Einzelnummer 10 Goldpfennige
Bezugspreis:
Fel wöchentlich Tmaligem Erſcheinen vom 1. Mal
N.s 31. Mal 2.18 Goldmark und 22 Pfennig
Abragegebühr, abgeholt 2.28 Goldmark, durch die
Tgenturen 2.40 Goldmark frei Haus.
Poſtibezugs=
rreis ohne Beſtellgeld monatlich 2.30 Goldmart.
Verantworiliſchkeſt für Aufnahme von Anzeigen an
ſeſimmten Tagen wird nicht übernommen.
Nicht=
erſcheinen einzelner Nummern infolge höherer Gewalt
ſerechtigt den Bezſeher niſcht zur Kürzung des
Bezugspreiſes. Beſtellungen und Abbeſiellungen durch
Femruf ohne Verbindiſchkeit für uns. Poſiſchecktonte:
Franffurt a. M. 4304.
Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuftrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 139
Montag, den 19. Mai 1924.
187. Jahrgang
Anzeigen ?eis:
27 mm breite Zeile im Kreiſe Darmſtadt 20 Goldpfg
Finanz=Anzeigen 30 Goldpfg, Rellamezeile (92 mm
breit) 4 Goldmark. Anzeigen von auswärts 30 Goldpfg,
Finanz=Anzeigen 45 Goldpfg., 92 mm breite
Reklame=
zeile 1.50 Goldmart. Alle Preiſe in Goldmart
(1 Dollar — 4.20 Marll. — Im Falle höherer
Gewall, wie Krieg, Aufruhr Streik uſw., erliſcht
ſede Verpſichtung auf Erfüllung der
Anzeigen=
auſträge und Leiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerſchtlicher Beſtreibung fäl ſeder
Rabatt weg. Bankkonto: Deutſche Bank und Darme
ſtädter 8 Nationalbank.
Annahme des Schiedsſpruchs
durch den Zechenverband.
* Eſſen, 18. Mai. (Priv.=Tel.) Der Zechenverband hat
folgendes Schreiben an den Reichsarbeitsminiſter gerichtet: Der
am 16. Mai 1924 in Berlin gefällte Schiedsſpruch für den
Ruhr=
bergbau wird den vom Zechenverband in Belang der deutſchen
Wirtſchaft geſtellten und auf das eingehendſte begründeten
For=
derungen nicht gerecht. Der Schiedsſpruch läßt die im Intereſſe
der Volkswirtſchaftlichkeit der Zechenbetriebe unbedingt
notwen=
digen Abänderungen des bisherigen Rahmentarifs durchwegs
unberückſichtigt und hält insbeſondere abweichend von der durch
die Arbeitszeitverordnung geſchaffenen Grundlage grundſätzlich
die Siebenſtundenſchicht für den Untertagebetrieb aufrecht.
Da=
durch wird weder die endgültige Löſung der Arbeitszeitfrage
noch die Gewähr für den notwendigen zukünftigen
Wirtſchafts=
frieden gebracht. Unerfindlich bleibt ferner, daß bei der Regelung
der Mehrarbeit ohne zwingende Notwendigkeit ein folgenſchwerer
Eingriff in die beſtehende Lohnordnung durch Gewährung der
bisher nicht geleiſteten Vollzahlung für die verkürzte
Arbeits=
ſchicht am Samstag erfolgt, ſo daß damit Grund zu neuer
Un=
zufriedenheit gelegt wird.
Trotz dieſer ſchwerwiegenden Bedenken hat ſich der
Zechen=
verband zu einer Annahme des Schiedsſpruchs entſchloſſen.
Lei=
tend für ihn iſt dabei die Abſicht geweſen, ſeinerſeits alles nur
Mögliche zu tun, um die beſtehenden Arbeitsſtreitigkeiten mit
ihren verderblichen Folgen für die Allgemeinheit und vor allem
auch für die Arbeiterſchaft ſelbſt ſchnellſtens zu beenden. Die
fol=
gende Bekanntmachung wurde den Belegſchaften zur Kenntnis
gebracht: Wie aus dem vorſtehenden Schreiben des
Zechenverban=
des an den Reichsarbeitsminiſter hervorgeht, hat der
Zechenver=
band ſeinerſeits den in Berlin am 16. Mai gefällten
Schieds=
ſpruch angenommen. In Wiederholungen unſerer früheren
Be=
kanntmachungen erklären wir uns, ſoweit die betrieblichen
Ver=
hältniſſe es zulaſſen, bereit, diejenigen Belegſchaftsmitglieder
wieder einzuſtellen, die ſich zur Innehaltung der
Arbeitsbedin=
gungen des Schiedsſpruchs verpflichten. Die am 1. Mai in Kraft
getretene 15prozentige Lohnerhöhung bleibt unverändert beſtehen.
Vom Tage.
Der „Intranſigeant” meldet, daß der neue Briefwechſel zwiſchen
Macdonald und Poicaré wahrſcheinlich nicht veröffentlicht wird.
Poincaré hat geſtern vormittag mit dem noch in Paris
an=
weſenden rumäniſchen Außenminiſter Duca verhandelt.
Nach dem Matin kam es vorgeſtern im Pariſer Nordbahnhof zu
einem Zuſammenſtoß zwiſchen dem nicht wiedergewählten Sozialiſten
Inghels und dem Vorſitzenden des Komitees für den Wiederaufbau,
den erſterer für ſeine Wahlniederlage verantwortlich macht. Es kam zu
Tätlichkeiten, denen die Poliziſten ein Ende bereiten mußten.
In Guadelupe iſt es am Samstag anläßlich der Bekanntgabe
des Wahlreſultats zu Zwiſchenfällen gekommen. Eine Gruppe
von Wählern behauptet, es ſeien am Sonntag Unregelmäßigkeiten
be=
gangen worden, drangen in die Bürgermeiſterei ein, beſchädigten das
Mobiliar und zerſtörten — Havas zufolge — die Archive.
Die „Humanité” kündigt an, daß der neugewählte Kommuniſt
Do=
riot, der ſich wegen eines politiſchen Vergehens — er ſoll Soldaten
zum Ungehorſam aufgefordert haben — im Gefängnis befindet, geſtern
abend in Freiheit geſetzt wurde.
Der tſchechoſlowakiſche Außenminiſter Beneſch begab ſich zum
Vatikan und beſuchte den Kardinalſtagtsſekretär Gaſparri.
Der Neu=York Herald meldet aus Waſhington: Die
Marinekommiſ=
ſion des Repräſentantenhauſes prüfe einen Geſetzentwurf, der den Bau
von acht Kreuzern vorſehe.
Nach einer Waſhingtoner Depeſche des Neu=York Herald nahm die
ſche Botſchafter in den Vereinigten Staaten getadelt wird,
über Rußland vorgeſchlagen habe.
Vorgeſtern wurde die achte Schweizer Muſtermeſſe im
neuen Meſſebau zu Baſel eröffnet. Die Zahl der Beſucher, auch der
ausländiſchen, iſt bedeutend größer als 1923.
ſend, in der Wohnung ſeiner Schwiegermutter, bei der er zu Beſuch
weilte, unerwärtet geſtorben.
Hannover für Preußen.
Oer Volksentſcheid vom 18. Mai.
Die Niederſachſen ſind dem Beiſpiel der Oberſchleſier gefolgt.
Die Vorabſtimmung über den Antrag der Deutſchhannoverſchen
Partei (Welfenpartei) auf Loslöſung der Provinz Hannover aus
dem preußiſchen Staatsverbande und Schaffung eines
ſelbſtän=
digen Landes Hannover hat ein für die hannoverſchen
Födera=
liſten und Separatiſten negatives Ergebnis gezeitigt. Es wird
nun in Hannover nicht mehr zur Hauptabſtimmung kommen,
und der durch den Abſtimmungskampf geſtörte Frieden kann
wieder in Hannover ſeinen Einzug halten.
Das Abſtimmungsergebnis mutet im erſten Augenblick
ſon=
derbar an. Zu ſeiner Beurteilung iſt es notwendig, ſich zu
ver=
gegenwärtigen, daß alle politiſchen Parteien, von den
Kommu=
niſten bis zu den Deutſchvölkiſchen, die Wahlparole ausgegeben
hatten, ſich der Abſtimmung überhaupt zu enthalten. Nur dort
ſollten die mit dem welfiſchen Loslöſungsantrag nicht
einverſtan=
denen Wahlberechtigten ihre „Nein”=Stimme abgeben, wo ein
gewiſſer Wahlterror ausgeübt wurde oder zu befürchten ſtand.
Dies war zum Beiſpiel in vielen Landgemeinden der
Regie=
rungsbezirke Stade und Lüneburg zu erwarten, wo welfiſche
Mehrheiten anſäſſig ſind, und wo in manchen Landkreiſen (z. B.
in den Nordkreiſen an der Elbemündung, in den Kreiſen
Dannen=
berg, Luchow, Bleckede u. a. m.) der Groß= oder Mittelbeſitz, der
vielfach welfiſch, mitunter fanatiſch welfiſch geſinnt iſt, denen
wirtſchaftlich ſchaden konnte, die durch ihr Nichterſcheinen an der
Wahlurne zu erkennen gaben, daß ſie eine Verſelbſtändigung
Hannovers nicht wollen. Der Ausfall der Vorabſtimmung zeigt
daher, daß die Mehrzahl der Wahlberechtigten zu Hauſe geblieben
iſt und ſomit durch ihre Nichtbeteiligung am Plebiſzit ihren Willen
bekundet hat, keine neue Lage zu ſchaffen, ſondern Hannover
wei=
ter beſtehen zu laſſen als preußiſche Provinz, ſo, wie es ſeit 1867
geweſen iſt.
Für die Verfechter des ſeparatiſtiſchen Gedankens der
Los=
löſung von Preußen bedeutet das Wahlergebnis, in Hannover
eine ähnliche deutliche Abſage, wie ſie die oberſchleſiſche
Bevölke=
rung im deutſch gebliebenen Teil Oberſchleſiens vor zweieinhalb
Jahren den Vertretern des oberſchleſiſchen Freiſtaatgedankens
gegeben hat. Damals war es dort vorwiegend das oberſchleſiſche
Zentrum und der polniſch geſinnte Bevölkerungsteild der für
Schaffung eines von Preußen losgelöſten Landes eintrat. Bis
dann im letzten Augenblick der Führer des oberſchleſiſchen
Zen=
trums, Pfarrer Ulitzka, das Steuer ſchwenkte und nach der
Zu=
ſicherung der Schaffung einer eigenen Provinz Oberſchleſien die
Parole ausgab: Wir bleiben Preußen treu!
In Hannover hatte wohl früher das Zentrum ſeine
Wahl=
liſten mit denen der Deutſchhannoveraner verbunden; vor dem
18. Mai war aber reinliche Scheidung erfolgt. Der
Zentralvor=
ſtand der Zentrumspartei hatte klar und eindeutig die Loslöſung
Hannovers aus Preußen verurteilt und aufgefordert, den
wel=
fiſchen Antrag mit „Nein” zu beantworten. Reichskanzler Marr
hatte ebenſo wie andere Zentrumsführer auf das Bedenkliche der
Lostrennung Hannovers hingewieſen. Alle verantwortlichen
Po=
litiker und Wirtſchaftsführer hatten energiſch gegen den
Welfen=
antrag Stellung genommen. Einſtige Heerführer, wie
Hinden=
burg und Ludendorff, hatten den Plan einer Zertrümmerung
Preußens für verbrecheriſch erklärt. Hindenburgs warnende
Worte waren in Stadt und Land plakatiert worden, die
Indu=
ſtrie= und Handelskammer in Hannover, Wirtſchafts= und
Inter=
eſſenverbände aller Art hatten dem niederſächſiſchen Volke in
Er=
klärungen zugerufen, es möge in der jetzigen, feindbedrohten Lage
des Reichs, die Einigkeit mehr denn je verlangt, niemand das
Reich zu ſprengen verſuchen — alle dieſe Appelle haben ihre
Wir=
kung nicht verfehlt. Hinzu kommt, daß die Gegenagitation gegen
die Welfen in Händen des Oberpräſidenten der Provinz Hanno=
ver, Noske, lag, der die richtigen Leute an den richtigen Platz
geſtellt hatte und der ſich als ein tatkräftiger und geſchickter
Gegenſpieler der Welfen erwies.
Hannovers Bevölkerung wird nach dieſem Entſcheid
auf=
atmen. Sie iſt von ſchwerem Druck befreit. Der
Abſtimmungs=
kampf hatte Verbitterung geſchaffen und im Wirtſchafts=, ſozialen
und Familienleben ſchwere Verſtimmungen hervorgerufen. Mit
Rückſicht auf den Abftimmungskampf einerſeits und mit
Nück=
ſicht auf die unſichere Zukunft andererſeits mußten
Kulturpro=
jekte zurückgeſtellt werden, konnte der Verwaltungsapparat nicht
ſo arbeiten, wie es im Intereſſe von Volk und Land lag. Nun iſt
der Weg zu Hannovers Zukunft offen. Die preußiſche Regierung
wird in Hannover eine kluge Politik der Verſtändigung, des
Ausgleichs und des Entgegenkommens betreiben und Fehler, wie
ſie fraglos früher gemacht worden ſind, vermeiden müſſen. Der
Welfenpropaganda ſind fürs erſte die Flügel gebrochen. Ob ſie
ſich mit ihrer Niederlage abfinden oder den Kampf der
Entzwei=
ung weiterführen wird, das muß die Zukunft lehren. Es gibt ja
Leute, die am Gegeneinander auch wirtſchaftlich intereſſiert ſind,
und dieſe werden, wenn nicht alles täuſcht, nach wie vor
ver=
ſuchen, durch Schürung von Unzufriedenheit und politiſche
Aus=
nutzung aller Verſtimmungen ihr Geſchäft zu machen. Sie mögen
ſich den Volksentſcheid aber als Warnung dienen laſſen.
Preußen, das ſchon in Nord und Oſt und Weſt, ſo herbe
Verluſte erlitten hat, bleibt in ſeinem Beſtande erhalten. Das iſt
gut ſo. Denn nichts wäre den Landesfeinden lieber geweſen, als
wenn Preußen durch Verluſt Hannovers geſchwächt und
zer=
ſchmettert worden wäre. Das Beiſpiel Hannovers hätte fraglos
gewiſſen Treibern im Rheinland, in Oſtpreußen und anderswo
Mut gemacht, ihre reichszerſtörenden Pläne um ſo eifriger weiter
zu verfolgen. Nun iſt auch ihnen durch das „Nein” des
nieder=
ſächſiſchen Volkes das Handwerk gelegt. Ein ſtarkes Preußen im
ſtarken Reich — das iſt das Ergebnis des geſtrigen Tages. Mag
man über den welfiſchen Abſtimmungsantrag denken wie man
will: ein Gutes hat dieſer Reinigungsprozeß gehabt. Er hat
be=
wieſen, daß man nicht rütteln ſoll an Staat und Reich, und er
hat in Hannover ſelbſt Klarheit geſchaffen. Preußen bleibt
un=
geteilt und das Reich unerſchüttert. Das iſt der glückliche
Aus=
gang eines unglücklichen Planes.
Das endgültige Ergebnis.
Hannover, 19. Mai. (Wolff.) Von der Geſamtzahl der
Abſtimmungsberechtigten, nämlich 1 770 000, haben 438961 mit
Ja geſtimmt. Da jedoch die Anhänger einer Trennung
Hanno=
vers von Preußen ein Drittel der Geſamtzahl der
Abſtimmungs=
berechtigten, alſo 490 000 Stimmen aufbringen müſſen, hat die
Abſtimmung für ein Verbleiben Hannovers bei
Preußen entſchieden.
Das vorläufige amtliche Ergebnis in der
Stadt Hannover.
* Hannover, 19. Mai. (Priv.=Tel.)
Abſtimmungsberech=
tigt waren 290 820. Mit Ja haben geſtimmt 67 315, mit Nein
11930. Ungültig waren 1668 Stimmen. Bei der letzten
Reichs=
tagswahl haben die Deutſchhannoveraner 38880 Stimmen
er=
halten. Die erforderliche Eindrittel=Stimmenzahl iſt in der Stadt
Hannover nicht erreicht worden.
*Einitalieniſcher Finanzwiſſenſchaftler
zum Beparationsprogramm.
Von
Dr. Fred B. Hardt.
Rom, im Mai.
Es wird unſere Leſer intereſſieren die
Meinung eines italieniſchen
Finanzwiſſenſchaft=
lers über das Sachverſtändigengutachten
ken=
nen zu lernen. Seine Aeußerungen zeigen die
typiſche optimiſtiſche Betrachtung der
wirtſchaft=
lichen Geſamtlage Deutſchlands, wie ſie im
Ausland vielfach herrſcht. Das einzig
erfreu=
liche an ihr iſt die Zuverſicht in die
Leiſtungs=
kraft Deutſchlands, die von Vertrauen zeugt. Um
aber dieſe Kraft auszuwirken, muß man die
deutſche Wirtſchaft zur Ruhe kommen laſſen,
und ihr nicht untragbare Verpflichtungen
auf=
bürden.
Die Schriftleitung.
Eine Anzahl bedeutender italieniſcher Nationalökonomen
ſtrebt ſeit Jahren an, ſich für ihre Theorien im Publikum einen
breiteren Widerhall zu ſchaffen durch regelmäßige Mitarbeit an
angeſehenen italieniſchen Blättern, und heute ſchon mit dem
Erfolg, daß, wenigſtens der ernſthafte Leſer der Preſſe, ſich ſein
Urteil über wirtſchaftliche Fragen — die zu leicht durch die
poli=
tiſche Tendenz des einer oder anderen Blattes getrübt oder ſogar
umgefärbt werden — auf Grund dieſer gewiſſenhaften, ſtreng
wirtſchaftlichen Artikel des oder jenen Fachmannes aus dieſem
Panamerikaniſche Konferenz eine Reſolution an, durch die der briti= Univerſitätskreiſe bildet. Zu dieſer Gruppe gehören Uggo Ancona,
Profeſſor am Politechnikum zu Mailand, der Gegner des
ita=
weil er eine vollkommene Abänderung der amerikaniſchen Politik gegen= lieniſchen Verſicherungsmonopols, der im Giornale d’Italia
ſchreibt, Paratero, Finanzminiſter unter Nitti, Spezialiſt für
Schiffahrtsfragen, Profeſſor an der römiſchen Univerſität,
Mit=
arbeiter am Secolo, Senator Einaudi von der Turiner
Univer=
ſität, der im Corriere della Sera ſich Gehör verſchafft, der
rö=
miſche Nationalökonom Pantaleone, deſſen Arbeiten über die
In Paris iſt der Verteidiger von Kut el Amara, General Town= wirtſchaftlichen Folgen des Krieges zu den bedeutſamſten der
ge=
ſamten dahin gehörenden Literatur zählen, der römiſche
Stati=
ſtiker Mortara, deſſen jährlich erſcheinende Proſpottive
econo=
miſche klaſſiſch ſind, Attilio Gabiati, Profeſſor an der Univerſität
Genua, Spezialiſt für finanztechniſche Fragen und
Arbeiter=
verſicherung, der regelmäßig in der Stampa ſchreibt.
Dieſer Tage nun hat ſich Cabiati zu dem
Sachverſtändigen=
gutachten geäußert. Er meint: Für den europäiſchen
Wieder=
aufbau ſind drei Punkte weſentlich, die techniſch erſt noch zu
lö=
ſen ſind, die finanzielle Geſundung Deutſchlands,
Wiederein=
führung des Goldgeldes und die Reparationen.
Den erſten Schritt zur finanziellen Sanierung habe
Deutſch=
land ſelbſt getan: durch Einführung der Rentenmark, deren
geſundende Wirkung ſich in der Wiederbelebung des Marktes, in
dem Aufhalten der Spekulation, in der Stabiliſierung der
Ge=
hälter zeige und dadurch auch auf die Stabiliſierung der
Wäh=
rung einen Einfluß gehabt habe. Aber die Rentenmark könne
nur eine Valuta im internen Verkehr in Deutſchland ſelbſt ſein,
eine Uebergangswährung, deren Parität mit der Goldmark
ab=
hängig ſei davon, daß der Staat nur die ausgegebenen 3200
Millionen im Umlauf erhalten kann. Im Verkehr mit dem
Aus=
land könne nur eine einzige Baſis die wirklich tragende ſein, das
Gold. Das Gold wandere, die Hypotheken, auf die die
Renten=
mark ſich ſtützt, ſeien lokal gebunden, bleiben im Lande ſelbſt.
Direktor Schacht habe dieſen Mangel klar erkannt, und gerade
deshalb eine neue Bank mit Goldreſerve geplant, der der
Ver=
kehr mit dem Auslande vorbehalten ſein ſollte.
Das Sachverſtändigen=Gutachten, ſo ſagt Cabiati weiter, geht
einen Schritt weiter und befürwortet die Gründung einer
Emiſſionsbank mit Goldregulierung, aber greift auf die Mark
der Vorkriegszeit zurück, liquidiert alle ſeitdem in Umlauf
ge=
kommenen Markarten, auch die Rentenmark, und deckr die Valuta
der alten Mark mit einer Metalldecke von 33½ Prozent. Darin
liegt eine große finanztechniſche Wahrheit. Ich habe immer
be=
hauptet, daß von allen kriegsbeteiligten Ländern Deutſchland
das erſte Land ſein werde, das den Handel wieder auf der Baſis
der alten Mark aufnehmen wird, und habe mich nicht der Anſicht
anderer Nationalökonomen, darunter auch Keynes, anſchließen
können, daß dies eine kataſtrophale Wirkung haben müſſe, und
die deshalb die Stabiliſierung nach dem heutigen Werte der
Mark befürwortet haben. Das Experiment Deutſchlands hat mir
Recht gegeben. Wenige Monate nach der Einführung der
Rentenmark, die, wie ſchon geſagt, noch keine definitive Wirkung
haben kann, arbeitet ſchon die deutſche Induſtrie wieder, die
Löhne ſind faſt auf das Niveau von 1914 zurückgeſchraubt, die
Arbeitsloſigkeit auf dem Stand, der auch in normalen Zeiten
vorhanden iſt. Der einzige anormale Zuſtand ſind die deutſchen
Preiſe, die für alle anderen Waren als Nahrungsmittel noch ſehr
hohe ſind. Das beruht aber auf den Nachwirkungen der
Unſoli=
dität der Mark, kurz vorher, die ein Einführungsverbot auf
allerhand Waren aus dem Auslande direkt oder indirekt mit ſich
gebracht hat. Dieſer Zuſtand wird ſich aber beheben mit der
Einführung der neuen Emiſſionsbank, die gerade den deutſchen
Handel mit dem Auslande ſanieren wird.
Der delikateſte Punkt bleiben aber die Reparationen.
Die Sachverſtändigen haben erkannt, daß es hierbei nicht ſo ſehr
darauf ankommt, daß und wie Deutſchland zahlt, ſondern darauf,
wie dieſe Summen aus Deutſchland herauskommen, ohne den
internationalen Deviſenmarkt zu ſtören. Daher der Vorſchlag,
daß, wenn bei der neuen Bank ſich deutſche Zahlungen über fünf
Milliarden zur Verfügung der Alliierten angeſammelt haben,
weitere Zahlungen eingeſtellt werden ſollen, bis dieſes Depot
umgewechſelt iſt. Dieſes Verfahren könnte aber eine
Verlang=
ſamung in der Regulierung der Reparationen als Ganzes mit
ſich bringen, und um dieſem Uebelſtand abzuhelfen, befürworten
die Sachverſtändigen die Mobiliſierung der deutſchen Schuld an
die Entente. Die 11 Milliarden Eiſenbahnobligationen und die
5 Milliarden Induſtrieobligationen, mit 5 Prozent verzinslich
und 1 Prozent Amortiſationszinſen könnten auf den
verſchie=
denſten Teilen des internationalen Marktes untergebracht
wer=
den. Nach Abſorbierung dieſer Summen durch die erfolgten
jährlichen Zahlungen könnte das Experiment wiederholt werden,
bis zur Tilgung der geſamten deutſchen Schuld. Aber auch ſo
bleiben noch Schwierigkeiten genug. Man muß zunächſt wiſſen,
ob und in welchem Umfang ein Teil einer ſo ungeheuren Summe
Rummer 133
Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 19. Mai 1924.
wie die 16 Milliarden Obligationen vom internationalen Markt
aufgenommen werden kann, ohne Erſchütterungen hervorzurufen
und dies auch erſt dann, wenn feſtgeſtellt iſt, wie lange dieſe
Ga=
rantien in Kraft bleiben, und dies wird wiederum davon
ab=
hängen, welcher Teil der Summe in Deutſchland ſelbſt
unter=
gebracht werden kann. Der Hauptmarkt wird Amerika bleiben.
Doch da iſt wieder zu berückſichtigen, daß ſo die europäiſchen
Staaten der Entente die Gläubiger Amerikas werden können
und Amerika Gläubiger von Deutſchland. Der andere wichtige
Punkt iſt der, wie die Gelder in Umlauf bringen, die ſich in
Deutſchland durch dieſe internationale Anleihe anhäufen müſſen.
Doch iſt dieſer Vorſchlag der Sachverſtändigen, wenn auch noch
manches zu beſſrn ſein wird, der einzig mögliche Weg, um aus
den Schwierigkeiten, die die Regelung der Reparationen immer
geboten hat und noch bietet, überhaupt herauszukommen.
Proteſinote Amerikas an China.
Gegen die Anerkennung der Sowjetunion.
Moskau, 18. Mai. (Wolff.) Nach eingetroffenen
Mel=
dungen richtete die amerikaniſche Regierung an die chineſiſche
Regierung eine Note, worin ſie dieſe vor der Anerkennung kes
Verbandes der Sowjetrepubliken warnt, da ſolche zu
internatio=
nalen Verwicklungen" führen würde. Wie man ſich erinnert,
hatten vor zwei Monaten der Vertreter der chineſiſchen
Regie=
rung, Li=Wan, und der Sowjetgeſandte in Peking, Karachan, ein
Abkommen Chings mit den Sowjetrepubliken getroffen, wodurch
die Sowjetunion von China de jure anerkannt wurde und die
Sowjetregierung auf alle Begünſtigungen in China verzichtete.
Der Vertrag betraf aber auch wirtſchaftliche und politiſche
In=
tereſſen anderer Großmächte, weshalb die chineſiſche Regierung
auf den Proteſt Amerikas, Englands, Frankreichs und Japans
die Ratifizierung des Vertrages abgelehnt und offiziell die
Ab=
reiſe Karachans aus Peking nachgeſucht hatte. Die
Verhand=
lungen wurden aber inoffiziell in Moskau noch fortgeſetzt.
Nun=
mehr wäre nach dieſer von anderer Seite noch nicht beſtätigten
Meldung die Regierung der Vereinigten Staaten neuerdings in
Peking eingeſchritten. Steklow nennt die amerikaniſche Aktion
eine beiſpielloſe Unverſchämtheit. Die Intervention Amerikas
gehe noch viel weiter als die diesbezüglichen Noten Frankreichs.
Die franzöſiſche Regierung habe nur gegen die Uebergabe der
oſtchineſiſchen Bahn" an ihren legalen Eigentümer proteſtiert.
Die amerikaniſche Regierung jedoch verbiete China unter
An=
drohung internationaler Komplikationen die de jure=Anerkennung
der Sowjetunion. Das habe noch nie irgend eine andere
Regie=
rung getan. Bisher ſei es Frankreich geweſen, das im Fernen
Oſten am feindſeligſten gegen Sowjetrußland aufgetreten ſei.
Amerika beweiſe nun, daß es an Stelle der geſchlagenen
Regie=
rung des nationalen Blocks treten wolle.
Dr. Schacht in London.
TU. Paris 18. Mai. Der Londoner Korreſpondent des
„Echo de Paris” will von zuverläſſigen Einzelheiten über den
Aufenthalt Dr. Schachts in London und Amſterdam erfahren
haben. Es wäre Dr. Schacht gelungen, auf beiden
Plätzen weitgehende Unterſtützung für die
finan=
zielle Wiederaufrichtung Deutſchlands zu
er=
halten. In London habe er namentlich von der Berry=
und Schröder=Bank eine beträchtliche Anleihe zu einem
vorteilhaften Prozentſatz, rückzahlbar in drei Raten, für die
deutſche Regierung erhalten. Dr. Schacht hätte bei ſeiner
Abreiſe aus London einen großen Optimismus an den Tag
ge=
legt. Er hofft, daß demnächſt ein Handelsvertrag
zwiſchen Deutſchland und Großbritannien
unter=
zeichnet werde. Der Korreſpondent des Pariſer Blattes kann
ſich des Eindrucks nicht erwehren, daß zwiſchen London
und Waſhington, ein wahrer Kampf über das
kinanzielle Protektorat über Deutſchland und
Europa im Gange ſei. Die Federal American Reſervbank
habe den Angriff damit eröffnet, daß ſie ſich letzthin für die
Gründung der Deutſchen Goldnotenbank auf Dollarbaſis
einge=
ſetzt habe.
Wie hierzu vom Reichsbankpräſidenten mitgeteilt wird,
han=
delte es ſich bei dem kurzen Londoner Beſuch lediglich um
lau=
fende Geſchäftsangelegenheiten der Reichsbank. Es haben
keinerlei politiſche oder handelspolitiſche Beſprechungen
ſtattge=
funden.
100 Millionen Oollar=Anleihe für Deutſchland.
Paris, 18. Mai. (Wolff.) Der „Newyork Herald” meldet
aus Waſhington: Coolidge gab, wie im Weißen Haus
ange=
kündigt, ſeine Zuſtimmung zu einer Anleihe von 100 Millionen
Dollar für Deutſchland. Der Newyorker Bankier Otto Kahn hat
mit dem Präſidenten die Finanzlage Deutſchlands beſprochen
und ſeine Billigung zu der vorgeſchlagenen Aktion gegeben. Es
werde feſtgeſtellt, daß Coolidge und Kahn ſich über die Methode,
Deutſchland nach dem Plane von Dawes Hilfe zu leiſten,
ge=
einigt hätten.
Deutſches Friedens=Preisausſchreiben
Berlin, 18. Mai. Heute tagte hier unter dem Vorſitz des
Reichspräſidenten und Dr. Simons der Ausſchuß zur
Durch=
führung des deutſchen Friedens=Preisausſchreibens. An der
Sitzung nahmen u. a. teil: Prof. Dr. Bonn,
Reichstagsabge=
ordnete Frau Bohn=Schuch, Prof. Dr. Delbrück, Reichskanzler
a. D. Fehrenbach, Anne von Giercke, Reichsminiſter a. D. Koch,
General der Infanterie Graf Max Montgelas, Geſandter Dr.
Olshauſen, Frau Pfuelf, Staatsminiſter a. D. Präſident Dr.
Stemich, Staatsminiſter a. D. Dr. Spahn. Die Mitgliedſchaft
haben außerdem führende Mitglieder aller Parteien und
Ver=
treter aller Berufsgruppen angenommen. Das Thema des
Preis=
ausſchreibens lautet: „Wie kann Friede und Gedeihen für
Deutſchland und Europa durch internationale Zuſammenarbeit
geſichert werden?‟ Der erſte Preis beträgt 5000 Dollars, die
gleiche Summe ſteht für weitere Preiſe zur Verfügung. Alle
Preiſe ſind geſtiftet von Edward A. Filene in Boſton. Der
Stifter ſandte ein Telegramm, worin er die umfaſſende
Zu=
ſammenſetzung des Ausſchuſſes begrüßt, ſeiner Arbeit vollen
Erfolg wünſcht und die Hoffnung ausſpricht, daß durch die
Teil=
nahme weiter Kreiſe des deutſchen Volkes an dem Wettbewerb
das Ergebnis des Preisausſchreibens Friede und Gedeihen in
Deutſchland und in der Welt fördern werde. Dr. Simons
be=
tonte in ſeiner Begrüßungsanſprache, daß er ſich der Aufgabe,
den Vorſitz des Ausſchuſſes zu übernehmen, deshalb unterzogen
habe, weil er den Gedanken eines ſolchen Wettbewerbs für gut
halte, der nur durchgeführt werden könne, wenn ihm eine völlig
unparteiiſche, überparteiliche Grundlage gegeben werde. Die
Bedingungen des Preisausſchreibens ſind folgendermaßen
feſt=
geſetzt: Jeder Deutſche kann ſich beteiligen. Die Arbeiten dürfen
nicht länger ſein als 5000 Worte. Die Pläne müſſen ſo
durch=
gearbeitet ſein, daß ſie innerhalb der verfaſſungsmäßigen
Legis=
läturperiode des Reichstages in Wirkſamkeit geſetzt werden
können. Die Arbeiten müſſen mit der Schreibmaſchine auf
Folio=
format einſeitig mit Zeilenabſtand und mit breitem Rande
ge=
ſchrieben ſein. Die Namen der Bewerber dürfen nur in
ver=
ſchloſſenem Umſchlage beigefügt ſein. Letzter Einlieferungstag
iſt der 20. Juli. Die genauen Bedingungen ſind gegen
Bei=
fügung des Rückportos beim Sekretariat des deutſchen
Friedens=
preiſes erhältlich (Berlin W. 35, Schöneberger Ufer 3a). Alle
Anfragen ſind ausſchließlich dorthin zu richten, Anfragen an
einzelne Mitglieder des Ausſchuſſes können nicht beantwortet
werden. Wer ſich bewerben will, wende ſich alſo ausſchließlich
an die angegebene Adreſſe.
Die Kehlenförderung und Kokserzeugung
im Ruhrgebiet.
Eſſen, 18. Mai. Nach vorläufigen Berechnungen wurden
in der Woche vom 4. bis 10. Mai im geſamten Ruhrgebiet (ohne
die von der Regie betriebenen drei Zechen und zehn Kokereien)
in ſechs Arbeitstagen 401 572 Tonnen Kohlen gefördert (auf
das beſetzte Gebiet entfallen davon 361070 Tonnen) gegen
1711039 Tonnen in ſechs Arbeitstagen in der vorhergehenden
Woche (beſetztes Gebiet 1565 897). Die Kokserzeugung ſtellte
ſich vom 4. bis 10. Mai auf 173 348 (beſetztes Gebiet 156 876 To.)
in ſieben Arbeitstagen (in Kokereien wird auch Sonntags
gear=
beitet) gegen 402 829 (beſetztes Gebiet 368250) Tonnen in der
Vorwoche. Die arbeitstägliche Kohlenförderung ſtellte ſich in
der Woche vom 4. bis 10. Mai im geſamten Ruhrgebiet auf
66929 Tonnen (gegen 285 173 Tonnen in der Vorwoche und
369 743 Tonnen im Jahre 1913). Die tägliche Kokserzeugung
ſtellte ſich auf 24 764 Tonnen (57 547 bzw. 62 718). Im beſetzten
Gebiet betrug die arbeitstägliche Kohlenförderung 60 178 Tonnen
(260 983 bzw. 348 586), die tägliche Kokserzeugung 22 410 Tonnen
(52 607 bzw. 58 338). Von den in der Berichtswoche insgeſamt
geförderten 401 572 Tonnen Kohlen entfallen auf den 5. Mai
allein 258 341 Tonnen. Infolge des Ausſtandes ging die
Förde=
rung immer mehr zurück und betrug an den letzten drei
Arbeits=
tagen der Woche im Durchſchnitt rund 6000 Tonnen.
Eine Provinzialverwaltung für Oberſchleſien.
Oppeln, 18. Mai. In den letzten Tagen fanden
vor=
bereitende Verhandlungen über die Bildung einer
eigenen ProvinzialverwaltunginOberſchleſien
ſtatt und, über die Auseinanderſetzung zwiſchen der
Provinzial=
verwaltung von Nieder= und Oberſchleſien. An den
Verhand=
lungen nahmen außer Staatsſekretär Meißner vom preußiſchen
Innenmimiſterium ſeitens Niederſchleſiens der
Landeshaupt=
mann und eine Anzahl von Mitgliedern des niederſchleſiſchen
Provinzialausſchuſſes und der niederſchleſiſchen
Auseinander=
ſetzungskommiſſion und ſeitens Oberſchleſiens Kanonikus Ulitzka,
ſowie gleichfalls Mitglieder des oberſchleſiſchen
Provinzialaus=
ſchuſſes und der Auseinanderſetzungskommiſſion teil. Die
Ver=
handlungen zwiſchen den Provinzialverwaltungen von Nieder=
und Oberſchleſien werden fortgeſetzt.
Herriots Programm.
Paris, 18. Mai. (Wolff.) Der Führer der Radikalen Partei,
Herriot, iſt geſtern nachmittag nach ſeinem Wohnſitz in Lyon
zurückgekehrt und hatte dort eine Unterredung mit einer
Abord=
nung der neugewählten radikalen Abgeordneten. Dieſe
Depu=
tation verlangte die Einberufung des geſchäftsführenden
Aus=
ſchuſſes der radikalen Partei, um über die durch die Wahlen
ge=
ſchaffene Lage zu beraten. Er wurde ferner beſchloſſen, in
An=
weſenheit ſämtlicher gewählten Abgeordneten der Partei nochmals
im geſchäftsführenden Ausſchuß zu beraten. Nach dem Petit
Journal hatte Herriot geſtern nachmittag mit dem ſozialiſtiſchen
Abgeordneten Renaudel eine zweiſtündige Unterredung. Im
Bei=
ſein ſeiner Parteifreunde empfing Herriot auch einige
Jour=
naliſten, darunter den Redakteur des Petit Pariſien, dem er
er=
klärte: „Ich kann vor dem 1. Juni nichts ſagen, denke aber, daß
es notwendig iſt, das Ermächtigungsgeſetz zurückzuziehen und
auch das Zündholzmonopol beizubehalten. Die Finanzpolitik iſt
die Grundlage für die auswärtige Politik, die man betreiben will.
Unſere Aufgabe iſt, zu ſtabiliſieren, zu pazifizieren.. Ich hoffe, daß
wir zu England, auch zu Belgien brüderliche Beziehungen haben
werden. Dem italieniſchen Volke bringe ich meine ganze
Sym=
pathie entgegen. Ich drücke auch meine Bewunderung aus für
die Vereinigten Staaten. Ich kann natürlich nicht alle Völker
nennen, zu denen wir enge Beziehungen unterhalten müſſen.
Unter allen dieſen befreundeten Nationen, muß ein enges
Ver=
trauen herrſchen und eine wirkungsvolle Arbeit geſchaffen werden,
um die großen Problem zu regeln. Ich lernte in Lyon, die
inter=
nationalen Beziehungen vom wirtſchaftlichen Standpunkte aus zu
beurteilen. Ich werde mich niemals vom Grundſatz der Vernunft
abbringen laſſen.”
Ein franzöſiſches Flottengeſchwader in der Oſtſee.
Warſchau, 18. Mai. (Wolff.) Anläßlich des Beſuchs
des franzöſiſchen Flottengeſchwaders im polniſchen Oſtſeehafen
Gdingen fanden geſtern zwiſchen franzöſiſchen und polniſchen
Offizieren gegenſeitige Beſuche ſtatt. Hierauf begab ſich ein Teil
der franzöſiſchen Offiziere mit Adwiral Jolivet an der Spitze
nach Danzig und von dort nach Warſchau. Das franzöſiſche
Ge=
ſchwader verläßt am Montag Gdingen, um ſich nach Libau, Reval
und Helſingfors zu begeben.
Das „friedliche” Frankreich.
In einem Geſetzentwurf zur Schaffung von Schießplätzen für
weittragende Artillerie (Chanbré des Deputes 1923, Nr. 6483)
heißt es:
Frankreich iſt zurzeit nicht in der Lage, ſeine weittragende
Artillerie ausbilden und ſchießen zu laſſen. Nun kann aber eine
zahlreiche weittragende Artillerie zu Beginn eines Feldzuges,
während der Mobilmachung und des Aufmarſches die
wertvoll=
ſten Dienſte leiſten. Sie hat ausgedehnte Teile des feindlichen
Gebietes in ihrem Wirkungsbereich. Karten, aus denen unter
verſchiedenen Annahmen die Reichweite und damit die unter dem
Feuer dieſer Artillerie liegenden Räume hervorgehen, ſind an die
Abgeordneten verteilt. Erwägt man zum Beiſpiel einen
Kriegs=
fall, in dem Frankreich und Belgien nach Räumung der
Rhein=
lande in ihren eigentlichen Ländern ſtehen, ſo können ſie nicht
allein die ganze Rheinprovinz, ſondern auch das ganze jetzt
be=
ſetzte Gebiet einſchließlich Ruhr unter Feuer nehmen. Ferner
könnten Polen und die Tſchechoſlowakei, deren Teilnahme an
einem Kriege man doch erwarten muß, mit von uns gelieferten
Geſchützen das ganze Induſtriegebiet Sachſens und Schleſiens
beſtreichen.
Dieſe Artillerie gibt uns daher die Möglichkeit, ſelbſt nach
Räumung des beſetzten Gebietes die Garantien, die in dieſer
Be=
ſetzung lagen, praktiſch aufrecht zu erhalten. Allein die Gefahr,
in der ſich dieſe Gebiete befinden, könnte von heilſamem Einfluß
auf die kriegeriſchen Gelüſte des zukünftigen Gegners ſein. Sollte
es aber anders kommen, ſo haben wir das Mittek in der Hand,
um mit einem fürchterlichen Schlag auf eine wiedererwächte
deut=
ſche Kriegsinduſtrie herniederzuſauſen. Von Frankreich, Belgien
und Polen und der Tſchechoſlowakei können, wenn man die
gegenwärtige Beſetzung zugrunde legt, mit Geſchützen, die auf
150 Kilometer tragen, folgende Teile von Deutſchland gefaßt
wer=
den: im Weſten: Württemberg, Baden, Heſſen, Heſſen=Naſſau,
Weſtfalen, Provinz Hannover bis zur Weſer; im Oſten: Bayern
nördlich der Donau bis auf einen ſchmalen Streifen im Weſten,
Thüringen, Sachſen, Schleſien, Oſtpreußen, Pommern.
Botzenhardt’s Helfershelfer verhaftet.
Berlin, 18. Mai. Wegen Begünſtigung der Flucht des
Kommuniſten Bozenhardt ſind außer dieſem noch neun Perſonen
feſtgenommen worden. Durch die abermalige Vernehmung
Bozenhardts ſelbſt ſei nun feſtgeſtellt, daß Bozenhardt
Angeſtell=
ter der ruſſiſchen Handelsvertretung geweſen und vier Wochen
vor den Reichstagswahlen Urlaub erhalten habe, um als
Refe=
rent für die Wahlverfammlungen vom Reichswahlkomitee der
deutſchen Kommuniſtiſchen Partei nach Süddeutſchland geſchickt
zu werden. Er iſt dort in mehreren Verſammlungen
aufge=
treten. Bozenhardt wird nach Beendigung der Vernehmungen
dem Unterſuchungsrichter in Stargard zugeführt werden. Die
Sichtung des bei dem wegen Begünſtigung gleichfalls
feſtgenom=
menen Lehmann vorgefundenen Materials ſei noch nicht beendet.
* Friedrich der Große über ſich ſelbſt.
Aus einem neuaufgefundenen „politiſchen Teſtament”.
Die politiſchen Teſtamente Friedrichs des Großen, in denen
er ſeine Regierungsgrundſätze darlegte und ſeinem Nachfolger
weitſchauende Ratſchläge gab, gehören zu den bedeutendſten
Kundgebungen dieſes Genies. Daher muß ſchon die
Ankündi=
gung, daß ein neues derartiges Schriftſtück aufgefunden ſei, die
größte Aufmerkſamkeit erregen. Eugen Freiherr von Maſſenbach
veröffentlicht ſoeben im Münchener Verlag für Kulturpolitik eine
bisher unveröffentlichte Handſchrift aus den Papieren ſeiner
Familie, die die Aufſchrift trägt: „Die Morgenſtunden eines
Königs an ſeinen Bruder=Sohn 1766.‟ Es iſt zweifelhaft, ob
dieſes überaus intereſſante Schriftſtück direkt von Friedrich
ſtammt; jedenfalls aber muß es von einem Intimen ſeines
nächſten Kreiſes herrühren, der es nach Geſprächen des Königs
aufgezeichnet haben könnte. Der Archivar des Hausarchivs der
Hohenzollern, Geh. Rat Schuſter, denkt an Friedrichs
ſtaatsmän=
niſchen Vertrauten, den Grafen Herzberg. Das Dokument, das
in deutſcher Sprache auf einem aus den friedricianiſchen Papier
mühlen in Neuendorf ſtammenden Papier, wie es der große
König gebrauchte, geſchrieben iſt, ſtammt wahrſcheinlich aus dem
Beſitz der Gräfin Dönhoff, der morganatiſchen Gemahlin
Fried=
rich Wilhelms II., die ſich viel mit der Bibliothek des alten
Fritz in Sansſouci beſchäftigt hat und deren Sohn, der eine
Maſſenbach heiratete, das Dokument von ihr erbte. Seitdem iſt
es im Beſitz dieſer Familie geweſen und jetzt wieder aufgefunden
worden. Das „politiſche Teſtament” behandelt, ganz im Stil
und in der Anſchauungsweiſe des „Philoſophen von Sansſouci”
den Urſprung ſeines Hauſes, ſpricht von Religion, Gerechtigkeit,
Staatsklugheit, den ſchönen Wiſſenſchaften uſw. und enthält zum
Schluß ein ſehr merkwürdiges „Glaubensbekenntnis Sr.
König=
lichen Majeſtät von Preußen” Beſonders intereſſant iſt, was
Friedrich ſeinem Neffen und Nachfolger über ſeine
Regierungs=
weiſe verrät. „Als Kronprinz” ſchreibt er, „ſchien ich nichts
weniger als Soldat zu ſein. Ich liebte meine Gemächlichkeit,
meinen delikaten Tiſch, den Wein, und ich hing nicht wenig der
Liebe nach; ſobald ich König wurde, erſchien ich als Soldat,
Philoſoph und Dichter. „Ich ſchlief auf bloßem Stroh, ich aß
Kommißbrot vor meinem Lager, ich trank in Gegenwart meiner
Untertanen ſehr wenig, und ich ſchien ein Feind von dem ſchönen
Geſchlechte zu ſein. Sehet über dem, wie ich mich in allen
mei=
nen Handlungen betragen; ich reiſe jederzeit, ohne die geringſte
Wache bei mir zu haben, und das Tag und Nacht durch. Meine
Suite iſt gar nicht zahlreich, aber ſehr wohl ausgeſucht; mein
Wagen iſt ſo einfach wie möglich, aber er iſt ganz niederzulaſſen,
ſodaß ich in ſelbigem ſo gut wie in meinem Bette ſchlafen kann.
Ich ſcheine viele Aufmerkſamkeit zu verwenden auf die Art zu
leben. Ein Bedienter, ein Koch und ein Paſtetenbäcker iſt meine
ganze Mund=Equipage. Mein Mittageſſen beſtelle ich ſelbſt, und
hierin bin ich eben nicht ungeſchickt, weil ich mein Land kenne,
und ich laſſe mir von Wildpret, Fiſch und Fleiſch das Beſte
liefern, was die Gegend hervorbringt. Wenn ich an einen Ort
hinkomme, ſcheine ich ungemein müde und abgemattet zu ſein.
Ich zeige mich allemal dem Volke in einem ſehr ſchlechten Rock
und einer unfriſierten Perücke. Dieſe gewiſſe Nichts machen
einen ganz ſonderbaren Eindruck.”
„In allem, was ich rede, ſcheine ich allein auf das Wohl
meiner Untertanen bedacht zu ſein. Ich lege dem Edelmann, dem
Bürger und dem Küſter Fragen vor, und ich laſſe mich zuweilen
in die geringſten Kleinigkeiten ein. Ihr, mein lieber Neveu, habt
ſo gut wie ich gehört, wie ſchmeichelnd ſich dieſe Leute von mir
unterhalten haben. Erinnert Euch nur deſſen, der aus ſeinem
redlichen Herzen ſagte: „Ich müßte gar zu gut ſein, weil ich mich
nach ſo einem beſchwerlichen Kriege noch ſo vielen Unruhen und
Uebeln ausſetzte”; und denket nur an denjenigen, der, da er
meinen ſchlechten Ueberrock und kleine Schüſſeln ſah, die auf
meinen Tiſch gebracht wurden, mich von ganzem Herzen beklagte.
Dieſer gute Tropf wußte aber nicht, daß ich einen guten Rock
unter dem Ueberrock anhatte, und er glaubte, daß man nicht
ſeinen Mittag hätte Bis jetzt glaubt wohl die ganze Welt,
daß ich aus bloßer Liebe für meine Unterthanen, ſo oft wie mir
es möglich, alle meine Staaten bereiſe. Ich laſſe die Welt in
dieſer Meinung; allein dieſes iſt, wahrhaftig! nicht mein
Be=
wegungsgrund. Die Urſache, warum ich es tue, iſt folgende:
Mein Königreich iſt ſouverän, alſo fällt dem, der es beſitzt, die
ganze Laſt der Regierung allein auf den Hals. Würde ich nun
gicht alle Jahre meine Staaten durchreiſen, vielleicht könnten ſich
meine Gouverneurs an meine Stelle ſetzen und das
Joch abſchütteln, um independent zu werden. Da
über=
dem meine Befehle nicht anders als fern und abſolut
ſein können, ſo würden vielleicht die, die meine Stelle
vertreten, denſelben Ton der Tyrannei annehmen. Wenn ich
aber im Gegenteil mein Königreich und Länder von Zeit zu Zeit
ſelbſt beſuche, ſo lerne ich deſto eher die Mißbräuche kennen, die
man von der Gewalt macht, die ich anderen übertragen habe, und
ich erhalte die in ihrer Schuldigkeit, die vielleicht ſonſt Luſt be=
kommen hätten, ſie aus den Augen zu laſſen. Setzet noch dieſe
Urſache hinzu, daß ich meine Unterthanen glauben mache, ich
käme deswegen in ihre Hütten, um ihre Klagen anzuhören und
ihrer Not ein Ende zu machen.” Ebenſo freimütig ſpricht er von
ſeiner Pflege der ſchönen Wiſſenſchaften, von ſeinen „Plaiſirs”
unter denen die Vorliebe für Schauſpiele und Muſik voranſteht,
und von ſeinen Grundſätzen der Staatsklugheit.
Bühnenrundſchau.
* Am 13. Mai ſpielte das Bonner Stadttheater
Karl Böttgers Drama „Simſon”. Die alte
Ge=
ſchichte von Simſon und Delila. Mit
unge=
heurer Drohung ſteigt aus den Gegenſätzen Mann
und Weib, in ihrer Verkörperung zweier feindlicher
Na=
tionen, zugleich die Tragik herauf; aber zunächſt iſt weſentlick
die ſymboliſche Vertiefung des Problems. Die abgeſchnittenen
Locken ſind nicht das Zeichen unbändiger Kraft, ſondern die
Läh=
mung der Kraft iſt der Zuſammenbruch des Vertrauens: Die
Stunde ſteht im Zenith, als Simſon ſich mit ungeheurem
Wag=
nis, die Gefahr ahnend, um ſeines Vertrauens und ſchließlich
ſeiner ſellſt willen bewußt in das Schickſal ſtellt. Pſychologiſch
überaus intereſſant iſt es und dramatiſch ſtark, wie die Liebe
und die Angſt vor der Täuſchung ihn dazu zwingt, ſich ſelbſt zu
verlieren. So aber iſt der Bogen des Dramas aus der erſten
Szene her auch dies alles noch überſpannend: Erſt dieſer
Zu=
ſammenbruch ſeiner Kraft und das grauenvolle Leid macht ihn
reif, ganz ſeinem Schickſal ergeben, Flamme des Herrn zu ſein.
Sich willenlos zu opfern: „Es ſterbe das Menſchtier, es lebe der
Geiſt!‟ Das iſt die Löſung alles Tragiſchen, der Sinn, in dem
dieſes Drama ſelbſt Symbol iſt. Eindeutig und deutlich aber iſt
die Linie, dramatiſch bewegt reißt die Handlung mit — überaus
puchtig türmt ſich Schickſal auf Schickſal, bis zuletzt nach
raſen=
dem Gewitter unter der Sonne des Geiſtes die neue Erde, das
neue Leben wirklich iſt. Die Aufführung ſtand auf
bedeuten=
dem Niveau, wie denn das Theater ſeit geraumer Zeit gute und
wertvolle Arbeit leiſtet. Die Spielleitung von Fritz Kranz
arbeitete ſowohl die geiſtigen Werte wie die Wirkſamkeiten dieſes
echten Bühnenwerkes ſinnfällig heraus. Unter den Darſtellern
ragten Siegfried Urias (Simſon) und Ida Ehre als
Delila hervor. Walter von Wekus hatte das Werk in
einen ganz bedeutenden farbenfrohen wie monumentalen Rahmen
geſpannt. Das Publikum dankte mit ſtarkem Beifall. Dichter
und Hauptdarſteller wurden mehrfach gerufen.
E B.
Rummer 139.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 19. Mai 1924.
Seite 3.
Aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 19. Mai.
*Gedanken zur Zeit.
Noch immer iſt die Welt ein wüſter Tummelplatz von
Un=
gerechtigkeiten. Immer noch ſind wir bereit, zu verurteilen, ohne
zu verſtehen. Gerade jetzt hängt von der tatbereiten Anteilnahme
an den Schickſalen der „Heruntergekommenen” nicht ſelten die
Entwicklung kommender Geſchlechter ab.
Wer auch nur einmal in ſich die Beſeligung erlebte, die ein
Helfen, Nützen, Erleichtern von Laſten „auch des anderen”
ge=
währen kann, wen der glühende Eifer auch nur einmal ganz
er=
füllte: nicht zu ruhen, bis wenigſtens die äußeren Dinge um
einen Unglücklichen gebeſſert wurden, der wird dem Verlangen
nie mehr widerſtehen, immer wieder ringen, den Seelen ihr
Kämpfen zu erleichtern. — Viele aber ahnen gar nichts von
einem eigenen inneren Reichtum, der gerade ſie beſonders
befähigt, ſchuldlos Niedergebrochene — und wer will entſcheiden,
wo Schuld beginnt? — aufzurichten. Man ſchreibt zuweilen,
jemand habe ſeine Stimme „entdeckt”; ich glaube, nicht wenige
könnten ihre Begabung „entdecken”, Armen wohlzutun, wenn ſie
ſich nur Zeit ließen, verborgene Keime in ſich zur Entfaltung zu
bringen. Daran kann keine Tätigkeit hindern; jeder hat Minuten,
in denen er der beſſeren Stimme in ſich lauſchen könnte.
Spen=
dend ſelber reicher zu werden, das iſt die Gnade, die jedem
wider=
fahren kann.
Von „Opfern der Zeit” ſprechen die „Tüchtigen”. Sie ſelbſt
aber haben es verſtanden, dieſe Zeit geſchickt zum Sprungbrett
für eigene Vorteile auszunutzen. „Opfer der Zeit” ſind ihnen
die Untergehenden. Neben dieſen Gedankenloſen, dieſen
Gleich=
gültigen, dieſen Harten erheben ſich aber immer mehr Menſchen,
über die etwas wie eine neue Offenbarung gekommen iſt. Sie
können gar nicht angeben, wann es ſie zuerſt mit magnetiſcher
Gewalt zu denen zog, deren keuchende und dennoch unfruchtbare
Mühſal ſie mitlitten. Für ſie iſt es nur noch natürlich, daß ſie
ihrer Gefühle beſten — ſoweit es die Wirklichkeit zuläßt — in
Taten umwandeln, die vom Verſtehen auch der Leiden des
Frem=
den Zeugnis ablegen. Man kann nicht gerecht ſein, wenn man
nicht menſchlich fühlt.
Wer geneigt iſt, ſich heute noch über irgend etwas zu
wun=
dern, der kann über die Geſchicklichkeit ſtaunen, in welcher es
un=
zählige Menſchen im Darben zur Meiſterſchaft bringen. Dieſe
Meiſterſchaft kann ſich behaupten, bis ſie in Wahnſinn oder
Frei=
tod endet.
Gerade, weil die Gegenwart vielen ſo unſäglich Schweres
auferlegt, fordert ſie eine ganz andere Art des Verhaltens
ein=
ſamen Herzen gegenüber. Für Bedrückte wird leicht ein nur
un=
bedachtes Wort zu einem demütigenden.
Weitverbreitete Gedankenloſigkeit wirkt anſteckender, viel
an=
ſteckender als das Fünkchen Erleuchtung, das hin und wieder
einen von den Menſchen überkommt. Für klagende Blicke ſind
viele kurzſichtig geworden, für hingehauchte Seufzer taub.
Wie=
viel mehr Licht fiele in die Finſternis, wenn die Menſchen ihren
aufflammenden ,Herzen nicht wehrten, wenn ſie ſich elektriſieren
ließen von Strömen eines tatfreudigen Enthuſiasmus. Wenn
ſie der gewohnheitsgetreuen Mehrzahl nicht folgten, ſondern ihr
aus dem Wege gingen.
Ich möchte mich ſo gerne verſtändlich machen, möchte die
Menſchen wachrufen für Gutes und Gerechtes über den
Augen=
blick hinaus.
Friedrich Wilh. Fuchs.
— Ernannt wurde: Am 14. Mai 1924 der Lehrer Georg Göbel
zu Beerfelden, Kreis Erbach, mit Wirkung vom 1. Februar 1934 ab zum
Rektor an der Volksſchule daſelbſt,
— Ruheſtandsverſetzung. Auf Grund des heſſiſchen
Perſonalabbau=
geſetzes vom 19. Dezember 1923 tritt in den einſtweiligen Ruheſtand: am
5. Mai 1924 der Studienrat an der Oberrealſchule zu Heppenheim Dr.
Adolf Horn vom 1. Juni 1924 ab.
* Löns=Morgenfeier. Geſtern vormittag fand in der Aula
der Landesbaugewerkſchule in der Neckarſtraße eine Löns=Feier
ſtatt, die ſo ſtark beſucht war, daß die Sitzplätze bei weitem nicht
ausreichten. Die Veranſtaltung war in derſelben Weiſe
arran=
giert, wie frühere Morgenfeiern der Volkshochſchule. Dieſe ſind
von Herrn Dr. Hermann Bräuning=Oktavio ins Leben gerufen.
Eröffnet wurde die Veranſtaltung mit einem kurzen Lebensabriß
des Dichters Hermann Löns durch Dr. Bräuning=Oktavio. Er
bezeichnete ihn als eine problematiſche Natur, ähnlich wie der
junge Goethe. Löns ſei ein Dichter von Gottes Gnaden geweſen;
nichts Erdachtes, ſondern nur Erlebtes bieten ſeine Schöpfungen.
Nach mancherlei Irrfahrten hatte Löns ſeine Stammesheimat
er=
kannt und er hat die Welt als Niederſachſe erfaßt. Er iſt ein
Hei=
matdichter geworden, der mit allen Strömungen ſeines
Empfin=
dens ſich der Heimat anſchloß. Es drängte ihn aus der papiernen
Kultur hinaus in die Natur; der Stadtmenſch war ihm verhaßt.
Er war ein Naturſchwelger; in ſeinen Naturſchilderungen kann
man ſein wahrſtes Weſen erkennen. Als der Krieg kam, trat er
ſofort als Freiwilliger in das Heer ein; mit ſeinem frühen Tod
iſt eine Hoffnung untergegangen. Die feinſinnige Würdigung des
Dichters wurde ergänzt durch Vorleſungen aus ſeinen Werken,
aus dem „Wehrwolf” und dem „Zweiten Geſicht”. Hier trat Löns
dem Zuhörer als Künſtler, Jäger und Märchenerzähler entgegen.
Ulla Voigts=Gerdau ſang, von Karl Dietrich mit Anſchmiegſamkeit
am Flügel begleitet, Lieder von Löns, die ſich durch gefällige,
volkstümliche Melodien auszeichneten. Die Sängerin ließ ſie in
ihrer Empfindungswelt vor der Zuhörerſchaft erſtehen, und blieb
ihnen auch geſangstechniſch nichts ſchuldig. Das Publikum nahm
alle Spenden ſehr dankbar entgegen.
* Die Arbeiter=Samariterkolonne hielt geſtern nachmittag im
Jugendheim in der Alexanderſtraße (Infanteriekaſerne) ihre erſte
Prüfung ab. Sie erſtreckte ſich zunächſt auf das theoretiſche Gebiet.
Die Prüfung nahm Herr Dr. Sprenger vor, die eine Reihe von
Fragen an die Prüflinge richtete, die ſich auf den Körperbau, auf
die Lage und den Zweck der Organe bezogen. Es waren
Wand=
tafeln aufgehängt, die bei der Beantwortung als
Anſchauungs=
material dienten. Den theoretiſchen Erörterungen folgten
prak=
tiſche Vorführungen des Erlernten, z. B. das Anlegen von
Notver=
bänden, Stützverbänden, Krankentransporten uſw. Der
Kreisvor=
ſitzende des Arbeiter=Samariterbundes ermahnte in einer Rede
die Prüflinge, weiter zu ſtreben und ſich zu vervollkommnen. Zur
Feſtigung des Erlernten ſollen Wiederholungskurſe veranſtaltet
werden. Dr. Sprenger legte in einer Anſprache dar, daß während
der Ausbildung viel guter Wille und Lerneifer vorhanden war,
und daß ernſthaft gearbeitet worden iſt. Zeugniſſe und Ausweiſe
würden nur an diejenigen verteilt, die altiv im Samariterdienſt
tätig ſind. Es wurden dann noch weitere Anſprachen gehalten, in
denen u. a. eine Kursteilnehmerin Herrn Dr. Sprenger den Dank
für ſeine Mühewaltung während der Ausbildungszeit ausſprach.
Zum Schluß der Prüfung wurden an etwa 25 Kursteilnehmer
Zeugniſſe und Ausweiſe erteilt.
— Die ungünſtige Lage des kaufmänniſchen Stellenmarktes hat nach
dem Bericht der Stellenvermittlung des G. D. A. Darmſtadt, Hügelſtr. 19,
1. Stock, im April fortbeſtanden. Weitere Kündigungen und
Entlaſſun=
gen bei Banken und Behörden wurden aus Berlin, Bremen Breslau,
Eſſen, Frankfurt a. M., Hamburg Kiel. Leipzig, Magdeburg, Roſtock und
ſtock, eine große Margarinefabrik in Berlin, Lokomotiven= und
Waggon=
fabriken in Breslau, ſowie Maſchinenfabriken in Hannover, die chemiſche
Induſtrie und der Kalibergbau in Magdeburg und dem Freiſtaat
Sach=
ſen ſchritten zu Kündigungen von Angeſtellten. Geſucht werden
überall Reiſende aller Geſchäftszweige und jüngere
Stenotypiſtin=
nen, ferner ſolche mit buchhalteriſchen Kenntniſſen in Berlin, Breslau,
Hamburg, Kiel, Königsberg und Stettin, Verkäufer und Dekorateure der
Textil=, zum Teil auch der Lebensmittelbranche in Berlin, Breslau,
Frankfurt a. M., Hamburg. Kiel, Königsberg, Leipzig. Mannheim
Ro=
ſtock und Stettin: jüngere Angeſtellte für Reedereien, Schiffsmakler= und
Speditionsgeſchäfte in Hamburg, für Verſicherungszwecke in Roſtock und
Stettin. Es fehlt an tüchtigen Verkäufern und Verkäuferinnen der
Textilbranche im Alter von 20—25 Jahren in vielen Städten, ganz
beſon=
ders in kleineren Orten, im Freiſtagt Sachſen auch an jüngeren
Verkäu=
ſern der Eiſenwarenbranche:
* 25jähriges Jubiläum des
Peloziped=Clubs Darmſtadt.
Dem glanzvollen Auftakt, den der Lampionkorſo am Freitag den
Jubiläumsfeiern des Velociped=Club. Darmſtadt bildete, folgte am
Samstag ein
Begrüßungsabend
im Städtiſchen Saalbau. Ein dichtbeſetzter Saal erfreute das Auge,
und man ſah allſeitig Freude aus den Augen der Teilnehme: blitzen.
Der Vorſitzende des V. C.D. begrüßte die Erſchienenen, beſonders die
Mitglieder des Vorſtandes des Bundes Deutſcher Radfahrer, die Herren
Niſſen=Hamburg=Altona Eggert=Berlin, Frenzel=Leipzig, Poehl=Berlin,
Noll=Kirchhain und Wiedmann=Frankfurt; ferner das Ehrenmitglied
des Bundes Deutſcher Nadfahrer und Mitglied h. e. des V. C. D. Auguſt
Stift=Frankfurt a. M. Ferner wurden die Ehrenmitglieder des
feſt=
gebenden Klubs, die Herren Ullrich=Trier und Bauer=Darmſtadt begrüßt,
und ebenſo die zur Zeit noch lebenden Gründer des V. C. D., die Herven
H. J. Nover, Numrich, A. Schmitz, Lautermann, Beyer
und Jean Nover. Der Heſſiſche Automobil=Club war durch Herrn
Goebel vertreten. Ehrenvorſitzender des V.C.D. Bauer ſtiftete
eine ſilberne Jubiläumsnadel, die allen Feſtteilnehmern überreicht
wer=
den ſoll, und der ſtellvertretende Bundesvorſitzende Nifſen=Altona
brachte die Glückwünſche des B. D.R. Ebenſo beglückwünſchten den
V. C.D. Eggert=Berlin und Stifft=Frankfurt. Man ſah unter den
Teilnehmern die Gebrüder Richter=Berlin, Gebrüder Stolze=Erfurt, die
Kameraden aus Frankenthal und Curslack bei Hamburg, die ſich bei den
Saalwettbewerben in friedlichem Kampf meſſen werden, viele
Radſport=
ler aus Frankfurt und Offenbach, und bald herrſchte allgemeiner
Froh=
ſinn. Zwei aktuelle gemeinſchaftliche Lieder von S. Guttmann und
Man muß nicht!
in der heutigen rastlosen Zelt, wo leder
Ge-
schäftsmann mit tells mehr oder wenlger
Konkurrenz zu rechnen hat, ist os
unaus-
blelblich, seine Artikel dem kaufkräftigen
Publlkum immer und immer wieder vor
Augen zu führen, denn fortiaufendes
Inserieren bringt Gewinn
Ein auffälllges Inserat, welches sofort in dle
Augen fällt, erfüllt seinen Zweck lederzelt,
wenn es
Im „Darmstädter Tagblatt”
erschelnt, denn dlese Tageszeltung hat elne
große Verbreltung in allen Abnehmerkrelsen
Aber man soll!
ein Prolog von W. Hermes brachten Abwechſlung poetiſcher Ark, und
künſtleriſch wirkte unſer Heldentenor Paul Verhehen und das
Landes=
theater=Quartett Iſterling, Korina, Wieſt und Schüppel mit. Die
Be=
gleitung am Klavier hatte Herr Dr. Wedig übernommen, und für
Zwi=
ſchenmuſik ſorgte die aus Klubmitgliedern beſtehende Hauskapelle des
Klubs. Erſt in ſpäter Stunde trennte man ſich.
Am Sonntag vormittag fand im Foher des Landestheaters eine
Akademiſche Feier
ſtatt, die von künſtleriſchen Darbietungen ganz vorzüglicher Art
um=
rahmt wurde, und zwar durch das Schnurrbuſch=Quartatt
(den Herren Schnurrbuſch, Jäger, Horn und Klammer).
Die Feſtanſprache hielt der Ehrenvorſitzende des V. C.D Herr Karl
Bauer. Der Redner begrüßte die erſchienenen Ehrengäſte und
Ab=
ordnungen und verbreitete ſich in intereſſanten hiſtoriſchen
Reminiſzen=
zen über die Entwicklung des Radfahrſports beſonders in Darmſtadt und
über die Art, wie inſonderheit der V. C. D. ſich ſtets mit glänzendem
Er=
folge die Pflege und Förderung des Radſports auf allen Gebieten
an=
gelegen ſein ließ, immer auf dem Grundſatz der körperlichen
Ertüchti=
gung beſonders der Jugend. Der Treue zum Sport und der Treue zum
Vaterland habe der Klub in erſter Linie ſeine großen Erfolge zu
ver=
danken. Ein Hoch auf das deutſche Vaterland beſchloß die Rede.
Es folgte eine ſchier endloſe Reihe von Gratulationen in
vielſeiti=
ger Form, meiſt unter Ueberreichung von Ehrengaben an den Klub und
einzelne verdiente Mitglieder. U. a. waren vertreten und ließen
Glück=
wünſche ausſprechen des Stadtamt für Leibesübungen, durch Herrn
Roth, der Sportverein Darmſtadt durch Herrn Gg. Delp, der
Ver=
kehrsverein durch Herrn Heinz Heberer, der als Wanderpreis eine
koſtbare ſilberne Obſtſchale überreichte, die Turngemeinde Darmſtadt
1846 durch Herrn Max Wolf, der Verein für Raſenſport durch Herrn
Kaffenberger, die „Liedertafel” durch Herrn Lange, der
Heſſi=
ſche Automobilklub, durch Herrn Gg. Goebel, der ebenfalls einen
koſtbaren Preis für radſportliche Wettbewerbe als „Preis der H.A.C.”
ſtiftete, die Karnebalgeſellſchaft „Narrhalla” durch Herrn R.=A. Kern,
der Frankfurter Biehele=Klub; ferner die Herren Stevens, der
Bundesvorſitzende Niſſen, der Ausſchuß für Leibesübungen durch
Herrn Profeſſor Becker, der V.C. Frankfurt durch Herrn Stifft,
die Damenriege des Klubs durch Fräulein Brändel, die 1.
Jugend=
mannſchaft, der Landesverband Heſſen u. v. a. Telegraphiſch und
ſchrift=
lich hatten u. a. gratuliert S. K.H. der Großherzog,
Staatspräſi=
den Ulrich, die Turngeſellſchaft Darmſtadt, der Darmſtädter
Fecht=
klub, der Gau 7 Frankfurt, R.V. „Germania”=Frankfurt, Schwimmklub
Jungdeutſchland, der Kriegerprein, zahlreiche Brudervereine uſw. Der
Großherzog überſandte eine bronzene Ehrenplakette. Nur die Stadt
Darmſtadt fehlte!
Im weiteren Verlauf der Feier wurden verdiente Mitglieder des
Klubs gebührend geehrt. Die Herren H. J. Nover, D. Numrich,
A. Schmitz, C. Lautermann, Heinrich Beyer, Jean Nover
wurden unter Ueberreichung von Plaketten zu Ehrenmitgliedern, Herr
Hax zum Ehrenfahrwart ernannt. Durch Plaketten für beſondere
Leiſtungen wurden ausgezeichnet die Herren Kanzler, Ullrich,
Kern, Guthmann, Schlicht, Frahnert, Jakobi, Gebrüder
Göttmann, A. Sachs I. Der Bundesvorſtand überreichte den
Herren H. J. Nover, Jean Nover und D. Numrich Ehrennadeln für
25jährige, Mitgliedſchaft. Die Sechſerſchulreigenmannſchaft überreichte
Herrn Hax einen Kranz.
Namens der Ehrenmitglieder ſprach Herrn H. J. Nover und
Stettin gemeldet. Auch Seeſchiffswerften in Hamburg, Kiel und Ro= namens der Ausgezeichneten Herr Ullrich den herzlichſten Dank aus.
Nachmittags 3 Uhr begannen im Städtiſchen Saalbau die
ſportlichen Wertkämpfe und Saalreigen.
Im Mittelpunkte dieſer Saalſportveranſtaltungen, denen außer vielen
Ehrengäſten auch die Großherzogliche Familie beiwohnte, ſtanden eine
Reihe von bis zur Erregung ſpannenden Radballſpielen, in denen die
beſten deutſchen Mannſchaften ſich gegenüberſtanden. Schon die
Aus=
ſcheidungs= und Bwiſchenkämpfe waren hochintereſſant, und auch der
Laie konnte unſchwer hier die von Spiel zu Spiel ſich ſteigernde Qualität
der Kämpfer erkennen. Zunächſt traten R.V. Schwalbe 1909‟=
Fran=
kenthal gegen Velozipedklub Frankfurt in die Arena, von denen
die Frankfurter Mannſchaft ſich bald überlegen zeigte, die Gegner ſich
aber tapfer wehrten. Zur Halbzeit ſtand das Spiel 2:0 für Frankfurt
und endete mit 3: 2. — Im nächſten Spiel traten die Gebrüger Stoltze
Turnerſchaft Erfurt) gegen die 1. Mannſchaft des BC.
Frank=
furt an. Ein Kampf, der von Frankfurt augenſcheinlich als Training
für den Hauptkampf des Tages ausgenutzt wurde. Zur Halbzeit hatte
Erfurt 6 und Frankfurt 3 Tore, und Erfurt errang nach Seitenwechſel
noch 6 weitere Tore hinzu, ſo daß Frankfurt mit 12:3 weit unterlag.
Einen ähnlichen Verlauf nahm das Spiel zwiſchen Lichterfelder
Herren=
fahrer Berlin und V.C. Frankfurt I., das mit 7 : 2 Toren von
Berlin ſicher gewonnen wurde.
Das Hauptintereſſe konzentrierte ſich auf das Zuſammentreffen der
mehrfachen deutſchen Meiſter Gebr. Richter (Lichterfelde=Berlin) mit
den Erfurtern Gebr. Stoltze im Endſpiel. Ein ganz ausgezeichneter
Kampf mit größter Anſtrengung auf beiden Seiten, der vielfach
Situ=
ationen voll der ſpannendſten Momente ſchuf. Die beiden Deutſchmeiſter
verteidigten mit bewundernswertem Schneid ihren Ehrentitel, wurden
aber von Erfurt derart zäh und hart bedrängt, daß erſt in allerletzter
Minute die Entſcheidung für Berlin fiel. Die Erfurter gingen mit
Feuer und begeiſterter Angriffsluſt vor, und nur der größeren
Kalt=
blütigkeit und dem muſterhaften Zuſammenſpiel haben die Gebrüder
Richter ihren knappen Sieg zu verdanken. Zur Halbzeit ſtand das Spiel
gleich mit 3: 3 Toren, nach Seitenwechſel gelang es Berlin, 2 weitere
Tore für ſich zu buchen, während Erfurt nur ein Tor erzielte und das
zweite eine Sekunde nach Abpfiff, ſo daß es nicht mehr gebucht werden
konnte; Berlin ſiegte alſo mit 5.: 4. — Den beiden Kampfgruppen
wur=
den Ovatidſfen Därgebracht.
Sehr ſchöne ſportliche und künſtleriſch farbenprächtige Vilder boten
wie immer die Reigen, die vom V. C. D. beſonders gepflegt werden
und dieſem Klub ſchon eine große Reihe allererſter Erfolge eingetragen
haben. Was auf dieſem Gebiete heute geleiſtet wird, iſt ſtaunenswert
und übertrifft im Kunſtfahren vielfach die Senſationen, die man von der
Varietébühne her gewohnt iſt. Der V.C.D. ſuhr mit eigenen
Aeigen=
riegen nicht weniger als ſieben verſchiedene Reigen, und zwar von 6 Eis
24 Fahrern bzw. Fahrerinnen ſtark. Von einigen Mißgeſchicken, die ſich
nie ganz vermeiden laſſen, abgeſehen, gelangen alle ganz ausgezeichnet
und gaben Beweis davon, daß auch dieſer Zweig des Sports von den
V.C. D.=Mſitgkiedern aller Altersſtufen unter der zielbewußten und
energiſchen Leitung des bewährten Fahrwarts Hax mit Ernſt und
Eifer gepflegt wird. Flott gefahren wurden und ſicher gelangen die
komplizierteſten Figuren, Einzel= und Gruppenpas. Gefahren wurde
ein impoſanter 24er Begrüßungsreigen von den aktiven
Saalmannſchaf=
ten, ein Niederrad=Jugendreigen von der 1. Jugendmannſchaft, ein 8er
Schmuckreigen von der 1. gemiſchten Saalmannſchaft, ein 12er
Damen=
reigen von der Damenriege, ein 6er Kunſtreigen von der
Kunſtreigen=
mannſchaft (mehrfacher ſüddeutſcher Meiſter) und ein 12er
Jubiläums=
reigen von der 1. und 2. Saalmannſchaft. Außerdem fuhren die
Ge=
brüder Göttmann wiederum ein 2er Niederrad=Kunſtfahren, in
dem geradezu Erſtaunliches geboten wurde, und ein ganz entzückender 8er
Koſtümreigen von dem Curslackev Radfahrerverein 1895 in
wun=
dervollen echten Vierländer Koſtümen. Auch den Reigen= und
Kunſt=
fahrern wurde begeiſtert Beifall geſpendet.
Ein abends 8 Uhr beginnender Feſtball beſchloß die
Jubiläums=
feier. Im Verlaufe des Abends war in den oberen Räumen außer
Kaffeeſtuben= und Likördielenbetrieb eine Künſtlerklauſe errichtet,
die ſich lebhaften Beſuches erfreuen durfte. Hier wirkten künſtleriſch die
Herren B. Sander, Franz Schneider (Ehrenmitglied des V. C.D.),
Hans Baumeiſter, Ludwig Weller, Paul Peterſen und die
Damen Käthe Gothe, Herta Greeff und Frau Baumeiſter.
M. St.
* Herr Ernſt Langheinz, der während fünf Jahren mit
ſchö=
nem Erfolge an der hieſigen Bühne gewirkt hat, verläßt mit Ende
der Spielzeit Darmſtadt, um einem Rufe als erſter Charakter=
Komiker an das badiſche Nationaltheater in Mannheim Folge zu
leiſten. Zuvor wird Herr Langheinz in der demnächſtigen
Inſze=
nierung des Datterich” die Titelrolle ſpielen. Gemeinſam
mit dem Künſtler ſcheidet ſeine Gattin Frau Gerta Doepner=
Lang=
heinz aus dem Verbande des Landestheaters aus.
— Orpheum. Wegen Erkrankungen im Perſonal müſſen heute
Mon=
tag, ſowie am Dienstag und Mittwoch die Vorſtellungen ausfallen. —
Donnerstag, 22. Mai, folgt dann als letzte Neu=Einſtudierung die
Erſt=
aufführung der Neuheit „Das Radiomädel”.
Lokale Veranſtaliungen.
Die bierunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchlſeßlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachien,
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritl.
Die Privat=Klavierklaſſe Willy Renner,
Frank=
furt a. M., veranſtaltet, am Freitag, den 23. Mai abends 7.30 Uhr im
Fürſtenſaal, einen zweiten Vortragsabend. Zu Gehör gelangen Werke
von Reger, Scarlatti=Tauſig. Schubert=Tauſig, Schumann, Brahms,
Bach=Stradal, Beethoven, Chopin, Liſzt und Grieg. Karten bei
Kon=
zert=Arnold, Wilhelminenſtraße 9.
Aus den Parteien.
Landesfrauenausſchuß der D. N. V. P. Wir bitten die
Eltern, welche ihre Kinder letztes Jahr zur Erholung nach Eſtland und
Finnland ſandten, ſich umgehend auf der Geſchäftsſtelle, Georgenſtraße 9,
Parterre, zu melden, falls ein diesjähriger Ferienaufenthalt gewünſcht
wird, und ſoweit eine Eintragung in unſere Liſte nicht im Laufe der
vergangenen Woche beantragt wurde. Auch ſolche Kinder die nicht direkt
für dieſen Sommer eine Einladung ihrer vorjährigen Pflegeeltern
er=
hielten, können jetzt wieder zur erneuten Anmeldung gebracht werden.
— Deutſche Demokratiſche Partei. Am Sonntag, den
1. Juni, findet auf dem Alsbacher Schloß eine Zuſammenkunft der
Deut=
ſchen Demokratiſchen Partei Darmſtadts der Bergſtraße, des vorderen
Odenwalds, des Rieds und der rheinheſſiſchen Rheinorte ſtatt, bei der
namhafte Führer der Partei Anſprachen halten werden. Eine
Muſik=
kapelle wird konzertieren. Im Anſchluß gemütliches Zuſammenſein in
einem Lokal in Alsbach. — Alles Nähere durch Inſerat. — Die
Ju=
gendgruppe veranſtaltet am Sonntag, den 25. Mai, eine
Wan=
derung über Bensheim, Felsberg, Melibokus nach Zwingenberg.
Ab=
fahrt vom Hauptbahnhof 6.57 Uhr vorm. Sontagsfahrkarten.
Parlamentariſches.
* Eine Anfrage des Abgeordneten Hofmann=Seligenſtadt
lautet: „Iſt der Regierung bekannt, daß bei der Durchführung der
Ver=
ordnung des Reichspräſidenten vom 14. Juni 1923 und der Heſſiſchen
Verordnung vom 31. Januar 1923, betr. Unterbringung Ausgewieſener,
von vielen Gemeinden ſowie auch von einigen Kreisämtern
Schwierig=
keiten gemacht werden? Was gedenkt die Regierung zu tun, um die
Durchführung der im Intereſſe der Unterbringung der Ausgewieſenen
erlaſſenen Beſtimmungen zu ſichern? — Begründung: Die
Aus=
gewieſenen führen lebhaft Klage, daß in letzter Zeit vielfach bei den
zuſtändigen örtlichen Stellen das notwendige Verſtändnis für die
Not=
lage der aus ihrer Heimat vertriebenen Ausgewieſenen bei Beſchaffung
von Wohnräumen fehlt. Die Verordnung, wonach Ausgewieſene
bevor=
zugt unterzubringen ſind, wird in vielen Gemeinden überhaupt nicht
beachtet. Während manche Kreisämter in vorbildlicher Weiſe die
Unter=
bringung der Ausgewieſenen fördern, gibt es einzelne, die, ſtatt ſich der
Intereſſen der Ausgewieſenen anzunehmen, die Gemeinden noch in
ihrem Widerſtand gegen die Durchführung der betreffenden
Verordnun=
gen unterſtützen. Charakteriſtiſch iſt die folgende Tatſache: In Groß=
Bieberau weigert ſich der Sparkaſſenrechner Glenz, an Ausgewieſene
ein Zimmer mit Küchenbenutzung abzutreten, pp. Glenz, deſſen Familie
aus drei Perſonen beſteht, beſitzt für ſich fünf Zimmer mit Küche im
erſten Stock und zwei Manſardenzimmer. Seine Schwiegereltern —
zwei Perſonen —, die mit ihm einen gemeinſamen Haushalt führen,
haben außerdem im Manſardenſtock noch drei Zimmer und Küche. Bei
ſolchen übergroßen Wohnungsverhältniſſen, 10 Zimmer mit 2 Küchen,
weigert ſich Glenz, einem ausgewieſenen Eiſenbahner ein
Manſar=
denzimmer mit Küchenbenutzung abzutreten. Glenz wird
hierbei vom Kreisamt Dieburg weitgehendſt unterſtützt. Aehnliche
Vor=
kommniſſe laſſen ſich auch aus anderen Gemeinden anführen.”
— Von der Bergſtraße, 16. Mai. Elektriſches Licht. Das
elektriſche Licht findet in dieſem Jahre in faſt allen Orten, wo noch keine
elektriſche Leitung vorhanden war, an das Leitungsnetz der Heag
An=
ſchluß. Ueberall ſind Monteure mit den Einrichtungsarbeiten beſchäftigt.
Erbach, 17. Mai. Die Arbeiten zur Ausführung des
Klein=
pflaſters auf der Kreisſtraße innerhalb Erbachs ſind in vollem Gange.
Der geſamte Fuhrwerksverkehr auf der Kreisſtraße von Michelſtadt nach
Erbach wird vom Kreisamtsgebäude aus über Dorf Erbach nach Erbach
umgeleitet. Zur Erleichterung des Verkehrs ſind Wegetafeln angebracht.
* Erbach, 17. Mai. Die Obſtbaumblüte iſt im ganzen Kreis
in vollem Gange. Das weiße Blütenmeer erinnert in ſeiner Farbe an
den vergangenen Winter. Da die Eisheiligen ohne Froſt
vorübergegan=
gen ſind, darf hier mit einem guten Obſtjahr gerechnet werden. Mit dem
Kartoffelſtecken konnte erſt vor 14 Tagen begonnen werden. In feuchten
Lagen iſt infolge der anhaltenden Regenfälle vom Anfang dieſes
Mo=
nats in einer Tiefe von 15 Zentimeter immer noch Grundwaſſer.
* Michelſtadt, 17. Mai. Rathausbeleuchtung. An
kommen=
den Pfingſten findet wieder eine Rathausbeleuchtung ſtat.
Seite 4.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 19. Mai 1924.
Rummer 139.
TeMoelaftsert
(*14585
I. Teil: Siegfried
dr N
Tägllch um 3, 5l, und 8 Uhrl
Kassenöffnung 2 Uhr!
Residenz-Theater
Emil Jannings, Hanna Ralph
in dem 5aktigen Drama
Der Stler u. Olivera
Lotte Neumann, Johannes
Riemann in dem 4akt. Lustspiel
Die drei Tanten
Nur noch heute!
EMNae Tarfnn
Sensations-, Zirkus- und Abenteuer-Drama in 7 Akten.
In den Hauptrollen:
Helena Makowska / Marg. Kupfer
Arnold Korff / Hans Albers
Aruth Wartan / Diegelmann
Fr. Hoffmann / Fery Sikla
FATTV imMädchenpensionat
Lustspiel in 2 Akten mit (6897fsgo
Fatty Arbuckle
Shener verleihen
Koſtüme
Zu
H & J Schlegel, Loniſenſtraße 10. (5090a
Streichfertige Farben, per Pfd. 50 3. (6531
O G. Krauth, Eſchollbrückerſtraße 3.
Wo treffen wir uns heute nachmittag?
Beim Eiskappes
Holzſtraße 22. (5399a
Treffpunkt der Feinſchmecker.
Schopp. 30 H. G. Krauth,
Gußbodendl Eſcholbrickerſtr. 3, 6530
(6216a
Ständige
Ankaufsstelle
von Brillanten, Gold= u.
Eilber=
waren, Perſerteppichen,
Kunſt=
gegenſtänden :: :: :: befindet ſich
Pädagogſtraße 2, Tel. 1202.
Meißbinderbürſten
G. Krauth,
Eſchollbrückerſtraße 3.
Landestheater.
Großes Haus.
Montag, 19. Mai
Sondermiete 1412 u. 171
Schüler=Miete weiß
Die Verſchwörung
des Fiesko zu Genua
von Fr. Schiller,
Anfang 7 Uhr.
Preiſe: 0.80—8 Mk.
Rleiues Haus. (V6883
Tanzabend
Aenne Osborn
Anfang 8 Uhr.
Preiſe: 1—5 Mark.
C Abonnement
mit Zuſatzmiete IX,
I. Sperrſitz, für den
Reſt der Spielzeit
ab=
zugeben. Näh. t. d.
Geſchäftsſt. (*14500
Eilige
Paßbilder
Photogr. Werkſtätte
Schuchardſtr. 14, part.
Offen v. 9-7Uhr. (uens
GGce! ertter
Pneumatik-Reparatur-Anstalt
Darmstadt Waldstraße 32 * Telephon 842
Moderne Vulkanisier-Anstalt
Ausführung sämtl. Pneumatik-Reparaturen
dauerhaft, prompt und preiswert
Auto-Pneus — Vollgummireifen
Motorrad- u. Fahrrad-Pneumatiks
Erstklassige Fabrikate Sofort lieferbar
Eigene Vollreifenpresse
Füllstation für Auto-Preßluft
Pneumatik-Zubehör (6546oi
Beachten
die Schaufenster der Firma
TheodorKalbfuß
am Rathaus.
In dieser Woche sind ausgestellt:
Badewäsche
Sommerstoffe
Kieler Anzüge
Gummiſtempel
Stempel=Schulz".
Rheinſtr. 19. Tel. 2613
Paßbilder
in einer Stunde (ea
billig und gut.
Chiele Nachf.
nur Bleichſtraße 9.
ömmobilſen
Eckhaus
Laden mit 2 Erker u.
vollſt. neuer, modern.
Ladeneinrichtg. (6 Ifd.
Meter Schränke mit
Glasſchiebetüren u. 5
Ifd. Meter Ladentiſch
m. Glasaufſätz.) dazu
ein 17 am gr.
Wohn=
u. 12 qm Lagerraum,
neu hergerichtet mit
alsbald beziehbarer
Wohnung in ſehr gt.
Geſchäftslage d. äuß.
Altſtadt, u. günſtigen
Bedingungen zu
ver=
kaufen. Evtl. w. ein
kleines Anweſen mit
Garten, w. a. außer
halb lieg., in Tauſch
genommen. Vermittl.
erwünſcht. Angebote
unt. L. 111 an die
Ge=
ſchäftsſtelle (*14465g0
0d.
nit beziehbar.
Woh=
nung und möglichſt
Büro=Nebengebäude
vd. Garten, bei 5000
Mark Anzahlung zu
aufen geſucht.
Ge=
naue Angabe d. Lage.
Angebote u. L. 143
Geſchfätsſt. (H1aegoi
Landesverband der heſſ. Hausbeſitzer=Vereine.
Einladung
zu einer am Mittſoch, den 21. Mai, abends 7½ Uhr
in der Turnhalle ſtattfindenden
Proteſtverſammlung
des geſamten heſſiſchen Hausbeſitzes gegen die Art der
Steuererhebung durch Stadt u. Gemeinden.
Referent: Herr Stadtverordneter Haury, Darmſtadt,
Zu dieſer Verſammlung ſind die Regierungs= u.
Städte=
vertreter eingeladen. Sämtliche Verhandsvereine werden",
gebeten, Vertreter zu der Verſammlung zu entſenden.
Dausbeſitzer! Es gilt Stellung, zu nehmen gegen die S
jede Rückſicht außer Acht laſſende Verantwortlichmachung
des Hausbeſitzers für die Steuern ſeiner Mieter.
Der I. Vorſitzende:
Haury.
Der I. Schriftführer:
Ziegler.
Höhenluftkurort
WobOt im Würt. Schngarzugld zpisch. Wfläbas
u. Baden-Baden, 720 m u. d. M. Schöne, ruh. Lage inmitt. herrl.
Tannenwald. Bes. geeign. f. Nervöse, Lungenschwache, Heilkräft.
Gebirgsklima. Prächt. Fernsicht. Kurarzt. Lesezim. Renom.
Gast-
höie. Zahlr. Prigatwohn. Prosp. d. d. Schultheißenamt. (II. St.—g
IN EuEAE AUTEN
schwieren ſie wabelo obren
Wagen roit der
FTRIUMPH
HochDRuck
ACMMIERUNG
GETALIGEASAETTONGDERR
FRlEDRIcN SchlENR-GRSK4
FGANMFFORT OirA
Vertreter und Fabriklager gesucht
Korb= und
Stuhl=
flechterei
Korbmöbel=
Reparaturen
Willy KIö9
Beſſungerſtr. 70. (B22”
Kluge
Hausfrauen
kaufen
Ia Kern=Seifen
Seifenpulver
alle Waſchmittel zu
den billigſten
Tages=
preiſen nur
Seifen=Zentrale
Waldſtraße 11.
Wiederverk. höchſte
Rabatte.
(5668a
F weiß, Pfd. von 80 J an. (6529
Emaillan G. arauth. Eſcholbrückerſtr. 3.
ten und gebraucht,
billig zu haben bei
Zwickler
Schwanenſtr. 12.
Teleph. 1760. (euBe
aller Art kauftlaufend
Zwichler
Teleph. r760. (eie5 go HIA WO Bensheim.
Einrichten, Beitragen,
Bilanzarbeiten uſw.
prompt u. diskret.
Nikolaus Bauer,
Aliceſtr. 32,
1. Stock. (6179a
T Gegen (*14557gom
Frdflöhe
1, hilft u. dungt zugl.
Tamspar
bestes
U Erdflobpulver
b. Fritz Hufeld, Rhein-
Schwanenſtr. 12 Istr. Gebr. Wenz,Markt
Bitte prüfen Sie
Ihre Zimmer-Ausstattungen, Garderobe ete. Der
eine oder andere Gegenstand läßt sich durch chem. Reinigen
oder Färben sicher wieder wie neu herstellen
FärbereiGebr. Röver
(5806a
Rheinstraße 23.
Pfund 55 J. G. Krauth,
Lederleim Eſcholbrückerſtraße 3. (53
Bekleidungsartikel aller Art
Wäſche und Stoffe
kaufen Siegeg. bequeme Teilzahlung nur bei
MEVER & STERN
Darmſtadt, Saalbauſtr. 2—6. (6094a
v. 40H an. G. Krauth,
Ia Bohnerwachs Sſcholbrückerſtr. 8. (e33
Gebrauchte Wöbe
aller Art
Möbelhalle
Philipp Kling
O Ernst-Ludwigstrasse O
Hinterhaus
Verkauf von 2 bis 6 Uhr.
Luhn. Verdienſtmöglichkeit
an einer glänzenden durchaus ſtreng reellen
Sache mit ganz geringen Mitteln geboten.
Es handelt ſich um einen noch nie
dage=
weſenen Schlager, D. R. G. M., für
Haus=
halt, Reſtaurants und Cafés unentbehrlich.
Bezirke zum Aileinverkauf werden vergeben.
Fabrikant iſt perſönlich mit Muſter am
19. und 20. Mai in Darmſtadt, Hotel zur
Traube anweſend.
Eduard Stein
r. zu melden
Sprechzeit von 9—
(6433s0
beim Portier,
Orpheum
Montag, Dienstag u.
Mittwoch (ssio
geſchloſſen
Donnerstag, 22. Mai
Erſtaufführung
„Radiomädel"
Huſten=Qualen
lindern ſofort
„He He‟
Bruſt=Bonbons
Wer probt, der lobt!
Einhorn=Apotheke
Löwen=Apotheke
Ballonplatz. (94882
Brennholz
Buche und Eiche
geſchnitten per Ztr.
1,40 Mk., ofenfertig
1,50 Mk. liefert frei
Haus
(44999
Sch. Kämmerer 4. Ww.
Pfungſtadte 46.
Eberſtädterſtraß
Käufe
Suche einige Pfund
Roßhaare
vielleicht auch ganze
Matratze und weißen
Küchenherd
zu kaufen. Ang. unt,
L. 148 Geſchſt. (e14572
Monia
Blumen
Gemüſe
Blüten=, Schleuder
garaut. rein, 10 Pfd.=
Büchſe franko ℳ 10.50.
halbe ℳ 6.—. Nachn.
50 Pfg. mehr. Fiſcher,
Lehrer, em., Imkerei,
Honigverſ.,
Oberneu-
land 81, Kr. Bremen.
(I. Bin 4760)
Gutempfohlene,
ge=
ſchmackvoll arbeitende
düngt man
Schneiderin
Sadal Wfür1—2 Tage wöchtl.
beſonders vorteilhaft
mit
geſucht. Angeb. unt
I. 94 an die Geſchſt.
8. Blattes. (6462sge
Harnstoff B. A. 5.F.
Aöffene Steilen g
Weiblich
Erhältlich in Gärtnereien, Blumen= u.
Samenhandlungen, ſowie Drogerien.
Wo nicht zu haben, wende man ſich an die
G.M. 20.—
Düngemittel=Abteilung
der
Badiſchen Anilin= u. Soda=Fabrik
Ludwigshafen a. Rh.
II. Mh 6511
und mehr tägl.
können Sie
ver=
dienen durch den
Verkauf unſer. in
jedem Hauſe beg.
Artik (kein. Muſt.
nöt.). Für Abgeb.
gute Verdienſtm.
Ang. u. F. K. 4265
an Rudolf Moſſe,
Karlsruhe. (T 9432
R
2 Liter
Vollmilch
ins Haus (obere
Rheinſtr. )? Ang. u.
1. 93 Geſchſt. (6463sg0
Unterricht
Portugieſiſch !
die braſilan. Landes
ſprache, Unterricht,
Ueberſetzg., Korreſp.
Anfr. unt. G 129 an
die Geſchſt. (5665a
Verſteigerung
Geſanglehrer Joachim,
Parcusſtr. 9, erteilt
Unterr. Reine
Ton=
bildung. (*14553oid
2 ruhige Dauermieter
ſuchen zum 1. Juni
od. ſpät, i.
Johannes=
viertel gemeinſames
Wohn=u. Schlaft.
oder ein großes
Zim=
mer mii 2 Betten,
gut möbliert. Wäſche
vorhanden. (*1454601
Angeb. an R. Coeneu,
Aliceſtraße 2, I. St
Beſſerer
Her=
ſucht gut möbliertes
Zimmer am lieöſten
woWäſchemitbeſorgt
wird. Ausf. Ang.unt.
L 147 Geſchſt. (*14573
nächſten Mittwoch, den 21. Mai d8. Js.;
von vorm. ½10 und nachm. ½3 Uhr ab,
Marienplatz, frühere Dragonerkaſerne u. a.:
3—4 Betten, 1 eiſerne Bettſtelle, einzeln,
Matratzen, darunter 2 faſt neue 3teilige
Roßhaarmatratzen, 1 nußb. Spiegelſchrank,
2 polierte Waſchſchränke m. Marmor,
Nacht=
tiſche, 2 ſehr gute Kommoden, 3 pol
Sofa=
tiſche, verſchiedene einfache Tiſche, 1
Plüſch=
garnitur, 2 Sofa, Rohrſtühle, 1 Glasſchrank,
verſch, Kleiderſchränke, darunter 2 altert.
nußb. Kleiderſchränke, 2 Eisſchränke, 2
voll=
ſtändige Kücheneinrichtungen (1 Pitch pine),
1 große Anzahl gutes Porzellan=Geſchirr,
Gläſer, Bilder, Spiegel, Kleider,
verſchie=
dene verſilberte Beſtecke uſw.
Ferner
2 Brillantringe.
Möbel und große Stücke werden
vor=
mittags von 11 Uhr ab ausgeboten.
Die Beſichtigung findet 1 Tag vorher
(Dienstag) vormittag von 11 Uhr ab ſtatt,
Hierbei werden eventuell auch einz, Stücke
freihändig abgegeben.
Darmſtadt, Waldſtraße 3.
Hch. Hilsdorf,
64720
Amtsgerichtstaxator.
Pfund 75 Z. G. Krauth,
Fußbodenlad Eſcholkbrückerſtr. 3. (6535
Bornehm. möbl.
Zimm., ſof. beziehbar.
Freidenheim,
Hügel=
ſtr. 15, Laden. (5207a
K
Ve
bill, zu verk. (14s59
Heinrichſtr. 186, IV.
Zflam. Gaöherd zu
verkaufen. Anzuſehen
vormittags (14363
Neckarſtr. 10, pt. r.
D
Sist eine Wohltat für den Körper! Dies sagen uns täglich viele unserer Kundinnen.
Der Arzt empfiehlt unser Gesundheits-Bindenkorsett „Eviang” ganz besonders bei
Schwangerschaft, Korpulenz, Senkungen, Knickungen, Bruch-„Magen-u. Darmſeiden,
desgl. nach Operationen — Besichtigung u. Anprobe ohne Kaufzwang. Billiger Preis.
Korsetthaus Sauerborn Nachf., Obere Wilhelminenstr. 4 Tel. 1393
Rummer 139.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 19. Mai 1924.
Seite 5.
Sport, Spiel und Turnen.
Motorſport.
Rund um die Ludwigshöhe.
Der geſtrige Sonntag brachte mit dem Rennen „Rund um
die Ludwigshöhe‟ Darmſtadt ein motorſportliches Ereignis, zu
dem ſchon in den früheſten Morgenſtunden Tauſende pilgerten.
Einen ausführlichen Bericht werden wir erſt nach der Feſtſtellung
der endgültigen Ergebniſſe, die bis zur Stunde noch nicht
vor=
liegen, bringen.
Bedauerlicherweiſe iſt es trotz des im allgemeinen gut
funk=
tionierenden Sicherheitsdienſtes zu einem Unglücksfall gekommen,
indem ein Fahrer drei Kinder, die den Weg überquerten, anfuhr.
Eines davon wurde, ſicherem Vernehmen nach, am Nachmittag
ins Krankenhaus überführt. Die Verletzungen der beiden
ande=
ren ſcheinen geringfügiger Natur zu ſein.
Herkulesrennen bei Kaſſel.
Auf der 4½ Kilometer langen Bergſtraße von Schloß
Wil=
helmshöh bei Kaſſel bis zum Fuß des Herkules fand geſtern, bei
prächtigem Wetter, das zweite Herkulesrennen ſtatt, das vom
Automobilklub Kurheſſen veranſtaltet wurde. Die Abwicklung des
Rennens hätte beſſer klappen ſollen. Beſonders auffallend war
auch das geringe Entgegenkommen gegenüber der Preſſe durch
die Rennleitung.
Tvurenwagen.
KlaſſeI.
1. von Henck (Pluto 4/20 PS) 5 Min., 202/ Sek.
2. Dörrbecker (Pluto 4/20) 5:492/.
3. Stumpf=Lekiſch (Fafag 4/22) 6:50½.
Klaſſe II.
1. Heymer (H.A. G. 5/22) 5:267/5.
2. Brick (N. S.u. 5/15) 5:38s.
3. Franz Apell (Wanderer 5/15) 5:392/s.
Klaſſe III.
1. Cargeciola=Dryde (Mercedes 6/25) 4:117/s.
2. Kappler (Mercedes 6/25) 4:25”/.
3. Biſchof (Dixi 6/24) 5:13.
Klaſſe TV.
1. Dunlop (Dinos 8/35) 5:01¾/,
2. Lehmann (Selves 8/40) 5:09.
3. Heymer (Selves 8/40) 5:19.
Klaſſe V.
1. Huth (Preſto 9/30) 4:46/s.
2. Dechmann (N.A.G. 10/40) 4:57.
3. Brettſchneider (Adler 10/28) 5:09.
Klaſſe II fällt aus.
Klaſſe VII.
1. Jörns (Opel 14/38) 4:39/.
2. Ludw. Opel (Opel 14/38) 4:57 /.
3. Deichmann (Opel 14/38) 5:49.
Klaſſe VIII fällt aus.
Klaſſe IX.
1. Schwengers (Mercedes 28/95) 4:23//.
2. Frion (Adler 18/60) 4:28/.
3. Graf Oeynhauſen (Mercedes 28/95) 4:40/5.
Rennwagen. Klaſſe I.
1. Slevogt (Apollo 4/16) 4:57.
2. Momberger (N. S.u. 5/15) 5:017/.
Klaſſe II.
1. Kappler (Mercedes 6/25) 4:07/.
Klaſſe III.
1. Dunlop (Dinos 8/35) 4:54F.
2. Wendel (N. S.u.) 8/24) 5:141.
Klaſſe IV.
1. Bertold (N. A. G. 10/40) 4:37/.
2. Caminecci (Mercedes 10/40) 4:51½z.
Klaſſe V.
1. Jörns (Opel 14/38) 4:11:
2. Hans von Opel (Opel 14/38) 4:341.
Klaſſe VI fällt aus.
Klaſſe VII.
1. Frion (Adler 16/60) 4:10.
2. Schrengers (Mercedes 4/23).
Kleinauto=Rennen im Taunus am 25. Mai 1924.
Am 16. Mai 1924 fand eine nochmalige Beſichtigung der Rennſtrecke
durch die Spitzen der Behörden und der Regierung ſtatt. U. a. nahm
der Polizeipräſident von Frankfurt, Herr Ehrler, an der Fahrt teil. Es
wurden nochmals die Abſperrungsmaßregeln beſprochen und geprüft,
und entſprechende Sicherheitsmaßregeln getroffen. Am 25. Mai ſelbſt
iſt im Anſchluß an das Rennen ein zwangloſer Fünfuhrtee im Kurhaus
in Bad Homburg vorgeſehen, abends findet eben dortſelbſt ein
offi=
zielles Feſteſſen ſtatt. Die rührige Kurverwaltung der Stadt Homburg
wird für Unterhaltung Sorge tragen.
Handball.
T.V. Bickenbach — T. G. Darmſtadt 46 1:2 (0:2).
Am geſtrigen Sonntag trafen ſich die 1. Jugendmannſchaften
obengenannter Vereine zu einem Freundſchaftsſpiel auf dem
Turn= und Spielplatz in Bickenbach. Nach flottem Zuſammenſpiel
gelingt es Darmſtadt in der 10. Minute, das erſtemal erfolgreich
einzuſenden. Der Kampf wogt nun hin und her. Bickenbach
drängt oft mächtig, doch ſcheitern alle Verſuche an dem guten
Torhüter ſowie der Verteidigung. Kurz vor Halbzeit erzielt
Darmſtadt einen zweiten Erfolg, und mit dem Ergebnis 2:0
wer=
den die Seiten gewechſelt. Bickenbach gelingt es nach hartem
Kampf, das erſte und letzte Tor des Tages zu erzielen. Mit dem
Ergebnis 2:1 für T.G.D. 46 pfeift der Schiedsrichter Völger=
Bickenbach ab, der das Spiel zur allgemeinen Zufriedenheit
leitete.
Schwimmen.
Internationale Waſſerballwoche.
Für die internationale Waſſerballwoche, die der Berliner SC.
ermania in der Zeit vom 1. bis 7. Juni veranſtaltet, wurden 20
annſchaften gemeldet. Außer den Groß=Berliner Vereinen ſind
a. Hellas=Magdeburg, Halle 02, Poſeidon=Dresden SV.
Mann=
im, SV. Chemnitz 92 und Wiener Athletikſportklub vertreten.
Ausländiſche Waſſerballſpieler in Berlin.
Für die internationale Waſſerballwoche des Berliner S.C.
Ger=
nia vom 1.—9. Juni iſt die Teilnahme dreier Landesmeiſter geſichert.
werden gegen den deutſchen Meiſter Waſſerfreunde=Hannover der
ländiſche Meiſter „Het Y=Amſterdam und der ſchwediſche
iſter Kapswimming=Klub Stockholm antreten. Für die
zlandsvereine iſt bei den betreffenden Landesverbänden die
Start=
ſehmigung eingeholt worden, die mit Rückſicht auf die Olympiſchen
jele nötig war=
Fußball.
Eintracht Frankfurt — Sportverein Darmſtadt 3:2 (2:0).
(Privat=Telegramm.)
Es fonden ſich nur gegen 1000 Perſonen am Riederwald ein,
um dieſes Treffen zu ſehen, und das war gut ſo, denn diejenigen,
welche nicht zugegen waren, hatten nichts verſäumt. Das Spiel
war nicht nur ſehr mäßig, ſondern artete auch beſonders gegen
den Schluß ſehr aus.
Gleich nach Spielbeginn drückt Sportverein und nur durch
Elf Tore nicht erzielen. Dann aber wurde Eintracht ſtark
über=
legen, und in der 30. Minute gelang es Kirchheim nach Um=
Darmſtädter Torwarts umſpielt und mühelos ſo den zweiten
fünf Minuten nach Wiederbeginn kann Sportverein anläßlich
eines blitzſchnellen Durchbruches das Ergebnis durch
Müllmer=
ſtadt auf 1:2 ſtellen. Sportverein iſt wieder etwas mehr im
Vorteil, und in der 14. Minute ſtellt Takaes durch Verſagen
von Kirchheim das Reſultat auf 2:2. Das Spiel wird nun
beiderſeits ſehr hart. Erbittert wird um den Sieg gekämpft.
Beiderſeits hagelt es Strafſtöße, bei denen die Frankfurter
beſſer wegkommen. Takaes fällt unangenehm auf durch
Rekla=
mieren. Schenk muß den Platz verlaſſen. Kurz vor Schluß
wird Schönfeld mit ſchwerer Gehirnerſchütterung vom Platze
getragen. Noch zwei Minuten. Alles glaubt an ein
Unent=
ſchieden, da bricht Pfeiffer mit ſeltener Energie durch, ſteht frei
vor dem Tore und wird in demſelben Augenblick gelegt. Den tracht=Mannheim.
längſt fälligen Elfmeter verwandelt Grünerwald zu dem dritten
und ſiegbringenden Tor für die Eintracht. Gleich darauf ertönt
der Schlußpfiff. Man atmet erleichtert auf.
Der Sieg der Eintracht war verdient, da die Mannſchaft trotz
Müdigkeit vom Vortage entſchieden techniſcher und reifer ſpielte.
Sportvereins Verteidigung war ſehr gut. Die Stürmerreihe
ließ geſtern jedoch jeglichen ſicheren Schuß vermiſſen. Herr
Faigle=Stuttgart leitete das Spiel fehlerlos; jedoch hätte er
ener=
giſcher bei Vorkommniſſen beiderſeits einſchreiten dürfen.
Die Schuld an dieſem harten Spiel, trifft nicht nur die
Mannſchaften. Man muß hier unbedingt der
Verbandspokal=
leitung einen Vorwurf machen. Es dürfte ein derartig
wich=
tiges Spiel, bei dem es um die Ausſcheidung eines Vereins
geht, nicht bei glühender Hitze für 3 Uhr feſtgeſetzt werden.
Eintracht Frankfurt — Weſt Ham United 0:4 (0:2).
Der Samstag brachte den Frankfurtern einen großen Tag.
Die eiſte engliſche Berufs=Mannſchaft nach dem Krieg traf ſich
Zuſchauer auf die Beine gebracht. Sie wurden in jeder Weiſe
zufriedengeſtellt und verließen den Platz in der Genugtuung,
wieder einmal ein ſchönes hochklaſſiges Spiel geſehen zu haben.
Die Engländer gewannen verdient mit demſelben Endergebnis
wie in Mannheim. Ihr ganzes Spiel iſt vollendete
Ballbehand=
lung, Technik, ſelbſtverſtändliche maſchinenartige Kombination.
Ihr Spiel riß die Menge zu zahlreichen Beifallskundgebungen
hin. Eintracht ſpielte mit vier Mann Erſatz und hätte bei etwas
weniger Pech 1 bis 2 Tore erzielen müſſen. So ſtand
beiſpiels=
weiſe einmal der Rechtsaußen 5 Meter frei vor dem Tore und
ſchoß in der Aufregung darüber. Bei der engliſchen Mannſchaft
fiel kein Spieler auf. Sie waren alle gleichgut durchgebildet.
Alle waren Klaſſe. Das Spiel lief. Wo der Ball hinkam, ſtand
ein Mann. Die Elf ſpielte im übrigen ſehr hart, ohne aber
unfair zu werden. Eintracht erſetzte die fehlende Technik durch
großen Eifer und zähe Energie und zwang ſo einige Male die
engliſche Elf, ihr ganzes Können aufzubieten, um Erfolge zu
verhindern. Außergewöhnliches leiſtete Trumpp im Tore, der
eine Meiſterleiſtung zeigte. Die Engländer gratulierten ihm
nach Schluß perſönlich. Beide Gegner wurden bei der Pauſe
ſowie am Schluß lebhaft geehrt. Der Schiedsrichter Koppehel
(Berlin) leitete das Spiel zufriedenſtellend, pfiff jedoch
auf=
fallend ſpät.
Sportverein Junioren — Junioren Eintracht Frankfurt 2: 1.
Ein wunderſchönes Spiel beiderſeits, bei dem Darmſtadt die
meiſten Torgelegenheiten hatte. Die Mannſchaft legte weniger
Wert darauf, Tore zu erzielen, als ein für das Auge herrliches
Spiel auszutragen. Wenn auch der eine oder andere ſehr unter
der Hitze zu leiden hatte, ſo zeigte die Mannſchaft doch im großen
und ganzen ein herrliches Spiel voll von techniſchen Feinheiten.
Die Mannſchaft kann ſich ſehen laſſen.
Frankfurt das Rückſpiel — das Vorſpiel in Darmſtadt verlor die
2a=Mannſchaft 1:10 — gegen die 2. Mannſchaft Eintracht
Frank=
furt aus und gewann 5:3. Die 5. Mannſchaft zeigte dafür, daß ſie
nicht regelmäßig auf den Plan tritt, recht anſprechende Leiſtungen.
Weitere Reſultate:
1a=Jugend — 1. Jugend Germania Eberſtadt 0:1.
1b=Jugend — 1. Jugend Spielvereinigung Arheilgen 4:1.
1a=Schüler — 1a=Schüler Spielvereinigung Arheilgen 2:2.
1b=Schüler — 1b=Schüler Spielvereinigung Arheilgen 14:0.
Spielvergg. Union Jgd. — Germania Pfungſtadt Jgd. 0:0.
Pokalſpiele.
Kickers Offenbach — Mannheim Lindenhof 5: 2.
1860 München — F.=V. Würzburg 6:0.
Kickers Stuttgart — F.=V. Konſtanz 3:0.
Privatſpiele.
V. f. R. 01 Frankfurt — Germania Frankfurt 2: 1.
Sportverein Bremen — Sportverein Frankfurt 0: 6.
Viktoria Aſchaffenburg — T. G. Damm 5: 1.
Sp.=Vgg. Fürth — Woolwich Arſenal 0:1.
1. F.=C. Freiburg — Weſt Ham United 5: 2.
Amtliche Mitteilungen des D. F. B.
Das Länderſpiel Deutſchland—Schweden findet am 31. Auguſt
im Deutſchen Stadion zu Berlin ſtatt. — In der Zwiſchenrunde
zur deutſchen Fußballmeiſterſchaft am 25. Mai treffen ſich in
Ham=
burg auf dem Viktoria=Sportplatz der Hamburger Sportverein
und die Spielvereinigung Leipzig (Schiedsrichter Koppehel=Ber=
Nürnberg und der Duisburger Spielverein (Schiedsrichter:
Fuchs=Leipzig). Spielbeginn 4 Uhr.
Internationale Fußballſpiele.
alſo dem gleichen Ergebnis, mit dem der 1. F.C. Nürnberg gegen
chen=Gladbach gegen den dortigen Sportklub eine nur mäßige an den eigentlichen Korſo, der jedenfalls in der Hauptſache
Vorſtellung. Der Kampf endete unentſchieden 2:2, ſah die
Glad=
bacher bei Halbzeit aber mit 2:0 in Führung.
Leichtathletik.
Rund um Mannheim.
20 Mann ä 300 Meter.
Die Mannheimer Stadtſtaffel iſt eine der Staffeln, die für
auswärtige Mannſchaften ausgeſchrieben iſt. Die Veranſtalterin,
„Turnſportgeſellſchaft Mannheim”, hat ihr 25.
Ju=
biläum mit dieſer Veranſtaltung eröffnet. Die Mannheimer ſind
durch ihr mehrmaliges Auftreten bei der Darmſtädter
Stadtſtaf=
fel bekannt. Aus dieſem Grunde hatte der Sportverein
Darm=
die Unſicherheit ſeines Sturmes und reichlich Pech konnte die ſtadt Rückverpflichtungen, die er geſtern bei der Mannheimer
Stadtſtaffel erfüllte. Die Erwartungen der Darmſtädter
Mann=
ſchaft wurden nicht ganz erfüllt, wenn auch keine großen
Sieges=
ſpielen der Verteidigung, den erſten Erfolg für Eintracht zu ausſichten beſtanden. Die Beteiligung hatte 14 Mannſchaften
auf=
buchen. Bereits 8 Minuten ſpäter legte Schönfeld Pfeiffer den zuweiſen, darunter 7 Mannſchaften der Hauptklaſſe: „Phoenix=
Ball genau vor, der die geſamte Verteidigung einſchließlich des Karlsruhe, Fußballverein, Karlsruhe, Heilbronn, Darmſtadt,
Turn= und Sportgeſellſchaft, Eintracht, Phoenix, ſämtl. Mann=
Erfolg erzielt. Bei offenem Feldſpiel geht es zur Pauſe. Schon heim. Heilbronn und Darmſtadt hatten zur Hälfte Jugend und
Jungmänner in der Mannſchaft, ſo daß beide gegen die
vorzüg=
lichen Leute der anderen einen ſchweren Stand hatten. Der
Ver=
lauf zeigte folgendes für die Darmſtädter Mannſchaft: Im
An=
fang hatten die Darmſtädter keine ſchlechte Poſition, da ein Teil
der guten Leute zuerſt eingeſetzt wurden. Bis dahin wurde teils
an dritter, zweiter und einmal an erſter Stelle gewechſelt. Dann
wurde eingebüßt bis auf vierten und fünften Platz, der mit der
vierten Stelle längere Zeit gehalten wurde; bis die Schlußleute
einſetzten, war nur noch der ſechſte Platz übrig. — Das
End=
ergebnis: 1. Phoenix=Karlsruhe, 2. Turngeſellſchaft
Mann=
heim (Bruſtbreite zurück), 3. Karlsruher Fußballverein, 4.
Heil=
bronn, 5. Phoenix=Mannheim, 6. Sportverein Darmſtadt, 7. Ein=
Boxen.
Prenzel wiederum außer Gefecht.
Ueber dem beabſichtigten Titelkampf um die deutſche Boxmeiſterſchaft.
im Mittelgewicht zwiſchen dem Verteidiger Kurt Prenzel und deſſen
Herausforderer Erich Milenz, der nach mehrmaliger Verſchiebung
nunmehr auf den 30. Mai nach dem Berliner Sportpalaſt angeſetzt war,
waltet ein Unſtern. Prenzel hat ſich den Mittelhandknochen des rechten
Daumens gebrochen, ſo daß an einen Kampf am 30. Mai nicht zu denken
iſt. Nach dem vielen Pech, das Prenzel in letzter Zeit mit ſeiner Hand
hat, iſt wahrſcheinlich damit zu rechnen, daß er ſich in kurzer Zeit von
ſeiner boxeriſchen Laufbahn zurückzieht, da ſeine ſchon vielfach gebrochene
Hand kaum noch geheilt werden kann, wie es der Beruf eines Boxers
erfordert.
Radfahren.
41. Bundesfeſt des Bundes Deutſcher Radfahrer in Frankfurt a. M.
vom 31. Juli bis 10. Auguft 1924.
Das Feſtprogramm:
im Riederwald mit der Eintracht Frankfurt und hatte 10 000 Donnerstag, den 31. Juli: Sitzung des
Bundes=
vorſtandes. — Freitag, den 1. Auguſt: Sitzung des
Bundes=
ausſchuſſes. Abends 8 Uhr: Zwangloſe Zuſammenkuaft. Kommers
mit Damen. 5—6 Uhr nachmittags: Plombieren der Räder zum 4er
Mannſchaftsfahren und Ausgabe der Rückennummern (
Feſthallen=
gelände). — Samstag, den 2. Auguſt: 5 Uhr vormittags:
Start der 4er Mannſchaftsfahrer. Deutſche Meiſterſchaft im
Mann=
ſchaftsfahren. Vorgabefahren für Altersfahrer. Wegſtrecke:
Rieder=
höfe — Hanau — Aſchaffenburg — Babenhauſen — Dieburg—
Sachſen=
häuſer Warte — Neu=Iſenburg — Forſthaus. Ziel: Villa Opel,
Forſt=
hausſtraße 111. Fahrt der Altersfahrer: Eine halbe Stunde nach dem
Abgang der letzten Mannſchaft. 8 Uhr vormittags: Forſthausſtraße
Villa Opel: Empfang der eintreffenden Mannſchaftsfahrer am Ziel.
9 Uhr vormittags: Verwettbewerb 6er Raſenballſpiel, Deutſche
Meiſter=
ſchaft, Feſthallengelände. 9 Uhr vormittags: In der Feſthalle:
Vorwett=
bewerb im Reigenfahren. 10 Uhr vormittags: Rathaus: Feierliche
Er=
öffnung des 41. Bundestages, Uebergabe des Bundesbanners. Zutritt
nur den Inhabern von Feſtkarten geſtattet. 4 Uhr nachmittags:
Opern=
platz: Kundgebung der Wanderfahrer, Anſprache durch Vertreter der
Stadt, anſchließend Auffahrt der Wanderfahrer nach der Feſthalle.
2 Uhr nachmittags: Opernplatz: Schlußpflichtkontrolle aller
angekom=
menen Wanderfahrer. 4 Uhr nachmittags: Radſportbahn Stadion:
Vorwettbewerb für Bahnrennen. 5 Uhr nachmittags: Feſthallengelände:
Endſpiel im 6er Raſenradball, Deutſche Meiſterſchaft. 6 Uhr
jachmit=
tags: Feſthallengelände: Verſammlung der Kampf=, Preis= und
Ziel=
richter. 8 Uhr nachmittags: Feſthalle: Großes glänzendes
Begrüßungs=
feſt mit Feſtſpiel. Maſſen=Sängerchöre, turneriſche Vorführungen und
Marmorgruppen. Vom 31. 7. bis 3. 8. 24: Eintreffen der Dauer= und
Wanderfahrer auf dem Feſthallengelände. Offizieller Schluß der
Em=
uigskontrolle am 3. Auguſt 1924 Opernplatz, nachmittags und abends:
ſthallengelände: Großes Volksfeſt; vor= und nachmittags: Auffahrt
mit Flugzeugen. Sonntag, den 3. Auguſt: Großer Feſtzug, Preis=,
Blumen= und Kraftwagen=Korſo und hiſtoriſcher Feſtzug durch die
Straßen der Stadt nach der Feſthalle. 9 Uhr vormittags: Aufſtellung
des Feſtzuges Frankfurt a. M. Süd und Weſt. 10 Uhr vormittags:
Standwertung, 11 Uhr vormittags: Beginn des Feſtzuges; 4 Uhr
nach=
mittags: Stadion: Großes Radrennen, Bundesmeiſterſchaften,
Länder=
kampf im Bahnfahren, Raſenball=Länderſpiel Schweiz—Deutſchland.
5—6 Uhr nachmittags: Feſthallengelände: Blombieren der Räder zur
Bundesmeiſterſchaft im Einer Streckenfahren und Ausgabe der Rücken=
Am Sonntag vormittag trug die Sondermannſchaft in nummern. 8 Uhr nachmittags: Feſt der Wanderfahrer, Jugendreigen.
4 Uhr nachmittags: Doppelkonzert auf dem Feſtplatz, Auffahrt mit
Flug=
zeugen. 8 Uhr abds.: Gr. Sommernachtfeſt, Doppelkonzert, Illumination
des geſamten Feſtplatzes. Montag, den 4. 8. 1924: 5 Uhr vormittags:
Bundesmeiſterſchaft im Einerſtreckenfahren, 239,8 Kilometer. Start:
Heſſendenkmal. Strecke: wie rund um Frankfurt.. 5½ Uhr vormittags:
Start der Berufsfahrer um die Deutſche Meiſterſchaft im
Einerſtrecken=
fahren, gleiche Wegſtrecke. 2 Uhr nachmittags: Forſthausſtraße, Villa
Opel: Empfang der Straßenmeiſterſchaftsfahrer. 3. Uhr nachmittags:
Feſthalle: Jugendſportfeſt. 7 Uhr abends: Feſthalle: Großes
Prunk=
ſaalfeſt, ſaalſportliche Vorführungen im Reigenfahren, Einer= und
Zweier=Kunſtfahren, Radball= und Radpoloſpiel. 4 und 8 Uhr
nach=
mittags: Konzert auf dem Feſtplatz. Vor= und nachmittags: Aufſtieg mit
Flugzeugen. 10 Uhr abends: Brillant=Feuerwerk. Dienstag, den 5. 8.
24, 8 Uhr vormittags: Strecke Homburg—Saalburg, 3,7 Km., Bundes=
Bergmeiſterſchaft. Großes Gartenfeſt im Kurpark Bad Homburg. 8 Uhr
vormittags: Im Feſthallengelände: Jugendwanderfahrt nach Homburg=
Saalburg, mit Beſichtigung der Saalburg. 7 Uhr nachmittags:
Feſt=
halle: Feierliche Siegerverkündigung. 4 und 8 Uhr nachmittags:
Kon=
zert auf dem Feſtplatze. Vor= und nachmittags Aufſtieg mit
Flugzeugen. Nachmittags und abends Dampferfahrten auf dem Main.
Mittwoch, den 6. 8. 1924, vormittags: Sonderfahrt nach Tirol. 9 Uhr
vormittags: Rad= und Fußwanderungen in den Taunus, Zuſammenkunſt:
Feſthallengelände und Abfahrt daſelbſt. Nachmittags: Sonderfahrt nach
Heidelberg, Schloßbeleuchtung. Hin= und Rückfahrt per Extrazug. 4 und
8 Uhr nachmittags: Konzert auf dem Feſtplatz, Tanz, in der Bierhalle
Konzert einer Stimmungskapelle, großer Vergnügungspark. Vor= und
nachmittags Aufſtieg mit Flugzeugen. Donnerstag, den 7. 8. 1924:
Kon=
zert auf dem Feſtplatz, vor= und nachmittags Aufſtieg mit Flugzeugen.
Freitag, den 8. 8. 1994: Konzert auf dem Feſtplatz (Schlachten=Potpourri),
Aufſtieg mit Flugzeugen. 8 Uhr nachmittags: Feſthalle:
Damen=
ſchmuckreigen, Maſſen=Reigen, Jugend=Radballſpiel. Samstag, den
9. 8. 1924: Konzert auf dem Feſtplatz, Aufſtieg mit Flugzeugen. Großes
Kinderfeſt. Großes Raſenradballſpiel. Sänger=Maſſenchöre. Sonntag,
den 10. 8. 1924: Große Schlußfeier: 3 Uhr nachmittags: Großer
Fußball=Städtewettkampf, 4 und 8 Uhr nachmittags: Konzert auf dem
Feſtplatz, Abens 8 Uhr: Großes Volksfeſt, italieniſche Nacht,
Schluß=
feuerwerk.
Der für den Bundestag zuſammengeſtellte Sportausſchuß, der ſchon
jetzt mit alleen übrigen Ausſchüſſen feſt an den vorbereitenden Arbeiten
lin), in Fürth auf dem Platz der Spielvereinigung der 1. F.C. wirkt, umfaßt 9 Wettfahrausſchüſſe, die nach der Fachkenntnis und dem
Jutereſſe der betr. Mitglieder zu urteilen jedenfalls einwandfrei
zu=
ſammengeſtellt ſein dürften. Die Fahrwarte des Gaues ſind meiſtens
zu Vorſitzenden der einzelnen Wettfahrausſchüſſe berufen und die
Ge=
ſamtleitung des Sportausſchuſſes liegt in den Händen des Fahrwartes
für Saal= und Korſofahren. Man iſt darauf bedacht, vor allem bei den
Weſtham=United beſiegte den V.f.R. Mannheim mit 4:0 (1:0), ſtattfindenden ſportlichen Veranſtaltungen in den einzelnen
Wettbewer=
ben, ſei es ler=, Zer=Kunſtfahren, Schmuck= oder Kunſtreigen und
Bolton Wanderers unterlag. Kamraterna=Malmö gab in Mün= Radballſpiele, eine recht zahlreiche ſcharfe auch ausſichtsvolle
Be=
teiligung zu ſichern. Die Preiſe ſind ſehr wertvoll. Anſchließend
ein Blumen= und Gruppen=Korſo ſein wird, iſt auch ein großer
Automobil=Blumenkorſo beabſichtigt,
Seite 6.
Die Durauszamanger aufvie gennhe
vorläufige Gewerbeſteuer 1924.
Von Ph. Jünger,
Wiſſenſchaftlicher Steuerberater in Darmſtadt.
Die amtlichen Ausführungen in Nr. 128 dieſer Zeitung veranlaſſen
mich zu folgender Erwiderung:
Zunächſt wird von amtlicher Seite hervorgehoben, daß meine
früheren Ausführungen über die doppelte Beſteuerung des gewerblichen
Ertrags aus dem erſten Viertel des Kalenderjahres 1924 deshalb
fehl=
gingen, weil ich zu ihrer Unterſtützung den § 81 der
Reichsabgabenord=
nung heranziehe. Es werde offenbar von mir überſehen, daß dieſes
Geſetz nur auf Reichsſteuergeſetze Anwendung finde, auf Landesſteuern
nur dann, wenn dies in dem betr. Geſetze beſonders vorgeſehen worden
ſei. — Ich muß offen geſtehen, gerade dieſer Einwand der amtlichen
Seite hat mich befremdet. Der Staatsbürger muß danach denken, daß
die Reichsabgabenordnung Vorſchriften enthalte, die mit dem heſſiſchen
Steuerrecht in Widerſpruch ſtehen. Dieſes große Reichsgeſetz ſtellt nichts
anderes dar, als ein Rahmengeſetz für Steuergeſetze; es enthält im
Zuſammenhang alle diejenigen ſteuerrechtlichen Grundſätze, die mit
geringer Abweichung ſchon ſeither für die Landesſteuergeſetze maßgebend
waren. Der von mir angerufene § 81 R.A.O. lautet in ſeinem
maß=
gebenden Satz 1 wie folgt: „Die Steuerſchuld entſteht, ſobald der
Tat=
beſtand verwirklicht iſt, an den das Geſetz die Steuer knüpft.‟ Dieſer
Satz erhält ſeinen Inhalt, je nachdem man die Betonung auf „ſor
bald” oder „Geſetz” legt. Die Hervorhebung von „ſobald”
be=
deutet, daß die Steuerſchuld dann ſchon gegeben iſt, wenn der Tatbeſtand
der perſönlichen und ſachlichen Steuerpflicht nach dem Geſetz vorliegt,
auch ohne daß es einer beſonderen Veranlagung bedarf.
Legt man die Betonung auf „Geſetz” — wie ich es getan habe —
dann ſoll hervorgehoben werden, daß nur durch ein Geſetz, nicht
etwa durch eine Anordnung des Miniſteriums eine Steuer auferlegt
werden kann. Genau dasſelbe ſagt aber auch Artikel 53 der Heſſiſchen
Verfaſſung: „Landesſteuern und ſonſtige Auflagen können nur mit
Zu=
ſtimmung des Landtags (als alleiniger Geſetzgeber in Heſſen) erhoben
werden.” — Aber vielleicht darf ich noch die amtliche Seite auf den
Geſetzentwurf zur Neuordnung der Gewerbeſteuer hinweiſen, welcher
vom Geſamtminiſterium unterm 27. November 1923 dem Landtag
vor=
gelegt worden iſt. Dort heißt es in Artikel 19: „Soweit nicht etwas
anderes beſtimmt iſt, finden die §§ 8 bis 136 der Reichsabgabenordnung
Anwendung.‟ Darin iſt aber gerade der beanſtandete § 81 mit
enthal=
ten. Wenn alſo das Geſamtminiſterium ſelbſt die Anwendung des § 81
R. A.O. anordnet, dann gingen meine Ausführungen doch nicht ſo fehl,
wie die amtliche Seite hervorhebt. Gewiß, ſie kann einwenden: nicht
le lege lata, ſondern erſt de lege ferenda! Die Negierung des § 81
R. A.O. war nach meiner Anſicht mindeſtens unvorſichtig.
Daß die ſeitherige Gewerbeſteuer nach anderen Merkmalen
veran=
lagt war, wie die jetzige vorläufige Gewerbeſteuer, iſt allen
Gewerbe=
treibenden wohl genügend bekannt. Sie beruhte auf einer Verbindung
on gewerblichem Kapital und Ertragszuſchlägen, die eine heſſiſche
Sonderheit im Steuerſyſtem der deutſchen Staaten und wegen der
Kapi=
taliſierung der Arbeitskraft eine ſteuerliche Ueberlaſtung gerade der
kleinen und mittleren Betriebe darſtellte. In meinem
Gemeindeſteuer=
buche habe ich ſchon 1912 auf dieſe Ungerechtigkeit hingewieſen, ſie ſoll
jetzt endlich nach dem neuen Geſetzentwurf (de lege ferenda) befeitigt
werden. Die Gewerbeſteuer iſt — wie die amtliche Seite auch bemerkt
— eine Realſteuer, d. h. ſie beſteuert das Objekt, die Sache, ſei es nach
ihrem Werte, ſei es nach ihrem Ertrage, für den Gewerbetreibenden iſt ſie
praktiſch eine Steugr von gewerblichem Ertrag, mithin eine partielle
Ein=
kommenſteuer. Es iſt aber nicht richtig, daß nur bei ihr die Merkmale
einer Veranlagung einer früheren Zeitperiode entnommen werden.
Ge=
nau dasſelbe Verfahren fand auch für die Einkommenſteuer=
Veranlag=
ung bis 1. April 1920 in allen deutſchen Staaten ſtatt. Die Merkmale
waren zwar der Vergangenheit entnommen, beſteuert wurde aber
ledig=
lich das Einkommen oder der gewerbliche Ertrag des neuen
Steuer=
jahres, wobei Sach= und Rechtsſtand zu deſſen Beginn (nämlich der
1. April) maßgebend waren. So auch Artikel 13 des oben erwähnten
Geſetzentwurfs. Eine Veränderung im Einkommen, Ertrage oder
Be=
triebsvermögen innerhalb des Steuerjahres berührte die einmal
vor=
genommene Veranlagung nicht; doch wurde die Gewerbeſteuer erlaſſen,
wenn das Gewerbe aus zwingenden Gründen niedergelegt wurde.
Steuerpflichtig iſt derjenige, auf deſſen Namen das Gewerbe betrieben
wird; die ſachliche Steuerpflicht beginnt mit dem Anfang des auf die
Eröffnung des Betriebes folgenden Kalendermonats. — Es iſt nicht
ausgeſchloſſen, daß ein an ſich ſehr leiſtungsfähiges Unternehmen in
eine Geſellſchaftsform (Aktiengeſellſchaft, G.m.b.H.) umgewandelt wird.
Nach meiner Anſicht beſteht keine Möglichkeit in ſolchen Fällen, eine
Vorauszahlung für den 1. April überhaupt zu erheben. Nach heſſiſchem
Steuerrecht gilt jedes Steuerjahr als für ſich abgeſchloſſen. Mit dem
1. April lebt die Steuerpflicht von neuem auf, und ein neuer
Gewerbe=
ſchein iſt zu löſen.
Wenn nun die amtliche Seite betont, daß die geſetzgebenden
Fak=
koren die Merkmale für die Beſteuerung der Gewerbe im Steuerjahr
1924 (alſo ab 1. April) aus den Betriebseinnahmen der Monate Januar
bis März hätte entnehmen können, ſo wird das gar nicht beſtritten.
Dann hätte ſie aber auch die Konſequenz ziehen und wie oben geſchildert
verfahren ſollen, das heißt: die Regierung hätte von den Zuſchlägen
zu den Betriebseinnahmen der Monate im Steuerjahr 1924
abſehen miſſen, die Gewerbeſteuer wäre dann am Ende des Monats
nach den im voraus feſtgeſetzten Berrägen zu erheben geweſen. Es geht
aber nicht an und widerſpricht dem ſeitherigen, immer noch geltenden
Steuerrecht, wenn die bereits berſteuerten Betriebseinnahmen der
Mo=
nate Januar, Februar und März im April, Mai und Juni nochmals
beſteuert werden, wenn gleichzeitig vom 1. April ab die gewerblichen
Vorauszahlungen im Anſchluß an die Reichseinkomnen= und
Körper=
ſchaftsſteuer verlangt werden. Ob die amtliche Stelle die Doppelbeſteuerung
beſtreitet oder nicht: es iſt Tatſache, daß nach Artikel 19 des Heſſiſchen
Ausführungsgeſetzes zum Finanzausgieichgeſetz die für das
Rechnungs=
jahr 1923 (endigend am 31. März 1924) entrichtete vorläufige
Gewerbe=
ſteuer als endgültige und abſchließende angeſehen werden ſoll. Es iſt
fernerhin Tatſache, daß die Betriebseinnahmen aus Januar, Februar,
März im April und folgende Monate nochmals verſteuert werden. Es
iſt fernerhin Tatſache, daß nach dem Finanzgeſetz nur 1,6 Prozent des
Steuergrundbetrages (d. h. 80 Prozent des Reichsſteuerbetrags) erhoben
werden dürfen, während das Miniſterium 160 Prozent verlangt hat. —
Die amtliche Seite täuſcht ſich über die Unzufriedenheit in den Kreiſen
der Gewerbeſteuerpflichtigen ziemlich leicht hinweg. Die vom Miniſterium
für Anfang April verlangte Vorauszahlung iſt weiter nichts, als ein
Vorſchuß an den Staat, der jedoch in keiner Weiſe durch das Geſetz
zu begründen iſt.
Es liegt nicht in meiner Abſicht, nur zu kritiſieren, ſondern auch
einen Vorſchlag zu machen, wie am beſten dieſes Dilemma beſeitigt
wer=
den kann, um ſo den finanziellen Intereſſen des Staates und
gleich=
geitig der Steuerpflichtigen gerecht zu werden. Ich ſchlage vor, das
Steuerjahr mit dem Kalenderjahr zuſammenfallen zu laſſen, wie dies
bereits Preußen und Württemberg getan haben (der Staat Preußen
erhebt überhaupt keine Gewerbeſteuer und die kommunale
Gewerbe=
ſteuer iſt nicht höher als in Heſſen). Dann könnte ſelbſtverſtändlich die
Vorauszahlung auf die Gewerbeſteuer auch von den Betriebseinnahmen
der Monate Januar, Februar und März jetzt noch erhoben werden,
nur müßte — auch wieder dem Vorgange Preußens folgend — die
be=
reits in dieſen Monaten nach dem ſeitherigen Verfahren erhobene
Ge=
werbeſteuer ganz oder teilweiſe angerechnet werden. Das würde ich
eine alle Teile befriedigende und gerechte Gewerbeſteuer nennen.
Da=
neben bliebe immer noch eine ſchwierige Frage zu löſen, die das
Mini=
ſterium anſcheinend überhaupt noch nicht berührt hat.
Körperſchafts=
ſteuerpflichtige Erwerbsgeſellſchaften können anſtatt nach ihren
monat=
lichen Betriebseinnahmen monatlich 1 v. Tauſend ihres Vermögens
ent=
richten. Dieſes iſt vorläufig durch die Summe der Kurswerte ihrer
ausgegebenen Aktien ermittelt, das wohl dem tatſächlichen Vermögen
entſprechen, aber auch ganz weſentlich niedriger ſein kann. Solche
Er=
werbsgeſellſchaften haben alſo gegenüber den Einzelkaufleuten, anderen
Geſellſchaften, z. B. G.m.E.H., große Vorteile, die nicht nur regelmäßig
die volle Vorauszahlung, ſondern auch bei Nichteinhaltung hohe
Zu=
ſchläge zu zahlen haben; die Beträge ſind durch die hohen
Gewerbe=
ſteuern empfindlich hoch und drückend. Werden von den zu wenig bei
zahlten Steuern (Reich, Land, Gemeinde, Kreis) die vollen Zuſchläge
(5 Prozent den halben Monat) nachträglich erhoben?
Es wäre wünſchenswert, daß das Miniſterium baldigſt hierzu
Stellung nehmen würde. Vielleicht bietet ſich gerade jetzt Gelegenheit,
dem verſammelten Finanzausſchuß des Landtags die umſtrittene
Ge=
werbeſteuerfrage zu unterbreiten; denn Eile tut dringend not,
die meiſten Gewerbeſteuerpflichtigen werden von den ungeheuren
Steuer=
laſten gleichſam erdrückt.
Du haſt Diamanten und Perlen
mein Schatz, wenn Du Deine wertvollen Kleider, Pelze, Polſtermöbel,
Teppiche und Gardinen vor dem Verderben bewahrſt! Kaufe noch
heute das bewährte Mottenſchutzmittel
1.5973
Dr. Weinreichs Mottenäther.
In Apotheken u. Drog, erhältl. Pharmakon A.=G., Frankfurt a. M.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 19. Mai 1924.
Rummer 139.
Reich und Ausland.
Die Berliner Aktendiebſtähle.
Berlin. Das große Schöffengericht Berlin=Mitte verhandelt heute,
über die Aktendiebſtähle im Polizeipräſidium, die im
Zuſammen=
hang mit dem Fall Bernotat vorgekommen ſind. Angeklagt ſind
ne=
ben Bernotat und ſeinem Freunde Kaminski, die beiden
Kriminalbeam=
ten Wickbold und Molch wegen aktiver und paſſiver Beſtechung und
Ver=
nichtung von amtlichen Urkunden, nämlich der Perſonalakten Bernotats
und Kaminskis.
Ein Schwindler entlarvt.
Hamburg. Die Kriminalpolizei verhaftete den von auswärts
zu=
gereiſten angeblichen Oskar Meißner, der unter der Firma „Oskar
Meiß=
ner, Schiffahrtskonto für Paſſage und Fracht nach allen Plätzen der
Welt” gedruckte Proſpekte an die Direktoren höherer Schulen aller
deut=
ſchen Städte verſandte, wonach Meißner während der Pfingſtferien für
die deutſche männliche höhere Schuljugend eine Fahrt nach Norwegen
veranſtalten wollte. Als Fahrpreis, einſchl. der Verpflegung, war 110
Goldmark angegeben. Ein Reiſepaß wurde nicht erforderlich, da die
Firma von der norwegiſchen Regierung ein Generalviſum erhielt. Die
Polizei konnte in dem elegant eingerichteten Kontor Meißners
umfang=
reiches Material beſchlagnahmen, desgleichen größere Geldeingänge. Der
Betrüger der ſelbſt behauptet, 48 Jahre alt zu ſein, will das
Unterneh=
men in Dämmerzuſtänden gegründet haben.
Ein neuer Schmarotzer in Deutſchland.
Die echte Eichenmiſtel vder Riemenblume iſt jetzt, wie in der
„Umſchau” mitgeteilt wird, aus Böhmen durch das Elbetal bis in die
Gegend von Pirna vorgedrungen. Damit iſt erwieſen, daß dieſer älteren
Eichen ſo ſehr ſchädliche Schmarotzer, deſſen Grenze der Verbreitung
bis=
her in Böhmen lag, auch bei uns in Deutſchland, zum mindeſten in den
nächſtgelegenen wärmeren Gegenden, ausreichende Lebensbedingungen
findet. Die Möglichkeit einer weiteren Ausbreitung in Deutſchland iſt
nicht von der Hand zu weiſen, und vor allem wird man das Vordringen
in die wärmeren Teile Schleſiens befürchten müſſen. Daher muß dem
Auftreten der Eichenmiſtel in den zunächſt bedrohten Forſtgebieten die
größte Aufmerkſamkeit geſchenkt werden. Der Schmarotzer befällt die
Kronen der Eichen, verurſacht das Abſterben der Aeſte, hindert weiteres
Längenwachstum und mindert das Dickenwachstum der Bäume, die oft
von großen Maſſen dieſer Paraſitenbüſche befallen werden.
Ein Lebender vor ſeinem eigenen Grab.
René Soglietti, ein abgedankter Soldat, wurde 1914 berwunder,
lag im Spital von Rambervillers, kam dann nach Epinal und Lyon,
mit der Schwerverwundetenpenſion zog er ſich in die Heimat nach
Roanne zurück, wo er von da an lebte.
Als er ſich kürzlich im Berufe nach Rambervillers begab, ging er
auf den Militärfriedhof, um die Gräber der Kameraden zu beſuchen.
Er fand ſich plötzlich vor einem Grabe, deſſen weißes Kreuz ſeinen Vor=
und Zunamen, ſowie Immatrikulations= und Regimentsnummer trug.
Er befand ſich in voller Geſundheit vor ſeinem eigenen Grabe.
Die Schätze des König Nikitas.
Nach dem Rückzuge der öſterreich=ungariſchen Truppen aus
Monte=
negro waren ſämtlicher Schmuck und das geſamte goldene und ſilberne
Tafalſervice des Königs Nikita wie vom Erdboden verſchwunden. Die
Regierung in Belgrad nahm damals an, daß dieſe Schätze nach
Oeſter=
reich verſchleppt worden ſeien. Dieſer Tage iſt der ganze Schatz
unver=
ſehrt wieder zum Vorſchein gekommen. Einem Beamten des Belgrader
Finanzminiſteriums wurde ein neuer Arbeitsraum zugewieſen, ein
Zimmer, in dem Berge von alten verſtaubten Akten und vielerlei
Ge=
rümpel lagen, darunter auch ſechs alte Koffer. Beim Oeffnen dieſer
Koffer fand der Beamte den ganzen Kronſchatz König Nikitas. Der
Geſamtwert des Schatzes überſteigt 10 Millionen Dinars.
Unterwaſſer=Archäologie.
Beſucher von Tunis beſichtigen regelmäßig die Ruinenſtätten von
Karthago, deren Funde in einem überaus intereſſanten und
reich=
haltigen Muſeum vereinigt ſind, und allgemein glaubt man, daß man
ſich auf dem Erdenfleck befindet, an dem vor etwa 2800 Jahren die
be=
rühmte „Königin Dido” die Stadt begründete. Nun ſucht aber Graf
Pyron Khun de Prorok in einem Aufſatz des Geographical Journal
nachzuweiſen, daß es ſehr zweifelhaft iſt, ob die Ueberreſte jenes
Kar=
thago der römiſchen, vandaliſchen und byzantiniſchen Zeit über der
Stätte liegen, auf der einſt die puniſche Stadt ſtand. Es iſt bezeichnend,
daß die einzigen Spuren der altkarthagiſchen Zeit, die auf dieſer von
den Römern beſiedelten Stätte gefunden wurden, Friedhöfe ſind, und
dieſe Friedhöfe dehnen ſich auch noch über die ſog. Häfen aus, die
wieder=
um ſo klein und flach ſind, daß ſie unmöglich die Schiffe der puniſchen
Handelsflotte aufnehmen konnten. Der Graf de Prorok hat nun im
Waſſer nach den Ruinen des alten Karthago geſucht, und zwar öſtlich
von der römiſchen Stadt auf dem Golf von Tunis, der früher Sinus
Uticenſis. hieß. Er erzählt, wie er mit allen modernen Mitteln dieſe
„Unterwaſſer=Archäologie” betrieben hat, wobei er ſich des Flugzeuges
und des kinematographiſchen Apparates bediente. Unter Waſſer
vor=
genommene Grabungen beſtätigen ſeine zunächſt von der Luft aus
ge=
machten Beobachtungen. Er iſt überzeugt, daß ſich die ganze Landſchaft
durch die verſchiedenen Veränderungen im Laufe des Fluſſes Bagradas,
des heutigen Mejerda, vollkommen geändert hat und daß wir die
phöni=
ziſche Stadt zum größten Teil unter dem heutigen Waſſerſpiegel ſuchen
müſſen. Denn während der Bagradas ein großes Sanddelta bildete, iſt
das Mittelländiſche Meer tief in die frühere Küſtenlinie eingedrungen.
„Durch die vortrefflichen Filmaufnahmen aus der Luft, die der
ver=
ſtorbene Prinz von Waldeck ausführte,” ſchreibt der Graf, „iſt es
mög=
lich, die alten Bauten bis tief ins Meer hinein zu verfolgen. Der Film
iſt ein einzigartiges archäologiſches Zeugnis, denn er ſtellt den erſten
Verſuch dar, Unterwaſſer=Ruinen aufzunehmen und ihre Lage zu
be=
ſtimmen. Man kann mit Hilfe dieſer Photographien nicht nur die alte
Mauer der Stadt gegen das Meer erkennen, die ſich teilweiſe in einer
Tiefe von 150 Fuß befindet, ſondern man kann auch die Topographie
der Halbinſel, wie ſie im Altertum war, ſtudieren. Die Bauten, die wir
unter Waſſer feſtſtellten, ſind von gewaltigem Umfang und erſtrecken ſich
vom Kap Karthago nordöſtlich bis zum Kap Kamart. Es ſcheint, als ob
ſich hier ein großer Hafen befunden hat, der an den von Alexandria
erinnert. Wir haben die Mauern in einem kleinen Boot bis Kap
Kamart in beſtändigen Zickzacklinien verfolgt. Vom Flugzeug aus
konnten wir noch eine andere Mauerlinie erkennen, die in einer Tiefe
von etwa 30 Fuß im Meer liegt, aber für dieſe Feſtſtellung ſind noch
weitere uterſuchungen nötia. Wir haben auch aus der Luft die
ge=
funkene Galeere photographiert, die 1908 von Schwammtauchern
ge=
funden wurde und von der die ſchönen Marmor= und Bronzewerke im
Muſeum von Bardo ſtammen.‟ Der Graf hofft mit Hilfe des
Flug=
zeuges die Schiffe aufzufinden, die während des puniſchen Krieges
ge=
funken ſind, und auch das Schatzſchiff, das im Jahre 453 n. Chr. an der
Halbinſel ſcheiterte. Dies Schiff ſoll den ſiebenarmigen Leuchter und
andere Goldgefäße aus Jeruſalem enthalten haben, die die Vandalen
nach der Plünderung Roms mit ſich führten.
Der Veſuv wieder in Tätigkeit.
Nach einer Meldung aus Neapel beginnt der Veſuv wieder in
Tätig=
keit zu treten. Erſt während der letzten Nacht war der Krater von einem
rötlichen Feuerſchein umgeben.
Ein neuentdeckter Raffael.
Die Ausſchreibung eines bisher wenig beachteten Gemäldes an
Raffgel durch den Düſſeldorfer Profeſſor Andreas Hupperz erregt in
Rom viel Aufſehen, wie F. Hermanin in „Reclams Univerſum”
berich=
tet. Es handelt ſich um die Tafel der Madonna von Gaeta, die
dieſelbe Kompoſition zeigt wie das berühmte Bild der Madonna aus dem
Hauſe Alba in der Petersburger Erimitage. Beidemal iſt die Madonna
mit dem Chriſtuskind und dem kleinen Johannes in einer grünen
blumigen Landſchaft dargeſtellt, aber auf dem Petersburger Bild in
Rundformat, auf dem urſprünglich aus Gaeta ſtammenden quadratiſch.
Die Madonna von Gaeta, die im Gegenſatz zu der Petersburger
Ma=
donna auf Holz gemalt iſt, befand ſich Jahrhunderte lang in einer
Kloſterkirche zu Gaeta, kam 1809 nach der Beſchießung der Stadt durch
die Franzoſen nach Neapel, wurde vom Fürſten Lottum 1834 erworben
und iſt jetzt im Beſitz eines Hamburger Kunſtliebhabers. Bei der
Ma=
donna vom Hauſe Alba fehlen die Bäume im Hinvergrund und der
kleine Johannes iſt in die Ecke gedrückt. Die Kompoſition iſt alſo erſt
in die Rundform hineingedrängt worden. Danach müßte alfo die
Ma=
donna von Ggeta das frühere Werk ſein, und dieſe Annahme wird
be=
wieſen durch den ganzen Charakter der Malerei, die noch an Raffaels
Lehrer Perugino erinnert. Hupperz hat auch nachgewieſen, daß die
bekannte Zeichnung Raffaels im Muſeum zu Lille, die bisher als Skizze
zur Madonna vom Hauſe Alba galt, nicht für dieſes Werk entworfen
iſt. Es iſt daher ſehr wahrſcheinlich, daß das Bild aus Gaeta ein
Jugend=
werk des Meiſters iſt, als er in Florenz noch ſtark unter dem Einfluß
von Michelangelo und Lionardo ſtand. Das Petersburger Werk iſt
nach Pinſelführung, Faltenwurf und Farbe ſehr viel reifer und ganz
im Stil der Hochrenaiſſance. Die Madonna von Gaeta muß als die erſte
frühe Faſſung des Petersburger Werkes gelten.
Auf ſeltſame Weiſe den Tod gefunden
hat in Wien eine zirka 60jährige Frau auf der Straße. Die Frau
wurde von einem Windſtoß erfaßt, auf die Straße und gegen einen mit
Mehlſäcken ſchwer beladenen Laſtwagen geſchleudert, geriet unter die
Räder und erlitt ſo ſchwere Verletzungen, daß ſie bald darauf ſtarb.
* 11 Tage im Schnee von Alaska.
(Ein Bericht des amerikaniſchen Weltrundfliegers.)
Major Frederick Martin, der Führer der amerikaniſchen Fliege
die den Flug rund um die Welt unternommen haben, war 11 Tage Ton
im tiefen Schnee und dichteſten Nebel des nördlichen Alaska verſcholle
Er hat mit ſeinem Begleiter Harwey furchtbare Anſtrengungen und E
behrungen durchgemacht, wie ſein eigener Bericht vom 11. Mai aus Pon
Moller in Alaska zeigt. Die Flieger hatten am 30. April Chignik a
der Küſte des Stillen Ozeans verlaſſen und gerieten nach wenig me
als einer Stunde in einen dichten Nebel. „Plötzlich krachte unſer Flu
zeug mit voller Gewalt gegen eine Bergwand, und die Maſchine wurt
vollſtändig zerſtört, aber wir beide blieben unverletzt,” erzählt Mart
„Der Nebel bedeckte alles, und es war unmöglich, etwas zu ſehen. W.
verſuchten, die Küſte des Stillen Ozeans zu erreichen, indem wir un
von dem Kompaß führen ließen, aber Schnee und Nebel blendeten
daß es uns unmöglich war, die Richtung zu finden. Endlich kehrten w.
in dem Schnee zu den Trümmern unſerer Maſchine zurück und machte
es uns unter den Ueberreſten der Propeller in unſeren Pelzkleidern
bequem, wie es bei dem Wetter unter Null möglich war. Einen Teil de
zerſchmetterten Flugzeugs verwendeten wir als Heizmaterial. Wir
bli=
ben hier den nachſten Tag wegen des Nebels und verſuchten dann aß
Morgen des 2. Mai wieder die Küſte zu erreichen, aber der Nebel machl
noch immer jede Orientierung unmöglich. Wir folgten alſo einem Heinef
Strom, der nach Nordweſten floß, da wir nichts anderes ſehen konnte
und ſo wanderten wir den ganzen Tag. Nachts ſchliefen wir in einen
Erlengebüſch; wir breiteten Erlenzweige über den Schnee und legten un
darauf. Am 4. Mai machten wir uns ſchon um 5 Uhr morgens nach del
Küſte auf. Das Wetter hatte ſich aufgeklärt und es war alles mit
Au=
nahme der Bergſpitzen ſichtbar, aber wir konnten den Weg zum Stille
Ozean nicht finden und machſten ſchließlich an einem See Halt, in deſſe
Nähe wir wieder in einem Erlenbuſch die Nacht verbrachten. Am 5. Me
kamen wir nur noch ſehr langſam vorwärts, da wir furchtbar ermüd
waren. Wir folgten weiter dem Flußlauf, der von den Bergen zu den
See ſtrömte. Die Nacht zum 6. Mai war furchtbar. Ich war ſchnee
blind, und wir beiden waren vollſtändig erſchöpft. Der Schnee lag 4 Fu
hoch, und wir finden Fußſpuren von Bären, ſo groß wie von Elefanten
niemals vorher habe ich ſo große Bärenſpuren geſehen. Um 4 Uhr moſ
gens krochen wir weiter den Strom entlang, und um 8 Uhr kamen wi
an eine verlaſſene Trapperhütte. Wir fanden dort einen Vorrat an Nal
rung, und ich buk zum erſtenmal in meinem Leben aus dem Mehl heif
Kuchen, die uns vortrefflich ſchmeckten. Wir waren ſo ſchwach, daß w
kaum ſtehen konnten. Die ganzen vorhergehenden 7 Tage hatten wiſ
allein von der flüſſigen kondenſierten Nahrung gelebt, die wir mit un
führten. Nun legten wir uns ohne Dechen nieder und ſchliefen den Schle
des Gerechten. Dann aßen wir wieder heiße Kuchen und Lachskonſerve
und ſchliefen wieder. Wir waren noch ſehr ſchwach. Am Mittag de
nächſten Tages entdeckten wir einen Flug von wilden Enten, von
den=
wir einige mit dem Gewehr des Trappers erlegten. Nun hatten wir eine
zuten Braten. Wir brachten dann die Hütte in Ordnung und machter
uns nach Port Moller auf den Weg. Was für ein ſeliges Gefühl, als wi
wieder unter Menſchen in Sicherheit waren.”
Im Urwald verlaſſen.
Aufregende Abenteuer im tropiſchen Urwald erzählt der engliſch
Reiſende G. M. Dyott in ſeinem ſoeben erſchienenen Buch „Geheim
Pfade des Dſchungels‟. Er hat längere Zeit in den Anden und in der
oberen Gebiet des Amazonenſtromes Reiſen unternommen und
häufig Gefahren wie durch ein Wunder entgangen. Einmal wurde
im Urwald von ſeinen Trägern verlaſſen, und ſie nahmen ihm alle
mit fort, außer einem Meſſer; ſo hatte er weder Nahrung noch Waffen
aber er ließ dadurch nicht entmutigen „Nur ein einziges Mal war e
„wirklich erſchrocken”. „Das war in einer Nacht”, erzählte er, „als ein
rieſiger Jaguar plötzlich aus dem Schatten auftauchte, über meinen
liegenden Körper wegſchritt, an mir herumſchnüffelte und ſich dann neber
mir niederließ.” Aus dieſer nicht gerade angenehmen Lage wurde der
Reiſende durch Indianer gerettet, die ihn ſehr freundlich behandelten
obgleich ſie Kopfjäger waren, die ſofort jeden töten, der ſie angreift
Er berichtet allerlei Luſtiges von den Wundern, die er mit ſeiner Reiſe
apotheke ausführte. Er wurde der „große Heiler” des ganzen Gebietes
Eiſenbahnbaupläne in Südafrika.
kw. Die Kapregieruneg plant den Ausbau der von Durban, den
Haupthafen Natals, nach Norden führenden, in der Nähe der Küſte
ver=
laufenden Bahn über Somkele hinaus bis zum Pongolafluß, der in die
Delagoabai mündet. Die neue Bahnlinie ſoll insbeſondere der Entwick
lung des Baumwollbaus in den durchquerten Gebieten dienen.
Heuſchreckenſchwärme als Verkehrshindernis.
Schon im alten Teſtament ſpielten die Heuſchrecken, die in gewaltigen
Schwärmen „die Sonne verdunkelten” eine Rolle, und noch heute bilden
ſie in den tropiſchen Ländern des afrikaniſchen Erdteiles eine Quelleſ
ſteter Sorge für die Landwirtſchaft. Sie behindern ſelbſt den
Eiſen=
bahnverkehr ſtark und müſſen, wie die „Railwy Gazette” mitteilt, in
Südafrika ſogar als Gefahrmoment berückſichtigt werden. In
zahl=
reichen Fällen haben ſich ganze Schwärme an den Rädern von Lokomo=)
tiven und Wagen feſtgeſetzt und, obgleich Tauſende zermalmt worden
ſind, den Zug zum Stehen gebracht. Starke Verſpätungen bei Perſonen=,/
Poſt= und Güterzügen mit leicht verderblichen Lebensmitteln ſind
teil=
weiſe auf dieſen Umſtand zurückzuführen. Bei einem Zuſammenſtoß in
der Nähe von Gradock in der Kapprovinz lag die Urſache im Verſagen
der Bremſen, da die Bremsklötze nicht faſſen konnten und die Räder
auf den Schienen glitten. Die Verwaltung der ſüdafrikaniſchen Bahnen
mußte ſchließlich, wie die „Umſchau” (Frankfurt a. M.) berichtet,
Maß=
regeln zur Abſtellung des Uebels ergreifen. Einige Dieſellokomotiven
von der Form eines Motorſchienenwagens wurden mit einem
Luft=
kompreſſor ausgerüſtet; die erzeugte Druckluft ſpritzt einen Strahl von
gelöſten Arſenſalzen vorn und ſeitlich über den Bahndamm. Auf dieſe
Weiſe ſollen die Heuſchrecken fortgeblaſen und gleichzeitg auch Brut und
Eier vernichtet werden. Mit dem Erfolg dieſer Kriegführung iſt mau
nach „V. D. J.=Nachrichten” ſehr zufrieden. Zur Abgabe von täglichen
Heeresberichten iſt der Arbeitswagen mit einer Telephonanlage
ver=
ſehen, ſo daß er mit den Endſtationen eines Bahnabſchnittes in
dauern=
der Verbindung ſteht und auch ſofort dorthin beordert werden kann,
wo ein neuer Heuſchreckenſchwarm niedergegangen iſt.
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redalllon keinertei
Ver=
antwortung; für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Amfange
der Einſender verantwortſich.) — Einſendungen, die nicht verwendet werden, können nicht
zurückgeſandt, die Ablebnung nicht begründet werden.
— Die ſchöne Jahreszeit bringt wieder Radfahrer und =Fahrerinnen
in ſtark vermehrter Zahl auf unſere Straßen. Jedem ſei die Ausübung
des Sports gegönnt; aber angeſichts der vielen Fälle, in denen
neuer=
dings ältere Perſonen an= und umgefahren, ja ſogar durch Arm= und
Beinbrüche oder Gehirnerſchütterungen ſchwer an ihrer Geſundheit und
— an ihrer Börſe geſchädigt werden, erſcheint es durchaus nötig, die
öffentliche Aufmerkſamkeit auf dieſes Gebiet zu lenken. Es iſt bekannt,
daß tüchtige, gewandte Fahrer faſt nie einen Zuſammenſtoß mit
Fuß=
gängern haben; die eigentlichen Miſſetäter ſind die jungen, ungeübten
Leute beiderlei Geſchlechts, die trotz ihre mangelnden Sicherheit
rüch=
ſichtslos zufahren und auch meiſt nicht ſchellen, wenn es dringend
notwen=
dig wäre. Da heutzutage die Räder keine Nummer mehr tragen,
ge=
lingt es den Fahrern faſt immer, ungeſtraft das Weite ſuchen zu können,
ja häufig genug haben die armen Opfer noch ungezogene Bemerkungen
zu hören, wie ſie unſerer republikaniſchen Jugend ſo glatt vom Munde
fliegen. Es iſt dringend geboten, hier einmal zum Rechten zu ſehen, denn
es muß eine Ehrenpflicht ſein, das Alter vor ſolchen Attentaten zu
ſchützen.
II. Dr. 5489
O dieſe
Glieder=
ſchmerzen!
zum
EinrEitens
PSalit lindert ſofort bei
Rheu=
matismus, Reißen, Hexenſchuß,
Neu=
ralgien. In allen Apoth. Tube 1 Mk.
Tageskalender.
Landestheater Großes Haus (Sondermiete 14”2 und 174,
Schülermiete weiß 9): „Die Verſchwörung des Fiesko zu Genua”. —
Kleines Haus, Anfang 8 Uhr: Tanzabend Aenne Osborn. —
„Ornis” abends 8½ Uhr: Monatsverſammlung. — Union=,
Reſi=
denz=, Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlick, für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Feuilleton und Heſſiſche Nachrichten: Max Streelr
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann
Verantwortlich für Schlußdienſt: Andreas Bauer
Verantwortlich für den Inſeratenteil: Willy Kuhle
Druch und Verlag: 2. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Nummer hat 6 Seiten