Darmstädter Tagblatt 1924


11. April 1924

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Einzelnammer 10 Goldpfennige

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Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 102
187. Jahrgang
Freitag, den 11. April 1924.

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Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Strelk uſw., erliſcht
ſede Verpſiſchiung auf Erfüllung der Anzeigen=
aufträge
und Leiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerichtlicher Beitreibung fällt ſeder
Rabatt weg. Bankkonto: Deutſche Bank und Darm=
ſtädter
8 Nationalbank.

DDr. Streſemann zu dem Sachverftändigengutachten.
* Berlin, 10. April. (Priv.=Tel.) Beichsaußenminiſter
Jr. Streſemann hielt heute abend in einer Wahlverſammlung
r Deutſchen Volkspartei in Zehlendorf, eine Rede über die
politik der Partei in den letzten Jahren. In der Hauptſache be=
ſoeäftigte
er ſich mit ſeiner eigenen Außenpolitik in den letzten
T onaten.
Das Gutachten der Sachberſtändigen bezeichnete er als eine
zzeignete Grundlage für die Anbahnung einer Diskuſſion über
d Reparationsfrage. Er wandte ſich gegen diejenigen, die ſchon
ſeszt wieder dieſes Gutachten als unannehmbar und wahnſinnig
Bzeichneten. Das Gutachten ſchweige ſich allerdings über die von
Leutſchland zu zahlende Endſumme vollſtändig aus. Es ſei aber
unglich, ob gegenwärtig der geeignete Moment gegeben ſei, um
e Frage über das, was Deutſchland endgültig an Reparationen
zahlen habe, aufzuwerfen. Dr. Streſemann bezeichnete es als
in Verhängnis, daß es nicht ſchon ſeit Jahren gelungen ſei,
durch Anleihen das Ausland an der wirtſchaftlichen Proſperität
Lreutſchlands zu intereſſieren. In außerordentlich ſtarker Form
viandte er ſich dann gegen den Abgeordneten Hergt, der behaup=
e
habe, der Reichsaußenminiſter habe ſeinen Blick ausſchließ=
uh
nach dem Weſten gerichtet und die Fäden mit England völlig
ſiiggebrochen. Er wies an verſchiedenen Beiſpielen nach, daß die
eitſche Außenpolitik in den Beziehungen zu England Erfolg
ſechabt habe. Der Reichsaußenminiſter wandte ſich ferner ener=
ſtch
gegen die Lüge von der deutſchen Kriegsſchuld und erklärte,
acß die Propaganda gegen dieſe in wirkſamerer Weiſe von pri=
ſcrer
als von amtlicher Seite geführt werden müſſe.
Von der ſehr ſtark beſuchten Verſammlung, in der die Oppo=
mon
recht zahlreich vertreten war, wurden ihm wiederholt leb=
arte
Ovationen dargebracht.
Das Urteil der Berliner Preſſe.
Berlin, 10. April. Mit Ausnahme der völkiſchen Deut=
hon
Zeitung, die von der Verſklavung Deutſchlands ſpricht, be=
innet
der Sachverſtändigenbericht in keinem Berkiner Blatt
nem ſchroffen Unannehmbar. Die Kreuzzeitung, die ſchwere
oenken insbeſondere hinſichtlich der unerhört hohen Leiſtungen,
in dem Sachverſtändigenbericht der deutſchen Wirtſchaft auf=
=äürdet würden, und hinſichtlich, der vorgeſehenen internationa=
Kontrolle der deutſchen Finanz= und Wirtſchaftslage äußert,
Gärt dennoch, daß eine ſchroffe Ablehnung des Gutachtens nicht
noedingt erforderlich ſei. Jeder Diskuſſion über die Sachver=
urdigenvorſchläge
müßten jedoch folgende Vorbedingungen vor=
zgeſchickt
werden: Räumung des Ruhrgebiets, Feſt=
tuing
einer der Leiſtungsfähigkeit Deutſchlands entſprechenden
eamtſumme der Reparationsverpflichtungen und Gewähr
die Finanzhoheit.
Der Lokal=Anzeiger bezeichnet den Bericht der Sachverſtän=
gen
als Grundlage für Erörterungen über die Reparations=
age
, fordert jedoch von der Reichsregierung unbedingtes Feſt=
eüben
in der Frage der Micumverträge. Eine Verlänge=
ing
dieſer Verträge würde von ſich aus allen Grundſätzen, auf
men das Gutachten aufgebaut ſei, ins Geſicht ſchlagen, und der
aushalt des Reiches würde durch Finanzierung der Micum=
wräge
aus dem Gleichgewicht gebracht und die Stabilität der
yrſchen Währung unrettbar zerſtört werden.
Die Deutſche Allgemeine Zeitung kommt noch zu keinem ab=
ils
eßenden Urteil über das Sachverſtändigengutachten, betont
e, daß Deutſchland ſich ſehr ſachlich mit dem Vericht auseinan=
metzen
müſſe.
Die Germania ſchreibt: Ein beſonderer Weſenszug der ge=
mvärtigen
europäiſchen Politik iſt das Mißtrauen. Der
aichverſtändigenbericht iſt nicht mit dieſem Vorurteil belaſtet.
Vorſchläge, die uns heute vorliegen, entſtammen nicht der
en arationskommiſſion, nicht der Botſchafterkonferenz oder einer
idreren Körperſchaft der Siegerſtaaten, ſondern ſind aus dem
unidlchen und eingehenden Studium eines unparteiiſchen
acsverſtändigenkollegiums hervorgegangen. Auf den ſachlichen
ihalt der Vorſchläge eingehend, erklärt das Blatt, daß die vor=
ſohenen
Laſten außerordentlich groß ſeien, und daß es zweifel=
wäre
, ob ſie in dieſer Höhe für uns überhaupt tragbar ſeien.
aſ. der ganze Zahlungsplan auf der Vorausſetzung baſiert, daß
ifinanzielle und wirtſchaftliche Einheit des Reiches wieder her=
ſtc
=Ult wird, wird von dem Blatt, beſonders freudig begrüßt.
Blatt ſchließt ſeine Ausführungen mit dem Hinweis, daß
s Gutachten die Grundlage zu einer Ausſprache biete.
Auch das B, T, und die Voſſ. Ztg. kommen zu dem gleichen
hauß, indem ſie jedoch ebenfalls über die Höhe der in dem Gut=
iarn
genannten Summe ſchwere Bedenken äußern. Das B. T.
tarſtreicht vor allem die Vorausſetzung der Wiederherſtellung
cüvirtſchaftlichen und finanziellen Hoheit Deutſchlands im be=
zan
Gebiet, die mit der Zurückziehung der franzöſiſchen Trup=
nhaus
dem Ruhrgebiet und aus Düſſeldorf und Duisburg ver=
Ift werden müſſe.
DDer Vorwärts ſchreibt zu den Sachverſtändigengutachten:
di= deutſche Regierung ſteht jetzt vor der Frage: Will ſie ſofort
daa gibt es kein Moratorium ins beſetzte Gebiet einmarſchie=
tnund
die Franzoſen verjagen? Will ſie oder kann ſie das nicht,
dann bleibt ihr nichts anderes übrig, als den anderen Weg
Wefreiung zu gehen, nämlich den, welchen der Bericht der
ich verſtändigen zeigt.
Die Stellungnahme der Pariſer Preſſe.
PParis, 10. April. (Wolff.) Zur Veröffentlichung des Sach=
ſitkändigengutachtens
ſchreibt das Echo de Paris, der Plan
Sachverſtändigen bedeute in ſeinen logiſchen Konſequenzen
3, ſo häufig die Türkifizierung genannt wurde, ein Unter=
zuen
, das die Kräfte der Gläubiger Deutſchlands überſteige.
e Sachverſtändigen erkannten den wohlbegründeten Charakter
: Eiſenbahn an. Sie hätten alſo auf halbem Wege Halt ge=
nchtt
. Sie erklärten zu wiederholten Malen, daß das wohlver=
ſndene
Intereſſe der Deutſchen die notwendige Triebkraft für
Durchführung ihres Planes liefern müſſe. Nachdem ſie dieſen
midſatz aufrecht erhalten hätten, fügten ſie indeſſen nahezu im

gleichen Atemzuge hinzu, daß der Kontrolleur (ein Deutſcher) der
Eiſenbahnen Eo ipso Generaldirektor der Bahnen werde, falls
die Verwaltung mangelhaft ſei. Sie verlangten, mehr Steuern
zu reformieren. Es komme ihnen, wie man ſehe, auf einen Wider=
ſpruch
mehr oder weniger nicht an. Die Mittel, zu denen ſie grif=
fen
, um das Verſagen Deutſchlands auszugleichen, erinnern an
einen Erlaß aus der Zeit des ruſſiſch=japaniſchen Krieges, der die
Ueberſchrift trug: Ukas des Zaren! Die Japaner ſind auf der
ganzen Linie geſchlagen! General Kuropatkin iſt mit der Aus=
führung
dieſes Befehls beauftragt!
André Tardieu ſchreibt im Echo nationale, diejenigen,
die ſich gewundert hätten, daß der Friedensvertrag Frankreich
keine lokalen Vereinnahmungsmöglichkeiten geſichert habe, wür=
den
bei der Lektüre des Briefes feſtſtellen, daß auch heute noch,
nachdem wir vier Jahre mit Deutſchland verhandelt haben,
Frankreichs Verbündete ſich darüber einig ſeien, daß derartige
Möglichkeiten aus dem Spiele gelaſſen werden müßten, und daß
die franzöſiſchen Sachverſtändigen ſich dieſer Meinung angeſchloſ=
ſen
hätten. Dieſe ablehnende Haltung gegenüber den lokalen
Pfändern habe bei der Lage der Dinge eine noch größere Be=
deutung
, nachdem in der franzöſiſchen Politik die Doktrin des
produktiven Pfandes, einen ſo großen Platz eingenommen
habe. Tardien für ſeinen Teil will dieſe Doktrin nicht aufgeben.
Man hätte ſie nach ſeiner Meinung der Oeffentlichkeit in ver=
ſtändlicherer
Form nahebringen können. Jetzt frage es ſich, wel=
chen
Schluß aus dem Ganzen die Reparationskommiſſion und die
Regierungen ziehen würden. Das ſei das Geheimnis von mor=
gen
, und es ſtehe noch eine ſchöne Anzahl Tage für die Diskuſſion
bevor.
Der Matin ſchreibt, die Sachverſtändigen hätten eine Zah=
lungsmaſchine
konſtruiert, die ein bemerkenswertes Stück der
Uhrmacherzunft darſtelle, und an der auch nicht ein Rädchen zu
fehlen ſcheine. Schon morgen könne, wenn man wolle, die Ma=
ſchine
in Gang geſetzt werden, und wie jede gute Maſchine müſſe
ſie nach und nach in beſchleunigterem Tempo laufen, allerdings
nur, wenn man wolle. (Damit ſei natürlich Deutſchland gemeint.
Was werde Deutſchland ſagen? Was werde Deutſchland jun?
Dje beſte Uhr der Welt ſchließe die Sabotage nicht aus, ob man
ſie nun einfach gegen einen Pflaſterſtein werfe oder ob man heim=
lich
Bleikörner in ihr Gehäuſe fallen laſſe.
Der=Figaro ſchreibt, die Aufgabe der Sachverſtändigen
ſtelle nur einen Teil der Aufgaben der Staatsmänner dar, die
dieſe Entſchließungen nicht nur in die allgemeine Wirtſchaftslage,
ſondern auch in die politiſchen Verhältniſſe einzufügen hätten.
Es ſeien alſo noch andere ſchwere Fragen zu löſen, hauptſäch=
lich
die, wie der Uebergang bewerkſtelligt werden ſolle von dem
Syndikat der lokalen Pfünder zum Syndikat der allgemeinen Ga=
rantien
, die von den Sachverſtändigen vorgeſchlagen würden.
Hier liege der Kern der Frage. Wie ſolle Frankreich ſich Sicher=
heit
dagegen verſchaffen, daß es nicht einer Illuſion verfalle?
Jetzt hätten nicht mehr die Sachverſtändigen, ſondern die Regie=
rungen
das Wort, und niemand könne die in die Augen ſprin=
gende
Tatſache übergehen, daß die Zuverläſſigkeit der Garantien
im weſentlichen von der Haltung Englands, von ſeinem Einder=
nehmen
mit den Alliierten und ſchließlich von dem guten Willen
abhängig ſei, den es bei der Wiederherſtellung der Sicherheit und
des wirtſchaftlichen Wohlſtandes in Europa auf gerechter Grund=
lage
werde bekunden müſſen.
Der ſozialiſtiſche Populaire ſchreibt, das Wort hätten
jetzt gleichzeitig das Kabinett Marr=Streſemann und das Kabi=
nett
Poincars. In Paris und in Berlin könne der nationaliſtiſche
Druck den Plan der Sachverſtändigen zum Scheitern bringen. Die
eingefleiſchten Reaktionäre auf franzöſiſcher Seite ſeien genau
ſo gefährlich wie die deutſchen Nationaliſten, wie die induſtrielle
und landwirtſchaftliche Oligarchie Deutſchkands, die ihren Anteil
an den Neparationslaſten nicht übernehmen wolle. Diejenigen,
die durch ihre Unnachgiebigkeit das Zuſtandekommen der Eini=
gung
verhindern und die vorgeſchlagene praktiſche Löſung un=
möglich
machen würden, würden ſich der Verachtung der ganzen
Menſchheit ausſetzen und dem materiellen und moraliſchen Kredit
ihres Landes zugrunde richten.
Die kommuniſtiſche Humanité fragt: Was wird Poincaré
tun? Man kann nicht leugnen, daß die von Morgan und Roth=
ſchild
in London und Neu=York gewährten Anleihen, die die
vorübergehende vorläufige Rettung des Franken ermöglicht
haben, in erſter Linie nur als Gegenleiſtung für beſtimmte fran=
zöſiſche
Verpflichtungen gewährt worden ſind. Die Stunde iſt ge=
kommen
, dieſe Verpflichtungen zu erfüllen, und Poincaré hat in
ſeiner letzten Kammerrede bereits angedeutet, daß er ſich zum
Zurückweichen anſchickt. Jetzt wird Poincare, den Morgan
und die amerikaniſche Finanz in der Hand haben, ſeinen Rückzug
beſchleunigen müſſen. Dieſe ſeine Schwenkung unmittelbar vor
den Wahlen wird jedoch ihn und ſeine getreue Mehrheit vom
nationalen Block nicht retten.
Das Gewerkſchaftsblatt Le Peuple ſchreibt, die Arbeiten
der Sachverſtändigen ſeien vielleicht nicht ſehr anziehend, aber ſie
bildeten ein geſamtes Syſtem von poſitiven Vorſchlägen, und
wenn ſie nach außen hin nicht übermäßig glänzend ſeien, ſo be=
ſäßen
ſie doch das entſcheidende Verdienſt, daß ſie den Möglich=
keiten
nahe kämen. Auf den erſten Blick erſchienen die Vorſchläge
durchaus annehmbar. Nur Dummköpfe könnten daran denken,
das zu leugnen. Man könne feſtſtellen, daß die Ziffern der Sach=
verſtändigen
ſich ungefähr im Rahmen derjenigen hielten, die die
Engländer vor der Beſetzung des Ruhrgebiets vorſchlugen und
es ſei wahrſcheinlich, daß durch vernünftiges Verhandeln in
jenem Zeitpunkt Frankreich ſich beſſer geſtanden hätte.
Der Homme Libre ſchreibt, die Arbeiten der Sachver=
ſtändigen
ſeien ſicher von tatſächlich wirtſchaftlichem Intereſſe. Da
der Kredit Deutſchlands durch das Projekt der Goldnotenbank
von der Annahme des Sachverſtändigenplanes abhängig gemacht
werde, ſo werde Deutſchland in Zukunft noch mehr an der Durch=
führung
dieſes Planes intereſſiert ſein. Charakteriſtiſch für den
Bericht ſei die Möglichkeit, mindeſtens 16 Milliarden flüſſig zu
machen, ſobald der internationale Markt dieſe aufnehmen könnte.
Die Commerzialiſierung der deutſchen Schuld ſcheine alſo ihrer
Verwirklichung nahe zu ſein.

Die Angeſpunkte des
Sachverſtändigenprogragzs.
Von
Dr. Walther Croll, Berlin.
Wer mit ausnahmsweiſe einmal berechtigter Geſviſſen=
haftigkeit
die Indiskretionen über die Pariſer Sachverſtän=
digenvorſchläge
verfolgt hat, wird weniger Mühe haben als der
gänzlich Unvorbereitete, in der erdrückenden Fülle der Einzel=
heiten
im Reparationsgutachten die Angelpunkte zu finden.
Da die Sachverſtändigen Wert darauf legen, ihre Arbeit als ein
organiſches Ganze hinzuſtellen, und ſich dagegen ſträuben, daß
ihr Programm als eine Art Speiſekarte angeſehen wird, wer=
den
natürlich auch alle Einzelheiten des Programms genaueſtens
zu prüfen ſein, ehe gewiſſenhafte deutſche Politiker ein Ja oder
ein Nein empfehlen dürfen. Aber weil gerade in den Kern=
punkten
des Gutachtens mit Vorausſetzungen gearbeitet wird,
welche bei näherem Zuſchauen äußerſt fragwürdig ſind, müſſen
einige Grundgedanken herausgeſchält und unter die Lupe ge=
nommen
werden.
1. Die erſte Feſtſtellung muß die ſein, daß der Sachverſtän=
digenvorſchlag
techniſcher Natur iſt. Er beſchäftigt ſich nicht mit
der Frage, für welche Objekte das deutſche Volk reparations=
pflichtig
iſt. Er ſagt auch nichts über die Dauer der deutſchen
Tributpflicht und verliert kein Wort über Geſamtſchuld, End=
ſchuld
und andere Begriffe, die im Londoner Reparationsdiktat
vom 5. Mai 1921 eine erhebliche Rolle ſpielten. Der Sachver=
ſtändigenbericht
bemüht ſich, das Maximum der deutſchen Lei=
ſtungsfähigkeit
für etwa die nächſten zehn Jahre feſtzuſtellen
und die Methode herauszufinden, wie die Leiſtungen am zweck=
mäßigſten
durchgeführt werden können. Darum muß als erſte
Theſe aufgeſtellt werden: Das Gutachten macht unſe=
ren
Kampf um eine gerechte Fixierung unſerer
Reparationspflicht nicht entbehrlich, ſondern
im Gegenteil beſonders dringend.
2. Die Sachverſtändigen halten ihre Vorſchläge nur für
durchführbar, wenn die wirtſchaftliche und finanzielle Hoheit
des Reiches wiederhergeſtellt werde. Hierunter iſt zweierlei zu
verſtehen: die Wiedervereinigung der Wirtſchaft an Rhein und
Ruhr mit der des übrigen Deutſchland und die Wiederherſtellung
der deutſchen Gleichberechtigumg in der Weltwirtſchaft. Dem
erſteren widerſpricht die noch heute vom amtlichen Frankreich
proklamierte Politik; dem zweiten ſtehen ausdrückliche Feſt=
ſetzungen
des Verſailler Vertrages entgegen. Die Sachverſtän=
digen
ſollen nach wiederholten Meldungen während der letzten
Wochen ausdrücklich darauf verzichtet haben, über die künftigen
politiſchen und militäriſchen Verhältniſſe in der deutſchen Weſt=
mark
Ratſchläge zu erteilen; auch dem Verſailler Vertrag woll=
ten
ſie nicht zu nahe treten. Ihre Meinung über die Wiederher=
ſtellung
, der deutſchen Wirtſchafts= und Finanzhoheit an Rhein
und Ruhr iſt in einem geradezu beſchwörenden Ton gehalten,
der deutlich beweiſt, daß der edle Freimut, den die Sachverſtän=
digen
in allen uns peinlichen Frägen betätigt haben, nicht mit
der gleichen Unbedingtheit gegenüber den ſtarken Männern in
Paris und Brüſſel angewandt werden ſollte. Da unter
fremden Bajonetten keine wirtſchaftlichen und
finanziellen Höchſtleiſtungen erzielt werden
können hat die Reichsregierung die Pflicht, auf
der militäriſchen Räumung des Ruhrgebiets
und mindeſtens auf genaue Innehaltung der
vertraglichen Räumungsfriſten im Rheinland
zu beſtehen.
3. Die Idee des Moratoriums iſt verfülſcht worden. Der
Vorſchlag unterſcheidet drei Perioden: a) das zweijährige Mo=
ratorium
(mit Jahreszahlungen von 1000 und 1200 Millionen
Goldmark), b) die zweijährige Uebergangszeit (mit Jahres=
zahlungen
von 1200 und 1750 Millionen) und a) die dann fol=
genden
Normaljahre mit je 2500 Millionen Goldmark Jahres=
zahlungen
. Wenn auch im erſten Jahr (1924/25) nur 250 Mil=
lionen
Goldmark aus deutſchen Mitteln (200 Millionen aus den
Eiſenbahnobligationen und zirka 50 Millionen als Zinſen und
Tilgungsrate für ein internationales Darlehen) aufgebracht wer=
den
ſollen, ſo bedeutet das doch eine Belaſtung unſerer Wirtſchaft
im erſten Jahre mit einer Viertelmilliarde Goldmark. Denn die
Zinſen und Tilgungsraten der Eiſenbahnobligationen und der
internationalen Anleihe müſſen doch irgendwoher herausgewirt=
ſchaftet
werden. Die Quelle kann nur die deutſche Wirtſchaft
ſein, die mehr und mehr mit fremdem Leihkapital arbeiten muß,
um im Gang zu bleiben. Es muß unſere geſamte Produktion
und unſere Finanzwirtſchaft gefährden, wenn wir ſtatt ſelbſt
einen großen ausländiſchen Produktionskredit zu erhalten im
Gegenteil ſofort Zahlungen an das Ausland zu leiſten haben.
Darum müfſen wir auf einem mehrjährigen
völligen Moratorium und auf ausländiſcher
Finanzhilfe zur vollen Entfaltung unſerer
Produktionskraft beſtehen.
4. Die Sachverſtändigen haben einen Wohlſtandsindex
aufgeſtellt, nach welchem während der Normaljahre (ab
1928/29) Zuſatzzahlungen über die feſten 2½ Goldmilliarden
jährlich geleiſtet werden ſollen. Auf die einzelnen Elemente die=
ſes
Index ſoll hier nicht eingegangen werden. Grundſätzlich han=
delt
es ſich um den ſchon früher viel erörterten Beſſerungs=
ſchein
, den unſere Gläubiger erhalten ſollen, um aus einem
etwaigen, wider Erwarten ſchnell eintretenden deutſchen Wirt=
ſchaftsaufſtieg
Nutzen zu ziehen. Dieſe Feftſetzung enthält den
Gedanken, daß lediglich unſere jetzige und künftige Leiſtungs=
fähigkeit
, nicht aber eine vernünftige und gerechte Bemeſſung
unſrer Aufbauverpflichtung den Maßſtab für die Reparations=
verpflichtung
abgeben ſoll. Gegen dies Beſtreben, das
deutſche Volk zum Weltkuli und die deutſche
Wirtſchaft zur Milchkuh für die halbe Welt zu
machen, müſſen wir im Namen unſerer leben=
den
und der kommenden Generation prote=
ſtieren
.
5. Die Sachverſtändigen rechnen damit, daß Deutſchland
(neben unentbehrlichen Produktions= und Währungskrediten)
im Ausland ſchon während des erſten Jahres 800 Millionen
Goldmark Darlehen erhalten wird. Wer gibt das Geld, und zu
welchen Bedingungen wird man es uns überlaſſen? Trifft das
ein (was die Sachverſtändigen ſelber andeuten), daß der Kredtt

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Rummer 102.

Setie 2.

nicht aufzutreiben iſt, ſo erfährt der ganze Zahlungsplan eine
Aenderung. Anleihepläne ohne gleichzeitige greif=
bare
Unterlagen für ihre Verwirklichung ge=
hören
in das Gebiet der Spekulation und ſtel=
len
keine ſoliden Vorſchläge dar.
6. Endlich muß den Herren, die ein volles Vierteljahr nach
dem Brunnen der Weisheit geſchürft haben, in aller Beſcheiden=
heit
die Frage geſtellt werden: Habt Ihr nicht daran gedacht,
daß Ihr die Quelle, die Ihr auszufchöpfen ſuchtet, zweimal zu
100 Prozent zu leeren vorſchlagt? Einmal zapft Ihr die Wirt=
ſchaft
an, indem Ihr der Induſtrie Obligationen auferlegt und
die Bewegung der Waren verteuert; dann aber zapft Ihr die
Reichsfinanzen an, die ſelbſt ausſchließlich aus der Wirtſchaft
geſpeiſt werden. Gegen ſolche Methoden, welche
unfehlbar zur Halbierung der Ergiebigkeit
jeder der beiden Quellen führen muß, lehnt ſich
die ökonomiſche Vernunft des Volkes auf, das
von den Beratungen ausgeſchloſſen blieb, ob=
wohl
es auf dieſem Gebiet reichlich gleichwer=
tige
Urteilskraft befitzt, wie die übrigen Völ=
ker
der zibiliſierten Welt!

Ein Intervieip des Sachverſtändigen Owen Young.
Paris, 10. April. (Wolff.) Der amerikaniſche Sachverſtän=
dige
Owen Young hat dem Gaulois in einem Interview erklärt,
die Amerikauer hätten in voller Unabhängigkeit und nach beſtem
Gewiſſen der Auffaſſung der Reparationskommiſſion entſprochen
und an dem Plane der Sachverſtändigen mitgearbeitet. Er glaube
zu der Hoffnung berechtigt zu ſein, daß der Plan der Sachver=
ſtändigen
, der in voller Einmütigkeit der Auffaſſung und dem
Empfinden von erprobten Sachverſtändigen aufgeſtellt ſei, auch
die ungeheuere Mehrheit ſeiner Landsleute, nicht gleichgültig
laſſen werde. Amerika könne nur auf eine Art an der Verwirk=
lichung
des Planes mitwirken, indem es ſich an der Anleihe be=
teiligt
. Wie ſchnell oder wie langſam Amerika ſeine Kapitalien
aufbringen werde, das werde zunächſt davon abhängen, wie der
Bericht der Sachverſtändigen in amerikaniſchen Finanzkreiſen be=
urteilt
werde. Er nehme an, daß, wenn der Sachverſtändigen=
plan
in demſelben Geiſte, wie er zuſtande gekommen ſei, auch auf=
genomen
werde, und wenn auch in der Reparationskommiſſion
zwiſchen den während des Krieges verbundenen Mächten Einig=
keit
beſtehe, Amerika dem Rufe Europas ſich nicht länger ver=
ſchließen
und gern an der Herſtellung des Friedens und der wirt=
ſchaftlichen
und ſinanziellen Wiedererholung Europas mitwirken
werde.
Macdonalds Wandlung in der Neparationspolitik.
* London, 10. April. (Priv.=Tel.) Die Anſchauungswand=
lung
, die dem Führer der engliſchen Arbeiterpartei durch die
Uebernahme der Regierung aufgedrängt iſt, kommt heute am
ſchärfſten in dem Kommentar des Daily Herald zu den Sach=
verſtändigengutachten
zum Ausdruck, deſſen entſcheidende Schluß=
ſätze
lauten: Der böſe Wille der Verfaſſer des Friedensvertrags
hat auf viele Jahre hinaus die Beruhigung Europas verzögert
und den unſeligen und gefährlichen Kriegsgeiſt genährt und die
Leiden berlängert. Wir haben jetzt endlich eine Reviſion der
phantaſtiſchen Forderungen, die an Deutſchland geſtellt worden
ſind. Es ift ein Vorſchlag, der vorſieht, daß ein feſter wirtſchaft=
licher
und finanzieller Zugriff an Deutſchland erfolgen ſoll.
Wenn dieſe Vorſchläge vor der Beſetzung des Ruhrgebiets ge=
macht
worden wären, hätte die engliſche Arbeiterpartei energiſch
dagegen proteſtiert und auseinandergeſetzt, daß man keinem
Volke zumuten könne, ſich irgendwelche Einmiſchungen in ſeine
Induſtrie und ſeinen Handel gefallen zu laſſen. Aber unter den
tragiſchen Umſtänden der Gegenwart und um die Franzoſen zu
veranlaſſen, bis auf kleinere Trupps das Nuhrgebiet zu räumen,
ſcheine es angebracht, daß alle Beteiligten den Plan der Sachver=
ſtändigen
ſorgfältig prüfen ſollten. Der Plan dürfe aber nicht
nach Art einer Piſtole, wie es mit anderen Zahlungsplänen ge=
ſchehen
iſt, auf den Kopf der deutſchen Regierung gehalten werden.
Er muß in höflicher Form der deutſchen Regierung vorgelegt
werde.n Die deutſche Regierung muß eingeladen werden, Ver=
treter
zu entſenden, die an der Prüfung des Planes zuſammen=
wirken
.
Engliſche Hoffnungen und Meinungen.
TU. London, 10. April. Die Londoner Morgenblätter
befaſſen ſich ausſchließlich mit den Sachverſtändigenberichten.
Times ſieht eine neue Hoffnung in den Konferenzen und faßt
die Berichte als eine Mahnung für Europa auf, nochmalige An=
ſtrengungen
zur Herbeiführung einer glücklichen Löſung zu unter=
nehmen
. Für alle Staaten ſei eine allgemeine Löſung abſolut
lebensnotwendig. Die dringende Notwendigkeit für ganz Europa
beſtände darin, eine ſichtbare und vereinte Anſtrengung guten
Willens und guten Glaubens zu zeigen, damit dieſe günſtige Ge=

*Konzert.
Das Kirchenkonzert, das die Madrigai=Vereinigung heute in
der Pauluskirche gab, war bezeichneno für die geiſtige Art ihres
verdienten Leiters Dr. Noack. Der Auſbau der wohldurchdachten
Vortragsfolge wurde getragen von dem Oſtergedanken: Durch
Tod zum Leben. In der Auswahl der Stücke innerhalb der
3 Abteilungen: Von Not und Tod, Vom Leiden des Herrn, Von
der Auferſtehung, wurde der immerhin kühne, aber völlig geglückte
Verſuch gemacht, älteſte und modernſte Meiſter unmittelbar
uebeneinander zu ſtellen. Anregende Vergleiche, große Abwechs=
lung
. Das Hausinſtrument, die Orgel, war mit drei Vorſpielen
ſinngemäß eingefügt. Soweit alſo ein gradezu vorbildliches Pro=
gramm
.
Dennoch blieb ich nicht ganz wunſchlos. Ich bin gewiß ein
Verehrer Bachs und der Meinung, daß ſein. Name auf keinem
Kirchenkonzertprogramm fehlen ſolle. Unter 15 Stücken fünf von
Bach erſcheint mir deshalb zuviel, weil die Literatur ſo reich iſt
an Schönem, was Keiner je gehört. Sodann, warum zwei Cho=
ralvorſpiele
ſo herrlich ſie ſind, insbeſondere das glänzend
regiſtrierte erſte: O Lamm Gottes und beide von Bach?
Schließlich empfehle ich als Soloſtücke für Singſtimmen bekannte,
von beſten Fünſtlern häufig und meiſterlich gehörte Arien nicht
zu wählen.
In der Ausführung wechſelte der Chor mit Solis von Fräu=
lein
B. Aßmuth, Herrn Dr. F. Noack und des Organiſten
Herrn E. Delp ab, die ſich alle vortrefflich bewährten.
Der Chor zeigte erneut ſeine gute Stimmenzuſammenſetzung,
ſeine ſtraffe Schulung, ſeinen muſikaliſchen Feinſinn. Darf ich
auch hier etwas wünſchen, ſo wäre es, daß der Tenor ſich vor
flackernder Tongebung bewahre, und daß vielleicht noch tiefere
Bäſſe gefunden würden. Die Grenze der Leiſtungsfähigkeit des
Chors machte Mozarts Ave verum deutlich. In dieſem aller=
dings
äußerſt heiklen Stück ſchien die Stimmung nicht ganz gehal=
ten
, Atem und Tragfähigkeit für die weiten Spannungen noch nicht
ausreichend. Die Kirche war erfreulich gut beſucht.
v. HI.
*Die Gitarre als Inſtrument für Haus=
und Kammermuſik.
Zu dem am 11. April ſtattfindenden Konzert im Kleinen Haus.
Es iſt noch nicht zu lange her, daß ſogar Beruf3muſiker über Klang=
wirkung
und künſtleriſche Ausdrucksmöglichkeit der Gitarre ſowie über
ihre Verwendung im Konzertſaal geringſchätzig urteilten und dem In=
ſtrument
jede Entwicklungsmöglichkeit abſprachen. Sie halfen damit der
landläufigen Anſicht über die Gitarre als Klampfen auf die Beine
und trugen dazu bei, dies vielſeitige Inſtrument zu verflachen. Die
Geringſchätzung dieſem Inſtrument gegenüber hatte aber zur Folge, daß

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 11. April 1924.

Vom Tage.
Die im Sachverſtändigenplau vorgeſehene Miſſion zur Abfaſſung
der Statuten der Goldnotenbank wird nach dem Matin aus Sir Robert
Kindersley, dem belgiſchen Sachverſtändigen Franqui und dem Reichs=
bankpräſidenten
Dr. Schacht beſtehen.
Die Bayeriſche Mittelpartei (deutſchnationale Volkspartei) und die
Nationalliberale Landespartei Bayerns hatten am Mittwoch in Nürn=
berg
eine Vorſtandsſitzung, in der Schritte getan wurden, die ein Zu=
ſammengehen
der beiden Rechtsparteien ermöglichen ſollen.
Die auf den Stichtag des 8. April berechnete Großhandelsindexziffer
des Statiſtiſchen Reichsamts iſt gegenüber dem Stande vom 1. April
(122,0) mit 122,3 faſt unverändert.
Wie der amtliche Preußiſche Preſſedienſt mitteilt, kommen aus Steuer=
überweiſungen
des Reichs zur Verteilung: 1. Einkommenſteuer (12. Ein=
kommenſteuerabſchlag
für April) auf jeden Rechnungsanteil der Pro=
vinzen
26, der Landkreiſe 50 der Gemeinden 230 Millionen), 2. für
Dotationen ſtehen 1 336 000 Villionen Mark zur Verfügung.
Wie wir von zuſtändiger Stelle hören, iſt das am 25. Februar zuvi=
ſchen
der deutſchen und der Kgl. Großbritanniſchen Regierung geſchloſ=
ſene
Abkommen über die Herabſetzung der Reparationsabgabe auf
5 Prozent um zwei Monate verlängert worden.
Der Provinziallandtag der Provinz Sachſen wählte als Nachfolger
des jetzigen Reichsverkehrsminiſters. Oeſer den früheren Geſandten in
Brüſſel, den Sozialdemokraten Otto Landsberg, zum Landeshauptmann
der Provinz Sachſen.
70 Mainzer Schulkinder für zwei Monate in ſeiner Heimat
in Turnitz und Salzerhad aufzunehmen.
Das rumäniſche Königspaar iſt geſtern vormittag 11 Uhr zum Be=
ſuch
der franzöſiſchen Rebublik in Paris eingetroffen. Es wurde auf
ten empfangen und nach dem Miniſterium des Aeußern geleitet.
Nach einer Hadasmeldung aus Kenſtantinopel verlautet aus Angora,
daß das Alkoholverbot aufgehoben worden iſt. Die Abgaben auf Alkohol
und geiſtige Getränke ſind vervierfacht worden.
Nach einer Hadasmeldung aus Athen ſollen die griechiſchen Kriegs=
verluſte
an amtlicher Stelle auf 666 Millionen Goldfranken geſchätzt
worden ſein. Griechenland habe von Deutſchland bisher 20 Millionen
Goldfranken an Sachlieferungen erhalten.
Nach einer Meldung aus Belgrad hat die Regierung den jugoſlawi=
ſchen
Geſandten in Bukareſt beauftragt, bei der rumäniſchen Regierung
gegen die Plünderung in dem von den rumäniſchen Behörden geräum=
ten
Grenzgebiete Proteſt zu erheben.
Nach der Humanité hat die Kommuniſtiſche Partei Frankreichs be=
ſchloſſen
, bei den bevorſtehenden Kammerwahlen den bekannten Haupt=
mann
Sadoul und den Schriftſteller Guilbeaux als Kandidaten aufzu=
ſtellen
, die beide in Frankreich zum Tode verurteilt ſind.

legenheit, eine Einigung zu erzielen, nicht verloren gehe, denn
ſie ſei vielleicht die letzte, um den Frieden zu gewinnen. Die
Weſtminſter Gazette betont beſonders den Faktor der
ökonomiſchen, fiskaliſchen ud wirtſchaftlichen Freiheit Deutſch=
lands
. Es dürfte keinerlei Verſuchungen mehr geben, eine Ueber=
wachung
bei Deutſchland auszuüben, abgeſehen von den in den
Sachverſtändigenvorſchlägen gemachten Vorſchriften. Es gäbe
keine Hoffnung, ſo fügt die Weſtminſter Gazette hinzu, auf die
Wiederherſtellung des budgetären Gleichgewichts Deutſchlands,
ſolange in den fiskaliſchen und ökonomiſchen Rechten Beſchrän=
kung
beſtänden. Die Ausbeutung der Ruhr und der Verſuch,
eine beſondere ökonomiſche Einheit des Rheinlandes zu ſchaffen,
müſſe aufhören, wenn Reparationen überhaupt erfüllt werden
ſollten. Der Daily Telegraph meint unter Hinweis auf
eine allgemeine Löſung der Probleme, nämlich der Reparationen,
der Sicherungen und der Schulden, von denen allein die Wieder=
herſtellung
Europas zu erwarten ſei: Wir hören, mit welcher
Verve Macdonald dieſe gute Gelegenheit erwartet hat, und wie
wir annehmen, wird der Premieryniniſter raſch die Initiative
zum Handeln ergreifen. Eine Beurteilung der diplomatiſchen
Lage müſfen wir uns für heute verſagen; ſie muß aber unter
allen Umſtänden durch die Beſeitigung, der vielen dornenvollen
Hinderniſſe bereinigt werden.
Der Daily Chronicle ſchreibt, die Sachverſtändigenberichte
ſchienen die ganzen auf ſie geſetzten Hoffnungen zu rechtfertigen.
Das Blatt fragt, ob Frankreich dieſe Berichte ebenſo wie den
Bericht des britiſchen Schatzamts im Jahre 1922 verwerfen werde.
Damals wollte Frankreich nicht wirkliche Reparationen, es wollte
Sicherheiten, die Vernichtung Deutſchlands und erhöhte Annexio=
nen
. Sei Frankreich inzwiſchen klug geworden?
Der Daily Expreß führt aus: Die Augen der Welt ſeien
auf Deutſchland und Frankreich gerichtet, ſogar der blindeſte
deutſche Führer würde kaum für die Verwerfung des Gutachtens
eintreten. Noch wichtiger als die Aufnahme der Berichte in Ber=
lin
ſei die Haltung des Qugi d’Orſay. Die wirtſchaftliche Frei=
heit
des deutſchen Gebiets bedeute die Aufgabe der zum Ruin
führenden franzöſiſchen Ruhrpolitik.

begeiſterte Freunde der Gitarrekunſt auf dem Plan erſchienen, die die
Verwendungsarten der Gitarre erkannten und raſtlos bemüht waren,
die in ihr ſchlummernden Fähigkeiten zu wecken und ſie ſo wieder auf
den ihr gebührenden Platz zu ſtellen, den ſie vor ungefähr hundert
Jahren inne hatte.
Blicken wir in dieſe Zeit zurück und ſehen wir uns das muſik liſche
Leben, die Ausübung der Muſik, die Wahl der Inſtrumente genauer an,
ſo müſſen wir bekennen, daß das 16. und 17. Jahrhundert auf dieſem
Gebiet in der Haus= und Kammermuſik uns weit überlegen war. Der
Drang, ſich durch die Muſik aus der Welt des Gemeinen in eine ſchönere
des Scheins zu flüchten hat auch damals beſtanden, und das Inſtrument,
auf dem ſich jeder muſikaliſch Gebildete auslebte, war die Gitarre. Sie
war das führende Inſtrument des 17. und 18. Jahrhunderts. Natür=
lich
waren ihrer Spielmöglichkeit genau wie heute Grenzen geſteckt, aber
die allgemein verbreitete Beliebtheit der Lautenmuſik und Gitarrekunſt
weckte den lebhaften Wunſch, die gewiſſe Einſeitigkeit, die ſich infolge
des dünnen, zurten, verhältnismäßig ſchnell verklingenden Tones bemerk=
bar
machte, abzuſtellen. Studien in dieſer Nichtung führten zur Viola
da Gamba. Viola da Gamba iſt ein Seiteninſtrument, bei dem der Ton
durch Streichen mittels eines Bogens erzeugt wird, das jedoch in Hinſicht
auf Zahl und Stimmung der Saiten der Laute gleicht. Ein anderes
Inſtrument, das ebenfalls genqu wie die Gambe ſechs Saiten hatte und
ſich von dieſer nur durch die Tonhöhe (ſie ſtand eine Oktave höher) unter=
ſchied
, war die Viola da braccio. Durch die Zuſammenſtellung der drei
Jnſtrumente wurde Vielſeitigkeit im Ausdruck, Klangfarbe, Spielmöglich=
keit
und doch eine Einheitlichkeit in techniſcher Beziehung erreicht, ſo daß
dieſe ſo vertiefte Hausmuſik uns ein nachzueiferndes Vorbild ſein ſollte.
Gibt es doch kein zweites Inſtrument, das durch ein gründliches Studium
ſo viel Ausdrucksmöglichkeiten erſchließt wie die Gitarre. Denn wer die
Gitarre wirklich ſpielen kann und ſich die Tonerzeugung der Gambe und
Bratſche zu eigen gemacht hat, iſt imſtande, ſehr vieles aus der Literatur
des Cellos und der Violine zu ſpielen und ſo den Kreis der Hausmuſik
zu erweitern.
So war für die angeführten Streichinſtrumente die Gitarre das
grundlegende Inſtrument und blieb in dieſer Vorrangſtellung, bis ihr
in dem Klavier ein Nebenbuhler erwuchs. Gleichzeitig ſchlug auch die
Entwicklung der Streichinſtrumente eigene Wege ein, die Klangfülle
wuchs, die Seitenzahl nahm ab zu Gunſten der allmählich einſetzenden
virtuoſen Betätigung auf dieſen Inſtrumenten. Die Gitarre fiel der
Vergeſſenheit anheim und erſt in den letzten 25 Jahren hat mau ſie wieder
hervorgeholt, um auf Wanderfahrten und Ausflügen ein unentbehrliches
Inſtrument zu werden. Allein man begnügte ſich nicht mit dieſem primi=
tiven
Spiel. Die erſte Anregung, der Gitarre wieder die alte Vormacht=
ſtellung
zu verſchaffen, kam aus München. Aus kleinen Anfängen ent=
wickelte
ſich aus Freunden der Laute und Gitarre die Gitarriſtiſche Ver=
einigung
. Männer wie Heinr. Scherrer ſowie ſein Schüler Rob. Kothe
gaben dem Gitarreſpiel eine neue Richtung und weckten ſo die Gitarre
aus ihrem Dornröschenſchlaf. Albert, Mühlhölzel, der Spanier Llobet,
die Pioniere der klaſſigen Gitarremuſik beweiſen durch ihr gewaltiges
Können, daß die Gitarre nicht bloß Wandervogel= und Volksliederbe=
gleitinſtrument
, ſondern ein auf den verſchiedenen muſikaliſchen Gebieten
verwendbares und den höchſten künſtleriſchen Anforderungen genügendes
Inſtrument ſein kann, wenn ein Berufener, ein Berufsmuſiker, ſie meiſtert.
Man ſpricht heute viel von Volksbildung und tut auch viel für ſie.
Die Muſik ins Volk tragen! Da öffnet ſich der Gitarre ein weites Arbeits=
feld
zur Betätigung. Auch hier follte die Gitarre, da ſie ein harmoniſches

Amerika und das Sachverſtändigengutachten.
London, 10. April. (Wolff.) Dem Waſhingtoner Be=
richterſtatter
der Times zufolge, erklärte der Wortführer des
amerikaniſchen Staatsdepartements, die Vereinigten Staaten
hofften natürlich ernſtlich, daß die Vorſchläge der Reparations=
ſachverſtändigen
die Löſung der Schwierigkeiten bringen werde.
Der Berichterſtatter ſchreibt: Unter einem Rauchvorhang der
Neutralität würde die Anempfehlung der Sachverſtändigen in
Waſhington eifrig erörtert. Der Eindruck, der bei der erſten
Durchſicht der Berichte gewonnen worden ſei, ſei zweifellos gün=
ſtig
, und der Punkt, der das unmittelbarſte Intereſſe beanſpruche,
ſei jetzt die Haltung der deutſchen Regierung und des deutſchen
Volkes. Die meiſten Kreiſe ſchienen die Annahme ſeitens
Deutſchlands zu erwarten, nicht nur, weil eine Ablehnung die
Periode der Demoraliſierung verlängern werde, ſondern weil
ſchließlich innerhalb des Deutſchen Reiches die Ueberzeugung
durchdringen werde, daß die Grundlage, auf der der Plan auf=
gebaut
ſei, befriedigend ſei. Die Uiebereinſtimmung unter dem
Alliierten könne zwar nicht als vollſtändig gewährleiſtet ange=
ſehen
werden, man dürfe ſie aber mit einiger Zuyerſicht erwarten.
Es ſei auch nicht zuviel gefagt, weun man erkläre, daß der Ein=
fluß
der Vereinigten Staaten in diskreter Weiſe in dieſer Rich=
tung
angewendet werden würde, wenn es erforderlich ſei.
Waſhington 10. April. (Wolff.) Die hieſigen amt=
lichen
Kreiſe ſind nicht geneigt, ein Urteil über den Bericht des
Komitee Dawes abzugeben bis ſie Zeit geſunden haben, ihn im
Das Jugendamt der Stadtverwaltung Wien hat ſich bereit erklärt, einzelnen zu prüfen. Man macht aber keinen Verſuch, die Hoff=
nung
der amerikaniſchen Regierung zu verhehlen, daß der Plan
von den alliierten Regierungen annehmbar gefunden und darin
eine Löfung des europäiſchen Problems entdeckt wird. Man iſt
hier der Anſicht, daß in der Ordnung der Reparationsfrage das
Haupt der Schwierigkeit der geſamten Regierung liegt. In amt=
dem
Bahnhof vom Präſidenten der Nepublik und dem Miniſterpräſiden= lichen Kreiſ=u ird in dieſem Zuſammenhange an die Newhave=
ner
Rede des Staatsſkretärs Hughes im Jahre 1922 erinnert,
in der er erklärte, daß, wenn die Mächte zu einer Verſtändigung
über den Sachverſtändigenplan gelangten, die Wege amerikani=
ſcher
Hilfsbereitſchaft nicht verſehlen könnten, ſich hoffnungsvoll
zu öffnen.
Die Micumverträge.
Vor neuen Zwangsmaßnahmen?
Die Reichsregierung hat am Donnerstag mehrere Stunden
mit der Sechſerkommiſſion der Induſtrie über die eventuelle Fort=
führung
der Micum=Verträge verhandelt. Es iſt ein Einverſtänd=
nis
erzielt worden über die Taktik, die von den Vertretern der
Induſtrie am Freitag bei den Verhandlungen in Düſſeldorf ein=
geſchlagen
werden ſollen. Dieſe Verhandlungen werden von
grundſätzlicher Bedeutung ſein, weil von deutſcher Seite wohl
beabſichtigt wird, ſich auf das Gutachten der Sachverſtändigen
zurückzuziehen, um darauf hinzuweiſen, daß Deutſchland gerade
nach dem Gutachten nicht imſtande ift, im Laufe des erſten Jah=
res
Sachlieferungen zu leiſten.
Paris, 10. April. (Wolff.) Zu der Verlängerung der
Micumverträge ſchreibt das Oeuvre, Poincaré ſetzte alles
auf eine Karte. Hätten die deutſchen Induſtriellen, die am Frei=
tag
nach Düſſeldorf zurückkommen ſollen, bis dahin nicht die Kre=
dite
gefunden, die ſie brauchten, und erklärten ſie ſich außerſtande,
weiter zu arbeiten, wenn die Franzoſen und Belgier ihnen keine
Erleichterung ihrer Laſten verſchafften, ſo habe man den Bruch.
Poincars verſtärke die Zwangsmaßnahmen und übe neuen
Zwang aus. Er liefere den deutſchen Nationaliſten Argumente,
die gegen jede Verſtändigung auf der Grundlage der Sachver=
ſtändigenberichte
ſeien. Er löſe eine Regierungskriſe aus. Er
erzürne die Alliierten und die Neutralen. Die ganze Kombina=
tion
der Sachverſtändigenberichte beruhe auf der Wiederherſtel=
lung
des Vertrauens und des Kredits. Wenn Poincare ſeine
Drohungen ausführe, mache er dieſe Wiederherſtellung unmög=
lich
. Er ruiniere in einem Augenblick das Ergebnis der langen
Bemühungen der beiden internationalen Komitees. Man könne
kaum glauben, daß er wirklich daran denke, in demſelben Augen=
blick
, in dem von einer anderen Seite her die Löſung des ganzen
Problems herannahe.
General Dawes in Brüſſel.
* Paris, 10. April. (Priv.=Tel.) General Dawes iſt, wie
aus Brüſſel gemeldet wird, dort heute vormittag eingetroffen.
Er wurde von Theunis empfangen, der ihn zu Tiſch lud. Dawes
wird heute abend in Paris zurückerwartet. Er beabſichtigt, ſich
ſodann für kurze Zeit nach Italien zu begeben, von wo er am
22. April die Rückreiſe nach Amerika antritt.

Muſizieren zuläßt, anderen Inſtrumenten gleichgeſtellt werden. Als
Begleitung für Volkslieder ſteht die Laute unerreicht, und ein Blick in
die Muſikliteratur lehrt uns, daß hier wahre Goldſchätze für die künſt=
leriſche
Ausübung der Gitarrenkunſt ruhen. Zu nennen wäre u. a. Sor,
Carulli, Giuliani, de Gall. Dieſe zeigen ausſchließlich die klaſſiſche Form
der Sonate oder 46ſätzigen Serenade. Dieſe aus den verſtaubten Archi=
ven
hervorzuholen und ihre wertvolle Muſik ins Velk zu tragen, welch
lohnende Aufgabe für den Berufsmuſiker.
Mit der Aufführung dieſer Meiſterwerke alter Gitarrenliteratur
ſoll am 11. ds. Mts. im Kleinen Haufe der Anfang gemacht werden.
U. a. werden zu Gehör gebracht das Quintett von Bocherini, bei dem
das Charakteriſtiſche der alten Kammermuſikwerke in ſeiner eigenartigen
Zuſammenſetzung für Streichquartett und Gitarre ſinnfällig zum Aus=
druck
kommt. Ebenſo wird die Konzertfähigkeit der Gitarre durch Paga=
ninis
Sonaten für Violine und Gitarre und einige Gitarrenduette
von Earulli und de Gall bewieſen.
Möge dieſer Abend die Betätigung der Gitarre in der Haus= und
Kammermuſik beleben und fördern helfen.

Giovanni und Annabella
Dieſe alte engliſche Tragödie iſt nicht ins Deutſche überſetzt worden,
um abermals ein Altertum bei uns aufzuſpeichern. Sie erſchien 1632
als Druck; der Dichter John Ford war etwas über 20 Jahre jünger als
Shakeſpeare; ſeine Schauſpiele gehören alſo dem Großen und Ganzen
einer dramatiſchen Kunſt an, die in der Lebensgeſchichte des Geiſtes eine
Epoche bedeutet, denn in ihr iſt neuen Geiſt da und zugleich das Organ,
dieſes Geiſtes Welt auf ſeine Weiſe auszuſprechen.
Leidenſchaft als Schickſal: für uns längſt ins Nomanhafte erniederk
und zerſetzt; aber die Andacht der Schauſpielhäuſer von damals galt
einzig dem durch ſeine eigene innere Gewalt herrlichen und ſtürzenden
Menſchen. Denn hier iſt Leidenſchaft von ihr ſelbſt aus gefühlt, nicht
von außen geſchildert worden; Othello zwingt, einem Weltuntergange
anzuwohnen, weil einer in ihm vor ſich geht. Leidenſchaft hier iſt das
unbedingte, das gültige Leben der Seele; Pathos nicht Stimmung.
E3 iſt ganz und gar nicht pſyhchologiſches Jutereſſe an der Liebe in
Blutſchande, wovon John Ford ausgeht. Daß es Bruber und Schweſter
ſind, die ſich lieben müſſen, iſt nuc das ungeheuerſte Hindernis, das Liebe
finden kann und das ſie zum Tode verurteilt. Auf das Motio der Liebe
zwiſchen Bruder und Schweſter haben damals auch die Dichter Beau=
mont
und Fletſcher ihr Stück 4 King or uot 2 King gebaut. Sie
ſtellen dar, wie Leidenſchaft und Entſetzen vor der Verſündigung mit=
einander
kämpfen; eine Wendung der Dinge aber ſchluckt das herrlich
brennende Feuerwerk der Leidenſchaften ein wie nicht geweſen; die
Geſchwiſter zu ſein ſchienen, waren in Wirklichkeit keine. Und hier ge=
rade
ſcheidet das Werk John Fords von ihrem und rückt an Shakeſpeare
heran. Wie bei Shakeſpeare niemals, geht es auch hier nicht darum,
Leibenſchaft um ihrer ſelbſt willen zu ſchildern; ſondern eine tragiſche
Verkündigung vom Weſen der Welt und des Menſchen auszuſprechen.
In dieſem letzten Ernſt, durch den die Kunſt Shakeſpeares ihr unver=
gleichliches
Gewicht und ihren Mittelpunkt beſitzt, iſt es ihm verwandt.
Beaumont und Fletſchers Schauſpiel regt ungeheure Kräfte auf, um
zu unterhalten. In Fords Stück iſt das Gefühl der Liebenden ſchon
eigentlich über die Sünde hinaus, wenn es angeht; es iſt in ſich einia

[ ][  ][ ]

Nummer 102.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 11. April 1924,

Seite 3.

Hugo Stinnes F.
* Berlin 10. April. (Priv.=Tel.) Hugo Stinnes iſt
geſtern abend 8.30 Uhr in der Klinik von Profeſſor Bier an den
Folgen der Gallenſteinoperation, der er ſich vor einigen Tagen
erneut unterziehen mußte, geſtorben.
* Es iſt eine alte Sage im Weſtfalenland, daß die Mitte der
Fünfziger das kritiſche Lebensjahr für die Familie Stinnes iſt.
Nun hat auch Hugo Stinnes, dem Größten aus ſeiner Fannilie,
das Schickſal ereilt. Der Baum iſt gefällt, als er noch im beſten
Safte ſtand; mitten aus ſeiner Arbeit iſt er herausgeriſſen, be=
dor
er ſein Tebenswerk krönen und vollenden konnte. Denn es
iſt ja nicht ſo geweſen, wie ſeine Gegner vielfach behaupten, daß
Hugo Stinneg ein Kriegs= oder Revolutionsgewiunler war,
der wahlios nur aus der Gier nach Geld zuſamenraffte; er war
doch mehr. Er ivar der erſte Typ des Großhaufmannes ameri=
kaniſchen
Formats, den wir in Deutſchland hatten und gerade,
weil er ein Typ wvar, rülteten ſich alle Angriffe gegen ihn.
Nimmt man aber die Perſönlichkeit aus dem Kampf heraus, ſtellt
mran ſie neben das Werk, das ſie ſchuf, dann ſollte doch eigentlich
Die Achtung vor dem Genie und vor der Leiſtung auch die menſch=
Tichen Gehäſſigkeiten zum Verſtummen bringen. Er hätte es ſich
gut ſein laſſen können in dem Bett, das ihm ſein Vater zurecht
gemacht hatte, ſtatt deſſen machte er ſich in jungen Jahren ſelb=
iſtändig
, weil er ein Eigener ſein wollte, und entwickelte ſich nur
Durch ſeine Kraft zum beherrſchenden Kopf der geſamten In=
Duſtrie. Ein Menſchenalter iſt er wirtſchaftlich tätig geweſen,
aber, was hat er in dieſen dreißig Jahren geleiſtet! Es gibt
kaum einen Zweig unſerer Wirtſchaft, in dem er ſich nicht erfolg=
reich
verſucht hätte.
Man tut ihm Unrecht, wenn man ihm nachſagt, daß er ſeine
Erfolge ausſchließlich der Inflation zu verdanken hätte. Ge=
nriß
iſt es richtig, daß er als Erſter die Möglichkeiten erkannte, die
En der Inflation lagen, aber ſich auch gleichzeitig auf die Be=
Dingungen einſtellte, die aus dem verlorenen Krieg für unſere
ganze Wirtſchaft entſtehen mußten. Die Deutſch=Luxemburgiſche
Bergwerksgeſellſchaft war die Keimzelle, um die herum er ſeine
Drganiſation legte. Sie hatte durch den Verſailler Vertrag die
Hälfte ihres Beſitzes, ſoweit er in Luxemburg lag, verloren. Er
chweißte ſie mit der Gelſenkirchener Bergwerks=Geſellſchaft, die
ebenfalls amputiert worden war, zu einem neuen Standardwerk
Fuſammen. Die Rhein=Elbe=Union wieder verband er mit den
Siemens=Schuckert=Werken zu dem erſten großen Elektro= Mon=
ran
=Truſt, der von ſich aus beherrſchend in alle Zweige der Wirt=
ſchaft
eingriff. Ob vertikaler oder horizontaler Aufbau das
Richtigere ſei, um dieſe theoretiſche Streitfrage hat er als prak=
riſcher
Denker ſich nie gekümmert, ihm kam es darauf an, inner=
Halb ſeiner eigenen Betriebe ſelbſtändig zu werden und die Un=
boſten
möglichſt herunterzudrücken, um konkurrenzfähig zu blei=
wen
. So kam er vom Nohſtoff über das Halbfabrikat zum Fertig=
ſabrikat
bis zur feinſten Verarbeitung, ſo kam er zur Braun=
tohle
, zur Elektrizität, zum Zellſtoff, zum Papier und zuletzt zur
Beitung ebenſo wie zur Reederei. Scheinbar wahllos zuſammen=
haufend
und doch immer beherrſcht von dem Gedanken der Not=
wendigkeit
ſtärkſter wirtſchaftlicher Konzentration.
Er fühlte und dachte nur wirtſchaftlich; auch die Rolle, die
ar in der Politik ſpielte, kann nur aus dieſer Einſtellung heraus
erſtanden werden. Junerpolitiſch iſt er nicht geradlinig ge=
weſen
, weil er ſeine Auffaſſung über die Zweckmäßigkeit ein=
velner
Maßregeln je nach den wirtſchaftlichen Notendigkeiten
wechſelte, Trotzdem iſt er eine politiſche Perſönlichkeit geworden;
richt allein, weil er als Erſter und Einziger den Mut hatte, au
der Konferenz in Spaa den verſammelten Herren der Entente
vorzurechnen, daß die Wirtſchaft ſtärker ſei als alle Politik, ſon=
hern
auch, weil er durch ſein Werk in einer Zeit, wo das Gefüge
des Reiches ſich zu lockern begann, neue Klammern um die Ein=
heit
des deutſchen Volkes legte. Die Jutereſſengemeinſchaft des
Stinnes=Konzerus verband im Elektro=Montan=Truſt Weſtfalen
mit Berlin und Bayern, ſie verband mit ihrer Kontrolle über die
Zellſtofffabriken auch Oſtpreußen wieder enger mit dem Reich
und ſchlug durch die Uebernahme der Alpinen Montan=Werke
auch eine Brücke nach Oeſterreich. Daß er uns nun in dem
ugenblick genommen wird, wo zum erſten Male die Hoffnung
auf Konſolidierung beſteht, iſt ein unerſetzlicher Verluſt. Denn
Werſönlichkeiten von der Vorausſicht und von der Willensſtärke
arnes Hugo Stinnes ſind ſelbſt in der deutſchen Wirtſchaft ſelten.
BBeileidstelegramm des Reichskanzlers an Frau Stinnes.
* Berlin, 10. April. (Priv.=Tel.) Reichskanzler Marx hat
uni Frau Stinnes folgendes Telegramm geſandt: Tief bewegt
*fahre ich ſoeben von dem ſchweren Verluſt, den Sie, gnädige
rau, und Ihre Kinder durch den Tod Ihres auch von mir hoch=
ſchätzten
Gemahls erlitten haben. Mit Ihnen trauern weite
greiſe des deutſchen Volkes, die in dem Verſtorbenen mit Recht
den entſchloſſenen und weitſichtigen Führer auf wirtſchaftlichem
Gsebiet verehren. Zu früh wurde er Ihnen und dem Vaterlande
emitriſſen. Im Namen der Reichsregierung ſpreche ich aufrichtige
umd herzliche Teilnahme aus. Reichskanzler Marx.

uuid tödlich. Dort iſt Spiel und Ausweg, hier Ernſt des Menſchen. Ja,
e; miſcht ſich ein Ausdruck in das Werk Fords (und nicht bloß in dieſes)
eri, der Shakeſpeare einigermaßen fremd iſt. Shakeſpeares Helden ver=
tnckelt
Natur in den Sturz, und ſie drücken ihre Natur aus, nichts ſonſt
Zords Helden ſind nicht nur Täter ihrer Tat, ſondern auch Ueberzeugte,
dre in ihrer Ueberzeugung erglühen. In ihren Mienen ſteht ein bei=
nEhe
rechthaberiſcher Trotz, eine Extaſe des Willens, auf ſich zu beſtehen,
üner dem die Sprache faſt Geſang wird, und ſeine Erliegenden greifen
f matiſch in die Fahne, für die ſie fallen.
Alle dieſe Bewegung der Seele aber iſt völlig Geſtalt und Geblüt;
dmn ins Geſellſchaftliche gewendet, iſt das Grundelement dieſer Kunſt:

das Adlige. So wenig der gemeine Menſch Leidenfchaft hat, ſo wenig
hat er Schickſal. Es gibt einen höheren Menſchen und einen niedern,
enien Herrn und einen Knecht, auch dies unſerer heutigen allgemeinen
Geſinnung ſo fremd als möglich. Adel iſt der Zuſtand des Geſchöpfes,
worin es nicht aus Grundſätzen, ſondern aus Zucht handelt. Das Mora=
uhe
iſt nicht feſtgelegt, es iſt urſprünglicher Lebensausdruck des gut
atenen Geſchöpfes. Man blickt hier nicht zur Bühne auf, um Hand
uigen mit Tugenden übereinſtimmen zu ſehen, ſondern um Weſen zu
garvahren, deren jede Geberde überſchwänglich das mindere und flachere
fühl beſchämt. Wie iſt in ihnen das Harte neben dem Kindlichen,
ds Herzloſe neben dem Zarten und Ehrfürchtigen, das Süße neben dem
da=rriſchen über alle Worte ergreifend, weil aus Natur, durcheinander!
Tgenn der Sinn für Weſen ſtatt bloß für Eigenſchaften wieder da iſt,
vrrd dieſe Kunſt erſt wieder gefühlt werden. Der Inbegriff dieſer Ge=
aöpfe
iſt: Herr ſein; über ihr Leben und über ihren Tod Herr ſein.
Sze dulden nicht, daß irgend einer in ihre Welt und ihren Anſpruch ein=
rife
, und zerſtören ſie lieber, als daß ſie einen Fuß breit von ihr preis=
Sen. Spräche ein Wort es aus, worauf ſie geſtellt ſind, ſo wäre es:
re; nicht im engen ſpaniſchen Sinn, ſondern als letzter Grund und
Booden des Ichs. Iſt es an der Zeit, ſo gehen ſie hin wie zur Hochzeit,
ud ihre letzte Geberde iſt die Geberde der antiken Tänzerinnen: über
iae ſelbſt hinaus entzückt. Es gibt einen Begriff in dieſer Epoche, zu
mannigfachen Wörtern ausgeprägt, der das Trauerſpiel Fords wie kein
uwderes durchdringt, der Begriff glorp, Keines unſerer Worte trifft
ihm ganz, wo er aber auftritt, geht Verherrlichung von ihm aus; er
ſcheint die Seele ihres Lebens; er verivandelt Untergänge in Feſte und
der ſchöne verzweifelte Troſt und Glanz, den die fallenden Helden
aff ſich niederreißen.
(Aus einem Vorwort zu Giobanni und Annabella,
von Erwin Kalſer.)

* Die Frankfurter Frühjahrsmeſſe
und der Nadio=Tag.
Von Erich Weintraud.
Schon in den frühen Morgenſtunden war das Bild der letz=
im
Internationalen Frankfurter Meſſe bunt und bewegt. Die
tübile Währung hatte alle zuverſichtlich geſtimmt, wenn auch die
emrſchende Geldknappheit und die hohe Edelvaluta, auf viele
Rärufer hemmend wirkte. Feine Lederwaren und Parfümerien,
zöne Seidenſtoffe und Textilwaren, der ſachliche Ernſt der Ma=

Der Eindruck in Paris.
TU. Paris 10. April. Die Nachricht von dem Ableben
Hugo Stinnes' hat in Paris einen tiefen Eindruck hervorgerufen,
obwohl ſchon die letzten Nachrichten über das Befinden von Stin=
nes
das Schlimmſte befürchten ließen. Man gibt in Pariſer
Kreiſen zu, daß mit Hugo Stinnes eine große Perſönlichkeit von
der internationalen Szene abtritt und daß Deutſchland einen
ſeiner tüchtigſten und begabteſten Organiſatoren und Führer ver=
loren
hat.
Deutſche Volkspartei und Nationalliberale Bereinigung.
* Berlin 10. April. (Priv.=Tel.) Zu dem Ausſcheiden
der Nationalliberalen Vereinigung aus der Deutſchen Volks=
partei
ſtellt die parteioffiziöſe Zeit feſt, daß es außerordentlich
töricht ſei, von einer Spaltung der Partei zu ſprechen. Tatſäch=
lich
handele es ſich um den Austritt von einigen unzufriedenen
und verärgerten Mitgliedern, die im Vergleich zu der Geſamt=
organiſation
der Partei überhaupt nicht ins Gewicht fielen. Die
Art, ſo bemerkt das Blatt weiter, wie der Bruch mit der Partei
herbeigeführt wurde, iſt bezeichnend für den ganzen Geiſt der
ſogen. Nationalliberalen Vereinigung. In Hannover war eine
volle ſachliche Geſchloſſenheit der Geſamtpartei feſtgeſtellt worden,
und unter dieſem Eindruck hatten die dort anweſenden Mitglie=
der
der Vereinigung verſprochen, bei ihren Freunden für die
Auflöſung der Vereinigung einzutreten. Die Verhandlungen, die
dann begannen, zeigten aber ſofort, daß die führenden Perſön=
lichkeiten
der Vereinigung auf ihrer Sonderorganiſation beharr=
ten
. Der nunmehr veröffentlichte Wahlaufruf zeigt deutlich, nach
welcher Richtung ſich die Mitglieder der Vereinigung trotz aller
Treuebckenntniſſe zur Partei von Anfang an hingezögen fühlten.
Sie treten mitten im Wahlkampf für eine Partei ein, die es ſich
zur Aufgabe macht, die Deutſche Volkspartei auf das heftigſte zu
bekämrfen, und die dabei auch von perſönlichen Verunglimpfun=
gen
und Beſchimpfungen des Parteiführers nicht zurückſchreckt.
Das beweiſt, wie notwendig die reinliche Scheidung war.
Der Reichswahlvorſchlag der Oeutſchen Volkspartei.
Berlin 10. April. Von der Reichsgeſchäftsſtelle der
Deutſchen Volkspartei wird berichtet: Der Reichswahlausſchuß
der Deutſchen Volkspartei hat in einer am 8. April abgehaltenen
Sitzung beſchloſſen, folgende Kandidaten in den Reichswahlvor=
ſchlag
der Deutſchen Volkspartei aufzunehmen: 1. Reichsmini=
ſter
Dr. Streſemann=Berlin; 2. Frau Klara Mende=
Tempelhof; 3. Reichsminiſter a. D. Dr. Scholz= Charlotten=
burg
; 4. Geh. Juſtizrat Prof. Dr. Kahl=Berlin; 5. Miniſter
a. D. Adalbert Düringe r=Karlsruhe; 6. Geh. Juſtizrat Prof.
Dr. Rießer=Berlin; 7. Poſtinſpektor Albrecht Morath=
Karlshorſt; 8. Präſident des Reichsverbands der deutſchen In=
duſtrie
Dr. Sorge=Berlin; 9. Gewerkſchaftsvorſ. Otto Thiel=
Charlottenburg; 10. Werkmeiſter Havemann=Hildesheim;
11. Vorſ. d. Reichslandbunds Karl Hepp=Seelbach; 12. Gene=
ralleutnant
z. D. Karl v. Schoch=München; 13. Archivdirektor
Dr. Wentzke=Düſſeldorf; 14. Frau Doktorin Elſe Matz=
Stettin; 15. Otto Everling, Vorſ. des Schutzkartells der Kul=
turſchichten
, Nikolasſee; 16. Chefredakteur Dr. Kurt Metger=Berlin.
Da vier von den genannten Kandidaten in den Wahlkreiſen
an ſicherer Stelle ſtehen, Dr. Scholz in Oſtpreußen, Thiel in Leip=
zig
, Havemann in Hannover, Hepp in Heſſen=Naſſau, ſo handelt
es ſich hier um die erſten 12 Plätze, die nach Lage der parteipoliti=
ſchen
Verhältniſſe als ſicher, bzw. ausſichtsreich gelten. Die Auf=
ſtellung
der weiteren Kandidaturen iſt dem Parteivorſtand über=
laſſen
worden.
Zulaſſung der Erwerbsloſenfürſorge=
verordnung
durch die Rheinlandkommiſſion.
Berlin, 10. April. (Wolff.) Nach langen Bemühungen
iſt es nunmehr gelungen, bei der Rheinlandkommiſſion die Zu=
laſſung
der neuen Verordnung über die Erwerbsloſenfürſorge
vom 16. Frebuar zu erreichen. Die Verordnung iſt für die Reichs=
und Landesfinanzen und die Erhaltung der Währung von gro=
ßer
Bedeutung, weil ſie durch Heranziehung der Wirtſchaft ( Bei=
träge
der Arbeitgeber und Arbeitnehmer) eine weſentliche Ent=
laſtung
von den hohen Aufſendungen für die Erwerbsloſen=
fürſorge
herbeiführt.
Lohn= und Arbeitszeitkampf in Baden und der Pfalz.
Mannheim, 10. April. (Wolff.) Der Lohn= und Arbeits=
zeitkampf
in der nordbadiſch=pfälziſchen Induſtrie nimmt immer
größeren Umfang an. In der chemiſchen Induſtrie iſt zwar durch
das Haupttarifamt in Berlin auf die Aufforderung der am Tarif
beteiligten Gewerkſchaften geſtern eine Lohnerhöhung um 11 Pro=
zent
für Baden und die Pfalz feſtgeſetzt worden, es iſt jedoch
fräglich, ob die Arbeiterſchaft der Badiſchen Anilin= und Soda=
fabrik
ſich durch dieſes Zugeſtändnis von ihrer Forderung auf
Beibehaltung des Achtſtundentages wird abbringen laſſen.

Heute Sitzung
der Reparationskommiſſion.
Anhörung der deutſchen Vertreiter?
TU. Paris, 11. April. Die Reparationskommiſſion wird
heute früh zu ihrer erſten Sitzung zuſammentreten. Die franzö=
ſiſchen
, belgiſchen, italieniſchen und engliſchen Delegierten werden
der Sitzung beiwohnen. Auch der amerikaniſche Beobachter Lo=
gan
wird anweſend ſein. Die Sitzung wird nur offiziöſen Cha=
rakter
haben. Die Reparationskommiſſion wird ihre Anſichten
über die Expertenberichte in den hauptfächlichſten Linien aus=
tauſchen
. Vor allen Dingen wird ſie die Fragen behandeln, welche
die alliierten Regierungen direkt angehen und welche in den Be=
reich
der Reparationskommiſſion fallen. Die Kommiſſion wird
ſich ferner darüber einigen, ob ſie die deutſchen Delegierten an=
hören
wird. Auf Grund des Artikels 243 des Verſailler Vertrags
wird die Kommiſſion wahrſcheinlich für die Anhörung der deut=
ſchen
Vertreter eintreten. Der amerikaniſche Beobachter Logan
wird, wie verlautet, im Namen Amerikas in keiner Weiſe in die
Verhandlungen eingreifen.
* Berlin, 10. April. (Priv.=Tel.) Nach den letzten Nach=
richten
aus Paris ſcheint es, als ob die Reparationskommiſſion
beabſichtige, die deutſche Regierung ziemlich kurzfriſtig um ein
Gutachten über ihre Stellungnahme zu den Sachverſtändigen=
berichten
aufzufordern. Die Reichsregierung wird, ſoweit wir
wiſſen, einer folchen Aufforderung nicht aus dem Wege gehen.
Das Reichskabinett wird bereits am Freitag zu einer vermutlich
entſcheidenden Sitzung zuſammentreten. Auch die großen wirt=
ſchaftlichen
Verbände bereiten Beſprechungen in Berlin vor, um
der Regierung das nötige Material an die Hand zu geben. Man
wird damit rechnen können, daß das Kabinett nicht zu einem
Unannehmbar kommen, ſondern ſich auf den Standpunkt ſtel=
len
wird, daß das Gutachten der Sachverſtändigen eine diskuſ=
ſionsfähige
Grundlage ſei, daß aber über Einzelheiten, wie die
Erhöhung der Zahlungsbedingungen und das Kontrollſyſtem,
weitere Verhandlungen notwendig werden, ebenſo wie noch be=
ſtimmtere
Aufklärungen gewünſcht werden müſſen, was unter
den Begriffen der fiskaliſchen und ökonomiſchen Souveränität
zu verſtehen iſt. Damit wäre allerdings erſt dann der Beginn
zu einer weiteren Ausſprache gegeben; denn daß die Franzoſen
ſich mi dem Vorſchlag der Sachverſtändigen ohne weiteres ab=
finden
, iſt ſo gut wie ausgeſchloſſen.

Zuſammentritt des bayeriſchen Landtages
nach den Pfalz=Wahlen.
Eg München, 10. April. (Priv.=Tel.) Der Ständige Aus=
ſchuß
des bayeriſchen Landtags, der die Rechte des Parlaments
zur Auflöſung des alten und den Zuſammentritt des neuen
Landtags wahrzunehmen hat, hat heute die Entſcheidung über
die Frage, in welcher Weiſe die Landtagswahlergebniſſe im rechts=
rheiniſchen
Bayern und in der Pfalz zuſammengefaßt werden
ſollen, dahin getroffen, daß die Ermittlung des Geſamtergebniſſes
der Wahlen zurückgeſtellt wird, bis die Wahlen in der Pfalz vor=
genomien
ſind. Auch die Feſtſtellung des Ergebniſſes des Volks=
entſcheids
wird bis zur Durchführung des Volksentſcheids in der
Pfalz zurückgeſtellt. Die Annahme erfolgte mit der erforderlichen
Zweidrittelmehrheit. Lediglich drei Abgeordnste der Bayeriſchen
Mittelpartei und ein Kommuniſt ſprachen ſich gegen, dieſe Rege=
lung
aus. Der neue Landtag wird demnach, da zwiſchen der
Wahl in der Pfalz und der Feſtſtellung des Geſamtergebniſſes
etwa 16 Tage liegen, früheſtens am 20. Mai, wahrſcheinlich aber
erſt um den 25. Mai herum zuſammentreten.
Di= bisherigen Wahlergebniſſe laſſen erkennen, daß der
Fraktionsvorſitzende der Sozialdemokratiſchen Partei, ſowie die
Fraktionsto=ſitzenden der Deutſchdemokratiſchen Partei, des
Bauernbundes und der Bayeriſchen Mittelpartei gänzlich bei den
Wahlen in ihren Stimmkreiſen durchgefallen ſind. Auch der
Landtagspräſident Königbauer und der Landesvorſitzende der
Bayeriſchen Volksrartei ſind in ihren Wahlkreiſen nicht gewählt
worden, werden aber auf Grund des Landesmandats in das
Parlament einziehen können. Von bekannteren Abgeordneten des
früheren Landtags ſind ſicher gewählt der bekannte Wirtſchafts=
politiker
Dr. Schlittenlauer (Bayer. Vpt.), der Sozialminiſter
Oswald (Bayer. Vot.), der Führer der Bayeriſchen Volkspartei
Dr. Held, der Juriſt der Bayeriſchen Volkspartei Graf von Peſta=
lozzi
und der zweite Vorſitzende Profeſſor Stang, ebenſo der
Führer der Chr ſtlichen Gemerkſchaften Funke. Von bekannten
Sozialdemokraten iſt Vizepräſident Auer wiedergewählt worden,
ebenſo der frühere Miniſter Ackermann.

ſchinen im Haus der Technik und die zarten Wiener Arbeiten in
den Werkſtätten und im Haus Werkbund zeugten von deutſcher
Arbeitsſreudigkeit.
Eine beſondere Note aber erhielt dieſe farbenreiche Schau
der Erzeugniſſe deutſcher Induſtrie durch die Radiohalle, die die
führenden Firmen der ſeit dem vergangenen Herbſt aufblühen=
den
Radioinduſtrie enthielt. Die verſchiedenſten Fabrikate waren
hier zu ſehen, vom kleinen Detektorapparat bis zum großen
Radiomöbel mit eingebautem Lautſprecher. Leider wurde nur
ſelten das Innere der Apparate gezeigt. Auch wurde beim Bau
der Apparate wenig Verſtändnis den Schwierigkeiten entgegen=
gebracht
, die der techniſche Apparat dem Laien verurſacht. Auf
meine Frage nach der Güte der Radiomeſſe ſagte Dr. Neſper
Sie iſt beſſer als die Leipziger. In Leipzig wurde ich phyſiſch
krank. Hier iſt alles überſichtlich geordnet, und auch das, was ge=
boten
wird, bedeutet einen Fortſchritt. Aber für den Ingenieur
bleibt noch viel zu tun.
Frankfurt a. M. hatte am 11. Todestage Slabys, des großen
Forſchers auf dem Gebiet der drahtloſen Telegraphie und Tele=
phonie
, zu einem Radio=Tag eingeladen. In den Räumen des
Phyſikaliſchen Inſtituts eröffnete abends Geheimrat Wachs
muth die Tagung, und durch Vertreter der Behörden und
drahtlos durch den Lautſprecher wurden die zahlreich erſchienenen
Fachleute, Amateure und Fabrikanten begrüßt. Dr. Lertes
erläuterte dann an Hand von Lichtbildern und Vorführungen die
Einrichtung und die Tätigkeit des ſeit kurzem in Betrieb genom=
menen
Frankfurter Rundfunkſenders. Mit guten Experimenten
zeigte Profeſſor Dr. Leithäuſer das techniſche Arbeiten von
Sender und Empfänger. Beſonders eingehend wies er auf die
Gefahren falſcher Rückkoppelung hin, und gab verſchiedene Wege
für Rückkoppelungsſchaltungen an, die unter Ausnutzung der
großen Verſtärkung ein Ausſtrahlen ſtörender Energie durch die
Antenne vermeiden.
Der nächſte Morgen brachte eine Fülle von Referaten. Dr.
Gerth berichtete über das Kathodophon eine neue Mikrophon=
art
, das zur Umſetzung der akuſtiſchen Energie in elektriſch:
Jonenſtröme verwendet, und das ſich an dem Voxhaus=Sender
Berlin und an den Münchener und Leipziger Rundfunkſendern
ſchon gut bewährt hat. Im weiteren ſprach Dr. Gerth über das
von der C. Lorenz A.G. durchgebildete Verfahren zur Erzeugung
kurzer Wellen mittels Hochfrequenzmaſchinen, im beſonderen über
einen neuen Fliehkraftregeler zum Konſtanthalten der Touren=
zahl
, von dem ein genaues Arbeiten eines jeden Maſchinen=
ſenders
ja abhängt.
Ueber den Empfang in der Radio=Telegraphie und Telepho=
nie
berichtete Dr. Eſau. Bei der Regelung der Wellenlängen
der verſchiedenen Stationen auf der kommenden internationalen
Radiotelegraphenkonferenz werde es ohne operative Eingriffe
nicht abgehen, meinte er, denn im drahtloſen Telegraphiedienſt

herrſcht zurzeit nicht dieſelbe geregelte Ordnung wie im Rund=
funkdienſt
. Differenzen von nur 500 Meter zwiſchen den Wellen=
längen
der einzelnen Stationen werden notwendig ſein trotz des
großen Bereichs bis 28000 Meter Wellenlänge, und dieſe gerin=
gen
Unterſchiede unter den einzelnen Wellenlängen werden gut
durchkonſtruierte Empfangsanlagen erfordern. Auch die Radio=
Telephonie wird ſpäter einmal auf Wellen von 5000 bis 8000
Meter gegeben werden, um die atmöſphäriſchen Störungen, die
ſich in den niedrigen Wellenlängen viel ſtärker bemerkbar machen,
im transkontinentalen Verkehr auszuſchalten.
Dr. Neſperbrachte einige ſehr beherzigenswerte Richtlinien
für den fabrikationsmäßigen Bau von Nadioapparaten. Ober=
ingenieur
Schwarz führte den Johnſon=Rabeckſchen Laut=
ſprecher
vor, deſſen relativ gute Lautwiedergabe auf der elektro=
ſtatiſchen
Anziehung eines Metallbandes an eine rotierende
Achatwalze beruht, das ſeine Schwingungen dann an eine Mem=
bran
weitergibt.
Schon am Schluß ſeines ausgezeichneten Referates ſagte
Profeſſor Leithäuſer, auf meine Frage nach der Zukunft des
Rundfunks: Wir brauchen die kleine Verſtärkerröhre, die mit
wenigen Milliampere Heizſtrom auskommt, wie ſie heute ſchon
von der Weſtern Electric Co. in Geſtalt der Oxydkathodenröhre
herausgebracht wird, um die kulturelle Aufgabe des Rundfunks
zu erfüllen. Die Unannehmlichkeiten beim Benutzen ſchwerer Akku=
mulatorenbatterien
werden beim Gebrauch kleiner Trockenbatte=
rien
wegfallen. Jetzt berichtete Dr. Rukop über die Entwicklung
der Verſtärkerröhren der Telefunkengeſellſchaft. Die Forderun=
gen
, die von der Praxis an die Röhren geſtellt werden, unter=
liegen
nach ſeiner Meinung der Mode. Während früher Lampen
mit einigen tauſend Stunden Vrenndauer hergeſtellt werden
mußten, wird heute Wert auf geringe Heizſtromſtärke gelegt, und
man begnügt ſich mit einer Brenndauer von etwa 500 Stunden.
Deswegen ſind neuerdings zwei Röhrentypen entwickelt tvorden.
Der eine verwendet als Kathode einen Metallfaden, auf dem
eine Oxydſchicht angebracht iſt, der andere einen gezogenen Tho=
riumfaden
. Bei der Thoriumröhre iſt auf der inneren Glaswand
ein Magneſiumbelag angebracht, um auftretende Gasreſte zu
abſorbieren. Sie geſtattet daher keinen Einblick in das Innere
der Nöhre. Die Orydkathodenröhre hat vielleicht den Nachteil,
daß bei der verbrauchten Röhre der Glühfaden nicht zerſtört wird,
bei einem Verſagen der Apparatur alſo nicht ſofort feſtzuſtellen
iſt, welche Röhre defekt iſt, ein Nachteil, der aber ſchaltungstech=
niſch
beſeitigt werden kann. Welche von den beiden Röhren ſich
in den nächſten Monaten den Markt erobern wird, iſt ſchlecht vor=
auszuſagen
. Eine wichtige Neuerung im Empfangsweſen bedeu=
ten
ſie jedenfalls.
So brachte diefe Tagung einen regen Gedankenaustauſch
über Vergangenheit und Zukunft der Radio=Telegraphie und
Telephonie.

[ ][  ][ ]

Seite X.

Sobjetrußland
und die engliſche Anleihe.
Von Georges Popoff, Moskau.
In dieſen Tagen werden in London die lang erwarteten
engliſch=ruſſiſchen Verhandlungen beginnen. Von Moskau wird
gemeldet, daß dieſe Verhandlungen vielleicht die umfangreich=
ſten
ſein werden, die jemals zwiſchen zwei Staaten geführt wor=
den
ſind. Denn es ſoll von Konzeſſionen, Privatrecht, Propa=
Dingen geſprochen werden. Aber außerdem noch von einer
Anleihe über 150 Millionen Pfund, welche England dem Sowjet=
ſtaate
gewähren ſoll! Und das ſcheint natürlich die Hauptſache
zu ſein ..
Ueber die Art dieſer Anleihe hat die Preſſe gleichfalls ſchon
Einzelheiten gebracht: Sie ſoll im Laufe von drei Jahren reali=
ſiert
werden, wobei zwei Drittel (100 Millionen Pfund) in Waren
len. Die Realiſation der Anleihe in Sachwerten iſt ſo gedacht, nen würde. Sie vergaßen jedoch, hinzuzufügen, daß die Verwirk=
daß
die Sowjetregierung von England Warenkredite für den An=
kauf
von Werkzeugmaſchinen, landwirtſchaftlichen Geräten Eiſen=
bahnmaterialien
, Handelsſchiffen uſw. erhalten ſoll. All. dieſe
Warenlieferungen ſollen engliſchen induſtriellen Unternehmungen
und daher der ſchmerzlichen Arbeitsloſigkeit in England Abhilfe
ſchaffen würde.
nützen. Aber welch einen Vorteil würde Rußland von ihnen
haben? Dieſe Frage iſt nicht unberechtigt. Denn es iſt offenſicht=
lich
, daß für den geſchwächten, ſchwindſüchtigen ruſſiſchen Wirt=
ſchaftskörper
Sachlieferungen im Werte von 100 Millionen
Pfund Sterling, d. h. 2 Milliarden Goldmark nur eine Laſt be=
deuten
würden, er wird dieſen Zuſtrom von Materialien keines=
wegs
produktiv verarbeiten können und ſo manche mühſam pul=
fierende
Wirtſchaftsader müßte alsbald erſchlaffen, ja abſterben.
Iſt es doch allbekannt und auch die Sowjetpreſſe ſingt
hierüber Klagelieder daß die bisherigen ausländiſchen Liefe=
rungen
von landwirtſchaftlichen Maſchinen und Eiſenbahnmate=
rial
zu einem verfehlten Reſultat geführt hatten. Erſtens waren
ſie alle zu modern, zu kompliziert, zu ſchwer und nicht für die
ruſſiſchen Bedürfniſſe zugenſchnitten, ſo daß beiſpielsweiſe ein
großer Teil der von dem Auslande bezogenen Lokomotiven heute
noch ohne Verwendung ſteht. Und zweitens haben diejenigen
Maſchinen und Lokomotiven, welche verwendet twuurden, der ein=
heimiſchen
Induſtrie Nußlands ſo geſchadet, daß eine Reihe von
Großwerken ihren Betrieb einſtellen mußten.
Ich ſelbſt habe während meiner letzten Rußland=Reiſe zahl=
reiche
völlig neue moderne Lokomotiven unbrauchbar auf Neben=
gleiſen
ſtehen ſehen: der Transport iſt ſo gering, daß man ihrer Radels draſtiſche Ausdrucksweiſe, für die übrige Welt durchaus
liche Maſchinen neueſter Konſtruktion liegen verdorben und der=
roſtet
auf den ſtaatlichen Gütern; niemand verſteht mit ihnen
umzugehen und zudem iſt der landwirtſchaftliche Betrieb, in
Handelsflotte anbelangt ſo kann der gegenwärtige unbedeu=
tende
Außenhandel Rußlands ſicher noch lange mit der vorhan=
denen
Tonuage auskommen liegt doch im Petersburger Hafen
mehr als die Hälfte der alten ruſſiſchen Handelsflotte brach und
halbverroſtet da
Wenn alſo das Vorhandene nicht mal gebraucht werden kann
und die bisherigen geringen Lieferungen aus dem Auslande nur
bittere Klagen (ſelbſt bei den Sowietherren) hervorgerufen
haben ſo fragt es ſich, zu welchem Zweck nun der Kreml an
England mit der Bitte um weitere Materialienlieferungen heran=
Wegen Auflſſung
der otädt. Goldankaufftellen
Verkauf der Reſtbeſtände
(St 4634
an
Brillantringen, Gold= und
Sitberwaren
zu herabgeſetzten Preiſen,
Städt. An= und Verkaufsſtelle für
Edelmetalle, Grafenſiraße 30.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 11. Hpril 1924.
ſchaft noch Maſchinen, Eiſenbahnmaterial uſw. im Werte von
ſchreibe und ſprich 2 Milliarden Goldmark zu fordern iſt ein
derartiges Verlangen nicht abſurd und phautaſtiſch?
Während die bisher gelieferten Lokomotiven bereits zum
Teil ohne Vertvendung ſtehen ſo würde man die nunmehr zu
empfangenden wahrſcheinlich ſofort auf Reſervegleiſe ſtellen müſ=
ſen
. Vielleicht wird nach Verlauf einiger Zeit die einzig mög=
liche
Verwendung dieſes Eiſenbahnmaterials ihre Rückſendung
nach dem Auslande als Brucheiſen ſein? Gleichzeitig würde
dieſe gigautiſche Einfuhrmenge aber den zagen Betrieb der letz=
ten
ruſſiſchen Induſtriewerke völlig erſticken. Und zu allen bis=
ganda
=Einſtellung, Schuldenanerkennung und tauſend anderen herigen wirtſchaftlichen Schwierigkeiten des Sowjetſtaates käme
ſchließlich noch eine enorme Schuldenlaſt hin zu, welche die Kräfte
des ausgepowerten Landes bei weitem überſteigen würde. Das men aunehmen
ſind die Perſpektiven, welche ſich im Falle einer Verwirklichung
des ſowjetruſſiſchen Anleiheprojekts unweigerlich ergeben müſſen.
Mit Recht haben einige beſonnene europäiſchen Wirtſchaftler
bei der erſten Nachricht vom famoſen Anleiheprojekt der Sowjet=
regierung
auf die Tatſache hingewieſen, daß dieſe grandioſe
und ein Drittel (50 Millionen Pfund) in bar gezahlt wverden ſol= Warenzuſuhr wohl mehr Englands als Rußlands Intereſſe die=
lichung
dieſes neueſten bolſchewiſtiſchen Anleiheplanes Rußland
und dem ruſſiſchen Volke uicht nur nicht nützen, ſondern ſogar
einen ausgeſprochenen Schaden bringen muß.
Es iſt nicht anzunehmen, daß den Herren im Kreml die hier
in Beſtellung gegeben werden, was natürlich auf eine außer= dargelegten (ja ſelbſt von der Sowjetpreſſe vertretenen) Er= Zaudern und Schwanken nun in Anbetracht der pekunjären
gewöhnliche Unterſtützung der engliſchen Induſtrie hinausläuft wägungen und Bedenken unbekannt wären. Wenn ſie alſo
trotz alledem allen Ernſtes ihre Anleihe= und Sichlieferungs=
träumereien
zu verwirklichen ſtreben ſo müſſen ohne Zweifel
Die Sachlieferungen würden alſo in erſter Linie England irgendwelche anderen, ſehr gewichtigen Beweggründe ſie hierzu
treiben. Und ſie find vorhanden!
Laut dem Moskauer Anleiheplan will die Sowjetregierung
von England die Summe von 150 Millionen Pfund nur zu
zwei Dritteln in Sachlieſerungen, ein Drittel dagegen in bar er=
halten
. Auf dieſes eine Drittel in bar kommt es den Mosko=
witern
aber offenſichtlich in erſter Linie an. Bares Geld um
jeden Preis! Eine Milliarde Goldmark in bar! Das iſt das ver=
führeriſche
Traumgebilde, welches dem Kreml vorſchwebt. Dieſe
Summe würde natürlich vollauf genügen, um die Sowjetwäh=
rung
zeitweilig zu ſtabiliſieren. Mit Hilfe dieſes Geldes könnten
die Sowjetherren ihre zurzeit ſchwankenden Poſitionen wieder
ſichern und ſtützen, ſie könnten mit erneuter Macht Propaganda geu im Saargebiet. Danach werden die urſprünglich im Juter=
treiben
uſw. uſw. Zurückzuerſtatten iſt die Schuld erſt nach vie=
len
Jahren. Und bis dahin kann ſich manches ändern .. . ſo
denken die Moskowiter.
Die Sowjetregierung iſt nun formell auerkannt. Aber weiter gierung bekämpft worden waren, zurückgezogen zu Gunſten einer
hat ſich auch nichts ereignet. Zu dieſem Thema bemerkte mir
gegenüber noch vor wenigen Monaten Radel, der prominente bietz mit der Negierungskommiſſion verhandeln und die anſtelle
Frage übrigens derſelbe iſt), daß Moskau auf die Auerkennung niſation die Gründung einer Arbeitskammer im Saargebiet
ohne gleichzeitige Kreditgewährung pfeife‟. Das iſt, auch ohne
abſolut nicht bedarf. Aus dem Auslande bezogene landwirtſchaft= einleuchtend. Man bedenke: Sechs Jahre beſteht nun die Sowjet= treten würde. Nach Gründung dieſer Arbeitskammer wird der
macht in Rußland, faſt alle Mächte haben ſie gnerkannt, aber Verwaltungsrat von neuem die Frage prüfen.
größere Kredite hat ſie noch von keiner Seite, trotz der größten den Haushaltsvorſchlag für 1925 und beſchloß, auf Februar 1925
Anſtrengungen des Kreml, erhalten können. Bisher hat ſich die eine neue internationale Konferenz für Arbeitsſtatiſtik einzube=
Rußland gar nicht für ſie zugeſchnitten. Und was ſchließlich die Moskauer Regierung irgendwie gedreht und gekehrt. Aber jetzt rufen, die ſich im einzelnen mit der Statiſtik über Streiks,
nimmt ſie eine fundamentale Finanzreform im Lande vor, von Lebensunterhalt, Gehaltsklaſſifizierung der Berufsgruppen uſw.
derem Gelingen ihr eigenes Sein oder Nichtſein abhängt. Da befaſſen ſoll. Am Ende der Sitzung rief der polniſche Regie=
braucht
man nun bares Geld um jeden Preis. Es kann nicht
mehr gewartet werden.
und daher ſind ſie bereit, um eine Milliarde Goldmark in tragung der Sozialverſicherungsfonds in Oberſchleſien auf Grund
ihren Beſitz zu erhalten, eine dreimal ſo hohe Verplichtung auf des Artikels 312 des Verſailler Vertrages geſcheitert ſind und
ſich zu nehmen, d. h. Sachlieferungen im Werte von 2 Milliarden daher das Arbeitsamt drei Schiedsrichter ernennen ſoll. Der
Goldmark zu akzeptieren, von denen ſie jedoch im voraus wiſſen, deutſche Regierungsvertreter Feig erklärte, daß ihm die Vor=
daß
ſie ihnen zu nichts nütze ſein werden . . . Daher haben ſie
dieſes ſpitzfindige Anleiheprojekt erfunden, mit ſo viel Verfüh=

Hülfenfrüchte
in allerbeſien Qualitäten zu
herabgeſetzten Frühſahrs=
preiſen

Auſ. Seller-Einſen
große, ſaubere Ware
4 Pfund,
50 Pf.
470M.
Erbſen
gelbe mit Schale
1Pfund. . . . . . . 29 Pf.
.... 270 M.
10
gelbe haibe, geſchält
. . 30 pf.
1 Pfund...
10 . ..... 2.80 M.
gelbe ganze, geſchält
1 Pfund. . . . . . . 35 pf.
10 .... 3.30 M.
grüne mit der Schale
4 Pfund. . . . . . 29 Pf.
10 ... 2.70M.
grüne ganze, geſchält
1 Pfund. . . . . . . 46 Pf.
10
... 4.40 M.
Bohnen
weiße, ungariſche
4 Pfund. . . . . . . 30 Pf.
10 ..... 280 M.
Garantie für beſie Kochart.
Prompt. Verſand nach allen
Stadtteilen. (4646
uan Dfäf
4pfd.42Pf, 40pfd. 4,68,
100 Pfd. 46. M.

Moriz Landaus
Mathildenplaßz 1, Tel. 416.

Das amtliche Material
zu dem neuen Darmſtädter Einwohnerbuch iſt dem Montanusverlag in
Siegen zur Verfügung geftellt worden, der in den nächſten Wochen das
Buch herausgeben wird. Damit ſoll die empfindliche Lücke, die jeder
Darmſtädter Kaufmann und Gewerbeireibende bei ſeinen Bemühungen
zur Vergrößerung ſeines Kundenkreiſes ſchon oft empſunden hat, beſeltigt
werden. Das neue
Montanus

Ausgabe 1924
wird Dank der Unterſfützung durch die Stadtverwaltung im alphabetiſchen
Einwohnerverzeichnis durchaus voliſfändig, und betreffs Behörden der
Stadt ſehr zuverläſſige Angaben unter Berückſichtigung der Neuordnung
des Beamienapparates enthalten. Auch über Reichs= und Landes=
behörden
ſowie konſulariſche Vertretungen bietet das Buch zuverläſſige
Auskunft. Der außerordentlich umfangreiche Branchenteil bietet ſedem
Bewohner einen überſichtlichen Bezugsquellennachweis. Prof. Eſſelborn
hat mehrere Arikel über Verfaſſungs=, Wirtſchafts= und einſchlägige
hiſforiſche Fragen des Freiſtiaates Heſſen u. der Landeshaupiſtadt Darmſfadt
beigeſteuert. Der Verlag hat ſeine langjährigen Erfahrungen auf dem
Gebiete des Adreßbuchweſens eifrig zum Ausbau des Buches benutzt und
dürfte daher ſchon mit ſeiner erſien Ausgabe des Darmſtädter Adreßbuches
die Sympathien aller Bewohner erlangen. (4189dgm
Vorausbeſiellungen werden ſtändig enigegengenommen.

Zweigbüro: Darmſtadt,Bleichſtr. 43,Fernſpr. 3154

Mummer 102.
tritt? Bei dem gegenwärtigen Verfallzuſtand der ruſſiſchen Wirt= reriſchem für den engliſchen Citymann, daß man in Moskau
ernſtlich annimmt, der bedächtige und vorſichtige engliſche Ge=
ſchäftsmann
werde nun endlich ſeine Taſchen öffnen.
Allerdings hat nun dieſer Anleiheplan eine große Schatten=
ſeite
: es iſt ebident, daß der engliſche Geldgeber von der Sowjet=
regierung
, die er wohl anerkannt hat (allerdings mit gewiſſem
Vorbehalt), unter allen Umſtänden ganz ſichere Garantien für
die Rückerſtattung der Anleihe verlangen wird. Dieſe Garantien
können aler, wie die Dinge in Europa heute noch liegen, keinen
internationalen Charakter tragen und dürften vorausſichtlich
eher auf eine mehr oder weniger verkappte wirtſchaftliche Bevor=
mundung
und Kontrolle Rußlands durch England hinauslaufen.
Mit anderen Worten ein engliſches Protektorat über die Ge=
biete
öſtlich der Weichſel würde mehr oder weniger reale For=
Dieſe Ausſichten, welche die beginnenden engliſch=ruſſiſchen
Verhandlungen eröffnen, ſind der Grund, weshalb dieſer kom=
menden
Konferenz mit größtem Intereſſe entgegengeſehen wer=
den
muß. Es wird dielleicht eine Liquidationskonferenz ver
Nachkriegszeit ſein. Und ſie mag, nach dem Fiasko von Genug
und Haag, wohl zu ſehr praktiſchen Reſultaten führen. Aber
dieſe praktiſchen Reſultate der Sowjetpolitik dürften kaum zum
Segen des ruſſiſchen Volkes gereichen und auch ſo manchem au=
deren
Volke Europas eher ſchaden als nützen . . . Jedenfalls
kann es koum im Intereſſe eines wirklichen europäiſchen Frie=
dens
ſein, wenn das leidigs ruſſiſche Problem nach jahrelangem
Zwangslage der Sowjetherren nach der Art eines Kuhhandels
gelöſt wird, was nichts anderes als eine wirtſchaftliche Ver=
ſtlavung
Rußlands bedeuten würde.
TU. London, 10. April. Die erſte Sitzung der engliſch=
ruſſiſchen
Konferenz findet am Montag im Außenamt ſtatt.
Miniſterpräſident Macdonald wird den Vorſitz führen und die
Sowjetdelegierten begrüßen. Die Konferenz wird ſich dann in
zwei Teile, einen politiſchen und einen wirtſchaftlichen, teilen.

Beſchlüſſe des Internationalen Arbeitsamtes.
Genf, 10. April. (Wolff.) Der Verwaltungsrat des In=
ternationalen
Arbeitsants genehmigte heute debattelos den Vor=
ſchlag
des Direktors Thomas in der Frage der Arbeitsbedingun=
nationalen
Arbeitsamt erörterten Vorſchläge, die eine Aenderung
der arbeitsrechtlichen Stellung des Saargebiets zu Ungunſten
Deutſchlands herbeigeführt hätten und die von der deutſchen Re=
Löſung, über die gegenwärtig die Getverlſchaſten des Saarge=
Sprecher der Sowjetregierung (deren Standpunkt in dieſer einer ſtaatlichen Vertretung in der internationalen Arbeitsorga=
ſelbſt
vorſieht, die dann mit dem Arbeitsamt über die Anwen=
dung
der internationalen ſozialen Geſetzgebung in Verbindung
Der Verwaltungsrat genehmigte ferner ohne Aenderungen
rungsvertreter Sokal einen Zwiſchenfall hervor, indem er mit=
teilte
, daß die deutſch=polniſchen Verhandlungen über die Ueber=
gänge
, die Solal unerwarteter Weiſe zur Smrache bringe, nicht
bekannt ſeien.

Berichtigung
Infolge eines Versehens in unserer
Setzerei ist unter das in der gestrigen
Nummer, Seite 1 1, erschienene Inserat
das Klischee der Fa. Gebr. Rothschild
G. m. b. H. abgedruckt worden. Es ist
dies jedoch eine Ankündigung des
TELU, Textilhaus am Ludwigsplatz,
wovon wir unseren verehrl. Lesern
berichtigend kenntnis geben
Geschäftsstelle des
Darmstädter Tagblattes

AStempel=Sculz
Wummiftemperpheinſtr. 19. Fel 2013

ſind die Beſten.
Fabrikanten
Bernhard May
Söhne,
Groß=Zimmern. wiag

DCAOT
jedes Quantum
Kriſtall=Zucker . . . . . . . . . . . . . Pfd. 48 J
Gemahl. Zucker . . . . . . . . . . . . Pfd. 54 J
.. . . Pfd. 58 J
Würfel=Zucker ...
Röſt=Kaffee
ſtets friſch gebrannt, eigene Röſterei.
Pfund von 2.,60 an.

Gemüſenndeln . . . . . . . . . . . . . Pfd. 25 9
Ia Eiernudeln . . . . . . . . Pfd. von 40 9 an
Miſchobſt . Pfd. 40 3, 60 3, 80 Z, 1.10
Ia Tafel=Margarine . . . . . Pfd.=Würfel 54 3
Hochf, holl. Tafelbutter . . . . . . . ½ Pfd. 1.10

Ia la amerikan. Auszugmehl

Pfund 19 9
10 Pfund 1.80

Neue Malta=Kartoffen
Neue Aegypt. Zwiebeln.
Marktplatz 4
L. A. Fertig, Karkſtraße 47
(4651
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Seite 5.

In der Strafſache
gegen den Ludwig Appel in Darm=
ſtadt
wegen Handelns mit Arzneimitteln
hat das Schöffengericht I in Darmſtadt
am 17. Januar 1922 für Recht erkannt:
Der Angeklagte wird wegen Handelns
mit Arzneimit eln im Sinne der Bekannt=
machung
über den Handel mit Arznei=
mitteln
vom 22. März 1917 in Veibin=
dung
mit § 1 der Verordnung gegen den
Schleichhandel vom 7. März 1918 in der
Faſſung des Art. II, 8 1, der Wuücher=
gerichtsverordnung
vom 27. November
1919 zu einer Gefängnisſtrafe von zwei
Monaten und zu einer Geldſtrafe von
1000 Mark oder zu weiteren 200 Tagen
Gefängnis verurteilt.
Das Urteil iſt einmal im Darm=
ſtädter
Tayblatt auf Koſten des Ange=
klagten
bekannt zu machen.
Der Angeklagte hat die Koſten zu
tragen.
Die Richtigkeit der Abſchrift der Ur=
teilsiorm
l wird beglaubigt und die Voll=
ſtreckbarkeit
des Urteils beſcheinigt (4629
Darmſtadt, den 8. April 1924.
Gerichtsſchreiber des Heſſ. Amtsgerichts I.

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AGFIS.
Erbitte Nachricht.
H. Z..

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 11. April 1924.

In der Strafſache
gegen
1. Bernhard Kunz in Heddernheim,
2. Georg Joſt in Frankfurt a. M
3. Wilhelm Köhler in Heddernheim,
4. Erich Franke in Darmſtadt,
5. Otto Porger in Blieſen,
wegen Handelns mit Arzneimitteln,
hat das Schöffengericht I in Darmſtadt
ſam 11. November 1921 für Recht er=
kannt
:
1. der Zimmermann Bernhard Kunz
in Heddernheim, geb. daſelbſt am
12. März 1892.
2. der Apotheker Georg Joſt in Frank=
furt
a. M., geb. am 20. Juni 1885 zu
Limburg,
3. der Gemüſehändler Wilhelm Köhler
in Heddernheim, geb. am 17. Januar
1900 zu Eſchersheim,
4. der Drogiſt Erich Franke in Darm=
ſtadt
, geb. am 27. Juli 1901 zu Voh=
winkel
,
5. der Elektromonteur Otto Porger in
Blieſen, geb. am 9. März 1900 zu
Münſter,
werden wegen Handelns mit Arznei=
mitteln
im Sinne der Bekannimachung
Füber den Handel mit Arzneimitteln vom
22. März 1917 in Verbindung wit dem
8 1 der Verordnung gegen den Schleich=
handel
vom 7. März 1918 in der Faſſung
des Art. II, § 1, der Wuchergerichtsver=
ordnung
vom 27. November 1919 ver=
urteilt
, und zwar:
1. Kunz in eine Gefängnisſtrafe von
zwei Monaten und in eine Geldſtrafe
von 3000 Mark,
2. Köhler in eine Gefängnisſtrafe von
zwei Monaten und eine Geldſtrafe
von 3000 Mark,
3. Joſt in eine Gefängnisſtrafe von vier
Monaten und eine Geldſtrafe von
5000 Mark,
4. Franke in eine Gefängnisſtrafe von
einem Monat und eine Geldſtrafe von
2000 Mark,
5. Porger in eine Gefängnisſtrafe von
einem Monat und eine Geldſtrafe von
2000 Mark.
Die Geldſtrafen ſind im Uneinbring=
lichkeitsfalle
mit je einem Tag Gefängnis
für je 15 Mark zu verbüßen.
Die Angeklagten haben die Koſten des
Verfahrens zu tragen unter Geſamthaft
für die Auslagen.
Auf die Gefängnisſtrafen werden den
Angeklagten a. Kunz 40 Tage, b) Köhler
6 Wochen, c) Joſt 29 Tage der eilittenen
Unterſuchungs aft angerechnet.
Die Einziehung des beſchlagnahmten
Salvarſans und ſeiner Verfälſchung wird
angeordnet.
Dieſes Urteil iſt je einmal im Darm=
ſtädter
Tagblatt und Frankſurter Gene=
ralanzeiger
auf Koſten der Angeklagten
beka int zu machen.
Die Richtigkeit der Abſchrift der Ur=
teilsformel
wird beglaubigt und die Voll=
ſtieckbarkeit
des Urieils beſcheinigt. (4630
Darmſtadt, den 8. April 1924.
Gerichtsſchreiber Heſſ. Amtsgerichts I.

[ ][  ][ ]

Seite 6.

Darmſtädter Dagblatt, Freitag, den 11. April 1924.

Rummer 102.

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Freltag, den 11. April 1924

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Nummer 102.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 11. April 1924.

Seite 2.

Aus der Landeshauptſiadt.
Darmſtodt, 11. April.
Ernannt wurden: am 4. April 1924 der Polizeiſekretär Johann
Kuch aus Sprendlingen (Kreis Offenbach) zum Polizeioberſekretär, der
Polizeiwachtmeiſter Johann Waldmann aus Weinheim (Kreis Alzeh)
zum Polizeiaſſiſtenten, die Polizeiwachtmeiſter auf Probe Heinrich
Ihrig aus Schöllenbach (Kreis Erbach) Wilhelm Klapp aus Weimar
und Leo Kramer aus Niederklein (Kreis Kirchhain) zu Polizeiwacht=
meiſtern
, ſämtliche mit Wirkung vom 1. April 1924; am 8. April 1924:
der Rechnungsdirektor bei der Buchhaltung des Miniſteriums der Finan=
zen
Adolf Wamſer zu Darmſtadt vom 1. April 1924 an zum Vor=
ſtand
der Buchhaltung des Miniſteriums der Finanzen mit der Amts=
bezeichnung
Finanzrat, und der Oberrechnungsrat Johannes Frank
zu Darmſtadt vom gleichen Zeitpunkt ab zum Rechnungsdirektor bei der
Buchhaltung des Miniſteriums der Finanzen.
Der neu ernannte Präſident des Statiſtiſchen Reichsamts Prof.
Dr. Wagemann, der zugleich Reichswahlleiter iſt, weilte dieſer
Tage in Darmſtadt, um dem Direktor der Zentralſtelle für die Landes=
ſtatiſtik
Dr. Meller in Darmſtadt ſeinen Antrittsbeſuch zu machen.
Heſſiſches Landestheater. Spielplanänderung. Infolge
Erkrankung von Joſeph Gielen wird heute, Freitag abend, im
Großen Haus nicht Lear, ſondern Prinz von Homburg gegeben.
Während der Karwoche finden keine Theatervorſtellungen ſtatt.
Die letzten Aufführungen vor Oſtern ſind im Großen Haus: Samstag,
6½ Uhr, Walküre, im Kleinen Haus: 7 Uhr, die Uraufführung
Giovanni und Annabella, Tragödie des Shakeſpearianers Ford, in
der Inſzenierung Guſtav Hartungs.
Kammermuſikabend Manecke. Der von Herrn Kammer=
muſiker
Manecke veranſtaltete Kammermuſikabend für
Gitarre mit Liedern zur Laute findet heute Freitag,
den 11. April, abends 8 Uhr, ſtatt.
Uraufführung am Heſſiſchen Landestheater. Die Urauf=
führung
von Gioranni und Annabella unter der Regie Guſtav
Hartungs findet am Samstag, den 12. April, abends
7 Uhr, im Kleinen Haus mit Gillis von Rappard und Eliſabeth
Lennartz in den Titelrollen ſtatt.
Die Volkshochſchule veranſtaltet am Sonntag, den 13. April,
vormittags 11 Uhr, in der Aula der Landes=Baugewerkſchule, Neckar=
ſtraße
3, eine Morgenfeier. Herr Dr. Robert Corwegh wird ſprechen
über das Thema Die Seele des Kindes. Frau Aga Zeh wird Kin=
derlieder
aus alter und neuer Zeit ſingen. Die Begleitung hat Herr
Carlo Emmel freundlichſt übernommen. Karten für Mitglieder zu
30 Pfg. und für Nichtmitglieder zu 50 Pfg. in der Geſchäftsſtelle, Wil=
helminenſtraße
3.
Aufführung des Stabat mater von Aſtorga, abends 8 Uhr, in der
St. Ludwigskirche durch den kath. Kirchenchor von St. Ludwig. Als So=
liſten
wirken mit Frau Joſefine Hermes, Frl. Cl. Herber, Herr Konzert=
ſänger
Franz Müller und Herr Hagner vom Landestheater. Die Orgel
ſpielt Herr Muſikdirektor Klaſſert; der Streichkörper iſt durch Herren
des Theaterorcheſters verſtärkt. Texte, aus deren Erlös die Koſten der
Aufführung gedeckt werden ſollen, ſind in der Buchhandlung Grieshei=
mer
, am Wilhelminenplatz, zu haben. Der Eintritt zur Aufführung iſt
im übrigen frei. Eine Wiederholung findet am Palmſonntag, nachm. 4 Uhr,
in der St. Eliſabethenkirche ſtatt. Zur Aufführung ſelbſt wird uns geſchrie=
ben
: Der Text iſt eine der fünf Sequenzen, die heute noch im katholiſchen
Meßbuch enthalten ſind. Die Dichtung iſt angeblich von Jacopone da
Todi (+r 1306) und unter die kirchlichen Gebete am Feſte der ſieben
Schmerzen Mariä aufgenommen. Unter den Vertonungen der Dichtung
nimmt die von Aſtorga (geb. 1681 in Palermo, geſt. 1736 in Prag) eine
hervorragende Stelle ein. Nach der Ueberlieferung mußte Aſtorga 1701
der Hinrichtung ſeines Vaters, eines ſizilianiſchen Edelmannes, der durch
Teilnahme an einem Aufſtand ſein Leben verwirkt hatte, beiwohnen. Die
tieferſchütterte Seele des Jünglings fand zeit ihres Lebens den Frohmut
nicht mehr; als ein Einſamer, Menſchenſcheuer führte Aſtorga ein un=
ſtetes
Wanderleben. Seine hervorragende muſikaliſche Begabung fand
in einem Kloſter in Aſtorga in Spanien gewiſſenhafte Pflege. Als
Sänger ſchätzte man ihn am Hofe des Herzogs von Parma außerordent=
lich
hoch. Mit zarter Tenorſtimme von eigenem Schmelz wußte er ſeine
Lieder wirkſam vorzutragen. Das Stabat mater ſchrieb Aſtörga in Eng=
land
, wo er ſich längere Zeit aufhielt. Die Muſik lehnt ſich eng an die
Gedanken des Textes an. Der Einleitungschor führt uns mit der Got=
tesmutter
unter das Kreuz ihres Sohnes. Mit leiſer Klage heben die
Streichinſtrumente an. Der Schmerz der Mutter des Gekreuzigten wird
in all ſeiner Herbheit und Schärfe vor unfere Seele geſtellt. Wie der
Schmerz ihre Seele durchdringt, malt eindringlich der Schlußſatz des
Chors vertransivit gladius . Mitleid erfaßt unſer Herz. In war=
men
Tönen ſchildert das Terzett die Gefühle der Anteilnahme. Dieſe
Gedanken werben durch das folgende Duett Sopran, Alt Tenor,
Baß noch vertieft. Der Hörer wird in die Betrachtung hereingezogen
und zum Mitgefühl ermuntert. Der Chor folgt dieſer Aufforderung.
In machtvoller Fuge kommt das Flehen, am Leid Mariens teilhaben zu
dürfen, immer eindringlicher zum Ausdruck. Die ganze Glut der Liebe
iſt in dem Mittelſatz facut ardeat cor meum in amondo Christum deum
ausgeſprochen. Damit iſt die Muſik zu ihrem erſten Höhepunkt ge=
langt
. In der nachfolgenden Arie wendet ſich die einzelne Seele wie=
der
an die Gottesmutter, mit der Bitte um Vertieſung des Leidgedankens
im eigenen Herzen. Die Betrachtung geht einen Schritt weiter; das
Leiden des Erlöſers ſelbſt wird jetzt ihr Gegenſtand. Das folgende Duett
Alt, Tenor vertieft dieſen Gedanken. Aus der Untermalung durch
die Orgel und Cellis aber ſpricht ſchon die ſichere Hoffnung, ja, der ſelige
Friede, die aus dem Leid des Erlöſers erwachſen. In dieſem Gedanken
findet das Werk im nächſten Chorſatz ſeinen zweiten Höhepunkt. Die
nachfolgende Baßarie ergeht ſich in ſeligem Beſchauen und fordert, ſelbſt
die Leiden Chriſti tragen zu dürfen. Der Schlußchor: ein großes Ge=
bet
. Aus der Teilnahme am Leid der Gottesmutter erſprießt die Palme
des Sieges über alles Erdenleid. Das anbetende Verſenken in den
Schmerz wechſelt zweimal mit dem Jubel über den Sieg, mit der frohen
Hoffnung auf die Glorie des Paradieſes. Im anſchließenden Amen zeigt
ſich Aſtorga noch einmal als Meiſter des Kontrapunktes.
Chöre und Solis ſind durch das ganze Werk von der Orgel geſtützt,
an manchen Stellen von den Cellis wirkſam unterſtrichen. Die Streich=
inſtrumente
verbinden die Gedanken des Textes und verleihen den Linien
mitunter höheren Glanz.
Familienabend der Turngemeinbe Darmſtadt 1846. Die Turnge=
meinde
Darmſtadt 1846 hat bei ihrem Familienabend ge=
zeigt
, daß ſie neben Pflege der Leibesübungen auch auf dem Gebiete
der Geſelligkeit Gutes leiſter. Eine große Anzahl ihrer Mitglieder
widmete ſich neben Turnen, Spiel und Sport dem Geiſtesturnen. Das
6mal zur Wiederholung gebrachte Münchener Feſtſpiel Friſch auf mein
Volk hat gezeigt, auf welcher Höhe ſich dieſes Gebiet entwickelt hat.
Bei der geſtrigen Veranſtaltung, welche durch die Ouvertüre Orpheus
in der Unterwelt von dem Turngemeinde=Orcheſter eingeleitet wurde,
kam das bekannte Luſtſpiel Der tolle Hund von E. E.
Niebergall in Darmſtädter Mundart zur Aufführung. Der In=
halt
dieſes Stückes dürfte bekannt ſein, um ſo mehr ſolches ſchon
früher auf der Landestheaterbühne gebracht wurde. Man war wirk=
lich
erſtaunt, in welcher Vollendung dieſer Vierakter abgeſpielt wurde.
Die Mitſpielenden entledigten ſich ihrer Aufgabe in hervorragender
Weiſe. Die Hauptrolle des Metzgers Knibelius, welche in den Hän=
den
des Turners Wilh. Schwarz lag, war eine vorzügliche Wiedergabe
der Niebergallſchen Idee, nicht minder die ſeiner Frau durch Turne=
rin
Frau Biſchoff. Die Kinder dieſes Ehepaares, Student Fritz ( Tur=
ner
H. Knörzer) Bärbel (Turnerin Lolo Schieferdecker), Karlchen
(Hans Wolff), ſchloſſen ſich in ihrer Darſtellung den beiden würdig an.
Ganz beſonders war die Erſcheinung und das Spiel des Bierbrauers
Puttel von Turner Fritz Engel, ebenſo diejenige ſeiner Frau Marga=
rethe
von Turnerin E. Weber. Das Sabinchen, ihre Tochter ( Tur=
nerin
R. Dingeldein), gab den beiden nichts heraus, ebenſo die
Figur und Spiel des Kammachers Nachtſchatten (Turner B. Beher)
der mit ſeinen Liebesanträgen und Aufdringlichkeiten glatt abblitzte.
Auch der zweite Liebhaber, der Schneidergeſelle Valentin (Turner H.
Bernau), gab ſein beſtes Können zur Schau. Die übrigen Mitſpie=
lenden
, Turnerin M. Dieter als Magd und die beiden Polizeidiener
(Turner Löffler und Haun), machten ihre Sache gut. Alles in allem, das
eſpielt, was nicht nur zur Anerkennung der

Mühe gab, das Luſtſpiel in vollendeter Form auf der Bühne zu zeigen,
und dies iſt ihm auf alle Fälle gelungen; die ihm überreichten Lorbee=
ren
hat Herr Göbel verdient. Das Turngemeinde=Orcheſter füllte die
Pauſen durch Militärmärſche aus. Der Leiter desſelben, Turner Gg.
Ploch, kann mit Stolz auf ſeine wackere Schar blicken, ohne Ueber=
hebung
darf man ſagen, daß ſich das Orcheſter in der kurzen Zeit ſei
nes Beſtehens vorzüglich ausgebildet hat. Es wäre zu wünſchen, daß
ſich noch mehr muſikbegabte Mitglieder demſelben anſchlöſſen, damit
deſſen Leiſtungsfähigkeit noch weitere Fortſchritte macht. Während
ider Pauſe gab der 1. Sprecher die Siege bei dem am Nachmittag auf
idem Hochſchul=Sportplatz Kreismeiſterſchafts=Waldlauf bekannt. Die
. Mannſchaft der T. G. D. 45 errang bei dem Mannſchaftslauf den
.: Sieg und erhielt den Titel Kreismeiſter, ebenſo konnte ſie ſich da=
Tdurch in den Beſitz des von der Regierung geſtifteten Wanderpreiſes
tſetzen. Verſchiedene Cinzelſiege wurden ebenfalls bekannt gegeben.
MMit Genugtuung darf die Turngemeinde Darmſtadt auf den geſtrigen
TTag zurückblicken, und wünſchen wir ihr auch weiterhin vollen Erfolg.
*Wie ich höre, ſoll das Luſtſpiel Der tolle Hund nochmals wiederholt
f=
werden
, was ſicherlich von vielen begrüßt würde.

Hauptverſammlung
des Darmſtädter Hausbeſitzervereins.
Man ſchreibt uns: Die diesjährige 20. Hauptverſammlung des Haus=
beſitzervereins
, war derart ſtark beſucht, daß Viele keinen Platz mehr
fanden. Nach Begrüßung der Verſammlung und Feſtſtellung der ord=
nungsmäßigen
Eiberufung erſtattete der Vorſitzende, Herr Stadtv.
Haury, den Jahresbericht, der, wie der Redner betonte, ſich mehr mit
der Gegenwart und der Zukunft beſchäftige, da ein langer Bericht über
die Vergangenheit ſich nicht mehr lohne. Die Mitgliederzahl ſei trotz
der ungünſtigen Verhältniſſe gegen das Vorjahr geſtiegen. Die Geſchäfts=
ſtelle
habe nur unter großen Opfern ſowohl ſeitens einzelner Mitglieder
als auch des Perſonals über die ſchwierige Zeit der Inflation aufrecht
erhalten werden können, wofür der Redner den Beteiligten im Namen
des Vereins den Dank ausſpricht. Die Inanſpruchnahme der Geſchäfts=
ſtelle
und deren Arbeitsleiſtung ſei eine derart umfangreiche, zumal auch
die Geſchäfte des Landesverbandes mitgeführt würden, daß der Außen=
ſtehende
kaum ermeſſen könne, welch große ſoziale Arbeit im Laufe eines
Jahres geleiſtet würde. Der Laie kenne ſich in dem Wirrwarr der ge=
ſetzlichen
Beſtimmungen, ſowohl im Miet= als im Steuerrecht, kaum
mehr aus.
Eingehende Würdigung fand die Feſtſetzung der letzten Mietpreiſe,
insbeſondere der Aprilmiete. Bekanntlich hat das Miniſterium für Ar=
beit
und Wirtſchaft für April die Betriebskoſten in Hundertſätzen feſt=
geſetzt
. Dem Miniſterium ſei in der Beratung vor der Feſtſetzung ein=
wandfrei
die tatſächliche Höhe der Betriebskoſten nachgewieſen worden.
Die Vertreter des Hausbeſitzes haben ſich energiſch gegen die Ein=
beziehung
des Waſſergeldes in die Hundertſätze gewehrt aus Gründen.
die jeder Vermieter und Mieter billigen muß. Das Miniſterium habe ſich
ſowohl an die Höhe der Betriebskoſten als auch an die Bedenken gegen die
Einbeziehung des Waſſergeldes nicht geſtört, ſondern 12 Proz. feſtgeſetzt,
obwohl nachweisbar mindeſtens 18 Prozent feſtgeſetzt werden müſſen.
Das Miniſterium habe damit wiederum gegen zwingende geſetzliche Vor=
ſchriften
verſtoßen und es ſei gegen die Feſtſetzung Beſchwerde eingelegt.
Der Redner bringt den entſtandenen Schriftwechſel zur Verleſung, in
dem u. a. das Miniſterium die etwas kühne Behauptung aufſtellt, der
Hausbeſitzer ſtände heute günſtiger als im Frieden. Der Landesverband
habe ſich ebenfalls mit der Frage befaßt, die Erregung im ganzen Lande
ſei die gleiche wie in Darmſtadt, in einer Reihe von Gemeinden ſei die
Schädigung der Hausbeſitzer eine noch größere, da vielfach 1914 das
Waſſergeld neben der Miete erhoben worden ſei.
Die Verſammlung trat einſtimmig einer vom Landesverband gefaß=
ten
Entſchließung bei, daß der Hausbeſitz es ablehne, ſolange Steuern
von den Mietern zu erheben, bis die Feſtſetzung der Hundertſätze den
geſetzlichen Beſtimmungen entſprechen würden. Der Hausbeſitzer müſſe
wieder einmal die Wahlkoſten tragen, denn auf ſeine Koſten ſolle die
große Maſſe bei Stimmung gehalten werden. Die Aengſtlichkeit des
Miniſteriums inbezug auf die Mietfeſtſetzung ſtehe im direkten Gegenſatz
zu der Großzügigkeit, mit der der Hausbeſitz, mit Steuern belaſtet werde.
Bei der Steuerbemeſſung ſpiele nur der Bedarf, nicht aber die Trag=
fähigkeit
eine Rolle, bei der Mietfeſtſetzung dagegen ſpiele der Bedarf
überhaupt keine Rolle.
Der Redner berichtete noch in längeren Ausführungen über die auf
dem am 29. und 30. März in München ſtattgefundenen Verhandlungen
des deutſchen Hausbeſitzer=Zentralverbandes und brachte die dort auf=
geſtellten
Leitſätze, die ſich auf den Abbau der Zwangswirtſchaft, die Miet=
zinsbildung
, das Mietenſchutzgeſetz und die Förderung der Neubautätig=
keit
in freier Wirtſchaft beziehen, zur Verleſung. Ueberall, ſowohl in
Regierungs= als in Hausbeſitzer= und Mieterkreiſen, habe man die Ueber=
zeugung
geſonnen, daß der Wohnungsnot nur durch die Neubautätig=
keit
in freier Wirtſchaft geſteuert werden könne.
Des weiteren behandelte Redner noch das Volksbegehren des Deut=
ſchen
Mieterbundes. Unter der falſchen Flagge Gegen die Goldmjeten,
Für den Wohnungsbau und Keine Aufwertung fordere man zur
Enteignung des Hausbeſitzes auf. Die Enteignung ſolle zugunſten der
öffentlichen Hand erfolgen. Da aber vorauszuſehen ſei, daß die Ge=
meinden
das nötige Geld nicht aufbringen würden, ſpringe der Deutſche
Mieterbund in die Breſche, denn die Mieter können verlangen, daß in
derartigen Fällen das Enteignungsrecht auf ſie übertragen wird. Um
möglichſt vorteilhaft die Rolle des verhaßten Hausagrariers übernehmen
zu können, ſei gleich der Uebernahmepreis beſtimmt. Er ſoll nur 25 Pro=
zent
des Wehrbeitragswertes betragen dürfen, bewege ſich alſo unter dem
Satz, den der Hausbeſitzer heute als Vermögenswert angerechnet be=
komme
. Solange die Enteignung nicht ſtattgefunden habe, ſolle an Stelle
des Eigentumsrechts die Verwaltungspflicht treten. Für Verzinſung ſei=
nes
Anlagekapitals und für ſeine Arbeit ſoll der Hausbeſitzer 10 Prozent
der Friedensmiete erhalten. Redner iſt der Ueberzeugung, daß jeder
anſtändig denkende Mieter die Zumurung, einer ſolchen Aufforderung zur
Enteignung zuzuſtimmen, mit Entrüſtung von ſich weiſt. Die Forde=
rung
des Mieterbundes beſchränke ſich übrigens nicht nur auf den Haus=
beſitz
. Der Hausbeſitz ſoll nur als erſter drankommen. Die trefflichen
Ausführungen des Redners wurden mit großem Beifall aufgenommen.
Nach Erledigung des Kaſſenberichts, der Vorſtandswahl uſw. hielt
der Rechtsbeiſtand des Vereins, Herr Rechtsanwalt Dr. Oppenhei=
mer
, ſeinen angekündigten Vortrag über die Dritte Steuernotverord=
nung‟
. Der Redner be ſtand es meiſterhaft, in der ihm zugemeſſenen
kurzen Zeit eine klare und dem Laien verſtändliche Aufrlärung über die
Verordnung, ſoweit ſie den Hausbeſitz betrifft, zu geben. Seine Aus=
führungen
nahm die Verſammlung mit großem Intereſſe und lebhaftem
Beifall entgegen, wie auch den letzten Vortrag des Herrn Geſchäftsführers
Ziegler über die Vermögensſteuer und die Richtlinien, die bei Ab=
gabe
der Steuererklärung zu beachten ſind.
Der Vorſitzende kam dann auf die bevorſtehenden Reichstagswahlen
zu ſprechen. Das Ergebnis war, daß den Hausbeſitzern empfohlen wird,
nur den Parteien die Stimme zu geben, die durch ihre ſeitherige Tätig=
keit
die Gewähr böten, daß ſie auch für die gerechten Belange des Haus=
beſitzes
eintreten würden.
Nach kurzer Ausſprache, wobei u. a. der Vereinsleitung der Dank
der Mitglieder ausgeſprochen und das Gelöbnis abgegeben wurde, daß
die Mitglieder Mann für Mann ſich hinter die Weiſungen des Vorſtan=
des
ſtellen würden, ſchloß der Vorſitzende in ſpäter Stunde die impoſant
verlaufene Verſammlung.

* Der Volksbund der Entrechteten hielt geſtern abend im Feier=
abend
=Saal eine Beſprechung mit Vertretern einzelner Organiſationen
ab. Der Vorſitzende eröffnete die Sitzung und gab ſeinem Bedauern
darüber Ausdruck, daß in einem Artikel in der Zeitung in irreführender=
weiſe
als Datum der Beſprechung der heutige Freitag angegeben war,
wodurch wohl ein Teil der eingeladenen Organiſationen nicht erſchienen
ſeien. Der Zweck des Volksbundes der Entrechteten, der aus dem
Hypothekengläubiger= und Sparer=Schutzverband hervorgegangen iſt, ſei
in erſter Linie der Kampf gegen die 3. Steuernotverordnung. Er könne
ſeiner Freude darüber Ausdruck geben, daß die Reichsgewerkſchaft der
Eiſenbahner und Anwärter in Baden ſich dahin ausgeſprochen haben,
daß die politiſchen Parteien verſagt haben und es daher zu begrüßen ſei,
wenn ſich die einzelnen Wirtſchaftsgruppen einer nicht auf parteipoliti=
ſcher
Grundlage ſtehenden Wirtſchaftsgruppe anſchließen würden. So=
dann
referierte Herr Dr. Schnerr über die am Dienstag in Stuttgart
ſtattgefundene Beſprechung der dortigen Verbände und die damit ver=
bundenen
Organiſationsfragen. Die Vertreter der mittleren Beamten=
gruppen
begrüßen für ſich das Programm des Volksbundes, bedauern
jedoch, vor Rückſprache mit der geſamten Organiſation kein abſchließen=
des
Urteil abgeben zu können. Jedenfalls iſt Redner der Anſicht, daß
ſich ſeine Organiſation der Wirtſchaftsgruppe ſicherlich anſchließen wird.
Ein Vertreter des Deutſchnationalen Handlungsgehilfenverbands gibt
davon Kenntnis, daß er keine Gelegenheit hatte, mit dem D.H.V. Rück=
ſprache
zu nehmen. Das Programm würde er ſehr begrüßen. Eine
weitere Ausſprache behandelte den Wert einer eigenen Gruppe im
Reichstage. Zum Schluß gab Herr Oberſt Wizoder Bericht über ſeine
Umfragen bei den Organiſationen. Daraus iſt zu entnehmen, daß die
Eiſenbahnerorganiſationen das Programm begrüßen, desgleichen die
Poſtorganiſationen. Mit Rückſicht auf die irreführende Mitteilung,
daß die Verſammlung erſte heute Freitag ſtattfinden ſollte, wird eine
weitere Beſprechung im Feierabend=Saal heute abend um 8 Uhr ab=
gehalten
, um den Organiſationen Gelegenheit zur Ausſprache zu geben.
Lokale Veranſtaltungen.
Die bterunter erſchelnenden Rotizer ſind ausfchlleßlich als Hinwelle auf Angolgen zu betrachten,
in leinem Falſe irgendwie als Beſprechung oder Kritik.
Männergeſangverein Teutonia. Samstag, den
12. April, abends (Saalöffnung 6 Uhr), Frühlingsfeſt mit Tanz und
Theater im Konkordiaſaal. Als Theater wird eine Uraufführung Ein
Vöglein ſang im Lindenbaum gegeben. (S. Anz.)
C.V.JM. Wartburgverein, Darmſtadt, Liebfrauenſtr. (
(Gemeindehaus Martinsgemeinde). Am Freitag, abends 8½ Uhr, ſpricht
im Wartburgverein Herr Diakon Pedig aus Bethel über Seine Erleb=
niſſe
in franzöſiſcher Gefangenſchaft und über ſeine Flucht. Mitglieder,
Familienangehörige und Gäſte ſind herzlich eingeladen.
Chriſtlicher Verein junger Männer. Darmſtadt,
V. (Infanteriekaſerne in der Alexanderſtraße). Nächſten Sonntag,
abends 81 Uhr, ſpricht unſer neuer Sekretär Rein Frank über Jeſu
Gebetsleben‟. Der Abend findet mit Angehörigen ſtatt. Ebenſo iſt
jeder junge Mann dazu herzlich eingeladen.
Wir verweiſen auf das in dem Inſeratenteil dieſer Nummer bekaunt
gemachte öffentliche Preisſchießen der Schützengeſellſchaft
Tell. Darmſtadt.

5000 Mk. Belohnung für Aufdeckung
von Falſchgeldwerkſtätten.
In den letzten Monaten ſind gerade in Heſſen und Frankfurt a. M.
in größeren Mengen falſche Reichs=Goldanleiheſtücke aufgetaucht. Es
handelt ſich meiſt um recht geſchickt nachgeahmte Stücke über 1 und
5 Dollar.
In weiten Kreiſen ſcheint es noch unbekannt zu ſein, daß die
Reichsſchuldenverwaltung in Berlin SW. 68, Oranien=
ſtraße
106/109, namhafte Geldmittel für ſolche Perſonen zur Verfügung
hat, die zweckdienliche Angaben über das Vorhandenſein von Werkſtätten
zur Anfertigung falſcher Goldanleiheſtücke, Herſtellern, ſowie Verbreitern
von ſolchen Stücken machen. Es können Summen bis. 5000
Goldmark als Belohnung gewährt werben. Das zu er=
ſtrebende
Ziel iſt die Aufdeckung und Unſchädlichmachung der Werkſtatt
ſelbſt. Allerdings iſt die Erreichung dieſes Erfolgs nicht ſo einfach. Wie
die Erfahrungen der vielen zur Aufklärung gelangten Falſchgeldperbre=
chen
lehren, wird über die Lage der Werkſtatt das tiefſte Geheimnis von
den Verbrechern bewahrt. Trotzdem läßt ſich der Betrieb einer Falſch=
geldfabrik
nicht völlig unſichtbar und geräuſchlos geſtalten. Es läßt ſich
nun einmal nicht umgehen, daß eine Druckmaſchine in Tätigkeit tritt.
Und dieſe Maſchine verurſacht Lärm. Meiſt ziehen ſich deshalb die
Falſchmünzer in die verſchwiegenſten Winkel zurück. Aber bei ſcharfer
Aufmerkſamkeit des Publikums wird es ihnen doch nicht gelingen, völlig
unbemerkt zu bleiben. So ſind Verbrecher, die nur zur Nachtzeit auf
Maſchinen druckten, die im Keller eines Hauſes in Berlin auf beſonders
ſchalldämpfenden Unterlagen aufgeſtellt waren, durch das von Mitbewoh=
nern
des Hauſes trotzdem vernommene Geräuſch zur Anzeige und dann
zur Verhaftung gebracht worden. Die in den Städten zum Teil aus der
Wohnungsnot, zum Teil jedoch auch aus der ſtärkeren Gefahr, beobachtet
zu werden, ſich ergebenden Schwierigkeiten haben öfters Verbrecher ver=
anlaßt
, ſich in einſame Gegenden, in Sommerfriſchen, Dörfer, einſame
Landhäuſer zurückzuziehen. Wie verheimlichen aber die Verbrecher die
Anweſenheit der mitgebrachten Maſchinen? In einem Falle hatten ſie
ſie ſtückweiſe in der Dunkelheit herbeigeſchafft und an Ort und Stelle zu=
ſammengeſetzt
. In einem anderen Falle wieder hatten die Verbrecher,
um unbequemen Fragen auszuweichen, von vornherein den Nachbarn
von ihrer Abſicht Kenntnis gegeben, in der Stille eine neue Erfindung,
die ganz geheim bleiben ſollte, auszuprobieren. Trotzdem wurde durch)
die Aufmerkſamkeit des Publikums das Verbrechen entdeckt und die Ver=
brecher
beſtraft.
Aber nicht nur die tätige Mithilfe des Publikums, auch durch Mit=
wiſſer
und Mittäter ſind vielfach geplante Münzverbrechen ſchon vor
ihrer Ausführung verhindert worden. Die Herſtellung von falſchen Bank=
noten
und Anleiheſtücken kann nicht von einem Falſchmünzer allein vor=
genommen
werden. Es ſind zu viele Spezialkenntniſſe, insbeſondere z. B.
ſolche der Photographie, des Steindrucks, der Galvanoplaſtik erforder=
lich
. Gerade die Zeiten der Arbeitsloſigkeit werden von Falſchmünzern
benutzt, um durch das Verſprechen ungeheurer Gewinne ſonſt ehrliche
Fachleute zur Mitarbeit zu bekommen. Dieſe Gewinne bleiben meiſt
aus. Die Anzeige des Verſuchers aber bringt dem Verführten eine ſichere
Belohnung und vor allem befreit ſie ihn von dem ſtändig auf ihm laſten=
den
Druck der Gefahr des Entdeckt= und Beſtraftwerdens.
Wenn irgendwo Zweifel über die Echtheit von Scheinen beſteht, ſo
kann genaue Auskunft bei der Kriminalabteilung, Zimmer, 5, eingeholt
werden, woſelbſt auch Falſchſcheine eingeſehen werden können.
Die echten Stücke der Schatzanweiſungen des Deut=
ſchen
Reichs über 4,20 Mk. Gold 1 Dollar; haben fol=
gende
Merkmale: Größe 10X16 Zentimeter; Waſſerzeichen
RSV und HPDS mit Bindelinien; Untergrund gelb, ſehr zartes
Netz aus ſpitzwelligen Linien; Beſchriftung: Schwarz, klarer ſatter
Druck. Nur eine Schriftart in verſchiedenen Größen und Stärken.
Numerierung: Obere Zahl mit Standlücken zwiſchen je 3. Ziffern.
Stempel mit der Umſchrift Reichsſchuldenverwaltung‟. Die Adler
blicken nach links. Rückſeite: Letztes Wort in der erſten Zeile
Reichs= Die Seite hat 14 Zeilen.
Die Fälſchungen beſtehen in zwei Sorten, und zwar:
Erſte Sorte: Waſſerzeichen: Es kommen Scheine ohne Wafſerzeichen und
mit ornamentalen Waſſerzeichen vor; Untergrund ähnlich, aber zerriſſen.
Beſchriftung: Schriften etwas zu groß und abweichend: Druck ver=
ſchmiert
. Bei dem Wort Zins über dem Ausfertigungsnamen fehlt
der Bindeſtrich. Rand: Die Ornamente laufen in umgekehrter Richtung
Numerierung: Bisher bekannte Stücke durchgängig mit Nr. 127.317.
ohne Standlücken. Zweite Sorte: Größe: Nur 15,7 Zentimeter
breit. Waſſerzeichen: Es kommen zwei ornamentale Muſter vor. Die
Numerierung: Bisher bekannte Stücke durchgängig mit Nr. 12 778
oder Nr. 12507 . . . und drei weiteren variierenden Stellen. Zwiſchen
der 5. und 6. Ziffer fehlt die Standlücke. Die letzten drei Ziffern ſind
beſonders angedruckt. Nückſeite: Bei dem Wort einſchließlich in der
erſten Zeile des dritten Abſatzes ſteht das ß fchief.

Prof. Dr. J. Schneider . Unter einem zahlreichen Trauergefolge
brachte man am Dienstag einen Lehrer unſeres Realgymnaſiums zu
Grabe, der bei Schülern wie Amtsgenoſſen gleicherweiſe beliebt und
geſchätzt war. Nach der Einſegnung durch Pfarrer Rückert gab der Leiter
der Anſtalt, Oberſchulrat Ritſert, ein kurzes Lebensbild des Heim=
gegangenen
. Nach Vollendung ſeines Studiums der Mathematik und
Phyſik wurde Dr. Schneider zunächſt Aſſiſtent des weltberühmt gewor=
denen
Prof. Roentgen an der Univerſität Gießen, mit dem ihn bis zu
deſſen Tod eine dauernde Freundſchaft verband und der ſeiner noch im
Teſtament durch ein Ehrengeſchenk freundlich gedachte. Nach kurzer Lehr=
tätigkeit
in Mainz wurde er nach Darmſtadt verſetzt, wo er von 1890 bis
jetzt auf das Gewiſſenhafteſte in Segen wirkte. Geſchätzt waren ſeine
Arbeiten auf dem Gebiete der Metereologie. Auch den Prinzeſſinnen des
Großh. Hauſes Phyſikunterricht zu erteilen, war er eine Zeitlang be=
rufen
. Bei der Schlußkonferenz des Schuljahrs traf ihn ein todbringen=
der
Schlaganfall. Der Darmſtädter Philologenverein ließ einen Chren=
kranz
durch ſeinen Vorſitzenden Studienrat Pfersdorff niederlegen, der
beſonders betonte, wie der Entſchlafene erfüllt war von hohem Stolze
auf ſeine Wiſſenſchaft, aber auch von Demut in dem Glauben, daß man
das Unerforſchliche ſtill verehren müſſe. Endlich legte der Sprecher des
Wingolfs, Prof. Knoll, ihm das ſchwarz=weiß=goldene Band auf den
Sarg unter dankbarer Anerkennung der Treua, die er ſeinen Farben
88 Semeſter lang gehalten durch das Gold ſeines ſonnigen Gemüts, die
Reinheit ſeines anſpruchsloſen Wandels und den ernſten chriſtlichen
Glaubensgrund. Auch Schüler ehrten ihren Lehrer durch Blumen=
ſpenden
. R. i. p.

Lt. Deutſch=Orden. Man ſchreibt uns: Ein Beweis, wie ſehr die
Beſtrebungen des Ordens auf fruchtbaren Boden fallen, bot der letzte
Kommendeabend. Vor überfülltem Saale eröffnete der Komtur der
Kommende Darmſtadt den Abend und gedachte in erſter Linie unſeres
Altreichskanzlers Bismarck. Wie immer, ſo konnte auch jetzt wieder
eine große Anzahl Herren als Ordensbrüder aufgenommen werden,
während eine noch größere Zahl als Junker oder Knappen beizutreten
wünſchen. Nach der feierlichen Ablegung des Ordensgelübdes ergriff
Herr Profeſſor Dr. Berger das Wort zu einem Vortrag über Welt=
bürgertum
und Nationalgedauke‟, Redner bewies an Hand der Ge=
ſchichte
, wie immer wieder deutſche Phantaſten an ein Weltbürgertum
glaubten und in Gedanken daran Volk und Vaterland verrieten. Immer
wieder ſehen wir die Augen einzelner Deutſcher auf Paris gerichtet,
von wo für uns immer nur Unheil kommen kann. Und wenn einmal
eine nationale Einigung, hervorgerufen durch dringende Not, zuwege
zu kommen ſchien, dann waren es dieſe Phantaſten, die in geſchickter
Weiſe dieſe Regung zu unterdrücken wußten. Dieſer Gedanke des Inter=
nationalen
war ſchuld an dem Schmachfrieden ton Verſailles. Nur ſei=
ten
ſiegte in Deutſchland der National=Gedanke, wenn er aber ſiegte,
dann war es ein durchſchlagender Sieg von unendlicher Tragweite und
großem Erfolge für unſer Deutſchtum. Sobald aber das National=
bewußtſein
wiedev erſchlaffte, traten die Rückſchläge ein, die die koſtbaren
Früchte zu vernichten drohten. Wie augenblicklich, ſo war es auch da=
mals
, daß uns Deutſchen alles, was vom Ausland kam, mochte es nocht
ſo ſinnlos ſein, beſſer ſchien als das, was deutſcher Geiſt und deutſche
Arbeit leiſteten. Nur ein national denkendes Volk kann in der Welt die
Achtung haben, die es verdient. Darum iſt es eine unſerer erſten
Pflichten, an der Wiedergeburt des nationalen Gedankens bis zum end=
gültigen
Siege zu arbeiten. Der von heißer Liebe zum Vaterland
getragene Vortrag fand allgemeinen großen Beifall. Auch die ſehr rüh=
rige
Ordenskapelle trug durch ihre alten Armeemärſche zum Gelingen
des Abends weſentlich bei. Bei dem ſich anſchließenden gemütlichen Teil
zeigte es ſich klar und deutlich, daß der Brudergedanke die Formen an
nimmt, die der Orden zur Erreichung ſeiner hohen Ziele benötigt: ohne
Rückſicht auf Partei oder Stand derlebten die Brüder im Kreiſe gleid,
geſinnter Männer noch einige gemütliche Stunden.
Orpheum. Es wird beſonders darauf hingewieſen, daß am näch=
ſten
Sonntag, 13. April (Palmarum), als dem heſſiſchen Bußtag, zufolge
geſetzlichen Verbots keine Vorſtellung ſtattfindet.

Adreßbuch 1924. Der alphabetiſche Straßenteil, umfaſſend die
Heinrich=Wingertsweg bis einſchließlich
Hölgesſtraße, liegt in der Zeit vom 11. bis einſchließlich 14. Apri
im Zimmer 23 des Stadthauſes während der Dienſtſtunden zur Einſicht
auf. Es wird gebeten, von dieſer Gelegenheit, etwaige Irrtümer berich=
tigen
laſſen zu können, Gebrauch zu machen.

[ ][  ][ ]

Seite 8.

Einkommens= und Körperſchafts=Steuer,
Porauszahlungen und Voranmeldungen
für 1. Kalendervierteljahr 1924
im April 1924.
Die amtliche Bekanntmachung war in Nr. 96 vom 5. April enthalten.
Zur Erläuterung ſei bemerkt:
I. Vorauszahlungs= und voranmeldungs=
pflichtig
ſind:
1. Perſonen, die in einem Vorauszahlungsabſchnitt (hier alſo im erſten
Kalendervierteljahr 1924) Einkünfte aus:
a) Gewerbebetrieb einſchließlich Bergbaues,
b) Grundbeſitz (Vermietung, Verpachtung, aber nicht aus land= oder
forſtwirtſchaftlichem Betriebe),
c) freien Berufen und anderer ſelbſtändiger Arbeit,
0) ſonſtigen Einnahmen im Sinne der §S 5, 11 Eink. St. G. bezogen
haben.
Zu ad nur, wenn die Bruttoeinkünfte insgeſamt mehr als
500 Mk. betragen haben.
2. Perſonen, die in einem Kalendervierteljahr Brutto=
arbeitslohn
von mehr als 2200 Mk. bezogen haben, ſowie Perſonen,
die im gleichen Zeitraum Arbeitslohn und Einkünfte der unter a, b,
e und d bezeichneten Art bezogen haben, wenn der Bruttoarbeits=
lohn
unter Hinzurechnung der Bruttoeinkünfte mehr als 2000 Mk.
betragen hat.
3. Offene Handelsgeſellſchaften und Kommanditgeſellſchaften für ihre
Geſellſchafter, Kommanditiſten uſw., wenn die Betriebseinnahmen
mehr als 500 Mk. betragen haben.
4. Körperſchaftsſteuerpflichtige Erwersgeſellſchaften, wenn die Be=
triebseinnahmen
mehr als 500 Mk. betragen haben.
Außerdem iſt zur Abgabe einer Voranmeldung jeder vom Fiuanz=
amt
beſonders aufgeforderte Pflichtige verpflichtet. Dieſe Auffor=
derung
kann ſich auch auf die Höhe des Verbrauchs erſtrecken.
II. Höhe der Vorauszahlung:
1. Bei Gewerbetreibenden betragen die Vorauszahlungen grund=
ſätzlich
2 v. H. der Betriebseinnahmen nach Abzug der Löhne und Ge=
hälter
, ſoweit ſie dem Steuerabzug unterliegen. Zur beſſeren Anpaſſung
an das mutmaßliche Einkommen ſind für verſchiedene Erwerbszweige
Sonderbeſtimmungen getroffen:
a) Induſtrie: Einkommenſteuerpflichtige Einzelperſonen können,
ohne die Löhne und Gehälter im einzelnen nachweiſen zu müſſen, hier=
für
einen Pauſchalbetrag von 25 v. H. der Betriebseinnahmen
abziehen und vom Reſt 2 v. H. ohne weitere Abzüge zahlen; körper=
ſchaftsſteuerpflichtige
induſtrielle Erwerbsgeſellſchaften können monatlich
1 v. T. ihres Vermögens entrichten.
b) Handwerk: Handwerker zahlen grundſätzlich 1,2 b. H. der
Betriebseinnahmen ohne jeden Abzug. Für gewiſſe Gruppen (Bäcker,
Metzger, Maurer, Zimmerer, Schirmmacher, Seiler) gilt ein ermäßigter
Satz von. 0,8 v. H. der Betriebseinnahmen ohne jeden Abzug. Reine
Brotbäckereien, die nur an Wiederveräußerer verkaufen und kein Laden=
geſchäft
haben, zahlen 0,6 v. H. Dagegen gilt ein erhöhter Satz von
2 v. H. ohne jeden Abzug für folgende Handwerker: Bandagiſten, Deko=
rateure
, Büchſenmacher, Friſeure, Gärtner, Konditoren, Kürſchner, Meſ=
ſerſchmiede
und =ſchleifer, Modiſtinnen, Optiker, Poſamentiere, Sticker,
Putzmacherinnen, Schiffbauer, Schneider, Schornſteinfeger, Tapezierer,
Vernickler, Wäſcherei und Plätterei.
c) Großhandel: Der Binnengroßhandel zahlt grundſätzlich
1 v. H. ohne jeden Abzug. Für eine Reihe von Artikeln für Ein= und
Ausfuhrhandel gelten weiter ermäßigte Sätze.
d) Einzelhandel: Der Satz beträgt bei reinem Lebensmittel=
handel
0,7 v.H., im übrigen 1,2 v.H., im gemiſcht=Warenhandel 0,95 v.H.
e) Gaſtwirte: Solche und Schankwirte entrichten regelmäßig
1,5 v. H. der Geſamteinnahmen abzüglich der dem Steuerabzug unter=
worfenen
Löhne und Gehälter, der gemeindlichen Fremden= und Be=
herbergungsfteuer
, ſowie der Gemeindegetränkeſteuer.
2. Für Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung, aus freiem
Berufe und anderer ſelbſtändiger Arbeit, aus ſonſtigen Einnahmen (z. B.
Renten. Spekulationsgewinnen) bemeſſen ſich die Vorauszahlungen nach
dem Ueberſchuß der Einkünfte über die Werbungskoſten. Hiervon ſind
zu zahlen: von den erſten 2000 Mk. des Ueberſchuſſes 10 v. H., von den
weiteren Beträgen 20 v. H. Der Satz von 10 v. H. ermäßigt ſich jedoch
um 1 v. H. für jeden zu berückſichtigenden Familienangehörigen. Gleiche
Regelung gilt für Angehörige beſtimmter anderer Erwerbsgruppen
(z. B. Bücherreviſoren, Dentiſten, Frachtführer, Handelsmakler, Handels=

agenten, Rechtskonſulenten, Spediteure).

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 11. April 1924,

Nummer 102.

3. Für Lohnſtenerpflichtige, die in einem Kalendervierteljahr nur
Arbeitslohn von mehr als 2200 Mk. oder Arbeitslohn und Einkünfte der
in Z. 2 bezeichneten Art von zuſammen mehr als 2000 Mk. bezogen
haben, gilt der gleiche Steuerſatz wie für Angehörige der freien Beruſe.
Auf den Vorauszahlungsbetrag wird aber die bereits durch Abzug vom
Arbeitslohn entrichtete Steueu angerechnet.
III. Mindeſtbetrag der Voranszahlungen.
Dieſer iſt auch dann zu zahlen, wenn die nach II. ordnungsmäßig
errechneten Beträge geringer ſind. Die Mindeſtbeträge bemeſſen ſich
a) bei phyſiſchen Perſonen nach dem Verbrauch.
Hat im erſten Kalenderquartal 1924 der Verbrauch mehr als 2000 Mk.
betragen, ſo ſind don den erſten 2000 Mk. des Verbrauchs 10 v. H. unter
Berückſichtigung der Ermäßigungen nach dem Familienſtand, von den
weiteren Beträgen des Verbrauchs 20 v. H. zu zahlen, wenn der ſo er=
rechnete
Betrag um mindeſtens 25 Prozent größer iſt als der nach den
allgemeinen Vorſchriften errechnete Vorauszahlungsbetrag.
Beiſpiel: Ein Unverheirateter hat an Vorauszahlungen für
1. Quartal 1924 nach den allgemeinen Vorſchriften 500 Mk. zu zahlen.
Sein Verbrauch hat 5000 Mk. betragen, davon wären 800 Mk. zu zah=
len
. 800 Mk. ſind um ein Viertel höher als 500 Mk., infolgedeſſen hat
dieſer Pflichtige von ſich aus 800 Mk. unter etwaiger Anrechnung der
bereits für dieſes Quartal geleiſteten Vorauszahlungsbeträge zu ent=
richten
;
b) bei Erwerbsgeſellſchaften nach dem Vermö=
gen
. Solche, die nicht nach dem Vermögen, ſondern nach den Betriebs=
einnahmen
abzüglich der Löhne und Gehälter Vorauszahlungen leiſten,
haben mindeſtens 0,5 v. T. ihres Vermögens zu zahlen.
IV. Verpflichtung zur Leiſtung von Vorauszahlun=
gen
ohne Abgabe einer Voranmeldung.
Wer mehr als 5 Mk. an Vorauszahlungen zu leiſten hat, weſſen
Betriebseinnahmen im Sinne von I. 1 ad aber weniger als 500 Mark
betragen, iſt zwar zur Leiſtung von Vorauszahlungen, aber nicht zur
Abgabe einer Voranmeldung verpflichtet.
Es gilt die einwöchige Schonfriſt, die vom 10. April 1924
an läuft.

Aus Heſſen.

* Roßdorf, 10. April. Am Sonntag, den 13. April, nachm. 2 Uhr,
ſoll nun beſtimmt die bereits angekündigte Glockeneinweihung
ſtattfinden. In feierlicher Weiſe iſt die Einweihung gedacht. Alle hie=
ſigen
Vereine ſowie alle Schulklaſſen verſammeln ſich um 1½ Uhr an der
Kirche. Nach Aufſtellung des Feſtzuges marſchiert dieſer um 2 Uhr zum
Bahnhof. Der Zug bewegt ſich dann unter Muſikbegleitung durch ſämt=
liche
Ortsſtraßen bis zur Kirche. Sämtliche Geſangvereine werden hier
den Chor Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre zum Vortrag bringen.
Herr Pfarrer Berck hält die Feſtrede. Man freut ſich hier allgemein auf
den Feſttag. An Oſtern werden wir die Glocken läuten hören.
Roßdorf, 10. April. Nach langer Wartezeit erhält nun auch
unſere Gemeinde ihre neuen Glocken und zwar zu der einen vor=
handenen
3 neue. Leider kann die kleinſte erſt nach Oſtern geliefert wer=
den
, da deren Guß nichtg anz gelang. Die beiden großen treffen in den
nächſten Tagen ein und ſollen am Sonntag nachmittag um 2 Uhr von
der Gemeinde in feierlichem Zuge vom Bahnhof zur Kirche heraufgeholt
werden. Der Zug ſtellt ſich an der Kirche um ½2 Uhr auf. In der Kar=
woche
werden dann die Glocken aufgehängt, mit den neuen elektriſchen
Läutemaſchinen verbunden und am Oſterſonntag geweiht. Die ſämt=
lichen
Koſten werden durch freiwillige Spenden aufgebracht.
Ober=Ramſtadt, 9. April. Am Samstag, den 12. April, findet im
Löwen ein Konzertabend des Odenwaldklubs ſtatt. Auswärtige und
hieſige Kräfte werden mitwirken. Das Theodor Körnerſche Drama
Joſeph Heiderich wird durch Mitglieder des Deutſchordens aufgeführt,
ſo daß jedermann ein genußreicher, ſchöner Abend in Ausſicht geſtellt
werden kann.
Von der Bergſtraße, 9. April. In den letzten 4 bis 6 Jahren
ſind zahlreiche Mädchen nach Holland gereiſt, um dort in den Dienſt zu
treten. Da ſie mit Gulden entlohnt wurden, haben ſich die Mädchen, im
Verhältnis zu unſerem Papiergeld bedeutend beſſer geſtellt und recht
beträchtliche Summen erſpart. Leider haben aber viele, die ihr Geld
durch Angehörige auf deutſchen Sparkaſſen und Banken einlegen ließen,
dieſes jetzt zum großen Teil, wenn nicht ganz, verloren, denn dieſe
Geldinſtitute ſind zurzeit nicht in der Lage Rückzahlungen zu machen.
Auch kehren die Mädchen fetzt wieder allmählig in die Heimat zurück, da
es, infolge der Geldverhältniſſe, faſt gar keinen Wert mehr hat, in den
bisher valutaſtarken Ländern, beſonders in Holland, ſich etwas zu ver=
dienen
.

Auerbach, 9. April. Urlaubsverlängerung. Herr Pfar=
rer
Eßlinger, der ſchon mehrere Monate krankheitshalber beurlaubt iſt,
erhielt einen weiteren Urlaub von einem Vierteljahr.
Mörfelden, 9. April. Holzverſteigerung. Der Ge=
meinderat
hat beſchlofſen, das noch im Gemeindewald vorhandene Holz
unter die hieſigen Einwohner, bei günſtigen Zahlungsbedingungen, zu
verſteigern.
Offenbach, 10. April. Geſtern abend fanden Spaziergänger im Walde
hinter der Tempelſeemühle einen Mann erhängt an einem Baum
vor. Wie durch die herbeigerufene Polizei feſtgeſtellt wurde, handelt es
ſich um den Werkmeiſter F. B. von hier, der in der Bachſtraße wohnt
und der ſich vor einigen Tagen von zu Hauſe entfernt hatte. Er ſoll
nach Angabe ſeiner Angehörigen ſchwermütig geweſen ſein und ſich ſchon
längere Zeit mit Selbſtmordgedanken getragen haben. Die Leiche wurde
anerkannt und nach dem hieſigen Friedhof verbracht. Zwei Fahr=
raddiebe
. Der Kriminalpolizei iſt es gelungen, zwei junge Leute,
und zwar den 21jährigen Wilhelm Sohna und den 22jährigen Karl =
bel
, beide hier wohnhaft, wegen Fahrraddiebſtahls feſtzunehmen. Die
Genannten haben in der letzten Zeit drei Fahrräder und ein Motorrad
gegen Abend geſtohlen. Die geſtohlenen Räder und das Motorrad wur=
den
gefunden und den Eigentümern zurückerſtattet. Sohng und Göbel
wurden dem hieſigen Amtsgericht zugeführt.
Bad=Nauheim, 10. April. Preſſebeſuch in Bad= Nau=
heim
. Eine Anzahl Preſſevermeter, die berufliche Pflichten nach Frank=
furt
a. M. geführt hatte, benützte die günſtige Nähe Bad=Nauheims, um
die Unraſt des Meſſetreibens für einige Stunden mit der friedvollen
Ruhe dieſes freundlichen Erdenwinkels zu vertauſchen. In die Begrü=
ßung
und Führung der Beſucher teilten ſich Bad= und Kurdirektor von
Boehmer und Oberbaurat Berck. Die Gäſte ſprachen ihre hohe Befrie=
digung
über die gewonnenen Eindrücke aus, insbeſondere über die muſter=
gültigen
Bade= und Trinkkucanlagen, den Reichtum und die Vielſeitig=
keit
der ſportlichen, geſellſchaftlichen und künſtleriſchen Unterhaltungs=
möglichkeiten
. Der Beſuch erhielt ſeinen reizvollen Schlußpunkt durch
einen feſſelnben Blick vom Johannisberg auf die von der Frühlings=
ſonne
überſtrahlte anmutige Gaatenſtadt, in der ſich das erſte Leben der
neuen Kurzeit ſchon ſehr fühlbar zu regen beginnt.
e. Gießen, 9. April. Ein ſchwerer Verluſt droht der theologi=
ſchen
Fakultät der Landesuniverfität durch die Verufung des Theologie=
Profeſſors D. Dr. Schian nach Breslau. Er ſoll dort das Amt eines
Superintendenten der Provinz Schleſien übernehmen. Danit würde
Prof. D. Dr. Schian in ſeine Heimat zurückberufen, denn er iſt in Liegnitz
geboren.
e. Gießen, 9. April. Der Deutſche Radfahrerbund veranſtal=
tet
im Juli hier ein großes Radfahrerfeſt; damit verbindet der hieſige
Nadklub Germania ſein 25jähriges Jubiläum. Als Feſtplatz dient der
Oswaldsgarten.
* Lich, 9. April. Ein äußerſt frecher Diebſtahl wurde bei
einem Metzger ausgeführt, dem nachts eine fette Kuh aus der Hofraite
geholt wurde. In einem Nachbarort boten ſie das Tier zum Verkauf
an und ſtellten es ein. Einer der Diebe hat mit der Dienſtmagd ein
Verhältnis gehabt, dieſe wurde wegen Verdachts der Hehlerei verhaftet.
O Lich (Oberh.), 9. April. Diebſtahl. Einem hieſigen Metzger
wurde in einer der letzten Nächte eine Kuh aus dem Stall geſtohlen.
e. Lauterbach, 9. April. Auf Veranlaſſung des Kreisſchulamtes fin=
der
vom 22. bis 26. April in unſerer Stadt eine Arbeitsſchul=
woche
ſtatt. Voraus geht in der Karwoche ein Handfertigkeitsunter=
richt
. In der Schule zu Lauterbach und Blitzenrod werden Unterrichts=
übungen
abgehalten.
1. Grünberg, 9 April. Unſere Realſchule hat ſich in den letzten
Jahren vorzüiglich entwickelt und zählt jetzt 234 Schüler. Seitens der
Stadt und Bürgerſchaft ſind Beſtrebungen im Gange, an Oſtern eine
weitere Klaſſe aufzubauen, und zwar Unterprima. Von den Schülern
ſtammen nur 81 aus Grünberg, die übrigen aus der Nachbarſchaft.

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[ ][  ][ ]

Rummer 102.

Familiennachrichten

Ihre am Samstag, den 12. April 1924,
nachm. 2 Uhr, in der Stadtkapelle ſiatt=
findende
Trauung beehren ſich anzuzeigen
Line Kirchmann
Ludwig Bergſträßer
Darmſtadt
Kiesſtraße 42
Wſenerſtraße 41

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 11. April 1924.

Seite 9.

Die glückliche Geburt
einer Tochter zeigen
erfreut an
Zahnarzt Oestreicher
und Frau Eugenie
geb. Haas
Darmstadt, den 8. April 1924

Todes=Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es
gefallen, unſeren lieben Sohn
Willy
im Alter von 17 Jahren nach ganz
kurzem Krankſein, wohlvorbereitet
mit den heiligen Sakramenten, zu
ſich in die Ewigkeit aufzunehmen.
Darmſtadt, 10. April 1924.
Die trauernde Familie:
Friedrich Albrecht
Pankratiusſtr. 8.
Die Beerdigung, findet Samstag,
den 12. April, nachm. 2 Uhr, auf
dem Waldfriedhof ſtatt. Zuſam=
menkunft
½2 Uhr nachmittags an
der Sperre.
Seelenmeſſe Samstag 7 Uhr
St. Eliſabeth. (*10683

Todes=Anzeige.
Hierdurch machen wir die trau=
rige
Mitteilung, daß heute nach
kurzem Krankenlager mein lieber
Mann, unſer lieber Vater, Bruder,
Onkel, Schwiegerſohn u. Schwager
Herr
Leopold Oppenheimer
im 56. Lebensjahre ſanft entſchla=
(4645
fen iſt.
Für die trauernden Hinterbliebenen:
Fran Auguſte Oppenheimer
und Kinder.

den 13. April, vorm. 10 Uhr, ſtatt.

Nach ſchwerem mit unſäglicher Geduld
ertragenen Leiden verſchied unſere liebe Mutter,
Schwiegermutter, Großmutter und Tante

geb. Stolzenbach.
Die trauernd Hinterbliebenen.
Darmſtadt, Frankfurt a. M., Caſſel,
den 9. April 1924.
Die Beiſetzung findet dem Wunſche der Verblichenen
gemäß in aller Stille ſiatt. (*10631

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[ ][  ][ ]

Setie 10.

Darmſtädter Dagblatt, Freitag, den 11. April 1924

Nummer 102.

Frankfurter Meſſe.
Das Haus der Technik.
Von unſerem Sonderberichterſtatter.
brk. Weite Hallen, durchflutet von viel Licht, ſind das Cha=
rakteriftikum
moderner Induſtriebauten, im Gegenſatz zu den
engen, rauchgeſchwärzten, düſteren Arbeitsſtätten früherer Jahr=
zehnte
. Wenn man das Haus der Technik auf der Frankfurter
Meſſe betritt, ſo drängt ſich dem Beſchauer unabweisbar der Ge=
danke
auf, daß das Vorbild moderner Induftriebauten auch in
dieſer Ausſtellungshalle dem Architekten vorgeſchwebt hat. Ver=
ſtärkt
wird dieſer Eindruck noch durch den mächtigen M. A. N.
Fünf Tonnen=Laufkran, der die ganze Haupthalle beherrſcht und
den Transport ſchwerer Ausſtellungsgegenſtände ermöglicht.
Ausftellungsgebäude haben von früheren Bauten, die nur
vorübergehend auf Induſtrieausſtellungen Verwendung fanden,
im Allgemeinen einen Beigeſchmack nach Eips und Stuck. Dem=
gegenüber
wirkt wohltuend die maſſive Sachlichkeit eiſerner Trä=
ger
, feſter Wände und eines aus Betonplatten zuſammengefüg=
ten
Fußbodens. Auch die feſtverlegten Leitungen für Stark=
ſtrom
, Taſfſer und Gas, die an vielen Ständen dem Ausſteller
hilfreich die Erforderniſſe prattiſcher Vorführungen bieten, ſind
Zeugen von ruhiger Bedachtſamkeit ihrer geiſtigen Urheber.
Nach dem Betrachten der äußeren Schale wenden wir uus
zum inneren Kern. Die große Mittelhalle iſt durch 3 Verkehrs=
wege
auf die ganze Länge hin durchzogen, die beiderſeitig von
Standen geſäumt werden. Etwa die vordere Hälfte des breiten
Mittelteiles iſt ausgefüllt mit Ständen der Maſchineninduſtrie.
Nach rückwärts ſchließt ſich an dieſe die Fahrrad= und Motorrad=
induſtrie
an. Die beiden feitlicher ſchmäleren Teile bergen in der
Hauptſache Kleimaſchinen der verſchiedenſten Art, ſowie indu=
ſtrielle
Zubehörteile. In der linken Seitenhalle ſind, neben Er=
zeugniſſen
der Kaſſenſchrankinduſtrie, beherrſchend die Stände mit
kleinen Rohölmotoren. Die rechte Seitenhalle zeigt ſanitäre An=
lagen
und Erzeugniſſe der Herd= und. Ofeninduſtrie. Auf der
Empore darüber find Beleuchtungskörper der mannigfaltigſten
Art ausgeſtellt, während die andere Empore Kleingeräte der
Elektrotechnik faſt in jeder denkbaren Art in ſich birgt.
Die Ausſteller kamen zwar aus gan; Deutſchland nach Frank=
furt
, um ihre Beziehungen zur Kundſchaft zu feſtigen, neue Be=
ziehungen
anzuknüpfen, vorherrſchend iſt jedoch die Induſtrie
Süd= und Mitteldeutſchlands: Frankfurt ſelbſt, die Nachbar=
ſtädte
Bockenheim, Oberurſel und Offenbach, ſind naturgemäß
und ſeien es auch nur Vertreter größerer auswärtiger Firmen
in erſter Linie ſtark vertreten. Auch weiter umliegende Städte,
wie Mannheim, Heidelberg, Wetzlar und Darmſtadt, haben die
Meſſe reichlich befchickt. Von Darmſtädter Induſtriefirmen ſeien
Schenk, Roeder, Göbel, Hemag und Fahrzeugtechnik erwähnt.
Auch in der Welt des Stahls kommt die Hausfrau zu ihrem Recht
und findet Neuerungen, die ihre Bewunderung erregen müſſen
und den Wunſch des Beſitzes in ihr wach werden laſſen. Staub=
ſauger
der verſchiedenſten Ausführungen, elektriſche Inſekten=
fänger
, darunter auch ſolche, die anſtelle einer Glühlampe in den
Lüſter eingeſchraubt werden können, elektr. Kafferöſtmaſchinen
und Eintauchſieder verſchiedenſter Konſtruktion ſeien in dieſem
Zuſammenhang genannt. Eintauchſieder ſind ſtabähnliche Ge=
bilde
aus Metall, die, an einen Steakontakt angeſchloſſen, in ein
mit Waſſer gefülltes Gefäß eingetaucht werden und durch die vom
elektr. Strom erzeugte Wärme das Waſſer zum Kochen bringen.
Ein findiger Ausfteiler legte Porzellaneier, wie ſie in Verſpan=
nung
elektriſcher Leitungen eingebaut werden, in ſein Vorfüh=
rungsgefäß
. Trotzdem das Waſſer wallend kochte, dürften dieſe
Eier ſobald weder weicher noch zu hart werden. Viel bewun=
dert
wurde eine Spitzenklöppelmaſchine, die, ſtändig im Betrieb,
aus dem Garn unmittelbar die fertige Klöppelſpitze, je nach Ein=
ſaß
des Klöppelbriefes, in den verſchiedenſten Muſtern liefert.
Der Feuerlöſcher Minimax dürfte, vermöge der reichlich
gemachten Reklame, jedem Deutſchen bekannt ſein. Ein Gang
durch das Haus der Technik lehrt, daß ihm in den letzten Jahren
eine ganze Reihe ernſthafier Nebenbuhler erwachſen ſind. Auch
im Freien ſind große Holzſtöße aufgebaut, an denen die bekannten
Löſchproben gezeigt werden. Von der Feuerbekämpfung zur
Feuerungstechnik. Rohölfeuerungen werden verſchiedentlich im
Betrieb vorgeführt und zeigen dem Laien wie dem Fachmann
durch die ausgeſtrahlte Hitze ihre Wirkſamkeit. Heizlampen, die
teils durch Heizſpiralen, teils durch ſtabförmige Widerſtände be=
heizt
werden und elektr. Zimmerwärmeöfen werden dem Kauf=
luſtigen
angeprieſen und vorgeführt. Elektr. Heißwaſſerſpender,
die in Form eines kleinen Käſtchens an jeder Waſſerleitungszapf=
ſtelle
angeſchraubt und von jedem Steakontakt aus beheizt werden
können, bezeugen, daß die Elektrizität in immer größerem Um=
fange
auch wärmetechniſch verwendet wird.
Aber auch die Kohlenheizung kommt zu ihrem Rechte. Die
Not der Zeit zwingt immer mehr, alle Abfälle nochmals auf ihre
Brauchbarieit durczuprüfen. So werden auf maſchinellem Weg
aus den Keſſelſchlagen großer Heizungsanlagen die noch brenn=
baren
Kols= und Kohlenrücſtände nach den verſchiedenſten Ver=
fahren
wiedergewonnen. Krupp, Meguin, Ambi und eine Frank=
furter
Firma zeigen derartige Cinrichtungen.
Als neueſte Errungenſchaſt der Technik ſeien Särge aus
Zement und Gips erwähnt, die zweifellos eine glücklichere und
äſthetiſch ſchönere Löſung dieſer letzten Frage darſtellen, als die
Pappſärge oder gar der Leihfarg unſeligen Angedentens.
Bei der Fülle des Gebotenen iſt es wohltuend, daß die
Meſſeleitung das jüngſte Kind der Technik, die Radiotechnik, in
einer beſonderen Halle untergebracht hat. Es wäre ſonſt zu fürch=
ten
, daß, wie das bei kleinen Kindern ſo üblich iſt, der jüngſte
Sprößling allzuſehr in den Vordergrund treten würde, und da=
mit
ſachlich ernſte Arbeit hintanſtellen müßte.
Die Luſt zur Arbeit
iſt vorhanden, wenn man nicht an Verdauungsbeſchwerden leidet. Nimm
jeden Muorgen nüchtern echtes Bad Homburger Salz und dein Orgauis=
(I.4609
mus wird glänzend funktionieren
Achte ſtets auf die Originalfirma Bad Ho nburger Heilquellen G.m. b.H.

Reich und Ausland.
Autobusunglück.
An der Ecke des Schöneberger Ufers und der Genthiner Straße in
Berlin hat ſich ein ſchweres Unglück ereignet. Einem Autobus der
Linie HallenſeeOpernhaus, vom Kurfürſtendamm herkommend und in
der Richtung nach der Potsdamer Brücke fahrend, kam dort an der
Straßenecke in ſchnellem Tempo ein Privatauto entgegen, das in die
Genthiner Straße einbiegen wollte. Um einen Zuſammenſtoß mit dieſem
Privatauto zu vermeiden, mußte der Lenker des Autobus ſcharf zur
rechten Seite hin ausweichen. Dabei prallte der Autobus gegen eine an
iche Litfaßſäule, und der Anprall war ſo heftig,

um dieſe Zeit, war nicht nur das Juuere überfüllt, ſondern auch die
Verdeckplätze waren beſetzt und auf dem Hinterperron herrſchte das
übliche Gedränge. Man ſah, wie vom Verdeck, während der Autobus
umfiel, einige Herren teils auf das Straßenpflaſter geſchleudert wurden
teils gewiſſermaßen herunterglitten; dann hörte man den Krach des
Aufprallens, mit dem Geklirr der zerbrochenen Scheiben; und das Angſt=
geſchrei
der Fahrgäſte. Von allen Seiten eilte man ſofort zur Hilfe
herbei. Aus dem Reichswehrminiſterium, das gerade gegenüber der
Unglücksſtelle, auf der anderen Seite des Kanals ſich befindet, wurde eine
Abteilung Reichswehrſoldaten abgeſchickt. Es zeigte ſich, daß die im
Innern des umgeſtürzten Wagens eingeſchloſſenen, durcheinandergeſchleu=
derten
und zum Teil verletzten Perſonen nicht ohne weitexes befreit
werden konnten, und daß man erſt einen Ausgang für ſie öffnen müſſe.
Die Feuerwehr wurde ſogleich alarmiert und erſchien mit mehreren
Zügen, deren Mannſchaften dann das Rettungswerk begannen.
Güterdiebſtähle auf dem Bahuhof Sorau
wurden durch eine Hausſuchung in Berlin aufgeklärt. Ein Diebſtahl
in Berlin gab der Kriminalpolizei Veranlaſſung, die Wohnung eines ge=
wiſſen
Schneller in der Warmbrunner Straße zu durchſuchen. Da fanden
die Beamten in einem Boot verſteckt zwei Ballen Stoffe, die man bei
ihm gar nicht vermutet hatte. Die Ermittelungen ergaben, daß ſie aus
Sorau ſtammten, und Schneller, der verhaftet wurde, gab zu, dort nicht
nur die Ballen, ſondern auch noch vieles andere, auf dem Güterbahnho
zu Sorau geſtohlen zu haben. Er fuhr wiederhölt dorthin, öffncte ohne
Mittäter Güterwagen, ſtahl Stoffe, Zucker, kurz alles mögliche daraus
und trug die Beute jedsemal zunächſt in ein Gebüſch und von dort aus
weiter in die Nähe einer Scheune, wo er unter einem großen Haufen von
altem Kartoffelkraut ein reichhaltiges Lager anlegte. Aus dieſem holte
er auf ſeinen Pendelfahrten zwiſchen Berlin und Sorau heraus, was er
gerade verkaufen konnte. Aus dem Güterwagen" füllte er dann ſein
Lager wieder auf. Bis jetzt hat er zugegeben, acht Wagen geöffnet und
beraubt zu haben.
Wildſchweine in Not.
Ein ſeltenes Erlebnis hatten am Sonntag Ausflügler am Großen
Lattſee bei Strausberg. Eine Rotte von 16 Wildſchweinen, die vielleicht
beſchoſſen oder gehetzt worden waren, ſtürzte ſich in den See, der an der
Weſtſeite aufgetaut, an der Oſtſeite jedoch noch mit einer ſtarken Eis=
ſchicht
bedeckt war. Es gelang den Säuen, in hartem Kampf ſich eine
Gaſſe in das Eis zu bahnen, ohne aber das Oſtufer zu erreichen. In=
zwiſchen
hatten ſich einige Herren zum Oſtufer des Sees hinüberbegeben,
um durch lautes Lärmen die Tiere zu veranlaſſen, zum Weſtufer zurück=
zuſchwimmen
. Sieben der Tiere fanden auch den Rückweg. Neun waren
inzwiſchen jedoch zum Teil unter das Eis geraten, zum Teil durch den
etwa eine Stunde währenden Verzweiflungskampf erſchöpft im Waſſer
zuſammengebrochen. Dem herbeigerufenen Förſter gelang es, mit einigen
Ausflüglern in ſtundenlanger harter Arbeit die auf der Oberfläche trei=
benden
bezw. die unter der Eisdecke treibenden toten Tiere zu bergen
und aufzubrechen. Es iſt ein Jammer, daß die Wildſchweine, die den
Winter glücklich überſtanden hatten, jetzt noch den tückiſchen Ueberreſten
der Eiszeit zum Opfer fallen mußten.
Ueberſchwemmungen in Jugoſlawfen und Oberitalien.
Wie dem Corriere della Sera aus Belgrad gemeldet wird, ſind in
ganz Jugoſlawien ſchwere Ueberſchwemmungen aufgetreten. Die Flüſſe
der fruchtbarſten Landgegenden haben tauſend Hektar Ackerland weg=
geriſſen
; die unteren Stadtteile von Belgrad ſind überſchwemmt. Aus
Genua wird dem Secolo gemeldet, daß in Santa Margh=rita der Fluf
San Siro infolge ſtarken Regens über die Ufer getreten iſt und die
Stadt überſchwemmt hat. In den Hauptſtraßen ſteht das Waſſer einen
Meter hoch.
Radio heilt Taubſiumme.
Ein von Geburt an Taubſtummer Giobanni Benini war, wie aus
Mailand berichtet wird, plötzlich imſtande, zu hören, als ein Hörer für
drahtloſe Telephonie während eines Verſuches in Ponte Lagoscuro ihm
an die Ohren gelegt wurde. Die Klänge eines Jazz=Orcheſters, die aus
London geſandt wurden, ſchlugen laut und deutlich an ſein Ohr, und es
war ein dramatiſcher Anblick, als ſich die Züge des Taubſtummen vor
Staunen und Entzücken verklärten und er durch Zeichen zu verſtehen

gab, daß er höre. Ein Arzt, der dem Verſuch beiwohnte, ſtellte feßt,
daß der Puls des Mannes infolge der Aufregung 120 Schläge in der
Minute hatte.
* Schildkröten=Farmen.
Vor kurzem ſind 200 lebende Sumpfſchildkröten aus Amerika nach
England gebracht worden, um auch in dieſem Lande die Schildkrötenzucht
zu pflegen, damit die amerikaniſchen Beſucher in Großbritannien ihren
Lieblingsleckerbiſſen recht friſch erhalten können. Es iſt fraglich, ob die
Schildkrötenzucht ſich in England einbürgern wird; in den Vereinigten
Staaten und in Japan aber iſt ſie ein höchſt einträgliches Geſchäft. Die
am meiſten begehrte Schildkröte, die am beſten ſchmecken ſoll, iſt in den
Vereinigten Staaten die kleine Sumpfſchildkröte, die auf ihrem flachen
Rückenpanzer ſchwarze Flecken in Diamantenform hat. Dieſes kleiue
Tier war früher in den ſalzigen Sümpfen der Küſte des Atlantiſchen
Ozeans von Maſſachuſetts bis nach Texas ſehr häufig. Vor 40 Jahren
koſtete eine ſolche Schildkröte 1015 Cents das Stück, aber je mehr
Liebhaber ſich für dieſen Leckerbiſſen fanden, deſto ſeltener wurden die
Tiere, deſto höher ſtiegen die Preife, und man mußte ſchließlich daran
denken, dem Mangel an dieſer Delikateſſe durch künſtliche Züchtung ab=
zuhelfen
. In dieſen Zeiten, da die Schildkrötenfarmen aufkamen, koſtete
ein Dutend 50 Dollar und mehr. Zuerſt begann man in Baltimore mit
der Zucht, an der ſich bald Viele beteiligten, die auf leichte Weiſe mit
ſeichtem Waſſer, in denen ſich dann die Tiere ſchon von ſelbſt fortpflan=
zen
, groß werden und verkauft werden können. Außer der kleinen
Sumpfſchildkröte gibt es noch eine größere Art, die in Nordamerifa
ebenfalls viel gegeſſen wird. Man fängt dieſe großen Schildkröten mit
Angeln, die einen Köder von Aalfleiſch oder anderem rohen Fleiſch haben.
Dieſe Schildkröten wiegen zwiſchen 10 und 12 Pfund und müſſen etwas
länger gekocht werden; dann haben ſie einen Geſchmack wie zarte Hühner.
In Japan werden dieſe großen Schildkröten hauptſächlich gezlichiet, und
es gibt dort Farmen, die im Jahre mehr als 20000 Tiere züchten, von
denen ein großer Teil nach China ausgeführt wird. Dieſe aſiatiſchen
Schildkröten werden erſt verkauft, wenn ſie fünf Jahre alt ſind und dann
zwiſchen 6080 Pfund wiegen.
Gotha. Nachts wurde die Kaſſe im hieſigen Eiſenbahnhaupt=
gebäude
durch Diebe heimgeſucht. Als früh die Beamten das Kaſſen=
zimmer
betraten, war der Geldſchrank durch Nachſchlüſſel geöffnet und
einer Summe von faſt 40 000 Goldmark beraubt, welche zu den Gehalts=
zahlungen
dienen ſollten. Irgendeine Beſchädigung an Fenſtern, Türen
uſw., die auf einen gewaltſamen Einbruch ſchließen laſſen könnten, war
nicht vorhanden, ſodaß die Annahme nahe liegt, daß der oder die Täter
mit den Oertlichkeiten gut vertraut ſein müſſen. Im Laufe des Vormit=
tags
wurden einige Verhaftungen vorgenommen. Die Gehaltszahlung
an die Beamten konnte nur notdürftig bewerkſtelligt werden.

Geſchäftliches.
Profeſſor Dr. Scheffer=Berlin hat kurz vor Ausbruch des Krieges
Unterſuchungen von verſchiedenen Zalinpaſten des Handels auf ihre
kolloidale (fein verteilte) Beſchaffenheit gemaht, die aber leider durch
den Krieg unterbrochen wurden. Auf den von Profeſſor Scheffer ge=
machten
photographiſchen Aufnahmen ſieht man deutlich, wie die Biox=
Paſta ſich in Waſſer emulſionsartig verteilt, während alle anderen
Paſten mehr oder minder am Boden des Reagenzalaſes ſitzen. Daher
kommt es auch, daß, wie Profeſſor Lahm nachgewieſen hat, (Die Hygiene
der Zahnbürſte: Deutſche Zahnärztliche Zeitung Nr. 42) die Biox=
Zahnpaſta auch eine hervorragende keimtötende Wirkung auf die
Zahnbürſten beſitzt, tvelche ſie allen anderen Paſten überlegen erſcheinen
läßt Daß die Zahnbürſten, die man tänlich in die Mundhöhle einführt,
unter dem Einfluß von Biox=Paſta ſich ſeibſt ihrer Keime entledigen,
iſt gar nicht hoch genug anzuſchlagen.

Der heutigen Auflage unſeres Blattes liegt ein Proſpekt Ober=
meher’s
Medizinal=Herba=Seife bei, wvel he ſich bei Hautaus=
ſchlägen
, Flechten, Pickeln, Jucken, Haarausfall u. deral. hervorragend
bewährt hat und von ärztlichen Autoritäten ſarm empfohlen wird.
Neben dieſen mediziniſchen Wirkungen iſt Obermeher’s Herba=Seife zur
Erzielung und Erhaltung zauter, weicher Haut zu empfehlen, ohne in
Bezug auf Geruch u. dergl. anderen Toilettenſeifen nachzuſtehen. ( Ff.eer

Sicherer als Seſe wirkt Dr. Reppin’s Backpulver!

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Eottesdienft der ifraelitiſchen Religionsgemeinde.
Hauptfynagoge (Friedrichſtraße)
Freitag, den 11. April. Vorabendgottesdienſt 7 Uhr 15 Min.
Samstag, den 12. April. Morgengottesdienſt 8 Uhr 45 Min.
Sabbatausgang 8 Uhr 05 Min.
Gottesdienſt an den Wochentagen: Morgens 7 Uhr. Abends
7 Uhr 00 Min.
Gottesdienſt in der Eynagoge der Fſrael. Religionsgeſellſchaft.
Samstag, den 12. April. Vorabend 6 Uhr 35 Min. Morgens
8 Uhr. Nachm. 4 Uhr 30 Min. Sabbatausgang 8 Uhr 05 Min.
Wochengottesdienſt: orgens 6 Uhr 15 Min. Nachm. 6 Uhr
0 Min. Abends 8 Uhr 05 Min.
Sonntag, den 13. April, nachm. 4 Uhr 30 Min.: Vortrag Rabbiner
Dr. Nathan Kahn aus Fulda.

Wetterkericht der Gießener Betterwarte.
Wettervorherſage für den 12. April:
Wechſelnd bewölft, in hohen Lagen leichter Nachtfroſt, tagsüber mäßig
warm, durchweg trocken.

Tageskalender.
Landestheater Großes Haus Anfang 7 Uhr, Ende 934 Uhr,
(DP d): Prinz Friedrich von Homburg
Kleines Haus,
abends 8 Uhr: Kammermuſikabend. Orpheum, 7¾ Uhr:
Die luſtige Witwe‟. Odenwaldklub: Erinnerungsfeier
im Klublokal (Krone) Union=, Reſidenz=, Zentral=Theater, Palaſt=
Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
Verſteigerungskalender. Samstag, den 12. April.
Holzverſteigerung, nachm. 3 Uhr, im Eberſtädter Gemeinde=

wald. Zuſammenkunft: nachm. 3 Uhr, am Waldfriede.

Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Veramwortl. * für Politia und Wirtſchaft: Rudolf Mauve
Berantwartlich für Feuill ion und Heſſiſche Nackrchten: Max Streeſe
Derantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann
Derantwortlich für Solußd en:: Andreas Bauer
Berantwertlich für den Inſ ratente l: Willy Kuhle
Druck und Verlag: 2. C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt.

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Herrenring
aragd, Faſſung in
Palmzweigenform,u.
1 hellblanſeidener

Krat Kerserling
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Verloren ſchwarze
Medaillonbroſche
Abzugeben, Frank=
tIes
tIes-
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. 10, II.
Es kann
Schutt.
und (t0uos
Hand
von meinem Fabrik=
gelände
/koſtenlos!
abgefah en wer
Maſchinenfsbrik.

[ ][  ][ ]

Rummer 102.

Darmſtädter Tagbkatt, Freitag, den 11. April 1924.

Seite 11.

*Iſt Braſilien ein Zukunftsland
für deutſche Koloniſten?
Von P. Singer.
Unſere zerrütteten wirtſchaftlichen Nachkriegsverhältniſſe
haben überall in unſerem armen Vaterland eine ſtarke Aus=
wanderungsluſt
geweckt. Genau wie früher, ſtrebt auch heute
der Hauptſtrom deutſcher Auswanderung nach der neuen Welt,
und ſeit Erſchöpfung der deutſchen Einwandererquote für die
Union, namentlich nach dem größten Staate Südamerikas, nach
Braſilien. Keine aller Fragen, die mit der Auswanderung zu=
ſammenhängen
, dürfte daher zurzeit mehr intereſſieren, als die=
jenige
: Iſt Braſilien ein Zukunftsland für deutſche Koloniſten?
Es war genau vor hundert Jahren, im Frühjahr 1824, als
deutſche Auswanderer im ſüdlichſten Staate Braſiliens, in Rio
Grande do Sul, die erſte deutſche Kolonie gründeten. Seitdem
hat die Bundesrepublik, die den offiziellen Namen Vereinigte
Staaten von Braſilien führt, deutſche Zuwanderer in ſteigen=
dem
Maße aufgenommen. Wir brauchen uns nur zu erinnern
an das Spärliche, das uns ſchon in der Schule von dieſem
wunderreichen Land erzählt wurde, und wir können verſtehen,
daß viele unſerer Landsleute in Braſilien das Ziel ihrer Sehn=
ſucht
erblickt haben und noch heute erblicken. Nennt es ſich auch
nicht wie das angrenzende Paraguay Land des Sonnenſcheins,
der Blumen und der Früchte, ſo birgt und bietet es in ſeinem
weiten und reichen Schoß doch alles, was das Herz ſich wünſcht,
was der Sinn begehrt.
Schon die geringe Volksdichte des Landes mag auf manchen
verlockend gewirkt haben. Braſilien iſt ſechzehnmal größer als
das heutige Deutſche Reich oder mit anderen Worten: faſt ſo
groß wie die Union oder ganz Europa. Dabei dürfte die heutige
Geſamteinwohnerzahl dieſes Rieſengebietes mit 25 Millionen
überhoch angenommen ſein. Iſt es da zu verwundern, wenn
viele glauben, daß Braſilien noch Platz und Bedarf habe für
ungezählte Millionen Koloniſten? Andere mag das ſtellenweiſe
für Europäer geeignete und angenehme Klima angezogen haben.
Wohl herrſcht meiſt tropiſche Hitze die durchſchnittliche Jahres=
temperatur
beträgt 20 Grad Celſius , aber faſt zwei Drittel des
Areals iſt Hochland und dadurch fieberfrei. Nur in den ſumpfi=
gen
Niederungen graſſiert die Malaria. Deutſche Handelsfirmen,
fa kleinere Siedlungen gibt es daher ſelbſt in den heißen nörd=
lichen
Rieſenſtgaten, in Amazonas und Matto Groſſo. Auch das
für deutſche Koloniſten klimatiſch eigentlich nur in Betracht kom=
mende
ſüdbraſilianiſche Gebiet, iſt immerhin recht bedeutend.
Wieder anderen mag es der natürliche Reichtum des Landes
angekan haben. Abgeſehen von der gewaltigen Tiefebene des
Amazonenſtromes, des waſſerreichſten Stromes der Erde, mit
ihren Selvas, ſumpfigen, undurchdringlichen Urwäldern, und
ihren Llanos, ungeheuren Grasfluren, nur von Tieren, nament=
lich
Reptilien, und Vögeln bevölkert, iſt das Rieſenland äußerſt
fruchtbar. Wer wüßte nicht, daß Braſilien das bedeutendſte
Kaffee=Exportland der Welt iſt! Wer hätte noch nicht gehört,
welche reichen Erträge daſelbſt Reis, Kakao, Zucker, Kartoffeln
(Bataten), Tabak, Baumwolle, Südfrüchte uſw. liefern! Ebenſo
iſt allgemein bekannt der Reichtum des Landes an Vieh und
Mineralprodukten.
Noch verlockender als alles das mag beſonders auf den
heutigen deutſchen Auswanderungswilligen die durch den Natur=
reichtum
gegebene billige Lebensweiſe wirken. Was hier am
teuerſten, die Lebenshaltung, iſt in Braſilien am billigſten. Es
verfteht ſich: natürlich auf dem Lande; die Großſtadtpreiſe ſtehen
den unſeren kaum nach. Wieder für andere mag vielleicht die
Unterſtützung der Koloniſten durch die braſilianiſche Regierung
beſtimmend ſein, dank deren die deutſchen Siedlungen von 1824,
1849, 1898 und viele der ſpäteren blühen. Endlich mag für viele
Zukunftshoffnung der lockende Leitſtern ſein. Sie ſehen Bra=
ſilien
wie alle ſüdamerikaniſchen Staaten in der Phaſe des Auf=
blühens
und ſagen ſich: Was die Eltern ſäen, müſſen wenigſtens
die Kinder ernten!
Fraglos haben dieſe oder andere Geſichtspunkte viele un=
ſerer
Landsleute in Braſilien ihr Glück ſuchen und auch finden
laſſen. Die Zahl der Finder ſteht jedoch in kraſſem Mißverhält=
nis
zur Zahl der Sucher. Deshalb haben beſonders in letzter
Zeit alle Zeitungen vor der Auswanderung nach Braſilien ein=
dringlich
gewarnt. Iſt Braſilien ein Zukunftsland für deutſche
Koloniſten? Eine überwältigende Mehrheit von Enttäuſchten
wird uns ſicherlich antworten: Nein und niemals! Anſtatt der
geſuchten baldigen ſorgenfreien Exiſtenz fanden ſie einen einzigen
Leidensweg von der Ausſchiffung an bis zum Tage, der ſie,
körperlich und geiſtig gebrochen, wieder zum Heimathafen zurück=
brachte
. In dem ſo reichgeſegneten Lande harrten ihrer, ſo un=
glaublich
es klingen mag, Hunger und Elend. Wie Zigeuner
lagen ſie tagelang in den Straßen der Hafenſtädte, ſtets in Han=
gen
und Bangen, ihre letzte Habe zu verlieren. Unbeſchreiblich

mußten ſie arbeiten und entbehren. Es iſt keine Kleinigkeit, bei
tropiſcher Hitze, bei ſchwarzen Bohnen und Trockenfleiſch, ge=
quält
von Moskitos und Karabatten, die ungewohnten ſchweren
Urwaldarbeiten zu verrichten. Heimweh, wenn nicht gar Ver=
zweiflung
in der Bruſt, hatten ſie ein ſchweres, ſtilles Dulder=
leben
zu führen, das ſie gegen die Entbehrungen in ihrer armen
Heimat gern und freudig getauſcht hätten. Viele fanden nur
Erlöſung und Nuhe, als das ferne Urwaldgrab ſie aufnahm.
Völlig verarmt und verzweifelt, frühzeitig gealtert und gebeugt,
ſtarben ſie verlaſſen und vergeſſen und ruhen nun, wo ſie ver=
laſſen
und vergeſſen gelebt und gelitten. Erſt vor wenigen Tagen
konnte uns ein aus Braſilien wieder zurückgekehrter Landsmann
nicht genug beteuern und verſichern, daß nur in Deutſchland ein
Menſchenleben gewertet und gewürdigt werde. Wenn jeder
Deutſche ſo arbeitet, wvie er in Brafilien arbeiten muß, um es
dort zu etwas zu bringen, ſagt er, wird er in Deutſchlaud viel
leichter, ſchneller und ſicherer in die Höhe kommen. Und auf
die Frage, was er gedacht und gefühlt, wenn er ſo Tag für Tag
den Urwald durchſchritten oder auf ſeinem Maultier die end=
loſen
, unheimlichen Pikaden, durchſchritten habe, gab er die
ſchreckliche klaſſiſche Antwort:
Ich war’s mir mit Grauſen bewußt,
Von der menſchlichen Hilfe ſo weit.
Unter Larven die einzige fühlende Bruſt,
Allein in der gräßlichen Einſamkeit!
Noch aus anderen, wichtigeren Gründen warnen unſere Zei=
tungen
. Die deutſchen Kolonien in Braſilien beſitzen ein über=
aus
ſtarkes Eigenwachstum. Schon vor Beginn der augenblick=
lichen
Maſſenauswanderungsbewegung, ja ſchon vor einem
Jahrzehut haben gute Kenner der braſilianiſchen Verhältniſſe
angeſichts der raſchen und kräftigen Vermehrung der kolonialen
Bevölkerung vor weiteren Zuwanderungen gewarnt. Bereits in
einer Arbeit aus dem Jahre 1912 heißt es, daß der Geburten=
überſchuß
vollauf für die Koloniſation des noch vorhandenen
Gebietes genüge und für zukünftige deutſche Einwanderung
nicht allzu viel Raum ſei. Die Vorausſage iſt Wirklichkeit ge=
worden
. Im Staate Rio Grande do Sul iſt beiſpielsweiſe das
Land vollſtändig bergeben, was um ſo mehr bedeutet, als gerade
dieſer Staat, der wie kein anderer von deutſchem Geiſt und deut=
ſcher
Arbeitskraft durchtränkt iſt, vielleicht am meiſten von dert=
ſchen
Auswanderern zuerſt aufgeſucht wird. In anderen Kolo=
nialbezirken
machen romaniſche und ſlawiſche Völker den Deut=
ſchen
das Gebiet ſtreitig. Stellenweiſe iſt durch Italiener, Spa=
nier
und Polen das deutſche Element gerabezu eingeſchloſſen.
Die Folge liegt nahe. Der braſilianiſche Staat muß heute ſchon
und in Zukunft erſt recht neuen Zuwanderern Kolonialloſe in
klimatiſch mehr oder weniger ungünſtigen Gegenden zuweiſen.
Zu alledem kommt, daß nicht überall die Kriegshaßflut ſchon
volſtändig eingeebbt iſt. Wohl findet man in Brafilien äußerſt
ſelten eine ausgeſprochene deutſchfeindliche Geſinnung, doch
empfiehlt es ſich, gewiſſe Gebiete nur nach genauen vorherigen
Erkundigungen zu beſuchen und zu beſiedeln. Dieſe Vorſicht
ſoll leider auch für den großen Staat Mings Gerges nötig ſein,
der infolge ſeiner aufblühenden Eiſeninduſtrie, einer der zu=
kunſtsreichſten
Braſiliens, aber für deutſche Siedler heute noch
faſt verſchloſſen iſt.
Wie erklärt ſich nun dazu die gegenſätzliche Auffaſſung ſo
vieler Braſilienkenner, die Braſilien durchaus für ein Zukunfts=
land
deutſcher Auswanderung halten? Jeder Menſch iſt im
weſentlichen die Frucht ſeiner eigenen Saat, der Eigenſchmied
ſeines Schickſals. In der Regel kann uns kein größeres Unglück
treffen, als das uns ſelbſt bereitete. Wer in der Heimat, wo
die ſtarken Wurzeln ſeiner Kraft ſind, ſich nicht durchſetzen kann,
wie ſollte er ſich in fremdem Lande behaupten können! Er wäre
gezwungen, alles auf Abenteuerglück oder auf Lug und Trug
aufzubauen. Die ganze Geſchichte der Auswanderung zeigt, daß
noch immer die Zahl der wirklichen Glücksfinder im Ausland
eine prozentual ſehr geringe war. Vielfach wird daher auch
Braſilien zur Laſt gelegt, was der Auswanderer ſeinem eigenen
Schuldkonto, zuſchreiben müßte. Durch die Geſamt=Braſilien=
Literatur geht der Grundakkord, mit dem H. Hinden ſeine be=
kanuten
. Nützlichen Winke für Auswanderer nach Braſilien ein=
leitet
: Wer geſund iſt und etwas verſteht, tüchtig arbeiten kann
und will, bei unerwarteten Schwierigkeiten nicht gleich klagt oder
verzweifelt, im Anfang beſcheidene Anſprüche ſtellt, der braucht
ſich über ſein weiteres Fortkommen keine Sorge zu machen, und
es wird ihm vielleicht eher als in Deutſchland möglich ſein,
Wohlſtand und Unabhängigkeit zu erlangen. Niemand wird
das bezweifeln, aber doppelt das Land bedauern, das ſolche
qualifizierten Menſchen in Maſſen entlaſſen müßte. Iſt Braſi=
lien
ein Zukunftsland für deutſche Koloniſten? Wenn ja, dann

Wisbersskgegen.
Hansten

ſicher nur für ſolche, die ſich die in einer früheten Nummer des
Darmſtädter Tagblatt geebenen zehn Merke für Auswanderer
als Nichtſchnur dienen laſſen, denen wir ſpeziell für Braſilien
noch hinzufügen: Nimm wenigſtens ſoviel Geld mit, daß du
dich eintige Monate über Waſſer halten kannſt, und geh’ nicht
ohne Verbindungen und Beziehungen! Mangelt dir beides,
dann könnte nur ein gutes portugieſiſches Sprachverſtändnis
vielleicht dein Rettungsanker ſein!
Unterſtützung ſeitens der braſilianiſchen Regierung findet
hauptſächlich der eigentliche Koloniſt, d. h. der verheiratete, wenn
er mit ſeiner Familie zuwandert. Er genießt nicht nur die Vor=
teile
, die allen Einwanderern zugebilligt werden, wie z. B. koſten=
loſe
Verpflegung auf acht Tage, koſtenloſe Beförderung vom
Hafen aus bis zum Beſtimmungsort uſw. Die Negierung ge=
währt
ihm unter günſtigen Bedingungen Landloſe, wenn er nicht
Privatkolonieloſe vorziehen ſollte. Sie nimmt ſich beſonders der
Koloniegruppen an und ſorgt auch für Baulichkeiten, Maſchinen,
Vieh, Geräte, Sämereien, Poſt, Schulen uſw. Wenn ſchon für
Dienſtboten, Arbeiter, Handwerker und Kopfarbeiter gilt, nicht
ohne gute Konnexe nach Braſilien zu gehen, dann für den Land=
wirt
erſt recht. Wie ſchon geſagt, ſind in Rio Grande do Sul
die Ausſichten heute ziemlich ſchlecht. Höchſtens ein Zahnarzt
könnte im einzigen Staate vollkommener Kurierfreiheit noch
unterkommen. Auch im Staate Santa Catharina, bekannt durch
die Hanſeatiſchen Kolonien, iſt wenig mehr zu erobern. Wer
allerdings Beziehungen hat, der dürfte ſich in der Gegend von
Blumenau zuhauſe finden. Beſſer ſind die Ausſichten in Pa=
rana
, wo das Klima ſtellenweiſe recht angenehm und geſund iſt,
ja ſogar in Eſpirito Santo. Eine Anſiedlung ſollte jedoch nur
nach genauer Erkundigung, ob die Gegend fieberfrei iſt, erfolgen.
Es iſt zweifelhaft, ob Sao Paulo noch Bauern und Kaufleute
aufnehmen kann, jedenfalls keine ohne Kenntnis der Landes=
ſprache
. Auch wer auf Gutglück nach dem Staat oder dem Bun=
desdiſtrikt
Rio de Janeiro geht, dürfte ſchwerlich einen Wirkungs=
kreis
ohne Verbindungen finden. Wir möchten ſagen: Beſſer mit
guten Beziehungen zum heißen Bahia als ohne ſolche zum herr=
lichen
Rio!
Obwohl für deutſche Auswanderer in Braſilien gegenwärtig
wenig verlockende Ausſichten beſtehen, ſei nicht verſchwiegen, daß
in letzter Zeit auch beſſere Nachrichten ſelbſt aus dem überbeſiedel=
ten
Staate Rio Grande do Sul zu uns gekommen ſind. Vor
allem möchten wir keineswegs die Möglichkeit ableugnen, daß in
den rieſenhaften, von Deutſchen bisher nicht beſiedelten Gebieten,
der eine oder andere ſein Glück nicht finden könne. Wer aber
dieſen immerhin ſehr zweifelhaften Verſuch wagen wollte, der
müßte eine Odyſſeusnatur ſein, ein Menſch von ganz außerge=
wöhnlicher
Zähigkeit und Fähigkeit, nicht ein ſchwankend Rohr,
das leicht der Sturm zerknickt. Mehr noch als die tropiſche Glut
ſtellt das beſchwerliche Reiſen auf den rieſenlangen, ſchlechten
Feldwegen in dieſen Gegenden unbeſchreibliche Anforderungen an
den Koloniſten. Dagegen gehören die Schiffsreiſeſtrapazen, die
vielfach noch heute auf dem Land erzählt werden, der Vergangen=
heit
an. Noch die vorletzte illuſtrierte Sonntagsbeilage des
Darmſtädter Tagblatt, die das Wunderwerk eines modernen
Schiffes der HamburgAmerika=Linie im Bilde zeigte, gibt uns
eine Vorſtellung von den vielſeitigen modernen Einrichtungen
unſerer neuen Ueberſeedampfer. Der Auswanderer von heute
vermißt meiſt nur eins. Jedes Schiff ſollte für die Paſſagiere
nach Braſilien und Südamerika überhaupt einen Lehrer mit=
führen
, alle lernwilligen Auswanderer während der Vierwochen=
fahrt
in der Umgangsſprache der Zielländer zu unterweiſen und
über die Verhältniſſe daſelbſt genau aufzuklären. Wieviel Weh
und Leid, wie viel Irrniſſe und Wirrniſſe würden dadurch be=
ſeitigt
! Wir glauben, daß wir dieſe Unterweiſung und Auf=
klärung
unſeren armen Landsleuten, die nur die Not aus der
Heimat ſcheiden läßt, ſchulden und ſind überzeugt, daß keine Ein=
richtung
freudiger und dankbarer begrüßt würde.
Iſt Braſilien ein Zukunftsland für deutſche Koloniſten? Wir
haben geſehen, daß auch im Lande der Sehnſucht ungezählter
deutſcher Auswanderungswilliger, Sonnenſchein und Schatten
verteilt ſind. Es liegt uns daher fern, und wir könnten es nicht
Kerantworten, jemand zur Auswanderung zu bewegen oder von
ſeinem Vorhaben abzuhalten. Wir haben lediglich zeigen wollen,
wofür mancher ſicherlich auch ſchon dankbar ſein wird, welche
Doppelausſicht winkt hinter der gegenwärtig lauteſten Auswan=
dererloſung
: Ausgerechnet Braſilien!

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[ ][  ][ ]

Seite 12.

Darmſtädter Dagblatt, Freitag, den 11. April 1924.

Rumer 102.

Sport, Spiel und Turnen.

Merernde

Leichtathletik.

Oſterlauf 1924.
Mau hat an dem deutſchen Sportlcben oft beuängelt, daß es in
ſeinen Formen undeutſche und nur die üblichen Formen von außerhalb
übernommen habe. Man findet dieſe Anſicht vielfach bei Turnern deu=
breitet
. Das deutſche Sportleben iſt nicht bloß Nachnahmer, ſondern
auch ſchörferiſch tätig geweſen. Betrachten wir die alljährlichen Staf=
feln
in allen deutſchen Städten. Kein Land der ſporttreibenden Völker
keimt eine ſolche entwicklungsreiche Einrichtung, die eine rein deutſche
Schöpfung iſt. Ein bekannter Preſſemann, der lange in Amerika gelebt
hat, Hans Borowick, ſchreibt darüber: Das deutſche Sport= und Vereins=
leben
iſt von ganz anderer Weſensart. Eine Cinrichtung, wie die Staf=
fel
Potsdam-Berlin, die ſchon ſeit Jahrzehnten alljährlich Tauſeude in
wochenlanger freiwilliger Vorbereitungsarbeit hält und die ganze Stadt
teilnehmen läßt, iſt in anderen Ländern nignt denkbar. Oder iſt die
Kölner Rheinſtaffel oder die Siebengebirgsſtaffel nicht eine grunddeut=
ſche
Einrichtung. Die Beiſpiele ließen ſich bis auf die kleinſte Stadt
oder Bezirk anführen. Dem Ausmaß des Darmſtädter Sportlebens ent=
ſprechend
wurde im Jahre 1922 die Oſterſtaffel als ſtändige Cinrichtung
geſchaffen mit dem Ziel, wenigſtens einmal im Jahre au die volle Oef=
fentlichkeit
zu treten und trotz aller Hinderniſſe und Trennungen den
Weg für eine Veranſtaltung zu ebnen, bei der nur das deutſche Volk
ſelbſt der Verauſtalter iſt.
Heute abend findet im neuen Klubzimmer der Krone die regel=
mäßige
Monatsverſammlung ſtatt. Neben der Erledigung geſchäftlicher
Dinge (Aufſtellung der Mannſchaften zum Oſterlauf) findet ernſte und
heitere Muſik Platz.
Quer durch Berlin.
Für die große internationale Werbeveranſtaltung des Berliner
Athletik=Klubs im 25=Kilometer=Laufen und =Gehen am 27. April ſind
weitere wichtige Meldungen aus allen Landesverbänden eingelaufen.
Oeſterreich neunt außer den fünf bereits gemeldeten Wienern noch
Hauptmann Ebner vom Linzer Athletik=Sportklub, den Sieger in der
öſterreichiſchen Landesmeiſterſchaft über 5 Kilometer und Herrenmeiſter
im Geländelauf. In der 10=Kilometer=Meiſterſchaft wurde er Dritter
und in der Straßenmeiſterſchaft über 25 Kilometer Zweiter. Rege Be=
teiligung
ſtellen die Schveizer Geherſektionen in Ausſicht. Weitere
wichtige Auslandsverhandlungen ſtehen kurz vor dem Abſchluß.
Unter den Ehrenpreiſeſtiftungen ſeien außer der Bronzeplakette der
Stadt Berlin noch folgende Spender erwähnt: Außenminiſter Dr.
Streſemauu, die Deutſche Sportbehörde für Leichtathletik, die Firmen
A. Wertheim, Verlag Hackebeil, Hermann Tietz, Peck u. Kloppen=
burg
uſw.
Sollten weitere Auslandsmeldungen noch eingehen, ſo wird vom
Veranſtalter die Auswertung von Nationalmannſchaften in Erwägung
gezogen werden.
Für das 1500=Meter=Jugendlaufen auf der Bahn liegen bereits ſo
diele Meldungen vor, daß eine Einteilung nach Jahrgängen notwendig
wird.
Die Siegerfeier findet am Abend in der Brauerei Friedrichshain
ſtatt und wird im Beiſein der Vertreter der Behörden, der Sportpreſſe
und aller Berliner Verbandsvereine den Höhepunkt aller geſellſchift=
lichen
Veranſtaltungen der deutſchen Leichtathletik bilden. Der bekannte
Silcher=Chor wird zu Ehren der Sieger und Preisträger ein Feſtlied
vortragen.
Meldungen ſind ſpäteſtens bis zum 13. April einzureichen on Willi
Schlick, Berlin NW., Agricolaſtr. 6.

Schwimmen.

Der Klubvierkampf in München.
Der Darmſtädter Schwimmklub Jungdeutſchland wird am
nächſten Samstag, 12., und Sonntag, 13. April, mit ſeiner geſamten
erſten Wettkampfmannſchaft in München weilen. Hier foll endlich der
ſchon lange geplante Kampf der vier au erſter Stelle ſtehenden ſüddeut=
ſchen
Schwvimmvereine um die Vormachtſtellung in Süddeutſchland ſtatt=
finden
. Veranſtalter iſt der Verein für volkstümliches Schwimmen in
München, der außer dei Darmſtädtern den S.V. Göppingen und den
S.B. Bahern 074Mürnberg zu Gaſt hat. Vollkommen einwandfrei iſt
allerdings die Austragung dieſes Konkurrenzkampfes im Bad eines der
beteiligten Vereine nicht, da eine gleiche Bewvertung der Kräfte nur in
einem neutralen Bade erfolgen könnte. Aber immerhin wird ſich ein
ſchon lauge wünſchenswertes Bild über die Art und Qualität der den
vier Vereinen zur Verfügung ſtehenden Wettkampfmannſchaften ergeben.
Eine Vorausſage über den Ausgaug des Kampfes zu machen, iſt voll=
kommen
unmöglich, da die Vertreter der beteiligten Vereine noch nicht
zuſammen in ein Nennen gegangen ſind. Darmſtadt hat ſämtliche in
Ausſicht geſtellten Nennen gemeldet und wird außer den Einzelſtrecken
in jeder Lage, Bruſt=, Lagen= und bel. Staffeln in verſchiedener Beſet=
zung
, ſowie Springen und Waſſerball beſtreiten.
Jedoch nicht nur reine vereinsinterne Jntereſſen wird die Aus=
tragung
dieſes Vorkampfes haben, ſondern er wird einen Beiveis dafür
zu erbringen haben, daß der Schwvimmſport in Süddeutſchland nicht
weit hiuter dem norddeutſchen zurückſteht, ſondern in regſter Zuſammen=
arbeit
Gegner liefern kann, die von den Größen Magdeburgs und Kölns
nicht zu verachten ſind, wie der Sieg von Berges in Magdeburg von
neuem bewieſen hat. Mit größtem Intereſſe kann man deshalb dem
großen Zuſammentreffen der geſamten ſüddeutſchen mit der norddeut=
ſchen
Konkurrenz, das am 12. und 13. Juli im Großen Woog
anläßlich der nationalen, vielleicht auch internationalen Schwimm=
wettkämpfe
des Darmſtädter Schwimmklubs Jung=
deutſchland
ſtattfinden wird, entgegenſehen. Nähere Berichte
über die Münchener Veranſtaltung und das Darmſtädter Feſt werden
folgen.
Dr. II.

Radfahren.

Fußball.

I. F. K. Rimbach A. S. K., Ferienſondermannſchaft.
Sonntag nachmittag 3 Uhr treffen ſich obige Mannſchaften im
Freundſchaftsſpiel auf dem Hochſchulfportplatz an der Nieder=Ramſtädter
Straße. Gs wird von Intereſſe ſein, wie die Sondermannſchaft der
Akademiker gegen einen Vertreter des ſüdlichen Odenwaldes ſpielen
wird. Der Eintritt iſt frei.

Bundestag und Radfportwoche 1924 des B. D. R.
Die Vorarbeiten für den vom 30. Juli bis 5. Auguſt in Frank=
furt
a. M. ſtattfindenden Bundestag und Nadſportnoche 1994 des
Bundes Deutſcher Radfahrer ſind in vellem Gange. Nach allem, was
man bis jetzt erfährt, dürfte das bevorſtehende größte Ereignis des zur
Zeit ſchon über 100 000 Mitglieber zählenden tonangebenden Radſport=
verbandes
von ſolcher Bedeutung werden und einen ſolchen Beſuch auf=
weiſen
, wie man es bei ähnlichen Anläſſen noch nicht annähernd erlebt
hat. Man rechnet auf gegebene Zuſagen hin allein mit einem Beſuch
von über 20 0 00 Wander= annähernd 500 Nadrennfahrern
und mindeſtens einer gleichen Anzahl ſonſtiger Intereſſeuten und Sport=
freunden
. Allein zu dem 100 Kilometer=Mannſchaftsfahren, welches über
die Strecke FrankfurtHanauAſchaffenburgDieburgSachſenhäuſer
WageIſenburgFrankfurt führt, iſt der Start von 5060 Mrnn=
ſchaften
zu je ſechs Mann zu erwarten. Der B. D.R. wird deshalb ver=
ſuchen
, alle in Frankfurt und Umgegend zur Verfügung ſtehenden Säle,
Räumlichkeiten als Maſſenquartiere zu erhalten. Zur Austragung der
Einer=Straßenmeiſterſchaft wird das während der Sportwoche rollende
klaſſiſche Rennen Rund um Frankfurt bisher zweimal hintereinander
von dem Frankfurter, Germanen Stroh gewonnen, benutzt. Desgleichen
kommen die Saal=, Radball und Bahnmeiſterſchaften zum Austrag und
werden die bedeutendſten deutſchen Fahrer bzw. Mannſchaften in Kon=
kurrenz
bringen. Dieſe Wettbewerbe werden noch von einer Reihe an=
derer
, nicht weniger großen ſportlichen Konkurrenzen umrahmt, ſo daß
die durch ihre zentrale Lage immer mehr durch Sportverbände in An=
ſpruch
genommene Stadt Frankfurt a. M. bald die Hochburg deutſchen
Sports zu werden ſcheint.

Eine Sternfahrt nach München für Motorräder und =Wagen
findet am Samstag, den 12. April, anläßlich der am 13. April in Mün=
chen
tagenden Hauptverſanimlung des A.DA.C. ſtatt. Die Fahrſtrecke
umfaßt 368 Kilometer ſie beginnt für den Gau 34 am Samstag früh
5 Uhr in Frankfurt und geht über Aſchaffenburg Marktheidenfeld, Würz=
burg
, Ausbach. Cichſtädt, Ingolſtadt nach München. Für die Jahrer ſind
dreiual halbſtündige Zwangspauſen zur Einnahme von Erfriſchungen
vorgeſehen. Auch die hieſige Ortsgruppe des A.D. A. C., der Heſſiſche
Motorradklub, nimmt an dieſer Veranſtaltung teil. Es wer=
den
ſich die bekaunten Motorſportleute Fritz Kappel, Georg Hahn, Willi
Schäfer, Hans Ludnig, Fried. Hauß, Heinrich Weichſel, Karl Kappel
und Strauch beteiligen.
Interuationale Motorrad=Sport=Ausſtellung Stuttgart Mai 1924.
Das bisherige Meldeergebnis zeigt eine gewaltige Kundgebung der
deutſchen Motorrad=Induſtrie. Nund 300 Maſchinen mit etwa 120 ver=
ſchiedenen
Motorenfabrikaten haben bis jetzt ihre Teilnahme zugeſagt.
Vom kleinſten Eiuzylinder bis zum modernſten Vierzylinder, Zwei=
und Viertakter, mit den neueſten techniſchen Errungenſchaften, werden
dem deutſchen Käuferpublikum und der Händlerſchaft zur Schau geſtellt.
Es iſt geradezu verblüffend, was die deutſchen Konſtrukteure und Fa=
briken
auf dem Motorradſportgebiet in kürzeſter Zeit geleiſtet haben.
Auch die bekanuteſten ausländiſchen Fabrikate werden nebſt verſchiedenen
Neuheiten auf dieſer 1. Fach= und Sport=Ausſtellung Deutſchlands zu
ſehen ſein. Die zahlreich dertretenen Zubehörfirmen werden ein lücken=
loſes
Bild entrollen über den heutigen Stand ſämtlicher einſchlägiger
Artikel. Selbſt Rohprodukte in allen Bearbeitungsphaſen mit den dazu
gehörigen Werkzeugmaſchinen verden dem Beſchauer vor Augen ge=
führt
. Das in allen Kreiſen bekannte, klaſſiſche Solituderennen für Auto=
mobile
und Motorräder wird anläßlich der Ausſtellung am Sonntag,
den 18. Mai 1924 ausgefahren.
Automobiſſport.
Norddeutſche Zuverläſſigkeitsfahrt 1924.
Am 23. und 24. Mai ds. Js. veranſtaltet der Norddeutſche Auto=
mobilklub
Hamburg eine zweitägige Norddeutſche Zuverläſ=
ſigkeitsfahrt
1924 mit Start bei Hamburg.
Die Fahrt wird dieſes Jahr zum 5. Male ausgefahren; ſie tritt je=
doch
zum erſten Male aus dem Rahmen der früher veranſtalteten Kon=
kurrenzen
heraus, da als 1. Preis für den Sieger der Hanſa= Wander=
preis
geſtiftet worden iſt.
An der Fahrt ſelbſt können alle Mitglieder des deutſchen Kartellklubs
teilnehmen. Die Länge der Strecke beträgt zirka 800 Km., ſodaß au
jedem Tag zirka 400 Km. zurückgelegt werden müſſen. Die Reihenfolge
der einzelnen Etappen durch Ebene und Berg gibt jedem Sportsmann
Gelegenheit, zu zeigen, daß ar und auch ſein Wagen fähig iſt, die geſtellten
Aufgaben zu löſen. Für Fahrer mit Spezialwagen, bieten die beiden
Ausſcheidungsfahrten im Gebilge (im Harz) und in der Ebene (in der
Letzlinger Heide) beſonderes Intereſſe.
Außer dem Hauſa=Preis, der zweimal hintereinander oder dreimal
im ganzen zu gewinnen iſt, ſind eine Reihe wertvoller Ehrenpreiſe
geſtiftet.
Für die Fahrt beſteht aus allen Teilen Deutſchlands großes Intereſſe,
das dadurch noch geſteigert wird, daß vielen Sportsleuten die eigenartigen
Schönheiten der norddeutſchen Tiefebene die Heide bei Wintermoor,
die Gegend von Braunſchweig Hildesheim, Lüneburg nicht bekannt
ſind. Die Fahrt iſt vom Reichsverband der Automobilinduſtrie für
Reklame freigegeben und hat dadurch ganz beſondere Wertung erfahren.
Nennungen ſind zu richten an das Sekretariat des Norddeutſchen
Automobilklubs Hamburg, in Hamburg, Colonnaden 17. Dem Arbeits=
ausſchuß
gehören u. a. die in weiteſten Sport= und Induſtriekreiſen be=
kannten
Herren Auguſt Prgeſent und Arnold von Jungenfeld an.


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Auf die Bekanntgabe des Kaſſenvor=
ſtandes
in Nr. 100 des Tagblattes vom 9. 4.
erwidern wir:
Die Arzte haben bereits am 23 Januar
die Wiederaufnahme der kaſſenärztlichen
Tätigkeit zu den früheren Bedingungen wie
vor dem vertragsloſen Zuſtand allen K.=K,
angeboten.
Damit wären für alle Kaſſenärzte ab
1. März die neuen Sätze der Gebühren=
ordnung
it 0, 75uſw iſtohneweiteres inKraft
getreten!
Dies unſer Angebot haben aber die
O=K.=K. Darmſtadt=Stadt und die übrigen
hieſigen K=K. bisher ſiets abgelehnt und
ſich eben nicht bereit erklärt, dieſe Sätze zu
zahlen, wie jetzt der Vorſtand der D.=K.=K.
behauptet.
Die O.=K.=K. will vielmehr die geſam=
ten
Arztkoſten mit einem ungenügenden
Pauſchalſatz per Kopf der Mitglieder und
Jahr begrenzt wiſſen, den wir bei der
Eigenart der kaſſenärztlichen Tätigkeit, die
durchaus nicht, wie die Ka ſenvorſtände be=
haupten
, lediglich im Ermeſſen der Arzte
liegt, ablehnen müſſen, da wir damit in
der Vorkriegszeit die übelſten Erfahrungen
gemacht haben.
Es iſt für jeden halbwegs Einſichtigen
klar, daß bei ſolcher Begrenzung auf einen
Kopfſatz die Entlohnung der Arzte ganz
von Zufälligkeiten, wie Häufigkeit ( Epi=
demieen
!), Dauer und willkürlicher Inan=
ſpruchnahme
abhängig iſt.
Dagegen haben wir uns bei allen Ver=
handlungen
bereit erklärt eine an vielen
andern Orten bewährte Begrenzung der
ärztlichen Leiſtungen den K.=K. weitgehend
zuzugeſtehen.
Der vertragsloſe Zuſtand in den Nach=
barkreiſen
iſt durchaus mit unſerer Zuſtim=
mung
aufgehoben. Wenn die O.=K.=K.
Darmſtadt, wie ihr Vorſtand jetzt erklärt
bereit iſt die Mindeſtſätze zu zahlen, ſo kann
auch bei ihr der vertragsloſe Zuſtand auf=
gehoben
werden und es liegt nur an dem
Kaſſenvorſtand dies im Intereſſe der Ver=
ſicherten
herbeizuführen.
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4
Wirtſchaftliche Rundſchau.
* Daimler=Werke Benz. Einer engliſchen Zeitungsnotiz
kufolge ſoll der amerikaniſche Auto=Großinduſtrielle Henry Fords grö=
ßere
Pakete deutſcher Automobil=Aktien erworben haben, wobei es ſich
um Intereſſen=Käufe bei Benz, Schebera, Hanſa=Lloyd und Nationale
Automobilgeſellſchaft handeln ſoll. Hierbei ſoll die Abſicht beſtehen,
durch Vereinigung der Majorität großer deutſcher Automobil=Fabriken
in ſeiner Hand dieſe zu einem großen Automobil=Truſt zuſammenzu=
ſchließen
und ſie als deutſche Vertretung der Ford=Werke fungieren zu
laſſen. Von einer ſolchen Transaktion iſt hier nichts bekannt geworden
und ſie erſcheint auch im Anſchluß an die Meldungen über die Inter=
eſſengemeinſchaftsanknüpfungen
von Benz zu Daimler als wenig glaub=
haft
. Wir wieſen bereits in unſerem geſtrigen Bericht auf dieſe Ver=
handlungen
zwiſchen Benz und Daimler hin, an denen auch Herr
Schapiro von den Karoſſeriewerken Schebera intereſſiert iſt. Es iſt
möglich, daß dieſen weitgehenden Beſtrebungen, über deren Urſache und
Gründe wir auch in dieſer Notiz hinwieſen, zu der Nachricht des aus=
ländiſchen
Blattes Veranlaſſung gegeben hat.
* Die Automobil=Welt=Produktion. Nach einer
Statiſtik der Commerce Reports verkehrten am 1. 1. 1924 auf der ganzen
Erde 18 100 000 Perſonen= und Laſt=Automobile, ſowie 1 075 000 Motor=
räder
, in den Vereinigten Staaten allein 15 280 000 Perſonen=
und Laſtkraft=Wagen, ſomit 80 Prozent der Welt=Vorräte. Von 1922=23
ſtieg die Zahl auf der ganzen Welt um 3 681 278 in den Vereinigten
Staaten allein um 2885 487. An vierter bzw. dritter Stelle nach Groß=
britannien
und Kanada ſteht Frankreich mit 352 259 Perſonenwagen
und 92 553 Laſtwagen, ſowie 56 222 Motorrädern. Deutſchland ſteht an
fünfter Stelle (nach Auſtralien) für Perſonenwagen mit 132 900 und an
vierter Stelle mit 51 739 und dritter Stelle für Motorräder mit 59 409.
Der Bevölkerungsziffer entſprechend ſteht in Europa für Perſonen= und
Laſtwagen Frankreich an zweiter, Deutſchland an ſechſter Stelle. Im
Jahre 1923 exportierten die Vereinigten Staaten 151 896, Kanada 69 920
Automobile, beide zuſammen 5,5 Prozent ihrer Produktion an Wagen
bzw. 8,2 Prozent einſchließlich der Teile. Die Haupttunden der Ver=
einigten
Staaten ſind Auſtralien, Kanada, Großbritannien. Frankreich
importierte insgeſamt 8400, davon 7264 aus den Vereinigten Staaten.
Von der franzöſiſchen Automobilausfuhr von 28 261 Perſonen= und 2663
Laſtwagen gingen 1923 die verhältnismäßig größte Anzahl nach dem
Saargebiet, nämlich 1240 Perſonenwagen. Das kleine Saargebiet war
überhaupt Frankreichs fünftbeſter Kunde.
* Triptis A.G. Eine Reihe deutſcher keramiſcher Werke des
Konzerns des Bankhauſes Gebrüder Arnold, Dresden Bank für
keramiſche Induſtrie, ferner die Firmen Aelteſte Volkſtedter Porzellan=
fabrik
Triptis A.G., Feinſteingutfabrik Max Rösler und Gebrüder
Kühnlenz hat ſich durch Aktien=Uebernahme an der finni=
ſchen
Porzellanfabrik Arabia beteiligt, um die zur=
zeit
einzige aber leiſtungsfähige finniſche Porzellanfabrik durch
Einfluß deutſcher Erfahrungen und Beziehungen in ihrem Wirkungs=
kreis
zu unterſtützen. Beſonders foll die Fabrikation elektrotechniſcher
Porzellane gefördert werden, durch Verwertung großer Wafſerkräfte, die
gerade in Finnland in reichlichſtem Maße vorhanden ſind. Infolge des
hohen Schutzzolles iſt die Einfuhr keramiſcher Erzeugniſſe nach
Finnland ſo gut wie unmölich gemacht, ſodaß der früher ſo be=
deutende
deutſche Export nach Finnland zurzeit darnieder liegt. Das
Aktienkapital der Arabia beträgt gegenwärtig 6 Millionen finniſche
Mark. Die Geſellſchaft iſt vor 50 Jahren aus einer Stockholmer her=
vorgegangen
und hat ihren Sitz in Helſingfors. Sie hat vor kurzem die
Fabrik Abo übernommen. In den Aufſichtsrat ſind die Direktoren Kom=
merzienrat
Tröſter, Direktor Schindhelm (Gebrüder Kühnlenz) und der
finniſche Konſul von Frenckel (Gebrüder Arnold) eingetreten.
* Oeſterreichiſche Eiſenbahnen. Zu unſeren geſtrigen
Ausführungen betreffs Mark=Prioritäten öſterreichiſcher Eiſenbahnen
(4 Prozent öſterreichiſcher Staatsbahn von 95 und 4 Prozent Oeſter=
reichiſche
Südbahn Serie E von 85 laſſen wir noch folgende folgen: Der
Staatsbahn ſteht nunmehr noch der Rekurs an dem Oberſten Gerichtshof
offen. Wenn auch er der Anſchauung der beiden unteren Gerichts=
inſtanzen
beitreten ſollte, ſo wird der Kurator zunächſt eine Verſamm=
lung
der Mark=Obligations=Beſitzer zur Wahl von Vertrauensmännern
einberufen. Die Staatsbahn wird dann vor die Wahl geſtellt ſein, ent=
weder
mit den Obligationären einen Ausgleich zu treffen, oder es auf
eine Klage ankommen zu laſſen. Da jedoch das Oberlandesgericht be=
reits
ausgeſprochen hat, daß die Papiermark als Zahlungsmittel nicht
mehr in Betracht komme, ſo iſt wohl anzunehmen, daß die Staatsbahn
eine Verſtändigung mit den Obligationären einem ausſichtsloſen Prozeß
vorziehen wird. Einigermaßen anders liegt der Fall bei den Mark=
anleihen
Serie E der Südbahn=Geſellſchaft. Die Kündigung dieſer An=
leihe
iſt der Südbahn durch den Akkord von Rom vom 29. 3. 1923 auf=
getragen
worden. Die Südbahn hat im Sinne dieſes Akkords ſämtliche
Obligationen per 30. 11. 23 zur Rückzahlung gekündigt und die Beſitzer
aufgefordert, die Obligationen bis zum 15. 1. 24 einzureichen. Kein ein=
ziger
Obligationär hat dieſer Aufforderung Folge geleiſtet. Nun hat
die Südbahn, um ſich dieſer Schuld zu entledigen, zu Gerichtshänden
einen Betrag von 500 Mil. Papiermark (ein Zwanzigſtel Goldpfennig)
erledigt. Die Südbahn ſtützt ſich darauf, daß der Akkord, der in allen
beteiligten Staaten Geſetzeskraft erlangt hat, für ſie bindend ſei und mit
der Annahme dieſes Akkords durch den Nationalrat die Rechtsgültigkeit
der Rückzahlung anerkannt ſei, ſodaß das Handelsgericht nicht mehr das
Recht habe, einen Kurator für ſie zu beſtellen. Gegen dieſe Auffaſſung
iſt jedoch folgendes einzuwenden: Bei den Verhandlungen über den
Akkord waren nur die Beiſitzer der Zproz. Prioritäten durch die
Aſſociation Nationale des Porteurs Frangais de Valeurs Mobiliaires

vertreten. Dieſe konnten über das Schickſal der 4proz. Markanleihe ohne
deren Zuſtimmung nicht entſcheiden. Das formelle Recht zur Rückzah=
lung
ſchafft übrigens nicht die Frage aus der Welt, in welcher Währung
die Rückzahlung zu erfolgen hat, und dieſe iſt weiterhin offen. Was
das Oberlandesgericht in ſeinem Beſcheid über den Rekurs der Staats=
bahn
geſagt hat, nämlich, daß die Rückzahlung in entwerteter Papier=
mark
in einem Nichtwert nichts anderes bedeutet, als die Aufhebung
eines Schuldverhältniſſes, gilt auch in dieſem Falle. Hierzu kommt noch,
daß die Rückzahlung der auf 400 Mark, bzw. 2000 Mark lautenden Prio=
ritäten
techniſch überhaupt nicht möglich iſt, was ſchon daraus hervorgeht,
obſchon die noch ausſtändigen Prioritäten nur 37 434 000 Mark ( aller=
dings
Goldmark) betragen. Der Akkord kann auch das bürgerliche Ge=
ſetzbuch
nicht außer Kraft ſetzen, welches beſtimmt, daß Schulden in
gleicher Menge und Güte zurückzuzahlen ſind, und daß ſich der Schuld=
ner
auf Koſten des Gläubigers nicht bereichern dürfe. Es wird ſich da=
her
empfehlen, daß auch die Beſitzer der 4proz. Mark=Prioritäten der
Südbahn Ser. E. einen Schutzverband bilden und gegen die Oeſterr.
Südbahn, jetzt DonauSaveAdria=Bahn klagbar auftreten. Ein
ähnlicher Fall liegt bei der Kündigung der 4proz. Oeſterr. Lokalbahn=
Prioritäten vor. Auch bei dieſer im Jahre 1886 als Markſchuld aufge=
nommenen
Anleihe dürfte der im öſterreichiſchen bürgerlichen Geſetzbuch
feſtgelegte Grundſatz, daß Schulden in gleicher Menge und Güte zu=
rückzukaufen
ſind, Anwendung finden. Hier dürfte mithin ein Prozeß
gegen die Geſellſchaft, die ſich ihrer Zahlungsverpflichtung entziehen
will, Erfolg bieten.
Warenmärkte.
wb. Berliner Produktenbericht. Die Geſchäftstätigkeit
am Produktenmarkt blieb auch heute gering. Für Brotgetreide wirkt
die Konkurrenz der Reichsgetreideſtelle auf die Umſätze nachteilig ein.
Weizen wurde vereinzelt von den Provinzmühlen, ebenſo Noggen zu
niedrigeren Preisgeboten nach dem Weſten und Mitteldeutſchland ver=
langt
. Das Angebot ſeitens der Landwirtſchaft war nach wie vor ſehr
gering, wozu auch die wenig günſtigen Saatenſtandsberichte beigetragen
haben mögen. Die Geldknappheit wirkte nachteilig auf die Kaufluſt ein.
Hafer war andauernd für die Küſte gefragt. Die Preisgebote waren
jedoch zu niedrig, um zum Geſchäft zu führen. Gerſte war ſtill. Mais
war für ſpätere Lieferung matter. Mehl und Kleie wurden wenig
umgeſetzt.
w. Frankfurter Getreidebörſe vom 10. April. Amt=
liche
Notierungen (Getreide, Hülſenfrüchte und Biertreber ohne Sack.
Weizenmehl, Roggenmehl und Kleie mit Sack. Preis je 100 Kilogr.):
Weizen Wetterau 1818,25, Roggen 1616,50, Sommergerſte für Brau=
zwecke
2021, Hafer inländiſch 1515,50, do. ausländiſch , Weizen=
mehl
ſüddeutſches Spezial Null 27,7528,50, Roggenmehl 23,2523,75,
Weizen= und Roggenkleie 9,7510,50, Mais gelb 19,2520. Tendenz:
ruhig.
Börſen.
* Frankfurter Börſe vom 10. April. (Eigener Bericht.)
In der nun ſeit Wochen anhaltenden Deroute an den Effektenmärkten
iſt heute ein gewiſſer Stillſtand eingetreten. Von Exekutionen war nichts
mehr zu bemerken, und auch die Publikumsverkäufe haben merklich nach=
gelaſſen
. Dagegen machte ſich auf den niedrigen Ku=sſtand etwas Kauf=
neigung
geltend, wenn auch nur unter ſorgfältiger Auswahl und viel=
fach
mit limitierten Orders. Bei dem auch geradezu grotesken Verhält=
nis
, das rein rechneriſch heute bei vielen Geſellſchaften zwiſchen dem
Aktienwert und den vorhandenen Aktiva beſteht, kann man ſich ſelbſt
unter Berückſichtigung der nach wie vor außerordentlich ungünſtigen
marktechniſchen Momente und der Frage der Rentabilität des Eindrucks
nicht erwehren, als ob zunächſt ein gewiſſer Tiefſtand erreicht ſei. Als
Beiſpiel für die rein rechneriſche Bewertung ſei die Lloydaktie genannt.
Auf Baſis des heutigen Kurſes errechnet ſich der Geſamtwert des Aktien=
kapitals
des Norddeutſchen Lloyd auf 40 Millionen Goldmark, während
ſich die Baukoſten eines 22 000 Tonnen=Dampfers auf zirka 60 Millionen
Goldmark ſtellen. Der Inhalt des Sachverſtändigen=Gutachtens konnte
einen fühlbaren Einfluß auf die Tendenz bis jetzt nicht ausüben, doch
werden die außerordentlich hoben Leiſtungsziffern und der Umſtand,
daß eine Geſamtſumme für die Reparationen nicht feſtgeſetzt wurde, mit
Beſorgnis beurteilt. Die Börſe eröffnete mit etwas freundlicherer Stim=
mung
und teilweiſe mit leicht erholten Kurſen. Zu den erſten amtlichen
Notizen konnten ſich nennenswert erholen: Deutſche Bank, Elberfelder
Farben und Badiſche Anilin=Aktien. Der Montanmarkt blieb auch heute
faſt vollkommen unerholt. Nach Feſtſtellung der erſten Kurſe wurde die
Tendenz etwas ſchwankend und die Kaſſakurſe wurden überwiegend eine
Kleinigkeit niedriger feſtgeſetzt. Der Kaſſamarkt war im Großen und
Ganzen gut behaurtet. Gedrückt bei kleinen Umſätzen lagen Chemiſche
Brockhues und Chemiſche Albert. Im Freiverkehr beſteht zunehmendes
Intereſſe für Vorkriegs=Stadtanleihen, die heute mit 2,252,50 Billionen
Prozent geſucht waren. Alte Pfandbriefe gingen unverändert mit etwa
2 Billionen Prozent um. Am Aktienfreiverkehr konnte die freundliche
Stimmung kursmäßig noch nicht zum Ausdruck kommen. Die Umſätze
blieben auf leicht ermäßigtem Niveau gering. Man nannte hier: Api 4½,
Beckerſtahl 434, Beckerkehle 77=, Benz 4'/9, Brown Boveri 2,4, Entre=
priſe
42, Falcon 0,38, Hanſa Lloyd 1,65, Krügershall 574, Ludwigsbur=
ger
Porzellan 2, Petroleum 13. Raſtatter Waggon 6, Schebera 2½
Tiag 1½4, Ufa 5½ Die Nachbörſe war bei kleinem Geſchäft befeſtigt.
Man hörte noch Badiſche Anilin 14,50 Geld und A.E.G. 8, Geld.

11. April 1924 Nr. 102
9
wb. Berliner Börſenbericht. Bei Beginn des heutigen
Verkehrs ſchien Ausſicht auf eine Beſſerung der Börſenlage vorhanden.
Die Hoffnung, daß die Aufnahme der Geſchäftstätigkeit der Golddiskont=
bank
zu einer Erleichterung des Geldmarktes führen werde, Gerüchte von
einer geplanten Stützungsaktion der Großbanken, ferner die Meldung
von einer geringfügigen Beſſerung im Befinden Hugo Stinnes und auch
die Erwartung, daß die Vorſchläge der internationalen Sachverſtändi=
genkommiſſion
die Grundlage für eine tragbare Löſung der Reparations=
fragen
bieten werden, hatten die Abgeber von Effekten zur Zurückhal=
tung
veranlaßt und Käufer herangezogen, die den niedrigen Kursſtand
zu Anlagezwecken oder zu Deckungen benutzen wollten. Das nicht ſehr
umfangreiche Angebot wurde daher zur Kurſen aufgenommen, die meiſt
Beſſerungen bis zu 1 Billion Prozent für ſchwere Montanwerte auf=
wieſen
. Dies gilt namentlich für Bochumer, Deutſch=Luxemburger, Har=
pener
und Ilſe. Nur vereinzelt waren noch weitere Rückgänge zu
bemerken, ſo bei Hugo Stinnes, Riebeck Montan und Stolberger Zink,
die ſich um 2,5 bzw. 17 Billionen Prozent niedriger ſtellten.
Von Maſchinenfabrikaktien erholten ſich Berlin=Karlsruher Induſtrie
um 2 Billionen Prozent. Auf dem Schiffahrtsaktienmarkte erlangten
Hamburg=Südamerikaniſche Dampfſchiffahrt 3 und Hamburger Paket=
fahrt
1,25 Billionen Prozent, die vortägigen Verluſte, zurück, während
Deutſch=Auſtraliſche 1,5 Billionen Prozent einbüßten. Der Bankenmarkt
war gut gehalten. Als nach der Feſtſtellung der erſten Kurſe bekannt
wurde, daß ſich die Banken noch nicht über die Stützungsaktion einigen
konnten und ferner das Befinden von Hugo Stinnes als nach wie vor
äußerſt bedenklich geſchildert wurde, wurde die Haltung wiederum recht
unſicher. Die Kurſe gerieten von neuem ins Weichen. Die Umſätze hiel=
ten
ſich aber in beſcheidenen Grenzen; die anfänglichen Gewinne gingen
meiſt wieder verloren. Zum Teil ſenkten ſich die Kurſe bei ſehr ſchlep=
pendem
Verkehr noch um Kleinigkeiten und darüber hinaus.
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Halle Maſchinen ...
Han. Maſch.=Ege

9. 4. 10. 4. 1 10. 4. 10750 11125 Hanſa Dampfſch. . . . . . 15000 9750 14750 1300 Hemoor Zement .... 34000 33500 23000 22135 Hirſch Kupfer. 24750 24600 8125 4500 Höſch Eiſen 34250 7250 Hohenlohe Werke 22009 2000 39000 36000 Kahla Porzellan 11000 10000 20500 12000 Lindes Eismaſch. 5000 15000 Lingel Schuh 3500 3400 79750 8:000 Linke u. Hofmann 18000 18000 3800 3900 L. Loewe u. Co. 3c250 39250 16500 11000 C. Lorenz 3250 4100 13000 12630 Meguin 18500 5750 875 Niederländiſche Kohle. 30000 25000 25000 23250 Nordd. Gummi 800 750 37500 37250 Orenſtein. 11375 12000 Nathgeber Waggon. 6300 6660 35750 35250 Rombacher Hütten.. 15000 15100 69000 69000 Roſitzer Zucker 24250 105000 100030 Rütgerswerke 119 11250 5875 6000 Sachſenwerk 1800 2000 12300 12250 Sächſiſche Gußſt 25000 24000 12000 11750 Siemens Glas 18000 17060 4505 150 Thale Eiſenhü 5000 5005 er. Lauſitze 17007 17000 Volkſtedter 7500 3500 13160 Weſtſ. Eiſ. Langendreer 13000 15500 13800 Wittener Gußſtahl Vr00 23000 15000 Wanderer=Werke .. 9560 8250

Frankenkurs in London: 72.45
Markkurs
19.75

Darmſtädter und Nationalbank, Kommandit=Geſellſchaft auf Aßtien.
Die Notierungen ſind in Billionen Prozent ausgedrückt.

Frankfurter Kursbericht vom 10. April 1924.

Europäiſche Staatspapiere,
a) Deutſche.
5½ Reichsanleihe .........."

Dollar=Goldanleſhe. . ........!
Dollar=Schatzanweiſungen ...."
Dt. Schatzanw. K Ausg. Tv. 23
IIv. 23
Tv. 24
K
IIv. 24
K.
4½0 T. u. V. Schatanweiſg.
4½%H.I.
4¾Dt. Schutzgebiet v.0,8-11u.13
v. 14

Sparprämienanleihe ..
.
Bwangsanleihe.
4% Preuß. Konſols .........
.........
8½½
........
4½ Bad. Anl. unk. 1935 .....
v. 1907 ......."
3½%0
425 Bahern Anleihe ........."
...
Heſſ. Dollar Goldmk.=Schatzanw.
rck. 26 ...... . . ..
816% Heſſen Reihe XXXHI.
untilgb. b. 28. .. . . . . . . .. . ..
4½ Heſſen unk. 1924.. . . . . . . . .
3½% ........... ......
...."
5%o
4½ Württemberger ....... ..."
b)Ausländiſche.
6% Bosnien L.=E.=B. v. 1914..
5% L.=Inveſt.=Anl. v. 1914
4½ v. 1902 ..........."
4½ ...........
5% Bulgar. Tabak 1902... . . . .
12/,% Griech. Monopol ....."
4½% Oeſt. Staatsrente v. 1913
ab 1918 ............"
4½% Oeſt. Schatzanweiſ., ſtfr.
v. 1914 ..................

Seſt. Goldrente ........."
einheitl. Rente ......
um. am. Rente v. 03 ..
Goldrente v. 13 ....
am. Goldrente konv.
am. v. 05 ...

70 Türk. (Admin.) v. 1903.: ..
% (Bagdab) Ser. I..
I..
%e v. 1911, Zollanl. ... 6,75
½% Ung. Staatsr. v. 14 ..
%o Goldrente ........"
% Staatsr. v. 10 ...
* Kronenrente .... ..

9. 4. 10. 4. 0,0905 009 0,5 42. 42 83 55 255 169 0.1521 2.9M0 031 0.235 0,4 0.39 D 4.2 4,2 530 0.B 0,3 0.012 2.9 27 2.5 5,5 10.25 11 0,5 225 jg 2,1 06 a55

Bergwerk8=Aktien.
Berzelius .................."
Bochumer Bergb. ....... .. .."
.
Buderns.. ... ....

6,5 Dt. Luxemburger ............"
Eſchweiler Bergwerks=Akt. . ...
Geſſenkinchen Bergw.
.
Harpener Bergbau. . .........
Kaliwerke Aſchersleben .......
Salzdetfurth ... . . . .
Weſteregeln ......."
Außereuropäiſche.
Klöcknerwerke (abg. Lothr. Hütte)
Mannesmann Röhren........
Mexik. amort. innere .... ..

Mansfelder ....
D.
3% konf. äuß. v. 99... . .

Oberbedarf.
-
2 Golb v. 04, ſtfr. . . . .
1 Oberſchleſ. Eiſen Caro) ......"
3½ konf. inner. .. . . . ..
Otavi Minen u. Eb.=Ant. ....
½0 Irrigationsanleihe .
3
B
Phönix Bergbau ............"
5% Tamaulipag, Serie T.....
I Tauſend MMillionen Md Milliardert U zohne Umſatz, X rationiertt

Oblig. v. Transportanſt.
4% Eliſabethbahn ſtfr. . . . . . . .
4% Gal. Carl Ludw.=Bahn. . ..
5% Oeſt, Südb. (Lomb.) ſtfr. . .
2,6% Alte Oeſt. Südb. (Lomb.)
6¾Neu=
48 Oeſt. Staatsb. v. 1883 ....
1. b. 8. Em..
2o Oeſt.
9. Em. .. .."
v. 1885 ....
2 Oeſt. Staatsb. b. Erg. Netz;
4½ Rudolfb. (Salzkammerg.) ..
2% Anatolier 1...........
3%o Salon. Conſt. Jonction ...
3% Salonique Monaſtir ......"
5½ Tehuantepec.

4½%
Nach Sachwert verzinsl.
Schuldverſchreibungen.
% Badenw. Kohlenwertanl.
6½ Heſſ.Braunk.=Rogg. Anl. v. 23
5% Preuß. Kaliwert=Anleihe .."
Roggenwert=Anl. ..
5% Sächſ. Braunk.=Anl. Ser, Iu, II
5% Südd. Feſtwertbk. ..... . .
Bauk=Aktien.
Allg. Deutſche Creditanſtalt. . . .
Bank für Brauinduſtrie ......
Barmer Bankverein. . . .. . . ...
Baher Hypotheken= u. Wechſelb.
Berliner Handelsgeſellſchaft ...
Commerz= und Privatbank ...
Darmſtädter u. Nationalbank ..
Deutſche Bank .............."
DeutſcheEffekten= u. Wechſelbank
Deutſche Hypot.=Bank Mein....
Deutſche Vereinsbank ........
Disconto=Geſellſchaft . . . . .....
Dresdner Bank. . . . . . . . . . . . .."
Frankfurter Bank ..........
Hypotheken=Bank.
Metallbank. . . . . . . . . . . . . . . . . ."
Mitteldeutſche Creditbank. . . . .
Oeſterreichiſche Creditanſtalt . ..
Reichsbank=Ant. . . . . . . . . . . ."
Rhein. Creditban .. . .. ..."
Hypothekenbank .
Süddeutſche Disconto=Geſellſch.
Weſtbank ..................."
Wiener Banberein .........."

9. 4.
15
6,75

18
5,75
5,75

1= 32 3,6 0.9 1 1.9 2,75 30,5 33. 4,5 * 7.5 36
1.3 3,5 0.,8 081 9,5 2.5 5,25
2,2 z 2.3 16
2,4 15.,5
2,4 0.475
20 0,4875
24 2,4 4
2,25 7775 7.1 0,525 0.363 9.385 6.5 32 59 36,5
33,5 11.25 11 17,5 15.25 26 1 16,75 173 20,25 30 A5 22,5 3

Rhein. Stahllverke ....
Riebeck Montan.. .
Rombacher Hütte..
Tellus Bergb.=u. Hütten-Akt. . .
Fer. Laurahütte . . . . . . .
Aktien induſtr. Ruternehmnng.
Brauereien
Henninger Kempf=Stern. . . . . .
Löwenbräu München ........"
Schöfferhof (Binding)........"
Werger ................"

Me e e
Adler & Oppenheimer ......."
Adlerwerke (v. Klehzer) ......."
A. E. G. Stamm. . . . . . . . .
6% Vorzug Lit.A ...
5% Vorzug Lit. B ..."
Amme Gieſecke & Konegen ...."
Anglo=Continental=Guano .....
Anilin Bln.=Treptow. . . . . . . . ."
Aſchaffenburger Zellſtoff....."
Badenia (Weinheim) ..... ....
Badiſche Anilin=n. Sodafabrik.
Bad. Maſchf. Durlach ........"
Bad. Uhrenfabr. Furtwangen..
Baldur Piano.. .. . . .. . .. . . .."
Baſt Nürnberg .............."
Bahriſch. Spiegel ............"
Beck & Henkel CCaſſel) ........"
Bergmann El. Werke ....
Bing. Metallwerke .........
Brockhues, Nieder=Walluf....
Kementwerk Heidelberg.. ..
Karlſtadt ....
Lothriugen (Metz),
Chem. Werke Albert.
Griesheim Elektr
Fabrik Milch.
Weilerster=mer
Daimler Motoren ...... ......
Deutſch. Eiſenhandel Berlin ..
Dt. Gold= u. Silberſcheideanſt. .
Dingler, Zweibrücken .. . . . . . .
Dresdener Schnellpreſſen ...."
Dürkoppwerk (Stamm) ......"
Düfſeld. Ratinger (Dürr) ....."
Dhckerhof & Widm. Stamm .. .
Eiſenwerk Kaiſerslauter .....
L. Meher jr. .... .."
Elberfelder Farbw. v. Bayer .."
Kupfer= u. Meſſingw.
Elektr. Lieferungs.=Geſ. ......"
Licht und Kraft .. . . . .."
Elſäfſ. Bad. Wolle. ....... . . . ."
Emag, Frankfurt a. M.. . . . . . ."
Email.= & Stanzw. Ullrich ...."
Enzinger Werke ....

Eßlinger Maſchinen .........."
Ettlingen Spinnerei ........."
Faber, Joh., Bleiſtift ........"
Faber & Schleicher .........."
Fahr, Gebr., Pirmaſens ....."
Felten & Guilleaume, Carlsw..
Feinmechank (Jetter)... . . . . . ."
Feiſt Sektkellerei Frankf. a. M..
.
Frankfurter Gas.. . .
Frankſurter Hof ..........."
Fkf. Maſch. Pokorny & Wittel
Fuchs, Waggon Stamm ....."
Ganz. Ludwig, Mainz ....

32.5 15 10 275 5 11.25 18,5 17,3 15 15 147, 83 13 1325 z9 575 9.625 5 I 10,1 16.1 2.1 12 12.25 I 2,3 13.5 12,6 10,1 10,25 13,1 11 16 0,6 4.9 50 10 13 4,1 64 3.9 20 1s 2,1 2,4 09 (.9

Geiling & Cie. ..............
Germania Linoleum .. . . . . . .."
Gelſenkirchen Gußſtahl .......
Goldſchmidt, Th. .... .
Gotha Waggon.... ........ ..
Greffenius, Maſchinen Stamm.
Gritzner Maſchinenf. Durlach. ..
Grün & Bilfinger ..........."
Hammerſen (Osnabrück)......"
Hanfwerke Füſſen ..........."
Heddernheimer Kupfer .......
Heyligenſtaedt, Gießen .......
Hilpert Armaturenf. . . . . . . . . .
Hindrichs=Auffermann. . . . . . . .
Hirſch Kupfer u. Meſſ. .......
Hoch= und Tiefbau .........."
Höchſter Farben ............."
Holzmann, Phil. ...... . . . . . .
Holzverk.=Induſtr. . . ..... . . .."
Hydrometer Breslau ........"
Inag .. . . . . . ........ .......
Junghans Stamm . . . . . . . . . . .
Karlsruher Maſchinen .. . . . . . .
Karſtadt N..

Klein, Schanzlin & Becker ...
Knorr, Heilbronn ............
Kolb & Schüle Spim. . . . . . . ."
Konſervenfabrik Braun ......"
Krauß & Co., Lokom. ..... ..
Lahmeher & Co. ............
Lech, Alugsburg .............
Lederw. Rothe ..............
Lederwerke Spicharz ........
Lingel, Schuhw. Erfurt ......
Löhnberger Mühle .........."
Lüdenſcheid Metallw. .. . . . . . ."
Luther, Maſch.=u Mühlenbau..
Lux’ſche Induſtrie ..........."
Mainkraftwerke Höchſt......"
Meguin, Butzbach ...........
Metallgeſ. Frkft. . .

Meyer, Dr. Paul ..........."
Miag, Mühlenb., Frankf. a. M..
Moenus Stamm .. . . . . . . . . . .
Motorenfabrik Deutz ........."
Motorenfabrik Oberurſel .....
Neckarſulmer Fahrzeugwerke. ..
Neckarwerke Eßl. Stamm ....."
Oleawerke Frankfurt a. M.....
Beters Union Frankfurt a. M.
Pfälz. Nähm., Kahſer ........"
Philipps A.=G. ... . . ........"
Porzellan Weſſel ............"
Reiniger, Gebbert & Schall.. .
Rhein. Elektr. Stamm . . . . . . . .
Metall Borzüge......
Rhenania, Aachen ...........
Riedinger, Maſchinen ..
Rückforth, Stettin
Rütgerswerke ..............."
Schleußner (Frankfurt a. M.) ..
Schneider & Hanau... .. .. . ..
Schnellpreſſen Frankenthal. . . .
Schramm Lackfabrik. . . . . . . . . .
Schriftgießerei Stempel, Ffm.
Schuckert Elektr. (Nürmberg) ...
Schuhfabrik Berneis=Weſſel...
Schuhfabrik Herz ...........
Schuhf. Leander Offenbach ..."
Schultz, Grünlack, Rbsh.. .. . . ..
Seilinduſtrie Wolff .........."
Sichel & Co., Mainz .........

11.25
2,6
2,6
25
1.
6,5
3,3
4,5
8,25
33,5
5,4
107,
2.3
9
6,5
2,5
14.35
1.5
5,75
10
7,1

4.1
3.8
6,75
3,5
3
5,8
22
16
1,1
2,25
10,25
2,5
1.65
2,4
12
1,75
7,5

B,75
10.5
8 25
4,3
23,75
4,9
11f.
2.3
8,8
5,75
1.625
8,5
3,5
4.9
13,5
1.2

Siemens Elektr. Betriebe ... ..
Siemens Glasinduſtrie ......."
Siemens & Halske. .........
Stöckicht=Offenbach=Gummi ...
Süddeutſche Immobilien ...."
Thüring. elektr. Lief.=Geſ., Gotha
uhrenfabrik Furtwängler ....."
Beithwerke in Sandbach ....."
Verein f. Chem. Induſtr. Frkft.
Verein deutſch. Olfabr. Mannh.
Faßfabriken Caſſel ..
Gummifabr. Bln.=Frkf.,
Pinſelfabr. Nürnberg ..
Ultramarin ..... .. ...".
Zellſtoff, Berlin ......."
Bogtländ. Maſch. Borzüge ....
Stämme . . . .
Boigt & Haeffner Stämme . . .
Voltohm, Seil..
Waß & Freyztag.
Begelin Rußfabrik
:.
Zellſtoff Waldhof Stamm.
Zuckerfabr. Waghäufel.
Frankenthal
Heilbronn
Offſtein",
Rheingau..
ztuttgart ..

33
17,5
059
1
275
11.5
15
1,5
0.8
2.85
1.5
2.8
3.7
3,6
8,6
3.1
2,8

3,6

10. 4.
10

056
is
825
3,5
2,6
9.75
11
1.5
2,55
12
2.5
3,5
8,5
3,3
2.8
3.1
3,6

3,25

64
3.5
6,5 Transport=Aktien.
Schantung E. B. ... . ........"
Süddeutſche Eiſenbahn=Geſ. ..
Hapag (Paketfahrt) ........ ..
Nordd. Lloyd. Zs B.
5.25 55 Darmſtädter Derte.
Bahnbedarf .. . .. ........... 18 Dampfkeſſel Rodberg. .. . . .. .." 16.5 Helvetia Konſervenfabrik. . . . . .
Gebr. Lutz .................. i. 3,5 0.95 Motorenbfarik Darmſtadt .....
Gebr. Roeder ..............." 109
8,75 2 3 Venuleth & Ellenberger 40 z= 14,5
5 Annotierte Aktien.
Allg. Bankverein Düſſeldorf... 3.5 Beckerkohle. . ... . . . . ... .. .. .. 1.65 Beckerſtahl.
..... 2,8 Benz............. .......... 9,25 Brown Boveri.............. 1. 11 Cont. Handelsbank ..........." fi= Deutſche Handelsbank ...... .." 0.08 6,05 Frankf. Handelsbank. . . . . . . . .. 0.055 0.055 65
5,3 Falconwerke .......... ......"
de Giorgi Choc.
... 36
0,4 0.35 11,5 Grolvag .." 0,21 23 1,25 .:!
Hanſa Llohd 1.75 11.7 Hero Conſerven
... 18 0,6 Holſatiawerke, Alton
.... 1.3 Kabel Rheydt Krügershall Kali 5,5 Metall Starkenburg 0,19 01e Mez, Karl & Söhne, Freibg. . . 4,1. 28,5 Neckar=Gummi 0.14 it 2.3 Petroleum Dtſche. 13,5 13,5 25 Raſtatter Waggon Remy Chem. 0.45 i. 0,61 Textil=Ind. Barmen (Tiag).... 3.75 ufa Film 7.6 Unterfranken Großkraftiy, 77777 (.5 0,6 [ ][  ][ ]

Rummer 102.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 11. April 1924.

Seite 15.

Hans Peter Kromm der Lebendige.
Eine Geſchichte von Ufer zu Ufer
von Johanna Wolff.
100)
(Nachdruck verboten.)
Dies und das ſann Peter Hans; die Nor des Reiches im
Großen, die unerquicklichen Erlebniſſe im eignen kleinen Bezirk
vergrämten ihn; er hielt den Stock ztviſchen den Knien und zeich=
nete
in den Eand. Wenn er den Kopf hob, ſah er auf das Häus=
chen
des Lude Spatt. Auch dem ſpielten jetzt Kinder an der
Schwelle. Sie hatten ſich mit Gerds Hilfe im Buſch eine Klauſe
gebaut aus lauter zerbrochenen Vaſen, Nachttöpfen, Schüſſeln
und Krügen, die ihr Vater auf den großen Scherbenhaufen
geworfen. Einmal war dieſe wunderliche Hütte über den Ein=
und Auskriechenden zuſammengefallen, aus Schrammen und
Schründen blutend kamen ſie zu Tine und bauten dann ihr
Luſthäuschen doch wieder auf.
Ueberhaupt der Lude! Er war und blieb ein Beſonderer.
Aber die Glaſur hatte er noch immer nicht heraus.
Hans Peter ſah auf; da ſtand der kleine Töpfermeiſter vor
ihm. Auch der war Morgenmenſch, und ſie hatten manchmal
ein Wort zuſammen, ſo in ſtiller Herrgottsfrühe.
Was ſchaffſt? fragte Lude.
Denken.
Kommt etwas dabei heraus?
Eigentlich nicht klang’s mit halbemr Lächeln zurück.
Dann ſollte man die Beſchäftigung nachlaſſen.
Du haſt gut reden.
Ich habe auch meine Sorgen.
Hans Peter rückte auf der Bank zur Seite. Komm!
Laß nur, für einen ordentlichen Arbeiter gehört ſich das
nicht mehr, das tun jetzt nur Kerle, die mit Anſtändigkeit nichts
zu tun haben wollen; bin auch Stehen gewohnt. Alſo: Ich muß
dir nochmal mit einer üblen Sache kommen Meine Schwie=
germutter
"
Hat ſie ſich wieder in die Geſchirrkammer verlaufen?
Das nicht. Aber in Schandweib iſt’s doch! Was ſoll ich

dir viel ſagen. Ich hatte ihr das Haus verboten, da hat ſie ſich
bei den Kindern wieder eingeſchlichen und Tine bat
Iſt ja alles ſo natürlich, Lude.
Der kleine Töpfer fuhr auf: Iſt das auch natürlich, wenn
ſie in der Brotkiepe, die ſie auf dem Rücken durchs Land trägt,
Hetzzettel hereinſchmuggelt? Wühlblättchen, rein kommuniſtiſch!
Ich bin dahintergekommen: faule politiſche Zuträgereien macht
ſie, Botengänge! Streikverſammlungen, ſagt ſie an. Was nur
Schlimmes oder Schmutziges vorkommen mag, die Alte, die
bringt’s herum, ſchneller als ſon elektriſcher Draht.
Gehörſt doch ſelber noch zum Verband, Lude, ſagte Hans
Peter ohne Vorwurf.
Lude zögerte. Doch nicht zu denen! Und überhaupt, ſo
ganz gehör ich wohl nicht mehr dazu, meinte er, ſie ſind miß=
trauiſch
geworden, weil na ja, weil ſie wiſſen, daß wir beide
uns noch immer Du' ſagen.
Der auf der Bauk lachte: Müßte ihnen doch eigentlich recht
ſein. Wollen doch Gleichheit und Brüderlichkeit künſtlich zuwege
bringen.
Ach die, ſchnippte der Töpfer, halten ſich für die Aus=
erwählten
und gehören auch nur auf den allgemeinen Miſthaufen.
Ueberhaupt, weißt du, die Gewerkſchaft hat’s nicht mehr in der
Hand, kämpfen jetzt in getrennten Lagern bloß ſchreien, das
tun ſie alle.
Knauers und Stübing wollen mich ſprechen. Weißt du, um
was es ſich handelt?
Lohnerhöhung natürlich!
Können ſie haben."
Dann werden ſie wiederkommem und mehr verlangen.
Können auch mehr haben."
Lude machte ſich ſteif: Wußte nicht, daß du ſo gottergeben
klein beigeben willſt.
Spättlein, ſagte Hans Peter tiefernſt, hier hilft kein
Maulſpitzen, hier muß gepfiffen werden. Warum ſollte man ſich
nicht Freunde machen mit dem gerechten und ungerechten
Mammon? Ich gehe, ſo weit ich kann. Zeiten ſind hart. Leben
und Durchkommen iſt ſchwierig für alle.
Woll, bockte Lude verbiſſen, weun’s ihnen was nutzte!

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ſpart
iſt. Jetzt ſagen ſie einfach: Der Arbeitgeber muß es
ſchaffen, machen Krakeel und verlangen mehr, als ihre Taten
wert ſind. Bande das! Wirſt’s ja erleben!
Hans Peter ſtand auf und faßte ihn an den Schultern: So
ſprichſt du du, Lude! Ich denke: Volk, das ſind wir alle,
wie?"
Ich nicht, kam es trocken zurück. Ich bin ein anſtändiger
Menſch und Hausbeſitzer. Und Lude machte kehrt und wandelte
flötend ſeinem Häuschen zu.

Hans Peter ſaß an ſeinem Arbeitstiſch.
Sie waren gekommen die zweie, die ſeine Leute als Künder
ihrer Wünſche ausgewählt hatten. Knauers, der älteſte, hatte
den Auftrag wider Willen annehmen müſſen; er gehörte zu den
Gemäßigten, denen gar nichts daran gelegen war, Sachen auf
die Spitze zu treiben, die der Herr, großzügig, wie er geſonnen,
ſelber erledigte; aber ſie waren eben Genoſſen und mußten mit.
Knauers, ein unterſetzter, kräftiger Mann von mittleren
Jahren, hatte ein offenes Geſicht; unter ſtarken, überhängenden
Brauen ſahen ein Paar gutmütige, kinderblaue Augen hervor;
ſein blonder Vollbart war wohlgepflegt. Er hatte auf dem Werk=
platz
mitgetan von Anfang an und wurde von den Ingenieuren
ſozuſagen als Vertrauensmann angeſehn. Das wußte Knauers,
und ihm war daran gelegen; denn er hielt große Stücke auf
ſeinen Herrn.
Das Gegenteil von ihm war Stübing, ein kleiner, windiger
Burſche; ihm ſaßen ein Paar Augen im Kopf, deren Farbe und
Ausdruck unbeſtimmbar blieben; ſie ſchielten nämlich und ſchoſſen
beſtändig hin und her, als gelte es, überall etwas einzuftecken
und mitzunehmen.
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Zur Einführung.
Die Gegenwart wird beherrſcht von der Technik und ihrer
raſtloſen Entwicklung. Unſer ganzes Daſein iſt beeinflußt von
ihren vielgeſtaltigen Erzeugniſſen. Täglich und ſtündlich dienen
ſie uns zum Gebrauch. Ohne deren Nutzanwendung können
wir uns unſer Daſein kaum noch vorſtellen.
Dieſer vollkommene Wirklichkeitsſinn des täglichen Ge=
brauchs
darf uns aber nicht dazu veranlaſſen, den ſchöpferiſchen
Geiſt zu verkennen der hinter der äußerlich wahrnehmbaren
Wirklichkeitsform ſteht und der, in uns wirkend, die Erkenntnis
der Dinge erſt ermöglicht. Ohne dieſen Geiſt bleibt die Technit
in uns tot. Wir wollen mit der Technik der Gegenwart der
Kenntnis und Erkenntnis der Technik eine neue Pflegeſtätte für
unſere Leſer bereiten. Neben Aufſätzen über Neuerſcheinungen
auf dem Gebiete der Technik ſoll ſie belehrende Abhandlungen
in allgemeinverſtändlicher Form von den treibenden Kräften
der Technik bringen und zum Verſtändnis der neuen und neue=
ſten
Errungenſchaſten menſchlichen Forſchungstriebes und ſei=
mer
Nutzanwendung verhelfen.
Beſonders erfreulich war es für uns, daß auch eine große
Anzahl führender Geifter auf dem Gebiet der Technik liebens=
Spürdiger Weiſe ihre Mitarbeit zugeſagt haben. Daß unſeren
BBeſtrebungen auch an der Darmſtädter Techniſchen Hochſchule,
wine der vornehmſten deutſchen Pflegeſtätten techniſcher Erkennt=
niis
und techniſchen Fortſchrittes, freundliches Entgegenkommen
Fanden, war uns eine beſondere Genugtuung. Auch mit der
SPraxis in allen Gegenden Deutſchlands haben wir weiteſt=
gehend
Fühlung genommen. In Konſtruktionsſälen und Ge=
kehrtenſtuben
, in Fabriken und Forſchungslaboratorien haben
twir unſere Mitarbeiter geſucht und gefunden. So hoffen wir, in
Der Vermittlung techniſcher Nachrichten und techniſchen Verſtänd=
iiſſes
eine der großen Kulturanfgaben der Preſſe zu erfüllen.
*
Eisehustoh als Baustoft
Für Güterwagen.
Von
Prof. Dr. Ing. Kleinlogel-Darmstadt.
Nicht nur dem Laien, auch manchem Fachmann will es wenig
rlaubhaft erſcheinen, daß es möglich ſei, den verhältnismäßig
karren Eiſenbeton auch auf dem Gebiet des Fahrzeugbaues zur
trfolgreichen Anwendung zu bringen. Es ſind in erſter Linie die
dekannten, oſt gewaltigen Stöße und Erſchütterungen, welche im
Siſenbahnveriehr vorkommen, denen gegenüber man es ſich nur
ihwer vorſtellen kann, daß der Beton genügend elaſtiſch und
widerſtandsfähig gemacht werden kann, um dieſen Kraftwirkun=
ten
auf die Dauer zu widerſtehen. Es darf in dieſer Hinſicht
jrdoch u. a. an die Zeit um 1895 erinnert werden, als es ſich da=
m
=handelte, Rammpfähle aus Eiſenbeton in die Praxis einzu=
fähren
. Auch hier zeigte es ſich bald, daß der Eiſenbeton bei guter
onſtruktion des Pfahlkörpers und bei zweckmäßiger Anordnung
der ſtoßmildernden Pfahlhaube den ſchweren Schlägen des
Fammhären durchaus gewachſen iſt. Seither ſind viele hundert=
truſende
Eiſenbetonpfähle in den Boden eingerammt worden,
uid es gehören heutzutage dieſe Pfähle zu den Selbſtverſtändlich=
k
=iten der Gründungstechnik. Ein Vergleich mit den Pfählen iſt
ihon deshalb geſtattet, weil die Rolle der Pfahlhaube beim =
urwagen
in gewiſſer Hinſicht von den Puffern übernommen wird,
belche ebenfalls die Aufgabe haben, den unmittelbaren Stoß zu
wrildern und in abgeſchwächter Weiſe auf die Konſtruktion zu
übertragen.
Natürlich handelt es ſich beim Bau von Güterwagen aus
Ciſenbeton nicht um den Erſatz der Räder, Federn, Puffer und
dergl., auch weniger um die Herſtellung des Wagenkaſtens, ſon=

8TA D TER TAGRLATT

ahnverwaltung jährlich viele Millionen Mark für die Ausbeſſe=
rang
der Güterwagen aufwenden muß, wobei die Gefährdung der
Cicherheit und Tragfähigkeit durch Roſt die erſte Rolle ſpielt. Und
gerade hinſichtlich Roſtſicherheit kann die Eignung des Eiſen=
betons
auf Grund 40jähriger Erfahrung nicht angezweifelt wer=
2en. Bei ſattem Umkleiden der Eiſeneinlagen verfügt der Eiſen=
beton
über eine abſolut zuverläſſige Roſtſicherheit.
Die Frage der Aufnahme der Stöße beim Rangierverkehr und
bei der Fahrt erforderte eingehende theoretiſche Unterſuchungen
der in Betracht kommenden Kraftwirkungen, wobei mangels jeden
Torganges eine völlig neue Theorie aufgeſtellt werden mußte.
Nach tagelangen Beobachtungen und Meſſungen auf den Nau=
gierbahnhöfen
wurde ſeitens des Verfaſſers die erſte Konſtruktion
ſchon Ende 1918 entworfen und zu Papier gebracht. Bald darauf
1319) wurde einerſeits von der Waggonfabrik Fuchs in Heidel=
berg
(Abb. 1) andererſeits von den Portlandzementwerken Hei=
dilberg
=Mannheim=Stuttgart ein Eiſenbetonwagen nach den
Pkänen des Verfaſſers gebaut. Der erſte Wagen wurde in Gegen=
wart
zahlreicher behördlichen Vertreter auf dem Güterbahnhof
Feidelberg eingehenden Erprobungen mit Zuſammenſtößen bis
zu. 27 Kilometer Geſchwindigkeit, Auffangen durch Hemmſchuh
und dergleichen unterworfen, wobei ſich der Wagen zu allſeitigem
Erſtaunen völlig befriedigend verhielt. Von den Portlaud=
feinentwerken
Heidelberg iſt nach jetzt fünfjährigem Betriebe vor
lurzem das Zeugnis eingegangen, daß das Untergeſtell des Wa
dens ſich immer noch in tadelloſem Zuſtande befindet.
Inzwiſchen fangen auch die Eiſenbahnbehörden an, ſich für
eSache zu intereſſieren. Der Verfaſſer erfuhr beim Deutſchen
Siſenbahn=Zentmlamt weitgehende Förderung und Unterſtützung.
2s handelte ſich nun aber darum, die bisher gewonnenen anfäng=
ichen
Erfahrungen in größerem Maßſtabe zu verwerten und
teue Wagen zu bauen, welche die bisherigen Erkenntniſſe in ſich
ereinigen. Dank dem Unternehmungsgeiſt und der Opferfreudig=
eit
der Firmen Ludwig Alter A.=G., Darmſtadt, und Wilh.
Stierlen=Raſtatt, welche ſich zuſammen mit dem Verfaſſer in der
firma Aſtik G. m. b. H. zuſammenfanden, wurde es möglich,
un Teil in Verbindung mit dem Eiſenbahn=Zentralamt, den
Eiſenbeton=Wagenbau in großem Stile aufzunehmen. Der neueſte
Iyp eines 20=Tonnen=Güterwagens aus Eiſenbeton iſt in Ab=
ildung
2 verkörpert, wobei wohl zugegeben werden muß, daß
äußere Erſcheinung eines derartigen Wagens nicht viel anders
als diefenige eines normalen eiſernen Güterwagens.

das Gewicht infolge des ſchweren Bauſtoffes größer. Aber
er letztere Umſtand kann, wenn man die Betriebsweiſe der
Vagen berückſichtigt, deshalb keine Rolle ſpielen, weil die Roſt=
ſcherheit
eine ſo weſentliche Koſtenerſparnis bedeutet, daß da=
urch
die Wirtſchaftlichkeit an ſich ſchon genügend begründet iſt.
mdererſeits liegt es in der Natur der Sache, daß die Eiſenbahn=
ehörden
mit der Einſtellung ſolcher Wagen nur allmählich vor=
ehen
können, bis ausreichende Erfahrungen vorliegen. Immer=
in
hat ſich der vorerwähnte neue Typ (Abb. 2) in bisherigem
robeweiſem Betriebe ſo gut bewährt, daß das Eiſenbahn= Zen=
ralamt
den Wagen angekauft hat und denſelben nunmehr in
8otsdam beſonderen Verſuchen im Vergleich mit eiſernen Wagen
nterwerfen will.
Anmerkung: Die angezogenen Abbildungen veröffentlichen wir aus
n erſcheinenden Nr. der Gegenwart.
miſchen Gründen

Ja, ſo weit ſeid ihr, die ihr ohne Prahlen
Vorkämpfer wurdet unſrer großen Zeit.
Kein Bild der Zukunft wagte ich zu malen
So reich und bunt wie die Vergangenheit.
In Wirklichkeit verwandelt ihr den Traum,
Freut euch des Sieges über Zeit und Raum!
Freut euch des Siegs im Kampf der Elemente,
Und freut euch doppelt: Ihr ſeid nicht am Ende.
Drum kämpfe weiter, arbeitsfrohe Schar!
Wer könnte ſichrer ſeinem Stern vertrau’n?
Bewundernd ſieht die Welt, was iſt und war,
Bewundernd will ſie in die Zukunft ſchauen.
Ihr werdet ſiegen, denn ihr kämpft für echte
Befreiung, für die wahren Menſchenrechte;
Und euch zur Seite ſieht mit ſchärfften Waffen
Der Geiſi, der alles Irdiſche geſchaffen.
Max Eyih (1836 1906)

*Die Geheimnsse der
Rahmenantenne,
Von
Radioing. Franz Friedrich, Stuttgart.
Der Geſetzgeber hat gegenwärtig bei uns in Deutſchland
eigentlich ſelten Glück. Auf die ungewöhnlich ſcharfe Tonart der
Verordnung zum Schutze des Funtverkehrs vom 8. März folgt
raſch eine amtliche Mitteilung des Reichspoſtminiſteriums, die
allen Schwarzfunkern und Zaungäſten Generalpardon bis zum
16. April gewährt und ſogar erlaubt, die bisher geſetzlich ſtreng
verbotenen Stationen vorerſt weiter zu betreiben. Warum wohl
dieſe auffallende Nachgiebigkeit? Weil der Anreiz zur Teilnkahme
am Rundſunk und Radioweſen unendlich viel ſtärker iſt, als die
Furcht vor Strafen noch ſo ſchlimmer Art, und weil bisher die
anſtändigen Funkfreunde entweder die hohen Gebühren nicht be=
zahlen
oder infolge der bureaukratiſchen Hemmniſſe die Verſuchs=
erlaubnis
nicht bekommen konnten. Und die Folge war, daß
ſich der Radioſport im Verborgenen fröhlich weiter entwickelte
und in dieſer ſeiner illegalen, geheimen Geſtalt eine viel größere
Gefahr für die öffentlichen Jutereſſen zu werden drohte, als bei
lockerer Zügelführung und mäßigen Gebühren, dem Auge des
Geſetzes nicht planmäßig entzogen, möglich geweſen wäre. Denn
das war die erſte und ſofort allenthalben in unſerem Vaterlande
offenkundige Wirkung jener Verordnung: die äußerlich in die
Augen fallenden Kennzeichen der drahtloſen Stationen, die
Hochantennen verſchwanden. Dagegen verſchwanden nicht
die jedem Funker nur allzu wohl bekannten Anzeichen im Aether=
meer
, die auf ungeminderte Teilnahme weiter Kreiſe an den
durch unſichtbare Wellen nach allen Richtungen hin über Deutſch=
land
und ganz Europa, ja den Erdball verbreiteten Konzerten,
Vorträgen und Nachrichten aller Art ſchließen ließen.
Nicht die Frage ſoll uns hier beſchäftigen, ob der ganze Stil
unſerer Radiogeſetzgebung glücklich genannt werden kann; auch
nicht das Problem der öffentlichen Sicherheit oder des Brief=
geheimniſſes
. Nur eines der beliebteſten Mittel, am drahtloſen
Nachrichtenverkehr ungefſehen und im Geheimen teilzuhaben, ſoll
in aller Kürze beſprochen werden. Es iſt die ſogenannte
Rahmenantenne. Nicht als ob die Rahmenantenne für
den Geheimfunker, der einzige Weg zur Flucht aus der Oeffent=
lichkeit
wäre. Es gibt noch andere, für beſtimmte Zwecke ſogar
beſſere Erſatzantennen, die unauffällig in jedem Zimmer oder
unter dem Dach angebracht werden können und ſogar den Mit=

Abbildung 1
bewohnern des Hauſes verborgen bleiben. Die Rahmenautenne
verdankt ihre Entdeckung auch nicht erſt dem Wunſch, der Polizei
ein Schnippchen zu ſchlagen. Sie iſt ein Ding für ſich, des ein=
gehenden
Studiums wert, und für gewiſſe Aufgaben des öffent=
lichen
Nachrichtendienſtes ſogar einfach unentbehrlich. Deshalb
allein, weil ſich wirklich gründlichere Betrachtung lohnt, nicht
aber, um die Schwarzfunkerei zu fördern, ſei hier das Wichtigſte,
was wir von ihr wiſſen, mitgeteilt. Denn auch das muß der
gewiſſenhafte Radiofachmann zugeben: wir ſind noch lange nicht
in alle Geheimniſſe dieſes beſcheidenen Geräts, eingedrungen,
und Launen hat die Antenne auch manchmal; mit Wiſfenſchaft
und Theorie kommt man dann nicht mehr weiter, und auch der
erfahrene Praktikus weiß ſich in ſolchen Fällen oft nicht mehr zu
helfen
Während des Weltkrieges von F. Braun, dem bekannten
Bahnbrecher im Radioweſen, eingeführt und ſpäter von der
Telefunkengeſellſchaft für ganz weſentliche techniſche Fortſchritte
in der Wellentelegraphie verwertet, iſt die Rahmenantenne längſt
wegen einer Reihe von Vorzügen als geradezu unerſetzlich be
kannt. Das Wichtigſte iſt zweifellos Folgendes: Ohne dieſe Er=
findung
wäre auch heute noch kein ununterbrochener Wechſelver=
kehr
zwiſchen amerikaniſchen und europäiſchen Großſtationen
möglich. Laſſen wir uns das Weſentlichſte an dem Beiſpiel
NauenNeu=York zeigen: Die von unſerer deutſchen Groß=
ſtation
Nauen ausgeſtrahlte, in gewaltigen Maſchinen erzeugte
Energie wird in einem Umkreis von 20 000 Kilomietern wahr=
genonimen
. Durc) ein Taſtrelais in Morſezeichen zerlegt, trägt
ſie Nachrichten aller Art über den Ozean. Drüben über dem
großen Waſſer, bei Neu=York, iſt, wie unſere Abbildung zeigt,
eine große Rahmenantenne aufgeſtellt, deren Seiten etwa 30
Meter lang ſind und die ſo gerichtet ſteht, daß die Rahmenebene
genau in der Richtung auf Nauen ſteht. So hat ſie beſonders
guten Empfang. Aber dieſer Einrichtung haftet ein Mangel an:
ſie iſt einſeitig. Zunächſt kann man in Neu=York nur Nachrich=
ten
aus Deutſchland empfangen, aber nicht antworten. Darum
wurde in der Nähe, in Sayville, eine amerikaniſche Großſtation
errichtet, die nun ihre Wellen mit Nachrichten zum alten Europa
hinüberſchickt. Dort iſt zur Aufnahme z. B. für Deutſchland in
(elto) füdlich von Nauen, eine Rieſenrahmeuantenne aufge=
baut
, deren Ebene auch genau auf den Sender im Süden von
Nen=York eingeſtellt iſt. Sofort wird nun aber der intereſſierte
Laie die Frage aufwerfen: Kann man nun in Geltow die ame=
rilaniſchen
Morſezeichen überhaupt empfangen, wenn gleichzeitig
die etwa 30 Kilonieter entfernte Rieſenſtation Nauen ihre gewal=

tigen Energien nach allen Richtungen ausſtrahlt? Dieſe Zwi=
ſchenfrage
iſt berechtigt, denn bis heute iſt das Senden in nur
einer einzigen Richtung nicht möglich, die Wirkung der Sender
geht nach allen Seiten unbehindert. Eine ungemein ſtörende
Hemmung des Nachrichtenaustauſches, eine Verhinderung des
fortlaufenden Wechſelverkehrs wäre die Folge dieſer Tatſache,
wenn nun nicht eben die Rahmenantenne mit einer be=
ſonderen
Eigenſchaft hier zu Hilfe gekommen wäre: ſenkrecht
zur Rahmenfläche auftrefſende Wellen erzeugen in ihr keine
nennenswerten Schwingungen, ſelbſt wenn es ſich um große
Energieausſtrahlungen aus unmittelbarer Nähe handelt. Geltolp
ſteht zu Nauen in dieſer Nullrichtung während es von der
amerikaniſchen Sendeſtation Sayville ein Maximum von Energie
empfängt, alſo ungeſtört einen ununterbrochenen Verkehr zwi=
ſchen
Neu=York und Berlin unterhalten kann. Vergeſſen wir
nicht, daß ſowohl von Nauen als auch von Geltow unmittelbarer
Anſchluß an die Berliner Telegraphenämter beſteht.
Auch der Radioamateur, macht ſich dieſe ausgezeichnete
Richtwirkung der Rahmenantenne gerne zu nutze; er weiß
aus Erfahrung, daß er die engliſchen, franzöſiſchen und anderen
europäiſchen Stationen nicht nur durch Abſtimmung auf deren
Wellenlänge, ſondern auch durch Drehen ſeiner Rahmenantenne
in der Richtung der Sendeſtelle empfangen kann. Welch gewal=
tiger
Unterſchied beſteht freilich zwiſchen einem ſolchen niedlichen
Zimmerrahmen und jenen Rieſendrahtverſpannungen, wie ſie
in Geltow oder ſonſt für den transozeaniſchen Funkdienſt gebaut
werden! Der Rahmen iſt auf 1 Meter Seitenlänge zuſammen=
geſchrumpft
, und es deuten neuere Verſuche darauf hin, daß man
noch viel winzigere Maßſtäbe als zweckmäßig einzuführen ſucht.
Rein äußerlich genommen, ſcheint der in Abb. 2 wiedergegebene
Rahmen einfach eine Verkleinerung der Geltower Rieſin zu ſein.
Auf ganz grundlegende Unterſchiede in der Bewicklung uſw. wird
noch ſpöter zurückzukommen ſein. Hier ſei nur feſtgeſtellt, daß
dieſe Vierecksform durchaus nicht das Weſentliche der
Rahmenantenne iſt. Es ſind nur praktiſche Gründe, die den qua=
dratiſchen
Rahmen, meiſt in ſenkrechter Stellung mit der einen
Spitze zur Erde, beſonders beliebt gemacht haben. Auch fünf=
eckige
, namentlich aber runde Ausführungen, ſind ſehr verbreitet
und beeinfluſſen die Wirkfamkeit wenig. Hier handelt es ſich um
Fragen des Geſchmacks oder der Fabrikationsvereinfachung.
Entſcheidend iſt die Art der Drahtbewickelung, die auch
manchem Fachmann noch ein Geheimnis iſt und die ein tieferes
Eindringen in das Wefen der drahtloſen Telegraphie vorausſetzt.
Die gebräuchliche Hochantenne ſtellt einen offenen
Schwingungskreis dar, der vor allem durch die ankommenden
elektriſchen Kraftlinien angeſtoßen wird. Bei der Rahmen=
antenne
dagegen iſt der Schwingungskreis geſchloſſen, auf
ihn wirken in erſter Linie die magnetiſchen Kraftlinien, die mit
den elektriſchen zuſammen periodiſch von den Sendern aus=
ſtrahlen
. Es iſt ohne weiteres klar, daß dieſe Empfangsſtröme,
die auf Indukrionswirkung beruhen, ungemein ſchwach ſind.
Daher auch die mannigfaltigen Enttäuſchungen jener Zaun=
gäſte
, die, durch die Funkordnung veranlaßt, ihre Hochantenne
abgebaut und dann einfach ihre Apparate an eine kleine Rahmeu=
antenne
angehängt hatten: Oft gab es gar keinen Empfang, meiſt
aber nur ſchwach wahrnehmbare Anzeichen, daß überhaupt Wel=
len
aufgefangen werden. Ganz abgeſehen von den nicht ſelten
angewandten verfehlten Schaltungen oder ungeeigneten Wicklun=
gen
iſt hier eben der Mangel an Hoch= und Niederfrequenzver=
ſtärkung
feſtzuſtellen. Und die dazu notwendigen, immerhin
koſtſpieligen Apparate, wird man bei Rahmenempfang meiſt nicht
vermeiden können. Das iſt eben der einzige, aber auch bedeut=
ſame
Nachteil der Rahmenantenne: man muß bei ihr zumeiſt
den Schwellwert der Empfangsenergie durch Verſtärkungsgerät
zu ſteigern ſuchen. Er wiegt für Funkfreunde mit beſcheidenen
Mitteln ſchwer. Die Vorzüge des Rahmenſpulenempfanges
ſind aber ebenfalls ſehr gewichtig und beſchränken ſich nicht anf
die ſchon beſprochene Richtwirkung, die auch der Amateur ſchätzt.
Geſtattet ſie ihm doch die genaue Auswahl der geſuchten Station
und die Ausſchaltung jeder unerwünſchten, den reinen Genuß
einer Darbietung nur ſtörenden, auf benachbarter Welle ſenden=
den
Station. Ehe wir aber dieſe weiteren Vorzüge der Rahmen=
antenne
beſprechen, müſſen wir uns noch über die Einzelheiten
des Baues von Rahmenantennen unterrichten.
Iſt auch die quadratiſche Form der Rahmenantenne kein
weſentliches Kennzeichen, ſo wählen wir doch aus praktiſchen
Gründen gerade dieſe Geſtalt, um einige genauere Angaben über
die Bewickelung und die Größe zu machen. Leider hat man ja in
den letzten Monaten in der deutſchen Preſſe zahlreiche Aufſätze
finden können, die zwar alle die mannigfaltigen Genüſſe, die der
Menſchheit durch Radio erſchloſſen werden, in lebendiger Farbe
ſchilderten, aber bei der Beſchreibung der Einzelteile ſehr ver=
ſchwommen
und unklar blieben. Wie viel auflodernde Begeiſte=
rung
iſt dann nur zu raſch an mangelnder geiſtiger Nahrung
wieder erſtorben! Freilich reicht auch hier der Platz nicht zu er=
ſchöpfenden
Mitteilungen. Aber einige Beiſpiele ſind ſicherlich
willkommen.
Eine unbeſtreitbare Tatſache iſt zunächſt, daß es keine Uni=
verſalrahmenantenne
gibt. Für jede Wellenlänge kennt man
ganz beſtimmte Formen mit optimalem Empfang. Im allgemei=
nen
verwendet man für längere Wellen (über 700 Meter) kleinere
Rahmen mit zahlreichen Drahtwindungen, für die kurzen Wellen
des Rundfunkts große Rahmen mit verhältnismäßig wenig
Windungen. Sodann iſt der Abſtand der Windungen von aus=
ſchlaggebender
Bedeutung. Durch Einhalten eines beſtimmten,
aus den nachfolgenden Tabellen erſichtlichen Mittelwegs kann
man die allgemein übliche Lichtleitungslitze ſo über die zweck=
mäßigerweiſe
durch iſolierte Leiſten verbeſſerte Kanten des Qua=
drates
wickeln, daß der Hochfrequenzwiderſtand ziemlich niedrig
gehalten und doch eine gute Induktanz erzielt wird. Es kommt
hier wie überhaupt beim Arbeiten mit Radioapparaten vor allem.
auf genaueſte Abſtimmung an; nicht immer ſtimmen deren Er=
gebniſſe
mit den theoretiſch vorausberechneten Größen. Darum
gehört große Geduld, ein fein entwickeltes Fingerſpitzengefühl
und ein ſcharfer Gehörſinn zu einer wirklich befriedigenden Ent=
wicklung
des Empfangs mit Rahmenantennen.
Tabelle l: Wellenlängen (in Metern), die mit einer quadratiſchen
Rahmenantenne von 122 cm Seitenlänge bei Bewickelung mit 0,9 mm
ſtarkem Kupferdraht im Abſtand von 12,5 mm empfangen werden,
(Nach Ann. d. P. 24. 2). Die verwendete Drahtlänge iſt leicht zu er=
rechnen
.

Anzahl der
Windungen

Kapazität des eingeſchalteten Drehkondenſators

50 cn

100 cm

450 cm

900 cm

400 500 710 430 920 1250

Tabelle II: Empfangene Wellenlängen (R) eines Rahmens von
150 cm Seitenlänge. Bewwicklung nit 0,9 mm ſtarkem doppelt umſpon=
nenem
Kupferdraht, Windungsabſtand 12,5 mi


Kapazität des
eingeſchalteten
Kondenſators Windunge Windungen Windungen 575 cm 350 m 700m 500 m 1000m 1250 cn In
m

[ ][  ]

Nummer r.

Technik der Gegenwart, Beilage des Darmstädter Tagblatt.

Freitag, rr. April T924.

Ohne nennenswerten Einfluß auf den Empfang iſt es, ob
man nach den hier wiedergegebenen genauen Zahlen in der
Form des Solenoids oder in der Art der Flachſpulen wickelt.
Entſcheidend iſt nur, daß die Geſamtlänge des Drahtes und die
Abſtände der einzelnen Drähte nicht verändert werden. Neben
den hier angeführten, für ernſte wiſſenſchaftliche Arbeiten brauch=
baren
Zuſammenſtellungen gibt es ſeit einiger Zeit neue, noch
nicht nachgeprüfte Anordnungen, die in ſehr viel kleineren Ab=
uieſſungen
mit knappſter Bewickelung angeblich befriedigende Er=
gebniſſe
beim Rundſunkempfang ergaben. Hier hat der praktiſche
Amateur ein großes Feld wertvoller Eigenbetätigung für die
Forſchung vor ſich: dieſe zunächſt ſcheinbar einer Laune ent=
ſprungenen
Miniakurrahmen auf ihre Brauchbarkeit und auf die
Geſetze ihrer Wirkſamkeit zu prüfen. Dabei denken wir aller=
dings
nicht an die neueſte Modelaune: an die Ohrengehäng=
Rahmenantenne, die zwar ſehr großſtädtiſche Blätter Mittel=
europas
als Aprilſcherz abbilden, die aber doch eher als Erzeng=
niſſe
des aſiatiſchen Kulturkreiſes anzuſprechen ſind.
Noch ein paar wenige praktiſche Winke ſeien gegeben: Ganz
große Rahmen laſſen ſich in unſeren Wohnungen nur ſehr ſchwie=
rig
unterbringen. Man hängt ſie deshalb gern an der Decke auf.
Ein Handgriff an der unteren Spitze ermöglicht die Drehung in
die Richtung der geſuchten Sendeſtation. Wer ſich lediglich auf
Empfang einer einzigen Station einrichten will, kann ſeinen
Rahmen auch an einer richtig gelegenen Zimmerwand feſt auf=
bauen
, indem er 30 bis 50 Zentimeter lange Pflöcke in die Wand
einläßt und beim Bewickeln nur beachtet, daß die innerſte Win=
dung
wenigſtens 15 Zentimeter von der Wand ſelbſt entfernt
bleibt; beſonders günſtig iſt aber eine ſolche Anordnung nicht.
Da wird es dann vorzuziehen ſein, eine richtige ZZimmerantenne
zu bauen, und das iſt wiederum eine Kunſt für ſich.

Abbildung 2

Die mit der Rahmenantenne emp=
fangenen
Energien ſind, das darf nicht
überſehen werden, viel geringer, als
wenn wir eine gute Hochantenne be=
nützen
. Ohne eine entſprechende Ver=
ſtärkung
iſt deshalb der Empfang mit
Rahmen nicht befriedigend. Kriſtall=
detektorenempfang
iſt eigentlich über=
haupt
unmöglich, und bei Röhren=
empfang
muß auch in nahem Umkreis
des Senders mindeſtens eine gut ver=
ſtärkende
Schaltung gewählt werden
Hochfrequenzverſtärkung). In den mei=
ſten
Fällen wird man aber gezwungen
ſein, durch Anſchluß eines Trans=

formators auch die Niederfrequenz noch zu verſtärken und
dadurch die Lautſtärke zu erhöhen. Mit dieſen nicht ge=
rade
billigen Zuſatzgeräten erkauft man dann aber einen außer=
ordentlich
guten Empfang, insbeſondere die Freiheit der draht=
los
übertragenen Muſik und der Sprache von jenen läſtigen
Nebengeräuſchen und Verzerrungen, die oft den ganzen Genuß
einfach zerſtören können. Das verdanken wir einerſeits der
ſchon beſprochenen Richtwirkung und darauf aufgebauten Ein=
ſtellbarkeit
der Rahmenantenne. Aber auch die atmoſphäriſchen
Störungen ſind faſt ganz ausgeſchaltet. Und um dieſer bedeu=
tenden
Vorzüge willen entſchließt ſich der Kenner gerne zu den
Auslagen für Verſtärlungsgerät, zumal er ja eine erhebliche
Erſparnis in Gegenrechnung ſetzen kann: die oft erheblichen
Koſten des Baues einer Hochantenne fallen ganz weg. Und er
denkt ſchließlich auch daran, daß alle Reibereien mit dem Haus=
beſitzer
vermieden werden, daß bei einem Wohnungswechſel na=
türlich
auch die Rahmenantenne mitgenommen werden kann,
ja, daß er dieſe Einrichtung ſogar ins Seebad oder ins Ge=
birge
mitzunehmen in der Lage iſt. Heute kann er es im
Freundeskreis im Herrenzimmer vorführen, und wenn ihn
morgen die Grippe aufs Krankenlager wirft, bleibt ihm wenig=
ſtens
der Troſt: auch im Schlafzimmer iſt für ſein ganzes
transportables Radiogerät ſofort ein Plätzchen freigemacht, und
zur lockenden Muſik des Rundfunks könnte dann ſogar der
Tanz beginnen, wenn ja, wenn die Grippe nicht wäre. Und
gegen ſie hilft auch die Rahmenantenne vorerſt nicht.

* Bauggas als Kraftquelle
für Lastkraftwagen
In dem letzten Jahrzehnt iſt Sauggas für ortsfeſte Kraft=
maſchinen
trotz der geringen Betriebskoſten immer mehr in den
Hintergrund getreten. Die ſtetige Ausbreitung der Ueberland=
netze
großer Elektrizitätswerke dürfte in erſter Linie die Veran=
laſſung
hierzu gegeben haben. Der Elektromotor iſt in der An=
ſchaffung
weſentlich billiger als eine Sauggasanlage, er iſt
immer betriebsbereit und kann auch von ungeſchulten Hilfs=
kräften
bedient werden, während der Sauggasmotor erſt eine
längere Anheizperiode erfordert und eine gewiſſe Betriebserfah=
rung
des Bedienenden vorausſetzt. Neuerdings ſcheint ſich der
Sauggasmotor ein neues Arbeitsfeld erſchließen zu wollen.
Der Mangel Deutſchlands an Benzin kann durch das aus
der Steinkohlendeſtillation gewonnene Benzol nur zum Teil
erſetzt werden, da die Erzeugung mit dem wachſenden Bedarf
nicht Schritt halten kann und zudem die Erzeugung teilweiſe
durch die Beſatzungsmächte beſchlagnahmt wurde. Dieſem Man=
gel
ſucht die Jul. Pintſch=A.G. abzuhelfen, indem ſie einen
Sauggasmotor für Laſtkraftwagen auf den Markt bringt. Im
Gegenſatz zu ihren ortsfeſten Großanlagen nennt ſie die neue
Anlage Gnom und zuſammenfaſſend mit ihrer bekannten
Firmenabkürzung Ipa wurde die Apparatur Jpagnom ge=
nannt
.
Der Motor ſaugt wie bei allen Sauggasanlagen ein Ge=
miſch
von Waſſerdampf und Luft durch einen Schacht, deſſen
Brennſtoffüllung ſich in hoher Glut befindet. Um die Anlage
für den Kraftwagenbetrieb möglichſt leicht zu geſtalten, wurde
um den Schacht nur ein dünnes Mauerwerk aus feuerfeſtem
Material gelegt. Um dieſe Wandung wurde ein Waſſermantel
angeordnet, der bei reichlich bemeſſenem Dampfſammelraum, die
Dampferzeugung bewirkt. Nach neuen Verfahren ſind die In=
nenwände
des Generators vor den Angriffen der Gaſe geſchützt
und wird das Gas einer ſehr weitgehenden Reinigung unter=
zogen
. Die ſtändigen Erſchütterungen während der Fahrt er=
zeugen
viel Staub im Generator, gegen den gerade die Fahr=
zeugmotore
ſehr empfindlich ſind. Das neue Reinigungsber=
fahren
hat dieſe Schwierigkeiten überwunden, wie die neuen
Autobuſſe der Allgemeinen Berliner Omnibus=A.G. (Aboag)
beweiſen. An dem Ausbau des Verfahrens war die Aboag
weſentlich mitbeteiligt, indem ſie ihre automobiltechniſche Er=
fahrung
und ihre Fahrzeuge zu den Verſuchen zur Verfügung
ſtellte. Als Brennſtoff kommt Holzkohle, Anthrazit, Koks oder
Torfkoks in Frage. Nach den Angaben der Firma Jul. Pintſch
A.G. dürfte ſich die effektive Pferdekraft Stunde bei Holzkohle
auf 3,42 Goldpfennig, Anthrazit und Koks auf 1,67 Goldpfennig,
Torfkoks auf 1,14 Goldpfennig ſtellen, während bei Verwendung
eines Gemiſches von Benzol und Benzin die effektive P.S.=
Stunde etwa 10,8 Goldpfennig koſten wird. Die Erſparniſſe
ſind alſo ſehr erhebliche. Neben der Verwendung in Laſtkraft=
wagen
dürfte die neue Einrichtung vor allem berufen ſein, der
Landwirtſchaft eine billige Arbeitskraft für Motorpflüge,
Dreſchmaſchinen und andere Geräte zu liefern, die weit ab vom
Gehöft im Felde arbeiten müſſen und nicht mit elektriſcher
Energie angetrieben werden können. Dem Rohölmotor dürfte
darin ein ernſter Konkurrent entſtehen. Auch für Triebwagen
im Eiſenbahnverkehr kann der neue Betriebsſtoff von Bedeu=
K.
tung werden.

Die Verstärkerröhre
Von
Dr. Albert Neuburger.
Der gewaltige Aufſchwung, den die drahtloſe Telephonie
innerhalb einer beiſpiellos kurzen Zeit genommen hat, iſt ein=
zig
und allein der Erfindung der Verſtärkerröhre durch den
amerikaniſchen Elektrotechniker Lee de Foreſt zu verdanken.
Man hat den Wert dieſer Röhre lange nicht erkannt, und ihr
Erfinder ſah ſich daher genötigt, die Patente verfallen zu laſ=
ſen
, durch die ſie ihm geſchützt waren. Er ſelbſt äußerte ſich da=
hin
, daß er mit dieſer Freigabe der Röhre der Menſchheit das
größte Geſchenk mache, das ihr jemals zuteil wurde. Jeder=
mann
hat nach dem Erlöſchen der Patente das Recht, derartige
Röhren herzuſtellen. Sie werden gegenwärtig in ſolchen Men=
gen
gebraucht, daß die Induſtrie ſämtlicher Länder der Erde
nicht imſtande iſt, den Bedarf auch nur einigermaßen zu decken.
Es iſt aber auch erſtaunlich, welche Leiſtungen dieſe nahezu
luftleer ausgepumpte Glasröhre vollbringt, deren ganze innere
Einrichtung aus einer Kathode, einer Anode und einem Gitter
beſteht. Gelingt es, aus dem unendlichen Raum des Aether=
meeres
auch nur die geringſte Spur elektriſcher Energie aufzu=
fangen
, eine Spur, die ſo ſchwach iſt, daß ſie auch durch das
feinſte Meßinſtrument nicht mehr angezeigt wird, ſo kann man
man ſie mit Hilfe der Kathodenröhre bis zu jeder beliebigen
Wirkung verſtärken, man kann die im Lautſprecher erregten
Töne bis zum Donnergrollen anwachſen laſſen. Alle die vielen
Wunder des Radio, die ſich heute vor unſeren Augen vollziehen,
ſind einzig und allein der Verwendung dieſer Röhren zu ver=
danken
.
Es wäre aber falſch, anzunehmen, daß ihre Anwendung
nur auf den drahtloſen Verkehr beſchränkt wäre. Früher wurde
ſo mancher von einem gelinden Gruſeln erfaßt, wenn er daran
dachte, daß er ein Ferngeſpräch führen müſſe. Wie oft kam es
nicht vor, daß man überhaupt nichts verſtand, und daß man
auch nicht verſtanden wurde, trotzdem man ſich heiſer ſchrie.
Es wird nun vielleicht dem einen oder anderen unſerer Leſer
bereits aufgefallen ſein, daß die Verſtändigung bei Fernge=
ſprächen
neuerdings meiſt eine ganz vorzügliche geworden iſt.
Zwei Urſachen liegen dieſer Tatſache zugrunde: Zunächſt ein=
mal
der Umſtand, daß viele, ohne daß ſie überhaupt eine
Ahnung davon haben, jetzt drahtlos verbunden werden. Es
gibt nämlich in Deutſchland bereits eine ganze Anzahl der=
artiger
drahtloſer Fernſprechlinien, bei denen nach einem beſon=
deren
Syſtem mit überlagerten Schwingungen von verſchiedener
Frequenz gcarbeitet wird. Die elektriſchen Wellen, dieſe hoch=
frequenten
Schwingungen, huſchen dabei an der Oberfläche der
an den Eiſenbahnlinien entlangführenden Telegraphen= oder
Fernſprechdrähten dahin. Sie dringen nicht in den Draht ein,
pflanzen ſich nicht in ihm fort, ſondern benutzen ihn nur als
Weg. Verwendet man nun für jedes Geſpräch eine andere
Schwingungszahl, alſo eine andere Frequenz, ſo kann mit
Hilfe des gleichen Drahts eine ganze Anzahl von Geſprächen ge=
führt
werden, ohne daß eines das andere ſtört. Ein Geſpräch
geht nach dem alten Verfahren im Draht vor ſich, während auf
dieſem gleichzeitig noch fünf bis ſechs weitere Geſpräche auf=
gelagert
werden können. Aus gewiſſen Gründen arbeitet man
in der Praxis vorerſt noch mit einer geringen Anzahl von Ver=
bindungen
, doch wird die Steigerung bis zum Maximum der
Möglichkeiten nicht mehr lange auf ſich warten laſſen. Sprechen
nun je zwei drahtlos miteinander verbundene Teilnehmer mit
einer anderen Frequenz als die anderen, wird alſo für jedes
Teilnehmerpaar eine beſondere Frequenz verwendet, ſo kann
das eine niemals vernehmen, was das andere ſpricht. Der
Vorteil dieſes Verfahrens liegt vor allem darin, daß der Bau
weiterer Fernſprechlinien, der ſchon längſt nötig wäre, um dem
geſteigerten Verkehr Rechnung zu tragen, wegfallen kann. Da=
durch
werden beträchtliche Koſten erſpart. Dann aber ſind die
Geſpräche von einer gradezu erſtaunlichen Klarheit und Deut=
lichkeit
. Es iſt genau ſo, als ob der andere Teilnehmer uns im
gleichen Raume gegenüberſtände. Hier iſt es nun wieder die
Verſtärkerröhre, oder, wie man ſie auch nennt, die Elektronen=
röhre
bzw. die Kathodenröhre, die ihre Wunder wirkt. Sie ge=
ſtattet
uns, mit ſchwachen Strömen zu verkehren, die ſie derart
verſtärkt, daß wir auch bei ſehr großen Entfernungen unſere
helle Freude an der guten Verſtändigung haben.
Auch bei Geſprächen im Draht bedient man ſich dieſer
Röhre. Merkt die Beamtin, daß bei Drahtgeſprächen die Ver=
ſtändigung
undeutlich und zu ſchwach iſt, ſo ſchaltet ſie ſofort
den ſogenannten Zwiſchenverſtärker ein, deſſen weſentlichſter
Beſtandteil einige Elektronenröhren ſind. Sofort wird die
Sprache lauter ſowie klar und deutlich. Auch die Entfernung
über die Ferngeſpräche möglich ſind, wird ganz bedeutend ver=
größert
.
Der Verkehr mit und ohne Draht iſt aber nicht das einzige
Gebiet, auf dem die Verſtärkerröhre Verwendung finden kann.
Neuerdings beginnt auch die Medizin ſich ihrer mit Vorteil zu
bedienen. Wollte der Arzt bisher das Herz eines Kranken unter=
ſuchen
, ſo gab es für ihn nur ein einziges Verfahren: das un=
mittelbare
Abhören der Herztöne. Neuerdings iſt es nun ge=
lungen
, dieſe Herztöne auch einer großen Zuhörerſchaft auf eine
ſehr weite Entfernung hin vernehmbar zu machen. Zu dieſem
Zwecke bedient man ſich wiederum der Verſtärkerröhre. Nach
einem von Dr. Jacobſohn durchgebildeten Verfahren wird auf
das Herz eine beſondere Art des Mikrophons, ein ſogenannter
Minenhörer, gelegt, wie er auch im Kriege benutzt wurde, um
zu ermitteln, wo Minen angelegt ſind. Ein ſolcher Minenhörer
läßt das Geräuſch eines Spatenſtiches auf Entfernungen von
70 Metern vernehmen. Er wandelt die Herztöne in elektriſche
Strömungen um, die durch Kathodenröhren verſtärkt werden.
Sie erklingen dann aus einem Lautſprecher mit derartiger
Stärke, daß ſie auch in einem großen Hörſaal deutlich vernehm=
bar
ſind. Nimmt man an, daß die Kathodenröhren eine tau=
ſendfache
Verſtärkung ergeben, und daß der Lautſprecher noch
weiter fünfmal verſtärkt, ſo kommt man auf eine fünftauſend=
fache
Verſtärkung.
Die Vorteile, die ſich hieraus ergeben, ſind mannigfacher
Art. Die Studierenden brauchen das Herz nicht einzeln abzu=
horchen
, wobei es vorkommen kann, daß, bis der letzte dran=
kommt
, ſchon wieder andere Erſcheinungen eingetreten ſind, als
jene, über die der Profeſſor vorher ſprach. Dann kann bei Ope=
rationen
der Operierende ohne weiteres die Herzſchläge des
Patienten vernehmen, er iſt nicht auf Mitteilungen angewieſen,
die ihm der Aſſiſtent macht, der zu dieſem Zwecke ſtändig den
Puls fühlen muß. Daß die Verſtärkung der Herztöne aber
auch noch in anderer Weiſe Nutzen bringen kann zeigte ſich
kürzlich auf einem Schiffe, das von Hamburg nach New York
fuhr. Hier erkrankte ein Paſſagier. Seine Herztöne wurden in
Geſtalt eſektriſcher Wellen ſeinem Arzte in New York übermit=
telt
, der die Diagnoſe ſtellte. Würde man die durch die Katho=
denröhren
verſtärkten Töne einer drahtloſen Sendeſtation zu=
leiten
, die ſie als hochfrequente Schwingungen von ihrer An=
tenne
verbreitet, ſo könnte man ſie in ganz Deutſchland, ja
ſogar in ganz Europa hörbar machen.
Mit Hilfe der Kathodenröhre iſt es nunmehr aber auch ge=
lungen
, die Intenſität von Röntgenſtrahlen zu meſſen, was bis=
her
nur in ſehr ungenügender Weiſe möglich war. Der Arzt,
der Röntgenſtrahlen zur Anwendung brachte, war in weitem
Umfange auf wenig genaue Meßverfahren und auf Schätzungen
angewieſen. Er hatte es deshalb durchaus nicht in dem Maße
in der Hand, eine genau abgegrenzte Menge dieſer Strahlen
zur Wirkung zu bringen, ſie genau zu doſieren, wie es wün=
ſchenswert
geweſen wäre. Auch hier hat die Kathodenröhre
hoch genug veranſchlagt werden kann.

KURZE MITTEILUNGEN
* Oefen ohne Schornſteinanſchluß verſchiedener Syſteme unterzieht
Herr Dr. Marx im Geſundheitsingenieur einer Kritik. Er weiſt nach,
daß Oefen, die in offener Flamme Petroleum oder Gas verbrennen
zur gleichmäßigen Erwärmung eines Raumes einmal weſentlich teuerer
im Betrieb ſind als Kohle und außerdem wegen der Entwicklung von
Kohlenſäure und Waſſerdampf geſundheitsſchädlich wirken. Die be=
ſprochenen
Oefen erzeugen einen Gehalt an Kohlenſänre von 25 v. T.
in der Zimmerluft, während die Außenluft 0,4 v. T. und gute Zimmerluft
0,7 v. T. Kohlenſäuere enthalten. Sanitar zuläſſig iſt ein Kohlenſäuere=
gehalt
von 1,0 v. T., vorübergehend 1,5 v. T. Auch die Entwicklung von
Waſſerdampf geht weit über das zuläſſige Maß hinaus. Eine Entgeguung
der Firmen, die die Oefen herſtellen muß zugeben, daß ein Anſchluß eines
Dunſtrohres notwendig iſt. Damit entfällt aber der Hauptvorteil ſchorn=
ſteinloſer
Oefen, denn wo ein Dunſtrohr angeſchloſſen wird, kann auch
ein Gasofen normaler Bauart oder ein Kohlenofen mit Notanſchluß zum
Fenſter hinaus aufgeſtellt werden. Das Rohr wird im letzteren Falle
nur einige Zentimeter ſtärker. Unſere Leſer ſeien vor derartigen Neue=
rungen
gewarnt, es wird empfohlen, im Bedarfsfalle einen Fachmann zu
Rate zu ziehen.
* Beleuchtung im Freien. Die deutſche Veleuchtungstechniſche Geſell=
ſchaft
(Geſchäft:ſtelle Berlin W 35 am Karlsbad 12/13) hat Leitſätze für
die Beleuchntung im Freien aufgeſtellt, denen wir folgendes entnehmen:
Ueberall, wo im Freien ein öffentlicher oder größerer privater Ver=
kehr
ſtattfinden kann, alſo auf Straßen und Plätzen, Bahnhof=, Gleis=
und Kaianlagen, auf Fabrikhöfen und dergl., muß die Beleuchtung durch
künſtliche Lichtquellen nach Stärke und Güte den Anſprüchen der öffent=
lichen
Sicherheit und des Verkehrs entſprechen. Die Beleuchtung von
Straßen und Plätzen muß außerdem berechtigten äſthetiſchen Forderungen
genügen.
Störende Blendung durch Lampen der öffentlichen Beleuchtung
durch Schaufenſter= und Neklamebeleuchtng, durch Signallaternen muß
vermieden werden; ihre Leuchtdichte iſt zu dieſem Zwecke durch licht=
ſtreuende
Mittel herabzuſetzen.
Signallichter (an Bauſtellen, Eiſenbahnanlagen, Straßenbahn=
kreuzungen
, Schlagbäumen uſw.) dürfen durch Lampen der öffentlichen
Beleuchtung nicht überſtrahlt werden und nicht mit ihnen verwechſelbar
ſein. Die Beleuchtung im Freien durch künſtliche Lichtquellen iſt in
unſeren Breiten erforderlich: im Winterhalbjahr von dreiviertel Stunden
nach Sonnenuntergang bis 1reiviertel Stunden vor Sonnenaufgang, im
Sommerhalbjahr von 1 Stunde nach Sonnenuntergang bis 1 Stunde
vor Sonnenaufgang.
* Der Werrakaual, eine geplante Verbindung der Weſer mit dem
Maiu, gewinnt immer feſtere Geſtalt. Wie wir einem Aufſatz in Kraſt
und Stoff entnehmen, hat man ſich jetzt auf eine Linienführung ge=
einigt
, die von Hannov.=Münden aus der Werra bis nach Meiningen
folgt und von dort den Fluß verlaſſend an Heldburg vorbei den kang=
liſierten
Main unterhalb Bamberg erreicht. Da nur eine Talſperre a=
der
oberen Werra zur Ergänzung des Speiſewaſſers errichtet werden ſoll,
ſo müſſen Werra und Weſer kanaliſiert, d. h. in einzelnen Haltungen
aufgeſtaut werden. Zur Ueberwindung der Scheitelhaltung (+ 3
ü. N. N.) hat man von einem Tunnel Abſtand genommen, und dafür ein
ſenkrechtes Schiffshebewerk und eine ſchiefe Ebene gewählt.
Neben dem Zweck als Waſſerſtraße zu dienen ſoll der Kaual in deu
insgeſamt 48 Stauſtufen auch zur Gewinnung von Waſſerkräften herag=
gezogen
werden.
* Kartenwerke. Technik, Induſtrie, Behörden und viele Teile
der Wiſſenſchaft ſind in hohem Maße an der Herſtellung guter Land=
karten
intereſſiert. Die früher ausſchließlich für militäriſche Zwecke her=
geſtellten
Generalſtabskarten gewinnen heute immer mehr Bedeutung
für das Volksganze. Es iſt daher erfreulich, daß die Landesaufnahuen
des Reiches und der deutſchen Bundesſtaaten techniſch auf einer außer=
ordentlichen
Höhe ſtehen. Die Verkaufsſtelle der Karten des Reichsamtes
für die Landaufnahmen gibt mit Wirkung vom 16. Februar 1924 ein
neues, auf Goldmark geſtelltes Preisverzeichnis heraus. Neben den
bekannten früheren Generalſtabskarten 1: 100 000 ſind von dort ſogen.
Meßtiſchblätter im Maßſtab 1: 25 000 zu beziehen; fernerhin Karten in
Maßſtab 1: 200 000 und eine Ueberſichtskarte von Mitteleuropa 1:300 000.
Beſonders erwähnt ſeien neben vielen anderen verſchiedenen Karten=
werken
die ſogen. Umgebungskarten, die den Umkreis einer größeren
Stadt umfaſſen. Beiſpielsweiſe ſind ſolche Umgebungskarten für Daru=
ſtadt
, Frankfurt, Gießen, Karlsruhe, Mainz, Wiesbaden und Worys
erſchienen. Für beſondere wviſſenſchaftliche und Unterrichtszwecke iſt
eine Karte des Deutſchen Reiches in 40 Blättern 1: 100 000 mit einem
Erläuterungsheft erſchienen. Auch eine Karte zur Schlacht zon Tamen=
berg
und Karten mit den Abſtimmungsergebniſſen in Schleswig und
Oberſchleſien letztere mit den neuen Grenzen ſeien erwahut. Karten
aus den früheren deutſchen Schutzgebieten in Oſtaſien und aus Syrien
und Meſopotamien in 1: 400 000 wurden gelegentlich der Tätigkeit deut=
ſcher
Truppen in dieſen Gebieten hergeſtellt.
Die erwähnten Karten werden von der Verkaufsſtelle von Karten=
werken
der preußiſchen Landaufnahme (Chr. Hinck, Hannover Georgen=
ſtraße
20) vertrieben, wo auch ein Verzeichnis und Ueberſichtsblätter
koſtenfrei erhältlich ſind.

NEUE BÜCHER UND ZEITSCHRIFTEN
* Neue Radiozeitſchriften. So wie in den letzten drei Jahrzehnten
nacheinander das Automobil, das Kino, das Flugzeug und die drahtloſe
Telegraphie aus dem Stadium des Verſuches in die Praxis umgeſetzt
wurden und damit unſer geſellſchaftliches und wirtſchaftliches Leben
ſtark beeinflußten, ſo wird in dieſem Jahr in Deutſchland die drahtloſe
Telephonie in die Praxis eingeführt. Die drahtloſe Telegraphie war für
weite Kreiſe nicht zu verwenden, wohl hauptſächlich deswegen, weil die
Ueberſetzung aus der Morſeſchrift eine nicht geringe Uebung forderte.
Erſt die unmittelbare Uebertragung des Schalles und des geſprochenen
Wortes machte die drahtloſe Uebertragung ſportreif. Dankbar iſt es des=
wegen
zu begrüßen, daß viele Verlage ſich bemühen, durch gute Zeit=
ſchriſten
, ähnlich wie beim Auto= Kino= und Flugzeugſport, die not=
wendigen
Fachkenntniſſen zu vermitteln.
Nadio für alle. Herausgegeben von Hanns Günther und Dr. Fi.
Fuchs. Frankſche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart. Erſcheint monatlich.
Jährlich 12. Mark.
Der rührige Kosmosverlag ſtellt damit ſeinem Kosmos einen würdi=
gen
Bruder an die Seite. Belehrende Aufſätze, gemeinverſtändlich ge=
ſchrieben
, wechſeln mit praktiſchen Winken für den Amateur.
Radio=Umſchau. Herausgegeben von Prof. Dr. J. H. Bechhold und
Dr. P. Lertes, Verlag H. Bechhold, Frankfurt a. M. Erſcheint ab
1. April wöchentlich. Jährlich 8. Mark.
Als amtliches Organ der Frankfurter Geſellſchaft von Freunden der
Radio=Telephonie und Telegraphie ſowie als Nachrichtenblatt der ſüd=
weſtdeutſchen
Rundfunkdienſtgeſellſchaft a. G. Frankfurt a. M. iſt die
Radio=Umſchau den Nadiofreunden aus unſerem Leſerkreis beſonders
zu empfehlen. Sie bringt wöchentlich das Programm der Frankfurter
Sendeſtation.
Die Funkwelt, Herausgegeben von Dr. Ing. A.,Wasmus, Verlag
W. Wilkens, Hamburg 36. Erſcheint monatlich zweimal. Dauerbezug
0,50 Mark je Heft.
Der Hamburger Radio=Klub im Ueberſeeklub Hamburg, deſſen
Organ die Funkwelt iſt, hat in dieſem Jahr die Führung im Deutſchen
Funkkartell. Damit gewinnt die Funkwelt für jeden Nadioamateur eine
beſondere Bedeutung.
Ihr Inhalt zeichnet ſich neben Aufſätzen, die theoretiſch faſt über
das Laienverſtändnis hinausgehen, beſonders durch hervorragend gute Ab=
bildungen
aus. Auch die ſonſtige äußere Form gereicht dem Verlag zu
Ehren.

PERSöHLICHES AUS DER TECHNIK
Der Direktor des Heſſ. Landeseichamtes Bergrat Köbrich
wurde in das Kuratorium der Ppyſillgliſch=Techniſchen Reichsunſtalt
berufen.
* Die techniſche Hochſchule in Aachen ernannte den bekannten tech=
niſchen
Schriftſteller F. M. Feldhaus wegen ſeiner Verdienſte um die
Geſchichte der Technik zum Dr.=Ing. ehrenhalber.
* Der wiſſenſchaftliche Nachlaß des verſtorbenen Staats=
rats
Geh. Baurat Prof. Dr. Ing. c. h. A. Koch wird, wie wir hören
eben von ſachkundiger Seite bearbeitet und ſoll demnächſt in Buchform
erſcheinen. Damit dürfte einem alten Wunſche ſeiner zahlreichen Schüler
entſprochen werden. Zugleich wird damit der wiſſenſchaftlichen Welt
das Lebenswerk Kochs übermittelt und dem praktiſch arbeitenden Ju=
genieur
Gelegenheit gegeben, mehr noch wie ſeither von den wertvollen
nunmehr einen Wandel herbeigeführt, deſſen Bedeutung nicht Arbeitsmethoden Kochs, der g=Linie, der Stützkraft uſw., Gebrauch 34
machen.