Einzelnummer 15 Goldpfennige
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
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Nummer 104
Sonntag, den 13. April 1924.
187. Jahrgang
Ta
K
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zeiſe 1.30 Goldmark. Alle Preſe in Goldmark
(t Dollae —s 4.20 Marhl. — Im Falle höherer
Gewalſt, wie Krieg, Aufruhr Streik uſw., erliſcht
ſede Verpſichtung auf Erfüſlung der
Anzeigen=
aufträge und Leiſſung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerichtlicher Beſtreibung fällt ſeder
Rabatt weg. Banktonto: Deutſche Bank und
Darm=
ſädter 8 Naſſonalbant.
Die Zolſgrenze im Weſten. — Die Rentenmark 60 Pfennige wert. — 250 Millionen
Spareinlagen gegenüber 20 Milliarden im Frieden. — Dauerkafte Währung nur auf
gold=
metalliſcher Grundlage. — Die Kreditpolitik der Reichsbank. — Expertenbericht diskutabel.
Berlin, 12. April. (Wolff.) Unter dem Vorſitz des Direk= gegen die in vielen Kreiſen ſich bemerkbar machende Verkennung
tors Krämer hielten der wirtſchaftspolitiſche und der des tranſitoriſchen und rein internen Charakters der Rentenmark.
finanzpolitiſche Ausſchuß des Reichswirt= Eine dauerhafte Währung müſſe auf
gold=
ſchaftsrates vom 9. bis zum 11. April gemeinſame Sitzun= metalliſcher Grundlage beruhen, die nun einmal in
gen zur Beratung der künftigen deutſchen Außen= der ganzen Welt Anerkennung findet. Der tranſitoriſche
Charak=
politik ab. Vor dem Eintritt in die Verhandlungen wurde ter der Rentenmark ſei vielfach, z. B. auch in der Textil= und
das Erſuchen des Reichswirtſchaftsminiſters um Durchführung Schuhinduſtrie, außer Achr gelaſſen worden, in dem Beſtreben,
der Unterſuchung über die Verhältniſſe der Induſtrie und des die Konjunktur auszunutzen und den ungeheueren Bedarf, der ja
Handels des Textilfaches verleſen. Zur Durchführung dieſer Un= durch die entſetzlichen Entbehrungen der Kriegs= und
Nachkriegs=
terſuchung wurde ein Arbeitsausſchuß eingeſetzt. Desgleichen jahre eingetreten war, zu befriedigen. Gleichzeitig ſei durch die
wurde die Einfetzung eines Arbeitsausſchuſſes zur Prüfung der Stabiliſierung der Mark die Kauſtraft dei Menge etwas geſtiegen.
Erwerbsloſigkeit und Umſtellung der Arbeitskräfte in Verbin= Damit ſetzte ein Kreislauf ein, der die
Erwerbsloſenunterſtützun=
dung mit der Wirtſchaftskriſe beſchloſſen. Nach Eintritt in die gen in Notauszahlungen verwandelte und der nur deswegen nicht
früher ſtockte, weil in dem Gefühl der Sicherheit, welche die Sta=
Tagesordnung gab
biliſierung der Mark hervorgebracht hat, eine ganze Reihe von
Reichswirtſchaftsminiſter Hamm
einen Ueberblick über die gegenwärtigen
wirt=
ſchaftlichen Verhältniſſe, die er als gefpannt und
ge=
fahrvoll bezeichnete. Es gelte, gegen die Gefahren der
Ueber=
gangszeit geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Im Januar bezw.
Februar habe die Einfuhr die Ausfuhr um 150 bezw. 250
Gold=
millionen übertroffen. Die Einfuhr habe beſonders in
Baum=
wolle, Wolle und Häuten ſowie in Fertigerzeugniſſen
zugenom=
men. Dementſprechend ſei auch die Konjunktur im Inland in der
Bekleidungsinduſtrie und im Nahrungsmittelgewerbe geſtiegen,
jährend in der Eiſeninduſtrie und in anderen für die Ausfuhr
arbeitenden Induſtrien die Konjunktur nicht in gleichem Maße
und die Arbeitsloſigkeit nicht im gleichen Umfang zurückgegangen
ſei. Dieſe Verbrauchsſteigerung bringe ſchwere
Gefah=
ren für die Wirtſchaft und die Währung mit ſich. Die
Abwehr=
maßnahmen der Regierung gegen die übermäßige Einfuhr ſeien
außerordentiich erſchwert, folnnge Deutſchland nicht über die
Weſtgrenze verfüge, über die die Franzoſen zahlreiche
Luxus=
waren zu ganz außerordentlich ermäßigten Zöllen nach
Deutſch=
land beförderten. Trotz der daraus ſich offenſichtlich ergebenden
Schwächung der deutſchen Wirtſchaft ſei es bisher nicht möglich
geweſen, darüber zu einer Verſtändigung zu kommen. Der
Mi=
niſter erhob bittere Anklage darüber, daß man Deutſchland nicht
lvon außen die Möglichkeit gibt, in ſeiner Wirtſchaft Ordnung zu
ſchaffen. Trotz dieſer Schwierigkeiten an der Weſtgrenze beſtehe
ſaber die Pflicht, daß Deutſchland alles Mögliche auf dem Gebiete
ſder Einfuhrhemmung tue; den Iulaudsverbrauch in verſtändige
Eahnen lenke und den Luxusverbrauch eindämme. Zur
Stei=
gerung der Ausfuhr bedürfe es vor allen Dingen
Der Senkungder Preiſe, und die Regierung werde weiter
ffür die Herabſetzung der Kohlenpreiſe beſorgt ſein. Die
Regie=
mung erwväge weiter, obdie Umſatzſteuer, die auf die Dauer
Die Wettbewerbsfähigkeit bei der Ausfuhr ſchwer beeinträchtige,
mmgeformt werden könne. Das gleiche gelte für andere
SSteuern, beſonders für die Einkommenſteuer. Außerdem ſollen
Die Vorbereitungen für Handelsverträge nach Möglichkeit
geför=
wert werden. Die Regelung der Zahlungsweiſe be=
Dürfe einer beſonderen Beachtung. Zahlung in Deviſen ſei nicht
gerechtfertigt, ſoweit in den Warenpreiſen neben ausländiſchen
Rohſtoffpreiſen weſentliche Inlandsausgaben an Löhnen, Kohlen
uzſw. enthalten ſind. Dieſe Frage werde in die Umkreiſe der
Be=
würfniſſe der einzelnen Induſtriegruppen hineingeſtellt werden
rnüſſen und bei den Textilinduſtrien insbeſondere erörtert werden
Eönnen. Für die Allgemeinheit ſei die Verſchuldung
ge=
genüber dem Auslande ein ernſter Schaden, auch wenn
Sadurch bei einzelnen Induſtrien, vorübergehend eine günſtige
Konjunktur entſteht. Die Wirtſchaft und das Volk müßten durch
Selbſtbeſchränkung dazu beitragen, daß die Schwierigkeiten der
Zebergangszeit überwunden werden. — Nach einer längeren
Dis=
tuſſion, an der Geheimrat Dr. Bücher und Hilferding, ferner
Tar=
mow für die Arbeitnehmer und Müller=Oerlinghauſen als
Ver=
reter der Textilinduſtrie teilnahmen, ergriff auch der
Reichsbankpräſident Dr. Schacht
ſeas Wort, der zunächſt an das in der Verſammlung gefallene
Wort anknüpfte,
die Rentenmark
elte nur 60 Pfennig. Das ſei auch der Fall, genau ſo,
wie die Goldmark im Verhältnis zu den Preiſen nur 60 Pfennig
wert ſei. Wennder Wertder Mark an der Ware
ge=
nieſſen werde, dann ſei die genannte Wendung vollſtändig
michtig und beziehe ſich nicht nur auf die Rentenmark, ſondern auf
ſEäimtliche Währungen. Das Geſamtpreisnivean im Verhältnis
zr Währung ſei in der ganzen Welt, ein anderes geworden.
Die Tatſache, daß man mit der Rentenmark im Auslande nicht
dasſelbe an Ware kaufen kann, wie im Inlande, die Differenz
betrage etwa 8 bis 10 Prozent des Wertes, müſſe man
hinneh=
men, denn die Rentenmark ſei nur für den
inlän=
d iſchen Verkehr beſtimmt.
Der Reichsbankpräſident kam dann kurz auf die Tatſache zu
ſwrechen, daß Sparkapital heute in Deutſchland nicht zur
Ver=
ſſigung ſteht. Die geſamten Spareinlagen werden in
Weutſchland im Augenblick auf etwa 250 Millionen Mark
geſchätzt, gegenüber einer Summe von 20 Milliarden Goldmark,
die im Frieden in Deutſchland vorhanden waren. Das Problem,
dire Rentenmark genau paritätiſch mit der Nentenvaluta zu halten,
ſei ſolange urmöglich, als wir mehr Zahlungsverpflichtungen im
Auslande haben, als auf der anderen Seite durch Rentenmark
abbgedeckt werden können. Wenn man, wie das zurzeit der
7 all iſt, Auslandsverpflichtungen mit
Renten=
mark abdecke, dann komme ſelbſtverſtändlich das
Dis agio. Die Rentenmark werde aber das Disagio nicht
be=
hralten, wenn ſie nur für inländiſche Zahlungen verwendet werde
ueid wenn gerügend andere Zahlungsmittel vorhanden ſeien, ſei
es Exportware, oder Kredite oder andere Dinge, die
Auslands=
ueerpflichtungen ablöſen können. Dr. Schacht wandte ſich dann
Leuten ihre Deviſen verkauften, Baumwolle und anderes dafür
einkauften, und die daraus gewonnenen Produkte im Inland
gegen Rentenmark verkaufte, ſo daß alſo eine gewiſſe
Ab=
wanderung von Devifenbeſtänden erfolgt iſt und
demgegenüber Rentenmarkguthaben, im Inlande angeſammelt
wurden. Dr. Schacht ging dann auf die Frage der
kurzfriſtigen Auslandskredite
ein, durch deren Inanſpruchnahme auch den. Handel eine große
Verantwortung treffe. Er glaube, daß in dieſer Beziehung ſehr
erhebliche Fehler gemacht worden ſeien. Jetzt komme der
Augen=
blick, wo dieſe kurzfriſtigen Kredite zurückgezahlt werden müßten
und daher komme in den letzten Wochen der große
Aun=
ſturm auf dem Deviſenmartt. Auch die
Kreditgewäh=
rung der Reichsbank habe ein ſehr ſchnelles Tempo eingeſchlagen.
Er habe es für ſeine Pflicht gehalten, zu allererſt einmal
landwirt=
ſchaftliche Kredite in einem Umfange zu geben, in dem
angenvm=
ien werden konnte, daß eine ausreichende Beſtellung und damit
eine ausreichende Erute für den Herkſt ſichergeſtellt werden
könnte.
Die Kreditpolitik der Reichsbank
müſſe heute eine völlſtändig diskretionäre und willkürliche ſein,
denn ſie reguliere ſich nicht von ſelbſt, wie es früher durch den
Diskont der Fall war. Er fürchte, es werde auf lange Zeit
hin=
aus Kreiſe geben, die unter allem Umſtänden Geld und Kredite
haben müſſen und infolgedeſſen jeden Zinsſatz zahlen. Es ſei
deshalb ganz irrelevant, ob der Diskont 10, 12, 15, 20 oder 30
Prozent betrage. Er habe außerdem unmöglich die über 300
Mil=
lionen Goldmark betragenden Kredite zu Sätzen geben können,
die die Landwirtſchaft mit 20 oder 30 Prozent belaſtet hätten.
Das hätte die Wurzel des ganzen Wirtſchaftslebens getroffen.
Die Reichsbank könne alſo nur auf dem Wege
derwillkürlichen Krediverteilung und der
will=
kürlichen Kreditreſtriktion vorgehen. Die
Reichs=
bank ſei in dieſer Hinſicht in einer wenig glücklichen Lage, weil ſie
heute viel weniger als früher das kontrollierende Organ des
Geldmarktes iſt. Dr. Schacht erinnerte in dieſem Zuſammenhang
an die vielen öffentlichen und halböffentlichen Kaſſen,
Staatsban=
ken, ſtädtiſchen Einrichtungen uſw., die ihre Gelder zu Zinſen
ausgeliehen haben, die weit über den Reichsbanidiskont
hinaus=
gehen und erklärte, es gehe nicht an, daß die Staatsſtellen Geld
zu einem höheren Satze ausleihen, als es die Zentrale und das
Währungsinſtitut ſelber ermöglichen kann.
Er erkannte mit Dank an, daß er bei den Bauken,
insbeſon=
dere bei den ſchon vor dem Kriege beſtandenen, die von der
In=
flation weit mehr betroffen wurden, als die ſpäter errichteten,
die ſtäriſte Unterſtützung bei allen Maßnahmen gefunden habe,
die die Reichsbauk in dieſer Hinſicht ergriffen habe, namentlich
auch bei der Golddiskontbank. Unter Bezugnahme auf ſeine
zahlreichen
Beſprechungen im Auslande
eiklärte Dr. Schacht, daß, wenn die Reparationsfrage, ſelbft
un=
ter Uebernahme ſchwerſter Laſten auf die deutſche Wirtſchaft,
einem vernünftigen Ende entgegengeführt werde, werde das
ausländiſche Kapital in überaus ſtarkem Umfang an dem
Wie=
deraufban Deutſchlands beteiligt werden. Im Gegenſatz zu
manchen alten Anſchauungen ſei das kein Unglück, ſondern
viel=
mehr eine Notwendigkeit. Man werde ſich wundern, wie viel
Leute Intereſſe daran haben, ſich in Deutſchland zu betätigen,
weil das Vertrauen zum deutſchen Kaufmann und
zum deutſchen Juduſtriellen immer noch ganz
außerordentlich groß iſt. Unter dieſem Geſichtspunkt ſei
die Löſung der Sachverſtändigen in der Frage der Anſammlung
der Reparationsgelder und ihrer Transferierung in das
Aus=
land ſehr intereſſant. Den Gedanken, zunächſt alle dieſe Gelder
bei der Reichsbank zu konzentrieren, halte er für eine
er=
wünſchte Löſung, die der Reichsbank die Möglichkeit gebe, dieſe
Gelder, ähnlich ihren ſonſtigen Beſtänden, in Deutſchland zur
Anlage zu bringen ſobald ihre Trausferierung in das Ausland
ſich mit dem deutſchen Wechſelkurs und mit der Stabiliſierung der
deutſchen Währung nicht verträgt. Der Geſichtpunkt,
Transferie=
rungen in das Ausland dürfen nur gemacht werden, wenn die
Währung als ſolche darunter nicht leidet, ſei der Angelpunkt für
die wirtſchaftliche Seite des Neparationsproblems und könne
nicht hoch genug angeſchlagen werden, weil er endlich einmal an
die Stelle des politiſchen und militäriſchen Zwangs die
auto=
matiſche Regelung ſetzt. — Nach einem Rückblick auf die
Entwick=
lung des Gedankens der
Schaffung einer Goldnotenbank
erklärt der Reichsbankpräſident, die Notenfrage ſei angeſichts des
feſten Kapitals von 200 Millionen Goldmark und der
Rediskon=
tierungsmöglichkeit ganz nebenſächlich. Er glaube, daß das
Sy=
ſtem der Rediskontierung ſich außerordentlich gut auswirken
werde, da an Stelle eines von einer Seite gegebenen langfriſtigen
Kredits ein Syſtem der jeweiligen Inanſpruchnahme der
Geld=
märkte den verſchiedenen Geldländern der Welt durch ſich immer
wiederholende oder ſich verſchiebende, von einem Platz zum
an=
dern überſpringende Rediskontierung von Wechſeln tritt. Er
(Fortſetzung auf Seite 2.)
Die Woche.
„Die Anempfehlungen des Komitees dürfen, nicht in dem
Sinne betrachtet werden, als legten ſie Strafen auf, vielmehr in
dem Sinne, daß ſie Mittel in Vorſchlag bringen zur Förderung
der wirtſchaftlichen Erholung aller Völker Europas und den
Ein=
tritt in ein neues Zeitalter des vom Kriege nicht bedrohtend
Glückes und Gedeihens.” Es wäre zu ſünſchen, daß dieſe
Aus=
führungen des amerikckniſchen General Dawes mehr bedeuten
als eine ſchöne Redewendung. Ein hiſtoriſcher Augenblick war es
jedenfalls, als am Mittwoch vormittag um 10 Uhr die beiden
Sachverſtändigenkomitees ihre Gutachten der
Reparationskom=
miſſion in feierlicher Sitzung überreichten. Ein hiſtoriſcher
Augen=
blick inſofern, als die Sachverſtändigengutachten jedenfalls den
erſten ernſthaften internationalen Verſuch darſtellen, das
Repa=
rationsproblem zu löſen. Vorläufig allerdings auch nur ein erſter,
Verſuch, deſſen Gelingen noch keineswegs feſtſteht.
Seit Wochen ging das große Rätſelraten über die endgültige
Geſtaltung des Urteils der Sachverſtändigen. Starker
Optimis=
mus, insbeſondere während des Berliner Aufenthalts der
bei=
den Sachverſtändigenkomitees wich bald nach ihrer Rückkehr in
die Pariſer Atmoſphäre immer ſchwärzerem Pefſimismus, und
die Pariſer Preſſe tat das Ihrige, um eine Atmoſphäre zu
ſchaf=
fen, welche ſchließlich zu den ernſteſten Bedenken Anlaß geben
mußte. Wenn man das Gutachten des Daweskomitees
aufmerk=
ſam prüft, ſo wird man ſich allerdings der Ueberzeugung nicht
entziehen können, daß bei der Geſtaltung mehrfach politiſche
Ein=
flüſſe und Rückſichten offenbar ſtark mitgeſprochen haben. So
wiſſen wir zuverläſſig, daß die Sachberſtändigen die
Leiſtungs=
fähigkeit Deutſchlands urſprünglich weit niedriger eingeſchätzt
haben, als das ſchließlich in dem jetzt vorliegenden Gutachten
zum Ausdruck kommt.
Einen „Vorſchlag techniſcher Natur” haben die
Sachverſtän=
bigen ihr Gutachten genannt, womit offenbar zum Ausdruck
ge=
bracht werden ſollte, daß er ſich mit der deutſchen
Reparations=
pflicht als ſolcher grundfätzlich nicht zu befaſſen hätte. So iſt es
auch zu verſtehen, daß in dem ganzen Gutachten die Höhe der
Geſamtverpflichtung Deutſchlands auch nicht mit einem Wort
er=
wähnt wird. Es mag unerörtert bleiben, ob der Gedankengang
der Sachverſtändigen in dieſem Falle richtig war, daß die Löſung
des Geſamtproblems dadurch nicht erleichtert wird, liegt auf der
Hand. Nicht nur, daß es für das deutſche Volk eine
Unmöglich=
keit darſtellt, Laſten von einer Höhe, wie ſie das
Sachverſtän=
digengutachten vorſieht, auf unbeſtimmte Zeit zu übernehmen,
ſondern auch die Durchführung der finanziellen Aktion wird
da=
durch geradezu in Frage geſtellt. So haben amerikaniſche
Finanz=
kreiſe bereits ihr Bedauern ausgeſprochen, daß das Fehlen einer
Fixierung der deutſchen Geſamtſchuld verhängnisvolle‟
Rückwir=
kungen auf die amerikaniſche Bereit ſchaft zu
energiſcher Beteiligung an den vorgeſehenen
Anleiheoperationen ausüben müſſe. Im übrigen ſcheint
es verfrüht, jetzt ſchon zu den Vorſchlägen des Gutachtens im
einzelnen Stellung zu nehmen. Die internationalen
Sachverſtän=
digen haben ihren Vorſchlag gemacht, jetzt iſt zunächſt ernſteſte
Prüfung Aufgabe der deutſchen Sachverſtändigen. Es iſt
er=
freulich, daß man ſich in Deutſchland durch die franzöſiſcherſeits
in die Welt geſetzten Falſchmeldungen nicht zu voreiligen
ableh=
nenden Aeußerungen gegenüber dem Sachverſtändigenbericht hat
verleiten laſſen. Verſtändlich, daß man an der Seine recht froh
geweſen wäre, wenn Deutſchland Herrn Poincaré die
Verant=
wortung für ein „Nein” abgenommen hätte. Das iſt mißlungen,
aber Herr Poincaré gibt ſein Spiel noch nicht auf. Die „hohen
alliierten Regierungen” treten vorderhand ganz hinter der
Repa=
rationskommiſſion zurück, welche ihrerſeits mit der Berliner
Re=
gierung verhandeln ſoll, und erſt wenn das Ergebnis dieſer
Be=
ſprechungen nach der einen oder anderen Seite hin vorliegt,
wer=
den auch die Ententemächte nicht umhin können, ſich zu äußern.
Das dürfte etwa der Sinn des Beſchluſſes ſein, den die
Repara=
tionskommiſſion am Freitag faßte, und der darauf hinausgeht,
daß die Berichte der Sachverſtändigen eine praktiſche
Grundlage für die raſche Löſung des
Repara=
tionsproblems bildeten, und daß die
Reparationskommiſ=
ſion die Delegierten der deutſchen Regierung am Donnerstag,
den 17. April, „anhören” will, Auch die deutſche Reichsregierung
ſteht nach den Meldungen über die Kabinettsſitzung vom Freitag
auf dem Standpunkt, daß das Gutachten der Sachverſtändigen
eine geeignete Grundlage bildet für eine Löſung des
Repara=
tionsproblems, daß aber ſachliche Einwendungen in einzelnen
Punkten notwendig ſein werden. Die deutſchen Delegierten
er=
den alſo wohl hinzuweiſen haben auf die zu ſtarke Belaſtung
des deutſchen Volkes durch die in Ausſicht genommenen
Zah=
lungen und auf die Schattenſeiten eines Kontrollſyſtems, welches
zu „unerwünſchten politiſchen Interpretationen” führen könnte,
das heißt, welches uns einer neuen Willkürherrſchaft gusliefern
würde. Mit um ſo größerem Nachdruck werden die deutſchen
Vertreter gerade in dieſer Beziehung völlige Klarheit verlangen
müſſen, als die furchtbaren Erfahrungen der letzten Jahre doch
wohl einwandfrei bewieſen haben, daß der Schwache einer
will=
kürlichen Interpretation in ganz beſonderem Maße ausgeſetzt iſt.
Es iſt wohl kaum damit zu rechnen, daß Herr Poincaré ſo
unge=
ſchickt ſein wird, durch eine glatte Ablehnung ſeinerſeits das
Odium auf ſich zu nehmen, den europäiſchen Kriegszuſtand von
neuem verewigt zu haben. Seine Taktik dürfte darauf
hinaus=
laufen, daß er die Vorteile finanzieller Art, die eine Löſung des
Reparationsproblems im Sinne des Sachverſtändigengutachtens
für Frankreich haben würde, ſehr gerne in Anſpruch nehmen
möchte, ohne aber auf die Punkte des Gutachtens einzugehen,
welche eine Hemmung des franzöſiſchen Imperalismus bedeuten
würden. Die Sachverſtändigen haben als Vorausſetzung für die
deutſche Zahlung die Wiederherſtellung der ökonomiſchen und
fiskaliſchen Souveränität Deutſchlands aufgeſtellt. Kein Zweifel,
daß dies die Räumung des Nuhrgebietes und die Befreiung der
Rheinlande vom franzöſiſchen Joch bedeutet. Herr Poincaré aber
erklärt getren ſeinem alten Schlagwort „nach Maßgabe der
deut=
ſchen Zahlungen”, daß der Abbau der Ruhrbeſetzung nur in
Etappen vorgenommen werden könne. Da zunächſt ein
Mora=
torium in Ausſicht genommen worden iſt, würde, dieſe Theſe
nichts anderes bedeuten, als die Fortdauer aller der ſegensreichen
Einrichtungen ſvie Regie, Micumverträge und Abgabeſyſtem.
Nur aber wenn die deutſche Wirtſchaft frei wird von dieſen
Feſ=
ſeln wird ſie — das ſtellt gerade das Gutachten der
Sachverſtän=
digen mit erfreulicher Deutlichkeit feſt — in der Lage ſein, Zah=
Rummer 104.
Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Sonutag, den 13. April 1924
lungen in dem darauffolgenden Jahr zu leiſten. Kein Zweifel
kann darüber beſtehen, daß auch im kommenden Jahr nicht ein
Pfennig mehr aus unſerer Wirtſchaft herauszuholen iſt, wenn
die Franzoſen an der Ruhr bleiben. Auch die Frage der
inter=
alliierten Schulden und das famoſe „Sicherheitsproblem” werden
bereits wieder franzöſiſcherſeits in die Debatte geworfen. Stets
wird man damit zu rechnen haben, daß es ja nicht das Ziel der
Franzoſen iſt, das Reparationsproblem wirklich zu löſen, ſondern
daß es nur die Handhabe bieten ſoll für ihre auf die europäiſche
Vormachtſtellung abzielende Politik.
Demgegenüber ſtrebt die engliſche Labourregierung eine
Lö=
ſung der europäiſchen Frage auf wirtſchaftlicher Grundlage an.
Auch in London weiß man nur zu gut, daß der Friede in Europa
nicht wieder einkehren wird, ſolange an Rhein und Ruhr
Frank=
reichs ſchwarze Schildwachen ſtehen. Ueber die Gegenſätze
zwi=
ſchen den beiden weſtlichen Großmächten iſt an dieſer Stelle oft
genug eingehend geſprochen worden. Ob ſich aber der Standpunkt
der Vernunft den Franzoſen gegenüber wird durchſetzen können,
iſt durchaus fraglich, da ſich das machtpolitiſche Verhältnis
in=
folge der geradezu unverſtändlichen Nachkriegspolitik
Groß=
britanniens ſehr zugunſten Frankreichs verſchoben hat. Die
ein=
zige ſcharfe Waffe, die man noch den Franzoſen gegenüber in der
Hand hat, iſt wirtſchaftlicher Art. Der kataſtrophale Sturz des
franzöſiſchen Franken vor etwa vier Wochen ſollte den
Staats=
männern an der Seine ein Menetekel ſein. Herr Poincaré aber
wird kaum noch umlernen, und damit erhellt ohne weiteres die
ungeheuere Bedeutung der kommenden Wahlen in Frankreich.
Unerläßlich für den Staatsmann im demokratiſch regierten
Staat iſt die geſicherte parlamentariſche Baſis. Herr Macdonald,
Englands derzeitiger Premierminiſter, hat bitter empfinden
müſ=
ſen, daß ſeine Stellung innerpolitiſch keineswegs ſo feſt iſt, wie
das unter dem Geſichtswinkel der Außenpolitik für England
wünſchenswert wäre. Das für das faſziſtiſche Regime über=
Faſchend günſtige Ergebnis der italieniſchen Wahlen, die —
aller=
dings mit einiger Korrektur des Wahlrechts — Herrn Muſſolini
eine ſichere Zweidrittelmehrheit im Parlament brachten, mag ihn
mit einigem Neid erfüllen.
Nur eine ſichere Mehrheit im Parlament ſtellt auf die Dauer
eine gradlinige Außenpolitik ſicher. Im deutſchen Intereſſe wäre
es gelegen, wenn die Wahlen zum Deutſchen Reichstag ein
Er=
gebnis zeitigten, welches die Fortſetzung der zielbewußten
Außen=
politik Dr. Streſemanns ermöglicht. Der Wahlausfall in Bayern
kann in dieſer Beziehung allerdings nicht allzu hoffnungsfroh
ſtimen. Die Verſtärkung der Extreme liegt nicht auf dem Wege
einer geſunden Politik.
In London beginnen dieſer Tage die lang erwarteten
eng=
liſch=ruſſiſchen Verhandlungen, in Wien ſind die ruſſiſch=
rumäni=
ſchen Verhandlungen über die beßarabiſche Frage abgebrochen
wvorden. Auch im Oſten unſeres Erdteils glimmt die Kriegsfackel
noch unter der Aſche. Die europäiſche Frage ſteht vor einer
ent=
ſcheidenden Wendung. Das einzige Gewicht, welches em
waffen=
loſes Volk in die Wagſchale der Geſchichte zu werfen hat, iſt die
innere Geſchloſſenheit der Nation.
Möge das deutſche Volk die Gefahr der Stunde erkennen!
könne auch verraten, daß von allen Seiten Anträge eingegangen
ſeien, ob wir nicht für dieſen oder jenen Platz ſolche
Rediskont=
kredite in Anſpruch nehmen wollen. Man werde dieſe Angebote
von Fall zu Fall prüfen und eventuell abſchließen. Bei der
Kre=
ditgewährung der Golddiskontbank dürfe man nicht in denſelben
Fehler verfallen, der zum Teil bei der Rentenbank gemacht
wor=
den ſei. Die Golddiskontbank, ſo erklärte Dr. Schacht, gibt
Gold=
kredite, die mit Gold zurückgezahlt werden müſſen, und nur
der=
jenige kann ſie zunächſt in Anſpruch nehmen, der Gold zur
Ver=
fügung hat und dieſe Kredite wieder in Gold zurückzahlen kann.
Dieſe Kredite werden in allererſter Linie" für diejenigen
Ge=
ſchäfte und Induſtrien möglich ſein, die für den Export
arbei=
ten. Die Reichsbank wird aber ganz ſyſtematiſch daran gehen,
unter ihrer Kundſchaft zu prüfen, wer anſtelle von
Rentenmark=
krediten Goldmarkkredite gebrauchen kann, und ich hoffe, daß
wir eine Reihe von Rentenmarkkrediten zurückziehen und durch
Goldkredite erſetzen können, damit wir die frei werdenden
Ren=
tenmarkkredite wieder für die übrige Wirtſchaft zur Verfügung
ſtellen können. Ich erwarte von der Golddiskontbank auch auf
dieſem Gebiete unter allen Umſtänden eine Erleichterung unſerer
Währungsſitugtion. Die Golddiskontbank kann ſelbſtverſtändlich
nicht langfriſtige Kredite geben, ſie wird aber wohl in der Lage
ſein, dank ihres eigenen Kapitals, wo die Situation es geſtattet,
Zuſagen nach der Richtung zu machen, daß Wechſel, die ſich nach
3 Monaten noch nicht von ſelbſt liquidieren, einmal prolongiert
werden.
Auch nach dieſer Richtung hin wird eine gewiſſe Erleichterung
im Deviſeanſpruch am Deviſenmarkt geſchaffen werden können.
Die Grundlage zur Löſung der gegenwärtigen ſchwierigen Situ=
ation liegt, ſo führt Dr. Schacht ſchließlich aus, in der Löſung des
Reparationsproblems.
Der Expertenbericht ſei trotz der ſchweren Laſten unter zwei
Vorausſetzungen diskutabel. Einmal unter der Vorausſetzung
der Wiedergewinnung unſerer wirtſchaftlichen und politiſchen
Freiheit. Es ſei eine Unmöglichkeit, Kohle aus dem Schacht zu
fördern, wenn am Zechentor ein franzöſiſcher Doppelpoſten ſtehe.
Das zweite Moment ſei, daß für den Fall der Unmöglichkeit der
Erfüllung nicht ſofort eine militäriſche Sanktion drohe, ſondern,
daß gewiſſe Selbſtregulierungen eingeſchaltet werden, die es
möglich machen, daß man ſich mit Wirtſchaftlern der anderen
Seite zur Beratung zuſammenſetzt. Die Entgiftung des
Repara=
tionsproblems von Politik und Militarismus, die die
Sachver=
ſtändigen vorgenommen hätten, ſei, ſo ſchloß der
Reichsbank=
präſident, etwas, was auch die Deutſchen als eine Tat bezeich
nen können, die vielleicht für die Wiederaufnahme des
internatio=
nalen Wirtſchaftsverkehrs von großer Bedeutung werden kann.
Nach dreitägigen Verhandlungen, während deren u. a.
Oeko=
nomierat Roßdeutſcher die Wünſche der Landwirtſchaft
hinſicht=
lich der Kreditgewährung und Preisgeſtaltung vorbrachte und
Staatsſekretär Dr. Hagedorn als Vertreter des
Reichsernäh=
rungsminiſters die Anſtrengungen der Landwirtſchaft zur
För=
derung der Produktion in quantitativer wie qualitativer Hinſicht
anerkannte, wurden die Beratungen bis nach den großen
politi=
ſchen Entſcheidungen vertagt. Man müſſe, ſo erklärte der
Vor=
ſitzende in ſeinem Schlußwort, zunächſt wiſſen, welche Stellung
die Reichsregierung und die großen wirtſchaftlichen Verbände der
Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu dem Gutachten der
Sachver=
ſtändigen einnehmen. Der Reichswirtſchaftsrat könne zu der
künftigen inneren und äußeren Wirtſchaftspolitik nicht Stellung
nehmen, bevor grundlegend feſtgeſetzt ſei, ob überhaupt deutſche
Wirtſchaftspolitik unter den Auswirkungen der im Gutachten der
Sachverſtändigen aufgeſtellten Bedingungen möglich ſei. In der
Zwiſchenzeit ſoll ein Ausſchuß von 12 Mitgliedern ein neues
Wirtſchaftsprogramm vorbereiten.
Geſchäftsbedingungen der deutſchen Golddiskontbank.
Berlin, 12. April. (Wolff.) Nach den Geſchäftsbedingungen
der deutſchen Golddiskontbank werden Kredite durch
Dis=
kontierung von Wechfeln nach den Grundſätzen und innerhalb des
Aus=
maßes der Diskontkredite der Reichsbank gewährt. Sie werden in der
Regel in Pfund Sterling erteilt, und die zu diskontierenden
Pfund=
wechſel müſſen auf Pfund effektiv lauten. Außer den Wechſeln können
auch Pfundſchecks auf Großbritannien diskontiert werden. Solche
Dis=
kontkredite werden zum Zwecke der Förderung der Ausfuhr insbeſondere
dazu gewährt, Rohſtoffe und andere Waren im Auslande zu erwerben,
durch deren Weiterveräußerung nach dem Auslande mit oder ohne
Wei=
terverarbeitung hochwertige Deviſen gewonnen werden Die in der Regel
durch eine Bankverbindung des Kreditnehmers einzureichenden Wechſel
follen echte Geſchäftswechſel ſein. Es kommen aber auch Ziehungen auf
Banken und Bankiers in Pfund in Betracht. Dies jedoch nur, wenn ſie
auf handelsüblichen Geſchäften beruhen und für Deckung des
Pfundkre=
dits der Eingang von Deviſen aus Exportgeſchäften geſichert erſcheint.
Stets muß der Nachweis geliefert werden können, daß die
vorſtehen=
den Vorausſetzungen gegeben ſind. Die Kreditabgabe ſoll nicht auf die
Fälle beſchränkt bleiben, in denen der Import zwecks Wiedereinfuhr
finanziert werben ſoll, ſondern er kommt auch in Betracht, wo rein
in=
ländiſche Waren gegen deutſche Währung für den Export erwvorben oder
hergeſtellt werden. Wenn der Kreditabnehmer alsdann die Pfunde nicht
braucht, iſt er verpflichtet, ſie der Reichsbank zum Kauf anzubieten.
Hier=
aus ergibt ſich, daß der Diskontkredit der Golddiskontbank nicht dazu
beſtimmt iſt, die Einfuhr von Waren zum Zwecke des inländiſchen
Ver=
brauches zu fördern. Anträge auf Gewährung von Diskontkrediten ſind
durch die zuſtändige Reichsbankanſtalt zu richten. Der Diskontſatz
be=
mißt ſich nach dem offiziellen Diskontſatz der Diskontbank und beträgt
zum mindeſten 1 Schilling. Der Erlös wird auf die Pfundkonten, über
die eingehende Beſtimmungen vorgeſehen ſind, gutgeſchrieben. Sie
dür=
fen nur Guthaben aufweiſen, für die eine Verzinſung nicht ſtattfindet.
Die Beſſerung des Arbeitsmarktes.
Berlin, 12. April. (Wolff.) Die Zahl der unterſtützten
Erwerbsloſen im unbeſetzten deutſchen Gebiet iſt neuerdings
gefallen, und zwar von 978000 am 14. März auf 712000 am
1. April. Allerdings iſt der tatſächliche Rückgang der Arbeitsloſigkeit
nicht ſo groß, weil auch gewiſſe Veränderungen in den
Unterſtützungs=
beſtimmungen, die den Kreis der Unterſtützungsempfäuger teilweife
verengt haben, mitſprechen. Immerhin iſt eine Beſſerung des
Arbeitsmarktes feſtzuſtellen. Sie wird zu einem weſentlichen
Teil dadurch begründet, daß der Eintritt milderer Witterung die
Auf=
nahme der Außenarbeiten — Landwirtſchaft, Gärtnerei, Baugewerbe,
Binnenſchiffahrt — ermöglicht hat und da insbeſondere die
Landwirt=
ſchaft die kurze ihr für die Landbeſtellung verbleibende Zeit nun um ſo
nachdrücklicher wahrnehmen muß.
Hefſiſches Landestheater.
Kleines Haus. — Samstag, den 12. Npril.
Uraufführung:
Giovanni und Annabella.
Alte engliſche Tragödie von John Ford.
Eigenartige Fügung iſt es, daß am heutigen Abend im
Gro=
ßen und im Kleinen Haus des Landestheaters gleichzeitig Stücke
gegeben wurden, die das in der dramatiſchen Kunſt ſelten
ver=
wendete Grundmotiv, der Geſchwiſterliebe geſtalten. Dort der
deutſcheſte Tondichter, hier ein engliſcher Dichter. In John
Ford lernen wir einen bedeutenden Dramatiker des 17.
Jahr=
hunderts kennen; er geht anderen Weg wie Shakeſpeare, und
doch ruft ſein Stück überall Vergleiche und Erinnerungen an
ſei=
nen größeren Zeitgenoſſen hervor. Die bilderreiche Sprache voll
ſchönſter Poeſie, die Rede gewürzt mit Augenblicksphiloſophie,
die Gandlung ſprunghaft ins Hochdramatiſche. Neben klaſſiſche
Liebespaare wie Paolo und Franceska, Romeo und Julia treten
hier als zugehörig die Geſchwiſter Giovanni und Annabella,
deren Liebe und Leid die Tragödie zeigt. Liebe, Schuld — und
Erlöſung. Von einer Schönheit, die zu den Perlen der Literatur
gehört, iſt im erſten Akt das Geſtändnis der beiden Liebenden,
hinweg über das Ahnen der Schuld zwingt die Macht der Liebe
ſie zueinander. Das Gewiſſen (Bonaventura) zeigt einen Weg
zur Sühne, und Annabella vermählt ſich liebeleer dem Soranzo.
Der innere Konflikt der Geſchwiſter wird aber durch die äußere
Wiederherſtellung ihrer Ehre nicht gelöſt, nur der Tod der
Lie=
benden kann Sühne und Erlöſung bringen.
Die Sprache der Liebenden iſt ſüß und ſchmeichelnd,
ein=
dringlich und von einer Stärke der Worte wie bei Shakeſpeares
Liebespaaren. Die kuppleriſche und geſchwätzige Amme kennen
wir auch von jenem Dichter her, und ſchließlich die vier
Leich=
name erinnern an das Schlußbild Hamlets. Giovanni, der Held
des Dramas, aber hat mehr Hamlet= als Romeonatur in ſich, er
iſt nicht ſo ſehr ſtürmender, erobernder Wille, als gedanklicher
und vom Leben getriebener Menſch. Er wurde hier verkörpert
durch Gillis v. Rappard, der hierfür auch ſchon keine
hel=
diſche Figur mitbringt, in ſeiner knabenhaften Erſcheinung aber
die volle Schönheit ſeiner Rede und ſeine unſelige Leidenſchaft
zu ſtarkem künſtleriſchem Ausdruck brachte. Er verfügt über
vor=
nehme, ruhige und ſchöne Bewegungen, die für einen Menſchen
der Renaiſſance auch unerläßlich ſind. Die Zwieſprachen mit
ſei=
ner Schweſter waren die ſchönſten Szenen des Abends. Denn
ebenbürtig als Künſtlerin ſtand ihm Eliſabeth Lennartz
gegenüber, die in der Annabella eine hohe künſtleriſche Leiſtung
bot. Von jungfräulicher Zartheit wachſend zur ganzen Größe
des liebenden Weibes. Bei beiden Künſtlern ſei hervorgehoben,
wie fehr das Sceliſche ohne jede Unterſtreichung ſo ſtark zum
eringlichſter Wirkung kam. Im Bruder Bona=
Ausdriic
ventura leitete Fritz Valk das Schickſal der Geſchwiſter; ſeine
klare und überzeugende Sprache und ſein ruhiges, jeder
un=
ſchönen Geſte bares Spiel laſſen uns den Verluſt durch ſein
bal=
diges Scheiden erkennen. Der getäuſchte Ehemann Soranzo
wurde von Walter Kuliſch mit ebenſo großem Temperament
wie ſchlechter Ausſprache gegeben. Wie Bonaventura der
Gegen=
ſpieler der Liebenden, ſo hat Soranzo eine perſonifizierte
Ver=
nunft in ſeinem Diener Vasques, eine man möchte ſagen: echt
Shakeſpeareſche Figur; kühl überlegend, beſonnen zurückhaltend,
entſchloſſen handelnd, treu wie Leporello und philoſophierend, —
ſo ſchuf Gerhard Ritter mit klarem, deutlichen Sprechen
und ruhigem Spiel eine Leiſtung, die aller Achtung wert. Die
Rolle des vertrottelten Freiers ſieht nach Prinz Aragon aus,
wirkt luſtſpielhaft in dem ernſten Rahmen, und iſt als Gegenſatz
nur aus der Zeit des Dichters heraus zu verſtehen. Theo
Bö=
gel erſchöpfte diefen Bergetto, betonte aber den Kontraſt zu ſehr
durch Hervorhebung des Komiſchen; auch ſeine äußere
Auf=
machung war ſo grotesk, daß man die ernſte Aufnahme ſeiner
Werbung um Annabella nicht recht verſtehen kann. Der
Kardi=
nal des Ferdinand Faber entbehrte der Würde. Gut in
ihren Rollen als Florio und Anne Putana waren Kurt
Weſtermann und Käthe Meißner, die mit bekannter
Künſtlerſchaft das Beſte herausholten.
Guſtav Hartung hatte das Stück in Szene geſetzt und
damit neben den Künſtlern zu dem Erfolg der Aufführung
ver=
holfen, denn kraft der Geſtaltung und vielen Schönheiten der
Aufführung war es ein unbeſtrittener Erfolg, der ſich auch am
Schluß der Vorſtellung in langem und allgemeinem Beifall
kund=
gab. Von beſonderer Wirkung war die Geſtaltung des
Bühnen=
bildes, ein Werk von T. C. Pilartz; durch Teilung in Vorder=
Hinter= und Oberbühne und Kombinationen derſelben war ein
ſchneller Szenenwechſel ermöglicht.
Es iſt zumeiſt eine gefährliche Sache, alten wiederentdeckten
Werken zu neuem Leben zu verhelfen. Meiſt ſind es gewagte
Verſuche, und die Stücke fallen bald wieder der Vergeſſenheit
an=
heim. „Giovanni und Annabella, werden auch ſchwerlich
Dauer=
gut der Bühnen werden; doch gibt die hieſige Wiedergabe des
Stückes ſodiel Schönes und auch Großes, daß wir die
Bekannt=
gabe dieſes altengliſchen Werkes mit dankbarer Freude begrüßen.
1s.
* Sprechkunſt.
Vortragsabend in der Städtiſchen Akademie.
Im Bühnenleben wechſeln Zeiten eines pathetiſchen Stiles
der Sprechkunſt mit denen eines naturaliſtiſchen ab, und zwar
handelt es ſich nicht um ſchroffe Uebergänge, ſondern um
Ent=
wickelungen. Gegenwärtig ſtehen wir in einer Bewegung, die
vom Naturalismus weg dem gehobenen Sprechton zuſtrebt. Aus
dieſem Grunde wird bei der Ausbildung der Schauſpieler wieder
mehr Sorgfalt auf die Sprechtechnik gelegt und die Theater ſehen
Reparationskoimiſſion
und Sachverſtändigenbericht.
Engliſche Preſſeſtimmen.
London, 12. April. (Wolff.) Die Annahme des
Sachver=
ſtändigenberichts durch die Reparationskommiſſion wird in der
Preſſe viel beachtet. Daily Chronicle unterſtreicht, daß die
Re=
parationskommiſſion weiter gegangen ſei als nur das Gutachten
als Grundlage zu billigen, denn ſie habe den Beſchlüſſen der
Sachverſtändigen zugeſtimmt und beſchloſſen, mit den Deutfchen
zu verhandeln. Die Mitglieder der Reparationskommiſſion
un=
ternähmen keine wichtige Aktion, ohne ihre Regierungen zu Rate
zu ziehen. Die franzöſiſchen und britiſchen Delegierten hätten
auch perſönliche Unteredungen mit ihren Premierminiſtern
ge=
habt. Es ſcheine demnach, daß ſich Poincaré und Macdonald
ſo=
weit in Uebereinſtimmung befänden und insbeſondere, daß
Poin=
caré keine Einwendungen gegen den Zahlungsplan der
Sachver=
ſtändigen erheben werde. Das ſtelle einen Fortſchritt dar.
Die Times ſchreibt in einem Leitartikel, die
Reparations=
kommiſſion, das offizielle durch den Vertrag von Verſailles
ge=
ſchaffene Organ, habe die Berichte in den Wirkungskreis des
Ver=
trages hineingebracht. Der geſamte Plan müſſe ſehr bald das
Ziel verantwortlicher Aktionen aller in Betracht kommenden
Re=
gierungen werden. Es beſtehe eine Präliminarbedingung; die
deutſche Regierung ſolle ihre Bereitſchaft, mitzuwirken zum
Aus=
druck bringen und ſolle Gelegenheit erhalten, ihre Anſichten
kund=
zutun. Man dürfe hoffen, daß dieſe Bedingung nicht nur eine
bloße Formalität ſei, denn nach der Natur der Dinge könne keine
Rede davon ſein, daß die Bedingungen Deutſchland einfach
aufer=
legt würden. Wie klar erſichtlich ſei, könnten die verwickelten
finanziellen Beſtimmungen des Uebereinkommens, insbeſondere
was die Möglichkeit einer internationalen Anleihe anbelange,
nicht durchgeführt werden, wenn nicht Deutſchland freiwillig und
mit dem Gefühl, es für die gemeinſamen europäiſchen Intereſſen
zu tun, an der wirklichen Regelung mitarbeite. Glücklicherweiſe
ſeien bisher inbezug auf die deutſche Haltung gegenüber dem
Sachverſtändigenplan die Anzeichen im allgemeinen günſtig, und
die Veröffentlichung der Berichte ſcheine in Deutſchland eine
ge=
mäßigtere und vernünftigere Auffaſſung gefördert zu haben. Es
ſei ſehr zu haffen, daß die nächſte Woche die
Reparationskommiſ=
ſion definitive Verſicherungen erhalten werde, daß ſie in den
Stand geſetzt werde, die endgültigen und nachdrücklichen Schlüſſe
des Berichts allen in Betracht kommenden Regierungen
anzuemp=
fehlen. Dann werbe die Gelegenheit für die Regierungen
kom=
men, gemeinſame Anſtrengung zu machen, um endlich das
Re=
parationsproblem auf einer neuen Grundlage zu löſen.
Paris 12. April. (Wolff.) Nach dem Newyork Herald
iſt der geſtrige Beſchluß der Reparationskommiſſion als ein
An=
zeichen dafür anzuſehen, daß der Geſamtbericht der
Sachverſtän=
digen mit nur wenigen Aenderungen bald von den Regierungen
angenommen wird. Die Delegierten waren in den letzten Tagen
in ſtändiger Fühlung mitz ihren Regierungen und wenn irgend
welche ernſte Meinungsverſchiedenheit erwartet worden wäre,
wäre wahrſcheinlich der Verſuch gemacht worden, ſie zu löſen.
Jetzt werde an die deutſche Regierung die formelle Aufforderung
gerichtet werden, ihre Zuſtinmung zu geben. Es gelte als
wahr=
ſcheinlich, daß zum Zwecke der als notwendig erachteten
Aende=
rungen in den nächſten zehn Tagen entweder in London oder in
Paris eine Konferenz ſtattfinden werde.
Eine Ausſegung der Havasagentur.
Paris, 12. April. (Wolff.) In einer offiziöfen Auslegung
der Havasagentur zum geſtrigen Beſchluß der
Repara=
tionskommiſſion heißt es: Die Einſtimmigkeit des
Be=
ſchluſſes, durch die Deutſchland einer
wiederhergeſtell=
ten alliierten Einheitsfront gegenübergeſtellt wird,
müſſe nach menſchlichem Ermeſſen veranlaſſen, auf neue Liſten
zut verzichten. Die grundſätzliche Zuſtimmung der
Reparations=
kommtiſſion zu dem Plan der Sachverſtändigen tue ihrem Recht,
dieſes Syſtem abzuändern, keinen Abbruch. In dieſer Beziehung
habe der franzöſiſche Delegierte nicht verfehlt, einen Vorbehalt
allgemeiner Art zu machen, der ſich gleichzeitig auf die von den
Sachverſtändigen vorgeſehenen Mittel zwecks Kontrolle der
Durchführung ihres Planes und auf die Garantien bezogen habe,
die zu beſtimmen die Sachverſtändigen keinen Auftrag gehabt
hätten, die aber die alliierten Regierungen vielleicht für
uner=
läßlich erachten würden, um Deutſchland dahin zu bringen, daß
es in Zukunft ſeinen neuen Verpflichtungen hält. Die Ausübung
dieſes Rechtes habe in keiner Weiſe beſtritten werden können.
wieder bei der Neuanſtellung auf „gute Sprecher”. Nicht allein
für die Bühnenlaufbahn, ſondern auch für das Berufsleben hat
eine wohlgeſchulte Sprache eine nicht zu unterſchätzende
Bedeu=
tung. Immer mehr ſetzt ſich dieſe Erkenntnis durch; namentlich
erkennt man, wie wichtig eine dialektfreie Ausſprache iſt. Es iſt
ein Unding, auf die richtige Ausſprache von Fremdſprachen alle
Sorgfalt zu verwenden, gleichzeitig aber die viel wichtigere
Mutterſprache zu vernachläſſigen. Sind ſchon aus dieſem Grunde
Sprechübungen zu empfehlen, ſo gilt dies noch viel mehr von der
Pflege einer Anlage oder eines geſellſchaftlichen Talentes für
Rezitationen. Es iſt nicht einmal nötig und in vielen Fällen gar
nicht erwünſcht, daß derartige Uebungen mit der Bühnenreiſe
abſchließen, ſondern die Schüler ſollen Fähigkeiten und
Fertig=
keiten erlangen, ähnlich denen der Muſikbegabten, die auch nicht
alle Berufsmuſiker werden oder dazu berufen ſind. Wie bei der
Pflege guter Hausmuſik, ſo können auch bei Rezitationen in
Familien=, Freundes= und Vereinskreiſen nicht zu unterſchätzende
kulturelle Werte zutage gefördert werden.
Dies zeigte ein Vortragsabend der Schüler und
Schülerin=
nen des Privatkurſes von Hofrat Max Behrend, der am Don
nerstag in der Städtiſchen Akademie für Tonkunſt ſtattfand. Wie
Hofrat Behrend in einer kurzen Anſprache darlegte, iſt das Ziel
dieſer Kurſe, junge Leute, die nicht die Bühnenlaufbahn erſtre
ben, ohne viel Theorie in der Sprachbehandlung und
Sprachbil=
dung ſo zu fördern, daß, wie der muſikaliſche Ausdruck lauter,
der Ton ſitzt und ſie ohue Ermüdung größere Dichtungen
vor=
tragen können. Die Schüler und Schülerinnen, die Hofrat
Beh=
rend dem zahlreich erſchienenen Publikum vorſtellte, hatten einen
viermonatigen gemeinſamen Unterricht genoſſen. Die Proben,
die ſie ablegten, verdienen alles Lob und ſie ließen erkennen, daß
der Unterricht ihnen eine gute Grundlage gegeben hat. Die
ein=
zelnen Leiſtungen zu beurteilen iſt hier nicht der Ort, doch fei
geſagt, daß der Abend manchen tiefen Eindruck hinterließ. Dies
gilt beſonders von Schillers „Glocke”, die von Kurt Baumgart,
Georg Ferdinand Keil, Heinz Krumb, Friedrich Karl Moß, Alice
Schulz, Karl Spatz, Willi Ratgeber und Lori Wünzer in
ſtim=
mungstoller Rezitation geboten wurde. Beſonders gefielen auch
die als Sprechchöre behandelten Partien. Es folgten die
nach=
ſtehenden Dichtungen: „Das Geſicht im Walde” (Geibel),
ge=
ſprochen von Lori Wünzer, „Dichtung” (Unruh) von Heinz
Krumb, „Prometheus” (Goethe) von Kurt Baumgart. Im
zwei=
ten Teil des Programms traten Hanni Becker, Marie Hotz und
Lieſel Stephan vor das Publikum. Im dritten Teil bot Hofrak
Behrend bekannte und viel geſungene Lieder, von Heine und
Goethe in ſorgfältig ausgearbeitetem Vortrag und mit tiefer
Empfindung. Wohl um ſeinen Schülern ausgiebig Gelegenheik
zu geben, innerhalb der Vortragsfolge zu Worte zu kommen,
waren die Pauſen zwiſchen den einzelnen Dichtungen zu kürz
bemeſſen. Im vierten Teil gab Karl Spatz die Stauffacher=Rede
(Tell) wieder, Georg Ferdinand Keil „Volkers Nachtgeſang”
(Geibel) und Willi Rathgeber „Alte Landsknechte” (
Münch=
haufen). Den Schluß der Veranſtaltung bildete eine Rezitation
des Trauerchores aus der „Braut von Meſſina”,
Rummer 104
Die Micumverträge.
Ein deutſcher Schritt bei der franzöſiſchen Regierung
Paris, 12. April. (Wolff.) Der deutſche Botſchafter hat
heute nachmittag einen neuen Schritt bei der franzöſiſchen
Re=
gierung, unternommen, um die Einzelheiten eines
Zwiſchenzuſtan=
des zwiſchen dem Ablauf der Micumverträge ab 15. April und
der endgültigen Regelung der Sachlieferungsfrage auf der
Grundlage des Sachverſtändigenberichts zu bewirken.
Miniſter=
präſident Poincaré war durch den Beſuch des rumäniſchen
Kö=
nigspaares in Anſpruch genommen, und der deutſche
Botſchaf=
ter wurde deshalb von Miniſterialdirektor Perretti della Rocca
empfangen.
Stinnes Tod und die Micum=Verträge.
* Paris, 12. April. (Priv.=Tel.) Die geſamte Preſſe
be=
ſchäftigt ſich auch noch heute morgen mit dem Tode Hugo
Stin=
nes”, aber der Ton der Nachrufe iſt heute ein weſentlich anderer,
als der von geſtern. Heute wird nämlich mit ziemlicher
Objek=
tivität die wirtſchaftliche Bedeutung Stinnes' gewürdigt. Die
Anſichten ſind geteilt, ob Stinnes ein Freund oder ein Feind der
Fortſetzung der Micumverträge geweſen ſei. Aber hiervon
abge=
ſehen, wird angenehm feſtgeſtellt, daß er gerade für dieſe
Ver=
handlungen ein weſentlicher Faktor war, wenn nicht überhaupt
der einzige oder wenigſtens der maßgebende Faktor, mit dem
die franzöſiſche Beſatzungsbehörde überhaupt zu rechnen hatte.
Allmählich dringt die Anſicht durch, daß der Tod Hugo Stinnes”
für Deutſchland einen ſehr ſchweren Verluſt darſtellt, denn er ſei
eine wirtſchaftliche Größe und vielleicht der einzige wirkliche
Führer geweſen, über den Deutſchland noch hätte verfügen
kön=
uen. Sämtliche Regierungen hat er weiteſtgehend beeinflußt, da
ſeine Machtmittel und ſein Wirken eine viel größere Bedeutung
gehabt haben, als man allgemein vielleicht annehmen konnte.
Franzöſiſche Vorbehalte in der Reparationskommiſſion.
* Paris 12. April. (Priv.=Tel.) Das Echo de Paris
behauptet, der franzöſiſche Delegierte habe die folgenden zwei
Vorbehalte im Laufe der geſtrigen Beratung der
Reparations=
kommiſſion vorgebracht. Der Bericht der Sachverſtändigen müſſe
durch die Feſtlegung eines Kontrollſyſtems und gewiſſer
Sank=
tionen, die man in Tätigkeit ſetzen wolle, wenn Deutſchland gegen
ſeine neuen Verpflichtungen verſtoße, vervollſtändigt werden. Es
ſei Sache der Reparationskommiſſion, das Kontrollſyſtem
aus=
zuarbeiten, und Sache der interalliierten Regierungen, die
Sank=
tionen zu erörtern, von denen jede Abänderung des im
Ruhrge=
biet eingeführten Regimes abhängig gemacht werden müßte. Die
Hauptverpflichtung der Reparationskommiſſion beſtehe darin, die
durchgreifende Kontrolle der Goldnotenbank zu orgamiſieren, die
den Währungsverkehr reguliere, ſowie die Kontrolle der
verſchie=
idenen Einnahmequellen, die für die Reparationen Verwendung
finden.
Prof. Kehnes über das Sachverſtändigengutachten.
TU London, 12. April. In der Wochenſchrift „Nation” ſchreibt
Krofeſſor Keynes über das Butachten des Komitees Dawes u. a.:
„Wenn, wie es wahrſcheinlich ſei, die Franzoſen auf einer Fort=
Sauer und Anerkennung der militäriſchen Beſatzung des Ruhrgebietes in
ärgend einer Geſtalt beſtehen, ſo würden dadurch zwei Fragen
aufge=
rvorfen:
1. Sei eine derartige Beſatzung in der Praxis vereinbar mit der
finanziellen und wirtſchaftlichen Einheit des deutſchen Reiches, wenn die
ranzöſiſche Militärbehörde die Befugniſſe täglicher Einmiſchung, wie ſie
je jetzt in der Pfalz und in den Rheinlanden ausübt, beibehalten ſollte?
2. Schließe die Aufrechterhaltung der Ruhrbeſetzung eine Reoiſion
es Verſailler Vertrags ein. Die Anerkennung einer Fortdauer der
anzöſiſchen Beſetzung des Ruhrgebietes durch die übrigen Alliierten
wönne nur erfolgen, wenn ſich Deutſchland im Austauſch gegen Vorteile,
die nach ſeiner Anſicht die Laſten der Beſetzung aufwiegen, Erſatz ſchaffe
Der Bericht ſei alles in allem der beſte Beitrag, der bisher zur Löſung
diieſes unmöglichen Problems gemacht wurde.
Macdonald zum Sachverſtändigenbericht.
Paris, 12. April. (Wolff.) Der Londoner Berichterſtatter
2—s Matin meldet, daß Macdonald im Unterhaus in aller Kürze,
„orausſichtlich am Montag, eine Erklärung über den Bericht
dier Sachverſtändigen abgeben und dabei die Genugtuung
der engliſchen Regierung und die Hoffnung zum Ausdruck
brin=
gen wird, daß die ſo lange erſehnte Löſung der
Repara=
tronsfrage jetzt herannahe.
Max Kruſe.
Zum 70. Geburtstage des Bildhauers am 14. April 1924.
Von Dr. Friedrich Düſel.
Trifft man ihn am Strand von Hiddenſoe, barfuß und
ſonn=
omrbrannt, ſo mag man ihn für einen Mann der Waſſerkante oder
eimten pommerſchen Schiffer halten und ihm höchſtens fünfzig
Jirhre geben. In Berlin freilich, im Sehringſchen Künſtlerhauſe,
vo er ſein Atelier hat, wird man ſich dazu bequemen müſſen,
ge=
inuer ncchzuſehen. Da ſteht der Siegesbote von Marathon, ſein
5ᛋ ſtlings= und gleich ſein Meiſterwerk, und es muß um 1880
ge=
vö ſen ſein, als er damit hervortrat: die Generation von 1870
er=
eſtte dies auf Ruhmesflügeln durch ganz Deutſchland getragene
Gerk in ihren frühen Schülertagen und gewann aus ihm den
er=
teui Eindruck von moderner deutſcher Plaſtik. Vorher war ſein
Sſcöpfer, ein Berliner Kind, das am Engelbecken, zwiſchen
Schle=
ſchem Buſch und Haſenheide in voller Freiheit ſein Jugend=
„cadies hatte genießen können, ſchon eine Weile Jagenieur
ge=
uFen, hatte dann bei Schaper in ſtrenger Zucht ſtudiert — alſo
ußß er doch wohl ein Fünf= oder Sechsundzwanzigjähriger
ge=
veiien ſein, als ihm dieſes jugendkühne und doch ſchon
mannes=
iße, dieſes wahrhaft volkstümliche, auch im Zeitalter des
Spor=
noch roll anerkannte Werk gelang, und mit dem 14. April die=
Jahres als Max Kruſes ſiebzigſtem Geburtstage wird es
name:.
Früher Ruhm pflegt ſchnell zu welken. Wenn es bei der
inſtleriſchen Perſönlichkeit allein auf die einzelnen Schöpfungen
urime, ſo müßte man auch hier zugeben: den Triumph von
8i0, fußend auf der plaſtiſchen Formerfüllung und dem ethiſchen
ennütsinhalt dieſes den drohenden Tod durch angeſpanntes
uichzendes Leben überwindenden Kunſtwverkes, hat Kruſe nie
wer erreicht. Er hat noch manche — nicht gar ſo viele —
form=
lendete und gehaltvolle Plaſtiken geſchafſen: das in Rom
emp=
ſuihrene, an Michelangelos Pieta gebildete Grabbdenkmal für
inen Vater, das der Mutter Natur, in deren Schoß die Liebe
„Weichnam eines Greiſes bettet, hinterher, dem Berliner
Fried=
ſxvorſchriften zuliebe, Engelsflügel anheften mußte; Büſten der
terrn und Kinder, in denen allen ein warmes, inniges
Men=
en=gefühl puiſiert, Büſten Nietzſches, des hohen, einſamen
Den=
s. Liebermanns, des nervöſen, beweglichen Künſtlers,
Haupt=
umnis, Leiſtikows, Karl Hucks, Friedrich Dernburgs und Ibſens
indeer= und Familiengruppen; ſymboliſche Kompoſitionen wie
„Junge Liebe”, in der ſich das neue Ethos der Geſchlechter,
Ernſt des Lebensbundes zwiſchen Mann und Frau und ihre
taentwortlichkeit von Volk und Zukunſt ausſpricht; auch
ſchlicht=
ehaftige Entwürfe für ein Naiſer=Wilhelm= und ein
Moltke=
mal — ſeine entſcheidenden Verdienſte aber liegen in der
in einer dem Neuen, Lebendigen, Stilgerechten und
ſten die Bahn öffnenden Kunſtlehre.
Bzer Tagblatt, Sonntag, den 13. April 1924,
Seite 3.
Vom Tage.
Wie wir erfahren, wird der Reichskanzler Anfang der nächſten Woche
auch mit den Führern der Reichstagsfraktionen über das
Sachverſtän=
digengutachten Beſprechungen führen.
Wie wir erfahren, findet die Einäſcherung von Hugo Stinnes am
14. April um 1 Uhr nachmitags im Krematorium zu Wilmersdorf ſtatt.
Der Einäſcherung geht eine ſtille Feier im engeren Kreiſe im
Trauer=
hauſe voran.
Geſtern nachmittag hat in Berlin die Eröffnung der neuen
Untergrund=
ſtrecke der Nord=Südbahngeſellſchaft Halleſches Tor-Bellallianceſtraße
und Gneiſenauſtraße, Ecke Mittenwalderſtraße, ſtattgefunden.
Unerwarteter Weiſe hat geſtern mittag Paſitſch die Demiſſion
ſei=
nes Kabinetts überreicht.
Daily Expreß zufolge fand geſtern abend im Unterhauſe ein
Kabi=
nettsrat ſtatt, in dem u. a. auch der Bericht der
Reparationsſachverſtän=
digen erörtert wurde.
Der Wert der engliſchen Einfuhr betrug im März 103 728 633 Pfund
Sterling, das entſpricht einer Zunahme um 13 701 083 gegenüber dem
gleichen Zeitraum des Vorjahres. Der Wert der Ausfuhrierreichte eine
Höhe von 61 102 767, das ſind 182 077 Pfund Sterling mehr.
Dem Journal wird aus London berichtet, daß der Zuſtand Lloyd
Georges, der infolge einer Bronchitis das Bett hüten muß, ziemlich
ernſt iſt.
Der franzöſiſche Senat hat geſtern das Geſetz über die ſechsjährige
Legislaturperiode an einen beſonderen Ausſchuß verwieſen. Damit hat
er gezeigt, daß er dieſes wichtige Geſetz vor den Neuwahlen zur Kammer
nicht beraten will.
Nach einer Havas=Meldung aus Sofia hat der Miniſterrat
beſchloſ=
ſen, das Erſcheinen der von den mazedoniſchen Auswanderern
heraus=
gegebenen Blätter zu verbieten.
Nach einer Havas=Meldung aus Waſhington hat Präſident Coolidge
den amerikaniſchen Kommiſſar bei der Republik San Domingo
beauf=
tragt, die Vermittlung der Vereiigten Staaten zur Wiederherſtellung
des Friedens in Honduras anzubieten.
Die japaniſche Regierung hat an das Staatsdepartemenk in
Waſhing=
ton eine energiſche Proteſtnote gegen die von der Regierung der
Ver=
einigten Staaten beabſichtigte Einwanderungsſperre für Japaner
gerichtet.
Nach einer Habasmeldung aus Belgrad ſoll dem Belgrader Blatte
Nowoſti zufolge Miniſterpräſident Paſchitſch das Mandat erhalten haben,
das Parlament aufzulöſen und Néüwahlen vorzunehmen.
Infolge der Verluſte, die das Miniſterium Neergaard bei den
geſt=
rigen Folkething=Wahlen erlitten hat, wird es wahrſcheinlich in den
nächſten Tagen demiſſionieren. Der König dürfte den Sozialiſtenführer
Stauning mit der Bildung des neuen Kabinetts beauftragen.
Der geplante
franzöſiſch=
rumäniſche Bündnisvertrag.
Paris, 12. April. (Wolff.) Miniſterpräſident Poincare
hat heute vormittag den rumäniſchen Außenminiſter Duca und
den rumäniſchen Geſandten in Paris, Antonescu, empfangen.
Der Intranſigeant bemerkt dazu, was nützt es, zu verheimlichen,
daß die Rede von einem rumäniſch=franzöſiſchen Vertrag iſt,
ähnlich dem kürzlich zwiſchen Frankreich und der
Teſchechoflowa=
kei abgeſchloſſenen?
Paris, 12. April. (Wolff.) Gegen den geplanten
fran=
zöſiſch=rumäniſchen Allianzvertrag nehmen nicht nur die
ſozia=
liſtiſchen Blätter, ſondern auch die „Victoire” Guſtave Hervés
Stellung. Der ſozialiſtiſche „Populaire” ſchreibt, der
franzöſiſch=
rumäniſche Vertrag ſei höchſt gefährlich, weil die Regierung von
Bukareſt nationaliſtiſch und ruſſenfeindlich ſei und weil die
beß=
arabiſche Frage bei der erſten Gelegenheit zu einem Zwiſt führen
müſſe. Andererſeits vermehre die Anweſenheit des rumäniſchen
Kriegsminiſters in Warſchau noch die diplomatiſchen Intrigen,
die notgedrungen die Regierung von Moskau beunruhigen. Die
Politik des nationalen Blocks in Warſchau und Bukareſt ſei bei
weitem nicht geeignet, die Wiederherſtellung normaler
Beziehun=
gen, wie ſie der Senator de Monzie dieſer Tage von Poincaré
verlangt habe, zu beſchleunigen.
Das Gewerkſchaftsblatt „Le Peuple” ſchreibt, die Konvention
ſtelle, ſelbſt wenn ſie von denſelben Grundſätzen wie die
fran=
zöſiſch=tſchechiſchen beſtimmt ſei, unter den heutigen Umſtänden
einen bedauerlichen Vorgang dar. Angeſichts der Drohungen, die
zwiſchen beiden Ufern des Dnjeſtr ausgetauſcht würden, könne
ihre unmittelbare Folge nur die ſein, daß Frankreich, ohne daß
es konſultiert worden wäre, in einen militäriſchen Zwiſt mit
Rußland verwickelt werde.
Guſtave Hervé ſchreibt in der „Victoire”, daß hinſichtlich
Beß=
arabiens Frankreich bei der Ratifikation Vorbehalte machen
müſſe.
Die Lohnbewegung
im Buchdruckgewerbe.
Aufruf des Verbandes der Oeutſchen Buchdrucker.
Berlin, 12. April. Zu dem Schiedsſpruch im
Buch=
druckgewerbe erläßt der Vorſtand des Verbandes der
Deut=
ſchen Buchdrucker einen Aufruf, in dem erklärt wird, daß die
Or=
ganiſation durch die Verbindlichkeitserklärung des Spruches ſich
nunmehr gezwungen ſieht, an die Gehilfenſchaft
die Aufforderung zu richten, ſich auch ihrerſeits dem
Schieds=
ſpruch zu unterſtellen. Die Funktionäre der Berliner
Buchdrucker werden morgen zu der Verbindlichkeitserklärung
des Schiedsſpruchs Stellung nehmen.
Teilſtreiks und Ausſperrungen.
Berlin, 12. April. Der Berliner Börſenkurier iſt wegen
Streiks des techniſchen Perſonals heute morgen nicht erſchienen.
Leipzig, 12. April. In zahlreichen Werkdruckereien
Leip=
zigs iſt das Perſonal von den Unternehmern ausgeſperrt
wor=
den, während auf der anderen Seite die Gehilfenſchaft beſchloſſen
hat, in den Betrieben die Kündigungen zu überreichen, die den
ſtrikten Spitzenlohn nicht anerkennen. In den Zeitungsdruckereien
Leipzigs wird jedoch gearbeitet, ſo daß die Leipziger Blätter heute
morgen erſchienen ſind.
München, 12. April. Infolge des hier ausgebrochenen
Lohnſtreiks der Buchdrucker, der das Erſcheinen der
Morgenblät=
ter verhindert hat, ſind am heutigen vormittag 9 Uhr
Verhand=
lungen anberaumt, um eine Verſtändigung herbeizuführen. Von
dem Ausgang dieſer Verhandlungen hängt es ab, ob im Laufe
des heutigen Tages oder ſpäter die Zeitungen wieder erſcheinen.
Es handelt ſich um eine lokale Bewegung. Im übrigen Bayern
erſcheinen die Zeitungen in der gewohnten Weiſe.
Die 4. Denkſchrift über die Beſatzungskoſien.
Berlin 12. April. (Wolff.) Der Reichsminiſter für die
beſetz=
ten Gebiete hat am 1. April dem Reichsrat die 4. Denkſchrift über die
Beſatzungskoſten mit einem Anhang über die Ausgaben der
interalliier=
ten Kommiſſionen vorgelegt. Hiernach betragen die vom Deutſchen Reich
aufgewendeten Ausgaben für den Unterhalt der Beſatzungsarmeen am
Rhein bis Ende Dezember 1923 5 145 199 025 Goldmark, die Ausgaben
für die Interalliierten Kommiſſionen belaufen ſich für den gleichen
Zeit=
raum auf 109 030 0.5 Goldmark, zuſammen 5 254 229 050 Goldmark. Die
Summe unproduktiver Ausgaben nur für die
Be=
ſatzungsarmeen überſteigt demnach die geſamte von
Frankreich nach dem verlorenen Kriege des Jahres
1870 an Deutſchland gezahlte Kriegsentſchädigung
von 5 Millionen Frs. Die dieſe Ausgaben verurſachende
Beſatzungsſtärke von zur Zeit rund 200 000 Mann
beträgt ferner das Doppelte der deutſchen
Reichs=
wehr, die bekanntlich höchſtens 100 000 Köpfe ſtark ſein darf. Endlich
ſei folgendes feſtgeſtellt: In den letzten vier Jahren unmittelbar vor
dem Kriege betrugen die Ausgaben des Deutſchen Reiches für ſeinen
Militäraufwand (Heer, Flotte, Militärgericht) unter Zugrundelegung
der Etatsziffern (ſiehe das Statiſtiſche Jahrbuch von 1913) für das
Rech=
nungjahr 1910 rund 862 000 000 Goldmark, für das Rechnungsjahr 1911
rund 879 Millionen Goldmark, für das Rechnungsjahr 1912 rund 967
Millionen Goldmark, für das Rechnungsjahr 1913 rund 1081 Millionen
Goldmark, 1910—1913 zuſammen rund 3 789 Millionen Goldmark. Die
durchſchnittliche Jahresausgabe Deutſchlands für die Beſatzungsarmeen
(1919—1923, alſo fünf Jahre) von über 1 Milliarde Goldmark überſteigt
ſomit die durchſchnittliche Jahresausgabe des geſamten deutſchen Heeres=
und Marineetats der Jahre 1910—1913. Die 4. Denkſchrift über die
Beſatzungskoſten gibt auch über die Art dieſer gewaltigen Ausgaben im
Einzelnen genauen Aufſchluß.
Das däniſche Wahlergebnis.
IU Kopenhagen, 12. April. Nach den endgültigen
Wahl=
ergebniſſen eroberten die Konſervativen 1 Mandat, die bisherige
Regie=
rungspartei (Bauernpartei) verlor 6 Mandate. Die Sozialdemokraten
eroberten 7 Mandate und die Radikalen 1 Mandat. Das Ergebnis der
Wahlen bedeutet alſo eine große Niederlage des Miniſteriums
Neer=
gaard, das von den 149 Folkethingmandaten nur noch 74 Stimmen
be=
ſitzt. Die Bauernpartei verlor überall Stimmen, in einigen Kreiſen
25 bis 40 Proz. In Schleswig gewannen die Sozialdemokraten 104000
Stimmen. In Kopenhagen war der Stimmenanteil der Bauernpartei
ganz verſchwindend. Die Sozialdemokraten ſind jetzt die größte Partei
des Landes; ſie haben ungefähr 100 000 Stimmen mehr als die
Bauern=
partei. Die Zuſammenſetzung des neuen Folkething ſieht alſo
folgender=
maßen aus: Sozialdemokraten 55 Mandate, Bauernpartei 44 Mandate,
Konſervative 27, Radikale 20 Mandate, Graf Holſtein= und Schleswig=
Partei je 1 Mandat.
Denn Max Kruſe und kein anderer war es, der Michelangelos
Steinmetzideen wieder zum Siege brachte: nicht der Ton iſt des
Plaſtikers Material, ſondern der Stein, aus ihm gilt es die darin
ſchlummernde, vom Bildnerauge geſichtete Figur herauszuhauen,
zu erlöſen, indem man vom Block das Ueberflüſſige wegmeißelt.
Für Stein darf man freilich auch Holz ſetzen, überhaupt jedes
naturgewachſene, reine, ehrliche Material, und damit war die für
die Plaſtik ungeheuer folgenreiche Botſchaft von der
Materialecht=
heit und Materialgerechtigkeit als handwerklich=künſtleriſches
Stil=
prinzip verkündet. Ja, im Holz fand Kruſe zu Ende des vorigen
und zu Anfang des neuen Jahrhunderts die
Ausdrucksmöglich=
keiten ſeines eigentümlichen Weſens, in dem von jeher etwas
Nordiſch=Gothiſches vorgebildet war und das durch die
Anknüp=
fung an die alten deutſchen Meiſter erſt ſeine letzten akademiſchen
Feſſeln ſprengte. Die Schöpfungen der ägyptiſchen Kunſt, die er
auf einer Reiſe bewundern lernte, beſtätigten ihm dieſe
Erkennt=
niſſe nur. „Ich ſehe” ſchrieb er 1903 in einer Flugſchrift über die
Erziehung des Plaſtikers, „in der ägyptiſchen Kunſt den reinſten
Ausdruck des plaſtiſchen Prinzips” und „Das Material zu
ge=
ſtalten iſt die menſchlichſte Aufgabe des Plaſtikers‟. Darauf hat
er ſein Programm einer Bildhauerſchule aufgebaut: Studium
des Materials und des ſich daraus ergebenden Stils: Erlernung
der Techniken für die Behandlung der weſentlichſten Materialien:
Stein, Holz, Metall uſw. Wir wiſſen, daß es dieſe Punkte waren,
um die ſich der Kampf der letzten zwanzig Jahre bewegte, und
daß die Schwingungen und Lehrfehden auch von heute noch um
ſie kreiſen. Ueber den Steinmetzhallen, den Gipshäuſern und
Töpferöfen unſerer Kunſtakademien ſchwebt, ob genannt oder
un=
genannt, Max Kruſes Geiſt als Prophet und Zieldeuter.
Auch darin iſt Kruſe den großen ſchöpferiſchen
Handwerks=
künſtlern des Mittelalters und der Renaiſſance ähnlich, daß ihn
der erfindungsreiche Kopf und die kunſtfertige Hand auch noch für
andere Künſte und Techniken als ſeine eigentliche gegeben waren.
Wie Leonardo Feſtungswerke und Geſchütze entwarf, ſo erfand
und konſtruierte er eine „Bildhauer=Kopiermaſchine”, die imſtande
iſt, Kopien eines Bildwerks in jeder gewünſchten Größe und in
jedem gewünſchtem Material herzuſtellen, ſchuf plaſtiſche
Bühnen=
dekorationen, als erſte und berühmteſte die für Max Reinhardts
Salome= und Elektra=Inſzenierung, beſchenkte die Bühne mit dem
plaſtiſchen Rundhorizont und ſuchte der Plaſtik durch
transpa=
rente Reliefs in dem Bildiverk von 1903 „Das Schweißtuch der
heiligen Veronika” neue Wege zu myſtiſchen und religiöſen
Wir=
kungen zu bahnen und legte noch in ſeinem ſiebenten
Lebensjahr=
zehnt den Grund zu einer bis in letzte philoſophiſche Tiefen
durch=
gebildeten Lehre vom wahren Weſen, wahren Geiſi der Plaſtik,
indem er auf das vom Auge unabhängige ſinnliche Erfühlen der
Formen („Greifformen”) zurückging.
Daneben iſt dieſer raſtloſe Denker und Ergründer ein feiner,
zartſinniger Poet, was ſich in ſeinen duftigen Aquarellen von
Hiddenſoe, dem Dorado maleriſchen Licht= und Luftſtimmungen,
zeigt, und ein kindlich naiver, zum Spielen aufgelegter Menſch,
was ſich in der kameradſchaftlichen Hilfe offenbart, die er ſeiner
Eheliebſten Käthe bei Erſchaffung ihrer weltberühmt gewordenen
Puppentypen zuteil werden läßt.
Ein weiter und bunter Weg vom Marathon=Läufer bis zur
ſtrenggebundenen „Perſephone” im Landhaus Arnhold am
Wannſee, Kruſes letzter großer, die ewige Ernenerung der Natur
feiernder Plaſtik, und zum „Schlenkerchen” der jüngſten Spielart
der Käthe=Kruſe=Puppen aus der Köſener Werkſtatt — aber ein
gradliniger, charaktervoller und zielbewußter Weg, der Weg einer
in ſich gefeſtigten und geſchloſſenen Perſönlichkeit.
— Der Palmeſel im Volksmund. (Zum Palmſonntag.) Der
Palmeſel hat jahrhundertelang bei den Prozeſſionen am
Palm=
ſonntag, die den Einzug des Herrn in Jeruſalem darſtellten, eine
große Rolle geſpielt. Heute iſt dieſe Sitte überall ausgeſtorben,
und die ſchöngeſchnitzten Grautiere werden nur noch in den
Mu=
ſeen als Zeugniſſe altdeutſcher Kunſt gezeigt. Aber im
Volks=
mund, der ſo hartnäckig an allen Bräuchen feſthält, iſt der
Palm=
eſel noch nicht ausgeſtorben. Zahlreiche Sprichwörter und
Rede=
wendungen weiſen auf ihn hin, und in manchen Bräuchen lebt er
fort. So wird zum Beiſpiel im Inntale derjenige, der ſeine
Palmſtange beim Iimzug nicht ordentlich trägt, Palmeſel
ge=
nannt. Anderwärts veranſtalten die Kinder am Palmſonntag
einen Wettlauf, und der am ſchlechteſten abſchneidet, iſt der
Palm=
eſel. Auch wer als Letzter am Palmſonntag in die Kirche kommt
oder anderwärts zuletzt die Kirche verläßt, muß ſich dieſes
Schimpfwort gefallen laſſen. In Oeſterreich bedeutet der „
Palm=
eſel” ſoviel wie bei uns der „Pfingſtochſe”, nämlich einen
über=
mäßig geputzten Menſchen, einen Hochmütigen und Protzen.
Ganz ähnlich ſagt der Schwabe von einem Menſchen, der zugleich
dumm und hochmütig ausſieht, er mache ein Geſicht wie ein
Palmeſel. Früher wurde mit „Palmeſel” ein grober und
unge=
ſchickter Menſch bezeichnet, wie dies noch in Kärnten und im
Elſaß geſchieht. Vergleiche mit dem Palmeſel waren früher ganz
geläufig. So ſagt zum Beiſpiel Abraham a Santa Clara in
einer Predigt: „Die Rechtlichkeit und der Palmeſel kommen
jähr=
lich nur einmal ans Licht”, und wenn er einen Dummkopf
be=
zeichnen will, ohne ſich näher auszudrücken, ſo hat dieſer Prediger
mit ſeinem derben Humor die Wendung: „Sein größtes Feſt iſt
der Palmſonntag.” Ein Sprichwvort ſagt: „Er ſtreicht im Lande
herum wie der Palmeſel, der ſich alle Jahre nur einmal ſehen
läßt.‟ Es gibt auch volkstümliche Rätſel, die den Palmeſel zum
Gegenſtand haben, zum Beiſpiel: „Er diente Gott, tat keine
Sünde und iſt doch nicht ſelig geworden. Wer iſt das?” oder:
„Ohne Sünde geboren, ohne Sünde geſtorben und doch nicht ſelig
geworden.” Eine ſcherzhafte Anſpielung für jemanden, den man
nicht gerade als Eſel bezeichnen will, iſt in Illereichen der Gruß:
„I wünſch dir Glück!”, und fragt der andere: „Ja, warum?” ſo
lautet die Erklärung: „Ja, woiſcht denn net, daß heut der
Palm=
eſeltag iſch?!
Seite 4.
T bla /, Sonntag, den 13. 2iprf1 142½.
Holländiſcher Brief.
Von einem Sonderberichterſtatter.
g.b. Im Haag, Anfang April.
Bei der Etatsberatung bekam die Regierung einige ernſtere
Schwierigkeiten. So bot der Etat des Auswärtigen wiederum
einigen Parteien den Anlaß, die Aufhebung der während des
Krieges errichteten Geſandtſchaft beim Vatikan zu fordern.
Be=
teiligt an dieſer Forderung waren die Chriſtlich=Hiſtoriſchen mit
neun, der Freiheitsbund mit acht, die Antirevolutionären und
der Landbund mit je zwei Stimmen, ſowie drei Einzelne, im
ganzen 24 Stimmen für die Aufhebung. Gegen die Aufhebung
ſtimmten die Katholiſche Partei mit 28, die Antirevolutionären
mit 13, die Sozialdemokraten mit 15, die Freiſinnigen
Demokra=
ten mit 5 Stimmen; 14 Abgeordnete waren abwveſend. So bleibt
alſo die Geſandtſchaft erhalten. Seit Ende des Krieges iſt die
Forderung auf Aufhebung des Geſandtſchaftspoſtens beim
Hei=
ligen Stuhl bereits das drittemal und wieder vergeblich erhoben
worden. Neben Erſparnisgründen wird für die Aufhebung
an=
geführt, daß das Halten eines Geſandten beim Papſt die
An=
erkennung des Anſpruches bedeutet, daß der Papſt das Haupt
der ganzen Chriſtenheit iſt, was die Regierung eines zu zwei
Drittel proteſtantiſchen Landes nicht zugeben dürſe. Gegen eine
ſolche Begründung konnte leicht erwidert werden, daß auch
an=
dere Länder mit proteſtantiſcher Mehrheit eine Gefandtſchaft
beim Papſte unterhalten.
Ernſter war der Auſturm gegen den Heeresetat. Auf der
Rechten wurde der Standpunkt vertreten, das Heer ſei nicht
ge=
nügend gerüſtet, die Mannſchaſten und Offiziere nicht genügend
eingeübt, kurz, im Kriegsfalle würde das Land ſo gut wie
un=
verteidigt ſein. Die Sozialdemokraten dagegen verlangten,
Hol=
land ſolle mit dem guten Beiſpiel der gründlichen Abrüſtung
allen Ländern vorangehen. Aehnlich erging es beim
Marine=
etat. Hier glaubte die Linke der Regierung den Vorwurf machen
zu müſſen, als ob ſie das Flottengeſetz, über welches ihre
Vor=
gängerin geſtürzt war, hinterrücks durchſetzen wolle. Jedoch fand
ſich in beiden Fällen die genügende Mehrheit, ſo daß der Etat
gutgeheißen wurde.
Der Rückgang im Beſuch der öffentlichen Volksſchulen, im
letzten Jahrzehnt iſt auffallend, während die Zahl der
Volks=
ſchüler gewachſen iſt. Der Ueberſchuß iſt daher den
Privat=
ſchulen zugute gekommen. Im Jahre 1913 beſuchten in Holland
943 206 Kinder die Volksſchule, davon gingen 562 125 in die
öffentlichen Schulen, 381 081 in Privatſchulen. Am 1. Januar
1924 war der Stand folgender: Zahl der Volksſchüler 1074 851,
davon 520 989 in öffentlichen Schulen, 553 862 in Privatſchulen.
Die öffer tlichen Schulen weiſen alſo einen Rückgang von 41000
Kindern auf, die Privatſchulen einen Zuwachs von über 72000.
Der Rückgang des Beſuches der öffentlichen Schulen hat bereits
im vorigen Jahre die Regierung, im Rahmen ihres
Sparpro=
gramms, zu einem Abbau in den Schulen veranlaßt (ähnlich
wie bei uns). Wichtiger iſt aber die Beantwortung der Frage
nach den Gründen der offenbaren Bevorzugung der
Privat=
ſchulen.
Es iſt da vorauszuſchicken, daß die Privatſchulen faſt
durch=
gängig Konfeſſionsſchulen ſind. So ziemlich alle
Religions=
gemeinſchaften mit größerer Mitgliederzahl unterhalten private
Schulen. Für die Beſoldung der Lehrperſonen kommt der Staat
im Verhältnis der Schülerzahl auf. Es iſt dieſe Maßregel
un=
gfähr vor zehn Jahren im Parlament durchgeſetzt worden. Es
iſt deshalb klar, daß dieſe ſtaatliche Beihilfe zu den
Lehrergehäl=
tern mit Urſache iſt an dem Aufſtieg der Privatſchulen. Dieſelben
bilden immer noch eine Laſt für die betreffenden Körperſchaften
und ſomit eine Entlaſtung für den Staat, der für die Gebäude
uſw. nicht zu ſorgen braucht. Aber, wenn ſie bisher unter
bedeu=
tend größeren Opfern ihre Schulen halten konnten, könuen jetzt
die Religionsgemeinſchaſten die frei werdenden Gelder für
Neut=
bauten und Neugründungen verwenden. An Werbekraft fehlt es
ihnen nicht. Verhältnismäßig am meiſten dringen die Katholiken
auf den Beſuch ihrer Bekeuntnisſchulen, die ſie überall errichten,
wo es nur irgend tunlich iſt. Bedenkt man dann weiter noch, daß
die Katholiken in Holland ebenſo wie in Deutſchland bedeutend
kinderreicher ſind als die Proteſtanten, ſo iſt das eine weitere
Erklärung für den Vorſprung, den die Privatſchulen vor den
öffentlichen Schilen errungen haben. Da aber die Katholiken
doch nur ein Drittel der Bevölkerung ausmachen, ſo iſt damit
doch noch nicht alles erklärt. Die Privatſchule, d. h. die
Bekennt=
nisſchule, uuß etwas haben, was ſie den meiſten Eltern mehr
empfiehlt als die öffentliche Schule.
Und das iſt gerade der Bekenutnischarakter. Die meiſten
Eltern in den Städten — auf dem Lande kann man ſagen, daß
auch die öffentlichen Schulen tatſächlich Bekenntnischarakter
tra=
gen —, die auf religiöſe Erziehung ihrer Kinder halten, ſehen
ſich immer mehr abgeſtoßen von dem Ueberhandnehmen des
ſozialiſtiſchen und freidenkeriſchen Geiſtes in der Lehrerſchaft der
öffentlichen Schulen, und ſo ziehen ſie die Privatſchule vor.
Ein gewiſſes Aufſehen hat es erregt, daß die Königin bei
ihrem mehrtigigen Beſuche in Amſterdam in feierlicher Weiſe der
Haudtſynagoge einen Beſuch abſtattete. Bei der Gelegenheit
ſprach der Vorſitzende des Synagogengemeinderats von dem
Wohlwollen und dem Schutze, den die Dynaſtie Oranien ſtets
den Juden hatte angedeihen laſſen, und der Oberrabbiner von
der Staatstreue, die der Jude aus ſeinem Geſetze lerne. Andere
freundliche Beſuche von Kirchen oder kirchlichen Anſtalten
wur=
den nicht gemacht.
Wie verlautet, wird in der Regierung die Frage der
Auf=
hebung der erſten Klaſſe in den Eiſenbahnzügen erwogen. Da
die holländiſchen Bahnen für den internationalen Verkehr viel
weniger in Betracht kommen als die deutſchen, dürfte der
Ver=
zicht auf das Mitführen der faſt leeren Wagen erſter Klaſſe eine
Erſparnis darſtellen.
Der Valuta=linterſchied hatte in den vergangenen Jahren
niederdrückende Folgen für einzelne holländiſche Induſtrien, da
die betreffenden Erzeugniſſe bedeutend billiger aus Deutſchland
bezogen werden konnten. So ließen Private und Behörden ihre
Druckſachen jenſeits der Grenze herſtellen uſw. Dazu kamen aber
auch noch die deutſchen Arbeiter, beſonders jene, die nur
tags=
über auf holländiſchem Boden arbeiteten. Sie verdrängten nicht
nur die einheimiſchen Arbeiter, ſondern drückten auch auf die
Löhne. Seit der Stabiliſierung der Mark iſt es damit im
allge=
meinen beſſer geworden. Nur im Baugewerbe machen noch
im=
mer deutſche Werkleute den holländiſchen Berufsgenoſſen
Kon=
kurrenz.
Die Niederländiſche Handels=Geſellſchaft (Nederlandſche
Handel=Maatſchappei)) feierte Ende März ihr 100jähriges
Be=
ſtehen. Während der Franzoſenzeit hatten die Engländer die
Herrſchaft über den Handel in den holländiſchen Beſitzungen der
Südſee an ſich geriſſen. Die techniſchen Verbeſſerungen in der
Textilinduſtrie hatten es ihnen, neben politiſchen Umſtänden,
er=
leichtert, die holländiſchen Waren niederzukonkurrieren. Da
muß=
ten die Holländer auf Abhilfe ſinnen. Es entſtand, zuerſt auf
25 Jahre gedacht, die Niederländiſche Handels=Geſellſchaft. Das
Anſangskapital betrug 37 Millionen Gulden, von denen König
Wilhelm vier übernommen hatte. Die erſten Jahre woren
wenig erfreulich, überall ſtieß man auf die Feindſchaft der
Engländer Erſt mit 1830 beginnen beſſere Tage. Die
Geſell=
ſchaft hatte unterdeſſen ihr Arbeitsfeld auf Java beſchränkt. Sie
erhielt eine Art Staatsmonopol für die Produkte dieſer Inſel,
wofür in Natura Steuern an die Regierung bezahlt wurden.
Im Jahre 1849 wurde durch Parlamentsbeſchluß der Kontrakt
mit der Regierung erneuert, allerdings nur mit ſechs Stimmen
Mehrheit. Aber ſeit dem Jahre 1870 wurde immer mehr der
freie Handel auf Java zugelaſſen, was allerdings für die Handels=
Gefellſchaft vorübergehende Erſchütterungen mit ſich brachte.
Muiauter 104.
Eixz Proteſi Tſchitſcherins.
Frenkreich und der Kiewer Prozeß.
Moskau, 12. April. (Wolff.) Nach einer Meldung der
Ruſſ. Telegraphenagentur weiſt Tſchitſcherin namens der
Sow=
jetregierung in einem Antworttelegramm an Poincaré den
Ver=
ſuch der franzöſiſchen Regierung, ſich in den Kiewer Prozeß
ein=
zuniſchen, entrüſtet zurück, einen Verſuch der den elemeutarſten
Gepflogenheiten und der Achtung vor der Souveränität eines
an=
deren Staates widerſpreche. Auf der heutigen Stufe der inneren
und äußeren Macht der Sowjetrepubliken werde die
Sowjetregie=
rung eine Verletzung ihrer ſouveränen Nechte keinen Augenblick
zulaſſen. Der verbrecheriſche Charakter der in Kiew Verurteilten
ſei der franzöſiſchen Regierung ſchon dadurch bekannt, daß ſie für
den franzöſiſchen militäriſchen Geheimdienſt tätig geweſen ſeien.
Die franzöſiſche Regierung nehme ihre eigenen Spione unter der
Maske der Huwanität in Schutz. Dieſe feindliche Handlung ſei
nur ein Glied in der Kette der anderen, wie ſie die
Sanktionie=
rung der beßarabiſchen Aunektion und die Verhinderung des
Ab=
kommeuns mit China darſtellten. Die breiten Maſſen der
Sowjet=
union vergäßen nicht, welche Leiden und Verwüſtungen die
fran=
zöſiſche Intervention verurſachte. Das Volk erkenne, daß die
franzöſiſche Regierung zum Unterſchied von anderen Weſtmächten
ihre feindliche Politik gegenüber den Sowjetrepubliken noch heuie
fortſetze. Die Sowjetregierung beachte aufmerkſauf das feindlich=
Verhalten der franzöſiſchen Regierung, die Sowjetregierung ſei
jedoch überzeugt, daß die überwiegende Mehrheit des
franzöſi=
ſchen Volkes die franzöſiſche Regierung ſchließlich zwingen werde,
einen Weg vernünftiger Verſtändigung mit den Sowjetrepubliken
einzuſchlagen.
Moskau, 12. April. (Wolff.) (Ruſſ. Telegraphenagentur.)
Wie aus Kiſchinew berichtet wird, hat die rumäniſche Negierung
über Beßarabien und andere Gebiete der nationalen
Minder=
heiten den Ausnahmezuſtand verhäugt. Die
Verſammlungsfrei=
heit iſt endgültig abgeſchafft worden. Die Regterungspreſſe
er=
klärt offen, daß die Verhängung des Ausnahmezuſtandes durch
das Scheitern der Wiener Verhandlungen und insbeſondere durch
den Vorſchlag der Sowjetunion, eine Volksabſtimmung
vorzu=
nehmen, hervorgerufen worden ſei.
Vergewaltigung der Deutſchen in Rumänien.
* Bukareſt, 12. April. (Priv.=Tel.) Das rumäniſche
Parlament verhandelt gegenwärtig über ein Geſetz, beir, die
Schulen der Minderheiten, das eine Vergewaltigung Deutſcher
ungeheuerlichſter Art zu werden verſpricht. Entgegen deu
feier=
lich gegebenen Zuſicherungen der rumäniſchen Regierung nach
Kriegsende, hat die gegenwärtige liberale Regierung ein Geſetz
eingebracht, das in ſeinen Auswirkungen nicht nur die Kinder
der Minderheiten ihrer Mutterſprache beraubt, ſondern im
End=
erfolg einen ungeheuren Rückgang der Volksbildung bringen
würde. Art. 7 des Geſetzes macht alle Schulen der Minderheiten
zweiſprachig und ſtellt als Grundſatz auf, daß die
Unterrichts=
ſprache in allen Staatsſchulen nur die rumäniſche ſei. Art. 8
romaniſiert die Kindergärten und verbietet die Aufſtellung
au=
derer Kindergärten. Die Lehrerausbildung wird ebenfalls
voll=
ſtändig romaniſiert, ſo daß die rumäniſchen Volksſchulen an
mangelndem Lehrernachwuchs zugrunde gehen müſſen. Dieſer
Geſetzentwurf, der unter der 5 Millionen=Minderheit Rumäniens
eine ungeheure Erregung hervorgerufen hat, wird auch von
ein=
ſichtigen Rumänen als vollſtändig verfehlt angeſehen, und ſtellt
eine grobe Verletzung der Minderheitsklauſel im Friedensvertrag
dar. Es handelt ſich um das Schickſak von ungefähr 900 000
Deutſchen.
DoMntt
Todt
Die Herren von heute ſind eitel,
Sie haben auch vollſtändig recht,
Nur wer verſieht ſich zu kleiden,
Marſchiert ſchon immer vornweg.
Troßz allen die ihn beneiden,
Zu ſeiner Träume Erfüllung ſehr feſt
Bahnt ihm auch die Wirkung der Kleider
Zur Liebe und Macht ſchon den Weg.
Es ſpricht die Gnädige ganz heiter,
Im Tone liegt heiliger Ernſi,
Schatzi zu meiner Begleitung,
Kauf dir doch Kleider bei Hörr.
Eine Stellung in Ausſicht, voll Freude,
Bewarb ſich eine Anzahl von Herrn,
Es fiel die Wahl ohne Zweifel,
Auf den Flottgekleideten durch Hörr.
U T
Ad *
hervorragend ſolider, rein erſtklaſſ. Herren= u. Knabenkleidung. Geringe Waren führen wir grundfätzlich nicht. Große Mengen treffen fortgeſetzt ein.
Regen= und Gummi=Mäntel
W Rieſen=Auswahl.
Nicht Zeitungs= und Schaufenſter=Kunſipreiſe, ſondern die dauernde Schönheit und Stabilität unſerer Kleidung iſi die komeienartige Wirkung,
die alle ebenſo ſehri, daß unſere Preiſe die niedrigſten ſind.
Grafen=
[ ← ][ ][ → ]Rummer 104.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 13. April 1924.
Seite 5.
Das Gutachten der Sachverſtändigen
Der Wortlaut des Gutachtens der
Sachver=
ſtändigen iſt inzwiſchen eingetroffen. Dabei ſei ausdrücklich
darauf hingewieſen, daß der Text an einzelnen Stellen
verſtüm=
melt iſt. Die erſten Kapitel lauten auf Grund, der vorläufigen
Ueberſetzung:
Bericht
des erſten Sachverſtändigenkomitees.
Durch Beſchluß der Reparationskommiſſion vom 30.
Novem=
ber 1923 ſind wir aufgefordert worden „Mittel zum Ausgleich
des Staatshaushalts und Maßnahmen zur Stabiliſierung der
deutſchen Währung zu erwägen”.
Abgeſehen von einer vierzehntägigen Tätigkeit in Berlin
haben wird ſeit dem 14. Januar 1924 ohne Unterbrechung in
Paris getagt.
Wir haben wegen der verſchiedenen zu prüfenden Fragen
den Rat hervorragender Sachverſtändiger eingeholt und
Füh=
lung mit maßgebenden Meinungen in Deutſchland genommen.
Wir beehren uns, den nachſtehenden Bericht als das
ein=
ſtimmige Ergebnis unſeres Studiums und unſerer
Unterſuchun=
gen zu überreichen.
Teil I dieſes Berichts enthält unſere Auffaſſung von unſerer
Aufgabe, unſere Schlußfolgerungen und den großen Umriß
unſe=
res Planes.
Im Teil II finden ſich die Erwägungen, die uns zu unſeren
Schlußfolgerungen geführt haben, insbeſondere ſoweit ſie ſich
aus beſtimmten Geſichtspunkten ergeben, unter denen die jetzige
finanzielle und wirtſchaftliche Lage Deutſchlands hier
beſchrie=
ben iſt.
Teil III beſteht aus einer Reihe von Anlagen, die die
tech=
niſchen Einzelheiten unſerer verſchiedenen Vorſchläge enthalten
und als Ergänzung zu den entſprechenden Abſchnitten von
Teil I zu betrachten ſind.
I.
Die Schlußfolgerungen und der Plan
des Komitees.
1. Die Einſiellung des Komitees.
Wir ſind an unſere Aufgabe als Geſchäftsleute
herangegan=
gen, in dem eifrigen Beſtreben, poſitive Ergebniſſe zu erzielen.
Wir haben uns mit der techniſchen, nicht mit der politiſchen
Seite des uns vorgelegten Problems befaßt. Deutlich haben
wir erkannt, daß politiſche Rückſichten notwendig gewiſſe Grenzen
ziehen, innerhalb deren eine Löſung gefunden werden muß,
wenn ſie die Möglichkeit der Annahme haben ſoll. Juſoweit
und nur inſoweit haben wir ſie vor Augen gehabt.
Der deutſche Haushalt ſteht unter der beherrſchenden
Tat=
ſache von Deutſchlands Verpflichtung gegen die Allierten auf
Grund des Verſailler Vertrags. Wir haben uns mit den
prak=
tiſchen Mitteln zur Einziehung dieſer Schuld befaßt, nicht mit
der Verhängung von Straſmaßnahmen, und die von uns
vor=
geſchlageuen Bürgſchaften ſind wirtſchaftlicher und nicht
poli=
tiſcher Art. Es iſt zudem keine geſvöhnliche Schuld, mit der wir
uns befaſſen, denn Deutſchland hat unbedeutenden Schaden an
Gebiet und wirtſchaftlichen Einrichtungen erlitten, und au erſter
Stelle ſteht ſeine moraliſche Verpflichtung denen gegenüber, die
ſo ſchwer durch den Krieg gelitten haben.
Hinſichtlich der Vergangenheit ſchien es uns überflüſſig, die
Urſachen oder die Verantwortung für dieſe Urſachen
feſt=
zuſtellen, die den heutigen Zuſtand von Deutſchlands Finanzen
und Währung herbeigeführt haben, außer inſoweit als die
Er=
kenntnis ihres Weſens für das Verſchreiben von Heilmitteln
nötig war.
Da wir ſchließlich überzeugt ſind, daß die Aufſtellung eines
konſtruktiven Planes ausſichtslos iſt, wenn er nicht ſeine eigene
Bürgſchaft darin findet, daß ſeine ehrliche Ausführung im
In=
tereſſe aller Parteien liegt, ſo legen wir im Vertrauen auf dieſes
Intereſſe unſeren Plan vor. Wir hoffen, daß die Art unſeres
Planes ſelbſt dazu beitragen wird, dieſe Vorbedingung, die für
ſeine Ausführung unerläßlich iſt, ſicherzuſtellen; in der
Haupt=
fache jedoch muß es anderen überlaſſen bleiben, die Maßnahmen
zu treffen, die zu ſeiner Aufrechterhaltung und Sicherſtellung
erforderlich ſind.
2. Deutſchlands Wirtſchaftseinheit.
Das Komitee hatte zu erwägen, wie weit der Ausgleich
des Staatshaushalts und die Stabiliſierung der Währung in
Deutſchland bei der Lage, in der es ſich gegenwärtig befindet,
wo ſeine Steuerhoheit und ſeine wirtſchaftlichen Rechte in Teilen
ſeines Gebiets beſchränkt ſind, dauernd wiederhergeſtellt warden
kann.
Wir müſſen ſchon von vornherein ſagen, daß wir nicht
im=
ſtande ſind, unter dieſen Bedingungen irgend welche praktiſchen
Mittel zur Sicherſtellung einer dauernden Stabilität in
Staats=
haushalt und Währung zu finden, und wir halten es für
un=
wahrſcheinlich, daß es derartige Mittel gibt. Die Löſung der
uns obliegenden doppelten Aufgabe ſchließt tatſächlich die
Wie=
derherſtellung von Deutſchlands äußerem wie innerem Kredit
ein, und es iſt uns unmöglich erſchienen, dieſe Wiederherſtellung
unter den erwähnten Bedingungen zu unternehmen. Aus
die=
ſem Grunde ſahen wir uns gezwungen, davon auszugehen, daß
die ſteuerliche und wirtſchaftliche Einheit des Reiches
wieder=
hergeſtellt wird, und auf dieſer Vorausſetzung beruht unſer
ganzer Bericht.
3. Militäriſche Geſichtspunkte.
Etwaige Strafmaßnahmen und Sicherheiten.
Falls politiſche Sicherheiten und Sanktionen für
wünſchens=
wert gehalten werden, um die Durchführung des vorliegenden
Planes ſicherzuſtellen, ſo liegen dieſe außerhalb der
Zuſtändig=
keit des Komitees.
Ebenſo liegen Fragen der militäriſchen Beſetzung außerhalb
unſeres Auftrages.
Es iſt jedoch unſere Pflicht, deutlich hervorzuheben, daß
unſere Vorſchläge auf der Annahme beruhen, daß die
wirtſchaſt=
liche Tätigkeit durch keine andere fremde Organiſation als die
hier vorgeſehene Ueberwachung behindert und beeinträchtigt
wird. Folglich beruht unſer Vorſchlag auf der Vorausſetzung,
daß die beſtehenden Maßnahmen, inſoweit ſie dieſe Tätigkeit
behindern, rückgängig gemacht oder hinreichend abgeändert
wer=
den, ſobald Deutſchland zur Ausführung des vorgeſchlagenen
Planes ſchreitet, und daß ſie nur im Falle einer offenkundigen
Verſäumnis in der Erfüllung der allſeitig angenommenen
Ve=
dingungen wieder angewendet werden. Liegt ein ſolches
Ver=
ſäumnis vor, ſo iſt es offenbar Sache der Gläubigerregierungen,
im Bewußtſein des gemeinſamen Amtes eines Treuhänders für
die eigenen finanziellen Intereſſen und die finanziellen
Inter=
eſſen derjenigen, die auf der Grundlage dieſes Planes Geld
her=
gegeben haben, die Art der anzuweudenden Strafmaßnahmen
und die Art und Weiſe ihrer ſchnellen und wirkſamen
Durchfüh=
rung feſtzuſetzen.
Hierbei möchten wir jedoch zugleich hinzuſügen, daß nach
unſerer einſtimmigen Meiung, falls das augenblicklich im
be=
ſetzten Gebiet geltende Wirtſchaftsſyſtem abgeändert wird, eine
Regelung der Reparationen durch angemeſſene produktive
Bürg=
ſchaften verſtärkt werden muß. Wir ſchlagen zu dieſem Zweck
Sonderdruck des Darmſtädter Tagblatts.
ein Kontrollſyſtem vor, von dem wir erwarten, daß es wirkſam
ſein wird und das zugleich derart iſt, daß es die Rückkehr zur wird ſie kurzfriſtige Handelskredite geben und Wechſel
diskon=
finanziellen Stabilität nicht behindert. (Vergleiche Abſchnitt tieren, Ueberweiſungen ausführen und Einlagen annehmen.
KIP.)
4. Die Aufgabe des Komitees.
Wie aus dem uns erteilten Auftrage erſichtlich iſt, ſind uns
zwei Hauptfragen zur Unterſuchung vorgelegt worden: die
Sta=
biliſierung der deutſchen Währung und der Ausgleich des
deut=
ſchen Haushalts. Es verſteht ſich von ſelbſt, daß dieſe Probleme
von einander abhängig ſind. Die Währung eines Landes kann
nicht ſtabil bleiben, wenn ſein Haushalt nicht in ein normales
Gleichgewicht gebracht iſt, denn wenn die Ausgaben fortlaufend
die Einnahmen überſteigen, wird nach einiger Zeit kein anderer
Ausweg übrig bleiben, als neues Papiergeld zu drucken, um den
Fehlbetrag zu decken: Inflation aber zieht unweigerlich
Wäh=
rungsverfall nach ſich. Andererſeits iſt es unmöglich, den
Haus=
halt zu balancieren, wenn die Währung nicht einigermaßen
ſtabil iſt, denn eine ſinkende Währung macht die Anſchläge
ſo=
wohl der Einnahmen wie der Ausgaben unzuverläſſig und
ver=
urſacht insbeſondere dem Steuerfiskus einen fortlaufenden
Aus=
fall durch die unvermeidliche Zeitſpanne zwiſchen Veranlagung
und Erhebung. Obwohl die Art des Gegenſtandes es bedingt,
daß beide Probleme zunächſt unabhängig von einander betrachtet
werden, darf ihre wechſelſeitige Abhängigkeit nie aus dem Auge
verloren werden. Indem wir jede der beiden Fragen einzeln
unterſucht haben, nahmen wir bis auf weiteres an, daß die
andere gelöſt ſei; wir haben jedoch nie aus dem Auge verloren,
daß die Stabiliſierung der Währung und der Ausgleich des
Haushalts Mittel ſind, um Deutſchland in die Lage zu verſetzen,
ſeinen eigenten weſentlichen Bedürfniſſen zu genügen und ſeine
Vertragsverpflichtungen zu erfüllen, da dies für den
Wiederauf=
bau Weſt=Europas eine Lebensfrage iſt. Man darf nicht
ver=
geſſen, daß die Erfüllung dieſer Verpflichtungen eine
Lebens=
bedingung iſt, nicht nur für Länder, die Forderungen gegen
Deutſchland haben, ſondern auch für Deutſchland ſelbſt. Es iſt
jedenfalls einleuchtend, daß ein Deutſchland, deſſen Wirtſchaft
wiederaufgeblüht iſt, einer finanziellen und wirtſchaftlichen
Kri=
ſis in den es umgebenden Staaten nicht lange ſtandhalten
könnte. Soll die Wiederherſtellung Deutſchlands von Dauer
ſein, ſo müſſen auch die anderen Völker zu Zuſtänden
zurück=
kehren, die für ihr finanzielles und wirtſchaftliches Beſtehen
unerläßlich ſind, und es muß ihnen ebenſo ermöglicht werden,
den normalen Warenaustauſch fortzuſetzen, von dem ein
allge=
meiner Wohlſtand abhängig iſt.
S. Deutſchlands wirtſchaftliche Möglichkeiten.
Löſung der Aufgabe würde ausſichtslos ſein, wenn der
heutige Zuſtand Deutſchlands ein deutliches Bild ſeiner latenten
Leiſtungsfähigkeit gäbe; denn in dieſem Falle würden die
Er=
träge ſeiner einheimiſchen Produktion es nicht in die Lage
ver=
ſetzen, ſeine eigenen Bedürfniſſe zu befriedigen und gleichzeitig
die Zahlung ſeiner Auslandsſchulden ſicherzuſtellen.
Deutſchlands wachſende und arbeitſame Bevölkerung aber,
ſeine große techniſche Begabung, der Reichtum ſeiner
Material=
quellen, die Entwicklung ſeiner Landwirtſchaft auf
fortſchritt=
lichen Bahnen, ſeine hervorragende techniſche Wiſſenſchaft, all
dieſe Faktoren geſtatten uns einen hoffnungsvollen Ausblick
auf ſeine künftige Produktion.
Ferner hat Deutſchland ſeine Anlagen und Ausrüſtung ſeit
1919 dauernd verbeſſert; die mit der Begutachtung der
Eiſen=
bahnen beſonders betrauten . . . . . . . . . . . . . haben in ihrem
Bericht dargelegt, daß zur Verbeſſerung des deutſchen
Eiſen=
bahnnetzes kein Geld geſpart worden iſt; das deutſche Telephon=
und Telegraphen=Syſtem iſt mit den modernſten Hilfsmitteln
ausgeſtattet; Häfen und Kanäle ſind gleichfalls ausgebaut
wor=
den; ſchließlich waren die Induſtriellen in der Lage, ihre
hoch=
modernen Fabrikanlagen noch zu erweitern, ſodgß in vielen
Induſtrien mehr produziert werden kann als vor dem Kriege.
Deutſchland iſt ſomit gut mit Hilfsquellen verſehen; es
be=
ſitzt die Mittel zu ihrer großzügigen Ausbeutung; ſobald die
heutige Kreditknappheit überwunden iſt, wird es wieder imſtande
ſein, eine bevorzugte Stellung in der Gewerbstätigkeit einer
Welt einzunehmen, in der allmählich ein normaler
Austauſch=
verkehr wiederhergeſtellt iſt.
Ohne unangebrachten Optimismus darf man annehmen,
daß Deutſchland durch ſeine Produktion imſtande ſein wird,
neben der Befriedigung ſeiner eigenen Bedürfniſſe auch die
Summen aufzubringen, die in dieſem Plan für die
Reparations=
verpflichtungen ins Auge gefaßt ſind. Der Wiederaufbau ſeiner
Finanzen und ſeiner Währung, wie auch die Rückkehr der Welt
zu geſunden wirtſchaftlichen Verhältniſſen erſcheinen uns als
weſentliche, aber ausreichende Bedingungen, um dies Ergebnis
zu erreichen.
6. Die Stabilität der Währung.
Eine neue Notenbank.
An erſter Stelle wollen wir das Währungsproblem
be=
ſprechen.
Deutſchlands gegenwärtige Finanz= und Währungslage
wird in Teil II dargelegt. Wie man erſehen wird, iſt durch die
Rentenbank während einiger Monate eine Stabilität erreicht
worden, jedoch auf einer Baſis, die beim Fehlen jeder anderen
Maßnahme nur vorübergehend ſein kann.
Das Komitee ſchlägt entweder die Errichtung einer neuen
Notenbank in Deutſchland vor oder eine Umgeſtaltung der
Reichsbank als Grundbedingung für die Herbeiführung einer
einheitlichen und ſtabilen Währung in Deutſchland. Eine ſolche
Währung iſt nach Auſicht des Komitees für die Sanierung der
deutſchen Finanzen, für den Ausgleich des Haushalts und für
die Wiederherſtellung des Auslandskredits notwendig. Die
Grundzüge des in Anlage I abgedruckten Bankplanes ſind
fol=
gende:
Die Bank hat das ausſchließliche Recht (mit gewiſſen
neben=
ſächlichen Einſchränkungen), Papiergeld für die vorgeſehene
Dauer ihres Beſtehens, nämlich fünfzig (50) Jahre, auszugeben.
Jede der vielen Sorten Papiergeld, die zur Zeit in Deutſchland
umlaufen (ausgenommen die wenig bedeutenden
Notenaus=
gaben gewiſſer Staatsbanken) ſollen langſam aus dem Verkehr
gezogen werden.
Dieſe Banknoten werden durch eine normale geſetzliche
Re=
ſerve von 33½ Prozent und durch andere flüſſige Aktiva
ge=
ſchützt werden. Die Reſerve wird in weitem Umfange in der
Form von Hinterlegungen bei ausländiſchen Bauken gehalten
werden.
Der Plan faßt ins Auge, daß die Banknoten dauernd in
Gold einlösbar ſein ſollen, aber das Komitee iſt der Anſicht,
daß bei der Begründung der Bank die Lage zeitweilig die
An=
wendung des Grundſatzes der Einlösbarkeit nicht geſtatten wird.
Es ſchlägt daher die Schaffung einer Währung vor, die in einem
wertbeſtändigen Verhältnis zum Gold erhalten und, ſobald es
die Umſtände erlauben, einlöſungsfähig gemacht werden wird, wenu die an erſter
Wie die gegenwärtige Reichsbank wird die neue Bank als
Bankiersbank dienen, indem ſie die ſicherſte Gattung kurzfriſtiger die ſeine Steuerkraft in einem gegebenen Jahr überſchreitet. In dem
Wechſel uſw. rediskontiert und ſo den amtlichen Diskontſatz
feftſetzt. Sie wird auch für die anderen Banken das Giroſyſtem
für die Ueberweiſung von Pankkrediten handhaben.
Die Bank wird mit dem Publikum Verkehren, und zwar
Sie wird die Nolle des Aufbewahrers und
Steuereinneh=
mers der Deutſchen Regierung ſpielen. Sie kann der Regierung
kurzfriſtige Anleihen vorſtrecken, aber Betrag und Art dieſer
Anleihen ſind ſtreng begrenzt, und die Gewährung ſolcher
An=
leihen iſt von deren forgfältiger Sicherſtellung abhängig. Die
Deutſche Regierung ſoll an dem Gewinn der Bank teilhaben,
aber die Bank ſoll vollkommen frei von Regierungskontrolle und
=Einmiſchung ſein.
Alle in Deutſchland für die Zwecke des Vertrages
aufge=
brachten Gelder ſollen bei der neuen Bank auf einem beſonderen
Konto hinterlegt und nur von den Gläubigernationen
abge=
hoben werden dürfen, unter Bedingungen und
Sicherheitsmaß=
nahmen, die den deutſchen Wechſelkursmarkt, die Intereſſen der
Gläubigernationen und die deutſche Volkswirtſchaft hinreichend
ſchützen werden.
Die neue Bank ſoll ein Kapital von vierhundert Millionen
(400 000 000) Goldmark erhalten, die zum Teil in Deutſchland
und zum Teil im Auslande gezeichnet werden ſollen. Sie ſoll
verwaltet werden von einem deutſchen Präſidenten und einem
deutſchen Verwaltungsrat, der, wie im Falle der Reichsbank vor
einem beratenden Ausſchuß unterſtützt werden kann. Neben
dieſem deutſchen Verwaltungsrat ſoll ein zweiter Rat, der
ſo=
genannte „Generalrat” ſtehen, der aus ſieben Deutſchen und
ſieben Ausländern beſtehen ſoll, und zwar von je einer der
fol=
genden Nationalitäten: der britiſchen, franzöſiſchen, italieniſchen,
belgiſchen, amerikaniſchen, niederländiſchen und ſchweizeriſchen=
Dieſer „Generalrat” ſoll umfaſſende Befugniſſe in ſolchen
Ange=
legenheiten der Organiſation und Tätigkeit der Bank erhalten,
die die Intereſſen der Gläubigernationen berühren könnten.
Eines der ausländiſchen Mitglieder des „Generalrats” wird als
der „Kommiſſar” bezeichnet werden. Er wird dafür
verantwort=
lich ſein, daß die Beſtimmungen über die Notenausgabe und
die Aufrechterhaltung der Bankreſerven nicht verletzt werden.
Bei Entſcheidungen des „Generalrats” ſoll eine Mehrheit von
zehn der vierzehn Mitglieder erforderlich ſein, außer für den
Fall, daß ſowohl der Präſident wie auch der Kommiſſar in der
Mehrheitspartei enthalten ſind, wobei eine einfache Mehrheit
genügt. Auf dieſe Weiſe iſt die Zuſammenarbeit von Mitgliedern
der beiden Gruppen für Maßnahmen erforderlich.
Es iſt in verſchiedenen Kreiſen angeregt worden, daß zur
Sicherſtellung der Unabhängigkeit der Bank von der Regierung
eine Emiſſionsabteilung im Auslande eingerichtet werden ſollte,
die der Leitung des Kommiſſars unterſtehen könnte, und die für
die Reſerve und für die Ausgabe von Noten verantwortlich ſein
würde. Eine ſolche Bürgſchaft wäre wohl politiſcher, nicht
tech=
niſcher Art, und ein dahingehender Vorſchlag liegt außerhalb
der Zuſtändigkeit des Komitees.
Ein Studium der Anlage iſt weſentlich für das völlige
Ver=
ſtändnis der Ratſchläge des Komitees. Dieſes hat ſich damit
begnügt, hier auf die hauptſächlichſten Grundzüge, denen es
Wichtigkeit beimißt, aufmerkſam zu machen.
„udem wir auch weiterhin für den Augenblick annehmen,
daß die ſchwierige Frage des Staatshaushalts mit Erfolg gelöſt
iſt, glauben wir, daß unſere Vorſchläge eine praktiſche Methode
liefern, nicht nur für die Stabiliſierung des deutſchen
Wechſel=
kurſes, ſondern auch dafür, daß für die deutſche Volkswirtſchaft
jene Kredite wertbeſtändig ſichergeſtellt werden, die für ihre
Wiedererſtarkung und für die Reparationszahlungen unbedingt
erforderlich ſind.
Auch die Arbeiter werden ihren Borteil dabei finden, denn
ihre Intereſſen ſind vor allem von der Stabilität abhängig.
Einige Volksklaſſen mögen einen Ausgleich in den erſtaunlichen
Vermögensumwälzungen finden, welche die Inflation mit ſich
bringt — manche ziehen ihren Vorteil daraus, andere haben
darunter zu leiden. Aber für die arbeitenden Klaſſen iſt die
Un=
beſtändigkeit der Verhältniſſe nur vom Böſen; ſie bietet keinerlei
Ausgleichsmöglichkeiten. In dieſem Zuſammenhange wollen
wir auf die Anſichten verweiſen, die der Vertreter der Arbeiter
in Berlin uns gegenüber zum Ausdruck brachte. „Indem Herr
Graßmann nicht für die Geſamtheit des deutſchen Volkes,
ſon=
dern nur für die Klaſſe ſprach, die er vertrat, ſtellte er feſt, daß
die deutſchen arbeitenden Klaſſen nicht eine zweite
Inflations=
periode aushalten könnten. Sie müßten an die Welt für eine
wertbeſtändige Währung appellieren, die es ihnen ermöglichte,
auch noch vier Wochen nach Empfang des Lohnes etwas dafür
zu kaufen.” Es iſt klar, daß eine künftige Inflation kaum zu
be=
fürchten iſt, wenn die Pankſtatuten ſtreng eingehalten werden.
Einer der zu erwartenden Vorteile iſt, daß in Deutſchland außer
Verkehr geſetzte ausländiſche Zahlungsmittel, die augenblicklich
wirtſchaftlich unfruchtbar ſind, in der Form von Zeichnungen
auf oder Einlagen in die Bauk wieder in Verkehr gebracht und
zu wirtſchaftlicher Verwendung zurückgeführt werden.
7. Der Staatshaushalt und die zeitweilige
Reparationserleichterung.
Die Aufmerkſamkeit mag jetzt auf den anderen Hauptpunkt
unſeres Problems gelenkt werden: auf den Ausgleich des
Staatshaushalts. Wir ſchlagen vor, zuerſt den allgemeinen
Haushalt des Reiches zu behandeln, zweitens, und getrennt, die
Eiſenbahnen, die augenblicklich nichts zum allgemeinen
Staats=
haushalt beitragen.
Außer einer wertbeſtändigen Währung und der oben näher
beſtimmten wirtſchaftlichen Einheit erfordert der
Staatshaus=
halt eine gewiſſe Entlaſtung von den unmittelbaren Auflagen
aus dem Vertrage, wodurch die Einſtellung der für die Allierten
unbedingt erforderlichen Sachleiſtungen nicht bedingt wird,
während andererſeits die Lage des Staatshaushaltes
ſicherge=
ſtellt bleiben ſoll.
8. Die Grundprinzipien für die jährliche Belaſtung
Deutſchlands.
a) Die Vertragsverpflichtungen und ihre Wirkung
auf die Möglichkeit, den Haushalt dauernd zu
balancieren.
Es iſt klar, daß die Balancierung des Haushalts, ebenſo wvie die
Stabiliſierung der Währung wenig Wert hat, wenn ſie nicht aufrecht
er=
halten werden können. Es genügt nicht, daß man die Ueberzeugung hat,
daß ein oder ſelbſt mehrere Budgets werden balaneieren können. Man
muß ſich überlegen, unter welchen Bedingungen bei vernünftiger
Ver=
waltung ſowohl die finanzielle als auch die Währungsſtabilität dauernd
geſichert bleiben kann, oder vielmehr welche Umſtände eine einmal
er=
reichte Stabilität gefährden können. Es iſt daher unerläßlich, daß wir
uns, zwuar nicht ebenſo detailliert, aber doch immerhin unter
Berückſichti=
gung der wichigſten Faktoren, mit den ſpäteren Jahren beſchäftigen,
wvährend welcher Deutſchland allmählich ſeine äußeren
Vertragsvexpflich=
tungen wird erfüllen müſſen.
Wir lehnen ſelbſtverſtändlich die Anſicht ab, daß aus Deutſchlands
Hilfsquellen zunächſt ſeine vollen inneren Bedürfniſſe erfüllt werden
müſſen und daß für die Exfüllungen ſeiner Vertragsverpflichtungen
lediglich das herangezogen wird, was ihm etwa an Ueberſchüſſen
her=
auszuwirtſchaften beliebt. Gleichzeitig iſt die Tatſache zu berückſichtigen,
daß der Haushalt ſofort aus dem Gleichgewicht gebracht wird und auc
land begleihen ſoll zuſanmen mit einem nicht weiter einſchränkbaren
Minimum für ſeine eigenen inneren Ausgaben eine Summe ausmachen,
Fall iſt natürlich der einzig mögliche Ausweg der, daß die
Vertrags=
verpflichtungen füe das betreffende Jahr ermäßigt werden. Daher iſt die
Summe, die mit Sicherheit zu Neparationszwvecken angeſetzt werden kann,
Seite 6.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 13. A(pril 1924.
Rummer 104.
im großen und ganzen der Unterſchied zwiſchen den Höchſteinkünſten
und Mindeſtausgaben für Deutſchlands eigene Bedürfniſſe. Später
werden wir natürlich und notwendig dahin kommen müſſen, die Höhe
der Reparationszahlungen zu beſprechen, die aus den
Haushaltshilfs=
quellen geleiſtet werden können und die dabei anzuwendende Methode,
wenn die Vorbedingungen einer ſtabiliſierten Währung und eines
aus=
geglichenen Haushalts erfüllt ſind. Wollten wir unſere Aufgabe uuter
irgend einem anderen Geſichtswinkel in Angriff nehmen, ſo würden wir
ſowohl die einfachen Forderungen der Gerechtigkeit als auch die
prakti=
ſchen Bedingungen, die die Annahme oder Ablehnung unſerer
Vor=
ſchläge regieren müſſen und den Zuſammenhang und offenſichtlichen
Zweck unſerer Aufgabe außer Acht laſſen.
Man könnte ebenfalls denken, da, wenn wir uns ſo mit
Reparations=
zahlungen beſchäftigt haben, es ſich nur um ſolche Zahlungen handele,
wie ſie während der Wiederaufbauperiohe der nächſten paar Jahre
ge=
macht werden ſollen. Demgegenüber ſei darauf hingewieſen, daß es
unſere Aufgabe iſt, zu zeigen, wie die Währungsſtabiliſierung und die
Balancierung des Haushalts erreicht werden können, nicht aber die
Summen anzugeben, die von Deutſchland verlangt werden können,
nach=
dem dieſes Ziel erreicht worden iſt. Aber es iſt aus den folgenden
Gründen nicht möglich, die verſchiedenen Perioden derartig ſcharf von
einander zu trennen.
I. Es iſt offenſichſtlich, daß die Grundlage, auf der der Haushalt am
Ende der Wiederaufbauperiode balaneiert und die darin für Reparationen
eingeſetzte Summe ſtark beſtimmend auf die in den darauf folgenden
Jahren zu zahlenden Summen wirken müſſen, ſonſt könnte, wie ſchon
geſagt, ein einmal erzieltes Gleichgewicht ſchnell verloren gehen. Die
Bemühungen wären umſonſt geweſen und dasſelbe Problem würde
aufs neue auftauchen.
2. Noch wichtiger iſt die Tatſache, daß der Erfolg unſerer Vorſchläge
für die finanzielle Stabiliſieruug weſentlich von der Nückkehr des
Ver=
trauens abhängt. Wenn das Vertrauen nicht wiederkehrt, ſo wird das
in fremden Ländern angelegte deutſche Kapital nicht zurückkommen und
das zu den in unſerem Plane vorgeſehenen Zwecken geworbene
aus=
ländifche Kapital ſowie die ausländiſchen Kredite zur laufenden
Ge=
fchäftsführung werden nicht gewährt werden können; ja ſogar die
ord=
nungsmäßige Stenererhebung wird nicht durchführbar ſein.
Es iſt nicht möglich, dies Vertrauen zu wecken, wenn jetzt nicht eine
Regelung getroffen wird, die ſowohl bei Deutſchland als auch bei der
übrigen Welt den Glauben erweckt, daß ſie auf einen beträchtlichen
Zeit=
raum hinaus die Sicherheit verſchafft, daß weder Deutſchlands Finanzen
noch ſeine auswärtigen Beziehungen durch erneute Streitigkeiten
ge=
fährdet werden. Wir werden ſehen, daß eine derartige Sicherheit nicht
notwendig bedeutet, daß die von Deutſchland zu tragende Laſt während
einer Reihe von Jahren die gleiche bleibt, nicht einmal daß die Höhe
dieſer Jahreslaſt im voraus feſtgeſetzt wird. Dagegen bedeutet ſie die
vor=
gängige Feſtſetzung der Methode, nach der die Steigerung der Laſt
ge=
regelt werden ſoll.
Wenn wir davon ſprechen, daß eine derartige Methode auf einen
„beträchtlichen Zeitraum” hinaus angewendet werden ſoll, ſo denken wir
in erſter Linie an die Periode, die den Darlehnsgebern und Finanziers,
deren Geld als Teil unſeres Planes benötigt wird, vorſchweben dürfte.
Wie wir ſehen werden, verlangt unſer Plan ausländiſche wie inländiſche
Beteiligungen an einer Notenbank und insbeſondere eine ausländiſche
Anleihe als weſentliche Bedingung für die Ermöglichung und
Siche=
rung der Neparationszahlungen. Wir erkennen durchaus die
Notwendig=
keit und Gerechtigkeit, den im Vertrag von Verfailles enthaltenen
Grund=
ſatz aufrecht zu erhalten, demzufolge Deutſchlands Zahlungen mit ſeiner
zukünftigen Zahlungsfähigkeit ſteigen ſollen.
Wir erkennen ferner an daß bei einer heute ſchon endgültig
vorgenom=
menen Schätzung, dieſer Faktor ſehr wohl ungenügend berückſichtigt werden
könnte, und daß es ſowohl gerecht als auch durchführbar iſt, daß die
Allierten an einem etwa zunehmenden Wohlſtand Deutſchlands
teil=
nehmen. Der einzige Punkt, den wir als weſentliche Bedingung der
Stabiliſierung anſehen, iſt, daß derartig erhöhte Laſten, die einer
er=
höhten Zahlungsfähigkeit entſprechen, durch eine Methode beſtimmt
wverden müſſen, die bereits in der grundlegenden Regelung klar definiert
wird und deren Anwendung ſpäter automatiſch oder wenigſtens
fach=
wiſſenſchaftlich, unparteiſch und nahezu unangreifbar erfolgen kann.
Wir haben, wie erſichtlich ſein wird, verſucht, dieſem Bedürfnis
da=
durch Rechnung zu tragen, daß neben einer feſtſtehenden jährlichen
Zah=
lung ein veränderlicher Zuſchlag feſtgeſetzt werden ſoll, deſſen Höhe von
einer zuſammengeſetzten Indexzahl abhängt, welche Deutſchlands
zu=
nehmende Zahlungsfähigkeit widerſpiegeln foll.
Es liegt außerhalb der Zuſtändigkeit des Ausſchuſſes, die Zahl der
Jahre oder der Summe zu umgrenzen, für die der Index gelten foll,
ebenſowenig gehört es zu ſeiner Zuſtändigkeit, die Anzahl der
Jahres=
leſſtungen feſtzuſetzen, die Deutſchland aufbringen foll, da dies nahezu
die Feſtſetzung einer neuen deutſchen Kapitalſchuld bedeuten würde. Bei
eder neuen Abmachung, durch die eine endgültige Regelung der aus dem
Arzeg entſtehenden verſchiedenen internationalen finanziellen
Verpflich=
tungen vorgenommen wird, wird es ein leichtes ſein, unſeren Plan dieſen
nenen Bedingungen in Bezug auf die deutſche Schuld anzupaſſen.
b) Steuervergleichung.
Wir haben unſer möglichſtes getan, das Prinzip angemeſſener
Be=
ſteuerung anzuwenden.
Als ſchlichte Forderung der Gerechtigkeit verträgt dieſer Grundſatz
keinerlei Diskuſſion und iſt auch im Vertrage von Verſailles vorgeſehen,
daß dem deutſchen Volke eine Steuerlaſt auferlegt werden muß, die
mindeſtens ſo ſchwer iſt, wie die der Staatsangehörigen der allierten
eines Volksteils, dieſen Grundſatz, wenn man ihn ihm offen vorlegte,
jemals abgelehnt. Soll der Grundſatz eingeſchränkt werden, ſo kann es Methode folgende Vorteile:
ſich nur um eine aus praktiſchen Rückſichten und allgemeiner
wirtſchaft=
licher Zweckmäßigkeit im Intereſſe der Alliierten ſelbſt vorzunehmende
Cinſchränkung handeln. Es iſt offenſichtlich moraliſch richtig, und es
würde entſchieden jedem natürlichen Gerechtigkeitsgefühl widerſtreiten,
wenn die Steuerpflichtigen der Länder, in denen große und wichtige
Landesteile durch den Krieg verwüſtet worden ſind, die Laſt der
Wieder=
herſtellung tragen ſollen, während der deutſche Steuerzahler, auf deſſen
Gebiet der Krieg keine nennenzwerte Verwüſtung hervorgerufen hat,
mit einer leichteren Laſt davonkommt. Gleichzeitig iſt das Prinzip
wirt=
ſchaftlich gerecht, denn es iſt offenſichtlich unangemeſſen und nach keiner dingungen von den Alliierten für Anlagen innerhalb Deutſchlands ver=
Nichtung wünſchenswert, daß etwa der alliierte Steuerzahler dadurch
benachteiligt wird, daß die aus dem Krieg herrührenden Steuern ihn
als Konſumenten ſchwerer belaſtet oder, daß er in feinem geſchäftlichen
Wettbewerb durch größere Laſten auf den Produktions= und Lohnkoſten
ſtärker gehemmt werden foll, als ſein deutſcher Konkurrent.
Wir haben ſowohl die Bedeutung der Tatſache, daß Deutſchlands
innere Schuld ſo gut wie getilgt iſt, als auch die allgemeine Laſt der
Be=
ſteuerung in den alliierten Ländern berückſichtigt. Es ſind, wie wir es
eingehender in Teil II auseinanderſetzen, viele theoretiſche und praktiſche
Schwierigkeiten vorhanden — aber wir haben nichtsdeſtoweniger unſer
Möglichſtes dafür getan, daß unſere Vorſchläge eine angemeſſene Laſt
bei der gerechteſten Auslegung und Anwendung dieſes Prinzips darſtellen.
Wir ſind überzeugt davon, daß unſere Vorſchläge keine ſchwerere Laſt
auferlegen; wir ſind ferner überzeugt, daß wir das Prinzip, ſoweit es
durchführbar iſt, nicht weniger in Deutſchlands als im Intereſſe der der Alliierten, und ſchließlich ſichert es die höchſte Umwandlung dieſer
Allierten angewendet haben.
() Notwendigkeit eines „Wohlſtandsindex:
um die Alliierten an einem zunehmenden Wohlſtand Deutſchlands
teil=
nehmen zu laſſen.
Wir glauben, daß nach einer turzen Erholungsperiode Deutſchlands
finanzielle und wirtſchaftliche Lage wieder normal ſein wird; nach dieſer
Zeit wird der Index zu wirken anfangen.
Das Syſtem einer veränderlichen Jahreszahlung iſt bei
Zahlungs=
plänen durch den Gebrauch fanktioniert. Wir möchten es aber einer
ſorg=
fältigen Erwägung anheimgeben, ob es ſich nicht empfielt, den beſtehenden
Index, der auf dem Wert der Ausfuhr beruht, abzuändern, da uns dieſer
Inder unvollkommen zu ſein ſcheint.
Wir ſind uns vollkommen klar darüber, daß es füe und gegen jede
Probe, die vorgeſchlagen werden kann, triftige Gründe gibt und wir
be=
abſichtigen nicht, ſie im einzelnen zu unterſuchen. Wir ſind der Meinung,
daß die unbeſtrittenen Mängel beſtimmter Indices größtenteils wegfallen,
wenn ein zuſammengeſetzter Indes gewählt wird und wir ſind
einiger=
maßen davon überzeugt, daß ſich ein angemeſſener Maßſtab für Deutſch= Staatshaushalt. Gleichgewicht des
Staats=
lands zunehmenden Wohlſtand finden laſſen wird. Unſere Anregungen,
die wir nach Erwägung verſchiedener Möglichkeiten für einen ſolchen
Inder vorſchlagen, werden in Annex 2 wiedergegeben.
Wir nehmen es auf uns, die Aufmerkſamkeit der
Reparations=
kommiſſion auf dieſe Vorſchläge zu lenken. Wir ſind der Meinung, daß
mindeſtens während der Periode, innerhalb derer die von uns
vor=
geſchlagene Anleihe amortiſiert wird, Deutſchlands jährliche Laſt nicht
größer ſein ſoll, als ſie es durch Anwendung dieſes Indexes ſein würde;
würde der Ausſchuß keine Verantwortung für das Balancieren des
Haus=
halts ſelbſt in ſpäteren Jahren übernehmen.
Wir ſchlagen vor, einen Jahresdurchſchnitt (in der Hauptſache die
Jahre 1926, 27, 28, 29) als Grundlage zu nehmen, ferner die prozentuale
Zunahme in jeder der folgenden 6 Kategorien ſtatiſtiſch bedeutender ſtrengung, die von dem Vertrauen getragen würde, das von einer
Aufſtellungen (Eiſenbahnverkehr, Bevölkerung, Außenhandel, Verbrauch, allgemeinen und dauernden Regelung zu erwarten wäre, ſeinen
an Tabak uſw., Budgetausgaben und Kohlenverbrauch) feſtzuſtellen; Staatshaushalt aus ſeinen eigenen Mitteln ins Gleichgewicht
und daß der Durchſchnitt aus dieſen ſechs Prozentzahlen den Maßſtab bringen können und dürfte dann in der Lage ſein, ihn im
Gleich=
für die den Vertragsleiſtungen zuzufügenden Zuſchläge in einem ge= gewicht zu erhalten, vorausgeſetzt, daß die zukünftige Belaſtung
gebenen zuküuftigen Jahr bilden ſoll.
Bei dieſem Stzſtem behält Deutſchland den Anreiz, ſich zu entwickeln,
da ihm der größere Teil des Vorteils jeder Wohlſtandszunahme verbleibt, ſetzt wird, die die Sicherheit gibt, daß dieſe Belaſtung ſeine
während die Allierten einen angemeſienen Anteil an dieſer Zunahme er= Leiſtungsfähigkeit nicht überſteigt.
halten und keinen Berluſt durch eine frühzeitige Schätzung zukünftiger
Zahlungsfähigkeit zu gewärtigen haben.
Gleichzeitig bietet eine Methode, die nicht nach Ermeſſen, ſondern
automatiſch angewandt wird, ſowohl Deutſchland als auch der Welt von
Anfang an die nötige Garantie, daß die Vertragsforderungen in der
Periode, auf die ſich die Regelung bezieht, nicht neuen Verhandlungen
und Streitigkeiten ausgeſetzt werden.
vor, der nur eine Vorſichtsmaßregel bedeutet und der vielleicht niemals Sachlieferungen während der Uebergangszeit, und vor allem
zur Anwendung kommt. Der Vertrag berechnet Deutſchlands Verpflichk= zur Herſtellung des Vertrauens, von dem der geſamte Erfolg
tungen in Gold; und der Bequemlichkeit halber haben wir unſere unſeres Planes abhängt. Aber wir ſchlagen nicht vor, daß es
Schätzung ebenſo ausgedrückt. Aber ſowohl Deutſchlands Laſt als auch
die Vorteile der Alliierten aus Vertragszahlungen beſtehen in Waren ſelbſt in einer Uebergaugszeit auf die Deckung von Fehlbeträgen
als ſolcher über eine lange Reihe von Jahren augewendet wird, ſich als beſonders gewidmet werden ſolle. Wir meinen im Gegenteil,
unſicher und mangelhaft erweiſen. Nur bei wirklich bedeutenden Aende= wie man ſehen wird, daß innere Hilfsquellen von Anfang an
rungen wäre ein Eingreifen nötig und wir ſchlagen daher vor, daß eine zur Deckung der ordentlichen inneren Ausgaben, dienen und
Minderung oder Steigerung der Zahlen, ſowohl in Bezug auf den Maß= außerdem binnen ſehr kurzer Friſt genügen müſſen, um zur
Be=
ſtab als auch in Bezug auf die Zuſchläge entſprechend den Aenderungen
in der allgemeinen Kaufkraft des Goldes automatiſch geſchehen foll, ſo= zahlung der äußeren Schuld erheblich beizuſteuern.
bald nach der Entſcheidung einer unparteiiſchen Stelle derartige
Schwan=
kungen mehr als 10 Prozent betragen.
d. Der Unterſchied zwiſchen der Zahlungsfähigkeit des
deutſchen Steuerzahlers und der Fähigkeit des Deutſchen Reiches, die
Alliierten zu bezahlen.
verwandte Fragen mit einander zu vermeugen, nämlich erſtens die
der Höhe der Einkünfte, die Deutſchland für das Reparationskonto zur
Verfügung ſtellen kann, und zweitens die des Betrages, der ans
Aus=
land abgeführt werden kann. Die aufgebrachten und an die Allierten mag im erſten Jahr (1924/25) der ordentliche Staatshaushalt
auf Reparationskonto abgeführten Gelder können auf die Dauer nicht ins Gleichgewicht gebracht werden können. Selbſt wenn ſich ein
die Summen überſchreiten, die durch die Zahlungsbilanz überwieſen
werden können, ohne daß Unſtabilität der Währung und des
Staats=
haushaltes die Folgeerſcheinungen ſind. Es iſt indeſſen klar, daß der
durch Steuern aufbringbare Ueberſchuß des Staatshaushaltes nicht durch
die völlig verſchiedene Frage der Bedingungen für Ueberweiſungen ans
Ausland begrenzt wird. Wir ſchlagen daher vor, ſcharf zwiſchen den
beiden Problemen zu unterſcheiden und zuerſt das Problem des höchſten
Staatshaushaltsüberſchuſſes und dann das der Zahlung an die
Allier=
ten zu behandeln. Die bisherigen abweichenden Urteile über
Deutſch=
lands. Zahlungsfähigkeit” waren häufig von der Wahl zwiſchen dieſen
beiden Methoden abhängig.
Als erſtes Mittel für das Anfaſſen der Frage bietet das
Kenn=
zeichen des Staatshaushaltes offenſichtliche Vorteile und
Anziehungs=
punkte.
haushalt eingeſetzt werden. Der Haushalt ſelbſt iſt die Summe von
Entſcheidungen einer einzigen Inſtanz. Sie iſt einer ſachverſtändigen
Begutachtung mit geringeren Fehlermöglichkeiten der Berechnung und
Unterſuchung zugänglich.
Durch Vergleichen kann man die „Wirtſchaftsbilanz” eines Landes
unmöglich genau berechmen. Die Bilanz kann ſelbſt zu einem gegebenen
Augenblick nur annähernd geſchätzt werden, da die unſichtbare Aus=
und Einfuhr, die doch einen bedeutenden Teil der Bilanz ausmachen,
nicht genau bekannt ſein können. Und eine mögliche Wirtſchaftsbilanz
iſt etwas noch viel Ungewiſſeres. Sie hängt nicht von den
Entſchei=
dungen einer einzelnen Juſtanz ab, ſondern von den Unternehmungen
von Einzel=Kaufleuten und =Fabrikanten. Die Neparationsforderungen
ſelbſt werden ſie noch vergrößern. Wie weit eine wirtſchaftliche
An=
paſſung über eine lange Reihe von Jahren und unter dem Druck aus= Staatshaushaltes für das Jahr 1925/26 iſt es klar, daß die
vor=
wärtiger Verpflichtungen überhaupt möglich iſt, iſt eine Frage der
Ver=
mutung; eine wirklich beſtehende Wirtſchaftsbilanz gibt ſolange nur
ein ſehr ungewiſſes Bild, als derartige Verpflichtungen nicht lange
genug beſtanden haben, um ihre Wirkung auf die Wirtſchaft des Landes
auszuüben. Die Wirtſchaftsbilanz iſt daher durch Vergleich mit dem
Staatshaushalt unmöglich genau zu berechnen, ſchwer zu handhaben
und zu dehnbar.
deſſen in der Wirklichkeit, wenn ſie auch unmöglich genau zu beſtimmen
ſind. Um die Stabilität der Währung eines Landes dauernd aufrecht
zu erhalten, muß nicht nur ſein Haushalt ausgeglichen ſein, ſondern
auch ſeine Gewinne im Ausland müſſen die Zahlungen ausgleichen,
die es ans Ausland zu leiſten hat; dies ſchließt nicht nur die Zahlungen
für die eingeführten Güter, ſondern auch die Reparationszahlungen ein.
Auch das Gleichgewicht des Staatshaushalts kann nur unter denſelben
Bedingungen dauernd erhalten bleiben. Anleihe=Operationen können
die Sachlage verſchleiern oder ihre praktiſchen Auswirkungen zeitlich
verſchieben, aber ändern können ſie ſie nicht. Wenn
Reparationszah=
lungen durch die Einſtellung eines Poſtens in den Staatshaushalt
auf=
nd müſſen, d. h. durd
ichen Weberſchiß aus der Ackeſshlefung des Kandes Eeishte werhef.
Wie man ſehen wird, haben wir verſucht, beide Betrachtungsweiſen
durch eine Methode zur Anwendung zu bringen, die wir ſowohl für
logiſch als auch für praktiſch halten. Wir ſchätzen den Betrag, den
das Deutſche Reich in Goldmark zahlen kann, auf Grund von
Erwägun=
gen über die Möglichkeiten ſeines Haushaltes; wir ſchlagen aber
Bürgſchaften gegen die Ueberweiſung ſolcher Markzahlungen in
frem=
der Währung vor, die die Stabiliſierung zerſtören und damit kümftige
Reparationen gefährdet würden.
Im Vergleich zu einem Syſtem das die auf Grund des Staats=
Länder. In Deutſchland hat kein Menſch, Privatmann oder Vertreter haushaltes für möglich gehaltenen Summen wegen Schätzungen
herab=
ſetzte, die auf einer möglichen Wirtſchaftsbilanz beruhten, bietet unſere
a) es ermöglicht, daß Höchſtſummen erreicht und an die Alliierten
gezahlt werden können,
b) jede Einſchränkung für die Uebertragung in fremde Währungen
wird von der genquen wirtſchaftlichen Lage abhängen, wie ſie ſich
innerhalb der Wirklichkeit und nicht in einer notwendig problematiſchen
Schätzung darſtellt; und dieſe Einſchränkung wird nur inſoweit in
An=
wendung gebracht, als ſie ſich tatſächlich als notwendig erweiſt,
() ſelbſt inſoweit die auf Reparation gezahlten Summen nicht
voll=
ſtändig überwieſen werden können, können ſie unter beſtimmten
Be=
wendet werden.
Vor allem empfehlen wir unſeren Vorſchlag aus folgenden
Grün=
den: er paßt ſich von ſelbſt den Tatſachen an; die Laſt, die der deutſche
Steuerzahler tragen ſollte, müßte gerechterweiſe ſo offenbar der vom
allierten Steuerzahler getragenen angepaßt werden, daß nach unſerer
Anſicht nur äußerſt zwingende und erweisliche Notwendigkeiten einen
Grund für Erleichterung der deutſchen Steuerbelaſtung abgeben könnte.
Es würde eine Spekulation und eine Ungerechtigkeit bedeuten, wenn
man verſuchen wollte, die Möglichkeiten einer zukünftigen Wechſelkurs=
und nur Erfahrung ganz allein kann zeigen, welche Uebertragungen in
fremde Währungen in Wirklichkeit ſtattfinden können. Unſer Syſtem
ſorgt in der Zwiſchenzeit für eine angemeſſene Belaſtung des deutſchen
Steuerzahlers und ein entſprechendes Guthaben in Goldmark auf Konto
Mark=Depoſiten in fremde Währungen, welche die wirklich vorhandene
Aufnahmefähigkeit bei der jeweiligen Lage der Wechſelkurſe ermöglicht.
9. Die normalen Hilfsquellen,
aus denen Deutſchland zu zahlen hätte.
Im Hinblick auf dieſe Grundfätze empfehlen wir, daß
Deutſch=
land ſeine Zahlungen aus folgenden Quellen leiſtet:
A. Aus ſeinem ordentlichen Staatshaushalt;
B. Aus Eiſenbahnobligationen und
Verkehrs=
ſteuern;
C. Schuldverſchreibungen der Induſtrie.
Wir betrachten dieſe drei Quellen der Reihe nach.
A. Vorſorge für Vertragszahlungen aus dem
haushalts.
Vorſchläge darüber zu machen, welche Zahlungen
Deutſch=
kand aus ſeinem ordentlichen Staatshaushalt bewerkſtelligen
kann und von welchen Zeitpunkten ab, heißt tatſächlich die erſte
der beiden uns geſtellten Sonderfragen beantworten, und zwar
die Frage: „Wie kann das Gleichgewicht des deutſchen Staats= ordentlichen Hilfsquellen des Deutſchen Staatshaushalts
ver=
haushalts erzielt werden?” Falls nänlich die wirtſchaftliche gütet werden und es wird ein neuer Anreiz geſchaffen, die Vor=
wenn größere Zahlungen als die oben bezeichneten gefordert würden, ſo und ſteuerliche Einheit des Reiches wieder hergeſtellt, eine
wert=
beſtändige Währung eingeführt und der Staatshaushalt
zeit=
weilig von Zahlungen aus dem Vertrag entlaſtet wird, müßte
Deutſchland nach unſerer Anſicht, durch eine kräftige innere
An=
durch Zahlungen aus dem Vertrage nach einer Methode feſtge=
Mit anderen Worten: Wir ſind nicht der Anſicht, daß
wäh=
rend einer Uebergangszeit — wie im Falle Oeſterreichs und
Ungarns — eine äußere Anleihe zu dem beſonderen Zwecke der
Deckung von blanmäßigen Fehlbeträgen erforderlich iſt. Geld
aus dem Ausland bildet allerdings einen weſentlichen
Beſtand=
teil unſeres Planes, teils zum Zweck der Errichtung einer neuen
Wir ſchlagen jedoch noch einen Ausgleichsfaktor ganz anderer Art Notenbank, teils zur Verhinderung einer Unterbrechung der
und Dienſtleiſtungen. Gold iſt nur ein Wertmeſſer und kann, wenn es bei den ordentlichen Ausgaben beſchränkt oder für dieſen Zweck
Die gegenwärtige Lage des Staatshaushalts iſt ziemlich
ausführlich im Teil II dargeſtellt, der unſere Kritiken und
Rat=
ſchläge betreffs der Maßregeln enthält, die wir für ausführbar
erachten, um Erſparniſſe bei den Ausgaben und Erhöhung der
Beſteuerung zu erzielen.
Wir beſchränken uns hier auf unſere Schlußfolgerungen be=
Es hat bisher die Tendenz beſtanden, zwei verſchiedene, wenn auch treffs der Vorſorge, die für die Zahlungsverpflichtungen aus
dem Vertrage getroffen werden kann.
1. Staatshaushalt 1924/25. Nach unſerer Anſicht
Fehlbetrag ergeben ſollte, dürfte er nach unſerer Ueberzeugung
nicht derar: ſein, daß er die Wertbeſtändigkeit des Geldes
gefähr=
det und daß die Regierung ſchlimmſten Falls zu gangbaren
Aus=
hilfsmitteln greifen kann. — Erhöhung beſtehender Steuern,
neue Notſteuern und innere Anleihen.
Selbſt wenn energiſche Maßregeln ergriffen wurden, um jeden
Fehlbetrag im Jahre 1924/25 abzuwenden, iſt nach unſerer
Ueber=
zeugung von Deutſchland nicht zu erwarten, daß es durch
Ein=
ſchränkung der Ausgaben oder durch eine Steigerung der
Ein=
nahmen irgend eine Zahlung an die Alliierten auf Grund des
Vertrages aus Mitteln des Staatshaushalts würde aufbringen
Zunächſt müſſen Reparationszahlungen als Poſten in den Staats= können; vielmehr ſind wir überzeugt, daß jede Forderung einer
derartigen Zahlung ſowohl den Aufbau des Staatshaushalts
wie auch die Wertbeſtändigkeit der Währung in Gefahr bringen
würde. Es wird noch beſonders erörtert werden, wie auf andere
Weiſe für die Reparationsgläubiger Abhilfe geſchaffen werden
kann.
Die tiefgreifende Wirkung, die die Finanzen der Länder
(Preußen, Bayern uſw.) und der Gemeinden auf das
Gleich=
gewicht des Reichshaushalts ausüben, hat uns lebhaft
beſchäf=
tigt, und wir haben unſeren Standpunkt hinſichtlich des Syſtems
der Zuſchüſſe und der örtlichen Ausgaben in Teil II dargelegt.
2. Staatshaushalt für 1925/26. Hinſichtlich des
liegenden Angaben nicht genügen, um ein genaues Urteil über
die Ausſichten im Einzelnen abzugeben. Indeſſen ſind gewiſſe
allgemeine Schlußfolgerungen möglich.
Was die Einnahmeſeite anbelangt, ſo wird der Ablauf eines
ganzen Jahres bei wertbeſtändiger Währung und
Wiederord=
nung der Verhältniſſe die Einnahmen von ſelbſt fteigern. Die
Die durch die Wirtſchaftsbilanz gezogenen Grenzen beſtehen in= Zeit der Erholung wird nicht lang genug geweſen ſein, um den
Ertrag der Einkommenſteuer völlig wiederherzuſtellen, aber zum
mindeſten werden 1924/25 Gewinne in Goldmark vorhanden ſein,
auf Grund deren eine angemeſſene Steuerveranlagung ſtattfinden
kann. Die Verbrauchsſteuern würden durch den wiederkehrenden
Wohlſtand unmittelbar beeinflußt werden.
Auf der Ausgabenſeite darf mit einiger Zuverſicht erhofft
werden, daß die Ausgaben für die Arbeitsloſen eine erhebliche
Abnahme aufweiſen werden. Die Ausgaben für das Heer ſind
herabſetzungsfähig. Bei den Penſionslaſten wird ein
automa=
tiſches Abnehmen ſich fühlbar machen.
Eine Zunahme der Ausgaben iſt alſo zu erwarten. Alles
in Allem ſind wir jedoch der Meinung, daß das Anwachſen der
Einnahmen mehr als hinreichend ſein ſollte, um jeder Zunahme
der Ausgaben die Wage zu halten. Was für Anſichten auch
über das Schlußergebnis des Haushaltsplans für 1924/25
vor=
gebracht werden, wir ſind uns klar darüber, daß das zweite
Jahr eine weſentliche Beſſerung bringen wird. Das Ergebnis
des erſten Jahres beeinflußt deshalb unſere Anſicht darüber, ob
das Ergebnis des folgenden Jahres tatſächlich ein beträchtlicher
Ueberſchuß ſein wird. Wenn es ſich erweiſen ſollte, daß der
Haushaltsplan für 1924/25 durch Steuern allein nicht ins
Gleich=
gewicht gebracht werden kann, ſo könnte die zu erwartende
Beſſe=
rung im folgenden Jahre nur gerade ausreichend ſein, um das
erwünſchte Gleichgewicht zu ſichern. Wenn andererſeits 1924/25
keine Anleihen nötig wären, würde jede Beſſerung im folgenden
Jahre reiner Ueberſchuß ſein und ganz für die Laſten aus dem
Verſailler Vertrag verwendet werden können.
Wir ſind durchaus der Anſicht, daß die Einnahmen bei
Zu=
ſammenziehung der beiden Jahre zur Deckung der ordentlichen
Ausgaben ausreichen müßten, und wir halten die Möglichkeit
eines kleinen Ueberſchuſſes nicht für ausgeſchloſſen. Andererſeits
kann nicht mit Sicherheit geſagt werden, ob nicht der Einſchluß
einer Zwangshaftung für Laſten aus dem Verſailler Vertrage
das ganze Gleichgewicht zerſtören würde, und es iſt offenbar
lebensnichtig, daß man den Fehler vermeidet, während der
Ge=
ſundung eine Summe als erſte Zahlung feſtzuſetzen, die nicht
durch die Umſtände gerechtfertigt iſt.
Die Stabilität künftiger Reparationszahlungen und der
deutſche Kredit im allgemeinen könnten auf dieſe Weiſe gefährdet
werden.
Noch ein anderer Faktor muß in Betracht gezogen werden.
Für die erfolgreiche Durchführung des Plans für die
Behand=
lung der Eiſenbahnen, auf den wir ſpäter eingehen werden, iſt
es nötig, den Ertrag der Verkehrsſteuer bis zu 250 000 000
Gold=
mark für das laufende Jahr auf der Einnahme=Seite des
Haus=
haltsplans zu ſtreichen und für die Zahlung der Vertragslaſten
zu verwenden.
Andererſeits ſieht dieſer Plan auch den Verkauf von
Vor=
zugsaktien durch die Eiſenbahngeſellſchaft zum Nennwert von
2000 000 000 Goldmark vor, und zwar ſo, daß ein Viertel des
Ertrages zum Deutſchen Staatshaushalt zufließt und der
Ueber=
ſchuß zur Deckung der vergangenen und künftigen
hauptſächlich=
ſten Ausgaben der Eiſenbahn benutzt wird. Wir meſſen dem
Verkauf dieſer Vorzugsaktien an das Publikum großen Wert für
die erfolgreiche Durchführung des Eiſenbahnplanes bei, und wir
halten uns zu der Annahme berechtigt, daß die Deutſche
Re=
gierung noch vor dem Abſchluß des Jahres 1925/26 als Ergebnis
nachgeholfen werden, und nach Berückſichtigung der Streichung
von 250 000 000 Goldmark bezüglich der Verkehrsſteuer bleibt
ein Ueberſchuß von 250 000 000 Goldmark, der für die Laſten aus
dem Verſailler Vertrag verwendbar ſein dürfte.
Durch das von uns angedeutete Verfahren wird jede
Ge=
fahr für die künftige Stabilität durch verfrühtes Angreifen der
zugsaktien in Privateigentum überzuführen.
Wir empfehlen deshalb, von Deutſchland zu verlangen, daß
es im Jahre 1925/26 die Laſten aus dem Friedensvertrage bis
zu dem Betrage von 250 000 000 Goldmark aus ſeinem
Staats=
haushalt deckt. Wenn der Staatshaushalt, entgegen unſerer
Erwartung, aus dem Verkauf der Vorzugsaktien nicht 500 Mill.
Goldmark erzielt, ſind wir der Meinung, daß das ſich etwa
er=
gebende Defizit durch eine innere Anleihe gedeckt werden könnte.
Der Ertrag der Verkehrsſteuer ſollte hiernach nur inſoweit
auf der Einnahme=Seite des Haushaltsplaus gebucht werden,
wie er über 250 000 000 Goldmark im Jahre 1925/26 und über
290 000 000 Goldmark in den folgenden Jahren hinausgeht.
Nummer 104.
Wir behalten uns nochmals die Frage vor, wie andere
Mittel für weitere Reparationszahlungen zur Verfügung zu
ſtellen ſind.
3. Der Haushaltsplan ſpäterer Jahre. Wie
wir ſchon ſagten, kann Deutſchlands Kredit ſich nicht auf die
bloße Herſtellung des Gleichgewichts im Haushaltsplan gründen.
Es muß klar zutage treten, daß dies Gleichgewicht dauernd
auf=
rechterhalten werden kann. Wir müſſen deshalb unbedingt
er=
wägen, welche Laſt Deutſchland in nächſter Zukunft ohne
Ge=
fährdung dieſes Gleichgewichts tragen kann. Es mußten in
dieſer Hinſicht notwendigerweiſe gewiſſe Annahmen aufgeſtellt
werden. Folgende Erwägung iſt angeſtellt worden: Wenn der
Staatshaushalt zwei Jahre lang von Laſten aus dem
Ver=
ſailler Vertrag befreit würde und eine ſtabile Währung wieder
hergeſtellt wäre, müßte Deutſchland im Jahre 1926 auf dem
beſten Wege zu völliger Geſundung ſein und in drei Jahren,
bis 1928, einen normalen Stand ſeiner Wirtſchaft erreichen.
Wir haben den vermutlichen Ertrag ſeiner verſchiedenen Steuern
und ſeine Steuerkraft im Ganzen ſowie die wahrſcheinlichen
Veränderungen in den Ausgaben, die unter dieſen ſich
beſſern=
den Verhältniſſen gemacht werden, in Betracht gezogen und
wir ſind bei voller Berückſichtigung möglicher Irrtümer zu
end=
gültigen Schlußfolgerungen über die Summen gelangt, die ohne
Gefährdung der Stabilität des Staatshaushalts für die Laſten
aus dem Verſailler Vertrag angeſetzt werden können. Wir
haben dieſe Ergebniſſe im Zuſammenhang mit der
wahrſchein=
lichen höchſten Ziffer betrachtet, bis zu der das
Nationalein=
kommen vorausſichtlich von ſeinem jetzigen Stande anwachſen
kann, und mit dem höchſtmöglichen Teilbetrage dieſer Zunahme
der mit Ausſicht auf Erfolg weggeſteuert werden kann.
Wir folgern, daß die Haushaltspläne für die drei folgenden
Jahre, nach Berückſichtigung eines etwa unvermeidlichen
Stei=
gens der Ausgaben, ohne Gefahr die folgenden Höchſtſummen
vorſehen können:
110 Millionen
1926/27
1927/28
500
1250 „
1928/29
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 13. April 1924.
Indem wir andererſeits die Schwierigkeit würdigen,
Deutſchlands Erholungsfähigkeit während der Jahre 1926/27
und 1927/28 abzuſchätzen, möchten wir den Vorſchlag machen, für
dieſe Beträge die Möglichkeit einer Abänderung, und zwar um
eine Summe von nicht über 250 Millionen Goldmark nach
fol=
gendem Plan vorzuſehen: wenn die geſamten kontrollierten
Ein=
künfte, wie ſie in Abſchnitt XIV auseinandergeſetzt ſind, im
Jahre 1926/27 eine Milliarde oder im Jahre 1927/28 ein und
eine viertel Milliarde überſchreiten, ſo ſollen die obigen
Repa=
rationsbeträge um ein Drittel dieſes Ueberſchuſſes erhöht
wer=
den. Wenn umgekehrt dieſe Geſamteinkünfte im Jahre 1926/27
eine Milliarde oder im Jahre 1927/28 ein und eine viertel
Mil=
liarde nicht erreichen, ſo ſollen die Beiträge um ein Drittel des
Fehlbetrages vermindert werden.
Wir glauben, daß die Finanz= und Wirtſchaftslage
Deutſch=
lands am Ende des Steuerjahres 1928/29 zum normalen Stande
zurückgekehrt ſein wird, und daß der gewöhnliche Haushaltsplan
in dieſem und den folgenden Jahren die Einſtellung einer
Summe von 1½ Milliarden Goldmark tragen müßte. Als
Ge=
famtſummen aus den Hilfsquellen des gewöhnlichen Haushalts=
plans wären alſo anzuſetzen: die Normalzahlung von 1½
Mil=
liarden plus der (ſchon beſprochenen) Zuſchlagſumme, die aus
dem Wohlſtandsinder errechnet wird, und zwar von 1929/30 ab.
Wir haben ſorgfältig die Frage erwogen, auf welchen
Be=
trag die Indexzahl angewendet werden ſoll, und da wir
wün=
ſchen, daß Deutſchlands Fortſchritt in den erſten Jahren ſeiner
Geſundung nicht durch Mangel an neuem Kapital ungebührlich
gehemmt wird, halten wir es für wünſchenswert, dieſe Zahl
während der erſten fünf Jahre der Anwendung des Index,
nämlich 1929/30 bis 1933/34, auf den reinen Beitrag aus dem
Staatshaushalte, das heißt auf 2½ Milliarden (oder die Hälfte
der geſamten Normalzahlung) anzuwenden. Nach dieſem
Da=
tum, 1934/35, ſollte der Index auf den vollen Betrag dieſes
Bei=
trages angewendet werden.
B Eiſenbahnen.
Wir haben mit Hilfe zweier maßgebender
Eiſenbahnſach=
verſtändiger die Lage der deutſchen Eiſenbahnen genau geprüft.
Der Gegenſtand iſt wichtig, denn die Eiſenbahnen haben ſeit
dem Waffenſtillſtand mit ſtändig wachſendem Verluſt gearbeitet,
der für den deutſchen Staatshaushalt ſchwere Laſten mit ſich
brachte.
Die meiſten, wenn nicht alle Eiſenbahnnetze haben ſeit dem
Kriege eine Zeit großer Schwierigkeiten durchgemacht, und zwar
aus Gründen, die großenteils außerhalb ihres Machtbereichs
lagen. Beim Leſen des Berichts der Sachverſtändigen, der i
Anlage III zu finden iſt, wird es jedoch klar, daß die Deutſchen
an den größten Schwierigkeiten ſelbſt ſchuld waren. Die deutſche
Eiſenbahnverwaltung muß ſich zu zwei ernſten Anflagen als
ſchuldig bekennen. Erſtens wird durch den jetzt möglichen Abbau
bewieſen, daß ſie viel zu viel Perſonal hatte, ſelbſt wenn man der
Einführung des Achtſtundentages und den Laſten des Verſailler
Vertrages Rechnung trägt, mit denen ſich eine vorübergehende
mangelhafte Organiſation entſchuldigen läßt. Zweitens hat die
Verwaltung übertriebenen Kapitalaufwand getrieben, was ſie
öffentlich damit entſchuldigt, daß zur Abhilfe gegen die
Arbeits=
loſigkeit in weitem Maße gebaut worden iſt.
Es iſt nur recht und billig zu bemerken, daß die Lage jetzt
ſich in kaum wiederzuerkennender Weiſe gebeſſert hat, obgleich
mehr zu tun übrig bleibt. Die Deutſche Regierung hat die
Eiſen=
bahnen von der ordentlichen Verwaltung getrennt und ſie der
Form nach ſoweit wie möglich einem geſchäftlichen
Großunter=
nehmen angeähnelt. Das Bauen im Großen hat nachgelaſſen
und die Tarife ſind mit Gewalt ſo erhöht worden, daß die
Eiſenbahnen ſich nicht nur ſelbſt erhalten, ſondern Nutzen
ab=
werfen.
Dieſe Maßnahmen ſind jedoch noch unzureichend. Der
Kapi=
talwert der Eiſenbahnen wird von den Sachverſtändigen bei
vorſichtiger Schätzung auf 26 Milliarden angegeben. Durch alte
Schulden werden ſie nicht behindert, denn ihre Laſten von früher
ſind durch die Markentwertung gelöſcht worden, und dieſe Laſten
von früher beanſpruchten in der Vorkriegszeit die Hälfte der
Bruttogewinne, die annähernd eine Milliarde Goldmark
be=
trugen, unbeſchadet der Tatſache, daß große Ausgaben, die
ord=
nungsgemäß zu Laſten des Kapitalkontos hätten gebucht werden
können, gewohnheitsmäßig in die Betriebs= und
Inſtandhal=
tungskoſten eingeſchloſſen tvurden.
Die Eiſenbahn=Sachverſtändigen, und wir mit ihnen, ſind
überzeugt, daß die Eiſenbahnen unter geeigneter Leitung bei
einheitlicher Kontrolle und bei geeigneter Tarifpolitik ohne
Schwierigkeit ein ihrem jetzigen Kapitalwert angemeſſenes
Ein=
kommen bringen können.
Man braucht auch nicht zu denken, daß dieſe Beſſerung des
Ertrages durch Erhöhung der Fahrpreiſe und der Preiſe aller
Eiſenbahn=Gütertransporte auf Koſten des deutſchen Volkes
geht. Sie kann im weſentlichen durch wirtſchaftlichere
Verwal=
tung der Eiſenbahnen ſelbſt erreicht werden.
Wenn wir das ſagen, denken wir nicht an unzureichende
Löhne, ſondern eher an die Ausmerzung gewiſſer
Verſchwen=
dungsfaktoren ſowie der Ausgaben, die eigentlich auf
Kapital=
konto gehören, aus den Betriebs= und Inſtandhaltungskoſten.
Die Eiſenbahn=Sachverſtändigen kamen jedoch höchſt
wider=
ſtrebend zu dem Schluß, daß es nutzlos wäre, irgend etwas zu
erwarten, das dem vollen Maß der möglichen Beſſerung auch
nur annähernd gleichkommt, ſo lange die Eiſenbahnen unter
der Kontrolle der Regierung bleiben. Der ganze Geiſt der
ver=
gangenen Zeit des Regierungsbeſitzes war darauf gerichtet, die
Eiſenbahnen in erſter Linie im Intereſſe der deutſchen Induſtrie
und erſt in zweiter Linie als ein gewinnbringendes
Unterneh=
men zu betreiben. Nach Anſicht der Sachverſtändigen iſt ein
völliger Bruch mit alten Ueberlieferungen dringendes
Erfor=
dernis.
Wir nehmen ihre Schlußfolgerungen an und empfehlen
die Umwandlung der deutſchen Eiſenbahnen in eine
Aktiengeſell=
ſchaft. Es liegt nicht in unſerer Abſicht, Deutſchland dadurch der
Verwaltung ſeiner Eiſenbahnen zu Gunſten der Alliierten zu
berauben; im Gegenteil, unſer Plan verlangt nur eine mäßige
Verzinſung des Anlagekapitals, und ſo lange dieſe Zinſen
ein=
kommen, erwarten wir keinerlei Eingriff in die deutſche Leitung
des Unternehmens.
Für den Fall der Zerlegung des Eiſenbahnbetriebes in
mehrere Syſteme, wie dies von der Deutſchen Regierung ſelbſt
vorgeſchlagen worden iſt, möchten wir hinzufügen, daß dieſe
Teilung ihre finanzielle Einheit nicht nachteilig beeinfluſſen
dürfte.
Die Einzelheiten unſerer Vorſchkäge ſind in Anlage IV zu
finden; wir begnügen uns hier, nur einen groben Umriß daraus
zu geben.
Das Komitee empfiehlt, daß von den deutſchen Eiſenbahnen
als Zahlungsbeitrag 11 Milliarden Goldmark in Form von
Hypotheken=Pfandbriefen angefordert werden, die mit 5 Prozent
verzinſt und mit einer jährlichen Amortiſationsquote von 1 vom
Hundert getilgt werden. Das Anlagekapital der deutſchen
Eiſen=
bahnen wird von unſeren Sachverſtändigen nach
Goldmarkbe=
rechnung auf 26 Milliarden geſchätzt. Der Reingewinn dieſer
Eiſenbahnen vor dem Kriege betrug nach weitgehender und
tat=
ſächlich übertriebener Belaſtung auf Kapital, Betrieb= und
In=
ſtandhaltung eine Milliarde. Die Zinſen= und Tilgungslaſt, die
auf dieſen Obligationen liegt, beträgt weniger als 3 Prozent des
Anlagekapitals, was im Vergleich mit Belaſtung des
Anlage=
kapitals, die in vielen anderen Ländern der Welt erforderlich
ſt, wirklich ſehr gering iſt.
W. T. B.
Familiennachrichten
Die glückliche Geburt
un=
ſerer zweiten Tochter zeigen
hocherfreut an
Siegfried Man u. Frau
Anna, geb. Haas
Darmſtadt, den 12. April 1924.
(210898
oooot
Landestheater. ooooogoooooe
Statt jeder beſonderen Anzeige.
Jakob Flickinger
Luise Flickinger.
geb. Kefer.
VERMAHLTE
Darmstadt, 12. April 1924
Inselstraße 19
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Liebe und Freundſchaft beim
Heim=
gange meines lieben Mannes ſpreche
ich Allen, die an meinem Verluſte
liebevollen Anteil genommen haben,
auch im Namen der Familie meinen
aufrichtigen Dank aus. (4761
Frau Walter Behner.
Darmſtadt, den 12. April 1924.
Nach Gottes unerforſchlichem hl. Willen
ent=
ſchlief unerwartet geſtern abend an den Folgen
einer Blinddarmoperation im 29. Lebensjahr
meine innigſigeliebte Tochter, unſere gute
Schweſter und Schwägerin
Dipl.-Ing.
Giadeig Tenric
Frau Oberfinanzrat Dr. V. Würth, geb. Fiſcher
Sr. Maria Rozwitha Würth, 0. S. Fr. cand. phil.
Victoria Gommlich, geb. Würth
Joſeph Würth
Richard Gommlich=Hellborn.
Darmſtadt, Nonnenwerth i. Rh., Gießen,
den 12. April 1924.
Die Beerdigung ſindet am Montag, den 14. d., nachm.
3 Uhr, von der Kapelle des Waldfriedhofs aus, das
feier=
liche Seelenamt am Dienstag, den 15. d., vorm. 9 Uhr,
in der St. Ludwigskirche ſiatt. (Von Beileidsbeſuchen
bittet man abzuſehen.)
(4777
Großes Haus.
Sonntag, 13. April
Keine Vorſtellung.
Kleines Hans. (V
Keine Vorſtellung.
Drahtmatratzen
in allen Größen.
Karl Brückner,
Drahtmatratzenfabrik
Holzſtraße, ( 10370e
Brenn=
materialien
liefert jedes
Quan=
tum zum billigſten
Tagespreis (*10937
Ph. Schwebel
Gardiſtenſtraße 15.
Dankſagung.
(Statt Karten.)
Für die ſoüberaus zahlreiche,
herz=
liche Anteilnahme bei dem Heimgange
unſerer lieben Verſtorbenen, Herrn
Pfarrer Weigel für ſeine troſtreichen
Worte und Schweſter Gretchen für
ihre treue liebevolle Pflege, ſagen
(*10826
innigen Dank
9. Mehzler, Oberlandmeſſer
u. Frau Gertrude, geb. Arnheiter
Nied=Ramſtadt, 11. April 1924.
Neuer Erwerb )
WaurKätion . Neues Leben.
bch liefere ſeit 40 Jahren komplette
Ein=
wchtungen klein und groß, ſowie meine
ergenen Fabrikationsverfahren der
gang=
barſten täglichen Verbrauchsartikel der
tem, techn. und Seifenbranche. Stets
RZeuheiten. Auch Fertigfabrikate zum
Ver=
rieb und Export. Katalog gratis! (I.Mn.*
R. Fallnicht, Eidelſtedt 20 b. Hamburg.
Da-Mu-Da
FI
MA.
Rein 1berſee 250 g 85 Pfg.
D. MUMRICM
hlſtraße 76 und Bismarckſtraße
Eingang Wendelſtadtſtr. (433a
Für alle Beweiſe herzlicher Teilnahme
beim Ableben unſeres Herrn
Rechnungsrat
Beier Karn
ſagen wir auf dieſem Wege unſeren innigſten
Dank.
Ganz beſonderen Dank dem Bund
deut=
ſcher techniſcher Zollbeamten (Bezirksverband
Heſſen), den Beamten des Haupt=Zollamts
Darmſtadt, ſowie dem Bund der
Ausge=
wieſenen für die Niederlegung der wertvollen
Kranzſpenden.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Eilige
Paßbilder
Photogr. Werkſtätte
Schuchardſtr. 14, part.
Offen v. 9-7Uhr. (*ua
Nagerkeit!
Schöne, volle
Körper=
form durch unſere
oriental. Kraftpillen
(für Damen
pracht=
volle Büſte),
preis=
gekr. m. gold.
Me=
daille u. Ehrendipl.,
in kurzer Zeit große
Gewichtszun. — 25
Jahre weltbekannt.
Garant. unſchädl. —
Aerztl. empfohlen.
Streng reell. Viele
Dankſchr. Preis Packg.
(100 Stück) G.=M. 2,7‟
Porto estra.
Poſt=
anweiſung od. Nachn.
D. Franz Steiner
& Eo., G. m. b. H.,
Berlin W 30/9 — In
Darmſtadtzuhaben
i. d. Medizinal=
Dro=
gerie Beckenhaub
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Hierdurch zeige ich ergebenſt an, daß ich ab 1. April 1924
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Landwirtſchaftliche
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mit einer beſonderen Abteilung für
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unbedingt zufriedenzuſiellen.
Beratung erfolgt bereitwilligſt und zur Beſichtigung
ſteht mein Tager Intereſſenten ſiets zur Verfügung. EEin
Beſuch dürfte unbedingt befriedigen.
Ich bitte um geneigten Zuſpruch und halte mich bei
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[ ← ][ ][ → ]Rummer 104.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 13. April 1924.
Seite 9.
Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 13. April.
* Palmſonntags=Gedanken.
„Selig ſind, die nicht ſehen
und doch glauben”. Joh. 20, 29.
„Der Kampf, den ein jeder moraliſch wohlgeſinnter Menſch
unter der Anführung des guten Prinzips gegen die Anfechtungen
des böſen in dieſem Leben beſtehen muß, kann ihm, wie ſehr er
ſich auch bemüht, doch keinen größeren Vorteil verſchaffen, als die
Befreiung von der Herrſchaft des letzteren. Daß er frei, daß er
der Knechtſchaſt unter dem Sündengeſetz entſchlagen wird, um
der Gerechtigkeit zu leben, das iſt der höchſte Gewinn, den er
er=
ringen kann. Den Angriffen des letzteren bleibt er
nichtsdeſto=
weniger noch immer ausgeſetzt; und ſeine Freiheit, die beſtändig
angefochten wird, zu behaupten, muß er forthin immer zum
Kampfe gerüſtet bleiben.”
Mit dieſen Worten leitet Kant in ſeiner Religionslehre das
Kapitel über die „Gründung eines Reiches Gottes auf Erden”
ein. Und dieſe Worte geben gleichſam den Akkord für die
Bot=
ſchaft des Palmſonntags, der mit ſeiner Erinnerung an den
Ein=
zug Jefu in Jeruſalem die irdiſch ſichtbare Form einer Gründung
des Gottesreiches auf Erden widerlegt, aber an die unſichtbare
Gründung des Gottesreiches auf Erden gemahnt, indem er
das=
ſelbe Evangelium verkündet wie das des erſten Adventſonntages.
Und dieſes Evangelium vom Hoſſiannageſang, vom Lobe und
Preiſe deſſen, der da kommt in dem Namen des Herrn, klingt aus
in dem Jeſus=Wort: Wer ſein Leben lieb hat, der wirds
ver=
lieren, und wer ſein Leben auf dieſer Welt haſſet, der wirds
er=
halten zum ewigen Leben.
Das aber iſt die Melodie, die aus dem Grundakkord ſich
her=
ausentwickelt: Wer will, daß das Gute unter uns Menſchen
in=
nerhalb unſerer ſozialen und wirtſchaftlichen und kulturellen
Be=
ſtrebungen zur Herrſchaft gelange, der muß mit allen ſeinen
Kräf=
ten das Gute erarbeiten, helfen, ohne Eigennutz und
ohne ſich auch durch ſcheinbare Mißerfolge von der Macht
des Böſen blenden und von dem einmal als Gur erkannten Ziele
abbringen zu laſſen. Die Welt iſt immer bereit mit ihren
locken=
den Verſuchungen; ſie iſt immer bereit, uns Stricke zu legen.
Aber die Stricke — das ſollte man bedenken — führen in die
Knechtſchaft. Wer ſich an die Welt gebunden hat, der iſt der
Welt verpflichtet, dem fehlt Handelsfreiheit, dem fehlt die
Selbſt=
beſtimmung. War es nicht in der Tat für den Nazarener
ver=
lockend, in dem Augenblick ſich zum Volkskönig ausrufen zu laſſen
und die Negierung über das Volk zu ergreifen — in dem
Augen=
blick, in dem das Volk ſelbſt ihn wie einen König feierte und an chen „Der Traum, ein Leben”, zu höchſter Schönheit herangereift. Solch
ſein Königtum zu glauben ſchien? Wie viele andere Volksführer
hätten und haben in derfelben Lage um eines
Augenblicks=
erfolges willen ihr eigentliches Ziel aus dem Auge verloren!
Wer nach irdiſchen Gütern verlangt, der wird von der Erde
nur Güter empfangen können, die, wie alles Irdiſchevergänglich
ſind. Wer aber das Gute wirkt um des Guten willen, der wird
damit ſich einen Schatz ſchaffen, der Ewigkeitswert in ſich ſchließt.
Hat Friedrich der Große wohl jemals danach geſtrebt, ſich um
Volksgunſt zu bewerben und etwas zu tun, um dermaleinſt der
Große zu heißen? Nimmermehr! Er hat nur Eines gewollt:
ſeine Pflicht treu und gewiſſenhaft erfüllen, Diener ſeines Volkes
und Staates ſein, uneigennützig Gutes wirken! Aber weil er
keine Vorteile aus ſeinem Dienſte am Guten ſuchte, darum wurde
er der Große, darum ward ſeinem Lebenswerk Ewigkeitsſegen
beſchieden.
So werden wir alſo den Palmſonntag nicht umſonſt erleben,
wenn wir aus ſeinem Evangelium uns eine Anſchauung zum
Lebensprinzip machen, die in Kants Sprache lautet: „Das iſt die
fortgehende Bearbeitung des guten Prinzipes, ſich im
menſch=
lichen Geſchlecht, als einem gemeinen Weſen nach Tugendgeſetzen, Brüderunität an den Kirchenbund werden den Hauptgegenſtand der von
eine Macht und ein Reich zu errichten, welches den Sieg über das
Böſe behauptet, und unter ſeiner Herrſchaft der Welt einen ewi= Chriſtentums zu Familie und Beruf. Unmittelbar vor dem
Zuſammen=
gen Frieden zuſichert.”
Mozart=Verein. Das Konzert am 28. April, im Großen Haus des
Landestheaters, zur Feier der zwanzigjährigen Dirigententätigkeit des
Herrn Kapellmeiſters Friedrich Rehbock, begegnet dem größten
In=
tereſſe außer den Kreifen, die dem Mozart=Verein naheſtehen, bei den
vielen, die dem Gefeierten ihre muſikaliſche Bildung verdanken, und den von H. Schütz, dem Vorläufer von J. S. Bach findet Montag, den
Freunden beſter Männerchorliteratur. Wertvolle Tondichtungen für 14. April, abends 8 Uhr, in der Stadtkirche, durch den Kirchengeſang=
Chor und Orcheſter von Franz Liſzt, Karl Bleyle und Hermann Goetz
werden den Mozartchor vor würdige Aufgaben ſtellen. Aus. Liſzts
den Herren Hans Höfflin, Walter Hagner, Franz Müller und Ernſt
Roth geſungen wird. In dem Chorwerk des feinſinnigen Hermann
Goetz: „Es liegt ſo abendſtill der See” ſingt Herr Höfflin den
Tenor=
ſolo und in Blehles „Harfenklang” ſingt Frl. Eugenie Stefanowa die
Altpartie. Zu den Chorwerken „Prometheus” und. An den Miſtral”
von K. Bleyle treten noch Lieder mit Orcheſterbegleitung von Rich.
Strauß und Fr. Liſzt, vorgetragen von Frau Johanna Heſſe und Herrn
Höfflin. (Siehe Anzeige.)
und die Ausſichten, die ſich derzeit für Auswanderer aus Deutſchland in
den verſchiedenen amerikaniſchen Staaten bieten, ſpricht — wie bereits
angekündigt — am Dienstag, den 15. April, abends 8 Uhr, in der Turn= allen Delegierten gutgeheißen und genehmigt. Sodann wurde das
Bun=
halle am Woogsplatz der Direktor der Gewerkſchaft deutſcher
Geiſtes=
arbeiter Herr Haupt, Schriftleiter von Coellen bei Berlin. Die
großem Intereſſe begegnenden Ausführungen des Vortragenden werden
durch eine Fülle vorzüglicher, zum großen Teil vielfarbiger Original= Heſſiſche Schützenbund unter der neuen Leitung blühen und gedeihen
Lichtbildaufnahmen unterſtützt. Wenn der Vortrag auch vornehmlich möge.
der heute beſonders aktuell gewordenen Auswandererfrage gewidmet iſt,
ſo iſt er doch auch in hohem Maße geeignet, jeden Lernfreudigen iun
und Treiben der einer glänzenden Zukunſt entgegengehenden Völker
und Länder des ſüdamerikaniſchen Kontinents einzuführen. — Karten genſchaft. Es gelang dem Vortragenden, die Zuhörer durch ſeine
packen=
bei Konzert=Arnold, Wilhelminenſtraße 9.
Pauluskirche eine geiſtliche Muſikaufführung ſtatt, die lichkeit in Kürze ſtattfindet.
dem Karfreitags= und Oſtergedanken gewidmet iſt. Den Hauptteil der
Vortragsfolge bilden zwei Chorwerke unſeres Altmeiſters Arnold
Men=
delsſohn: „Die Leiden des Herrn” und „Auferſteh= Volkspartei hat an die Reichsregierung eine Anfrage gerichtet, ob und
ung”; beide Werke für Chor, Soli, Orcheſter und Orgel. Dieſe Werke wie die Reichsregierung den 24. April zu einem kolonialen Gedenktage
zur Aufführung eine weitere Kompoſition von A. Mendelsſohn für zwei koloniale Gedenkfeiern ſtattfinden.
Frauenſtimmen und Chor „Der arme Judas” und zwei Soli der
ge=
nannten Damen. Als Ueberleitung zum Oſterfeſt ſchließt das Konzert zahlung für April) am Mittwoch, den 15. d. M., ſtatt. Die Stuben, in
mit der erwähnten „Auferſtehung” einem ungemein zarten, duſtigen denen gezahlt wird, werden durch Aushang im Hausflur bekannt gege=
Verk, das in den Choral „Chriſt iſt erſtanden” ausmündet. Der Eintritt ben. Die Zahlung findet ſtatt von 101, bis 1 Uhr und von 3 bis 5 Uhr.
iſt frei doch werden zur Deckung der nicht unerheblichen Koſten
frei=
willige Beiträge in entſprechender Höhe erbeten.
— Fahrplanverbeſſerung. Von Montag, den 14. April d. J3, ab koſtenpflichtig zugeſandt. Eine Anzahl der im März zur Beſcheinigung
züge wieder täglich befördert: Zug 3420 Groß=Zimmern ab 8.46, Darm= wver bis Dienstag, den 15. d. M., dieſelben nicht zurückgegeben hat, kann
ſtadt=Oſt an 9.18 Uhr abends; Zug 3421 Darmſtadt=Oſt ab 10.38 abends,
Groß=,Zimmern an 11.00 Uhr. In Darmſtadt=Oſt beſteht Anſchluß nach
und von Darmſtadt=Hauptbahnhof.
Gicht,
Rheuma,
Jschias,
Hexenſchuß,
Nerven= und
Kopfſchmerzen
Zuſammenkunft von Juriſten.
— In dem dritten, vom Oberlandesgericht und Anwälteverein
aus=
gehnden Vortragsabend erläuterte Staatsanwalt Dr. Volk in einer
eingehenden und lehrreichen Beſprechung die durch die „Verordnung vom
4. Januar 1924 über Gerichtsverfaſſung und Strafrechtspflege” auf dem
Gebiete des Strafverfahrens eingetretenen Neuerungen. Insbeſondere
ſchilderte er in ausführlichen und gründlichen Darlegungen die
Wirkun=
gen, welche ſich aus der in der Novelle enthaltenen Gliederung des
Strafgerichts für die Art und Zuſammenſetzung der einzelnen Gerichte
und den völlig veränderten Ausbau der Rechtszüge ergeben haben. Mit
Recht hob er hervor, daß zwar die Einführung von Laiengerichten für
das erſtinſtanzliche Strafverfahren dem Zug der Zeit entſprechend wohl
nicht zu umgehen war, obwohl die bisherigen Strafkammern ſich durch
eine zuverläſige Rechtſprechung ausgezeichnet hätten; die Eingliederung
der erſten Inſtanz an das Amtsgericht, die allzu weite Zuſtändigkeit des
allein entſcheidenden Amtsrichters und die uneinheitliche und
unüber=
ſichtliche Organiſation der Schöffengerichte, wie ſie die Verordnung
ge=
bracht hätte, bedeuteten jedoch keineswegs Verbeſſerungen gegenüber
dem geltenden Necht. Auch habe man mit den nur dem Namen nach
fortbeſtehenden Schwurgerichten, welche in Wirklichkeit große
Schöffen=
gerichte ſeien, nur halbe Arbeit gemacht. Die Befugnis des
Staats=
anwalts, zu beſtimmen, welches von den verſchiedenen erſtinſtanzlichen
Gerichten mit einer Strafſache befaßt werden ſolle, führen zu einer
Ver=
ſchiedenheit und Ungleichheit der Zuſtändigkeit in den einzelnen deutſchen
Ländern, womöglich auch den einzelnen Staatsanwaltſchaften und ſei in
ihrer Auswirkung in bedenklicher Weiſe auch maßgebend dafür, ob im
einzelnen Falle die Reviſiön an das Oberlandesgericht oder an das
Reichsgericht gehe. Die für das eigentliche Strafverfahren entſtehenden
Neuerungen wurden ebenfalls eingehend vom Redner auseinandergeſetzt.
Zuſammenfaſſend äußerte er, es ſei zwar an ſich zu begrüßen, daß die
Reichsregierung nach langjährigen und bisher ſtets ergebnislos
geblie=
benen Verhandlungen über eine Abänderung des Strafprozeſſes zu einer
Neuregelung gelangt ſei, die Novelle ſei aber ſo ausgefallen, daß man
an ihr keine Freude haben könne. Sie weiche ab von der klaren Linie,
auf welcher ſich bisher der Strafprozeß bewvegt habe; ſie ſei nicht
geeig=
net, die Güte der Rechtſprechung zu fördern, und ſie gefährde durch ihre
unſcharfen und ſchwankenden Beſtimmungen in hohem Maße die
Ein=
heitlichkeit der Rechtſprechung. Dabei ſei es mehr wie zweifelhaft, ob die
in erſter Linie damit beabſichtigte Koſtenerſparnis wirklich erreicht werde.
Dieſe Kritik des Vortragenden an der im Verordnungswveg
eingeführ=
ten Neuregelung iſt zwar eine herbe, ſie wirkte aber auf die Zuhörer
überzeugend, und man kann ihr vom Standpunkte der praktiſchen
Straf=
rechtspflege nur in vollem Umfange beiſtimmen.
Zu Beginn des Vortrags wies Oberlandesgerichtspräſident Lang
darauf hin, daß den nächſten Vortrag am 25. April, abends 6 Uhr,
Pro=
feſſor Muß von der Techniſchen Hochſchule über die gegenwärtige
Wäh=
rungslage Deutſchlands halten werde.
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T. Lukasgemeinde. Wiederholung von Grillparzers „Der Traum,
ein Leben‟. Nachzutragen iſt: Rhythmus und Vers der Sprache Franz
Grillparzers iſt in ſeinem letzten Bühnenwerk, dem orientaliſchen
Mär=
edle Sprache dramatiſch zu geſtalten, ſtellt darum hohe Anforderungen,
denen die Wiederholung beſſer gerecht wurde. Kurt Schnellbacher in
der Hauptrolle als Ruſtan erreichte eine glänzende Charakteriſierung
ſeiner Rolle. Das Spiel der übrigen Darſteller gewann vor allem
diesmal durch verbeſſernde Abänderungen an Flüſſigkeit; an Tiefe und
Eindruck dadurch, daß es durch weſentlich verkürzte Pauſen in einem
Guß geboten werden konnte. Der Hintergrund, „ſelbſtgemalte
Büh=
nenbilder, unterſtrich mit ſeinen günſtigen Verbeſſerungen im Verein
mit hübſch gewählten Koſtümen das farbenſchillernde Kolorit des
Mär=
chens vorteilhafter, denn zuvor. Als Ganzes eine reifere Darbietung,
würdiger und vollkommener. Eine Ehre für den Schöpfer: Bernhard
Felmer.
— Dritter Deutſcher Evangeliſcher Kirchentag 14.—17. Juni in
Biele=
feld. In ſeiner Frühjahrsſitzung hat der Deutſche Evangeliſche
Kirchen=
ausſchuß beſchloſſen, die parlamentariſche Geſamtvertretung des
Deut=
ſchen Kirchenbundes, den 3. Deutſchen Evangeliſchen Kirchentag, für die
Tage vom 14.—17. Juni nach Bethel=Bielefeld einzuberufen.
Bekanntlich mußte eine bereits für Oktober v. Js. in Ausſicht genommene
Tagung mit Rückſicht auf die damaligen wirtſchaftlichen Verhältniſſe.
wieder abgeſagt werden. Neben Kirchengeſetzen über die
Bundesbeam=
ten, Uebernahme der kirchlichen Diaſporapflege, Angliederung der Ev.
der ganzen evangeliſchen Welt mit Spannung erwarteten Verhandlungen
Fragen des ſozialen Lebens bilden, insbeſondere die Stellung des ev.
Dr. W. 2 tritt des Kirchenbund=Parlaments wird am 13. Juni der
Kirchenhundes=
rat, das Vertretungsorgan, der Kirchenregierungen der im Kirchenbund
vereinigten 28 deutſchen Landeskirchen, ſeine erſte Sitzung ſeit
Begrün=
dung des Kirchenbundes abhalten.
— Stadtkirche. Die Aufführung der Matthäus=Paſſion
berein der Stadtkirche, unter Leitung des Herrn Stadtorganiſten
Born=
gäſſer, ſtatt. Die Worte Jeſu ſingt Herr Johannes Biſchoff, die
Kompoſition „An die Künſtler” hebt ſich ein Quartett heraus, das von des Evangeliſten Herr Konzertſänger Franz Müller. Um jedem
Ge=
meindeglied den Genuß des herrlichen Werkes zu ermöglichen, iſt der
Eintritt frei. Gaben zur Deckung der Koſten werden beim Ausgang
dankbar angenommen.
— Heſſiſcher Schützenbund, Sitz Darmſtadt. Die in Ober=Roden
abgehaltene Generalverſammlung des Heſſiſchen Schützenbundes verlief
in allen Teilen einvandfrei. Nach Erledigung der Tagesordnung wurde
der alte Vorſtand wiedergewählt; an Stelle des ſeitherigen 1. Vorſitzen=
— Südamerika=Vortrag. Ueber Land und Leute in Südamerika den wurde Guſtav Hanſtein („Feurio‟=Darmſtadt) einſtimmig
ge=
wählt. Ein Antrag des Schützenklubs „Feurio” betr. Neuregelung des
Meiſterſchaftsſchießens, wurde nach einigen kleinen Abänderungen von
desſchießen geregelt und mehrere Schützenwettſtreite angemeldet. Es
er=
klärten ſich drei Vereine bereit, dem Heſſiſchen Schützenbund beizutreten.
Der erſte Vorſitzende ſchkoß die Verſammlung mit dem Wunſche, daß der
— Reichsvereinigung ehemaliger Kriegsgefangener. Man ſchreibt
uns: Am Freitag abend ſprach auf Veraulaſſung des Wartburgvereins
packend unterhaltender Form in das reizvolle und buntbewegte Leben, in deſſen Verſammlungslokal Herr Diakon Pedig, von Bethel zei
Vielefeld über ſeine Erlebniſſe in dreijähriger franzöſiſcher
Kriegsgefan=
den Schilderungen im Banne zu halten, und erntete lebhaften Beifall.
— Pauluskirche. Am Karfreitag nachmittags 4 Uhr, findet in der Es iſt damit zu rechnen, daß ein weiterer Vortrag in breiterer Oeffent=
— Der koloniale Gedanke und die deutſche Jugend. Die Deutſche
ſind der Paulusgemeinde von früheren Aufführungen her bekannt und aller Deutſchen, insbeſondere der ſchulpflichtigen Jugend, auszugeſtalten
lieb geworden. Die Soli liegen in den Händen der Damen Altenbach gedenke. Die Reichsregierung hat auf dieſe Anfrage in zuſtimmendem
und Nunge und der Herren Mettler und Kleinſchmidt. Ferner kommen Sinne geantwortet. Es iſt veranlaßt worden, daß in allen Schulen
— Beim Verſorgungsamt findet bie Zahlung der Penſionen (Reſt=
Am Donnerstag vormittag von 10 bis 12 Uhr wird bei der Kaſſe
ge=
zahlt. Nicht bis Donnerstag nachmittag abgeholte Penſionen werden
werden auf der Strecke Groß=Zimmern-Darmſtadt=Oſt folgende Abend= geſandten Lebensbeſcheinigungen ſind dem Amt noch nicht zurückgegeben;
keine Bahlung erhalten.
— Auch der Deutſche Seeverein (früher Flottenberein) hat ſchwer
ge=
rungen mit der Not der Zeit, mit der durch ſie geſchaffenen Stumpfheit;
nun aber regt ſich an vielen Orten auch des Heſſiſchen Landesverbandes
der Trieb, wieder einzutreten für deutſche Seegeltung; die ſeither
be=
ſtandene Schwierigkeit, Mitglieder den Gruppen zuzuführen ſchwindet
mehr und mehr. Im März hat der um die artilleriſtiſche Ausbildung
In der Hochſeeflotte hochverdiente Admiral Jacobſen, Exzellenz, in Groß=
Umſtand und Reinheim Vortrge gehalten, die das Seekriegsleben
frü=
herer Zeit ſchilderten, als unſere Panzerſchiffe noch unter Segel fuhren,
und die durch lebensvolle, anſchauliche Darbietung eigener Erlebniſſe
und Erfahrungen die Zuhörer feſſelten, die Jugend begeiſterten. An
bei=
den Orten wurden die verkümmerten Ortsgruppen zu neuem Blühen
er=
weckt durch Werbung von 30 bezw. 33 Mitgliedern.
— Ziegenzuchtverein Darmſtadt. Die Aprilmonatsverſammlung
verlief, bei zahlreicher Beteiligung, ſehr rege. Nach Erledigung der
Tagesordnung wurden die Erfahrungen der diesjährigen Lammung
zur Ausſprache geſtellt. Hierbei wurden einige Fehlgeburten beſprochen,
die zum Teil neben fehlerhafter Ernährung auf mangelnde Bewegung
zurückzuführen ſeien. Das Fehlen von phosphorſaurem Kali in der
hieſigen Sandgegend könne nur durch Beifütterung von Grablehzſchen
Salzen behoben werden. Wer Nutzen von ſeinen Tieren haben wolle,
dürfe es neben der Stall= und Tierpflege an den kleinen Ausgaben für
erprobte Nährſalze, Lebertran uſſv, keinesſvegs fehlen laſſen.
ſchon ſollten Vorbereitungen getroffen werden, daß die diesjährige
Ver=
bandsſchau würdig verläuft.
Das Mindeſtgehalt
im Problem der Gegenwartswirtſchaft.
Von Arbeitgeberſeite wird uns geſchrieben:
Es iſt vielleicht nicht ganz unangebracht — wenn wir ſchon einmal
von Mindeſtgehältern und damit Tariflöhnen zu ſprechen
beabſichti=
gen — einem vielerörterten Irrtum entgegenzutreten, der da meint,
dieſe Begriffe als beachtenswerte Errungenſchaften oder Erfindungen
der ſozialen Entwicklung der Nachkriegszeit betrachten zu ſollen. Für
diejenigen, die der Angeſtelltenbewegung nicht ganz ferneſt=hen, ſind
dieſe Begriffe als Forderungen keineswegs neu, ſondern zum weitaus
größeren Teil Vorkriegsüberlieferung. Hat doch ſchon 1917 beiſpielsweiſe
die Arbeitsgemeinſchaft kaufmänniſcher Verkände in einer damals
er=
ſchienenen Denkſchrift die Notwendigkeit der Feſtlegung von
Mindeſt=
gehältern ausgeſprochen.
Nach einer — in der Inflation begründeten — Zeit des Aufbaues
der Lohn= und Gehaltsſyſteme leben wir jetzt in einer Epoche des
Ab=
baues auf allen Gebieten, des Abbaues auch auf den Gebieten des Lohn=
und Gehaltsweſens. Während aber der Aufbau an Hand des
Lebens=
haltungsindex, der wirtſchaftlichen Notwendigkeit vor ſich gegangen iſt,
wird dieſer Abbau von ſtaats= und wirtſchaftswegen nach reinen
Bud=
getausgleichsmethoden vorgenommen, ohne in den weitaus meiſten
Fäl=
len danach zu fragen, ob der danach zu verbleibende Tariflohn noch das
Exiſtenzminimum für den Gehaltsbeziehenden darſtellt, ob dieſer
Mindeſt=
lohn nicht eigentlich „Zum Leben zu wenig, zum Sterben zuviel”
be=
deutet.
Die Gründe, die für dieſen nur unter den gegenwärtigen
Verhält=
niſſen möglichen, allzu kraſſen Lohn= und Gehaltsabbau angeführt
wer=
den, ſind die mannigfaltigſten. Am meiſten weiſt man darauf hin, daß
wir unſere Wirtſchaft nun wieder exportfähig geſtalten müßten. Es iſt
hier weder der Platz, noch erſcheint es zweckmäßig, den eigentlichen
Widerſtänden unſeres Exports an dieſer Stelle nachzuſpüren. Daß der
Export aber lediglich durch den Abbau der Löhne und Gehälter gehoben
werden kann, darf ſtark bezweifelt werden. Zum mindeſten müßte
da=
neben eine gründliche Nachprüfung der Kalkulationsmethoden der letzten
Jahre einhergehen, mit den Zwangskalkulationen der Kartelle und der
Truſts aufgeräumt werden, Forderungen, von deren Erfüllung trotz des
„Kartellgeſetzes” bis jetzt wenig zu ſehen oder noch weniger zu ſpüren iſt.
Andererſeits darf man als unſtreitig feſtſtehend bezeichnen, daß dieſer
rapide und gewaltſame Gehaltsabbau auf das Inlandsgeſchäft von faſt
kataſtrophalem Einfluß geweſen iſt, deſſen Folgeerſcheinungen zu ernſten
Befürchtungen auch für die nächſte Zeit allen Anlaß geben. Der
weit=
aus größere Teil unſerer Bevölkerung ſteht in bezug auf ſeine
Beklei=
dungsvorräte uſw. ohne Zweifel auf dem ſogenannten Niveau des „
Ab=
gebranntſeins”. Trotzdem klagen die Geſchäfte über eine auffallende
Stille, die auch durch Sonderangebote, Weiße Wochen uſw. nicht behoben
werden kann. Der Grund für dieſe Stille liegt vor allem darin, daß
der Maſſe der Beſoldeten, der Lohn= und Gehaltsempfänger von ihren
Bezügen eben nichts bleibt, um nur die dringenden Anſchaffungen
vor=
nehmen zu können, daß ſie ihre Sorgen haben, um nur den notwendigen
Lebensunterhalt beſtreiten zu können. Das war für alle diejenigen
vor=
auszuſehen, die ſchon in den vorhergehenden Jahren als
Grundbeding=
ung einer geregelten und befriedigenden Allgemeinbeſchäftigung der am
Inlandsabſatz intereſſierten Branchen das „ununterbrochene Rollen” des
Geldes bezeichnet und verlangt hatten. Dieſe Unterbrechung des
Rol=
lens hat ſchon jetzt Hemmungen auf dem Gebiete des Kreditweſens und
der Ausdehnungsfähigkeit der Einzelbetriebe gezeitigt.
So kommt es, daß heute gerade die Gegenſeite am meiſten oder
viel=
fach davon ſpricht, den Beſoldeten auskömmlichere Daſeinsformen
ſchaf=
fen zu müſſen. Das Problem unſerer Gegenwartswirtſchaft könne nur
ſo gelöſt werden, daß dem Angeſtellten wie dem Arbeiter von ſeinen
Bezügen weniaſtens ſo viel bleibt, daß er ſeine dringendſten
Anſchaffun=
gen vornehmen kann. Die damit verbundene Wiederbelebung der
Kauf=
tätigkeit würde dann andererſeits befruchtend auf die Allgemeinwirtſchaft,
wie auch auf die Kredit= und Geldverhältniſſe des Marktes einwirken
und ſo wenn auch von egoiſtiſchen Beſtrebungen eingeleitet — eine
Atmoſphäre größerer Allgemeinzufriedenheit ſchaffen.
So zeigt ſich damit aber gleichzeitig auch zum erſten Male deutlich,
wie innig Mindeſtlohnpolitik und Allgemeinwirtſchaft miteinander
ver=
bunden, ja, aufeinander eingeſtellt ſind, und man hat allen Grund, der
Weiterentwicklung dieſes Problems mit ganz beſonderer
Aufmerkſam=
keit zu folgen, zumal vom Standpunkte der Angeſtelltenorganiſationen,
die in der Löſung des Problems auch zugleich einen Weg zur
Aufbeſſe=
rung der Lebensverhältniſſe ihrer Mitglieder finden dürften.
E Auszahluugen an Klein= und Sozialrentner. Auszahlungen für
die zweite Aprilhälfte finden bereits ſtatt an: 1. Kleinrentner:
im Städt. Leihamt am Montag, den 14. April nachm. von 1—4 Uhr,
Kleinrentner mit den Anfangsbuchſtaben der Zunamen A—K:
Diens=
tag, den 15. April, vorm. von 9—12 Uhr, Kleinrentner mit den
An=
fangsbuchſtaben der Zunamen L—R; Dienstag, den 15. April, nachm.
1—4 Uhr, Kleinrentner mit den Anfangsbuchſtaben der Zunamen S—3.
Nicht abgeholte Beträge werden nur am nächſtfolgenden Tage
ausbe=
zahlt. — 2. Sozialrentner: in der Stadtkaſſe, Grafenſtr. 28,
am Montag, den 14. April, wie folgt: von 9—10 Uhr vorm. für die
Feſtſetzungsbeſcheide 1—400, von 10—11 Uhr vorm. für die
Feſetzungs=
beſcheide 401—800, von 11—12 Uhr vorm. für die Feſtſetzungsbeſcheide
801—1200, von 12—1 Uhr nachm. für die Feſtſetzungsbeſcheide 1204 und
mehr. Nicht abgeholte Beträge werden nur am nächſtfolgenden Tage
ausbezahlt.
— Werbemittel für Spareinlagen. Ibſcher ſchreibt in „Bl. für
Ge=
noſſenſchaftsweſen”: „Gerade auch an der Aufklärung der Bevölkerung
liegt viel. Was den Kreditinſtituten mit Sparverkehr zur Zeit nottut,
iſt, die verſchiedenſten Volksſchichten, die Angehörigen aller Berufe, zum
wirtſchaftlichen Sparen von neuem zu erziehen und anzuhalten. Hier
wären die beſten Schrittmacher auch die Schulen, die Arbeitsſtätten, die
wirtſchaftlichen Körperſchaften und Berufsorganiſationen.”
— Orpheum. Heute, Palmſonntag, 13. April, geſchloſſen, wegen
geſetzlichen Verbots. Weitere Unterbrechungen erleidet der Spielplan,
mit Ausnahme der Karfreitags, nicht. — Montag und folgende Tage:
„Die luſtige Witwe‟.
— Einheitliche Auflöſung des Graf zu Solms=Rödelheim= und
Aſſen=
heimſchen Hausguts. Zuſtändige heſſiſche Behörde iſt das Landgericht
Gießen. Die Auflöſung erfolgt auch bezüglich der heſſiſchen Teile
auf Grund des preußiſchen Geſetzes vom 23. Juni 1920, ſowie der
Aus=
führungsbeſtimmungen. Auch hier iſt die Benutzung des Archivs
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Auch in dieſem Winterhalbjahr wurden von Mitgliedern des
Lehr=
der Schule im Feſtſaal des Nealgymnaſiums eine Reihe von Vorträgen
aus verſchiedenen Wiſſensgebieten gehalten, die ſich eines regen Beſuchs
gen. Es ſprachen:
1. Prof. Wißmann über Begriff, Grenzen und Ziel
der Erziehung:
Der erſte Teil handelte vom Begriff und Weſen, der zweite von der
Möglichkeit der Erziehung. Das rationaliſtiſche Zeitalter des 18. Jahr= ſätzliche Verſchiedenheit wegen der Eigenart der Kulturſeelen, aber alle
hunderts hielt es für möglich, durch Erziehung beim Menſchen alles zu
erreichen. Der Anfang des 19. Jahrhunderts dagegen ſprach der Er=
Vererbung). Jetzige Auffaſſung: Die Macht der Erziehung iſt durch
ſchen nur dadurch gegeben werden, daß man ſie zu ſittlichen
Perſönlich=
keiten erzieht.
2. Prof. Pfanumüller: Das Wiedererwachen des
Buddhismus.
Ende des vorigen Jahrhunderts buddhiſtiſcher Geiſt in das deutſche
und Richard Wagner ſind, jeder in ſeiner Weiſe, Herolde des Buddhismus
den Sieg. In Parſifal hat das Chriſtentum für die Weltauffaſſung
Wagners den Sieg davon getragen. — Zuletzt wurde Stellung genommen
zur Theoſophie, die ebenfalls indiſch=buddhiſtiſche Gedanken in ſich
auf=
genommen hat, und trotz gegenteiliger Behauptung ihrer Vertreter dem
Chriſtentum keineswegs wohlwollend gegenüberſteht.
3. Prof. Dr. Schilling: Unſere Jugend im Kampf um eine
Weltanſchauung.
Den Niederſchlag aller Perſönlichkeitskultur bildet die
Weltanſchau=
uſig, welche, um allen Seiten des menſchlichen Daſeins gerecht zu werden
nicht allein den Verſtand, ſondern auch das Gemüt zufriedenſtellen muß.
Zu ihrer Bildung müſſen außer den Erfahrungswiſſenſchaften auch ſolche
Kulturgüter beitragen, die in der Geiſteswelt wurzeln, zum Beiſpiel:
Religion und Philoſophie. Dadurch wird der Widerſtreit zwiſchen
Glauben und Wiſſen heraufbeſchworen, der, wie Kant gezeigt hat, durch
eine reinliche Scheidung der betreffenden geiſtigen Intereſſengebiete zu
vermeiden iſt. Dies ſetzt aber die völlige Reife des Geiſtes vornus.
Da=
zum gehört zu jedem höheren Jugendleben ein Seelenkampf, der die
Auseinanderſetzung zwiſchen Religion und Wiſſenſchaft zum Zweck hat.
Er nimmt namentlich den werdenden Menſchen im Entwicklungsalter in
Anſpruch, bis er, mit dem Schwinden der letzten Illuſionen der
Jünglings=
jahre einer ruhigeren Auffaſſung von Welt und Leben weichen muß.
Gerade in der heutigen Zeit bietet er unſerer Jugend inſolge der
herr=
ſchenden Kulturkriſis ungeheuere Schwierigkeiten, weswegen ihre
Er=
ziehung das Elternhaus und die Schule vor beſonders
verantwostungs=
volle Aufgaben ſtellt.
4. Studienrat Dr. Maſer: Ueber Vererbung
(m it Lichtbildern):
Die Vererbungswiſſenſchaft iſt die notwendige naturwiſſenſchaftliche
Grundlage nicht nur für das Studium jedes Einzelweſens in ſeiner
Bedingtheit durch ſeine Vorfahren, für die praktiſche Tier= und
Pflanzen=
zucht und die Heilkunde, ſondern auch für das Studium der Soziologie,
der Naſſenhugiene und für die Beurteilung des Aufſtiegs und Verfalls
von Kulturvölkern. Der Vortrag zeigte die Tatſache der Vererbung
körperlicher und geiſtiger Cigenſchaften an verſchiedenen Beiſpielen,
be=
handelte die Fortpflanzungsarten und führte den Begriff des Idioplasmas
ein, als den Teil der Zelle, in dem die Arteigenſchaften des Tieres
be=
gründet iſt. Die Einzelweſen werden unterſucht, wie ſie varieren, wenn
ſie erblich gleich ſind und in verſchiedenen äußeren Verhältniſſen
auf=
wachſen, die Grenzen dieſes Varierens betont und die Ergebniſſe der
Unterſuchung auf das menſchliche Raſſenproblem angewandt. Die Geſetze
der Kreuzung erbungsgleicher Weſen, wie ſie Mendel entdeckte und andre
Forſcheu, vor allem Morgan, weiter ausbauten, wurden entwickelt,
dabei die ſtofflichen Träger der Vererbung, die Chromoſomen des
Zell=
kerns, behandelt und ein Abriß der Keimzellenbildung gegeben. Bei=
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 13. April 1924.
ſpiele von Mutationen, die bei dauernder Veränderung des Idioplusmas / Bord geworfen hatte, nicht mehr erlöſen, ſondern verdammt ihn, ſo die
entſtehen, und ſich alſo feſt vererben, bildeten den Schluß der Aus= alten Fauſtbücher, deren erſtes Marlowe dramatiſiert. Durch engliſche
führungen.
körpers der genannten Anſtalt zum Beſten der Wohlfahrtseinrichtungen 5. Prof. Dr. W. M. Becker: Aus der Gedankenwelt 93w ald, anders über ihn als das 16. Jahrhundert. Die Stürmer und Dränger
Spenglers.
Nach einer kurzen Charakteriſtik des Werkes, „Der Untergang des mehr und mehr das Urbild des tragiſch ins Unendliche ſtrebenden
moder=
zu erfreuen hatten. Zuſammenfaſſend berichten wir nunmehr an der Abendlandes” und einem Hinweis auf die Haltung der Kritik dieſem nen Menſchen. Goethe hat den Helden, ſein Selbſt, zum Selbſt der
Hand der uns von den Rednern zur Verfügung geſtellten Aufzeichnun= Buche gegenüber wendete ſich der Vortragende dem Verſuche Spenglers Menſchheit erweitert. Der fauſtiſche Drang iſt ſo des Lebens größte
ſchichte aus den Lebeusläufen der Einzelkulturen beſteht. Die Kultur iſt ſucht, zur Heimat der Seele — in Gottes Land.
ihm das Urphänomen des hiſtoriſchen Lebens im gleichen Sinne wie für
Goethe auf einem anderen Gebiet organiſchen Lebens die Urpflanze. 8. Prof. Dr. Köſer: Theater, Zirkus und Arena in der
Der Vergleich der verſchiedenen Kulturlebensläufe zeigt deren
grund=
müſſen den gleichen Gang von der Jugend durch die Reiſe bis zum Tode einer äußerlich glanzvollen, ſeeliſch armen Zeit und zeigte die
verwerf=
durchlaufen, ſo daß man in den jedesmaligen Altersſtufen homologe Er= lichen Methoden einer verbrecheriſchen Erwerbsloſenfürſorge, die den
ziehung jede Einwirkungsmöglichkeit auf den Menſchen ab (Macht der ſcheinungen findet. An dem Gegenſatz der beiden urſprünglichen Stände. Nuf zpanem et eircenſis” als berecltigt anerkannte, und dem Untätigen
Vererbung und andere Einfüſſe kegrenst.— Das Ziel der Erziehung Adel und Prieſtertum, wurden weiterhin der Unterſchied von Daſein und
iſt. die Menſchen glüicklich zu machen: Das wahre Glüick kann den Men= Bachſein und ſeine Konſeauenzen dargelegt. Die Schafung eines Syſtens nicht nur zum Brot verhaf, ſondern hn auch die Zeit Beroniglich
bers=
von Kauſalitäten iſt eine Notwendigkeit des wachen Denkens, doch kann es
auf abſolute Bedeutung keinen Anſpruch machen. Während auf dem Ge= machte. Der 1. Teil des Vortrags beſchäftigte ſich mit dem Theaterbau,
biet des geiſtigen Lebens der Weg der Syſtematiſierung ſeinem Ziele zus ſtammenden Poſſe und des Mimus und die Freude des. Südländers am
Zuſtand der zerfallenen Zibiliſationen wurde aufgezeigt als der Weg, Schauſpielkunſt. Vom Theater ging es in den Zirkus mit ſeinen auf=
Redner gab zuerſt einen kurzen Ueberblick über das Leben Gautama den nach Spengler das Abendland unausweichlich zu geben hat, ſeitdem
Buddhas und entwickelte dann ſeine Lehre in ihren Grundzügen. Zu ſeine Kultur im 18. Jahrhundert ihre Höhe überſchritt. Schließlich zeigte regenden Wagenrennen. Lebendig wurden die römiſchen „Hippomante‟
ſeinem eigentlichen Thema übergehend zeigte er, wie namentlich gegen der Vortragende in einer Wirdigung der Srenglerſchen Ide die uud die Zerklüſtung des römiſchen Voles durch die Zirkusburteien
Schwierigkeiten, die einem lebenshereiten Menſchen aus dem Determini= der Grünen und Blauen. Alsdann führte der Redner zum Tatort der
Geiſtesleben einſtrömte. Schobenhauer, der Philoſoph des Weltſchmerzes, ſtiſchen. Peſſimiſtiſchen. Greiſenhaften dieſer Weltanſchauung notwendig Uebexraſchungen; zur Arena. Ein grauſiges Bild des Blutrauſches bot
erwachſen. Innerlich junge Menſchen möchten für unſer deutſches Volk die Schilderung der Gladiatorenkämpfe, Tierhetzen und Seeſchluchten,
geweſen. Iu den großen Werken Wagners, dem Ning, Triſtan und lieber eine Pſeudomorphoſe annehemen, die uus die Möglichkeit ſchafft. Den Schluß bildete ein Ueberblick über die heute noch erhaltenen Reſto
Parſifal, ringen buddhiſtiſche und chriſtliche Gedanken miteinander um durch die abgelebten weſteuropäiſchen Formen hindurch unſerem Eigent= römiſcher Schauanlogen.
lichſten zum Durchbruch zu verhelfen.
6. Prof. Como: Aus Darmſtadts älterer Kunſt: Georg
Moller (mit Lichtbildern).
Darmſtadts großer Barockbau, das Reſidenzſchloß des Franzoſen
De la Foſſe, weiſt, zurückgehend auf die franzöſiſche Schule und auf
Palla=
dio, Klaſſiziſtiſchen Geiſt auf. Schuhknechts Exerzierhaus und
Kollegien=
gebäude, noch ſchärfer Mittermayers Altes Palais und Marſtall
ent=
falten mehr und mehr den Klaſſizismus, der dann voll in dem „antikiſch”
(bei Weinbrenner und in Italien) geſchulten Georg Moller Höhepunkt
und Vollendung erreicht. In Plan und Bild ſuchte der Vortragende
Ludewigs I. und Mollers klaſſiziſtiſches Darmſtadt, Straßenzüge, Plätze,
öfentliche und Privatbauten, die Probleme und Löſungen der neuen
Stadterweiterung dem Hörer vorzuführen. Ein Lebensbild Mollers,
des Architekten, des Gelehrten und Forſchers, des begeiſterten und
fein=
ſinnigen Künders und Erhalters der alten deutſchen Baukunſt”, und ein
Blick auf das ſtille Grab an der Mauer des alten Friedhofes ſchloß den
Vortrag.
7. Studienrat Dr. Gombert: Auf Fauſtſpuren vor Goethe.
Aus der Tiefe des geiſtigen Lebens iſt das Fauſtproblem
heraus=
gewachſen, und die verſchiedenen Zeiten drücken ihm ihr beſonderes
Ge=
präge auf. Das vermeſſene Streben des Menſchen, die Schranken der
Menſchheit zu durchbrechen, iſt auflehnen gegen Gott und führt zum
Bunde mit dem Teufel. In den mittelalterlichen Faſſungen wird der
Böſe ſchließlich überwunden. Der Frevler wird ſich rechtzeitig ſeines
furchtbaren Betruges bewußt und kehrt, durch Mariens Fürbitte
reu=
mütig zu ſeinem Gett zurüſck, ſo Cypprianus, Theophilus und die Päpſtin
Jutta. Das Reformationszeitalter kann Fauſt, der den Glauben über
Komödianten kommt der Fauſt ſchließlich ins deutſche Puppentheater
wo ihn Goethe und Leſſing kennen lernen. Ihr Zeitalter denkt und urteilt
fühlen ſich ichm ſeeliſch verwandt und ſchwärmen für ihn: Fauſt wird
zu, Geſchicke vorauszubeſtimmen. Er zeigte, wie für Spengler die Ge= Gunſt und führt, geläutert und veredelt, zum Ziel aller wahren Sehn=
römiſchen Kaiſerzeit (mit Lichtbildern).
Der Redner gab ein Bild von den hochgeſteigerten Lebensanſprüchen
trieb und unerſättlicher Schaugier immer neue, unerhörte Zugeſtändniſſe
dem dramatiſchen Schaffen, wobei hauptſächlich dns Weſen der aus Atellg
ſchreitet, ſiegt gleichzeitig der Geiſt der Weltſtadt über die Probillz. Der Pantomimus beſprochen wurden, der effekthaſchenden Negie und der
9. Affeſſor Dr. Scheuring: Exploſive Vorgänge
(mit Verſuchen).
Nach Kennzeichnung der Exploſionen als raſch verlaufende, exotherme,
chemiſche Vorgänge, die mit Gasentwicklung verbunden ſind, wurde die
Abhängigkeit des Exploſionsverlaufes vom Energieinhalt des exploſiblen
Syſtems, von der Geſchwindigkeit der Umſetzung, von Druck,
Temperg=
tur, Auslöſungsart und die Zuſammenhänge dieſer Faktoren
unterein=
ander näher erläutert. Die Verwendungsmöglichkeit von exploſiblen
Miſchungen und Sprengſtofen iſt abhängig von ihrer Empfindlichkeit
und dem eigentlichen Reaktionsverlauf; ſie in geeigneter Weiſe zu
be=
einfluſſen, um die bei der Exploſion auftretende Energie zu
nutz=
bringender Arbeitsleiſtung zu verwenden, iſt eine Aufgabe der Forſchung
auf dieſem Gebiete. Alle Ausführungen wurden durch eine große Reihe
von wohlgelungenen Verſuchen ſinnfällig ergänzt. — Es iſt geplant, auch
im nächſten Winter wieder eine Reihe von Votrrägen zu veranſtalten,
geann vereie Gifrngen 9e Trarn
äntich benutachtt. Erthältich im.
Ppotheken. Drogerien, Sernitäitnge
shäften. Gezugonuellen drrshst
pavracopt. muner.muus 22
Kunſinotizen.
Ueber Werte, Künfier und künſſieriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſtehenden Erwähnung
geſchlebt, bebält ſich die Redaltion ihr Uetell vor.
— Wieder vereinigten ſich die Singmannſchaft der Tgd.
Beſſungen und das Orthſche Männerquartett zu
gemein=
ſamer künſtleriſcher Arbeit, geleitet von dem Gedankev, der muſikaliſchen
und techniſchen Struktur komplizierter Männerkompoſitionen gerecht zu
werden. Das im vergangenen Jahre von demſelben Gedanken geleitets
Konzert hatte einen ſo außerordentlichen Erfolg, daß dem diesjährigen
Konzert am Samstag, den 2. April, im Saalbau, unter Leitung von
Herrn Kapellmeiſter Friedel Fiſcher, mit beſonderem Intereſſe
ent=
gegengeſehen werden dürſte. Es kommen Kompoſitionen von Fr.
Schu=
bert mit Klavier= und Waldhörnerbegleitung und 4 capella=Chöre von
Ernſt Hoffmann und Friedel Fiſcher zum Vortrag. Auf die Wahl der
Soliſten wurde beſondere Sorgfalt verwendet. Erſtmalig ſtellt ſich die
jugendliche Violinvirtuoſin Fräulein J. Jurgenſohn aus Berlin
den hieſigen Muſikfreunden vor. Sie iſt aus der Schüilerreihe von Proß.
G. Havemamn an der Hochſchule für Muſik in Berlin hervorgegangen und
ſpielt Konzert AMoll von Glazounow, das im Darmſtadt ſeine
Erſtwuf=
führumg erlebt, und Konzert D=Dur von Pagganimi. Um auch hieſige
Künſtler zu Ehren zu bringen, wurde der ſo ſchnell beliebt gewordene
Baritoniſt uſeres Landesthegters, Herr Robert Hager, gewonnen.
Er wird Lieder von Schubert, Schumann und Brahms ſingen. Näheres
wird in den Tageszeitungen bekannt gegeben. Es ſei jetzt ſchon darauf
hingewieſen, daß der Einfachheit halber Karten für die „Vereinigten
Männergeſangvereine” bei dem 1. Vorſitzenden der Vereinigung, Herrn
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Sonntag, 13. April
1924
* Land und Heimſtätten für Abgebaute.
Auf Grund des Ermächtigungsgeſetzes iſt am 1. Februar 1924
die Beamten=Siedlungsverordnung angenommen worden. Für
die preußiſchen Beamten und Lehrer folgte die Annahme des
gleichen Geſetzes mit Unterſtützung aller politiſchen Parteien am
22. Februar. Die anderen Bundesſtaaten und die Gemeinden
folgen hoffentlich bald nach, denn Eile tut hier not, damit
mög=
lichſt noch in dieſem Frühjahr an die Arbeit gegangen, werden
kann. Für die abgebauten Beamten, die nach einer ländlichen
Siedlung ſtreben, kommt in erſter Linie die Anliegerſiedlung in
Frage, Sofern Großgrundbeſitz vorhanden war, konnten nach
Verordnungen des preußiſchen Landwirtſchaftsminiſteriums
Per=
ſonen, die bereits die notwendigen Wohn= und Wirtſchaftsräume
beſaſſen, den Antrag auf Abrundung ihres Landbeſitzes bis zu
einer vollſtändigen Ackernahrung beantragen; es war jedoch nur
zugegeben, daß das Verfahren zur Beſchaffung dieſes Landes
einmal in einem Orte ſtattfinden durfte. Die Gemeinden haben
bereits faſt überall dieſes Anliegerſiedlungsverfahren
durchge=
führt. Nach den bisherigen Beſtimmungen durften ſich Beamte
nicht an dieſem Verfahren beteiligen. Da jetzt ſo viele Beamte
abgebaut ſind, die ein Stückchen Land mit dazugehörigen Wohn=
und Wirtſchaftsräumen beſitzen, muß dieſen geſtattet werden,
daß für ſie in ihrem Orte noch einmal das
Anliegerſiedlungsver=
fahren in Kraft tritt. Es iſt dem Heinſtättenamt der deutſchen
Beamtenſchaft, wie ſein Leiter Johannes Lubahn mitteilt, vom
preußiſchen Landwirtſchaftsminiſterium verſprochen worden, daß
dies geſchehen ſoll. Auch der Wohnheimſtätte und dem
Heim=
ſtättengarten dient die Beamten=Siedlungsverordnung. Die
Möglichkeit, einen Heimſtättengarten zu gewinnen, muß jedem
abgebauten Beamten gegeben werden. Es wäre zu begrüßen,
wenn alle abgebauten Beamten von dieſer Möglichkeit Gebrauch
machen würden. Zum Erwerb eines Heimſtättengartens iſt die
Umwandlung nur eines geringen Teiles der Penſion in
Gold=
rente nötig. Die Lebenshaltung des abgebauten Beamten wird
trotz Verringerung der Penſion durch den Ertrag des Gartens
erhöht werden.
Der Bau von Heimſtätten wird zurzeit leider
verhältnis=
mäßig nur wenigen abgebauten Beamten möglich ſein. Ihre
Finanzierung bereitet jetzt beſondere Schwierigkeiten, da es den
abgebauten Beaten in gleicher Weiſe wie den meiſten
Angehöri=
gen aller Berufsſtellen, falls ihnen nicht andere Einnahmequellen
zur Verfügung ſtehen, einfach unmöglich iſt, den geſamten Zins
der Baugelder zu tragen. In der dritten Steuernotverordnung
iſt deshalb geplant, öffentliche Mittel aus beſonderen
Steuer=
quellen für den Bau neuer Wohnungen zur Verfügung zu ſtellen.
Doch viel wird dadurch nicht geholfen. Der ausſichtsreichere Weg
der Hilfe geht über die Gemeinde und die
Wohnungsfürſorge=
geſellſchaft.
Die Finanzierung würde ſich etwa wie folgt ſtellen:
Erſte Hypothek: Sie kann aufgebracht werden, ſofern nicht
durch örtliche Quellen (Sparkaſſe oder Privathand) eine günſtige
Beſchaffung möglich iſt, durch die Deutſche Wohnſtättenbank oder
die Preußiſche Landes=Pfandbrief=Anſtalt aus dem Erlös der
Rentenbriefe und Pfandbriefe. Die Höhe der erſten Hypothek
iſt abhängig einmal von der Höhe der Miete in den
Altwohnun=
gen, ſodann von der Geſtaltung des Geldmarktes und der
Mög=
lichkeit, Renten= oder Pfandbrieſe im freien Markte zu
angemeſ=
ſenen Bedingungen unterzubringen. Es iſt zu erwarten, daß im
Laufe des Jahres dieſe Möglichkeiten ſich bedeutend verbeſſern.
Zurzeit iſt aber wegen der allgemeinen Geldknappheit dieſe
Mög=
lichkeit gering.”
Zweite Hypothek: Soweit nicht ausnahmsweiſe eine
Beſchaf=
fung aus Privathand oder durch eine örtliche Stelle, wie
Spar=
kaſſe, unter ausreichender Bürgſchaft der Gemeinde möglich iſt,
wird die Beſchaffung einer zweiten Hypothek nur aus den
all=
gemeinen öffentlichen Mitteln möglich ſein. Ihre Höhe richtet
ſich einmal nach der Höhe der erſten Hypothek, ſodann vor allem
nach dem Geſamtbetrag der zum Wohnungsbau überhaupt zur
Verfügung ſtehenden Mittel (3. Steuernotverordnung).
Dritte Hypothek oder Spitzendeckung: Die Beſchaffung die=
Fer Spitzendeckung, die erforderlich iſt, wenn erſte und zweite
(Staats=) Hypotheken nicht zur Abdeckung der Geſamtbaukoſten
mausreichen, müßte von den aktiven Beamten durch Spargelder
auf privatem oder genoſſenſchaftlichem Wege vorgenommen
wverden.
Zur weiteren Finanzierung wird das Heimſtättenamt der
Seutſchen Beamtenſchaft ſich bemühen, die Sparkraft namentlich
inter den Beamten der Beamtenheimſtättenſiedlung zuzuführen.
DDas Heimſtättenamt der deutſchen Beamtenſchaft hat begründete
Boffnungen, beſondere Gelder von den Miniſterien, die Beamten=
Entlaſſung haben, zur Verfügung geſtellt zu erhalten.
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* Eberſtadt, 12. April. Holzverſteigerung. Geſtern fand in
dem Gemeindewald. Forſtort Kirchtanne, eine Brennholzverſteigerung
ſtatt. Es wurden folgende Preiſe erzielt: 2 Raummeter Stockholz 10
bis 14 Mark, Kiefern=Wellen 5—8 Mk., Kiefern=Knüppel= bzw. Buchen=
Knüppelholz zirka 16.50 Mark.
Pfungſtadt, 11. April. Feuer. Heute vormittag brach in der
Zündholzfabrik von V. Gandenberger Feuer aus. Das Feuer konnte im
weſentlichen vom Fabrikperſonal gelöſcht werden.
* Roßdorf, 12. April. Gemeinderatsſitzung. 1. Der
Frei=
willige Sanitätsverein Roßdorf hat um Gewährung einer Beihilfe
ge=
beten. Der Gemeinderat genehmigt eine ſolche in Höhe von 50
Gold=
mark. 2. Dem Heilſtättenverein für Heſſen werden als Beitrag für
das Rechnungsjahr 1924 20 Goldmark bewilligt. 3. Der Jsraelit.
Neli=
gionsgemeinde wird ein Zuſchuß in Höhe von 75 Goldmark bewilligt.
4. Zwiſchen den Anweſen Hintergaſſe 7 und Hintergaſſe 9 iſt die Grenz
mauer baufällig gewvorden. Der, Eigentümer des Anweſens Hintergaſſe 9
Gg. Ph. Moter, bittet um Beſeitigung des Zuſtandes; die Sache wird
der Baukommiſſion, überwieſen. 5. Georg Schmunck dahier hat der
Ge=
meinde ein Grundſtück (die Möhringwieſe) zum Verkauf angeboten. Der
Gemeinderat beſchließt zunächſt die Zurückſtellung. 6. Die Feſtſetzung
der Kaufpreiſe für Bauplätze von zwei Bauluſtigen wird zurüickgeſtellt.
7. Das Haus „Kaffee Ernſt Ludwig”, das als Geſchäftshaus ſehr
ge=
eignet, ſoll öffentlich verſteigert werden. Zum Schluß gab der Vorſitzende
noch eine Einladung des ev. Kirchenvorſtandes an den Gemeinderat zum
Einholen der neuen Glocken bekannt. In geheimer Sitzung wurden
noch eine Reihe Armenſachen erledigt.
* Raibach, Kr. Dieburg, 11. Febr. Einen hohen künſtleriſchen
Ge=
nuß erlebten am letzten Sonntag die Beſucher des Konzerts, das
der hieſige Geſangverein, unter der Leitung ſeines rührigen
Di=
rigenten, des Herrn Lehrer Lqutenſchläger dahier, gab. Was auf dem
Ge=
biete der Kunſt an Großem, uns Erhebendem auch im kleinen Dorfe
erreicht werden kann, das iſt nur möglich, wenn Liebe zur Sache, Freude
am Schönen und ein friſcher Wille zur Durchführung vorhanden ſind.
Sänger wie Dirigent haben dieſe Bedingungen reſtlos erfüllt. Mit
Mozarts: „Weihe des Geſanges” ſetzten die Vorträge ein. Alle waren
gut abgetönt und wirkten ungemein ftimmuchgsvoll. Neben der klaſſiſchen
Muſik fand auch das ſchlichte Volkslied ſeinen ihm gebührenden Platz=
und wurde dankbar aufgenommen, wie z. B. das liebliche „Aennchen von
Tharau”. Zur Vokalmuſik geſellte ſich die Inſtrumentalmuſik. Letztere
gaben Herr Körbel von Schlierbach und Fräulein Anna Maſer von
Groß=Umſtadt. „Die Kunſt dem Volke!” Erfreulich aber iſt es, wenn
einfache Leute Sinn und Freude zur Kunſt haben. Herr Körbel iſt von
Beruf Maurer. Er handhabt daneben die Violine. Seine Vorträge
u. a. „Largo” von Händel, wurden ſauber und klangſchön gegeben.
Meiſterhaft ſpielte auf vortrefflichem Klavier Frl. Maſer. Sie ließ die
Kunſt der ganz Großen durch den Saal erklingen. Mozart, v. Liſzt
u. a., auch ruſſiſche Muſik ließ ſie hören. Von gewaltigſter Wirkung
war der Vortrag der v. Liſztſchen Kompoſition: „St. Franziseus auf
den Wogen‟. Ein Schluß= und Dankeswort ſprach der Ortsgeiſtliche,
Pfaurer Briegleb aus Groß=Umſtadt. Er zeigte, wie in der Muſik der
verſchiedenen Meiſter auch das Eigenartige des Landes und der
Land=
ſchaft, das Heimatliche ſich bemerklich machen, wie z. B. in dem
genann=
ten ruſſiſchen Tonſtück etwas Weiches, Sentimentales, Klagendes liege.
Mit einer Aufforderung, das, was uns treue Meiſter überliefert, auch
weiter zu pflegen, ſchloß dann die ſo ſchön verlaufene Feier,
Groß=Umſtadt, 12. April. Mitteldeutſcher
Jugend=
wanderring, Sitz: Groß=Umſtadt. Veim herrlichſten
Frühlingswetter eilten die dem Bund heſſ. Jugendwandervereine
ange=
ſchloſſenen Gruppen zur Frühjahrstagung des Bundes, nach der
idyl=
liſch gelegenen Bleibe des Wanderklubs „Frohſinn”, Groß=Umſtadt.
Einige Vereine trafen bereits am Samstag abend dort ein und
be=
nutzten den freien Sonntagmorgen zu einer Wanderung nach der nahe
gelegenen Feſte Otzberg. Bis zum Beginn der Tagung waren faſt
ſämtliche Vereine, teils mit Muſit, erſchienen, ſo daß der 1.
Bundes=
präſident die Bundesmitglieder mit einer kernigen Anſprache begrüßen
konnte. Das Bundesamt gab dann einen kurzen Rückblick über die
Ar=
beit des verfloſſenen Geſchäftsjahres und wies auf die rege Tätigkeit der
ie Welche en euere i
ſich der Bund um das Doppelte ſeiner Mitglieder vermehren konnte.
Die Neuwahl der Bundesleitung wurde durch Zurufe erledigt. Dieſe
Gelegenheit nahm der wieder gewählte Obmann des Werbe= und
Preſſe=
ausſchuſſes wahr, um die Anweſenden noch einmal eindringlich auf
den guten Zweck und die idealen Ziele des Bundes auf dem Gebiete
der Jugendpflege und des Jugendwanderns hinzuweiſen und ſie
aufzu=
fordern, zur tatkräftigen Mitarbeit an der Pflege deutſchen Volkstums.
Daran anſchließend wurde die dritte Sternwanderung des Bundes
feſt=
gelegt, die am 10. und 11. Mai ſtattfinden ſoll. Dieſe wird den
Ver=
einen Gebegenheit geben, die Beleuchtung des Heidelberger
Schloſ=
ſes zu beſichtigen und ſie andern Tages durch das herrliche Neckartal
nach dem Treffpunkt der Bundesvereine, dem Eingang zur Wolfsſchlucht
bei Zwingenberg a. N., führen. Den Schluß der Tagung bildete die
Beratung über den Antrag eines fränkiſchen Wandervereins, betreffend:
Namensänderung des Bundes. Von der Erwägung ausgehend, daß für
unſere Bewegung weder Landesgrenze, noch politiſche oder religiöſe
Einſtellung maßgevend ſein kann, wurde dem Antrag einſtimmig
ſtatt=
gegeben und die Aenderung auf „Mitteldeutſcher
Jugend=
wanderring, Sitz: Groß=Umſtadt” beſchloſſen. Möge der
Bund auch unter dem neuen Namen ſeine ſegensreiche Tätigkeit in der
Jugendpflege weiter entfalten und die Mitarbeit und Unterſtützung
al=
ler derer gewinnen, die ein warmes Herz für unſere aufſtrebende deut=
V.
ſche Jugend beſitzen.
* Groß=Umſtadt, 11. April. Am nächſten Sonntag, nachmittags
4 Uhr, wird die Madrigalvereinigung Darmſtadt in der hieſigen
Stadt=
kirche ein Konzert geben. Zum Vortrag kommen Paſſions= und
Oſterlieder: Ueber die Bedeutung der Vereinigung, über die vollendete
Kunſt, die ſie ins Volk bringt, erübrigt ſich, zu reden. Wir laden
hier=
mit, beſonders alle Muſikfreunde der Nachbargemeinden herzlichſt ein.
Der Eintrittspreis iſt ein einheitlicher und beträgt 50 Pfg.
— Weiterſtadt, 12. April. Vor einigen Tagen ſchieden die
Kin=
der des letzten Schuljahres von ihrem Lehrer, Herrn Belling. Sie
zeigten in der Ueberreichung eines ſchönen Andenkens an ihren
lang=
jährigen Lehrer, welch großer Achnung und Verehrung ſich Herr
Bel=
ling durch ſeine gerechte, vorbildliche Pflichterfüllung als Erzieher und
Lehrer unſerer Jugend bei den Eltern und Kindern erfreute.
A Offenbach, 11. April. Die geſtrige Stadtverordnetenſitzung hatte
ſich mit einem Dringlichkeitsantrage der Kommnniſten
zu befaſſen, der für die ſeit November verhafteten Kommuniſten eine
außerordentliche Unterſtützung der Stadt verlangte. Die Verwaltung
vertrat den Standpunkt, daß eine ſolche Unterſtützung nur im Rahmen
der Wohlfahrtspflege gewährt werden könne, und die
Verſamm=
lung ſchloß ſich nach kurzer Ausſprache dieſer Ansicht gegen die
kommu=
niſtiſchen Stadtverordneten an. In der Sitzung vom 6. März nannte
der ſozialiſtiſche Stadtverordnete Bundſchuh den Stadtverordneten
Weiſer einen gemeinen Menſchen. Bundſchuh nahm dieſe Aeußerung
mit Bedauern zurück. Er oll jedoch auch noch 50 Goldmark in die
Kaſſe der vaterländiſchen Verbände zahlen, ſodaß die Beleidigung
doch noch ein gerichtliches Nachſpiel haben dürfte. Der Sozialdemokrat
Remy meinte im Anſchluß daran, es ſei für Weifer, der immer Andere
in der ſchärfſten Weiſe angreife, kennzeichnend, daß er wegen einer
Be=
leidigung in der Stadtverordnetenſitzung zum Richter laufe. Für die
Gartenaxbeitsuerſuchsſchule wurden weitere 2000
Gold=
mark verlangt, was eine längere grundſätzliche Auseinanderſetzung
über den Arbeitsunterricht hervorrief. Der Gegenſtand wurde
ſchließ=
lich gegen die Rechte bewilligt. Von 48 Siedlungshänſern, die die Stadt
an der Senefelderſrraße errichtet hat, kommt jedes auf 1565,69 Goldmark
zu ſtehen. Das vierte Ziel der für die zweite Hälfte des Rechnungsjahres
1923 angeforderten Grund= und Gewerbeſtener fällt weg, was
von der Verſammlung einſtimmig bewilligt wird. Bei
Stenerrück=
ſtänden ſoll künftig von allen Steuern ein Zuſchlag von 2. v. H.
er=
hoben werden. Der Antrag zweier Stadtverordneten der Deutſchen
Volkspartei, die im Juli 1923 ausgeſprochenen Kündigungen
ſtädtiſcher Anleihen im Betrage von 25 Millionen Goldmark
zurückzu=
nehmen, rief eine längere Beſprechung hervor. Stadtverordneter Joſt
trat warm für ſeinen Antrag ein und derlangte, daß nicht nur die
Kündigungen aufgehoben, ſondern ein Bruchreil der Zinſen im Betrage
von einer Million Goldmark, die die Stadt nicht mehr zu zahlen habe,
bernende De dorhanden ſeni. Der Sontſchengire Widnſen”
ei=
klärte ebenfalls, daß in der Sache etwas getan werden müſſe, ſonſt zuerde
das Vertrauen zum Staat nicht mehr wiederkehren. Jede
nachfol=
gende Regierung könne ja die Schulden ihrer Vorgängerin für nichtig
erklären. Der Oberbürgermeiſter und ein anderer Sozialdemokrat
widerſprachen. Auf eine Anzapfung der Kommuniſten ſtellte der
Antrag=
ſteller den pauteiamtlichen Standpunkt der Deutſchen Volkspartei
folgendermaßen in der Aufwertugsfrage feſt: „Das wird das deutſche
Volk niemals verſtehen, daß die Kleinzentner und Sparer, die
Mündel und Entmündigten 85 Prozent ihres Vermögens
ver=
lieren ſollen, während kapitalkräftige Geſellſchaften ſich
mit 15 Prozent von ihren Schuldverpflichtungen freimachen können.
Da=
her wird der Kampf gegen die Dritte Steuernotverordnung weitergehen,
ſelbſt wenn das Reichsgericht ihre Geſetzmäßigkeit anerkannt hat.‟ Die
Aufhebung der Kündigung wurde darauf gegen die Stimmen einiger
Stadtverordneten abgelehnt. Das gleiche Schickſal hatte ei Antrag
der=
ſelben Stadtverordneten, Veräußerungen ſrädtiſchen Grund
und Bodens, nur noch in öffentlicher Sitzuug vorzunehmen.
+ Groß=Gerau, 12. April. Störung in der
Ueberland=
zeutrale. In dem Ueberlandnetz der Elektrizitätsleitung kam
ge=
ſtern vormittag eine Störung vor, ſo daß der Strom längere Zeit
un=
terbrochen war. Viele Fabriken und Geſchäfte erlitten dadurch eine
empfindliche Störung ihrer Betriebe.
— Trebur, 12. April. Todesfall. Der langjährige Feldſchütz
der Gemeinde, Juſtus Lapp, iſt im Alter von 52 Jahren geſtorben.
3 Kelſterbach, 12. April. Die neuen Kirchenglocken der
ev. Kirche werden vorausſichtlich in der koramenden Woche eintreffen.
Sie follen in feierlichem Zuge durch die Hauptſtraßen eingeholt werden.
Biſchofsheim, 12. April. Milchverſorgung. Die
Ge=
nſeinde leiſtet zur Miſchverſorgung emnen Zuſchuß von 10 Pfg. für das
Liter Milch.
* Gießen, 10. April. Die Konferenz der Lehrer des
Krei=
ſes Gießen beſchäftigte ſich dieſer Tage mit dem neuen Unterrichtsplan,
der ſowohl für Volksſchulen als auch für höhere Schulen von den
betei=
ligten Lehrkräften aufgeſtellt wird. Später ſoll dann ſeitens der
maß=
gebenden Behörden”eine Gegenüberſtellung und gegenſeitige Anpaſſung
erfolgen. Auſchließend beſchäftigte ſich die Verſammlung mit der
Ge=
meinſchaftsſchule.
K. Gießen, 10. April. Lebhaftes Schneegeſtöber herrſchte
heute mittag. Geſtern hat es bereits im Vogelsberg und im Weſterwald
einen 5—10 Zeutiheter hohen Schnee gegeben, und die Eiſenbahr
Winter her
e. Büdingen, 10. April. Deu ganze Wurſt= und
Fleiſchvor=
vat von ſeiner Hausſchlachtung wurde dem Landwirt Alles im nahen
Bergheim geſtohlen. — In Dutenberg wurde ein Raiffeiſenverein
gegründet.
AAAERRN
HALAAHAA
Seite 17
Darmſtädter Tagblatt, Sountag, den 13. April 1924.
Rummer 104.
Sundags-Nochniddags Bebraclunge.
Nemlich mei Schriftſtellerei fengt langſam a' un wechſt mer
iwwer de Kobb, un wann deß noch e bißche ſo weiter geht, dann
kann ich mei Nehmaſchin an de Nagel henke un kann e Bud
uff=
mache, wie de „Ben Aly” in de Meß, un kann mich als
Schrift=
deitern for Geld ſehe loſſe, un kann aus dene Briefcher, die wo
mer zugeh, wahrſage. Die
Bimme=
bernellen als Pythial, Oho, die
Dibbe, des dhet grad noch fehle,
Jwwrigens glaab ich kaum, daß
unſer Abbonnemende mit dene
Oraggel zufridde weern, die wo
ich do als „Pythia vum große
Woog” verzabbe dhet, ſundern
die wolle wiſſe: wie, wo, wann,
wieſo, warum, weswege,
iwwer=
haubt un fo. Un deß kenne ſe
aach verlange for ihr gud Geld.
Nu ſieht awwer aach jeder ei,
daß ich des net alles uff aau
Sitz bewäldige kann, wos do vun
meine verehrliche Mitberjer und
Mitberjerinne von mir verlangt
werd. So Sunndags=Noochmid=
9 dags=Bedrachtunge, die tvo die
ganz Welt Sunndags morjens
zum Kaffeedrinke leſe will, die wolle reiflich iwwerleggt ſei.
Des is net ſo, wie bei unſere Prodeſtnote — jau, die lieſt kaa
Menſch mehr, ob ſe nu engliſch, franzeeſiſch, ladeiniſch,
boddo=
kudiſch odder hindoſtaniſch abgefaßt ſin. Do kann mer
enei=
ſchreiwe, wos mer will, 8 is ſchad for’s Babier. Awwer bei
meine „Verlautbarunge”, do haaßt’s uffgebaßt, wos drinn
ſteht. Deſſentwege brauch ich aach zu ſo=re Sunndags=
Nooch=
middags=Bedrachtung gut un gern mei zwag, aach drei Monat;
dann läs ich’s erſt noch emol de Bekanutſchaft un Verwandtſchaft
vor, damit die noch ihrn Semft dezu gewwe kann, des dauert
aach noch emol ſo verrzeh Dag bis drei Woche, dann rechnet de
Pfeil for jed Bildche ungefehr e vertel Johr. No, un wie e
Gewidder is es Sunndagmorjend, un do muß es drinn ſteh, im
Bläddche.
Un weil mer ietzt die Sach e bißche iwwer de Kobb wechſt,
hab ich gedenkt, Bienche, hab’ ich gedenkt, du mußt dein
Schriſt=
ſtellereibetrieb richdich organiſiern. — No, Gott ſei Dank,
im Organiſiern ſin mir Deitſche jo Helde, do ſin mir groß drinn.
Wos hawwe mer zum Beiſpiel in de letzte zehe Johr net alles
zuſammeorganiſiert, 8 geht uff kag Kuhhaut. — Erſt ham=mer
de Krieg organiſiert, un dann de Friede, dann de Reffelutzion
un die Schiewer, dann de Mackzuſammebruch un dann die
Mack=
befeſtigung; un wie mer unſer Nod un Elend organiſiere, des
is geradezu muſtergildich, un des Ausland kennt ſich net vor
Neid. Den Widderuffbau ham=mer ſo grindlich organiſiert, daß
mer jetzt den Widderuffabbau organiſiern miſſe. Wo zwaa odder
drei Deitſche beiſamme ſteh, do organiſiern ſe e uei Baddei, un
wann die groß genug is, dann werd in de Baddei e Obboſitzion
organiſiert. Korzum, unſer Organiſatzionswut kennt kaa Grenze
un mir organiſiern uns vun Dag zu Dag mehr ausenanner. —
Nor wie me die Eintracht organiſiern muß un de Zuſammehalt,
des ham=mer leider noch net erausgebracht. Awwer’s
Gege=
daal, nemlich die innere Zwietracht un die gegeſeidiche
Be=
kempfung, die is fabelhaft uffgebaut un großardich organiſiert.
Dann freilich, Ordnung muß ſei. Un mir kenne hoffe, daß mer
nu bald ſoweit ſin un daß mer den Dorchenanner in
Deitſch=
land ſo glänzend orggniſiert hawwe, daß kaa Sau — hett ich
beinoh geſagt — mehr draus eraus kimmt. Daß mer nadierlich
gach noch die Organiſatzion organiſiern, do verwett ich mein
Kobb=
gege in falſche Fimſ=Villioneſchei! Un ſpann mer noch net
dezu=
kumme ſin, den „Unnergang des Awendlandes” vun Oswald
Spengler zu organiſiern, ſo liegt des nadierlich bloß do dra, weil
mer nomentan zuerſt un vor alle Dinge „den Unnergang des
Deitſchtums” organiſiern miſſe. Wos mer awwer dodezu for e
Muſit macht, un ob mer die Internatzionale, odder liewer des
Deitſchlandlied, odder des vum Stahlhelm ſpiele ſoll, des werd
unſere lachende Erwe, als da ſind Franzoſe, Englenner, Nuſſe,
Pole, Schlawiener, Schlawonier, Gibsfiſchurie, un wie die
iwwriche Ratte=die=Mauſefallhennler all haaße, ganz egal ſei.
Mir jedenfalls aach, dann wann mir erſt emol des Waſſer am
Maul ſteht, brauch ich aach kaa Gummiſchuh mehr.
Daß mir nadierlich in unſerm Heſſeländche net hinne ſteh
wolle un aach fleißig drufflos organiſiern, deß is emol ſo klar
wie Werſchtſubb. Vor’s Erſchte hott mer nu endlich emol die
Theater=Indendandefrog richdich organiſiert (daß mer aach do
net ſchun lang druffkumme 1s1) un hott verſchiedene
Kummiſ=
ſione gebild (es erſte Erfordernis beim Organiſiern!), un
ich glaab kaum, daß es jetzt noch „e Gruppe” gibt, die wo nig
mitzuredde hott in dere Indendandefrog. So nooch un nooch
hot mer alſo die zwagungchtzig Bewerwer dorch die Hechel ges
zoge, un hott gebrieft, ob der Bewerwer geimbft is, odder ob
wo e Stickelche fehlt, ob er Stenografie un Schreibmaſchien
ſchreiwe kann, wie weit ſei Kenutniſſe in Buchführung un
Kaſſa=
weſe geh, ob er uff normalem Weg uff die Welt kumme is, wos
ſei Mudder, Großmudder un Urgroßmudder vor e geborene war,
wie ſei Vorfahrn vädderlicherſeits bolidiſch belaſt ſin, mit wem
ſei Verwandtſchaft gegeſeidich verheirat un verſchwägert is,
un ob er noch kaa filwerne Löffel geſtohle hott. — Des is alfo
mol die Haubtſach. Ob awwer derjenige, welcher, aach waaß,
was beim Theriater owwe un unne un hinne un vorne is, no,
des find ſich ſchun, wann merin mal hawwe. Ich hett jo, wann
ich Sitz un Stimm im Kremadorium hett, eifach geſagt: Warum
in die Ferne ſchweifen? Mer nemme de Herr Generaldiräkter
Willy Römheld, der es im Theaterbedrieb dorch wie e
Holler=
bichs un ſo ziemlich alle Aſprich gewachſe. Awwer nag, es
muß ausgerechnet ganer vun auswärts ſei...."
Daß nadierlich unſer Stadt e ganz beſunners glicklich Hand
im Organiſiern hott, des wiſſe mer jo. Un weil deſſentwege bei
uns ſchun alle meegliche un beſunners alle unmeegliche Bedriewe
in de Stadtverwaltung grindlich un ausgiewich organiſiert ſin,
ſo hott mer in de Verzweiflung zuguterletzt jetzt aach noch de
Badebedrieb im große Woog vorganiſiert”. No, for wvos
ham=
mer dann aach e Amt fier Leiwesiewung, wam=merm
kaa Betätigungsfeld gewe wills Un Arweit werd des Aemtche
ſchun krieie, des unnerliggt kaam Zweifel. For alle Dinge werd
emol der Badebedrieb nooch de Bieroſtunde geordnet, net daß
jeder Schlammbeißer maant, er kenut kumme un bade wie un
wo un wann er wollt, wie des all die Johrn doher bei dem
Gunther ſeim verlodderte Betrieb Uſus war. Die Badegäſt
weern allfabediſch un innerhalb em Alfabed nooch de verſchies
dene Bollezeirevier geordnet. Es werd en genauer Badeazug
vorgeſchriwwe, jed Stadtvertel hott ſei beſunner Fabb und
Ab=
zeige un ſein beſunnere Dag. Un dann werd ſchaff kondrolliert,
wer aus de Reich danzt, wverd mit ere Bollezeiſtrof hochgenumme.
Jeder Einwohner hott e Badeabbonnemang zu nemme; de
Ei=
fachheit halwer legt mer des uff die Hausbeſitzer um, un die
miſſe’s bei de Hausmiet, noch de Kobbzahl, addiert mit de
Zimmerzahl un muldibliziert mit em Reichsindex, erheive. Mit
de ordnungsgemäße Verteilung vun de Badekabiene werd
ſelbſt=
verſtändlich es Wohnungsamt bedraut, die ſin firm dodrinn un
ſorje ſchun defor, daß kaa Schiewung gemacht werd. Un wann
drotzdem die Baderei and große Woog in de nächſte Johrn net
gleich richdich funkzioniert, ſo liggt des jedenfalls net an de
„Organiſatzion”, ſundern nor an de „nodoriſche Beeswilligkeit
vun de Badegäſt. Awwer dene werd mer mit de Zeit die neediche
Fleedeteen ſchun beibringe, un mit de Zeit werrn ſe merke,
wie=
viel’s geſchlage hott.
Ja, un domit kemt ich uff unſer Zeitverhältniſſe in
Darmſtadt, die ſin gradezu fawelhaft organiſiert. Wo mer
hie=
guckt, hengt e Uhr, un wo mer net hieguckt, hengt jedenfalls
aach a, awwer jed hott ihr eiche Zeitrechnung un geht for ſich,
wann ſe net grad zufellich ſteht. So bin ich neilich emol mit ere
Bekannte vun Beſſunge erei, do wor’s uff de Katholiſch Kerch
fimf, in de Wilhelmineſtroß zwelf, uff em Weiße Torm
drei=
vertel drei, uff em Mackplatz halb vier un uff em Glockeſpiel
e vertel ſechs. Nu dhet’s mich bloß indräſſiere, nooch welchere
de Landvogt Geßler ſei Uhr ſellwigsmol geſtellt hott, daß der
Tell uff die Minnd genau gewißt hott, wann ſe abgelagfe wari
der hatt jedenfalls aa vun dene goldene Kaffalieruhrn mit
Sprungdeckel und Schlagwerk for drei Mack fimfunſibbzig.
Jedenfalls noch meim Wecker hett er ſich aach net richte kenne,
dann der hellt’s mit dem ſcheene Lied: „Freund, ich bins
zu=
frieden, geh es, wie es will” un hannelt demgemäß, des haaßt,
er geht, wie er will. Un ſeidem ich en emol mit Niebeel
ge=
ſchmiert hab, geht er bloß noch, wann ich en uff de warme Owe
ſtell. E Glick is es, daß mir wiſawi ſchreeg gegeniwwer e
Be=
amter wohnt; dem ſei Uhr geht zwar morjens e bißche nooch
un mittags e bißche vor, awwer nooch dem Beamte ſeim
Fort=
geh und Kumme kann ich mich doch einichermaße e bißche richte,
ſunſt wißt ich waaß Gott net, wie ich in de Zeit läwe dhet.
Ganz eichentiemliche Agewohnheite hawwe dogege die
Bahn=
hofsuhrn, beſunners die am Oſtbahnhof, die hott die neumol
Krenk im Leib. Wann Se zum Beiſpiel in de Odewald ehinner
fahrn wolle, do kann’s mitunner vorkumme, daß die Uhr mit
de Abfahrtszeit ganz genau iwwereiſtimmt. Wann Se awwer
widder zerückkumme, do kenne Se die Erfahrung mache, daß,
wann der Zug blanmeßig eifehrt, die Uhr mindeſtens gut e
Stund vorgeht. Stimme dhut’s bloß, wann der Zug genau
vier=
unzwanzig Stund Verſpätung hott; des is awwer aach net
immer de Fall.
Gradezu vun haamdickicher Boshafdichkeit is dodegege unſer
Theriateruhr. — Kumme Se emol aa Miniedche zu ſpeet, do
kenne Se Gift druff nemme, daß dene ihr Uhr fimf Minude vor
geht; kumme Se dodegege emol ausnahmsweis pinktlich, dann
geht die Theriateruhr ſicherlich zehe Minude nooch. — Bei de
Erſtuffiehrung vun ere Bremihjere geht unſerm Scheneraldiräkter
ſei Zwiwwel regelmäßig verrzeh. Dag bis drei Woche nooch,
odder es mißt grad ſei, daß er ſe aach mit Riebeel geſchmiert
hott, wie ich mein Wecker. Ebbes ſtimmt jedenfalls net.
Daß nadierlich aach unſer Bollezei ſich mit ihrm
Organi=
fatzionstalent gern e bißche aa de Lade lege will, wer will ihr
des verdenke? — Un ſo hott for’s Erſchte vun alle Reviern des
„ſibbte” de Vogel abgeſchoſſe, indem 18 am Sunndag in aller
Eil noch ſchnell e klaa Reffelutziönche unner de Klaagärtner
orga=
niſiert hott im Batzevertel (Batzevertel, des hab ich gewiß ſchee
geſagt!). Die Sach ſieht gißerſt windiſch aus un mer is uffs
Schlimmſte gefaßt.
Nemlich, nichtsahnend wie ſo Klaagärtner ſin, hawwe die
geglaabt, ſie kennte noch ſo weiter worſchteln un kennte
Sunn=
dags e bißche ihrm Gärtche un ihre Geſundheit zulieb ſich in
Goddes freier Nadur uffhalte. Do is awwer uff aamol Sr. Maj.
de Herr Revierbollezeikommiſſär uff de Blan gedrete un hott=en
gezeigt, „was ne Harke is” indem daß er eo ibbſilon des
Sunn=
dagsarweite in de Klaagärde verbodde hott. Bravo! Famos!!
Ausgezeichnet!!! Endlich emol e vernimfdich
Bollezeiverord=
nung, die wo den Schwindel, daß des deitſche Volk nor dorch
Arweit widder hochkumme kann, mit eme verſchimmelte
Barre=
graf aus de Vorvergangenheit enerſchich un ſelbſtbewußt.
zielbewußt wollt ich ſage — entgegedrede dhut. Ich graddelier,
Herr Windiſch! Sie hawwe ganz recht, die Arweit, ſoweit noch
do is, geheert ganz un gar verbodde. Un Sunndaggs ſolle die
Leit dehaam bleiwe, odder wann ſe net in die Kerch geh wolle,
dann ſolle ſe ins Wertshaus geh. Wann awwer aaner glaabt,
er mißt Sunndags e bißche wos for ſei Geſundheit dhu, dann
ſoll er Mitglied werrn bei eme Fußballklub, do kann=er de ganze
Sunndag erum renne wie ſchläägt, dann des is kaa „Arweit”,
ſundern „Sport”, un in dem Fall derf er vun de morjend bis
de awend mit ſämtliche Gliedmaße in de Gegend erum fuchtele,
des kratzt kaan Deiwel un ſteert kaa Sunndagsruh. — Nor ſo
weiter, Herr Windiſch, Sie verſtehn’s, ſich bobbelähr zu mache,
alles was recht is; un wann de Klaggärtuer in Ihne Ihrm
Reſchierungsbezirk net Order barrern, dann ſpucke Se n uff
die Kebb, groß genug ſin Se ja —
Daß ſich unſer Städtche aach gern in en gude Geruch
bringe will, beſunners bei dene Weltreiſende, die aus em
Ode=
wald kumme, des is ewefalls verſtändlich. Zu dem Zweck hott
„des Stift” die Organiſatzion ſämtlicher Wohlgeriche Arawiens
iwwernumme. Un wer ewe ahnungslos vun de Noſenheeh erei
kimmt, odder iwwer de Meßblatz enauszus geht, un hott in de
Landgraf=Schorſch=Straß kaa Gasmaske bei ſich, der kann emol
weiß werrn, wos en Mickedormel is. Der Duft is werklich net
vun ſchlechte Eltern, do kann mer de Stickſe kriefe, wann mer
will —
Awwer erſt unſer Straßereinigung, die is es nu’ ganz un
gar mied, daß immer uffer erumgeridde werd, un organiſiert
ſich langſam zu eme ſogenannte „werwende Bedrieb”, indem daß
des ſtädtiſche Streichorcheſter vollſtändich uffgeleeſt werd, die
In=
ſtrumende (Schibb un Beſem) werrn effentlich meiſtbiedend gege
gleich bare Zahlung verſteigert und die geſamte Straßereinigung
der Firma „Rege un Wind” iwwerdrage. Do is die Stadt
nach=
her fei eraus, ſie ſeegt dann nooch beriehmdem Muſter eifach:
„Schafft Eiern Dreck alleene!” un ſtreicht bloß die Gebiehrn ei.
No, e bißche was will ſe ſchließlich aach dhu.
Alle „Organiſatzione”, die wo ich bis jetzt uffgezehlt hab,
iwwerſtrahlt awwer unſer nächtlich
Stadtbeleichtungs=
organiſatzion, beſunners wann’s mondhell is, annernfalls
kann mer Hals un Bag breche. Un ich hab mich ſchun oft
ge=
froogt: Sin nu eichentlich unſer Stadträt ſo ſolied, odder dhun
ſe bloß ſo, daß mer glawwe ſollt, ſie dhete awends um zehe
Uhr ſchun im Bette lieje? Odder loſſe ſe, wann ſe nachts, ſage
mer emol, aus ere Sitzung haamgeh, ihr eiche Licht leichte?
Aam odder dem annere mißt awwer doch eichentlich die
eſchibb=
diſch Finſterniß aach ſchun uffgefalle ſei. Dann die ſin doch net
allmitnanner voll des heiligen Geiſtes, die wo nachts uff de
Gaß erum ſtiefele, ſundern viele ſin beruflich gezwunge dezu.
Schließlich macht des de Brei gach net fett, wann mer in de
Straße nachts aa un die anner Ladeicht mehr brenne leßt, un
e bißche ſchwerer ſollt mer dene Herrn vun de Eibrecherzunft
des Handwerk ſchun mache.
Ich verſeenlich bin ja
gottſeidank gewerfelt un
verſteh mich uff de gude
Ton in alle Läwenslage,
dann e gud Kinnerſtubb
leßt ſich net verleigne. Des
hott der neilich erfahrn
miſſe, der wo mer im
Dintevertel de Arm um die
Tallie gelegt hott un ſeegt:
„Mein ſcheenes Frailein,
derf ich 8 wagen — —
Eh der nor gewißt hott,
woher, hatt ich em mein
Nehbeitel ins Geſicht
prack=
tiziert .. . . Un wann Se
dieſer Dag im Bläddche in
de Seifzereck e Annoos
läſe: „Der ſchlagferdiche
Engel aus em Dintevertel wird um ein weiteres Läwenszeichen
gebeten”, dann kenne Se ſich des Jwwriche denke.
„Rienche,Bimmbernell.
„Poſtſchkribbdumm: No, jetzt kaun ich awwer lutſche,
Deiwel noch emol, des hott jo gradezu „Pefferminz=Griene”
ge=
regent. Waun’s nor kaa Mageweh gibt! — Awwer gefraat hotts
mich doch, daß ich de Menſchheit noch wos werth bin un
beſſent=
wege dank ich aach vielmols all meine große un klaane
Ver=
ehrerinne un Verehrer un ganz beſunners meine „akademiſch
gebüldete Kollegin vun de Nehmaſchien” — Wann ich awwer
werklich noch emol heirate dhet, ſoviel is ſicher, en Mohr nemm
ich net, un wann=er aus Feneedich is. Wege ſo eme ſchläächte
Sackduch drei Stund lang ſo e Gedees zu mache; mer maant, der
weer gepickt! — Ich hab’s ſchun im zweite Alt kumme ſehe, wie’s
kimmt, un hab als dere Deßdemona eniwwer gerufe: Los en
laafe!. Awwer naa, die war ja gradezu verſchoſſe in die
Ruhs=
dutt, in die ageraacht. Ich, an de Werlein ihre Stell, hett dem
was annerſter verzehlt! — Wie geſagt, for e Deßdemona bin ich
mer doch zu gut, do nemm ich liewer den ehrenvolle Adrag a
vun de „Hakenſowjetaner”, die wo mich als Spitzekandidatin for
ihr Neichsdagswahlliſt hawwe wolle. Nemlich dene ihr
Pro=
gramm gefellt mer, dann wie die mer ſchreiwe, ſteht die Baddei
„auf monarchiſch=republikaniſcher Grundlage und ſtrebt
Steuer=
freiheit ſämtlicher Einwohner an‟. Die monarchiſch=
rebbublicka=
niſch Grundlag imboniert mer, des is for Deitſchland die aanzig
meeglich Reſchierungsform; nemlich entweder muß mer die
Monarchie kebbublickaniſch reſchiere, odder die Nebbublick
monar=
chiſch, annerſter geht’s bei uns net. Bloß mit de Steierfreiheit,
do werd’s habern, ich glaab, do krieje mer mit unſeru
Finauz=
miniſter Differenze, dann der hott neilich uff em Preſſefeſt
dorch=
blicke loſſe, ganz vun de Steiern derfte mer uns net dricke. — —
No, wie magne Sie, ſoll ich’s dhu mit dere Spitzekandidatur
odder ſoll ich erſt en Volksentſcheid ebeifiehre, ob aach die
Darm=
ſtädter demit eiverſtanne ſin? — Ich maan, ich kennts dhu, dann
ſchläächter wie dere Deßdemong, die wo der ſchwazze Nammbaß
aus lauter Lieb un Gaſchdichkeit zuguterletzt noch dodgedrickt
hott, kann mer’s bei dene Hakeſowjetaner aach net geh.
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Nummer 28
Beilage zum Darmſtädter Tagblatt
13. April 1924
* Menſch und Buch
Von Reinhold Braun.
Bücher, Seguer einer tiefern Welt,
Vom Unſterblichen durchhellt,
Seid Gefährten, daß ich menſchlich werde.
Liebe blühe dieſer Erde,
Daß mitſchwingen immer lichtre Kreiſe
Und ich leben lerne als der Weiſe,
Der aus Demut Luſt und Größe hebt
Und lebendig ſich Unendliches verwebt.
Buch und Menſch!
Das iſt ein Stück aus der Melodie des tiefen Lebens. Wer
zum tiefen Leben will, muß ſich dem edlen Buche anvertrauen.
Es wird ihn ſicher führen, weil es aus dem tiefſten Leben kam.
Es iſt ein Stück ſeiner Urſprünglichkeit, ein ſchönes
Weſent=
liche aus ſeiner Unerſchöpflichkeit, ein Reines, Leuchtendes aus
ſeinem Urkriſtallenen.
Es iſt nicht ein Zufälliges, ſondern eines, deß Zeit erfüllt
war durch ſeine Menſchen. Darum iſt es Gnade aus Erfüllung,
oft eine Gnade, die erlitten ſein mußte.
So ward es ein Kleinod für die Wanderer des Lebens, für
die Sucher der Seele.
Ein Kleinod aber iſt um der Freude willen da.
Darum: wer zur Freude will, muß ſich dem edlen Buche
anvertrauen!
Die Menſchen leben darum ſo biel an der wahren Freude
vorbei, weil ſie ſoviel immer noch an den Büchern vorbeigehen.
Es gibt darum ſoviel Taumelnde in der Welt, weil die
Menſchen nicht verſtehen, die echte Freude ſich aus den
Edel=
büchern ins Herz zu leſen.
Am guten Buche wird man ſehend, und man lernt das feine
„Lauſchen in das Leiſe und in das, was hinter dem Sichtbaren
llebendig iſt.
Am guten Buche wird man weit, man lieſt ſich gleichſam
daus der eigenen Enge heraus.
Am guten Buche lernt man die feine Kunſt, die eigne Tiefe
ſich immer mehr zu erſchließen. Man lernt ſich ſelber immer
Beſſer kennen. Und das iſt gut. Es gäbe weniger Leid und
Unglück, weniger Verdruß und Unſinnigkeit uuter den Menſchen,
wenn der Einzelne ſich beſſer kennen würde. Dadurch wäre
much mehr echte Demut, mehr Ehrfurcht in der Welt. Es wäre
much nicht ſoviel unnütze Kraftvergeudung unter uns, weil der
Einzelne beſſer ſeine Kraft kennt, ob ſie ausreicht, das geſteckte
Biel zu erreichen.
So gehört einfach das gute Buch zur Oekonomie des Lebens.
Am guten Buche wird man der ergriffene Menſch.
und den brauchen wir ſo ſehr. Denn die vom Echten,
Starken und Lichten, vom Hohen und Schönen, von wahrer
Menſchlichkeit Ergriffenen ſind die, die wirklich die Welt
vor=
wärtsleben, eben weil ſie verſtehen, ſich ſelbſt vorwärts zu leben.
So wird der Menſch am edlen Buche immer liebereicher.
Und wie ſollte es anders ſein, da es ein Stück herrliche
Un=
mittelbarkeit der großen Liebe iſt!
So hilft das Buch zum Höchſten und Reinſten, zum Glücke
jelber, deſſen Krone die Liebe bleibt.
So iſt es einer der ſchickſalvollſten und mächtigſten
Seel=
jorger der Erde!
Laßt es nicht die Stimme eines Predigers in der Wüſte
leiben, ſondern laßt uns immer erkennen, daß aus ihm uns das
geben ruft und daß es uns ruft zu Freude und Glück!
Mie Entwicklung der beutſchen mittelalterlichen Plaſtik. Von Alfred
Stange, 73 S. Text m. 48 Abbildungen. R. Piber u. Co.,
Mün=
ſchen. In Halbleinen 6 Mk.
Meittelalterliche Plaſtik im Germaniſchen Nationalmuſeum zu Nürnberg.
45 S. Text m. 112 Abbildungen. Holbein=Verlag, München. In
(Halbleinen 7 Mk.
Näittelalterliche Holzplaſtik. Von Fr. Wolter und W. Burger.
B4 S. Text m. 100 Abbildungen. Holbein=Verlag, München.
Ganz=
einen 12 Mark.
Mittelrheiniſche Plaſtik des 14. Jahrhunderts. Von E. L. Fiſchel.
106 S. Text m. 60 Abbildungen. Verl, der Wiſſenſchaften, O. C.
BRecht u. Dr. Noether, München.
Humanismus, Klaſſizismus und Naturalismus hatten
jahrhunderte=
ng die Erinnerung an die plaſtiſche Kunſt des deutſchen Mittelalters,
die urſprünglichſte Kunſtſprache unſeres deutſchen Volkes aus dem
9s dächtnis getilgt. Nur im Rokoko blitzte noch einaml hier und dort
Verſtändnis auf für die wahlverwandte Art dieſes blühendſten
Zweiges mittelalterlichen Kunſtſchaffens auf deutſchem Boden. Erſt mit
ſerm Vorſtoß der Gegenwart gegen eine billige konſervative und
nor=
merte Kunſtwertung, gegen die Diktatur einer einſeitig naturwiſſen=
(mftlich=techniſch gerichteten Weltanſchauung dringen wir wieder vor
den von einem Wuſt importierter Fremdkörper derſchütteten Quellen
im erer urſprünglichen völkiſchen Art. Eine Unſumme von
entſagungs=
uller analytiſcher Detailarbeit, deren Notwendigkeit und grundlegenden
Lart nur die daran Beteiligten abzuſchätzen wiſſen, mußte in
Semi=
an jen, Muſeen, in der Denkmalpflege und in der Sozialforſchung, an
auch der ernſte Kunſthandel nicht unbeteiligt iſt, geleiſtet werden, um
notwendigen Bauſteine zuſammenzutragen und zu ſichten. Nur ſo
as es möglich, daß im Laufe dieſes Jahres die erſten zuſammenfaſſen=
Sonderabhandlungen über die deutſche mittelalterliche Plaſtik
er=
ninen konnten. Erſchöpft iſt der Stoff einerſeits noch lange nicht,
vhererſeits verraten ſchon Kenner, daß wir bei manchen Teilgebieten
ol kaum über Anfänge einer Aufarbeitung hinauskommen können,
arnicht nur durch elementare Kataſtrophen, durch Krieg, Bilderſtürmer
ſu, ſondern auch durch die eitle Erneuerungsſucht des 19.
Jahrhun=
er8 zu viele Denkmäler zerſtört wurden. Doch rechtfertigen die
er=
hnenenen Bücher die Stellungnahme der Herausgeber, daß es nun
ſeit ſei, die Oeffentlichkeit mit den Ergebniſſen der bis jetzt im ſtillen
luteiſteten Arbeit vertraut zu machen.
Voran ſteht das im Verlag R. Piper u. Co. erſchienene
monumen=
zuweibändige Werk von Fr. Lübbecke: nicht geſchrieben für zünftige
urſthiſtoriker, alſo kein „kühles Neferendum”, ſondern die ſichere
Füh=
ung eines mit feinem Element vertrauten Fährmanns durch das Auf
d. Ab der Geiſteswelt des mittelalterlichen Menſchen, wie ſie ſich in
n. Werken ſeiner Bildhauerkunſt offenbarke. Möge das in einer
pracht=
en Type großen Grades gedruckte Werk trotz ſeines berechtigten
hen Preiſes, von Hand zu Hand gehen! Warum ſchließen ſich uicht
eifelſtdundel. Seilhe et grifie zeufce. Delegerie de Wfrnſch
Opfer ſcheuen, unſer geiſtiges Leben zu erhalten, in ihrem
ideali=
ſchen Kampfe beizuſtehen.
DDas Buch von Stange ſtellt mehr in kurſoriſcher Form den
Ent=
äuungsgang dar den die deutſche mittelalterliche Plaſtik in einem
ſtrgum von mehr als 700 Jahren durchlaufen hat. Leine.
Ein=
augung in ſtarre Stilbegriffe, ſondern lichte Klarſtellung der
pla=
en Ideen, ihrer geiſtigen Kontinuität wie ihrer Wandlung.
Da der Joſephiſche Katalog der Skulpturen des Germaniſchen
tioonalmuſeums ſchon lange vergriffen iſt, ſo bietet das Buch von
inn einen gewiſſen Erſatz, ja in mancher Hinſicht eine Bereicherung
rh: Neuaufnahmen, ſowie durch Abbildungen größerer Teilanſichten,
uur auch der Umfang der ſyſtematiſchen Katalogiſierung Joſephis nicht
duren werden konnte. Der vorzügliche Text faßt die ſo verzettelten
gabniſſe der Forſchung zuſammen, iſt durchaus ſachlich und an Laien
ſtztet. Mühelos findet ſich jeder in dieſem Buche zurecht, das ſehr
ggeeignet iſt zur erſten Einführung in dieſes, nicht gleich jedem
emn ſtehende wieder entdeckte Neuland.
Vn dem Buch von Fr. Wolter und W. Burger kommt neben dem
Künſtler zu Wort. So
kennen, die ausſagen, daß auch in ungeübteren Händen
meſſer regiert wurde von der Einfalt frommer Herzen. Das
Ergebnis des Geſamtſchaffens zeigte ſo nur Grad=, aber keine
Artunter=
ſchiede. Unbeholfene Werke der Volkskunſt und reifſte
Kunſtſchöpfun=
gen ſtehen ſo unter gleichen geiſtigen Notwendigkeiten. Nur das allein
gibt einer Zeit einen beſtimmten Stil. Der Text von Burger iſt in
allen Stücken zuverläſſig.
Das Buch von 2. Fiſchel trägt lokalen monographiſchen Charakter.
In dem Sondergebiet „mittelrheiniſche Plaſtik” wurde ſchon emſia
vor=
gearbeitet. Das grundlegende Werk von Fr. Back „Mittelrheiniſche
Geſamtſchaffen dieſes Zentrums mittelalterlicher Kunſt gegeben. Das
Buch von Fiſchel „Mittelrheiniſche Plaſtik des 14. Jahrhunderts” zeigt gleitterte zu den Bildern. Der Kunſtwart ſchrieb im Mai=cheft übet.
aber auch die Notwendigkeit von Längsſchnitten durch einzelne
Kunſt=
mainziſchen Kultur, deren Geltung und Einflaß ſich bis nach Coblenz, gleichlich tiefer begründet als die Ein= und Zwei=Jahr=Moden der je=
Wetzlar, Aſchaffenburg. Worms erſtreckte. Aber ſelbſt bei gewiſſenhafteſter
Verarbeitung der noch erhaltenen Denkmäler vermag auch eine
mono=
lichen Reſten ehemaligen Beſitzes zu tun. . . . So gilt es, an
Ueber=
bleibſeln hinzutaſten und viel aus wenigem zu ſchließen”. Weſentlich und Volk iſt inzwiſchen rieſengroß geworden, und noch immer iſt keine
erleichtert wird die Lektüre dieſes Buches dadurch, daß der Verfaſſer
in die Kapitel: „Plaſtiſche Gruppen vom Jahrhundertbeginn Eutwick=
und Einzelplaſtik. Wir wünſchen dem Buche von Fiſchel gerade im Aufgaben des neuen Kunſtwarts empfunden, dieſer Entfremdung ent=
Kunſtprovinz, weiteſte Verbreitung.
er.
Ein Haus ohne
Reichsdrucke
ist heute kaum mehr denkbar
Alle erschienenen Blätter mit wenigen
Ausnahmen finden Sie ständig vorrätig bei
Heinrich Schroth, vormals Karl Buchner
Rheinstrasse 15
Hofbuchhandlung
(59a)
Der Spiegel. Jahrbuch des Propyläenverlages. Jahrgang 1923 und
1924. 102, bziv. 142 S. Text, mit zahlreichen ein= und mehrfarbigen
Textabbildungen und Bildtafeln. Propyläenverlag, Verlin.
Dieſe beiden im Großquartformat auf beſtem Kunſtdruckpapier
ge=
druckten zwei Bände „Der Spiegel” geben einen reſtlos erſchöpfenden
Querſchnitt durch die reiche Literatur der auf höchſter Stufe ſtehenden
Verlagstätigkeit des Propyläenverlages. Die Ausſtattung dieſer
Jahr=
bücher mit ein= und mehrfarbigen Autotypien und Lichtdrucken läßt
kei=
nen Wunſch mehr übrig. Hier dokumentiert ſich ein ſo hoher Grad von
Verantwortlichkeitsgefühl, von Werk= und Qualitätsgeſinnung, daß ſich
eine ſchlechthin moraliſche Wirkung auf den Leſer überträgt. Die in ſich
abgeſchloſſenen Aufſätze des Jahrgangs 1924 geben Proben des beſten
deutſchen Schrifttuus über Kunſt und Literatur. Sie verdienen einzeln
angeführt zu werden: Cckart v. Sydow, Peligion und Kunſt der
Pri=
mitiven; U. v. Wilamovitz=Moellendorf. Die Kunſt der Ueberſetzung;
L. v. Pigenot. Pindar und Hölderlin; „H. Voß, Guido Renis römiſche
Jahre; W. Freiherr von Schroeder, Angelus Sileſiusz. W. Fraenger,
Gohas Träume: A. Eloeſſer, Schelmen=Romane: A. Feulner,
Rokoko=
möbel; E. Ludwig, Biographie und Drama; H: Eulenburg, Abſchied,
Sonett: „M. J. Friedländer. Die Radierkunſt des 19. Jahrhunderts;
H. Wölfflin. Ueber Stendhals Geſchichte der Malerei in Italien (1817);
J. Paul, Sätze und Abſätze; O. Grautoff, Ueber die klaſſiziſtiſche
Ma=
lerei in Frankreich; E. Liſſauer, Ueber die Nachtſeite in Hebbels
Weſen; R. Woerner, Von Abdera nach Seldwyla; M. Osborn,
Künſt=
ler und Bekenner; „K. Cinſtein, André Derain: A. Kuhn. Auf
Corinths Spuren; H. Birber, Europa und die ruſſiſche Dichtung. Ein
Katalog der Werke des Propyläen=Verlages beſchließt den
Jahr=
gang.
Muſikliteratur
Erich Weinert: „Der Gottesgnadenhecht und
an=
dere Abfälle”, Brettlieder, 3.—5. Auflage. Elena Gottſchalk,
Verlag, Berlin. 0,50 Goldmark. Das Bändchen, das keine
durchſchnitt=
liche Kabarettliteratur darſtellt, perſifliert auf geiſtreiche und liſtige Art
unſere heutigen Zuſtände. Alle Typen der alten und der neuen
Geſell=
ſchaft bekommen ihren Teil. Dabei fehlt Weinert alle Bitterkeit: Hat er
ſein Opfer zerzauſt. kann er mit ihm herzlich lachen.
Leon Wardanian, op. 3. „Epiſode de Valſe” und Nuit
bete” op. 4 „Deux Pocſies pour Piano”. Vier Salonſtücke moderner
Prägung, bei denen ähnlich wie bei der Nichard Straußſchen Art tonale
Ruhepunkte mit modernſten Klaligwirkungen wechſeln. Von germaniſcher
Schwerblütigkeit iſt nichts in dieſen geſchickt und wirkungsvoll geſetzten
Stücken zu merken, dagegen Grazie und Leichtigkeit. Zuweilen hat man
das Gefühl, als ſeien neuartige Diſſonanzen nur deshalb eingefügt
da=
mit die Gedanken nicht glatt oder herkömmlich werden. Beim Deutſchen
wird eine ſolche moderne Technik gleich zum Prinzip. Hier wirkt ſie
wie Friſur und Draperie, um das Ganze auszuputzen.
Joſef Matthias Hauer. Atonale Muſik. Klabierſtücke 1922.
2 Hefte. Mit der Aufgabe der Tonalität, der pſychologiſchen
Verwpandt=
ſchaftsbeziehung löſt ſich die Melodie zu größter Mannigfaltigkeit —
Hauer errechnet 479 001 600 Verbindungsmöglichkeiten der 12
temperier=
teu Töne — ſinkt dafür in ein graues Nebelland beziehungsloſer
Ver=
hältniſſe, ſo daß dem auf der einen Seite gezeitigten Gewinn auf der
anderen Seite ein großes Verluſtkonto an äſthetiſchen Spannungen und
Entſpannungen gegenüberſteht. Die zwanzig Tonſtücke zeigen bei
ein=
gehender Betrachtung und zunehmender Gewöhnung Reize melodiſcher
und harmoniſcher Art. Als Ganzes genommen, unterſcheiden ſich die
Stücke recht wenig von einander, da die Rhythmik bei Vermeidung des
„ſtereothpen Trampeltaktes” kein eigenes Leben zeigt, und die Struktur
ganzer Gruppen, z. B. von Nr. 1, 2, 5. 7. 8, 10, 12, 16, 18, ſeien ſie nun
drei= oder zweiſtimmig gefügt, ſtets dieſelbe iſt. Solange die Ergebniſſe
„kosmiſcher, atonaler Kunſt” keine ſtärkeren ſind, als die vorliegenden,
müſſen ſie den Stempel des Experimentes tragen.
Alban Berg, op. 1. Sonate für Klabier. II=moll iſt die Tonart
des einſätzigen, an ſelbſtändiger Stimmführung ohne Rückſicht auf
Zu=
ſammenklang reichen Werkes, die Tonalität bleibt aber nur auf ganz
kurze Strecken bemerkbar, die dadurch beſonders charakteriſiert werden.
Im Uebrigen iſt der bei Hauer verpönte Wille zum Ausdruck und zur
Idee überall ſtark vertreten. Innerer Zwieſpalt, Qual, Entſagung,
Ent=
ſetzen, Entſchluß, Aufflammen und Neſignation malen ſich in eigenen
Kläugen. So fremd und mißtönend Vieles beim erſten Hören klingt,
ſo ſicher und beſtimmt iſt doch die führende Hand und ehrliches Können
und Wollen hebt die Sonate über viele Werke ähnlicher Art, hinter
denen nichts als Originalitätsſucht und Modernſeinwollen um jeden
Preis ſteckt.
Guido Kreutzer: „Der deutſche Kronprinz und die Frauen in ſeinem
Leben‟. Nach autheniſchen Aufzeichnungen, Velegen und Unterſuchungen.
(Verlag der Leipziger Graphiſche Werke (A.=G.) Grundzahlen: Geh. 2 M..
Halbleinen 3 M. Ganzleinen 4 M., Halbleder 10 M. Ehe das Buch
noch in Deutſchland erſchien, veröffentlichte die ausländiſche, insbeſondere
die amerikaniſche Tagespreſſe es auszugsweiſe. Leidenſchaftliche
Kom=
meutare für und wiber den ehemaligen Thronerben ſchloſſen ſich an und
beuieſen, daß ſeine Perſönlicſteit auch heute noch draußen in der Welt
brennendem Intereſſe begegnet. Die Anteilnahme, die man dem
älte=
ſten deutſchen Kaiſerfohne in Deutſchland entgegenbringt, iſt nicht minder
ſtark. Da unternimmt es nun der Nomanſchriftſteller Guido Kreutzer,
der eine bekannte Größe unſerer Literaturwelt bildet, den gauzen Wuſt
von Haß und Entſtellung, Schelſucht und Lüge gegen den Kronprinzen Einzelteile für Anfänger und Vorgeſchrittene mit Angaben über
er in ſeinem Buche „Der deutſche Kronprinz und die Frauen in ſeinem
Leben” ſich der Aufgabe unterzogen, an Hand des reichen, ihm zur
Ver=
fügung geſtellten, unbedingt zuverläſſigen Materials die gravierendſten
Anſchuldigungen und Verdächtigungen zu unterſuchen und frei von
blas=
dhemiſchen und bhzantiniſchen Motiven — auf das richtige Maß
zurück=
zuführen. Guido Kreutzer rührt vielleicht an den Kern des
malige
Problems, wenn er im Vorwort ſchreibt:
Thronerbe war letzten Endes nichts denn
hen Paters.”
leicht das tragiſchſte Opfer — ſeines glüicklo
Ein neues Kunſiwartunternehmen
Von Brueghel zu Rouſſeau.
— Einführung in die Kunſt der Zeit von Karl Hanuſch und
Wolf=
gang Schumann. Herausgegeben vom Kunſtwart. Eine Mappe mit
16 z. T. farbigen Bildtafeln und 2 Textbildern nach Werken von
Brueg=
hek, Altdorfer, Moderſohn=Becker, dan Gogh, Chagall, Fr. Domſcheit,
Kunſt” (Frankfurt 1910) hat zum erſtenmal einen Querſchnitt durch das George Groſz, Karl Hofer, M. Pechſtein, Henri Rouſſeau u. a. Dazu
auf 28 Seiten ein einführender Text: „Zur neueren Kunſt” und
Be=
ſein neues Unternehmen u. a.: Die Bewegung (des Exbreſſionistuus),
gattungen. Die mittelrheiniſche Kunſt ſteht im Strahlungsbereich der geſelſchaftspſtychologiſch, geſellſchaftgeſchichtlich und menſchlich
under=
weiligen bildneriſchen Technik, hat ein wunderliches Schickſal gehabt.
In den Kreiſen der Künſtler, der erklärten Kunſtliebhaber, der
Berufs=
graphiſche Darſtellung kein umfaſſendes Bild der Kunſtentwicklung der kritik „ſetzte” ſie ſich allmählich durch . Die breitere Oeffentlichkeit aber,
mittelrheiniſchen Plaſtik während ihrer Blütezeit im 14. Jahrh. mehr zu das „Publikum” ging nicht mit. Befremdet, ſpöttiſch und höhniſch oder
geben. „Denn überall in Deutſchland haben wir es nur mit kümmer= auch betrübt und verſtändnislos abgewandt, halt es feſt an ſeiner
über=
lieferten Einſtellung und Anſchauung, die Kluft zwiſchen Schaffenden
Ausſöhnung abzuſehen . Glaubt man nicht, daß ſie ihre Quelle in
auch in ſeiner Dispoſition Längsſchnitte gibt. Er gliedert ſeinen Stoff großen und wertvollen Erlebniſſen und Geſinnungen haben, ſo ſollte
doch mindeſtens die innere Nötigung zugegeben und der „Sinn”
ge=
lung des mittelalterlichen Grabmals, die Werkſtatt um 1370, Plaſtik ſucht wverden, der denn doch ſchließlich in einer Bewegung ſolcher Breite
der Frankfurter Domportale, Mittelrheiniſcher Relieſſtil, Altarſchrein und Stärke ſtecken muß . . Wir haben es als eine der vornehmſten
Heſſenland, dem Zentrum dieſer hochbedeutſamen mittelalterlichen gegenzuarbeiten. Dieſer Aufgabe ſoll auch die Mappe „Von Brueghel
zu Nouſſeau” dienen. Die Bilder ſind nicht alle modernen Urſprungs,
wie ſchon der Titel ankündigt. Der alte, heute ſo „zeitgemäße” Brueghel
iſt vertreten, auch Altdorfer und deutſche Volkskunſt. Dies zum Zeichen
und Beweis, daß die heutigen nicht irrſäligen, lediglich zeitgeborenen
Einfällen und Launen ſchöbferiſch nachgeben, ſondern im
überzeitlich=
lebendigen Zuſammenhang mit künſtleriſchen und volklichen Strebungen
ſtehen, die zwar zuweilen verſchüttet, doch nie erſtorben ſind. Es
bedarf wohl kaum eines Wortes darüber, daß wir mit ſolcher Arbeit
nicht „Partei” ergreifen‟. Für heute aber, und nicht zuletzt zur
Vor=
bereitung der Empfänglichkeit für die kommende Kunſt, lag die Aufgabe
klar vor Augen; mit aller Hingabe und reſtloſen Eindringlichkeit, in
einer Art, die jedem Gebildeten verſtändlich ſein ſoll, zu zeigen, welchen
letzten Sinn und welche beſonderen Qualitäten die Kunſt der Zeit
auf=
weiſt. Denn darüber allerdings wollen wir keinen Zweifel laſſen;
welt=
bedeutender Sinn wohnt nach unſerer Auffaſſung und unſerem Fühlen
dieſer Bewegung zu tiefs inne, und Werte gewpahren wir an ihren
Schöpfungen nicht weniger als an manch hochgefeiertem Werk, das
an=
dere Erlebnisquellen hat. Dies ſehen und empfinden, hieß für uns
ohne Rückhalt genötigt ſein zu bewußtem Eintreten für Veeſtändnis
und Verſtändigang, wie wir ſie nun anſtreben.”
Bücher des Wolkenwandererverlages, Leipzig. Die Chronika des
fah=
renden Schülers von Clemens Brentano. In Leinen 8,50 Mk.
Das elſäſſiſche Trappiſtenkloſter Oelenberg bei Lutterbach bewahrt
in ſeiner Bibliothek das koſtbare Urmanuſkript der „Chronika des
fah=
renden Schülers” von Cl. Brentano. Wahrſcheinlich hatte der Abt
Gohrem van der Meulen die Handſchrift (1801—84) von Verwandten
des verſtorbenen, ihm aufs engſte befreundeten Dichters zum Andenken
erhalten. Die „Chronika” iſt zwar nur ein dichteriſches Fragment, aber
ein reiner Spiegel des Seelenlebens des jungen Brentano und zudem
noch die erſte moderne chronikaliſche Novelle, die bis auf den heutigen
Tag befruchtend nachgewirkt hat. Umſomehr begrüßen wir denn dieſe
erſtmalige und einzig berechtigte, von Dr. J. Lefftz beſorgte
Heraus=
gabe der lange verſchollenen Urfaſſung in dieſer würdigen Buchform,
mit einem Fakſimile des Nachtigallenliedes, mit den handkolorierten
Initialen und Holzſchnitten Fr. Poceis, einem Bildnis des Dichters,
des Abtes Ephrem von Emilie Linder u. Ed. von Steinle und einer
Anſicht der Abtei Oelenberg und ihrer Bibliothek. Anfang der
Nieder=
ſchriſt der „Chronika” geht zurück auf den durch die fröhliche
Nhein=
fahrt mit Arnim denkwürdigen Spätſommer des Jahres 1802. Der
größte Teil entſtand in den Jahren 1802—1806, in der wohl
glücklich=
ſten Lebenszeit des Dichters, der Schluß um 1810, als Brentano nach
dem Tode Sophiens vom Strahl des Sternes Wermut getroffen wurde
wie die Unglücklichen in der ſteinernen Kammer der „Chronika‟. Eine
entſtellte Ueberarbeitung war im Jahre 1818 in Friedr. Förſters
Sammelband „Die Sängerfahrt” erſchienen. Dieſe chronikaliſche
Rahmenerzählung Breutanos mit ihrer muſikaliſch melancholiſchen
Stimmung iſt „Das Kind der Sehnſucht eines zerriſſenen Herzens nach
Einfalt und ſchlichtem Glauben‟. Der vorliegende Druck gibt alle
ſprachlichen Eigentümlichkeiten, alle ſyntaktiſchen Freiheiten und
In=
konſequenzen der Urſchrift, wie ſie dem holzgeſchnittenen Chronikenſtil
auhaften, unverfälſcht wieder. — Dieſe einzig authentiſche Ausgabe, die
für den Literaturhiſtoriker durch den Abdruck der Quellennotizen
Bren=
tanos zur Chronika einen beſonderen Wert erhält, macht nun alle
apo=
kruphen und entſtellenden Nachſchöpfungen der „Chronika des fahrenden
Schülers” überflüſſig.
Der Stil in der bildenden Kunſt. Allgemeine Stilthevrie und
geſchicht=
liche Studien dazu. 347 S. Text m. 57 Abbildungen. Von Ludwig
Coellen. Arkaden=Verlag, Traiſa=Darmſtadt 1921.
Es dürfte wohl noch einige Zeit vergehen, bis dieſes Buch ſeine volle
Wirkung ausüben wird; denn es ſetzt reife Leſer voraus, die nicht müde
werden bis in die Tiefen dieſer transzendental=logiſchen Darſtellung
vorzu=
dringen. Aber es iſt keine Frage: dieſes Buch, das das Signum eines
außergewöhnlichen Geiſtes trägt, wird noch in die Zukunft hineinwachſen.
An dieſer Stelle können über Ziel und Inhalt nur Andeutungen im
Sinne des Autors gegeben werden. Coellen ſucht die geſetzlichen
Beziehungen aufzudecken zwiſchen Weltanſchauung und Stil, d. h. er
geht über die empiriſche, ſtofflich intereſſierte Methode der Kunſtgeſchichte
hinaus den übergreifenden Prinzipien nach, welche die Geneſis der
Stil=
entwicklung bedingen. In einem Vergleich geſprochen: wie die Botanik
in dem Aufſuchen des Prinzips der natürlichen Artentſtehung über die
Stufe des bloß klaſſifizierenden Linnöeſchen Shſtems hinausſtrebt, ſo
muß auch die Kunſtgeſchichte über eine bloße Stilbeſchreibung
hinaus=
wachſen zu einer Stilgeneſe die grundlegende Zuſammenhänge
aufzu=
zeigen hat zwiſchen der „begrifflichen Sphäre der Weltanſchauung und
den räumlich formalen Beſttimungen des Stils”. Mit dieſer
Einbezieh=
ung der Religion und Philoſophie in die Sphäre der Eutſtehung der
künſtleriſchen Formen wächſt Coellens Darſtellung auf zu einem
Geſamt=
bild der abendländiſchen Kultur. In dieſem Buche iſt die deduktide
Me=
thode gewiß führend, aber ſie paart ſich mit jener unphantaſtiſchen
ſchöp=
feriſchen Intuition, die wiederum geſtützt iſt auf eine reine Logik. Das
Buch Coellens ſteht mit an erſter Stelle in der kunſtgeſchichtlichen Literatur
der letzten Jahre; es wird bewahrt bleiben vor den: Schickſal eines
A
Modebuches.
„Radio für Alle” (Radiokosmos). Unabhängige Zeitſchrift für
Radio=
ſport und Radiotechnik. Organ des Süddeutſchen Radioklubs
Mün=
chen, des Württembergiſchen Nadioklubs, des Nadiodereins Koburg
uſv. — Herausgeber: Hanns Günther und Dr. Franz Fuchs.
Monatlich ein Heft von mindeſtens 64 S. Preis des Heftes 1 Mk.
Franckh’ſche Verlagshandlung, Stuttgart.
Eine führende Mouatsſchrift für Radioamnteure! Vor uns
liegt das erſte Heft der mit einer gewiſſen Spannung erwarteten
Zeitſchrift „Nadio für Alle‟. Was die Vorankündigungen geſagt
haben, iſt gehalten worden. Die Zeitſchrift, herausgegeben von
Hanus Günther und Dr. Frauz Fuchs, den Verfaſſern des in drei
Monaten in 70 000 Exemplaren verbreiteten Werkes. Der
prak=
tiſche Nadioamateur”, gibt in reich illuſtrierten Aufſätzen erſter
Verfaſſer über alle techniſchen, juriſtiſchen und organiſatoriſchen
Fragen, die die Nadiobewegung angehen, Aufſchluß, und leitet
zu ſelbſtändigen radiotechniſchen Arbeiten an. Sie iſt vollſtändig
unabhängig. Der Inhalt iſt ganz allgemeinverſtändlich und völlig
auf die Praxis eingeſtellt. Auf anſchauliche Bilder wird
beſon=
derer Wert gelegt. Die Aufſätze unterrichten nicht nur über die
Fortſchritte des Amateurweſens und der Radiotechnik, ſondern
geben auch Anleitung zur Selbſtanfertigung aller Apparate und
zu entwirren. Mit underſönlichſter Zurückhaltung und Obiektivität hat Werkſtattkniffe und die zweckmäßigſte Vearbeitung des Materials;
weiter werden alle einſchlägigen Rechtsfragen erörtert und
prak=
tiſche Winke für den Betrieb von Amateurſtationen, insbeſondere
die Beſeitigung von Störungen gegeben. Alle Aenderungen in
der Sendezeit und den Wellenlängen der in= und ausländiſchen
Progdcaſtſtationen werden mitgeteilt, es iſt mit einem Wort das
latt des praktiſchen Nadioamateurs, das ihn über alle
intereſſie=
renden Fragen auf dem Laufenden hält und unbedingt ſeine
Rechte den Behörden gegenüber vertritt.
Mappenwerke
Städte und Burgen a. b. Lahn. Zwanzig Zeichnungen v. Otto
Ubbelohde: Aus ſchöner alter Zeit. Zwölf. Federzeichnungen
v. Otto Ubbelohde; Radierungen v. Otto Ubbelohde;
Odenwald und Bergſtraße. Zwölf Federzeichnungen v. Herm.
Pfeiffer; Aus dem Taunus. Sechzehn, z. T. mehrfarbige
Bil=
der v. Fritz Wucherer: Aus dem Vogelsberg. Zwölf
Federzeich=
nungen v. Albr. Niedeſel, Frhr. zu Eiſenbach; Aus dem
Rhein=
gau. Sechzehn Federzeichnungen v. W. Zadow; Der Weſterwald.
Vierundzwanzig Zeichnungen v. Werner Willgerodt. Sämtliche
Hefte im Verlag von N. G. Glwert, Marburg.
Dieſen vom Verlag faſt verſchenkten Heften wünſchen wir die
weiteſte Verbreitung. Das heſſiſche Land mit ſeinen ſo verſteckt
liegen=
den Burgen, Schlöſſern, Kirchen und Ruinen ſeinen trauten
Städte=
winkeln, ſeinen teils idylliſchen, teils melancholiſchen Landſchaften wird
i dieſen graphiſchen Blättern mit ſchlichter Ehrlichkeit feſtgehalten.
Dieſe künſtleriſche Phyſiognomie iſt gewiß nicht die Widerſpiegelung
umwälzender Geiſtigkeit, aber man flüchtet gern einmal vor dem
Ueber=
ſchwall der exaltierten Hypermoderne in dieſe ſtille Welt der deutſchen
Erde, die immer noch auf feſtem Grund und Boden ſteht. Und wer
dieſe enge Welt bis in ihre geheimſten Fältchen kennt, wer auf den
Pulsſchlag jeder Hebung und Senkung der heimatlichen Scholle zu
lauſchen vermag, der findet von hier, von einem feſten Zentrum aus
auch den Weg in die Weite der Welt. Die Globetrotter aber kennen
weder ſich noch die Welt, Wolkenfetzen gleich werden ſie über die Erde
gejagt. Iſt die von den Heimatloſen ſo viel geſchmähte Heimatkunſt
wirklich fo eng, braucht ſie ſo eng zu ſein?. Schlagen wir doch einmal
das Heft mit den Radierungen von Ubbelohde auf! Steckt hinter
die=
ſen zeichneriſch und radiertechniſch meiſterlich beherrſchten Blättern
nicht doch noch mehr als bloße dürftig philiſtröſe Heimatkunſt?. Gewiß
hat das Gegenſtändliche das erſte Wort; aber dahinter ſchwingt doch
auch das Metaphyſiſche, freilich nur dem ſichtbar, der die Heimat als
tiefſtes Erlebnis in ſich trägt. Scheint nicht über die maſſigdüſtere
Brücke (Nr. 4 der Nadierungen) das ganze laſtende, unergründliche
Erdenleid gezogen zu ſein?
Im gleichen Verlag ſind noch erſchienen: Rothenburg. Zwölf
Zeichnungen von W. Willgerodt. — Main=Speffart—Rhön.
Sechzehn, z. T. mehrfarbige Zeichnungen von Fried. Stern=
Frank=
furt.
Die Zeichnungen Sterns fallen auf durch die Fähigkeit des
Zeich=
ners zur weſentlichen Abbreviatur des Landſchaftlichen. Nur möchte
man dem Zeichner wünſchen, dieſe Fähigkeit nicht zu forcieren,
ſon=
dern zu vertiefen.
en.
Die romantiſche Illuſtration. Die volkstümlichen Zeichner der deutſchen
Romantik. Von Oskar Lang. 30 S. Text m. 180 Abbildungen.
Einhorn=Verlag in Dachau.
Eine der bleibenden Taten der Romantik war die Hebung der
ver=
geſſenen koſtbaren Schätze unſerer volkstümlichen Literatur. Eine der
bleibenden Taten der Heimatromantiker, der Richter, Schwind und
anderer, wenn ich ſie ſo nennen darf gegenüber einem Ph. O. Nunge und
Caſpar David Friedrich, den kosmiſchen Univerſaliſten, war die Belebung ſten Geſtalten — Vertreter der Berliner Hochfinanz, Freiburger Stu=
4 Neue deuiſche Zukunfisromane
Der Ranal, Roman von Hans Nichter. (Ernſt Keils Nachf., Auguſt Richard Waoner, Mein Leben. Kritiſch durchgeſehen, eingeleitet und
Scherl, G. m. b. H., Leipzig.)
In der Reihe der Romane und Erzählungen, die den Blick öffnen
ſollen für Technik und menſchliche Zukunftsmöglichkeiten, nimmt der Ro= Franken) oder in Halbleder gebunden 20 Goldmart (425 Schweizer
man „Der Kanal” mit die erſte Stelle ein. Der Bau eines Rieſenkanals Franken). Verlag des Bibliographiſchen Iuſtituts in
Leipaig=
über den Apennin und die Alpen, die Verhindung von Nordſee und
Adria, iſt die große Zukunftsaufgabe. Dieſen gewaltigen Verkehrsweg,
der den Völkern Mitteleuropas ungeheure wirtſchäftliche Ausſichten ere
ſchließt, ſchaffen ein deutſcher Induſtriekapitän und ſeine Mitabeiter, archivs bearbeitet von Werner Beumelburg. Mit 2 Karten, 1 Skizze,
ſchen mit den rohen Naturgewalten iſt das Schickſal einzelner großer ten des Weltkrieges”.) Grundpreis: broſchiert Mk. 4, gebunden Mk. 5.
Menſchen verwebt. Dieſes Schickſal der Einzelnen ſowie der Geſamtheit
ſind von Hans Nichter mit außerordentlicher Wucht dichteriſch geſtaltet,
Bereich des Menſchenmöglichen doch nie ganz außer Acht gelaſſen wurde. (Verlag von Julius Hoffmann in Stuttgart.)
Wer ſich in Erinnerung zurückruft, was uns die letzten Jahrzehnte
ge=
bracht haben, wird auch die Möglichkeit dieſes Romans nicht ohne wei= Bärentauz und Affenſprung, ha, da lacht ſchon Alt und Jung. Luſtige
iſt nicht das Wichtige und nicht die Größe dieſes Werkes. Sie beruht Dieck u. Co., Stuttgart.)
allein in der wuchtigen dichteriſchen Geſtaltungskraft, die vielfach an
in unſere Tage hineinragt. Die Zukunftsaufgaben moderner Technik
werden in dichteriſcher Phantaſie vorweggeahnt und vom ſicheren Könner
zum großen Romanbild entworfen. Wie der galglatte, genial=diplomati= Stuttgart.)
ſierende Generaldirektor und Vertraute eines Gaoßinduſtriellen von
un=
begrenzter Machtweite ſich mit der ſoliden Arbeit des jungen, ernſt ſtre= mann Krieger. (Georg Weſtermann, Braunſchweig und Hamburg.)
benden Wiſſenſchaftlers und Ingenieurs mißt, wie das gewaltige Welk, Das Traumland der Kmderzeit. Märchen des kleinen Rembrandt von
in deſſen Dienſt der ſchlaue, machtgierige Maun zahlloſe Kräfte zu
ſtellen weiß, um ſelbſt der gefeierte Schöpfer zu werden, krachend
zu=
ſammenbricht und erſt dem ſoliden Wiſſenſchaftler und Ingenieur das
ſchwere Werk gelingt, wie am Ziel des großen Werks die eigene
unge=
heure Tat den Erfinder ſelbſt bernichtet, führt uns durch Bergeshöhen
und Abgrundtiefen ſeeliſcher Spannung und erregten Emnpfindens von
Anfang bis zu Ende. Ein Roman für den Ingenieur, den Tatmenſchen Anleitung zur Menſchenkenutnis. Von Profeſſor Dr. O. Schütze. W. u.
und den, der im heißen Kampf des Lebens mit der Materie ringt! Aber V. B. 189. 170 Seiten. (Verlag von Quelle u. Meyer in Leipzia)
auch ein Buch für ſtille Denker, die ihre eigene Lebensphiloſophie haben,
wie die Geſtalt des Oberſt Zwinger, dieſes Weltweiſen und verſonnenen ſchichte der Philoſophie in Altertum und Mittelalter, 6. verbeſſerte
Philoſophen, der ſeine eigenen Wege geht.
Durch das raſende Knattern unzähliger Geſteinsbohrer, durch das
Dröhnen gewaltiger Sprengungen und den betäubenden Lärm von
hunderten von Maſchinen und Nädern klingen die Stimmungen und
Ge=
fühle tieferfaßter Menſchengeſtalten leiſe wieder, und durch alles tönt die
ewige Melodie der Natur, rauſchen die Waſſer des Rheins. N. St.
Hochofen I. Roman von Hans Richter. Halbleinen Grundzahl 4,
Halbleder Grundzahl 6. Verlag von Ernſt Keil’s Nachf. (Aug.
Scherl) G. m. b. H., Leipzig.
Mitten aus dem bewegten Leben unſerer Zeit gegriffen, führt uns 0,6 Mk. Grundzahl. Deutſche Verlagsanſtalt, Stutgart.)
dieſer, von unbeſiegbarem Lebenswillen quellende Roman an Stätten
der Arbeit und des Gewerbefleißes, führt uns in das Dunkel von Koh=
dieſer volkstümlichen Dichtungen, der Märchen, Fabeln, Lieder Kinder= denten, oberſchleſiſche Vergarbeiter und Ingenieure —
zuſammenge=
reime, die ſie im ſchlichten illuſtrativen Widerſpiel veranſchaulichten und führt werden. Ergreifend ſind die Schickſale, die ſich in raſcher Form
mit dem goldſchmiedeartigen Gerank ihrer Arabesken umrahmten. Erſt vor unſeren Augen abſpielen. Mit ſeiner tiefen und ernſten
Lebens=
in dieſem Zuſammenhang verſteht man den notwendigen Untertitel die= auffaſſung, mit dem überwältigenden Gang der Ereigniſſe, der
wirk=
ſes Buches: „Die volkstümlichen Zeichner der deutſchen Romantik‟. Es
iſt das erſte Mal, daß in einer ſo ſelten feinſinnigen Darſtellung dieſe
volkstümlichen Illuſtratoren in einem Buch zuſammengefaßt werden.
Volkstümliche Illuſtratoren im beſten Wortſinne! War es doch einer
von ihnen, Eugen Napoleon Neureuther, der zuerſt mit ſeinen
Rand=
zeichnungen zu Goethes Balladen 1829” in ihrer zarten muſikaliſchen
Rhythmik den in den erſten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts
eingeriſſe=
nen ſüßlichen kitſchigen Kupferſtichſtil der Almanache durchbrach. Daß
Ludw. Richter und M. Schwind im Mittelpunkt dieſes Buches ſtehen, iſt
ſelbſtverſtändlich. Aber da iſt außer dem unbekannten Neureuther noch
Pocci da, italieniſch dem Namen, kerndeutſch ſeinem Weſen nach, den
man immer nur als dilettierenden Malerpoeten gelten laſſen möchte. Aber
ſeine „Totentänze” ſagen dem Wiſſenden genug. Da iſt noch Otto Speckter,
der Norddeutſche, mit ſeiner Verhaltenheit und Stille, die über ſeiner Welt
wie feines Silbergrau liegen, da iſt noch Theod. Hoſemann, der waſchechte
Berliner, der Realiſt und Froniker Berlins nebenbei geſagt, ein Maler,
der ſich neben Menzel ſehen laſſen kann. Unſere heutige Generation hat
es übrigens gar nicht ſo nötig, auf dieſe Illuſtratoren mitleidig
herab=
zublicken; denn juſt die mit den 30er Jahren einſetzende Illuſtration der
Romantik iſt die Ahnherrin unſerer heutigen graphiſchen Probuktion.
Kraftmeier und Marktſchreier waren dieſe romantiſchen Illuſtratoren
freilich nicht, ſondern beſcheidene Männer, die noch etwas von der
aus=
geſtorbenen Tugend Demut” wußten, die ſich ehrlich ohne bezahlte
Sekundanten durchs Leben ſchlugen und ihren Zeitgenoſſen einen blanken
Spiegel vorhielten, in dem ſie ſich zu erkennen vermochten. Der reiche,
das Bedeutendſte wiedergebende Bilderanhang dieſes Buches könnte
manchem die Augen öffnen, daß das Durchſchnittsleben eines Volkes
aus den reinen Quellen der Seele rinnen muß, wenn es nicht verdorren
foll in den Wüſten der Utopie und eines gnadenloſen
Nützlichkeits=
finnes.
R
Das deutſche Studententum von ſeinen Anfängen bis zur Gegenwart.
Von Dr. W. Bruchmüller, (IV u. 132 S.) Kleinoktab. (Aus
Natur und Geiſteswelt, Band 477.) Geb. 1.60 Mk. Preisänderung
vorbehalten. Verlag von B. G. Teubner, Leipzig und Berlin 1922.
Zu rechter. Zeit erſcheint dieſe Geſchichte des deutſchen
Studenten=
tums, wo die Stellung unſeres jungen gkademiſchen Nachwuchſes zu
Volk und Staat diel erörtert und viel umſtritten iſt, wo der Student
ſelbſt ein neues Verhältnis zum Volksganzen und Volksleben zu
ge=
winnen ſucht. Da vermag dieſer „Studentenſpiegel” um ſo mehr zur
Selbſtbeſinnung einerſeits zur gerechten Beurteilung andererſeits zu
führen, da das Buch nicht nur ein lebendiges Bild der wechſelnden
äußeren Erſcheinung des ſtudentiſchen Lebens von den Anfängen der
deutſchen Uniberſität bis zur Gegenwart gibt und ſo das nur
geſchicht=
lich mögliche Verſtändnis ſeiner Eigenart vermittelt. Vielmehr bietet
es vor allem auch eine Darſtellung der inneren Entwicklung des
deut=
ſchen Studententums von der tirchlichen Gebundenheit des
Mittelal=
ters bis zum 20. Jahrhundert und zeigt, wie es in deren Verlauf
im=
mer mehr zum Spiegelbild aller Nöte und Erfolge auf dem politiſchen,
nationalen und ſozialen Gebiet, aller Kämpfe und Siege unſeres
gei=
ſtigen Lebens geworden iſt. So wird das Buch dem Studenten wie
dem „Philiſter” gleich willkommen ſein, der zu einer richtigen
Wür=
digung der Stellung des Studententums in der Gegenwart gelangen
möchte.
lichkeitsnahen, packenden Schilderung menſchlicher Leidenſchaften und
Konflikte iſt das Buch eine Romanſchöpfung, die ein Kulturdokument
und eine ergreifende Darſtellung unſerer Zeit iſt. Aus den bunten,
lebensvollen Geſtalten ragt jener zukunftstragende Typ des deutſchen
Werkſtudenten hervor, den die Not unſerer Zeit geſchaffen hat. Mit
der Meiſterſchaft eines fertigen Könners, wie ſie ſchon in ſeinem
auf=
ſehenerregenden Erſtlingswerk „Der Kanal” zutage trat, hat er hier
aus dem Material eines überreichen Zeitgeſchehens ein Bild gemeißelt,
das jedem unvergeßlich bleiben wird, der es einmal geſchaut hat.
Hans Dominik, hat einen neuen ſenſationellen Zukunftsroman
geſchrieben, der ſich ſeinen Vorgängern würdig anreiht. „Die Spur
des Oſchingis Khan” (Verlag Auguſt Scherl. G. m. b. H., Leipzig)
behandelt die große Auseinanderſetzung der gelben mit der weißen Raſſe.
Der uralte Raſſenkampf um die Vormachtſtellung in der Welt wird hier
mit dichteriſch=lebendiger Geſtaltung und gründlicher Fachkenntnis des
Ingenieurs in das Werden einer Zukunftswelt hineingeſtellt. Mit
Grauen und Staunen ſehen wir unfaßbare Ereigniſſe Wirklichkeit
wer=
den, ſehen wir den Menſchen als Beherrſcher der Natur, wie er Spiel
und Gegenſpiel der Nieſenkräfte der Welt ſich mit wunderbarer,
abge=
meſſener Genauigkeit vollziehen läßt. Gegen aſiatiſche
Verſchlagen=
heit, gegen die Brutalität des Negers kämpft der überlegene Geiſt des
Europäers, der die Urgewalten Feuer und Waſſer, Hitze und Kälte,
vollſtändig in den Dienſt ſeiner Erfindungen geſtellt hat. Die
umwäl=
enden Erfindungen des Dynotherm und Antidynotherm ſchmelzen
Glet=
ſcher, führen Winde und Regen neue Bahnen. Die rieſigen Steppen und
Wüſtengebiete Mittelaſiens werden zu blühenden Europäerkolonien. In
den Dienſt des Kampfes geſtellt aber ſind die Errungenſchaften der
Tech=
nik von furchtbarer Art. An ihren Wirkungen zerſchellt die ſtolze
Loſung des Pan=Mongolismus „Wir ſind der wiederaufſteigende Orient,
Europa iſt das untergehende Abendland, ex oriente lux” und unter
Schnee und Eis wird der Jahrhunderte alte Traum der Oſtvölker von
einer mongoliſchen Weltherrſchaft für ewig begraben.
Die Biicherſtube. Blätter für Freunde des Buches und der zeichnenden
Künſte. Jährlich 6 umfangreiche Hefte. Herausgegeben von Ernſt
Schulte=Strathaus und Günther Hildebrandt.
Phan=
taſus=Verlag S. Buchenau und Reichert, München.
Eine Zeitſchrift, die dem ſchönen Buch und ſeiner Pflege Freunde
werben möchte, muß als Propagandgorgan ſelbſt in ein tadelloſes
Gewand eingekleidet ſein. Das erſt gibt Zutrauen. Daß die im 2.
Jahr=
gang ſtehende Bücherſtube” gerade dieſe Grundforderung reſtlos
er=
füllt, wird ihr die wünſchenswerte Verbreitung ſichern. Ein
ausgewähl=
ter Inhalt entſpricht dieſer typographiſchen Ausſtattung.
Münchener Laienſpiele. Herausgegeben von N. S. W. Mirbt. Heft 1:
Der verlorene Sohu. 25 Gz. Heft 2: Das Arner Spiel von Wilhelm
Tell. 25 Gz. Heft 3: Weihnachtsſpiel aus dem bayeriſchen Wald, mit
Notenbeilagen. 55 Gz. Heft 4: Gevatter Tod. 24 Gz. Chr. Kaiſer,
Verlag, München.
Dieſe ſpottbilligen, mit einem holzgeſchnittenen Umſchlag
ausgeſtatte=
ten Heft kommen einem dauernden Bedürfnis nach geſunden
volkstüm=
lichen Laienſpielen entgegen. Die Sammlung bringt bis jetzt aus dem
überlieferten deutſchen Volksgut ſprachlich erneuerte Spiele will aber auch
ſolche aus der Gegenwart noch aufzunehmen. Wir wünſchen den Heften
die denkbar weiteſte Verbreitung, beſonders auf dem Lande.
Buchanzeigen
erläutert von Wilhelm Altmann. Mit 5 Bildniſſen und 2
Schrift=
proben, 2 Bände in Liebhaberband 10 Goldmark (12,50 Schweizer
Vereinigter Muſiker=Kalender Heſſe=Stern. Sechsundvierzigſter
Jahr=
gang 1924 (Mas Heſſes Verlag, Berlin W. 15).
Douaumont 1916. Unter Benutzung der amtlichen Quellen des Reichs=
In das Werden des Unternehmens, in den aufregenden Kampf des Men= 13 Abbildungen und einer Anlage. (Heft 8 der Schriftenfolge „Schlach=
(Verlag Gerhard Stalling, Oldenburg i. O.)
Deutſche Männer. Fünfzig Charakterbilder von Robert Heſſen,
wobei trotz ungehemmten Waltens der freien dichteriſchen Phantaſie, das 9. Auflage mit 24 Bildniſſen. Preis in Halbl. Gz. 14, geheftet Gz. 11.
teres in das Reich des Unmöglichen verweiſen können. Das allein aber „Geſchichten fürs liebe Kindervolk, herausgegeben von Charles Dieck.
Mit vielen ſechsfarbigen Bildern von Elſe Wenz=Ziebor. (Verlag von
Kellermanns „Tunnel” erinnert, aber unendlich mehr wie dieſes Werk Guckt hinein, ſchaut der Tiere Kinderlein. Für alle kleinen Tierſreunde
herausgegeben von Charles Dieck. Mit vielen ſechsfarbigen Bildern,
von Paula Jordan und Verſen von Adolf Holſt. (Verlag Dieck u. Co,
Not=Wende. Vom Aufſtieg des germaniſchen Abendlandes. Von Her=
Karl Ruhkopf. Mit 12 ſchwarz=weißen Zeichnungen und vier farbigen
Kunſtblättern von Walter Kubernuß. (Verlag Georg Weſtermann in
Braunſchweig.)
Ein verlorenes Paradies von F. Zieſchank. Noman. Druck und
Ver=
lag E. Haberland, Leipzig.)
Geſchichte der Philoſophie. Von Prof. Dr. A. Meſſer. Bd. I der Ge=
Auflage. (Wiſſenſchaft und Bildung Nr. 107, 162 Seiten. Verlag
von Quelle u. Meher in Leipzig, 1923.)
Niederdeutſche Volkskunde (Sammlung „Deutſche Stämme — Deutſche
Lande‟.) Von Profeſſor Dr. O. Lauffer. 2. Auflage, mit zahlreichen
Abbildungen und Tafeln. 141 S. (Verlag von Quelle u. Meher in
Leipzig, 1923.)
Jofeph Ponten: „Der Gletſcher”. Eine Geſchichte aus Obermenſchland.
(11. Band der Bücherei zeitgenöſſiſcher Novellen „Der Falke”. Kart,
„Der Motorwagen”, Automobil= und Flugtechniſche Zeitſchrift. 1924, 27.
Jahrgang. Heft 1. Preis pro Quartal 3 Mk. (Verlag: M. Krayn,
Berlin W. 10).
Paul Ernſt: Das Kaiſerbuch. Ein Epos in drei Teilen. Der erſte Teil:
Die Sachſenkaiſer. (Verlag der Hochſchulbuchhandlung Max Hueber,
München 1923).
Kompendium der Kriegschirurgie. Bearbeitet im Auftrag des Eidgen.
Oberfeldarztes von Dr. med. Paul Deus, Hauptmann der Schweiz.
Armee. Mit 30 Abbildungen auf 13 Tafeln. (Verlag Ernſt Bircher,
Berlin).
Untergang der Erde am Geiſt. (Europa und Aſien.) Von Theodor
Leffing. Wolf Albrecht Adam, Verlag, Hannover 1924.
Vom feſten und gewiſſen Geiſt. Karl Bauer—A. v. Gleichen=
Rußwurm. Verlagsbuchhandlung Max Koch, Leipzig.
Die Soldaten der Kaiſerin. Roman von Juliana von Stockhauſen.
Verlag Joſef Köſel und Friedrich Puſtet A.=G., München,
Verlags=
abteilung Kempten.
Die Hexe. Von Leo Weismantel. Verlag Joſef Köſel u. Friedrich
Puſtet A.=G., München, Verlagsabteilung Kempten.
Spauiſche Reiſebriefe. Vdn Carl Juſti, 407 S. Bonn, Fr. Cohen,
Gz. geh. 6. geb. 8.
Von L. Juſti, dem Verfaſſer der bedeutendſten Monographie über
Valesquez (die eben im gleichen Verlage in 3. Auflage erſchienen iſt), ſind
es die Briefe, die er von ſeinen verſchiedenen ſpaniſchen Reiſen an
ſeine Mutter und ſeine Schweſter geſchrieben. Verhältnismäßig wenig
ſpricht er darin über Kunſt und Forſchungen, diel mehr über die
be=
ſuchten Orte und ſeine Reiſen. Ungewollt rollt ſich ein um ſo
natür=
licheres Bild des Landes auf. Dazu iſt es immer eine Wohltat, in der
Geſellſchaft eines Mannes wie Juſti zu ſein. Cohen hat den Band fehr
Em.
geſchmackvoll gedruckt.
Die Kunft, Briefe zu ſchreiben. Von Harrald von Wilda, (
Anthro=
pos=Verlag. Prien (Sb.=Bay.)
Ein Briefſteller im ſonſt gewohnten Sinne iſt das nicht. Abeu eine
Hilfe für den Menſchen den Mangel an Erziehung oder Veranlagung
den Wert guten Briefſtils und =Inhalts unterſchätzen ließ. Es wird
der Verſuch gemacht, den Leſer, der nicht nur nachahmt, ſondern der zu
lernen weiß, ſo zu erziehen, daß ſeine Briefe den Stempel ſeiner
Per=
ſönlichkeit tragen.
Lebensform von L. M. Heckel. Anthropos=Verlag, Prien (Oberbahern).
Dieſe Schule der Umgangsformen verdient erwähnt zu werden, weil
ſie keines der mehr berüchtigten als empfehlenswerten Bücher dieſer Art
darſtellt, kein Buch mit nüchternen Regeln iſt, ſondern mit Erfolg
ver=
ſucht, die Notwendigkeit gewählter Umgangsformen in ihren
pſychologi=
ſchen Zuſammenhängen zu erforſchen und zu begründen, und viele
wert=
volle Hinwveiſe gibt.
Der Menſchenkenner. Alphabetiſches Taſchenlexikon der
Charakterolo=
gie. Von Reinhold Gerling. Antropos=Verlag, Prien, Obb.
Goethe ſagt: „Die Geſtalt des Menſchen iſt der beſte Text zu allen,
was ſich über ihn empfinden und ſagen läßt”. Alle Erfahrungen, die in
größeren Werken der praktiſchen Menſchenkenntnis eingehend bearbeitet
ſind, finden ſich hier in kurzer klarer Zuſammenſtellung in der Form
eines Taſchenlexikons. Sehr überſichtlich gehaltener Text und viele
Abbildungen laſſen das kleine Werk, für jeden, der über ſeine
Mit=
menſchen Beſcheid wiſſen will, zu einem unentbehrlichen Uebungsbuch
werden.
Dürer=Kalender für Kultur und Kunft für das Jahr 1924. Herausgeg.
von K. Maußner. Dürer=Verlag, Berlin=Zehlendorf.
Wenn ein jeder nach Wort und Schau der einzelnen Blätter dieſes
Wochenkalendariums leben wollte, o wie licht und hell ſollte es da im
kommenden Jahre in uns und um uns werden!
4 Anekdoten berühmter Männer
Als Shakeſpeare einſt der Vorſtellung ſeines „Nichard
der Dritte” beiwohnte, ſah er einen Schauſpieler ſehr eifrig und
zärtlich mit einem jungen, reizenden Frauenziwmer ſprechen. Er
näherte ſich unbemerkt und hörte das Mädchen ſagen: „Um zehn
Uhr poche dreimal an die Tür, ich werde fragen: wer iſt da? und
Du mußt antworten: Richard der Dritte.” — Shakeſpeare, der
die Weiber ſehr liebte, ſtellte ſich eine Viertelſtunde früher ein
und gab das verabredete Zeichen und die Antwort, ward
einge=
laſſen und war, als er erkannt wurde, glücklich genug, den Zorn
der Betrogenen zu beſänftigen. Zur beſtimmten Zeit fand ſich
der wahre Liebhaber ein. Shakeſpeare fragte leiſe: „Wer iſt da?‟
„Richard der Dritte” war die Antwort. — „Richard” erwiderte
Shakeſpeare, „kommt zu ſpät. Wilhelm der Eroberer hat die
Feſtung ſchon beſetzt.”
Cujacius. Der berühmte Cujacius, der gewöhnlich auf
einem Eſel ritt, verreiſte eines Tages und ſchrieb an ſeine Türe:
„Hodie Cujacius non legit.‟ Einer ſeiner Schüler ſetzte
dar=
unter: „Ergo asinus non Venit."
Friedrich Taubmann war ein Franke und lebte gegen
Ende des 16. Jahrhunderts am kurſächſiſchen Hofe. Als er einſt
einen Hofmann bei der Hand faßte, ſagte dieſer zu ihm: „Sie
haben gar große Hände, die ſich gut zum Dreſchen ſchicken
wür=
den.” „Allerdings,” erwiderte Taubmann, „ich habe den Flegel
ja ſchon in der Hand.”
Kardinal Cleſel nahm an der Tafel des Kurfürſten
von Sachſen den Profeſſor Taubmann ſehr mit. Dieſer, um ſich
für die unverdiente Kränkung zu rächen, fragte den Kardinal, wie
man 150 Eſel mit einem Wort ſchreiben könne? Nach der
Erklä=
rung des Kardinals, daß er es nicht wiſſe, ſchrieb Taubmann
zum allgemeinen Gelächter auf den Tiſch: „CTleſel.”
Richelieu, der wegen ſeines Zynismus bekannt war,
überraſchte einſt ſeine Frau bei einem vertraulichen téte 3 tete
mit ſeinem Stallmeiſter. Er ſagte nur: „Denken Sie, Madame,
in welche Verlegenheit Sie geraten wären, wenn irgend ein
anderer ins Zimmer getreten wäre.”
Friedrichder Große. Einem Offizier verlieh Friedrich
in Friedenszeiten einen Orden. „Majeſtät,” entgegnete bei
Uebergabe desſelben der eigenſinnige Krieger, „nur auf dem
Schlachtfelde ſteht es mir zu, einen Orden anzunehmen.” Lachend
ſagte der König darauf: „Ach was, ſei Er kein Narr und hänge
das Ding an; Seinetvegen kann ich doch keinen Krieg anfangen!“
Bei ſeinem letzten Beſuche in Breslau 1785 unterhielt ſich der
König, deſſen Menſchenverachtung mit den Jahren gewachſen
war, mit dem Profeſſor Garve über lebensphiloſophiſche Fragen,
wobei er die Menge „Kanaille” nannte. Garve proteſtierte: „Als
Eure Majeſtät geſtern in die Stadt kamen, und alles Volk
zu=
ſammenlief, um ſeinen großen König zu ſehen, das war nicht
„Kanaille!‟ Der König erwiderte gelaſſen: „Setze Er einen
alten Affen aufs Pferd und laſſe Er ihn durch die Straßen
rei=
ten, ſo wird das Volk ebenſo zuſammenlaufen.”
Mit folgender Anrede begrüßte Dietrich, ein kleiner, aber
berühmter Geiſtlicher, den großen König von Preußen: „Halber
Gott, großer Friedrich!” worauf der König antwortete: „Ganzer
Narr, kleiner Dietrich!”
Haydn dirigierte in London ſeine Sinfonie. Das
Lon=
doner Publikum drängte ſich nach vorn an das Orcheſter, um den
Meiſter in der Nähe beſſer zu ſehen. Dadurch wurden die Sitze
in der Mitte des Parterres leer. Kaum war das geſchehen, ſo
ſtürzte der große Kronleuchter herab und zerbarſt mit
donnern=
dem Krach in tauſend Splitter. Nach dem erſten Schreck
erkann=
ten die Leute an der Brüſtung, welcher Gefahr ſie entronnen
waren, und von Lippe zu Lippe ging das Wort: „Mirakel!”
Haydn war innig gerührt, warf einen Blick zum Himmel, der
ihn zu ſeinena Werkzeug gemacht, und ſagte zu den Herren im
Orcheſter: „Meine Muſik iſt doch etwas wert — jetzt hat ſie
min=
deſtens 30 Menſchen das Leben gerettet!”
Bismarck. Ein Herr namens Trampedang ſchrieb an den
Fürſten Bismarck und bat um die Erlaubnis, ſeinem erſtgebore=
nen Sohn den Vornamen „Bismarck” geben zu dürfen. Der
Kauz=
ler erteilte die Genehmigung und ſchrieb dazu: „Sollte mir in
meinem hohen Alter der Himmel noch einen Sohn beſcheren, ſo
werde ich nicht verfehlen, ihn auf den Namen „Trampedang”
taufen zu laſſen.
Albert Niemann, der berühmte Kammerſänger, ſang
einmal als Gaſt an einem provinzialen Hoftheater. Auf der
Probe zur Oper „Lohengrin” geriet Niemann mit dem
Kapell=
meiſter in Differenzen. Niemann brauſte auf und ſchleuderte dem
Kapellmeiſter das bekannte Zidat aus dem „Götz von
Berlichin=
gen” ins Geſicht. Der Kapellmeiſter rennt empört zum
Inten=
danten: „Was ſagen Sie, dieſer Niemann hat die Stirn, mir zu
ſagen, ich möchte ihn . . . . Exzellenz, was ſoll ich da machen?”“
Der Intendant erwiderte nach kurzem Nachdenken trocken: „Ich
würde es nicht tun!”
Polniſches. In einem Ort des preußiſchen
Regierungs=
bezirkes Stade ſind in großer Zahl polniſche Familien
zugewan=
dert, deren Angehörige die deutſche Sprache meiſt nur in ſehr
be=
ſchränktem Maße beherrſchen. So kommt eine polniſche Ehefrau
zu einem Bauern, um ſich ein Schweinchen männlichen
Ge=
ſchlechts zu erſtehen. Der Fachausdruck für die Geſchlechtsart iſt
ihr unbelannt, und um dem Bauern ihren Wunſch verſtändlich
zu machen, ſagt ſie: „Herr Bauer, ich möchte haben ein Schwein,
—ein guter Schwein — ein junger Schwein — aber nicht ſo ein
Schwein, wie ich bin, ſondern ein Schwein, wie mein Mann iſt.
Dieſe Anekdoten entnehmen wir einem ſehr beſinnlichen und
reizvollen Büchlein: „Der Anekdoterich” von Wilhelm
Paul Zieger (Verlag der „Freude‟, Wolfenbüttel). Ein
dan=
kenswertes Unternehmen, in vorbildlicher Form Anekdoten und
Hiſtörchen der Vergeſſenheit zu entreißen und neu aufleben zu
laſſen., In unſerer Zeit der Verflachung der heiteren Kunſt
bop=
pelt dankenswert, denn das Büchlein bietet dem Leſer, der es
verſteht, Lebenswahrheiten zu ſchürfen, ein paar beſchauliche und
frohmütige Stunden, und es iſt ein Buch, das man immer
wie=
der gern in die Hand nehmen und leſen wird, denn fein Inhalt
A. St.
iſt ewig lebendig.
Nummer 10X.
Hindenburg und Noske
zur „Welfenfrage‟
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 13. April 1924.
Unſer Sonderberichterſtatter Siegfried
Doerſchlag wurde nach Abſchluß ſeiner
Rundreiſe durch die Provinz Hannover von
Generalfeldmarſchall von Hindenburg und vom
Oberpräſidenten Noske empfangen, die er über
ihre Anſicht zum Welfenantrag der Loslöſung
Hannovers von Preußen befragte,
In der Seelhorſtſtraße ſteht Hindenburgs ſchmuckes
Land=
haus. Der Diener führt mich in den Garderoberaum, deſſen
Wand bedeckt iſt von einem mächtigen Teppich, eine Stiftung der
Einwohner der Stadt Conia in Kleinaſien. Der Teppich ſtellt
das Kampfgebiet in Maſuren und Weſtpolen dar. Wohin man
blickt, überall Erinnerungsgaben an den Feldherrn,
Erinne=
rungsgaben aus aller Welt. Dann öffnet ſich die Tür und
Hin=
denburg ſteht vor mir. Groß, ſtattlich, mannhaft und ſoldatiſch
in ſeinem Aeußeren und in ſeinem Weſen. Liebenswürdig gibt
er auf die an ihn gerichteten Fragen Antwort. Seine Anſicht zur
Welfenfrage faßt er in folgenden Ausſpruch zuſammen:
„Schon vor Jahresfriſt habe ich mich auf eine Anfrage des
„Hannoverſchen Kuriers” hin kurz gegen die
Loslöſungsbeſtre=
bungen der Deutſchhannoverſchen Partei ausgeſprochen. Ich
ver=
bleibe auf dieſem Standpunkt. Preußen iſt, wie die Geſchichte
und ein Blick auf die Karte lehrt, das Rückgrat Deutſchlands.
Wer die Not der Jetztzeit dazu ausnützen will, Preußen zu welche Maßnahmen in dieſer Hinſicht noch nicht getroffen ſind.
Aller=
ſchwächen, vergeht ſich daher am ganzen deutſchen Vaterlande
und muß die Verantwortung für alle Folgen dieſes Schrittes gierungsmehrheit im Thüringer Landtag gerechnet werden.
Einge=
tionalbewußtſein uns vor ſolchem Fehltritt bewahren wird.”
Dann zu Noske. Ins Oberpräſidium. Das Oberpräſidium übrigen Lehrern nicht erſchüttert iſt.
iſt das alte welfiſche Regierungsgebäude. Ellenhohe Fenſter,
rieſige Zimmer. Herr Noske hat es verſtanden, ſich in der von
ihm verwalteten Provinz Sympathien zu erwerben. Auch die Im zeitlichen Anſchluß an den Kongreß der Auslandsdeutſchen
der Rechtsparteien, als auch die Welfen. Noske ſpricht mit mir
über Hindenburg und erwähnt deſſen große Verdienſte, auch nach ſtatt. Die Ehrenpräſidentſchaft hat S. S. Herzog Adolf Friedrich zu
Ausbruch der Rebolution. Dann kommt er auf den Kernpunkt Mecklenburg übernommen. Den Vorſitz führt der Präſident der
Deut=
unſeres Themas, auf die Welfenfrage:
Vorabſtimmung über den Antrag der Deutſch=Hannoverſchen gen ſind zwei Tage vorgeſehen. Der Kongreß ſoll eine machtvolle Kund=
Partei am 18. Mai glaube? Nein, das glaube ich nicht! Die
hannoverſche Bevölkerung hat keine Veranlaſſung zu glauben,
daß ein Freiſtaat Hannover ihr Vorteile bringen würde. Im
Gegenteil; er würde eine verteuerte Verwaltung bedingen und Die koloniale Reichsarbeitsgemeinſchaft hat bekanntlich die
Pflan=
vielerlei Ausgaben, die ſtaatliche Selbſtändigkeit und die
Neuor=
ganiſation eines Staates mit ſich bringen. Der einzelne
Steu=
erzahler würde der Leidtragende ſein, und ſtatt der erhofften pflanzt am 24. April 1924 zum Gedenken an vierzigjährige deutſche kolo=
Steuerverminderung, eine Steuererhöhung zu erwarten haben.
Was die welfiſche Propaganda von den Ueberſchüſſen der Pro= fortzuführen.”
vinz Hannover fabuliert, entſpricht nicht den Tatſachen. Preußen
hat große Kulturaufgaben in Hannover gelöſt und wird es auch / Mannheim. Am 4., 5. und 6. Mai wird wieder der weithin
noch weiter tun. Die Induſtrie iſt in der preußiſchen Zeit ſeit bekannte Maimarkt im Städtiſchen Viehhof Mannheim abgehalten.
1870 mächtig aufgeblüht. Daneben ſind aber auch die
landwirt=
tar Forſtwirtſchaft ſind aus dieſer Zeit aus Moorland geworden.
14 Prozent der Geſamtfläche Hannovers, 5630 Quadratkilometer,
ſind Moorland. Seit 1830 hat das Königreich Hannover zur beſte Gelegenheit zum Einkauf geboten, da wie in früheren Jahren wie=
Mältivierung von Moorland keine nennenswerten Mittel
aufge=
wendet. Nach 1870 gab Preußen allein für die Trockenlegung wird.
Seite 12
Sind neiberäanf und Werreichl
Modelle 1924 in höchster Vollendung
Überall erhälllich
des Bourtanger Moores 20 Millionen Mark. Bis heute ſind von
Preußen für die Moorkultivierung in der Provinz Hannover
rund 66 Millionen Mark ausgegeben. Großes hat Preußen in
dem Ausbau der hannoverſchen Waſſerſtraßen geleiſtet. Faſt 624
Millionen Goldmark hat Preußen für Flußregulierungen und
Kanalbauten im hannoverſchen Gebiet aufgewandt. Im Jahre
1866 betrug die Länge der Eiſenbahnſtrecken in Hannover 700
Kilometer. Heute beträgt ſie faſt 3500 Kilometer. 580
Millio=
nen Mark hat Preußen für die Bähnbauten in Hannover
ausge=
geben. Die welfiſche Werbearbeit verſchweigt dies alles und
arbeitet mit falſchen Behauptungen. Sie will der Bevölkerung
einreden, Hannoper ſei eine Ueberſchußprovinz, deren
Steuer=
erträgniſſe größtenteils Hannover nicht zugute kämen. Wie
un=
richtig dies iſt, dafür noch einige Beiſpiele: die
Einkommenſteuer=
beträge betrugen in Preußen 1908 durchſchnittlich pro Kopf 6,43
Mark, in der Propinz Hannover 4,99 Mark; die direkte
Steuer=
leiſtung war alſo in Hannover geringer, als im übrigen Reiche.
Die reinen Erräge der Provmz Hannover im letzten
Vorkriegs=
jahre 1913 aus Forſten, Domänen, Steuern uſw. betrugen
68 735 000 Mark. Die Ausgaben für die Provinz Hannover im
gleichen Jahre 70 962 000 Mark. Das ergibt einen Zuſchuß für
Hannover aus der preußiſchen Geſamteinnahme von 2 227 000 Mk.
Selbſtverſtändlich kann und ſoll nicht verkannt werden, daß
die Zugehörigkeit Hannovers zu Preußen dem Staat in ſeiner
Geſamtheit auch zum Vorteil gereicht hat, weil z. B. das
Wirt=
tſchaftgebiet vergrößert, der Verkehr erleichtert wurde, und daß
die Loslöſung in vielfacher Hinſicht ſowohl Hannover ſelbſt, als
auch dem übrigen Preußen zum ſchweren Nachteil gereichen
würde.
Immer und immer wieder gehen auch die welfiſchen
Agita=
ſtoren mit der Behauptung hauſieren, Hannover ſei das einzige
größere Land Deutſchlands und Europas geweſen, das 1866 ſo
gut wie gar keine Schulden hatte. Das iſt unwahr. Tatſache iſt,
Daß die hannoverſchen Staatsſchulden im Jahre 1866 rund
442 Millionen Taler betrugen, die preußiſchen Staatsſchulden 1866
265 Millionen Taler; das bedeutete pro Kopf in Hannover 21,91
Taler Staatsſchuldenanteil, in Preußen dagegen nur 13,82 Taler
SStaatsſchuldenanteil.
In der Provinz Hannover herrſcht Ordnung, die jedermann
Setſönliche Freiheit gewährleiſtet. Veranlaſſung, über mangelnde
Ordnungsverhältniſſe zu klagen, hat die hannoperſche Bevöl=
ESerung nicht. Es wird mein Beſtreben als oberſter Beamter der
Frovinz ſein, auch während der Wahlzeit Ruhe und Ordnung
aufrecht zu erhalten und jedem Wahlterror, von welcher Seite er
auch kommen möge, vorzubeugen. Soweit in Hannover preu=
Biſche, nicht aus der Provinz Hannover gebürtige Beamte tätig
Find, haben ſie immerfort Gerechtigkeit gegen jedermann geübt.
Schließlich möchte ich noch auf eine Agitationsbehauptung
ſoer Welfen eingehen, und zwar auf die, daß Hannover
eiſen=
ſahnverkehrstechniſch im Verhältnis zum übrigen Preußen
rück=
ſtändig ſei. Zugegeben, daß manche Verkehrsverbindungen
beſ=
er ſein könnten, als ſie es zurzeit ſind, muß ich doch betonen,
ſoaß ſeitens der preußiſchen Regierungsſtellen alles verſucht wor=
Micht Preußen kann daher für Eiſenbahnverkehrsfragen
verant=
wortlich gemacht werden. Auch in einem Freiſtaate Hannover
würde die Reichseiſenbahnverwaltung über Verkehrsfragen zu
eeſtimmen haben, nicht ein hannoverſches Direktorium.
Am wichtigſten jedoch erſcheint mir die außenpolitiſche Seite
der Frage. Abſplitterung Hannovers von Preußen bedeutet
Zer=
wrümmerung Preußens. Eine Zertrümmerung Preußens aber
bedeutet ſchwere Gefahren und kann zum Verfall des Deutſchen
Reiches führen. Wer am 18. Mai ſeinem deutſchen Vaterlande
und ſeinem Eigenintereſſe dienen will, der wird es dadurch am
beſten können, indem er dem Reich und Preußen die Treue wahrt
und ſich nicht durch Agitationsparolen jener beirren läßt, die
vor=
geben, für das Reich zu ſein, und die doch auf dem beſten Wege
ſand, es in ſeiner Not und Bedrängnis zu ſchädigen und zu
ſthwächen.”
II. Dn. 4477
9e dieſe
Glieder=
ſchmerzen!
dalit lindert ſofort bei
Rheu=
matismus, Reißen, Hexenſchuß,
Neu=
ralgien. In allen Apoth. Tube 1 M.
Die Zukunft des Weimarer Bauhquſes.
Gegenüber den verbreiteten Gerüchten über einen bevorſtehenden
Abbau des Weimarer Bauhauſes kann feſtgeſtellt werden, daß
irgend=
dings muß mit ſehr heftigen Angriffen ſeitens der gegenwärtigen
Re=
tragen. Ich hoffe aber feſt, daß am 18. Mai das deutſche Na= weihte Kreiſe in Weimar ſind aber überzeugt, daß zwar eine
wirtſchaft=
liche Verſelbſtändigung der Produktionsbetriebe und Werkſtätten
durch=
geführt wird, im übrigen aber die Stellung von W. Gropins und den
L. H.
Der allgemeine deutſche Kolonialkongreß.
nicht ſeiner politiſchen Meinung ſind, achten und ſchätzen ihn, die findet im September d. Js. zur Erinnerung an den Beginn der aktiven
deutſchen Kolonialpolitik vor 40 Jahren ein Kolonialkongreß in Berlin
ſchen Kolonialgeſellſchaft, Gouverneur a. D. Seitz, in Gemeinſchaft mit
Generalmajor a. D. Maercker, Gouverneur a. D. Dr. Hahl und Vize=
„Sie fragen mich, ob ich an einen Erfolg der Welfen bei der admiral D. Gouverneur a. D. Meher=Waldeck. Für die
Verhandlun=
gebung für den kolonialen Gedanken in Deutſchland werden.
Die Pflanzung kolonialer Erinnerungseichen,
zung von Erinnerungseichen in allen deutſchen Schulen gelegentlich des
kolonialen Gedenktages am 24. Apxil angeregk. Die Gedenkbäume ſollen
mit kleinen Tafeln verſehen werden, die folgende Juſchrift tragen: „
Ge=
niale Tätigkeit und zur Mahnung, Bismarcks Werk auch in Zukunft
Mannheimer Maimarkt.
Das Hauptintereſſe wird ſich wieder dem Pferdemarkt zuwenden; es
ſchaftlichen Betriebe vergrößert, vermehrt und intenſiviert wor= ſteht eine gute Beſchickung zu erwarten. Die letzten Jahre haben zur
den. 48 000 Hektar Ackerland, Wieſen und Weide und 82 000 Hek= Genüge gezeigt, daß der Handel wieder ganz auf der Höhe und in der
Lage iſt, gute Wagen= und Arbeitspferde für jede Gebrauchsart zu
be=
ſchaffen. Handel, Induſtrie und Landwirtſchaft iſt ſonach wieder die
der eine große Auswahl an ſchweren und leichten Pferden zugeführt
Von der Abhaltung eines Zuchtviehmarktes muß in dieſem Jahre
aus ſeuchenpolitiſchen Gründen wieder abgeſehen werden. Dagegen darf
eine hervorragende Beſchickung des Marktes mit Maſtvieh aller Art
er=
wartet werden. Am Sonntag findet die Prämiierung der beſten Pferde
und des Maſtviehs ſtatt. An Geldpreiſen ſind zur Verfügung geſtellt
2090 Mk. für Pferde, 2055 Mk. für Maſtvieh, außerdem für Pferde fünf
und für Maſtvieh ſieben wertvolle Ehrenpreiſe. Die prämiierten Tiere
werden am Maimarkt=Dienstag im Ring vorgeführt. Der Hauptmarkt
findet am Montag, den 5. Mai, und Dienstag, den 6. Mai, ſtatt. Eine
ganz beſondere Belebung ſoll der Maimarkt dadurch erfahren, daß
gleich=
zeitig eine Ausſtellung von Maſchinen für die Landwirtſchaft und das
Metzgereigewerbe mitverbunden iſt. Die Mannheimer und auswärtige
Induſtrie ſoll Gelegenheit haben, beſonders den Landwirten, die zum
Maimarkt wie nirgends ſonſt zuſammenſtrömen, die neueſten und die
rationellſten landwirtſchaftlichen Maſchinen zu zeigen und anzubieten.
Von dem Beſuch einer derartigen Veranſtaltung wird jeder Intereſſent
nur Nutzen haben.
Ein neues Alpenkraftwerk.
Aus Innsbruck wird uns geſchrieben: Im nächſten Monat wird
mit dem Bau eines der größten Kraftwerke in den deutſchen Alpen
begonnen werden. Der ſchönſte See Tirols, der Achenſee wird
nun=
mehr auch ſeine Waſſerkräfte in den Dienſt des Wirtſchaftslebens ſtellen.
Das Kraftwerk wird aus drei Teilen beſtehen, dem eigentlichen
See=
wverk, einem Pumpwerk und einer weiteren Sammelaulage nördlich
des Sees, um auch die kleineren Bäche des Gebietes für das Kraftwerk
nutzbar zu machen. Der Aachenſee ſelbſt iſt als das große Reſervoir
gedacht, von dem in einem 4 Kilometer langen Stollen das Waſſer berg
abwärts geführt wird. Die Kraftzentrale ſelbſt wird ſich im Inntal,
unweit Jenbach, befinden. Die jährliche Arbeitsleiſtung wird auf über
100 Mill. Kilowattſtunden berechnet. Die Baukoſten werden zirka 15
Millio=
nen Goldkronen betragen. In 3—4 Jahren ſoll das Werk, das
haupt=
ſächlich der Landeshauptſtadt Innsbruck zu dienen hat, vollendet ſein.
Beſtellung von Lokomotiven der finnländiſchen Staatsbahn
in Deutſchland.
Wie wir vom Inſtitut der Finnlandkunde der Univerſität Greifswald
erfahren, hat die finnländiſche Staatsbahn beſchloſſen, B5 neue
Loko=
motiven zu beſtellen, um dem ſtändig wachſenden Verkehr einigermaßen
entſprechen zu können. Von den 25 Lokomotiven ſollen 18 in
finnlän=
diſchen Fabriken (Tammerfors Linne=och Järnmanufaktur A, B. und ihrer eigenen Fabrikation die Preiſe vorübergehend bis Oſtern ſtark
Lokomo A.=G.) und 7 bei Hannomag in Hannover gebaut werden.
Hanno=
mag lieferte bekanntlich im vergangenen Jahre eine größere Anzahl Ereme gratis verabfolgt. Wir möchten unſeren Leſern empfehlen,
ſchwerer Lokomotiden. Von gewiſſen Wirtſchaftskreiſen des Landes iſt dieſe günſtige Einkaufsgelegenheit nicht entgehen, zu laſſen. So etwas
der Beſtellung von Lokomotiven im Ausland mit der Begründung ent= gibt es ſobald nicht wieder.
gegengetreten worden, daß dadurch nur noch mehr die Lage der
finn=
ländiſchen Maſchineninduſtrie erſchwert werden würde. Ungeachtet dieſer
zum „Schutz der nationalen Arbeit” vorgehaltenen Gründe hat ſich die 1
finnländiſche Eiſenbahnverwaltung gezwungen geſehen, einen Teil des
Bedarfes in Deutſchland zu decken, da dort die Lokomotiven bereits in Kathreiners Malzkaffee‟
4 bis 5 Mongten geliefert werden können, während die einheimiſchen erſt
im Frühjahr 1925 lieferbar ſind. Hinzu kommt noch, daß die deutſchen
Lokomotiven um mehrere Millionen Finnmark billiger ſind als die
finn=
ländiſchen.
Franzöfiſche Koloniſationsmethoben.
Der franzöſiſche Kolonialbeamte Rene Maran, ein Neger, der im
vorigen Jahr von der Academie Goncourt wegen ſeines Kolonialromans
„Batouala” preisgekrönt worden iſt, hat ſich einem Mitarbeiter der
„Humanité” gegenüber ausgeſprochen über die Drangſalierungen und
Maßregelungen, denen er wegen ſeiner Angriffe auf das franzöſiſche
Kolonialbeamtentum ausgeſetzt worden iſt. Dabei macht er neue
inter=
eſſante Ausführungen über die franzöſiſche Kolonialverwaltung:
„Es gibt unter den Kolonialbeamten einige (!) ſehr brave Leute;
aber ſie ſind ſelten, und diejenigen, die nicht die Entartung ihrer
Berufs=
genoſſen mitmachen, ſind als „Negrophile” verſchrien. Der eingeborene
Arbeiter iſt in Wahrheit nicht der Gegenſtand irgend eines Schutzes in
den Kolonien. Die Verwaltung gibt in dieſer Hinſicht ſelbſt kein gutes
Beiſpiel. „Kolonialtalent haben”, bedeutet für die Mehrzahl der fran= beſeitigen ſchnellſtens Grebe’s Eutfettungstabletten, vollkommen un
zöſiſchen Beamten, die beſiegten und angeblich tiefer ſtehenden Naſſen ſchädl, ohne Einhaltung einer Djät, kein Abführmittel, keine Schilddrüſe
betrügen, ausplündern und brutaliſieren. Aber die Skandale erſtickt Erfolgreichſtes Mittel. Erhältlich in Apotheken, wo nicht Ausk.
man dort unten mehr noch als in Frankreich. Niemand kümmert ſich Apothek. Grebe Laboratorium, Berlin 721 SW 61.
zum Beiſpiel darum, daß ein gewiſſer Bezirksamtmann B., den ich gut
kenne, unglückliche Negerinnen, die ihre Kinder nicht ſeinem perverſen
Sadismus zur Verfügung ſtellen wollten, brutaliſiert und in das
Ge=
fängnis geworfen hat. Ein anderer Beamter, der drei Neger hat auf= Stadtkapelle, abends 8 Uhr: Paſſionskonzert.
hängen laſſen, wurde freigeſprochen. Und ich kenne noch manchen
ande=
ren Fall. Es herrſcht das Regiment der zyniſchen Willkür, der in Amt
und Würden gekleideten Beſtialität.”
Wie ſagte doch der ſelige Woodrowv Wilſon? „Anſtelle der Deutſchen Gemeindewald.
übertragen wir die Fürſorge für die ſchutzbedürftigen Völker
fortgeſchrit=
tenen Nationen, die bereits durch die Tgt bewieſen haben, daß ſie dazu
fähig und würdig ſind, wie Frankreich ...
Vom Straßenbahnführer zum Premierminiſter.
Die Wahlen in Südauſtralien haben, wie aus Adelaide
be=
richtet wird, mit einer Niederlage der liberalen Partei geendigt, und
damit iſt auch die bisherige liberale Regierung geſtürzt. Es beſteht kein
Zweifel, daß die Mitglieder der Arbeiterpartei ein neues Miniſterium
bilden werden, da ſie die Majorität in dem neuen Parlament haben,
und ſo wird der Nachfolger des bisherigen Premierminiſters Sir Hen:g
Barwell der Führer der ſüdauſtraliſchen Arbeiterpartei John Gunn
werden. Der 39jährige Mann iſt der Sohn eines Bewohners der
Orkneh=
inſeln, der von dort nach den Goldfeldern von Viktoria auswanderte.
Hier wurde ihm 1885 John geboren. Da der Vater früh ſtarb, blieb die
Witwe mit neun kleinen Kindern zurück; John mußte ſchnell auf eigene
Füße kommen und begann ſeine Laufbahn als Laufjunge eines Dorf=
Kaufmanns. Dann wurde er Packer in einem Teegeſchäft und kam 1908
nach Adelaide, wo er als Straßenbahnführer ſein Brot verdiente. Auf
dieſem Poſten ſchwang er ſich raſch zum politiſchen Führer ſeiner
Kame=
raden auf und organiſierte den großen Streit der Straßenbahnfahrer
im Jahre 1910. Sein Anſehen wuchs immer mehr, und jetzt wird er
durch das Vertrauen ſeiner Kameraden dazu berufen, die Geſchicke des
Landes zu leiten.
Die Welt iſt aus den Fugen ...
Der Aufſtand der Eingeborenen auf den Philippineninſeln, der zu
ſo ſchweren Unruhen führte und von den amerikaniſchen Truppen mit
Gewalt unterdrückt werden mußte, war durch eine religiöſe Geheimſekte,
die ſogen. Colorumgeſellſchaft, hervorgerufen. Nach den Schilderungen
amerikaniſcher Blätter muß es ſich dabei um ein ſehr merkwürdiges
Völk=
chen handeln. Die Führer dieſer Sekte glauben nämlich, daß die Welt
„aus den Fugen” gegangen iſt und in der Gefahr ſchwebt, in einen
Ab=
grund zu ſtürzen. Der einzige Rettungsweg, den ſie in dieſer Not ſehen,
beſteht darin, daß man ein rieſiges Seil herſtellt, mit dem die Erde „
wie=
der angebunden werden kann‟. Die gläubigen Anhänger dieſer Sekte
brachten denn auch eine ungeheure Menge von Hanf zuſammen, damit
das Seil daraus verfertigt werde, mit dem die Welt vor dem Untergang
bewahrt werden ſollte. Aber die Führer waren ſchlauer als ihre
An=
hänger und brachten den in großen Meugen angeſammelten Hanf auf
den Markt, wo ſie ihn raſch zu Geld machten. Das rief unter den
Ein=
geborenen große Aufregung hervor, und aus dieſer nervöſen Stimmung
entſtanden die Aufſtände auf den Philippinen.
Die Schlange unter den Bauanen.
Eine unangenehme Ueberraſchung erlebten Arbeiter, die auf dem
Güterbahnhof von Mancheſter einen mit Bananen beledenen Waggon
ausluden. Sie entdeckten plötzlich unter dieſen Früchten eine „
ſicheiſch e e e ee e
bearbeite, bis es wie betäubt liegen blieb und in einem Sack nach dem
Zoo gebracht, wo man den Tod des gefährlichen Eindringlings feſtſtellte.
Die beiden Gebiſſenen erhielten in einer nahegelegenen Apotheke die
erſten Gegenmittel, und die Wunden wurden ausgebrannt. Beide
blie=
ben dann im Krankenhaus unter ärztlicher Beobachtung, ohne daß ſich
jedoch bedenkliche Erſcheinungen einſtellten,
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Beröffenilſchungen unier dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaktion leinerlei
Ver=
antwortung; für ſie bleibt auf Grund des 5 21 Aöſ. 2 des Preſſegsſetzes in vollem Ainfange
der Einſender veraniwortlich.) — Einſendungen, die nicht vervendet werden, können nicht
zurückgeſandt, die Ablehnung micht begründet werben.
Vorſchläge zu einer Häuſerban=Lotterie.
Die Belebung des Baumarktes zählt zu den wichtigſten Problemen
unſerer heutigen Leidenszeit. Die Wohnungsbauabgabe hat nicht erreicht,
wvas ſie verſprochen hatte. Sie iſt deswegen wieder abgeſchafft worden.
Die Ausleihung neuer Goldhyppthekengelder iſt infolge gänzlicher
Ab=
ſatzſtockung von Goldhypothekenpfandbriefen faſd unmöglich. Weſche
Wandlung hier die ueue Golddiskontkreditbank bringen wird, iſt, im
Augenblick noch nicht zu überſehen. Selbſk wenn für die
Hypotheken=
banken 100 Millionen Goldmark zur Verfügung geſtellt würden, ſo
er=
ſcheint dieſe einmalige Hypothekenſumme von etwa 1,50 Goldmark auf
den Kopf der Bevölkerung als gänzlich unzureichend. Ausländiſches
Leihkapital hat für Hypotheken noch nicht in erheblichem Maße Eingaug
in Deutſchland gefunden. Offenbar fehlt den Auslandsgeldgebern die
Gewähr für eine abſolute Sicherheit vor fremdem Eingriff in die
Häuſer=
ſubſtanz. Auf der weiteren Suche nach Goldkapital zu Zwecken des
Häuſerbaus drängt ſich der Gedanke an eine Häuſerbaulotterie auf.
Aeyn=
lich, wie früher Dombaulotterien neben der Preußiſch=Süddeutichen
Klaſſenlotterie zugelaſſen waren, ſollte man jetzt an die Schaffung
ſtaat=
licher Häuſerbaulotterien herangehen. Zwei Ziele kann man hierbei im
Auge haben, die unter Umſtänden gleichzeitig verfolgt werden können.
Einmal ſoll der glückliche Gewinnlosbeſitzer das Anrecht auf eine neu
leere Mietwohnung erwerben, bas andere Mal käme die Verloſung eines
kleinen Eigenheims mit Garten in Frage.
Grund und Boden ſtellen der Staat, die Stadt oder die Gemeinde
zur Verfügung. Sie beſorgen auch den Hausbau, jedoch unter
mög=
lichſter Ausſchaltung des Bürokratismus. Zur Deckung aller Unkoſten
dient der Erlös der verkauften Loſe. Der Lospreis wird niedrigſt
be=
meſſen, ſodaß allen Wohnungsſuchenden ein Loserwerb möglich wird.
Zugleich nach beendigter Ziehung wird der Hausbau begonnen und
beſchleunigt durchgeführt.
Der Gewinner eines Eigenheims ſoll zwiſchen einer kleinen Zahl
vorher ausgeſtellter Modelle wählen können.
Die Gewinner einer Mietwohnung erhalten durch das Los eine
Wohnung zugewieſen, ohne jedoch hierdurch irgendwelchen Einſpruch
auf den Bau yder Ausbau zu erlangen.
Alle Gewinner erhalten durch die Brubehörde einen Schein, welcher
ihnen ihren Anſpruch öffentlich ſicher ſtellt. Dieſe Scheine ſind
über=
tragbar.
Der Losabſatz dürfte auf keine Schwierigkeiten ſtoßen, wenn die
Geſamtzahl der Loſe im richtigen Verhältnis zur Zahl der Wohnung? gehalten wird. Für die Gemeinde als Grundſtückgeber und
Häuſererbauer iſt kein Geldriſiko vorhanden, da erſt nach Eingang des
geſamten Losverkaufs der Bau begonnen wird.
Briefkaſten.
L. K. Nein. Wir raten beim hieſigen Hauptzollamt auf mündlichem
Wege Erkundigung einzuziehen.
Geſchäftliches.
Kauf „Ihn” den guten Conrad Tack=Schuh, ehe
zu ſpät iſt. Die altberühmte Schuhfabrik macht ihren Kunden
heutigen Anzeigenteil eine Oſtergabe. Sie hat für einen großen Te
mäßigt. Bei Rückgabe der Anzeige wird ſogau eine Doſe Conrad Tack
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ten Miſchungen hat die Hausfrau ſelten eine reine Freude. Sucht ſi
nach einem geſunden, wirklich ſchmackhaften und dabei ſparſamen
Haus=
getränk, ſo greift ſie am beſten zu dem ſeit 30 Jahren bewährten „echte
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Verſteigerungskalender — Montag, 14. April.
Nutzholzverſteigerung, vormittags 9 Uhr, im Gundernhäuſel
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Desamtwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Feuilleton und Heſſiſche Nachr chten: Mar Streeſ=
Berantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann.
Derantwortlich für Schlußd ent: Andreas Bauer
Verantwortlich fün den Inſeratenteil: Willy Kuhle
Druch und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Nummer hat 24 Geiten
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* Die Lebensprobleme der
weiblichen Jugend von heute
Wenn ältere Generationen ſo gern die ſtarken
Lebensäuße=
rungen der Jugend mit nachſichtig verzeihendem oder verächtlich
verurteilendem Lächeln abtun, ſo tun ſie ihr bitter Unrecht. Die
Jugend von heute will und ſollte durchaus ernſt genommen
wer=
den, ob uns Aelteren ihre Anſichten zuſagen oder nicht. Was
da neben uns an taſtender, unſicherer Lebensſehnſucht und =
hoff=
nung in unſeren Kindern lebt und webt und nach einem feſten
Halt ſucht, das iſt ja der Anfang der Entwicklung von dem, was
wir heute ſelbſt ſind oder bis heute geworden. Nur — müſſen
wir gerechterweiſe hinzufügen — hatten wir es einſt weſentlich
leichter, wie die Jugend von heute, unter den Lebensproblemen,
die ſtark und eindrucksvoll auf uns losſtürmten, jene
heraus=
zufinden, die uns, unſerer Anlage, den Lebensſphären, aus denen
wir ſtammten, und den Lebenszielen entſprechend, die wir uns
geſetzt oder die uns als erſtrebenswert gezeigt wurden, zu
wäh=
len, und, von geringen Abweichungen abgeſehen, daran
feſtzu=
halten.
Der Jugend von heute, vornehmlich aber der weiblichen,
wird es ungleich ſchwerer, ſich unter der überwältigenden Fülle
neuer Eindrücke, Geſchehniſſe und Umwälzungen derart zu
be=
haupten, daß ſie, unverrückbar einem feſten Ziele zuſtrebend,
ge=
nügend Beharrungsvermögen aufbringt, es auch wirklich zu
er=
reichen. Zu verlockend erklingen bald von dieſer, bald von jener
Seite beſtrickende Sirenenklänge, unter deren Eindruck ſie nur
zu raſch vergißt, was ſie bisher hochgehalten, nur zu leicht
verneint, was ihr bisher teuer war. Dieſem haltloſen
Schwan=
ken iſt ſie um ſo mehr unterworfen, je jünger und unreifer im
Urteil ſie iſt und je weniger ſie deshalb auch irgend einer
Auto=
rität beſtimmenden Einfluß auf ſich ſelbſt einräumt. Das iſt
ja gerade das Hauptcharakteriſtikum der Jugend von heute, daß
ſie inmitten des ſcharf und kritiſch von ihr Verfolgten, trotz
halt=
loſem Schwanken und Umhertaſten, ihren eigenen Weg ſelbſt
zu finden hofft und glaubt und demgemäß nur zu raſch und
leicht ſchützende und ſtützende Führerhände zurückweiſt, in dem
unklaren Gefühl, ſich mit einer Unterwerfung unter dieſe ihrer
Eigenart zu berauben, an ihrer „Perſönlichkeit” nicht wieder gut
zu machenden Schaden zu erleben.
Eltern, Erzieher und ehrliche Jugendfreunde haben es
des=
halb wohl auch nie ſchwerer gehabt als heute, der ihr ſtändig
entweichenden und ſich ihrem Einfluß entziehenden Jugend
dennoch ſtändig nachzugehen und ſich nicht völlig ſelbſt zu
über=
laſſen, wie ſie es ſelbſt wünſcht und begehrt. Namentlich unſere
weibliche Jugend bedarf heute mehr denn je liebevoller,
ſorg=
ſamer, freundſchaftlich=verſtändnisvoller Leitung und Führung,
um zwiſchen den beiden Gegenſätzen: Idealismus und
Mate=
rialismus zum Beſten ihrer ungehinderten Entwicklung zu einem
höheren Menſchentum ungefährdet hindurchgeleitet zu werden.
Vielleicht fragt mancher verwundert: Wieſo kann unſere
weib=
liche Jugend von heute durch den Idealismus Schaden nehmen?
Nun, Idealismus im Sinne der Jugendlichen iſt nur zu häufig
nahe verwandt mit Romantik, Myſtizismus und phantaſtiſcher
Verſtiegenheit. Wie ſehr ſich dieſe unter Umſtänden, genährt
durch Maſſenſuggeſtion, zu Abſonderlichkeiten ſchwerwiegender
Art verſtärken können, zeigen ja zur Genüge die noch
unver=
geſſenen Vorgänge auf der Leuchtenburg in Thüringen, auf der
eine gänzlich ideal eingeſtellte weibliche Jugend zu ihrem
dauern=
ben ſeeliſchen Schaden die bittere Lebenserfahrung machen
mußte, daß die blaue Blume der Romantik heute ſelten
unbe=
ſchadet für die Suchenden gebrochen werden kann. Weitere
ähn=
liche Beiſpiele anzuführen, erübrigt ſich. Was aber den
Mate=
rialismus anbetrifft, der ungleich bedrohlicher und
verhängnis=
voller von der anderen Seite aus die weibliche Jugend in ſeinen
Bann zu ziehen verſucht, ſo braucht man nur die lebenshungrige
weibliche Großſtadtjugend zu beobachten, die zwiſchen Begehren
und Genuß haltlos hin= und hertaumelt und ihre täglichen
Be=
rufspflichten nur unter dem einen Geſichtspunkte erledigt, daß
am Ende derſelben ein Abend voll abwechſlungsreicher, täglich
ſich verändernder Vergnügungen und Zerſtreuungen winkt, unter
deren Einfluß ſich meiſt raſch alle Bande fremder Scheu lockern
und alle angeborenen und durch die Erziehung eingeimpften
Ehrbegriffe zerſtört und vernichtet werden. Wer es mit unſerer
weiblichen Jugend gut meint und in ihr die Mütter künftiger
Generationen unſeres Volkes ſchätzt, der muß ihr heute, in ihrer
allſeitig bedrohten und gefährdeten Entwicklung, bereitwillig
und mit Hingabe Halt und Schutz zu bieten verſuchen — ſelbſt
gegen ihren Willen. Wohl keine von den Gegenwartsaufgaben
iſt annähernd von ſo wichtiger Bedeutung, ſo gebieteriſch
for=
dernd wie jene: der weiblichen Jugend aus dem ſchier unent=
4Judas Iſcharioth
Durch die Bogenfenſter des weiten Saales fallen die letzten
glühenden Strahlen der untergehenden Sonne; — aus den Ecken
kriecht ſchon die Dämmerung. Bang und feierlich fühlt die kleine
Tiſchgeſellſchaſt das Nahen eines Schickſals, deſſen Schritte lang
ſam, aber mit furchtbarer Sicherheit näher kommen. Gibt es
kein Entriunen? Der Meiſter ſpricht von ſeinem Tode, — die
Klarheit dieſes geliebten Angeſichts, das ihnen jetzt noch aus
dem Zwielicht leuchtet, ſoll für immer erlöſchen? Die Liebe
zittert und bebt in den Herzen, klammert ſich verzweifelnd an
(die Hoffnung, — will nichts hören vom Scheiden und Sterben.
Da tönt die ihnen allen ſo wohlbekannte Stimme — heute
wvie aus einer anderen Welt — durch den dämmernden Raum:
„Einer unter Euch wird mich verraten!” Ruhig und ernſt iſt’s
geſprochen, in tiefer Trauer. Das Herz des Heilandes blutet
am Jammer um das verlorene Kind, das ſelbſt ſeine Liebe nicht
ſheimführen konnte ins Vaterhaus, — das ewig verdammt und
werloren ſein ſoll, beladen mit der furchtbarſten Schuld! — Eine
Gange Stille folgt den Worten des Meiſters, — dann erhebt ſich
ein tonloſes, tief erſchrockenes Fragen um den Tiſch: „Herr, bin
ſich’s?‟ So ſtark iſt die Erſchütterung der Herzen, die doch mit
Sieße an ihm hängen, daß keins ſich ſelbſt mehr traut, — ſo groß
was Bewußtſein der eigenen Schwäche, daß keins ſich ſicher fühlt:
„Herr, bin ich’s?”
Ach, ſie wußten es wohl, der Menſch iſt zu allem fähig,
wenn der Verſucher naht und Gott nicht Stab und Stütze iſt!
Nur einer ſteht außerhalb dieſer Baugigkeit, trotzig und hart,
ſtiſtig und verſchlagen, — von ſeinem ſelbſtgewählten Weg wird
Uhn nichts abbringen. Er weiß, der Meiſter durchſchaut ihn.
Wlüchtig taucht in ſeinem Herzen noch einmal das Bild der
Stunde auf, die ihn einſt dem Heiland zugeführt. Wie hatte er
iewartet auf das große Wunder der Befreiung ſeines Volkes!
r.
Gedanken über die Ehe
Denken heißt Aufbau — in der Ehe faſt immer Abbau.
Wer nicht mit dem Herzen denken kann, ſollte ſich nicht
ver=
ehelichen.
Wer auf eine Beleidigung ſeines Ehegefährten mit
Schwei=
gen antwortet, weint entweder nach innen, oder ſein Schweigen
wetzt Dolche.
Wenn ſich Ehegefährten als Wertgewichte in Wagſchalen
ſetzen, werden ſie meiſtens Mörder der Liebe.
3
Wer nicht alles verzeihen kann, iſt nicht reif zur Ehe.
Unverheiratete Männer werden Lebemänner oder Geizhälſe,
verheiratete Philiſter oder Inſulaner.
Franz Mahlke.
O
wirrbaren Labyrinth der heutigen Lebensprobleme, in die ſie
durch die Zeitverhältniſſe verſtrickt oder ſich nur allzu willig und
haltlos verſtricken läßt, führend und Richtung gebend, ohne
merkbare Abſicht des Führenwollens herauszuhelfen.
Zum Glück wird dieſer Frage bereits weitgehendſtes Intereſſe
entgegengebracht. Das bewieſen die gründlichen Ausführungen
von Margarethe Treuge über dieſes Thema auf der Mannheimer
Tagung des Bundes Deutſcher Frauenvereine. Gerade der
Widerſpruch, den ſie vielfach mit ihren trefflichen Ausführungen
bei einem Teil der weiblichen Jugend ſelbſt fand, bewies
über=
zeugend, wie ſehr die beſten Kräfte derſelben ſchon nach einer
neuen Lebensform für ſich und ihre Geſchlechtsgenoſſinnen ſuchen
und wie ernſt es ihnen iſt, einen gangbaren Weg für ſich wie für
die Geſamtheit derſelben zu finden.
S. W.
*Der ideale Tanzboden
Die neueſte Erfindung in der Ausſtattung des Ballſaals iſt
der Tanzboden aus Ebenholz, der in engliſchen und
ameri=
kaniſchen vornehmen Tanzlokalen eingeführt worden iſt. So
pracht=
voll dieſer feierliche, tiefſchwarze Untergrund ſich auch als
Gegen=
ſatz zu dem bunten Bild der darauf tanzenden Menge ausnimmt,
ſo iſt die Eignung des Ebenholzes für dieſe Zwecke doch noch
nicht recht erprobt. Für den Berufstänzer und ebenſo für den
leidenſchaftlichen Liebhaber des Tanzes iſt der Boden, auf dem
er ſeine Künſte ausübt, von größter Wichtigkeit, und man hat
daher in den Vereinigten Staaten, ebenſo wie in Londoner
Hotels die eingehendſten Verſuche angeſtellt. Als ein idealer
Tanzboden gilt die Anlage eines eleganten Hotels in London,
wobei zum Bodenbelag 10 000 kleine Stücke Balkaneiche
ver=
wendet wurden, die zehn Jahre gelagert hatten und deren
Elaſti=
zität und Unempfindlichkeit gegen atmoſphäriſche Veränderungen
durch ein längeres Backen erzielt war. Weichheit des Bodens
wird auch durch eine Art Bügeln mit elektriſchen Eiſen erreicht,
und die nötige Elaſtizität wird gewährleiſtet durch die
Verwen=
dung von Tauſenden von Stahlfedern, die unter dem Holz
ange=
bracht ſind. Dieſer ideale Tanzboden iſt ſtark genug, um ein
Gewicht von 250 Tonnen auszuhalten, und zugleich doch biegſam
und elaſtiſch. Bei dem Fußboden eines anderen Tanzlokals
wurden große Spiralfedern in den Beton eingelaſſen. Fußböden
von Gummi und Filz ſind verhältnismäßig häufig, haben aber
viele Nachteike. Solche dünne und nicht ſehr widerſtandsfähige
Böden ſind für den Tänzer recht angenehm, ſo lange ſie neu
ſind, aber es entſtehen bald in ihnen Unregelmäßigkeiten, die das
Tanzen erſchweren. Das früher allgemein übliche glattgebohnerte
Parkett iſt bei längerem Tanzen ſehr ermüdend, wenngleich es
natürlich den Marmorfußböden vorzuziehen iſt, die ſich in
man=
chen Ballſälen der Riviera befinden und die Beinmuskeln
über=
mäßig anſtrengen. Der ideale Tanzboden muß leicht ſein und
doch feſt, glatt, aber nicht ſchüpfrig, regelmäßig und gegen jede
Temperatur unempfindlich; er muß im richtigen Maße elaſtiſch
bleiben und die Reibung der Füße ſowie die Anſtrengung der
Muskeln auf ein Minimum verringern.
Welche Ausſichten dann für die getreuen Anhänger des neuen
Königs in J3rael! Dann die wachſende Enttäuſchung, die
ſteigende Erbitterung; kein Reich, — keine Krone, — keine Macht,
— kein Glanz! Nichts als demütigé Armut und Niedrigkeit. —
Zuweilen Stunden, in denen auch in dieſes verbitterte, harte
Herz ein Strahl der Liebe fiel, — ein Aufhäumen gegen dieſe
Liebe, ein Abweiſen, ein trotziges Ringen und Abwenden. Wozu
dies alles noch? Dieſer Jeſus war nicht der verheißene Meſſias,
würde niemals ein König ſein! Er war ein Volksverführer, ein
Neuerer, der an den alten, heiligen Ueberlieferungen ſeines
Vol=
kes rüttelte, Sünder und Bettler ſein Gefolge, Blinde und
Aus=
ſätzige die Herolde ſeiner Wundermacht, Armut und
Selbſtver=
leugnung der Weg zu ſeinem Reich. — Die liſtigen Phariſäer
flüſterten Judas zu, er möge helfen, dieſen Aufrührer zu
beſei=
tigen, ſie ſprachen es aus, was ſein Innerſtes erfüllte: „Fort
mit ihm!“ — Die dreißig Silberlinge lockten! — O, du
Teufels=
macht des Mammons, der du Gott biſt auf Erden, König der
Seelen, vor dem die Welt ſich beugt, Führer, der ins Verderben
lockt! Du biſt der Erzfeind alles Wahren und Guten, an deſſen
ſteinhartem Panzer ſelbſt des Heilands Worte und ſeine Liebe
machtlos abprallen. Hier iſt dein König, Judas Iſcharioth! Ihm
fortan zu ſolgen, biſt du bereit! — Als du dann das wahre,
grauenhafte Geſicht des Verführers in deiner letzten, dunkelſten
Stunde erkennſt, biſt du einſam und verlaſſen, ohne Hilſe, ohne
Troſt, ihm preisgegeben, und hohnlachend gellt es dir in den
Ohren: „Da ſiehe du zu!”
Jetzt umklammern die Hände feſt den prallen Beutel,
höh=
niſch blickt Judas auf den Kreis der erſchütterten und
tief=
bewegten Jünger, — dem ſuchenden Heilandsauge weicht der
Blick des Verräters aus. Mit faſt unhörbaren Schritten ſchleicht
er zur Tür und ſucht den Ausgang. Hinter ihm her durch die
Dämmerung kommt in erhabener Gelaſſenheit das Wort: „Was
Dd.
du tun willſt, tue bald!“
*Hauswirtſchaftlicher Sinn —
hauswirtſchaftliche Bildung
Der Wirkungskreis der Hausfrau hat ſich im Laufe der Zeit
nicht nur verändert, ſondern auch erweitert. Der
Hausfrauen=
beruf beſteht heute nicht nur in der Verwaltung des häuslichen
Beſitzſtandes, einſchließlich aller Maßnahmen zur Beſchaffung
der für das Leben und die Ernährung notwendigen Stoffe und
ihrer ſachgemäßen Verarbeitung zu Nahrungsmitteln und
Be=
darfsartikeln, ſondern in der Erhaltung des
Verbrauchsver=
mögens im Haushalt. Nie war die gute alte Regel ſo wahr wie
jetzt: „Der Mann erwirbt, die Frau erhält.” Um dieſe
Haus=
berufstätigkeit erſchöpfend auszuüben, muß die Hausfrau von
heute eine in jeder Richtung gediegene Perſönlichkeit ſein. Sie
muß, gleichviel, ob ſie einem einfachen oder vornehmen Haushalt
vorſteht, wirtſchaftlichen Sinn und wirtſchaftliche Bildung
be=
ſitzen.
Die Hausfrau muß mit der Zeit gehen. Sie muß im
Zeit=
alter der Elektrizität und des Gaſes bedenken, daß eine Maſchine
ſelbſt bei ſcheinbar teurer Anſchaffung ſich in kurzer Friſt im
Haushalt bezahlt macht und die Wirtſchaftsführung vereinfacht.
Das gute Alte gewiß in Ehren! Aber die Tage ſind verrauſcht,
an denen Spindel und Stickzeug das Ideal der
Hausfrauen=
tugend waren. Der „moderne” Haushalt, in dem nach
Möglich=
keit die Maſchine angewendet wird, erfordert immer noch ſo viel
perſönliche Tätigkeit der Hausfrau, daß er nicht zum kalten,
feelenloſen Maſchinenbetrieb herabſinken wird. Der
hauswirt=
ſchaftliche Sinne der guten Hausfrau iſt weiter auf die große
Rechenkunſt aufgebaut, die Ausgaben und Einnahmen ſelbſt in
kritiſchen Zeiten in das richtige Verhältnis bringen kann. Es
hängt in 99 von 100 Fällen nur vom Wirtſchaftsſinn der Frau
ab, ob die Werte des häuslichen Beſitzſtandes erhalten werden
oder ob Unwirtſchaftlichkeit ſie einreißt und zerſtört.
Neben dieſen. Wirtſchaftsſinn der Frau tritt als Hauptfaktor
der Hausfrauenpflicht die hauswirtſchaftliche Bildung. Dieſe
Bildung, die leider in den Mädchenſchulen —
Haushaltungs=
kunde, Küchenchemie — nicht genügend fundiert wird, iſt der
Rechenſchaftsbericht, den jede Hausfrau ihrem
Hausfrauen=
gewiſſen zu geben hat. Hauswirtſchaftliche Bildung ſchaltet die
mechaniſche Hausfrauenarbeit aus und ſetzt an ihre Stelle das
Bewußtſeinstum. Warum? Weshalb? Mit dieſen Fragen bei
jeder Arbeitsleiſtung will die wirtſchaftliche Bildung der
Haus=
frau das „Wirtſchaften” von geiſtloſer Beſchäftigung zu einer
Tätigkeit erheben, die eine Fülle von wertvollen Anregungen
bietet. Warum ſetzt ſich in den Waſſertöpfen Stein ab?
Wes=
halb iſt weiches Waſſer dem harten vorzuziehen? Weshalb beſitzt
ſogenannter Magerkäſe denſelben Nährwert wie ſogenannter
Fettkäſe? — Eine endloſe Reihe von Fragen, die nur eine
aus=
reichende hauswirtſchaftliche Bildung beantworten kann, treten
bei jeder Berufstätigkeit an die Hausfrau heran. Nicht umſonſt
bringen die Frauenzeitungen ſoviel „Ratſchläge” und „Winke‟,
Sie ſind Behelfe in der Schule der hauswirtſchaftlichen Bildung
und bringen der Hausfrau in den meiſten Fällen nicht nur
Orientierung, ſondern auch materiellen Gewinn.
Hauswirtſchaft=
liche Zeitungen und hauswirtſchaftliche Bücher ſind die ſchönſten
Geſchenke, die nie auf dem Geburtstagstiſch der Hausfrauen und
aller, die einſt gute Hausfrauen werden wollen, fehlen dürften.
Hausfrauenarbeit iſt das Aſchenbrödel in der Berufsarbeit
der Frau. Aber wenn auch die Anerkennung nach außen hin
fehlt, ſo mag es jeder Hausfrau als Genugtuung gelten, daß der
Familienhaushalt der lebenswichtigſte Betrieb im Staat iſt. Die
Hausfrau als Konſumentin iſt von allergrößter Bedeutung für
die geſamte Volkswirtſchaft. Im Hauſe ſelbſt aber wird keiner
Frau, die über hauswirtſchaftliche Bildung verfügt, die
Aner=
kennung verſagt bleiben. In allen Hausbetrieben, in denen die
Hausfrau als Perſönlichkeit ihren Platz auszufüllen verſteht,
werden den Stunden der geregelten Arbeit Stunden der Ruhe
folgen, die der Hausfrau zum Kräfteborn werden, aus dem für
die geſamte Familie Segen erſteht.
Karl Meitner=Heckert.
*Die Frau im ſozialen Leben
Ausſtellung „Frauenſchaffen” in Dresden.
Die in der zweiten Aprilwoche im Ausſtellungspalaſte
ſtattge=
fundene Ausſtellung will, wie bereits ihre Vorgängerinnen,
ver=
anſchaulichen, was die Frau wirtſchaftlich und künſtleriſch als
Hausfrau und Handwerkerin zu leiſten vermag. Gleichzeitig
wurde gezeigt, wie ſie ihre eigenen Fähigkeiten verbeſſern,
weiter=
bilden und dadurch Qualitätsarbeit auf den verſchiedenen
Gebie=
ten liefern kann. Das Preisgericht, das ſich aus erſten
Fach=
leuten zuſammenſetzte, hat einen von einer Frau äußerſt
ſinn=
reich konſtruierten Gepäckfahrer mit dem 1. Preis ausgezeichnet.
4Der letzte Freund
Von Emmy Bekker.
(Nachdruck verboten.)
Sahſt du ſchon jemand, der ſterben wollte und den das Leben
nicht ließ? So krank war er. Seine Züge waren verzerrt von
Schmerzen. Laut ſchrie er auf: „Herr Gott im Himmel nimm
mich zu dir, ich halte es nicht mehr aus!‟ Da erbarmte ſich der
Arzt und gab ihm das wohltuende, unheilvolle Gift, das
Mor=
phium. Wunderſam rieſelte es durch ſeinen Körper. Leiſe,
be=
hutſam rang es mit ſeinem Feind, und dann mit einem Sprung
hatte es den Gegner gepackt, preßte ihn mit ſeinen eiſernen
Klammern und nahm ihm ſeine unſelige, verheerende Macht.
Wie befreit atmete der Körper auf, und Lebensgeiſter ſchienen
zurückzukehren, die ihn längſt verlaſſen hatten.
In ſeinem Seſſel am Fenſter ſaß der Kranke, ſchaute hinaus
in die Welt, der auch er noch gehörte, mit dem Tode in den
Augen. Und doch kam die Hoffnung zu ihm und flüfterte:
„Vielleicht geſchieht ein Wunder, und du wirſt wieder geſund.”
Und die Freunde kamen und ſprachen wie die Hoffnung, und
er ſaß da und lächelte, die fiebernden Augen leuchteten auf und
glaubten an das Wunder, was da kommen ſollte.
Dann kam der Tag, an dem er nicht mehr aufſtand. Die
Hoffnung hatte ihn verlaſſen, und die Freunde flüſterten: „Hätte
er überſtanden!“ Hoch aufgerichtet ſaß er in ſeinem Bett.
Keu=
chend ging ſein Atem, Sehnſüchtig fahen die Augen nach der
Tür, ob nun ſein letzter Freund noch nicht kommen wollte.
Lange ließ er auf ſich warten. Tag auf Tag verging. Was
da hoch aufgerichtet im Bett ſaß, war nur noch ein Schatten, ein
Totengerixp. Nur die Augen glühten unheimlich und ſtarrten
nach der Tür, und dann kam er endlich, der Tod, und brachte die
Erlöſung.
Blüten mit wenig Blattwerk, als Hängegarnitur. Angar. Bluſe, Stehlragen, roie Stickerei Angariſche Bluſen, halsfrei, Jumperform,bunte Stickere!. Die Figur der Brünetten dürfte daher dem
natür=
einem großen, breitrandigen, glänzenden Stroh= Modelle aus dem Aielier der Fa. Wäschehaus H. & F. Becker, Wilhelminenstr. 17, dings zieht man gegenwärtig jene ſchlanke Eleganz
*Die neuen Blumenhüte
Mitten zwiſchen dem viel hundertfältigen bunten
Durcheinander der ſeidenüberpannten, oder Crepe
de Chine verkleideten Glocken, oder Kappen in
ägyptiſcher, indiſcher, japaniſcher, chineſiſcher oder
expreſſioniſtiſcher Manier, äußerſt farbenreich
ge=
ſtaltet, zeigen ſich die erſten Blumenhüte. Sahen
wir je zuvor ſchon ſo entzückende äußerſt
geſchmack=
volle Blütengarnituren? Oder iſt es nur das Neue
das bisher Ungewohnte ihrer Gruppierung, das
ſie uns ganz beſonders reizvoll und tleioſan und
originell erſcheinen läßt. Ganz flach, Blüte an Blüte,
dicht ſich teppichartig gneinanderdrängend, in den
Farben miteinander abwechſelnd, und doch
wunder=
voll harmonierend, ſind entweder die kleinen
ſchma=
len Kappen= oder Glockenränder zierlicher
Frühlings=
hütchen mit Strohlopf vollſtändig damit verhüllt oder
mit dieſem dichten Teppichbeet iſt wieder in anderer
Weiſe eine Unterkrempengarnitur an ziemlich
breit=
randigen Hüten geſchaffen worden. Ueberaus
ge=
ſchmackvoll wirken, dieſe rabattenartigen
Blüten=
garnituren in diademartiger Form rings um den
Hutkopf garniert. Bald, ſind ſie hier oben und
unten durch zwei bis drei bleiſtiftſtarke
Seiden=
rollen einggfaßt, bald wieder durch
aufrecht=
ſtehende feine Pliſſees von Ripsbändern umrandet,
bald wieder nicht minder entzückend, von ſchmaler
Metallſpitze abgeſchloſſen, die namentlich auf
ſchwarzem glänzenden Hutkopf mit ihrer feinen
Ornamentik beſonders gut wirlt: Einzelblüten
und kleine Blumengeſtecke ſind uatürlich ebenfalls
wieder modern, doch werden ſie faſt vorwiegend
als ſeitliche Garnitur am neuen Frühjahrshut
ver=
wendet. Entweder decken ſie, geſchmackvoll
grup=
piert, die Anſatzſtelle eines dicken Büſchels
flattern=
der Bandenden und Schlupfen von kaum
daumen=
breitem Rips= oder Seidenbande, rechts oder links
ſeitlich am ſcharf nach unten gebogenem, auf der
anderen Seite hoch geſchlagenen Frühjahrshute,
oder ſie dienen mit nur einer großen Nieſenblite
als einzige Garnitur an einer ähnlichen Form,
unter der dann am ſchwanken beweglichen Stiele
einige zierliche Knoſpen oder halb erſchloſſene
bis zum Ohr hinabfallen. Nur an einem Modell,
bortenhut in einem tiefen ſattem Braun, wiegten
ſich drei üppig erblühte Teeroſen wie zwanglos
hingelegt in ungleichmäßigen Abſtänden auf dem ſchönen
breiten Rande, umſchlangen mit ihren ſtark doonbewehrten
Stielen die breiten Krempenränder und ließen dieſe in einigen
zierlichen Knoſpen enden, die ſich rechts und links ſeitlich über
den Ohren zu einer höchſt aparten Unterkrempengarnitur
ver=
einigten. Das Ganze, ein ſo gparter, äußerſt vornehmer
Früh=
lingshut, natürlich nur zu großer Nachmittags= oder
Abend=
toilette zu tragen, daß man bedauern würde, wenn er allzu
ſtarke Nachahmung fände und dadurch „Allgemeingut” breiteſter
Schichten würde.
Eva Maria.
*Die Geheimniſſe des Teini
Der Teint, von dem ſo überaus viel für die Schönheit
ab=
hängt, beſteht in einem Geniſch aus wenigſteus drei
verſchiede=
en Farbſtoffen oder Pigmenten, nämlich aus ſchwarz, rot und
gelb. Aber die Entſtehung und die genaue Anallyſe dieſer
Pig=
mente iſt bisher von der Wiſſenſchaft noch nicht geklärt worden.
Die Hautfarbe des Menſchen iſt daher noch mit manchen
Ge=
heimniſſen umgeben. Die Farbſtoffe ſind bei allen Menſchen
in der Haut vorhanden, ausgenommen bei den Albinos, die an
einem vererbten Mangel an Farbe leiden. Selbſt unter den
ſogen, weißen Raſſen iſt Meuge und Art der Pigmentierung
ſehr verſchieden, und wir haben alle Nüancen, der Färbung,
vom ganz hellen bis zum Tieſdunklen. Die beiden größten
Gegenjätze, die Blonden mit ihren lichtblauen Augen, dem
gold=
farbigen, braunroten oder flachsfarbenem Haar und der hellen
Hautfarbe, und die Brünetten mit dunklen Augen,
dunkel=
braunem oder ſchwarzem Haar und dunkler Haut, ſind leichter
auseinander zu halten. Dazwiſchen aber gibt es wohl unzählige
Miſchungen. Am häufigſten kommen Perſonen vor, die dunkles
oder ſchwarzes Haar mit grauen, braunen oder blauen Augen
haben, während die Verbindung von dunklen Augen und hellem
Haar ſeltener iſt. Der eigentliche Zweck der Farbe in unſerer
Haut iſt ſchwer zu erklären, aber man kann mit großer
Wahr=
ſcheinlichkeit annehmen, daß ſie ein Schutzmittel gegen
Sonnen=
tlicht und Hitze iſt. So werden die am ſtärkſten pigmentierten
Raſſen in den heißen Ländern gefunden, und je mehr wir
nörd=
lich gehen, deſto mehr hellt ſich die Hautfarbe auf; ſie wird
dunkelbraun in Aeghpten, hellbraun in Nordafrika, tief
olive=
fauben im mittelländiſchen, olivefarben im ſüdlichen Europa,
brünett in Mitteleuropa und blond in Nordweſteuropa. Die
Hautfarbe der Meuſchen von heute iſt das Erbe ferner
Vor=
fahren, die allmählich die Pigmentierung in ſich entwickelten,
die ſie dazu befähigt, geſund in dem Lande zu leben, in dem ſie
ſich angeſiedelt hätten. Manche Babys werden mit ganz
ſchwar=
zem Haar geboren, das dann bald blond wird und danach
wie=
der in Braun ſich wandelt, wenn das Kind heranwächſt. Man
nimmt an, daß ſolche Kinder in dem Wechſel ihrer Haarfarbe
drei Stadien aus der Vergangenheit ihrer Vorfahren
wieder=
holen. Ihre Vorfahren uögen zunächſt dunkel geweſen ſein,
wurden dann blond, als ſie in ein dem hellen Teint günſtiges
Klima einwanderten, und erhielten zuletzt wieder einen
brü=
ntten Typus bei weiteren Wanderungen. Wenn das richtig
iſt, dann würden Kinder, die mit ſchwarzem Haar geboren
wer=
den und ſpäter braune Haare bekommen, von Vorfahren
abſtam=
men, die niemals in einem die Blondheit begünſtigenden Klima
gelebt haben. Die Entwickelung des rothaarigen Tppus iſt
be=
ſonders ſchwierig zu erklären. Rothaarigkeit erſcheini niemals
als ein neuer Zug, ſondern wird immer vererbt, wenn auch
frei=
lich dieſe Eigenart eine oder mehrere Generationen
überſprin=
gen kann.
*Die Aeſthetik des Ohres
Das Ohr ſpielt bei der menſchlichen Schönheit eine wichtige
Rolle, die meiſtens zu wenig beachtet wird. Außerdem aber iſt
die Form des Ohres auch bezeichnend für die Geiſtesart des
Menſchen, und Irrenärzte haben ſchon häufig darauf hingewieſen,
daß gewiße Unregelmäßigkeiten und Entſtellungen der Ohren
Zeichen von Degeneration ſind. Immerhin kommen auch bei
ganz normalen Perſonen ſchlecht geformte und häßliche Ohren
nicht ſelten vor. Im allgeminen kann man ſagen, daß die Frauen
kleinere und feiner durchgebildete Ohren als die Männer haben,
aber bei beiden Geſchlechtern gibt es bedeutende
Verſchieden=
heiten in Größe und Form. Das erſte, was man bei einer
„Aeſthetik der Ohren” berückſichtigen muß, iſt der Winkel, in dem
ſie zum Kopf ſtehen. Das normale Ohr darf einen Winkel von
etwa 30 Grad nicht überſchreiten; es gibt aber auch Ohren, die
in einem rechten Winkel vom Kopf abſtehen. Solche „abſtehende
Ohren” können auch das ſchönſte Geſicht ins Häßliche und
Lächer=
liche verzerren. Andererſeits ſind Ohren, die ganz feſt am Kopf
anliegen, ebenfalls unſchön und rufen einen ſeltſamen Eindruck
hervor, von dem man ſich vielleicht nicht Rechenſchaft gibt, der
aber doch ſofort auffällt. Die Ohren können auch zu hoch oder
Ungariſche Bluſen
auf der Straße, beim Sport, in der Geſellſchaft, im Theater gleich
vornehm wirkend, als Nationaltracht keiner Mode unterworfen,
ſind die Muſter und Farbenſtellungen künſtleriſch, der Stoff im
Tragen unverwüſtlich und in der Wäſche leicht zu behandeln.
Tomatfarbige Kleidchen
Weißes Kleidchen
mit weiß und ſchwarz nach ungariſcher Art geſmokt mit lila geſmolt
Modelle aus dem Aielier der Fa. Wäschehaus H. & F. Becker
zu niedrig, ſie können zu weit vorn und zu weit hinten am Kopf
ſtehen. Das ſind alles Schönheitsfehler. Es iſt ſchwer, genau
feſt=
zuſtellen, wie groß das vollkommen ſchöne Ohr ſein muß, denn
das hängt natürlich von der Größe des Kopfes ab. Beobachtet
man aber erſt einmal die Ohrformen der Menſchen, ſo wird man
finden, daß ſehr viele eine ungewöhnliche Geſtalt haben, zu lang
oder zu rund, zu groß oder zu klein ſind. Die Geſtaltung des
Ohrs im einzelnen unterliegt oleichfalls zahlloſen
Verſchieden=
heiten. Beim muſikaliſchen Menſchen ſind die Linien und Höhlen
des Ohrs beſonders reich entwickelt. Aber das Ohr erhält daun
einen unruhigen Eindruck, der ebenſo wenig ſchön iſt wie der
eines ganz flachen und glatten Ohrs. Daß die beiden Ohren
verſchieden groß ſind, will man beſonders bei Degenerierten
be=
obachtet haben, dieſe Erſcheinung tritt aber auch bei geiſtig ganz
Normalen auf. und zwar iſt gewöhnlich das linke Ohr kleiner
oder unregelmäßig geformt. Manche Ohren laufen ſpitz zu und
erinnern dann an das „Spitzohr”, das man bei Tieren findet.
Solche Spitzohren ſind bei Männern viel häufiger als bei Frauen
und werden auch Darwin=Ohren” genannt, da ſie dieſer große
Gelehrte zuerſt beſchrieben. Die häufigſte Unregelmäßigkeit des
Ohres findet ſich am. Ohrläppchen, das an die Haut der Wange
angewachſen iſt, anſtatt frei zu hängen. Dies ſoll nach den
An=
gaben eines Ohrenſpezialiſten in 20—30 Prozent aller Fälle zu
beobachten ſein; doch läßt eine ſehr ausgeſprochene Anwachſung
des Ohrläppchens auf Degeneration ſchließen. Manchmal fehlt
das Ohrläppchen gauz, iſt zu klein oder zu groß, und in ganz
ſeltenen Fällen findet ſich ſogar ein Doppelohrläppchen oder ein
Läppchen, das unten geſpalten iſt.
Zugverſpätung durch Küſſen.
C.K. Der Magiſtrat der engliſchen Stadt Bournemouth hat
ſich an das Publikum mit der dringenden Bitte gewandt, die
Lokalbahn der Stadt nicht durch allzu langes Küſſen beim
Ab=
ſchiednehmen aufzuhalten. Es wurden nämlich Klagen über die
große Langſamkeit des Bahnverkehrs in der
Stadtverordneten=
verſammlung vorgebracht, und daraufhin führte der Magiſtrat
als Grund die umſtändlichen Abſchiedsſzenen an, die unter den
Bewohnern des Städtchens Sitte ſind. Bevor man den Wagen
beſteigt, finden erſt noch lange Küſſereien ſtatt, und ſelbſt vom
Zuge aus ſchüttelt man ſich noch die Hände und kann ſich garnicht
trennen. Die Schaffner aber reſpektieren dieſe Gefühle der
Mit=
reiſenden ſo ſehr, daß ſie erſt warten, bis alle Kundgebungen
be=
endet ſind, bevor der Zug abfährt. Es wird daher von den
Be=
nutzern erwartet, daß ſie mit ihren Abſchiedsküſſen etwas
ſpar=
ſamer ſind.
Die Schönheit der Blondine
Haben die Blondinen beſſere Figuren als die
Brunetten?. Mit dieſer Frage beſchäftigen ſich
ver=
ſchiedene Aerzte in einer engliſchen Zeitſchriſt, und
ſie knüpfen an die Tatſache an, daß die
preis=
gekrönte Schönheit Stella Pierres, deren Figur mit
den Maßen der Venus von Milo am meiſten
über=
einſtimmte, eine blauäugige und blondhaauige
Dame iſt. „Dunkelhaarige Frauen”, ſagt einer
die=
ſer Kenuer, „ſind dem Naturell nach langſamer und
behäbiger; ſie werden daher leichter Fett anſetzen,
) während die Blondine mit ihrer Lebhaftigkeit und
Energie ſelten dick wird.‟ Ein anderer Arzt meiunt,
daß man zwar unter den Blondinen mehr
Ideal=
ſiguren fände als unter den Brünetten, aber wenn
einmal eine dunkeläugige Schöne eine gute Figur
hat, ſo iſt dieſe noch vollkommener als die der
Blond=
haarigen. Als Grund dafür gibt er an, daß die
Brünette, wenn ſie ihre uatürliche Läſſigkeit
über=
windet, dann beſonders eifrig darin iſt, ihren Körper
aufs beſte auszubilden. Als Beiſpiel, gibt er die
Geſchichte einer dunkeläugigen jungen Dams, die
atnes Tages zu ihm kam, weil ſie zu dick wurde. Der
Arzt verſchrieb ihr eine Djät und verordnete ihr
körperliche Uebungen, und ſie führte dieſe
Vorſchrif=
ten ſo ſtreng und ſo lange durch, daß ſie drei Jahre
ſpäter unter vierhundert Bewverberinnen den erſten
Preis für die ſchönſte Figur erhielt. „Schönheit iſt ja
überhaupt ein ſchwankender Begriff”, fährt der Arzt
fort, „und es gibt bekanntlich Länder, in denen die
dickſte Frau für die ſchönſte gilt. Aber ſoweit unſere
europäiſchen Begriffe in Betracht kommen, ſo muß
man doch ſagen, daß es in den ſüdlichen Ländern,
in denen die Brünetten vorherrſchen, auch
vorzüg=
liche Figuren gibt und daß die Spanierinnen, deren
Temperament bekanntlich ſehr phlegmatiſch iſt, an
Schönheit der Figur alle anderen Frauen
über=
treffen. Es iſt daher etwas kühn, wenn man der
Blondine ganz allgemein die beſſere Figur zuſprechen
will. Es gibt Biologen, die in dem blauäugigen,
blondhaarigen Typus eine Entartung ſehen, ſo daß
man alſo in der ſchlanken, raſſigen Figur der
Blon=
dine eine unnatürliche Hochzüchtigung erblicken kann.
lichen Schönheitsgefühl mehr entſprechen, aber
aller=
vor, wie ſie nach den neueſten Unterſuchungen in der
Mehrzahl bei Blondinen gefunden wird.”
*Der zeitgemäße Haushali
Gebrauchte Seidenſchals zu moderniſieren.
Zu den jetzt ſo modernen Schulterſchals iſt der Grundſtoff im
Beſitz ſo mancher Frau ſchon vorhanden. Weiche Krepp= und
Seiden=Korfſchals mit Hohlſaum oder Franſen können ſehr leicht
in einen ſolchen verwandelt werden. Gelegenheit dazu bietet die
ſo einfache Binde=Batik=Arbeit, zu welcher der Schal zunächſt mit
ſeinen beiden Enden genau paſſend aufeinander geheftet wird,
ſo daß ſich ein doppelt gelegtes Stück ergibt. An dieſem wird
nun, etwa handbreit vom Rande entfernt, zunächſt erſt
quer=
herüber, ein feines dichtes Pliſſee gefaltet, das etwa fingerbreit
mit Baſtfaden oder drillierter Baumwolle feſt umwickelt wird.
In einer Entfernung von etwa 20 bis 30 Zentimeter wird die
Breite des Schals in gleicher Weiſe zuſammengefaltet und
um=
bunden, darauf das dazwiſchen liegende gebauſchte Stück
des=
ſelben ganz willkürlich teils in Fältchen, teils in ſpannlange,
doppelt zuſammengelegte Köpfchenfalten gebunden, teils zu
kleinen oder großen Püppchen nach Art, eines Pauſe= oder
Wäſcheblaubeutels in die Höhe gebunden und das eine oder
andere größere Püppchen in ſeiner Länge nach ein= oder
mehr=
mals extra abgewickelt und umbunden. Nun werden erſt die
glatten Teile zuſammen in eine gewünſchte Grundfarbe (Gheiße
Löſung von Citocol (Drogeriel) getaucht, darauf die einzelnen
Bindungen nach Geſchmack und Farbenwahl in dunklere, gleiche
Löſung oder verſchiedene abſtechende eingefärbt, das Ganze in
Eſſigwaſſer geſpült, aufgewickelt und gebügelt.
Oſter=Streuſelkuchen. Aus 1 Pfund Mehl, 100 bis
125 Gramm Fett, Margarine. Oel oder Butter. 1 Eßlöffel Zucker,
2. Eßlöffel kräftige Süßſtofflöſung. 1 Ei, 1 Priſe Salz, der Schale
einer halben Zitrone, 1 Priſe Muskatnuß, 1. Liter Miſch und
30 Gramm Hefe, bereitet man einen weichen Teig, der ſich nach
dem Aufgehen gut ausmangeln läßt. Nun wird zu den Streuſeln
1 Eßlöffel voll Zucker, 2 Eßlöffel Süßſtofflöſung, eine Hand voll
geriebene ſüße und zwei bittere Mandeln, 1 Meſſerſpitze Zimt,
2 Eßlöffel zerlaſſenes Fett, Margarine, Oel oder Butter und
2 Eßlöffel Mehl zuſammengerührt und zwiſchen den Händen zu
feinen Streuſeln zerrieben. Dieſe ſtreut man gleichmäßig über
den mit Milch überſtrichenen Kuchen und bäckt ihn bei guter
Mittelhitze etwa eine halbe Stunde.
Oſter=Kaſtenkuchen mit Kor inthen. 1 Pfund
Mehl ſiebt man, untermiſcht mit 1 Backpulver, durch und
ver=
rührt es nach und nach mit 3 Eßlöffeln zerlaſſenem Fett,
Mar=
garine, Oel oder Butter, 3 Eßlöffeln Zucker, 3 Eßlöffel gut
ver=
leſenen und gewaſchenen Korinthen, 1 Priſe Muskatnuß,
eben=
ſo viel Salz, der abgeriebenen Schale einer halben Zitrone und
der nötigen Meuge Milch zu einem weichen Teig, füllt damit
ausgeſtrichene und ausgeſtreute Kaſteuformen zur Hälfte und
gibt ſie ſofort zum Backen in den mittelheißen Ofen, wo ſie bei
guter Oberhitze ½ bis 34 Stunde backen müſſen.
Frühlingsſalat für den Oſtertiſch. 1 Pſund
Büchſenbrechbohnen läßt man trocken ablaufen und gibt dazu
die gleiche Meuge weich, jedoch nicht mußig gekochter weißer
Bohnen, ½ Taſſe nicht zu weich gekochten, würflig geſchnittenen
Sellerie und ½ Taſſe feinſtreifig geſchnittene ſäuerliche Aepfel,
1 nußgroße geriebene Zwiebel, Salz und ſoviel Appels Tafelöl,
daß der Salat völlig damit überzogen iſt. Nun fügt man
Weiu=
eſſig nach Geſchmack hinzu, läßt ihn einige Stunden damit
durch=
ziehen, richtet ihn dann bergartig an, umlegt ihn recht gefällig
mit Rapünzchen, gebiertelten Salatherzchen, Radieschenſcheiben
und überſtreut das Ganze mit kleingeſchnittenem Schnittlauch.
Feiner Hering. Zwei große Heringe, 500 Gramm ge
kochte Kartoffeln, das gleiche Gewicht geſchälte Aepfel, je ein
halber Eßlöffek gewviegte Peterſilie, Kerbel, Eſtragon und
Fen=
chelkraut, eine Priſe gemahlenen weißen Pfeffer, einige Tropſen
Maggiwürze, Oel und Weineſſig nach Gutdünken. Nachdem die
abgewaſchenen Heringe längere Stunden in Milchwaſſer
ge=
wäſſert haben, enthäutet und grätenfrei ſind, werden ſie, ebenſo
wie die Kartoffeln und Aepfel in kleine, gleichmäßige Würfel
geſchnitten, mit den anderen Beſtandteilen vermiſcht und
24 Stunden ſtehen gelaſſen. Man ahmt beim Anrichten auf
langer Platte die Geſtalt des natürlichen Fleiſches nach und legt
an deſſen Enden den geſäuberten Kopf ſowie die
Schwanziloſ=
ſen; außerdem mit Salat oder Peterſilienzweigen verzieren.
Speife=Zettel.
Sonntag: Löwenzahnſuppe, Wiegebraten mit
Blumenkohl=
gemüſſe. — Montag: Weiße Bohnen mit Backpflaumen. —
Dienstag: Sproſſenkohl mit Bratkartoffeln. — Mittwoch;
Selleriekartoffeln mit Cornedbeef. — Donnerstag: Käſeſpatzen,
— Freitag: Seelachs mit Kavernſoße. — Samstag: Neis Mit
Kohlrabi und Petreſilie.
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Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 13. April 1924.
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Darmſtädter Tagblatt
Handelsblatt
13. April 1924 Nr. 104
Die Eiſen= und Stahlwareninduſtrie
im März.
Ueber die Lage der Eiſen= und Stahlwareninduſtrie im Monat März
wird dem Eiſen= und Stahlwaren=Induſtriebund aus den einzelnen
Be=
zirken wie folgt gemeldet:
Hagener Bezivk.
Der Monat März brachte in der Kleineiſeninduſtrie des Märkiſchen
Beziuks eine gewiſſe Belebung. Der Inlandsmaukt war etwas
angereg=
ter, whrend das Ausland nach wie vor wenig kauft. Am empfindlichſten
laſtet auf der Induſtrie der Druck des mangelnden Kapitals und der
Kre=
ditbeſchaffung. Die Arbeitskämpfe im Märkiſchen Lande auf Einführung
der Vorkriegsarbeitszeir können als abgeſchloſſen betrachtet werden.
Remſcheider Bezirk.
Die Beſſerung machte weitere, allerdings ſehr langſame Fortſchritte,
jedoch ſind dieſe Fortſchritte auch innerhalb der einzelnen
Werkzeuggrup=
pen noch ſehr unausgeglichen. Außer der Sägen= und
Maſchinenmeſſer=
induſtrie iſt der Eingang von neuen Aufträgen zufriedenſtellend. Die
Be=
lieferung mit Röhſtoffen geht überwiegend glatt vor ſich. Die in der
letzten Zeit erfolgte Erhöhung der Stahlpreiſe wirtt beunruhigend auf
die Fertiginduſtrie, die ſchon jetzt vor allem im Ausland wegen ihrer
hohen Geſtehungskoſten vielfach, nicht mehr konkurrenzfähig iſt. Die
Löhne ſind zum Teil erhöht, desgleichen die Preiſe für die Fertigwaven.
Nach Wiedereinführung der zehnſtündigen Arbeitszeit iſt auch die
Ar=
beitsleiſtung beſſer gewvorden. Die Geſchäftsausſichten für die nächſte
Zeit werden für das Inlandsgeſchäft im allgemeinen nicht ungünſtig
be=
zeichnet, während der Export mit weiteren Schwierigkeiten rechnen zu
müſſen glaubt. Die Folgen der Abſchnürung des beſetzten vom
unbeſetz=
ten Gebiet machen ſich immer mehr beuicrkbar. Die Zollformalitäten ſind
derart umſtändlich, daß ein regelmäßiger Warenverkehr nicht eingerichtet
werden kann nud die Konkurrenzmöglichkeit der Firmen des beſetzten
Ge=
bietes auch dadurch unmöglich gemacht wird. Vor allem iſt eine
Kon=
kurrenz mit franzöſiſchen und belgiſchen Waren im Ausland unmöglich,
die ſelbſt im Inland billiger angeboten werden als deutſche Waren.
Die Schwierigkeiten bei der Wiederherſtellung der alten Zuſtände werden
erſchwert durch die außerordentliche Geldknappheit, die durch die hohen
Steuerforderungen doppelt fühlbar wird. Eine beſondere Gefahr droht
der Ausfuhr nach Deutſch=Oeſterreich. Die geplante weſentliche
Er=
höhung der dortiglen Einfuhrzölle für Werkzeuge und Kleineiſenwaren
die ſchon jetzt eine Konkurkenz mit der öſterreichiſchen Induſtrie
außer=
ordentlich erſchweren, müſſen als ausgeſprochene Prohibitions= oder
Kampfzölle bezeichnet werden, und es muß Aufgabe der Regierung ſein,
bei den kommenden Zollverhandlungen die Einführung dieſer hohen
Zölle zu verhindern.
Velberter Beziuk.
Auch in der Velberter Schloß= und Beſchlägeinduſtrie macht ſich eine
Belebung des Geſchäftes bemertbar. In der Schloßinduſtrie ſind die
Aufträge aus dem Ju= und Auslande im Monat März reichlicher
ein=
gegangen, ſo daß der Beſchäftigungsgrad zurzeit im allgemeinen als gut
bezeichnet werden kann. Die Verkaufspreiſe ſind ſehr gedrückt, weil das
Angebot noch immer größer als die Nachfrage iſt. Sonſt hat ſich die Lage
gegen die Vormonate wenig geändert.
Solinger Bezirk.
Die Geſchäftslage im Solinger Induſtriebezirk hat ſich im Monat
März nach der Beendigung des ſiebenwöchigen Generalſtreiks entſchieden
gehoben. In der Streikzeit hatten, ſich einige Aufträge angeſammelt
und die Leipziger Frühjahrsmeſſe hat weiterhin günſtig gewirkt. Auch
die Herabſetzung der engliſchen Revarationsabgabe auf 5 Prozeut iſt
nicht ohne Einfluß geblieben. Die Erwerbsloſenziffer iſt infolgedeſſen
zurückgegangen. Die ſonſtigen Hemmungen wie die Erſchwerung durch
die Zollgvenze und Zollformalitäten, die Kreditnot, die hohen Abgaben
u. dergl. beſtehen undermindert weiter.
Schmalkalder Bezirk.
*Der berfloſſene Monat März hatte für die Schmalkalder
Werkzeug=
uind Kleineiſenwareninduſtrie keine weſentlichen Aenderungen gebracht.
DieBeſchäftigung hat infolge des für die meiſten Meſſebeſucher günſtigen
Ausfalles der Leipziger Frühjahrsmoſſe nicht unweſentlich zugenommen,
Srß die Zahl der Erwerbsloſen wiederum abgenommen hat. In
manchen Orten des Kreiſes ſind Erwerbsloſe nicht mehr vorhanden. Die
Preiſe der meiſten Fabrikate ſind unverändert geblieben, ebenſo auch die
Löhne. Arbeiterbewegungen ſind im verfloſſenen Monat nicht zu
ver=
zeichnen geweſen.
Süddeutſchland.
Der Geſchäftsgang in der ſüddeutſchen Eiſen= und
Stahlwaren=
induſtrie hat ſich im Monat März gegenüber dem Vormonat etwas
be=
lebt. Der Auftragseingang hat zugenommen, ſodaß in verſchiedenen
Zweigen im Augenblick der Beſchäftigungsgrad als einigermaßen
befrie=
digend bezeichnet werden kann. Die Preisfrage iſt nach wie vor äußerſt
ſchwierig, da der Konkurrenzkampf mit dem Ausland ſcharf iſt und oft
Aufträge hereingenommen werden müſſen, die einen Nutzen kaum
erüb=
rigen. Die allgemeinen Unkoſten ſind infolge der hohen Steuern,
Frach=
ten, Kapitalkngppheit, Kreditmangel uſw. gewaltig geſtiegen.
Wirtſchaftliche Nundſchau.
Die Aufſtellung der Goldbilanzen auf Grund der Verordnung
vom 28. Dezember 1923 bietet dem Handelsſtand, insbeſondere
allen Geſellſchaften, ſo große Schwierigkeiten, daß ohne eingehende
Erläuterungen dieſe Verordnung gar nicht zu verſtehen iſt. Es
iſt daher zu begrüßen, daß ſchon jetzt der bekannte Berliner
Rechtsanwalt und Notar Dr. Rudolf Byk einen erſchöpfenden
Kommentar hierzu herausgegeben hat (Verlag von Otto
Lieb=
mann, Berlin W. 57, Potsdamer Str. 96, 5 Mk., geb. 6 Mk.) Das
Werk iſt auf Grund umfangreicher Erfahrungen der Praxis
ver=
faßt und ſür die Praxis des Handels= und Juriſtenſtandes
be=
ſtimmt. Der Verfaſſer beſchäftigt ſich eingehend mit den
Bilan=
zierungs= und Bewertungsfragen und beſpricht erſchöpfend die
Wege, die die Aktiengeſellſchaften, G. m. b. H. uſwv. zur
Inangriff=
nahme der Umſtellung auf Goldmark ſowie zu deren
Durchfüh=
rung zu gehen haben. Alle wefentlichen Rechts= und
Wirtſchafts=
fragen werden hierbei erörtert, beſonders eingehend auch die
Schutzvorſchriften zugunſten der Kleinaktiouäre. Für die Praxis
iſt auch der Anhang ſehr wertvoll, der, für alle denkbaren Fälle
paſſend, 21 von namhaften Berliner Regiſterrichtern nachgeprüfte
Muſter für die aus Anlaß der Umſtellung vorzunehmenden
Ge=
neralverſammnlungen, Prüfungsberichte und Anmeldungen zum
Handefsregiſter, ferner 20 Muſter für Schlußbilanzen, Goldmark=
Eröffnungsbilan=en und Juventare ſowie Zwiſchenbilanzen
ent=
hält. Auch die Auſvertungsbeſtimmungen der dritten
Steuer=
notverordnung find bereits wiedergegeben. Da die
Durchfüh=
rungsbeſtimmungen alsbald nach Erlaß derſelben in einem
Nach=
trag kommentiert werden, wird ſich das von praktiſchem und
wiſſenſchaftlichem Geiſt getragene Werk ſchnell als maßgebender
Wegweiſer für die Praxis einführen.
Fafnirwerke — Aachener Stahlwarenfabrik
A.=G Aachen. Die G.=V. genehmigte die Regularien und beſchloß,
den Reingewinn von 400 475 Milliarden Mark auf neue Rechnung
vor=
zutragen, ſo daß eine Dividendenausſchüttung nicht in Frage kommt.
(Geſchäftsjahr September—Oktober.) Das Geſchäftsjahr 1922/23 ſei ein
äußerſt ungünſtiges geweſen. Erſt mit Beginn des neuen Jahres konnte
der Geſamtbetrieb wieder aufgenommen werden.
Der Zuſammenſchluß Bamag=Meguin. Die
Auf=
ſichtsratsſitzung der Berlin=Anhalter Maſchinenbau A.=G. beſchloß
Ein=
berufung der G.=V. auf den 2. Mai. Auf der Tagesordnung ſoll neben
der Vorlage der Bilanz für das Geſchäftsjahr 1923 der Antrag geſetzt
werden, eine Fuſion mit der Meguin A.=G. Butzbach derart zu
geneh=
migen, daß auf nominal Mk. 2000 Stammaktien der Bamag, nominal
Mk. 1000 Stammaktien der Meguin A.=G. eingetauſcht werden und der
Name dieſer Geſellſchaft in „Bamag=Meguin A.=G.” mit dem Sitz in
Berlin geändert wird. Die Genehmigung dieſer Fuſion ſoll hinfällig
werden, wenn die beiden Geſellſchaften binnen einer von der G.=V.
feſt=
zuſetzenden Friſt eine Intereſſengemeinſchaft ſchließen ſollten.
* Preiskonvention zwiſchen der deutſchen und der
ſchweizeriſchen Farben=Induſtrie. Zwiſchen der Gruppe
der chemiſchen Induſtrie Baſel und der deutſchen Faxbſtoff=Gruppe iſt
dieſer Tage eine Preiskonvention abgeſchloſſen worden. Sie ſoll ſich
aber, wie die Schweizer Depeſchen=Agentur berichtet, nur auf eine kleine
Gruppe von Farbſtoffen beziehen. Angedeutet wird bereits, daß die
erſten günſtigen Ergebniſſe weitere Konventionen nach ſich ziehen werden.
* Die Einnahme aus der Kapital=Verkehrsſteuer
im Februgz. Das Aufkohmmen aus der Kabital=Verkehrssſteuer
be=
trug im Februar insgeſamt 33 936 772 Billionen Mark, davon erbrachte
die Börſenumſatzſteuer 25 586 386 Billionen Mark, Steuer auf
auslän=
diſche Zahlungsmittel 3 358 763 Billionen Mark. Das Geſamtaufkommen
an Kapital=Verkehrsſteuer vom April 1923 bis Februar 1924 beziffert ſich
auf 85 457 501,96 Billionen Mark.
Berlin, 9. April. Die führenden Firmen der deutſchen
Mais=
ſtärke=Induſtrie, die Mondamin G. m. b. H. in Heilbronn und die C. H.
Knorr A.=G. in Heilbronn, die Knorr=Nährmittel G. m. b. H. in Berlin,
die Firma Jakob Zwick u. Söhne in Neuſtadt a. d. Hardt, Hamburg
und Berlin=Rummelsburg, die Deutſche Maizena=Geſellſchaft A.=G. in
Hamburg ſowie der „Verband Deutſche Speiſepulver= und Backpulver=
Fabrikanten E. V.” der etwa 90 Firmen zu ſeinen Mitgliedern zählt,
haben ſich zum „Verband der Deutſchen Maisſtärke verarbeitenden
Ju=
duſtrien” mit dem Sitz in Berli zur Vertretung ihrer gemeinſamen
wirt=
ſchaftlichen Intereſſen zuſammengeſchloſſen. Der Verwaltungsausſchuß
beſteht aus den Heuren: Kommerzienrat Pielenz (C. H. Knorr A.=G.,
Heilbronn), Regierungsrat a. D. Osmund (Deutſche Maizena=Geſellſchaft
A.=G., Hamburg=Berlin) und Direktor Florian (Florian=Werke A.=G.,
Berlin). Die laufenden Geſchäfte führt als Vereinsvorſtand Herr
Negie=
rungsrat a. D. Osmund. Die Geſchäftsleitung befindet ſich in Verlin
W. 35, Am Karlsbad 20.
Warenmärkte.
wb. Berliner Produktenbericht. Am Produktenmarkt
beivegten ſich die Umſätze in ſehr engen Grenzen, da vom Inlande das
Angebot keine Vermehrung erfahren hat. Weizen wurde vereinzelt aus
der Provinz verlangt. Roggen iſt nur zu niedrigeren Preiſen
verkäuf=
lich, als hier gefordert werden. Man erklärt dies mit der Konkurrenz
der Reichsgetreideſtelle. Von Hafer iſt nahe Abladung zum Teil mehr
gefragt. Das Konſumgeſchäft bleibt weiter ſchleppend. Für Gerſte
be=
ſtand kein Intereſſe. Mehl hatte ruhiges Geſchäft; die Preiſe für Kleie
zeigen kaum eine Veränderung.
Börſen.
Bericht der Frankfurter Börſevom 7. bis 12. April.
(Eigener Bericht.) Die Börſe zeigt im Großen und Ganzen noch
im=
mer das gleiche Bild: auf der einen Seite fortgeſetzte umfangreiche
Ver=
käufe, die bald von dieſer, bald von jener Seite, ohne Rückſicht auf die
Kursgeſtaltung, lediglich zum Zwecke ſchleunigſter Geldbeſchaffung
ge=
ätigt werden, und andererſeits das Fehlen jeglicher Aufnahmeneigung;
da bei der allgemeinen Kapitalnot weder dem Publikum, noch der
Be=
rufsſpekulation zurzeit Mittel zu Effektenkäufen zur Verfügung ſtehen.
Soweit die Unternehmungsluſt der letzteren noch reichte, beſtätigte ſie
ſich ſogar vielfach in Baiſſe=Engagements. Die Lage wurde zu Beginn
der abgelaufenen Woche noch berſchärft durch Gerüchte über finanzielle
Schwierigkeiten bei einigen kleinen Bankfirmen in Berlin und in der
Provinz. Wenn ſich dieſe Gerüchte auch nicht in allen Fällen
beſtätig=
ten, ſo trugen ſie doch weſentlich dazu bei, die Stimmung der Börſe
zu belaſten und weitere Wertpapierverkäufe zu veranlaſſen. Das
Kurs=
niveau erfuhr unter dieſen Umſtänden von Tag zu Tag weitere
Er=
mäßigungen, wwobei bezeichnender Weiſe gerade die ſchweren Werte des
Montanmarktes, ſowie der chemiſchen und elektriſchen Induſtrie am
meiſten zu leiden hatten. Erſt an den letzten beiden Tagen der Woche
machte ſich ein gewiſſer Stimmungsumſchlag bemerkbar. Die Börſe zeigte
eine größere Widerſtandsfähigkeit, die zum Teil auf Käufe für
aus=
ländiſche Rechnung, zum Teil auch auf Deckungskäufe der Spekulation
zurückgeführt wurde. In einzelnen Fällen mögen auch Meinungskäuſe
des Publikums vorgelegen haben, zu denen ja das außerordentlich
nied=
rige Kursniveau genug Anreiz bieten kann. Jedenfalls konnten die
Kurſe, beſonders an den großen Märkten beinahe durchweg einen Teil
der erlittenen Einbußen aufholen. Eine Sonderſtellung nahm der Markt
der Vorkriegsanleihen und Pfandbriefe ein, auf dem ſich die Spekulation
in zunehmendem Maße betätigt. Hier waren beſonders alte
Stadtan=
leihen zeitweiſe ſehr geſucht. Auch Induſtrieobligationen wurden,
ange=
regt durch das Vorgehen der Krupp A.=G., lebhaft umgeſetzt.
wb. Brliner Börſembeuicht Die Anforderungen am
Deviſenmarkte waren heute etwas kleiner. Die Marktnotierungen in
Auslande lauteten etwas feſter, und damit im Zuſammenhang wurdem
einige Nebendeviſen wie Kriſtiania, Kopenhagen, Stockholm, Helſingfors,
Spanien und Schweiz etwas niedriger notiert; dagegen ſrellten ſich
Brüſſel und Paris im Einklang mit der Erhöhung des Frankenkurſes im
Auslande um 0,30 höher. Die Zuteilungen blieben unverändert. Unter
den Effektenhändlern herrſchte große Zurückhaltung, die geſtrigen
Schluß=
kurſe blieben aber gut behauptet.
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Seite 23.
Hans Peter Kromm der Lebendige.
Eine Geſchichte von Ufer zu Ufer
von Johanna Volff.
101)
vesboten.)
„Wohl, aber wir ſind die erſten, die ihn zu einem Menſchen=
und Bruderfeſt verlangen — als unſer Recht! Eine Feier
freien Willens ſoll er ſein durch die ganze Welt.” Und wieder
ſchien der kleine Stübing zwiſchen ſeinen ſchielenden Augen
hindurch ins Unerfüllbare zu lächeln. Irgendwie rührte dieſer
kleine Kerl den Menſchen in ſeinem Gegenüber an. Da war
etwas, das an Titje erinnerte. So hätte unter Umſtänden Titje
Bernd ſprechen können. Hans Peter fühlte eine Anteilnahme
erwachen, und doch, jener ſchielende Blick warnte ihn, dem
Empfinden zu folgen ...
„Ich muß zugeben,” ſagie er, „daß früher unter dem Druck
einer ſtarken Regierung, die eure Ziele mißbilligte, die Leute
ſich wohlanſtändig und ordentlich benommen haben; aber
meinen Sie nicht, daß nun, bei freier Bahn, zuerſt in Kantinen
und Vierhäuſern gefeiert wird und dann mit nachfolgender
Händelſucherei und blutigen Ausſchreitungen — wie das neulich
geſchehen?”
„Nein, Herr Ingenieur, dies Feſt ſoll noch wohlgeordneter,
wohlanſtändiger abgehalten werden als die ander. Wir werden
beweiſen, daß wir der Freiheit wert. Im Anſchluß an die
Natur! Und Veib und Kind mitbcteiligt — Jawohl, ſo ſoll’s
ſein!”
„Sehr hübſch! Aber wenn’s regnet?”
„Ein paar Tropfen ſtören uns nicht. Vir wollen nach
Brunsgaden. Auch für Innenunterhaltung ſoll vorgeſorgt
werden”
„Alſo gut. Das Anſuchen ſei für diesmal gewährt. Ob’s
für die Dauer geht, das Zeugnis gilt’s freilich erſt zu erbringen.”
„Vir werdens erbringen.”
„Schön, dann können wir ſpäter weiter darüber reden.
Fertig
„Nicht ganz.” Stübing zog die ſchmalen Lippen zuſammen.
„Ich dürfte vielleicht zur Hauprſache kommen.‟ Der ſchmächtige
Nenſch ſtund mit einemmal verändert da; als ſei er im Wachſen,
ſo richtete er ſich auf, und die Augen ſchoſſen ins Gleiche, als
käme es jetzt darauf an, zuſammenzuhalten.
Der im Schreibſtuhl hatte bereits, die Feder gefaßt, um
weiter zu arbeiten: erſtaunt ſah er den Sprecher an, wurde
auf=
merkſam und hob den Kopf: „Nun? Und?‟
„Herr Kromm — — Der Jetztzeit und den Umſtänden
ent=
ſprechend, verlangt die Arbeiterſchaft, die ich zu vertreten habe,
ihre Rechte. Jawohl — ihre Rechte! Freundliches Wohlwollen,
wie Sie es immer für Ihre Angeſtellten gehabt haben, genügt
uns uicht, wir haben Anſpruch — jawohl, Anſpruch — auf
Beſſeres.”
„Und worauf dürfte das ſein?” Auch der Frager reckte ſich
langſam auf.
„Das dürfte ſein: Volle Einſichtnahme der Betriebsräte in
die Geſchäftsführung. Mitſprache über Einſtellung und
Ent=
laſſung der Arbeiter und Mübeſtiwmung über den Verdienſt —
Ob er eine Kunſtpauſe machte oder ob er zu Ende war —
weiter kam der kleine Stübing nicht. Die Hand des Ingenieurs
fuhr mit ſo ſtarkem Schlag auf die Schreibplatte nieder, daß der
Schmächtige vor Schreck zufammenſchütterte.
„Noch etwas gefällig? Dieſer Stuhl viclleicht? Vielleicht
der Rock, den ich am Leibe trage? Oder mein Weib und Kind?”
Er war aufgeſprungen, ſo heftig, daß er das „Künſtliche” zittern
fühlte. Und auch er ſtand verändert da. Stand da, als der
echte, rechte Sohn Meretens, der nüchternen und verſtändigen,
die ihn aufgebracht in ihrer Art. Das Em=Auge blickte hart,
und die Stime war Herrenſtime, als er ſprach: „Volk —
das ſid wir alle. So lehrte mich die Mutter, ſo hat mein
Groß=
vater gedacht. Und ich — ich wollte es leben. Nicht nur Menſch
wollte ich ſein — Mitmenſch! Des bin ich ſelbſt mir Zeuge.
Dies aber — dies iſt eine Unverſchämtheit!‟ Er trat dicht vor
den Kleinen hin: „Vohll Auch ich komme von uten. Aber
mein Kopf hat mein Berk geſchaffen und meine Hand hält feſt.
Wüſte Geſellen ſeid ihr, ihr bei dem Lel. Doch, noch bin ich
euch gewachſen, und auch ich werde der Jetztzeit und den
Um=
ſtänden entſprechend mein Recht zu wahren verſtehen.”
Stübings Mund hatte ſich hohnvoll verzogen: „Und wie,
wenn’s zu fragen erlaubt, wird der Mitmenſch das anfangen?
Mit blanken Säbeln und Maſchinengewehren, wie? So haben
wir ihn bisher kennengelernt. Ja, ja. Aſo ſo ſchaut er aus, der
— der Haideheiland, der Volkswohltäter, der den Armennarr zu
ſeinem Freund hatie — Ja.!‟ Er lächelte ſeltſam.
Hans Peter fühlte einen Stich im Herzen: Titje!
Unwill=
kürlich krampfte er die Hand, die ſich gegen den Dreiſten erheben
wollte, in den Rock: „Jawohl, ſo ſieht er aus!” rief er. „So
ſehe ich aus. Und ſo hätte auch er ausgeſehen, deſſen Geiſt jetzt
zwiſchen uns ſteht: Der Armennarr.‟ Er atmete tief, ſeine Züge
hellten ſich. In innerer Klarheit gings vor ihm auf: „Dir
wird an Erkenntnis nichts abgehen”. Ihn überkam eine große
Beruhigung: Dies — dies war ſeine Erkenntnis! „Gehen Sie,
Stübing, teilen Sie, was Sie von mir vernommen haben, ihren
Genoſſen mit. Ich bin immer bereit, zu verhandeln, aber
wohl=
verſtanden, Recht muß Recht bleiben.”
Seine Feder glitt über die Arbeit.
Hinter ihm ballte der ſchmächtige Stübing die Fauſt. Er
war wieder klein geworden und ſchielte wieder. Und ſchielend
ſchoſſen ſeine Augen über den mit Zeichnungen bedeckten Tiſch,
ud obwohl ihr Blicken kreuzweis auseinanderging, fanden ſie
ſich doch zu einem Einheitlichen zuſammen: „Da iſt etwas zu
machen.
Und dann drückte er ſich weg.
Raſch griff Hans Peter ſeinen Hut und eilte auf den Hof
zurück; ihn verlangte nach guten und ſteten Menſchenaugen, nach
Kinderaugen.
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beten, ſich unt. D 15
an die Geſchäftsſtelle
ds. Bl zu wend (uaue
Taſchen=
uhren
zu den billigſten
Preiſen bei
Otto Wurz,
Dieburgerſtraße
Nr. 8. (Ju0w,
Stangen=Hartgries=Maccaroni pr. 60pf.
Allerfeinſtes Blüten=Mehl
ſüddeutſches Fabrikat
von beſter Backart
Pfund Siebzehn Pfennige
10 Pfund Eine Mark fünfundſechzig Pfennige
puderzucker, Mandeln, Haſelnußkerne
Afe
große Korinthen
Schönſt. Miſchobſi 7 1.
Miſchobſt ohne Steine
Aprikoſen, Pflaumen, Aepfel
Birnen, Pfirſiche .. . Pfd. Mk.
Friſchebahr. Eier allerbiligſt
Moriz Landau
K
Gärten
zumFnſtand=
ſetzen an. Bender.
Marienplatz 1. (ia:
Mathilidenplatz 1
Telephon 116