Einzelnummer 15 Goldpfennig=
Bezugspreis:
Bei wöchentlich 2maligem Erſcheinen vom 1 Februur
16. Februar 114 Pfennig und
13. Pfennig
Abtragegebühr, abgeholf 120 Pfennig, durch die
Agenturen 130 Pfennig frei Haus.
Poſtbezugé=
reis ohne Beſtellgeld monatlich 2,60 Goldmack.
Verantwortlich eit für Aufnahme von Anzeigen
beſimmten Tugen wird nicht übernommen. Nit
erſcheinen einzelner Nummern infolge höherer Gewalt
berechtigt den Bezieher nicht zur Kürzung dee
Bezugspreiſes. Beſtellungen und Abbeſtellungen durd
Fernrut phne Verbindlichkeit für uns Poſtſcheckonte:
Franfurt a. M. 4301.
Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeskauptſtadt
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſfattet.
Nummer 41
Sonntag, den 10. Februar 1924.
187. Jahrgang
Anzeigenpreis:
22 mm breite Zeile im Kreiſe Darmſtadt 20 Golöpfs.
Finanz=Anzeigen 30 Goldpfg. Nellamezeile (92 mm
breit) 4 Goldmark. An,
von
iris 30 Goldpf
oDpfg
Finanz=Anzeigen 45 C
mm breſt. Reſſat
eile 1.50 Goldmark. Alle Preiſe in Goldmark
Dollar — 4.20 Mark).
m. Face höherer
Gewalt, we Krieg, Aufruhr. Streil uſw., erliſch.
ſede Verpfichtung auf Erfüllun
er
Anzeigen=
zuffräge und Leiſtlung von S
denerſatz.
*
Bei
ſonkurs oder gerichtiſcher Beitreibung fällt ieder
Rabat weg. *
nlkonto: Deutſche Banl und Darmie
ſiädter 8 Natlonalbank.
Amerika und Deutſchland.
Die Verzögerung der Verträge.
Paris, 9. Febr. (Wolff.) Nach einer Meldung der
Chi=
cago Tribune aus Waſhington iſt die Verzögerung,
die die Ratifikation des Handeis=, Induſtrie=
und Freundſchaftsvertrages mit Deutſchland
erfährt, auf Einwendungen des Senats gegen die Aufnahme
einer in anderen amerikaniſchen Handelsderträgen enthaltenen
Beſtimmung zurückzuführen, die es den Vereinigten Staaten
unmöglich macht, die Zolltarife für ſolche Waren zu ermäßigen,
di= auf amerilaniſchen Schiffen eingeführt werden. Es beſtehe
nicht der Wunſch, Deutſchland unterſchiedlich zu behandeln, der
Senat wünſche vielmehr die Beſeitigung aller Vereinbarungen
mit ansländiſchen Mächten, die einer derartigen Begünſtigung
der amerikaniſchen Schiffahrt im Wege ſtünden.
Spionageaffäre in Frankreich.
Diebſtahl franzöſiſcher Geheimdokumente.
Paris, 9. Febr. (Wolff.) Die Morgenblätter berichten,
daß geſtern zwei Männer und eine Frau verhaftet wurden unter
dem Verdacht, Dokumente, die ſich auf die nationale
Verteidi=
gung beziehen, geſtohlen zu haben. Es handele ſich um einen
franzöſiſchen Ingenieur namens Chivet, ſeine Geliebte, eine
Ruſſin, namens Kurtz, und um einen ruſſiſchen Handwerker. Im
Beſitz der drei Verhafteten ſoll ſich belaſtendes Material
befun=
den haben. Nach dem Matin ſpricht man noch von weiteren
Komplicen.
Vom Tage
Entgegen anders lautenden Nachrichten iſt der deutſche
Bot=
ſchafter v. Hoeſch geſtern nachmittag nicht von Poincarc
empfaugen worden. Der beabſichtigte Empfang zur Ueberreichung
ſeines Beglaubigungsſchreibens konnte wegen ſtarker, Inanſpruchnahme
des franzöſiſchen Miniſterpräſidenten nicht erfolgen. Er findet
jeden=
falls im Laufe der kommenden Woche ſtatt.
Wie wir erfahren, wird Reichskanzler Dr. Marx heute
in Hildesheim in einer Zentrumsverſammlung als Redner
er=
ſcheinen.
Der zuſtändige Ausſchuß der Rheinlandkommiſſion hat
die Zuckerausfuhr aller Art nach dem Ausland und dem
un=
ſetzten Deutſchland bis auf weueres verb ten.
In Düſſeldorf haben Verhandlungen zwiſchen den Vertretern
des Nuhrbergbaues und der Micum über die Verlängerung
der am 15. April ablaufenden Micumberträge begonnen.
Der württembergiſche Landtag hat geſtern mit 54
gegen 34 Stimmen der bürgerlichen Parteien, des Bauernbundes und
eines Kommuniſten das Kirchengeſetz angenommen.
Nach einer Meldung aus Saarbrücken ſind die Separatiſten
geſtern aus Trier abgezogen.
Zum Lordadvokaten der neuen engliſchen Regierung iſt
der Konſeivative Mac Millan in Edinburg ernannt worden, der
jedoch ſein Amt ohne Teilnahme an der Politik der Regierung und
ohne einen Sitz im Unterhauſe übernimmt.
Zum britiſchen Geſandten in Athen iſt Sir Milne
Cheetham ernannt worden.
Der Times zufolge wird ofiziell die Nachricht dementiert, daß
der italieniſche Botſchafter in London abberufen
wer=
den ſolle.
Die Nachricht, der italieniſche Botſchafter in Paris=
Baron Avezzana, werde ſeinen Poſten verlaſſen, wird dementiert.
on and vie Gulsnslensam.
Se Uncberftandigemb
* Verlin, 9. Febr. (Priv.=Tel.) Die
Sachverſtändigen=
kommiſſion verbreitet folgendes Communigué: Die Arbeiten der
Sachverſtändigenkommiſſion haben es ihr ermöglicht, die
Grundzuge feſtzulegen, die ſie zur Errichtung einer deutſchen
Goldnotenbank empſehlen wird, die ihre eigenen Noten gegen
die der Renten= und Reichsbank umtauſchen wird. Die Grundzüge
dieſes Planes ſind Dr. Schacht mitgeteilt worden, der die Anſicht
der Sachverſtändigen durchaus teilt, daß, falls dieſer Plan
ver=
wirklicht werden ſollte, er ein wichtiger Schritt auf dem Wege zu
einer endgültigen Stabiliſierung der deutſchen Währung und der
Finanzen des Reiches bedeuten würde. Die
Sachverſtändigen=
kommiſſion wird der Reparationskommiſſion mitteilen, daß ſie
der Anſicht iſt, daß der Plan, den ſie der Reparationskommiſſion
unterbreitet, ſchnellſtens zur Durchführung gelangen muß. Dr.
Schacht hat der Sachverſtändigenkommiſſion mitgeteilt, daß er bei
der Auſſtellung ſeines Planes der Goldnotenbank ſo vorgehen
wird, daß ſein Plan möglichſt leicht mit dem Plan der
Sachver=
ſtändigenkommiſſion verſchmolzen werden kann. Die
Sachverſtän=
digentommiſſion erwartet ubrigens Dr. Schacht am 18. 2. in Paris.
Ein Sachverſtändigen=Arteil.
Räumung des Ruhrgebiets Vorbedingung
für die Löſung des Reparationsproblems.
TU. Baſel, 9. Febr. Der Korreſpondent der Baſeler
Nachrichten will über das Ergebnis der Sachverſtändigen=
Unterhandlungen als Erſter aus nichtdeutſcher Quelle erfahren
haben:
Das Sachverſtändigenkomitee — darunter auch die Vertreter
Belgiens — ſind einſtimmig zu der Anſicht gelangt, nach Prüfung
des ihnen vorgelegten Materials, daß die erſte Vorbedingung für
eine zufriedene Löſung des Reparationsproblems die Räumung
des Ruhrgebietes durch die Franzoſen iſt. Dieſe Anſicht wird
der franzöſiſchen Regierung übermittelt werden. Gleichzeitig
Das Goldnotenbank=Projekt.
Berlin, 9. Febr. Wir erfahren von dem Generalſekretär der
Sachverſtändigenkommiſſion zu dem bereits veröffentlichten
Kommuniqus folgende Cinzelheiten: Wie bereits aus dem
Kom=
munigué der Sachverſtändigenkommiſſion heevorgeht, hat Dr.
Schacht ſich mit dem Goldnotenbank=Proſeit de: Sachverſtändigen
einverſtanden erklärt und betont, daß es den deutſchen
Wün=
ſchen durchaus Rechnung trage. Es verlaujet weiter in der
Er=
klärung des Generalſekretärs, daß das in der Preſſe irrtümlich
als Entwurf Parmentiers bezeichnete Goldnotenbank=Projekt
einen gemeinſamen Entwurf einer Reihe von Sachverſtändigen
darſtellt, die den verſchiedenſten Nationen angehören. Die
Ver=
bindung des Goldnotenbank=Projekts mit dem geſamten
Repara=
tionsproblem liegt naturgemäß auf der Haud. Im Laufe des
Montags und Dienstags werden die von der Reichsregierung
vorgeſchlagenen Vertreter der Beruſsſtände von der
Sachver=
ſtändigenkommiſſion gehört werden, und zwar am Montag die
Herren: v. Wangenheim als Vertreter der Land’irtſchaft und
Großmann als Vertreter der Arbeitnehmerſchaft, am Tienstag
Herr von Siemens als Vertreter der Indüſtrie und Herr von
Mendelsſohn als Vertreter der Banken.
Die Tätigkeit der Sachverſtändigen.
Berlin, 9. Febr. Ueber die Arbeiten der
Unter=
ausſchüſſe des Erſten Sachverſtändigenkomitees
iſt heute folgendes zu berichten: Um halb 11 Uhr hat eine
Be=
ſprechung des Budgetaus ſchuſſes mit Staatsſekretär
Fiſcher und Miniſterialdireltor Popitz vom
Reichsfinanzmini=
ſterium ſtattgeſunden. Der Budgetausſchuß begab ſich um halb
12 Uhr zum Reichsſinanzminiſter. Seit halb 12 Uhr verhandelt
der Währungsausſchuß mit Dr. Schacht. Die
Eiſen=
bahnſachverſtändigen haben die Beſprechungen mit dem
Reichs=
verkehrsminiſterium aufgenommen; geſtern ſind Haushalts= und
Etatsfragen behandelt worden, heute morgen wurden
Tarif=
fragen des Perſonen= und Güterverkehrs beſprochen.
Heute Nachmittag ſollen Organiſationsfragen behandelt werden.
Auch am morgigen Sonntag finden Verhandlungen ſtatt, die
Fragen des Lokomotiv= und Wagenparks betreffen. Für
Montag ſind Perſonal= und Betriebsfragen vorgeſehen.
Eine neue Pfalznote.
* Berlin, 9. Febr. (Priv.=Tel.) Die Reichsregierung iſt,
wie wir hören, zurzeit damit beſchäftigt, eine neue Note über die
Pfalz vorzubereiten. Das war nach der Antwort der franzöſiſchen
Regierung eigentlich eine Selbſtverſtändlichkeit. Herr Poincaré
hat ſo setan, als ob er von nichts wüßte, und als ob ihm keine
Tatſach n bekannt ſeien, und als ob die Reiſe des engliſchen
Ge=
neralkonſuls Clive eine Vergnügungsreiſe geweſen wäre. Damit
kommt er natürlich nicht weiter. Die deutſche Regierung hat jetzt
das geſamte Beſchwerdematerial feſtſtellen und in Paris
über=
reichen laſſen. Nun wird es Poincaré ſelbſt ſehr ſchwer werden,
von haltloſen Behauptungen zu ſprechen.
wird angedeutet, daß von einer Anleihe für Deutſchland und
da=
mit von Geld für Frankreich keine Rede ſein kann, ſolange die
deutſche Regierung nicht wieder das volle Verfügungsrecht über
das Ruhrgebiet hat. Amerika habe bereits in Paris
Andeu=
tungen dahingehend machen laſſen, daß es bereit ſei, bei einem
Entgegenkommen Poincarés den Geldbedürfniſſen Frankreichs,
die viel größer ſeien als die Deutſchlands, abzuhelfen.
Die Rückkehr der Sachverſtändigen nach Paris.
* Paris, 9. Febr. (Priv.=Tel. Die Herren Robinſon,
Al=
berti, Laurent und Atthalin, die Mitglieder der 2.
Sachverſtän=
digenkommiſſion, ſind heute wieder in Paris eingetroffen. Der
belgiſche Sachverſtändige Janſſen iſt direkt nach Brüſſel gefahren
und wird am kommenden Montag wieder nach Paris
zurückkeh=
ren. Die Sachverſtändigen haben eine Fülle von techniſchen
Do=
kumenten, die ihnen die deutſche Regierung überreichte,
mit=
gebracht. Weitere Dokumente ſollen direkt von der
Reichsregie=
rung in das Hotel Aſtoria überſandt werden. Der 1.
Sachver=
ſtändigenausſchuß wird am Donnerstag in Paris zurückerwartet.
Seine Mitglieder werden vermutlich einige Tage auf Urlaub
gehen und ſich dann an die Abfaſſung des Berichts erſt im Laufe
der übernächſten Woche machen. Man erklärt im Hotel Aſtoria,
daß dieſer Bericht nicht vor Ende des Monats, aber
wahrſchein=
lich erſt zu Beginn des Monats März der Neparaitonskommiſſion
unterbreitet wird. Beſonderes Gewicht legt man auf die
Feſt=
ſtellung, daß zwiſchen General Dawes und den Mitglieder ſeines
Ausſchuſſes keine Meinungsverſchiedenheiten entſtanden ſeien.
Mac Kenna in London.
London, 9. Febr. (Wolff.) Angeſichts der heutigen
Rück=
kehr von Mac Kenna nach London ſind folgende heute in der
Daily News an hervorragender Stelle veröffentlichte
An=
gaben von Intereſſe: In der City hege man die Hoffnung, daß
die beiden Sachverſtändigenausſchüſſe der Reparationskommiſſion
ihre Berichte gegen Ende des Monats fertigſtellen werden.
Un=
begründet ſei das Gerücht, daß dem zweiten Ausſchuß, der ſich
mit den deutſchen Auslandsguthaben befaßt, Schwierigkeiten in
den Weg gelegt worden ſeien. Es beſtehe im Gegenteil Grund
zu der Annahme, daß er die Informationen erhalte und erhalten
habe, die vernünftigerweiſe erwartet werden konnten. Im
übri=
gen habe der Ausſchuß nicht feſtzuſtellen, wo ſich die Guthaben
befinden, noch wer ſie beſitze. Seine Aufgabe ſei, ihren Umfang
abzuſchätzen, und er tverde möglicherweiſe die Bedingungen
be=
zeichnen, unter denen dieſe Guthaben nach Deutſchland
zurück=
gebracht und für die Reparationszahlungen verfügbar gemacht
werden könnten. Er werde zwar kaum in der Lage ſein, dafür
das Mittel des geſetzlichen Zwangs zu formulieren, aber es
be=
ſtehe die Hoffnung, daß dieſe Guthaben durch andere Mittel
ver=
fügbar gemacht werden könnten.
Die Woche.
In den europäiſchen Kabinetten herrſcht geſchäftige
Bewe=
gung, und insbeſondere verdienen die Beſtrebungen ernſteſte
Beachtung, welche eine Verſtändigung zwiſchen Paris und
Lon=
don herbeiführen wollen. Herr Macdonald hat die Zügel der
Regierung in die Hand genommen und bemüht ſich, die überaus
ſchwierige außenpolitiſche Lage des großbritanniſchen Imperiums
nach Kräften zu verbeſſern. Nicht oft genug kann es wiederholt
werden, daß der Führer Labour’s alles andere eher denn ein
Ideologe iſt, und daß diejenigen ſich ſchwer enttäuſcht ſehen
wür=
den, die von ihm eine Gefühlspolitik erwarten würden, eine
Ge=
fühlspolitik etwa in dem Sinne mancher deutſcher
Geſinnungs=
genoſſen des engliſchen Premierminiſters. In Berlin beraten die
Sachverſtändigen über Möglichkeiten, das Reparationsproblem
aus der Welt zu ſchaffen, und wenn die reine Sachlichkeit
beſtim=
mend iſt, dürfte der Ausfall der Gutachten kaum fraglich ſein.
Die Reichsregierung hat für den Sachverſtändigenausſchuß eine
Denkſchrift ausgearbeitet, die auch inſofern von ganz beſonderem
Intereſſe iſt, als hier zum erſten Male poſitive Zahlen, für einen
Reichshaushaltsvoranſchlag des nächſten Jahres genannt ſind.
Nachdem uns ſeit Jahren die zahlenmäßigen Unterlagen
ver=
loren gegangen ſind, müſſen die Zahlen des Voranſchlags
ſelbſt=
verſtändlich nur als Schätzungswerte, als Anhaltspunkt
betrach=
tet werden. Für die Zeit vom 1. April 1924 bis Ende März 1925
rechnet die Denkſchrift mit ordentlichen Einnahmen von 5124
Mil=
lionen (ſämtliche Zahlen ſind ſelbſtverſtändlich in Goldmark
be=
rechnet), von denen für Steuerüberweiſung an die Länder und
Gemeinden 1,8 Milliarden abgehen. Alle Ausgabe=Poſten ſind
denkbar knapp gehalten. Die höchſten Poſten ſind 500 Millionen
für die Erwerbsloſenfürſorge und 810 Millionen für die
Kriegs=
beſchädigtenfürſorge, während der außerordentliche Etat mit der
beſcheidenen Summe von 150 Millionen balanziert. Für die
ge=
ſamte Verwaltung ergibt ſich auf der Einnahmeſeite ein Betrag
von 5,854 Milliarden, auf der Ausgabenſeite von 5,672
Milliar=
den, ſo daß ein rechnungsmäßiger Ueberſchuß von 182 Millionen
verbleibt. Nicht einbegriffen ſind hierin die
Verkehrsunterneh=
mungen, die ſich ſelbſt tragen ſollen. Für die Ausführung des
Friedensvertrages ſind nur Minimalſätze angenommen darunter
jedoch allein 360 Millionen für Beſatzungskoſten! Immerhin
kommt auf dieſe Weiſe ſchon ein Betrag von 640 Millionen
zu=
ſtande, der in den Geſamtetat einen Fehlbetrag von 458
Millid=
nen hineinbringt. Die unbedingte Vorausſetzung, von der man
bei Aufſtellung des Etats ausging, iſt, daß die wirtſchaftliche
Einheit zwiſchen beſetztem und unbeſetztem Gebiet in vollem
Um=
fang wieder hergeſtellt wird, und daß gleichzeitig Deutſchland
dort die Verwaltungs= und Steuerhöheit ausüben kann.
An=
derenfalls müßte mit einem Einnahmeausfall von mindeſtens
950 Goldmillionen gerechnet werden, womit eine ausgeglichene.
Bilanz von vornherein zur Illuſion würde. Die Zahlen ſprechen
für ſich, und es iſt zu hoffen, daß die Sachverſtändigen dieſe
Sprache verſtehen. Wenn wir weiter den Beamten
Hüngergehäl=
ter zahlen und alle Ausgaben für kulturelle oder wirtſchaftliche
Zwecke ſtreichen, würden wir beſtenfalls gerade auskommen
können. Mit zwingender Logik ergibt ſich die völlige
Unmöglich=
keit zur Bezahlung irgendwelcher Kriegsentſchädigungen. Wenn
ſich daher in engliſchen Wirtſchaftskreiſen angeblich eine Neigung
bemerkbar macht, die deutſche Leiſtungsfähigkeit höher
einzu=
ſchätzen und die Frage aufzuwerfen, ob Deutſchland nicht doch
weſentlich höhere Forderungen erfüllen könnte, als bisher
an=
genommen wurde, beſſer geſagt, ob man nicht aus Deutſchland
vielleicht doch noch etwas herauspreſſen könnte, ſo geht daraus
nur hervor, wie eifrig man mancherorts am Werke iſt,
Löſungs=
möglichkeiten zu hintertreiben. Schon einmal hat ein
Sachver=
ſtändigenkomitee ſich bemüht, politiſch die Geſundung Europas
in Angriff zu nehmen. Schon einmal ſind dieſe Bemühungent
durch die franzöſiſche Politik durchkreuzt worden. In Paris und
London ſucht man nach Möglichkeiten einer Verſtändigung. Wir
haben wahrlich nichts gegen eine ſolche Verſtändigung
einzuwen=
den, ſolange ſie nicht auf unſere Koſten erfolgt.
Inzwiſchen iſt Lloyd George zum Angriff vorgegangen.
Seine Enthüllungen über gewiſſe Vorgänge während der Pariſer
Verhandlungen in den erſten Monaten des Jahres 1919 haben
die geſamte politiſche Welt in Aufregung verſetzt, und wenn ſich
auch inzwiſchen herausgeſtellt hat, daß die erſten Meldungen, die
auf dem angeblichen Interview eines amerikaniſchen
Journa=
liſten beruhten, die Sachlage nicht in allen Einzelheiten richtig
wiedergaben, ſo bleibt doch genug des Intereſſanten übrig. Um
die Geheimgeſchichte jener trüben Tage handelt es ſich, in denen
„die großen Vier” zu Paris das Schiaklſal der Welt in der Hand
hatten, und in denen die Friedenshoffnungen einer durch vier
Jahre langes Ringen erſchütterten Welt auf das Fürchterlichſte
enttäuſcht wurden. Clemenceau war es, der die Abweſenheit
Lloyd Georges benutzte, um Wilſon breitzuſchlagen und die
franzöſiſche Forderung nach der Rheingrenze. d. h. der
Vergewal=
tigung der deutſchen Bevölkerung am Rhein, durchzudrücken. Die
Frage, ob es ſich um ein formelles Geheimabkommen zwiſchen
Frankreich und den Vereinigten Staaten handelte, iſt
demgegen=
über nicht entſcheidend. Wenn heute Lloyd George den Kampf
gegen jenes Verſailler Diktat, das Ergebnis der Pariſer
Ver=
handlungen, führt, ſo entbehrt das nicht eines gewiſſen Reizes.
Er kämpft um ſeine eigene Stellung in der Geſchichte, wenn er
heute die Verantwortung für alles, was damals geſchah, von ſich
abzuwälzen ſucht, er kämpft für ſeine eigene Stellung in
Eng=
land, wo man die kataſtrophalen Folgen von Verſailles auf das
ſchiverſte empfindet.
In London und Rom bemüht man ſich, die Liquidation des
Weltkrieges herbeizuführen. Faſt gleichzeitig mit der
Anerken=
nung der Sowjets durch die engliſche Regierung kam die
Nach=
richt von dem bevorſtehenden Abſchluß eines italieniſch ruſſiſchen
Vertrages. Wenn dem Abſchluß des letzteren ſich auch noch, wie
es den Anſchein hat, in letzter Stunde gewiſſe Schwierigkeiten
entgegenſtellten, Schwierigkeiten, an denen die engliſche
Regie=
rung ofſenbar nicht gaz unbeteiligt iſt, ſo tritt doch immer klarer
zutage, daß Rußland mehr und mehr wieder in die Stellung
einer Großmacht einrückt, mit der in jedem einzelnen Falle ſehr
erheblich zu rechnen ſein wird.
Die Liyuidation des Weltkrieges, die Herbeiführung des
endgültigen Friedens wird überall angeſtrebt, nur nicht in Paris,
wo Herc Poincaré nach wie vor bemüht iſt, ſeine Politik zum
Ende zu führen. Die Zertrümmerung des Deutſchen Reiches iſt
ihr Ziel, und die Stabiliſierung der deutſchen Währung und
da=
mit in gewiſſem Umfange der geſamten deutſchen Verhältniſſe
überhaupi, würde dementſprechend faſt als Niederlage aufgefaßt.
Es konute daher nicht erſtaunen, wenn gerade in dieſen Tagen
Rummer 41.
Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 10. Februnr 1924.
von Paris aus alles verſucht wurde, den deutſchen Kredit und
damit auch die deutſche Währung zu erſchüttern. Man wirft
er=
neut die ſeinerzeit geraubten Papiermarkbeſtände auf den
inter=
nationalen Markt und beunruhigt gleichzeitig die ganze Welt
durch verlogene Zeitungsmeldungen und durch geſchickte
Aus=
ſtreuung von Schwindelnachrichten an den internationalen
Bör=
ſen. Auch in Deutſchland ſelbſt ſind franzöſiſche Agenten in
die=
ſer Nichtung tätig. Für das deutſche Volk liegt jedoch nicht der
geringſte Anlaß zur Beunruhigung vor, da es den für unſere
Währungspolitik verantwortlichen Stellen nach den Erfahrungen
der jüngſten Zeit wohl das Vertrauen ſchenken darf, daß ſie das
Steuec nicht aus der Hand verlieren.
Die unbedingte Notwendigkeit, die deutſche Währung auch
dadurch zu ſchützen, daß man dem Reich die notwendigen
Ein=
nahmeu ſichert, iſt an dieſer Stelle immer wieder auf das ſchärfſte
betont worden. Finanzminiſter ſind nicht immer populäre
Per=
ſönlichkeiten. Dieſe an ſich richtige Erwägung darf aber ſchließlich
doch nicht dahin führen, daß ſich ein Finanzminiſter über jede,
auch die berechtigte Kritik einfach hinwegſetzt, insbeſondere,
wenn Gegenvorſchläge vorliegen, die ſchließlich das gleiche
Er=
gebnis ohne ſchwerſte Schädigung zeitigen. Der Entwurf der
3. Steuernotverordnung iſt mit vollem Recht auf das ſchärfſte
kritiſiert worden, weil die rein ſchematiſche Regelung der
Hypo=
thekenaufwertung in der Praxis geradezu kataſtrophal wirken
nuß. Justitia est fundamentum regnorum. Keine Regierung
wird ſich auf die Dauer im Amte halten können, wenn ſie dieſe
Grundlage des Staates erſchüttert. Neue innere Kriſen aber
ſpürden geradezu unabſehbare Folgen zeitigen müſſen. M.
Einigung in der Kölner
Eiſenbaßnfrage.
Der Kölner Bezirk bleibt in deutſchen Händen.
Köln, 9. Febr. In der Kölner Eiſenbahnfrage, die ſchon
wochenlang den Gegenſtand von Erörterungen gebildet hat und
die, wie erſt vor einigen Tagen in einer Peſſemeldung berichtet
wurde, im Sinne der franzöſiſch=belgſchen Regie gelöſt werden
würde, iſt es nun zu einer Cinigung gekommen. Bei der
Rhein=
landkommiſſion in Koblenz haben geſtern Verhandlungen
ſtattge=
funden, die zur Annahme des am 14. Dezember zwiſchen der
deut=
ſchen, engliſchen und franzöſiſchen Regierung getroffenen
Abkom=
mens führten. Die Eiſenbahnverwaltung im Kölner Bezirk bleibt
demnach in deutſchen Händen. Der Eiſenbahnverkehr wird ſich
wieder wie vor der Ruhrbeſetzung geſtalten. Der durchgehende
Perſonen= und Güterverkehr wird wiedere hergeſtellt. Aus
deut=
ſchen, engliſchen und franzöſiſchen Vertretern beſtehende techniſche
Ausſchüſſe ſollen alsbald alle zur Neuregelung des Verkehrs
er=
forderlichen einzelnen Anordnungen treffen. Die Züge nach
Frankreich und Belgien werden ſchon von Montag an in Buer
Strecke Aachen—Köln) nur eine Minute Aufenthalt haben, ſo
daß die Fahrtdauer um eine halbe Stunde verringert wird.
Neue Pfalzvorſchläge Frankreichs.
TU. London, 9. Febr. Der diplomatiſche Berichterſtatter
des Daily Telegraph ſchreibt, die franzöſiſche
Re=
gierung habe neue Vorſchläge in Sachen der Verwaltung der
Pfalz unterbreitet.
1. Nückkehr der regulären Beamten aus dem
Reich oder aus Bahern nach der Pfalz, ſoweit ſie nicht auf
be=
fonderem Befehl der Koblenzer Oberkommiſſion ausgewieſen
worden ſind;
2. Ungültigkeit der Ausweiſungen, die von den
Separatiſten auf deren eigene Initiative oder durch die
lörtlichen Befatzungsbehörden.
Bevorzugte Unterbringung derAusgewieſenen
Berlin, 9. Febr. Die aus dem beſetzten Gebiet
ausgewie=
ſenen deutſchen Reichsangehörigen ſind nach der ausdrücklichen
Vorſchrift des Notgeſetzes vom 24. Februar 1923 vor allen
ande=
ren Wohuungsſuchenden unterzubringen. Der
Reichsarbeits=
miniſter bat in einem Rundſchreiben an die beteiligten
Landes=
behörden, die Gemeindenn auf dieſe Vorſchrift erneut
aufmerk=
ſant zu machen, und dafür Sorgen zu tragen, daß den
Ausgewie=
ſenen, vor allem auch bei der Rückkehr in ihren früheren
Wohn=
ort, mit größter Beſchleunigung ein Unterkommen geſchafft wird.
Die bevorzugte Unterbringung der Ausgewieſenen, die im
vater=
ländiſchen Jutereſſe Nachteile auf ſich genommen haben, iſt ine
beſonders wichtige Pflicht der Gemeinden.
Oie Pfälzer Separgtiſten aus Mainz verirſeben.
Mainz, 9. Febr. Das hieſige Kreisamt iſt heute nach
der Entfernung der Anhänger der pfälziſchen Separatiſten von
der deutſchen Polizei beſetzt worden. Nach einer aus Paris
durch Havas zugegangenen Meldung war zweifellos vorher eine
Verſtändigung mit den heſſiſchen Behörden erfolgt, denn während
die Separatiſten auf der einen Seite das Gebäude verließen,
kehrten die früheren Beamten auf der anderen Seite zurück.
Der Wahlreform=Entwurf
der Regierung.
Die Grundzüge des Entwurfs.
Berlin, 9. Febr. Aus parlamentariſchen Kreiſen erfahren
wir einige Grundzüge des nunmehr fertiggeſtellten Entwurfs zur
Wahlreform.
Die Wahlreform kann demnach mit einfacher
Stünmenmehr=
heit beſchloſſen werden, weil ſie nur das Wahlgeſetz vom April
1920 ändert und die in der Reichsverfaſſung verankerten
Grund=
ſätze der allgemeinen direkten und geheimen Wahlen für Frauen
und Männer und das Verhältnis unberührt bleiben. Der
Ent=
wurf ſtellt ein techniſch recht geſchiates Kompromiß zwiſchen
dem Liſtenſyſtem und dem Syſtem kleiner Wahlkreiſe dar. Die
Geſamtzahl der Mandate ſoll auf 399 beſchränkt werden, die
zum Teil in den 153 neuen Wahlkreiſen, z. T. durch Verrechnung
in den fortbeſtehenden bisherigen Wahlkreisverbänden zum
Reichstag auf einer Reichsliſte vergeben werden. Für die
Bil=
dung der Wahlkreiſe iſt eine durchſchnittliche Einwohnerzahl von
380 000 maßgebend, wobei aber die unteren Verwaltungsbezirke
nicht bei der Aufſtellung der Wahlkreiſe auseinandergeſchnitten
werden ſollen. Daher haben einige Wahlkreiſe mehr, einige
weniger Einwohner als die erwähnte Durchſchnittszahl. Eine
Wahlkreisgeometrie bleibt deshalb ausgeſchloſſen, weil die
Reſt=
ſtimmen zunächſt in den Wahlkreisverbänden und dann für die
Reichsliſte verrechnet werden, ſo daß auch in den bevölkerten
Wahlkreiſen keine Stimme verloren geht. Zunächſt werden für
jeden Wahlkreis von jedem Wahlvorſchlag zwei Kandidaten
auf=
geſtellt. Die Durchſchnittszahl der auf einen Kandidaten
ent=
fallenden Stimmen iſt 85 000 (bisher 60 000). Nach Zuteilung
der beiden erſten einem Wahlkreis vermutlich zufallenden
Man=
date tritt der Wahlkreisverband nach der bisherigen Art zur
Ver=
rechnung in Tätigkeit und dann die Reichsliſte. Die Verrechnung
erfolgt nach dem auch in Oeſterreich gültigen Syſtem von D.
Hondt, das eine geringe Verſchiebung der bisherigen Methode
zugunſten großer Parteien ermöglicht und die Bildung von
Zwergfraktionen erſch) t. Dem Entwurf, der die genaue
Ein=
teilung der Wahlkreiſe mit ihren Einwohnerzahlen und
Ver=
waltungsbezirke mit einer Vereinfachung der Aufſtellung der
Wahlleiter (der oberſte Verwaltungsbeamte iſt Wahlleiter)
ent=
hält, iſt eine ausführliche Begründung beigegeben, der die
Not=
wendigkeit einer Verringerung der Mandatziffer ſchon aus
finan=
ziellen Gründen betont. Die Aufmachung des Entwurfs iſt die
einer Geſetznovelle, die Paragraph für Paragraph das alte
Wahlgeſetz ergänzt bezw. abändert.
Die Wahlkreiseinteilung.
Berlin, 9 Febr. Der Reichsrat wird vorausſichtlich
am kommenden Mittwoch im Ausſchuß und am Donnerstag im
Plenum über die Wahlvorlage der Reichsregierung Beſchluß
faſſen. Von den vorgeſehenen 156 Wahlkreiſen entfallen
auf Oſtpreußen 6 Wahlkreiſe, auf Berlin 10, auf die Provinz
Brandenburg 7, auf die Provinz Pommern und Land
Mecklen=
burg zuſammen 7, auf Schleſien 11, auf die Provinz Sachſen
und Thüringen 13, auf Schleswig=Holſtein und Hamburg 7, auf
Niederſachſen (Hannover und Oldenburg) 12, auf Weſtphalen 12,
auf die Provinz Heſſen=Naſſau und das Land Heſſen
zuſammen 10, Rheinland Nord und Rheinland Süd je 9: die
beiden bayeriſchen Wahlkreiſe verbunden erhalten zuſammen 18,
das Land Sachſen 12, Württemberg 7 und Baden 6 Wahlkreiſe.
Verlegung des Hitler=Prozeſſes.
München, 9. Febr. Für den Hitler=Prozeß war bisher der
Saal 5 im Gerichtsgebäude am Mariahilfsplatz in Ausſicht
ge=
nommen. Die große Anzahl der Beteiligten und Preſſevertreter,
ſowie das ſonſtige rege Intereſſe an dieſem Prozeß hat die Wahl trag des Landesarbeitsausſchuſſes zurückgewieſen. Begründet
zu klein erwieſen hat. Es iſt nunwehr gelungen, im Gebäude
der ehemaligen Kriegsſchule an der Blutenburgſtraße die nötigen gehren und den Volksentſcheid für den Antragſteller vorſchreibe;
Räume zur Verfügung geſtellt zu erhalten.
Einem Wunſche aus den Kreiſen der Verteidiger entſprechend,
und wegen der noch zu treffenden techniſchen Vorbeveitungen zu
dem Prozeß iſt der Verhandlungstermin auf Dienstag, 26. Febr.,
verſchoben worden.
Der Münchener Sprengſtoffprozeß.
München, 9. Febr. In dem Sprengſtoffprozeß
gegen die Kommuniſten vor dem Münchener Volksgericht
bean=
tragte der Staatsanwalt gegen den
Hauptange=
klagten Steinfurth 7 Jahre Zuchthaus, gegen
Kam=
merer 6 Jahre Zuchthaus, gegen weitere ſechs Angeklagte je 5
Jahre Zuchthaus. Gegen zwei Angeklagte je drei Jahre
Feſt=
ungshaft und für einen Angeklagten Freiſpruch. Die
Urteils=
verkündung iſt für Montag zu erwarten.
Artikel s und 6
der 3. Steuernotverdnung.
Der Finanzausgleich zwiſchen Reich und Ländern.
Berlin, 9. Febr. Der 15er=Ausſchuß des Reichstages
be=
handelte heute die Artikel 5 und 6 der dritten
Steuernotverord=
nung. Gegenſtand des Artikels 5 iſt der Finanzausgleich. In
der Regierungsvorlage werden den Ländern und Gemeinden
wiederum diejenigen Aufgaben zur ſelbſtändigen Regelung und
Erfüllung überlaſſen, die nach der geſchichtlichen Entwicklung
und auf Grund des beſtehenden Rechts als die ihrigen anzuſehen
ſind (Wohlfahrtspflege in gewiſſem Umfange, außerdem das
Schul= und Bildungsweſen, ſowie die Polizei). Entſprechend ſetzt
die Regierungsvorlage den Anteil der Länder an der Einkommen=
und Körperſchaftsſteuer auf 90 Prozent hinauf. Sie hebt die
Erbſchaftsſteuer als Ueberweiſungsſteuer auf und beſchränkt die
Beteiligung der Gemeinden an der Umſatzſteuer auf 2½ Prozent,
die nach Artikel 6, § 2 der zweiten Steuernotverordnung von den
ſteuerpflichtigen Umſätzen des Kalenderjahres 1924 über den
bisherigen Satz hinaus zur Erhebung kommt.
Der Reichzwirtſchaftsrat über den Finanzausgleich.
Berlin, 9. Febr. Bei Fortſetzung der Beratung der
dritten Steuernotverordnung durch den finanzpolitiſchen
Aus=
ſchuß des vorläufigen Reichswirtſchaftsrats wurde folgende
Ent=
ſchließung angenommen: Der Reichswirtſchaftsrat empfiehlt, zu
prüfen, in welcher Weiſe die Steuerverwaltung mehr
dezentrali=
ſiert werden kann und ob zu dieſem Zweck etwa nach dem
Vor=
bild der Grunderwerbsſteuer die Uebertragung der Veranlagung
und die Erhebung er Einkommens= und Umſatzſteuer ( § 6
Er=
hebung dieſer Steuer) auf die Gemeiden und
Gemeindever=
bände ſich empfiehlt.
Verhandlungen mit den Fraktionsführern über
das Steuerkompromiß.
Berlin, 9. Febr. Wie wir aus parlamentariſchen Kreiſen
hören, ſind die Vertreter ſämtlicher Fraktionen des Reichstages
zu eine Beſprechung der Probleme der 3. Steuernotverordnung
mit den Mitgliedern des Kabinetts heute nachmittag um 5 Uhr
in die Reichskanzlei berufen worden. Die Fraktionsführer
wer=
den ihren Fraktionen, die Anfang nächſter Woche zuſammentreten,
Bericht erſtatten. Der Fünfzehnerausſchuß wird ſich in der
näch=
ſten Woche mit anderen Verordnungen beſchäftigen.
Deutſchnationale Anträge im Reichstag.
Berlin, 9. Febr. Die deutſchnationale Fraktion im
Reichs=
tag hat eine Reihe von Anträcen bezüglich der Gehälter der
Be=
amten eingebracht. So wird mit Rückſicht auf die eingetretenen
Erhöhungen der Mieten und auf die Unzulänglichkeit der
augen=
bliglichen Gehälter und Bezüge der Beamten eine Vorlage auf
angemeſſene Erhöhung unter beſondererBerücſichtigung der
ſozia=
len Zulagen gefordert. Die Perſonalabbauverordnung vom
27. Oktober vergangenen Jahres ſowie die dazu ergangenen
Ab=
änderungen der Verordnung ſollen aufgehoben werden, und
zwar mit Rückſicht auf die bei ihrer Durchführung entſtandenen
Härten, auf die gegenüber den Ländern beſtehenden
Ungleich=
heiten und auf die vielen Berufsinſtanzen, die von der
Verord=
nung betroffen werden.
Sachſen.
Dresden, 9. Febr. Das ſächſiſche Geſamtminiſterium hat
den Beſchluß des Kabinetts Felliſch, der den Antrag des
Landes=
arbeitsausſchuſſes der V.S.P.D. Sachſens betreffend
Vollsbe=
gehren auf Landtagsauflöſung zuließ, aufgehoben und den
An=
eines anderen Saales notwendig gemacht, da der Saal 5 ſich als wird der ablehnende Beſcheid damit, daß der Arbeitsausſchuß
nicht die Eigenſchaften beſitze, die das Geſetz über das
Volksbe=
auch fehle bei dem Antrag die vom Geſetz verlangte
gemeinde=
behördliche Beglaubigung, daß die 1700 Unterzeichner das
Land=
tagswahlrecht beſitzen.
Uebertreibungen des „Vorwärts”,
Berlin, 9. Febr. In ſeiner dritten Beilage vom Sonntag,
den 3. Februar 1924, druckte der Vorwärts unter der
Ueber=
ſchrift: „Ein Offizier Hitlers erzählt” einen ihm vom „Zufall” in
die Hand geſpielten Brief eines Hermn Goetz in München ab.
Die Echtheit dieſes Briefes konnte vorerſt noch nicht feſtgeſtellt
werden”, da es bisher nicht gelungen iſt, den Verfaſſer
einwano=
niei zu ermitteln. Soviel ſteht aber ſchon jetzt feſt, daß der Brief
iun ſeinen weſentlichen Hauptpunkten, vor allem was die Waffen=
und Munitionsbeſchaffung und die Beteiligung der Reichswehr,
anlangt, direkt unwahr und im übrigen maßlos übertrieben iſt.
* Konzerie.
F.N. Im Großen Haus des Landestheaters veranſtaltete der
Männergeſangverein „Harmonie” aus Mainz=
Koſtheim ein Gaſtkonzert, das von ausgezeichnetem Erfolg
gekrönt war. Endlich iſt wieder der Verkehr zwiſchen beſetztem
und unbeſetztem Gebiet möglich geworden, endlich können wir
wieder perſönlich Gedanken und Eindrücke austauſchen, können
die Bande gemeinſamen Denkens und Fühlens, gemeinſamer
knltur und Kunſt wieder feſter knüpfen. Und ſo begrüßen wir
die Mainzer Sänger um ſo herzlicher, und hoffen, daß ihr Beſuch
einen reichen Verkehr anbahnen möge, der uns eng
aneinander=
ſchmiedet in friedlichem Wettſtreit um die Ideale deutſchen Geiſtes
und deurſcher Kunſt. Um ſo befremdender wirkte es, daß das
Landestheater zwar gut beſucht, aber nicht ausverkauft war. Wo
paren da die zahlreichen Darmſtädter Männergeſangvereine, die
Bereinigung der Darmſtädter Männerchöre, die vor kurzem die
große Turnhalle doppelt hätten beſetzen können. Reichen unſere
„deale nur für eigene Vereinsveranſtaltungen aus, können wir
die Bäſte in ihren idealen Beſtrebungen nicht ſtärker unterſtützen?
Der geſellige Teil im Saalbau erfreute ſich natürlich regſten
Zuſpruchs.
Und man konnte außer dem künſtleriſchen Genuß noch
man=
ches von dem Konzert mit heimnehmen, was der Beherzigung
wert war. Der gutgeſchulte Verein war etwa 150 Sänger ſtark,
iſt dies denn in Darmſtadt unmöglich? Es ſcheint beinah ſo,
denn wenn bei uns einmal ein fo ſtarker Chor vorhanden wäre,
dann müßten ſich möglichſt bald einige Doppelquartette oder
kleinere Chöre abzweigen, weil der Einzelne im großen Verband
nicht ſo zur Geltung kommt, als im kleinen. Ferner legten die
Gäſte, ohne große Kunſtchöre zu vernachläſſigen, beſonderen
Wert auf die Pflege des deutſchen Volkslieds, und boten einen
bunten Strauß ausgezeichnet vorgetragener und vorzüglich
aus=
geſpröchener Lieder dar, verzichteten ganz auf ſentimentale „
volks=
ümliche” Liedkunſt, die zum großen Teil ſcharf auf der Scheide
zwiſchen Kunſt und Kitſch ſtehen. Vorbildlich war auch die
Chor=
diſziplin, mit der alle dem verdienſtvollen und die Vorträge
be=
ſeelenden Dirigenten, Herrn Kapellmeiſter Berthold Sander,
folgten.
Der in ſeiner Stimmſtärke gut ausgeglichene Chor iſt ganz
auf hellen friſchen Klang eingeſtellt. Dadurch wurde der erſte
Tenor zuweilen etwas hart und ſpröde, und weich Lyriſches, wie
„Sonne, ſo ſchön” in Bruchs Frithjof befriedigten nicht völlig.
Mit dem mächtigen und ſchweren „Friedrich Barbaroſſa” von
Joſeph Werth, deſſen wirkungsvoller Schluß Stürme der
Be=
geiſterung erregte, begann die Vortragsfolge, und man muß die
Gäſte beglückwünſchen, mit welcher Sicherheit und
Klangſchön=
heit ſie dieſe große Aufgabe bewältigten. Es folgten ſechs
Volks=
lieder, in ſtarker Gegenſätzlichkeit und reicher Abwechſelung im
Ausdruck der einzelnen Strophen vortrefflich vorgetragen.
Den zweiten Teil bildeten die Frithjof=Szenen von Max
Bruch, die der Mozartverein im vorigen Winter bei ſeinem
Jubi=
läum zur Aufführung brachte. Zwar kann ſich die „Harmonic”
an Ausfeilung der Klangfarben nicht mit dem Mozarwerein
meſſen, ſteht auch im Vortrag der Volkslieder eiwas hinter der
Liedertaſel‟=Darmſtadt zurück, wie auch manche andere hieſige
Vereine zu noch ausgeglicheneren Leiſtungen fähig ſein dürften,
aber der friſche Wagemut, mit dem an dieſe ſchwierige Aufgabe
herangegangen wurde, der mächtige Chorklang, der den großen
dramatiſchen Steigerungen zu größter Wirkung verhalf, und die
begeiſterte Hingebung der Sänger packte in faſt allen Szenen
unmittelbar und gab den Eindruck wirklicher Größe, Der Gefahr,
der Chöre, die meiſt a sapelle ſingen, bei Mitwirkung des
Orcheſters gegenüberſtehen, in der Intonation vom
Inſtrumen=
talkörper abzuweichen, entging man nicht immer, im EP wurde
manches zu hoch. Ganz beſonders litt auch der
Mitternachts=
ſonnenchor im Anfang darunter. Dafür wirkten die
Tempel=
brandſzene und der Wikingerbalk um ſo ſieghafter.
Als Frithiof lernten wir Herrn Auguſt Stier vom
Stadt=
theater in Mainz kennen, einen Baritoniſten mit ſchönem
Stimm=
klang, dem nur in der Höhe Volumen und Glanz fehlte, der aber
recht gut vortrug, während Frau Bamberger=Thaler
ſtimmlich für den großen Raum nicht ausreichte, obwohl das
Orcheſter ſehr diskret begleitete. Die ſympathiſchen
Stimman=
lagen der Sängerin ſcheinen noch nicht genügend ausgeglichen,
die tiefere Mittellage iſt klanglos und der Höhe fehlt Nundung
und Fülle des Tones. In der Einleitung wußte der Dirigent
das Orcheſter noch nicht genügend zu inſpirieren, bald aber nahm
die Wärme des Zuſammenwirkens zu, ſo daß die ſpäteren Szenen
den ſtürmiſchen Beifall am Schluß des Konzerts vollauf
recht=
fertigten. Der künſtleriſche Erfolg möge manchen der
Darm=
ſtädter Vereine anſpornen, ſich ähnlich hohe Ziele zu ſetzen.
N. Am gleichen Abend trat Frau Käthe Nowack mit
ihrer Gefangsſchule im Saal des Muſik=Vereins an die
Oeffent=
lichkeit. Wenn man auch nicht imſtande iſt, zu beurteilen, wie
lange die einzelnen Schüler ſchon ſtudieren, ob ſie beſonders gut
veranlagt waren oder ob beim Unterricht mit großen
Schwiecig=
keiten zu kämpfen war, ſo zeigten die Proben, die an dieſem
Abend von vier Schülerinnen und einem Schüler gegeben
wur=
den, daß Frau Nowack ausgezeichnet zu ſchulen verſteht und ein
gutes Tonideal, Tragfähigkeit und Modulationsreichtum den
SLinenel oſt wirllich gut, wobel im algemeinen die
Opern=
ſzenen ſtärker anſprachen als die Lieder, bei denen der Stil nicht
immer getroffen wurde. Natürlich beeinträchtigte auch die
Auf=
regung einige ſonſt recht gute Leiſtungen.
Paula Löſch gelang die Rinaldo=Arie von Händel am
beſten, in den Liedern blieb manches tonlich flach, Luiſe
Müller hat guten Stimmausgleich und ſympathiſche Reſonanz=
Künſtleriſch ſcheint ſie ganz beſonders gut veranlagt zu ſein, denn
ihre Gluck=Arie machte ſtarken Eindruck. Anni Mattern
ſchien erkältet und aufgeregt, ihre hübſche, wenn auch kleine
Stimme wurde dadurch in der Wirkung beeinträchtigt. Lolo
Köllreuther ſcheint durchaus Bühnenbegabung zu beſitzen,
ihre Arien zeichneten ſich durch eine gewiſſe Selbſtverſtändlichkeit
und Routine u Vortrag aus. Herr Maſſoth hat
beachtens=
werte Mittel, die geſangstechniſch gut gefördert ſind, nur macht
ihm die natürliche Ausſprache noch zu ſchaffen, wie auch ſouſt
in einzelnen Fällen Verſtöße gegen die allgemeine deutſche
Bülinenausſprache feſtzuſtellen waren. Nachdem wir nun ſeit
etwas über zwei Jahrzehnte die Einigung in der dialektfreien
Ausſprache für alle deutſchen Bühnen errungen haben, wäre es
wünſchenswert, wenn dieſe Grundſätze in der Schule wie im
Geſengsunterricht gepflegt würden. (Vergl. Theod. Siebs:
„Deutſche Bühnenausſprache‟, 12. Auflage, 1920.) Zum Schluß
fang die Meiſterin ſelbſt die Traviata=Arie mit ſtimmlichem Glanz
und vorzüglicher Technik und gab damit ihren Schülern ein
vor=
zügliches Beiſpiel in Beherrſchung der Stimme. Reicher Beifall
ward der Sängerin und Stimmbildnerin zuteil, und auch die
Schülerleiſtungen verdienten den Beifall ganz allgemein durch
ihre Güte, ſo daß nirgends das halb mitleidige, halb
aufmun=
ternde Beifallklatſchen nötig ward, das Leiſtungen unbegabter
Anfänger ſonſt auszulöſen pflegen. Herr Karl Dietrich
be=
gleitete alle Geſänge mit guter Technik und Anpaſſungsfähigkeit,
aber im Kampf mit dem ausgeſpielten Flügel.
Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben
Prof. Dr. F. Leitſchuh †. In Freiburg (Schweiz) ſtarb
der Profeſſor der Kunſtgeſchichte an der Univerſität Prof. Dr. F.
Leitſchuh, früher an der Univerſität Straßburg, ein geborener
Würzburger,
— Die 88. Verſammlung Deutſcher
Natur=
forſcher und Aerzte wird, wenn es die Umſtände irgend
geſtatten, in der zweiten Hälfte September in Innsbruſ
abgehalten werden.
Rummer 41.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 10. Februar 1924.
Seite 3.
Die Politik der Sowietunion.
Rykows Programm: Fortſetzung des Kampfes um den Frieden. — Feſtigung der
inter=
nationalen Lage der Sowjetunion. — Wiederaufbau der Wirtſchaft Rußlands. —
Wieder=
herſtellung des Warenverkehrs in Stadt und Land.
Moskau, 9. Febr. (Wolff.) Der neugewählte Vorſitzende
des Rates der Volkskommiſſare, Rykow, erklärte einem
Ver=
treter der Ruſſiſchen Telegraphenagentur, er ſei ſechs Jahre einer
der nächſten Mitarbeiter Lenins geweſen und auf Lenins
Vor=
ſchlag zu ſeinem Stellvertreter im Rat der Volkskommiſſare, im
Nat für Arbeit und Verteidigung ernannt worden. Seine
Auf=
gabe und Aufgabe der Geſamtregierung ſei die Fortführung der
unter Lenins Leitung in Angriff genommenen Politik. Die
ein=
ſtimmigen Beſchlüſſe des Rätekongreſſes der Union, die die nächſte
Tätigkeit der Regierung beſtimmten, erſtreckten ſich auf
außen=
politiſchem Gebiete auf die Fortſetzung des Kampfes
umden Frieden und die Feſtigung der
internatio=
nalen Lage der Sowjetunion. Die Sowjetunion habe
niemals Anſpruch auf fremdes Gebiet erhoben und niemals die
Beherrſchung andeer Völker angeſtrebt. Sie werde jedoch durch
die Lage im heutigen Europa, wo der Verſailler Vertrag den
Frie=
den nicht wieder herzuſtellen vermocht habe, gezwungen, die
Kampf=
fähigkeit der bedeutend abgebauten Noten Armee zu wahren.
Die Anerkennung Sowjetrußlands durch England
ſei um ſo wertvoller, als ſie einen der erſten Schritte der
eng=
liſchen Regierung darſtelle, der als Ausdruck der Stimmung
brei=
ter Schichten der engliſchen Arbeiterſchaft gelten könne. In der
Tatſache der Anerkennung erblicke er den Ausdruck eines
un=
eigennützigen Beſtrebeus der engliſchen Regierung, neue Wege
zur Herſtellung friedlicher Beziehungen zwiſchen den Völkern
Europas und Aſtens zu finden.
Der Ausbau und die Feſtigung friedlicher Beziehungen
zu anderen Ländern,
deren Rußland für den raſcheſten Wiederaufbau ſeiner Wirtſchaft
bedürfe, könne nur auf der Grundlage der durch die
Errungen=
ſchaften der Oktoberrevolution geſchaffenen Staatsordnung
ſtatt=
finden. In Abwehr der Angriffe auf dieſe Errungenſchaſten
habe Rußland ſchwere Jahre des Bürgerkrieges und der Blockade
erlebt; es haben den Sieg errungen. In den Sowjetrepubliken
ſei jetz” nur eine Regierung möglich, die dieſe Errungenſchaften
wahre, da ſie ſonſt die Unterſtützung einer Bevölkerung von 130
Millionen nicht finden könne.
Die Erkenntnis von der Stärke der Sowjetmacht
im 7. Jahre nach der Rebolution ſei genügend in das
Bewußt=
fein Weſteuropas eingedrungen, und biete auch die Grundlage
für die erfolgreiche ſachliche Behandlung der gegenſeitigen
An=
ſerüche. Er glaube, daß die Regierungen, die früher als andere
ſich gegenüber dem großen revolutionären Umſchwung in der
Geſchichte Rußlands nüchtern eingeſtellt hätten, keinen Grund
hätten, dies zu bereuen.
Rußlands Beziehungen zu Deutſchland
hätten ſich nach dem Vertrag von Rapallo ſehr erfolgreich
ent=
wickelt und für beide Teile Nutzen gebracht. Sie würden, wie er
hoffe, auch weiterhin ebenſo erfolgreich ausgebaut und gefeſtigt.
Die allgemeinen Sympathien der Orientvölker für
Sowjetruß=
land, ſo beiſpielsweiſe die Volkstümlichkeit des Namens Lenins
im Orient ſeien das Ergebnis der Politik Lenins, der ſeine
un=
eigennützige Hilfe und reſtloſe Sympathie für die Orientvölker
im Kampfe um ihre nationale Exiſtenz bewieſen habe. Er ſei
überzeugt, daß dieſe Politik, die unverändert bleiben werde,
das Verhältnis Rußlands zur Türkei, zu China, Perſien,
Afgha=
niſtan und dem geſamten Orient feſtigen werde. Dieſe Politik
ſei im Grunde nur die Ausdehnung der im Inlande gegenüber
den verſchiedenen in der Sowjetunion vereinigten Völkern
durch=
führten Politik der nationalen Selbſtbeſtimmung
im Orient. Die Bildung des Nationalitätenrates ſei die
ver=
faſſungsmäßige Garantie für die reſtloſe Wahrung der Intereſſen
der ehemals im Zarenreich geknechteten Völker. Die Anerkennung
der Scwjetunion durch England eröffne die Möglichkeit einer
Wendung in der äußeren Politik anderer Staaten im Sinne einer
Verſtändigung mit den Sowjetrepubliken.
Vor=
läufig ſei Rußland gezwungen, wirtſchaftliche Beziehungen nur
mit ſolchen Staaten zu pflegen, in denen die ruſſiſchen Intereſſen
gerügend gewahrt ſeien. Auf innerpolitiſchem Gebiete ſei die
Hauptaufgabe der Wiederaufbau der Wirtſchaft, und
vor allem die Wiederherſtellung des Warenverkehrs in Stadt und
Land in ſeinem früheren Umfang. Der Ausbau der
Getreide=
ausfuhr und des landwirtſchaftlichen Kreditweſens würde die
Kaufkraſt der Bauernſchaft ſteigern, was die Vorausſetzung für
dei Wiederaufbau der Induſtrie ſei. Die Finanzfragen
würden von der Regierung mit der größten Sorgfalt
ge=
regelt. Tie vom Sowjetkongreß gutgeheißene Finanzreform
werde die Stabiliſierung des Geldmarktes bedeuten. Das letzte
Jahr habe hinſichtlich des Wiederaufbaus der Landwirtſchaft mit
inländiſchen Kräften und ohne nennenswerte Teilnahme des
ausländiſchen Kapitals ein überraſchend ſchnelles Tempo gezeigt.
Die Beſſerung der Verhältniſſe in einigen europäiſchen Ländern
werde eine weitergehende Heranziehung ausländiſchen Kapitals
in Form von Konzeſſionen und Anleihen bringen, was dieſes
Tempo der Entwicklung noch beſchleunigen werde. Der Ausbau
der Wirtſchaſt und des Verkehrs in Stadt und Land ſei die
wich=
tigſte Frage des Tages. Rykow hob hervor, daß unter anderem
durch die Löfung der Steuer=, Kredit=, Genoſſenſchafts= und
Agrarfragen den ärmeren Schichten der Bauernſchaft geholfen
werden müſſe.
Engliſche Preſſeurteile.
London, 9. Febr. (Wolff.) Die ruſſiſche
Ant=
wort auf die britiſche Note über die
Aner=
kennung Sowjetrußlands wird in der Preſſe eingehend
beſprochen. Die Daily News ſchreibt: Die endgültige
Er=
nennung Rakowskis zum Geſchäftsträger mache es möglich, ohne
weitere Zeitverſchwendung zu verhandeln, und das erſte, was
getan werden müſſe, ſei, ſo raſch wie möglich den Boden für die
Londoner Konferenz vorzubereiten.
Dagegen erklärt die Times, die geſamte ruſſiſche Note
zeige die außerordentliche Schwierigkeit, irgendwelche
Verhand=
lungen zwiſchen zwei vollkommen entgegengeſetzten Syſtemen
zu führen, und die Hoffnungen auf einen Erfolg der
vorausſicht=
lichen Verhandlungen ſeien unangebracht. Rußland könne
nicht wieder hergeſtellt werden und der Handel
mit ihm könne nicht wieder aufgenommen
wer=
den, bevor das bolſchewiſtiſche Syſtem radikal
abgeändert werde.
Die Daily Chronicle ſieht die Propagandafrage
für die einzig wirkliche Reibungsfläche zwiſchen
den beiden Ländern an. Ihre internationalen Intereſſen liefen
paralle(, ihre wirtſchaftlichen Bedürfniſſe und Erzeugniſſe
er=
gänzten einander und ließen gegenſeitige Befriedigung zu. Dies
ſei die Giundlage fruchtbarer Zuſammenarbeit.
Die Daily Mail ſchreibt, der beſte Weg, um Rußlands
Kredit in Großbritannien wieder herzuſtellen, würde die
Aner=
kennung der ruſſiſchen Schulden ſowohl an die britiſche
Regie=
rung als auch an Privatperſonen ſein. Bevor dies nicht geſchehe,
könne der Handel mit Rußland nicht wieder aufleben.
Moskau über den Vertrag mit Muſſolini.
* Moskau, 9. Febr. (Prib.=Tel.) Die Sowjetregierung
gibt über die Verhandlungen, die dem endlich erfolgten Abſchluß
des Vertrages mit Italien vorausgingen, eine Darſtellung,
wo=
nach während der letzten Verhandlungstage die italieniſche
Re=
gierung von der Sowjetdelegation in Rom nicht vorgeſehene
Zu=
geſtändniſſe hinſichtlich des Handelsvertrages verlangte, welche
einer Prüfung bedurften. Nachdem die Italiener eingewilligt
hatten, daß dieſe urſprünglich nicht vorgeſehenen Ergänzungen
des Handelsvertrages Gegenſtand einer ſpäteren Ausſprache in
Moskau bilden ſollten, wurde der Sowjetdelegierte ermächtigt,
den Vertrag zu unterzeichnen. Unmittelbar darauf erfolgte die
offizielle Anerkennung der Sowjetregierung durch Muſfolini, der
hier große Bedeutung beigemeſſen wird. Es beſtätigt ſich, daß
der bisherige Geſchäftsträger in Rom, Jordansky, zum
Geſand=
ten in Rom auserſehen iſt.
Vor der Randſtaatenkonferenz.
* Kowno, 9. Febr. (Priv. Tel.) Der litauiſche
Miniſter=
präſident Galvanauslas hat ſich gegenüber einem Mitarbeiter
des Blattes „Ritas” bezüglich der Kownoer Konferenz unter
an=
derem geäußert: Entgegen der Stellung Lettlands, welches
glaubt, daß die Konferenz ſich ausſchließlich mit wirtſchaftlichen
Fragen zu befaſſen hat, meſſe ich dieſer Konferenz vor allem eine
politiſche Bedeutung bei. Auf dieſer Konferenz muß die
gemein=
ſame Außenpolitik feſtgelegt und ſogar die Zuſammenarbeit der
Generalſtäbe, die an der Konferenz beteiligt ſind, beſprochen
wer=
den. Galvanauskas erklärte, daß ſowohl die lettiſche wie auch die
eſtniſche Regierung ſich klar darüber ſind, daß eine politiſche
An=
näherung die Grundlage der Unabhängigkeit dieſer Staaten
feſti=
gen würde. Wichtigſte Aufgabe der Konferenz ſei es, die Linie
der Außenpolitik zu zeichnen.
Spekulationsmanöver
an Auslandsbörſen.
Keine Kriſe der Rentenmark.
* Berlin, 9. Febr. (Privat=Tel.) Im Zuſammenhang
mit einer leichten Abſchwächung der Mark an der New=Yorter
Börſe und einigen anderen ausländiſchen Plätzen, die ſich auf
irgendwelche Gerüchte über „eine ernſte Kriſe der Rentenmark”
ſtützt, wird darauf hingewieſen, daß dieſe Meldungen
keiner=
lei wie immer geartete Unterlagen haben. Die Tatſache der
vermehrten Deviſenanforderungen an der Berliner Börſe berührt
die Rentenmark nicht im mindeſten, denn ſelbſt wenn dadurch die
Heraufſetzung der Deviſenkurſe bedingt wäre, würde dies
höch=
ſtens das Verhältnis zwiſchen der Papier= und der Rentenmark
verſchieben. Die Abſchwächung der Papiermark an einigen
Aus=
landsbörſen wird auf Spekulationsmanöver zurückgeführt, denen
man aber deutſcherſeits in voller Ruhe entgegenſehen könne.
Der Lokalanzeiger weiſt darauf hin, daß ähnliche
Ver=
ſuche, die Mark zu ſabotieren, ſchon früher, ſ. Zt. in Rotterdam
gemacht worden ſien, daß aber immer die Baiſſeſpekulation
da=
bei ſchwere Verluſte erlitten habe.
Die Germania betont, daß für den wahren Wert der
Währung das Quantum des Geldumlaufes maßgebend ſei.
Bleibe dieſes Quantum ſtabil oder werde es gar geringer, dann
ſei der innere Wert der Währung geſichert. Jede valutariſche
Verſchlechterung könne binnen kurzem rückgängig gemacht
wer=
den, ſobald den Spekulanten der Atem ausginge. Laut
Reichs=
bankausweis habe der deutſche Notenumlauf nicht etwa
zugenom=
men, ſondern um 21 Trillionen Papiermark, alſo 21 Millionen
Goldmark abgenommen. Eine Inflationsgefahr ſei alſo in
kei=
ner Weiſe vorhanden.
Der Börſenkurier ſchreibt: Wie günſtig ſich tatſächlich
die Rentenmark entwickelt hat, wird man demnächſt aus dem
Rentenban ausweis vom 31. 1. 1924 erſehen; u. a. wird man
er=
fahren, welchen überraſchend hohen Betrag ſeines
Rentenmark=
kredites das Reich an die Bank zurückzahlen konnte und daß es
dazu in der Lage war, weil die Steuereingänge im Januar die
Erwartungen übertrafen.
Die erhöhten Deviſenanſprüche an der Berliner Börſe gehen,
wie betont wird, nach verläßlichen Kontrollfeſtſetzungen faft
durchweg auf Anforderungen der Leder= und Textilinduſtrie
zu=
rück, die damit die erfreuliche Tatſache ihres Wiederauflebens
dartun.
Erſchwerung des Zollverkehrs.
Elberfeld, 9. Febr. Auf der Zollkontrollſtelle Herdecke
iſt am 8. Februar folgendes Schreiben der interalliierten
Zoll=
verwaltung des Ruhrgebiets, Bezirksdirektion Dortmund,
emi=
gegangen: Die Dienſtſtunden für die Zollarenzämter werden
allgemein auf 8 bis 12 und 2 bis 6 Uhr (franzöſiſche Zeit)
feſt=
geſetzt. Die Abfertigung von Güterzügen erfolgt grundſätzlich
nur während, dieſer Dienſtſtunden. Zollamtliche Abſertigung
außerhalb der Dienſtſtunden muß bezahlt werden und wird von
dem dienſtleitenden Zollbeamten genehmigt. Die Stundenſätze
betragen 5 Fr. für leitende, 4 Fr. für die übrigen Beamten bei
Tage, nachts 7,50 Fr. Die Verordnung tritt am 11. Februar
in Kraft.
Von unterrichteter deutſcher Seite wird hierzu mitgeteilt:
Dem Vernehmen nach wird beabſichtigt, dieſes Verfahren auf
weiteren bezw. allen Zollkontrollſtationen einzuführen. Die
Zoll=
poſten in Ründeroth haben bereits von 12 bis 2 Uhr
Mittags=
pauſen eingelegt. Während dieſer Zeit ruht jede Zollabfertiquug
und damit auch der Durchgangsgüterverkehr. Dieſes Verfahren
ſteht in kraſſem Widerſpruch zu den in den Mainzer
Verhand=
lungen ſeitens der Regie zugeſagten Bemühungen um eine
Zoll=
erleichterung. Statt der Zollerleichterung ſind vielmiehr nach
dem obigen Schreiben Erſchwerniſſe zu gewärtigen, wodurch der
glatte Güterverkehr mit dem beſetzten Gebiet noch weiterhin
un=
günſtig beeinflußt wird und zum Teil nicht unerheblich verteuert
werden muß.
Keine weitere Senkung der Kohlenpreiſe.
Der Reichskohlenverband teilt mit: Verſchiedene
Tageszeitungen brachten in letzter Zeit die Nachricht, daß im
Laufe des Februar mit einer weiteren Senkung der Kohlenpreiſe
und vom 1. April an mit der Wiedereinführung der
Vorkriegs=
preiſe zu rechnen ſei. Dieſe Nachriicht iſt unzutreffend. Die
Koh=
leninduſtrie tat mit der am 4. Februar eingetretenen
Preis=
ermäßigung das, was ſie nach Lage der Verhältniſſe tun konnte.
Die Urheber der unzutreffenden Nachrichten ſollten ſich vor Augen
halten, daß durch ihr Vorgehen das Gegenteil von dem erreicht
wird, was ſie bezwecken. Die unrichtigen Angaben rufen
Stok=
kungen auf dem Kohlenmarkt hervor und verſchlechtern hierdurch
die Lage der Kohleninduſtrie und machen ſie unter Umſtänden
ſogar unfähig, mit den bisherigen Preiſen durchzukommen.
* Darmſtädter Ausſtellungen.
Kunſthalle am Rheintor.
Die derzeitige Ausſtellung in der Kunſthalle am Rheintor
erheiſcht, obwohl ſie nur von drei jungen Darmſtädter Künſtlern
beſchiat iſt, denen man bisher wenig oder gar nicht in
Aus=
ſtellungen begegnete, ſtarkes künſtleriſches Intereſſe. Es ſind
offenſichtlich Talente, von deren Zukunft vielleicht Gutes zu
erwarten iſt.
Heinz Michel iſt der Sympathiſchſte, Anton
Hart=
mann die grundſätzlich ſtärkſte Begabung, Friedrich
Kalb=
fuß hält die Mitte dieſes jungen Trios.
An den Bildern Heinz Michels kann man ſeine Freude haben.
Sie verraten nichts von tiefſinnigem Grübeln über bewußt
gewollten künſtleriſchen Ausdruck, über die Predigt irgend eines
neuen Stils. Natürliche Begabung, ſicherer Blick für die
Wir=
kung des Bildhaften, äußerſt flotte, ſichere Strichführung in der
Zeichnung, helle, freundliche, lebhafte Farben — es ſind
durch=
weg Aquarelle oder aquarellierte Zeichnungen — waren hier
grundlegend und führend. Man ſieht den Bildern an, daß ſie
mit der ſorgloſen Freude am Flotten, Schönen hingeworfen ſind,
und ſie deuten trotzdem auf künſtleriſchen Ernſt. Dieſer junge
Künſtler kennt ſeine Grenzen, hält ſich in dieſen und hat offenbar
Freude in dem Vereich ſeines Schaffens, die ſich dem Beſchauer
ſelbſt übermittelt. Vielleicht iſt die Illuſtration die Stärke und
Zulunft Michels.
Friedrich Kalbfuß iſt ſchon ſchwieriger. Die Freude am
leuchtenden, lebendigen Kolorit, an der Flächenwirkung ſtarker
Kontraſte faſt ungebrochener Farben — auch dieſer Künſtler malt
ausſchließlich mit Waſſerfarbe — wird gebändigt durch gewollten
Stilausdruck. Kubin mit ſeinen wankenden Haufern in grotesken
Traumbildern, Rohlfs und Eberz haben augenſcheinlich Pate
geſtanden, doch zeugen die Blätter von Charakter und
perſön=
licher Note. In den Koſtümbildern zeigt Kalbfuß eine
bemer=
kens zert ſichere Linienführung, geſunden Humor und Begabung
für die Karilatur. Bedenklich will uns nur ſcheinen, daß er ſich
ſo völlig ausgereift gibt, weder gewillt ſcheint, Konzeſſionen zu
wrachen, noch es „anders zu verſuchen”.
Anton Hartmann iſt das ſchwierigſte Problem in dieſem
Triumvirat. Dieſe Zeichnungen ſind ohne jeden Zweifel ſehr
ſtark gekonnt. Talent und Fleiß und ausgezeichnetes techniſches
Können ſind am Werke, wer aber als junger Künſtler heute
noch ſo im Expreſſionismus wurzelt, muß ſehr bald verſuchen,
ſich von dieſer einengenden Feſſel freizumachen. Andererſeits iſt folgendes Ergebnis: 44 Prozent Blei, 655 Gramm Silber und
der expreſſioniſtiſche Kunſtausdruck offenbar die Stärke der
Be=
gabung Hartmanns. Die vielen Blätter, die kompoſitoriſch und
darſtelleriſch Innenleben ausdrücken, Secliſches, Gefühltes
bild=
haft und figürlich nachſchöpfen wollen, zeugen davon. Man muß
aber vielfach ſehr guten Willens ſein, will man dieſer
Ausdeu=
tung folgen, und kann ſich des Eindrucks nicht erwehren, als ob
dieſes Talent es auf anderem Wege nicht eindringlicher und
überzeugender beweiſen könnte. Von Hartmann darf man die
Ueberzeugung haben, daß er ſich durchringt, frei macht. UI. St.
Entdeckung eines uralten Gold= und
Siberbergwerkes.
Die in Gründung begriffene „Kärtner Bergwerks=A.=G.” hat
im Mai vorigen Jahres den Asbeſt und Talkbergbau der
Möll=
taler Bergwerlsgeſellſchaft bei Kolbnitz nächſt dem Millſtätterſee
mit 200 Freiſchürfen erworben. Die chemiſche Unterſuchung der
Lager ergab außerdem einen großen Gehalt an Nickel, das
nun=
mehr zur Ausbeute gelangt.
Im Oktober 1923 wurde bei der Suche von Waſſeradern an
den nördlichen Hängen des oberen Mölltales am Zwenberge bei
Ober=Kolbnitz durch dieſe Aktiengeſellſchaft ein Teil des Waldes
gefällt und der Waldboden 15 Meter tief abgegraben, worauf eine
zwei Meter breite Steinwand zum Vorſchein kam. Nach deren
Hinwegräumung wurde ein zirka 45 Grad einfallendes, halb
ver=
ſchüttetes Geſenke, das bis in eine Tiefe von 150 Metern geht,
gefunden. Rechts und links davon zweigen Stollen ab. In
ge=
wiſſen Abſtänden ſind noch tiefer gehende Geſänke und Schächte
abgetäuft, alles in zir a 1 Meter bis 50 Zentimeter mächtigen
erz=
führenden Quarzlagern liegend. Dem Tage zu iſt ſehr viel
abge=
baut und verſetzt. Ebenſo nach Nord und Süd. Ein Hindernis
für das Vordringen in dem ausgedehnten Bau bilden die
un=
glaublich niederen Strecken, in welchen oft ein Vorwärtskommen
nur am Bauche möglich iſt. Jedenſalls deutet dieſe Bauweiſe auf
ein ſehr großes Alter der Baue (keltiſchen oder römiſchen
Ur=
ſprungs), wobei darauf hingewieſen wird, daß die älteſte
Berg=
hauptmannſchaft ihren Sitz im nahen Ober=Vellach hatte. Die
alienthalben anſtehenden Erze ſind ſehr edel. Der ganze Bau,
deſſen Eigentümer der Erzbiſchof von Salzburg war, dürfte in
den Wirren der proteſtantiſchen Kämpfe im 16. Jahrhundert
ver=
mauert und hierdurch geſichert worden ſein.
Die ſtaatlichen Analyſen der Erze aus der Silberzeche hatten
5 Gramm Gold per Tonne Hauwerk. Es handelt ſich um ausge
ſprochene Fahlerze. Der erſchloſſene große Bau führte zur
Ent=
deglung von vier weiteren Einbauten, welche auf dasſelbe Lager
und in einer Ausdehnung von über 2000 Metern verteilt ſind.
Alle Einbaue bilden ein geſchloſſenes Ganzes und ſind jedenfalls
untereinander verbunden geweſen. Es iſt bereits ſicher und
ein=
wandfrei feſtgeſtellt, daß es ſich hier um einen der größten alten
Blei=, Silber= und Goldbergbaue der ſüdlichen Tauern handelt,
welcher bisher gänzlich verſchollen war.
C. K. Redensarten auf Goethes „ſchwarzer Liſte‟. Goethe,
der unerreichte Meiſter deutſcher Proſa, war ein Feind unnötiger
Redensarten, die er aus dem Stil ausgemerzt wiſſen wollte.
Mit Fichte zuſammen, der ebenfalls gegen ſolche Phraſen
au=
kämpfte, veranſtaltete er eine Sammlung von „Redensarten”,
welche der Schriftſteller vermeidet, ſie jedoch dem Leſer beliebig
einzuſchalten überläßt. Dieſe „ſchwarze Liſte” wird im neueſten
Heft des „Inſelſchiffs” mitgeteilt. Goethe erinert in einer
Nach=
ſchrift an den Krieg Fichtes gegen dieſe Worte und ſagt dann:
„Dies gab Gelegenheit, näher zu bedenken, woher dieſe höflichen,
vorbittenden, allen Widerſpruch des Hörers und Leſers ſogleich
beſeitigenden Schmeichelworte ihre Herkunft zählen. Möge dieſe
Art Euphenismus für die Zukunft aufbewahrt ſein, weil in der
gegenwärtigen Zeit jeder Schriftſteller zu ſehr von ſeiner
Mei=
nung überzeugt iſt, als daß er von ſolchen demütigen Phraſen
Gebrauch machen ſollte.‟ Die von Goethe zuſammengeſtellten
Redensarten, die auch heute noch in unſerer Proſa vielfach
un=
nötig herumſpuken, ſind die folgenden: „Aber. — Gewiſſermaßen.
Einigermaßen. — Beinahe. — Ungefähr. — Kaum. — Faſt.
— Unmaßgeblich. — Wenigſtens. — Ich glaube. — Mich deucht.
— Ich leugne nicht. — Wahrſcheinlich. — Vielleicht. — Nach
meiner Anſicht. — Wenn man will. — So viel mir bewußt.
Wie ich mich erinnere. — Wenn man mich recht berichtet. — Mit
Cinſchränkung geſprochen. — Ich werde nicht irren. — Es ſchwebt
mir ſo vor. — Eine Art von. — Mit Ausnahme. — Okne Zweifel.
Ich möchte ſagen. — Man könnte ſagen. — Wie man zu ſagen
pflegt. — Warum ſoll ich nicht geſtehen. — Wie ich es nennen
will. — Nach jetziger Weife zu reden. — Wenn ich die Zeiten
nicht verwechfle. — Irgendwo. — Irgend. — Damals. — Sonſt.
— Ich ſage nicht zu viel. — Wie man mir ſagt. — Man denke
nicht. — Wie natürlich iſt. — Wie man ſich leicht vorſtellen kann.
Man gebe mir zu. — Zugegeben. — Mit Erlaubnis zu ſagen.
Erlauben Sie. — Man verzeihe mir. — Aufrichtig geſprochen,
Ohne Umſchwveife geſagt. — Geradezu. — Das Kind bei
ſeinem Namen genannt. — Verzeihung dem derben Ausdruc.”
Seite 4.
Darmſtädter Tagblatt. Sonntag, den 10. Februar 1924.
Rummer 41.
UNIONpTHEAIEK
Heute die 3. Fortsetzung des Mia-Mau-Großfilms!
K
NIA
PLief
Der 3. und vorletzte Teil — 6 Akte!
Mia Hay, Erika Glässner, Emil Jannings, W. Gaidarow.
Der zweite Großfilm der Decla-Ufa-Produktion!
AA
Austré
AA
A
Ein Bauernkammersplei nach dem Roman von Karl Hauptmann.
In den Hauptrollen: Aud Egede Nissen, Iika Grüning, Lucie Mannheim, Eugen Klöpfer.
Der Kriminalfllm in
5 Akten
Ein Hurn, ein
Kädehen und gin Kund
in der Hauntralle May Allisen
Der wildie Gast in der Sülkermſne
Wildwest-Sens.-Film mit Douglas Palrbanks
Haud, die Broße
n
Zensctioh!
Sensations-Film in 6 Akten
Ganata, Ans Indianermüuchen
Erlebnisse in 5 Akten,
aus den Schneefeldern Alaskas. (3837
Ludwigshohe
Heute abend ab 7 Uhr azu
!
TAN
Hotel Schmitz
Rheinstr. 50 :. Telephon 122
Erstkl. preiswerte Küche
Diners von 12—2½½. Uhr
Reichhaltige Speisekarte
Pilsner Urquell
per Gles 30 Ffennig
Münchener Löwenbräu
und Rummelbräu
SeparatesWeinrestaurant
Taglich ab 8 Uhr: (1492a
Unterhaltungs-Musik
Jeden Samstag, Sonn- und Feiertag‟
Künstler-Konzert
Rummelbräu
Mic
Telephon
p. Bahnh. Reſtaurant 93i9
14-7 Uhr
Jegen
Eunntag Konzert (-ituhr)
Heute: Großer Operetten=Abend.
Borzüglich bürgerliche Küche. —
Mittagstitſich von 12 Uhr an. (rm
Reichhaltige Abendkarte zu mäß. Preiſen.
ff. Biere im Ausſchauk — Neiue Weine.
O
8 Rathausglöckchen
8zum Meenzer Müllerg
8diret hinter dem Nachaus (am Mari) 8
Schuſtergaſſe 3
3Dort eſſen Sie gut und billig. /
Treff=
punkt der Ausgewieſenen u. Rheinländer.
Täglich
ab 5 Uhr Konzert8
Montag nachm. 5 Uhr Antritts=Konzert 8
des berühmten Wiener Schrammel=Duos. 8
Leitung Herr Konzerimeiſſer Ochs. C—u 8
Krff524
Beginn neuer Kurſe
in Schul= und Debattenſchrift.
Anmeldungen werden entgegengenommen
in den Geſchäftsräumen des V. W. A.,
Wilhelminenſtraße u des D. H. V.,
Grafen=
ſtraße 43, ſowie an den Dienstag=Abenden
Karlſtraße 16. 1. St. (155381
Der Vorſtand des Sienographen=Vereius
Stolze=Schrey, Darmſtadt.
K
Großes Haus.
Sonntag, 10. Februar,
nachmittags 2½ Uhr
Bühnen=
Schauturnenu
Feſt=
ſpiel d 2. 6. 9. 1846
Ende 4½ Uhr.
Abends 6 Uhr.
E13, e7
König Lear
von Shakeſpeare.
Ende gegen 10 Uhr.
Preiſer 1—10 M.
Fleines Haus. (Mu4
Zuſatzmiete IV"
Die Gärtnerin
aus Liebe
von W. A. Mozart,
Anf. 7 Uhr. Ende9½ Uhr.
Preiſe: 1—5 Mark.
ORPHEUM
A.,I wur noch heute und morgen
Hauane Femsauoar
Alezis 24
Enebjelm
Liederabend
(Brahms u. Wol))
Am Fligel
Hermann Heiß
Freitag, den 1d Febr
714 Uhr gbends, im
Klein Haus des Heſſ.
Landestheaters
Karten zu 1, 2, 3,4u
5 Mk. an der Tages.
kaſſe des Kl. Hauſes
10—1 Uhr und am
Abend vor Beginndes
Lonzertes. (szet
Da-Hu-Da
Tabak
Rein=Ueberſee
250 g 75 Pf.
D. Numrich
Mühlſtr. 76 und
Bis=
marckſtr. 27,
Eingang
Bendel=
todftraße. — Lse
Staunend billig
zu verkaufen:
vfr=
Konnrmanden=
und Herrenhäte
bei F. Aiffel,
Hutfaſſonieranſtalt,
Schtelberaſte. 33. (o
Kinderwagen
in großer Auswah
Spezialgeſchäft
6. Pullmann
Moosbergſtraße 84.
Keiu Laben! Ssce
Photograph.
Aufnahmen
jeder Art.
Vergrö=
ßerungen nach jedem
Bilde fertigt gut,
ſtynell u. bill, (13639
Paßbilder
(Lichtbild.) in 1 Std
Thiele Nachf.
nur Bleichſtr. 3.
Wäſche zunt Waſchen,
Stäukten u. Bülgeln wird
angen, b. bill Berech.
Mauhildenplatz 11 (23797
Vorderhaus I1 Stock
Leo Falls erfolgreichstes Werk
Titelrolle: Marga Peter
Sonntags-Karten: Verkehrsbüro 10—12,
:: :: Oapheumskasse ab 3 Uhr. :: ::
1542
Konditorei u. Café
Felix Hecker =
Inh.: Hugo Löblein
Soderstraße 2 (am Kapellplatz).
Orosse reichhaltige Auswahl in
ff. Kuchen und Torten, souie in
meiner Spezialltst la Teegebäck
Prims Bohnenkaftge, Tee und
Schokolade!
(44srss
Geöffnet bis abends 12 Uhr!
Verein heſſ. Finanzbeamten
Zu dem am Donnerstag, den 14. Febr
abends 81 Uhr, im Fürſtenſaal,
Grafen=
ſtraße, ſtattfindenden
374480
Unterhaltungsabend mit Tanz
laden wir die Mitglieder unſeres Vereins
mit ihren Damen herz ichſt ein. Um recht
zahlreiche Beteiligung wird erſucht
Der Vorſtand.
4 Uhr: Mocca
Flaſchen=Weine
von Mk 2,30
bis zu den feinſien Kreszenzen
Konzeri
ab 5 Uhr
Darmſiadt
Holzfkraße 5
23-3
eo
G
77
R8
Kan
vn rit
G. M. B. H.
DARMSTADT
ELISABETHENSTRASSE 34
TELEPHON NR. 208, 210, 211
LEFERT
ERAHLASSIGE
gur
CUEAlSNSBEL
FUR DAS EINFAOHE SOWIEFUR DAS
VORNEHME HEIM ZU AUSNAENASWEISE
VORTEILHAFTESTEN
PREISEN
Mozart=Verein
Samstag, 16. Februar, 8 Uhr
im Saalbau:
Bunter Abend=
Konzert — Kleinkunſtbühne
Tanz.
Nur für Mliglieder und geladene
Gäſſe. — Einlaßkarten bei Oto
Titze, Elifobethenſtraße 4. Eltossm
Se Zic!Tic!5
Sportplatz=Reſtaurant
am Böllenfalltor —
Heute Sonntag
KONZERT
Anfang 4 Uhr
af
1405
Eiskappes
Holzstrasse 22
Treffpunkt der
Feinschmeckter
Abend-Musik
ann
2as echte Gi
Kaſſeler Oimtuns Otol!
beſtes Mittel gegen Zuckerkrankheit,
Magen=. Darme, Nierenleiden uſnv. Stets
riſch erhältlich bei 2. 1. E. Mohelt, Dormiadt.
Apfanzseber
Pfund 20 Pfg. —
8 Langgaſſe 28
ff. Küche, Diners, Soupers
Reichhaltige Speisekarte
Mittagstisch
von 1.20 Mk. bis 2.50 Mk.
Weine erster Firmen
in Original-Abfüllung
Telephon 282
Inh.: E. Friebis
Telephon 283
Zentralhelzung
Fließend. kaltes u. warmes
Wasser
Schön gelegene Zimmer
Prächtiger Saal für
Konfe-
renzen und Festlichkeiten
Lngchliedend im Brauerelaunschant pring helles und dunfles Bier 2 Aitagesen von 4,70 H. an Reiehhalige Speigekartg Pisene Kehläohtepei
[ ← ][ ][ → ]Rummer 41.
Darmſtädter Dagblatt, Sonutag, deu 10. Februar 1924.
Seite 5.
* Mexikaniſcher Reiſebrief.
(Von unſerem mexikaniſchen Sonderberichterſtatter.)
Vorbemerkung: Der Kampf des früheren
Finanz=
miniſters Huerta gegen den von den Vereinigten Staaten
unterſtützten Präſidenten Obregon und den
Präſdentſchafts=
kandidaten Calles hat ſeit einiger Zeit wieder einmal die
mexikaniſchen Wirren auch in Curopa bekannt gemacht; die
wirtſchaftlichen Hintergründe dieſer Wirren (Kampf um
die reichen Erdölfelder) ſind uns ſamt den amerikaniſchen
politiſchen Intereſſen daran bekannter als die Tatſache, daß
es ſich dabei auch um einen kulturellen und zum Teil
reli=
göſen Kampf handelt, der eine jahrzehntelange Geſchichte
hat. Es wird deshalb intereſſant ſein, von dieſer Seite
des Kampfes etwas zu hören, wobei wir darauf hinweiſen
wollen, daß der Verfaſſer des Briefes, als Katholik Partei iſt
und dies auch nicht verleugnet. Seine Beobachtungen
ver=
lieren dadurch nichts an Sachlichkeit und gewinnen an
Die Schriftleitung.
Aktuglität.
Pr. Kn., Puebla, 12. Januar.
Die Hauptſtadt Mexiko nimmt immer mehr den Charakter einer
nordanzri aniſchen Großſtadt an, mit ihrem Kaſten nach Geld
und Genuß, und verliert ſo immer mehr ihren einſtigen
ruhig=
vornehmen Charakter. Für dieſen umſchwung iſt es bezeichnend,
daß hochintereſſante Kirchen in Magazine umgewandelt ſind, ſo
die Sakramentskirche gegenüber dem Juarez=Denkmal und die
architeltoniſch originelle Philipp=Neri=Kirche. Dabei iſt der
an=
ſäſſige Mexikaner fromm geblieben, freilich in einem auf Prunk
und Pomp gegründeten Chriſtentum. Daher hat der
Amerika=
nismus mit ſeiner religiöſen Propaganda (Methodismus) in
Mexiko leicht Croberungen gemacht und man könnte eines ſchönen
Tages erwachen und ſein Land politiſch, ökonomiſch und religiös
vom Amerianismus erobert ſehen. Um das noch unverfälſchte
Mexikanertum kennen zu lernen, muß man nach Puebla gehen.
Iſt dem frommen Mexikaner ſeine Hauptſtadt mit ihren
Laſter=
höhlen die „Stadt der Teufel”, ſo erblickt er in Puebla die
„einitas angelopolitana”, die Engelſtadt, ſpaniſch „Puebla de
los angeles‟. Das Stadtwappen, einen von Engelhänden
ge=
tragenen Turm darſtellend, entſpricht dieſem Namen.
Nicht rie Mexiko, erbaut auf den Ruinen des alten
Tenoch=
titlan — die alte Kathedrale erhebt ſich auf den Grundmauern
eines Tempels des aztekiſchen Kriegsgottes Uitzilipochtli —, kann
ſich Puebla ſo hohen Alters rühmen. Immerhin iſt es ſtolz
dar=
auf, in unmittelbarer Nähe der alten gztekiſchen Kultſtätte
Cholula, dieſes „meri aniſchen Rom” erbaut zu ſein. Puebla
liegt wie Meriko in einem breiten Talkeſſel und hat eine
hoch=
intereſſante umgebung, da es zwiſchen deu mexikaniſchen
Berg=
rieſen, dem Popokatepetl und Itzazikoatl auf der Weſtſeite,
an=
deren Bergen auf der Nordſeite und dem Pio de Orizaba (
Citlal=
tepetl) im Oſten eingebettet iſt, Bergen, deren rund 5500 Meter
hohe Schneehäupter der Landſchaft das Gepräge geben. Kaum
hat der Ciſenbahnzug die Ebene von Meriko durchmeſſen und
das Hochplateau von Teotihuakan mit dem Tempel des
Quetzal=
koatl, einer alten Kultſtätte der Tolteken, verlaſſen, ſo nähert man
ſich ſchickſalsreichem Boden. Die Station Otumba erinnert an
die große Entſcheidungsſchlacht, die der ſpaniſche Eroberer Cortez
am 8. Juli 1520 den Mexikanern gelieſert hat, und zahlreiche ſich
an den Zug herandrängende Weiber mit Pulquekrüglein erinnern
daran, daß wir uns in der großen Zentrale der
Pulquefabri=
kation befinden, wo jener gefährliche alkoholiſche Trank aus
Agavenſaft bereitet wird, den einſt die ſchöne ochitl einem
Toltekenkönig überreicht und ſich damit den Thron erworben
haben ſoll. Dann führt uns der Schienenweg in den Staat
Tlaxkala (Mexiko iſt bekanntlich Bundesſtaat wie die Union)
mit ſeiner uralten Hauptſtadt gleichen Namens, wo einſt Cortez
feine wertvollſten Bundesgenoſſen gefunden hat, weil die Tlar=
kalaner mit den Wzteken in Fehde lebten. Heute noch kann man
die Ruinen, des alten Königspalaſtes ſehen. In der Nähe
Tlarkalas liegt eine Hauptinduſtrieſtätte für buntgewirkte Tücher
und Decken und für geſchnitzte Spazierſtöcke, die an der
Eiſeun=
bahnſtation zum Verkauf angeboten werden. Die Ebene wird
jetzt immer weiter und geſtattet einen grandioſen Rundblick auf
das Hochgebirge.
Direkt aus der Ebene ſteigt ein bewaldeter Bergkegel auf,
der dem Gebirgsblock Sierra de la Malinche vorgelagert iſt,
deſſen Namen ſich auf die indianiſche Geliebte des Eroberers
Cortez zurückleitet, die ihm Dolmetſcherdienſte leiſtete. An den
Hängen iſt die Sierra mit undurchdringlichen Wäldern bedeckt;
in den oberen Partien zeigt ſie kahle, vom Sonnenbrand
be=
ſtrahlte Felſen, die nur ſelten dem Schnee eine bleibende Stätte
bieten. Die dort wohnenden Indianer ſetzen heute noch ihren
Stolz darein, daß kein Eeuropäer gefahrlos die Sierra betreten
kann; am Fuß des Gebirges liegt das Räuberneſt San Pablo,
dem die Regierungen machtlos gegenüberſtehen.
Namentlich jetzt ſind die alten kriegeriſchen Leidenſchaften
der Indianer mächtig aufgeſtachelt, und zwar, wie meiſtens auch
in der Vergangeuheit, durch die Weißen ſelbſt. Das
amerikani=
ſierte liberale Regierungsſyſtem ermutigt die Indianer und
knüpft dabei an die Tradition des gleichfalls von Amerikä
unter=
ſtützten roten Präſidenten Juarez au, der vor 60 Jahren den
Habsburger Maximiltan erſchießen ließ. Die herrſchende Schicht
in Meriko ſcheut ſich gar nicht vor einer Verunglimpfung der
ſpaniſchen Koloniſierung, aus der doch das heutige Mexiko
her=
vorgegangen iſt. Der Präſidentſchaſtskandidat. Elias Calles,
jüdiſcher Abkunft, begünſtigt die indianiſchen Beſtrebungen ſchon
desbalb, weil das Bürgertum ſeine Sympathien dem
Revolu=
tionär Huerta zugewendet hat, der die alten ſpaniſchen
Tradi=
tionen fortführen will. Dabei ſpielt auch die ſoziale Frage mit,
weil Huerta als Vertreter der beſitzenden Klaſſen ailt, während
ſeine Gegner ein Güteraufteilungsprogramm verkünden, dem
die Indianer in Scharen zuſtrömen. Das führt natürlich zu
Ausſchreitungen; und in ſolchen Kämpfen kann das Land nie
zur Rube kommen.
Ueberall auf dem Wege nach Puebla ſieht man mehr Ruinen
als Neuaufbau, überall drängen ſich Bettlerſcharen an den
Eiſen=
bahnzug heran. Ein neuzeitliches Lild bietet erſt die große
Tal=
ſperre von Santa Cruz, deren Elektrizitätswerk die Stadt Puebla
mit Licht verſorgt. Die Ebene von Puebla iſt durchſtrömt von
zwei mächtigen Waſſerläufen; darunter dem Atoyac, dem
mäch=
tiaſten Fluß Mexikos, der nach dem Weſten fließt und in den
Stillen Ozean mündet. Nun wird die Sierra Malinche in ihrer
ganzen Ausdehnung ſichtbar, und hier haben die Spanier vor
den Toren des alten Cholula ihre „Engelſtadt”, Puebla, angelegt.
Seinen religiöſen Charakter zeigt Puebla ſchon von weitem
mit den mächtigen, von bunten Porzellanfließen bedeckten
Kup=
peln und hochragenden Türmen. Obwohl die
Revolutionsregie=
rungen ſeit Juarez bis auf Carranza der Stadt durch
Umtau=
fung chriſtlicher Straßennamen ihren Charakter zu nehmen
ſuchten, iſt die Bevölkerung doch noch alten Sinnes geblieben.
Obwohl auch hier einige Kirchen geſchloſſen oder in
Militärmaga=
zine ungetuandelt ſind, behielt die Geiſtlichkeit ihr Anſehen. Die
Geiſtlichkeit geht aus der ſchon im 17. Jahrhundert gegründeten
katholiſchen Univerſität hervor, die mit allen Nechten einer
Hoch=
ſchule ausgeſtattet iſt. Die Stimmung der dortigen
Studenten=
ſchaft iſt ausgeſprochen deutſchfreundlich. Dem Briefſchreiber
ge=
lang es, in der mächtigen „Union popular”, dem merikaniſchen
Volksverein, Verſtändnis für die Bedeutung der Rheinfrage zu
erwecken und eine künftige propagandiſtiſche Zuſammenarbeit
zwiſchen dieſen merikaniſchen Kreiſen und katholiſchen Vereinen
Weſtdeutſchlands vorzubereiten. Es wird ſich gerade für uns
Deutſche empfehlen, in der Betrachtung der merilaniſchen Wirren
möglichſt neutral zu bleiben und den Kampf Huertas auch in
ſeinem kulturellen Sinn zu betrachten.
Der engliſch=franzöſiſche
Zwiſchenfau beigeiegt.
Britiſche Oemarche in Paris.
Der franzöſiſche Londoner Botſchaſter bei Mardonald.
Paris, 9. Febr. (Wolff.) Der franzöſiſche Botſchafter in
London hat geſtern beim Foreign Office vorgeſprochen. Man
nimmt in Paris an, daß dieſer Beſuch den Zweck hatte, dem
Premierminiſter Macdonald, die Antwort Poincarés auf die
Demarche zu übermitteln, die der engliſche Geſchäftsträger
in=
folge des Zwiſchenfalls Lloyd Georges u Paris unternommen
hat. Man habe Grund zu der Annahme, daß der Zwiſchenfall
jetzt als beendigt angeſehen werden könne.
Newyork World dementiert das Dementi Lloyd Georges.
Noch hinter der Wahrheit zuruckgeblieben.
TU. London, 9. Februar. Im Hinblick auf die
Unterredung, die der amerikaniſche
Bericht=
erſtatter der Newyork World mit Llond George hatte,
ver=
öffentlicht der Berichterſtatter in ſeinem Blatte eine Erklärung,
in der es u. a. heißt: „Ich halte jedes Wort meines Artikels
aufrecht. Uebrigens bin ich ſogar hinter der Wahrheit
zurück=
geblie en. Llovd George wollte nicht, da die Feranzoſen ſich
im Rheinland niederließen. Ich begreife ſehr wohl die Stellung
Lloyd Georges, der ſich zwiſchen zwei Feuern befand. Sein
angebliches Dementi iſt lediglich ein Verſuch, die ganze
Ange=
legenheit zu vertuſchen. Was er geſagt hat, erklärte er vor
mehreren Zeugen, namentlich vor dem Chefredakteur des Man=
Gheſter Guardian. Er ſprach von einem Geheimvertrag und hat
bei dieſer Gelegenheit die größte Zurückhaltung an den Tag
ge=
legt. Als Lloyd George von ſeiner Londoner Reiſe nach Paris
zurückkehrte, ſtellte er feſt, daß Clemenceau während ſeiner
Ab=
weſenheit den Präſidenten zu ſeinem Standpunkt hinſichtlich
dieſer entſcheidenden Frage bekehrt hatte. Lloyd George tadelt
nicht den Präſidenten Wilſon, aber er wirft Clemenecau ſeine
Handlungsweiſe vor. Tatſächlich nar hinter dem Rücken Lloyd
Georges ein Geheimvertrag abgeſchloſſen worden.
Keine Peröffentlichung der perſönlichen
Dokumen’e Wilſons.
* Waſhington, 9. Febr. (Priv.=Tel.) Es verlautet, daß
Frau Wilſon beſchloſſen haben ſoll, die perſönlichen Dokumente
des verſtorbenen Expräſidenten, die er für die Abfaſſung einer
Geſchichte des Krieges verwenden wollte, nicht zu veröffentlichen.
*,
Die Krogten in Jugoſtavien.
Abgeordnete der Raditſch=Partei zum erſien
Mal im Parlament.
Wien, 9. Febr. (Wolff.) Wie die Neue Freie Preſſe aus
Belgrad meldet, ſind geſtern der Vizepräſident und der
Sekre=
tär der kroatiſch=republikaniſchen Bauernpartei im Parlament
er=
ſchienen, die mit den Führern der Opppſition verhandelten und
dem Präſidenten der Skupſchtina die Vollmachten von 50
Abge=
ordneten der Raditſchpartei überreichten. Seit dem Beſtand der
jugoflawiſchen Republik ſei dies das erſte Mal, daß Abgeordnete
der Raditſchpartei im Parlament erſcheinen. Mau rwarte, daß
Raditſch im Parlament mit der Oppoſtion zuſammengehen
werde, was den Sturz der Regierung Paſitſch zur Folge haben
könnte. Ueber die Vorgeſchichte der Angelegenhelt verlautet, daß
Radiſch in London von den Führern der engliſchen
Arbeiter=
dartei einen entſprechenden Rat erhalten habe.
Taät
Gut — billig — elegani — fein,
Kaufi man beim Kleider=Hörr, er hat kein Schund,
Die Wahrheit der Stimme iſi glockenrein,
Alkes überſchallt ihr nachſiehend mächtiger Klang.
DeTattaft merlgiiot dt
durch große vorteilhafte Einkäufe!
Solide und erſtklaſſige Herren= und Knabenkleidung
7
Ein jedes bei uns gekauftes Stück beweiſi durch ſeine Qualitat, Verarbeitung, Sitz. Neuheit, Schönheit u. Preis den höchſien Grad der
Leiſtungs=
fähigkeit. Die vie fach im Handel beſindlichen geringen Fabrikate führen wir grundſätzlich nichi. Alle ausgeſiellten Stücke ſind vorrätig.
Konfirmanden-Anzüge!
Teoeradrr Oigfenſttäge wo
elle große Verkaufsräume.
d542
Eeite G.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 10. Februar 1924.
Nummer 41.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 10. Februar.
Südweſtdeutſche Kunſtausſtellung
Darmſtad 4994.
Der Gedanke unſerer Sommer=Ausſtellung hat in den
be=
teiligten Ländern außerordentlich gute Aufnahme gefunden. Eine
Zuſammenſaſſung der Länder Baden, Heſſen, Württemberg zu
künſtleriſcher Betätigung hat bisher noch nie ſtattgefunden. Es
trift ſich zudem günſtig, daß in Stuttgart in dieſem Sommer
keine, in Karlsruhe nur eine ſolche kleineren Umſangs in den
Monaten Septemker bis Oktober ſtattfinden wird. Die
Künſtler=
ſchaft dieſer beiden bedeutenden Kunſtſtätten richtet daher in
dieſem Jahre ihre ganze Teilnahme auf unſere Ausſtellung, die
ſie unter vollzähliger Beteiligung mit beſonders hochwertigen
Werken beſchicen wird. Ein Anſporn für unſere heſſiſchen
Rünſtler, den ſcharfen Wettbewerb ehrenvoll zu beſtehen!
Durch dieſe Situation wird Darmſtadt im Sommer 1924
für Weſtdeutſchland in den Mittelpunkt des künſtleriſchen
Juter=
eſſes gerückt, ſeine Ausſtellung erhält bedeutſamen kulturellen
Wert, ein großer Erfolg ſteht zweifellos feſt.
Um dem ausſichtsvollen Unternehmen die finanzielle
Grund=
lage zu geben, ſind Zuſchüſſe unerläßlich, die, wenn ſie auch
mit äußerſter Sparſamkeit abgewogen, kleine Summen darſtellen,
zu jetziger Zeit nur vom Reich, Staat und der Stadt geleiſtet
werden können. Es iſt in dieſem Jahre allen Behörden äußerſt
ſchwer gemacht, für ideale Zwedke Mittel flüſſig zu machen. Die
kulturellen und künſtleriſchen Intereſſen dürfen indes ſelbſt in
Zeiten größter Not nicht ganz untergehen, und gerade
Darm=
ſtadt mit ſeiner Lage am Rand des beſetzten Gebietes, ſeiner
großen Ueberlieſerung und ſeinem unvergleichlichen
Ausſtellungs=
gebäude iſt berufen, die Inſel zu ſein, wo die Kunſt, von Not,
Einſchränkung, Abkau wenig berührt, eine Stätte findet. Dies
ſollen neben dem Theater unſere Ausſtellungen ſein. Sie zu
erhalten, zu unterſtützen, iſt heilige Verpflichtung im Kampf mit
Unkultur und Niedergang.
v. II.
Weg und Wille des D. H. V. in Politik
Man ſchreibt und: Zu einer ernſten Ausſprache hatte der D.H.V.
die Mitglieder ſeiner Ortsgruppe Darmſtadt und intereſſierte Kollegen
anderer Verbände für Freitag abend eingeladen. Nedner war Herr
Miltzow von der Hauptverwaltungsſtelle Hamburg. Unter
geſpann=
teſter Aufmerkſamkeit der Verſammlung führte Herr Miltzow etwa
fol=
gendes aus:
Die Schickſalsfragen unſeres Volkes ſind Schickſalsfragen unſerer
Bewegung. Wir wollen, daß unſere Berufskollegen im Lande die
Ur=
ſachen der Not und die Bedingungen für die Geſundung unſeres Volkes
kennen und beurteilen lernen. Wir wollen, daß die Führer des
Verban=
des in entſcheidungsſchwerer Zeit Fühlung nehmen mit möglichſt weiten
Mitgliederkreiſen. Wir wollen Nechenſchaft ablegen für Beſchlüſſe und
Handlungen, die die Verbandsleitung in den letzten Monaten politiſchen
und wirtſchaftlichen Wirrwarrs durchführen mußte. Wir wollen die
große Ausſprache mit unſeren Mitgliedern über den Weg und Willen
zur nationalen, ſozialen und ſittlichen Freiheit des deutſchen Volkes in
unſereu Kreiſen herbeiführen, damit in den kommenden Tagen der
Ent=
ſcheidung die deutſchen Kaufmannsgehilfen ihre nationale Aufgabe
er=
kennen und in machtvoller Cinheit der Geſinnung und
berufögewerk=
ſchaſtlicher Opferfreudigkeit zu gebührendem Einfluß gelangen.
Ernſt=
liche gewerlſchaftliche Kämpfe ſtehen uns noch bevor. Gs gilt für den
deutſchen Kaufmannsgehilfen das Leiſtungsprinzip in den Vordergrund
zu bringen, Aufſtieg und Aufſtiegsmöglichkeit zu ſichern. Wir dürfen
ruhig ſagen; wir fühlen uns ſtark genug; die auf uns kommenden
Auf=
gaben zu erfüllen und zu meiſtern. Im Gegenſatz zu den freien
Ge=
werkſchaften, in denen man aus parteipolitiſchen Gründen um die
Vor=
hexrſchaft kämpft, ſind wir in unſerer Geſinnung einig geblieben. Wir
haben den geiſtigen Inhalt als Allgemeingut unſerer Bewegung,
wväh=
rend drüben Regelloſigkeit von einem Extrem ins andere jagt. Unſer
Verband will nicht nur Gewerkſchaft ſein!. Wir haben deshalb die
Pflicht, teilzunehmen an der nationalen geiſtigen Bewegung; Pflicht,
teilzunehmen an den großen Erneuerungsaufgaben, die unſerem Volk
geſtellt ſind.
Höchſtes Ziel des Volkes iſt die Freiheit. Alle Ziele des D.H.V.
haben ſich dieſem einen Hochziele einzuorduen, deshalb auch verficht der
D.G. V. das ſoziale, Wohl der kaufmänniſchen Angeſtellten letzten Endes,
um ſie ſtark zu machen für den Dienſt am Vaterland, und er verlangt
— In den Nuheſtand verſetzt wurde am 1. Februar der Lehrer
an der Volksſchule zu Malcheu im Kreiſe Darmſtadt, Peter Berck, auf
ſein Nachſuchen unter Anerkennung ſeiner dem Staate geleiſtcten Dieuſte
vom 16. Februar 1924 an.
— Laudestheater. Shakeſpeares „König Lear” in der neuen
In=
ſzenierung von Guſtau Hartung wird hrute um 6 Uhr im Großen
Haus zum erſten Male wiederholt. Das Werk kommt u dieſer Woche
außerdem noch am Mittwuoch und Samstag zur Aufführung.
— Muſilbereinskonzert. Der Muſikverein verauſtaltet in
Geuein=
ſchaft mit Orcheſter und Chor des Landestheaters am Montag, deu 18.
Februar, im Großen Haus ſein 3. Konzert. Bur Aufführung kommt das
Reguiem von Sgambati. Die öffentlich: Gauptprobe für
de=
ſen Abend findct am Sonntag, den 17. Februar, vormittags 11 Uhr, ſtatt.
— Alexis a/ Etelfelm gibt am Freitag, den 15. Februar, um
7½ Uhr, im Kleinen Haus des Landestheaters einen Liederabend. Er
wid Lieder von Brahms und Wolf ſingen, die er in Darmſtadt noch nicht
brachte.
— Kleines Haus. Es wird noch einmal beſonders darauf
aufmerk=
ſam gemacht, daß die morgige Aufführung der „Gärtnerin aus
Liebe” im Aleinen Haus der Zuſatzmiete IV als 6.
Vor=
ſtellung zufällt.
— Gemälde=Ausſtellung. Im Kunſtſalon Sonnthal,
Gliſa=
bethenſtraße ſind z. Bt. eine Anzahl Gemälde neu ausgeſtellt. Von
hie=
ſigen Küuſtlern ſind dabei: Scheld, F. Barth, Prof. H. Kröh. G. Genues
und Bernin veitreten, ferner Carl Mons Caſſel, Erich Mercker und
Prof. Ferd. Keller, +. Karlsruhe.
— Aus der Studentenſchaft. Zu dem im Annongenteil d. Bl.
er=
ſchienenen Programm zum Hochſchulwetturnen ſchreibt der
A.Af.L. d. Techn. Hochſchule: Wie alljährlich wird auch in dieſem
Winterſemeſter die Meiſterſchaft der Techn. Hochſchule im Turnen
aus=
getragen. Ee ſet hier beſonders auf das „Korporations=Maunſchaſts=
Wetturnen” hingewieſen, das durch ſeine Zweckmäßigkeit zu der
Zu=
ſammenſtellung, ſicherlich großen Anklang finden wird. Neben dem
eigentlichen Wettkampf im Turnen, ſoll durch einen Ausſchnitt eines
Uebungsabends ein Geſamtbild des Uebuunsbetrieb 8 und der an
elvand=
ten Methoden in planmäßigem Aufbau die Kleinarbeit der L ibesübungen
in vorbildlicher Durchführung gezeigt weiden. Gerätcturnen, ferner
Gymnaſtik, Hallenathlet.k, Voxen, Florettfechten und Spiele werden reiche
Abwechlung in das Programm bringen. Eine
Propagandaveranſtal=
tung größeren Stils ſteht vor der Tür, die ehrenvoll und vorbildlich
duichgeführt ſein will. Der 20. Februar ſoll ein umfaſſendes Zeugnis
ablegen, daß die junge, deutſche Hechſchulturn= und Sportbewegung in
ihrer Entwicklung ſich auf dem beſten Wege befindet.
— Die Ortsaruppe Darmſtudt des Deutſchen Off zierbundeg
veran=
ſtaltete uter reger Bete ligung der Mitglieder den zweiten
Oerren=
abend 48. J8. Der Vorſitzende, Oberſt Krauſe, eröffnete die
Verſamm=
lung mit der Nachricht, daß der D.O.B. ſich an den Feiern und
üffent=
lichem Auftreten der vaterlandiſchen Verbände mehr beteiligen wolle. Er
lud deshalb zum Beſuche des Vortrags des Grafen v. d. Goltz am
Diens=
tag, den 12. 2. 1924, 8 Uhr, im Saalbau ein und ford rte zum Eintritt
in einen baterländiſchen Verband, wie z. B. den Deutſchorden, auf.
Dar=
äuf hielt der Nedner des Abends einen eineinhalbſtündigen feſſeluden
Voltrag über Friedrich den Großen, indem er aus der gewaltigen Fülle
des Stoff.3 einige Punkte beſonders hervorhob, die äußerſt
begtſtens=
wert und doch nicht allgemen bekannt ſind, wie die Stellung des großen
Nönigs zur Meligion und zum Deutſchtum u. a. m. Lebhafter Beikall
belohnte den Vortragenden für ſeine von tiefem vaterläudiſch=u
Empfin=
den und außergewöhnlichem Verſtändnis für die Bedeutung Fricdr chs
deg Großen zeugenden Darlegungen. — Nach einer kleinen Pauſe
machte ein Neg.Mat des Verſorgungsamtes wertvolle Mittellungen
über die neueſten Verordnungeu bezügl. der Penſionskürzungen und die
Wichtigket der Steuetbüſcher. Beſonders hervorzuheben ſei, daß erſt
bei mehr als Mk. 176 Privateinkommen die Penſtionskürzung elutrete.
Die Peuſion für Februar würde au 13. 2. 24, 10 Uhr vormitags, an
den bekannten Stellen gezahlt. — Der Abend wird den Teilnehmern
auch wegen des folgenden gemütlichen Beiſammenſe ns in beſter
Erinne=
rung bleiben und hoffentlich mit dazu beitragen, die noch fernſtehenden
Kameraden herbeizuziehen. Nächſter Herrenabend am 6. März, 8 Uhr,
wieder bei Sitte.
— Hientnerbund. Die hieſige Ortsaruppe hielt die ſatzungsmäßlge
Hauptverſammlung ab. In zueiſtündigen Ausführungen wurden die
die Kleinrentner berührenden Fragen: Mobiliarübereiquung,
Hypothet=
beſtellung, Miete, Steuern, Ablieferung ausläud ſcher Wertpapiere
be=
handelt. Kammerdirektor i. N. Müller bat von ſeiner Wiedervahl
zum erſten Vorſitenden wegen ſeiner üfteren Behinderung abzuſehen.
Gewählt wurden zum erſten Vorſizenden Juſtizrat L indt zum zweiten
Herr Müller, als Schriftführer wurde Neallehrer 1. R. Kahl
be=
ſtät gt. zweiter Schtiſtführer wurde Oberſt a. D. Bauer, Rechner
wie=
der Apotheker Betz.
— Der zweite Vortrag der Vortragsgeme’nſchaft der Techn.
Wiſſen=
ſchaftl. Vereine (Mittelrhein. Arch. u. J.=V., P DJ. Oeſſ. Elektrot.
Ge=
ſellſch) findet am Freſtag, den 15. Febtuar d. J. abends 8 Uhr, in der
Techn. Hochſchule Elektrotechn. Inſtitut, neuer Hörſaal, ſtatt. Das
Thema lautet: „Die Verbeſſerung des Leiſtungsfaktors durch
kompen=
ſterte Aſtnchron=Motore. Dieſer Vortrag dürſte für die hieſige
Indu=
ſtrie, welche ihren Kraftbedarf von dem hieſigen Elektrizitätswverk bezieht,
von ganz beſonderem Intereſſe ſein.
Nablo=Klub. Ende Januar wurde in Darmſtadt der Südteſt=
7 Darmſtadt=Starkenburg,
ge=
deutſche Nadio=Klube.
gründet. Der Verein erſtrebt den Buſammenſchluß und die Förderung
der Intereſſen aller Nadioamateure. Nächſte Zuſammenkunft findet
am Moutag, den 11. Februar, abends 8 Uhr im Neſtaurant Nehberger,
Klesſtr. 60, ſtatt. Herr Altvater von der hieſſgen Obervoſtdirektion ſuird
über die Stellungnahme der Poſtbehörde berichten. Durch Herren der
Hochſchule wird Empfang engliſcher Broadcaſtingſtationen vorgeführt
werden. Gäſte ſind willkommen. Anmeldungen zur Migliedſchaft nimmt
B. Lange, Süddeutſcher Buchverſand, Müblſtr. 59, entgegen.
deshalb auch von dem nationalen Gewiſſen der Arbeitgeberſchaft, daß
ſie die Gewerkſchaftsfrage nicht zuletzt auch von dieſer allgemeinen
Ein=
ſtellung aus beurteile. Wer die Organiſation, der Arbeitnehmerſchaft
untergräbt, ſchädigt die Widerſtandsfähigkeit des Volkskörpers gegen
innere Erkrankungen und gegen äußere Angriffe. — Die Freiheit eines
Volkes erfordert Selbſtbehauptung, Wehrwillen und demzufolge
irgend=
wie Wehrmacht. Der Wehrwille der Jugend muß von der Staatsmacht
poſitiv behandelt werden: er darf nicht durch Unterdrückung ins Illegale
gedrängt werden. Als Vorausſetzung der äußeren Freiheit des Volkes
muß innere Freiheit und Gerechtigkeit in Staat und Wertſchaft
herr=
ſchen, und ſo wie vor hundert Jahren Freiherr vom Stein und
Harden=
berg den Bauern den Mitbeſitz an Sachwerten der Wirtſchaft — damals
war es Grund und Boden — verſchafften, damit das Varerland auch
für ſie verteidigungswürdiger werde, ſo gilt es jetzt, der
Arbeitnehmer=
ſchaft den Mitbeſitz an den Sachwerten der Wirtſchaft zu geben, um ſie
mit wirklicher Verantwortung gegenüber dem Ganzen zu belaſten. Wir
Kaufmannsgehilfen vom D.G.V. wollen die Macht nicht um der Macht
willen, ſondern um der Verantwortung willen. „Macht geht vor Recht!”
ſagt das Sprichwort. Es iſt freilich nur halb richtig, aber ſoviel wird
dadon immer wahr bleiben: Recht beſteht und gedeiht nur im Schatten
der Macht. Wer ſich der Macht entäußert, der verliert mit ihr auch
Frei=
heit und Recht. Deshalb gilt es die Macht wieder zu gewinnen, unſer
Lebensrecht zu ſchirmen und zu ſchützen
Es handelt ſich darum, daß die Arbeitnehmerſchaft die
Selbſtver=
waltung ihres Kapitals fin Spar= und Verſicherungskaſſen, im geſamten
Sozialverſicherungsweſen) durch eine von ihr ſelber geſtellte
berufsſtän=
dige Führung erkämpft und damit die Plattform für die Teilnahme an
der deutſchen Wirtſchaft ſich verſchafft. Es kommt alles darauf an, daß
die Erneuerung der Geſinnung auf einer aus Pflicht und Liebe zu Voll
und Vatcrland entſpringenden Sittlichkeit beruht. Opferwille, Tatwille,
Wille zum Recht nur um der Pflicht willen, das ſind die ſittlichen Güter,
die das Volk in ſich wieder großziehen muß.
Der Verband empfiehlt ſeinen Mitgliedern keine politiſche
Par=
tei, aber er will, daß ſeine Mitglieder im angeführten Sinne des
Ver=
bandes in allen Parteien mitarbeiten, um ſo Einfluß zu gewinnen.
Unſere Stellung zur völkiſchen Frage iſt die, daß wir ſagen: Mit
Stimmung allein iſt die völkiſche Frage nicht gelöſt. Die Geſinnung iſt s,
auf die es ankommt. Wir ſehen unſere Stürke nicht im Antiſemitismus,
ſondern im Pro=Deutſchtum. In jedem Staate gibt es führende
und gaſtierende Bollsteile; jedes Volkstum hat Anſpruch darauf, ſeinen
Staat auf ſeinen Stammboden zu führen und ſeinen Gaſtvölkern
die=
ſelbe gute und gerechte Behandlung zuteil werden zu laſſen, die es für
ſeine außerhalb wohnenden Volksgeuoſſen verlangt. Das muß aber
un=
bedingt auf Gegenſeitigkeit beruhen, und wo ein Gaſtvolk ſich das
Herr=
ſchaftsrecht anmaßt, da muß es bezwungen werden, einerlei, wo es ſei
und wie es heißt. Bekenntnis zum Deutſchtum iſt deutſche Pflicht,
Ver=
teidiguung des Deutſchtums deutſches Recht nach innen wie nach außen.
Mit eineu Satze: Wehrwille und Wehrmacht als Volksgut, ſoziale
Ge=
rechtigkeit iun Staat und Wirtſchaft, Treue zum Volkstum, ſittliche Frei=
Darmſädter Künſiler in Weinheim.
Man ſchreibt uns: Eine frohgemute Darmſtädter Künſtlerſchar traf
ſich am Freitag in Weinheim, um unſeren badiſchen Nachbarn Lortzings
„Waffenſchmied” zu bringen. Ein meiſt aus Dilettanten
beſtehen=
des, 28 Mann ſtarkes Orcheſter unter Dr. Wedigs ſchwungvoller Leitung
ließ ſchon nach der ausgezeichnet geſpielten Luvertüre erkonnen, daß
künſtleriſcher Ernſt bei der ganzen Aufführung obwalten werde. Die
zahlreich erſchienenen Zuſchauer ſanden ſich denn auch in ihren
Erwar=
tungen nicht getäuſcht. Herr Opernſänger Hölzlin vom Darmſtädter
Laudestheater ſang den Stadinger. Er lieh der dankbaren Partie ſeine
wundervollen Stimmittel und gab der ganzen Aufführung das
Ge=
präge. Die Marie wurde von Fräulein Monti vom Stadttheater
in Koburg geſanglich und darſtelleriſch ausgezeichnet auf die Bühne
ge=
ſtellt. Die große Arie am Schluſſe des 1. Aktes war ein Kabinettsſtück
geſanglicher Nunſt. Frau Koffler vom Landestheater in Mannheim
war eine humorſprühende, vortreffliche Irmentraut. Den Nitter Adel=
Dauner dich ies Rdr din fit Fah ei uerstn ien Ddellte
Enſemble ein. Das vorzüglich eingeſungene Männerquartett der Her=
tuoſe im Orcheſter erwähnt, und Herr Maler Franz Langer als im
Stillen wirkender Bühnengeſtalter genannt, ſo iſt dankbar anerkannt,
was ein friſchfrohes Wollen impulſib zuſtande bringen kann.,
Daß eine ſolch improviſierte Vorſtellung auch manches den
Lach=
muskeln zugute kommen läßt, ſei als eine Erſcheinung gebucht, die den
Kritiker verſohnlich und iyn für die unvermeidliche Nachfeier
aufnahme=
fähig ſtimmt. Eine ſolche Nacufeier fand nach Rückkehr der Darmſtädter
Nünſtler im Hotel zur Poſt ſtatt, woſelbſt kulinariſche und künſtleriſche
Genuſſe dafür ſorgten, daß der Abend frühmorgens ein würdiges
Ende fand.
kannt. Das liegt vornehmlich daran; daß ſie den irreführel den Namen
Pädagogiſcher Kurſus tragt, der ihrem dürftigen Anfang im
Jahre 1906 angemeſſen ſch en, nun aber durch ihre günſtige Entwicklung
überholt iſt. Denjenigen jungen Leuten, die Gymnaſium, Nealgymna=
heit, das ſind die Vorausſstzungen des Neuaufbaues und der Befrelung,
das ſind und bleiben die Ideale unſeres Verbandes. —
Einmütiger und anhaltender Beifall dankten dem Nedner für ſeine
trefflichen Ausführungen, die noch lange in den Herzen der Hörer
nach=
klingen werden.
— Muſikaliſcher Abend im Nealgymnaſium. Das Schülerorcheſter
des Mealghunaſiums hatte au letzten Donnerstag zu eiuem muſitkaliſchen
Abend eingeladen: — ich habe nicht bereut, der Cinladung Folge
ge=
leiſtet zu haben. Es gibt nichts Schöneres, als Jugend in ihrem
Wachſen und Werden zu beobachten, und das, was das Orceſter des
Nealgymnaſiums (ungeführ 36 Streicher, Flöte und Klavier) bot, war
im Wollen ſo überzeugend, im Können teillwveiſe ſo überraſchend, daß der
Erfolg Lehrer und Schüler im gleichen Maße ehrt. Nicſt künſtleriſch
vollwvertige Leiſtungen galt es zu zeigen, ſondern das ernſte Arbeiten,
den heiligen Eifer und die glühende Begeiſterung, wie ſie iu der Jugend
lebt. Wir Alten haben es nicht ſo gut gehabt; bei uns ſpielle Muſik
und Kunſt in der Schule noch keine Rolle,/ Verſtändnis für fMuſik galt
damals für etwas ganz Abſonderlichſes und ihre Pflege für eiue private
Angelegenheit. Die Meinung, Muſik ſei für die Geſtaltung der
Geſamt=
perſönlichkeit, für die Menſchwverdung von Bedeutung, hätte ein höchſt
ungläubiges Lächeln hervorgerufen. Freuen wir uns, daß die Ged uken
maßgebender Perſönlichkeiten ſich hierin gründlich geſpandelt haben.
Die Erfolge werden nicht ausbleiben. Der geſtrige Abend ſthon, ein
ſchöner Auftalt, hat es ſchlagend bewieſen. Ich wvill keine. Namen
nennen, alle haben ihre Sache nach Maßgabe der Nräfte famos gemacht.
Ich könute ja ſagen, daß der jugendliche Andrä ein vielverſprechender
Celliſt iſt, daß von Petery ein wirklicher Führer der erſten Geigen und
Konzertmeiſter war, und könnte weiter ſagen, daß die Flüte des Herrn
Engel klang, wie wenn ſie von einem Berufsmuſiker geſpielt worden
wäre, und namentlich könnte ich ſagen, daß Herr Nanis das la, das
hinter ſeinem Namen auf dem Programm ſtand, auch für ſeine
Lei=
ſtungen vollauf verdient und als Celliſt und mehr noch als
Klavier=
ſpieler eine ſo ſtarke Begabung zu ſein ſcheint, daß ich überzeugt bin,
der junge Mann wird, mag er nun Juriſt werden oder Mediziuer, oder
Philologe, „rettungslos” — Kapellmeiſter, und keiner von den
ſchlech=
teſten. Da ich mir aber vorgenommen habe, keinen Namen zu nennen,
ſo ſtelle ich nur mit Vergnügen feſt, daß der Beifall, welchſer den
Orcheſterdarbietungen und ſoliſtiſchen Vorträgen folgte, ebenſo wohl
verdient war wie die ſchöne Blumenſpende, die das daukbare Orcheſter
ſeinem verdienſtvollen Leiter. Herrn Oberreallehrer Weide, unter
freudiger Zuſtimmung aller Anweſenden überreichte. Am nächſten
Ton=
nerdtag ſoll eine Wiederholung des Abends ſtattfinden; möge ihm der
gleiche Erfolg beſchieden ſein, und mögen die Biele, die den künſtleriſchen
Beſttebungen in der Schule zugrunde legen, zur Blüte u. Reife kommen.
— Im Nealoymnaſium ſpricht am nächſten Dienstag und
Mittwoch, 12. und 13. Februar, Prof. Dr. Auguſt Schilling.
Sein Thema lautet: „Unſere Fugend im Kampf um
eine Weltanſchauung”. Einzelkarten zu 1.— Mk. ſind
beim Amtsgehilſen zu haben.
Mozartverein. Einer der bel’ebten „Bunten Abende” findet am
16. Februar im Saalbau ſtatt. Siehe Anzeige.
2 Orpheum. Der Kartenverkauf findet ſtatt: Verkehrsbureau von
10—12 Uhr, Orpheumskaſſe ab 3 Uhr.
* Die hieſige Lehrerbildungsanſtalt im Gebäude des früheren Neuen
Gymnaſiums, Lagerhausſtraße 7, iſt den meiſten Mitbürgern noch
unbe=
ſium oder Ob. rrealſchule völlig durchlaufen haben, alſo im Beſitz der
Reife für die Univerſität ſind, und Volksſchullehrer werden wollen,
ge=
währt dieſe Berufsſchule in zwei Jahren unentgeltlich de nötige
Fach=
bildung, und da nach unſerer Reichsverfaſſung die alten Lehrerſemitare
allmählich verſchwinden, ſo haben wir in der neuen Eurichtung die
An=
ſtalt der Zukunft. Ihr Wert für den Staat kam dieſer Tage wieder
da=
durch zum Ausdruck, daß der Abgangsprüfung ſamt Lehrproben das
Haupt unſeres Bildungsamtes, Miniſterialdirektor Dr. Urſtadt,
ſel=
her beiwohnte. In längerer Anſprache an de Entlaſſenen trat er der
Meinung entgegen, für die Anwärter des Volksſchuldienſtes ſei die Lage
hoffnungslos. Zwar ſteht baldige bezahlte Verwendung nicht in
Aus=
ſicht; aber die Behörde ſorgt dafür, daß jeder Anwärter auch ohne
Schulſtelle in den nächſten ſchlimmen Jahren mt der Schule in
Verbin=
dung bleiben und an ſeiner Fortbildung arbeiten kann, damit es
mög=
lich wird, die Wartezeit als Dienſtjahre anzurechneu. Wahrſche nlich
werden ſich die Verhältniſſe wieder günſtig geſtalten, zumal dann, wenn
von den Seminaren keine Anwärter mehr kommen. So beſteht für die
jungen Männer, die ſich dem Pädagogiſchen Kurſe anv rtrauen, kein
An=
laß zu trüber Stimmung. In weſchem =Geiſte in dieſer Anſtalt die
Er=
ziehungswiſſenſchaft gelehrt wird, davon gab ein klares Bild die beinahe
zwe ſtündige Rede, weſche Obeiſtudiendirektor Dr. Vogel am Freitag
im Nahmen der Entlaſſungsfeier hielt. Es war eine „Raut=Rede”,
ver=
mutlich die früheſte von allen, die zur bevorſtehenden
Zweihundertjäh=
rung von Kants Geburt (22. April 1794) gehalten werden; ſie bildete
für die Abgänger einen den Umſtänden angepaßten Abſchluß des durch
zwei Jahre hindurch emefangenen Unterrichts in philoſophiſch gefaßter
Erziehungslehre, und ſie war für die übrigen Teilnehmer der Feler eine
der Gegenwart angemeſſene und deshalb willkommene Einführung iu die
Kantiſche Ideenlehre. So wird jeder Hörer ſich darüber freuen, daß es
dem Sprachverein gelungen iſt, zu ſeiner Nant=Feier denſelben
Redner für einen Vortrag über „Philofophie und Sprache” zu gewinnen.
— Die Stenographenvereinlgung „Gabelsberger” Eltiſabekhenſtr. 59,
eröffnet am Montag, den 11. Februar 1924, abends, neue Kurſe int
Stenographie und Schreibmaſchine, und zwar, um den zahlreichen
Wün=
ſchen älterer Leute gerecht zu werden, getrennt für ältere und jüngere
Teilnehmer. Es ſoll allen, die ſich noch die Kenntniſſe der Stenographie
und der Schreibmaſchine aneignen wollen, die beſte Gelegenheit
ge=
botzen werben. (Siehe heutige Anzeige.)
— Im Palaſt=Kinv. Kaiſerſaal, Grafeuſtraße, läuft zurzeit ein
in=
tereſſanter hiſtoriſcher Film „Die Liebe einer Königin‟. Der
Flm behandelt die tragiſche Geſchichte des däniſchen Arztes und
Staats=
miniſters Dr. Struenſee, des Königs Chriſtian UIl. von Dänemark und
ſeiner jungen Gattin, der engliſchen Prinzeſſin Caroliue Mathilde, die
wie Struenſee gemeinſam ſtrebend ſich bemüht, Land und Volk aus dem
unh ilvollen Einfluß des gewiſſenloſen Schwächliugs Chriſtlan der
Frei=
heit entgegen zu führen. Intriquen der Stiefmutter Chriſtians, Juliaue,
die ihm den Thron entreißen will, bringen die junge Königin und ihren
Vertvauten in den Kerker und den leiteren aufs Blutgeruſt. Der
ver=
zweifelte Verſuch der Königin, den Mann vor ſchimpflichem Tod zu
retten, der berufen war, das Volk uund das Land zur Geſundung und
Freih it zu bringen, mißlingt. Sein Kopf fällt und damit des Landes
Netter. Volksgunſt und Hofgunſt haben m teinander gerungen,
In=
trique und Liebe haben Opfer gefordert. — Der groß angelegte Film
bringt Szenen von imponierender Stärke und packender Wucht. Der
dramatiſche Aufbau der Handlung iſt insgeſamt wie in vielen
Einzel=
ſzenen von tiefer Wirkung.
Schulgeld=Erhebung. Die Inkereſſenten werden darauf
aufmerk=
ſam gemacht, daß Schulgeld für die heſigen höhenen Schulen und die
Mittelſchulen nicht mehr in den Schulen erhoben wird. Die Zahlungei
haben vielmehr, wie dies auch früher der Fall war, unmittelbar an die
Stadtkaſſe, Grafenſtraße 28, zu geſchehen. Das für den laufenden Monat
Februar zu zahlende Schulgeld iſt bei Meidung der Beitreibung bis zum
B5. d. Mts, zu entrichten.
— Uinfallverhütung bei dem Betrieb von Steinbrüchen und
Gräbereien über Tag. Am 1. März 1994 tritt eine 158 Paragrabhen
un=
faſſende Polizeiverordnung für deu Kreis Darmſtadt in Kraft.
—Wertbeſtändiges Notgeld der Handelskammer Frankfurt a. M.
Hanau. Dieſes Notgeld (l. Ausgabe vom 30. Oktober, II. Ausgabe vom
21. November 1923) iſt zum Umtauſch aufgeruſen. Der Umtauſch
erfolgt vom 11. Februar bis einſchl. 10. März 1924 in Frankfurt a. M.
bei der Frankfurter Hypothekenbank, in Offenbach bei S. Merzbach und
Bankverein Offenbach, in Hanau bei der Kreisſparkaſſe, in Gelnhauſen
bei der Dresdener Bank, in Fulda bei der Kreisſparkaſſe.
EVorzeitige Anmeldung von Fohlen und Mindern zur
Jungdieh=
weide Groß=Breitenbach. Be m Landwirtſchaftskammer=Ausſchuß laufen
jetzt ſchon Anmeldungen von Fohlen und Nindern für den im Monat
Mai I. J. beginnenden Weidebetrieb ein. Derartige Voranmeldungen
können nicht berückſichtigt werden. Die hier in Flage kommenden
Land=
wirte müſſen mit ihren Anmeldungen von Weidetieren warken, bis ſie
in einer in der Heſſiſchen landw rtſchaſtlichen Zeitſchrift im Monat
März I. J. erſcheinenden Bekanntmachung zur Beſchickung beztv.
Au=
meldung aufgefotdert werden. In dieſer Bekanntmachung ſind die
ge=
nauen Vorſhriften für die Anmeldungen enthalten, die ſtrengſtens zu
be=
folgen ſind, wenn der Anmeldende auf Berückſichtigung regnen w l. E3
wird nochmals ausdrücklich darauf aufmerkſam gemacht, daß
Vorau=
meldungen nicht berückſichtigt werden (alſo Meldungen vor vem
Erſchei=
nen der Vekanntmachung über den Auftrieb zur Weide). Abſagen an die
Betreffenden müſſen wegen der hohen Portokoſten uuterbleiben.
Me Hee Hue
SATYRIN zustände, geF. Neurgsthenle ein
gunegan=
des u. Krätigondes Fohlmbin-klormon-Präparat. Fachärztlich
begut=
achl et und sehr amplohlen In jeder Apothcke erhältlich. (I.K,8374
Zu Frledensprelsen wleder erhältlich.
Die Altbewnährten Dr. Thelnhardis präparate
Wohlschmeckend — Lelchtverdaulich — Kraftspendend.
Zur Erhaltung der desundhelt. (ISt1546
Iniag
W
Haf
A
Samd
VT
der Nährkakao für Ge unde und Kranke — als
Früh-
hI Der ideale Zusats zur verdännten Kuhmileh gibt starke
de gebrauchsfert. Kraftnahrg für Sport. Berut
-PulVeF Mtückernnd 4bendgetrlnk — zählt Körpern.Nerren 7 Mliadr mennEnoch,fete Anskeln g. schaft em zttmmig Gesallecht 7 T1äh,8.fen u. Reioe, Ilöchster Nährnert im kleiust Banm
—in allen Apotheken, Dcogerlen. Felakosthandlungen 1. Sportgoschäften. — Hertteller: Dr. Theinhardts Mährmttel-Gezollsehaft A.- G. Statkgart Gaunslatt.— Gegr. 1894 —4,
Rnmmer 41.
Darmſtädter Tagblatt, Sonutag, den 10. Februar 1924.
Eine Entſchließung des Hppothengläubiger=
Schußzverbandes.
— „Der Hypothekengläubiger=Schutzverband für das Deutſche,
Reich hält die von der Reichsregierung in der 3. Steuernotverordnung
vorgeſehene, in der Regel nur zehnprozentige Aufwertung der
Hypo=
theken und anderer Schuldforderungen für willkürlich und völlig
unzu=
reichend, für im höchſten Maße demoraliſierend, für unſozial und
wirt=
ſchaftsſchädlich, dem Nechte, dem Ermächtigungsgefetz und der Verfaſſung
widerſprechend; ſie würde das Nechtsbewußtſein des Volkes erſchüttern,
das Vertrauen zur Regierung vernichten und den Kredit Deutſchlands
im In= und Ausland noch mehr untergraben. Aus dieſem Grunde
er=
hebt der Hypothekengläubiger=Schutzverband für das Deutſche Reich
gegen die von der Regierung beabſichtigte Maßnahme entſchiedenſten
Einſpruch.
Eine Anzahl beliehener Grundſtücke iſt im vollen Werte erhalten
geblieben, ſo daß kein Grund beſteht, die darauf ruhenden Hypotheken
i ihrer Ablöſung nicht zum vollen Werte zu begleichen. Es mag in
ge=
viſſen Fällen zwar eine vorübergehende Wertminderung der beliehenen
Objekte, insbeſondere durch die Zwangswirtſchaft. und beſondere
Be=
ſteuerung eingetreten ſein, aber bei dieſen Grundſtücken iſt mit
Sicher=
heit damit zu rechnen, daß ſie in den Wert zur Zeit der Beleihung
wie=
der hineinwachſen, insbeſondere nach Beſeitigung der Ausnahmezuſtände
8 iſt wirtſchaftlich und ſozial ungerecht, den Hypothekengläubiger von
der Teilnahme an dieſem Geſundungsprozeß auszuſchließen.
Darum kann und darf jetzt weder eine ſchematiſche noch eine
end=
gültige Aufwertung zwangsweiſe vorgenommen werden, ſondern es iſt
der Vereitbarung von Gläubigern und Schuldnern für die Gegenwart
zu überlaſſen, ſich über Verzinſung und Rückzahlung der Schuld zu
einigen. Für den Fall, daß eine jolche Einigung nicht zu erzielen iſt,
dürſte keine der Parteien einſeitig gezwungen werden, die ſofortige
Lö=
ſung des Hypothekenverhältniſſes herbeizuführen. Deswegen halten wir
nach wie vor den Erlaß eines Sperrgeſetzes, und für alle Fälle,
in denen eine Einigung nicht erfolgt aber durch die beſondere Lage des
Gläubigers oder des Schuldners geboten iſt, die Entſcheidung durch
Ausgleichskammern für erforderlich.
Die von der Reichsregierung beabſichtigte Regeluug würde nur eine
verſchleierte, auch vom Reichsgericht verurteilte Konfiskation des
Eigen=
tums der Hypothekengläubiger und anderer Forderungsberechtigten
be=
deuten, gegen die wir uns nochmals mit allem Nachdruck wenden.
Der Hypothekengläubiger=Schusverband erwartet, daß ſein
Ein=
ſpruch gegen eine ſchematiſche und ungerechte Behandlung der
Gliu=
biger=Forderung berückſichtigr werde, damit die großen hinter ihm
ſtehen=
den Kreiſe einem weiteren Kampfe um ihr gutes Recht enthoben bleiben.”
Weber Werte, Künfktier und tüuſflieriſche Veranſtaltumgen, deren im Nachſtehenden Erwähnung
geſchiebt, bebält ſich die Redakion ihr Artell vor.
— Im 5. Sinfvniekonzert des
Landestheater=
orcheſters morgen Montag kommt als Hauptwerk die 4. Sinfonie in
G=Dur von Guſtav Mahler zur Aufführung. Das Werk iſt im
weſent=
lichen auf einen frohen, lebensbejahenden Stimmungsgehalt eingeſtellt
und weicht auch durch die knappere Form von den drei
vorausgegange=
nen Sinfonien ab. Der Komponiſt ſelbſt hat ſein Werk als
Frühlings=
ſinfonie bezeichnet. Schon im erſten Satze hebt ein reiches Knoſpen und
Blühen froher, ſinnfälliger Melodien an, die, in meiſterhafter Weiſe
entwichelt und miteinander verwoben, ein prächtiges Frühlingsbild in
Tönen darſtellen. Von eigenartiger Wirkung iſt das Scherzo, dem das
Hauptthema, von der um einen ganzen Ton höher geſtimmten
Solo=
geige geſpielt, einen beſonders phantaſtiſchen Charakter gibt. In ſeinem
varigtionenartigen Aufbau eine überreiche Fülle von Aus= und
Um=
geſtaltungen der Themen aufweiſend, wechſelt im dritten Satz ein
brei=
ter, tiefempfundener Melodienſtrom mit fröhlichen Klängen. Im Finale
geſellt ſich zum Orcheſter die menſchliche Stimme. Ein prächtiges
Gedich=
aus des „Knaben Aunderhorn” iſt der Spprauſtimme zugrunde gelegt.
Auch hier lacht wieder iun vielerlei Geſtalt frohes, blühendes Leben, das,
wie in den vorausgegangenen Sätzen, ſich einmal entſchloſſen von deu
dundlen Seiten des Daſeins abwendet, um die Schönheit des We
wie ſie der Lenz immer wieder weckt, in vollen Zügen zu genießen.
In drei Geſängen, die von ganz bedeutender ſchöpferiſcher
Be=
gabung für poetiſche Ausdrucksformen zeugen, lernt Darmſtadt die
Frankfurter Komponiſtin Roſel Geiger kennen. Auch der mitwirkenden
Sängerin Eva Bruhn geht ein glänzender Ruf voraus. — Ju gal
neuzeitlichen Bahnen ergeht ſich Peeters in ſeiner „ſinfoniſchen Muſit”,
welcher vor zwei Jahren auf dem Düſſeldorfer Tonkünſtlerfeſt ein
be=
deutender Erfolg beſchieden war. — Die öffentliche Hauptprobe am
Montag beginnt um 10½ Uhr.
Lofale Veranſtaltungen.
Die bierunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließiich ele Sintreife „uf Tr.zeigen zu betrachten,
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritl.
e. Der Jugendund für entſch. Chriſtenkum feiert
heute ſeinen Jahrestag durch einen Feſtgolti:2dien ſt in der
Stadt=
apelle unter Mitwrkung ſeines Polaugen”hors und des gemiſchten
Chos der Stadtmiſſion und eine Feier enz bilend zm 8 Uhr in ſeinen
Räumen, Mühlſtr. 24.
—Elternabend und Jugend=Demonſtration. Die
Heilsarmee, Schulzengaſſe 3, Ecke Landgxaſ=Georgſtr., am Schwimmbad,
ladet zu obiger Veranſtaltung am kommcnden Tonuerstag, 14. Febr.,
abends 8 Uhr, recht herzlich ein. Am Frs’iog, den 15. Febr. abends 8
Uhr, findet daſelbſt ein intereſſanter Lickibil” =rvortrag, geleitet von
Ob=aſt Dre sbach ſtatt, wozu jederurann harslich willvommen iſt,
des=
gleichen zu den regelmäßigen Verſammlurimen.
— Auf die Sonntag=Morgezmuſik im Realgymnaſium
(Wiederholung der Liebeslieder von Brahms), heute vormittag 11½ Uhr,
wird nochmals hingewieſen.
Der Verein ehemal. Heſf. Leib=Dragoner, im
Kreiſe Darmſtadt macht ſeine Mitglieder und alle ehemaligen 24er auf
ſeine heute Sonntag, den 10. Februar, nachmittags, im Weißen Saale
des Kaiſerſaals ſtattfindende Generalverſammlung und darauf folgenden
Familienabend der Regimentsvereine im Saalbau aufmerkſam.
Verband Heſſiſcher Regimentsvereine. Am
Samstag, den 16. Februar, abends 8.30 Uhr, werden von allen Offiziers=
und Regimentsvereinen die Herren Vorſitzenden perſönlich zu
einer Beſprechung eingeladen in die Vereinigte Geſellſchaft,
Artillerie=
zimmer, 1. Stock. (Jahresarbeitsprogramm u. a. m.) In Darmſtadt
nicht anſäſſige Vereine wollen ihre hieſigen Vertreter entſenden. — Auf
den am 12. Februar. 8 Uhr abends im Saalbau ſtattfindenden Vortrag
des Befreiers von Finnland, General Graf von der Goltz, weiſen wir
beſonders hin.
1846
Aus den Parteien.
Deutſche Volkspartei. Die während der abgelaufenen
Woche von Oberzeallehrer Kahl in den Odenwaldorten
Linden=
fels, Gadernheim, Winterkaſten, Rimbach uen
Rei=
ſen abgehaltenen Verſammlungen waren mit Ausnahme derjenigen in
Gadernheim, zu der ſich aus lokalen Gründen nur etwa 20 Perſonen
eingefunden hatten, gut beſucht. Die Vorträge über die gegenwärtige
politiſche, wirtſchaftliche und finanzielle Lage in Deutſchland fanden
außerſt aufmerkſame Zuhörer und großen Beifall. Namentlich wurde
den vom Nedner erörterten aktuellen Problemen der
Notſteuerderord=
nungen, des Beamtenabbaues, der Hypothekenaufwertung und der
Kre=
ditnot der Landwirtſchaft großes Intereſſe eutgegengebracht, das ſich in
reger Ausſprache im Anſchluß an die Vorträge bekundete. — Was die
Stimmung in den Kreiſen der bürgerlichen Wählerſchaft im Hinblick
auf die bevorſtehende Reichstagswpahl aubetrifft, ſo wird draußen auf
dem Lande in ſtarkem Maße der Wunſch zum Ausdruck gebracht, daß
diesmal nicht nur eine Bekämpfung der bürgerlichen Parteien
unter=
einander vermieden werden, ſondern daß es gelingen möge, eine
bür=
gerliche Einheitsfront für den Wahlkamppf zu bilden, um die ſogen.
„Errungenſchaften” der Revolution zu liquidieren. — In den nächſſten
Tagen ſpricht Oberreallehrer Kahl in Groß=Rohrheim und in
Lampertheim, ſowie noch in einigen Orten des Amtsbezirkes
Beerfelden, wo durch die in letzter Zeit eingeſetzte Verbearbeit
ein erfreulich reges. Intereſſe für die gegenwärtigen politiſchen
Ereig=
niſſe ſich zu regen beginnt.
Deutſche Volkspaxtei. Wir bitten unſere Mitglieder
drin=
gend, baldmöglichſt die fälligen Beiträge auf der
Geſchäfks=
ſtelle, Wilhelminenſtraße 5, zur Einzahlung bringen zu wollen.
Nück=
ſtändige Beträge müßten ſonſt ſpäter durch unſere Vertrauensleute
ab=
geholt werden. Die Mitgliederzahlungen werden für das 1. Quartal
oder auch für das 1. Halbjahr 1924 entgegengenommen. Es wird
ge=
beten, die Mitgliedskarten zwecks Quittierung
mitzu=
bringen.
Frauengruppen der deutſchen Volkspartei an
der Bergſtraße. Am Mittwoch verſammelten ſich die Vorſtände
unſerer Frauen=Ortsgruppen an der Bergſtraße, zu
einer Beſprechung in dem gaſtfreien Hauſe einer Parteifreundin in
Auerbach. Die Landesvorſitzende Fr. Bierau, die Landtagsabg.
Frl. Birnbaum und die Vorſitzende der Ortsgruppe Darmſtadt, Fü.
Deinhard, waren anweſend. Fr. Bierau und Frl. Virnbaum
refe=
rierten über politiſche Lage und Parteiarbeit, woran ſich
eine rege Ausſprache ſchloß. Das lebhafte politiſche Intereſſe unſerer
Frauengruppen an der Bergſtraße kam dabei erneut in erfreulicher Weiſe
zum Ausdruck.
Für Geschäft und Beruf
Für Sport und Erholung
Interessen aller notjierter und nicht notierter Aktien,
deren Gesellschafteu demnächsd
(II,Bn
Kspitalzusammenlegungen und Sanſerungen
vornehmen müssen, werden interesserrahrend fachgemaß
in ganz Deutschland durch eine zu diesem Zwecke von
mir eingerichtete Spezialabteiluns vertreten. Persönliche
und sehriftlicho Beratung sowie ertl. Vermertung.
Tel.-Adr : Mafischbank Fernspr.: Amt Ltzw.7578 u. 7671
Bankhaus Max M. Eischer
gegr. 1914
Berlin W9, Köthenerstraße 5
Ausführungen aller Banktransaktionen • Kredite jeder Art.
Aif i n 96
DOr
Jou, Aalef
Ubrsell i jahn kaer uit mit dr Arwne
Mft4
In der Nähe der Beck=
Baldbeziehb. 2½zſtöck.
Marienhöhe!
ſtraße u. Woog iſt ein
3Uaſtöckig 4
Zimmer=
haus für 16000 G.=M
mit 3000 G.=M.
An=
zahlung zu verkaufen
Alles Nähere durch
den
Alleinbeauftrag=
ten Karl Glenz,
Im=
mobilienbüro, Geor=
(23753
genſtu, 13 I.
Telephon 2881.
Haus
mit Seitenbau
in Beſſungen, zuvert
Näh. Geſchäftsſt. ea=
Eingefriedigtes
Gar=
engrundſtück von ca.
8000 gm mit je 130
Obſtbäum. u Bee
ſträuchern ganz oder
geteilt zu verkaufen.
Schönſte Lage in der
Umgeb. Darmſtadts.
Ideales Baugelände
Ang, unter K 122 an
die Geſchäftsſt. wo= (
Koſtüm (Schneiderkl.)
Gr. 42, klein. Fig., faſt
neu, preisw. zu verk
Heinrichſtr. 2. (23723
11 Aquarlummit Fiſchen
1 Geſang=Schrank
Dogelſtänder nr. Käfig
u. Bogel, 1gr. Hheche bill.
zu verkaufen.
Soder=
ſtraße 47, III. Stock,
Koch.
Moderne Küche
Neckarſtr. 26, werbſtatt
1 Poſten
Motorradrahmen
für Leichtmoto räder,
fern 1 Poſt.
Damen=
radrahmen. (3778
Moosbergſtraß Tel 1958
Fl. Mechaniker=
Drehbank
für Fußbetrieb, 550
Drlg,, 150 Spitzenho.,
preisw. zu verkaufen
Karlſtr. 2, I. (3741
Geichctaus
Näume frei Außerd.
mehrer ander Objelt,
Georg Kern. Iminpbil.
Lichtenbergſtr. it Cno
Zu verkaufen
Drogenſammlung
1 Pflanzenpreſſe
Soderſtraße 76
35
parterre. (*
Woogsplatz=Turnhalle
Mittwoch, den 20. Februar 1924, nachm. 3h s.t.
Leitung: Dipl. Turn= und Sportlehrer Söllinger
BeideRemnde
lakiert, mit Auffatz
60 Mark. Bettſtelle.
Tannen roh)28 Mar
zu verkaufen. (e3780
Näh. Geſchäftsſtelle.
Neuer Küchenſchrank
preisw. zu verkf. Zu
erfrag. Geſchſt. ( 3824
Glas=
Ausſtellungs=
ſchränkchen
für Bigarren=Geſchäft
geeignet, zu verkauf.
Sauerbor;, Wihel=
(1551
minenſtr. 4.
1zweiräd. Handk,
1 Polſterſeſie m.
Nacht=
ſtuhl, izweifl. Gasherd
zu verk. Neue
Sand=
bergſtr. 69, 1 (e3854
Einfamilienhäuſer
in drr Preislage von
7—25 000 Mk. werden
ſchlüſſelfertig
herge=
ſtellt Hch. Blank,
Hügelſtraße 89.
(*3712s8
Tel. 1648.
Bauplatz
auf der
Mathilden=
höhe zu verk. Angeb.
unter K100 an d.
Ge=
tsſtelle. (1830
Kleines Yans zum
Uleinbewohnen, für
2000 G.=M. zu verk.
Näheres Rieolay,
Langgaſſe 47. 310ß
Ve
Damenrad (
fabrik=
neu), einige Ztr.
Kar=
toffeln zuverk.
Rhön=
ring 67 Il. (r3842.I
1. Abungsausſchnitt eines Turnabends mit einmaligem
Riegen=
wechſel: a) Symnaſtik
aufs Beſte eingericht.,
Bimmer, Küche,
Badezim., 2.
Mägde=
zimmer, elektr. Licht
u. Waſſerleitung, mit
maſſiv. Nebengebäuo
u. Garage, ſowie
gut=
gepflegtem Obſt= und
Gemüſegarten z. verk.
Angeb. unt. K121ad.
(1505
Geſchäftsſt.
mit
HauS. Garten
gegen Anzahlung zu
verkaufen.
Allein=
bewohnbar. Zu erfr.
Geſchäftsſt. (3748
Faſt neues kleines
Landhaus
8 Zim., Elektr., Gas
u. Wafſerleitung, für
8000 Mk. zu vk.
Vor=
ort v. Darmſt. Kann
ſofort bezog werden.
Angeb. unt. K 95 an
(eB76s
die Geſchſt.
b) Geräteturnen
c) Hallenatbletik, Kampfſport
d) Spiele
2. Meiſterſchaft im Siebenkampf für Ober= und Anterſiufe
(1. Hälfte)
3. Boxen (Kanpf über 3 Runden 2 2 Minuten)
4. Meiſierſchaft im Siebenkampf für Ober= und Anterſtufe
(2. Hälfte)
5. Florettfechten
6. Meiſterſchaft iin Korporations=Maunſchaftswetturnen an
3 Barren für Ober= und Anterftufe
7. Turnen der Beſien am Reck
Faſt neuer
Rinderwagen
zu verk. oder gegen
gutrh. Damenrad zu
3746
tauſchen.
Stiftſtraße 40, II.
4 PS. NSU.- (3811
Motorrad
m.elektr. Lichtu Horn,
Tachometeru, Spieg.
gut in Lack und Mickel,
gut Läuf u. Bergſt ig.
z. vk. Arheiigerſtr. 2, 1II
Mitteldeutſchlands ſucht zwecks teilweiſer
Verlegung des Betriebes mittleres
Fabrik=
anweſen möglichſt mit beſtehender Dampf=
und Kraftanlage in Gegend Frankfurt a. M.,
Hanau oder Darmſtadt zu kaufen oder zu
pachten. Bedingung: eiſenfreies
Be=
triebswaſſer. Ausführliche Angebote unt.
F. T. 3075 an Ala=Haaſenſtein & Vogler,
Frankfurt a. M.
(II 1513
Gelegenheitskauf!
Für Ausgewreſeneod.
jg. Ehepuar
Zimmer=
u. Kücheneinrichtung
z.vk. Näh Gſchſt. /8737
Dunſe bl
Konſirman=
deneAnzug zu vere
Darmſtr 2, 1 (3740
Guterh, feldgraue
uniformen, ſowie ein
grauer. O ſzersmantel
zu verkaufen. Näh.
Geſchäftsſt. (B1555
Herren= und Damenrad
faſtneu,preiswer
ab=
zugeben.
Eiſabethen=
ſtraße 60, II. (73764
Neuer Leiterwagen,
1,15 m 1g., 5—6 Ztr.
Tragkr., zu verkauf.
Viktoriaſtr. 81, III. (
manng
Mifſt zu verkaufen
Pankratiusſtr. 27. (rnats
Ed toffeln
2 Ztr zu verk. (23634
Näh. Geſchiftsſtelle.
Unserer werten Kundschaft zur gefl. Mitteilung, daß uns durch die Vereinigten Süddeutschen Margarine-Werke A.-G.,
Durlach, die Vertretung deren allseits beliebten Margarinefabrikate, verbunden mit Konsignationslager, übertragen ist.
Indem wir uns der angenehmen Hoffnung hingeben, daß Sie uns das gleiche Vertrauen, wie bei den Bezügen der vielen
anderen in unserer Genossenschaft geführten Artikel geben, sichern wir Ihnen zuvorkommendste Bedienung zu.
Herwertungsgenossenschaft hessischer Molkerei-Erzeugnisse
(1354
e. G. m. b. H., Darmstadt, Rledeselstraße 42, Telephon 2659,
Wirnung!
Wernicht von meinen
Saatkartoffeln
bleiben kann, die un=
mittelbar am Guts=!1
hauſe liegen, über=
nimmt auch d. Folgen
1532 Hagedorn. Weißbinder-
Arbeiten
Möbellackierungen
Zimmerdekorationen
Faſfadenarbeiten
werden ſachgemäß
billig nach Wunſch
ausgeführt. (3598
Gg. Kern
Lichtenbergſtraße 74
Beißbindergeſchäft. Hoſpizſälel
für Feſtlichkeiten u
Borträge noch frei
Obergaſſe 12. (210a Mignon=
Schreibmaſchine
gut erhalten, btlig
Donges & Wieſt
Grafenſtr. 43. (148. [ ← ][ ][ → ]
Seite 8.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 10. Februar 1924,
Rummer 41.
Aus Heſſen.
+ Eberſtadt, 9. Febr. Die Gemarkung Eberſtadt
um=
faßt insgeſamt 7148 Morgen. Davon entfallen 3380 Morgen auf
Acker=
land, 2300 Morgen auf Wald, 128 Morgen auf Wieſen und 440 Morgen
auf Hofreiten. — Bei der Stammbolzverſteigerung am
Donnerstag wurden im Durchſchnitt 41 Mk. erzielt.
Beusheim, 8. Febr. Vermißt wird ſeit einigen Tagen die 24 Witwe Margarete Werder geb. Steinmann aus dem
benach=
barten Gronau. Sie wollte mit dem Zug um halb 11 Uhr mittags am
25. Januar von Bensheim nach Heppenheim fahren, um ihre dort
woh=
hende Schtveſter zu beſuchen. Die Frau iſt in Heppenheim nicht
ein=
getroffen. Zuletzt wurde ſie auf dem Vensheimer Bahnhof geſehen.
r. Wixhauſen, 8. Febr. Gemeinderatsſitzung. Das
Ein=
zugsgeld und das Feuereimergeld werden in anbetracht des ſehr
gerin=
gen Nutzens der Ortsbürger auf je 5 Mk. feſtgeſetzt. Die Wiegegebühren
öllen neu geregelt werden, und wird der Antrag der
Finanzkommiſ=
ſion überwieſen. Die Gebühren für Erbbegräbniſſe werden auf 25 Mk
. Um. feſtgeſetzt auf Antrag der Arbeitervertreter; der Gegenantrag
von bürgerlicher Seite war 7,50 Mk. pro Am. In betreff des Abbaues
fand eine längere Beſprechung ſtatt, und ſchließlich wurde die
Ange=
legenheit verſchoben. Das im Gemeindewald geſchlagene Holz ſoll am
Samstag, 9. d. M., an Ort und Stelle verkauft werden. Die
Zah=
lungsbedingungen ſind folgende: Vor Abgabe des Abfuhrſcheins iſt ein
Drittel des Steigpreiſes zu bezahlen, der Reſt muß in zwei Raten im
Abſtanb von zwvei Monaten bezahlt werden. Bedürftigen Erwerbslofen
ſoll der ganze Betrag geſtundet werden, bis dieſelben wieder im
Er=
werb ſtehen, doch muß die erſte Rate bis 1. November bezahlt werden.
Die Holzhauer bitten um einen Zuſchlag von 50 Prozenk zu dem Tarif
des Staatswaldes; es werden 25 Prozent Zuſchlag bewilligt. Die
Haft=
bflichtverſicherung wird auf Vorſchlag des Kreisemts auf
wertbeſtän=
dige Grundlage geſtellt und beträgt die Entſch=idigungsfume für
Per=
ſonen 10000 Goldmark und für Sachſchaden 10 F‟ Gelömark. Für
den Heilſtättenverein werden 20 Mk. bewilligt.
Aus Starkenburg, 9. Febr. Seitdem die Volksſchullehrer
Staatsbeamte geworden ſind, haben beſonders die Lehrer in den großen
Städten Schwierigkeiten, rechtzeitig in den Genuß ihrer Bezüge zu
kom=
uen. So lange die Mark nur langſam ſank, alſo im erften Halbjah=
1923, ging die Sache noch einigermaßen. Die eingeführte Ueberwcifung
vollzog ſich zur allgemeinen Zufriedenheit. Seit Einführung der Renten
mark iſt ihr Gehaltsempfang wieder mit größeren Unannehmlichleiten
verknüpft. Da die Bezüge noch nicht vollſtandig in Rentenmark gezahlt
werden, kann das Geld nicht überwieſen, ſondern es muß in
Darm=
ſtadt abgeholt werden. Die Reichsbank vermittelt die Ueberweiſung
nicht, weil ſie nicht vollſtändig in Rentenmark geſchieht. Das iſt ein
unhaltbarer Zuſtand. Die Rentenmark wird ſich nur halten, wenn wir
wieder zu den Zahlungsgepflogenheiten der Vorkriegszeit zurückkehren.
Dazu gehört auch ein weit ausgedehnter Ueberweiſungsverkehr. Die
Finanzverwaltung in Darmſtadt wird dazu beitragen, das
Wirtſchafts=
leben mehr in Gang zu bringen, wenn ſie ſofort Schritte unternimmt,
daß die Gehaltszahlungen der Staatsbeamten von Darmſtadt aus wie
der durch Ueberweiſung über die Reichsbank geſchieht. Hat ſie
Renten=
mark nicht in ausreichendem Maße zur Hand, muß ſie für andere
Zah=
lungsmittel ſorgen, die der Reichsbank genehm ſind.
Stockſtadt a. Rh., 9. Febr. Unſall. Ein zweijähriges Kind
fiel in einen Topf kochenden Waſſers und verbrühte ſich ſo, daß es an
den erlittenen Brandwunden ſtarb.
+ Biſchofsheim, 9. Febr. Bürgermeiſterwahl. Die
hie=
ſige Gemeindevertretung wählte in ihrer letzten, eigens dazu
einberu=
fenen Sitzung den Sozialdemokraten Schmidt, der früher
Bürger=
meiſter in Kilianſtädten war, zum Bürgermeiſter von Biſchofsheim.
Zur Zeit vertritt Schmidt kommiſſariſch die Stelle des Bürgermeiſters
in Langendiebach.
K Biſchofsheim, 9. Febr. Ein Dachbrand war nachts in
einem hieſigen Hauſe entſtanden. Die Flammen ſchlugen haushoch
vom Dach empyr. Nur dem ſchnellen Eingreifen der Feuerwehr iſt es
zu verdanken, daß das Feuer nicht auf das ganze Wohnhaus übergriff.
*+ Worms, (. Febr. Der Streik bei der Firma Dörr und
Rein=
hardt iſt beendet. Die Arbeiter ſind wieder in die Betriebe zurückgekehrt.
Völlftein (Rheinh.), 9. Febr. Vereinsjubiläum. Der
Geſangverein Sängerbund, einer der erfolgreichſten rheinheſſiſchen
Geſangvereine, der ſelbſt bereits zirka 25 Ehrenpreiſe errungen hat,
veranſtaltet im kommenden Sommer anläßlich ſeines 80jährigen
Be=
ſtehens einen großen Geſangswettſtreit.
—Nieder=Saulheim (Rheinheſſen), 9. Febr. Drei untreue
Knechte, die hier bei Landwirten in Stellung waren, ſind nach
Ent=
wendung großer Kleider= und Fleiſchvorräte bei ihren Dienſtherren
durchgegangen.
.)Friedberg, 7. Febr. Die Bergwerksdirektion
Fried=
berg iſt nach Wölfersheim (Wetkerau) verlegt worden.
Friebberg, 9. Febr. Märkte. Der diesjährige Frübjahrs=
Pferdemarkt findet am 12. Februar ſtatt. Der auf den 13. d. M.
an=
geſetzte Schweinemarkt muß wegen Ansbruchs der Maul= und
Klauen=
ſeuche ausfallen.
Gedern (Kreis Schotten), 9. Febr. Die
Sieblungskom=
miſſion des heſſiſcheni Staates beabſichtigt, den ſogen. „Großen
See” der Eigentum des Fürſten zu Stolberg=Wernigerode iſt,
trocken=
zulegen und als Ackerland urbar zu machen. Es machen ſich hier große
Bedenken gegen dieſes Projekt, nicht zuletzt vom rein
landwirtſchaft=
lichen Standpunkt aus, geltend.
*+ Uſenborn (Oberh.) 9. Febr. Unfall. Das 4jährige Söhnchen
eines hieſigen Hüttenarbeiters fiel beim Spielen in eine leicht zugedeckte
Waſſergrube und ertrank.
hervorragend bewährt bei:
I.Mn1522
Gicht
Tail Rheuma
Ischias
Togal ſtillt die Schmerzen und
Ausgezeichnet bei Schlafloſigkeit. —
Grippe
Hexenſchuß
Vervenſchmerzen
ſcheidet die Harnſäure aus.
In allen Apotheken erhältlich.
Best. 64,30, Aeid. acet. salic., 0106%, Chinin, 12,6‟, Lithium ad 100 Amplum
m
Reich und Ausland.
Der Wiederaufbau des Wieshadener Staatstheaters.
Wiesbaden. Nachdem bereits am 20. Dezember die erſte
Vorſtellung in dem neu errichteten Wiesbadener Staatstheate
ſtattfinden konnte, wurden in den letzten Tagen die Arbeiten an dem
Bühnenraum mit größter Beſchleunigung fertiggeſtellt, ſo daß in
aller=
nächſter Zeit mit der Wiederaufnahme der Abonnementsvorſtellungen
begonnen werden kann. Die Szenerie iſt mit den neueſten
Crrungen=
ſchaften der Technik, beſonders was die Feuerſicherheit und die
Alarm=
anlagen anbelangt, ausgeſtattet, ſo daß ein Unglück, wie es vor nahezu
einem Jahre ſtattfand, nicht mehr in Betracht kommen kann.
Mannheimer Preſſeſeſt 1924.
Mannheim. Die Ortsgruppe Mannheim des Verbandes der
Süddeutfchen Preſſe im Reichsverband der deutſchen Preſſe veranſt iltet
am 1. März ein Preſſefeſ:. Der Reinertrag iſt beſtimmt für die Unter
ſtützungskaſſe des Verbandes, insbeſondere für vertriebene und gefungen
gehaltene Redakteure aus der Pfalz. Zu dem Feſt werden erwartet:
Reichspräſident (Ebert, Reichskanzler. Dr. Marx, mehrere Mitglieder
des Reichskahinelts, Reichsbankpräfident Dr. Schacht, mehrere katho
liſcße Kirchenfürſten und prominente Vertxeter anderer
Religionsge=
meinſchaften, ſowie Mitglieder verſchiedener Landesregierungen. Die
meiſten der genannten Perſönlichkeiten haben bereits zugeſagt, unter
auderem Reichspräſident Ebert und Reichsbankpräſident Dr. Schacht,
die beide gebeten werden, im offiziellen Feſtakt Anſprachen zu halten.
Auch der badiſche Staatspräſident Köhler wird erſcheinen. Außerdem
ergehen Einladungen an führende Parlamentarier, ferner an führende
Perſönlichkeiten auf dem Gebiete der Wirtſchaft, von Kunſt und Kultur,
an die Spitzen der Behörden von Reich, Staat und Gemeinden, ſ wie
an führende Kreiſe der Mannheimer Einwohnerſchaft. Der Feſtakt
findet im Nibelungenſaal ſtatt. Umrahmt wird er von muſikiliſchen
Darbietungen der verſtärkten Kapelle des Nationaltheaters unter einem
hervorragenden Dirigenten. Als Soliſtin iſt u. a. Dorothca Manski=
Berlin gewonnen, die ſpäter vorausſichtlich auch in einer
Nachtuffuh=
rung von Eugen d’Alberts „Abreiſe” mitwirken wird. Später wird
ſich in ſämtlichen Räumen des Roſengartens ein zuanglos=heiteres
Zu=
menſein unter Entfaltung eines geſellſchaftlichen Bildes ergeben.
Zeitlich durch eine größere Pauſe und auch räumlich vom Feſtakte
ge=
trennt, bieten dann nämlich Wandelhalle, Muſenſaal und
Verſamm=
lungsſaal abwechſlungsreiche künſtleriſche frohe Unterhaltung:
Tom=
bola, Baſaz, vielerlei fröhliche Ueberraſchungen u. a. m. werden
ge=
boten. Zwiſchendurch wird Gelegenheit zur Einnahme von Speiſen
und Getranken, u. a. auch in den hierfür beſonders hergerichteten
Kel=
lerräumen, gegeben ſein. Es findet kein öffentlicher Verkauf von Karten
ſtatt. Einladungen zum Bezug von Eintrittskarten ergehen an einen
beſtimmten Kreis von Perſönlichkeiten; außerdem können ſich
Inter=
eſſenten wegen Einführung an die hieſigen Nedakteure wenden.
Rätſelhaſter Unglücksfall.
Friedrichshafen. Als am Samstag der Lokomotivführer
Deſchler ſeinen Zug nach Lindau in Bewegung geſetzt hatte,
be=
merkte er, als er ſchon das Ausfahrtsſignal paſſiert hatte, daß der
Loko=
motivheizer fehlte. Sofort brachte Deſchler den Zug zum Stehen. Bei
Abſuchung des Bahngleiſes fand man die Leiche des Heizers, gräßlick
verſtümmelt, etwa 50 Meter hinter dem Zuge auf dem Gleis liegend.
Man nimmt an, daß der 30jährige Heizer außerhalb des Führerſtandes
zu tun hatte und von einer Signalſtange geſtreift und unter die Näder
geſchleudert worden war.
Folgenſchwere Spielerei.
Betzdorf, 9. Febr. Schwere Folgen hatte eine unüberlegte Tat
eines jungen Mannes namens Fries, der eines Tages unerwartet in
die Wohnung ſeiner Tante, der Witwe Baumgarten in Steineroth, kam.
wo man gerade geſchlachtet und es infolgedeſſen ſehr eilig hatte. Fries
ſetzte ſich auf einen Stuhl und ſpielte mit dem ſcharfen Meſſer des
Metz=
gers. Die Tochter der Frau Baumgarten, die häufig an Fries
vorüber=
gehen mußte, verwies ihm die Spielerei mit dem Meſſer. Nun ſtieß
Fries gerade auf ſeine Kuſine und verletzte ſie durch die Kleider an dem
rechten Oberſchenkel derart, daß die Schlagader durchſchnitten wurde.
Obwohl ſachkundige Hände die Wunde ſogleich abbanden, wurde das
junge Mädchen durch den Blutverluſt ohnmachtig. An den Folgen des
Stiches iſt, It. Betzdorfer Zeitung, das junge, blühende Mädchen leider
geſtorben.
Der Ueberfall in Saarbrücken.
Saarbrücken. Zu dem Ueberfall auf den Polizeilwachtmeiſter
Spanier wird noch berichtet, daß einer der Täter, der Schloſſer
Willy Theis von hier, feſtgenommen wurde. Der bekanntlich ſchwer
verletzte Beamte hat bei der Gegenüberſtellung den Th. als einen der
Täter wieder erkannt. Der Verhaftete wurde dem Gericht übergeben.
Ein „Kriegsminiſter” als Einbrecher.
München. Zur Zeit befindet ſich im Haftlokal der Münchener
Polizeidirektion ein dort bekannter Gaſt, der Schloſſer Joſeph
Piel=
meier, der verſchiedene Einbrüche auf dem Gewiſſen hat.
Piel=
meier ſpielte in der Rätezeit eine bedeutſame Rolle und war ſogar kurze
Zeit „Kriegsminiſter”. Vei einem Schneidermeiſter in der
Kreittmeyer=
ſtraße, ſtahl er eine Menge Kleider, die er nach Straubing brachte und
bei einer Händlerin verpfändete. Bei ſeiner Vernehmung in München
gab Pielmeier an, er ſei Anarchiſt und haben den Diebſtahl auf „
höhe=
ren Befehl” einer nichtbayeriſchen Stelle ausgeführt.
Ein engliſcher Senſationsprozeß.
In London hat ein ſenſationeller Prozeß gegen die Direktoven der
Verſicherungsgeſellſchaft „City Equitable” begonnen. Die Direktoren
die=
ſer Geſellſchaft gehören zu den bekannteſten Perſönlichkeiten der
Ge=
ſchäftswelt und der angeſehenſten Geſellſchaftskreiſe. Einer von ihnen iſt
königlich* Peer und ein anderer Kämmerer des Königs. Sie werden
beſchuldigt, in der Ausübung ihrer Aemter Unregelmäßigkeiten
began=
gen zu haben. Einige der berühmteſten Rechtsanwälte Großbritanniens
werden die Angeklagten verteidigen.
Uatt
nach Geheimrat Prof. Dr. N. Zuntz fördert den s
Haarwuchs durch ſpeziſiſche Ernährung der Haare.
Geſchäftliches.
Die ſeit nahezu 30 Jahren altbekannten, hochwertigen, in Aerzte=
und Verbraucherkreiſen ſehr geſchätzten konzentrierten diätetiſchen Nähr=
und Kräftigungsmittel Hygiama in Pulver= und Tablettenform, und
Infantina (Dr. Theinhardts Säuglingsnahrung) werden nach wie
vor in bewährter Güte hergeſtellt und ſind zu Friedenspreiſen wieder
erhältlich. Beide Präparate ſind durch ihren hohen Nährwert,
ver=
bunden mit angenehmem Geſchmack, ſowie ihrer unübertroffenen
Leicht=
verdaulichkeit und Ausnützung mehr denn je dazu berufen, unſeren
derzeitigen ſchwierigen Ernährungsverhältniſſen abzuhelfen. Wihrend
„Hygiama” als Frühſtücks= oder als Abendgetränk vielfach noch
un=
bekannte große Vorteile bietet, kommen „Hygiama=Tabletten” als
voll=
wertige Kraftnahrung für den Winterſport, überhaupt für den
geſam=
ten Sport ganz beſonders in Betracht, da ſie ſchneſtlle Erneuerung der
verbrauchten Kräfte bringt.
Dr. Theinhardts Kindernahrung „Infantina” iſt die ſpezifiſche
Säuglingsnahrung.
Um der großen Milchnot zu ſteuern, bringt die Firma neuerdings
auch einen „Dr. Theinhardts Vollmilchkakao mit Zucker” in den Handel,
welcher allen Anforderungen auf ſchnelle Zubereitung, hohen Nährwert
und angnehmen, vollmundigen Geſchmack durchaus entſpricht.
Bei lästigem Husten
raten wir Ihnen Sagitta-Bonbens zu nehmen. Lösen den Schleim,
lindern die Sehmerzen. In allen Apotlieken erhältlich.
(II. Mn967
Engel- und Hirsch-Apotheke, Darmstadf.
SAGITTAWERK G. m. b. M., MUNCHEN SW. 2.
Briefkaſten.
Langjähriger Abonnent, hier. Die Berechnung des Mietzinſes für
Februar iſt die gleiche, einerlei ob der Mietzins zu Beginn oder Ende
des Monats entrichtet wird.
Tageskalender.
Landestheater, Großes Haus, Anfang 2½ Uhr, Ende 4½ Uhr:
Bühnenſchau=Turnen der Turngemeinde 46; Abends 6 Uhr, Ende gegen
10 Uhr (E 13, c 7): „König Lear”. — Kleines Haus, Anfang 7 Uhr,
Ende 9½ Uhr (Zuſatzmiete IV,6): „Die Gärtnerin aus Liebe‟.
Orpheum, 7¾ Uhr: „Madame Pompadour”. — Union=, Reſidenz=,
Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kino=Vorſtellungen. —
Nummel=
bräu: Konzert und Tanz — Sportplatz am Arheilger=Mühlchen, nchm.
3 Uhr: Sportverein 98 Darmſtadt gegen Spielvereinigung Arbeilgen,
— Zentralverband Deutſcher Kriegsbeſchädigter und Kriegsh
nterblie=
bener e. V: nachm. 3 Uhr, im Reſtaurant „Stadt Koburg”,
General=
verſammlung.
Verſteigerungskalender, Montag, den 11. Februar 1924.
Nutzholzverſteigerung: vorm. 9 Uhr, in Roßdorf.
Zuſammen=
kunft am Bahnhof Roßdorf.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Maup
Ver
wortl
für Politik und Wirtſchaft: Rudolf
Maup=
an
tlich für Feuill ton und Heſſiſche Nacrchten: Max Streeſ=
Ver=
ich für Sport: Dr. Eue
Buhlmann
rantwortlich für Schlußd en : Andreas Bau
Verantw rtlich für den Inſ ratente l: Willy Kunle
Truck und Verlag: 2. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Nummer hat 16 Zeiten
mit Uuterhaltungsblatt.
Ff Dti
Käthe Frank
Philipp Glock
VERLOBTE
Darmstadt, 10. Febr. 1924
Ludwigstr. 15
(3773
Statt beſonderer Anzeige.
Todes=Anzeige.
Heute verſchied nach langem
ſchweren Leiden mein lieber Mann
unſer guter Vater, Schwiegerſohn
Schwager und Onkel
(150,
Herr
Jakob Jochum
Gärtner
im Alter von 41 Jahren.
Die trauernden Hlnterbllebenen:
Frau Helene Jochum
geb. Rühl
El ſabeth Jochum
Johanna Jochum.
Darmſtadt, 9. Februar 1924.
Die Beerdigung findet nach Wunſch
des Verſtorbenen in aller Stille ſtatt.
h Gottes unerforſchlichem
Rat=
luſſe verſchied am 5. ds. Mts. zu
Caſtell i. Unterfranken infolge eines
Unfalls unſer innigſtgeliebter Sohn, /
Bruder, Schwager, Neffe u. Vetter 6
Anton Malſy
Oekonomieverwalter
im 24. Jahre ſeines Lebens.
Darmſtadt, 9, Februar 1924.
Namens der Hinterbliebenen;
Georg Malſy, Oberrechnungsrat.
Dos Seelenamt für den
Verſtor=
benen findet am Samstag, den
16. Februar, vormitlags 7 Uhr, in
der Kapelle zu St. Martin ſtatt.
Von Beileidsbezeugungen bitten
(e3821
wir abzuſehen.
Todes=Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es
gefallen, meinen unvergeßlichen
Gatten, treuſorgenden Vater,
unſeren lieben Sohn,
Schwieger=
ſohn, Bruder, Enkel und Schwager
Friſonr 0o=
Gliſtar Hart Opau
nach langem, ſchwerem, in Geduld
ertragenem Leiden im 33
Lebens=
jahre zu ſich in Lie Ewigkeit zu rufen
Im Namen d. trauernd. Hinterbliebenen:
Fran Anna Spuck, geb. Hepp
und Kind.
Darmſtadt, 9 Februar 1924.
Die Beerdi ung findet Montag,
11. Februar, nachm. 3 Uhr, vom
Portale des alten Friedhofs aus
ſtatt. — Beileidsbeſuche dankend
verbeten. ( 3855
Verwandten, Freunden und Bekannten die
ſchmerzliche Mitteilung, daß es Gott dem
Allmäch=
tigen und Alln; enden in ſeinem unerforſchlichen
Ratſchluſſe gef n hat, unſere einzige,
innigſt=
geliebte und herzensgute Tochter, Schweſter, Braut,
Nichte und Couſine
A.
Sohanna Fetz
nach langem qualvollen mit großer Geduld
er=
tragenem Leiden im Alter von 29 Jahren am 4
d8. Mts., vorm. 2‟/, Uhr, in Verlin zu ſich in die
ewige Heimat abzurufen.
Darmſtadt, den 9. Februar 1924.
Stiſtſtraße 52.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Johann Fey, Eiſenbahningenieur
Auguſte Fey, geb. Raddatz
Hans Fey
Wilfried Menger, Chemiker.
Die Beerdigung hat am 7. ds. Mts. in Berlin
ſtattgefunden.
(*3762
Todes=Anzeige.
Unſer lieber Bruder, Onkel und Vetter
Herr
Karl Scharmann
Oberzollinſpektor
iſt geſtern abend unerwartet infolge Herzſchlags
verſchieden.
(*3825
Darmſtadt, Mainz, 9. Februar 1924. Beckſtr. 63.
Jm Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Rechnungsrat Friedrich Scharmann
Kabinettskaſſier i. R.
Die Beerdigung ſindet Dienstag, den 12. ds. Mts.,
vormittags 11 Uhr, vom Portale des Friedhofs an
der Nieder=Ramſtädterſtraße aus ſtatt.
Nach langem Leiden verſchied am 6. Febr.
der Vorſitzende unſeres Aufſichtsrates
Herr Geheime Oberjuſtizrat
Franz von Hefſert.
Wir verlieren in dem Verſtorbenen einen
lieben Freund und wohlwollenden Berater,
deſſen Andenken bei uns in Ehren
ge=
halten wird.
W. Auguſt Schenck & Benda A.=0.
1499)
Darmſtadt.
Heute entſchlief nach längerem
ſchwerem Leiden meine liebe Frau,
unſere gute Mutter,
Schwieger=
mutter und Schwägerin
Frau Anna Hartmann
geb. Janſa
im kaum vollendeten 53. Lebensjahr.
Darmſtadt, 9. Febr. 1924.
Bismarckſtr. 123.
(23813
Im Namen der trauernd. Kinterbliebenen
Heinrich Hartmann
Zellbetriebsaſſiſtent.
Die Beerdigung findet Dienstag,
den 12. d8. Mts., nachm ½2 Uhr,
vom Portale des alten Friedhofes,
Nieder=Ramſtädterſtr., aus ſtatt.
Verloren
Donnerstag abd zw.
u. 8 Uhr i d.
Stift=
traße (un d. Kurche)
ſchwarz. Pelzkrag.
Geg Belohn. abzug.
Martinſtr. 91, I. (*3749
m
Verloren!
am Dienstag. Abend
eine große Broſche,
Frauenkeldnis nGold
gefaßt. Wegen
An=
denken wertvoll. Dem
ehrlich. Finder ſchöne
Belohnung. (*3525fg
Rinkweg 1
Guter
Konſirmendenk eid zu /Konfirmandenanzug /Privat= ittagsttich
verk. Eliſabeihenſt. 30, (Maxengo) zu verkf (Nieder=Ramſtädter=
Hinterhaus, ( 3807 Näh. Geſchſt, / 3726sg ſtr. 16, Garth, II, (79644
* Seelenkraft und Geiſtesmacht
Von Oskar A. H. Schmitz.
Kaum ein Deutſcher verhehlt ſich heute mehr, daß es uns ſeit
Bismarcks Abgang und beſonders während des Krieges an
rechten Führern geſehlt hat. Wie verträgt ſich das nun mit der
Tatſache, daß Deutſchland allein während des Weltlrieges einen
Feldherrn hervorgebracht hat, deſſen Geſtalt bei Freund und Feind
wie ein Mythos legendenbildend gewirkt hat: Hindenburg. Mir
fehlt jedes Urteil darüber, ob er oder Foch die größere
militä=
riſche Begabung beſitzt, und ich werde davon nie im Leben etwas
verſtehen, aber was ich beſtimmt weiß, iſt dies: daß von Foch
nur der Name, von Hindenburg das Bild der Nochwelt
über=
liefert werden wird. Nichtsdeſtoweniger iſt die Urſache, warum
die wilhelminiſche Politik ſcheitern und der Krieg nicht
gewon=
nen werden konnte, lediglich darin zu ſehen, daß uns oberhalb
Hindenburgs ein Typus fehlte, der deſſen glänzende Leiſtung
erſt in eine ſinnvolle politiſche Totalität eingeſtellt hätte, in der
ſie fruchtbar geworden wäre. Dieſe Dinge müſſen nun endlich
verſtanden werden, wenn Deutſchland die Zukunſt, die es noch in
ſeinen ſtarken Lenden trägt, wirklich entbinden ſoll.
Hindenburgs Kraft, ganz abgeſehen von ſeiner militäriſchen
Bedeutung, iſt Seelentraft. Nur ſie beſitzt ſoforrige Wirlung in
die Weite, auch auf den Feind, nur ſie entzündet die Maſſen, nur
ſie iſt unmittelbar erlebbar ohne Einſchaltung des prüfenden
Denlens. Scheitert ſie, ſo hat ſie doch nicht unrecht gehabt,
ſon=
dern ſie wird tragiſch und überzeugt nun erſt recht die Gemüter.
Und dennoch iſt es nicht diee Kraft, die dem hiſtoriſchen
Ge=
ſchehen Richtung gibt. Sie kann genau ſo gut im Dienſte klarer
wie vervorrener Zielſetzung leben und ſterben, ja ſie kann ſich
dem vollkommenen Unſinn zur Verfügung ſteilen. Es gibt weder
eine geſchichtlich erledigte Idee, noch einen utopiſchen
Wahn=
gedanken, für die man nicht heroiſch dulden und ſterben könnte.
Cato beſaß gewiß mehr Seelengröße als etwa Antonius, und
doch ging die Geſchite über jenen hinweg, während dieſer ein
kleines Bindungsglied wurde in der Kette des Geſchehens. Ebenſo
hatte ein Mann wie Guſtav Landauer gewiß bedeutende
Seelen=
kräfte, aber ſeine wirren Gedanken verurteilt die Geſchichte,
wäh=
rend ſie ſich der kühlen Praktiker bedient, die in dieſen
Ueber=
gangsjahren nichts anderes tun als abwarten, bis neue,
richtung=
gebende Impulſe kommen. Zu dieſen iſt die Seele aus ſich nicht
fähig, nicht umſonſt hat ſie, die Tiefe, die Lebendige, weibliches
Geſchlecht. Die Richtung gibt ihr ſtets der erlennende Geiſt,
deſſen Geſchlecht auch nicht umſonſt männlich iſt. Verſagt ſeine
Macht, dann ſchlittert die Seele in den Abgrund. Nicht ihr iſt
das vorzuwerfen, ſondern dem verſagenden Geiſt, dem die
Ver=
antwortung der Führung obliegt. Nun wird man verſtehen
kön=
nen, daß Hindenburgs Ruhm zu Recht beſteht neben der
Ueber=
zeugung, daß es uns an rechten Führern fehkt.
Das muß aber eine beſondere Urſache haben bei einem Volk,
dem doch Geiſt wohl noch niemand abgeſprochen hat; aber nicht
ſo ſehr darauf kommt es an, ſondern auf die rechte Einſchätzung
von Seelentraſt und Geiſtesmacht, woraus allein ihr
harmoni=
ſches Verhältnis entſtehen kann. Hier aber liegt bei uns das
Problem. Geiſt und Seele wirken bei uns nicht zuſammen,
ſon=
dern getrennt, wenn nicht gegeneinander. Zunächſt kann nicht
genug betont werden, daß Geiſt nicht dasſelbe iſt wie Jutellekt
Intellekt heißt wörtlich Einſicht, d. h. durch ihn kann etwas
be=
wußt gemacht werden, und zwar ebenſowohl Körperliches wie
Seeliſches und Geiſtiges. Es iſt ein intellektueller Vorgang, wenn
ich mir Einſicht verſchaffe in die Vorgänge meines eigenen
Lei=
bes oder der Natur, in einen Geſchäftsbetrieb oder in die
Poli=
tik, aber etwas Geiſtiges iſt das uoch nicht. Ebenſo wenig iſt es
geiſtig, wenn ich Einſicht gewinne in meine eigenen Gefühle oder
in die Art des empiriſchen Verlaufs ſeeliſcher Vorgänge
über=
haupt, wie es etwa die Experimentalpſychologie tut. Alles das
iſt noch rein intellektuell. Eeiſtig wird intellektuelle Tätigkeit
erft dann, wenn ſie Einſicht in die Weſenszuſammenhänge der
erſcheinenden Welt ſucht, d. h. ihren Sinn ſucht. Ihr Gegenſtand
braucht darum nicht das Gebiet der reinen Idee, die Metaphyſik,
zu ſein, vielmehr kann man die ganze materielle und ſeeliſche
Welt geiſtig betrachten, indem man ſie auf ihren Sinn einſtellt.
Deutſchlands Lage iſt nun dieſe: Bis tief in das neunzehnte
Jahrhundert war die große Mehrheit unſeres auf dem Lande
und in kleinen Städten wohnenden Volkes voneiegend ſeeliſch
eingeſtellt, und dieſes heute noch nicht ganz vergeudete
Seelen=
erbe iſt der Hort unſerer in die Zukunft weiſenden Kraft.
Ober=
halb dieſer gab es eine kleine, aber doch ſehr ſichtbar
hervor=
tretende Schicht rein geiſtig eingeſtellter Menſchen, die uns den
Ruf des Volkes der Denker und Dichter eingebracht haben.
Natürlich beſaßen ſie ſcharf ausgebildete Intellekte, aber dieſe
wandten ſich kaum der Einſicht in den praktiſchen Verlauf der
Dinge zu, ſondern ihrem geiſtigen Zuſammenhang. In ſolcher
Lage fand uns der poſitiviſtiſch materialiſtiſche Geiſt, den man
als den Geiſt des 19. Jahrhunderts bezeichnet. Das
wilhelmi=
niſche Deutſchland, noch durch das Aufgebot höchſter Seelenwerte
unter einem tief die Weſenszuſammenhänge wenigſtens des hiſto=
Kr6fL
Nicht darin beſteht die objehtive Gerechtigkeit, daß der Gute,
ſondern daß das Gute gedeihe, nicht darin, daß der Böſe,
ſondern daß das Böſe ſcheitere.
Eduard v. Hartmann.
C5
riſchen Augenblicks erkennenden Führer, Bismarck, entſtanden
zeigte bald der überraſchten Welt ein völlig verändertes Volk,
deſſen Führer die intellettuellen Kräfte immer mehr vom Geiſte
ab=, der Erkenntnis materieller Abläufe zuwandte. Das bisher
ſo ſeelenhaft eingeſtellte Volk folgte dieſer Richtung und ſchuf
im prattiſchen Leben das materialiſtiſche Gegenbild zu dem
intellektuellen Materialismus ſeiner Forſcher. Die Folge war
ſene beiſpielloſe Tüchtigkeit des deutſchen Fachmenſchen, der ſeine
ganzen Seelenkräfte und intellektuellen Einſichten rein materiellen
Zielen zur Verſügung ſtellte. Daß dies nicht gut war, wurde
bei uns wohl von allen erkannt, die ihre Seele noch gerettet
hatten, aber deren Argumente wirkten altmodiſch, ja oft kindiſch,
und der Intellekt hatte leichtes Spiel, ſie lächerlich zu machen.
Dagegen war ihm der Geiſt völlig abhanden gekommen und
da=
mit die Einſicht in das Weſen der Seele ſelbſt. Dieſe erſchien
immer mehr als Mythos, und in der Wiſſenſchaft tauchte eine
ſogenannte Pſyche auf, ein ſubſtanzloſer Inbegriff von
Funktio=
nen. Der Intellekt, der ſich ummittelbar der Seele zuwendet,
muß ſie verfehlen; erſt auf dem Umweg über den Geiſt, der
We enserkenntnis iſt, kann er zum Weſen der Seele finden. Ohne
dieſe wiederum erſcheint die Seele ohne geiftige Führung leicht
kindiſch wie ein verirrtes Weib.
Das Jahr 1914 brachte ein Wiedererwachen der deutſchen
Seele. Materialismus und Intellektualismus ſchienen
über=
wunden, und ohne Zweifel war Hindenburg der Exponent dieſes
Augenblicks. Aber warum war es nur ein Augenblick? Der
Seele fehlte die richtunggebende Erkenntnis des Geiſtes, und
darum verſuchte ſie ſich rückwärtsblickend an der beſſeren
Ver=
gangenheit zu orientieren. Gewiß kamen da noch einmal höhere
Werte zum Vorſchein als je in der wilhelminiſchen Aera, aber
die Richtung war ſchon zu ſehr verfehlt worden, als daß eine
ſeeliſche Erhebung ohne bewußte Erkenntnis der bisherigen
Fehler genügte. Dieſe Irrtümer wurden einzig im Menſchen
ge ncht. Es hieß, wir hätten zu ſehr dem Genuß und der
mate=
riellen Bereicherung gelebt. Zugegeben, aber das taten die
an=
deren Völler auch. Weniger um eine moraliſche Schuld handelt
es ſich, die durch Reue geſühnt werden, ſonbein um einen
inteueltuellen Irrtum, der nur durch beſſere Erkenntnis
auf=
gehoben werden kann. Er beſtand darin, daß wir eine ungeheure
Kraft entwickelten, und daß kein Menſch wußte, zu welchem Ziel
ſie ſtrebte. Daher die für uns ſo unbegreiflichen Triebfedern,
die uns das Ausland andichtete. Es iſt nicht wahr, daß man
gegen unſere Ausdehnungspläne kämpfte, ſondern gegen unſere
Planloſiakeit rottete man ſich voll Angſt und Mißtrauen
zuſam=
men. Hätten wir nur eine Richtung der Ausdehnung gezeigt,
ſofort hätte unſere Iſolierung aufgehört. Wohl hätten wir uns
einen Feind gemacht, aber zugleich auch Freunde an das deutſche
Intereſſe gebunden. „Where is the German interest?” fragte
mich einmal etwas gereizt ein engliſcher Großinduſtrieller, der
uns ſehr achtete. Ich konnte ihm nicht antworten. Niemand
wußte es ja bei uns. Heute weiß jeder, daß es für uns nach
Bisinarcks Abgang zwei Richtungsmöglichkeiten gab: die
natür=
liche Ausdehnung durch die ruſſiſchen Randſtaaten und durch
den Balkan nach Kleinaſien. Das hätte wohl das ruſſiſche,
viel=
lcicht auch das öſterreichiſche Mißtrauen erweckt, uns aber
Eng=
land notgedrungen verbündet. Die andere Richtungsmöglichkeit
war künſtlicher, aber immerhin noch eine Richtung: mit Rußland
verkündet eine Seemacht zu werden, die eines Tages den
Kon=
likt mit England nicht zu ſcheuen brauchte. Wir aber wollten
dies alles nicht, und doch wollten wir etwas, nämlich ein ſtarkes
Deutſchland. Wir glaubten es erreichen zu können durch immer
höher geſteigerte wirtſchaftliche und militäriſche Tüchtigkeit, ohne
eine ſichere geiſtige Erfaſſung der weſenhaften Art, wie in der
gegebenen Welt ein ſtarkes Deutſchland möglich ſei. Wir meſſen
die Schuld unſeren ſchlechten Politikern zu. In Wahrheit liegt
die Schuld an einer grundſätzlich falſchen Einſtellung des
gan=
zen Volkes, welche die Enwickelung univerſal gerichteter Geiſter
in der Erziehung geradezu als etwas Windiges verhinderte
zu=
gunſten der koliden, allerdings leichter nachprüfbaren
Fachtüchtig=
keit. So war alles einzelne, was im Kriege militäriſch und
wirt=
ſchaftlich geſchah, wohl durchdacht, oft ganz hervorragend, aber
was eine Einzelheit im Geſamtbild der Erſcheinungen bedeutet
blieb unbekannt. Daher die ewige Frage ſo vieler, wann denn
endlich die Welt unſere Tüchtigkeit anerkennen würde. Das war
eine Schülerfrage, die vom Lehrer Beförderung, d. h. Richtung,
verlangt, während man ſelbſt nur ſeine Pflicht zu tun hat. Das
aber iſt für den entwickelten Mann zu wenig. Er muß ſelber
wiſſen, was er tut und will. Dies iſt der einzige Grund, warum
die Welt ſich von Englaud alles gefallen läßt. Man ſpürt hinter
allem dem eine auf Weſenszuſammenhängen beruhende
Rich=
tung, mit der ſich rechnen läßt. Unſere Ziele aber waren nicht
etwa zu weit, ſondern ſie blieben hinter unerer ſittlichen Kraft
zurück. Nichts iſt ſür den Späziergänger geführlicher, als ein im
Zickzack daherſauſendes Auto, deſſen Richtung ſich nicht bemeſſen
läßt, und je ſtärker der Wagen iſt, deſto größer die Gefahr.
Wie geſagt, es handelt ſich hier nicht einfach um das Fehlen
politiſcher Begabung, was viele Deutſche als die notwendige
Kehrſeite tieſerer Seelenhaftigkeit faſt rühmen, ſondern um ein
einſeitiges Ueberſchätzen der Seele zum Schaden des Geiſtes, der
bei uns oft mit dem Intellekt verwechſelt und darum entwerter
wird. Wer den Sinn deſſen, was er praltiſch tut, im Geſamt
bilde der Erſcheinungen erfaßt, tut dies zwar mit dem Intellekt
dem Werkzeug alles Bewußtwerdens; aber, was er da bewußt
macht, iſt nicht das Praltiſche, Materielle an ſich — in deſſen
exalter Beobachtung waren wir groß — ſondern ſein Geiſt. Der
aber gibt erſt den Dingen die Richtung, und nach außen handelt
dann ein von ihm getragener Menſch auch ſtets politiſch richtig.
Ein Volk, in dem die Erziehung mehr auf den Sinn der Dinge
und nicht ausſchließlich auf tüchtiges Wiſſen und Können zielt,
bringt notgedrungen auch die nötigen Staatsmänner hervor, die
ſeiner Leiſtung Richtung und Geltung geben. Wir bannten nur
den Geiſt in ſeiner Selbſtanſchauung und Metaphyſik, nicht im
Ausdruck durch die Welt. Wo wir dieſe anſchauten, waren wir
geiſtlos, intellektuell=materialiſtiſch.
Die Erkenntnis dieſer Dinge ermöglicht die einzige
über=
zeugende Antwort auf die Frage nach der deutſchen „Schuld”
Niemand in der Welt glaubt mehr an die franzöſiſchen Märchen,
warum aber tritt die Welt doch noch nicht aus ihrer Zurückhal
tung gegen uns zurück? Weil ſie fühlt: Mögen auch die
Fran=
zoſen unrecht haben, etwas iſt doch mit den Deutſchen nicht
richtig. Ich glaube, es würde erlöſend wirken und uns ſchnell
von der Laſt der moraliſchen Anklagen befreien, wenn wir
end=
lich ſelbſt ausſprechen würden, was bei uns nicht richtig war.
Wir hätten im Nu moraliſch unſer Alibi bewieſen, wenn wir
durch Zugeben eines Erkenntnisfehlers die moraliſche
Anſchul=
digung widerlegen würden, wohlgemerkt, eines
Erkenntnis=
fehlers, nicht etwa eines gewöhnlichen Denkirrtums. Das wäre
etwas bloß Intellektuelles, es handelt ſich aber um etwas
aus=
geſprochen Geiſtiges, eine geiſtige Einſtellung, die in der Politik
nicht auf billige Art eine neue minderwertige Praxis von Liſt
und Schlauheit ſieht, obwohl dieſe Eigenſchaften in ihr oft genug
zur Anwendung kommen mögen, ſondern eine dem Weſen eines
Volkes entſprehende geiſtige Richtung, die niemand z. B. der
engliſchen Politik abſprechen wird, ſo ſehr man ſie im einzelnen
ablehnen mag. Natürlich iſt eine ſolche Einſicht an ſich keine
poli=
tiſche Angelegenheit. Es wäre kindiſch, zu glauben, alles wäre
gut, wenn wir eine derartige Erklärung amtlich abgäben. Es
handelt ſich vielmehr um einen rein inneren Erkenntnisakt, den
möglichſt viele einzelne in ſich vollziehen ſollten. Von ſelbſt
würde dann ihr Denken und Handeln Richtung gewinnen.
Un=
ſere Politik aber würde eine ſolche Wandlung des Erkennens
bald ſpiegeln. Der Augenblick iſt günſtig, denn die franzöſiſche
Seele, im Krieg ebenfalls in tiefe Erregung geraten, hat an dem
Tieg keine volle Befriedigung erfahren, der ja ein Sieg der
Bundesgenoſſen war. Ihre durch den Frieden nicht beruhigte
Erregung lebt ſich nun in ſinn= und richtungsloſem Haß aus, der
notgedrungen ins Verderben führt. Demgegenüber ſehen wir
zum erſtenmal ſeit Jahrzehnten eine ſinnvolle politiſche Haltung
Deutſchlands, die auch ſofort Verſtändnis und Sympathie der
Welt gefunden hat. Wiederum zeigt unſer Volk eine große
ſee=
liſche Kraft, alles weitere hängt nun davon ab, daß diesmal
auch die geiſtige Erbenntnis der einzuhaltenden Richtung
hinzu=
kommt, die allein die Ereigniſſe von Fall zu Fall politiſch richtig
zu benutzen lehren kann.
G Zum Ausbau der öſterreichiſchen Waſſerkräfte. Die
vor=
handenen Waſſerkräfte in Oefterreich, ſoweit ſie praktiſch
aus=
nutzbar ſind, ſind auf rund 2 Millionen PS. zu veranſchlagen
wovon 1920 nur 325000 PS. ausgenutzt waren. Der geſamte
Kohlenbedarf Oeſterreichs ſtellt ſich auf 16 233 Millionen Tonnen
jährlich, wovon die heimiche Förderung, die faſt ganz
Braun=
kohle mit geringerem Heizwert ift, 3,27 Millionen Tonnen
be=
trägt. Von dieſem Kohlenbedarf können durch Waſſerkraft
jähr=
lich 7,9 Millionen Tonnen erſetzt werden; hierfür iſt eine
Nieder=
waſſerkraft von 800 000 PS. erforderlich. Der Beſitz an
Waſſer=
kräften reicht ſomit zur Deckung dieſes Energiebedarfs bei
wei=
tem nicht aus. Der Waſſerkraftausbau der letztvergangenen
Jahre zeigt einen ſehr erfreulichen Fortſchritt; ſeit 1920 ſi.d
Waſſerkraftwerke mit 201000 PS. im Jahresmittel bzw.
339 000 PS. Höchſtleiſtung im Bau geſtanden, wovon ein Teil
nunmehr vollendet iſt. Die Zahl der in 1922 allein im Bau
befindlichen Waſſerkraftanlagen beträgt nahezu 1000, ihre
künf=
tige mittlere Jahresleiſtung rund 200 000 PS.
* Das moderne Herz
Von Anna Kappſtein.
„Es geht nicht an, Mutter, daß wir von Erinnerungen leben,”
fagte Urſel entſchloſſen und ſchüttelte die Pagenfriſur, daß die
blonden Haare ihr blitzend um den Kopf ſtoben. „Das grüne
Zimmer ſteht Winter und Sommer unbenutzt. Im Winter
kön=
nen wir es nicht mehr heizen. Im Sommer ſtecken die Polſter
unter Staubkappen, damit die Sonne ſie nicht ausbleicht. Wozu
zahlen wir die Miete?”
„Ich weiß ja, worauf Du hinauswillſt,” ſeufzte Frau von
Falkenhagen. „Immer und immer dieſe Anſpiegelungen, daß
wie einen Fremden ins Haus nehmen ſollen. Als ob meine
Pietät gegen den von Deinem ſeligen Vater benutzten Raum ein
Luxus oder gar ein Unrecht wäre. ..!"
„Ein Unrecht gegen die Lebenden,” antwortete das Mädchen
ernſt. „Deine paar Zinſen ſind ein Nichts geworden, und ich
muß mich plagen, um nur das Brot heranzuſchaffen und ein
Pfündchen Margarine dritter Güte. Mein übriges Einkommen
geht drauf für Miete, Steuern, Gas und Licht. Kriegen wir
einen Zimmerherrn, ſo wohnen wir mietefrei, und es langt noch
für ein halbes Pfund Fleiſch des Sonntags. Das ſcheint mir,
würde den Vater mehr freuen als der Ecinnerun gskultus in ſei=
nem kalten, unwohnlichen Zimmer.
„Die Jugend weiß ja immer alles beſſer,” klagte die Mutter.
„Gegen Deine gefühlloſe Beweisführung kann ich freilich nicht
an. Aber mir wird es andauernd ſchrecklich bleiben, einen
wild=
fremden Menſchen an Vaters Schreibtiſch, auf Vaters Sofa
ſitzen zu ſehen.”
Du wirſt Dich an ihn gewöhnen, Mutter,” meinte Urſel
gleichmütig. „Im übrigen braucht er kein Sofa, die
Chaiſe=
longue genügt.”
„Jg aber — wenn man ſchon einen Hausgenoſſen aufnimnt,
fo muß man’s ihm doch gemütlich machen?”
„Kommt ganz auf ſeine Zahlkraft an. Zahlt er in
Gold=
mark, bekomit er die Chaiſelongue, zahlt er in Papiermark,
muß er mit dem Klubſeſſel zufrieden ſein. Das Sofa wird nur
für einen Valutamieter hergegeben.”
„Ich finde dieſen Gedankengang wahrhaft raffiniert, um nicht
zu ſagen: pervers, mein Kind. Wenn ich mich erinnere, wie
un=
geſchäftlich ich als Mädchen war . .
„Andere Zeiten, andere Menſchen, Mutter. Und wie geſagt,
Erinnerungen helfen uns nicht weiter. Morgen werden die
Ta=
rife für Gas und Strom verdoppelt. Es iſt klar, daß der
Ab=
mieter den Anteil zur Hälfte tragen muß.
„Wenn er aber kein Gas verbraucht?”
„Er wird doch Frühſtück haben wollen.”
„Mein Gott, ſeinen Tee brühen wir dann mit dem unſeret
zuſammen auf. Dafür kannſt Du doch keine Extraflamme
be=
rechnen.”
„So wird er eben unſere Flamme mitbezahlen.
Um Gottes willen, wir ſind doch keine Blutſauger.”
Urſel lachte. „Du paßt in die Zeit, Mama. Ich glaube gar,
Du würdeſt zum Empfang einen Kuchen backen und dem Herrn
einen Blumenſtrauß ins Zimmer zu ſetzen.”
„In meiner Jugend tat man ſo. Dein ſeliger Vater hat oft
erzählt, wie gemütlich ſeine alte Wirtin — übrigens eine
ver=
armte Baronin Geldern, geborene Gräfin Albedyll — aus der
Seitenlinie, weißt Du — es ihm als Leutnant gemacht hat. Zum
Gänſelraten hat ſie ihn des Sonntags eingeladen.”
„Gänſebraten iſt in der Tat heutzutage etwas noch
Unwahr=
ſcheinlicheres, als Gräfinnen und Baroninnen.”
„So ſpotteſt Du, Urſel von Falkenhagen, die Enkelin der
Exzellenz von Finkenſtein? Du ſollteſt wehr Reſpekt vor
Dei=
nen Ahnen haben!“
Wenn ich ein tüchtiger Menſch wie ſie werde — auf meine
Weiſe —, ſo iſt das wohl der beſte Reſpekt.”
Der Mieter fand ſich. Frau von Falkenhagen hatte ihn ſich
ſtandesgemäßer gedacht — etwas Uniformiertes von der Rei
bs=
wehr, mindeſtens von der Polizei. Sie hätte ihn auch lieber
„auf Empfehlungen” aus ihren Kreiſen bezogen. Statt deſſen
wurde er aus einem Vermittelungsbureau für 30 Prozent des
Mietpreiſes gefandt, hieß glattweg Müller und war ein
Kauf=
mann aus der Lederbranche.
Da man keine Bedienung hielt und Urſel morgens ins
Bureau ging, mußte Frau von Falkenhagen, geborene von
Fin=
kenſtein, Herrn Müller das Zimmer eigenhändig aufräumen. Sie
tat es mit hausfraulicher, faſt mütterlicher Selbſtverſtändlichkeit,
denn Herr Müller war ein höflicher und wohlanſtändiger junger
Mann, der ſich nicht läſtig machte, den Teppich ſchonte und beine
Zigarrenaſche verſtreute.
Erſt als Urſel die Wochenrechnung aufſtellte und eine
Gold=
mark für Bedienung anſetzte, empörte ſich die Mutter. „Ich
laſſe mir meine Handreichungen doch nicht bezahlen!“
„Warum nicht?” fragte Urſel kühl.
Die Mutter ſah ſie wie entgeiſtert an. „Ja, wenn Du das nicht
im Gefühl haſt, Kind. ..
„Ich laſſe mir meine Arbeit im Bureau doch auch bezahlen.
Gefühl iſt unnützer Kraftaufwand. Er ſchafft uns keinen Biſſen
Brot.
Die Mutter ſchüttelte den Kopf. „Ich begreife Dich
wahr=
haftig ganz und gar nicht. Dieſe vein ſachlichen Betrachtungen
einem netten, anſehnlichen jungen Herrn gegenüber, auch wenn
er nur ein bürgerlicher Kaufmann iſt, wären uns jungen Mädels
von früher unmöglich geweſen.”
„Bin ich im Bureau nicht alle Tage mit netten,
anſehn=
lichen jungen Leuten zuſammen, ohne daß ſie mein Herz in
Wallung bringen? Sachlichkeit iſt die Grundlage des
Geſchäfts=
lebens.
„Geſchäft, immer Geſchäft. Ich mag das Wort ſchon gar
nicht mehr hören.”
„Und zu welchem anderen Zweck hätten wir vermietet?”
„Ja, ja, aber, da wir nun mal vermietet haben, wenn auch
gegin meinen Willen: es war doch eine ſchönere Zeit, als die
Baronin Geldern geborene Gräfin Albedyll deinen ſeligen Vater
zum Gänſebraten einlud, obgleich er nur ihr möblierter Herr
war.”
„Ohne Zweifel, Mutter. Doch in die Verlegenheit, es ebenſo
zu machen, werden wir nicht kommen.”
„Mit Gänſebraten wohl nicht. Aber einen Tee ſtelle ich
Herrn Müller doch manchmal in die Ofenröhre, wenn er
durch=
gefroren ſpät nach Hauſe kommt.”
Nummer 6
Wertbeſtändige Kapitalanlage
für unſere Töchter
Wenn in den jetzigen Notzeiten Sorgen und Elend
über=
hand neymen und manchen völlig zermürben und endmutigen
wouen, dann iſt meiſt die Hoffnung auf kommende beſſere Zeiten
der einzige Lichtpunkt in auer Trubſal. Selbſt wenn ſie ſo fern
liegen ſollten, daß ſie nur der kommenden Generation unſerer
heutigen Jugend zuteil würden, trägt doch dieſer Gedanke bei
Tauſenden dazu bei, die tagliche Laſt von neuem mutig auf fidl
zu nehmen und gegen Sie Unbill der Zeit weiter zu kämpſen.
Sie aber, die es angeht, unſere Jugend, iſt in ihren
Wün=
ſchen und Begehren gegenſätzlicher als wir Alten. Während die
eine Hälfte im Suchen nach neuen Ibealen, in einer Reform
alles Beſiehenden, nach ihrer Meinung vouig Veralteten, neue
Wege geht oder ſucht, iſt die andere nur auf Sinengenuß,
gleich=
viel, welcher Art, eingeſtellt. Berufspflicht und =tatigieit wird
von ihr nur mit ſo viel Ernſt be rieben, als gerade uotwendig
iſt, die vereinbarte Entlohnung zu erhalten, und die
arbeits=
reichen Wochentage ſcheinen nur dazu da zu ſein, die
arbeits=
frohen Abendſtunden und Sonntage mit um ſo größerer Hingabe
genießen zu können. Angeſichts dieſer Zwieſpärtigkeit bei
unſe=
rer Jugend wird es ſchwer, an den ſittlichen und moraliſchen
Wiederaufbau unſeres ganzen Volles zu glauben. Jagen die
einen nicht falſchen Zielen nach, werden die anderen bei Zeiten
Oede und Schalheit ihres inhaltarmen Lebens einſehen und au
dem beſchrittenen Wege umtehren? Das iſt die Frage, die dann
wohl in ſo manchem Optimiſten die frohe Zuverſicht auf ſpäteren
Wandel merklich herabſtimmt.
Die Eltern als berufenſte und intereſſierteſte Berater der
Jugend ſind zumeiſt viel zu ſehr in Gegenwartsnöte und =ſorgen
verſtrickt, wenn ihnen nicht die Zeitverhältniſſe ſelbſt die Wafſen
um das beſſere Selbſt ihrer Kinder aus der Hand wanden. Dann
ſind ſie in erheblichem Maße von deren Zubuße zum
Lebens=
unterhalt abhangig (das Gegenteil iſt ja leider nur ſelten noch
der Fall), dann maßen ſich dieſe ihnen gegenüber nach und nack
Rechte an, die oft weit über das hinausgehen, was ihnen als
beitrags= und unterhaltspflichtigen Gliedern der Familie an
ſol=
chen zuſteht.
Da iſt es dann für einſichtsvolle Eltern ſehr ſchwer, ihnen
Ratſchläge geben zu wollen, was ſie mit dem Reſt ihres Lohnes
oder Gehaltes beginnen, wie ſie ihn möglichſt vorteilhaft für ſich
ſelbſt anlegen könnten. Dabei wird die Beſchaffung von
notwen=
digen Sachwerten für den Einzelnen immer ſchwerer. Wo früher
der Uieberſchuß eines Wochen= oder Monatslohnes zur
Anſchaf=
fung wichtiger Stücke bequem ausreichte, mrüſſen heute nicht
ſel=
ten deren mehrere zu gleichem Zwecke zuſammengenommen
wer=
den. Dazu kommt die ſtändige Geldentwertung, die ſo manche
geplante Anſchaffung noch in letzter Stunde unmöglich macht, und
ſchließlich weiß die Jugend nichts beſſeres, als den zu einem
wertvollen Kauf unzulänglichen Ueberſchuß ihres Lohnes für
nichtige Dinge zu verzetteln, für fragwürdige Genüſſe zu
ver=
ſchleudern. Und doch gibt es auch heute noch eine günſtige
Kapi=
talsanlage, die, von Anbeginn an fortgeſetzt, in ſtergenden Maße
wertbeſtündige Zinſen trägt: die Ausbildung unſerer Töchter in
den verſchiedenſten Handfertigkeiten. Man wende uns nicht ein,
daß ſie durch Berufstätigkeit voll geſeſſelt und am Abend zu ſtark
von ihr ermüdet ſind, um irgend etwas Wichtiges vorzunehmen.
Einige Stunden der Ruhe nach der faſt überall eingeführten
durchgehenden Arbeitszeit erfriſchen ſie derart, daß ſie wohl noch
wöchentlich an einigen Abenden ſich in irgend einer weiblichen
Handwerlskunſt, wie Schneidern, Weißnähen, Putz,
Schuhanfer=
tigung und Strumpferneuerungsarbeiten, Plätten und
Hand=
arbeiten, beteiligen können. Was es heute für die einzelne
Fa=
milie bedeutet, wenn die Hausfrau und Mutter alles neu zu
verarbeiten verſteht, vorhandene Iteſte und Abfälle in
geſchmack=
voller Weiſe zu neuen Stücken zuſammenzufügen weiß und
da=
durch ſonſt notwendige Ausgaben erübrigt, das hat ſchon ſo
man=
cher Hausvater mit ſtiller Freude errechnen und feſtſtellen können
enn aber die Geſchicklichkeit der Hausfrau und der Tochter ſo
weit geht, daß ſie alles, was den Bedarf der Familie ausmacht,
mit eigener Hand zu decken vermögen, weil ſie ſich zur rechten
Zeit die nötigen Kenntiſſe in den verſchiedenſten Handfertigkeits=
und Handarbeitstechniken erwarben, dann trägt das in dieſen
Fertigkeiten angelegte Ausbildungskapital derart hohe Zinſen,
wie ſie ſelbſt die beſte Sparanlage nicht zu ſchaffen vermag.
Da=
bei bleibt die es Kapitel immer wertbeſtändig und kann nicht
verloren gehen, nein, im Gegenteil, erhöht ſich mit jedem
Gegen=
ſtand, der bei fortſchreitender Sicherheit und Vervollkonrmnung
der erworbenen Kenniniſſe immer einwandfreier hergeſtellt wird.
Wie ſich die Zukunft der Töchter auch geſtalten mag, immer ſind
ſie, im Beſitz umfaſſender Kenntniſſe auf dem weitverzweigten
Gebiete weiblicher Geſchicklichkeit und Handfertigkeit, beſſer vor
allen Eventualitäten und Schickſalsſchlägen geſichert, als im
Beſitz irgendwelcher anderer „Sachwerte” oder Kapitalien.
Wilhelmine Plötz.
Winkelfeſie
Es ſind ihrer ſo viele, deren Feſte Gemeinplätze ſind voller
Lärm. Ihre Freude iſt der bunte Jahrmarktstag in der grauen
Kette mühſeliger Wochen, und nach ein paar Zeigerrunden
um=
gähnt ſie bleierne Leere.
O, ihr Armen der lauten Freude! Daß ihr nichts wißt vom
Winkelglück der Scele, und habt ſo viel Dinge doch daheim, die
„Wie berechneſt Du den Tee?"
„Berechnen! Ich denke doch nicht in jedem Augenblick über
den Geldwert nach, wenn ich einem Menſchen eine
Fveundlich=
keit eiweiſe.”
„Das muß man aber heute, Mutter.”
In dieſer Minute klopfte es. Herr Müller erſchien in der
Tür, um die Damen zu einem Theaterbeſuch einzuladen, durd
den er ſich für die gütige Fürſorge der gnädigen Frau
erkennt=
lich zeigen wollte.
Urſel machte ein langes Geſicht. Dies ſtimmte nicht in ihre
Wirtſchaftsphiloſophie. Faſt grob verſtrickte ſie ſich in trotzige
Ablehnung. Der Mutter, die halb begönnerte und halb ſich
kindlich auf ein Vergnügen freute, das man aus eigenen Mitteln
ſich nicht mehr leiſten konnte, gelang es, auszugleichen.
Die Damen ſchmückten ſich und erlebten einen fröhlichen
Abend in der „Minna von Barnhelm”. Hinterher ſchlug Herr
Müller vor, ein Stündchen im Café zu verplaudern. Die
Gnä=
dige fand das nicht ganz paſſend, ſträubte ſich aber nur, um ſich
überreden zu laſſen. Bohnenkaffee war unwiderſtehliche Lockung.
Urſel, die ſehr feſch und hübſch ausſah, blieb wortkarg und
unliebenswürdig.
Zu Hauſe hatte ſie eine Szene mit der Mutter. „Willſt Dr
auch Deine Worte auf die Wochenrechnung ſetzen und mit Gold
wueflviegen laſſen?”
„Mit Goldmark, warum nicht? Ich finde, dieſe ganze, ſchon
beinahe freundſchaftliche Beziehung, in die das Mietsverhältnis
ausartet, nimmt unſere Zeit zu ſehr in Anſpruch. Wie ſoll man
die Viertel= und Halbenſtunden, die man bei den Begegnungen
im Flur geſprächsweiſe verplempert, als Gewinn veranſchlagen?”
„Eine Ausdrucksweiſe haſt Du, Urſel — wie ein
Börſen=
jobber!“
Urſel zuckte die Achſeln. „Ja, glaubſt Du etwa, daß ein
ſtrebſames Mädel wie ich Zeit übrig hat zu einem Flirt, wie
Herr Müſler ihn zu ſuchen ſcheint. Jede bureaufreie Stunde
muß ich für meine ſpaniſchen und ruſſiſchen Sprachſtudien
be=
nutzen, wenn ich vorwärts kommen will.”
„Ach, wenn Du lieber kochen lergen wollteſt!” murmelte die
Mutter.
Seit ſenem Theaterabend vermied Herr Müller die
Begeg=
nungen im Flur. Auch kam er nachts ſo ſpät nach Hauſe, daß der
Unterhaltungsblatt und Frauenzeitung
einſam trauern und zu euch möchten. Ihr aber wißt es
viel=
leicht gar nicht, daß eine alte Lampe eine Seele hat. Und doch;
Am Tage ſchlafen die Lampen, aber wenn die Geiſter der
Däm=
merung hervorſchlüpſen und heimlich herumbolzen in der ſtillen
Stube, dan räkelt ſich auch meine alte Lampe. Ich taſte mich
hin zu ihr, ſtreichle ſie ſo lieb und dann ſtrahlt ihr goldenes
Ge=
ſicht mich an.
Die Kobolde der Dämmerung huſchen ſtill weg, unter das
alte Sofa, verkriechen ſich in die Ofenröhre, wickeln ſich in den
Mullgardinenſtoff hineln oder taumein irgend einem Verſteck zu.
Und dann fangen die Dinge der Stille an zu reden. O, wie
viel Geſchichten kommen daher. Und eine jede wird Andacht und
Geſang: ein Feſt der Freude im Heimpiniel.
Da atmet der „Sommer” mich an, wenn er auch einen Sarg
hat aus vier ſchmalen Biedermeierleiſten und einen gläſernen
Sargbeckel. Mein Auge trinkt das Blühen der weiten Wieſen,
und mein Herz fliegt in die Sommerhimmelbläue hinein. UInd
die „Birten in der Heide” winfen von der anderen Wand. Es
wird ein Feiern und ein tieſes Freuen in meiner kleinen Stube.
Oder ein Dichter kommt zu mir durch die Bücherfchranktüt,
kommt und ſetzt ſich zu mir mitten in das Winkelglück meiner
traumſeligen Stube hinein. Und ich fühle, wie die warmen
Son=
nen ſeiner Augen in mein Herz hineinſtrahlen, der Augen, die
lange, ach, ſo lange ſchon, irgendwo — in Einſankeit vielleicht
brachen. UInd der liebe Dichter kam durch die Bücherſchranktüre
zu mir und meinem glücktiefen Feſt.
Ach, daß wir Feſte feiern lernten mit den Dingen um uns,
die alle doch eine Seele haben; denn Gkück iſt keine Ware, auf dem
Lebensmarkte der Menge feil; Glück iſt das Stundengeld
heim=
ſeliger Winkelſeſte.
Franz Mahlke.
Aus der Kinderſiube
Erziehung der Kinder zur Hausarbeit. Soll
den Kindern die Liebe zur Hausarbeit zur feſten Gewohnheit
werben, dann muß die Erziehung dazu ſchon im
vorſchulpflich=
tigen Alter einſetzen. Je mehr ſie ſich von beſtimmten Geboten
fernhält, um ſo leichter führt ſie zum erwünſchten Ziele. Zum
Beiſpiel wird es einem Dreijährigen ſchon viel Freude machen,
morgens beim Aufräumen des Schlafzimmers Schlafpantoffeln
oder Morgenſchuhe vom Abend „Väterchen” und „Mütterchen”
an den beſtimmten Platz zu bringen und am Abend beim
Vor=
richten für die Nacht ebenfalls wieder vor das Bett zu ſtellen.
Zuſammenrollen der Bettvorlagen, Einräumen umherliegender
Toilettenutenſilien, wie Kämme und Bürſten, an ihren
beſtimm=
ten Platz, ebenſo das Wegtragen gebrauchter Strümpfe,
Taſchen=
tücher, Herrenfeinwäſche uſw., alles das ſind kleine Beſorgungen
die dem Kinde gleichſam im Spiel beigebracht werden können,
um ſie ihm bald zur feſten Gewohnheit zu machen. Sehr früh
kann auch das Kind ſchon zum Putzen und Abreiben der eigenen
Schuhe, wie zu denen der Eltern und Geſchwiſter angehalten
töerden. Später mag das Gießen der Blumen mit einem zu
dieſem Zweck beſchafften Kännchen, das Abtrocknen der Löffel,
Meſſer und Gabeln und ähnliche leichte Arbeiten mehr erfolgen.
Immer aber ſollten alle dieſe Forderungen mehr in Form einer
Bitte als in Form eines Befehls vorgebracht werden. Bald wird
das Kind an der eigenen Tätigkeit ſo große Freude em finden,
daß es ganz ſelbſtändig zu größeren Pflichten übergehe, zumal
dann, wenn beide Eltern bei ſorgſamer Erledigung derſelben
mit gelegentlichem Lob und kleinen Liebkoſungen nicht ſparen,
Frieda Wende.
Der zeitgemäße Haushalt
Die Haltbarkeit von Kinderſweatern zu
ver=
längern. Die ſo praktiſchen Sweater müſſen bekanntlich beim
Ausziehen von unten her über den Kopf gezogen werden. Die
Kinder dagegen ziehen zumeiſt erſt an den Aermeln, um dieſe
abzuſtreifen, und ſtreifen ſie dann erſt auch über den Kopf.
Da=
durch wird das Gewebe an dieſen Stellen vorzeitig verdehnt und
abgenutzt!. Heftet man jedoch alte, vertragene Strümpfe in die
Aermel und ſichert auch das Sattelſtück durch Verbindung mit
ihnen an der Achſelnaht, alſo an der Aermelanſatzſtelle, mit einem
Stück Barchent oder weichem Futter, dann wird ihre Haltbarkeit
mehr als verdoppelt und gleichzeitig beim notwendig werdenden
Stopfen eine feſte Unterlage geſchaffen.
HI.
Salzwaſſer als Reinigungsmittel im
Haus=
halt. Es iſt nur wenigen Hausfrauen bekannt, daß Teppiche
nech dem Abbürſten mit feuchtem Salz, das man zuvor
leicht darüberſtreut, ein vollſtändig friſches Ausſehen erhalten.
Werden ſie mit einem in Salzwaſſer angefeuchteten Tuche
gleich=
mäßig abgerieben, ſo löſt ſich nicht nur der Ruß, der ja in jedem
Zimmer während des Winters unvermeidlich iſt, ſondern die
Farben werden auch wieder hell und leuchtend. Wäſcht man
ſchwarze Kleiderröcke, Anzüge und Schürzen in Salzwaſſer, ſ
eird deren Farbe wieder tiefſchwarz und zugleich wird das
Ein=
laufen derſelben verhindert. Sind auf dunklen Fenſterbrettern
burch Blumentöpfe Waſſerflecken entſtanden, ſo verſchminden
dieſe, wenn man ſie mit einer Miſchung von gleichen Teilen Salz
und Oel abreibt.
I.
Druckſtellen an Samthüten, Plüſchmänteln oder
Jacketts, durch Regen oder Schnee entſtanden, verſchwinden raſch,
wenn man das heiß gemachte Bügeleiſen mit der Bügelfläche
nach oben hält, mit doppeltem naſſen Leinentuch bedeckt, die
Druckſtelle mit der linken Seite darauf legt und dann das
durch=
dampfte, feucht gewordene Gewebe mit den Borſten einer weichen
Kleiderbürſte folange klopft, bis die Druckſtelle verſchwunden iſt
J. F.
Wasbei der Speiſeöl=
Aufbewahrungberück=
ſichtigt werden muß. Da im Herbſt Lein=, Rüb=, Raps=
Tee in der Ofenröhre längſt kalt war. Und einmal blieb er gan,
aus. Sein Bett war unberührt, als die Hausfrau morgens das
Zimmer richten wollte.
Sie teilte ihre Beobachtungen der Tochter mit.
Urſel wurde um einen Schein bleicher, doch ſie ſagte: „Was
geht’s uns an, wo er ſteckt — wenn er nur pünktlich bezahlt!“
Allein ſie konnte nicht verhindern, daß ſie heute im Bureau
ſich an die zwanzigmal vertippte und eine innere Unruhe ihre
Gekanken umtrieb.
Zu Mittag hatte ſie keinen Appetit. Sie litt.
Abends zog ſie ſich zu ungewohnt früher Stunde in ihr
Stübchen zurück. Sie war übermüdet, ohne ſonderlich gearbeitet
zu haben. Sie hatte Kräfte ausgegeben, die ihr in keiner Beiſe
mit Geld aufgewogen werden konnten. Trotzdem fand ſie
kei=
nen Schlaf.
Sie lauſchte im Dunkel auf jedes Geräuſch der Nacht. Kam
ein Schritt die Treppe herauf? War es ein Schritt?
Ihr Herz klopfte, ihr Herz krampfte ſich zuſammen, als er
nicht kam, auch dieſe Nacht nicht. Wie war o viel Aufwand des
Herzmuskels, im Gedanken an den zahlkräftigen Mieter vertan,
als Gewinn zu veranſchlagen?
Morgens beim Kaffeetiſch ſah die Mutter ihr lange ins
Ge=
ſicht und dachte dabei: Ob ſie am Eude doch hon der alten Art
iſt? Ob alle Mädchen, wenn ſie lieben, von derſelben Art ſind
— ewig und unwandelbar durch alle Zeiten?
Und während ſie ſo dachte, klingelte es, und Herr Müller
kam von der Reiſe, die er aus Enttäuſchung über Urſels Kälte
angetreten. Er entſchuldiate ſich mit plötzlicher
Geſchäftsabbe=
rufung und wollte ſoeben die Wohnungskündigung ausſprechen,
denn es war der fünfzehnte — mit der Begründung, daß er
näber beim Geſchäft wohnen müſſe, als er Urſels übernächtiges,
verſorates, in Angſt und Freude flirrendes Geſicht bemerlte.
Darauf bin faßte er den Entſchluß, ſie am Mittag vom
Bureau abzuholen.
Als Frau von Falkenhagen ſi= Arm in Arm nach Hauf”
kommen ſah, dachte ſie: „Nun können ſie miteinander meines
Seligen Zimmer bewohnen und brauchen nicht mit der Heirat
aufs Wohnungsamt zu warten. Es iſt doch ein rechtes Glück
daß kein Fremder an dem liebten alten Schreibtiſch und auf dem
lieben alten Sofa ſitzen wird.”
Jahrgang 1924
und Mohnöl oft in großen Mengen erhältlich iſt, da es in dieſer
Zeit geſchlagen wird, ſollte ſich jede Hausfrau einen größeren
Vorrat anſchaffen, da alle dieſe Oele in der Küche zum Bereiten
von Mehlſchwitze, zum Anbraten von Fleiſch, Fiſch,
Bratlartof=
feln, zum Bereiten von Kartoffel= und anderem Salat, Eierluchen
uſw. außerordentlich gut zu gebrauchen iſt. Es muß deshalb
möglichſt vor Licht= und Sonneneinwir ung ſowie Wärme
ge=
ſchützt ſein. Der gute Geſchmack des Oeles wird durch Einſtreuen
guten Tiſchſalzes erhalten, von dem man auf 5—10 Liter 1—2
Eßlöffel beifügt. Wo keine Blechlannen vorhanden ſind, eignen
ſich auch offene, lichtundurchläſſige Glasflaſchen, enghalſige Krüge
aus Bunzlauer Ton (Geſchirr mit bleifreier Glaſur) zur
Auf=
bewahrung. Man ſollte, wo dieſes Geſchirr nicht vorhanden iſt,
anderes Geſchirr nur ausdrücklich unter dem Hinweis auf
blei=
freie Glaſur kaufen. Gute Kor’e mit Watte umwickelt, um ſie
beſſer abzudichten, ſind der zuverläſſigſte Verſchluß für Oel=
H.
behälter.
Speiſen unverändert im Geſchmack heiß, zu
erhalten. Hat man keine Kochkiſte im Beſitz, ſo erhalten ſich
die Speiſen am beſten und unverändert im Geſchmack, wenn man
ſie feft verdeckt in ein Gefäß mit wenig kochendem Waſſer ſtellt. R.
Um allzu ſtarken Fiſchgeſchmack bei Seeſiſchen
und den modrigen Geſchmack von man hen Flußfiſchen zu
beſei=
tigen, kocht man ſie in einem Fiſchab ud, dem man außer
Wurzel=
werk und Gewürz auch noch ein fingerlanges und =ſtarkes Stück
Holzkohle beigefügt.
K.
Speifezettel.
Sonntag: Kalbsragout in Reisrand.
Montag: Selleriekartoffeln.
Dienstag: Weiße Bohnen.
Mittwoch: Linſen.
Donnerstag: Gemüſetopf.
Freitag: Geb. Fiſchkoteletts mit Kartoffelſalat.
Samstag: Sauerkraut mit Erbsbrei und gebr. Speck.
C. K. Kurioſe Denkmäler. Die Errichtung eines Denkmals
für die gefallenen Tiere des Weltlrieges iſt durchaus nicht das
erſte Monument, das zu Ehren von Tieren errichtet wird. Schon
vorher hat man in der Nähe von New=York ein Denkmal
errich=
tet, das auf ſeinem Sockel die einfache Inſchrift trägt: „Der
Kriegshund”. Ueber einem mächtigen Block von Granit erhebt
ſich die Bronzeſtatue eines belgichen Polizeihundes, der
dar=
geſtellt iſt, wie er einen verwundeten Krieger auffindet. Bereits
zur Zeit Napoleons war ein Denrial für Kriegshunde in der
Nähe von Paris geſchaffen worden. Auf den Hundefriedhöfen,
die es verſchiedentlich gibt, ſo z. B. in Edinbourg=Caftle in
Schottland und vielerorts in den Vereinigten Staaten, finden
ſich zahlreiche Grabdenkmäler, auf denen mit rührenden
Inſchrif=
ten der darunter ruhenden Lieblinge gedacht wird.
Eigenartige=
iſt das erſte öffentliche Denkmal, das einem Inſekt geweiht
wurde, und zwar iſt es kein ſegensreiches Tier, das auf dieſt
eigentümliche Weiſe verherrlicht wird, ſondern ein ſchlimmer
Schädling der Menſchheit, der Boll Weevilt, der
Baumwoll=
ſchädling, der in den Pflanzungen ſo furchtbare
Verheerun=
gen anrichtet. Die Farmer von Alabama wurden durch die
Ver=
nichtung ihrer Baumwollpflanzungen, die ſie dieſem Rüſſelkäfer
„verdankten”, gezwungen, die Bewirtſchaftung ihrer Felder ganz
umzuſtellen, und dadurch, daß ſie nicht mehr nur
Baumwoll=
bauten, verbeſſerten ſie ihre Lage außerordentlich. Zum Dank für
dieſen Dienſt, den ihnen der Schädling unfreiwillig geleiſt=t,
wurde vor etwa einem Jahre in der Stadt Enterpriſe (Alabama)
auf dem Hauptplatz ein prachtvoller Brunnen eingeweiht, in
deſſen Mitte ſich die Bronzefigur eines ſolchen Boll Weevil
be=
findet. In Lüneburg ſoll, wie in einer engliſchen Zeitſchrift
er=
zählt wird, in einem Glaskaſten ein Schinken aufbewahrt
wer=
den, von dem eine Inſchrift beſagt, er ſtelle die „ſterblichen
Ueber=
reſte des Schweines” dar, „das ſich unvergänglichen Ruhm
er=
warb durch die Entdeckung der Salzquellen von Lüneburg”.
Aehnliche Legenden gibt es in verſchiedenen Bädern. So hat
man z. B. in dem engliſchen Ort Bath eine Herde Schweine
dar=
geſtellt, die ſich in den heißen Quellen gebadet haben ſoll, worau
der Königs ohn Bladud ihrem Beiſpiel folgte, von ſeinem
Aus=
ſatz geheilt wurde und dann den Ruhm von Bath begründete.
Das Denkmal eines Hirſches bezeichnet in Karlsbald den Ort,
an dem der Sage nach der Hirſch die heißen Quellen entdeckt
haben ſoll. Einem Apfel wurde vor einigen Jahren in Kanada
ein Denkmal geſetzt. Es iſt ein ſchöner Aufbau aus behauenen
Steinen, deſſen Inſchrift beſagt, daß an dieſer Stelle in Dundas
County, Ontario, der erſte Baum gepflanzt wurde, auf dem die
berühmten IJutoſh=Aepfel, der Stolz der kanadiſchen Obſtzucht,
gewachſen ſind.
Jaangaee
9e9
Spiel und Rätſel
38!
Darmſtädter Silbenrätſel
an, beuf, by, dä, der, e, el, hi, la, mark, mer, mi nach, ne, no,
pha, rau, rinth, ſto, the.
Aus vorſtehenden Silben ſind 7 Wörter von folgender
deutung zu bilden: 1. Europäiſcher Staat. 2. Kirchlicher Nan
eines Sonntags. 3. Ehemaliger Reichsminiſter. 4. Stäochen au
Rhein. 5. Bezeichnung ſagenhafter unt rirdiſcher Höhlen im Alt
tum. 6. Deuiſche Kaiſerin im frühen Mittelalter. 7. Stadt i
Frankreich (Normandie).
Die Anfangs= und Endbuchſtaben — ch gilt bei der Auflöſut
als ein Buchſtabe — eigeben beide von oben nach unten geleſe
die im Volksmund lange Zeit übliche Bezeichnung des jetzig
Kapellplatzes.
Magiſches Qugdrat
1. 2. 3.
2. B BEE Vogel.
4. — PRR Farbe.
1. A A A B Europäiſche Hauptſtadt,
3. E G GL Bibliſcher Name.
Carl Leubel.
Ergänzungs=Rätſel
Eile, Wald, Rand, Leonore, Eis.
Aus jedem der obigen Wörter iſt durch Vorſtellen eines ner
Buckſtabens ein anderes Dingwort zu bilden. Die vorgeſetz
Buchſtaben ergeben, im Zaſammenhang geleſen, den Namen eit
berühmten deutſchen Komponiſten.
Th—
Einſchiebe=Rätſel
Gas, Gier, Mal, Sand, Zug, Ente.
Aus jedem der angeführten Wörter iſt durch Einſchibu
eines Buchſtabens ein neues Dingwort zu bilden. Die eingeſchober
Buchſtaben ergeben, im Zuſammenhang geleſen, den Namen ein
Dialekidichters.
Auflöſungen
Silbenrätſel: 1. Darab, 2. Ilſe, 3. Eremit, 4. Gereno
5. Rafael, 6. Uea, 7. Niederwald. — „Die gruen Bettlak
Magiſches Quadrat.
LI
LI
E
LI
BEL LE
E LE FANT
Rätſel: 581. Ungarn, ungar. 582. Mal, Mahl. 583. Tal
Tal 581, Fiſchbein.
Verantwortlich: Max Streeſe,
2R-, — T KO
Raritäf Nr. 200 —4 D0.
Rarität-Speclal Rarität-Extra
SDG
OPG
Rarität-Delikat Rarität-Luxus
7PG
SDG
Halpaus-Privat Halpaus-Medoc
1ODg
15 Df.
Trotz Preisermäßigung
Unweröndert in ihrer
Unüibertroffenen
Galllät!
TALIAI Bnn.
Nummer 41.
Darmſtädter Tagblatt, Gruinn, u 50. F bruar 1924.
Seite 11.
DIrmnnrndeufnrfnnrenfenenenrnererfefeferenrrrnrnrnfnrnmnmm
A
Rieschel’s Patenk-
Wellsteb-Grudeherd s
ollb
die neueste Ausstattung
in technischer Vollendung
der zeitgemäße Herd
die billigste Feuerung
Allelrigs Miederlage für Darmstadt v. Umgebuvg
PHILIPP SCHAAF
20 Ernst-Ludwigstraße 20
19
Fachgeschäft für gediegenen Hausrat. *
(1510
LameitaLeeeeeeeennwmmmnnng wmagmmn n ang gaigmwnnmmmnmnmn 2rzi
Drogiſt.
Hieſige Drogerie ſucht
zum baldigen Eintritt
einen r
ausbranche=
kundig.
gungerenVer=
käufer.
(*3816—+1
Augebote u K 115
an die Geſchäftsſt.
Weiblich
Suche Stel ung als
Privat=
Sekretärin
lang Pruxis, 4 ma
Zeugniſſe, höh.
Schul=
bildung, perf Steno
1. Maſch, evt. halbe
Tage. Ang. . K 107
Geſchäftsſtelle. (43793
Frau ſucht Laufdienſt.
Ang u. K 91 Gſchſt. (
Frau geyt flicken
Alte Niederſtr. 8. (*”
Geſucht für Büro
aus ilfsw. Fräulein
mn gut Handſchr, ev.
Un äng ng. u. K106
Geſchäftsſt. ( 3784
Die Stelle eines
(152
Ge
Echneiderinnen
für ſofort geſucht Es
wollen ſich nur
durch=
aus geiandte Kräfte
meiden. Desgl. uird
ein Mädchenf
Boten=
gänge geſucht. (1528
Geſchw. Sanerboin
Nachf., Obere
Wil=
helminenſtiaße Nr. 4
Friſeuſe
nimmt n. ein Damen
Bedien. an. Ang. u.
K104 Geſchſt. 15. 7
Han
Heimarveit.
Filetſtopferinnen
ge=
ſucht. Angebote unt.
K 35 Geſchſt. (*3590
Jgr. Mann
mit Kenntn. in
Ste=
nogr „Maſch =Schreib.
u. Buchf., ſucht in den
Abendſton Gelegenh.,
ſeine taufm Kenntn.
zuv. rvollſtänd., wenn
mögl. b. Immoo.-Bü o.
Gefl. Ang. u. K 117
Geſchäftsſt. (*3809
JungerMann,36 Ihr.
alt, war 17 Jahre im
Reichsbetrieb. infolge
Perſonalabbau
ſtel=
lungslos, ſucht
Vertrauenspoſten
Evtl kann Aaution ge
ſtellt werden. Näß
Geſchäftsſtelle. /*3
Auf ein Gut Nähe
Darmſtadts alsbald o.
ſpäter eine rüchtige
Guts=
Sekretärin
welche auch im
Haus=
halt mithelfen muß,
geſucht. Ang. unter
K. 41 Geſchſt./ 3600sg
Lageristen
iſt bei uns neu zu beſetzen.
Bewerber nicht über 20 Jahre,
die gute Zeugniſſe beſitzen,
empfohlen ſind u. lackſchreiben
können, wollen ſich me den
D. Faix & Söhne.
ucht
jungen
für Bülo und Beſuch der Kundſchaft.
Angebote unter 14 Hy an die
Geſchäfts=
ſtelle ds. Blattes erbeten.
(*3756
Funger ſtrebſamer
Mann aus achtbarer
Fam lie ſucht eine
kaufm. Stelle als
15
Bolonlr
bis ſpäteſt. 1. April
Lebensmittelbranche
en gros bevorzugt.
Ang unt. K 88 an
die Geſchſt. (*3732
Beſchäftigung gleich
weicher Art ſuch kräft.
junger Mann. Näh.
Geſchäftsſt. (*3804
Dfene Etellenk
Suche für kleinen
Landhaush. (5 Perſ.)
ein durchaus braves,
ſelbſtändiges
Küchen=
mädchen, und ein in
all. Hausarbeit, Näh,
Bügeln, erfahrenes
Hausmädchen
Angebote mit Geh=
Anſprüch. an Weber,
Auerbach i. H,
Lindenhaus. (1328mfg
Zuverl. ſir u wöch.
Vormittage geſucht.
Martinſtr. 33, I. (*3788
Fleißiges, ehrliches
1t
Alleinmädgen
das perf kochen kann
u. alle Hausarb. mit
übernimmt, in ein
roßes Geſchäftshaus
zum 15 Febr. geſucht.
Hohes Gehalt u. beſte
Verpfleg. Zeugniſſe
erwünſcht. Angeb.
K 108 Geſchſt. (vN
Weibliv
Tüchtige jüngere
fekti Stenograph.
Maſchinenſchreib.
ſofort geſucht.
ngeb. m.Zeugniſſ an
Gebr. Roth child
mb.H.,Markt (* um
Sauberes, aus achtb.
Familie ſtammendes
aſtem”
Buuzmtädchen
das beret? in guten
Häuſern geweſen iſt
und beſte Zeugniſſe
hier ber aufzuweiſen
hat, zum 1. März
geſucht.
Vorzuſtell von 10—5
und 7—9 Uhr. (:3762
Annaſtraße 23, I.
Fel., d. ſtenvgr. u.
Maſchinenſchr. kann,
aushilfsw einige Tage
bezw. Stund. ſof. geſ
Meld. Sonnt. 11-12. (*
Röper Beſſungerſtr.
Lang-Abſchriſten
Bäumer’s (208=
Taſch nenſchrelbſtube
einſtr. 8. Tel.1223.
dur Auoll älsorbeit!
Für Bod Homburg
Haus=
jochter aus gut Fam.
zum 15. März geſ, die
kinderl. iſt u. mit der
Hausfr alle vork. Arb.
verrichtet (gr. Wäſche
außer dem Hau e).
Familienanſchluß u.
zeitgem. Geh.
Vorzu=
tellen b. Frau Major
Go dmann, unnaſtr. 30.
Manſ. 1—3 Uhr mit
(*3:74gm
tags.
Hanfſpinnerei und
Bindfadenfabriken A.=G.
die beſonders leiſtungsfähig
iſt in Bindfaden, Kordel,
Packſtricken, Tabakgarn,
Hopfeng rn, Bindegarn,
Garbenbändern ſucht bei
Großverbrauchern und
landw. Vereinigungen
vorzüglich eingeführten
4
Berkreter
geg. proviſionsweiſe
Tätig=
keit. Angebote mit genauer
Angabe der perſönl.
Ver=
hältniſſe, bisherige
Betäti=
gung, Aufgabe v Referenz.
erbeten unter K 47 an die
K
Gcrzfter
geſucht
der einen größeren Gemüſegarten zur
Bearbeitung übeinimmt. Angebote unt.
K 38 an die Geſchäftsſtelle. (1427fse
Durchaus zuverläſſ.
gutem fohlenes
Aueinmädchen
das ſelbſtändig kochen
kann, in kl. Haushalt
per 1 März geſucht.
Vorſt. 2-5 Uhr. (weue ig
Heioenreichſtr. 41, pt.
Kaufm. B1557
Lehrmädchen
aus beſſ. Fam. geſ.
Karoſſerie Schröter
Beſſungerſtr. 88.
14—16jähr. Mädchen
für leichte Hausarbeit
von 10 Uhr bis nach
d. Spülen ſofort geſ
Kittlerſtr. 46, III. (
Männlich
Lehrling u.
Lehrmädch.
mit guter Schulbild
aus achtbar. Familie,
von hieſig. Großhändl
geſucht. Angeb unt
K60 Geſchſt. ( 363629
mVertreterE
geſucht für den Platz Darmſtadt u.
Umgeb (Odenw id) für den
provi=
ſionswetſ. Verkauf eines konkurrenzl.
Millionen=Urtikels
an Detailgeſchäfte. — Bei entſprech.
Rührigkeit und Verkaufserfahrung
hoher Verdienſt
Herren, welche bei Drogerien, beſſ.
Lebensmittelgeſchäffen gut
einge=
führt ſind und Erfolge nachweiſen
können, werden gebeten, ſchriftl.
Bewerbungen einzuſenden unter
F. E. W. 934 an Rudolf Mofſe,
Frankfurt am Main.
1,1449
Bertkelek
für Darmſtadt und Amgebung für
Dach=
happenfabrik geſucht. Es wollen ſich nur
olche Herren bezw. Firmen melden, die über
eigen. Lagerplatz verfügen, da
Konſignattons=
lager in Frage kommt und die bei den ein
ſchlägigen Geſchäften gut eingeführt ſind.
Angebote unt. K 110 a. d. Geſchäftsſt. (1538
Hohen
Undi
7
viebenderoienft
erzielen
arbeitsfreu=
dige, penſionierte Be
amte o K einzent er
durch Ausbreitung u.
Umwandlung des
be=
deutenden Geſchäftes
einer erſtklaſſigen
Feuer Verſicherun,8=
Geſeliſchaft. Ang. u
K 102 Geſchſt (1519
Ig. Mann
geſucht aushilfsw. ais
Reiſender in Textil
Vorzuſt. ab Montag,
11-12 Uhr Müllerſt. 41,
bei H. Ritter. (*3790
Herren= und
Damen=F iſeur
od. nur Herrenfriſeur
z. 16. d Mts. geſucht.
Karl Nies,
Wilhel=
minenſtr 52. (*3734
an durchaus zuverläſ.
Arbeiten gewöhnt, z.
al8baldig Eintritt
ge=
ſucht. Zu chriften mit
Zeugnisabſchriften u.
genauen Angab über
bisherige Tätigkeit u.
K 86 an d.
Geſchäfts=
ſtelle erbet. (*1189,g
(*3694
Rf
Uniform=
Schneider
Großſtück=Heimarb
geſucht. Schutzpolizei,
Holzhof=Allee 25.
Aelterer, tüchtig.
für
Reparaturwerk=
ſtatt eines hieſigen
größer, Werkes ſofort
geſucht. Angebote erb.
unter K 128 an die
Geſchäftsſtelle dieſes
Blattes.
(1559
Of
Weinküfer
ſofort geſucht. (*3827
Py. Barih
Weinhand ung
Mathildenplatz 18.
Lehruing
der Zeichenſinn hat,
mit zuten Schulzeugn.
geſucht. Neufang,
Holzbildhauer,
Eliſa=
bethenſtr 64. (*3798
mit guter Sck ulbildung zu mögl. baldigem
1562
Eintritt geſucht.
Spang eSchafer
Rheinſtraße 1.
Braver Junge
welcher die Holz= und
Kellerarbeit gründlich
erlernen will, findet
Stellung bei Küfermt.
F. Schanz,
Teichhaus=
ſtraße 40. (1419a
Lehrfunge
geſucht (3745
Langleinz, Karlſtr 25
Glef. u. E.nraym.=Geſch.
Wagnerlehrling
geſucht. Schönhals,
Gardiſtenſtr 21 (-3go
Kaufm.
aus achtbar. Familie,
m. höh. Schulbildung
(nicht fortbildungs
ſchulpflichtig, zu O err
geſucht. Selbſtgeſchr.
Angeb. a. Kam.uſabr.ken
T. Winther & Co.,
Akt=Geſ.,
Eſcholl=
brückerſtr. 5. (* 3836
Tiermarkt
Rs
Ferkel
u. Läuferſchweine
ſowie prima fettes
Schlachtſchwein
ſteh. billig z Verkauf.
Hochmann, pfungſadt
Bo umuhle. Tel.99. 12272
(Plymoutt=Rox) evtl.
mit Hum, ſowie eine
Rolandſcheibe m.
Flinte zu verkiufen.
Näh W. u eiſel. Oran=
gerieſtraße 32. 1*3789 Wegen Aufgabe
d. Fuhrwerks: ( 9
Pferd 5jähr., zugf
u. fromm) m. Geſchirr
Federr., 1 Schlitt,
Pfuhlf., Siel.=Geſch.
u. bſch. Kett. Eserzadt.
Neue Darmſt. Str. 9. 1 Zuchtſchwein,
5 Monate alt, zu ver=
kauf. Gardiſtenſtr. 21,
parterre. (( 3852 Junge Leghühner
zu verkaufen (*3836
Karlſtr. 65½, Laden. 2 Cinlegſchweine z
verkaufen oder gegen
Schlachtſchwein zu vert
Nüh. Erba eritr. 11. (77 Piym.-Rocks-
Hahn
B. R 23., hellgeſtr., z
vk. Hölgesſtr. 9. (3761 la Wachhund
Schäfer) 6 Mon. alt,
(Boxer) pr. Stb.,z. vk.
Kaſtan enallee 22, I. Hintericht Biolin=Unterricht
an junge Mädchen u
Schüler durch Dame
mit ſtaatl. Diplom.
Gefl. Anfragen unt.
R. 55 Gſchſt. (zuu ggg Ge Khon
borener Opalner
erteilt ſpaniſch. Unter
richt 2.4 pro Stunde
Angeb. an „P.:Ru
Soderſtr. 101, II. (*eol Unt rricht
fänger wird erteilt
Std. 1.—. Ang. 1:
K 85 Geſchſt. (*372 Erteile
Klavierunterricht
m Hauſe. Angeb u.
K 103 Geſchſt (57ß
(1 Bn.1145)
Perfekte Stenotypiſtin
als Setretärin für kleines techniſches Büroi
Vertrauensſtellung
ſofort geſucht. Höchſtgehalt des Ind=Tarifs.
Angebote mit Referenzen unter K 127 an
di Geſchäftsſtelle dieſes Blautes. (e3647
Tüchtige Stenotypiſtin
(1563
zum ſofortigen Eintritt geſucht.
Union Handelsgeſellſchaft A. 6.
Georgenſtraße 1½
für Darmſtadt u. w. Umgebung
von führender Zigarettenfabrik
C,L1515
gesdcht.
Branchekundige, beſtens eingeführte Herren wollen Offerten mit
Lebens=
lauf, Lichtbild, R ferenzen u. Geha tSanſprüchen einſ nden
unter D. M. 465 an Rudolt Mosse, Dresden.
Mein Handarbeitsgeſchäft
befindet ſich jetzt
Wilhelminenſtr. 17½
Louiſe Blum.
(*3686gd
Aus den Amtsverkündigungen des Kreisamts
Darmſtadt und den Bekauntmachungen des
Polizeiamts Darmſtadt.
Gefunden: 1 Herren=Regenſchirm. Ein
ſchtvarzwollener Damenhandſchuh. ſchw.
Muff. 1 breiter ſchwarzer Damengürtel
mit grüner Enfaſſung. 1 ſchwarzſeidene
Kinderhaube. 1 Radfahrer=Luftpumpe. Ein
zweirädriger Handwagen. 1 blauwollene
Kindermütze. 1 ſilberne Damenuhr in
Leverarmband. 1 neuer gelber
Herren=
ſchnürſtiefel. 1 Peitſche. 1 gelber
Damen=
handſchuh. Eine Anzahl veiſch. Schlüſſel.
1 Kufeiſen. — Im Landestheater liegen
geblieben und dort in Berwahr: Ein
Buch Elſe). 1 Brieftaſche mit Paß. 1
Vor=
ſtecknadel. 1 Broſche. 1 tleine Ledertaſche.
1 kleiner Pelz. 1 Opernglas. 1 P weiße
Stauchen. Verſch. Mantelyürtel. 4
Taſchen=
tücher. 4 Paar Handſchuhe. 6 einzelne
Handſchuhe.
Die Erhebung der
Getränkeſteuer.
Die Getränkeſteuer wird bei der
Ein=
fuhr berechnet und von dem Einbringer
erhoben.
Autos und Fuhrwerke mit
getränke=
ſteuerpflichtigen Gegenſtänden müſſen
zwecks Abfertigung an der, der
Einfuhr=
ſtraße zunächſt gelegenen: Erhebeſtelle
halten.
Die mit den Großhändlern u.
Brauerei=
beſitzern getroffenen beſonderen
Verein=
barungen über die monatliche Erhebung
bleiben in Kraft.
Die von der Getränkeſteuer noch nicht
erfaßten Lagerbeſtände ſind der ſtädtiſchen
Verbrauchsabgabe Verwaltung (
Stadt=
haus, Zimmer 20) bis ſpäteſtens 15.
(st. 1539
Februar ds. Js. zu melden.
Zuwiderhandlungen werden beſtraft.
Darmſtadt, den 4. Februar 1924.
Der Oberbürgermeiſter.
Verſteigerungs=Anzeige.
dlenstag, den 12. u. Mittwoch, den 13. Februar
1924, je vorm. 10 Uhr und nachm. 2‟, Uhr
verſteigere ich auf freiw. Antrag in meinem
Verſteigerungslokale Bleichſtraße 1 meiſt=
(*3786
bietend gegen Barzahlung:
1 Speiſezimmer, kompl., dunkel gebeizt,
1 Kücheneinrichtun; in weiß, Schreibtiſche
m. Aufſatz (Diplomat u. Seſſel)
1 Leder=Klubſeſſel, 1 eich. Standuhr,
in Algebra an An=/Vertiko, Pfeilerſchränke, Spiegelſchrank,
Bücherſchrank, Kkleider= u brüchenſchränke,
Waſchkommode, Auszuge, pvale u.
Küchen=
tiſche, Stühle, Seſſel, Betten, Diwan mit
Seſſel, Diwan, Chaiſelongues, Trumeau=,
Gold= und Wandſpiegel, Bilder, Uhren,
Gas= und elektr. Lüſter, HI. Kaſſenſch ank,
Weinſchrank, Stehleiter, Wäſche,
Feder=
betten und Kiſſen, ſowie Glas=, Haus= u.
Küchengeräte, Handwagen (vierr.) uſw.
Beſichtigung: Montag 3—6 Uhr.
Johannes Krummeck,
Auktionator und Taxator
Wohnung: Bleichſtraße 1
Aunahme v. Berſteigerungen u. Taxationen.
(154080
zu verkaufen.
Schuſtergaſſe 15 (Laden).
Holzverſteigerung.
Donnerstag, 14. Februav I. J., werden
verſteigert aus Diſtr. I Eichen, Abt. 6, 7. 11
15: Scheiter rm: 4 Buche, 58 Ciche, dabei
ſchönes Werkholz, 212 Kiefer, 4 Stroben;
Rnüppel, rm: 20 Buche, *6 Eiche, 12 Erle,
Fichte, 201 Kiefer, 18 Stroben;
Knüppel=
reiſig, rm: 56 Eiche, 82 Kiefer, 2 Erle,
4 Stroben; 8 rm Buche, Reiſig; Stöcke,
rm: * Eiche, 50 Kiefer. Zuſammenkunft
vor=
mittags 9 Uhr am Forſthaus Thomashütte.
Sämtliches Holz iſt vorher einzuſehen
Unter=
ſtrichene Nummern fallen aus. . Auskunft
durch Herrn Förſter Schmidt zu Forſthaus
Thomaehütte.
Meſſeler Forſthaus, 8. Februar 1924,
Oberförſterei Meſſel.
(1522
Schlag.
agd=Verpachtung.
Samstag, den 16. Februar ds. Js.,
nachmittag8 2 Uhr, wird die Jagd der
Ge=
meinde Erlenbach (Poſt Erbach i. O.) auf
weitere 6 Jahre bei Gaſtmirt Ludwig
Fickelſcher dahier verpachtet. Der
Jagd=
bezirk iſt 1400 Morgen groß und liegt 20
Mi=
nuten vom Bahnhof Erbach entfernt.
Be=
merkt wird, daß die Jagd einen guten Beſtand
in Rehen, Haſen, Hühnern und Hochwild als
Wechſelwild aufzuweiſen hat.
Erlenbach, den 7. Februar 1924.
Heſſ. Bürgermeiſterei Erlenbach.
(3834
Spatz.
Montag, den 11. Februar I. F8.,
vor=
mittags 11 Uhr, ſollen im
Verſteigerungs=
lokn Ludwigsplat 8, dahier, gepfändete
Gegenſtünde, als:
öffentlich meiſtbietend gegen Barzahlung
(1541
verſteihert werden
Darmſtadt, den 9. Februar 1924
Jungermann
Gerichtzvollzieher in Tarmſtadt.
Seite 12.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 10. Februar 1924.
* Sunndags=Noochmiddags=Bedrachtunge.
Nemlich mich hott’s. Un es
is mer fors Erſchte noch
ſchleier=
rees, wie die Woch mein Addidel
zu Stand kimmt, un ob ich
iwwerhaubt noch ſelbſt
eiche=
hendich de Schlußpunkt unne=
S drunner ſetze kann, odder ob’s
en „Torſo” gibt, wie mer die
verkortſte Kunſtwerker nennt,
die wo net richdich ferdich worrn
ſin, wie z. B. dem Schiller ſein
Demedriuß, odder die Feenuß
vun Miehlo, odder de
Völker=
bund, odder de Weltfriede,
odder’s Reichsmiedegeſetz, odder
der bombe= un falluddaſichere
. Neibau vun de Sparkaß, odder
die Molerei im Rheidor, odder
die Elektriſch ins Bangertsverdel unnſoweider ätzädderapebpeh.
Alſo mich hott’s. Un es ſollt mich dorchaus net wunnern,
wann tig a.n Zunnoa / morſeno anfcrarts mei Eunnsa
s=
noochmiddagsbedrachtung dadegege mei ſehr verehrliche
Be=
grawungsa zeich im Blättche läſe dhet, un wann ich, eh’s uff de
Dräbb „Zeidung” kreiſcht, middlererweil ins beſſere Jenſeits
abgeſegelt weer, vorſchriftsmeeßig in eme dannene Einheitsſarg,
ſo wie’s heidichen Dags Mode un Brauch is. Wann ich mer
allerdings vorſtell, wie ich mich in ſo eme Einheitsſarg
aus=
nemme dhu, do krieg ich ſchun die Gichdern, eh ich nor richdich
drinn ligg, un es is mer dorchaus net zweifelhaft, daß ich do
enei baſſe dhet wie en Handkees in en Baffimerielade.
Einheits=
ſarg! — ich will dorchaus niemand zu nah drete, awwer was for
en annadomiſche Wexelbalg mag dann dodezu Modäll geſtanne
hawwe?
Alſo mich hott’s. — Gaſchdich. — E ganz Schbidahl kennt
ich mit Kranlheite verſorje. Mei Mutter ſeelich hott zwar immer
geſagt: „Mer muß net vun allem hawwe”, un ich hab jo aach
im Allgemeine un beſunners während der ſcheenen Zeit, der
ſeelichen Zeit, wo ſe aam des bische Eſſe ratzioniert hawwe, aach
net „vun allem” krickt, drotz meine ſcheene Kadde; wann ſich’s
awwer um alleehand Gebreſte, Unglicksfäll, Bäch un Schwäwwel,
Sodomm un Gemorra gedreht hott, do bin ich immer reichlich
un ausgiewich „verſorgt” worrn. — Ja, un ſo hotts mich jetzt
widdermal, daß es nor ſo raacht, un ich kumm mer vor wie ſo
e Radio=Empfangsſtadion, die wo die ſämtliche Schnubbe, Huſte,
Kobb=, Bauch=, Zah weh, die Influenza, die Gribbe, 1s Iſchiaß
mit ſamſt em Rheumadißmuß vum ganze Kercheſprengel azieht
un uff ſich konzendriert, ohne die Meeglichkeit zu hawwe, ſe
widder weider zu gäwe un per Rundfunk an de Mann zu bringe.
Alſo ich hab en Waldfriedhofsjodler, um den mich jeder
Schlierſeer beneide kann, un ich huſt Gießkannekolleradur; wann
mer die am Dheater heert, werr=ich vum Blatz weg angaſchiert;
ich hab Zah’weh wie e Barronäß; Bauchzwicke wie en
Hunger=
kinſtler; Kobbweh wie en Finanzminiſter; ſteche dhuts mich an
alle Ecke un Ende, als wann e Briefche Nehnadeln
Kaiſer=
manewer in mer abhalte dhet: ich kann net lieje un net ſteh, un
ſitze heechſtens uff aam Buſchſtawe, die annern drei ſchwewe
dauernd frei in de Luft erum. Korz un aut, odder vielmehr lang
un ſchlecht, ich befinn mich aageblicklich in dem Zuſtand, wo ich
uff de ganze Völlerbund huſte kennt, eiſchließlich Revko, Mikum
un Ponkarree. Summaſummarum: ich ligg uff de Nas. — Un
was dhut mer in dem Fall? — Ja, frieher hott mer in dem
Fall de Dokder geholt, awwer ſeidem mer neierdings per Zufall
dahinner kumme is, daß mer im alleraißerſte Nodfall, un wann
Gefahr im Verzug is, un wann alle Streng reiße, un wanns
dann gornet mehr annerſter geht, daß mer alſo do ſchließlich
aach ohne Dokder abſchiewe kann, ſeidem ſpart mer des Geld
fors Honnerar un die Abbedehk un kaaft ſich liewer dodefor
an=
ſtaats ſo en aa därmeliche Einheitsſarg en kummfordawelerere
mit Sprungfeddern un Zendralheizung, damit mer wenigſtens
mletzte Aageblick noch e bische Cidruck ſchinne kann.
Ich hab alſo de Dolder net geholt, ſundern hab mei
Zwangsmiedern gefragt, die wo eines ſcheenen Dags wie en
Stern dritter odder vierder Giede in ere Geſchwindichleit vun
mindenſteus hunnertfimſun. zt anzig zillometer in de Se. uno aus
em Himmel, odder gottwaaß woher mit ere ſchaffe Kurf ums
Wohnungsamt erum in mei Stubb geſurrt is kumme — alſo
alles wos recht is, ſeitdem die bei mer wohnt, brauch ich mich um
nix zu belimmern, deß beſorgt alles mei Zwangsmiedern, die
be=
kimmert ſich um alles. — Un ich Ein unſerm Herrgott recht
dank=
bar devor, es is e gud Seel, ſie dhut alles mit mer daale —
nei=
lich ſeegt ſe ſosar: ach. wiſſe ſe as. ich dhu jetzt als mei
Kad=
doffel in Ihne Ihrm Fett reefte, un ſie derfe dovor Ihne Ihr
Flaaſch in meine Subo teche. Ja, ſo is die; wertlich e gud
Seel. — Alſo un die hab ich gefragt. Un die ſee t alſo deß
aan=
zeige, was mich noch redde kennt, wer e Dambfbad, e
rehmiſch=
irriſches, dodebei dhet mer die Canz Aran heite uſf gan Schlag
erausſchwitze. No, hab ich gemaant, ich muß doch neechſtens
wid=
der uffs Finanzamt, deß dhut dieſelwe Dienſte. — Awwer mei
Zwangsmiedern hott mer abgerade, des weer doch net s
Rich=
diche, die Finanzamtsbrieder kennte aam zwar aach die Därm
aus em Leib ziehe, awwer es weern dech ſchließlich ſo kaa
ge=
briefte Maſſeern, wie die vum Dambfbad. — No, mei
Zwangs=
miedern hott net geruht, un ſeigem ich gemehnt hin, az ich zu
dhu hab, was die ſegt, hab ich mich net lenger geſtraibt un bin
ins Dambfbad. —
Wann Ihne Jemand ſeeat, deß weer rehmiſch=irriſch —
glaawe Se’s net; eher franzäſiſch=engliſch=ameriganiſch; mit aam
Wort, es is e Gailskur. Mir klabbern jetzt noch die Zeh’, wann
ich an des ſchauerliche Awendeier denk ach (ott, ach Gott, ach
Gott! — Die bringe mich in kaa Dambfbad mehr, un wann ſem
noch ſo ſcheene Name gewwe. — Eigentlich hotts ganz gemiedlich
agefange, e bisce ſchinierlich im erſte ua eolia, wann mer ſo
ahnungslos in ſeim ausgezogenſte Zuſtand zu dene annern
Nack=
fröſch in die Bacſtubb kimmt, un hott weiders, nix aa wie im
beechſte Fall ſo e bliſſiert Feichehläddche. Im erſte. „Momend
kimmt mer ſich vor, als wann mer aus Verſehe in de Olimb
enei=
gerase neer, wo grad, die weibliche Gieodinne e
Brodeſtverſamm=
lung abhalte dhete. — Do ſitzt die Juno, die Kleo, die Diana, die
Feenuß, die Hebe, die Fickdoria, die Germania, no un wie die
rehmiſch=irriſche Geddinne all haaße — un ſchwätze, ſchwitze mollt
ſch ſage, uff Deiwel kumm raus. — Iwwrigens, wann mer ſich e
bische an die Gedderdämmerung gewehnt hott, do kimmt mer doch
langſam zu ere annere Iwwerzeichung, vun wege Olimb, un
Juno, un Diana un ſo.
No, alſo ich hab mich net lang beſunne un hab losgelegt un
hab agefange zu ſchwitze, als kreegt ichs uff Aggord bezahlt, un
bin mer vorkumme wie die allerſeinſt Sießrahmbudder, die wo
in de Sunn afengt, ſich in ihr ſämtliche Beſtanddaale uffzuleeſe,
nehmlich in Waſſer. — Ich hab ſchun langſam mit ere
Iwwer=
ſchwemmung gerechnet, amer da ezu hotts gattſei ank net
kumme kenne, deß Waſſer is nemlich immer gleich widder zu
Dambf worrn, dann in dere Bacſtubb wars ſo haaß, wie
ſelwigs=
mau in dem ſtrenge Winter in dem Bieroh vun de
Kohleaus=
gleichſtell, ſeelig.
No. wie mer ſo langſam a’nemme konnt, de letzte Drobbe is
haus, do kimmt ſo e Dambfbadolimbijern be Dier erei un ſeegt
zu mir: „Bidde!” — Ich geh nichtsahnend mit, un do macht die
gegeniewer en Schlag uff, gibt mer en Stumber un ſeegt: wann
ſe’s net mehr aushalte kenne, rufe ſe! — Eh ich awwer aach nor
richdich gewißt hab, wos eichentlich los is, do ſpritzt aach ſchun aus
alle Ege un Ende de haaße Damb uff mich, daß ich gornet gewißt
hab, wo ich hierädderiern ſoll. — Wie aus dauſend Drachemailer
hotts gezicht un gefaucht un in meine Herzensangſt hab ich
ge=
kriſche, wie wann ich am Spieß ſtecke dhet: Hilfe, Feierwehr!
Un do kimmt e Härkuläſſin ereigeſterzt un ſeegt: mache ſe doch ſo
kaan Krach, ſie ſin doch do net uff em Rodhaus. Ich hab gar net
gedraut, ebbes druff zu ſage, un es weer aach gor net meeglich
geweſe, dann im Handumdrehe hat die mich uff e Britſch gefeiert
un hott mich ei geſaaft, als wann ich mich in de letzte verrzig Johr
net mehr geweſche hett, es hett for e ganz Kummbanie Saldade
gereicht. — Awwer deß war als noch net das Schlimmſte, deß
is nemlich jetzt erſt kumme, nemlich, die hott jetzt agefange, uff
mer erum zu batſche un zu ſtreiche, daß mer Heern un Sehe
ver=
gange is. Ich hab erſt geglaabt, die wollt mich hibbnodiſiern un
wollt mer noochher im hibbnodiſche Zuſtand mei ganze
Krank=
heite abdiſchbediere. Awwer ich bin doch nooch un nooch zu der
Iwwerzeigung kumme, daß ich do in meine Gutglaiwigkeit ere
Dolſichtige in de Finger gefalle bin. Un ich hab im Stille
ge=
ſchworn, wann ich do widder lewendich devo kumm, werf ich
zwanzig Fennig in die Armebix. — Un ich hab nor im Stille den
Wunſch geheegt, wann nor emol des Ponkarreeche dere in die
Finger falle dhet, nor e halb Stund, dann hett er de Ruhs. —
Un meine Zwangsmiedern, die wo eigentlich Schuld wa:, daß
ich mich in die lewensgefehrliche Heilmedode geſterzt hab, dere
bab ich 2 ge ermt word nor, Fann ich baam kumm. Du kroelſt
noch mehr Dei Gereeſte in meim Fett, un lochſt noch mehr mei
Fraaſch in Deine Euev, 2u Xaaniouaſern. —
Noch un nooch hott ſich endlich der Dobſuchtsafall vun dere
Dambfbadfurije gelegt, un mit de liewenswerdigſte Miene, als
wann gar nix baſſiert weer, hott ſe mich unner e Duſch geſtellt
un hott mich abgeſpritzt, un zwar zur Abwexelung mit Eiswaſſer,
daß ich orndlich gemerkt hab, wie des Blut in meine Adern
ge=
friert. — Dann hott ſe mich abgeriwwe, hott mich in en Debbſch
gewiggelt un ſeegt: ſo Madamche, jetzt ruhe ſe emol e Stund,
un dann kenne ſe haamgeh! —
Jawohl, ruhe ſe e Stund! — Die war noch net richdich de
Dier draus, do bin ich mit aam Satz aus meim Stec liſſe hab
mich aans, zwaa, drei a gezoge, noddirfdich, hab mei Kaboddche
un niei Kotſäoo unnern Arm genumme un ein in eme
unge=
wachte Aageblick ausgeſchlitzt. — —Weider nix, ich word aach
noch e Stund, bis bei dere e neier Dobſuchtsafall ausbricht. So
chnell bin ich im ganze Läwe noch net iwwer de Merksplatz
ge=
ſchoſſe, es war mer, als hette mich Zehe an de Haarn. — Wie
ich) gticlich außer Schhuß= un Heerldeite Tar, da hau ich muy
erum dreht un bah e Fauſt enier gewact un bat, den
Dambfbadolimb alles zamme gehaaße, was Godd verbodde
hott. — No, es meeche Laueuht heechſtens zeyn odder zweif
Mi=
nude geweſe ſei, do ſchleegt mer vun hinne aaner uff die
Schul=
fer un ſeegt: „Fraache, ſie ſin ſcheints net im Rild, ſie ſcheine
gornet zu wiſſe, daß des Reddehalte unner freiem Himmel
ver=
bodde is.” — Teß is mir auer ings nei, hab ich zu dem Plaue
geſagt, dann ſo aaner wars, un iwwrigens hab ich geſagt, ich
will aach kaa Redde redde, ſundern ich wollt mich mit dene do
iwwe im Schwimmbad blos e bische unnerhalte. „No”, ſeegt derr,
„do gehn ſe doch eniwwer un kreiſche ſe net die ganz Welt voll.”
— Ich kann mich beherrſche, hab ich gelgat. Vo es gibt aa Wort
des anner, un ſo hawwich em dann mei Awendeier vum Dambfbad
verzehlt. — „Fraacſe”, ſeegt er oooruff zu mir, „do kiets nor
waa Meeglichkeite, ent odder weder ſie drinke Schafgarwetee,
zslendiſch Moos odder Spitzwächerich mit Kanndiß, odder
Grogg mit Kunnjack, odder Kunnjack puhr, des letzte is des
Sicherſte. — Glaawe Se mirs, ich bin ein im Außedienſt
ergrau=
ter Biamter, un unſer wohlerworwe Rechte beſtehn
ausſchließ=
lich in allerhand Erkeltungskran
ite. Alſo — Kunnjack! — Im
Nodfall dhuts aach Oerſchemaſſer!“ — Un domit hott er mich mit
eme dorchundorchbohrende Blick ageguckt, hott ſei
Gummiepis=
dohl loder gemacht un hott mich agerriſche: „Weitergehn hier!”,
als hetter mer uns im Läwe noch net geſehe.
No, ich bin fort, hab mer unnerwähks e Flaſch Kunnjack
gekaaft un der Vorſicht halwer gleich e Flaſch Kerſchewaſſer und
bin haam un hab mich ins Bedd gelegt. Un wann ich’s iwwerleb,
verzehl ich Ihne es nechſtemal, wie’s weider gange is.
Bienche Bimmbernell.
Poſt ſchkribdum: 8 große Rädzelrade hott agefange,
nem=
lich, wer die Aodicel ſchrei t. un damit Niemano wege mir in
Ungelegenheite kimmt, ſchick ich Ihne mei Bild un wills raſch
vor meim Dood noch verrade. Alſo die Addickel ſchreibt niemand
annerſter als . . . . . ewe werd mer’s widder ſchwinnlich . . . ..
Nachbarin, Eier Fläſchje . . . . Kunn . . . . jack .. . . ..
Stenographen=Perein
„Gabelsberger
gegründet 1861
Weitere Anfängerkurſe in
Stenographie
und
(1550gm
Maſchinenſchreiben
beginnen am
Dienstag, den 12 Februar und
Freitag, den 15. Februar 1924,
abends 8 Uhr in der
Ballonſchule.
Anmeldungen in der erſten Stunde.
Syſtem=
wiederholungs=, Redeſchrift= und Diltatkurſe
jederzeit. —
Schaufenster-
Dekoralions-Schule
für alle Branchen
ackselrift- Unterrieht
Anfang 1. März 1924
Anmeld.: Kaupstr. 46, I.
AEd
A
Staunenerregender
Gelegenheitskauf in Anzugſtoffen!
Wir erwarben direkt vom Weber:
Mehrere tauſend Meter Ia gewebte Anzugſtoffe auch B00
für Koſtüme geeignet, zum Preiſe von . . . . . per Meter nur O M.
Elnen großen Poſten Ia gearbeiteter, aus wirklich erſiklaſſigen Stoffen hei geſtellter
Herren=Anzüge erſitlaſſige Verarbeitung, in allen HR00
.. . von M. Au en
Farben und Ausführungen . . .
Auch bei dieſen Artikeln gewähren wir unſer ſich ſeden Tas
ganz enorm vergrößerndes Teilzahlungsiyſtem!
1508
Erſtes Bekleidungs= und Wäſchekredithaus am Platze
Meper& Stern, Parmstadt
Fernſpr. 1415
Saalbauſtraße 2—6
Fernſpr. 1415
Rk
IA
Glaſerei
lit
R
Phunop inter
Landwehrſtraße 39
Pantratinsſtraße 48
Reparaturen
23766
billigſt.
1 Muſikw.,
Sympho=
nion, 22 Platt z vk
Eliſabethenſtraße 6l.,
(*384:
rechts.
Ve
Zimmererbeiten
übernimmt zu den
billigſten Preiſen
chw itzer Zin mermei er
Gervinusſtr 34. (28776
Zigaretten=Vertrieb
Georg He tinger
richt mehr Waldſtr. 7
jetzt: (1558g0
Eliſgbethenſtr. 35
Paßbilder für die Reiſe
lieſert in beſter Ausführung bei
billigſter Berechnung auf
Wunſch=
in 1 Stunde. —
Gleikzeilig
em=
g pfehle neuze tliche Porträts in allen
phvrographiſchen Verfahren (1468a
Spezialität: Kinderbildniſſe.
Aufnahmen ununterbrochen bis
7 Uhr abende. Sonntags von
9 bis 5 Uhr.
Pholograp Ceriharius,
Ludwigsxlatz 6. — Telephon 1703.
aeazaszegag-Ieeeenaasenge
Eilige
Paßbilder
Photogr. Werkſtätte
Schuchardſtr. 14, part.
Offen von 9-7Uhr. (58g
6/16. N. A. G.
Lieferungswag.
billig abzugeb (1534g1
Donges & Wieſt
Grafenſtraße 43,
Chaiſelongue
geg guterh. Herren:
zu tauſchen. Näher=
Geſchättsſt. (*3755
sämtliche defekte
Haschinentells
Spezialität in
Heizungsgliedern
schweißt unter
Garantie
repar. bei größter
Hal barkeit
Fehlende Teile
werden ersetzt
hei bliigster
Preisberechn
At. Fachwann
am Platza
iRar
LhorGe
. Matad
Fran;ſu-t a. H.
Vordend- traße 48
Telefon Han a85e
V. 509
Günſtig ab Lager:
s Holzbearbeitungs= und
* Werkzeugmaſchinen
3
Transmiſſionen
8
gebraucht und neu.
3 S. Süßkind & Co.
Frankfurt a. M.
5
Gutleutſraße 95
Fernruf Hanſa 4314. G,1212
sedosegesoso gosssesesee
Briketts
Kohlen
Holz
(23829
in nur In Qualitäten zu äuße
billigen Preiſen liefert uner Garan
für ſtreng reelle Bedienung
Poter Walte
Arheilgerſtraße 130
Fernſprecher 2 222
Beſtellungen nehmen auch entgeg
F. C. Walter, Schulſtr. 1, Fernſpr. 30
G. Ebert, Schloßgartenſtr. 5, II.
Chr. Debus, Nieder=Ramſtädterſtr. 57
Fernſpr. 1737
E. Hornung, Hoffmannſtr. 13‟,,
Fernſpr. 499
R. Göttmann, Gardiſtenſtr. 16,
Fern pr. 2381
Ph. Finkernngel, Schuchatdſtr. 2.
Nummer 41.
Daruſtädter Tagblatt, Sonutag, den 0. Febiuar 1922,
Seite 13.
STADTISOHER SAALBAU
Mittwoch, 13. Februar 1924, abends 8 Uhr
Vorkrag, verbunden mit Lichtbildern und
drahtloser Vorführung mit Lautsprecher
Vortragender: Ing. Fischler
Karten zu Mk. 3.—, 2.—, 1.— einschliesslich Steuer bei
Konzert-Arnold, Wilhelminenstr. 9 u. an d. Abendkasse
1496
Re
Radfahrer
Jetzt ist die beste Zeit, sein Fabrrad in fahrbereiten
Zustand versetzen zu lassen, da mit Beginn der Saison
die Preise sicher wieder steigen.
2
Tahrradef
welche alt, verrostet und ihr schönes Aussehen verloren
O
haben, werden wieder wie neu hergerichtet, vernickelt,
emailliert,
Reparakuren
O
O
an Rädern, ganz gleich weicher Art, Rahmenbrüche
sowie Umbeu von Herren- in Damenräder werden
fachmännisch zu allerbilligsten Preisen ausgeführt.
Fahrradgumm
sowie sämtliche Fahrradartikel spottbillig, Bevor
Sie wo anders kaufen, beachten Sie bitte unsere
Schaufenster-Auslagen.
(1226a
Georg Hahn &C4
Fahrradschlossermeister
12 Große Ochsengasse 12
seither Heinheimerstraße seither Heinheimerstraße
Wo Kaufen Sie
preiswerte und solide
Schlafzimmer
Speisezimmer
Hertenzimmer
Wohnzimmer
Küchen
Einzelmöbe
in nur guter und gediegener Ausführung
bei
Friedrich Eissenhauer
(685a
Bleichstraße 51
Inh. der Firma Adam Karn Nacht. (nächst d. alten Bahnhof),
Auf Wunsch Zahlungserleichterung!
Lagerbesuch lohnend und erwünscht!
Vervielfältigungen
Maſchinendiktate
nur Qualit.=Arb (63a
(auch gegen Tauſch)
Bä mers
Maſchinen=Schrefbſt.
Nheinſtr 8. Tel. 1 23.
Frankft. Hutlager
Eche Graf.-u. Bismarchſtr.
faſſoniert und reinigt
Herren= u.
Damenhüte
nach neueſt. Formen
Stück 2 Mk. (*3745
Zerriſſene
Strümpfe und Socken
werden billigſt repar
Aus 3Paar 2 P. He ſer
Rheinſtraße t1, C3765
Kriegers=Wwe., 36J.
eigenes Heim, ſchön.
Haushalt, wünſcht m.
beiſ. Arb. in ſicherer
Stellung ſich bald zu
verheirnten. Angeb
unter K 125 an die
Geſ läftsſt. 2e3849
Soivat/ Reiche Aus=
Heirur: länderinn.
u. verm deutſch. Dam.
w. gl. Heirat. Herren
a. v. Verm., g. bistr. A.
Stabrey, Bertin N 118,
Rolpiſcheſtr. 43, Cvggs
Geb. Witwe, 29 J.
alt, 1 Kd., w. bald
Heirat.
Geſchäfts=
mann, ebtl. W twer,
bevorzugt. Distretion
zugeſtchert. Angeb. u.
K 101 Gſchſt. (*3751
Beſſ., att, Herr
wünſcht ſolide Dame
45-55 J. alt) zu
hei=
raten. Ang. u. K 116
Geſchäftsſt. Anonym
(23815
zweckl 8.
Enorm billige
Umitaoce
Durch großzügigen Einkauf bin ich in der Tage,
zu nachſiehenden, konkurrenzlos billigen
Preiſen zu offerieren:
(Nur einige Beiſpiele)
Soeben erschienen!
AFPlaNE
Überg
de
„Darmstädter Fahrplanbuchs‟
Gültig ab 4. Februar 1924
mit sämtlichen Zügen über Darmstadt-Haupt=
und Ostbahnhof, Frankfurt-Gleßen und -Fulda,
allen Schnell-u. Eil-Personenzügen über
Frank-
furt a M, Fernverbindungen nach: Amsterdam,
Basel, Berlin, Hamburg, Köln, Stuttgart,
München usw. und dem neuen Fahrplan
der Vorortzüge Darmstadt Schloß-Eberstadt
Prels 10 Pfennig
iu eigener Brennerei ſtets friſch
geröſtet, in allen Preislagen
Spezialität:
Eichberg=Edel=Miſchung
UR
(1560
Ernſt=Ludwigſtraße 6.
Schalöffel . . . St. 10 9
Leuchter .. . . . „ 159
Kaffeebecher . . . 20 9
Milchtöpfe, alle Gr., v. 50 H an
Eſſenträger, einf. . . . 609
Zwiebelbehälter . . . . 609
Kaffeekannen, weiß
7.1
1u0 79
Kehrſchauſeln . .
Nachttöpfe, 20 cm
603
705
753
Waſchbecken, 34 cm, weiß 95 3
Milchträger . . . . . . 959
Eſſenträger, doppelt . . 95
Kaffeetöpfe z. Einhängen 95 3
Fleiſchtöpfe . . von 95 H an
Schüſſeln, weiß, rund,
estra billig . . von 189 0n
Gemüſeſchüſſeln E
32 28 26 24 22cm
959 759 60 9 40A 359
Eimer . . . . . . . . 1.50
Sage Tentohl
Spezialhaus für Haus= und Küchengeräte
Ecke Pankratiusſtraße
Wenckſtraße 2
Telephon 2950.
(1588
Bekleidungsartikel aller Art
Wäſche und Stoffe
kaufen Sie geg. bequeme Teilzahlung nur bei
MEYER & STERN
Darmſtadt, Eaalbauſtr. 2.0. (837a
AUE
kombinierte
Bandsige
nit HsLI
Maschinen
für (
Sohrelner
Wagner
Möbel-
fadriken
oto. sto.
Spezlalfahrik für Holzbearb.-Masch.
Klein & Stiefel, Fulda px.
Mein Büro befindet sich jetzt
Georgenstr. 7
Ecke Rhein-u. Georgenstraße
Eingang Georgenstraße
Dr. Eckhard
Rechtsanwalt — Darmstadt
( 3614)
Unserer verehrten Kundschaft zur gefälligen Kenntnis.
daß wir nunmehr unsere Fabrik-Räume nach
Magdalenenstraße 17, Tel. 3125
(nächst der Hochschule) verlegt haben. Wir halten
uns zur Ausführung aller Aufträge in unserer Branche
bestens empfohlen
(1518
Glas-Industrie
Leonhard Rast& Co.
G. m. b. H.
Glas=Schleiferei Spiegel-Fabrikation
Glas-Grosshandel
Waschtischgarnituren
In echtem und Kunst-Marmor
Eine neue ſtab.
Obſt=
preſſe mit Flachawd.
Spindel zu verkauf.
Anzuſ. bei Geiſt,
Bkumenthalſtr. 115. (*
Getriebe=Motorrad
2½ bis 3 PS. in gutem Zuſtani
zu kauf.
geſucht. Angebote unter K 94 an die
(1306
Geſchäftsſtelle ds. Blattes.
Privat-Handelsschule
Gegr. 1899 Uskar Dierker Gegr. 1899
Darmstadt — Schulstraße 3
Die neuen halb- u. ganzjährigen Handelskurse beeinnen an
Ostern. — Einzelfächer jederzeit. — Der Unterricht befreit
(1998a
von dem Besuche der Fortbildungsschule.
Anmeldungen werden tägl. v. 1—5 Uhr entgegengenommen.
gochtelne Kinderwbagen aller Art
„Peddigrohr=Seſſel u.=Liſche
(23772
zu verkaufen
Rledeselstraße 39.
Kein Laden u. hein Perſonal. desh. konkurrenzlos
*
ſowie Füchſe, Marder, Iltis werden
zu höchſten Tagespreiſen angekauft
Händler Vorzugspreiſe! (:369
Zwichler
Schwanenſtraße 12. Telephon 1760.
ONALITKTSHERRENSTO
DARMSTADT
LupwissetArz8
(6S4a
[ ← ][ ][ → ] Darmſtädter Tagblatt
*
Handel und Wandel in Heſſen.
* Vereinigte Kapſelfabriken Nackenheim=
Behev=
baeh Nachfolger A. G. in Nackenheim bei Mainz. Auf
Antrag der Mitteldeutſchen Kreditbank, der Direktion der Diskonto=
Geſellſchaft, Filiale Frankfurt a. M. und der Firma Heidingsfelder
u. Co. ſind 16 Millionen Mk. Stammaktien der genannten Geſellſchaft
zum Handel und zur Notierung an der Frankfurter Vörſe zugelaſſen.
Die Geſellſchaft, die ſich mit der Herſtellung und dem Vertrieb von
Metallkapſeln und Kellereimaſchinen befaßt, wurde am 16. Juni 1900
gegründet. Das Grundkapital der Geſeuſchaft betrug urſprünglich Mk.
370 000. Es wurde in den Jahren 1920 bis 1922 auf 8 Millionen Mk.
erhöht. Die Generalverſammlung vom 5. Februar 1923 beſchloß, zur
Vermehrung der Betriebsmittel das Grundkapital um bis zu 8 Mill.
Mk. zu erhöhen. Die außerordentliche Generalverſammlung vom 16.
Oktober 1923 beſchloß, zur Abwehr der Ueberfremdungsgefahr, das
Grundkapital um 1 Million Mk. Vorzugsaktien zu erhöhen. Das
Grund=
kapital beträgt nunmehr 17 Millionen Mk., eingeteilt in 10 000 anf den
Inhaber lautende Stammaktien zu je 1000 Mk. und 12000 auf den
Inhaber lautende Stammaktien Lit. B., ſowie 1 Million Mk.
Vorzugs=
aktien mit 10fachem Stimmrecht in den bekannten drei ſteuerfreien
Fäl=
len. Die Vorzugsaktien lauten auf den Juhaber und erhalten eine auf
7 Prozent beſchränkte Vorzugsdividende mit Nachbezugsrecht, das
je=
doch nicht über drei Jahre zurückreicht
Vorſtand iſt zur Zeit Alfred Salin in Frankfurt a. M. Dem
Auf=
ſichtsrat gehören an: Geheimrat Dr. Franz Bamberger=Mainz,
Vor=
ſitzender; Bankier Ludwig Schiff=Franrfurt a. M., Fabrikant Carl
Zuckmaher=Mainz. Direktor der Mitteldeutſchen Kreditbank Ludwig
Neumeier=Frankfurt a. M., Generaldirektor Ludwig Heinrichsdorff=
Rheinbrohl, Konſul Fritz Goldſchmidt=Main;, Bankier Ludwig Hei
dingsfelder in Firma Heidingsfelder u. Co., Frankfurt a. M., Dr.
Ed=
gar Salin=Heidelberg
An Gewinnanteilen ſind in den letzten fünf Geſchäftsjahren verteilt
worden: 1917/18 10 Prozent auf 370000 Mk. Stammaktien, 1918/19
10 Prozent auf 370000 Mk., 1919/20 25 Prozent auf 370 000 Mk. und
2 Prozent auf 630 000 Mk. 1920/21 25 Prozent auf 2 Millionen Mk.,
1921/22 30 Prozent auf 8 Millionen Mk. Stammaktien und 20 Prozent
auf 2 Millionen Mk. Genußſcheine. Die Bilanz für das Geſchäftsjahr
1921/22 weiſt nach Abſchreibungen auf an Aktiven: Maſchinenkonto
2,9 Mill. Mk., Debitoren 28,1 Mill. Mk., darunter 1,3 Mill. Mk.
Bank=
guthaben, Hypothekenkonto 0,8 Millionen Mk., Vorräte 0,2 Millionen
Mk., davon 0,09 Mill. Mk. Rohmaterialien, 0,1 Mill. Mk. Halbfabrikate
und 0,01 Mill. Mark Fertigwaren; an Paſſiven: Kreditoren 14,1 Mill.
k., Maſchinen=Erneuerungskonto 0,2 Mill. Mk., Immobilien=Konto
0,2 Mill. Mk., Verſicherungskonto 0,3 Mill. Mk., Werkerhaltungskonto
8 Mill. Mk., Gewinn= und Verluſt=Konto 4,3 Mill. Mk. Das Gewinn=
und Verluſtkonto verzeichnet an Material= und Betriebsunkoſten=Konti
4r,9 Mill. Mk., an Abſchreibungen 0,6 Mill. Mk., an Reingewinn 4,3
Mill. Mk., Waren=Konti 46,7 Mill. Mk. Vortrag 0,05 Mill. Mk. Eine
von der Firma am 31. Auguſt 1923 aufgeſtellte Zwiſchenbilanz
ver=
bucht auf der Aktibſeite: Debitoren 188 975 Mill. Mk., Kaſſe 820,7 Mill.
Mk., Wechſel 7 Mill. Mk., Vorräte 455,8 Mill. Mk.; auf der
Paſſiv=
ſeite: Maſchinen=Erneuerungskonto 8,2 Mill. Mk.,
Selbſtverſicherungs=
konton 10,3 Mill. Mk., Wiederinbetriebſetzungskonto 150 000 Mill. Mk.,
Kreditoren 7250,1 Mill. Mk., Gewinn= und Verluſtkonto 32 979,74 Mill.
Mark
Die Geſellſchaft hat Ende Auguſt vor. Js. ihre Fabrikation wegen
der Vorgänge im beſetzten Gebiet einſtellen müſſen und ihre Aufträge
ſeither an befreundete Firmen weitergegeben. Da ihr hierbei ein
an=
gemeſſener Nutzen bleibt, iſt für das Geſchäftsjahr 1922/23 ein
befriedi=
gendes Ergebnis zu erwarten, falls nicht unvorhergeſohene Ereigniſſe
eintreten. Sobald die Verhältniſſe im beſetzten Gebiet dies zulaſſen,
ſoll die Fabrikation wieder aufgenommen werden.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
* Das Ergebnis des Goldanleihe=Rückkaufs. Wie
wir früher berichteten, hat ſich das Deutſche Reich bzw. die
Reichsfinanz=
verwaltung verpflichtet, die kleinen Goldanleiheſtücke, die in einer Höhe
von insgeſamt 295 Millionen emitiert waren, gegen Renkenmark
ein=
zulöſen. Von dem Umtauſch iſt nur in ganz beſcheidenem Umfange
Gebrauch gemacht worden. Von den 296 Millionen ſind nur 4 Mill.
Mark zur Einlöſung präſentiert worden, die nicht mehr in den Verkehr
gebracht werden ſollen. Bei dieſer Zahl ſind natürlich nicht
einbe=
griffen die im Interventionsweg von der Reichsbank aufgenommenen und
die bei Steuerzahlung zurückgefloſſenen, Stücke.
Die Wirtſchaft des Auslandes.
— Zollfeindlichkeiten zwiſchen Frankreich und
Schweiz. Frankreich hat, wie die Solothurner Handelskammer
mit=
teilt, ab 1. ds. bis Ende März 1924 die Einfuhr von Gold= und
latin=
ſchalen und fertigen Uhren aus der Schweiz verboten, letztere erwidert
tit einer Sperre für Uhrfournituren und Uhrbeſtandteilen. — (Man
mi
ſich bei dieſen Meldungen auch gegenwärtig halten, daß auch die
An.
gelegenheit der Genfer Zonenfrage zwiſchen beiden Staaten
noch nicht bereinigt iſt. Anm. der Schriftleitg.)
Die Wirtſchaftslage in der Tſchecho=Slowakei
1923. Aus Prag wird geſchrieben: Nach der Deflationskriſis im Jahre
22 machte ſich mit dem neuen Jahre eine zunehmende Beſſerung
be=
merkbar, die durch die im Zuſammenhang mit der Ruhraktion ſtehenden
Aufbeſſerung ber Induſtrie, namentlich der Schwerinduſtrie,
beſchleu=
nigt wurde. Die Konkurſe, die im Dezember 1922 ihren Höhepuntt
er=
reicht hatten, gingen in den folgenden Monaten der Zahl nach weſentlich
zurück. Auf dem Kohlenmarkt wirkte die Ruhraktion allerdings nur au
die Steinkohlenreviere belebend, während die Braunkohle unter
geringe=
rem Abſatz nach Deutſchland, zu leiden hatte. Ob die Beſſerung für
Stinkohle, die Mitte des Jahres durch die Herabſetzung der
Förderungs=
koſten nach mehrwöchentlichem Stlek von neuem eingeſetzt hatte, im
neuen Jahre anhalten wird, iſt zweifelhaft, wenn auch die aus dem
Rück=
gang der Löhne und der Kohlenſteuer ſich ergebenden Herabſetzungen
der Preiſe im allgemeinen eine Ermäßigung der Geſtehungskoſten und
demzufolge eine beſſere Beſchäftigung überhaupt ermöglicht. Die
Eiſen=
induſtrie weiſt eine Ausfuhr auf, die derjenigen der Vorkriegszeit
gleich=
kommt, und man erwartet, ſelbſt wenn die Ausfuhr in nächſter Zeit
etwas zurückgehen ſollte, erhöhten Bedarf des Inlandes. Das gleiche
gilt für die Textilbranche, die anfangs unter den Wirkungen der
Defla=
tionskriſis litt, aber in Ein= und Ausfuhr erheblich größere Ziffern
zeigt, die als Beweis für eine rege Beſchäftigung auch in dieſer
In=
duſtrie angeſehen werden müſſen. Die Zahl der Arbeitsloſen bat ſich
angeſichts deſſen von 430 000 Ende 1922 auf 200 000 Ende 1923
verrin=
gert. Der Geldmarkt ſtand im verfloſſenen Jahre im Zeichen ſtärkerer
Flüſſigkeit, hervorgerufen namentlich durch den Zufluß ausländiſchen
Kapitals in den erſten Monaten. Später erfolgte ein Rückfluß dieſes
Kapitals und dadurch eine dauernde Abnahme der Deviſenreſerven.
die Deflationskriſis hatte eine Aenderung der Kreditverhältniſſe zur
Folge, nötigte infolgedeſſen zur Vorſicht, insbeſondere zur
Beſchrän=
tung alter Kredite und machte die Gewährung neuer Kredite vielfach
unmöglich. Die Abnahme der Deviſenbeſtände iſt an und für ſich ein
Zeichen zur Rückkehr normaler wirtſchaftlicher Verhältniſſe, während man
noch im erſten Halbjahr beſonders im Auslande ein Steigen der Krone
erwartet hatte. Zum Schluß des Jahres machte ſich eine Spannung auf
dem Geldmarkt fühlbar, die einerſeits in dem Zurückziehen ausländiſcher
Guthaben, andererſeits in der Bezahlung von mehr als 1 Milliarde an
Raten auf die Vermögensabgabe ihren Grund hatte. Eine Erhöhung
der offiziellen Rate war jedoch nicht erforderlich. Drei Banken mußten
infolge dieſer außergewöhnlichen Geldverhältniſſe ihre Zahlungen
ein=
ſtellen. Starke Engagements in neueren Unternehmungen, ſowie der
Einfluß der Währungskriſis waren die unmittelbare Urſache. Die
Er=
ſcheinung, die naturgemäß weitere Kreiſe in Unruhe verſetzt hatte, blieb
jedoch nur eine vorübergehende.
Aktive Handelsbilanz der Tſchecho=Slowakei,
Das ſtat ſtiſche Amt veröffentlicht eine Ueberſicht über die
tſchechoſlowa=
kiſche Handelsbilanz für das Jahr 1923, aus der hervorgeht, daß ſich der
Wert der Einfuhr auf 10,129 Millionen Kronen und der Wert der
Aus=
fuhr auf 12,518 Millionen Kronen beläuft.
Krupp in Spanien. Spaniſche Blätter melden aus
Tarra=
gona, daß eine Sachverſtändigenkommiſſion der Krupp=Werke die
dor=
tigen Schiffswerften beſucht habe. Es wurde die Möglichkeit der
Er=
bauung von Hochöfen unter der Leitung deutſcher Ingenieure in
Er=
wägung gezogen. Schiffe jeder Tonnage ſollen erbaut werden. Hierzu
teilt die Firma Krupp mit: Es iſt richtig, daß eine Abordnung deutſcher
Ingenieure im Auftrage der Germania=Werft Kiel (Krupp) die
Schiffs=
werften von Tarragona beſucht hat, um ihre Leiſtungsfähigkeit für den
Bau von Handelsſchiffen zu prüfen. Soweit ſich die Nachricht auf den
Bau von Hochöfen bezieht, iſt ſie unzutreffend.
Schutzvereinigung von Beſitzern der 3proz.
Deſterr.=Ungar. Staats=Prt. v. 95. Im März v. Js. hat
die O.ſterr. Staatsbahn=Geſ. die umlaufenden Zproz. Mark=Prt. v. 1895
zum 1. 5. 23 zur Geſamtrückzahlung in Papiermark zum Nennbetrage
gekündigt. Gegen dieſe Maßnahme hat ſich ein Schutzverband der
Zen=
trale in Berlin N.W. 6, Luiſenſtraße 31, gebildet. Zwecks Durchführung
der Klage in Wien hat das Handelsgericht in Wien den Rechtsanwalt
Dr. H. Mittler, Wien, zum gemeinſamen Kurgtor für die Kläger beſtellt.
Meſſen.
Leipziger Frühjahrsmeſſe. Zu unſerem Inſerat über
den Termin der Leipziger Frühjahrsmeſſe vom 2.—8. März wird uns
vom Meſſeamt für die Muſtermeſſen in Leipzig noch mitgeteilt, daf
jede gewünſchte Auskunft über die Meſſe erteilen der ehrenamtliche
Vertreter des Meſſeamts für den Handelskammerbezirk Darmſtadt: Gg.
Arnold, in Fa. C. Arnold u. Sohn, Darmſtadt, Ecke Erbacher Str.,
die Handelskammer in Darmſtadt und die Vertretung des Norddeutſchen
Lloyd in Darmſtadt, Frankfurter Str. 12/14. Durch die ehrenamtlichen
Vertreter, ſowie durch das Meßamt ſelbſt iſt auch das Meßabzeichen bis
20. Februar d. Js. zu Vorzugspreiſen zu beziehen. Die Fahrkarten zu
den nach Leipzig fahrenden Geſellſchaftsſonderzügen mit 25 Prozent
Fahrpreisermäßigung ſind zu erhalten bei der Vertretung des
Nord=
deutſchen Lloyds in Darmſtadt.
Banken.
* Die Bankfirua Max M. Fiſcher, Berlin W. 9, Köthener
Straße 5, fordert in einem der heutigen Nummer unſeres Blattes
er=
ſcheinenden Inſerat alle Beſitzer notierter und nichtnotierter Aktien auf,
ihre Intereſſen bei beſchloſſenen Zuſammenlegungen und Sanierungen
in den betreffenden Generalverſammlungen uſw. durch eine von ihr zu
dieſem Zweck eingerichteten Spezialabteilung ſachgemäß vertreten zu
laſſen. Wir können daher unſeren Leſern nur empfehlen, von dieſem
Anerbieten im eigenſten Intereſſe Gebrauch zu machen.
Erwerbsgeſellſchaften.
Zuſammenſchlußbeſtrebüngen in der deutſchen
Papierinduſtrie. Die Schwierigkeiten in der Beſchaffung des
Rohmaterials für die Papierinduſtrie, die ſich in den letzten Jahren
er=
gaben, konnten noch nicht behoben werden. Der wichtigſte Rohſtoff, das
Holz, muß unter Tragung bedeutender Frachtausgaben aus den Forſten
Deutſchlands, Oſtpolens, der Tſchechoſlowakei, aus dem Memeler
Ge=
biet und ſelbſt aus Finnland beſchafft werden. Hierzu waren derart
große Kapitalien erforderlich, daß die Konzentrationsbeſtrebungen in
der deutſchen Papierinduſtrie im dergangenen Jahre weitere Fortſchritte
machten. Im Anſchluß an unſere Ausführungen über die drei großen
Konzerne der deutſchen Papierinduſtrie geben wir noch folgendes zur
Notiz: Im Vordergrunde des Intereſſes ſteht, wie die Deutſche
Berg=
werkszeitung berichtet, der Hartmann=Konzern, oder, wenn
man will, der Natvon A. G.=Konzern, die beide eine innige
Ver=
bindung eingingen, und durch den öſterreichiſchen Finanzmann Caſtiglioni
auch maßgebenden Einfluß in der öſterreichiſchen Papierinduſtrie
an=
ſtrebten, vielleicht auch eine beſſere Belieferung ihrer Konzernwerke
mit Holz aus der Tſchechoſlowakei erreichen werden. Der Hartmann=
Konzern, der mit dem Natron=Zellſtoff=Konzern und der bereits in
ihm aufgegangenen Friedländergruppe jetzt den maßgebenden Einfluß
in der deutſchen Papierinduſtrie ausübt, umfaßt Holzmaſſe= und Zellu
loſefabriken in genügender Anzahl, um die Papierherſtellung unter allen
Umſtänden ſicherſtellen zu können. Der Stinnes=Konzern, der
ſich gkeichfalls durch Einflußſicherung auf dem Gebiete der Holzſchliff=
und Zelluloſeherſtellung gerüſtet hat, ſtellt in der Hauptſache
Zeitungs=
druckpapiere für die ihm angegliederten Zeitungs= und Verlagsbetriebe
her, wird aber gleichfalls nunmehr dem Ausfuhrgeſchäft, beſonders nach
Südamerika, vermehrte Aufmerkſamkeit zuwenden. Der
Aſchaffen=
burger Konzern, der im vergangenen Jahre durch ſeine großen
Zelluloſefabriken in Plamel maßgebenden Einfluß auf dem
Zellſtoff=
markt ſich geſichert hat und durch ſeine großen oberbayeriſchen
und niederrheiniſchen Zelluloſefabriken auf die
deutſche Papiererzeugung weſentlich einwirken kann, war in der
Lage, mit großen Mitteln ſich hinſichtlich der Holzbeſchaffung ziemlich
unabhäng
g. zu machen und ſomit ſeine Leiſtungsfähigkeit gewaltie
zu ſteigern. Die Konzerne der Waldhof und Feldmühle
konnten in Rußland und den öſterreichiſchen Randſtaaten wertvolle
Be=
ziehungen anknüpfen, ſo daß es ihnen auf dieſe Weiſe gelungen ſein
dürfte, ſich in der Papierholzbeſchaffung in den ihnen naheliegenden
Bezirken zu ſichern. Die Erzeugung der deutſchen Papierfabriken
er=
reichte 1923 nach ziemlich zuverläſſigen Ermittelungen 580 000 Tonnen
Zeitungsdruckpapiere; in England wurden vergleichsweiſe in der
glei=
chen Zeit 300 000 To., in Schweden etwa 210 000 To., in Finnland
160 000 To., in Norwegen 150/120 000 To in Frankreich und Belgien
etwa 150 000 To. hergeſtellt. In Oeſterreich arbeiten 46 Papierfabriken
mit 91 Papiermaſchinen, die eine Produktion von 180 000 Tonnen
leiſte=
ten, während die Tſchechoſlowakei in 88 Papierfabriken mit 149
Papier=
maſchinen nur 220 000 Tonnen produzierten, von denen ein erheblicher
Teil nach Deutſchland eingeführt wurde.
* Varziner Papierfabrik. Von einer dem Unternehmen
naheſtehenden Seite wird gemeldet, daß ſich eine allgemeine Beſſerung
der Geſchäftslage nunmehr guch bei der Geſellſchaft in ſehr
zufrieden=
ſtellender Weiſe geltend macht. Infolgedeſſen iſt die Geſellſchaft in der
Lage, ihre ausgedehnten, auf das modernſte eingerichteten Betriebe
wie=
der in vollem Maße auszunutzen. Die Umſtellung der Bilanz auf
Gold=
bafis dürfte ſich ohne Schwierigkeiten in einer für die Aktionäre
befrie=
digenden Weiſe bewirken laſſen.
Rhein. Metallwaren= und Maſchinenfabrik A.G.,
Düſſeldorf. Die Geſellſchaft teilt mit, daß ſie den in der Preſſe
in der letzten Zeit verbreiteten Darſtellungen über die Lage der
Geſell=
ſchaft fernſteht. Wenn auch im allgemeinen die Lage des Unternehmens
zutreffend geſchildert worden ſei, ſo eile die Darſtellung im Punkte der
Möglichkeit einer Zuſammenlegung des Aktienkapitals den Tatſachen
voraus. Wieweit eine Aktien=Konvertierung notwendig ſei, laſſe ſich
heute noch nicht überſehen. In den erwähnten Meldungen wurde
ver=
merkt, daß eine Zuſammenlegung des Aktienkapitals kaum nötig ſein
werde. Das Intereſſe, das ſich in den letzten Tagen für die Aktier
bemerkbar machte, hängt größtenteils mit den erwähnten Gerüchten
zu=
ſammen.
Warenmärkte.
* Von den ſüddeutſchen Waren= und
Produkten=
märkten. Der Getreide= und Mehlhandel ſtand in dieſer Woche in
erſter Linie unter dem Einfluß der Ungewißheit, die hinſichtlich des
franzöſiſchen Mehlausfuhrverbotes weiter beſteht. Soviel ſcheint ſicher
zu ſtehen, daß die elſäſſiſchen Mühlen, aber auch andere franzöſiſche
Müh=
len, Gewicht darauf legen, ihre nach Südweſtdeutſchland erlangten
Vor=
bedingungen aufrechtzuerhalten und dieſerhalb mit den Pariſer
Zentral=
ſtellen in Verhandlungen ſtehen. Eine neue Verſion will denn auch
wiſ=
ſen, daß man es bei einer Aufſicht über die Mehlausfuhr belaſſen werde,
eine andere, man werde aus innerpolitiſchen Gründen in Frankreich auf
dem Ausfuhrverbote beſtehen, den Mühlen aber die Erfüllung ihrer
Lic=
ferverpflichtungen ermöglichen, wenn ſie den Nachweis führen, daß
je=
weils ein dem verkauftem Mehlquantum entſprechendes Quantum
Ge=
treide aus dem Auslande erworben wird. Endlich hat man auch von
einem Ausfuhrzoll für Mehl geſprochen, wodurch allerdings das gleiche
wie mit einem Ausfuhrverbot erreicht werden würde, nämlich, daß die
franzöſiſchen aus dem Wettbewerb an unſeren ſüddeutſchen Märkten
ausſcheiden würden, an denen die Konkurrenz zurzeit eine ſehr ſcharfe iſt.
Auch die ſüddeutſchen Mühlen haben ſich veranlaßt geſehen, ihre alsbalt
nach Bekanntwerden der erſten Meldungen über die
Ausfuhrverbots=
pläne hinaufgeſetzten Preiſe wieder zu ermäßigen. Sie verlangen heute
28,5 Gm. für die 100 Kg. Weizenmehl, Spezial Null, bei der zweiten
Hand iſt dagegen mit 27,5 Gm. anzukommen. Es ſind auch wieder
mit=
teldeutſche und niederrheiniſche Mehle im Markt, ſo daß das Geſchäft in
Auslandsmehl recht ruhig geworden iſt, dies um ſo mehr, als die Bäcker
ihren Bedarf für längere Zeit gedeckt haben. Man muß alſo ſchon
Kon=
zeſſionen machen und die Kalkulationen mit kleinſtem Nutzen aufſtellen.
Verlautete doch bereits, daß ſich in der kommenden Woche der
Wett=
bewerb niederrheiniſcher Mehle verſchärfen wird, trotz der zwiſchen
Oberrhein und Niederrhein beſtehenden Abſprache. Man will
nieder=
rheiniſches Weizenmehl in gleich guter Beſchaffenheit wie Spezial Nuu
mit 27,5 Gm. waggonfrei Mannheim anbieten. Vom Niederrhein
tau=
chen auch viele Angebote der zweiten Hand auf, die Mehle per
Novem=
her=Dezember gekauft hat, jetzt ihren Abnahmeverpflichtungen nicht
nach=
kommen kann und das Mehl zwecks Geldbeſchaffung rheinaufwärts ſchickt.
Verflauend auf das Geſchäft wirkte ferner die Tatſache, daß ſich
Ueber=
angebot in italieniſchen und franzöſiſchen Teigwaren zeigt, ſo daß die
deutſche Teigwareninduſtrie ſehr ſchlecht beſchäftigt iſt und von
Mehl=
käufen abſieht. Franzöſiſche Mehle waren mit 2—77,5 Gm. ab Kehl=
Wintersdorf, vereinzelt bei der zweiten Hand in diesſeits der Grenze
angekommener Ware mit 26,5—27 Gm. angeboten. Holländiſche Mehle
vermochten dieſe Woche gegenüber den amerikaniſchen Mehlen, die frei London ...........
Schiff Mannheim mit 7 Dollar in feiner Auszugsqualität angeboten New=York...... . . . . .
wurden, nicht zu rentieren. Angebote in argentiniſchen Mehlen lagen
gleichfalls wieder vor und ſtellten ſich günſtig. Da die per Februar=
März=Abladung gekauften Mehle erſt März=April ankommen können
und man noch nicht genau über ihre Backfähigkeit unterrichtet iſt,
wer=
den Käufe darin nur vorſichtig vorgenommen. Italieniſche und
tſchecho=
ſlowakiſche Mehle ſtellten ſich dieſe Woche zu teuer. Bei dieſer
Ge=
ſchäftslage am Mehlmarkt iſt es nicht weiter verwunderlich, wenn das
Getreidegeſchäft ruhig verlief, zumal die Preiſe eine Höhe erreicht
haben, die ſie an Weltmarktparität gebracht hat. Dabei ſpielen auch die
Frachten nach Süddutſchland eine weſentliche Rolle, zumal die vor dem
10. Februar 1924 Nr. 41
Kriege beſtehenden Ausnahmetarife alle in Wegfall gekommen ſind,
wo=
durech das Geſchäft nach weiter entfernten Staionen ſehr erſchwert iſt.
Weiter wirkt auch ſehr erſchwerend, namentlich für das Getre
dekommiſ=
ſionsgeſchäft, die Höhe der Fernſprichgebühren. Der
Getreidekommiſ=
ſionär muß mit kleinem Nutzen kalkulieren, der heute durch die
Telephon=
koſten zu einem ganz bedeutenden Prozentſatz verſchlungen wird. Vom
Ausland lagen Angebote vor in Weizen, Poſario, ſchwimmend, 79 Kg.,
zu 12,05 Fl., eif Rotterdam, do. 80 Kg. ladend, zu 12,60 Fl. eif
Mannheim, Manitoba I zu Fl. 12,90 eif Rotterdam — einiges war zum
gleichen Preiſe auch eif Mannheim erhltlich —; ſüdruſſiſcher Roggen
zu Fl. 10,85 eif Rotterdam bezw. bei der zweiten Hand zu Fl. 10—10,10
cif Mannheim. Gerſte blieb in guter Beſchaffenheit für Brauzwecke
ver=
langt und konnte ſich leicht befeſtigen auf 19,25—20 Gm., andere Ware
blieb vernachläſſigt. Schöne pfälziſche Gerſte blieb verlangt; auch
unter=
fränkiſche Gerſte wurde in de hienge Gegend zu 17,5 Gm. ab Station
gehandelt. Roggen hatte bei geringem Umſatz und verſtärktem
Ange=
bot faſt unver nderten Preis. Mais lag im Ausland feſter und wurde
infolgedeſſen auch bei uns 40—50 Pfg. gegen den Wochenanfang höher
und mit 18,25—18,75 Gm. die 10 Kg. frei Mannheim gehandelt. Große
Poſten wurden von den La Plataſtaaten auf Leferung gehandelt zu Fl.
9,10—9,20 die 100 Kg. eif Rotterdam. Die Forderungen ſämtlicher
au=
deren Länder ſind bedeutend höher. Hafer wurde für Futterzwecke
ge=
kauft und mit 13,75—14,50 Gm. gehandelt.
In Hülſenfrüchten ließ der Abſatz zu wünſchen übrig. Das
Geſchäft lag ruhig, bei rückgängigen Preiſen. Viktoriaerbſen und grüne
Erbſen waren ſchon bis herunter zu 29—30 Gm. die 100 Kg. erhältlich ab
Station, fränkiſche Linſen ab fränkiſchen Stationen mit ungefähr 50—65
Gm., ruſſiſche frei Mannheim mit 35—40 Gm., in Karlsruhe und
Mann=
heim lagernde Ware ging zu 36,50 Gm. die 100 Kg. ab.
Futterartikel waren weniger gefragt als in den Vorwochen,
was auf die mildere Witterung zurückgeführt wird. Im übrigen wirkte
auch der große Geldmangel auf dem Lande, woſelbſt auch der Viehankauf
zu ſchleppenden Preiſen vor ſich geht, hemmend auf den Einkauf.
Es koſteten Trockenſchnitzel, die noch am meiſten gefragt blieben, 10,5—11
Gm. ab Station, je 100 Kg. Die Molkereien bekundeten zwecks
Förde=
rung der Milcherzeugung auch für Biertreber Kaufluſt, für welche die
Forderungen ſich zwviſchen 12—13 Gm. ab Station bewegten.
Malzkeime wurden nur noch in ſtaubfreien Qualitäten (
ſoge=
nannte Sau=Keime) ſeitens der Hefefabriken verlangt, aber auch auf
die=
ſem Verbrauchgebiet ſcheint der erſte Bedarf vorläufig gedeckt zu ſein,
Bezahlt wurden zuletzt noch etwa 12 Gm. ab bayeriſchen Stationen die
100 Kg., argentiniſche Keime wurden zu 70 fr. Fres, die 100 Kg. ab
Kehl, mit Sack, angeboten.
Futtermalzkeime ſind zu etwa 11—11,5 Gm. ab Bayern, ohne
Sack, genannt worden, ab Frankfurt wurde ein Poſten ohne Sack mit
12,5 Gm. verkauft. Das Melaſſegeſchäft konnte ſich infolge der
nied=
rigen Haferpreiſe nicht entwickeln. Die Forderungen bewegten ſich
zwi=
ſchen 8—9 Gm. die 100 Dg. ab Station. Rapskuchen war mit 12 Gm. ab
Fabrik Heilbronn oder Mannheim im Markte. Für Leinſaat zeigte
ſich Begehr. Wenn es auch nicht an Vorräten fehlt, ſo wird doch auf hohe
Forderungen gehalten. Verlangt werden 36—44 Gm. pro 100 Kg. ab
norddeutſchen Stationen.
Für Hopfen hat ſich die ſtürmiſche Nachfrage der Brauereien
ge=
legt, eine Erſcheinung, die ihre Erklärung in der Hauptſache darin
fin=
den dürfte, daß große Poſten ausländiſchen Hopfens an den Markt kamen,
die einer weiteren Preisſteigerung vorgebeugt haben. Verkauft wurden
gute badiſche und württembergiſche Hopfen noch zu 320 Gm. der Zentner.
In Brauereikreiſen iſt man der Anſicht, daß die überſpannten, die
Weltmarktparität überſteigenden Preiſe nicht zu halten ſind und hält
dementſprechend im Einkauf zurück. — Das Malzgeſchäft hat ſich in
ſehr engen Grenzen bewegt, weil die Brauereien ihren vorläufigen
Be=
darf gedeckt haben und erſt noch den Gang des Frühjahrsgeſchäftes in
Vier abwarten wollen, ehe ſie neue größere Käufe eingehen. Fränkiſche
Malze wurden ab Mainſtationen hierher zu 30—32 Gm. die 100 Kg.
angeboten. Das von der polniſchen Regierung für die Ausfuhr nach
Deutſchland freigegebene Kontingent Malz iſt alsbald ſchlank
aufgenom=
men worden. —
Am Tabakmarkt geht der Einkauf der 1923er Ernte flott
wei=
ter. Die Preiſe haben bedeutend angezogen. Im badiſchen Oberland
wurden 50—60 Gm. je Zentner bezahlt. Der Handel hat über den
Ab=
ſatz nicht zu klagen, preiswerte Offerten finden ſchnell Abnahme.
Rip=
pen geſucht; Preiſe anziehend.
Am Häute= und Ledermarkt zeigte ſich feſte Haltung. Die
Häuteverſteigerungen in der letzten Zeit brachten rege Nachfrage,
insbe=
ſondere nach Kalbfellen, nachdem Frankreich die Ausfuhr von Fellen und
Leder verboten hat. Schwarzes Rindboxleder ſtellte ſich auf etwa 35
Dollar, farbiges auf etwa 44—46, ſchwarzes Boxcalfleder etwa 43—46,
farbiges etwa 53—56 Dollar für 100 Quadratfuß
wb. Berliner Produktenmarkt. Die geringen
Zuteilun=
gen am Deviſenmarkt haben an der Produktenbörſe die auswärtigen
Veu=
käufer bereits recht zurückhaltend und die Forderungen höher werden
laſſen. Die Tendenz war infolgedeſſen feſt, zumal die Mühlen wieder
verſtärkten Mehlabſatz hatten und daher neuerdings für Weizen und
Roggen etwas höhere Preiſe bewilligen konnten. Gerſte war für
Futter=
ware zu den erhöhten Forderungen ruhiger, in gutem Braumaterial
aber weiter gefragt und feſt.
Börſen.
* Börſenbericht vom 5. bis 9. Februar 1924 (
mitgei=
teilt von der Deutſchen Bank, Filiale Darmſtadt). Die
Geſchäftstätig=
keit an der Börſe erfuhr in der abgelaufenen Woche eine weſentliche
Belebung. Die Herabſetzung der Zins= und Proviſionsſätze ſeitens der
Banken veranlaßten das Publikum vielfach wieder zu Effektenkäufen und
die Spekulation, der ja ſchon ſeit längerer Zeit Börſengeld reichlich zur
Verfügung ſteht, zeigte ebenfalls vermehrte Unternehmungsluſt. Die
Nachfrage wandte ſich insbeſondere wieder einigen Spezialgebieten zu, ſo
waren oberſchleſiſche Montanwerte bevorzugt, in denen die Börſe die
erſten Nutznießer der durch die Darmſtädter Bank vermittelten
holländi=
ſchen Kredite ſieht, ferner weiter Textilwerte, da die Lage dieſes
Indu=
ſtriegebietes übereinſtimmend recht günſtig geſchildert wird. Außerdem
erfuhren eine große Reihe von kleinen Werten, beſonders des
Kaſſamark=
tes, recht anſehnliche Kursſteigerungen, da das Intereſſe des Publikums
mehr und mehr auf die noch recht zahlreichen Fälle gelenkt wird, wo die
verhältnismäßig wenig verwäſſerten Aktien günſtig arbeitender mittlerer
und kleinerer Unternehmungen zu billigen Kurſen zu haben ſind.
Ge=
winnrealiſationen, die am Ende der Woche vielfach vorgenommen
wur=
den, brachten hier zwar einige Abſchwächungen, doch blieb die Stimmung
im großen und ganzen feſt. Gänzlich vernachläfſigt lag der Markt der
inländiſchen Renten, dagegen machte ſich für alle auslndiſchen Werte
wie=
der verſtärktes Intereſſe geltend und zwar im Zuſammenhang mit den
Vorgängen am Deviſenmarkt. Hier war nämlich im Verlaufe der Woche
eine zunehmende Nachfrage zu beobachten, die ſchließlich auch zu einer
Einſchränkung der Zuteilung führte. Irgendwelche Gründe auf
politi=
ſchem oder wirtſchaftlichem Gebiet für dieſes plötzliche Wiederanziehen
des Deviſenbedarfs ſind allerdings nicht zu verkennen, es ſei denn, daß
man die Urſache in der allgemeinen Belebung des Geſchäftes, die
natür=
lich beſonders im beſetzten Gebiet auch eine verſtärkte Nachfrage nach
ausländiſchen Zahlungsmitteln mit ſich bringt, ſehen will.
wb. Berliner Börſenbericht. Bei der Feſtſetzung der
heu=
ligen Deviſenpreiſe lagen erneut ziemliche Kaufaufträge vor, obwohl von
den Banken die Kundſchaft darauf aufmerkſam gemacht worden iſt, daß
nach beſtehenden Vorſchriften Deviſenkäufe nur gegen vorhandene
Gut=
haben erfolgen dürfen. Die Reichsbank mußte daher die geſtrigen
Zu=
teilungen aufrecht erhalten, brauchte ſie aber auch nicht weiter zu
be=
ſchneiden. Die Deviſenpreiſe ſelbſt weiſen beſondere Aenderungen nicht
auf. Die Markmeldungen vom Auslande lauteten anfangs etwas
ſchwä=
cher, ſpäter aber wurden von London höhere Kurſe gemeldet. Im freien
Effektenverkehr war die Stimmung für oberſchleſiſche Montanwerte
etwas ſchwächer, für weſtdeutſche dagegen und für Valutapapiere feſter.
Die Umſätze waren aber unbedeutend.
Oeviſenmarkt.
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich als 1000 Mk.
—
D rat
8. Feb.
Weri Detel T geh ” Briel
B
Men
rüſſel=Antwerpen ...
tiunſa. . . . . . . . . . .
nhagen .. . . . . . .
Stockholm aaaaas:
delſingfors .........
K.......
Paris. . . . . . . . . . . . . .."
Schweiz .. . . . . .. . . .."
Spanien ............
en (i. D.=Oſterr. abg
.............."
dapeſt
Zuenos=Birg. . . . . . . .
ulgarten. .. . . . . . ...
Japan ... .........
Rio de Janeiro .. ...."
Belgrad. . . . . . . . . . ...
Liſſabon ensossestras
—
1850.
36655000.
45000.—
Gesit.
49.—
hei6s000.— 12305000.
7630
uo1488000.
710
3000.
(*
19
B.
1588962000. 11571063000.
R
000.—
—
24edd 6i39300
10.—
—364
1000.—
50d.
705000.-
N00.
08765000.
760000.
1265000
Mo
265000.—
Ae
3800
aoce
00.
18054750000.
65000
89500000.
490000.—
100.
1394
S
Sco0d-
3000.—
HOl.
A
A
—
00 —Köe 3gg
1—
uag
R
370.—
500000.
100-
922000.—
35375000. 18
50 1250000.—1498750000.— 50
9000.—
H
50672000.—
128000.—
28000.—
772000.—
124687000— 125313000—112488r000.—1125313000
Rummer 41.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 10. Februar 1921.
Seite 15.
Hans Peter Kromm der Lebendige.
Eine Geſchichte von Ufer zu Ufer
A
von Johanna Wolff.
(Nachdruck verboten.)
43.
Malchen guckte erſtaunt ins hohe Kraut. „Ich dachte nicht,
daß in der Haide ſoviel Tiere wären”, ſagte ſie und fuhr
er=
ſchroden zurück vor einer kleinen Eidechſe, auf deren Schwänzlein
ſich ein leichtgeflügeltes Geſchöpfchen wiegte.
Hans Peter lächelte: „Ich glaube nicht, daß irgendwo ſoviel
Tiere ſind wie bei uns.‟ Er bog einen Brombeerbuſch
auseinan=
der, da wand ſich, aufgeſtört, eine Blindſchleiche hervor. Das
Mädchen ſchrie vor Schrecken und faßte Hans Peters Arm.
Welche Angſt ſie hatte! Es war doch hübſch, ſolch kleines
Jüng=
ferlein zu beſchwichtigen! Sie hielt ſich jetzt näher zu ihrem
Be=
gleiter und ließ ihn ſtellenweiſe vor ſich her gehen und mit ſeinem
Stock die Bahn ſicher machen. Malchen hatte ihren roten
Son=
nenſchirm aufgeſpannt, und wenn er ſich zu ihr umwandte, ſah
er das dunkle Geſicht von einem wunderſchönen Licht umfloſſen.
Und dann kamen ſie nach dem Suſtergrund. Ein weiter,
tiefausgefurchter Keſſel wars, von Hügeln eingeſchloſſen; altes,
verholztes Kraut wuchs hier, wie in kleinen Stämmen
über=
lagerte es den Boden, man trat darauf wie auf Sprungfedern.
Hier war die Haide ſchon in vollkommener Blüte. Rot! Rot!
Rot! Hinauf und hinunter die Furchen und Rillen und Wellen
entlang ſchimmerte, floß es wie ein wundervoll farbiges Gewand.
Und Vogelbeeren ſtanden da und Berberitzen, wie
Märchen=
bäume waren ſie anzuſehen, behangen mit lachenden Früchten
Das Merkwürdigſte aber blieben die Holderbüſche; hier einer
kerzengrade, von Ilex umwuchert oder gedrungen aus
Brom=
beergeheck aufſtrebend, dort mit ſchlanken Birken
freundnachbar=
lich zuſammen wachſend; im ganzen großen Raum ſtanden ſie
verſtreut. Es waren auch ſehr alte da, ſehr ſteile, dunkle, die
konnte ma nnicht ohne Erſtaunen ſehn, ſteife, ſchwärzliche Rieſen,
die Wache zu halten ſchienen über di ſen Grund. Manchmal
trotzte einer wie ein hundertjährig Gefürſteter, und kleinere
ge=
drängt um ihn herum wie Hörige. Aber ſchwärzlich waren ſie
alle, ſehr, ſchwärzlich in dem großen Sonnenſchein. Wieder
drängte ſich Malchen an den Begleiter und ſchritt ihm nahe zum
Ellbogen.
„Fürchteſt Dich wohl gar?” fragte er ſpöttiſch.
„Ja, ja, ich fürchte mich! Schau mal, jene ganz langen
dort! Solche hab ich noch nie geſehn. Und das ganze — wie ein
Kirchhof, weißt Du.
„Iſt auch einer”, berichtete Hans Peter. „Hier ſoll in alter,
alter Zeit eine große und furchtbare Schlacht ſtattgefunden haben,
das Blut ſoll über den ganzen Grund gegangen ſein — davon
blüht die Haide ſo rot, röter als anderwärts.”
Und Malchen ſchauerte ſich.
„Die Hügel dort, das ſind die Grabſtätten der Gefallenen
und die aufgerichteten Findlinge ſind ihre Male oder Denkſteine.
Die größten davon ſind wohl den Häuptlingen geſetzt.”
„Dann ſind die Holderbäume aus den Toten
herausgewach=
ſen,” meinte Malchen, „ſiehſt Du, daß die Sonne die ſchwarzen
noch ſchwärzer macht? Komm hinweg, ich mag hier nicht fein.”
Und ſie zog ihn am Arm.
Für ſo kindlich hatte er ſie gar nicht gehalten! Er faßte zum
erſtenmal ganz herzhaft ihre Hand, die war noch immer klein—
klein und ſchmal, mit feinen Fingerchen.
„Nein, Du mußt hier bleiben,” ſagte er, „das iſt mein
Lieb=
lingsplatz. Schau, zwölf Holder ſind es, die da ſtehn. Ich hab
ihnen die Namen gegeben.”
„Wie heißen ſie denn?” fragte es bänglich zurück.
„Der an der Ecke, das iſt Nimrod, der Jäger aus der Bibel,
weißt Du, ſein Nachbar iſt Jsmael, der in der Wüſte dürſten
mußte, weil ihn der alte Abraham mit der Mutter ausgetrieben
hatte; der älteſte, der dort am Rande, iſt Moſe, der ſteht ganz im
Hügelſchatten, weit fort von dem gemeinen Pack, das ihn
immer=
fort plagte. Ich denke, davon wird er genug gekriegt haben.”
„Was Du für komiſche Gedanken haſt!” ſagte das Malchen.
„Na, und wer iſt der Schiefe, der auch für ſich allein ſtehn muß?
Er ſieht beinahe noch ſchwärzer aus als die andern.
„Das iſt Judas Jſcharioth, der Verräter. Und der Ruppige
ihm gegenüber, der oben die zwei Löchlein im Geäſt hat, das iſt
Simſon, dem ſie die Augen ausſtachen, als das Weib, die Delila,
ihn verraten hatte. Das tun die Weiber nämlich immer.”
„Ach, Du — —” Malchen ließ ſeine Hand fahren, denn Hans
Peter hatte ihr ein merkwürdig weiſes Geſicht geſchnitten bei der
letzten Erklärung.
„Dich hab ich ja nicht damit gemeint,” rief er gutmütig,
„komm nur wieder her uno ſieh den letzten an — meinen Beſten,
Größten, Liebſten: Bismarck! Er hat unten den ſtärkſten Stamm
und oben die ſchönſte Spitze! Und vor ihm und hiter ihm die
Vielen, die ſind das deutſche Volk.
Jetzt wurde Malchen weiſe: „Ich hatte einen Freund, der
ſagte einmal, das deutſche Volk, das gäb’s gar nicht, das hätt
es eigentlich nie gegeben — das hätten ſich nur die Juden
aus=
gedacht und Leute, die dichteten.”
„Du, den Kerl hätt ich verhauen!” fuhr Hans Peter auf.
„Hat der den Bismarck nicht gekannt?”
„Ach was, Bismarck iſt tot . . ." Und Malchen gähnte heftig.
„Weißt, ich bin hungrig geworden, komm, laß uns was
eſſen.” Und wieder zog ſie ihn. Einen Augenblick noch ſtand er
in Sinnen verloren, dan ſchüttelte er ab, was ihn denken machte
und führte die Kleine gegen die Mitte des Keſſels hin, wo 4s
ganz dicht war. Kiefern und Brombeergebüſch, Wildroſen und
Jelängerjelieber flochten ſich wirr durcheinander, man mußte
ſich ſchier durchwinden.
„Hier riecht’s aver gut”, ſagte Malchen.
„Hier ſchmeckt’s auch gut”, gab Hans Peter heiter geworden
zurück; er zwängte ſich durch junge Birken, hob überhängende
Nanken — da kam eine Art Höhle oder Neſt zum Vorſchein. Ein
gezimmert Bänklein und ein Taſch waren darin.
„Schau, das iſt mein Bau”, ſagte Peterle, „den kennt ſonſt
niemand — mach zu.‟ Er ließ Malchen hineinſchlüpfen und ſtieg
ihr bedächtig nach. „Warum lachſt Du?”
„Weil — weil ich hier ſo allein mit Dir bin.” Ihre
Beeren=
augen glänzten ihn an. „Du darfſt aber keinem Menſchen was
davon ſagen.”
„Da iſt doch nichts dabei”, knurrte er, das Ränzel ablegend.
Sie kicherte. „Mit jedem möcht ich nicht hier ſitzen, weißt Du.”
„Willſt Wurſt= oder Käſebrot?” fragte er über die Schulter
zurück
Da zog ſie ihm eine Wurſtſchnitte aus der Hand. Und ſie
aßen.
„Aber was tuſt Du hier, wenn Du allein biſt?” fragte das
Jüngferchen. „Allein, das muß langweilig ſein.”
„Mir iſt’s nie langweilig.‟ Er ſah ſie mit ernſthaften Augen
an. Sie hatte doch zu niedliche kleine Zähne, wie ſie kräftig in
das Butterbrot biß! Er ſprach es nicht aus.
„Stadtjungen ſind doch anders,” dachte Malchen — „aber
ſchließlich ſind Haidejungen auch Jungen.” Peterle war wirklich
ſehr harmlos und ſehr ſauber geblieben.
Fortſetzung folgt.)
Schwächezustände, Verlust von Kraft und Energie
beruben auf einem mangelhaft genährten Kü-ner, da in dem Kö pe
die roten Blutkörpercben feblen. Aerzte verordnen mit Vorliebe
das vertrauenswürdige Leciferriv, ein Nähr- und Blutauffr
schungs-
mittel für Erwachsene und Kfnder. Erhäitlich in allen Apotbeken
und Droge jen Preis M 3-
1,1008
Galenus, Chemlsche Industrie G. m. b. H., Frankfurk a. M.
H
Ein doppelterGenuss dem winkt
DDer nach dem Lauf. Quieta trinkt!
— Quieta—
Kästliche Mischungen mit Bohnenkaffee
I. L.455
276
BI
Bedeutender Konzern m. eig
Werk vergibt bezirksweiſe den
Ber=
trieb zweier hervorragender
hochaktueller Artikel
Nur kapitalkräftige Firmen und
Herren, welche auf eigene Rechnung
die Ware beziehen können, woller
ſich melden. Bei guten Referenzen
teilweiſe Akzepttredit. Gefl.
Ange=
bote unter J. S. 2402 an Rudolf
Moſſe, Berlin SW 19. (I,Bln.,1514
Von Montag ab ſteht ein Transport
friſchmelkender und tragender
Kühe u. Rinder
zum Verkauf.
(1503
May, Roßdorf
Ober=Ramſtädterſtraße 48.
300 Mk.
geg, hohe Zinſen und
Sicherh. zu leihen ge
ſucht. Ang. unt. K 89
an die Geſchſt. (73733
200 Mark
gegen hohe Zinſen u
Sicherheit ſofort von
Selbſtgeber gefucht
Angeb. unter K 15
Geſchäftsſt. (1393fsg
Wer leiht Geſchä
ts=
mann 1000 Mark
gegen gute
Siher=
heit u. gute Zinſen?
Angebote u. K 113
Geſchäftsſt. (* 3808
G.M.
z. zeitgem. Zinſen u.
Effekten=Sicherheit zu
leihen geſ, letztere a.
g. 1½ verk. Angeb. u
K 75 Geſchſt. (*3684
Beamter ſucht ſofort
200 Mark
zu leih. Ang u K124
Geſchäftsſtelle. (*3—50
Suche 3000 k. geg h.
Binſen u. Sicherheit
kurzfr Ang. u. K 123
Geſchäftsſtelle. (23339
Häufe
2—3 eiſ. Miſtbeet
fenſter geſucht (*3771
Orangerie=Allee 6,pt.
V
WECKGLASER
PHLLIPP SCHAA
20 Ernst-Ludwigstraße 20
Fachgeschäft für gediegenen Hausrot
!
Nedte TaIe
Montag-Dienstag Mittwoch
findek unser diesjähriger großer
Resteverkauf
statt.
Um unseren Kunden etwas ganz
Besonderes zu bieten, haben wir
die Preise bedeutend herabgesetzt
und bitten um Ihrenwerten Besuch
DMIOOoltk
Fernruf 1074
Ludwigstraße 6
Große Auswahl in allen Textilwaren
Bekannt gute Qualitäten Fachgemäße Bedienung
Suche zu kaufen:
2rädrigen
Handfeder=Wagen
1 Motorrad
Wanderer” oder
„N.SU--, 4 PS.,
fa=
britneu od. wenig
ge=
ahren. Angebote u=
K 119 Geſchſt. (*i
Nredenz, hell eiche,
runder Tiſch, hell eiche
bis 6 Stühle, hel
eiche, zu kaufen ge
Angeb. mit Preis u
K 109 Geſchſt. (233794
Säcke
für Kohlen geeignet,
kauft zu höchſtem
Preiſe!
Peter Walter
Arheilgeritr.
Fernſpr. 2222, evtl. in
Tauſch geg. Brihetts od
Lebensmittel. (*393
Pianino
guterh. zu kauf. geſ.
Angeb. m. Preis unt.
1 guterhalt. /3727
Fahrrad
7.1 Feldſtecher z. kauf
geſ. Ang u. K84Gſchſt
Drilling), hahn oé
ſucht Becker, Lager
hausſtr. 18, II. ( 3463
1497
Guterhaltene
Konzert=Zither
zu kaufen geſ. Ange
bote, unter K 87 an
die Geſchſt. 3747
KAMMe
Kunsthandlung
Elisa ethenstr. 7.
Tauſch
Suche ſchöne gr 5—6
Zimmer=
wohnung. Biete ſchöne gr. 3
Zimmerwohnung im 1. St mit
2 Manſardenkammern.
Bleich=
platz vorhanden. Angebote u.
K 118 a. d. Geſchäftsſt. ( 3822
per 15. Februar ſpäteſtens 1. März 3 gut
möblierte Zimmer m. Küchenbenutzung oder
Kochgelegenheit (evtl. unmöbliert, möglichſt
Johannesviertel). Gegen zeitgemäße
Be=
zahlung. Angebote unter K 120 an die
Geſchäftsſtelle dieſes Blattes.
(23825
mit Lager und Schwenkhalle und einem
Zimmer für Büro zu mieten geſucht
Angebote unter K 32 an die Ge=
(*3585f
ſchäftsſtelle ds Blattes.
Laden
in guter Lage gegen
Goldiniete (b. 2500.,4)
geſ. (ohne Wohng.).
Angeb. unt. K 93 an
(*3738
die Geſchſt.
Einf. möbl. Zimmer
per ſofort für älteres,
ruhige= Mädchen geſ
Keram Manuf. G.m b.H
Heidelbg Str. 177(*
2-3 möblierte
Zimmer
alsbald geſucht.
An=
gebote an J. Gücke t,
Bleichſtr. 20 (Wohn.=
Tauſchbüro). (1550
in Gias
zu kaufen geſucht.
Angebote u. K 114
Geſchäftsſt. ( 381
Vierräderiger, gut
erha ten Handwagen
mögl. gefedert, vowie
gebrauchtes, ſtabiles
Herrenfahrrad zu tf
ge/.Hunsscltor (-..
Dieburger Straße 97
Suche guterhaltenes
Damenrad.
Angebote unt. K 112
Geſchäftsſt. (*380‟
Zumieten geſucht
Büro-
Räume
für ruhig. Betr. geſ.
Angebote u. K. I
Geſchſt, erbeten. (2us
2 bis 3
rößere Näume.
die ſich für leichte
Fa=
brikation eignen,
ſo=
fort zu mieten geſ
Angeb. unter K 97 an
d. Geſchäftsſt, (23738
Zirka 100CIm
helle Räume
für ſauberen Betrieb
(WBäſche= Fabrikation)
per ſofort gegen
zeit=
gemäße Miete geſucht.
Angebote u. K 105
a. d. Geſchäftſts. (1539
Höh. Beamter
unverheiratet, ſucht
möbliertes Wohn=u
Schlafzimmer. Wäſch
vorhanden. Angeb. an
Herrn K. Affeinann,
Schollweg 8. (e327‟
Möbl. Wohn= und
Schlafzimmer
vder großes
Einzelzimmer, mögl
mit beionderem
Ein=
gang, geſucht. Angeb.
an Herrn K. Affemann
Scholllveg s. (e3791
ſcho meine neu=
TaMſur zeitl. ſehr
geräum. 53i mmerw
mit reichl Aubeh. gee
neuz. 4 — 5.Zimmerw
Angeb. unt. K 90 ar
die Geſchſt. (*3735
HZmmer
Freneſtr 5a. d.
Frank=
furterſt., b. Oſtländer
beſſ. möbl. Wohn=
Schlafz. zu verm (20
Roßdörferſtr. 47, pt.
b. Buchler, einf. möbl.
vor an ſoliden
Zimmet Herrn
zu bermieten, (*871
Köhler, Rhburina 139 p
Gut möbl. Ziunner an
beſſ. Dame ſofort z
vermieten. Anzuſeben
*3796
ab 11 Uhr.
Liebigſtraße 24, I. bei
Bärenbach gut möbl.
Wohn= u. Schlafz. zu
vermieten. (*383
Wohnungstauſch
Geamter ſucht 1—
leere, als Wohn= und
Schlafzimmer geeign
Räume vorbeh.
Ge=
nehmig. d.W.=A. Ang.
unter K. 96 an die
Geſchäftsſt. (3760
Meh=
Würgräum=
vere Buroraamte
Biete ſchene.
3 Zimmerwohnung
in Bonn=Seuel, ſuche
4—5Zimmerwohnung
in Darmſtadt. (* 3619
Ang. u. K. 43 Geſchſt.
Gr. 4=Zim.=Wohng. 1
Norden, gegen gr. 8—
immer=Wohng. im
Züden oder Dſten =
Möbliertes Wohn= u.
Schlafzimmer
mit Penſ. an Ehepaar
bei Hübner, Rheinſtr.
47, Querbau2 St. zu
vormieten. (*8783
Off fe
zu v rm. Schuchmonn,
Karlſtr. 88, Prdrhs.,
Manſarde. (*8759
Neuanfertigen
ſowie Um= und
Auf=
arbeiten von (*3810
Matratzen und
Polſtermöbel
werden bei billigſter
Berechnung gut
aus=
geführt. Metz,
Mollex=
ſtraße 44, II. rechts.
Bücher, Noten,
Zeit=
ſchriften w. ſplid u.
preisw, gebd. Horn,.
Alexanderſt. 4 wosid
Leitschensamaschen
Markseingestempelt
IBn 774
Kunsehleltck
form durch unſere
ociental. Kraftvillen
für Damen
pracht=
volle Büſte,
preiß=
gekr. m. gold.
Me=
daille u. Ehrendipl.,
in kurzer Zeit große
Gewichtezun. — 25
Jahre weltbekannt
Garant, unſchädl. —
Aerztl. empfohlen.
Streng reell. Giele
Dankſchr. PreisPackg.
(100 Stück) G.=M. 2.10
frbl., Porto extra.
Poſtanweiſ od Nachn.
D. Franz Steiner
& Co., G. m. b. H.,
Berlin W 30/9 — In
Darmſtadt zuhaben
d. Mediziual=
Dro=
gerie Beckenhaub,
Schulſtraße, (IP.e544
Asthm a
kann in etwa 15
Woch=
geheilt werden
/Reiz=
therapie).
Sprech=
ſtunden in Frankfur
a. M., Neue
Mainzer=
ſtr. 8, II. Tr. (
Unter=
mainbrücke), jeder
Mittwoch v. 9-1 Uhr,
Dr. med. Ziegelroth,
Spezialarztf. Aſthma=
Eent
leiden.
Dr. Schneider
Wenckſtr. 10
hat ſeine ärztliche
Tä=
ti keit wieder
aufge=
nommen. (*3754g8
Sprechſt. 11.2— 1,5.
TEEETTTTTTTTT TTTTTTTEIT TAHTTTTTTTTTT
STAHLBRATERI
E
PHILIPP SCHAA
20 Ernst-Ludwigstraße 20
Fachgeschäft für gediegonen Ha
A
Aft 4
Die Unschuld vom Lande
merikan. Lustspiel, 2 Akte, mit Lee Moran
(14798go
Sonder-Angebot
la Donegal, weit
geschnitten .
karierte Flauschstoffe
engl. Art.
Covercoat in eleganter
Verarbeitung . .
la reinwollenes Tuch.
teils auf Seide
Wänte
Wänte
änte
änte
Posten Unterröcke, Seidentrikot, eleg. Verarbeitung 13.90
Seite 16.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 10. Februar 1924.
Nummer 41.
-LCHTSPIELE
PALAS
Rolorräder u. FahrräderE
zu konkurrenzlos billigen Preisen
sowie
(1549
Gummi und sonstige Ersatz=
und Zubehörteile
Fahrrad Han
Darmstadt
Nieder
Ram-
städterstr. 14
Süd-0st
Darmstadt
Roßdörfer-
etraße 1
3212 Telephon 3212
Der neueste Henny-Porten-Großfilm!
gin
Ae Aile uinel
In den He ufrollen:
Harry Liedtke
Ferner wirken mit:
Louis Ralph, Hermann Vallentin, Walter Janssen,
Friedrich Kayssler, Adele Sandrock, Olga Limburg.
Stenographen=Vereinigung
„GABELSBERGERZ
Darmſtadt. Eliſobethenſtr 52
Um den zahlreichen Wünſchen älterer
Leute zu entſprechen, eröffnen wir, und
zwar getrennt für ältere und füngere
Teilnehmer
am Montag, 11. Zebruer, abds. 7 Uhr
neue Anfäng rkurſe in
Steno=
graphie u. Maſchinenſchreiben.
Anmeldungen in der Geſchäftsſtelle
von 4 —9 Uhr oder in der 1. Stunde
erbeten. Das (lnterrichtsgeld für einen
Schreibmaſchinenkurſus mit 80Stund.
beträgt Mark 20.—. (1501
Teilzablungen geſtattet.
Weinstuben „zum Kaplan‟
Kapellplatz
Telephon 3179
Telephon 3179
Bes.: A. Sulfrian.
Vorzügl. Rheinweine im Ausschank 40 und 50 Pfg.
ff. Flaschenweine
Anerkannt gute Küche — Mittagstlsch v. 12—3 Uhr
Reichhaltige Abendkarte!
NB.: Beide Räume wieder ständig Wochentags
(23799
eöffne
Licht und
Anlaſſer
bauen wir in jeden
Wagen ein. (1535
3 Donges & Bleſt
Grafenſtraße 43.
Stühle
w. geflochten (enrsgo
Eliſabethenſtr 19, II
Beiladung n. Heppenhein
u. Frankf. a. M.n a. i 3c
F. Kugler,
Liebfrauen=
ſtraße 33, Telephon 1011
Klapp=
Sportwagen
u. Mandoline z verk.
Schwauenſtr. 1, II. (ee‟
Kinderwäſche
für Jungens und Mädchen
gediegene Bett= und Leibwäſche
zu außerordentlich günſtig. Preiſen.
Beißwarengeſchäft M. Enoch
Karlſtraße 12.
(e3719
Mädchor
Für junge Dudtr 4 u. Frauen
beginnen am 18. Februar 1924,
zwei Kurse
1. Unterricht im Flicken und Nähen der Bäſche
monatlich 4 Mark
2. Hohlſaumnähen. Weiß= und Bnutſticken
ſowie ſämtl. moderne Strick-n Hätelarbeit
monatlich 5 Mark (:319ömg
Beide Kurſe zuſammen monatlich 8 Mark
Für Frauen auch Abendkurſe!
Meldun, vorerſt bei L. Nungeſſer,
Ahaſtraße 20, nachmittags v. 2—5 Uhr.
Leistungsf. Kohlengroßhandlung
errichtet zur Entgegennahme von Aufträgen
Annahmestellen
in allen Stadtteilen bei hoher Provisian.
Leichter Nebenverdienst für off. Ladengeschäfte, Beamten usvi.
Angebote unter K 98 an die Geschäftsstelle,
3757