriege erhielt.
Das Maſſengrab
Von Erich Bockemühl.
Es war in den Tagen der deutſchen Revolution, da die Rote
Armee kämpfend durch die ſtille Heimat zog, da ſonſt nur Arbeit
und Tagewerk und zuweilen ein Glockenläuten war abends und
am Sonntag — — und da nun aus den Wäldern die Gewehre
knallten und vom Kirchturm ein Maſchinengewehr raſſelte, die
Mähmaſchine des Todes — — und da auch bei dem Kampf gegen
die Truppen der Regierung dies Maſſengrab gegraben wurde,
auf dem das Kreuz noch ſteht: „Hier ruhen 60 Kämpfer der
Roten Armee.‟ Es war ſo geweſen: Die Roten, wie man ſie
kurzweg nannte, waren zurückgeſchlagen worden, eiligſt geflohen
durch das letzte Dorf am Fluß jenſeits, da ſie ſich gleich am Ufer
eingegraben hatten, um den Vormarſch der Regierungstruppen
über den Fluß und weiterhin in die Induſtriebezirke aufzuhalten,
— was ihnen aber nicht gelingen konnte: 60 wurden teils noch
im Dorf, teils am Ufer des Fluſſes erſchoſſen und hernach
be=
graben in dem einen Grab, das nun mit ſeinem ſchlichten Kreuz
ein Erinnerungszeichen geworden iſt und zugleich eine Warnung
für alle, die mit Feuer und Schwert es verſuchen, den Frieden
und die Ordnung des Landes zu ſtören
Das Grab aber liegt gleich am Weg in der Wieſe, der
Fähr=
glocke gegenüber, dicht am Fluß — gegenüber dem kleinen Dorf,
von dem aus die Fähre hin= und herüber fährt.
Die Fährglocke aber ſteht ſo dem Kreuz gegenüber — ſie
könnte unter dem kleinen Dach auf dem einfachen Balken auch
eine Betſtelle ſein mit der Figur des gekreuzigten Heilands,
ſonderlich in den halbdunklen Nächten, da die Nebel vom Fluß
zu den Ufern ſteigen, — und es iſt manchem ſchaurig,
vorüber=
zugehen oder zu warten, bis der Fährmann kommt, ſchaurig
auch in kalter Winternacht des Heidewinds, da die Glocke oft
erklingt, wie von unſichtbarer Hand geläutet.
Aber es war in den ſpäten Stunden eines Sommerabends.
Im Sommer ſind die ſtummen Nächte, da kaum ein Vogel mehr
ſingt, das Dorf lag in ſtiller Ruh, wie zugedeckt von Nacht und
Mudigkeit, und noch nicht war die Schwüle des Tages verweht
— ein Wetterleuchten in der Ferne, dunkle Wolkenballen lagernd
am Horizont, und an der anderen Seite des Himmels ſchien
zwiſchen kleinen Wolken der Mond: der Wind ſirrte im Schilf
und in den Erlen, die Wellen des Fluſſes murmelten monoton —
und es geſchah, daß aus dem dunklen Grab die Toten aufſtanden,
alle ſechzig Tote — und langſam im Kreiſe dreimal um das Grab
hingingen, Lieder ſingend wie der ſirrende Wind, eintönig
ſchau=
rig . . . und alsdann voneinander gingen, jeder zu einem
Weiden=
pfahl oder zu den Pfählen des Grabzauns . . . Und dann ſaßen
ſie zu beiden Seiten des Weges, den Kopf in die Hände geſtützt,
und weinten immerfort . . . weinten das ſchaurig=monotone Lied
der Totentrauer — und wie eine unendlich ſich türmende Mauer
lag fern die ſchwarze Wolkennacht.
Es begab ſich aber, daß zwei Menſchen des Weges kamen,
Mann und Weib. Sie gingen Arm in Arm und er erzählte mit
heller Stimme, wie von einer inneren Freude getragen und
er=
regt von den erlebten ſchweren Tagen, die nun vergangen waren.
Man hatte auch ihn verhaftet und zum Verhör mit
hinüber=
geſchleppt in das nächſte Dorf, aus dem ſie jetzt kamen, um nun
über den Fluß wieder in ihr Haus zu gehen. Man hatte ihn
freigelaſſen damals. Weshalb er angeklagt war, ein
Maſchinen=
gewehr in ſeinem Hauſe ſtehen gehabt zu haben, erwies ſich als
unwahr. „Ich weiß heute nichts mehr von dem, was ich im
Einzelnen empfand, als ich unſer Haus von hier aus
wieder=
ſah . . .‟ Er ſprach immerzu, ſie aber antwortete nichts. „Mich
ſchaudert,” ſagte ſie, und er fühlte, daß ſie zitterte an ſeinem
Arm. Indes aber hatte er ſchon geläutet, der Fährmann kam,
und ſie fuhren hinüber . . . Sie aber ſtand, den Blick geradeaus
gerichtet, da ſie ſich fürchtete, zurückzuſchauen . . . denn immerfort
ſang das ſchaurige Totenlied in ihren Ohren, und immer noch
fah ſie das Bild, von dem er nichts geſehen hatte: die Toten
auf den Balken und Pfählen ſitzend, die Köpfe in die Hände
ge=
ſtützt und weinend, ſo wehmutsvoll verlaſſen, ſo dumpf und
traurig dunkel, daß alle Einſamkeit der Grabesnacht in ihrem
Weinen ſang . . . Sie ſchauderte und krampfte ſich feſt an ihren
Mann: „Die Toten! Ich ſehe immer die Toten um uns
aber ob auch ihr Mann ſie lächelnd zu tröſten verſuchte: Sie
ſah die Toten mit hinüber fahren, weinend ſich zerſtreuen in das
Dorf überall hin, wo der ihren einer in den Gefechten gefallen
war — — und noch nach Stunden, da ſie im Bett lag, hörte ſie
das Weinen allerorts im Dorf zerſtreut wie von allen Seiten
her um ihr eigenes Haus, und wie das Haus belagernd, ſtieg
die Welle des Weinens hoch bis an ihr Fenſter, ſo daß ſie Worte
hörte zwiſchendurch, Worte eines, des Kleinſten wohl und
Jüng=
ſten auch: „Er hat uns mit Liſt gefangen. Als wir ihn
ver=
haftet haben, hat er geſagt, daß er unſere Meinung und jedes
Menſchen ehrliche Meinung achte . . . da bin ich ganz ſtolz ge=
worden und bin dageblieben, ſonſt wäre ich an dem Tage nach
Hauſe gegangen ..” und das Weinen ſchwoll ſtärker an: „Er
iſt ſchuld, hat uns betrogen, wir wären alle heimgegangen, hätte
er uns nicht mit Liſt gehalten .” und Stimmen wurden
deut=
licher, ſie riefen einen, den ſie den Langen nannten: „Du haſt
ihn damals verhaftet, . . . rauf”, hol ihn noch einmal, wir
nehmen ihn mit hinab in unſer Grab ." Und ſie, die alſo
oben in der Kammer lag, hörte alles dies, hörte die Haustür,
Schritte auf der Treppe . lag in jagender Angſt, als die
Tür=
klinke ſich bewegte, ſchnellte auf mit einem klirrenden Schrei, der
ihren Mann erweckte . . . und ſo ſaßen ſie beide erſchrocken in
ihren Betten, als das Mondlicht zwiſchen den Wolken blinzelte. .
und der Mann, ohne von dem Traum ſeiner Frau noch zu wiſſen,
wie aus anderer Welt, wie ungeheuer fernher die Worte ſprach:
„Du, der Lange, der mich damals holte, liegt auch da im Grab.”
Und im gleichen Augenblick huſchte der Schatten wie einer großen
Geſtalt durchs Fenſter her über die Bettdecken und die Wand —
und verſchwand. Es war Stille — und da ſie immer noch ohne
Laut in ihren Betten ſaßen, ſchaltete der Mann das Licht an
und ſah, wie ihr Geſicht wie aus toter Verſteinerung langſam
lebendig wurde, als ſie ſprach: „Mir iſt, als hätte ich tief und
ſchwer geträumt . . . der Schatten . ." — „Der Schatten”
wiederholte er und dachte wohl, zu ſagen, daß es eine Wolke
war, vermochte es aber nicht. „Ich habe auch geträumt,” und
ihre Hand nehmend, ſagte er: „Es iſt gut, daß dieſe Tage nun
vorüber ſind . . ." — Inzwiſchen aber war das Gewitter näher
gekommen, der Mond ward von der Wolkennacht verdunkelt, die
Blitze grellten, der Donner rollte durch das Flußtal hin . . . ſie
lagen eine Stunde wach und plauderten von gleichgültigen
Dingen, bis das Gewitter mit einem ſanften, rieſelnden Regen
vorüberging. Dann ſchliefen ſie ein, und als ſie erwachten, lag
die Landſchaft im dampfenden Morgennebel, aber die Sonne
ſchien h inieder in den Frieden der Welt, über die aus kühlender
Feuchte erwachten Wieſen und Büſche . . . aus dem Dorf
er=
klangen die Stimmen froher Menſchen, die ihre Arbeit begonnen
hatten, die Kühe brummten behaglich von der Weide her
und der Fährmann fuhr hinüber und herüber, und Menſchen
gingen vorbei an dem großen Grab der ſechzig Toten, achtlos
und ohne Schauder — — dem großen Grab am Fluß und Weg
in der Weide, auf der Kühe graſen und zuweilen wie aus blinden
Augen nach dem weißen Kreuz hinſchauen — — darunter
die Toten liegen, arme blinde Seelen, die in Nächten weinen,
weil ſie ſo jammer=elendsvoll verlaſſen ſind.
Nr. 20, Sonntag, 25. Mai 1924
21 öce derr Heufte
Darmſtädter Tagblatt
*Ein Land ohneMode
In China gibt es ſchon ſeit
vie=
len Jahrhunderten keinen Wandel
der Mode. Die Chineſen kleiden
ſich heute noch wie ihre Vorfahren
und die einzigen Veränderungen,
die äußerlich wahrnehmbar ſind,
gehen auf Notwendigkeiten zurück,
die ſich durch den Wechſel der
Jahreszeiten und des Klimas
er=
geben. Wie ſchützen ſich die
Chine=
ſen nun gegen die Kälte? Einfach
dadurch, daß ſie einen kleinen
Bam=
buskorb tragen, in deſſen Höhlung
eine Wärmeflaſche ſteckt. Sie
drük=
ben den Korb mit dem rechten Arm,
der durch den ungeheuer weiten
Aermel gedeckt iſt, gegen den Bauch.
Eine andere wichtige Forderung,
der ſie ſich nicht entziehen können,
iſt die der Taſchen. Aber der
Chi=
neſe braucht nicht eigentliche
Ta=
ſchen. Er hat die Stiefelſchäfte, den
Särtel, die Reverſe ſeiner weiten
Armel, und da hinein ſteckt er nun
ſeine Pfeife, ſein Opium, ſeine
Reiskugeln und diverſe andere
Dinge. Unter dem Oberkleide trägt
er breite Kniehoſen, die bis zu den
Knöcheln fallen und die durch
Bind=
fäden feſtgehalten werden. Er
be=
hauptet, das wäre praktiſcher als
die Mode der Beinkleider unſerer
Herren, die bis zu den Schuhen
fallen und doch dem Wind, der
Kälte und dem Staub kein
Hin=
dernis entgegenſtellen. Die Mode
der Herren geht übrigens in China
vor, denn die Frauen nehmen eine
untergeordnete Stellung ein und
die Geſetzgeber beſchäftigen ſich
ſo=
gar mit ihrer Kleidung, die im
allgemeinen der des Mannes gleicht,
um zu verhindern, daß ſie doch
nicht ganz das gleiche trägt, wie
ihr Herr und Gebieter. Das
Frauenkleid iſt kürzer und fällt nur
bis zum Knie herab.
Iſt es aber möglich, daß die
Chineſinnen auf alle
Toiletten=
mittel verzichten? In der
Klei=
dung wohl, aber ſie pflegen dafür
unzählige Künſte, um ihre
Geſich=
ter zu verſchönen. Ein Hauptmit= Die Blusen-Hodeit
tel bildet die Schminke, zu der ſie
einfaches ranziges Oel, aber auch
die feinſten Eſſenzen verwenden, die ſie wahllos in den
ſchreiend=
ſten Farben auf Wangen, Lippen und Augenbrauen auftragen.
Von der Unterkleidung iſt wenig Aeſtethiſches zu berichten. Das
Hemd bedeutet einen wahren Luxus und die Höchſtgeſtellten
beſitzen kaum mehr als zwei oder drei, die ſie alle drei Monate
ungefähr wechſeln. Ebenſo mißachtet der Chineſe den Gebrauch
der Leintücher. Bei der Einnahme des Sommerpalaſtes in Peking
fand man nicht einmal ein paar davon in den königlichen
Ge=
mächern. Der Sohn des Himmels ſchläft einfach ganz angekleidet,
Eine Sorgfalt übrigens, die er nur ſeiner Würde wegen übt,
denn im allgemeinen bewahren die Chineſen ihre Kleider auch
nicht vor dem Schmutz.
*Die Geheimniſſe der Motte
Die Hausfrau iſt jetzt wieder eifrig mit dem Einmotten der
Winterſachen beſchäftigt und macht Jagd auf die ausgeflogenen
Tierchen, deren ſchädliches Wirken ſie durch Erhaſchen und Töten
zu verhindern ſucht. Aber im Licht der Wiſſenſchaft erſcheint all ihr
Bemühen ziemlich eitel. Die herumſchwirrenden Motten, die ſie
fängt, ſind nur Männchen, während das viel ſchwerere Weibchen
mit ſeinem großen Eierſack wohlverborgen in einer Ritze ſitzt und
den Millionen gefräßiger Raupen zum Leben verhilft. Ja, ſelbſt
der Kampf mit allen möglichen die Naſe peinigenden Gerüchen
ſcheint nicht ſehr ausſichtsvoll zu ſein. Obwohl die Motte ein
Haustier iſt und ſeit Jahrhunderten ungeheure Schädigungen
her=
vorruft, wußte man doch bis vor kurzem faſt gar nichts von den
Geheimniſſen ihres Lebens und ihrer Fortpflanzung. Damit war
aber auch eine wirklich durchgreifende Bekämpfung nicht möglich,
denn die Maßnahmen dafür laſſen ſich nur aus der genauen
Kenntnis der Lebensgewohnheit des betreffenden Tieres
erken=
nen. Eingehende Unterſuchungen über die Motten hat nun der
Zoologe Dr. Titſchak angeſtellt, und über ſeine Beobachtungen,
die nicht nur vom zoologiſchen, ſondern auch vom praktiſchen
Standpunkt wichtig ſind, berichtet Dr. Albert Neuburger in
„Reclams Univerſum‟. Das Weibchen, deſſen Vernichtung ſehr
viel wichtiger iſt, als die des Männchens, iſt äußerſt ſchwierig
auf=
zufinden, da es ſich verborgen hält; noch ſchwieriger iſt die
Ent=
deckung der Eier und der aus ihnen ausſchlüpfenden gefräßigen
Raupen. Haben doch die Eier noch nicht die Größe eines
Milli=
meters, und auch die Raupe iſt zunächſt nicht viel länger. Wenn
ſie ſo erwachſen iſt, daß ſie mit dem bloßen Auge bemerkt werden
kann, iſt das Unglück meiſt ſchon geſchehen. Das Weibchen legt die
Eier durchaus nicht auf die Stoffe oder Kleider, die ſpäter von
den Larven zerſtört werden, ſondern in Spalten des Fußbodens
und Riſſe der Wände, wo ſie überhaupt nicht bemerkbar ſind. Aus
den Eiern ſchlüpfen dann die winzigen Raupen aus, die ſich, je
nach der Art der Motte, von Wolle, Pelzen, Leder, Papier uſw.
nähren. Die Weibchen ſterben nach Beendigung des
Fortpflan=
zungsgeſchäfts ab und werden von ihren Nachkommen
aufgefreſ=
ſen. Die Raupe, die eine außerordentliche Gefräßigkeit entfaltet,
weiß die Stoffe ſehr genau zu unterſcheiden. Bei Miſchgeweben
z. B. frißt ſie nur die Wolle heraus und läßt die Baumwolle
übrig. Bei der Verpuppung benutzt die Raupe zur Herſtellung
des Puppenköchers ein Gemenge ihres Kotes mit Wolle, Roßhaar
oder ſonſtigen Stoffen. Der Köcher klebt feſt an den Kleidern,
Decken uſw., an denen ihn die Raupe befeſtigt. Aus ihr geht der
Schmetterling hervor, der den Kreislauf des Mottenlebens von
neuem beginnt. Aus dieſen durch Jahre fortgeſetzten
Unter=
ſuchungen ergibt ſich, wie ſchwierig die Bekämpfung der Motte iſt.
Fleißiges Klopfen iſt gewiß nützlich, kann aber die mit ihren
Freß=
werkzeugen am Gewebe hängenden Puppen und die
gutangekleb=
ten Puppenköcher nicht reſtlos entfernen. Inwieweit die
ſtark=
riechenden Mittel wirken, bleibt dahingeſtellt, denn man weiß
nicht einmal, ob die Motten ein Geruchsorgan beſitzen, und hat
Tiere beobachtet, die luſtig auf Naphthalinkugeln herumſpäzierten.
Dabei find die Schädigungen, die die Raupen anrichten, ſehr groß,
und man hat den Wert der jährlich von ihnen gefreſſenen Wolle
auf viele Millionen Goldmark berechnet. Die einzig wirklich
er=
folgreiche Methode der Bekämpfung iſt die, daß man den Raupen
die Nahrung entzieht und ſie verhungern läßt. Das geſchieht am
einfachſten dadurch, daß man die Wolle mit einem Stoff
durch=
ſetzt, der ſie für die Raupen ungenießbar macht. Nach der
Durch=
prüfung von mehr als 2000 chemiſchen Stoffen iſt es Titſchak
ge=
lungen, im Eulan einen ſolchen Stoff zu finden. Gewebe, die mit
dieſer Flüſſigkeit durchtränkt werden, verlieren nichts an ihrem
Wert, werden aber von den Motten nicht angefreſſen, die auf den
ſo behandelten Stoffen raſch verhungern.
*Vornehme Badeanzüge
Wie auf vielen anderen Gebieten haben ſich auch im
Bade=
leben am Seeſtrande und am großen Woog andere Gewohnheiten
eingeführt. Die Badezeit erſtreckt ſich nicht nur auf die kurze Friſt
im Waſſer, ſondern ſie dehnt ſich heute faſt über den ganzen
Vor=
mittag aus und im Anſchluß an den Aufenthalt in der See
fin=
den in der Regel Sonnenbäder, Liegekuren oder Spaziergänge
an der Küſte ſtatt. Dieſer längere Zeitraum, den man ſomit im
Badeanzug verbringt, erfordert auch eine zweckentſprechende und
zugleich geſchmackvolle Kleidung. Die Mode konnte an ſolchem
Wechſel der Gewohnheiten nicht achtlos vorübergehen und ſo
ſind denn ganz reizende, originelle und praktiſche neue
Schöp=
fungen hervorgebracht worden, von denen wir einige ſehr hübſche
Modelle unſern Leſern heute im Bilde vorführen.
Bild 1: Aparter Bademantel mit hohem Kragen in grün mit
ſchwarz.
Bild 2: Eleganter Strandanzug, grau mit orangen Streifen.
Bild 3: Eleganter Bademantel mit Schalkragen aus grünem
Frottierſtoff mit lila, gelben und roten Streifen.
Frühlings=Blütenzauber
in weiß oder zartfarbig, ein Erinnern taucht auf — an die
tropfen=
den Blüten des Flieders, der Syringe, der Glyzine, an roſig
über=
hauchte Mandelbäumchen — beim Anblick moderner Wäſche. Ob
rieſelnd von Spitzen und Spitzchen, Tüllblenden und =püffchen,
ob garniert mit ſchlichten Handhohlnähten und =durchbrüchen,
zierlichen Handſtickereien oder abſtechenden Blenden, immer iſt die
Wäſche zart, duftig, aus feinen und feinſten Geweben, tief
aus=
geſchnitten, einfach in der Form. Jedes Zuviel an Nähten,
Bün=
den, breiten Trägern könnte den Sitz der ſchmiegſamen engen
Oberkleidung, die Zartheit durchſcheinender Kleiderſtoffe, zum
mindeſten aber die Schlankheit an ſich beeinträchtigen.
Kombi=
nationen ſind deshalb Trumpf: Hemd=Beinkleid, Leibchen=
Bein=
kleid, Leibchen=Unterrock. Es gibt davon ganz neue
verblüffend=
einfache Formen, die in der Länge und Weite, in der Form des
Ausſchnittes und im Sitz des Gürtelſchluſſes der modernen
Ober=
kleidung angepaßt ſind. Und darin zeigt ſich der große
Unter=
ſchied zwiſchen moderner Wäſche und der Wäſche früherer Zeiten.
Heute ſoll ſie eine ſinnvolle Ergänzung der Oberkleidung ſein,
damals war ſie, nur Hülle des Körpers. Allerdings waren
da=
mals auch die Kleider ſchablonenhaft in den Formen und dann
was hätte die Frau von damals mit ihrer dutzendweiſe
aufge=
ſtapelten Wäſche=Ausſteuer anfangen ſollen, an der jede Naht,
jeder Saum, jede Garnitur „wäſchegerecht” ſein mußte, 1ngs in
dieſem Zuſammenhange außerordentliche Strapazierfähigkeit beim
Waſchen und Tragen bedeutete. Auch darüber denkt man heute
anders, denn wie geſagt, je hauchfeiner das Gewebe, je klarer die
Spitze ein= oder angefügt iſt, deſto ſchöner. Gedichte ſind die
reizenden Dinge aus dem ſoeben erſchienenen Beyers Wäſche=
Führer, der allen Anforderungen der modernen Frau gerecht wird.
Bringt er doch etwa 350 Vorlagen für moderne Leibwäſche,
ele=
gante Morgenkleidung für Damen, Herren, Mädchen und Knaben.
Dazu drei Gratisbeilagen: 40 Schnitte in natürlicher Größe auf
einem doppelſeitigen Schnittmuſterbogen, 2 fertige Schnitte für
moderne Kombinationen — 1 Bogen mit gebrauchsfertigen
Ab=
plättmuſtern für eine vollſtändige Garnitur und verſchiedene
Stickereimotive. Der Preis beträgt nur 1.50 Mark. In allen
einſchlägigen Geſchäften erhältlich, wo nicht unter Nachnahme
vom Verlag Otto Beyer, Leipzig.
*Das ſich ſenkende Kinn
Die Kinnlade des Menſchen hat ſich ſeit den vorgeſchichtlichen
Zeiten um einen halben Zoll geſenkt. Das iſt die Tatſache, die
der engliſche Anatom Sir Arthur Keith nach vielen ſorgfältigen
Meſſungen von Schädeln des vorgeſchichtlichen und des modernen
Menſchen feſtgeſtellt hat. Er führt dieſes ESinken der Kinnlade
auf eine Zuſammenziehung des Gaumens und eine Veränderung
des Gebiſſes zurück. Ueber die Gründe, die dieſer Wandlung
zugrunde liegen, iſt ſich der Gelehrte nicht ganz klar. Er glaubt,
daß dielleicht die Nahrung, die ſeit jenen Urtagen eine ganz
ardere geworden iſt, oder auch die andere Art der Tätigkeit des
Menſchen daran ſchuld iſt.
B.
Neue Moden
Wen intereſſierte es nicht, das
alte Thema, das in immer neuen
Variationen Moden und Trachten
längſt vergangener Zeiten aufleben
läßt, die wir ſelbſt noch trugen
oder tragen ſahen. Wie war das
doch? Gab es nicht ſchon einmal
ein Kleid mit glatt durchgeführten
Rumpfteilen und Volants am
unteren Rand? Die neue Mode
für Frühling und Sommer läßt
es unter der Bezeichnung „
Hemd=
kleid” neu auferſtehen. Allerdings,
der Name iſt neu und noch
man=
ches andere am Kleid dazu.
Selbſt=
verſtändlich! Bedeutete doch
da=
mals die üppige Frau mit der
Weſpentaille die modiſche
Ideal=
geſtalt. Naturgemäß ſuchte ihre
Hülle dieſe „Vorzüge”
hervorzu=
heben durch viele enganliegende
Prinzeßteile, die den an ſich ſchon
geſchnürten Körper noch mehr
ein=
zuengen ſchienen. Der Aermel mit
wuchtiger Keule oben ſchien —
hauptſächlich im Profil — durch
ſeine Stoffülle von der allzu
ge=
treu nachgezeichneten Ueppigkeit
ver=
ſchämt ablenken zu wollen. Wie
an=
ders zeigt ſich das „Hemdkleid”
der neuen Sommermode; ein Sack,
wenn man es in der Hand hält,
da es denkbar einfach im Schnitt
iſt, angezogen aber ein
geſchmeidi=
ges Futteral für jene ſchlanken,
halb jünglingshaft herb, halb
zier=
lich weiblichen Körper, die ſeit
wenigen Jahren die Mode=
Ideal=
geſtalt haben. Volle Hüften ſind
als ein ausgeſprochenes Merkmal
des echt weiblichen Körpers
ver=
pönt, denn alle Kleider — auch
das neue Kaſack=Kleid — ſitzen
auf der Hüfte und — nun ſagen
wir: auf der Verlängerung des
Rückens ſtraff auf und fallen von
da aus nach unten beängſtigend
eng zuſammen. Das iſt eine der
charakteriſtiſchen Linien am neuen
Kleid. Auch Volants,
Schrägblen=
den oder Spitzenfalbeln, die den
Rock in manchen Modellen ſchon
Wilhelminenstrasse 17 von der Hüfte aus garnieren, ſind
oben weiter, abſtehender gehalten
als unten, um dieſe „Linie” zu
prägen. Glocken, Reihfalten oder Drapierungen werden auch
jetzt noch, wie an der Wintermode, meiſt nach vorn gelegt, um
Vorder= und Rückanſicht unterſchiedlich zu geſtalten. Man ſieht
alſo, es gibt wenig weſentliche Aenderungen in der „Mode=
Linie”. Und doch müſſen alle Einzelheiten, ſo z. B. Aermel und
Anwendung der Garnituren ſorgfältig zueinander paſſend
ge=
wählt werden, um jene Harmonie des Geſamteindrucks zu
er=
reichen, die ſchon an der Kleidung jüngſt vergangener Moden
angenehm auffiel. Schade, daß an dieſer Stelle nicht näher
da=
rauf eingegangen werden kann, denn nur an Hand guter
Abbil=
dungen und erläuternder Beſchreibungen zu jedem einzelnen
Modell kann man erkennen, was Modeſchöpfer anſtrebten und
er=
reichten. Wer aber iſt der berufenſte Führer durch das Reich der
Mode? — wer anders als der anerkannte Beyer’s Modeführer?
In dieſem Jahr ſind zum erſten Mal etwa 360 Modelle der
neue=
ſten Haus= Straßen=, Sport=, Reiſe= und Geſellſchaftskleidung
für Erwachſene, junge Mädchen und Kinder in einem
erwei=
terten Band vereint, dem wieder ein großer
Schnittmuſter=
bogen mit 23 neuen Schnitten umſonſt beigelegt iſt. Der Führer
iſt für Goldmark 1.70 überall erhältlich, wo nicht, unter
Nach=
nahme vom Verlag Otto Beyer, Leipzig.
Der zeitgemäße Haushalt
Wie man das Dichtſchließen der Konſerven=
Gummiringe feſtſtellen kann. Bekanntlich iſt die
größte Reinlichkeit beim Einmachen die Hauptbedingung. Vor
allem aber müſſen die Gummiringe elaſtiſch genug ſein, um nach
dem Steriliſieren feſt zu ſchließen. Wenn auch eine gute Marke
beſte Beſchaffenheit verbürgt, ſo kann es doch vorkommen, daß
ſowohl ſchon öfter gebrauchte, wie auch ſchlecht aufbewahrte neue
Gummiringe vereinzelt mangelhaft ſchließen. Man ſollte
des=
halb jeden Ring vor Gebrauch dadurch auf ſeine Zuverläſſigkeit
prüfen, daß man ihn auflegt, im Glaſe ein fingerlanges Stückchen
Papier raſch anzündet, unter aufgelegtem Deckel verbrennen
läßt. Hat dieſer darauf feſt angezogen, dann kann man
unbe=
denklich jede Art von Konſerven im Glaſe ſteriliſieren, denn der
Gummiring verbürgt zuverläſſig jeden Abſchluß der Luft, der,
verbunden mit der zur Steriliſation genügenden Erhitzung, dann
jahrelange Haltbarkeit des Eingemachten garantiert. O.
Weichgewordene Butter reſtlos aus dem
Papier zu löſen. Legt man die Butter mit dem Papier
in Waſſer und ſtellt ſie damit mehrere Stunden in den Keller,
dann läßt ſie ſich reſtlos daraus löſen.
L.
Welkgewordenes Gemüſe wird wieder friſch,
wenn man es gut abwäſcht, abgetropft in einen tiefen irdenen
oder Emailletopf legt und es mehrere Stunden feſt verdeckt darin
liegen läßt.
Kerbel und Sauerampfer, zu gleichen Teilen
ver=
wendet, geben eine ſehr würzige Suppe ab, die man mit
Zwie=
beln noch verbeſſert. Die Kräuter werden erſt weichgekocht, durch
ein Sieb getrieben und darauf tüchtig ausgekocht. Natürlich darf
die nötige Würze in Geſtalt von Salz, Pfeffer und Fett nicht
daran fehlen.
s-h.
Würziger Kräutereſſig für pikante Soßen.
In eine weithalſige Flaſche, 1 Liter faſſend, gebe man 5 bis
6 Stengel getrockneten Eſtragon, 1 Stange kleingeſchnittenen
Porree, 1 Eßlöffel Pimpinelle, 1 Sträußchen Peterſilie und eine
halbe mit den Schalen zerſchnittene Zitrone ohne Kerne, füllt
ſie voll Weineſſig und läßt auf dem warmen Ofen, leicht
ver=
korkt, 3—4 Wochen ausziehen. Dann gießt man ſie ab, füllt den
klaren Eſſig in kleine Flaſchen und bewahrt ſie feſt verkorkt auf.
Wie man die Tapeten beim Nägeleinſchlagen
ſchützt. Man ſchneidet mit dem Meſſer kreuzweiſe die Tapete
ein, worauf man nach dem Zurückbiegen der vier Ecken den
Nagel einſchlägt. Jederzeit kann man nach Verſetzen des Nagels
die gelöſte Tapete durch Andrücken wieder ſpurlos befeſtigen. H.
Speiſe=Zettel.
Sonntag: Kalbsfrikaſſee. — Montag: Butternudeln.
Dienstag: Rhabarberreis. — Mittwoch:
Spinat=
gemüſe. — Donnerstag: Spargelgemüſe mit holländiſcher
Soße. — Freitag: Gebackenen Fiſch mit Schnittlauchſoße. —
Samstag: Semmeleierkuchen mit grünem Salat.
Rummer 145.
Darmſtädter Tagblatt Sonntag, den 25 Mai 1921.
eits 13.
Stolz nennt man den gegenwärtigen Zeitabſchnitt das Vertretung der Ingenieure gegen eine ſolche Herabwürdigung
Zeitalter der Technik, den, der die Technik entwickelte
und in zäher ſtiller Arbeit zu der heutigen ſtolzen Höhe führte, deren gkademiſch gebildeten Berufsſtände? Erſt im Jahre 1909
den Ingenieur, erwähnt man nicht. Auf allen Gebieten
des geiſtigen Lebens berichtet man ausführlich und dankbar tion des „Verbandes der Diplom=Ingenieure‟
von ihren Führern, von deren großen Forſchungen und
Errun=
ragende Erfinder auf dem Gebiete der Technik bleiben der weit
überwiegenden Menge unſeres Volles unbelannt. Ihre
Schöp=
fungen nimmt man als etwas ſelbſtverſtändliches, ſogar leider
notwendiges kritiklos hin, die Technik ſelbſt betrachtet man bis= Ingenieure zu ſchaffen. Dies ging naturgemäß nicht ſo raſch,
weilen ſogar als etwas recht wenig erwünſchtes, wie
beiſpiels=
weiſe das Thema einer Abiturientenarbeit beweiſt: „Der Fluch
der Maſchine‟. Man ſpricht von den Traditionen der einzelnen
Jahrhunderte alten geiſtigen Berufe, die Traditionen des viele machen, wie häufig aber kommandierte man im Weltkrieg den
hundert Jahre alten Berufes des Ingenieurs ſind etwas ganz
fremdes.
ſten Zeiten zurück. Man braucht ſich nur zu erinnern an den
Bau= und Heeresingenieur der grauen Vorzeit. Tatſache iſt es,
daß auf dieſen alten Traditionen des Bauingenieurs fußend,
der Ingenieur in den romaniſchen Ländern ein hohes An= wir hier nach den Gründen dieſer ganz unverſtändlichen
Miß=
ſehen genießt, einen unbeſtrittenen Einfluß beſitzt und bis in achtung des beſonders im Weltkriege der ſo vervollkommneten
die höchſten Staatsämter gelangt. In Deutſchland
da=
gegen kennt man den Ingenieur nur als Maſchinen=Ingenieur, ſind hierfür verſchiedene grundſätzliche Fehler in der
Entwick=
wie er ſich dort vor etwa 100 Jahren aus dem engliſchen
Ma=
ſchiniſten und Handwerker nach und nach zum Wirtſchaftler
her=
aufentwickelte. Tatſache iſt ferner, daß die Gleichſtellung der
Techniſchen Hochſchule mit der Univerſität in Deutſchland im
Jahre 1900 keine innerlich geiſtige Gleichberechtigung ſchuf,
ſon=
dern nur eine äußerliche Form war. Noch in den
Verhandlun=
gen des Preußiſchen Abgeordnetnhauſes vom 5.—7. Juni 1918 Anſehen und Einfluß, trotz ſeiner vorzüglichen techniſchen
Schu=
ſprach gelegentlich der Beratung des Staatshaushaltsplanes des
Kultusminiſteriums der Abgeordnete Graue über die
bis=
weilen vorhandene, ganz unberechtigte, merkwürdige
Gering=
ſchätzung der Techniſchen Hochſchulen in den alten
Univerſitäts=
kreiſen. Er ſagte: „Wenn es auch keinem Zweifel unterliege,
daß die Techniſchen Hochſchulen urſprünglich Töchter der alma
mater ſeien, und von den Univerſitäten gelernt hätten, ſo möchte
er doch wünſchen, daß jetzt die Univerſitäten ein wenig von den
Hochſchulen lernen möchten”. Abgeordneter von Bülow
be=
dauerte vor allem die Ablöſung des techniſchen Unterrichts von
den Univerſitäten, und daß die Techniſchen Hochſchulen in vieler
Hinſicht zu reinen Fachſchulen gemacht worden ſeien, auch daß
im Gegenſatz zu den Univerſitäten die Profeſſoren der
Techni=
ſchen Hochſchulen noch abgeſetzt werden könnten. Abgeordneter
Dr. Irmer verlangte eine einheitliche Behandlung aller
deutſchen Hochſchulen.
Dieſe an ſich ſo unberechtigte Minderachtung der Techniſchen
Hochſchulen mag zum Teil auch daran gelegen haben, daß der
Techniſchen Hochſchule naturgemäß die traditionelle,
jahrhun=
dertelange feſte Entwicklung der Univerſitäten gefehlt hat,
ob=
wohl ſie ſchon lange innerlich der Univerſität gleichberechtigt war.
Selbſt die Schaffung eines feſtumriſſenen, geſchloſſenen
In=
genieurſtudiums durch Einführung des Examens des Diplom=
Ingenieurs (Dipl.=Ing.) im Jahre 1900, ſowie des Doktok= heiſchender und verdienender Ingenieurſtand bilden? Wohl
Ingenieurs (Dr. ing,) wurde damals algemein, ja zum Teil bis kennt der Mediziner eine ſcharfe Trennung des approbierten
in die Kreiſe der Ingenieure hinein, nur als eine reine
Titel=
frage behandelt. Der gkademiſche Ingenieur mußte ſich ſeinen
Platz zur Gleichſtellung mit den anderen gkademiſchen Berufen
erſt Schritt für Schritt ſchwer erkämpfen. Selbſt bis in das
bürgerliche Leben hinein hat ſich dieſe Hintanſetzung der
Tech=
ſpielsweiſe wählten noch im Jahre 1918 im Staatsgebiet der
freien Hanſaſtadt Bremen die Abſolventen der univerſität als oder irgend einer techniſchen Privatpreſſe ſich aufgehalten hat.
Männer mit gelehrter Bildung in der erſten Klaſſe,
da=
gegen die Vollgkademiker der Techniſchen Hochſchulen mit allen
anderen Technikern zuſammen, in der vierten Klaſſe.
Als ſehr zeitgemäß iſt daher ein Vortrag anzuſprechen, den
kürzlich in den Frankfurter techniſchen Fachvereinen hielt über
das Thema: „Der Ingenieur im Wandel der Zeit” Kammern und=Ehrengerichte analog den ſeit Jahrzehnten be=
Der Vortragende gab zunächſt einen kurzen Ueberblick über
die Entwicklung des Ingenieurberufes ſeit ſeinem Entſtehen
und führte aus, daß der deutſche Ingenieur jahrhundertlang
nur der treue Helfer des Staates und der langſam
herauwachſen=
den Induſtrie war, ohne im Gegenſatz zu den übrigen gelehrten Jahre 1916 vom Landgericht Chemnitz, welches die Frage ent=
Berufen andere Organiſationen als reine Fachvereine zu kennen
und ohne ſich jemals um das öffentliche Leben ſowie um
Standesfragen zu kümmern. Gerade in den letzten Jahren hat
es ſich ganz beſonders deutlich gezeigt, wie ſehr der Jngenieur
leider immer nur ſeiner engſten Berufsarbeit geleot hat, ohne
Schaffung des Examens des Diplomingenieurs und die
Gleich=
ſtellung von Univerſität mit Techniſcher Hochſchule ein den
an=
gleichberechtigter Ingenieurſtand geſchaffen wurde, da hätte der
wie die anderen gelehrten Berufe das ſchon längſt getan hatten auf dieſem Gebiete gemacht hat?” — In beiden Fällen wurde
Regelung ſeiner ungelöſten berufsſtändiſchen Fragen und nicht
minder ſich dem öffentlichen Leben widmen müſſen. Zweifellos genieur” wurde alſo in beiden Fällen gerichtlich aberkannt.
Hier=
wäre kein anderer wie der im werktätigen Leben ſtehende
In=
genieurſtand dann imſtande geweſen, ſich den ſo wichtigen
ſozig=
als derjenige der die Bedürfniſſe der Arbeiter aus eigenſter
jahrelangen Berufstätigkeit am beſten kennen mußte, hielt ſich
aber nach wie vor von allen dieſen Fragen wie überhaupt von
dem öffentlichen Leben völlig fern und vergrub ſich immer noch
in ſeinem begrenzten techniſchen Aufgabenkreis. Er verkannte
die Zeichen der Zeit und unterließ es vor allen Dingen, ſeine
Tätigkeit mit ethiſchem Denken und Fühlen zu durchtränken.
Anſtelle des Ingenieurs ſollten die lediglich hiſtoriſch
ge=
ſchulten Nationalökonomen der Univerſitäten rein theoretiſch
dieſe immer heftiger nach Löſung ſchreienden und immer
ver=
wickelter werdenden Forderungen des gewaltigen und
pulſieren=
den Wirtſchaftslebens löſen. Zu dieſem Zwecke verpflanzte man
ſogar Univerſitäts=Volkswirtſchaftler als Dozenten für ſoziale
Fragen an die Techniſchen Hochſchulen, anſtatt dem jungen
tech=
niſchen Nachwuchs durch erfahrene Praktiker aus dem
werktäti=
gen Leben in dieſes ſo wichtige Gebiet einzuführen. Unter
Führung dieſer oft recht bezeichnend als
Kathederſozia=
liſten geuannten Theoretiker der alten hiſtoriſchen Schule
wpurde es Anfang der 90er Jahre des verfloſſenen Jahrhunderts
Hann der Geſetzo, ungsmaſchine überlaſſen, auf dem Wege der
ſozialen Verſick ug die Arbeiter für den Staatsgedanken zu
gewinnen, ein „, der nicht zum Ziele führte und nicht füh=
ren konnte. Ja, die Ingenieure, die gegebenen geiſtigen
Füh=
rer der Arbeiter, wurden als der einzige unter den übrigen. Beendigung des Weltkrieges inen geſetzti.n Szutz der
Berufs=
gebildeten Berufsſtänden ſogar in die ſozialen Schutzgebiete für
die Arbeiter miteinbezogen. Wo blieb da die berufsſtändiſche
dieſes einzigen akademiſchen Verufsſtandes gegen alle die
an=
griff hier erſtmalig die neugegründete berufsſtändiſche
Organiſa=
genſchaften; die Schöpfer bedeutender Bauwerke und hervor= eiun deſſen Bemühungen es ſchließlich gelang, den IngenLenr
von dieſer Arbeiter=Schutzgeſetzgebung wieder zu befreien.
Dieſer Verband Deutſcher Diplom=Ingenieure verſuchte
fer=
ner, die Grundlagen für einen anerkannten Berufsſtand der
und in den Jahren 1914—1918 zeigte ſich der ſchwere Fehler des
Fehlens einer arbeitsfähigen allumfaſſenden Ingenieur=
Orga=
niſation durch ihre kataſtrophale Einwirkung. Niemand wäre
es jemals eingefallen, den Heilgehilfen zum Chef=Arzt zu
gkademiſchen Ingenieur zum Kartofelſchälen und machte ſtatt
deſſen den jungen Aſſeſſor zum Chef wichtiger techniſcher Ab=
Und doch führt uns der Beruf des Ingenieurs auf die älte= teilungen. Der Vorſchlag des Verbandes Deutſcher Diplom=
Jugenieure, ein Landſturmkorps von tüchtigen Ingenieuren zu
bilden, zum Nachweis der jeweils bedürftigen und paſſenden
Fachkräfte, wurde überhaupt nicht ernſt genommen. Forſchen
Technik mehr als je dringend benötigten Ingenieurſtandes, ſo
lung verantwortlich zu machen.
Zunächſt trägt der deutſche Ingenieur ſelber einen nicht
ge=
ringen Anteil der Schuld, da er ſich im Gegenſatz zu den
ande=
ren Berufsſtänden nur in ſeine engeren Berufsarbeiten verbiß
und ſich im öffentlichen Leben in keiner Weiſe beteiligte. Daher
blieb er auch am öffentlichen Leben Deutſchlands ganz ohne
lung auf unſeren deutſchen Techniſchen Hochſchulen. Ein
wei=
terer Grund iſt der folgende: Der ungeahnte induſtrielle
Auf=
ſchwung Deutſchlands in den letzten Jahrzehnten erforderte ein
ungeheures, ſtets wachſendes Angebot von techniſchen Kräften,
dem die Techniſchen Hochſchulen allein nicht genügten. Es
wur=
den ſtaatliche Maſchinenbau= und Baugewerk=Schulen errichtet,
die in ſtraffem Lehrgang und in geregelten Prüfungen recht
tüch=
tige mittlere Techniker lieferten. Aber nicht nur dieſe, ſondern
ſogar alle Beſucher von den ſeit 1900 wie Pilze aus der Erde
ſchießenden Techniſchen Privatſchulen mit und ohne
genügen=
der ſtaatlicher Aufſicht, mit und ohne entſprechenden Lehrplänen,
Lehrkräften und Bildungsgang wurden von der Induſtrie alle
als Ingenieure übernommen. Auf den mit ganz ungeheurer
Reklame betriebenen Techniſchen Privatſchulen ſchlimmſter Art,
die ſogar Ingenieur=Diplome erteilten, wurde mit dem Begriff
Ingenieur geradezu Schindluder getrieben. Er wurde auf dieſe
Weiſe zum billigſten Maſſenfabrikat geſtempelt. Neben dem
Maſſenbegriff Arbeiter wurde dadurch eine Maſſenbegriff
Ingenieur großgezogen, der in einigen Ausſtrahlungen
dem Arbeiter bereits ſo nahe ſtand, daß dieſe Ausſtrahlungen
ſich ſogar zuſammen mit den Arbeitern auf gewerkſchaftlicher
Grundlage organiſierten, um reine Lohn= und Streikpolitik zu
treiben. Wie konte ſich auf dieſen Grundlagen ein Achtung
Arztes und ſeinen geſetzlichen Schutz gegen den geprüften
Heil=
gehilfen, ganz zu ſchweigen von den Kurpfuſchern, wohl kennt
der Juriſt ebenſo einen geſetzlichen Schutz des Aſſeſſors und
Rechtsanwalts gegen den Rechtskonſulenten, Ingenieur dagegen
niſchen Hochſchulen gegenüber den univerſitäten erſtreckt. Bei= darf ſich noch heute in Deutſchland jeder nennen, gleichgiltig, ob
er auf Hochſchule, ſtaatlicher Maſchinenbauſchule, Privattechnikum
Nur der Diplom=Ingenieur genießt heute einen gewiſſen Schutz,
wenn das Laienpublikum den feinen Unterſchied zwiſchen der
ſtaatlich geſchützten Bezeichnung „Diplom=Ingenieur”
(Dipl.=Ing.) und dem „diplomierten Ingenieur” von
Herr Diplom=Ingenieur Steinmetz=Eſſen g. R. techniſchen Mittel= und Privatſchulen zu unterſcheiden verſteht, herabſieht. Das wahre Akademikertum ſoll vor allen Dingen
die „Ingenieur=Oiplom” als Abgangszeugnis erteilen.
Ingenieur=
ſtehenden Aerzte= und Rechtsanwalts=Kammern und =
Ehren=
gerichten gibt es in Deutſchland immer noch nicht, ebenſowenig
den geſetzlichen Schutz der Berufsbezeichnung „Ingenieur”.
Es ſind mir zwei Gerichtsurteile bekannt, das eine aus dem
ſcheidet: „Verſtößt es gegen 8 1 des Geſetzes gegen unlauteren
Wettbewerb, wenn ſich jemand zum Zwecke des Wettbewerbes
ohne entſprechende Vorbildung als „Ingenieur” bezeichnet?”
Das andere Urteil ſtammt aus dem Jahre 1917 vom O. L.G. in
München, das die Frage entſcheidet: „Kann auf Unterlaſſung
die Zeichen der Zeit zu verſtehen. Als im Jahre 1900 durch der Führung des Titels „Zivil=Ingenieur” auf Grund
der 88 1 und 3 des Geſetzes gegen unlauteren Wettbewerb
ge=
klagt werden, wenn der Betreffende, ohne eine techniſche
Fach=
deren gelehrten Berufen auch nach außen, hin offiziell, völig ſchule oder eine techniſche Hochſchule beſucht zu haben, ſich gleich= Wir müſſen erkennen, daß keine Berufsklaſſe wie auch keine
Par=
wohl nach ſeiner Behauptung ein hohes Maß von praktiſchen
ſo offiziell in den Sattel geſetzte Ingenieurſtand ſich ebenſo — Erfahrungen auf techniſchem Gebiete erworben und Erfindungen
— eine zweckentſbrechende Organiſation geben ſowie ſich der dem Klaßeantrag entſprochen, da es ſich in beiden Fällen um
unlauteren Wettbewerb handele. Die Führung des Titels „
In=
bei iſt zu bemerken, daß nicht die Tatſache ungenügender
Vor=
bildung, ſondern nur die Tatſache des Vorliegens eines
unlau=
len Problemen der Neuzeit zu widmen und auf dieſem Wege teren Wettbewerbs den gerichtlichen Anhalt zur Unterſagung der
die Maſſen der Arbeiter an den Staat zu feſſeln. Der Ingenieur Weiterführung der Berufsbezeichnung „Ingenieur” geführt hat.
sind weltberühmt und Unerreich)
Modelle 1921 in hschsfer Vollendung
Uberall erhältlich
Im Gegenſatz hierzu hat alek unſer Pri
Oeſterreich nach
bezeichnung „Ingenieur” in jedem Falle geſchaffen.
Das Jahr 1918 brachte dann auch die nur zu deutliche
Quit=
tung für die völlige Einflußloſigkeit des Ingenieurs im
öffent=
lichen Leben, an der iwie bereits bemerkt) der Ingenieur leider
ſelber ſo große Schuld mitträgt durch ſeine bisherige Indolenz
in den Fragen des öffentlichen Lebens wie ſeines eigenen
Stan=
des. So wurde die 1918 einſetzende Reform nur von ganz
ein=
ſeitig gerichteten Kreiſen begutachtet, die der Sache ſelbſt
fern=
ſtanden. Der Ingenieur ſoll wiederum nicht gehört, ſondern
ſogar vom gewerkſchaftlich organiſierten Arbeiterſtand ganz
auf=
geſaugt werden. In aller Stille ſollte beiſpielsweiſe das
Reichs=
geſetz eines zentralen Arbeitsnachweiſes
ge=
ſchaffen werden, das den geſamten Arbeitsmarkt in Reichs=,
Landes=, Provinzial=, Kreis= und gemeinlichen Arbeitsämtern
nicht nur für die Arbeiter, ſondern auch für die Techniker bis
hinauf zu den promovierten Ingenieuren umfaſſen ſollte. Eine
private Regelung von Angebot und Nachfrage durch
Bewerbun=
gen oder Zeitungs= oder Zeitſchriftsanzeigen, ſollte verboten
werden, nur die von den Arbeitsämtern beantragten und
ein=
gewieſenen Kräfte ſollten in Zukunft eingeſtellt werden. Man
verſuchte ſogar ſeitens der Regierung den nur zu berechtigten
flammenden Proteſt der Ingenieur=Fachorganiſationen mundtot
zu machen, indem erklärt wurde, die Regierung könne nur mit
gewerkſchaftlichen Organiſationen verhandeln und es gäbe ja
bereits eine gewerkſchaftliche Organiſation der Techniker. Würde
man es gewagt haben, dies den Aerzten oder Rechtsanwälten
zu bieten? Noch in letzter tSunde gelang es, maßgebende
Abge=
ordnete von dieſer beabſichtigten vollkommenen Proletariſierung
des gkademiſchen Ingenieur=Standes zu überzeugen und dadurch
dieſen bildungsfeindlichen Geſetzentwurf zu Fall zu bringen. Hat
man aber hierüber aufklärende Artikel in der Tagespreſſe
ge=
funden? Wie anders, wenn es ſich um den Entwurf neuer
Be=
ſtimmungen für den Rechtsanwaltsſtand, um einen Aerzte= oder
Krankenkaſſenſtreit handelt, da wird das Für und Wider in
brei=
teſter Weiſe in der Tagespreſſe erörtert und verfolgt. Man muß
ſich geradezu fragen: Iſt die Tagespreſſe nur intereſſelos oder
gar ablehnend dem Ingenieur=Stand gegenüber, dieſem ſo
wich=
tigen Träger unſeres ganzen neuzeitlichen Wirtſchaftslebens?
Dieſe Frage bedürfte ebenfalls endlich einmal der Klärung.
Auch im Ingenieur=Stand, iſt genau wie anderswo das
Führerproblem das beſtimmende Grundproblem. Dies hat man
für den zeitgemäßen Ausbau des Lehrplanes der Techniſchen
Hochſchulen leider viel zu ſpät erkannt und hier, wie bereits
bemerkt, den Fehler gemacht, durch ſchematiſche Verpflanzung
von theoretiſch gebildeten Univerſitätsprofeſſoren dieſes Manko
beſeitigen zu wollen. Das einzig Richtige dagegen wäre geweſen,
als Lehrer zur Erziehung und Schulung des jungen techniſchen
Nachwuchſes für ſeine ſpäteren ſo wichtigen Führeraufgaben im
größeren oder im kleineren anſtelle von Theoretikern bewährte
Führer aus der Induſtrie an die Techniſchen Hochſchulen zu
be=
rufen, die in jahrelanger praktiſcher Arbeit und Erfahrung die
Pſyche des Arbeiters und die Bedingungen gedeihlicher
Entwick=
lung erforſchen konnten.
Nur dieſe wenigen Beiſpiele zeigen allein ſchon, wohin
die Einflußloſigkeit des Ingenieurs bei Schaffung der für ihn
erforderlichen Ausbildungs= und Arbeitsbedingungen geführt
hat und leider führen mußte. Wieviel lebendige Kraft und
natürliche Lebensfähigkeit müſſen doch deutſche Technik und
deut=
ſcher Ingenieur=Stand in ſich tragen, daß ſie trotz aller dieſer
ſchwierigen Hemmniſſe ſich noch ſo entwickeln konnten. Mit
Befriedigung darf feſtgeſtellt werden, daß ſchon Anfänge zur
Beſſerung dieſer Verhältniſſe vorhanden ſind. Klare und
rein=
liche Grundlagen ſind aber nur dann möglich, wenn auch der
Ingenieur=Stand in Deutſchland geſetzlichen Schutz ſowie
aner=
kannte Standesvertretungen in Ingenieur=Kammern beſitzt.
Für die Uebergangszeit ſind weitherzige
Uebergangsbeſtim=
mungen zu ſchaffen, und in Zukunft muß der gkadentiſche
Inge=
nieur das wahre Akademikertum dadurch beweiſen, daß
er nicht auf ſeinen unerläßlichen Hilfsarbeiter, den Techniker,
auch dadurch zum Ausdrucke kommen, daß der gkademiſche
In=
genieur hohe Pflichten und hohe Leiſtungen übernimmt, ſeine
Arbeit muß im Kulturellen wurzeln, der Materialismus muß
aufhören, die falſche geiſtige Einſtellung muß fallen, Wirtſchaft
und Technik ſind durchaus unpolitiſche Gebilde. Hier iſt die
Wurzel alles Uebels. Die ſo wichtige Frage der Erziehung,
ſo=
wohl von uns ſelbſt wie unſeres Nachwuchſes, kann nur durch
den Ingenieur gelöſt werden, da er im State eine Aufgabe zu
erfüllen hat. Der Staat führt nicht mehr ein mittelalterliches
Traumesdaſein, er iſt zum lebendigen Gebilde geworden, das ſich
dauernd fortentwickeln muß. Nicht der Materialismus und auch
nicht der Marrismus ſind die Geſellſchaftsformen, die für die
Zukunft Beſtand haben. Wir müſſen vielmehr die
Geſellſchafts=
form erſt finden, die die Summe des erreichbar Beſten ergibt,
unter der jedes Volksmitglied das Beſte für den Staat leiſtet,
tei Beſtand haben kann, die nicht die Leiſtung für die
Allgemein=
heit als Kardinalforderung in den Vordergrund ſtellt, ſondern
die nur ein Teil der Volksmitglieder auf Koſten der
Allgemein=
heit zu fördern ſucht. Dies iſt das große Zukunftsproblem des
berufsſtändigen Aufbaues des ganzen Volkes zu einer
geſchloſ=
ſenen Volksgemeinſchaft. Die Grundlage für dieſes Staatsleben
muß aber die Technik ſchaffen, alſo muß der Ingenieur in
vor=
derſter wichtigſter Reihe ſtehen, ein Pionier ſein für die
gedeih=
liche Fortentwicklung des Ganzen. Dies iſt fürwahr eine
ge=
waltige Aufgabe für den Ingenieur in dem geſunden
Zukunfts=
ſtaate. Ihm hierzu den erforderlichen Einfluß und die Geltung
zu verſchaffen zu ſelbſtloſer Zukunftsarbeit und zu
wirkungs=
voller Geſchloſſenheit des Ingenieurſtandes iſt heute die
wich=
tigſte Aufgabe des vaterländiſch denkenden Ingenieurs. Möchte
dieſer mutigen Zukunftsarbeit des Ingenieurs reichſter
Segen=
beſchieden ſein für den Wiederaufbau unſeres geliebten
Vater=
landes.
Dr. Klein=Offenbach a. M., Direktor i. R.
Anm.: Weitere Einzelheiten hierüber finden ſich in der Broſchüre
von Dr. Klein. Demokratie Verwaltungsreform und Technik. 1919.
Verlag des Vereins Deutſcher Ingenieure, Berlin NWl. 7, Sommerſtr. 42,
Darmſtädter Tagblatt
25. Maf 1924 Nr. 145
Dondrlsdar
=Vom ſüddeutſchen Holzmarkt.
(Von unferem Sonderberichterſtatter.)
Was von Kundigen ſchon lange vorausgeſehen und
voraus=
geſagt wurde, beginnt ſich in den letzten Wochen mit aller
Deut=
lichkeit zu erfüllen, daß nämlich von der noch vor knapp, einem
Monat beſtehenden Hauſſetendenz ſehr bald wieder die
Rück=
wärtsentwickelung der Preiſe auf dem Holzmarkte einſetzen wird
und einſetzen muß. Der Abbau der Preiſe würde an ſich die
Ab=
wickelung des Geſundungsprozeſſes bedeuten, wenn nicht die
tie=
feren Urſachen in der allgemeinen Geldknappheit, um nicht zu
ſagen Verarmung ſelbſt größter Firmen zu ſuchen wären. Wir
ſtehen mitten in einer Baiſſekonjunktur, deren Ende noch nicht
abzuſehen iſt und die von allen Seiten der Volksintereſſenten,
vom Waldbeſitz bis zum Großabnehmer der Schnittware, Opfer
verlangt und ihre Opfer fordert. Infolge der gekennzeichneten
Lage macht ſich eine allgemeine Nervoſität, in den Kreiſen der
Sägeinduſtrie bemerkbar, die ſich wieder in der Divergenz der
ge=
forderten und bezahlten Preiſe äußert, ſodaß die Tendenz —
ab=
geſehen von ſtetiger Abſchwächung — uneinheitlich iſt. Ungeſund
waren die Verhältniſſe am Holzmarkt bislang inſofern, daß erſt
die Fertigfabrikate nachgaben und nur langſam der Rohholzmarkt
nachfolgte. Dies äußerte ſich in den erſten zwei Wochen des
lau=
fenden Monats beſonders auch auf dem
Nadelſtammholz=
markt, ſodaß bei den Sägewerken nur wenig Animo beſteht.
Am Markte der geſchnittenen Nadelhölzer machte ſich ja am
läng=
ſten die Konkurrenz der Brennholzhändler bemerkbar; nun
wer=
den aber infolge des rieſigen Ueberangebotes die Preiſe ſtetig
weiter gedrückt. Aus württembergiſch=badiſchen Forſten wurden
in den letzten Wochen nicht ganz 25 000 Kubikmeter angeboten, für
die der erzielte Preis noch bis 126 Prozent der Landesgrundpreiſe
betrug, während im benachbarten Bayern die Preiſe 40 bis 45
Prozent unter den letztgenannten Notierungen blieben. Vorerſt
ſuchen ja die Waldbeſitzer ſich noch gegen die rückläufigen Preiſe
zu ſtemmen, wobei ihnen auf die Dauer ein Erfolg wohl verſagt
bleiben dürfte. Sollte es ihrerſeits an dem Willen, mit ihren
Forderungen herunterzugehen, mangeln, ſo bliebe als einzige
Wehr, den Hieb im Sommer ſo weit als möglich einzuſchränken,
was auch in ihrer Abſicht liegen ſoll. Dieſe Abſicht wird aber
inſofern verſagen müſſen, weil der Markt ſowohl in
Süddeutſch=
land wie Rheinland=Weſtfalen gut eingedeckt iſt und es bei den
ſchweren Kreditbedingungen den Sägern faſt unmöglich gemacht
wird, noch einkaufen zu können. Am beſten hielten ſich noch auf
dem Nadelholzmarkt die Papierhölzer, für die durchweg günſtige
Preiſe erzielt wurden.
Am Nadelſchnittholzmarkte wurden 16: 1” 5—12” unſortierte,
faul= und bruchfreie ſägefallende Bretter, waggonfrei ab
bayeri=
ſcher Verſandplätze zu 35 bis 36 Goldmark je Kubikmeter
gehan=
delt und bis zu 45 Goldmark angeboten. Ausſchußware ſtellte ſich
auf etwa 65 Goldmark, K=Ware auf 60 Goldmark, „gute‟ Ware
auf 85 Goldmark, reine und haltbare Ware etwa 20 Goldmark
höher, zu welchen Preiſen aber kaum abgeſetzt wurde. 21/22 mm
ſtarke unſortierte Fichten= und Tannenhobelbretter, 3—6 Meter
lang, 5‟ bis 7‟ breit, waren bahnfrei Karlsruhe—Mannheim zu
1,85 bis 1,95 Goldmark je Quadratmeter anhand und fand
ſtär=
kere Abnahme. 16 1‟ 1—1½” und 2” ſortierte Tannen= und
Fich=
tendielen notierten für Ausſchußware 70 Goldmark, K=Ware 10
Goldmark weniger, „gute” Ware 90 Goldmark und reine und
halbreine Ware 20 Goldmark höher je Kubikmeter. Bahnfrei
Karlsruhe—Mannheim waren unbeſäumte Fichten= und
Tannen=
dielen zu etwa 60 bis 65 Goldmark, Möbelkiefern zu 90 Goldmark,
Modellkiefern 70 bis 73 Goldmark zu haben. Infolge der
wieder=
belebten Bautätigkeit beſtand größeres Intereſſe für Bauholz.
Mit üblicher Waldkante geſchnittenes Tannen= und
Fichtenkant=
holz mit normalen Dimenſionen wurde ab Schwarzwald zu 48
bis 55 Goldmark angeboten und in geringeren Mengen gekauft.
Kaum Veränderungen weiſen die Preiſe für Latten auf, da
hier=
nach kaum Nachfrage beſteht.
Handel und Wandel in Heſſen.
— Dampfkeſſelfabrik vorm. Artur Nodberg, A.=G.,
Darmſtadt. In der G.=V. teilte der Vorſitzende mit, daß der
Be=
trieb in den erſten Monaten des Geſchäftsjahres reichlich mit
Beſchäfti=
gung verſehen war, daß aber durch die Ruhrbeſetzung eine völlige
Ab=
ſatzſtockung eintrat und die Materialbeſchaffung äußerſt ſchwierig wurde,
weil die erforderlichen Materialien hauptſächlich von den Walzwerken im
beſetzten Gebiet bezogen werden. Es gelang zwar, den Materialbedarf
ſo weit zu deilen, daß nur vorübergehende Kurzarbeit notwendig wurde;
doch hat die anfangs Juli einſetzende vollſtändige Abſperrung des
beſetz=
ten Gebietes dem Betrieb monatelang den größten Teil ihrer im beſetzten
Gebiet anſäſſigen Facharbeiter entzogen. Dadurch traten
Lieferungs=
ſtörungen ein und ein nicht unbeträchtlicher Produktionsausfall. Von
2 834 968 Mill. Mk. Betriebsüberſchuß kommen 390 729 Mill. zu den
Be=
triebskoſten, 256 460 Mill. zu den Handlungskoſten, 182 435 für Zinſen
und 1067 791 Mill. Mk. für Abſchreibungen in Abgang, ſo daß 937 553
Mill. Mk. Reingewinn verbleiben. Die Verſammlung beſchloß, dieſen
vorzutragen.
— Offenbacher Kreditanſtalt A.=G., Offenbach a. M.
Die auf den 6. Juni einberufene G.=V. wird auf den 20. Juni vertagt.
In dieſer G.=V. ſoll über die Liquidation und die Beſtellung von
Liqui=
datoren Beſchluß gefaßt werden.
— J. Lang u. Co., Fabrik feiner Lederwaren in
Offenbach a. M. Ueber das Vermögen der Firma J. Lang u. Cie.
Fabrik feiner Lederwaren in Offenbach iſt Konkurs eröffnet.
An=
meldefriſt läuft am 24. Juni 1924 ab. Termin zur Prüfung der
ange=
meldeten Forderungen 5. Juli, vorm. 9 Uhr, vor dem Amtsgericht
Oßenbach.
— Gießener Stadtanleihe. Mit Wirkung vom 20. Mai
1924 werden 4prozentige Gießener Stadtanleihen vom Jahre 1920
ge=
trennt von den übrigen an der Frankfurter Börſe eingeführten
Emiſſio=
nen notiert.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
* DeutſcherMotorradhändlertag 1924. Am Montag,
den 19. Mai 1924, fand im großen Saal des Stadtgartens zu Stuttgart
die vom Deutſchen Automobil=Händler=Verband E. V. (Reichsverband
für Kraftfahrzeughandel und =Bedarf) einberufene Tagung der deutſchen
Motorradhändler ſtatt. Die Tagung war von erheblichſter Bedeutung,
weil zum erſten Male die Motorradhändler als eine ſelbſtändige und
wichtige Gruppe des Wirtſchaftslebens zu einer Beratung
zuſammenge=
treten waren. Ungefähr 300 Motorradhändler aus allen Teilen
Deutſch=
lands hatten der Einladung entſprochen. Die Veranſtaltung lag in den
Händen der Sektion Württemberg des Deutſchen Automobilhändler=
Ver=
bandes. Den Vorſitz führte der ſtellvertretende Vorſitzende des Deutſchen
Automobil=Händler=Verbandes, Herr Dr. Ludwig Hasler, München. Er
begrüßte die Erſchienenen im Namen des Verbandes, Herr Staiger im
Namen der Sektion Württemberg. Herr Dr. Hasler berichtete über die
Wahrnehmung der Intereſſen der Motorradhändler duch die Fachgruppe
Motorradhandel des Deutſchen Automobil=Händler=Verbandes und ging
auf das Verhältnis zu dem neu gegründeten Motorradhändlerverband
ein, zu dem inzwiſchen Beziehuugen aufgenommen worden ſeien, die auf
einen Zuſammenſchluß auf förderativer Baſis zielten. Er wies auf die
beſonders durchgearbeiteté Organiſation des Deutſchen Automobil=
Händ=
ler=Verbandes und ſeine vielſeitigen Erfahrungen hin, die nunmehr mit
beſonderem Nachdruck auch für die Wahrung der Intereſſen der
Motor=
radhändler eintreten ſollten, für die eine Fachgruppe bereits gebildet ſei.
Herr Mylius unterſtützte dieſe Auffaſſung, der auch Herr Eiſele beitrat,
der im Namen des Gaues Württemberg und Hohenzollern des
Reichsver=
bandes Deutſcher Mechaniker ſprach. Es folgte ein Vortrag des Herrn
Profeſſor Baumann von der Techniſchen Hochſchule Stuttgart „Ueber die
Vervollkommnung des Motorrades”, der intereſſante Einzelheiten
brachte. Sodann hielt Herr Rechtsanwalt Dr. Molt einen ungemein
feſſelnden, temperamentvollen Vortrag über die wirtſchaftliche Lage und
die Ausſichten des deutſchen Motorradhandels, der ganz beſonderen
Bei=
fall fand und von einer großen Kenntnis der geſamten wirtſchaftlichen
Beziehungen des Motorrades zeugte. Wegen vorgerückter Zeit mußte
leider der Bericht des Herrn Max Hermann Bloch über die ausländiſchen
Motorradinduſtrien fortfallen. Sodann fand eine Beſichtigung des
Wer=
kes der Robert Boſch Aktiengeſellſchaft in Feuerbach bei Stuttgart ſtatt.
Der Führung ſchloß ſich noch ein erläuternder Vortrag, begleitet von
Lichtbildern an. Am Abend endlich vereinigte die Teilnehmer der
Tagung nochmals im Stadtgartenſaal ein zwangloſes geſelliges
Bei=
ſammenſein, bei dem intereſſante und wirkungsvolle Filme vorgeführt
wurden.
* Aufbrauch bisheriger Frachtbriefe. Nach
Mittei=
lung des Eiſen= und Stahlwaren=Induſtriebundes iſt die am 30. Juni
1924 ablaufende Friſt für die Verwendung der noch vorhandenen einſeitig
bedruckten Frachtbriefe im Ausmaß von 380X300 Millimeter bis zum
31. Dezember 1924 verlängert. Frachtbriefe dieſer Größe dürfen bis zum
genannten Zeitpunkt auch dann verwendet werden, wenn in der
Bemer=
kung am oberen Rande die Worte „ſowie das Ladegewicht” zwiſchen
„Eigentumsmerkmale” und „des Wagens” fehlen. Die durch Verordnung
vom 25. Februar 1922 (Reichsgeſetzblatt S. 231) vorgeſchriebene
Verwen=
dung beſonderer Fraclntbriefe im Verkehr nach und von Oſt)reußen wird
hierdurch nicht berührt.
* Für die Einheit des deutſchen
Unternehmer=
tums. Das Erbübel der deutſchen Zwietracht will jetzt trotz aller
äuße=
ven Not und trotz des nationalen und wirtſchaftlichen Zwanges zur
Volksgemeinſchaft die Einheit des deutſchen Unternehmertums zerſtören.
Gewiſſe parteipolitiſche Gruppen verſuchen, in Landwirtſchaft und
Indu=
ſtrie die beſtehenden Verbände oder neu ſich bildende
Intereſſenvertretun=
gen ihren Zwecken dienſtbar zu machen. Der Ernſt der außenpolitiſchen
Lage und die Schickſalsverbundenheit von Staat und Wirtſchaft fordern
demgegenüber dringender denn je einen Einheitswillen der deutſchen
Produktionsſtände. Die diesjährige Hauptverſammlung des Hanſa=
Bundes, die am 24. und 25. dieſes Monats in Hamburg ſtattfindet,
er=
hält angeſichts der parteipolitiſchen Zerſetzungserſcheinungen in den
füh=
renden Wirtſchaftsorganiſationen erhöhte Bedeutung.
Meſſen.
* Kollektivausſtellung der Eiſen= und
Stahl=
wareninduſtrie. Die Vorbereitungen zu der in einer Sitzung der
Meſſeintereſſenten des Eiſen= und Stahlwaren=Induſtriebundes
beſchloſ=
ſenen Kollektivausſtellung der Eiſen= und Stahlwareninduſtrie in der
Halle 12 (Betonhalle) der Techniſchen Meſſe in Leipzig ſind weit
voran=
geſchritten. Dieſe Geſamtausſtellung verſpricht in jeder Hinſicht
groß=
zügig ausgeſtaltet zu werden, ſo daß ſie die Bedeutung der Eiſen= und
Stahlwareninduſtrie an und für ſich und für unſer geſamtes deutſches
Wirtſchaftsleben dem In= und Auslande nachhaltig vor Augen führen
wird. Anläßlich der Kölner Meſſe fand eine weitere Verſammlung in
Kün ſtatt, in der eine Ausſprache über die Nutzanwendung der
Erfah=
rungen auf dieſer jüngſten deutſchen Meſſe für die Kollektivausſtellung
gepflogen wurde. Es iſt bereits weit über ein Drittel des
ver=
fügbaren Raumes für die erſte Kollektivausſtellung, die ſchon zur
dies=
jährigen Leipziger Herbſtmeſſe (31. Aug. bis 6. Sept.) veranſtaltet wird,
feſtbelegt.
Banken.
* Wiener Bankverein. Die Dividende für das
Geſchäfts=
jahr 1923 iſt mit 8000 Kronen pro Aktie ab 16. Mai zahlbar.
Erwerbsgeſellſchaften.
* Linke=Hofmann=Lauchhammer=Werke A.G.,
Bres=
lau. Aehnlich wie die Deutſchen Werke, ſollen auch die Linke=Hofmann=
Werke Halleſchen Zeitungen zufolge für Ende dieſer Woche zu
umfang=
reichen Kündigungen geſchritten ſein. Auch die Werke Gröditz und
Torgau der Geſellſchaft wollen Betriebseinſchränkungen und
Arbeiter=
entlaſſungen vornehmen. In mehreren Abteilungen wird ſeit Wochen
nur an 4 Werktagen gearbeitet. Das Werk Wittenau und das zu der
Geſellſchaft gehörige Eiſen= und Stahlwerk Henningsdorf ſollen
ſtill=
gelegt werden. Als Grund der Betriebseinſchränkung wird Mangel an
Aufträgen und Schwierigkeiten in der Geldbeſchaffung angegeben.
Transport und Verkehr.
* Rheinſchiffahrt und Frachten. Der Rheinwaſſerſtand
iſt zur Zeit außerordentlich günſtig, ſo daß die ganze Rheinſtrecke mit
voller Belaſtung befahren werden kann. Die Schiffahrt iſt daher auch
bis nach Baſel voll im Gange. Die Lage wird jedoch durch den
Aus=
ſtand der Ruhrarbeiter ſchwer beeinträchtigt. Die Schiffsmiete beträgt
zur Zeit je Tonne und Tag für Rheinſchiffe 1½—2 holländiſche Cents,
für Kanalſchiffe 2—2½ Cents, ſowohl in Mannheim wie in Ruhrort;
in Rotterdam 1¾ Cents. Der Schlepplohn ſtellt ſich von Rotterdam
nach der Ruhr nach dem 35 Cents=Tarif je Laſt (von 2000 Kilo): von
Ruhrort nach Mannheim auf 1,20 Mark, von Mannheim nach
Karls=
ruhe auf 0,50—0,60 und von Mannheim nach Kehl=Straßburg auf 0,65
bis 0,70 je Tonne. Die Gründung der franzöſiſchen
Rheinſchiffahrts=
geſellſchaft, die die von Deutſchland abgetretenen Anlagen uſw. von der
Societe d’etude” übernehmen und vorausſichtlich „Societe Generale de
Navigation du Rhin” firmieren ſoll, und die ihren Sitz wahrſcheinlich
in Straßburg bekommt, ſcheint noch nicht ganz beendet zu ſein. —
Der am 7. Mai gefällte Schiedsſpruch für die Lohn= und
Arbeitszeit=
regelung in der Rheinſchiffahrt, der eine Reihe von Vergünſtigungen
für die Bezahlung der Sonderarbeiten der Rheinſchiffer vorſah, iſt
von Arbeitgeberſeite unter der Begründung abgelehnt worden, daß die
ſchiedsgerichtliche Verhandlung als mit den augenblicklichen
wirtſchaft=
lichen Verhältniſſen nicht in Uebereinſtimmung zu bringen ſei. Nun hat
die Organiſation des Rheinſchiffahrtsperſonals, der Verkehrsbund,
be=
ſchloſſen, der Ablehnung des Schiedsſpruchs mit gewerkſchaftlichen Mitteln
entgegenzutreten.
Warenmärkte.
* Von den ſüddeutſchen Waren= und
Produkten=
märkten. Der Warenhandel ſieht ſich von Woche zu Woche mehr
von jenen Kreditquellen abgedrängt, die bisher noch ſpärlich für ihn
floſſen. Unter dieſen Umſtänden iſt Warenbeſitz ſchwer durchzuhalten,
und man geht zur Liquidation der Beſtände über, ein Prozeß, der zu
einer Verbilligung führen ſoll und der von der Regierung mit aller
Macht angeſtrebt wird. Da es an zahlungskräftigen Käufern vielfach
fehlt, hat das ſich häufende Angebot zu einem Abbröckeln der Preiſe
geführt. Dieſe Erſcheinung war in dieſer Woche auf allen Marktgebieten
feſtzuſtellen. Beſonders lebhaft zeigte ſie ſich an den Häutemärkten, am
Holzmarkt, aber auch der Getreidemarkt hat die Wirkung zu ſpüren
be=
kommen. Am Ledermarkt glaubt man nicht an einen einſchneidenden
Preisrückgang, weil die deutſchen Gerbereien bei dem jetzigen Preisſtand
wieder zu exportieren in der Lage ſind. Stark rückgängig ſind auch die
Preiſe am Tabakmarkt.
Die jetzigen Getreidepreiſe: Weizen inländiſcher 17—18
Goldmark, ausländiſcher 19—20, Roggen 15, Gerſte 17,50—18, Hafer
15—15,50, Mais (brutto für netto) mit Sack 16 Goldmark je 100 Kilo
bahnfrei Mannheim, ſind gegen die Vorwoche durchweg niedriger. Dabei
bleibt zu beachten, daß die in dieſer Woche bekannt gewordenen
priva=
ten Ermittelungen über die wachſende deutſche Ernte recht wenig
zuver=
ſichtlich lauten und kaum eine gute Mittelernte in Ausſicht ſtellen. Das
Ausland hat ſeine Forderungen für Getreide, im Gegenſatz zu Deutſch=
land, von Tag zu Tag erhöht. In Fachkreiſen iſt man der Anſicht, daß
ſich die Großmühlen nach endlicher Beendigung der Mehlverſteigerungen
aus früheren Abſchlüſſen in der Lage finden werden, auf Grund der
ausländiſchen Tagesprpeiſe kaufen zu müſſen, da bei der zweiten Hand
z. B. heute ſchon kein Manitobaweizen mehr vorhanden ſei. Der
ſüd=
deutſche Getreidemarkt iſt zur Zeit vollſtändig aus dem Geleiſe. An der
Donnerstagsbörſe haben ſich die Verſteigerungen enorm gehäuft. Es
war vorher davon die Rede, daß irgend eine Aktion eingeleitet werden
ſollte, um dem Markte zu Hilfe zu kommen. Das ſcheint aber der
Be=
gründung entbehrt zu haben; man ließ den Dingen ihren Lauf. Ob
dabei noch der eine oder andere unter die rollenden Räder kommt, muß
ſich jetzt bald zeigen. Bemerkenswerterweiſe waren es diesmal
beſon=
ders viel ſüddeutſche Mehle, die ausgeboten wurden. Die
Käuferbeteili=
gung war verhältnismäßig ſchwach, da es an dem ſofort zu zahlenden
Gegenwert fehlt. Es iſt anzunehmen, daß mit der Zeit eine Reihe von
Zwiſchengliedern ausſcheiden, die bisher nicht an die Kundſchaft, ſondern
an andere Händler weiter verkauften und daß in der Hauptſache jene
Firmen bleiben werden, die über Kundſchaft verfügen. An der Börſe
wurde übrigens mehrfach die Frage aufgeworfen, ob es nicht
ange=
bracht ſei, daß nunmehr auch die Bäcker mit den Brot= bzw.
Brötchen=
preiſen heruntergehen, nachdem ſie jetzt das Pfund Weizenmehl mit
12 Pfg. gegen 15 Pfg. in der Vorkriegszeit kaufen können. Man wird
dabei allerdings nicht aus dem Auge laſſen dürfen, daß eine ganze Reihe
anderer Faktoren im Werdegang der Brotbereitung gegen die
Vorkriegs=
zeit ſich geändert und verteuert haben. Aber vielleicht nehmen die Bäcker
ſelbſt Veranlaſſung, ſich zu dieſen Fragen zu äußern. Die Forderungen
der Mühlen lauten ja noch auf 27,50—28 Mark für den Doppelzentner
Weizenmehl Spezial Null; aber ſie kommen gegenwärtig als
Lieferan=
ten kaum in Frage. Ausländiſches Roggenmehl wurde mit 19 Mark die
100 Kilo angeboten.
Der Markt in Futterartikeln lag ſehr ruhig. Man
ver=
langte zuletzt u. a. für Weizenkleie 9,50—10 Mark, Roggenkleie 9—9,25,
Malzkeime 11—11,25, Biertreber 11,10—11,40, Trockenſchnitzel 11—11,50,
Hafermelaſſe 9—9,50 Mark die 100 Kilo ab ſüddeutſchen Stationen. Heu
und Stroh hatten nur ſehr geringes Geſchäft, da jetzt Grünfutter
ver=
fügbar iſt. Luzerne häßt eine recht gute Ernte erwarten.
Nach Kleeſaaten iſt die Nachfrage kleiner geworden, als in
den Vorwochen. Verlangt wurden zuletzt für ſeidenfreien Rotklee je
nach Beſchaffenheit 130—160 Mark, für Luzerne 145—160 Mark, für
Schwedenklee 100 Mark, für Natalmais 21—22 Mark die 100 Kilo ab
ſüddeutſchen Stationen.
Für Malz bekundeten die Brauereien etwas Kaufneigung.
Ge=
fordert wurden dafür 38 Mk. die 100 Kilo gutes Braumalz mit Garantie
für 5 Prozent Waſſer und 78/79 Prozent Extrakt=Trockenſubſtanz ab
ſüddeutſchen Malzfabriken.
Hopfen wurde wenig gehandelt, verlangt wurden zuletzt für
Mallertauer Hopfen 440—560 Mark je Zentner. Die von der Witterung
begünſtigte Entwicklung der Hopfenpflanzen ging bisher wunſchgemäß
weiter.
Der Handel in deutſchen Tabaken bewegte ſich in der
abgelaufenen Woche in ſehr engen Grenzen. Es fanden nur
Kleinig=
keiten 1923er Tabake zu ermäßigten Preiſen Käufer. In den Magazinen
iſt man mit der Maifermentation beſchäftigt. Die 1923er Tabake
wer=
den jetzt verſandfertig. Rippen unverändert.
wb. Berliner Produktenbericht. Am Produktenmarkt
bewirkte die feſtere Haltung im Mehlgeſchäft eine Beſſerung auch für
Roggen und Weizen. Gerſte blieb ruhig. Hafer war für den Konſum
des Platzes und für die Küſte gefragt. Kleie hat ſich nicht geändert,
ſon=
ſtige Futterſtoffe waren meiſt für ſpäte Termine mehr beachtet.
Börſen.
* Frankfurter Börſenbericht vom 19.—24. Maf.
(Eigener Bericht.) Die feſtere Tendenz, die ſich am Ende der
vorher=
gehenden Woche gezeigt hatte, konnte ſich zu Beginn der neuen Woche
nicht erhalten, da die Börſe unter dem Druck einer ganzen Reihe
un=
günſtiger Momente ſtand. Zunächſt verſtimmte, daß die Arbeiterkriſe im
Nuhrbergbau, die man durch den kürzlichen Schiedsſpruch ſchon für
end=
gültig beſeitigt anſah, noch nicht beigelegt iſt, da die
Arbeitnehmerver=
bände ſich nur zu einer teilweiſen Annahme des Schiedsſpruches
enk=
ſchloſſen haben. Viel einſchneidender erwies ſich für die Effektenmärkte
aber die Nachricht, daß die Stahlwerk Becker A.=G., mit deren
finanziel=
len Schwierigkeiten ſich die Börſe ſowohl als auch die Preſſe ſchon ſeit
längerem beſchäftigte, nunmehr doch die Stellung unter Geſchäftsaufſicht
beantragt hat. In dieſem Vorgang wurde an der Börſe ein neuer
Be=
weis erblickt, daß die kritiſche Lage in der Induſtrie ſich immer mehr z., und daß ſelbſt große Induſtrieunternehmungen von ihr nicht
ver=
ſchont werden. Der Kurs der Becker Stahl Aktien ging zunächſt von 5,0
auf 2,75 zurück, konnte ſich aber an der Dienstagsbörſe bereits wieder bis
auf 3,5 Prozent erholen, da man hoffte, daß der Geſellſchaft die
Ueber=
windung der finanziellen Schwierigkeiten gelingen würde. Da auch
wäh=
rend der nächſten Börſentage die Gerüchte über neue Inſolvenzen, die
ſich jedoch nicht bewahrheiteten, nicht verſtummen wollten, ſo konnte eine‟
freundlichere Stimmung nicht aufkommen, zumal die Unſicherheit über
inner= und außenpolitiſche Fragen als neues Moment hinzutrat. Wenn
trotzdem eine gewiſſe Widerſtandsfähigkeit zu erkennen war und ſich
in=
folgedeſſen die Kursrückgänge in den meiſten Fällen in engen Grenzen
hielten, ſo iſt dies darauf zurückzuführen, daß die Aufnahmen in
weſt=
lichen Montanwerten und chemiſchen Werten, die die Börſe in der
ver=
gangenen Woche ſo wefentlich beeinflußt hatten, auch in der neuen
Woche, wenn auch in geringem Umfange, fortgeſetzt wurden. Gegen
Wochenende nahm jedoch der Geſchäftsverkehr an der Börſe immer mehr
ab und auch die letzte Börſe in dieſer Woche nahm mangels jegliche=
An=
regung einen ſehr ruhigen Verlauf.
wb. Berliner Börſenbericht. Am Deviſenmarkt blieben
die Anforderungen noch hinter dem ſonſt am Samstag üblichen Maß
zu=
rück. Die Kurſe erfuhren nur für Paris, Buenos, Helſingfors, Spanien
und Jugoſlawien eine kleine Abſchwächung entſprechend der
internatio=
nalen Bewertung, und wurden ſonſt unverändert notiert. Die
Zuteilun=
gen konnten für Stockholm von 25 Proz. auf 30 Proz. und für die
Schweiz von 10 Proz. auf 50 Proz. erhöht werden. Banknoten wurden
voll zugeteilt. Paris gegen London wurde mit 80,5 genannt. Der
Effektenverkehr ruhte vollſtändig, die Tendenz ſchien aber etwas beſſer
zu ſein, die geſtrigen Schlußkurſe wurden als Geld bezeichnet. Deutſche
Erdöl wurden mit 38,5, Deutſche Petroleum mit 13,25 genannt.
Oeviſenmarkt.
Bft
Brief TNf
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Prag. 12.51 12.59 12.51 12.59 voll Budapeſt.
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Der Mann mit dem Pelz.
Detektiv=Roman von J. Davids.
29)
(Nachdruck verboten.)
In einem Zimmer des Hauſes, rechts vom Eingang, wo die
Fenſter eine prächtige Ausſicht auf den Park boten, ſaß der
Detek=
tiv über Papiere gebeugt, die er in der Wohnung von Gillis
vorgefunden hatte. Der ganze Tiſch war damit bedeckt. Noch
ſelten hatte Japſon ein ſo tiefgehendes Studium irgend einer
Angelegenheit gewidmet, wie dieſen Papieren; ganze
Namen=
reihen prägte er ſeinem Gedächtnis ein und ab und zu machte
er mit roter Tinte einige Zeichen auf den vor ihm liegenden
Stadtplan von Neu=York.
Sein ganzes Weſen drückte vollkommene Gelaſſenheit und
Ruhe aus und nichts verriet ſeine innerliche Gedankenqual.
Plötzlich machte Freddy, den der Detektiv in ſeinen Mußeſtunden
gerne in ſeiner Nähe hatte, ſich in auffallender Weiſe an den
Stäben des Käfigs zu ſchaffen, für Jackſon ein Zeichen, daß
irgend etwas ſeine Aufmerkſamkeit erregte. Ein Blick zum
Fenſter hinaus zeigte ihm, daß vor der Villa ein mit zwei
Pfer=
den beſpannter Wagen hielt. Zwei Herren ſtiegen aus, öffneten
die Türe des Gartens und gingen auf den Eingang des Hauſes
zu. Ein Zug der Befriedigung ging über Jackſons Geſicht, als
er die beiden Herren näherkommen ſah. Er erhob ſich, legte die
Papiere in den Schreibtiſch, zog einen anderen Rock an und
klingelte dem Diener.
„Laſſen Sie die beiden Herren eintreten, John, und ſorgen
Sie für eine kleine Erfriſchung nebſt einem Glaſe Wein, ſie haben
eine ermüdende Reiſe hinter ſich.”
Da ertönte auch ſchon die elektriſche Klingel, und wenige
Minuten ſpäter traten die Beſucher in das Zimmer, wo der
Detektiv ſie erwartete.
„Es iſt mir ein beſonderes Vergnügen, daß Sie ſo bald von
Liverpool herüber gekommen ſind, Herr Profeſſor,” wandte
Jack=
ſon ſich an den älteren der beiden Herren, Profeſſor Steens von
der Geographiſchen Geſellſchaft. Den zweiten Beſucher, Colonel
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 25. Mai 1924.
Ralf, kannte Jackſon nicht; auch er wurde von ihm beſonders
willkommen geheißen.
Der Detektiv erſuchte die Herren, Platz zu nehmen.
„Wenn Sie ſich etwas geſtärkt haben,” ſagte er dann, als
John eintrat und ein Tablett mit einem Imbiß, ſowie eine
Flaſche Wein auf den Tiſch niederſetzte, „möchte ich gerne einige
Aufklärungen von Ihnen hören.”
Profeſſor Steens und Colonel Ralf dankten dem Detektiv
für die herzliche Aufnahme, während ſie an dem Tiſche, den John
inzwiſchen gedeckt hatte, Platz nahmen. Eine Viertelſtunde ſpäter
ſaßen die drei Männer beim Genuſſe einer duftenden Havanna
traulich zuſammen. Jackſon ſchien die Fragen, die er ſtellen
wollte, ſchon vorher eng umgrenzt und wohl überlegt zu haben.
Schnell folgten ſie einander, und mit einer beſtimmten Sicherheit
legte er ſie dem Profeſſor vor.
„Sie kennen alſo John Gillis nicht, Profeſſor?” frug der
Detektiv nach einiger Erkundigung über Einzelheiten der
wiſſen=
ſchaftlichen Vereinigung, deren Vorſitzender Prof. Steens war.
„Glücklicherweiſe nicht perſönlich,” war die Antwort des
Ge=
lehrten.
Jackſon überlegte einige Augenblicke, dann holte er aus
ſeinem Schreibtiſch einige Photos von dem „Mann mit dem
Pelz”, die er dem Profeſſor und dem Oberſt vorlegte.
„Das ſoll der berüchtigte Gillis ſein?” rief der Profeſſor
er=
ſchreckt aus. „Es iſt nicht möglich, das Bild zeigt den Aſſiſtenten
des leider verſtorbenen Ingenieurs Klean, der vor ungefähr 15
Jahren zum erſten Male eine Expedition für unſere Geſellſchaft
in das Innere von Südafrika unternahm."
„Sie müſſen ſich gewiß irren, Mr. Jackſon,” miſchte ſich jetzt
auch der Colonel in das Geſpräch. „Ich habe an der Expedition
unter Leitung von Mr. Klean teilgenommen. Ich kenne den
Mann, den dieſe Bilder darſtellen, recht gut. Er iſt eine ſehr
ernſte und gelehrte Perſönlichkeit, die für jeden anderen alles
übrig hat. Das kann kein Bild von John Gillis ſein. Es iſt
vielmehr Mr. Mac Buff, der Aſſiſtent von Mr. Klean, darauf
kann ich ſchwören.”
„Es tut mir leid, meine Herren,” nahm Jackſon lächelnd das
Wort, „daß ich Ihre Illuſion zerſtören muß. Dieſer Mac Buff
oder John Gillis, oder welchen Namen er ſonſt noch führen mag,
iſt niemand anders, als der gefürchtete „Mann mit dem Pelz”,
deſſen Verbrechen und ſonſtige Miſſetaten ſicherlich auch Ihnen
nicht unbekannt ſein werden. Daran iſt gar nicht zu zweifeln.
Außerdem trifft auch das zu, daß John Gillis drei Jahre im
Auslande verbracht hat. Man hatte für die Zeit von 1888 bis
1891 ſeine Spur verloren und wußte nur, daß er ſich in dieſen
Jahren außerhalb Europas aufgehalten hat.” Und ſich dann
ſpeziell an den Colonel wendend, ſagte er, nachdem er einige
Züge an ſeiner Zigarre getan hatte: „Erzählen Sie mir nun bitte
einmal alles, deſſen Sie ſich aus dem April 1891 noch zu erinnern
wiſſen.”
„Sie meinen wohl den Monat, in dem Mc. Klean geſtorben
iſt?“
„Ganz recht!”
„Dus iſt ein Monat, den ich nie vergeſſen werde, M. Jackſon.”
Warum?”
Für einen Augenblick zögerte der Colonel. „Ach ich kann es
Ihnen wohl ſagen, weiß ich doch, daß mein Geheimnis bei Ihnen
wie bei dem Profeſſor gut aufgehoben iſt. Ich war ein beſonderer
Freund von John Klean, unſerem Führer. In London hatte ich
ihn und ſeine Stiefſchweſter kennen gelernt.”
Der Detektiv lächelte: „Ich begreife, Mr. Ralf. Die
Stief=
ſchweſter, die heutige Lady Dunck, war Ihnen nicht ganz
gleich=
gültig, und durch Ihren Stiefbruder hatten Sie hin und wieder
Verbindung mit ihr.”
(Fortſetzung folgt.)
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land 31, Kr. Bremen.
(I.Bln,4760)
Seite 26.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 25. Mai 1924.
Rummer 145.
Aus den Antoverkändigungen des Kreisamts
Darmſtadt und den Bekanntmachungen des
Polizeiamts Darmſtadt.
Sonntagsdienſt und Nachtdienſt in
den Apotheken Darmſtadts: Es verſehen
den Sonntagsdienſt und in der Woche
vom 24. Mai bis einſchl. den 28. Mai den
Nachtdienſt die Apotheke am Juſtizpalaſt,
Bismarckſtraße 9, die Einhorn=Apotheke,
Kirchſtraße 10½.
R
(8 noch micht
I
Bekanntmachung.
Die Lieferung der Brennſtoffe (Kohlen
und Koks) für das Landesfinanzamt
Darmſtadt, die Oberpoſtdirektion
Darm=
ſtadt und das Verſorgungsamt
Darm=
ſtadt wird hiermit öffentlich
ausge=
ſchrieben. Die für die einzelnen
Dienſt=
ſtellen erforderlichen Mengen und Sorten,
ſowie die Lieferungsbedingungen ſind
unter Beifügung von Rückporto und
50 Pfennig bei der unterzeichneten
Stelle bis ſpäteſtens 30. Mai 1924 zu
erfragen.
Angebvte müſſen, ebeufalls bei dem
unterzeichneten Amte portofrei und
ver=
ſchloſſen bis ſpäteſtens den 3. Juni 1924
eingegangen ſein.
Nach dem 30. Mai 1924, bezw. dem
3. Juni 1924 eingehende Anfragen und
Angebote können nicht mehr berück=
(6848
ſichtigt werden.
Darmſtadt, den 19. Mai 1924.
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12,91
21,84
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1,24
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69,68
48,23 7,51
2,10 8,60
VI. Kl.
fm
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Diſtrikten: Kutſchenwege. Heumatte,
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b) Revier Erbach.
I. Kl. II. KI III. Kl. IV. Kl.
Eiche.
1/42 4,31 2,62 fm
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— 13.24 10,79 fm
Fichte
1,17 fm
Lärche
4,09 0,83 fm
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Weimutskiefer
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Douglas . . 0,55 0,48 fm
Vorſtehende Hölzer liegen in den
Diſtrikten: Tiergarten, Alexanderſchlag,
Sauloch, Kohlwald, Geisberg.
Zahlungsbedingungen: Beträge bis
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15. Juni, /, bis 15. Juli ds. Js. Bei
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Erbach i. Odw., den 21. Mai 1924.
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En der Privatklageſache des Wilhelm Heil=
0 mann in Darmſtadt, Privatkläger gegen
1. den Schneider Ludwig Schmidt in
Darmſtadt, 2. deſſen Ehefrau daſelbſt,
An=
geklagte, wegen Beleidigung hat, auf die
von dem Privatkläger gegen das Urteil
des Schöffengerichts I zu Darmſtadt vom
12. September 1923 eingelegte Berufung,
die erſte Strafkammer des Landgerichts zu
Darmſtadt in der Sitzung vom 7. Mai 1924,
an welcher teilgenommen haben: 1.
Amts=
gerichtsrat Dr. Melior als Vorſitzender,
2. Johann Georg Catta von Offenbach
als Schöffe, 3. Philipp Rödel von
Bens=
heim als Schöffe, Oberjuſtizſekretär Dr.
Flicker als Gerichtsſchreiber, für Recht
erkannt.
Auf die Berufung des Privatklägers
wird das angefochtene Urteil aufgehoben.
Der Angeklagte Ludwig Schmidt wird
wegen Beleidiguug nach § 185 St G.B. zu
einer Geldſtrafe von zwanzig Goldmark
verurteilt, die im Falle der
Uneinbring=
lichkeit mit vier Tagen Gefängnis zu
ver=
büßen iſt. Die Angeklagte Eliſabeth Schmidt
wird wegen Beleidigung nach §5 185, 186
St. G. B. zu einer Geldſtrafe von Mk. 20.—
verurteilt, die im Falle der
Uneinbring=
lichkeit mit vier Tagen Gefängnis zu
ver=
büßen iſt.
Dem Privatkläger wird die Befugnis
zugeſprochen, das Urteil binnen zwei
Wöchen nach Rechtskraft auf Koſten der
beiden Angeklagten durch einmaliges Ein
rücken im „Darmſtädter Tagblatt”, und im
„Heſſiſchen Volksfreund” zu veröffentlichen
Die Koſten beider Inſtanzen fallen, den
beiden Angeklagten zur Laſt=
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