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uar 1941
AL AI
Einzeinuttter 1 5 G3 Peunige
Bezugspreis:
„Dei wöchenflich 2maligem Erſcheinen vom 16 Januo
Bis 31. Januar 117 Pfennig und 13 Pfennis
Abrragegebühr, abgeholt 120 Pfennig, durch die
Agenturen 130 Pfennig frei Haus.
Poſibezuge=
eis ohne Beſtellgeld monatlich 3.— Goldmarl
Verankwortlichteit für Aufnahme von Anzeigen an
ſeſimmten Tagen wird nicht übernommen.
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rſcheinen einzelner Nummern infolge höherer Gewalt
ſchtigt den Bezieher nicht zur Kürzung d
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Beſtellungen und Abbeſfellungen du
Fernruf ohne Verbindlichteit für uns Poſſcheckonte:
Franfurt a. M. 1301.
Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeskauptſtadt
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 27
Sonntag, den 22. Januar 1924.
187. Jahrgang
Ainzeigenpreis:
2.-inm breite Zeilie im Kreiſe Darmſtiadt 20 Goldpfg.
Finanz=Anzeigen 30 Geldpfg,, Reklamezeile (92 mm
breit) 1 Goldmark. Anzeigen von auswärts 30 Goldpfs
Finanz=Anzeigen 45 Goldpfg, 92 mm breite R
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zeile 1.50 Goldmart. Ziſle Preiſe in Geldmark
Dollar — 4.20 Mart
Falle höherer
Au
alt, wie K:
hr Strell uſw., erliſcht
auf Erfülung der
Anzeigen=
ſede Verpſichtu
aufträge und Teiſtung von Schadenerſatz.
Konkurs oder
chitlicher Beſtreibung fält eder
to: Deutſche Banl und Darm=
Rabatt weg. Bai
ſtädter 8 Nanlonalbani.
Die Oebatte über den Frankenſturz.
Oubois beſchuldigt Deutſchland. — Erſt Sicherheit, dann Reparationen.
Kapitalflucht. — Auriol fordert Volksentſcheid.
Die franzöſiſche
16
Paris, 26. Jan. (Wolff.) Die Diskuſſion über
d ie von der Regierung vorgeſchlagenen Maßnahmen zur
Bekämpfung des Frankenſturzes wird fortgeſetzt.
NTach einer unweſentlichen Rede des reaktionären Abgeordneten
Tacotte ergreift der ehemalige Vorſitzende der
Reparations=
k5mmiſſion Louis Dubois das Wort, um namens der
demo=
kratiſch=republikaniſchen Entente (Aragogruppe) eine Erklärung
zu verleſen. In dieſer Erklärung wird feſtgeſtellt, daß die augen=
UCjäliche Kriſis des Franken unzweifelhaft durch das
Ferſagen Deutſchlands bei der Bezahlung ſeiner
Schul=
den zurückzuführen ſei. Die vorgeſchlagenen Maßnahmen ſeien
aſo Maßnahmen, die im öffentlichen Intereſſe erfolgten.
Frankreich und Belgien hätten im Ruhrgebiet koſtbare
Pfän=
der beſchlagnahmt. Im Augenblick ſei aber der patriotiſche
Beiſtand Aller erforderlich, um die von der Regierung
ver=
langten Opfer zu bringen, deren Höhe allerdings ſo bald als
möglich durch Sparmaßnahmen verringert werden müſſe.
Die Erklärung erinnert ſchließlich daran, daß, um die
Wäh=
rungskriſe zu überwinden, das feierliche Verſprechen durchgeführt
werden müſſe, auf keines der Rechte zu verzichten, die
Frank=
rläch aus dem Friedensvertrag herleiten könne. Würde man das
ſunt, ſo wäre Deutſchland in der Lage, Frankreich und
Eng=
arid wirtſchaſtlich zu erdrücken, um den Revanchekrieg
virrzubereiten. Es ſei alſo eine weſentliche
Sicherheits=
dingung für Frankreich und die geſamte Welt, von
2eutſchland die Erfüllung der von ihm eingegangenen
Ver=
bſlichtungen zu verlangen.
Der nächſte Redner iſt der ſozialiſtiſche Abg. Auriol, der
p von der Regierung vorgeſchlagenen Maßnahmen kritiſiert.
Der ſozialiſtiſche Abgeordnete Auriol vertritt in ſeiner
. de den Standpunkt, daß für die mehr oder minder große
Sta=
ſilxtät der Währung weit weniger der Zuſtand des Budgets,
½: viekmehr der nationale Kredit im Auslande
maß=
ewend ſei, auf den wieder die Außenpolitik von größtem Ein=
1B ſei. So ſpiegelte ſich in der Kursbewegung des Franken
iht ſo ſehr die Lage der franzöſiſchen Finanzen, als vielmehr
ie Meinung des Auslandes von den Möglichkeiten einer Löſung
e Reparationsfrage. Als der Redner auf die Praxis der
tänzöſiſchen Exporteure himweiſt, die ihre
Forde=
ungen in Deviſen nur zum Teil der franzöſiſchen
Wirt=
haft zuführen, den Reſt aber zur Anlegung von
Aus=
am d’sguthabenverwenden, beruft ſich der
Miniſter=
mäſident auf eine Aeußerung eines Mitgliedes der
Sachver=
ündigenkomitees, es gebe gegen dieſes Verfahren
eirne Abhilfe, es ſei denn die Stabiliſierung
er Währung. Gerade dieſe Stabiliſierung, die die
Sach=
eifſtändigen — davon ſei er überzeugt — Deutſchland aufzwingen
unden, gedenke die Regierung mit den vorliegenden Entwürfen
u:: eigener Initiative zu erreichen. — Die Sitzung wurde um
475 Uhr auf heute nachmittag vertagt. Der Abgeordnete Auriol
itd ſeine Ausführungen fortſetzen.
*
* Paris, 26. Jan. (Priv.=Tel.) Die Kammer hat heute
arid um ½9 Uhr die allgemeine Debatte zu Ende geführt und
ſiucd am kommenden Montag die Ausſprache über die einzelnen
ſot lagen eröffnen.
Im Verlaufe der Nachmittagsſitzung ergriff zunächſt der
Ab=
ſordnete Auriol in Fortſetzung ſeiner Rede von heute früh
s Wort. Der Redner charakteriſierte die bisherige Finanz=
U1nik der Regierung. Er ſtellte feſt, daß ſie eine Reihe von
Aaienahmen beſchloſſen habe, die auf Wechſelkurſe ohne jeden
Ein=
uß, geblieben wären, was zum Beiſpiel der Sturz des Franken
iden letzten Tagen beweiſe. Auriol berichtet dann weiter über
* ſ(ngaben des Abgeordneten Bokanowsky, der mit der
Bericht=
ettttung über die Maßnahmen beauftragt war. Der
Tſchecho=
ichakei ſei eine Ausgleichung ihres Budgets gelungen, weil
* Prager Regierung die Beſteuerung des Kapitals durchgeführt
th.. Was den Lire anlange, ſo ſei er nur im Hinblick auf den
jariken geftiegen, gegenüber dem Dollar aber geſunken,
ausge=
gunmen am Tage nach dem Abſchluß des italieniſch=
jugoſlawi=
her. Bündniſſes. Der Redner erklärt zum Schluß, daß weder
Eegierung noch die Kammer über die Maßnahmen
entſchei=
nidürfte, ſondern daß der Schiedsſpruch des Volkes
angeru=
verden müſſe.
Poincaré in der Verteidigung.
Sierauf ergreift Poincaré zu einer längeren Rede das
Bn—. Der Miniſterpräſident verſichert, daß der Franken einer
püurſchen Offenſive des Auslandes ausgeſetzt ſei. Die Regierung
ſtichhaltige Dokumente dafür in der Hand. Insbeſondese
Du
dte ein Bericht des franzöſiſchen Generalkonſuls in München
netwolle Aufſchlüſſe. Der Abgeordnete Léon Blum fragt nach
d Datum dieſes Berichts. Poincaré; der 16. Januar. Ein
Azwrdneter ruft dazwiſchen: Alſo nach dem 14. Januar. Poin=
M5: Selbſtverſtändlich. Es handelt ſich ja um den Bericht.
Soincaré verlieſt dann das Rundſchreiben einer deutſchen
Anl, die ſämtliche Frankeninhaber auffordert, ihre Franken zu
„caufen, um der Ruhrbeſetzung ein Ende zu machen. Poincars
füt Ginzu, daß es ſich um eine amerikaniſche Bank deutſchen
Ur=
ſtru gs handelt.
9rach einer kurzen Auseinanderſetzung mit Léon Blum fährt
naré fort: Der Feldzug gegen uns verfolgt den Zweck,
Ensreich zu einer Aenderung ſeiner auswärtigen Politik und
Räumung des Ruhrgebiets zu zwingen. Aber morgen
wer=
wir von der Welt nach der Haltung beurteilt, die die
Kam=
m Sen vorliegenden Projekten gegenüber einnimmt. Unſere
Apämger im Auslande freuen ſich über die Initiative der
Re=
zurig und wünſchen, daß die Kammer ihre Zuſtimmung gibt.
A5 Brüſſel, Rom und Waſhington erhalten wir zahlreiche
dies=
tigkliche Mitteilungen unſerer Agenten. Es hardelt ſich hier
lu hale und ſelbſtloſe Meinungsäußerungen, auf die wir
Rück=
ehmen müſſen. Dagegen ſind im Auslande abſcheuliche Ar=
tikel veröffentlicht worden, in der Abſicht, bei uns die Panik
her=
beizuführen. Dieſe ſchändlichen Manöver ſind glücklicherweiſe
an dem Widerſtande unſerer Bürger geſcheitert.
Poincaré fügt hinzu: Man behauptet, daß, wenn die
Regie=
rung zurücktritt, dieſes Ereignis gleichzeitig zu einer Baiſſe des
Pfundes und zu einer Hauſſe des Franken Anlaß geben würde.
Es iſt möglich, daß dieſe Komödie vorübergehend im Auslande
geſpielt wird, doch dürfte ſie nur einige Tage dauern, um bald
einem neuen Schwächungsfeldzug Platz zu machen. Wir müſſen
daher unſere Deviſen unangreifbar machen, um unſere Gegner
zu entwaffnen.
Rein ſachlich bemerkt Poincaré an anderer Stelle, ſeiner
Rede: Frankreich hat ſeit vier Jahren mehr als 100 Milliarden
für Deutſchland ausgelegt und müßte ſich dieſen Betrag jetzt
vollends derſchaffen. Der Verſailler Vertrag ſah dieſe Auslagen
vor, wofür er eine Friſt von 30 Jahren zubilligte. Allerdings
fah er gleichfalls die Einführung von Bonds vor, doch hätte
man dieſe verhindern müſſen. 1921 hat das Londoner
Zahlungs=
abkommen ſeinerſeits die Ausgabe von Wertpapieren, d. h. die
Schuldverſchreibungen A, B und C, vorgeſehen. Aber auch in
dieſem Falle war die Ausgabe von Wertpapieren nicht möglich,
da man infolge des allzu niedrigen Zinsſatzes keine Abnehmer
fand. Daher konnte das Budget der wieder erlangbaren
Aus=
gaben von vornherein nicht gedeckt werden, und, als Deutſchland
um ein Moratorium einkam, hat dieſer Umſtand dazu
beigetra=
gen, daß die Amortiſierung von Vorſchüſſen ſich verzögerte und
unſere Situation überhaupt verſchlechtert wurde. Indeſſen haben
wir weitere Auslagen vorgenommen, um die laufenden
Arbei=
ten nicht einzuſtellen, ebenſo die Auszahlung der Penſionen
fort=
geſetzt. Daher müſſen wir Anleihen aufnehmen.
Die Sozialiſten machen uns den Vorwurf, daß wir das
Bud=
get der wieder erlangbaren Ausgaben nicht rechtzeitig
ausgegli=
chen hätten, und ſie benühen ſich, darzulegen, daß ſie allein gegen
die Kammer und gegen die verſchiedenen aufeinanderfolgenden
Regierungen im Rechte wären. Ihre Haltung iſt indeſſen ſehr
durchſichtig, da ſie niemals das Budget bewilligen.
Poincaré kommt dann ausführlich auf die einzelnen
Finanz=
maßnahmen zu ſprechen und erklärt ſchließlich, das franzöſiſche
Parlament werde, wenn es ſich treu der Regierung anſchließe,
beweiſen, daß es ſtets nur von den Intereſſen des Landes
ge=
leitet war. Poincars fährt dann fort:
Deutſchland hat noch nicht bezahlt. Aber wir ſtehen nicht
mit leeren Händen da. Wir haben zwei Pfänder. Wenn unſere
Gegner uns anraten, dieſe gegen andere Pfänder auszutauſchen,
ſo läßt das darauf ſchließen, daß ſie einen Wert beſitzen und wir
recht daran tun, ſie feſtzuhalten.
Die Situation iſt übrigens nicht ſo ſchlimm, wie verſchiedene
Reduer ſie darſtellen. Im Gegenteil. Man kann ſich einem
ge=
wiſſen Optimismus hingeben, da Frankreich erſt geſtern einen
Bündnisvertrag mit der Tſchechoſlowakei unterzeichnet hat.
Poin=
caré ſpielt dann auf die Tangerfrage an, deren Löſung mit
Eng=
land getroffen wurde. Das franzöſiſche Parlament müſſe ſich
jetzt um die Regierung ſcharen, um den Sturm gegen den
Fran=
ken abzuſchlagen und die nationale Deviſe zu retten, damit die
franzöſiſche Republik blühe und gedeihe.
Nach unweſentlichen Ausführungen verſchiedener
Abgeord=
neten beſchließt die Kammer den Abbruch der Generaldebatte und
die Wiederaufnahme der nächſten Sitzung, die am Montag
ſtatt=
finden ſoll.
Franzöſiſcher Währungsſchutz im beſetzten Gebiet.
Paris, 26. an. (Wolff.) Nach einer Havasmeldung aus
Koblenz hat die Rheinlandkommiſſion durch Verordnung jede
Erhebung von Steuern in belgiſchen und franzöſiſchen
Franken verboten. Durch eine zweite Verordnung wird
die Ausfuhr franzöſiſcher und belgiſcher Banknoten aus dem
beſetzten nach dem unbeſetzten Deutſchland unterſagt. Die
an der Grenze zwiſchen dem beſetzten und dem unbeſetzten Gebiet
beſchlagnahmten Banknoten ſollen konfisziert, in die
Pfänderkaſſe abgeführt und dem belgiſchen bezw. franzöſiſchen
Staat anheimfallen.
„Poincarés Sturz ein Unglück für Frankreich”
* Paris, 26. Jan. (Priv.=Tel.) Zu der geſtrigen
Kammer=
debatte nimmt in der Journes Induſtrielle Romier ausführ=
ein großes Urgläe ſt Fralfeich NFufen nuche
und zwar aus zwei Gründen:
1. Weil das Ruhrpfand ſeinen vollen diplomatiſchen Wert erſt
unter der Vorausſetzung erlange, daß die finanzielle
Sanie=
rung, durch die Frankreich ſich vor der Erpreſſung des
Ans=
landes ſchützen könne, durchgeführt werde;
2. weil Poincaré genügend Autorität beſitze, um dem Lande
die Aufgaben aufzuerlegen, die als Ergänzung ſeiner
Nuhr=
politik aufzufaſſen ſeien.
Der Sturz Poincarés, ſchreibt Romier weiter, könne
ent=
weder durch die mangelnde Zuverſicht des Zentrums und der
Rechten, oder durch die Oppoſition der Linken herbeigeführt
wer=
den. Im erſteren Falle würden wir zweifellos die Rückkehr eines
noch mehr rechts gerichteten Kabinetts erleben. Das Kabinett
wwürde, um ſich im Sattel halten zu können, allmählich von den
einſchneidenden Finanzmaßnahmen Abſtand nehmen. Die
all=
gemeine Situation werde dadurch nur noch verwirrter. Im
weiteren Falle, d. h., wenn die Regierung durch die Oppoſition
zu Fall gebracht werde, würde der diplomatiſche Wert des
Ruhr=
pfandes beträchtlich vermindert, weil das Ausland die
Wort=
führer der linken Parteien für verhandlungswilliger hält. Romier
kommt zu dem Schluß, daß die Regierung Poincaré, wenn ſie
eine geſchickte Taktik im Parlament einſchlage, in allen
entſchei=
denden Punkten 340 bis 350 Stimmen Mehrheit erzielen werde.
Die Woche.
Der Wechſel in der engliſchen Regierung hat ſich durchaus
„programmäßig” vollzogen. Die Arbeiterpartei hat mit
Unter=
ſtützung der Liberalen das Kabinett Baldwin geſtürzt, und
Ram=
ſay Macdonald wurde vom König mit der Bildung des neuen
Miniſteriums beauftragt. Ueber das Schutzzollprogramm
Bald=
wins fiel formell das konſervative Kabinett, bei den
entſcheiden=
den Debatten war jedoch lediglich von der außenpolitiſchen Lage
die Rede. Mehr und mehr mußte man in England die
verhäng=
nisvollen Folgen der Kriegs= und Nachkriegspolitik erkennen,
mußte man erkennen, daß die Zerſtörung des europäiſchen
Gleich=
gewichts durch den „Vertrag” von Verſailles die europäiſche
Stellung und damit die Weltmachtſtellung Großbritanniens
überhaupt auf das Aeußerſte gefährdet. Während aber Lloyd
George als Englands Premierminiſter wenigſtens noch alles
Mögliche verſuchte, um eine verhängnisvolle Weiterentwicklung
der Dinge zu verhindern, beſchränkten ſich die beiden
konſer=
vatiden Regierungen, insbeſondere die Regierung Baldwin, auf
ein ſchwächliches Gehenlaſſen der europäiſchen Angelegenheiten.
Die Folgen für England, nicht nur für ſein Preſtige als
Groß=
macht, waren verheerend. Die kataſtrophale Arbeitsloſigkeit,
unter welcher die engliſche Induſtrie nunmehr bereits ſeit Jahren
leidet, iſt eine unmittelbare Folge der franzöſiſchen
Kontinental=
politik. Sie würde aber nur ein ſchwächliches Vorſpiel bedeuten
gegenüber den Wirkungen, welche ein Gelingen der Pläne Herrn
Poincarés auf die Wirtſchaftslage Großbritanniens ausüben
müßte. Der von den Franzoſen geplante kontinentale
Wirt=
ſchaftsblock, die gewaltigſte Konzentration von Kohle und Eiſen,
welche die Welt je geſehen haben würde, würde eine geradezu
unabſehbare Gefahr für die engliſche Induſtrie bedeuten. Dieſer
Gefahr entgegenzuarbeiten, iſt die unendlich ſchwere Aufgabe der
neuen engliſchen Regierung. Die Bedeutung, welche man in
London zurzeit den außenpolitiſchen Problemen beilegt, geht
beſonders klar aus der Tatſache hervor, daß der neue britiſche
Premierminiſter Ramſay Macdonald ſelbſt das
Außenminiſte=
rium übernommen hat. Ob ſeine unverbrauchte Kraft die
unge=
heure Geſchäftserfahrung ſeines Vorgängers Lord Curzon zu
erſetzen vermögen wird, muß abgewartet werden. Curzon,
welcher die Leitung des britiſchen Auswärtigen Amtes im Jahre
1919 unter Lloyd George übernahm, war wohl der einzige
eng=
liſche Miniſter, den man in weiten Kreiſen mit Bedauern ſcheiden
ſieht, der überragende Kopf des Kabinetts Baldwin, der einzige,
der die verhängisvollen Wirkungen der franzöſiſchen Politik für
England klar= erkannte, und daher der beſtgehaßte Mann in
Frankreich.
„Wir haben zwar unſer Beſtes getan, um die Uebernahme der
Regierung durch die Arbeiterpartei zu verhindern, jetzt aber, da
es nun einmal geſchehen iſt, und da ſich die neue Regierung
großen und ſchwierigen äußeren und inneren Aufgaben
gegen=
überſieht, iſt es offen auszuſprechen, daß dieſ
Arbeiterregierung vor der Welt als
Ver=
treterin Großbritanniens daſteht. Der
Miniſter=
präſident kann verſichert ſein, daß wir ſeinen Worten
und Taten immer die günſtigſte Auslegung geben werden. Wir
ſetzen unſer ganzes Vertrauen in den geſunden Menſchenverſtand
des engliſchen Volkes, an dem alle Klaſſen in gleicher Weiſe
teil=
haben.” Mit dieſen Worten begrüßt die auf dem äußerſten rechten
Flügel ſtehende Daily Mail das neue engliſche Kabinett. Man
könnte in Deutſchland recht viel aus ihnen lernen. Der
Premier=
miniſter iſt nicht mehr der innerpolitiſche Gegner, ſondern der
Vertreter des großbritanniſchen Weltreiches, der mit Achtung zu
behandelnde Repräſentant des Staates!
Eine der erſten Amtshandlungen des neuen Kabinetts war
die Ernennung James O/Gradys zum engliſchen Botſchafter in
Moskau; alſo die amtliche Anerkennung der Sowjetregierung.
Unter den gegenwärtigen Verhältniſſen natürlich keine
Ueber=
raſchung, trotzdem aber eine Tat von geſchichtlicher Bedeutung,
von beſonderer Bedeutung aber gerade in dieſem Augenblick, in
dem durch den Tod Lenins zweifellos ein gewiſſer Abſchnitt in
der Geſchichte des Bolſchewismus erreicht wurde. Seine
Krank=
heit hat allerdings Lenin ſchon ſeit langem von der Ausführung
der Geſchäfte ferngehalten. Trotzdem war er ein Symbol für
weite Kreiſe des ruſſiſchen Volkes, und die Wirkungen ſeines
Abſcheidens laſſen ſich noch keineswegs voll überſehen. Ob ſeine
Nachfolger in der Führung ihn zu erſetzen vermögen, muß
ab=
gewartet werden. Der Bolſchewismus iſt in ſich nicht ſo gefeſtigt,
daß er der ſtarken Führerperſönlichkeiten zu entbehren vermöchte.
Auf der anderen Seite iſt es jedoch gerade die Stärke der
Sowjet=
machthaber, daß im weiten Rußland tatſächlich niemand
vor=
handen iſt, der ihnen ernſtlich die Macht ſtreitig machen könnte.
Die politiſche Bedeutung Rußlands iſt gerade bei den
Ver=
handlungen der letzten Wochen, insbeſondere auch bei den
Ver=
handlungen der Kleinen Entente in Belgrad, ſtark zutage
ge=
treten. Der latente Druck des gewaltigen Oſtreiches auf ſeine
Nachbarn trug letzten Endes ſehr erheblich dazu bei, die
fran=
zöſiſchen Pläne zu durchkreuzen. Mit um ſo größerer Intenſität
bemüht man ſich in Paris, die franzöſiſchen Pläne am Rhei
zu fördern, und man verſucht mit allen Mitteln, die in Köln
recht unbequemen Engländer hinauszumanövrieren. Die Daktik
der franzöſiſchen Eiſenbahnregie bedeutet nicht anderes, als die
Verhängung einer Blockade über die engliſche Zone, welche
ledig=
lich Lebensmittel und Militärtransporte ausnimmt. Ein
aus=
geſprochener Verſuch, Handel und Induſtrie auszuhungern,
da=
mit ſich deutſcherſeits Widerſpruch gegen die feſte britiſche
Hal=
tung in der Frage der Eiſenbahnverwaltung erhebe, eine offene
Herausforderung Großbritanniens, die Antwort Frankreichs auf
die Miſſion des Generalkonſuls Clive nach der Pfalz, deſſen
wahrheitsgetreuer Bericht über das unerhörte Verhalten der
Franzoſen in der Pfalz am Quai d’Orſay einige Beklemmung
hervorrief.
Die äußerſt prekäre Lage des franzöſiſchen Franken, die zu
recht erregten Szenen in der franzöſiſchen Kammer führte, hat
zwar die Pariſer Siegerſtimmung einigermaßen gedämpft, die
Verhandlungsbereitſchaft aber kaum merklich gefördert. Während
man von deutſcher Seite zunächſt nur darauf ausging,
Erleichte=
rungen für die Lande an Rhein und Ruhr zu erreichen, blieb
man auf der Gegenſeite bisher hartnäckig dabei, dieſe
Erleichte=
rungen von gewiſſen, deutſchen Gegenleiſtungen
finan=
zieller Art abhängig zu machen. Darüber aber, daß Deutſchland
zu ſolchen Leiſtungen aus eigener Kraft nicht in der Lage
iſt=
kann kein Zweifel beſtehen, und eine Auslandsanleihe iſt natur=
Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 23. Januar 1924
Rummer 27
gemäß nur dann zu bekommen, wenn ſie durch Wiederherſtellung
der wirtſchaftlichen Proſperität Deutſchlands garantiert werden
könnte. Vorbedingung alſo iſt mit anderen Worten die
Be=
freiung von Rhein und Ruhr vom franzöſiſchen Joch. Em
Greulus witiosus, aus dem ſich eine Regierung Poin=
Caré kaum herausfinden dürfte.
Der Beſuch des Reichsbankpräſidenten Dr. Schacht in Paris
hat vielleicht in mancher Hinſicht eine gewiſſe Klärung gebracht,
da er Gelegenheit hatte, recht klare Auskünfte über die deutſchen
Fianzen, Sanierungspläne uſw. zu geben, und auch die
Ham=
burger Rede des Reichsfinanzminiſters Dr. Luther ließ keinen
Zweifel darüber, daß an eine Uebernahme der Micum=Verträge
auf das Reich und an deutſche Entſchädigungszahlungen
über=
haupt nur dann zu denken ſei, wenn Bas Deutſche Reich frei und
ungeteilt erhalten und ſeine Wirtſchaftskraft in vollem Umfange
wieder hergeſtellt würde. Davon dürften ſich auch die
inter=
nationalen Sachverſtändigen=Ausſchüſſe überzeugen,
welche dieſer Tage das Feld ihrer Tätigkeit von Paris nach
Berlin verlegen.
Herr Dr. Luther hat gewiß keinen leichten Stand, und das
deutſche Volk hat allen Anlaß zur Dankbarkeit für ſeine heroiſchen
Anſtrengungen, den Reichshaushalt wieder einigermaßen ins
(leichgewicht zu bringen. Der Verſuch jedoch, durch entſprechende
Beeinfluſſung des Reichsarbeitsminiſteriums einen Druck
auf Löhne und Gehälter in der Privatwirtſchaft auszuüben, war
zum mindeſten recht verfehlt. Löhne und Gehälter müſſen ſich
nach der geleiſteten Arbeit und der wirtſchaftlichen
Leiſtungs=
fähigkeit der Betriebe richten. Darin liegt das gemeinſame
In=
tereſſe von Arbeitgeber und Arbeitnehmer begründet. Durch
künftlichen Druck kann nur Unheil angerichtet werden. Wenn
der Staat als größter Arbeitgeber zurzeit nicht in der Lage iſt,
ſeine Beamten ſo zu bezahlen, wie etwa ein leiſtungsfähiger
Privatbetrieb, ſo iſt das eine traurige Tatſache, eine Tatſache
allerdings, mit der ſich die Betroffenen in ihrer überwältigenden
Mehrheit wohl oder übel abfinden werden, da wvohl niemand
unter ihnen, auch der ſchlechteſt Bezahlte nicht, die
fürchter=
lichen Zeiten der Inflationskriſis zurückwünſcht. Die
pflicht=
getreue deutſche Beamtenſchaft iſt von jeher eine feſte Säule des
Staates geweſen. Sie zu erhalten, iſt eine der vornehmſten
Aufgaben der Regierung. Wenn ſie unter dem fürchterlichen
Druck der Verhältniſſe heute der Beamienſchaft ſchwere Opfer
auferlegen muß, ſo wird dieſe ſie, wie ſchon mehrfach in der
deutſchen Geſchichte, mit Würde zu tragen wiſſen.
Voraus=
ſetzung aber iſt, daß die Beamtenſchaft auch ihrerſeits auf die
Regierung zählen kann!
Daß der Beamtenabbau notwendig iſt, wird von niemandem
beſtritten. Die Formen aber, unter denen dieſer Abbau ſich
bielfach vollzieht, gibt doch zu den allerſchwerſten Bedenken
Anlaß. Gewiß iſt es unendlich ſchwer, ja ſchlechterdings
un=
möglich, bei einer Umſtellung von ſo rieſigen Ausmaßen alle
Härten zu vermeiden. Zeiten der Not aber ſtellen die
aller=
höchſten Anforderungen an das ſoziale Verſtändnis der
Führenden!
U.
Meuternde Separatiſten.
Die „Regierungsmitglieder” flüchten.
Feſtnahme der Meuterer durch Marokkaner.
Speyer, 26. Jau. Am Donnerstag abend meuterte
die ſeparatiſtiſche Beſatzung des Regierungsgebäudes
in Speher, weil ihre Forderungen auf höhere Entlohnung und
beſſere Verpflegung nicht bewilligt worden waren. Die
an=
weſenden Regierungsmitglieder Eder und
Schmitz=Epper mußten flüchtig gehen. Sie flohen
in eine franzöſiſche Kaſerne. (!) Von dort zogen ſie
mit dem berüchtigten ſeparatiſtiſchen Stoßtrupp, der ſogenannten
„Fliegenden Ems”, und einer Kompagnie Marokkaner
vor das Regierungsgebäude. Die Separatiſten drangen von
vorne, ihre Helfer von der Hinterſeite ein. Die Meuterer, etwa
60 Mann, wurden an Händen und Füßen gefeſſelt und in den
ſeller geſperrt, wo ſie bei Waſſer und Brot feftgehalten werden.
Vergewaltigung des freien Selbſtbeſtimmungsrechts.
* Kirchheimbolanden, 26. Jan. (Priv.=Tel.) Geſtern
draugen ſieben Separatiſten in das Gemeindehaus
ein, um eine Geldbuße von 20000 Franken „
einzzutrei=
ben‟. Der Gemeinderat ſollte beſchließen, daß die Strafe
be=
zahlt werden ſolle, was jedoch abgelehnt wurde. Von den
Separatiſten wurde dann die Geldbuße auf 15000 Franken
„ermäßigt”. Unter dem Druck der Gewalt beſchloß der
Ge=
meinderat, daß Bürgermeiſter Klag 3000, der Mühlenbeſitzer
Berg und der Sägewerksbeſitzer Henrich je 6000 Franken auf=
Eringen ſollten. Beide Herren waren nicht anweſend. Die
Separatiſten drangen darauf zunächſt in das Haus Bergs ein,
verhafteten deſſen Frau und den Geſchäftsführer und wollten ſie
zwingen, ihnen einen Scheck auf die Geſamtſumme auszuſtellen.
Das Anſinnen wurde zurückgewieſen. In der gleichen Weiſe
verfuhren die Sonderbündler in der Wohnung Henrichs, in
deſſen Abweſenheit ſie ſeinen Bruder verhafteten.
Vom Tage
Wie wir hören, geht durch die ganze Pfalz nach dem
Beſuch des engliſchen Generalkonſuls Clive eine neue Beweg
ung, die durch eine Abſtimmung in den einzelnen Ortſchaften die
vollſtändige Ablehnung der Separatiſten durch die pfälziſche
Bevölkerung aufs neue darlegen ſoll.
Die Reichstagsfraktion der Deutſchen Demokratiſchen
Partei hat an Stelle des bisherigen Vorſitzenden und zum 1.
Bürger=
meiſter von Hamburg gewählten Peterſen Abg. Koch=Weſer zum
Vorſitzenden und Erkelenz zum zweiten Vorſitzenden gewählt.
Der Vorſitzende der Berliner ſtändigen Kommiſſion des
Garantie=
ausſchuſſes Haguenin iſt am Freitag einem Herzſchlag erlegen.
Wie verlautet, wird Macdonald direkte Verhandlungen oder
Unterredungen mit den diplomatiſchen Vertretern ausländiſcher Länder
dem Austauſch formeller Noten vorziehen.
Die engliſche Regierung hat beſchloſſen, Lord
Par=
mvor anſtelle Lord Robert Cecils die Vertretung Englands in dem
Völkerbundsrat, zu übertragen.
Die Verhandlungen zwiſchen dem britiſchen, dem
ranzöſiſchen und dem belgiſchen Auswärtigen Amt
über die Frage der Pfalzverwaltung und den von dem belgi
ſchen Miniſter des Aeußern unterbreiteten Modus vivendi ſind
weiter=
hin im Gange.
Dem Petit Pariſien wird aus Athen mitgeteilt, daß die
fran=
zöſiſche Regierung demnächſt die Regierung Reniſelos
an=
erkennen wird.
Trotz des Widerſpruches der indiſchen Regierung hat die
geſetz=
gebende Körperſchaft von Kalkutta mit 76 gegen 45
Stim=
men eine Entſchließung angenommen, in der die Freilaſſung von
17 Perſonen gefordert wird, die ohne Gerichtsurteil gefangen
ge=
halten werden.
Amtlicher Oollarkurs 4 210300000 000
1 Goldmark — 1 Billion 1 Pfg. — 10 Milliarden
Die Rhein= und Ruhrfrage.
Beratungen im Reichskabinett.
* Berlin, 26. Jan. (Priv.=Tel.) Das Reichskabinett
wird ſich heute in einer Sitzung im weſentlichen mit den Fragen
beſchäftigen, die ſich auf Rhein und Ruhr beziehen. Die
beſon=
dere Wichtigkeit der heutigen Beratungen geht u. a. daraus
her=
vor, daß auch Mitglieder des preußiſchen Kabinetts daran
teil=
nehmen werden. Im preußiſchen Staatsminiſterium hat geſtern
bereits eine Vorbeſprechung zwiſchen der preußiſchen Regierung
und den Vertretern der preußiſchen Parteien ſtattgefunden,
wo=
bei der Standpunkt des preußiſchen Kabinetts, jeder irgendwie
gearteten Lockerung des Verhältniſſes zwiſchen Preußen und dem
Rheinland entgegen zu treten, auch von den Führern der
Par=
teien energiſch unterſtützt wurde. Es verſteht ſich von ſelbſt,
daß auch das Reichskabinett dieſem Standpunkt beipflichtet.
Das Ergebnis der Kabinetisberatung.
* Berlin, 26. Jan. (Priv.=Tel.) Heute nachmittag fand
unter Hinzuziehung der preußiſchen Miniſter eine Sitzung des
Reichskabinetts ſtatt. Reichsbankpräſident Dr. Schacht
er=
ſtattete über ſeine Pariſer Reiſe Bericht, an den ſich eine
Bera=
tung über außenpolitiſche Fragen anſchloß. Außerdem fand eine
eingehende Ausſprache über die Rhein= und Nuhrfrage ſtatt,
wobei völliges Einpernehmen erzielt wurde.
Eine Entſchließung der Deutſchen Volkspartei.
Berlin, 26. Jan. Der Parteivorſtand der
Deut=
ſchen Volkspartei hielt am Freitag in Berlin eine
Sitzung ab, der auch Mitglieder des Vorſtandes der
Reichs=
tagsfraktion beiwohnten. Im beſonderen wurde die Rhein=
und Ruhrfrage behandelt und hierzu folgende
Neſoln=
tion einſtimmig angenommen:
Die Reichsregierung iſt ſeit längerer Zeit unmittelbar
in Verhandlungen mit Frankreich über die
Rhein= und Ruhrfrage eingetreten. Alle
Einzel=
verhandlungen über dieſe Frage müſſen
unter=
bleiben. Solche Verſuche, die der Parteivorſtand auf das
ſchärfſte verurteilt, müſſen die Stellung unſerer Unterhändler
erſchweren und können nicht nur für das beſetzte Gebiet, ſondern
für das ganze Deutſche Reich von verhängnisvoller Wirkung ſein.
Zu den Verhandlungen iſt nur die Reichsregierung im
Einver=
nehmen mit den Regierungen der beteiligten Länder befugt.
Die Vertreter der Deutſchen Volkspartei des geſamten beſetzten
Gebietes haben am 20. Januar in Frankfurt a. M. einmütig
erklärt, daß ſie eine Lockerung der ſtaatsrechtlichen
Zuſammenhänge des beſetzten Gebietes, mit
Preußen, Heſſen, Bayern und Baden mit aller
Entſchieden=
heit ablehnen. Der Parteivorſtand der Deutſchen
Volks=
partei erwartet, daß die Reichsregierung bei den Verhandlungen
mit Frankreich dieſen Standpunkt mit gleicher Eutſchloſſenheit
vertritt.
Der Kampf um die Arbeitszeit.
Warnung vor einem Eiſenbahnerſtreik.
Berlin, 26. Jan. Zur Neuregelung der Arbeitszeit bei
der Reichsbahn erfahren wir von gut unterrichteter Seite:
Die bittere Notlage hat die Reichsregierung gezwungen,
außer dem großen Perſonalabbau auch die Verlängerung der
täglichen Arbeitszeit auf neun Stunden anzuordnen. Nach dem
Beamtenrecht können die Beamten hierfür eine Erhöhung ihrer
Bezüge nicht beanſpruchen. Dieſer Umſtand hat bei der
Reichs=
bahn zur Folge, daß dielleicht die neben den Beamten tätigen
Arbeiter vor der Frage ſtehen, ob ſie da, wo auch ihre
Arbeits=
zeit verlängert werden muß, ſich mit dem ihnen für die neunte
Stunde angebotenen halben Stundenlohn begnügen ſollen oder
nicht. Der Vorſtand des deutſchen Eiſenbahnerverbandes, den
der größte Teil der Eiſenbahnarbeiter angehört, glaubt die
teil=
weiſe Streckung der Arbeitszeit, ohne die eine ergiebige
wirt=
ſchaftliche Betriebsführung unmöglich iſt, abwehren zu follen,
und nimmt gegenwärtig unter ſeinen Mitgliedern eine
Urab=
ſtimmung vor, ob in den Abwehrſtreik getreten werden ſolt
oder nicht. Man muß dringend hoffen, daß bei dieſer
Abſtim=
mung die kühle und klare Ueberlegung die Oberhand behält.
Die Stellung des Verkehrsminiſters
gegen=
über einem ſolchen Streik kann nicht
zweifel=
haft ſein. Irgendwelche Gruppen der Allgemeinheit dürften
die Eiſenbahner bei einem ſolchen Streik kaum hinter ſich haben,
denn ſie wurden die Anfänge der Geſundung unſeres Wirt
ſchaftslebens im Keim erſticken, und die befeſtigte Währung in
Lebensgefahr bringen. Jede Erſchütterung der deutſchen
Wirt=
ſchaft wird ein weiteres Sinken des Verkehrs zur Folge haben
und damit den Abbau zwangsläufig vermehren.
Daß auch die Beamten, in den Streik treten,
dürfte nach den Erfahrungen von 1922 nicht mehr
wahr=
ſcheinlich ſein. Ihnen dürfte die Oeffentlichkeit, zumal in
der heutigen Zeit, noch viel weniger Verſtändnis und Nachſich
entgegenbringen. Ein ſtreikender Beamter würde auch bald mer
ken, daß er nicht die Verwaltung, die ihren Perſonalbeſtand
ein=
ſchränken muß, ſondern ſich ſelbſt am meiſten ſchädigen würde
Es iſt zu hoffen, daß der geſunde, überlegende Sinn eine
gewalt=
ſame Auseinanderſetzung vermeiden wird, von deren Ausſichts
loſigkeit jeder urteilsfähige Führer der Eiſenbahnerverbände
ſchon heute überzeugt ſein muß.
Zur Strafgerichtsreform.
Eine Eutſchließung des Deutſchen
Richter=
bundes.
Berlin, 26. Jan. Wie uns der Deutſche Richterbund
mitteilt, faßte deſſen Strafjuſtizkommiſſion zu
Strafgerichtsreform folgende Entſchließung: Die
deutſche Richterſchaft begrüßt die Verordnung über die
Gerichts=
verfaſſung und Strafrechtspflege vom 4. Januar als einen
be=
deutenden Fortſchritt auf dem Gebiete der Strafjuſtiz. Zwar
ſind über einige Einzelheiten der Verordnung die Meinungen
der Richter geteilt. So iſt es zweifelhaft, ob die höchſten
deut=
ſchen Gerichte noch ebenſo gründliche Arbeit werden leiſten
können, wenn künftig die Senate des Reichsgerichts ſtatt mit
ſieben, nur noch mit drei Richtern beſetzt ſind. Auch werden vielt
erfahrene Kriminaliſten bedauern, daß der Staat mit der
Ab=
ſchaffung der Strafkammern eine bewährte Handhabe zur
Be=
kämpſung des gewerbsmäßigen Verbrechertums aus der Hand
gelegt hat. Die Nachteile werden aber durch die Vorteile
auf=
gehoben, die lange gehegten Wünſchen der weiteſten Volkskreiſe
entſprechen. Die Freunde einer ſtärkeren Beteiligung des Volkes
an der Rechtspflege ſehen alle ihre Forderungen erfüllt. In
den Gerichten erſter Inſtanz und in der Berufungsinſtanz, übcrall
ſitzen Männer und Frauen aus dem Volke neben den
Berufs=
richtern. Sie arbeiten als Schöffen Hand in Hand mit den
Rich=
tern, nicht mehr, wie bisher im Schwurgericht, ſcharf von ihnen
getrennt. Jedermann weiß, daß das verfehlte Trennungsprinzip
des Schwurgerichts oft zu ſchweren Fehlſprüchen geführt haf.
Dieſer Schaden iſt jetzt beſeitigt, und ein großes Schöffengericht
tritt nunmehr an die Stelle des Schwurgerichts. Die Richter
erhoffen von der völligen Durchführung des Schöffenprizips,
mit dem ſie durchteg gute Erfahrungen gemacht haben, eine
be=
deutende Stärkung des Volksvertrauens zur Strafrechtspflege.
Die Fälle, in denen die Verordnung geſtatte, daß Richter ohne
Zuziehung von Schöffen als Einzelrichter entſcheiden, ſind
ſorg=
fältig ausgewählt und mit verſchiedenen Sicherungsmaßregeln
ugeben. Die Befürchtung, daß der Einzelrichter eine zu große
Machtbefugnis erlange, iſt daher unbegründet. Seine Befugnis,
bei der Erfüllung aller Vorbedingungen auch Verbrechen
abzu=
urteilen, kann das richteriche Verautwortungsgefühl nur ſtärken
Erfüllt iſt auch die alte Forderung der Berufung gegen
Straf=
kammerurteile. Alle Vorteile der an die Stelle der Strafkammern
tretenden Schöffengerichte ſind mit der Berufung anfechtbar. Der
Berufung unterliegen ferner die meiſten Fälle von Verbrechen.
die bisher von den Schwurgerichten abgeurteilt wurden und jetzt
den Schöffengerichten zugewieſen ſind. Erfüllt iſt endlich auch
das Verlangen nach der Mehrheit von zwei Dritteln Stimmen
für jede dem Angeklagten nachteilige Entſcheidung auch in der
Straffrage, ſowie die lange gewünſchte Durchbrechung des
Lega=
litätsprinzips. Leichte Fälle, in denen die Schuld des Täters
gering iſt und die Folgen der Tat unbedeutend ſind, brauchen
nicht mehr verfolgt zu werden.
Liederabend der Pereinigten Darmſtädter
Männergeſangvereine.
N. Kaum konnte der große Saal der Turngemeinde die
Menge derer faſſen, die ſich zu dem Liederaßend der vereinigten
Männer=Geſangvereine drängten und den über drei Stunden
dauernden, meiſt recht beachtenswerten, ja ſogar oft voytrefflichen
Darbietungen folgten. Der glücklich verlaufene Abend erwies
aufs neue, daß der Männergeſang eine nicht zu unterſchätzende
Bedeutung für die Volksbildung und muſikaliſche Volkserziehung
haben kann, wenn ideale Schaffensfreude die Triebfeder iſt und
nicht allzu gemütliche Vereinsmeierei alles Künſtleriſche in
un=
produftiver Mittelmäßigkeit erſtarren läßt. Das große
Inter=
eſſe, mit dem die Hörer allen Vorträgen folgten und nicht nur
ſportlich zu punktieren und abzumeſſen ſuchten — tas Verderben
wirklich küſtuleriſchen Schaffens —, ſondern gerade den beſten
Werken und würdigſten Leiſtungen den ſtärlſten Beifall zollten,
ieß die gute Arbeit erkennen, die hier ſchon geleiſtet iſt. Aber
nuch die letzten Schlacken des Preisſing=Virtoſentums mögen
allmählich ſchwinden, die Begierde mancher kleineren Vereine,
durch beſonders lautes Singen ſich hervorzutun, worunter mit
unfehlbarer Sicherheit die Tonreinheit leidet, oder das Streben
nah übertriebenen und geſuchten Effekten, die verblüffen ſollen,
ohue durch das Werk gefördert zu werden. Auch erzieheriſch iſt
das Zuſammenwirken Vieler an einem gemeinſamen Ziel von
Bedeutung, die Unterordnung unter eine Idee. Und wenn dies
ſchon die einzelnen Vereine angeht, um wie viel mehr die
Ver=
einigung der Männerchöre, die berufen iſt, befruchtend und
an=
regend zit wirken.
Von den Rednern des Abends, den Herren
Oberregierungs=
rat Dr. Siegert und Direktor Haſſinger, die nach der
Begrüßungsanſprache des Vorſitzenden, Herrn Neebe, mit
be=
geifterten Worten über die Aufgaben des Männergefangs
ſpra=
hen, wurde ferner hervorgehoben, daß für unſer zerriſſenes und
bedrängkes. Volk auch das Sichzuſammenfinden in der Kunſt,
ohne Rückſicht auf politiſche und geiſtige
Meinungsverſchieden=
heitet, von größter Wichtigkeit iſt. Nicht das Trennende darf
immer wieder in Schärfe herausgearbeitet werden, ſondern jeder
in’gende Geranke möge dazu beitragen, uns wieder zu einem
einigen Volk von Brüdern” zu machen. Eo ziögen auch
Miß=
helligkeiten, ſvie ſie in jedem Verband vorkommen, und in letzter
Zeit auch in der Vereinigung die Gemüter erhitzt haben,
fern=
bleiben und nicht den Blick vom Ziel abziehen.
Am Anfang und nach der Pauſe Eot das „Darmſtädter
Streichorcheſter”, deſſen gute Schulung durch Herrn R. Handke
wir anläßlich ſeines Weihnachtskonzertes ſchon hervorgehoben
haben, Inſtrumentalwerke, die eine angenehme Abwechslung des
Klanges brachten. Das exakte Spiel der meiſt jüngeren Leute
machte dem Verein alle Ehre, wenn auch hier und da die Bläſer
es handelt ſich nämlich nicht um ein nur von
Streichinſtru=
menten beſetztes Orcheſter — etwas mehr zurückhalten dürften.
Die Vereinigten Männergeſangvereine können auf den Abend,
als auf eine ihrer gelungenſten Veranſtaltungen, ſtolz ſein.
Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben
Der Intendant Dr. Hagemann hat die beiden Werke
Her=
mann Keſſers Beate” und „Rettung”, in denen ſich die
Wende der heutigen Lebnsgeſtaltung ſpiegelt, im Manuſkript
zur Uraufführung am Staatstheater in Wiesbaden erworben,
die Mitte Februar unter der Leitung Dr. d, Gordons ſtattfinden
wird.
Kloppſtocks 200. Geburtstag. Am 2. Juli 1924
jährt ſich zum 200. Male der Geburtstag des „Meſſias”=Dichters.
Die Heimatſtadt Quedlinburg will den Tag würdig feiern.
* Seltene braſilianiſche Vögel im
Frank=
furter Zoo. Prächtige neue Schauſtücke aus dem Amozonas=
Gebiet hat das Vogelhaus erhalten, darunter Arten, die hier
noch nie oder ſeit vielen Jahren nicht mehr gezeigt werden
konnten. Beſonderes Intereſſe erwecken zwei
Trompeter=
vögel, ſo genannt nach den eigentümlichen Tönen, die ſie
ver=
möge ihrer ſehr langen, im Bogen bis in die Gegend des
Hinter=
leibes reichenden Luftröhre hervorbringen. Dieſe anmutigen,
intelligenten Geſchöpfe, die in Braſilien wegen ihrer großen
Zähmbarkeit häufig von den Indianern zuſammen mit den
Haushühnern gehalten werden, erſetzen in Südamerika die dort
nicht vertretenen Kraniche. Die beiden Neuankömmlinge gehören
den Arten Weißrücken und Graurücken Agami an.
Hervorzuheben ſind weitere zwei Vertreter der ſogen.
Hocko=
hühner, und zwar das ſchwarze, mit grünem Stahlalanz und
weißer Haube gezierte, ſehr ſeltene, Weißkopf=
Schaku=
huhn und der ſtattliche ſchwarze, mit Haube und gelber
Wachs=
haut verſehene Glattſchnabelhocko.
Dr. K. Pr.
* Sunndags=Nochmiddags=Bedrachtunge.
Sehr verehrlichter Herr Redakdeer!
Verzeihe Se giedigft, weun ich mer die Ehr geb, cmal ar
Ihne zu ſchreiwe, awwer es leßt mer kaa Ruh mehr, un Sie
wiſſe jo, daß ſchun im „Datterich” geſchriwwe ſteht, daß die
Nei=
gierd e Haubtdugend vun de Weibsleit weer. Un alſo mecht ich
mer die heeflichſt Affrag erlaatve, warum daß dann eigentlich
kaa Addickelcher mehr in Ihne Ihre Zeidung ſteh, in bedräffs
vun wegeim Dialeckt un ſo, die wo doch frieher immer drinn
ge=
ſtanne hawwe. s is jo allerdings e ſchee Weil her, obgleich mer’s
is, als weers erſt geſtert gewäſe. Freilich, der Krieg un alles
was ſo drum un dra henkt! — Do is die ganz Zeitrechnung
dei=
mimmbelt un vermammbelt gange. Meines Wiſſens wars nöch
unnerm alte Reſchiem, alſo im ſogenannte willeminiſche
Zeital=
ter, alſo do hott ſich als aaner in Ihne Ihrm Blättche vernemme
laſſe unner obigem Tiddel, un der hott zu allem ſein Seufft
dazu gewwe. Un do mecht ich alſo emol frage: is dann dem de
Humor ausgange?, odder hawwen die Franzoſe mit Beſchlag
belegt? — doder hottern bei dere Rawaaſch ſelwigsmol, bei dem
allgemeine Abliewerungsfiewer, aus Verſehe aach mit
abgelieſ=
wert? — Deß weer doch jammerjammerſchad, indem daß erin
heit neediger brauche kennt wie je, de Humor.
Freilich, wann ich’s richdig bedabbel, dann kann ich em
an=
nerſeiz aach widder net Unrecht gewwe, wann er ruhig is, dann
unner de heidige Zeitlaifte is es ſchun beinoh e Schand wann
aaner noch mit Humor behaft is, un ſchließlich hott er en Macke,
den nimmt em kaa Dokder meh’ ab, un wann aaner mol „Bläß”
haaßt, heeßter „Bläß”.
Uin ich kann mer’s aach ganz gut vorſtelle, daß mer in
Vek=
hältniſſe, wo ſelbſt die Mais im Brodkaſte die Hend iwwerm
Kobb zuſamme ſchlage, un de Beddelſack an de Wand
verzwaz=
zelt, daß aam do s Lache vergeht. Cwe dhun ſe aam defor.
Un wann aam werklich emal was Späſſiſches eifällt (es muß 10
net immer iwwer ergend e nei' Verordnung ſei) un mer lachl
nachher kanns aam unner Umſtände baſſiern, daß ſe aam mit ere
Vergniegungsfteier hochnemme, odder ſie erkleern korz un
bindic=
mier weer net ganz dicht, un dhun aam korzer Hand der ſtäddiſche
Fürſorgeſtell for geiſtig minderbemiddelte iwwerweiſe. — Nooe9‟
her is mer erſt gebritſcht,
Rummer 23.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 23. Jantuar 1924.
Seite 3.
*
ie tei.
(n
Das Syſtem Schacht.
Goldnotenbank mit oder ohne Frankreich.
Paris, 26. Jan. (Wolff.) Zu den Beſprechungen des
Reichsbankpräſidenten Dr. Schacht in Paris ſchreibt die
Ere Nouvelle, Dr. Schacht habe vorgeſtern eine
Unter=
redung mit dem Miniſterpräſidenten gehabt, die,
vie verlautet, nicht ohne Intereſſe geweſen ſei. Das Blatt
ver=
ritt die Auffaſſung, daß die Beteiligung des Privat=
Tapitals an der geplanten Goldnotenbank die
vorherige Aufhebung der Geueralhypothek aus
dem Verſailler Vertrag und die Rückerſtattung
der beſetzten Gebiete an Deutſchland erfordere.
Schacht ſei ſo geſchickt geweſen, die Frage nicht in dieſer brutalen
Form aufzuwerfen. Aber es genüge, ſeinen Plan Zeile für Zeile
zu verfolgen, um ſich darüber klar zu werden, daß ſeine
Durch=
führung nur bei völliger Aenderung der franzöſiſchen
Repara=
tionstheſe möglich ſei. Poincaré ſcheine aber noch nicht
geneigt, dieſe Aenderung vorzunehmen, obwohl
er in dieſer Beziehung eine Wandlung durchgemacht habe. Vor
einem Jahre, glaubt die Ere Nouvelle, hätte er, wenn ihm das
Syſtem Schacht bekannt geworden wäre, es von vornherein
abgelehnt, ſich damit zu beſchäftigen. Vorgeſtern habe er das
Syſtem Schacht erörtert. Die meiſten
Sachverſtändi=
gen des Hotels Aſtoria ſeien bereits für den
Plan gewonnen. Namentlich habe der
Reichsbankpräſi=
dent bei General Dawes einen tiefen Eindruck gemacht. Die
Ere Nouvelle glaubt, daß Deutſchland im Begriff ſei, außerhalb
des beſetzten Ruhrgebietes den ganzen Mechanismus, der ihm
durch die Beſetzung entzogen ſei, Stück für Stück wieder
aufzu=
bauen. In einiger Zeit würden vielleicht als Erſatz für das
Ruhrgebiet eine Reihe von Organen arbeitsfähig werden, ſodaß
Deutſchland nur noch in geringem Maße das Gewicht der
Be=
etzung verſtüren werde, und eines ſchönen Tages hätte
Frank=
eich eine leere Schale in der feſt zuſammengeballten Hand. Die
Stunde ſei gekommen, nicht das Ruhrgebiet zu
äumen, aber zu verhandeln. Am 15. April liefen die
Verträge mit der Micum ab und in elf Monaten
wür=
den, was weit ernſter ſei, die wirtſchaftlichen
Beſtim=
nungen des Verſailler Vertrages hinfällig,
die der elſäſſiſchen Ausfuhr den deutſchen Markt offengehalten
hätten. Die Zwangsmethoden haben den
Höhe=
punkt ihrer Ertragsfähigkeit erreicht. Die
Gold=
rotenbank werde mit oder ohne Frankreich zuſtandekommen, und
hne Frankreich bedeute in dieſen Dingen gegen Frankreich.
Die Sachverſtändigen am Dienstag in Berlin.
* Berlin, 26. Jan. (Priv.=Tel.) Nach den bei der
Reichs=
tegierung vorliegenden Meldungen aus Paris, wird der erſte
Sachverſtändigenausſchuß unter Führung des General Dawes am
Dienstag in Berlin eintreffen.
Der zweite Ausſchuß wird am Mittwoch hier erwartet. Bis
dieſem Zeitpunkt wird auch der Reichsbantpräſident: Dr.
Schacht wieder nach Berlin zurückgekehrt ſein. Von der
Reichs=
jegierung ſind bereits alle notwendigen Vorbereitungen
getrof=
fen worden, um den Ausſchüſſen das für ihre Beratungen
erfor=
derliche Material zur Verfügung zu ſtellen.
Paris 26. Jan. (Wolff.) Das Sachverſtändigen=Komitee
Dawes hat heute vormittag eine Beſprechung mit den
Eiſen=
hahnſachverſtändigen abgehalten und ſie beauftragt, gemeinſam
enen umfaſſenden Bericht über die erörterten Fragen vorzulegen.
Pazu ſind etwa zehn Tage vorgeſehen. Die
Eiſenbahnſachver=
ändigen werden alſo in der erſten Februarwoche, und zwar in
Ferlin, zu den Arbeiten des Komitees Dawes zugezogen werden.
havas zufolge werden ſich die Sachverſtändigen in Berlin viel=
1 icht 10 bis 14 Tage aufhalten.
Die 3. Steuernotverordnung
Die Entſcheidung vertagt.
Berlin, 26. Jan. In der geſtrigen Sitzung des
Reichs=
kkbinetts hat der vorliegende Entwurf der dritten
Steuernotver=
pdnung bereits in weſentlichen Punkten eine Aenderung
er=
führen. Im Reichsfinanzminiſterium wird heute an der neuen
Iraſſung verſchiedener Beſtimmungen gearbeitet. Die endgültige
Entſcheidung über die Verordnung liegt einer am Dienstag, den
22. Januar, ſtattfindenden Kabinettsſitzung vor. Während der
bisherige Entwurf die ganze Aufwertungsfrage aus der
Verord=
ming herausnehmen und eine beſondere geſetzgeberiſche Akte der
Beichsregierung vorbereiten wollte, ſoll, wie wir erfahren,
nun=
wehr die Aufwertung von Hypotheken,
Obliga=
ti. oen und ſonſtigen Forderungen doch in beſchränktem Maße
diarch die Verordnung erfolgen. Das Ausmaßder
Be=
ſteeuerung der ſogenannten Inflationsgewinne
ſteeht noch nicht endgültig feſt. Es dürfte eine
Be=
ſteeuerung in Höhe von 7—12 Prozent des
Gold=
w ertes entſprechend in Frage kommen.
Awwer nix deſto trotz, ich maan, grad unner de heitige
Um=
ſtande ſollt mer all dene, die wo’s verſteh aam bei guder Laune
zu erhalte, dene ſollt mer die Fieß kiſſe.
Freilich, Humor muß es ſei, richtiggehender Humor. Awwer
uB is nui ſo e Sach, dann nemlich mit em Humor gehts grad
vie mit de Budder. — Mer ſoll gor net glaawe, was mer ſo in
de letzte Jahr unner dem Vorwand, es weer Budder, odder
min=
diſſtens noch beſſer wie Budder, alles in die Hand geſtobbt hott
ruckt; un mer ſoll gor net denke, was for en Bleedſinn un wos
or en Unfuch gedriwwe werd unner der Behaubdung, deß weer
Hamor. Ich, wann ich net vun Klaa uff ſo arg ernſt un
dief=
in nig verallagt weer, dann wollt ich de Leit ſchun emol zeige,
vns Humor is. — Awwer ſo, bei meine ernſthafte un mehr uff’s
ezerliche eigeſtellte Poſſiduhr, is mir deß halt net gewwe.
Aw=
ver deß, deß wo kaan Humor is, deß merk ich aach. Un deß is
dah ſchließlich ſchun allerhand. Un jetzt gewe Se owacht, Herr
ſdaddeer, un erſchrecke Se net, nemlich jetzt kimmt’ s.
Alſo, Herr Redackdeer, ich ſtell. Ihne hiermit in alle Ehrn den
Srag for de Herr Briehinkel in die Breſche zu ſpringe —
vor=
ussgeſetzt, daß er nix degege hatt — un ich bin gern bereit, Ihne
IB emal mei Maanung zu ſage un was ich devo halt. —
neecht jedoch gleich bemerke, daß ich durchaus kaa ſchriftſtelleriſche
Arimbitzione hab un mit em „Dichte” haberts aach, im Iwwrige
im ich Nehdern un geh zu de Leit flicke, ich ſchreib mich Bienche
Smmbernell (mit zwaa waaſche B) bin zig Jahr alt,
en ig, Naſe im Geſicht, Augen owwedriwwer, Mund
unnedrun=
v—, beſondere Kennzeichen: ſchmunzelt gern. — So, do hawwe
2e mein Leinmund, es Singenallemend, de Streckbrief, des
hießum mitſamſt em Baß, un wann ich Ihne jetzt noch ſag, daß
ch. mit meim Hausherr in Friede leb, all mei Steiern bis dato
ihotig un verhältnismäßig pinktlich bezahlt hab, un weder mit
vors, noch mit rickwirkender Kraft vor= odder noochbeſtraft bin,
anin wißt ich eigentlich net, daß ich Ihne was verdukkelt hett.
hallt, — ich bin kinnerlos, awwer deß ſoll net mehr vorkumme!
Un jetzt kennt ich Ihne als „neier” Mann — wann mer in
enn Fall un ganz ausnahmsweis emol, un weils im
barlamen=
ariſche Sprachgebrauch ſo ieblich is, ſo ſage wolle, dann ganz
mmer uns geſagt, ich hab eigentlich unner dem demokratiſche Re=
Die ruſſiſche Frage.
Die Landesratswahlen im Saargebiet
Der Standpunkt der Vereinigten Staaten.
Paris, 26. Jan. (Wolff.) Nach einer Havasmeldung aus
Waſhington wird im Weißen Hauſe erklärt: Die
Aner=
kennung der Sowjetregierung durch England wird
in keiner Weiſe die Poſition der Vereinigten
Staaten beeinfluſſen, wie ſie durch die letzte Botſchaft
des Präſidenten Coolidge beſtimmt wurde. Ein Sonderausſchuß
des Senats iſt zurzeit mit einer Unterſuchung der Verhältniſſe
in Rußland beſchäftigt. Der Präſident wartet das Ergebnis
dieſer Enquéte ab, das eventuell eine Aenderung in der Haltung
der Regierung herbeiführen könne. Zurzeit ſteht die Regierung
auf dem Standpunkt, daß ſich die Lage ſeit der Botſchaft des
Präſidenten gewandelt habe.
Der tſchechiſch=franzöſiſche Vertrag.
Der Worilaut des Vertrags.
* Paris, 26. Jan. (Priv.=Tel.) Der franzöſiſch=tſchechiſche
Vertrag ſtellt einen entſchiedenen Bündnis= und
Freundſchafts=
vertrag zwiſchen der Tſchechoſlowakei und Frankreich dar. Er
hat folgenden Wortlaut:
Der Präſident der franzöſiſchen Republik und der Präſident
der tſchechiſchen Republik, treu ergeben dem Grundſatz der
Aner=
kennung internationaler Verpflichtungen, wie ſie durch die
Satzungen des Völkerbundes feierlich feſtgeſetzt wurden,
ferner=
hin bemüht, den Frieden aufrecht zu erhalten, der für die
poli=
tiſche Stabilität und die wirtſchaftliche Wiederherſtellung
Euro=
pas notwendig iſt, ſowie entſchloſſen, zu dieſem Zweck die
inter=
ſtationale, juriſtiſche und politiſche Ordnung zu ſichern, die durch
die von den beiden Mächten unterzeichneten Verträge
herge=
ſtellt wurde, und ſchließlich überzeugt, daß zur Erreichung dieſer
Zwecke gegenſeitige Garantien gegen einen eventuellen Angriff
und zum Schutz gemeinſamer Intereſſen notwendig ſind, haben
durch ihre Bevollmächtigten die nachfolgenden Beſtimmungen
ge=
troffen:
1. Die beiden Regierungen verpflichten ſich, ſich über alle
aus=
wärtigen Fragen zu verſtändigen, die dazu angetan ſind, ihre
Sicherheit in Frage zu ſtellen und die durch die Friedensverträge
hergeſtellte Ordnung zu ſchädigen.
2. Die Vertragſchließenden werden ſich über die
Maß=
nahmen verſtändigen, die in allen Fällen notwendig ſind, wenn
ihre beiderſeitigen Intereſſen bedroht werden ſollten.
3. Sie find ſich vollſtändig einig über die Wichtigkeit der
poli=
tiſchen Grundſätze des Art. 48 im Vertrag von St. Germain
ſowie in den Genfer Protokollen vom 4. Oktober 1922 für die
Aufrechterhaltung des allgemeinen Friedens, und ſie verpflichten
ſich, ſich über alle Maßnahmen zu einigen, die im Falle jener
Grundſätze zu treffen ſind.
4. Sie nehmen beſonders Notiz von der Erklärung der
Bot=
ſchafterkonferenz vom 3. Februar 1920 und 1. April 1921 ſowie
von den Erklärungen der ungariſchen Regierung gegenüber den
alliierten Vertretern vom 10. November 1921 und ſie verpflichten
ſich zur gegenſeitigen Verſtändigung für den Fall, daß ihre
In=
tereſſen durch die Nichterfüllung jener Grundſätze bedroht werden
ſollten.
5. Sie beſtätigen ihr volles Einverſtändnis über die
Not=
wendigkeit zur Aufrechterhaltung des Friedens, eine gemeinſame
Haltung gegenüber jedem Verſuche, zur Wiederherſtellung der
Dynaſtie der Hohenzollern in Deutſchland einzunehmen, und ſie
verpflichten ſich, in dieſem Falle die Vorkehrungen zu treffen,
welche in einem ſolchen Falle durchzuführen ſind.
6. In Uebereinſtimmung mit den Grundſätzen, welche im
Völkerbund=Pakt zum Ausdruck gebracht worden ſind,
verpflich=
ten ſich die Vertragsteile, daß in jedem Falle, wenn in Zukunft
zwiſchen ihnen ſtrittige Fragen entſtehen, die durch
freundſchaft=
liche Verſtändigung oder auf diplomatiſchem Wege nicht zu löſen
ſind, dieſen Streitfall dem ſtändigen Internationalen Gerichtshof
vorgelegt wird.
7. Beide Vertragsteile verpflichten ſich, ſich jedes
Ueberein=
kommen mitzukeilen, welches ihre Politik in Mitteleuropa betrifft,
das bisher abgeſchloſſen worden iſt, ſowie ſich gegenſeitig vorher
zu beraten, bevor ſolche neue Uebereinkommen geſchloſſen
werden. Sie erklären, daß in dieſer Richtung in den
gegenwär=
tigen Verträgen nichts enthalten iſt, was den bisherigen
Ver=
tragsverpflichtungen widerſpricht, insbeſondere nicht im
Bündnis=
vertrag zwiſchen Frankreich und Polen, im Uebereinkommen oder
der Verſtändigung, welche die Tſchechoſlowakei mit der
Bundes=
republik Oeſterreich, mit Rumänien und Jugoſlawien
abgeſchloſ=
ſen hat, und ebenſo nicht in dem Vertrage, der mit dem
Aus=
tauſch der Memoranden am 8. Februar 1921 zwiſchen den
Regie=
rungen Italiens und der Tſchechoſlowakei abgeſchloſſen wurde.
8. Dieſer Vertrag wird dem Völkerbund entſprechend Art. 18
des Völkerbund=Paktes mitgeteilt werden. Dieſer Vertrag wird
ratifiziert und die Ratifikationsurkunden werden ſobald als
möglich in Paris ausgetauſcht werden. Zur Bekräftigung dieſes
Uebereinkommens haben die Bevollmächtigten den Vertrag
unter=
ſchrieben und die Siegel darunter geſetzt in zwei Aushändigungen
in Paris am 25. Januar 1924.
gez.: Dr. Beneſch, Außenminiſter, Raymond Poincaré,
Miniſterpräſident.
ich Ihne jetzt als neier Mann — iwwrigens, damit ſe net err
geh, ich glaab, daß unnerm alte Reſchiem der Ruf nooch eme
„neie” Mann mindeſtens ſo ſtack war wie heit, nor hatte damals
die weibliche Frauenzimmer noch net des „Wahl”recht, heit hawwe
ſe’s, awwer uf ihrn „neie” Mann werrn ſe vergäwens worde, alſo
vun wege dem „neie” Mann odder dere „neie” Fraa, do hott ſich des
alte un des neie Reſchiem nix ennanner vorzuwerfe, — alſo un
do kennt ich Ihne als neier Mann nu mei Brogramm entwiggele.
Erſtens: Polledick, a) auswerdige: — Strich, b) eiwerdige:
ewenfalls — Strich. Jawohl, ich kann mich beherrſche. Fellt mer
ei”. Weider hett ich kaa Schmerze. Do dhet ich ſchließlich alleritt
in e anner Fettdibbche drete, kemt mit Gott un de Welt in
Schwulledäde, kreegd ſchließlich mit de ganze Nachbarſchaft
Krammbohl un kemt am End in die zweitgrößt Verlejeheid.
Jwwrigens verſteh ich nix vun Bolledick, un unner dene Umſtend
kennt mer’s baſſiern mit meim a geborene Brivatbech, daß ich
ſchließlich als Vortorner in ſo en bollidiſche Tornverein
enei=
gewehlt dhet werrn, wo nor Frei=Iwunge gemacht werrn,
Rumpf=
beiche noch links, Rumpfbeiche nooch rechts, un do dhet ich am
End in meiner Dabbigkeit die ganz Tornrieg umſchmeiße. — O
naa, es geht grad genug Borzzellan kabut.
Strich. Mei
Zweitens: Handel un Wandel:
Geerſchtche hot de Ruhs un jetzt meege ſe ſehe, wie ſe mit dem
Kuddelmuddel ohne mich ferdig werrn. —
Drittens: Sport: — Strich. Seidem ſe zu de Schlidde
Ro=
del ſage un fuhrwerke aam domit zwiſche de Baa erum, un binne
ſich Laddeſtebbel an die Fieß und fuchtele domit in alle fimf
Him=
melsrichtunge erum, daß mer ſeines Läwens net mehr ſicher is,
ſeidem keene ſe mer geſtohle bleiwe mit ihrm Schbort. Dodefor
ſin mer mei diesbezügliche Buſchſtawe doch zu ſchad, — die ſin, wann
aach mei alt Kannebee ere Berg= und Dhalbahn verzweifelt
ehn=
lich ſieht, doch an e rückſichtsvoller Behandlung gewehnt. Wann
awwer emol hier en Maddſch im Flicke un Stobbe ausgefochte
werd — do ſtell ich mein Mann un mach e Wett, daß ich als Welt
meiſterſchaftsſchampinjong vun Darmſtadt draus heraus
hervor=
gingt.
Viertens: Kunſt un Theater: Ja. Deß haaßt, die
Molerei ſcheid aus, indem daß ich meinerſeiz nix degege hab, wie
un mit was ſe die Leinwand verſchmiern, ſolang ſe’s mir net
in die Stubb henke. Awwer Theater, do kann ich mit. Net daß
ich was devo verſteh dhet, ganz im Gegedaal, odder vielmehr
Im Saargebiet finden am 27. Januar die Wahlen zum
Landesrat ſtatt. Der Landesrat ſtellt eine Art Vollsvertretung
dar, die die Bevöllerung erſt nach jahrelangen Kämpfen dem
Völkerbundsrat abgerungen hat. Die Regierungskommiſſion hat
es aber verſtanden, dieſem „Parlament” jede parlamentariſche
Freiheit und Befugnis zu nehmen. Zunächſt engre ſie durch
Be=
ſchränkung der Wählbarkeit die Auswahl der Kandidaten auf
die „im Saargebiet Geborenen” ein und ſchaltete damit einen
großen Teil der politiſchen, wirtſchaftlichen und geiſtigen
Füh=
rer aus. Im übrigen zwängte die Regierungskommiſſion dem
Landesrat eine unvürdige Beſchäftsordnung auf, ernannte ſelbſt
den Präſidenten, verſagte ihm „Petitionsrecht,
Interpellations=
recht, Immunität der Abgeordneten uſw. Und trotzdem leiſtete
dieſer Landesrat eine Arbeit, die dem Präſidenten der
Regie=
rungskommiſſion, die der Pariſer Regierung äußerſt
unange=
nehm war. Beſonders die Entſendung der Delegation zum
Völkerbund und durch dieſe die zu ehmende Aufklärung über das
franzöſiſche Kolonialxeginee in: Saargebiet unter den
Völker=
bundsratsmitgliedern wurde in Saarbrücken und in Paris, als
überaus ſtörend empfunden.
Deshalb verſucht die Regierungskomiſſion des Saargebiets,
dem neuen Landesrat die führenden Köpfe dadurch zu nehmen,
daß ſie für die Landesratswahl am 27. Januar das freie
Liſten=
wahlſyſtem verordnet hat — natürlich ohne Anhörung des
Lan=
desrates — und, daß nach dem neuen Wahlſtatut ein Mandat,
das durch freiwilliges Ausſcheiden, ſei es durch Krankheit,
Ver=
zug oder ſonſt einem anderen Grund, frei wird, nicht durch den
rächſtfolgenden Liſtenkandidaten wieder beſetzt werden darf
Durch dieſes raffiniert ausgeklügelte „demokratiſche” Wahlſyſtem
ſoll erreicht werden, einmal, mit Hilfe franzöſiſcher
Streichkolon=
nen werden auf den Liſten der deutſchen politiſchen Parteien
alle führenden Perſönlichkeiten geſtrichen, ſie rücken damit au
dieſen einzelnen Liſten an die untere Stelle und fallen bei der
Wahl aus. Durch die weitere Beſtimmung des Wahlſtatuts, daß
frei werdende Mandate nicht durch die nächſtfolgenden
Kandida=
ten beſetzt werden dürfen, beſteht keine Möglichkeit, dieſe von
der Gegenſeite geſtrichenen Führer durch Ablehnung der Wahl
ſeitens der aufgerückten Kandidaten in den Landesrat zu bringen.
Es folgt dadurch als zweites, daß der Landesrat eine
einflußloſe Rolle ſpielen wird, und daß die
be=
währten Führer von dieſem Landesrat nicht
mehr nach Genf delegiert werden können.
Eine größere Verhöhnung der demokcatiſche: Idee als wie
im Völkerbundsland an der Saar läßt ſich überhaupt nicht denken
An den Wahlen zum Landesrat werden ſich diesmal auch die
Franzoſen beteiligen, die ja auf Grund der famoſen „
Saar=
eintvohnerſchafts”=Verordnung bereits nach einem halben Jahre
das Wahlrecht an der deutſchen Saar erlangen, während ein
zuziehender Deutſcher, wenn es nicht gerade ein Lump iſt, dieſes
Recht kaum in 15 Jahren erhalten wird. Die Franzoſen und
Französlinge haben ſich in dem „Saarbund” und in der „
Saar=
ländiſchen Wirtſchaftspartei” organiſiert und treten mit einer
gemeinſamen Liſte auf. Für die Wahlpropaganda ſind aus dem
franzöſiſchen Propagandafonds für das Saargebiet — der in
letzter Zeit aus Mitteln des Quai d’Orſay erheblich verſtärkt
wurde — umfangreiche Mittel zur Verfügung geſtellt worden.
Der jetzige Präſident der Regierungskommiſſion für das
Saar=
gebiet, deſſen Amtsperiode nach ſeiner eigenen Aeußerung dem
nächſt ablaufen dürfte, will auf jeden Fall im Saargebiet Ver
hältniſſe hinterlaſſen, die im Intereſſe Frankreichs liegen und
durch ſeinen Nachfolger nicht wefentlich mehr abgeändert werdent
können.
Unter dieſen Geſichtspunkten ſind die Maßnahmen der
fran=
zöſiſchen Beeinfluſſung der Landesratswahlen durch die
Regie=
rungskommiſſion zu verſtehen. Es iſt verſtändlich, daß die
deut=
ſchen Parteien unter ſolchen Feſſeln und Intrigen keinen
leich=
ten Stand haben werden, um ſo weniger, als die franzöſiſche
Propaganda mit allen Mitteln der Verlogenheit, der
Unehren=
haftigkeit und der Irreführung in ihrem Organ „Neuer Saar=
Kurier” arbeitet.
Für das Saargebiet gilt in gleichem, faſt verſtärktem Maß”,
was kürzlich der Vorwärts, über die franzöſiſche
Lügenproda=
ganda an der Ruhr ſagte: „Nichts kennzeichnet die Entwürdigung
der ſo vielfach geſchändeten „Preſſefreiheit” ſtärker, als die Exi.
ſtenz einer Zeitung auf deutſchem Boden, die
vom franzöſiſchen Militärkommandanten und
von der franzöſiſchen Regierung ſubventio
niert wird. Das ganze Streben der Redaktion iſt darauf ge
ſtellt, alles, was in Deutſchland geſchieht, zu verdächtigen und
herunterzureißen, die Politik Poincarés aber und der
franzöſi=
ſchen Generäle ſkrupellos zu derherrlichen.
Für und gegen ein Volksbegehren in Bagern.
München, 26. Jan. Die Bayriſche Volkspartei
veröffent=
licht einen Aufruf, in dem das bayeriſche Volk ohne
Parteiunter=
ſchied aufgefordert wird, zunächſt Maſſeneinſchreibung in die
bei=
den Unterſtützungsliſten für die Volksbegehren zu bekunden, daß
es einen neuen Landtag und eine neue, von ſtarkem bayeriſchen
Staatswillen und chriſtlich=vaterländiſchem Geiſte erfüllte
Ver=
faſſung will. Die ſozialdemokratiſche Partei Bayerns forderk in
einem Aufruf ihre Anhänger auf, die beiden Volksbegehren nicht
zu unterſtützen.
ewe deßwege, ſundern weil ich ſchun gut e Stickerers verrzig
Johr eneiſtiwwele dhu, un ich hab ſchun manchen Theaterdirekter
iwwerlebt, ich kann mitredde un bin in dere Beziehung e
kumben=
dent Perſönlichkeit. Bis noch vor e poor Jahr war ich eigehendig
abbonnemiert, Juchee, zweite Reihe, Mitte. In die letzte Johrn
geh ich allerdings nur noch uff geſchenkte Kadde nei! Nemlich
wann mer ſo bei de Kundſchaft neht, do krickt mer oft emol
Billjädd, weil nemlich die Leit einerſeiz net gern in Sticker geh,
wo ſo viel un ſo laut geſchwäzzt werd, odder wo’s annerſeiz
ſo dunkel is, daß ma ſei eige Wort net ſieht. Wann awwer
Klaſ=
ſicker uffgefiehrt werrn, zum Beiſpiel de Kadelborg odder de
Meiſterboxer un ſo, do gewe ſe aam die Kadd net, do mache ſe
ſelbſt enei. Iwwerhaubt is mei Kundſchaft gornet ſo
gebb=
ſchnitzig, erſt werd ſo e Kadd emol bei de ganze Verwandtſchaft
un Bekanntſchaft a gebodde, weil die awwer meiſtens aach net ſo
dumm ſin wie die annern ausſehe, un ſage, grad deß Stick hette
ſe ſchun e Stickerers zehemol geſehe (Schwindel!), ſo bleibt alſo
die Kadd zuguterletzt an mir henke un ich muß ſe abſitze. Uff die
Art kumm ich alſo ſehr oft enei un kann’s mit jedem
konſäßio=
nierte Kridicker uffnemme. Un ſo werr ich alſo in Zukunft iwwer
unſer Landestheaterbretter, die wo bekanntlich die Welt bedeite,
mei Urteil abgewwe, un ich hoff domit eme langgeheegte
Bedirfnis abzuhelfe,
Mei Hauptbetätigungsfeld awwer is des Lokale. Dem
werd ich mich mit Leib un Seel und allem, was drum und dra
henkt, widme. Un ich ſag nix, ich ſag gar nix, ich ſag bloß:
Zid=
dere Bizanß! Fideant konſuhles!, no un was mer ſo ſeegt, wann
mer gelade is und wanns raacht.
Sinn Se alſo domit eiverſtanne, Herr Redackdeer, dann henke
Se ei”, un Arm in Arm wolle mer deß Johrhunnert in die
Schranke fordern!
Hochachtungsvoll
Uih — ah — weh — ſchee!
Bienche Bimmbernell.
Nachſchrift der Nedaktion. Wir glauben im
Inter=
eſſe ſicher der großen Mehrheit unſerer Leſer gehandelt zu haben,
als wir der verehrlichen Verfaſſerin unſere bereitwillige
Zuſtim=
mung zu ihrem Vorſchlag übermittelten, teils aus dieſem, teils
aus jenem Grunde, in erſter Linie und hauptſächlich aber, weil
wir noch auf dieſem Wege helfen wollen, unſerem geliebten
Heinerdeutſch eine Pflegſtätte bereiten zu halfen,
Seite 4.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, deu 27. Januar 1924.
Rummer 27.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 27. Januar.
Ausſtellung Darmſtadt 1924
auf der Mathildenhöhe.
— Die Heſſiſche Arbeitsgemeinſchaft für bildende Kunſt hatte im
Herbſt jeglichen Gedanken an eine Ausſtellung für 1924 fallen gelaſſen,
weil die Möglichkeit ihrer Finanzierung nicht gegeben und die
Entwicke=
lung der Zeitverhältniſſe nicht zu überſehen war. Nachdem ſich jetzt die
Bährung gefeſtigt, hat ſie ſich, im Vertrauen, daß die Verhältniſſe
einiger=
maßen aufrecht bleiben, entſchloſſen, auch in dieſem Sommer wieder eine
Ausſtellung auf der Mathildenhöhe zu veranſtalten.
Zweifellos werden Vorbereitung und Ausführung dieſes
Ent=
ſchluſſes mit großen Schwferigkeiten zu kämpfen haben und nur
durch=
führbar ſein bei opferbereiten Unterſtützungen von ſeiten des Reiches,
des Staates, der Stadt, von ſeiten der Künſtler und des kunſtliebenden
Publikums. Andererſeits wäre es ein großer Schaden für die heſſiſche
Künſtlerſchaft, für die Stadt Darmſtadt und ihren Ruf in der Welt,
wenn der Sor
ner 1924 ohne Ausſtellung verliefe. Eine Unterbrechung
der jährlichen Ausſtellungsfolgen, an die die ganze Kunſtwelt gewohnt
iſt, ſollte, wenn irgend möglich, vermieden werden.
Das diesjährige Programm hat ſich, der Zeit entſprechend, engere
(renzen geſteckt. Es ſoll eine Südweſtdeutſche Kunſtausſtellung für
Malerei, Griffel= und Bildhauerkunſt werden, mit den Gruppen Baden,
Heſſen, Württemberg, vielleicht auch, noch der deutſchen Schweiz. Jede
Gruppe ſoll unter eigener Verantwortung und Jury mit einer gut
aus=
einen
gewählten Sammlung geſchloſſen ausſtellen, die zum Ziel hat.
Ueberblick über das geg
wärtige Kunſtſchaffen aller Richtu
Spiegel der bedeutſamſten lebenden Meiſter des Bereichs der Gruppe
zu geben.
So kann auch dieſe enger begrenzte Kunſtſchau doch zu einer
wert=
vollen Veranſtal
tung mit großer Anziehungskraft werden.
Um den alten Ruf Darmſtadts auf dem Gebiete des Kunſtgewerbes
und der Baukunſt wieder zu beleben, iſt ferner beſhloſſen worden, eine
große Kunſtgewerbliche Heſſiſche Landes=Ausſtellung ins Auge zu faſſen,
die jedoch längerer Zeit zur Vorbereitung bedarf und für das Jahr 19
geplant wird.
v. H.
— Verſetzungen in den Ruheſtand. Auf Grund des Geſetzes über
die Altersgzenze der Staatsbeamten vom 2. Juli / 19. Dezember 1923
(Regierungsblatt S. 511) treten am 1. Februar 1924 in den Ruheſtand:
1. Oberlandesgerichtspräſident Dr. Georg Beſt in Darmſtadt;
2.
Mini=
ſterialdirettor Daniel Lorbacher in Darmſtadt; 3.
Landgerichtspräſi=
dent Geh=Rat Karl Theobald in Darmſtadt; 4. Landgerichrsdirektor
Rudolf Prätorius in Gießen, 5. Landgerichtsdirektor Max
Schil=
ling=2rygophorus in Darmſtadt; 6. Oberlandesgerichtsrat Georg
Dieffenbach in Darmſtadt; 7. Oberlandesgerichtsrat Karl
Pfanu=
müller in Darmſtadt; 8. Amtsgerichtsdirektor Geh. Juſtizrat Karl
Landmann in Offenbach; 9. Amtsgerichtsdirektor Geh. Juſtizrat Karl
Varthorſt in Friedberg; 10. Oberamtsrichter Geh. Juſtizrat Frdr.
Bierau in Fürth i. O. 11. Oberamtsrichter Geh. Juſtizrat Dr.
Lud=
wig Fiſcher in Lorſch: 12. Oberamtsrichter Geh. Juſtizrat Alexander
Fritz in Alsfeld; 13. Oberamtsrichter Geh. Juſtizrat Franz
Hoſfin=
ger in Groß=Umſtadt; 14. Anſtaltsgeiſtlicher Pfarrer Karl Roth in
Butzbach; 15. Bureaudirektor Karl Bauer in Darmſtadt; 16.
Bureau=
direktor Karl Mann in Gießen 17. Bureaudirektor Karl Veith in
Darmſtadt; 18. Miniſterialregiſtr.=Direktor „Wilh. Schilling in
darmſtadt; 19. Oberjuſtizinſpektor Albinus Blößer in Vilbel; 2
Oberjuſtizinſpektor Jakob Fiſcher in Bad=Nauheim;
21. Kanzlei=
22. Kanzl=i=
Inſpektor Kanzleirat Otto Wettlauffer in Darmſtadt;
inſpektor Kanzleirat Ludwig Bach i Daruſtadt B3. Juſtizſekretär”
Heinrich Joſeph Acker in Lorſch; 24. Juſtizſekretär Auguſt Reichert
25. Strafanſtaltshauptwachtmeiſter. Anton Heinſtadt
in Darmſtal
in
utzbach; 26. Strafanſtaltsoberwachtmeiſter Anton Hoffmeiſter
in Butzbach; R. Strafanſtaltsoberwachtmeiſter Adam Röder in
Butz=
bach; 28. Hausmeiſter Georg Betz in Darmſtadt. — Aus dieſem
An=
laß iſt den genannten Beamten die Anerkennung der dem Staate
gelei=
ſteten langjährigen treuen Dienſte ausgeſprochen worden.
— Landestheater. Heute wird als erſte Vorſtellung der
Sonntags=
fremdenmiete „Aïda” von Verdi zum erſten Male wiederholt. Da für
die Sonntagsfremdenmiete im Gegenſatz zu den übrigen Mieten nur
Sperrſitze und Logen abpnniert ſind, ſtehen an dieſem Abend ſämtliche
Plätze der billigen Platzart im Tagesverkauf. — Um Verwechſlungen
vorzubeugen, werden die P=Mieter darauf hingewieſen, daß dieſe
Vor=
ſtellung ihrer Micte nicht zugeteilt iſt; ſie erhalten als 11. Vorſtellung
am Dienstag, den 29. Jan., eine Wiederholung von „Antigone”,
die gleichzeitig der Schauſpielmiete k als 5. Vorſtellung zufällt.
— Tiefen der Seele. Der Filmvortrag „Tiefen der Seele‟
über Hypnoſe und Suggeſtion findet nur noch heute Sonntag vorm.
11 und abends 8 Uhr ſtatt. Es ſind dies die beiden letzten Vorführungen.
— Gegen die Grippe. Man ſchreibt uns: Es dürfte ſich infolge der
zurzeit wieder häufiger auſtretenden Grippeerkrankungen empfehler
auf ein mehrfach mit gutem Erfolg angewandtes Linderungs= bzw.
Heil=
mittel hinzuweiſen. Es handelt ſich hierbei um den jedem Laien
be=
kannten Schafgarbentee, welcher, wie jeder andere Tee, durch
Aufguß von heißem Waſſer unter Zuſatz von einem Eßlöffel, reinem
Bienenhonig bereitet wird. Dieſer Tee hak in faſt allen Fällen Ver
ung, ja in bielen hartnäckigen Krankheitsfällen Heilung verurſacht
und iſt ſiher in jedem Drogengeſchäft oder Apotheke erhältlich. Durch
ſeine Billigkeit dürfte es auch dem wirtſchaftlich Schwachen möglich ſein,
ſich dieſes Mittel zu leiſten.
— Konzert. Das urſprünglich für den 6. Januar 1924 feſtgeſetzte
Konzert Frau Alice Orff=Solſcher (Sopran), Fredy Wiener (Rezitation),
Guitav Beck (Klavier) findet nunmehr beſtimmt am Sonntag, den
3. Februau 1924, vormittags 11 Uhr, im Kleinen Haus ſtatt. Näheres
aus den Inſeraten. Karten bei Konzert=Arnold, Wilhelminenſtr. 9.
— Gewerbemuſeum. In zwei Glaskäften des Muſeums ſind die
ueueren Drucke der Kleukens=Preſſe, der zweite Teil des Fauſt,
der Sommernachtstraum, das Buch Judith u. a. ausgeſtellt. Neben der
Abgewogenheit und ſtrengen Haltung, welche die Kleukens=Preſſe in
ihren Drucken, eutſprechend der verwendeten Antiqua, anſtrebt,
befin=
den ſich unter dieſen neueren Arbeiten auch Verſuche mit einer ſtark
be=
wegten Schrift, die expreſſioniſtiſch anmuten. Auch ein Holztafeldru
mit ausgeſprochen dekorativer Abſicht befindet ſich darunter. Die meiſter
haften Einbände der Bücher ſind in der eigenen Buchbinderei der
Kleu=
kens=Preſſe hergeſtellt.
Darmſtädter Fortbildungsſchule. Man ſchreibt uns: Nachdem
die Gewerbliche Abteilung I der Fortbildungsſchule (Direktor Kübitz)
en Anfang gemacht hatte, hat nun auch die Gewerbliche Abteilung II
(Rektor Schmidt) am Dpunerstag und Freitag abend den Schülerinnen
und Schülern durch die Vorführung von Lichtbildern mit
begleiten=
dem Texte gufe und zweckmäßige Unterhaltung und Belehrung
außer=
halb der pflichtmäßigen Schuilzeit geboten. Es wurden Bilder von der
Nordfeeküſte, den nordfrieſiſchen Jaſeln, von dem baheriſchen Oberlaud,
den oberbayeriſchen Seen und den Königschlöſſern, dem
Vierwaldſtätter=
ſee vorgeführt, und zum Schluſſe das Märchen vom Dornröschen im
Bilde gezeigt. Die Fortbildungsſchullehrer Kinsberger un
Michel hatten die Vorführung gut vorbereitet, ſo daß alles glatt und
ſchön verlief. Herr Michel zeigte die Bilder und Herr Kinsberger ſprach
und las den Begleittext. Von den Schülerinnen und Schülern wurde
das Dargebotene freudig und dankbar aufgenommen. Donnerstag und
Freitag abend der nächſten Woche follen Bilder mehr belehrenden
In=
halts (Herſtellung des Papiers und einer Zeitung) vorgeführt werden.
Apparat und Lichtbilder hatte in dankenswerter Weiſe die Zentralſtelle
für Volksbildung zur Verfügung geſtellt. Dieſe außerhalb der
Pflicht=
ſtunden liegende, der Unterhaltung und Belehrung der Jugend
gewid=
mete Tätigkeit der Fortbildungsſchule iſt mit Freude zu begrüßen und
wird nicht nur in den Reihen der Schüler und Schülerinnen, ſondern
gewiß auch in weiteren Kreiſen mit beſonderer Genugtuung
aufgenom=
men werden.
— National=Stenographeu=Verein Darmſtadt. Der Verein nahm in
feiner ſehr zahlreich beſuchten Jahres=Hauptverſammlung den Bericht
über das abgelaufene Geſchäftsjahr 1923 eutgegen, der ein durchaus
günſtiges Bild von der Eutwickelung des Vereins ergab. Trotz des
all=
gemeinen wirtſchaftlichen Niedergangs gegen Ende des Jahres war
dem Verein möglich, ſeine Tätigkeit voll aufrecht zu erhalten und ſeine
Mitgliederbeſtand weiter ganz bedeutend zu erhöhen; die
Unterrichts=
tätigkeit war während des ganzen Jahres ſehr lebhaft. Auch der
Be=
richt des Kaſſenwarts war befriedigend. Das vom Verein vertretene
Shſtem, die National=Stenographie, wurde ab Januar i den
Unter=
richtsplan der Volkshochſchule aufgenommen, wodurch wiederum weiteren
Kreiſen Gelegenheit geboten wird, dieſe einfachſte und leiſtungsfähigſte
Kurzſchrift zu erlernen. Dem ſeitherigen Vorſtand wurde einſtimmig
Entlaſtung erteilt. An Stelle des aus dienſtlichen Gründen
ausſcheideu=
den Vorſitzenden, Herrn 6. Haber, wurde de frühere langjährige
Vor=
ſitzende, Herr Ingenieur M. Dries, wiederum mit der Leitung des
Veu=
eins betraut. Die Verſammlung nahm mit Befriedigung Kenntnis von
dem Ergebnis des vom Magiſtrat der Stadt Potsdam veranſtalteten
amtlichen Vergleichskurſes zwiſchen den Kurzſchriftſyſtemen Stolze=
Schreyz und National=Stenographie, der zu einem vollen Erfolg für die
ational=Stenographie führte, und forderte auch ihrerſeits die
Einrich=
tung ſolcher Kurſe, um auf dieſe Weiſe den Grund zu legen zu eiuer
wirklich brauchbaren Einheitskurzſchrift. Zum Schluſſe wurde noch auf
den am Freitag, den 1. Februau, beginnenden geuen. Anfängerkurſus
hingewieſen.
Unser
WIEDEHOPR.
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19 2 4
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3 Verwaltungsgerichtshof. 1. Vorentſcheidung gegen Lehrer Joh.
Balbach in Mainz wegen Körperverletzung. Der Händler Karl
Groß in Mainz hat gegen den Lehrer Anzeige erhoben, weil er deſſen
Sohn (12 Jahre alt) auf den Hinteren geſchlagen, ſo daß
blutunterlau=
fene Striemen entſtanden. Der Lehrer betont, daß der Schüler ſehr
vorlaut war und damals eine unflätige Redensart gebrauchte, für welch
letztere er von ihm gezüchtigt wurde. Der Vertreter des
Staatsinter=
eſſes, Reg.=Rat Henrich, verneinte eine Ueberſchreitung des
Züchti=
gungsrechts und der Gerichtshof folgte im Urteil dem auf Verneinung
lautenden Antrag des Vertreters des Staatsintereſſes. — 2.
Vorent=
ſcheidung gegen den Polizeiwachtmeiſter Georg Schneider in Gießen
wegen Vergehens gegen § 340 StG.B. Erſchienen Gg. Schneider und
die Polizeiwachtmeiſter Schardt, Hedrich und Rau, nicht geladen werden
konnten die Zeugen: Studenten Mahr und Lichten, nicht erſchienen iſt
der Verletzte, Student Gutmann, der als Beteiligter im Sinne des
Geſetzes über die Verwaltungsrechtspflege erſcheint; R.=A.
Sond=
heimer, als Vertreter des Gg. Schneider. Student Gutmann
er=
ſtattete Anzeige wegen Körperverletzung und deponierte: Mit den
an=
deren Zeugen ſei er auf dem Heimwege aus dem juriſt. Seminar leiſe
ein Studentenlied ſingend gegangen, als ihn Schneider an der Schulter
ergriff, worauf er ſich hätte legitimieren wollen. Mit den Worten:
„Was, Sie wollen mich uzen?” habe ihn Sch. am Arm gepackt und wie
einen Schwerverbrecher vor ſich herſtoßend zur Wache geführt; dort
habe ihn Schneider noch ins Geſicht geſchlagen. Die übrigen Studenten
unterſtützen dieſe Ausſage; Schneider erklärt, das Singen ſei
ruheſtören=
der Lärm geweſen, G. habe Legitimation geweigert, worauf er ihn zur
Wache geführt habe. Schneider beſtreitet jede Körperverletzung, Schardt
erklärte, G. habe Legitimation geweigert; weiß nicht, ob er geſchlagen
wurde; an der Naſe hat G. geblutet, was Zeuge Schardt für
Naſen=
bluten hielt. Nach Feſtſtellung der Perſonalien wurde G. entlaſſen.
Den Studenten Mahr hat Zeuge Sch. nicht geſehen. Zeuge Hedrich
hat auf der Wache nichts wahrgenommen, nichts davon geſehen, daß G.
dort geſchlagen wurde, habe auch nicht den Zeugen Mahr daſelbſt
ge=
ſehen. (Zeuge verbeſſert ſich dann dahin, daß er mit Mahr verhandelt
und ihm bedeutet, er ſolle morgen wiederkommen.) Zeuge Rau wurde
wach, als Schneiber mit Gutmann ins Wachelokal kam, kann aber ſonſt
zur Sache nichts ausſagen. — Beizufügen iſt noch, daß Anklage ſeitens
der Staatsanwaltſchaft gegen Schneider erhoben war, als
Vorentſchei=
dung beantragt wurde. Der Vertreter des Staatsintereſſes, Reg.=Nat
Dittmar, erklärt, es ſei fraglich, ob die heutige Beweisaufnahme
ausreichend ſei, um zu einer Entſcheidung zu gelangen; er ſtelle
an=
heim, ob nicht vertagt werden ſolle, um den Beteiligten Gutmann als
Zeugen zu hören. Der Vertreter des Staatsintereſſes verweiſt dabei
auf Art. 55 VRPfl. Geſetzes; der Anwalt ſtellt die Entſcheidung in das
Ermeſſen des Gerichts. Beſchluß: Die Zeugen Mahr und Gutmann
ſollen an Gerichtsſtelle vernommen werden. Die heutige Verhandlung
wird abgeſetzt.
— Die Trachteufache. In Darmſtadt haben ſich im Auguſt 1923
Freunde der Trachtenſache unter dem Wahlſpruch: „Treu dem guten
alten Brauch!” zuſammengefunden und den Gebirgs=Trachten=
Erhal=
tungsverein „Almrauſch”=Darmſtadt gegründet. Der junge Verein,
deſſen Mitglieder ſich jeden Donnerstag Abend im Vereinslokal Hanſa=
Hotel, Rheinſtraße, 47, verſammeln, entfaltet eine rührige Tätigkeit.
Tracht, Volkslied, Muſik und Volkstanz werden emſig gepflegt. Eine
im „Gwandl” auftretende, aus „Buam” und „Deandln” beſtehende
präch=
tige Schuhplattlergruppe führt mit Meiſterſchaft oberbaheriſche
Volks=
tänze auf. In fröhlichem, echt kameradſchaftlichem Zuſammenſein huldigt
man den Idealen, die auf dem geſunden Boden der Trachtenſache
er=
wachſen. Am 28 29. und 30. Juni dieſes Jahres wird der Verein ſe
erſtes Stiftungsfeſt mit Fahnenweihe feiern. Dieſe Feier wird mit einer
großen Trachtenſchau, an der ſich zahlreiche Brudervereine aus Nah und
Fern beteiligen werden, verbunden ſein. Darmſtadt wird alſo
Gelegen=
heit haben, ein in ſeinen Mauern bisher nie geſchautes farbenprächtiges
Bild von grußem Reiz und herbfriſcher Schönheit zu bewundern.
— Orpheum. Der Kartenverkauf findet ſtatt: Verkehrsbureau von
10—12 Uhr, Orpheumskaſſe ab 3 Uhr.
Reute und Zuſatzreute für Kriegsbeſchädigte und
Kriegshiuter=
bliebene. Hinſichtlich der Renten und Zuſatzrenten der
Kriegsbeſchä=
digten, Kriegshinterbliebenen, Altrentner uſw. iſt neuerdings durch das
Reichsarbeitsminiſterium beſtimmt worden, daß die Zahlungen wieder
für den ganzen Monat auf einmal erfolgen, und zwar ſollen die Renten
am Ende des Vormonats, die Zuſatzrenten in der Mitte des Monats
der Fälligkeit gezahlt werden. Die Februar=Rente foll demnach am
29. Januar, die „Zuſatzrente für Mongt Februar am 15. Februar
aus=
gezahlt werden.
— Freibankordnung der Landeshauptſtadt. Mit Wirkung von 22. 1.
iſt der Tarif vom 10. Oktober 1910 abgeändert und für die nach 88 13
und 14 der Freibankordnung zu eutrichtenden Aushauer= und
Trägergebühren auf den am 10. Oktober 1910 feſtgeſetzten
Stand zurückgeführt. Es haben, zu beziehen: 1. Die Aushauer eine
Gebühr von 4 Goldpfg. für 1 Kilo, Bruchteile eines Kilos gelten als
volles Kilo; 2. die Träger a) innerhalb des Schlachthofes eine
Geb=
von 20 Goldpfg. für ein Viertel Großvieh, 10 Goldpfg. für Schweine
und Kleinvieh für das Stück; b) außerhalb des Schlachthofes eine
Ge=
bühr von 10 Goldpfg. für ein Gewicht bis zu 25 Pfd., für jede weiteren
angefangenen 25 Pfd. je 25 Goldpfg. mehr; Bruchteile eines Pfundes
bleiben dabei außer Anſatz. (Der Stand vom 10. Oktober 1210 berück= der im Verkehr gebliebenen. Die einzig rentablen Linien waren die
ſichtigt die damals geltende Währung. Anm. d. Schriftleitung.)
Lokale Veranſtaltungen.
Die bierunter erſcheinenden Noflzen ſind ausſchließlich als Kinweiſe auf Anzelgen zu betrachten,
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritik.
— Wohltätigkeitskonzert. Zugunſten der chriſtlichen
Armenpflege der Ludwigs=Gemeinde findet nächſten Mittwoch abend
um 8 Uhr im Konkordiaſaal ein größeres Wohltätigkeitskonzert ſtatt.
(Näheres ſiehe Anzeige.)
Freireligiöſe Gemeinde Darmſtadt. Heute
Sonn=
tag nachmittag findet in dem Logengebäude (Sandſtr. 10) die Jahres=
Hauptverſammlung ſtatt, die in anbetracht der außerordentlich wichtigen
Tagesordnung den Beſuch aller Gemeindemitglieder erwarten läßt.
trotz unveränderter Güte
DilLiger!
1 Tabe 40
½ Tube 25 9-P
1. Mittel=Süddeutſche Geflügelſchau.
Der Verein für Geflügel= und Vogelzucht „Ornis” hat
geſtern vormittag um 9 Uhr im Ausſtellungshaus auf
der Mathildenhöhe die erſte Mittel=Süddeutſche Geflügelſchau
in einem feierlichen Akt eröffnet. Die Feier fand im ſogen,
Ehrenſaal ſtatt, der zu dieſem Zweck ſinnig und geſchmackvoll
dekoriert war. An der Stirnwand ſtehen unter
Pflanzenarrange=
ments die vielen ſchönen Preiſe, die den Siegern winken,
rings=
um an den Wänden ſind Verkaufs= und Ausftellungsſtände
auf=
gebaut, die alles bieten, was zur Geflügelzucht und =Pflege
ge=
hört. Die Firmen E. Merck=Darmſtadt, Kuorr=Heilbronn,
P. Wenz (Rettig Nachf.), Darmſtadt, Hartmann &
Bau=
meiſter=Stuttgart, R. Ringler=Darmſtadt, Wilh. Müller=
Darmſtadt und Pfennigsdorf=Berlm ſind hier vertreten,
Zu der Feier hatten ſich der Vorſtand des Vereins „Ornis”,
ſowie behördliche Vertreter und eine Anzahl Geladener
einge=
funden. Muſikvorträge eines Bläſerchors leiteten den
Eröffnungs=
akt ein und umrahmte die Feier. Herr Rechnungsrat Bormet,
der langjährige „Ornis”=Vorſitzende, hielt eine längere Anſprache,
in der er ausführte:
Es iſt mir ein Herzensbedürfnis, allen denen zu danken, die
auf die eine oder andere Art zum Gelingen unſerer großen Schau
beigetragen haben. Beſonderer Dank gebührt unſerer
wohllöb=
lichen Stadtverwaltung, namentlich den Herren Beigeordneten
Ritzert und Amtmann Sahm. Ferner der Firma E. Merck, der
Firma Darmſtädter Herdfabrik und Emaillierwerk u. a. mehr.
Die Geflügelzucht birgt zwei Werte in ſich, und zwar einmal
einen wirtſchaftlichen und zum Zweiten einen ethiſchen. Den
wirtſchaftlichen Wert glaube ich mit einem in der harten
Kriegszeit geborenen Wort, nämlich „Eierkarte”, am beſten zu
kennzeichnen. Ich glaube, wir haben uns vor dem gewaltigen
Völkeringen zu ſehr auf unſere „Nachbarn” verlaſſen. Die
Ein=
fuhr an Erzeugniſſen der Geflügelzucht ſtieg ins Unermeßliche,
Wir müſſen uns allmählich unabhängig machen vom Auslande,
und darauf hinaus gehen unſere Beſtrebungen. Hand in Haud
mit einer intenſiven Geflügelzucht muß ein intenſiver Feldbau
gehen. Der ethiſche Wert gipfelt ganz beſonders in der Liebe
zur Tierwelt, die den Kindern ſchon in der früheſten Jugend von
dem Vater anerzogen wird.
Nun noch einige Worte zur Raſſegeflügelzucht: „Was du
ererbt von deinen Vätern haſt, erwirb es, um es zu beſitzen.”
So wenig in der freien Natur die einzelnen Arten der
Vogel=
welt ſich miſchen, ebenſo wenig liegt für uns Raſſegeflügelzüchter
ein Anlaß vor, die von unſeren Vätern übernommenen Naſſen
durch Kreuzungen zu beſeitigen. Sport treiben wir nicht, dies
überlaſſen wir anderen Vereinen. Dagegen ſchaffen wir neben
dem wirtſchaftlichen Wert Tiere, die durch ihre Geſtalt und
Farbenpracht auch Auge und Herz des Menſchen erfreuen.
Wenn wir trotz der Schwere der Zeit dieſe große Geflügel=
Schau, die in erſter Linie ein Stück „Wiederaufbau” ſein ſoll,
in dieſem Rahmen durchgeführt haben, ſo ſoll ſie Ihnen den
Beweis dafür liefern, was deutſcher Züchterfleiß, deutſche
Willenskraft, deutſcher Idealismus, jeglichem Vernichtungswillen
zum Trotz, zu leiſten vermögen. Ich übergebe nun die 1. Mittel=
Süddeutſche Geflügel=Schau der öffentlichen Beurteilung.
Herr Beigeordneter Baurat Buxbaum dankte herzlichſt im
Namen der Stadt, betonte die Wichtigkeit derartiger
Veramſtal=
tungen im Intereſſe der Allgemeinheit und hieß die Ausſteller
und die Veranſtalter der Ausſtellung mit ihren gefiederten
Lieblingen in Darmſtadts Mauern und dieſem ſchönen
Aus=
ſtellungsraum herzlichſt willkommen. Daran ſchloß ſich die
Be=
ſichtigung der Ausſtellung, die von dem Bläſerchor mit dem
ſchmetternden „Früh morgens, wenn die Hähne krähn” ſinaig
eingeleitet wurde. — Sie krähten wirklich und ausdauernd, die
verſchiedenen Hähne.
Die Ausſtelluuig iſt äußerordentlich reich und vielſeitig und
mit ganz ausgezeichnetem Material beſchickt. Sie bietet einen
überzeugenden Einblick in die Erfolge deutſcher Züchtertätigkeit,
die trotz der furchtbaren Kriegsjahre heute Erfolge erreicht hat,
die ehrliche Bewunderung abringen. Das beweiſt allein die
Tat=
jache, daß — abgeſehen von vielen Spezialzuchtgebieten — z. B.
in der Hühnerzucht durch geſchickte, in Jahre langer Arbeit
erforſchte Kreuzungen es gelungen iſt, aus allen Rieſen= und
normal großen Raſſen Zwergzüchtungen der gleichen Raſſe zu
erzielen, die — um nur das wirtſchaftliche Moment zu betonen —
bei bedeutend geringerem Futterverbrauch faſt die gleichen
Vor=
teile bieten (Eier, Fleiſch uſw.). Spezialgebiete ſind die
Züch=
tungen beſonders ſchöner reinraſſiger und ſeltener Tiere. Auch hier
bringt die Ausſtellung beſonders in Hühnern und Tauben ganz
ausgezeichnete Erfolge. Selten ſchöne Prachtexemplare ſind
aus=
geſtellt, die den Preisrichtern — man hat ſich ſolche von
inter=
nationalem Ruf verſchrieben — die Arbeit nicht leicht gemacht
haben dürften. Von der Güte des Materials zeugt die
Tat=
ſache, daß das eine oder andere Tier, das auf anderen
Aus=
ſtellungen mit erſten Ehrenpreiſen ausgezeichnet wurde, hier mit
einem „Gut” oder „Befriedigend” fürlieb nehmen mußte.
Es ſind eine große Anzahl der verſchiedenſten Raſſen
ber=
treten. Der Katalog — insgeſamt 729 Nummern — verzeichnet
an Hühnern: Reichshühner, Ramelsloher, Thüringer
Paus=
bäckchen, Oſtfrieſiſche Möven, Brakel, Hamburger, deutſche
Laug=
ſhau, Lachshühner, Brahma, Orpington, Plymouth Rocks,
Wyan=
dotten, Dominikaner, Rhodeländer, Yokohama, Minorka,
Anda=
luſier, Italiener, Holländer Weißhauben, ferner eine
Sonder=
ſchau des Bundes der Rheinländer=Züchter und in einer
Zwerghuhn=Sonderſchau nochmals die verſchiedenſten
Raſſen in dieſer Spezialzucht. Ferner iſt vorhanden
Waſſer=
geflügel, Truthühner, Perlhühner uſw. An Tauben
verzeich=
net der Katalog Straſſer, Dragon, Bagdetten, Heſſiſche, Deutſche,
Pommerſche, Engliſche Kröpfer, Verkehrtflügelkröpfer,
Zwerg=
kröpfer, Frauzöſiſche und Brünner Kröpfer, Pfautauben,
Möp=
chen verſchiedenſter Spielarten, Elſtern, Tümmler,
Schwalben=
tauben, Starenhälſe, Lockentauben, Trommeltauben,
Schild=
tauben, Brüſter, Mohrenköpfe, Brieftauben u. v. a. Endlich iſt
eine umfangreiche Zucht reizender Wellenſittiche aus
Privatbeſitz ausgeſtellt. — Die Ausſtellung, die ſtark beſucht wird,
iſt heute Sontag noch geöffnet.
St.
Aus den Parteien.
Der Bezirksverei n „Nord” der Deutſchen
Volks=
partei hat ſich mit nachſtehender Eingabe, betr.: Straßenbahn=
Fahrpreisermäßigung, an den Herrn
Oberbürgermeiſte=
gewand
„Die Heag hat bei der elektriſchen Straßenbahn während der
Geld=
entwertung eine Tarifpolitik getrieben, die es der großen Maſſe
unmög=
lich machte, die Straßenbahn zu benützen. Die Folge war die
allmäh=
lige Stillegung einzeluer Strecken und eine nur mangelhafte Benutzun
nach Eberſtadt und dem Hauptbahnhof, aber wohl nur deshalb, w
eine gleichgute andere Beförderungsmöglichkeit nach dieſen Plätzen f
für
das Publikum nicht beſtand. Nachdem nunmehr die Geldverhältniſſ
ſtabil geworden ſind und ein allgemeiner Preisabbau eingetreten
iſt, wäre es an der Zeit, daß auch die Fahrpreiſe der eleltriſchen Bahn
den Vorkriegspreiſen angeglichen werden. Die Auswirkung dieſer
Maßnahme würde ſich wahrſcheinlich ſehr bald zeigen. Eine Uebe
prüfung des Fahrplans muß allerdings hiermit Hand in Hand gehen,
damit eine Fahrt nach jedem beliebigen Stadtteil ohne große
Unter=
brechungen ausgeführt werden kann. Da die Stadt erheblich an den
Unternehmen beteiligt iſt, verlangt das ſteuerzahlende Publikum, daß
auch ſeinen Wünſchen Rechnung getragen wird.”
— Deutſche Demokratiſche Partei. Wir bitten
noch=
mals unſere Mitglieder dringend, in der Hauptverſammlung pünktlich
und zahlreich zu erſcheinen. Sie findet im Weißen Saal (Kaiſer=Saal,
Grafenſtr.) abends 8 Uhr ſtatt.
— Deutſche Demokratiſche Jugendgruppe. Au
Mittwoch ſpricht in unſerem Heim (Waldſtr. 45) Herr Heinz Schneider
über das Thema „Der Unterſchied im Arbeitslohn”. — Beginn 8 Uhr=
Es wird um zahlreiches Erſcheinen gebeten. Auch die Parteimitgleider
ſind dazu eingeladen.
Rummer 27.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 22. Januar 1924,
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den konſtitutionellen Monarchismus. Der König von Sachſen ſei es,
der die Republik ausrufen ſolle, er ſei hierzu auserkoren. R. Wagner
vertrat die Forderung einer Regeneration des Menſchengeſchlechts,
aus=
gehend vom rein Deutſchen und einmündend im rein Menſchlichen.
Solche Gedanken begte der kgl. Hofkapellmeiſter. Die Maitage 1849
führten zu ſeiner Flucht in die Schweiz, zur Verbannung. Wagner
dachte an einen ſelbſtherrlichen Fürſten, um ihn her ein freies Volk.
Dieſe Auffaſſung beherrſchte ihn ſein ganzes Leben.
„Deutſch und herrlich” ſind für Wagner untrennbare Begriffe,
be=
deuten ihm dasſelbe. In der Not lernte er ſein Vaterland auch
außer=
halb der Grenzpfähle kennen, das machte ihn in ſeiner Stellung zum
Deutſchtum nicht irre. In Paris erſt erwachte in ihm die glühende
Liebe zum deutſchen Vaterland. Er ſchuf ſich dort den Heimatboden,
auf fremder Erde; dort fand er den Weg zu Gvethe. 1852 nach
Deutſch=
land zurückgekehrt, ſah er zum erſten Male den Rhein. Noch einmal
ſchuf er ſich nach 20 Jahren in Paris eine deutſche Welt. (Meiſterſinger.)
Wagners „deutſcheſtes Werk” wurde geſchaffen in einer der
Deutſch=
land feindlichſten Städte.
Im Auguſt 1914 ſind wir ein wahrhaft deutſches Volk im Sinne
Wagners geweſen — was ſind wir heute geworden? — 1865 verfaßte
Wagner die Schrift: „Was iſt deutſche?” Hierin pries er mit begeiſterten
Worten den Geiſt Joh. Seb. Bachs, den deutſchen Geiſt, aus dem
büßt). Die weiteren Angeklagten wurden freigeſprochen. Die Koſten der
Verhandlung wurden zur Hälfte den Verurteilten, zur Hälfte der
Staatskaſſe auferlegt.
* Groß=Bieberau, 25. Jan. Auf Einladung der Bürgermeiſterei
Groß=Bieberau hatte ſich eine überaus große Anzahl von Eltern, der
Schüler und Schülerinnen an der hieſigen höheren Bürgerfchule
und von Freunden dieſer Anſtalt aus vielen Orten des Gerſprenz= und
Fiſchbachtals und anderer benachbarter Orte von Groß=Bieberau
zu=
ſammengefunden, um Stellung zu nehmen gegen die drohenden
Abbau=
maßnahmen und ihre eventuellen Folgen für die einzige höhere
Lehr=
an talt des Gerſprenztales. Die große Zahl der Erſchienenen b weiſt, daß
ſich auch die Landbeſoohner der Wichtigkeit einer höheren Schule auf
dem Lande wohl bewußt ſind. Nach der Begrüßung der Anweſenden
durch Bürgermeiſter Daab ſprach ein Lehrer der Schule in faſt einſt
in=
digen Ausführungen über das Thema: „Der drohende Abbau, eine
Exiſtenzfrage für die Bürgerſchule des Gerſprenztales”. In der ſich dem
Vortrage anſchließenden Ausſprache wurde folgende Entſchließung
vor=
gelegt und von der Verſammlung einſtimmig angenommen: Die in
Groß=Bieberau am B. Januar 1921 zuſammengetretene Eltern= und
Gemeindeve ſammlung proteſtiert nachdrücklich dagegen, daß man ſich
mit der Abſicht trägt, die Abbaumaßnahmen auch ſchematiſh auf die
deutſche S hule, Volks= und höhere Schule, auszudehnen. Die Notlage
des Staates iſt ihr bekannt, aber ſie verſteht trotzdem nicht, wie die
Zentralbehörden ſich zu einem Schritt entſchließen konnen, der eine ernſte
Schädigung unſerer Vollskultur zur Folge haben muß. Insbeſondere
ſtellt ſie ſich geſchloſſen hinter die einzige Bürgerſchule des
Gerſprenz=
tales, und fordert, daß dieſe in ihrem vollen Umfange ohne
Verkrüp=
pelung durch Klaſſenzuſammenlegung und ähnliche Maßnahmen
erhal=
ten bleibt. Außerdem wurde ein Elternausſchuß gewählt, beſtehend aus
ſechs Mitgliedern und Bürgermeiſter Daab als Vorſitzender,
* Dornheim b. Groß=Geran, 26. Jan. Die hieſige Poſtagentur
ſoll mit Wirkung vom 1. Februar ab aus Sparſamkeitsrückſichten
auf=
gehoben werden.
+ Neu=Iſenburg, 26. Jan. Um die Städteordnun g. Der
hieſige Gemeinderat hat ſich in ſeiner letzten Sitzung gegen die
Einfüh=
rung der Städteordnung in Neu=Iſenburg ausgeſprochen. Für die
Ein=
führung derſelben ſtimmten nur die Demokraten.
+ Biſchofsheim, 26. Jan. Glück im Unglück hatte ein junger
Mann von hier. Als er bei der Durchfahrt eines Zuges durch das
große Mainzer Tunnel das Wagenfenſter einer Türe ſchließen wollte,
ſprang plötzlich die Türe auf und der Mann wäre rettungslos aus dem
Abteil geſtürzt, wenn nicht einige beherzte Mitreiſende raſch zugepackt
und ihn feſtgehalten hätten. Im gleichen Augenblick riß ein Gegenzug
die offenſtehende Türe ab.
Mainz, 26. Jan. Ausgebrochene Sträflinge. Aus
dem hieſigen Unterſuchungsgefängnis ſind zwei gefährliche Einbrecher
nach Durchſägen der Eiſengitter am Zellenfenſter durchgegangen. Es
vei Artiſten, von denen der eine aus Trieſt, der andere
handelt ſich um
aus Koblenz ſtammt.
Bingen, 26. Jan. Geſtrandet. In der Nähe des „Buger
Loch=
iſt ein Schleppdampfer geſtrandet. Der Durchgangsverkehr
konnte aufrecht erhalten werden.
j. Gießen, 25. Jan. Die Prokeſtperſammlung geg
der
Schulabbau war ſehr ſtark beſucht. Redner waren Abg. Reiber, Dr
Werner und Prof. D. Dr. Schian. In einer Entſchließung wurde gegen
den Schulabbau Stellung genommen.
e; Gießen, 26. Jan. Eutlaſſene Eiſenbahner. Auf
Grund der Abbau=Vevordnung ſind hier etwa 1000 Eiſenbahner zur
Entlaſſung gelangt.
Betriebskräften des Elektrizitätswerkes gerade noch verſorgt werden
können. Die bis jetzt noch vorhandene Reſerve würde aber damit
voll=
ſtändig verſchwinden. Die Erwe terung des Werkes in Bezug auf
Ver=
ſtärkung der Maſchinen iſt daher unumgänglich. Der Gemeinderat
be=
ſchließt, in dieſer wichtigen Angelegenheit einen Sachverſtändigen
hören und beauftragt die Verwaltung, die Verhandlungen einzuleiten.
Es wurde weiterhin feſtgeſtellt, daß der Rechenſchaftsbericht für das
ab=
gelaufene Kalenderjahr noch ſehr günſt’g iſt, wenigſtens hat das Werk
mit keinem Defizit abgeſchloſſen. — Die Lehrzeit des im Werk
beſchäf=
tigten Lehrlings Böttcher iſt nunmehr beendt. Mit Rückſicht darauf,
daß ſich derſelbe kürzlich eine Verletzung im Betrieb zugezogen hat, die
auch jetzt noch nicht vollſtändig abgeheilt iſt, beſchließt der Gemeinde
den Genannten noch bis zum 1. Mäxz als Geſelle zu beſchäftigen zum
jeweiligen Tariflohn. — Einem Anſinnen des Kreisamt s entſprechend,
ſchlägt der Gemeinderat vor, den Ortslohn ſowie den
Jahresarbeitsver=
dienſt der land= und forſtwirtſchaftlichen Arbeiter nach den Sätzen der
Vorkriegszeit zu bemeſſen. — Der abgeänderte Ortsbauplan über
Ver=
legung und Verlängerung der Ludwigsſtraße wird nach dem
vorgeleg=
ten Entwurf genehmigt. — Einem Antrag des Lehrers Ott und Konſ.
auf käufliche Abtretung des Geländers von dem nunmehr entbehrlich
gewordenen Fußweg, Ecke Fahr= und Stiftsſtraße, wird ſtattgegeben unter
der Vorausſetzung, daß die anliegenden Gartenbeſitzer keinen Anſpruch
mehr auf Weiterbenutzung erheben. Der Verkaufspreis wird auf 1,60
Mark pro Quardratmeter feſtgeſetzt und Bürgermeſter Appel zum
Kaufabſchluß emächtigt. Auch für das in der Kilianſtraße abzutretende
Gelände wird der gleiche Verkaufspreis feſtgeſetzt. — Bürgermeiſter
Appel erörtert alsdann die mißlichen Wohnungsverhältniſſe in der
Ge=
meinde und ſtellt als Vorſitzender der Wohnungskommiſſion feſt, daß
weitere Wohnungen nicht mehr beſchafft werden können, vielmehr die
ganze Wohnungsvermittlung auf dem toten Punkt angelangt ſei. Der
Ger
inderat iſt im Prinzip der Anſicht, daß etwas geſchehen müſſe, um
die Wohnungsnot zu beheben, nur war man fich noch nicht darüber
einig, ob die Gemeinde wieder bauen, oder man dies den
Privatbau=
luſtigen unter Beihilfe durch die Gemeinde überlaſſen ſoll. Dieſe Frage
kann aber erſt geklärt werden, wenn feſtſteht, welche Mittel zur
Er=
weiterung des Elektrizitätswerkes benötigt werden. — Der Ankauf eines
Faſelebers zum Preiſe von 184 Mark und der Verkauf des alten Ebers
werden genehmigt. — Dem Antrag des Arb=iterradfahrervereins „Friſch
auf” auf Erlaß der Vergnügungsſteuer wegen eines, nächſten Sonntag
aufzuführenden Theaterſtückes „Von Stufe zu Stufe”, wird ſtattgeg ben,
da das Stück zweifellos voltsbildend iſt. — Auf Anſuchen der
Orts=
gruppe des Odenwaldklubs wird die Vergnügungsſteuer für das
kom=
menden Samstag ſtattfindende Dekorierungsfeſt in eine Pauſchalſumme
von 5 Mk. feſtgeſetzt. — Zum Schluß werden noch verſchiedene
Armen=
ſachen verhandelt.
Reinheim, 25. Jan. Die Ausſchreitungen wurden geſtern
vor dem hieſigen Schöffengercht unter ſtarkem Andrang verhandelt. Die
Verurteilung erfolgte im weſentlichen wegen Freiheitsberaubung und
Nö=
tigung. Das Urteil lautete: Karl Seubert, 23 Jahre, Schloſſergehilfe,
Monat Gefängnis (durch die Unterſuchungshaft für verbüßt erklärt),
Ludwig Hornung, 58 Jahre, von Spachbrüen, 100 Mk. Geldſtrafe, Karl
Ludwig Hornung, 58 Jahre, von Spachbrücken, 100 Mk. Geldſtrafe, Karl
Georg Allmann III., Spachbrücken und Heinrich Gerhardt, 22 Jahre,
Schloſſer von Spachbrücken, 9 Tage Gefängnis (durch Unterſuchung der=
* Arheilgen, 25. Jan. Die hieſigen Separatiſten haben ſich nun
ndlich, und zwar ſang= und klanglos zurückgezogen. Die hieſige
Ortsgruppe dieſer Partei hat ſich, nachdem die älteren Mitglieder zur
Einſicht gekommen waren und ihren Austritt erklärten, für aufgelöſt
er=
lärt. Der Schlüſſel des von ihnen bisher im Rathauſe innegehabten
Raumes wurde heute von ihnen auf hieſiger Bürgermeiſterei abgegeben
und ſie verſchwanden auf Nimmerwiederſehen. Doch die Fahne der
Rheiniſchen Republik weht weiter an der Front unſeres Rathauſes.
Soffentlich wird nun in Bälde auch die Nachtſperre aufgehoben und
tre=
gen hier wieder normale Verhältniſſe ein.
st. Nieder=Ramſtadt, 26. Jan. Gemeinderatsbericht.
Ge=
meinderat Bertſch erſtattet Bericht für die Beſtattungsommiſſion. Nach
rochmaliger Prüfung der Angelegenheit kam die Kommiſſion zu dem
Intſchluß, wegen der Nachforderung der Schreinermeiſter auf die
Sarg=
jeferung, an dem früheren Beſchluß der Ablehnung feſtzuhalten. Der
Zemeind rat ſchließt ſich dieſem an. — Für die Elektrizitätskommiſſion
rrſtattet Gemeinderat Steiger Bericht. Es ſind mehrere neue
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nſchlüſſe in der nächſten Zeit zu erwarten, die mit den jetzt vorhandenen
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Ober=Ramſtadt, am 20. Januar 1924
He ſiſche Bürgermei”erei
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Dienstag, den 5. Febr. 1924,
nachmittags 2 Uhr,
wird auf dem Rat aus dahier die hieſige
Gemeindejagd auf 9 Jahre weiter
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pachtet. Bemerkt wird, da die Jagd
Feld= und Waldjagd iſt und einen ſehr
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[ ← ][ ][ → ]Seite 6.
Darmſtädter Tagblatt,, Sonntag, den 23. Januar 1924.
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Georg Leichlwelss u. Frau R11
Roßdörferstr. 106. geb. Bopp.
Dr. Carl Baumann
und Frau Lucie
geb. von Hrebnitzky
geben ihre Vermählung bekannt.
Darmstadt, 26. Januar 1924.
Wihe mstraße 29.
G
Todes=Anzeige.
Heute früh verſchicd ſanft nach
kurzer, aber ſchwerer Krankheit
unſere liebe Schweſter, Schwägerin,
Tante und Großtante
Fräulein
Hophie Wagner
im 75. Lebensjahre.
Darmſtadt, Thiladelphia, Frankfurt
am Main, Breslau. München,
Offen=
bach a M., Stungart, 25. Jan 1921
Im Nymen der Hinterbliebenen:
Dr. Rudolf Wagner, Studienrat
Die Einſegnung findet Montag,
28 Januar, nachm. 3 Uhr, in der
Kapelle des Eliſabethenſtiftes ſtatt,
die Beerdigung Dienstag, 29. Jan
in Michelſtadt. ( 2389
Am 24. Januar nachts ſtarb
unſere liebe, gute Schweſter
Emilie Rühl.
Die trauernden Geſchwiſter.
armſtadt, 25. Januar 1924.
Waldſtraße 9.
Die Beerdigung findet Montag,
28. Januar, vormittags 11 Uhr, auf
dem Friedhofe Nieder=Ramſtädter=
(22330
ſtraße ſtatt.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme beim Heimgang unſeres
lieben Entſchlafenen, auch für die
Blumenſpenden, danken wir
herz=
lich. Beſonderer Dank dem Herrn
Pfarrer Müller für die troſtreichen
Worte am Grabe.
Im Namen der
trauernden Hinterbliebenen:
Frau Chriſtine Veith Witwe
und Kinder.
(*2374
Mrr5
Dankſagung.
(Statt Karten.)
Innigen Dank für jede liebe
Teil=
nahme, für jedes treuliche Gedenken
und jeden letzten Blumengruß.
Frau Emma Seib
geb. Gauff
Erna Seib.
Darmſtadt, den 26. Januar 1924
(22340
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe
aufrich=
iger Teilnahme bei dem Heimgang
unſeres lieben Vaters, des
Herrn Valentin Witzler
ſagen wir herzlichſten Dank.
Darmſtadt, 26. Januar 1924.
Familie Weiler
(236o Familie Koller.
Meine Sprechſtunde
findet wieder wie früher von
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(*2331
ſtatt.
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Darmſtadt, den 26. Januar 1924.
Im Namen der Hinterbliebenen:
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nachmittags 2 U r, in der Kapelle des Friedhofs
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Merkvers: „Hühneraugen klein und groß,
Geſchäftshaus wirst durch Kukirol Du los”, wohl fast
Jedem bekannt. Meine Praxis ist dadurch
in Stadtmitte vom / auch sehr stark zurückgegangen, denn nicht
Eigentümer zu kau en nur der Kukirol-Merkvers, sondern auch die
geſucht. Angeb. uint. Kukirol-Fabrikate sind heute überell
be-
u86 an dieGeſchäftss kannt und geschätzt, und aus diesem Grunde
ſtelle d. Bl. ( 2369 gebe ich meine Praxis mit dem heutigen
Tage auf. lch ziche mich nun ins Privat-
Wohnangsſuchd, eben zurdek, bitig aber trotzden, den
u. Ausgewieſene lguten Kuk rol-Fabrikaten und mir ein gutes
die vorgemerkt ſind, Andenken zu bewahren.
Das Hühnerauge, lateinisch clavus, was
Häuschen m. Stall u. eigenllich „Nagel” bedeutet und mit dem
Werkſtattevt. m. Gart. /Klavier nichts zu tun hat obgleich man
beziehen. Inventar m /mauchmal im Zweifel darüber sein kann,
räuflich übern. werd. Was Vorzuziehen wäre, ein Klavier im Hause
Ang. unt. G 76 an die oder ein elavus em Fuße — doch ich
Geſchäftsſt. (-2343 schweife ab. Das Hühnerauge, wollte ich
sagen, ist eine hornarti e Hautschwiele, die
mit einem harten spitzen Zapfen tief in deu
Buuptüh Haut sitzt und oft bis auf den Knochen
oder in ein Gelenk hinabreicht. Früfer
oder Grab arten für hat man die Hühneraugen beschnitten was
Einfamilienhaus ges oft zu gefährlichen Blutvergiftungen tührte,
ſucht. Angeb. unter
hat Zwiebelscheiben, Seife, rohes Fleisch,
G 82 Geſchſt T 236ß Karbolsäure oder sonstive Delikatessen
auf=
gelegt, um sie zu erweichen oder hat
Sym-
pathiekuren angewandt. Heute hat man
nur noch Sympathie für Kukirol denn
dieses in vielen Millionen Fällen bewährte
Präparat beseitigt die Hühneraugen in
wenigen Tagen so leicht, daß man sich
wundlern muß warum so viele Damen und
Herren noch immer morgens ihre Stiefe
(22329
mit Seufzen und Wehklagen anziehen, ststt
ein Mann zu sein und sich enfach eine
Schachtel Kukirol zu kaufen. Wenn ich
nicht Dr. Unblutig, sondern Clemenseau
wäre, der ja früher auch Arzt war jetzu
Brauerei=Vereinigung
aber — doch ich schweife wieder ab. Wenn
ich also Clemenceau wäre, dann würde ich
sagen: Es sind noch mindestens 20 Millionen
Maschinen Hühneraugen zuviel in Deutschland Laßt
sie uns alle vertilgen mit dem
unäbertreif-
für (28
lichen Kukirol Aber auch das Kuktrol=-
Sehreiner Fußbad möchte ich Ihnen dringend ans
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Herz legen, denn
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meine verehrten Herrschaften ist es, was n0d
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brauchen Sie täglich dure schnittlich 5 ma
am Tage, aber Ihre Füße brauchen Sie
den ganzen Tag. Darum müssen Sie diesd
auch wöchentlich einige Male in Kukirol
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[ ← ][ ][ → ]Rummer 22.
Darmſtädter Tagblatt, Sonniag, dent 27. Januar 1924.
Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt.
Eine Schmalzfabrik in Lichtenberg war wiederholt beſtohlen
wor=
den und hatte daher umfaſſende Sicherheitsmaßnahmen getroffen, daß
man glaubte, keine Einbrecher mehr fürchten zu müſſen. Um ſo größer
war die Ueberraſhung, als eines Morgens nicht weniger als 62 Kiſten
Schmalz über Nacht verſchwunden waren. Jetzt iſt der Diebſtahl reſtlos
aufgeklärt worden. Ein früherer Kaufmann Mas Rehberg brach mit
einer vier Mann ſtarken Kolonne von einem Nebenhauſe durch die
Wand. Zwei Mann wurden dann an einem Seil mehrere Stockwerke
tief heruntergelaſſen und ſtiegen durch ein Fenſter ein. Sie ſchafften
die vollen Kiſten heran, ihre Kollegen zogen ſie empor und brachten ſie
auf dem Wege, auf dem ſie gekommen waren, ins Freie. Die Bande
verſteckte die große Beute zunächſt auf einem Laubengelände unter einer
Schneedecke. Als ſie am nächſten Tage dabei war, die Fäſſer wieder
auszugraben, um ſie mit einem Wagen abz fahren, kam ein gewiſſer
Rüter dazu, das Haupt einer vierköpfigen Einbrecherbande. Er erkannte
ſofort die Lage und ſchlug vor ihn und ſeine Leute in das Geſchäft mit
aufzunehmen. Rehberg fand jedoch Rüter mit einer Kiſte ab, und
die=
ſer ſchien ſich auch damit begnügen zu wollen. In Wirklichkeit beſchloß
er jetzt ſelbſtändig vorzugehen. Er war mit ſeiner Kolonne auch ſchon
eifrig an der Nachtarbeit, als Rehberg mit ſeinen Leuten zu einem
zweiten Beutezug erſchien. Jetzt machten die beiden Koronnen doch
ge=
meinſame Sache und ſchafften einen Wagen voll Beute zu einer
Milch=
händlerin in der Rigaer Straße. Die Kriminalpolizei kam der Bande
auf die Spur, nahm einige Mitglieder feſt, als ſie ein paar Fäſſer aus
dem Verſteck zum Verkauf abholen wollten, und beſchlagnahmte das
Lager. Nach und nach wurden auch die übrigen ermittelt und verhaftet,
bis auf Rehberg, Rüter und einen gewiſſen Blöß, einen Unterführer.
dieſe drei beſchloſſen, als ſie von dem Mitzgeſchick ihrer Leute hörten,
Berlin zu verlaſſen und ſich nach Danzig in Sicherheit zu bringen. Das
Reiſegeld beſchaffte Rehberg durch einen Einbruch bei, ſeinen Eltern.
Unterdeſſen hielten ſich die drei mit der Geliebten Rehbergs in einem
Unterſchlupf in der Mulackſtraße verborgen. Hier hatten ſie gerade ihre
Koffer zur Abreiſe gepackt, als Kriminalbeaute ſie überraſchten und
feſtnahmen. Die beiden Banden haben noch viele andere Einbrüche im
Oſten Groß=Berlins auf dem Kerbholz.
Geheimnisvoller Tod eines Ingenieurs.
Den Tod eines Berliner Ingenieurs verſucht die Kriminalpolizei
aufzuklären. Am 2. d. M. wurde auf der Zechower Feldmark bei
Lands=
berg an der Warte ein unbekannter Mann bewußtlos aufgefunden. Er
ſtarb bald, ohne die Beſinnung wieder erlangt zu haben. Weil keinerlei
Anhalt für ein Verbrechen vorlag, ſo wurde der Tote unbekannt beerdigt.
Jetzt iſt es gelungen, ſeine Perſönlichkeit feſtzuſtellen. Es handelt ſich
um einen 30 Jahre alten Kaufman und Ingenieur Herbert Lüdicke,
Ende vorigen Jahres Ingenieur bei der Landlichtſpiel=Aktiengefellſchaft. Rechte erhoben, wie er nach den Vorſchriften des Vermögensſteuergeſetzes
Landlichtſpielgeſellſchaft in Magdeburg werden. Am 1. Januar beglei= der ſtaatlichen Vermögensſteuer unterliegen würden. Ein Abzug von
am ſelben Nachmittag ſeine neue Stellung in Magdebury antreten werde, derer geſetzlicher Ermä
Dort iſt er aber nicht mehr erſchienen. Es iſt ganz unerklärlich, wie der trag eines Steuerpflick
mit einem Racheakt, um ſo mehr, als alle Wertſachen bei dem Toten wären, wenn ſie damals beſtanden hätten. (Art, 4 des Gemeinder
gefunden wurden. Lüdicke war im Kriege Gerichtsoffizier. Es iſt mög= lagengeſetzes vom 8. Juli 1911/7. Auguſt 1920). Steuerpflichtig iſt der
lich, daß er ſich durch ſeine Tätigke
zugezogen hat, die ihm jetzt verhängnisvoll geworden iſt. Zur Auf= des Heſſ. Ausführungsgeſetzes zum Landes
klärung iſt es wichtig, feſtzuſtellen, wo ſich der Mann nach dem Abſchied erhebt das Land Zuſchläge zu den Gemeindeſteuern vom Grundvermögen
Nacht und am nächſten Tage noch aufgehalten hat. Mitteilungen nimmt geſetzes.
Kriminalkommiſſar Gennat im Zimmer 105 des Polizeipräſidiums
Berlim entgegen.
Ein nationalſozialiſtiſcher Prozeß.
der Anklage des Vergehens gegen das Geſetz zum Schutze der Republik. Miniſt
Die Angeklagten, die der Nationalſozialiſtiſchen Partei angehören wer= Landwirtſchaft, unterſtellt. Der Staat trägt die geſamten, durch
Einnah=
den beſchuldigt, daß ſie auch nach dem Verbot des badiſchen Miniſte= men nicht gedeckten Koſten. Der derzeitige Leiter des Landgeſtüts iſt
riums des Innern, in dem die Auflöſung nationalſozialiſtiſcher Orts= Landſtallmeiſter Schörke.
grurpen in Baden ausgeſprochen war. Zuſammenkünfte abhielten. Zwe
dieſer Zuſammenkünſte ſind von der Polizei aufgelöſt worden. Bei
Angeklagten Buchdruckereibeſitzer Zimmermann, wurden Flugſch
der Nationalſozialiſtiſchen Partei hergeſtellt, und bei der Beſchlagnahme
ſoll Zimmermann die Polizeibegmten beſchimpft haben. Das Urteil Familienblatt „Daheim”, für das wir die Anzeigen=Annahme über=
Zimmermann wird wegen Widerſtands zu 350 Marl Geldſtrafe ver= mit ſind raſches Erſcheinen und ſchnelle Inſeratwirkung für
Stellen=
urteilt.
Brand im Trierer Stadttheatch
Ranges einen Brand. Da die Tür zu dieſem Naum verſchloſſen war, gleich auf das im Anzeigenteil erſcheinende Inſerat.
verſuchte die Feuerwache aus dem darüber liegenden Raum an den
Seite 7.
Brandherd heranzukommen. Dabei ſtürzten zwei Feuerwehrleute mit
der Decke in den drei bis vier Meter tiefer liegenden
Reſtaurations=
raum und zogen ſich nicht unerhebliche Verletzungen zu. Die
Feuers=
gefahr konnte bald beſeitigt werden. Eine Panik wurde dadurch
ver=
hindert, daß die Vorſtellung eine Zeitlang weitergeführt wurde, worauf
das Publikum in Ruhe und Ordnung das Theater verließ. Alle Zeichen
ſowie das Urteil der Scchverſtändigen deuten auf Brandſtiftung hin.
Der mutmaßliche Täter iſt bereits verhaftet worden.
Verhaftung franzöſiſcher Falſchmünzer in Landau.
Landau. Die franzöſiſche Gendarmerie verhaftete hier eine
Falſchmünzerbande, deren Anführer aus Südfrankreich ſtammen. Sie
wurden auf dem Landauer Bahnhof in dem Augenblick feſtgenommen,
als ſie ihre Fahrkarten mit täuſchend nachgemachten 20=Frcs.=Scheinen
bezahlen wollten. Im Augenblick ſeiner Verhaftung ſue te ſich das Haupt
der Bande eines dicken Bündels 20=Fres=Scheine zu entledigen. 6 andere
Franzoſen, die in den beſetzten Gebieten wohnen, ſind ebenfalls in die
Angelegenheit verwickelt.
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffentlſchungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaltion keinerlei Ver.
ontwortung: für
bleibt au
Rie
21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfange
o des 82
der Einſender verantworſch.)
gen, die n
verwendet werden, lönnen nicht
zurückge andt, die Ablehnung nicht begrändet werden.
Wer zahlt Steuern?
Verfolgt man die Berichte in den Tageszeitungen, ſo findet man,
daß verſchiedene Erwerbsſtände mit allen Mitteln gegen die ungeheure
Steuerlaſt ankämpfen. Dieſer Kampf iſt am Platze, wenn er ritterlich
geführt wird. Es bleibt das gute Recht eines jeden Deutſchen, wenn
er die ſchwere Steuerbedrückung, die durch den verlorenen Krieg
ent=
ſtanden iſt, gerecht zu verteilen ſucht. Sobald aber Hetzer und
Maul=
fechter auftreten, müſſen dieſe in die Kampflinie eingepreßt werden, die
von uns allen einzuhalten iſt. Ohne hier auf einzelne Gruppen
ein=
gehen zu wollen, möge man nachſtehende Zahlen vergleichen. Es
möchte dabei nicht vergeſſen werden, daß die Leiſtung ſolcher
Steuer=
aufkommen in einer Zeit der größten Arbeitsloſigkeit entſtand. Faſt
allen Erwerbsgruppen iſt es möglich, Steuern abzuwälzen, dagegen
bleibt dieſe Möglichkeit bei allen Lohnempfängern ausgeſchloſſen.
Im Volksſtaat Heſſen wurden in den Monaten November und
Dezember 1923 an Einkommenſteuer von den Lohnempfängern — alſo
Arbeitern, Angeſtellten und Beamten — 991 191,80 G.=M., von anderen
erbsgruppen 235 853,40 G.=M. aufgebracht.
Weitere Ausführungen ſind nach dieſen Zahlen überflüſſig.
Briefkaſten.
O. H., hier. Die Grundſteuer (als Gemeindeſteuer) wird in
der mit ſeiner Frau in der Bendlerſtraße 3 wohnte. Lüdicke war bis Heſſen nach dem gemeinen Wert der ihr unterliegenden Gegenſtände und
Mit Beginn des neuen Jahres ſollte er Mitdirektor der Mitteldeutſchen vom 12. Auguſt 1899 feſtzuſtellen wäre, wenn die Gegenſtände und Rechte
tete er ſeine Frau zum Bahnhof. Sie fuhr allein nach Halle wo ſie als Schulden oder ſonſtigen perſönlichen Laſten findet nicht ſtatt. — Die
Schauſpielerin tätig iſt. Beim Abſchied äußerte Lüdicke, daß er noch allgemeine Abſchätzung der Grundvermögenswerte kann nur mit
beſon=
ſtigung erneuert werden. Bis dahin ſind auf
An=
gen diejenigen Vermögenswerte zugrunde zu
Mann auf die Zechower Feldmark gekommen iſt. Wenn der erſten An= legen, welche für das Steuerjahr 1914 veranlagt waren oder bei
in=
nahme entgegen doch ein Verbrechen vorliegen ſollte, ſo rechnet man zwiſchen neu entſtandenen Gegenſtänden und Rechten veranlagt worden
2WaSe
t in dieſer Stellung eine Feindſchaft Eigentümer des der Steuer unterliegenden Grundbeſitzes. Nach Art, 4
rgeſetz vom 7. Auguſt 1920
von ſeiner Frau, am 1. Januar morgens, den Tag über, die folgende und Gewerbebetrieb nach Maßgabe des genannten Gemeindeumlagen=
Das heſſiſche Lanbgeſtüt. Die in Nummer 20 vom 20. b. Mts. unter
der Rubrik „Briefkaſten” über das heſſiſche Landgeſtüt gemachten
Ans=
führungen ſind teilweiſe unrichtig. Das Landgeſtüt iſt eine ſtaatliche Ein=
Karlsruhe. Vor der Strafkammer I ſtanden 15 Perſonen unter rchtung und als ſolche nicht der Landwirtſchaftskammer, ſondern dem
m für Arbeit und Wirtſchaft, Abteilung für Ernährung und
Ge
Wir machen unſere Leſer darauf aufmerkſam, daß das bekannte
lautet: Sämitliche Angeklagten werden freigeſprochen. Der Angeklagte nommen haben, ſeit 1. Februar wieder wöchentlich erſcheint. Da=
Anzeigen im „Daheim” wie im Frieden geſichert. Im Hinblick auf den
Stellenwechſel am 1. April ſprechen wir die Bitte aus, die
Nach der erſten Pauſe einer Opernvorſtellung der Trierer Stadt= Anzeigen für das „Daheim” möglichſt frühzeitig aufzugeben und ſich
gemeinde entd cte man im Deckengebälk des Erfriſchsraumes des erſten dabei unſerer Anzeigenvermittelung zu bedienen. Wir verweiſen zu=
Geſchäftsſtelle des Darmſtädter Tagblatts.
Sport, Spiel und Zurnen.
Fußball.
„Eintracht‟ Darmſtadt.
Heute werden, wenn es die Witterungsverhältniſſe zulaſſen, endlich
wieder einmal ſämtliche „Eintracht”=Maunſchaften in voller Tätigkeit zu
ſehen ſein.
Die 1. Mannſchaft begibt ſich nach Dieburg, zu dem dortigen Sport=
Hub „Haſſia”, um das fällige Verbandsrückſpiel auszutragen. „
Ein=
tracht” muß das Spiel unbedingt für ſich entſcheiden, wenn ſie weiterhin
mit an der Spitze der Tabelle marſchieren will. Sollte die Mannſchaft
denſelben Geiſt beſitzen, wie ſie ihn im Spiele gegen Eberſtadt zeigte,
ſo werden ihr die beiden Punkte nicht zu nehmen ſein, trotz des für ihre
Spielweiſe ungewohnten Platzes.
Die 2. Mannſchaft wird derſelben von „Haſſia” vormittags 11.30 Uhr
auf dem Platz am Finanzamt ebenfalls im Kampf um die Punkte
gegen=
überſtehen. — Die 3. Elf wird ſich mit der 2b des Sp.V. 98 im
Freund=
ſchaftsſpiele meſſen. — Die „Eintracht”=Jugend wird die für ſie
feſt=
geſetzten Privatrundenſpiele austragen, und zwar ſind hier vorgeſehen:
Jugend gegen 2b V. f. R. 1. Schülermſch, gegen. 1b Sp.V. 98 unb
die 2. Schülerm. gegen 1a=Schülerm. Sp.V. 98.
Spiele der A=Klaſſe.
In der 4=Klaſſe des Gaues Bergſtraße ſind für heute, ſofern es
die Platzverhältniſſe zulaſſen, folgende Spiele vorgeſehen:
Sportklub Münſter begibt ſich zur Spielvereinigung Pfungſtadt.
In Hahn werden ſich die wieder an den Verbandsſpielen
teil=
nehmende „Viktoria”=Griesheim und die dortige „Olympia” ein Spiel
liefern.
In Dieburg wird „Eintracht” zu Gaſte ſein. Ob es „Eintracht”
gelingt, Dieburg abermals zu beſiegen, iſt bei den dortigen
Platzverhält=
niſſen ſehr fraglich.
Hoffentlich werden die Spiele reſtlos durchgeführt, damit die mit
ihren Spielen im Rückſtande befindliche 4=Klaſſe auch zum Ziele gelangt.
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vorträge: Hypnoſe — Suggeſtion. Nachmittags 4 Uhr Bühnen=
Schau=
turnen der Freien Turngemeinde. — Orpheum, 734 Uhr „Madame
Pompadour” — Volkstheater 8 Uhr: „Die Welt ohne Mann”,
nachm. 4 Uhr Kindervorſtellung: „Max und Moritz”. —
Lieder=
tafel, nachmittags 4 Uhr Konzert, abends 8 Uhr Ball im Saalbau.
Rummelbräu: Konzert, Tanz. — Arheilger
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chen, 2½ Uhr: Union=Darmſtadt—Sp.Vgg. Arheilgen. — Union=,
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Eiche 37; Reiſig H. W.: Kiefern 3;
Stöcke rm.: Buche 52, Eiche 29.
Die blau unterſtrichenen Nummern
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langen nicht zum Ausgebot.
Nähere Auskunft durch Herrn Förſter
Kolb zu Beſſunger Forſthaus u. Herrn
Förſter Schimpf dahier, Beſſungerſtr. 117.
Darmſtadt, den 26. Januar 1924.
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Bezirken Balzplätze für Auerhähne
ſind.
Nähere Auskunft erteilen die Förſter
Zimmer zu Groß=Umſtadt und Rauch
(915gg
zu Heubach.
geſſiſche Bürgermelſterel Groß Umſtadt.
Lampe,
Seite 8
Darmſtädter Dagblatt, Sonntag, den 23. Januar 1924
Rummer 27
Vermögensſteuer.
Für 1924 findet eine neue Veranlagung nach dem
Vermögensſtande dom 31. Dezember 1923 ſtatt.
Für dieſe gelten die Vorſchriften des
Ver=
mögenſteuergeſetzes vom 8. April 1922, inſoweit
dieſe die 2. Steuernotverordnung nicht abändert. Die
Vermögen=
ſteuererklärung mit Stichtag 31. Dezember 1922 haben ſich die
Pflichtigen umſonſt gemacht. — Weſentlich geändert ſind nun die
Bewertungsvorſchriften gegenüber dem 1922er Geſetz.
Das Vermögen wird in Goldmark bewertet, das ſteuerbare
Vermögen auf volle 100 nach unten abgerundet.
Für die Wertermittlung gilt (§ 3 der Verordnung):
1. Grundſtücke ſind mit Wehrbeitragswert zu
bewer=
ten, zu deſſen Berichtigung Beſtimmungen zu erlaſſen ſind,
um eine gleichmäßige Belaſtung aller Pflichtigen
zu erreichen. (Klingt ſehr geheimnisvoll und dunkel und iſt
deshalb mit Mißtrauen aufzunehmen. Anm. d. Schriftleitg.)
2. Beim Betriebsvermögen iſt das
Anlagekapi=
tal mit dem Preiſe, der Ende 1913 zur Anſchaffung oder
Herſtellung des Gegenſtandes aufzuwenden geweſen wäre,
ab=
züglich eines angemeſſenen Betrags für.
Ab=
nutzung, zu bewerten.
3. Beim Betriebsvermögen ſind Vorräte an
Noh=
ſtoffen, Halbfabrikaten, Fertigfabrikaten ſowie Waren mit dem
Preiſe, der zur Anſchaffung oder Herſtellung des Gegenſtandes
am 31. Dezember 1923 aufzuwenden wäre, zu bewerten.
4. Das ſteuerbare Vermögen von inländiſchen
Erwerbsgeſellſchaften im Sinne § 11 Abſ. 3 KSchStB.
iſt mit mindeſtens dem Betrag anzuſetzen, der der
Summe der für die Anteile an der Geſellſchaft
ausgegebenen Genußſcheine und
Schuldver=
ſchreibungen feſtgeſetzten Steuerkurswerte
oder ermittelten Verkaufswerte entſpricht.
5. Wertpapiere ſind — einerlei, ob Betriebs= oder
ſon=
ſtiges Vermögen — mit dem Steuerkurswert oder
er=
mittelten Verkaufswert am 31. Dezember 1923 zu
bewer=
ten (Abzug nach § 142, Abſ. 3 RAbgO. niht zuläſſig!)
An=
teile an inländiſchen Erwerbsgeſellſchaften im Sinne § 11, Abſ. 3
KSchStG. und die von ſolchen Geſellſchaften ausgegebenen
Genußſcheine ſind beim Eigentümer dieſer Werte und mit Hälfte
des Wertes anzuſetzen.
6. Zahlungsmittel und Forderungen in
aus=
ländiſcher Währung ſind — einerlei, ob Betriebs= oder
ſon=
ſtiges Vermögen — mit dem laufenden Kurſe (Mittelkurſe)
am 3 1. Dezember 1923 zu bewerten.
7. Soweit zu Z. 1, 2 für Bewertung Wehrbeitragswert oder
Vorkriegspreiſe zugrunde zu legen ſind, hat Reichsfinanzminiſter
für Gegenſtände oder Gruppen ſolcher, bei denen der Wert oder
Preis am 31. Dez. 1923 den Wehrbeitragswert oder
Vorkriegs=
preis überſteigt, Zuſchläge zu dieſen Werten zu beſtimmen,
wenn anzunehmen iſt, daß das Ueberſteigen des
Wehrbeitrags=
werts oder Vorkriegspreiſes nicht nur vorübergehend ſein wird.
Entſprechend ſind Abſchläge zu beſtimmen, inſoweit bei ſolchen
Gegenſtäuden Wert oder Preis am 31. Dezember 1923 den
Wehr=
heitragswert oder Vorkriegspreis nicht erreicht hat und es ſich
nicht nur um vorübergehende Erſcheinung handelt.
8. Iſt ein für Bewertung maßgebender Preis oder
Wert in Papiermark oder ſonſt nicht auf Goldmark
lau=
tenden Rechnungseinheit ausgedrückt, ſo iſt in Goldmark
umzurechnen. Für dieſe Umrechnung iſt der laufende Kurs
des Dollars an Berliner Börſe am Ultimo Dezember 1923
maß=
gebend. Umrechnungsſatz iſt abgerundet feſtzuſtellen und bekannt
zu geben.
9. Reichsfinanzminiſter kann für Bewertung des
Ver=
mögens (Gruppen von Vermögensgegenſtänden) an Stelle
des 31. Dezember 1923 einen anderen, zwiſchen
16. November und 31. Dezember 1923 liegenden
Tag als maßgebend beſtimmen, ſowie für Umrechnung der
Papier= in Goldmark an Stelle des Dollar=Ultimokurſes
den Kurs des Dollars an einem Tag zwiſchen 16.
November und 31. Dezember 1923 zugrundelegen.
Tarif: Unter Ausſchluß der §§ 18 bis 22 VermStG. gilt
das Nachſtehende: Die Steuer iſt nach dem Goldwert zu
lei=
ſten und beträgt für alle Pflichtigen (natürliche und nicht
natür=
liche Perſonen) 5 vom Tauſend; ſie ermäßigt ſich, wenn das
abgerundete ſteuerbare Vermögen 25 000 Goldmark nicht
überſteigt, auf 3 v. T., wenn es 25 000, aber nicht 50000
Goldmark uberſteigt, auf 4 v. T.
Der im § 1 Abſ. 2 VermSt. G. vorgeſehene Zuſchlag
be=
trägt für 1924:
wenn das abgerundete ſteuerbare Vermögen
00 000 G.=Mk., aber nicht 500 000 G.=Mk. überſteigt, 20 v. H.,
30 v. H.,
500 000 „
„ „ 2000000 „
n
5 000 000
40 v. H.,
2000 000 „
überſteigt 50 v. H. der Vermögensſteuer.
5000 000
v
Steuerfrei ſind Vermögen bis zu 5000 Goldmark. Beſteht
das ſteuerbare Vermögen hauptſächlich aus Vermögen im
Sinne § 9 VermStG. oder aus Wohngrundſtücken
oder aus dieſen beiden Vermögensgattungen, ſo
wird die Steuer:
a) bei Perſonen, die über 60 Jahre alt, oder
er=
werbsunfähig, oder nicht nur vorübergehend behindert
ſind, den Lebensunterhalt durch eigenen Erwerb zu beſtreiten,
nicht erhoben, wenn das ſteuerbare Vermögen 20 000
Goldmark nicht überſteigt;
b) bei anderen natürlichen Perſonen um ein Viertel
er=
mäßigt, wenn das ſteuerbare Vermögen den Betrag von 10000
Goldmark nicht überſteigt.
Stichtag iſt 31. Dezember 1923, auch für die
Be=
triebe, bei denen regelmäßige jährliche Abſchlüſſe, an einem
anderen Tage als am 31. Dezember ſtattfinden. Betriebe, bei
denen regelmäßige Jahresabſchlüſſe in der Zeit von einſchließlich
30. Juni bis einſchließlich 31. Dezember ſtattfinden, dürfen jedock
für Feſtſtellung des Vermögens nach Art und Menge (Inventar)
den letzten vor 31. Dezember 1923 gemachten Abſchluß zugrunde=
legen.
Der Kapitalwert der Rechte auf Renten und andere
wieder=
kehrende Nutzungen und Leiſtungen (§ 9 Nr. 5 VermStG.) wird
nur dann herangezogen, wenn Wert der einjährigen Nutzung
400 Goldmark überſteigt. Gegenſtände aus edlem Metall,
Schmuck= und Lurusgegenſtände ſowie Kunſtgegenſtände und
Sammlungen werden nur dann herangezogen, wenn der
Anſchaf=
fungspreis betragen hat:
a) bei Anſchaffungen vor 1. Januar 1919 für den einzelnen
Gegeuſtand 10000 Mark oder darüber, oder für mehrere
gleich=
artige oder zuſammengehörige Gegenſtände 100 000 Mark oder
darüber,
b) bei Auſchaffungen nach 31. Dezember 1918 für den
ein=
zelnen Gegenſtand 1000 Goldmark oder darüber, oder für
meh=
rere gleichartige oder zuſammengehörige Gegenſtände 10000
Goldmark oder barüber
Als abzugsfähige Schulden (8 11 VermStG.
gel=
ten nicht:
a) die Belaſtungen nach §S 6, 9 Rentenbankverordnung vom
15. Oktober 1923,
h) der am 2. Januar 1921 fällige 2. Teil der Brotverſor=
gungsabgabe,
c) die nach dieſer Verordnung bis 10. Januar 1924 zu
ent=
richtenden Einkommenſteuer= und
Körperſhaftsſteuervoraus=
zahlungen.
Als Dreimontsabzug dürfen nur folgende Beträge
abgezogen werden: Gehälter, Löhne, ſowie Zinſen und ähnliche
Bezüge, ſoweit ſie im letzten Quartal 1923 bezogen und am 31.
Dezember 1923 in deutſchen Zahlungsmitteln oder Bank= (
laufen=
den) Guthaben, die auf deutſche Zahlungsmittel abgeſtellt ſind,
vorhanden ſind; gleichgeſtellt ſind fällige Anſprüche auf Bezüge
ſolcher Art. — Vom Rohvermögen der nichtnatürlichen Perſonen
8 2 Abſ. 1 Nr. 3 VormStG.) darf der Ertrag des eingezahlten
Grund= oder Stammkapitals (§ 12 Abſ. 1 Nr. 1 dieſes Geſ.) oder
der an ſeine Stelle tretende Betrag nicht abgezogen werden.
Bei fortgeſetzter Gütergemeinſchaft gilt das Geſamtgut als
Vermögen des überlebenden Ehegatten; für das ganze
Geſamt=
gut kommt der Steuerſatz zur Anwendung, der bei einer
Aus=
einanderſetzung auf das Vermögen des überlebenden Ehegatten
entfallen würde. Steuerveranlagung gemäß § 25
VermStG. ſindet nur ſtatt, wenn es ſich um einen den Betra)
von 3000 Goldmark überſteigenden
Erbſchafts=
erwerb (§§ 2, 3 ErbſchStG.) handelt.
Die Vermögensſteuer für 1924 iſt bis 29. Febr.
1924 in Höhe der Hälfte des Betrags zu entrichten,
der der Deklaration entſpricht.
Erwerbsgeſellſchaften im Sinne § 11. Abſatz 3
KSchStG. haben mindeſtens die Hälfte des Betrags zu zahlen,
den ſie als Vermögenſtand, für 1924 nach Maßgabe, des §
Abſ. 1 Nr. 4 dieſer Verordnung mindeſtens zu entrichten haben.
Iſt bis 29. Februar 1924 Vermögensſteuerdeklaration nicht
ab=
gegeben, ſo haben:
a) Pflichtige — körperſchaftsſteuerpflichtige
Erwerbs=
geſeltſchaften ausgenommen — das Dreifache,
h) Erwerbsgeſellſchaften, bei denen die Steuerkurswerte oder
Verkaufswerte für die Anteile an der Geſellſchaft oder für die
von ihr ausgegebenen Genußſcheine oder Schuldverſchreibungen
bis 29. Februar 1924 noch nicht ermittelt ſind, das 6fache des von
ihnen zu entrichtenden 2. Teilbetrags der
Brotverſorgungsab=
gabe nach dem am 2. Januar 1924 maßgebenden
Goldumrech=
nungsſatz in Goldmark umgerechnet, bis 29. Februar 1924 zu
zahlen; ſind bei Erwerbsgefellſchaft die Steuerkurswerte oder
Verkaufswerte für die Anteile an der Geſellſchaft und für die
von ihr ausgegebenen Genußſcheine und Schuldverſchreibungen
bis 29. Februar 1924 ermittelt, ſo hat die Geſellſchaft die Hälfte
des Betrags zu zahlen, den ſie nach § 3 Abſ. 1 Nr. 4 a:s
Ver=
mögensſteuer für 1924 mindeſtens zu entrichten hat.
* Zur Reform der heſſiſchen Gewerbeſteuer.
III.
Zur Frage einer Höchſtgrenze hat ſich in einem Vortrage
vor der Vereinigung niederſächſiſcher Handelskammern
in Hannover Geh. Rat Dr. Hübner im Oktober 1921
geäußert:
„So ſehr man eine Höchſtgrenze zum Schutze des
Reichs=
finanzintereſſes ablehnen muß, ſo wünſchenswert iſt ſie aber zum
Schutze der Steuerzahler. Die Höchſtgrenze könnte eine
gene=
relle ſein, indem etwa vorgeſchrieben wird, daß nur ein
beſtimm=
ter Teil des Geſamtbedarfs einer Gemeinde aus Gewerbeſteuern
gedeckt werden darf. Die Höchſtgrenze könnte eine individuelle
ſein, indem kein Unternehmer über 25 Prozent des Ertrags
hinaus belaſtet werden darf. Alle dieſe Vorſchläge aber
ver=
ſagen, wenn in einer Gemeinde einzelne wenige
Unternehmun=
gen vorhanden ſind, die ganz allein die hohen Koſten der
Ge=
meindeverwaltung hervorrufen. Wenn ſich z. B. in einer
Dorf=
gemeinde eine Gewerkſchaft niederläßt und aus dem Dörfchen
in kurzer Zeit eine Induſtriegemeinde macht, dann kann von
einer Höchſtgrenze der Gewerbeſteuer keine Rede ſein. Das
Uinternehmen muß die verurſachten Koſten eben zahlen. Aber
hart iſt es und ungerechtfertigt, wenn die ſonſtigen
Gewerbetrei=
benden des Orts, der Gewerkſchaft zur Geſellſchaft zu gleich
hohen Steuerſätzen herangezogen werden. Will man aus dieſen
Schwierigkeiten heraus, ſo wird es notwendig, in all den Fällen,
in denen einige große Werke die Unkoſten der Gemeinde
maß=
geblich beſtimmen, dieſe Werke beſonders zu behandeln. — Dies
muß in doppelter Weiſe geſchehen, während für die übrigen
Be=
triebe eine Höchſtgrenze geſchaffen wird, etwa in der Weiſe, daß
zwiſchen Einkommen=, Grund= und Gewerbeſteuer feſte
Relatio=
nen geſchaffen werden, gilt für die großen Werke, daß ſie alle
Koſten, die ſie verurſachen, ohne Rückſicht auf eine Höchſtgrenze
tragen müſſen. — Als Korrelat aber wäre zu beſtimmen, daß
dieſe Werke der Steuerhoheit der Gemeinde entrückt werden. . . .
Lange a. a. O. bemerkt dazu: „Es ſoll auf die Schwierig
keiten der praktiſchen Durchführung dieſes Vorſchlages, die auch
Dr. Hübner anerkannte, hier nicht näher eingegangen werden.
Der Vorſchlag erſcheint ſchon deshalb für die Gemeinden
unan=
nehmbar, weil gerade die wichtigſten Steuerobjekte ihrer
Steuer=
hoheit entzogen werden ſollen. Gegen eine derartige
Beſchrän=
kung der Selbſtverwaltung würden die Gemeinden den größten
Widerſtand leiſten. Ich habe die Ausführungen aber deshalb
angeführt, weil ſie zeigen, daß eine Höchſtgrenze praktiſch nicht
durchführbar iſt. Dem haben ſich auch die Vertretungen von
Handel und Gewerbe bei den Vorbeſprechungen nicht verſchließen
können. Es wurde zugegeben, daß ſtarre zahlenmäßige
Höchſt=
grenzen für die kommunale Beſteuerung bei der Lage der
Ge=
meinden möglich ſeien und nach anderen Möglichkeiten geſucht,
um die ſchrankenloſe Ausübung des kommunalen
Beſteuerungs=
rechts einzuſchränken. Das Richktigſte und Zweckmäßigſte iſ
m. E., auf die Feſtſetzung irgendeiner Höchſtgrenze zu verzichten
und es der Aufſichtsbehörde zu überlaſſen, vor der erforderlichen
Genehmigung der Steuerſätze nachzuprüfen, ob unter
Berückſich=
tigung der örtlichen Verhältniſſe die Steuerbelaſtung ſich in
er=
träglichen Erenzen hält.
Lange nennt ſchließlich zuſammenfaſſend die wichtigſten
Wünſche für das neue preuß. Gewerbeſteuergeſetz: Berechnung
der Normalſteuer nach dem Ertrage
Heran=
ziehung des Anlage= und Betriebskapitals und
ſubſidär, nicht kumulativ, Staffelung, wenn der Ertrag
be=
ſtimmte Prozentſätze des Anlage= und Betriebskapitals
über=
ſteigt, Berechnung nach dem Ertrage des letzten Jahres und
An=
paſſung der Zahlung an eine etwaige Geldentwertung —
Kopf=
ſteuer und Lohnſummenfteuer nicht in den Normaltyp
aufzuneh=
men — Möglichkeit der Lohnſummenſteuer von den laufenden
Lohnbeträgen — Veranlagung durch die Gemeinden, wenn ſie
die Gewerbeſteuer in Prozenten der Normalſteuer erheben
Beibehaltung der Autonomie der Gemeinden auf dem Gebiete.
des Gemeindeſteuerrechts!
Nun wäre zu einigen Spezialpunkten etwas zu ſagen:
1. Art. 4 des heſſ. Entwurfs entſpricht inhaltlich dem württ.
Geſetz vom 22. Auguſt 1922, die Faſſug des letzteren iſt kürzer und
beſſer. Württemberg zählt auch die Dentiſten (Zahntechniker)
zu den freien Berufen, die von der Steuer befreit ſind. Es würde
ſich empfehlen, die freien Berufe (einſchl. der Zahntechniker)
wie in Württemberg — (ſ. Art. 1 Abſ. 2 des württ. Geſetzes) in
einem Satze für nicht gewerbeſteuerpflichtig zu erklären (val. die
Begründung zum württ Entwurf, Württ. Landtag, Beilage
Nr. 796 vom 16. Juni 1922 und die dort enthaltene Begründung
S. 38. Z. 6, der wir uns tollinhaltlich anſchließen).
Art. 3 württ Geſ. enthält in Abſ. 2 die Beſtimmung: „Die
Steuer haſtet auf ...... den zum gewerblichen Betriebsver=
mögen gehörigen Gegenſtänden als öffentliche Laſt.”
Württemberg bemerkt dazu: „Die Gemeinde haftet dem Staat
gegenüber für das Aufkommen der Steuer; damit ſie nicht
Ge=
fahr läuft, Verluſte zu erleiden, iſt nach den bisherigen
Erfahrun=
gen geboten, ſie auch für den Fall zu ſichern, daß die
verſchie=
denen Beſitzer kein eigenes Vermögen beſitzen. Abſ. 2 iſt dem
§4 des thüring. Gewerbeſteuergeſetzes nachgebildet.” Es empfiehlt
ſich aus den hier dargelegten Gründen eine entſprechende Faſſung
des Art. 6 Z. 3 des Enturfs. (Ein IV. (Schluß=) Artikel folgt.
* Berichtigung der Wehrbeitragswerte.
Angeſichts des Umſtandes, daß die Finanzbehörden
weiſungs=
gemäß mit Aufſtellung von Richtlinien für die Berichtigung der
Wehrbeitragswerte landwirtſchaftlicher Grundſtüde
be=
ſchäftigt ſind, ſcheint es angezeigt, die einſchlägigen
Beſtimmun=
gen zu erörtern. Der Zweck der Berichtigung iſt, eine
gleich=
mäßige Belaſtung aller Steuexpflichtigen zu erreichen. Der
mini=
ſterielle, an die Landesfinanzämter gerichtete Erlaß betont die
Notwendigkeit ſolcher Berichtigung wegen der
Ungleich=
mäßigkeit der urſprünglichen Veranlagung und
wegen in ſehr vielen Fällen inzwiſchen eingetretener
Beſtands=
veränderungen an den Grundſtücken in weitgehendem
Um=
fange. Die in Art. II § 3 Ziff. 7 der zweiten
Steuernotverord=
nung vom 19. Dezember 1923 geforderte Feſtſetzung hat erſt
ſpäter nach der Berichtigung des Wehrbeitragswertes zu erfolgen.
8 17 Abſ. 1 WbG. vom 3. Juli 1913 erklärt grundſätzlich den
Ertragswert als maßgebend, dieſer kann daher auch allein
nunmehr für die Vermögensſteuer in Frage kommen. Es kann
ſich dabei auch um Veränderung in der Beſchaffenheit (
Vernich=
tung nicht wieder errichteter Gebäude, Herabminderung des
Vieh=
ſtandes durch Seuchen) handeln oder aber darum, daß nach dem
Wehrbeitragsſtichtage — 31. Dezember 1913 —
Eigentumsver=
änderungen (z. B. Zu= und Verkauf) eingetreten ſind, die
be=
rückſichtigt werden müſſen. Hierher gehören auch die Fälle, in
denen nach dieſem Stichtage Verpachtung oder
Rück=
nahmein Selbſtbewirtſchaftung erfolgt iſt. In jedem
Falle iſt als berichtigter Wehrbeitragswert der Wert zugrunde
zu legen, der für ein Grundſtück in ſeinem jetzigen Zuſtande bei
der Wehrbeitragsveranlagung 1913 als Wehrbeitragswert
feſt=
zuſtellen geweſen wäre. Die Landesfinanzämter haben mit
größ=
ter Beſchleunigung feſtzuſtellen, welche Wehrbeitragswerte je
Flächeneinheit für die verſchiedenen Größen= und Bodenklaſſen
als Normalwehrbeitragswerte anzuſprechen ſind. Fühlung ſoll
mit den benachbarten Landesfinanzämtern und den örtlichen
Sachverſtändigenorganiſationen gehalten werden.
Beſonderheiten bezüglich Lage, Beſchaffenheit, Gebäude ſowie
Inventarverhältniſſe haben die Finanzämter zu berückſichtigen;
ſie haben zunächſt zu prüfen, ob nach der jetzigen Beſchaffenheit
der Grundſtücke die alten Wehrbeitragswerte den vom
Landes=
finanzamt aufgeſtellten Normalwehrbeitragswerten entſprechen.
Iſt dies nicht der Fall, dann ſind die Grundſtücke durch
Ein=
gruppierung in die gegebenen Spannen neu zu veranlagen,
wobei die örtlichen Expertenorganiſationen anzuhören ſind.
Ge=
gebenenfalls iſt auch die Eingruppierung der Grundſtücke in die
verſchiedenen Gemarkungs(Güte=ſklaſſen zu berückſichtigen, ſofern
nämlich die Einkommenſteuerveranlagung 1922 nach Normalſätzen
vorgenommen wurde. Der Miniſter ſteht jedoch auf dem
Stand=
punkt, daß von einer Berichtigung abzuſehen iſt,
wenn die AbSeichungen, die durch die
Berichti=
gung ausgeglichen werden ſollen, weniger als
10. v. H. nach oben und unten betragen.
*Neue Bücher.
Die Neuregelung der Einkommen 1924 einſchl. Rhein=Ruhrabgabe, von
Dr. Erler, Rechtsanwalt, Weimar, und Rechtsanwalt Dr. Fritz
Koppe, Hauptſchriftleiter der „Deutſchen Steuer=Zeitung”, Berlin,
208 Seiten. Preis 4,50 Goldmark. 1924. Induſtrieverlag, Spaeth
u. Linde, Fachbuchhandlung für Steuerliteratur, Berlin C. 2.
Die Einkommenſteuer für 1923 wird durch Abſchlußzahlungen auf
Baſis der Veranlagung von 1922 abgewickelt. Vom 1. Januar 1924 ab
hat ein gänzlich neues Steuerſyſtem eingeſetzt, das für Gewerbebetriebe
auf einer Art „Bruttogewinnſteuer” beruht.
Eine Fülle neuer
Vorſchriften und Zahlungstermine ſind für den Steuerpflichtigen zu
beachten. — Die vorliegende Schrift ſtellt die Materie überſichtlich
zu=
ammen und erläutert die neuen Geſetzesvorſchriften. Der Wert k
Ausgabe wird dadurch erhöht, daß die Vorſchriften der Rhein=Ruhr=
Abgabe, die ebenfalls auf der Einkommenſteuer baſiert, ſowie die
Gold=
markb lanzierungsv rordnung mitgebracht werden. Die Schrift bietet der
Praxis einen zuverläſſigen und unentbehrlichen Führer durch die neue
Einkommenſteuer.
Die Neuregelung der Körperſchaftsſteuer 1924, einſchließlich Rhein= und
Ruhr=Abgabe, von Dr. Roſendorff, Rechtsanwalt und Notar,
Berlin. 141 Seiten. Preis 4 Goldmark. 1924. Induſtrieverlag
Spgeth u. Linde, Fachbuchhandlung für Steuerliteratur, Berlin C. 2.
Wie der Senatspräfident Dr. Strutz, vom Reichsfinanzhof, unlängſt
in der Juriſtiſchen Wochenſchrift ausgeführt hat, gehört Roſendorff „zu
den anerkannt ganz erſtklaſſigen Autoritäten auf dem Gebiete des
Ge=
ſellſchafts= und Steuerrechts.‟ Das Buch enthält zunächſt eine
ſyſtema=
tiſche Einleitung über die Abgeltung der Körperſchaftsſteuerſchuld für
23, die Bemeſſung der im Kalenderjahr 1924 auf dieſe Steuer zu
lei=
ſtenden Vorauszahlungen und endlich über die Vorbereitung der Ve
im=
lagung für 1924. Alsdann werden die Vorſchriften des Gefetzes ſelbſt
an Hand ſeiner einzelnen Beſtimmungen eingehend kommentiert. Bei
der Erläuterung hat der Verfaſſer beſonderen Wert auf
Herausarbei=
tung der wirtſchaftlichen Seite gelegt. Die ſchwierigen Beſtimmungen
des Geſetzes ſind überall durch Zahlenbeiſpiele veranſchaulicht.
Die Neuregelung der Vermögenſteuer 1924, einfchließlich der
Brotver=
ſorgungsabgabe, von Rechtsanwalt Dr. Fritz Koppe,
Hauptſchrift=
leiter der „Deutſchen Steuer=Zeitung” und Dr. Benck
Steuerſyn=
dikus, Berlin. 124 Seiten. Preis 3,60 Goldmark. 1924.
Induſtrie=
verlag Spaeth u. Linde, Fachbuchhandlung für Steuerliteratur,
Berlin C 2.
Die Vermögenſteuer iſt auf eine gänzlich neue Grundlage geſtellt.
Nach dem Stichtag, dem 31. Dezember 1923, iſt eine beſondere
Vermö=
genſteuerbilanz auf Goldmarkbaſis aufzuſtellen. Beſondere
Bewertungs=
vorſchriften für Grundſtücke, Anlagekapital, d. h. Grund und Gebäude,
Maſchinen. Inventar, Fuhrpark und dergleichen ſowie für das
Betriebs=
kadital, insbeſondere die Vorräte, Effekten und Deviſen, ſind gegeben.
Die vorliegende Schrift enthält die geſamte neue Materie mit
überſicht=
lie
en Erläuterungen. Es erhöht den Wert der Schrift, daß die
Vor=
ſch.
n über die Brotverſorgungsabgabe, die ebenfalls auf die
Ver=
mögenſteuer zurückgeht, ſowie die neue Goldbilanzierungsverordnung
mit berückſichtigt ſind. Die Schrift wird für die Einführung in das
Recht der neuen Vermögenſteuer der Praxis unentbehrliche Dienſte leiſten.
Die Neuregelung des Lohnabzugs ab 1. Januar 1924. von
Oberregie=
rungsrat Dr. Piſſel und Rechtsanwalt Dr. Koppe, Berlin.
90 Seiten. — Preis 2,40 Goldmark. 1924. Induſtrieverlag Spaeth
u. Linde, Fachbuchhandlung für Steuerliteratur, Berlin C 2.
Der Lohnabzug iſt vom 1. Januar 1924 vollkommen neu geregelk.
Die Materie iſt in der zweiten Steuernotverordnung vom 19.
Dezem=
ber 1923 und den umfaſſenden neuen Ausführungsbeſtimmungen vom
20. Dezember 1923 enthalten. Die vorliegende Schrift enthält die
ge=
famte Neuregelung mit den vollſtändigen Texten und eingehenden
Er=
läuterungen, Merkblättern und Tabellen. Beſonders ſind wichtige
Fragen der neuen Ermäßigungsſätze, der Beſtimmung der
Aufwands=
entſchädigungen, der Vorſchüſſe und Abſchlagszahlungen, der
Gratifika=
tionen und Tantiemen, der wertbeſtändigen Lohnzahlungen und
Ak=
kordlöhne an praktiſchen Beiſpielen dargelegt. Das neue
Ueberwei=
ſungsverfahren, das burchweg an die Stelle des Markenfyſtems tri
und die neuen Steuerbücher ſind eingehend behandelt. Die Schrift wird
für jedes Lohnbüro wie für jeden Lohnabzugbeteiligten zum unentbehre
lichen Rüſtzeug gehören,
Fotel Schmitz
Rheinst. 50 Teiephon 192
Erstkl. preiswerte Küche
Diners von 12—2½ Uhr
Reichhaltige Speisenkarte
PilsnerUrguel
per Gles 30 Pfennlg
Münchener Läwenbräu
und Rummelbräu
SeparatesWeinrestaurant
Täglich ab 8 Uhr: (865sg
Unterhaltungs-Musik
Jeden Samstag, Sonn- und Felertag
Künstler-Konzert
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Landestheater.
Großes Haus.
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Aida
von G. Berdi.
Anf. 5½, Ende 9½ Uhr.
preßſe: 1-10 Blionen.
LudwDigshöhe
Heute abend ab 7 Uhr
Z=
TAN
Rummelbräu
Allee 2 Mmuten vom Bahnhof Reſtaurant
Kleines Baus. Ge*
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Sypnoſe-Suggeſtion
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entgegengenommen
Mittelſchule II, Hermannſtr., Telephon 294.
Die Direktion: Dr. Zeiger.
(2225
O
Dadis Muer. Mies K3
Sonntag, 3. Februar 1924. vorm. 11 Uhr
ONZ
ER
Frau Alice Orff=Solſcher . . . Sopran
Fredy Wiener . . . . . . . . . Rezitation
Klavier
Guſtav Beg.
..
Lieder von RudiStephan u. Mar Reger
Flavierwerke v. Cyrill Scott u. Poul Hindemith
Rezitation: die Meite von Marienburg
von Ferd. Hummel.
„bach Konzert=Flügel von Heinrich Arnold.
Karten zu G.=Mk. 1.10— 3.30 bei Konzert Arnold,
Wilhelminenſtr. 9 und 1 Stunde vor Beginn!
an der Theaterkaſſe.
222
Honntag von
uhr ab Konzert
von 8 Uhr ab
*
Auunäaſen
mit Konzert. (944
Vortragsgemeinſchaft der Sechn.
Wiſſenſchaftlichen Vereine
(Mitelrhein. Arch= und Ing.=B., B. 2.J.,
Heſſ. Elektr.=Geſ., V. D. Dipl.=Fug.).
3. Vortrag:
Mittwoch, 30. Jan. 1924, abends 8 Uhr
Techmiſche Hochſchule (Hörſaal 326)
„Neuere und insbeſ. ſchalungsloſe
Bauweiſe im Eiſenbetonbau”.
mit Lichtbildern,
gehalten von Herrn Direktor K. Lupesen
bei Wahß & Freytag, A=G., Frankfurt a.M.
Daran anſchließend:
„Mittellungen über Zlele und Aufgaben
1e2985
der Techniſchen Nothlfe.
Ordentliche
Jahreshaupt=
verſammlung
am nächſten
Samstag, 2. 2.
b. Schnellbächer
Frankfurterſtr.
Entzepallaswieſen=
ℳe
ſtraßt. der Vorſtand des Stenographen=Vereins
(24os
Fio ze=Schrey Darmſtadt,
Wohltätigkeits=Konzert
zu Gunſten der Armenpflege der Ludwigs=Gemeinde
Mittwoch, den 30. Januar, abends 8 Uhr,
im Konkordiaſaale (Waldſtr. 33)
unter Mitwirkung von Frl. 8leiſchmann (Sopran), Frl.
Fal=
kenſtein und Frl. Kraft (Tänze) vom Heſſ. Landestheater,
Kurt Aroſſen (Tenor), Ein Streichquartett. Klaoſer: Herr
Gieles. — Werke von Hahzdn, Mozart, Schubert, Wagner,
Grieg, Flotow, Leoncavallo u. a. m.
Karten zu 4.— 1. 1.20 bei Buchhandl. Griesheimer (
Wilhel=
minenpl.), Meſſerſchmidt (Ludwigſir.) ſowie g. d. Abendkaſſe.
(r236‟
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Darmſtädter Tagblatt
27. Januar 1924 Nr. 27
Weltproduktion und Weltverbrauch
an Streichhölzern.
Eine kürzlich in den Vereinigten Staaten zur Zeichnung aufgelegte
Anleihe zum Zwecke des Ausbaus der größten amerikaniſchen
Zündholz=
fabrik gibt dem Handelsbericht der Neu=Yorker National City Bank
Ge=
jegenheit zu einer näheren Unterſuchung über die Welterzeugung und
den Weltverbrauch an Streichhölzern, welch letzteren er auf
4 675 650 000 000 Stück ſchätzt — eine Zahl, die deutſchen Leſern nicht
übertrieben erſcheinen wird — wofür gegen 200 Mill. Dollar jährlich
verausgabt werden dürften.
Dieſe Schätzungen über Verbrauch und Koſten für den ſchließlichen
Verbraucher ſtützen ſich auf Angaben der Streichholzinduſtrie in allen
Ländern. Eine kürzlich in London veröffentlichte Statiſtik ſchätzt den
täg=
lichen Verbrauch pro Kopf der Bevölkerung in Europa auf 6—10 Stück.
eine amerikaniſche Stelle den Verbrauch der Vereinigten Staaten auf
7 Stück. Das ergäbe bei einer Geſamtbevölkerung der Erde von 1830
Millionen einen Tagesverbrauch von 4 675 650 000 000 Streichhölzern,
deren Koſten für den Verbraucher ſich auf die vorgenannte Summe von
200 Mill. Dollar belaufen dürften.
Der weitaus größte Teil dieſes Konſums wird gedeckt von einem
halben Dutzend hierfür beſonders geeigneter Länder, die über reichliche
Reſerven der für die Streichholzfabrikation beſonders geeigneten
Holz=
ſorten, zweitens über das Kapital, das für die ziemlich komplizierte und
koſtſpielige Herſtellung erforderlich iſr, und drittens über die nötigen Ar
beitskräfte verfügen. Das geeignetſte Holz liefern Eſpe und Weißtanne,
welch letztere in den Vereinigten Staaten ausſchließlich Verwendung
finder; die Länder mit der größten Streichholzproduktion ſind demgemäß
die Vereinigten Staaten, Schweden und Japan und nächſt ihnen Englanl
und Deutſchland, die ihren Bedarf an Eſpenholz aus Schweden beziehen.
Japan deckt den Bedarf ſeiner Zündholzfabriten teils aus ſeinen eigenen
teils aus den Wäldern der Mandſchurei und Oſtſibiriens. Auch Rußland
mit ſeinem Waldreichtum war vor dem Kriege in größerem Umfange
Produzent von Streichhölzern.
Zu den Ländern mit geringer Streichholzfabrikation gehört
Frank=
reich, wo ſie Regierungsmonopol iſt mit der Folge, daß dort die
Streich=
hölzer weſentlich ſchlechter und auch erheblich teurer ſind als anderswo,
wo die Konkurrenz die Preiſe niedrig hält.
Von dem Weltverbrauch an Streichhölzern werden rund 33 Prozent
in den Vereinigten Staaten, je 20 Prozent in Schweden und Japan,
15 Prozent in England und der Reſt in Deutſchland, Norwegen, Polen
und zu einem geringen Teile in Frankreich und China hergeſtellt. Die
Vereinigten Staaten führen, trotzdem ſie die größte Produktion
aufwei=
en, nur geringe Mengen von Streichhölzern aus; Hauptausfuhrländer
find Japan und Schweden; Japan deckt den Bedarf des fernen Oſten,
be=
ſonders Indiens, Chinas und Niederländiſch=Indiens, während
Schwe=
den, außer nach den angrenzenden europäiſchen Ländern, beſonders auch
nach Afrika, Südamerika und Auſtralien exportiert. Die in Schweden
und Japan hergeſtellten Streichhölzer ſind meiſt ſogenannte „
Sicherheits=
reichhölzer, wahrend dieſe Sorte nur etwa ein Drittel der amerianiſchen
Produktion ausmacht.
Trotzdem allex Welt das Streichholz als eine wenig koſtſpielige Sache
gilt, hat die Streichholzinduſtrie, an der Produktion gemeſſen, einen
rela=
tiv weit größeren Bedarf an Kapital als viele andere wichtige
Erzeug=
niſſe. Der amerikaniſche Indurie=Zenſus von 1920 beziffert die
Kapitali=
ſierung der amerikaniſchen Zündholzinduſtrie auf rund 30 Mill. Dollar.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
* Der überwertete Dollar. In holländiſchen
Finanzblät=
tern weiſt man darauf hin, daß niederländiſche Geſchäftsleute in
Deutſch=
land um größere Beträge geſchädigt wurden, weil man die Goldmark
nicht zu 60 Cents, wie vor dem Kriege, ſondern zu 65 Cents oder mehr
bewertet. Es wird mitgeteilt, daß zwiſchen der engliſchen, ſchwveizeriſchen
und niederländiſchen Regierung Verhandlungen ſchweben, um
Deutſch=
land zu veranlaſſen, ſeine Gold=Mark=Politik zu ändern und die
Gold=
mark nicht mehr auf den Dollar, ſondern auf London oder Amſterdam
zu baſieren. Man nimmt an, daß die deutſche Regierung ſich geneigt
zeigt, ihre Gold=Mark=Politik zu ändern, zumal jetzt, wo ſie verſucht, die
Löhne ſowie die Lebensmittelpreiſe zu drücken, um Deutſchland konkur
renzfähig zu machen. Der niederländiſche Volkswirtſchaftler, Exminiſter
Treub, erklärt, daß Gulden und Pfund nicht entwertet, ſondern lediglich
der Dollar überwertet ſei und daß es ein finanzieller Unfug ſei, wenn
unze Welt wie hypnotiſiert auf den Dollar ſtarre.
Die Koksausfuhr aus dem Ruhrgebier. Die
Journee induſtrielle” veröffentlicht folgende Koksausfuhr aus dem
Ruhrgebiet: Ueber Ehrang: am 15. Januar 7708, am 16. Jan. 4798,
am 17. Jan. 5180, am 18. Jan. 5026, am 19. Jan. 5026, am 19. Jan.
1856, am 20. Jan. 5000, am 21. Jan. 8568 Tonnen; über Aachen: am
15. Januar 4163, am 16. Jan. 4624, am 17. Jan. 4283, am 18. Jan.
4686, am 19. Jan. 3083, am 20. Jan. 2565, am 21. Jan. 3234 Tonnen.
Die Geſamtzufuhr in der Berichtswoche beläuft ſich auf 47864, der
Tagesdurchſchnitt auf 9695 Tonnen.
Deutſche Allg. Superphosphat A. G. „Daſag” i
Berlin. Aus Saulgau wird berichtet: Die Deutſche Allgem.
Superphosphat A. G. „Dafag” in Berlin beabſichtigt, wie in anderen
vberſchwäbiſchen Orten mit über 5000 Einwohner und in größeren
Städten des Unterlandes, ſo auch hier, eine Trockendüng
fabrik zu erſtellen. Die Geſamtanlage (ob mit Gleisanſchluß, ſteht
noch nicht feſt) erfordert eine Bauplatzgröße von zirka einem Morgen.
Die Leiſtungen der Stadt beſchränken ſich auf die Abtretung des
Bau=
grundſtückes.
Herabſetzung der Beitragsvorſchüfſe zur
Groß=
handels= und Lagerei=Berufsgenoſſenſchaft. Die
außerordentliche Belaſtung der Großhandelsbetriebe, durch die in den
letzten Monaten von der Großhandels= und Lagerei=Berufsgenoſſenſchaft
erhobenen Beitragsvorſchüſſe nach der Kopfzahl der verſicherten
Per=
ſonen, haben den Zentralverband des Deutſchen Großhandels veranlaßt,
bei der Großhandels= und Lagerei=Berufsgenoſſenſchaft eine Herabſetzung
der Beitragsvorſchüſſe anzuregen. Eine Vorſtandsſitzung der
Groß=
handels= und Lagerei=Berufsgenoſſenſchaft iſt dieſer Anregung gefolgt
und hat die nachſtehenden Beſchlüſſe gefaßt: „Das Vorſchußverfahren für
das Jahr 1924 wird unter Aufhebung der Zahlungsaufforderung vom
5. November v. Js. wie folgt geregelt: a) Die Erhebung des
Beitrags=
vorſchuſſes nach der Kopfzahl der verſicherten Perſonen fällt fort. Die
Berechnung erfolgt wieder nach feſten Prozentſätzen der gezahlten
anrech=
nungsfähigen Löhne und Gehälter. b) Die Einziehung des
Beitragsvor=
ſchufſes ſoll nicht mehr allmonatlich, ſondern nur noch
viertel=
ährlich erfolgen. c) Der nächſte Beitragsvorſchuß iſt erſt Anfang
April d. Js. fällig. In den Monaten Februar und März ſollen keine
Vorſchüſſe eingefordert werden. () Die Zahl der Beitragsgruppen wird
von 4 auf 8 erhöht. e) Danach ſind als Beitragsvorſchuß für das erſte
Vierteljahr 1924 von den in den Monaten Januar bis März 1924
ge=
zahlten aurechnungsfähigen Löhnen und Gehältern nachſtehende
Prozent=
fätze an die Berufsgenoſſenſchaft abzuführen:
Giefahrklaſſe Lf. Nr.: 1—6 Beitragsvorſchuß: 1,5 Prozent,
k) Danach betragen bis auf weiteres die neuen Beitragsvorſchüſſe für
die niedrigſte Gefahrklaſſe 1,5 Prozent, für die höchſte Gefahrklaſſe
5 Prozent, im Durchſchnitt 3 Prozent. Für die Monate November
und Dezember des Vorjahres wurden 4 bis 8 Goldmark, im Durchſchnitt
6 Goldmark auf den Kopf der vollbeſchäftigten Perſonen erhoben. Die
neuen Sätze bedeuten eine Herabſetzung des Beitragsvorſchuſſes auf etwa
die Hälfte, in einzelnen Gewerbezweigen, in denen die Löhne
verhält=
nismäßig niedrig ſind, ſogar auf ein Drittel. g) Rückſtände auf die
Bei=
tragsvorſchüſſe für das Jahr 1923, die nach den jetzigen Beſchlüſſen als
feſte Mitgliederbeiträge zu verbuchen ſind, ſind ſelbſtverſtändlich noch in
der bisherigen Höhe an die Berufsgenoſſenſchaft abzuführen.”
Verſicherungsweſen.
Die Deutſche Feuerverficherungs=Vereinigung
Berlin hat ſich nach 25jährigem Beſtehen gemäß dem Beſchluß
er am 24. Januar ſtattgehabten Generalverſammlung aufgelöſt. Für
Bearbeitung der allgemeinen, das Feuerberſicherungsweſen
betreffen=
in geſetzlichen, wirtfchaftlichen und techniſchen Angelegenheiten wird
8 auf weiteres der ſeit 50 Jahren beſtehende Verband deutſcher Privat=
0 Feuerverſicherungsgeſellſchaften eintreten.
Die Wirtſchaft des Auslandes.
— Deſterr. Sübbahnprioritäten. Da die von 1919 bis
22 vorgenommenen Ausloſungen von Sproz.
Schuldverſchreibun=
en gemäß Art. 21 des Abkommens zwiſchen den beteiligten Staaten
ter Beitritt eines Komitees, das die Obligationen vertritt, als
un=
ültig erklärt worden ſind, ſind die in der angegebenen Zeit
aus=
eloften Ohligationen als unberloſt lieferbgr.
Erwerbsgeſellſchaften.
* Die Konzerne der Papierinduſtrie. Anläßlich der
beabſichtigten Zulaſſung der Natron=Zellſtoff A. G. zum variablen
Ver=
kehr dürften einige Angaben über die führenden Konzerne in der
Papier=
abrikation intereſſieren. Zu den drei größten Konzernen der
Papier=
induſtrie gehören gegenwärtig der Natron=Konzern,
Aſchaf=
enburger und Stinnes=Konzern, zu denen ſich als kleinere
Betriebe die Zellſtoffabrik Waldhof und die Feldmühle=
A.=G. geſellen. Die im Stinnes=Konzern zuſammengefaßten Fabriken
dienen größtenteils der Papierverſorgung der Stinnesſchen
Zeitungs=
betriebe und gehören nur zum geringſten Teile zu den an der Börſe
notierten Werten. Immerhin hatten bis vor kurzem der
Aſchaffen=
burger und Stinnes=Konzern eine führende Stelle in der
Papierfabri=
kation. Vor zirka einem Jahre nahm die Natron=Zellſtoff A. G. durch,
die Beteiligung der bekannten Hartmannſchen Gruppe eine gewaltige
Ausdehnung, die ihr eine führende Stellung in der Papierfabrikation
einräumte. Der Hartmannſche Konzern, umfaſſend die Koſt
heimer Zelluloſe= und Papierfabrik, die Dresdener Chromo= und
Kunſt=
druckpapier=Fabrik und die Papierfabrik Krappitz, erwarb vor einiger
Zeit die Majorität der Natron=Zellſtoff=A. G. und die ihnen bereits
angegliederten Unternehmungen von der Robert Friedländer=Gruppe
wodurch zu den acht Fabriken der Natron=Zell A.G. ein ſehr erhebliche:
Nachtzufluß durch die ausgedehnte Organiſation des Hartmannſchen
Konzerns hinzukam. Zu den eigenen Fabriken der Natron=Zell. A. G.
gehören die Zellulvſefabriken in Alldam, Stahlhammer, Abendſtadt,
Rachehlen, zum Konzern der Natron=Zell A. G. die Gräflich Henckel
Donnersmarkſche Papierfabrik, die Oberſchleſiſchen Zellſtoffwerke und
eine Reihe von G.m.b.H. der Papierinduſtrie. Was die heute beſonders
wühtige Frage der Subſtanz im Verhältnis zum Aktienkapital
anbe=
trifft, ſo hat die Natron=Zell A. G. durch die von ihr erworbenen
Fabri=
ken und dem Kräftezufluß durch die Verbindung mit der Hartmaunſchen
Gruppe eine dem gegenwärtigen Aktienkapital von 80 Mill. Stamm=
und 50 Mill. Vorzugsaktien entſprechende Subſtanz.
Der Aſchaffenburger Konzern unterſcheidet ſich in der
Hauptſache von der Natron=Zell A.G. durch die Herſtellungsart des
Papierſtoffes. Er arbeitet nach dem Sulfitverfahren, während die
Be=
handlung des Zellſtoffes der Natonag durch Natronlauge vorgenommen
wird, die insbeſondere für die Fabrikation von Packpapier ſich als
be=
ſonders zweckmäßig erwieſen hat. Die Aſchaffenburger Papierfabrik
verfügt über einen ausgedehnten Waldbeſitz, hat ferner das
Geſamt=
kapital der Oberbayeriſchen Zellſtoff= und Papierfabriken, ſowie die
Niederrheiniſche Zellſtoff A. G. und die Zelluloſefabrik Memel in ihrem
Beſitz. Das Aktienkapital der A.3.P. beträgt 48 Millionen Mark.
Die Zellſtoffabrik Waldhof, die ihr Kapital auf 400
Mill. Mk. erhöhte, hat außer der Ruſſiſchen A. G. und der Zellſtoffabrik
Waldhof keine weiteren Beteiligungen. — Die Feldmühle A. G. mit
einem Kapital von 160 Mill. beſitzt nur die Stettiner und die Libauer
Fabrik. Die Geſchäftslage bei den größten Konzernen der
Papierindu=
ſtrie wird infolge der guten Verbindungen mit dem Auslande und der
Unabhängigkeit der Rohſtoffverſorgung als günſtig bezeichnet, ſo daß
auch die jetzt wieder in den Vordergrund tretende Nentabilitätsfrage
eine den Umſtänden entfprechende befriedigende Löſung finden dürfte.
Harkortſche Bergwerke und chem. Fabriken. Die
Generalverſammlung genehmigte den Abſchluß. Von der Verteilung
einer Dividende wird Abſtand genommen. Hofkammerrat Dr. W.
Eber=
bach=Gera wurde neu in den Aufſichtsrat gewählt. Es wurde
Satzungs=
änderung beſchloſſen, dahingehend, daß der geſamte Aufſichtsrat eine
feſte Vergütung von jährlich 20 000 Goldmark erhalten ſoll. Ueber die
Ausſichten des neuen Geſchäftsjahres wurde auf Anfrage ſeitens der
Verwaltung mitgeteilt, daß die erſte Hälfte des neuen Geſchäftsjahres
nicht ungünſtig verlaufen ſei. Das Werk Haſpe, das durch den
Ruhrein=
bruch zum Erliegen gekommen ſei, wird in kurzem den Betrieb wieder
aufnehmen.
Intereſſen=Gemeinſchaft zwiſchen Maſchinen=
Fabriken und Eiſengießereien. Eine Intereſſen=
Gemein=
ſchaft zwiſchen Maſchinen=Fabriken und Eiſengießereien wird, wie die
„Rhein. Weſtfäl. Zeitung” hört, jetzt angeſtrebt. Der Grundgedanke der
geplanten Intereſſen=Gemeinſchaft ſei der, daß die Gießereien den
Be=
darf der Maſchinen=Fabriken in Guß=Waren liefern, während die
Maſchinen=Fabriken den entſprechenden Gegenwert an Maſchinen einer
neu zu gründenden oder zu übernehmenden Handelsgeſellſchaft
abneh=
men und der Erlös aus dieſen Verkäufen in entſprechender Weiſe zur
Verteilung kommt.
L. Brauereigeſellſchaft zum Engel vorm. Chr.
Hofmann, A.=G., Heidelberg. Die am 23. d. M. ſtattgehabte
G.=V. beſchloß den nach Abzug von 30 500 Mk. verbleibenden Reingewinn
einſchließlich Vortrag vom Vorjahre mit Mk. 2145 133 208,22 auf das
veue Geſchäftsjahrevorzutragen.
* Deutſche Erdöl=A. G. Wie in einem Kommuniqué der
Verwaltung mitgeteilt wird, iſt die Beſchäftigung der Geſellſchaft
zu=
friedenſtellend. Die Braunkohlenbergwerke hätten beſſeren Abſatz zu
verzeichnen als ſeit langer Zeit. Auch im Oelgeſchäft ſind die
Verhält=
niſſe günſtig, da die Preiſe ſteigende Tendenz aufweiſen und Aufträge
in durchaus befriedigendem Umfange einlaufen.
„Ohim”, Deutſche Holzimport=A. G. Die Geſellſchaft
beabſichtigt, ihr gegenwärtiges Aktienkapital von 50 Millionen Mark
zwecks Umſtellung auf Goldrechnung auf 2,5 Millionen Goldmark h.
abzuſetzen. Dadurch fällt den Beſitzern von je zwei Aktien zu 1000
Mk=
eine neue Aktie im Werte von 100 Goldmark zu. Der zum 23. Februar
einberufenen Generalverſammlung ſoll unter anderem über
Fuſions=
pläne in Verbindung mit evtl. Umtauſchrechten der Aktien gegen
feſt=
verzinsliche Guldenobligationen der holländiſchen Schweſtergeſellſchift
Bericht erſtattet werden.
Banken.
* Deutſche Bank in Konſtantinopel. Die Filiale der
Deutſchen Bank in Konſtantinopel teilt mit, daß ſie ihren
Geſchäftsbe=
trieb in beſchränktem Umfange, nachdem auf Grund des Lauſanner
Ver=
trages die Kontrolle der Entente über die ausländiſchen Bank=Inſtitute
aufgehört hat, wieder aufgenommen hat.
*SociétéGenerale Alſacienne de Bangue,
Straß=
burg. Der Aufſichtsrat der Allgemeinen Elſäſſiſchen Bankgeſellſchaft
hat in ſeiner Sitzung vom 12. Januar 1924 von dem Ergebnis des
Rech=
nungsjahrs 1923 Kenntnis genommen. Obwohl die Ergebniſſe des
Jah=
res 1923 diejenigen des Jahres 1922 leicht überſchreiten, werden die
Di=
videnden der auf den 3. März 1924 einberufenen G.=V. den letztjährigen
Betrag von 9 Prozent nicht überſchreiten.
Warenmärkie.
* Von den ſüddeutſchen Waren= und
Produkten=
märkten. Deviſen, Geldmarkt, Frachtenmarkt und Witterung haben
in dieſer Woche ihre Wirkung in nachhaltiger Weiſe auf die
Wochen=
märkte ausgeübt. Was den Deviſenmarkt anlangt, ſo zeigt ſich — von
der politiſchen Seite natürlich abgeſehen — immer deutlicher, daß
deutſchland kein direktes Intereſſe an ber Kursſenkung des franzöſiſchen
oder belgiſchen Franken hat, daß ſie dielmehr ziemliche Verwirrung in
das deutſche Geſchäftsleben hineinträgt. Schon rufen die deutſchen
Mühlen nach Schutz für ihre Induſtrie; die Zementinduſtrie
Deutſch=
lands ſtößt bei Export überall auf die außergewöhnlich billigen Offerten
der belgiſchen Induſtrie, die zu niedriger Preisſtellung neben
Subven=
tionen durch die Entwertung des belgiſchen Franken ermutigt wird. Die
deutſchen Eiſenpreife werden durch die franzöſiſche Eiſeninduſtrie
unter=
boten, die den deutſchen Inlandsmarkt mit franzöſiſchem Material
über=
ſchwemmen. Die Verknappung am Geldmarkt und die dadurch
notwen=
dig gewordenen Kreditreſtriktionen behindern den Getreideankauf der
Mühlen, der Brauereien und des Großhandels. Der Weltfrachtenmarkt
hat ſich weiter befeſtigt und belebt, wobei namentlich umfangreiche
Ge=
treidekäufe der europäiſchen Länder mitſprechen und die vorübergehend
mildere Witterung hat die Binnenſchifahrt freigegeben, ſo daß
zahl=
reiche Schiffe auch die Mannheimer Häfen erreichen konnten.
Am Getreidemarkt verlief das Geſchäft während des
gro=
ßen Teils der Woche ruhig, zumal die Krediterſchwerungen vielfach dazu
führten, daß Beſtände aus ſchwachen Händen abgeſtoßen wurden, die
Mühlen ſich aber gleichzeitig wegen des wachſenden ausländiſhen
Wett=
bewerbs am Mehlmarkt Zurückhaltung auferlegten. Das Ausland
betundete ziemlich feſte Haltung. Man verlangt für Weizen Manitoba I
auf Abladung 12,80 Fl. eif. Rorterdam, rheinſchwimmend 12 75 Fl. eif.
Nannheim, Manitoba III, rheinſchwimmend 12,30 Fl. eif. Mannheim.
Südruſſiſcher Roggen lag etwas feſter mit 9,85—9,95 Fl. die 100 Kilo eif.
Mannheim: Mais, Galfox, koſtete 11 Fl. eif., bezw. 18,25 Goldmar
bahnfrei Mannheim; weißer Natalſaatmais 22 Goldmark, bzw. Natal II
12½ Fl., bahnfrei Mannheim; nordruſſifcher Hafer 94/, F1. eif.
Maun=
heim. Bei Inlandsgetreide ſtagnierte das Geſchäft für Weizen zeitweiſe
völlig: die inländiſche Landwirtſchaft trat als Käufer auf.
Mitteldeut=
ſiher Weizen ab Magbeburg 16—16,40 G.=M. ſe 100 Kilo, Ware bahnfrei
Kannheim 18.50 —19,50 Goldmark. Für Gerſte beſtand ſeitens der
Mälzereien und Brauereien nur mäßiges Intereſſe, dagegen übernahm
der
Großhandel mauches vom Landhandel; gute Gerſte bedang 18,75—
19 25 Goldmark, Futtergerſke 10,60 Fl., bzw. 18 Goldmark. Hafer hatte
flauen Markt bei ſtarkem Angebot und weichenden Preiſen. Die
Preiſe ſchwankten zwiſchen 13,75 und 14,50 Goldmark ah
württembergi=
ſcher oder badiſcher Station; bahnfrei 14,75—15,25 Goldmark die 100
Kilo. Mais traf ziemlich viel auf dem Rhein ein. Die Empfänger
tra=
ten, ſoweit ſie mit Rückſicht auf die Umſatzſteuer nicht über Lager gehen
vollten, als Verkäufer auf, ſo daß der Artikel Schwankungen unterlag;
e* wurde zuletzt bahnfrei Mannheim, mit 18,50—19 Goldmark die
100 Kilo genannt.
Für Mehl haben die Mühlen, um der Auslandskonkurrenz zu
begegnen, ihre Preiſe ermäßigt auf 28,50—29,25 Goldmark für
Weizen=
mehl Spezial 0 und 24,50—25,25 Goldmark für Roggenmehl; die
zweite Hand gab Weizenmehl zu 28,75—28,25 Goldmark, Roggenmehl
zu 23,75 G.=Mk. ab. Holländiſches Rogenmehl wurde mit 15,20 Fl.
bahnfrei Mannheim und 14,80 Fl. cif. Mannheim die 100 Kilo ange
boten; „es war ferner auf Abladung per Februar—März und März—
April zu 135 fr. Franken eif. Mannheim, Kaſſe bei Ankunft, holländi
ſches Mehl angeboten. Dagegen wurde für franzöſiſches Weizenmehl
136—138 fr. Fr., ja nach Qualitat und Abladung, verlangt, bzw. 6,9 Doll.
Argentiniſches Mehl gleichfalls angeboten, doch wurde nichts von
Ab=
ſchlüſſen bekannt. Das dieſe Woche zum Angebot gelangte italien. Mehl
und tſchechoſlowakiſche Mehl kommt nur für die Grenzgebiete in Frage
Mitteldeutſches Weizenmehl, das anfangs noch 29,25 G.=Mk. bedang,
ging im Wochenverlauf auf 25,50 G.=Mk. zurück, Roggenmahlmehl mit
teldeutſcher Mühlen war mit 14 G.=Mk. ab Mühle erhältlich;
Weizen=
kleie koſtete 8,75—9 G.=Mk., Roggenkleie 8,50—8,75 G.=Mk. die 100 Kilo
Von Hülſenfrüchten waren weiße Donaubohnen mit 3 Proz
Einwurf (farbige oder verkrüppelte Bohnen) zu Dollar 8 ab Frankfurter
Gegend angeboten, loſe, ohne Sack, je 100 Kilo.
Futterartikel haben ihre Preiſe ziemlich gut erhalten,
wenn=
gleich der Konſum nur zur Deckung des allernotwendigſten ſich
herbei=
läßt. Man verlangt für je 100 Kilo Rapskuchen 12—12,50 G.=Mk. ab
ſüdd. Oelmühle; Weizenfuttermehl 12,50—13 G.=Mk. ohne Sc
Trockenſchnitzel 10,75—11,50 G.=Mk. ohne Sack, je nach Fabrikation;
Malzkeime, ohne Sack, 12 G.=Mk., Biertreber 11—12 G.=Mk., ohr
Sack, ab badiſcher oder württembergiſcher Station; ab bayeriſchen
Sta=
tionen war etwas billiger anzukommen; Melaſſefutter 8,50—9 G.=Mk.
je nach Qualität und Miſchungsverhältnis. Neuerdings wurden auch
italieniſche Reisfuttermehle angeboten, die indeſſen bis jetzt hierher keine
Rechnung laſſen.
Am Rauhfuttermarkt verlangte man für Wieſenheu, Ioſe
7—8 G.=Mk., für Rotkleeheu 8—9 G.=Mk., für Preßſtroh 4—4,50 G.=Mk.
die 100 Kilo.
Kleeſaaten waren wieder in ſehr ſchöner Ware angeboten.
Gefordert wurde am Wochenſchluß, je nach Qualität, je Zentner: Lu
zerne 62—70 G.=Mk., Rotkleeſamen 68—78 G.=Mk. und Esparfette
20 G.=Mk., Frachtparität ſüdd. Station.
Hopfen hatte ausgeſprochen feſte Tendenz, bei faſt täglich ſtei
genden Preiſen, ſo daß bereits die Grenze von 700 G.=Mk. erreich
worden iſt. In Südwveſtdeutſchland richtet man ſich dabei in der
Haupt=
ſache nach dem Nürnberger Maukt. In Baden und Württemberg ſind
die Pflanzer in der Hauptſache ausverkauft, die noch vorhandenen
ge=
ringen Vorräte befinden ſich bei den Kundſchaftshändlern; die
Platz=
händler ſind vollſtändig ausverkauft. Die hohen, jetzt in Goldmart
bezahlten Preiſe werden jedenfalls den Pflanzern Anlaß geben, ſich
wieder mehr dem Hopfenbau zu widmen, ſo daß die, namentlich in
Ba=
den und Württemberg, außerordentlich — in manchen Bezirken bis auf
5 Proz. der Vorkriegszeit — zurückgegangene Anbaufläche ſich wieder
vergrößern dürfte
Talz verzeichnete ſtetigen Markt, obwohl neuerdings zu der
el=
ſäſſiſch=franzöſiſchen Konkurrenz auch noch polniſcher Wettbewerb
ge=
kommen iſt. Von dieſer Seite waren Offerten für gute Qualitätsmalze
mit Gehaltsgarantie zu 13 Fl. die 100 Kilo am Markte, eif. Rotterdam.
Der Prcis für gute deutſche Malze bewegt ſich zwiſchen 32—34 G.=Mk.,
die 100 Kilo, ab Station, wobei für beſonders gute Qualitäten 1—2
Goldmark mehr bewilligt werden.
Tabake wurden in einzelnen Ortſchaften der Pfalz zu 35—
45 G.=Mk. verkauft, im badiſchen Oberland wurden ſie mit 40—45 G.=
Mk. bezahlt, in Blankſtadt gingen fermentierte Tabake zu 63 G.=Mk.,
aufgezogener Tabak zu 32—35 G.=Mk. der Zeutner um. Der Einkauf
iſt wieder etwas lebhafter, die Preiſe ſind feſt und ſteigend. Die
Fabri=
kation iſt ſehr gut beſchäftigt, bei flotter gewordenem Abſatz. Ju
Schneidetabak erfolgten Abſchlüſſe auf Lieferung per Februar und
Marz. Nippen in trockener Ware geſucht; pfälziſche 17—18 Fl.,
über=
ſeeiſche Nippen 19—20 Fl. je Zentner bezahlt.
* Berliner Produktenbericht. Die im
Produktender=
kehr anhaltende Geſchäftsſtille hängt, wie ſchon an den Vortagen, mit
der außerordentlichen Luſtloſigkeit im Mehlgeſchäft zuſammen. Die
Bäcker kaufen ſo gut wie gar nichts, weil auf eine weſtere Herabſetzung
der Backwarenpreiſe gedrängt wird. Daher hält ſich auch der
berufs=
mäßige Handel mit Mehlankaufen zurück, was wiederum zur Folge hat
daß die Mühlen ihre Anſchaffungen von Rohmaterial weiter
einſchrän=
ken. Das Inlandsangebot iſt etwas geringer geworden. Die Preiſe
erfuhren allgemein wenig Veränderungen. Zumeiſt vermochten ſie ſich
zu behaupten. Verſchiedentlich war aber etwas billiger anzukommen.
Börſen.
Berliner Börſenbericht. Am Deviſenmarkt hielt ſich
heute die Nachfrage ungefähr in den geſtrigen Grenzen, ſo daß ſowohl
in den Notizen als auch in der Zuteilung Veränderungen ſo gut wie
nicht erfolgten. Budapeſt lag aber etwas höher in Rückwirkung der
Zuſtandekommens der Völkerbundsanleihe. Vom Effektenverkehr iſt nicht
viel zu berichten. Seitens der in geringer Anzahl anweſenden
Inter=
eſſenten beſtand. Intereſſe für die bereits in den letzten Tagen
ton=
angebenden Spezialpapiere, für welche zumeiſt etwas höhere Kurſe zu
hören waren. Dasſelbe gilt auch für heimiſche Anleihen, namentlich für
Kriegsanleihen, da man hartnäckig daran feſthält, daß in der
Aufwer=
tungsfrage trotz der ablehnenden Haltung der Regierung doch noch
nicht das letzte Wort geſprochen iſt.
* Börſenbericht vom 21.—26. Januar (mitgeteilt von
der Deutſchen Bank, Filiale Darmſtadt). Die ſeit langem an der Börſe
herrſchende luſtloſe und zurückhaltende Stimmung blieb im Großen
und Ganzen auch in der abgelaufenen Woche beſtehen, doch erfuhr das
Börſenbild immerhin inſofern eine Aenderung, als die Betätigung des
Publikums etwas größer geworden iſt und für einzelne Spezialgebiete
zeitweiſe recht lebhaftes Intereſſe beſtand. Das Geſchäft erfuhr eine
gewiſſe Auregung einmal durch die Verhandlungen der
Sachverſtändi=
genkommiſſion in Paris, deren bisheriger Verlauf die Ausſichten auf
einen ausländiſchen Kredit nicht ganz ungünſtig erſcheinen läßt, und
dann durch Nachrichten aus einzelnen Induſtriezwcigen, die eine gelviſie
Belebung des Abſatzes feſtſtellen können. Als bevorzugtes Sondergebiet
iſt beſonders der Bankaktienmarkt zu nennen, ivo die Aktien der
Darw=
ſtädter Bank eine recht anſehnliche Kursſteigerung erfuhren, und zwar
auf Gerüchte, wonach die Bank im Begriff ſtehe, einen größeren
Aus=
landskredit aufzunehmen. Die Nachfrage nach dieſen Aktien ließ ſich
auch durch wiederholte Dementis der Bankleitung richt beirren, und die
Bewegung griff in gewiſſem Maße auch auf die übrigen
Großbankwert=
über. Weiter zeigte ſich wieder lebhaftes Intereſſe für die Aktien des
Anilinkonzerns, von denen eine Zeit lang beſondc=s Chemiſche Grie= bevorzugt waren, und für einige Bahnenaktien wie Elektriſche
Hochbahn= und Hamburger Hochbahn=Aktien. Ganz allgemein tritt
mehr und mehr die Neigung hervor, die Aktien nach ihrem
Coldbilonz=
wert und nach ihrer vorausſichtlichen Nentabilität zu bewerten, und es
finden demgemäß bereits recht zahlreiche Umtauſch=Transaktionien ſratt.
Eine beſondere Stellung nahm wieder der Markt der cinheimiſchen
Renten ein, an dem es zu Beginn der Woche zunächſt zu einem ſcharfen
Rückſchlag kam. Das Kursnibeau ſank hier um über die Hälfte des am
Freitag erreichten Höchſtſtandes, um ſich dann langſam wieder zu
ei=
heben.
Fachliteratur.
— Goldbilanzen. Der erſte Kommentar zur Verordnung
über die Goldbilanzen vom 28. Dezember 1923 iſt aus der Feder von
Rechtsanwalt Dr. Fürnrohr=München im Verlag von J. Schweitzer
(Artur Sellier), München=Berlin=Leipzig, erſchienen.
Deviſenmarkt.
Säutlihe Zahlen verſtehen ſich als 1000 Mk.
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.....
.
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Zuenos=Atres. . . . . . . . . .
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4511
3400000.
975000.—
7467500
150000
A—
Biſt.—
Nummer 23.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 23. Januar 1924.
Seite 11.
Hans Peter Kromm der Lebendige.
Eine Geſchichte von Ufer zu Ufer
von Johanna Wolff.
31)
(Nachdruck verbvten.)
Von da ab beobachtete der Herr Lehrer Engerlingk, wie die
beiden Schüler öfter einander halfen; Hildes Buchſtaben
ver=
koren an Steifheit und wurden „ſchön”, und Peterles wurden
„richtiger”. Und der Herr Lehrer war verſtändig genug, die
Kin=
der nicht zu ſtören, da gewannen ſie ein Zutrauen zu ihm. Am
liebſten aber mochten ſie, wenn er nach der Kuh ſah; dann legte
Hilde wohl ihren Arm um des Knaben Hals, und Kopf an Kopf
gedrängt waren ſie ganz verloren in das, was Hans Peter vor
ich hatte. Das war aber nichts Geſchriebenes, ſondern er
zeich=
nete. Manchmal wurde es zerriſſen, öfter ſteckte Hilde es ſtill in
die Taſche, „für die Puppenſtube”, ſagte ſie. Und der „junge
Künſtler” ließ es geſchehen.
„Muttle,” ſagte Meretens Sohn, da er eines Samstags aus
dem Unterricht nach Hauſe kam, „Hilde Stettner ſagt, ich darf
zu ihnen zum Spielen kommen, der Erich iſt da.‟
„Wer iſt der Erich?” fragte die Mutter, „Du haſt mir nie
von ihm erzählt.”
„Erich iſt Hildes großer Bruder, der wohnt jetzt in Wöllmen,
weil er da in die Stadtſchule geht. Er iſt ſchon zwölf Jahre alt
und ſein Kopf geht ganz über meinen; er hat Hilde abgeholt, und
ſie haben mich hergebracht, guck, da unten ſind ſie.”
Sie dürfen gern hereinkommen,” ſagte Merete freundlich,
„willſt Du ſte nicht rufen?”
Hans Peter ſchüttelte den Kopf. „Sie warten auf mich
ich mochte lieber gehen.‟ Das kam faſt ängſtlich heraus.
„So lauf,” ſagte die Mutter, „ein andermal ſollen ſie aber
heraufkommen und mir Guten Tag ſagen.” Merete gedachte
daran, daß der Herr Lehrer Engerlingk ihr geſagt, es wäre nicht
gut, den Knaben ſo allein aufwachſen zu laſſen, er müſſe
Spiel=
gefährten haben; darum ſah ſie auch gern, daß ihr Sohn mit
Lude Spatt umging, deſſen Vater die Poſt hatte. Lude war auch
ſchon über zehn Jahre alt und aß immer für dreie, wenn er zum
Abendbrot blieb, doch das wurde ihm gern gegeben, weil er ein
guter Junge war. Lude verſtand aus Lehm kleine Männer und
Töpfe und Teller zu kneten; das machte wenig Geräuſch.
Jetzt lief Hans Peter glückſelig davon; die Erlaubnis, mit
dem Stadtſchüler verkehren zu dürfen, machte ihn ſtolz. Und
dann: ſein Vater war ja auch Hildes Vater! Der hatte ſein
Ge=
ſchriebenes angeſehen und hatte es „ſchön” gefunden.
Das Bubenherz ſtand fürs erſte in „Feuer und Flammen”
für den älteren Erich und war eitel Bewunderung für deſſen
Kunſtſtücke und für ſeine Anführung in Spiel.. Erich beſaß einen
richtigen Flitzbogen, er wußte mit einem Stab und einer Keule
wunderſame Bewegungen auszuführen, er machte ſchöne Turn=
und Freiübungen vor. Auch Lude Spatt durfte kommen, und
der Große übte wie ein Vorgeſetzter die Jüngeren ein. Hilde tat
natürlich mit wie ein Mann. Hans Peter war gutmütig und ließ
ſich von Erich ausnutzen. Zuweilen werkte er für ihn wie ein
leiner Knecht, putzte ihm Anzug und Stiefel und ganz heimlich
brachte er ihm aus Mutters Speiſekammer Wurſt und Käſe mit.
— Wilfrid Stettner, der Vater, ſchien ein berbitterter Mann zu
ſein; die Kinder waren ſich ſehr viel ſelbſt überlaſſen, ſie taten
wie ſie mochten, wenn er ſie aber anrief, gehorchten ſie ſofort,
Hilde mit freudiger Willigkeit, Erich mit hinterhältigem Murren
und nicht gerade ehrerbietigem Seitenhlick.
Gelegentlich kam Herr Stettner, den Spielgenoſſen ſeiner
Kinder anzuſehen. „Kleiner Malmann”, ſagte er und ſchoß einen
merkwürdigen Sprungblick auf den Knaben. „Komm her, ich will
Dir etwas zeigen. Magſt auch — wie?” Und er ſtrich dem
frem=
den Buben über den Kopf.
In ſeinem Arbeitszimmer faltete der Maler dann eine
Mappe auseinander. Welch neues Erleben für Peterle ſtieg da
hinter den grünen Pappdedeln hervor! Anders war’s, als was
er hinter dem braunen Schweinsledereinband gefunden — und
doch verwandt! Kunſt — die heilige! Und hier hatten die
Wun=
der farbige Augen! Herr Stettner hatte den Sturm eingefangen.
So, gerade ſo bogen ſich die Birken am alten Wehr, fo peitſchte
ihr ſchlankes Geäſt das bemooſte Geländer, und unten auf den
Findlingen die Nebelkrähen hockten wie ſchlafend. — — Der
Satanskolk, der große, der noch unten am alten Fahrdamm zu
finden war, lag in einem Kranz von blühendem Ginſter. Wie
gefährlich gleißte die dunkle Fläche! Das Waſſer ſo trügeriſch
und der Ginſter ſo golden — da mußte man genau wiſſen, wo
man den Fuß hinzuſetzen hatte. — Nicht jeder konnte auf
Bruch=
boden ſchreiten.
Und nun kam das Sonderbarſte! Herr Stettner holte ein
paar nicht ganz ſäuberliche Blättchen hervor. Peterle kannte ſie
wohl und ſtieß einen lauten Ruf der Ueberraſchung aus; das
war ja Lis, Herrn Engerlingks Katze! Die hatte er gemacht. Und
das war der Herr Lehrer ſelber! Trotzdem ein Arm verkehrt
herumſaß, ein Bei von irgendwoher falſch angeſetzt wurde —
man konnte ihn erkennen. Der kleine Maler hatte ihm das
„Steifbuchſtäbliche” ganz richtig mitgegeben.
„Dieſer Engerlingk lebt,” ſagte Herr Stettner mit ſo einem
heimlichen Lachen, und dies Haus lebt auch, aber die Katze eſt
ſchlecht — — Noch ein letztes Blatt wurde hervorgeholt, das
ganz für ſich aufgehoben lag: Hilde! Sie war nackt und bückte
ſich mit vorüberfallendem Haar über einen großen, tiefblauen
Krug, aus dem ſie etwas herauszuholen ſchien. Peterle ſah mit
frommen Augen auf die kleine Geſtalt und ſtrich unbewußt über
die feinen Füßchen ..
„So, mein Junge, und nu flugs nach Hauſe. Kannſt der
Mutter dieſe Blätter mitbringen — — hier dieſe Schatten und
Umriſſe ſind die Urzeichen — — darfſt übrigens wiederkommen,
kleiner Malmann.”
„Kleiner Malmann!” rief Hilde entzückt. Sie hatte die ganze
Zeit neben ihm geſtanden; und „Kleiner Malmann!” kang’s
weiter in Peterles Ohren.
Wie er heimkam, wußte er nicht; als ob ihm Flügel gegeben,
ſo haſtete, lief, ſtürzte er den weißen Haideweg entlang und
be=
fühlte die Blätichen, als enthielten ſie ein Urteil über Tod und
Leben — für ihn.
Seine ganze aufgeregte und hochgetragene Kinderſeele in
den ſtrahlenden Augen, fiel er die Mutter auf der Diele an: „Er
ſagt — er ſagt,” atemlos legte er ſeinen Schatz auf den Tiſch, „der
Herr Stettner ſagt: der Engerlingk lebt! Und — und das Haus
lebt auch — aber die Katze ift ſchlecht.
Der künftige Erbe der Sonnenmühle ſtand da, drückte in
überquellender Freude ſeine Hände mal ſo ineinander, mal
an=
ders herum, und ſeine Blicke hafteten an den Stücklein Papier,
die dort auf dem Tiſch lagen.
„Ich meinte, Du ſpielteſt dort,” ſagte die Mutter, „daran
habe ich nicht gedacht.” Sie nahm die Blätter zur Hand, und
abermals guckte ſie von rechts und von links, von oben nach
unten und umgekehrt. Der Knabe drückte ſich an ſie, als müßte
er ihr finden helfen. „Der Engerlingk lebt aber!‟ Er wies auf
das Konterfei.
„Der Herr Engerlingk”, verbeſſerte ihn die Mutter.
„Und mein Haus lebt auch! Siehſt Du nicht, wie es auf uns
loskommt?”
„Unſinn, Kind! Wie kann ein Haus auf uns loskommen?
Ein Haus iſt Holz und Stein, und das bewegt ſich nicht.”
„Aber Herr Stettner hat’s geſagt —
Die Mutter beachtete den Einwurf nicht. „Und dieſe dicken
Schatten,” fuhr ſie verſchärften Tones fort, „die ſind entſchieden
verkehrt.”
„Die ſind aber gerade richtig!‟ Der Knabe reckte ſich
hoch=
auf: „Der Herr Stettner hat geſagt, das — das ſind die — die
Urzeichen. — Ja, Urzeichen hat er geſagt —
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In der letzten Sonntags=Nummer gibt mein Bruder Peier
Walter bekannt, daß er wegen Abnahme ſeiner beſten Felder
ſeine Gemüſegärinerei nicht mehr aufrecht erhalten könne und
daher eine Holz= und Kohlenbandlung eröffne.
Die Verwechſelungen zwiſchen uns beiden waren ſeither, als
Gärtereien nebeneinanderliegend, ſehr ſtark, nehmen aber ſeit
obiger Bekanntgabe derart unheimlich zu, daß ich mich zu
fol=
gender Erklärung gezwungen ſehe.
Ich betreibe weder Holz= und Koblenhandel,
noch Spedition uſw.
Im Gegenkeil, durch reellſie Geſchäftsführung vor, während
und nach dem Kriege, durch reſtloſe und rationelle
Bewirt=
ſchaftung meiner Felder und durch Erſparung aller erdenklichen
Unkoſten bin ich langsam aber zlcber dahin gekommen
meinen Betrieb in vollem Umfange
auch heute nicht nur aufrecht zu erhalten, ſondern durch
neuer=
dings weiteren Ankauf eines größeren Nachbargeländes
meine Gemüſegärtnerei noch zu erweitern.
Eiſern beſtrebt, mich auch ferner nur meinem erlernten
Be=
rufe) der Gemüſegärtnerei zu widmen, fühle ich mich unter
ſtrenger Beibehaltung meiner obigen Grundſätze und auf meine
eigenen Ländereien ſtützend, durchaus ſeder Lage voll
ge=
wachſen. Hierdurch glaube ich, Ihr mir ſeither geſchenktes
Ver=
trauen auch weiter am ſicherſten zu erhalten, und mich als
Dauerlieferant ruhig empfehlen zu können und bitte ich
freund=
lichſi, ſtets auf meinen Vornamen zu achten.
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