Darmstädter Tagblatt 1924


07. Februar 1924

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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
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Nummer 38
Donnerstag, den 2. Februar 1924. 187. Jahrgang

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Gewalt, wie Kiieg. Aufuhr Sirell uſw, erliſcht
tede Verpſichtung auf Erfüllung der Anzeigen=
aufträge
und Teiſtung von Schadenerſatz. Bel
Konkurs oder gerſchticher Beſtreibung fällt ſeder
Rabatt weg. Banktonto: Deuſche Bani und Darme
ſtädter 8 Nationalbank.

Die britiſche Demarche bei der
Kleinen EEntente.
Die Antworten auf die ſetzte britiſche Note.
London, 6. Febr. (Wolff.) Dem Berichterſtatter des
Daily Telegraph zufolge ſind jetzt aus Bukareſt, Warſchau und
Belgrad die Antworten auf die letzte britiſche Note
eingetroffen, in der angefragt wurde, ob die Sicherheiten, die
von dieſen Regierungen im Zuſammenhang mit den von Frank=
reich
angebotenen Rüſtungskrediten gegeben werden, die
Staatsguthaben, die Großbritannien und anderen Mächten für
frühere Verpflichtungen verpfändet ſind, berühren. Sie hätten
alle den Inhalt, daß die Werte, die den Regierungen zur Ver=
fügung
ſtehen, mehr als genügend ſeien, um ſowohl frühere als
auch neuere Verpflichtungen zu garantieren.
Beneſch’ außenpolitiſches Expoſé.
* Prag, 7. Febr. (Priv.=Tel.) Im Außenausſchuß des
Abgeordnetenhauſes gab Miniſter Dr. Beneſch eine Expoſé über
die politiſche Lage. Er ſagte: Wir treten in eine neue politiſche
Periode ein, die mit der Einſetzung einer ſozialiſtiſchen Regie=
rung
in Eagland beginnt, mit der Anerkennung Rußlands durch
England und Italien, mit der Vorbereitung neuer Verhältniſſe
in Frankreich, die wahrſcheinlich einen definitiven Verſuch eines
franzöſiſch=deutſchen und damit auch eines franzöſiſch=engliſchen
Ausgleichs bedeuten, und ſchließlich mit der Vorbereitung einer,
wenn auch nur zeitweiſen Beteiligung Amerikas an der Wirt=
ſchafts
= und Finanzpolitik Europas ihre Fortſetzung findet. Be=
neſch
widerlegte ſodann die politiſchen Einwendungen, die gegen
den Vertrag mit Frankreich erhoben wurden, und ſagte, der Ver=
trag
ſoll angeblich antideutſch ſein. Er unterſtütze angeblich den
franzöſiſchen Imperialismus. Demgegenüber verweiſt der Mini=
ſter
auf ſeine Erklärung, daß die Einigung Deutſchlands mit
Frankreich näher iſt, als die Kritiker annehmen.

Vom Tage

Die Reichsindexziffer für die Lebenshaltungskoſten be=
läuft
ſich nach den Feſtſtellungen des Statiſtiſchen Reichsamts für Mon=
tag
, den 4. Februar, auf das 104 Billionenfache der Vorkriegszeit.
Gegenüber der Vorwoche (1,06 Billionenfache) iſt demnach eine Ab=
nahme
von 1,9 Prozent zu verzeichnen.
Der Bund deutſcher Mietervereine reichte einen Antrag auf
Aufwertung.
ſprechungen mit der Reichsregierung nach Berlin.
dienſtlicher Angelegenheiten geſtern in Königsberg, eingetroffen, muß die Negierung die endgültige Abſtimmung anordnen. Daß die
des Innern Severing augenblicklich in Königsberg weilt, hat neuer=
Der polniſche Seim nahm geſtern in zweiter Leſung den Geſetz=
entwurf
über die zweijährige Dienſtzeit an.
gleicher Zeit die Einnahme von Veracruz durch die Aufſtändiſchen. Der ſes Geſetz ſelbſt bedarf zu ſeiner Annahme im Reichstag eben=
Führer der Aufſtändiſchen, General Huerta, ſoll geflüchtet ſein.
ſich nach anfänglicher Weigerung nunmehr bereit erklärt, am Freit ig
troleumaffäre auszuſagen. Der allgemeine Eindruck iſt der,
politiſcher Perſönlichkeiten bloßſtellen wird.

Amtlicher Oollarkurs 4 210500 000 000
1 Goldmark 1 Billion 1 Pfg. 10 Milliarden

Sie Porgeſchichte der Rheinbeſetzung.

Enthüllungen Llond Georges.
* London, 6. Febr. (Priv.=Tel.) In einer Unterredung
mit dem Berichterſtatter der Neu=York World machte Lloyd
George Emhüllungen über die Vorgeſchichte der Rheinbeſetz=
ung
, die großes Aufſehen erregen dürften. Die Erkklärungen
Lloyd Georges laufen darauf hinaus, daß Clemenceau die vor=
übergehende
Abweſenheit Lloyd Georges aus Paris dazu be=
nutzte
, um Wilſon in der Rheiniſchen Frage feſtzulegen, durch
die Lloyd George dann nach ſeiner Rückbehr nach Paris voll=
endete
Tatſachen vorfand. Wilſon ſei in dieſer Frage ſchwan=
kend
geweſen, während Lloyd George die Beſetzung immer ent=
ſchieden
abgelehnt habe, da er vorausſah, daß, wenn die Fran=
zoſen
die Rheingrenze beſetzten, dieſe ſie niemals wieder auſ=
geben
werden.
Erſt kürzlich habe er erfahren, daß während ſeiner Ab=
weſenheit
von Paris ein ſchriſtliches Abkommen in dieſer Frage
zwiſchen Clemenceau und Wilſon unterzeichnet worden war.

Aeciede e ereiſc e ele Seit
menten ſoll angeblich hervorgehen, daß dieſe Politik auch von
Lloyd George gebilligt wurde, weshalb ſich dieſer jetzt veranlaßt
ſieht, das Gegenteil feſtzuſtellen. Die Erklärungen Lloyd Geor=
ges
machen in einigen Punkten weitere Klarſtellungen und Er=
gänzungen
notwendig. Standard erfährt, daß Macdonald über
die ganze Angelegenheit einen Bericht eingefordert habe.
Ein Eefeimabkommen zwiſchen Clemenceau und Wilſon.
* London, 7. Febr. (Priv.=Tel.) Macdonald iſt bemüht,
dem Parlament einen vollſtändigen Plan der Abſichten der Re=
gierung
vorzulegen, wenn das Parlament in der nächſten Woche
zuſamemntritt. Geſtern nachmittag brachten einige Londoner
Zeitungen kurze ſenſationelle Auszüge, die wahrſchein=
lich
noch zu einer lebhaften politiſchen Diskuſſion führen und
vielleicht einen direlten Einfluß auf die engliſch=franzöſiſchen Ve=
ziehungen
auswirken werden. Aus den Darſtellungen der Zei=
tungen
geht hervor, daß zwiſchen Clemenceau und Wilſon eine
geheime Abmachung beſtanden hat, nach der es Frankreich ge=
ſtattet
ſein ſoll, das linke Rheinufer beſetzt zu halten. Das bri=
tiſche
Auswärtige Amt hat zu dieſen Angaben bisher noch keine
Erklärung algegeben.
Porwurf für Llond George.
Paris, 6. Febr. (Wolff.) Havas meldet aus Marſeille,
der be, unte Abgeordnete der engliſchen Arbeiterpartei Braids=
ford
, der am franzöſiſchen Sozialiſtenkongreß teilgenommen
habe, habe in dem in Marſeille erſcheinenden Blatt Petit Pro=
bencgle
eine Erklärung abgegeben, in der es am Schluſſe heißt:
Das neue engliſche Miniſterium ſei, was den Vertrag von
Verfaille anbelange, mit den franzöſiſchen Sozialiſten einig, und
die engliſche Bourgeriſie dürfte künftig auf derſelben Seite ſtehen,
weil ſie zu begreifen aufange, daß die Po itik Lloyd Georges für
England vor allem jene grauenhafte Arbeitsloſigkeit zur Folge
gehabt habe, unter der das Land ſo ſehr leide. Im Intereſſe des
Weltfriedens müſſe auf die Auffaſſung von Jaures zurückgegrif=
fen
werden, die auch die Aufſaſſung Ramſay Macdonalds ſei.
Das Proletariat in Frankreich, England und Deutſchland müßte
von ſich aus den Boden zu einer Verſtändigung ausfindig machen.
Nur das Proletariat der drei genannven Länder könne einen
Lauerhaſten Frieden gewährleiſten dadurch, daß es in Wahrheit
in den Völkerbund eintrete und ihm ſeinen Stempel aufdrücke.

Thyſſen über das Reparationsproblem.
* Paris, 6. Febr. (Priv.=Tel.) Das Journal de Debats
veröffentlicht ein Interview ſeines Mitarbeiters mit Herrn
Thyſſen. Dieſer ſagte: Wir haben den Krieg verloren und wir
müſſen die Folgen tragen. Wir ſollen Reparationen leiſten, aber
aber ihre Höhe muß man ſich erſt einigen, und man muß uns die
Mittel laſſen, die Leiſtungen auszuführen. Herr Stinnes hat
es bereits ausgeſprochen, daß in ganz Deutſchland kein vernünf=
tiger
Menſch an die Möglichkeit glaubt, die Verträge der Groß=
induſtrie
mit der Micum aufrecht zu erhalten. Man kann nicht
auf den Rücken von Privatleuten die Schulden des Deutſchen
Reiches abwälzen. Außerdem iſt der jetzige Zuſtand, wo ver=
ſchiedene
Mächte im Ruhrgebiet nebeneinander regieren, unhalt=
bar
. Am traurigſten iſt, daß
in Deutſchland das Kapital verſchwunden
iſt. Die größten Schwierigkeiten ergeben ſich, wenn man ſich Gelb
verſchaffen will. Einige der reichen Leute von früher haben ihre
Beſitztümer in wirkliche Werte ungewandelt, andere dagegen,
die die Mark behielten, haben damit alles verloren. Wenn jetzt
ſemand ſeine Teſitztümer verkaufen will, findet er niemand mehr,
der ſie ihm abkaufen kann. Was
das deutſche Auslandsguthaben
betrifft, ſo erklärte Fritz Thyſſen, es ſei übertrieben, von unge=
bührlich
großen Vermögen Deutſcher im Ausland zu ſprechen.
Es habe ſich etwas vollzogen, was ebenſo wie in Deutſchland
auch in Frankreich, Belgien und ſelbſt in England vorkomme,
daß nämlich Leute, die ein Vermögen zuſammengebracht haben
und es behalten wollen, es in Sicherheit zu bringen verſuchen.
Thyſſen wiederholte, daß man die Bedeutung dieſer Vermögen
u:: Ausland überſchätze. Kredite bekomme man in Deutſchland
icht mehr. Die deutſchen Banken verfügten nicht mehr über
Depots, und das Ausland habe kein Vertrauen zu Deutſchland.
Ueber
das Neparationsproblem
erklärte Thyſſen, man müſſe ſich entſcheiden, ob man es von dem
politiſchen oder wirtſchaftlichen Standpunkt aus löſen wolle. Nur
die letztere Löſung könnte zu einer wirklichen Löſung der Frage
führen. Frankreich ſcheine an der politiſchen Auffaſſung feſthalten
zu wollen, was aber die Wirkung habe, daß ſein Geld den Wert
rerliere. Thyſſen ſchloß ſeine Bemerkungen mit einer Kritik der
politiſchen Zuſtände in Deutſchland.
E: erklärte, daß man ſich über die Bedeutung der Demokratiſie=
rung
Deutſchlands getäuſcht habe. Gerade die demokratiſche
Richtung, die zur Herrſchaft kam, habe eine Schwäche gezeigt, die
auch in außenpolitiſcher Hinſicht von Nachteil geweſen ſei. Man
hätte beſſere Erfahrungen mit einer Rechtsregierung machen
können, die dem Volk gegenüber mit größerer Autorität aufge=
treten
wäre und darum auch größere Leiſtungen an Reparationen
aufgebracht hätte.
Die Arbeiten der Sachverſtändigen.
* Berlin, 6. Febr. (Priv.=Tel.) Die erſte Kommiſſion
prüfte am Mittwoch nachmittag den Bericht der eigenen Eiſen=
bahnſachverſtändigen
. Die Unterkommiſſion für die Prüfung des
Reichshaushalts prüfte die Einnahmeſeiten des Reichsetats unter
Hinzuziehung der deutſchen Sachverſtändigen Staatsſekretär
Fiſcher, Politz und Dr. Dernhard. Die Mac=Kenna=Kommiſſion
verläßt, wie bereits gemeldet, am Freitag vormittag Berlin.

* Die Vorabſtimmung in Hannober.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Der Beſchluß des Reichskabinetts, die von den Deutſchhan=
noveranern
verlangte Vorabſtimmung in Hannover 14 Tage nach
Die auf den Stichtag des 5. Februar errechnete Großhandels= den Reichstagswahlen ſtattfinden zu laſſen, bedarf eines Kom=
indexziffer
des Statiſtiſchen Reichsamts ergibt gegenüber dem meutars. Er geht aus von dem Artikel 18 der Weimarer Ver=
Stande vom 29. Januar (114,8) einen Rückgang von 0,8 %o auf 113,9. faſſung, worin ausgeſprochen wird, daß die Gliederung des Rei=
ches
und der Länder unter möglichſter Berückſichtigung des Wil=
ein
Volksbegehren für die drei Geſetzentwürfe beim Reichs= lens der beteiligten Bevölterung der wirtſchaftlichen und
miniſter des Innern ein. Die drei Geſetzentwürfe behandeln die Rege= kulturellen Höchſtleiſtuſtng des Volkes dienen ſoll. Der Wille
lung der Wohn= und Bodenwirtſchaft unter den Keunvor= der Bevölkerung iſt durch Abſtimmung feſtzuſtellen, und zwar
ten Gegen die Goldmiete, Für den Wohnungsneubau und Keine ordnet die Reichsregierung die Abſtimmung an, wenn ein Drittel
der zur Reichstagswahl berechtigten Einwohner des abzutren=
Die Mitglieder des Rheiniſchen Fünfzehuerausſchuſ= nenden Gebietes es verlangt. Darum handelt es ſich zunächſt.
ſes und des Rheiniſchen Städteausſchuſſes begeben ſich heute zu Be= Dieſe Abſtimmung wird vermutlich im Frühſommer ſtattfinden,
und wenn dabei ein Drittel der wahlberechtigten Einwohner die
Der preußiſche Innenminiſter Severing iſt zur Erledigung Abſtimmung über das weitere Schickſal des Landes verlangt,
Welfen innerhalh des Probegebietes, in dem ſie die Abſtimmung
Die oſtpreußiſche Perſonalfrage, zu deren Löſung Miniſter erzwingen wollen, das erforderliche Drittel aller Stimmen auf=
dings
eine Kriſenſtimmung in Preußen hervorgerufen. Die bringen, iſt wahrſcheinlich. Damit iſt aber noch nichts erreicht;
Entſcheidung des Staatsminiſteriums ſoll in der nächſten Woche fallen, denn um nun eine Gebietsänderung durchzuführen, ſind in der
endgültigen Abſtimmung drei Fünftel der abzugebenden Stim=
men
, mindeſtens aber die Mehrheit der eingeſchriebenen Wahl=
berechtigten
erforderlich. Erſt nach dem Vorliegen dieſer quali=
Nach einer Havasmeldung aus Mexiko erklärte Präſident Obre= fizierten Mehrheit müßte dann die Reichsregierung dem Reichs=
gon
, daß die Truppen Cordova eingenommen haben. Er beſtätigte zu tag ein entſprechendes Gefetz zur Beſchlußfaſſung vorlegen. Die=
falls
wieder einer qualifizierten Mehrheit. Der Abſatz 3 des Ar=
Der frühere amerikaniſche Staatsſekretär des Innern Fall hat tikels 18 ſieh: zwar vor, daß eine einfache Mehrheit zur Annahme
genügt, wenn die Gebietsänderung durch den Willen der Bevöl=
vor
dem Senat zu erſcheinen und in der Frage der kaliforniſchen Pe= kerung gefordert wird, aber mit dem Zuſatz, daß außerdem ein
Ueberwiegen des Reichsintereſſes die Gebietsänderung erheiſcht.
daß er ſenſationelle Enthüllungen machen und eine Reihe / Davon kann in dieſem Falle nicht die Rede ſein. Auch im Reichs=
tag
müßte alſo die qualifizierte Mehrheit gefunden werden, und
wie ſchwierig das iſt, haben wir ja gerade jetzt bei dem Kampf
um das Ermächtigungsgeſetz geſehen. Die Welfen ſind alſo von
ihrem Ziel noch ſehr weit entfernt. Man darf ſogar damit rech=
nen
, daß ſie in der endgültigen Abftimmung unterliegen, und daß
dann die ganze welfiſche Bewegung endgültig erledigt iſt.
Um einem dringenden Bedürfnis abzuhelfen, iſt in Berlin
jetzt eine Republikaniſche Partei Deutſchlands gegründet worden,
die in ihrem Programm die Neugliederung des Reiches auf uni=
tariſcher
Crundlage mit dem Ziel der deu ſehen Enheitsrepublik
fordert. Ob es gerade zweckmäßig iſt, in demſelben Augenblick,
wo die Verhandlungen mit Bayern in der Richtung der Rückehr
zu einem geſunden Föderalismus gehen, mit einer neuen Partei=
gründung
hervorzutreten, iſt uns zweifelhaft, wie wir überhaupt
nicht glauben, daß gerade die Linksparte en von der Neugrun=
dung
beſonders beglückt ſein werden. Exiſtieren kann die Repu=
5 blilaniſche Partei nur, wenn ſie Zuzug von den Sozialdemokraten
und den Demokraten bekommt. Sie wird alſo nißt zur Stärt nig
ſondern nur zur Zerſplitterung der Demokratiſchen Partei füh=
ren
. Eine innere Exiſtenzberechtigung hätte ſie nur dann, wenn
ſie die Auflöſung der Demokratiſchen Partei zur Folge, haben
würde, und dann die Bildung einer neuen Gruppe, die ſich etwa
aus dem linken Flügel der Demokraten und dem rechten Flügel
der Sozialdemolrcten zuſammenſetzt. Damit hat es noch gute
Beile. Die Namen, die unter dem Gründungsaufruf ſtehen,
haben bisher in der Politik noch keine Rolle geſpielt. Wir finden
darunter unter anderem den Kommerzienrat Boſch aus Stutt=
gart
und den Dichter Fritz von Unruh. Der Vorwärts ſtellt
zwar feſt daß die neue Partei der Schwerinduſtrie und den Groß=
agrariern
den Kampf anſagt, macht aber doch ein großes Frage=
zeichen
dahinter, ob das Bedürſnis Deutſchlands nach neuen Par=
teien
wirklich ſo groß ſei.
Der Zuſchußbedarf des Reiches.
Berlin, 6. Febr. In der Zeit vom 21. bis 31. Januar
betrugen bei der Reichshauptkaſſe die Einzahlungen aus Steuern
und Zolleingängen 188,8 Trillionen, die Auszahlungen für all=
gemeine
Ausgaben 199,1 Trillionen Mark, ſo daß ſich ein Zu=
ſchußbedarf
von 10,3 Trillionen Mark ergibt. Der Zuſchußbedarf
erhöht ſich ſeit dem 16. November 1923 auf 628,9 Trillionen Mk.
Tagung des Reichseiſenbabnrates.
Berlin, 6. Febr. Der Reichsverkehrsminiſter hat den
Ständigen Ausſchuß des Reichseiſenbahnrates zu einer
Sitzung auf den 20. Februar, vormittags 10 Uhr, im großen
Sitzungsſaal des Potsdamer Perſonenbahnhofes in Berlin be=
rufen
. Zur Beratung ſtehen Vorlagen der Neichsbahnverwaltung
über die Aenderung des Gütertarifes, die Erhöhung
der Perſonentarife und Mitteilungen über die Ein=
und Ausfuhrtarife.
Süddeutſcher Preſſetag in Mannheim.
Berlin, 6. Febr. (Wolff.) Wie aus Mannheim gemeldet
wird, findet dort im Rahmen der Tagung der ſüddeut=
ſchen
Preſſe am 1. März eine große Sonderkund=
gebung
für die Pfalz ſtatt. Der Reichspräſident,
der Reichskanzler und der Reichsminiſter des
Innern haben ihre Teilnahme zugeſagt und werden An=
ſprachen
halten.
Die Teuerung im Saargebiet.
Saarbrücken, 6. Febr. Die in der letzten Zeit beob=
achtete
Cntwertung des franzöſiſchen Franken hat große mate=
rielle
Not für die Arbeiter, Beamten und Angeſtellten im Saar=
gebiet
zur Folge gehabt. Die Berufsverbände ſind fortgeſetzt
bemüht geweſen, Löhne und Gehälter der ſteigenden Teuerung
anzupaſſen. Faſt alle dieſe Bemühungen waren erfolglos. Eine
große Erbitterung unter allen Berufsſchichten iſt entſtanden. In
der letzten Woche waren bereits Teilſtreiks zu verzeichnen.
Neuerdings gehen Gerüchte von einem bevorſtehenden General=
ſtreik
im Saargebiet um. Die Gewerkſchaften aller Richtungen
haben eine letzte gemeinſame Aktion eingeleitet, um in Verhand=
lungen
mit den Arbeitgebern eine Beſſerung ihrer Lage zu er=
reichen
. Direlte Verhandlungen mit der Regierungskommiſſion
ſind dringend nachgeſucht worden,

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Seite 2

Darmſtädter Dagblgtt, Donuerstag, den 2. Februar 1924,

Däu initter 38.

Diplomatiſcher Gedankenaustauſch.
Porerſi keine Zuſammenkunft zwiſchen
Poincaré und Macdonald.
Paris, 6. Febr. (Wolff.) Der Petit Pariſien ſchreibt
offiziös, man habe in London und Paris von einer nahen
Zuſammenkunft zwiſchen Maedonald und Poin=
cars
geſprochen. In dieſer Form ſcheine die Nachricht ein wenig
die Möglichkeiten des Augenblicks zu übertreiben. Die beiden
Miniſterpräſidenten könnten keine Vorteile aus einer Zuſammen=
kunft
ziehen, die in dieſem Augenblick, wo die Sachverſtandigen=
ausſchüſſe
noch in Deutſchland ihre Arbeiten fortſetzten, ſtatt=
finde
. Man begehe alſo ein Unrecht, die Zuſammenkunft der
beiden Staatsmänner als bevorſtehend hinzuſtellen. Es ſei aber
nicht weniger wahr, daß ſie in franzöſiſchen diplomatiſchen Krei=
ſen
lebhaft gewünſcht werde. Man könne bemerken, daß es wahr=
haft
bedauernswert ſein würde, wenn die Beziehungen zwi=
ſchen
den beiden Miniſterpräſidenten, die ſo herzlich durch den
Briefwechſel eingeleitet worden ſeien, nicht die Entwicklung
nähmen, die man daraus ſchließen könne. Wenn der Plan, den
man Macdonald zugeſchrieben habe, nach Paris zu kommen, um
ſich perſönlich mit Poincaré auszuſprechen, durchgeführt werde,
könne er ſicher ſein, am Quai d’Orſay die beſte Aufnahme zu
finden. Die Wichtigkeit einer freien Ausſprache zwiſchen den
beiden Miniſterpräſidenten über alle Probleme, deren Liquidie=
rung
immer dringlicher erſcheine, werde allgemein anerkannt.
In London wie in Paris halte man die Ausſprache für notwen=
dig
, man erkläre aber, daß der gegenwärtige Augenblick nicht
fehr geeignetſei und daß es opportun wäre, das Ergeb=
nis
der Konkluſionen der Sachverſtändigen=Ausſchüſſe abzuwar=
ten
. Trotzdem werde die diplomatiſche Tätigkeit zwiſchen den
beiden Hauptſtädten aktiv fortgeſetzt.
Die engliſche Antwort auf die franzöſiſchen
Pfalzvorſchläge.
Paris, 6. Febr. Der engliſche Geſchäftsträger in Paris,
Phipps, hat geſtern im Quai d’Orſay die Antwort der eng=
liſchen
Regierung auf die letzte Mitteilung übermittelt, in der
der franzöſiſche Botſchafter in London, Graf St. Aulaire, Vor=
ſchläge
über die Regelung der Pfalzfrage gemacht hatte. Die
Fordrungen Englands gehen auf Wiederherſtellung des Status
quo ante in der Pfalz hinaus, d. h. das Londoner Kabinett
verlangt auch die Wiedereinſtellung der ausgewieſenen deutſchen
Beamten. Es verlautet, die franzöſiſche Regierung ſcheine be=
reits
nachgegeben zu haben und die Kompromißformel ſcheine
dahin gefunden zu werden, daß das Pariſer Kabinett gegen die
Rückkehr der von den Separatiſten ausgewieſenen Beamten
keinen Einſpruch erhebe. Anders verhalte es ſich jedoch mit den=
jenigen
Ausweiſungen, die auf Grund des Beſchluſſes der Rhein=
landkommiſſion
erfolgt ſind. In Paris wird angenommen, daß
ſich die engliſche Regierung dieſer Kompromißformel anſchließen
werde und man vermutet in politiſchen Kreiſen, daß auch in den
anderen ſchwebenden Fragen eine Entſpannung herbeigeführt
werden könnte.

Großbritannien für Entmilitariſierung der Rheinlande.
London/ 6. Febr. (Wolff.) Der diplomatiſche Bericht=
erſtatter
des Daily Telegrapy ſchreibt, die augenblickliche
britiſche Regierung würde in der Sicherheitsfrage
eher für eine dauernde Entmilitariſierung der
Rheinlande unter einer internationalen oder einer Völkerbund=
garantie
ſein, als für einen beſonderen engliſch=franzöſiſchen Pakt.
Die öſterreichiſch=rumäniſchen Beziehungen.
* Wien, 6. Febr. (Priv.=Tel.) Die Bukareſter Verhand=
lungen
des Bundeskanzlers Seipel hatten das Ergebnis, daß
zwiſchen Oeſterreich und Rumänien ein Meiſtbegünſtigungs=
abkommen
unterzeichnet wurde. Vorbereitet wurde ferner der
Text eines Auslieferungsvertrages und einer Reichshilfekonven=
tion
. Ueber dieſe wurde verſichert, daß in einiger Zukunft eine
Konferenz zuſammentreten ſoll, um die noch offene Liquidie=
rungsfrage
zu erledigen ſowie die Paßfragen und ein Penſions=
abkommen
ſowie ein Abkommen über den Warenverkehr, ſpeziell
über die Ausfuhr von Vieh nach Deutſchland.
Morgen nachmittag dürften der Bundeskanzler und ſeine
Begleiter in Budapeſt eintreffen, um dem ungariſchen Miniſter=
präſidenten
einen Gegenbeſuch abzuſtatten.
Vom mexikaniſchen Aufſiand.
London, 6. Febr. (Wolff.) Reuter erfährt aus Neu=York,
daß dort zuverläfſig verlautet, der Führer der mexikaniſchen Auf=
ſtändiſchen
, de la Huerta, ſei mit ſeinem Stabe an Bord eines
Dampfers von Veracruz nach einem unbekannten Beſtimmungs=
ort
abgefahren. Die Truppen der Aufſtändiſchen hätten Vera=
eruz
geräumt. Die Truppen Obregons ſtänden 5. Meilen von
Cordoba, deſſen Einnahme die Aufſtändiſchen in Vergeruz iſolie=
ren
werde.

* David Friedrich Strauß.
Zum 50. Todestag am 8. Februar.
Von Dr. Otto Ernſt Heſſe.
Ein Mann, der ſeiner Ueberzeugung nicht untreu wurde, als
ihn der Staat ohne Penſion von dem Univerſitätskatheder ver=
trieh
, verdient, jenſeits aller inhaltlichen Wertung ſeines Lebens=
wverkes
, die Hochachtung der Nachwelt. Auch David Friedrich
Strauß war, wie jeder Philoſoph, ein Kind ſeiner Zeit, gebunden
an ſie, und nur zum Teil ſie überwindend. Friedrich Nietzſche,
der Geniale, hat mit ſeinem Urteil über den Bildungsphiliſter
Strauß für Jahrzehnte das Schlagwort für dieſen Mann ge=
prägt
. Es hat eine Wahrheit, aber es iſt nicht objektiv genug,
um zu einem Endurteil über Strauß zu genügen. Die Diſtanz
eines halben Jahrhunderts genügt, um gerechter zu urteilen.
Nietzſche ſelbſt weiſt in ſeinem David Strauß den Weg
zu einer ſolchen gerechteren Würdigung des Denkers Strauß,
wenn er anführt, daß der frühere Strauß, der wackere, ſtrenge,
ſtraffgekürzte Gelehrte, ihm ebenſo ſympathiſch ſei wie jeder,
der in Deutſchland mit Ernſt und Nachdruck der Wahrheit diene
und innerhalb ſeiner Grenzen zu herrſchen verſtehe. Jeder weiß,
daß Nietzſche auf den Hiſtoriker und theologiſchen Kritiker Strauß
zielt, der 1235 und 1836 ſein Leben Jeſu und 1858 und 1860
die drei Bände ſeines Werkes Ulrich von Hutten erſcheinen ließ.
Das Hutten=Buch gewann naturgemäß nicht die Bedeutung, die
das Leben Jeſu erzielte. Trotzdem das Buch ſtreng wiſſen=
ſchaftlich
und durchaus nicht populär angelegt war, erlebte es
bereits bis 1840 vier Auflagen und ward auch, nachdem die erſte
Aktualität verflogen war, emſig weiter geleſen. Das Verdienſt
dieſes Werkes war, daß in ihm zum erſten Male der Begriff
der Mythenbildung auf das neue Teſtament angewendet wurde.
Strauß erklärte Jeſus für einen einfachen Menſchen: Die Evan=
gelien
ſind Mythen, Schöpfungen der unbewußt ſchaffenden
Phantaſie der gläubigen Urgemeinde. Der Chriſtus dieſer Evan=
gelien
iſt nicht der hiſtoriſche Jeſus von Nazareth, ſondern die
Widerſpiegelung ſeiner Perſon in einer naiv=wundergläubigen
Nachfolgerſchaft.
Das Buch erregte ungeheures Aufſehen. Der Verfaſſer
wurde ſeines Amtes enthoben, eine wahre Flut von Gegen=
ſchriften
aus dem dogmatiſchen Lager, der Theologie erſchien.
Uus dünkt heute das, was Strauß, ohne allerdings bis zur
eigentlichen Quellenkritik vorzudringen, wie ſie die moderne
proteſtantiſche Theologie erſt geſchaffen hat, mit ſeiner. Kritik

Franzöſiſche Kammer.
Um das Ermächtigungsgeſetz.
Paris, 6. Febr. (Wolff.) Die Kammer hat heute vor=
mittag
den erſten Abſatz des Artikels 1 des Ermächti=
gungsgeſetzes
über die geplanten Sparſamkeitsmaßnahmen ein=
ſtimmig
angenommen. Dieſer Abſatz ſetzt bekanntlich die Mindeſt=
höhe
der Abſtriche auf eine Million Franken feſt, beſagt aber
noch nichts über die Aut der Durchführung. Vier kommuniſtiſche
Abänderungsanträge, die auf die Beſchneidung des Heeres= und
Marineetats abzielen, werden mit großer Mehrheit abgelehnt.
Der Kommuniſt Vaillant=Courturier entwickelt im Rahmen des
von ihm vertretenen Antrages, eine regelrechte Interpellation
über den Untergang des Luftſchiffes Dixmuiden‟. Die Fort=
ſetzung
der Debatte iſt auf heute nachmittag vertagt ſvorden.
Ein Pextrauensvotum für Poincaré.
Paris, 6. Febr. (Wolff.) Die franzöſiſche Kammer ſetzte
die Diskuſſion über Artikel 1 des Geſetzentwurfs über die von
der Regierung vorgeſchlagenen Finanzmaßnahmen fort. In
erſter Linie werden Amendement der kommuniſtiſchen Partei zu
Urtikel 1 beraten. Die kommuniſtiſchen Abgeordneten verlangen,
offenbar um Obſtruktion zu machen, im Einzelnen begründete
Abſtriche zu den regelmäßigen Ausgaben, um Erſparniſſe zu er=
ziclen
. Sämtliche Anträge werden nach kurzer Debatte gegen
die Stimmen der ſozialiſtiſchen und kommuniſtiſchen Abgeord=
tieten
abgelehnt. Es liegen weitere Amendements vor, ſo u. a.
ein Amendement des Abg. Candace, der die Wirkung des Er=
mnächtigungsgeſetzes
beſchränken will.
Poincars ſtellt die Vertrauensfrage,
ſvorauf das Amendement Candace mit 327 gegen 240 Stimmen
abgelehnt wird.
Tariferhöhungen der franzöſiſchen Bahnen.
Paris, 6. Febr. (Wolff.), Der Oberſte Eiſenbahnrat der=
handelte
heute vormittag über die von der Regierungskommiſ=
ſion
vorgeſchlagene Tariferhöhung. Das Defizit für 1924 wird
auf 16½ Millionen Fr. veranſchlagt. Es wurde vorgeſchlagen,
die Perſonentarife der 1. Klaſſe um 50 Prozent, die der 2. Klaſſe
um 48 Prozent, in der 3. Klaſſe um 47 Prozent und die Güter=
tarife
um 12½ Prozent zu erhöhen. Troßz der aus Wirtſchafts=
rreiſen
gegen die angekündigten Erhöhungen erhobenen Wider
ſprüche haben nicht nur die Vertreter der großen Eiſenbahnnetze,
ſondern auch die des Handels und der Induſtrie ſich dieſem
Vorſchlage angeſchloſſen. Gegen ihn haben nur die Vertreter
der Geſchäftsreiſenden Widerſpruch erhoben. Die gekennzeichneten
Vorſchläge wurden ſchließlich mit 57 gegen 3 Stimmen bei 9
Stimmenthaltungen angenommen. Die Tarife, über deren In=
krafttreten
noch nichts gemeldet wird, ſollen bis 1. Mai 1925
Geltung haben.
Die Regie=Einnahmen.
Hannover, 6. Febr. Ein Mitarbeiter des WTB. hatte
Gelegenheit, eine hochgeſtellte Perſönlichkeit der ehemaligen
preußiſchen Staats=Eiſenbahnverwaltung über die Nachricht des
Matin zu ſprechen, daß die franzöſiſch=belgiſche Eiſenbahnregie
jetzt täglich eine Netto=Einnahme von 500 000 Franken habe. Wie
dieſe Perſönlichkeit äußert, müſſe man, ehe man ein endgültiges
Urteil abgeben könne, wiſſen, was die Regie unter Netto= Ein=
nahmen
verſtehe und wie ſie errechnet ſeien. Auf jeden Fall aber
erſcheine ſie recht gering, denn 500 000 Franken ſeien heute keine
100 000 Goldmark. Vor dem Kriege hätten die Verkehrs=Netto=
Einnahmen der preußiſchen Staatsbahn in demſelben Gebiet,
das jetzt die Regie betreibt, etwa 3 Goldmillionen betragen, das
iſt alſo das 30 fache der heutigen Netto=Einnahmen der Regie.
Die Frage der griechiſchen Oynaſtie.
Paris, 6. Febr. (Wolff.) Der Korreſpondent der Chicago
Tribune in Athen will von Miniſterpräfident Kaphanda=
ris
die Mitteilung erhalten haben, daß die Volksabſtim=
mung
am 9. März ſtattfinden ſoll. Die Regierung wird jedoch
der Nationalverſammlung ſofort empfehlen, die Dynaſtie für
abgeſetzt zu erklären.
Athen, 6. Febr. (Wolff.) Das unter dem Vorſitz Kaphan=
daris
gebildete Kabinett hat heute vormittag den Eid geleiſtet.
Von dem Miniſter des Aeußern, dem Finanz= und Unterrichts=
miniſter
abgeſehen, die erſt nach dem Vertrauensvotum des Par=
laments
ernannt werden, gehören dem Kabinett alle Miniſter
Ses vorhergehenden Kabinetts an. Kaphandaris übernimmt
previſoriſch das Miniſterium des Aeußern. Die Zeitungen er=
klären
, das Kabinett würde ſich auf eine ſtattliche Mehrheit im
Parlament ſtützen können.

Zum Tode Lilſons.
Keine offizielle Beileidskundgebung der
deutſchen Regierung.
Berlin, 6. Febr. Auf eine Anfrage des deutſchen
Botſchafters in Waſhington, ob er das Beilgid
der deutſchen Regierung anläßlich des Todes
Wilſons offiziell zum Ausdruck bringen ſolle, hat die deutſche
Regierung ihren Standpunkt dahin präziſiert, daß von
einer offiziellen Beileidskundgebung der deutſchen
Regierung abzuſehen ſei, daß es jedoch dem deutſchen Bot=
ſchafter
überlaſſen bleibe, ob und in welcher Form er perſönlich
ſich an den dortigen nationalen Trauerfeierlichkeiten beteiligen
wolle.
Vom Völkerbund
Kolonial= und eihniſche Fragen.
Genf, 6. Febr. (Wolff.) Seit Montag tagt im Völker=
bundsſekretariat
der Vollzugsausſchuß der
interparlamentariſchen Union ſowie das Redak=
tionskomitee
des interparlamentariſchen Ausſchuſſes für
Kolonial= und ethniſche Fragen. Der Vollzugsaus=
ſchuß
, dem u. a. Baron Adelswaerd (Schweden), Graf Apponyi
(Ungarn) und Uhlir (Tſchecho=Slowakei) angehören, befaßte ſich
mit den vorbereitenden Arbeiten für die Tagungen des Rates
und der Verſammlung der interparlamentariſchen Union ſowie
mit der Prüfung des Geſchäftsordnungsentwurfs für die Ver=
ſammlungen
, über den der belgiſche Senator Lafonteine Bericht
erſtattete. Zu der Tagung des Redaktionskomitees des inter=
parlamentariſchen
Ausſchuſſes für koloniale und ethniſche Fragen
war das deutſche Mitglied, Staatsſekretär a. D. Dernburg, nach
Genf gekommen. Weiter gehören dem Ausſchuß an Baxon
Adelswaerd (Schweden), Senator Van Kol (Holland), der Depu=
tierte
Moutet (Frankreich) und Sir Beddoc=Rees (England). Das
Komitee prüfte im weſentlichen die Fragen der Kolonialmianbate
im Hinblick auf die nächſte allgemeine Konferenz. Dabei wurde
Uebereinſtimmung erzielt bezüglich der der interparlamentariſchen
Union zur Weitergabe an den Völkerbund zu unterbreitenden
Entſchließungen, die ſich insbeſondere befaſſen mit den Fragen
der Militariſierung der Kolonien, des Eigentums an Kron=
ländern
und Eiſenbahnen, des Handels mit Alkohol und Waffen
und des Prinzids der offenen Tür für alle Völker ohne Ans=
nahme
.
Konferenz zur Beſchränkung der Flottenrüftungen.
Genf, 6. Febr. (Wolff.) Die ruſſiſche Regierung hat dem
Völkerbundsſekretariat mitgeteilt, daß ſie die Einladung zu der
Sachverſtändigentagung des Unterausſchuſſes des Völkerbundes
zur Beſchränkung der Flottenrüſtungen am 14. Februar 1924 in
Rom annimmt und den Admiral Behrend nach Rom entſenden
wird. Admiral Behrend gehörte bei der Lauſanner Konferenz
der ruſſiſchen Delegation als Marineſachverſtändiger an.
Amerika und der Völkerbund.
Paris 6. Febr. (Wolff.) Nach einer Habasmeldung ans
Wafhington teilt das Staatsdepartement offiziell mit, daß die
Anweſenheit des ameribaniſchen Geſandten Greip bei den Ver=
handlungen
des Völkerbundsausſchuſſes für den Waffenhandel
in Genf lediglich den Zweck habe, an die von den Vereinigten
Staaten erhobenen Einwendungen gegen die Kdyvention von
St. Germain zu erinnern und die amerikaniſche Regierung von
den Ergebniſſen der jetzigen Genfer Konferenz zu unterrichten.
Macdonald für Aufnahme Deutſchlands in den
Völkexbund.
London, 6. Febr. (Wolff.) Der Premierminiſter erklärte
in ſeiner Unterredung mit einem Vertreter des Daily Dispatch
in Mancheſter zur Aufnahme Deutſchlands in den Völkerbund
weiter, Deutſchland werde volle und vellſtändige Anerkennung
unter den gleichen Bedingungen wie ein Mitglied des Völker=
bundes
erhalten. Auf die Frage, ob Frankreich dagegen Ein=
wendungen
erheben werde, erwiderte Macbonald nachdrücklich:
Nein! Ich glaube, daß Deutſchland als ein Mitglied des Völker=
bundes
aufgenommen werden wird und daß man keinerlei un=
überwindlichen
Schwierigkeiten begegnen wird.

zutage fördert, durchaus ſelbſtverſtändlich, und ſein Verdienſt auf
dieſem Gebiete ſteht feſt. Dabei darf nicht verſchwiegen werden,
daß er trotz ſeiner Freiheit und Freiſinnigkeit doch noch die alten
Dogmen ſchonte, indem er ihnen, geſtützt auf ſeine Deutung der
Hegelſchen Philoſophie, den Sinn ewiger Wahrheiten ließ, und
zwar ſo, daß des Menſchen Sohn nicht ein einzelner Menſch,
ſondern die Idee der Menſchheit ſei, die ſich mit den Prädikaten,
die die Kirchenlehre Jeſus beilegt, durchaus vereinigen laſſe.
Strauß iſt alſo ein hiſtoriſcher Kritiker, der in der Entwick=
lung
der Theologie ſeine feſte Stelle hat und behalten wird.
Aber er war keine produktive Perſönlichkeit, kein ſchöpferiſcher
Menſch. Deshalb mußte ſein Verſuch, anſtelle deſſen, was er
entthront hatte, etwas Neues zu ſetzen, ſcheitern. Sein zwei
Jahre vor ſeinem Tode erſchienenes Werk Der alte und
der neue Glaube, gegen das Nietzſche ſeine Kritik losließ,
mußte an dieſer Enge ſeiner Perſönlichkeit ſcheitern. Es fehlte
Strauß zum Religionsſtifter ſo ziemlich alles. Er war ein kor=
rekter
Denker, aber kein Phantaſiemenſch, kein Menſch, der Sinn
für das Irrationale des Daſeins hatte, das in der Religioſität
(und in der Religion) ſeine Form ſucht. Nietzſche iſt ſehr heftig,
wenn er ausführt, daß ihm dieſes Spiel mit der Geniemaske‟
ebenſo verhaßt ſei, als ihm der frühere Ernſt Straußens zum
Ernſt und zur Sympathie gezwungen habe. Der Erſatz, den
Strauß für die Religion bietet, iſt die Kunſt und der Kunſtgenuß.
Anſtelle der Kirche wollte er den Muſikſaal, anſtelle der Bibel
die Klaſſiker ſetzen. Hier nun kommt in der Tat ein Stück
Bildungsphiliſtertum zum Vorſchein: die Klaſſiker waren ja auch
nur Wahrheits ſucher. Strauß vergaß oder hatte kein Organ
dafür, daß das religiöſe Erlebnis ein Erlebnis iſt, das von dem
Kunſterlebnis kategorial verſchieden iſt. Hier liegt die Grenze
ſeines Weſens, die er nicht überſpringen konnte.
Man ſoll aber nicht vergeſſen, daß trotz dem etwas reich=
lichen
Optimismus dieſes Buches manches Lebenskluge in ihm
ſteckt, das anregen kann und angeregt hat. Viel bedenklicher ſind
andere Grenzen, hinter die der alte Strauß geraten war; poli=
tiſche
und kulturpolitifche Beſchränkiheiten, die zeigen, daß auch
dieſer geborene Kritiker im Alter einen ganzen Haufen von
Dogmien in ſich großgezüchtet hatte.
Die Form ſeiner Perſönlichkeit aber bleibt; er war ein
Lebenskämpfer, der tapfer alle Konſequenzen ſeiner denkeriſcher
Reſultate trug. Er gehört damit in die Reihe der tabferen
ſchen Profeſſoren von Fichte an über die Grimm bis zu ſeinem
Kollegen Friedrich Theodor Fiſcher, den man wohl den Luther
zu dem Melanchthon Strauß genannt hat.

Kunſi, Wiſſenſchaft und Leben
Soziale Frage 1924. Um zu den in ihrer Trag=
weite
noch kaum zu überſehenden ſozialen Umla gerungen der
Gegenwart vom Standpunkt des ebangeliſchen Gewiſſens Stel=
lung
zu nehmen, veranftaltete die Konferenz Deutſcher Evang.
Arbeitsorganiſationen am 29. Januar in der Berliner Univerſität
eine Soziale Beſprechung, zu der etwa 70 führende Per=
ſönlichkeiten
aus den Kreiſen des Ev.=ſoz. Kongreſſes, des
Kirchl.=ſoz. Bundes, der Religiös=ſozialen, der Inneren Miſſion,
des Evang. Bundes, Vertreter der Arbeitgeber und Arbeit=
nehmer
, der Induſtrie, Bankwelt, Landwirtſchaft und der Par=
lamente
erſchienen waren. Die Darlegungen der Referenten:
Profeſſor Dr. Brunſtäd=Erlangen, Pfarrer D. Schneemelcher= und
Pfarrer Günther Dehn=Berlin zu dem Thema Evangelium und
ſoziale Frage 1890 und 1924 an die ſich eine mehrſtündige, von
tiefem Ernſt getragene Ausſprache ſchloß, zeigten die große Ver=
ſchiedenheit
in den Auffaſſungen, aber auch die Gemeinſamkeit
des Willens, allen Ständen im Volk in der gegenwärtigen Ent=
ſcheidungsſtunde
die ſittlichen und religiöſen Forderungen des
Evangeliums für die Geſtaltung des Wirtſchaftslebens ins Ge=
wiſſen
zu ſchieben. Der Arbeitsausſchuß der Konferenz wurde
gebeten, weitere Ausſprachen namentlich in kleineren Kreiſen
zwiſchen Führern evangeliſch=ſozialer Arbeit und Vertretern der
Arbeitgeber ſowie der Arbeiterſchaft in die Wege zu leiten und
mit dem Deutſchen Evang. Kirchenausſchuß in Verbindung zu
treten.
Evangeliſche Geiſtliche und ſoziale Fra=
gen
. Die evangeliſchen Paſtoren der Synode Elberfeld haben in
der entſcheidungsvollen Stunde unſeres Wirtſchaftslebens, wo
die ſteigende Schärfe des ſozialen Kampfes die ſo nötige Volks=
gemeinſchaft
auf das ſchwerſte bedroht, einen Aufruf an die
Bevölkerung gerichtet. Dieſer wendet ſich in ſeinem letzren Teil
an Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Wir ſiehen vielleicht in
einem hiſtoriſch entſcheidenden Augenblick; weder Herrenſtand=
punkt
noch Terror helfen uns und führen uns weiter. Wir
bitten daher die Arbeitnehmer dringend und herzlich um Jeſu
willen: Entſagt jedem Terror und vergeßt das Wohl des Ganzen
iicht, gebt eure Zeit und Kraft her, wo ſie nur immer nötig iſt,
um Aufbau unſeres Volkslebens! Nicht weniger dringend und
derzlich bitten wir in desſelben Herrn Namen die Arbeitgeber=
verbände
: Gebt dem Arbeiter, der euch ſeine Zeit und Kraft
ibt, was er bedarf, um ſich und ſeine Kinder in dieſer unge=
heueren
Notzeit zu erhalten, zu ernähren und zu kleiden.

[ ][  ][ ]

Nummer 38.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 7. Februar 1924.

Seite 3.

Anarchie in Pirmaſens.

Verkehrsweſen im beſetzten Gebiet.
Unerfreuliche Zuſtände.

Ein Zuchthäusſer Diktator von Pirmaſens
Pirmaſens, 6. Febr. Die Anarchie in Pirma=
ſens
dauert fort. Von dem ſeparatiſtiſchen Bezirkskom=
miſſar
Schwaab iſt, um dem Ganzen die Krone aufzuſetzen,
ein vielfach mit Zuchthaus vorbeſtrafter Gelegen=
heitsarbeiter
Schindelbeck zum Diktator von
Pirmaſens ernannt worden. Bei der Plünderung
einer Lebensmittelgroßhandlung wurde der Be=
ſitzer
, der ſich zu verteidigen ſuchte, indem er auf die Plünderer
Eſſigſäure goß und Pfeffer ſchüttete, von den Eindringlingen
überwältigt und unter ſchweren Mißhandlungen und Meſſer=
ſtichen
vor das Rathaus geſchleppt. Der Schwerverletzte konnte
ſchließlich von der empörten Menge aus den Händen der Se=
paratiſten
befreit werden. Während ſich die franzöſiſche Gen=
darmerie
, wie immer, bei dieſem ſkandalöſen Auftritt völlig paſ=
ſiv
verhielt, nahm ſie in der Wohnung Klings eine Hausſuch=
ung
vor, um feſtzuſtellen, mit welchen Waffen (!) er ſich ver=
teidigt
habe.
Trotz der in der Stadt unhaltbaren Zuſtände hat General
de Metz dem Stadtrat von Pirmaſens den Befehl erteilt (!),
er möge einen Beſchluß faſſen, daß die von den Separatiſten
vertriebenen ſtädtiſchen Beamten ſofort zurückzukehren und die
Arbeit wieder aufzunehmen hätten, auch wenn die ordnungs=
mäßige
Polizei noch nicht wieder in Tätigkeit ſei. Die Polizei
bleibt nach Anordnung des Generals weiter entwaffnet, ſo daß
die ſtädtiſchen Beamten keinerlei Schutz gegen die Uebergriffe
der Separatiſten haben. Nach einer Mitteilung des franzöſiſchen
Delegierten will General de Metz auf die Freilaſſung der im
Regierungsgebäude von Speher feſtgehaltenen Polizeibeamten
von Pirmaſens keinen Einfluß haben.
Pirmaſens, 6. Febr. Die Kommuniſten haben ſich
des Rathauſes bemächigt und dasſelbe beſetzt. In der
Nacht von vorgeſtern auf geſtern wurden in Pirmaſens acht
Einbruchsdiebſtähle begangen.
Separatiſtiſch=franzöſiſche Zuſammenarbeit.
Bergzabern, 6. Febr. Ueber das unverminderte Zu=
ſammenarbeiten
der franz öſiſchen Bezirksdelegier=
ten
mit den ſeparatiſtiſchen After=Bezirksämtern liegen
neuerdings folgende Beweiſe vor:
Der ſeparatiſtiſche Afterbezirksamtmann von Bergzabern
hat in einem Schreiben Nr. 83 vom 30. Januar den Bürger=
meiſtern
ſeines Bezirks mitgeteilt, die Motorrad=, Perſonen= und
Laſtkraſtwagenbeſitzer aufzufordern, ihre Nummerſchilder weiß
ſtreichen zu laſſen. Die Neunumerierung, die bis zum 20. April
durchgeführt ſein müſſe, habe auf dem ſeparatiſtiſchen Bezirks=
arit
zu erfolgen. Bezugnehmend auf dieſe ſeparatiſtiſche Ver=
ordrung
wurden dann die Bürgermeiſter des Bezirks vom fran=
zöſiſchen
Bezirksdelegierten Fabre am 1. Februar ſchriftlich
aufgefordert, den Beſitzern von Motorrädern, Perſonen=
und Laſtkraftwagen zu eröffnen, daß die neuen Nummerſchilder
ver dem 29. Febzuar der Delegation bekannt zu geben ſeien,
um die notwendigen Abänderungen auf den Verkehrskarten für
Kraftfahrzeuge zu treffen. Nach dem 29. Februar ſeien alle Ver=
kehrskarten
ſür Kraftfahrzeuge, auf denen die Abänderungen
nicht vorgenommen wurden, ungültig.
Weiterhin verlangt der franzöſiſche Bezirksdelegierte von
Bergzabern, daß von den Bürgermeiſterämtern 14tägige ſtatiſtiſche
Ueberſichten über die Erwerbsloſigkeit im Bezirk
durch das ſeparatiſtiſche Afterbezirksamt der franzöſiſchen Dele=

zation vorzulegen ſeien.
Der Biſchof von Speyer und die Separatiſten.
Speyer, 6. Febr. Ein von den Separatiſten herausge=
gebenes
Nachrichtenblatt betitelt Autonome Pfalz berichtet,
ein katholiſcher Pfarrer habe Fräulein Heinz, der Schweſter des
erſchoſſenen Heinz=Orbis, vorgeſchlagen, ihr Anweſen in Orbis
der katholiſchen Kirche als Pfarrhaus zu überlaſſen. Hieran
werden Bemerkungen geknüpft, die das Anſehen des geiſtlichen
Standes, des Biſchofs insbeſondere, herabzuſetzen geeignet ſind.
Es widerſtrebt mir wohl, ſo ſchreibt uns hierzu Biſchof Dr.
Sebaſtian, über eine nach reiflicher Ueberlegung getroffene Ent=
ſcheidung
weiterhin Ausſprache zu führen, ebenſo auch das Brief=
geheimnis
preiszugeben. Im vorliegenden Falle glaube ich aber,
von dieſen Rücſichten abſehen zu dürfen. Fräulein Heinz bot
mir ſeinerzeit ſchriftlich ihr Anweſen als Pfarrhaus an, wenn
ihr Bruder kirchlich beerdigt werde. Der Wortlaut des Briefes
kann jederzeit veröſfentlicht werden. Ich gab ihr darauf keine
Antwort. Daß ein Pfarrer ihr den genannten Vorſchlag gemacht
habe, iſt mir ganz unbelannt, von Fräulein Heinz auch nie er=
klärt
worden. Gez. Ludwig, Biſchof von Speyer.

Düſſeldorf, 6. Febr. Von unterrichteter Seite hören wir,
über den Zuſtand das Verkehrsweſens im beſetzten
Gebiet: Der Perſonenzugverkehr der franzöſiſch=belgiſchen
Eiſenbahnregie errcichte Anfang Januar nach zuverläſſigen Feſtſtellun=
gen
50 Prozent der Leiſtung vor dem Ruhreinbruch.
Die Betriebslage auf den von der Regie betriebenen Strecken iſt nach
wie dor äußerſt ſchwierig. Allgemein iſt eine Ueberfüllung der
großen Güter= und Verſchiebebahnhöfe feſtzuſtellen.
Beſonders leiden die Bahnhöfe in Wanne, Gelſenkirchen, Hohenbud=
berg
und Oſterfeld unter Verſtopfung. Auf ihnen ſtehen ſchät=
zungsweiſe
dreimal mehr Frachten, als befördert werden können. Wie=
weit
die Regie mit ihren Anſtrengungen ernſt macht, bleibt abzuwparten,
nicht minder, wieweit ſie ſich techniſch durchzuſetzen vermag.
Wie unzuverläſſig die Betriebsführung der Regie iſt,
geht aus folgendem hervor:
Auf einer der wichtigſten Strecken erfolgt die Zugmeldung nicht
telegraphiſch, ſondern mit Morſeapparaten. Das Abläuten muß
als Meldung für die Nachbarſtationen dienen. Alle
anderen Sicherungsmaßnahmen erfolgen auf dem Fernſprecher. Wenn
ein Bahnhof wiſſen will, was abgeläutet worden iſt, ob und welcher
Perſonenzug, muß er bei der Nachbarſtation auf dem Fernſprecher an=
fragen
. Es kommt vor, daß die Züge vor den Bahnhöfen ſo dicht auf=
einander
auffahren, daß die Lokomtivführer erſt durch die Schluß=
laternen
des vor dem Bahnhof haltenden Zuges oder durch die Signale
des Schlußbremſer aufmerkſam gemacht werden, daß die Weiterfahrt
unmöglich iſt. Von den Stellwerks= und Sicherungseinrichtungen und
von den Blockaparaten ſind die Sperren an vielen Stellen entfernt, ſo
daß kein Hindernis beſteht, Fahrten auszuführen, die ſich gegenſeitig
gefährden, ſo daß Zugzuſammenſtöße uſw. nur durch äußerſte Achtſam=
keit
des Perſonals vermieden werden können.
Wie unwirtſchaftlich der Betrieb iſt, zeigen die Zuſtände
an einigen wichtigen Betriebsſtationen:
Die Betriebswerke ſind mit etwa der doppelten Zahl von Lokomo=
tiven
und Perſonal beſetzt gegenüber der Beſetzung vor dem Ruhr=
einbruch
; aber die Leiſtungen an Lokomotivkilometern betragen nur
etwa zwei Drittel bis drei Viertel der früheren Lokomotibkilometer. An
manchen Stellen ſind die Lokomotiven nur einfach beſetzt; auch in
Krankheitsfällen des Lokomotivperſonals wird die Lokomotive nicht mit
anderem Perſonal beſetzt, ſondern bleibt ſtehen. Das Lokomotivper=
ſonal
muß ſeine Lokomotive ſelbſt ausſchlacken und tut das, wo gerade
Platz vorhanden iſt. Es wird nicht verlangt, daß das auf der Aus=
ſchlackgrube
geſchieht. Der Kohlen= und Oelverbrauch ſind doppelt und
dreimal ſo hoch wie früher im deutſchen Betrieb. Die Dienſtdauer des
Perſonals iſt außerordentlich lang, ſo daß das Perſonal in der Woche
oft nur drei Schichten leiſtet. Der Hauptmangel für die glatte Durch=
führung
des Uebergabeverkehrs beſteht darin, daß die Regie nur in den
ſeltenſten Fällen Güterwagenzettel ausſtellt.
Das Sozialprogramm des Reichsarbeitsminiſters.
* Köln, 6. Febr. (Priv.=Tel.) Reichsarbeitsminiſter Dr.
Brauns äußerte ſich gegenüber einem Berliner Vertreter der
Köln. Ztg. über die rielfach erhobene Forderung eines allgemei=
nen
Abbaus der Sozialpolitik. Er erklärte, er habe kein ſolches
Abbauprogramm. Es könne auch nicht im Intereſſe einer wohl=
verſtandenen
Wirtſchaftspolitik liegen. Wirtſchaftspolitik ohne
Sozialpolitik ſei undenkbar, weil die Wirtſchaft ſich ſelber ſchla=
gen
, nämlich die für ſie ſo wichtige menſchliche Arbeitskraft unter=
graben
würde, wenn ſie die Sozialpolitik preisgeben wollte.
Allerdings habe die Sozialpolitik auf die Wirtſchaftsmöglichkei=
ten
und Notwendigkeiten Rückſicht zu nehmen. Auch die Sozial=
politik
ſei dem Wechſel der Zeit unterworfen, und dieſer Wechſel
bringe neue Vorkehruugen hervor. Er könne ebenſo auch vor=
handene
Vorkehrungen als überlebt oder abänderungsbedürftig
kennzeichnen. In unſerer heutigen Lage müßten wir uns damit
beſcheiden, die Erundlagen der Sazialverſicherung zu erhalten,
um ſie in ſpäteren Zeiten wieder ausbauen zu können. Aehnlich
verhalte es ſich mit dem Arbeiterſchutz. Hinſichtlich der Arbeits=
zeir
bezeichnete der Miniſter ſeine Verordnung vom 21. Dezem=
ber
als keineswegs beſte Löſung. Sie ſei auch ausdrücklich als
vorläufig gekennzeichnet, dürſte aber doch einen tragbaren Be=
helf
bieten, da ſie die jariſliche Regelung, alſo die Selbſtverwal=
tung
der Beteiligten, in den Vordergrund ſtelle. Jede vor=
urteilsloſe
und unpartciiſche Unterſuchung müſſe zu dem Ergeb=
nis
führen, daß die Verlängerung der Arbeitszeit in Deutſch=
land
eine unabvendbare Wirlung des furchtbaren Wirtſchafts=
druckes
ſei, der auf Deutſchland infolge der unerledigten Ent=
ſchädigungsfrage
, der geſtörten Verwaltung an Rhein und Ruhr,
der harten Micum=Verträge, ganz zu ſchweigen von den übrigen
unprodustiven Ausgaben, laſte. Bezüglich der Lohnpolitik be=
rief
ſich Dr. Brauns auf ſein Schreiben an den Finanzminiſter.
Zuſammenfaſſend ſagte der Miniſter zum Schluß: Von der Ar=
beiterſchaſt
werden angeſichts der bedrängten Lage Deutſchlands
große Opfer gefordert. Sie habe ſich bereit erklärt, dieſe zu
bringen, ſoweit ſie im Intereſſe von Volk und Staat unvermeid=
lich
ſind. Dieſe Girenze müſſe aber unbedingt eingehalten wer=
den
. An der heutigen rechtlichen Stellung der Arbeitnehmer in
Wirtſchaft und Staat ſolle man nicht rütteln.
1

Der Ausnahmezuſtand.
Geßler für den Ausnahmezuſiand.
* Berlin, 6. Febr. (Priv.=Tel.) Die demokratiſche Frak=
tion
ſprach in ihrer heutigen Sitzung auch über die Frage des
Ausnahmezuſtandes, wobei ſich Reichswehrminiſter Dr. Geßler
zu dieſer Frage äußerte und die Anſicht vertrat, daß in dieſem
Augenblick die Möglichkeit zu einer Aufhebung des Ausnahme=
zuſtandes
nicht gegeben ware und daß eine Entſcheidung des
Reichskabinetts noch nicht möglich ſei.
Abg. Held über den baheriſchen Ausnahmezuſtand.
München, 6. Febr. Im Plenum des bayeriſchen Land=
tages
wurde am Mittwoch vormittag die Ausſprache über die
zum Ausnahmezuſtano und zur Sicherung der Wahlfreiheit vor=
liegenden
Antrage fortgeſetzt. Abg. Dr. Held (Bayr. Vollspartei)
betonte, daß der Ausnahmezuſtand jetzt noch nicht entbehrt wer=
den
könne. Für die Wahlzeit müſſe er weitgehend gemildert
werden. Ueber die Aufhebung des Generalſtaatslommiſſariats
habe allein die Regierung zu entſcheiden. Preſſeverbote ſeien
ein untaugliches Mittel im geiſtigen Kampfe. Der Redner
wandte ſich weiter ſcharf gegen die von der Sozialdemokratie ge=
übte
Kritik an der Regierung und gegen die Hetze der völliſchen
Bewegung gegenüber dem katholiſchen Volksteil. Er wies die
Behauptung, daß von bayeriſchen Kreiſen eine Donaumonarchie
angeſtrebt werde, als gemeine Verleumdung erneut zurück. Die
bayeriſchen Katholiken träten für die Einheit und Größe des
Reiches ein. Dieſe zu ſichern, ſeien die Forderungen auf Revi=
ſion
der bayeriſchen und der Weimarer Verfaſſung geſtellt. Dik=
tatur
und Gewaltanwendung gegen Andersdenkende lehne ſeine
Partei ab. Der Wahlkampf ſollte im Geiſt der Einigkeit ge=
führt
werden. Abg. Dr. Groſius (Bayer. Mittelpartei) trat
ebenfalls der ſozialdemokratiſchen Kritik entgegen und billigte
die Forderung, daß die Regierung ihre Verordnung zur Siche=
rung
der Wahlfreiheit vorlegen möge. Der Ausnahmezuſtand
ſolle beſeitigt werden, ſobald die Vorausſetzungen dafür gegeben
ſind. Bezüglich der Verſammlungsverbote und der Schutzhaft
beſtehe noch große Unklarheit. Der Landtag müſſe das Recht
haben, ſeine Wünſche in dieſer Richtung zur Geltung zu bringen.
Ueber die Aufhebung des Generalſtaatsiommiſſariats habe allein
die Regierung zu befinden. Die Bayeriſche Mittelpartei ſei von
ihren völkiſchen Zielen niemals abgewichen. Die Zuſammen=
legung
der Miniſterien müſſe baldigſt durchgeführt werden. Nach
weiteren Ausführungen des Abg. Dr. Roth wurde die Weiter=
beratung
auf Donnerstag vormittag vertagt.
Eine Mahnung.
Von dem Verbande Heſſen des Reichsbundes der Zivil=
dienſtberechtigten
wird uns geſchrieben:
Vor einiger Zeit gedacſte an dieſer Stelle Herr von Oertzen
des dreijährigen Beſtehens der Reichswehr. Ohne Zweifel ver=
diennen
aue die Dank und Anertennung, die aus den Fetzen des
Heeres von 1918 der Regierung wieder eine politiſch freie Macht
zur Verfügung geſtellt haben, derer ſie ſo dringend beourfte und
wohl noch bedarf.
Doch bei dem Bau der Reichswehr dürfen wir nicht allein die
Baumeiſter ins Auge faſſen, ſondern auch die, aus denen ſie
ſich zuſammenſetzt und ihre Zulunft. Wie im Kriege das letzte
nicht der Krieg iſt, ſo iſt im Soldaten das letzte nicht der Soldat.
Sein Jugendhandwerk iſt ihm nur eine Vorſtufe für das Wirt=
ſchaftsleben
des Staates. Hat er ſeine geſetzliche Zeit gedient,
dann ſteht ihm dieſer Weg offen.
Daß er aber zum Teil nur offen ſteht, davon ſind uns die
Klagen der Zivildienſtberechtigten und Kriegsbeſchudigten ein
Zeugnis. Iſt es nicht für eine Nation beſchämend, daß, wie
man vor einiger Zeit an dieſer Stelle leſen konnte, Kriegsbe=
ſchädigte
betteln gehen? Fluchwürdig Schiaſal des Soldaten.
Leicht vergißt der Deutſche, ſehr leicht. Mögen auch die Taten,
deren Zeichen ſie an ſich tragen, unter einem anderen Banner
geſchehen ſein; doch für dieſelbe Heimaterde ſind ſie geſchehen.
Das Geſchehen iſt viel zu jung, um mit dem richtigen Maß ge=
meſſen
werden zu können. Und hauptſächlich von denen, für
die es geſchah. Wären aber jene Taten nicht geſchehen, über
Deutſchland wehte ſicher kein einig Banner. Das gemeinſam
vergoſſene Blut iſt das Bindemittel des Reiches auch noch in
den heutigen Tagen. Der jetzige Reichsminiſter des Aeußeren,
Herr Dr. Streſemann, führte in ſeiner Stuttgarter Rede ( da=
mals
noch Kanzler) folgende drei Pflichten auf, die das deutſche
Volk zu erfüllen habe: Eine Pflicht der Vergangenheit gegen=
über
, eine für die Gegenpart und eine für die Zulunft‟ Die
Toten nicht zu vergeſſen, fordert die Ehre der Nation. Das von
den Vätern ererbte ſelbſt zu erwerben, fordert die Pflicht. Doch
allen denen das zu danken, was ſie für den Staat taten, fordert
die Gerechtigkeit. Gerechtigkeit aber iſt die Grundlage aller
Staatsform.
Darum möchten wir in dieſer Zeit des Beamten= und An=
geſtellten
=Abbaues an alle in Betracht kommenden Stellen die
dringende Mahnung richten: Laßt Gerechtigkeit widerfahren
denen, die dem Staate Jugend und Geſundheit opferten, denn
Gerechtigkeit iſt die Grundlage jeder Staatsform.

* Berliner Theaterbrief.
Ausländer.
Der Import ſchlechter ausländiſcher Theaterſtücke dauert an.
Lieber, ſo ſcheint es, ſpielen die Direktoren miſerable Auslands=
ware
als anſtändig gemachte deutſche Stücke. In einer Woche
wurden uns in drei Premieren drei Ausländer ſevviert. Man
braucht kein Chauviniſt zu ſein, um gegen dieſe Methode zu pro=
teſtieren
. Wohin ſoll ſie führen, wenn nun bald auch wieder der
Import aus Frankreich erlaubt ſein wird? Dann wird man wohl
in die Propinz fahren müſſen, um immer einmal ein modernes
deutſche Drama zu beſichtigen.
Karen Brunſon iſt eine Dänin, die gelernt hat, um eine Rolle
ein Stück zu ſchreiben. Die Cornelia Valetti gibt ihr Stück um
Hermann Vallentins willen. Die Cornelia Valetti will richtiges
und tüchtiges Theater machen . Das iſt ein Programm, das man
annehmen kann. Nur gibt ſie nun ſchon zum zweiten Male einen
dilettantiſchen Reißer für großes Theater aus. Wenn ihr Pro=
gram
ſo gemeint war, ſo lehnen wir ab. Aber wir glauben auch
nach dieſem zweiten Debacle noch, daß nur dramaturgiſche Un=
fähigkeit
dieſes falſche Theaterſtück Profeſſor Klenow wählte.
War es in der Eröffnungsvorſtellung Noſa Valetti ſelbſt, die
über das Stück hinwegſehen ließ, ſo war es diesmal der Bruder
Vallentin, der den Abend als nicht verloren gelten läßt. Vallen=
tin
kann ſich in dieſer Bombenrolle gründlich ausſpielen, und
er tut das mit der ſcharfen Intelligenz und der großen Bega=
bung
, die man an dieſem rabiaten Schauſpieler immer wieder an=
erkennt
. Und auch diesmal iſt es Schrotl, der neben ihm würdig
das Niveau hält, während vom übrigen freundlichſt geſchwie
gen ſei.
Einen Reißer, gefährlicher noch, weil ihn ein weſentlich be=
gabterer
Halbdichter verfertigte, bringt das Renaiſſancetheater:
Die kindiſchen Verliebten von dem Vlamen Crommelynk. Wenn
es Menſchen gibt, die dieſes Theaterſtück für eine Dichtung hal=
ten
, ſo iſt das verſtändlich: Crommelyuk imitiert die Art des wirk
lichen Dichters mit fabelhaftem Geſchick. Er kommt auch öfters
ins Dichteriſche hinein, aber dann fällt er in fürchterliche Mache
zurück. Schon die Namen der Perſonen ſind bezeichnend. Setzt
man ſtatt Zülma Mariechen, ſtatt Fideline Minna, ſtatt Quaſi=
ent
Auguſte uſw., ſo bleibt von der Atmoſphäre nicht viel

ſierten unſicheren Nebeneinander durcheinanderſchlingt, entpuppt
ſich als eine richtige Theaterlokalität, zu deren Ausputz bedenk=

liche Anleihen bei Strindberg und Wedekind gemacht worden
ſind. Von der Aufführung unter Teggers Regie iſt nichts zu
bemerken. Sie war paſſabel, und man ſah zum erſten Male in
einer Wendla=Rolle eine junge Schauſpielerin, Lotte Steinhoff,
die, vorläufig noch mehr ſeiend als könnend, vielleicht einmal
wenn ſie das künſtleriſche Gleichgewicht findet, zu ſchönem Wachs=
tum
berufen iſt.
Der dritte Ausländer heißt A. A. Milne, kommt aus Eng=
land
und hat drüben einen Rieſenerfolg mit dem Luſtſpiel
Mr. Pim will nicht ſtören gehabt. Das ſpielt jetzt die Tribüne,
und man nimmt einen wabbeligen Magen von dieſer Waſſer=
ſuppe
mit nach Hauſe. Ein guter Komödieneinfall: daß infolge
einer falſchen Nachricht ein korrekter engliſcher Landedelmann
drei Stunden lang glaubt, in ungeſetzlicher Bigamie zu leben, iſt
erſchreckend bürgerlich und moraliſch totgehetzt. Einen ſolch hilf=
loſen
dritten Akt, wie ihn dieſes ſogenannte Luſtſpiel bringt, hat
man ſeit Jahren nicht geſehen. Unter Geyers Regie gab ſich das
gut eingeſpielte Enſemble der Robert=Bühnen alle Mühe, Laune
zu geben. Aber ſie blieben alle in den Shaw ſchon in ſchamloſer
Weiſe plündernden Kliſchees ihrer Rollen kleben. Selbſt Adele
Sandrock, die unverwüſtliche Tantenſpielerin, wußte nur ihr
auf die Nerven gehendes O Gott! zu dröhnen. Es gibt in
Deutſchland Hunderte ſolcher ſchlechten Poſſen. Aber deutſchen
Verfertigern gegenüber ſind die Herren Dramaturgen und Direk=
toren
ungemein kritiſch.
Die heutige Radiumerzeugung der Welt. Noch bis vor
zwei Jahren waren die Radium=Vorkommen in Colorado und
Utah diejenigen, die den größten Teil des Radiums für die Welt
lieferten. Man erhielt dort etwa 5 Milligramm Radium auf
1 Tonne Erz, und die Geſamterzeugung betrug etwa 150 Gramm
Radiumbromid. Die Uranerze, die kurz vor dem Kriege im bel=
giſchen
Kongoſtaat entdeckt wurden, konnten während des Welt=
krieges
nicht recht ausgebeutet werden und ſind erſt jetzt tatkräſ
tig in Angriff genommen wvorden. Dieſe belgiſchen Erzlager ſind
an radioaktiven Beſtandteilen, von denen etwa 150 Milligramm
auf 1 Tonne kommen, ſo reich und laſſen ſich verhältnismäßig
ſo leicht ausbeuten, daß ſie die amerikaniſchen Gruben binnen
kurzem vom Weltmarkt verdrängt haben. Während dieſe ameri=
kaniſchen
Fabriken auf einige Jahre ſtillgelegt wurden, iſt gegen=
wärtig
die belgiſche Radiumfabrik in Oolen bei Antwerpen, zu
deren Errichtung nur anderthalb Jahre gebraucht wurden, die
größte und modernſte der Welt. Ihre Produktion beträgt gegen=
wärtig
3 Gramm im Mongt und kann auf 6 Gramm geſteigert

werden. Damit iſt eine Jahreserzeugung von 36 bis 72 Gramm
möglich. Die belgiſche Gefellſchaft hat den Weltmarktpreis, der
noch vor einem halben Jahr 25 Pfund Sterling für das Milli=
gramm
betrug, auf 14 Pfund Sterling für das Milligramm
herabgeſetzt. Dieſe reichliche und billige Verſorgung mit Radiun
wird den Bereich ſeiner Verwendung bedeutend erweitern.
* Entvölkerung der Nordſee. Eine Volkszählung der Fiſche
im Meer iſt ein ſchwieriges Unternehmen, das aber ſeit einiger
Zeit von den Fiſchereiſachverſtändigen Englands in dem weiten
Gebiet der Doggerbank auf einer Strecke von 400 Kilo=
metern
von Nordoſten nach Südweſten und von 250 Kilometern
von Norden nach Süden ausgeführt wird. Etwa eine Woche
lang werden mehrere hundert Proben von dem Material des
Meeresgrundes genommen, und dieſes Material wird dann der
eingehendſten Sortierung und Zählung unterworfen. Frühere
ſolche Volkszählungen zeigten, daß auf einem Gebiet von etwa
1200 Quadratkilometern im Nordoſten der Bank ſich eine gewal=
tige
Menge eines kleinen Weißfiſches fand, der Spirulg suptrun
cata genannt wird. Dieſer Fiſch iſt die Hauptnahrung der Schol=
len
und Schellfiſche. Die ganze Bevölkerung der Doggerbank
wurde auf 4 680 000 Millionen Junge und 560 000 Millionen Er=
wachſene
geſchätzt. Das Geſamtgewicht der jungen und ausge=
wachſenen
Spirulge betrug nach dieſen Angaben 19 000 Tonnen,
15 000 Tonnen davon waren Jungſiſche. Die letzten Beobachtun=
gen
haben nun ergeben, daß an den Stellen, an denen der Fiſch
früher ſo zahlreich war, jetzt nur noch wenige Spirulge zu fin=
den
ſind, und zwar alles ausgewachſene Tiere. Es gibt keine
neue Aufzucht. Es fehlt alſo für die Schollen und Schellfiſche
eine Nahrung von 15 000 Tonnen, und es iſt mit einer Entvölke=
rung
dieſes Teiles der Nordſee zu rechnen.
* Chaplin ſchreibt ſeine Memoiren. Londoner Blätter be=
richten
, daß ein engliſcher Buchhändler auf den Gedanken verfiel,
die Memoiren Chaplins zu veröffentlichen. Es wurden Verhand=
lungen
gepflogen, und Chaplin erklärte ſich bereit, ſeine Lebens=
geſchichte
für den Londoner Verleger zu ſchreiben. Durch einen
Zuſall erfuhren auch zwei andere Verlagshäuſer von dem Plane
ihres Konkurrenten und überboten ſeinen Antrag um einige tau=
ſend
Dollar. Chaplin, der ſich ſtets auf die kommerzielle Aus=
wertung
ſeines Ruhms verſtand, verſprach, das heiß umſtrittene
Manufkript jenem Verleger zu überlaſſen, der ihm das Meiſte
verſprach. Der Streit iſt noch nicht entſchieden. Es bewerben
ſich gegenwärtig nicht weniger als acht Londoner Verleger um
das teure Manufkridt des Komikers, und zuletzt wurden ihm
30 000 Dollar für die Schilderung ſeines Lebenslaufs angeboten,

[ ][  ][ ]

Seite 4.

Darmſtädter Tagblatt, Donuerstag, den 2. Februar 1924.

Rummer 38.

Stadt und Land.
Darmſiodt, 7. Februar.
* Die Bezahlung der Fernſprechgebühren.
Für die Bezahlung der Fernſprechgebühren hat das Reichs=
poſtminiſterium
jetzt neue Richtlinien herausgegeben. Nach den
bisherigen Uebergangsbeſtimmungen ſollte den Teilnehmern be=
kanntlich
dann eine Zahlungsaufforderung überſandt werden, ſo=
bald
die Gebührenſchuld den Betrag von 10 Mark erreicht oder
überſchritten hat. Es hat ſich dann aber ergeben, daß dieſe vor=
läufig
feſtgeſetzte Grenze für Teilnehmer mit hohem Geſprächs=
umſatz
zu niedrig, für andere dagegen, die nur gelegentlich ein
Ortsgeſpräch führen, zu hoch bemeſſen war. Daher wurde die jetzt
mehr allgemein gehaltene Beſtimmung erlaſſen, daß die fälligen
Gebühren unter Beachtung der Wirtſchaftlichkeit des Einzelverfah=
rens
ſo ſchnell wie möglich der Poſtkaſſe zuzuführen ſind. Grund=
ſätzlich
ſoll jeder Teilnehmer mindeſtens monatlich einmal einen
ſeiner Gebührenſchuld ungefähr entſprechenden Betrag entrichten.
Mit großen Betrieben, Banken, Zeitungen uſw., bei denen ſich in
kurzer Zeit hohe Gebührenſummen ergeben, iſt zu vereinbaren,
daß ſie ohne beſondere Aufforderung oder nach telephoniſcher
Mitteilung regelmäßig, etwa wöchentlich einmal, eine angemeſſene
Abſchlagszahlung leiſten. Im übrigen beſtimmt der Amtsvor=
ſteher
, bis zu welchem Betrag den einzelnen Teilnehmern die
Gebühren geſtundet werden dürfen. Beträge von mehr als
100 Mark ſind in der Regel nicht zu ſtunden.

Zum Oberlandesgerichtspräſidenten iſt der Senatspräfi=
bent
Lang ernannt worden.
In den Ruheſtand verfetzt wurden: Am 24. Januar 1924 der
Studienrat am Realgymnaſium zu Darmſtadt Profeſſor Chriſtian Len=
hardt
auf ſein Nachſuchen unter Anerkennung ſeiner dem Staate ge=
leiſteten
Dienſte vom 16. Februar 1924 ab: Am 30. Januar 1924 die
Küchenhaushälterin an dem Ernſt=Ludwigs=Seminar zu Bensheim Fran=
ziska
Mayer auf ihr Nachſuchen unter Anerkenmung ihrer dem Staate
geleiſteten Dienſte vom 1. Februar 1924 anz am 31. Januar 1994 der
Vorſtand des Polizeiamts Neu=Iſenburg Polizeinſpektor Chriſtian
Weiß daſelbſt auf ſein Nachſuchen unter Anerkennung ſeiner dem
Staate geleiſteten Dienſte mit Wirkung vom 16. Februar 1924 an.
Spielplanänderung im Landestheater. Anſtatt der für Donners=

Bolshachſchule Darmſtalt. Am 13. und 14. Fehruar lauft im
Kleinen Haus des Heſſiſchen Landestheaters der Film Mit dem Aus=
wandererſchiff
nach Südamerika. Vortragender iſt Kopitän Herbert.
Karten ſind in der Geſchäftsſtelle ab Samstag, den 9. Feberuar, zu
haben.
Mit dem Auswandererſchiff uach Südamerika. Man ſchreibt uns:
Auch für dieſen Filmvortrag, den Kapitän Herbert aus Hamburg im
Kleinen Haus am Mittwoch und Donnerstag nächſter Woche halten wird,
werden nur numerierte Karten ausgegeben. Der Vorverkauf begint am
Samstag, den 9. Februar, an der Tageskaſſe des Kleinen Hauſes und
am Vertehrsbureau. Die Mitglieder der Volkshochſchule erhalten ihre
Karten zu ermäßigtem Preiſe in der Geſchäftsſtelle. Denjenigen, die
Wert auf einen guten Platz legen, iſt hiermit empfohlen, ihre Karten
ſchon in den erſten Tagen des Vorverkaufs abzuholen. Es können nur
vier Vorſtellungen des Films in Darmſtadt ſtattfinden. Wir bitten, den
Beſuch nicht auf die beiden Abendvorſtellungen allein zuſammenzu=
drängen
. Wem es irgend möglich iſt, ſollte de 6=Uhr=Vorſtellungen
beſuchen.
Sektion Darmſtadt des D. u. Oe. Alpen=Vereius. Herr Dr. meb.
Hüffell ſprach in der Monatsverſammlung über ſeine Touren und
Beſteigungen, die er zumeiſt mit einigen Vereinsmitgliedern im Juli des
vergangenen Sommers im Gebiet der Darmſtädter Hütte gemacht. Die
Hütte ſelbſt lag noch bei dem Anſtieg in tiefem Schnee. Wenn durch die
Schnee= und Eisverhältniſſe die Beſteigungen weſentlich erſchwert waren,
ſo hatten die Hochtvuriſten, beſonders bei Abfahrten über Geröllhalden
doch auch manche Erleichterung. Rautenköpfe, Saumſpitze und Scheib=
ler
wurden erſt egen. Sodann nach beſonderer Erkundungstour, die
ſteile, ſtart verwitterte Faſelfad, welche beſonders in einer Schneerinne
des Steinſchlags wegen und auf dem brüchigen Grad recht bedeutende
Schwierigkeiten bot. Eine größere Tour über die Konſtanzer Hütte am
Patteriol führte der Redner alle’n aus. In anſchaulicher Weiſe wurde
das Leben auf der gut und gemütlich eingerichteten Darmſtädter Hütte
mit der vorzüglichen Bewirtſchaftung durch die Familie des Bergführers
Birkl geſchildert und ließ in manchem Zuhörer den Wunſch aufſteigen,
ſelbſt eimal dieſelbe und die wunderbare Gebirgswelt des Ferwall und
Moostals kennen zu lernen. Den durchweg von gutem Wetter begün=
ſtigten
Ausflug beſchloſſen einige Ruhetage am ſonnigen Badeſtrand von
Langenargen am Bodenſee. Einige wohlgelungene eigene Aquarelle
illuſtrierten den anregenden Vortrag.
Aus der Martinsgemeinde. Die Gemeindevereine (Männer= und
Frauenverein, ſowie Wartburgverein) veranſtalten am Montag, den
11. d. M., abends 8 Uhr im Gemeindehaus (Liebfrauenſtraße) einen
Vortragsabend mit muſikaliſchen Darbietungen. Herr Dr. jur. Wagner
wird ſprechen über: Die zehn Gebote als Grundlage der Kultur.
Mitwirkende bei dem muſikaliſchen Teil ſind: Frau Vernius, geb.
Waigandt (Geſang), und Herr C. Schmidt für Violine. Der Eintritt
iſt frei. Zur Deckung der Unkoſten wird beim Ausgang um freiwillige
Beiträge gebeten. Mitglieder und Freunde ſind herzlich eingeladen.
Tagesordnung zur Sitzung des Probinzialausſchuſſes der Pro=
binz
Starkenburg am Samstag, den 9. Februar 1924, vormittags 10 Uhr:
1. Beſchwerde des Fahrradhändlers Georg Kolb zu Groß=Gerau gegen
den Beſchluß des Gemeinderats der Gemeinde Groß=Gerau vom 21. De=
zember
1923 wegen Abbruch eines Gebäudes; hiers Berufung der Ge=
meinde
Groß=Gerau gegen das Urteil des Kreisausſchuſſes des Kreiſes
Groß=Gerau vom 24. April 1923. 2. Geſuch des Gottfried Beimanz zu
Offenbach a. M. um Erlaubnis zum Betriebe einer Schankwirtſchaft im
Hauſe Schloßgaſſe 29. 3. Beſchwerde des Adolf Schumann zu Offen=
bach
a. M., Großer Biergrund 11, gegen den Beſcheid des Kreisamts
Offenbach vom R. Dezember 1923 wegen Verſagung der Erlaubnis zum
Handel mit unedlen Metallen. 4. Beſchwerde des Louis Ganzert zu
Auerbach gegen die Handelszulaſſungsſtelle beim Kreisamt Bensheim
wegen Verſagung der Großhandelserlaubnis für Lebens= und Futter=
mittel
. 5. Geſuch der Turngeſellſchaft Offenbach um Erlaubnis zum
Betriebe einer Schankwirtſchaſt mit Branntweinausſchank auf dem Sport=
platz
Noſenhöhe, 6. Beſchwerde des Adam Leilich, Schlierbach, gegen
das Kreisamt Dieburg (Handelszulaſſungsſtelle) wegen Verſagung der
Großhandelserlaubnis. 7. Beſchwerde des Wilhelm Gotta zu Ober=
Roden gegen das Kreisamt (Handelszulaſſungsſtelle) Dieburg wegen
Verſagung der Großhandelserlaubnis mit Lebens= und Futtermitteln.
8. Beſchwerde des Johann Philipp Schäfer 3. zu Alsbach gegen die
Handelszulaſſungsſtelle Bensheim wegen Verſagung der Großhandels=
erlaubnis
. 9. Beſchwerde des Chriſtian Gruber 2. zu Eppertshauſen
gegen das Kreisamt Dieburg (Handelszulaſſungsſtelle) wegen Verſagung
der Großhandelserlaubnis.
Arbeitsjubiläum. Der Glaſer Wilhelm Stumpf iſt ſeit 25
Jahren im Geſchäft von Wilhelm Müller, Glaſerei, beſchäftigt. Von
dem Prinzipal wurde ihm ein wertvolles Geſchenk überreicht.
Noch keine Ausführungsbeſtimmungen zur Vermögensſteuer. Vom
29. Jebruar 1924 trennen uns noch etwa 3 Wochen. Aber die Aus=
führungsbeſtimmungen
zur Vermögensſteuer, die nach 8 16 der zweiten
Steuernotverordnung der Reichsfinanzminiſter mit Zuſtimmung des

Mich e ieteſe ele ech i ette
haben, wenn bis 29. I. M. eine Vermögensſteuererklärung nicht ab=
gegeben
iſt, die Steuerpflichtigen das Dreifache, Er=
werbsgeſellſchaften
das Sechsfache des 2. Teils der
Brotverforgungsabgabe zu entrichten und zwar ſind die
Beträge, nach dem am 2. Januar 1924 maßgebenden Goldumrechnungs=
ſatze
in Goldmark umgerechnet, bis zum 29. Februar 1924 zu
zahlen. Sollen die Steuerpflichtigen wieder, wie es ſchon wiederholt
der Fall war, gezwungen werden, umfangreiche St uerarbeiten in weni=
gen
Tagen zu bewältigen? Auch das Publikum, nicht bloß die Finanz=
behörden
, iſt vor Arbeilsüberlaſtung zu ſchützen.
Aus der Stadtverwaltung. Wie wir vernehmen, wird
Baurat Rudolph demnächſt in den Ruheſtand treten. Die
Leitung des Gaswerks ſoll dann Oberingenieur Kalbfuß, die=
jenige
des Waſſerwerks Herr Schilling übernehmen, Dezernent
würde Beigeordneter Ritzert bleiben.
* Ferienſonderzüge. Zur Förderung der Volksgeſundheit wiurd die
Reichsbahn auch in dieſem Jahre wieder Ferienſonderzüge verkehren laſ=
ſen
. Um der beſchränkten Kauftraft und der wirtſchaftlichen Notlage
weiteſter Kreiſe ſo weit wie möglich Nechnung zu tragen, wird ſtatt der
bisherigen Ermäßigung von B Prozent eine weitergehende von 33½½,
Prozent gewährt.
Selbſtmord. Vorgeſtern abend brachte ſich ein hieſiger Schneider=
meiſter
in der Kirchſtraße in ſelbſtmörderiſcher Abſicht eine ſchwere
Schnittverletzung am Halſe bei. Man brachte ihn mit dem Kranken=
gagen
ins Städtiſche Krankenhaus, wo er noch in der Nacht ſtarb.

in den Gemeinden.
dem Einziehen in der Buchführung beſchäftigt waren, gekündigt,
Die Straßenreinigung will jetzt weitere 100 Angeſtellte entlaſſen,
da die Erwerbsloſen zum Hilfsdienſt ſtark herangezogen werden. Einbrüche in das Gebäude der landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaftszentrale
Auch die Krankenhäuſer konnten eine Perſonalverminderung
durchführen, da die nicht voll beſchäftigten Unterbeamten zum
Arbeiter mit übernehmen. Den ſtärkſten Perſonalabgang hatte genoſſen, iſt aber ſeit Jahren völlig entgleiſt, lebte von derartigen Dieb=
die
Straßenbahn zu verzeichnen, die etwa 7000 Arbeitern und
Angeſtellten kündigte. Auch die ſtädtiſche Parkverwaltung hat ſtarke Er gehört zwar zu den Pſychopathen und iſt ſeit geraumer Zeit ent=
Erwerbsloſe herangezogen. Die Zahlungen aus der Stadt=
Wohlfahrtspflege wird der Prozentſatz erhöht, auf anderen, die
den größeren Teil der Ausgaben im Sommer haben, noch
weſentlich herabgeſetzt werden. Auf der anderen Seite wird den
Verfügung über die beſchränkten Mittel gegeben, indem für
dieſe drei Monate die ſämtlichen Ausgaben derfelben Haushalts=
abteilungen
als untereinander übertragbar behandelt werden. uungen von periodenweiſe wiederkehrenden Daten zeigt, dürſte bisher
In Köln ſollen die Kehrichtabfuhr= Straßenreinigungs= und
Kanalgebühren fortfallen und die Koſten durch Erhöhung der
Grundſteuer aufgebracht werden. Bei dauerndem Fortfall dieſer
Gebühren werden bei der Steuerverwaltung und den Zahl= Januar begonnen hat, und die gleiche Uebereinſtimmung findet man
ſtellen etwa 75 bis 80 Beamte erſpart werden können, was rund
150 000 Goldmark jährliche Erſparnis an perſönlichen und ſach=
lichen
Unkoſten ausmachen würde. Der Magiſtrat von Buer in
Weſtfalen beſchloß, das ſtädtiſche Grundſtücksamt vollſtändig auf=
zulöſen
; das Wohnungsamt ſoll ſich nur auf die Vermittlung
von Wohnungen beſchränken, ebenſo wird das Wohlfahrtsweſen
und die Krankenverſorgung durch die Armenverwaltung ſtark
beſchnitten. Hand in Hand mit dem Abbau der Verwaltung
geht der Perſonglabbau. Zum 1. Februar wurden vorbeugend Lagerung wieder volſtändig aktuell geworden.
allen Hilfsangeſtellten der Stadt gekündigt.
Die Großſtädte im Ruhrrevier hatten ihre Verwaltungs=
direktoren
zu einer Beſprechung über den Abbau nach Eſſen
entſandt. Auch die Verwaltungsdirektoren waren in Ueberein= Volkstümliche Sonntagsmorgenmufik im Real=
ſtimmung
mit dem Städtetag der Auffaſſung, daß zur Erzielung
wirklich durchgreifender Erſparniſſe in der Verwaltung der
Städte auf perſonellem Gebiete nicht nur ein Perſonalabbau
nach dem willkürlichen Schema der Reichsordnung, ſondern in
erſter Linie ein Aufgaben= und Dienſtſtellenabbau zu betreiben
ſei, daß alſo der unmittelbare Perſonalabbau mehr ſekundäre
Bedeutung habe. Die ſich aus dem Verwaltungsabbau ergeben= vormittags 11 Uhr, im Kleinen Haus des Heſſiſchen Landestheaters eine
den Aufgaben würden ſomit auf verſchiedenen Gebieten liegen, Morgenfeier. Das Orcheſter des Landestheaters wird unter Leitung
hinſichtlich deren die Konferenz eine ausgedehnte Zahl von Vor=
ſchlägen
und Anregungen feſtlegte. Kein Gebiet der Verwaltung ſind in der Geſchäftsſtelle der Volkshochſchule zu haben.
blieb verſchont. Die Konferenz war ſich darüber klar, daß ihre
aus rein ſachlichen Erwägungen heraus entſtandenen Anregungen
auf vielfachen Widerſpruch und Widerſtand ſtoßen werden.
In Magdeburg iſt man bemüht, heimiſche Arbeiter in der einer die Edelſteine der Glaubensgegebenheiten aufleuchten zu laſſen,
ſtädtiſchen Landwirtſchaft zu beſchäftigen, wo bisher polniſche
Kräfte verwandt wurden. In der Gartenverwaltung iſt der Ab= der eine f9 berſönliche Sprache zedete, auch fremde Perſönlichkeit der=
bau
ſehr bedeutend. Auch bei der Straßenreinigung hat die
Stadt mit der Herabſetzung der Ausgaben begonnen. Hier ſoll
verſucht werden, die Erwerbsloſen bei den Arbeiten heranzu=
ziehen
. Beim ſtädtiſchen Hafen würde zu prüfen ſein, ob er nicht ſchen fagt, läßt allerorts den Wunſch wach werden. Pater Lippert
mehr einbringen würde, wenn private Hände ſeine Verwaltung
in die Hand nähmen.
Die Münchener Stadtverwaltung iſt ſeit einigen Jahren gung katholiſcher Akademiter Darmſtadts iſt es gelungen, ihn für zwei
daran, den geſamten Verwaltungskörper zu reorganiſieren und Vortragsabende am Freitag, den 8., und Samstag, den 9. Fehruar, zu
Sparmaßnahmen auf breiteſter Grundlage durchzuführen. Ob= gewinnen. Religiöſe Wendung und Wandlung iſt das
wohl man damit noch nicht fertig iſt, wurden doch ſchon ſeit erkebnis wird Pater Lippert am Samstag reden, beide Male in
1. April 1920 rund 41½, vom Hundert der Beamten dund Ange= dem Feſtſaal der Baugewerkſchule (Neckarſtraße 3). Beginn 8 Uhr. Bei
ſtelltenſtellen gekürzt. Damit war man allerdings vielfach zu der Bedeutſamkeit der Themen iſt zu ewwarten, daß nicht nur in Krei=
weit
gegangen; die Arbeit konnte nicht mehr bewältigt werden, ſen der katholiſchen Akademiker, ſondern in den weiteſten Kreiſen reli=
Straßen=Inſtandſetzungen als kleine Notſtanbsarbeiten. In der
letzten Zeit ſind Klagen über den ſchlechten Zuſtand der
Landſtraßen an vielen Orten laut geworden. Die erforderlichen
Schottermengen ſind zurzeit in allen gewünſchten Qualitäten und Korn=
größen
verhältnismäßig billig zu haben, weil die meiſten Steinbruch= Ausſchuß. Sitzung des Agitations=Ausſchuſſes am Freitag, den
betriebe keine Abſatzmöglichkeiten haben (die Betriebe ſind zum größten 8. ds. 81 Uhr, im Parteilokal. Alle Parteifreunde, die ſich während
Teil ſtillgelegt oder arbeiten verkürzt). Dieſe Verhältniſſe haben dem der kommenden Wahlzeit redneriſch=agitatoriſch betätigen wollen, ſind
Reichsarbeitsminiſter Veranlaſſung gegeben zu dem Hinweiſe, daß ge= zu dieſer Sitzung freundlichſt eingeladen.
rade die Inſtandſetzung der Straßen und Wege die dringend er=
wünſchte
Möglichkeit zur Ausführung ſog. kleiner rer der Baltikumexpedition im Jahre 1919, deren hiſtoriſche Bedeutung
ßen und Wege als kleine Notſtandsarbeiten Bedacht nehmen.
Außerordentliche Steuer vom Gebäudebeſitz 1923. Das Finanz= Nachbaun in Geſchichte, Weltkrieg und Zukunft‟. Die Taten unſerer
miniſterium hat in Nr. 36 eine Bekanntmachung veröffentlicht derzu= Baltikumer werden einen breiten Raum des Vortrags einnehmen und
folge die aus öffentlichen Mitteln Unterſtützung beziehenden Perſonen uns erzählen von dem letzten Ruhm, den deutſche Waffen in Feindes=
dem
beim Finanzamt zu ſtellenden Erlaßantrag eine Verteilungsberech= land errungen haben. Der Geiſt der Baltikumer wird zu uns reden, der
nung und Beweisſtücke (Beſcheinigungen der zuſtändigen Behörden über trotzige deutſche Geiſt, der nicht laſſen will von Heimatsliebe und Kaup=
den
Empfang von Unterſtützungen) beifügen ſollen. Das würde doch fesmut. (Näheres val. Anzeige in der heutigen Nummer.)
wohl vorausſetzen, daß der Hausbeſitzer eine ſolche von den Mietern
als richtig befundene Verteilungsberechnung (nach Verhältnis der Miet=
werte
) aufgeſtellt hat. Inſofern bedürſte die Bekanntmachung einer
Ergänzung; was aber die Beibringung von Beweisſtücken über den
das ſtädtiſche Wohlfahrtsaut die doch zweifellos vorhandenen Liſten beitszeit. Nach längerer Debatte wurde die von den Regierungspar=
ſolcher
Fürſorgeempfänger dem Finanzamt mitzuteilen veranlaßt würde, teien eingebrachte Entſchliehung mit einem Zujatzantrag des Zemiruns
ders verwieſen.
Verſicherungsamt macht bekannt, daß nach 8 160 der Reichsverſiche= Neufeſtſetzung der Arbeitszeit ſtattgefunden hat, die für einzelne Grup=
rungsordnung
und 8 1 des Angeſtelltenverſicherungsgeſetzes vom 4. 9s. ven 10 Stunden beträgt. Die Veratung der Erhöhung der Dienſtzeit
tung) für alle Verſicherte auf 1.20 Goldmark täglich feſtgeſetzt iſt. Es ſoll. Die Regierung gab die Erklärung ab, daß ſie eine Neufeſtfetzung
werden hierbei gerechnet: a) für erſtes Frühſtück 0,10 Goldmark, für zwei= ohne Zuſtimmung des Sonderausſchuſſes nicht vornehmen werde. Dau=
tes
Frühſtück 0.10 Goldmark, für Mittageſſen 0,45 Goldmark, Veſperbrot nach wurden die noch ausſtehenden Anträge über den Beamtenabhau
0,10 Goldmark. Für ſonſtige Sachbezüge gilt der Kleinhandelspreis.
Pflegegelder ſind für den Monat Dezember 1923 unter Zugrunde= Angeſtellten auf den Beamtenabbau nicht dahin führen darf, daß Be=
rechnen
.
der bereits wiederholt in Erlaſſen und Anordnungen ſeine Bedienſteten weitgehendſt Rückſicht zu nehmen iſt. Fortſetzung Donnerstag vormittag.
auf die pflegliche Behandlung reiſender Ferienkinder hingewieſen hat,
hat es jetzt durchgeſetzt, daß den Eindern die bisher auf der Reichsbahn und Genoſſen, Erhöhung der Zeitkarten und Aufhebung von Halte=
ein
Viertel des Fahrpreiſes vierter Klaſſe zu zahlen hatten, vollſtän= ſtellen betr., zugegangen. Die Abgeordneten fragen an: 1. Iſt der Re=
dig
freie Fahrt gewährt wird, deren Koſten vom Reichsminiſterium gierung betannt, daß die Reichsbahnverwaltung durch ihre Tarifpolitik
des Innern übernommen werden. Die Kinder und ihre Begleiter er= bezüglich der Zeitkarten eine 150prozentige Erhöhung gegenüber dem
worteten Antrag zur Erlangung der Fahrpreisermäßigung (auf grünem densſatz hinausgehen. Bei dieſem geringen Einkommen iſt dieſe Tarif=
Papier) und außerdem ein mit dem Stempel des Vereins und einer fort= politik unverſtändlich, weil es vorkommt, daß auf entfernteren Strecken
laufenden Nummer verſehenes Anerkenmnis durch das die Beförderung das Einkommen der Lohn= und Gehaltsempfänger nicht ſo viel die
der Kinder beſtätigt wird; auf Grund dieſer beiden Ausweiſe werden Woche beträgt, als für eine Wochenkarte zu bezahlen iſt. Was gedenkt
die Fahrkoſten geſtundet und ſpäter mit dem Reichsminiſterium des In= die Regierung zu tun, damit dieſe Tarifpolitik aufhört? 2. Iſt der Re=
nern
verrechnet, das die Hälfte (alſo ein Achtel des Fahrpreiſes vierter gierung ferner bekannt, daß die Reichsbahnverwaltung verſucht, eine
Klaſſe) der Reichsbahn vergütet, während die andere Hälfte von der große Anzahl von Bahnhöfen reſp. Halteſtellen aufzuheben, darunter
Reichsbahnverwaltung getragen wird, ſodaß ſie da die Kinder in der ſolche, wo bis 200 Perſonen einſteigen, um ihre Arbeitsſtellen zu er=
Soziallaſt auf ſich nimmt zu der ſie als ſelbſtändiges wirtſchaftliches ſpruch erheben zu wollen und alles zu verſuchen, damit dieſe Anord=
Unternehmen kaum verpflichtet ſein dürſte.

u. Aus der Strafrechtsdflege. Statt des durch die Zuſtizreform vor=
erſt
ausgeſchalteten Schwurgerichts, deſſen regelmäßige Märztagung
* Opar= unu abbaumapnahmen dengemäß nicht ſtatfündet, uird die Strafkammer1 hier 1. A. zwk.
ſehr ſchwere Fälle vorausſichtlich noch während der nächſten Wochen,
ſpäteſtens im kommenden Monat verhandeln. Angeklagt ſind der 31 Wilhelm Kinkel aus Frankfurt a. M., der am 29. April früh=
Zu mannigfachen Vergleichen regen die Berichte an, die in worgens nebſt einem Begleiter beim Einbruchsverſuch betroffen, an deu
Ecke der hieſigen Elifabethenſtraße und Grafenſtraße den Polizeiwacht=
letzter
Zeit aus den Gemeinden über Spar= und Abbaubeſtre= meiſter Günther erſchoß und erſt lange nachher zufäll’g in Stuttgark
bungen bekannt geworden ſind. In Berlin hat man insgeſamt entdeckt werden konnte. Er und ſein inzwiſchen verſtorbener Geuoſſe,
etwa 15 000 Arbeiter und Angeſtellte entlaſſen, ohne daß die betrieben die Einbrüche gewerbsmäßig, indem ſie das Feld dieſer gemein=
Arbeiten der Stadt darunter gelitten hätten. Die Gaswerke gefährlichen Tätigkeit ſtets raſch zu wechſeln pflegten und ſich ſo der Er=
können
infolge techniſcher Verbeſſerungen allein rund 1000 Ar= mittlung zu entziehen wußten. Im Oktobeu hatte Kinkel einen ſolchen
beiter entbehren, und weitere 1000 Angeſtellte ſind überflüſſig Einbruch in die pſhchiatriſche Univerſitätsklinik Gießen verübt und dabei
geworden, nachdem die Betriebe, wieder zur vierwöchentlichen auf den dortigen Diener (glücklicher Weiſe ohne Verwundung desſelhen)
mehrere Schüſſe abgegeben. Gleiches geſchah nachmals in Stuttgart,
Gebührenerhebung zurückgekehrt ſind. Auch die Waſſer= und während in Darmſtadt der auf der Dienſtrunde befindliche Wachtmeiſter
Elektrizitätswerke haben mehreren hundert Angeſtellten, die mit Günther das Opfer ſeiner unerſchroenen Pflichttreue werden ſollte. Kin=
kel
kam mit ſeinem Begleiter gerade von einem erfolgloſen Einbruchs=
verſuch
in dem betreffenden Eckhaus, und beide hatten in nämlicher Nacht
am Marienplatz, ſowie bei der Handwerkskammer, Saalbauſtraße, mit
beträchtlicher Beute ausgeführt. Unerkannt entwichen ſie nach der Blut=
tat
, und Kinkel fiel ſeinerzeit nachts einer Stuttgarter Polizeiſtreife in
Teil die Beſchäftigung der für beſondere Arbeiten angeſtellten die Hände. Er ſtammt aus achtbarer Familie und hat gute Erziehung
ſtählen, wozu er ſich mit Vorliebe Büros oder ähnliche Orte auswählte.
Entlaſſungen vorgenommen und für einfache Arbeiten geeignete uündigt, doch ſoll nach berufenem Gutachten hinſichtlich der ſtrafrechtlichen
Zurechnungsfähigkeit bezw. Verantworrlichkeit kein Zlveifel obwalten.
Die vor der hieſigen Strafkammer zuu Verhandlung gelangende Anklage
hauptkaſſe an die Verwaltungen werden entſprechend rationiert betrifſt neben dem Einbruch und Mordverſuch in Cießen die hier ver=
werden
. Auf einzelnen Gebieten, z. B. der Beleuchtung, der übten Einbrüche nebſt der Ermordung Günthers. Die weitere Anklage
iſt die wegen Mordes gegen den 32jährigen Händler Fritz Hofmann
von hier, nachdem deu im Verein mit ihm unter dem Veadacht gemein=
ſamer
Tat verhaftete Kriminalpolizeiinſpektor Weber, hier, ſich im
Bezirksämtern größere Selbſtändigkeit, größere Freiheit in der Unterſuchungsgeſängnis entleibt haat. H. beteuert noch immer völlige
Unſchuld, und der zu erwartende, große Indizienbeweis dürfte daher
wohl einige Tage für den Fall beauſpruchen.
* Kalender=Kurioſitäten. Daß unſer Kalender allerlei Uebereinſtim=
kaum
jemand aufgefallen ſein. Wer weiß beiſpielsweiſe, daß kein Jahr=
hundert
am Mittwoch, Freitag oder Sonntag anfangen kaun? Der Mo=
nat
Oktober beginnt ferner ſtets mit demſelben Tage, mit dem der
zwiſchen April und Juli, ſowie zwiſchen September und Dezember. Auch
der Februar, der März und der November beginnen mit demſelben
Wochentag. Juni und Auguſt bilden dagegen in dieſer Beziehung eine
Ausnahme, da ſie verſchiedene Anfänge haben. Dieſe Regeln gelten in=
deſſen
nicht für Schaltjahre, fo daß das gegenwärtige Jahr nicht zu=
Probe aufs Exempel herangezogen werden kann. Das gewöhnliche
Jahr beginnt und ſchließt dagegen ausnahmslos mit demſelben Tag.
Für ſparſame Leute ſei noch darauf hingewieſen, daß ſie ihren Kalender
nach 28 Jahren wieder verwenden können. Er iſt nach der 25jährigen
Lokele Veranſtaltungen.
Die bierunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchſießlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu Eefrachten,
in keinem Falie irgendwie als Beſprechung oder Keitlk.
gymnaſium. Am nächſten Sonntag, den 10. d. M., um 11½ Uhr,
wird der Vortrag des Soloquartetts der Damen Kapper und Stefa=
nowa
, ſowie der Herren Weller und Hagener, der em 3. d. M. ſehr
ſtarken Zuſpruh und Beifall gefunden hat, noch einmal vollſtändig, ins=
beſondere
, mit den vierſtimmigen Brahmsſchen Liebesliederwalzern,
wiederholt.
Die VolkshochſchuleDarmſtadt veranſtaltet am 10. Februau,
des Herun Generalmuſikdirektors Balling ein Konzert geben. Karten
Pater Liypert ſpuicht in Darmſtadt. Als vor Jah=
ren
das jetzt im 15. Tauſend vorliegende Bändchen. Gott des Feſuiten=
taters
Lippert erſchien, atmeten viele Zeitgenoſſen befreit auf. Hier
ſprach ein Mann die religiöſe Sprache, der ſie verſtand. Hier wußte
weil er ſie mit einem glühenden Herzen umfing. Daß dieſer Maun,
ſtehen würde, darüber konnte kein Zweifel ſein. Seine Briefe über
Fragen des Innenlebens in der Zeitſchrift Seele erbrachten den Be=
weis
. Was er aber in ſeinem vor Jahresfriſt im Theatinerverlag er=
ſchienenen
Bändchen vom Weſen des katholiſchen Men=
einmal
perſönlih zu hören, um zu exfahren, was er über die neueſten
Geſtaltungen des religiöſen Deutſchland zu ſagen weiß. Der Vereini=
Thema des erſten Abends. Ueber Kirchenbegriff und Kirchen=
giös
intereſſierter Menſchen die Nachfrage nach den Karten groß ſein
wird. (Vorverkanf bei Chr, Arnold, Ernſt=Luduig=Straße.)
Aus den Parteien.
Deutſche Demokratiſche Partei, Agitations=
Zum Vortrag des Grafen von der Gortz! Der Füh=
Notſtandsarbeiten in größtem Umfange bietet. Die Gemein= in weiten Volkskreiſen noch lange nicht bekannt genug iſt, der Finnlaud
den ſollten daher mit allem Nachdruck auf die Ausbeſſerung der Stra= vom Joch des Bolſchewismus befreit hat, wird am Dienstag, 12. Febr.,
im Saalbau einen Vortrag halten über Deutſchland und ſeine öſtlichen
Parlainentariſches.
* Der Ermächtigungsausſchuß des Landkags be=
Bezug von Fürſorgemitteln anlangt, ſo wäre es doch richtiger, wenn riet geſtern in Anweſenheſt des Staatspräſidenten, die Frage der Ar=
angenommen
. Darnach ſoll auch bei neu abzuſchließenden Tarifverträ=
Außerordentliche Steuer vom Gebäudebeſitz. Auf die heutige Be= gen an der achtſtündigen Arbeitszeit grundſätzlich feſtgehalten werden,
kanntmachung des Heſſiſchen Finanzminiſteriums wird hierdurch beſol= und nur bei Ausnahmefällen, beſonders bei Dienſtbereitſchaft, die zehn=
ſtündige
Arbeitszeit in Frage kommen. Der Ausſchuß nahm Kenntnis
Feſtſetzung des Wertes der Sachbezüge. Das Kreisamt als davon daß in Wölfersheim mit Zuſtimmung der Arbeiterſchaft eine
ab der Wert der Sachbezüge (Koſt, Wohnung, Heizung und Beleuch= für Beamte wurde vertagt, da noch weiteres Material beſcafft werden
0.10 Goldmark, Abendeſſen 0,35 Goldmark mithin für volle Verpflegung beraten. Angenommen wurde der Antrag der Koalitionsparteien, wo=
1,10 Goldmark; b) für Wohnung, einſchl. Heizung und Beleuchtung, nach eine Verwendung abgebauter Beamten höherer Gruppen in niede=
ren
Gruppen nicht zuläſſig iſt. Außerdem wurde angenommen der
Pflegegelder in den Landes=Heil= und Pflegeanſtalten. Die Satz 6, der beſtimmt daß die Anrechnungsmöglichkeit von abgebauten
legung des Reichslebenshaltungsindexes von 1 535 000 000 000 zu be= amte überhaupt nicht abgebaut werden. Schließlich fand ein ſozialdemo=
kratiſcher
Antrag einſtimmig Annahme, der fordert, daß bei der Ver=
RDV. Freie Fahrt für Ferienkinder. Reichsverkehrsminiſter Oeſer, minderung der Lehrerſtellen auf die beſonderen Bedürfniſſe der Schulen
* Dem Landtage iſt eine Anfrage der Abgeordneten Anthes
halten wie bisher einen vom Verein Landaufenthalt für Stadtkinder Monat Januar vorgenommen hat? Die Crregung unter den Lohn= und
oder der Hauptvermittelungsſtelle für das betreffende Ausland befür= Gehaltsempfängern iſt ſehr groß, weil dieſe Preiſe weit über den Frie=
dritten
Klaſſe von Schnellzügen befördert werden für jedes Kind und reichen, z. B. Bahnhof Hainhauſen bei Offenbach? Auch gegen dieſe
jeden Kilometer etwa 3 Pfennige aus eigenen Mitteln zulegt, alſo eine Maßnahme der Reichsbahnverwaltung bitten wir die Regierung Ein=
wungen
wieder rückgängig gemacht werden.

[ ][  ][ ]

Nummer 38.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstaa, ben 2. Februar 1924.

Seite 5.

Aufwertung und Aufwertungsſteuer
nach dem Entwurfe der 3. Steuernotveroronung.

Kritik und Gegen=Entwurf.
Von Oberlandesgerichtspräſident i. R. Dr. Beſt, Darmſtadt.

Die Reichsregierung hak einen Entwurf zur dritten Steuernotver=
brönung
veröffentlicht, der zu den ſchwerſten Bedenken Anlaß gibt.
Die Beſtimmungen des letzten, mir erſt am 4. Februar zugegange=
nen
und von dem mir am 2. Februar zugegangenen, zum Nachteil der
Gläubiger weſentlich abweichenden Entzuurfs gehen, ſoweit ſie die Auf=
wertung
und deren angebliche ſteuerliche Erfaſſung betreffen, in ihren
Grundzügen dahin:
A.

2. Die im 8 1 bezeichneten, die öffentlichen Anleihen nicht umfaſſen=
den
Geldforderungen, ſowvie Hypotheken. Grund= und Rentenſchurlden,
Reallaſten und Pfandrechte werden mit Rückſicht auf die Geldentwertung
grundſätzlich auf 10 vom Hundert des Goldmarkbetrages aufgewertet.
Der Schuldner kann aber bis zum 31. Dezember 1924 vor der Aufwer=
tungsſtelle
eine Herabſetzung verlangen, wenn ſie mit Rückſickt auf ſeine
Vermögenslage zur Vermeidung einer großen Unbilligkeit geboten er=
ſcheint
(8 2 Abf. 1 und 8 3).
3. Als Goldmarkbetrag gilt bei einem Anſpruch, den der Gläu=
biger
vor dem 1. Januar 1919 erworben hat, der Nenn=
betrag
. Im übrigen muß der Goldmarkbetrag nach dem Dollarkurſe
errechnet werden ( 2 Abſ. 2).
4. Pfandbriefe werden nur aufgewertet, wenn der Gläu=
biger
ſie ſeit dem 1 Januar 1919 im Beſitz oder auf
Grund geſetzlichen. Zwanges zur mündelſicheren An=
lage
erworben hat (8 4 Abſ. 1). Die Aufwertung erfolgt durch

zuf Gi ſchuthe e ehe Geie e
Ueberſchuß der Deckung fällt dem Reiche zu.
5. Die Zahlung der aufgewerteten Kapitalbeträge kann nicht vor dem
1. Januar 1929 verlangt werden. Bis 31. Dezember 1924 ſiud ſie unver=
ginslich
und rückſtändige Zinſen gelten als erlaſſen. Vom 1. Januar
1925 ab ſteigt der mit 1 Prozent beginnende Zinsſatz jährlich um je 1 Pro=
zent
bis zu der vereinbarten Höhe. Abweichende Zinsvereinbarungen
find zuläſſig (8 5).
6. Die Regierung bezeichnet die Aufwertungsſtelle, regelt das Ver=
fahren
und beſtimmt die zu erhebenden Gebühren (8 6).
7. In Prozeſſen über die Höhe eines Aufwertungsanſpruchs iſt das
Verfahren auf Antrag auszuſetzen (8 7.
8. Aus dem aufgewerten Vermögen von Sparkafſen ſind
lebiglich die vom 1. Januar 1919 bis 1. Januar 1923
auf Grund geſetzlichen Zwanges gemachten mündel=
ſicheren
Einlagen bis zu 10 vom Hundert des Goldmark=
betrages
aufzuwerten. Im übrigen ſoll der aufgewertete
Betrag dem Garantieverband für gemeinnützige
Zwecke zufallen (8 8 Abf. 2). Bei Lebensverſichewungsgefellſchaf=
ten
beſtimmt die Regierung, in welcher Weiſe das etwa aufgewertete
Vermögen zugunſten der Verſicherten und, ſoweit es nur gering iſt,
gemeinnützig zu verwenden iſt (5 8 Abf. 3).
9. Die auf Reichsmark lautenden, vor der Verordnung aufgenom=
menen
öffentlichen Anleihen werden bis zur Erledigung der
Reparationsverflichtungen nicht verzinſt und nicht getilgt
(8 10 Abf. 1). Die Aufnahme des Zinſen= und Tilgungsdienſtes wird
durch Reichsgeſetz gevegelt.
10. Abgeſehen von den Ausſtellern öffentlicher Anleihen erhebt das
Reich von den Ausſtellern oder ſonſtigen Tilgungspflichtigen der im 8 19
bezeichneten Schuldverſchreibungen und fchuldverſchreibungsähnlichen
Attien eine Steuer (83 11, 12, 14). Von der Steuer ſind die Grund=
kreditanſtalten
, die vor dem 1. Januar 1919 getilgten Schuldverſchrei=
bungen
, wertbeſtändige und ſolche Schuldverſchreibungen befreit, für die
bebaute Grundſtücke haften, die von einer Stener nach 88 P27 beſon=
ders
erfaßt werden (8 14).
Die Steuer wird von dem Goldmarkbetrag der Schuldverſchreibung
(88 16. 17) berechnet und beträgt, je nachdem die Schuldverſchreibungen
am 31. Dezember 1923 getilgt waren oder nicht, 12 oder 2 Prozent, die
zu den im 8 18 bezeichneten Zeitpunkten fällig ſind.
Auf die 88 1922 gehe ich nicht weiter ein. Sie betreffen ebenfalls
die Beſteuerung von Geldentwertungsgewinnen zugunſten des Reiches,
ermächtigen den Reichsfinanzminiſter, diejenige bei Inanſpruchnahme von
Krediten vorzubereiten (88 1920), ſowie die Ausgabe von Notgeld zu
beſteuern, und ſchreiben einen Geldentwerungsausgleich bei den mit
öffentlichen Zuſchüſſen errichteten Gebäuden vor (8 22)
Die 88 22N handeln von der Beſteuerung der Geldentwertungs=
gewinne
zugunſten der Länder und Gemeinden und regeln in den 88 23
bis 26 diejenige der bebauten Grundſtücke.
Zur Deckung ihres Finanzbedarfs dürfen nach 8 23 die Länder und
Gemeinden im Zufammenhang, mit der Regelung des
Mietweſens vom 1. Januar 1924 ab eine Steuer von bebautem
Grundbeſitz erheben, von deren Ertrag ſie mindeſtens 10 Prozent zur
Förderung der Neubautätigkeit verwendeu müſſen. Die Länder dürfen
den Mietzins abweichend von dem Reichsmietengeſetz und mit Zuſtim=
mung
der Reichsregierung auch abweichend von dem bürgerlichen Recht
regeln, müſſen ihn aber im Einklang mit der Wirtſchaftslage allmählich
dem Goldmarkbetrage angleichen, der am 1. Juli 1914 vereinbart
war (Friedensmiete) (8 B).
Nach 8 24 kann die Beſteuerung in Form einer Aufwertungsſteuer
oder in der Form einer beſonderen Grundſteuer erfolgen. Die
Steuer muß dem Eigentümer mindeſtens die Beträge belaſſen, die zur
Verzinſung von 10 b. H. des angelegten Kapitals und zur Deckung der
ihm obliegenden Betriebs= und Inſtandſetzungskoſten erforderlich ſind,
und dieſe Beträge müſſen am 1. April 1924 30 Prozeut der Friedens=
miete
erreicht haben. Die Steuer vermindert ſich nach Maßgabe des
Abf. 3 und darf ſich nach Abf. 4 auf Neubauten, die nach dem 1. April
1918 bezugsfertig wurden, nicht erſtrecken. Obund inwieweit bei
Gebäuden, die am 1. Juli 1914 oder im Zeitpunkt
ſpäterer Fertigſtellung nicht oder nur gering
privatrechtlich belaſtet waren, eine Befreiung von
oder eine Minderung der Steuer eintreten, kann,
beſtimmen die Länder; dasſelbe gilt für Gebäude, die nicht ver=
mietet
ſind.
Eine beſondere Aufwertungsſteuer bildet nach 8 25
einen Teil, der geſetzlichen Miete und muß ſtets in einem
Prozentſatz der Friedensmiete erhoben werden.
Während die Beſteuerung des bebauten Grundbeſitzes vom
Januar 1924 ab vorgeſehen iſt, foll nach 8 27 die Beſteuerung des
Geldentwertungsgewinns bei hypothekariſch belaſteten oder ſeit dem
1. Januar 1919 belaſtet geweſeneu unbebauten Grundſtücken uach Maß=
gabe
eines ſpäteren Reichs geſetzes vom 1. November 1925 an
ſtattfinden.
8 28 ſieht einen Geldentwertungsausgleich bei Holzverkäufen aus
forſt= und öffentlichen Körperſchaften vor, die hier nicht beſonders inter=
eſſieren
. Von Intereſſe iſt dagegen die Beſtimmung des 8 20. Danach
ſind bei der Vermögensſteuerveranlagung zum 31. Dezember 1923 For=
derungen
und Schulden auf Reichsmark, die vorher nicht aufgewertet
wurden, auch damn unter Umrechnung in Goldmark mit dem Paviermark=
rennbetrag
zu bewerten, wenn die Möglichkeit einer Aufwertung beſteht.
B.
Die vorſtehend wiedergegebenen Beſtimmungen ſind m. C. nicht nur
inſoweit, als ſie die geſetzlich begründete Aufwertung oder deu Rechts=
weg
für deren Durchführung ausſchließen oder beſchränken, ſondern auch
inſowent rechtsunwirkſam, als ſie den ſogenannten Geldentwertungs=
gewinn
einer Sonderſteuer unterwerſin. Ich beziehe mich zur Be=
gründung
meiner Auffaſſung auf die von mir deröffentlichten Aufſätze
und bemerke zuſammenfaſſend folgendes:
1. Nach dem Urteil des Reichsgerichts vom 28. November 1923 hat
der Geldgläubiger ein geſetzliches Recht auf den nach Treu und Glau=
ben
aufgewerteten Betrag. Das Maß der Aufwertung beſtimmt ſich
nach den Urteilsgründen hauptſächlich nach dem geſteigerten
Paviermarkwerte des Unterpfandes, ſo daß als Regel die auch ſtets von
mir vertretene Mügelſche Formel platzugzeifen hat.
2. Obwohl das Urteil des Reichsgerichts eine Hypothekenforderung
betrifft, hat nach Schrifttum, Rechtſprechung und der Auffaſſung des
Reichsgerichts ſelbſt die Auſwertung überall Anluend ung zu finden, vo,
wie insbeſondere bei Induſtrieobligationen, entſprechende Vorausſetzun=
gen
, wie bei der Hyhothekengufwertung, gegeben ſind.

2 Nach einem Urteil des Oberlandesgerichts Darmſiadt vom
18. Dezember 1923 ſtehen die Tilgung der Schuld und die Löſchung der
Hohythek dem Aufwertungsanſpruch jedenfalls dann nicht entgegen,
wem die Entgegennahme der ungenügenden Leiſtung und die Bewuilli=
gung
der Löſchung in der irrigen Annahme erfolgten, dazu geſetzlich ver=
Lſttüzttr zu ſein. Das Reichsgericht hat in dieſer Frage ſelbſt noch nicht
g ſprvchen. Die Gründe des Oberlandesgerichts ſtehen aber, ſoweit ſie
die Grundſätze über ungerechtfertigte Bereicherung anwenden, mit der
Rechtſprechung des Reichsgerichts im Einklang.
4. Nach Art, 153 der Reichsverfaſſung iſt die Enteignung nur zum
Wohle der Allgemeinheit, ſowie grundſätzlich nur gegen angemeſſene
Entſchädigung zuläſſig, und zu Verfaſſungsänderungen iſt nach dem Er=
mächtigungsgefetz
die Regierung nicht beſugt.
5. Als eine verfaſſungswidrige Enteignung erſcheint es hiernach,
wenn zugunſten des Schuldners die geſetzlichen Aufvertungsanſprüche
des Gläubigers aufgehoben oder beſchränkt vuerden. Der Richterverein
des Reichsgerichts hat in ſeiner Mahnung an die Neichsregierung vom
8. Januar d. J. (Nr. 15 des Darmſtädter Tagblatt vom 15. Januar
1924) ausdrücklich ausgeſprochen, daß ſelbſt ein teilweiſes Aufwertungs=
verbot
als unſittlich, wider Treu und Glauben verſtoßend, ſowie als
verfaſſungswidrige Enteignung rechtsunwirtſam ſei.
6. Das Verbot jeder Aufwertung der vor dem 31. Dezember 1923
getilgten Anſprüche (8 1 Abſ. 2), die grundſätzliche Beſchränkung der
Aufwertung auf 10 Prozent auch in den Fällen, wo nach bürgerlichem
Recht eine weſentlich höhere Aufvertung geboten wäre G 2 Abſ. 1),
die in 84 enthaltene beſondeue Beſchränkung der Aufwvertung von Pfand=
briefen
, die Beſchränkung der Zinsanſprüche in 8 5, die Beſchränkung
des Rechtswegs in 8 7 und die Beſtimmungen über die öffentlichen An=
leihen
in 8 10 haben deshalb nach der Mahnung des Reichsgerichts die
Folge, daß eine Berufung auf dieſe Vorſchriſten wegen Verſtoßes gegen
Treu und Glauben abgewieſen werden wird.
7. Nicht nur die Beſchränkung der Aufwertung, ſondern auch die
Beſteuerung des Aufwertungsgewinns bezeichnen die Richter des Reichs=
gerichts
als unſittliche Verſtöße, gegen Treu und Glauben, weil ſie dem
berfaſſungsmäßig geleiſteten Grundſatze der Allgemeinheit der Beſteue=
rung
Hohn ſpreche. Wie ich an anderer Stelle nachgewieſen habe,
kommt als Obiekt einer Sonderſteuer weder das aufgewertete Recht des
Gläubigers, noch deſſen Entziehung zu Steuerzwecken, ſondern, abgeſehen
von den von den Schuldnern jahrelang erſparten Zinſen, lediglich der
Gewinn in Betracht, den ein Schuldner dadurch gemacht hat, daß er in
unzureichendem Paviermarkbetrage getilgt hat, die Aufwertung, aber
nach den Vorſchriften des bürgerlichen Rechts ausgeſchloſſen iſt.
C.
Die unter 4 dargeſtellten Vorſchriften des Entwurfs ſind nicht nur
rechtsunwirkſam, ſondern auch durch ſteuerliche Rückſichten nicht geboten.
Ich denke nicht daran, den ungeheueren Steuerbedarf des Reichs und
der Länder pp. zu bezweifeln. Aber ich bin der Anſicht, daß die Be=
ſchränkung
der Aufwertung nicht zu Steuerzwecken, ſondern die Be=
ſteuerung
des Geldentwertungsgewinns zu dem Zwecke erfolgen ſoll,
um den mächtigen Wirtſchaftsverbänden der Landwirtſchaft und der
Induſtrie den Erfolg ihrer Maſſenkündigungen zu ſichern. Das ergibt
ſich aus Folgendem:
1. Dem plötzlichen Stimmungsumſchwung des Reichsjuſtizuiniſters
Dr. Heinze, der zunächſt für die lex Düringer eintreten wollte, im Früh=
jahr
v. Js., ſoll nach glaubhafter Angabe ſchwerinduſtrieller Druck zu=
grunde
gelegen haben. Da damals von Steuern nicht die Nede war
und die Entrechtung der Gläubiger nicht Selbſtzweck iſt, kaun Zweck
nur die Begünſtigung der Schuldner geweſen ſein. Herr Dr. Heinze
hat denn auch unvorſichtig die Beunruhigung in Schuldnerkreiſen als
Grund ſeines raſchen Eingreifens bezeichnet.
2. Von einer Beſteuerung der Geldentwertungsgewinne war erſt
die Rede, als das Urteil des Reichsgerichts die Induſtrie und die Land=
wirtſchaft
in ihrer durch die Reichsregierung geſchützten Stellung be=
drohte
. Da man in Schuldnerkreiſen fah, daß man den Gläubiger nicht
völlig entrechten könne, ſuchte man durch ein Steueropfer den Auf=
wertungsgewinn
wenigſtens zum erheblichen Teile zu retten. In
welchem Maße dies gelungen iſt, ergibt ſich aus den Vorſchriften
unter 4. Die Induſtriegeſelſchaften bo., die vor dem 31. Dezember
P23 getilgt haben und deshalb von jeder Aufvertung frei ſind, haben
12, die übrigen 2 % Steuer zu entrichten. Und da die Aufwertung 10 %
vie überſteigen darf, fließen auf Koſten der Gläubiger 88 Prozent der
Forderung in die Taſche der Schuldner. Da die Regel von 10 Prozent
offenbar der Lage der ſchlechtgeſtellten Schuldner angepaßt iſt, werden
gerade die kapitalkräftigſten Geſellſchaften zum Nachteil der Obliga=
tionäre
am meiſten begünſtigt. Die Vorſchriften über die Beſteuerung
des Geldentwertungsgewinns bei Grundſtücken ſtellen, das Geſagte
völlig außer Zweifel. Beim landwirtſchaftlichen Grundbeſitz, den man
urſprünglich gänzlich opferlos entlaſten wollte, hat mau in 8 27 offen=
bar
des Geſichtes halber auf eine künftige Beſtimmung abgeſtellt,
deren Erlaß, weil ſie durch Geſetz erfolgen ſoll, ungewiß iſt. Und bei
bebauten Grundſtücken tritt die Beſteuerung des Aufwertungsgewinns
völlig in den Hintergrund. Zunächſt wegen der Verquickung mit der
Mietzinsſteuer (8 23). Sodann, weil die Länder zwviſchen beſon=
derer
Grund= und beſonderer Aufwertungsſteuer wählen können
(8 25 Abf. 1). Weiter, weil bei der Wahl der beſonderen Grund=
ſteuer
die Länder denjenigen Eigentümer, der niemals einen Gläubiger
umn ſein Geld gebracht hat, ganz ebenſo behaudeln kömnen wie den, der
um ein Nichts von ſeiner Forderung befreit wurde. Und ſchließlich,
weil ſelbſt die beſondere Aufwertungsſteuer nicht in einem Bruchteil
des Aufwertungsgewinns, ſondern in einem Prozentſatz der Friedens=
miete
zu beſtehen hat, die damit ſachlich gar nichts zu tun hat. Die
ſämtlichen Veſtimmungen laſſen ſich uur aus dem Beſtreben erklären,
durch tunlichſte Vermengung von ſachlich nicht Zuſammengehörendem
Sachunkundige zu verwirren und die grundlegenden Verſtöße gegen
Verfaſſung, Recht und Treu und Glauben für Harmloſe uotdürſtig zu
verdecken.
D.
Der Geldentwertungsgeirinn kommt zutreffend als Gegenſtand einer
Sonderſteuer nur in den unter B7 bezeichneten Fällen in Betracht.
Aber auch wenn man einer anderen, beſonders der von mir nicht geteil=
ten
Anſicht ſein ſollte, daß der Gläubiger, weil er nach dem Urteile
des Reichsgerichts und entgegen der Abſicht des Reichsfinanzuiniſters
nicht alles verliert, den geretteten Teil ſeiner Forderung ueben der
allgemeinen Vermögensſteuer beſonders zu verſteuern habe, erſcheint
doch eine grundſätzliche Trenuung der Aufwertungsfrage von der Ve=
ſteuerung
geboten. Eine Verquickung von Aufwvertung und von Auf=
wertungs
= und Mietzinsſteuer ermöglicht es, zugunſten von Sonder=
intereſſen
im Trühen zu fiſchen, ſchließt aber ein gerechtes Ergebnis
ſowohl auf dem Gebiete des Privatrechts wie dem der Beſteuerung
aus. Grundſätzlich ſollte zunächſt die Aufvertung erledigt und dann
Gläubiger und Schuldner je nach ihrer Leiſtungsfähigkeit beſteuert wer=
den
. Geht dies, da die Beſteuerung drängt, nicht an, ſo muß doch an
der Trennung zwiſchen Privat= und Steuerrecht feſtgehalten werden.
Das iſt auch ſehr wohl möglich. Beiſpielsweiſe ſo, daß man der Be=
ſteuerung
von Gläubiger und Schuldner lediglich für Steuerzwecke ein
Durchſchnittsmaß der Aufwertung zugrunde legt und den Ausgleich des
dadurch an Steuer von dem einen ander anderen Teile zubiel Gezahl=
ten
der bürgerlich=rechtlichen Regelung des Schuldverhältniſſes über=
läßt
. Oder ſo (ogl. 6 29 des Entwurfs), daß mau bei der Beſteuerung
zunächſt die Aufwertungspflicht außer Betracht läßt und dann in jedem
Fall dem Schuldner die Aufrechnung der zu viel gezahlten Steuer
gegenüber dem Glänbiger vorbehält. Keinesfalls aber in der von der
Verordnung beabſichtigten Weiſe, daß man den Gläubiger auf einen
kümmerlichen Teil deſſen, was er nach dem Spruch des Neichsgerichts
zu erwarten hätte, beſchränkt, von dem übrigen 2 oder 10 Prozent
für den Fiskus erhebt und den ganzen übrigen Reſt der Forderung dem
Schuldner überläßt. Denn ſolcher Gewaltakt gegenüber dem Urteile
des Reichsgerichts würde nicht nur das Recht, ſondern auch dad Rechts=
bewuftſein
um ſo ſchwerer erſchüttern, als er zugunſten der langjähri=
gen
Nutznießer der Geldentwertung wirtſchaftlich Schwache träfe, die
deren Laſton bisher im beſonderen Maße getragen haben. Da in den
Kulturſtaaten Hypotheken als die ſicherſte Kapitalanlage angeſehen
verden, würde nach Anſicht der berufenſten Vertreter des organiſierten
Realkredits der Gewaltakt zugleich den deutſchen Kredit im In= und
Ausland vernichten und dem Ausland den Zugriff auf den deutſchen

Grundbeſitz erleichtern. Der Rechtsbruch würde deshalb nicht nur die
betrogenen Gläubiger, ſondern alle ſchädigen, deuen der Kredit als
Lebensblut unentbehrlich iſt. Weite Schuldnerkreiſe ſehen denn auch
neuerdings ein, daß ihrem Vorteile mehr gedient iſt, wenn ſie mit dem
Gläubiger Hand in Hand gehen. Man ſollte ſich deshalb hüten, wegeun
angeblicher Augenblicksvorteile die Grundlagen des Nechts, des
Kredits und damit des Wiederaufbaues zu zerſtören.
E.
Nach dem Vorſtehenden ſollten die Vorſchriften des Entwurfs über
Aufwertung und Beſteuerung des Geldentwertungsgewinns (58 128,
als geſetz= und verfaſſungswidrig iu Bauſch und Bogen abgelehnt wer=
den
. Einer Einzelberatung ſteht auch die ſachlich völlig ungerecht=
fertigte
, überſtürzte Erledigung entgegen. Es geht nicht an, die ein=
ſchneidendſten
Fragen des Privat= und Steuerrechts im Widerſpruch
mit dem oberſten Gerichtshofe, dem Schriftum und der öffentlichen
Meinung lediglich deshalb auf Grund zweitägiger Prüfung zu erledi=
gen
, weil ſich nur ſo zugunſten mächtiger Schuldnerverbände der Mit=
telſtand
entſchädigungslos entrechten läßt. Deshalb, und da mir nur
knappſte Friſt zur Verfügung ſteht, kann ich meine Gegenvorſchläge zu
den einzelnen Vorſchriften nur unter allem Vorbehalt machen. Sie
ergeben ſich aus der nachſtehenden Zuſammenſtellung.
Entwurf der Reichsregierung und Gegen=Entwurf
Auf Grund des Ermächtigungsgeſetzes vom 8. Dezember
1923 (R.=G.=Bl. I S. 1179) wird nach Anhörung eines Aus=
ſchuſſes
des Reichstages und eines Ausſchuſſes des Reichsrats
von der Reichsregierung folgendes verordnet:
Artikel I
Auſfvertung.
81.
(1) Vor dem 1. Januar 1923 begründete Anſprüche aus einer der
nachſtehenden Vermögensgnlagen auf Zahlung einer in Reichswährung
ausgedrückten Geldſumme werden nach Maßgabe der 88 2 his 7 ab=
gewickelt
:
1. Hypotheken, Grundſchulden und Rentenſchulden,
2. Reallaſten, wenn ſie die Zahlung von Geld zum Gegenſtand haben,
3. Pfandrechte an im Schiffsregiſter eingetragenen Schiffen und an
Bahneinheiten,
4, durch Hypothek, Schiffspfandrecht oder Bahnpfandrecht geſicherte
Forderungen,
5. Pfaudbriefe der Grundkreditanſtalten (Laudſchaften, Stadtſchaften,
Hypothekenbanken) und Schiffsbeleihungsbanken.
6. andere Schuldverſchreibungen auf den Inhaber, wenn ſie von natür=
lichen
Perſonen, Vereinigungen oder juriſtiſchen Perſonen des Pri=
batreelts
ausgegeben ſind, mit Ausnahme der im 8. 41 des Hypo=
thekenbankgeſetzes
bezeichneten Schuldverſchreibungen,
7. Darlehen, die nicht unter Ziffer 4 fallen, wenn ſie von einer natür=
lichen
Perſon. Perſonenvereinigungen oder juriſtiſchen Perſonen
des Privatrechts aufgenommen und nicht früher als ſechs Monate
nach der Lingabe rückzahlbar ſind oder gekündigt werden können.
(2) Hat der Glänbiger eine Zahlung vor dem 31. Dezember 1923
als Erfüllung angenommen, ſo finden die Vorſchriften dieſes Artikels
keine Anwendung; inſoweit kann mit Rückſicht auf die Geldentwertung
ein höherer Betrag als der Nennbetrag (Aufwertung) auch als unge=
rechtfertigte
Bereicherung oder auf Grund einer Anfechtung wegen Jrr=
tums
oder aus einem anderen Rechtsgrunde nicht verlangt werden. Fin=
det
durch dieſe Regelung ein anhängiger Rechtsſtreit ſeine Erledigung,
ſo trägt jede Partei die ihr entſtandenen außergerichtlichen Koſten; die
Gerichtskoſten werden niedergeſchlagen.
Gegen=Entwurf: Abſatz 1 Ziffer 1 bis 6 wie im Eutwurf.
7. Darlehen und andere langfriſtige Geldfor=
derungen
, die nicht
uſtw. wie im
Entwurf.
Abſatz 2 fällt weg.
8 2.
(1) Anſprüche der im 8 1 Ziffer 1, 2, 2. 4, 6, 7 bezeichneten Aut wer=
den
auf 10 b. H. des Goldmarkbetrages aufgewertet. Der Schuldner kann
eine Herabſetzung des Aufwertungsbetrages verlangen, wenn dies mit
Rückſicht auf ſeine Vermögenslage zur Abwendung einer offenbar groben
Unbilligkeit unabweisbar erſcheint.
(2). Als Goldmarkbetrag gilt bei Anſprüchen der im 8 1 Ziffer 1.
2, 3, 4, 7 bezeichneten Art, die der Gläubiger vor dem 1. Januar 1919
erworben hat, der Nennbetrag. Der Goldmarkbetrag von Anſprüchen,
die der Gläubiger ſeit dieſem Zeitpunkte erworben hat, wird dadurch
feſtgeſtellt, daß der Nennbetrag nach dem Mittelkurs der amtlichen
Notiz der Verliner Börſe für den nordamerikaniſchen Dollar am Tage
des Erwerbes in Goldmark umgerechnet wird; an die Stelle des Nenn=
betrages
tritt der Erwerbspreis, wenn er niedriger iſt. Bei Schuldver=
ſchreibungen
(8 1 Ziffer 6), die vor dem 1. Januar 1919 ausgegeben ſind,
gilt als Goldmarkbetrag der Nennbetrag. Für nach dieſem Zeitputt
ausgegebene Schuldberſchreibungen wird der Goldmarkbetrag ent=
ſprechend
der Vorſchrift des Satz 2 Halbſatz 1 feſtgeſtellt.
(3) In den Fällen des 8 1 Ziffer 1, 2 iſt der Aufwertungsbetrag auf
Antrag des Gläubigers an der nächſtbereiten Stelle im Grundbuch ein=
zutragen
. Die Entſtehumg des Anſpruchs iſt von der Eintragung nicht
abhängig. Entſprechendes gilt, für Pfandrechte an im Schiffsregiſter
ringetragenen Schiffen.
(4) Beſteht Streit darüber, wie hoch der Aufwertungsanſpruch nach
der Vorſchrift der Abſ. 1, 2 zu beziffern iſt, ſo entſcheidet ausſchließlich
die Aufwertungsſtelle (8 6).
(5). Iſt die Aufwertung durch ein Sondergeſetz, durch eine aus=
drücklich
bei der Begründung des Rechts getroffene Vereinbarung oder
durch ein Urteil, das beim Inkraftreten dieſer Verordnung rechtskräf=
tig
war, geregelt, ſo behält es hierbei ſein Bewenden.
Gegen=Entwurf: (1) Anſprüche der in 8 1 Ziffer 1, 2, 3, 4, 6, 7
bezeichneten Art werden nach den 85 157, 242,
812 bis 822 des Bürgerlichen Geſetzbuches ſo=
wie
den ſonſt einſchlagenden Vorſchriſten des
bürgerlichen Rechts in der Weiſe aufgewertet,
daß unter Ausſchluß einer durch die Geld=
entwertung
begründeten Bereicherung des
Schuldners die Nachteile der Geldentwertung
zwiſchen Gläubiger und Schuldner ausge=
glichen
werden. Ein Vertrag nach 8 779 des
Bürgerlichen Geſetzbuchs ſteht der Aufwertung
nicht entgegen, wenn die Abſindungsſumme
hinter dem Goldmarkwert eines Jahreszinſes
der Schuld und zugleich hinter dem vierten
Teil der geſetzlich begründeten Aufwertung
zurückbleibt. Bei der Entſcheidung über die
Aufwertung iſt zugleich über die Höhe des
Zinsanſpruchs ſowie über eine durch Treu
und Glauben bedingte Stundung der Schuld
Beſtimmung zu treffen.
(2) Als Goldmarkbetrag gilt bei Anſprüchen
der im 8 1 Ziffer 1, 2, 3, 4, 7 bezeichneten Ant,
die vor dem 1. Januar 1919 begründet wur=
den
, der Nennbetrag. Der Goldmarkbetrag
von Anſprüchen, die ſeit dieſer Zeit begründet
wurden, wird dadurch feſtgeſtellt, baß des
Nennbetrag nach dem Mittelkurs der amt=
lichen
Notiz der Berliner Börſe für den nord=
amerikaniſchen
Dollar am Tage des Erwverbes
in Goldmark umgerechnet wird. Bei Schuld=
verſchreibungen
(8 1 Ziff. 6) .... uſw. wie
im Entwurf.

[ ][  ][ ]

Seite 6.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 7. Februar 1924.

Rummer 38.

(3) In den Fällen des § 1 Ziff. 1, 2 iſt
der Aufwertungsbetrag auf Antrag des Gläu=
bigers
im Grundbuch einzutragen. Die Auf=
wertung
hat, falls nicht nach Löſchung des
durch die Aufwertung betroffenen Eintrags
eine weitere Eintragung vollzogen wurde, an
Stelle zu erfolgen. Die Entſtehung des An=
ſpruchs
iſt . . . . uſw. wie im Entwurf.
Abſatz 4 fällt weg.
(5) Wie im Entwurf.
8 3.
nur geltend gemacht werden!
1. auf Grund einer Vereinbarung, die bis zum 31. Dezember 1924 bei
der Aufwertungsſtelle (8 6) angemeldet iſt.
eines von ihr abgeſchloſſenen Vergleiches, ſofern das Verfahren vom
Schuldner oder vom Gläubiger vor dem 31. Dezember 1994 bei die=
ſer
Stelle anhängig gemacht iſt.
Gegen=Entwurf: 8 3 fällt weg.
84.
(1) Anſprüche aus Pfandbriefen werden nur aufgewertet, wenn der
Gläubiger nachweiſt, daß er oder ſein Erblaſſer ſie ſeit dem 1. Januar
1919 im Beſitz oder auf Grund geſetzlichen Zwanges zur mündelſicheren
Anlage erworben und ſeit dem Erwerb im Eigentum behalten hat. Dem
geſetzlichen Zwang ſteht der Zwang durch die Vorſchriften der Satzung,
Stiftung oder ſonſtigen Verfaſſung einer inländiſchen Perſonenvereini=
gung
, Körpericlaft oder Vermögensmaſſe gleich, die ausſchließlich ge=
meinnützigen
, uildtätigen, ethiſchen oder religiöſen Zwecken dienen. Die
Vorſchriſten des 8 2 Abf. 3, 8 3 gelten entſprechend.
(2) Die Aufwertung erfolgt in der Weiſe, daß die zur vorzugs=
weiſen
Befriedigung der Pfandbriefgläubiger dienende und nach Maß=
gabe
dieſer Verordnung aufg=wertete Deckung nach Abzug eines Bei=
trages
zu den Verwaltungskoſten gleichmäßig unter die nach Abſatz 1 Be=
rechtigten
verteilt wird. Ueberſteigt der hiernach auf den einzelnen Be=
rechtigten
entfallende Betrag 10 v. H. des Goldmarkbetrages ſeiner
Pfundbriefforderung, ſo fällt der Ueberſchuß dem Reiche zur Verſtärkung
der aus der Vorſchrift des 8 21 fließenden Mittel zu.
(3) Die Reichsregierung trifft die näheren Beſtimmungen über die
Art und das Verfahren der Verteilung ſowie über einen etwaigen vom
Schuldner zu der Teilungsmaſſe zu leiſtenden Beitrag. Die Reichsregie=
rung
oder die von ihr beſtimmte Stelle gibt Grundſätze für die Bemeſe verſchreibungen inländiſcher Schuldner;
ſung des Verwaltungskoſtenbeitrags.
Gegen=Entwurf: Abſatz 1 fällt weg.
(2) Die Aufwertung der Anſprüche aus
Pfandbriefen erfolgt in der Weiſe, daß die zur
gläubiger dienende, und nach Maßgabe dieſer
eines Beitrags zu den Verwaltungskoſten
gleichmäßig unter die Berechtigten verteilt gewähren.
wird.
Abſatz 3 wie im Entwurf.
8 5.
(1) Die Zahlung der aufgeſverteten Kapitalbeträge kann nicht vor
dein 1. Januar 1939 verlangt werden.
(2) Die aufgewerteten Anſprüche ſind bis zum 31. Dezember 1924
unverzinslich. Rückſtändige Zinſen gelten als mit dem Inkraftreten
dieſer Verordnung erlaſſen. Vom 1. Januar 1925 ab beträgt der Zins=
fatz
1 d. S.; er erhöht ſich in jedem weiteren Jahre um je 1 v. H. bis
zur Erreichuug des vereinbarten Zinsſatzes.
(3) Lbweichende Vereinbarungen ſind zuläſſig.
Gegen=Entwurf: 8 5 fällt weg.
8 6.
Die Reichsregierung bezeichnet die für die Durchführung des Auf
ſvertungsverfahrens zuſtändigen Stellen (Aufwertungsſtelle) und regelt
das Verfahren. Die Zuſtändigkeit der Aufwertungsſtelle kann auch für
kels nicht erſtrecken. Die Aufwertungsſtelle erhebt nach Maßgabe der
Durchführungsbeſtimmungen eine Gebühr, die für Anſprüche bis zu
10 v. H. tunlichſt niedrig zu bemeſſen iſt.
Gegen=Entwurf: Bei Streitigkeiten über eine Aufwertung nach
82 darf der Termin zur mündlichen Verhand=
land
über die Klage erſt feſtgeſetzt werden,
wenn der Verſuch gütlicher Erledigung vor
Die Reichsregierung erläßt die Beſtimmungen
über die Zuſammenſetzung der Einigungs=
ämter
, das Verſahren vor dieſen und die von
ihnen zu erhebenden Gebühren.
8 7.
In bürgerlichen Rechtsſtreitigkeiten iſt das Verfahren auf Antrag
auszuſetzen, ſoweit die Entſcheidung davon abhängt, in welcher Höhe
ein Anſpruch der im 8 1 bezeichneten Art aufzuwerten iſt. Dies gilt
nicht, ſoweit die Verpflichtung zur Aufwertung auf einem der im 2 9
Abſatz 5 bezeichneten Rechtsgründe beruht. Die Vorſchrift des 8 302
der Zivilprozeßordnung bieibt unveruyrt. Der Antrag auf Ausſetzung
kann vor dem Gerichtsſchreiber zu Protokoll erklärz werden, wenn die
Klage vor dem Inkreſtreten dieſer Verordnung erhoben iſt.
Gegen=Entwurf: 8 7 fällt weg.
8 8.
(1) Für auf Reichsmark lautende Anſprüche aus Guthaben bei
öffentlichen Sparkaſſen und aus Lebensverſicherungsverträgen gilt die
Vorſchrift des 8 7 entſprechend, ſofern nicht die Aufwertung durch eine
ausdrücklich bei der Begründung des Rechts getroffene Vereinbarung
geregelt iſt.
(2) Aus dem aufgewerteken Vermögen der Sparkaſſen ſind nach
näherer Vorſchrift der Landesregierung die in der Zeit vom 1. Januar
1919 bis 1. Januar 1923 auf Grund geſetzlicher Vorſchriften mündel=
ſicher
angelegt geweſenen Vermögen bis zum Betrage von 10 b. b. des betrag nach dem Mittelkurs der amtlichen Notiz der Berliner Börſe
Goldmarkbetrages aufzuwerten. Im übrigen fallt der aufgewertete
Betrag dem Garantieverband zur Verwendung für gemeinnüitzige Zwecke ſür den nordamerikaniſchen Dollar am Tage der Begebung in Gold=
zu
, ſoweit nicht die Landesgeſetzgebung etwas anderes beſtimmt. Die
Reichsregierung kann mit Zuſtimmung des Reichsrats Grundſätze für
die Art der Verwendung aufſtellen. S 4 Abſ.1 Satz 2 gilt ent= da8 Aufgeld dem Nennbetrage hinzuzurechnen.
ſprechend.
(3) Bei Lebensberſicherungsgeſellſchaften beſtimmt die Reichsregie=
rung
oder eine von ihr bezeichnete Stelle, in welcher Weiſe das auf=
gewertete
Vermögen zugunſten der Verſicherten zu verwenden iſt. Iſt
das aufgewertete Vermögen einer Lebensverſicherungsgeieliſchaft ſo
geringfügig, daß die Aufteilung auf die Verſicherten nicht angezeigt
erſcheint, ſo fällt es dem Reiche zur Verwendung für gemeinnützige
Bwecke nach Maßgabe des 84 Abf. 2 Satz 2 zu.
den Verwaltungskoſten die Gläubiger der zurechnen
Sparkaſſe nach dem Goldmarkbetrage ihrer
Vorſchriften des 8 4 Abf. 1 finden mit der
Maßgabe ſinngemäße Anwendung, daß an die
Stelle der Reichsregierung die Landesregie=
rungen
treten.
Abſatz 2 fällt weg.
(3) Bei Lebensverſicherungsgeſellſchaften be=
ſtimmt
die Reichsregierung oder eine von ihr
bezeichnete Stelle, in welcher Weiſe das auf=
gewertete
Vermögen zugunſten der Verſicher=
ten
zu verwenden iſt.

Die Reichsregierung kann Beſtimmungen treffen
über die Abwickelung underer als der im 8 1 bezeichneten Ver=
mögensanlagen
:
über die Verwendung von Vermögen von anderen als öffentlichen
Sparkaſſen, ſoweit das Vermögen gemäß dieſer Verordnung auf=
gewertet
iſt.
mEntwurf: 8 9 fällt weg.

Artikel II
Oeffentliche Anleihen.
8 10.
(1) Vor dem Inkrafttreten dieſer Verordnung aufgenommene und
der gleichen, andernfalls an der nächſtbereiten auf Reichsmark lautende Anleihen des Neichs, der Länder und Gemein=
den
(Gemeindeverbände) werden bis zur Erledigung ſämtlicher Repara=
tionsberpflichtungen
nicht berzinſt und nicht eingelöſt.
(2) Bei der Aufnahme neuer Anleihen kann beſtimmt werden, daß
ſie mit Vorrang vor den im Abſatz 1 bezeichneten Anleihen zu ver= 2. Geldentwertungsausgleich bei Inanſpruchnahme von Krediten:
zinſen und zu tilgen ſind. Bei Anleihen der Gemeinden ( Gemeinde=
verbände
) bedarf die Beſtimmung der Zuſtimmung der oberſten Landes=
behörden
.
Der Anſpruch auf Herabſetzung des Aufwertungsbetrags (5 2) kann für Gemeinden geltenden Vorſchriften der Abſ. 1, 2 auf die Anleihen von Krediten während der Zeit der Geldentwertung Wechſelkrediten,
anderer öffentlich=rechtlicher Körperſchaſten für anwendbar erklären.
und Tilgungsdienſt wieder aufgenommen wird.
* auf Grund einer Entſcheidung der Aufwertungsſtelle oder auf Grund Gegen=Entwurf: Für die vor dem Inkrafttreten dieſer Ver= von den Finanzbehörden für die Zwecke der Vorbereitungsarbeiten ſinn=
ordnung
aufgenommenen und auf Reichsmark abgabenordnung finden keine Anwendung.
lautenden Anleihen des Reiches, der Länder
dienſtes durch Neichsgeſetz geregelt.
Abſ. 2 bis 4 fallen weg.
Artikel III
1. Geldentwertungsausgleich bei Schuldverſchreibungen.
8 11.
Von ſolchen natürlichen Perſonen, Perſonenvereinigungen und
juriſtiſchen Perſonen des Privatrechts, die zur Tilgung von Schuld=
verſchreibungen
berechtigt oder verpflichtet geweſen ſind oder noch ſind,
wird eine Steuer nach den Beſtimmungen der 88 12 bis 18 erhoben.
Gegen=Entwurf: § 11 wie im Entwurf.
8 12.
b) ſchuldverſchreibungsähnliche Aktien inländiſcher Aktiengeſellſchaften
und Kommanditgeſellſchaften auf Aktien, ſoweit ſie bis zum 31. De= Gegen=Entwurf: 8 20 wie im Entwurf.
gelten Aktien, bei denen der Gewinnanteil und der Anteil am
vorzugsweiſen Befriedigung der Pfandbrief= Liaudationserlös, ſowie im Falle der Einziehung nach 8 277 bes
Handelsgeſetzbuches der Rückzahlungsbetrag auf einen Hundertſatz
des Nennbetrags beſchränkt iſt, es ſei denn, daß es ſich um Aktien
Verordnung aufgewertete Deckung nach Abzug handelt, die ein über die Vorſchriften des 8 252 Abſ.1 Satz 2.
8 320 Abf.3 des Handelsgeſetzbuchs hinausgehendes Stimmrecht
oder Aktien gleich.
Gegen=Entwurf: 5 12 wie im Entwurf.
8 13.
(1) Von der Steuer ſind Grundkreditanſtalten (Landſchaften, Stadt=
ſchaften
, Hypothekenbanken) und Schiffsbeleihungsbanken befreit.
(2) Der Steuer unterliegen ferner nicht:
2) Schuldverſchreibungen, die vor dem 1. Januar 1919 getilgt wor= wertes der öffentlichen Zuſchüſſe, über die Verzinſung und Ablöſung der
den ſind;
b) wertbeſtändige eder auf ausländiſche Währung lautende Schuld=
verſchreibungen
:
e) Schuldverſchreibungen, ſoweit für ſie bebaute Grundſtücke haften, miniſters der Finanzen.
die durch eine auf Grund, der 88 21 bis 26 erlaſſene Steuer befon= Gegen=Entwurf: 8 21 wie im Entwurf.
ders erfaßt werden.
Gegen=Entwurf: 8 13 wie im Entwurf.
8 14.
Steuerſchuldner iſt, wer zur Tilgung (Rückkauf, Einlöfung. Ein=
ziehung
) der Schuldverſchreibungen nach den für ſie gegebenen Beſtim=
Anfprüche vereinbart werden, auf die ſich die Vorſchriſten dieſes Artis mungen verpflichtet oder berechtigt gebeſen iſt, oder wem die Ver= die Gemeinden Gemeindeverbände) ſind berechtigt, im Zuſammenhange
pflichtung oder Berechtigung zur Tilgung obliegt.
Gegen=Entwurf: 8 14 wie im Entwurf.
8 15.
gen berechnet.
(2) Sie beträgt:
dem zuſtändigen Efnigungsamt mißlungen iſt. 2) ſoweit die Schuldverſchreibungen am 31. Dezember 1923 noch nicht ſtens 10 v. H. der aufkommenden Steuer zur Förderung der Neubau=
getilgt
waren, 2 vom Hundert;
ſind, 12 vom Hundert.
Gegen=Entwurf: Abſ. 1 wie im Entwurf.
(2) Sie beträgt:
a) ſoweit bei dem Inkrafttreten dieſer Ver=
ordnung
die Schuldverſchreibung der Auf=
wertung
unterliegt, 6 vom Hundert. Zwei
Drittel des auf ſeine Forderungen ent=
fallenden
Steuerbetrags muß ſich der Gläu=
biger
bei Tilgung ſeiner Forderung auf
Verlangen des Schuldners aufrechnen
laſſen:
b) ſoweit die Aufwertung ausgeſchloſſen und
die Tilgung durch einen Betrag erfolgt iſt,
der um mehr als 12 vom Hundert hinter
dem geſetzlichen Aufwertungsbetrag zurück=
bleibt
, 12, im übrigen ſoviel vom Hundert,
als die Tilgungsſumme hinter bem vor=
erwähnten
Betrage zurückbleibt.
8 16.
(1) Als Goldmarkbetrag gilt bei Schuldverſchreibungen, die vor
dem 1. Januar 1919 begeben ſind, der Nennbetrag.
(2). Der Goldmarkbetrag von Schuldverſchreibungen, die ſeit die=
ſem
Zetpunkt begeben ſind, wird dadurch feſtgeſtellt, daß der Nenn=
mark
umgerechnet wird. Sind die Schuldverſchreibungen zu einem
über den Nennbetrag hinausgehenden Pre’s begeben, ſo iſt zunächſt
(3). Der Reichsminiſter der Finanzen kann über die Feſtſtellung
des Goldmarkbetrags ſchuldverſchreibungsähnlicher Aktien (8 12 Abſ. 1) von den Vorſchriften des Reichsmietengeſetzes vom 24. März 19929
zu b) beſondere Beſtimmungen erlaſſen.
Gegen=Entwurf: 8 16 wie im Entwurf.
8 17.
(8 16) der geſamten Schuldverſchreibungen der Goldwert des Betrags ſätze auftellen.
abgezogen werden, der zur Tilgung der Schuldverſchrebungen bis zum
Gegen=Entwurf: (1) Aus dem aufgewerteten Vermögen einer 31. Dezember 1933 aufgewendet worden iſt. Der aufgewendete Betrag tigung in der Weiſe Gebrauch zu machen, daß die Mieten allmählich ge=
Sbarkaſſe ſind nach Abzug eines Beitrags zu iſt unter entſprechender Anwendung des 8 16 Abſ. 2 in Goldmark um= mäß der Entwickelung der allgemeinen Wirtſchaftslage den Fr edeus=
Forderung gleichmäßig zu befriedigen. Die über die Feſtſtellung der aufgewendeten Bträge erlaſſen.
Gegen=Entwurf: (1) Zur Berechnung der Steuer kann von dem menden Bevölkerungstreiſe zu berückſichtigen. Als Friedensmitte gilt
verſchreibungen bis zum Inkraſttreten dieſer Gegen=Entwurf: 8 23 fällt weg.
Verordnung aufgewendet worden iſt. Der
aufgewendete Betrag ..... uſw. wie im
Entwurf.
Abſatz 2 wie im Entwurf.
8 18.
(1) Die Steuer iſt fällig:
a) im Falle des 8 15 Abſ. 2 zu 2. aut 1. März 1924:
b) im Falle des 8 15 Abf. 2 zu b in Höhe von je 2 vom Hundert des der Miete zur Deckung der Betriebs= und Inſtandſetzungskoſten die
1. Abril 1996 und am 1. April 1927.
bis zum 1. März 1934 entrichtet, ſo ermäßigt ſie ſich um 20 vom Hun= im Frieden vorhandenen Eigenkabitals anzuſetzen iſt; für die Ver=
dert
des nach 88 15 b’s 17 zu bemeſſenden Betrags.
die Fälligkeit abweichend feſtſetzen.

Gegen Entwurf. 41 Die Steuer iſt fälig
a) im Falle des 8 15 Abſ. 2 in Höhe von je
2 vom Hundert am 1. März 1924, am 1. Ok=
tober
1924 und am 1. April 1925;
b).... wie im Entwurf.
(2) Wird die Steuer im Falle des 8 15
Abſ. 2 in voller Höhe bis zum 1. März 1924
.. . . uſw. wie im Entwurf.
Abſatz 3 wie im Entwurf.
8 19.
(1) Zur Durchführung der Vorbereitungsarbeiten für die Be=
(3) Die Reichsregierung kann mit Zuſtimmung des Reichsrats die ſteuerung des Geldentwertungsunterſchiedes bei der Inanſpruchnahme
Kontokorrentkrediten, Lombardkrediten uſw.) können die Finanzbehörden
(4) Ein ſpäteres Reichsgeſetz regelt, ob, wie und wann der Zinſen= Auskünfte und Gutachten jeder Art einfordern. Sämtliche Rechte, die
den Finanzämtern im Steuerermttelungsverfahren zuſtehen, können
gemäß ausgeübt werden. Die Vorſchriften des 8 209 Abſ, 1 der Reichs=
(2) Kaufleute (einſchl. der Handelsgefellſchaften und der eingetrage=
und der Gemeinden (Gemeindeverbände) wird nen Genoſſenſchaften), die bankmäßig Kredite gewähren, haben den
die Aufnahme des Zinſen= und Tilgungs= Finanzbehörden jede zur Durchführung der Vorbereitungsarbeiten für
die Beſteuerung des Geldentwertungsunterſchieds dienliche Hilfe zu
leiſten, insbeſondere Einſicht in ihre Bücher, Verhandlungen, Lſten und
Urkunden zue gewähren. Das gleiche gilt für die Reichsbank, für dig
Reichsdarlehnskaſſen und für die öffentlichen Sparkaſſen.
(3) Im übrigen finden auf die Durchführung der Vorbereitungs=
arbeiten
für die Beſteuerung des Geldwertunterſchieds die Vorſchriften
A. Geldentwertungsausgleich zugunſten des Reichs, der Reichsabgabenordnung, insbeſondere der 88 202, 377 entſprechende
Anwendung.
Gegen=Entwurf: 8 19 wie im Entwurf.
3. Geldentwertungsausgleich bei Ausgabe von Notgeld.
8 20.
(1) Der Reichsminiſter der Finanzen wird ermächtigt, von ſolchen
natüirlichen Perſonen, Perſonenvereinigungen und juriſtiſchen Perſonen
des Privatrechts, die während der Zeit der Geldentwertung Notgeld
ausgegeben haben, eine Steuer zu erheben.
(2) Die Steuer de f 80 vom Hundert des Betrags nicht überſteigen,
ber ſich dadurch ergibt, daß der Goldmarkbetrag des Notgeldes im
(1) Schuldverſchreibungen im Sinne dieſer Beſtimmungen ſind Zeitpunkte der Ausgabe um den Goldmarkbetrag des Notgeldes im
2) die im 8 25 Abſ. 1 zu 3. des Kapitalverkehrsſteuergeſetzes vom Zeitpunkt der Einlöſung vermindert wird. Die Goldmarkbeträge
8. April 1922 (R.G6. Bl. 1 S. 354) bezeichmeten Schulde oder Nenten= werden unter entſprechender Anwendung des Artikel 1 8 15 Abſ. 3
ermittelt.
zember 1923 getilgt ſind. Als ſchuldverſchreibungsähnliche Atien 4. Geldentwertungsausgleich bei den mit öffentlichen Zuſchüſſen
errichteten Gebäuden.
8 21.
(1) Zur Förderung des Wohnungsbaues werden Grundſtücke mit
Gebäuden, die mit Hilfe von öffentlichen Zuſchüſſen errichtet worden
ſind, zugunſten des Reichs oder einer von der Reichsreg erung zu be=
ſtimmenden
Stelle mit einer Grundſchuld in Höhe von 40 b. H. des
(2) Zwiſchenſcheine über Einzahlungen ſtehen den Verſchreibungen in Goldmark umgerechneten Wertes des öffentlichen Zuſchuſſes belaſtet.
Dieſe Belaſtung geht allen bisherigen Belaſtungen im Range vor, mit
Ausnahme der Belaſtung zugunſten der Deutſchen Rentenbank nach
Maßgabe der Verordnung vom 15. Oktober 1923 (RGBl. I S. 963).
Soweit auf dem Grundſtück wertbeſtändige Beihilfehypotheken einge=
tragen
oder ſoweit Beihilfebeträge zurückgezahlt worden ſind, vermin=
dert
ſich die Grundſchuld um den entſprechenden Goldmarkwert.
(2) Die näheren Beſtimmungen über die Berechnung des Goldmark=
Laſt, über die Anrechnung eingetragener wertbeſtändiger Beihilf hypo=
theken
und zurückgezahlter Beihilfebeträge und über die Verwendung
der Gelder erläßt der Reichsarbeitsminiſter mit Zuſtimmung des Reichs=
B. Geldentwertungsausgleich zugunſten der Länder.
1. Geldentwertungsausgleich bei bebauten Grundſtücken.
8 22.
(1) Die Länder und nach näherer Beſtimmung des Landesrechts
mit der Regelung des Mietweſens von dem bebauten Grundbeſitze vom
1. Januar 1924 ab eine Steuer zu erheben.
(2) Das Aufkommen der Steuer ſoll zur Deckung des allgemeinen
Finanzbedarfs der Länder und Gemeinden (Gemeindeverbände) dienen,
(1). Die Steuer wird vom Goldmarkbetrage der Schuldverſchreibun= insbeſondere im Hinblick auf die ihnen durch Artikel V 8 34 Abſ. 1 zu
ſelbſtändiger Regelung und Erfüllung überlaſſenen Aufgaben. Die
Länder und Gemeinden (Gemendeverbände) ſind verpflichtet, minde=
tätigkeit
zu verwenden.
b) ſoweit die Schulbverſchreibungen bis zu dieſem Zeitpunkt getilgt Gegen=Entwurf: (1) Die Länder und nach näherer Beſtimmung
des Landesrechts die Gemeinden ſind zur
Deckung ihres Finanzbedarfs berechtigt, von
dem Eigentümer folcher Grundſtücke, die mit
einer auf Reichsmark lautenden Hypothek,
Neallaſt, Grundbuchſchuld oder Rentenſchuld
belaſtet ſind oder in der Zeit ſeit dem
1. Januar 1919 belaſtet geweſen ſind, eine Ab=
gabe
zu erheben.
(2) Die Abgabe darf die nachſtehenden
Jahresbeträge nicht überſteigen:
a) falls die Aufwertung zuläſſig iſt, 4 v. H.
der geſetzlichen Aufwertungsſumme. Der
Berechtigte muß ſich bei der Tilgung des
Anſpruchs auf Verlangen des Eigentümers
die von dieſem gezahlten Abgabebeträge
anteilig in dem Verhältnis aufrechnen
laſſen, in dem die gezahlte Abfindung zu
der geſetzlichen Abfindungsſumme ſteht,
b) falls die Aufwertung ausgeſchloſſen iſt,
8 v. H. des Unterſchieds zwiſchen dem ge=
ſetzlichen
und dem von dem Eigentümer ge=
zahlten
Abfindungsbetrage. Die Vorſchrift
unter a) greift Platz, ſobald durch die Zah=
lung
des die dort zugelaſſene Abgabe über=
ſteigenden
Betrags der in Satz 1 bezeichnete
Unterſchied getilgt erſcheint.
8 B.
(1) Die Länder werden ermächtigt, die Mietzinsbildung abweichend
(RGBl. I S. 273) zu regeln.
(2) Wollen die Länder bei einer ſolchen Regelung vom bürgerlichen
Necht in anderer Weiſe abweichen, als dies im Reichsmietengeſetze vor=
geſehen
iſt, ſo bedarf es der Zuſtimmung der Reichsregierung: die
(1) Bur Berechnung der Steuer kann von dem Goldmarkbetrag Rechsregierung kann inſoweit mit Zuſtimmung des Reichsrats Grund=
(3) Die Länder haben von der ihnen durch Abf. 1 erteilten Ermäch=
mieten
angeglichen werden. Dabei ſind neben den ſteuerlichen Bedürf=
(2) Der Reichsminiſter der Finanzen kann nähere Beſtimmungen niſſen der Länder und Gemeinden auch die allgemeinen Intereſſen js=
beſondere
an der ordnengsgemäßen Uuterhaltung und Inſtandſetzung
der Häuſer und die Leiſtungsfähigkeit der als Mieter in Betracht kom=
Goldmarkbetrag (8 16) der geſamten Schuld= der Goldmarkbetrag des Mietzinſes, der für die mit dem 1. Juli 1914
verſchreibungen der Goldwert des Betrags beginnende Mietzeit veveinbart war; die Länder treffen über die
abgezogen werden, der zur Tilgung der Schuld= Feſtſetzung der Friedensmiete für beſondere Fälle Beſtimmung.
824.
1) Die Beſteuerung kann in Form einer beſonderen Aufwertungs=
ſteuer
oder einer Steuer vom Grundvermögen erfolgen; im zwenter
Falle muß eine getrennte Berechnung der auf Grund dieſer Verord=
nung
erhobenen Grundſteuer und der allgemeinen Grundſteuer vor=
geſehen
ſein.
(2) Die Steuer muß ſo bemeſſen werden, daß dem Eigentümer von
Goldmarkbetrags der Schuldverſchr ibung (5 16) am 1. März 1924, Beträge verbleiben, die nach den beſtehenden Verhältniſſen zur Er=
am
1. Oktober 1924, am 1. April 1925, am 1. Oktober 1923, am haltung des Gebäudes erforderlich ſind. Zu den Betriebskoſten gehört
auch die Verzinſung aufgewerteter Hypothelen, ſowie des Eigenkabitals.
63) Wird die Steuer im Falle des 8 15 Abſ. 2 zu b in voller Höhe deſſen Goldmarkbetrag mit 10 b. G. des üblicherweiſe bei Mietshäuſern
zinſung gilt 8 5 Abſ. 2 entſprechend. Die dem Eigentümer hiernach
3) Der Reichsminiſter der Finanzen kann für das beſetzte Gebiet verbleibenden Beträge müſſen am 1. April 1924 30 v. H. der Friedens=
miete
erreicht haben.

[ ][  ][ ]

Mummer 38.

Darmſtädter Danblatt, Dounerstag, den 2. Februar 1924.

(3) Soweit auf einem Grundſtück eine privatliche wertbeſtändige
Laſt vor dem 1. Januar 1924 eingetragen iſt, vermindert ſich auf An=
trag
die Steuer um den Wert der aus der Laſt ſich ergebenden laufen=
den
Geldverpflichtung. Soweit eine nicht wertbeſtändige privatrecht=
liche
Laſt aufgewertet iſt, vermindert ſich auf Antrag die Steuer um
den Wert der aus einer Aufwertung bis zu 10 v. H. des Nennbetrags
in Goldmark ſich ergebenden laufenden Geldverpflichtung; dies gilt
nicht, ſoweit die Verpflichtungen den im § 5 vorgeſehene? Zinsbetrag
überſteigen. Die Goldklauſel gilt nicht als wertbeſtändige Eintragung
im Sinne dieſer Vorſchrift.
(4) Von der Beſteuerung ſind auszuſchließen Neubauten oder durch
Um= oder Einbauten neugeſchaffene Gebäudeteile, wenn der Bau erſt
nach dem 1. Juli 1918 bezugsfertig geworden iſt.
(5) Die Länder beſtimmen, inwieweit in den Fällen, in denen ein
Gebäude nicht vermietet iſt (Eigenhaus, Eigenwohnung) oder in denen
eine dingliche privatrechtliche Laſt am 1. Juli 1914 oder bei ſpäterer
Fertigſtellung des Gebäudes im Zeitpunkt der Fertigſtellung nicht oder
nur in geringer Höhe beſtanden hat, eine Befreiung oder Minderung
der Steuer eintreten kann. Die Reichsregierung kann mit Zuſtimmung
des Reichsrats Grundſätze hierüber aufſtellen.
(6) Soweit nach den Beſtimmungen eines Landes über die Miet=
zinsbildung
die Steuer nicht in der geſetzlichen Miete enthalten, der
Vermieter aber berechtigt iſt, ſie auf die Mieter umzulegen, bleibt der
Vermieter auch im Falle der Befreiung oder Minderung der Steuer
gemäß Abf. 3, 4, 5 zur Umlegung des vollen Steuerbetrags berechtigt.
Gegen=Entwurf: § 24 fällt weg.
8 25.
Erfolgt die Erfaſſung in Form einer beſonderen Aufwertungs=
ſteuer
, ſo gelten folgende Grundſätze:
1. Die Steuer iſt in einem von den Ländern zu beſtimmenden Hun=
dertſatz
der Friedensmiete zu erheben. Sie iſt ein Teil der geſetz=
lichen
Miete (8 1 Reichsmietengeſetz).
2. Die Ueberlaſſung des Gebrauchs eines Gebäudes (Gebäudeteile) auf
andere Weiſe als durch Mietvertrag (Pacht, Nießbrauch uſw.) ſteht
der Miete gleich.
3. Folgende Befreiungen ſind vorzuſehen:
a) öffentliche Körperſchaften für die in ihrem Eigentum ſtehenden
und von ihnen für öffentliche Zwecke benutzten Gebäude;
b) inländiſche Perſonenvereinigungen und Vermögensmaſſen, die
nach der Satzung, Stiftung oder ſonſtigen Verfaſſung ausſchließ=
lich
gemeinnützigen, mildtätigen, ethiſchen oder religiöſen Zwek=
ken
dienen, für die in ihrem Eigentume ſtehenden und von ihnen
für dieſe Zwecke benutzten Gebäude;
E) Votſchaften, Geſandſchaften und Konſulate, für die im Eigen=
tum
des Entſendeſtaats ſtehenden und von ihnen für ihre Zwecke
benutzten Gebäude, ſofern Gegenſeitigkeit gewährt wird.
Liegen nur für einen Teil des Gebäudes die vorſtehenden Voraus=
ſetzungen
vor, ſo bezieht ſich die Befreiung nur auf dieſen Teil.
Gegen=Entwurf: § 25 fällt weg.
§ 26.
Die nach §s 22 bis B erforderlichen Beſtimmungen erlaſſen die
Landesregierungen.
Gegen=Entwurf: § 26 fällt weg.
2. Geldentwertungsausgleich bei unbebauten Grundſtücken.
8 R.
(1) Die Länder werden nach näherer Beſtimmung eines Reichs=
geſetzes
von den Eigentümern ſolcher Grundſtücke, die nicht den Be=
ſtimmungen
über den Geldentwertungsausgl ich bei bebauten Grund=
ſtücken
(§§ 22 bis 26) unterliegen, und die mit einer auf Reichsmark
lautenden Hypothek, Reallaſt, Grundſchuld oder Rentenſchuld belaſtet
ſind oder in der Zeit ſeit dem 1. Januar 1919 belaſtet geweſen ſind,
eine Abgabe erheben.
(2) Der Entwurf des Reichsgeſetzes iſt ſo rechtzeitig vorzulegen,
baß die Länder die erſte Zahlung auf die Abgabe am 1. November
1925 erheben können.
Gegen=Entwurf: § 27 fällt weg.
3. Geldentwertungsausgleich bei Holzverkäufen aus Forſten
öffentlicher Körperſchaften.
8 28.
(1) Die Länder ſind berechtigt, eine Abgabe von den Perſonen,
Perſonenvereinigungen und juriſtiſchen Perſonen zu erheben die aus
den Forſten öffentlicher Körperſchaften Holz bezogen und während der
Zeit der Geldentwertung den Kredit der öffentlichen Körperſchaft für

Seite 2.

das Kaufgeld in Anſpruch genommen haben. Die Abgabe darf 20 v. H.
des Geldwertunterſchieds, der ſich infolge der Kreditgewährung zu=
gunſten
der Käufer ergeben hat, nicht überſteigen.
(2) Die Steuer iſt zugunſten der öffentlichen Körperſchaft zu ver=
wenden
, die den Kredit gewährt hat.
(3) Von der Abgabe ſind Reich, Länder und Gemeinden ( Gemeinde=
verbände
) befreit.
Gegen=Entwurf: § 28 wie im Entwurf.
Artikel IW
Bewertung von Reichsmarkforderungen
und =ſchulden für Steuern.
8 29.
(1) Forderungen und Schulden, die auf Reichsmark lauten, und die
bis zum 31. Dezember 1923 weder durch Vereinbarung noch durch rechts=
kräftige
Entſche dung aufgewertet worden ſind, ſind bei der Vermögens=
ſtenerveranlagung
zum 31. Dezember 1923 auch dann mit dem Papier=
marknennbetrag
unter Umrechnung in Goldmark gemäß Artikel II § 3
Abſ. 1 Nr. 8 der Zweiten Steuernotverordnung vom 19. Dezember 1923
(RGBl. I S. 1205) zu bewerten, wenn die Möglichkeit einer Aufwertung
beſteht. Entſprechendes gilt für die in Schuldverſchreibungen oder
Pfandbriefen verbrieften Forderungen und Schulden, ſofern nach den
am 31. Dezember 1923 maßgebenden Bedingungen die Zinszahlung und
die Rückzahlung des Kapitals ausſchließlich auf Reichsmark abgeſtellt iſt.
(2) Die Beſtimmung des Abſ. 1 findet auf die Erbſchaftsſteuerv ran=
lagung
bei Erwerben, für welche die Steuerſchuld nach dem 30. Juni
1923 entſtanden iſt oder entſteht, mit der Maßgabe Anwendung, daß an
Stelle des 31. Dezember 1923 der nach § 31 des Erbſchaftsſtenergeſetzes
maßgebende Zeitpunkt tritt.
Gegen=Entwurf: § 29 wie im Entwurf.
8 30.
Die Beſtimmung des § 29 Abſ. 1 findet auf die im Artikel 1 8 34
der Zweiten Steuernotverordnung vorgeſehene, in Goldmark aufzuſtel=
lende
Eröffnungsbilanz entſprechende Anwendung.
Gegen=Entwurf: § 30 wie im Entwurf.
F.
Zur Begründung meiner Vorſchläge verweiſe ich auf die Bemerkun=
gen
unter BD und füge nur kurz folgendes an:
Zu 8 1.
1. Der Zuſatz zu Nr. 7 bezweckt eine gebotene Ergänzung.
2. Der geſtrichene Abſatz 2 d. E. verſtößt gegen Verfaſſung, Geſetz und
Treu und Glauben. Satz 2 müßte insbeſondere das Vertrauen auf
den Spruch des oberſten Gerichtshofes ſchwer erſchüttern.
Zu 8 2.
1. Durch die Vorſchläge zu Abſ. 1 ſollen die verfaſſungswidrigen
Beſtimmungen des Entwurfs mit Geſetz und Rechtſprechung im Ein=
klang
gebracht werden. Satz 2 des Vorſchlags erſcheint geboten,
weil die Schädigungen der Bercchtigten, die durch ihn beſeitigt wer=
den
ſollen, durch das pflichtwidr’ge Verhalten des Geſetzgebers ver=
anlaßt
wurden. Satz 3 des Vorſchlags ſoll im Gegenſatz zu dem
wegfallenden 8 5 den Intereſſen des Schuldners gebührende Rech=
nung
tragen, ohne, wie § 5 d. E., die Glänbigerrechte grundlos zu
verletzen.
2. Die Aenderungen im Abſ. 2 ſind geboten, weil es rechtlich nur auf
die Zeit der Begründung der Forderung ankommt.
3. Nach den zutreffenden Ausführungen von Mügel hat der Eintrag
an der gleſchen Stelle zu erfolgen, ſofern nicht nach Löſchung des
betroffenen Eintrags ein neuer vollzogen worden iſt. Darauf be=
ruhen
die Aenderungen in Abſ. 3.
4. Abſatz 4 iſt zu ſtreichen, da der Ausſchluß des Rechtswegs der Ver=
faſſung
zuwiderläuft.
Zu 8 3.
Die Streichung ergibt ſich aus der Aenderung des 8 2 Abſ. 1.
Zu 8 4.
1. Abſatz 1 iſt zu ſtreichen, da für die Aufwertungspflicht des Schuld=
ners
nur die Zeit der Ausgabe, nicht die des Erwerbs durch den
Gläubiger in Betracht kommt.
2. Die Aenderungen in Abſ. 2 ſind teils durch die Streichung von
Abſ. 1 und teils durch die Neufaſſung des § 2 Abſ. 1 bedingt.
Zu den 88 6, 7.
Die Ausſchließung des Rechtswegs, die der Entwurf wohl zu dem
Bwecke vorſchlägt, um die gerichtliche Unwirkſamerklärung ſeiner Be=

ſtimmungen zu verhindern, widerſpricht der Verfaſſung. Zur Vermin=
derung
der Prozeſſe erſcheint es aber veranlaßt, in Anlehnung an den
Sühneverſuch in Eheſachen, den vorgängigen Verſuch gütlicher Eini=
gung
vorzuſchreiben.
Zu 8 8.
1. Der Verfuch des Entwurfs, die Sparkaſſeneinlagen mit Ausnahme
der Mündelgelder völlig zu entrechten, die letzteren auf 10 Proz.
zu beſchränken und im übrigen das aufgewertete Sparkaſſenvermögen
auf Koſten der Einleger zu gemeinnützigen Zwecken zu verwenden,
ſtellt einen ungehenerlichen Rechtsbruch dar und iſt geeignet, das
Vertrauen zu den Sparkaſſen aufs ſchwerſte zu erſchüttern.
2. Auch die ohnedies ſchwer geſchädigten Verſicherungsnehmer brauchen
ſich nicht gefallen zu laſſen, daß die aufgewerteten Prämienreſerven
ihnen entzogen und anderweit verwendet werden.
Zu 8 9.
Im Hinblick auf die Mißgriffe des Entwurfs erſcheint es nicht ver=
anlaßzt
, die Befugniſſe der Reichsregierung auf Koſten des Reichstages
zu vermehren.
Zu 8 10.
Es erſcheint nicht veranlaßt und muß den Kredit des Reiches und
der Länder ſchwer erſchüttern, wenn die Verzinſung und Tilgung der
öffentl chen Anleihen ſchon fetzt bis zur Erledigung ſämtlicher Repara=
tionsverpflichtungen
ausgeſchloſſen werden. Auch die Vorſchrift des
Abſ. 2 d. E. ſtellt ſich in der vorgeſchlagenen Allgemeinheit als ein zu
weitgehender und verfaſſungswidriger Eingriff in wohlerworbene
Rechte dar.
Zu 8 15.
Die Aenberungen ergeben ſich aus den weittragenden Vorſchlägen,
Hie zu den 8s 1 und 2 gemacht werden. Die Erhöhung des Satzes von
2 auf 6 Prozent in Lit, a) ſoll einer finanziellen Schädigung des Reiches
durch die in Satz 1 berührten Aenderungen tunlichſt vorbeugen. Die
Beſteuerung des Gläubigers erſcheint zwar an ſich nicht gerechtfertigt,
mag aber ertragen werden, wenn im übrigen der Gläubiger nicht zu=
gunſten
des Schuldners entrechtet wird. Im Intereſſe der Vereinfachung
ließe ſich der geſetzliche Aufwertungsbetrag ſehr wohl auch durch einen
Durchſchnittsſatz erſetzen. Uebrigens wird es da, wo die Aufwertung
ausgeſchloſſen iſt, kaum je zweifelhaft ſein, daß 12 Prozent zu ent=
richten
ſind.
Zu 8 17.
Die Aenderung ergibt ſich aus der Streichung von Abſ. 2 des 8 1.
Zu 8 18.
Die Aenderungen ergeben ſich aus den Vorſchlägen zu 8 15.
Zu den 88 2227.
Die erſatzloſe Streichung der Vorſchriften des Entwurfs über den
Geldentwertungsausgleich bei bebauten und unbebauten Grundſtücken
erſcheint aus folgenden Gründen veranlaßt:
Im Hinblick auf den Inhalt der 88 2225 ſtellt deren Ueberſchrift,
die von einem Geldentwertungsausgleich ſpricht, eine Unwahrheit dar.
Die beſondere Aufwertungsſteuer iſt nur wahlweiſe zugelaſſen und
ſteht nach ihrer Bemeſſung mit der Höhe des Aufwertungsgewinnes
nicht im Zuſammenhang, während die wahlweiſe zugelaſſene beſon=
dere
Grundſteuer auch von dem Gebäudeeigentümer erhoben werden
kann, der einen Aufwertungsgewinn nie gemacht hat. Die Abzweigung
der zugelaſſenen Steuer von der allgemeinen Grundſteuer kann des=
halb
keinem anderen als dem Zwecke dienen, die verfaſſungswidrige
Enteignung der Hypothekengläubiger als durch Steuerzwecke geboten
darzuſtellen.
Dem Ziweck= gleſcher Verſchleierung dient auch die ſach= und
denkwidrige Verquickung der Aufwertungs= mit der Mietzinsſtuer,
Alich erſcheint es grundfätzlich untragbar, die Richtseinheit auf dem
Gebiete des Mietrechtes durch Beſtimmungen zeiſtören zu laſſen, die,
je nachdem in den einzelnen Gebieten die Anſchauungen über Recht
uind Treu und Glauben mehr oder weniger von der Form abweichen,
weitgehende Verſchiedenheiten aufweiſen werden. Da weiter das Reichs=
mieten
= und das Mieterſchutzgeſetz am 1. Juli 1926 ablaufen und die
baldtunlichſte Beſeitigung der Mietenzwangswirtſchaft im Intereſſe
von Recht und Wohnungsbau dringend geboten iſt, erſcheint die Ver=
quickung
mit der Mietzinsſteuer auch deShalb nicht angezeigt, weil die
Geldentwertungsſteuer doch wohl nicht nur vorübergehend zugelaſſen
werden ſoll.
Vorſorglich habe ich in § 22 Beſtimmungen vorgeſchlagen, die den
bebauten und unbebauſen Grundbeſitz gleichmäßig behandeln, eine
wirkliche Aufwertungsſteuer darſtellen und nach dem Vorbild des § 15
die Fälle ſchärfer heranziehen, in denen der Schuldner durch Zahlung
eines unzulänglichen Betrags einen erheblichen und endgültigen Gewinn
gemacht hat. Bezüalich des Erfatzes der geſetzlichen Aufwertungsſumme
durch einen Durchſchnittsbetrag gilt das zu § 15 Bemerkte.

St. Nieder=Ramſtadt, 5. Febr. In dankenswerter Weiſe hat es der
hieſige Turnverein übernommen, zugunſten der hieſigen Nothilſe
beziv. Kinderſpeiſung nochmals die bereits hier mit großem Erfolg ge=
ſpielte
Operette: Winzerlieſel aufzuführen. Auch dieſer Aufführung
war wiederum der beſte Erfolg beſchieden, ſetzten doch ſämtliche Spieler,
ohne Ausnahme alles daran, die zahlreiche Zuhörerſchaft zu befriedigen.
Wiederum war es Frau Lilli Mahr dahier, welche die Einübung des
muſikaliſchen Teils und der Tänze übernahm und auch ſelbſt die Titel=
rolle
der Winz rlieſel mit großer Hingabe ſpielte. Die Einübung des
dramatiſchen Teiles lag in den Händen des Vorſitzenden des Turn=
vereins
, Herrn Voll, die gleichfalls als eine gut gelungene zu bezeichnen
war. Jedenfalls gebührt allen Darſtellern großer Dank, die es der Not=
hilfekomm
ſſion mit ermöglichen halfen, das eingeleitete gute Werk der
Alters= und Kinderfpeiſung fortzufüilren
H. Ober=Ramſtadt, 5. Febr. Heute vormittag gegen 11½ Uhr er=
eignete
ſich auf der Kreisſtraße Ober=Ramſtadt-Darmſtadt unweit der
Waldmühle dadurch ein Unfall, daß ein Kraftwagen der Falcon=
Automobilwerke Ober=Ramſtadt mit einem Chaiſenfuhrwerk der Mühle
der Anſtalt für Epileptiſche in Nieder=Ramſtadt gegeneinander rannten.
Glücklicherweiſe kamen dabei Menſchenleben nicht zu Schaden, jedoch
ſind beide Wagen ſtark zertrummert, das Pferd de 9
iſtdt r
Fuhrwerks ſoll Verletzungen davongetragen haben. Das Auto konnte
durch einen anderen Wagen der genannten Firma abgeſchleppt werden.
Bei der heutigen Verpachtung der Gemeindejagd ging
dieſe auf einen Darmſtädter Liebhaber über zu einem Pachtpreiſe von
2000 Goldmark für Jagdbezirk 1, 950 Goldmark für Bezirk 2 und 1410
Goldmark für Bezirk 3, mithin einem Geſamtpreis von 4360 Goldmark
gegen 4335 Mark bei der letzten Friedensverpachtung 1912.
WV. Groß=Zimmern, 6. Febr. Das hieſige Aaunerquartett
Haromnie hielt im Lokale Zum grünen Baum ſeinen diesjähri=
gen
Familienabend mit Ball ab. Das reichhaltige Programm wurde
eröffnet durch einen ſchwungvollen Marſch der hieſigen Kapelle Reitzel.
Es folgten Männerchöre, Volkslieder, humoriſtiſche Trios und Duette
in bunter Reihenfolge. Die Chöre, unter der ſicheren Leitung des
Lehrers Troll=Klein=Zimmern, zeigten eine gute Schulung und vorzüg=
lichen
Vortrag, ſo daß brauſender Beifall die Sänger lohnte. An den
humoriſtiſchen Vorträgen beteiligten ſich die Herren Arras, Enders,
Duch, Daniel, Schönig und Winkler, und alle entledigten ſich in her=
vorragender
Weiſe ihrer Aufgabe, ſo daß der Saal von wahren Lach=
ſalven
erdröhnte. Die beiden Damen Aenne Troll und Annelieſe
Haupt erfreuten als ſchmucke Tirolerinnen das Publikum durch ein
prächtiges Duett, ſo daß ſie wiederholt herausgerufen wurden. Der
geräumige Saal war überfüllt, denn der Verein ließ es ſich nicht neh=
men
, ſämtliche hier wohnenden Ausgewieſenen zum Familienabend ein=
zuladen
, um ihnen einen genußreichen Abend zu verſchaffen und ſie
ihre Sorgen auf einige Stunden vergeſſen zu machen.
* Babenhauſen, 5. Febr. Ein künſtleriſches Ereignis
erſten Ranges bildeten die beiden Konzerte, die unter Leitung
des Städtiſchen Muſikdirektors Schmitt=Darmſtadt im Saale des
Gaſthauſes Zum Löwen gegeben wurden. Der Saal war jedesmal
faſt bis auf den letzten Platz beſetzt. Alle Darbietungen ſtanden auf
einem überraſchend hohen künſtleriſchen Niveau. Waren anfangs die
Augen der Kinder mehr auf äußerliche Dinge gerichtet, bald ſtanden
ſie man las es ſo ſchön aus ihrem Mienenſpiel ganz im Banne
der edlen Muſik. Koſtproben feinſter Art, ausgewählt aus dem reichen
Schatz der hehren Kunſt, wurden ihnen auch vorgeſetzt. Der Beifall der
kleinen Zuhörer ſteigerte ſich von Nummer zu Nummer, ſo daß die
einzelnen Sätze der herrlich geſpielten Serenade Nr. 1 Op. 56 G=Dur
von Sinding zwiſchendurch vom frendigſten, ehrlich dankbaren Bei=
fallsklatfchen
unterbrochen waren. Den ſtärkſten Eindruck auf ſie mach=
ten
unſtreitig wohl= die Inſtrumentalvorträge. Wie glänzten ihre
Augen bei dem letzten Satz des ſo ſchwungvoll geſpielſten Trios Nr. 1
in G=Dur von Haydn. Den hochpoetiſch und muſikaliſch ſo wertvol=
len
däniſchen Volksliedern brackten die meiſten Kinder wohl am wenig=
ſten
Verſtändnis entgegen. Leichtere Koſt, textlichen und muſikaliſchen
Inhalts, hätte auch da einen nachhaltigeren, tieferen Eindruck hinter=
laſſen
. Hochbeglückt und ſichtlich ſehr befriedigt von dem Konzert ver=
ließ
das kleine Publikum den Saal. Nach kaum zweiſtündiger Pauſe
folgte das Abendkonzert für die Erwachſenen mit denſelben ſoliſtiſchen
Kräften wie am Nachmittag. Eingeleitet wurde es durch die Sonate
BDur für zwei Violinen und Klavier von Händel, vorgetragen von

Frl. Eliſabeth Diefenbach (Violine 2), Herrn Willy Heuſer
(Violine 1) und Frl. Hildegard Menges (Klavier). Durch die feine
geiſtige Auffaſſung und das prachtvolle, abgeklärte Zuſammenſpiel er=
weckten
die drei Künſtler ſofort regſtes Intereſſe. Die Wiedergabe die=
ſer
prachtvollen Sonate war ausgezeichnet, ſowohk in ſtechniſcher Voll=
endung
als auch in dem innigen, harmoniſchen Zuſammenwirken der
beiden Geigenſpieler. Daß ſich die beiden Künſtler wunderbar in ihrem
Spiel verſtanden, zeigte ſich deutlich in der Serenade Nr. 1 Op. 56
G=Dur von Sinding, wo man die elegante Bogenführung und die
glänzende Technik (Springbogen, Staccato=Spiel uſw.) des Herrn Heuſer,
aber auch dem weichen, ſchönen Strich von Frl. Diefenbach bewundern
konnte. Die Serenade begleitete meiſterhaft auf dem Klavier Fräulein
Emma Krenkel. Enthielt dies Tonſtück Stellen von beſtrickendem
melodiſchen Reiz, ſauber und rein erklangen die Doppelgriffe in dem
dritten Satz ſo geſtaltete ſich das Trio Nr. 1 G=Dur von Haydn
zu einem Kabinettsſtückchen. Frl Emmy Winter (Klavier), Herr
Oskar Kleinberg (Violine) und Herr Otto Wenzelberg
(Cello) waren die Vortragenden. Wieder ein feines, harmoniſches Zu=
ſammenſpiel
, wunderbar weich und melodiſch erklang der Mittelſatz.
Herrn Kleinbergs glänzende Technik, ſein feuriges, temperament=
volles
Spiel im letzten Satz erregte allgemein Bewunderung. Starker
Beifall dankte den drei Künſtlern. Den geſanglichen Teil des Konzerts
beſtritt Fil. Ellen Kiesling. Ihr weicher, klangvoller Sopran
gewann ſofort die Herzen der Zuhörer, die alle ihre, mit tiefſter
Empfindung vorgetragenen Lieder dankbar aufnahmen. Mit feinem
Verſtändnis für ihre ſchöne Aufgahe wurde die Sängerin von Frl.
H. Menges begleitet. Die zahlreichen Zuhörer ſpendeten zu allen
Darbietungen reichen ehrlichen Beifall. Ueberall hörte man laut den
Wunſch, bald wieder ein ſolches Konzert hören zu können. W. M.
Bensheim, 6. Febr. Eine Diebesbande, die ſeit einiger
Zeit die hieſige Gegend und den vorderen Odenwald unſicher machte,
kennte nun verhaftet werden. Ein Teil der geraubten Gegenſtände
konnte wieder ermittelt werden.
O Bensheim, 5. Febr Herr Schulrat Bauder amtiert
weiter. Trotzdem Herr Schulrat Bauder am 1. d. Mts. in den
Ruheſtand trat, wird er die Dienſtgeſchäfte des Kreisſchulamtes der
Kreiſe Bensheim und Heppenheim auf Wunſch der oberſten
Schulbehörde bis auf weiteres fortführen.
ds. Heppenheim (Bergſtr.), 5. Febr. Auf Grund des Altersgrenzen=
geſetzes
ſchied am 1. Februar d. J. der allſeits beliebte und verehrte
Direktor der hieſigen Oberrealſchule, Geheimrat Dr. Baur, nach
einem arbeits= und ſegensreichen Berufsleben von 40 Jahren von der
hieſigen Anſtalt, um in den wohlverdienten Muheſtand zu tueten. 1leh
30 Jahre lang lenkte er die Geſchicke der Oberrealſchule in muſtergül=
tiger
pflichtgetreuer Weiſe, verehrt und hochgeachtet von allen ſeinen
Schülern, wie auch von allen, die das ſachliche, pflichtgetreue Wirken des
Scheidenden als Lehrer und Direktor dankbarſt jederzeit anerkannten.
Mit beſonderem Stolz darf der Scheidende auf ſeine ſegensreiche und
erfolgreiche Tätigkeit zurückblicken, nahm doch gerade unter ſeiner vor=
nehmen
und bewährten Leitung die hieſige Oberrealſchule einen unge=
ahnten
Aufſchwung, die durch den Ausbau zu einer neunklaſſigen Anſtalt
beſonders gekrönt wurde. Möge dem Scheidenden ein glücklicher Lebens=
abend
beſchieden ſein und recht viele ſonnige Tage der Ruhe; das wün=
ſchen
zum Abſchied ihm alle fetzigen und früheren Schüler der Ober=
realſchule
ſowie die ganze Bevölkerung.
O Aus dem Kreiſe Hexpenheim, 4. Febr. Die Stelle eines
Preisſtraßenwärters mit dem Wohnſitze in Heppenheim iſt neu
zu beſetzen. Die Entlohnung geſchieht nach den vom Bezirksarbeit=

Von der Vergſtraße, 5. Febr. Diebſtähle. Kürzlich wurden
dem Bahnarbeiter Diesbach in Lützelſachſen zwei Ziegen aus dem Stalle
geſtohlen und im nahegelegenen Walde abgeſchlachtet. In derſelben
Nacht verſuchten Diebe in die Wohnungen des Bürgermeiſters und
eines Gemeinderate, in Hohenſachſen einzubrechen, wurden aber durch

ſchungen nach den Tätern blieben bis jetzt ganz erfolglos.
.) Aus dem Weſchnitztal, 5. Febr. Holzpreiſe. Die bis ſetzt
abgehaltenen Holzverſte gerungen erzielten trotz der Knappheit des Gel=
des
hohe Preiſe. Buchenſcheitholz kam pro Nm. auf 25 Mk eichene
Prügel auf 12 Mk., 100 Buchenwellen auf etwa 30 Mk. Auch das Nutz=
holz
bezw. Stammholz wurde gut bezahlt.

9+ Offenbach, 6. Febr. Die Voranmeldungen für die neuen Sex=
ten
, in die man dieſes Jahr wieder nach dreijährigem Grundſchulbeſuch
übertreten kann, haben bei der höheren Mädchenſchule die Zahl
87 erreicht. Da man auf nachträgliche Anmeldungen und andere Nach=
zügler
noch mindeſtens 20 rechnet, ſo wird man wieder drei Klaſſen
bilden müſſen. Dabei können nur Kinder eintreten, die vom 1. Oktober
1914 bis 31. März 1915 geboren ſind. Es iſt alſo nur ein halber Jahr=
gang
und dafür ein ſehr gutes Ergebnis. Die Mädchenſchule eryob
im Oltober 1923 ein Schulgeld von monatlich einer Goldmark, als die
ſtaatlichen höheren Schulen noch mit weniger zufrieden waten. Das
Landesbildungsamt hat nun entſchieden, daß der zuviel bezahlte Be=
trag
aufgerechnet werden muß. Manche Eltern, die auch dieſer Mein=
ung
waren, verweigerten ſchon die Zahlung des Schulgeldes für De=
zember
. Ihnen kam dieſer Tage der Pfandmeiſter ins Haus. Bis
heute iſt auch noch keine amtliche Bekanuimachung über die Regelung
der Angelgenheit erſchienen. In die Grundſchule werden zu
Oſtern nur 660 Schüler eintreten, gegen rund 1200 im Jahre 1916. Es
werden etwa 35 Klaſſen die Schulen verlaſſen und nur 13 gebildet
werden, ſo daß dadurch allein 22 Lehrkräfte überzähl’g werden. Der
ſtärkſte Geburtenausfall wird aber erſt Oſtein 1925 fühlbar werden.
Wegen mangelnden Verkehrs wurde im vergangenen Jahre die Strecke
HauptbahnhofGoetheſtraße unſerer Elektriſchen einge=
ſtellt
. Von morgen ab wird der Betrieb wieder eröffnet, da die
Straßenbahnverwaltung wieder einigermaßen auf ihre Koſten zu kom=
men
hofft.
A. Aus Starkenburg, 6. Febr. Das Miniſterium der Finanzen
fordert zur Entrichtung einer einmaligen außerordentlichen
Staatsſteuer auf den Grundb ſitz und das Gewerbe auf, die für
den Grundbeſitz 15 Goldpfennig beträgt, und erklärt dabei: Da
Steuerwert und Steuerpflicht feſtſtehen, ſo ſind Rechtsmittel da=
gegen
nicht gegeben‟. Die Grundſteuer darf auf den Mieter umgelegt
werden, und die Mieter haben, da auch ſchon die Gemeinden außer=
ordentliche
Grundſteuern erhoben, nun alle Veranlaſſung, ſich den feſt=
ſtehenden
Steuerwert einmal näher anzuſehen. Dieſer Steuer=
wert
ſteht nämlich in Wirklichkeit nicht oder wenigſtens nicht mehr feſt.
E3 iſt gar kein Zweifel, daß der Wert des Grundbeſitzes in der letzten
Zeit nicht unweſentlich geſunken iſt. Wer verkaufen will, der merkt
das. Die Beſitzer brauchen Geld, und da iſt mancher mit der Hälfte
von dem zufrieden, was er einſt bei der Schä ung zum Wehrbeitrag
angab und auch für richtig hielt. Beiſpiele dafür ſtehen aus Städten
zu Dienſten. Der Goldwert von 1914 beſteht nicht mehr. Außerdem
wurden die Gebäude ſeit 1914 höher eingeſchätzt, damit die Beſitzer
bei einem etwaigen Brande nicht zu ſehr geſchädigt würden. Dazu
kommt, daß manches Haus ſeit 1914 gewechſelt hat, und ſein jetziger
Beſitzer einen Liebhaberpreis zahlte, weil er das Anweſen zu ſeinem
Geſchäftsbetrieb brauchte. Jetzt erhebt man von zwei Seiten außer=
ordentliche
Grundſteuern, und der Mieter iſt nicht in der Lage,
berichtigend einzugreifen, denn Einſicht in Urkunden des Finanz=
amtes
hat bis fetzt nur der Eigentümer des Hauſes oder der Hypotheken=
gläubiger
. Will der Mieter feſtſtellen, wie der Wert des Hauſes
1914 war, ſo wird er überall abgewieſen, und doch iſt es heute mehr
als bloße Neugierde, die ihn veranlaßt, ſich zu erkundigen, ob bei dem
Erwerb des Hauſes der gemeine Wert angelegt oder ein Lieb=
haberpreis
bezahlt wurde. Der Mieter muß heute auch das
Recht haben, Ermittelungen über den eigentlichen Goldwvert oder den
Vorkriegswert des Hauſes anzuſtellen, von dem nach der Höhe der
Miete Grundſteuern auf ihn umgelegt werden. Es muß aber auch
verlangt werden, daß gegen die jetzt angeforderte Steuer ein Rechts=
mittel
in der Form zuläſſig iſt, daß dieſer Grundſteuer nur der
heutige Goldwert und kein Liebhaberpreis oder Vorkriegspreis zu
Grunde gelegt wird.
Wörrſtadt (Rheinheſſen), 5. Febr. Unfall. Beim Schlitt=
ſchuhlaufen
auf der Selz war ein junger Mann ſo unglücklich auf den
Hinterkopf gefallen, daß er ſchwere Verletzungen davontrug. Nunmehr
iſt er daran geſtorben.
X Gießen, 4. Febr. Grubenſtreik. Auf der Grube Fried=
bei
Trais=Horloff ſind größere Differenzen entſtanden, die zur
Entlaſſung der geſamten Belegſchaft führten.
* Lich (Oberh.), 5. Febr. Ab 1. d. M. verkehren die Nachmittags=
züge
auf der Strecke Butzbach-Lich-Grünberg eine Stunde
ſpäter (d. h. ſo, wie es im Fahrplan vorgeſehen iſt), weil die Butz=
bacher
Fabriken eine Stunde länger arbeiten. Das reiſende Publikum
hat dadurch den Vorteil, diß es die ſpäteren Anſchlußzüge (von Gießen
nach Lich 6.20 Uhr nachm.) benutzen kann,

[ ][  ][ ]

Seite 8.

Daumſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 2. Februar 1924,

Rummer 38.

Aus der Reichshauptſtadt.
Ein ſchwerer Raubüberfall wurde am 22. Januar auf den be=
tagten
Kaufmann Hugo Wirth verübt, der in der Kantſtr. 24 m
Charlottenburg eine ruſſiſche Buchhandlung betreibt. Bei ihm war
ge tweilig ein junger aus Wytogra gebürtiger ehemaliger ruſſiſcher
Offizier Boris Moskwin, der im ruſſiſchen Offiziersheim in der Zions=
kirchſtr
. 49 wohnte. Moskwin bat den Buchhändler an jenem Abend,
für ihn ein Ferngeſpräch zu führen, weil man ſein Deutſch wohl kaum
verſtehen werde, veranlaßte ihn dadurch, in einen Nebenraum zu
gehen, ſchlug ihn hier mit einem ſtumpfen Werkzeug nieder, raubte
ihm die Brieftaſche mit 230 Dollar, ließ ihn liegen und entfloh. Ob=
wohl
der Ueberfallene früher wieder zu ſich kam, als der Räuber mohl
vermutet hatte und alsbald Lärm ſchlug, blieb die Verfolgung ergeb=
nislos
. Im Offiziersheim ließ ſich Moskwin nicht mehr ſehen, nachdem
er davon geſprochen hatte, daß er nach Frankreich reiſen wolle. Auch
ein zweiter ruſſiſcher Offizier, ein 23 Jahre alter, aus Niſchnyz=Tagil
gebürtiger Woſſili Uſſoff, der mit dem Räuber zuſammenwohnte, war
ſeit dieſer Zeit verſchivunden. Es gelang jetzt Moskwin in Schneide=
mühl
zu ermitteln und fefizunehmen. In Berlin wurde auch Uſſoff
verhaftet, der der Mitwiſſerſchaft und Hehlerei verdächtig iſt. Mosk=
win
wird nach Berlin gebracht und hier dem Unterſuchungsrichter vor=
geführt
werden.
Das Geſtändnis des Mörders.
Weinheim (Bergſtraße). Der Landwirt Georg Keck hat ſich laut
Weinheimer Anzeiger endlich dazu bequemt, ein volles Geſtändnis ab=
zulegen
, ſo daß nunmehr der an dem Dienſtmädchen Eliſabeth Kadel
begangene Mord in allen ſeinen grauenhaften Einzelheiten vollſtändig
aufgeklärt iſt. Danach hat Keck am 14. Dezember gegen 10 Uhr abends
das Mädchen an den Baggerſee gelockt, indem er ſie für den Gedanken
eines angeblich gemeinſamen Selbſtmordes gewann. Er erklärte ſeiner
Geliebten, daß er mit ihr gemeinſam aus dem Leben ſcheiden wolle. Er
mißbrauchte das Mädchen, würgte ſie alsdann am Halſe und ſtieß ſie
dann iu das Waſſer. Die Todesurſache iſt alſo halb auf Erwürgen, halb
nur en zurückzuführen. Nach der beſtialiſchen Dat beaah ſi der
Unmenſch ruhig, als ob nichts geſchehen wäre, nach Hauſe, und bewahrte
auch in den folgenden Tagen die vollſte Gleichgültigkeit bis ſeine Ver=
haftung
erfolgte. Der in den 20er Jahren ſtehende Menſch hat durch
ſein ganzes Verhalten bei der Tat eine ſo viehiſche Roheik an den Tag
gelegt, daß man ihn vor der Aburteilung zunchſt einmal in der Univerſi=
tatsklmik
auf ſeinen Geiſteszuſtand unterſuchen wird.

Beim Ehrenſalut verunglückt.
Neuhauſen (Württemberg). Als man Karl Eiſele, Vekeran
bon 1866 und 1870/71, beerdigte, wurden drei Salden in ſein Grab,
geſchoſſen. Da der dritte Schuß nicht pünktlich erfolgte, ſah Schutzmann
Richard Rank nach dem Hindernis. Im gleichen Augenblick erfolgte der
Schuß, und Rank erhielt trotz aller Vorſicht eine Ladung Zündpulver ins
Geſicht. Blutend wurde er in ein nahes Haus verbracht. Glſicklicher=
weiſe
ſchrint kein Auge Schaden gelitten zu haben.
Ein gemeingefährlicher Auswanderer=Agent.
Der längere Zeit in Hamburg anſäſſige, angebliche Schiff=
fahrtsagent
E. Dermann wurde im Zuge auf der Reiſe zwiſchen
Münſter und Hamburg von der Kriminalpolizei wegen zahlreicher
Betrügereien feſtgenommen. Dermann, der in den letzten
Jahren ſeinen Wohnſitz in Köln, Eſſen und Dortmund hatte, betrieb in
Zeitungsanzeigen und durch Briefzuſchrifetn eine lebhafte Propaganda
für die Auswanderung nach Braſilien und Argentinien. Er rühmte ſich
hervorragender perſönlicher Beziehungen zu argentiniſchen und braſilia=
niſchen
Regierungsſtellen. Auf ſeinen Briefbögen und Beſuchskarten
waren Adreſſen ſeiner erfundenen Bureaus in Rio de Janeiro und
Buenos Aires angegeben. Dermann verfprach den mit ihm in Verbin=
dung
tretenden Perſonen, meiſt jüngeren Geſchäftsleuten, Handwerkern
und Arbeitern mit einigen Erſparniſſen, Vermittelung von Stellen oder
Grundbeſitz in braſilianiſchen oder argentiniſchen Auswandererdiſtrikten.
Für ſeine Bemühungen ließ er ſich größere Vorſchüſſe, die in Peſetas
berechnet wurden, auszallen. Beſonderen Erfolg hatte Dermanns
Tätigkeit im rheiniſch=weſtfäliſchen Induſtriebezirk, im Münſterlande und
dem niederländiſchen Kohlengebiet von Heerlen, wo beſonders die in
niederländiſchen Bergwerken beſchäftigten deutſchen Bergarbeiter, die
durchweg über größere Guldenerſparniſſe berfügen, zur Auswanderung
nach Südamerika angeregt wurden. In zahlreichen Fällen gelang es
Dermann, ſich die ganzen Spargelder der Auswanderungsluſtigen anzu=
eignen
. Dermann ſchwindelte den leichtgläubigen Auswanderungsluſti=
gen
vor, die ihm anvertrauten Summen müſſe er als Vorbedingung zur
Einreiſeerlaubnis in braſilianiſchen oder argentiniſchen Banken deponie=
ren
. Er erteilte auch Quittungen der Banque du Breſil oder der
Banka Argentinia und anderen Banken phantaſtiſchen Namens gegen
die ihm übergebenen Beträge. Ebenſo fälſchte Dermann in franzöſiſcher
Sprache aufgeſetzte Regierungs=Einreiſeerlaubniserklärungen. Mit Vor=
kiebe
hielt ſich Dermann in den Arbeiterwirtſchaften auf, wo er am Bier=
tiſch
das dort verkehrende Publikum für ſeine Zwecke bearbeitete. Er war
in ſrüberen Jahren als Steward auf deutſchen und niederländiſchen
Südamerika=Dampfern tätig. Während des Krieges verbrachte er wegen
eines ſchweren Einbruchsdiebſtahls eine längere Gefängnisſtrafe in einer
argentiniſchen Strafanſtalt. Später iſt es iym gelungen, als Heizer
an Vord eines holländiſchen Schiffes nach Enropa zu kommen. Bei den
Matroſenkrawallen in Berlin im Jahre 1919 ſpielte Dermann eine üble
Zkolle. Seiner Verhaftung wegen Plünderungen und anderer Delikte
entzog er ſich durch die Flucht und tauchte vor zwei Jahren im Induſtrie=
gebiet
auf. Er lebte auf großem Fuße; in ſeiner Begleitung befand ſich
ein ehemaliger Strafanſtaltsgenoſſe, ein verkrachter deutſcher Kaufmann,
Deſſen Name noch nicht feſtſteht. Dermann hatte nach ſeinen erſten
Schwindeleien in Deutſchland dieſem Gefängnisgenoſſen durch telegra=
phiſche
Geldüberweiſung die Reiſe von Argentinien nach Hamburg er=
möglicht
. Dermanns Sekretär führte die geſamte Korreſpondenz,
während Dermann ſich auf den Außendienſt beſchränkte. Die Schwin=
deleien
des Betrügerpaares ſind unüberſehbar. Dermanns Sekretär der
tmiter engliſchen, ſpaniſchen und deutſchen Namen auftrat, iſt flüchtig.

Sturmflut an der Hamburger Küſte.
Hamburg. Infolge des heftigen Nordweſtſturmes, der am
Dienstag nachmittag einſetzte, und der gegen 11 Uhr abends eine Stärke
bis über 25 Sekundenmeter erreichte, trat in der vergangenen Nacht
eine Sturmflut ein. Der höchſte Waſſerſtand wurde morgens 6 Uhr
mit ſiebeneinhalb Metern über Null erreicht. Die Landungsanlagen
bei Neumühlen wurden vom Waſſer überflutet, ſo daß die Dampfer
nicht mehr anlegen konnten. Am St. Pauli=Fiſchmarkt und an den
Vorſetzen drang das Waſſer über die Ufermauern und überflutete die
Straßenbahnſch enen. An den Vorſetzen ſtand das Waſſer faſt bis an
den Hochbahnviadukt. Die Kellerbewohner hatten unter dem eind in=
genden
Waſſer recht ſchwer zu leiden. Bei Eintritt der Ebbe flaute der
Sturm ab und das Waſſer und Eis floſſen nach der Unterelbe ab.
Die Frage der Werbebeiträge für die Leipziger Meſſe
haf die Vorſtandsſitzung der Zentralſtelle für Intereſſenten der Leip=
ziger
Muſtermeſſen von neuem beſchäftigt. Nach ſehr langer und ein=
gehender
Erörterung hat man davon abgeſehen, einen Antrag auf Er=
mäßigung
der Beiträge zu ſtellen. Bei den Klagen über die Werbebei=
träge
handelt es ſich vielfach nicht um die Höhe, ſondern um die Be=
meſſungsgrundlage
, durch welche ſich insbeſondere diejenigen alten Meß=
induſtrien
, welche für die Ausſtellung ihrer Muſter große Näume be=
nötigen
, brnachteiligt fühlen. Bekanntlich iſt der Maßſtab für die von
dem einzelnen Ausſteller zu zahlenden Beiträge von feher die Zahl der
von ihm belegten Quadratmeter, bezw. laufenden Meter. Es iſt deshalb
eine Kommiſſion eingeſetzt worden, welche verſuchen ſoll, einen gerech=
teren
Maßſtab zu finden, was bisher noch nicht gelungen iſt.
Ein Kind erſtickt.
Mannheim. Die Ehefrau eines in der Mannheimerſtraße in
Käfertal wohnenden Landwirts hatte am Sonntag nachm ttag unvor=
ſichtiger
Weiſe einen Strohſack zum Trocknen an den geheizten Ofen
geſtellt. Er geriet in Brand, und durch die ſtarke Rauchentwicklung er=
ſtickte
das in ſeinem Bett liegende 4 Monat alte Kind. Eine gericht=
liche
Unterſuchung iſt eingeleitet.
Forſtfrebel.
Mannheim. Ein Forſtfrevel im größten Stil wurde am 16.
und 17. Oktober im Käfertaler und Rheinauer Walde verübt. Durch die
Plünderungen in Mannheim hatten auch Leute auf dem Lande geglaubt,
ihre Zeit ſei gekommen. Im Käfertaler Wald wurde von berittenen
Schutzleuten eine ganze Kolonne von Wagen aus Wallſtadt überraſcht,
die 100 Stämme Erlen wegſchleppten. Wegen dieſes Raubzuges ver=
urteilte
die Strafkammer 18 Einwohner von Wallſtadt zu Gefängnis=
ſtrafen
von einem bis zu drei Monaten.
Ein neues Kraftwerk in Vorarlberg.
L. Neben dem Gampadelswerk, das noch in dieſem Jahre vollendet
werden wird, und dem Werk am Spullerſee, ſoll noch ein drittes be=
deutendes
Kraftwerk in Angriff genommen werden. Die Vorarlberger
Zmentwerke Lorüns beabſichtigen die Erſtellung eines Werkes an der
Alfenz, an der die unterſte Kraftſtufe ausgebaut werden ſoll. Das Be=
triebswaſſer
wird dem Bachlaufe bei Braz entnommen und in einem
5 Km. langen Stollen bis zum Krafthauſe, das knapp neben dem
Geleiſe der Montafoner Bahn bei der Lorünſer Zementfabrik errich=
tet
wird, geleitet. Es werden ungefähr 3000 P.S. an elektriſcher
Energie gewonnen werden.

Starke Schneewehen in Oberſchleſien.
Beuthen. Seit Anfang diefer Woche ſetzten in Oberſchleſien
wieder ſtarke Schneewehen ein. In den erſten Tagen erfolgten Schnee=
fälle
mit Tauwetter, die im Induſtriegebiet den Verkehr über Land
empfindlichſt b. hinderten. Infolge des hinzugetretenen leichten Froſtes
ſtellten ſich im Eiſenbahn= und Kleinbahnverkehr ähnliche Hemmungen
wie bei der Schneeperiode Mitte Januar ein. Durch die ſchwere Schnee=
belaſtung
ſind die Drahtleitungen der Poſt in Mitleidenſchaft gezogen.
Bei der Arbeit verunglückt.
St. Geurgen. Der 37 Jahre alte Laudwirt Gottlieb Weiſſer
in Oberkirnach ging dieſer Tage abends noch einmal in ſeine Mühke,
da ſich dort einige Lager gelockert hatten. Durch das lange Ausbleiben
beunruhigt, ging ſeine Frau ihm nach und fand ihn im Getriebe
hängend vor. Der Müller war von einem Kammrad erfaßt und er=
drückt
worden. Wiederbelebungsverſuche blieben erfolglos.
Polniſche Richter gegen die Freiheit der Preſſe!
D. A:1. Der Prozeß gegen den früheren Chefredakteur der Deut=
ſchen
Rundſchau, Richard Contag, und den verantwortlichen Redakteur
dieſer Zeitung, Johannes Kruſe, wurde am 12. Januar zum dritten
Male verhandelt, und zwar wurde Kruſe zu 9 Monaten Gefängnis, mit
Anrechnung der Hälfte der Zeit auf die Amneſtie, und Contag zu 15 Mo=
naten
Gefängnis, mit Anrechnung von 5 Monaten auf die allgemeine
Amneſtie und Abrechnung von 9 Monaten Unterfuchungshaft, verurteilt.
Gegen das Urteil wurde wiederum Reviſion angemeldet. Diesmal ſollen
beide Angeklagten gegen Stellung einer Kaution aus der Unterſuchungs=
haft
entlaſſen werden. Die Anwendung der vollen Amneſtie wurde mit
der Begründung abgelehnt, die Angeklagten ſeien feſt angeſtellte Redak=
teure
mit Monatsgehalt geweſen, die ihre Artikel nicht aus politiſchen,
völkiſchen oder religiöſen Motiven, ſondern allein aus Erwerbsrückſich=
ten
(!!) geſchrieben oder aufgenommen hätten. Der Einwand des
Verteidigers, daß dann auch ein Sefmabgeordneter, mit Rückſicht auf
ſeine Aufwandsentſchädigung, nicht aus politiſchen Gründen handeln
könne, blieb ſeitens des Gerichts unbeantwortet.
Fahrpreisermäß gung auf italieniſchen Bahuen.
Die italieniſche Regierung hat verfügt, daß auf allen Stativnen der
italieniſchen Bahnen vom 20. Februar bis 5. März an die Befucher der
Leipziger Frühjahrsmeſſe, ſofern ſie Inhaber des meßamtlichen Aus=
weiſes
ſind, ermäßigte Billetts mit 20 Prozent Nabatt ausgegeben wer=
den
, die eine Gültigkeit von 20 Tagen haben.
Wolfsſchäden in Rußland.
L. Die Zahl derſelben iſt in Karpatho=Rußland angeſichts des har=
ten
Winters ſtark angewachſen. Im Bezirk Perien haben die Wölfe in
einem Dorfe 50 Schafe zerriſſen. In Lſizko haben ſie allein in einer
Nacht 150 Schafe, 4 Pferde und 1 Ochſen geraubt. Man ſucht mit
Strychnin der Tiere Herr zu werden.
Bereiteltes Eiſenbahn=Attentat.
Nach einer Meldung aus Tokio iſt es unbekannten Attentätern ge=
lungen
, den Schnellzug OſakaTokio, in dem ſich 25 Mitglieder des ja=
paniſchen
Reichstags und der frühere Premierminiſter Saukaſhay be=
fanden
, zum Entgleiſen zu bringen. Der Zugführer bemerkte rechtzei=
tig
, daß verdächtige Gegenſtände auf den Schienen lagen und konnte
bremſen. Doch iſt der Zug aus den Schienen geſprungen. Opfer ſind
nicht zu beklagen.

Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für dſe Veröffentlſchungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaltion ſeinerlet Ver=
antwortung
; für ſſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfange
der EEinſender verantwortlich.) Einſendungen, die nicht verwendet werden, lönnen nicht
zurückge andt, die Ablehnung micht begründet werden.
Eine ſteuerliche Ungerechtigkeit.
Iu wvelch ſteuerlichen Ungerechtigkeiten, man möchte ſagen Unge=
heuerlichkeiten
, die Inflation in Verbindung mit unſeven überhaſteten
Steuermaßnahmen führt, möge man aus folgendem erſehen: Die Stabt
Darmſtadt erhebt in den Monaten Februar, März, April und Mai
d. J. von je 100 Mark Anlage= und Betriebskapital 8 Goldpfennige Ge=
werbeſteuer
, der Staat 3 Pfennige. Das Anlage= und Betriebskapital
wird auf eine ſich nicht gerade durch Einfachheit und Klarheit aus=
zeichnende
Weiſe aus dem Betriebsvermögen des letzten Jahres und
dem dreijährigen Durchſchnitt des Reingewinns der letzten drei Jahre
errechnet. Für das der diesmaligen Berechnung der Gewerbeſteuer zu
Grunde liegende Anlage= und Betriebskapital kommt der Geſchäftser=
trag
der Jahre 1919, 1920 und 1921 in Betracht, der natürlich ſchon
ein Papiermarkertrag iſt. Das bereits recht ſtark aufgeblähte Ergebni=
des
Jahres 1921 wird bei Betrieben, die ſchon ſeit 1919 beſtehen, dux
Hinzunahme der Jahre 1919 und 1920 einigermaßen gemildert, ſo baß
die angefordert: Gewerbeſteuer tragbar iſt. Anders bei füngeren Un=
ternehmungen
, die z. B. Ende 1921 gegründet wurden. Für dieſe iſt
nur der Reingewinn für 1922 maßgebend. Hat z. B. ein ſolch junges
Unternehmen lt. Bilanz vom 31. 12. 1922 einen Warenbeſtaud von
25 Millionen Mark einen Kaſſenbeſtand von 1 Million Mark und einen
Reinertrag von 3 Millionen Mark, ſo ergibt das ein Anlage= und Be=
triebskapital
von rund 40 Millionen Papiermark. Von dieſem, in ganz
abſtrakter Weiſe errechneten Papiermarkbetrag hat dieſes Unternehmen
zu zahlen: Städtiſche Gewerbeſteuer 32000 Goldmark, ſtaatliche Ge=
werbeſteuer
12 000 Goldmark, zuſammen 44 000 Goldmark oder 44 Bil=
liarden
Papiermark. Solche Fälle gibts in Wirklichkeit, und es iſt zu
wünſchen, daß die maßgebenden Stellen die nötige Einſicht und ein kla=
res
Verſtändnis für die Notwendigkeiten der Zeit beſitzen, derartige
Härten zu beſeitigen, wenn die Betroffenen erklären: Solche fteuerliche
Anforderungen überſteigen unſere Kraft. Auch der Geſetzgeber kaun
nicht in die Zukunft ſchauen und bei Erlaß eines Geſetzes alle Konfo=
quenzen
desſelben überblicken, namentlich nicht in ſolch wechſelvollen und
ſtürmiſchen Zeiten, wie wir ſie durchlebt haben. Sache der Verwaltung
iſt es daher dem Geift des Geſetzes zum Siege zu verhelfen und die
Macht des Buchſtabens zu brechen. Das liegt nicht nur im Intereſſe der
betreffenden Steuerzahler, ſondern auch eben ſo ſehr im Intereſſe des
Staat=s und des Volkes; denn Wiederaufbau auf der enen und Zer=
ſtören
auf der anderen Seite iſt ein Widerſpruch, der ſich bitter rächen
muß. (Bergleiche auch Reichsabgabeordnung § 108.)

Hans Peter Kromm der Lebendige.
Eine Geſchichte von Ufer zu Ufer
von Johanna Wolff.
(Nachdruck verbvten.)
O)
Dieſes Lächeln nahm die geſchäftige Höfnerin, mit in ihr
Tagewerk; ohne daß ſie deſſen ſich bewußt war, nährte ſie ihre
ſeele davon. Von dem kleinen blöden Jüngferchen noch ging
ir dieſe unſtete Merete eine Kraft aus, die der allzu Rüſtigen
otwendig nar. Manchmal, wenn der Eifer ſie fortriß, hätte ſie
twas um dieſe liebe, linde Gelaſſenheit gegeben, ſie ſpürte ja
lber, daß der Werkteuſel mit ihr durchgehen wollte.
Wenn ſie über den ſchön gepflaſterten Hof ging und die neu
ededten Ställe und Scheunen anſah, dann lonnte ſie auch lächeln,
ur anders als das Euchen ganz anders ..
Eines Tages ſtand ſie in ihrer neuen Milchkammer und kne=
ete
Butter aus. Da ſuhr eine Kutſche über die ſteinerne Brücke
m Wehr; das gab jetzt anderen Klang, als wenn man früher
ber die halbeingefallene hölzerne gefahren war. Die Kutſche
zielt auf dem Sonnenhof, und heraus ſtiegen ein ſehr feingeklei=
eter
Herr und ein junges Fräulein. Der Herr mochte ein guter
Vierziger ſein, um das Mädchen wehte noch von fern der Duft
einer Cinſegnungsblümelein. Die beiden ſtanden und ſträubten
ich gegenſeitig ab, rückten und zupften aneinander herum und
ihen aus, wie eben aus einem Ladenfenſter genommen. Soviel
Augen auf dem Hofe waren, richteten ſich alle auf die Kutſchen=
eute
. Auch Merete ſchob die ſchneeweiße Holzmulle, in der ſie
jarl ei et, von ſich und trat ans Fenſter. Sahen denn ihre Augen
ſecht? Konnte das möglich ſein? Der Willy Kreipel war’s! Und
gs war ja wohl ſeine Tochter, das Malchen. Sie hatten öfter
eſchrielen und auch einmal ihr Bild herabgeſchickt, danach er=
annte
Merete ſie wieder, ſonſt wären ihr dieſe feinen Beſucher
öllig ſremd geweſen. Merkwürdig wohlhabend jahen Vater und
ochter aus ganz merkwürdig! Das Malchen hatte ſogar ein
eißes Pudelhündchen auf dem Arm und tat mit ihm herum
je die Stadtfräulein tun.
Merete trocknete ſich achtſam die Hände, krempelte die aufge=
reiſten
Aermel herunter und ſchloß ſie an den Ha dgelenken.
fie warf ſogar einen Blick in den lleinen Flurſpiegel, dann ſchritt
e ihrer Art gemäß den Beiden mit Freundlichkeit entgegen.
Herr Kreipel! Und Du Du biſt fa wohl das Malchen!
verraott. Kinder. Ihr habt wohl das große Los gewonnen?
Stimmt! Stimmt auffallend ſagte haſtig der frühere Keſ=
rmann
, der Vier und ſauren Hering ver auft hatte, wir halen’s
gefüoſiien. Nummer Fünfzehnfünfunddreißig iſt mit dem Haupt=

gewinn rausgekommen und der große Treffer dazu! Mutter hat
recht behalten. Herr Kreipel wiſchte ſich die Augen: Bloß ſie
hat nichts mehr davon gehabt. Sie lag ſchon auf dem Brett
denken Sie nur, Frau Nachbarin auf dem Brett ſteif und
tot, die Gute! Wo ſie doch um das Lotteriegeld ſich immer ſo ge=
plagt
und geſchunden hat! Nichts wie Ungerechtigkeit hier in der
Welt und da oben. Er fuhr ſich über das Hinterhaupt, das et=
was
kahl geworden, und wies dann kläglich mit dem dicken Zeige=
finger
himmelan. Aber der Himmel ſah ganz unſchuldig drein;
blau, blau dehnte er ſich wieder einmal über die Haide, die in
Blüte ſtand, ſo ſchön wie ſeit Jahren nicht.
Merete hatte ihre Gäſte ablegen laſſen und traf Anordnun=
gen
, die Kutſchpferde und den Fuhrmann zu verſorgen.
Ich bezahle natürlich, rief Herr Kreipel und ſchlug auf
ſeine Weſtentaſche, hab’s jetzt dazu, Gott ſei Dank! Ja, meine
Mutter, Frau Nachbarin! Wiſſen Sie noch, die geſchwollenen
Beine und wie ſie bei Ihnen die Treppen heraufpuſtete? Und
dann fortmüſſen und nichts davon haben! Das läßt mich einfach
nicht ſchlafen, ja. Und er wiſchte ſich abermals gerührt die
Augen mit dem neuen Taſchentuch, das noch keine Wäſche durch=
gemacht
hatte.
Der Mann war aufgeregt, furchtbar aufgeregt. Malchen ſaß
gelaſſen da, ſchlen erte mit den zierlichen Füßen und ließ ihre
dunklen Beerenaugen umherwandern. Das Pudelhündchen roch
an den weißen Vorhängen und gab, ſeine Meldung daran ab.
Man hatte einen ſehr warmen Tag. Auf der Diele ſtanden
alle Türen geöffnet, um den Luftzug zu beſchleunigen. Der ab=
geſchattete
Raum war kühl ,der Kaffeetiſch ſtand gedeckt, und der
Beſuch wurde zum Veſpern gebeten.
Ihr müßt ſehr durſtig ſein, ſagte Merete. Malchen ſetzte
ſich und ſagte nichts. Willy Kreipel trank haſtig, ſchlürfend, die
Schweißtropfen ſtanden ihm dabei auf der Stirn wie bei ſchwerer
Arbeit. Er wiſchte ſich immerfort den Schnurrbart und ſah die
Frau Nachbarin an. Maſchen aber äugelte beſtändig nach der
Tür, als müſſe da jeden Augenblick jemand eintreten, den ſie mit
Begier zu erwarten ſchien.
Er iſt in der Stadt in der Kreisſtadt auf dem Gym=
naſium
. kam die lächelnde Erklärung der Wirtin, die den Blick
des Jünaferleins beachtet hatte, aber heut abend kommt er heim=
wird ſich ſchön wundern. Nein. aber auch, wie Du Dich
herausgemacht haſt. Walchen! Wenn ich denke, wie Du mit Pe=
terle
im Linderwägelchen geſeſſen und oft genug ſein Butterbrot
verzehrt haft! Weiß man das noch?
Man weiß.
Und mit dem Biergeſchäft ſoll es aanz und gar zu Ende
ſein? Uind mit der Erünwarenhandlung wohl auch?
Herr Kreipel ſah beinahe gekränkt aus: Aber natürlich

Habe ja die Villa Königin angekauft an der Oberſpree, Frau
Nachbarin, und einen Nieſengarten rundherum.
Park warf die kleine Jungfrau dazwiſchen und biß mit
weißen Zähnen in ein Kuchenſtück.
Herr Kreipel wiſchte ſich die Streuſelkuchenkrümel aus dem
Schnurrbart und ließ forſchend die Augen durchs Fenſter gleiten:
Daß es Ihnen hier nicht zu einſam geworden ift! Sitzen ja hier
wie in einer Wüſte. So ab und an ein Haus! Und die Leut!
Sehen alle trübefroſtig aus, als ob ſie Landestrauer hätten oder
nicht ſatt kriegten. Die Felder und die Bäume kümmerlich
einfach! Was hab ich für Bäume im Garten!"
Park, warf Malchen wieder dazwiſchen.
Und auf dem Boden wächſt hier überall dasſelbe Kraut,
fuhr Herr Kreipel fort. Iſt ja langweilig, was? Man möchte
doch mal was anderes ſehen als immer nur ruppiges Wacholder=
gebüſch
. Na ja erſchreck mich jedesmal und denk, da ſteht einer.
Bei uns hat ein Tulpenbaum geblüht, wir nennen ihn Mag=
nolienbaum
, ſagte das Malchen, und japaniſche Ahörner haben
wir auch.

ſetzte der Vater hin zu, und kühn hob er das Haupt: Was mei
nien Sie wohl, Frau Nachbarin, wenn Sie ſo mit einemmal
der Villa Königin ſäßen! Erwartungsvoll ſchaute der gu
Willy in das liebe Angeſicht, das ihm unverändert ſchön vorkan
Merete mußte lachen. Ich ſitze gut, wo ich ſitze, und bin m
den Bäumen und dem Kraut hierorts ſehr zufrieden: Tulpen
bäume und japaniſche Ahörner ſind meine Schwärmerei nie
und Arraukarien haſſe ich geradezu. Das ſind ja Naturkrüppe
Haben Sie meine alten Eichen angefehen? Und die Buchen ar
der Pferdekoppel? Die Rüſtern habe ich ſchlagen laſſen, weil ſie
mir das Haus dunkelten, können dort an den Stubben noch de
Umfang erkennen. Das ſind doch Bäume! Aber Ihr, Kin=
der
, Kinder. Ihr habt mir ja noch gar nichts von Agues erzählt!
Sie rückte ſich in Heiterleit näher an den Mann. Wie geht’s ih
denn? Und wie erträgt ſie das große Los?
Tja. ſagte Herr Kreipel, und der harmloſe Ausdruck in ſei
nem Geſicht veränderte ſich, das fragen Sie gohl, und ich muß
Ihnen wohl antworten eigentlich bin ich ja deshalb herge=
kommen
Malchen. geh doch ein bißchen mit dem Hund hi=
naus
ich alaube, er will ſich da nicht ganz anſtändig aufführen
Der Großelosgewinner zwin’erte auf das Mädchen, das ein wiſ=
ſendes
Geſicht ſchnitt und mit Antje ging, die neuen Kaffee ge=
bracht
hatte.

Fräulein wird ſich ſnohl die Tiere anſehen wol=
len
. rief Merete hinterher, aber ſeht zu. daß Jlo dem fremden
Hündchen nicht zu nahe kommt. Dann ſaßen ſie allein, die bei=
den
, beim Streuſelkuchen.
(Fortſetzung fplgt.)

[ ][  ][ ]

Rummer 38.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 2. Pebeuar 1924.

Seite 9.

Sport, Spiel und Turnen.

Turnen.
Tagung der Kreis= und Gauwarte des 9. Deutſchen Turnkreiſes
am 9. und 10. Februar in Darmſtadt.
Am nächſten Saustag und Sonntag findet in dem Turnhaus Her
Turngemeinde Darmſtadt, Woogsplat, eine Tagung der
Kreis= und Ganwarte für das Männer= und Frauenturnen ſtatt. Aus
der nachſtehenden Zeitfolge iſt zu erſehen, welch großes Gebiet des
deutſchen Turnens zur Beſprechung und praktiſchen Durcharbeit kommn
foll. Die praktiſchen Uebungen und Vorträge finden im großen Turn=
faale
ſtatt. Intereſſenten iſt es geſtattet, den Veran=
ſtaltungen
von der Gallerie des Saales aus beizu=
wohnen
.
Frauenturnen.
Samstag vormittags
99½ Uhr: Vortrag über Lehrgänge im Frauenturnen: Poller=
Saarbrücken.
9½11 Uhr: Praktiſche Durcharbeitung des zu ſchaffenden Normal=
plans
für Lehrgänge im Frauenturnen: Poller= Sair=
brücken
.
1111½ Uhr: Vortrag über verſchiedene Syſteme der rhhthmiſch=
äſthetiſchen
Gymnaſtik mit Hervorkehrung der für das
Vereinsturnen beſonders empfehlenswerten Uebungen:
Frl. Kaſten=Frankfurt.
Uhr: Praktiſche Durcharbeitung der beſonders geeigneten
Uebungen: Frl. Karſten=Frankfurt.
12½1 Uhr: Ausſprache. Berichterſtatter: Schmidt=Koblenz.
12½ Uhr: Pauſe.
2½4 Uhr: Durchturnen von Uebungen am Reck, Barren und
Pferd mit beſonderer Berückſichtigung der für das
Frauenturnen beſonders geeigneten Uebungen.
45 Uhr: Anmuts=, Ausdrucks= und Tanzformen: Poller= Saar=
brücken
.
56½ Uhr: Ausſprache über beſondere Gebiete des Frauenturnens
(Wetturnen).
6½7½ Uhr: Turnen der Frauenabteilung der Tgde. Darmſtadt.
Männerturnen.
Samstag abend:
5 Uhr: Turnausſchußſitzung. Kreisarbeitsplan 1924. Deut=
ſches
Turnfeſt in München. Lehrgänge zur Ausbildung von
Vorturnern und Turnwarten. Kreisturnfeſt 1925.
8 Uhr: Gauwarteverſammlung: Arbeitsplan, Lehrgänge.
Deutſches Turnfeſt.
Sonntag vormittag:
8½9 Uhr: Warmmachen im Umzug. Freh=Mainz.
39½ Uhr: Freibungen: Friede=Frankfurt.
9½10½ Uhr: Gemeinturnen an 3 Barren: Hofferbert=Darmſtadt.
10½11 Uhr: Keulenſchwingen: Frey=Mainz.
1111½ Uhr: Spiele: Kolbus=St. Johann, Lohfink=Hanau.
11½12 Uhr: Sproſſenwand: Friede=Frankfurt.
1212½ Uhr: Pferd, Hinterſprünge: Schmidt=Niederlahnſtein.
12½1 Uhr: Turnen der 1. Riege der Turngemeinde Darmſtadt
am Barren. Hierbei Kampfrichterwertung.
2½ Uhr: Gemeinſchaftlicher Beſuch des Bühnenſchauturnens
und Feſtſpiels der Turngemeinde Darmſtadt in dem
Landestheater.
Hochſchulmeiſterſchaft im Turnen und Waldlauf.
Das Amt für Leibesübungen der Techniſchen Hochſchule ſchreibt
lit88: Am 16. Februar d. Js. wird, wie alljährlich, auf dem herrlich
gelegenen Hochſchulfportplatz die Austragung der internen Hochſchul=
meiſterſchaft
im Waldlauf und am 20. Februar in der Woogsturnhalle
die Hochſchulmeiſterſchaft im Turnen ſtattfinden. Die Veranſtaltungen
ſollen der Darmſtädter Studentenſchaft Gelegenheit geben, ſich in Sport,
Kampfſpiek und turneriſchen Leiſtungen in edlem Wettſtreit zu meſſen.
Die Anteilnahme der Darmſtädter Bürgerſchaft an den Wettkämrfen
der Studenten iſt in den Vorjahren keine allzu große geweſen. Der
Akadem. Ausſchuß für Leibesübungen legt deshalb beſonderen Wert

Photograph.
Aufnahmer
jeder Art. Vergrö.
ßerungen nach jedem
Bilde fertigt gut,
ſchnell u. bill. (1363a
Daßbilder
(Lichtbild.) in 1 Std
Thiele Nachſ.
nur Bleichſtr. 5.

darauf, dieſe Wettkämpfe auf die breitere Baſis einer Prppaganda=
veranſtaltung
zu ſtellen. Sie ſoll in friſcher Kundgebung der turnen=
den
akademiſchen Jugend neuen Anreiz und neues Verſtändnis für die
Bedeutung der Leibesübungen gerade in den Kreiſen der Akademiker in
die breitere Oeffentlichkeit hinaustragen. Wir werden in Kürze Ge=
legenheit
haben, an dieſer Stelle eingehend darauf zurückzukommen.
Leichtathletik.
Deutſche Akademiſche Olympia 1924.
In einer Sitzung in der Marburger Univerſität wurde zwiſchen dem
Vorſtand des Deutſchen Hochſchulamtes für Leibesübungen und den Ver=
tretern
der Univerſität und der Studentenſchaft unter dem Vorſitz des
derzeitigen Rektors Prof. Dr. Schaefer beſchloſſen, mit Rückſicht auf die
ſchwierige Zeitlage die Wettkämpfe auf drei Tage (18., 19. und 20. Juli)
zu beſchränken. Turnen und Leichtathletik, Schlwimmen und Fechten
werden gleichmäßig zur Geltung kommen, die deutſchen Turnſpiele wer=
den
betont und vor allem den Mannſchaftskämpfen wird breiter Raum
gewährt werden. Marburg wurde gewählt, als eine kleinere, beſonders
günſtig gelegene Univerſitätsſtadt, die Nord= und Süddeutſchen gleich gut
erreichbar iſt. Die ſchöne Lage der Stadt und die neuerrichteten Sport=
anlagen
, die gaſtfreundlich geſinnte Bevölkerung und der in Marburg
heimiſche ſtudentiſche Geiſt ſichern das glückliche Gelingen des Feſtes.
Die letzte Deutſche Akademiſche Olympia fand vor vier Jahren in
Hannover ſtatt und war dank der Organiſation der dortigen Techniſchen
Hochſchule als Turn= und Sportfeſt wohlgelungen. Dies Deurſche Aka=
demiſche
Olympia 1924 ſoll aber weit über den Rahmen dieſer turneriſchen
und ſportlichen Wettkämpfe und Meiſterſchaften hinaus eine große Kund=
gebung
der deutſchen Akademikerbewegung ſein. Die Zuſammenfaſſung
der Jungſtudentenſchaft und der Altakademiker im Deutſchen Hochſchul=
amt
für Leibesübungen ſoll die Gewähr dafür bieten, daß dieſes Feſt
zu einem Feſt aller Akademiker, alt und jung, ob ſie noch an den Hoch=
fchulen
lehrend oder lernend oder längſt im Beruf, ob ſie in Deutſchland
oder im Ausland ſind, werden. Die Profeſſorenſchaft iſt durch den
Verband der Deutſchen Hochſchulen, die Studentenſchaft durch die Deutſche
Studentenſchaft und durch die ſtudentiſchen Verbände die Akademiker
außerhalb der Hochſchulen ebenfalls durch die ſtudentiſchen Verbände im
Deutſchen Hochſchulamt für Leibesübungen vertreten.
Wer das Deutſche Turnfeſt in München im vergangenen Jahre mit=
machen
durfte, der hat geſehen, zu welcher ſtarken Kundgebung und
nationalen Feier ein ſolches Feſt ausgebaut werden kann. In derſelben
Form, wenn auch in kleinerem Rahmen, ſoll das Deutſche Akademiſche
Olympia in Marburg gefeiert werden. Der Wille zur Wiedergeſundung
und Wiedererſtarkung der körperlichen und geiſtigen Kräfte unſeres Vol=
kes
ſoll in der Olympia zum Ausdruck kommen. Höchſte Ehre für den,
der auf einem ſolchen Feſt als der Beſte anerkannt wird. Ehre aber auch
für den, der in ſeiner Mannſchaft, in der Spiel= oder Freiübungsgruppe
ſeiner Hochſchule nur als eine Zahl, als ein Rädchen im Getriebe des
großen Ganzen mitwirkt am Gelingen des Feſtes und mit von ſich aus
den Beweis erbringt, daß der Wille, ſeinen Körper zu ſtählen, ihm nicht
nur eine hohle Phraſe iſt, ſondern aus tiefſtem Verantwortlichkeitsgefühl
geborene Tat. Und der Altakademiker, der ſchon vor Jahren oder Jah= geſungen und beſchworen hat, daß er nie am Alltag aufgehen
wolle, er ſoll ſich an ſeine Burſchenjahre und an die Burſchentreue erin=
nern
, und wie einſt alles hinnenanſetzen, wenn es gilt, für das einzu=
treten
, was als richtig und notwendig erkannt iſt. Die Jungſtudenten=
ſchaft
hat nicht zuletzt auch vielerorts unter einem mehr oder weniger
gelinden Druck der Altakademiker erkannt, daß zu der Pflege des Geiſtes
auch die des Körpers gehört, und daß wir dieſe Pflege des Körpers und
des Geiſtes jetzt in den Dienſt des einen großen Gedankens ſtellen müſſen,
daß alle unſere Arbeit fürs Vaterland iſt. Zum Gelingen der Deutſchen
Akademiſchen Oſympia wird es erforderlich ſein, daß das Intereſſe gerade
auch der Altakademiker uns unterſtützt. Und wer von Ihnen nun nicht
ſelbſt nach Marburg kommen kann, der ermögliche es dafür einem Jungen.
Die finanziellen Schwierigeiten zu bekämpfen, wird Sache der A. M. f. L.
ſein. Nur wenn die Olympia von weiteſten Kreiſen unterſtützt wird,
wird ſie gelingen können, und darum iſt es unſere Bitte an die Alt=
akamiker
, die nicht ſelbſt nach Marburg kommen, dafür Studenten die
Reiſe zu ermöglichen.

Fußball.
Sp.Vgg. Arheilgen.
Br. Der Bezwinger des Rheinbezirksmeiſters in Arheilgen! Das
allein ſchon genügt, um am kommenden Sonntag alle Spoxtsanhäuger
auf die Beine zu bringen. Es iſt das einzige Verbandsſpiel, was Sport=
verein
98 noch auf fremdem Platze auszutragen hat. Der eindrucksvolle
Sieg über Mannheim=Waldhof hat den Darmſtädtern weit über die
Grenzen Süddeutſchlands hinaus zu großem Anſehen verholfen. Nachy
dieſem Spiel zu urteilen, ſteuern die 98er ſicher der Meiſterſchaft zu.
Als letzte und gefährliche Klippe darf das Spiel gegen Sportvereini=
gung
Arhei

ſchen trotz des eigenen Platzes erſt in letzter Minute einen 2:1=Sieg
erzielen konnten. Der Sportplatz am Arheilger Mühlchen, der im
unbeſetzten Gebiet liegt, und vom Bahnhof Kranichſtein aus in drei
Minuten zu erreichen iſt, dürfte unter dieſen Umſtänden der Schanplatz
eines ſpannenden Spieles werden, das alle Beteiligten zufriedenſtellen
wird.
Allgemeine deutſche Tagung für Körpererziehung.
Der Deutſche Reichsausſchuß für Leibesübungen wird gemäß Be=
ſchluß
des Vorſtandes Ende Mai dieſes Jahres einen allgemeinen deut=
ſchen
Kongreß für Körpererziehung einberufen, auf dem alle Fragen von
Turnen, Spiel und Sport durch die Führer der Sache in größter Oeffent=
lichkeit
erörtert werden ſollen. Man erwartet von dem Kongreß, der
zurzeit vorbereitet wird, einen Einfluß auf die Oeffentlichkeit, Aner=
kennung
unſerer Snche und eine zielbewußtere Unterſtützung der Leibes=
übungen
durch die Behörden. Auf die Bekanntgabe hin hat der Senat
der Stadt Danzig eine Zuſtimmung geſandt und ſich bereit erklärt, an
dieſer Tagung mitzuwirden.

und gefahrios Aukinol

Hornhaut, Schwielen und Warzen
Gefeitigt ſchnell.
ſicher, fdmer
Rerzklich empfoblen. Millionenfach be=
währt
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Nachf., Wilhelminenſtraße 11.
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Weiterbericht der Gießener Weiterwarte.
Wettervorherſage für den 8. Februar:
Wolkig, kälter, weſtliche bis nordweſtliche Winde,

Tageskalender.

Landestheater, Großes Haus, Anfang 6 Uhr, Eude 10 Uhr=
(C 12. c 5): König Lear, Kleines Haus, Anfang 7 Uhr, Ende
gegen 957 Uhr (Zuſatzmiete V7); Der Barbier von Sevilla
Orpheum, abends 7¾4 Uhr: Madame Pompadour Union=,
Reſidenz=, Zeutral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.

Hauptichriſtleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Maupe
Verantwortlich für Feuttleton und Heſſiſche Nachr chten: Max Streeſ=
Verantwortkic) für Sport: Dr. Engen Buhlmann
Verantwortlich für Schlußd ena: Andreas Baue=
Veranwartlich für den Inſ=ratente.1: Willy Kuble
Druck und Veriag: 2. C. Wittich ſämtlich in Darmſiadt.

Die hentige Rummer hat 12 Seiten

Die glückliche Geburt
einer Tochter zeigen
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bensjahre
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Ria von Heſſert
Max von Heſſert
Margret von Heſſert
geb. Luckhaus.
Die Beiſetzung findet auf Wunſch
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Bekanntmachung.
Nach dem Geſetz vom 17. Januar 1924 über eine außer=
ordentliche
Steuer vom Gebäudebeſitz iſt von dem Grund=
vermögen
, das bisher dem niedrigen Grund=Steuerſatz
unterlag (in der Hauptſache Gebäude, auch Grab= und
Grasgärten und Bauplätze), eine einmalige außerordent=
liche
Staatsfteuer zu entrichten. Der Steuerwert dieſes
Vermögens iſt auf der Rückſeite des Anforderungszettels
über vorläufige ſtaatliche Grund= und Gewerbeſteuer für
das Rechnungsjahr 1923 unter Buchſtabe a Ziffer 1 einge=
tragen
. Die außerordentliche Steuer beträgt von je 100 Mk.
Wert dieſes Vermögens 15 Goldpfennige. Für. die Umrech=
nung
dieſer Goldſchuld in Papiermark gilt der für den Tag
der Zahlung jeweils bekannt gemachte Goldumrechnungs=
ſatz
für Reichsſteuern. Beiſpiel: Der Steuerwert ſei 37600)
Mark: die Steuer beträgt 56,40 Goldmark oder zurzeit
56 Billionen 400 Milliarden Papiermark.
Steuetbeſcheide werden nicht ausgefertigt, jedoch ſollen
den Pflichtigen kurze Benachrichtungen zugehen. Zahlung
iſt ohne weitere Aufforderung ſpäteſtens am 18. Februar
1924 an die zuſtändige Finanzkaſſe oder Untererhebſteſle
zu leiſten, auch dann, wenn die erwähnte Benachrichtigung
einem Steuerpflichtigen nicht zugegangen ſein ſollte. Im
Falle des Zahlungsverzugs muß die Beitreibung eingelei=
tet
werden, außerdem ſind Zuſchläge in Höhe von 5. v. H.
des Rückſtandes für jeden auf den Zeitpunkt der Fälligkeit
folgenden angefangenen halben Monat zu entrichten.
Da Steuerwert und Steuerpflicht feſtſtehen, ſo ſind
Rechtsmittel dagegen nicht gegeben. Einwendungen gegen
die Berechnung der Steuer ſind an das zuſtändige Finanz=
amt
zu richten.
Die Steuerpflichtigen (Hauseigentümer uſw.) ſind be=
rechtigt
, von den Nutzungsberechtigten des dieſer Steuer
unter orfenen Grundvermögens (Mieter uſw.) Erſatz die=
ſer
Steuer nach dem Verhältnis der Mietwerte zu ver=
langen
. Auf Antrag, der an das zuſtändige Finanzamt zu
richten iſt, wird der Steueranteil erlaſſen, wenn der
Nutzungsberechtigte bereits vor dem 15. Januar 1924 eine
Unterſtützung der nachſtehenden Arten bezogen hat und
noch bezieht:
1. Unterſtützung für Sozialrentner, die nach dem Geſetz
über Notſtandsmaßnahmen zur Unterſtützung von
Reutenempfängern der Invaliden= und Angeſtellten=
verſicherung
in der Faſſung vom 29. Juli 1922 Unter=
ftützung
beziehen.
2. Unterſtützung aus der Kleinrentnerfürſorge.
3. Erwerbsloſenunterſtützung.
4. Wohlfahrtsunterſtützung.
Sofern hiernach ein Steuerpflichtiger Anſpruch auf
gänzlichen oder teilweiſen Erlaß der Steuer hat, bleibt ihm
anheimgeſiellt, nur den übrigen Teil der Steuer zu entrich=
ten
, und entweder ſchon vorher oder ſpäteſtens am Fällig=
keitstag
: den Erlaßantrag nebſt Verteilungsberechnung und
Beweisſtücken (Beſcheinigungen der zuſtändigen Behörden
über den Empfang von Unterſtützungen vorſtehender Art)
bei dem Finanzamt einzureichen. In Höhe des beantragten
Erlaſſes ſoll die Steuer einſtweilen, als zinslos geſtundet
gelten. Das Finanzamt kann dem Erlaßantrag ſtillſchwei=
gend
ſtattgeben. Lehut es den beantragten Erlaß jedoch
ganz oder teilweiſe ab, ſo wird der hiernach rückſtändig ge=
bliebene
Betrag nebſt Koſten und Verzugszuſchlägen vom
19. Februar 1924 ab beigetrieben.
Darmftadt, den 25. Januar 1924.
(1315if
Heſſiſches Miniſterium der Finanzen.
Henrich.

G. G.H. Wagner
Kunſihandlung
Gemgibe Fiſbehbenſtaße N. 4

[ ][  ][ ]

Darmſtädter Tagblatt

Erwerbsgeſellſchaften.

Rheiniſche Möbelſtoffwebereien, dorm. Dahl
u. Hunſche A.=G., Barmen. Die Geſellſchaft, die für den Abſatz
eines großen Teils ihrer Produktion auf England angewieſen iſt, wird
durch die kürzliche Verfügung der Regierung über Einſtellungen der
Zahlungen für die bisher von den Exporteuren verauslagte 26proz, eng=
liſche
Einfuhrabgabe unmittelbar berührt. Wie von einer zuſtändigen
Seite mitgeteilt wird, iſt man jedoch nunmehr dazu übergegangen, den
Export nach England auf Umwegen vorzunehmen, und dieſer Weg hat
ſich als möglich erwieſen. Es ſollen demnächſt verſchiedene engliſche und
holländiſche Geſellſchaften Niederlaſſungen in Deutſchland errichten, ſodaß
es vorausſichtlich möglich ſein wird, den größten Teil der bisher nach
England exportierten Ware loco Deutſchland zu liefern. Die ausländiſch=
engliſchen
Tochterunternehmungen unterliegen für ihren Verkehr mit der
Muttergeſellſchaft nicht dem Zwange der 26proz. Abgabe. Der Geſchäfts=
gang
wird als befriedigend bezeichnet. Bisher ſeien weder Einſchrän=
kungen
noch Arbeiterentlaſſungen notwendig geweſen. Im Gegenteil
verſprechen neue Verbindungen, die vor kurzer Zeit mit amerikaniſchen
Intereſſenten eingegangen wurden, neue Abſatzgebiete zu erſchließen.
Aus Geſchäftsberichten.
Bab. Maſch.=Fabrik und Eiſengießerei, Durlach.
Laut Bericht betragen die Zugänge auf Anlagekonten: Immobilien, Be=
triebsmaſchinen
, elektriſche Einrichtungen, Werkzeugmaſchinen, G eßerei=
einrichtung
ſowie Modelle und Mobiliar insgeſamt 155 126 225 Mk. Die
ſämtlichen Zugänge einſchließlich des alten Beſtandes der Immobilien
ſind vollkommen abgeſchrieben und fernerhin dem Werkerhaltungskonto
nach Erſchöpfung der vorjährigen Rückſtellungen 2 Milliarden neu zuge=
führt
. Die Ausgaben für Entnahme von Patenten ſind wie bisher auf
Unkoſten verbucht worden. Der Maſchinenbau im Gießereibetrieb er=
brachte
eine Bruttoeinnahme von 8 984 626 141 Mk.; dagegen erforderten
Betriebskoſten 1 470 373 175 Mk., Handlungsunkoſten 3 339 564 276 Mk.,
Diskont, Skontizinſen. 17 446 147 Mk., Obligationszinſen 93 924 Mk.,
Hyp.=Zinſen 13 000 Mk. Abzüglich der Abſchreibungen in Höhe von
156 783 386 Mk. verbleibt einſchließlich des Vortrages ein Reingewinn
von 4 922 955 Mk., woraus eine Gproz. Dividende auf Vorzugsaktien und
2 Rentenmark auf ein Stammaktienkapital von 15 400 000 Mk. verteilt,
dem Beamten= und Arbeiterunterſtützungsfonds 1 Milliarde zugeführt
und 1742955 Mk. auf neue Rechnung vorgetragen werden. Wie der Be=
richt
erwähnt, war die Beſchäftigung im abgelaufenen Geſchäftsjahre noch
günſtig. Die Produktionsfähigkeit der Werke konnte noch dadurch erhöht
werden, daß die Werkſtätten der Firma Max Schellberg u. Co., A.=G.,
Karlsruhe durch langfriſtigen Pachtvertrag zur Produktionsſicherung er=
worben
werden konnten. Ein Urteil über das laufende Geſchäftsjahr
läßt ſich nach Mitteilung der Verwalung nicht machen, da ein Ende der
Kriſe, die unſer Wirtſchaftsleben augenblicklich erfaßt hat, vorerſt nicht
abzuſehen iſt und die Geſellſchaft zur teilweiſen Betriebseinſchränkung
ſich genötigt ſah. In der Bilanz erſcheinen: Maſchinen und Vorxäte
mit 8 983 365 433 Mk., Gießereivorräte mit 1 442 309 359 Mk., allgemeine
Vorräte mit 301 633 638 Mk., Kaſſe und Effekten mit 106 914 383 Mk.,
Debitoren einſchließlich Bankguthaben mit 6 499 759 077 Mk., Einzahlun=
gen
, Proviſionen und verdiente, noch nicht bezahlte Löhne mit
6 785 197 467 Mk., diverſe Kreditoren mit 4 510144 756 Mk. Das Ge=
ſchäftsjahr
endete mit dem 30. 6. 23.
Hamburg=Amerika=Linie. Die Hapag berichtet über die
Lage zu Anfang 1924, derzufolge die Geſellſchaft mit einem Geſamt=
Tonnage=Beſtand von zirka 400 000 Br.=Reg.=To. in das neue Jahr ein=
getreten
iſt. Achtzehn Neubauten mit zirka 116 300 Br.=Reg.=To., darun=
ter
eine Anzahl hochwertiger kombinierter Paſſagier= und Fracht=Dampfer
wurden während des vergangenen Jahres fertiggeſtellt und in die
Hapag=Flotte eingereiht. Die Hapag geſann durch die neuen Paſſagier=
Dampfer auf ihren Hauptrouten die Möglichkeit einer größeren Beteili=
gung
am Kajütsverkehr. Für gewiſſe Verkehrsgebiete brachten Intereſ=
ſen
= und Arbeitsgemeinſchaften mit anderen Linien eine rationelle und
leiſtungsfähigere Neuregelung des Dienſtes. Der Nord=Amerikaß
Dienſt, den die Geſellſchaft in Gemeinſchaft mit den United=American=
Lines ausführt, umfaßt gegenwärtig eine wöchentliche Paſſagier= und
Fracht=Linie nach New=York, ſowie Frachtlinien nach Boſton, Phila=
delphia
, Baltimore und Norfolk. Nachdem die Geſellſchaft am Schluſſe
des neuen Jahres auch die Deutſchland übernommen hat, ſtehen ihr
mit Anſchluß des bereits ſeit 1921 wieder in der New=Yorker Fahrt be=
ſchäftigten
Dampfers Hanſa insgeſamt fünf Paſſagier=Dampfer von
insgeſamt 82 000 Br.=Reg.=To. auf dieſer Linie zur Verfügung. Der
Kuba=Mexico=Weſtindien=Dienſt beſteht zurzeit aus einer
monatlichen Frachtlinie nach Kuba=Mexico, einer vierzehntägigen Fracht=
linie
nach Weſtindien und einem etwa vierwöchentlichen Paſſagier=, Poſt=
und Fracht=Schnell=Dienſt nach Kuba=Mexico. Im Süd=Amerika=Dienſt
ſind im Paſſagier= und Frachtdienſt nach Braſilien und dem La Plata
neben den drei Sonderdampfern (Baden, Bayern und Württem=
berg
) die Paſſagier=Dampfer Teutonia, Rugia, Galiza, ſowie
mehrere ganz oder überwiegend, für die Frachtfahrt in Betracht kom=
menden
Dampfer tätig. Im Dienſt nach der Pacific=Küſte hat ſich für
den Verkehr nach den Hafen der Pacific=Küſte Süd=Amerikas die Ham=
burg
=Amerika=Linie im April 1923 mit der Kosmos=Linie und der Ro=
land
=Linie zu einem Gemeinſchaftsdienſt unter der Bezeichnung Deutſche

Weſt=Küſten=Linien zuſammengeſchloſſen, der jetzt einen wöchentlichen
Paſſagier= und Fracht=Dienſt durch den Panama=Kanal und einen ſechs=
wöchentlichen
Fracht=Dienſt durch die Magelhgen=Straße umfaßt. In der
Orient=Fahrt, in der die Hamburg=Amerika=Linie mit dem Nordeut=
ſchen
Lloyd und den beiden engliſchen Reedereien Alfred Holt u. Co. und
The Ellerman u. Bucknall Steamſhipco zuſammenarbeitet, beginnt die
Geſellſchaft neuerdings Dampfer mit Einrichtungen für die Beförderung
einer größeren Anzahl von Kajüts=Paſſagieren zu verwenden. Der ge=
meinſame
Afrika=Dienſt der Woermann=Linie. Deutſch=Weſt=Afrika=
Linie, Hamburg=Amerika=Linie und Hamburg=Bremen=Afrika=Linie um=
faßt
jetzt neun Paſſagier= und Frachtdienſte. Die Hapag iſt zurzeit an
dieſem Verkehr mit vier Dampfern beteiligt. Die Verkehrs=Tätigkeit der
Hapag erſtreckt ſich wieder auf alle Hauptgebiete, die von ihren Schiffen
in Vorkriegstagen befahren wurden.
Warenmärkte.
wb. Frankfurter Getreidebörſe vom 6. Febr. Amt=
liche
Notierungen (Getreide, Hülſenfrüchte und Biertreber ohne Sack.
Weizenmehl, Roggenmehl und Kleie mit Sack. Preis je 100 Kilo):
Weizen, Wetterau 17,5017,75, Roggen 15,7516,25, Sommergerſte
für Brauzwecke 17,5018, Hafer inländiſch 13,2513,75, do. ausländiſch
, Weizenmehl, ſüddeutſches Spezial Null 27,5028,50, Roggen=
mehl
23,5024,50, Weizen= und Roggenkleie 7,508,50. Tendenz ruhig.

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L. C. Wittich’ sche Druckerel

wb. Berliner Produktenbericht. Nachdem geſtern
nachmittag bei ſtärkerem Angebot und etwas mehr Kaufneigung zu ge=
ringen
Preiſen in allen Getreidearten mehr Umſätze ſtattgefunden hat=
ten
, zeigte ſich heute die Tendenz ruhiger, und es waren bei meiſt wei=
terer
Nachgiebigkeit der Verkäufer nur mäßige Geſchäffsabſchlüſſe zu
erzielen. An Weizen war wenig Angebot am Markte. Die Markt=
preiſe
für Roggen hielten ſich bei einiger Nachfrage des Handels unter
den geſtrigen amtlichen Notierungen. Gerſte blieb in guten Brauſorten
begehrt. Die Haferpreiſe neigten bei vermehrtem Angebot nach unten.
In Mehl und Futterartikeln war das Geſchäft weniger belebt.
Börſen.
Frankfurter Börſenbericht vom 6. Febr. (Eigener
Bericht.) Die heutige Börſe eröffnete wieder in durchaus freundlicher
Haltung, und auch die Geſchäftstätigkeit zeigte gegenüber den Vortagen
eine gewiſſe Zunahme. Das Intereſſe konzentrierte ſich wieder haupt=
ſächlich
auf die bereits in der letzten Zeit bevorzugten Werte, wie
Aſchaffenburger Zellſtoff, die mit 39,443 5,5 gewannen, Liga=Gummi,
die bei 12 plus 3½ wieder rationiert wurden, und Frankfurter Allg.
Verſicherungen 98 plus 6. Auch an den großen Märkten waren die
Kursbeſſerungen bedeutender als in der letzten Zeit. Am Chemieaktien=
markt
betrugen die Steigerungen zum erſten Kurſe durchſchnittlich ½
bis 1 Prozent und die Kaſſakurſe lagen faſt überall noch eine Kleinig=
keit
höher. Am Elektr. Aktienmarkt beſtand reges Intereſſe für Berg=
mann
, die mit 2928½ 4½ gewannen. Auch für Maſchinenaktien be=
ſtand
etwas Nachfrage bei leicht erhöhten Kurſen. Dagegen blieben
Zuckeraktien auch heute ohne jedes Intereſſe, bei kaum veränderten
Kurſen. Der Montanktienmarkt zeigte gleichfalls überwiegend leicht

7. Februar 1924 Nr. 38
*
anziehende Kurſe, doch blieben die Aufbeſſerungen hier prozentual eng
begrenzt. Bevorzugt waren oberſchleſiſche Werte. Schiffahrtsaktien
lagen bei kleinem Geſchäft ruhig. Für Großbankaktien zeigte ſich bei
Beginn etwas Jutereſſe bei durchſchnittlich etwa um eine Billion er=
höhten
Kurſen; indeſſen gingen die Erholungen zum Kaſſakurs teil=
weiſe
wieder verloren. Ausländiſche Renten und wertbeſtandige An=
leihen
liegen in Uebereinſtimmung der ſtabilen Valutalage vernach=
läſſigt
. Der Kaſſamarkt zeigte überwiegend Kurserhöhungen. Zu er=
wähnen
ſind: Badenia 2½ plus 0.25, Eiſenmeyer 5 rat. plus 0,25, Pro=
metheus
3½ plus 9,5 Roeder 9,8 plus 1,6. Der freie Verkehr zeigte
ebenfalls etwas lebhafteres Geſchäft. Man hörte hier: Beckerſtahl 12½,
Beckerkohle 12½, Benz 7½, Georgi 0,8, Growag 0,4, Karſtadt 494,
Mez Söhne 6½, Petroleum 31, Tiag 3, Ufa 12.
wb. Berliner Börſenſtimmungsbild. Da zu Beginn
des Verkehrs die Börſenſpekulation in einigen Papieren Realiſationen
vornahm, war die Kursbildung anfangs, wenn auch überwiegend nach:
oben gerichtet, ſo doch uneinheitlich. Bald danach kam aber die der
Börſe innewohnende Feſtigkeit in weiteren Kursſteigerungen ſchärfer
zum Ausdruck, als die Aufwärtsbewegung in Oberſchleſiſchen= und in
Montanwerten infolge von ſtärkeren Käufen von Großbankſeite ſich
fortſetzte, wobei Oberſchleſiſcher Eiſenbahnbedarf und oberſchleſiſche
Eiſeninduſtrieaktien bei Kursſteigerungen von 68 Billionen Prozent
die Führung hatten. Das Kaufintereſſe griff namentlich am Montin=
und Kalimarkt und in etwas geringerem Maße auch auf chemiſche,
Elektro= und Maſchinenfabrikaktien über, wo die Aufſchläge 2, bis ver=
einzelt
5 Billionen Prozent betrugen. Schiffahrts= und Bankaktien
waren durchweg wiederum vernachläſſigt. Die Beteiligung des Publi=
kums
, die vorſichtigerweiſe beſonders in den zu Einheitskurſen gehau=
delten
Induſtriewerten erfolgt, iſt im Zunehmen begriffen, ſo daß die
Aufwärtsbewegung allmählich weitere Kreiſe zog. In heimiſchen Ren=
ten
war das Angebot auch heute geringer, ſo daß ſich die Kurserholun=
gen
in mäßigem Umfange fortſetzen konnten. Ausländiſche Renten
hatten bei behauptetem Kursſtand geringes Geſchäft. Größer war
dieſes wieder bei neuen Kursſteigerungen am Einheitsinduſtriemarkt.
Der Geldmarkt bleibt bei unveränderten Sätzen leicht, und am Deviſen=
markt
ergaben ſich wiederum nur geringfügige Kursverſchiebungen.
Oeviſenmarkt.
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich als 1000 Mk.

Ve
Geld Vie Amſterdam=Rotterdam . 1578045000. Vche 1578045000. 1583855000. Brüſſel=Antwerpen .." 17365000. 174435000. 173565000. 174435000. Chriſtiania.. 57057000 0. 573430000. 567578000. 57042000. Kopenhagen 68 8275000. 691725000. T68275000. 691725000. Stockholm. Nuu8235000. 1108765000. H1112213000. 1117787000. Helſingfors H105735000. 106265000. 106233000. 106767000.1 Italien. 184737000. 18663000. 186134000. 187866000. London 18054750000. 18145250000. 18154,00000. 1824 1500000. New=Yor 189500000. 4210500000. 4180500000. 4210500000. Paris. H196508000. 197492000. 197766000. 198695000.1 Schweiz 734160000. 737840000. R37153000. 740847000. Spanien. 537453000. 540147000. 540645000. 541355000. Wien (i. D.=O 60049. 60351. 60049. 60351. Brag . .. 123091000. 23909000.1 123789000. 124411000.I Budapeſt. 148625. 149375. 147680. 14870. Buenos=Air 1376550000. 1388450000. 1386525000. 1393475000. Bulgarien. 30174000. 39326000. 30673000. 30827000. Japan .... 11855375000. 1864625000. 1855375000. 1864628000. Rio de Janeiro .. ." 88775000. 491225000.1 a872 1000. 511275000. Belgrad.. 50 174000. 50426000. 50373000. 50627000. Liſſabon ..........." 1124687000. 125313000. 123687000. 125313000.

Berliner Kurſe. (Eigene telegr. Meldung.)
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich mit 1000 000000.

Aktiengeſ. für Anilinfr.
AſchaffenburgerBellſtoff
Augsb.=Nürnb. Maſch..
Berl=Anhalt=Maſchinen
Berl.ſ. Elektr. W. vorzug. 15250
Bismarckhütte.
Braunkohlen=Briketts
Bremer Vulkan ....."
Wolle. . ...
Chem. Hehden.
Weiler
Deutſch=Atlaut. T
Deutſche Maſchin=
Deutſch=Niebld. Te
Deutſche Erböl
Deutſche Petroleum
Dt. Kaliwerke
Dt. Waffen u. Munition
Donnersmarckhütte.
Dynamit Nobel ..
Elberfelder Farben.. ..
Elektr. Lieferung ..
N. Friſter ....!
Gaggenau Vorz.
Gelſenk. Gußſtahl ..
Geſ. f. elektr. Untern..
Halle Maſchinen ...
Han. Maſch.=Egeſt..
Hanſa Dampfſch. . .

5. 2 23000 Hemoor Zement .. * 37000 80 Hirſch Kupfer .. 48000 40000 420 Höſch Eiſen .. 61875 17250 16250 Hohenlohe Werk 49000 14750 Kahla Porzellan 22000 85000 Lindes Eismaſch. 10500 40000 Lingel Schuh 5000 10200 25000 Linke u. Hof 36500 79000 80 L. Soewe u. 6600 9800 10250 C. Lorenz 24000 23500 Meguin 38000 35000 Niederländiſche 12500 Nordd. Gumm 54500 51000 Orenſtein. 25500 75000 7700 Rathgeber Wage 10250 29250 30500 Rombacher Hütten 24750 63060 6900 Roſitzer Zucker 132750 145250 Rütgerswerke. 27250 175000 185000 Sachſenwerk 4100 13250
26006 12050
26000 Sächſiſche Gußſt
Siemens Glas 48000
45000 28000 23000 Steaua Romana .. 7000 7000 Thale Eiſenhütte. . . 8900 Ver. Lauſitzer Glas 27000 330 33000 Volkſtedter Porzellan 21000 2088 Weſtf. Eiſ. Langendreer i 27000 Wittener Gußſtahl ... 485 12100
23750 138500
23000 Wanderer=Werke .... 17000

6. 2.
51000
61500
50500
22500
12000
4750
43000
(5250
10500
42000
6
14250
26500
61000
28250
4375
49750
45000

23500
15500
39250
46000
17500

Darmſtädter und Nationalbank, Kommandit=Geſellſchaft auf Aktien.
Frankfurter Kursbericht vom 6. Februar 1924.
Die Notierungen find in Billionen Prozent ausgedrückt.

Europäiſche Staatspapiere,
a) Deutſche.
50 Reichsanleihe ..........."
..
.....
3½%6
.........
Dollar=Golbanleihe. . ........."
Dollar=Schatzanweiſungen .. . .
Dt. Schatzanw. K Ausg. Tb. 23
K IIv. 23
k, Tb.24
K HIv. 24
T. u. V. Schatzanweiſg.
4½%H.Ik.
4%Dt. Schutzgebiet v.0,8-11u.13
v.14
Sparprämienanleihe
Zwangsanleihe ..
4½ Preuß. Konſols ...."
..
3½=%
......
49 Bab. Ank. unk. 1935 ....
v. 1907
47 Bahern Anleihe .....
Heſſ. Dollar Goldmk.=Schatzanw.
rck. 26 ....... ... ."
816% Heſſen Reihe XKXVI.
untilgb. b. 28 ..... . . . . . . . ..
4½ Heſſen unk. 1924.. . . . . . . . .
v.......

47 Bürtemberger

lusländiſche.
en L.=E.=B. v. 1914.
2.=Inveſt.=Anl. v. 1914
. 1902 ......"
..........
r. Tabak 1902......
ſch. Monopol ....
t. Staatsrente v. 1913
.............
Schatzauweif., ſtfr.
......... ........
Goldrente ........."
einheitl. Rente ......"

m. Reute v. 03 ....
Boldrente v. 13 ....
m. Goldrente konv.
am. v. 05 ........."
Admin.) v. 1903....
Bagdab) Ser. I..
II..
1911, Zollanl. ...
Staatsr. v. 14 ...
Goidrente ........"
Staatsr. v. 10 ..."
Kronenrente ......

0125
03
43
50 M
50 M

0055
1,8
1,8
0,175
033
0,56

08
4,2
1Ms
03
078

31.

6. 2.

0,127
030
0.
4
42
40 M
40

10
1,6
0,151
3 0c
0395
0,65
0,4
0,6
U.,86
0.9
47
1
03
(N

14
2.0
3,25
10,5
12,75

Oblig. v. Transportauſt.
49 Cliſabethbahn ſtfr. ... . . . ."
4½ Gal. Carl Ludw.=Bahn. . . .
5% Oeſt. Südb. (Lomb.) ſtfr. . .
429
2,68 Alte Oeſt. Sſitdb. (Lom5.)
2 6%Neu=
48 Oeſt. Staatsb. b. 1883 ....
% Heſt.
1. b. 8. Em..
9. Em. ..
v. 1885 ...."
20 Oeſt. Staatsb. b. Erg. Netz.
4% Rudolfb. (Salzkammerg.) ..
4½% Anatolier I........"
3% Salon. Conſt. Jonction ..."
3%0 Salonique Monaſtir ...
5% Tehuantepee. .........
...........
4½%
Nach Sachwert verzinsl.
Schuldverſchreibungen.
5% Badenw. Kohlenwertanl. ..
6% Heſſ.Braunk.=Rogg. Anl. b. 23
5% Preuß. Kaliwert=Anleihe ..
Roggenwert=Anl.
5% Sächſ. Braunk.=Anl. Ser. Iu. II
5% Südd. Feſtwertbk. . . . . . . .
Bank=Aktien.
Allg. Deutſche Creditanſtalt. . . .
Bank für Brauinduſtrie ......"
Barmer Bankverein.. . . ..
Bayer Hypotheken= u. Wechſelb,
Berliner Handelsgeſellſchaft . ..
Commerz= und Privatbank ..."
Darmſtädter u. Nationalbank ..
Deutſche Bank ............."
DeutſcheEffekten= u. Wechſelbank
Deutſche Hypot.=Bank Mein.. ..
Deutſche Vereinsbank ........"
Disconto=Geſellſchaft . ........"
Oresdner Bank. .... . . . . . . . . .
Frankfurter Bank ..........."
Hypotheken=Bank.
Metallbank. . . . . . . . . . . . . . . . . ."
Mitteldeutſche Creditbank. . . . . ."
Oeſterreichiſche Creditanſtalt . . .
Reichsbank=Ant. . ........ .. . .
Rhein. Creditban. ..........."
Hypothekenbank ...."
Süddeutſche Disconto=Geſellich.
Weſtbank ......... . .........
Wiener Bankverein ..........
Bergwerks=Aktien.
Berzelius.................."
Bochumer Bergb. ....... .
Buderus.. . . . . . . . . . . . . ... ..."
Dt. Luxemburger ..........
Eſchweiler Bergwerks=Akt. . ..
Gelſenkirchen Bergw. ......
Harpener Bergbau..........."
Kaliwerke Aſchersleben .......
Salzdetfurth .. . . . ..
Weſteregeln ..
Klöcknerwerke (abg. Lothr. Hütte)
Mannesmann Röhren ........
Mansſelder ................
Oberbedarf ................
Oberſchleſ. Eiſen (Caro) ......"
Otavi Minen u. Eb.=Ant. ...."
Phönix Bergbau .........."

19

13

8,25

Rhein. Stahlwerke ........
Riebeck Montan.. . . . . . . . . . .
Rombacher Hütte ...
Tellus Bergb.= u. Hütten=Akt. . .
Ver. Laurahütte . . . . . .... ...
Aktien induſtr. Unternehiung.
Brauereien
Henninger Kempf=Stern. . . . . .
Löwenbräu München ........"
Schöfferhof (Binding)........
Werger ...................."

13,5

Akumulat. Berlin zzzz.=
Adler & Oppenheimer .... ..."
Adlerwerke Gv. Kleher) ......."
A. E. G. Stamm. . . . . . . . .
6% Vorzug Lit. A ..."
5% Vorzug Lit. B..."
Amme Gieſecke & Konegen ...."
Anglo=Continental=Guano ....."
Anilin Bln.=Treptoſ. . . . . . . . .
Aſchaffenburger Zellſtoff ....."
Badenia (Weinheim)......"
Badiſche Anilin=n. Sodafabrik.
Bad. Maſchf. Durlach ........"
Bad. Uhrenfabr. Furtwangen ..
Baldur Piano........ ..... .."
Baſt Nürnberg .............. 16,5
Bahriſch. Spiegel ............"
Beck & Henkel Caſſeh ......."
Bergmann El. Werke ........."
Bing. Metallwerke ..........."
Brockhues, Nieder=Walluf... .."
Eementwerk Heidelberg.. .....
Karlſtadt ........"
Lothringen (Meß).
Chem. Werke Albert. ........
Griesheim Elektron ....
Fabrik Milch.........."
Weiler=ter=mer .. ......"
Daimler Motoren ............"
Deutſch. Eiſenhandel Berlin ..
Dt. Gold= u. Silberſcheideanſt..
Dingler, Zweibrücken ........"
Dresdener Schnellpreſſen ...."
Dürkoppwerk (Stamm) ......"
Düfſeld. Ratinger (Dürr) .....
Dyckerhof & Widm. Stamm ...
Eiſenwerk Kaiſerslautern ....."
L. Meyer jr. ......
Elberfelder Farbw. v. Baher .."
Kupfer= u. Meſſingw.
Elektr. Lieferungs.=Geſ. ......"
Licht und Kraft . ...."
Elſäſſ. Bad. Wolle. ....... .. .."
Emag, Frankfurt a. M.. . . . . ..
Email.= & Stanzw, Ullrich ...."
Enzinger Werke . ... . . . . . . . . . 28,5
Eßlinger Maſchinen .........."
Ettlingen Spinnerei ........."
Faber, Joh., Bleiſtift ........"
Faber & Schleicher.........."
Fahr, Gebr., Pirmaſens .....
Felten & Guilleaume, Carlsw...
Feinmechank (Jetter)...... . . ."
Feiſt Sektkellerei Frankf. a. M..
Frankfurter Gas.. .... .. .
Frankfurter Hof....."
Fkf. Maſch. Pokoruy & Wittel.
Fuchs, Waggon Stamm ....."
Ganz. Ludwig, Mainz ......."

26,5 25,5 49 i= 3. 23 23 62 15.9 9.2 50 22,1 3ich 43 33 30 4,75 4,8 10 18 7,6 25 Z5 5,9 63 185 12,75 26,2 B 1175 29,5 6,5 4 29 30 8.25 475 28 z. . 13,5 14,5 22,75 6.7 9 38,8 405 3,4 10 6,5 2,6 2,.95 185 25

Geiling & Cie. .............."
Germania Linoleum .. . . . . . .."
Gelſenkirchen Gußſtahl ......."
Goldſchmibt, Th. .. . . . . ... . . ."
Gotha Waggon .............."
Greffenius, Maſchinen Stamm.
Gritzner Maſchinenf. Durlach. ..
Grün & Bilfinger .........
Hammerſen (Osnabrück) ....."
Hanfwerke Füſſen .........."
Heddernheimer Kupſer ......."
Heyligenſtaedt, Gießer .......
Hilpert Armaturenf. . .. .... ..
Hindrichs=Auffermann. .. . . . ..
Hirſch Kupfer u. Meſſ........
Hoch= und Tiefbau ..........
Höchſter Farben ...."
Holzmann, Phil. ............
Holzverk.=Induſtr. . . . . .. . . . ..
Hydrometer Breslau ........"
Inag .. . . . . ..... ..........."
Junghans Stamm . . . . . . . . . . .
Karlsruher Maſchinen ........"
Klein, Schanzlin & Becker ...
Knorr, Heilbronn............"
Kolb & Schüle Spinn.. .. . . . .
Konſervenfabrik Braun ......"
Krauß & Co., Lokom. . . . . . . . ."
Lahmener & Co. .
Lech, Augsburg ..
Lederw. Rothe ...."
Lederwerke Spicharz
Lingel, Schuhw. Erfurt
Löhnberger Mühle
Lüdenſcheid Metallw. .. . . . . .
Luther, Maſch.=u Mühlenbau..
Lux’ſche Induſtrie ....
Mainkraftwerke Höchſt....."
Meguin, Butzbach ..
Metallgeſ. Frkft. .......
Meher, Dr. Paul ........."
Miag, Mühlenb., Frankf. a. M..
Moenus Stamm .. . . . . .. . ..
Motorenfabrik Deutz ........."
Motorenfabrik Oberurſel ....."
Neckarſulmer Fahrzeugwerke. . .
Neckurwerke Eßl. Stamm .. . . .
Oleawerke Frankfurt a. M.. . ..
Beters Union Frankfurt a. M.
Pfälz. Nähm., Kayſer ......."
Philipps A.=G. ......"
Porzellan Beſſel .........."
Reiniger, Gebbert & Schall..
Rhein. Eleltr. Stamm .. . . . ..
Metall Vorzüge......
Rhenania, Aachen ...........
Riedinger, Maſchinen .......
Rückforth, Stettin .........."
Rütgerswerke ..............
Schleußner (Frankfurt a. M.) ..
Schneider & Hauau....... ..
Schnellpreſſen Frankeuthal. . . .
Schramm Lackfabrik. .
..."
Schriftgießerei Stempel, Ffm.
Schuckert Eleftr. (Nürnberg) ..."
Schuhfabrik Berneis=Weſſel ...
Schuhfabrik Herz
Schuhf. Leander Offenbach ...
Schultz, Grünlack, Rbsh... .. . . .
Seilinduſtrie Wolff.........."
Sichel & Co., Mainz........."
Siemens Elektr. Betriebe.....

3

35
3,5
139
18,5
15
8,6
6,9
6,1
18
3,8
23

15
,5
19
2
35
25,75
11.,75
43
1
27,5
*9
25
7,8
47
13
24,5
2,6
26
31
15
7

z.
8,5
10,375
2

Siemens Glasinbuſtrie ...
Siemens & Halske.. ........ ."
Stöckicht=Offenbach=Gummi ...
Süddeutſche Immobilien .....
Thüring. elektr. Lief.=Geſ., Gotha
Uhrenfabrik Furtwängler ....."
Beithwerke in Sandbach
Verein f. Chem. Induſtr. Frrft.
Verein deutſch. Olfabr. Mannh.
Faßfabriken Caſſel ..
Gummifabr. Bln.=Frkf..
Pinſelfabr. Nürnberg ..
Ultramarin ...... ....."
Zellſtoff, Berlin ......."
Bogtländ. Maſch. Vorzüge ...."
Stämme ....
Voigt & Haeffner Stämme .. .
Voltohm, Seil...........
Wahß E Freytag. ........
Begelin Rußfabrik .........."
Zellſtoff Waldhof Stamm ...."
Zuckerfabr. Waghäuſel........"
Frankenthal ......"
Heilbronn. . . . .... .
Offſtein .........."
Rheingau .........
Stuttgart

Transport=Aktien.
Schantung E. B. ........."
Süddeutſche Eiſenbahu=Geſ
Hapag (Paketfahrt) ......."
Nordd. Lloyd. . . .. . . . . . . . ..

44 9,75 z

Darmſtädter Werte.
Bahnbedarf.............
Dampfkeſſel Rodberg. . ..
Helvetia Konſervenfabrik. .
Gebr. Lutz ..............
Motorenbfarik Darmſtadt
Gebr. Roeder .........."
Venuleth & Ellenberger ...

10,55
27

Unnotierte Aktien.
Allg. Bankverein Düſſeldorf.
Beckerkohle.. ..............
Beckerſtahl ... ... . .. ......."
Benz............
.....
Brown Boveri ............
Cont. Handelsbank ..........
Deutſche Handelsbank ......."
Frankf. Handelsbank. . . . . . .
Falconwerke .......".
...
de Giorgi Choc. ........ . . .
Growag..................
Hanſa Lloyd .............
Hero Conſerven ............
Holſatiawerke, Altona . . . . . ..
Kabel Rheydt.............
Karſtadt R. .............."
Krügershall Kali .........."
Metall Starkenburg ......."
Metz, Karl & Söhne, Freibg..
Neckar=Gummi .. . . . . . .
Petroleum Dtſche. . ........"
Raſtatter Waggon ........."
Remy Chem. .. . . . . . . . . . . ."
Textil=Ind. Barmen (Tiag)...
Ufa Film . . . . . . . .. ... .......
Unterfranken Großkraftw. .1..

775 13 38,5 18 8,2 19 135 725 0: 0,3 0,125 0.105 . 0,625 0,825 0.8 0,41 0,415 2,75 3,1 1,6 1,5 13 135 4,5
12 4,5
14.5 D.225 0,24 6,4 du 0.14 28,5 30,5 z 09 2,75 10,5
05751 11,8
0.56 [ ][  ][ ]

Töchter aus achtbarer Familie mit
guten Schulzeugniſſen, welche Oſtern
die Schule verlaſſen, als
Lehrmädchen
(1374
geſucht.
Hermann Roſenthal
Ludwigsplatz

Größeres Textil=Unternehmen
ſucht für
Darmſtadt u. Umgegend

Reflekriert wird auf Herren mit
gut eingeführten Touren und
(IV,1866
Ia Reſerenzen.
Gefl. Angebote unter E 415
an die Geſchäftsſtelle ds

Rummer 38.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 2. Februar 1924.

Seite 11.

PALASNROINISRIELA
Hoch heut
und morgen!

AMOMOTA
die Überaus bellebte Filmdarstellerin
als Titelheldin in
Daassalhltt
Drama in 5 Akten
Weiter wirken mit:
Hans Albers, Carl Auen,
Ernst Hofmann, R. Forster.
Die bewegende Handlung umfaßt erste Liebe, lebens-
gefährliche
Enttäuschung, aufflammende Rache und
Heimfinden nach jahrelanger Prüfungszeit zu
dauerndem Glück im Schutze treuer Liebe.

HOl PTOLIOIA
Sildulze

Ein Abenteuer-Sittenfilm
in 5 Akten.

Erfahr. Kaufmann
in mittl. Jahren mit vieljähriger Praxis in
nurerſten Häuſern, bilanzſicherer Buchhalter,
guter Organiſator, durchaus ſelbſtändig,
fucht ſich in ausſichtsreiche Poſition
per 1. April,ev. früher zu verändern.
Zengniſſe und Referenzen zu Dienſten.
Gefl. Angebote unter J 128 an die Ge=
ſchäftsſtelle
dieſes Blattes.
(*3381
Siet
At
Zuverläſſ., gewandtes
Stellengeſuche.
Mädchen für
Weiblich Lagerarbeiten
geſucht. Kammfabriken
JungeDame, mehrere /&. Winther & Co.,
Sprachen ſprechend, /2(.=G., Eſchollbrücker=
gechäftstüchtig
, ſucht ſtraße 5.
(*3425

Stell a. Verkäuf Ang.

u. 7139 Gſchftsſt. (*

Aeit, Fräulein
in allen Hausarbeiten
erfahren, ſucht wegen
Auflöſung des von ihr
geführten Haushaltes
ähnlichen Wirkungs
kreis. Bevorz. allein=
ſtehende
Perſönlichk
Angebote u J 147
Geſchäftsſt. (*3450

Beſſere unabhängige
Frau ſucht Stellung
zurFührung eines trauen=
loſen
Haushaltes in gut
Hauſe. Angebote unt.
H3la. d Gſchſt. (*3464

Einfach, geb Kinder=
fräul
., i. Säuglings=
pflege
erf., g. Zeugn.
vorhand, ſucht Stel=
lung
mögl. bald An=
gebote
unt. J 146 an
die Geſchſt. (*3441

Männlich
Schriftliche
Heimarbeit
als Nebenbeſchäftig.
geſucht. Ang. u. J 4
Geſchäftsſt. (1287id
Iffene Stellen

Weiblim

Jün gere Kontoriſtin geſ
Solche, welche ſchon
in kaufm. Geſchäft
tätig waren, bevor,
Angeb. unter J 124
Geſchäftsſt. (*3378md

für Bürv
Frauleln geſucht,
vorläuf nachm. Hand=
ſchriftl
. Angebote mit
Gehaltsanſpr. u. J741
Geſchäftsſt. (*3431

Lehrmädchen
m. guter Schulbi dg
(9 Schulj. )m. Anfangs=
kenntn
. i. Stenogr u
Maſchinenſchrb. für
Büro zu Oſtern geſ
Sebſtgeſchtb. Angeb
m. Lebenslauf unt
J 79 Geſchſt. (*3272

Ordentl. Mädchen

geſucht b gut. Verpfl.
u. hohem Lohn. (*3389
Frau A. März
Ob r=Namſtadt.

Zuver=
läffiges
Mädchen
geſucht (*3452
Viktoriaſtr. 28, II.

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Birke 56, Akazie 2, Ahorn 1. Aſpe 6;
Gewöhnliche Reiſig: Buche Stamm=
wellen
950, Aſtwellen 3180, Birke 400;
Stöcke: Buche 59,2.
Blauunterſtrichenes Hölz kommt nicht
zur Verſteigerung.
Auskunft erteilt Herr Förſter Pfän=
der
zu Forſthaus Sommersgrund bei
Eberſtadt.
Eberſtadt, den 5. Februar 1924.
Oberförſterei Aberſtadt.

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Knüppel, rm: 185 Buche, 21 Eiche,
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600 Kieferz
Stöcke, um: 44 Buche, 5 Eiche, 2 Lärche.
Schwarzunterſtrichene Nummern kom=
men
nicht zum Ausgebot. Auskunft
durch Herrn Forſtwart Roß=Nieder=
Ramſtadt.
Ober=Ramſtadk, den 4. Febr. 1924.
Heſſ. Oberſörſterei Ober=Ramſtgdt.
Koffmann.

[ ][  ]

Seite 12.

Darmſtädter Tagblett, Tonuerstag, den 2. Februnr 1924,

Rummer 38.

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