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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Nachdruck lämilicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Queſſenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſfättei.
Nummer 28
Montag, den 28. Januar 1924.
187. Jahrgang
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(: Dollar — 4.20 Markl — Im Falſe höherer
Gewalt, wie Krieg. Aufruhr. Streit uſw., erliſcht
ſede Verpſlichtung auf Erfüllung der
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aufträge und Leiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerichtlicher Beitreibung fällt eder
Nabatt weg. Bankkonto: Deutſche Bant und
Darm=
ſtädter 8 Nationalbank.
Macdonalds Urteil
über die Politik Poincares.
Paris, 27. Jan. (Wolff.) Der Direktor des Quotidien
ſatte eine Unterredung mit Macdonald. Der engliſche
Pre=
nierminiſter ſagte: Man wirft Frankreich die
Ruhrbeſetz=
ti: g vor, die nach unſerer Anſicht die Haupturſache der
virtſchaftlichen Notlage iſt, die heute auf England
aſtet. Man wirft Frankreich vor, daß es nicht genügend
Rück=
icht auf die höheren Intereſſen Europas genommen habe und
aß es gar keine Nückſicht auf die beſonderen
Inter=
ſſen Englands nehme. Außerdem wird nach der
allge=
ſeinen Anſicht die möraliſche und finanzielle
Unter=
tützung, die Frankreich den kleinen Nationen für ihre
Zewaffnung angedeihen läßt, einen neuen Krieg unvermeidlich
nachen. Frankreich entnervt unſer Volk, das ſich in aller
Auf=
ichtigkeit fragt, ob es ſich nicht in die Notwendigkeit verſetzt
ſeht, ſeinerſeits militäriſche Vorbereitungen zu treffen und
eue Allianzen zu ſuchen. Er wolle nicht von der
Be=
nruhigung ſprechen, die die Geſchäftsleute und die Arbeiter
ngeſichts gewiſſer größerer induſtrieller Kombinationen hätten,
teren Beſtehen man ankündigt und die gegen England gerichtet
ſein ſcheinen. Er wolle auch nicht von der Beunruhigung
ür ihre eigene, Sicherheit ſprechen, die von den Engländern
an=
eſichts der ungeheuren Luftrüſtungen Frankreichs
ipſunden werde; aber er müſſe ſagen, daß die beſten Geiſter
bunruhigt und mißtrauiſch ſeien. Es ſei die Aufgabe der
jetzi=
ei Regierung, die Geſahren abzuſchätzen, die der von ihm —
Fredonald — gekennzeichnete Zuſtand herbeiführen könnte.
Seine perſönliche Ueberzeugung aber ſei, daß im Grunde
enommen, das engliſche und das franzöſiſche Volk Freundſchaft
ſu einander empfänden und daß die gefährliche Wolke, die
kute aufſteige, von dem gegenſeitigen Mißverſtehen der
wirk=
lken Wünſche herrühre. Deshalb müſſe man ſich offen
aus=
ſn=chen, wodurch man, wie er glaube, alle Mißverſtändniſſe
kſeitigen könne. Er glaube nicht, daß die
Sachver=
fändigenausſchüſſe in dem engen Rahmen, den man
iner Aktion gegeben habe, eine befriedigende Löſung
ſhaffen könnten. Auf die Frage, ob die engliſche
Regie=
uug vorſchlagen werde, den Ausſchüſſen einen größeren
Spiel=
uan zu gewahren, antwortete Macdonald: Wir werden
abwar=
u;. bis die Ausſchüſſe dieſes ſelbſt verlangen. Wenn ſie dies
ti, werden wir wahrſcheinlich dieſe Forderungen unterſtützen.
le in ſich Meinungsverſchiedenheiten mit der franzöſiſchen
Re=
getung ergäben, wurde man mit ihr verhandeln. Nach ſeiner
inerſten Ueberzeugung würden auch die ſtärkſten Rüſtungen
Famkreichs niemals genügen, die Sicherheit der franzöſiſchen
Eliete zu gewährleiſten. Er wünſche, daß Frankreich
gfhört, ſein Vertrauen einzig und allein auf
de militäriſche Macht, zu gründen, und daß es
be=
geife, wie diel größeren Schutz es im Völkerbund finden könne.
Af eine weitere Frage erwiderte Macdonald: Wir ſind der
Fſcht, daß die Frage der franzöſiſchen Schulden
ggenüber England nicht angeſchnitten werden kann,
yne daß zu gleicher Zeit die geſamte europäiſche Lage erör=
11wird. Ich werde niemals zulaſſen, daß dieſe beiden Fragen
yneinander getreunt werden. Macdonald ſprach ſich
als=
dmi über den Völkerbund aus und erklärte, der
Entritt Deutſchlands in den Völkerbund
würde für Frankreich im Oſten die beſte
Sicher=
hitsgarantie ſein. Auf die Bemerkung, daß auch Poin=
Eé in Frankreich Gegner ſeiner Politik habe, daß dieſe aber
Auben, die Näumung des Ruhrgebietes ſei nicht möglich,
be=
ur andere Garantien geſchaffen ſeien, antwortete Macoonald:
ds weiß ich, aber wir werden demnächſt Realitäten gegenüber
gitellt werden, oder wir werden an den Abgrund uns führen
laſen. Die franzöſiſche Ruhrbeſetzung bringt keinen Vorteil,
uder Frankreich noch England, noch irgend jemand, aber ſie
ſigt in ſich die Keime für alle möglichen Kalamitäten. Man
ſricht von Sicherheiten, aber wenn der augenblickliche Zuſtand
adauere, wird man, wenn zwanzig Jahre vergangen ſind,
ſeen, welche Art von Sicherheiten die Ruhrbeſetzung
Frank=
uh gegeben hat. Wir müſſen an die Zukunft, an die
Erhal=
ug des Weltfriedens denken. Es wäre ein großer Irrtum
zunehmen, daß man auf längere Zeit ungeſtraft eine Nation
ihren Intereſſen ſchädigen oder in ihrem Stolz erniedrigen
hn. Auf die Frage, ob Macdonald der Anſicht ſei, daß die
datſchen Demokraten aufrichtige Pazifiſten und aufrichtig
ge=
ngr ſeien, Reparationen zu zahlen, antwortete er, er ſei deſſen
ſter. Wir Arbeiter haben die Abſicht, fuhr er fort, eine
Poli=
zu treiben, die es, ſo weit es in unſerer Macht liegt, der
deitſchen Demokratie erleichtert, den „Aufſtieg vorzunehmen.
Anu man aber beharrlich eine Politik betreibe, wodurch man
w deutſchen Reaktionären in die Hand ſpiele, dann wäre das
ce Torheit, die allen teuer zu ſtehen käme, den Franzoſen, den
Ggländern und ganz Europa. Auf die Frage nach der
Mein=
uz Macdonalds über die ſeparatiſtiſche Bewegung
nn Rheinland und der Pfalz, antwortete dieſer, ſeine Anſicht
ſehr einſach: ſie ſei die von ganz England: Wenn eine
ſepa=
miſtiſche Bewegung ſpontan aufſteigt, dann geht uns das
gar=
hihts an. Aber wenn dieſe Bewegung durch eine auswärtige
ſacht in Szene geſetzt wird, ſind wir der Anſicht, daß der
Frie=
desvertrag von Verſailles verletzt iſt und wir werden uns hier
fomell weigern, dieſe ſeparatiſtiſche Regierung anzuerkennen,
; mit dieſen Mitteln eingeſetzt worden iſt.
Retrügereien beim franzöſiſchen Wiederaufbau
* Paris, 27. Jan. (Priv.=Tel.) Aus Lille wird gemeldet,
ſtz die dort tagende Unterkommiſſion zur Prüfung der
Verhält=
mie in den befreiten Gebieten geſtern ihre Arbeiten
abge=
ſckoſſen habe. Die Information bekommt von einem Mitglied
* Ausſchuſſes eine überraſchende Auskunft, die folgendes
be=
ſtt: Die Unterſuchungen in Lille haben geradezu verblüffende
Egebniſſe gezeitigt. Wir haben uns mit 116 zweifelhaften
zlen befaßt und konnten feſtſtellen, daß in 25 Fällen geradezu
werhörte Mißſtände vorgekommen ſind. Ein zum Himmel
ſteiender Skandal liegt hier vor. Wir ſind der feſten Ueber=
Fgung, daß eine Beſtraſung dringend notwendig iſt, und wir
belangen eine eingehende Reviſion der Reparationen aller
kiegsſchäden, die eine beſtimmte Summe überſchreiten.
Vom Tage
Der amtliche Preußiſche Preſſedienſt teilt mit, der Miniſtrr. für
die Volkstvohlfahrt hat darauf aufmerkſam gemacht, daß die
Arbeit=
geber auch nach den zur Zeit gültigen Beſtimmungen über die
Er=
wverbsloſenfürſorge verpflichtet ſind, die Errechnung und
Aus=
zahlung der Kurzarbeiterunterſtützung auf eigene Koſten
vorzunehmen.
Vor der 2. Strafkammer des Laudgerichts Elberfeld begann
geſtern der Prozeß gegen den deutſchnationalen
Reichstagsabgeord=
neten dan d. Kerkhoff wegen Steuervergehen und
Siegel=
bruchs.
Die Firma Otto Wolf hat ihren mit deu Sowjetregierung
beſchlof=
ſenen Konzeſſionsvertrag wegen geſchäftlicher Differenzen gekündigt.
Dr. Beueſch hat einem Mitarbeiter des Daily Telegraph vor ſeiner
Abreiſe nach Paris erklärt, er hoffe, demnächſt auch mit Polen einen
Vertrag abſchließen zu können. Weiter beſtehe begründete Ausſicht auf
ein engeres Zuſammenarbeiten zwiſchen der Tſchechoſlowakei und
Un=
garn.
Die die Agenzia Stefani meldet, fand Samstag vormitag in dem
Siegesſaal des Palazzo Chigi eine längere Unterredung zu iſchen
Muſ=
ſolini und Paſchitſch ſtatt, die eine döllige Uebereinſtimmung ergab.
Der Vertrag zwiſchen Italien und Südſlawien iſt unterzeichnet.
Die Leitung der italieniſchen Volkspartei beſchloß nach
Erörterung der Lage in bezug auf die Wahlen, mit einer eigenen
Liſte an den Wahlen teilzunehmen. In einem gleichzeitig
ver=
öffentlichten Aufruf werden, nach einer Darlegung des
Parteipro=
gramms, die Parteimitglieder aufgefordert, für den bevorſtehenden
Kampf die Reihen zu ſchließen.
Die jugoſlawiſchen Miniſter werden beute in beſonderer Audienz
vom Papſt empfangen und ſich außerdem mit Gaſparri über die
Unter=
zeichnung eines Konkordats beſprechen.
Nach einer Hadasmeldung aus Konſtantinopel ſind die
Verhand=
lungen zwiſchen der Türkei und Oeſterreich nunmehr zum Abſchluß
ge=
kommen. Das Abkommen dürfte unmittelbar unterzeichnet werden.
Zu dem franzöſiſchen Einfuhrverbotsprofekt ſchreibt „Imparcia”,
falls die franzöſiſche Grenze für ſpaniſche Ausfuhr geſperrt wurde, könng
Spanien, eine Sonderbegünſtigung für die zahlreichen, über 20 Prozeut
unter Zolltarif herabgeſetzten Produkte nicht länger bewilligen.
Havas meldet aus Madrid, daß das Direktorium das
Handelsab=
kommen mit Belgien billige, das für ein Jahr abgeſhloſſen wurde.
Durch ein im Journal Officiel veröffentlichtes Dekret des
Handels=
miniſters wird die Ausfuhr von Fellen und Leder aus Frankreich
ver=
boten.
Oer franzöſiſch=tſchechiſche
Allianzvertrag.
Beitritt Belgiens?
Paris, 27. Jan. (Wolff.) Der Außenpolitiker des Petit
Pariſien ſucht eine Verbindung zwiſchen dem
franzöfiſch=
tſchechiſchen Allianzvertrag und der franzöſiſch=belgiſchen Entente
herzuſtellen. Er ſchreibt: Wie man annehmen kann, habe ſich
Beneſch nicht ohne Fühlungnahme mit den maßgebenden
Stellen bemüht, der neuen Regierung in England klarzumachen,
daß England ohne Beunruhigung und ohne Proteſte das neue
Abkommen hinnehmen könne. Es werde erſt dann zu einem
Friedensinſtrument, wenn es der Wiederannäherung Frankreichs
und Englands diene und zur Wiederaufrichtung der wahrhaften
Entente Cordiale führe. Die neue Regierung, die in England
zur Macht gelangte, habe ſicher den Wunſch, ſich mit Frankreich
zu verſtänkigen. Wenn ſie da Erfolg erziele, wo die
Regie=
rungen anderer Parteien Schiffbruch erlitten, werde ſie dem
engliſchen Volke einen ſo großen Dienſt leiſten, daß ſie mit einem
Schlag das Höchſtmaß an Beſtand und Anſehen gewinnen werde.
Wenn aber im Gegenteil im Laufe der nächſten Woche offenbar
werde, daß die Arbeitexpartei unfähig ſei, mit Frankreich zu
verhandeln, oder daß Frankreich unfähig ſei, ſich mit ihr zu
ver=
ſtändigen, dann werde ein endgültiger Bruch unvermeidlich.
Dann würden in drei politiſchen Parteien Englands die
miß=
trauiſchen und feindſeligen Elemente einen Block gegen
Frankreich bilden. Wenn dieſe ungünſtige Stunde ſchlagen
ſollte, dann hätte der deutſche Nationalismus ſein Ziel erreicht.
Wenn aber ein franzöſiſch=engliſches Abkommen möglich ſei,
dann werde ganz Europa, wie es aus dem Verſailler Vertrage
hervorgegangen ſei, gefeſtigt und befriedet werden. Die einzige
Kontinentalpolitik ſei die, welche England wieder auf den
Kon=
tinent zurückführe. Dieſe Politik wolle Beneſch betreiben,
und weil Frankreich ſich mit dieſem Lande verbunden habe, müſſe
dieſe Politik auch die Politik Frankreichs ſein.
* London, 28. Jan. (Priv.=Tel.) Dr. Beneſch hat einem
Mitarbeiter des Daily Telegraph vor ſeiner Abreife nach Paris
erklärt, daß der mit Frankreich abgeſchloſſene Vertrag lediglich
einen defenſiven Charakter trage. Andererſeits erklärte der
tſche=
chiſche Abgeorduete Dr. Gueſt, daß die Tſchechoſlowakei und
Frankreich ſich aus Furcht vor Deutſchland zuſammengeſchloſſen
haben. Die Tſchechoſlolvalei könne nicht durch ein militäriſches
Aufgebot geſchützt werden, ſondern nur durch Verträge mit
ande=
ren Mächten.
Macdonalds Außenpolitik.
Die engliſche Preſſe iſt voll von Mutmaßungen und
Andeut=
ungen über die neuen Richtlinien der Außenpolitik der
Arbeiter=
regierung. Kaum, daß Macdonald in das Foreign Office
einge=
treten iſt, ſo liegen ſchon Aeußerungen und Handlungen von ihm
vor, die ein Bild über die Abſichten des neuen engliſchen
Premier=
miniſters gewinnen laſſen. Macdonald hatte Zeit genug gehabt
vor dem Antritt der Regierung, um ſich ein außenpolitiſches
Programm zurecht zu legen. Seine Angriffe gegen das von ihm
geſtürzte Kabinett Baldwin baſierten ja auch in erſter Linie auf
ſeiner Krikik der Baldwinſchen Außenpolitik und der Anſicht,
daß nicht nur für den europäiſchen Frieden, ſondern auch für
England Gefahr im Verzuge ſei.
Das erſte, was Macdonald tat, war die Ernennung eines
Abgeordneten der Arbeiterpartei, James OGrady, zum engliſchen
Botſchafter in Rußland. Damit iſt der erwartete Weg zur
Aner=
kennung Sowjetrußlands durch England eingeſchlagen worden.
Es ſcheint nicht, als ob Macdonald dieſe Anertennung von
be=
ſonderen wirtſchaftlichen Konzeſſionen Rußlands abhängig
machen wolle, nur das= Verlangen, Rußland ſolle ſeine
antieng=
liſche Propaganda beſonders im fernen und nahen Oſten
einſtel=
len, wird aus den Reihen der Arbeiterpartei geſtellt.
Selbſtver=
ſtändlich iſt die Anerkennung Sowjet=Rußlands durch England
und damit eine Annäherung zwiſchen England und Rußland
ein außenpolitifcher Faktor von allergrößter Bedeutung. Die
Eile, mit der Macdonald dieſe Herſtellung der Beziehungen mit
Nußland betreibt, zeigt, daß die engliſche Außenpolitik keine Zeit
mehr verlieren will und daß man in London die franzöſiſchen
Vorfühler in Moskan als ernſt nimmt. Man kann aber nicht
ſagen, daß die erſte von Macdonald vollzogene außenpolitiſche
Aktion einen Umſchwung in der engliſchen Außenpolitik bedeutet.
Zu dem Syſtem der in den letzten Monaten von England
be=
triebenen Bündnis= und Verſtändigungspolitik in Europa gehörte
als Schlußſtein unbedingt die engliſch=ruſſiſche Verſtändigung. Es
ſei nur auf die italieniſche Politik und den jetzt abgeſchloſſenen
ruſſiſch=italieniſchen Handelspertrag hingewieſen. Auch die
eng=
liſche Politik in den Randſtaaten läuft in der Richtung der
Her=
beiführung einer Verſtändigung zwiſchen dieſen und Rußland.
Die engliſche Politik verſucht eben, in Europa alle diefenigen
Gegenſäze fortzuräumen, aus deren Beſtehen bezw. deren
Ver=
tiefung Frankreich ſein Syſtem der Bündniſſe aufbaute.
Die zweite Aktion ſcheint Macdonald über den Völkerbund
angeſetzt zu haben. Es verlautet aus London, daß dem
eng=
kiſchen Auswärtigen Amte eine beſondere Völkerbundsabteilung
unter einem Unterſtaatsſekretär, ähnlich wie in Frankreich,
ange=
gliedert werden ſoll. Lord Grey erläutert dieſe
Völkerbunds=
politik der neuen Regierung in einer fehr intereſſanten Rede vor
ſeinen liberalen Wählern. Grey, der einen neuen Krieg über
Enropa heraufziehen ſieht, glaubt nur durch eine
Völkerbunds=
politik dieſe Kataſtrophe verhindern zu können. Er ſchlägt
näm=
lich vor, ſicher unter Kenntnis der „Macdonaldſchen Abſichten,
Deutſchland und Rußland in den Völlerbund aufzunehmen und
ſagt dann: Auf dieſe Weiſe würde England, wenn Frankreich und
Deutſchland beide die Völkerbundsfatzung verletzten, nicht mit
ir=
gendeinem von ihnen zu tun haben. Wenn aber eine der Mächte
die Satzung verletzte, die andere zu ihr ſtehe, dann würde
Eng=
land eine Aktion unternehmen, nicht für die Unterſtützung eines
Landes gegen das andere, ſondern zu Gunſten der Unterſtützung
der Völkerbundsſatzung und desjenigen Landes, das zu ihr ſtehe,
Da England zur Zeit ſich wegen der franzöſiſchen
Separatiſten=
politik im Rheinlande und in der Pfalz im ernſteſten Gegenſatz
zu Frankreich befindet und aus dem Foreign Office ausdrücklich
belannt wird, daß Macdonald ſich ſogleich nach ſeiner
Amts=
übernahme mit der Pfalzfrage und der rheiniſchen
Beſatzungs=
zone, bezw. dem Eiſenbahnkonflikt mit Fran reich dort, befaßt
habe, ſo kann man daraus ſchließen, wen Lord Grey meint,
wenn er von einer Macht ſpricht, die die Satzungen des
Völker=
bundes verletzt. Man erkennt aber auch den Grund der
Völker=
bundspolitik. Die engliſche Außenpolitik ſucht den Dreh, um
un=
ter Rückſichtnahme auf die aus der einſtmaligen
Waffenbrüder=
ſchaft mit Frankreich reſultierende Volksſtimmung die
ge=
wünſchte Stellung gegen Frankreich zu gewinnen. Der
Ar=
beiterpartei iſt dieſe außenpolitiſche Löſung auf dem ihr
nahe=
liegenden Boden internationaler Gemeinſchaften nunmehr
zu=
gewieſen. Man wird der Völkerbundspolitik der neuen
engli=
ſchen Regierung darum gerade in Deutſchland ernſteſte
Aufmerk=
ſamkeit zuwenden müſſen.
Im Rahmen dieſer Betrachtung muß noch erwähnt werdeu,
daß man in Paris außerordentlich beunruhigt iſt über
Meldun=
gen aus London, die von einem Botſchafterwechſel in Berlin
be=
richten. Darnach ſoll Lord D’Abernon durch den Chefreda ieur
des New Statesman, Maſſingham, erſetzt werden. Maſſinahaur
iſt aber als ſchärfſter Geaner der franzöſiſchen imperialiſtiſchen
Politik in den letzten Jahren hervorgetreten.
So hat Macdonald bereits in den erſten Stunden ſeiner
Amtstätigkeit diejenigen Anſätze ſeiner Außenpolitik gemacht,
die ſeiner meiteren Tätigkeit die Richtung geben. Ohne auf die
realen Machtmittel Englands zu verzichten, dieſe im Gegenteil
durch die Annahme der von der alten Regierung noch
eingebrach=
ten Flottenvorlage ausbauend, verſucht Ma donald durch eine
Politik der Ausräumung aller in Europa beſtehenden Gegenſätze
und unter Benutzung und Stärkung des internationalen
Völker=
bundes, Frankreich in ſeiner imperialiſtiſchen Politik zu iſolieren.
par, der geſtern abend bei Poincaré Dr. Beneſch geſprochen hat,
ſoll in dieſem Sinne Andeutungen gewacht haben.
Die Beiſetzungsfeierlichkeiten in Moskau.
Moskau, 27. Jan. (Wolff.) Heute nachmittag 2 Uhr,
zur Zeit der Beſtattung Lenins, wurden gleichzeitig auf dem
ganzen Territorium der Sowjetunion Gewehrſalven abgeſchoſſen.
Alle Fabriken und Betriebe ſalutierten mit Sirenen, die
Eiſen=
bahnen ſtanden fünf Minuten ſtill, ebenſo der Telegraph, die
Na ioſtationen unterbrachen die Arbeit fünf Minuten und gaben
überall hin die Worte wieder: „Lenin iſt tot, aber ſein Werk
wird ewig leben.‟ Das drahtloſe Telephon ſpielte den
Trauer=
marſch. Die Zohl derer, die an dem Sarge vorüberzogen, betrug
über eine Million. Der deutſche Botſchafter, Graf Brockdorff=
Rantzau, hatte namens der bei der Sowjetregierung
beglau=
bigten Regierungen einen Kranz auf dem Sarge niedergelegt.
Konferenz der baltiſchen Staaten.
Warſchau, 27. Jan. (Wolff.) Das Außenminiſterium
teilt mit: Der finniſche Außenminiſter Enckel erſuchte die
polniſche Regierung, die für den 3. Februar einberufene
Kon=
ſerenz der baltiſchen Staaten einige Tage zu
verſchie=
ben, damit ſeine perſönliche Teilnhme an der Konferenz
ermög=
licht werde. Das polniſche Außenminiſterium wird ſich mit den
Regierungen der baltiſchen Staaten ins Einvernehmen ſetzen.
Die Konferenz dürfte gemäß den Wünſchen Enckels
wahrſchein=
lich am. 12. Februar beginnen.
Eine Rußlandinterpellation in der franzöſiſchen Kammer
Paris 27. Jan. (Wolff.) Senator de Monzi kündigt
eine Interpellation an, in der er eine offizielle En zuste der
fran=
zöſiſchen Regierung zweals Wiederaufnahme der
Handelsbezie=
hungen zu Rußland verlangt.
Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 28. Januar 1924.
Die ReiſederSachverſtändigen
nach Berlin.
Nachprüfung der deutſchen Staliſtik.
* Paris, 28. Jan. (Priv.=Tel.) Die beiden
Sachverſtän=
digenausſchüſſe treffen ihre Reiſevorbereitungen. Heute abend
verläßt der Ausſchuß des Generals Dawes Paris. Am
Diens=
tag wird auch der zweite Ausſchuß nach Berlin abfahren. Die
belgiſchen Mitglieder des zweiten Ausſchuſſes halten ſich zurzeit
zum größten Teil in Brüſſel auf und werden von dort aus direkt
die Reiſe nach Berlin antreten. Die Sachverſtändigen ſtehen
nach dem Neu=York Herald auf dem Standpunkt, daß eine
gün=
ſtige Löſung des Reparationsproblems unter Zugrundelegung
ſämtlicher Einnahmequellen Deutſchlands gefunden werden
könne. Die Einnahmen des Ruhrgebiets ſollen indeſſen in erſter
Linie zur Bezahlung der Reparationen herangezogen werden.
In der geſtrigen Sitzung wurde beſchloſſen, die detaillierten
An=
gaben, die die Sachverſtändigen von den Berliner Behörden
ſrährend ihres 14tägigen Aufenthalts erhalten werden, nicht von
vornherein als erwieſen anzunehmen. Die Sachverſtändigen
werden vielmehr von franzöſiſchen, engliſchen und belgiſchen
Ex=
perten begleitet ſein, deren Aufgabe es iſt, die deutſche Statiſtik
eingehend nachzuprüfen. Auf dieſe Weiſe hofft man zu
ermit=
teln, ob die Schlußfolgerungen der Sachverſtändigen mit der
Auffaſſung des Garantiekomitees übereinſtimmen.
Die Pariſer Preſſe zur Kammerrede Poincarés.
Paris, R. Jan. (Wolff.) Der geſtrigen Rede Poincarés,
durch die es möglich geworden, etwa dreißig für die Generaldebatte
angemeldeten Rednern das Wort abzuſchneiden, wird ſowohl von der
Preſſe des nationalen Blocks als auch von der linksſtehenden Preſſe
in=
ſofern große Bedeutung beigelegt, als darin eine Annäherung des
Miniſterpräſidenten an den nationalen Block erblickt
wird. Zwar gibt man zu, daß noch eine zweite große Schlacht von
Poincars dadurch gewonnen werden muß, daß er unzählige
Gegen=
anträge gegen ſeine Steuerpläne abſchlagen muß; aber immerhin
iſt von Bedeutung, daß das führende Organ des Linksblocks LOenvre
erklärt:
„Poincaré gab ſich keine große Mühe, ſeine neuen Steuern zu
recht=
fertigen; er übernahm der Mehrheit der Kammer gegenüber die
for=
melle Verbflichtung, ſie wieder wählen zu laſſen. Das war der
eigent=
liche Inhalt ſeiner geſtrigen Rede. Wir hätten die Anhänger von
Arago einem derartigen, ſeit langem erflehten Verſprechen
wider=
ſtehen können? Aber dieſe rein politiſchen Beweisführungen hielt
Poin=
caré offenbar ſelbſt für unbefriedigend. Die Unzufriedenheit mit ſich
ſelbſt erklärte zweifellos auch ſeine an den Tag gelegte unberechtigte
Reizbarkeit gegenüber der Linken.”
Das Journée d’Induſtrielle ſpricht angeſichts der Rede davon, daß
ſich das Miniſterium wiederfand. Poincaré zeigte, daß ſich keine
Mehr=
heiten bilden könnten für Ruhr und für fiskaliſche Opferwilligkeit, da
beide ſolidariſch ſeien, ſowohl was die Vorteile als was die Gefahren
anketreffe.
Auch das Echo National deutet die geſtrige Rede Poincarss im
gleichen Sinne. Tardieu ſchreibt: Poincare ſagte, ich bringe dem Lande
zur Kenntnis, daß die, welche die Steuern annehmen, die einzigen
Freunde der Regierung ſind. Es fragt ſich nur, fügt Tardieu etwas
zweifelnd hinzu, ob dieſe Aufforderung der Abgeördneten nicht mehr
Unheil als Vorteil bringen wird.
Euſtave Hervé, der Vertrauensmann des Elyfées, ſchreibt: Das
Miriſterium, das in den letzten Wochen ſehr krank war, hat ſich endlich
geſtern der Mehrheit wieder genähert und damit eine neue Vitalität
gefunden. Man muß ſich über dieſes Wiederfinden unſeres
Miniſter=
präſidenten in letzter Stunde freuen; ein läugercs Mißverſtändnis
zwiſchen ihm und der Mehrheit hätte das Land i eine unentvirrbare
Lage gebracht.
Belgiens Veriittlerrolle.
Jaspar bei Poincaré.
* Paris, 28. Jan. (Priv.=Tel.) Der belgiſche Miniſter
des Aeußern, Jaſpar, der erſt vor einigen Tagen hier weilte,
iſt geſtern nachmittag 1 Uhr unerwartet in Begleitung ſeines
Kabinettschefs in Paris eingetroffen. Er hat ſich nach kurzem
Verweilen in der belgiſchen Botſchaft zu Poincaré begeben.
Zwi=
ſchen den beiden Staatsmännern entſpann ſich eine zweiſtündige
Unterredung, der man in politiſchen Kreiſen große Bedeutung
bei=
mißt. Am Quai d’Orſay bewahrt man über den Inhalt des
ſtattgefundenen Geſprächs größtes Stillſchweigen. Wie eine aus
London zurückgekehrte franzöſiſche Perſönlichkeit verſichert, habe
Jaſpar im Verlaufe ſeiner Unterhaltung mit Poincaré auf Grund
eines langen Berichts des belgiſchen Londoner Geſandten neue
Richtlinien für eine gemeinſame franzöſiſch=belgiſche Politik
dar=
gelegt. Nach Londoner Meldungen hat Jaſpar nicht nur von
Baron v. Moeceur, dem Londoner Vertreter, direkte Aufſchlüſſe
über die Richtlinien Ramſay Maedonals erhalten, ſondern auch
mit dem engliſchen Publiziſten Noothingham, der als
Ver=
trauensman Macdonalds gilt, während deſſen Brüſſeler
Auf=
enthalts bedeutſame Geſprache geführt. Notthingham hate ſich,
nie der Petit Pariſien zu melden weiß, auf Veranlaſſung des
engliſchen Premierminiſters nach Brüſſel begeben. Man glauot,
den Pariſer Aufenthalt des belgiſchen Außenminiſters mit
Ge=
rüchten in Zuſammenhang bringen zu müſſen, wonach er feine
Miniſterſchaft aufgeben und an Stelle von Delaeroix in die
Re=
parationskommiſſion als Vertreter Belgiens eintreten wird. Dieſe
Verſion, ſür die zurzeit keine verbürgten Anhaltspunkte beſtehen,
iſt immerhin mit Vorſicht aufzunehmen.
Geſtern abend hat Jaſpar bei Poincaré getafelt, und Dr.
Beneſch bei dieſer Gelegenheit geſehen. Dem Empfang wohnten
auch der Pariſer belgiſche Geſandte ſowie die belgiſchen
Delegier=
ten in der Reparationskommiſſion bei, mit denen Jaſpar am
Nachmittag gleichfalls eine Ausſprache gehabt hat. Jaſpar wird
heute nach Brüſſel zurückkehren.
Engliſche Preſſeſtimmen zur Anerkennung
Sowjetrußlands.
Beſetzung von Kaſſen durch die Beſatzung.
Mainz, 27. Jan. Wie bekannt, war der Stadt Mainz
wegen der Erſchießung des franzöſiſchen Profeſſors Conſtant eine
Kontrikution von 100 000 Goldmark auferlegt worden. Obtvohl
nun feſtſteht — der Mörder iſt ja bereits durch ein
franzöſi=
ſches Kriegsgericht abgeurteilt worden — daß dieſer ein
Se=
paratiſt war, beſtanden die Franzoſen weiterhin auf Zahlung
der Kontribution. Diesbezügliche Verhandlungen waren zwiſchen
der deutſchen und der franzöſiſchen Behörde bereits auch im
Gange. Ueberraſchenderweiſe haben nun heute morgen die
Franzoſen die drei Finanzkaſſen, die Städtiſche Sparkaſſe und
an=
geblich auch zwei Poſtkaſſen militäriſch beſetzt, um die Zahlung
der Kontributionsſumme zu erzwingen.
London, 27. Jan. (Wolff.) In den Preſſeerörterungen
über die baldige Anerkennung der ruſſiſchen
Regie=
rung tritt heute die Frage der engliſchen Bedingungen mehr
als gewöhnlich in den Vordergrund. Der
Parlamentsbericht=
erſtatter der Daily Expreß ſchreibt, eine weitere Sitzung des
Kabinetts werde am Montag ſtattfinden. In der Hauptſache
dürften in ihr auswärtige Angelgenheiten erwogen werden. Die
Anerkennung Sowjetrußlands werde nicht
ohne Bedingungen und Garantien erfolgen.
Maedonald ſei bereit, die Frage einer großen Anleihe an
Rußland zu erwägen, wenn andere Verpflichtungen
über=
nommen würden. Er hoffe, eine endgültige Erklärung über die
Anerkennung abgeben zu können, wenn das Parlament wieder
zuſammentrete.
Die Times berichtet, in der Frage der Anerkennung
Sowjetrußlands ſeien anſcheinend keine Fortſchritte gemacht
wor=
den. Es verlaute aber, daß es endgültig die Abſicht der
Regie=
rung ſei, die Anerkennung mit einem möglichſt geringen Verzug
zu gewähren. Eine nähere Unterſuchung zeige jedoch die
Nach=
teile einer ſolchen Aktion von heute auf morgen. Es frage ſich,
ob die zahlreichen Vorkriegsverträge zwiſchen den beiden
Län=
dern automatiſch in Kraft treten. Dies ſei eine Frage, welche
die ſorgfältigſte Erwägung erforderte. Es beſtehe z. B. der
Han=
delsvertrag von 1259, der mit den Worten beginne: „Es ſoll
zwiſchen allen Dominions und Beſitzungen der beiden hohen
ver=
tragſchließenden Teile gegenſeitige Freiheit des Handels und
der Schiffahrt beſtehen.‟ Die Times fragt, ob dies weiterhin
gelten ſolle und ob das Handelsabkommen von 1921, das mit
einem nicht anerkannten Rußland abgeſchloſſen wurde, beſtehen
bleibe. Sei ein beſonderer Vertrag notwendig, um die
Aner=
kennung herbeizuführen? Bis geſtern abend ſei kein Beſchluß
gefaßt worden. Die Frage ſolle jedoch ſo raſch wie möglich
ge=
regelt werden.
In ihrem Leitartikel über die Anerkennung Rußland ſchreibt
die Times: „Die wirklichen Schwierigkeiten, die in
den Beziehungen zwiſchen England und
Ruß=
land beſtünden, würden nicht durch eine einfache
Unterſchrift und durch den Austauſch von
Bot=
ſchaftern gelöſt werden. Die Frage der internationalen
Stellung der Sowjetregierung habe zahlreiche Stadien
durch=
laufen, und die beharrlichen Verſuche der Sowjetregierung,
nor=
male politiſche und Handelsbeziehungen für Rußland wieder
herzuſtellen, hätten zu gewiſſen praktiſchen Ergebniſſen geführt.
Die Ergebniſſe ſeien aber keineswegs ermutigend. Die britiſche
Arbeiterregierung werde ebenſo wie ihre Vorgängerin finden,
daß es unmöglich ſei, ſie unberückſichtigt zu laſſen, ohne neue
Schwierigkeiten zu ſchaffen. Wenn man damit beginne, daß
man der Sowjetregierung die volle Anerkennung als Geſchenk
gebe, ſo werde dies die Angelegenheit keineswegs erleichtern.
Nechts oder links?
Berlin, 27. Jan. Im Deutſchen veröffentlicht Wdam
Stegerwald unter der Ueberſchrift „Rechtsoderlinks?”
einen Artikel, in dem er ſich mit dem belannten Brief Dr.
Wirths auseinanderſetzt.
Stegerwald erklärt, daß der Brief zum Teil nur
Selbſtver=
ſtändliches, zum Teil auch wenigſtens für die Leitung des
Deut=
ſchen Gewerlſchaftsbundes nicht Neues gebracht habe. Der frühere
Miniſterpräſident ertlärt, daß er ſich hinſichtlich der
politi=
ſchen Zielſetzung mit Dr. Wirth nach wie vor in
weit=
gehendſter Uebereinſtimmung befindet. Gegenſätze
aber beſtünden hinſichtlich der Mittel und Wege,
die=
ſes Ziel zu erreichen. Stegerwald vertritt den Standpun:t, daß
die wahren Volks= und Staatsnotwendigleiten den
Ausgangs=
punkt für die Politik abzugeben haben und die vorhandenen
poli=
tiſchen Kräfte, die ſich vielfach auf die Neuzeit noch nicht
um=
ſtellen konnten, zur Anerlnnung dieſer Staatsnotwendigkeit
ge=
zwungen werden müßten. Weiter erblidkt Stegerwald in der
Zu=
ſammenfaſſung des deutſchen Volkes das Primäre der Politi! und
betrachtet die gegenwärtige Staatsform für abſehbare Zeit als
das ſelbſtverſtändlich Gegebene.
Entgegen der Auffaſſung Dr. Wirths über die
Notwen=
digkeit der Zuſammenarbeit mit den
Sozial=
demokraten iſt Stegerwald der Anſicht, daß die
Sozialdemo=
kraten erſt dann zu einer poſitiven Staatsbetätigung und zu
einer guten Politik zu gewinnen ſeien, wenn ſie den
entſchloſſe=
nen Willen ſehen, daß auch ohne ſie und gegebenenfalls gegen ſie
regiert werde. In Deutſchland erlebe man im Gegenfatz
zur parlamentariſchen Entwialung in anderen Staaten ſtatt
einer weiteren Konſolidierung eine größere
Zerſplitterung des Parteilebens. Von der rein
politiſch=parlamentariſchen Seite her alſo könne man den
Schwierigkeiten nicht Herr werden. Außenpolitiſch ſei
von einer ſozialdemokratiſch geführten
deut=
ſchen Regierung kein Erfolg zu erwarten. Zur
wirkſamen Wahrnehmung der Arbeiterintereſſen ſei ein
ſtar=
ker Staat notwendig. Ein ſtarker deutſcher Staat aber
könne nur aus einer gründlichen Reviſion des
Frie=
densvertrages erwachſen.
Um dies zu erreichen, ſei eine Sammlung aller
in=
neren Kräfte erforderlich. Es müſſe dahin geſtrebt werden,
daß nicht bloß der Parteimechanismus, ſondern auch die
bedeut=
ſamen Einzelkräfte des öffentlichen Lebens mit an die
Verant=
wortung für das Ganze gebunden werden. Stegerwald ſetzt ſich
in dieſem Einne für den Gedanken der Schaffung einer
Arbeits=
gemeinſchaft zwiſchen Erzeugern und Verbrauchern, zwiſchen
Ar=
beitgebern und =nehmern ein, verlangt aber, daß dieſer
Arbeits=
gemeinſchaft ein wirklicher Inhalt gegeben werde.
Ein Erfolg der Auslandsdeutſchen.
Zurückziehung der K=Schatzanweiſungen
Berlin, 27. Jan. Wie wir von zuſtändiger Stelle hören,
ſollen die 2= bis 5prozentigen auslosbaren Schatzanweiſungen
des Reiches (wertbeſtändige Schätze) nicht weiter ausgegeben,
ſondern den Beteiligten, insbeſondere den
Liquidationsgeſchä=
digten und den aus der engliſchen Reparationsabgabe
Berech=
tigten, an deren Stelle kurzfriſtige Schuldverſchreibungen
aus=
gehändigt werden. Dieſe ſind innerhalb zweier Jahre an vier
aufeinanderfolgenden Halbjahresterminen zuzüglich der
aufge=
laufenen Zinſen einzulöſen. An Stelle der bereits ausgegebenen
Schatzanweiſungen ſollen die Entſchädigungsberechtigten die
neuen Schuldverſchreibungen erhalten. Eine Einführung der
neuen Schuldverſchreibungen an der Börſe wird nicht geplant.
Hierzu geht uns aus Berlin noch folgende Nachricht zu: Die
geſtern abend nach dem Lehrervereinshauſe einberufene
Proteſt=
kundgebung der verdrängten Grenzland=, Kolonial= und
Aus=
landsdeutſchen konnte einen beträchtlichen Erfolg verzeichnen.
Eeheimpat v. Tilly erklärte am Schluß der Verſammlung,
ſo=
eben die Ermächtigung zu folgender Mitteilung erhalten zu
haben:
„Die Reichsregierung zieht die K=Schatzanweiſungen zurück.
Dafür wird die Reichsregierung für jede Forderung Schatzwechſel
ausſtellen, die in Goldmark zahlbar ſind. Am 1. Oktober 1924
wird ein Viertel jeder Forderung zu pari mit 100 Goldmark,
am 1. April 1925 ein weiteres Viertel mit 105 Goldmark, am
4. Oktober 1925 ein Viertel mit 110 Goldmark, das Reſerveviertel
am 1. April 1926 mit 115 Goldmark eingelöſt. Alle Beträge bis
500 Goldmark, ſowie die Spitzenbeträge werde,r ſofort in bar
bezahlt. Die Regelung hat rückwirkende Kraft.”
Nach einſtimmiger Annahme einer Entſchließung, die eine
Fortſetzung des entſchloſſenen Kampfes für eine gerechte
Entſchä=
digung der Vertriebenen ankündigte, fügte Geheimrat v. Tilly
hinzu, daß über die Aufwertung aller anderen Schäden heute
im Wiederaufbauminiſterium verhandelt würde.
*Konzert.
F.N. Das Konzert der „Liedertafel‟ Darmſtadt am
Sonntag nachmittag im Städtiſchen Saalbau war in jeder
Be=
ziehung ein künſtleriſches Ereignis. Es wurde zeitgenöſſiſche
Muſik dargeboten, die allerdings nur in den Solonummern ſich
init modernen harmoniſchen und melodiſchen Problemen
aus=
einanderſetzt, da dem Chorſtil gewiſſe Grenzen der Modulation
gezogen ſind, über die hinaus aus Gründen der Sangbarkeit und
Aufführungsmöglichkeit nicht gegangen werden darf.
Die Darbietungen des ſtattlichen Chores ſtanden völlig auf
der Höhe. Kriſtallene Klarheit und Reinheit des Klanges,
aus=
gezeichnete Ausſprache, wirkliche Hingebung und Begeiſterung
beim Vortrag und meiſterhafte Abtönung brachte alle
Kompoſi=
tionen zu denkbar beſter Wirkung. Zuerſt die dankbare „
Höhen=
raſt” eine Kompoſition des verdienſtvollen Dirigenten Karl
Grim von großer Klangſchönheit, dann Lothar Kempters „Der
deutſche Volksgeſang” und die ſchwierige Ballade „Schlafwandel”
ben Fr. Hegar. Und ebenſo eindrucksvoll und als Chorleiſtung
meiſterhaft erklangen am Ende des zweiten Teils, der dem
an=
weſenden Komponiſten zu Ehren nur Werke von Willem de Haan
enthielt, deſſen fünf Geſänge aus dem Mittelalter für
Männer=
chor, friſche, kontraſtreiche und klangprächtige Geſänge, die jedem
warm zu empfehlen ſind, der mit ſeinem Chor bei Wahrung des
gegebenen Stils hochſtehende und edle Kunſt zu geſtalten
beabſichtigt.
Von den Solovorträgen ſtanden am meiſten auf dem Boden
neuer Kunſt die vier Klavierſtücke aus Op. 1 von Hermann Heiß,
die der Komponiſt ſelbſt ausgezeichnet vortrug. Das Rüſtzeug
der Modernen ſeit Debuſſy ſteht dem Künſtler völlig zu Gebot,
und er formt Charakterſätze von überzeugender Farbe und
Zeich=
nung, die überzeugend und wohltuend klingen.
Dem=
gegenüber ſteht de Haan faſt auf dem ihm von Jugend auf
lieb=
gewordenen Boden der Romantik. So war das Allegro für
Kla=
vier aus Op. 2 in ſeiner melodiſchen Friſche ein Ruf aus ſchöner,
vergangener Zeit, während ſich die beiden anderen, vom
Kom=
poniſten aus dem Manuſ ript geſpielten Stücke leidenſchaftlicher
und problematiſcher gebärden. Straffe Form iſt für de Haan
Be=
dürfnis, und die leichten Verſchleierungen, die in
liebenswürdi=
ger Laune dieſe zu durchbrechen ſuchen, vermindern die
Klar=
heit kaum. Von ſtarker Originalität iſt die burlesle Fuge.
Herr Kammerſänger Leo Schützendorf=Berlin bat
wvegen Indispoſition um Nachſicht, führte aber trotz zuweilen
merkbarer Verhinderung ſeine Geſänge vorzüglich durch. Zwei
neueren Baß=Geſängen von Richard Strauß, dem für
außer=
gewöhnliche Tiefe geſchriebenen „Der Einſame” und dem tragi=
ſchen „Lied des Steinklopfers”, folgten zwei Lieder von Guſtav
Mahler, in denen Vortrag, Stimmſchönheit und Abtönung
meiſterhaft waren. Ebenſo trug er die zur Uraufführung
ge=
brachten Lieder von de Haan ſehr gut vor, wenn auch die
Schluß=
ſteigerung des „Sonnentags” durch die Erkältung des Sängers
nicht zur Auswirkung kam. Ich geſtehe offen ein, daß mir
Schützendorf, indisponiert und am Loslegen, wozu ihn ſeine
rieſigen Stimmittel leicht verleiten, verhindert, ſtärkeren
künſt=
leriſchen Eindruck macht als im Vollbeſitz ſeiner Stimme, den er
bei den als Zugabe mit toſendem Beifall ge ungenen Loeweſchen
Balladen „Prinz Eugen” und „Fridericus Rex” wiedergefunden
hatte, de Haan hat außer einem humorvollen „Sizilianiſchen
Lied‟ Gedichte von Goethe in Muſik geſetzt, denen er in
dithy=
rambiſchem Schwung, klarem Fluß und feiner Fronie folgt. —
Das Konzert war recht gut beſucht und die Zuhörer folgten mit
ſtärkſter Spannung den zahlreichen Vorträgen, die in
wirkungs=
volle und abwechſelungsreiche Folge gebracht waren. Alle
Mit=
wirlenden konnten für reichen Beifall danken.
2. Beethovenabend des Drumm=Quarietts.
Das Quartett Op. 18 Nr. 3, mit deſſen Vortrag der 2. Beethoven=
Abend des Drumm=Quartetts eröffnet wird, bietet dem Verſtändnis des
Hörers keinerlei Schwierigkeit. Wenngleich in dieſem Werk der
Ton=
ſetzer ſich im Ganzen noch der ihm von ſeinen Vorgängern
überkom=
menen Figuren und Paſſagen rokokohafter Art bedient, ſo weiſt eine
gewiſſe Langatmigkeit der Periodenbildung, Bevorzugung des
kantabi=
len Elements, ſowie der individuelle Charakter der Themen ſchon auf
den ſpäteren Entwickelungsgang Beethovenſher Quartetkunſt hin. (Die
zarte Melodie des dritten Satzes muß auch Schubert beſonders gut
ge=
fallen haben, denn er benutzt ſie in dem Liede „Tränenregen”, einem
der ſchönſten Stücke aus den Müllerliedern.)
Op. 59 Nr. 3 beginnt mit einer langen Einleitung grübleriſchen
Charakters. Eine Kette exzentriſcher Akkordfolgen ſpinnt ſich ſcheinbar
ziellos ins Unbeſtimmte hin; da plötzlich bezeichnen unerwartet zwei
leiſe, aber rhythmiſch beſtimmte Akkordſchläge den Beginn des
Haupt=
ſatzes. Die erſte Violine tänzelt hervor und führt in leichtem Spiel
zur geſteigerten Wiederkehr der Akkordſchläge. Wieder phantaſtiſches
Getändel der erſten Geige; die Akkordſchläge erklingen ein drittes Mal
und leiten nun in großer Steigerung in das jubelnde Hauptthema, eine
echte C=Dur=Melodie. Dem taghellen, munteren Charakter des ganzen
Satzes gemäß iſt das zwetie Hauptheia nicht, wie gewöhnlich,
weſent=
lich kantabil gehalten, ſondern es bildet ſich aus einer luſtig
empor=
ſprudelnden Figur, durch deren Imitation die Wirkung der immerhin
ſich einfindenden, mehr gefühligen Elemente des Themas beſchränkt
wird. Erſtaunlich iſt es, wie Beethoven jene oben erwähnlen, an ſich
ganz alltäglichen und nur durch ihren Platz eigentümlich wirkſamen
zwei Akkordſchläge im weiteren Verlauf des Satzes ausnützt. Sie
wer=
den zu höchſt priginellen Neubildungen verwendet und helfen damit
Durchführung und Coda beſonders reizvoll zu geſtalt. Der zweite Satz
iſt ein melancholiſches Allegretto von rührender Schönheit. (Die
Paſſage, mit der nach dem erſten Abſchlluß in C=Dur das Violincell allein
die Durchführung eröffnet, hat Richard Wagner, der ja bekanntlich ein
großer Verehrer der Beethovenſchen Quartette war, ſo gut gefallen, daß
er ſie in der traurigen Hirtenweiſe aus dem dritten Akt des Triſtan
benutzte.) Der dritte Satz iſt, da der zweite von etwas bewegtem
Cha=
rakter iſt, zugunſten des Kontraſts kein lebhaftes Scherzo, ſondern ein
graziöſes, ruhiges Menuett, deſſen Coda in den feurigen Schlußſatz
hinüberleitet. Dieſer, eine Art perpeduum mobile, hebt ſich nun auch
ſeinerſeits aufs beſte von dem ſinnigen Menuett ab und führt in
fugier=
ter Behandlung zu dem ſehr effektvollen Schluß des Quartetts, wobei
ſich die vier Inſtry mente zu einem ſo luſtigen Lärm ſteigern, daß man
faſt ein ganzs Orcheſter zu hören glaubt.
Op. 130 iſt eines der an Gehalt gewichtigſten und an äußerem
Um=
fang größten Quartette. Es umfaßt nicht weniger als ſechs Sätze, deren
erſter mit einer ausdrucksvollen, langſamen Einleitung beginnt. Im
anſchlicßenden Allegro läßt die zweite Violine zu rauſchender
Figura=
tion der erſten das fanfarenartige Hauptthema ertönen, das aber ſchnell
wieder verſtummt, um Klängen aus der Einleitung Platz zu machen.
Auch dieſe brechen ſogleich wieder ab, und die erſte Violine ſtimmt die
Allegro=Fanfare an, aber in der Dominantetonart. Erſt, wo in der
weiteren ſchnellen Entwickelung das Violoncell die Fanfare in der
Haupttonart erklingen läßt, iſt der entſchiedene Beginn des fortan
ſich regelmäßig entwickelnden Hauptſatzes. Es darf den Hörer nicht
ver=
wirren, daß in der Ueberleitung zur Durchführung ſowohl, wie in der
zur Coda, Nachklänge des zu Anfang vernommenen phantaſtiſchen
Wechſelſpiels zu hören ſind. Dieſe Stellen bedeuten kein „Zerbrechen
der Form”, ſondern dienen dazu (ähnlich wie in Op. 127), die
konſtruk=
tiven Einſchnite zu markieren, und zugleich zu überbauen. Die kurze
Durchführung bildet ſich durch Kombination eines aus der Einleitung
entwvickelten Seufzermotivs mit der Fanfarenmelodie, in welches Gewebe
das Vieloncell eine neue Melodie wirkt, die ſpäter von der erſten
Vw=
line aufgenommen wird und zur Repriſe führt. (Nachdem
Reminiſzenzen=
jäger heute ſchon zwei hübſche Brocken geſchnappt haben, mögen ſie ſich
noch einen driten ſchmecken laſſen: Schuberts Lied „Geheimes” iſt in der
Begleitung ganz und gar auf das „Seufzermotiv” der Durchführung une
ſeres Quartettſatzes aufgebaut.) Der zweite Satz iſt ein mürriſhes
Moll=Scherzo, mit einer famos lebendigen Rückleitung aus dem in Dur
ſtehenden Mittelſatz in die variierte Wiederkehr des Hauptſatzes.
Der=
dritte Satz iſt eine Art Allegretto, leicht für die Hörer, ſchwer für die
Spieler. Dieſe höchſt eigentümliche Muſik läßt mich immer an eine
Voliére mit allerhand exotiſchen Vögeln denken. Der vierte Satz iſt ein
behaglicher Walzer: Kleinbürgerglück, sub specie aeterni geſehen. Als
fünfter Satz folgt ine über alle Worte ſchöne, von Ausdruck trieſende
Cavatine. Beethoven ſelbſt ſoll bekannt haben, er könne dieſes Stüch
nicht leſen, ohne Tränen unterdrücken zu müſſen. Der ſechſte und lebzte
Satz iſt ein reizvolles Rondo. Beethovens letzte Kompoſition überhaupk.
Urſprünglich ſtand am Schluß des Op. 180 die als Op. 133 erſchienene
große Fuge. Kond=ſzendenz gegen Spieler und Hörer verenlaßte
Been=
hoven, dieſen unglaublich phantaſievollen, großartig angelegten und
durchgeführten Satz durch das ſchöne, leichter zugängliche Rondo u
erſetzen.
Mendelslohn
Rummer 28.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 28. Januar 1924.
Seite 3.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 28 Januar.
* Verwaltungsgerichtshof. Wie wir vernehmen, ſind Miniſterialrat
Windiſch und die Oberlandesgerichtsräte Reuß und Simon zu
Mitgliedern des Verwaltungsgerichtshofes ernannt worden.
— Heſſiſches Landestheater. Am Dienstag, den 29. Januar,
wird im Kleinen Haus zum erſten Male in dieſer Spielzeit Roſſinis
„Barbier von Sevikla” gegeben. Als Noſine ſteht Frau Slein=
Nöthig zum erſten Male auf der Bühne. Die übrige Beſetzung iſt die
bekannte: Barbier; Heuſer, Graf: Enehjelm, Bartolo: Kuhn, Baſilio:
Hölzlin, Forillo: Peterſen, Marzelline: Frau Liebel. Muſikaliſche
Lei=
tung: Joſeph Roſenſtock.
— Der zweite Beethoven=Abenb des Drumm=Quartetts am
Mitt=
woch, den 30. Januar, ſieht folgendes Programm vor: Streichquartett
Op. 13 D=Dur, Streichquartett Op. 59 C=Dur, Streichquartett Op. 130
B=Dur.
Es ſei darauf aufmerkſam gemacht, daß der zweite Beethoven=Abend
des Drumm=Quartetts am Mittwoch abend halb 8 Uhr im Kleinen Haus
ſtattfindet.
X Bunter Abend im „Hotel Zur Traube‟. Am Donnerstag, den
31. Januar, findet der zweite Künſtlerabend zum Beſten der
Altpenſio=
näre des Heſſ. Landestheaters ſtatt. Der Abend ſoll im weſentlichen im
gleichen Rahmen gehalten ſein wie der erſte. Sämtliche unteren Räume
des Hotels Zur Traube werden in die Veranſtaltung mit einbezogen.
Das Programm ſteht im einzelnen noch nicht feſt, jedoch haben
nach=
ſtehende Künſtler vom Landestheater ihre Mitwirkung zugefagt: Die
Damen Albrecht, Baumeiſter=Jacobs, Gehrke, Greef, Kapper, Kuhn=
Liebel; die Herren Boegel, Enehjelm, Hölzlin, Hoefflin, Jürgas, Kuhn,
Peterſen, Verhehen, Weller, Dr. Wedig und Chordirektor Sander.
Eintrittskarten zum Preiſe von 3 Mk. ſind ab Mittwoch im Vorverkauf
in der „Traube” zu haben. Es ſei ausdrücklich darauf aufmerkſam
ge=
macht, daß kein Weinzwang herrſcht und daß Tiſche vorher beſtellt
wer=
den können. Es iſt zu hoffen, daß der Ertrag des Abends ſo reich
aus=
fällt, daß den Altpenſinären des Landestheaters, die auch unter den
geänderten Verhältniſſen ſchwer unter der Not der Zeit zu leiden haben,
eine Summe zugeführt werden kann, die wenigſtens die größte Not lindern
hilft. Die Namen der aufgeführten Künſtler bieten Gewähr dafür, daß
das künſtleriſche Programm für jeden Beſucher von ſtärkſtem Intereſſe
iſt. Nähere Mitteilungen folgen.
Handelsſchule. Man ſchreibt uns: Der Weltkrieg mit ſeinem
unglücklichen und ſchickſalsſchweren Ausgang für Deutſchland hat eine
ungeheuere wirtſchaftliche Not in Vervindung mit ſittlichem Niedergang
breiter Volksſchichten herbeigeführt. Dadurch iſt zugleich die volks= und
weltwirtſchaftliche Stellung Deutſchlands aufs ſtärkſte erſchütterr
wvor=
den. Nur durch Arbeit, Sparſamkeit und unvergleichliche Schulung
aller Kräfte und einer gleichzeitigen Erneuerung können wir wieder
hochkommen. Es gilt den Kampf im internationalen Wettbewerb, der
mit den Waffen des Geiſtes und der Arbeit ausgefochten wird, mit aller
Kraft und Zähigkeit durchzuhalten. Deutſcher Fleiß und deutſche In=
Zweifel eine gediegene und gründliche Berufsausbildung. Ganz
beſon=
ders gilt dies für die heranwachſende Jugend, die ſich dem
kaufmänni=
ſchen Berufe in Handel und Induſtrie widmet. Mit Rückſichr auf die
dargelegte Notwendigkeit, tüchtige Kräfte für den Kaufmannsſtand
her=
anzubilden, hat der Alice=Verein für Frauenbildung und Erwerb den
ſeit Jahren beſtehenden öffentlichen Handelskurſus zu einer Höheren
1Kandelsſchule und einer Handelsſchule mit 30 Wochenſtunden
ausgebaut. Durch dieſe Umorganiſation wird einem in unſerer Stadt
beſtehenden Bedürfnis nach einer guten und gediegenen kaufmänniſchen
Ausbildung, wenigſtens der Mädchen, entſprochen. Die Leitung der
Höheren Handelsſchule, ſowie der Handelsſchule hat der Direktor der
Kaufmannsſchule, Herr Dr. Zeiger, deſſen Amtszimmer ſich in der
Mit=
tlſchule II (Hermannſtraße) befindet: Telephon 794. Den Unterricht
(in Handelskunde, Wechſel= und Schecklehre in Verbindung mit
kauf=
nänniſchem Briefverkehr, kaufmänniſcher Buchführung, in Deutſch, in
Itaatsbürgerkunde. Volkswirtſchaftslehre und Wirtſchaftsgeographie,
ſtvie in engliſcher und franzöſiſcher Handelskorreſpondenz, nebſt
Kurz=
ichrift und Maſchinenſchreiben erteilen ſtaatlich geprüfte Diplomhandels=
FHrer und Handelslehrerinnen. Die Höhere Handelsſchule ſchlietzt mit
einner Staatsprüfung ab. Bedingung für die Aufnahme in die Höhere
Handelsfchule iſt das Abgangszeugnis einer 10klaſſigen Höheren
Mäd=
henſchule. Für den Eintritt in die Handeltſchule iſt der erfolgreiche
Beſuch der Volksſchule Vorausſetzung. Sowohl der Beſuch der Höheren
Handelsſchule als auch der Handelsſchule bietet vor allem eine
gründ=
ühe Ausbildung für das praktiſche Leben, und vor allem für den
kauf=
ſpänniſchen Beruf.
* E.ne Unſitte, die beinahe geſtern wieder zu einem Unfalle geführt
hätte, iſt das Unhängen der Kinder an Autos. Ein Junge hatte ſich in
der Heidelbergerſtraße an ein Perſonenauto angehängt, das immer ein
ſchnelleres Tempo nahm. Der Junge wurde teilweiſe nachgeſchleift, bis
der Chauffeur durch Paſſanten aufmerkſam gemacht, anhielt. Der
kunge kam mit geringen Hautabſchürfungen davon.
— Liebestät gkeit in St. Elifabeth. Man ſchreibt uns: Mit Freuden
haben wir den Aufruf „Mutterhilfe” geleſen, in dem die Frauen der
Deutſchen Volkspartei werben um Hilfe für ihre Schweſtern in ſchwerſter
Stunde. Hoffentlich findet das Beiſpiel der Berliner Frauen reichſte
Nachahmung. Der Nachricht muß angefügt werden, daß die Priorität
ſolcher Einrichtung in Darmſtadt nicht der Deutſchen Volkspartei, ſondern
der Pfarrei St. Eliſabeth gehört. Schon ſeit einiger Zeit helfen
Mit=
lieder der wohlorganiſierten „Wöchnerinnenfürſorge”, ihren Schweſtern
m hartr Stunde durch Stellen eines Wanderkorhs, Schenken des
Mit=
dageſſens während eines Zeitraumes von 2—3 Wochen und Inſtandhalten
des betreffenden Haushalts. Zugleich darf auch lobend eine vorbildliche
einderfürſorge erwähnt werden. Zurzeit erhalten 57 Kinder in 105
Familien ihr freies Mittageſſen. Ebenſo wird einer großen Anzahl von
derſchämten Armen, meiſt gebrechlichen älteren Leuten, das Mittageſſen
urch hilfsbereite Familien geſpendet und von unermüdlichen
Helferin=
gen ins Haus gebracht. Virant sequentes!
n. Strafkammer. Die wegen fahrläſſigen Vertriebs gewäſſerter
Milch als Vollmilch ſchöffengerichtlich zu Geldſtrafe verurteilte 22jährige
Nargarethe Arnold aus Schaafheim hatte ſich dabei trotz Beſtreitens
eder Schuld beruhigt, während von der Staatsanwaltſchaft aus dem
Geſichtspunkte wiſſentlichen Vergehens gegen das Nahrungsmittelgeſetz
Zerufung verfolgt war. Die im elterlichen Hauſe das fragliche Geſchäft
beſorgende Angeklagte liefert täglich eine Kanne ſolcher Milch an die
dortige Molterei ab, und es ergab ſich bei einer beanſtandeten Probe
Wäſſerung von 10 Prozent. Angeblich war die betreffende Kanne
vor=
her vom 17jährigen Bruder der Angeklagten teilweiſe mit Abendmilch
gefüllt worden, und hatte ſie ſelbſt ohne nähere Prüfung des Inhalts
die Morgenmilch dazugegoſſen. Woher die Verwäſſerung ſtammt, bleibt,
wie ſo oft, dunkel; doch war man in erſter Inſtanz der Anſicht, die
An=
geklagte habe ſich von der guten Beſchaffenheit der in den Verkehr zu
bringenden Milch überzeugen müſſen und dies vernachläſſigt. Das
Berufungsgericht ſchloß ſich dem nicht an, da nach Gutachten des
Sach=
verſtändigen bei dem nicht ſehr hohen Waſſergehalt die Verfälſchung
äußerlich in der Kanne kaum erkennbau geweſen ſei. Es wurde deshalb
Fahrläſſigkeit verneint und führte ſo die Berufung zum Freiſpruch. —
Wegen fortgeſetzten ſchweren Diebſtahls und Begünſtigung bzwv.
Heh=
lerei hatten ſich der Schuhmacher Karl Stork von Worms, Metzger
Karl Franz Schmitt aus Dieburg, Maſchiniſt Johann Bender
von Groß=Zimmern, Hilfsarbeiter Fritz Braun, Landwirt Joſeph
Petermann, Fruchthändler Max Bär, und Kaufmann Jſaak
Bacharach, letztere aus Dieburg, zu verantworten. Von erſteren
war aus dem Lagerſpeicher des Dieburger Landwirts Joſeph Fäth
ge=
meinſam mit deſſen Sohn und unter Benutzung falſcher Schlüſſel
wie=
derholt Getreide (insgeſamt etwa 14 Zentner) entwendet worden,
wor=
auf die Diebe nach und nach zehn Zentner an den Angeklagten Bacharach)
ſowie geringe Mengen an Petermann und Bär verkauften. Der
er=
wähnte Mittäter Fäth war maugels Strafantrages (als Angehöriger)
nicht angeklagt, und der Strafantrag gegen den Stiefſohn Schmitt iſt
in der Verhandlung zurückgenommen worden, ſo daß das Verfahren
inſoweit einzuſtellen war. Es wurden im übrigen die Angeklagten Bär
und Petermann freigeſprochen, der Angeklagte Braun fehlte, und es
erhielt Stork 5 Monate, Bender 4 Monate Gefängnis. —
Staatsan=
waltlicherſeits war der ſchöffengerichtliche Freiſpruch des Landwirtes
Jokab Hahn aus Bauſchheim und des Arbeiters Philipp
Will=
mann von Ginsheim angefochten; man erachtete nunmehr Beide der
angeklagten Hehlerei ſchuldig, und das Urteil lautete gegen H. auf 150.
gegen W. auf 100 Goldmark Geldſtrafe, die bei Uneinbringlichkeit mit
Gefängnis zu verbüßen iſt. Bekanntlich findet von jeher ein ſtarker
Verkehr unredlichen Schiffsperſonals mit Bewohnern der
Rheinufer=
orte zum Abſatz von Kohlen, Lebensmitteln und dergleichen ſtatt, und
ein ſolches Geſchäft fällt den Beſchuldigten zur Laſt. Unermittelte
Matroſen hatten den W. nachts herausgeklopft und zum Kauf von 24
Zentnern Steinkohlen aufgefordert, die ſie in ſeinem Nachen landeten,
Zweifellos war es geſtohlenes oder unterſchlagenes Gut (wie die ganzen
Begleitumſtände erkennen laſſen), doch ging W. auf den Handel ein
und benachrichtigte, da er ſelbſt keine Geldmittel beſaß, den H., der die
Kohlen dann erwarb. — In dem Berufungsfall des Schmiedes Theodor
Kloos aus Fürth i. Odw. wegen Tierquälerei wurde die Geldſtrafe
erſter Inſtanz auf 40 Goldmark evtl. Haft erhöht. Der Angeklagte hatte
einen fremden Hund mit Stockſchlägen roh mißhandelt, ſo daß u. a.
dem Tier ein Auge auslief.
Lokale Veranſkaltungen.
Oie 6ſerunfer erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzelgen zu betrachten,
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritlk.
— Der Darmſtädter Schwimmklub „Jung=
Deutſch=
land” macht darauf aufmerkſam, daß am Mittwoch, den 30. Januar,
abends 6 Uhr pünktlich, im Klubheim bei Förſter (Ecke Roßdörfer und
Stiftſtraße) eine Verſammlung der Jugendabteilung ſtattfindet, zu der
in anbetracht der großen Wichtigkeit der Tagesordnung vollzähliges
Erſcheinen unbedingt erforderlich iſt. (Näheres ſiehe Anzeige.)
Nieder=Ramſtadt, 26, Jan. Am Samstag, den 2. Februar I. Js.,
findet im Schulhaus dahier die Generalverſammlung des hieſigen Spar=
und Darlehnskaſſenvereins ſtatt. In Anbetracht der
Wich=
tigkeit der Tagesordnung iſt zahlreiches Erſcheinen der Mitglieder
drin=
gend erwünſcht.
. Roßdorf, 24. Jan. Am Sonntag, den 3. Februar, veranſtaltet
der hieſige Turnverein im Gaſthaus „Zur Sonne” ſeinen erſten
Theater=
abend in dieſem Jahre. Zur Aufführung gelangt diesmal ein älteres
Werk unſeres einheimiſchen Odenwaldichters Georg Löffler, und zwar
das im Jahre 1918 erſchiene Volksſtück „Der Herr Verwalter” Vielen
Roßdörfern wird es von der Uraufführung her noch in beſter Erinnerung
ſein. Die Rollen liegen auch dieſes Mal wieder in beſten Händen und
dürfen die Beſucher einige genußreiche Stunden erwarten. —
Gleich=
zeitig ſei auch an dieſer Stelle nochmals an die am kommenden
Sonn=
tag, den 27. d. M., im Gaſthaus „Zur Sonne” ſtattfindende
Hauptver=
ſammlung des obengenannten Vereins erinnert.
Dieburg, 25. Jan. Aufbebung des Amtsgerichts
Die=
burg. Wie verlautet, ſoll das ſeit 1905 beſtehende Amtsgericht auf
Grund der Beſtimmungeu abgebaut werden. Zuverläſſige Nachricht
dar=
über konnte jedoch noch nicht in Erfahrung gebracht werden.
1e½ Raunheim a. M., 26. Jan. Feſtgenommen wurde hier
ein junger Mann, der im Zuge zwiſchen Mainz und Goldſtein mehrere
Kleiderdiebſtähle ausgeübt hatte. Der Dieb hatte es beſonders auf
Frauenkleider abgeſehen.
Worms, 26. Jan. Römiſcher Fund. Auf einem Heylſchen
Grundſtück ſind unter der Leitung des Herrn Blüm vom Paulsmuſeum
vier große römiſche Steinſärge ausgegraben worden. Allem Anſchein
nach ſind die Särge ſchon einmal geplündert worden; denn es fanden ſich
in ihnen nur wenige Schmuckgegenſtände.
Weſthofen bei Worms, 25. Jan. Der 65jährige, ledige
landwirt=
ſchaftliche Arbeiter Jakob Frey wurde in einem Schuppen erhängt
auf=
gefunden. Was den alten Mann in den Tod getrieben hat, iſt nicht
beſtimmt.
K. Klein=Linden, 25. Jan. Die Goldene Hochzeit begingen
der Altveteran Johannes Manns und ſeine Ehefrau im Kreiſe ihrer
zahlreichen Kinder und Enkel. Manns hat in den Feldzügen 1866 und
1870/71 als preußiſcher Soldat mitgekämpft.
e. Queckborn, 25. Jan. Altveteran Balthaſar Linkmann
iſt im Alter von 76 Jahren geſtorben. Er war Feldzugsteilnehmer von
1870/71.
(21 Ulrichſtein, Oberh., 26. Jan. Die Bürgermeiſterwahl
hatte folgendes Ergebn’s: Appel 137 Stimmen, Meiski 127 Stimmen,
Lenz 125 Stimmen und Zahnarzt Moſer 43 Stimmen. Zwiſchen den
beiden erſtgenannten Kandidaten, die beide der Demokratiſchen Partei
angehören, kommt es alſo zur Stichwahl. Lenz, der Kandidat des
Bauernbundes, iſt mit nur zwei Stimmen unterlegen.
5) Schotten, Oberh., 26. Jan. Die Kreiskornſtelle ſtellt mit
dem 1. Febr, ihre Tätigkeit ein und tritt mit dem genannten Tage in
Liquidation.
() Schlitz, 25, Jan. Rodelunfall. Beim Rodeln iſt der 12 Sohn des Landwirtes Dickert aus Willofs ſo unglücklich
abge=
ſtürzt, daß er an ſeinen ſchweren Verletzungen im Krankenhauſe ſtarb.
Reich und Ausland.
Großfeuer bei Siemens und Halske.
Berlin. Geſtern früh brach in der Zweigſtelle der Motorenfabrik
von Siemens u. Halske in Mariendorf Großfeuer aus, das auf
Kurz=
ſchluß zurückgeführt wird. Das Gebäude iſt vollſtändig ausgebrannt.
Die darin aufgeſtellten Maſchinen ſind vernichtet. Perſonen ſind nicht zu
Schaden gekommen.
Hirtenbrief des ſächſiſchen Landesbiſchofs D. Ihmels.
In dem Aufruf, den Landesbiſchof D. Ihmels anläßlich der
Wieder=
aufnahme ſeiner Tätigkeit im Landeskonſiſtorium erlaſſen hat, mahnt
er die evangeliſchen Gemeinden u. a.: „Es muß der harte Druck von
außen und innen unſer Volk endlich zu einem einigen Volk
zuſammen=
ſchmieden. Es muß durchaus aufhören, daß nach jenem Prophetenwort
ein jeder nur auf ſeinen Weg ſieht. Wir müſſen endlich lernen, daß
höher als das eigene Intereſſe, höher auch als die Partei die Sache
un=
ſeres Volkes ſteht: Ihm gehöre unſer gemeinſamer Dienſt. Die Jünger
Jeſu aber ſollen in heiliger Selbſtvergeſſenheit dieſes Dienſtes
voran=
gehen. Ein Volk, das ſich ſelbſt zerfleiſcht, hat ſich ſelbſt das Urteil
geſprochen. Ein Volk, das ſich von Gott zu heiliger Einheit
zuſammen=
ſchmieden läßt, kann und wird Gott ſegnen.”
Ein Raubmörder verhaftek.
Moosburg. Hier wurde vorgeſtern ein lang geſuchter
Raub=
mörder und Mordbrenner, der Schloſſer Otto Kagebauer, verhaftet.
Der Verhaftete hat bisher eingeſtanden, in den Jahren 1920 bis 1923
mit Hilfe ſeines Bruders drei Raubmorde begangen zu haben. Sein
Bruder befindet ſich zurzeit unter dem Verdacht des Kindesmordes in
Landshut in Unterſuchungshaft.
Aus Tirol
wird gemeldet, daß der Wildſtand durch die Unbilden dieſes
Win=
ters ſehr gelitten hat. Die Gemſen werden in unmittelbarer Nähe von
Dörfern geſehen, auch in den tieferen Lagen. In St. Anton am
Arlberg befinden ſich in der Veranda des Gaſthofes „Zur Poſt”
31 Rehe, die ſich mit Leichtigkeit einfangen ließen. Die Tiere werden
dort bis zu günſtigeren Witterungsverhältniſſen gehegt.
Statt jeder beſonderen Anzeige.
Samstag abend entſchlief ſanft unſer lieber, gt
. Schwiegervater, Großvater und Onkel
Herr Carl Schmidt
im 87. Lebensjahre,
Darmſtadt, Frankfurt a. M., den 27. Januar 1924,
Mathildenſtr 42.
Um ſtille Teilnahme bitten
Ernſtine Schmidt
Auguſt Schmidt
Eiſe Schmidt
Jeannette Hahn, geb. Schmidt
Georg Schmidt
Auguſte Schmidt, geb. Frantz
Katharina Schmidt, geb. Heß
und 6 Enkel.
Die Trauerfeier findet Mittwoch, den 30 bs. Mts.,
vor=
mittags 11 Uhr, in der Kapelle des Friedhofs, Nieder=
Ramſtädter Straße, ſtatt.
(972
Heute verſchied ſanft unſere liebe Mutter,
Schwieger=
mutter, Großmutter, Schweſter und Tante
Frau Soſie Bollinger Witwe
im Alter von 63 Jahren.
(971
Darmſtadt, den 26. Januar 1924.
Im Namen der Hinterbliebenen:
Paul Bollinger.
Die Beerdigung finder Mittwoch, 30. Januax, nachmittags
2½ Uhr, auf dem Friedhofe Nieder=Ramſtädterſtraße ſtatt
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für den 29. Januar:
Vielfach neblig, kalt, höchſtens geringe Niederſchläge.
Tageskalender.
Landestheater, Großes Haus keine Vorſtellung. Kleines Haus,
Anfang 7 Uhr, Ende 9½ Uhr (Sondermiete 18): „Was Ihr wollt”,
— Orpheum, 7¾ Uhr: „Madame Pompadour”. — Union=,
Reſi=
denz=, Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
Hauptichriftleitung: Rudalf Mauv=
Verantwortl 4 für Politik und Wiriſchaft; Rudolf Maupe
Verantwortlich für FFeuilleton und Heſſiſche Nachrchten: Max Streeſ=
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann
Verantwortlich für Schlußd n : Andreas Bauer
Verantw rtlich für den nſ ratente 1: Willy Kuhle
Truck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Ruwmer hat G Eeiten
* Joachim Nettelbeck.
Zur 100. Wiederkehr ſeines Todestages am 29. Januar.
Von Dr. Hans Benzmann.
hmimen möge, in der wir in heller Begeiſterung dieſes Mannes,
unes Gneiſenau, eines E. M. Arndt, eines Scharnhorſt, Schill,
fichte gedenken können. Faſt in verſchämter Form wird noch
ſieſer Patrioten und aufrechten Männer gedacht, die wahrhafte
führernaturen waren. Nettelbeck, der Kolberg zweimal — im
ſebenjährigen Krieg gegen die Ruſſen und führend 1807 gegen
ſie Franzoſen — verteidigt hat, iſt nicht nur vorbildlich in
ſei=
ter tieſen, bis in den Tod getreuen Liebe zum Vaterlande, mit
der ein heißer Freiheitsdrang gepaart ſrar, nicht nur in ſeinem
totzigen Wagemut, in ſeinem unbeugſamen heroiſchen Willen,
bndern auch in ſeiner immer hilfsbereiten, opferwilligen
Tat=
taft und Selbſtzucht, in ſeiner unbeſtechlichen Redlich eit und
lufrichtigkeit. Hundertmal hat er ſein Leben für andere gewagt,
mf hoher See, bei Bränden und vor allem bei der Verteidigung
iner Vaterſtadt.
Er hat bekanntlich ſein Leben ſelbſt beſchrieben, und dieſes
Nemoirenwerk, das auch in Reklams Univerſalbibliothek
einge=
ſellt und von dem bei Robert Lutz in Stuttgart eine ſchön
ge=
hruckte Neuausgabe erſchienen iſt, lieſt ſich wie ein lebendiger
foman. Kenner der deutſchen Memoirenliteratur ſtellen dieſes
luch in eine Linie mit den Erinnerungen und Denlwürdigkeiten
enes Boyen, Steffens, Varnhagen und Arndt. So übertreſſen
ſettelbecks Schilderungen ſeiner oft höchſt gefahrvollen und
aben=
zuerlichen Seereiſen — immer wieder trieb es ihn während
ſei=
ves langen raſtloſen Lebens aufs Meer hinaus und in die
ſerne — an feſſelnder Friſche und Anſchaulichkeit, an Hochſpan
nung, alle See= und Abenteurerromane.
Am 20. Dezember 1738 wurde Joachim Rettelbeck in Kolberg
Pommern geboren, als Sohn eines Brauers. Schon als
inabe vollbrachte er manch gefahrvolles Abenteuer. Als Acht=
jähriger klettert er, tollkühn auf dem Firſt des Kirchendachs
ent=
lang rutſchend, in die höchſte Turmſpitze des Kolberger Doms.
Als Elfjähriger unternimmt er ſeine erſte Auslandsreiſe mit
ſeinem Oheim nach Amſterdam und entweicht, um in die große
Welt zu kommen, nächtlich auf einem Oſtindienfahrer. Als Knabe
erlebt er die erſte Strandung an der flandriſchen Küſte. Als er
zum Heeresdienſt gepreßt werden ſollte, entweicht er wiederum
mit einem Schiffe nach Schottland. Der Führer des Schiffes
erkrankt auf hoher Zee, Nettelbeck übernimmt ſogleich die
Füh=
rung. Da wird das Schiff von engliſchen Kaperern im Kanal
angegriffen, mit Mühe rettet ſich Nettelbeck nach Holland. Bei
und ſtirbt. Nettelbeck führt das Schiff mit ſicherer Hand zurück
Handelsbeziehungen führen ihn nach Königsberg in Oſtpreußen,
wo er ſich verheiratet. Aus Patriotismus ſchmuggelt er eine
Zeitlang. Auf einer Fahrt von Rußland nach Königsberg, mit
60 Frauen und Kindern an Bord, überſteht er glücllich einen
furchtbaren Sturm. Auf weiteren Fahrten kommt er hinaus in
den Atlautiſchen Ozean; entſetzliche Stürme vernichten faſt ſein
Schiff, ſieben Wochen lang treibt er auf ſteuerloſem Schiff im
Atlantiſchen Ozean umher.
Um jene Zeit rüſtete Preußen unter Admiral Delatre eine
Flotte aus, Netetlbeck übernahm die Leitung eines Schiffes. Das
nicht glücklich durchgeführte Unternehmen bereitete ihm aber viel
Aerger, ſo daß er bald wieder aus dem Staatsdienſt ſchied.
Spä=
ter fährt er mehrfach nach Afrika. Die Gefahren und Abenteuer,
die er hierbei auf einem holländiſchen Sklavenſchiff zu überſtehen
hatte, die Kämpſe mit Negern um ein geraubtes engliſches Schiff
uſw. bilden den Höhepunkt ſeiner Schilderungen. Nettelbeck iſt
auch öſters nach Frankreich gekommen. Merkwürdig iſt ſeine
inſtin tive Abneigung gegen die Franzoſen. Er ſagt hierüber:
„Zu meiner Herzenserleichterung muß ich hier das Geſtändnis
ablegen, daß ich mich nirgenos beilommener und widerhäriger
gefühlt habe, als in den franzöſiſchen Häfen, und hier
inſonder=
heir in Bordeaux. Denn wie weit ich auch in der Welt
herumge=
kommen bin, ſo habe ich doch leine Nation ſo voll Liſt, Betrug
und Ränke geſunden, als die Franzoſen.”
Schon bei der Belagerung Kolbergs durch die Ruſſen im
ſiebenjährigen Kriege hatte ſich Nettelbeck um ſeine Vaterſtadt
verdient gemacht. Er wurde auch ſpäter Mitglied der
Stadt=
vertretung. Unſterblichen Ruhm aber gewann Nettelbeck ſich und
ſeiner Vaterſtadt durch ſein energiſches und tapferes Verhalten
bei der Belagerung Kolbergs durch die Franzoſen 1807. Paul
Heyſe hat dieſe Begebenheiten bekanntlich in ſeinem in Berlin oft
aufgeführten Drama „Kolberg” dichteriſch neugeſtaltet.
Nettel=
beck, zuſammen mit Schill, veranlaßte den erſten ſchwachen
Kom=
mendanten, Oberſten von Loucadou, zur Verteidigung der
Feſtung. Loucadou will den widerſpenſtigen Patrioten ſogar
einmal erſchießen laſſen. Auf Nettelbecks Antrag bei der Stadt
ſendet König Friedrich Wilhelm III, den Oberſten von
Gnei=
ſenau als Beſehlshaber, ihm tritt Nettelbeck ſofort als
Bürger=
adjudant zur Seite. Die Kämpfe um Kolberg, die Nettelbeck
übrigens höchſt anſchaulich und ergreifend ſchildert, namentlich
das Ringen um die Schanzen auf dem Hohenberge und auf dem
Wolfsberge, die verloren gehen, waren ſehr blutig und
verluſt=
reich. Die Stadt wurde oft von Granaten überſchüttet. Viele
Häuſer brannten nieder, piele Bürger kamen dabei um.
Net=
telbeck organiſierte neu das Lotſen= und Feuerlöſchweſen, er
ver=
anlaßte durch Oeffnung von Dämmen und Schleuſen
Ueber=
ſchwemmungen, die den Feind längere Zeit hinderten. Als
ein=
mal ein engliſches Schiff (mit Geſchützen und Munition für die
Stadt) bei ſchwerem Strom nicht in den Kolberger Haſen
hinein=
kam, als kein Lotſe es wagt, herauszufahren, da ſpringt
Nettel=
beck ſelbſt ins Lotſenboot, gelangt bei ſchwerſtem Seegang an
Bord des Engländers, und es gelingt ihm, das Schiff ſicher in
den Haſen zu führen. So rettete Nettelbeck mit Gneiſenau und
der tapferen und treuen Bürgerſchaſt und der wackeren Beſatzung
ſeine Vaterſtadt: ſie blieb auch ſpäter frei von franzöſiſcher
Beſatung.
Nettelbeck ruht neben ſeinem ruhmreichen Kampfgenoſſen,
dem Major von Waldenfels, auf dem alten Militärfriedhof in
Kolberg, dicht hinter den Dünen. 1903 wurde ihm ein Denkmal
(Dpppelſtandbild mit Gneiſenau, von dem Bildhauer G. Meger)
in Kolberg errichtet.
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[ ← ][ ][ → ]Nummer 28.
Winternachtfahrt für Motorräder.
Daß der Motorradſport vor keiner Witterung Halt macht,
bezeugte die am Samstag ſtattgefundene Winternachtfahrt, welche
von dem Frantfurter Motorraotlub veranſtaltet wurde, in
Mann=
heim abends 6.30 Uhr ihren Anfang nahm und über Heidelberg,
Larmſtadt, nach Frankfurt ging. Trotz grimmiger Kälte und
denkbar ſchlechteſter Wegeverhältniſſe hatte ſich eine ſtattliche Zahl
Fahrerinnen und Fahrer am Start eingefunden, um die alles
udere wie angenehme Fahrt anzutreten. Pünktlich, wie
gemel=
det, traſen die erſten Fahrer 8.15 Uhr in Darmſtadt ein. Hier
hatten ſich trotz der kalten Witterung große Menſchenmaſſen in
den Straßen angeſammelt, um dieſes außergewöhnliche
Schau=
ſpiel in Augenſchein zu nehmen. An der muſtergültigen
Organi=
ſation in Darmſtadt konnte man erſehen, daß dieſelbe in
bewähr=
err Händen erfahrener Sportsleute lag, was von Seiten der
hahrer lebhafte Anerkennung fand. Weithin ſichtbar brennende
Bechfackeln zeigten dieſen den Weg durch die Heidelberger=,
Rhein=
graße nach der Kontrollſtation am Kaffee Oper. Hier machten
die Fahrer einen kurzen Augenblick Halt, um Nummer, Zeit und
Licht kontrollieren zu laſſen, und weiter ging es vorbei an der
hochſchule durch die Lautenſchläger,, Kranichſteiner Straße, auf
die eiſige Landſtraße dem Ziele Frankfurt entgegen. Von 58
ge=
neldeten Fahrern hatten bis 11.20 Uhr abends 40 Darmſtadt
maſſiert.
Die vom Frankfurder Motorradklub veranſtaltete Nachtfahrt
Mannheim—Frankfurt (107 Kitometer) zeigte dank der trefflichen
Organiſation auf der ganzen Strecke, insbeſondere in Darmſtadt,
ir glänzendes Ergebnis. Der Zweck der Veranſtaltung,
Fah=
ſer und Material erſtmalig in einem Wettbewerb zur
Winters=
eit bei ſchwierigen Witterungs= und Straßenverhältniſſen auf
Herz und Nieren zu prüfen, brachte ein hervorragendes
Ergeb=
us., Der Beweis, daß das Motorcad nicht ein
Schönwetterfahr=
eug iſt, iſt in vollſtem Maße gelungen. Durch zielbewußte Or=
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 28. Januar 1924.
*t, Spiel und Tu
Seite 5.
ud Darmſtadt inne. Viele Tauſende von Zuſchauern belebten
ſie Strecke. Insbeſondere tat ſich die Induſtrie durch Markie
ug der Strecke hervor. Um die Beleuchtung machten ſich
firmen Fenag, Eiſenmann und Philipps verdient, welche die
mrſonſt zur Verfügung ſtellten. In gleicher Weiſe hat ſich die
firma Kohen, die Herſtellerin des belannten Betriebsſtoffs
kofi, Verdienſte erworben, die außerdem einen Laſtwagen als
öchlußwagen des Zuges zur Verfügung ſtellte. Die Phönix=
LG. ſtellte Tankſtellen, ſowie die Start= und Zielbänder. Zu
em Wettbewerb ſelbſt waren über 100 Meldungen eingegangen.
H mußten als verſpätet zurückgewiefen werden, davon 15 bei
ter Abnahme. 90 Prozent der Fahre ſind von 9,15 Uhr bis
35 Uhr am Ziel angekomen. Von den Fahrern gingen zwei
frafpunktfrei aus: Krug auf R. S. U. und Pullig auf Engliſch
(numph, mit wenigen Selunden Unterſchied.
Der Sieger, Herr Richard Krug aus, Frankfurt, äußerte
ſt ſehr befriedigt über die geſamte Veranſtaltung und
Organi=
ſiron auf der Strecke. Seine Fahrt verlief glatt, abgeſehen von
inigen Schwierighkeiten, Ausgang Darmſtadt im Meſſeler Park,
to er durch vereiſte Stellen mit 65 Kilometer Geſchwindigkeit
24 öfteren ins Schleudern kam und abſtoppen mußte. Ein klei=
19 Zwiſchenfall, der den Sieg für Krug beinahe in Frage
ge=
felt hätte, ereignete ſich auf der Strecke nach Heidelbera. Durch
ur Warmlaufen des Wagens ſtieg der Begleitmann wie Fahrer
„5. und fie mußten zu ihrem Schrecken entdecken, daß ſie Zeitkarte
Fis Notizbuch verloren haten. Sie kehrten um und ſanden einige
fücmeter rückwärts das Verlorene.
Die Sieger:
1. Richard Krug=Frankfurt N. S. u., 8 PS., Seitenwagen
lufa, Differenzzeit 75 Sek.
Der gegenwärtig in Kanada weilende ruſſiſche Großmeiſter
echtn hat den Weltmeiſter Capablanca in einem
en Brief zu einem Kampf um die Schach=Weltmeiſterſchaft
Sgefordert. Capablanca hatte bei dem Londoner Kongreß
Turnen.
fanlt, Difſerenz 145 Sck.
4. Adolf HeiptFrankfurt, Zündapp, 2 PS., 1 Straſpunkt,
IFferenz 171 Sek.
5. Willi Walter=Frankfurt, Cito, 4 PS., 1 Strafpunkt,
Diffe=
m3 180 Sek.
6. Hugo Kalinowski=Oberurſel, Wanderer, 4½ PS., 2
Straf=
ſinkte, Differen; 158: Sek.
7. Willi Reubold=Frankfurt, Ardie, 3 PS., 2 Strafpunkte,
Uifferenz 236 Sek.
8. Valentin Schön=Frankfurt, N. S. u., 8 PS.
9. Joachim Kasbaum=Heidelberg, D. K. W., 2½ PS., 3
Straf=
funkte, Differenz 312 Sek.
10. Ernſt Islinger=Mannheim, N. S. U., 8 PS., 3
Straf=
unkte, Diferenz 325 Sek.
Leichtathletik.
„Heſſen”, Verein für Leibesübung.
Etwas kalt, aber trocken und ſonnig war der Sonntag=
Mor=
ta, an dem ſich die Leichtathleten des Vereins auf dem Stadion
19 Sportvereins 1898, das den „Heſſen” in liebenswürdiger
beiſe für ihre Zwecke zur Verſügung geſtellt wurde, zur
fröh=
hen Schnitzeljagd zuſammenfanden. Kurze Zeit nach 10 Uhr
ſtte ſich eine ſtattliche Läuferreihe nach dem Böllenfalltor in Be=
ſotnſignal ſammelte die Meute und in geſchloſſenem Lauf ging
nach den Umkleideräumen des Stadions, woſelbſt man in
vor=
glicher Stimmung anlangte. Am Abend verſammelten ſich die
Heſſen” im Vereinsraum, Saalbauſtr. 67, wo man in froher
furne die einzelnen Ereigniſſe der Jagd beſprach. Bei Muſik,
lortrag und Geſang verlief der Abend in recht fröhlicher
Stim=
fung, war doch auch ganz und gar kein Anlaß zu ſchlechter Laune
geben, da feſtſteht, daß der Verein nahezu 120 Ausübende zählt,
nd die Lebensfähigkeit des Vereins nicht mehr beſtritten
wer=
zn kann.
Die Schwimneer des Vereins werden Mitte Februar mit
Im. Namensvetter Schwimmſportverein „Heſſen”=Worms einen
er einswettkampf austragen.
Die von einer hieſigen Firma entworfenen Vereinsabzeichen
ſa den demnächſt eintreffen.
Am 1. Februar I. Js. ſindet die Mitglieberverſammlung im
HIw.
ereinsheim, Saalbquſtr. 67, ſtatt.
Schach.
Schach=Weltmeiſterſchaft.
Aljechin erklärt, daß er zunächſt deſſen Landsmann Ruhin=
Gelegenheit zu einem Wettkampfe geben wolle und dieſem
ustragung des Wettkampfes eine Friſt bis 1. Januar 1534
en. Da Rubinſtein jedoch dieſen Termin vorübergehen ließ,
ft jetzt Aljechin die Gelegenhett, um mit Capablaneg
men zukommen.
Haſſia=Dieburg — Eintracht Darmſtadt 1:3.
Das geſtern in Dieburg ausgetragene Verbandsſpiel konnten
die Eintrachtler mit obigem Reſultat für ſich entſcheiden.
Nach=
dem Haſſia durch einen überraſchenden Schuß in Führung
ge=
gangen war, konnte Eintracht durch Strafſtoß den Ausgleich
her=
ſtellen. Kurz darauf bricht Darmſtadts Linksaußen durch, wird
jedoch kurz bor dem Tore unfair gelegt. Der hierfür gegebene
Elfmeter wird von dem Torhuter abgewehrt. Mitte der erſten
Spielzeit ſieht ſich der Schiedsrichter genötigt, das Publikum
nach mehrmaliger Verwarnung vom Platze zu verweiſen. Dieſes
wird nicht befolgt. Er ſieht ſich daher genötigt, das Spiel
abzu=
brechen. Hierauf ſpielen ſich unglaubliche Szenen ab. Der vor
dem hereinſtürmenden Publikum flüchtig gehende Schiedsrichter
wird von dem Rechtsaußen ſpielenden Meiſterringer Zilch
ein=
geholt und mit beiden Händen am Halſe gewürgt. Er wird jedoch
von einigen Eintracht=Spielern befreit und ſieht ſich unter
aller=
hand Drohungen des Publikums genötigt, das Spiel wieder
anzupfeifen ſowie den herausgeſtellten Zilch wieder weiterſpielen
zu laſſen. Nach Halbzeit zeigt Eintracht ihr flaches Paßſpiel
und kann dadurch zwei weitere Tore erzielen. Der Schlußpfiff
des als Unparteiiſcher amtierenden Herrn Hofmann vom Sp.=
Verein 98 erlöft beide Mannſchaften von dem unſchönen „Kampf”.
Eintracht II. — Haſſia II. 8:4.
Eintracht III. — Sp.=V. 98 IIb 2: 4.
Eintracht I. Jgd. — V. f. R. IIb Jgb. 3:0.
Eintracht I. Schüler — Sp.=V. 98 Ib Schüler ausgefallen.
Eintracht II. Schüler — Sp.=V. 98 Ia Schüler ausgefallen.
V. f. R.=Darmſtadt — „Olympia”=Lorſch 4:1 (2:1).
Die Liga=Mannſchaften obiger Vereine lieferten ſich am
geſtrigen Sonntag in Darmſtadt einen prachtvollen Kampf, der
an fairem Spiel und Leiſtungen als das ſchönſte Spiel der
dies=
jährigen Saiſon auf dem V. f. R.=Platz gewertet werden kann.
„in der erſten Halbzeit legt V. f. R. zwei Tore vor, dem Lorſch
ein Tor entgegenſetzt. Nach der Pauſe erzielt V. f. R. zwei
weitere Tore, fomit einen einwandfreien Sieg erringend. Beide
Mannſchaften ſtanden in ſtärkſter Aufſtellung und verdienen in
jeder Beziehung ein Geſamtlob.
Die Liga=Reſerve des V. f. R. ſpielte vormittags gegen eine
kombinierte Mannſchaſt des A. S. C. Es war ein korrektes
Treffen, bei dem V. f. R. 6 Tore, A. S. C. 5 Tore ſchoß.
Zu dem Spiel der 1. Jugend=Mannſchaft V. f. R. — Union=
Beſſungen trat Beſſungen nicht an.
Ib Jgd. V. f. R. — IIa Sportverein 98 0:0.
IIb Jgd. V. f. R. — Ia Eintracht 0:3.
IIa Jgd. V. f. R. — Ia Jgd. Eberſtadt 0:1.
I. Schüler=M. V. f. R. — I. Schüler=M. Beſſungen 2:0.
Sportvereinigung Arheilgen—Spielvereinigung Union 2:2 (1:2).
Vor einer ſehr großen Zuſchauermenge trafen ſich heute auf
dem Sportplatz am Arheilger Mühlchen obige Mannſchaften zum
fälligen Verbandsſpiel. Arheilgen in ſtär ſter Aufftellung; Union
mit zwei Mann Erſatz für ihren Torwächter und rechten
Vertei=
diger. Arheilgen geht bereits in der zweiten Minute durch einen
Elfmeter wegen Handſpiel in Führung. Die Spielvereinigung
gleicht bald dareuf durch einen wunderbaren Drehſchuß aus.
Union erzielt bis zur Hallzeit noch ein weiteres Tor. Nach der
Halbzeit verſtand es Arheilgen Union in ſeiner Spielhälfte
feſt=
zuhalten und das Reſultat durch einen ſchönen Kopfball auf 2:2
zu ſtellen. Nur einige Durchbrüche waren den Unioniſten in
dieſer Zeit möglich. Arheilgen war die techniſch beſſere
Mann=
ſchaft; Union dagegen bedeutend flinker und eifniger als ihr
Gegner. Der Schiedsrichter war ſehr gut und leitete zur
Zu=
friedenheit beider Parteien.
Gl.
Pokalſpiele im Mainbezirk.
Die Ergebniſſe der erſten Hauptrunde, in die die Bezirksliga
eingriff:
V. f. R. Kickers=Offenbach — V. f. B. Groß=Auheim 3:0.
Viktoria=Aſchaffenburg — Hanau 1894 5:0.
V. f. R. 01=Frankfurt a. M. — Sportklub Bürgel 0:4.
Helvetia=Frankfurt a. M. — Sp.=V. Hanau und Germania 94
gegen Sp.=V. Offenbach fielen wegen ſchlechter
Platzverhält=
niſſe aus.
Sportverein Frankfurt a. M. — V. f. L. Iſenburg 2:2.
Hanau 98 — Viktoria=Eckenheim 3:1.
Eintracht — Kickers Viktoria=Mühlheim 5:2.
Turngemeinde Rödelheim — V. f. R. Olympia 2: 4.
Odenwald.
Phönix Ludwigshafen — Feudenheim 2:2.
Pſalz Ludwigshafen — Phönix Mannheim 1:0.
V. f. R. Mannheim — Sp.=Vg. Viernheim 1:1 (abgebr.).
Mannheim 07 — Sp.=Vg. Blankſtadt 3: 1.
Lindenhof 08 — 10 Schwetzingen 7:0.
Schwetzingen 98 — Vorwärts Mannheim 2:0.
V. f. L. Neckarau — Sp.=Cl. Käfertal 3:0.
1:0 und iſt ſomit Bezirksmeiſter.
Bayern.
Bahreuth — F. Cl. Nürnberg 1:11.
Jahn Regensburg — Sp.=Vgg. Fürth 2: 4.
Uilm 94 — Wacker München 0:4.
Berlin.
Boruſſia — Norden Nordweſt 3: 1.
Union Oberſchöneweide — V. ſ. B. Luckenwalde 3: 1.
Weißenſee — Union Charlottenburg 2: 1.
Sp.=Vg. — Minerva 2:1.
Herta — Union 92 0:0.
V. f. B. Pankow — Norden 3:1.
Hamburg.
Sportverein — St. Georg 4: 1.
Altona — Union 2:1.
Viktorig — Polizei 5:1.
Blankenſee — Teutonia 1:0.
Ottenſen — Werder Bremen 2:2.
Handball.
Eintracht Frankfurt — 2. V. 57 Sachſenhauſen 2:1.
Durch dieſes Spiel ſichert ſich Eintracht das Endſpiel um
die Meiſterſchaft.
Aus der Deutſchen Turnerſchaft.
Für den Ausbau der volkstümlichen
Uebun=
gen hat die Deutſche Turnerſchaft nachſtehende Nichtlinien
herausgegeben:
1. In der Deutſchen Turnerſchaft wird das Gebiet der
volkstümlichen Uebungen von den Ausſchüſſen für die
volkstüm=
lichen Uebungen bearbeitet. Soweit gemiſchte Wettkämpfe
(volkstümliche Uebungen und Geräteübungen) in Betracht
kommen, geſchieht dies im Einvernehmen mit den Turnwarten
für das Geräteturnen.
2. Ausſchüſſe für volkstümliche Uebungen beſtehen: a) für
die geſamte Deutſche Turnerſchaft; b) für die Kreiſe; c) für die
Gaue oder Gaugruppen; a) für die Bezirke oder Bezirksgruppen.
Die Verſitzenden dieſer Ausſchüſſe ſind die Turnwarte für
volkstümliche Uebungen der D. T., der Kreiſe uſw.
3. Aufgabenkreis der Ausſchüſſe: a) Vertretung im
Aus=
ſchuß; b) Aufſtellung des Arbeitsplanes jedes Jahres; c)
Ge=
nebmigung von Veranſtaltungen innerhalb ihres Verbandes;
d) Berichterſtattung an die Preſſe und an den nächſthöheren
Ver=
band: e) Führung einer Höchſtleiſtungsliſte.
Der Jahresplan muß enthalten:
1. Lehrgänge. Dieſe haben ſich zu befaſſen mit der
An=
leitung zur Veranſtaltung von Wettkämpfen, mit der
Einfüh=
rung in die Wettkampfbeſtimmungen, mit der
Kampfrichteraus=
bildung, mit der Einführung in Neuerungen auf dem Gebiete
der volkstümlichen Uebungen.
2. Veranſtaltung von Wettkämpfen: In den
Bezirken, Gauen und Kreiſen ſind alljährlich durchzuführen:
Wald= oder Geländeläufe, Straßenſtaffelläufe, ein Volksfeſt mit
Austragung der Meiſterſchaſten. Empfohlen werden Vereins=
und Städtewettkämpfe und Hallenturnfeſte. Wo das
Bedürf=
nis vorhanden iſt, können die Kreiſe die Abhaltung von
Volks=
turnfeſten, die für Gaugruppen oder den ganzen Kreis offen
ſind, durch leiſtungsfähige Vereine genehmigen. Doch ſoll durch
weiſes Maßhalten in der Zahl der Veranſtaltungen die
Wett=
kampfluſt nicht überſättigt werden. Die D. T. trägt
Meiſter=
ſchaften der D. T. aus. Wettkämpfe werden in einzelnen
Ueb=
ungen und in Uebungsgruppen (Mehrkämpfe) veranſtaltet und
zwar für einzelne Wettkämpfer und für Mannſchaften (
Mann=
ſchaftskämpfe). Die Wettkämpfe werden in verſchiedenen
Alters=
klaſſen ausgetragen. In den Abteilungen für Männer und
Frauen werden außerdem noch Leiſtungsklaſſen eingerichtet und
zwar für Anfänger, für Sieger der Unter=, Mittel= und
Ober=
ſtufe. Der Vorſtand des Turnausſchuſſes der Deutſchen
Turner=
ſchaft hat folgende
Höchſtleiſtungen
anerkannt: Kugelſtoß (10 Kg.), 12,48 Mtr., E. Saarlainen,
Turnklub Hannover, am 30. September 1923; Hochſprung,
1,51 Mtr., Gertrud Döring, Berliner Turngenoſſenſchaſt, am
10. Juni 1923; Weitſprung, 5,20 Mtr., Margarethe
Furch=
heim, Tv. Jahn, Neukölln, beim Deutſchen Turnfeſt in
Mün=
chen; Speerwerfen, 34,7 Mtr., Martha Graſſe,
Männer=
turnverein Niederlehne, am 10. Juni 1923.
Darmſtädter Hockeyklub—Sp.=V. „Viktoria”=Aſchaffenburg, 5:3.
in die din Tach ecite Wehei e Seſfe et
Eifer geſpielt. Beide Mannſchaften befleißigten ſich eines
äußerſt fairen Spieles, ſo daß trotz des Eifers keine Stürze oder
Zuſammenſtöße vorkomen.
D.H. C. verlegt ſich gleich auf die für die Verhältniſſe einzig
gegebene Taktik: leichtes, flaches Zuſpiel, und iſt in der erſten
Spielhälfte ſtark überlegen. Aſchaffenburg verſucht ſich in
wei=
ten Vorlagen, doch gehen die Bälle meiſt aus, oder werden eine
ſichere Beute der Verteidigung, die ebenſo wie die Läuferreihe,
mit erſtaunlicher Sicherheit arbeitet. Ihre guten Vorlagen
konn=
ten die Stürmer meiſt nicht verwerten, denn mit Eis unter den
Füßen iſt es ſchwer, einen genauen Schuß anzubringen; doch
kann der Halbrechte bis zur Halbzeit zwei ſcharfe Bälle ins
gegneriſche Tor jagen. Nach Seitenwechſel ſind die Spieler ihrer
Aufgabe beſſer gewachſen, und es entwickelt ſich ein offenes
Spiel, bet dem D.H.C. vorerſt durch gutes Stürmerſpiel im
Vorteil iſt und weitere drei Tore erzielen kann. Dann kommt
Aſchaffenburg in Schwung und holt 3 Tore auf. Der Schluß
ſieht wieder D.H,C. vor des Gegners Tor, doch bleiben Erfolge
verſagt.
Boxen.
Der I. Darmſtädter Boxklub.
Der I. D.B.C., der einige ſeiner beſten Leute zu den
dies=
jährigen ſüddeutſchen Meiſterſchaften gemeldet hatte, trat am
Samstag, den 26. d. M., erſtmalig mit dem zurzeit in beſter Form
befindlichen Leichtgewichtler Platz zu den Entſcheidungskämpfen
in Frankfurt a. M. an. Das Los hatte den
Leichtgewicht=
ler Zickwolf (Turngeſellſchaft Offenkach) als Gegner beſtimmt.
Platz erkämpfte ſich bei dieſem Treffen einen ſchönen Sieg, der
von den zahlreich erſchienenen Zuſchauern äußerſt beifällig
auf=
genommen wurde. Durch ſeine überlegene Technik und größere
Ringerfahrung hatte er den Offenbacher ſchon am Schluß der
1. Runde zur Aufgabe des ausſichtsloſen Kampfes gezwungen.”
Nach dieſem eindrucksvollen Erfolg des Darmſtädters kann man
nun geſpannt ſein, wie weit es ihm in den nun folgenden Kämpfen
um die ſüddeutſche Meiſterſchaft gelingen wird, ſich durchzuſetzen.
Am kommenden Samstag wird der vielverſprechende Ban=
Mannheim Waldhof gewinnt gegen 03 Ludwigshafen mit tamgewichtler Ritzert vom I. D.B.C. zu den
Ausſcheidungs=
kämpfen in Offenbach a. M. antreten. Ritzert iſt aufs beſte
vor=
bereitet und ſeine derzeitige Form bietet Gewähr dafür, daß die
Darmſtädter Farben durch ihn ehrenvoll vertreten ſein werden.
In der zweiten Februarhälfte ds. Js. wird die Darmſtädter
Box=
ſportgemeinde anläßlich des Kampfabends gegen die
Boxabtei=
lung von Viktoria=Aſchaffenburg in der Turnhalle am
Woogs=
platz Gelegenheit haben, beide Kämpfer, die zurzeit die beſten
ak=
tiven Boxer des I. D.B.C. ſind, bei der Ausülbung „der
ritter=
lichſten Art der Selbſtverteidigung” zu ſehen.
Bobmeiſterſchaften in Schierke.
Bahnlänge 2000 Meter, gute Bahnverhältniſſe 60
Teilneh=
mer: 1. Dr. Moro (W. Sp. V. Kitzbühl) 8:39 2; 2. Dickholz (
Ham=
burg) 3:40,2; 3. Hugo Pfaue (Schierke) 3:40,6.
Deutſche Rodelmeiſterſchaften in Oybin.
Veranſtaltet vom Oberlauſitzer Rodelklub. Bahnlänge 2150
Meter. Damen=Einſitzer: 1. Frl. Schmidt (Oybin) 2:45;
2. Frl. Wehle (Zittau) 2:45,6. Herren=Einſitzer: 1. Breite
(Rückenberg) 2:32,5; 2. Hendler (Neudorf) 2:33,5.
Doppel=
ſitzer: 1. Lorenz-Poſſelt (Neudorf) 2:31,6; 2. Luck-Wilöner
(Neudorf) 2:39,9.
Eis=Schnellaufen in Hamburg.
Senatspreis von Hamburg, 3000 Meter: 1. Topf (Berlin
E. V. 86) 6:08.1. — Preis der Stadt Altona, 3 Läufe über 506,
1500 und 5000 Meter: 1. Kleeberg (Berl. Schlittſchuhklub), der
die zivei Langſtrecken gewann.
Länderſpringen in St. Moritz.
1. Alpenborg=Schweiz Note 1,297; 2. Vinzenz Buchberger=
Spindelsmühle 1,326; 3. Thoreſen Norwegen 1,379.
Seite 6.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 28. Januar 1921,
Nummer 2 8.
Tandwirtſchaft, Sartenbau, Kleintierzucht und Siedlungsipefen
Irtwege der Dreifelderwiriſchaft.
In manchen Teilen Deutſchlands halten die Landwirte beute
noch ſtarr an der Dreifelderwirtſchaft feſt, die vor Jahrhunderten
zwar den Bedürfniſſen und Beoingungen der Booenkultur
ent=
ſprach, mit der Hoch ultur jedoch nicht zu vereinbaren iſt, die wir
dem deutſchen Boden heute zumuten muſſen, damit er ſeine
Be=
wohner einigermaßen nührt. Aus der primitiven
Dreifelderwirt=
ſchaft, die nur Kornerbau und Brache lennt, iſt freilich ſchon die
verbeſſerte hervorgegangen, die Haa= und Blattfrüchte, d. h.
Kar=
toffeln, Rüben und Klee in den Kreis auſnimmt, aver auch damit
vermag man den Anſprichen, die unſere Kulturpflanzen an den
Boden ſtellen, nicht voll gerecht zu werden. Der oberſte
Grund=
fatz für Anbau und Fruchtfolge muß die Sicherheit der
Frucht=
arten ſein, d. h. auf die beſtimmten Bodenarten ſoll mau immer
nur die Früchte bringen, die den höchſten Ertrag abwerfen. Die
Verwirllichung dieſes Grundgeſetzes iſt jevoch ſehr erſchwert,
wenn man mechaniſch auf flachgründigen Böden Kartoffeln,
Rog=
gen und Haſer aufeinander folgen läßt und auf tiefgründigen
oder ſchweren Rüben, Weizen und Sommergerſte. Es iſt z. B.
durchaus vertehrt, flachgründigen Schieferboden überhaupt mit
Hafer zu beſtellen, beſonders in ungünſtigen klimatiſchen
Ver=
hältniſſen. Gerade Hafer iſt eine Frucht, die wohl ſchlechte
Be=
handlung verträgt, aber nur dann volle Ernten gibt, wenn ſie in
tiefgründigem, waſſerhaltigem Boden ſteht. Der Hafer verlangt
nicht nur einen erheblichen Vorrat an Winterfeuchtigkeit, ſondern
auch Frühjahrsniederſchläge. An die Stelle des Hafers tritt
da=
her auf leichten Böden zweckmäßig Wintergerſte, Inlarnatklee,
Roggen und vielleicht auch einmal Kartoffeln. Die Wintergerſte
bringt auf dieſen Böden ſtets höhere Erträge als der Hafer,
vor=
ausgeſetzt, daß ſie richtig behandelt wird. Wintergerſte iſt an ſich
ein annähernd vollwertiger Erſatz für Hafer, beſonders aber
dann, wenn ſie gerade auf ſolchen Böden durchſchnittlich einen
doppelt ſo hohen Ertrag abwirft. Sie iſt vermöge ihres ſchnellen
Wachstums im Frühjahr und ihrer ſouſtigen wertvollen
Eigen=
ſchaften als ausgeſprochene Winterfrucht in ganz anderer Weiſe
in der Lage, derartige Böden voll auszunutzen und auf ihnen
immer noch verhältnismäßig hohen Ertrag zu geben. Sie will
dann allerdings gut behandelt ſein und iſt für eine ſchwache
Stall=
miſtdüngung bei rechtzeitiger Einſaat dankbar. Ganz ähnlich
ver=
hält ſich auch der Inkarnatklee, der auf ſolchen Böden höhere
Er=
träge abwirft, als der unſichere Rotklee. Wenn dann Roggen
folgt, ſo wird ſein Ertrag überraſchen. Bis zu 18 Ztr. Ertrag
vom Morgen iſt dann keine Seltenheit mehr. Man kann dieſe
Fruchtfolge: Wintergerſte, Jularnatklee, Roggen, auch mit
Er=
folg umſtellen, und zwar ſo, daß zuerſt Roggen, dann
Inkarnat=
klee und darauf Wintergerſte folgt. Der zweiten Frucht nach
Inkarnatflee würde jedesmal eine ſchwache Stallmiſtgabe
beſon=
ders förderlich ſein. Es kann auch in dieſer Fruchtfolge ein
weniger anſpruchsvoller Weizen, etwa der verbeſſerte
Siegerlän=
der Landweizen, eingeſchaltet werden, am beſten dann nach
In=
karnatlee. Eine Ernte von mehr als 12 Zeninern iſt dann nichts
Seltenes.
Eine Verbeſſerung der Dreifelderwirtſchaft bei tiefgründigem
Boden läßt ſich naturgemäß bedeutend vielſeitiger einführen,
weil auf ihm alle Fruchtarten mit Sicherheit gedeihen. Ein
be=
ſonderer Nachteil der Dreifelderwirtſchaſt, insbeſondere bei dieſen
Böden, iſt die Tatſache, daß gewöhnlich die Winterfrucht von
vorn=
herein zu ſpät in den Boden kommt. Folgt Roggen auf
Kartof=
feln, werden dieſe oft vorzeitig geerntet, damit der Roggen ſich
vor Eintritt des Winters noch beſtockt. Da ſollte man lieber nach
der ſpätreifen Hackfrucht ſtets die Sommerfrucht anbauen und
zwar nach der Fruchtfolge: Kartoffeln, Hafer, Weizen oder
Rog=
gen, oder nach Rüben, Hafer, vielleicht auch Sommergerſte. Durch
dieſe Veränderung erreichen wir zwei weſentliche Vorteile: erſtens
die Hackfrucht kann ausreifen, die Ernte wird nicht unnötig
über=
eilt, zweitens die Winterfrucht kann nach der Sommerfrucht
recht=
zeitig, d. h. am beſten vor Beginn der Hackfruchternte, reſtlos
be=
ſtellt werden. Wenn nun auch die Winterfrucht anſtelle von
Ha=
fer an den ſogenannten abtragenden Schlag kommt, ſo hat das
dann auf den Ertrag des Wintergetreides wenig oder gar keinen
Einfluß, wenn das Wintergetreide in der richtigen Weiſe
ge=
nügend mit Kunſtdünger verſorgt wird. In dieſem Falle iſt es
ſehr zweckmäßig, dem Wintergertreide außer rechtzeitiger
Kali=
phosphatdüngung gleich im Herbſt bei der Einſaat, noch etwa
Ztr. ſchwefelſaures Ammoniak mit auf den Weg zu geben, das
die Beſtockung in beſonders günſtiger Weiſe beeinflußt. Ob im
Frühjahr rechtzeitig, d. h. Ende Februar oder Anfaug März, noch
ein weiterer ganzer oder halber Zentner Stickſtoffdünger nötig
iſt, das kommt auf die Bodenverhältniſſe an. Dasſelbe wie für
Roggen gilt auch bis zu einem gewiſſen Grade für den Weizen.
Auch Beizen kann mit vollem Ertrag nach Haſer oder
Sommer=
gerſte angebaut werden. Die ſpäte Einſaat des Weizens nach
Futterrüben mindert den Ertrag mehr. als man allgemein
an=
nimmt. Nichtig angebauter Weizen ſollte bei Rübenboden
eigent=
lich nie weniger als 20 Zeutner geben. Erwähnt ſei noch, daß
der Rotklee als Stickſtoffmehrer eine beſonders gute Vorfrucht
für Wintergerſte und Weizen iſt. Im allgemeinen iſt dies für
Weizen die Kartoffel, aber es ſollte immer nur ein Teil Weizen
nach Kartoffeln gekaut werden. Man kann im Notfalle nach
Kar=
toffeln auch Roggen bauen, aber die höchſten Erträge bringt
Rog=
gen nach Lartoffeln deshalb nicht, weil Roggen einen geſetzten
Boden haben will.
Die Winterbekämpfung der Schildläuſe.
Mit zu den gefährlichſten Schädlingen der Nutz= und
Zier=
bilanzen gehören auch die Schildläuſe, die wohl allen
Garten=
beſitzern bekannt ſind. In dieſer Schmarotzerfamilie überwiegen
im allgemeinen die weiblichen Tiere, die ungeflügelt und nur
in der Jugend beweglich ſind. Nach der Begattung ſaugen fie
ſich auf einer Pflanze oder einem Baume feſt und verkümmern
derartig, daß man ſie für einen Auswuchs der Pflanze oder für
Knoſpen an Bäumen halten kann. Die Schildläuſe vermehren
ſich ſchnell und ſchaden den von ihnen bewohnten Pflanzen ſehr.
Alle Schildläuſe haben einen in den Hauptteilen
übereinſtin=
menden Körperkau. Die Weibchen haben einen aſſelförmigen,
14gliedrigen Körper, 6 kurze Beine und eine mehr oder weniger
bereiſte Rückenfläche mit oder ohne Schild; bei einigen Arten iſt
auch die Rückenfläche verdickt, ſo daß diefe einen ſchildförmigen
Eindruck macht.
An allen Pflanzen, an denen Schildläuſe auftreten, ſind dieſe
gefährlich und müſſen daher vernichtet werden. Man findet ſie
faſt an ſamtlichen Gewächſen, z. B. an Zwiebeln, Kakteen, Roſen,
Orangen, Pfirſichen, Reben uſw. Am häufigſten treten ſie bei
uns auch an den Obſtbäumen auf. Es iſt deswegen notwendig,
die Arten, die den Obſtbaum verderben, kennen zu lernen.
Die ſchädlichſte, aber auch ſeltenſte Art ſind die roten
Schild=
läuſe, die man vornehmlich auf Birn= und Pfirſichbäumen, dann
aber auch auf Aepfel= und Pflaumenbäumen antrifft. Es iſt eine
mit einem großen Schild gedeclte Laus. Hebt man das Tier
ſorgfältig ab, ſo erkennt man an der unteren Seite des hellgrauen
Schüppchens die Laus als einen roten Punkt. Sie ſaugt ſich
an der Rinde der Bäume feſt und entnimmt derartig viel Saft,
daß an den Stellen, wo die Läuſe ſitzen, die Ninde einſinkt.
Häufig breiten ſich dieſe eingeſunkenen Stellen bandartig über
den Stamm aus. Die Läuſe ſtören den Taum ganz bedeutend
in ſeiner Entwiclung und bringen ihn ſchließlich zum Abſterben.
Unter einem ſchwarzgrauen Schilde lebt die gelbe
Schild=
laus, die weniger gefährlich iſt. Sie tritt zwar auch in großen
Mengen auf, wird aber durch Schlupſweſpen, die ihre Cier iſi
den Körper der Läuſe legen, in ungeheurer Zahl abgetötet.
Häufig iſt die Kommaſchildlaus, die gefährlicher als die
vor=
genannte Gattung iſt und die man faſt auch auf jedem Baum
findet. Die Weibchen ſind mit einem vom Körper abhebbaren
Schilochen verſehen. Hat ſich das Tier an einer Stelle feſtgeſaugt,
ſo verwachſen die Beine mit dem Fleiſch des Körpers, ſo daß
nur der vorderſte Kopſteil freibleibt. Die Weibchen, die
unge=
heuer häufig ſind, ja in manchen Gegenden faſt ausſchließlich
vorkommen und ohne Beſruchtung Eier legen, ſchwellen an,
legen ihre Eier unter dem Schild, der ſie dect, ab und ſterben
dann an der Stelle, wo ſie ſich feſtgeſaugt haben. Die jungen
Läuſe verbreiten ſich dann über den Baum und ſaugen ſich an
einem Platz, der ihnen zuſagt, an.
Die belannteſte Art auf Aepfel= und Birnbäumen iſt die
große bratne Schildlaus. Sie hat einen halbkugelförmigen
Körper, der keinen Schild, ſondern nur eine verdiclte Rückenhaut
hat. An zwei ſeitlichen dunkelbraunen Wärzchen kann man dieſe
Art erkennen.
Mit der Bekämpfung der Schildläuſe hat man ſich ſchon von
jeher abgegeben, ohne allerdings große Erfolge zu erzielen. Die
beiden häufigſten Schildlausarten, Kommaſchildlaus und große
braune Schildlaus, überwintern in Eiern, die unter dem Schild,
der ſie ſchützt, liegen. Hebt man z. B. im Herbſt den Schild der
großen braunen Schildlaus auf, ſo findet man darunter die
zahl=
reichen roten Eier. In früherer Zeit war es ſchwer, gegen dieſe
Schädlinge zu kämpfen. Es wurden viele Mittel empfohlen, die
aber faſt keinen Erfolg zeitigten. Am wirkſamſten war noch das
Abbürſten der Läuſe und das Abwaſchen des Stammes mit
Tabaksbrühe. Andere glaubten durch vorſichtiges Abſchaben der
Schildchen von den Zweigen mittels einer Stahldrahtbürſte, dem
Abwvaſchen der befallenen Stellen, zunächſt mit nicht ſo ſtarkem
Seifenwaſſer, dann öfteres Nachſpülen mit reinem Waſſer, dieſer
Plage Herr zu werden. Später wurde der Kalkanſtrich an den
Obſtbäumen empfohlen, um die Brut zu vernichten. Allein auch
dieſes Mittel wirkte nicht. Im Gegenteil. Unter dem
Kalk=
überſtrich, vor dem die Eier durch den Schild ja hinreichend
ge=
ſchützt ſind, fühlen ſich die Läuſe beſonders wohl, da der Kalk
den Schild nicht vernichtet. Und ſo gibt es nur ein Mittel: das
Obſtbaumkarbolineum. Aber viele beſtreiten auch die
Wirkſam=
keit des Karbolineums. Das ſind ſolche, die es in zu großen
Verdünnungen — bis zu 10 Prozent — anwenden. Um die
Schildläuſe zu vernichten, genügt nicht ein einfaches Beſpritzen
mit vielleicht 10 prozentigem Obſtbaumkarbolineum, ſondern je
nach dem Alter des Baumes iſt er zu beſtreichen. Bei dieſer
Arbeit nehme man ſich davor in Acht, zweijährige Ruten oder
Knoſpen einzupinſeln, denn dieſe ſterben dann ab; alſo nur die
älteren Zweige und den Stamm tüchtig beſtreichen. Nicht alle
Karbolineumarten ſind gleich wirkſam. Man verſchaffe ſich
des=
wegen eine gute Emulſion.
Man darf dieſe kleinen Schädlinge, die ſich nur wenig von
der Baumrinde abheben, nicht überſehen, ſondern beginne
un=
verzüglich den Kampf gegen ſie. Im Sommer iſt es nicht
mög=
lich, da die ſtarke Karbolineumlöſung unter dem Einfluß der
warmen Jahreszeit den jungen Baumteilen, Blättern und
Blü=
ten ſchädlich iſt. Aufgeſchoben iſt leicht aufgehobene. Darum
un=
verweilt mit Karbolineum und Pinſel im Obſtgarten gearbeitet.
Salai zu jeder Tageszeit.
Der neuen Ernährungswiſſenſchaft verdanken wir
über=
raſchende Beobachtungen über die Wirkung friſchen
Pflanzen=
grüns auf den Geſundheitszuſtand des tieriſchen und ſomit auch
des menſchlichen Körpers. Wenn ſie Beachtung finden, müſſen
die Salat= und Obſtſreunde ſich ungeheuer mehren. Bisher trug
unſer Speiſezettel längſt nicht den beſcheioenſten Bedürfniſſen
derer Rechnung, die den Wert ungekochter Pflanzenbeſtandteile
als Nahrungsmittel ſchon kannten. Wie ſoll das erſt in Zukunſt
werden? Wer ſelber Pflanzenbau treibt, der kann ſich freilich
helfen. Er braucht ſich nur eine immerwährende Salatkultur
einzurichten und wird dann das ganze Jahr hindurch verſorgt
ſein, und zwar nicht bloß mit einer, nein, ſtets mit zwei, oft drei
und vier verſchiedenen Arten. Koſtſpielige Anlagen, wie ſie etwa
zur Wintertreiberei von Kopfſalat notwendig ſind, braucht man
nicht. Bedingung iſt nur ein guter, fruchtbarer, in alter
Düng=
kraft ſtehender Gartenboden.
Beginnen wir mit dem Frühjahr, ſo treffen wir im April
den eigentlichen Salat, den Lattichſalat, in ſeinen Formen als
Schnitt=, Pflück= und Kopfſalat, wobei die letzten Ernten der
Wiuterkreſſen, auch des Löwenzahns, noch nebenher gehen.
Außerdem erutet man von März an, ſchon die gewöhnliche
Garienkreſſe. Sie wächſt ſo ſchnell, daß, wenn man ſie in
Zimmer=
käſichen auf ſandige Erde ſät, gut warm und feucht hält, nach
acht Tagen geſchnitten werden kann. Man macht von ihr, vom
März an in freien Lande, bis=Ende Mai ſo viele Ausſaaten, daß
ſie immer neben dem Schnitt= und Kopfſalat zu haben iſt.
Schnittſalat wird ſchon im Februar in Zimmerkäſten oder
ius Frühbeet ziemlich dicht geſät, anfangs März aber ſchon ins
Freie an geſchützter, warmer Selle in beſten Boden. Wenu die
Pflanzen dier Blätter haben, kann die Ernte beginnen. Neben
Schnittſalat läßt ſich umerikaniſcher oder kaliforniſcher Pflückſalat
bauen; er liefert bis in den Hochſommer zarte Blättchen und
kann Lücken ausfüllen.
Es ſchließen ſich die Kopfſalate an. Zuerſt Winterſalat, im
Auguſt ins Freie geſät und Ende September in geſchützter Lage
ausgepflanzt. Mitte Mai ſchließt er. Gute Sorten: Eiskopf
und Nanſen. — Es folgen die Sommerkopfſalate bis zu den
„Hundstagen‟. Dann hat man die Pflanzen von Ende Februar
an im Frühbeet, von Mitte März im freien Lande herangezogen.
Empfehlenswerte Sorten ſind: Maikönig, Rudolfs Liebling,
Ruhm von Mechau, gelber Trotzkopf, Zeppelin.
Mitte Juli gehen die Kopfſalate, ohne zu ſchließen, meiſtens
im Samentrieb. Wir haben aber ſchon Erſatz in der
Sommer=
endivie (Römerſalat). Die gelbe ſelbſtſchließende iſt die beſte
Sorte. Dieſer Salat iſt von Juni bis Oktober zu ernten. Für
den Sommerbedarf bis zum Herbſt macht man Ausſaaten, vom
April ab in Zwiſchenräumen von drei Wochen, wie bei Salat,
und pflanzt von Mai bis Juli bei dreißig Zentimeter Abſtand
in lockeren humoſen Boden. Reichliche Bewäſſerung macht die
Endivienköpfe beſonders groß und zart.
Im September und Oktober gibt es wieder Kopfſalat aus
der Herbſtkultur. Inzwiſchen hat auch ſchon die Winterendivie
ihre Herrſchaft angetreten, die ſie bis Ende Dezember oder länger
behauptet. Die erſte Ausſaat erfolgte Ende Juni, die letzte
Auspflanzung ſpäteſtens Mitte Auguſt auf dreißig Zentimeter
Abſtand. Die erſten Pflanzen für den Frühverbrauch werden
noch im Freien gebleicht. Für den Spätverbrauch ſchlägt man
Ende Oktober die noch unaufgebundenen Stauden in leere
Miſt=
beetkaſten oder im luftigen Keller ein.
Von Januar bis März ziert der köſtliche Zichorienſalat
(Schikoree) den Tiſch. Er wird im Mai, vier Reihen aufs Beet,
geſät, ſpäter auf 15 bis 20 Zentimeter Abſtand ausgelichtet,
da=
mit ſich dicke Wurzeln bilden. Im November werden die
Wur=
zeln ausgehoben, zum Treiben und Bleichen im Keller in Sand
oder im Miſtbeet, wo ſie mit Laub bedeclt werden, eingeſchlagen.
Der Brüſſeler Witloof (Weißlaub) iſt eine herrliche Sorte.
Von Oktober bis April, den ganzen Winter hindurch, ernten
wir ferner das trefliche Rapünzchen aus dem freien Lande. Es
wird im Auguſt breiwürſig oder in zwölf Zentimeter weiten
Reihen auf leergewordene Beete geſät und kann bei offenem
Boden fortwährend geerntet werden. Der Löwenzahn, der von
März bis Mai als Salatpflanze anzuſehen iſt, wächſt bei uns als
Uinkraut, kann aber guch in einer vollherzigen Kulturſorte
auce=
baut werden. Neben Winterendivien. Feldſalat und Löwenzahn
bieten den ganzen Winter hindurch bis in den Mai die würzigen
Kreſſenſalate willkommene Abwechſelung. Im September und
Oktober können wir von Spätaus aaten wieder die gewöhnliche
Gartenkreſſe ſchneioen, dann die Weinbergkreſſe und die
ameri=
laniſche Winter= oder Uplandkreſſe. Jene ſtreut man im Mai,
um ſpüter auf 15 Zentimeter Abſtand zu verpflanzen, dieſe wird
anſchließend geſät und Ende Juli auf 20 Zentimeter Abſtand
verpflanzt. Beide Kreſſen leiden nicht durch Froſt. Damit man
aber auch bei Schnee ſchneiden kann, empſiehlt es ſich, ſie mit
Fichtenreiſig zu degen.
Frühkarotten von Freiland.
Der Gewinn, den man durch Herbſtſaat bei Karotten und
Möhren erzielt, iſt gering, wenn man überhaupt davon reden
darf. Oft kommt die Saat ſogar nicht zeitger und dabei viel zu
ſpärlich. Sicherer geht man, wenn man Anfang Februar ſat,
ſpäteſtens Anfang Marz auf Beete, die im Herbſt roh gegraben
wurden und die Oberfläche mit einer dünnen Schicht Torfmuls
oder Sägeſpäne überzieht. Bei trockener Witterung laſſe man
ſich das regelmäßige Ueberbrauſen der Beete nicht verorießen.
Zu dichte Saat iſt der Ruvenentwicklung und Frühzeitigkeit der
Ernte immer nachteilig. Auch der Geübte tut gut, den Samen
mit reichlich Sand oder Erde vermiſcht auszuſtreuen und nur gut
abgeriebene Saat zu verwenden. Das beſte Mittel, das
Zudicht=
ſäen zu verhüten, iſt, den angeſeuchteten Samen mit Kalipulver
zu miſchen, daß jedes ausgeſtreute Korn gut zu ſehen iſt. Das
Verziehen zu dicht ſtehender Pflanzchen muß ſo zeitig wie
mög=
lich geſchehen. Als zuerſt verbrauchsfähige Frühkarotie hat ſich
die Guerande bewährt. Die Rübe wird bis zu 10 Zentimete
lang, iſt ſchön rot, füß und wohlſchmeckend. Weiter kommt in
Frage die halblange Amſterdamer Treibkarotte, hauptſächlich
wegen der geſuchten dunklen Farbe, denn in der Ergiebigleit
ſteht ſie der Guerande nach. Etwas ſtäter kommt die halblange
Nankaiſe (verbeſſerte Nantes) zum Verbrauch: für den großen
Marktbedarf bleibt ſie die beſte und ertragreichſte.
Wie unierſtützt man den Bruttrieb der Gänſe?
Durch Kreuzen von Italienern und Emdenern mit
Land=
gänſen hat zwar der Fleiſchanſatz der Tiere gewonnen, aber die
Brutluſt iſt mehr und mehr zurückgegangen. Da ſich aber die
meiſten Leute, die Gänſe zur Zucht halten, nicht mit
Brutappa=
raten befaſſen und brütende Hennen um die Zeit, wo die
Gänſe=
eier auszubrüten ſind, auch nicht leicht verfügbar ſind, ſo muß
man danach trachten, die einſchlaſenden Naturtriebe zu wecken
und zu kräftigen. In dieſer Abſicht ſoute man vor allem unſere
Landgänfe nicht weiter mit Raſſen miſcheu, die ſchlecht brüten,
wie die genannten, ſondern zur Kreuzung lieber die pommerſchen
Gäuſe benutzen, deren Brut uſt neben anderen guten
Eigenſchaf=
ten nichts zu wünſchen übrig läßt. Sodann iſt es auch
zweck=
maßig, nur ſolche Junggänſe zur Zucht einzuſtelen, deren
Müt=
ter ſich als zweimal im Jahre brütend bewährt haben.
Neben dieſen Erwägungen läßt ſich aber bei allen Gänſen
noch durch folgende Mittel auf die Förderung des Brutriebes
hinarbeiten:
Es iſt dafür zu ſorgen, daß beizeiten das Legeneſt für die
Gänſe hergerichtet wird, und zwar muß es ſich an einem ſolchen
Platz befinden, daß es ſpäterhin auch gleich als Buutneſt benutzt
werden kann. Das Neſt ſoll groß, ſauber und gut mit Stroh
aus=
gepolſtert ſein. Die Gans ſitzt gern etwas verſteckt, zum Beiſpiel
hinter Reiſig, doch ſo, daß ſie von ihrem Lege= und Brutplatz
aus alles beobachten kann. Für jede Gans iſt ein beſonderes Neſt
vorzuſehen. Daß zwei Gänſe in ein und dasſelbe Neſt legen,
kommt höchſt felten vor.
Jedes Neſt iſt möglichſt von den anderen Neſtern zu trennen,
ſei es durch Scheidewände oder ſogar durch Aufſtellung in einem
beſonderen Raume, um Beißereien zu verhüten und die Gänſe
davon zurückzuhalten, ihr Neſt zu verlaſſen, wenn ſie fehen, daß
eine andere Gans ſich vom Neſte fortmacht. Es iſt verlehrt, der
legenden Gans alle Eier fortzunehmen. Ein oder zwei, noch
beſſer drei oder vier Eier ſind ihr im Neſte zu belaſſen. Wer ſich
ſchon länger mit Gänſezucht befaßt, der kann dazu unbefruchtete
Eier früherer Gelege benutzen, die ausgepuſtet, wieder mit Sand
gefüllt und dan verklebt werden. Fehlt es an ſolchen Eiern, ſo
iſt das zuerſt gelegte Ei durch Tinte oder Blauſtift zu
kennzeich=
nen und erſt dann zu entfernen, wenn die Gans ein Ei dazu
gelegt hat. Dann bleibt dieſes wieder liegen, nachdem es auch
gekennzeichnet iſt, und ſo fort. Auf dieſe Weiſe liegt ſtets
wenig=
ſtens ein Ei, und zwar das friſcheſte, im Neſt. Erſt wenn die
Gans feſt ſitzt, ſo bekommt ſie auch die anderen Eiern, d. h.
natür=
lich nur ſo viel, als ſie gut decken kaun.
Je ungeſtörter die Gans ihre Eier in dem Neſte ablegen
kann, deſto lieber wird ſie ſich darin auch dem Brutgeſchäft
hin=
ceben. Daher gehört es mit zur Aufgabe des Gänſebeſitzers,
Hunde, Ratten und andere Störenfriede, auch ſpielende Kinder,
vom Niſte fernzuhalten. Erwähnt ſei noch, daß reichliche
Hafer=
gaben die Brutluſt der Gänſe wecken.
Sandbad im Hühnerhof.
Die Möglichkeit zu einem Sandbad ſoll den Hühnern auch
im Winter geboten werden; wenn wir beobachten, mit welchem
Eifer ſich die Hühner auch im Winter in einer Remiſe oder einem
Schuppen, wo trockene, loſe, ſtaubartige Erde vorhanden iſt,
puddeln und baden, ſo kann man daraus leicht entnehmen, was
den Hühnern not tut. Dieſes Puddeln und Baden in feiner
Erde oder in Sand wirkt außerordentlich günſtig auf die
Haut=
reinigung der Hühner ein. Bo wir uns entſchließen, den Hühnern
ein eigenes Staubbad zu ſchaffen, iſt es empfehlenswert, ſtatt
feiner Erde Sand zu verwenden, weil die Sandkörner mehr oder
wveniger ſcharflantig ſind und das Scheuern unter ihrer
Einwir=
kung gründlicher vor ſich geht. Die Hauptſache natürlich iſt, daß
der Sand ganz trocken iſt, weil er ſonſt nicht unter die Federn
und bis auf die Haut eindringt. Infolge der durch den Sand
erreichten Hautreinigung wird meiſt mit dem Uingeziefer
gründ=
lich aufgeräumt. In Ställeu, wo die Tiere unter Ungeziefer zu
leiden haben und dadurch in ihren Leiſtungen beeinträchtigt
wer=
den, kann man des Ungeziefers leichter Herr werden, wenn man
den Hühnern auch im Winter und bei Regenwetter Gelegenheit
zum Puddeln im Sande gibt. Das Sandbad richtet man au
beſten in einem an den Stall anſchließenden Raum her, vielleicht
in einem nahegelegenen Schuppen. Immer muß natürlich der
Sand vor Regen und Näſſe geſchützt ſein. Damit die
Sand=
oder Staubmaſſe nicht auseinandergeſcharrt wird, ſtellt man
einen kleinen offenen Bretterverſchlag her, und zurar bemißt man
dieſen ſo, daß zugleich 2 bis 3 oder auch mehr Hennen darin
Raum finden und ſich zuſammen in den Staub legen können.
Die Wandungen des Verſchlages macht man ungefähr 15
Zenti=
meter hoch, ſo daß man den Sand 10—12 Zentimeter tief in den
Verſchlag bringen kann. Zweckmäßig iſt es auch, unter den Sand
ſtaubfein zerbrochenen Aetzkalk zu miſchen, welcher ſehr weſentlich
zur Ungeziefervernichtung beiträgt. Der Sand ſoll möglichſt
alle 4—6 Wochen erneuert werden. Die hier aufgewendete kleine
Mühe wird im Wohlbefinden und in der erhöhten Leiſtung der
Tiere wieder reichlich entſchädigt.
Die Aufbewahrung von Kunſidünger.
Manche künſtliche Düngerarten, wie Superphosphat und die
Kaliſalze, ziehen Feuchtigkeit aus der Luft an und ballen ſich
dann zu Klumpen. 1m dieſem Uebelſtand zu begegnen, vermiſche
man den Dünger mit Sand, feingeſiehter Erde oder Torfmull.
Dädurch ermöglicht man ein gleichmaßiges Au Kreuen, das als
Hauptbedingung für die Wirkung der Kunſtdünger anzuſehen iſt.
Im allgemeinen kaufe man dieſe Dünger nie auf Vorrat, ſondern
nur ſoviel, wie man zum unmittelbaren Gebrauch benötigt,