Darmstädter Tagblatt 1924


21. Januar 1924

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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
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Nummer 21
Montag, den 21. Januar 1924.
187. Jahrgang

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Vom Tage

Ein Communigus des 1. Ausſchuſſes.
Paris, 20. Jan. (Wolff.) Das erſte Sachverſtändigen=
komitee
veröffentlicht folgendes Communigué: Das Sachver=
ſtändigenkomitee
für das deutſche Budget und für die deutſche
Währung hat ſeit einigen Tagen Unterausſchüſſe damit beauf=
tragt
, Spezialſtudien vorzunehmen. Dieſe Unterausſchüſſe ſind
zuſammengetreten, um dem Komitee im Laufe der Nachmittags=
ſitzung
Bericht über ihre Arbeiten zu erſtatten. Dieſes Verfah=
ren
wird bis Ende der Woche beibehalten werden. Das Komitee
hält ſeine nächſte Sitzung am Montag, den 21. Januar, nach=
mittags
3 Uhr ab, um unter Mitwirkung Dr. Schachts die Er=
örterung
der Währungsfragen wieder aufzunehmen.
In ſeiner heutigen Nachmittagsſitzung hat das Komitee be=
ſchloſſen
, den bekannten engliſchen Sachverſtändigen für inter=
nationale
Ciſenbahnfragen, Sir William Acworth, und den Ge=
neralſekretär
der europäiſchen Eiſenbahnunion, Le Verve ( Frau=
zoſe
) aufzufordern, zuſammen einen Bericht über getviſſe Eiſen=
bahnfragen
zu erſiatten.
Berufung neuer Sachverſtändiger.
Hierzu bemerkt der Petit Pariſien, es würden den beiden
Eiſenbahnſachverſtändigen höchſtwahrſcheinlich folgende Fragen
vorgelegt werden:
1. die Urſache des Defizits der deutſchen Eiſenbahnen;
2. die vom Reiche zu treffenden Abhilfemaßnahmen;
3. die Frage, ob es für die deutſchen Finanzen vorteilhaft
wäre, wenn das deutſche Eiſenbahnnetz an die Privatinduſtriel=
len
konzediert würde;
4. ob es eine Möglichkeit gibt, den Betrieb der deutſchen
Eiſenbahnen durch ein gemiſchtes Organ in Betracht zu ziehen,
in dem deutſches und alliiertes Kapital beteiligt wäre und deſſen
Gewinn zum Teil an die Neparationskommiſſion abgeliefert
würde.
Paris, 20. Jan. (Wolff.) Nach dem New York Herald
wird der zweite Sachverſtändigenausſchuß, der am Montag ſeine
Arbeiten aufnimmt, ebenfalls den Reichsbankpräſidenten Schacht
zur Mitarbeit heranziehen, ſobald deſſen Anweſenheit im erſten
Komitee nicht mehr erforderlich iſt.
Paris, 20. Jan. (Wolff.) Ueber die geſtrigen offiziöſen
Verhandlungen zwiſchen Mitgliedern des Sachverſtändigen=
komitees
will die Chicago Tribune erfahren haben, daß die
Sachverſtändigen als Grundlage ihrer Beratung die ſoge=
nannten
techniſchen Studien der Belgier benutzen, die bekannt=
lich
ſeinerzeit einem Unterausſchuß der Reparationskommiſſion
zugewieſen wurden. Es habe ſich nun herausgeſtellt, daß ange=
ſichts
der völligen Veränderung der Währungsverhältniſſe in
Deutſchland die belgiſchen Vorſchläge einer umfaſſenden Revi=
ſion
bedürften. Die Sachverſtändigen hätten die Einnahmen
aus den deutſchen Eiſenbahnen, gewiſſen elektriſchen Werken,
aus der Tabak= und Alkoholſteuer und allen Quellen zu ſchätzen
verſucht, die für die Begleichung der Reparationen Verwendung
finden könnten. General Dawes ſei, wie verlautet, für die
Fortſetzung der Arbeiten in Berlin in einem möglichſt nahen
Zeitpunkt. Das würde die Reviſion der belgiſchen Pläne för=
dern
. Das Sachverſtändigenkomitee ſoll nach dem Blatte weiter
der Auffaſſung ſein, daß eine Auslandsanleihe, und zwar in
Höhe von einer Milliarde Goldmark genügen werde, die deut=
ſche
Währung endgültig zu ſtabiliſieren. Nach Anſicht der ame=
rikaniſchen
Sachverſtändigen ſchreiten, wie die Chicago Tribune
zu wiſſen behauptet, die Arbeiten zu langſam fort. Dem New
York Herald zufolge wird vielfach erwartet, daß die Beſpre=
chungen
mit Dr. Schacht zu der Frage führen werden, wieweit
das Sachverſtändigenkomitee in der Aufſtellung ſeines künftigen
Arbeitsprogramms gehen könnte. Poincaré habe keinen Zwei=
fel
darüber gelaſſen, daß er den franzöſiſchen Sachverſtändigen
gewiſſe Inſtruktionen erteilt habe. Im Gegenſatz zu den Ame=
rikanern
ſeien alſo die franzöſiſchen Sachverſtändigen nicht un=
abhängig
von ihrer Regierung, deren erſte Forderung darin be=
ſtehe
, daß der größere Teil jeder internationalen Anleihe zur
Stabiliſierung der deutſchen Währung für die Reparationszah=
lungen
und nicht für die beabſichtigte neue deutſche Notenbank
Verwendung finden müſſe, und deren zweite Forderung ſei, daß
die von den Franzoſen und Belgiern zurzeit ausgeübte Kon=
trolle
der Ruhrinduſtrie als vollendete Tatſache hingenommen
werden müſſe, wobei nur die militäriſche Beſetzung ſobald wie
möglich eingeſchränkt werden ſolle.
Eröffnungsſitzung des 2. Sachverſtändigenausſchuſſes.
* Paris, 21. Jan. (Priv.=Tel.) Heute früh 11 Uhr wird
der zweite Sachverſtändigenausſchuß, der die deutſchen Aus=
landsguthaben
aufzuſpüren haben wird, ſich im Hotel Aſtoria zu
einer feierlichen Eröffnungsſitzung verſammeln.
Der frühere britiſche Schatzkanzler Mac Kenna iſt in Pa=
ris
eingetroffen. Bekanntlich übernimmt er den Vorſitz über den
zweiten Ausſchuß.
Dr. Schacht in Paris.
TU. Paris, 20. Jan. Reichsbankdirektor Dr. Schacht iſt
geſtern dormittag in Paris eingetroffen. Er hat in den Räumen
jegslaſtenkommiſſion Quartier bezogen. Im

Wie verlautet, wird die baheriſche Staatsregierung demnächſt dem
Landtag eine Verordnung zur Sicherung der Wahlfreiheit vorlegen,
wonach das Generalſtaatskommiſſariat für die Wahlzeit ſeine Haupt=
befugniſſe
dem Geſamtminiſterium zurückgibt.
Cin Fiſcherkutter brachte geſtern die Beſatzung des deutſchen Schoners
Oldenburg aus Altona im Grenaaner Hafen ein. Die Oldenburg
ſtrandete auf dem Klokkegrund.
Außenminiſter Nintſchitſch erklärte Journaliſten, er werde Ende
dieſes Monats ſich nach Rom begeben, wo er mit Muſſolini den italie=
niſch
=ſüdflawiſchen Vertrag unterzeichnen werde.
Nach einer in der Jsweſtija veröffentlichten Mitteilung des Außen=
kommiſſariats
hat die rumäniſche Regierung den ruſſiſchen Vorſchlag,
eine ruſſiſch=rumäniſchen Wirtſchaftskonferenz in Odeſſa abzuhalten, mit
dem Gegenvorſchlag, Warſchau als Verhandlungsort zu wählen, beant=
wortet
.
Ein gmerikaniſcher Kreuzer und ſeihs Zerſtörer, die ſich gegenwär=
tig
in den Gewäſſern von Panama aufhalten, haben Befehl erhalten,
nach Vergeruz abzufahren.

Sämtliche offentlichen Körperſchaften Toledos haben an die Regie=
rung
das Geſuch gerichtet; bei der Einteilung der Monarchie in Regio=
nen
Toledo zur Hauptſtadt von Caſtilien zu erheben.

henlund amerikaniſchen Mitgl
ſtändigen=Ausſchuſſes erfolgt. Die Unterredungen,
n auch Dr. Mayer von der Kriegslaſtenkommiſſion beiwohnte,
en jedoch rein privaten Charakter. Die offizielle
führung Dr. Schachts wird erſt am Montag ſtattfinden, ge=
itlich
der Sitzung des Sachverſtändigenausſchuſſes, die be=
tlich
um 5 Uhr anberqumt iſt. Der Pariſer Aufenthalt Dr.
achts dürfte ſich kaum über Mittwoch kommender Woche er=
ken
. Staatsſekretär Bergmann, der, wie bereits gemeldet,
rn früh Paris verlaſſen hat, wird im Laufe der kommenden
he wieder hier eintreffen. Der Sachterſtändigenausſchuß hat
ern früh, wie auch am Nachnittag, uuter dem Vorſitz des
terals Dawes Sitzungen abgehalten. Es wurde kein Commu=
u
6 aus egeben. Es heißt aber, daß der Fragebogen, den Dr.
ſcht zu beantworten haben wird, weiter ausgearbeitet wurde,

Eiſenbahnerſtreik in England.
* London, 21. Jan. (Priv,=Tel.) Um Mitternacht ſind
über 50 000 Lokomotivführer und Heizer der engliſchen Eiſen=
bahnen
in den Streik getreten, nachdem alle Verſuche des Vor=
ſtandes
der Gewerkſchaften und der Direktoren der Eiſenbahnen,
eine erträgliche Kompromißformel aufzuſtellen, an der offenbaren
Streikluſt der Lokomotivführergewerkſchaft geſcheitert waren.
Eine Fühlungnahme zwiſchen der Gewerkſchaft und den Eiſen=
bahndirektoren
am Sonntag vormittag verlief gleichfalls ergeb=
nislos
. Zur gleichen Stunde erließen die Minifterien die not=
wendigen
Anweiſungen, um im Streikfalle die öffentliche Ord=
nung
und die Verſorgung der Großſtädte mit Lebensmitteln
ſicherzuſtellen. In unterrichteten Kreiſen betrachte man den Aus=
bruch
des Streiks als eine ernſte mpraliſche Niederlage der Ar=
beiterpartei
. Ein bekannter Politiker faßte die Lage dahin zu=
ſammen
: Wenn Macdonald nicht in der Lage iſt, die kleine Loko=
motivführergewerkſchaft
in Ordnung zu halten und der Partei=
diſziplin
zu unterwerfen wie wird er dann imſtande ſein, Eu=
ropa
in Ordnung zu bringen und Poincaré zu veranlaſſen, die
Verkehrsblodade der britiſchen Zone durch die Regie aufzuheben.
Frankreich und das neue engliſche Kabinett.
* Paris, 21. Jan. (Priv.=Tel.) Die geſamte franzöſiſche
Preſſe erwartet mit größter Spannung den Fortgang der Lon=
doner
Creigniſſe. Man hält den Sturz Baldwins und die Ueber=
nahme
der Regierungsgeſchäfte durch die Arbeiterpartei für
definitiv ausgemacht. Dementſprechend verſuchen die meiſten
Blätter, die wahrſcheinliche Einſtellung des neuen Kabinetts
in der Frage der auswärtigen Politik zu erraten. Der Temps
zieht aus der letzten Unterhausdebatte Rückſchlüſſe auf die vor=
ausſichtliche
Außenpolitik Macdonalds. Keiner der ſozialiſtiſchen
Unterhausredner, ſo ſtellt das Blatt feſt, habe nachgewieſen, daß
die engliſchen Intereſſen durch die Politik Frankreichs eine be=
trächtliche
Cinbuße erlitten hätten. In Frankreich habe man ſich
in dieſem Zuſammenhang auf eine ſachlich und ſtatiſtiſch begrün=
dete
Darlegung geſaßt gemacht und überraſcht mitangeſehen, daß
die Unterhausdebatte ſich auf einem ganz anderen Gebiet ab=
ſpielte
. Bekanntlich haben die Vertreter der Arbeiterpartei in
ihren Reden vor allem den Verluſt an nationalem Preſtige be=
klagt
. Das Pariſer Blatt zitiert in dieſem Zuſammenhang Worte
des Abgeordneten Shaw und fügt hinzu: Im Grunde genom=
men
glauben wir, daß die ſozialiſtiſchen Redner Großbritanniens
völlig im Irrtum ſind. Das Anſehen Englands iſt keineswegs
angegriffen. Es iſt lediglich der Fall eingetreten, daß England
ebenſowenig wie eine andere Macht im modernen Europa nicht
länger ſtraflos eine vorherrſchende Stellung behaupten kann. Zu=
dem
, ſo bemerkt das Blatt weiter, begegnet der Wunſch nach Wie=
deraufrichtung
des ſtaatlichen Preſtiges und der nationaliſtiſchen
Forderungen bei einer mit der Amſterdamer Internationale ver=
bundenen
Partei kaum einer Kritik.
Im übrigen regt der Temps mit auffallendem Nachdruck
eine franzöſiſch=amerikaniſche Verſtändigung in der Schuldenfrage
an. Es komme in erſter Linie darauf an, die genaue Schulden=
forderung
Amerikas gegenüber Frankreich zu ermitteln und eine
Verhandlungsbaſis zu ſchaffen. Eine Abzahlung ſeiner amerika=
niſchen
Kriegsſchulden wäre Frankreich jedoch nur in dem
fortſchreitenden Maße möglich, in dem es zu deutſchen Beträgen
kommen. Von einem ſolchen Schuldenabkommen zwiſchen Frank=
reich
und den Vereinigten Staaten verſpricht ſich das Blatt inter=
eſſante
Anhaltspunkte für die weitere Fortſetzung der deutſchen
Zahlungen. Der Temps dürfte hier auf die bekannte Grund=
bedingung
der franzöſiſchen Regierung anſpielen, wonach die
Herabſetzung der deutſchen Schulden jeweils an eine entſprechende
Verminderung der interalliierten Schuldenforderungen geknüpft
iſt. Jedenfalls wäre die Eröffnung einer franzöſiſch= amerika=
niſchen
Ausſprache über die Schuldenfrage indirekt als ein Ent=
gegenkommen
Frankreichs gegenüber der Arbeiterpartei aufzu=
faſſen
.
Paris, 21. Jan. (Wolff.) Im Hinblick, auf den bevor=

führbare Löſungen zu erzielen, die die Führer der traditionellen
Parteien zu finden nicht verſtanden hätten. Die Reparations=
frage
ſei mehr politiſcher als wirtſchaftlicher Art. Man habe es
mit einem Konflikt von Willensrichtungen zu tun. Die angeblichen
materiellen Unmöglichkeiten, die man Frankreich entgegenhalte,
würden ſich verflüchtigen, ſo daß dieſe Willensrichtungen in Ein=
klang
miteinanber ſtAniden. Nuch andere Länder würden, der ge=
meinſamen
Gefahr bezönßt, auf die deutſche öffentliche Meinung
Einfluß nehmen, damit dieſe das Berliner Kabinett beſtimme,
aus ſeinem eireulus Fitiosus herauszutreten,

Eiſenbahnpolitiſche Betrachtungen.

Von
Geheimrat Welckers.
Bismarck wollte die deutſchen Eiſenbahnen auf das Reich
überfuhren. Drei Gründe waren in erſter Linie, die ſchweren
Mißſtände, die ſich infolge der Tarif= und Vertehrsleitungspolitik
der damals übermächtigen Privatbahnen entwidelt hatten. So
ſchleppten, um nur ein für die heiſiſchen Verhältniſfe wichtiges
Beiſpiel zu nennen, die KölnMindener Bahn, die Rheiniſche
Bahn und die mit dieſen Geſellſchaften verbündete Heſſiſche Lud=
wgisbahn
, die von Hamburg nach Frankfurt oder daruber hinaus
nach Suddeutſchland beſtimmten Güter, ſtatt ſie dem im weſent=
lichen
zu dem preußiſchen Staatsbahnnetz gehörenden, direkten
Weg über Hannover zu überlaſſen, in einem rieſigen Umweg zu=
nächſt
nach Köln und dann lintsrheiniſch und linrsmainiſch nach
Frankfurt bezw. von Mainz über Darmſtadt nach Aſchaffenburg
weiter, eine für die allgemeinen Intereſſen höchſt ſchädliche Ver=
zögerung
des Verkehrs. Selbſtverſtändlich mußten, wenn man
die Privatbahnen auf das Reichübertrug, auch die den einzelne: B:==
.Jundesſtaaten gehörenden Staatsbahnen in das Geſamtunter=
nehmen
einbezogen, d. h. ebenſo auf das Reich übertragen wer=
den
. Die Bismarckſche Idee ſcheiterte an dem Widerſtand der
deutſchen Mittelſtaaten, die ihre Staatsbahnen nicht aufgeben
wollten. So führte dann Bismarck mit Hilfe ſeines getreuen
Miniſters Merzbach die Verſtaatlichung der preußiſchen Privat=
bahnen
allein durch, verſchmolz deren Liuien im Laufe einer An=
zahl
von Jahren mit den bisher zerſplitterten preußiſchen Staats=
bahnen
zu einem einheitlichen Netz, und es wurde ſo ein Ver=
kehrsunternehmen
geſchaffen, von dem Jeder, der darin gearbeitet
hat, mit Stolz ſagen kann, es war das bedeutendſte der Welt und
ausgezeichnet geleitet. Wenige kleinere Privatbahnen in Deutſch=
land
blieben daneben beſtehen und es behielten die Mittelſtaaten
ihre Staatsbahnen mit ſelbſtändiger Verwaltung. Aber, dieſe
Selbſtändigkeit war doch in manchen Beziehungen nur äußerlich.
Innerlich ſuchten die Verwaltungen ſtets Anlehnung an den gro=
ßen
Bruder Preußen. In deſſen Rieſenbetrieb konnten ſelbſt=
verſtändlich
ganz andere Erfahrungen geſammelt werden als dies
in kleineren Netzen möglich war. So brach ſich Einheitlichkeit inr
deutſchen Eiſenbahnwaſen auch beim Beſtehenbleiben der Einzel=
verwaltungen
immer mehr Bahn. Gemeinfame Organe, der
Verein deutſcher Eiſenbahnverwaltungen, die ſtändige Tariftom=
miſſion
mit ihrem ausgezeichneten Beirat, dem Ausſchuß der
Verkehrsintereſſenten, endlich die Generalkonferenz, ſorgten für
Weiterbildung dieſer Einheitlichkeit namentlich auf dem Gebiete
des Tarifweſens.: Auf dieſem, und insbeſondere in den Fragen,
auf welchen Linien gewiſſe Verkehre, zu fahren, waren (z. B.
DeutſchlandItalien auf dem Brenner= oder dem Gotthardweg)
verhandelten die deutſchen gegenüber den reichsausländiſchen
Eiſenbahnverwaltungen als eine geſchloſſene Cinheit. Die inne=
ren
Konkurrenzen zwiſchen den deutſchen Eiſenbahnverwaltun=
gen
, bei denen Preußen ſich ſchon lange auf einen ſehr liberalen
Standpuukt geſtellt hatte, wurden durch eine großzügige Verein=
barung
beſeitigt, bei der der Grundſatz maßgebend war, daß der
Verkehr, ſo wie es die Intereſſen der Allgemeinheit erfordern, inr
übrigen aber unter Berüaſichtigung der techniſchen Leiſtungs=
fähigreit
der Linien (Steigungs= und Krümmungsverhaltniſſe,
Cingleiſigkeit oder Mehrgleiſigleit uſw.) tunlichſt auf dem ſich
hiernach als der wirtſchaftlich türzeſte ergebenden Weg zu fahren
iſt. Der Güterwagenpart der deutſchen Eiſenbahnverwaltungen
war zu einer großartigen Gemeinſchaft vereinigt, in der Verſor=
gung
der Verſandtgebiete mit leeren Wagen (eine Frage, von
deren Wichtigkeit und Schwierigkeit ſich der Laie nur ſchwer eine
Vorſtellung macht) herrſchte ein einheitlicher Wille. Jede Ver=
waliung
hatte zwar noch einen eigenen Wagenpark. aber das war
eigentlich nur formell; dem Verkehrsintereſſenten gegenüber und
zwiſchen den Verwaltungen beſtand volle Freizügigkeit der =
terwagen
, die Reparaturen an den Wagen wurden von der nach
den wirtſchaftlichen Intereſſen der Gemeinſchaft hierfür in Be=
tracht
kommenden Eiſenbahnwerkſtätte beſorgt. 1eber den Sig=
nal
= und Sicherheitsdienſt beftanden einheitliche Vorſchriften, des=
gleichen
über die techniſchen Grundſätze, nach denen der ſonſtige
Betriebsdienſt auszuführen iſt. Die Schnellzüge gingen zwiſchen
den großen Verkehrsplätzen durch, die Lokomotiven techſelten
nicht mehr wie früher an der Grenze, preußiſche und bayeriſche
Zugführer und Schaffner fuhren von Berlin und Frankfurt bis
München ſowie umgekehrt. Die Vorſchriften über die Vergebung
der Arbeiten und Lieferungen waren im weſentlichen einheitlich;
ein Zuſammenſchluß der einzelnen Verwaltungen für die der
Induſtrie zu erteilenden großen Aufträge war für gewiſſe Ge=
biete
ſchon durchgeführt, für andere im Gange. Die leitenden
Beamten der Eiſenbahndirektionen lernten ſich auf den zahlrei=
chen
Konferenzen, namentlich in Tarif= und Fahrplanangelegen=
heiten
, kennen und ſchätzen, und es wurden ſo perſönliche Be=
ziehungen
geknüpft, die für die ſachliche Erledigung der zwiſchen
den einzelnen Verwaltungen zu erörternden Fragen äußerſt
wichtig waren. Zwiſchen den Eiſenbahnminiſterien der Bundes=
ſtaaten
mit Staatsbahnbeſitz fanden im Intereſſe einer Weiter=
förderung
der Vereinheitlichung und zur Pflege der perfönlichen
Beziehungen in den letzten Jahren vor dem Kriege regelmäßige
Konferenzen ſtatt. Alles, was vorſtehend geſagt iſt, ſind nur
Beiſpiele. Weitere Einzelheiten würden den Leſer ermüden.
Das Publikum hat dieſe in allen weſentlichen Punkten ſchon
vor dem Kriege durchgeführte Vereinheitlichung der deutſchen
Eiſenbahnen als etwas ſelbſtverſtändliches aufgenommen, ſofern
es überhaupt von den einzelnen Abſchnitten der Entwicklung
etivas gemerkt hat. Die früheren Zeiten waren vergeſſen. Wer
die Erinnerungen des verſtorbenen Miniſters von Budde aus
dem Kriege 1870/71 geleſen hat, der kennt die ganz ungeheuren
Schwierigkeiten, die die damals zwiſchen den deutſchen Eiſen=
bahnverwaltungen
beſtehenden Meinungsverſchiedenheiten zur
Folge hatten. Im Weltkriege war das anders; die außerordent=
lichen
Leiſtungen der Eiſenbahnen waren hier nicht zum wenig=
ſten
auf die inzwiſchen erzielte Einheitlichkeit zurückzuführen.
Daneben hat freilich auch die ausgezeichnete Ausrüſtung , der
deutſchen Eiſenbahnen mit Lokomotiven, Wagen, Schienen und
anderen Vorräten und die im ſchweren modernen Betriebsdienſt
erzielte Schulung des Perſonals die entſcheidende Rolle ge=
fpreit
. Den Eiſenbahnverwaltungen und ihren Friedensein=
richtungen
waren dieſe außerordentlichen Leiſtungen zu ver=
danken
, nicht dem Generalſtab, deſſen von Laien viel bewun=
derten
Mobilmachungsfahrpläne, bei denen die Truppenzüge

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Seite 2.

Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 21. Januar 1924,

Nummer 21.

geſchloſſen vom Verladebahnhof zum Ausladebahnhof geführt
wurden, ein Kinderſpiel, waren, gegenüber einem, ſich auf eine
lange Linie beziehenden Friedensfahrplan, bei deſſen Aufſtel=
lung
und Durchführung auf tauſenderlei Intereſſen des Be=
triebs
und Verkehrs Rückſicht zu nehmen iſt. Auch die Leiſtun=
gen
der Eiſenbahnen auf den Kriegsſchauplätzen und bei den
großen Truppenverſchiebungen beruhen auf den, im weſentlichen
übereinſtimmenden Friedenseinrichtungen der Eiſenbahnver=
waltungen
und der Friedensſchulung des Perſonals.
So hat ſich die im Laufe der Jahrzehnte ſeit dem Scheitern
des Bismaraſchen Reichseiſenbahngedankens auf anderem Wege
unter den deutſchen Eiſenbahnverwaltungen erzielte Einheit=
lichkeit
auch im Weltkrieg voll bewährt. Aber der Zuſammen=
bruch
Deutſchlands hat der normalen Weiterentwicklung des
deutſchen Eiſenbahnweſens ein Ende bereitet. Unter normalen
Verhältniſſen würde ſich die Vereinheitlichung organiſch weiter=
gebildet
und immer weitere Einzelgebiete ergriffen haben. Doch
zu einem Akt der völligen Verſchmelzung der einzelnen Verwal=
tungen
und zu deren förmlicher Unterordnung unter eine ein=
heitliche
Spitze lag ein entſcheidender Grund nicht vor. Man las
zwar in der Preſſe hier und da etwas von der Notwendigkeit
einer ſolchen Verſchmelzung durch die Schaffung von Reichs=
bahnen
, aber die Verfaſſer derartiger Artikel hatten ſich die im
Eiſenbahnweſen tatſächlich beſtehenden Verhältniſſe und die er=
reichte
, den Bedürfniſſen des Verkehrs bereits genügende Ein=
heitlichkeit
ſowie die außerordentlichen Schwierigkeiten nicht klar
gemacht, die ein mit einer derartigen Verſchmelzung verbunde=
ner
Eingriff in die bundesſtaatliche Selbſtändigkeit zur Folge
haben würde. Da ſetzte die Weimarer Verfaſſung ein und be=
ſtimmte
in den Artikeln 89 und 171, es ſei Aufgabe des Neiches.
die dem allgemeinen Verkehr dienenden Eiſenbahnen in ſein
Eigentum zu übernehmen und als einheitliche Verkehrsanſtalt
zu verankern; ſpäteſtens am 1. April 1921 ſollten die Staats=
eiſenbahnen
auf das Reich übergehen. Aber, wie auch bei ande=
ren
Beſtimmungen der Weimarer Verfaſſung, ſo dachte man
auch hier nicht klar und ließ die praktiſchen Verhältniſſe aus
dem Auge. Man wartete auch nicht den 1. April 1921 ab. ſon=
dern
man hatte es furchtbar eilig; Hals über Kopf wurden, auf
dringende Interventionen des Reichsfinanzminiſters Erzberger
und des Reichsinnenminiſters Landsberg, die behaupteten, das
Reich werde zuſammenfallen, wenn es nicht ſchleunigſt die
Reichsbahnen als Kitt erhielte, die Verhandlungen zwiſchen den
Bundesſtaaten mit Staatsbahnbeſitz in der Richtung geführt,
daß der Uebergang ſchon am 1. April 1920 zu erfolgen habe.
Die Eiſenbahnverwaltungen ſelbſt hatten wenig Freude an der
Sache. Aber ſie wurde durchgepeitſcht, und am 1. April 1920
waren die Staatsbahnen der ſechs Eiſenbahnländer unter
einem Reichsverkehrsminiſterium zu Reichsbahnen vereinigt.
Die Zeitungen ſchrieben von einer Verwirklichung der Bismarck=
ſchen
Idee. Aber Bismarck ſelbſt würde nach dem, was die
Eiſenbahnverwaltungen ſelbſt in jahrzehntelanger Arbeit an
Einheitlichkeit organiſch aufgebaut hatten, ſeinen Plan ſchon
lange als erfüllt betrachtet haben. Es ergab ſich nun, wie dies
von jedem ruhig denkenden Sachkenner vorausgeſehen war, daß
die organiſch gewachſenen ſechs deutſchen Staatsbahnverwal=
tungen
mit Landes= und Volksart, ſowie mit den allgemeinen
Staatseinrichtungen ſo feſt verbunden waren, daß eine innere
Verſchmelzung dieſer Verwalrungen unter einheitlicher Leitung
den größten Schwierigkeiten begegnen mußte. Auch in dieſer
Wirkung der Weimarer Verfaſſung zeigte ſich die alte Erfah=
rung
, daß man organiſch gewachſene Einrichtungen nicht unge=
ſtraft
zerſchlagen darf, es ſei denn, daß man in der Lage iſt,
etwas wirklich beſſeres an die Stelle zu ſetzen. Ob dies aber
bei der Zerſchlagung der nach den Beſonderheiten der einzelnen
Bundesſtaaten (nun Länder genannt) eingerichteten Einzel=
verwaltungen
der Fall war, darf bezweifelt werden. Für den
allgemeinen Verkehr ſind keine beſonderen Vorteile entſtanden
und politiſch wirkte die Operation, infolge der mancherlei größe=
ren
und kleineren Empfindlichkeiten, die ſie auslöſte, wenig gün=
ſtig
. Man rede da nicht von einem unberechtigten Partikula=
rismus
. Man muß ſolche Dinge praktiſch betrachten und ſie
nehmen wie ſie ſind. Ungünſtig machte ſich auch das Fehlen
eines wirklich ſachverſtändigen Reichseiſenbahnminiſters bemerk=
bar
, der in der Lage geweſen wäre, auf Grund eigener Erfah=
rungen
, die weitverzweigten, in der Eiſenbahnverwaltung ver=
einigten
Gebiete zu überſehen und das Ganze wirklich ſelbſt zu
leiten. Das Reichsverkehrsminiſterium entwickelte ſich, da man
im Uebereifer vieles dorthin übernahm, was man beſſer den
ausführenden Behörden überlaſſen hätte, zu einem Waſſerkopf,
einer Krankheit, die noch bei vielen anderen Miniſterien zu
beobachten war und jetzt noch zu beobachten iſt, und der man
erſt in der letzten Zeit im Verfolg des Beamtenabbaus allgemein
zu Leibe geht. Das bayeriſche Eiſenbahnnetz wurde mit deſſen
Uebergang auf das Reich zwar auch dem Reichsverkehrsmini=
ſterium
unterſtellt, man trug aber den bayeriſchen Verhältniſſen
dadurch Rechnung, daß man das den bayeriſchen Eiſenbahn=
direktionen
unmittelbar vorgeſetzte bayeriſche Eiſenbahuminiſte=
rium
in dieſer Stellung, unter der etwas merkwürdigen Firma
Reichsverkehrsminiſterium, Zweigſtelle München als Zwi=
ſcheninſtanz
bisher belaſſen hat.
Daß es ſich nicht nur um Kinderkrankheiten handelte, die
leicht zu überwinden waren, zeigt ſich immer mehr. Die ganz
allgemeine Frage der Verteilung der Zuſtändigkeiten zwiſchen
dem Reich und ſeinen Gliedern, den Ländern, iſt durch die
Beſtimmungen der Weimarer Verfaſſung noch nicht zur Ruhe
gekommen. Sie iſt auf Grund der bayeriſchen Denkſchrift jetzt
in beſonders lebhafter Bewegung. Dabei wird auch ſelbſtver=
ſtändlich
die Eiſenbahnfrage in den Kreis der Erörterungen ge=
zogen
werden. Wie die Zeitungen melden, macht der Reichs=
verkehrsminiſter
eben Beſuche bei den Regierungen der Län=
der
mit früherem Staatsbahnbeſitz. Dieſe Beſuche hängen of=
fenbar
mit der genanten Frage zuſammen.

Erkelenz über die Arbeitszeitfrage.
Zurückweiſung eines franzöſiſchen Anbiederungsverſuchs
TU. Eſſen, 21. Jan. In einer Bezirkskonferenz der Hirſch=
Dunckerſchen Gewerkvereine im Eſſener Bezirk ſprach am Sonn=
tag
Reichstagsabgeordneter Erkelenz über Fragen der
Gegenwart. Er ſprach unter anderem die Anſicht aus,
daß mit Klugheit, Energie und Kraft ſich der zweite Krieg viel=
leicht
hätte vermeiden laſſen. Auch die Geldentwertung hätte ver=
mieden
werden können, wenn man rechtzeitig eingegriffen hätte.
Rein techniſch geſehen, ſei die Einführung des Achtſtundentages
falſch geweſen; politiſch geſehen, richtig. Es ſei jedoch falſch ge=
weſen
, ihn ſo plötzlich und allgemein einzuführen; denn er brachte
eine Störung der Produktion mit ſich. Mit dem Achtſtundentag
könne nur dann dasſelbe geleiſtet werden wie mit einer zehn=
ſtündigen
Arbeitszeit, wenn der Wille hierzu vorhanden ſei. Mit
der Beſeitigung des Achtſtundentages allein ſei die Steigerung
der Produktion nicht gewährleiſtet. Die durch die Geldentwertung
geſchaffene Lage wirkte ſich natürlich auch auf die Produktion un=
günſtig
aus. Die augenblickliche Not und die zu leiſtenden Repa=
rationen
ließen jedoch eine Verlängerung der Arbeitszeit not=
wendig
erſcheinen. Der Achtſtundentag ſei aber auch nur haltbar
bei einer auf der Höhe ſtehenden Betriebsorganiſation. Ebenſo
geſchloſſen wie von Krupp bis zum Betriebsratsmitglied Müller
der paſſive Widerſtand ausgeführt worden ſei, ebenſo geſchloſſen
hätte die Wiederingangſetzung der Betriebe geſchehen müſſen.
Die andere wichtige Frage ſei die Frage der Lohnerhöhung.
Wenn die Löhne jetzt herabgeſetzt würden, vermindere ſich die
Faufkraft weiterer Behölkerungsſchichten, ſo daß letzten Endes
die Möglichkeit einer Preduktionsſteigerung wegen der Geld=
knappbeit
fortfalle. Auch in der deutſchen Unternehmerſchaft
werde es doch ſicherlich Leute geben, die den Gedanken der ver=
nünftigen
Verſtändigung mit der Arbeiterſchaft vertreten. Es
gebe in Deutſchlank eine Löſung dieſer Frage nur auf dem
Boden der Demokratie und der Volksgemeinſchaft. Eine kom=
mende
Arbeiterregierung in England werde ſich nicht mit voller
Energie für Deutſchland einſetzen. Die erſte Aufgabe der neuen
engliſchen Regierung werde ſein, ſich mit Frankreich zu verſtän=
digen
. Man werde Frankreich Sicherheiten geben gegen die ſog.
deutſche Gefahr. Es werde ein beſſerer Völkerbund unter Ein=
ſchluß
Deutſchlands gebildet werden. Für die Geſundung der
Verhältniſſe müßten wir appellieren an die franzöſiſche Demo=
kratie
. Nach einer Ausſprache erklärte Erkelenz in ſeinem
Schlußwort, man müſſe verſuchen, auf dem Wege einer vernünf=
tigen
Verſtändigung mit den Unternehmern in abſehbarer Zeit
den Achtſtundentag wieder zu erringen.
Bemerkenswert iſt, daß die Franzoſen dem Abgeordneten
Erkelenz die Frage vorlegten, ob die franzöſiſchen Behörden zu
der Frage der Verlängerung der Arbeitszeit Stellung nehmen
ſollten. Erkelenz hat deutlich erklärt, daß eine Einmiſchung der
Franzoſen in dieſe Frage alles andere als erwünſcht ſei.
Arbeitszeitregelung in der mitteldeutſchen
Metallinduſirie.
* Magdeburg, 21. Jan. (Priv.=Tel.) Ueber die Arbeits=
zeit
und den Lohn in der mitteldeutſchen Metallinduſtrie iſt
geſtern ein Schiedsſpruch gefällt worden, der von den Vertretern
der Arbeitgeber und Arbeitnehmer angenommen wurde, aber
noch den beiderſeitigen Verbänden zur Annahme unterbreitet
werden muß. Hinſichtlich der Arbeitszeit ſind ab 4. Februar gel=
tende
Beſtimmungen getroffen worden, wonach die regelmäßige
Arbeitszeit grundſätzlich 48 Stunden in der Woche beträgt. Die
regelmäßige Arbeitszeit kann aber auf 54 Stunden feſtgelegt
werden. Das Abkommen gilt bis zum 30. Juni 1924. Es wurde
vereinbart, daß einerſeits die Arbeitgeber keine Einwendungen
erheben dürfen, wenn ein Betrieb die regelmäßige Arbeitszeit
uf weniger als 54 Stunden in der Woche feſtſetzt, und daß an=
dererſeits
die an den Betrieben beteiligten Gewerkſchaften keine
Einwendungen erheben dürfen, wenn die Arbeitszeit bis 56
Stunden verlängert wird. Ferner wurde eine Lohnvereinbarung
für die Zeit vom 20. Januar bis 16. Februar getroffen. Maß=
regelungen
aus Anlaß des gegenwärtigen Lohnkampfes ſind aus=
geſchloſſen
. Die Wiedereinſtellungen ſollen im Rahmen der Ge=
ſchäftsmöglichkeit
erfolgen.

Der Perſonalabbau in Preußen.
Berlin, 20. Jan. Der ſtändige Ausſchuß des preußiſchen
Landtags hat die Verordnung über den Perſonalabbau ange=
nommen
; beſonders der umſtrittene § 21a über das Schieds=
gericht
wurde in der Faſſung angenommen, wonach der Beamte
gegen einſtweilige Verſetzung in den Ruheſtand oder gegen Ent=
laſſung
mit der Begründung Einſpruch einlegen kann, daß die
88 19 und 20 verletzt ſeien. Der Einſpruch iſt nur binnen einer
Friſt von zwei Wochen zuläſſig, er kann nur vom Staatsmini=
ſterium
zurückgewieſen werden. Wird dem Einſpruch ſtattgege=
ben
, ſo gilt die Verſetzung in den einſtweiligen Ruheſtand oder
die Entlaſſung als nicht erfolgt. Will das Staatsminiſterium
dem Einſpruch nicht ſtattgeben, ſo hat es vor der Entſcheidung
einen Vertrauensausſchuß zu hören. Für jeden Regierungs=
bezirk
wird ein Vertrauensausſchuß von drei Mitgliedern ge=

bildet.

Sonntagsrede Poincarés.
Paris, 21. Jan. (Wolff.) Miniſterpräſident Poincars be=
ſchränkte
ſich in einer Rede, die er geſtern zur Einweihung eines
Kriegerdenkmals im 7. Arrondiſſement hielt, im weſentlichen auf
lokale Kriegserinnerungen. Am Schluſſe betonte er, Frankreich
wünſche friedlich ſeiner Arbeit nachzugehen. Frankreich ſei keine
von imperialiſtiſchem Wahnſinn erfüllte Macht, die nach fremdem
Gut trachte. Es wünſche das Glück der anderen Völker, und zwar
nicht nur das ſeiner Alliierten, ſondern auch das ſeiner ehemali=
gen
Feinde, vorausgeſetzt, daß ſie ihre Vergangenheit ausmerz=
ten
und ſich beſſerten. Frankreich ſei beſcheiden. Es wünſche
nichts weiter, als daß es von niemandem um das gebracht werde,
was ihm verſprochen worden ſei, und daß es nicht wieder von
ſeinem Nachbar an der Kehle gepadt werde.
20prozentige Erhöhung der Steuern in Frankreich.
Paris, 20. Jan. (Wolff.) Die Finanzkommiſſion der
Kammer hat ſich geſtern mit der von der Regierung vorgeſchla=
genen
zwanzigprozentigen Erhöhung der Steuern einverſtanden
erklärt mit der Einſchränkung, daß die Zucker= und Salzſteuer
davon ausgeſchloſſen bleibt, und unter dem Vorbehalt, daß die
Erhöhung ſür die Umſatzſteuer erſt in Kraft tritt, wenn die be=
abſichtigte
Neuordnung und Veranlagung derſelben erfolgt iſt.
Der Ausſchuß hat weiter den Geſetzentwurf, der das Zündholz=
monopol
aufhebt, angenommen, ſich auch bereit erklärt, der Re=
gierung
die Ermächtigung zu Kontrollmaßnahmen im Wechſel=
geſchäft
zu erteilen, die auf dem Verordnungswege durchgeführt
werden ſollen. Die Kommiſſion billigte ſchließlich ebenfalls die
durch Verordnung durchzuführende Vereinfachung der Ver=
waltung
.
Die Sanierung Angarns beſchloſſen.
* Paris, 21. Jan. (Priv.=Tel.) Nach einer Meldung aus
London hat der Unterausſchuß des Völkerbundes geſtern den
endgültigen Wortlaut des finanziellen und politiſchen Protokolls
betreffend den wirtſchaftlichen Wiederaufbau Ungarns abgefaßt.
Vor der Unterzeichnung werden die Berichte wie auch der Plan
des Finanzkomitees morgen der Reparationskommiſſion zugeſtellt
werden. Verſchiedene Fragen, die ſich grundſätzlich auf die Liefe=
rung
von rollendem Material beziehen und ſeit Abſchluß des
Waffenſtillſtandes ihrer Löſung harren, werden weiter Gegen=
ſtand
von Beſprechungen zwiſchen ungariſchen Vertretern und Ver=
tretern
der Kleinen Entente werden. Man glaubt zu wiſſen, daß
nach der Beſchlußfaſſung der Reparationskommiſſion in der Frage
der ungariſchen Anleihe die letzten Formalitäten auf diploma=
tiſchem
Wege erledigt und keine neuen Konferenzen einberufen
werden.
Kohlenpreisermäßigung.
TU. Eſſen, 20. Jan. Die Mitgliederverſammlung der
Vereinigung für die Verteilung und den Verkauf von Ruhr=
koks
A. G. beſchloß geſtern, den Preis für Hochofenkoks um fünf,
von 36,40 auf 31,40 Mk. herabzuſetzen. Die Preiſe für die übrigen
Korksſorten ermäßigen ſich im entſprechenden Verhältnis. Auch
die Brikettpreiſe wurden, wie bereits angeführt, herab=
geſetzt
und zwar um 45 Mark, ſodaß die jetzigen Brikettpreiſe
28, 27 und 26 Mark für die 1., 2. und 3. Klaſſe betragen. Die
Preiſe für Eiform=Briketts, werden noch beſonders feſtgeſetzt.
Der Ruhrbergbau befindet ſich ſelbſt in ſchwieriger Lage, aber er
entſchloß ſich zu der Preisermäßigung, um durch gemeinſame
Opfer mit der Eiſeninduſtrie über die ſchwierige Anlaßperiode
hinwegzukommen.
Der Perſonalabbau bei der Poſi.
Berlin, 26. Jan. Im Sparausſchuß des Reichstags, der
die Ueberwachung des Perſonalabbaues durchzuführen hat, wur=
den
die Maßnahmen, die zum Zwecke des Perſonalabbaues bei
der Poſtverwaltung durchgeführt worden ſind, einer eingehenden
Prüfung unterzogen. Nach der vom Reichspoſtminiſterium ge=
gebenen
Darſtellung ſind von dem am 1. Oktober 1923 bei der
Poſt vorhandenen Perſonalbeſtand bis Ende vergangenen Jah=
res
bereits über 10 Prozent abgebaut worden.
Von Seiten des Reichsfinanzminiſteriums wurde erklärt, daß
n Kürze eine Verfügung erlaſſen werde, wonach Schwerkriegs=
beſchädigte
nur aus ganz dringenden Gründen entlaſſen werden
dürfen. Der Vertreter des Sparkommiſſars wies darauf hin,
daß die Erörterungen darüber, ob und in welcher Weiſe u. a.
etwa durch Anſiedlung für die anderweitige Unterbringung des
entlaſſenen Perſonals geſorgt werden könne, dem Abſchluß nahe
ſeien.
Volksbegehren über Auflöſung des bayeriſchen
Landtags.
* München, 21. Jan. (Priv.=Tel.) In dem von der
Baheriſchen Volkspartei dem Miniſterium des Innern überwieſe=
nen
Volksbegehren wird verlangt:
1. Sofortige Auflöſung des Landtags.
2. Der in dem erſten Halbjahr 1924 neu zu wählende Land=
tag
ſoll ermächtigt ſein, das Geſetz zur Umgeſtaltung der baye=
riſchen
Verfaſſung mit einfacher Stimmenmehrheit zu beſchließen.

*Morit von Schwind.
Geb. am 21. Januar 1804.
Denken wir an Moritz v. Schwind, ſo ſteigt die deutſche
komantik in ihrem holdſeligſten Zauber vor uns auf, eine Fülle
wundervoller ritterlicher und märchenhafter Geſtalten, Könige
und Sänger, Rieſen und Zwerge, Ritter Kurts Brautfahrt,
Der Sängerkrieg auf der Wartburg, Das Leben der heiligen
Eliſabeth, Die Rückkehr des Grafen Gleichen vom Kreuzberg
und weiter das ſtimmungstiefe Bild Mädchen am Morgen
vor dem Fenſter ſtehend und das Bild von der Hochzeitsreiſe
mit Kleinſtadt und Poſtkutſche, das die ganze farbige heimliche
Welt der Biedermeierzeit vergegenwärtigt. Dazu eine Fülle
herrlicher gemüt= und humorvoller Aquarelle und Zeichnungen
zu deutſchen Märchen, zu Aſchenbrödel, zu den Sieben Ra=
en
, zur Schönen Meluſine‟. Grade in dieſen Bildern iſt das
igentümliche Weſen von Schwinds Kunſt, eine phantaſievolle,
von rhythmiſchem Schönheitsſinn getragene Verbindung des
Romantiſchen mik dem Realiſtiſchen, Idylliſchen und Humoriſti=
ſchen
am glücklichſten zur Anſchauung gekommen. Ganz beſon=
ders
vertraut iſt uns Schwind auch durch ſeine prächtigen
Zeichnungen zu Märchen und Legenden von Mörike geworden,
durch den Sicheren Mann Erzengel Michaels Feder Das
Pfarthaus von Cleverſulzbach, durch die herrlichen Zeichnun=
ſen
zum Märchen von der ſchönen Sau. Alle dieſe Mörike=
Bilder ſind ja jetzt in getreuen Nachbildungen in dem Mörike=
Tchwind=Album, das W. Eggert Windegg im Verlage C. H.
Berk, München, herausgegeben hat, vereinigt. Außerdem hat
der ſchier unermüdliche phantaſievolle Meiſter unzählige Klein=
bildchen
, Vignetten, Initialen, Zeichnungen zu kunſtgewerb=
lichen
Gegenſtänden, eine ganze Welt von Arabesken und
omantiſchen Träumereien hinterlaſſen. Neben Ludwig Rich=
ter
, Speater, Graf Franz Pocci war Moritz von Schwind
recht exzentriſch der Maler und Zeichner der deutſchen Roman=
tik
im Sinne Eichendorffs. Und wenn wir nun in dieſes Leben
hineinblicken? War es ein Leben in Sonnenſchein, Frohſinn
End Märchenglück? Faſt erſcheint das Bildnis Schwinds, das

Meiſter Lenbach gemalt hat, dieſer wundervolle deutſche Charak=
terkopf
, aus dem Ernſt und Tiefe ebenſo klar wie Humor und
Lebensluſt leuchten, dafür zu ſprechen. Und doch war es
nicht ſo. Auch dieſes Leben erſcheint der Nachwelt, die an dem
Schenker ſo vieler überirdiſch ſchöner Gaben nichts mehr gut
machen kann, wie ein Kampf, wie ein ſtetes Ringen um Arbeit
und Lohn, um Anerkennung, nach Licht und Luft, die ihm von
weniger Würdigen weggenommen wurden. Auch dieſer
deutſcheſte Künſtler ſchuf ſchwer unter der Laſt des Tageswerks
ſeine unſterblichen Werke.
Der am 21. Januar 1804 in Wien Geborene erhielt Zeichen=
unterricht
bei Ludwig Schnorr, kam 1828 zu Cornelius nach
München, wo er u. a. in der Reſidenz Darſtellungen zu Tiecks
Märchen malte. Sodann lieferte er Entwürfe zur Aus=
ſchmückung
des Schloſſes Hohenſchwangau. Und ſo erhielt er
wohl Aufträge größeren Stils genug. Aber gerade dieſes
Malen aus Zwang war nicht nach ſeinem Geſchmack, der große
dekorative Stil der Hiſtorien= und Allegorien=Malerei entſprach
nicht ſeinem künſtleriſchen Weſen. Weder in Karlsruhe, wo er
die neuerbaute Kunſthalle und den Sitzungsſaal der Erſten
Kammer mit Bildwerken ſchmückte, noch in München, wohin
er 1847 als Profeſſor an die Akademie berufen wurde, fühlte er
ſich in ſeinem Schaffen frei und glücklich. Von 1853 ab beſchäf=
tigte
ihn die maleriſche Ausſchmückung der Wartburg, wo er
im Korridor eine Folge von Bildern aus dem Leben der heili=
gen
Eliſabeth, im Sängerſaal den Sängerkrieg und in einem
anderen Zimmer Darſtellungen aus dem Leben des Land=
grafen
Ludwig ſchuf. Aber auch hierbei erlebte er viele Ent=
täuſchungen
. Ein getreuer Spiegel ſeines Lebens und ſeinen
Lebensſtimmung iſt ſeine Korreſpondenz mit einigen alten
Wienern und einigen ſpäter gewonnenen Freunden, insbeſon=
dere
auch mit Eduard Mörike, mit dem er freilich erſt 1863
bekannt wird. Die Brieſe Eggert Windegg hat ſich in dem
Büchlein Künſtlers Erdenwallen (C. H. Beck, München)
herausgegeben erzählen viel von der Familie des Malers
von ſeinen glücklichen häuslichen Verhältniſſen, von ſeiner Zu=
friedenheit
in dem kleinen, aber behaglichen Kreiſe ſeines eige=
nen
Hauſes. Sie erzählen uns von ſeinen künſtleriſchen Plä=
nen
, von ſeinen Bemühungen, mit ſeiner Kunſt durchzudringen,

kon den Aufträgen, die er von Fürſten und hohen Herren er=
hätt
, von ſeiner Kleinarbeit für den Tag. Wir erleben die Ver=
hanolungen
mit Weimar, mit dem Großherzog, wegen der
Wandgemälde für die Wartburg, die Entſtehung einzelner,
ſpäter ſo berühmt gewordener Bilder, wie der zu dem Mär=
chen
von den ſieben Raben
Und gerade dieſe Briefe beweiſen auch, wie ſehr Schwind
unter der Miſere der Tagesarbeit, der Frohn um Lohn gelitten
hat. Trotz allen Humors, trotz aller Schaffensfreudigkeit klingt
eine verbitterte Stimmung wie ein ſchmerzliches Stöhnen oft
aus den Briefen. So ſchreibt er von München aus am 25. April
1850 an den Freund Schädel, den Frankfurter Muſiker: In
deiner neuen Stellung kannſt du mir vielleicht behilflich ſein,
meinen alten Plan eines ländlichen Rückzugs ins Werk zu
ſetzen; ich laufe doch in der Welt herum wie in dem fatalen
Traum, wo man die Hoſen vergeſſen hat. Es nützt auch nichts,
wenn man das Publikum in Entzücken verſetzt, wie Ihr
ſchreibt, daß es der Fall war; weder das Inſtitut, noch einer
von all den reichen Menſchen fragt auch nur, was das koſten
könnte. So wars in Frankfurt, ſo wars hier und wird auch
überall ſo ſein, man kann es nicht brauchen, und ich darf zur
Belohnung für die gehabte Mühe ein paar Monate lang Kin=
derbücher
illuſtrieren und ähnliches Lumpenzeug zum Schaden
meiner Augen, meines Renommees und meines Fortſchreitens in
der Kunſt. In dieſem und in anderen Briefen klagt er auch
über die das eigene Schaffen behindernden Arbeiten für die
Akademie. Er zeichnet Kirchenfahnen und Bilderbogen für die
Jugend. Illuſtrationen für die Fliegenden Blätter, an ſich
köſtliche Blätter, die aber dem hohen Fluge ſeiner Phantaſie
nicht entſprachen. Voll Sehnſucht hofft er auf die Tage, die er
fern der Stadt, Ausſee, wieder verbringen wird. Da kann ich
mich dann an eine Herzensarbeit machen, wenn mir nicht alle
Luſt bis dahin vergangen iſt. Auch dieſe oft ſo fröhlich klin=
enden
Trieſe in cenen dennoch ein ſchaffensfreudiger Künſtler=
geiſt
nach Freiheit, Verſtändnis, Anerkennung ſeufzt und ſtöhnt,
illuſtrieren das alte Thema von Künſtlers Erdenwallen
Moritz von Schwind ſtarb infolge eines Schlaganfalls ziemlich
ſchnell und unerwartet am 8. Februar 1871 in München.
Hans Benzmann.

[ ][  ][ ]

Nummer 21.

Stadt und Land.
Darmſtadi, 21. Januar.
Der derzeitige Stand der Aufwertungs=
frage
alter Goldſchulden.
Auf Veranlaſſung des Hypothekengläubiger=Schutzverbandes
Landesgruppe Heſſen ſprach Samstag abend im überfüllten Saale
der Aula des Realgymnaſiums O. L.G.=Präſident Dr. Beſt über das an
den Kopf geſetzte Thema. Nach Eingangsworten des Vorſitzenden
nahm der Redner des Abends das Wort: Der Kampf des Rechts.
den ich führe, iſt ein Kampf gegen mächtige Intereſſen; auch
gar manche Gerichte haben auf ſeiten der Gegner geſtanden, auch das
Reichsgericht war lange nicht der hier vertretenen Anſicht. Von vorn=
herein
ſtand ich auf dem Standpunkte, daß die Maſſenkündigungen der
Schuldner eine wucheriſche Unanſtändigkeit ſei, daß der Schutz der Auf=
wertung
im B.G.B. und ſeinen Beſtimmungen über Treu und Glauben,
auch daß das Währungsrecht dieſen Grundſätzen von Treu und Glauben
unterſtehe. Erſt am 28. November 1923 erkannte das Reichsgericht, daß
auch bei Geld=(Hypothek=)Forderungen die Aufwertung ſtatthaben müſſe.
Das R.G. hat die von mir entwickelten Grundſätze anerkannt, anerkannt
auch, daß das Währungsrecht nicht entgegenſtehe. Die Grundſätze des
reichsgerichtlichen Urteils treffen auch für die anderen Geldforderungen
zu. (Induſtrieobligationen, Pfandbriefen, Sparkaſſeneinlagen, Verſiche=
rungsverträgen
). Ein beſonderes Kapitel ſind die Anleihen der öffent=
lichen
Verträge. Bei ihnen fehlt die Grundlage für die Aufwertungs=
möglichkeit
. Treu und Glauben erfordert bei dieſen leßztgenannten An=
leihen
, daß die Schuldner nicht kündigen. Bei den Ziaſen gilt im all=
gemeinen
dasſelbe wie bei dem Kapital. Der Landwirt muß bei ſeinem
Beſitz und den Einnahmen daraus ſeine Hypothekzinſen in Gold be=
zahlen
. Nicht ſo der ſtättiſche Hausbeſitz, ſo lange die Zwangswirtſchift
beſteht. Auch eine bereits getilgte Hypothek unterliegt nach Entſcheidung
des D. L. G. der Aufwertung unter gewiſſen Vorausſetzungen. (85 812flg.
B. G.B.) Durch den Spruch des Reichsgerichts haben die Schuldner
den Kampf ums Recht verloren. Aber ſie geben den Kampf nicht auf.
Die Neichsregierung wollte durch das Ermächtigungsgeſeßz die Wirkung
des reichsgerichtl chen Urteils im Keime erſticken. Steuernotwendigkeiten
werden vorgeſchützt. Zunächſt: die Aufwvertung wird verboten. Vom
Reſt, der dem Schuldner verbleibt, will das Reich ſich mit 10 Prozent
begnügen. Bei der Steueruptwendigkeit follten die ländlichen Grund=
ſtücke
ganz leer ausgehen. Unangemeſſen war auch die Verquickung des
Aufwertungsverbots mit der Mietziusſteuer. Kein Verſtändiger kann
vom Staate eine ſofortige Aufwertung derlangen, aber der Staat darf
nicht dieſe Aufwertungsmöglichkeit ſufort unmöglich machen, denn der
Staat braucht Kredit auc, im Ausland. Gegen den Plan der
Reichsregierung erhoben ſich mit mir meine Freunde bekämpften den
Rechtsbruch, beſonders im Süden: Bahern, Baben, Württemberg und
Heſſen. Proteſt erhoben haben auch Streſemann und Emminger. Jetzt
ſollte die Aufwertung auf 10 Prozent beſchränkt werden. Jetzt kam
uns Sukkurs vom Klerus, auch das Reichsgericht trat neuerdings
auf den Plan. Die neueſten Worte des Reichsfinanzminiſters (die Gläu=
biger
hätten ihre Hypotheken längſt abgeſchrieben!) ſind un=
logiſch
, ſind eine Verquickung von Zivilrecht mit Steuerrecht. Die Auf=
wertung
geht den Reichsfinanzminiſter gar nichts an, erſt, wenn die
Aufwertung erfolgt iſt, kann er zufaſſen, aber nur mit Steuer=
gerechtigkeit
! Auch die Worte Emmingers laſſen befürchten,
daß ein Kompromiß zwiſchen R. Finanzminiſter und R.Juſtizminiſter
verſucht wird. Auch die Pläne des Deutſchen Volksparteilers Dauch
taugen nichts! Das Abſchneiden der Prozeſſe, das Emminger herbei=
führen
will, bedeutet eine Ungerechtigkeit gegen den Gläubiger. Trotz
allem kann auf Grund des Ermächtigungsgeſetzes es nur eine Verord=
wung
geben, die aber dem Reichstage zur Genehmigung vorzulegen iſt.
Die Gläubiger müſſen weiter ſich auf den Kampf einſtellen; es iſt ein
Kampf gegen den Mißbrauch wirtſchaftlicher Macht. Dieſer Kampf muß
aufgenommen und muß durchgeführt werden. Sache der Intereſſenten
iſt es, die politiſchen Parteien in ihrer Stellungnahme auf Herz und
Nieren zu prüfen. So haben auch die Schutzverbände ſchon beſchloſſen,
auch bei den Wahlen wellen ſie in dieſer Richtung vorgehen. Die poli=
tiſchen
Parteien haben ſich zum Teil zur Aufwertungsfrage geäußert,
die Hergtſchen Vorſchläge ſind ſpezialiſiert, gut gefaßt und alé ver=
ſtändig
zu begrüßen; ſie entſprechen m. E. den Forberungen, die ich
jemals aufgeſtellt habe. (Lebhafter Beifall.)
Juſtizinſpektor Melior dankt dem Redner für ſeine lichtvollen
Darbietungen, auch namens des Verkandes. Reallehrer i. R. Kahl tiefen Eindruck des Bühnenfeſtſpieles ſtehend, fanden die jugendſprühen=
berlieſt
die Reſolution der Deutſchen Volkspartei, die auf dem Boden
des Reichsgerichtsurteils vom 28. November 1923 ſteht. Juſtizrat
Lindt erinnert an die Kündigung der Darmſtädter Vorkriegsanleihen
und möchte, daß der Hypothekengläubigerſchutzverband auch jetzt wieder gruppen von Friedberg und Darmſtadt, ſowie einzelner Turner und
vorgehe und die Stadtverwaltung und Stadtvertretung auffordere, die
Kündigung vom 15. Februar 1923 zurückzunehmen. Der frühere erſte zu Ehren der auswärtigen Turnſchweſtern und =brüder, insbeſondere
zur Einigkeit in der Aufwertungsfrage auf. Jngenieur Lud= Kreiſe der Darmſtädter Turngemeindler je gefeiert wurde. Von allen
wig ſchneidet die Aufwertung der Leibgedingsverträge an.
ſolution:
zu erſuchen:
1. jedem Aufwertungsverbot und jeder Aufwertungsbeſchränkung bei
Hypotheken und ſonſtigen alten Goldforderungen entgegenzutreten; ſchen Preſſedienſt aus dem Volkswohlfahrtsminiſterium geſchrieben wird,
2. durch Sondergeſetz die Aufwertung auch ſolcher bereits getilgter iſt bei der Berechnung der geſetzlichen Miete eine weſentliche
Goldforderungen zuzulaſſen, die ohne angemeſſene Aufwertung in
entwertetem Pabiergeld zurückgezahlt worden ſind;
3. bebufs baldmöglichſter Aufwertung alter Goldforderungen im Wege auf Grund von Zuſchlägen zur Grunduiete. Als Grundmiete
gütlicher Verſtändigung Einigungsämter zu beſtellen.
B) Bei allen künftigen Wahlen für Reich, Land, Gemeinden und
Gemeindeverhände die Stellung der Wahlbewerber zur Aufwertungs= Betriebs= und Inſtandſetzungskoſten, Zentralheizung und Warmwaſſer=
frage
feſtzuſtellen.
ſtadt. In Ergänzung unſerer Notiz in Nr. 19 unſeres Blattes können
wir heute mitteilen, daß die obige Firma bereits ihre Tätigkeit auſ= (nicht mehr wie bisher Grundmiete) ausgedrückt und in Goldmark zu
genommen hat. Wir verweiſen auf die Anzeige unſeres Blattes vom berechnen ſind. Der Begrieff Friedensmiete iſt bekannt. Die Zu=
Sonntag.
Orpheum. Heute Montag, ſowie Dienstag und Mittwoch wird!
der Operettenſchwank Fräulein Puck, Muſik von Walter Kollo,
wiederholt. (S. Anz.)

Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 21. Januar 1924.

Seite 3.

F.N. Die Freie Geſellſchaft für Muſik, deren von Th. Kkappſtein, Vorſitzender der Dozentenſchaft der Humboldt=
Veranſtaltungen durch ihre Reichhaltigkeit ſtarkes Intereſſe für
ſich beanſpruchen, widmete den Sonntagvormittag im Vortrags=

* Konzerte.
Gutachten über den Hypnoſefilm
Hochſchule ir. Berlin.
.. . . . . Wie kläglich arm an überredenden und überzeugenden
raum von Kunſt und Keramik vierhändiger Klaviermuſik. Kunſtmitteln war die Lehrmethode noch vor einem Menſchenalter! Seit
Spielte dieſe Gattung der Enſemblemuſik in den Zeiten der Klaſ= ſich der Kulturfilm in der Hand der wiſſenſchaftlichen Aufklärung des
ſiker und Romantiker eine verhältnismäßig große Rolle, ſo daß Volkes geſund= mächtig entwickelt, hat Wiſſenſchaft und Kunſt einen
Konzertvorträge vierhändiger Originalwerke durchaus keine Sel= völlig neuen Siegeszug beſchritten, der unſer begeiſtertes Staunen weckt.
tenheiten waren, ſo iſt dieſe Bedeutung des Vier ndigſpie= Der Film Ein Blick in die Tiefen der Seele, ein Meiſterwerk der ver=
lens
heute ſtark zurückgetreten gegenüber dem Muſizieren von dienten Aerzte, die ihn in Gemeinſchaft mit den zeichnenden und filmen=
den
Künſtlern ſchufen, bedeutet für mich ein Erlebnis von elementarer
Bearbeitungen von Orcheſterwerken. Darüber werden heute lei= Kraft. Glücklich iſt die Zuſammenfügung ſchon vorhandener belehren=
der
die vierhändigen Originalkompoſitionen vernachläſſigt, die der älterer Filmteile und Spielfilm=Szenen zu einem geſchloſſenen Gan=
allerdings
meiſt recht erhebliches Können und gegenſeitiges Ein= zen, ſo daß nach Vollendung (ich ſah bisher nur die erſten und die letzten
fühlen verlangen. Mit einer Anzahl von Werken dieſer Art der ſechs Abſchnitte) das ſyſtematiſche Bildwerk der Hypnoſe in die Er=
machte
der genußreiche Vormittag bekannt, die Frau Ida = ſcheinung treten wird. Ich beglückwünſche die Schöpfer dieſes Films
ger und Herr GuſtavBeckfein durchdacht und mit ſorgfältiger aus meiner genauen Kenntnis des Volkes in ſeinen ſozialen Schichten
techniſcher Vorbereitung vortrugen. Beſonders wertvoll in ihrer (aach 25jähriger Wirkſamkeit als ein führender Dozent des Vollsſchul=
Klangfülle und Gedankenanmut iſt die G=Moll=Sonate Opus u7 weſens in Groß=Berlin) zu dem pſychologiſch wohldurchdachten Aufbau:
Die mit bewußter Abſichtlichkeit grob gehaltene, ſchematiſierende Deut=
von
hermann Götz, die wohl den meiſten Hörern unbekannt war, lichkeit der erſten Bildreihen veranſchaulicht ſinnenfällig, für jedermann
recht anſprechend die bayeriſchen Ländler von Heinrich Kaſpar greifbar und begreifbar, den Naturbefund des Meuſchenorganismus,
Schmidt. Von den gebotenen Regerſchen Werken überragen die ſein Nervenſyſtem, das Oberbewußtſein und Unterbewußtſein (das ſcherz=
Piéces pittoresaues Opus 34 bei weitem an Abgeſchloſſenheit haft=ernſthafte Obergemach und Untergemach!) Der wahrhaft
und Charakteriſtik der Gedanken, die früheren Walzerkaprizen, ſchöne Ernſt, der alle Bilder trägt, vermittelt dem Beſchauer die doppelte
Von wundervollem Klang und großem Farbenreichtum ſind die Gewißheit:
vier Sätze der Suite von Debuſſy, die auch in ihren vom Kompo= 1. In dieſen helldunklen Bezirken darf kein laienhafter Unverſtand ſich
irgendwie die Führung anmaßen, jedes müßige Spiel aus frommem
niſten herrührenden Geſtaltungen für zwei Klaviere und ſür Or= Wahn oder kritiſcher Spekulation, gar aus geldlicher Gier, wäre ein
cheſter von großer Wirkung iſt. Die Bearbeitung der Sätze aus heilloſer Frevel an der kranken Umwelt:
der Orcheſtertondichtung Sommermärchen von Joſef Suk ließ 2. Alle dieſe Medien ſind in der Behandlung berufener Aerzte als
die Farben vermiſſen, die in der Partitur zweifellos vorhanden Kranke. Die Hypnoſe iſt das Heilmittel, der ſuggeſtive Eingriff dient
ſind. Eine geſchickt und wirlungsvoll erfundene atonale Groteske weder der Religion noch dem ſenſationellen Gelüſt er iſt Arznei,
die auf die ſeeliſch=leibliche Geneſung abzielt ....
Foxtrott von Alfredo Eaſella ſchloß die intereſſante und um=
Ich gebe dem wiſſenſchaftlichen Aufklärungsfilm, von dem ich erheb=
fangreiche
Vortragsfolge ab. Die Zuhörer ſpendeten der aus=
gezeichneten
Darbietung reichen Beifall, die zuweilen faſt ver= liche Teile geſehen habe, aus voller Ueberzeugung das gutachtliche Zeug=
nis
: er ſtellt ein einwandfreies muſtergültiges Filmwerk dar, deſſen
geſſen ließ, daß das Vierhändigſpielen gewiſſe Einſchränkungen letzte Spuren von Unvollkommenheit bei der enbgültigen Fertigſtellung
im ſubjektiven Vortrag und dadurch auch in der unmittelbaren ſich tilgen laſſen. Da der Film als Vortragsfilm gemeint iſt, ſo wird
Wirkung ſtets in ſich trägt.
der Vorführende in ſeinen redneriſchen Begleitworten in der Volkshoch=
ſchule
, im öffentlichen Saal, im Vereinszimmer, im Kinolokal, im Ge=
Zur gleichen Zeit ſang Herr Joſef Schlembach in der ſellſchaftsraum ſeinen erwachſenen Hörern und Hörerinnen alles Ver=
Aula des Realgymnaſiums die Gellert=Lieder von Beethoven, hindende, Weiterführende gern aneignen. Ich wünſche dem Vortrags=
die
Michelangelo=Lieder von Hugo Wolf und die Ernſten Ge= film Blick in die Tiefen der Seele die weiteſte Verbreitung zur Er=
ſänge
von Johannes Brahms. Störte in den erſteren zuweilen tüchtigung des deutſchen Volkes und der Menſchheit.

noch der etwas unklare Tonanſatz und ein leichtes Zutiefſingen,
ſo kam in den Geſängen von Wolf und Brahms, die das Lebens=
werk
beider Komponiſten bedeutungsvoll abſchließen und in peſſi=
miſtiſcher
Reſignation wie konzentriertem ſubjektiven Ausdruck ging am 19. ds. Mts., in der Brauerei Fay feſtlich den Tag der Reichs=
ihresgleichen
ſuchen, die vornehme künſtleriſche Auffaſſung, die gründung. Der Geſchäftsführer des Verbandes, Kamerad Hauptmann
ſchlichte und doch tief empfindende Darſtellungsweiſe ſtark zur a. D. Bickel, gedachte der geſchichtlichen Bedeutung dieſes Tages und der
Wirkung. So war für uns der Höhepunkt des ergreifend vor= ernſten Mahnung, die er für unſer Hoffen und für die Zukunft in ſich
getragenen Alles endet, was entſtehet von Hugo Wolf, wenn= birgt. Die überaus zahlreiche Verſammlung ſandte einen Gruß an die
gleich dieſe tiefen, dem tragiſchen Dichterwort bis in die feinſten mit der Tradition der alten Regimenter betrauten Reichswehrtruppen=
Andeutungen nachfolgenden Kompoſitionen durch ihre ſchwierige teile, in dem es heißt: Wir alten Soldaten blicken mit Wehmut auf die
Harmonik und chromatiſch ſchwer ringende Melodieführung bei Ueberbleibſel unſerer ſtolzen alten Armee, aber trotzdem erfüllt es uns
den Hörern weniger Beifall fanden ſei es aus Befremden ditionstruppenteilen ein junges, ſtarkes Reis heranwächſt, in dem die
oder Ergriffenheit als die bei aller Sprödigkeit weit leichter alten Soldatentugenden kräftig ſind, die unſere alte Armee groß gemacht
verſtändlichen Ernſten Geſänge‟. Die Begkeitung ſpielte mit haben. Mögen dieſe Kräfte lebendig bleiben und ſich fortpflanzen,
feiner Einfühlung Herr Grospietſch, der auch dankenswerte dann wird ſich der Segen erfüllen, der in der Tradition liegt und alte
Einführungen in die Werke gab, vor allem aber die Gedichte deutſche Wehrhaftigkeit und Wehrfreudigkeit werden einſt wieder das
Michelangelos vorher vorlas, wodurch die Einſtellung auf dieſe Ehrenſchild eines geſunden, einigen Volkes ſein. Uns alte und junge
ſchwierigen Geſänge zweifellos bedeutend erleichtert wurde, Die Ehre Vaterland! Ferner ſei mitgeteilt, daß für den verſtorbenen
große Gemeinde, die Herr Grospietſchs Veranſtaltungen gefun= General v. Lyncker Generalleutnant v. Kleinſchmidt zum 1. Vorſitzenden
den hat, zeigte ſich für die Darbietungen herzlich dankbar.
des Verbandes gewählt worden iſt.

Turngemeinde Darmſtadt 1846. Im Anſchluß an die wohlgelungene
Wiederholung des Bühnen=Turn= und Feſtſpielabends im Heſſiſchen
Landestheater fanden ſich zahlreiche Mitglieder vieler auswärtiger Ver=
eine
aus beſetztem und unbeſetztem Gebiet zu einigen frohen Stunden
im Kreiſe ihrer Darmſtädter Turnbrüder zuſammen. Noch unter dem
den Worte unſeres allverehrten Geiſtesturnwarten des Mittelrhein=
kreiſes
, Turnbruder Bender, begeiſterten Widerhall. Unter der
Mitwirkung der Singmannſchaft des T.G.D.Orcheſters, der Jugend=
Turnerinnen der T. G. D. geſtaltete ſich die Zuſammenkunft, veranſtaltet
Verbandsvorſitzende Oberingenieur Quiel fordert die Intereſſenten unſeres Turnbruders Bender, zu einem der ſchönſten Abende, der im
mit Bedauern empfangen, ſchlug allzu früh die Stunde der Trennung,
Die Verſammlung beſchloß ſchließlich einſtimmig, nachſtehende Re= die das fröhliche Turnervölkchen, für das der geräumige Tieſaal viel zu
klein war, in alle Richtungen auseinanderführte. Allen Scheidenden war
4), Reichs= und Landesregierung, ſowie Reichstag und Landtag der Wunſch auf recht baldige und gleich ſchöne Stunden in den Augen
zu leſen. Hoffentlich wird er ihnen allen recht bald erfüllt. b.
Die preußiſche Mietenberechnung. Wie dem Amtlichen Preußi=
Vereinfachung des bisher gültigen Verfahrens herbeigeführt worden:
Anſtelle des Umlageverfahrens tritt die einfache Berechnung der Miete
gilt nach dem Reichsmietengeſetz der am 1. Juli 1914 gezahlte Mietpreis,
vermindert um gewiſſe, in der Friedensmiete enthaltene Beträge für
verſorgung. Die Grundmiete wird nach wie vor in Papiermark
berechnet und ſpielt daher in dem Geſamtbetrag praktiſch keine Rolle.
* Südweſtdeutſches Privatbankgeſchäft E. Schickert u. Co., Darm= Die vom 1. Februar ab zu zahlende Miete ſetzt ſich im tpeſentlichen aus
den Zuſchlägen zuſammen, die in den Hundertſützen der Friedeusmiete
ſchläge, die nunmehr einheitlich für ganz Preußen gelten betragen ins=
geſamt
30 v. 5. In Häuſern mit Sammelheizung und Warrwaſſerver=
ſorgung
ſind nach wie vor die Koſten für Heizſtoffe getrennt von der
geſetzlichen Miete zu berechnen.

Regimentsnachrichten.
* Der Verband Heſſiſcher Regimentsvereine be=
mit
Stolz und Zuverſicht, zu ſehen und zu hören, daß in unſeren Tra=
Soldaten leite unſer alter Heſſiſcher Waffen= und Wappenſpruch: Gott
Aus den Parteien.
Deutſche Demokratiſche Partei. Am Dienstag, den
22. d. M., findet eine außerordentliche Vorſtandsfitzung ſtatt, zu
der alle Mitglieder dringend eingeladen werden ſollen.

r. Babenhaufen, 19. Jan. Gemeinderatsſitzung. Nach
dreiviertelſtündiger Verſpätung, hervorgerufen durch das unpünktliche
Eintreffen der Mitglieder des Stadtvorſtandes, iſt dieſer beſchlußfähig,
und die Sitzung beginnt. Die Selbſthilfeorganiſation bittet um Abgabe
weiteren Baugeländes und Bauholzes. Das Geſuch wird genehmigt
nach den Vorſchlägen der Finanzkommiſſion. Bauholz ſoll in der ge=
wünſchten
Höhe, wenn möglich, abgegeben werden. Die Feſtſetzung des
Preiſes wird zurückgeſtellt. Geldſorgen der Verwaltung, d. h. Geld=
beſchaffung
für die Holzhauer, bilden den zweiten Punkt der Tages=
ordnung
. Dem Vorſchlag der Finanzkommiſſion wird auch hier zuge=
ſtimmt
. Bis zum 25. Januar ſollen die Losholzempfänger eine vierte
Rate, die Tarifholzempfänger, wenn ſie 4 Rm. Holz empfangen, ihre
dritte Rate von 5 Goldmark an die Stadtkaſſe entrichten. Vom 26. Jan,
ab werden 6 Prozent monatliche Zinſen erhoben. Als Erſatz für Hauer=
und Setzerlohn follen von den Ortsbürgern 17 Goldmark erhoben wer=
den
. Eine lebhafte Debatte entſpinnt ſich ſodann über die Feſtſetzung
des Tarifholzpreiſes. Man einigte ſich dahin den Preis vorläufig noch
nicht feſtzuſetzen. Ein Geſuch der Freiwilligen Sanitätskolonne um
Ueberlaſſung des unteren Nathausſaales zu Uebungszwecken wird nach
Abſtimmung genehmigt. Licht= und Heizungskoſten trägt, da die Kolonne
gemeinnützigen Zwecken dient, die Gemeinde. Ein Ziegenbock ſoll frei=
händig
verkauſt werden. Die von der Finanzkommiſſion bearbeiteten
Beſtimmungen zur Holzverſteigerung werden genehmigt. Auswärtige
Steigerer ſollen zugelaſſen werden. Die Jagdpachtnachzahlung des
Pächters H. Weinreben für die beiden Bogen mit 1550 Goldmark wird
genehmigt. Den Feldgeſchworenen werden für ihre Arbeiten von
April 1923 ab pro Tag 3 Mk. vorbehaltlich der miniſteriellen Geneh=
migung
autgeheißen.
r. Seligenſtadt, 18. Jan. Der Streik der Arbeiterſchaft der
Gewerkſchaft Guſtav gilt ſeit heute wieder als beigelegt.
Die Arbeit wurde zu den tariflichen Bedingungen wieder aufgenommen
und die 10ſtündige Arbeitszeit anerkannt.

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iragen im Intereſſe ihrer Geſundheit das erprobte und von Frauenärzien beſſens
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[ ][  ][ ]

Seite 4.

Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 21. Januar 1924.

Rummer 21.

Reich und Ausland.

Hoffmann von Fallersleben zum Gedächtnis.
Berlin. Anläßlich des 50. Trdestages des Dichters Hoffmann
don Fallersleben ließ der Reichspräſident durch den Landrat in Höxter
am Grabe des Dichters in Corvey einen Kranz mit einer Schleife in
den Reichsfarben und der Inſchrift Dem Vorkämpfer deutſcher Einheit
und Freiheit niederlegen. Ferner ſandte der Reichspräſident
dem Sohne des Dichters, dem in Berlin lebenden Maler Profeſſor
Franz Hoffmann von Fallersleben folgendes Schreiben: Zur fünfzig=
ſten
Wiederkehr des Tages, an dem der Dichter und geiſtige Vorkämpfer
deutfcher Einheit und Freiheit, Hoffmann von Fallersleben, aus dem
Leben ſchied, möchte ich nicht unterlaſſen, Ihnen, als dem in unſerer
Mitte lebenden Sohn, und Ihrer Familie als Zeichen meines Gedenkens
herzliche Grüße zu ſenden. In Ihrem Vater hat ſich der Sinn für Frei=
heit
und Menfchenwürde mit der innigen Liebe für das Vaterland und
ſeine Einheit auf das ſchönſte verbunden. Für den Ausdruck dieſer Liebe
fand kaum ein anderer ſo natürliche, warme und volkstümliche Worte
wie er in ſeinen Liedern. Voll Stolz und Genugtuung können Sie dar=
auf
blicken, daß der Wunſch und die Sehnſucht Ihres Vaters, ſein Lied
der Deutſchen möchte von allen Deutſchen einheitlich geſungen werden,
jetzt erfüllt iſt.

Heute und folgende Tage
Evorost-Eilmn

Furnhalle am Woogsplatz
6Uhr 150 Mk. 8l=Uhr

(*1K53go)

Tollers Tragödie Hinkemann vom Dresdener Schauſpielplan abgeſetzt.
Dresden. Die Aufführung der Tragödie Hinkemann von Ernſt
Toller, die für Samstag und Montag auf dem Spielplan des Schau=
ſpielhauſes
ſtand, iſt abgeſetzt, durch andere Stücke erſetzt worden. Wie
amtlich mitgeteilt wird, hat das Miniſterium für Volksbildung ange=

narverfahren eingeleitet wird. Von deutſchnationaler Seite iſt im Land=
tag
ein Antrag eingebracht worden, die Regierung zu erſuchen, die Auf=
führung
des Stückes zu verbieten.
Schweres Unglück.
Speher. Am Bahnhof Heiligenſtein ereignete ſich am Mittwoch
mittag um halb 12 Uhr ein ſchweres Unglück. Die Ehefrau Leibrock von
Germersheim fuhr mit ihren Kindern nach dort, um ihre Eltern in
Mechtersheim zu beſuchen. Nachdem Frau L. aus dem Zuge geſtiegen
war, wollte ſie auch ihr Kind herausnehmen, rutſchte dabei ab und kam
unter den Zug, wobei ihr beide Beine abgefahren wurden. Die Be=
dauernswerte
iſt im Diakoniſſenhauſe in Speher ihren Verletzungen
erlegen.
Ein Unglücksfall auf der Arlbergbahn.
Ein merkwürdiger Unglücksfall hat ſich auf dem Arlberg durch den
Bruch der Zugkoppelung bei einem Güterzug ereignet.
14 beladene Waggons entrollten der am Eingang zum Arlbergtunnel
gelegenen Station Langen talabwärts, durchfuhren in raſender Ge=
ſchwindigkeit
die Station Danöffer und konnten erſt in Dalaas durch
Umſtellung einer Weiche angehalten werden. Die Waggons ſprangen
aus dem Gleis und zertrümmerten zum Teil die Vorbauten des Bahn=
hofsgebäudes
. Die Ladung der Wagen erlitt nur geringe Beſchädigung,
und fünf auf den Wagen ſitzende Zugbeamte wurden nur verhältnis=
mäßig
leicht verletzt.

Die diesjährige Mount Evereſt=Expedition.
Nach Meldungen engliſcher Blätter ſind die Vorbereitungen für
die neue Expedition auf den Mount Evereſt ſo weit vorgeſchritten, daß
bereits die Teilnehmerliſte veröffentlicht werden kann. Dieſe zeigt, daß
von jenen Herren, die im Vorjahre das Mount Evereſt=Unternehmen
mitgemacht haben, nur ſechs in die neue Teilnehmerliſte übernommen
ſind. Von den bekannteren Bergſteigern wird, zum Beiſpiel Kapitän
Finch, der kühne Kamerad des Kapitäns Geoffrey Bruce, beim Angriff
auf die Spitze der Göttin=Mutter der Erde, deſſen ſympathiſch humou=
volle
Schilderung ſeiner waghalſigen Partie, auf 8300 Meter Höhe, vor
kurzem das Wiener Publikum im Muſikvereinsſaal zur Bewunderung
hinriß, der diesjährigen Unternehmung nicht angehören. Sie wird, wie
im Vorjahr, unter der Leitung des Brigadegenerals C. G. Bruce ſtehen,
dem als zweiter Kommandant Major Norton an die Seite treten wird.
Der achtgliederigen Bergſteigerpartie gehören die aus dem vorjährigen
Unternehmen her bekannten Major Norton, George Leigh=Mallory,
Somervell und Captain Bruce an, ſowie als neue Herren Odell, Betham,
Irvine und Hazard. Major Norton wird das Kommando über die
Hochlager führen. Die Kletterer werden mit Sauerſtoffapparaten aus=
gerüftet
, die in Anlage und Transportfähigkeit auf den im Vorjahre
gemachten Erfahrungen beruhen werden. Ueber das vorläufige Reiſe=
programm
iſt bekannt geworden, daß die Expedition Ende März Dar=
jeeling
, den Ausgangspunkt in Jndien, verlaſſen und auf der von der
vorjährigen Expedition begangenen Route längs des Chumbitales über
Kampozong ins Rongbuktal marſchieren wird. Man hofft, hier, am
Ende des Tales, gegen Ende April das Baſislager errichten zu können,
um dann im Mai den erneuten Anſturm auf den Bergrieſen Evereſt in
Angriff zu nehmen.
Ein neuer Tunnel unter der Themſe.
Die engliſche Regierung hat den Plan, einen bloß für Fußgäuger
beſtimmten Tunnel unter der Themſe zwiſchen Graveſend und Tilbury
zu bauen. Die für die erſten Baukoſten erforderlichen Summen ſtehen
ihr bereits zur Verfügung.

Ein Raubüberfall auf einen Poſtwagen.
Metz. Auf den Poſtwagen des Perſonenzugs, der um 7 Uhr abends
it Diedenhofen abfährt, wurde ein Raubüberfall durchgeführt. Maskierte
Räuber drangen in den Poſtwagen, ſchlugen den Poſtbeamten Morell
nieder und raubten mehrere Poſtſäcke aus, die aus dem Ornetal nach
Metz gingen. Man nimmt an, daß die Banditen vor Metz ausgeſtiegen
ſind. Morell wurde tödlich verletzt aufgefunden und ſofort operiert,
Er konnte eine Beſchreibung der Räuber geben. Der Wert der geſtoh=
lenen
Sendungen ſoll 218 000 Fr. betragen.

Stimmen aus dem Leſerkreiſe.

(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaltion keinerſel Ver=
antwortung
; für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfange
der Einſender verantwortlich.) (Einſendungen, die nicht verwendet werden, können nicht
zurückgeſandt, die Ablebnung zich: besründet werden.
Die Kaſſenbeamten der Reichspoſtverwaltung ſind mit Anweiſun=
gen
bei Entgegennahme wertbeſtändigen Notgeldes verſehen, die un=
glaubliche
Schwierigkeiten für das Publikum nach ſich ziehen.
Heſſiſche Beamte bekommen einen großen Teil ihres Gehaltes in
wertbeſtändigen Schatzanweiſungen des Volksſtaates Heſſen. Es iſt ver=
ſchiedentlich
vorgekommen, daß ſie keine anderen Zahlungsmittel zur
Verfügung hatten. In Erledigung dringender Familienverhältniſſe war
nun eine ſofortige Poſtbeſtellung durch Eilbrief erforderlich. Nachdem
von den Poſtbeamten entſprechende Wertzeichen auf die Briefſendungen
aufgeklebt waren, wurden dieſelben, da der zuſtändige Poſtbeamte die
heſſiſchen Zahlungsmittel nicht in Empfang nehmen durfte, wieder over
der Briefſendung entfernt. Darmſtädter Geſchäftsleute, die nach denr
betreffenden Herrn an den Schalter traten, ſchüttelten mißbilligend über
derartige unproduktive Tätigkeit der Reichspoſtbeamten den Kopf. Ab=
hilfe
ſcheint dringend geboten.
Mehrere heſſiſche Beamte.

Tur

en
fachen
die
ten die vorbide
nſo aus9
güßen war 8. 9

Sprüngen am 9
rung, die Hod
Wolfsſprun

Infolge Abbau und Einſchränkung, ſowie Eingehen von Aemtern,
wäre es beſonders zweckmäßig, daß alle Gebäulichkeiten, in denen ſich
ſeither Staats= und Stadtbureaus befanden, und zum Wohnen geeignet
ſind, geräumt werden und den ſchon jahrelang Wohnungſuchenden über=
wieſen
werden.
Einer, der ſchon lange auf Wohnung wartet.

geifall, als ihnen
nannſchaft zeichne.
Turnen der erſtel

grenzen des Turne

Tageskalender.
Landeskheater, Großes Haus: Keine Vorſtellung. Kleines Haus,
Anfang 7 Uhr, Ende 9½ Uhr (Sondermiete 15, Schülermiete 2):
Aleſſandro Stradella. Orpheum, 734 Uhr abends: Fräuleur
Puck. Volkstheater, abends 8 Uhr: Sherlok Holmes
Union=, Reſidenz=, Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kino= Vorſtel=
lungen
.

Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Veranwoxtlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Feuill=ton und Heſſiſche Nachrchten: Max Streeſe
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann
Verantwortlich für Schlußd ent: Andreas Bauer
Verantwortlich für den Inſcratenteil: Willy Kuhle
Druck und Verlag: L. C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt.

Die heutige Rummer hat 6 Seiten

UnieneTheater

Jackie Coogan
der Wunderknabe
in dem Gaktigen Schausplel

Residenz Theater
Central-Theater

Maftee

AIIo

der Mann der Kraft
2 Telle 12 Akte

(Hein Junge)

Wien Maftte

Br. Mapuse,
der Spielen

Der Fechter

von Ragenna

Der große Zirkus-Sensationsfilm in 6 Akten.
In den Hauptrollen:
Violetta Napierska, Alfredo Galaor, Hans Trautner.

unter Gauklern u. Bestien
Ein Artisten-Schicksal in 6 Akten.
Marcco: doe Stoeckel.

II. Tell 6 Akte.
Ein Spiel von Menschen unserer Zeit.
Gertrud Welker, Alfred Abel,
Grete Berger, Bernh. Goetzke.
Rud. Klein-Rogge als Dr. Mabuse.

Der Traum

Nach dem Roman von Emile Zola.
Ein Schauspiel in 6 Akten.

Zirkuskönlg VI. Teil
DerPreisboger
vonKaliformen

mit Eddie Polo.

(673g0

Palast-Lichtspizle
Mur noch heute

AAMIOÜAAS

neuester und größter Film!

Mr leieter Kauufsken

Abenteuer-Sensationsdrama mit Ernst Reicher als
Stuart Webbs

6 gewaltig spannende Akte!

Brownie und die Einbrecher

Amerikanisches Lustspiel in 2 Akten, mit dem
Wunderhund Brownie

Freddy’s erste Spekulation

Amerik. Komödie in 2 Akten,
Herabgesetzte Preise.

Orpheum (uhr

Montag: Diens=
tag
u. Mittwoch
Nur 3 Tage:
Wiederholungen:
Fräulein Puck
Operetten chwank
in 3 Akten
Muſik: Walt. Kollo.

Kart./ Verkehrsbüro
de Waal, Rheinſtr. 14

Landestheater

Großes Haus.
Montag, 21. Jan.

eine Vorſtellung.

Fleines Haus. (V‟.
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Schülermiete grün?
Aleſſandro
Stradella
von Fr. v. Flotow.
Anf. 7 Uhr. Ende9½ Uhr.
Preiſe 15 Billionen.

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/3 Uhr beginnend, verſteigere ich auf
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1 Kinderbeti, 2 Ruhebetten mit Decken,
1 Waſchkommode mit Marmorplatte,
1 Nachttiſch mit Marmorpl., 1 zwei=
tür
. Kleiderſchrank (Rüſterholz), 1 lack.
Waſchſchrank, 1 Sofa mit 2 Seſſeln,
2 Sofas;
1 Ausziehtiſch, rund, 1 Tiſch mit
Marmorpl., 2 Ovaltiſche, 3 runde
Rauchtiſche, 3 Arbeitsſtänder, 2 Stand=
etagere
, 6 Rohrſtühle, 2 Bücher=Regale,
1 Ankleideſpiegel, 2 Regulatoruhren;
2 Korbgarnituren, 2 Garten=
tiſche
, 12 Gartenſtühle;
1 Küchenſchrank mit Anrichte und
Tiſch aus pitſch=pine, 3 Wirtstiſche:
Bett= und Tiſchwäſche, Glas, Por=
zellan
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Beſichtigung: Mittwoch v. 25 Uhr.
Darmſtadt, den 21. Jan. 1924.

Baab
Amtsgerichtstaxator.

Arobgtenhafte 34
nenden Momente
ſchön in ſtraffſter
Turnerinnen und
ein Bühnenſchautz
wurde von allen
langanhaltenden
das Feſtiſbiel
eingehend bericht
Bei der Beurteilun
auf die Ausführu
dem es dunchgefü
Deutſches Denken
deutſches Hoffen ſol
um uns geeignet zu
Die Turnger
führung als einen
furchtbaren Zeit der
das Sehnen und den
lörperliche und gei
ehnen zu helfen.

Aus der

Zu einer bedeutf
und techniſchen Spi
vereinigt. Wichtige
Die Verhandlun
leitete der Vorſitzer
des Turnau
Veranſtaltun
1924 zeigen, daß
lichen Nöt
1. Kreiswarte
Presden. T
18 Kreiſe der
der Deutſä
zu beſonderer
ausſchuß für de
mar, für das
für volkstün
nover, für S
men am 16
in Leipzig
2. Die Meiſt
Uebunge
3. Jahnwer
4. Meiſterſ
ſchaft.
Meiſterſch
Kreisgrut
bis 15. O1
5. Meiſterſ
ſchaft i
ſchaften
6. Jahnſch
Zur Fra
den einzel
geſtellt, daß b
ſind. Auch den
Verbände an
waltung iſt
und ſollen Ri
Die We
gen allgemei
5 Kreisgrupper
ſchen
nerſche

Sfi=Kurſe
Der zu Weih=
ehängemn
der m
BSauna ds io au
enldend eimalue
gebun
geſehene mſtadts
gute

[ ][  ][ ]

Nummer 21.

Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 21. Januar 1924.

Seite 5.

Sport, Spiel und Zurnen.

Turnen.

77

Neäch
Tiſch m

Bühnenſchauturnen und Feſtſpielaufführung der Turngemeinde
Darmſtadt.
Dir Turngemeinde Darmſtadt 1846 wiederholte geſtern ihr
Bühnenſchauturnen und die Feſtſpielaufführung mit größtem
Erfolg. Sie wird es, um es gleich vormweg zu nehmen, am
Sonntag, den 10. Februar, nachmittags, im Großen Hauſe des
Landestheaters nochmals wiederholen. Nach einer muſikaliſchen
Einleitung durch das Landestheaterorcheſter und einem wohlge=
lungenen
Chor der Turnſingmannſchaft Ich glaube an mein
Vaterland und den Begrüßungsworten des erſten Vorſitzen=
den
der Turngemeinde folgte das Bühnenſchauturnen. Da ſtan=
den
zunächſt die Turner und Turnerinnen, klein und groß in
ihren ſchlichten ſchwarz=weißen Turnanzügen und führten nach
einfachen Klängen eine Reihe, zum Teil ſchwerer Freiübungen
vor, die in muſtergültiger Weiſe ausgeführt wurden. Sie zeig=
ten
die vorbildilche Diſziplin, wie ſie nur in der Turnerſchaft
in ſo ausgeprägter Form geübt und gepflegt wird. Sehr zu be=
grüßen
war es, daß diesmal die Turnerinnen ihr Können in
Sprüngen am hohen Pferd zeigten. Was ſie da boten, der Mut=
ſprung
, die Hocke, Flanke, Lehre, Wende, Krätſche, Hohe Hocke,
der Wolfsſprung und Hechtſprung, verdiente noch größeren
Beifall, als ihnen geſpendet wurde. Die Gruppen der Turn=
mannſchaft
zeichneten ſich durch Zucht und Ordnung aus. Das
Turnen der erſten Turnriege am Dopelreck überſchritt faſt die
Grenzen des Turnens. Die Gewandtheitsübungen, die an das
Akrobatenhafte zum Teil heranreichten, waren veich an ſpan=
nenden
Momenten und wurden von allen gleich gut und gleich
ſchön in ſtraffſter Beherrſchung ausgeführt. Die Volkstänze der
Turnerinnen und Turnſchülerinnen, die ſich beſonders gut für
ein Bühnenſchauturnen eignen, erregten allgemeine Freude. Es
wurde von allen Zuſchauern lebhaft bedauert, daß ſie trotz des
langanhaltenden verdienten Beifalls nicht wiederholt wurden.
Das Feſtſpiel Friſch auf mein Volk, über das wir bereits
eingehend berichteten, bildete den Höhepunkt der Veranſtaltung.
Bei der Beurteilung dieſes Feſtſpiels kommt es nicht ſo ſehr
auf die Ausführung ſelbſt, als vielmehr auf den Geiſt an, mit
dem es durchgeführt wurde und in dem es verſtanden ſein will.
Deutſches Denken und deutſches Fühlen, deutſcher Stolz und
deutſches Hoffen ſollen uns den Weg zur Einigkeit zurückführen,
um uns geeignet zu machen, die Sklavenketten zu ſprengen.
Die Turngemeinde Darmſtadt darf auch die geſtrige Auf=
führung
als einen vollen Erfolg ihres Strebens buchen, in dieſer
furchtbaren Zeit der Erniedrigung, vor allem in der Jugend
das Sehnen und den Willen wachrufen und zu pflegen, durch
körperliche und geiſtige Ertüchtigung den Weg zur Freiheit
ebnen zu helfen.
* Aus der deutſchen Turnerſchaft.
Zu einer bedeutſamen Sitzung hatten ſich die Verwaltungs=
und techniſchen Spitzen der Deutſchen Turnerſchaft in Berlin
vereinigt. Wichtige Fragen harrten gründlicher Erörterungen.
Die Verhandlungen im Vorſtande der Deutſchen Turnerſchaft
leitete der Vorſitzende Dr. Berger=Aſchersleben, im Vorſtande
des Turnausſchuſſes Oberturnwart Kunath=Bremen. Die
Veranſtaltungen der Deutſchen Turnerſchaft
1 924 zeigen, daß die Deutſche Turnerſchaft trotz der wirtſchaft=
ichen
Nöte tatkräftig arbeitet. Beſchloſſen wurde folgendes:
1. Kreiswarteverſammlung vom 14. bis 17. April in
Dresden. Teilnehmen werden ſämtliche 100 Kreiswarte der
18 Kreiſe der Deutſchen Turnerſchaft, ſowie der Turnausſchuß
der Deutſchen Turnerſchaft. Die Unterausſchüſſe treten vorher
zu beſonderen Beratungen zuſammen, und zwar der Unter=
ausſchuß
für das Männerturnen am 24. Februar in Wei=
mar
, für das Frauenturnen am 10. Februar in Greiz,
für volkstümliche Uebungen am 27. Januar in Han=
noßer
, für Spiele am 3. Febr. in Oldenburg, für Schwim=
men
am 16. Februar in Halle, für Fechten am 20. Januar
in Leipzig.
2. Die Meiſterſchaften der D. T. in volkstümlichen
Uebungen finden am 30. u. 31. Aug. in Hannover ſtatt.
3. Jahnwetturnen in Freyburg a. u.
4. Meiſterſchaftsſpiele der Deutſchen Turner=
ſchaft
. Handball: Kreisgruppenſpiele und Deutſche
Meiſterſchaft vom 15. April bis 15. Juni. Schlagball:
Kreisgruppenſpiele und Deutſche Meiſterſchaft vom 15. Auguſt
bis 15. Oktober.
5. Meiſterſchaftsfechten der Deutſchen Turner=
ſchaft
im Juni in Augsburg. Die Deutſchen Meiſter=
ſchaften
gemeinſam mit dem Deutſchen Fechterbund im Juli.
6. Jahnſchwimmen in Halle a. d. S. am 17. Februar.
Zur Frage der größeren Bewegungsfreiheit auf
den einzelnen Gebieten des Turnens wurde feſt=
geſtellt
, daß beſondere Verbände für einzelne Gebiete nicht nötig
ſind. Auch den einzelnen Kreiſen wird nicht empfohlen, beſondere
Verbände anzuſtreben. Eine größere Selbſtändigkeit in der Ver=
waltung
iſt jedoch für die einzelnen Ausſchüſſe wünſchenswert
und ſollen Richtlinien gegeben werden.
Die Wettkampfbeſtimmungen werden nur in weni=
gen
allgemeinen Punkten geändert. Für die Spiele werden ſtatt
5 Kreisgruppen 7 eingerichtet. Für Höchſtleiſtungen der Deut=
ſchen
Turnerſchaft werden Urkunden ausgegeben als Einlagen
in dei Turnerpaß.
Zur Frage Turn= und Sportabzeichen werden An=
auf
Einrichtung von Altersklaſſen mit ermäßigten Leiſtun=
tellt
, die nach Ablauf, der dreijährigen Sperrfriſt aus=
et
werden.
Winterſport.
Ski=Kurſe des Skiklubs Darmſtadt=Odenwald.
Der zu Weihnachten einſetzende ſtarke Schneefall brachte den
Anhängern der weißen Kunſt willlommene Gelegenheit zur Aus=
übung
des ſo außerordentlich geſunden, auf Körper und Geiſt
wohltuend einwirkenden Schneelaufs. Selbſt die nächſte Um=
gebung
Darmſtadts zeigte eine für Odenwaldverhältniſſe ſelten
geſehene gute Skibahn und waren unſere Darmſtädter Skiläufer
nicht gezwungen, weite Bahnfahrten zurückzulegen, um in gün=
ſtige
Schneelagen zu gelangen. Auch der Skiklub Darmſtadt=
Odenwald nahm ſeine ſportliche Tätigkeit mit Beginn des
Schncefalls wieder auf. Die Hauptaufgabe dieſes Klubs beſteht
darin, ſeine Mitglieder zu guten Tourenläufern heranzubilden,
die gelernt haben, den Schneſchuh in jedem Gelände zu beherr=
ſchen
. Denn erſt nach Erreichung dieſer Fähigkeit kommt der
Schneſchuhläufer zum vollen Genuß des Skilaufs und der ihn
auf ſeinen einſamen Fahrten umgebenden prächtigen winterlichen
Landſchaft. Durch ſonntägliche Ausbildungskurſe und Wande=
rungen
, die zum Teil in nächſter Nähe Darmſtadts, oder auf der
Neunkircherhöhe ſtattfinden, wird verſucht, dieſes Ziel zu er=
reichen
. Neben dieſer Ausbildungsarbeit im kleinen Rahmen,
ve anſtaltet der Klub alljährlich einen größeren Skikurs, wie
ſolche in den letzten Jahren meiſtens im Schwarzwald ſtattfan=
den
. Der diesjährige Hauptſkikurs wird in den Bayeriſchen
Alpen oder im Arlberggebiet unter günſtigen, einfachen Verhält=
niſſen
durchgeführt. Es ſind zwei Kurſe geplant, von welchen
der erſte in der Zeit vom 10. 2. bis 16. 2. für Anfänger und der
zureite vom 17. 2. bis 23. 2. für Fortgeſchrittene abgehalten wird.
Die Leitung der Kurſe hat auch in dieſem Jahre Herr Gießmann
übernomnnen. Intereſſenten erfahren alles Nähere im Sport=
haus
Adelmann, Rheinſtraße.

6. Verbandswettlauf des Verbandes mitteldeutſcher Skivereine.
Am Samstag fand bei ungünſtigen Schneeverhältniſſen in
Schmitten im Taunus der 6. Verbandswettlauf des Verbandes
mitteldeutſcher Skivereine ſtatt. Umſomehr ſind, die einzelnen
Leiſtungen anzuerkennen. Ein beſonderes Lob gebührt der Renn=
leitung
, die in den Händen der Herren T. Benzing, Direktor M.
Kempff, G. A. Ellinger, Prof. E. Ratzel und M. Wirth lag. Die
Langlaufſtrecke von 13 Kilometern führte von Schmitten durch
den WeiersgrundOpel=JagdhausSandplackenWeißer Berg=
LutterbachwieſenGalgenfels zum Ziel am Sengelberg. Die
Strecke war einwandfrei markiert und mit Kontrollpoſten beſetzt.
Die Unterkunftsverhältniſſe in Schmitten waren aufs beſte vor=
bereitet
. Es ſtarteten insgeſamt 67 Läufer. Die Ergebniſſe:
Langlaufüber 13 Kilometer: 1. Erich=Kaſſel ( Win=
terſportverein
Kaſſel) 1,26,10; 2. Georg Schönberger (Skiverein
Maingau) 1,28,00; 3. O. Bertſchinger (Skiklub Taunus) 1,29,20.
Altersklaſſe I, 32 bis 40 Jahre: 1. Karl Zimmer=
mann
(Taunsklub) 1,26,24; 2. Dr. Chr. Pfeil (Sp.Kl. 80) 1,30,19.
Altersklaſſe II, über 40 Jahre: 1. M. Röder ( Ski=
klub
Taunus) 1,33,57; 2. Georg Kiefer (Taunusklub) 1,38,10.
Jugend 16 bis 20 Jahre, 7 Kilometer: 1. Kahl ( Win=
terſportverein
Kaſſel) 49,02; 2. Heinz Worſch (Winterſportverein
Kaſſel) 51,11.
Der ungünſtigen Witterung wegen wurden die für Sonntag
angeſagten Wettläufe, Sprungkonkurrenzen uſw. auf den nächſten
dafür geeigneten Sonntag verſchoben.
Norddeutſche Skimeiſterſchaften.
In Klausthal veranſtaltete der Oberharzer Skiklub die nord=
deutſchen
Meiſterſchaften über 18 Kilometer. Von etwa 300 ge=
meldeten
Läufern ſtarteten 150. Sieger waren Mitglieder der
Skizunft Oderbrück. Senioren: Demuth 201/41; Junio=
ren
: Schemen 158,43.
Weltmeiſterſchaften im Schnell= und Kunſtlaufen.
Die vom Skiklub Davos veranſtalteten Weltmeiſterſchaften
brachten am erſten Tage die Läufe über 500 und 5000 Meter, an
denen die Berliner Müller und Stöhr teilnahmen. Müller kam
in beiden Läufen auf den 9. Platz, Stöhr auf den 8. bezw. 10.
Die Ergebniſſe:
500 Meter: 1. Tohnberg (Finnland) 43,8 Sek.; 2. Walle=
nius
(Finnland) 44,8 Sek.; 3. Skutnabb (Finnland) 45,5.
5000 Meter: 1. Skutnabb 8:50,4: 2. Thonberg 8:51,5. Im
Geſamtergebnis mit den Reſultaten ſicherte ſich Thonberg die
Weltmeiſterſchaft vor Skutnabb, Müller wurde 7., Stöhr 8.
Kunſtlaufen. Im Kunftlaufen triumphierten die Oeſter=
reicher
: 1. Kirchler=Wien 353 Punkte, Platzziffer 5; 2. Wrede=
Wien 332 (1:16); 3. Rittberger=Berlin 331 (15:18).

Fußball.

F. C. N., 1. Jugend, V. f. R., 1. Jugend, 2:0 (1:0).
Wir haben bereits eingehend über dieſes Spiel berichtet.
Welche Bedeutung man in Nürnberg dieſem Spiel beimißt, möge
daraus erhellen, daß ihm der Fränkiſche Kurier eine Spalte
widmet. Er führt u. a. aus:
Die 1. Jugendmannſchaft des Klubs hatte, wie bereits kurz be=
V. f. R. Darmſtadt empfangen und mit ihr ein Treffen ausgetragen,
das zu den ſchönſten und ſpannendſten dieſer Art in der heurigen
hieſigen Spielſaiſon zählen dürfte. Es war ſehr bedauerlich, daß das
Spielfeld mit einer ziemlich hohen, zum Teil hartgefrorenen Schnee=
decke
überzogen und dadurch der Fluß der einzelnen Aktionen mitunter
begreiflicherweiſe gehemmt war. Hätte das Spiel auf dem großen,
vom Schnee gereinigten Platz, gleichſam als Auſtakt zum Länder=
ſpiel
ſtattfinden können, wäre die Zuſchauermenge auch mal vom Ju=
gendfußball
begeiſtert worden.
V. f. R. Darmſtadt entpuppte ſich als die ſpielſtärkſte Gäſtejugend=
elf
, die wir vielleicht ſeit Jahren in unſeren Mauern begrüßen konnten.
Sie iſt körperlich nicht ſtark, aber ungemein flink und von großer
Zähigkeit. Ihr Sturm, prächtig unterſtützt von der Läuferreihe, ent=
wickelte
eine hohe Lebendigkeit und vor allem ein gefährliches Flügel=
ſpiel
; die Hintermannſchaft, mit ihrem glänzenden Torhüter, ſtellte ein
nicht leicht zu überwindendes Bollwerk dar.
Die 1. Jugendelf des 1. F. C. N. mußte ſelſtverſtändlich alle Re=
giſter
ihres Könnens ſpielen laſſen, um einen ſolchen Gegner zu bän=
digen
und zu zählbaren Erfolgen zu kommen. Klub zeigte ſich dieſem
nicht nur gewachſen, ſondern auch im großen und ganzen überlegen und
bewies dadurch aufs neue ſeine Spielſtärke, die ihm eine führende
Stelle in den deutſchen Jugendmannſchaften einräumt. Es iſt faſt als
eine Merkwürdigkeit, aber als eine erfreuliche Tatſache zu bezeichnen.
daß der 1. F. C. N. ſchon ſeit Jahren eine ſo treffliche 1. Jugendelf
in ſeinen Reihen hat. Im ſonntägigen Spiel gegen V. f. R. ſtellte
jeder von den Klubangehörigen ſeinen Mann, kein einziger verſagte,
die Kombinationsmaſchine lief ſogar mitunter in zu großer Form auf
nur die ſchlechten Bodenverhältniſſe bildeten einzig und al=
lein
das Hindernis. . .
Doch der Torwart der Darmſtädter war allen Paraden gewachſen
und zeigte ſich insbeſondere entſchloſſen und energiſch, in der Abwehr
hoher und flacher Bälle gleich glänzend.
Bis zum Schluß hing V. f. R. zäh an des Geguers Füßen und bewies
dadurch bis zur letzten Minute, daß ſeine Kraft ungebrochen daſtand,

Die Bezirksmeiſterſchaften.
Nach den geſtrigen Spielen ſtehen folgende Meiſterſchaften
endgültig feſt: Fußballſportverein, Frankfurt, F. C. Nürnberg,
Boruſſia Neunkirchen. Im Odenwald ſteht Mannheim= Wald=
hof
in ausſichtsreicher Poſition. Im Kreis Württemberg=
Baden erlitten die ſeither führenden Stuttgarter Kickers eine
überraſchende Niederlage durch den F. C. Freiburg. Voraus=
ſichtlich
werden die beiden Gegner ein Entſcheidungsſpiel auf
einem neutralen Platze, wahrſcheinlich in Karlsruhe, austragen.
Die Termine der ſüddeutſchen Meiſterſchaftsſpiele ſind bisher
noch nicht beſtimmt worden.
Länderſpiel OeſterreichItalien 4:0 (2:0).
Dieſelbe öſterreichiſche Mannſchaft, die am Sonntag vor acht
Tagen in Nürnberg gegen Deutſchland ſpielte, trat geſtern in
Genua gegen die italieniſche Länderelf an und errang einen glän=
zenden
Sieg vont 4:0. Der Erfolg iſt umſo eindrucksvoller, wenn
man bedenkt, daß der öſterreichiſche Torwächter im Laufe der
zweiten Hälfte wegen Verletzung ausſcheiden mußte. Der Bel=
gier
Bavette war Schiedsrichter. Es war ein von 20000 Per=
ſonen
beſuchtes Treffen.
Weitere Ergebniſſe.
F.C. NürnbergHalle 96, 4:0.
Boruſſia=Neunkirchen Alemannig=Worms, 7:0.
TrierTgde. Höchſt, 3:0.
F. V. NürnbergM. T. V. Fürth fiel aus.
Wacker=MünchenSp. Vg. Fürth (Privatſpiel) nach 50 Min.
abgebrochen 2:1.
F.C. FreiburgKickers=Stuttgart 3:1.
F. C. PforzheimS.C. Stuttgart 6:1.
Mannheim=Waldhof-Pfalz=Ludwigshafen 3:1.
Sp. V. WiesbadenIdar 2:1.
Saar=Saarbrücken-Büdingen 6:1.
VölklingenGersweiler 6:0.
F. V. SaarbrückenS. V. Saarbrücken 2:0.
Boruſſia=FrankfurtSportfreunde Frankfurt 2:1
T. V. HanauRühla 3:1.
F. V. KarlsruheFrankonia=Karlsruhe 3:1.
V. f. L. NeckarauBlankſtadt 2:0.
S. C. Käferthal-Vorwärts=Mannheim 4:2.
Herta=Mannheim07 Mannheim 1:1.
Lindenhof 08Sandhofen 3:2.
Schwetzingen 98F.V. Weinheim 5:0.
Schwimmen.
Arne Borg geſchlagen.
In Sidney war der erſt 16 Jahre alte Auſtralier Charlton
zum zweitenmal Sieger über den bekannten ſchwediſchen Welt=
richtet
, am Sonntag vormittag im Zabo (B=Platz) die gleiche Elf vom rekordſchwimmer Arne Borg. Er gewann die Strecke von 880
Yards mit einem Vorſprung von 15 Yards in 10,51,8 und ſchuf
damit einen neuen Weltrekord. Der bisher von Arne Borg auf=
geſtellte
betrug 11,08,2.
Schwimmfportverein. Möve‟, Darmſtadt, e. V.
Im Konkordiaſaale fand die 2. Generalverſammlung ſtatt, dic
außerordentlich gut beſucht war. Aus den Jahresberichten ging her=
vor
, daß der Vorſtand in ſportlicher und wirtſchaftlicher Beziehung

Die Darmſtädter Jungen hatten in jeder Veziehung einen guten
Eindruck huterlaſſen; nicht nur ihr ſpieleriſches Können ſtand auf hoher
Stufe, ſondern auch das moraliſche Verhalten auf dem Spielfeld wie
im geſellſchaftlichen Zuſammenſein war tadellos. Mit wahrer Begei=
ſterung
hatten ſie das große ſportliche Ereignis des Länderkampfes
verfolgt und werden, wie ſie verſicherten, die Fußballhochburg Nürn=
berg
, die ſchon lange das Ziel ihrer Träume war, nie vergeſſen. Der
1. F. C. N. gebenkt ſolcher Sportleute ſtets gern.
Mainbezirk.
S. C. BürgelEintracht=Frankfurt, 2:0 (0:0).
Durch dieſe Niederlage der Eintracht iſt die Lage im Main=
bezirk
geklärt. Meiſter iſt der Fußballſportverein Frankfurt,
während Viktoria=Aſchaffenburg der zweite Abſtiegkandidat iſt.
Der Sportklub Bürgel hat ſich endgültig in die Oberliga geret=
tet
. Das Spiel ſelbſt war im allgemeinen äußerſt far, wenn
auch die Bürgeler Mannſchaft bei ihrer weitaus überlegenen
Körperſtärke maſſiv ſpielte. Die leichtere Eintrachtmannſchaft
war dadurch ſehr im Nachteil; denn der Platz war alles andere
nur nicht ſpielfähig. Es iſt ſchade, daß die Meiſterſchaft auf
derartigen Plätzen ausgetragen werden muß. Schuld daran hat
auch die zuſtändige Behörde, die bei ſchönen Witterungsverhält=
niſſen
ſpielfreie Sonntage anſetzte und nun die Vereine bezw.
deren Mannſchaften zwingt, bei fußhohem Schnee oder Eis,
ober tiefem Moraſt ihre Spiele auszutragen. Der Sportplatz
Bürgel war in einem derartigen Zuſtand, daß Ball und Spieler
buchſtäblich im Schlamm ſtecken blieben. Bis zur Pauſe gelang
beiden Parteien kein Erfolg. Nach Wiederbeginn hat die Bür=
geler
Elf die etwas beſſere Seite und kann durch ein ſchönes
Tor in Führung gehen. Kaum eine Minute ſpäter erhöht Bür=
gel
das Ergebnis auf 2:0. Rauch=Eintracht will den Ball aus=
köpfen
und köpft dabei ins eigene Tor. Mit dieſem Erfolg hat
ſich Bürgel den Verbleib in der Oberliga geſichert. Herr Hering=
Mannheim machte auf dem Spielfeld keinen Fehler. Er war
jedoch inbezug auf maſſives Spiel viel zu nachgiebig. Der
Mainbezirk hat nun ſeinen Meiſter. Ihm möge Glück und Er=
folg
bei ſeine weiteren ſchweren Spielen beſchieden ſein. Wenn
man nach den ge ehenen Leiſtungen die Meiſterſchaft richtig be=
trachtet
, ſo ergibt ſich ein erſchreckendes Bild, wie ſehr die Spiel=
ſtärte
beſonders im Mainbezirk geſunken iſt. Hoffentlich wird
der Meiſter alles daranſetzen, um den Mainbezirk wirklich zu
vertreten.

trotz der ſchlechteſten Zeitverhältniſſe gut gearbeitet hatte. Es konnte
ihm deshalb völlige Entlaſtung erteilt werden. Der neue Vorſtand
wurde einſtimmig gewählt und ſetzt ſich faſt vollſtändig aus den Mit=
gliedern
des alten Vorſtandes zuſammen. Unter Punkt Anträge‟
iſt beſonders die Wahl eines Jugendleiters hervorzuheben, dem die
ſelbſtändige Führung der Jugendabteilung anvertraut iſt. Die
Jugendabteilung wird alſo unter Leitung eines erfahrenen Fach=
mannes
ſelbſtändig und möglichſt getreunt von der Herrenabteilung
an dem gemeinſamen Ziel mitarbeiten. Hervorzuheben iſt fernerhin
noch die Wahl eines ſtändigen Vergnügungsausſchuſſes, dem die Auf
gabe obliegt, durch Zuſammenkünfte, Wanderungen uſw. die Geſellig=
keit
und Freundſchaft im Verein zu fördern. Am Sonntag, den
Leichtathletik.
Heſſen. V. f. L., Darmſtadt.
Der V. f. L. Heſſen wählte einen Arbeitsausſchuß.
Da der ehemalige Geſamtvorſtand der Leicht=Athletik, Abteilung
der Tode. Darmſtadt 1846, mit Ausnahme des Rechners, mit in den
neuen Verein übergetreten iſt, wurde derſelbe wieder einſtimmig mit
der Leitung der Geſchäfte im neuen Verein betraut.
Am Sonntag, den 27. Januar, findet eine Schnitzeliagd ſtatt, zu
der die Füchſe am Dienstag abend gewählt wurden. Für Sonntag,
den 20. Januar, iſt ein gemütlicher Spaziergang geplant, bei welchem
das Gelände für die Schnitzelijagd beſichtigt werden ſoll. Treffpunkt
zu dieſem Spaziergang Sonntag, den 20. Januar, nachmittags halb
3 Uhr, am Oſtbahnhof. Nähere Einzelheiten werden am nächſten
Uebungsabend bekannt gegeben.
Pferdeſport.
Gründung des Verbands ſüddentſcher Rennſtallbeſitzer.
Mik dem Sitz in München hat ſich ein Verband ſüddeutſcher
Rennſtallbeſitzer gegründet, deſſen Tätigkeitsfeld neben den vielſeitigen
wirtſchaftlichen Angelegenheiten ſeiner Mitglieder auch auf den Aus=
bau
des Pferdeſports in Süddeutſchland ſich ausdehnen wird. Unter
anderem ſoll eine Vermehrung der Renntage in Baden=Baden und
Mannheim angeſtrebt werden, um für die Erhaltung und Erweiterung
der ſüddeutſchen Vollblutzucht durch Vermehrung ihrer Leiſtungs=
prüfungen
größere Verdienſtmöglichkeiten zu ſchaffen. Da durch die
Beſetzung Wiesbadens das Frühjahrsmeeting auf der Erbenheimer
Bahn unmöglich geworden iſt, ſoll der Internationale Klub in Baden=
Baden gebeten werden, dieſe Tage zu übernehmen. Weiter iſt vor=
geſehen
, im Sommer eine Erweiterung des Mannheimer Programms
anzuſtreben, das ſich in Verbindung mit den Halbblutrennen, die ſeit
2 Jahren aufangs Juli ſtattfinden, ſicherlich leicht ausgeſtalten laſſen
dürfte. Der ſüddeutſche Vollblutbeſitz, der im Winter 1922/23 durch
Auslandsverkäufe ſtark beeinträchtigt wurde, hat die diesmaligen
Wintermonate gut überſtanden und wurde durch Neuerwerbung wieder
ſtark ergänzt. Cs werden jetzt etwa 100 Vollblüter ſüdlich der Main=
linie
trainiert, außerdem wurden mancherlei Tauſchverkäufe mit nord=
deutſchem
Material getätigt.
Tennis.
Olympiſches Tennisturnier 1924.
Das nächſtjährige olympiſche Tennisturnier wird vorausſichtlich ſo=
gar
das größte internationale Turnier, den Davis=Pokal, weit über=
treffen
. Fünf Nationen werden mit acht bis zehn Spielern vertreten
ſein. Unter dieſen macht beſonders Amerika alle Anſtreugungen, ſeine
So rechnet man mit
allerbeſten Nepräſentauten zuſammen
. Richards und Norman Wil=
der
Teilnahme von Tilden, Johnſ
liams für die Herren= ſowie Hel. Wills, E. Goß und L. Bancroft für
die Damenſpiele. Auſtralien hat die Teilnahme von O’Hara Wood,
Norm. Brooks, J. Anderſon und G. Patterſon in Ausſicht geſtellt.
Aus Südafrika ſind Raymond, Dodd und Winslow angekündigt. Das
franzöſiſche olympiſche Komitee hat die Abſicht, in Colombes zehn
Plätze anzulegen. Dieſe Plätze werden bis zum 1. Mai fertiggeſtellt
und den Spielern aller Nationen zur Verfügung ſtehen, die ihr Trai=
ning
in Paris beenden wollen. Die Plätze ſind alle in Nord= Südrich=
tung
angelegt. Die Tribünen ſollen 10 000 Zuſchnuern Platz gewähren,

[ ][  ]

Seite G.

Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 21. Januar 1924.

Nummer 21.

* Zur Reform der heſſiſchen Gewerbeſteuer.
Als Beſteuerungsmaßſtab wird zurzeit der Beſtand des im
Betrieb innerhalb der Gemeinde arbeitenden Anlage= und Be=
triebskapitals
, mit Ausnahme der der Grundſteuer unterliegen=
den
Beſtandteile, zugrunde gelegt. Ein Abzug von Schulden
iſt nur beſchränkt zuläſſig, und für die Berechnung des Betriebs=
kapitals
iſt der gemeine Wert maßgebend. Anerkannt iſt, daß
Anlage= und Betriebskapital für ſich allein kein zutreffender Be=
ſteuerungsmaßſtab
, insbeſondere bei ſolchen Gewerben iſt, zu
deren Betrieb trotz hohen Ertrags kein großes Anlage= und
Betriebskapital nötig iſt. Dieſem Umſtande Rechnung tragend,
ſind, ſofern der Ertrag mehr als 6 Prozent des Wertes des dem
Gewerbe dienenden geſamten Betriebsvermögens beträgt, Er=
tragszuſchläge
zum reinen gewerblichen Anlage= und Betriebs=
kapital
zu bilden. Dieſe Vorſchriften gelten nur für den eigentlichen
Gewerbebetrieb einſchl. Bergbau. Für den Betrieb der Land= und
Forſtwirtſchaft gibt es keinen Ertragszuſchlag, ſteuerpflichtig iſt
hier nur der Wert des reinen Anlage= und Betriebskapitals.
Von ſachkundiger Seite wurde darauf hingewieſen, daß die
Einführung der Normalrente von 6 Prozent des rauhen Ver=
unögens
bewirkt, daß bei kleineren und mittleren Betrieben der
Arbeitsertrag des Unternehmers viel ſtärter als bei Großbctrie=
ben
mit zur Kapitaliſierung herangezogen wird. Die Anwendung
einer Normalrente bewirkt ferner den großen Unterſchied in
der Beſteuerung von Einzelunternehmungen gegenüber, ſolcher
von Geſellſchaftsunternehmen, weil in letzterem Falle das Ar=
beitseinkommen
der leitenden Perſonen bei Ermittelung des
Ertrags außer Betracht bleibt, während es bei dem Einzelunter=
nehmer
mitgerechnet wird. Die Berechnung der Normalre ite
vom rauhen Vermögen bewirkt weiterhin einen großen Unter=
ſchied
in der Steuerbelaſtung zwiſchen Betrieben mit wertvollen
eigenen Grundſtücken und Gebäuden, und ſolchen, deren Grund=
ſtücke
oder Gebäude geringeren Wert haben, oder die ſich auf
gemieteten Grundſtücken oder in gemieteten Gebäuden befinden.
Den laut gewordenen Klagen kann eine Berechtigung nicht ab=
geſprochen
werden, um ſo mehr, als durch die veränderten Ver=
hältniſſe
die vorgenannten Mängel des Geſetzes in einer un=
gleichmäßigen
Belaſtung immer mehr zum Ausdruck kommen
und durch die Aenderungen des Art. 11 G1G. nicht gänzlich beſei=
tigt
werden konnten.
Es entſpricht einem Gebote der Gereihtigkeit und der Zweck=
mäßigkeit
, die Beſtimmungen über den Ertrag den reichsgeſetz=
lichen
Vorſchriften möglichſt anzupaſſen. (Eine Veranlagung
nach dem wirklich erzielten Durchſchnitt von mehreren Jahren
läßt ſich bei dem heutigen Stand des Geldes und den ſchwierigen
wirtſchaftlichen Verhältniſſen nicht mehr aufrecht erhalten.) Als
Stichtag für die Gewerbeſteuerveranlagung (ſeither 1. September
des Veranlagungsjahres nach den für die ſtaatliche Vermögens=
ſteuer
geltenden Grundſätzen) iſt zur Arbeitserleichterung für
die Finanzämter und, da das RVermStG. als Stichtag den
81. Dezember eingeführt hat, diefer Termin gewählt.
Der Endwurf will den geſtellten Forderungen Rechnung
tragen. Den Rückhalt wird nach wie vor das gewerbliche
Anlage= und Betriebskapital unter Berückſich=
tigung
eines den derzeitigen Verhältniſſen
entſprechenden Schuldenabzuges bilden müſſen.
Für Beibehaltung des gewerblichen Anlage= und Betriebskapi=
tals
ſpricht der Umſtand, daß dieſes in Zeiten abwärts gehender
Konjunktur als Steuerquelle ein gleichmäßigeres Aufkommen
gewährleiſtet als der Ertrag, der nicht mehr nach dem Durch=
ſchnitt
der 3 letzten Jahre, ſondern im Hinblick auf die Reichs=
ſteuergeſetzgebung
nach dem letzten, dem Steuerjahre vorangehen=
den
Betriebs= oder Kalenderjahr für alle Gewerbetreibenden
gleichmäßig ermittelt perden ſoll. Dem Weſen der Ertragsſteuer
entſpricht es, daß der Gewerbetreibende auch in den Fällen eine
Gewerbeſteuer zahlt, in denen kein Gewinn erzielt wird.
Was wir zunächſt in der allgemeinen Begründung des heſſi=
ſchen
Entwurfs vermiſſen, iſt jedes Eingehen auf die bezügliche
Ge etzgebung anderer Länder des Reiches. Außer Preußen
haben ihre Gewerbefteuer neu geregelt: Sachſen: Es hat nach
dem Geſetz vom 6. Oktober 1921 (in Kraft ſeit 1. April 1922) die
Steuer ganz nach dem Muſrer von Bayern in eine Betriebs=
kapitalanlage
und eine Ertragsanlage zerlegt. (Bayern Geſetz
vom 27. Juli 1921.) In Baden wird nach dem Geſetz vom 4. Auguſt
1921 das Betriebsvermögen jährlich nach dem laufenden Wert
geſchätzt, an deſſen Stelle der Anſchaffungs= oder Herſtellungs=
wert
geſetzt werden kann. Die Gemeinden ſind nach Geſetz vom
17. Auguſt 1921 berechtigt, neben der Gewerbeſteuer nöch beſondere
Betriebsſteuern zu erheben. Das württembergiſche Gewerbe=
ſteuergeſetz
vom 22. Auguſt 1922, das, obwohl es in der Steuer=
rundſchau
vom 18. Februar 1923 ausführlich dargeſtellt iſt, wird
vom Verfaſſer des Entwurfs gar nicht berückſichtigt. Nach
Art. 28 Abſ. 1 desſelben bildet der gewverbliche Reinertrag den
Maßſtab für die Beſteuerung. Raumverhältniſſe zwingen, auf
das in Nr. 48 des Tagblatts Geſagte hier hinzuweiſen. Wenn
der Verfaſſer des Entwurfs auf S. 8i. f. ſagt: Die Zweckmäßig=
keit
der Heranziehung des gewerblichen Anlage= und Betriebs=
kapitals
neben dem Ertrag wird von den Intereſſentenkreiſen
grundſätzlich anerkannt, ſo bedauern wir, dieſe Anſchauung
noch heute in einem amtlichen Schriftſtück finden zu müſſen, um
ſo mehr, als ſie den Anſchauungen gerade dieſer Intereſſenten=
kreiſe
direkt zuwiderläuft. In Nr. 34 der Steuerrundfchau vom
4. Februar 1923 findet der Verfaſſer des Entwurfs den Abdruck
einer die Gewerbeſteuer betreffenden Entſchließung des Reichs=
verbandes
der Deutſchen Induſtrie, in der aus=
drücklich
geſagt iſt (Z. 12 v. u. i. f.): Der Gewe=beſteuer muß
der Charakter als Ertragsſteuer gewahrt bleiben; ſie darf nicht
in eine verſchleierte Vermögensſteuer ausarten. Die bisher an=
g
:wandten komplizierten Kombinationen der verſchiedenſten Maß=
ſtäbe
müſſen fallen und nur ſolche Maßſtäbe angewandt werden,
die in unmittelbarem Zufammenhang mit dem Ertrage ſtehen.
In dem vorerwähnden Bericht Langes wird S. 286,
2. Steuermaßſtab mit Recht betont, daß in erſter Linie der Er=
trag
als Steuermaßſtab dienen muß, von dem die Steuer in
Prozentſätzen errechnet wird. Bei der außerordentlichen
Schwvierigkeit, heute den Wert des Anlage= und Betriebskapitals
feſtzuſtellen, iſt es ſchon aus allein praktiſchen Gründen erwünſcht,
daß dieſer Maßſtab nur aushilfsweiſe zur Anwendung gebracht
wird. Die Möglichkeit, vom Ertrage abzuſehen und primär nur
das Anlage= und Betriebskapital der Beſteuerung zugrunde zu
legen, wie dies in Baden und Heſſen geſchieht, ſcheidet aus
dieſen Gründen ganz aus. Gegen die kumulative Be=
ſteuerung
nach dem Anlage= und Betriebskapital (ſ. Art. 9 des
heſſ. Entw.) ſpricht ferner auch die Erwägung, daß dieſe Art eine
erhebliche Benachteiligung und Mehrbelaſtung der Induſtrie
gegenüber dem Handel bedeutet, weil bei der Fnduſtrie das An=
lage
= und Betriebskapital naturgemäß im Vergleich zu den Han=
delsbetrieben
hoch iſt. (Sollte überhaupt für Handel und Ju=
duſtrie
eine völlig getrennte Regelung ganz uumöglich ſ in?
Anm. des Verf.) Gegen eine progreſſive Staffelung einer rei=
nen
Ertragsſteuer (Art. 14 Entw.) wird grundſätzlich nichts ein=
zuwenden
ſein.
Was den Zeitraum für die Erkragsberechnung betrifft, ſo
kann Art. 13. Z. 1 nur das der Veranlagung vorangegan=
gene
Kalenderjahr zugrunde gelegt werden, eine Berechnung nach
dem Durchfchnittsertrag der letzten 3 Jahre muß in der heutigen
Zeit ausſcheiden; ſie kann nur für normale Wirtſchaftsverhält=

niſſe in Betracht kommen. Den Durchſchnittsertrag der letzten
3 Jahre maßgebend ſein zu laſſen, könnte gerade auch für die
Gewerbetreibenden ſehr unerwünſchte und gefährliche Folgen
haben, wenn bei rückläufiger Entwickelung des Geldwertes bei
zahlenmäßig niedrigeren Erträgen dann noch die Höhe der Er=
träge
mehrerer Vorjahre für die Steuerberechnung maßgebend
ſein ſoll. Der Ertrag des letzten Kalenderjahres ( Geſchäfts=
jahres
) iſt der naturgemäße Maßſtab.
Nun zum Umfange des Ertrags. Eine enge An=
lehnung
an die Beſtimmungen für die Reichseinkommenſteuer er=
ſcheint
ſchon aus Zweckmäßigkeitsgründen unerläßlich, auch ge=
boten
, wenn die Gewerbeſteuer entgegen Art. 17 des Entw.
nach Art. 37 nur als Gemeindeſteuer ausgeſtaltet werden ſollte.
Würde die heſſiſche Gewerbeſteuer als reine Ertragsſteuer ge=
ſtaltet
, ſo würde ſich eine Anlehnung an Art. 28 und 29 des
württ. Geſetzes vom 22. Auguſt 1922 empfehlen. Wichtig iſt die
Frage, ob und in welchem Umfange man einen Teil des Er=
trags
bei Betrieben von Einzelkaufleuten, offenen Handelsgeſell=
ſchaften
uſw. als Arbeitsverdienſt des im Geſchäft tätigen In=
habers
von der Gewerbeſteuer freilaſſen will, was von den Ver=
tretern
von Handel und Gewerbe nachdrücklich vertreten wird.
Württemberg läßt in Art. 29 Abſ. 1 zu, prozentuale Abſtriche an
dem gewerblichen Reinertrag für den perſönlichen Arbeitsver=
dienſt
auszuſcheiden und nur den Reſt als ſteuerbaren Gewerbe=
ertrag
zur Gewerbeſteuer heranzuziehen (vgl. hierüber Laug=
S. 290, Z. 4, Abſ. 3). Die Einwände, die Lange übrigens S. 291
Abſ. 1 gegen Zulaſſung ſo weitgehender Abſtriche erhebt, erſchei=
nen
ſehr beträchtlich; die Gewerbeſteuer iſt Realſteuer, liegt auf
dem Betriebe als ſolchem, die Perſon des Betriebsinhabers muß
bei ihr ganz ausſcheiden.
Eine weitere Frage, die Lange S. 291 Abf. 2 anſchneidet,
bedarf der Löſung. Nach der Rechtſprechung des preußiſchen
OVG. iſt es zuläſſig, daß auch das Gehalt, das einem
Geſellſchafter einer offenen Handelsgeſell=
ſchaft
vertraglich zugeſichert iſt, von dem gewerblichen Ertrage in
Abzug gebracht werden darf. Dieſe Rechtſprechung darf, vom
ſteuerlichen Standpunkte aus betrachtet, nicht unterſtützt werden.
Sie würde, wenn ſie Schule machen ſollte, den Einzelkaufmann
in die Lage verſetzen, mit der Ehefrau oder einem beliebigen
Dritten eine offene Handelsgeſellſchaft zu bilden und ſich ein ſo
hohes Gehalt auszubedingen, das jeden Ertrag illuſoriſch machen
könnte. Dazu darf das Steuergeſetz die Hand nicht bieten. Es
muß geſetzlich gewahrt werden, daß Gehälter der Geſellſchafter
der offenen Handelsgeſellſchaften, Kommanditgeſellſchaften,
G. m. b. H. nicht abzugsfähig ſind. Art. 12, Z. 6 des heſſiſchen
Entwurfs geht hier nicht weit genug, und die Begfündung zu
Art. 12 trifft nicht den Kernpunkt der Frage.
Da nach Art. 36 und 37 des Enturfs die Gemeinden berech=
tigt
ſind, von den innerhalb des Bezirks betriebenen Gemeinden
Gewerbeſteuer nach Maßgabe des Geſetzes zu erheben, ohne bei
Bemeſſung, der Ausſchlagſätze an die ſtaatlichen Steuerſätze ge=
bunden
zu ſein (die ſtaatliche Steuer ſoll 0,5 Prozent vom ſteuer=
baren
Wert des gewerblichen Anlage= und Betriebskapitals und
5 Prozent vom fteuerbaren Ertrag betragen) und dieſe Steuer
durch Ortsſatzung nach deren Genehmigung durch das Innen=
und Finanzminiſterium zur Anwendung bringen können, muß
hier entſchieden auf eine geſetzliche Feſtlegung der An=
hörung
der Vertretungen von Handel und Ge=
werbe
gedrungen werden.
Schon die Novelle zum preußiſchen Kommunglabgabengeſetz
hat dieſe Anhörung vor Faſſung des Umlagebeſchluſſes für er=
forderlich
erklärt. Das bezügliche Gutachten iſt beim Antrage
auf Genehmigung der Steuerſätze mit vorzulegen. Solche An=
hörung
mnß als gut bezeichnet werden, weil ſie im Intereſſe bei=
der
Teile gelegen iſt. Die Entſcheidung ſelbß muß der Aufſichts=
behörde
vorbehalten bleiben. Auch ein deutſchnationaler Antrag
im preußiſchen Landtag vom 20. Mai 1922 ſtellt die Forde=
rung
auf:
Steuern, die ausſchließlich Handel= und Gewerbetreibende
belaften, dürfen nur unter maßgeblicher Mitwirkung der amt=
lichen
Berufsvertretungen beſchloſſen werden. Von dieſen iſt
vor Feſtſetzung der zu erhebenden Zuſchläge ein Gutachten ein=
zuholen
, das bei dem Antrage auf Genehmigung der Steuer=
ſätze
mit vorzulegen iſt. Das Recht zur gutachtlichen Aeußerung
iſt bei Ueberſchreitung einer beſtimmten Höhe der Zuſchläge zu
einem Einſpruchsrecht zu erweitern. In einem Schlußartikel
ſellen noch die Frage der Höchſtgrenze zum Schutze der
Steuerzahler und einige wichtige Einzelfragen zur Beſprechung
gelangen.
* Steuerberatungsſtellen.
Stadtrat v. Frankenberg, Braunſchweig, ſchreibt
darüber in Z. für Komm. Wirtſchaft: Im Laufe der letzten
Jahre haben ſich allerhand Steuerberatungsſtellen gebildet.
Häufig werden ſie von Perſonen geleitet, die ſich aus Beſorgung
fremder Rechtsangelegenheiten im allgemeinen ein Gewerbe oder
einen Beruf machen und dieſen Einzelzweig mehr oder weniger
hervortreten laſſen. Es kommt aber auch vor, daß Landwirt=
ſchafts
=, Handels= und Gewerbekammern ihre Aufmerkſamkeit der
Sache zuwenden und ihren Geſchäftsbetrieb darauf ausdehnen.
Berufs= und Standesvereine, politiſche und gemeinnützige Körper=
ſchaften
, Anſtalten und Dienſtſtellen ſtehen dem Mitgliederkreiſe
und den ihnen naheſtehenden Gruppen mit Steuerauskunft zur
Seite. Es lag nahe, daß ſich hier eine Art Spezialiſtentum heraus=
bildete
. Das iſt an und für ſich kein Uebelſtand, ſondern ein
Gewinn, es droht aber die Gefahr, daß die Steuerberatungs=
ſtellen
gar zu einſeitig ihre Aufgabe erfaſſen und ſich unter allen
Umſtänden für berufen halten, den Steuerpflichtigen gegen die
Inanſpruchnahme durch die Behörden in Schutz zu nehmen, wo=
bei
in der Wahl der Mittel nicht immer mit der nötigen Vorſicht
verfahren wird. Eins muß immer im Vordergrund ſtehen: Die
Wahrheit ſoll an’s Licht und ſoll den Sieg davontragen.
Die Allgemeinheit kann und darf es nicht ruhig mit anſehen,
wenn Ehrlichkeit, Wahrheitsliebe und Gewiſſenhaftigkeit in
Steuerſachen gering geachtet und der Geſamtbevölkerung durch
gewiſſenloſes Verhalten von Steuerdrückebergern und ihren
Helfershelfern wirtſchaftlicher Schaden verurſacht wird.
* X. Verſicherungsſteuer.
Aufheben!
Ausſchneiden!
Das Verſicherungsſteuergeſetz vom 8. April 1922 iſt mit Wir=
kung
vom 1. d. mehrfach abgeändert. § 4, der von der Bau=
notverſicherung
handelt, iſt geſtrichen. In § 5 iſt unter
Ziff. 10 die in § 3 Ziff. 1 geſtrichene Feuerverſicherung aufge=
nommen
. Die Steuer beträgt bei der Feuerverſicherung 4 Proz.
des gezahlten Verſicherungsentgeltes. In § 11 Abſ. 3 heißt es
nun: Ausländiſche Werte ſind nach näherer Beſtimmung des
Reichsfinanzminiſters umzurechnen. § 13 Abſ. 2 lautet nun:
Der Reichsfinanzminiſter kann für Hagelverſicherungen dem Ver=
ſicherer
geſtatten, die Steuer nach der Geſamtverſicherungsſumme
aller von ihm übernommenen Verſicherungen in einer Summe
zu berechnen. Die gleiche Geſtattung für Feuerverſicherungen iſt
geſtrichen, § 21 erhält einen zweiten Abſatz, der beſtimmt, die
Steuer nach Goldmark zu berechnen und zu leiften.
Druckfehlerberichtigung. In Nr. 17 der Steuer=
rundſchau
muß es in der Ueberſchrift: Zur Reform der heſſiſchen
Gewerbeſteuern (nicht Gemeindeſteuern) heißen,

Zahlungen im Kalenderjahre 1924.
Aufheben!
Ausſchneiden!
2. Steuerabzug vom Arbeitslohn.
(Wir verweiſen diesbezüglich auf die Mitteilung in Nr. 361.)
C. Vorbereitung der Veranlagung für 1924.
Letztere erfolgt nach Ablauf 1924 auf Grund des ſteuerbaren
Einkommens, das der Pflichtige in 1924 bezog. Auf die veran=
lagte
Steuer werden die auf die Steuerſchuld aus 1924 geleiſteten
Vorauszahlungen und durch Steuerabzug vom Lohn einbehal=
tenen
, vorſchriftsmäßig abgeführten oder verwendeten Beträge
im Goldwert angerechnet.
Soweit geſetzlich Buchführungspflicht beſteht oder an frei=
willige
Führung von Büchern Rechtsfolgen geknüpft ſind, wird
bei Einkommen= und Körperſchaftsſteuer vom
1. Januar 1924 ab die Pflicht nur erfüllt und treten die Rechts=
folgen
nur ein, wenn die Bücher auf wertbeſtändi=
ger
Grundlage geführt ſind. Die Grundſätze für Um=
ſtellung
und Führung der Bücher werden noch miniſteriell auf=
geſtellt
und angeordnet, welche Rechnungseinheiten für die Buch=
führung
als wertbeſtändig gelten und wie ſie für Berechnung
der Steuer in Goldmark umzurechnen ſind.
Richtlinien für Vorbereitung der Veranlagung
der Einkommen aus dem Betriebe der Land=
wirtſchaft
.
1. Die Durchſchnittserträge der Landwirt=
ſchaft
ſind unter Berückſichtigung von Bodenbeſchaffenheit,
Kulturſtand, Klima, Verteilung der Frucht= und Kulturarten,
Verkehrslage und Abſatzmöglichkeiten nach verſchiedenen Güter=
klaſſen
feſtzuſetzen. Feſtſetzung hat vom Ertrag
einer ſelbſtändigen Ackernahrung auszugehen.
Als ſolche gilt ein die Haltung von Zugvieh zur Bewirtſchaftung
erfordernder Landwirtſchaftlicher Betrieb, der vom Inhaber ſelbſt
im Hauptberuf überwiegend ohne ſtändige fremde Hilfskräfte
ausgeübt wird und deſſen Erträge ausreichen, um ihn und ſeine
Familie zu ernähren. FAmt ordnet die einzelnen Betriebe in
Güterklaſſen ein, gegen deſſen Feſtſetzung auf Beſchwerde
Landesfinanzamt endgültig entſcheidet.
2. Die Erträge werden auf der Grundlage der Preiſe für
die Hauetfrüchte aus der Ernte des Steuerjahres (Getreide,
Kartoffeln, Zuckerrüben, Wein), der Preis für die Erzeugniſſe
aus der Viehhaltung und der Preife für die Betriebsausgaben
(Löhne, Düngermittel) in Goldmark feſtgeſetzt.
3. Für Sonderkulturen oder =Wirtſchaften kann Feſtſetzung
beſonderer Durchſchnittserträge erfolgen.
4. Den Durchſchnittserträgen ſind die das regelmäßige land=
wirtſchaftliche
Betriebsergebnis überſteigenden Erträge aus Vieh=
haltung
, ſowie Erträge aus landwirtſchaftlichen Nebenbetrieben,
Sonderkulturen, Verpachtungen hinzuzurechnen.
5. RFMiniſter erläßt einvernehmlich mit RErährungs=
miniſter
Beſtimmungen über Feſtſetzung der Durchſchnittserträge
und =ſätze.
Steuerpflichtige, die Handelsbücher zu führen ver=
pflichtet
ſind, haben für ſteuerliche Zwecke auf
1. Januar 1924 ein Inventar zu machen und Eröffnungsbilanz
in Goldmark aufzuſtellen. (Vergl. den Aufſatz über Goldbilan=
zen
im Handelsblatt Nr. 3.) Steuerpflichtige, die regelmäßige
jährliche Abſchlüſſe in der Zeit vom einſchl. 30. Juni bis einſchl.
31. Dezember machen, ſind berechtigt, für die Eröffnungsbilanz
auf 1. Januar 1924 das letzte vor dieſem Zeitpunkt aufgeſtellte
Inventar zugrundezulegen; auch bei Zugrundelegung ſolchen
Inventars ſind die Vermögensgegenſtände für Aufſtellung der
Eröffnungsbilanz mit Wert vom 1. Januar 1924 einzuſetzen. Die
in dieſer Bilanz angegebenen Werte gelten als Anſchaffungs=
werte
bei Feſtſtellung des ſteuerbaren Einkommens in 1924; ſie
ſind ferner bei Veranlagung zur Vermögensſteuer für 1924 als
Mindeſtbeträge anzuſetzen, ſofern nicht nach den Beſtimmungen
über Vermögensfteuer eine höhere Bewertung vorzunehmen iſt.
Für Vorbereitung der Beſteuerung des Einkommens
aus freiem Beruf und anderer ſelbſtändiger
Arbeit ſowie von Handwerkern und Perſonen,
deren Gewerbebetrieb, nicht über den Umfang des Klein=
gewerbes
hinausgeht, werden Unkoſtenpauſchſätze
aufgeſtellt, die von den Roheinkünften des einzelnen Steuer=
pflichtigen
abzuſetzen ſind. Den freien Berufen werden inſoweit
gleichgeſtellt: Die Berufe der Rechtskonſulenten, Stel=
lenvermittler
, Heilkundigen, Hebammen, tech=
niſchen
Lehrer, Inhaber von Privatſchulen. Die
Unkoſtenpauſchſätze ſind für die einzelnen
Berufsklaſſen beſonders feſtzuſetzen.
Gegen Entſcheidungen über Voraus= und
Abſchlußzahlungen iſt nur Beſchwerde an das Landes=
finanzamt
zuläſſig. In den Fällen höherer Feſtſetzung, in=
ſoweit
die Zahlungen außer Verhältnis zur Leiſtungsfähigkeit
des Pflichtigen oder der pflichtigen Erwerbsgeſellſchaft ſtehen,
oder bei den Vorauszahlungen im Betriebe der Land=, Forſt=
wirtſchaft
, eines Gewerbes, des Bergbaues oder der körper=
ſchaftsſteuerpflichtigen
Erwerbsgeſellſchaften iſt weitere Be=
ſchwerde
an RFhof zugelaſſen.
4Aus der 2. Steuernotverordnung
iſt noch hervorzuheben
Art. VTII. Grunderwerbſteuer.
§ 9 des Grunderwerbſteuergeſetzes, der in beſtimmten Fällen
eine auf Antrag zu bewilligende ſächliche Steuerermäßigung vor=
ſieht
, iſt mit 22. Dezember 1923 gefallen.
§ 11, der vom gemeinen Wert handelt, iſt erweitert: Die
Berechnung des gemeinen Wertes oder des nach §§ 12
bis 14 an ſeine Stelle tretenden Betrags erfolgt in Goldmark.
Nähere Beſtimmungen über Art der Berechnung, Umrechnung
von Papier= in Goldmark erläßt RFMiniſter unter Zuſtimmung
des Reichsrats.
§ 18 erfährt dahin Abänderung: Die Steuer wird nicht
erhoben, wenn der gemeine Wert des Grundſtücks oder der nach
den §§ 12 bis 14 an ſeine Stelle tretende Betrag 50 Gold=
mark
nicht überſteigt.
§ 24 lautet nun: Die Eintragung des Erwerbers in das
Crundbuch darf erſt ſtattfinden, wenn dem Grundbuchamt eine
Beſcheinigung der Steuerſtelle beigebracht iſt, daß die Steuer für
den Eigentumsübergang geſtundet oder ein der vorausſichtlichen
Höhe der Steuer entſprechender Betrag nach dem Goldwert ge=
leiſtet
oder eine Steuer nicht zu erheben iſt. Näheres beſtimmt
RFMiniſter.
§ 29: Die Steuerſtelle ſetzt die Steuer feſt und erteilt dem
Steuerpflichtigen einen Beſcheid. Hier wird als Abſ. 2 zuge=
fügt
: Deckt ſich die Steuer mit der nach § 24 geleiſteten Zahlung,
ſo genügt eine Mitteilung hierüber."
Während ſeither nach § 30 Abſ. 1 die Steuerſchuld innerhalb
einer Friſt von zwei Wochen nach Bekanntgabe des Be=
ſcheides
zu entrichten war, lautet § 30 Abf. 1 nun dahin: Die
Steuer iſt binnen einer Woche nach der Bekanntgabe des
Steuerbeſcheides nach dem Goldwert zu leiſten, ſoweit ſie die
nach § 24 geleiſtete Zahlung überſteigt.

imwerikaniſ

Wafhind
geſtern Senator 2
den franzöſi
ſetzte ſich eneroiſt
zzfiſche Shn
und Regelung der
zwar keinen Beſct
pruchdagege
Senator Owen
und Rußland a
ſehen werden müß
hingenommer
In einem gre
franzöſiſchen
der franzöſi
Ausdruck gebracht,
den Franken
bleiben mu

Zwiſchenfa
deutur
dele es
franzöſt

London,
Baldwin iſt
bei der Abſti
Arbeiterpa
geſchlagenn