Darmstädter Tagblatt 1924


10. Mai 1924

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Ginzelnummer 20 Goldpfennige

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Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 130
Samstag, den 10. Mai 1924.
187. Jahrgang

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Konkurs oder gerichtlicher Beſtreibung fällt ſeder
Nabatt weg. Bankonto: Deutſche Bank und Darme
ſtädter 8 Nationalbank.

Or. Jarres über die politiſche Lage.
Die deutſchen Ehrenpunkte.
Stettin, 9. Mai. Einem Vertreter der Stettiner
Abendpoſt machte der Reichsinnenminiſter Dr. Jarres
überdie nach den Reichstagswahlen eingetretene politiſche
Lage folgende längere Ausführungen:
Die gegenwärtige Reichsregierung ſah angeſichts der
Wichtigkeit der bevorſtehenden Entſcheidungen keinen An=
laß
, ſchon jetzt ihre Demiſſion zu geben. Die Ver=
handlungen
, die gegenwärtig zur Löſung der außenpolitiſchen
Probleme ſchweben, machen es erforderlich, daß deutſcherſeits
ein verfaſſungsgemäß handlungsfähiges Miniſterium zur Stelle
iſt, zumal die Poſition Deutſchlands außenpoli=
tiſch
geſchwächt ſein würde, wenn infolge einer
poreiligen Demiſſion das gegenwärtige Kabi=
nett
nur als geſchäftsführende Regierung bei
den Verhandlungen auftreten würde. Aus die=
ſem
Grunde bleiben wir bis zum Zuſammentritt des neu=
gewählten
Reichstags im Amte.
Der Miniſter bezeichnete es als das wichtigſte Problem der
deutſchen Politik, die wieder ſtabiliſierte Währung vor neuen Ge=
fahren
zu ſchützen. Die Stabilität der deutſchen Währung kann
nur dann mit Erfolg aufrecht erhalten werden, wenn Deutſch=
land
in der Lage iſt, die Ausgaben im Reichshaushalt auf ein
Mindeſtmaß zu beſchränken, und wenn die deutſche Wirtſchaft
ihre Produktionskraft erhöhen kann und wieder exportfähig
wird. Es genügt nicht, zu ſagen: Wir wollen das Sachverſtän=
digengutachten
annehmen, um auf Grund einer erträglichen
Löſung der Reparationsfrage das Daſein friſten zu können.
Der Bergbau im Ruhrgebiet hat unter den Micumverträgen
ſo Ungeheures geleiſtet, daß ihm nicht zugemutet werden kann,
die Opfer allein auf ſich zu nehmen. Die Kommuniſten
gehen vollkommen verantwortungslos an dieſen Dingen vorbei
end ſteuern offenbar auf das Chaos zu, wobei ſie ſich
nugenſcheinlich nicht davor ſcheuen, mit den landesverräteriſchen
Separatiſten Hand in Hand zu arbeiten. Falls wir uns auf
der drückenden Grundlage des Sachverſtändigengutachtens mit
den alliierten Regierungen verſtändigen wollen, ſo gehen wir
dabei von der Vorausſetzung aus, daß die damit verbundenen
golitiſchen Fragen vollſtändig klargeſtellt werden. Dieſe
Fragen ſind für uns Ehrenangelegenheit. Wir verſtehen
darunter die Rückkehr der Ausgewieſenen und die Freilaſſung
der Gefangenen.
Zum Schluß wies der Miniſter darauf hin, daß er die
feſte Zuverſicht hege, daß die Parteien bei ihren Ver=
handlungen
zur Neubildung der Reichsregierung
ſich auf einer Linie zuſammenfinden, wie es
eigentlich in der Beurteilung der lebenswichtigſten Schickſals=
fragen
des deutſchen Volkes kaum ernſthafte Meinungsverſchie=
denheiten
geben könnte.
Geheimrat Bücher über das Gutachten.
Berlin, 9. Mai. Auf der Tagung des Vereins Deutſcher
Maſchinenbauanſtalten ſprach Geheimrat Dr. Bücher vom Reichs=
verband
der Deutſchen Induſtrie über das Thema: Die Sachver=
ſrändigengutachten‟
. Er erklärte, die Grundlagen des Sachverſtän=
digengutachtens
liegen im weſentlichen auf dem ſeinerzeitigen
deutſchen Angebot, auf das von der Gegenſeite bis heute keine
Antwort erfolgt ſei. Man habe wohl ſehr viel davon geſprochen,
weſentliche Teile davon herausgegriffen und den Gedanken des
Sachverſtändigengutachtens dieſem Angebot entnommen. Das
Sachverſtändigengutachten ſei nichts anderes als die Exekution
des Artikels 234 des Verſailler Vertrages. Die Stellungnahme
der Reichsregierung beſage weiter nichts, als daß ſie dieſes Gut=
achten
als Baſis weiterer Verhandlungen anſieht. Die Zuſtim=
mung
der anderen Regierungen zu der Herabſetzung der Zahlun=
gen
durch das Gutachten, liege vor, bis auf die Zuſtimmung
Frankreichs, das nur eine verklauſulierte Zu=
ſtimmung
gegeben habe.
Der Redner weiſt nochmals auf die Bedeutung des
Gutachtens in dem Geſamtproblem der Reparationsfragen
hin. Der Kernpunktdes Gutachtens ſei, daß in ihm die
Tatſache verwertet worden iſt, die ſich allen Wirtſchaftlern in den
letzten Jahren eingeprägt habe, nämlich die: daß es unmöglich
bei, Geld in ſolchen Mengen wiedurch die Schul=
denlaſt
bedingt in bar zu transferieren, ſonſt
ruiniere man ganze Wirtſchaften: die desjenigen,
von dem man die Summen nehme, und die desjenigen, dem man
ſie gebe. Am ſchärfſten werde ſich das in Zukunft in Amerika
geltend machen, das wir heute noch glücklich preiſen. Das Gut=
achten
ſei grundſätzlich eine Einheit. Man könne ganz andere
Vorſchläge machen, könne das Syſtem ändern, nur die Auf=
bringungsmöglichkeiten
der geforderten Summe
dürften nicht berührt werden. Ob dieſe Laſten aber
tragbar ſind, wiſſe kein Menſch.
Bezüglich des Vorſchlages der Liquidierung der Ren=
tenbank
iſt der Redner der Anſicht, daß im Intereſſeder
Landwirtſchaft eine Verlängerung der Exiſtenz
der Bank erforderlich iſt. Eine Vorbedingung für die
Stabiliſierung der Währung ſei der Ausgleich des Budgets. Lie=
Ferten wir zuviel Waren koſtenlos im Abzug von unſerer ſonſtigen
Ausfuhr, dann breche unſere Wirtſchaft zuſammen. An ſich ſei
Das Gutachten eine ungeheure Gefahr, der man nur klar ins
Auge ſehen könne, wenn man ſelbſt wiſſe, auf welchem Stand=
Sunkt man ſtehe. Eine Ablehnung ſei nur gerechtfertigt bei der
Annahme, daß unſere Gegner auf unſere Vernichtung ausgingen.
Geheimrat Bücher vertritt die entgegengeſetzte Meinung und weiſt
auf die wirtſchaftliche Bedeutung der Mitglieder des Sachver=
tändigenausſchuſſes
wie Dawes und Oven Young hin. Dieſe
Vorſchläge beabſichtigten die Förderung der
tirtſchaftlichen Erholung aller Völker Euro=
Sas. Es ſei unſere einzige Pflicht unſeren Kindern gegenüber,
zu verſuchen, das Beſte aus einer ſchlechten Sache zu machen.

Vom Tage.
Die Wahlen zum Anhaltiſchen Landtag ſind geſtern
vom Landesparlament auf den 22. Juni feſtgeſetzt worden. Der Land=
tag
hat die Zulaſſung von Liſtenverbindungen beſchloſſen.
Im Ruhrbergbau ſind bei der geſtrigen Frühſchicht 93,70
Prozent der Geſamtbelegſchaft nicht angefahren.
Die am 1. Juni in Kraft tretenden neuen Gebühren im
Poſtverkehr werden jetzt amtlich bekanntgegeben.
In den Werken der Badiſchen Anilin= und Sodafabrih
in Ludwigshafen wurde heute früh die Arbeit programmäßig wieder
aufgenommen.
Die Deutſchnationalen haben im Sächſiſchen Landtag einen
Antrag auf Aufhebung der Geſetze eingebracht, durch welche der 1. Mai
und 9. November zu geſetzlichen Feiertagen erklärt werden.
Der Präſident des Reichsamts für Landesaufnahme Generalleutn.
a, D. Weidner, iſt am 4. Mai in Bad Landeck i. Schl., wohin er
ſich noch wenige Tage vorher zur Erholungskur begeben hatte, im 59.
Lebensjahre unerwartet geſtorben.
Durch Verordnung der Rheinlandkommiſſion ſind vom
10. Mai ab die Reichsſturmfahne der Werwolf und die Woche‟
auf drei Monate im beſetzten Gebiet verboten worden. Die Rheini=
ſche
Tageszeitung iſt vom 5. Mai ab auf einen Monat verboten worden.
Das Verbot des Völkiſchen Kuriers iſt auf die Be=
ſchwerde
des Blattes wieder aufgehoben worden.
Wie aus Köln gemeldet wird, verhaftete die Polizei den be=
kannten
Kommuniſten Frantzen, bei dem eine große Anzahl
Kliſchees für Schatznoten und Druckſtöcke für engliſches, franzöſiſches,
deutſches, tſchechoſlowakiſches und anderes Geld vorgefunden wurden.
Dem Matin wird aus Mainz gemeldet, daß ungefähr 100 rhein=
pfälziſche
Separatiſten aus Furcht vor Vergeltungsmaßnah=
men
der Deutſchnationalen ſich nach Vionville geflüchtet haben und
dort in der Umgegend in den Gruben beſchäftigt werden.
In Kopenhagen, iſt ein franzöſiſches Geſchwader
von vier Torpedobooten eingetroffen, die während der nächſten ſechs
Wochen Uebungen in der Oſtſee abhalten werden.
Senator Lodge brachte im amerikaniſchen Senat geſtern einen An=
trag
auf Schaffung eines Weltgerichtshofs ein, durch welchen
der Präſident ermächtigt werden ſoll, eine Weltkonferenz nach dem Haag
einzuberufen, um einen Schiedshof zu errichten, der organiſatoriſch von
dem Völkerbund völlig losgelöſt iſt.

Das Reichstagswahlergebnis.
Die neueſien amtlichen Feſiſtellungen.
Berlin,:10. Mai. Nach den neueſten amtlichen Feſtſtellun=
gen
beträgt das Wahlergebnis, das zum Teil bereits auf den
von den Kreiswahlausſchüſſen anerkannten Berechnungen be=
ruht
, insgeſamt 29 311 422 Stimmen. Davon entfallen: V. S.P.D.
5 991 547, D.N. 5 764 628, 3. 3 901087, D. Vpt. 2 646 747, Dem.
1661 425, Komm. 3 728089, Bayer. Vpt. 941 982, Bayer. Bd.
685 273. Deutſch=Hannov. P. 318 505. Deutſchvölk. 1922 626,
Landliſte 568 780, Deutſch=Soz. 338 348, U. S. P. D. 234 708, Bund
der Geuſen 58890, Chriſt.=Soz. 124 626, Arbeitnehmerpartei
36 199, Freiwirtſchaftsbund 36 024, Häußer=Bund 23 863, Nat.
Freiheitspartei 59 114, Nat. Minderheiten 133 540, Mieter 46 991,
Rep. 45 867, Soz. Bund 25 617. Auf nicht an die Reichsliſte an=
geſchloſſene
Gruppen 16 967 Stimmen. Die Verteilung der Man=
date
nach Kreis=, Verbandsſätzen und Reichswahlvorſchlägen er=
gibt
: V. S.P. D. 82 plus 11 plus 7 gleich 100, D.N. 80 plus 3
plus 13 gleich 96, Z. 52 plus 5 plus 8 gleich 65, D. Vpt. 30 plus
8 plus 6 gleich 44, Dem. 9 plus 12 plus 7 gleich 28, Komm. 42
plus 11 plus 9 gleich 62, Bayer. Vpt. 14 plus 0 plus 2 gleich 16,
Bayer. Bb. 3 plus 2 plus 5 gleich 10, Deutſch=Hannov. 4 plus
0 plus 1 gleich 5, Deutſchvölk. 13 plus 9 plus 10 gleich 32, Land=
liſte
7 plus 1 plus 1 gleich 9, Deutſch=Soz. 0 plus 2plus 2 gleich 4.
Geſamtzahl der Mandate 336 plus 64 plus 71 gleich 471. Es
iſt nicht ausgeſchloſſen, daß die Geſamtzahl noch eine geringe Er=
höhung
erfährt, und zwar nicht bei der Feſtſetzung des geſamten
Wahlergebniſſes, ſondern bei der ſpäteren Durchführung der Ab=
ſtimmungsniederſchriften
. Es hat ſich nämlich herausgeſtellt, daß
die Zahl der ungültigen Stimmen gegenüber den früheren
Wahlen ſtark geſtiegen iſt. Es iſt möglich, daß ein Teil dieſer
Stimmen nachträglich noch für gültig erklärt wird, ſo daß der
einen oder anderen Partei noch ein Mandat zufallen könnte.
Der Reichspräſident im beſetzten Gebiet.
Berlin, 9. Mai. Der Reichspräſident wird ſich am morgi=
gen
Samstag nach Köln begeben, um dort am Sonntag bei der
Eröffnung der Kölner Meſſe zugegegen zu ſein. In Begleitung
des Reichspräſidenten befinden, ſich Reichskanzler Dr. Marx,
Reichsminiſter Dr. Höfle, der Reichskunſtwart Dr. Redslob, der
preußiſche Miniſterpräſident Braun und der preußiſche Juſtiz=
miniſter
Am Zehnhoff.
Es iſt das erſte Mal, daß ſich der Reichspräſident in das be=
ſetzte
Gebiet begibt. Nach unſerer Kenntnis haben die engliſchen
Beſatzungsbehörden der Einreiſe nicht die geringſten Schwierig=
leiten
entgegengeſetzt. Es iſt zu hoffen, daß nun auch die Fran=
zoſen
und Belgier mit den alten Methoden brechen.
* Köln, 10. Mai. (Priv.=Tel.) Reichskanzler Dr. Marx
ſchreibt in einer Meſſeſonderausgabe der Kölniſchen Volkszeitung
über die ſymboliſche und praktiſche Bedeutung der erſten
Kölner Meſſe:
Im Herzen des Rhein= und Ruhrgebietes gelegen,
ſoll ſie den Ländern und der Welt die untrennbare Einheit zwi=
ſchen
dem beſetzten und unbeſetzten Deutſchland dokumentieren.
Es iſt keine provinzielle Veranſtaltung, geboren aus dem Be=
dürfnis
einer engeren Wirtſchaftsregion im Rahmen des großen
Vaterlandes. Es handelt ſich hier um eine Angelegenheit der
ganzen Nation. Es ſoll in Köln die unverbrüchliche politiſche,
wwirtſchaftliche und kulturelle Einheit des Vaterlandes beſiegelt
werden in einer Zeit, in der durch fremde Mächte diefe Einheit
geſtört iſt, da unſinnigſte Parteizerklüftung die im deutſchen
Volke ſchlummernden Gegenſätze in allen Tiefen aufwühlt, da
wir um die Exiſtenz unſeres Landes ringen müſſen, wo ſo oft im
Laufe der deutſchen Geſchichte ſich der Schwerpunkt unſeres natio=
nalens
Lebens am deutſchen Rheinſtrom abſpielt. Hierher wen=
den
ſich in frühlingsfriſchen Maientagen die Herzen aller deutſchen
Menſchen, einmütig und unerſchüttert in dem Bekenntnis: Deutſch
iſt das Land! Deutſch iſt der Strom und ſoll es ewig bleiben!

Der Wahlkampf in Frankreich.
Von unſerem Pariſer Korreſpondenten.
E. M. Paris, den 7. Mai.
Vier große Gruppen werden am Sonntag, den 11. Mai, dem
Wähler zur Auswahl vorliegen. Die äußerſte Rechtsgruppe, die
Monarchiſtenpartei des Herrn Daudet, iſt politiſch in der
Kammer iſoliert geweſen und wird es wohl auch bleiben. Sie
verbindet ihre Liſten mit keiner anderen Partei. Trotzdem iſt ihre
parlamentariſche Bedeutung namentlich dann nicht zu unter=
ſchätzen
, wenn die Kommuniſten, wie man erwartet, ebenſo
wie in Deutſchland mit verſtärkter Zahl ins neue Haus einrücken.
Je ſtärker die Oppoſition auf der äußerſten Linken ſein wird,
deſto wichtiger ſind die Monarchiſten für die Regierungsmehrheit,
mindeſtens ſo lange, als die Regierung Poincaré heißt. Mit
Poincaré vertragen ſich Daudet und Genoſſen ſehr gut, ſo ſcharf
ſie auch ſonſt ſelbſtändig aufzutreten pflegen. Da die beiden extre=
men
Parteien durch Mitläufer Unzufriedener verſtärkt werden
dürften, kann auch Herr Daudet auf Zuzug hoffen. Die parla=
mentariſche
Entſcheidung liegt aber bei den Mittelgruppen des
Hauſes, dem Nationalen Block und dem Block der
Linken.
Zwiſchen dieſen beiden Gruppen wird die eigentliche Wahl=
ſchlacht
geſchlagen. Der Regierungsblock der Herren Millerand
und Poincaré hat in der vorigen Kammer, in der er erſtmals
auftrat, eine ſehr bedeutende Mehrheit (405 von 626 Mandaten)
gehabt, und er hat das Schickſal dieſer Kammer beſtimmt, obwohl
dieſer Block ſelbſt aus einem Flügel der Gemäßigten mit kleri=
kalem
Einſchlag, aus Republikanern der Mitte und ſeinem Links=
flügel
beſteht, der neben den Linksrepublikanern eine Gruppe ab=
trünnig
und bürgerlich gewordener Sozialiſten (Millerand,
Viviani, zeitweiſe Briand) und eine abgeſprengte Gruppe von
Radikalen umfaßt. Dieſem Block ſteht nun als größter Gegner
der Block der Linken gegenüber, zu dem heute auch Briand und
andere ehemalige Linksleute des Nationalen Blocks hinneigen.
Der Block der Linken, der eigentliche Angreifer Poincarés, um=
faßt
die Hauptmaſſe der vor dem Kriege allmächtigen Nadikalen
unter ihrem Führer Herriot, ferner die nichtkommuniſtiſchen
Sozialiſten unter Blum. In der früheren Kammer waren dieſe
Parteien ins Hintertreffen geraten. Sie waren nur in der inne=
ren
Politik, nicht aber in der äußeren Poincaré gefährlich. Im
Wahlkampf tritt aber der Linksblock weit energiſcher auf. Er
berlangt in der Innenpolitik die Aufrechterhaltung der kirchen=
feindlichen
Geſetze, Annäherung der Steuergeſetzgebung an ſozia=
liſtiſche
Ideen. Der Linksblock bekämpft den Nationalen Block
auch aufs ſchärfſte wegen der großapitaliſtiſchen Wahlhilfe, deren
ſich der Nationale Block exfreut, der geradezu unter dem Diktat
des Geldarrangeurs Billiet ſteht. In der äußeren Politik will
der Linksblock die unnachſichtige und mißtrauiſche Gewaltpolitik
Frankreichs, die zur Iſolierung geführt hat, beenden. Der Links=
block
will den Frieden auf der Grundlage des Sachverſtändigen=
berichts
, ohne die Vorbehalte Poincarés, alſo ohne längere Ruhr=
beſetzung
. Der Block der Linken arbeitet auch der Panikſtimmung
entgegen, die die Rechtsblätter mit dem deutſchen Wahlergebnis
zu ſchüren ſuchen. In offiziellen Kreiſen glaubt man aber doch,
daß der bisherige Regierungsblock mit nur geringer Schwächung
wiederkehren wird. Im Miniſterium des Innern rechnete man
vor zwei Tagen mit einer Mehrheit von 350 bis 380 Stimmen
zugunſten Poincarés, was eine Niederlage des Linksblocks vor=
ausſetzen
würde, einen Verluſt des Nationalen Blocks von 50
bis herab zu 20 Mandaten.
Die vier Hauptgruppen verteilen ſich über das ganze Land,
aber nicht in jedem der 100 Wahlkreiſe treten alle vier Gruppen
mit eigenen Liſten an. Im ganzen gibt es 429 offiziell aner=
kannte
Kardidatenliſten, in Paris allein 16. Das franzöſiſche
Wahlſyſtem iſt eine eigentümliche und inkonſequente Miſchung
des Grundſatzes der Bezirkswahl mit dem Verhältnisſyſtem.
Die Geſamtzahl der Kammermandate iſt von 626 auf 587 herab=
geſetzt
worden, was beim Vergleich der Mandatszahlen berück=
ſichtigt
werden muß. Verliert der Nationale Block wirklich nur
20 Mandate, dann hat er ſich praktiſch voll behauptet. Der fran=
zöſiſche
Wähler iſt nun nicht an die Parteiliſte gebunden, ſondern
kann aus jeder Liſte Kandidaten ſtreichen und durch Kandidaten
anderer Liſten erſetzen. Das erſchwert und verlangſamt die Aus=
rechnung
des Endergebniſſes, das man in Frankreich nicht ſo
raſch erfahren wird, wie das deutſche Wahlergebnis zu erkennen
war. Der Franzoſe wählt alſo immer noch mehr die Perſon als
das Programm; aber die Verquickung von Bezirkswahl mit
Liſtenwahl bringt wieder einen anderen Geſichtspunkt hinein.
Erhält nämlich in einem Wahlkreis eine Liſte die abſolute Mehr=
heit
, dann fallen ihr ſämtliche Mandate des Wahlkreiſes zu. Das
war der Hauptgrund für den Sieg des Nationalen Blocks am
16. November 1919. Diesmal hat ſich der Linksblock vor der mör=
deriſchen
Wirkung der Reſtſtimmenſtreichung dadurch geſchützt,
daß er womöglich überall gemeinſame Liſten aller oppoſitionellen
Gruppen mit Ausnahme der Kommuniſten und Monarchiſten
herſtellte. Wird nämlich die abſolute Mehrheit in einem Wahl=
kreis
überhaupt nicht erreicht, was bei den vier eingangs genann=
ten
Hauptgruppen in ſehr vielen Fällen denkbar iſt, dann tritt
auch in Frankreich, wie es bei uns obligat iſt, die Reſtſtimmen=
rechnung
nach dem Verhältnisſyſtem ein, und es geht keine
Stimme verloren. In je mehr Wahlbezirken alſo vom Natio=
nalen
Block die abſolute Mehrheit nicht erlangt wird, deſto grö=
ßer
werden die Ausſichten der anderen Liſten.
In Frankreich haben ſich nun wie in Deutſchland eine Reihe
von Splitterparteien gebildet. Man ſieht hier in Paris auf
Schritt und Tritt große Holztafeln an den Häuſerwänden lehnen,

Unſerer heutigen Ausgabe liegt

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Seite 2:

Darmſtädter Tagblatt, Samstag, den 10. Mai 1924.

Nummer 130.

auf denen die Anſchläge der großen und kleinen Parteien neben=
einander
aufgereiht ſind. Da empfiehlt ſich eine Partei der neuen
Männer mit einem reichen Kunſthändler an der Spitze, der den
Karikaturenzeichnern und Witzbolden dankbaren Stoff bietet. Da=
neben
appelliert an die Wähler eine Partei der ſozialen For=
derungen
und ſtellt als ihre Kandidaten nahezu ausſchließlich
Kammerdiener, Kellner und Köche vor. Dann gibt es eine Partei
der Kriegsopfer, und am wildeſten gebärden ſich in Wort und
Bild die Kommuniſten. Es iſt bezeichnend, daß dieſe den Mon=
archiſten
der äußerſten Rechten am wenigſten nachbellen; dagegen
arbeiten ſie ſcharf gegen den Nationalen Block und gegen die mit
den bürgerlichen Radikalen verbündeten Sozialiſten. Die ärgſte
Feindſchaft herrſcht auch hier zwiſchen den Nachbarparteien.
Im Kampfe des Nationalen Blocks gegen das Kartell der.
Linken hat der Regierungsblock die ſtaatlichen Organiſationen
zur Verfügung, die einflußreichſte und geleſenſte bürgerliche
Preſſe und die größten Geldmittel. In Punkto Geld ſind die
Sozialiſten und bürgerlichen Radikalen ſchwach beſchlagen, wäh=
rend
die Kommuniſten über Mittel aus dem Auslande verfügen.
Der Block Poincarés pocht auf ſeine außenpolitiſchen Erfolge‟:
die Ruhrbeſetzung als ſogenanntes Zwangsmittel zur Bezah=
lung
, die ſenſationelle Frankenſtützung. Poincaré genießt eben
nicht nur in ſeiner unmittelbaren parlamentariſchen Umgebung,
alſo bei den gemäßigten Linksrepublikanern und den Rechts=
republikanern
, blindes Vertrauen, ſondern auch nach links hin
hat Poincaré noch ein gewiſſes Anſehen. Die Leute um Herriot
greifen Poincaré nicht perſönlich an. Auf der anderen Seite
kämpft der Nationale Block nicht für die Regierung Poincaré,
ſondern er läßt umgekehrt das Anſehen Poincarés für den Fort=
beſtand
des Nationalen Blocks einſetzen. Es gibt Leute, die glau=
ben
, daß Poincaré immer, gleichgültig, wo er ſtehe, die Mehrheit
an ſich ziehen könne. Dabei wird geltend gemacht, daß Poincarés
politiſche Vergangenheit ihm den Ruf eines aufrechten Republi=
kaners
verbürge.
Die Reden allerdings, mit denen Poincaré im Wahlkampf
ſeit langer Zeit zu innerpolitiſchen Fragen zum erſtenmal Stel=
lung
nahm, dürften ihm bei ſeinen linksſtehenden Verehrern
mehr geſchadet als genützt haben. Ganz begründet iſt der Opti=
mismus
des Nationalen Blocks auch deshalb nicht, weil ein be=
deutender
Teil des franzöſiſchen Volkes in den Induſtriezentren
und Städten eine Wendung nach links wünſcht und die inner=
politiſche
Kompromißwirtſchaft Poincarés ablehnt. In Paris
hört man auch in bürgerlichen Kreiſen die Anſicht, daß der Links=
block
früher oder ſpäter ſiegen müſſe, wie er ja 1905 bis 1918 un=
beſtritten
in Frankreich geherrſcht hat. Vielfach erwartet man
dieſen Sieg ſchon für dieſe Wahl; und die Wortführer des Links=
blocks
haben noch kurz vor Torſchluß ein Agitationsmaterial
erſten Ranges in der Affäre des Wahlarrangeurs des Nationalen
Blocks, Herrn Billiets, gefunden. Ueber die Geldmittel der bis=
herigen
Mehrheit und die Tonangeber ihrer Agitation wurden
da unangenehme Ueberraſchungen verbreitet. Der Einfluß des
deutſchen Wahlergebniſſes wird trotz den Bemühungen des
Nationalen Blocks geringer ſein als man bisher annahm.
Zum beſſeren Verſtändnis der vorſtehenden Ausführungen
und der kommenden Wahlen fügen wir nachſtehend die bis=
herige
Zuſammenſetzung der franzöſiſchen Kammer an:
Alte Rechte
30 Sitze.
(Monarchiſten Anhänger der Bourbons, Orléans,
Bonarpartes, Altklerikale , Nationaliſten, Führer
Daudet.)
Parteiloſe Rechtsleute
r:9
(Meiſt mit der alten Rechten gehend.)
Nationaler Block...... .. 405

Koalition von 5 Gruppen:

1. Republikaniſch=demokratiſcher Verband
(Aragopartei)
183 Sitze.
2. Republikaner der Linken (Leygues,

Tardien, Le Trocquer, Darige, früher
Loucheur)
56 Sitze.
3. Republikaniſch=demokrat. Linke ( Bar=
thou
, Maginot, Lefevre 2. und 3.

nationalliberale Mittelparteien ) . 90 Sitze.
4. Rexublikaniſch=ſoziale Aktion
47 Sitze.
5. Sozial. Republikaner (Briand, Viviani

4. und 5. demokratiſche bürgerliche

Mittelparteien )
29 Sitze.
Radikalſozialiſten
81
(Demokrat, ſozialgefärbte, aber bürgerliche Links=

partei, Führer Herriot, vor dem Kriege herrſchende

Regierungspartei.)
Sozialiſten
54

(Ungefähr unſere Sozialdemokratie.)

Nationalſozialiſten.. .

(Abſpaltung der Sozialiſten.)

Kommuniſten

12
(Wie bei uns. Führer Cachin.)
zuſammen: 610 Sitze,

wozu noch 6 Mandate kommen, die zum Teil Kolonien
vertreten (Algier), zum Teil, wie der parteiloſe demo=
kratiſche
Katholik Marc Sangnier, zur Linksoppoſition,

wenigſtens in außenpolitiſchen Fragen, zu rechnen ſind.

* Jakob Böhme

der Schuſter und Philoſoph.
In den Tagen des Kantjubiläums möge auch eines anderen gedacht
wverden, der freilich in ſeiner Geiſtesrichtung und Bedeutung nicht mit
dem Weiſen von Königsberg verglichen werden kann, aber im Kreiſe der
deutſchen Philoſophen eine beachtenswerte Erſcheinung iſt. In dieſem
Jahr jährt ſich zum 300. Mal der Todestag des philosophus teutonieus
Jakob Böhme.
Es iſt ſchwer, ſeine Eigenart zu beſtimmen, er war Myſtiker und
Theoſoph, in ſeinem Gottesglauben ſtand er in der Mitte zwiſchen
Pantheismus und Dualismus, die Kirchengeſchichte darf ihn mit einem
gewiſſen Recht zu den Schwarmgeiſtern zählen und die vergleichende
Religionswiſſenſchaft zu den Propheten, er war ein kindlich=frommer,
ſchwacher, unſcheinbarer Mann und ſeines Zeichens ein Schuſter: jeden=
falls
eine intereſſante Perſönlichkeit.
Jakob Böhme iſt 1575 als Sohn eines kleinen Bauern in Alt=
Seidenberg, unweit Görlitz, in der Oberlauſitz geboren. In der Schule
hat er nicht viel gelernt, leſen und ein wenig ſchreiben, aber er hat als
Hirtenjunge viel Stille und Muße gehabt, über die Welt, die er mit
großen, verträumten Augen anſah, nachzuſinnen und hat dann auf dem
Schuſterſchemel ſich ſeine Gedanken gemacht. Die Geſchichte kennt ja
mehr ſolcher nachdenklicher, beſinnlicher Schuſter. Als Meiſter ließ er
ſich in Görlitz nieder, war verheiratet, lebte ſchlicht und beſcheiden, flickte
Stiefel und ließ ſich Gottes Sonne ins Herz ſcheinen.
Seine grübleriſche Natur fühlte ſich zu den Schriften eines Para=
celſus
und Schwenkfeld hingezogen; zu allermeiſt war er in ſeiner Bibel
daheim. Einen nachhaltigen Einfluß auf ſeine Entwicklung übten auch
die Zeitverhältniſſe aus. Das Erbe der Reformation hatte ein Geſchlecht
angetreten, das an Luthers Größe lange nicht heranreichte und die Frei=
heit
ſeines Geiſtes nicht zu faſſen vermochte, das wohl treu und ehrlich
ſein Werk zu erhalten und auszubauen ſich mühte, aber in ſeinen An=
ſchauungen
zu eng und vielfach zu einſeitig war. Der Buchſtabe ſollte
leben, der Geiſt des Reformators war gebunden. Aber Gottes Geiſt
weht, wann und wo er will. Kein Wunder, daß ſich viele auflehnten
gegen die Kirche; diel, die ſein Weben doch in ihrer Bruſt zu ſpüren
meinten. Die Kirche wiederum trat ſtreitbar auf den Plan gegen dieſe
Schwärmer beſorgt, wenn einmal die innere Erleuchtung, auf die jene
pochten, als göttliches Werk anerkannt werde, ſei der Willkür jedes Ein=
zelnen
der Weg frei, und ein ſchrankenloſer Subiektivismus vermochte
alle Begriffe zu verwirren und die objektive Offenöarung zurückzu=
drängen
, die ſie ſelber beſaß. In der Tat liegen hier Schwierigkeiten tor,
die jeden, der über die Fragen, wie und wem ſich Gott offenbare, nach=
denkt
, beunruhigen können. Wer will denn entſcheiden, wo die Wahrheit
aufhört und der Irrtum beginnt?! Aus dieſer Zwangslage entſpringt
auch Jakob Böhmes Not.
Es war ihm ſchon früh ſo geweſen, als ob er Gottes Stimmen in
ſeinem Junern vernehme, und was er in Stunden der Verzückung und
ſeliger Gottesſchau erlebt hatte, hat er in einem Buch niedergeſchrieben,
das ſeinen Namen in der Geſchichte der Philoſophie belaunt gemacht
hat: Aurorg oder Morgenröte im Aufgang‟. Es war wie mit gött=

Frankenſturz und Wahlen.
* Paris, 9. Mai. (Priv.=Tel.) Das Zurückweichen des
Frankenkurſes an der geſtrigen Londoner Börſe wird von natio=
naliſtiſchen
Blättern, wie dem Echo de Paris, zu Angrif=
fen
auf Deutſchland und die deutſche Induſtrie ausgebeu=
tet
. Da gerade am heutigen Tage der Pariſer Brotpreis von
1,20 auf 1,15 Franes heruntergeſetzt wurde, ſo iſt die Aufregung
in franzöſiſchen Regierungskreiſen über das neue Weichen des
Frankenkurſes im Hinblick auf die Wahlen nicht unverſtändlich.
Iſt doch die gelungene Frankenſtützung und die Brotpreisermäßi=
gung
eines der ſtärkſten Argumente der Regierungsparteien, auf
die breiten Maſſen zu wirken. Die deutſche Induſtrie
aber hat mit der Frankenbewegung nichts zu
tun. Ein niedriger Frankenkurs würde nur Frankreichs Export=
fähigkeit
erhöhen und die Konkurrenz gefährlicher machen. Im
übrigen iſt die neue Verſchlechterung des Franken nicht ſo be=
deutend
, daß die Pariſer Erregung als begründet zu betrachten
wäre. Das Ergebnis der Frankenſtützung war in Paris ein
Pfundſtand von 67 Franken, und dieſes Niveau wurde ſelbſt in
Paris als zu hoch gefunden. Der Finanzminiſter Marſall wollte
die Stabilität auf einem Pfundkurſe von 70 Franken erreichen,
Die neue Verſchlechterung hat aber wohl noch gar nicht 71 Fran=
ken
erreicht und, da die innere Entwertung der franzöſiſchen
Währung ein Drittel des Vorkriegskurſes iſt, ſo wäre auch ein
Pfundkurs von 75 Franken noch kein alarmierendes Ereignis im
Verhältnis zum Vorkriegskurs von 25 Franken für das Pfund.
Man ſcheint allerdings in Paris im Hinblick auf die Wahlen ner=
vös
zu ſein und das deutliche Hinweiſen der engliſchen Blätter
auf franzöſiſche Zuſagen vor der Frankenſtützung, Zuſagen, die
durch Poincarés Vorbehalte gegen den Sachverſtändigenbericht
durchlöchert ſeien, zeigt heute viel zutreffender als die Wahlmache
des Echo de Paris die wahre Urſache der Frankenverſchlechte=
rung
an.
Fronkreich im Zeichen des Wahlkampfes.
Paris, 9. Mai. (Wolff.) Die Kandidaten der Wahlliſte
der Republikaniſchen Union und der Nationalen Eintracht (Liſte
des Nationalen Blocks) im Seine=Departement haben heute nach=
mittag
zu der ungewöhnlichen Zeit von 3 Uhr ab alſo wäh=
rend
der Geſchäftszeit in Paris eine große Kundgebung ver=
anſtaltet
, die mit der Verleſung einer Erklärung eingeleitet wurde,
in der es u. a. folgendermaßen heißt:
Wird Deutſchland guten Willen zeigen? Die Reichstags=
wahl
gebietet uns in jeder Hinſicht, auf der Hut zu ſein. Die
Entfaltung des Komnismus, die nicht verfehlen wird, auch
in Frankreich die Anhänger des ſozialiſtiſchen Syſtems zu er=
muntern
, iſt nicht weniger beſorgniserregend als die Zunahme
der Nationaliſten, der Gegner des Verſailler Vertrages und der
Parteianhänger eines gründlich vorbereiteten Revanchelrieges.
Der Verſammlung, an der vier Mitglieder der Regierung
teilnahmen, wurde folgende Tagesordnung zur Annahme vor=
gelegt
:
daß die Hauptprobleme, deren Löſung angeſtrebt werden muß,
die Sicherheit Frankreichs und die Bezahlung der Reparationen
ſind. Sie ſind der Ueberzeugung, daß dieſes Ziel endgültig er=
reicht
werden könne durch eine republikaniſche Einheit und natio=
nale
Eintracht, und daß Frankreich nunmehr Ausſicht haben
werde, die ihm gebührende Genugtung zu erhalten, je mehr der
Mann, der in ſeinem Namen ſpricht, den Allierten und Deutſch=
land
gegenüber Autorität beſitzt. Die Wähler des Seine= Departe=
ments
fordern daher alle klar denkenden Franzoſen auf, für die
ment die auswärtige Politik Poincarés zu unterſtützen.
Die engliſch=franzöſiſche Auseinanderſetzung.
* London, 9. Mai. (Priv=Tel.) Der Brief Mac=
donalds
an=Poincaré, in dem er ihm Aufſchluß über
die Beſprechungen mit den belgiſchen Miniſtern in Chequers ge= Präſident Poincars habe jedoch dem Präſidenten der Repara=
geben
hat, hat in Pariſer diplomatiſchen Kreiſen den
günſtigſten Eindruck hervorgerufen. Dieſe Aktion
wird ergänzt dadurch, daß der franzöſiſche Botſchafter in Brüſſel,
Herbette, ſeiner Regierung ebenfalls eine ausführliche Mit=
teilung
über den Inhalt der belgiſchen Beſprechungen zu über=
mitteln
in der Lage geweſen iſt. In offiziellen Pariſer Kreiſen
glaubt man, daß durch dieſe Ereigniſſe eine überaus günſtige
Atmoſphäre geſchaffen worden iſt. Man begrüßt nunmehr vor lionen Dollar Reparationsanleihe für Deutſchland in der Taſche
ſein werden, Muſſolini erſchöpfende Auskunft gan ſagte: Wenn ich einen ſolchen Vertrag in der Taſche hätte,
über die Anſchauungen Poincarés und Mac=
ten
, Entſcheidungen zu treffen, da auch hier nur zwei alliierte
Regierungen vertreten waren. Die engliſche Preſſe erwähnt die
Möglichkeit eines weiteren ſchriftlichen Gedankenaustauſches zwi=
Konferenz.

licher Gewalt an ihn gekommen und gleichſam nur als Gottes Werkzeug
hatte er geſchrieben, was der Geiſt ihm eingab. Das Buch geriet in die
Hände des Görlitzer Hauptpaſtors Gregorius Aichter, der in ſcharfer und
perſönlicher Kampfesweiſe von der Kanzel gegen den Letzer loszog. Dar=
auf
wurde Jakob Böhme durch Beſchluß des Magiſtrats verpflichtet, ſich
jeder ſchriftſtelleriſchen Tätigkeit zu enthalten. Er fügte ſich ſchweren
Herzens. Hier beginnt ſein tragiſches Schickſal.
Er konnte ſeinem inneren Drang auf die Dauer nicht widerſtehen.
Das war das mysterium magnum, das große Geheimnis. Gott wurde
ihm zu mächtig; und eingedenk des Wortes, daß man ihm mehr ge=
horchen
ſolle als den Menſchen, griff er nach mehreren Jahren wieder
zur Feder. Dieſer Bruch ſeines Verſprechens zog ſeine Ausweiſung aus
der Stadt nach ſich; erſt ſpäter durfte er, nachdem ſein Ruf inzwiſchen ge=
wachſen
war und die Zahl ſeiner Anhänger ſich aſch tergrößert hatte,
nach einer theologiſchen Disputation in Dresden wieder heimkehren.
Es iſt nach ſeinem Bildungsgang nicht zu verwundern, daß ſeine
Bücher oft dunkel und ſchwer verſtändlich ſind. Er ringt mit ſeinen
ſeeliſchen Erlebniſſen, ohne doch die Fähigkeit zu gewinnen, ihnen einen
entſprechenden Ausdruck verleihen zu können. Meiſt redet er in Bildern,
die der Natur entliehen ſind. Alles was er ſchreibt, iſt unter Schmerzen
geboren, darum aber auch durchwacht vom Zauber ſeiner Perſönlichkeit,
erfüllt von ſeinem ureigenſten Weſen. Das iſr es auch, uas ſeine Schrif=
ten
ſo anziehend macht.
Der Angelpunkt ſeiner Gedanken iſt der Grundſatz der Selbſtunter=
ſcheidung
. Ohne ſie iſt kein Leben, keine Bewegung, kein Selbſtbewußt=
ſein
. Darum muß jedes Ding, jedes Eins, ſich innerlich eutzweien, damit
es an dem Anderen ſich ſelbſt erkenne und ſeiner ſelbſt bewuſit tzerde.
Aus dieſer Spannung zwiſchen Bild und Gegenbild entſteht dann der
Fluß und das Spiel des Lebens. So verhält es ſich auch mit Gott. Gott
iſt weder Natur noch Kreetur, weder dies noch das, weder hoch noch tief.
Er iſt der Ungrund und doch der Grund aller Dinge, ein ewig eins, in
dem keine Stätte iſt‟ Er ſchuf aber die Welt, damit ſie das etwas ſei,
in dem er ſich ſelber ſichtbar, findlich würde. Gott findet ſich in der
Natur, wie wir uns in einem Spiegel wieder finden. Alſo ſind alld
Dinge entſtanden durch Gottes Imagination. Sieh dort das grüne
Gewächs. Du hatteſt den Samen in die Erde gelegt und zugedeckt. Nun
ſchien die Sonne darauf und ſchickte ihre Kraft hinunter auf das Korn;
das faßte die Sonnenkraft in ſich hinein; davon eutſtand in ihm ein
mächtiges Begehren, ein Hunger nach der Sonne, und immer ſehnlicher
ſog es die Kraft in ſich, immer heißer drückt es die Sonne zu ſich hinauf
und zog alſo einen grünen Halm aus der Erde. So woard ein neues Ding,
das vorher nicht dageweſen. Gott iſt wie die lichte Sonne. Er hat Be=
gehren
nach der Welt und bildete ſie ſich ein (Imagination:), ſo ward ſie.
Deine Seele aber, die von ihm iſt, ſoll auch Hunger haben nach ihm,
ihn an ſich ziehen und genießen, dann wächſt und lebt ſie neugeboren ..
Bedeutſam iſt Böhme als Philoſoph; mehr noch als zeitgeſchichtliche
Erſcheinung, denn in ihm finden muncherlei Stimmen, die am Anfang
des 30jährigen Krieges laut waren, ein Echo; bedeutſam iſt er als ein=
ſamer
Denker, der ſeinem Geſchlecht= weit voraus war, anziehend und
ſympathiſch als ringender Menſch, der ſich in den Konflikten ſeines Lebens
verzehrte.

Gefahr für den Dawes=Bericht.
Die Verzögerungen. Vor einem Briefwechſel
zwiſchen London und Paris.
TU. London 9. Mai. Der diplomatiſche Mitarbeiter des
Daily Telegraph ſchreibt nach einer kurzen Wiedergabe der in
der Frage des Sachverſtändigenberichts ſtattgefundenen Verhand=
lungen
, daß ein umfangreicher Briefwechſel zwiſchen London
und Paris und den anderen europäiſchen Hauptſtädten nächſte
Woche kurz nach den franzöſiſchen Wahlen vor ſich gehen werde.
Jedermann beginne heute die Gefahr zu verſtehen, die für den
Dawes=Bericht aus weiteren Verzögerungen entſtehe. Beſon=
ders
habe der Oberſt Logan, der militäriſche Beobachter der
Reparationskommiſſion, von dieſer Gefahr geſprochen und ge=
ſagt
, daß damit eventl. eine Abkühlung oder Erkältung des Geld=
marktes
eintreten würde.
Zuſammenkunft Poincarés mit Macdonald.
TU. Paris, 9. Mai. Der Eclair erfährt aus offiziöſer
Quelle, daß eine Zuſammenkunft Macdonalds und Poincarés
zwiſchen dem 20. und 25, Mai, wahrſcheinlich aber am 20. Mai
in Boulogne=ſur=Mer ſtattfinden werde. Die Information des
Blattes erſcheint durchaus glaubwürdig. Am 15. Mai trifft in
Paris zu dreitägigem Aufenthalt der Prinzregent von Aethiopien
ein. Das ſerbiſche Königspaar wird für den 26. Mai erwartet.
In der Zwiſchenzeit wird Poincaré, wie der Matin beſtätigt,
Gelegenheit finden, ſich mit dem engliſchen Premierminiſter zu
treffen.
Die Morgenblätter nehmen heute alle zu der Frage Stel=
lung
, ob es im Intereſſe Frankreichs liege, noch vor einer Klä=
rung
der innerpolitiſchen Lage Deutſchlands aus der bisherigen
Zurückhaltung herauszutreten. Die meiſten Blätter beantwor=
ten
die Frage in bejahendem Sinne, oder laſſen ſie zum minde=
ſten
offen. Der Matin ſchreibt: Die Zuſammenkunft
zwiſchen Poincaré und Macdonald iſt wünſchens=
wert
, denn man darf keine Zeit verlieren, um der
deutſchen Reaktion zu beweiſen, daß ihr keine Macht in der Po=
litik
der Auflehnung gegen den Verſailler Vertrag beiſtehen
wird. Der Sachverſtändigenbericht iſt allenthalben gutgeheißen
worden, nur Deutſchland umgibt ihn mit Vorbehalten. Es
kommt darauf an, Deutſchland zu der Erkenntnis zu bringen,
daß eine ſolche Politik nur ins Verderben ſtürzen kann.
Poincaré geht nach Chequers.
Paris, 10. Mai. (Wolff.) Der engliſche Botſchaf=
ter
hatte geſtern nachmittag eine Unterredung mit dem
politiſchen Direktor des Auswärtigen Amtes Peretti della
Rocca und übermittelte den Wunſch Macdonalds,
baldigſt mit dem Miniſterpräfidenten Poin=
caré
zuſammenzutreffen, um über den Sachverſtän=
digenplan
mit ihm zu verhandeln. Da die parlamentariſchen Ar=
Die Wähler des Seine=Departements ſind davon überzeugt, beiten Ramſay Macdonald nicht geſt ten, London zu verlaſſen,
wird die Zuſammenkunft zwiſchen den beiden Staats=
männern
am 20. Maiin Chequers ſtattfinden. Es han=
delt
ſich, wie Havas betont, um eine offiziöſe und private Aus=
ſprache
, die jedenfalls ohne Mitarbeiter der beiden Miniſterprä=
ſiedenten
durchgeführt werden ſoll.
Beratungen bei der Reparationskommiſſion.
Paris, 9. Mai. (Wolff.) Das Journal verſichert, inner=
Liſte zu ſtimmen, deren Kandidaten ſich verpflichten, im Parla= halb der Reparationskommiſſion beſchäftige man ſich mit der
Kandidatur für den in dem Sachverſtändigenbericht vorgeſehenen
Agenten für die Reparationszahlungen und für
den Truſt, der die deutſchen Eiſenbahn= und Induſtrieobliga=
tionen
verwalten ſoll. Für den letzteren kommt nach dem Blatte
Sir John Bradbury in Frage, und für den Poſten des Agen=
ten
ſei der belgiſche Delegierte Delaeroix genannt worden.
tionskommiſſion mitgeteilt, daß Frankreich das Privileg=
für
dieſen Poſten in Anſpruch nehme.
Morgan nach Amerika zurückgekehrt.
Neu=York, 9. Mai. (Durch Funkſpruch.) Bei ſeiner
Rückkehr nach Amerika hat Morgan die in der Wallſtreet um=
gehenden
Gerüchte, daß er mit einem Vertrag über hundert Mil=
allem
, das Theunis und Hymans demnächſt in der Lage aus Europa zurückkehre, weder beſtätigt noch dementiert. Mor=
könnte
ich über ſeinen Inhalt doch nicht ſprechen, bevor ich Ge=
donalds
zu geben. Wie bereits früher bemerkt, konnten legenheit gehabt hätte, mit meinen Geſchäftsteilhabern zu ſpre=
natürlich
die Beſprechungen in Chequers keine Gelegenheit bie= chen. Auf die Bitte, die Erklärung von Owen Young, daß Ame=
rika
gern die Hälfte der vorgeſchlagenen 200=Millionen=Dollar=
Anleihe für Deutſchland übernehmen würde, zu beſtätigen, ſagte
Morgan: Ich zögere, darüber zu ſprechen, weil ſo viele Fragen
damit verbunden ſind, und weil ſo viele der Kompetenz der Re=
ſchen
Poincaré und Macdonald vor einer interalliierten gierung unterſtehende Phaſen noch erwogen werden müſſen, ehe
wir Bankiers auch nur daran gehen können, die Frage zu prüfen.
Der bekannte Schriftſteller Walther Nithack=St ihn hat, ſich eng an=
lehnend
an die Hiſtorie, das an dramatiſchen Momenten reiche Leben
des Philoſophen zum Gegenſtand eines wertvollen Schauſpiels gemacht,
das aus den inneren und äußeren Schwierigkeiten Böhms ſeine Aotwve
nimmt und ſein Leben, Wirken und Kämufen in vortrefflicher Weiſe
zur Darſtellung bringt. Die Jugendvereinigung der Paulusgememde
hat ſich die ſchwierige Aufgabe geſtellt, Jakob Böhme am Sonntag,
Montag und Dienstag (11., 12. und 13. Mai) abends 7½ Uhr im Ge=
meindeſaal
der Pauluskirche aufzuführen. Der das Wort geſchrieben hat:
wenn Zeit wie Ewvigkeit und Gwigkeit wie Zeit, der iſt kefreit von allem
Streit, verdient es, der Gegenwart wieder nahegebracht zu werden.

Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
* Ein Albumblatt Goethes aus den Be=
freiungskriegen
. In dem reichhaltigen Autographen=
Katalog, den Karl Ernſt Henrici für ſeine nächſte Verſteigerung
veröffentlicht, wird auch ein intereſſantes Albumblatt Goethes
mitgeteilt, das ſich auf die unruhigen Tage in Weimar nach der
Völkerſchlacht bei Leipzig bezieht. Die Verſe, die
dem Obriſtleutnant von Bock gewidmet ſind, tragen das Datum
Weimar, 22. Oct. 1813, erneuert, den 3. Febr. 1814 und lauten:
Von allen Dingen, die geſchehen,
Wenn ich es redlich ſagen ſollte,
So wars, Koſaken hier zu ſehen,
Nicht eben, was ich wünſchen wollte.
Doch als die heilig große Flut
Den Damm zerriß, der uns verengte,
und Well auf Welle mich bedrängte,
War Dein Koſak mir lieb und gut.
Es war am 20. Oktober, daß die erſten Franzoſen auf der Flucht
von Leipzig her in Weimar eintrafen. Goethes Tagebuch ſpie=
gelt
die Unruhe jener Tage. Unter dem 21. Oktober ſchreibt er:
In der Nacht Koſaken. Unruhiger Tag. Kanonade deutlich
zu hören. Franzoſen bei Apolda. Die Koſaken brechen auf.
Kurzes Gefecht zwiſchen Umpferſtedt und Schwabsdorf. Fran=
zoſen
geſprengt. Am 22. heißt es dann: Truppenmärſche.
Obriſtleutnant von Bock ſendet eine Sauvegarde. Kurz vor der
Tafel Ueberfall der Franzoſen. Stundenlanges Gefecht. Ein=
quartierung
. Dieſe Kämpfe zwiſchen Koſaken und Franzoſen
in der nächſten Umgebung von Weimar riefen unter den Be=
wohnern
einen paniſchen Schrecken hervor, und auch Goethe be=
fand
ſich in ängſtlicher Unruhe, bis die Abteilung des Oberſt=
leutnants
von Bock Rettung brachte. Goethe hat in dem Album=
blatt
dem Offizier ſpäter den Dank für die Koſakenhilfe abge=
ſtattet
, die ibm am 22. Oktober ſo ſehr erwünſcht kam.

[ ][  ][ ]

Rummer 130.

Muslaus Ailonar iin Austande.
(Zum deutſch=ruſſiſchen Konflikt.)
Von Georges Popoff.
Von den Ländern, die mit der Moskauer Regierung paktiert
Haben, muß Deutſchland an erſter Stelle genannt werden: es
war die erſte Großmacht, welche mit den Sowjetruſſen einen hung Beachtenswertes lernen; ſie betrachtet die Kapitaliſten,
regelrechten Friedensvertrag unterzeichnete und normale Be= deren wirtſchaftliche Hilfe ſie dringend braucht, dennoch als dem
ziehungen zum Kreml anbahnte. Deutſchland iſt der natürliche
Nachbar Rußlands und hat mit ihm gleiche wirtſchaftliche Inter=
eſſen
. Aber gleichzeitig iſt Deutſchland auch das Land, auf wel=
ches
die Propagandiſten der Weltrevolution ihr Auge am eheſten
gerichtet hatten. Da mußte es nun doppelt intereſſant ſein, ob es
u dieſem erſten konkreten Fall gelungen war, das große Dilemma miſchung in die inneren Angelegenheiten Sowjetrußlands. Wes=
zu
löſen und ein friedliches Zuſammenarbeiten zweier Staaten,
die ihre beiderſeitigen Regierungsformen theoretiſch bekämpf=
ten
, in Wirklichkeit umzuſetzen und feſtzuſtellen, wie weit die
Sowjetregierung tatſächlich auf die Nichteinmiſchung in die inne=
ren
Angelegenheiten‟ Deutſchlands und die Propaganda zugun=
ſten
eines kommuniſtiſchen Umſturzes in Deutſchland verzichtet hat.
Wen man nun zwecks Ergründung dieſer Frage die Ge=
zwei
Jahre betrachtet ſo ergibt ſich leider folgendes Bild: ent=
gegen
ſeiner Verſprechungen war Moskau mit einer unvergleich=
baren
Beharrlichkeit beſtrebt, in Deutſchland den Kommunismus
und Sowjetismus auf jede Weiſe zu propagandieren und hat
mehrmals Verſuche unternommen, die beſtehende ſtaatliche Ord=
nung
gewaltſam zu ſtürzen. Es verging im Laufe der letzten zwei
Fahre kaum ein Monat, daß nicht bald hier, bald da kommu=
ganzer
Wucht im Herbſt vorigen Jahres. Und aus der Tatſache,
daß ſie bisher alle mehr oder weniger kläglich mißglückt ſind,
folgte durchaus nicht, daß die Moskauer Drahtzieher ihr Unter=
fangen
ein für allemal aufgegeben hätten. Im Gegenteil ge=
rade
nach dem Oktober=Fiasko konnte in dieſem Frühling in
Deutſchland wieder eine ungewöhnliche kommuniſtiſche Aktivität
bemerkt werden.
Es genügt, kurz die einzelnen Fälle kommuniſtiſcher Treibe=
teien
der letzten Zeit aufzuzählen, um ein erſchreckendes Bild
dieſer Tätigkeit zu erhalten: am 17. Februar erſcheint in Berlin
das bekannte Mitglied der Moskauer Tſcheka Peters und er=
ſchießt
den abtrünnigen deutſchen Kommuniſten Rauſch in deſſen
Vohnung; am 14. März werden beim Breslauer Kommuniſten=
führer
Mouden Schriftſtücke gefunden, aus denen hervorgeht,
daß die Kommuniſtiſche Partei Deutſchlands aus Moskau Order
erhalten hat, bereits in allernächſter Zeit wieder den Verſuch
einer gewaltſamen Aenderung der Verfaſſung in Deutſchland
vorzunehmen; am 15. April erläßt die Kommuniſtiſche Partei
Deutſchlands auf Befehl Moskaus ein Rundſchreiben im Ruhr=
gebiet
, welches anrät, die dortige wirtſchaftliche Oepreſſion zu
benutzen, um einen neuen Sturm gegen die beſtehende Ordnung
zu beginnen, und es wird angeordnet, Kampfkommiſſionen, bei
denen auch Frauen teilnehmen ſollen, zu gründen; am 18. April
wird in Mecklenburg der Arbeiter Jonas von Moskauer Agenten
ermordet, weil er der Kommuniſtiſchen Partei abtrünnig gewor=
den
war; am 25. April wird in Stuttgart eine Tſcheka der deut=
ſchen
Kommuniſtiſchen Partei eine Filiale der Oſerſhinskiſchen
Terrororganiſation aufgedeckt, welche ſich die Beſeitigung von
Mitgliedern der deutſchen Regierung, in erſter Linie des Gene=
rals
v. Seeckt, zum Ziele geſetzt hat; und ſchließlich kommt es am
3. Mai zu einem deutſch=ruſſiſchen Konflikt, weil der von der
Polizei verhaftete kommuniſtiſche Uebeltäter Bozenhardt ſich in
das Gebäude der ſowjetruſſiſchen Handelsvertretung flüchtet.
angebliche Verletzung der Exterritorialität, übergeht aber voll=
kommen
die wichtigſte Tatſache, nämlich, daß der von der Polizei
verfolgte Kommuniſt Bozenhardt ſpurlos im Gebäude der ruſſi=
ſchen
Handelsvertretung untergetaucht iſt. Bei der Hausſuchung
ter gefunden, in denen die Angehörigen der deutſchen Reichswehr
und der Schutzpolizei zur Auflehnung gegen die Regierung auf=
gefordert
werden. Soweit die Tatſachen, welche klar beweiſen,
daß die Haltung der Sowjetregierung in kraſſem Gegenſatz zu monie einſtellen und aufhören wollten, Luftflotten gegenein=
der
von ihr verſprochenen Nichteinmiſchung in die inneren An=
gelegenheiten‟
Deutſchlands ſteht.
Womit der deutſch=ruſſiſche Zwiſchenfall endigen wird kann
noch nicht vorausgeſagt werden. Doch hat es kaum Zweck, der= die kapitaliſtiſchen Regierungen können einfach dieſe Probleme
artige Konflikte mit den Moskowitern allzu tragiſch zu nehmen.
Es iſt für jeden, der das wahre Geſicht der Sowjetregierung
kennt, eine ganz gewöhnliche Geſchichte. Und kaltes Blut
Fällen das erſte Gebot ſein. Gleichzeitig folgt aber daraus die
Lehre, daß jede Regierung, die zu den Sowjetruſſen in irgend=
welche
Beziehungen tritt, ſich in Zukunft volle Rechenſchaft über
die innerpolitiſche Tragweite dieſes Schrittes abzugeben hätte:
denn. in Geſtalt des Moskowiters läßt jeder bürgerliche Staat
den kommuniſtiſchen Brandſtiſter in ſein Haus!. Es ſind ſelbſt=
tedend
ſehr gewichtige Gründe, weshalb man es trotzdem tut,
und auch wir vertreten die Anſicht, daß ſeitens der europäiſchen
Mächte die wirtſchaftlichen Beziehungen zu Sowjetrußland radezu glänzend ſein!

* Berliner Brief.

Radiofimmel.
Von Zeit zu Zeit muß Frau Berolina ihre beſondere Paſ=
ſion
haben. Von Zeit zu Zeit verſchlingt in der Reichshauptſtadt
das Intereſſe für eine neue Erfindung, eine berühmte Perſön=
lichkeit
oder ſonſt eine beſondere Sache, alle Ruhe, Vernunft
und zuweilen ſogar gute Sitte. Der arme vielgeplagte Erden=
bürger
ſucht anfangs Widerſtand zu leiſten, um ſchließlich in
allen Tonarten zu ſingen: Ergib dich drein! So war es einſt
bei Bekanntwerden des Grammophons, ſo iſt es auch jetzt bei
der Volkstümlichwerdung der elektriſchen Schallwellenüber=
tragung
. Schon wenn man früh morgens die natürlich ſtark
überfüllte Straßenbahn beſtiegen, um ins Büro zu fahren, be=
ginnt
rings das Nadio=geſpräch. Eingekeilt in drangvoll fürch=
terliche
Enge geht es über uns hinweg; nicht der Ausfall der
Wahlen, nicht einmal die neueſten Bierpreiſe ſind der Inhalt,
ſondern es wird überall Kritik am geſtrigen Nundfunk geübt.
Kaum hat man das Berufsausübungsheim betreten und die
lieben Kollegen begrüßt, ſo beginnt auch ſchon die Debatte
iber die beſte Schaltanlage des ſchon erbauten, oder noch zu er=
bauenden
Rundfunkempfängers. Heiß wogt der Kampf, und
wenn nicht immer wieder die zu erledigenden Berufsarbeiten
ſtörend dazwiſchen kämen, wer weiß, ob man ſich nicht ernſtlich
iu die Haare fahren würde. Froh eilt man nach des Arbeits=
jages
Laſt und Sorge im ſchönen Maienſonnenſchein durch der
Straßen lange Zeile den heimiſchen Penaten entgegen. Damit
uian die Exiſtenz des Radio nicht zu vergeſſen braucht, ſind gleich
iu erſten in der Wegrichtung liegenden Gäßchen nicht weniger
als drei Geſchäfte, welche die Radioempfänger fabrizieren und
Einzelteile hierzu verkaufen; in der folgenden Gaſſe: dasſelbe
Bild, und ſo weiter; nur ſelten fehlt in einer größeren Straße
ein auf Nadio eingeſtelltes Lädchen. Es iſt mit den Radio=
geſchäften
gegangen wie mit den weiland Juwelen= und Gold=
Einkaufsſtellen. Die ſtrahlende Sonne der Konjunktur hat ſie
alle ans Licht gebracht. und das Merkwürdigſte iſt; überall
wird gut gekauft. Und man vergißt auch bald, warum. Iſt
es doch vor allem der edle Wettſtreit unſerer Herrn Jungens,
haben doch gerade ſie vor allem den Ehrgeiz, einen möglichſt
tadelloſen Apparat zu bauen. Und ſobald Vater nach Hauſe
Tommt, geht das Gequäle los: Ich brauche noch ſo und ſoviel für
Einen neuen Detektor, für einen neuen Kopfhörer und was der
guten Sachen mehr ſind. Weigert ſich Vater den Zaſter dazu
gleich herauszurücken, mit dem beſcheidenen Hinweis, daß das
Sehalt zu knapp zu derlei Modeſachen ſei, heißt es bei den
Sprößlingen gleich: man ſei rückſtändig. Die Genoſſen haben

Darmſtädter Tagblatt, Samstag, den 10. Mat 1924.
aufgenommen werden müſſen:; denn es iſt natürlich nicht mehr
möglich, daß man die freie Blutzirkulation des Weltwirtſchafts=
körpers
durch Ausſchalten des ruſſiſchen Marktes und der ruſſi=
ſchen
Produktion auch weiterhin behindert. Aber man ſoll neben
dem wirtſchaftlichen Nutzen nie jene andere Gefahr außeracht
laſſen, welche ein Brandſtifter ſtets mit ſich bringt. Man ſoll
dieſe Gebiete nach Möglichkeit ſcheiden und trennen.
Von der Sowjetregierung ſelbſt kann man in dieſer Bezie=
kommuniſtiſchen
Regime feindlich geſinnte Elemente und ſtellt
daher in Moskau jeden ausländiſchen Diplomaten und Kauf=
mann
unter die ſorgfältigſte Aufſicht der Tſcheka. Die Tſcheka iſt
über jeden Schritt der Ausländer hinreichend unterrichtet und
z nimmt ihnen natürlich jegliche Möglichkeit irgendwelcher Ein=
halb
ſollte denn in Europa nicht ebenſo darauf geachtet werden,
daß die Sowjetdiplomaten und bolſchewiſtiſchen Kaufleute außer
ihren Fellen und ſonſtigen Waren keine rote Konterbande nach
Europa einführen und keinen Handel treiben mögen, der auf
den Verderb ihrer bürgerlichen Geſchäftsfreunde abgezielt wäre?
Die Bolſchewiſten ſehen ſich gezwungen, mit uns Kapita=
liſten
Handel zu treiben, weil wir zunächſt noch am Leben
ſchichte der inneren Zuſtände in Deutſchland im Laufe der letzten ſind. Aber am liebſten würden ſie uns tot ſehen, Ueber dieſe Tat= kommuniſtiſcher Waffen im Polizeigebäude noch Folgendes mit=
ſache
ſollte man ſich nie hinwegtäuſchen laſſen. Die europäiſchen
Regierungen ſollten ſich den Sowjetruſſen gegenüber ſo ſtellen, Beamte der Hilfspolizei aufgedeckt worden, vielmehr ſind auf
daß beiſpielsweiſe Radek kein Recht hätte, zu ſagen, was er öfters
behauptet hat: Die europäiſchen Diplomaten ſind ſo dumm, daß
wir Kommuniſten gar nicht klug zu ſein brauchen! Die Welt ſoll
ſich nicht immer ſo einfach von Moskau düpieren laſſen wie es lich aus Eigennutz gehandelt. Politiſche Geſichtspunkte ſchei=
namentlich
in der Frage der Nichteinmiſchung Rußlands in die
niſtiſche Putſchverſuche unternommen wurden, das letztemal mit Angelegenheiten anderer Staaten bisher ſtets geſchehen iſt. Die= muniſtiſche Partei an der Sache nicht beteiligt.
jenigen Mächte, welche mit Rußland handeln und verhandeln,
ſollen getroſt verſuchen, von den Moskowitern alle möglichen
wirtſchaftlichen Vorteile zu erlangen, aber dabei nie vergeſſen,
daß die Sowjetdiplomatie ſtets nach dem Prinzip handelt: So=
lange
verſprechen und leugnen bis es geglaubt wird.
Am vollendetſten übt dieſe Kunſt der weit und breit bekannte
Genoſſe Sinowjew, der noch kürzlich (am 22. April), ungeachtet
der offiziell=freundſchaftlichen Beziehungen Sowjetrußlands zu
Deutſchland, in der Prawda öffentlich erklärt hat, die wich= burg verhindert. Bei einer Geheimtagung in Neubranden=
tigſte
Aufgabe der deutſchen kommuniſtiſchen Partei ſei die
Bewaffnungen der Arbeiter Deutſchlands um für den Fall
eines Auftretens gegen die Negierungsmacht vorbereitet zu
ſein. Denſelben Gedanken haben er und zahlreiche ſeiner Mos= ſich auch der kommuniſtiſche Reichstagsabgeordnete Erich Schmitt.
kauer Parteigenoſſen bereits endlos oft bei offiziellen und in=
offiziellen
Anläſſen laut und vernehmlich verkündet. Sollte man
nun aber verſuchen, die Sowjetregierung auf das Unzuläſſig=
eines
derartigen Verhaltens gegenüber einer befreundeten Macht ſon. Er iſt in ſeinen Kreiſen als Harry bekannt und ſtand
hinzuweiſen ſo würde man von Moskau aus prompt antwor=
ten
Sinowjew ſei mit der Sowjetregierung nicht identiſch,
denn er ſei nur Vorſitzender der III. Internationale, die mit
der Sowjetregierung nichts zu tun habe. So blöd nun dieſe
Erklärungen auch nicht ſind und obgleich allbekannt iſt, daß
Sinowjew einer der Allermächtigſten im Zentralkomitee der zur= Tſcheka wahrſcheinlich noch bald näheres bekannt gegeben wird.
zeit zufällig in Rußland regierenden ruſiſchen Kommuniſti=
ſchen
Partei iſt, ſo werden ſie dennoch von den europäiſchen
Diplomaten ſcheinbar als genügend betrachtet. Da iſt es natür=
lich
kein Wunder, wenn Nadek triumphierend ausruft. Die
Diplomaten ſind ſo dumm, daß wir gar nicht klug zu ſein brauchen!
Man hat in letzter Zeit in Europa allenthalben aufgehört,
an eine kommuniſtiſche Gefahr, als an etwas Effektives zu
glauben. Man vertraut ruhig auf den nüchternen Verſtand der
demokratiſch=geſinnten Maſſen Europas und ſagt ſich die kriegszeit. Gegenüber der Vorwoche (1,14 Billionen) iſt demnach
Kommuniſten haben ausgewirtſchaftet Zum Teil ſtimmt das, eine Steigerung um 0,9 Prozent zu verzeichnen.
Aber auch nur zum Teil: beiſpielsweiſe die deutſchen Wahlen,
Der ruſſiſche Botſchafter Kreſtinski proteſtiert ſehr eifrig gegen die bei denen die kommuniſtiſchen Neichstagsmandate von den bis=
herigen
15 jetzt auf 62 geſtiegen ſind, haben bewieſen, daß dieſe Bolksentſcheid über das Sachverſtändigen=Gutachten?
Gefahr unter gewiſſen Umſtänden, ſtets wieder anſchwellen kaun.
Karl Radek, der es ſich überhaupt leiſten kann, gelegentlich die
Wahrheit zu ſprechen hat kürzlich einem Journaliſten, der Sozialdemokratie in ſeiner heutigen Sitzung den Beſchluß gefaßt,
in der ruſſiſchen Handelsvertretung wurden außerdem Flugblät= ihn fragte, wie er die Ausſichten der Weltrevolution einſchätze,
geantwortet: Wenn die Entente die Reparationsfrage auf eine vorſchläge einen Volksentſcheid herbeizuführen. Da der Kampf
Weiſe löſen könnte, daß Deutſchland wieder zu Kräften käme
. . . Wenn Frankreich und England ihren Kampf um die Hege=
ander
zu bauen . . . . Wenn England Mittel und Wege finden
könnte, die wachſende Sehnſucht nach Freiheit im Oſten zu
zügeln . . . Ja, dann hätten wir Grund zu Peſſimismus. Aber
auf eigene Fauſt nicht löſen. Und darum ſind die Ausſichten der
Weltrevolution gut ...
Hierzu wäre nur noch hinzuzufügen: und wenn die kapita=
bewahren
! ſollte für jede bürgerliche Regierung in derartigen liſtiſchen Regierungen noch weiterhin den Beteuerungen der Berlin zurückgekehrt, nachdem ſich gezeigt habe, daß die Sowjet=
Bolſchewiſten, ſich jeglicher Einmiſchung in die inneren Ange=
legenheiten
Europas zu enthalten, aufs treue Angeſicht hin,
Glauben ſchenken werden und auch in Zukunft wiederſpruchslos
die Hypotheſe hinnehmen werden, daß die Sinowjewſche Kom= dies die Sowjetregierung gewünſcht habe, würde praktiſch keine
muniſtiſche Internationale, die Tſcheka des Herrn Dſerſchinski Sicherheit für eine Meiſtbegünſtigung bieten. Ein Vertrag, wie
und die Sowjetregierung im Kreml drei grundverſchiedene
Dinge und nicht ein und dasſelbe ſind dann, ja dann werden Holland keinen Wert haben und das Land im Hinblick auf ſei=
die
Ausſichten der Weltrevolution bald nicht nur gut, ſondern ge= nen Handel, ſeine Schiffahrt, Schulden und Forderungen in
e

Seite 3.

Waffenſchmuggel in Dresden.
Die Darſiellung des Polizeipräſidiums.
Dresden 9. Mai. Von durchaus zuverläſſiger Seite er=
fährt
die Telegraphen=Union: In der Johannkaſerne, in der
Königbrückſtraße, die als Polizeigebäude=Nord Zwecken der Lan=
despolizei
dient, ſowie in der Schützenkaſerne, in der gleichfalls
Landespolizei untergebracht iſt, machte die Wache der Hilfspolizei
am 6. und 7. Mai die Beobachtung, daß Beamte der Landes=
polizei
Waffen und Munition in Paketen verpackt herausſchmug=
gelten
oder herauszuſchmuggeln verſuchten. Die Wache der
Hilspolizei ſchritt am Mittwoch ein und ſtellte feſt, daß dieſe
Waffen für die Kommuniſtiſche Partei beſtimmt waren.
Drei Beamte der Landespolizei, die der Kommuniſtiſchen
Partei angehören und mit dem Waffenſchmuggel in Verbindung
ſtehen, wurden feſtgenommen, während ein vierter Beamter,
gleichfalls ein Kommuniſt, Oberwachtmeiſter Grützner, flüchtig iſt.
Das Preſſeamt des Polizeipräſidiums teilt zu dem in einer
Dresdener Tageszeitung erſchienenen Artikel über Beſchlagnahme
Die Waffenangelegenheit in der Johannkaſerne iſt nicht durch
private Anzeige hin Beamte des Polizeipräſidiums gegen die
Täter eingeſchritten. Beamte der Hilfspolizei ſind mit der Sache
überhaupt nicht befaßt geweſen. Die Täter haben offenbar ledig=
den
bei der Tatſache gänzlich aus. Insbeſondere iſt die Kom=
Aufhebung der Tſcheka in Hamburg.
* Hamburg, 9. Mai. (Priv.=Tel.) Die Mörder des Kom=
muniſten
Jonas, der im April von ſeinen Parteifreunden aus
Furcht vor Verrat kommuniſtiſcher Geheimpläne erſchoſſen wurde,
konnten jetzt verhaftet werden. Gleichfalls wurde die Bildung
einer kommuniſtiſchen Tſcheka in Neubranden=
burg
, an der auch die Mörder des Jonas teilnahmen, und die der
Bildung einer Tſcheka für Mecklenburg=Strelitz dienen ſollte, ge=
lang
es, ſechs Kommuniſten feſtzunehmen. Unter ihnen befindet
Auf dem Transport zur Polizeibehörde verſuchte der Haupttäter
zweimal zu entfliehen. Bei dem zweiten Fluchtverſuch wurde er
ſchwer verwundet. Er verweigert jede Auskunft über ſeine Per=
zweifellos
in Verbindung mit der Mecklenburger Tſcheka, iſt viel=
leicht
ſogar ihr Führer geweſen. Er iſt kein Mecklenburger und
gehört den gebildeten Kreiſen an. Die Staatsanwaltſchaft hat
noch weitere Verhaftungen vorgenommen. Es iſt anzunehmen,
daß der Mord an Jonas bald aufgeklärt und daß auch über die
Der Lebenshaltungsindex.
Berlin, 10. Mai. (Wolff.) Die Reichsindexziffer für
Lebenshaltungskoſten (Ernährung, Wohnung, Heizung, Beleuch=
tung
, Bekleidung) beläuft ſich nach Feſtſtellungen des Statiſtiſchen
Reichsamtes für den 7. Mai auf das 1,15 billionenfache der Vor=
Berlin, 9. Mai. Wie wir hören, hat der Vorſtand der
in der Frage der Annahme oder Ablehnung der Sachverſtändigen=
zwiſchen
23 Parteien die erforderliche Klarheit nicht gebracht
habe, ſoll das Volk ſelbſt durch Ja oder Nein entſcheiden.
Abbruch der holländiſch=rufſiſchen Verhandlungen.
Haag, 9. Mai. (Wolff.) In der Denkſchrift des Außen=
miniſters
zum Budgetvoranſchlag wird auch der Abbruch der
niederländiſch=ruſſiſchen Verhandlungen erwähnt. Die nieder=
ländiſchen
Vertreter ſeien entſprechend ihren Weiſungen aus
regierung nicht bereit war, ihre Haltung zu ändern. Die nieder=
ländiſche
Regierung ſei der Anſicht, daß ſie nicht weiter gehen
könnte. Die Meiſtbegünſtigung, welche ſo verklauſuliert ſei, wie
der von der Sowjetregierung ins Auge gefaßte, würde für
eine unſichere, anormale Lage verſetzen.

DE
Brieſtaſche und erfüllt ſeine päterliche Pflicht, um weiteren
Appellen aber zu entgehen, fleucht man ſchleunigſt in ſein
Stammkaffee, damit man dort bei Zeitſchriften=Lektüre und
Stammtiſchſkat etwas vom Tagesthema abgelenkt werde. Doch
auch hier, oh weh, muß man zu ſeinem Schrecken ſehen, daß be=
reits
mehr als ein Dutzend Funkblätter exiſtieren und jede grö=
ßere
Zeitung ſchon ſeine eigene Radiobeilage beſitzt. und mit
dem Skat wird das auch nichts, denn der dritte Mann läßt ſich
entſchuldigen, er iſt zu Hauſe geblieben, um das Rundfunkpro=
gramm
nicht zu verſäumen. Reſigniert geht man heim und legt
ſich ſchließlich ſchlafen, um im Traum dann auch vom Nadiogeiſt
heimgeſucht zu werden, der uns eine Schlinge von Antennendraht
um den Hals legt und ver Nundfunk ſämtliche noch nicht be=
zahlten
Rechnungen zur Verleſung bringt . . . Und am anderen
Morgen beginnt ein neuer Radio=erfüllter Tag und das wird
ſolange ſo weitergehen, bis die Reichshauptſtadt einen neuen
Fimmel zur großen Mode erhoben hat nach der Austobung
des jetzigen Radiofimmels.

* Zunehmender Planetenglanz im Mai.
Die aſtronomiſchen Vorausſetzungen, für die Beobachtung
der Plaueten waren ſchon in den vergangenen Monaten ſehr
günſtig, die Witterung war aber meiſt ſo ungünſtig, daß die
Ausnützung dieſer günſtigen Planetenſtellungen für die Beobach=
tung
meiſt nicht möglich war. Hoffentlich bringt der Mai dem
Sternfreund beſſere Witterungsverhältniſſe, ſind doch die meiſten
Planeten auch in dieſem Monat gut zu beobachten. Venus,
die ſchon in den letzten Monaten als helſtrahlender Abendſtern
die Aufmerkſamkeit auf ſich lenkte, leuchtet auch im Mai hoch
am weſtlichen Abendhimmel in der Dämmerung auf. Die Dauer
ihrer Sichtbarkeit nimmt jedoch von 4 Std. 20 Min. am Anfang
des Monats auf 2 Std. 50 Min am Monatsende ab. Dafür
nimmt ihr Glanz im Laufe des Monats weiter zu. Am 25. Mai
erreicht ſie ihre größte Helligkeit. Sie wird dann elfmal ſo hell
wie der ſtrahlende Sirius, der hellſte Stern an unſerem Himmel,
erglänzen. Mars, der anfangs 3 Stunden vor der Sonne im
Oſten über den Horizont kommt und ſo hell wie Wega leuchtet,
wird immer heller, überſtrahlt am Ende des Monats Wega und
iſt 3½s Stunden lang vor Sonnenaufgang im Steinbock zu
ſchen. Jupiter im Sternbild des Schützen, der am 5. Juni
in Oppoſition zur Sonne tritt, geht abends gegen 10 Uhr im
Südoſten gleichzeitig mit Antares im Skorpion auf und iſt die
ganze Nacht als heller Stern ſichtbar. Am ſüdlichen Himmel
ſteht Saturn bei Einbruch der Dunkelheit ſchon ziemlich hoch

Immm
vor Sonnenaufgang unter, Uranus taucht früh vor Sonnen=
aufgang
am Südoſthimmel auf, Neptun, der abends im
Weſten ſteht, geht um Mitternacht unter. Beide Planeten ſind
nur im Fernrohe ſichtbar. Merkur iſt den ganzen Monat
unſichtbar. Er geht am 7. und 8. Mai vor der Sonnenſcheibe
vorüber und iſt erſt Mitte Juni als Morgenſtern wieder zu
ſehen. Von den Mondvorübergängen werden im Mai
bei uns die folgenden ſichtbar ſein: Am 8. Mai, früh 2 Uhr,
Venus, am 9. Mai, abends 10 Uhr, Pollux, am 16. Mai, abends
9 Uhr, Saturn, am 20. Mai, früh 5 Uhr, wird der Vorübergang
an Jupiter nicht mehr zu beobachten ſein, weil die Sonne be=
reits
etwa eine Stunde zeitiger aufgeht.
Von den Fixſternen ſtehen Anfang Mai, abends 11 Uhr,
Prokyon im Kleinen Hund tief im Weſten. Nordweſtlich da=
von
ſtehen die Zwillinge Kaſtor und Pollux ſowie noch
weiter nach Norden Kapella im Fuhrmann. Auf der Süd=
hälfte
des Himmels fallen Regulus im Löwen, öſtlich davon
Auktur im Bootes, ſüdlich von Arktur und füdöſtlich von
Regulus Spika in der Jungfrau durch ihren Glanz auf. Tief
im Südweſten geht Antares im Skorpion mit Jupiter auf.
Nahe dem öſtlichen Horizont, taucht Atair im Adler auf.
Darüber leuchtet Wega, in der Leier, nördlich von Wega
Deneb im Schwan und nahe dem Nordhorizont die Wsförmige
Kaſſiopeig.

Kunſthiſtoriſche Ausſtellung in Wiesbaden.
Unter dem Titel Vom Rokoko zur Romantik er=
öffnete
die Bücherſtube am Muſeum Graphiſche
Kunſt eine Ausſtellung aus mittelrheiniſchem Privatbeſitz, an
der ſich in dankenswerter Weiſe auch das Darmſtädter Landes=
muſeum
und eine größere Darmſtädter Privatſammlung durch
hervorragende Leihgaben beteiligten, ein Entgegenkommen, das
im beſetzten Gebiet dankbar empfunden wird. Die Ausſtellung
bringt viel Sehenswertes: treffliche Werke von F. Kobell, den
beiden Schütz, Seekatz, dem Rokokoplaſtiker Ohmacht. Durch
Caſpar Schneider, Junker, Schalck, Veit, Sette=
gaſt
konnte, ein Jahrhundert Mainzer Kunſt veranſchaulicht
werden. Von den Romantikern iſt neben einem ſchönen Schir=
mer
die Heidelberger Gruppe Fries, Iſſel, Schiltach
intereſſant vertreten. Von der älteren Frankfurter Kunſt finden
ſich Zeichnungen von Hoch, Urlaub, Karl Morgenſtern.
Unter den angegliederten nichtrheiniſchen Meiſtern fällt beſonders
ein herrlicher Corns, eine Zeichnung von Friedrich= und
eine ſolche von Führich auf.

[ ][  ][ ]

Seite X.

Darmſtädter Tagblatt, Samstag, den 10. Mai 1924.

Rummer 130.

Präſident Or. Maſarnk
über Deutſchland und Italien.

Von unterrichteter Seite wird uns geſchrieben:
Der Präſident der tſchechoſlowakiſchen Republik, der bislang
in Deutſchland als ein friedlich geſinnter Staatsmann und als
ein taktvoller Diplomat galt, ſcheint in ſeinem 75. Lebensjahre
von agitatoriſchen Anwandlungen gegen Deutſchland erfaßt wor=
den
zu ſein. Ehedem überließ er es mehr ſeinem Außenminiſter,
Dr. Beneſch, in aller Herren Länder Stimmung gegen Deutſch=
land
zu machen, ſeit dem Zuſtandekommen des tſchechiſch= franzö=
ſiſchen
Bündniſſes ſcheint er jedoch ſein eigener Außenminiſter
werden oder wenigftens ſich in der Oeffentlichkeit ſtärker betätigen
zu wollen. Dies tritt in ſeiner jüngſten Italienfahrt, die im
nächſten Oktober eine Wiederholung finden ſoll,
in geradezu auffälliger Weiſe zutage, denn es war bislang in
der Politik nicht gebräuchlich, daß Staatsoberhäupter einen
öffentlichen Kampf in der Preſſe eines fremden Landes gegen
einen in Frieden mit aller Welt lebenden Staat eröffnet hätten.
Herr Maſaryk empfing einen Korreſpondenten der italieniſchen
Tribuna und hatte mit ihm eine längere Unterredung, die eigen=
tümlicherweiſe
in ihren Hauptteilen offen darauf ausging, eine
feindſelige Folitiſche Stimmung gegen Deutſchland zu wecken. Er
erhob nämlich gegen Deutſchland die Anklage, daß es ſeiner Na=
tur
nach eine imperialiſtiſche Politik (!) verfolge, die
Europa, wenn auch nicht in der Gegenwart, ſo doch einmal in der
Zukunft bedrohen werde. Herr Maſaryk hält es auch in Friedens=
zeiten
mit den ſelbſtverſtändlichen Höflichkeitsrückſichten, die ein
europäiſcher Staat jedem anderen ſchuldet, für vereinbar, öffent=
lich
zu erklären, daß er als der eigentliche Vater jener kleinen
Entente betrachtet werden könne, deren Spitze gegen
Deutſchland gerichtet ſei, weil es früher oder ſpäter
doch nach dem Oſten marſchieren werde. Ich bin in gewiſſem
Sinne der Vater der kleinen Entente, ſagte er, die wir 1918 in
Paris geſchaffen haben. Ihr Zweck iſt heute derſelbe, wie er da=
mals
war. Das beſiegte Deutſchland bleibt immer ein Staat, mit
deſſen Kraft man rechnen muß und deſſen Schickſal es bedingt,
früher oder ſpäter ſeinen Marſch nach dem Oſten wieder aufzu=
nehmen
. Das Programm Berlin-Bagdad iſt aufgeſchoben, aber
nicht aufgehoben worden.
Würde irgend ein beliebiger nationaliſtiſch=tſchechiſcher Heiß=
ſoorn
derartige grundloſe Anklagen gegen Deutſchland erheben,
ſo könnte man mit lächelndem Stillſchweigen darüber hinweg=
gehen
und bei ſich denken, daß es in Prag ſehr wohl Chauviniſten
geben kann, zu deren Handwerk es gehört, den Haß gegen das
Deutſchtum zu ſchüren, und denen jeder Zeitpunkt und jedes
Mittel gleich gut iſt, alte und dergeſſene Verleumdungen gegen
Deutſchland aufzufriſchen, um mit ihrer Hilfe billigen Erfolg bei
der blindwütigen Menge zu erzielen. Was aber einen Präſiden=
ten
der tſchechiſchen Republik, der überdies als vornehm denken=
der
, gelehrter Soziolog bekannt iſt, plötzlich dazu bringen kann,
von Deutſchlands Drang nach Oſten und Aufmarſch nach Oſten
ſo zu ſprechen, als ob man 1918 ſchriebe und dem Höhepunkt des
Weltkrieges entgegenginge, wo es gilt, die ganze Welt gegen
Deutſchland aufzuwiegeln, das iſt einfach unerfindlich und es
muß geradezu als ein pſychologiſches Rätſel bezeichnet
werden. In einer Zeit, wo Deutſchland leider ganz von den
Parteileidenſchaften der inneren Politik aufgewühlt iſt und
von der großen Aufgabe ſeiner wirtſchaftlichen Konſolidierung
derart in Anſpruch geno nimen wird, daß es bedauerlicherweiſe
die Außentolitik nur zu ſehr vergißt, ihm plötzlich irgendwelche
außenpolitiſche Machtträume, und ein nach Bagdad gerichtetes
Machtverlangen zu unterſchieben, klingt derartig abenteuerlich,
daß man ſeinen Augen nicht traut, wenn man ſolchen Gedanken=
gängen
bei einem ſeriöſen Politiker und Staatsoberhaupt begeg=
net
. Auch ſieht man nicht ein, welchen Sinn es haben könnte, das
Verdienſt, der Vater der kleinen Entente zu ſein, gerade jetzt
der Welt ins Gedächtnis zu rufen. Zwar wird gewöhnlich in der
Preſſe Herr Dr. Beneſch als der Schöpfer der Kleinen Entente‟
bezeichnet, aber man darf doch wohl annehmen, daß die beiden
völlig ſolidariſchen führenden tſchechiſchen Politiker Maſaryk und
Beneſch nicht über Nacht in Hinſicht auf jenes Verdienſt mitein=
ander
in Wettſtreit geraten ſind.
Was aber das Geſpräch des Herrn Maſaryk mit dem Be=
richterſtatter
der Tribung in einem beſonders zweifelhaften Licht
erſcheinen läßt, iſt der Umſtand, daß der Präſident der tſchechiſchen
Republik ſich in einer Weiſe in die Angelegenheiten der italie=
niſchen
Politik miſcht, wie dies bisher zwiſchen ziviliſierten Völ=
kern
nicht gebräuchlich war. Herr Maſaryk macht Italien den
Vorwurf, daß es lange Jahre am Dreibund Teil hatte, und
auch während des Krieges, ja ſogar nach dem Friedensſchluß noch
deutſchfreundliche Führer und Parteien beſeſſen hätte.
Doch, doch! Italien war nicht nur lange Jahre im Dreibund,
ſondern auch während des Krieges und nach dem Friedensſchluß
verſchwanden in Italien die deutſchfreundlichen Führer und Par=
teien
nicht. Herr Maſaryk hält ſich für berechtigt, Italien aus
dieſem Grunde gewiſſermaßen zurechtzuweiſen und ihm im Tone
der Gemütlichkeit frenndlich lehrhafte Unterweiſungen zu geben,
wie es eine weit erſprießlichere und vorteilhaftere Politik machen
könte. Als höflicher Mann ſucht er Entſchuldigungsgründe für
die deutſchfreundliche Haltung italieniſcher Staatsmänner, und
macht dann den Verſuch, die Rolle des politiſchen Rattenfängers
Italien gegenüber zu ſpielen. Italien ſagt er, habe für ſeine
Anſtrengungen während des Krieges nicht übermäßig viel
in den Verträgen erhalten, und dieſes Mißverhältnis
mache die nationale (faſziſtiſche) Bewegung in Italien begreif=
lich
. Herr Maſaryk ſpielt alſo in der denkbar allgemeinverſtänd=
lichſten
Weiſe darauf an, daß Italien mehr erhalten
könnte, als es in den Verträgen erhielt, und daß ſelbſtver=
ſtändlich
Tſchechien der bekannte Makler zwiſchen allen euro=
päiſchen
Großmächten der geeignetſte Vermittler zwiſchen Ita=
lien
und Frankreich ſein dürfte, dieſes Mehr für Italien zu be=
wirken
. Daß ſolche Sirenengeſänge in geheim gehaltenen Ver=
handlungen
in der Politik üblich ſind, iſt allbekannt, und darüber
wundert ſich wohl kein Sterblicher. Daß ſie aber mit unge=
ſchminkter
Frivolität in einem Geſpräch zwiſchen einem Staats=
oberhaupt
und einem Journaliſten in die hellſte Tagesbeleuch=
tung
gerückt und in alle Welt hinaustelegraphiert werden können,
iſt ein ſo neuartiges und hemmungsloſes Gebaren, daß man ein
gelindes Erſtaunen nicht unterdrücken kann. Es ſpricht ſich in den
Worten des Herrn Maſaryk falls er ſie wirklich geſprochen
hat ein ſolche moraliſche Geringſchätzung der italieniſchen
nationalen Bewegung und eine ſolche Ueberzeugung von der
leichten Verführbarkeit und Käuflichkeit der italieniſchen Außen=
politik
aus, daß man eine derartige Sprache ehedem für eine Un=
möglichkeit
gehalten hätte.
Wir glauben nicht, daß Italien ſein politiſches Selbſtbewußt=
ſein
aufgeben könnte und ſich in den Siegeswagen des franzöſi=
ſchen
Imperialismus einſpannen ließe, oder gar die Richtlinien
der Politik der kleinen Entente ſich zu eigeri machen werde. Im=
merhin
ſollte man in Deutſchland mehr Intereſſe für die Außen=
politik
aufbringen und die Frage an geeigneter Stelle aufwerfen,
ob die Aeußerungen des Präſidenten der tſchechiſchen Republik
tatſächlich in dem Sinne geſchahen, in welchem ſie durch die euro=
päiſche
Preſſe gingen.
p. m.

Die franzöſiſch=italieniſchen Beziehungen.

* Paris 9. Mai. (Priv.=Tel.) Die bevorſtehende Reiſe
Dr. Beneſchs nach Rom wird in Pariſer offiziellen Kreiſen mit
großer Befriedigung aufgenommen. In diplomatiſchen Kreiſen
wird der Zuſammenkunft des tichechiſchen Außen=
miniſters
mit Muſſolini große Bedeutung beigemeſſen.
Man glaubt mit Beſtimmtheit, daß Dr. Beneſch die Abſicht
hat, Tas Bündnis zwiſchen Ungarn, Jugoſlawien und Italien
auf eine gemeinſame Baſis zu bringen und dadurch die fran=
zöſiſch
=italieniſchen Beziehungen zu beſſern.

Die Lage im Ruhrgebiet.
Innenminiſter Jarres über die Streiklage.

Eine franzöfiſche Erklärung zum Bergarbeiterfireik.

Verſchärfung des Konfliktes.

* Duisburg, 9. Mai. (Priv.=Tel.) Der Bergarbeiter=
ſtreik
droht ſchon die ganze Stahlinduſtrie bei der kurzen Dauer
ſtillzulegen. Ein Schulbeiſpiel für die verhängnisvolle Wirkung
iſt die Gute=Hoffnungshütte in Oberhauſen,, wo geſtern ſchon
alle Hochöfen bis auf einen ſtillgelegt werden mußten. Einige
Tage Streik der Bergarbeiter haben ſchon dieſe Wirkung gehabt,
da keine Vorräte an Kohlen und Koks vorhanden ſind. In allen
anderen Werken der Großinduſtrie ſieht es nicht anders aus
Nirgendwo ſind erhebliche Vorräte an Brennſtoffen vorhanden,
da die geringe Förderung und Produktion nach Abzug der gro=
ßen
Micumabgabe die Anſammlung von Vorräten an Brenn=
ſtoff
nicht erlaubt, vielmehr leben die Werke bei ihrer Kohlenver=
ſorgung
von der Hand in den Mund. Dieſes Reſultat ergibt
die Nachfrage im hieſigen Bezirk. Sollte die Bewegung auch
nur noch wenige Tage dauern, ſo würde die geſamte Induſtrie
wegen Mangels an Brennſtoffen ſchließen. Die wirtſchaftlichen
Folgen ſind unſchwer auszumalen. Sollte im gegenwärtigen
Augenblick wieder eine Erwerbsloſigkeit von Hunderttauſenden
eintreten, ſo würde durch dieſe die Beſſerung unſerer Wirtſchafts=
lage
um Monate zurückgeworfen.

Vermittelungsaktion zur Beilegung des Kampfes.

Dortmund 9. Mai. Reichs= und Staatskommiſſar Mehlich,
der heute von einer Reiſe zurückgekehrt iſt, leitete unverzüglich eine
Vermittelungsaktion zur Beilegung des Kampfes
im Bergbau ein; es ſind zunächſt Vertreter der 4 Bergarbeiterverbände
zu Freitag abend zu einer Beſprechung geladen; morgen ſollen die Be=
ſprechungen
mit Vertretern der Zechenverbände ſtattfinden.
Heute begannen in Eſſen zwiſchen dem Zechenverband und den
Bergarbeiterorganiſationen die Beratungen über den Rahmen=
tarifvertrag
. Ueber weitere Fragen, insbeſondere über die zur
Zeit im Ruhrbergbau vorliegenden Verhältniſſe, wurde in dieſer Sit=
zung
nicht geſprochen.

Die heutigen Verhandlungen in Recklinghauſen ſind ergeb=
nislos
verlaufen. Handelsminiſter Siering erklärte, daß infolge
der Micumlaſten unbedingt an der 8= bzw. 10ſtündigen Arbeits=
zeit
feſtgehalten werden müſſe. Von gewerkſchaftlicher Seite
wurde mitgeteilt, daß in Bergarbeiterkreiſen durchaus Verſtänd=
nis
dafür vorhanden ſei, daß Mehrarbeit geleiſtet werden müſſe,
nur wolle man für dieſe Mehrarbeit auch die Zuſchläge für
Ueberſtunden.

Forderungen der Bergarbeiter.

Eſſen 9. Mai. Der großen Revierkonferenz der Berg=
arbeiterverbände
folgten am Donnerstag im geſamten Ruhr=
revier
Belegſchaftsverſammlungen, deren Zahl auf über 300 ge=
ſchätzt
wird. Die Aufforderungen zum Generalſtreik, die in eini=
gen
Verſammlungen von den Anhängern der Union erhoben
wurden, fanden bei dem Gros der Teilnehmer eine entſchiedene
Ablehnung.
Es wurde gefordert, daß die Bergarbeiter nicht allein die
Träger der Reparationslaſten ſein dürften. Dieſe Laſten ſeien
vielmehr gleichmäßig auf alle Schultern des Volkes zu legen.
An der Forderung der Beibehaltung der 7=Stundenſchicht unter
Tage und der 8=Stundenſchicht über Tage wurde von der Ruhr=
bergarbeiterſchaft
feſtgehalten. Die Bechlüſſe der Revierkonfe=
renzen
wurden einmütig gebilligt. Das Angebot des Schieds=
ſpruchs
in der Lohn= und Arbeitszeitfrage ſei für die Bergleute
unannehmbar.

Die vier Bergarbeiterverbände veröffentlichen eine Erklä=
rung
, in der der Auffaſſung entgegengetreten wird, daß der
gegenwärtige Konflikt im Ruhrbergbau politiſchen Motiven ent=
ſprungen
ſei und die Bewegung der Ruhrbergarbeiter unter dem
Einfluß der Kommuniſten und Unioniſten ſtehe. Der kommuni=
ſtiſchen
Generalſtreikparole ſeien nur 1,5 % der Belegſchaft gefolgt.

Rumänien und der Völkerbund

Das rumäniſche Königspaar in Genf.

Duisburg 9. Mai. Reichsminiſter des Innern Dr. Jarres
gewährte einem Vertreter des Duisburger Generalanzeigers eine Unter=
redung
über die politiſche Lage nach den Reichstagswahlen. Dabei be=
zeichnete
Dr. Jarres die gegenwärtige Streikbewegung
im Ruhrgebiet als außerordentich beklagenswert.
Die Verhältniſſe im Vergbau ließen ſich zurzeit in ihrem ganzen Umfang
kaum überſehen, und es wäre leicht möglich, daß die neue Streikbewegung
ernſte Folgen nach ſich ziehen würde. Die ſtreikende Arbeiter=
ſchaft
ſei ſich offenbar des ganzen Ernſtes der Lage
nicht bewußt.
Eſſen, 9. Mai. Die Lage im Ausſperrungs= und Streikgebiet iſt
unverändert. Den Belegſchaften iſt mitgeteilt worden, daß die Arbeit
jederzeit unter den durch die Schiedsſprüche feſtgelegten Bedingungen
wieder aufgenommen werden kann. Gegen die Einzeichnung zur Wieder=
aufnahme
der Arbeit wird beſonders von kommuniſtiſcher Seite energiſch
agitiert. Die Beunruhigung unter der Bevölkerung nimmt zu. Man
zweifelt daran, daß die Gewerkſchaftent ausreichende Unterſtützungsgelder
zahlen können. Die Gewerkſchaften ſuchten die Stadtverwaltungen zu
bewegen, Maſſenſpeiſungen und Brotausgaben einzurichten.
Die Regierung hat bisher offizielle Verhandlungen mit den Par=
teien
noch nicht begonnen. Das erklärt ſich aus der Tatſache, daß das
Arbeitsminiſterium durch die Verbindlichkeit des Schiedsſpruches gebun=
den
iſt und lediglich die Gewerkſchaften anhalten kann, dem Schiedsſpruche
zur Durchführung zu verhelfen.

FU. Paris, 9. Mai. Das Miniſterium für öffentliche Arbeiten
gibt bekannt: Die allgemeine Ausſperrung im Ruhrgebiet kann in keiner
Weiſe die Intereſſen der franzöſiſchen Induſtrie in Mitleidenſchaft ziehen.
Was namentlich die Metallinduſtrie anbelangt, ſo iſt die Verſorgung mit
Koks in weitgehendem Maße ſichergeſtellt. Durch die Erhöhung der aus
dem Micumvertrage reſultierenden Lieferungen iſt es ermöglicht, in den
franzöſiſchen Fabriken mehr als 250 000 Tonnen aufzuſtapeln. Anderer=
ſeits
ſind dieſe Lieferungen ſo raſch vermehrt worden, daß mehr als 85
Züge mit 60 000 Tons Koks gegenwärtig an der franzöſiſchen Grenze
liegen. Die Situation ſieht daher in keiner Weiſe bedrohlich aus.

Gelſenkirchen, 9. Mai. (Priv.=Meldg.) Am Abend des
dritten Tages des großen Konfliktes im Ruhrbergbau läßt ſich nur feſt=
ſtellen
, daß die Lage eine weitere Verſchärfung erfahren
hat. Die Hoffnungen, die von Arbeitnehmerſeite anſcheinend auf die
heutigen Eſſener Verhandlungen zwiſchen Arbeitgeber= und Arbeit=
nehmer
=Organiſationen geſetzt worden ſind, haben ſich nicht erfüllt. Viel=
mehr
iſt bei dieſen Beſprechungen nur der Rahmentarif behandelt wor=
den
, indem die Organiſationen bekanntlich bis zum 17. Mai nach Maß=
gabe
des letzten Schiedsſpruchs feſtgeſtellt haben müſſen, über welche
Punkte eine Einigung möglich iſt und welche anderen dann bis zum
31. Mai durch Schiedsſpruch geregelt werden müſſen. Es iſt bei dieſen
heutigen Verhandlungen auch nicht der Verſuch gemacht worden, die
Streiklage mit einzubeziehen, da die Arbeitgeber in ihrer Einladung
nur vom Rahmentarif geſprochen haben, die Gewerkſchaften daraufhin
alſo annehmen mußten, daß der Bergbau weiter an dem Rechtsſtand=
punkt
feſthält, der durch die Verbindlichkeitserklärung von Hamm klipp
und klar feſtgelegt iſt.
Aus Kreiſen des Zechenverbandes wird entſchieden in Abrede heſtellt,
daß an den Verliner Beſprechungen, die einer Berliner Meldung zu=
folge
Reichsarbeitsminiſter Brauns in Berlin mit den Gewerkſchaften
und Arbeitgebern gehabt hat, irgend welche Beauftragte des Zechen=
verbandes
beteiligt geweſen ſind. In Arbeitgeberkreiſen ſieht man keinen
anderen Verhandlungsmodus als den der Hammer Verbindlichkeitser=
klärung
. Man iſt deshalb der Anſicht, daß eine Löſung des Konfliktes
ſich nur dahin entwickaln kann, daß die Bergleute von der Mitteilung
Gebrauch machen, die auf allen Schachtanlagen angeſchlagen iſt, ſich bei
ihren Betriebsführern zu melden und ſich zur Verfahrung der tarif=
mäßigen
Schichten bereit zu erklären. An vielen Stellen ſind ſolche
Meldungen auch bereits erfolgt. Aber die Lage iſt dadurch auch wieder
ſchwieriger geworden, daß auf einer ganzen Reihe von Schachtanlagen
des Ruhrgebietes heute zahlreiche Beläſtigungen der Arbeitswilligen und
der Bea ten ſrattgefunden haben, die die Notſtandsarbeiten verrichteten.
Die Leute wurden mit Steinen bewörfen und mißhandelt. Nach dem
Geſamteindruck der Lage läßt ſich alſo nur feſtſtellen, daß der Kamp
mit unverminderter Schärfe fortgeht.

Genf, 9. Mai. (Wolff.) König Ferdinand und Königi=
Maria von Rumänien ſind heute morgen, in Genf eingetroffer
In Begleitung des Miniſters des Aeußern, Duca, ſtatteten ſee
dem Völkerbundsſekretariat und dem Arbeitsamt einen Beſuch
ab. Nach dem Empfang durch die Genfer Kantonsregierung irn
Rathaus wurde das Königspaar vom Generalſekretär des Völker.
bundes, Parmoor, im großen Sitzungsſaal des Völkerbunds=
gebäudes
feierlichſt begrüßt. In einer kurzen engliſchen Am=
ſprache
dankte der Generalſekretär den Gäſten für den Beſuch, der
eine Feſtigung der Bande zwiſchen Rumänien und der großen im=
ternationalen
Einrichtung bedeute, deren Ziel die Wahrung de
Friedens und die Förderung friedlicher internationaler Zuſam
menarbeit ſei.
Der König entgegnete in franzöſiſcher Sprache. Er ſagte u. a.
Nachdem Rumänien nach jahrelangem Leiden ſeine nationale
Einheit verwirklicht hat, verlangt es eine Feſtigung des Friedens
Es verfolgt kein agreſſives Ziel und wünſcht die völlige Aufrecht.
erhaltung des Friedens. Es iſt ſomit ganz beſonders dem Werl
des Friedens, der Solidarität und der Eintracht des Völkerbun=
des
zugetan.
Nachdem das Königspaar die Regiſtratur der internationalen
Verträge im Völkerbundsſekretariat beſichtigt hatte, begab es ſich
zum Internationalen Arbeitsamt, wo es im großen Saal des
Verwaltungsrats empfangen wurde. Direktor Albert Thoma=
hielt
eine ſehr lange und herzliche Anſprache, in der er begeiſter
der Stunden gedachte, die er während des Krieges in Jaſſy mi
dem König zugebracht hatte. Er rühmte den heldenmütigen
Kampf des rumäniſchen Volkes für ſeine Unabhängigkeit, feierte
den König als einen Soldatenkönig, begrüßte die Verwirklichung
der rumäniſchen Einheit und erinnerte an das Gemeinſamkeits=
gefühl
zwiſchen Rumänien und den Weſtmächten, während des
Krieges, das auch Amerika mitgeriſſen habe. Er erwähnte den
herzlichen Empfang, den Frankreich kürzlich dem Königspaar be=
reitet
habe, und erklärte, daß der König bei ſeinem Beſuch des Ar=
beitsamtes
ſeinen Nationalſtolz nicht zu vergeſſen brauche, da er
durch den Beſuch einfach die Bemühungen Rumäniens während
der Kriegsjahre fortſetze. Im übrigen gelte als ſicherſte Gewähr
für die nationale Einheit und Freiheit ein Völkerbund, der ſtan
genug ſei, um die Wiederkehr der imperialiſtiſchen Beſtrebungen
zu verhindern. Albert Thomas ſchloß ſeine Rede, indem er an
das ſoziale Verſtändnis des Königs appellierte.
Der König antwortete in einigen kurzen Worten, indem er
das Werk des Arbeitsamtes würdigte und erklärte, daß das rumä=
niſche
Volk, das während des Krieges tapfer für ſeine Rechte ge=
kämpft
habe, jetzt mit Entſchloſſenheit für die Verwirklichung der
demokratiſchen und ſozialen Ziele wirken wolle.
Nach einem Frühſtück bei Lord Parmoor reiſte das Königs=
paar
um 3 Uhr nach Brüſſel weiter. Während des Beſuchs im
Völkerbundsſekretariat und Internationalen Arbeitsamt, diel
beide mit rumäniſchen Fahnen reich geſchmückt waren, trug der
König rumäniſche Generalsuniform und zahlreiche Kriegsaus=
zeichnungen
.

Rumäniſch=ſchweizeriſche Beſprechungen.

Bern 9. Mai. (Schweiz. Dep.=Agent.) Der rumäniſche
Miniſter des Aeußern, Duca, ſtattete dem Vorſteher des politi=
ſchen
Departements, Bundesrat Motta, einen Beſuch ab. Die
Beſprechung dauerte etwa eine Stunde und bezog ſich in der
Hauptſache auf die verſchiedenen Finanzangelegenheiten zwi=
ſchen
den beiden Ländern. Bekanntlich hat die Schweiz Rumä=
nien
größere Darlehen gewährt, über deren Rückzahlung Ver=
handlungen
im Gange ſind. Man darf hoffen, daß die ſchweben=
den
Fragen einer befriedigenden Löſung entgegengeführt werder.

Coolidge mißtraut der Rechtsidee der Welt.

Neu=York, 10. Mai. (Wolff.) In einem Schreiben, das
anläßlich des jährigen Bankettes der Vereinigung für nationale
Sicherheit verleſen wurde, erklärte Coolidge, daß ein ſchwaches
Vertrauen auf die Rechtsidee in der Welt wenig Wert habe. Im
Intereſſe des Friedens und ſeiner Ideale müſſe das amerikaniſche
Volk deshalb ſeine nationale Verteidigung aufrecht erhalten.
Unter den Rednern des Tages befanden ſich auch der Marine=
ſekretär
Wilbur und ſein Stellvertreter Rooſevelt, die beide die
kürzlich aufgeſtellte Behauptung widerlegten, daß die Flotte ſich
in einem ſchlechten Zuſtande befinde. Wilbur erklärte weiter,
daß mit dem lenkbaren Luftſchiff Z.R. 111, ſobald es von Deutſch=
land
abgeliefert ſein werde, die Verſuche gemacht werden ſollen,
ob Lenkluftſchiffe für die Zwecke des Handels verwendbar ſeien,

Die Lücke in der Verfaſſung des Völkerbundes.

London, 10. Mai. (Wolff.) Der britiſche Vertreter im
Völkerbund, Lord Parmoor, erklärte in einer Rede, daß die
britiſche Außenpolitik Völkerbundspolitik ſei, doch müſſe der Völ=
kerbund
alle ziviliſierten Nationen umfaſſen. Wenn man Deutſch=
land
von Anfang an zum Völkerbund zugelaſſen hätte, dann hätt:
die Ruhrbeſetzung nicht erfolgen können, bevor nicht eine unpar=
teiiſche
Entſcheidung über ihre Rechtmäßigkeit gefällt worden
wäre. Auch die Reparationsfrage wäre dann ſeit langem durch
eine unparteiiſche Unterſuchung gelöſt worden. Es ſei jetzt an
der Zeit, die Lücke in der Verfaſſung des Völkerbundes ſo raſch
wie möglich auszufüllen. Auch müſſe die Zahl der Mitglieder
des Völkerbundsrates, um ſeine Autorität zu erhöhen, von 10 auf
15 vermehrt werden.

Eröffnung der italieniſchen Kammer am 24. Mai.

TU. Rom, 9. Mai. Die Eröffnungsſitzung der italieniſchen
Kamer iſt nun endgültig auf Samstag, den 24. Mai, feſtgeſetzt
worden. Nach der erſten Sitzung wird ſich das Haus zur Wahl
eines Präſidenten auf den 27. Mai vertagen. Für das Präſi=
dium
wird der faſziſtiſche Abgeordnete Rocco genannt. Ferner
beanſprucht die faſziſtiſche Partei von den vier Vizepräſidenten
drei für ſich. Die Kammer wird ſich dann weiter mit der Antwort
auf die Thronrede beſchäftigen und nach dem 15. Juni die Be=
ratungen
der proviſoriſchen Budgetzwölftel und über das Regle=
ment
der Kammer beginnen. Ferner ſteht auch noch zur Tages=
ordnung
eine Diskuſſion über die Handelsverträge und ein Ge=
ſetzentwurf
über das Gemeindeſtimmrecht der Frauen. Man
rechnet damit, daß die Seſſion bis Ende Juni dauern wird. Der
Eröffnungsſitzung wird der König und zum erſten Male auch der
Kronprinz beiwohnen. Der Senat iſt ebenfalls auf den 24. Mai
zur Wahi des Bureaus einberufen.

[ ][  ][ ]

Rummer 130

Darmſtädter Tagblatt, Samstag, den 10. Mai 1924,

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[ ][  ][ ]

Darmſtädter Tagblatt, Samstag, den 10. Mai 1924.

Rmmer 130.

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Wally Thomas
geb. Goehrke
Darmſiadt, den 9. Mai 1924
Mathildenſtr. 11
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[ ][  ][ ]

Seite 2.

Rumter 130.

Darmſtädter Dagblatt, Samstag, den 10. Maf 1924.

Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſiadt, 10. Mai.
Volkshochſchule. Wir möchten nicht verſäumen, nochmals auf
zruſere Führungen innerhalb der zoologiſchen Abteilung des Landes=
muſeums
aufmerkſam zu machen. Sie werden geleitet von Herrn Kuſtos
Dr. A. Schwan. Die erſte wird am Sonntag, den 11. Mai, pünkt=
lich
½10½11 Uhr, ſtattfinden, und behandelt die tiergeographiſchen
Gruppen der zoologiſchen Abteilung. Weiter findet am Sonntag, den
11. Mai, vormittags 11 Uhr, unſere nächſte Morgenfeier ſtatt. In der
Aula der Baugewerkſchule, Neckarſtr. 3, wird Herr Profeſſor Kißner
über Kant ſprechen. Am Montag, den 12. Mai, wird Wilhelm Michel
ſeine Vorleſungen über moderne Dichtung fortſetzen. Gegenüber der
Vorankündigung hat ſich das Thema der Vorträge inſofern geändert,
als im Laufe dieſes Kurſes. Dehmel, Liliencron, Dauthendey, Mombert,
Stefan George und Rilke behandelt werd

ders die künſtleriſche Arbeit des Landestheaters Berückſichtigung fin=
den
ſoll. Die Vorleſungen beginnen 8½ Uhr in der Techniſchen Hoch=
ſchule
, doch müſſen die Karten vorher in der Geſchäftsſtelle der Volks=
hochſchule
gelöſt werden. Am Mittwoch, den 14. Mai findet in der
Aula des Realgymnaſiums unſer Vortrag über Elektriſche Wellen und
Radio=Telephonie ſtatt. Studienrat Pfersdorff wird mit ſeinen ſelbſt=
konſtruierten
Apparaten durch Verſuche und Vorführungen in die heute
allgemein intereſſierenden Fragen einführen. Zur Sicherung eines
guten Gelingens iſt der Beginn des Vortrags auf 8,30 Uhr feſtgeſetzt.
Freie Landeskirchliche Vereinigung für Heſſen. Die diesjährige
Jahresverſammmlung findet Montag, den 12. Mai, nachmittags 3 Uhr,
im Sitzungsſaal des Landeskirchentags, Waldſtraße 40, ſtatt. Nach Er=
ledigung
des Geſchäftlichen ſpricht Prof. Dr. Karl Ludwig Schnidt aus
Gießen über Univerſitätstheologie und Kirche‟. Gäſte ſind will

Der Verband evangel.=kirchlicher Frauenvereine in Heffen halt
nächſten Montag ſeine diesjährige Hauptverſammlung in dem
großen Saale des Rummelbräu zu Darmſtadt mit folgender Tages=
ordnung
ab: Eröffnung, Jahresbericht, Rechnungsablage, Verbandsan=
gelegenheiten
und Vortrag von Herrn Dr. med. Happich=Darmſtadt
über Geſundheit, Che und Familie. Beginn der Verſammlung um
3 Uhr; Gelegenheit zum Kaffeetrinken iſt vorhanden. Auch Gäſte ſind
willkommen.

Der 3. Sonaten=Abend Göſta Andreaſſon (Violine) Guſtav
Beck (Klavier) kann, nachdem Herr Andreafſon wieder geneſen, beſtimmt
am Dienstag, den 13. ds. Mts., abends 8 Uhr, ſtattfinden. Das für das
Können der beiden Künſtler charakteriſtiſche, feinſinnige und vielſeitige
Programm wird dem Hörer einen auserleſenen Kunſtgenuß bereiten. Zu
Gehör gelangen Sonaten von Brahms, Mozart und Jarnach. Karten
bei Konzert=Arnold, Wilhelminenſtraße 9.
Gemälde=Ausſtellung. Im Schaufenſter der Kunſthandlung Sonn=
thal
, Eliſabethenſtraße 28, ſind gegenwärtig zwei Gemälde von Profeſſor
W. Horſt, hier, ausgeſtellt. Das Motiv ſtellt Eliſabeth, Tann=
häuſer
3. Akt, 1. Szene, Einſt am Heſſiſchen Hoftheater, Jetzt am
Heſſiſchen Landestheater dar, in der Aufmachung, wie dieſelbe in frü=
heren
Jahren und gegenwärtig ſzeniſch dargeſtellt wurde. Im Kunſt=
ſalon
Sonnthal wird zurzeit eine neue Ausſtellung vorbereitet, wobei
namhafte hieſige und auswärtige Künſtler mit neuen Schöpfungen ver=
treten
ſein werden.

Schloßbeleuchtung in Heidelberg. Anläßlich der am Sams=
tag
, den 10. Mai, ſtattfindenden Schloßbeleuchtung verkehren
nach Schluß derſelben folgende Sonderzüge: Heidelberg Mann=
heim
: ab Heidelberg 10.05, 10.15, 10.20, 10.50 Uhr; Heidelberg
Schwetzingen: ab Heidelberg 10.20 Uhr; Heidelberg-Karlsruhe:
ab Heidelberg 10.50 Uhr; HeidelbergDarmſtadt
Frankfurt: ab Heidelberg 10.30 Uhr; HeidelbergEberbach:
ab Heidelberg 11.00 Uhr.
Der Ev. Arbeiter= und Handwerkerverein e. V. veranſtaltet am
Sonntag, den 11. Mai, abends 7½ Uhr, in ſeinem Vereinshaus Feier=
abend
, Stiftſtraße 51, einen Sängerabend zum Beſten ſeiner Chorkaſſe,
worauf hierdurch hingewieſen wird. (Siehe heutige Anzeige.)
Liedertafelkonzert am 14. Mai abends im ſtädt. Saalbau. Das
Konzert iſt mehr als ein künſtleriſcher Familienabend gedacht, der ſich
in Erbauungen und Belehrungen auswirken ſoll. Es ſind ausſchließlich
Wolkslieder zur Vortragsfolge gewählt. Für Abwechſlung ſorgen Frau
Kuhn=Liebel, Herr Hermann Heiß, von hier, und ein junger Geigen=
künſtler
, Herr Fr. Kitz aus Mainz. Herr Fr. Kitz (Hoch’ſches Konſer=
vatorium
Frankfurt, Prof. Baſſermann) tritt zum erſtenmal an die
Oeffentlichkeit. Aber ſchließlich muß überall einmal der erſte Anhieb
getan werden, wenn etwas erſtehen ſoll. Und wie mancher unſerer
großen Muſiker verdankt ſeine erſten Sporen einem Männergeſang=
verein
, der ihm dadurch, daß er ihm Gelegenheit gab, ſich der Oeffent=
lichkeit
zu zeigen, ſeinen Eifer, und damit ſeine ganze Laufbahn för=
derte
. (S. Anz.)
Bund der Ausgewieſenen. Zu der Kundgebung, die morgen,
Sonntag, den 11. Mai d. J., auf dem Weiler Zipſen durch alle Aus=
gewieſenen
des Landesverbandes Heſſen veranſtaltet wird, macht ſich in
allen Kreiſen der Ausgewieſenen ein reges Intereſſe geltend. Es ſei da=
rauf
hingewieſen, daß Anſprachen durch den Vorſitzenden, Herrn Ober=
landesgerichtsrat
Altendorf, Herrn Rechtsanwalt Schwörer und Herrn
Eiſ.=Ing. Reinheimer gehalten werden. Abfahrt mit Sonderzug Darm=
ſtadt
Hauptbahnhof 11.38, Ankunft Lengfeld 12.37. Der Sonderzug hält
auf allen Zwiſchenſtationen zwecks Aufnahme von Reiſenden.
e. Volksmiſſion. Der als Prediger, Schriftſteller und unermüdli=
cher
Kämpfer für Reinheit und Sitte an dem anrüchigen St. Pauli in
Hamburg weithin bekannte Paſtor Juhl in Hamburg ſpricht am kom=
menden
Montag abend zum erſten Male im Saale der Edang. Stadt=
miſſion
, Mühlſtr. 24, über das Thema: Vom Glauben an das
Leben. Jeder, der mit dem Leben und ſeinen großen inneren Proble=
men
ringt, iſt herzlich eingeladen. (S. Anz.)
Verband Darmſtädter Frauenvereine. Wir machen alle Mitglie=
der
, die ſich für weibliche Erziehung und Fortbildung intereſſieren, auf
den Vortrag aufmerkſam, den Frau Helene Sumper=München, eine
Autorität auf dieſem Gebiete, am Sonntag, 11. Mai, nachmittags 4 Uhr,
in Bensheim (Turnſaal des Seminars) halten wird. Abfahrt 2,20 Uhr
Hauptbahnhof.
Bezirksverein Martiusviertel. Die ordentliche Generalverſamm=
lung
des Bezirksvereins Martinsviertel findet am Montag, den
12. d. M., abends pünktlich 8 Uhr, im Reſtauranr Mathildenhöhe‟
(oberer Kneipſaal) ſtatt. Ab 9 Uhr Vortrag des Stadtverordneten Sames
über Srädtiſche Angelegenheiten Im Hinblick auf die
Wichtigkeit dieſes Vortrags, insbeſondere auch für die in der Stadtver=
ordneten
=Verſammlung gefaßten Beſchlüſſe in letzter Zeit, dürfte es im
Intereſſe jedes Bürgers gelegen ſein, an der Verſammlung teilzu=
nehmen
. Von 9 Uhr ab Gäſte willkommen.
Die Monatsverfammlung des Ziegenzuchtvereins gipfelte in den
Ausführungen, mit Hilfe der Sprungſcheine fehlerhafte Vererbung feſt=
zunageln
und auszumerzen. Solange das ſtädtiſche Sprungmaterial
jedes Jahr wechſele und beim Ankauf von Böcken der Abſtrammungsnäch=
weis
nicht erbracht ſei, leiden Nachzucht und Milchergiebigkeit weiter.
Das Raſſeziel, die Züchtung reiner Saanenziegen, dürfe vor den Erſpar=
niſſen
im ſtädtiſchen Haushalt keinen Halt machen. Die Vortragsreihe
zur diesjährigen Verbandsverſammlung Modautal wurde eingehend er=
örtert
und als Vortrag Die hieſige Bodenart und ihre Auswirkung auf
Ernährung und Milchertrag der Ziegen in Vorſchlag gebracht. Einer
diesjährigen Bezirksſchau hier wurde dringend das Wort geredet, da
gutes Material vorhanden ſei; mehrere Ausſchußmitglieder wurden in
Vorſchlag gebracht. Baldige Neuanmeldungen zur Körung ſollten er=
folgen
. Beendet wurden weiter die Erfahrungen mit Kuprex und ſon=
ſtigen
Bakterienmitteln, und erſt ſpät ſtob die Verſammlung, mit Ketten,
Gabeln und Eimern bewaffnet, aus dem Verſammlungsraum.
Förderung der Bienenziicht. Auch in dieſem Jahre hält der
Darmſtädter Bienenzüchterverein wieder einen Lehrkurſus über Bienen=
zucht
ab. Der Kurſus beginnt am Sonntag, den 25. Mai, und erſtreckt
ſich auf weitere 67 Sonntage. Ganz beonders wird die Königinnen=
zucht
unter Verückſichtigung beſonderer Wahlzucht gelehrt werden. An=
meldungen
haben bis längſtens 15. Mai bei dem Vorſitzenden, Herrn
Brunner, Kranichſteiner Straße 68½, zu erfolgen.
Odenwalöklub. In Pfungſtadt wurde am Mittwoch abend
in Anweſenheit der Herren Dr. Hinrichs und Loewe vom Hauptaus=
ſchuß
, ſowie des Vorſitzenden der Ortsgruppe Goddelau Oberarzt Dr.
Dannenberger eine neue Ortsgruppe (96) gegründet. Zum Vorſitzenden
wurde Herr Kaufmann G. Fr. Roth gewählt. Sämtliche Anweſende
traten ſofort bei. Friſch auf!
Kriegsgräberfürſorge. Seit April erſcheint die Zeitſchrift Kriegs=
gräberfürſorge
wieder. Sie bringt die zahlreichen im vergangenen
Jahre aufgeſammelten Berichte über den Zuſtand deutſcher Kriegerfried=
höfe
aller Länder und einen Ueberblick über die jüngſte Tätigkeit des
Volksbundes. So iſt die Ehrenwache für unſere Kriegerfriedhöfe wieder
da, das geiſtige Band zwiſchen den fernen Gräbern und der Heimat wie=
der
angeknüpft. Da der Bezug der Zeitſchrift nicht mehr durch die Poſt
erfolgt, ſind Beſtellungen nur an den Volksbund Deutſche Kriegsgräber=
fürſorge‟
, Berlin W. 10, Matthäikirchſtr. 17/II, zu richten. Alle Ange=
hörigen
von Gefallenen, aber auch alle echten Deutſchen, welche ſich ein
Gefühl für die Bedeutung der ehrenvollen Arbeit des Volksbundes be=
wahrt
haben, werden ſich mit uns darüber freuen, die ſchönen, durch
Abbildungen anſchaulich gemachten Hefte nun wieder in die Hand zu be=
kommen
.,

Wochenſpielplan des Heſſiſchen Landestheaters
vom Sonntag, den 11., bis Sonntag, den 18. Mai.
Großes Haus.
Sonntag: 6½ Uhr: Hans Heiling, Oper von Marſchner.
Sonntags=Fremdenmiete Er 1 (5). Pr. 1 bis 10 Mk.
Montag: Geſchloſſen.
Dienstag: 7 Uhr: König Lear. A 21, a 10, Schülermiete rot 8
und gelb 7. Preiſe 0,70 bis 7 Mk.
Mittwoch: 7 Uhr: Der Freiſchütz. Sondermiete 22 (16), Schü=
lermieten
weiß 8 und blau 9. Preiſe 1 bis 10 Mk.
Donnerst.: 7 Uhr: Viel Lärmen um Nichts. Sondermieten
12 (12) und 19 (12). Preiſe 0,80 bis 8 Mk.
Freitag: 7 Uihr: Neu einſtudiert: Die Fledermaus. D 20.
Preiſe 1,20 bis 12 Mk.
Samstag; 7 Uhr: Saul Tragödie von Ludwig Berger. E 19,
10. Preiſe 0,80 bis 8 Mk.
Sonntag: 6 Uhr: Aida. C 20. Preiſe 1 bis 10 Mk.
Kleines Haus.
Sonntag: Vorm. 11 Uhr: Vergnügliche Matinee Hans Rei=
mann
. Preiſe 1 bis 5 Mk. Nachm. 2½ Uhr:
Jugendfeier der ſozialiſtiſchen Arbeiterjugend. Vor=
verkauf
beim Jugendſekretariat in der früh. Inf.=
Kaſerne. Abends 7½ Uhr: Giobanni und Anna=
bella
. Zufatzmiete VIII (9). Preiſe 0,80 bis 4 Mk.
Montag: 7 Uhr: Schluck und Jau Luſtſpiel von Gerhart
Hauptmann. Zuſatzmiete III (9). Pr. 0,80 bis 4 Mk.
Dienstag: 7 Uhr: Die heimliche Ehe Oper von Cimaroſa.
Sonderm. 16 (12), Schülerm. grün 9. Pr. 1 bis 5 Mk.
Mittwoch: 7 Uhr: Was Ihr wollt, Luſtſpiel von Shakeſpeare.
Zuſatzmiete II (9). Preiſe 0,80 bis 4 Mk.
Donnerst.: 7 Uhr: Figaros Hochzeit. Zuſatzmiete VT (2).
Preiſe 1 bis 5 Mk.
Freitag: 7½ Uhr: Der Liebestrank, Schwank v. Wedekind.
Zuſatzmiete I (9). Preiſe 0,80 bis 4 Mk.
Samstag: Uhr: Die heimliche Ehe. Zuſatzmiete VII (9),
Schülermiete gelb 8. Preiſe 1 bis 5 Mk.
Sonntag: 7 Uhr: Bürger Schippel, Komödie von Sternheim.
Zuſatzmiete II (10. Preiſe 0,80 bis 4 Mk.
Spielplan des Heſſiſchen Landestheaters für Samstag und Sonn=
tag
. Infolge mehrfacher Abſagen im Soloperſonal kann der bisher an=
gekündigte
Spielplan nicht durchgehalten werden. Es wird gegeben
im Großen Haus am Samstag, 10. Mai: Fiesco, Beginn 7 Uhr; am
Sonntag, 11. Maiz Freiſchütz, Beginn 6.30 Uhr. Im Kleinen Haus

Wan muß nicht

in der heutlgen rastlosen Zelt, wo leder Ge-
schäftsmann
mit tells mnehr oder wenlger
Konkurrenz zu rechnen hat, ist es unaus-
blelbllch
, seine Artlkel dem kaufkräftlgen
Publlkum immer und Immer wleder vor
Augen zu führen, denn fortiaufendes
Inserieren bringt Gewinn
Ein auffälllges Inserat, weiches sofort in die
Augen fällt, erfüllt seinen Zweck lederzeit,
wenn es
Im Darmstädter Tagblatt
erschelnt, denn dlese Tageszeltung hat eine
große Verbreltung in allen Abnehmerkrelsen

Aber man soll!

Samstag, 10. Mai: Aleſſandro Stradella, Beginn 7 Uhr; Sonntag,
11. Mai, vormittags 11 Uhr: Vergnügliche Matinee Hans Reimann;
abends 7.30 Uhr: Giovanni und Annabella‟. Die jeweils gelöſten
Karten behalten Gültigkeit oder können an den Tageskaſſen in der Zeit
von 101 Uhr vormittags oder eine Stunde vor Beginn der einzelnen
Vorſtellungen zurückgegeben werden.
Maidenfilm. Die endgültige Bekauntgabe der Filmvorführung
erfolgt noch.
Orpheum. Die Operette Mädi gelangt nur noch bis einſchließ
lich Montag, 12. Mai, zur Aufführung. (Näheres ſiehe Anzeige.)
Friedrich Kranich . Am Donnerstag, 1. Mai, ſtarb in Bayreuth
der bekannte Obermaſchineriedirektor Friedrich Kranich aus Darmſtadt,
langjähriger Vorſtand der Maſchinerieabteilung im früheren Großh.
Hoftheater hier. Wir ſehen ihn zu Beginn ſeiner Laufbahn am Großh.
Hoftheater in Darmſtadt in ſeiner Ausbildung unter dem Altmeiſter
Karl Brand, dem genialen Reorganiſator der Bühnenmaſchinerie. Hier
legte er den Grund für ſeine ſpätere erfolgreiche Tätigkeit an vier größe=
ren
Bühnen: Darmſtadt, Dresden, Bayreuth und Monte Carlo, denen
er lange Jahre als teihniſcher Direktor angehörte. Mit ihm iſt ein Mann
von umfangreichen Erfahrungen in ſeinem Fach dahingegangen, der
mit ſicherem, vorausſchauenden Blick allen Schwierigkeiten im täglichen
Dienſt begegnete und ſie immer zu überwinden wußte. Vielen Kollegen
iſt er ein Vorbild geweſen, und nie war er in kleinlichem Kaſtengeiſt
befangen, im Gegenteil ſtets bereit zu helfen, wo es galt. So iſt er von
uns gegangen, an Kenntniſſen und Ehrungen aller Art reich, wie ſelten
ein anderer ſeines Faches, als Menſch ein freundlicher Geſell.
Aus dem Steuerbukett für Mai. Die Friſt zur Erklärung über
Erhöhung der Obligationenſteuer war am 1. ds. abgelaufen;
ſie iſt bis 1. Auguſt d. J. erſtreckt; der erſte Teilbetrag der Steuer iſt
am 1. Oktober 1924 fällig. Am 10. Mai haben die Gewerbebetriebe eine
Vorauszahlung auf die Einkommenſteuer zu leiſten. Schonfriſt bis 17.
Mai. Iſt die Zahlung bis zu letzterem Termin erfolgt, ſo treten für je
15 Tage 5 Prozent Zuſchlag hinzu. Am 10. Mai haben die Gewerbe=
betriebe
eine Vorauszahlung auf die Körperſchaftsſteuer zu leiſten
Schonfriſt bis 17. Mai, alsdann 5 Prozent Zuſchlag für je 15 Tage. Am
10. Mai iſt die Umſatzſteuer für die Umſätze des Monats April
fällig. Schonfriſt bis 17. Mai, alsdann 5 Prozent Zuſchlag für je 15
Tage. Am 15. Mai müſſen die Steuerabzüge vom Arbeits=
lohn
, die in der Zeit vom 1. bis 10. Mai einbehalten wurden, abgeführt
werden. Keine Schonfriſt! Am 15. Mai haben die Land und Forſt=
wirte
eine vierteljährliche Vorauszahlung auf die Einkommen=
ſteuer
zu leiſten. Schonfriſt bis 22. Mai. Verzugsfolgen wie oben.
Am 15. Mai ſind im beſetzten Gebiet zwei Vierteljahresbeiträge
der Einkommenſteuervorauszahlungen zu leiſten. Am 25. Mai müſſen
die Steuerabzüge vom Arbeitslohn, die in der Zeit vom
10. bis 20. Mai einbehalten wurden, abgeführt (bezw. geklebt) werden.
Keine Schonfriſt! Am 1. Juni iſt im beſetzten Gebiet die Hälfte
der Jahres vermögensſteuer zu entrichten.
Zur Beachtung. Diejenigen Perſonen, welche im Herbſt
1923 bei dem Kartoffelhändler Peter Janſſen Kartoffeln be=
ſtellt
haben, aber nicht beliefert oder auf andere Weiſe genügend
entſchädigt wurden, werden gebeten, ſich beim Polizeiamt, Zim=
mer
Nr. 33 (Wücherabteilung) perſönlich oder ſchriftlich zu mel=
den
. Die Anmeldungen können in der Zeit von 9 bis 12 Uhr vor=
mittags
und von 3 bis 6 Uhr nachmittags erfolgen und müſſen
bis ſpäteſtens 20. Mai d. J. erfolgt ſein,

* Strafgericht, Bezirksſchöffengericht 1. Abt. 1. Unter dem Vorſitz
des Landgerichtsdirektors Neuroth verhandelte das Gericht gegen den
Schriftleiter Geißlinger vom Volksfreund, der angeklagt iſt, durch
einen Artikel im Volksfreund das katholiſche Glaubensbekenntnis be=
ſchimpft
zu haben. Der Artikel erſchien am 17. November 1923, er
behandelte in der Form des Glaubensbekenntniſſes die moderne Renten=
mark
. Geißlinger erklärt, den Artikel nicht verfaßt zu haben, aben die
preßgeſetzliche Vexantwortung dafür zu übernehmen. Der Artikel ſei
von auswärts eingeſandt worden. Feſtgeſtellt wird, daß die Frank=
furter
Volksſtimme wegen eines Vater unſer=Artikels vom Frankfur=
ter
Gericht freigeſprochen wurde, da die ſubjektive Seite verneint ward.
Staatsanwalt Langenbach vertritt die Anklage; das apoſtoliſche Glau=
bensbekenntnis
eine kirchliche Einrichtung ſei im Artikel zur
Perſiflage benutzt worden. Es ſei zu prüfen, ob in der Benutzung des
Vekenntniſſes in dem Artikel eine Beſchimpfung zu finden ſei. In der
Form des Artikels ſei dies zu bejahen, wenn auch die Tendenz des Ar=
tikels
eine andere ſei. Der objektive Tatbeſtand ſei ſonach gegeben, auch
der innere, da nur das Bewußtſein (nicht die Abſicht) der Beſchimpfung
vorhanden ſein müſſe. Geißlinger ſei in der Lage geweſen, zu erkennen,
und habe erkannt, daß im Artikel eine Beſchimpfung der katholiſchen
Kirche liege. Dafür bürge die langjährige Tätigkeit Geißlingers als
Schriftleiter und ſeine Bildung. Es ſei gleichgültig, ob andere Artikel
gleicher Art nicht verfolgt wurden. Als ſtrafmildernd ſieht der Staats=
anwalt
an, daß der Angeklagte noch nicht beſtraft und die Tendenz des
Artikels eine andere iſt. § 166 StGB. ſehe nur Gefängnisſtrafe vor,
aber die Geldſtrafenverordnung ſei wohl anzuwenden. Beantragt wer=
den
300 Gmk. Der Verteidiger, Rechtsanwalt Dr. Ernſt Hochſtädter=
Frankfurt a. M., der auch die Frkf. Volksſtimme im angezogenen Pro=
zeſſe
vertrat, betent, daß objektiv im Artikel eine Beſchimpfung der
Kirche als ſolche nicht zu finden ſei und beruft ſich auf einen Aufſatz
von Wach zu 8 166 in der Zeitſchrift für Kirchenrecht, der den § 166
RStG. überhaupt bekämpfe. Der Paragraph dient nach Anſicht des
Verteidigers nicht dem Religionsfrieden. Die Kundgebung müſſe nach
Form und Inhalt die Verächtlichmachung der kirchlichen Einrichtung
zum Ausdruck bringen. Davon könne hier keine Rede ſein, wie der Ver=
teidiger
in längeren Ausführungen darlegt; nur der Volksbetrug, der
in der Inflation liege, habe in dem Artikel gegeißelt werden ſollen.
Nachzuprüfen ſei, ob der Angeklagte das Bewußtſein oder den dolus
eventualis einer Beſchimpfung hatte, indem er den Artikel aufnahm. Das
ſcheide für den Angeklagten aus, der den ſozd. Standpunkt Religion iſt
Privatſache, einnehme. Die Weimarer Verfaſſung kenne keine Staats=
kirche
mehr, aber ſie kenne Weltanſchauungsgemeinſchaften. Auch von
dieſem Standpunkte aus habe bei dem Angeklagten ein Bewußtſein der
Beſchimpfung nicht aufkommen können. Die Hauptſache ſei aber, daß
die vom Vorſitzenden verleſenen Napoleon= oder Nikolaus= Vater=
unſer
niemals unter Strafverfolgung geſtellt worden ſeien. Ein Be=
wußtſein
der Beſchimpfung ſei da doch nicht wach geworden. Das Ge=
richt
möge der toleranten Geſinnung, die man immer in Heſſen betätigt
habe in Glaubensſachen, treu bleiben und den Angeklagten freiſprechen.
Der Angeklagte macht in ihm verſtatteten Schlußwort Mitteilungen über
ſeie religiöſe Unterweiſung; er gehöre bis heute noch dem evangeliſchen
Glaubensbekenntniſſe an. In Heſſen drohe von ultramontaner Seite
eine ſchwarze Gefahr, eine ſolche Klippe liege in § 166 vor, vor der die
Lotſen und Steuermänner das Schiff bewahren müßten. Der Staats=
anwalt
verneint, an eine Aeußerung des Angeklagten anknüpfend, daß
eine Anregung zur Strafverfolgung von kirchlicher Seite ausgegangen
ſei. Urteil: Freiſprechung. Der Artikel, ſo wird in der Begrün=
dung
ausgeführt, ſei geſchmacklos, aber dem Angeklagten habe das Be=
wußtſein
der Beſchimpfung gefehlt, und es ſei ihm objektiv und ſubjektiv
eine Verletzung des § 166 StG.B. nicht nachzuweiſen.
2. Ein Auflauf vor dem Heinſchen Laden in der Schuſter=
gaſſe
am 20. Oktober 1923 führt die Angeklagten Philipp Abel,
Wilh. Haller, Hch. Gruß und Adam Lorenz hier vor Ge=
richt
. Sie ſollen nach dreimaliger Aufforderung der Schupobeamten bei
Verſammluhig einer Menſchenmenge ſich nicht entfernt, Widerſtand
gegen die Staatsgewalt geleiſtet, auch die Schupobeamten durch Rufe
wie Scherenſchleifer Bluthunde, Faulenzer beleidigt haben. Die
Angeklagten beſtreiten die ihnen zur Laſt gelegten Handlungen. Feſt=
geſtellt
wird, daß aus der Menge mit Steinen geworfen wurde, ein
Schupobeamter wurde von einem ſolchen Stein berletzt und mußte ſich
auf der Schloßwache verbinden laſſen. Der Staatsanwalt erinnert
daran, daß die Vorfälle, die ſich abſpielten, in die Zeit der ſchlimmſten
Inflation fielen, das Hein’ſche Geſchäft war damals ſtets ſtark von Kun=
den
beſucht. Klagen wurden laut, daß Hein übermäßige Preife nähme,
dieſe Klagen, das habe ſich herausgeſtellt, ſeien unbegründet geweſen.
Die Beweisaufnahme habe die Schuld der Angeklagten ergeben. Bezüg=
lich
des Strafmaßes hält der Staatsanwalt an ſich Gefängnisſtrafe am
Platze, aber die weit zurückliegende Zeit der Vorfälle, die Erregung
damals komme mildernd in Betracht. Gegen Abel wird eine Geſamt=
gefängnisſtrafe
von 6 Wochen, gegen Haller, Gruß und Lorenz werden
Geldſtrafen in Antrag gebracht. Urteil: gegen Abel eine Ge=
ſamtgefängnisſtrafe
von 6 Wochen, gegen die Uebrigen
Geldſtrafen von 30 und 80 Mark. Bei Abel kamen ſeine Vorſtrafen er=
ſchwerend
in Betracht.

Lokale Veranſkaltungen.
Die bierunier erſcheinenden Notizen ſind ausſchlſeßlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachien,
in keinem Faſſe irgendwie als Beſprechung oder Kritik.
Volkstümliche Morgenmuſik von Oberregie=
rungsrat
Großpietſch am Sonntag, den 11. Mai.
Da Fräulein. Wall plötzlich wegen Erkrankung abgeſagt hat,
übernimmt Herr Hans Höfflin in liebenswürdiger Weiſe
den Vormittag. Auf vielfachen Wunſch ſingt er den zu Beginn der
Spielzeit von ihm bei uns mit größtem Erfolge vorgetragenen Lieder=
ziklus
: Die ſchöne Müllerin von Franz Schubert.

Am Sonntag, den 11. d. M.; nachmittags ¼4 Uhr, veranſtaltet
der Mandolinenklub Melodia ſein 2. Stiftungsfeſt in den Räumen des
Fürſtenſaales. Für ein reichhaltiges Programm iſt beſte Sorge getragen.
(Wir verweiſen auf die heutige Anzeige.)

Chriſtlicher Verein Junger Männer E. V. Darm=
ſtadt
, Alexanderſtr. 22. Die Vereinsbrüder werden darauf hingewie=
ſen
, daß morgen, Samstag, abend unſer Freund, Reichsjugendſekretär
W. Stoeltzuer, wieder in unſerer Mitte weilt. Es haben ſich darum
alle Brüder pünktlich um 8½ Uhu im Heim einzufinden. Gleichzeitig
machen wir auf die am Sonntag, vormittags 11½ Uhr, im Heim ſtatt=
findende
Weißkreuzſtunde, ſowie auf das am Abend um 8 Uhr in der
Turnhalle am Woogsplatz zum Beſten der Erweiterung des C. V. J. M.=
Heims veranſtaltete Poſaunen=Konzert aufmerkſam.

Phantome der Toten im Spiritismus. Ueber die
ulten Phänomen und die ſpiritiſtiſche Geiſterhypotheſe im Lichte
derner Forſchung referiert am Mittwoch, den 14. Mai, abends 8 Uhr,
Fürſtenſaal (Grafenſtraße) der bekannte Phyſiker und Medium=
ſcher
Radetzky. Der Vortragende entwickelt ſeine Theorien auf Grund
von berufenen und bedeutenden Wiſſenſchaftlern angeſtellten Fox=
ungen
. Aber nicht nur in der Theorie behandelt er die Grenzfragen
Ueberſinnlichen, ſondern auch in der Praxis wird er mit zahlreichen
perimenten zur Beweisnahme ſeiner Ausführungen aufwarten. Der
tptwert ſeiner experimentellen Vorführungen liegt darin, daß der
verimentator ohne Berührung und ohne Führung Fernwirkungen zu=
n
bei Konzert=Arnold, Wilhelminenſtr. 9.

Aus den Parteien.
Die Deutſche Volkspartei ſchreibt uns: Nachdem wir
unmehr den Wahlkampf erfolgreich beſtanden haben, gilt es, unge=
umt
ſich mit altem Eifer den laufenden Aufgaben wieder zuzuwenden.
or allem müſſen der Partei, gerade mit Rückſicht darauf, daß in fi=
anzieller
Beziehung der Wahlkampf außerordentlich große Anforderun=
geſtellt
hat, die Einnahmen aus den Mitgliederbeiträgen geſichert
erden. In den nächſten Tagen gehen unſere Liſten zwecks Einſamm=
nig
der fälligen Mitglieder=Beiträge an unſere Bezirksleiter. Wer
inen Beitrag für das 2. Quartal d. J. noch nicht gezahlt hat und
iſeren Vertrauensleuten die große Mühe des perſönlichen Einziehens
paren will, der möge ungeſäumt ſeinen Beitrag auf der Partei=
ſchäftsſtelle
, Wilhelminenſtraße 5, entrichten.
Landesfrauenausſchuß Heſſen der Deutſchna=
onalen
Volkspartei. Betrifft: Ferienaufenthalt erholungs=
dürftiger
Kinder in Eſtland und Finnland. Wir erhielten von der
utfch=Finniſchen Vereinigung zur Verſendung erholungsbedürftiger
itſcher Kinder nach Finnland die Mitteilung, daß infolge des durch die
uislandsſperre verminderten Reiſeverkehrs die Reedereien keine Frei=
tze
mehr vergeben können. Aus dieſem Grunde muß die Zahl der
ider ſehr verringert werden. Finnland wird in erſter Linie die
nder der Finnlandkämpfer berückſichtigen. Sollten ſich unter den
gemeldeten Kindern ſolche befinden, ſo bitten wir, ſich auf der Ge=
aftsſtelle
, Georgenſtr. 9, part., nochmals zu melden. Gleichzeitig traf
Eſtland die Nachricht ein, daß auch hier wegen Mißernte und Ent=
nung der Grundbeſitzer ſowie Verteuerung der Schiffsplätze eine Ver
igerung der Zahl der aufzunehmenden Kinder notwendig wird. Eſt=
d
berückſichtigt im Gegenſatz zu Finnland hauptſächlich die
ſche bereits voriges Jahr dort waren und von ihren Pflegeeltern
der eingeladen ſind. Wir bitten, daß die Eltern dieſer Kinder ſich
teut auf der Geſchäftsſtelle (Georgenſtraße 9) melden. Definitives
un erſt Anfang Juni gegeben werden, was durch die Zeitung ver=
entlicht
wird.

[ ][  ][ ]

Seite 8.

Darmſtädter Tagblatt, Sanstag, den 10. Mai 1924.

Rummer 130.

Aus Heſſen.

Griesheim, 8. Mai. Gemeinderatsbericht. 1. Der Ge=
meinderat
hatte durch Beſchluß vom 20. Dezember 1923 die Preiſe für
die Abgabe von Erbbegräbniſſen wie folgt feſtgeſetzt: für ein 1perföniges
Erbbegräbnis 200 Mk., für jede weitere Perſon 100 Mk. Das Mini=
ſterium
des Innern hat dieſe Feſtſetzung für übermäßig hoch erachtet.
Der Gemeinderat bleibt, mit Rückſicht darauf, daß die erwähnten Sätze
die Friedensſätze darſtellen, auf ſeinem früheren Beſchluß beſtehen. 2.
Die Gebühren für die Feldgeſchworenen wurden wie folgt feſtgeſetzt:
für einen halben Tag 2 Mk., für einen ganzen Tag 4 Mk. 3. Die katho=
liſche
Kirchengemeinde beabſichtigt den Erwverb eines Grundſtücks zur
Erbaung einer Kirche mit Pfarrhaus. Zu dieſem Zweck iſt die Aufnahme
eines Kapitals von 30 000 Mk. bei der kommunglen Landesbank geplant,
für welchen Betrag die politiſche Gemeinde die Bürggſchaft übernehmen
ſoll.: Dieſer Punkt wurde zur näheren Aufklärung bzw. Orientierung,
zurückgeſtellt. 4. Für das Reinigen der Schulſäle, ſoweit dies dem
Schuldiener nicht obliegt, wurde eine Vergütung von 62,50 Mk. pro
Schulſaal (Friedensſatz) bewilligt. 5. Mit 11 gegen 8 Stimmen wurde
der Beitrag der Gemeinde als Mitglied der Bauhütte Darmſtadt mit
einem Stammkapital von 600 Goldmark beſchloſſen. 6. Für ſämtliche
Gemeindehäuſer ſoll die Gasbeleuchtung zur Einführung kommen. 7.
Der Ankauf der Hofreite der Karl Leber I Eheleute Erben. Alte Darm=
ſtädter
Straße 7, hier, zum Preis von 4080 Goldmark wurde genehmigt.
Die Aufbringung der Mittel ſoll im Wege der Kapitalaufnahme erfolgen.
8. Die endgültige Beſchlußfaſſungg über die Erhebung einer Sonder=
ſteuer
vom bebauten Grundbeſitz im Rechnungsjahre 1924 wurde zur
näheren Information zurückgeſtellt. 9. Dem Ankauf von Baugelände
ſüdlich der Gehabornerſtraße, zwiſchen Hofmann= und Georgſtraße, zum
Zwecke der Erbauung von Kleinwohnungen, ſoll nähergetreten werden.
Bezüglich der Finanzierung des Projektes ſoll die Bürgermeiſterei Vor=
ſchläge
unterbreiten. 10. Für die Einzäunung der Fohlenweide wird das
erforderliche Holz aus dem Gemeindewald zur Verfügung geſtellt. 11.
In allen Fällen, in denen ſeitens des Finanzamts die ſtaatliche Gewerbe=
ſteuer
einzelner Steuerpflichtigen eine Ermäßigung erfährt, ſoll dieſe
Ermäßigung auch auf die Gemeinde=Gewerbeſteuer Anwendung finden.
Zum Schluſſe wurden einige Steuergeſetze und Friſtgeſuche in zuſtimmen=
dem
Sinne erledigt.
HI. Eberſtadt, 9. Mai. Gemeinderatsſitzung. Der in der
Gemeinderechnung von 1923 entſtandene Fehlbetrag von 9670,08 Mk.
wird auf Rechnung für 1924 vorgetragen, kommt alſo nicht, wie ur=
ſprünglich
vorgeſehen, auf die Gemeinde=Grund= und Gewerbeſteuer be=
ſonders
zum Ausſchlag. Dagegen beſchließt der Gemeinderat, zunächſt
für die erſten vier Monate eine vorläufige Gewerbeſteuer
mit einem Ausſchlagſatz von 1,60 Mk. auf je 100 Mk. Roheinnahme nach
den Einkommenſteuervorauszahlungen und eine Sonderſteuer von
bebautem Grundbeſitz mit einem Ausſchlagſatz von 60 Pfg. von
100 Mk. Steuerwert (gleich dem ſtaatlichen Ausſchlagſatz) in ſechs Zielen,
fällig am 6. Mai, 6. Juli, 6. September, 6. November 1994 und 6. Ja=
nuar
und 6. März 1925, zu erheben. Auf Antrag werden der iſrae=
litiſchen
Religionsgemeinde für das Rechnungsjahr 1924 als Zuſchuß der
Gemeinde 50 Mk. bewilligt. Das Baugeſuch des Cornelius Weigold
(Marienhöhe) findet entſprechend dem vorgelegten Bauplan Genehmi=
gung
. Die Lieferung von 75 Zentnern Antrazitkohlen und 200 Zentnern
Nußkohlen 2 wird an Guſtav Weiſe und Wilhelm Fiſcher II zu den ein=
gelegten
Preiſen vergeben. Für die in Ausſicht genommene Bewäſſe=
rungsanlage
der Weinweg=Wieſen hat ſich die Notwendigkeit ergeben, den
Walters=Teich auf längere Jahre für die Gemeinde zu pachten. Der
Gemeinderat beſchließt, mit dem Beſitzer des Teiches alsbald in Unter=
handlungen
zu treten, damit das Projekt möglichſt noch vor Ablauf
des Frühjahrs zur Ausführung gebracht werden kann. Die Pachtpreiſe
für die Gemeinde=Schrebergärten ſind durch den Feld= und Waldaus=
ſchuß
einer Nachprüfung unterzogen worden. Die feſtgeſetzten Sätze
finden Genehmigung. Für den Gemeindefaſelſtall ſollen 25 Zentner
Stroh und 10 Zentner Hafer zur Anlieferung ausgeſchrieben werden.
Für den Ankauf eines Ebers wird eine dreigliedrige Kommiſſion ge=
wählt
. Das Geſuch des Reichsbundes der Kriegsbeſchädigten und Hin=
terbliebenen
um Erlaß von Vermögensſteuer wird dem Finanzausſchuß
zur Prüfung überwieſen. Nach Erledigung kleiner Vorlagen: Geheime
Sitzung.
8 Eberſtadt, 8. Mai. Leſeholztag Als Leſeholztag für die
Sommermonate (Mai bis September) iſt Mittwoch beſtimmt worden.
2 Pfungſtadt, 9. Mai. Von der Feuerwehr. Die Frei=
willige
und die Pflichtfeuerwehr halten am kommenden Sonntag eine
Uebung mit Hydrantenprobe ab. Alle Mannſchaften haben zu er=
ſcheinen
.
Pfungſtadt, 8. Mai. Der Waſſerſport beginnt auch hier
mehr und mehr Anhänger zu gewvinnen. Es iſt daher doppelt erfreu=
lich
, daß die Gemeinde dieſem Sportbedürfnis unſerer Jugend Rech=
nung
trägt. So hat ſie dem Turnverein E.V. das Städt. Schwimmbad
für einen Wochentag=Abend zu Schwimmzwecken überlaſſen. Desgleichen
hat auch die Turngemeinde Pfungſtadt eine Waſſerſportabteilung ins
Leben gerufen, mit der ſie regelmäßige Schwimmſtunden abhält. Der
Schützmann J. Rau wird Ende dieſes Monats aus dem Dienſt ſchei=
den
. Die Torfgruben=Anlagen ſollen weſentlich verbeſſert wer=
den
. Das Torfſtechen iſt ſeitens der Gemeinde der Firma Wilh. Gan=
denberger
übertragen worden.
* Zwingenberg, 8. Mai. Der Rechner Abt der Bezirksſparkaſſe
Zwingenberg hat ſich heute abend 346 Uhr in dem Amtsgebäude das
Leben genommen. Ueber die Urſachen iſt noch nichts Näheres be=
kannt
. Der Familie bringt man zu dem tragiſchen Ableben von allen
Seiten großes Mitgefühl entgegen.
Ober=Ramſtadt, 8. Mai. Einen jähen Tod erlitt heute nach=
mittag
der Meßgehilfe Wedel hier. Gemeinſam mit Herrn Oberver=
meſſungsſekretär
Müller vom Vermeſſungsamf Darmſtadt=Land zur Vor=
nahme
von Vermeſſungsarbeiten auf dem Holzpfad in hieſiger Gemar=
kung
unterwegs brach er plötzlich, von einem Herzſchlag getroffen, tot zu=
ſammen
. Wedel verfah ſeit langen Jahren in hieſiger Kirche das Amt
des Calcauten und ſtand im 75. Lebensjahre.
* Ober=Ramſtadt, 8. Mai. Trotz des ſehr ſtrengen und lang anhal=
tenden
Winters iſt der Stand der Saaten, durchſchnittlich als be=
friedigend
zu bezeichnen. Allerdings mußte auch eine größere Anzahl im
Herbſt mit Frucht beſtellter Grundſtücke wieder umgepflügt und jetzt neu
beſtellt werden. Auch werden alle landwirtſchaftlichen Arbeiten durch die
gegenwärtige Regenperiode noch weiter verzögert. Das Wieſengras be=
findet
ſich gerade eben in beſtem Wachstum und verſpricht eine gute Ernte
zu liefern. Die Kartoffelbeſtellung iſt noch weit zurück.
Groß=Zimmern, 8. Mai. Stenographentag. Am 17. und
18. Mai d. J. tagt hier der Bezirk Darmſtadt Gabelsbergerſcher Steno=
graphen
. Verbunden mit der Tagung iſt das 15. Stiftungsfeſt des hie=
ſigen
Stenographenvereins Gabelsberger und ein großes Wettſchreiben,
an dem vorausſichtlich zirka 500 Wettſchreiber und =ſchreiberinnen teil=
nehmen
. Die hieſige Lehrerſchaft hat ſich in anerkennenswerter Weiſe be=
reit
erklärt, bei dieſem Wettſchreiben als Aufſichtsführende mitzuwirken.
Ebenſo hat die Gemeindeverwaltung und auch die Geſchäftswelt mit
ganz wenig Ausnahmen gezeigt, daß ſie Verſtändnis für die Bedeutung
der Stenographenbewegung hat und zu dieſem Wettſchreiben ſehr wert=
volle
Ehrenpreiſe geſtiftet, die zurzeit im Schaufenſter der Firma Ge=
brüder
Brücher ausgeſtellt ſind. Die Vorbereitungen zum Feſt ſind bis
jetzt gut vorangeſchritten, ſodaß mit einem ungeſtörten Verlauf gerech=
net
werden kann. Samstag nachmittag 6 Uhr tagen im Rheingold
die Vereinsvertreter aus dem Bezirk, abends 8 Uhr findet im Kaiſerſaal
die offizielle Feier des Stiftungsfeſtes (buntes Programm) ſtatt. Sonn=
tag
vormittag ½9 Uhr wird ein Sonderzug von Darmſtadt die große
Mehrzahl der Gäſte bringen, die dann mit Muſik zum Wettſchreibturnier.
für das ſämtliche Schulſäle von der Gemeindeverwaltung bereitwilligſt
zur Verfügung geſtellt wurden, geleitet. Nachmittags von 3 Uhr ab
findet im Kaiſerſaal für die auswärtigen Gäſte Feſtlichkeit mit Tanz ſtatt,
an das ſich gegen 6 Uhr die Bekanntgabe des Wettſchreibergebniſſes mit
Preisverteilung anſchließen wird. Abends 8 Uhr iſt Feſtball, der dem
Feſt noch einen gemütlichen Abſchluß geben ſoll.
* Erbach i. O., 9. Mai. Geſtern abend wurde der Sohn des
früheren Reichs= und Landtagsabgeordneten Haſenzahl in der
Hauptſtraße an einer Wegenge einem in der Richtung aus Michel=
Kadt kommenden Auto gefaßt und ein Stück geſchleift. Der Junge
erlitt einen Schädelbruch. Den Chauffeur trifft dem Vernehmen nach
keine Schuld.
* Aus dem Weſchnitztal, 7. Mai. Bienenzucht. Unſere Imker
Sachen eben verdrießliche Geſichter, und ihre Lieblinge, die Bienen, nicht
inder: Der Honigtiſch iſt nun gedeckt, aber er kann von den vor
den Fluglöchern liegenden Bienen nicht ausgenützt werden. Raps und
auch einzelne Apfelbäume unſerer Haupthonigtracht ſtehen nun in voller
Blüte, können aber wegen des anhaltenden Regenwetters nicht richtig
und ausgiebig beflogen werden. Sollen die leeren Honigtöpfe wieder
gefüllt, und ſollen die wvielen zurückgeſtellten Feldarbeiten nun endlich
ausgeführt wverden, wäre anhaltende trockene Witterung ſehr erwünſcht
und vonnöten.
* Aus dem Odenwalb, 7. Mai. Die Heidelbeerſträucher
an den Bergabhängen des weſtlichen Odenwaldes ſtehen in voller Blüte
und verſprechen, falls der Regen nicht ewig anhält, eine reiche Ernte.
3 Crumſtadt, 8. Mai. Feſthallenbau. Die Gemeinde plant
unter Mithilfe der hieſigen Vereine die Errichtung eines großen Saales,
als Turnhalle und Konzertſaal in Betracht kommen kann.
* Nauheim bei Groß=Gerau, 7. Mai. Von der Feuerwehr.
Zum Kommandanten der hieſigen Feuerwehr iſt der Zimmermann Phil.
Bolbach 3. gewählt und eidlich in Pflicht genommen worden.

37. Deutſcher Landw. Genoſſenſchaftstag in Darmſtadt.

III.
Die geſchäftlichen Verbandlungen.
Der dritte Tag des 37. Deutſchen Landwirtſchaftlichen Genoſſen=
ſchaftstags
war ausſchließlich ernſten Veratungen gewidmet. Die Verhand=
lungen
fanden im Städtiſchen Saalbau ſtatt und wurden von Verbands=
direktor
Landesökonomierat Johannſſen geleitet, dem der Ehren=
präſident
der Tagung, S. K. 6. der Großherzog, das Präſidium
übertrug. Vertreter der Regierung und der Stadt wohnten den Ver=
handlungen
bei.
Der Vorſitzende eröffnete die Verhandlungen mit einer kurzen An=
ſprache
, in der er u. g. folgendes ausführte:
Der Deutſche Landwirtſchaftliche Genoſſenſchaftstag hat bisher
ſchon zweimal im heſſiſchen Verbandsbezirk ſtattgefunden, 1890 in Darm=
ſtadt
und 1908 gelegentlich des Silberjubiläums des Reichsverbands in
Mainz. Seit dem Silberjubiläum hat das landwirtſchaftliche Genoſſen=
ſchaftsweſen
einen gewaltigen Aufſchwung genommen. Im Jahre 1908
beſtanden 27 500 Genoſſenſchaften in Deutſchland überhaupt, davon waren
22 024 landwirtſchaftliche Genoſſenſchaften, jetzt ſind 50 000 Genoſſen=
ſchaften
vorhanden, von denen 38 028 landwirtſchaftliche Genoſſenſchaf=
ten
find. Der Zuwachs an landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaften war,
wie es ſelbſtverſtändlich iſt, in der Kriegszeit gering. Er ſtieg dann
aber in außerordentlich ſtarkem Maße. Der Zuwachs betrug im Jahre
1919: 2362, i. J. 1920: 2358, 1. J. 1921: 2473 und i. J. 1922: 2206. Im
Jahre 1923 ſtellte ſich der Zuwachs dagegen nur auf 811 Genoſſenſchaf=
ten
. Es iſt dies bei den traurigen wirtſchaftlichen Verhältniſſen noch
eine ſehr beachtliche Ziffer. Von den 38028 Genoſſenſchaften ſind im
Reichsverband in 28 Verbänden 25 166 Genoſſenſchaften vereinigt, davon
ſind: 83 Zentralgenoſſenſchaften, 12 671 Spar= und Darlehnskaſſen, 4069
Bezugs= und Abſatzgenoſſenſchaften, 2340 Molkereigenoſſenſchaften, 5984
ſonſtige Genoſſenſchaften.
Ich begrüße hierdurch nochmals auf das herzlichſte die Herren Ver=
treter
des Staates, der Stadt und die Mitglieder der Familie Haas.
Beſonderen Gruß entbiete ich den Herren Miniſterialdirektor Müller
und Oekonomierat Leithiger, die vor 40 Jahren der Gründung
des Verbandes beiwohnten.
Der Toten des vergangenen Jahres wurde durch Erheben von den
Plätzen gedacht. Dann folgten.
Begrüßungsanfprachen:
Miniſterialdirektor Uebel als Vertreter des Miniſteriums für
Arbeit und Wirtſchaft verbreitete ſich zunächſt kurz über die Ernäh=
rungsſchwierigkeiten
der letzten Jahre, deren Ueberwindung nur dank
der tatkräftigen Hilfe der landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaften möglich
war. Er begrüße die Gelegenheit, um namens des Arbeits= und Wirt=
ſchaftsminiſteriums
an dieſer Stelle den herzlichſten Dank auszuſprechen.
Er knüpft dann an die geſtrige Feſtvorſtellung im Landestheater an,
in der der Rütliſchwur Wir wollen frei ſein wie die Väter waren!
wohl von jedem innerlich erneuert wurde. (Lebh. Bravo!) Dieſe Worte
Schillers möchte der Tagung Leitſtern ſein. Die Freiheit ſei aber nur
durch wirtſchaftliche Erſtarkung zu erreichen, und dieſe nur durch engen
Zuſammenſchluß. Die Negierung könne die Mitarbeit der Genoſſen=
ſchaften
nicht entbehren; ſie wünſche ihren Beratungen Gottes Segen
und beſten Erfolg.
Oberbürgermeiſter Dr. Gläſſing, als Vertreter der Stadt
Darmſtadt, hieß die Teilnehmer nochmals auch zu ihren ernſten Bera=
tungen
in Darmſtadt willkommen. Darmſtadt als die Wiege des Reichs=
verbandes
habe ganz naturgemäß ein beſonderes. Intereſſe am Blühen
des Verbandes und ſeinem Wirken. Der Reichsverband habe ſtets durch
die Tat bewieſen, daß nur dieſe wirklich Hilfe bringen kann und zur
Stärke führe. Ratſchläge allein, wie es beſſer gemacht werden kann,
genügen nicht. Redner bittet die Gäſte, ſich in Darmſtadt wohl zu fühlen
und die Stadt in gutem Andenken behalten zu wollen. (Beifall.)
Sodann tritt man in die Tagesordnung ein. Der Vorſtand wird
von der Verſammlung ermächtigt, Ort und Zeit des nächſten Genoſſen=
ſchaftstages
zu beſtimmen.
Direktor Berg=Darmſtadt erſtattet ein kurzes Reſerat über den
Antrag des Geſamtausſchuſſes auf Abänderung der Satzung des Reichs=
verbands
. Dieſe Satzungsänderungen ſollen ein beſſeres und engeres
Zuſammenarbeiten der Genoſſenſchaften mit der Verbandsleitung ge=
währleiſten
; ſie werden ohne Debatte angenommen.
Sodann ergreift das Wort Verbandsanwalt Regierungsrat Gen=
nes
=Berlin, Mitglied des Reichswirtſchaftsrats, zu ſeinem Referat
über:
Wilhelm Haas und ſein Werk.
Der Redner zeichnete in markigen Worten ein treffendes Lebensbild
Haas und führte etwa aus, daß Haas ſelbſt jeden Perſonenkultus ver=
urteilte
und nur die Sache gelten laſſen wollte, daß aber die heutige
Gedenkfeier in Verbindung mit der Einweihung des Wilhelm=Haas=
Denkmals am Tage zuvor einem Herzensbedürfnis aller Genoſſenſchaf=
ter
entſprach. Noch fehlt der genoſſenſchaftliche Schriftſteller, der ein=
mal
dem Wirken von Wilhelm Haas und ſeinem Werke tiefſchürſend
gerecht wird. Wilhelm Haas iſt der Organiſator des landwirtſchaftlichen
Genoſſenſchaftsweſens, d. h. desjenigen Genoſſenſchaſtsweſens, welches
den beſonderen Bedürfniſſen der Landwirtſchaft Rechnung trägt. Hags
organiſierte 1873, von dem genoſſenſchaftlichen Bezug ausgehend, das
landwirtſchaftliche Genoſſenſchaftsweſen in Heſſen und ſchloß 1889 die
drei unter ſeiner Leitung ſtehenden Verbände der Bezugs= Kredit= und
Molkereigenoſſenſchaften in den jetzigen Verband der Heſſiſchen Land=
wirtſchaftlichen
Genoſſenſchaften zuſammen. Inzwiſchen war durch ihn
und auf ſeine Anregung im Jahre 1893 die Gründung des Reichsver=
bands
der deutſchen landwirtſchaftlichen Geuoſſenſchaften erfolgt, der
jetzt 28 Landes= und Provinzialverbände mit 25 166 Genoſſenſchaften
umfaßt. Haas vertrat ſcharf den Gedanken der Dezentraliſation im
landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaftsweſen, da er hierin die beſte Gewähr
dafür ſah, daß allen beſonderen Verhältniſſen in den einzelnen Bezir=
ken
Rechnung getragen werden könnte. Andererſeits wünſchte er auf
geſchäfrlichem Gebiete eine geſchloſſene Front der Landwirtſchaft. Er
ſprach ſich für den Gedanken der Gründung der Preußiſchen Zentral=
genoſſenſchaftskaſſe
aus. Er begründete die Bezugsvereinigung der
deutſchen Landwirte und konzentrierte den Kalibezug im Reichsverband,
der jetzt, ſoweit er genoſſenſchaftlich iſt, in der Kalibezugsgeſellſchaft der
deutſchen landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaften zuſammengefaßt iſt. Nach
dem Wunſche von Haas ſollte das Genoſſenſchaftsweſen frei bleiben von
allen partei= und wirtſchaftspolitiſchen Beeinfluſſungen. In einer Reihe
von Beiſpielen ſchilderte der Vortragende das Werk von Wilhelm
Haas und ſeine ſtarke Perſönlichkeit, die ihn zu einem der erſten land=
wirtſchaftlichen
und genoſſenſchaftlichen Führer in Deutſchland machte
und die auch die Aufmerkſamkeit der Vertreter der Landwirtſchaft und
des landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaftsweſens des Auslandes in hohem
Maße auf ſich lenkte. Die hierdurch geknüpften Beziehungen führten
im Jahre 1907 zur Gründung des Internationalen Bundes landwirt=
ſchaftlicher
Genoſſenſchaften, zu deſſen Vorſitzenden Haas gewählt ward
und deſſen Geſchäftsführung beim Reichsverband liegt. Haas war ein
entſchiedener Verfechter der genoſſenſchaftlich organiſierten Selbſthilfe,
er war ein Mann der Praxis und ging mit offenen Augen durch das
Leben. Der Vortragende wies noch auf die nationale Bedeutung des
landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaftsweſens hin und führte aus, wie
ſchwer der Gründer des Reichsverbandes, der ein aufrechter deutſcher
Mann und ein glühender Vaterlandsfreund war, dieſen Niedergang
Deutſchlands empfinden würde. Trotzdem heißt es, in ſeinem Sinne
weiterarbeiten und ſeinen alten Wahlſpruch Eintracht macht
ſtark! hochzuhalten. Geſchieht dies, dann wird es auch gelingen, wie=
der
den Weg aus dem Dunkel zu finden, das jetzt Deutſchlands Zukunft
verhüllt. (Lebhaftes Bravo!)

Der Vorſitzende ſprach dem Redner für ſein tiefſchürfendes, erſchöp=
fendes
und von echt genoſſenſchaftlichem Geiſt getragenes Referat den
herzlichſten Dank des Genoſſenſchaftstages aus.
Ueber
Das Genoſſenſchaftsweſen in ſchwerer Zeit
referierte Verbandsdirektor Landesökonomierat Hohenegg=München.
Aus ſeinem temperamentvollen Referat iſt folgendes beachtenswert:
Das landwirtſchaftliche Genoſſenſchaftsweſen hat von Kriegsbeginn
bis zu dieſer Stunde Opfer gebracht von einem Ausmaß, wie kaum eine
andere wirtſchaftliche Organiſation. Auch nach dem unglücklichen Zu=
ſammenbruch
hat es trotz der allſeits erlebten Enttäuſchungen unver=
züglich
das Gerüſt für den Neubau unſeres deutſchen Wirtſchaftslebens
aufgeführt; mit neuem Mut und friſcher Entſchloſſenheit ging es an die
Neubefruchtung des Genoſſenſchaftsgedankens und an die Umſtellung
ſeiner Selbſthilfeeinrichtungen auf die neuzeitlichen Forderungen.
Um ſo bedauerlicher iſt nun beſonders für unſere Kreditgenoſſen=
ſchaften
die Lage, in welche ſie durch die Folgen des Uebergangs von der
Papiermark zur Rentenmark geraten mußten. Der Verluſt der ſauer
und mühſam erſparten Gelder hat die Genoſſenſchaften um das Ver=
trauen
von Tauſenden kleiner und kleinſter Sparer gebracht, hat ihre
unentbehrliche Tätigkeit auf dem Gebiete der Geld= und Kreditwirtſchaft
faſt gänzlich lahmgelegt und ſie in ihrer Entwicklung um Jahrzehnte
zurückgeworfen. Die Aufwertungsbeſtimmungen können die geſchlagenen
Wunden nicht heilen, denn auch die ſchuldneriſchen Vereine ſind größten=
teils
verarmt und die Zentralgenoſſenſchaften in ihrer Leiſtungsfähig=
keit
äußerſt begrenzt.
Das landwirtſchaftliche Genoſſenſchaftsweſen will und muß aus ſich
ſelbſt heraus wieder voll leiſtungsfähig werden. Aber um die Ueber=
gangsſchwierigkeiten
, die bei der heutigen Wirtſchaftslage wahrlich
außerordentlich groß ſind, möglichſt raſch zu überwinden, müſſen auch
die Regierungen dem landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaftsweſen die wohl= Unterſtützung angedeihen laſſen; denn die Kraft, die notwen=
dig
iſt, um den deutſchen Bauernſtand auf ſeiner Scholle zu erhalten,
Zerſtörtes aufzubauen und zu den kommenden Gefahren für die Land=
wirtſchaft
und für das mit ihr verbundene Gewerbe zu begegnen, ruht
im genoſſenſchaftlichen Zuſammenſchluß. Deshalb verlangen wir:
1. daß unſere in ihrem Fundament erſchütterten und faſt bis zum letz=
ten
Reſt zerſchlagenen Einrichtungen befreit werden und befreit
bleiben von allen Belaſtungen, die den Fortbeſtand des mühſam
geſchaffenen Baues gefährden können;
2. daß die Reichsregierung in Uebereiuſtimmung mit dem Beſchluß
der Ausſchußſitzung der im Reichsverband vereinigten Provinzial=
und Landeszentralkaſſen vom 10. April I. Js. ſowohl zur Erhal=
tung
der Wirkſamkeit des einſt ſo glänzend ausgebauten und nun
ſo ſtark geſchwächten ländlichen Genoſſenſchaftsweſens als auch zur
weitgehenden Sicherung der Ernährung unſeres Volkes es als eine
ebenſo ernſte wie vordringliche Pflicht erachtet, einigermaſſen ange=
meſſene
und der Eigenart des landwirtſchaftlichen Betriebes an=
gepaßte
langfriſtige Kreditmöglichkeiten unter wirtſchaftlich trag=
baren
Bedingungen zu erſchließen. (Lebhaftes Bravo!)
Auch dieſem Redner wurde für ſeine ausgezeichneten, warmherzigen
und verſtändnistiefen Ausführungen der herzlichſte Dank ausgeſprochen.
Ueber
Genofſenſchaftliche Erneuerung
ſprach Verbandsdirektor Freiherr von Loé, Burg Bergerhauſen.
Der Berichterſtatter wendet ſich in ſeinem Referat in kurzen Ausfüh=
rungen
zunächſt der wirtſchaftspolitiſchen Lage in Dentſchland zu. Er
betont die Notwendigkeit einer geſchloſſenen genoſſenſchaftlichen Front
und behandelt in knappen Ausführungen die neuzeitliche Entwicklung der
Induſtrie, beſonders die Konkurrenzbeſtrebungen der Konzerne Thyſ=
ſen
und Stinnes durch Errichtung von Lagerhäuſern auf dem Lande.
Er behandelt weiter die Konkurrenz des Handels und der Konſumper=
eine
im Warengeſchäft und weiſt auf die ungünſtige Lage der Kredit=
genoſſenſchaften
gegenüber dem Großkapital und den öffentlichen Kaſſen
hin. Nach kurzen Ausführungen über die Eingruppierung der Genoſ=
ſenſchaften
in die landwirtſchaftliche Berufsvertretung beſpricht er die
Forderungen der Genoſſenſchaften gegenüber der Geſetzgebung insbe=
ſondere
der Steuergeſetzgebung. In bezug auf die zukünftigen Aufgaben
des Genoſſenſchaftsweſens fordert er für die Warengenoſſenſchaften
neben der Beweglichkeit im Bezugsgeſchäft die großzügige Aufnahme des
Warengeſchäfts, insbeſondere des Getreibegeſchäfts. Im Geldgeſchäft
empfiehlt er die Angliederung freier Bankgeſchäfte. Für die Verbände
verlangt er die notwendige finanzielle Unterſtützung der Geld= und
Warenzentralen, während den letzteren durch einen weitgehenden Aus=
bau
des Organiſations= und Preſſedienſtes gedient werden muß. Redner
warnt vor parteipolitiſcher oder religiöſer Zerſplitterung. Das End=
ziel
der genoſſenſchaftlichen Bewegung muß ſein. Bankier und Kauf=
mann
des Landvolks zu werden und durch die Sammlung der Men=
ſchen
und des Geldes, ſowie der Waren in geſchloſſener Linie in einem
freien Deutſchland einen freien Bauernſtand zu erhalten.
Der Vorſitzende ſprach auch dieſem letzten Referenten den Dank
der Teilnehmer aus und eröffnete über die beiden letzten Refereate eine
Ausſprache:
Der Präſident der Preußenkaſſe, Geh. Rar Semper=Berlin, be=
ſprach
kurz das Zuſammenarbeiten der Genoſſenſchaften mit den Kredit=
geſellſchaften
und die Schwierigkeiten der Kreditgewährung. Die
Preußenkaſſe hat insgeſamt einen Kredit von 360 Millionen Mk. ge=
währt
, davon 325 Millionen direkt oder indirekt an landwirtſchaftliche
Genoſſenſchaften. Daß dieſe Summe nicht ausreicht, den wirtſchaftlich
begründeten Kreditbedauf zu decken, iſt klar, aber die Preußenkaſſe iſt
natürlich nicht unberührt geblieben von der Geldknappheit und den In=
flationsverluſten
. Es iſt zu hoffen, daß dieſe Dinge anders werden,
wenn unſere Währung endgültig gefeſtigt iſt und dadurch die Möglichkeit
der Inveſtierung ausländiſchen Kapitals gegeben iſt. Zur Zeit iſt eine
weſentliche Verbeſſerung der Kreditgewährung nur möglich durch In=
anſpruchmahme
der Rentenbank und der Geldnotenbank über die Reichs=
bank
. Die Reichsbank iſt Hüterin der Währung, die darüber wachen
muß, daß nicht etwa eine abermalige Inflation uns dem endgültigen
Ruin entgegenführt. Man kann ſich allerdings des Eindrucks niht er=
wehren
, daß die Reichsbank bzw. Rentenbank den landwirtſchaftlichen
Genoſſenſchaftsbedürfniſſen hätte weitergehend entgegenkommen können.
Beſtrebungen in dieſer Richtung ſind im Gange und werden von der
Preußenkaſſe nach Möglichkeit gefördert. Die geäußerten Bedenken
wegen der Kurzfriſtigkeit der Kredite teilt Redner nicht, wenigſtens die
Preußenkaſſe weiß, daß der Landwirt erſt nach der Ernte ſeine Kredite
löſchen kann. Der Zinsfuß kann zur Zeit noch nicht herabgeſetzt wer=
den
, er wird jedoch, ſobald das irgend möglich iſt, auf die Höhe des
Bankſatzes herabgeſetzt werden, evtl. noch weiter.
Damit ſchließt die Beſprechung. In kurzen Schlußworten begrün=
den
die beiden Referenten nochmals ihren Standpunkt. Die Ent=
ſchließung
Hohenegg wird einſtimmig angenommen.
Der Vorſitzende Oekonomierat Johannſſen konſtatiert den
Schluß der Verhandlungen und damit der ſchönen Tage in Darmſtadt.
Es habe in Darmſtadt funktioniert wie ein Uhrwerk dank der Arbeit
des Herrn Direktor Berg und ſeiner Mitarbeiter. Eine beſondere Be=
deutung
und Freude der Teilnehmer war die Anweſenheit des Groß=
herzogs
, die der Tagung einer beſondere Weihe gab. (Bravo!) Genoſ=
ſenſchaftsarbeit
iſt Arbeit am Vaterland. So laſſen Sie uns auch die
heute zu Ende gegangene Tagung ſchließen mit dem Rufe: Das deutſche
Vaterland hoch, hoch, hoch!

X Büttelborn (Nied), 8. Mai. Die Gemeinde hat beſchloſſen, der
Kommunalen Landesbank beizutreten. Gemeindeſärge ſollen in Zu=
kanft
nicht mehr hergeſtellt werden. Die Weiterbeſtellung von Ein=
heitsſärgen
wurde ſeitens des Gemeinderats mit Stimmengleichheit ab=
gelehnt
.
O Biſchofsheim, 7. Mai. Der Jungbauernbund der Main=
ſpitze
hielt dieſer Tage hier eine größere Tagung ab, in deren Verlauf
u. a. der Landwirt Dammel, von hier über Die Zukunftswege der
Jungbauernſchaft referierte. Gleichzeitig feierte im Anſchluß an die
Tagung die Jungbauernſchaft Rüſſelsheim die Weihe eines
Banners.
Königſtädten, 8. Mai. Todesfall. Unter großer Beteili=
gung
wurde dieſer Tage der weithin bekannte und geſchätzte Forſtrwoart
Johaunes Beſt zu Grabe getragen. UI. a. legten Vertreter der Kol=
legen
, der Ortsbürgermeiſter, ſowvie mehrere Vereine Kränze au Grahe
rieder.
Dornheim bei Groß=Gerau, 8. Mai. Der 10. Kreisfeuer=
wehrtag
, des Kreiſes Groß=Gerau, der am 6. Juli ſtattfinden ſollte,
iſt um acht Tage verſchoben worden, da verlangt wurde, daß an dem
eiſtgenannten Termin der Landesfeuerwehrtag in Vilbel ſtattfindet. Der
hieſige Kreisfeuerwehrtag iſt alſo itzt am 28. und 29. Juni.
+ Aſtheim bei Trebur, 8. Mai. Das Hochwaſſer des Rheins
iſt in den letzten 24 Stunden um zirka 20 Zentimeter geſunken.

ch. Nierſtein, 9. Mai. Tödlich verunglückt iſt der hier
allſeits durch ſeinen Fleiß und ſolides Leben bekannte Adam Ullrich
von hier. Derſelbe war in dem Weingut der Firma G. Schmitt G. m.
b. H. ſchon längere Zeit beſchäftigt und begleitete an ſeinem Unglürtstage
einen für ſeine Firma auszuführenden Weintransport aus der Pfalz nach
Nierſtein in die Schmittſchen Kellereien. Soweit der Verunglückte in
ſeinen letzten Augenblicken noch angeben konnte, nahm er von ſeinem
Sitze auf dem Anhängewagen des Laſtautos wahr, daß irgend ein
Gegenſtand, ſeiner Auffaſſung nach ein Werkzeugkaſten, von dem Wagen
gefallen ſei. In dem Moment dem Führer des Wagens ein Zeichen
nach vorne zu geben, ſei er infolge Uebergewichts von dem Anhänge=
wagen
gefallen, direkt unter die Näder des an und für ſich ſchon ſchweren
Wagens. An den erlittenen ſchweren Verletzungen iſt er dann im ſtädt.
Krankenhaus zu Mainz geſtorben. Um ſo bedauerlicher iſt der Fall,
als man ſein Fehlen erſt bemerkte, nachdem man in Nierſtein ange=
kommen
war. Paſſanten fanden den Bedauernswerten auf der Straße
Oppenheim-Nierſtein. Ein Auto der Firma Mödling, Oppenheim,
verbrachte den Ullrich nach hier und daun direkt nach Mainz.
ch. Nierſtein, 9. Mai. Hausverkauf. Das erſt kürzlich von
dem Winzer Jakob Seip dahier erworbene Wohnhaus, Breitgaſſe 28,
früher Franz Joſ. Sander gehörend, ließ der Beſitzer öffentlich der=
ſteigern
, da er ſich inzwiſchen ein Kelterhaus mit Wohnung und Keller
von dem Gemeinderechner Rech in der Schulſtraße erwvorben hat. Nach
einem Gebot von 14 000 Goldmark ging das Haus in den Beſitz des
Schneide=meiſters Heinrich Eimer und deſſen Sohn Wilhelm über.

[ ][  ][ ]

Nummer 130.

*

Techniſche Rundſchau.

Darmſtädter Tagblatt, Samstag, den 10. Mat 1924.

Seite 9.

Von Dr. Franz Kittler.
Man wartet in Deutſchland immer noch auf das kleine bil=
lige
Auto, das in Amerika bereits den ganzen Verkehr beherrſcht,
das dort jetzt jeder ſiebente Einwohner beſitzt und auch ſelbſt
ſteuert. Eines Tages wird es auch bei uns und wird es in der
ganzen Welt der hauptſächlichſte Vermittler des Verkehrs in den
Städten, ſowie zwiſchen dieſen und ihrer weiten umgebung ſein.
Es iſt nicht unſere Abſicht, zu ergründen, wann dieſer Zeit=
punkt
hier oder dort eintreten wird.
Aber eine andere Frage, die mit der eben aufgeworfenen in
einem gewiſſen Zuſammenhang ſteht, erregt unſer Intereſſe.
Selbſt wenn es einmal ſo weit iſt, daß ſo ziemlich jeder im eigenen
kleinen Auto dahin fährt, iſt das Ideal der zukünftigen Ver=
kehrsentwicklung
noch nicht erreicht. Man kann damit immer noch
nicht ſo ſchnell vorwärts kommen, als es wünſchenswert und viel=
leicht
notwendig erſcheint. Zunächſt einmal ſind die Straßen zu
eng für die Menge der Kraftwagen, die ſich auf ihnen dahin be=
wegen
werden. In den Straßen der amerikaniſchen Städte kommt
man heute ſchon vielfach zu Fuß ſchneller fort, als im Auto. Aber
auch draußen muß dieſes vor jeder Ortſchaft ſeine Geſchwindig=
keit
mäßigen. Dann muß es allen Windungen der Landſtraße
folgen, während doch die nächſte Verbindung zwiſchen zwei
Orten immer die gerade Linie iſt.
Alle dieſe Hinderniſſe fallen in der Luft weg. Hier wäre es
möglich, auf dem geraden und daher nächſten Wege von Ort zu
Ort zu fliegen, die höchſte Geſchwindigkeit könnte ſtets beibehal=
ten
werden, und Raum gibt es in Hülle und Fülle. Man iſt an
keinen engen, vorgezeichneten Weg gebunden und kann, wenn es
in einer Luftſchicht zu voll iſt, höher oder niedriger dahinfliegen.
Der für die zukünftige Entwicklung des Verkehrs gegebene
Weg iſt daher zweifellos die Luſt. Sie kann aber mit den bisher
benutzten großen und ſchweren Flugzeugen, die der Führung
durch einen Piloten bedürfen, der Allgemeinheit nicht erſchloſſen
werden. Dieſe großen Flugzeuge müſſen weit draußen vor der
Stadt ſtarten, ſie bedürfen beſonderer Schuppen, um ſie unter=
zuſtellen
, ihre Behandlung ſetzt lange Uebung und Erfahrung
voraus. Soll die Luft im vollſten Sinne des Wortes allgemeiner
Verkehrsweg werden, ſo muß man von der jetzigen fliegenden
Poſtkutſche abſehen und ein Flugzeug ſchaffen, das dem kleinen,
billigen, von ſeinem Beſitzer ſelbſt geſteuerten Auto nachgebildet iſt.
Deutſche Ingenieure haben es nun unternommen, ein der=
artiges
Flugzeug zu bauen, das vor kurzem ſeine erſten Flüge
ausführte. Es iſt auf dem Wege der Serienherſtellung angefer=
tigt
, ſo daß es alſo zu billigem Preis auf den Markt gebracht
werden kann. Es iſt ſo klein, daß zu ſeiner Aufbewahrung ein
beſonderer Schuppen nicht nötig iſt. Seine Länge beläuft ſich
auf nur 5 Meter, die Tragflächen können angeklappt werden.
Dies ermöglicht es, das niedliche Flugzeug in jedem geräumigen
Hausflur oder irgendwo ſonſt unterzuſtellen. Da auch die Spann=
weite
nur wenig über 7 Meter beträgt, ſo kann es in Straßen,
auf Plätzen und in Ortſchaften landen. Das Gewicht beläuft ſich
auf nur 200 Kilogramm.
Was aber das Flugzeug ganz beſonders geeignet für den
allgemeiren Gebrauch macht, iſt die einfache Art ſeiner Lenkung,
die in ganz einzigartiger Weiſe ausgebildet wurde. Zu Füßen
des Führers liegt ein Querhebel, auf den er ſeine beiden Füße
ſtellt: ein Druck mit dem rechten Fuß, und das Flugzeug fliegt
nach rechts ein Druck mit den linken; es wendet ſich nach
links. Dabei kann die Größe des Bogens durch entſprechende
Abſtimmung des Druckes und der Hebelbewegung aufs genaueſte
bemeſſen nerden. Außer dieſem Fußhebel iſt noch ein einziger
Handhebel vorhanden. Drückt man ihn nach vorn, ſo ſenkt
ſich das Flugzeug, bewegt man ihn nach hinten, ſo, ſteigt es
empor. Ein Bewegen nach rechts oder links wirkt auf die ent=
ſprechende
Verwindung. Das Flugzeug ſteigt in etwa 8 Minuten
auf 1000 Meter ſein Benzintank vermag für 3½ Stunden
Brennſtoff aufzunehmen, von dem es in der Stunde ungefähr
7 bis 8 Liter verbraucht. Mit ihm laſſen ſich nicht nur einfache
Flüge, ſondern auch Kunſtflüge, wie ſogen. Loopings uſw.,
ausführen. Es fliegt in der Rücken= und in der Seitenlage und
geht in ſteilem wie in ſanftem Gleitflug nieder. Der Numpf kann
ſo eingerichtet werden, daß er entweder nur den Flieger, oder daß
er noch einen, ja in einer kleinen Kabine ſogar noch zwei Fahr=
gäſte
aufnimmt.
Damit hätten wir alſo das Flugzeug für die Allgemeinheit,
das ſich einführen wird, ſobald wir die Vorſtellung überwunden
haben, daß zun Fliegen ein beſonderer Mut gehöre, eine Vor=
ſtellung
, die einſt auch in bezug auf das Fahren in der Eiſenbahn,
im Auto, in bezug auf das Segeln, das Rudern uſw. vorhanden
war und ſich hier ſchon längſt verloren hat.
Neben dem Flugzeug für die Allgemeinheit wird man aber
auch in immer weiterem Umfange Typen konſtruieren, die für
ganz beſendere Zwecke beſtimmt ſind. Ein derartiges Flugzeug
iſt zum Beiſpiel das Wüſtenflugzeug, wie es ſich Profeſſor Mae
Lean von der Rocheſter=Univerſität in Amerika zum Zwecke
archäologiſcher Forſchungen in den Wüſten des weſtlichen Aſiens
bauen ließ. Hier fällt es den Forſchungsexpeditionen ganz be=
ſunders
ſchwer, vorzudringen. Außerdem aber ſehen ſie nur das,
was in der Nähe ihres Weges liegt, ſie können keinen Ueberblick
über größere Gebiete erhalten. Das Wüſtenflugzeug Mae Leans
war mit beträchtlichen Vorräten an Waſſer und Brennſtoff aus=
gerüſtet
und beſaß einen Motor eigener Konſtruktion, der bei
ſtarſamſtem Benzinverbrauch eine hohe Geſchwingkeit ergab. Mit
dieſem Flugzeug überflog der Forſcher die Wüſten Meſopota=
miens
und es gelang ihm dabei ſogar, aus der Höhe die Ruinen
einer untergegangenen Stadt zu entdecken, von deren Daſein
man bisher keine Ahnung hatte.

Reich und Ausland.
Verurteilung einer Frankfurter Diebesbande.
Frankfurt a. M. Vor der hieſigen Strafkammer hatte ſich in
mehrwöchiger Verhandlung eine weitverzweigte Diebesgeſellſchaft, die im
Frühjahr 1923 in Frankfurt a. M. und anderen großen ſüddeutſchen
Städden bandenmäßig Diebſtähle in Ladengeſchäften, Schneidereien und
Privathäuſern beging, wohei ſie es hauptſächlich auf Stoffe, Silber=
geſchirr
und andere Wertſachen abgeſehen hatte, zu verantworten. Auf
der Anklagebank ſaßen 18 Beſchuldigte, darunter auch 5 Frankfurter
Polizeibeamte, die ſich ſchwerer Amtsverbrechen, darunter Beſtechung,
Urkundenfälſchung, Hehlerei, Unterſchlagung uſw. ſchudig gemacht haben
und die aus den Taten der Diebesbande materielle Vorteile gezogen
haben ſollen. Das Gericht warf folgende Strafen aus: Kriminalbetriebs=
afſiſtent
Kappe 5 Jahre Zuchthaus und 5 Jahre Ehrverluſt, Polizei=
aſſiſtent
Epple 2 Jahre Zuchthaus und 3 Jahre Ehrverluſt, Kriminal=
betriebsaſſtent
Schulz 3 Jahre Zuchthaus und 5 Jahre Ehrverluſt Poli=
zeioberwachtmeiſter
Heyder und Polizeiwachtmeiſter Reitz je 15 Monate
Gefängnis, Händler Barth 2½ Jahre Zuchthaus und 3 Jahre Ehrver=
luſt
. Kontoriſtin Wiggenhäuſer 239 Jahre Gefängnis, Graveur Günder
6 Jahre 6 Wochen Zuchthaus und 5 Jahre Ehrverluſt, Kaufmann Fah=
renbruch
3 Jahre 10 Monate Gefängnis. Die übrigen Angeklagten wur=
den
zu Gefängnisſtrafen von 4 Monaten bis 3 Jahren verurteilt.
Schwetzingen im Frühlingsſchmuck.
Aus Schlvetzingen wird uns geſchrieben: In der alten kurpfälziſchen
Reſidenzſtadt iſt Frühling. Neues Leben geht nach langen Monaten
des Winters durch die Straßen. Ueberall wird verbeſſert, gebaſtelt und
hergerichtet. Die Kaſtanienalleen auf dem großen Schloßplatz
ſtehen in rotem Blütenſchmuck. Gleichſam als Begrüßung leuchtet dem
Freinden, der die Stadt und den berühmten Schloßgarten beſucht, dieſe
rote Farbenpracht entgegen. Im Schloßgarten wird in wenigen Tagen
der Flieder blühen. Kein Froſt zerſtörte dieſes Jahr die jungen Knoſpen.
Geballt hängen die Blütentrauben an Bäumen und Sträuchern und wer
jemals zur Fliederzeit in dieſem blühenden, duſtenden Garten ging, dem
werden die Eindrücke und frohen Erinnerungen lange gedenken. Im
Schloßgarten ſelbſt iſt vieles verbeſſert und neu angelegt worden, was
während des Krieges und der folgenden Jahre verfiel. Die entzückenden
Gartenanlagen bilden im Frühlingsſchmuck eine Sehenswürdigkeit. Schon
an den nächſten Sonntagen, vorausſichtlich am 18. Mai, werden im
Schloßgarten die Freilichtaufführungen beginnen, Enſemble=
gaſtſpiele
des Badiſchen Landestheaters Karlsruhe und des National=
theaters
Mannheim. Nicht zuletzt ſei auch noch der Spargelzeit gedacht,
die vor wenigen Tagen einſetzte und nun bis in den Juni hinein an=
dauern
wird. So bietet die beliebte Stadt allen, die ſchauen, hören und
leben wollen, viel Schönes und Gutes, das vielen eimen Ausflug nach
Schwetzingen zum frohen Erlebnis machen dürfte.
Verbrecheriſcher Anſchlag auf einen Perſonenzug.
Mannheim. In der Nacht zum 6. Mai wurde auf den von
Mannheim nach Lampertheim fahrenden, Mannheim um 11.30 Uhr fahr=
planmäßig
verlaſſenden Perſonenzug, ein verbrecheriſcher Anſchlag ver=
übt
, indem die an der Südſeite der Riedbahnbrücke ſtehende Warnungs=
tafel
ſamt der als Träger dienenden eiſernen U=Schiene aus dem Boden
herausgeriſſen und unmittelbar beim Südeingang der Brücke quer über
den Schienenſtrang gelegt wurde. Nur einem glücklichen Zufall iſt es
zu verdanken, daß keine Entgleiſung erfolgte, die auf der Brücke, zumal
bei dem hochgehenden Neckar, ungewöhnlich ſchwere Folgen hätte haben
können. Von den Tätern, fehlt jede Spur. Die Neichsbahndirektion
Mainz hat für die Ermittelung derſelben eine Belohnung von 500 Mark
ausgeſetzt.
Harte Strafe.
Neuſtadt a. d. H. Wegen Hinterziehung der Branntweinmono=
poleinnahmen
wurden der Brennereibeſitzer Ferd. Kern und deſſen
Sohn Ernſt Kern vom Schöffengericht Neuſtadt zu je 14 Tagen Gefäng=
nis
und je 20 000 Goldmark Geldſtrafe oder je fünf weitere Monate
Gefängnis verurteilt, weil ſie auf einer unangemeldeten Weinbrand=
blaſe
unangemeldeten Wein gebrannt haben. Der zweite Sohn Alfred
Kern, der dabei Wache geſtanden haben ſoll, wurde freigeſprochen. Die
vom Zollamt beſchlagnahmten 12 Liter Reinalkohol wurden eingezogen,
Die Verurteilten werden gegen das Urteil Berufung einlegen.
Eine teuere Vergeßlichkeit.
Einen empfindlichen Verluſt erlitt am letzten Montag eine Ber=
liner
Dame, die mit einer Autodroſchke von der Lietzenburger Straße
nach dem Anhalter Bahnhof fuhr. Sie ließ im Wagen eine ſchwarz=
lederne
kleine Aktentaſche liegen, die eine goldene Herrenuhr, Krawatten=
nadeln
, eine Broſche, eine lange goldene Kette und andere Schmuck=
ſachen
enthielt. Auf die Wiederbeſchaffung hat ſie eine Belohnung von
300 Goldmark ausgeſetzt.
Kälte in England.
In ganz England und Schottland herrſcht eine außerordentliche Kälte.
Man meldete am Montag Schnee= und Hagelſtürme, insbeſondere in
Bualton. Auch im Norden von Yorkſhire ſowie im Süiden der Graf=
ſchaft
Durham herrſcht ſchlechtes Wetter. In der Grafſchaft Durham
waren ſtarke Schneefälle zu verzeichnen.
Autounfall von Mitgliedern der engliſchen Akademie der Künſte.
Auf der Heimkehr von einem Bankett, das aus Anlaß der Eröff=
nung
der Königlichen Akademie der Künſte in London ſtattfand, erlitten
vier hervorragende Mitglieder der Akademie einen ſchweren Autounfall.
Zwei von ihnen, der 75jährige Präſident der Akademie. Sir Aſton Webb,
und der 80jährige Sir Luke Fildes wurden in bewußtloſem Zuſtande in
das Krankenhaus eingeliefert, befinden ſich aber jetzt auf dem Wege der
Beſſerung. Die beiden anderen Verunglückten, Sir William Llewelyn
und Melton Fiſher, trugen leichtere Verletzungen davon und konnten,
nachdem ihnen ärztliche Hilfe zuteil geworden war, ihre Wohnungen auf=
ſuchen
. Der Chauffeur blieb unverletzt. Der Unfall ſcheint auf den Zu=
ſammenſtoß
des Automobils mit einem Laſtkraftwagen zurückzuführen zu
ſein.

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Der amerikaniſche Weltunbflug.
Aus Neu=York wird gemeldet, daß der Leutuant Smith, der zweite
Kommandant des amerikaniſchen Fluggeſchwaders, geſtern mit ſeinen
Gefährten in Nadzon auf der Inſel Atka eingetroffen iſt. Der
Flieger war um 11,50 Uhr in Dutſch Harbour aufgeſtiegen, er legte die
Strecke in vier Stunden zurück. Was den Kommandanten Martin an=
langt
, ſo iſt man nach wie vor ohne jede Nachricht von ihm. Der franzi=
ſiſche
Flieger d'Diſy iſt auf ſeinem Fluge um die Welt am 5. Mai in
Kalkutta angekommen.
Amerikaniſches Eiferſuchtsdrama.
In Chicago hat ſich eine ſenſationelle Eiferſuchtsſzene abgeſpielt. Ein
weiblicher Rechtsanwalt, Frau Wanda Stopa, war in Beziehungen zu
einem verheirateten Kaufmann Smith getreten, obwohl ſie ſelbſt auch
verheiratet iſt. Sie drang in die Wohnung ihres Geliebten ein und gab
zwei Schüſſe auf ſeine Frau ab, die indeſſen ihr Ziel verfehlten. Dann
floh ſie aus der Wohnung mit dem Bemerken, daß ſie jetzt uach der Cityz
fahre, um ihren Liebhaber Smith zu erſchießen. Die verliebte Dame
hatte ihren Freund zwei Jahre lang gebeten, er möge ſeine Frau ver=
laſſen
und mit ihr entfliehen. Vor dem Hauſe, in dem ſich das Revolver=
drama
abgeſpielt hatte, ſtand ein Auto, in dem merkwürdigerweiſe der
Ehemann der rabiaten Liebhaberin ſaß. Frau Stopa ſtürzte in aller Eile
in den Wagen und iſt mit ihrem Ehemann ſeitdem verſchwunden.
Die Feuerprobe auf Haiti.
Eine merkwürdige Zeremonie, die die Prieſter auf Haiti ausführen,
das ſogen. Umuti oder das Gehen auf Feuer, wird in einem Bericht
des Neu=Yorker naturgeſchichtlichen Muſeums geſchildert. Dieſe Feuer=
probe
wird von einem Prieſter vollzogen, um dem Volke eine gute Ernte
zu ſichern, und ſie beſteht darin, daß er mehrere Male mit nackten Füßen
über eine Lage von Steinen wandelt, die von einem darunterliegenden
Feuer bis zum Notglühen erhitzt ſind. Eine enge, 2 Fuß tiefe Grube wird
ausgeſchachtet. Das Holz wird angezündet und brennt etwa 4 Stunden,
bis die Steine glühend ſind. Mit langen Stangen wird dann die oberſte
Steinſchicht entfernt. Der Prieſter erſcheint mit einem großen blühenden
Zweig in der Hand. Unter Abſingung eines Zauberſpruchs, der zu
ſeinem Schutze dienen ſoll, geht er über die feurigen Steine und ſchlägt
ſie dreimal mit dem Zweige, hinter ihm her maſchieren diejenigen S=chüler,
die den Mut dazu aufbringen. Eine nähere Unterſuchung hat die ziem=
lich
nüchterne Erklärung dieſes Wunders gebracht. Die Steine, die da=
zu
verwendet werden, ſind Baſalt, der eine ſehr ſchlechte Wärmeleitung
beſitzt. Man fand, daß ein Stein, der an dem einen Ende glühend heiß
iſt, am anderen verhältnismäßig kühl bleibt, ſodaß der Prieſter, wenn
er ſich die Stellen vorſichtig ausſucht, bet einiger Geſchicklichkeit ohne
Brandwunden hinübergehen kann.
* Weinheim 7. Maf. Patriarchaliſches Alter. Der
älteſte Bürger Weinheims. Herr Julius Oppenheimer, iſt nach
kurzem Krankenlager im vollendeten 96. Lebensjahre dieſer Tage
geſtorben.

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Geſchäftiiches.

Internationale Motorrad=Sport=Ausſtellung
Stuttgart. Zurzeit ſind die letzten Vorarbeiten für die Ausſtellung
in vollem Gange. Das 38 700 Quadratmeter große Ausſtellungsgelände
mußte wegen der ſtarken Beteiligung aus dem In= und Auslande durch
den Stadtgarten erweitert werden. Die Einbauten ſind nahezu beendet
und die erſten Ausſteller treffen bereits in Stuttgart ein, um auch
ihrerſeits die letzten Vorbereitungen einzuleiten. Die Einräumung
ſelbſt erfolgt ab Montag, den 12. Mai, und iſt am Donnerstag, den
15. Mai, beendet. Die offizielle Eröffnung findet am Freitag, den u
16. Mai, vormittags 11 Uhr, unter dem Ehrenprotektorat des Herrn
Oberbürgermeiſters von Stuttgart, Dr. Lautenſchlager, ſtatt.

Die Bekämpfung des Ungeziefers bei Menſch und Tier iſt eine
der wichtigſten Aufgaben der Geſundheitspflege. Mit Cuprex ge=
lingt
die Ungezieferbeſeitigung ſchnell, ſicher, leicht und unauffällig, ſo=
wie
obne geſundheitliche Nachteile. Cuprer iſt das wirkſamſte und
beſte Mittel gegen Kopfläuſe und übertrifft alle bisherigen Mittel,
weil es das Ungeziefer ſamt Eiern (Niſſe) mit einem Male vernichtet.
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Tageskalender.
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zu Genua. Kleines Haus, Anfang 7 Uhr, Ende 9½ Uhr ( Sonder=
miete
211): Die heimliche Ehe‟. Violin=Abend von Bruno
Stumpf. abends 8 Uhr, in der Aula des Realgymnaſiums. Verein
ehem. Angehöriger des Heſſ. Artilleriekorps, abends
8 Uhr, im Perkeo: Familienabend. Sterbekafſeverein
Ruhe, abends 8 Uhr, in der Reſtaur. Speier, Ecke Frankfurter Str.
und Rhönring. Rummelbräu: Tanz. Union=, Reſidenz, Zen=
tral
=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.

Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Maupe
Verantwortlich für Feuilleton und Heſiſche Nachrichten: Max Streeſ=
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann.
Derontwortlich für Schlußdient: Andreas Bauer.
Verautwortlich für den Inſeratenteil: Willy Kuhle
Druch und Verlag: L. C. Wittich ſämtlich in Darmſtade.

Die heutige Nummer hat 16 Seiten

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Darmſtädter Tagblatt, Samstag, den 10. Mai 1924.

Seite 11.

Sport, Spiel und Turnen.

Fauſtball.

Fußball.

Sp.=V. 98 Sp. Wiesbaden.
Auf das heute nachmittag ſtattfindende Zuſammentreffen der Liga=
mannſchaften
des Sportvereins 98, hier, und des Sportvereins Wies=
baden
ſei an dieſer Stelle nochmals hingewieſen. Das Spiel findet wegen
Unbeſpielbarkeit des Stadions ausnahmsweiſe auf der Rennbahn ſtatt.
Ueber die Spielſtärke der Wiesbadener wurde fa ſchon geziemend auf=
merkſam
gemacht. Die Mannſchaft des Sportvereins hat inſofern eine
Umſtellung erfahren müſſen, da verſchiedene Spieler infolge Krankheit
und Arbeit abſagten. Die Mannſchaft tritt in der Aufſtellung:
Ellenbeck
Stephan Laumann
Mahr Schreiber Heß
Jakoby Müllmerſtadt Becker Takaſh Krebs
an. Die Namen des eingeſtellten Erſatzes bürgen ſchon für guten Sport,
und dürfte die Mannſchaft bei gegenſeitigem guten Willen trotzdem ein
einheitliches Ganze darſtellen und die erſchienenen Zuſchauer vollauf be=
friedigen
. Da am morgigen Sonntag die Ligamannſchaft Sportverein
ſpielfrei iſt und am kommenden, den 18. Mai, die Mannſchaft im Pokal=
ſpiel
auswärts ſpielt (gegen Eintracht in Frankfurt), iſt Jedem heute
nochmals Gelegenheit gegeben, ſich über die derzeitige anſehnliche Spiel=
ſtärke
zu vergewiſſern und ſeinen Sporthunger zu ſtillen. Der Spiel=
beginn
iſt um 6 Uhr. Ueber den Spielbetrieb am morgigen Sonntag
wäre folgendes zu berichten: Die Liggerſatzmannſchaft Sportvereins fährt
nach Sandhofen, um gegen die gleiche der Spielvereinigung das fällige
Verbandsſpiel auszutragen. Hoffentlich wird der gute Wille, mit dem
die Mannſchaft fährt, belohnt und kehrt, mit den beiden, Punkten beladen,
in die Reſidenz zurück. Auf dem Uebungsplatz treffen ſich um 11 Uhr
die 2a=Mannſchaft und die gleiche der Eintracht=Frankfurt. Vor dieſem
Spiel um 10 Uhr trägt die 1a=Jugend das fällige Verbandsſpiel gegen
Eſchollbrüchen aus. Die Sondermannſchaft begibt ſich nach Frankfurt,
um ſich mit der erſten Mannſchaft eines A=Vereins im Freundſchaftsſpiel
zu meſſen.
Sportverein Darmſtadt 1898Sp.=V. Heidelberg (Juniorenmaunſchaft).
g- Am morgigen Sonntag begibt ſich die Juniorenmannſchaft des
Sportvereins nach Heidelberg, um dort gegen die V.F.B.=Junioren ein
Propagandaſpiel anläßlich der erſten Schloßbeleuchtung in dieſem Jahre
auszutragen. V.F.B. verfügt über einen ſehr guten Nachwuchs, ſodaß
ſich die 98er ſchwer anſtrengen müſſen, um bei ihrem erſten Spiel außer=
halb
Darmſtadts die Vereinsfarben würdig zu vertreten. Allerdings
dürften die Heſſen, nach ihren bisherigen Erfolgen zu urteilen, als Sieger
zurückkehren.
Akadem, Sportklub 1. MannſchaftV. f. R. Darmſtadt, Liga.
Ka. Am heutigen Samstag abend treffen ſich auf dem Exerzierplatz
pbige Mannſchaften zum Freundſchaftstreffen. Es dürfte ſicher ein gutes
Spiel werden, um ſo mehr, als der A. S. C. gegen Union=Beſſungen
ein Unentſchieden zuwege brachte. V. f. R. tritt mit einer beſten Auf=
ſtellung
an. Am morgigen Sonntag tritt dann V. f. R. mit ſeiner
Ligamannſchaft gegen die vorzügliche Kreisligamann=
ſchaft
von V. f. R. Frieſenheim (Pfalz) an. Auch dieſes Spiel
findet auf dem Exerzierplatz ſtatt. Die Frieſenheimer haben ſich in den
Verbandsſpielen prächtig geſchlagen und zählen zur Spitzengruppe der
Pfalzkreisliga. Sie werden in Darmſtadt mit ihrer ſtärkſten Aufſtellung
antreten. Bei dem vorzüglichen Kampfgeiſt, der die Mannſchaft be=
herrſcht
, werden ſie den Darmſtädtern ſchwere Arbeit machen. Die Liga=
mannſchaft
des V. f. R. Darmſtadt, die erſt in der zweiten Runde der
Verbandsſpiele erfolgreich werden konnte, iſt gegenwärtig im Können.
Die Manuſchaft hat ſich gut eingeſpielt und gute Erſatzleute ſind zur
Stelle. Das bewies das Spiel gegen Mannheim, bei dem die Mann=
ſchaft
mit drei Erſatzleuten ein 4:4 herausholte. So darf man mit Zu=
verſicht
dem Spiel entgegenſehen, das ſicherlich alle Beſucher zufrieden=
ſtellen
wird. Dieſem Spiel der Ligamannſchaften voraus ſteht die
Erſatzliga des V. f. R. Bürſtadt der Einheimiſchen im rückſtän=
digen
Verbandsſpiel gegenüber, und vor dieſem Treffen haben wir das
Spiel Sportv. 1920 Höchſt i. O. gegen die 2a Mannſchaft V. f. R. Alles
in allem ein reichhaltiges Sonntagsprogramm, dem wir den beſten Ver=
lauf
wünſchen.

F. C. Eintracht Darmſtadt.
In Fortſetzung der Privatſpiele empfängt Eintrachts Erſte am
morgen Sonntag vormittag auf dem T.G.D.=Platz am Finanzamt Gäſte
aus Frankfurt. Die erſte Elf des Sportklubs Hertha 1910 iſt der
Gegner, welcher ſich mit den Einträchtigen mißt. Die Mainſtädter ſind
Tabellenzweiter der dortigen A=Klaſſe und bringen eine vorzügliche,
faire Elf, die ſich in ihrem Gau beſten Rufes erfreut, mit nach hier.
Bei der derzeitigen guten Form der Hieſigen wird ſicherlich intereſſan=
ter
Sport geboten, der jeden Fußballfreund befriedigen wird. Nach=
mittags
ſtehen ſich ebenfalls auf dem Turngemeindeplatz die zweiten
Mannſchaften der beiden Vereine gegenüber.
heima-
V. f. R. Darmſtadt, Jugendabteilung.
Ka. Die Jugendmannſchaften des V. f. R. beteiligen ſich an den Ver=
bandsſpielen
des Gaues Bergſtraße, und zwar ſind dies die 1a und die
1b Jugendmannſchaften, ſowie 1a und 1b Schülermannſchaften. Die
2a und 2b Jugendmannſchaften mußten wegen Mangel an Gegnern
zurückgezogen werden und werden Privatſpiele austragen. Der kom=
mende
Sonntag ſieht folgende Treffen:
1a Jugendmannſchaft V. f. R.Groß=Zimmern. Weite Spiele ſind
noch unbekannt.
Sportvereinigung ArheilgenSp.=Cl. 10 Mannheim=Käferthal.
Der kommende Sonntag bringt uns den beſtbekannten Sportklub 1910
Mannheim=Käferthal als Gegner. Das Spiel findet nachmittags 4 Uhr
auf dem Sportplatz am Arheilger Mühlchen ſtatt. Das Vorſpiel in
Käferthal endete 2:2. Wenn die Käferthaler morgen nachmittag die glei=
chen
Leiſtungen zeigen wie im Vorſpiel, iſt ein ſchönes Fußballſpiel zu
ſehen.

Gaumeiſterſchaftswettſpiele des Rhein=Main=Gaues in Bickenbach und
Befſungen.
Kommenden Sonntag beginnen die Meiſterſchaftswettſpiele im Fauſt=
ball
. Es iſt ein erfreulicher Fortſchritt in der Beteiligung zu verzeich=
nen
. 38 Mannſchaften gegen 18 im Vorjahre, alſo eine Zunahme von
rund 50 Prozent. Gewaltiger iſt dadurch auch die Arbeit geworden. Die
Spiele mußten deshalb in die einzelnen Klaſſen eingeteilt werden, zu=
mal
noch dies Jahr die Spiele in Vor= und Nückrunden ausgetragen
werden. Am Sonntag eröffnen nun die A=Klaſſe und die B=Klaſſe ( be=
ſetztes
Gebiet) die Meiſterſchaftsſpiele. In Bickenbach wird ſich die
A=Klaſſe meſſen. Hier werden ſpannende Kämpfe erwartet, zumal die
vorjährigen Meiſterſchaftsſpieler wieder ziemlich auf dem Plan erſchei=
nen
. Auch in Beſſungen werden ſich Vereine treffen, die in der B=Klaſſe
ein ernſtes Wort mitreden. Den Freunden und Anhängern des Fauſt=
ballſpiels
werden ſomit in Bickenbach von 11 Uhr und in Beſſungen
von 10 Uhr vormittags ab einige genußreiche Stunden geboten.

Leichtathletik.

Handball.

Sportverein Darmſtadt 1898.
Heute Samstag, den 10. Mai, 6.30 Uhr abends (!) hält die Hand=
ballabteilung
des Sportvereins in der Schutzpolizeiabteilung, Holzhof=
allee
25 1. Bereitſchaft, eine wichtige Verſammlung ab. Auch Neulinge
haben Zutritt und Gelegenheit, ſich vorher um 3 Uhr am Training auf
dem Schupoplatz zu beteiligen, wo ein Uebungsſpiel zwiſchen den beiden
erſten Mannſchaften ausgekämpft wird.
Sportverein Darmſtadt 1898 gegen Sportfreunde Frankfurt.
Der Handballſport gewinnt Anhänger! Das bewieſen die zahlreichen
Zuſchauer, die das überlegene Spiel der Sportvereinler gegen Langen
am vorigen Sonntag ſahen. Morgen Sonntag, den 11. Mai, erwächſt
den Darmſtädtern wohl die ſchwierigſte Aufgabe ſeit langer Zeit. Der
Gegner, die weitbekannte 1. Mannſchaft der Sportfreunde Frankfurt
will ſich in fairem Spiel für die knappe 2: 3 Niederlage im Frankfurter
Vorſpiel rächen. So wird denn ein richtiges Kampfſpiel gezeigt werden,
umſomehr, weil die hieſigen in der beſtändigſten Aufſtellung ſpielen:
Bärenz
Kadel Spieß
Juda
Götz Galm
Daniel Fiſcher Jans Reuter Penzel
Das Spiel beginnt um 2.30 Uhr auf dem ſchönen grünen und
trockenen Schupoſportplatz auf dem Exerzierplatz. Die 2. Mannſchaft
ſpielt nachher gegen die 1. Elf der Aſchaffenburger Viktoria, die Rück=
ſpielpflichten
ins Heſſenland treibt.
Hada.
Heſſen=Verein für Leibesübung.
Am kommenden Sonntag ſteht ſich die Jugendmannſchaft der Heſſen
der 2. Mannſchaft des Turn= und Sportvereins Langen 1862 zum
Freundſchaftsſpiel gegenüber. Die Jugendmannſchaft der Heſſen befindet
ſich zurzeit in ſehr guter Form und da der Geguer, eine 2. aktive Mann=
ſchaft
, Gutes verſpricht, wird es ein intereſſantes Handballſpiel werden.
Die Heſſen ſpielen in folgender Stellung Jeier, Günther Wichel,
Würtz, Schönwolf, Gleim, Schröder, Reinhart, Zörgiebel, Schröder,
mann. Das Spiel findet auf dem Hochſchulplatz in der Zeit von 34
Uhr ſtatt.
P.
Ringen.
Riugkampf in Pfungſtadt.
Am kommenden Sonntag findet in Pfungſtadt ein Städtewettkampf
m Stemmen und Ringen zwiſchen Sportverein 1914 Pfungſtadt und
Sportverein Offenbach ſtatt.

Leichtathletik=Abteilung der Turngemeinde Darmſtadt 1846.
Am kommenden Sonntag, den 11. Mai, begibt ſich nſere Leicht=
athletik
=Abteilung anläßlich eines Anturnens des Turnvereins Niederrad
nach dorten. Zum Austrag geglangt ein Handballſpiel der 1. ſowie der
2. Jugendmannſchaft, ſowie einige Staffelläufe. Die gemeldeten Leicht=
athleten
treffen ſich um 1.30 Uhr am Hauptbahnhof und fahren um
1.45 Uhr ab.
W. Ho.
Werbelauf Rund um Dieburg.
Die Werbekraft dieſer Veranſtaltung ſteht außer Zweifel. Schönes,
trockenes Wetter, und der Erfolg wäre ein durchſchlagender geworden.
Nicht alle gemeldeten Mannſchaften ſtellten ſich dem Starter. Durch
das vorher niedergegangene Gewitter iſt dies zu entſchuldigen. Den
Mannſchaften der Turngemeinde, der Haſſia, des Radfahrer=Vereins
und der Turngeſellſchaft herzlichen Dank für die Beteiligung und gute
Durchführung des Laufes. Auch das ſportliche Ergebnis desſelben iſt
zufriedenſtellend. In Anbetracht der ſchwierigen Wegeverhältniſſe ſind
die Zeiten ſehr gut. Als erſte Mannſchaft gingen die Leichtathleten
der Turngemeinde in der vorzüglichen Zeit von 13,33 Minuten durchs
Ziel. Bis zum 5. Wechſel (Bahnhof) betrug der Vorſprung 120 Meter,
und dieſe Diſtanz wurde bis zum Ziel auf 180 Meter vergrößert. Ben=
der
als Malmann lief die 500 Meter gegen Köfler und Lohrum in 71.
Sekunden; angeſichts der ſchlechten Wegeverhältniſſe eine blendende Zeit.
Als zweite Mannſchaft gingen die Ringer der Turngemeinde über=
raſchenderweiſe
durchs Ziel. Die Zeit betrug 14,03 Minuten. Als
dritte Mannſchaft folgte die Haſſia, die bis zum letzten Wechſel vor den
Ningern lag. Einige Verſager koſteten der Mannſchaft den zweiten
Platz. Ihre Zeit betrug 14,23 Minuten. Auch die Radfahrer, die den
vierten Platz belegten, liefen ein ganz beachtenswertes Rennen. Als
fünfte Mannſchaft landete die Turngeſellſchaft. Alle Achtung vor dem
ſchönen Lauf der jungen Turner. Bei der Jugend fehlte die Organi=
ſation
. Verſchiedene Wechſel waren unbeſetzt. Die kleinen Radfahrer
waren die Schlauen, liefen einfach tauſend Meter. Alle dieſe Mängel,
wie ſie hier zutage traten, dürfen nicht mehr vorkommen. Alles in allem
ein Erfolg für unſere noch junge Leichtathletik wie für unſere geſamte
Dieburger Sportbewegung.
K. Heckmann.

Wandern.

Hefſen, V. f. L., Darmſtadt.
Neben Schwimmen, Leichtathletik, Turnen und Spielen ſoll auch das
Wandern und die Liebe zur Heimat eine Pflegeſtätte im Verein finden.
So unternimmt derſelbe morgen (11. Mai I. Js.) eine Wanderung an
die blütengeſchmückte Bergſtraße. Die Wanderer finden ſich zur Abfahrt
morgen vormittag 6.40 Uhr auf dem Hauptbahnhof hier ein.
Weiterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für Sonntag, 11. Mai:
Ein neues Störungsgebiet rückt gegen den Kontinent vor, das bei
milder Temperatur erneut Trübungen und Regenfälle bringen wird.

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[ ][  ][ ]

Geitz. 12.

Darmſtädter Lagbtatt, Bamstag, den 10. Mat 1924,

Rammtt 130.

Gottesdienſtliche Anzeigen.
Evangeliſche Gemeinden.
Sonntag Jubilate, den 11. Mai 1924,
Stadtkirche: Vorm. 9 Uhr: Chriſienlehre für die Lukasgemeinde.
Pfarrer Kleberger. Um 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Vo=
gel
. Um 11½ Uhr: Kindergottesdienſt. Pfarrer Lautenſchläger.
Die Stadtbirche iſt wochentags von 9 Uhr vormittags bis 6 Uhr
nachmittags zu ſtiller Andacht geöffnet. Eingang: Nordtüre,
Stadtkapelle: Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Heß.
Um 11½ Uhr: Kindergottesdienſt. Pfarrer Vogel.
Schloßkirche: Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Studienrat Dr.
Zimmermann. Abends 6 Uhr: Abendgottesbienſt. Pfarrer
Wagner II.
Amtshandlungen an Auswärtigen: Pfarrer D. Waitz.
Gemeindehaus (Kiesſtraße 17): Vorm. 9 Uhr: Chriſtenlehre für
die Reformationsgemeinde. Pfarrer Lautenſchläger. Nach=
mnittags
2 Uhr: Taubſtummengottesdienſt. Pfarrer Heß. Abends
8 Uhr: Gemeindeabend der Kaplaneigemeinde.
Landesverband evang. kirchl. Frauenvereine: Montag, den
12. Mai, nachm. 3 Uhr im Rummelbräu: Hauptverſammlung mit
Vortrag von Dr. med. Happich=Darmſtadt über: Geſundheit, Ehe
und Familie‟ Alle Mitglieder der zum Verband gehörenden Vereine
ſind herzlich eingeladen. Gäſte willkommen!
Martinskirche: Vorm. 8½ Uhr: Chriſtenlehre für den Nordweſt=
bezirk
im Gemeindehaus. Pfarraſſiſtent Müller. Um 10 Uhr:
Hauptgottesdienſt. Pfarrer D. Waitz. Feier des heil. Abendmahls mit
Vorbereitung. Anmeldung von ½10 Uhr an in der Sakriſtei. Um
11½ Uhr: Kindergottesdienſt für den Weſtbezirt. Pfarrer D. Waitz,
Mittwoch, den 14. Mai, abends 8 Uhr im Gemeindehaus: Gemeinde=
verſammlung
zur Entgegennahme des Jahresberichts über den kirchlich=
ſittlichen
Zuſtand der Gemeinde in 1923 und zur Beratung über Ge=
meindeangelegenheiten
.
Johauneskirche: Vorm, 9 Uhr: Chriſtenlehre für den Nordbezirk
im Gemeindehaus, Pfarxer Marx. Um 10 Uhr: Hauptgottesdienſt.
Pfarrer Marx. Um 11½ Uhr: Kindergottesdienſt. Um 11½ Uhr:
Chriſtenlehre für den Weſtbezirk im Gemeindehaus. Pfarrer Wagner,
Montag, den 12. Mai, abends 8 Uhr: Max=Reger=Abend des Männer=
vereins
, Karten zu 50 Pfg. beim Kirchendiener Schlegelmilch, Kahlert=
ſtraße
26. Mittwoch, den 14. Mai, abends 6 Uhr im Gemeindehaus:
Helferſitzung des Nordbezirks.
Beſſunger Kirche (Petrusgemeinde): Vorm. 8½ Uhr: Ehriſten=
lehre
(2. Gruppe). Pfarrer Schaefer. Um 10 Uhr: Hauptgottes=
dienſt
. Pfarrer Schaefer. Um 11½ Uhr: Kindergottesdienſt.
Pfarrer Schaefer.
Pauluskirche: Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarraſſiſtent
Wolf. Um 11½ Uhr: Kindergottesdienſt (bei ſchönem Wetter
Waldſpaziergang). Pfarraſſiſtent Wolf. Abends 7½ Uhr im Ge=
meindeſaal
: Konfirmandenabend der Jugendvereinigung. Montag,
den 12. Mai, und Dienstag, den 13. Mai, abends 7½ Uhr: Gemeinde=
abende
im Saal (Aufführung von Jakob Böhme‟,
Stiftskirche: Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Hickel.
Um 11½ Uhr: Kindergottesdienſt. Evangel, Sonntagsver=
ein
(Chriſtl. Verein junger Mädchen): Sonntag, nachm. von 4 bis
7 Uhr: Vereinsſtunden (Jugenbſonntag). Donnerstag, den 15. Mai,
fällt die Betſtunde aus.

Kranichſtein (Schloßkatzelle): Vormittags 10 Uhr: Gottesdienſt.
Pfarraſſiſtent Wetzel=Arheilgen.
Lutheriſcher Gottesdjenſt. (Selbſtändige ebang.=luth. Kirche.)
Am Sonntag Jubilate, den 11. Mai, vorm. 10 Uhr, im Feierabend,
Stiftſtraße 51. Pfarrer Müller.
Stadtmiſſion (Mühlſtr 24): Sonntag, vorm. 9 Uhr: Gebetsſtunde.
Um 11 Uhr: Kindergottesdienſt (Funkerkaſerne) Um 11½ Uhr:
Kindergottesdienſt. nachm. 3½ Uhr: Bibelſtunde, Pfarrer Schäfer.
Abends 8 Uhr: Mitgliederverſammlung mit Tee. Von Montag
bis Samstag jeden Abend 8½ Uhr: Evangeliſationsverſammlungen von
Herrn P. Juhl=Hamburg über das Thema: Vom Weg zum Leben.
Von Dienstag ab, nachm. 4 Uhr: Bibelſtunde. Mittwoch, nachm.
4 Uhr: Kinderbund für Knaben und Mädchen. Jugendbund für
E. C., Mühlſtraße 24: Sonntag, nachm. 2½ Uhr: Bibelbeſprechſtunde
für Jünglinge. Um 4½ Uhr: Bibelbeſprechſtunde für Jungfrauen.
Abends 8½ Uhr: Unterhaltungsabend Von Montag ab Teil=
nahme
an der Evangeliſation der Stadtmiſſion von Herrn P. Juhl=
Hamburg.
Wartburgverein Darmſtadt (E. B. J. M.). Vereinslokal: Ge=
meindehaus
der Martinsgemeinde, Liebfrauenſtr. 6 (Mollerſtr. 23),
Sonntag, nachm. 3 Uhr: Familienſpaziergang (Blütenwanderung),
Treffen am Paſſetbrunnen (Friedhof). Dienstag, den 13. Mai, abends
8½ Uhr: Bibelbeſprechung. Ausſprache über Zeit= und Lebensfragen.
Hier ſoll niemand fehlen (Gäſte immer willkommen).
Ehriſtlicher Verein junger Männer Darmſtadt, E. B., Alexander=
ſtraße
22 (Infanrerie=Kaſerne, 1. Hof links): Sonntag, abends 8 Uhr:
Großes Konzert in der Turnhalle zum Beſten des Heimumbaues.
Dienstag, abends 81 Uhr: Bibelſtunde, Donnerstag, abds. 8½ Uhr:
Bibelſtunde im Familienkreis,
Ehriſtlicher Jugendverein Darmſtadt (Dieburgerſtr. 26, I.): Sonn=
tag
, vorm. 9 Uhr: Gebetsgemeinſchaft. Um 10 Uhr: Beſuch des
öffentl. Gottesdienſtes. Abends 6 Uhr: Andacht. Mittwoch, abends
8½ Uhr: Bibelſtunde für Jugend und junge Männer. Donnerstag,
abends 8½ Uhr: Bibelſtunde für Familienangehörige,
Katholiſche Gemeinden.
Sonntag, den 11. Mai 1924.
St. Ludwigskirche: Samstag, nachm. 4 Uhr und abends 8 Uhr:
Beichtgelegenheit.
Sonntag, vorm, 5½ Uhr: Beichtgelegenheit Um 6 Uhr: Erſte
heil. Meſſe. Um 7 Uhr: Heil. Meſſe mit Predigt. Um 8 Uhr:
Singmeſſe mit Predigt und Kommunion der Jungfrauen=Kongregation.
Um 9½ Uhr: Hochamt mit Predigt. Um 11 Uhr: Singmeſſe mit
Predigt. Nachm ½3 Uhr: Chriſtenlehre; darauf Muttergo tesandacht.
Um 5 Uhr: Mükterverein. An allen Werktagen, abends 8 Uhr:
Majandacht.
Kapelle der Barmherzigen Schweſtern: Sonntag, vorm. 6!; Uhr:
Heil. Meſſe. Um 6 Uhr: Roſenkranzandacht.
Kapelle in der Waldſtraße: Sonntag, vorm. 7 Uhr: Heil. Meſſe.
Kapelle zu Griesheim: Sonntag, vorm. 9½ Uhr: Hochamt mit
Predigt.
St. Eliſabethenkirche: Samstag, nachm, um 5 Uhr und abends
um 8 Uhr: Gelegenheit zur heil. Beichte.
Sonntag, vorm. von 6 Uhr an: Gelegenheit zur heil. Beichte.
Um ½7 Uhr: Frühmeſſe. Um 8 Uhr: Heil. Meſſe mit Predigt.
Um 9½ Uhr: Hochamt mit Predigt. Nachm 2 Uhr: Andacht.
Dienstag und Freitag, abends 8 Uhr: Majandacht.

Kapelle zu Arheilgen: Vorm. 10 Uhr: Hochamt und Predigt.
Rachm. 2 Uhr: Andacht. Werktags, vorm. ½7 Uhr: Heil. Meſſe,
St. Martinskapelle am Herdweg: Samstag, nachm. 5 Uhr und
abends 8 Uhr: Gelegenheit zur heil. Beichte.
Sonntag, vorm. ½7 Uhr: Gelegenheit zur heiligen Beichte,
Um ¼8 Uhr: Heil. Meſſe. Um /8 Uhr: Predigt. Um ½9 Uhr:
Heil Meſſe. Um 9½ Uhr: Hochamt mit Predigt. Nachm. 2 Uhr:
Chriſtenlehre. Um 2½ Uhr: Andacht. Mittwoch, abends 6 Uhr:
Majandacht. Gaben für die Liebfrauenkirche nimmt dankbar ent=
gegen
das katholiſche Pfarramt St. Martin.
St. Fideliskirche: An allen Sonn= und Feiertagen in der Kapelle
der Engliſchen Fräulein, an der Waldſtraße vorm. 8 Uhr: Heil. Meſſe
und Predigt. Gaben für die Fideliskirche nimmt dankbar entgegen
der katholiſche Kirchenvorſtand St. Fidelis, Herdweg 28,
Kirche zu Eberſtadt: Samstag, nachm. 5 Uhr, und abends 8 Uhn
Beichtgelegenheit.
Sonntag, vorm, 6 Uhr: Beichtgelegenheit. Um ½7 Uhr: Früh=
meſſe
. Um 9½ Uhr: Hochamt mit Predigt. Nachm. ½2 Uhr:
Andacht.
Provinzial=Pflegeanſtalt bei Eberſtadt: Montag, morg, ½8 Uhrz
Heil, Meſſe und Predigt.
Kapelle zu Pfungſtadt: Sonntag, vorm, 7 Uhr: Beichtgelegen=
heit
. Um 7½ Uhr: Hochamt und Predigt. Nachm. 4 Uhr: And,
Sonſtige Gemeinſchaften.
Chriſtliche Verſammlung (Waldſtr. 18): Sonntag, den 11. Mai,
vorm. 111 Uhr: Kindergottesdienſt. Nachm. 4½ Uhr: Verkündi=
gung
des Wortes Gottes. Mittwoch, den 14. Mai, abends 8½ Uhr=
Gebetsſtunde. Freitag, den 16. Mai, abends 8½ Uhr: Bibelſtunde,
Jedermann iſt freundlich eingeladen.
Evangeliſche Gemeinſchaft (Eliſabethenſtraße 44): Sonntag, den
11. Mai, vorm. 11 Uhr: Sonntagsſchule. Abends 8 Uhr: Gottes=
dienſt
Um 9 Uhr: Jugendbund. Donnerstag, den 15. Mai, abends
8½ Uhr: Bibelſtunde Pred. Erhardt,
Ehriſtliche Gemeinſchaft Darmſtadt (Mollerſtraße 40): Sonntag,
den 11. Mai, vorm. ½10 Uhr: Heiligungsſtunde. Um 11 Uhr: Sonn=
tagsſchule
. Abends 8 Uhr: Evangeliſation. Dienstag, abends
½9 Uhr: Bibelſtunde. Freitag, abends ½9 Uhr: Gebetsſtunde,
Gemeinde der Siebententags=Adventiſten, Mauerſtr. 5, I.: Frei=
tag
, abends 8 Uhr und Samstags, vorm. ½10 Uhr: Oeffentl. Gottes=
dienſt
. Sonntag, abends 8 Uhr: Religiöſer Vortrag.
Gemeinde gläubig getaufter Chriſten (Baotiſten), Mauerſtr. 17.
Sonntag, den 11. Mai, vorm. 10 Uhr: Gebetsſtunde. Nachm. 4 Uhr:
Predigt. Abends 8 Uhr: Jugendſtunde. Donnerstag, den
15. Mai, abends 8½ Uhr: Bibelſtunde
Kirche Jeſu Ehriſti der Heiligen der letzten Tage (Darmſtadt,
Saalbauſtr. 67, Bürgerhalle): Sonntag, den 11. Mai, nachm. 2½ Uhr;
Sonntagsſchule. Um ½4 Uhr: Predigt. Donnerstag, den 15, Mai/
abends 8 Uhr: Bibelſtunde. Jedermann herzlich willkommen.
Die Heilsarmee, Schulzengaſſe 3, Ecke Landgraf=Georgſtraße, nächſt
dem Schwimmbad: Sonntag, den 11. Mai: Vorm. 10 Uhr: Heili=
gungs
=Verſammlung. Nachm. 2 Uhr: Kindergortesdienſt. Abends
8 Uhr; Heils=Verſammlung. Mittwochs und Freitags, abends 8 Uhr:
Oeffentliche Verſammlung.
Methodiſtengemeinde (Fraukfurterſtr. 3): Sonntag, den 11. Mai,
nachm. ½3 Uhr: Sonntagsſchule. Um ½4 Uhr: Predigt.

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Wirtſchaftliche Rundſchau.
* Einziehung von Reichs=Schatz=Anweiſungen
(Gold=Anleihe). In letzter Zeit ſind häufiger Fälſchungen von Gold=
Anleihe=Stücken über 0,42 Goldmark, 1,05 Goldmark, 4,20 Goldmark,
8,40 Goldmark und 21 Goldmark feſtgeſtellt worden. Deshalb ſoll die
Verwendung dieſer Stücke als Zahlungsmittel aufgehoben werden. Um
die Stücke aus dem Verkehr zu ziehen, ſollen die Kaſſen des Reiches die
Stücke nur noch bis zum 20. Mai d. J. als Zahlungsmittel annehmen.
Den Inhabern der Stücke wird angeboten, entweder die Stücke gegen
Rentenmark oder in neue unverzinsliche Schatzanweiſungen, die auf
500 1000 und 2000 Goldmark lauten, umzutauſchen. Bei dem Umtauſch
in die neuen Gold=Oblgitationen wird ein Discont von 8 Prozent bzw.
10 Prozent in bar vergütet.
Banken.
Die Hamburger Privatbank von 1860 A.=G. in Hamburg
ſtellte ſich unter Geſchäftsaufſicht. Wie die Verwaltung mitteilt, zeitigte
die äußerſt geſpannte Lage, insbeſondere auf dem Hamburger Geld= und
Warenmarkt, die vorübergehende Unmöglichkeit, ſelbſt auf Grund reich=
licher
Sicherheit erteilte Kredite auch nur mit einiger Verzögerung, ge=
ſchweige
denn bei Fälligkeit wieder hereinzubekommen. Die bis auf den
dadurch herbeigeführten Mangel an flüſſigen Mitteln durchaus günſtig
anzuſprechende Vermögenslage der Bank läßt eine volle Befriedigung
aller ihrer Gläubiger als ſicher erſcheinen.

Anleihen.

w. Die Unteobringung der ungariſchen Auslands=
anleihe
. Die Verhandlungen über die Plazierung der ungariſchen
Auslandsanleihe werden innerhalb kürzeſter Friſt beginnen. Die unga=
riſche
Regierung wird zur Führung der Verhandlungen einen Bevoll=
mächtigten
entſenden, doch ſind diesbezüglich noch keine konkreten Diſpo=
ſitionen
erfolgt. Man erwartet, daß die ganze Anleihe glatt untergebracht
werden kann und die Aufnahme eines Vorſchuſſes ſich nicht als notwendig
erweiſen dürfte. Trotzdem hat Finanzminiſter Koranyi mit Vertretern
der Landwirtſchaft, der Induſtrie und der Banken heute im Prinzip die
Modalitäten feſtgelegt, unter denen die ſie die Garantie für den not=
wendig
werdenden Vorſchuß in Höhe von 100 Millionen Goldkronen
übernehmen würden.
Meſſen.
* Die Kölner Meſſe. Alle Anzeichen ſprechen dafür, daß die
Kölner Meſſe vom 11. bis 17. Mai alle gehegten Erwartungen der Meſſe=
leitung
erfüllen wird. Das bezieht ſich ſowohl auf die Beſucherzahl als
auch auf die eingegangenen Geſuche um Meßſtände. Die Meſſeleitung
ſah ſich ſchließlich genötigt, um das große Meſſefreigelände in den letzten
Wochen neu zu überdachen, zum Teil kuppelgekrönte Meſſepavillons zu er=
richten
, ſodaß ſich insgeſamt heute 45 604 Quadratmeter gedeckten und
2000 Quadratmeter freiev Ausſtellungsraum ergeben. Trotzdem konn=
ten
von 13 000 Ausſtellern nur etwa 5000 berückſichtigt werden. Wie groß
das Intereſſe der Ausſteller für die Meſſe iſt, geht ſchon daraus hervor,
daß die von der Meſſeleitung den Standinhabern der ſpäteren Neubauten
zur Bedingung gemachte Gewährung eines Baudarlehns binnen kurzem
die Summe von 1½Millionen erbrachte, und daß die Meſſeleitung daran
denkt, den Bau eines neuen rieſigen Meſſepalaſtes für 150 000 Ausſteller
für die Meſſe 1925 in der gleichen Weiſe zu finanzieren. Wenn auch Zwei=
drittel
der Ausſteller aus dem rheiniſch=weſtfäliſchen Induſtriebezirk ſtam=
men
, für den die Meſſe ja als Haupthandelstag gedacht iſt, ſo ſtellen doch
das übrige Deutſchland und das Ausland, vor allem die an der Meſſe
ſtark intereſſierte Schweiz, England, Holland, ein Drittel der Meſſeſtände.
Aus Oeſterreich allein ſind 30 Firmen vertreten. Den breiteſten Raum
auf dieſer Meſſe Weſtdeutſchlands nehmen natürlich die Eiſen= und Stahl=
wareninduſtrie
, die Wuppertaler und München=Gladbacher Weberei und
rheiniſche Ledergewerbe in Anſpruch. Zur Eröffnungsfeier der Kölner
Meſſe findet am Sonntag nachmittag in der großen Kampfbahn des Köl=
ner
Stadions ein Fußballwettſpiel wiſchen der ungariſchen National=
mannſchaft
und einer Auswahlmannſchaft Kölner und Bonner Fußball=
größen
ſtatt, dem auch der Reichspräſident, der Reichskanzler und mehrere
andere Miniſter beiwohnen werden.
t. Eröffnung der Breslauer Meſſe. Der 55. Maſchi=
nenmarkt
und Techniſche Meſſe wurden Donnerstag nachmittag durch
eine ſchlichte Feier eröffnet. Der Vorſitzende der Breslauer Meſſe=
Geſellſchaft A. G., Stadtrat Leß, begrüßte die Ehrengäſte, den preußiſchen

Landwirtſchaftsminiſter Dr. Wendorff, die Vertreter des Auslandes, ſo=
wie
die zahlreichen Vertreter der Behörden. Er gab ſeiner Freude
über die hervorragende Entwicklung der Breslauer Meſſe Ausdruck,
die für die Landwirtſchaft und Induſtrie ein Ereignis darſtelle. Die
Beſchickung iſt über Erwarten ſtark. An die offizielle Eröffnungsfeier
ſchloß ſich ein Rundgang durch das Meſſegelände. Die Radiotechnik
iſt durch zahlreiche einſchlägige Firmen vertreten. Der Maſchinenmarkt
iſt mit den neueſten Modellen aller Art landwirtſchaftlichen Maſchinen,
Dampfpflügen uſw. reich beſchickt.
* Fachausſtellung für den geſamten Eiſenwaren=
Werkzeuge=, Haus= und Küchengeräte=Handel. Wie
uns bekannt wird, findet die von dem Gauverband Berlin des Verbandes
Deutſcher Eiſenwarenhändler E. V. in Berlin geplante Fachausſtellung
für den geſamten Eiſenwaren=, Werkzeuge=, Haus= und Küchengeräte=
Handel in der Zeit vom 27. bis 29. Auguſt 1924 in Berlin in den
Geſamträumen der Neuen Welt ſtatt. Die Ausſtellungsbedingungen
ſind erhältlich bei der Geſchäftsſtelle der Bezirksgruppe Berlin des Ver=
bandes
Deutſcher Eiſenwarenhändler E. V. Berlin C 25, Alexander=
ſtraße
54.
Dividendenvorſchläge.
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ſichtsrat
ſchlägt vor, für 1923 eine Dividende von 5 Bill. P.=Mark pro
Aktie zu verteilen.
Warenmärkte.
* Amtliche Notierungen der Frankfurter Börſe
(Abteilung Getreide) am 9. Mai. Getreide, Hülſenfrüchte und Biertreber
ohne Sack, Weizenmehl, Roggegnmehl und Kleie mit Sack. Preis je
100 Kilo: Weizen (Wetterau) 17.50 bis 17.75, Roggen 15.25 bis 15.50,
Sommergerſte für Brauzwecke 18,75 bis 19, Hafer inländiſch 14.25 bis
14.75, Weizenmehl ſüdd. Spezial 0 26.50 bis 28.25, Roggenmehl 22.50
bis 23.25, Weizen= und Roggenkleie 9 bis 9.75 Mk.
Berliner Produktenmarkt. Am Produktenmaukt
zeigte ſich infolge weiterer Nachfrage aus dem Nordweſten geſteigertes
Intereſſe für Roggen, während im übrigen die Geſchäftslage unverändert
ſtill blieb. Weizen wurde von Sachſen wieder etwas billiger angeboten,
der Verkauf war aber ſchwierig. Gerſte veränderte ſeinen Preisſtand
nicht. Hafer war vom Auslande etwas gefragt, hier aber ſchwer unter=
zubringen
. Mehl wurde etwas nach der Provinz verkauft. Kleie war,
feſt. Kartoffelflocken und Trockenſchnitzel ſtellten ſich billiger.
Börſen.
Frankfurter Börſe (Eig. Bericht). Die Börſe eröffnete
bei kleinen Umſätzen in luſtloſer Haltung. Die ſchwierige Lage unſerer
Induſtrie, die durch die Nachrichten über die finanziellen Verhältniſſe
der Becker A.=G. und die Meldung, daß die Mansfelder A.=G. um die
Genehmigung zur Schließung ihres Betriebes wegen Unrentabilität
nachgeſucht haben, wieder beſonders unterſtrichen wird, wirkte recht
verſtimmend und trug weiter zur Verminderung der Aufnahmeluſt bei.
Die leichte Ermäßigung des Geldſatzes konnte gegenüber den ſchweren
wirtſchaftlichen Sorgen einen Einfluß auf die Tendenz nicht ausüben.
Die Kursr)ckgänge hielten ſich zu Beginn der Börſe im allgemeinen in
engen Grenzen und erreichten nur bei Montanwerten 111 Bill. Proz.
Chemie=Aktien gaben durchſchnittlich 0,20 nach, nur Goldſchmidt waren
auf Abgaben für Rhein=Weſtf. Rechnung ſtärker gedrückt. Die Maſchi=
nenaktien
, der Zuckeraktienmarkt und die Großbankwerte lagen ein=
gangs
recht gut behauptet. Ausländiſche Renten blieben bei kleinſten
Umſätzen ſo gut wie unverändert. Nach Feſtſtellung der erſten Kurſe
blieb die Tendenz ausgeſprochen matt, und die Umſätze vollzogen ſich
ſchleppend unter geringen Schwankungen aber bei deutlicher Neigung
zur Schwäche. Zur Einheitsnotiz bröckelten die Kurſe auf allen Ge=
bieten
weiter ab, ohne daß beſondere Bewegungen zutage traten. Gold=
ſchmidt
verloren unter andauernden Abgaben und auf den niedrigeren
Berliner Anfangskurs hin, weitere 0,5 Bill. Prozent. Am Kaſſa=
markte
war das Geſchäft ſehr klein und die Kurſe gaben durchweg nach.
Stärker gedrückt waren hier: Bremen=Beſigheimer Oel, Breuer, Chem.
Albert und Eiſen=Meyer; dagegen konnten ſich leicht erholen: Jetter
u. Scherer, Faber u. Schleicher und Hindrichs=Auffermann. Auch der
freie Markt verkehrte durchweg auf ermäßigtem Niveau. Man hörte
hier: Becker Stahl 4,75, Becker Kohle 5,75, Benz 3, Brown Boverie 1,35,
Falcon 0,4, Giorgi 0,3, Growag 0,250, Hanſa Lloyd 1,2, Kaiſer Waggon
0/4, Kreichgauer 0,2, Meyer Textil 0,360 Petroleum 10,75, Raſtatter
Waggon 4, Schebers 1,75, Ufa 4,5. Die Nachbörſe ſchloß auf Wochen=
deckungen
leicht erholt.

10. Mai 1924 Nr. 130

Berliner Börſenſtimmungsbilb. Die Eröffnung
der Börſe erfolgte im allgemeinen zu gut behaupteten Kurſen. Die
Erwartung, daß das Eingreifen der Regierung zu einer Verſtändigung
im Bergarbeiterausſtand führen werde, ſowie die Ausſicht, daß der Rück=
gang
des Franken die Löfung der Engagements in dieſer Valuta er=
leichtern
dürfte, hatten beruhigend gewirkt. Die üblichen Deckungen zum
Wochenſchluß ſtützten nicht nur das Kursniveau, ſondern bewirkten auch
verſchiedentlich Beſſerungen einzelner Induſtriepapiere. So ſetzten
Schleſiſche Zink um 21 Billionen, Deutſch=Luxemburger, Oberſchleſiſche
Kokswerke, Augsburg=Nürnberger Maſchinen, Gebr. Böhler um 1 Bill.,
Berlin=Karlsruher Induſtrie um 1½ Bill. Prozent höher ein. Bank=
aktien
waren im allgemeinen unverändert. Das Geſchäft hielt ſich in
engſten Grenzen, da man allerſeits vorzog, die weitere Entwickelung der
politiſchen und wirtſchaftlichen Verhältniſſe abzuwarten. Die Nachricht
von dem Selbſtmordverſuch eines Inhabers eines kleinen Bankgge=
ſchäftes
wirkte etwas verſtimmend, obgleich er materiell für die Börſe
kaum von irgendwelcher Bedeutung war. Das Geſchäft nahm weiterhin
einen ſehr trägen Verlauf. Die Kurſe ſenkten ſich teilweiſe um kleine
Bruchteile von Prozenten. Am Deviſenmarkt wurde London etwas
niedriger notiert während der Kursſtand der übrigen Deviſen meiſt
unverändert blieb.

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10.57 10 63 1057 10.63 20 Prz. Italien ..
....." 19.05 19.15 1895: 19.05 4 Proz. London ..
..".. 18.455 18.545 18.405 18.495 1 Proz. New=York ............. 419 4.21 4.19 4.21 1 Proz. Paris.. . .
D 27.13 25.54 25.66 12,5Pr. Schweiz ..." 74.91 74.71 75.09 2 Proz. Spanien .............." 58.45 58. 75 58.10 58.40 voll Wien (i. D.=Oſterr. abg.). 5.98 6.02 5.98 6.02 voll Prag ................." 12.46 12.54 12.46 12.54 10 Prz. Budapeſt.. . . . . . . . . . . . . 4.84 4.88 4.48 4.52 voll Buenos=Aires. . .. . . . . . . 1.385 1.395 1.385 1.395 voll Bulgarien. .. . . . . . . . . .. 3.14 3.17 3.14 3.17 voll Japan ..............." 1.675 1.685 1.675 1.685 voll Rio de Janeiro ........ 0.475 0.485 0.475 0.485 voll Belgrad..
.... 5.305 5.345 5. 28 5.32 voll Liſſabon. 12.86 12.94 12.76 12.84 o.Umſ. Danzig". 73.81 74.19 73.61 73.99 1 Proz.

Berliner Kurſe. (Eigene telegr. Meldung.)
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich mit 1000 000000.

Aktiengeſ. für Anilinfr.
AſchaffenburgerZellſtoff
Augsb.=Nürnb. Maſch.
Berl.=Anhalt=Maſchinen
Berl. ſ. Elektr. W. vorzug.
Bismarckhütte.
Braunkohlen=Briketts .
Bremer Vulkan ..
Wolle. . ......
Chem. Heyden ......"
Weiler .......
Deutſch=Atlant. Tel.. . .
Deutſche Maſchinen. . .
Deutſch=Niedld. Tel. ..
Deutſche Erdöl ......."
Deutſche Petroleum ..
Dt. Kaliwerke .......
Dt. Waffen u. Munition
Donnersmarckhütte ...
Dynamit Nobel ......
Elberfelder Farben. . ..
Elektr. Lieferung ....."
R. Friſter ..........."
Gaggenau Vorz. .. . . .
Gelſenk. Gußſtahl ...."
Geſ. f. elektr. Untern...
Halle Maſchinen ....."
Han. Maſch.=Egeſt.. .

8. 5.
9500 ). 5.
9250 Hanſa Dampfſch. . . . . . 8. 5.
30000 9. 5.
8000 12000 12625 Hemoor Zement ..... 23500 27750 6000 18000 Hirſch Kupfer ......." 20625 21250 5875 5500 Höſch Eiſen ........." 18775 4800 4625 Hohenlohe Werke. . . .. 7250 27000 25000 Kahla Porzellan ....." 6750 7100 17000 17250 Lindes Eismaſch. . . .. 2500 6000 44250 48000 Lingel Schuh .. . .. 12500 2500 76000 73000 Linke u. Hofmann .. 51000 12250 3125 2900 L. Loewe u. Co.. 3625 46000 9000 8500 C. Lorenz. 3250 9500 9250 Meguin 13000 4300 4125 Niederländiſche Kohle. 28250 26000 15100 15000 Norbd. Gummi. 0500 0600 28250 28100 Orenſtein. 9500 9625 Rathgeber Waggon 4300 28500 28500 Rombacher Hütten. 11000 58250 56500 Roſitzer Zucker 27000 80000 83000 Rütgerswerke 10125 10250 4500 4750 Sachſenwerk 1500 1300 11750 10750 Sächſiſche Gußſtal 21250 19500 9600 9100 Siemens Glas 12750 4000 4000 Steaua Romana. 4000 Ver. Lauſitzer Glas. 12250 12000 Volkſtedter Porzellan.. 5100 4600 1020 10100 Weſtf. Eiſ. Langendreer 10000 8000 10400 9700 Wittener Gußſtahl .. . ." 19750 19500 680 52000 Wanderer=Werke ...." 6750 6800

Frankenkurs in London: 73.70
Markkurs
1878

Darmſtädter und Nationalbank, Kommandit=Geſellſchaft auf Aktien.

Die Notierungen ſind in Billionen Prozent ausgedrückt.

Frankfurter Kursbericht vom 9. Mai 1924.

Enropäiſche Staatspapiere, 8.5. 9.5.
a) Deutſche.

4%
......... 0205
3½%
.......
3%
Dollar=Goldanleihe. . . . . . . . . . . 4,2
Dt. Schatzanw. K Ausg. Iv. 23
ITv. 23
Tv. 24
K. IIv. 24
4½% TV. u. V. Schatzanweiſg.
4½% VI.TK.
4½ Dt. Schutzgebiet v.0,8-11u.13
Sparprämienanleihe ........."
Zwangsanleihe ..... . . . . . . . .. 4,5 Mdl 5 Mc
4% Preuß. Konſols ........."

8½½
....
4½ Bad. Anl. unk. 1935 ......"
v. 1907 ......."
4% Bahern Anleihe ........."
.
½7
Heſſ. Dollar Goldmk.=Schatzanw.
rck. 26 . ..... . . . . . .
816% Heſſen Reihe XXXvI.
untilgb. b. 28.. . . . . . . . . . . .."
4½ Heſſen unk. 1924.. . . . . . . . .
3½% ................."
3% ...........
b)Ausländiſche.
5% Bosnien L.=E.=B. v. 1914..
50 L.=Inveſt.=Anl. v. 1914
4½ v. 1902 ......... 07

5% Reichsanleihe . .... . . . . . 9080 207651 5% Oeſt. Südb. (Lomb.) ſtfr. .. Dollar=Schatzanweiſungen .... 79.20 78,9 3% Oeſt. 1.b.8. Em..




15 0.19 03

42 4,2
0,2 4% Württemberger .. . ... .. ." 0.25 0.22 Commerz= und Privatbank ..."

Oblig. v. Transportanſt.
4% Uliſabethbahn ſtfr. . .. . . . . .
4½ Gal. Carl Ludw.=Bahn. . . .
4%0
2,6%0 Alte Oeſt. Südb. (Lomb.)
08751 2 6%Neue
4,2 4% Oeſt. Staatsb. v. 1883 ...."
9. Em. .. . ."
v. 1885 ..."
3% Oeſt. Staatsb. b. Erg. Netz.
4% Rudolfb. (Salzkammerg.) ..
4½%0 Anatolier I............"
3% Salon. Conſt. Jonction ..."
3% Salonique Monaſtir ......"
v.14 15. 15 5% Tehuantepee. ..........
..........
4½%
Nach Sachwert verzinsl.
Schuldverſchreibungen.
5% Badenw. Kohlenwertanl. . .
6% Heſſ.Braunk.=Rogg. Anl. v. 23
5% Preuß. Kaliwert=Anleihe ..
Roggenwert=Anl. ..
5%
0,325) 5% Sächſ. Braunk.=Anl. Ser, Iu, II
5% Südd. Feſtwertbk. . . . . . .
Bank=Aktien.
Allg. Deutſche Creditanſtalt. . . .
550 N Bank für Brauinduſtrie ......"
Barmer Bankverein. . ........"
Bayer Hypotheken= u. Wechſelb.
0.195) Berliner Handelsgeſellſchaft . . .
Darmſtädter u. Nationalbank .."
Deutſche Bank .............."

DeutſcheEffekten= u. Wechſelbank
Deutſche Hypot.=Bank Mein.. ..
07 Deutſche Vereinsbank ........"
Disconto=Geſellſchaft . . . . . . . . ."
.......
10 Dresdner Bank. . .. . . . . . . . . .."
5% Bulgar. Tabak 1902.. . . . . . 10
Frankfurter Bank ..........."
12/,% Griech. Monopol .......
Hypotheken=Bank."
4½%0 Oeſt. Staatsrente v. 1913
Metallbank. . . . . . . . . . . . . . . . . ."
ab 1918 .............
Mitteldeutſche Creditbank. . .. . .
4½% Oeſt. Schatzanweiſ., ſtfr.
Oeſterreichiſche Creditanſtalt . . .
v. 1914 .................."
Reichsbank=Ant. . . . . . . . . . . . . ."
4% Oeſt. Goldrente ........."
7,5
Rhein. Creditban1 .. . .. ... ...
4% einheitl. Rente ......"
Hypothekenbank ......"
5% Rum. am. Rente v. 03....
Süddeutſche Disconto=Geſellſch.
4½% Goldrente v. 13 ....
1,6
Weſtbank ..................."
4½ am. Goldrente konv.
0,51 ) Viener Bankverein.........."
4½ am. v. 05 ..... ....
Bergwerks=Aktien.
40 Türk. (Admin.) v. 1903...
4,25 Berzelius .................."
4% (Bagdad) Ser. I .. 5,75
Bochumer Bergb. ..... .. .. .."
I.. 45 47
4
Buderus......... . . . . . . . ....
4% v. 1911, Zollanl. ..."
Dt. Luxemburger .... . . . . . ..."
Eſchweiler Bergwerks=Akt. . . ..
1.3
4½% Ung. Staatsr. v. 14 ....
1,4 Gelſenkirchen Bergw. .... . . ..
Goldrente ........ 2
z Harpener Bergbau.. .. . . . . . ..
Staatsr. v. 10 ....
43
Kaliwerke Aſchersleben ......."
045 041
Kronenrente ... . ..
4%
Salzbetfurth .. . . ...
Weſteregeln .......
Außereuropäiſche.
Klöcknerverke (abg. Lothr. Hütte)
Mannesmann Röhren ........"
59 Mexik. amort. innere ......
Mansfelder ................."
5% konf. äuß. v. 99.....
Oberbedarf ................."
4% Gold v. 04, ſtfr. . . . .
Oberſchleſ. Eiſen (Caro) ......"
3% konſ. inner. ......."
Otavi Minen u. Eb.=Ant. ....
2 Irrigationsanleihe .
22
Phönix Bergbau ............
525 Tamaulipas, Serie T......
ohne lImſaz. X rationiert.
T Tauſend. M Millionen, M4 Milliarden.

8. 5.
49g
32
9.25
8,75
5,4
4

775
2
09
1,1
1,6

1,2
2
3,6
6,25
2,5
1.3
0.55
7,75
47Ia
1.25
1.55
11,5
033
22
1,65

6.5
0.375
0.2875
6,5

9lg
31,5
59
37

127/
34,5
24,5
5,75
12
14
19.9
20,5

9. 5.

5,75
5
3,3

8,5
9,75

5,2
Lls

7,75
2,05
3,1
1.05

24,5
3.6
14
1,85
0.33
20,5
1,75
2.1
0.35
U 290

5,1
30,75
59
36,25

12,5
22,25
11.25
12,9
19.9
19

Rhein. Stahlwerke .. . . . . . . . ."
Riebeck Montan.. . . . . . . . . . . .
Rombacher Hütte. . . . . . . . . . ..
Tellus Bergb.=u. Hütten=Akt. . .
Ver. Laurahütte . . . . . . .......

Aktien induſtr. Unternehmung.
Brauereien
Henninger Kempf=Stern. . . . . ."
Löwenbräu München .. .. . ..."
Schöfferhof (Binding)........"
Werger ....................

Akkumulat. Berlin .. . . .. ....."
Adler & Oppenheimer ......."
Adlerwerke (v. Kleher) ......"
A. E. G. Stamm.. . . . . . . .
6% Vorzug Lit.A ...
5% Vorzug Lit. B..."
Amme Gieſecke & Konegen ...."
Anglo=Continental=Guano .. . . ."
Anilin Bln.=Treptow. . . . . . . . .
Aſchaffenburger Zellſtoff ....."
Badenia (Weinheim) .. . . . . . . ."
Badiſche Anilin=n. Sodafabrik.
Bad. Maſchf. Durlach ........"
Bad. Uhrenfabr. Furtwangen..
Baldur Piano. .. . . . . . . ... . . ."
Baſt Nürnberg .............."
Bahriſch. Spiegel ............"
Beck & Henkel CCaſſel) ........"
Bergmann El. Werke ... . . . . . ."
Bing. Metallwerke ..........."
Brockhues, Nieder=Walluf... ..
Cementwerk Heidelberg. ... . .."
Karlſtadt . . . . . . . ."
Lothringen (Metz).
Chem. Werke Albert. . . . . . . . .."
Griesheim Elektron ...."
Fabrik Milch.........."
Weiler=ter=mer .. . .. ..."
Daimler Motoren ............"
Deutſch. Eiſenhandel Berlin ..
Dt. Gold= u. Silberſcheideanſt. .
Dingler, Zweibrücken ........"
Dresdener Schnellpreſſen .. .."
Dürkoppwerk (Stamm) ... . .."
Düſſeld. Ratinger (Dürr)....."
Dyckerhof & Widm. Stamm ...
Eiſenwerk Kaiſerslautern ....."
L. Meyer jr. .. . . .."
Elberfelder Farbw. v. Baher .."
Kupfer=u. Meſſingw.
Elektr. Lieferungs.=Geſ. ......
Licht und Kraft ... . . . ."
Elſäſſ. Bad, Wolle............"
Emag, Frankfurt a. M... . . . . ."
Email.=E Stanzw. Ullrich ...."
Enzinger Werke .......... . . .
Eßlinger Maſchinen .........."
Ettlingen Spinnerei ........."
Faber, Joh., Bleiſtift ........"
Faber & Schleicher .........."
Fahr, Gebr., Pirmaſens ....."
Felten & Guilleaume, Carlsw..
Feinmechank (Jetter). . . . . . . .
Feiſt Sektkellerei Frankf. a. M..
Frankfurter Gas.... . . . . . . . .."
Frankfurter Hof...........
Fkf. Maſch. Pokorny & Wittek.
Fuchs, Waggon Stamm
Ganz. Ludwig, Mainz ...

9. 5. 33 21,5 * 1u1s 7,75 15.5 15, 75 26,5 25,5 9,5 10 70 1.52 2,7. 2,5 16.5 9,75 Ple 12,5 12/. 1,3 1,25 13 125, 12,5 12 2 5,5 5,25 5,25 2 2,2 9,50 2,65 2,5 5,125 51, 8,5 8,4 5 5 41. 38 35,5 9,75 9,5 9,5 2,7 12,3 4,75 2 11,4 1,6 1,6 9,75 9. 0,4 2,6 43 4,8 18,5 14,1 15,5 13 0.675

Geiling & Cie. .............
Germania Linoleum .. . . . . . .
Gelſenkirchen Gußſtahl ......."
Goldſchmidt, Th. . ....... .
Gotha Waggon............."
Greffenius, Maſchinen Stamm
Gritzner Maſchinenf. Durlach..
Grün & Bilfinger ...........
Hammerſen (Osnabrückh) .....
Hanfwerke Füſſen ......"
Heddernheimer Kupfer ......
Heyligenſtaedt, Gießen ......"
Hilpert Armaturenf. . . . . . . . ..
Hindrichs=Auffermann. . . . . . .
Hirſch Kupfer u. Meſſ. .. . . . .
Hoch= und Tiefbau ....
Höchſter Farben .......
Holzmann, Phil. ... .. . . ."
Holzverk.=Induſtr. . . .. .. . . . ..
Hydrometer Breslau ......."
Inag ...................
Funghans Stamm. . . . . . . . . . .
Karlsruher Maſchinen ........
Karſtadt R..... .. .. . ..... ...
Klein, Schanzlin & Becker ...
Knorr, Heilbronn..... . ......
Kolb & Schüle Spinn. . . . . . .
Konſervenfabrik Braun ......"
Krauß & Co., Lokom. . . . . . . . .
Lahmeyer & Co. ............
Lech, Augsburg .............
Lederw. Rothe ..............
Lederwerke Spicharz .......
Lingel, Schuhw. Erfurt ......
Löhnberger Mühle ........."
Lüdenſcheid Metallw. .... . . .".
Luther, Maſch.=u Mühlenbau..
Lux’ſche Induſtrie ...........
Mainkraftwerke Höchſt......."
Meguin, Butzbach ...........
Metallgeſ. Frkft. . . . . . .. ... ..
Meher, Dr. Paul ..........."
Miag, Mühlenb., Frankf. a. M..
Moenus Stamm ...... . . . ."
Motorenſabrik Deutz........."
Motorenfabrik Oberurſel ....."
Neckarſulmer Fahrzeugwerke . ..
Neckarwerke Eßl. Stamm . . . . .
Oleawerke Frankfurt a. M... ..
Peters Union Frankfurt a. M.
Pfälz. Nähm., Kayſer ........
Philipps A.=G. .............
Porzellan Weſſel ..........."
Reiniger, Gebbert & Schall.. .
Rhein. Elektr. Stamm . . . . . . . .
Metall Vorzüge .... ..."
Rhenania, Aachen ... .. ......"
Riedinger, Maſchinen .. . . . . . . .
Rückforth, Stettin ..........."
Rütgerswerke ............."
Schleußner (Frankfurt a. M.) ..
Schneider E Hanau....... . . ."
Schnellpreſſen Frankenthal. . .
Schramm Lackfabrik. . ..... ..
Schriftgießerei Stempel, Ffm.
Schuckert Elektr. (Nürnberg) ...
Schuhfabrik Berneis=Weſſel ...
Schuhfabrik Herz ............"
Schuhf. Leander Offenbach ..."
Schultz, Grünlack, Rdsh.. . . . . . .
Seilinduſtrie Wolff ..........
Sichel & Co., Mainz.........

8. 5. 9. 5. 78 Siemens Elektr. Betriebe ... .. 7.5 6,3 Siemens Glasinduſtrie ......." 4 . Siemens & Halske. . . .. .. .. . . 31 102 Stöckicht=Offenbach=Gummi ... 0,21 Süddeutſche Immobilien 1.8 1.75 15 Thüring. elektr. Lief.-Geſ., Gotha 14.25 19 Uhrenfabrik Furtwängler ....." 2.25 1s 775 7775 Veithwerke in Sandbach 4,5 4,25 9 8 Verein f. Chem. Induſtr. Frkft. 6,8 65lg Verein deutſch. Olfabr. Mannh. 5,5 5.1 Faßfabriken Caſſel .. 2,: 2,8 2,4 Gummifabr. Bln.=Frkf.. 1.9 1s 3,25 Pinſelfabr. Nürnberg .. 8,25 8 4,4 4,6 Ultramarin ..... . . . ... 11 10,1 Zellſtoff, Berlin ......." 1,25 3,2 3,5 Vogtländ. Maſch. Vorzüge .... 101/. 9,6 Stämme . . . ." 22 2.25 2,55 Voigt & Haeffner Stämme .. 6,2 6,1 Voltohm, Seil........." 4 Wahß & Frehtag. . . . . . . . . . 1.95 1,8 Wegelin Rußfabrik ........." 4,55 Zellſtoff Waldhof Stamm .. . 2,3 Zuckerfabr. Waghäuſel ....." 275 1,5 Frankenthal ......" 2.9 3.3 3.4 Heilbronn. .. . . . ." 2.6 3.6 3.,8 Offſtein ........ 2,55 * 7.75 7,6 Rheingau ... .. . . . ." 0,82
0,85 Stuttgart . . . 2,75 2,75
8,5 * Transport=Aktien. 60 Schantung E. B............." 2.9 Süddeutſche Eiſenbahn=Geſ. .. 2,25 Hapag (Paketfahrt) .... 1953 47 Nordd. Lloyd.. . ." 4,6 2,5 2.8 Darmſtädter Werte. 5,5
4,9 Bahnbedarf................" 1,35 13,5 Dampfkeſſel Rodberg.... . .. .. 2.5 35 12 1. Helvetia Konſervenfabrik. . . . . 3.75 3,75 0,75 0,6 Gebr. Lutz.................." 15 15,50 0.80 Motorenbfarik Darmſtadt . . . . . 0.75 Gebr. Roeder ..............." 4,3 1,7 1,5 Venuleth & Ellenberger ....." 35 V 11
3,8 9,75 Unnotierte Aktien. Allg. Bankverein Düſſeldorf... 21 Beckerkohle. . . . . . . . . . . . ... . . ." 5,5 1,3 Beckerſtahl . . . . . . . . . . . ... .... 4,5 1.75 1,75 Benz... . . .................. 3,5 8,5 Brown Boveri.............." 1,2 1.2 Cont. Handelsbank ........... 01 0.1 17 1,75 Deutſche Handelsbank ........" 0,040 5.5 Frankf. Handelsbank. . . . . . . . . . 0,050 4,5 Falconwerke ... 03 0.3 4.6 de Giorgi Choc. 0.2 0,25 19 Growag ..." 0,2 0.25 0,825 0.9 Hanſa Lloyd. 1.3 1.3 11.25 10½ Hero Conſerven .. 0,7 0,7 2,05 2.05 Holſatiawerke, Altong 0,9 0.9 3,2 Kabel Rheydt 4.5 4 4,1 Krügershall Kali 3,5 4,4 4.5 Metall Starkenbur 02 0,2 5,9 6,5 Metz, Karl & Söhne, Freibg Neckar=Gummi 0.15 0,12 Petroleum Dtſche 10 11 2,5 25 Raſtatter Waggon 3,75 2 Remy Chem. ..
0,25 03 0,55 Textil=Ind. Barmen (Tiag).... 1,5 1,5 3.75 3,75 Ufa Film .. . . . . . ............" 4,5 4,5 5,7 5 5 Unterfranken Großkraftw. . . . . . 0.4 0.425

Bankgeschaft
Fernsprecher 1308, 1309

1L2U12 BUTV
Aktien / Renten / Deuisen / Sorten

Darmstadt
1 Luisenplatz 1

156a

[ ][  ][ ]

Rummer 130.

Darmſtädter Tagblatt, Samstag, den 10. Mai 1924.

Seite 15.

Der Mann mit dem Pelz.
Detektiv=Roman von J. Davids.
16)
(Nachdruck verboten.)
Nach wenigen Minuten war der Mann unten, wo er vor
einer geſchloſſenen Außentür, von der er auffallenderweiſe einen
Schlüſſel beſaß, ſtehen blieb. Er öffnete die Türe und befand
ſich bald auf der Straße, die in der frühen Morgenſtunde wie
ausgeſtorben ſchien. Als er eine Strecke eilig dahingeſchritten
svar und einmal einen Blick rückwärts warf, bemerkte er, wie
Plötzlich jemand ſich hinter einem Baum verbarg. Deutlich war
Der Schatten der Perſon auf der aſphaltierten Straße zu ſehen.
Zögernd blieb der Manu im Pelzmantel einen Augenblick ſtehen,
bückte ſich und machte mit Kreide ein Zeichen, das einem Herzen
glich, auf den Boden. Ein grinſendes Lächeln kam auf ſeine
Lippen, während er den Revolver in der Taſche feſter um=
klammerte
.
Wenn es einer iſt, ſchieße ich ihn nieder, brummte der ein=
fame
Wanderer, und in ſchnellem Tempo ſetzte er ſeinen Weg
fort. Er war eine gute Strecke gegangen und befand ſich vor.
bem Ende der Straße, da ſah er, wie der Mann, der hinter den
Baum getreten war, das Zeichen, welches er auf dem Boden
gemacht hatte, aufmerkſam ſtudierte. Die Augenbrauen des
Mannes mit dem Pelz zogen ſich unwillig zuſammen, als er
bemerkte, daß der Mann ihn dann weiter verfolgte und ſich be=
mühte
, ihn einzuholen. Plötzlich faßte er einen Entſchluß, lief in
das Portal eines nahegelegenen herrſchaftlichen Hauſes und
tvartete nun ſeinen Verfolger ab. Schnell entſicherte er den Re=

volver, und legte den Finger an den Abzug. Wenige Minuten
verſtrichen. Vorſichtig warf er einen Blick rückwärts, doch zu
ſeiner Verwunderung ſah er niemanden mehr in der Straße;
der Mann, der ihm gefolgt, war verſchwunden. Er wartete noch
einige Augenblicke, und als er jetzt Anſtalten machte, weiter zu
gehen, ſah er plötzlich den Schatten eines Mannes dicht neben
ſich an der rechten Seite der Straße. Mit einem Satze war er
bei ſeinem Verfolger und hielt ihm ſeinen Revolver vor das
Geſicht. Da aber ſchlug ihm eine von der anderen Seite hinzu=
ſpringende
zweite Perſon, die er nicht bemerkt hatte, mit einem
kurzen Stock die Waffe aus der Hand, die klirrend zu Boden fiel,
während ſeine rechte Hand mit feſtem Griff auf ſeinen Rücken
gedrückt wurde.
Damned, fluchte er zornig.
Scheinbar fügte er ſich, wenigſtens widerſetzte er ſich nicht.
Jetzt wurde auch ſeine linke Hand auf den Rücken feſtgedrückt.
Mit einem Ruck bückte er ſich jetzt und ſetzte ſeinen Fuß gegen
den ſeines Angreifers von rechts. Ein Stoß und dieſer lag am
Boden. Ein helles Lachen kam dann über ſeine Lippen, als der
andere ihm zurief:
John Gillis, im Namen des Geſetzes, Sie ſind mein
Arreſtant!
Der Mann mit dem Pelz ſchien Numero zwei der Männer
zu erkennen. Wenigſtens puſtete er: Smith, in des Himmels
Namen laſſen Sie mich los, ich kann nicht mehr vor Lachen.
Ja ſind Sie es denn, Mr. Jackſon? frug überraſcht der
Angeredete, indem er ſeinen Arreſtanten los ließ.
Vom Kopf bis zu den Zehen, und ſich dem andern zu=
wendend
, der am Boden ſitzend, ihn erſtaunt anſtarrte, ſagte er:

Stehen Sie auf, Clipton, ſonſt könnten Sie ſich noch erkälten.
Ich habe Sie bei Ihrem prächtigen Schnurrbart wahrhaftig nicht
erkannt.
Ich ſah das Zeichen von Scotland Yard auf dem Boden.
erzählte jetzt Smith, während er den Staub von Cliptons Klei=
dern
klopfte. Ich glaubte den Mann im Pelz zu allem fähig
und darum benachrichtigte ich Clipton, der die andere Seite des
Hoſpitals bewachte, und ſo ſchloſſen wir Sie ein.
Und fo hätte es leicht geſchehen können, daß Clipton, den
ich nicht erkannte, und den ich für einen Genoſſen von John
Gillis hielt, eine blaue Bohne in den Schädel bekam. Als ich
fah, daß er über das Zeichen hinweglief, war ich bereit, ihn
ſeinem Stande entſprechend zu empfangen.
Noch einige Augenblicke unterhielten ſich die drei, und dann
ſuchten Smith und Clipton ihre Poſten beim Hoſpital wieder auf,
während Jackſon ſeinen Weg fortſetzte. Es machte ihm eine be=
ſonderes
Vergnügen, daß die beiden ihn nicht erkannt hatten.
Jetzt hatte er beſte Ausſicht auf glückliches Gelingen ſeines Vor=
habens
. Er mußte Sorget ragen, vor 12 Uhr im Hoſpital zurück
zu ſein, denn um dieſe Zeit würde John Gillis ſeinen Pelz=
mantel
anziehen, um in den Park zu gehen, ſonſt werde derſelbe
herausfinden, daß der Pelz, der jetzt in ſeinem Zimmer hing,
nicht der ſeine war.
Jackſon beflügelte darum ſeine Schritte, und flink ging es
von einer Straße in die andere. Von der Straßenbahn oder
einem Autobus konnte er keinen Gebrauch machen und einen
Taxameter wollte er nicht benutzen. Seine eiligen Schritte
hallten wider in den ſtillen Straßen.
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Bei dieſer Gelegenheit machen wir auf einen vorzüglichen
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aufmerkſam und bitten Beſtellungen an unſeren Vertreter, Herrn Jacob Weber, Darmſtadt, Neue Niederſtraße 11, der auch für prompte und reelle Bedienung
beſorgt iſt, gelangen zu laſſen.
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