Darmstädter Tagblatt 1924


02. Februar 1924

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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
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Nummer 33
Samstag, den 2. Februar 1924.
187. Jahrgang

Die auswärtige Politik der Sowiet=Anion

Moskau, 31. Jan. Auf dem Allruſſiſchen Räte=
kongreß
hielt der ſtellvertretende Vorſitzende des Rates der
Volkskommiſſare, Kamenew, eine große Rede über die Tätig=
keit
der Regierung der Sowjet=Union zur auswärti=
gen
Politik. Er führte u. a. folgendes aus:
Der charakteriſtiſche Zug der gegenwärtigen Lage iſt der
Bankerott des Verſailler Friedens angeſichts der Unmöglichkeit,
die europäiſche Wirtſchaft in den Grundlagen wieder herzuſtellen
und die ſich verſchärfenden Gegenſätze zwiſchen den Siegern aus=
zugleichen
. Auf dieſem Hintergrund wächſt die Macht des Sowjet=
Staates, der weder mit den Siegern noch mit den Beſiegten
gemeinſame Sache macht. Die von der Sow,etregierung ver=
folgte
Politik des Friedens, des Abwartens und der Geduld,
die auf dem Bewußtſein beruht, daß der Wiederaufbau der Welt=
wirtſchaft
ohne die Mitarbeit der in der Sowjetunion vereinig=
ten
130 Millionen Menſchen unmöglich iſt, führte zu dem Ergeb=
nis
, daß in allen Ländern das Intereſſe an der wirtſchaftlichen
und politiſchen Mitarbeit mit den Sowjetrepublilen wächſt.
Was England betrifft, ſo gibt ſich die Sowjetregierung an=
läßlich
der Machtergreifung durch die Arbeiterpartei keinen
falſchen Hoffnungen hin.
Da ſich Macdonald nicht nur auf die Arbeiter ſtützt, ſo machen
ſich ſchon Beſtrebungen bemerkbar, die von den engliſchen Arbei=
tern
gewünſchte vorbehaltloſe Anerlennung Rußlands aufzuhal=
ten
; die Sowjetregierung will hoffen, daß Macdonald die von
den engliſchen Arbeitern übernommene Verpflichtung erfüllen
wird. Die Sowjetregierung habe England bereits erklärt, daß
ſie nach der Anerkennung bereit ſei, in eine gemiſchte engliſch=
ruſſiſche
Kommiſſion Vertreter zu entſenden, um die ſtrittigen
wirtſchaftlichen Fragen zu löſen. Jedenfalls möchten wir hoffen,
daß wir uns mit Macdonald beſſer als mit ſeinen Vorgängern
über die Wahrung des Friedens, über die Beilegung der die
Welt zerreißenden Gegenſätze und über die Herabſetzung der mili=
täriſchen
Ausgaben, die auf ganz Europa laſten, werden verſtän=
digen
können.
Der Kongreß begrüßie die Mitteilung Kamenews über den
erfolgreichen
Fortgang der ruſſiſch=italieniſchen Verhandluugen,
über die mögliche baldige Unterzeichnung eines Vertrages und
über die bevorſtehende vollſtändige Anerlennung Sowjetrußlands
durch eine italieniſche Regierung beifällig.
Mit bezug auf Frankreich erklärte Kamienew, daß die Be=
fürchtung
Frankreichs, in der Wiederaufnahme der Beziehungen
zu Rußland hinter den anderen Alliierten zurückzubleiben, der
wahre Grund für
eine gewiſſe Schwenkung der franzöſiſchen Regier:.g gegen=
über
der Sowjetregierung
ſei. Unter Bezugnahme auf die Blättermeldungen über die Ver=
mittlung
, die Beneſch übernommen haben, ſoll, wies Kamenew
darauf hin, daß nach Anſicht der Sowjetregierung unmittelbare
ſprechungen rationeller und fruchtbarer ſein würden, und ſagte
weiter: Die Sowjetregierung iſt bereit, die wirtſchaftlichen Fra=
gen
, deren Ungelöſtheit für beide Teile ſchädlich iſt, ſachlich zu
erörtern. Wir waren geztrungen, einen Teil unſerer Handels=
vertretung
aus Frankreich nach England zu überführen. Ich
möchte, daß wir zu weiteren Entſchlüſſen in dieſer Richtung kom=
men
werden, da das Fehlen eines Abkommens für unſere Han=
delsorgane
eine ganz unmögliche Lage ſchafft. Wir werden
übrigens ſelbſtverſtändlich die Staaten vorziehen, die Handels=
beziehungen
mit uns unterhalten und in denen wir nicht mit
Zwiſchenfällen wie in Fraukreich zu rechnen brauchen, und wo
ſogar die Gerickte die von uns eingeführten Waren nicht als
Eigentum der Räteregierung anerlennen wollten. Frankreich
muß aber begreifen, daß die Nationaliſierung eine vollendete
Tatſache iſt. Unſere Rotarmiſten vergießen nicht ihr Blut im
Kampfe mit den Intervention ſten. Wie kann ſich ein Gericht
an der Seine erlauben, ihre Eroberungen als nicht beſtehend
anzuſehen? Im Bewußtſein aber der beiderſeitigen Intereſſen
an den geſchäftlichen Beziehungen ſind wir jeden Augenblick zu
Verhandlungen bereit, ſobald nur eben gewiſſe elementare Wahr=
heiten
anerkannt werden, wie das jetzt ſchon England und Ita=
lien
tun.
Auf Deutſchland übergehend, beſtätigte Kamenew, daß die
Feſtigung freundſchaftlicher Beziehungen und wirtſchaftlicher
Verbindungen mit Deutſchland
eine der Grundlagen der Politik der Sowjetcegierung bleiben
werde. Die Sowjetregierung konnte nicht an der Kriſe, die
Deutſchland im Oltober und November erſchütterte, vorüber=
gehen
. Eine Bewegung der franzöſiſchen Trup=
pen
ins Innere Deutſchlands würde die Grund=
lagen
des internationalen Gleichgewichts er=
ſchüttern
, auf das ſich die Sowjetrepubliken aufbauen. Selbſt=
verſtändlich
hat die Sowjetregierung Vorbeugungsmaßnahmen
ergrifſen.
Die weiteren Erklärungen Kanenews über
die Beziehungen zu den Oſtvölkern
ſpurden häufig durch ſtürmiſche Beifallskundgebungen unter=
brochen
. Kamenew ſagte u. a.: Die Freundſchaft zu den Völ=
kern
des Oſtens, die zu einer unabhängigen, nationalen Ent=
wickelung
ſtreben, iſt nicht der Ausdruck einer Augenblicks=
ſituation
, ſondern eine der Grundlagen der Politik der Sowjet=
regierung
. Die Völker des Oſtens mögen wiſſen, daß unſere
Freundſchaft mit ihnen uns ebenſo heilig bleibt wie ihnen. Die
zwviſchen Rußland und einigen Völkern des Orients entſtandene.:
Mißverſtändniſſe, wie die beiſpielsweiſe mit der Türkei über
einige Handelsfragen, wurden bisher noch immer befriedigend
beigelegt. Kamenew faßte dann
die Grundgedanken der auswärtiglen Politik der Sowjet=
regierung

folgendermaßen zuſammen: Freundſchaftliche Beziehungen zu
allen Völkern, brüderliches Mitgefühl zu den unterdrückten Völ=
bern
, friedliche Veziehungen zu allen Regierungen. Die Sowjet=
regierungen
befinden ſich bezüglich ihrer internationalen Lage
in e nem entſcheidenden Zeitpunkt. Diejenigen, die denken, daß
Sowjetrußkand fir die Anerkennung cle zure bezahlen wird,
irren ſich. Dos Letztere bedeutet für die Sowjetregierung nur

die Legaliſierung der Handelsbeziehungen, die
für die Gegenſeite ebenſo notwendig iſt. Kamenew erinnerte
gleichzeitig an das Ultimatum Curzons vom Mai, an die Oktober=
ereigniſſe
in Mitteleuropa, und rief zur ſteten Wachſamkeit auf
mit den Worten: Das ganze Land und alle Natio= ſchuldigt Deutſchland, es entziehe ſich böswillig ſeinen Ver=
nalitäten
der Union werden ſich wie ein Mann/pflichtungen, die Politik Frankreichs habe nichts anderes im
erheben, wenn irgend eine wahnwitzige Hand
verſuchen ſollte, unſeren wirtſchaftlichen Auf=
bau
zuſtören.
Zur Frage des Außenhandels erklärte Kamenew ſchließlich:
Das Monopol des Außenhandels iſt unverrück=
bar
. Wer wirtſchaftliche Beziehungen zu Rußland will, muß
ſich mit dieſer Tatſache abfinden. Die Sowjetregierung
erklärte ſchon ſeit langem ihre Bereitſchaft zur Heran=
ziehung
ausländiſchen Kapitals. Das ausländiſche
Kapital, das in Rußland arbeiten will, muß aber anerkennen,
daß die Sowjetunion kein Objett einer kolonialen Ausbeutung iſt.
England und Rußlond.
London, 1. Febr. Die Morgenblätter beſtätigen die Mel=
dungen
über die baldige Anerkennung der ruſſiſchen Sowjet=
gen
in entgegenkommender Weiſe geantwortet. Rußland foll ſich
ſofort nach der Anerkennung zu erörtern und eine gemiſchte Kom=
miſſion
für die gegenſeitigen Schadenerſatzanſprüche und Abſin=
dungen
der Inhaber von Anleihen der Zarenregierung einzu=
ſetzen
. Zugleich ſoll die engliſche Regierung davon unterrichtet
worden ſein, daß die Sowjetregierung ihre Stellung zum Vöſ=
kerbund
in wohwvollendem Geiſte revidieren würde.
Anerkennung Sowjetrußlands durch England.
London, 1. Febr. Die neue engliſche Regierung hat ihre franzöſiſche Regierung, ſondern ſie kamen in einen beſonderen
Abſicht, Sowjetrußland de jure anzuerkennen, ſoeben verwirk= Reſervefonds des Comité des Houilléres, des
licht. Der engliſche Vertreter in Moskau, Hebgſen, über=
reichte
heute der Sowjaregierung folgende Note:
Ich beehre mich, im Auftrage meiner Regierung mitzuteilen,
daß ſie die Union der ſozialiſtiſchen Sowjetrepubliken de jure
als Inhaberin der Regierungsgewalt über jene Gebiete des
früheren ruſſiſchen Kaiſerreichs anerkennt, die ihre Autorität an=
erkant
haben. Um jedoch normale Vorausſetzungen für künftige
freund ſchaftliche Beziehungen und einen vollen gegenſeitigen wirt=
ſchaſtlichen
Austauſch zu ſchaffen, iſt es notwendig, wweitere prak=
tiſche
Abmachungen über verſchiedene Angelegenheiten und Fra=
gen
zu trefen, von denen einige an und für ſich mit der Aner=
ſer
Anerkennung verknüpft ſind. Zu dieſen letzten Fragen ge=
hören
die der beſtehenden Verträge zwiſchen England und Ruß=
land
. Die Regierung Seiner Majeſtät iſt der Anſicht, daß die
Anerkennung der ruſſiſchen Sowjetregierung gemäß den gelten=
den
Grundſätzen des internationalen Rechtes automatiſch alle
zwiſchen den beiden Ländern vor der Revolution zuſtande ge=
kommenen
Verträge in Kraft ſetzen wird, mit Ausnahme derer,
die ausdrücklich zurückgezogen wurden oder auf andere Art und
Weiſe hinfällig geworden ſind. Es liegt offenbar im Intereſſe
und im Vorteil der beiden Länder, daß mit Bezug auf dieſe Ver=
träge
gleichzeitig mit der Anerkennung beſondere Regelungen
getroffen werden. Techniſch nicht verbunden mit der Anerken=
nung
, aber zweifellos von überragender Bedeutung, iſt das Pro=
blem
der Regelung der gegenſeitigen Anſprüche der beiden Re=
gierungen
und ihrer Untertanen und die Wiederherſtellung des
ruſſiſchen Kredits. Weiter wird in der Note geſagt, daß natürlich
an ſtändige freundſchaftliche Beziehungen zwiſchen den beiden
Ländern ſolange nicht gedacht werden könne, als von der einen
Partei noch gegen die andere eine Propaganda getrieben wird,
die gegen die Intereſſen und die Inſtitutionen der anderen Pac=
tei
verſtößt. Infolgedeſſen lädt die engliſche Regierung die
Sowjetregierung ein, ſobald als möglich mit allen Vollmachten
zur Erörterung dieſer Fragen und zur Unterzeichnung einer
Grundlage für eine proviſoriſche Löſung dieſer Fragen ausge=
ſtattete
Vertreter nach London zu entſenden. Inzwiſchen wird
die engliſche Regierung einen vollamtlichen Vertreter bzw. Bot=
ſchaſter
für Moskau ernennen, um deſſen Anerkennung gebeden
wird, während die engliſche Regierung erwartet, daß auch die
Sowjetregierung möglichſt bald einen mit Vollmacht verſehenen
diplomatiſchen Vertreter für London ernennen wird.

(röffnung des indiſchen Parläments.
* London, 1. Febr. (Priv.=Tel.) Der Vizekönig von In=
dien
, Lord Reading, eröffnete heute die indiſche geſetzgebende
Verſammlung mit einer Anſprache, in der er u. a. ausführte,
die Zukunft werde in ſtarker Weiſe davon abhängen, inwieneit
es gelingen werde, das Neue mit dem Alten in Einklang zu bri.. Er wiſſe, daß ein anderer Geiſt ſich bemerkbar mache, der
alle Reformen zerſtören wolle. Das könne die engliſche Regierung
nichr zulaſſen. Eine vollkommene Selbſtverwaltung als Domi= bekanut. Es verlautet aber, daß Poineré geneigt iſt, die Politik
nion könne Indien nicht gewährt werden. Der Vizekönig kam
auch auf die radikalen Tendenzen zu ſprechen und erklärte, im
Oktober habe er bereits bemerkt, daß ſich gewiſſe Tendenzen breit=
nen
bedeuteten immer Zerſtörung. Ueberhaupt ſei es Zeit, ein=
zuſehen
, daß man das engliſche Volk, nicht zu etwas zwingen
könne, was es nicht wolle. Im Intereſſe des Landes bitte er die
Verſammlung, nur ſolche Beſchlüſſe zu faſſen, die von dem eng=
liſchen
Parlament nicht verworfen würden.

Die Hintermänner
der Wolitik Poinsarés.
Wer einen mit ſo vielen Opfern an Gut und Blut verbun=
denen
Abwehrkampf führt, wie das deutſche Volk jetzt an Rhei
und Ruhr, der muß wiſſen, um was er kämpft. Frankreich be=
Auge, als Zahlungen und Leiſtungen zu erzwingen. Und das vor
allem für die zerſtörten Gebiete, die heute noch durch die Schuld
Deutſchlands zum großen Teil in Trümmern liegen. Die Welt
jedoch glaubt nicht mehr an dieſes Argument, ſie ſieht vielmehr,
daß die Gewaltpolitik Frankreichs die Reparationsmöglich=
keiten
zerſtört. Nicht die Sorge um den Wiederaufbau der Kriegs=
gebiete
, ſondern die Intereſſen der franzöſiſchen Groß=
induſtrie
ſind die Triebkräfte der franzöſiſchen Politik, der
Politik Poincarés. Die franzöſiſche Induſtrie will Rhei= und
Ruhrgebiet auf unbeſtimmte Zeitdauer beſetzt halten und aus=
beuten
. Frangois Delaiſi, der Verfaſſer des Buches LA
guerre guf vient, ein ehemaliger hoher Beamter des franzöſi=
ſchen
Kolonialminiſteriums, bemüht ſich unentwegt, dem franzö
ſiſchen Volk zu zeigen, daß die Schwerinduſtrie das Ruhr=
abenteuer
betreibt in ihrem Futereſſe, aber nicht
im Intereſſe des franzöſiſchen Volkes. Im Progrés Civique‟
ſetzt er auseinander, welch ungeheuere Gewinne die franzöſiſche
regierung. Die ruſſiſche Regierung habe auf verſchiedene Anfra= Schwerinduſtrie aus den deutſchen Kokslieferungen heraus=
ſchlägt
. Und er iſt in der Lage, den Nachweis für ſeine Behaup=
bereit
erklärt haben, die ruſſiſch=engliſchen Beziehungen in Aſien tung zu erbringen. Koks koſtete in Frankreich im Jahre 1922
99 Franes die Tonne. Deutſchland wurde für ſeine Kokslieferun=
gen
jedoch nur der deutſche Inlandspreis 51,70 Franes gut=
geſchrieben
. Das heißt: der Gutſchrift von 1,4 Milliarden Francs,
die Deutſchland erhielt, ſtand für den gleichen Zeitraum ein Ver=
kaufserlös
von 2,6 Milliarden Franes gegenüber. Wenn nun der
Gewinn von 1,2 Milliarden Franes der franzöſiſchen Regierung
zugute gekommen und für den Wiederaufbau verwandt worden
wäre, ſo würde das ſchließlich zumal von franzöſiſcher Seite zu
rechtfertigen ſein. Aber dieſe 1,2 Milliarden erhielt nicht die
Zechenſyndikats, das den Verkauf des Reparationskokſes in
Frankreich in Händen hat. Und dieſe 12 Milliarden wurden aus
dieſem Fonds an die Großabnehmer, die ſyndizierte Groß=
induſtrie
, als Nakattprämie verteilt. Von den Gewinnen der
Großinduſtrie, die ſie durch Verbilligung ihrer Produktionskoſten
infolge des billigen Kokſes erzielt, ſoll hier gar nicht die Rede
ſein. Mit der Ruhrbeſetzung trat eine Stockung in der Koks=
lieferung
ein. Die Großinduſtrie mußte Koks aus England be=
ziehen
und bis 150 Franes für die Tonne bezahlen. Das gute
Geſchäft hatte alſo aufgehört. Nichtsdeſtoweniger verharrt die
franzöſiſche Politik bei ihren Beſetzungsabſichten, weil ſie be=
ſtimmt
damit rechnet, daß früher oder ſpäter der deutſche Wider=
ſtand
erlahmen und ihr dann das reiche Wirtſchaftsgebiet als
reife Frucht in die Hand fallen würde. Durch eine ſtrupelloſe
kennung nichts zu tun haben, andere aber mit der Tatſache die= Ausbeutungs= und Lohnpolitik würde dann, der in der erſten
Beſetzungsperiode entſtandene Gewinnausfall wieder eingeholt
werden.
Ein ähnliches Geſchäft wie mit dem Reparationskoks mach=
ten
die franzöſiſchen Zechenbeſitzer mit der deutſchen Kohle.
Auch dieſe wird zum deutſchen Inlandspreis Deutſchland gut=
geſchrieben
. Der Preis der Kohlen aus den franzöſiſchen Gruben
überſteigt den der deutſchen Kohle bei weitem und ebenſo den
der engliſchen, in die franzöſiſchen Häfen gelieferten Kohlen. Das
Nationalbureau der Kohlengruben konnte durch die Lieferung
der billigen deutſchen Reparationskohle ein Syſtem der Preis=
regulierung
einführen, durch welches es die Kohle in Frankreich
zu einem Mittelpreis zwiſchen den franzöſiſchen und deutſchen
Preiſen verkauft. Was es an den erſteren verliert, gewinnt es
an den letzteren, und es kann auf dieſe Weiſe der Induſtrie, den
Eiſenbahnen Kohlen zu Preiſen verkaufen, die erheblich unter
den Geſtehungskoſten der franzöſiſchen Kohle liegen. Nebenber
hat das franzöſiſche Zechenſyndilat deutſche Reparationskohle,
die das Land nicht verbrauchte, verkauft und einen doppelt ſo
hohen Preis dafür erhalten, als Deutſchland gutgeſchrieben wurde.
Den größten Nutzen von den billigen deutſchen Kohlen= und
Kokslieferungen hat neben dem Zechen= das Eiſenſyndikat.
Dieſe Syndikate vor allem haben den Ruhreinbruch veranlaßt
und treiben Poincaré zur Fortſetzung der Gewaltpolitik an, bis
Deutſchland kapituliert‟. Daß dieſe Gewaltpolitik mit dem Wie=
deraufbau
der Kriegsgebiete nichts zu tun hat, iſt aus allem
ohne weiteres erſichtlich. Auch iſt es klar, was Deutſchland zu
erwarten hat, wenn es ſich den franzöſiſchen Forderungen unter=
wirft
.
Poincarés Antwort auf Macdonalds Brief.
* London, 1. Febr. (Priv.=Tel.) Macdonald, der geſtern
abend aus Schottland zurückkehrte, hat heute vormittag den fran=
zöſiſchen
Botſchafter empfangen und von dieſem die Antwort
Poincarés auf ſeinen kürzlich nach Paris geſandten Brief ent=
gegengenommen
. Die beiden Schriftſtücke werden noch im Laufe
des heutigen Tages veröffentlicht werden. Macdonald wird heute
abend einem Miniſt rrat präſidieren, der nicht nur der ruſſiſchen
Frage, ſondern auch einer Diskuſſion über das dem Parlament
vorzulegende Budget gewidmet iſt.
London, 1. Febr. (Wolff.) Durch den franzöſiſchen Bot=
ſchafter
in London wurde heute die Antwort Poincarés auf
Macdonalds letzten Brief überreicht. Der Inhalt iſt noch nicht
der Pfänder für Fraukreichs Sicherheit und für die Erlangung
von Neparationen nicht zu mildern, außer wenn Kompenſatio=
machten
, die lediglich zerſtören wollten. Gewaltſame Revolutio= ſien in anderer Hinſicht gewährt würden. Die Antwort iſt in
eundſchaftlichen Wendungen abgefaßt und enthält die Verſiche=
ring
, daß Frankreich eine Zuſamrmenarbeit mit England zwecks
Léſung der europäiſchen Probleme wünſche. Es wird erwartet,
daß der Briefwechſel zu einer Begegnung der beiden Premier=
miniſter
Aulaß

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Rummter 33.

Griechenland
vor neuen Erſchütterungen.
Venizelos erkranki.
Paris, 1. Febr. (Wolff.) Aus Athen wird berichtet,
die plötzliche Erkrankung Venizelos' führe eine Lage
herbei, deren Ernſt niemand entgehe, umſoweniger, als die
Krankheit des Minifterpräſidenten ſich in dem kritiſchen Augen=
blick
einſtelle, in dem innerpolitiſche Fragen von höchſter Bedeu=
tung
für Griechenland in der Schwebe ſeien. Trotzdem Venize=
los
in aller Form den Wunſch ausgeſprochen habe, auf die
Miniſterpräſidentſchaft zu verzichten, hätten ſeine Mitarbeiter be=
ſchloſſen
, bis zur Ankunft des aus Paris nach Athen gebetenen
Arztes zu warten, der vorausſichtlich am Sonntag eintreffen
werde. Erſt dann ſolle die Entſcheidung getroffen werden. Sollte
Venizelos ſich endgültig zurückziehen, ſo werde die Frage ſeiner
Nachfolgeſchaft aufs neue zahlreiche Rivalitäten hervorrufen.
Unter den venizeliſtiſchen Führern fürchteten einige, daß die Re=
publikaner
etwas unternehmen würden, um die Löſung der Ver=
faſſungsfrage
zu beſchleunigen. Unter den Hauptkandidaten für
die Miniſterpräſidentſchaft ſchienen Kaphandaris und Michala=
pulos
die meiſten Ausſichten zu haben. Nach Anſicht der parla=
mentariſchen
Kreiſe würde Kaphandaris am leichteſten in der
gegenwärtigen Kammer eine Mehrheit erlangen, da ſein Stand=
punkt
weniger entſchieden dem der liberalen Republikaner ent=
gegengeſetzt
ſei.
Anerkennung Griechenlands durch Aimerika.
Paris, 1. Febr. (Wolff.) Nach einer Meldung der Chi=
cago
Tribune aus Waſhington hat das Staatsdepartement
geſtern die Nachricht beſtätigt, daß die griechiſche Regie=
rung
von den Vereinigten Staaten anerkannt
worden ſei und daß die diplomatiſchen Beziehungen wieder auf=
genommen
würden. Bis zu einem Beſchluſſe der griechiſchen
Kammer in der Verfaſſungsfrage würden die Vereinigten Staa=
ten
in Athen durch einen Geſchäftsträger vertreten werden.
Ungarns außenpolitiſches Programm.
* Budapeſt, 1. Febr. (Prib.=Tel.) Ueber die Außen=
politikUngarns
erilärte Miniſterpräſident Graf Betylen
in der Kammer, es ſei unmöglich, eine andere Orientierung vor=
zunehmen
als die gegebene; denn Ungarn könne ſich weder mit
den beſiegten Staaten verbinden, noch gegen die Kleine Entente
eine neue Konſtellation ins Leben rufen. Ungarn müſſe ſich
der heutigen Politik der Großmächte anſchließen,
weil es vollſtändig unmöglich ſei, den Ring der Klei=
nen
Entente zu ſprengen und es im übrigen nicht
Ungarns Aufgabe ſein könne, eine Führerrolle in.
Europa anzuſireben. Die richtige Politik Ungarns ſei es,
diejenigen für Ungarns Saché zu gewinnen, deren europaiſche
Politik in der wirtſchaftlichen und finanziellen Rekonſtruktion
Mitteleuropas ſtehe, ferner den Nachbarn Ungarns die Ueber=
zeugung
beizubringen, daß Ungarn Realpolitik treibe
und weit davon entfernt ſei, ſich in Abenteuer zu
ſtürzen. Eine ſolche Politik führe zur Befreiung der wirt=
ſchaftlichen
Kräfte und damit auch zur politiſchen Freiheit.
Unruhen in Japan.
Auflöfung des japaniſchen Parlaments.
London, 1. Febr. Nach Drahtungen aus Tokio ſind in
Japan ſeit einigen Tagen ernſte Unruhen im Gange, die
die Regierung veranlaßt haben, alle Polizeireſerven einzuſtellen.
Der Premierminiſter, der befürchtete, durch einen Miß=
trauensantrag
geſtürzt zu werden, habe kurz vor dem Zuſammen=
tritt
des Parlaments dasſelbe aufgelöſt und Neu=
wahlen
ausgeſchrieben. Außerordentliche Erregung
herrſcht in Tokio über ein Attentatsverſuch auf einen
Eiſenbahnzug, in dem ſich Parlamentsmitglieder
darunter Führer der Oppoſition, befanden. Ueber die Gleiſe
wurden Steine und Baumſtämme gelegt. Die Lokomotive des
Zuges entgleiſte, Perſonen kamen jedoch nicht zu Schaden.
Der amerikaniſche Oeſ=Skandal
Waſhington, 1. Febr. (Wolff.) Der Senat hat ein=
ſtimimig
eine Reſolution angenommen, in der der Präſident auf=
gefordert
wird, auf dem gerichtlichen Wege um die Auf=
hebung
der Petroleumpachtverträge zu erſuchen.
Die Reſolution bezeichnet die genehmigten Pachtverträge als un=
gerechtfertigt
und den Geſetzen widerſprechend. Die Republikaner
verſuchten vergebens zu erreichen, daß der Name des Marine=
ſekretärs
Denby nicht zuſammen mit dem des früheren Staats=
ſekretärs
des Innern Fall in dem Pachtabkommen erwähnt wird.

Mitte Februar ſollen die Verhandlungen über die
Verlängerung der Verträge der Micum mit den
Induſtriellen beginnen. Bei dieſer Gelegenheit werden die
Induſtriellen verſuchen, eine Milderung ihrer Verpflichtungen durch=
zuſetzen
.
Das Reichskabinett trat geſtern zu einer großen Sitzung zuſam=
men
, es erledigte das Krankenverſicherungsgeſetz, das Schankſtättenge=
ſetz
und die Weinſteuervorlage.
Der Syndikus der Kölner Handelskammer, Dr. Wiedemann, hat
ſeinen Austritt aus der Deutſchen Volkspartei erklärt.
Die Rheinlandkommiſſion hat in ihrer geſtrigen Sitzung die Frage
der Anerkennung der Verordnungen der ſog, autonomen Pfalzue=
gierung
wiederum vertagt,
Mit Rückſicht auf die ſtarke Entwertung des franzöſiſchen Franken
hat ſich die Regie veranlaßt gefühlt die Preiſe für Güter= und Perſo=
nenbeförderung
auf den don ihr betriebenen Strecken von geſtern ab
im Durchſchnitt um 80 Prozent zu erhöhen.
Die über das Vermögen des Winzers Poth in Bad= Dürk=
heim
wegen ſeiner beim Generalkonful Clide abgegebenen ſcharfen
Erklärung wider die Separatiſten verhängte Beſchlagnahme iſt
auf Vorſtellung Poths bei Clive und den beteiligten Stellen hin wieder
aufgehoben worden.
Am Donnerstag, iſt in Danzig die vom Völkerbund delegierte
Kommiſſion, die die Frage des nach Polen durch Danzig zu transpor=
tierenden
Kriegsmaterials ſtud’eren ſoll, eingetroffen.
Der Seim hat geſtern die Debatte über die allgemeine
Wehrpflicht beendet. Die Abſtimmung über den von der Regie=
rung
vorgelegten Geſetzentwurf, der eine zweifährige Dienſtpflicht vor=
ſieht
, findet in der nächſten Sitzung ſtatt.
Der bisherige franzöſiſche Geſandte in Stockholm,
Delavant, der Stockholm verlaſſen wollte, um in den Ruheſtand zu
treten, iſt an Herzlähmung geſtorben.
Wilſon iſt ernſtlich erkrankt. In ſeinem Befinden iſt nach
einer ſchlafloſen Nacht eine Wendung zum Schlimmeren eingetreten.
Die Kräfte ſchwinden. Sein Zuſtandiſt ſehrernſt.
Wie wir hören, hat der Generalverkreter der Ford Motor Com=
bany
, Harrington, in Par’s einen Vertrag mit den Vertretern der
Moskauer Kommune geſchloſſen, wonach 18 000 Fords=Auto
mobile jährlich nach Rußland geliefert werden ſollen.
Amtlicher Oollarkurs 4 210 300 000000
1 Goldmark 1 Billion 1 Pfg. 10 Milliarden

Die Arbeit der Sachverſtändigen.
* Berlin, 1. Febr. (Priv.=Tel.) Wie wir von zuſtändiger
Seite erfahren, beſchäftigte ſich die Unterſuchungskommiſſion für
die Währungsfrage heute eingehend mit dem Plan Dr. Schachts
zur Errichtung einer Goldnotenbank. Die Unterkommiſſion für
den Reichshaushalt prüfte die don der Reichsregierung unter=
breitete
reichhaltige Denkſchrift. Wie üblich fand auch heute eine
Vollſitzung der erſten Kommiſſion ſtatt, in der die verſchiedenen
Unterkommiſſionen eingehend Bericht erſtatteten. Morgen nach=
mittag
findet wieder eine Vollſitzung ſtatt.
Die zweite Kommiſſion für Kapitalflucht beſchäftigte ſich in
einer Vor= und Nachmittagsſitzung im Zuſammenhang mit der
Reparationsfrage mit der deutſchen Handelsſtatiſtik. In der
Zwiſchenzeit haben die Buchhaltungsſachverſtändigen bei der
Deutſchen Bank und einer Reihe weiterer großer Banken mit der
Prüfung des ihnen vorgelegten Materials begonnen.
Für die nächſte Zeit iſt folgender Arbeitsplan vorgeſehen:
In den Unterausſchüſſen wird das von der deutſchen Regierung
vorgelegte Material bearbeitet und die Fühlungnahme mit den
beutſchen Regierungsvertretern und Sachverſtändigen aufrecht er=
halten
werden. Die beiden Kommiſſionen treten täglich einmal
zu einer Sitzung zuſammen, um das Material der Unterſuchungs=
ausſchüſſe
zu prüfen und zu ſichten.
Berlin 1. Febr. Heute nachmittag wurden von dem
zweiten Sachverſtändigenkomitee die folgenden Herren gehört:
der Vorſitzende der Kriegslaſtenkomniſſion, Staatsſekretär
Fiſcher, der Staatsſekretär im Reichswirtſchaftsminiſterium Tren=
delenburg
, Miniſterialdirektor Suſa vom Statiſtiſchen Reichsamt,
und Profeſſor Wagemann, kommiſſariſcher Leiter des Statiſti=
ſchen
Reichsamts. Es handelte ſich um eine kurze Ausſprache
über das Ergebnis der deutſchen Handelsſtatiſtik in den Jahren
1919 bis 1923.
Aufruf von Notgeld.
Frankfurt a. M., 1. Febr. Der Reichsfinanzminiſter
hat das wertbeſtändige Notgeld, das auf der Grund=
lage
von Goldanleihe oder Goldſchatzanweiſun=
gen
in der Provinz Heſſen=Naſſau, den Ländern Baden,
Heſſen, Schaumburg=Lippe ausgegeben iſt, ſowie das wertbe=
ſtändige
Notgeld der Stadt Berlin mit Wirkung vom 10. Febr.
aufgerufen. Unberührt von dem Aufruf bleibt das Not=
geld
der Reichsbahn und des preußiſchen Staates. Der Reichs=
finanzminiſter
hat die als Deckung für das aufgerufene Not=
geld
hinterlegte Goldanleihe mit Wirkung vom 2. Februar frei=
gegeben
.

Der Belagerungszuſiand.
Die Auffaſſung des Kabinetts und der
Regierungsparteien.
* Berlin, 1. Febr. (Priv.=Tel.) Bei der letzten, zwiſch-n
der Reichsregierung und den Parteiführern der Regierungs=
parteien
ſtattgehabten Beſprechung über den Zeitpunkt der Au)
hebung des Ausnahmezuſtandes ergab ſich ein allſeitiges Ein=
verſtändnis
darüber, daß der Belagerungszuſtand
auf jeden Fall vor Beginn der Wahlvorberei=
tungen
für die Reichstagswahlen aufgehoben werden
müſſe. Ueber die Frage, ob auch das Verbot der Kommuniſti=
ſchen
und Deutſchvölkiſchen Partei aufzuheben ſei, waren die An=
ſichten
geteilt, jedoch war man allgemein der Anſicht, daß eine
Aufrechterhaltung des Verbots den betreffenden Parteien mehr
förderlich als ſchädlich ſein könne.
Der bateriſche Ausnahmezuſtand.
Sozialdemokratiſcher und demokratiſcher
Vorſtoß gegen Kahr.
G. München, 1. Febr. Im bayeriſchen Landtag wurde
die Beratung der Anträge zur Aufhebung des Ausuahmezuſtan=
des
, Sicherung der Wahlfreiheit uſw. in der Pleuarſitzung an=
Freitag vormittag mit der politiſchen Ausſprache eingeleitet. Abg.
Sänger (Soz.) erklärte, daß ſeine Fraktion den Ausſchuß=
beſchlüſſen
zuſtimme und mindeſtens für die Dauer der Wahl=
zeit
die Aufhebung des Generalſtaatskommiſſariats fordere. Der.
Redner übte ſtarte Kritik an der Regierung und beſonders an
den politiſchen und wirtſchaftlichen Maßnahmen des General=
ſtaatskommiſſariats
. Der Hitlerprozeß ſei eine Schaude für die
bayeriſche Heimat.
Abg. Dr. Müller (Dem.) führte u. a. aus, der Reichsaus=
nahmezuſtand
ſei für die bayeriſchen Wahlen nicht zu fürchten,
wohl aber der bateriſche auf Grund der mit ihm gemachten Er=
fahrungen
. Alle Parteien, mit Ausnahme der Bayeriſchen
Volkspartei, ſeien nicht in der Lage, öffentliche Verkammlungen
abzuhalten. Die Staatsregierung habe auf dieſem Gebiete voll=
kommen
auf ihr Recht zugunſten des Generalſtaatskommiſſars
verzichtet. Ueber das ihr entgegengebrachte Mißtrauen dürfe ſie
ſich nicht wundern. Nach den Novembervorgängen könne ſie
keine Autorität wehr haben. Kahr hobe ungemein viel Fenſter=
ſcheiben
innen= und außenpolitiſch eingeworfen. Noch vor den
Neuwahlen müßte durch den Hitlerprozeß reſtloſe Klarheit ge=
ſchaffen
werden.
Reichswiriſchafsrat und Erwerbsloſenfürſorge.
Berlin 1. Febr. Der Sozialpolitiſche Ausſchuß des vor=
läufigen
Reichswirtſchaftsrats beſchäftigte ſich mit den Fragen
der Sozialverſicherung und mit der Erwerbsloſenfürſorge. Aus
einer ganzen Reihe von Anträgen, die angenomnien wurden,
iſt zu entnehmen, daß der Ausſchuß der Aufrechterhaltung der
Erwerbsloſenfürſorge im Prinzip zuſtimmt. Er erkennt die
ſchwierige Lage des Reiches durchaus an, glaubt aber doch, daß
die Maſſe der Erwerbsloſen nicht ohne Unterſtützung bleiben
darf.
lim die Mittel für die Erwerbsloſenfürſorge zu erhöhen,
empfiehlt der Sozialpolitiſche Ausſchuß: 1. Die Heranziehung
der Arbeitnehmer mit mehr als 1800 Goldmark Einkommen und
deren Arbeitgeber zur Beitragszählung. 2. Die Heranziehung
ker Arbeitgeher zur Fortzahlung der vollen Beiträge für die von
dieſen bei Betriebseinſchränkungen entlaſſenen Arbeitnehmer.
3. Die Zahl der von einem Erwerbslofen verlangten Pflicht=
arbeitsſtunden
ohne weiteres Entaelt auf 12 die Woche zut be=
ſchränken
. 4. Für weitere geleiſtete Arbeitsſtunden die Gewährung
eines Zuſchlags von mindeſtens 30 Prozent der auf eine Arbeits=
ſtunde
entfallenden Unterſtützung zu gewähren. 5. Für beſon=
dere
Arbeitsleiſtung, vor allen bei Beſchäftigung von Arbeit=
nehmern
in ihren erlernten oder ausgeübten Berufen, eine beſon=
dere
Arbeitsprämie zu gewähren.
Bei den zur Arbeitsleiſtung heranzuziehenden Erwerbsloſen
iſt auf Alter, Geſundheit und Eignung Rückſicht zu nehmen.
1Ser=Ausſchuß und Sachlieferungen.
Berlin, 1. Febr. Dem Fünfzehner=Ausſchuß des Reichs=
tags
wurde zunächſt eine Verordnung über die Ausſetzung
der Jahlungen auf die Sachlieferungen der Un=
terlieſeranten
der Reparationslieferanten vorgelegt. Wider=
ſpruch
wurde nicht erhoben. Zu der zweiten Verordnung über
die Ausſetzung der Zahlungen zur Erſtattung der von der eng=
liſchen
Regierung erhobenen Neparationsabgabe wurde
ein Antrag angenommen, der die Friſt zur Vorlegung der Re=
parationsgutſcheine
für die Werk=Lieferungsverträge bis zum
31. Tezember 1924 verlängert. Außerdem ſoll der Reichs=
finanzminiſter
ermächtigt werden, in beſonderen Fällen auch für
ſpäter vorgelegte Neparationsgutſcheine eine Entſchädi=
gung
zu gewähren; ſoweit eine Anmeldung der Liefe=
rungsverträge
unterblieb, weil auf Grund der beſtehenden Ver=
ordnung
die Cinreichungsfriſt am 31. März abläuft, ſoll eine
Verlängerung der Anmeldeſriſt um 14 Tage nach Inkrafttreten
der neuen Verordnung eintreten.

Heſſiſches Landestheater.
Großes Haus. Freitag, 1. Februar.
Maria Stuart.
In der geſtrigen Aufführung von Schillers Maria
Stuart gaſtierte Frau Roſe Steuermann=Gielen, die
(attin des Herrn J. Gielen, als Eliſabeth auf Anſtellung.
Frau Steuermann verfügt über ſichere ſchauſpieleriſche Mittel
und hatte die Nolle mit Verſtändnis ausgearbeitet. Ein ſtar=
kes
Temperament, ein zündender Funke ging von ihrer Dar=
ftellung
jedoch nicht aus. So blieb zumal gegenüber der
prickelnden Eliſabeth von Anne Kerſten ihre Königin
eine ſehr bürgerliche Angelegenheit, die von der Zweckmäßigkeit
eines Engagements nicht überzeugen konnte. Es wird die zweite
Gaſtrolle als Viola abzuwarten und dann vielleicht auch ein
grundſätzliches Wort zu der Engagement=Frage zu ſagen ſein. 2.
Kleines Haus. Freitag, 1. Februar.
Der Barbier von Sevilla.
Komiſche Oper von Sterbini, Muſik von G. Roſſini.
Herr Dr. Branszinski ſang heute, in Fortſetzung ſeines
Gaſtſpiels, den Barbier.
Die anſpruchsvolle Rolle erfordert, vollendet gegeben, ein
ſprühendes, frei ſich entfaltendes Temperament, äußerſt beweg
liches Spiel, ausdrucksvolle Mimik will ſagen, den routinier=
ten
Schauſpieler; dazu einen ſtimmbegabten Sänger von fer=
tiger
Ausbildung in ſchwierigem Kunſtgeſany; ſchließlich den
Menſchen mit der Gabe eleganten, feinen Humors.
Dr. Branzinski hat in weſentlichem Unterſchied zu ſeinem
geſtrigen Auftreten dieſe ſchweren Anforderungen heute zum
guten Teil erfüllt und eine Leiſtung vollbracht, die den noch
jugendlichen Sänger und Künſtler auf einer ſchon beträchtlichen
Höhenſtuſe zeigte. Mag ſie auch berühmten Muſtern nachgebildet
geweſen ſein, das iſt kein Fehler; Perſönliches geſellte ſich überall
noch genügend hinzu.
Im Kleinen Hauſe erklang ſeine metallene, biegſame Stimme
mit hinreichender Kraft und in beſonderer Schönheit. Tempe=
rament
, Humor, große Sicherheit, gute Ausſprache, auch in
lobenswerter Klarheit im geſprochenen Worte; alles vereinte ſich
zu erfreulicher Wirkung, die unmittelbar zündete und wohlver=
dienten
Erfolg errang. Die Vorſtellung zeigte überhaupt im

Banzen viel Schwung und Laune. Die Spielleitung hatte hierzu
manches, z. B. am Schluß, beigetragen. Anni Stein=
Nöthigs Roſine iſt eine feine Sache; es wäre zu bedauern,
wenn ihre Verpflichtung dem Abbau zum Opfer fiele. Und auch
heute erweckte Herrn von Enehjelms glänzend geſungener
Almaviva den Wunſch, daß er uns erhalten bliebe. Herren
Kuhns und Hölzlins Bartolo und Baſilio beſährten ſich
als Meiſterleiſtungen.
v. H.
* Die Wiederbeſetzung der Intendantenſielle
am Heſſiſchen Landestheater Darmſiadt.
Wir erhalten von der Verwaltungskommiſſion
des Heſſiſchen Landestheaters folgende Zuſchrift:
Nach einer Mitteilung in den Fachzeitungen Der neue
Weg und Deutſche Bühne iſt die Intendantenſtelle am Heſſi=
ſchen
Landestheater, zu Darmſtadt zur Beſetzung auf Ende der
laufenden Spielzeit (Auguſt) ausgeſchrieben, nachdem General=
intendant
Hartung, wie mit Bedauern feſtzuſtellen iſt, an dieſem
Zeitpunkt von der Leitung des Landestheaters in Darmſtadt zu=
rücktreten
wird. Ausführlich belegte Bewerbungen ſind hiernach
unter Angabe der Anſprüche bis 15. Februar d. J. an die Ver=
waltungskommiſſion
des Landestheaters Darmſtadt ( Finanz=
miniſterium
) zu richten.
Hierdurch werden unſere früheren Mitteilungen erneut offi=
ziel
beſtätigt.
Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben
* Zum Gedächtnis von Johannes Scheffler.
Am 7. Februar ſind es 300 Jahre, ſeit, der bekannte geiſtliche
Liederdichter Johannes Scheffler in Breslau geboren iſt. Einige
Jahre war er Leibarzt des Herzogs von Württemberg=Oels, trat
im Jahre 1653 zur katholiſchen Kirche über und nahm nach einem
ſpaniſchen Myſtiker den Namen Angelus Sileſius an, wurde im
Jahre 1661 Mitglied des Minoritenordens, ſodann Hofmarſchall
und Rat beim Fürſtbiſchof von Breslau und gab in dieſem letz
ten Abſchnitt ſeines Lebens eine Menge ſcharfer Streitſchriften
gegen die proteſtantiſche Kirche heraus. Am 9. Juli 1677 ſtarb er.

Seine beiden bedeutendſten Dichtungen ſind im Jahre 1657 er=
ſchienen
: der Cherubiniſche Wandersmann, der erſt kürzlich
neu herausgegeben, in meiſt ſchöner Sprache ein myſtiſches
Chriſtentum verkündigt, und die Heilige Seclenluſt, die durch
ihren Untertitel Geiſtliche Kirtenlieder der in ihren Jeſum ver=
liebten
Pſyche, den Zuſammenhang mit der damaligen Schäfer=
poeſie
verrät. Die evangeliſche Kirche war weitherzig genug, von
den 205 Liedern Schefflers einige der beſten, von ſchwärmeriſchen
Auswüchſen freien, in ihren Liederſchatz aufzunehmen, ſo ua=
mentlich
Ich will dich lieben, meine Stärke‟, Liebe, die du mich
zum Bilde‟, Mir nach, ſpricht Chriſtus unſer Held.
C.K. Die Leibniz=Ausgabe der Preußiſchen
Akademie der Wiſſenſchaften. Seit mehr als 200 Jah=
ren
wartet der große Denker Leibniz, der wohl als der letzte aus
dem Geſchlecht der Polyhiſtoren das ganze Wiſſen ſeiner Zeit
in ſeinem Geiſt und Werk vexeinte, auf eine wiſſenſchaſtliche Ge=
ſumtausgabe
ſeiner Schriften. Der Berliner Akademie der Wiſ=
ſenſchaften
, deren Gründer er iſt, liegt dieſe Aufgabe natürlich
beſonders am Herzen, und es wurde daher auf der erſten Ver=
ſammlung
der Internationalen Vereinigung der Akademien zu
Paris 1901 dieſer Plan entwickelt, der nur durch die Anteil=
nahme
der verſchiedenen Länder und eines Stabes von Gelehr=
ten
zu verwirklichen war. Es wurde damals beſchloſſen, dieſem
Philoſophen, der der ganzen Welt angehört, das ſeiner würdige
Denkmal zu ſetzen, und die Akademien von Paris und Berlin
wurden mit der Vorbereitung beauftragt. Im Jahre 1913 war
man auf deutſcher Seite ſo weit, daß mit dem Druck begonnen
wurde. Aber der Krieg machte dieſen internationalen Verſuch
zu einer Leibniz=Ausgabe zuſchanden, und ſo wird jetzt die Preu=
ßiſche
Akademie der Wiſſenſchaſten ſeine Schriften und Briefe im
Verlag Otto Reichl zu Darmſtadt allein herausgeben.
Wir wir dem Proſpekt zu dieſem Monumentalwerk entnehmen,
iſt die Arbeit von der Verliner Akademie ununterbrochen fort=
geſetzt
und auch das, was von franzöſiſcher Seite geleiſtet war
und nun unzugänglich iſt, noch einmal getan worden. Die neue
Ausgabe wird zum erſtenmal den geſvaltigen Leibniz=Nachlaß
von Hannover erſchöpfen und zugleich die Entdeckungen mittei=
len
, zu denen jahrelanges Suchen in deutſchen und fremden
Vibliothefen und Archiven geführt hat. Das ganze Werk iſt auf
etwa 40 Bände berechnet und wird nicht nur die Leibniz= For=
ſchung
auf eine ganz neue Grundlage ſtellen, ſondern auch Per=
ſönlichleit
und Lehre dieſes großen Mannes, die ebenſo von
nationaler ie internationaler Bedeutung und heute zeitgemäßer
der

[ ][  ][ ]

Nummer 33.

Neue franzöſiſcheVerleumdung.
Nachdem die von offiziellen franzöſiſchen Stellen ſo ſtark
betonte Behauptung, die autonome Regierung gründe ſich auf
den Willen des überwiegenden Teiles des pfälziſchen Volkes,
als unzutreffend erkannt iſt, beeilt man ſich auf franzöſiſcher
Seite, eine neue Unwahrheit in die Welt zu ſetzen, um dem Ar=
tiket
5. des Rheinlandabkommens Gewalt anzutun. Man be=
hauptet
, wenn die Separatiſten verſchwinden, müßten hinſichtlich
der Verwaltung des pfälziſchen Gebietes beſondere Maßnahmen
getroffen werden: die bayeriſchen Beamten ſeien vor den Sepa=
ratiſten
geflohen, bzwv. ſonſt verſchwunden. Man dürfe ſie aber
nicht an ihre Stellen zurückkehren laſſen, da ſie ſehr wahrſchein=
lich
nur die fonctionaires de la rengeance et de la rerange‟
ſein würden, oder daß ſie die öffentliche Ordnung oder die Si=
cherheit
der franzöſiſchen Truppen gefährden könnten. So möchte
Frankreich zur Erreichung ſeines Zieles Loslöſung der Pfalz
vom Reiche oder wenigſtens von Bayern einen anderen
Weg freimachen. Dieſem Beginnen kann der wahre Sachverhalt
nicht ſcharf genug gegenübergeſtellt werden.
Der geſamte Verwaltungsapparat, wie er den deutſchen und
bayeriſchen Geſetzen entſpricht, iſt, ſoweit die Separatiſten nicht
Akten verbrannten oder beſeitigt haben, unverändert vorhanden.
Die Juſtizverwaltung und Organiſation arbeitet die ganze Zeit
ungeſtört weiter. Die Finanzbehörden, teilweiſe am Arbeiten
durch gewaltſame Schließung ihrer Büros geſtört, ſind noch in
folch genügender Zahl vorhanden, daß, wenn ſie ohne weiteres
einrüden können, ihr Dienſtbetrieb gut funktioniert. Ganz un=
behelligt
ſind bisher die zentralen Stellen der Sozialverſicherung
geblieben. Die ſtädtiſchen Bürgermeiſterämter arbeiten ſelbſtän=
dig
weiter, ſelbſt unter den ſchwerſten Störungen. Die Be=
hörden
der eigentlichen Staatsverwaltung, Regierung und Be=
zirksämter
, beſitzen mit verhältnismäßig wenigen Ausnahmen
noch ihr ganzes Perſonal an mittleren und unteren Beamten. Sie
warten alle mit Sehnſucht auf die Stunde, die ihnen den Wie=
dereintritt
in ihre Dienſträume bringt. Die höheren Beamten
wurden durch zwei verſchiedene Aktionen getrofſen:
1. Die Ausweiſungen ſeitens der Beſatzungsbehörden, wäh=
rend
des paſſiven Wioerſtandes, wodurch dem Einmarſch und
dem Nachdruck der Separatiſten ſchon auf lange Sicht vorge=
arbeitet
wurde. Während im übrigen beſetzten Gebiet den auf
dieſe Weiſe und durch Gefangennahme entfernten Beamten
ſchon vielfach die Rüakehr geſtattet wurde, hat in der Pfalz noch
kein einziger die Erlautnis zur Rüakehr in ſein Amt erhalten.
2. In wohlüberlegter Erganzung zur erſten Maßnayme die
Ausweiſung ſeitens der autonomen Regierung, die ſich natür=
lich
fortgeſetzt mit der franzöſiſchen Beſatzung wegen dieſer Sache
auf dem Laufenden hielt.
Der ſtellvertretende Regierungspräſident, der im Juli 1923
von der Beſatzungsbehörde gefangengeſetzt und nach fünfmona=
tiger
Haft ohne Urteil vorläufig freigelaſſen wurde, iſt in Speyer
als eine Art Feſtungsgefangener, darf dieſen Ork nicht verlaſſen
und bis auf weitere Regelung durch die Beſatzungsbehörde
dienſtlich und politiſch nicht tätig ſein. Sein Nachfolger wurde
von den Separatiſten aus der Pfalz ausgewieſen, der nächſte
höhere Verwaktungsbeamte wird von ihnen ſeit ihrem Cinzug
als Geiſel im Regierungsgebäude feſtgehalten unter den
Augen der im gegenüberliegenden Haufe arbeitenden Provinz=
delegation
. In Speyer ſelbſt befinden ſich außerdem in Freiheit
noch mehrere höhere Beamte der inneren Verwaltung, die tat=
ſächlich
in den Bureaus anderer Behörden fortgeſetzt Regierungs=
handlungen
vollziehen; dasſelbe tun außerdem aber auch ſämt=
liche
dem Regierungslörper angehörigen Referenten für das
Schul=, Medizinal= Veterinär=, Hoch= und Tiefbau= ſowie Melio=
rationsweſen
, endlich die Beamten der Gewerbeinſpertion.
Auch höhere Beamten der Bezirlsämter und Stadtvertval=
tungen
, die, weil ſie dem Eindringen der Separatiſten organiſier=
ten
Widerſtand entgegengeſetzt hatten, von der Beſatzungsbehörde
ins Erfängnis geworfen wuroen, ſind noch in der Pfalz und
warten mit den von der oben unter 2 bezeichneten Maßnahme
Betroffenen nur auf den bevorſtehenden Abzug der Separatiſten,
unn als Träger der einzig legitimen Regierung im Einne des
Artikel 5 des Rheinlandabkommens ohne weiteres an ihren alten
Plätzen die durch Eewalt unterbrochenen Geſchäfte weiterzufüh=
ren
. Hierauf wartet mit ihnen ſehnſüchtig die geſamte pfälziſche
Bevölkerung, welche die nun ſeit zwei Monaten fehlende fürſorg=
liche
Verwaltungstätigkeit der Bezirksämter, deren Arbeit als
Vollzugsämter der Arbeiterverſicherung und die von den Fran=
zoſen
bisher noch gar nie in Betracht gezogene bedeutſame Ver=
waltungsrechtſprechung
ſchwer entbehrt. Die Bevölierung er=
wartet
aber andererſeits, daß nunmehr auch für die Pfalz die
Zuſage des franzöſiſchen Miniſterpräſidenten erfüllt werden
möge, wonach den meiſten der angeſichts des paſſiven Widerſtan=
des
ausgewieſenen und gefangengeſetzten Staats= und Gemeinde=
verwaltungsbeamten
die Heimkehr geſtattet werden ſoll, damit
auf den Aemtern der Betrieb wieder ſo vollſtändig wie früher
eingerichtet werden kann.
Es iſt ſchwer, au den Ernſt der im Echo de Paris vom 29.
Januar von Pertinax geäußerten Befürchtung zu glauben, daß
die ausgewieſenen Beamten Träger von Revanchegelüſten ſeien
Wer die Verhältniſſe und Perſonen einigermaßen kennt, der
weiß, daß von ſolchen Ideen bei keinem der Beteiligten irgend
eine Rede ſein kann. Alle dahingehenden, ſeinerzeit von der Be=

Künſtler=Abend.

Die zur Verfügung ſtehenden unteren Räumlichkeiten der
Traube, an ſich fehr geeignet für derart intime Veranſtaltun=
en
, erwieſen ſich als viel zu klein, die Beſucher des zweiten
Bunten Abends, den die Künſtler des Landestheaters für ihre
Ktollegen im Ruheſtand veranſtalteten, zu faſſen. Man ſaß in
rangvoll fürchterlicher Enge, ſaß und ſtand an ſämtlichen Türen
und Fenſtern, wo irgend ein Blick in den Vortragsſaal ſich öff
ete. Der Appell an die Dankbarkeit und Hilfsbereitſchaft der
Theaterbeſucher hatte vollen Erfolg, wenn auch dieſe Art zu
helfen ſehr leicht gemacht wurde durch die Fülle des Gebotenen,
as wiederum bei manchem Künſtler, mancher Künſtlerin neue
ſeiten der Begabung erſchloß und im Grunde erneut zeigte, daß
die grundgebende Seite der Mentalität der Künſtlerſchaft beider=
i
Geſchlechts ſtark zum lebensbejahenden, durch nichts zu er=
ſchütternden
Humor neigt, der ja die Würze des Lebens, ein
ſtarkes Elixier künſtleriſcher Betätigung iſt, und allein es ermög=
cht
, ſo viel und das Viele in ſo herzgewinnender Form zu
eben bei der dem Eingeweihten bekannten beruflichen Ueber=
aſtung
. Nur wem bekannt, wie ſtark faſt die geſamte Künſtler=
chaft
des Landestheaters beruflich in Anſpruch genommen iſt,
vird die Größe des Opfers richtig einſchätzen können, das hier
us ſozialem Empfinden heraus gebracht wird. Die Größe dieſes
pferfreudigen Darbietens wird nicht geſchmälert durch den be=
freiflichen
und natürlichen Wunſch der Künſtler, die paſſende
Zelegenheit zu benutzen, auch einmal als Menſch dem Menſchen
äher zu treten, Eigenes zu geben, freiwillig und ohne
wrang zumal dieſer Wunſch offenſichtlich auf beiden Seiten
eſteht. Auch der Bürger freut ſich, einmal einen Abend mit
Ktünſtlern verleben zu können, ohne die ſonſt durch Rampe
und Vorhang gebildete trennende Schranke. Im beiderſeitigen
Intereſſe wäre zu wünſchen, wenn dieſe Abende zur ſtehen=
en
Einrichtung unſeres ſicher nicht ſehr reich bewegten geſell=
ſchaftlichen
Lebens werden könnten, zumal, wenn damit ſoziales
Virken verbunden bleibt.
DieFülle deſſen, was guch der zweite Abend an künſtleriſchen
Zenüſſen und beſonders an herzerfriſchenden humorvollen Dar=
jetungen
brachte, macht es ſchier unmöglich, jeden der Mitwir=
nden
ſo zu würdigen, wie es die Güte ſeiner Kunſt heiſcht, nur
ungern muß ich mich auf eine knappe Aufzählung beſchränken.
Nöge keiner der Mitwirkenden darin ein Urteil ſehen. Es ſei
ausdrücklich feſtgeſtellt, daß alle an dem glänzenden Erfolg
des Abends vollen und gleichen Anteil hatten, der übrigens von

Darmſtädter Tagblatt, Samstag, den 2. Februar 1924.

Seite 3.

ſatzungsbehörde mit großer Begierde aufgenommenen Verdäch=
tigungen
ſind als Verleumdungen übelſter Art anzuſehen. Sämt=
liche
Beamten der pfälziſchen Verwaltungen ſind aufs tiefſte
von der Ueberzeugung durchdrungen, daß nichts verkehrter und
unſinniger wäre, als dem pfälziſchen Volke, das Frieden und
ungeſtörte wirtſchaftliche Förderung wünſcht, Revanchegedanken
beibringen zu wollen. Wenn ſich die Beſatzungsbehörde ihrer=
ſeits
auf den Boden des Rheinlandabkommens ſtellt, wird ſie
in den pfälziſchen Verwaltungsbeamten jeden Grades ohne
Ausnahme Männer finden, die zum ebenſb loyalen Zuſammen=
arbeiten
mit ihr bereit ſind und ihren ganzen Einfluß dahin auf=
wenden
werden, daß die Sicherheit und die Würde der Be=
ſatzungstruppen
unangetaſtet bleibt.
Unverhüllte Zuſammenarbeit der Franzoſen
mit den Separatiſien.
Bergzabern, 1. Febr. Der Ordonnanzoffizier des Be=
zirksdelegierten
von Bergzabern, Geyer, fuhr dieſer Tage bei
einem Landbürgermeiſter vor und verlangte Cinſicht in die Pro=
tokollbücher
wegen des beſchloſſenen Widerrufs der von den
Separatiſten erpreßten Treuerklärungen (!). Auch ſtellte Geyer
das Verlangen, daß die amtlichen Schreiben nicht direkt an die
Bezirksdelegation, ſondern über das ſeparatiſtiſche After=
bezirtsamt
eingereicht werden ſollten. Einem Landbürger=
meiſter
, der auf Befragen als ſeine vorgeſetzte Regierung nur
die bayeriſche Pfalzregierung in Heidelberg bezeichnete, erklärte
Geyer wörtlich: Wir kennen nur noch die autonome Re=
gierung
. Mit der Mörderregierung arbeiten wir nicht mehr
zuſammen. Ferner drohte der Offizier den Landbürgermeiſtern
mit der Ausweiſung durch die Separatiſten (!) mit dem
Bemerken, daß den Franzoſen ihre Ausweiſung gleich=
gültig
wäre. Die Landbürgermeiſter ſeien ſelbſt ſchuld daran.
Unverhüllter als wie auf dieſe Weiſe können ſelbſt Franzoſen
nicht ihr Zuſammenarbeiten mit den Separatiſten zugeben.
Chaotiſche Zuſiände in Pirmaſens.
Pirmaſens, 1. Febr. In Pirmaens herrſchen chaotiſche
Zuſtände. Die Stadt iſt ohne jeden polizeilichen Schutz und die
ſtädtiſche Beamtenſchaft hat nach der Beſetzung des Stadthauſes
infolge der Bedrohung durch die Separatiſten die Arbeit nieder=
gelegt
. Man befürchtet, daß die zehn nach Speher verſchickten
Schutzleute Racheakten der Separatiſten ausgeſetzt ſind, da ſich
unter dieſen vielfach vorbeſtrafte Leute hefinder,
Kirchheimbolanden, 1. Febr. Der Stadtrat hat in
ſeiner geſtrigen Sitzung beſchloſſen, ſeine Tätigkeit ſolange ein=
zuſtellen
, bis das alte Bezirksamt wieder eingeſetzt iſt und ge=
ordnete
Verhältniſſe in Gang kommren. Auf dieſen Beſchluß hin
wurde der Bürgermeiſter Butz vor den ſeparatiſtiſchen Bezirks=
kommiſſar
geladen, der ihm eröffnete, daß er ſeine Geſchäfte wei
ter zu führen habe, widrigenfalls er und Stadtrat Becker, die
Ausweiſung aus dem beſetzten Gebiet und Vermögensbeſchlag=
nahme
zu gewärtigen haben.
Die Separatiſten aus Wiesbaden geflüchtet.
Darmſtadt, 1. Febr. Wie aus Wiesbaden berichtet wird,
haben die Separatiſten im Laufe der heutigen Nacht die öffent=
lichen
Gebäude in Wiesbaden, die ſie bisher noch beſetzt hielten
(Regierungsgebäude, Landratsamt, Landeshaus und Rathaus
geräumt und die Stadt heimlich verlaſſen. Die grün=weiß=rote
Fahne iſt von allen Gebäuden entfernt worden. Nach dem Ab=
zug
der Banden ließ ſich erſt feſtſtellen, in welch vandaliſcher
Weiſe ſie in den von ihnen beſetzten Gebäuden gehauſt haben.
Von den Verwüſtungen wurden photographiſche Aufnahmen
gemacht.
Ein gefährliches Spionagepaar.
* Leipzig, 1. Febr. (Priv.=Tel.) Vor der 5. Strafkamimer
des Reichsgerichts hatte ſich die aus Düſſeldorf gebürtige Alwine
Bruſis und einer ihrer Helfer wegen Spionage zu verantwor=
ten
. Sie hat ſeit 1918 fortgeſetzt hauptſächlich für die franzöſi=
ſchen
Spionagezentralen in Aachen, Düſſeldorf, Mannheim und
Nizza Spionage getrieben. Sie ſowohl wie ihr Mitangeklagter
ein Student M., waren feſtbeſoldet. M. erhielt eine monatliche
Gage von 4200 Mark, was damals etwa 1000 Dollar entſprach.
Beider Tätigkeit erſtreckte ſich auf das beſetzte Gebiet. Sie wur=
den
gemeinſam zur Konferenz von Genua geſchickt und waren
außerdem in Oberſchleſien, München und Berlin tätig. Ihre
Tätigkeit wurde dadurch entdeckt, daß ein Zufall das Tagebuch
der Alwine Buſis in die Hände eines Spionagebureaus brachte.
Das Reichsgericht verurteilte Alwine Buſis zu 10 Jahren, ihren
Mitangeklagten zu 6 Jahren Zuchthaus.
Vor den italieniſchen Wahlen.
* Paris, 1. Febr. (Priv.=Tel.) Aus Rom wird der In=
formation
gemeldet, man erwarte, daß die Liſte der Regierungs=
kandidaten
zu den bevorſtehenden Wahlen 220 ausgeſprochene
Faſziſten, 40 Vertreter der Kriegsteilnehmer und ungefähr 100
andere Kandidaten umfaſſen werde. Die Faſziſten hätten die
Abſicht, Koalitionsliſten in gewiſſen Gebieten aufzuſtellen.

Die Eiſenbahngütertarife.
Forderungen des Deutſchen Induſtrie=und Handelstages
Berlin, 1. Febr. Der Deutſche Induſtrie= und
Handelstag hat in drei großen Eingaben an das
Reichsverkehrsminiſterium für die augenblicklich im Gange be=
findliche
Ueberprüfung des deutſchen Eiſenbahngüter=
tarifs
folgende Hauptforderungen übermittelt:
1. Allgemeine Ermäßigung, der augenblicklichen
Tariſſätze, ſoweit dies durch eine Verminderung des Einnahme=
bedarfs
durch äußerſte Sparſamkeit der Betriebsführung mög=
lich
iſt,
2. erhebliche Frachtermäßigung für die jetzt viel zu
ſtark belaſteten Fertigprodukte und hochwertigen Güter,
3. tatkräftige Wiederbelebung des Auslandsgeſchäfts durch
Ausdehnung der Seehafen=Ausnahmetarife für alle
wpichtigen Exportgüter,
i. Aufhebung des Zuſchlags für die Beförderung
in gedeckten Wagen,
5. Schaffung von Durchfuhrtarifen, ohne je=
doch
hierdurch die deutſchen Konkurrenzſchwierigkeiten zu ver=
ſchärfen
.
Bei den mündlichen Verhandlungen haben dieſe Forderun
gen die grundſätzliche Anerkennung des Miniſteriuns gefunden=
und dienen bei deſſen Arbeiten für die Neugeſtaltung des
Tarifteſens mit als Grundlage.
Kündigung des Lohntarifs bei der Reichsbahn.
Berlin, 1. Febr. Das Reichsverkehrsminiſterium hat vor
einiger Zeit die Lohnabkommen für die an der deutſchen und
holländiſchen Grenze arbeitenden deutſchen Eiſenbahner gekün=
digt
. Am Mittwoch iſt nun durch den Reichsverkehrsminiſter der
geſamte Lohntarifvertrag, ſoweit er bisher beſtand, für die rund
400 000 deutſchen Eiſenbahnarbeiter gekündigt und den einzelmen
Dienſtſtellen durch Rundtelegramm mitgeteilt worden, daß be=
ſondere
Vereinbarungen für die einzelnen Bezirke fiſtgelegt wer
den ſollen. Wie die Telunion hierzu erklärt, wird bei dem
neuen Abkommen, über das ſchon in der nächſten Zeit die Beſpre=
chungen
im Reichsverkehrsminiſterium beginnen, die Frage der
Arbeitszeit, die bekanntlich bisher zu Differenzen geführt hat,
einheitlich geregelt werden. Es beſteht auch die Abſicht, die
Lohnregelung nicht mehr, wie bisher, zentral für das ganze Reich
vorzunehmen, ſondern entſprechend den wirtſchaftlichen Verhält
niſſen im Oſten, in Mitteldeutſchland und im Weſten Löhne zu
finden, die den wirtſchaftlichen Verhältniſſen der einzelnen Lan=
desteile
beſſer als bisher angepaßt ſind. Auch die Frage der
ſozialen Leiſtungen, des Urlaubs uſw. wird neu geprüft wer=
den
, und aller Wahrſcheinlichkeit nach werden entſprechend der
Lage des Reiches hier nicht unweſentliche Veränderungen gegen=
über
dem bisherigen Zuſtand eintreten.
Bevorſiehende Einfuhrerleichterung.
Berlin, 1. Febr. In den nächſten Tagen wird im
Reichsanzeiger eine Verordnung des Reichswirtſchaftsmini=
ſters
veröffentlicht, durch die die Einfuhr eine rweiteren
Reihe von Waren freigegeben wird. Unter anderem
handelt es ſich um Rohſeide und Seidengeſpinſte des
5. Abſchnitts des Zolltarifs und Lederwaren des 6. Abſchnitts,
ſoweit ſie noch nicht einfuhrfrei waren. Aus dem 13. Abſchnitt
werden u. a. Schwemmſteine, Kalkſandziegel und
Waren aus Gips einfuhrfrei, aus dem 17. Abſchnitt eine
größere Anzahl von Waren, darunter Roheiſen, Halbzeug und
Walzwverkerzeugniſſe mit Ausnahme von Edelſtahl ferner Meſ=
ſingwaren
aus dem 18. Abſchnitt gewiſſe Maſchinen und elektro=
techniſche
Erzeugniſſe; außerdem befinden ſich noch Waren aus
dem 1., 2., 4., 9., 10., 15. und 19. Abſchnitte in dieſer Freiliſte
Gleichzeitig wird durch die zweite Verordnung das Ausfuhr=
verbot
, das bekanntlich nur noch bei einer beſchränkten Anzahl
von Waren beſteht, für eine Reihe dieſer Waren aufgehoben
1t. a. für Torf, Benzol, Stein=Pech, pechartige Rücſtände und
für Teer der Nummer 243e des ſtatiſtiſchen Warenverzeichniſſes,
ferner für Kunſtwolle, Lumpen, Galalith, ferner für Roheiſen,
Halbzeug und die wenigen Walzwerkerzeugniſſe, die bei der
Freigabe der Ausfuhr im September des Vorjahres noch nicht
berückſichtigt waren, nämlich Weißblech und Walzdraht. Es
bleiben ſomir auf dieſem Gebiet lediglich Erze und Alteiſen un=
ter
Ausfuhrkontrolle. Die Außenhandelsſtelle für die Eiſen=
wirtſchaft
wird unter dieſen Umſtänden in den nächſten Wochen
ihre Tätigkeit einſtellen und, ſoweit von ihr noch Aufgaben zu
erfüllen ſind, werden ſie alsdann auf den Reichskommiſſar für
Aus= und Einfuhrbewilligung übergehen.
Hannover und Preußen.
Hannover, 1. Febr. In einer Unterredung zwiſchen den
Reichstagsabgeordneten Grafen Bernſtorff und Alpers und dem
Reichskanzler wurde von dieſem eine lohale Durchführung des
Abſtimmungsverſahrens auf Abtrennung hannoverſcher Gebiets=
teile
von Preußen zwecks Bildung eines neuen Landes und
die Beſtimmung des Termins der Vorabſtimmung in der erſten
Sitzung des Reichskabinetts in der nächſten Woche zugeſagt.

den Beſuchern durch willig und reich geſpendeten Beifall von
ſelbſt beſtätigt wurde. Eine launige Stimmung beherrſchte
Künſtler und Beſucher und ließ für Stunden alle Erdenſchwere
vergeſſen.
Herr Chordirektor Sander hielt die herzliche und humor=
gewürzte
Begrüßungsanſprache, Zweck und Sinn des Abends
dem erläuternd, der ihn etwa noch nicht kennen ſollte. Dann trat
der Konferenzier des Abends, diesmal Herr Theo Bögel, ſein
Amt an, das er, zwiſchendurch noch als Soliſt wirkſamſt tätig,
mit anerkennenswertem Erfolg durchführte, bis er es zum Schluß
wiederum an Herrn Sander abtreten mußte, der mit ſeinem
einzigartigen Stimmbändchenquartett (Hölzlin,
Kuhn, Vogt, Weller) den letzten Teil des Abends be=
herrſchte
in einer Weiſe, daß ein wartſamerer und nachhaltenderer
Abſchluß kaum denkbar war. Man muß die feinen Nuancen die=
ſes
Quartetts in dem jeder ſich ſelbſt karikiert und das doch bei
aller draſtiſchen Komik letzten Endes Kunſtgeſang von Qualität
bringt, geſehen haben, um das verſtehen zu können. Schade, daß
Käthe Gothe nicht um Mitgliedſchaft in dieſes famoſe Quar=
tett
nachſucht, um es zu einem Quintett auszubauen. Sie wäre
eine ganz vortreffliche Ergänzung. Was dieſe Künſtlerin wieder=
um
an zwingendem, köſtlichem Humor in ihren Vorträgen bot,
läßt ſich einfach nicht rubrizieren. Eine Nummer für ſich. (In
meiner Nähe ſaß ein ſehr blaſierter junger Herr, offenbar Groß
ſtädter, der ſeiner Dame zuraunte: Das iſt die einzige Künſtlerin,
die wirklich große Begabung für das Kabarett hat, ſie könnte
einen ganzen Abend allein füllen.) Neu war das Auftreten des
Herrn Wolters (ehem. Landeswanderbühne), der nach der
Genannten wohl den ſtärkſten Erfolg hatte. Dieſer Künſtler hat
eine ganz beſondere Gabe als Moritatenſänger zur Laute.
Der trockene Humor, in dem er vorträgt, die Zungenfertigkeit und
die Beherrſchung der verſchiedenſten Dialekte wirken einfach über=
wältigend
. Auch Herrn Richard Jürgas ſah man nach langer
Zeit wieder auf dem Podium. In gewohnter Eleganz des Auf=
tretens
, feiner Nuancierung ſeines Vortrags, blieb dieſem belieb=
ten
Künſtler auch hier ſtärkſter Erfolg tren. Frau Kuhn=
Liebel ſagte in ihren entzückenden Scherzliedern den Manns=
leuten
tapfer die Wahrheit.
Seriöſe Kunſtgenüſſe boten in der von dieſen Künſtlern
gewohnten und oft, anerkannten Weiſe Frau Baumeiſter=
Jacobs mit Frau Greeff, Frau Gercke, Herr Hans
Hoefflin und Herr Kammermuſiker Geißler, dem man
mit der von ihm meiſterhaft beherrſchten Flöte leider viel zu ſel=
ten
im Konzertſaal begegnet. Auch aus der Tanzkunſt wurde
Schönes und Draſtiſches geboten. Aenne Osborn, Weva Oo=

nalies tanzten eine entzückende Gavotte im Nokoko=Kvſtüm
und brachten ſpäter mit Herrn Faber unter Aſſiſtenz des Herrn
Pilartz und ſämtlicher Regieaſſiſtenten eine ſtarke Tanzpanto=
mime
Mädchen aus der Aderſtraße zur Uraufführung.
Frau Carlſen war als Blumenmädchen tätig, und am Flügel
wirkte als trefflicher Begleiter Graf Kalckreuth. Damit
dürfte die Aufzählung der Ge tüſſe beendet ſein, wobei im Vor=
hinein
um Entſchuldigung gebeten ſei, falls doch jemand ver=
geſſen
wurde. Der Abend dauerte offiziell bis gegen 1, inoffi=
M. St.
ziell bis Uhr.

nk. Eine neue Giraffenart. Dem Briefmarkenſammelſport
verdanken wir die Kenntnis einer neuen Spezies der Gattung
Camelopardalis, die bisher als monotypiſch angeſehen und allein
durch Camelopardalis Giraffa, die Giraffe, repräſentiert wurde.
Die Gelehrten vom Fach ſcheinen das intereſſante Tier noch nicht
zu kennen; es iſt aber deutlich auf der Serie 1901 der Marken
von Nyaſſaland abgebildet, und unterſcheidet ſich vom Typus
durch den Beſitz eines ſtattlichen Schweifes, wie ihn ein edles
Roß aufweiſt, während, weit bekaunt, die gewöhnliche Giraffe
einen Schwanz trägt, der größtenteils kurzhaarig und nur am
Ende mit einer langhaarigen Quaſte verſehen iſt, mit anderen
Worten, eher einem Kuhſchwanz gleicht. Irren wir nicht, ſo
wurden dieſe Marken in London gedruckt; es ſollte alſo nicht
ſchwer fallen, zu eruieren, wo der Zeichner die neue Art von
Giraffe geſehen hat. Eine kritiſche Durchſicht der jetzt ſo belieb=
ten
Briefmarken mit naturgeſchichtlichen Bildern dürfte noch
manche Novität ans Licht bringen. Selbſtverſtändlich müſſen da=
bei
rein heraldiſche Gebilde, als da ſind zweigeſchwänzte Löwen,
Adler mit viel zu langer Zunge uſw., unberückſichtigt bleiben.

* Der Rundfunk im Dienſte bes Humors. Das Wochenpro=
amm
, das die Radio=Stunde in Berlin ihren Teilnehmern
Gehör bringt, erfährt faſt täglich intereſſante Erweiterungen.
3 iſt nicht genug, daß die Zuhörer lediglich mit Vorträgen und
onzerten bedient werden, ſondern gerade die Vielſeitigkeit muſt
S ausmachen, um allen Anforderungen gerecht zu werden und
im Jedem das zu bieten, was für ihn von beſonderem Intereſſe
ſt. Bereits vor einigen Tagen ließ ſich am Mikrophon der be=
annte
Humoriſt Paul Bendix hören er brachte, aus ſeiner
igenen Dichtung Meier mit dem Höneboden Bruchſtücke zu
Gehör und an einem der nächſten Tage wird ſich Robert Stei=
el
gleichfalls in den Dienſt der Radioſache ſtellen. Auch ſein
Zruder, Max Steidel, der allerdings kein Humoriſt iſt, hat ſche
nigemale durch ſeinen Geſang die Zuhörer erfreut,

[ ][  ][ ]

Seite 4.

Dormſtädter Tagblatt, Samstag, deu 2. Februar 1924.

Rummer 37.

Stadt und Land.
Darmſtadi, 2. Februar.
*Die Kunſt des neuen Einkaufes.
Heute weiß auch der geringſte und einfachſte Deutſche, wie
arm er geworden iſt. Das bringt ihm nicht nur das ſo ſtark zu=
ſammengeſchmolzene
Einkommen täglich von neuem zum Be=
wußtſein
, das fühlt er auch an dem ſich ſtets, enger um ihn zu=
ſammenziehenden
Netz der Sorgen, um das Auskommen mit
jenem. Jede früher ganz geringfügige Ausgabe verurſacht heute
ſtunden=, ja tagelange Erwägungen und Ueberlegungen beim
Einzelnen, eingehende Beratungen und Beſprechungen im
Familienkreiſe, und wenn ſie endlich doch erfolgt, wird ſie an
allen Ecken und Enden fühlbar.
Ja, wir ſind arm geworden, betielarm. Darüber können uns
auch nicht die Anzeigen von rauſchenden Vergnügungen und
Feſten, Konzerten, Theater und ſonſtigen Zerſtreuungen hinweg=
täuſchen
. Der Abbau auf jedem Gebiet, deſſen Auswirkungen
uns allen fühlbar werden, muß auch im kleinſten Hausweſen
Nachahmung finden, wenn nicht anders Vogel=Strauß=Politik
getrieben werden ſoll, die ſchließlich doch nur zu einem erſchrecken=
den
Sehendwerden führen muß. Geben wir uns keiner Täu=
ſchung
mehr hin über die Rotwendigkeit, ſparen und immer wie=
der
ſparen zu müſſen. Unter ihrem Zwange muß es beſonders
für die Hausfrauen heißen, den Wirtſchaftsetat ſo zu regeln, daß
wir weniger ausgeben als einnehmen, während bis
jetzt weiteſte Schichten nach dem ganz anderen Grundſatze zu
leben ſcheinen: Ich muß unbedingt ſoviel verdie=
nen
, als ich verbrauche und danach auch ihre Forderun=
gen
zu ſtellen und durchzudrücken wußten. Damit iſt es und
wahrſcheinlich für immer vorbei. Deshalb gilt es, unter den
vollſtändig veränderten, ja entgegengefetzten Verhältniſſen eine
neue Kunſt des Verbrauchs, des Einkaufs ſich anzueignen. Wer
aber kann dazu beſſer die Wege weiſen und beiſpielgebend voran=
gehen
als die Hausfrau, die Hauptkonſumentin?
Freilich, ohne einen feſten und gründlich durchdachten Ein=
kaufsplan
werden wir heute dieſes Ziel nicht erreichen. Die Plan=
loſigkeit
des Einkaufs und Verbrauchs der Vorkriegszeit und in
noch viel höherem Maße die Warengier der letzten Monate des
vergangenen Jahres, die uns aus Furcht vor ſtändiger Geld=
entwertung
beherrſchte, müſſen ein für allemal überwundene Ge=
bflogenheiten
ſein. Dabei gilt es, das heutige knappe Einkommen
derart ſorgſam einzuteilen, anzulegen und auszunützen, daß trotz
der Geringfügigkeit desſelben wir doch noch eine Art Vorrats=
wirtſchaft
in unſerem Hausweſen einrichten. Natürlich werden
wir in dieſem Streben ganz langſam vorgehen und nur all=
mählich
die geſvünſchten kleinen Reſerven an Lebens= und
Genußmittelu, ſowie die anderen notwendigen Bedarfsartikel
des Hausweſens beſchaffen können, weil uns eben nach
jeder Richtung hin beengende Schranken gezogen ſind, aber
unrüberſteigbar ſind ſie keinesfalls, ſelbſt nicht bei kargſtem
Cmkonunen. Auch gewiſſe kleine Annehmlichkeiten werden bei
umſichtig=plauvollem Einkauf und ſorgfältiger Einteilung der
berfügbaren Mittel noch dann und wann für die Familie
herausſpringen. Jede Hausfrau muß da ihren eigenen Weg
unter den neuen ſo gänzlich veränderten Verhältniſſen ſuchen
und zu finden wiſſen. Aber ſie darf dabei auch nicht ver=
geſſen
, alles das, was ſie unter ſo erſchwerten Verhältniſſen
als Vorräte oder Reſerven für Tage des Geldmangels (von
dem wir heute wohl alle nicht verſchont bleiben) durch klu=
ges
Einteilen au zuſchafſen wußte, dann auch ſicher zu ver=
wahren
und ſparſamſt zu verbrauchen. E. Th.

Grnaunt wurde durch Entſchließung des Heſſiſchen Landesamts
für das Bildungsweſen der Stud enreferendar Dr. Walter Brauer
zu Darmſtadt mit Wirkung vom 1. Januar 1924 ab zum Studienaſſeſſor.
Aus dem Staatsdienſte entlaſſen wurde am 28. Januau der Poli=
zeiwachtmeiſter
Heinz Pfaff zu Offenbach auf ſein Nachſuchen mit
Wirkung vom 1. Februar 1924.
In den Ruheſtand verſetzt wurden am 28. Januar der Amtsober=
gehilfe
an der Techn ſchen Hochſchule zu Darmſtadt Guſtav Fuchs auf
Grund des Art. 29 des Geſetzes, die Ruhegehalte der Staatsbeamten
betr. vom 18. Dezember 1923, unter Anerkenuung ſeiner dem Staate
geleiſteten Dienſte vom 1. März 1924 abz am 28. Januar 1924 der Leh=
rer
an der Volksſchule zu Ehringshauſen (Kr. Alsfeld) Ernſt Ruckels=
hauſen
auf ſein Nachſuchen unter Anerkennung ſeiner dem Staat ge=
leiſteten
Dienſte vom 1. Februgr 1934 ab.
Landestheater. Auf das am Sonntag, vormittag3 11 Uhr, ſtatt=
ſindende
Konzert im Kleinen. Haus des Heſſiſchen Landestheaters ſei
hiermit nochmals hingewieſen. Karten bei Konzert=Arnold, Wilhel=
minenſtraße
9, und 1 Stunde vor Beginn an der Theaterkaſſe.
In der heutigen Aufführung von Wedekinds Frühlings Er=
wachen
ſind die Hauptrollen, wie folgt beſetzt: Wendla: Eliſabeth

D Verlegung von Steuerzahlſtellen. Infolge beſonderer Um=
ſtände
ſind die Steuerzahlſtellen, die ſich ſeither in dem großen
Saale des Vereinshauſes Feierabend des Evangeliſchen Ar=
beiter
= und Handwerkervereins Darmſtadt befanden, verlegt wor=

dehe, Ind Deit m Fuarzamfsgeblude, Lnder GienerFerißt
in den Räumen Nr. 8, 9 und 7 im Erdgeſchoß rechts vom Tor=
weg
der Kaſerne Alexanderſtraße dahier.
Alte Herrenbund der Abſolventen der Heſſiſchen Landesbau=
gewerkſchule
zu Darmſtadt. Die Mitgliederzahl des A.H B. iſt erfreu=
licherweiſe
in ſtetem Zunehmen begriffen und hat mit dieſem Monat
für die Ortsgruppe Darmſtadt die ſtattl che Jahl 200 erreicht.
Mit der zuverſichtlichen Hoffnung auf ein ferneres kloreat, eresest trat
der Bund in das vierte Jahr ſeines Beſteheus. Beſonders zahlreich
war im letzten Jahre der Beitritt ſeitens der Kollegen aus ältelen Se=
meſtern
. Zur Erxe chung der Ziele, die ſich der A.H.B. geſteckt hat, iſt
es aber Srandespflicht eines jeden Kollegen, mitzuarbeiten an der För=
derung
der Technik und Ingenieurwiſſenſchaften ſowie der Heranbil=

bühne in Berliu, in der Nolle der Viola.
den 5. und 6. Februar, Profeſſor Pfannmüller über: Da8; ſind auch die aus dem beſetzten Gebiet ausgewieſenen Herven Kollegeu
Viedererwachen des Buddhismus in unſerem ſowoßl ais Mitglieder als auch als Gäſte herzlichſt willkommen.
Geiſtesleben. Einzelkarten zu 1 Mark ſind beim Amts=
gehilfen
zu haben.
gierungsblatt in Kraft tritt, beſtimmt: Von dem Steuerwert des An= nehmen, daß die Tätigkeit im Jahre 1933 eine überaus große und in An=
lage
= und Betriebskapitals, mit Ausnahme des land= und forſtwirt= betracht der Geldentwertung eine ſehr ſchwierige war. Im Spruchver=
ſchaftlichen
, der nach Art, 1 des Finanzgeſetzes für 1923 der Gewerbe=
ſteuer
unterliegt, wird für 1923 als außerordenfliche Abgabe eine
weitere vorläufige ſtaatliche au 5. März 1924 fäl=
lige
Gewerbeſteuer erhoben; ſie wird nicht erhoben, wenn der Steuer= und 36 zurückgezogen. In den Jahren 1921 bis 1932 und 1923 wurden
erreicht. Die Steuer beträgt 3 Goldpfennige von je 100 Mark Steuer= Ergebnis; gewonnen 3068, vertagt 365, verloren 2019, zurückgezogen 124.
den Anwendung die Verordnung des Neichspräſidenten über Steuer= den Vorjahren vrdoppelt. Der Kaſſenbericht, welchen Kamerad Schar=

meindegewerbeſteuer anzuwenden.
noch nicht enthaltenen Gebäude als Wert für jedes Quadratmeter über= die Generalverhmmlung.
baute Fläche eines jeden Stochverks anzuſetzen: 2) bei herrſchaftlichen
Wohngebäuden und Villen 10 Mk.; b) bei ſtädtiſchen und beſſeren
Einbauten, bei Schuppen und Hallen 2 Mk. Man ſieht hiernach bei der ſaal zu beſuchen.
Vergleichung, daß die Erhöhung der Bewertung keine geringe iſt.
bureau die amtliche Bezeichnung Einwohnermeldeamt. ganz Heſſen Schonzeit.

Aule und Ideale. In den am erſten Montag jeden Monats in dem
G=aurrriausſchank Heß, Kirchſtraße (Nobenz mmer), abends 8 Uhr, tagen=
Zu Realgymnaſium ſpricht am Dienstag und Mittwoch, h.., ſözpkatsvurſammlungen iſt Gelegenheit zum Beitritt gegeben. Hier
Der Reichsbund der Kriegsheſchädigten und =hinterbliebenen, Orts=
gruppe
Darmſtadt, hielt im Saale der Stadt Pfungſtadt ſeine diesjäh=
Außerordentliche Steuer vom Gewerbebetrieb für 1923. Cilt rige Generalderſammlung ab, welche überaus ſtark beucht war. Dem
am 21. b. M. ausgefertigtes Geſetz, das mit der Verkündung im Ne= Geſchäftsbericht, welchen Gauleiter Momberger erſtattete, iſt zu emt=
fahren
vor dem Verſorgungsgericht wurden 258 Prozeſſe vertreten, von
welchen 1025 mit Erfolg ausgingen, 322 wurden vertagt, 675 verloren
wert des Anlage= und Betriebskabitals den Betrag von 10000 Mk. nicht usgeſant Clf6. Prozeſſe au Verſorgungsgericht geführt mit folgenden
wert. Das Finanzminiſterium kann einen aaderen Fälligteitstag Die Geſchäftsſtelle wurde ſeitens der Mitglieder zwecks Auskünfte ſehr
feſtſetzen. Auf die ſich hiernach berechnende Goldmarkſteuerſchuld fin= ſtark in Anſpruch genommen, ebenſo hat ſich der Schliftverkehr gegenüber
aufwertung und Vereinfachungen im Beſteuerungsverfahren vom mann erſtattete, war den Zeitverhältniſſen entſprechend befriedigend.
dch ergehenden Aus= Die Vorſtandswahl ergab die einſtimmige Wiederwahl des alten Vor=
ſondere
auch die ſtandes, deſſen Tätigkrit in dem kritiſchen Jahr 1923 beſonders von der
Abrundungsverordnung vom 21. Oktober 1933. Die Ausfertigung von Verſammlung anerkannt wurde. Der Bericht von der Reichskonferenz
Steuerbeſcheiden kann unterbleiben und durch allgemeine Bekannt= in Jena, welchen Kamerad Momberger erſtattete, wurde mit Befrie=
machung
erſetzt werden. Das Innenminiſterium iſt ermächtigt, die Be= digung aufgenommen. Beſonders wurden die Maßnahmen gebilligt,
ſtimmungen dieſes Geſetzes ſinngemäß auf die Erhebung der Ge= welche unternommen wurden und noch zu unternehmen ſind, um die un=
genügende
Verſorgung und Fürſorge der Lebenshaltung anzupaſſen.
Die Gebühren für Arbeiten der Vermeſſungsäuter ſind ab Der Vorſtand iſt im neuen Jahre weiter bemüht, neben ſeiner organi=
1. d. M. geändert, d. h. erhöht. Hervorzuheben iſt die abgeänderte ſatoriſchen und ſozialpolitiſchen Tätigkeit für die Mitglieder durch Bezug
Biffer 18: Bei Meßbriefausfertigungen und Aufnahmen von Bauder= von Lebeusmitteln und Kohlen weſentliche Vorteile herauszuholen. Mit
änderungen ſind für alle in den Karten oder den Parzellenhandriſſen einem kräftigen Schlußwort ſchloß der 1. Vorſitzende, Kamerad Seibert,
Der kath. Kirchenchor St. Ludwig beabſichtigt. gegen Ende deu
ländlichen Gebäuden ſowie maſſiden Fabrikgebäuden 8 Mk.; e) bei Faſtenzeit das Stabat mater von Aſtorga zur Aufführung zu bringen.
gewöhnlichen ländlichen Wohnhäuſern, 7 Mk.: 4) bei Wohnhäuſern Das Werk zählt zu den intereſſanteſten und bedeutendſten Werken kirch=
einfachſter
Art, ſonſtigen Fabrikgebäudeu, Werkſtätten, Scheuern und licher Tonkunſt und nimmt unter den zahlreichen Kompoſitionen der
beſſeren Stallungen 5 Mk.; e) bei gewvöhnlichen Ställen, Schuppen Sequenz eine erſte Stelle ein. Aſtorga komponierte es während ſeines
und Hallen, 2 Mk. Jür Lageplanausfertigungen gilt das Doppolte zweijährigen Aufenthaltes in Englaud; die Bibliothek in Oxford ſoll
vorſtehender Sätze. Dieſe Aenderungen finden auf alle Arbeiten An= das Autograph desſeiden beſitzen. Es zeugt von muſtergültiger Auf=
wendung
, für welche am 1. d. Gebührenverzeichniſſe nicht ausgeſtellt faſſung des Textes. Die Monotonie der Poeſie wird durch die einfache,
ſind. Die Verordnung vom 4. Juli 1923 hatte in Biffer 18 bei wpürde= und weißevolle Macht der Töne gemildert, durch die Maunig=
allen
in den Karten oder in den Parzellenhandriſſen noch nicht ent= faltigkeit der Rhythmen und den Wechſel der Stimmen und denen ver=
haltenen
Gebäuden für jedes Quadratmeter überbaute Fläche eines je= ſchiedene Intonation belebt. Es bietet ſich hier die Gelegenheit, eines
den Stockwerks als Wert vorgeſchrieben: a) bei Wohnhäuſern und maſ= der ſchönſten Werke der älteren neapolitaniſchen Schule kennen zu leruen.
ſiven Fabrikgebäuden 5 Mk.; b) bei Wohnhäuſern einfachſter. Art. Stimmbegabte Dauen und Herven, welche die Sache durch aktive Betei=
und ſonſtigen Fabrikgebäuben 4 Mk.; e) bei Werkſtätten bei Scheu= ligung am Chore unterſtützen wollen, ſiud eingeladen, die Proben für
nen mit Einbauten und bei Ställen, 3 Mk.: 4) bei Scheunen ohne Damen Dienstag 810, für Herren Freitag 810 Uhr) im Konkordia=
Jagb und Fiſcherei im Februar. Berichtigend wird mitgeteilt:
5 Das Polizeiamt teilt mit: Künftig führt das Hauptmelde= Die Wildente und die Faſanenhenne hat ſeit 1. Februar iu
D

Von Bamstag, 2., bis einschliesslich Samstag, 9. Februar
Günstige Einkaufsgelegenheit für Ausstattungen, Hotels und Restaurationen und den allgemeizen Bedarf.
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[ ][  ][ ]

Rummer 33.

Da8 Wohltitigkeitslonzert für die Armenpflege der Lubwigs=
gemeinbe
nahm einen glatten Verlauf. Je mehr es dem Ende zuging,
um ſo friſcher und ungezwungener waren die Leiſtungen. Frl. Fleiſch=
mann
trug ihre Lieder, von denen beſonders die Mattinata von Leon=
ravallo
erwähnt ſei, nebſt einigen Zugaben mit dem beſten Gelingen
vor. Unſere beiden lieben Tanzeleven, Frl. Falkenſtein und Kraft,
zeigten ſich ſowohl im Solo= als auch Enſemble=Lanz ihrer Aufgabe
gewachſen. Ihre anmutigen, ungekünſtelten und vielverſprechenden
Darbietungen ernteten reichen Beifall. Herr Kurt Arolſens Geſang,
ſeine kräftige und wohlklingende Stimme, fand ebenfalls reichen Bei=
fall
. Seine Rolle als Angeklagter in der Fidelen Gerichtsſitzung
ſtellte ſowohl auf geſanglichem als auch auf darſtelleriſchem Gebiet eine
vorzügliche Leiſtung dar, der vor allem die Herren Töppel (Richter) und
Gubſch (Gerichtsdiener) würdig zur Seite ſtanden. Das Streich=
quartett
machte ſeiue Sache gut und kam beſonders gegen Ende zur
vollen Entſaltung. Nicht zu vergeſſen das Trio (Klavier, Violine und
Cello), deſſen wohlgelungene Vorträge Muſikverſtändnis erforderten.
Die Klavierbegleitung lag in Händen von Herrn Gieles, der ſich
ſeiner umfangreichen, vielſeitigen und ſchwierigen Aufgabe mit dem
beſten Gelingen unterzog. Das Piano war von der Firma Zim=
merwann
=Schweißgut in höchſt liebenswürdiger Weiſe zur Verfügung
geſtellt. Eine Wiederholung des Abends wäre dringend erwünſcht, und
unſere Darmſtädter, ſolten es hierbei nicht an Opferfreudigkeit fehlen
laſſen.
Der Heſſiſche Volksbund, der eine verfaſſungsmäßige Neuglie=
derung
Deutſchlands auf Stammes= und wirtſchaftsgeographiſcher
Grundlage erſtrebt, hat, wie er uns mitzuteilen bittet, bereits bei ſeiner
Gründung in ſeinen Leitſätzen ausdrücklich erklärt: Der Heſſiſche
Volksbund lehnt jeglichen ausländiſchen Einfluß auf dieſe rein deut=
ſche
Angelegenheit unbedingt ab, und in ſeiner Kundgebung vom
7. Oktober 1923 mit gleicher Deutlichkeit geſagt: Wir lehnen eine
Einordnung des Heſſiſchen Staates, und zwar des ganzen ſowie einzel=
ner
Teile, in eine Rheiniſche Republik völlig ab‟. Gegenüber Miß=
verſtändniſſen
und Verleumdungen weiſen wir ausdrücklich auf dieſe
Ertlärung hin. Mit ſeparatiſtiſchen Veſtrebungen hat der Heſſiſche
Volksbund, der beutſch und heſſiſch fühlende Männer und Frauen um=
faßt
, nichts zu tun.
Hausfrauenbund. Den Mitgliedern diene zur Nachricht, daß
im Februar die Sprechſtunden der Vorſitzenden wieder eingerichtet ſind.
Sie finden vorläufig nur einmal wöchentlich Donnerstag 34 Uhr, in
der Küche, Heidelbergerſtraße 47, ſtatt. Alle Angelegenheiten der
Hausfrauen können darin erörtert werden. In den Verkaufs=
ſtellen
Eliſabethenſtraße 29 und Alexanderſtraße 27 ſind eine Menge
guter und nützlicher Dinge ausgelegt, beſonders ſind in letzterer Stelle
eine große Anzahl wohlerhaltener Herrenkleider zu mäßigen Preiſen
zu haben. Die beiden Einrichtungen ſeien beſtens dem Intereſſe von
Kaufern empfohlen.
Chriſtlicher Verein junger Männer. Sonntag, abends 8 Uhr,
ſpricht im Chriſtlichen Verein junger Männer in der Infanterie=
kaſerne
. Alexanderſtraße, Herr Schriftleiter V. Stützel über. Reiſe=
erlebniſſe
in Dänemark. Alle jungen Männer ſind als Gäſte, bei
freiem Eintritt, herzlich eingeladen.
Konzert des Mainzer Männergeſangvereins Harmonie im
Großen Haus. Am Samstag, den 9. Februar, abends 8 Uhr, findet im
Großen Haus des Heſſiſchen Landestheaters ein Konzert des Mainzer
Mänuergeſangvereins Harmonie ſtatt. Die Leitung des Abends hat
Herr Chordirektor Verthold Sander. Mitwirkende ſind Frau Klär=
chen
Bamberger=Thaler=Mainz (Sopran), Herr Auguſt Stier vom
Stadttheater in Mainz (Bariton) und das Landestheaterorcheſter. Das
Programm umfaßt in ſeinem erſten Teil einen Männerchor Friedrich
Barbaroſſa von J. Werth und Volkslieder, während der 2. Teil
Max Bruchs Frithiof für Männerchor, Sopran, Bariton und Or=
cheſter
bringen wird.
Orpyeum. Madame Pompadour, die vielaufgeführte Operette
des erfolgreichen Komponiſten Leo Fall, wird weiter täglich mit außer=
gewöhnlichem
Beifall gegeben; insbeſondere ſindet die Darſtellung der
Marquiſe durch Marga Peter viel Intereſſe. Ihre Auffaſſung in der
Verkörperung deu amouröſen aber intelligenten Königsfreundin, in
Koſtümierung und Individualität, dürfte der hiſtoriſchen Ueberlieferung
von der Pompadour ziemlich nahe kommen. Sicherlich gereicht ihr auch
der Vorzug größerer Jugendlichkeit, die dieſe Künſtlerin vor mancher
anderen Darſtellerin voraus hat, und die Vorausſetzung für dieſe Rolle
iſt, zu einem ſchätzenswerten Vorteil. Es iſt ratſam, Karten für die
Samstags= und Sonntagsvorſtellung in den Vorverkaufsſtellen zu ent=
nehmen
. (Siche Anzeige.)
Gegen die Einführung ber geplauten Goldmieteſteuer ſprach ſich
eine große Verſammlung in Nürnberg aus, in der Grund= und
Hausbeſitz, Bauhandwerk und Kapitalkleinrentner vertreten waren. Die
beabſichtigte Goldmieteſteuer ſei kein Mittel zur Behebung
der Wohnun

Darmſtädter Tagblatt, Samstag, deu 2. F=bruar 1924.

Seite 5.

Ua e e efich e ee e e
motiven; bei ſtartem Froſt iſt es ſchwieriger, den nötigen Dampfdruck

zu entwickeln, außerdem hatte man die Züge wegen des plötzlich zu=
nehminden
Verkehrs verlängern müſſen, und da blieb für die Heizlei=
tungen
, die vielfach zufroren, nicht genug Dampfkraft übrig. Das
Auftauen der Heizleitungen nahm viel Zeit in Anſpruch, die Züge er=
litten
Verſpätungen, und an den Hauptverkehrstagen geriet der ganze
Fahrplan in Unordnung. Jetzt wendet ſich der Reichsverkehrsminiſter

Ff 8 Hic er ache ere en Hucgerfce
Mindeſtmaß hinaus Wagen mitgeführt werden. Die hohe Inanſpruch=
nahme
der Lokomotiven bei ſcharfem Froſt erfordert gerade während
der Heizzeit weiteſtgehende Rückſichtnahme auf die Leiſtungsfähigkeit:
namentlich für Schnellzüge auf betriebsungünſtigeren Strecken wird
darauf zu halten ſein, daß bei Froſt Stärken von mehr als 44 Achſen
möglichſt vermieden werden. Es ſei nicht zuläſſig, iu derartigen
betriebs=ſchwierigen Jeiten Züge bis zu 56 Achſen laufen zu laſſen;
kann der Verkehr nicht anders bewältigt werden, ſo ſollen Entlaſtungs=
züge
eingeſtellt werden; es müſſe auf jeden Fall für eine fahrplan=
mäßige
Abwicklung des Betriebs geſorgt werden, da die Reichsbahn als
kaufmänniſches Unternehmen vor allem beſtrebt ſein muß, die berech=
tigten
Aünſche ihrer Kunden, der Reiſenden, unbedingt zu erüllen,
und Lazu gehören Pünktlichreit und ausreichende Heizung der Züge.
RLV. Schülerfahrteu auf Teilzahlung. Der baheriſche Staats=
miniſter
für Unterricht und Kultur weiſt in eiuem Erlaß auf die neu=
geſchaffene
Möglichkeit hin, das Aeiſegeld in kleinen Raten zuſammen=
zuſparen
: Um der Schuljugend Gelegenheit zu geben, das Fahrgeld
für Schul= und Sommerausflüge, beſonders für längere Wanderfahr=
ten
nach und nach aufzuſparen, hat die Reichsbahn die wertbeſtändigen
Oeſer=Spau=Bons über 2 und 5 Goldmark eingeführt, die an ſämt=
lichen
Fahrkarten= und Gepäckſchaltern der Reichsbahn bei der Löſung
von Fahrkarten in Zahlung genommen werden, alſo auch bei Turner=
und Schülerfahrten, für die die Fahrpreiſe ermäßigt ſind‟. Der
Bayzeriſche Unterrichtsminiſter, deſſen Beiſpiel die Kollegen der andern
Länder ſicherlich folgen werden, ordnet an, daß die Schüler auf dieſe
Sparmöglichkeiten hingewieſen werden, da es in ihrem eigenen Inter=
eſſe
liege, von den Neiſeſpargutſcheinen nach Möglichkeit Gebrauch zu
machen.
n. Neue Diebesſpezialität. Noch immer tragen die jetzigen Zeitver=
hältniſſe
zur Steigerung der Diebſtahle bei, und die allg. me ne Sicher=
heit
des Eigentums wird dadurch in hohem Grade gefahrdet. Neuer=
dings
kann man nun die Beobachtung machen, daß ſogar Dinge von
nicht ſehr groß m Veräußerungswert derart ge Gelüſte reizen, und ſcheint
ſich als Spezaalität der Angriff auf Torſchellen bezw. die deren Verſchluß
bildenden, die Drucknöpfe enthaltenden Metallplatten nebſt Zubehör ent=
wickelt
zu haben. Beſagte Fälle, deren Ausführung unter dem Schutz
der Dunkelheit ja leider recht leicht iſt, mehren ſich, und ſie ſind für den
davon Betroffenen mitunter umſo empf ndlicher, weil öfters Kurzſchluß
in der elektriſchen Hausleitung entſteht und im Gefolge Elemente ſowie
Sicherungen zerſtört werden. Der angerichtete Schaden iſt dann ſehr
bedeutend, während die Beute des Tätrs demgegenüber nur gering zu
ſein pflegt. Trotzdem lockt wohl die günſt ge Gelegenheit im Verein mit
dem heutzutage beträchtlichen Metallpr. is. Letzterer Umſtand beförderte
bekanntlich die außerordentliche Zunahme von Metalldiebſtählen nebſt
weitverbreiteter Hehlerei, w.shalb beſondere ſtrafrechtliche Maßnahmen
geboten waren, und ein Spez algeſetz betreffend den Veikehr mit Metall
(auch ein weiteres für Edelmetall) im vorigen Juni erlaſſen wurde. Es
ſollte in der Verſchärfung und Ausdehnung der Beſtimmungen allen jenen
gemeingefährlichen Elementen zur Warnung dienen, und ſei deshalb in
den wichtigſten Punkten des Näheren erwähnt. Was den Diebſtahl ſelbſt
anlangt, ſo iſt er nunmehr ein ſchwerer (in erſter Linie mit Zuchthaus
bedroht), wenn die Gegenſtände zum öffentlichen Nutzen dienen oder
öffentlich angebracht ſind, ferner, wenn ſie Teile eines Gebäudes bil=
den
oder zu deſſen Ausſtattung gehören und endlich, wenn es ſich um
Beſtandteile gewerblicher Anlagen handelt und deren Fehlen den geſicher=
ten
Betrieb gefährdet. Hiernach iſt der in Betracht kommende Kreis
von Sachen weitgezogen und umfaßt wohl die meiſten, für Langfinger
eben begehrlichen, weil bequem erreichbaren Objelte. Der Begriff der
Hehlrrei iſt gleichfalls dahin erweitert, daß nicht nur Wiſſentlichkeit, ſon=
dern
auch Fahrläſſigkeit hinſichtlich des unredlichen Erwerbs ſtrafbar iſt,
alſo die Handhaben gegen ſtrupelloſe oder leichtfertige Ankäufer uſw. an
Zweckmäßigkeit ſehr gewonnen haben. Im Intereſſe der Allgemeinheit
empfiehlt es ſich, daß Jedermann zur Bekämpfung jenes Diebstreibens

Lokale Veranſtaltungen.

Oie blerunter erſchelnenden Roifzen ſind ausſchſießlich ald Hinweiſe au Anzeigen zu betrach
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kriüil.

Auf die Sonntagsvormittagsmuſik im Realgym=
naſium
am 3. Februar, um 11½ Uhr, ſei hiermit nochmals hingewieſen.
Der Vormittag wird dadurch beſonders intereſſant, daß die Brahmsſchen
Liebeslieberwalzer von einem Soloquartett, den Damen Kapper, Stefa=
nova
und den Herren Weller, Hegener, geſungen werden.
Rheiniſcher Abend morgen Sonntag ju ſämtlichen
Sälen im Saalbau. Wie im Anzeigenteil erſichtlich, findet ein Rhei=
niſcher
Abend mit einem beſonders gewählten Programm, unter Ab=
ſingen
von Rheinliedern uſw. ſtatt. Es ſei hier bemerkt, daß die Aus=
gewieſenen
von Rhein und Nuhr nach Ausweis ermäßigten Eintritt
haben.
Kameradſchaftliche Vereinigung ehemaliger
Garde=Dragoner B, Darmſtadt. Alle Mitglieder und auch ſolche,
welche neu eintretzen wollen, werden zu der am 3. Februar ſtattfindenden
Generalverſammlung im Gaſthaus zur Eiſenbahn, El ſabethenſtraße,
herzlichſt (ingeladen.
Literariſche Nachmittage. Frühere Teilnehmerinnen
an den literariſchen Nachmittagen bei Frl. Aug. Bender werden mit
Jutereſſe hören, daß dieſelben neuerdings wieder begonnen haben, und
zwar, finden ſie jeden Mittwoch, 4 Uhr, im Damenheim, Saalbau=
ſtraße
79, ſtatt. In dieſem Winter kommt die Zeit der Romantik zur
Behandlung.
Ein Uuterhaltungsabend der Tanzſchule Louiſe
Rehr findet am Sonntag, den 3. Februar, abends 7 Uhr, in den
Räumen der Vereinigten Geſellſchaft ſtatt. Mitwirkende Frau Käthe
Schneider=Gothe, Frau Konzertſängerin Bernius=Weigandt und Her=
Eduard Göbel. Kindertänze. Karten bei H. Arnold, Wilhelminen=
ſtraße
9. (Siehe Anzeige.)
Kunſknotizen.
Ueber Werke, Künfkler und fünſtleriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſfebenden Erwähnung
geſchiebt, behält ſich die Redaltion ibr Urtel vor.
NeuesOperettentheater, Frankfurt. FritziMaſſary,
Deutſchlands größte Operetten=Diva, gaſtiert ſtit geſtern allabendlich in
Gemeinſchaft mit dem bekannten Tenor Erik Wirl in der Schlager=
Operette Madame Pompadour von Leo Fall. Ein weiterer Gaſt, und
zwar der Komiker Leopold Hainiſch vom Carl=Theater in Wien,
iſt für die Rolle des König herangezogen worden. De Ausſtattung
iſt ebenfalls aus Wien bezogen worden. Die Bühnenbilder ſind nach
Entwürfen von Profeſſor Kautzky, Wien, hergeſtellt. Die phänomenale
Koſtümausſtattung entſtammt den Ateliers der Wiener Firma W. Ber=
mann
.
Unſere einheimiſche Koloraturſängerin Käthe Nowack
gibt, im Verein mit einigen Schülern, Samstag, den 9. d. M., abends
8 Uhr, ein Konzert im Muſikverein. Kartenverkauf Chriſtian Arnold,
am Weißen Turm.
Aus den Parteien.
Deutſche Volkspartei, Politiſcher Frauen=
abend
. Wir weiſen erneut auf den nächſten politiſchen Frauenabend
der Deutſchen Volkspartei hin, der am Mittwoch, den 6. Februar, aberds
8 Uhr, bei Sitte (gelber Saal) ſtattfindet. Alle we blichen Mitglieder
der Partei, namentlich auch unſere ausgewieſenen Parteifreundinnen,
werden hierzu herzlichſt eingeladen. Herr Generalſekretär Kollbach wird
ſeine im vergangenen Jahre begonnene politiſche Vortragsreihe fort=
ſetzen
.
Deutſche Volkspartei. An unſere Mitglieder! Wir
haben bei Beginn des Quartals an unſere Mitglieder das Erſuichen ge=
richtet
, ihre Beiträge für das 1. Quartal 1924 auf unſerer Geſchäfts=
ſtelle
, Wilhelm nenſtr. 5, zu eutrichten. Ein großer Teil unſerer Mit=
glieder
hat dieſer unſerer Bitte entſprochen. Wir ſhen uns deshalb
veranlaßt, an diejenigen, die mit Entrichntung ihrer Beiträge noch im
Rückſtande ſind, die freundliche Bitte zum Ausdruck zu bringen, ihre
Beträge für das 1. Quartal 19.:4 Lsfäiligſt zur Ablieferung zu bringen,
damit unſere Vertrauensmänger der Mühe enthoben werden, die Bei=
träge
in der Wohnuns der Mikließer adzuholen.
Frauenausſchüß ſer Deutſchen Volkspaxtei,
Wir machen wiederholt darauf aufmerkſam, daß, wie ſeit einigen Jahren
auch dieſesmal Frauenkreiſe eingerichtet ſind, in denen aus den verſchie=
denſten
Gebieten belehrende und unterhaltende Stoffe zur Behandlung
kommen ſollen. Eine Anzaßl Frauen hat ſich bereits zuu Teilnahme an=
gemeldet
. Liſten zur Einzeimung für die Teilnehmerimen liegen auf
unſerer Geſchäftsſtelle aus. Wir bitten die Mitglied=u der
voll=

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Seite 6.

Aus Heſſen.
* Arhrilgeu, 1. Febr. Die von dem Vorſtande der hieſigen Spar=
und Darlehenskaſſe einberufene Gesiexalverſammlung erfreuke
ſich ein=s ſo guten Beſuches, wie ihn kanm eine ihrer Vorgängerinnen
aufzuweiſen hatte. Als Hauptergebnis der ſeyr intereſſanten Verhand=
lungen
iſt die Erhöhung bzw. Feſtſetzung des Geſchüftsanteils auf 100
Rentenmark anzuführen. Das Eintrittsgeld ſoll 5 Mk. betragen. Der
Geſchäftsanteil muß innerhalb dieſes und des nächſten Jahres auf=
gebrachſt
werden. Aif je 100 Mk. Anteil werden 1000 Mk. Kredit ge=
währt
. Einzelmitglieder können bis zu 4 Anteile, Genoſſenſchaften bis
10 Anteile erwerben. Bezüglich der Aufwertung der Einlagen ſoll die
Entſcheidung der Reichsregierung abgewartet werden. Die von etwa
250 Mitgliedern beſuche Verfammlung nahm einen ſehr regen Verlauf,
auch war die Diskuſſion eine fehr lebhafte.
H. Eberſtadt, 1. Febr. Gemeinderatsſitzung. Vor Eintritt
in die Tagesordnung wurde aus der Mitte des Gemeinderats lebhafte
Flage darüber geführt, daß eine Reihe von Gegenſtänden des täglichen
Bedarfs, insbeſondere Brot und Fleiſch, im Preiſe am hieſigen Platze
noch nicht ſo geſenkt worden ſeien, wie dies angefichts der Geſtaltung
her wirtſchaftlichen Verhältniſſe in letzter Zeit notwendig und möglich
geworden und anderwärts bereits geſchehen ſei. Dabei wurde die un=
zureichende
und erfolgloſe Tätigkeit der örtlichen Preisprüfungsſtelle
gerügt und bemerkt, daß dieſe in der Leit ihres Beſtehens einen ent=
ſcheidenden
Einfluß auf die Geſtaltung der Prciſe der Gegenſtände des läg=
lichen
Bedarfs nicht ausgeübt haße. Es wird beſchloſſen, die Kreisprüfungs=
ſtelle
anzurufen und dieſe zunächſt um Prüfung der derzeitigen Brot=
und Fleiſchpreife anzugehen. Die Kanalbenutzungsgebühren für 1923
werden, einem Beſchluß des Bauausſchuſſes entſprechend, auf die Hälfte
der Friedensſätze feſtgeſetzt. Für 1924 ſollen die vollen Friedensſätze zur
Erhebung gelangen. Einem Baugeſuch des Fabrilanten Joſef Plefer
wird Genehmigung erteilt. Die Vergebung der Inſtandſetzungsarbeiten
anläßlich der Neuverpachtung der Gemeindeapotheke an Weißbinder=
meiſter
Georg Geißler 2. und Taßezier Karl Müller wird gutgeheißen
und hierfür ein Kredit von 50)) Mark bewilligt. Mit dem vom Ge=
meinderat
Kalbfuß erſtatteten Gutachten bezüglich des von den Gas= und
Elektrizitätswerken A.=G. geferderten Gaspreife3 erklärt ſich der Ge=
meinderat
einverſtanden und ſoll in dieſem Sinne mit den genannten
Werken in Verbindung getreten werden. Die ortsüblichen Taglöhne für
die Gemeinde Eberſtadt werden wie folgt feſtgeſetzt: für männliche Er=
wachſene
über 21 Jahre 3,30 Mk., von 1621 Jahren 2,80 Mk., für
männliche Jugendliche (unter 16 Jahren) 1,80 Mk., für weibliche Er=
wachſene
über 21 Jahre 2,40 Mk. von 1631 Jahren 1,70 Mk. und für
weibliche Jugendliche (unter 16 Jahren) 1.40 Mk. Die Preiſe für das
Nichtortsburgerholz werden wie folgt feſtgefetzt: Kiefern=Scheit 9,50 Mk.,
Kiefern=Knüppel 7,50 Mk., Kiefern=Stöcke 6 Mk. pro Meter. Der Waſſer=
preis
wird auf den Friedenspreis von 16 Pf. pro Kubikmeter mit Wir=
kung
vom 1. Februar an feſtgeſetzt. Der Kredit für die Anſchaffung
von 300 Zentnern Koks für die Beheizung der Schulen wird bewilligt.
Der mit dem neuen Pächter der Gemeindeapotheke abgeſchloſſene Pacht=
vertrag
, worin die Abgabe an die Gemeinde vorläufig auf 10 Prozent
des Geſamtumſatzes feſtgeſetzt iſt, findet einſtimmig Genehmigung. Nach
Ablauf von 6 Monaten ſoll die Pacht endgültig vereinbart werden. Ein
Antrag des Gemeinderats Heißt, Stundung von Gemeindeſteuern und
=abgaben i der Regel nur gegen Verzinſung und Sicherheitsleiſtung
und höchſtens für einen Zeitraum von 6 Monaten zu gerähren, findet
Annahme. Der Zinsſatz wird bis auf weiteres auf 1 Prozent monatlich
feſtgefetzt. Für die diesjährigen Holzverſteigerungen ſollen die üblichen
Bedingungen gelten mit der Maßgabe, daß ¼ des Steigpreiſes ſpäte=
ſtens
innerhalb 8 Tagen nach Genehmigung der Verſteigerung, ¼ nach
2 Monaten, ½ nach weiteren 2 Monaten und der Reſt am 1. Septem=
ber
Ifd. Js. zu zahlen iſt. Bei Barzahlung des geſamten Steigvreiſes
binnen 8 Tagen nach Genehmigung der Verſteigerung ſoll ein Rabatt
von 2 Prozent gewvährt werden. Um die Mittel für Bereitſtellung von
Arbeitsgelegenheit für Erwerbsloſe (Rigolen, Kulturarbeiten, Meliora=
tionsarbeiten
) bereitſtellen zu können, ſoll bei der Forſtbehörde ein
außerordentlicher Holzhieb von 50 Fm. beantragt werden. Die Sprung=
gebühren
werden mit ſofertiger Wirkung wie folgt feſtgeſeßt: Ein Stück
Großvieh 2,50 Mk., ein Mutterſchwein 1,50 Mk., eine Ziege 25 Pf. Die
Entrichtung der Gebühren in Naturalien iſt nach wie vor zuläfſig. Be=
güglich
der Erhebung der G=meinde= Grund= und Getverbeſtener be=
ſchließt
der Gemeinderat, beim Miniſterium zu beantragen, daß die
uiniſteriell beſchloſſenen Jahresſtenerſätze im Hinblick auf die Finanz=
not
der Gemeinde ausnahmsweiſe als Ausſchlagsſätze für das 3. und
4. Ziel angewender werden dürfen. Ein Geſuch der Turngeſellſchaft um
Freiſtellung von der Vergnügungsſteuer wird, da die Vorausſetzungen
dazu vorliegen, genehmigt. Für die Brotverſorgung für Minderbemit=

Darmſtädter Tagblatt, Saustag, den 2. Februnr 1924.

Rummer 33.

telte ſollen weitere 30 Sack Mehl zur Anlieferung gebracht werden. Der
Krebit hierfür wird bewilligt. Die Genehmigung der am 31. Januar
ſtattgefundenen Stammholzverſteigerung wird erteilt. Bezüglich der
Schließung des Uebergangs 31 an der Main=Neckar=Bahn ble bt der Ge=
meinderat
trotz nochmaliger Vorſtellung des Eiſenbahn=Betriebsamts auf
ſeinem abſehnenden Standpunkt beſtehen. In geheimer Sitzung: Wohl=
fahrtsangelegenheiten
.
A Everſtadt, 1. Febr. Die Holzhauerei geht ihrem Ende
entgegen. Ein großer Teil der ſeither als Holzmacher tätigen Arbeiter
iſt demit wieder der Erwerbsloſenfürſorge anheimgefallen.
Fr. B. Jugenheim, 1. Febr. Zu den genußreichſten Stunden die
uus der Konzert=Verband d. u. B. bisher bereitete, dürfen wir
die letzte Veranſtaltung zählen. Herr Haguer=Darmſtadt eröffnete mit
zwei Arien aus der Zauberflöte den Abend. Wir lernten in ihm
einen jungen Sänger mit ausgezeichneten Stimmitteln kennen. Die
außerordentliche Fülle ſeines tiefen Baſſes und die erſtaunliche Höhe,
die ex ohne Mühe erreichte, verſprechen vieles. Seine Stimme iſt klang=
voll
und tragend, doch möchten wir ihm eine etwas leichtere Tongebung
wünſchen, was Bäſſe von ſolcher Wucht beſonders beachten müſſen. Es
war erfreilich, daß der Sänger mit Werken der Lieder=Meiſter Schu=
bert
und Schumann aufwartete. Das Wandern von Schubert ſprach
am meiſten an, aber auch die anderen Darbietungen wurden dankbar
aufgenommen. Als Meiſterin auf der Geige erfreute uns Frl. Arla
Renz=Darmſtadt. Zuerſt ſpielte ſie die Geſangsſzene von Spohr, dem
Nomautiker mit der eigenen Chromatik. Nach dieſer virtuoſen Leiſtung
wurbe die Künſtlerin mit großer Begeiſterung begrüßt, als ſie zum
zweiten Male auftrat, um Mendelsſohns E=Moll=Konzert mit ſeiner
friſchen Melodieführung und der prächtigen Kantilene im Mittelſatz, zu
ſpielen. Beide Werte, auswendig vorgetragen, brachte Frl. Renz mei=
ſterhaft
zu Gehör. Während beim erſten Werk manchmal ein etwas
harter Bogenwechſel ein wenig ſtörte, gab ſie das andere in vollendeter
Schönheit. Beſonders die geiſtige Erfaſſung der Materie bei Men=
delsſohn
müſſen wir bewundern: Sie ſpielte mit einer Abgeklärtheit,
die die Gegenſätlichkeit der drei Sätze zuar deutlich wiedergab, und doch
zugleich die innere Verbindung nie vermiſſen ließ. Die Künſtlerin hat
eine glänzende Technit: Stakkato und Springbogen gelangen trefflichſt;
ihr Strich iſt weich und ſchön, er bürfte zuweilen vielleicht etwas männ=
licher
, ſein. Die dier kleineren Werke von Rees, Dittersdorf und
Brabms, bei deſſen ungariſchen Tänzen ſie den bekannten ſlaviſchen
Rhythmus fein und unaufdringlich traf, befriedigten ebenfalls allgemein.
Trotz der hohen Anforderungen, die mit den großen Werken an die Zu=
hörer
geſtellt wurden, feſſelte Frl. Renz bis zum letzten Takt, was aber
nicht zuletzt auch ein Verdienſt ihrer trefflichen Begleiterin am Flügel,
Frau Alwine Vogel=Darmſtadt, iſt. Beide Künſtlerinnen verſtanden ſich
wunderbar in ihrem Spiel. Frau Vogels feine Technik und ihr exakter
Rhythmus unterſtützten die Geige; wenn das Klavier zu führen hatte,
ſtand es unter meiſterlicher Hand, es trat dezent zurück, wenn es beglei=
tete
. Fr. Vogel hatte viel Arbeit: Sie begleitete ſämtliche Darbietungen
des Abends, trotzdem merkte man am Schluſſe ihr nicht die geringſte
Ermüdung an. Deshalb durſte ſie ſich getroſt mit teilen in den all=
gemeinen
, dankbaren Beifall.
3 Auerbach, 1. Febr. Dem Kleingarten=Verein wurde
auf ſeinen Antrag hin ein Stück Gelände, welches von den Arbeitsloſen
umgerodet worden war, zur Verfügung geſtellt.
r. Babenhauſen, 1. Febr. In den Ruheſtand vom 1. Februar ab
ſind getreten die Förſter Ad. Eckert, hi=, J. Herzberger in Har=
reshauſen
, Chr. Haag in Langſtadt und A. Trautmann in Schaaf=
heim
. Geſtern fand hier eine große öffentlche Verſammlung ſtatt,
veranſtaltet von der Ortsgruppe des Heſſ. Bauernbundes, in der Herr
Neichstagsabgeordneter Dorſch=Wölfersheim vor einer großen Zu=
hörerſchaft
über wirtſchaftspolitiſche Fragen einen äußerſt feſſelnden Vor=
trag
hielt.
O Aus dem Odenwalb, 31. Jan. Die Bergung der Leiche
des aus Vöckelsbach i. O. ſtammenden Dienſtmädchens Eliſabeth Kadel
aus dem feſtgefrorenen Baggerſee bei Viernheim fand im Beiſein des
unter Mordverdacht verhafteten Landwirts Georg aus Weinheim ſtatt,
der ſelbſt ganz genau die Stelle angab, wo man bald darauf die Leiche
fand. Keck beſtreitet nach wie vor, die Kadel gewaltſam beſeitigt zu
haben, gibt jetzt aber plötzlich an, daß er mit der Geliebten gemeinſam
aus bem Leben ſcheiden wollte und dabei geſtanden habe, als ſie in den
Beggerſee ſprang. Nach der Leichenbeſichtigung durch den Gerichts=
chemiker
Dr. Popp=aus Frankfurt a. M. und nach der gerichtsärztlichen
Sektion wurde die Leiche zur Beerdigung freigegeben.
+ Seligenſtadt, 1. Febr. Jubiläum. Seit Gründung der
Abtei Seligenſtadt und Erbauung der Einhart=Baſilika ſind im kommen=
den
Jahre elfhundert Jahre verſtrichen. In den Jahren 1728 und 1825
wurd ’n größere Feierlichkeiten abgehalten. Auch für 1925 ſind aus die=
ſem
Anlaß große Feierlichkeiten kirchlichen Charakters in Ausſicht ge=
nommen
; ſie ſollen im Auguſt ſtattfinden. Die beteiligten Stellen haben
ſchon jetzt mit der Vorbereitung der Gebenktage begonnen.

Offenbach, 31. Jan. In einer gut befuchlen Mitgliederver=
ſammlung
der hieſigen Ortsgruppe der Deutſchen (liberalen) Volks=
partei
ſprach geſtern unter großem Beifall Landtagsabgeordneter Du.
Oſann uber Deutſche Volkspartei und heſſifche Lan=
despolitik‟
. Der Redner gab zunächſt einen kurzen Ueberblick über

den haben. Wie die Verhältniſſe in Rheinheſſen im einzelnen liegen,
darüber ſchweige die Regierung. Deutſche Volkspartei,
Demokraten und Sozialdemokraten lehnten einen Rheinſtaat ab, de Hal=
tung
des Zentrums werde immer unbeſtimmter. Die Deutſche Volks=
partei
halte an dem ungeteilten Heſſen feſt, das nach 15 Jahren von
der franzöſiſchen Beſatzung wieder frei werden müſſe. Im Landtag ſei
die Partei zwar Oppoſitionspartei, mache aber nicht Oppo=
ſition
um jeden Preis. Wer mit in der Regierung ſei, habe auch Ein=
fluß
auf die Verwaltung. Von dieſem Geſichlspunkte aus ſei die Teil=
nahwe
an der Regierung im Reich und im Lande zu beurteilen. Die
Sozialdemokraten hätten allerdings im Reiche verſagt, ſobald man ihre
kommuniſtiſchen Brüder in Sachſen und Thüringen hätte zur Ordnung
terweiſen müſſen. Der Verluſt unſeres Volksvermögens bedinge einen
Abau der Verwaltung in Reich,, Land und Gemeinde. Ein
Sonderausſchuß ſorge im Landtag dafür, daß dabei gerecht verfahren
werde. Man werde aber keinen Zweig der Staatsverwaltung verſchy=
nen
können. Die Finanzgeſetzgebung Erzbergers habe verſagt. Das
Verantwortungsgefühl fehle heute faſt überall. Da das Reich das Land
Heſſen nicht mehr unterſtütze, wolle man das Gewerbe und Grund und
Boden immer ſchärfer anfaſſen. Nach Auffaſſung der Partei ſeien aber
beide auch an der Grenze der Leiſtungsfähigkeit angekommen, und die
Pertei habe deshalb kürzlich im Sonderausſchuß gegen die neuen Grund=
und Gewerbeſteuern geſtimmt. Es ſei in der Zeit der heutigen Not
durchaus angebracht, wenn man in der Verwaltung auf den Stand von
1914 zurückgehe. Die Landtagsabgeordneten könnten auf die Zahl 50
herabgeſetzt werden. Das Miniſterium für Arbeif und Wirt=
ſchaft
und das Landesbildungsamt könnten anderen Mini=
ſterien
angegliedert werden. Im kommenden Reich,stagswahlkampfe
würden wirtſchaftliche Fragen eine große Rolle ſpielen. Die Hypo=
thek
naufwertung werde von der Partei unterſtützt. Die Sozialdemo=
kratie
werde vorausſichtlich geſchwächt, aber nicht vernichtet aus dem
Kamofe hervorgehen. Eine bürgerliche Regierung ſei das Ziel des
Kampfes. In der Beſprechung des Vortrages äußerte ſich Rechtsprakti=
kant
Oppenheim zuſtimmend zu den verſchiedenen Fragen, die
Landtagsabgeordneter Dr. Oſann in ſeiner Rede ſtreifte Stadtverord=
neter
Joſt kam auf den Zeitpunkt der Landtagswahlen zu ſprechen, ver=
langte
für dieſe einen amtlichen Stimmzettel, wie er für die Reichstags=
wahlen
zur Anwendung komme, und trat für eine Vereinfachung der
gleichzeitig ſtattfindenden Wahlen ein. Im Schulweſen werde ſich ein
Abau in mäßigen Grenzen wohl ebenfalls nicht vermeiden laſſen. Sein
Schlußwort ließ Dr. Ofann in die Mahnung ausklingen, auch die Offen=
bacher
Ortsgruppe der Partei möge ihr Möglichſtes dazu beitragen, da=
mit
wieder beſſere Zeiten über unſer geliebtes Vaterland heraufzögen.
Worms, 31. Jan. Leichenfund. An einer Wegkreuzung
am Mondſcheinweg wurde die Leiche eines Kindes gefunden. Als Mutter
kommt ein Mädchen aus Mainz in Betracht
Nackenheim, 31. Jan. Beigeordnetenwahl. Der Land=
wirt
Sans 6. iſt zum Beigeordneten gewählt worden.
Reiskirchen b. Gießen, 31. Jan. Die hieſige Bürger?
meiſterwahl hat auf Grund der Reviſion der Wahlkommiſſion durch
Ausſcheiden mehrerer ungültiger Stimmen eine Aenderung erfahren.
Als gewählt gilt nunmehr Ludwig Jünger.

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[ ][  ][ ]

Rummer 33.

Darmſtädter Tagblatt, Samstag, den 2. Februar 1921.

Reich und Ausland.
Der Ueberfall am Wandersmann. Separat,ſten vor dem franzöſiſchen
Kriegsgericht.
Wiesbaden. Am Nachmittag des 7. Dezember v. Js., 5.15 Uhr,
fuhr von der Reichsbank in Frankfurt a. M. ein der Dresdner Bank,
Fil ale Wiesbaden, gehorendes Auto ab, das 320 000 Bi. Mark barg, um
di ſen erheblichen Geldbetrag nach Wiesbaden zu überfuhren. Von einem
Chauffeur war der Wagen geleitet, von zwei Bankbeamten begleitet.
Gegen 6 Uhr überſchritt er, nach erfolgter Reviſion, die beſetzte Zone
bei Höchſt a. M., und nahm auf der Chauſſee HöchſtHattersyeim Er=
benh
im den Weg. Als das Gefährt ungefähr 1200 Meter von dem
Monument in der Nähe des Wandersmann noch entfernt war, wurde
ihm von ſechs Männern, die quer über der Landſtraße Poſto gefaßt
hatten, Halt geboten, und die Inſaſſen aufgefordert, ſich auszuweiſen.
Die Aufforderung erfolgte in flanzöſiſcher Sprache. In dem Auto be=
fanden
ſich acht Beutel, jeder 4000 Bi. Mark enthaltend, vor, welche
die Revidierenden herausholten, aber nach rückwärts reichten, wo ſie in
zwei abfeits des Weges haltenden Autos verſtaut wurden. Die Bank=
beamten
fragten nach dicſen Vorgängen, wer die Beſchlagnahme aus=
führe
, und verlangten eine dementſprechende Beſcheinigung. Es wurde
ihnen in Franzöſiſch bedeutet: Morgen werden Sie dies erfahren und
auc die Beſcheinigung erhalten. An dem Bankauto zertrümmerte ſo=
dann
einer von den ſechs die Lateinen, Schüſſe fielen darauf in der
Dunkelheit. Die vermeintlichen Kontrollbeamten begaben ſich darauf zu
ihren in kurzer Entfernung haltenden Autos, ſtiegen ein und nahmen
den Kurs nach Wiesbaden. Die Vankbeamten mußten, als ſie ihr Auto
beſichtigten, feſtſtellen, daß die Pn=umatiks der beiden Hinterräder und
das des einen Vorderrades durch die gefallenen Schüſſe lädiert waren.
Mit Mühe, ohne Luft, wurde der beſchädigte und ſeines Geldes eut=
leerte
Wagen mit Ach und Krach nach Erbenheim gefahren und von da,
nachdem Hilfe erſchienen nach Wiesbaden gebracht. 80 000) Bi. Mark
hatten die Reviſoren nicht im Auto entdeckt. Sie waren gerettet. An
demſelben Abend wurde der Vorfall ſowohl der Beſatzungsbehörde wie
der hieſigen deutſchen Polizei gemeldet. Folgende der Separatiſten=
bewegung
angehörende Perſonen wurden als Täter feſt=
geſtellt
: Der Journaliſt Paul Hocquel, franzöſiſcher Staatsange=
höriger
, aus Vic an der Seille bei Metz in Lothringen, der Arbei=
ter
Willi Weingärtner, der von dem einen Bankbeamten ganz beſonders
erkannt worden war, der Kellner Heinz Schorn, der Möbelvergolder
Karl Groß, der Kaufmann Franz Vic an der Seille bei Metz in Lolh=
ringen
, der Arbeiter Willi Becker aus Frankfurt a. M. Bei einer
vorgenommenen Hausſuchung wurden in der Wohnung des Weingärtner
und der des Führers noch 111 000 Bi. Mark gefunden und dieſer Be=
trag
der Bank zurückerſtattet, während 129 000 Bi. Maxk noch ſpurlos
verſchwunden ſind. Da die ſechs durch ihr Auftreten den Bankbeamten
gegenüber die Funktionen einer Behörde, der Beſatzungsbehörde, aus=
geübt
, ſtanden ſie heute wegen Amtsanmaßung vor dem Kriegsgericht.
Weingärtner und Schorn waren, da ſie flüchtig, nicht erſchienen. Wegen
des räuberiſchen Ueb rfalls auf das Auto werden die Angeklagten dem=
nächſt
dem preußiſchen Strafgericht überliefert, um dort zur Verant=
wortung
gezogen zu werden. Die heutige Verhandlung, zu der 15 Zeu=
gen
erſchienen nicht erſchienen waren u. a. General Mangin, der
Diplomat Paul Le Faivre, der Vizepräſident der Patriotenliga Depu=
tierter
Ferry aus Paris, Dr. Dorten und Frau Dorten
fand unter Ausſchluß der Oeffentlichkeit ſtatt. Auf Antrag der beiden
Pariſer Anwälte des Hocquel wurde auch die geſamte Preſſe von der
Verhandlung ausgeſchloſſen. Das Gericht verkündete nach einundein=
viertelſtündiger
Beratung folgendes Urteil: Hocquel wird zu einem
Jahre Gefängnis verurteilt, Weingärtner und Schorn in Abweſenheit
zut einem Jahr ſechs Monaten bezw. einem Jahr, Becker, Groß und
Führer zu fe vierundzwanzig Tagen Gefängnis. Die Verhandlung nahm
zehneinhalb. Stunden in Anſpruch.
Beſtechung bei Verkauf von Heeresguk.
Das Schöffengericht Berlin=Mitte verhandelte auf Antrag des Ver=
eins
gegen das Beſtechungsunweſen, Berlin, gegen den früheren Ange=
ſtellten
Arthur Günther der Reichstreuhandgeſellſchaft und gegen den
Automobilhändler Nikolaus Schmitz in Bielefeld. Günther hatte in der
Abteilung Automobile der Reichstreuhandgeſellſchaft bis zu ſeiner im
Frühjahr 1921 erfolgten friſtloſen Entlaſſung am Berkauf von Heeresgut
mitzuwirken. Von einem Kaufliebhaber forderte Günther ein Darlehen
von 20000 Mark zum Kauf einer Wohnung. Während in dieſem Falle
die Beweiſe für eine Verurteilung nicht ausreichten, erachtete das Ge=
richt
im Falle Schmitz ein regelrechtes Zuſammenarbeiten der beden
Angeklagten gegen Gewinnanteil für nachgewieſen. Da es ſich um Be=
ſtechung
beim Verkauf von öffentlichem Eigentum handelte, erkannte das
Gericht gegen Günther auf einen Monat Gefängnis mit Bewährungsfriſt,
gegen Schmitz auf tauſend Goldmark Geldſtrafe.

Seite 2.

Beſtechung beim Berliner Milchamt.
Auf Antrag des Vereins gegen das Beſtechungsunweſen, Berlin,
hatte die Staatsanwaltſchaft I Berlin gegen den Fabrikanten Walter
Knoche, Inhaber der Molkereimaſchinenfabr k Hermann Jordan, Berlin,
ein Verfahren wegen Beſtechung des Angeſtellten Wilhelm Pohl des
Berliner Milchamts eingeleitet. Pohl hatte die umfangreichen Milch=
kannemReparaturen
zu vergeben und wies ſämtliche Aufträge dem Knoche
zu, welcher dem Pohl dafür laufend eine Beſtechungsprämie von 10
Prozent des Umſatzes gewährte. Beide Beſchuldigten wurden durch
rechtskräftigen Strafbefehl zu je 10 Billionen Mark Geldſtrafe verurteilt.
Es wäre erwünſchr geweſen, daß dieſes Verfahren, bei dem es ſich
um bedenkliche Vorgänge bei einer Behörde handelte, nicht durch Straf=
befehl
, ſondern in öffentlicher Gerichtsverhandlung erledigt worden wäre.
Ueberfall auf Frideriens Rex.

durch bewafnete Luksradfkale erfahren vir folgende Einselſiteſtagrs=
fall
gehandelt hat: Die Tat wurde dadurch erleichtert, daß ſich die
Treppe zum Vorführungsraum der Marienbad=Lichtſpiele in der Bad=
ſtraße
35 an einem unbebauten Grundſtück befindet, ſo daß der ganze
Vorgang von Straßenpaſſanten nicht beobachtet werden konnte. Im
ganzen handelte es ſich um vier Täter. Zwei ſtanden an der Treppe
Schmiere, während die beiden anderen in den Vorführungsraum ein=
drangen
, wo der Film gerade rollte. Mit erhobenen Revolvern riefen
ſie dem Vorführer und ſeinem Gehilfen zu: Hände hoch, ſtehen blei=
ben‟
. Der Gehilfe hatte glücklicherweiſe noch die Geiſtesgegenwart, ſo=
fort
den elektriſchen Strom auszuſchalten, da ſonſt der Film in Brand
geraten und unter Umſtänden eine Panik in dem vollbeſetzten Licht=
ſpieltheater
entſtanden wäre. Dagegen war es dem Vorführer nicht
mehr möglich, die Alarmglocke zu erreichen, die den Vorführungsraum
mit dem Saal verbindet. In der einen Hand den Revolver, in der
anderen einen Hammer, gingen dann die Filmſtürmer an die Appa=
rate
und ſchlugen ſie vor den Augen der wehrloſen Angeſtellten kurz
und klein. Dann entſchwanden die Burſchen in der Dunkelheit. Im
Zuſchauerrcum hatte man zwar bemerkt daß eine Störung im Vor=
führerraum
entſtanden war, hatte jedoch keinerlei Verdacht geſchöpft.
Erſt als die Alarmglocke ertönte, und die Angeſtellten um Hilfe rie=
fen
, erkannte man, was geſchehen war. Das bald darauf eintreffende
Ueberfallkommando verſuchte die Nachforſchungen nach den Tätern auf=
zunehmen
, hatte aber in der Dunkelheit keinen Erfolg. Die Vorſtellung
konnte nach halbſtündiger Unterbrechung weitergeführt werden, da es
dem Beſitzer gelang, ſich einen Erſatzvorführungsapparat zu beſchaffen.

Der Gleiwitzer Theaterſkandal.
Greßes Aufſehen erregte im vorigen Jahr in Theaterkreiſen die
Verhaftung des Direktors des Städtiſchen Theaters in Gleiwitz, S.
Winter. Es wurde ihm Betrug gegen die Stadt Gleiwitz und gegen
die Mitglieder des Theaters zur Laſt gelegt. Winter ſollte die Fort=
zahlung
der ſtädtiſchen Subvention durch die falſchen Buchungen ver=
anlaßt
und die Bühnenmitglieder dadurch getäuſcht haben, daß er eine
günſtige finanzielle Lage vorſpiegelte und ſie ſo zum Weiterſpielen ver=
anlaßte
. Auf Antrag von R.=A. Bahn=Berlin wurde Winter ſchließ=
lich
gegen eine Kaution aus der Haft entlaſſen, es wurde aber eine
umfangreiche Vorunterſuchung eingeleitet; nach deren Abſchluß hat jetzt,
wie dem Berliner Gerichtsdienſt aus Gleiwitz gemeldet wird, die Straf=
kammer
das Verfahren gegen Winter eingeſtellt.
Ein Beſtechungsverſuch beim Verkauf von Druckwalzen.
Das Hamburger Schöffengericht 5 verhandelte auf Antrag des
Vereins gegen das Beſtechungsunweſen, Berlin, gegen den Prokuriſten
Kurt Hölzig einer Hamburger Druckwalzenfabrik. Der Angeklagte ver=
übte
an dem Betriebsleiter einer Ze tungsdruckerei einen Beſtechungs=
verſuch
, um die Fortſetzung der Geſchätsverbindung, die gelöſt werden
ſollte, durchzuſetzen. Das Gericht verurteilte Hölzig zu 1 Billion Mark
Geldſtrafe.
Der Mann mit der roten Maske.
Ein Raubüberfall wurde auf Zehlendorfer Gebiet verübt. Eine
Krankenſchweſter Hermine Grundmann ging um 61 Uhr mit einer
Freundin durch die Normannenſtraße. In der Nähe von Nikolasſee
faßte jemand nach ihrer Handtaſche. Sie glaubte zunächſt an den
Scherz eines Bekannten und ſah ſich mit den Worten Laß doch um.
Da bemerkte ſie einen Mann, der ein rotes Tuch oder eine rote Maske
vor dem Geſicht hatte, und eine Piſtole auf ſie richtete. Im gleichen
Augenblick entriß ihr der Räuber auch ſchon die Handtaſche, die
30 Mark enthielt, und lief davon. Als die Beraubte um
Hilfe rief und ihn verfolgte, hielt er ſie mit drei Schüſſen, die zum
Glück fehlgingen, in Schach. Kriminal= und Schutzbeamte der nahe ge=
legenen
Wache des 163. Reviers Nikolasſee hörten die Schüſſe und be=
gegneten
der Ueberfallenen. Die Verfolgung blieb jedoch erfolglos. In
der Finſternis entkam der Räuber wahrſcheinlich in den Wald in der
Umgebung der Rehwieſe. Es wäre gut, wenn dieſe Außenwachen ein
paar Spürhunde hätten.

Nattengift als Kakav.
Das Schwurgericht in Halle verhandelte gegen die 73jährige Marie
Bläue aus Alsleben, die unter der Anklage ſtand, den 74jährigen
Schiffer Böttcher vergiftet zu haben. Die Verhandlung ergab folgenden
Tatbeſtand: Die Eheleute Blauel hatten im September 1922 den ihnen
bekannten Schiffer Böttcher in ihre Wohnung aufgenommen. Böttcher
erhielt von den Hausleuten die Koſt und ſetzte ſie dafür zu ſeinen Er=
ben
ein. Ein dementſprechender Vertrag wurde durch einen Notar
abgeſchloſſen. Während das Eſſen gewöhnlich ſehr mäßig war, wie
Böttcher ſich Bekannten gegenüber äußerte, gab es am 4. Juli v. J.
ein reichliches Abendeſſen, und nach der Mahlzeit gab Frau Bläuel
ihrem Mieter noch eine Taſſe Kakao. Kurz nach dem Genuß des Ge=
tränkes
fühlte ſich Böttcher nicht wohl und ging zu ſeinem Neffen, dem
er erzählte, daß Frau Bläuel ihn habe vergiften wollen. Die Ver=
wandten
behielten den alten Mann die Nacht über in ihrer Wohnung.
Da Böttcher am nächſten Tage immer noch an Schwindelanfällen litt,
begab er ſich zu ſeinem Arzt, der ihm Tabletten verſchrieb, die er auch
einnahm. In der Nacht vom 10. zum 11. Juli ſtarb Böttcher, der wie=
der
in ſeine Wohnung zurückgekehrt war. Ein Arzt ſtellte als Todes=
urſache
Herzſchlag feſt. Die Verwandten machten aber der Polizeibe=
hörde
von den eigentümlichen Angaben des Verſtorbenen Mitteilung.
Daraufhin wurde eine genaue Unterſuchung eingeleitet, die ergab, daß in
der Leiche Teile von Phosphor enthalten waren. Eine vorgenommene
Hausdurchſuchung bei den Eheleuten Bläuel brachte Kleeſalz und eine
Büchſe mit Rattengift zutage. Weiter ſtellte ein Chemiker feſt, daß ſich
aus dem Nattengift ein kakavähnliches Getränk herſtellen laſſe. In der
Verhandlung beſtritt die Angeklagte jede Schuld. Das Gericht kam
jedoch zu der Ueberzeugung, daß nur die Angeklagte als Täterin in
Frage komme. Sie wurde zum Tode verurteilt
Die Schnld am Untergang der Dixmuide‟.
Das franzöſiſche Marineminiſterium teilt mit daß es nach dem
Bericht der Unterſuchungskommiſſion über den Untergang des Luft=
kreuzers
Dixmuide beſchloſſen habe, eine oberſte Kommiſſion einzu=
berufen
, die prüfen ſoll, ob für den Untergang des Luftkreuzers nicht
höhere Autoritäten verantwortlich ſind, deren Stellung ſich der Beur=
teilung
der erſten aus Offizieren beſtehenden Kommiſſion entziehe. Zu
der oberſten Kommiſſion ſollen gehören: Marſchall Payolle, Vize=
admiral
Fournier, Vizéadmiral Touchard und Vizeadmiral Le Bris.
Dieſe Entſcheidung macht großes Aufſehen, weil nach der Meinung der
meiſten Zeitungen der Hauptverantwortliche für den Untergang des
Luftſchiffes der Marineminiſter ſelbſt iſt. Raiberty würde alſo, gewiſ=
ſermaßen
ein Ehrengericht konſtituieren, das ſeine Verantwortlichkeit
klarſtellen ſoll. Dieſe Aufgabe wird nicht leicht ſein. Der Matin
veröffentlicht einen Bericht, aus dem einige Angaben ſehr intereſſant
ſind: Die Kommiſſion hat feſtgeſtellt, daß erſtens der Luftkreuzer
ſchadhafte Stellen hatte, das zweitens ſeine Verwendung beſchränkt
werden mußte, und daß auf dieſe Zuſtände drittens der Kommandant
der Dixmuide‟, Leutnant du Pleſſis, fortwährend aufmerkſam ge=
macht
hat‟. Dann folgt als Haupturſache für den Verluſt des Luftſchif=
fes
die Angabe, daß der Untergang unvermeidlich war, weil es mit
ungenügender Ausrüſtung während der ſchlechten Jahreszeit auf eine
Fahrt ausgeſchickt wurde, bei der es keine Landungshallen finden
konnte‟. Die Dixmuide iſt wahrſcheinlich am 21. Dezember 1923, um
2 Uhr, 48 Min. früh, durch einen Blitzſchlag getroffen worden.
Die Volksſtimme für die Hoſendame.
In Reedy im Staate Weſtvirginia hätte die Frage, ob Damen in
Breech=s auf der Straße gehen dürfen, beinahe zu einer Revolution ge=
führt
. Die Polizei erklärte nämlich das Auftreten von Buxendamen im
Straßenverkehr für höchſt unmoraliſch und verbot der Weiblichkeit, ſich
anders als in Röcken zu zeigen. Die Damenwelt wandte ſich darauf mit
einem der großen Sache würdigen Proteſt an den Generalſtaatsanwalt.
Dieſer Herr, deſſen Frau wohl ſelbſt die Hoſen an hat, erklärte das
Urteil von Reedy für gottverdammte Klaſſenjuſtiz und beſtimmte, daß
die Frage durch eine Volksabſtimmung in der Stadt geklärt werden
müſſe. Bei dieſem Plebiſzit ergab ſich eine überwältigende Majorität
von einer Stimme für die Dame in Hoſen. Seitdem gehen ſämtliche
Damen in Röcken, da das Spazierengehen in Hoſen ohne Proteſt der
Polizei ihnen keinen Spaß macht.

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[ ][  ][ ]

Seite 8.

Darmſtädter Tagblatt, Samstag, den 2. Februar 1924.

Rummer 83.

* Zehn Tage Mexiko.
Von Erich Weintraub.
Fochimilco.
TV.
Texcuco und Chalco, die letzten kleinen Seen des Tiefbeckens,
ſpurden vor fünf bis acht Jahren trocken gelegt, um die Krank=
heitsherde
vor der Stadt zu verringern. Aber im nahen Xochi=
milco
ſind noch Ueberreſte der früheren Landſchaft, die in ihrer,
an die Lagunen Venedigs gemahnenden Schönheit, den Stolz
des Mexikaners bildet. Es iſt das Land der Quellen und der
Blumen. Im ſchwarzen Meerwaſſer hat ſich im Laufe der
Jahre um wuchernde Waſſerpflanzen Erde geſammelt; zur Ver=
feſtigung
pflanzte man pappelähnliche Bäume/ und heute fährt
man nur noch auf ſchmalen Waſſerrinnen zwiſchen Blumen=
dickichten
, die brennen von der blutroten Pracht der mexikani=
ſchen
Flora. In üppig grünem gepflegten Gartengelände liegt
hier das ſtrohgedeckte Holzhaus des Deutſchen Ruderklubs.
Kleine Boote, das Sonnendach mit Schilf und Nelken geſchmückt,
ſchweben im ſchwarzen Waſſer, lautlos ziehen lange Gemüſe=
züge
vorüber, Kahn iſt an Kahn gebunden, geführt von einem
Indio in weißen Hoſen, buntem Zarape und hohem Sombrero,
und Sportsruderer trainieren in ſchlauken Skiffs. Im grünen
Labyrinth der Kanäle gleiten wir zwiſchen bunten Strohhütten
eines Indiodorfes, unter gewölbten niedrigen Brückchen hin=
durch
in einen kleinen See, den im Süden die Schneeberge um=
kränzen
. Tief eingebettet zwiſchen Bäumen liegen kleine alte
Firchen, mit trotzigen Mauern, baufälligen ſchiefen Türmen,
mit Ornamenten und farbigen Fließen.
Theater und Kino.
Ein mexikaniſches Theater: eine Art Kabaret. Eine ſeſte
Theatergruppe gibt es hier kaum. Vorübergehend kommt eine
Primadonna, die, um zu glänzen, matte Mitſpieler um ſich
ſchart. Die Stücke ſind ihr meiſt auf den Leib geſchrieben. Man
ſcheut ſich nicht, auf der Bühne die Taten und die Perſönlichkeit
des eben zur Zeit regierenden Präſidenten zu verherrlichen;
ſchlanke Beine und Koſtüme tragen die grün=weiß=roten Natio=
nalfarben
, denn das liebt der Mexikaner. In einem zweiten
Stück macht eine Grundſtücksgeſellſchaft für ihre Terrains fol=
gendermaßen
Reklame: Ein ſtreikender Mieter in Veracruz
wird gepfändet, er verkauft eine gefälſchte Statue. Reich ge=
worden
, zieht er in die Hauptſtadt, und Madre Mexicana
zeigt ihm nun die Schönheiten jedes Stadtteils, Räuber und
Künſtler, Volksfeſt und Nationaltanz, bis er ſchließlich in Cha=
pultepee
(dem Bauterrain) die ſchönſten Mädchen findet, und
felbſwerſtändlich beſchließt, ſich dort anzuſiedeln.
Ein deutſch=mexikaniſches Kino: Auf einer rieſenhaften
Orgel ſpielt ein deutſcher Organiſt heitere Tänze und traurige
Märſche. Gute Bilder auf der Leinwand, ſchöne Naturaufnah=
men
. Deutſche Filme, wie die großen hiſtoriſchen, fanden hier
großen Beifall. Durch ſpäter eingeführten Kitſch hat ihr Ruf
gelitten. Der Mexikaner liebt Cochonerien, aber er ſieht ſie
nicht gerne im Film.

Die Sonnenpyramide von Teotihugcan
und die Sonnenfinſternis.
Am Tage der großen Sonnenfinſternis, am 10. September
1923, beſuchte ich die Tempelruinen und die Sonnenpyramide
von Teotihuacan. In der Libreria Alemana in der Avenida
del 5 de /Mayo, in der man manche anregende Stunden ver=
bringen
kann, lernte ich den ſpaniſchen Künſtler Senor Rafael
Gela kennen, der in dem archäologiſchen Inſtitut in San Juan
arbeitet, und liebenswürdigſt ſeine Führung anbot. Der Zug
hält mitten in der Ebene. Ein kleines Bahnhofsgebäude, wei=
ter
nichts. Eine Pferdebahn führt zu den Pyramiden. Weiße
Raketenwölkchen heben ſich von dem ſtrahlend blauen Himmel
ab. So anſpruchslos der Mexikaner in ſeiner Lebenshaltung iſt,
ſein Geld verpulvert er gerne in Feuerwerk. Auf dem Kirchhof
der kleinen Kolonialkirche, drinnen wird Meſſe geleſen,
ſchießt die Jugend am hellichten Morgen Naketen gen Himmel.
Vulkaniſche Berge umgrenzen die ſonnverbrannte Steppe; nur
Mais= und Agavenſelder, kakteenumſtandene Dörfer unterbre=
chen
die Monotonie, Micaotl oder Chemin des morts, wie Hum=
boldt
das Tal nennt. Mitten drin erhebt ſich kosmiſch, den Ber=
gen
gleich, die große Pyramide der Sonne Tinatinh Itzapatl.
Nicht wie die ägyptiſche Pyramide königliche Ruheſtätte, ſondern
breit ausladendes Fundament des goldenen Opfertempels, von
dem heute nur noch etliche hölzerne Tragbalken vorhanden ſind,
Hier, der Sonne nahe, im wunderſamen Mittelpunkt der weſt=
lichen
Welt, rann in Strömen das Blut der Menſchenopfer, der
Sonne geweiht, bis auf die unterſte Stufe; Ruinen von Tem=
peln
liegen zerſtreut in der Steppe, oft in den Boden verſunken.
In den unterirdiſchen Räumen, die dank der Arbeit des Archäo=
logiſchen
Inſtituts freigelegt ſind, ſind Reſte der roten Wand=
bemalung
und feine Steinzeichnungen noch erhalten. Mächtige
Steinwälle umſchließen ein Viereck, Platz, Hunderttauſende zu
faſſen. In der Mitte erhebt ſich in großen Stufen das Tempel=
fundament
der Pyramide. An geſchützter Stelle ſieht man rote,
mit einfachen Bänder=Ornamenten geſchmückte Wandbemalung.
Das Weſentlichſte ſind wundervoll erhaltene Skulpturen an
einer kleinen Pyramide, dicht an die große angeſchmiegt. Zur
Zeit der Eroberung Mexikos waren dieſe jetzt freigelegten
Skulpturen ſchon vollkommen verſchüttet.
Sichtbare Ueberlieferung reizt zu neuer Kulturarbeit an,
und in den aufgeweckten Bewohnern dieſes Gebietes finden die
Arbeiten des Archäologiſchen Inſtituts guten Boden. In der
Schule gibt man den Kindern die Elemente alter Ornamentik,
um in ihnen neue Geſtaltungskraft zu fördern. Keramiſche Kunſt
wird zu neuem Leben erweckt; vor einer Höhle des zerklüfteten
Flußbettes hat man ein Naturtheater erbaut, in dem man alte lich iſt es, ohne Kapital eine Exiſtenz zu gründen. Deutſche
Volksmythen durch Landleute zur Darſtellung bringen will.
Ein kleines Muſeum gibt Ueberblick über die Kulturen, die an
dieſer Stelle geherrſcht haben.
El eclipse total, die große Sonnenfiſternis. Das echt
mexikaniſche Mal nehmen wir in Vorſtimmung des kosmiſchen
Ereigniſſes ein. Mit Kinema und ſchwarzen Scheiben wird das
ſtete Vorrücken der Mondſcheibe aufgenommen und beobachtet.
wolken über den Himmel. Auf dem Gipfel der Pyramide finden
wir im Sturm kaum Halt. Kein Tier gibt Laut; über das Ge=
birge
quellen Wolkenmaſſen, fahle Sonnenſtrahlen, Sturm heult
Untergang.

Finſternis und Gewitter ziehen vorüber. Im Sonnenſchein-,
wandern wir unter hohen Feigenbäumen und blühenden Kak=
teen
zum nächſten Kirchlein, San Juan. Hinter Kaktushecken,
den hohen Organi, wie Orgelpfpeifen gewachſen, liegen ſtroh=
gedeckte
Lehmhütten der Eingeborenen. In kleiner Taberne
wird Pulque ausgeſchenkt. Hübſche Indiomädchen reichen ſaf=
tige
Kakteenfrüchte; ein Junge bietet winzige alte Steinſkulp=
turen
zum Kauf. Mexikaniſches Landleben. Frierend, im
Regen, erwarte ich nachts den Zug. Ein Auto bringt Reifende
von einer Hacienda bis auf den Bahnſteig. Wild=Weſt=
Stimmung.
Politik und Wirtſchaft.
Mexiko, das reichſte Land, liegt brach. Gold, Silber, Kohle,
Eiſen liegen in ſeinen Gebirgen verborgen, Oel quillt in Strö=
uen
an der Oſtküſte, Kaffee, Tabak und Zucker wächſt müheſos,
und beſſer als in Südamerika gedeiht die Baumwolle. Aber
Plantagen liegen ſtill, Fabriken ſtreiken, kein Streikender wird
durch Hunger zur Arbeit gezwungen, denn die Natur bietet
billige Nahrung. Zur Förderung der Induſtrie fehlen Eiſen=
bahnen
; die Bedingung wirtſchaftlicher Erſchließung wäre ein
ausgedehntes Verkehrsnetz. Kapital und Initiative ſind geſucht.
Obregon, der einarmige Präſident, iſt der erſte ruhebringende
Herrſcher im Land, nach 15 Jahren Revolution, die dem ſegen=
bringenden
Machteregime des Porfirio Diaz folgten. Kommu=
niſt
für das Volk, hat er erreicht, was keinem gelang, die An=
erkennung
durch den nördlichen Nachbar. Aber amerikaniſches
Kapital blieb ſtill. Kritiſcher Punkt iſt die Neuwahl in dieſem
Winter. General Calles, extremer denn Obregon, war früher
im Miniſterium. Als man mit Tampico die Anerkennung teuer
erkaufte, ſchied er aus, und durch den ſcheinbaren Fehlſchlag hat
er viel Sympathien gewonnen. Beim Weine ſah ich ihn ſitzen
in Veracruz. Chemiker, Techniker holt die Regierung aus
Europa, aus Deutſchland ins Land, um eine heimiſche Induſtrie
zu gründen. Bleibt dieſe Partei am Ruder, und ohne fremde
Gelder und Waffen kann Calles nicht revolutionieren, iſt die
Enteignungsgefahr beſeitigt, ſo ſind fremdem Kapitel die Wege
geebnet. Daß bei der künftigen wirtſchaftlichen Entwicklung
Mexikos Amerika eine führende Rolle ſpielen wird, iſt voraus=
zuſehen
. Aber auch die heimiſche Induſtrie wird hochkommen,
reiche Ernten werden wieder Ausfuhr bedingen, und in weni=
gen
Jahren kann Mexiko ein mächtiger Faktor in der Weltwirt=
ſchaft
ſein.
Schwierig iſt die Geſchäftslage in der Hauptſtadt; unmög=
Waren, Maſchinen, Bücher wurden gerne gekauft, nicht, weil ſie
billiger waren als amerikaniſche, ſondern der Mexikaner liebt
und ſchätzt den Deutſchen. Jetzt iſt dieſe Ware zu teuer. Die
Revolutionsjahre brachten Verluſte und Störungen; Angeſtellte
werden entlaſſen, liegen Waren wochenlang im Zoll an der
Küſte; es wird viel geſtohlen, und Recht bekommen, iſt jetzt
ſchwer im fremden Staat. Eine neue Regierung kann alle Ver=
Im Augenblick der ſtärkſten Verdunklung jagen ſchwere Regen= träge für null und nichtig erklären. Straßennamen ändern mit
jeder Regierung, und ziehen Kunden in andere Häuſer, wer
will ſie finden? Denn Meldepflicht beſteht nicht. Warnen muß
man jene, die ohne feſte Anſtellung auszuwandern gedenken;
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In die drei unteren Klaſſen (Vorſchulklaſſen) können
keine Kinder mehr aufgenommen werden, da alle Plätze
bereits beſetzt ſind; für die Aufnahme in die 7. Klaſſe iſt
der erfolgreiche Beſuch von drei Grundſchulklaſſen oder
Nachweis gleichwertiger privater Vorbereitung Bedingung.
Das Abgangszeugnis der Schule verleiht dieſelben Be=
rechtigungen
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Auswärtige Schülerinnen können in dem mit der Schule
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Montag, den 4. Februar, vorm.
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Darmſtadt aus den Förſtereien Heilig=
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Abt. 21, 50 und Verſchi dene
und Beſſunger Laubwald Abt. 2, 3,
5, 7. 13, 14, 29 und Verſchiedene ver=
ſteigert
:
(st935
Rm., Knüppelreiſig: 28 Buche, 6
Eiche, 8 Birke, 4 Lärche;
100 Wellen, Reiſig: 79 Buche und
Hainbuche, 4 Birke;
Rm. Stöcke: 211 Buche, 24 Eiche,
2 Fichte.
Auskunft durch Herrn Förſter Hof=
mann
, Darmſtädter Forſthaus, und
Herrn Forſtwartaſpiranten Vehr, Klap=
pacherſtraße
84. Unterſtrichene Nummern
kommen nicht zum Verkauf.
Darmſtadt, den 28. Jan. 1924.
Oberſörſterei Darmſtadt.
V.: Burk.

(I Bn.1145)

Bekanntmachung.
Die Holzverſteigerung Nr. 4 iſt ge=
nehm
ge. Die Abfuhrſcheine ſind in
der Zeit vom 5. bis 9. ds. Mts. bei den
Kaſſenſtellen einzulöſen. Ueberweiſung
und erſter Abfuhrtag: Dienstag, den
5. Februar.
(1182
Darmſtadt, den 1. Febr. 1924.
Oberförſterei Beſſungen.
Delp.

portwollen
in allen modernen Farben

Donnerstag, den 7. Febr. 1924,
vorm. 9 Uhr, werden in der Bartſchen
Gaſtwirtſchaft zu Roßdorf aus Spieß 7,
Gebrannter Schlag 79 der Förſterei
Traiſa verſteigert:
(1139
Derbſtangen II. Kl.: 35 St. Douglas
0,5 tm, 118 St. Weymouthskiefer
2,27 fm;
Reisſtangen I. Kl.: 230 St. Douglas
2,26 fm, 590 St. Weymouthskiefer
4,63 fm;
Scheiter, rm: 181 Buche, 37 Eiche, 2
Eſche, 1 Erle, 35 Kiefer;
Knüppel, rm: 155 Buche, 40 Eiche, 13
Birke, 2 Erle, 40 Kiefer, 19 Lärche,
6 Fichte;
Knüppelreiſig. rm: 100 Buche, 23 Eiche,
A Birke, 10 Kiefer;
Stöcke, rm: 35 Buche, 5 Eiche, 8 Kiefer
Die Stangen eignen ſich vorzüglich
zu Bohnenſtangen. Schwarzunterſtrichene
Nummern kommen nicht zum Ausgebot
Nähere Auskunft durch Herrn Förſter
Hoffmann=Eiſernhand.
Ober=Ramſtadt, den 30. Jan. 1924.
Heſſ. Oberſörſterei Ober=Ramſtadt.
Hoffmann.

Schönes ſchw. pliſſier es
lonf=Rleid (voll=Voile)
z.ph. Biktpriaſt. 100, II./5

Jagd=Verpachtung.
Die Jagd der Stadt Pfungſtadt, be=
ſtehend
aus Wald, Feld und Wieſen, foll
Montag, den 4. Februar 1924,
nachmittags 2 Uhr,
im Schulhaus ein der Bornſtraße au
6 Jahre öffentlich verpachtet werden
Das Jagdgebiet, das zuſammen 3450 ha
umjaßt (5900 Morgen Wald, 6600 Morgen
Feld, 1300 Morgen Wieſen nebſt der
Torfgrube), hat einen vortr fflichen Wild=
beſtand
an Rehen, Haſen, Hühnern, En en
guter Beſtand an der Torfgrube), Fa=
ſanen
und ſonſtiges jagdbares Wild,
zieht teilweiſe an der Main=Neckar=Bahn
und Nebenbahn Eberſtadt Pfungſtadt
entlang, iſt ſomit in ſehr guter Lage und
nach allen Richtungen hin, den Bahn=
höfen
Durmſtad=Süd, Eberſtadt, Bilen
bach und Pfungſtadt gut erreichbar. Die
Verpachtung kann in 8 Bezirken oder
2 Abilg., oder auch im Ganzen erfolgen
Zu weiterer Auekunftserteilung iſt die
unterzeichneie Stelle gern bereit. (8709=
Pfungſtadt, den 23. Januar 1924.
Heſſ. Bürgermeiſteref.
Schwinn.

Die Jagd der Gemeinde Griesheim,
beſtehend aus ca. 4200 Morgen Feld, ca.
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(1142
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Darmſtadt, den 31. Januar 1924.
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Nummer 33.

Darmſtädter Tagblatt, Samstag, den 2. Februar 1924,

Seite 11.

Das 6=Tagerennen in Berlin.
Nachdem ſchon drei Stunden nach Beginn des Rennens der Welt=
rekord
(121,158 Km.) dem ſcharfen Tempo der Fehrer zum Opfer ge=
fallen
und um 757 Meter überboten worden war, hielten ſich die Lei=
ſtungen
der Teilnehmer ſtändig über den bisher gefahrenen Zeiten; nach
5 Stunden hatte man, wie wir bereits berichteten, 201,570 Km. bewäl=
tigt
, nach 9 Stunden, d. h. Mittwoch morgen 6 Uhr, hatte man den Welt=
rekord
um nicht weniger als 18,551 Km. emporgeſchraubt u:d 357,497
Kilometer bedeckt.
Nach der 9=Uhr=Wertung am Mittwoch morgen begaben ſich die
Fahrer auf den Innenraum, da die Bahn auf etwaige Schäden unter=
ſucht
werden mußte. Das Tempo ſank nun bis auf 11 Km. herab. Um
11½ Uhr wurde die Neutraliſation wieder aufgehoben und das Tempo
ſofort wieder lebhaft. Um 3 Uhr nachmittags erfolgte die dritte
Wertung, die Hahn mit großer Ueberlegenheit vor Huſchke, Tech=
mer
und Saldow an ſich brachte, den zweiten Spurt gewann Golle gegen
Kohl, Lorenz und Krupkat, im dritten ſiegte Bauer gegen Hahn, Saldow
und Schrage, im vierten Stellbrink gegen Schrefeld, Krupkat und Wittig,
während der fünfte Spurt nach verzweifeltem Kampfe von Saldow
um Reifenſtärke gegen Hahn, Techmer und Schrage gewonnen wurde.
Nach 18 Stunden, in denen 558,480 Km. zurückgelegt ſind, führen Lo=
renz
Saldow mit 39 Punkten vor Bauer-Krupkat 32, HuſchkeKohl
24, SchrageGolle 22, HahnTietz und Stellbrink je 15 Punkten,
StabeSchrefeld 7 Punkten, Hanley-Lawrence 5, KaſſerTaylor 3,
MünznerNörenberg 2 Punkten. Alle 14 Mannſchaſten liegen noch
geſchloffen beiſamm=u.
Nach den Wertungskämpfen bot ſich den Zuſchauer das gewöhnliche
Nachmitragsbild. Eine bunte Schlange fuhr mechaniſch Nunde um
Runde, und durch die Fenſter drängte ſich das letzte Hell des Tages.
Die Halle wurde geräumt. Der Innenraum entvölkerte ſich ganz und
gar. Die unbedeckten Tiſche machten einen melancholiſchen Eindruck.
An der Stallſeite ging es etwas lebhaſter zu. Da wurde gegeſſen,
geſchlafen, maſſiert und diskutiert. Es hatte ganz und gar den An=
ſchein
, als ob für die folgende Nacht etwas geplant ſei. Merkwürdig
ſtill war es au den Boxen der Auländer. Die Fnſter waren zuge=
zogen
und die Pfleger legten ſich in der Konverſation die größte Zuruck=
haltung
auf. Am Gabentiſch ſtand ein großer Muſikapparat, der in
regelmäßigen Abſtänden die neueſten Schlager kreiſchte, die von beſon=
ders
gut aufgelegten Fahrern mitgeſungen wurden. So wurde auch
die nächſte Stunde heruntergegondelt, die das bisherige Strecken=
ergebn
.,s auf 594,110 Km. brachte.
Dann wurde es vor der Tür lebendig. Die Kurvenbeſucher der
Nachtvorſtellung warteten auf Einlaß. Auch ſie kämpfen täglich um den
beſten Platz.
Wie gewöhnlich bei Sechstagerennen, flaute der zweite Tag, der für
biele Fahrer den toten Punkt bringt, etwas ab. Zu größeren Kämpfen
kam es nicht. Um 10 Uhr abends erfolgte die vierte Wertung. In die=
ſer
gab es wieder einige Ueberraſchungen. So entwickelte der Italiener
Verri, der bisher noch nicht hervorgetreten war, ein reſpektables Kön=
nen
und holte ſich den zweiten Spurt überlegen. Noch leichter gewann
Reinas den vierten Spurt. Nach der dierten Wertung,führten Lorenz
Saldow mit 48 Punkten vor BauerKrupkat mit 41 und Huſchke-Kohl
mit 36 Punkten.
Nach Ablaauf der 25. Stunde waren insgeſamt 799,875 Kilometer
gefahren. Das Rennen wurde dann eine halbe Stunde neutraliſiert,

da Schrefeld, der im letzten Spurt zugleich mit HahnStolz zu Fall

gekommen war, nicht ungefährlich verletzt war.
Die für/2 Uhr nachts angeſetzte fünfte Wertung ging mit erheblicher
Verſpätung vor ſich, da wegen einer Verletzung von Hahn das Rennen
längere Zeit nebtraliſiert wurde. Auſt die Mannſchaft MantheyWittig
fehlte längere Zeit im Rennen. Schließlich erfuhr man, daß Wittig
aufgegeben hatte. Kaſtner wurde mit Stabe zu einer Mannſchaft ver=
einigt
, da auch deſſen Partuer Schrefeld infolge eines gebrochenen
Echlüſſelbeins und einer leichten Gehirnerſchitterung zum Aufgeben ge=
Zwungen war. In der Wertung ſelbſt vergrößerte das Favoritenpaar
LorenzSaldow ſeinen Vorſprung. Es führte jetzt mit 63 Punkten vor
BauerKrupkat mit 52 und Huſchke-Kohl mit 41 Punkten. Am Don=
nerstag
vormittag gab wiederum ein Paar auf. Die beiden Italiener
VerriBelloni gaben wegen angeblicher Darmerkrankung auf. In der
Nachmittagswert uing holten BauerKrupkat einige Punkte auf. Sie
ſtehen jetzt mit 65 Punkten nur um 8 Punkte hinter den Spitzenreitern
LorenzZaldolv. HuſchkeKohl werden als bewährte Straßenfahrer.
von Tag zu Tag beſſer. Sie brachten es erſt auf 54 Punkte. Am
Schluß der 52. Stunde waren 1195,710 Km. zurückgelegt. Dann kam die
ſechſte Wertung. Huſchke führte in flottem Tempo durch die erſten
Runden vor Münzuer und Stellbrink. In vierter Poſition lag der
Amerikaner Tahlor. Der fing bei der vorletzten Runde an, zu ſpurten,
und gewann ziemlich leicht gegen Huſchke, Münzner und Stellbrink. Im
zweiten Spurt ging Golle an die Spitze und gewann nach einem imponie=
xend
langen Sprint noch leicht gegen den ihn ſtark bedrängenden Lorenz
Während der Ablöſung zur nächſten Wertung ſtieß Stabe plötzlich vor
und machte eien, allerdings erfolgloſen, Verſuch, die Runde aufzu=
holen
. Dann kam Huſchke und gewann den dritt’n Spurt ſvieder von
der Spitze weg gegen Saldow, Manthey und Bauer. Krupkat holte
ſich dann die nächſte Wertung vor Kohl, Tietz und Lorenz, und den
Schlußſpurt gewann Bauer gegen Saldow, Hahn und Huſchke. Der
Stand des Rennens war nach dieſer Wertung folgender:
1. SaldowLorenz 73 Punkte, 2. BauerKrupkat 65 P., 3. Huſchke
Rohl 54 P., 4. SchrageGolle 37 P., 5. TechmerStellbrink 25 P
6. HahnTietz 24 P., 7. KaiſerTaylor 10 P., 8. NeinasStolz 9 P.
9. MünznerNörenberg 6 P., 10. Hanley-Lawrence 5 P., 11. Häus=
ler
Ohrt 2 P. 1 Runde zurück: StabeMathey 9 Punkte.
Die Nachmittagsſtunden boten in der Halle ſchon ein lebhafteres
Bild als an den Vortagen. Der Beſuch war gut. Die Tribünenblöcke
waren gefüllt und die Kurven dicht beſetzt. Vor der Tür aber war=
teten
wieder Tauſende, die trotz des Ausverkauft noch Karten für die
dritte Nacht haben wollten.

Als der Stundenſchuß Donnerstag abend 9 Uhr das Ende des
zweiten Tages anzeigte, war die Arena wieder dicht gefüllt. Kurz vor=
her
gab es einen kleinen Vorſtoß des Amerikaners Kaiſer. Saldow
war aber auf der Hut, und Ka ſer ließ von ſeinem Vorhaben ab. Es
beſteht die Erwartung, daß die Nacht eine Wendung bringen wird. Eine
recht nützliche Prämie in Geſtalt eines lebenden Schweines von zwei
Zeitnern li ß ſich Golle nicht entgehen. Die Wertungen um 10 Uhr ge=
wannen
Kaiſer, Lorenz, Saldow, Stellbrink und Bauer. Der Stand
des Rennens iſt nunmehr; LorenzSaldow 88 Punkte, BauerKrupkat
71. HuſchkeKohl 55, SchrageGolle und TcchmerStellbrink je 37,
HahnTietz 30, KaiſerTaylor 22 Punkte. Nach neunundvier=
zig
Stun

Punktſtand: SaldowLorenz 131 Punkte, BauerKrupkat 117 Punkte,
TechmerStellbrink 53 Punkte, HahnTietz 42 Punkte, KaiſerTahlor
30 Punkte, Hanlet-Lawxence 18 Punkte, Münzner-Norenberg 8
Punkte, eine Runde zurück: GolleKohl 69 Punkte, MantheyStabe
11 Punkte, NeinasStolz 11 Punkte, zwei Runden zurück: Häusler
Ohrt.
In der 73. Stunde wurden 36,130 Kilometer zurückgelegt. Insgeſamt
ſind alſo bis jetzt 2037,5 Kilometer gefahren worden. Nach der 10= Uhr=
wertung
unternahm die Mannſchaft Hahn-Tietz einen Ueberundungs=
verſuch
, der aber an der Wachſamkeit der anderen Mannſchaften ſcheiterte.
Fußball.
Sportverein Darmſtadt 1898 E. V.
e. Dem am morgigen Sonntag im Stadion ſtattfindenden Pokal=
ſpiel
zwiſchen den Ligamannſchaften des Turn= und Sportver=
eins
Mannheim-Waldhof und dem Sportverein
Darmſtadt wird, wie auch nicht anders erwartet wurde, ein leb=
haftes
Intereſſe entgegengebracht. Man wird nicht fehl gehen, wenn
man behauptet, daß dieſes Spiel eines der bemerkenswerteſten ſein wrd,
das in den letzten Jahren auf Darmſtädter Sportplätzen ſtattgefunden
hat. Nach eingegangenen Mitteilungen tritt Waldhof, mit Rückſicht auf
die Wichtigket des Spiels, mit ſeiner kompletten Meiſterelf zum Spiele
an, jener Mannſchaft, die in vielen harten Spielen Proben von ſo aus=
gezeichneter
Beherrſchung des Fußabllſpieles abgelegt hat. Die Namen
Lydi, Gebr. Bauſch, Schwärzel, Skutlarek ſind jedem Fußballer bekannt,
dazu die ausgezeichneten jüngeren Kräfte wie Wittmann, Kohl, Brückel
und zu guterletzt der früher zur Darmſtädter Elf gehörige Peter Traude.
Sie vervollſtändigen eine Mannſchaft, die ſchon 1919/20 und mit den
Letztgenannten nun auch wieder 1923/24 zu Meiſterehren und hoher
ſportlicher Leiſtungsfähigkeit ſich emporgerungen haben. Wenn das Spiel.
auch ſchwer iſt, geht doch Sportvereins Mannſchaft nicht mit den ſchlech=
teſten
Ausſichten ins Treffen. Die Darmſtädter haben gerade hei ihren
letzten Spielen ſich als eine Mannſchaft gezeigt, die bei keinem Spiel
unterſchätzt werden darf. Iſt doch auch das einwandfreie Reſultat gegen
Mannheim=Neckarau kein Zufall geweſen. Eingeweihte wiſſen, wenn
Stephan, Laumann und Ellenbeck, auf die das Auge beim Spiel wohl
am meiſten gerichtet ſein wird, keine Fehler unterlaufen, die Ausſichten
nicht ganz ſo ſchlecht ſtehen, wie es bei der gegenwärtigen Stärke der
Waldhöfer den Anſchein gewin en könnke. Wenn auch mit einer Nie=
net
werden muß, ſo wird ſie ſich aller
derlage der Einheimiſchen
Vorausſicht nach doch zu ein
eſultat geſtalten, das dieſer Mannſchaft
alle Ehre machen wird. Abgeſehen davon, iſt es immerhin erfreulich,
in Darmſtadt Gelegenheit zu haben, wieder ein Spiek einer guten aus=
wärtigen
Mannſchaft zu bewundern.
Anläßlich des Spiels gegen Waldhof hat der Sportverein auch ſeinen
erſten Jugendmannſchaften erhebliche Zeit eingeräumt, um
ſich an dieſem Nachmittage betätigen zu können.
Vor dem Spiel der Ligamannſchaften trifft ſich die Ib= Jugendmahn=
ſchaft
mit der I. Jugendmannſchaft des Sportvereins Mann=
heim
=Lindenhof. Nach dem Ligaſpiel die Ia=Jugendmannſchaft
mit der I. Jugendmannſchaft des Turn= und Sportvereins
Mannheim=Waldhof Vereinbarungsgemäß ſvielt die letzt=
genannte
Jugendmannſchaft der Einheimiſchen das Rückſpiel auf dem
Waldhöfer Platze, ſobald die Liaamannſchaft Waldhofs zu ihren großen
Spielen gegen Nürnberg oder Fürth antritt.
An weiteren Spielen haben für den morgigen Sonntag abgeſchloſſen
die Ligaerſatzmannſchaft des Sportvereins gegen den Sport=
verein
Roßdorf. Die IIb=Mannſchaft gegen die II. Mannſchaft der
Darmſtädter Eintracht, und die Sondermannſchaft gegen den
F.C. aus Eſchollbrücken.
Am Abend verſammelt ſich der Sportverein mit ſeinen auswärtigen
Gäſten im Reſtauraut Sitte, um gemeinſam den großen Tag zu beſchlie=
ßen
, der viele Anregungen zu weiterer ſportlicher Arbeit geben wird.
Spielvereinigung 1921.
Die Spielvereinigung 1921 empfängt morgen nachmittag. 2½ Uhr
zu einem Geſellſchaftsſpiele auf dem Sportplatze Windmühle die 1. Elf
des Turnvereins Erzhauſen. Schon immer geſtalteten ſich die Begeg=
nungen
dieſer Gegner zu intereſſanten Treffen. Knapp waren immer
die Reſultate: 0:0, 0:1, 1:1. Auch das morgige Spiel verſpricht wieder
guten Sport. Ein Beſuch iſt nur zu empfehlen. Anſchließend ſpielen die
2. Mannſchaften beider Vereine.
Eintracht‟=Darmſtadt.
-Mch- Zum erſten Male ſeit 5 Wochen wird die Eintrachterſte am
morgigen Sonntage auf dem Platze am Finanzamte ein Spiel aus=
tragen
. Sie wird vormittags um 10 Uhr der Vgg. Weiterſtadt
Braunshardt im Verbandsſpiel außer Konkurrenz gegenüberſtehen.
W.=Br. durch Verkehrsſchwierigkeiten ſeither verhindert an den Ver=
bandsſpielen
teilzunehmen, wird mit dieſem Spiele erſtmalig in die
Verbandsſpiele eintreten. Eine Mitteilung über ihre derzeitige Spiel=
ſtärke
zu machen, iſt aus den angeführten Gründen unmöglich, jedoch
wird die zurzeit in guter Form befindliche Eintracht verſuchen ihren
Anhängern ein ſchönes Spiel vorzuführen. Die 2. Mannſch. wird
der 2h=Mannſchaft des hieſigen Sp.=V. 98 ein Freundſchaftsſpiel lie=
fern
, während die 3. Mannſch, auch Gäſte aus dem beſetzten Gebiet

empfangen wird, und zwar die Viktoria=Griesheim. Die 1. Jgdm.
wird ihr Rundenſpiel gegen die 2a Jgdm. des Vereins für Raſen=
ſpiele
austragen und die 1. Schüler wird der 2. Jgd. von Germania=
Pfungſtadt gegenübertreten.
Verein für Naſenſpiele‟, e. V., Darmſtadt.
K. Im weiteren Verlauf der Kreisligaverbandsſpiele ſteht morgen
Sonntag die Liga=M. des V.f.R. der gleichen von Spielvgg. Sandhofen
in Sandhofen gegenüber. Nach der in letzter Zeit vom V.f.R. getä=
tigten
Spielweiſe ſteht zu erwarten, daß die Mannſchaft, die erſtmals
in Sanbhofen antritt, dort voll und ganz ihren Verein vertreten wird.
Die Liggerſatz=M. ſielt vormittags auf dem Exerzierplatz gegen
Germania Pfungſtadt. Auch dieſes Spiel dürfte von Intereſſe ſein,
um ſo mehr als V.f.R. ſeine im Vorſpiel erlittene Niederlage wie=
der
gutzumachen hat. Die Jgd.=M. ſind vollzählig auf dem Plan
und werden, wenn alle Gegner antreten, folgenden Spiele austragen:
1. Jgd.=M. V.f.R. 1. Jgd.=M. Arheilgen. 1b Jgd.=M. V.f.R.
1. Jgd.=M. Union=Beſſungen. 2a Jgd.=M. V.f.R. 1. Jgd.=M. Ein=
tracht
=Darmſtadt. 2b Jgd.=M. V.fR. 2b Jgd.=M. Sportv. 98.
1a Schl.=M. V.f.R. 1b Schl.=M. V.f.R.
Handball.
Heſſen
Um ſeinen Mitgliedern Betätigung auf jedem ſportlichen Ge=
bier
zu verſchaffen hat der Verein für Leibesübung Heſſen auch das
Handballſpiel in ſeinen ſportlichen Betrieb aufgenommen. Das erſte
Spiel einer kombinierten Mannſchaft gegen die 2. Mannſchaft des
Sportvereins 1898 findet am kommenden Sonntag, morgens um 10 Uhr,
auf dem Schupo=Sportplatz ſtatt.
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Versffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Nedakiivn keineriei Ver=
antwortung
; für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfange
der Einſender verantwortlich.) Einſendungen, die nicht verwoendet werden, können nicht
zurückge andt. die Ablebnung nicht begrünset werden
Nächdem das Eingeſandt in der Dienstags=Nummer dieſes Blattes
den ſchönen Erfolg gehabt hat, daß zu dem zweiten Konzert des
Drumm=Quartetts faſt niemand zu ſpät erſchien, darf für die
Fortſetzung der Veethoven=Abende die dringende Bitte an die Konzert=
leitung
gerichtet werden, dieſe wieder, wie den erſten, bei verdun=
keltem
Hauſe ſtattfinden zu laſſen. Mögen dadurch auch etwa
20 Partiturenleſer etſas beeinträchtigt werden, 800 Hörer würden für
die Erhöhung. und die Konzentration des Kunſtgenuſſes dankbar ſein.
Der äußere Eindruck des erſten und des zweiten Abends war in ſeiner
Wirkung ein ſo auffallend verſchiedener, daß man ſchon daraus die
Folge ziehen ſollte, zur Verdunkelung des Zuſchauerraums wieder zu=
rückzukehren
.
S.
Das Bücherverzeichnis der Städtiſchen Leſe
und Bücherhalle zu Darmſtadt iſt im Jahre 1912 heraus=
gegeben
worden. Seit dieſer Zeit iſt aber eine Menge neuer Bücher
in Zugang gekommen, von denen der Leſerkreis meiſt nichts oder höchſtens
durch Zufall etwas erfährt. Die Leitung der Städtiſchen Bücherhalle
würde ſich ein Verdienſt erwerben, wenn ſie über alle Zugänge feit 1912
einen Nachtrag aufſtellen und dieſen an die Leſer käuflich zum Selbſt=
koſtenpreis
abgeben würde.
Geſchäftliches.
Die Weinbrenuerei Scharlachberg, A.=G., Bingen a. Rh. deren
einz’ge Spezialmarke, der Scharlachberg Meiſterbrand bereits als
edelſter deutſcher Weinbrand anerkannt wird, bringt nunmehr ein wei=
teres
Erzeugnis, den Schatlachberg Meiſter=Liqueur, der in ſeiner Art
an Güte dem Scharlachberg Meiſterbrand gleichſteht, heraus. Der be=
rüihmte
Hans Sachs’ſche Me’ſter mit ſeinem Zitat:
Ehrt Eure deutſchen Meiſter,
dann bannt Ihr gute Geiſter
tritt auch dieſes Mal mit ſeinem Rezept auf den Plan.

Wetterbericht der Gießener Betterwarte.
Wettervorherſage für Sonntag, den 3. Februar:
Teilweiſe aufklärend, wenig Aenderung der Temperatur, geringe
Nieder ſchläge.

Tageskalender.
Vandestheater Großes Haus: Keine Vorſtellung. Kleines
Haus. Anfang 7 Uhr Ende 10 Uhr (Zuſatzmiete ): Frühlings
Erwachen. Orpheum 724 Uhr: Madame Pompadour.
Union=, Reſidenz=, Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovor=
ſtellungen
.

Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortl für Politih und Wiriſchaſt: Rudolf Mauve
Werantwortlich für Feuill ton und Heſſiſche Nacrchten: Max Streel=
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann
Verantwortlich für Sclußd en : Andreas Bauer
Verantw rtlich für den nſ ratente l: Wil’y Kuhle
Truck und Verlag: 2. C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt.

De heutige Nummer hat 16 Zeiten

[ ][  ][ ]

Seite 12.

Darmſtädter Tagblatt, Samstag, den 2. Februar 1924.

Nummer 33.

Nachrichten des Standesamts Darmſtadt.
Sterbefälle. Am 16. Jan.: Eliſe Simmerock geb. Geiß, 41 J., Hein=
heimerſtr
. 20. Am 17.: Heinrich Filbert, Feldſchütz, 75 J., Mathilden=
platz
3; Peter Gräf, Eiſenbahnſchloſſer, 72 J., Ludwigshöhſtraße 16;
Maria Heid, ohne Beruf, Kiesſtr. 129. Am 18.: Ludwig Müller, 70 J.,
Ballonplatz 4. Am 20.: Fanny Gether geb. Döring, 87 J., Witwve, 8 Uhr Hauptverſammlung der Männervereinigung im Gemeindehaus.
Friedrickſtr. 23. Am 19.: Karl Ernſt Loewer, Arzt, Dr. Medizinalrat,
37 J., Goddelau, hier Stadtkrankenhaus; Eduard Medieus, Bankſekretär,
48 J., Landgraf Georg=Straße 64. Am 20.: Ludwig Nühl, Polizei=
wachtmeiſter
, 63 J., Ludwigshöhſtr. 45. Am 19.: Bertha Gellesheim,
21 T., Soderſtr. 46; Eliſabeth Wunderle geb. Ning, 69 J., Witwe,
Landwehrſtr. 26. Am 20.: Eliſabeth Duyſter geb. Seibert, 48 J., Wive.,
Lichtenbergſtr. 89: Sophie Wedel geb Heuſel, 63 J., Frankfurter Str.
Nr. 58; Heinrich Aßmuth Weißbinder, 74 J., Neue Niederſtr. 7; Heiur.
Veith, Schreiner, 79 J., Arheilger Str. 60. Am 21.: Maria Eidmann,
1 Mon., Gr. Bachgaſſe 19. Am 20.: Kathar. König, Köchin, Feldberg=
Heinrich Hofmann, Schreinermeiſter, 42 J., Wienerſtr. 55.; Günther
Hugo Cohn, 1. J., Berlin, hier Heinheimerſtr. 21; Adam Seib, Rech=
nungsrat
, 60 J., Heinrich Küchlerſtr. 4; Karl Diefenthäler, Venſionär,
77 J., Annaſtr. 44; Max Lemke, Former, 23 J., Stuttgart, hier Stadt= Bibelbeſprechſtunde für Männer. Walz=Mötlingen. Dienstag,
krankenhaus. Am 22.: Johann Spenle, Sprachlehrer, 70 J., Hannover,
hier Hermannſtr. 6. Am 23.: Valentin Witzler, Privatier, 84 J., Mühl=
ſtraße
60; Henriette Auguſte Roſetzky geb. Ensling, 68 J., Hochſtr. 10.
Am 22.: Marg. Pfeiffer, 1 J., Mathildenplatz 11. Am 23.: Kathar.
Zinn geb. Vollmer, 79 J., Taunusſtr. 1; Freifrau Gans Edle zu Putlitz
Weicker geb. Horſt, 72 J., Blumenthalſtr. 62; Philippine Blech geb.
Heinz, 81 J., Erbacher Str. 85; Georg Rein, Student, 20 J., Steinbach / Weiheſtunde. Dienstag, abends 8½ Uhr: Bibelſtunde für Jüng=
(Kr. Erbach), hier Eliſabethenſtift. Am 24.: Kathar. Pullmann geb.
Krämer, 54 J., Feldberaſtr. 28; Marg. Hartmann geb. Weber, 82 J.,
Kranichſteinerſtr. 79; Hildegard Chriſtenſen, 12 Stunden, in Odenſe in
Dänemark, hier Lagerhausſtr. 24; Anna Kaiſer geb. Wenz, 42 J., Jllig=
wes
17: Georg Trautner, ohne Beruf, 36 J., Brandaaſſe 12. Am 25.:
Sofie Wagner, Nentnerin, 74 J., Soderſtr. 39: Daniel Geher, Bank=
diener
i. R., 65 J., Bismarckſtr. 80. Am 24.: Emilie Rühl, Inhaberin
einer Leikbibliothek, 72 J., Waldſtr. 9.

Gottesdienſtliche Anzeigen.
Evangeliſche Gemeinden.
4, Sonntag nach Epiphanias, den 3. Februar 1924,
Die Kirchen ſind geheizt.
Ttadtkirche: Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Vogel.
Um 11½ Uhr: Kindergotiesdienſt. Pfarrer Lautenſchläger.
Die Stadtkirche iſt wochentags von 9 Uhr vormittags bis 4 Uhr
nachmittags zu ſtiller Andacht geöffnet. Eingang: Nordtüre.
Stadt'apelle: Vormittags 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer
D Laible aus Leipzig. Um 11½ Uhr: Kindergotiesdienſt Pfarrer
Vogel. Abends 5 Uhr: Abendgottesdienſt. Predigt und Feier des
heil. Abendmahls. Pfarrer Lautenſchläger
Schloßkirche: Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt mit Feier des heil
Abendmahls. Pfarrer Zimmermann. Um 11½ Uhr: Kindergottes=
dienſt
. Pfarrer Zimmermann.
Amtshandlungen an Auswärtigen: Pfarrer Zimmer=
mann
.
Gemeindehaus (Kiesſtr. 17): Dienstag, 5. Februar, abends 8 Uhr:
Monatsverſammlung der Männervereinigung der Lukasgemeinde:
Alt=Darmſtadt, Glockeniſt Anton. Mittwoch, den 6 Febr., abends
6 Uhr: Bibelſtunde. Pfarrer Lautenſchläger. Freitag, den 8 Febr.,
abends 8 Uhr: Huuptverſammlung des Gemeindevereins der Markus=
gemeinde
mit Vortrag des Pfarrers Vogel: Zum Verſtändnis der
Offenbarung Johannis.
Martinskirche: Vorm 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer D.
Waitz. Feier des heil. Abendmahls mit Vorbereitung. Anmeldung
von ½10 Uhr an in der Satriſtei. Um 11½ Uhr: Kindergottes=
dienſt
für den Oſtbeirk. Pfarrer Beringer. Abends 6 Uhr: Pfr.
Beringer. Mittwoch, den 6 Febr., abends 8 Uhr im Martinsſtift:
Brbelſtunde. Pfarraſſiſtent Reinhardt.
Johanneskirche: Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfr. Goethe.
Um 11½ Uhr: Kindergottesdienſt. Mittwoch, den 6. Februar,

abends 8 Uhr: Bibelſtunde im Gemeindehaus. Pfarrer Goethe. An=
ſchließend
Heiferſitzung des Südbezirks.
Beſſunger Kirche (Petrusgemeinde): Vorm. 10 Uhr: Haupt=
gottesdienſt
. Pfarraſſiſtent Gerſtenmaier. Um 11½4 Uhr: Kinder=
gottesdienſt
. Pfarraſſiſtent Gerſtenmaier. Abends 6 Uhr: Pfr.
Wagner. Montan, den 4. Febr, vorm. 11 Uhr: Vyrſtandsſitzung
des Frauenvereins (Eichbergſtr. 1). Mittvoch, den 6. Febr., abends
Pauluskirche: Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarr ſſiſtent
Weißgerber. Um 11 Uhr: Kindergottesdienſt. Pfarraſſiſt. Weiß=
gerber

Stiftskirche. (Im geheizten Saal des Schweſternhauſes.) Sams=
tag
, den 2 Febr, abends 8 Uhr: Beichte. Sonntag, den 8 Fehruar,
vorm 10 Uhr: Hauptgottesdienſt mit Feier des heil. Abendmahls.
Um 1134 Uhr: Kindergottesdienſt. Evang, Sonntagsverein
(Chriſtl. Verein junger Mädchen). Sonntag, nachm. von 4 bis 7 Uhr:
Vereinsſtunden. Donnerstag, den 7 Febr., abends 8 Uhr: Betſtunde
Stadtmiſſion (Mühlſtr. 24): Sonntag. vorm / Uhr Gebetsſtunde
ſtraße 77. Am 19.: Jakob Nohl, Rentner, 83 J., Martinſtr. 22. Am 21.: Um 10 Uhr: Gottesdienſt in der Stadtkavelle. Pfarrer D. Laible,
Um 11 Uhr: Kindergottesdienſt (Funkerkaſerne) Um 11½ Uhr:
Kindergottesdienſt Nachm. 8½ Uhr: Bibelſtunde. Abends
8½ Uhr: Evangeliſation. Dr. Avemarie. Montag, abends 8½, Uhr:
abends 8½ Uhr: Blaukreuz=Bibelſtunde. Walz=Mötlingen. Mitt=
woch
, abends 8 Uhr: Bibelſtunde in der Funkerkaſerne. Denners=
tag
, abends 8½= Uhr: Bibelſtunde (Römerbrief). Freitag, abends
8½ Uhr: Bibelſtunde in der Stadtmädchenſchule in Beſſungen.
Jugendbund fürE. C., Mühlſtr. 24: Sonntag, vorm. 9 Uhr: Weiß=
kreutz
= und Gebetsſtunde. Um 10 Uhr: Gottesdienſt in der Stadt=
geb
. b. Frankenberg und Ludwigsdorff, 70 J., Riedeſelſtr. 39; Friederike kapelle. Nachm 2½ Uhr: Bibelbeſprechſtunde für Fünglinge Um
4½ Uhr: Bibelbeſprechſtunde für Jungfrauen Abends 8½ Uhr:
linge und Gebetsſtunde für Jungfrauen. Donnerstag, abends 8 Uhr:
Gebetsſtunde für Jünglinge.
Vereinigung chriſtl. Eiſenbahner und Poſtbeamten:
Sonntag, nachm. 4½ Uhr: Bibelſtunde. Mauerſtr. 5.
Wartburgverein Darmſtadt. Vereinslotal: Gemeindehaus der
Martinsgemeinde, Liebfrauenſtr. 6 Dienstag, abends 8½ Uhr: Bibel=
beſprechſtunde
. Ausſprache über Zeit= und Lebensfragen. Gäſte immer
willkommen.
Ehriſtlicher Verein junger Männer Darmſtadt, E. V., Alexander=
ſtraße
22 (Infanterie=Kaſerne, 1. Hof links): Sonntag, abends 8½ hr:
Vortrag über Reiſeerlebniſſe in Dänemark; von Schriftleiter W
Stützel. Alle jungen Männer ſind als Gäſte bei freiem Eintritt herz=
lich
eingeladen. Dienstag, abends 8½ Uhr: Bibelſtunde des Ge=
ſamtvereins
. Donnerstag, abends 8½ Uhr: Bibelſtunde im Familien=
kreis
. Samstag, abends 8½ Uhr: Wochenſchlußandacht.
Ehriſtlicher Zugendverein Darmſtadt (Dieburgerſtr. 26, 1.) Mitt=
woch
, abends 8½ Uhr: Bibelſtunde.
Katholiſche Gemeinden.
Sonntag, den 3. Februar 1924.
St. Ludwigskirche: Samstag, nachm. 4 Uhr und abends 8 Uhr:
Beichtgelegenheit
Sonntag, vorm. 5½ Uhr: Beichtgelegenheit Um 6 Uhr: Erſte
heil. Meſſe. Um 7 Uhr: Heil. Meſſe mit Predigt. Um 8 Uhr:
Singmeſſe mit Predigt und Komiunion des Männerapoſtolates. Um
½11 Uhr: Verſammlung Um 9½ Uhr: Hochamt mit Predigt.
Um 11 Uhr: Singmeſſe mit Predigt. Nachm ½3 Uhr: Chriſten=
lehre
; darauf Roſenkranz=Bruderſchaftsandacht und Prozeſſion. Der
Blaſiusſegen wird nach der 11 Uhr=Meſſe und nach dem Nachmittags=
gottesdienſt
ausgeteilt.
Kapelle der Barmherzigen Schweſtern: Sonntag, vorm. 6= Uhr
Heil. Meſſe. Um 9 Uhr: Studentengottesdienſt. Nachm. 6 Uhr:
Roſenkranzandacht.
Kapelle in der Waldſtraße: Sonntag, vorm. 7 Uhr: Heil. Meſſe.
Kapelle in Nieder=Ramſtadt: Sonntag, vorm. 9½ Uhr: Hochamt
mit Predigt.
St. Eliſabethenkirche: Samstag, nachm. von 5 bis 8 Uhr abends
Gelegenkei zur heil. Beichte.
Sonntag, vorm. von 6 Uhr an: Gelegenheit zur heil. Beichte. Um
½7 Uhr: Frühmeſſe. Um 8 Uhr: Heil. Meſſe mit Preoigt und
Generalkommunion der Jünglinge. Um 9½ Uhr. Hochamt mit
Predigt. Nachm 2 Uhr: Andacht mit Segen

Kapelle zu Arheilgen: Vorm. 10 Uhr: Hochamt und Predigt.
St. Martinskapelle zu Beſſungen: Samstag, von 57 Uhr und von
88½= Uhr abends: Gelegenheit zur heil. Beichte.
Sonntag, vorm. von 6½ Uhr an: Beichtgelegenheit. Um 7½ Uhr:
Heil. Meſſe ſvor und in derfelben Austeilung der heil Kommunion),
Um 734 Uhr: Predigt. Um 8½ Uhr: Heil. Meſſe (nur in der=
ſelben
Austeilung der heil Kommunion). Um 9½= Uhr: Hochamt
mit Predigt (vorher Austeilung der heil. Kommunion). Um 2 Uhr:
Chriſtenlehre. Um 2½ Uhr, Andacht. An Wochentagen 7. Stun=
den
vor Schulbeginn heilige Meſſe.
Vereine: Jeden 1. Sonntag im Monat Männerkongregation.
7½ Uhr: Heil. Meſſe mit Generalkomm inion, Nach der Andacht
Verſammlung im Vereinsſaal, Herdweg 28. Jeden 3. Sonntag im
Monat Jungfrauenkongregation. 714 Uhr: Heil Meſſe mit General=
kommunion
. Um 3 Uhr: Kirchliche Verſammlung. Um 4½ Uhr:
Weltliche Verſammlung im Vereinsſaal, Herdweg 28 Jeden letzten
Sonntag im Monat Frauenſonntag. Um 7½ Uhr: Heil. Meſſe mit
Generalkommunon der Frauen. Nach der Andacht Verſammlung
im Vereinsſaal, Herdweg 28. Jeden 1. und 3. Donnerstag im v=
nat
, abends 8 Uhr: Verſammlung der katholiſchen Jugend ereinigung
St. Martin Beſſungen (jün ere Abt., 1417 Jahre) im Vereinsſaal,
Herdwveg 28 Jeden 2. und 1. Donnerstag im Monat, abends 8 Uhr:
Verſammlung der katholiſchen Jugendvereinigung St Martin Beſſungen
(ältere Abt, 1821 Jahre) im Vereinsſual, Herdweg 28.
Katholiſcher Kirchenchor St. Martin und St. Marien Montags und
Samstags, abends, Probe bei Hickelmann, Beſſungerſtr. 6
St. Fidelis (Kapelle der Engliſchen Fräulein, WPaldſtr. 31): Vorn.
8 Uhr: Singmeſſe mit Predigt. Sammlung zu Gunſten der Erbauung
der St Fideliskirche Kathol. Pfarramt: Herdweg 28.
Kirche zu Eberſtadt: Samstag, nachm. 5 Uhr, und abends 8 Uhr,
Beichtgelegenheit.
Sonntag, vorm. 6 Uhr: Beichtgelegenheit. Um ½7 Uhr: Früh=
meſſe
. Um 9½ Uhr: Hochamt mit Predigt. Nachm. 132 Uhr:
Andacht.
Provinzial=Pflegeanſtalt bei Eberſtadt: Montag, morg, 128 Uhr:
Heil. Meſſe und Predigt.
Kapelle zu Pfungſtadt: Sonntag, vorm. 7 Uhr: Beichtgelegen=
heit
. Um 7½ Uhr: Hochamt und Predigt. Nachm. 4 Uhr: And,
Sonſtige Ge reinſchaften.
Ehriſtliche Verſammlung (Waldſtr. 18): Sonntag, den 3. Febr,;
vorm. 11½ Uhr: Kindergottesdienſt. Nachm 4½ Uhr: Verkündi=
gung
des Wortes Gottes. Mittwoch, den 6. Febr, abends 8½ Uhr:
Gebetsſtunde. Freitag, den 8. Febr., abends 8½ Uhr: Bibelſtunde,
Jedermann iſt freundlich eingeladen.
Evangeliſche Gemeinſchaft (Eliſabethenſtraße 44): Sonntag, den
3. Febr., nachm. 2 Uhr: Sonntagsſtule. Abends 8 Uhr: Evan=
geliſation
. Donnerstag, den 7. Febr., abends 8½ Uhr: Bibelſtunde.
Preoiger Erhardt
Chriſtliche Gemeinſchaft Darmſtadt (Mollerſtraße 40): Sonntag,
den 8. Febr., vorm ½10 Uhr: Heiligungsſtunde Um 11 Uhr: Sonn=
tagsſchule
. Abends 8 Uhr: Evangeliſation. Dienstag, abends
8 Uhr: Bibelſtunde. Freitag, abenbs 8 Uhr: Gebetsſtunde
Gemeinde der Siebenten agé=Adventiſten, Mauerſtr. 5, I.: Frei=
tag
, abend8 8 Uhr und Samstags, vorm. ½10 Uhr: Oeffentl. Eottes=
dienſt
. Sonntag, abends 8 Uhr: Religiöſer Vortrag.
Gemeinde gläubig getaufter Ehriſten (Baptiſten), Mauerſtr. 17:
Sonntag, den 3. Febr., vorm. 10 Uhr: Gebetsverſammlung Um
11 Uhr Sonntagsſchule. Nachm. 4 Uhr: Predigt. Abends 8 Uhr:
Jugendſtunde. Donnerstag, den 7. Febr., abends 8½4 Uhr: Bibel=
ſtunde

Kirche Jeſu Chriſti der Heiligen der letzten Tage (Darmſtadt,
Saalbauſtr. 67, Bürgerhalle): Sonntag, den 3. Febr., nachm 2½= Uhr;
Sonttagsſchule Um ½1 Uhr: Predigt. Donnerstag, den 7. Febr.,
abends 8 Uhr: Bibelſtunde. Jedermann herzlich willkommen.
Die Heilsarmee, Schulzengaſſe 3, Ecke Landgraf=Georgſtraße, nächſt
dem Schwimmbad: Sonntag, den 3. Februar: Soldaten Einreihung
und Fahnenweihe. Vorm. 10 Uhr: Heiligungs=Verſammlung. Unr
um 11½ Uyr: Kindergottesdienſt. Abends 8 Uhr: Heils= Verſamm=
lung
. Mittwochs und Freitags, abends 8 Uhr: Oeffentliche Ver=
ſammlung
.
Methodiſtengemeinde (Frankfurterſtr. 3): Sonntag, den 3. Febr.
nachm. 1a3 Uhr: Sonntagsſchule Um ½4 Uhr: Gottesdienſt.

Die glückliche
Geburt ihrer Tochter
zeigen hocherfreut an
Georg Pullmann u. Frau
Paula, geb. W. dekind
Darmstadt, 1. Februar 1924
(2874

Statt Karten.
Ihre am Sonntag, den 3. Febe.,
aachmittags 72 Uhr, in der Stadt-
kapelle
statifindende TRAUUNG
beehren sich anzuzeigen
Albert Weicker, Fabrikant
u. Frau Käthe, geb. Bär
Darmstadt
Arbeilgen
Hetustchstr. 134
(22762

Unser Harry Gerd
glücklich gestartet
Erik u. Else Thomas
31. Jan. 1924 Osannstr. 4
z. Zt. Klinik De. Machenhauer

(22932

Ihre am Sonntag, den 3. Februar,
Lnachm. 2½ Uhr, in der Bes unger
Kirche staitfindende TRAUUNG
beehren sich anzuzeigen
Maria Becker
Hermann Brater

Darmstadt
Neue Niederstr. 19

Langenargen a. B.

Bnte

Ihre am Sopntag, den 3. Feb=uar,
4 nachm 2½ Uhr, fo der Stadt-
kapelle
statttindende TRAUUNG
beehren sich a. zuzeigen

Ludwig Massing
Lina Massing
geb. Stumpf
Darmstadt, Kiesstr 20
(*B58
Statt Karten!
Ihre am Sonntag, 3 Februar,
nachm. 3 Uhr, in der Paulus-
kirche
stattfindende Trauung
beehren sich anzuzeigen
Kätha Beckerle
Ludwig Wagner
Darmstadt, Klappacherstr, 4

Todes=Anzeige.
Nach kurzem Krankſein ent=
ſchlief
heute mittag plötzlich und
unerwartet meine liebe Gattin,
unſere gute Mutter
Frau
Sohanna Meherhöfer
geb. Burger
im 53. Lebensjahre.
Arhellgen, den 31. Jan. 1924.
Die trauernden Sinterbliebenen:
Joh. Meyerhöfer, Säcermeiſter
1138) und Kiuder.
Die Beerdigung findet Sonntag
nachmittag 2 Uhr vom Sterbe=
hauſe
, Dieburgerſtr. 11, aus ſtatt.

Dankſagung.
Für die uns beim Hinſcheiden
unſerer lieben Mutter von allen
Seiten bewieſene liebevole Teil=
nahme
ſagen wir herzlichſten Dank.
Darmſtadt, 30. Januar 1924.
Im Namen der Hinterbliebenen:
Karl Praſſel.

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herz=
licher
Teilnahme bei dem uns
ſo ſchwer betroffenen Verluſte
ſagen wir Allen unſeren herz=
lichſten
Dank.
Im Namen
der trauernden Hinterbliebenen:
Frau Luiſe Nothnagel
2941)
geb. Graeſf.

Dankſagung.
(Statt Karten.)
Für die uns beim Heimgang un=
ſeres
lieben Vaters
(1194
Herrn
J. Carl Schmidt
erwieſene liebevolle Teilnahme, ſowie
für die Blumenipenden ſagen wir
Allen unſeren innigſten Dank.
Geſchwiſter Schmidt.
Darmſtadt, Frankfurt a. M., 1. Febr. 1924.

Dankſagung.
(Statt Karten.)
Die ſo zahlreichen Beweiſe wärm=
ſter
Anteilnahme an unſerem herben
Geſchick haben unſeren Herzen wohl=
getan
. Wir ſagen Allen hierfür
innigſten Dank.
(*2895
In tiefem Leid:
Dr. med. Ludwig Wißmann n. Frauß
Johanna, geb. Klump.

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herz=
lichſter
Teilnahme bei dem plötz=
lichen
Hinſcheiden meiner lieben,
unvergeßlichen Frau, uuſerer Schwe=
ſter
, Schwägerin und Tante
Frau
Marie Glöckner
ſage ich auf dieſem Wege Allen herz=
lichen
Dank. Ganz beſonderen Dank
dem Herrn Pfarrer Müller für ſeine
tioſtreichen Worte am Grabe.
Im Namen der
trauernden Hinterbliebenen:
s) Karl Glöckner.

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herz=
licher
Teina me bei dem Heim=
gange
unſeres lieben E tſchlafenen
ſowie für die Blumenſpenden herz=
lichſten
Dank.
(1196
Frau Kath. Trzutner Wwe.
nebſt Geſchwiſtern.

Es hat Gott dem Herrn gefallen, meinen g
liebten Mann, unſeren treuen Va. er, Bruder, Onfel,
Schwiegerſohn und Schwager, den Oberſt a. D.
Alfred Mohs
Ritter hoher Orden
nach kurzem ſchweren Leiden im 77. Lebensjahr,
in feſtem Glauben an ſeinen Heiland, heimzurufen.
Braunshardt, den 30. Januar 1924.
Im Namen der Hinterbliebenen:
Aſta Mohs, geb. von Kameke
Ellen Mohs
Friedrich Karl Mohs
Ingeborg Mohs.
Die Beerdigung findet am Samstag nachmittag
3 Uhr auf dem Waldfriedyof ſtatt. (72981

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bei wöchentlicher od.
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J. Zoſeph, dentiſt.
Markt 4. (11(2a

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme bei dem Hinſcheiden meiner
lieben Frau, unſerer guten Mutter,
Tochter, Schweſter, Schwiegertochter,
Schwägerin und Tante.

Len gisgM
ſagen wir allen, insbeſondere den
Schweſtern im Städt. Krankenhaus
für ihre liebevolle Pflege, Hrn Pfarrer
Marx für ſeine tröſtenden Worte am
Grabe, ſowie für alle Blumenſpenden
unſeren herzlichen Dank
Im Namen der trauernden Hinterbliedenen:
Georg Mantel.

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme beim Hinſcheiden un erer
lieben Schweſter Emilie ſagen
Minnigen Dank
(1153
Geſchwiſter Rühl
Walduraße 9.

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Muſterſendungen aus dem beſetzten Gebiet
für die Leipziger Muſtermeſſe. Bezüglich des Verſandes
von Muſterſendungen für die Leipziger Frühjahrsmeſſe hat die fran=
zöſiſche
Zollbehörde Ausnahmebeſtimmungen erlaſſen. Firmen, die be=
abſichtigen
, die Leipziger Frühjahrsmeſſe zu beſchicken, haben einen
kautionierten Antrag an das zuſtändige Zollamt zu richten. Dieſer
Antrag hat genaue Angaben zu enthalten, welche zur Wiedererken=
nung
der Sendungen beim Rücktransport erforderlich ſind. Die Kau=
tion
in doppelter Höhe der Ausfuhrtaxe kann in Form einer Bankbürg=
ſchaft
oder in Form einer Bürgſchaft eines großen Konzerns hinterlegt
werden. Die Sendung geht mit einem Begleitſchreiben und unter
Verſchluß über die Grenze. Sie muß nach zwei Monaten die Grenze
im Rücktransport wieder überſchritten haben.
* Perſonalien. Dr.=Ing. Reinhold Becker, der Generaldirek=
tor
der Stahlwerke Becker, iſt heute im Alter von 58 Jahren geſtorben.
Er war am 15. Februar 1866 geboren und hat ſich aus kleinen An=
fängen
zu einem der maßgebenden Induſtriellen emporgeſchwungen.
Mangelhafte Verpackung von Tuchballen in
Papier. Diebſtahlsgefahr. Das Berufungsgericht hat ange=
nommen
, daß die Mangelhaftigkeit durch die Bemerkung auf der Eiſen=
bahnpaketkarte
: Inhalt Manufakturwaren in Papier verpackt aner=
kannt
ſei. Dieſe Annahme iſt gerechtfertigt. Ob die Verpackung unzu=
länglich
iſt, iſt im Einzelfalle zu entſcheiden. Auch bei mangelhafter Ver=
packung
kann das Gut zur Beförderung angenommen werden, wenn die
Mangelhaftigkeit ſchriftlich anerkannt wird. In ſolchem Falle haftet die
Bahn nicht für den Schaden, der mit dem Mangel in urſächlichem Zu=
ſammenhange
ſteht. Es muß aber angenommen werden, daß die Gefahr
des Diebſtahls eine Gefahr iſt, die mit der Unzulänglichkeit der Ver=
packung
in urſächlichem Zuſammenhange ſteht, weil die Feſtſtellung des
Inhalts des Ballens für den Dieb durch die bloße Umhüllung mit Pa=
vier
erleichtert wird. Jener Zuſammenhang liegt zutage, wenn aus
einem nur mit Papier umhüllten Ballen ein Teil des Inhalts entwendet
wird. Dasſelbe muß aber auch gelten, wenn der ganze Ballen geſtohlen
wird, da die Papierumhüllung die Feſtſtellung des Inhalts erleichtert
und damit den Anreiz zum Diebſtahl erhöht.
* Mitteldeutſcher Braunkohlenbergbau. Im
Mitteldeutſchen Braunkohlenbergbau betrugen im Oktober 1923 die
Rohkohlenförderungen 6 354 000 Tonnen, im September 7 665 138
Tonnen, die Brikettherſtellungen 1 199 531 Tonnen (1 912 788 Tonnen),
die Kokserzeugung 30 111 Tonnen (34 213 Tonnen), es ſind ſomit dem
Vormonat gegenüber ganz erhebliche Rückgänge feſtzuſtellen, die für
Rohkohle 17,8 Prozent, für Briketts 37,3 Prozent und für Kofs 12
Prozent betrugen, obwohl der Oktober 27 und der September 25 Ar=
beitstage
hatte. Im Ottober vor. Js. belief ſich die Rohkohlenförderung
auf 8349 747, die Brikettherſtellung auf 1835 252 Tonnen die Koks=
erzeugung
auf 36 994 Tonnen bei 26 Arbeitstagen. Die ſchlechten För=
derungsverhältniſſe
im Oktober 1923 ſind in erſter Linie durch den
Streik verurſacht worden, unter dem die Induſtrie im letzten Monats=
drittel
zu leiden hatte. Unangenehm bemerkbar machte ſich für den
Rohkohlenabſatz, daß die Zuckerfabriken die Aufnahme der diesjährigen
Betriebszeit zum Teil hinausſchieben mußten, weil infolge des ſchlech=
ten
Wetters in der erſten Monatshälfte die Rübenzufuhr ſtockte. Auch
im Brikettabſatz machen ſich empfindliche Ausfälle bemerkbar. Dieſe
zwangen die Werke vielfach zum Einlegen von Feierſchichten. Es machte
ſich ein Arbeiterangebot geltend. Die Stimmung der Belegſchaft litt
vielfach darunter, daß den Erwerbsloſen Unterſtützungen ausgezahlt
wurden, die weſentlich über dem Verdienſt des Bergarbeiters lagen.
I. Arlbergbahn. Der Verkehr hat infolge der Ruhrgebiets=
ſetzung
bedeutend zugenommen. Trotzdem gehen die Elektrifizierungs=
arbeiten
weiter, und man hofft bis Ende des Jahres 1924 den Dampf=
betrieb
vollſtändig durch den elektriſchen Betrieb erſetzen zu können.
Deerbewirtſchaftung. Auch dieſer Teil der Zwangs=
wirtſchaft
iſt abgetragen, die Teerbewirtſchaftung iſt durch Verordnung
vom 12. Januar 1924 aufgehoben.
Erwerbsgeſeliſchaften.
Die Aktiengeſellſchaft für Anilin=Fabrikation,
Berlin und die Chemiſche Fabrik Griesheim=Elektron, Frankfurt a. M.,
die bekanntlich beide einer Intereſſengemeinſchaft der Teerfarbenfabri=
ken
angehören und bereits jetzt vielfach im Auslande gemeinſame Ver=
kaufsſtellen
beſitzen, werden demnächſt auch den inländiſchen Verkaufs=
apparat
für Farben zuſammenlegen. Der Verkauf dieſer Produkte
wird einer gemeinſchaftlich zu gründenden Verkaufsgeſellſchaft übertra=
gen
. Der Sitz der Verkaufsgeſellſchaft ſoll nach Frankfurt a. M. ge=
legt
werden. Dagegen entſprechen die mehrfach verbreiteten Meldun=
gen
, daß die Zentralverwaltungen beider Firmen vereinigt und nach
Frankfurt a. M. verlegt werden, nicht den Tatſachen.

Banken.
* Neugründung in Amſterdam. Es ſwird uns mitgeteilt,
daß die Amſterdamſche Bank und die Twentſche Bank eine neue Bank
in Amſterdam zum Zwecke der Durchführung internationaler Geſchäfte
errichtet haben. Die Bank hat ein volleingezahltes Anfangskapital von
gehn Millionen Gulden erhalten und trägt den Namen. Internationale
Bank in Amſterdam. Stockholms Enſkilda Bank in Stockholm und die
Darmſtädter und Nationalbank in Berlin haben bei der Gründung mit=
gewirkt
. Die Londoner Vertreter des neuen Inſtituts ſind. Lazard
Brothers u. Co. Ltd. und Lloyds Bank Ltd. die ſich gemeinſam mit
der Whitehall Truſt Ltd. an der Bank beteiligten.
Warenmärkte.
wb. Amtliche Notierungender Frankfurter Börſe,
Abteilung G treide, vom 1. Februar 1924. Getreide, Hülſenfrüchte und
Biertreber ohne Sack, Weizenmehl, Roggenmehl und Kleie ohne Sack.
Preis je 100 Kg. Weizen (Wetterau) 17,5018,00, Roggen 16,2516,50,
Sommergerſte für Brauzwecke 17,5018,00, Hafer, inländiſch 13,00 bis
13,50, Hafer, ausländiſch , Weizenmehl, ſüdd. Spezial 0 28,00 bis
29,00, Roggenmehl 23,5024,50, Weizen= und Roggenkleie 7,758,50.
Tendenz: leicht befeſtigt.
Mannheimer Produktenbörſe. An der Produkten=
börſe
war die Tendenz luſtlos bei abgeſchwächten Preiſen. Man ver=
langte
für die 100 Kilogramm in Goldmark bahnfrei Mannheim Wei=
zen
17½18½, Roggen 153416½, Gerſte 18½/19½, Hafer 14, Mais
1718. Für Weizenmehl Spezial 0 haben die Mühlen ihre Forderun=
gen
weiter herabgeſetzt auf 28 Mk. die 100 Kilogramm, für Noggenmehl
auf 24 Mk. Dagegen bleibt Weizenkleie mit 8½ geſucht.
* Mannheimer Kleinviehmarkt. Zum Kleinviehmarkt
waren zugeführt und wurden per 50 Kilogramm Lebendgewicht gehan=
delt
: 116 Kälber 3044 Goldmark, 125 Schweine 5064 Goldmark, und
525 Ferkel und Läufer, das Stück 724 Mk. Tendenz mit Kälbern ruhig,
langſam geräumt, mit Schweinen ruhig, ausverkauft, mit Ferkeln und
Läufern mittelmäßig.
wb. Berliner Produktenbericht. Der Produktenmarkt
befeſtigte ſich in Reaktion auf die geſtrige Verflauung in etwas, infolge
vorſichtigeren Angebots und teilweiſe höherer Forderungen aus der
Provinz. Für Roggen wurden von einigen Orten höhere Preiſe an=
geboten
. Das Geſchäft blieb aber noch gering. Weizen war ziemlich
knapp vertreten und für den Weſten begehrt. Mehl wurde wenig um=
geſetzt
; Roggenmehl iſt geſtern angeblich nach Süddeutſchland verkauft
worden. Das Geſchäft in Gerſte war unregelmäßig bei andauernder
Nachfrage nach beſter Brauware. Hafer befeſtigte ſich bei geringerem
Angebot. Futterartikel behaupteten ihren Preisſtand.
Börſen.
* Frankfurter Börſenbericht vom 1. Februar.
(Eigencr Bericht.) Nach Ueberwindung des Ultimo eröffnete die heutige
Vörſe auf faſt allen Gebieten des Aktienmarttes in freundlicherer
Stimmung bei lebhaftem Geſchäft. Anregend wirkte die Erwartung
einer weiteren Herabſetzung der Bankzinſen und dann der niedrige
Kursſtand vieler unſerer beſten Induſtriepapiere. Beſonderes Intereſſe
machte ſich im Verlaufe der Börſe für Spinnereiaktien geltend, von
denen Hammerſen mit 16½ etwa 4, Kammgarn Kaiſerslautern mit 22
1, Kolb u. Schülle mit 22½ und Hanfwerk Füſſen mit 1515½ je
1 gewinnen konnten. Im Uebrigen erzielten heute in erſter Linie ein=
zelne
Werte des Kaſſamarktes beträchtliche Kursſteigerungen, während
die großen variablen Märkte nur geringe Veränderungen zeigten.
Stark gefragt waren Hindrich Auffermann, in denen mangels Material
eine Notiz nicht zuſtande kommen konnte. Taxe 1820, ſtimmulierend
wirtte hier das kleine Kapital der Geſellſchaft, 15,3 Millionen, im Ueb=
rigen
gehört das Unternehmen zu den wenigen, die für das abgelau=
fene
Geſchäftsjahr eine Dividende (eine Rentenmark pro Aktie) bezah=
len
. Es ſeien weiter erwähnt Frank. Allg. Verſicherungen 85 plus 2,
Eiſenmeher 4 rat. plus 0,8. Noeder 7,8 plus 0,9, Prometheus 2,2 plus
0,1, Liga 6½ plus 0,1. Eine Kleinigkeit ſchwächer waren Leibrand 2.1
minus 0,4, Reerink 2,6 minus 0,3. An den variablen Märkten eröffne=
ten
chem. Werte durchſchnittlich ½ bis 1 Bill. höher. Von Elektr.=
Werten waren Lahmeher ſtark gefragt, 21 plus zirka 3. Zunehmendes
Intereſſe beſtand auch für einzelne Maſchinenaktien, Daimler 6½ plus
1, Karlsruher 5,4 plus 1,2, Neckarſulmer 7734 plus 17/., Rheinmetall
14 plus 2. Südd. Zucker blieben auch heute ohne Intereſſe bei kaum
veränderten Kurſen, dagegen konnte ſich am Montanaktienmarkt eine
etwas freundlichere Stimmung durchſetzen, die zu leichten Kurs=
erhöhungen
führte. Der ausländiſche Rentenmarkt zeigte heute eben=

2. Februar 1924 Nr. 33
V
falls zunehmendes Inkereſſe bei leicht befeſtigten Kurſen. Zolltürken
123 plus 1½, II. Bagdadbahn 14 plus 2, I. Anatolier 21 plus 3,
II. 18), plus 234, Rumänenrenten blieben vernachläſſigt: 4proz. cond.
2 minus 0,7. Der freie Verkehr zeigte gleichfalls leicht anziehende
Kurſe. Man hörte hier: Api 111 Beckerſtahl 111ſ., Beckerkohle 12,
Brown Boveri 234, Benz 6½, Georgi 0,925, Growag 0.350, Hanſa
Lloyd 2,4, Karſtadt 3½/, Krügershall 11. Memeler Zellſtoff 115, Mez
Söhne 6½)., Petroleum 28, Tiag 3, Ufa 12½. An der Nachbörſe machte
ſich bei mäßigem Geſchäft für einzelne Werte weitere Nachfrage zu an=
ziehenden
Kurſen bemerkbar. Man hörte etwa folgende Geldkurſe:
Weſterregeln 38. Deutſche Eiſenhandel 123, Holzmann 4½, Gold=
ſchmidt
24½/=, Nordd. Lloyd 10, Deutſche Bank 19, Barmer Bank=
Verein 6 ½=
wb
. Berliner Börſenſtimmungsbild. Nachdem ſchon
an der geſtrigen Nachbörſe eine freundlichere Stimmung zum Durch=
bruch
gekommen war, eröffnete auch die heutige Börſe in feſter Tendenz
bei lebhafterer Kaufluſt. Namentlich Induſtriewerte profitierten hier=
von
hauptſächlich. Die Aufwärksbswegung beſchränkte ſich aber meiſt auf
Bruchteile eines Billionen=Prozents erheblicher ſtiegen bei bedeuten=
deren
Umſätzen Deutſch=Atlantiſche=Teiegraphengeſellſchaft, um 8 Bil=
lionen
, ferner Deutſch=Luxemburge=, Da’mler, Deutſche Maſchinen, Hugo
Schneider, Orenſtein u. Koppel und National=Automobilaktien Bank=
aktien
blieben gut behauptet. Petroleumsktſen zogen an, deutſche An=
leihen
waren angeboten, ſtellten ſich aber niedriger. Sonſt blieb die feſte
Grunbſtimmung auch im ſpäteren Verlaufe beſtehen, obwohl das Ge=
ſchäft
ruhiger wurde.
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Sämtliche Zahlen verſtehen ſich als 1000 Mk.

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London 183041000. 183959000. 18s241000. 181200000. 17955000000. 18045000900.5
1189500000. 4210500000. 14189500000. 18054750000 18145250000.I Nei Paris.. 194263000. 195237000. 1197256000. inte Schweiz F26180000. 724520000. 728175000. 731825000. Spanien F30670000. 533330000.1 530670000. 533330000. Wien (i. D.=Sſterr. abg.) 59351.
59639. 59351. 59649. Prag. r20697000 121303000 Jre19 44000. 122556000. Budapeſt. 144388
185112. 14388. 145112. Buenos=Aires. 1366575000. 13734257700 1376550000. 1388450000. Bulgarien. 29925000. 300/7. 730 23925000. 300 75000. Japan". 1865325000 187457 0 1865325000. 874675000. Nio de Jat 458850000. 461 1.50/, F. 12,8850000. 461150000. Belgrad. 48777000. 490.-*70010. 43377000. 48223000. Liſſabon 128677000. 129323009 112867 7000. 129323000.

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20000
8000
z00
33000
62750
10000
35500
57000
1250
25500
V50
23750
33500
26000
4000
50000
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Dollar=Schatzanweiſungen ..
Dt. Schatzanw. K Ausg. 1v. 23
k, IIb. 23
K Tv. 24
K, Hv. 24
4½½ T. u. V. Schatzanweiſg.
4½% I.IK.
4½ Dt. Schutzgebiet v.0,8-11u. 13
v. 14
Sparprämienanleihe ..
Zwangsanleihe .........
4%0 Preuß. Konſols ........."
rr
5½%
.........
3
4½ Bad. Anl. unk. 1935 ......"
v. 1907 ......."
3½%
4% Bahem Anleihe ........."
5½%
Hefſ. Dvllar Golbmk.=Schatzanw.
rch. 26 .... ..
8168 Heſſen Reihe XXXV.
untilgb. b. 28 . . . . . . . . ... . .."
4% Heſſen unk. 1924..... . . ...
5½% ................
ves-
......"
3elo
4% Württemberger ......
b)Ausländiſche.
5% Bosnien L.=E.=B. v. 1914.
L.=Inveſt.=Anl. v. 1914
4½ v.1902 ........."

31 1. 1.2

.....-
49
5% Bulgar. Tabak 1902.... . ..
12/. B Griech. Monopol .....
4½% Oeſt. Staatsrente v. 1913
ab 1918 ........."
4½% Oeſt. Schatzanweif., ſtſr.
v. 1914 .................."
4% Oeſt. Golbrente ........."
(% einheitl. Rente ......"
5% Rum. am Rente v. 03..
4½% Goldrente v. 13 ....
4% am. Goldrente konv.
.
4½ am. v. 05
4% Türk. (Admin.) v. 1903....
4% (Bagdad) Ser. I ..
H..
4% v. 1911, Zollanl. ...
4½% Ung. Staatsr. v. 14 ...
Goldrente ........"
Staatsr. v. 10 ..
4% Kronenrente . . .. .. 2.3
Außereuropäiſche.
5% Mexik. amort. innere . .. .. ."
5% konſ. äuß. v. 99... . .
4½ Gols v. 04, ſtfr. .. .."
39 konſ. inner. .......
4½% Frrigationsanleihe .
5% Tamaulipas Serie l......
7 Tauſend M Millionen, Md

0.165
0,52
4,2
70

2000
03
6,6 Md
0,56
0,462
0.7
0,8
0,6
1.25
4,2
9,75

01521
04
*.
60
70
006
13
0,245

9,41
0,4
0,62

5
4,2

5,75
z.

1ig

2,5

4,75

4.
13
2,5

Pblig. v. Transportanſt.
2 Cliſabethbahn ſtfr. . .. . . . .
40 Gal. Carl Ludw.,Bahn. . ..
5% Oeſt. Südb. (Lomb.) ſtfr. . .
42
2,600 Alte Oeft. Südb. (Lomb.)
26%Neu=
49 Oeſt. Staatsb. v. 1883 ....
1. b. 8. Em..
32 Oeſt.
9. Em. ...
v. 1885 ....
3% Oeſt. Staatsb. b. Erg. Netz,
49 Rudolfb. (Salzkammerg.) ..
4½% Anatolier I............"
3% Salon. Conſt. Fonction ..."
3%0 Salonique Monaſtir ......
5½ Tehuantepec. . . . . ..

4½%
...........
Nach Sachwert verzinsk.
Schuldverſchreibungen.
5% Badenw. Kohlenwertanl.
6% Heſſ.Braunk.=Rogg. Anl.v. 23
5% Preuß. Kaliwert=Anleihe ..
Roggenwert=Anl.
5% Sächſ. Braunk.=Anl. Ser. Iu. f1
5% Südd. Feſtwertbk. . ... ...
Bank=Altien.
Aülg. Deutſche Creditanſtalt. . . .
Bank für Brauinduſtrie ......
Barmer Bankverein. .......
Bayer Hypotheken= u. Wechſelb.
Berliner Handelsgeſellſchaft . .."
Commerz= und Privatbank ...
Darmſtädter u. Nationalbank ..
Deutſche Bank ...
DeutſcheEffekten= u. Wechſelbank
Deutſche Hypot.=Bank Mein.. . .
Deutſche Bereinsbank ........
Disconto=Geſellſchaft .. . . . . . .."
Dresdner Bank. . . . . . .."
Frankfurter Bank
..
Hypotheken=Bank.
Metallbank. . . . . . . . . . .. . . . . ..
Mitteldeutſche Crebitbank. . . . . ."
Oeſterreichiſche Ereditanſtalt ...
Reichsbank=Ant. . ..........."
Rhein. Creditban ..........."
Hypothekenbank.
Süddeutſche Disconto=Geſellſch.
Weſtbank .................
Wiener Bankerein .........."
Bergwerks=Aktien.
Berzelius.
.............
Bochumer Bergb.

Buderus...
Dt. Luxemburger ...
Eſchweiler Bergwerks=Akt. . ..
Gelſenkirchen Bergw....."
Harpener Bergbau...........
Kaliwerke Aſchersleben .......
Salzdetfurth. . . . .

Beſteregeln ..
glöcknerwerke (abg. Lothr. Hütte)
Mannesmann Röhren ....."
Mansfelder ......."
...."
Oberbedarf ................."
Oberſchleſ. Eiſen (Carv) ......"
Stavi Minen u. Cb.=Ant. ...."
Phönix Bergbau ............"

31 1.
1i
Bio
35

u3
1

1
3
418
18
2,5
11,75
65
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21

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1,8:
21.
12
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0,69:
*
12,5
B
60
80,25
64

Rhein. Stahlwerke . .. .... ."
Riebeck Montan.. . . . . . . . .. ...
Rombacher Hütte. . . . . . . . . . ..
Tellus Bergb.=u. Hütten=Akt. . .
Ver. Laurahütte . .. ..........
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Henninger Kempf=Stern. . . . . .
Löwenbräu München ........"
Schöfferhof (Binding)........"
Werger ..................."
w

Milliarden oU ohne Umſatz.

Aikumulat. Berlin .......
Adler & Hppenheimer ......."
Ablerwerke (v. Kleher) ......."
A. E. G. Stamm. . . . . . . . .
20 Vorzug Lit.A ..."
20 Vorzug Lit. B ...
Amme Gieſecke & Konegen ...."
Anglo=Continental=Guano....."
Anilin Bln.=Treptow.. . . . . . .."
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Badenia (Beinheim)......
Badiſche Anilin=n. Sobafabrik.
Bab. Maſchf. Durlach ........"
Bad, Uhrenfabr. Furtwangen..
Baldur Piano. ............."
Baſt Nürnberg ..............
Bayriſch. Spiegel ............"
Beck & Henkel (Caſſel) ........"
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Bing. Metallwerke ..........."
Brockhues, Nieder=Walluf.....
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Karlſtadt ... ....."

Lothringen Meß).
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Elberfelder Farbw. v. Batyer
Kupfer= u. Meſſingw.
Elektr. Lieſerungs.=Geſ. ......
Licht und Kraft . . . . . .."
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Frankfurter Gas... . . . . . . . ..
Frankfurter Hof ........
Frf. Maſch. Pokorny & Wittek.
Fuchs, Waggon Stamm ....
Ganz. Ludwig, Mainz ......"

105 B,75 21.75 22 54,5 24.25 24 3. 120 15 3ic 305 2,75 18,5 32 4= 4.7 10 10 16,75 16 6,2 5.95 9.5 10,5 10, 2 5, 69 12,4 B.1 28,9 5,75 3,2 6.3 3,2 2 13,5 18 99 3. 37,1 1,

Geiling & Cie........."
Germania Linoleum .......
Gelſenkirchen Gußſtahl ..
Goldſchmidt, Th.
Gotha Waggon
Greffenius, Maſchinen Stamin.
Gritzner Maſchinenf. Durlach. . .
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Hirſch Kupfer u. Meſſ...... ..
Hoch= und Tiefbau ..........
Höchſter Farben ............."
Holzmann, Phil. ....... ... ..
Holzverk.=Induſtr. ... ........"
Hydrometer Breslau ........"
Znag .. . . . . ... .. ..........
Junghans Stamm.. . . . . . . . . .
Karlsruher Maſchinen ........
Klein, Schanzlin & Becker ...
Knorr, Heilbronn ....... ....."
Kolb & Schüle Spinn. . .. . . ..
Konſervenfabrik Braun ......
Krauß & Co., Lokom. .... . ..
Lahmeyer & Co. ............
Lech, Augsburg .........
Lederw. Rothe ............"
Lederwerke Spicharz ......."
Lingel, Schuhw. Erfurt ......"
Löhnberger Mühle ........."
Lüdenſcheib Metallwv. .. . . .. .
Luther, Maſch.= u Mühlenban..
Lux’ſche Induſtrie ..........."
Mainkraftwerke Höchſt ......."
Meguin, Butzbach ...........
Metallgeſ. Frrft. . . . . . . . . . . . . ."
Meyer, Dr. Paul ..........."
Miag, Mühlenb., Frankf. a. M..
Moenus Stamm .........."
Motorenfabrik Deutz .........
Motorenfabrik Oberurſel ....."
Neckarſulmer Fahrzeugwerke. ..
Neckarwerke Eßl. Stamm . . . . .
Dleawerke Frankfurt a. M... ..
Peters Union Frankfurt a. M.
Pfäßz. Nähm., Kahſer ........
Philipps A.=G. ...........
Porzellan Beſſel..........
Reiniger, Gebbert & Schall..
Rhein. Elektr. Stamm .. . . . . . .
Metall Vorzüge .......
Rhenania, Aachen ..........."
Riedinger, Maſchinen ........."
Rückforth, Stettin ..........."
Rütgerswerke ...............
Schleußner (Frankfurt a. M.) ..
Schneider & Hanau....... . . .
Schnellpreſſen Frankenthal. . . .
Schramm Lackfabrik. . ..
Schriftgießerei Stenpel, Ffm.
Schuckert Elektr. (Nürnberg) ...
Schuhfabrik Berneis=Weſſel...
Schuhfabrik Herz.......
Schuhf. Leander Offenbach ...
Schultz, Grünlack, Rdsh.. . . . . . .
Seilinduſtrie Wolff .........."
Sichel & Co., Mainz.........
Siemens Eleltr. Betriebe ....."

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11
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12,4
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17
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137
35
31.
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18,8

Siemens Glasinduſtrie ......
Siemens & Halske.. ........."
Stöckicht=Offenbach=G ummi .. .
Süddeutſche Immobilien ....."
Thüring, elektr. Lief.= Geſ., Gotha
uhrenfabrik Furtwän gler .....
Beithwerke in Sandbach
Berein f. Chem. Induſtr. Frkft.
Verein deutſch. Olfabr. Mannh.
Faßfabriken Caſſel".
Gummifabr. Bln.=Frkf.
Pinſelfabr. Nürnberg ..
liltramarin .. . . . . . . .. ."
Zellſtoff, Berlin ......."
Vogtländ. Maſch. Vorzüge ...."
Stämme ....
Voigt & Haeffner Stämme . . .
Boltohm, Seil..............
Wahß & Freytag. . . . . . . . . . . . .
Wegelin Rußfabrik ........."
Zelſtoff Waldhof Stamm ....
Zuckerfabr. Waghäuſel ........
Frankenthal ......
Heilbronn. . . . . . .. .
Offſtein .........."
Rheingau .. .......

0.9 36 775 1( 11.2 4 58 6,2 B.75 21.75 2.35
265 3,55 2,9 5.1 10,5 5,6 5,6 6,1 6,4

Transport=Aktien.
Schantung E. B............. 1,6
Süddeutſche Eiſenbahn=Geſ. .. / 46
Hapag (Paketfahrt) ...... . . . . 45
Nordd. Llohzd. . . ..........."

Larmſtädter Werte.
Bähnbedarf
...........
Dampfkeſſel Rodberg. .......
Helbetia Konſervenfabrik. . .
Gebr. Lutz
Motorenbfarik Darmſtadt . ...
Gebr. Roeder
...
Benuleth & Ellenberger ....

Unnotierte Altien.
Allg. Bankverein Düſſeldorf.
Beckerkohle. . .. . . . . . . . . . . . .
Beckerſtahl .. . . . . ... ...."
Benz..... .. . . . . . . ..
Brovn Boveri .....
Cont. Handelsbank.
Deutſche Handelsbank.....
Frankf. Handelsbank. . . . . . . .
Falconwerke .............."
de Giorgi Choc. ..... . ....."
Growag ............. . ....
Hanſa Lloyzd .............
Hero Conſerven ..........."
Holſatiawerke, Altona ......
Kabel Rheydt............
Karſtadt R. .............."
Krügershall Kali .........."
Metall Starkenburg .. . .."
Metz, Karl & Söhne, Freibg..
Neckar=Gummi ...
Petroleum Dtſche. ........
Raſtatter Waggon ....."
Remy Chem. ..
Textil=Fnd. Barmen (Tiag)...
Ufa Film.
....
Unterfranken Großkraftv. .


6.9
13,5

08
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2,5
0.35
0.15
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0,7
0,85
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79
2,5
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0.625

0325
0.
0,12
436

1 12P2r 2 1OM
Aktien / Renten / Deuisen / Sorten

Darmstadt
1 Luisenplatz 1

[ ][  ][ ]

Rummer 33.

Darmſtädter Tagblatt, Samstaa, den 2. Februnr 1924.

Seite 15.

Hans Peter Kromm der Lebendige.
Eine Geſchichte von Ufer zu Ufer
von Johanna Wolff.
(Nachbruck verboten.)
36)
Wie es dann, gekommen, wußte keiner zu ſagen: Nämlich
Kläschen trieb mit einer Fuhre Buſchholz den alten Damm
entlang, an dem unten noch der grundloſe Satanskolk blinkte,
den man nicht hatte trocken legen können. Da kamen ihm Hans
Peter und der Stettner=Erich, mit Schmetterlingsnetzen bewaff=
net
, entgegen. Peterle wich aus, Erich nicht. Ganz dicht ſtellte
er ſich vor die Pferde und ſchrie: Knecht! dem kleinen alten
Mann grade ins Geſicht hinein. Im ſelben Augenblick ſchlug
aber der Braune wüttig aus, das andere Pferd bäumte und die
Fuhre kam ins Wanken, ſo daß die Ladung den Damm hinunter=
ſtürzte
. Aber mitten in dem Buſchholz ſtrampelte der Stettner=
junge
. Rutſchte, glitt ab und ſetzte ſich, unten angekommen,
gradwegs in den Satauskolk hinein. Dor ſitt du man, ſagte
Kläschen und tvollte voller Gleichmut weiterfahren. Er hatte
aber Hans Peter vergeſſen. Der, mit ſeinem Keſcher in der
Hand, kroch ſchon am Damm hinunter, als wolle er zu dem
andern ins Waſſer, um ihn herauszufiſchen. Das Knechtlein
hatte nun die doppelte Mühe, das Freundchen von dem gefähr=
lichen
Waſſerloch wegzuſcheuchen und den im Kolk Zappelnden,
dem das Moor unter den klammernden Händen wegbrach, einen
Buſchen nach dem andern hinzuſchieben, bis er den vor Aengſten
halbtoten Erich glücklich wieder auf dem Trockenen hatte.
Schreiend und dem alten Mann mit der Fauſt drohend, rannte
der gebadete Erich davon.
Wir hätten den Luder man ſollen erſaufen laſſen, knurrte
Kläschen hinterher. Haſt gehört, was er mich angebrüllt hat,
ehe er flog? Knecht! hat er gebrüllt. Ich will ihn beknechten.
Er griente ſtill vor ſich hin: Na, und die Tiere haben ja auch
im rechten Augenblick ein Einſehn gehabt. Meine ganze Fuhre
hätte zum Deibel gehn können! Er zog den Kopf zwiſchen die
Schultern und lud wieder auf.
Um die Waſſergeſchichte befragt, ſchlug Hans Peter ſich mit
Entſchiedenheit auf die Seite ſeines alten beſchimpften Freundes
Dunnerklags. Die Fuhre wäre breit und der Damm ſchmal
geweſen, ſagte er aus, der Erich hätte natürlich zur Seite gemußt.

Ja, das hätte er gemußt! ſagten die Leute. Und das ſagte auch
Herr Wilftied Stettner und haute ſeinem Herrn Sohn ein paar
Tüchtige hinter die Ohren.
Der freche Erich aber wies Peterle die Fauſt und rief Weich=
katze
und Feigling‟ Er kündigte dem Sonnenmüller den Um=
gang
und hielt auch ſeine Schweſter Hilde ab, mit dem Knecht=
freund
zu verkehren .. ."
Meretens Bub aber hatte keine Furcht. Mochte Erich es nur
mit ihm auskämpfen er war bereit dazu . . . Dunnerklags
aber voller Genugtuung vergötterte das Freundchen.
Und es geſchah, daß der ausgepowerte Malmann es ermög=
lichte
, ſeinen Sohn von der Stadtſchule in Wöllmen zu nehmen
und ebenfalls auf das Gymnaſium der Kreisſtadt zu tun. Viel=
leicht
kommt er dort beſſer voran dachte er. So ſtießen die in
Hader getrennten Spielgefährten als Schulgenoſſen wieder auf=
einander
. Erich tat fremd ſo ſprach auch Hans Peter nicht.
Der betende Knabe.
Gebet iſt Anſchluß ſuchen an das Unerforſchte.
Herrn Wilfried Stettners Sohn wurde bei ſeiner Um=
ſchulung
nur eine Klaſſe höher eingeſtellt als der drei Jahre
jüngere Hans Peter. Und da Erich in der größeren Stadt die
noch größere Gelegenheit, dumme Streiche zu machen, nach
Kräften ausnutzte, blieb er bei der nächſten Verſetzung ſitzen,
und der junge Sonnenmüller rückte zu ihm auf. Aber der aus
der Holderruh machte ſich nichts aus dem Sitzenbleiben; ſtatt
zu arbeiten, ſchrieb er dumme Verſe und ſtieg ſchon den Mädchen
nach.
Hoffentlich kommſt du jetzt mit Hans Peter voran, ſagte
der Maler, da er vernahm, daß die beiden zuſammen in einer
Klaſſe ſaßen. Das Verhältnis mit der feindlichen Streitaxt hatte
ſich doch nicht durchführen laſſen. Und als eines Sonnabends
das blaue Wägelchen die Landſtraße entlang fuhr, und der Erich
recht kläglich am Grabenrand ſaß, weil er ſich im Gehen die
Hacke wundgeſcheuert hatte, wurde er mitgenommen. Kläschen
hätte ihn ſitzen laſſen, er trieb die Pferde zu ſchnellevem Schritt,
aber Hans Peter griff in die Zügel und rief den Klaſſen=
kameraden
freundlich an. Menſch! knurrte der Alte, als jener
abgeftiegen war, um auf kurzem Fußweg heimzugehn warum
haſt den Luder nicht am Graben ſitzen laſſen? Meinetwegen

hätt er karfüßig nach Hauſe kriechen können. Wir waren ihn
los, nu haſt ihn dir wieder aufgehalſt.
Hans Peter ſchwieg.
Weißt, was er tun wird? fragte das Knechtlein fort, er
wird dir wieder dein Wurſt= und Schin enbrot avnehmen und
Geld abborgen! Jawoll. So was weiß man immer. Und
Peterle fühlte, daß Kläschen recht hatte. Es war ſo. Auch ſonſt
hätte der Erich einen ſchlechten Einfluß auf ihn ausüben können,
nur Meretens Sohn war im ganzen ein echtes, rechtes Kind
geblieben, nachdenkſam, auch trutzig wohl, doch immer ins Ein=
fach
=Gute hineinfallend.
Eines Sonnabends ſah ihn Dunnerklas mit einer dicken
Beule an der Stirn daherkommen, und über die linke Hand lief
dem Jungen ein breiter, roter Schmarren. Dich haben ſie ja
ſchön ausſehn gemacht, ſagte der alte Mann, haben dich wohl
untergekriegt? Was?
Der Gymnaſiaſt nickte. Einer haf mich geſchmiſſen ſon
Dicker.
Warum ſchmiß er dich denn?
Peterle zögerte ein wenig. Um den lieben Gott, ſagte
er dann leiſe, als ob er ſich ſchämen müßte, und da Kläschen
ihn noch erwartungsvoll anſah, fuhr er ebenſo leiſe fort: Der
Lehrer fragte, wer von uns immer ſein Abendgebet ſage, da
da hab ich den Finger gehoben, und nachher hat der Dicke mich
ausgelacht und geſagt, ich wär ein großer Bub, der ſchon ne
Pfeife zwiſchen die Zähne nehmen könnt, und ich brauchte noch
ſon Lutſchbeutel.
Und da biſt du auf den Dickwanſt losgegangen, was?"
Ja, er hat auch noch was Schlimmes vom lieben Gott
geflunkert.
Das Knechtlein legte den Kopf ſeitwärts und blinzelte ihn
an: Was hat er denn geflunkert?
Er hat geſagt, der liebe Gott hätte die Jungfrau Maria
verführt. Das kam ſo harmlos heraus, ſo ganz voller Kinder=
unſchuld
. Ich hab’s ihm aber gegeben! Sollſt mal ſehn, wie
der ausſieht. Peterle beſchaute mit Stolz die Schmarre auf
ſeiner Hand.
(Fortſetzung folgt.)

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Nummer 33.

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