Darmstädter Tagblatt 1924


17. Januar 1924

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Einzelnummer 15 Goldpfennige

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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
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Nummer 12
Donnerstag, den 12. Januar 1924.
187. Jahrgang

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ſede Verpſichtung auf Erfüllung d
Anzeigen=
aufträge
und Leiſtung von Schadenerſatz.
Bei
Konkurs oder g
ſicher Beitreibung fällt jeder
Rabat weg. Banſiont
Deutſche Bank und Darni=
ſtädter
8 Nationabant.

4
AMe
Matbeogie i engtihen Amerbaug

Lloyd George gegen den Separatismus.
London, 16. Jan. (Wolff.) Lloyd George, der ſeine
Rede mit einem heftigen Angriff gegen die gegen=
wärtige
Regierung begann und im beſonderen ihre Hal=
tung
in der Reparationsfrage beanſtandete, ſprach vor allem über
die beſetzten deutſchen Gebiete. (Seine Anfragen an
die Regierung über das dortige Auftreten der Franzoſen wird
Mac Neil vorausſichtlich heute beantworten.) Nach Erörterung
der kataſtrophalen Möglichkeiten, die ſich aus der Beſetzung des
Nuhrgebietes ergeben könnten, kam Lloyd George auf die
ſeparatiſtiſche Bewegung zu ſprechen und ſagte, wenn
einer der Alliierten ſie ermutigen würde, wäre dies ein ſchänd=
licher
Bruch des Verſailler Vertrages. Er erinnerte in dieſem
Zuſammenhang daran, daß er ſich im Jahre 1919, als die fran=
zöſiſchen
Militärbefehlshaber im Rheinland verſuchten, eine ſepa=
ratiſtiſche
Bewegung einzuleiten, unverzüglich an die franzöſiſche
Regierung gewandt habe mit dem Erfolge, daß man nichts mehr
von der Sache gehört habe, da Millerand und Briand ſich ſeiner
Stellungnahme angeſchloſſen hätten. Was die Ausſichten
einer Arbeiterregierung anlange, ſagte Lloyd George
ſchließlich, Macdonald werde es nicht leicht gelingen, ſeine Ideale
in die Tat umzuſetzen.
Baldwins Antwort.
Nach Lloyd George ſprach Baldwin, der das ver=
gangene
Jahr als nicht erſolgreich für die För=
derung
der Sache des Friedens und der Wohl=
fahrt
in Europa bezeichnete, aber gleichzeitig te neuerliche
Einſetzung von Sachverſtändigenausfchüſſen zur Prüfung der
deutſchen Finanzlage als den erſten Schritt vorwärts begrüßte.
Baldwin ſagte weiter, es könne ſein, daß die franzöſiſche Regie=
rung
in dem gegenwärtigen Stande der Pariſer Deviſe
den Anlaß finden werde, ohne Zögern jenes Problem, deſſen =
ſung
ſie mit ſo viel Erfolg während des ganzen vergängenen
Jahres verzögerte, in Angriff zu nehmen. Nach der Bemerkung,
daß die ſeparatiſtiſche Bewegung in den beſetzten deutſchen Ge=
bieten
der britiſchen Regierung die größte Sorge verurfachte,
ſchloß Baldwin ſeine kurze Rede mit der Erklärung: Wenn
uns im jinterhaus der Fehdehandſchuh zuge=
worfen
wird, ſindwir bereit, ihn aufzunehmen
und mit der Mitteilung, daß die Konſervativen keine von Partei=
intereſſen
diktierte Oppoſition gegen eine nichtkonfervative Regie=
rung
beabſichtigten, vielmehr bei der Löſung der ſchwebenden
Probleme, wie z. B. der Arbeitsloſigkeit, mitarbeiten wollten.
Lord Curzon über die franzöſiſche Pfalzpolitik.
London, 16. Jan. (Wolff.) Oberhaus. Lord Curzon, der
nach dem Viscount Grey das Wort ergriff, gab zuerſt der Hoff=
nung
Ausdruck, daß ſich die
Regelung der Tangerfrage
als befriedigend erweiſen werde. Wenn es gelinge, der ſpaniſchen
Regierung zu geben, was ſie wünſche, werde ein weiteres Hinder=
nis
beſeitigt werden. Curzon kam dann auf
die griechiſche Frage
und betoute, daß die neue griechiſche Regierung kein Mitglied
des revolutionären Komitees enthalte. Er teilte mit, die britiſche
Regierung hade Veniſelos verſichert, daß ſie mit großem Vergnu=
gen
ſofort die diplomatiſchen Beziehungen zu Griechenland er=
neuern
werde. Ueber
die allgemeine europäiſche Lage
ſprechend, erklärte Lord Curzon, die Schwierigkeiten, denen man
gegenübergeſtellt worden ſei, ſeien aus der Nuhrbeſetzung
entſtanden. Die britiſche Regierung habe es belanntlich
abgelehnt, irgend eine Verantwortung dafür
Zuübernehmen, und ſei auch heute nicht bereit, da=
ran
teilzunehmen. Die Vorausſagen, die ſie ſeinerzeit
riber die Ergebniſſe der Beſetzung machte, hätten ſich, wie zu be=
ffürchten
war, mehr als erfüllt. Trotzdem ſei die britiſche Negie=
rung
ebenſo wie Lord Grey der Anſicht, daß man zu einer Rege=
kung
der europgiſchen Frage kommen könne, nur bei
Aufrechterhaltung der Entente,
uind während der letzten Jahre habe ſie ſtandhafte und ange=
ſtrengte
Bemühungen in dieſer Nichtung unternommen. Curzon
gab weiter der Hoffnung und Zuverſicht Ausoruck, daß die beiden
won der Reparationskommiſſion gebildeten Ausſchüſſe eine weiſe
rind ſtaatsmänniſche Prüfung der allgemeinen Lage vornehmen
ind einen Bericht geben würden, der zu einem Schritt vorwärts
an der Löſung des Reparationsproblems führen werde. Ueber
die ſehr beunruhigende Lage in der bayeriſchen Pfalz
Führte Lord Curzon aus, auch er ſei der Anſicht Greys, daß die
Schaffung von künſtlichen Staaten ausdem Kör=
Ser des Deutſchen Reiches nicht von den Alliier=
ren
ermutigt werden bürfe, außer wenn eine ſolche Be=
rvegung
wirklich die Stimmung der fraglichen Bevölkerung dar=
telle
und die allgemeine Tendenz, die von der zuſtändigen Regie=
rung
ſelbſt gebilligt werde. Die Geſchichte der ſeparatiſtiſchen Be=
wegung
könne in einigen Sätzen zuſammengefaßt werden. Gegen
Schluß des letzten Sommers ſei eine Reihe von ſporadiſchen Ver=
uchen
unternommen worden, kleine örtliche Republiken zu errich=
en
. Es habe ſich größtenteils um von Unruhen begleitete
Aktionen einer Gruppe Abenteurer ohne Autorität
gehandelt, die nicht die Bevölkerung vertraten, noch ihren Willen
z um Ausdruck brachten. Alle dieſe Pläne, gegen die ſich die bri=
tiſche
Regierung gewandt und die ſie mit allen in ihrer Macht be=
findlichen
Mitteln entmutigt habe, ſeien allmählich zuſammen=
gebrochen
. Man habe ſchon geglaubt, daß die Atmoſphäre llarer
werde, als man plötzlich im November von einer neuen
Bewegung in der von franzöſiſchen Truppen be=
etzten
Pfalz gehört habe. Informationen der britiſchen Re=
gierung
ſeien aber dahin gegangen, daß dort keinerlei Stimmung
für die Lostreunung vom Reich beſtanden habe. Die Häupter

ſowohl der römiſchen als der proteſtantiſchen Kirche in der Pfalz
hätten den alliierten Oberlommiſſaren mitgeteilt, daß
die Bewegung dem Geiſt der Bevölkerung vollkommen fremd
ſei und Unterſchriften unter die Unabhängigkeitserklärung durch
Drohungen erzielt würden. Lord Kilmarnock habe daher nicht
gezögert, einen Vorſchlag abzulehnen, der auf die Anerkennung
eines neuen Staates hinausgelaufen wäre, welcher ſo gut wie
keine Grundlage gehabt hätte. Außerdem vertrete die britiſche
Regierung, die Anſicht, daß die Rheinlandkom=
miſſion
nur die Sicherheit der alliierten Trup=
pen
im beſetzten Gebiet zur Aufgabe und ſich
nicht mit Politik zu beſchäftigen habe. Die Regie=
rung
habe es weiter für notwendig angeſehen, genau feſtzuſtellen,
was vor ſich gehe, und da ſei
eine ſchwere Zeit der Mißverſtändniſſe mit den Franzoſen
entſtanden, die aber, wie er hoffe, beigelegt werden könnte. Die
Regierung habe Kilmarnock aufgegeben, einen ſeiner Offiziere zur
Unterſuchung der Lage in die Pfalz zu entſenden. Da die Fran=
zoſen
dagegen aus techniſchen Gründen Einſpruch erhoben, habe
man den britiſchen Generalkonſul in München angewieſen, die
Pfalz zu beſuchen. Wiederum aber habe die franzöſiſche
Regierung eine Haltung eingenommen, die er,
wie er bekennen müſſe, nicht in der Lage ſei, zu ver=
ſtehen
. Die Franzoſen erklärten, daß ſie es für ihre Pflicht hal=
ten
würden, dem britiſchen Vertreter einen franzöſiſchen Offizier
zu attachieren. In dem von britiſchen Truppen beſetzten Gebiet
aber gingen franzöſiſche Offiziere in beliebiger Zahl ein und aus,
denen die Engländer jede Erleichterung gewährten, die ſie ge=
währen
könnten. Die Lage ſei ein wenig beſorgnis=
erregend
. Es ſei jedoch zu hoffen, daß die Schwierigkeiten
mit Klugheit und Zurückhaltung gelöſt werden könnten.
Mac Neill über die ſeparatiſtiſchen Treibereien.
TU. London, 16. Jan. Die Debate über die Thronrede
des Königs wurde heute im Unterhaus fortgeſetzt. Der Unter=
ſtaatsſekretär
im Außenminiſterium Mac Neil verteidigte
heute die Außenpolitik der Regierung Baldwins. Er erklärte,
die Außenpolitik ſei eine ſtändig fließende Angelegenheit. Die
gegenwärtige Regierung ſei lediglich verantwortlich für die Füh=
rung
der außenpolitiſchen Geſchäfte, wie ſie ſeit ewas weniger
als zwölf Monaten beſtehe. Die Regierung habe ſich nicht nur
mit Schwierigkeiten und Problemen zu befaſſen gehabt, die
während ihrer Amtsführung entſtanden ſeien. Sie ſei deshalb
auch nicht für ſie verantwortlich. Sie habe das Erbe nicht nur
ihrer Vorgängerin, ſondern verſchiedener früherer Regierungen
antreten müſſen. Max Neil wies darauf hin, daß Lord Grey,
der frühere liberale Außenminiſter, nicht den geringſten Tadel
an der Außenpolitik der Regierung geübt habe. Dieſe Außen=
politik
der Regierung ſei ihr durch den Buchſtaben und den Geiſt
des Verſailler Vertrages diktiert worden, nachdem allein ſie zu
handeln gehabt habe. Die Regierung habe ihr beſtes verſucht,
dieſen Vertrag und die Entente durch Freundſchaft mit Frank=
reich
aufrechtzuerhalten, dieſem aber zugleich klarzumachen, daß
ſie es nicht mit ihrem Gewiſſen vereitbaren könne, es in ſeinen
Methoden zu unterſtützen, und daß ſie den Proteſt Bonar Laws
gegen die Ruhrpolitik Frankreichs wiederholen müſſe, von der
ſie keinerlei Gewinn oder Anteil zu erlangen, und deren Folgen
ſie weit von ſich zu weiſen entſchloſſen ſei.
Mit Bezug auf die ſeparatiſtiſchen Treibepeien
in den beſetzten deutſchen Gebieten erklärt Mac Neil, die Regie=
rung
habe die Stellung dazu genommen, daß ſie keinerlei Sepa=
ratismus
billigen könne, der zur Erklärung der Unabhängigkeit
irgend eines Gebietsteiles im Verbande des Deutſchen Reiches
führe. Wenn es ſich aber nicht um eine Lostrennung vom Reich,
ſondern um die Selbſtverwaltung im Rahmen des Reiches han=
dele
, ſo ſei das dann eine Angelegenheit, in die ſich die engliſche
Regierung nicht einmiſchen werde, vorbehaltlich der Voraus=
ſetzung
, daß eine derartige Regelung dem Willen der Volks=
mehrheit
entſpreche. Dank dem Einfluß, den England nicht zu=
letzt
mit Unterſtützung ſeines belgiſchen Verbündeten im Rhein=
land
habe ausüben könne, habe in den meiſten Teilen des Rhein=
landes
die ſeparatiſtiſche Bewegung bereits ihr natürliches Ende
gefunden. In der Pfalz habe die ſeparatiſtiſche Bewegung jedoch
größere Ausmaße angenommen, und hier ſei die engliſche Re=
gierung
zu der Ueberzeugung gekommen, wie ſie auch immer zu
Anbeginn ausgeſehen habe, daß ſie heute nicht mehr dem Wunſch
der Bevölkerung entſpreche. Die engliſche Regierung habe ihren
Vertreter in die Pfalz entſandt, um eine Unterſuchung der Vor=
gänge
anzuſtellen, aber bis heute morgen habe ſie noch keinen
Bericht von ihm erhalten. Er hoffe, daß die Regierung bald in
den Beſitz von Informationen gelangen werde, die ihr die Ent=
ſcheidung
über das, was ſie nun in dieſer Frage zu tun habe,
leichter und klarer machen werde.
Mac Neil beſchäftigte ſich dann mit Aegypten und er=
innerte
an die Erklärung Lord Allenbys, des britiſchen Ober=
kommiſſars
, daß England in Aegypten noch nie ſo im Anſehen
geſtanden habe wie gerade heute.
Die engliſch=franzöſiſchen Pfalzverhandlungen.
Paris, 16. Jan. Wie Havas mitteilt, haben die eng=
iſch
=franzöſiſchen Verhandlungen über die
Pfalz ſich nach keiner neuen Nichtung entwickelt. Die engliſche
Regierung ſcheine darauſ zu beſtehen, daß die Rheinland=
kommiſſion
ſich nicht, wie vorgeſehen war, am Donnerstag
über die von der Pfälzer Separatiſtenregierung er=
laſſenen
Verordnungen ausſpreche. Von franzöſiſcher Seite ver=
handle
man hierüber mit den Belgiern.

Von Baldwin zu Macdonald.
Die große Ausſprache im engliſchen Unterhaus, die zu Be=
ginn
der kommenden Woche die Entſcheidung über den Sturz
des konſervativen Kabinetts bringen ſoll, hat begonnen und am
erſten Tage gleich mit dem Kampf der drei Parteiführer einge=
ſetzt
. Macdonald, Lloyd George und ſchließlich Baldwin haben
miteinander gerungen. Dieſes Duell wird noch fortgeſetzt, ob=
wohl
eigentlich über den Ausgang gar kein Zweifel mehr beſteht,
nachdem von ſeiten der Arbeiterpartei zur Adreſſe auf die Thron=
rede
der Zuſatz eingebracht wurde, der ausſpricht, daß die gegen=
wärtige
Regierung das Vertrauen des Unterhauſes nicht beſitzt.
Die Form, in der dieſes Mißtrauensvotum eingebracht wurde,
iſt für die Auffaſſungen in England charakteriſtiſch. Es iſt auch
für die Arbeiterpartei eine Selbſtverſtändlichkeit, daß ſie ſich den
Gepflogenheiten des Parlamentarismus fügt, und dem König
gibt, was des Königs iſt. Ehrerbietig teilen wir Eurer Maje=
ſtät
mit. An ſolchen Aeußerlichkeiten ſtößt ſich drüben niemand.
Und nun vergleiche man einmal damit, welch wilde Kämpfe in
Deutſchland ausgefochten wurden, als die Sozialdemokratie mit
über hundert Mandaten im Reichstag ſaß und böſe ſpielte, un=
fähig
zu jeder poſitiven Arbeit. Man vergleiche damit die Haß=
parole
, der Bebel bis zum letzten Tage treu geblieben iſt: Ein
Todfeind der bürgerlichen Geſellſchaft werde ich ſein und blei=
ben
! Man vergleiche endlich damit, welche Bedenken für die
alten Sozialdemokraten zu überwinden waren, als ſie zum Ein=
tritt
in die einzelnen Landtage den Treueid für den König und
auf die Verfaſſung ſchwören mußten.
In dieſer Gegenüberſtellung iſt der fundamentale Gegenſatz,
der die deutſche Sozialdemokratie von der engliſchen Arbeiter=
partei
trennt, reſtlos enthalten. Es war, wenn wir uns recht
erinnern, ein ſozialdemokratiſches Blatt, das vor wenigen Tagen
noch der Labour Party nachrühmte, ſie habe dasſelbe in zwanzig
Jahren erreicht, wozu die deutſche Sozialdemokratie fünfzig
Jahre gebraucht habe. Das iſt richtig. Die Anfänge der La=
bour
Party beginnen erſt um die Jahrhundertwende. Der Auf=
ſtieg
zur Macht iſt bei ihr alſo weſentlich raſcher gegangen als
bei der deutſchen Sozialdemokratie. Dazu wäre jedoch zu be=
merken
, daß es ein Irrtum iſt, die beiden Parteien überhaupt
als weſensgleich zu behandeln. Bei uns eine auf den Grund=
ſätzen
von Marx aufgebaute Kkaſſenkampfpartei, in England eine
Partei, die ſich wohlgemerkt nicht Arbeiterpartei, ſondern Arbeits=
partei
nennt, in ihrem Denken ſozial, aber nicht ſozialiſtiſch, nicht
ausgefüllt mit Theorien über einen ſchönen Zukunftsſtaät, ſonr=
dern
eingeſtellt auf den Willen, dem gegenwärtigen Staat nach
Kräften zu helfen, deshalb frei von allen Scheuklappen, deshalb
auch geſtützt durch einen ſtarken. Zuzug aus der Intelligenz, eine
Partei des lebendigen Fortſchritts gegenüber der deutſchen Par=
tei
als einer ſolchen toter Theorien.
Etwas anderes kommt noch hinzu. Lloyd George hat den
engliſchen Spießbürgern graulich machen wollen vor den Folgen,
die eine Regierung der Labour Party für das engliſche Kapital
bedeuten könnte. Er hat auch erzählt von einer Abwanderung
des Kapitals nach den Vereinigten Staaten. Mag ſein, daß er
einzelne Fälle anführen kann. Die große Mehrheit der Eng=
länder
lacht ihn aus. Für den Engländer iſt es ſelbſtverſtändlich,
daß jede Partei ſeines Landes in erſter Linie national denkt,
daß desbalb die Kontinuität der nationalen Politik, ganz einer=
lei
, welche Partei regiert, niemals durchbrochen wird. Gerade
deshalb hat der Engländer, mag er nun Baldwin oder Ramſay
Macdonald heißen, für den Internationalismus der deutſchen
Sozialdemokratie kein Verſtändnis. Deshalb ſorgt ſich auch kein
engliſcher Kaufmann darum, daß eine Regierung der Labour
Party irgendwelche Experimente machen könnte, die dem natio=
nalen
Wohlſtand oder der nationalen Wettbewerbsfähigkeit
Englands gefährlich werden könnte. Das Steuerzahlen iſt zu=
dem
in England eine Sache, an die ſich jeder längſt gewöhnt hat.
Schließlich iſt die deutſche Sozialdemokratie daran geſcheitert,
daß ſie fünfzig Jahre lang das Blaue vom Himmel herunter
verſprochen hat, und als ſie endlich zur Regierung kam, doch im
weſentlichen nicht anders handeln konnte, als die Regierungen,
die ſie früher bis aufs Blut bekämpfte. Die engliſche Labour
Party hat ſich immer darauf eingeſtellt, daß früher oder ſpäter
die Verantwortung für die Leitung des Staatsſchiffes ihr zu=
fallen
müßte. Sie hat deshalb nie mehr verſprochen, als ſie zu
halten imſtande war. Ramſay Macdonald kann deshalb in aller
Ruhe das Amt des Premierminiſters übernehmen. Vielleicht
wird er Mitläufer verlieren, die zu ihm gekommen ſind, nur um
ihrer allgemeinen Unzufriedenheit Ausdruck zu verleihen. Im
übrigen hat er Mißerfolge wegen nicht erfüllter Verſprechungen
nicht zu befürchten. Er hat auf der anderen Seite den Vorzug,
daß die Liberalen ebenſo wie die Konſervativen ſich hinter ihn
ſtellen werden, wenn er gute engliſche Politik treibt.

Eine Unterredung mit Clive.
Mannheim, 16. Jan. Der engliſche Generalkonſul in
künchen Clive hatte eine Unterredung mit einem Redakteur
er Neuen Badiſchen Landeszeitung, bevor er am Mittwoch ſrüh
om Parkhotel in Mannheim wieder in die Pfalz ſuhr. Clive
tereſſierte ſich ſehr für die Mitteilung, daß Lord Grey, Lord
urzbn und Lloyd George in der engliſchen Adreßdebatte ſo klau
und entſchieden jede Unterſtützung für eine ſeparatiſtiſche Beweg=
ng
ablehnen, die nicht eine Bewegung aus dem Volke ſei. Er
eſtätigte, daß die Ausſprache, welche die berufenen Vertreter der
falz am Montag mit ihm im Parkhotel gehabt habea, eine große
undgebung geſeſen ſei. Er betonte dabei, daß er ganz neutral
ie Verhältniſſe zu unterſuchen wünſche. Er werde bemüht
in, mit allen Schichten der Bevölkerung zu ſprechen. Er fahre
tzt nach Landau, noch einmal nach Speher, werde ſich alſo in
n nächſten Tagen in der Pfalz aufhalten, um am Freitag in
oblenz dem britiſchen Delegierten in der Rheinlandkommiſſion
ber ſeine Unterſuchung Bericht zu erſtatten.
* Koblenz, 16. Jan. (Priv.=Tel.) Der Biſchof von Speher,
mit ungefähr 30 Vertretern aus allen Kreiſen der pfälziſchen
evölkerung hier anweſend war, hatte Gelegenheit, mit Mitglie=
rn
der Rheinlandkommiſſion die Verhältniſſe in der Pfalz zu
ſprechen. Er legte die religiöſen Bedenken gegen die ſogenannte
utonome Regierung dar und wies auf die moraliſchen Nachteile
ifolge des Umſtandes hin, daß die Pfalz jetzt fünf Regierungen
zer ſich hat. Der Zweck der Reiſe nach Koblenz ſei der Wunſch,
dnungsgemäße Perhältniſſe wiederherzuſtellen,

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Seite 2.

Darmnſtädter Dagblatt, Donuterstag, den 17. Januar 1924.

Nutzämer 12

Die engliſche Pfalzunterſuchung
Schroffe Ablehnung der Separatiſien durch
die Bevöſkerung.
Speyer, 16. Jan. Auf Wunſch des engliſchen Botſchaf=
ters
Clive waren bei ſeinem geſtrigen Beſuch in Speyer Vertreter
der pfälziſchen Städte und Gemeinden, der Geiſtlichkeit und der
Wirtſchaft von dem Bürgermeiſter Dr. Vollmer in Speyer ge=
laden
, um über die durch die Separatiſtenherrſchaft in der Pfalz
geſehaffene Lage Bericht zu erſtatten. Auch dieſe Beſprechung er=
gab
einwandfrei, daß die geſamte pfälziſche Bevölkerung den
Separatiſten ſchroff ablehnend gegenüberfteht, und daß die ſepa=
ratiſtiſche
Bewegung in die Pfalz nur dadurch gebracht werden
konnte, daß die franzöſiſchen Beſatzungsbehörden die Bewegung
der Separatiſten in jeder Weiſe unterſtützten. Einen großen
Raum in der Beſprechung nahm die Frage der von verſchiedenen
Landbürgermeiſtern unter Androhung von Gewalt erpreßten
Loyalitätserklärungen für die ſeparatiſtiſche Bewegung ein. Es
wurde die Art und Weiſe geſchildert, wie dieſe Loyalitätserklä=
rungen
erpreßt wurden, und mitgeteilt, daß die meiſten Land=
bürgermeiſter
, ſo zum Beiſpiel im Bezirk Zweibrücken, die unter
Androhung von Gewalt abgegebenen Erllärungen widerrufen
haben. Wie gewalttätig und herrſchſüchtig die Separatiſten vor=
gehen
, zeigt das in der Sitzung bekannt gegebene Vorgehen der
Separatiſten gegen die bekannte Papierfabrik Knöckel, Schmidt u.
Co. in Lindenberg, die von den Separatiſten ruiniert wurde,
weil ein dort vorher beſchäftigter Separatiſt entlaſſen worden iſt.
Sehr intereſſant war auch die Schilderung der Plünderungsſzene
auf dem Hauptpoſtamt beim Einzug der Separatiſten in Speyer.
Die Separatiſten verjagten die Poſtbeamten und plünderten
dann ſämtliche Pakete, während franzöſiſche Poſten vor dem
Poſtgebäude Wache hielten und dadurch die Plünderer ſchützten.
Der Generalkonſul Clive hat heute ſeine Informationsreiſe durch
die Pfalz fortgeſetzt.
Die Ermittelungen des engliſchen Generelkonſals
Paris, 16. Jan. Havas zufolge, wird der engliſche Gene=
ralkonſul
Clive, der geſtern Beſprechungen mit den Vertretern
der Städte und der Bauernſchaſt hatte, heute die Vertreter des
Klerus empfangen. Heute nachmittag werde der Generolkon=
ful
ſeine Enquete auf die Landauer Gegend ausdehnen.
* Paris, 17. Jan. (Priv.=Tel.) Nach einer Hadasmel=
dung
hat Generalkonſul Clive die ſüdliche Pfalz beſucht und ſich
in Bergzabern, Landau und Germersheim aufgehalten. Clive
und die ihn begleitenden Mitglieder der Rheinlandkommiſſion
kehren am Freitag nach Speyer zurück, um einer Einladung des
Generals de Metz Folge zu leiſten.
Orangſalierung der Pfalzbewohner.
Speyer, 16. Jan. Von den Separatiſten wurden ſeitere
15 Finanzbeamte der Pfalz ausgewieſen, ferner die
im Regierungsgebäude in Speyer verhaftet geweſenen Beamten
Oberſekretär Aber vom Bezirksamt Neuſtadt, Oberſekretär Nen=
ninger
vom Bezirksamt Landſtuhl, Gemeindeſekretär Schardt=
Dahn und der Geſchäftsführer des Pfälziſchen Bauernbundes
Müller.
Ludwigshafen, 16. Jan. Uniformierte Sepa=
rätiſten
üben im Verein mit franzöſiſchen Soldaten auf der
Ludrigshaſener Seite die Paßkontrolle aus.
Landau, 16. Jan. Oberſekretär Meyer vom Bürger=
meiſteramt
Landqu iſt geſtern von den Separatiſten verhaftet
worden.
20 000 Goldmark Geldbuße für Spetzer.
Speher, 16. Jan. Im Anſchluß an die Beſprechung,
die geſtern nachmittag die Vertreter der pfälziſchen Städte und
Landgemeinden mit dem engliſchen Generalkonſul über die Be=
drückung
durch die Separatiſten hatten, teilte Bürgermeiſter Dr.
Vollmer mit, daß von den Separatiſten der Stadt Speyer eine
Geldbuße von 20000 Goldmark und die Uebernahme der Beer=
digungskoſten
für den erſchoſſenen Präſidenten Heinz Orbis
auferlegt worden ſei. Der Stadtrat habe jedoch dieſe Forde=
rung
einſtimmig abgelehnt.
Der Kraftfahrverkehr innerhalb des beſetzten Gebietes.
Düſſeldorf, 16. Jan. Der kommandierende General hat
die Beſtimmung außer Kraft geſetzt, wonach die Verwendung von
Hüttenlots zu Seizzwecken verboten iſt; ferner hob Degoutte die
Anordnung auf, die den Verkehr mit Kraftfahrzeugen inner=
halb
des beſetzten Gebietes beſchränkt. Beſitzer von Kraftfahr=
zeugen
bedürfen danach nur noch eines einſachen Erlaubnisſchei=
nes
, den der Did ſionskommandeur ausſtellt. Der Erlaubnis=
ſchein
gilt für ein Jahr.

Vom Tage

Die Reichsindexzifffer für die Lebenshaltungskoſten ( Er=
nährung
, Wohnung, Heizung, Bekleidung und Beleuchtung beläuft ſich
nach den Feſtellungen des Statiſtiſchen Reichsamts für Montag, 14. 1.,
auf das 1,kl=billionenſache der Vorkriegszeit; gegen=
über
der Vorwoche (1,13) iſt demnach eine Abnahme von 1,8 Pro=
zent
zu verzeichnen.
Die Haushaltsausſchiiſſe des ſächſiſchen Landtags haben den Autrag
der Deutſchen Volkspartei auf Errichtung einer Goldnoten=
bank
in Sachſen angenommen.
Das Mitglied des preußiſchen Landtags Hermann Thomas (Soz.)
iſt geſtorben.
Oberſtleutnant Kriebel, der militäriſche Leiter des Hitlerputſches,
hat ſich der Staatsanwaltſchaft beim Volksgericht in Mün=
chen
geſtellt.
Die Sonderbündler ſind nun tatſächlich aus Königswin=
gezogen
. Ihre Flagge auf dem Rathaus wurde eingezogen. In
ter
der Stadt heurſcht großer Jubel.
Wie wir erfahren, iſt die franzöſiſche Kommiſſion, die ſich im bri=
tiſch
beſetzten Gebiet über gewiſſe Verhältniſſe unterrichten will, geſtern
vormittag in Köln angekommen. Sie beſteht aus zwei franzöſiſchen
Offizieren.
Wie wir aus gut unterrichteten Kreiſen erfahren, iſt der ameri=
kaniſche
Nahrungsmittelkredit, der in Höhe von 70
Millionen Dollars an Deutſchland gewährt werden ſollte, vorläufig
als aufgehoben zu betrachten.
Der franzöſiſche Miniſter des Aeußern hat geſtern
in der Kammer einen Geſetzentwurf eingebracht, der die Ratifikation
des Abkommens über die Erſtattung der amerikaniſchen
Beſatzungskoſten in den Rheinlanden vorſieht. Das Ab=
kommen
iſt am 25. Mai 1923 in Paris unterzeichnet worden.
Zur Frage der Anerkennung der neuen griechiſchen
Regierung durch England wird von der Times betont, daß
durch dieſen Schritt die britiſche Regierung keinen Unterſchied zwiſchen
monärchiſtiſchen und einer republikaniſchen Regierung machen würde.
In einem Funkſpruch aus Tokio teilt die engliſche Bot=
ſchaft
mit, daß das Perſonal der Botſchaft bei den letzten Erdbeben
mit dem Schrecken davongekommen, das Botſchaftsgebäude aber ſehr
mitgenommen worden iſt.

Amtlicher Oollarkurs 4 210300000 000
1 Goldmark 1 Billion 1 Pfg. 10 Milliarden
Am Sachſens willen
Sollmann über Reichspolitik.
Hannover, 16. Jan. (Priv.=Tel.) Vor der Hannoverſchen
Sozialdemokratie hielt Reichstagsabgeordneter Sollmann
einen Vortrag über Reichspolitik und Sozialdemokratie. Bemer=
kenswert
ſind folgende Darlegungen des Abgeordneten, der be=
kanntlich
auch kurze Zeit Reichsminiſter geweſen iſt: Wir haben
keine nationaliſtiſche, aber doch eine deutſche Po=
litik
zu führen, um dem Ausland klarzumachen, daß wir nicht
gewillt ſind, jahrzehntelang die Sklavenketten
des ausländiſchen Kapitals zu tragen. Es iſt ein
Trugſchluß der deutſchen Arbeiter, wenn ſie glauben, daß
irgend eine deutſche Regierung auch nur annähernd Herr ihres
eigenen Willens iſt. Die deutſche Politik wird entſcheidend be=
einflußt
durch Paris, Brüſſel und London. Der Achtſtunden=
tag
kann nicht nur geſichert werden durch Geſetze und Fraktio=
nen
, ſondern in erſter Linie durch die Kraft der Arbeiterorgani=
ſationen
. Es beſteht zurzeit keine Möglichkeit einer Beteiligung
unſerer Partei an der Regierung. Um Sachſens willen
ſind wir aus der Regierung ausgetreten. Ich
habe mir nicht träumen laſſen, daß die große
Koalition zerſtückelt werden mußte, damit in
Sachſen die große Koalition erſtehe.
Eine amerikaniſche Anleihe für Deutſchland?
Paris, 16. Jan. (Wolff.) Nach einer Havasmeldung aus
Waſhington wird im Weißen Hauſe zu den Blättermeldun=
gen
, wonach amerikaniſche Banken eine Anleihe an
Deutſchland in Erwägung zögen, erklärt, die einzige bis jetzt
offiziell bekannte und vorgeſchlagene Anleihe ſei diejenige, die
der Reparationskommiſſion zur Genehmigung vor=
liege
. Die Entſcheidung der Reparationskommiſſion ſei, wenn
überhaupt ſchon getroffen, in Wafhington noch unbekannt. Das
Weiße Haus erwähne auch einen anderen Plan einer
Anleihe, die Deutſchland von einer Bankenvereinigung in
Ausſicht geſtellt worden ſei. Verhandlungen darüber ſeien einge=
leitet
, aber die Ergebniſſe noch unbekannt.

R
Aittentatsplan auf Seneral v. Seectt.
Verhaftung der Verdächtigen.
Berlin, 16. Jan. Wie zu dem Plan eines Atten=
tats
auf General Seect berichtet wird, benachrichtigte die
Reichsſtelle vorgeſtern abend auf Anzeigen von Perſönlich=
keiten
, die ſcheinbar auf den Attentatsplan eingingen, nach=
dem
von den Anſtiftern auf Ausführung der Tat gedrängt
wurde, ſofort die Staatsanwaltſchaft. Dieſe veranlaßte die
Verhaftung der Verdächtigten. Die gerichtliche
Unterſuchung iſt eingeleitet worden auf Grund des
republikaniſchen Schutzgeſetzes, welches den § 49b des Straf=
geſetzbuches
vorſieht, wonach Straftaten des § 49a des Straf=
geſetzbuches
unter beſondere, harte Strafen geſtellt werdeu,
wenn es ſich um politiſche Strafakte handelt.
Die Meldung, daß der Attentäter auch ein Attentat auf
Kahr, Loſſow uſw. beabſichtigt habe, beſtätigt ſich
nicht. Der Verhaftete führte einen Ausweis des Wickingbundes
(zuſammenhängend mit Organiſation C) bei ſich. Die Anzeigen=
den
gehören ihrer Angabe nach deutſchvölkiſchen Krei=
ſen
an. Der Verdüchtige, ein gewiſſer Thormann, iſt den
Gerichtsbehörden ſeit längerer Zeit als ein nicht gut beleumun=
detes
Subjekt bekannt.
Thormann in Unterſuchungshaft.
Folgende Einzelheiten über die Verhaftung des früheren
Offiziers Thormann, der befchuldigt wird, einen Anſchlag
auf General v. Seeckt vorbereitet zu haben, werden nech be=
kannt
. Thormann kam vor einigen Tagen nach Berlin und
begab ſich in das Büro der Deutſchvölkiſchen Frei=
heitspartei
. Er verlangte und erhielt die Adreſſe eines
Herrn D., den er von früher her zu kennen behauptete. Er
ſuchte D. auf, legitimierte ſich durch Ausweis des Wiking=
bundes
, der Kapitän Ehrhardt naheſteht, und er=
klärte
im Laufe der Unterhaltung, er ſei mit der Abſicht
nach Berlin gekommen, v. Seeckt u erledigen.
D. ging zum Schein auf den Mordplan ein und verſprach Thor=
mann
einen geeigneten Mann zu ſtellen, der die Tat ausführen
ſollte. Nach der Unterredung macht D. ſofort dem Reichs=
kommiſſar
für öffentliche Sicherheit, Oberſt
Künzer, von dem Mordplan Mitteilung. Künzer,
der auch die Hintermänner Thormanns faſſen
wollte, beauftragte D., auf den Plan zum Schein ein=
zugehen
und auch den geeigneten Mann zu ſtellen. Als nun
bei ſeiner neuerlichen Unterredung Herr D. dem Thormann den
verlangten Helfer vorſtellte, eniwickelte Thormann ſeinen Plan.
Seeckt, der jeden Morgen vor Antritt ſeines Dienſtes im Tatter=
ſaal
zu reiten pflegt, ſollte dort von dem Helfer, der zur ſelben
Zeit in dem Tatterſaal reiten ſollte, beim Vorbeireiten aus un=
mittelbarer
Nähe durch mehrere Revolverſchüſſe getötet werden.
D. und ſein Helfer gingen zum Schein auf den Plan Thormanns
ein, verabredeten mit dieſem, daß man ſich nach Vollen=
dung
der Tat am Montag vormittag im Kaffee Joſty
treffen ſollte. Zur verabredeten Zeit waren dann auch
Thormann, Herr D. und deſſen Frau im Kaffee anweſend. An=
ſtelle
des Täters erſchienen jedoch Polizeibeanite und nahmen
ſotvohl Thormann als auch D. und deſſen Frau feſt. Dieſe bei=
den
letzteren ſind natürlich ſofort wieder auf freien Fuß geſetzt
worden, während Thormann in Unterſuchungshaft
genommen wurde. Die Unterſuchung erſtreckt ſich auch vor al=
lem
auf die Hintermänner Thormanns, da nicht anzunehmen iſt,
daß der Mordplan nur dem Willen eines einzelnen ent=
ſprungen
iſt.
Ernſie Unruhen in Düſſeldorf.
Düſſeldorf, 16. Jan. Nach Schluß einer politiſchen
Verſammlung zogen geſtern abend die Teilnehmer in großen
Scharen durch die Stadt. Sie hinderten im Verein mit
anderen Ruheſtörern die Straßenbahn an der Weiter=
fahrt
, zertrümmerten die Wagenſcheiben und ver=
ſuchten
, den Betrieb ſtillzulegen. Die Inſaſſen wurden
mehrfach gezwungen, auszuſteigen. In der Schadolv=
ſtraße
hielten ſie einen Kraftwagen an, mißhandelten
die Inſaſſen und beſchädigten den Wagen. Die Polizei zer=
ſtreute
die Menge, die ſich aber wieder ſammelt= und nach dem
Norringer Platz zog, wo ein Straßenbahnwagen be=
ſchoſſen
wurde. Ein Kaufmann iſt durch einen Schuß
ins Auge ſchwer verletzt worden. Die Polizeibeam=
ten
erwiderten das Feuer, und die Menge wurde ſchließ=
lich
zerſtreut. Später kam es am Dorotheenplatz zu neuen An=
ſamlungen
. Auch hier wurde geſchoſſen. Die Polizei, die
auch hier das Feuer erwiderte, verjagte ſchließlich die Menge.

Vortragsabend in der Städtiſchen Akademie für Tonkunff.
N. Mit einem beſonderen Unterrichtszweig an der Akademie
machte der Vortragsabend bekannt: mit den Mandolinen=
und Gitarreklaſſen des Herrn Richard Hinz. Dieſe
Inſtrumente ſind ſo volkstümlich geworden, daß es eine wichtige
Aufgabe iſt, anſtelle des meiſt ſtümperhaften Geklimpers, das
man meiſtens hört, gute Technik und wertvollere Literatur zu
verbreiten. Bedauerlich iſt es, daß die Laute ſo ſchnell außer
Mode gekommen iſt, die vor dem Siegeslauf des Klaviers jahr=
hundertelang
das Hausinſtrument bei faſt allen europäiſchen Völ=
kern
war und für die eine ungeheuere klaſſiſche Literatur aus
jener Zeit vorhanden iſt. Herr Hinz zeigte uns wenigſtens mit
feinen Liedern zur Laute, daß er auch auf dieſem Inſtrument
völlig zu Hauſe iſt.
In Nachahmung des Streichorcheſters war ein Chor von zwei
Mandolinen und tieferen Inſtrumentenarten zuſammengeſtellt,
der ſehr ſicher, präzis und tonſchön ſpielte und recht anerkennens=
wert
gute Stücke vortrug. Immerhin bleibt es fraglich, ob es
Aufgabe dieſer Inſtrumente iſt, Orcheſtermuſik von Mozart und
Mendelsſohn wiederzugeben, die auf gehaltenen Klang eingeſtellt
iſt und durch das Flimmern des Tones beeinträchtigt wird.
Künſtleriſch den ſtärkften Eindruck machten die anſprechenden
Originalkompoſitionen für Gitarre d’Amour warum ein ſolch
neuer Name für die Gambe? und Gitarre, die von Herrn
Hebbel, dem Komponiſten und ausgezeichneten Gambenſpieler,
und Meiſter Hinz, ſehr ſchön vorgetragen wurden, und ebenſo
das Gitarren=Trio von Leon de Call. Auch als Sänger erntete
Herr Hinz mit bekannten Liedern von Brückmann und mehreren
ſeiner eigenen Kompoſitionen reichen Beifall. Der Vortragsabend
brachte den Veweis, daß auch in dieſem Unterrichtszweig in der
Akademie Treffliches geleiſtet wird. Möge nur Gitarre und
Laute nicht allzu ſehr über der Mandoline vernachläſſigt werden,
und Herr Hebbel mit ſeinem prachtvollen Inſtrument recht Schule
machen.
*Die Herrin des letzten Berliner Salons.
Zum Tode Marie von Olfers.
Der tragiſche Tod der greiſen Malerin, Dichterin und
Lebenskünſtlerin Marie von Olfers beſchwört uns noch einmal
das Andenken herauf an den letzten Verliner Salon, den ſie mit
ihrem Geiſt und ihrer Bildung erfüllte. Mit dieſer Frau iſt
ein wundervolles Stück altberliner Lebens und = Geſellſchafts=
kultur
enögültig zu Grabe getragen worden. Mit Recht hat

Ernſt Heilborn in ſeinem Ueberblick über die berühmten Salons
der Berliner Geſellſchaft, den er unter dem Titel Die gute
Stube veröffentlicht, den Kreis bei der Familie von Olfers
an den Schluß geſtellt. Im Hauſe des langjährigen General=
direktoxs
der Berliner Muſeen hatte ſich eine Tradition der
feinen Sitte und Plauderkunſt erhalten, die nach ſeinem Tode
ſeine Frau Hedwig aufrecht erhielt und ihre Töchter bis in die
ſo ganz anders geartete Gegenwart fortſetzten. Hedwig von
Olfers, Mariens Mutter, die Tochter des Sängers der Frei=
heitskriege
und Staatsmannes Fr. A. von Staegemann, reichte
mit ihren Erinnerungen noch bis in die große Zeit der Roman=
tik
zurück, und in ihrem, von ihrer Tochter Hedwig Abeken
eröffentlichten Lebensbild können wir die Entwicklung dieſer
feinſinnigen Frau auf dem Hintergrund einer großen Zeit ver=
folgen
. In ihrem Salon, deſſen Mittelpunkt dann allmählich
Maric von Olfers wurde, verſammelte ſich ſeit der Mitte des
19. Jahrhunderts die geiſtig bedeutende Geſellſchaft Berlins.
Hier (as Wildenbruch ſeine Dramen zuerſt vor, hier belebte
Hermann Grimm durch ſein geiſtvolles Geſpräch die Unterhal=
tung
; hier wurden die Werke der Weltliteratur vorgeleſen,
häufig beſeelt von dem Meiſter der Vortragskunſt, Erich
Schmidt. Beſonders Wildenbruch hat mit warmen Wor=
ten
die unvergeßliche Stimmung dieſer feinen Geſelligkeit feſt=
gehalten
. Jeden Mittwoch war offener Abend ſchreibt er,
und wvas Berlin an bedeutenden Männern auf den Gebieten
der Kunſt und Wiſſenſchaft beſaß, ſtrömte herbei. Es war dort
ein großes Berliner Zimmer, köſtlich unregelmäßig gebaut,
mit lauſchigen Winkeln und Ecken; ſeiner gelb tapezierten
Wände halber hieß es der gelbe Saal. In dieſem, damals
in Berlin berühmten gelben Saal habe ich Marie von Olfers
kennen gelernt. Hier ſah ich zum erſtenmal auf Tellern und
Taſſen, Schalen und Schüſſeln jene märchenhaft duftigen Male=
reien
und Sinnſprüche, mit denen ſie das ganze Hausgerät ihrer.
Familie geſchmückt hatte; hier ſah ich Marie von Olfers am
Klavier; hier wurden von Zeit zu Zeit kleine, von ihr verfaßte
Theaterſtücke aufgeführt; und wenn ſie dann, liebenswürdig,
wie nur bedeutende Menſchen es ſein können, den Bedürfniſſen
der Gäſte als Wirtin vorſorgte, fühlte ich ſiaunend, welchen
Schatz von Menſchen beglückenden Fähigkeiten die Natur dieſem
reich veranlagten Weſen verliehen hat.
Als nach dem Tode des Vaters die Frauen in beſcheide=
nere
Räume umzogen, blieb doch der feine Geiſt und die alte
Gemütlichkeit ihrem Hauſe erhalten. In der Margarethen=
ſtraße
wohiten die Exzellenzen mit Fraulein Marie, die uns
dichtend und bildend herzlich zu vergnügen weiß berichtete
Erich Schmidt, ſodaß ein beſtändiges Geben und Emp=

fangen herrſchte, und die Freunde immer ſich willkommen wuß=
ten
. Es war kein Salon im weltläuſigen Sinne, kein
Bureau d’Eſprit. Das Geſpräch kannte keinen Klatſch und
keine bequemen, abgegriffenen Zeitungsurteile; immer von
Grazie leicht getragen, durch die wundervolle Befriedigung un=
ſeres
geiſti gen Bedürfniſſes, Neues zu erfahren, rückwärts und
vorwärts beflügelt, von einem unbeirrbaren Takt geſteuert, aus
dem Vollen geſchöpft, improviſatoriſch, mit leichten Sprüngen,
manchen verſchwiegenen, ja plötzlichen Uebergängen, beſtimmt,
auch ſchallhaft überraſchend, nie lehrhaft. Und Wildenbruch
agt: Was in Berlin immer gefehlt hat und heute noch mehr
ehlt als rüher, hier war es vorhanden: eine Geſelligkeit, die
ſich untereinander gleich empfand; vor dieſer Wirtin waren alle
gleich. Jinmer war es ſchön im alten gelben Saal, am ſchön=
ſten
aber am Silveſterabend. Dem gaſtlichen Sinn der Mutter
trat dann Marie von Olfers phantaſiereicher Geiſt zur Seite,
und wenn der Silveſterpunſch aufgetragen ward, erſchien
regelmäßig eine kleine Lotterie in Geſtalt von zierlichen, durch
ihre künſtleriſche Hand mit Bildchen geſchmückten Zetteln. Was
jeder für das kommende Jahr zu erwarten hatte, er zog es aus
dieſer Lotterie, und es ſoll manchen gegeben haben, der nachher
ſtaunend beſtätigt hat, wie richtig ihm in dem gelben Saal pro=
phezeit
worden war. Marie v. Olfers ließ ſelbſt gern ihre
Bliae zurückſchweifen in jene Tage, da die künſtleriſchen und
literariſchen Berühmtheiten, ein Alexander v. Humboldt, ein
Franz v. Liſzt, ein Fougué, zu unſeren intimen Abenden kamen.
Sie fühlten ſich angeregt, trotzdem das Menu gewöhnlich nur
aus einem Kalbsbraten und einem Birnengericht beſtand.
Später lebte ſie mit ihrer Schweſter, der Witwe von Abeken,
dem vertrauten Mitarbeiter Bismaras, in der ſtillen Regenten=
ſtraße
, und auch hier waren um den runden Tiſch, in dem von
Kunſtwerken und Erinnerungen erfüllten Raum, alle die guten
Geiſter derſammelt, die von der Herrin des letzten Berliner
Salons ſo beglückend und erwärmend ausſtrahlten.

* Der koſtbare Walfiſch. Kürzlich wurde in ſüdafrikaniſchen
Blättern gemeldet, daß nach Durban ein Walfiſch gebracht wor=
ben
iſt, in dem man eine rieſige Menge Ambra fand, das für die
Bereitung von Parfümerien großen Wert hat. Die betreffenden
Firmen haben Muſter ihres Fundes nach England geſchidt, um
feſtſtellen zu laſſen, ob der Ambra wirklich von ſo guter Qualität
iſt, wie behauptet wird. Iſt dies der Fall, dann wird die gefun=
dene
Menge Ambra bei dem Marktpreis von 14 bis 15 Pfund
Sterlin für die Unze einen Wert von 240 000 Pfund Sterling
haben. Dieſer Walfiſch würde dann der koſtbarſte ſein, der je ge=
fangen
worden iſt.

[ ][  ][ ]

Nummer 17.

Daruiſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 12. Janutar 1924,

Seite 3.

Oes Kanzlers Antwort an Bayern.
Berlin, 16. Jan. Der Reichskanzler hat an den
bayeriſchen Geſandten v. Preger am 15. Januar ein Schreiben
gerichtet, worin es heißt:
Die mir am 5. Januar d. J. überreichte Denkſchrift der baye=
riſchen
Regierung habe ich inzwiſchen mit Aufmerkſamkeit geleſen
und ſie, ſobald ich in den Beſitz einer ausreichenden Zahl von
Abdrucen gelangt war, allen beteiligten Reichsſtellen zugeleitet.
Die bayeriſche Regierung wird es verſtändlich finden, daß die
Reichsregierung angeſichts der weitreichenden Bedeutung der in
der Denkſchrift erörterten Probleme eine abſchließende Stellung
heute noch nicht einnehmen kann. Schon jetzt aber möchte id
meiner lebhaften Genugtuung darüber Ausdruck geben, daß
der in ſachlich gehaltener Form dargelegte Standpunkt, den die
bayeriſche Regierung der Reichsverfaſſung gegenüber einnimmt,
von dem Gedanken getragen iſt, das Reich im ganzen wie
in ſein en Teilen ſtark und feſt zuſammengefügt
zu erhalten. Ich verkenne nicht, daß die Denkſchrift ſowohl
in ihren geſchichtlichen Darlegungen wie in den Vorſchlägen für
die Zukunft Gegenſtand lebhafter, vielleicht hef=
tiger
Meinungskämpfe ſein wird, die jedoch, wie ich be=
ſtimmt
hoffe, ſich in den Grenzen halten werden, die ihnen die
Tatſache zieht, daß deutſche Gedanken und Gefühle der baye=
riſchen
Regierung die Feder geführt haben.
Die Reichsregierung iſt gerne bereit, zunächſt mit der
bayeriſchen Regierung unter Zugrundelegung der überreichten
Denkſchrift in einen Meinungsaustauſch einzutreten, wo=
bei
ſie mit der bayeriſchen Regierung darüber einig iſt, daß die
einzelnen in der Denkſchrift erörterten Fragen einer eingehenden
ſachlichen und vorurteilsloſen Prüfung bedürfen. Erſt nach dem
Ergebnis dieſer Erörterungen wird ſich die Frage beantworten
laſſen, inwieweit von ſeiten der Reichsregierung und der baye=
riſchen
Regierung die Initiative zu geſetzgeberiſchen Maßnahmen
zu ergreifen ſein wird.
Schwere Anklagen gegen das bayeriſche
Generalſiaatskomatiſſarigt.
G. München 16. Jan. Im Verfaſſungsausſchuß des bahe=
riſchen
Landtags kam es im Anſchluß an eine längere Geſchäfts=
ordnungsdebatte
über die weitere Behandlung des Landeswahl=
geſetzentwurfs
, deſſen zweite Leſung noch in dieſer Woche erfolgen
ſoll, zu einer heftigen Anltagerede des Abg. Dr. Roth über die
Durchführung des bayeriſtchen Ausnahmezuſtandes, durch das
Generalſtaatskommiſſariat. Den Anlaß gab ein Antrag dieſes
Abgeordneten auf ſofortige Aufhebuno der aus Anlaß der Vor=
gänge
vom 9. November verfugten Aufenthaltsbeſchränkungen
und Ausweiſungen, und ein kommuniſtiſcher Antrag, die der
Kommuniſtiſchen Partei angehörenden Schntzhaftgefangenen ſo=
fort
freizulaſſen.
Zur Begründung ſeines Antrages führte Abg. Dr. Roth u. a.
aus, daß die bayeriſche Ausnahmeverordnung vom
26. Septemberrechtsungültig ſei, worüber der Staats=
gerichtshof
noch zu entſcheiden haben werde." Ob das bayeriſche
Schutzhaftgeſetz zu Recht beſtehe, darum kümmere ſich der General=
ſtaatskommiſſar
überhaupt nicht. Keinem Schutzhaftgefangenen
ſeien die Gründe der Verhaftung angegeben worden. Auch das
Beſchwerderecht ſei ihnen entzogen.= Viele würden trotz ſchwerer
Erkrantung feſtgehalten. Den Tod Dietrich Eckarts habe der
Generalſtaatskommiſſar auf dem Gewiſſen. Die Verhand=
lung
im Hitlerprozeß könnte ergeben, daß auch
der Generalſtaatskommiſſar belaſtet ſei, ſodaß
ſeine Verwendung als Zeuge ausgeſchloſſen
bleiben müſſe. Auf völkiſcher Seite wünſche man die Durchfüh=
rung
des Prozeſſes in voller Oeffentlichkeit. Gerüchte über
Putſche zur Verhinderung des Prozeſſes ſeien unbegründet. Die
Zeugen und Angeklagten müßten von dem Amtsgeheimnis ent=
bunden
werden. Wenn das Generalſtaatskommiſ=
fariat
weiterbeſtehe, ſei eine Durchführung der
Wahlen unmöglich.
Der Redner brachte weiter ſchwere Anklagen gegen
das Generalſtaatskommiſſariat bezüglich der
Durchführung der Schutzhaft und der Handhabung
der Briefzenſur vor. Die Zellen der Schutzgefangenen
ſeien verläuſt. Einer der Häftlinge ſei in Ketten
nach Landsberg gebracht worden. Im Volksmund ſei der Gene=
ralſtaatskommiſſar
bereits zum Generalſtachel=
drahtkommiſſar
geworden. Mit Maſchinengewehren und
Stacheldrahtverhauen könne auf die Dauer nicht regiert werden.
Auch in der Welt draußen mache man ſich allmählich lächerlich.
Der Landtag dürfe dieſe Zuſtände nicht länger dulden.
Aus einem Briefe Ludendorffs, ſeien bei der
Zenſur 100 Dollars herausgenommen worden, die
Herr von Kahr zur Linderung der Not Minderbemittelter ver=
wendet
habe. Dieſe Handlung ſei ſtrafbar. Durch ſolche Entman=
nung
entkleide ſich die Staatsregierung jeder Macht über das
Generalſtaatskomiſſariats.

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Ein engliſch

TU. London, 16. Jan. Der tſchechoſlowakiſche Außen=
miniſter
Dr. Beneſch und Graf Bethlen, der ungariſche
Miniſterpräſident, ſind geſtern abend in London eingetroffen.
Der Beſuch dieſer beiden Staatsmänner bezieht ſich vornehmlich
auf die ungariſche Anleihe. Dr. Beneſch wird heute im Foreign
Office von Lord Curzon und dem zuſtändigen Unterſtaats=
ſekretär
im Foreign Office empfangen werden. Dr. Beneſch
lehnte es ab, den Preſſevertretern irgendwelche Erklärungen zu
geben.
Es iſt jedoch nicht zweifelhaft, daß er während ſeines Lon=
doner
Aufenthaltes die gegenwärtige Situation der
Kleinen Entente den engliſchen Politikern darlegen und
auch die genaue Orientierung der tſchechoſlowakiſchen
Außenpolitik mitteilen wird. Nach dem diplomatiſchen
Mitarbeiter des Daily Herald komme es Dr. Beneſch insbeſon=
dere
darauf an, Lord Curzon und Ramſay Macdonald davon
zu überzeugen, daß der tſchechiſch=franzöſiſche Ver=
trag
keine Spitze gegen England enthalte und
nicht als Pakt aufgefaßt werden könnte.
Die diplomatiſche Mitarbeiter des genannten Blattes glaubt
ferner zu wiſſen, daß Dr. Beneſch den Abſchluß eines engliſch=
tſchechiſchen
Bündnisabkommens vorſchlagen
wird. Man vernimmt, daß der tſchechiſche Außenminiſter nach
Beendigung ſeines Londoner Aufenthaltes in Paris zur Unter=
zeichnung
des franzöſiſch=tſchechiſchen Abkommens eintreffen
wird. Dieſe Unterzeichnung dürfte Mitte nächſter Woche erfol=
gen
. Das Abkommen ſelbſt ſoll unmittelbar darauf der Oeffent=
lichkeit
bekannt gegeben werden.
Der italieniſch=ſüdſſawiſche Vertrag.
* Mailand, 16. Jan. (Priv.=Tel.) Wie die Mailänder
Preſſe aus Belgrad erfährt, hat der jugoſlawiſche Miniſterrat
einmütig dem ſehr freundſchaftlichen Vertrag mit Italien ſeine
Zuſtimmung gegeben. Der italieniſche Geſchäftsträger in Bel=
grad
wurde ſofort davon unterrichtet. Die Ratifizierung des
Abkommens ſoll nach der italieniſchen Preſſe mit einer bevor=
ſtehenden
Reiſe Paſitſchs nach Rom erfolgen. Nach Verſicherun=
gen
der offiziöſen Belgrader Wremja iſt aber das Abkommen
ſchon vor vier Tagen beiderſeits ratifiziert worden. Was die Hal=
tung
der Kleinen Entente gegenüber Rußland betrifft, ſo gab der
Miniſterrat auch hierzu ſeine Zuſtimmung. Die Kleine Entente
wird ſich gegenüber Rußland abwartend verhalten bis die Groß=
mächte
die Beziehungen mit Rußland wieder aufgenommen haben.

(Von unſerer Berliner Redaktion.)
Die Einladung an den Reichsbankpräſidenten Dr. Schacht
durch den Sachverſtändigenausſchuß der Neparationskommiſſion
bewveiſt jedenfalls, daß die amerikaniſchen Vertreter ſich durch die
Abwartungstaktik der Franzoſen nicht beeinfluſſen laſſen, ſon=
dern
raſche Arbeit machen wollen. Daß ſie ſich dabei an Dr.
Schacht wandten, iſt das gegebene. Er iſt der berufene Vertre=
ter
, um Auskunft über die Finanzlage Deutſchlands geben zu
können und gleichzeitig auch dem Reparationsausſchuß Mittei=
lungen
zu machen uber den gegenwärtigen Stand der deutſchen
Währung. Die ſeinerzeit vom Kabinett Streſemann
eingeleiteten Maßnahmen zugunſten der Rentenmarkwährung,
deren Erfolge jetzt dem Kabinett Marx in den Schoß gefallen
ſind, haben dazu geführt, daß wir uns aus dem Elend des Zu=
ſammenbruchs
der Papiermark zur Rentenmark hinübergerettet
haben und uns nun ſchon ſeit faſt zwei Monaten einer ſtabilen
Valuta erfreuen dürfen. Der Reichsbankpräſident ſelbſt iſt ſich
ebenſowenig wie das Kabinett im Unklaren darüber, daß die
Rentenmark nur ein Zwiſchenſtadium iſt, daß ſie vorläufig nur
eine dünne Eisdecke darſtellt, durch die wir durchbrechen können,
wenn Frankreich ſeine ganze Politik darauf einſtellt, durch Stei=
gerung
ſeiner Maßnahmen im Ruhrgebiet auch die neue Wäh=
rung
zu ruinieren. Beſſerung kann auf die Dauer nur eine neue
Goldwährung bringen, die international geſtützt iſt.
Herr Dr. Schacht hat mit Recht die Methode verfolgt, daß er
über die Ergebniſſe ſeiner Beſuche in London und Amſterdam
ſo gut wie nichts in die Oeffentlichkeit hat bringen laſſen, weil
dadurch ſeinen Plänen nur Abtrag getan werden konnte. Ju
amtlichen Kreiſen iſt man über die bisherige Entwicklung recht
befriedigt und glaubt ſchon damit rechnen zu können, daß in
zwei Monaten die deutſche Goldnotenbank mit Hilfe auslän=
diſchen
Kapitals gegründet ſein wird, vielleicht zunächſt, um den
ausländiſchen Kreditgebern die Sorge vor irgendwelchen Be=
ſchlagnahme
zu nehmen, mit dem Sitz im Ausland. Hand in
Hand damit wird auch die endgültige Währung geſchaffen wer
den müſſen. Da entſteht die Frage, ob es zweamäßig iſt, die
Goldmark ohne weiteres der ehemaligen Reichsmark gleichzu=
ſetzen
. Es iſt eine alte Erfahrungstatſache, daß in jedem ein=
zelnen
Land ſich der Lebenshaltungsindex der Währungseinhert
anpaßt, daß man alſo in Holland ebenſoviel Gulden braucht wie
in Deutſchland Mark und in Frankreich Franken. Da nun der
Franken um ein Fünftel geringeren Goldwert hat als die Mark,
ſtellen ſich dadurch die Produktionsbedingungen der romaniſchen
Länder ebenfalls um ſoviel billiger als bei uns. Die Länder der
lateiniſchen Münzunion, die alle nach einer Währungseinheit
von 80 Goldpfennigen rechnen, können deshalb billiger produzie=
ren
wie wir. Das war im Frieden nicht ausſchlaggebend. Heute
wo wir nach Bruchteilen von Pfennigen werden kalkulieren müſ=
ſen
, um unſere Konkurrenzfähigkeit auf dem Weltmarkt im Zu=
ſammenhang
mit den Reparationslaſten aufrecht zu erhalten,
kommt darauf ſehr viel an. Es iſt daher begreiflich, wenn die
Abſicht beſteht, die künftige deutſche Währung ſo zu verkleinern,
daß die Einheit nicht wie bisher bei 100 Pfennigen, ſondern be=
reits
bei 80 Pfennigen erreicht wird.

* Paris 17. Jan. (Priv.=Tel.) Nach dem Newyork
Herald beabſichtigt der Sachverſtändigenausſchuß, den Reichs=
bankpräſidenten
Dr. Schacht, den er geſtern nach Paris ge=
beten
hat, über den gegenwärtigen Deviſenbeſtand der Reichs=
bank
zu befragen, im Hinblick auf die Gründung einer neuen
Notenbank, die völlig unabhängig von der Reichsbank daſtehen
ſoll. Bei Bekanntwerden der an den Reichsbankpräſidenten
gerichteten Aufforderung hat einer der offiziellen Vertreter
Deutſchlands in Paris dem Berichterſtatter erklärt, er vertraue
darauf, daß Dr. Schacht ohne weiteres bereit wäre, in Beglei
tung des Staatsſekretärs a. D. Dr. Bergmann und mehrerer
Sachverſtändiger nach Paris zu kommen. Deutſchland halte alle
Informationen für den Sachverſtädigenausſchuß bereit.
* Paris, 17. Jan. (Priv.=Tel.) Der Sachverſtändigen=
ausſchuß
hatte ſich zur Prüfung der deutſchen Finanzlage ge=
ſtern
vormittag um 10 Uhr unter dem Vorſitz des Generals
Daves zu einer Beſprechung zuſammengefunden, die bis 12.40,
Uhr dauerte. Ueber ihren Inhalt wird vorläufig Stillſchweigen
gewahrt. Aus dieſem Grunde wurden auch keine Preſſekom=
munigués
ausgegeben. Der Ausſchuß tagte dann wieder geſtern
nachmittag von 5 bis 6.20 Uhr. Eine neue Beratung iſt auf
heute nachmittag 4 Uhr angeſetzt
Wir glauben zu wiſſen, daß in der Hauptſache geſtern über
die Bildung der beiden Unterausſchüſſe verhandelt wurde, die
ſich, getrennt von einander, mit dem deutſchen Währungproblem
und der Ausgleichung des Budgets beſchäftigen ſollen. Am
Dienstag ſind die Unterausſchüſſe angeſichts der Einſtellung des
franzöſiſchen Delegierten Parmentier und ſeines belgiſchen Kol=
legen
nicht zuſtandegekommen. Nach gewiſſen Informationen
zu ſchließen, hat General Daves auf ihre Bildung verzichtet und
beſchloſſen, daß die beiden Probleme von den Sachverſtändigen
ſeines Ausſchuſſes beſprochen werden ſollen.

Von Hans Müller=Hickler.
II.
In Städten und Städtchen entſtanden Vereinigungen, die
wie jetzt die Turnvereine an Barren und Reck arbeiten, mit
Waffen übten, und zwar nach beſtimmten Regeln, die in den
Fechtbüchlein ſtanden. In Deutſchland hat das Vereinsweſen
von altersher ſo blühende Blumen gefördert, daß einem auch für
das Altertum nicht Angſt um ſein Gedeihen zu ſein braucht. Es
wurden vor allem Statuten, Satzung, und Regel, eingeführt, die
bald dafür ſorgten, daß Zwieſpalt und Teilung eintrat. So ent=
ſtanden
die Markusbrüder und bald darauf die Federfechter, die
über das ganze Reich verbreitet waren, die ſtarke und kühne
Männer ausbildeten und ein wehrhaft Volk erzogen.
Die älteſte Innung und unſtreitig die fürnehmſte war die=
der
Markusbrüder. Sie entſtand um 1500 in Nürnberg, wo
alles Fechten blühte und vom Magiſtrat ſehr unterſtützt wurde.
Dort erteilte Kaiſer Friedrich III. den Meiſtern des Schwertes
das Privilegium, daß nur die ſich alſo nennen und Fechtſtunde
erteilen, ſchulhalten durſten, die in Nürnberg geprüft waren.
Sie führten den ſtolzen Namen Bruderſchaft unſerer lieben
Jungfrauen Marien und des heiligen Himmelsfürſten Sanct
Marxen doch wurden ſie kurzweg Marxbrüder genannt. Sie
hatten ihren Sitz zu Frankfurt am Main. Die Kaiſer von Maxi=
milian
I, bis Leopold I. beſtätigten ihre Privilegien und Schutz
briefe und Karl V. verlieh ihnen ein adelig Wappen, vor allem
aber das ſchöne Recht, ein Schwert und eine Feder am Hut tra=
gen
zu dürfen. Schon dieſe Rechte mögen manchen Zweifler be=
wogen
haben, fechten zu lernen, wenn ihm auch am Schwertſchlag
und blutiger Schramme weniger lag als am Gang zum Mädel
in Fechterpracht. Und wie ſeither, da wir noch ein reiſiges Vol=
waren
, der mehr Glück beim Tanz hatte, der in zweierlei Tuch
kam, ſo war auch damals der im Vorteil, von dem bekannt ward
daß er ein ritierlich Herz hatte. So muß es wieder kommen, trotz
aller Irrlehre und Friedensgeblaſe und unſere Jungfrauen
müſſen helfen, den Buben die Irrlichtereien des ſchlappen Pa=
zifismus
abzugewöhnen. Für die Liebe einer ſchönen Dirne
tauſchte damals gern jeder rechte Kerl ein rote Plume, einen
Schmiß, auf der Fechtſchule ein und trug die Schramme als in
ihrem Dienſt erhalten. Wer dem Karl von Gent geraten batte,
die Gerechtſamen, den Fechtern zu verleihen, der kannte ſein
ſchwertfroh deutſch Volk.

Es traten zu der Bruderſchaft nur Handwerksgeſellen, Ham=
merſchmiede
, Rotgießer, Feilenhauer, Bäcker, Sägenſchmiede,
ſtattliche, ſtarke Geſellen, die eine gute Handſchrift ſchrieben. Es
wäre ſonderbarlich und undeutſch, wäre nicht alsbald eine zweite
Fechtergeſellſchaft entſtanden, doch hat ſolche Entſcheidung auch
den Vorteil, daß Wettbewerb entſteht und die gute Sache nicht
einſchläft. Es erſchienen am Ende des 16. Jahrhunderts die
Freifechter von der feder zum Greifenklau, ſie hatten ihren Sitz
zu Prag und den heiligen Veit als Schutzpatron. Sie hatten
natürlich, ſchon, weil ſie ſich anmaßten, Schwert und Feder zu
tragen, Händel und Anfeindungen der Marxbrüder zu ertragen.
Auch ſchon damals gab’s Letzköpfe und die Hiſtorie von dem
Extrawürſtlein beſtand ſeit Erſchaffung der Welt. Wer nicht in
die beiden großen Bruderſchaften wollte, wer ſich die Beaufſich=
tigung
nicht gefallen ließ, die dort über ihren Lebenswandel
ſtreng geführt wurde, wer vielleicht anderswo Geboſt und ein zu
großes Maul gewagt hatte, wem das Schwert öffentlich geleget
worden war, der trat zu den Luxbrüdern, die den heiligen
Lukas verehrten. Doch dieſe hatten ein ſchlecht Beſtehen auf den
Fechtſchulen ſo hießen die Schau= und Preisfechten be=
kamen
keine Preiſe, und wenn ſie ſich unredliche Stücke und Ein=
läufe
erlaubten, gab’s Keile und fauſtſtarken Hinausſchmiß,
Die Fechtvorſchriften waren ganz genau, ſie enthielten die
erlaubten Stöße, Schläge und Paraden und ſchieden alles Ver=
botene
aus. Es wurde gefochten mit dem Schwert, mit einem
Griff zu drei Händen, ferner mit der Helmbarte, der halben
und der ganzen Stange (dem langen Spieß der Landsknechte),
Von kurzen Wöhren waren vertreten de Duſſak, eine ſäbelartige
Hiebwaffe aus Holz in der Länge eines alten Infanterieſäbels,
jedoch lag Parierbügel und Schneide in einer Fläche, das Meſſer
und der Dolch. Alle Waffen waren ſcharf und gebrauchsmäßig.
Eine Maske ward nicht angelegt.
Erſchricks tu gern, Keyn fechten lern. Das war eine alte
Regel. Es wurde den Lehrlingen aber das Erſchrecken gründlich,
gelegt und hatten ſie es ſich abgetan, dann wurden ganze Kerle
aus ihnen. Mußten ſie auch ſein, denn Arm= und Beinbrüche
waren häufig wie Blumen im Mai und mancheiner ward er=
ſchlagen
im friedlichen Kampf:
Item einer bey dieſer Luſt
gleichwohl ſein Leben laſſen mußt.
Wer zeitig wund wird, ficht ſein Leben gern, ſagten ſie.
Auf einem Zedel, den jeder erhielt, ſtanden die Stücke, d. h.
Hiebe, Stöße und die Verſatzungen (d. h. die Auslagen und

Paraden) in Reimen aufgezeichnet; die hatte jeder auswendig
zu lernen wie das Vaterunſer, damit er beim Fechten Hilfe und
Regel kannte und damit ihm Vorteil und geſchickte Anwendung
des Erlernten einfiele, die Uebung blieb freilich ſtets wie überall
die Hauptſache.
Merk wiltu künſtlich fechten lehrn,
ſolt du mit Fleiß den Zedel hörn,
auff das du dienen könnſt mit ehrn
Keyſer, König, Fürſten und Herrn,
auch nützlich ſeyeſt dem Vaterlandt
und nicht der edlen Kunſt ein ſchandt.
Sie wollten ihre Kunſt nicht verſchließen in die Enge der
Fechtſchulen, ſie wollten ſie in den Dienſt der Obrigkeit und des
Vaterlandes ſtellen, und das gibt dem Fechten jener Zeit die hohe
Weihe. In den Landsknechtheeren kam das Gelernte zu glor=
reicher
Anwendung, die eintretenden Rekruten waren kampf=
geübt
und waffenkundig und die röſcheſten Knechte waren Mei=
ſter
vom Schwert. Das iſt der Grund, warum ſie den Ruhmr
deutſcher Tapferkeit in alles Land, auch ins Frankreich hinein
auf der Spitze ihrer langen Spieße trugen und die Urenkel dieſer
Knechte leben auch jetzt noch.
Der Schwerpunkt der Regeln für alle Waffen ſar neben
Entſchloſſenheit, Schnelligkeit und Kaltblütigkeit, das richtige Er=
faſſen
der richtigen Zeit zum richtigen Handeln. Damit gab die
Fechtſchule nicht allein für ihre Kunſt, ſondern für’s ganze Leben
eine unſchätzbare Weisheit.
Sehr richtig ſagt der alte Lichtenauer: daß Viel gelegen an
einer bequemen Zeit in allen geſcheften und der größt ſchad, ſolche
Zeit indes unfruchtbarlich verſaumen und hingehn zu laſſen; alſo
auch ſo man bei ehr und gut iſt und das Vor glückſeligkeit hat,
ächt geben, ſolches zu behalten, damit man nit endlich mit ſchaden
aus dem Vor ins Nachſehen komme
Der Tritt Ausfall war ebenſo wichtig, ſtreych ond
tritt mit einander, er unterſtützt die Wucht und verlängert
darin gab’s erlaubte Heimlichkeiten und

werden. Wichtig war auch die Regel Ficht nit links, ſo du
rechts biſt‟. Tu Nichts, was du nicht verſtehſt und gib keinen
Vorteil aus der Hand.
(Schluß folgt.)

[ ][  ][ ]

Seite Z.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 12. Januar 1924.

Rummer 17.

Die Separatiſien in Arkeilgen.
Zu unſerem Artikel in Nr. 8 über die Vertreibung der Sepa=
ratiſten
aus dem Arheilger Nathaus erhalten wir nunmehr dazu
folgende intereſſante Ergänzung:
Am Tage nach der Vertreibung der Separatiſten aus dem
hieſigen Rathaus erſchien eine Abteilung farbiger Fran=
zoſen
, um die Separatiſten wieder in ihre Würden einzuſetzen.
Seitdem wird auch das Rathaus durch einen ſtändigen Poſten
bewacht. Daß für Arheilgen ab 6 Uhr abends die Verkehrsſperre
und der Velagerungszuſtand bis 6 uhr früh beſteht, und zwar
bereits ſeit über acht Wochen, iſt ebenfalls wenig bekannt. Daß
dieſe dauernden Schikanierungen der Bewohner Arheilgens ein
Werk der Separatiſten iſt, weiß hier jedermaun. Und trotzdem
wagen dieſe es, mit einer Erklärung an die Bevölkerung zu
treten, deren Stil und Ton ſchon verrät, weß Geiſtes Kinder ihre
Verfaſſer ſiund.
*
Wir erhalten ſeiter nachſtehende Zuſchrift: Die Arheilger
Partei für Freies Rheinkand fühlt ſich bewogen, im Arheilger
Anzeiger Stellung zu dem Beſchluſſe zu nehmen, in dem der
Gemeinderat es ablehut, Leute anzuerkennen oder mit ihnen zu=
ſaumenzuarbeiten
, die, unbekümmert um alle geſetzlichen Beſtim=
mungen
, unter Verhöhnung von Recht und Ordnung Amtsbefug=
niſſe
ſich aumaßen, deren ſie weder fähig noch würdig ſind‟. Die
Partei des Freien Rheinlandes, deren Führer ſehr fragwürdige
Leutg und deren Mitläufer 16= und 17jährige Jungen ſind, nimmt
ſich das Recht heraus, auf dem Rathauſe zu amtieren und auf
Koſten der Gemeinde Kohlen, Holz und Gas zu verbrauchen und
während der Nacht darüber zu wachen, daß nichts dazukommt.
Dieſe Herrſchaſten ſind bemüht, jeder Arbeit aus dem Wege zu
gehen und ihre einzige Tätigkeit darauf zu beſchränken, zu ver=
hindern
, daß die Fahne des von ihnen gegründeten Freien
Rheinlandſtaates vom Rathaufe heruntergeholt wird.
Die Erklärung des Gemeinderats, in welcher dem Volks=
willen
Ausdruck verliehen wurde, ſollte von der Rheinlands=
partei
und deren Helfershelfern unter allen Umſtänden beachtet
werden, und deshalb mutz man ihnen zurufen: Auf wuas wartet
Ihr noch? Wollt Ihr der Gemeinde Arheilgen vielleicht Eueren
Willen aufzwingen?. Dazu ſeid Ihr doch nicht die geeigneten und
berufenen Leuts. Oder wollt Ihr geiſtig Armen das zertrünt=
mern
, was Euere Väter aufgebaut haben? Glaubt Ihr, daß
ſolche Ekemente, wie Ihr ſie darſtellt, auf die Dauer von den
Frauzoſeit in Schutz genommen wirden? Sie werden Euch als
unnützen, verächtlichen Ballaſt über Bord werſen.
Betrachtet man ſich diefe Arheilger Herrſchaften etwas näher,
ſo muß auffallen, daß bereits zizei Spitzengrößen ſich von der
Staatsgründung zurückgezogen haben, und es bleibt nur ein
Häuflein ſolcher Helden übrig, denen der Freie Rheiuſtaat
Nekenſache iſt. Man nuß zu ihneu wie zu Kirdern reden, deun
daß ſie als vernünftige Menſcheu gelten köunten, werden ſie
ſelbſt nicht glauben. Und deshalb rufen wir ihnen zu: Habt Ihr
den 26. Oktober vergeſſen, an dem Ihr mit Rebolvern die Ein=
wohnerſchaft
niederhieltet. Cuch Gemeindeeigentum aneignetet
und dreißig ehrbare Männer zus Gefängnis brachtet? Seid Ihr
nicht ſchuld an dem Belagerungszuſtand in Arheilgen, der uun
bereits ſaſt drei Monate währt?. Wo ſind die von Euch verein=
nahmten
Paßgebühren hingekommen?. Habt Ihr nicht Orts=
bürger
den Franzoſen zur Vernehmung zugeführt und ſie auf
Schritt und Tritt durch Ablauſchen ihrer Worte beſpitzelt? Ihr
erlaubt Euch, in Euerer Entgegnung die Arheilger Bevölkerung
aufzufordern, ihre Augen weit aufzumachen. Aben wir meinen,
es läge mehr in Euerem Intereſſe, daß die Arheilger während
der Nacht die Rugen zumachen, damit Ihr wüährend dieſer Zeit
beſſer arbeiten könnt.
Als Arheilger Yürger geben wir Euch den Nat: Laßt ab!
Wir Wuollen nichts wiſſen von dem Segen, den Ihr uns ſpenden
wvollt! Predigt Euer Etzangelism von dem rheinſtaatlichen Schlg=
raffenleben
anderswo! Wir Arheilger aber geloben unſerem
deutſchen Vaterlsube ewige Treue, ſir fühlen mit den Pjäkzern
und den Rheiuländern, mit den Ausgewiefeneit und den Cin=
gekerkerten
, und auch neun= oder zehnſtündige Arbeitszeit wird
uns nicht abhalten, am Wiederaufou unſeres Vaterlandes mit=
zuarbeiten
. Euch aker raten wir: Laßt ab von Euerem Landes=
berrat
, ehe Euch die deutſchen Gerichte, wvie es ſich von Geſetzes
wegen gebührt, die Schlinge um den Hals legen.
WK.
Keine Einigang üher Sie R9einiſche Goldnstenbank.
* Berlin, 16. Jan. (Priv.=Tel.) Die geſtrigen Koblenzer
Verhandlungen zwiſchen den deutſchen Bankiers und den fran=
zöſiſchen
Intereſſenten über die Rheiniſche Koldngten=
bank
hahen zu keinem endgültigen Ergebnis geführt. Die von
der Reichsregierung zuketzt formulierten Bedingungen für das
Einherſtändnis der Reichsregierung ſind von den Franzoſen nut
zum Teil angenommen worden. Ueber die Differenzpunkte wird
zunächſt zwiſchen einem deutſchen Unterausſchuß und der Reichs=
regierung
, und zwar ſchon heute Mittwoch in Berlin verhandelt
werden.
E
Anläßlich der demnächntigen Vorführung im Lanbesthegter.
Wenn irgendwo bildhaft=nachdrückliche Aufklärung ust tut
48 im Problemkreis der ſeeliſchen Zuviſchenzuſtände. Dieſe Zuſtäude
bieten nicht nur dem Aberglauben reiche Nahrung, ſondern ſie kocken
gerade geiſtig lebendige Menſthen auf allerlei Abwege. Es fehlt natür=
lich
auch nicht an denen, die daraus Nutzen ziehent wollen, die etwa
kaufen oder als wilde Pſhchologen das Publikum durch Vorführungen
beunruhigen. Der Film, dem ich einige Geleitiupute mitgeben foll, notiſchen Zuſtaudes.
wird dieſem bedenklichen Treiben durch wirklich volkstümlich gefaßte
Belehrung eutgegenwirken.
Es iſt wichtig, über einige Grundbegriffe zur Klarheit zu kommen.
ſeeliſchen Zuſtand, der beim Menſchen ſvielleicht auch bei Tieren) auf= gufbau des Bewußtſeins aunimmt. Unter dem Schlagwort vom Dop=

faßt Enſcheinungen, die der Naturgeſetzlichkeit zur uidepſprechen und an
eigentümliche Fähigkeiten einzelner Menſchen gebunden zu fein ſcheinen=
es
ſind ſeltene, meiſt unvorhergeſehen auftretende Phänomene, die ſich
jedenfalls nur ſchwver in gleichuäßiger Beſchaffenheit und mit ſich gleich
bleibender Sicherheit heuborrufen laſſen. Werden folche Borkommniſſe
dahin gedeutet, daß die Geiſter ehemnaliger Menfchen, igrer ſeeklſchen und
leiblichen Perſönlichkeit nach oft wieder erkennhar, in unfere Wirklich=
keit
einzugreffen vermögen, ſo ſpricht man vonr Spiritismus.
In unſerem Falle handelt es ſich uur um den Hypnetismus. Aber
nach der notwendigen Einführung in die Grundbegriffe des Oberbe=
wußtſeins
, des Uubewußten, der Suggeſtizn ufw. wird auch golegent=
ich
auf benachbarte Gebiete übergegrifſen, z. B. bei der Erwpähnung der
Dinge
Wünſchelrute. Das läßt ich auch gar nicht vermeiden, da die
ſelöſt zuſammenhäugei. Iſt doch der Trauezuſtand des fpiritiſtiſchen
Mediums nichts anderes, als eine mehr oder minder tiefe Hupnofe, und
die Suggeſtion ſpielt bei der Zauberei und Magle der Natuxhölker eiue
große Nolle. Auch im Aberglauben der Kulturvölken erhält ſich die
Ueberzeugung, daß gewiſſe Menſchen (Zauberer) die Kraft haben, odeu
beſondeue Mittel kennen, ſich Elenentarpeſen (wie Zwerge, Elfen,
Kobolde) dieuſtbar zu machen; ſelbſt wir dertratien noch auf die übeu=
uatürliche
Schutzkraft geiviſſer Gebetsformeli und geträgeſter Gegen=
ſtünde
der Talismane und Ainulette. Insbeſondere den Aierzten, die
durch Auflegen der Hände heilten, wurdd ſeit alters eine gebzetinnisvolle
perſönliche Kraft zugeſprochen; dieſe Kraft; ſo lehrte ein Wiener Aizt
namens Mesmer (1734 1815), laſſe ſich auf Holz, Glas, Eiſen und tun
ſolchen Gegenſtänden auf die Kranken übertragen. Es bauerte lauge,
zutreffendere Vorſtellungen durchdrangen. Zwar hatte ſchon ein
his

Die Lage in der Zestilinduſtrie.
Der Kampf um die Mehrarbeit.
Köln, 16. Jan. Zur Lage in der rheiniſch weſt=
fäliſchen
Bextikinduſtrie wird berichtet, daß eine vom
rheiniſchen Textilarbeiterverband in Elberfeld einbe=
rufene
Konferenz von Vertretern der rechtsrheiniſchen Textilar=
beiter
einſtimmig beſchloſſen habe, den Kampf auf der briefträger tut in dem berechtigten Bewußtſein, daß er als Freu=
Arbeitgebern fortzuſetzen. Der Chriſtliche Arbeiterver= Herr. Lederjacke mit Pelzbeſatz, Breeches, Stutzen, tadelloſe
band in München=Gladbach hat beſchlofſen, in den Tourenſtiefel, Handſchuhe. Perzeihen, bin auf der Durchreiſe,
Ausſtand zu treten. Iu einer größeren Anzahl von Be=
trieben
wird weiter gearbeitet und teilweiſe ſogar Mehrax= Das gleiche wiederholt ſich bei den übrigen Mitbewohnern.
beit geleiſtet.
Die Arbeitslage im Ruhrgebiet.
größerem Umfang wieder aufgenommen worden.
Ju München=Gladbach wurden verſchiedentlich Arbeitswil=
lige
beläſtigt, ſo daß die Polizei einſchreiten mußte.
Ju Vierſen kam es in einzelnen Betrieben zur Niederlegung
Arbeit wieder aufgenommen wurde.
Schiedsſpruch für den Kalibergbau.
Berlin, 16. Jan. Der Reichsarbeitsminiſter hat den von
den Gewerkſchaften abgelehnten Schiedsſpruch, der für den Ka=
libergbau
unter und über Tage die Leiſtung von Mehrarbeit
vorſieht, für verbindlich erklärt. Auf Grund der in dem Schieds=
ſpruch
geregelten längeren Arbeitszeit haben ſich die Tgrifpar=
teien
über die Löhne verſtändigt.
Die Großhandelsindexziffer.
Berlin, 16. Jan. Der auf den Stichtag vom 15. Januar,/ übertrieben, daß es abſtoßend wirkt. Die Mutter habe 10 Kinder
berechnete Großhandelsindex des Statiſtiſchen Reichsamts be=
trägt
119,8 und zeigt ſomit gegenüber dem Stande vom 8. Jan.
119,7 keine weſentliche Veränderung. Die Inderziffer der
Hauptgruppen lauten: Lebensmittel 106,9 (am 8. Jau. eben=
falls
106,9), davon die Gruppen Getreide und Kartoffeln 84,9
(94,2), Induſtrieſtoffe 143,0 (143,6), davon die Gruppen Kohlen
und Eiſen 140 (140,2), ferner Inlandswaren 111,4 (111,7) und
Einfuhrwaren 161,6 (160),
Sparergebnis des Beamtenabbaus.
* Berlin, 16. Jan. (Priv.=Tel.) Man ſchreibt uns: In
den Zeitungen wird mitgeteilt, daß die Zahlder bisher ab=
gebguten
Beauten 54 000 betrage und die Exſpax=
nis
an Perſongkausgaben auf 83 Miklionen
Koldmark veranſchlagt wird. Dieſe Nachricht muß auf einen
Irrtum beruhen. Weni durch Entlaſſung von 54 000 Beamten
83 Millionen Goldmark erſpart werden ſollen, ſo entfällt an Er=
ſparnis
auf den einzelnen Beamten 1537 Mark, das heißt das
Gehalt der Gruppe 8 ober 7. Es müßten demnach, um dieſe
Summe zu erſparen, 54 000 Beamte mit einem durchſchnittlichen
Gehalt von 1537 Mark ohne Penſion und ohne Abfindungsſumme
entlaſſen worden ſein, ſvas nach den Beſtimmungen der Abbau=
verordnung
als ausgeſchloſſen zu betrachten iſt. Es erſcheint
dringend geboten, daß die Regſerung genquere Angaben in die=
fer
Angelegenheit macht.
Felliſch rückt von den Kommuniſten ab.
* Dresden, 16. Jan, (Priy.=Tel.) In der Dresde=
ner
Volkszeitung rückt der frühere Miniſterpräſident
Felliſch in einem Artikel Wir und die Kommuniſten
ſcharf von den Kommuniſten ab, was um ſo bemer=
kensſerter
iſt, als Felliſch ſich der radikalen Fraktionsminderheit
im ſächſichen Landtag angeſchloſſen hatte. Er ſagt, es ſei ihm
nicht leicht geworden, ſich zu dieſen Bekenntnic durchzurtugen,
aber die Bucht der Tätlachen zwinge, dazu. 11m
der Kommuniſten millen dürfe kein Bruderkon=
flikt
in die Reihen der Sozialdemokraten gebracht werden. Die
Kommuniſten ſeien einen ſolchen Schritt nicht
wert. Die deutſchen Kommuniſten eigneten ſich vielleicht zum
Zerſtückelu des Alten, aber nicht zum Aufbau von etwas Neuem.
Sie ſeien unmögliche Kampfgenoſſen.
Der Reichswehrmfniſier in Sachſen.
Dresden, 16. Jan. Reichswehrminiſter Dr. Geßle=
beſuchte
geſtern den Miniſterpräſidenten Heldt im Landtage.
Auch der auläßlich des Reichsparteitages der Demokratiſchen
Partei, in Dresden anweſende Reſchschwirtſchaftsminiſter
Hamm beſuchte geſtern Heldt. Hiernach wurden im Wirt=
ſchaftsminiſterium
die brennenden Tagesfragen beſprochen, ins=
befondere
wurde die Belebung der Induſtrie und des Gewerbes
durch die Beſchaffung von Aufträgen und die Heranziehung der
Länder bei der Vergebung von Reichsaufträgen erörtert.
ProfeſſerMaxDeſſoir zum Sppnoſeftlm, allen Dingen war 83 der Zweiſel an der Gchtheit der Erſchelnungen, an Vieharzt holen müſſen, der fragt ſeine Patienten überhaupt
wir auf unſerm Gebiet eine Erſcheinung echt nennen, ſo bedeutet es,
daß ſie nicht willtünlich hergeſtellt wird; indeſſen die Greuze zwiſchen
willtürlich und unwilkürtich iſt zart; der Ohpnotifferte folgt manchungl der Oberpſalz geboren, beſuchte Ernſt Schweninger das Gym=
den
Eingebungen aus einer halgbewußteu Bequemlichteit oder Gefällig=
keit
, und ſo kann der Anſchein entſtehen, als pb ex ein Splel treihe
der mit ſich ſpielen laſſe. Beſtimmte Tatſachen aber wis dle auch im
Lehrgänge des Hupnotismus als Antgeiſungen zum Erfolg der= Filmt gezeigten Hautveränderungen, Puläbzſchleunigungen und die ths Angtomle und allgemeine Pathologie ward plötzlich auf höheren
rapeutiſchen Erfolge ſprechei unzweiheutig fün die Eigengrt des hyu=
die
Pflicht der Erklärung. Dieſer Pflicht ſucht ſie zu genügen, indem Geſchichte der Medizin innezuhaben. Der Altreichskanzler, ſo
ſie teils au geſicherte Exgebniſſe der Phyſiologie auknüpft, teils eing
Gypnotismus heißt die Lehre von einem beſonderen körparlich= Theorie des Bewußtſeins zu Grunde legt, die eine Art von Schichten= Leibarztes ſeufzen mochte, mußte ſich wegen Fett= und Gichtſucht
pel=Fch iſt die zuſetzt erwähnte Theorie allgemein bekannt geſvorden, e5
darf aber nicht verſchwfegen werden, daß ſie gerade in den Kraiſen der
deutfchen Pſychologen viele Gegner hat. Jmmerhin kann ſie uns die
Vorgänge, die fonſt ein zätſelhaftes, ja unheimliches Ausſehen haben.
recht gut verſtändlich machen. Die andere Aufgabe der Wiſſenſchaft Mitglied der Tafelrunde vou Friedrichsruh. Er war ein recht
beſteht in der ſgtugemäßen Verwertung den Hhpnoſe und der Sugge=
ſion
für die Kraufenbehanblung. Nur die Aerzte, uud unteu ihuen nur
die befonders geſchulten, ſind berufen, ein Mittel anzuwenden, das in
beſtimmten Fällen äußeuſt wirkſam iſt.
Bon grüßten Wichtigkeit ſcheint miz ſchließlich, daß die Gobildeten
und Ailbungsbedüuftigen aller Volksſchichten eine im allgemeinen rich= ten ſchob auch den Arzt iu ſtille Einſamkeit ab, die er bis vor
tige und zureichende Vorſtellung von dem gautzeu Gebiet erhalten, da=
mit
Aberglauhe, ſpieleriſchen Mißbrauch übeztriebene Hoffnungen töe verbrachte. Iu zwei Büchern: Gedanken und Geſpräche und
richte Zweifelſucht, billigen Spott allmählich ſchwinden. Da der Vilm
der Doktoren Thomalka und Kronfeld hierzu hilft, wirb er lichen Erfahrungen niedergelegt. Sein Name iſt mit demjenigen
jedem eruſthaft Intereſierteu willkommen ſein,

Stadt und Land.

Darmſtadt, 17. Januar.

ein Jahrhundert ſpäter, war die Erkeuntnis allemein
daß die Suggeſtion den Ausſchlag gibt.

Kunſi, Wiſſenſchaft und Leben.
* Zum Tode von Geheimrat Schweninger,
Ein lebendiges Stück Bismarck=Geſchichte, iſt mit dem Geh.
Medizinalrat Prof. D7. Eruſt Schweninger dahingegangen, der
int 74. Lebensjahre auf der Prinz=Ludwigs=Hühe zu Münchei
einſant verſtarb. Der Arzt, jahrzehutelang wegen ſeiner bekann=
ten
Schweninger=Kur angegriſfen, ſelbſt als er ſchon Chefarzt
des Kreiskrankenhauſes Groß=Lichterfelde war, wurde überragt
von dem Menſchen, zu dem der Altreichskanzler Fürſt Bismard
frü) Stz:hathie ſaßte, defieit Leißarzt er dann bis zunr Tode des
Alten vont Sachfenſzalde Ulieb. Besaunt iſt das Wort gebliebei,
das Schweninger einmal erwiderte, als ſein mürriſcher Patſent

Bettler.
Es klingelt ſehr energiſch, mehrmals, wie es gute Bekannte
oder der was allerdings ſehr ſelten vorkommt der Geld=
ganzen
Linie aufzunehmen. Der Chriſtliche Textil= denbringer ſich dieſe energiſche Aumeldung geſtatten darf und
arbeiterverband verſucht dagegen, die Verhandlungen mit den auch muß, weil er es eilig hat. Vor der Tür ſteht aber ein
darf ich vielleicht um ein Stück Brot 41) bitten? Er erhälts.
*
In der Ireneſtraße ſprach dieſer Tage ein anderer um Brot
vor, und jeder gäb ihn. Die Stücke Brot wurden ſpäter ſäuber=
Köln, 16. Jan. Vie aus Düſſeldorf gemeldet wird, iſt lich aufgeſchichtet an der Hausecke gefunden. Tags dar=
heute
die Arbeit auf der Kruppſchen Friedrich Afred=Hütte in auf bettelt ein anderer um Uinterwäſche gegen die Kälte und um
Brot. Mau machte ihn aüf die Erfahrungen des Vortages auf=
merkſam
und er erzählte, daß ihm das in der ganzen
Straße ſchon vorgehalten wurde und er darum ſeinen Hunger
noch nicht ſtillen konnte, weil ihm niemaud etwas gab. Sein Vor=
der
Arbeit während in Dülken, gußer in einigen Gießereien, die gänger hatte alſo auch an den anderen Häuſern das erbettelte
Brot uiedergelegt, richtiger gefagt; weggeworſen. Warum betteln
dieſe Menſchen?
*
An der Landgraf=Philipp=Anlage ſpielen eine Anzahl Buben
Fußball. Aus der Reihe der Spielenden kommt einer friſch und
munter zu mir geſprungen: Sie, ſind Se ſo gut un gewe Se
mer Geld zum Lab Brot, die Mutta hot kag Geld! Ich lehne
ab, er ſpielt ſchnell getröſtet weiter.
*
Abends nach 10 in der Rheinſtraße. Ein Mädel von 8 bis
10 Jahren, gut und warm angezogen, durchaus nicht etwa zer=
lumpt
. Was ſie ſagt, iſt ſo offenbar auswendig gelernt und
und kein Geld, der Vater ſei erwerbslos, ſie hätten kein Brot
und kein Geld für Kohlen uſw. Das gleiche erlebe ich anderen
Abends mit einen Jungen. Auch hier Herſagen von Auswendig=
gelerntem
oder Einſtudiertem. Der Junge klammert ſich am
Mantel feſt, läuft nebenher, bis ſein Sprüchlein hergeſagt, iſt
aber ebenſo ſchnell getröſtet oder abgeſtumpft , als er Ab=
lehnung
erfährt,
*
Was ſoll man mit ſolchen Bettlern tun? Der in der Leder=
jacke
ſah nicht hungrig aus, nahm aber das Brot und ging
zum Bahnhof. Das Kinderbetteln ſchneibet ins Herz. Auf feden
Fall. Dle Not iſt groß und ſie wird noch größer. Bettelu dieſe
Künder wirklich aus Hunger, dann iſt das furchtbar, und jeder
möchte und ſollte helfen, ſo reich und ſo gut er kann. Bette u ſie
aber ohne Wiſſen der Eltern aus Gewohnheit, aus der Erfah=
rung
, daß auf dieſe Art leicht Geld zu verdienen iſt, das natürlich
ebenio leicht für Näſchereien oder noch Schlimmerem ausgegeben
wird, dann iſt das ebenſo furchtbar, zeugt von einer Verderbtheit
der Jugend, der nicht ſcharf und energiſch genug entgegengearbei=
ket
werden kann. Wer irgend Zeit hat, ſollte ſich der Mühe
zuterziehen, den Angaben bettelnder Kinder nachzuforſchen
und, ſvenn ſie ſich bewahrheten, helfen, wenn nicht, ſich aber guch
nicht ſcheuen, energiſch einzugretfen.
Auch das Betteln Kriegsbeſchädigter pder augeblich Kriegs=
verletzter
nimmt zu. Es iſt ein furchtbarer Anblick, Opſern des
Krieges, bei dieſer bitteren Kälte auf der Straßze liegend, zu be=
gegnen
, die zerſtummelten oder durch Protheſen erſetzten Glied=
maßen
den Blicken prelsgebend, Früher war man das nur iu
Frankreich und in Italien gewohnt.
=Geſannt wuurhe am 8. Januar 1924 der Autsrichtet bei deiſt
Amtägenicht Mafnz Amtsgerlchttrat Johann Geyrg Fehle in Worms
zum Autsgerichtsdirektou bei dem Anztsgericht Worms.
s Lanbegtheater. Ju der heutigen Aufführung dpr Buccinis , By=
hewe
ſingt zum erſtent Male Margarete Albxeih: die Partie der
Mimi, Luhwig Wellex die des Rudolphe und iſteſler: Hager der
Marcell. In der heutigen Aufführung vot: Shinkeſtzeares Was
Ihr wollt, ſpielt Kurt Weſtexmann die Rolls des Junkers
Bleichenwang. Die Beſetzung der Ubrigen Nollen iſt Bis der Exſtauf=
führung
.
Gewerberat Gottlieb Wagner begeht am 18. Jauuar ſeinen 70. Ge=
burtstag
. Der Jubilar, der ſich ſeit 1008 jm Ruheſtand befinhst, iſt
durch langjährige amtliche Tätigkeit als Sekretär und dann als Bihlio=
thekar
und Konſerdator der Zentralſtelle für die Gewerbe aufz engſte
mit deuen Geſchichte verbunden. Insbefondere war ſein Werk die Auf=
ſkellung
des Hnuptkatalogs der Bibliothek, der durch die große Sorg=
falt
ſeiner ſachlichen Glieberung den Benutzern lange Feit die wertvoll=
ſten
Dienſte geleiſtet hat. Auch in dem ſüddeutſchan Jachverſtäudigen=
verhand
hat ex lange Fahre in verdienſtuollen Tätigkeit das Großherzog=
tum
Heſſen vertreten.
Spareinlagen. Die Städtiſche Sparkaſſe Darmſtadt hat
den Zinsſatz für Einlagen auf Rentenmarkkouten mit Wirkung
vom 1. Januar 1924 ab bis auf weiteres auf jührlich 6 Pro=
zeüt
erhöht. Die Berechnung und Gutſchrift der Zinſen erfolgt
von dieſem Zeſtpunkt ab bis auf weiteres vierteljährlich.
Beuſchiedene Uhiſtände hemuten den Auftieg der Wahrheit. Vor murmelte, daß er das viele Gefrage nicht liebe‟: Da hätten8
die wiſſenſchaftliche 1uterſuchung ſtörte und verſchlebpte. Wenn nir! Als Sohn des Vezirlsarztes Dr. Franz Echweninger und
Fanny geb. Frein v. Schacky am 13. Juni 1250 in Frauſtadt in
naſiun zu Regensburg, um ſich ſodann auf der Univerſität
München in der mediziniſchen Fakultät als Student einſchreiben
zu laſſen. Der günzlich unbekannte Privatdozent für pathologiſche
Befehl zum autßerordentlſchen Profeſſor für Hautkrankheiten er=
Dzu Wiſſenſchaft ſind zuei Aufgaben derblieben. Sie hat esſtens Nannt, znt ſodgun an der Berliner Univerſität den Lehrſtuhl für
ſehr er beſonders im Alter unter der ſtrengen Methode ſeines
auf Schweningers Befehl möglichſt flüſſiger Nahrung enthalten
und zu magerer Koſt bequemen. Der geborene Baher war um
ein recht grobes Woxt bisweilen nicht verlegen, um ſeine ärztliche
Behandlung zu begründen. Daueben war er ein amüſantes
trinkfreudiger Herr, daneben einer der erſten Geguer des Damen=
korſetts
, ein Maſſeur, unter deſſen mächtigeu Pranken die Patien=
ten
elend auſtwimmerten, uut hernach als Geneſene eitel Dank=
barkeit
für die harte Kur zu ſein. Der Tod ſeines größten Patien=
weuigen
Jahren meiſt auf ſeinem Schloſſe Schwaneck im Flartale
Der Arzt hat er einen Teil ſeiner wiſſenſchaftlichen und menſch=
Bismarcks für immer verknitpft.
Theaterdirektor Rudolf Schauer. Auf Beſchluß
der Danziger Stadtverordneten=Verſammlung iſt das feit 1916
an Direktor Schaper verpachtete Stadttheater, früher Eigentum
der preußiſchen Krone, jetzt von der Stadt in eigene Regie ge=
nommei
und der bisherige Direktor Rudolf Schaper zum Inten=
dauten
auf 4½ Jahre kontraktlich verpflichtet worden. Schaper
hat es verſtanden, trotz aller Schwierigkeiten der Kriegs= und
Nachkriegsjahre das Danziger Theater auf der Höhe einer guten
Provinzbühne und echten Kulturſtätte zu erhalten.
Eheberatung an der Techniſchen Hochſchule
in Dresden. Im hysieniſchen Fuſtitut der Techniſchen Hoch=
ſchile
iſt uuter Leitung vun Prof. Kuhn eine Veratungsſtelle für
Chekandidateit eingerichtet worden, wo Auskunft und Nat in
raſſenhygieniſcher Hinſicht gegehen wird,

[ ][  ][ ]

Rummer 17.

Darmſtädter Dagblatt, Douneustag, beu 13. Januar 1924.

Site 5.

Heſſiſche Nothilfe 1923 24.
Zu Jahresbeginn hat ſich der Landesausſchuß, der Heſſi=
ſchen
Nothilfe 1923/24 in einem Aufruf erneut an den Gemein=
ſinn
aller Kreiſe des heſſiſchen Volkes gewandt. Regierungen
und Kirchen, die Vertretungen aller Berufsſtände und die Ver=
bände
der freien Liebestätigkeit erneuern die Bitte Gedenlt der
bielen im Elend!. Der Aufruf ergeht in einem Augenblick, in
dem der Uebergang zur allgemeinen Goldmarkrechnung erſt recht
verdeutlicht, wie arm wir geworden ſind und wie wenig die
Milliarden bedeuten konnten, mit denen mancher dem bedürſti=
gen
Nächſten bisher Hilſe zu bringen gedachte. In der gemein=
ſamen
Not, den ganz Hilfloſen an dem Wenigen
um ſo mehr teilhaben zu laſſen, iſt der Sinn der Hilfswerke,
der allenthalben in den örtlichen Einrichtungen tätiger Nächſten=
liebe
zum Ausdruck kommt. Die Heſſiſche Nothilfe iſt keine neue
Organiſation; als Glied der Deutſchen Nothilfe will ſie ſelbſt
nur den mannigſaltigen Schöpfungen tatkräſtigen Helferwillens
in Städten und Gemeinden dienen, ohne deren Sammel= und
Werbetätigkeit zu ſtören. Sie wendet ſich daher vor allem an
diejenigen Teile des heſſiſchen Volkes, die noch keine Gelegenheit
hatten, ihre Spenden einer bewährten örtlichen Hilfseinrichtung
zuzuführen oder die noch beſonders durch Gaben an den Landes=
ausſchuß
zum Ausgleich und zur Berückſichtigung kraſſer Not=
tände
in den Städtey und leiſtungsſchwachen Gemeinoen bei=
tragen
wollen. Erfreulich und dankenswert iſt die immer ſtär=
ker
einſetzende Hilfstätigkeit des Auslandes. In erſter Linie
ſind wir unſeren Stammesbrüdern im Ausland zu größtem
Dank verpflichtet. Wir gedenken hierbei beſonders Oeſterreichs,
von tvo uns die Hilſe von Kreiſen geboten wird, die ſelbſt von
wirtſchaftlicher Not ſchwer bedrückt ſind.
Eine große Hilfsaktion bahnt ſich in den Vereinigten Staa=
ten
an. Von Schweden, Holland und der Schweiz wird über
größere Hilfsaktionen berichtet, die Quäker üben weiter ihre
ſtille Hilfsarbeit aus. Um ſo mehr iſt es Ehrenpflicht aller noch
ausreichend leiſtungsfähigen deutſchen Kreiſe, die ſteuenweiſe im
Ausland auftretende Anſichſt zu widerlegen, daß die Denifchen
ihren in Not beſindlichen Volksgenoſſen nicht aus eigener Kraſt
genügend helfen und ſich in dem Aufſuchen und Bekumpfen des
Elends im eigenen Land von mildtätigen und opferwüligen
Kreiſen des Auslands beſchämen laſſen. Spenden, die nicht un=
mittelbar
örtlichen Hilfseinrichtungen zugedacht ſind, werden auf
das Poſtſcheatkonto Frankfurt a. M. 69000 oder auf eines der
Konten des Heſſiſchen Miniſteriums des Innern bei der Heſſi=
ſchen
Girozentrale, der Kommunalen Landesbank oder der Lan=
deshypothetenbank
erbeten.
Gemeinde=Grund= unb Gewerbeſteuer. Zur Zeir werden die
Steuerzettel über die weitere Gemeinde=Grund= und Gewerbeſteuer =
1923 (nicht zu verwechſeln mit der Staats=Grund= und Gewerbeſteuer)
ausgetragen. Die Steuer wird in vier Zielen erhoben, fällig bis ſpä=
teſtens
zum 5. der Monate Februar, März, April und Mai 1324. Der
Ausſchlag für ein Ziel beträgt 5 Goldpfennig für je 100 Mk. Grund=
ſteuerwert
und 2 Goldpfennig für je 100 Mk. Anlage= und Betriebs=
kapital
einſchließlich Ertragszuſchlag der land= und forſtwirtſchaftlichen
und ſonſtigen Gewerbebetriebe. Die dier Steuerziele ſind neben d
bereits früher angeforderten vorläufigen Gemeinde=Grund= und Ge=
verbeſteuer
für 1923 an die Stadtkaſſe, Grafenſtr. 28, zu zahlen. Die
Zahlung kann in wertbeſtändigem Gelde oder in Papiermark, im letz=
teren
Falle umgerechnet nach dem amtlichen Dollarkurs, erfolgen. Die
Steuerpflichtigen ſichern ſich eine raſche Abfertigung an den Zahlſche
tte
tern, wenn ſie die Zahlung der Steuerziele nicht bis zu den
euer
Fälligkeitstagen aufſchieben. Beſchwerden gegen die angeſetzte
ſind innerhalb eines Monats, von der Zuſtellung des Steuerzettels
gerechnet, bei dem Finanzamt Darmſtadt (Stadt) vorzubringen. St
pflichtige, die bis zum Dienstag, den 22. Januar, nicht im Beſitze des
neuen, roſifarbenen Steuerzettels ſind, wollen ſich bei der Stadtkaſſe,
Schalter 8, melden.
Volkshochſchule. Der Kurſus Oper ud Muſikdrama von Dr.
Joſeph Wenz will ſolchen Hörern, die tieferes Verſtändnis für ge=
ſchichtliche
und geiſtige Zuſammenhänge fuchen, einen Einblick geben in
Weſen und Werden dieſer Kunſtform, über deren inneres Verhältnis
meiſt falſche Vorſtellungen herrſchen. Es wird mit praktiſchen Erläu=
terungen
am Klavier der Gang der Entwickelung von den Anfängen in
Florenz um 1600 bis zur Gegenwart in großen Zügen dargeſtellt, und
es ſoll gezeigt werden, wie in den Jahrhunderten um die gleichen künſt=
leriſchen
Probleme gekämpft wurde: Schaffung eines Kunſtwerkes, das
Ton, Wort und Szen= miteinander derbinden will. Donnerstag, den
17. Januar, abends 8 Uhr, in der Techniſchen Hochſchule, Vortrag mit
Vos=
ald‟

Lichtbildern über Wanderungen im Schwar
tt für jeder=
tragender
: Herr Oberbergrat Prof. Dr. Klemm. Ein
mann frei.
Städt. Akademie für Tonkunft. Auf die am Freitag, 18. d. M.,
abends 8 Uhr, im Saale der Städtiſchen Akademie für Tonkunſt ſtatt=
findende
Wiederholung des Sonatenabeuds der Herren G. Andreaſ=
ſon
und Guſti Beck ſei hiermit nochmals aufmerkſam gemacht.
Der Vortragsabend der Ausbildungsklaſſe des Herrn Nichard Hinz
(Mandoline und Gitarre) wird auf allgemeines Verlangen Mittwoch,
den 23. Januar, abends 8.15 Uhr, im Saale der Akademie wiederholt.
Für beide Veranſtaltungen beſteht große Nachfrage nach Karten; es
empfiehlt ſich deshalb, ſich umgehend mit Karten zu verſehen, da für die
Abendkaſſe wohl keine mehr zur Verfügung ſtehen werden. Karten im
Sekretariat der Atademie.
Deutſcher Sprachverein. Der nächſte Vortragsabend, zu dem
Jedes unentgeltlich Zutritt hat, findet Dienstag, den 22. ds. Mts., im
Feſtſaale des Realgymuaſiums ſtatt. Oberſchulrat Ritſert gibt als ſprach=
Plauderei einen Spaziergang durch Darmſtadt zum
lich,
ten. Wer im vorigen Jahre zugegen wau, als derſelbe Redner ebenſo
lehrreich wie ergötzlich die hier gebräuchlichen Vornamen darlegte, wird
uch die neue Gelegenheit benutzen, um über manches deutſche und fremde
Wort, das uns täglich vor Auge und Ohr tritt, in angenehmer Form
Aufſchluß zu erhalten.
Ebangeliſcher Bunb. Der am Dienskag veranſtaltete Vortrags=
abend
erfreute ſich eines ſehr zahlreichen Beſuchs. Herr Pfr. Schäfer
ſprach klar und ſachlich über das Thema: Kirche und Sekten und führte
etwa folgendes aus: Das religiöſe Sehnen und Suchen, das in der
Gegenwart als Reaktion auf den Herz und Gemüt völlig unbefriedigt
laſſenden Matexialismus wieder lebendig geworden iſt, kommt auch in
dem Anwachſen und der lebhaften Propagandatätigkeit der Sekten zum
Ausdruck. Nach dieſer allgemeinen Skizzierung der religiöſen Lage der
Begenwart gab der Redner eine klare Begriffsbeſtimmung von dem,
was eine Sekte iſt; ſie iſt eine im Gegenſatz zur Volkskirche ſtehende
Gemeinſchaft mit einer einſeitig beſtimmten Sondermeinung. Folgende
Kennzeichen machen die Eigenart der Sekte aus: Sie will im Gegenſaßz
zur Volkskirche, die alle in ſie hineingeborenen Glieder umfaßt, eine
Freiwilligkeitskirche ſein; die Zugehörigkeit zu ihr gründet ſich auf freien
Entſchluß. Dadurch iſt für die Mitglieder der Sekte als Kirche der
Heiligen ſittliche Heiligung im beſonderen Maße gefordert, die ſich auch
äußern ſoll in einer aſketiſchen Strenge der Lebensführung, ſwobei mau
in falſcher Geſetzlichkeit auf dankbaren Genuß auch von ſolchen uns von
Gott zur Freude geſchenkten (ütern verzichtet. Da die Sektenleute
eine höhere Stufe der Sittlichkeit einzunehmen glauben, entgehen ſie
elten der Gefahr eines überhebenden, phariſäiſchen und oft recht ab=
toßend
wirkenden Richtergeiſtes. Endlich kennzeichnet die Sette eine ein=
feitig
gefetzliche Auffaſſung der Heiligen Schrift, die zur Rechtfertigung
von ſektiereriſchen Irrlehren auch vor ganz willkürlichen und gewalt=
ſamen
Auslegungen von Bibelſtellen nicht zurückſchreckt. Mit dem Hin=
weis
darauf, daß die Sekten der Volkskirche den Blick ſchärfen können
für gewiſſe eigene Nöte und Gebrechen, ſchloß der Vortrag. D. Mat=
thes
zeigte in ſeinem Schlußwort, wie die evangeliſche Kirche es
verſtanden hat, auch von ihren Gegnern zu lernen und ſtets einen
offenen Blick für das hohe Ideal der eigenen Vervollkommnung zu be=
halten
. So befriedigte der Vortragsabend außerordentlich, und weitere
Vorträge des Bundes über brennende religiöſe Zeitfragen können nur
begrüßt werden.
Hypothekenaufwertung. Samstag, den 19. Januar,
abends 8 Uhr, wird in der Aula des Realgymnaſiums Obev=
landgerichtspräſident
Dr. Beſt auf Einladung des Hypotheken=
gläubigerſchutzverbandes
, Ortsgruppe Darmſtadt, über Auf=
wertung
alter Goldſchulden ſprechen. Angeſichts
dieſer eben im Vordergrund des Intereſſes ſtehenden Frage, die
die breiten Maſſen des Mittelſtandes in vielen Rechtsbeziehun=
gen
ſtark berührt, darf ein zahlreicher Beſuch des Vortrags er=
wartet
werden. Eine rege Anteilnahme an der Verſammlung
darf um ſo mehr in ſichere Ausſicht genommen werden, als die
Frage beſonders auch für Kleinrentner von vitalem Intereſſe
iſt, der Vortrag aber andererſeits die Stellung des Reichsfinanz=
miniſters
zu dem Auſwertungsproblem und die füngfte Auslaſ=
ſung
des Richtervereins beim Reichsgericht umfaſſen wird.

Handwerk und Landwirtſchaft.
Im Darmſtädter Tagblatt vom 16. ds. Mts. findet ſich eine Zuſchrift
aus Handwerkerkreiſen, die ſich gegen die vom Bauernbund in der Lan=
desv
rſammlung vom 3. Januar gefaßte Entſchließung, ſoweit ſie ſich
mit den Innungen beſchäftigt, wendet
Der Bauernbund weiß die Bedeutung des Handwerkes und der In=
nungen
voll zu würdigen. Er wendet ſich nur dagegen, daß ein Teil der
Innungen eine ſeiner Hauptaufgaben zurzeit darin erblickt, ſeine Mit=
glieder
durch Beſchlüſſe oder durch Verträge mit Konventionalſtrafen zu
einer künſtlichen Hochhaltung der Preiſe zu beſtimmen.
In mehr als einem Falle haben Handwerker Mitgliedern des
Bauernbundes mitgeteilt, daß ſie billiger arbeiten würden, wenn die In=
nungen
ſie nicht zwängen, die feſtgeſetzten Preiſe zu nehmen.
Sobald ſich die Innungen wieder auf ihre geſetzlichen Aufgaben be=
ſinnen
, werden ſie in dem Bauernbund die beſte Stütze finden.
Der Bauernbund will unter allen Umſtänden mit dem Handlverk
Hand in Hand gehen.

78
49 unſete verehri. Zefer.
Den heutigen wirtſchaftlichen Verhältniſſen Rech=
nung
tragend, haben wir uns entſchloſſen, für Familien=
anzeigen
und Stellengeſuche eine bedeutende Preis=
ermäßigung
eintreten zu laſſen.
Wir berechnen jetzt für genannte Anzeigen pro
Zeiie 7X Pfg. aus Sfadt und Kreis Darmſtadi,
25 Dig. für auswärtige.
Des terneren gewähren wir unſeren Abonnenfen
bis 21. ds. Mis auf die
Kleinen Anzeigen
(Priogianzeigen) bei Vorlegung der leßzten Abonne=
ments
=Quittung einen
Rabatt von 10%=
430) Der Verlag des Darmſtädter Tagblatt.

A44

Tagesordnung zur Sitzung des Provinzialausſchufſes der Pro=
vinz
Starkenburg am Samstag, den 19. Jan., vormittags 10 Uhr:
Geſuch des Georg Bär, zu Steinbach um Genehmigung einer be=
ſonderen
Aalage gemäß Art. 14 ff. des Bachgeſetzes; hier: Berufung
der Firma Oberhammer Motorenwerke zu Michelſtadt gegen das Ur=
des
Kreisausſchuſſes Erbach vom 16. Märs 1922. 2. Geſuch des Hch.
Wagner zu Offenbach a. M. um Erlaubnis zum Betrieb einer
Schankwirtſchaft mit Branntweinausſchank im Haufe Großer Biergrund
Nr. 9. 3. Berufung des Wilhelm Laufer, zu Frankfurt a. M.
gegen den Beſchluß des Kreisausſchuſſes Offenbach vom 18. Oktober 1923
wegen Nichterteilung eines Führerſcheins. 4. Geſuch der Leonhard
Schirmer Wwe.=Offenbach um Erlaubnis zum Wein=, Branntwein= und
Likörausſchank in ihrem Kaffee im Hauſe Straße der Republik 63½,
2.
Nachmittags 3 Uhx: 5. Beſchwerde des Herm. Frohm
Sie
urg
in Reinheim gegen das Kreisamt (Handelszulaſſungsſtelle,
vegen Entziehung der Großhandelserlaubnis. 6. Beſchwerde des
Wilhelm Heil zu Dieburg gegen das Kreisamt ( Handelszulaſſungs=
ſtelle
) Dieburg wegen Entziehung der Großhandelserlaubnis. 7. Be=
u
Dieburg gegen das Kreisamt Dieburg
Heil
ſchwerbe des Oo stelle)
in Entziehung der Großhandelserlaubnis.
(Handelszulafſu
8. Beſchwerde des Philipp Stein zu Auerbach gegen das Krei
amt Bensheim wegen Verſagung der Großhandelserlaubnis für Obſt
9. Unterſagung des Handels des Eugen Hotz zu Darmſtadt; hie
Beſchwerde gegen den Beſchluß des Kreisamts Darmſtadt wegen Unte
fagung des Handels mit Gegenſtänden des täglichen Bedarfs.
Pflegegelder im Aliceſtift. Vom 1. d. M. ab iſt für jedes Kind,
e nach den Vermögensverhältniſſen des Pflichtigen und den Bedürf=
niſſen
des Kindes, tägliches Pflegegeld von 1,202.40 Goldmk. zu zahlen.
Bei Aufnahme auf Koſten einer öffentlichen Kaſſe beträgt das Pflege=
geld
1,80 Goldmk. Vorſtehende Sätze können ſowohl in wertbeſtändigem
Geld wie in Papiermark entrichtet werden. Umrechnung nach an dem
Zahltungstage gültigen Goldumrechnungsſatz.
Steuerabzug vom Kapitalertrag. Nach Artikel 1 § 27 der
zweiten Steuernotverordnung unterliegen Zinſen wertbeſtändiger
Anleihen und Dividenden, die im Jahre 1924 fällig werden, dem
Steuerabzug vom Kapitalertrag. Die Steuer beträgt 10 vom
Hundert des jeweils fällig werdenden Geſamtertrags. Der
Schuldner hat die Steuer unter der Bezeichnung Steuerabzug
vom Kapitalertrag für Rechnung des Gläubigers bei Fälligkeit
einzubehalten und binnen einer Woche an die für ihn (den
Schuldner) zuſtändige Finanzkaſſe (nicht Gemeindekaſſe) abzu=
führen
. Mit der Abführung hat der Schuldner eine Anzeige über
den fälligen Geſamtertrag bei dem für ihn zuſtändigen Finanz=
amt
einzureichen und dabei auch den Tag der Fälligkeit des
Kapitalertrags anzugeben. Zinſen nicht wertbeſtändiger An=
leihen
(z. B. der alten Reichs= und Staatsanleihen), Hypotheken=
inſen
und Zinſen ſonſtiger Forderungen unterliegen dem
Steuerabzug vom Kapitalertrag nicht. Die Zinſen der wert=
beſtändigen
Anleihen des Reichs (Dollarſchatzanweiſungen, Gold=
anleihe
, die 6prozentigen Goldſchatzanweiſungen vom November
1923 und die ſog. K=Schätze) ſind einſtweilen vom Steuerabzug
befreit.
Feuerverſicherungsverband heſſiſcher Lehver. Der Feuerverſiche=
rungsverband
hefſiſcher Lehrer, der vor 27 Jahren ins Leben gerufen
wurde, veröffentlicht ſoeben ſeinen Geſchäftsbericht über das abgelau=
geht
, ſtellte der Verein ſeine Ver=
ſene
Jahr 1923. Wie daraus herv
ſicherungsbeiträge uſw. bereits Ende Sedtember auf Goldbaſis ein. Im
Brand= und 12 Einbruchsſchäden
Jahre 1923 wurde der Verband von
betroffen, die insgeſamt 39 432 903 952 255 Mark Entſchädigung er=
forderten
.
se. Eine gute alte gelbe Poſtkutſche wurde geſtern nachmittag von
einem ſchweren Unfall betroffen. Eine gelbe wars, die ein ſo ſchönes
Stück guter alter Zeit verkörpert, nicht eine der häßlichen grauen, die
immer noch an den Krieg und ſeine Nöte erinnern. Die vereiſte holprige
Rheinſtraße wurde ihr Unglück. Die Speichen der alten, morſch ge=
wordenen
Räder waren den Anforderungen der derzeitigen Straßen=
zuſtände
nicht mehr gewachſen. Als ſie der Elettriſchen ausweichen wollt
und in die vereiſten Schneehügel geriet, brachen ihr die Rippen und
ſchmerzvoll ſtöhnend legte ſie ſich auf die Seite. Die Deichſel ſtreckte die
Gelbe anklagend in die Höhe und das linke Vorderrad drehte
gute alte
ſich erſterbend in der Luft. Der Roſſelenker ſchimpſte herzlos über das
alte morſche Zeug und ſpannte mißmutig ſeine Pferde aus. Dann be=
gann
die Entladung. Sonſt iſt weiter nichts paſſiert, aber viele Zu=
ſchauer
ſahen dem Unheil zu.
egs= Unfülle. Vorgeſtern abend nach Schluß des Theaters kam ein
Fräulein auf der Treppe zu Fall und zog ſich eine Gehirnerſchütterung
heilger
und einen Nervenſchock zu. Gegen ½½2 Uhr wurde in de
en durckh,
Straße ein junger Mann von Krampfen befallen. Beide u
die Rettungswache nach ihrer Wohnung verbracht. Infolge des Glatt=
eiſes
ſtürzte ein Lehrling in der Landwehrſtraße und erlitt einen Ober=
chenkelbruch
. Die Rettungswache brachte ihn mit dem Krankenkraft=
wagen
in das Krankenhaus.
Dachſtuhlbrand. Geſtern morgen kurz nach 51: Uhr iſt in dem
Hauſe Mauerſtraße 13 ein Dachſtuhlbrand ausgebrochen, welcher durch
die herbeigerufene Feuerwehr alsbald gelöſcht werden konnte. Es waren
zwei Schlauchleitungen in Tätigkeit. Die Entſtehungsurſache iſt un=
bekannt
.
Rückgang bes Gasverbrauchs wird aus Leipzig berichtet. Schon
im 1. Halbjahr 1923 iſt ein weſentlich geringerer Abſatz gegen das Vyr=
jahr
zu verzeichnen geweſen. In den 10 Monaten (Januar bis Ende
Oktober) 1923 ſind über 9 Mill. Kbm. Gas weniger verbraucht worden
wie in gleicher Zeit des Vorjahres. (Hiervon entfallen allein auf Monat
Oktober 2 Mill. Kbm.) Dieſe verminderte Produktion führt einesteils
zu einem großen Gewinnausfall, des weiteren aber auch zu einer Ver=
teuerung
des Produktes, weil die Zahl der Arbeitskräfte ſich nicht ver=
mindert
, die Ausgaben, für Löhne uſw. ſich alſo in derſelben Höhe auf
das verminderte Quantum verteilen. (Das ſollte auch für Darmſtadt
zu denten geben.)

n. Strafkammer. zwei Fällen waren auf Prei bxueh läutcetiöe
Urteilé des Schöffengerichts Seligenſtadt von der Staatsanwaltſchaft
angefochten, und hatte dieſe Berufung Erfolg. Als gemeinſamer Zug
trat die Fragwürdigkeit der das Leugnen der Angeklagten begleitenden
Ausflüchte herpor, und es erſchien verwunderlich, daß ſie damit in der
erſten Inſtanz durchgedrungen waren. Der wegen Betuugs angeflagte,
bereits vorbeſtrafte Makler Johann Philipp Kkug aus Jügesheim=
beſtreitet
jede derartige Abſicht und ſchützt vor, die betreffende Bargeld=
ſumme
von 10 900 000 Mk. (ein zur kritiſchen Zeit, im Juli v. Js., noch
anſehnlicher Betrag) verloxen zu haben. Er pflegte von jeher Geſchäfte
mit Zucker zu vermitteln, bot damals einem Frankfurter Händler Lac=
14 Zentner zum Kaufe an und knüpfte die Bedingung daran, daß ſofort
jene erwähnte Summe anbezahlt werden müſſe, was auch geſchah. Scin
Geld war L. los, und die verſprochene Ware blieb aus, weil der An=
geklagte
erſtere auf der Eiſenbahnfahrt zum Verkäufer eingebüßt haben.
will. Dies zu widerlegen, vereinigen ſich mannigfache Indizien, und Klug
ſt dadurch ſo ſchlüſſig belaſtet, daß das Berufungsgericht keinen Zweifeb
hinſichtlich der Schuld hegte und die von vornherein betätigte Schwin=
delabſicht
zwecks Erlangung des Betrags von dem getäuſchten L. feſt=
ſtellte
. Es hatte u. a. der vorher mittelloſe Angeklagte mehrere größer-
Zahlungen an Dritte geleiſtet und außerdem, obwohl er angeblich das
anvertraute Geldpäckchen gleich derlor, bei der Verluſtanzeige auf dem
Tiſenbahnfundbureau die einzelnen Geldſcheine ganz genau bezeichnet.
Weitere Momente des ſehr verdächtigen Gebarens trugen zur vollen.
richterlichen Schuldüberzeugung bei, und der Angeklagte wurde zu drei
Monaten Gefängnis ohne Anrechnung der Unterſuchungshaft vernrkeilt.
hat inzwiſchen vor kurzem eine Hehlereiſtrafe von einem Monat
Gefängnis erhalten. Was die andere Berufungsſache betrifft, ſb
kommt ein Forſtfrehel dreier junger Leute aus Seligenſtadt in Betracht,
und ſollte nach deren Angabe der Zuſammenhang durchaus harmlos ſein.
Um Mitternacht waren ſie auf der Zellhäuſer Landſtraße zwei Gendar=
men
begegnet, indem ſie Stücke eines zeutnerſchweren Baumſtammteils
auf der Schulter, teils auf einem Fahrrad transportierten. Das Holz
ſtammte aus dem dertigen Walde, und die Angeklagten dachten nach
ihrer Verſiherung keineswegs an Entwendung zu eigenem Nutzen, ſo
dern hatten nur das Intereſſe der Allgemeinheit im Auge. Spazieren=
jehend
hatten ſie hiernach die Stammſtücke quer über der Landſtraße
liegend angetroffen, ſie zwecks Verhütung jeder Gefahr für Auto und
Fuhrwerk entfernt und gleichzeitig bei der Oberförſterei in Seligenſtadt
abzuliefern bezweckt. In Ausführung ſolch löblicher und recht mühſamer
Abſicht ergab ſich dann die Begegnung mit den Gendarmen als Hinder=
nis
. Auch dieſe Verteidigung dünkte dem Berufungsgericht haltlos, und
die ſelbſtloſen Finder wurden im Sinne der Anklage mit 30 Gold=
mark
Geldſtrafe nebſt ſämtlichen Koſten beider Irſtenzen bedacht.
n. Schöffengericht I. Erſtmalig fehlten gemäß der neucſten Juſtiz=
reform
in dieſer Sitzung die Schöffen, und verhandelte der Amtsrichter
ohne ihre Mitwirkung. Freigeſprochen mangels Beweiſes wurde der
31jährige, vorbeſtrafte Kaufmann Karl Brandner aus Ludwigshafen von
der Anklage des Betrugs, nachdem er ſich ſeit September v. Js. in Un=
terſuchungshaft
befunden hat. Letztere verlängerke ſich dadurch, weil der
Angeklagte mehrmals erkrankte und auch auf ſeinen Geiſteszuſtand beob=
achtet
werden mußte. Er wird als Pſychopath und gemindert zurech=
jungsfähig
begutachtet, weiß aber gewandt von abenteuerlichen Erleb=
niſſen
mit den Franzoſen im beſetzten Gebiet zu erzählen. Angeblich ge=
langte
er, von dort ausgewieſen, nach Darmſtadt, wo er im vorigen Som=
lingsfürſorgeſtelle
in Anſpruch nahm
mer die Unterſtützung der Fl
und insgeſamt etwa drei Millionen Mark erhielt. Die Beſchuldigung
ging dahin, ſeine behauptete Ausweiſung ſei erdickntet und jene Summe
erſchwindelt. Br. beſtreitet dies, und ſeine Verteidigung war nicht aus=
reichend
zu widerlegen. Gemeinſamen ſchweren Diebſrahls ſind der vor=
beſtrafte
Hausburſche Rudolf Reich und der Phorograph Hermann Heidt,
beide 24 Jahre alt und von hier, geſtändig, weshalb Erſterer zu 5 Mo=
zu
3 Monaten Gefängnis mit Anr=chmung von Un=
naten

und Letztere
teilt wurden. Die Tat geſchah Anfangs Oktober
uingshaft ve
terfu
v. Js. mit großer Dreiſtigkeit und Verwogenheit. Hohe Hausdächer nebſt
r aus dem vierten Stockwerk hinabführenden Notfeuerleiter nach dem
aum dienten als Weg, und tags zuvor hatten ſich die Diebe einge
ſchlichen und in einem Verſteck auf dem oberſten Speicher die nächtliche
Ruhe abgewartet. Es war auf die Räume des Kaffees Ernſt Ludwig ab=
geſehen
, wo R. von früherer kurzer Beſchäftigung her Beſcheid wußte.
Er hatte den auf folchen Diebspfaden wohl unbewanderten G. zur Be=
teiligung
verlvckt, und man wollte hauptſächlich Zigaretten entwenden.
Von dieſen erbeuteten Beide etwa 52 Schachteln im damaligen Wert von.
40 Millionen Mark, ſie wurden babei durch einen Hund verſcheucht und
hächer die Straße, worauf 1
ſewannen auf die vorherige Art üben
Veräußerung der Zigaretten ihre Feſtnahme veranlaßte. Hartnäckig=
Leugnen ſetzte die wegen Diebſtahls angeklagte 37jährige, v
ſte
afte Laborantin Marie Blume von hier der Beſchuldigung entgegen,
obwohl ſie völlig überführt erſcheint. Sie war bei der Landwirtſchaf
lichen Verſuchsſtation hier beſchäftigt, als daſelbſt ein ſehr wertvoller
Platintiegel für chemichen Gebrauch verſchwand. Zweifellos geſchah dies
durch Diebeshand, und es konnte der Verbleib des Stücks leider bis jetzt
noch nicht ermittelt werden. Nur ſoviel iſt feſtgeſtellt, daß die Angeklagte
ir kritiſchen Zeit mehrere Stunden von ihrer Aubeitsſtelle weg in die
Stadt gegangen und bei dem Althändler B. im Laden erſchienen war.
nd und
Sie bot ihm einen ſolchen Platintiegel an, doch nahm B. Anft
verlangte näheren Ausweis von Jener, die eine erlogene Geſchichte über
den redlichen Erwerb vorgebracht hatte. Sowohl die Eheleute B. als
auch ein anweſender Kunde hatten ſich das Ausſehen der Fremden genau
gemerkt und erkennen ſie in der Angeklagten auf das Beſtimmteſte wie=
ver
ver=
der
. Sie wurde daher ſchuldig befunden, zu 5 Monaten Gefänau
urteilt und ging durch ihr Leugnen jeder Anrechnung der Unterfuchungs=
haft
verluſtig.
Aus den Parteien.
Die diesjährige Hauptverſammlung der Frauen=
fruppe
der Deutſch=dem. Partei fand im Parteilokal ſtatt.
Die erſte Vorſitzende, Frl. E. Rahaus, begrüßte die Erſchienenen und
erſtattete alsdann, in Verhinderung der Schriftführerin, den Geſchäfts=
bericht
, aus dem hervorging, daß es der Frauengruppe trotz der widri=
T=
gen
Zeitumſtände gelang, eine Reihe von Vorträgen und geſelligen
t.
ſammenkünften zu veranſtalten, die belehrend und anregend wirkt
Den Rechenſchaftsbericht erſtattete Frl. Geiſt. Die Rechnung ſchließt mit
einem kleinen wertbeſtändigen Konto ab. Der Nechnerin wird Entla=
ve
zu ihrem Unterhal=
ſtung
erteilt. Eine Einladung der Jugendg
Die Vorſtandswahl ergab die
gsabend wird bekanntgegeben.
Wiederwahl des ſeitherigen Vorſtandes, mit Ausnahme der Schrift=
führerin
, die eine Wiederwahl abgelehnt hatte. An ihre Stelle tritt
Frl. Schneider. Nach der Erledigung des geſchäftlichen Teiles ſprach
Frl. Pöpperling über Bildungsfragen, mit beſonderer Berückſichtigung
der höheren Mädchenfchule und der Folgen, die ſich für dieſe Anſtalt=
aus
den in den Stundentafeln des Landesamts für das Bildungsweſen
niedergelegten Grundſätzen und Richtlinien ergeben. An den Bericht
ſchloß ſich eine lebhafte Ausſprache an, an der alle Anweſenden teil=
nahmen
.
Lokale Veranſkaltungen.
Die bſerunier ericheinenden Nofizen ſind ausſchließlich als Sinwelſe auf Anzeigeu zu befrachten,
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Krliik.
Verband Heſſiſcher Regimentsvereine. Wir ſetzen
unſere Mitglieder in Kenntnis von der Einladung zur Reichsgrun=
dungsfeier
des Deutſchorden am Freitag, den 18. Januar, in der Turn=
halle
am Woogsplatz, 8 Uhr abends. Lichtbildervortrag: Die Schlacht
bei Tannenberg des Oberſtleutnants u. Hagen. Eintritt für unſere
Mitglieder frei, jedoch Ausweiſe vorzeigen. Ferner empfehlen wir ſehr
die Aufführung des Feſtfpiels Friſch auf mein Volk, veranſtaltet durch,
die Turngemeinde Darmſtadt 1846 am Sonntag, 20. Januar, 5 Uhr nach=
mittags
, im Landestheater. Kartenvorverkauf: Parfümerie Müller,
9cheinſtraße 6.
Chriſtl. Jugendverein, Dieburger Str. 26,I. Die heut=
abend
ſtattfindende Bibelſtunde von Herrn Miſſionar Nottmaun fällt
aus und muß um acht Tage verſchoben werden. Zu gleicher Zeit machen
wir auf den am Sonntag, abends 71 Uhr. ſtattfindenden Vortrag vo
Heurn Pfaurer Gſell=Frankfurt a. M.: Mit dem Worte Gottes zehn
Jahre unter den Wilden, aufmerkſam.
Volkstheater. Heute iſt die letzte Aufführung von
Krone und Feſſel, Freitag und Samstag iſt geſchloſſen. In
*70
Vorbereitung iſt das Detettivſchauſpiel Sherlok Holmes‟. Der Pef:
der heutigen Vorſtellung ſei empfohlen.

ſtatt, verbunden mit Geſangsvorträgen eines erſtklaſſige
Konze
Künſtlerquartetts und Solovorträgen unrer Leitung des Herrn Opern=
ſängers
Julius Welcker. (S. Anzeige.)
Im Hotel Zur Poſt, finder heute Donnerstag großes
Schlactfeſt ſtatt. Die gediegenen Sonderveranſtaltungen des Hstels
Zur Poſt erfreuen ſich ſteigender Beliebtheit. Gleichzeitig empffehlt
Heru Schiel in der heutigen Anzeige ſeine geheizten Fremdenzimmer
und vornehm=gemütlichen Klubzimmer für kleinere Geſellſchaften. (Näh.
ſiehe Anzeige.)
Morgenmuſik. Auf die am nächſten Sonntag, den 2. d.
Mts., um 11½ Uhr, im Nealgyumaſium ſtatrfindende Morgenmuſik von
Oberregierungsrat Großpierſch, unter Mitwirkung von Herrn
Schlembach, ſei nochmals hingewieſen. Es ſei beſonders hervorge=
hoben
, daß die ſelten gehörten erſten Geſänge von Brahms und die
noch ſeltener zu Gehör gebrachten Michelangelv=Lieder von Wolff zum
Als Einleitung kommen ebenfalls ſelten gehörte
Vortrag gelangen
Liedsv von Beethoven nach Dichtungen von Gelleit zur Aufführung.

[ ][  ][ ]

Seite 6.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 12. Januar 1924.

Munitter 17.

Kunſtnotizen.

Ceder Werte, Künfſter und künſflertiſche Veranſtaltungen, deren im Nachſtehenden Grwäßnung
geſchtebt, bebält ſich die Redation ihr Artel vor.
Beethovenabende des Drumm=Quartetts.
Heute beginnt an der Tageskaſſe des Kleinen Hauſes der Verkauf der
Dauerkarten für die fünf Beethovenabende des Drumm=Quartetts. Die
Preiſe dieſer Dauerkarten ſind gegenüber den Tagespreiſen bettächtlich
ermäßigt, fo daß auch denjenigen Kreiſen, denen ein regelmäßiger Beſuch
von Konzerten im allgemeinen nicht mehr möglich iſt, in der Lage ſind,
nenden Veranſtaltungen zu beſuchen.

Parlamentariſches.
Der Sonderansſchuß des Landtages hielt geſtern vormittag
in Anweſenheſt der Regierung mit den Vertretern des beſetzten Gebietes
war. Am Nachmittag fanden ſich die Teilnehmer dieſer Sitzung zu
einem Lichtbildervortrag im Sitzungsſagle des Landtages ein. Der Vor=
tragende
, Mufeumsdirektor Prof. Dr. Schmidtgen, ſchilderte: Eime Nie=
derlaſſung
des Eiszeitmenſchen bei Mainz. Dieſe Nied rlaſſung ſtellt,
ſoweit bis jetzt bekannt, die älteſte Menſchenſiedlung in Rheinheſſen dar
und hat wiſſenſchaftlich eine außerordentlich große Bedeutung, weil durch
die beſondere Art der Fundumſtände es ſich beſſer wie irgendwo ſonſt
feſtſtellen laſſe, warum dieſe Vorfahnen des heutigen Menſchengeſchlechtes
gerade an dieſer Stelle eine Niederlaſſung gründeten, und weil anderer=
ſeits
aus Rn Fundſtücken ſich die Lebensweiſe dieſts primitiven Menſchen,
ihr Kunſtempfinden und ihre Werktätigkeit in beſonders vollkommener
Weiſe erſchließen laſſe.
Abg. Nuß (Ztr.) hat an den Landtag eine Anfrage gerichtet, was
die Regierung zu tun gedenke, um den Bewohnern des beſetzten Gebietes
bezüglich des Geſetzes über Mieterſchutz und Mieteinigungsamtes, das
noch nicht zugelaſſen iſt, und dadurch den Bewohnern unbillige Härten
aufbürlet, praktiſch entgegenzukommen.
Dem Landtage ſind eine Neihe Druckſachen zugegangen, die
zum Teil im Sonderausſchuß ihre Erledigung bereits gefunden haben.
Von Anträgen ſind noch bemerkenswert: Die Abgeordneten Soherr und
Lutz (Zentrum) beantragen: Der Sonderausſchuß des Heſſ. Landtages
wolle beſchließen, die Reichsregierung zu erſuchen, den aus Heſſen Aus=
gewieſenen
, welche den frenen Beruſen angehönen, nach Wiederaufnahme
ihrer früheren beruflichen Tätigkeit oder eines anderen Berufes für die
Uebergangszeit eine angemeſſene Betreuung zu gewähren und in allen
Fällen eine angemeſſene Schadloshaltung für erlittenen Schaden zu er=
wirken
. Abgeordneter Dr. Dehlinger (Bbd) beantragt: Der heſſiſche
Staat möge den ugedeckten Fehlbetrag des Kreiſes Groß=Gerau, der ſich
mit 41 000 Goldmark aus den tumultartigen Verhältniſſen ergeben hat,
übernehmen. Der gleiche Abgeordnete beantragt: Die heſſiſche Regie=
rung
möge die maßgebenden Stellen bei der Reichsregierung erſuchen.
ſofort die Auszahlung der Schießſchäden für die Jahre 1929 und 1923
im wertbeſtändigem Gelde zu veranlaſſen. Abgeoldneter Dr. Oſann
(O. Vpt.) und Genoſſen beantragen: Zur Beſoldung der Staatsbeamten:
1. Für alsbaldige Zahlung der Gehälter bei Fälligkeit zu ſorgen: 2. daß
ein gleicher Beſchluß bezüglich der Ruhegehalts=, Witwen= und Waiſen=
gelder
gefaßt werde; 3. bei Neugeſtaltung der Gehälter der Begmten uſw.
foll darauf hingewirkt werden, daß die ſozialen Zulagen weſentlich
heraufgeſetzt werden: 4. daß der Beſchluß des Landtages bezüglich der
Abgabe des Tarifholzes an Beamte aufgehoben wird und den Beamten
das Tarifholz für den Winter 1933/24 zu gewähren iſt. Abgeordneter
Reißer (Dem.) beantragt, die dem Losholzbezug der Beamten entgegen=
ſtehenden
Beſtimmungen alsbald aufzuheben und den Beamten ſtaatliches
Losholz in der gleichen Menge und zum gleichen Preiſe abzugeben, wie
es die übrigen Einwohner des betreffenden Ortes erhalten. Abg. Dr.
Oſann fragt an, ob der heſſiſchen Regierung die entſetzliche Notlage der
freien Verufe bekannt iſt, und welche Maßnahmen die heſſiſche Regierung
dagegen zu ergreifen gedenke. In der Regierungsantwort iſt geſagt, daß
die Mittel für eine Notaktion fehlen, und daß alles, was geſchehen konnte,
zur Linderung der Not bereits in die Wege geleitet iſt.
(.) Arheilgen, 15. Jan. Das Miniſterium des Innern hat dem
Landtage (Sonderausſchuß) einen Entwurf zur Abänderung des Heſſ.
Sparkaſſengeſetzes zugehen laſſen, wonach die nach dem Geſeßz
vom 8. Auguſt 1902 und den Satzungen der Bezirksſparkaſſen der Mit=
gliederverſammlung
der Bezirksſparkaſſe zuſtehenden Nechte und Pflich=
ten
dem Vorſtande und Aufſichtsrat oder den dieſen gleichkommenden,
anders benannten Organen der Sparkafſe gemeinſam übertragen wer=
den
. Es geſchieht dies im Intereſſe einer Verbilligung der Verwaltung
angeſichts der Größe der zu vergütenden Tagegelder und Reiſekoſten
der Mitgliederverſammlung. (Art, 1.). Artikel 1 ſoll keine Anwendung
finden auf der Mitgliederverſammlung zuſtehende Entſch=idung über
Beſchwerden, die gegen Vorſtand. Aufſichtsrat oder einzelne Mitglieber
derſelben, ſowie über die Auflöſung der Bezirksſparkaſſe vorliegen.
Man wird gegen dieſe, heute nur verſtändliche, Abänderung des 1903er
Geſetzes nichts einwenden können. Aber wir in Arheilgen leiden dar=
mter
, daß die Gemeinde wegen der entgegenſtehenden Beſtimmungen
eben dieſes Geſetzes nicht Mitglied einer Genoſſenſchaft, die einem Re=
viſionsverband
angehört, werden kann. Wir erwarten deshalb, daß auch
inſofern bald an eine Abänderung des Sparkaſſengeſetzes herangetreten
wird.
8 Eberſtadt, 15. Jan. Steuerliches. Das 1. Ziel der für das
zweite Halbjahr 1923 fälligen vorläufigen Gemeinde=, Grund= und Ge=
werbeſteuer
iſt bis ſpäteſtens zum 25. Januar an die Gemeindekaſſe zu
entrichten. Die Turngeſellſchaft e. V. hielt geſtern mittag ihre
diesjährige Hauptzerſammlung unter der Leitung des Vorſitzenden Roth
ab. Der Geſchäftsbeticht ergab, daß der Verein trotz der ſchlechten Ver=
hältniſſe
im vergangenen Jahre gute Fortſchritte gemacht hat. Die Zahl
der Mitglieder hat 300 erreicht. Aktiv beſtanden eine Turnerriege,
Schwimmabteilung, Leichtathleten=Mannſchaft, Singmannſchaft und eine
Schüler=, Schülerinnen= und Turnerinnenabteilung. Der Verkehr auf
der Vorortlinie 8 der Straßenbahn hat erfreulicherweiſe in der
letzten Zeit ſehr zugenommen. Dem verſtärkten Andrang der Fahrgäſte
entſprechend hat ſich die Betriebsleitung veranlaßt geſthen, mehr An=
hängewagen
mitzuführen und bereits neue Züge einzulegen. Zurzeit wird
im hieſigen Umformergebäude fleißig gearbeitet, um wieder den Stark=
ſtrom
einſchalten zu können. Wenn dieſe Vorarbeiten erledigt ſind, ſoll
der Halbſtundenverkehr eingeführt werden, was allgemein ſehr begrüßt
wird.
* Eberſtadt, 15. Jan. Die ſtandesamtliche Statiſtik über
das Jahr 1923 weiſt folgende Negiſtrierungen auf: 129 Geburten (77
weniger als im Vorjahre), 139 Sterbefälle (20 weniger als im Vorjahre)
und 88 Eheſchließungen gegen 84 im Vorjahre. Intereſſant iſt bei der
letzten Rubrik, daß die Zahl der Aufgebote zwar 95 beträgt, daß aber
atſächlich nur 88 Pgare geheiratet haben. Die Stabiliſierung der
Mark hat auch dem ſchon ſeit Jahren hier beſtehenden Kohlenbe=
zugsverein
Glück=Auf wieder die Aufnahme ſeiner Tätigkeit er=
laubt
. Der Verein hat ſich unter der Leitung ſeines früheren Vorſitzen=
den
Herrn J. Bohn neu konſtitniert. Die wöchentliche Mindeſteinlage
ſoll 50 Pfg. betragen. Am Donnerstag abend findet eine Ge=
meinderatsſitzung
ſtatt. Diebſtahl. In einer der letzten
Nächte wurde die im Garten aufgehängte Wäſche einer Arbeiterfamilie
geſtohlen.
A Pfungſtadt 15. Jan. Proteſtverſammlung. Hier fand
eine gut beſuchte Proteſtverſammlung ſtatt, die ſich gegen die hohen Ge=
meindeſteuern
richtete. Man forderte energiſche Sparmaßnahmen und
ſchnellſten Abbau der Gemeindebegmten. Als vorbildlich in dieſer Hin=
ſicht
wurde das Verhalten der Nachbargemeinde Eberſtadt bezeichnet.
* Roßdorf, 14. Jan. 1. Die Erhebung vorläufiger Grund= und Ge=
werbeſteuer
für das zweite Halbjahr des Rechnungsjahres 1923 wurde
vom Gemeinderat für je 100 Mark Steuerwert, wie folgt beſchloſſen:
a) gewerbliches Betriebsvermögen 1,5, b) Gebäudebeſitz 4, e) land= und
forſtwirtſchaftlich genutzter Grundbeſitz 30 Goldpfennige. 2. Die Ge=
bühren
für ein Erbbegräbnis betragen 20 Golbmark. 3. Das Einkaufs=
geld
wurde wie folgt feſtgeſetzt: a) ordentliches Einzugsgeld 20 Gold=
mark
, b) außerordentliches Einzugsgeld 80 Goldmark, Fezereimergeld und beraubten ſie ihres Geldes und Schmuckes.
5 Goldmark. 4. Die Wiegegebühren betragen nunmehr: a) Für Futter=
mittel
, Holz, Kohlen u. dal. pro Ztr. 5 Goldpfennig, Mindeſtgebühr 15
Goldpfennig, b) für Kleinvieh 50 Goldpfennig, e) für Großvieh 1 Gold=
Reinheim, 14. Jan. Odenwaldklub. Im Klublokal Zur
alten Poſt fand die diesjährige Hauptverſammlung der Ortsgruppe
Reinheim des Odenwaldklubs ſtatt. Es wurde, das neue Wanderpro=
gramm
feſtgelegt, das u. a. eine dreitägige Wanderung in den ſchönſten
Teil bes nördlichen Schwarzwaldes (HornisgrindeMummelſee Gais=
bachfälle
-Baden=Baden uned Herrnalb) vorſieht. Die Ortsgruppe blickt
in dieſem Jahre auf eine 25jährige erſprießliche Tätigkeit unter Leitung
ihres rührigen Vorſitzenden, Herrn Avotheker Seriba, zurück. Dieſes
Jubiläum gedenkt ſie am 17. und 18. Mai d. J. int einfacher, würdiger
Weiſe zu feiern. Als neuen Zweig ſeiner Tätigkeit beabſichtigt der Klub,
eine Jugendaruppe ins Leben zu rufen, die die wanderfreudige männ= und ſozialer Geſinnung vollbrachten die Mitglieder der hieſigen Bru=
liche
und weibliche ſchulentlaſſene Jugend umfaſſen ſoll Unter Führung
erfahrener Klubiſten ſoll die Jugend auf frohen Wanderfahrten die
Schönheiten unſerer Heimat kennen lernen, in ihre mannigfaltige Ge=
ſchichte
eingeweiht und zu rechter Heimatliebe erzogen herben. Darum,
du wanderfrohe Jugend, hinein in die Jugendgruppe! Die erſte gemei.
fame Wanderung findet am Sonntag, den 20. Jauuar d. J., nach Lich=
tenberg
ſtatt, wooſelbſt die Dekorierung der erfolgreichen Wanderer vom Tat der O, densbrüder iſt daher beſonders hoch anzuſchlagen, dezu ſie
Jahre 1993 erfolgt. Anmeldungen werden bort ſowie von den Herren
Lehrern Heß, Krapp und Sack entgegengenommen,

Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt.
ſcheine häufen ſich. Die Stadt Berlin wird demjenigen, der die Feſt= Mitglieder und Ortsgruppen über ganz Deutſchland für die Aufwvertung
nahme eines der Fälſcher herbeiführen kann, bis zu 1000 Goldmark Be= energiſch eintritt (Hhpotheken, Pfandbriefe, Obligationen und Staats=
lohnung
zahlen.
dieſe für die muſikaliſche Kultur Darmſtadts bedentfamen und bezeiche bogen mit dem Korfdruck Kreisverband Uckermärkiſcher Landwirte, ein= zum Gegenſtand hat. Zugleich legt der Verein einen entſprechenden Ge=
im
Preiſe von 10 bis 15 Pfg. hätten. Als Sitz der Genoſſenſchaft war ebenfalls geſtärſt zuerden und weiterhin für die Folge auch Vermögenz=
Prenzlau angegeben, als Sitz einer Zweigſtelle Berlin, Martin=Luther= ſteuern in größerem Maßſtabe zum Einzug bringen.
ſtraße 3, Fernſprecher Nollendorf 8246. Die Speicherverwaltung ſollte
ſich in der Spichernſtraße, Fernſprecher Uhland 3683, befinden. Unter= Urteile wohl durch Verordnung gbändern, aber ein ſolches Vorgehen
zeichnet waren die Briefe durch N. Richter und Hoffmann. Angebote würde eine ſo große Rechtsunſicherheit verurſachen, daß
Sinr Sitzumg ab. die Dr aigemeinen Lage im beſetzten Gebiet gewidmst follten nur ſchriftlich eingereicht werden. Ginige Firmen, die zunächſt Treu und Glauben im Verkehr völlig zunichte gemacht würde, und zwas
Abrechnung ſollte, wie ebenfalls auf deu Briefbogen im Kopfdruck ſtand,
am 1. oder 15. eines jeden Monats ſtattfinden. Man hielt eine derartige könnte, im Ausland irgend eine Anleihe zu finden.
Genoſſenſchaft für durchaus ſicher und gewährte ihr gern den Kredit mit
ſo kurzer Friſt. Bei der Abrichnung zeigte ſich jedoch, daß man es mit prüfen und ihn mit möglichſt weuig Abänderungen im Verordnungsweue
diener hatte die Ware am Bahnhof in Empfang genommen und mit ſtens zur Durchführung zu bringen.
einem Speditionsfuhrwerk nach einer ihm bezeichneten Stelle am Karls=
platz
gebracht. Hier hatte ein zweiter Hausdiener die ganze Fracht auf
einen bereitgehaltenen Handwagen übergeladen. Seitdem waren Nichter
und Hoffmann und auch die Zigaretten ſpurlos verſchwunden. So büß=
ten
die Verkäufer am vergangenen Samstag zuſammen 6000 Goldmark. Affäre gemeldet. Vor einigen Tagen wurde in St. Veit an der Glan
ein. Die Kriminalpolizei ſtellte feſt, daß es ſich um einen gewerbsmäßi= die Lehrerin Martha Singhuber von der Polizei in Haft
gen Gründungsſchwindler handelte, der in Abſtänden von etwa drei bis genommen. Die Urſache der Verhaftung war der blötzliche Tod des
Schloß und Niegel ſitzt. Der gefährliche Gründer iſt etwa 35 bis 36 geweſen war. Die Obduktion der Leiche hatte uämlich ergeben, daß
Jahre alt und etwa 1.75 Meter groß und hat blondes Haär und ein der Schulinſpektor vergiftet worden war.
glattraſiertes Geſicht. Mitteilungen, die geeignet ſind, ihn unſchädlich zu
machen, nimmt Kriminalkommiſſar Linnemann, Dienſtſtelle B. 11. 1, im Nattengift verabreicht zu haben. Sie hätte nicht die Abſicht gehabt,
Polizeipräſidium entgegen.
Familientragödie im Berliner Norden.
Eine Familientragödie wird aus der Wisbhzerſtraße 71 ſie zu dem Verbrechen geführt haben.
gemeldet. Hier wohnt der Schuhmacher Wilhelm Weiſe mit ſeiner 34
Jahre alten Frau Ida geb. Schmidt und einem 3 Jahre alten Söhnchen
Gerhard. Als der Mann geſtern abend um 7 Uhr nach Haufe kam. fand
er keinen Einlaß. Er benachrichtigte die Polizei und ließ öffnen. Seine
Frau und ſein Söhnchen lagen bewußtlos in der mit Gas angefüllten Um ihre Ausgaben zu decken, borgte ſie ſich von einem Gaſtwirt 41=
Küche; Samariter der Feuerwehr riefen die Frau mit dem Sauerſtoff=
abparat
ins Leben zurück und brachten ſie als Polizeigefangene nach dem Millionen zurück. Von jenem Tage an wollte der Bezirksſchulinſpekto=
Krankenhauſe. Der Kleine war bereits tot. Ehezwiſt hatte Frau Weiſe
veranlaßt, mehrere Hähne des Gaskochers zu öffnen, um mit ihrem Kinde
in den Tod zu gehen.
Die Bernfungsverhandlung gegen Herrn v. Kaehne jr.
lach. Bekanntlich wurde Herr v. Kaehne ir, vom Schöffengericht in halten ſollte. Dieſe Reiſe beabſichtigte nun die Tochter zu verhindern,
Werder am 19. September 1923 wegen Körperverletzung, Nötigung, Be=
leidigung
und unerlaubten Waffentragens zu neun Monaten Gefängnis verabfolgte ſie ihm das Rattengift.
und 6000 Mark Geldſtrafe verurteilt. Gegen das Urteil war Berufung
eingelegt worden. Die Zeugenvernehmung ergab dasſelbe Bild wie die
der erſtinſtanzlichen Verhandlung. Der Anklagevertreter beantragte die
Aufrechterhaltung des erſten Urteils. Er begründete ſeinen Antrag da=
mit
, daß endlich einmal ein Exempel ſtatuiert werde. Das Urteil erging
dahin, daß das vorinſtanzliche Urteil aufgehoben wird und der Ange=
Nötigung gegen Frau Lukas wurde fallen gelaſſen.
Erwerbslofenfürſorge.
Aus Roßlau (Anhalt), einer Stadt von 11 500 Einwohnern
Erwerbsloſe (große Arbeitsloſigkeit!) gemeldet, in der Mittageſſen ge=
geben
wird. Die Küche wird von erwerbsloſen Maurern koſtenlos her=
gerichtet
, Materialien dazu von der Stadt koſtenlos zur Verfügung
geſtellt: ebenſo die Keſſel, die früher der Kriegsküche gedient haben.
Produkte will man bei der Landwirtſchaft ſammeln.
Brand im Mecklenburgiſchen Landestheater.
Gebäude des Landestheaters Feuer aus, das in wenigen Stunden den meiſten Wetten der Frauen vom Haushaltungsgeld beſtritten werden
ganzen Bau bis auf die Grundmauern einäſcherte. Ueber die Urſachen
des Brandes konnte bis jetzt nichts ermittelt werden. Am Abend vorher wenig einſchreiten. Einmal ſind die Buchmacher und ihre Anenten ſehr
hatte keine Vorſtellung ſtattgefunden. Das Feuer wurde gegen halb 5
Uhr früh bemerkt und bereits gegen 7 Uhr war das Landestheater mit
allem Inventar bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Nur einige
ſehr wertvolle italieniſche Inſtrumente konnten gerettet werden. Die
ſofort eingreifende Feuerwehr mußte ſich darauf beſchränken, die Nach=
bargebäude
, in denen zur Zeit weitere Dekorationen aufbewahrt wer= ſchon in den kindlichen Gemütern Wurzeln, ſo daß die Jugend bereits im
den, und den Marſtall mit den wertvollſten Deckhengſten vor dem Uebe
greifen des Feuers zu bewahren. Man vermutet Brandſtiſtung, zumal
der Brand gleichzeitig im Bühnenhaus und im Zuſchauerraum ausge=
worden
iſt, befindet ſich wahrſcheinlich auch eine Original=Partitur des
Tannhäuſer, die in den allernächſten Tagen dem Muſeum abgegeben ſchlagen wird, würde dem Stagte jährlich 5 Millionen Pfund Sterling
werden ſollte.
Künſtleriſcher Erfolg und leere Kaſſen.
D.4.I. In Chikago fand ein Wagner=Gaſtſpiel deutſcher Künſtler
ſtatt, das einen ſeltenen Erfolg hatte. Ende November verli ßen die
Deutſchen wieder die gaſtliche Stadt, glücklicherweiſe, wvie die Neue
Feit ſchreibt, ehe es zu einem öffentlichen Skandal kam. Die deutſchen
Künſtler wollten nämlich zum Teil nicht mehr mittun, weil ſie leine ſtuhls. Während man das Feuer auf dem Südflügel von der Magirus=
Gage mehr bekamen. Damit iſt der Mißerfolg der Säugerfahrt in leiter aus bekäupſte, tauchte auf dem lichterloh brennenden Nordflügel
die Urſache dieſes unbegreiflichen finanziellen Fehlſchlags plaudert die
erwähnte Zeitſchriſt nichts aus. Nur ſagt ſie, und das ſollte allen Wendrohr reichen. Wie eine Silhouette hob ſich der wackere Offizier
Amerikafahrern eine Warnung ſein, daß die bereits erſchöpflen Deut=
ſchen
Chikagos ebenſo wie die in anderen Städten ſehr tief in die Ta= im Flammenmeer untertauchend, doch unbeirrt bahnte er ſich einen Weg
ſchen greifen mußten, um einen Skandal und ein Hungern der deutiſchſen Getreuen den geſamten Nordflügel innerhalb 10 Minuten kaltzuſtellen.
Küuſtler zu vermeiden. Wenn man das in Chikago und andskhärts Ein donnerndes Bravo belohnte die Tat des Kommandanten.
hierfür aufgebrachte Geld nach Deutſchland geſandt hätte, ſo hartea da=
mi
alle deutſchen Künſtler aller Kunſtgattungen auf Mongte hinaus
reichlich verſorgt werden können!

N Mainz, 16. Jan. Der Mitinhaber der Waggonfabrik Gebrüder
Gaſtell. Dr. jur. Otto Gaſtell, iſt 69jährig geſtorben. G. war Mit=
glied
der Erſten Ständekammer, Mitglied der Stadtverordneten und
der Handelskammer. Das Oktroi iſt auf Gold geſtellt worden.
Maßgebend für Erhebung ſind die Sätze Nr. 16 des vom 1. Juni 1912
ab giltigen Tarifs. Der Goldumrechnungsſatz beträgt zur Zeit 1 Bil=
lion
. (Und in Darmſtadt? Anm. d. Schriftleitung.)
Genſenheim, 165. Jan. In der Nacht zum Sonntag wurde in die
hieſige Schuhfabrik eingebrochen. Es müſſen mehrere Cin=
brecher
an der Arbeit geweſen ſein. Sie machten große Beute an fertigen
Schuhen. Die Polizei nahm ſofort die nötigen Ermittelungen auf, aber
bis jetzt hat man von den Tätern und den geſtohlenen Schuhen noch keine
Spur.
Worms, 15. Jan. Wegen Beihilfe zu einem Bankraube
wurde hier die Filmſchaufpielerin M. V. feſtgenommen. Ueber=
fall
. In der Nähe der Güterhalle überfielen Unbekannte eine Dame
( Röögen (Oberheſſen), 15. Jan. Todesfall. Hier iſt der Leh=
rer
Wilhelm Fleiſchhauer geſtorben. Er gehörte lange Jahre dem Be=
zirkslehrerverein
FriedbergBad=Nauheim als Vorſtandsmitglied an.
Ruppertsburg, 16. Jan. Der hieſige, allgemein beliebte Bürger=
meiſter
Lehr iſt ſeinen Verletzungen erlegen. Wie ſchon berichtet,
war der Bürgermeiſter mit vereiſten Schuhen in das Vohnzimmer ge=
treten
, ausgeglitten und mit deu Hinterkopf ſchwer auf die Nähmaſchine
aufgeſchlagen. Seine Frnu war dabei vor Schrecken tot niedergskunken.
Bürgermeiſter Lehr ſtand im 69. Lebensjahre: 40 Jahre hatte er als
Nachfolger ſeines Schwiegervaters Blei das Bürgermeiſteramt mit gro=
ßer
Umſicht und Sorgfalt geführt: Er galt als einer der fähigſten
Bürgermeiſter des Kreiſes.
Gedern, 16. Jan. Eine vorbildliche Tat echt deuter
derſchaft des Jungdeutſchen Ordens. Aus eigenem Antrieb übernahmen
ſie es, dem Maurer Karl Weitz bei der Errichtung ſeines neuen Wohn=
hauſes
behilflich zu ſein, indem ſie die Deckung des Daches ausführten.
Dadurch wuurde der Neubou vor den ſckädlichen Einflüſſen des wiuter=
lichen
Wetters geſchützt. Weitz, der nicht dem Orden angehort, iſt in=
folge
einen ſchweren Lperation an der einen Gaud arbeitsunfähig. Die
betundet einen Hauptprogrammpunkt der Ordenspflichten: Hilfeleiſtung
zu bringen jedem Volksgenoſſen, der in Not iſt.

Zur Aufwertungsfrage.
Der Vermögensſchutzverein E. V. Nürnberg, Loren=
zerſtr
. 19, hat an die Reichsregierung, ſowie an die Finanzminiſter
Die Fälſchungen der Berliner Stadtdollar= der Länder eine Eingabe gerichtet, in der ſie als Zentrale zallreicher
papiere) und den Erlaß einer Reichsverordnung auf Grund des Er=
BerlinerGeſchäfte erhielten letzter Tage auf vornehmen Brief= mächtigungszeſetzes fordert, die die Aufwertung dieſer Forderungen
getragene Wirtſchaftsgenoſſenſchaft mit beſchränkter Haſtpflicht die Mit= fetzentwurf vor, dem eine ausführliche Begründung beigegeben iſt. Wir
teilung, daß die Mitglieder des Verbandes großen Bedarf an Zigaretten helcu darans hertzor: Die Staatskaſſen könnten durch die Aufwertung
Die Neichsregierung kann die zugunſten der Aufvertung ergangenet
durch den Fernſprecher anfragten, erhielten befriedigende Auskunft und für unſer ganzes deutſches Volk; ſpeiterhin würden aber auch die freni=
lieferten
nach Vereinbarung bahnfrachtfertig verpackt für 1100 bis 1300 den Völker durch ein ſolces Vorgehen zur deutſchen Geſetzgebung das
Goldmark Ziegretten nach dem Anhalter oder Potzdamer Bahnhof. Die Vertrauen verlieren, ſo daß Deutſchland nicht mehr darauf rechnen
Die Schlußbitte geht dahin, den Geſetzesvorſchlag eingehend zu
der Luſtgründung eines geriebenen Schwindlers zu tun hatte. Ein Haus= auf Grund des Ermächtigungsgeſetzes zum Geſetz zu erheben und ſchnell=
Me
Aus Klagenfurt wird eine aufſehenerregehide Giftmord=
vier
Monaten ſolche Schwindeleien derübt, wenn er nicht gerade hinter Vezirksſchulinſpertors Joſef Böhm, der der Vater der Verhafteten
Nach mehrſtündigem Verhör geſtand Frau Singhuber, ihrem Vater
den Vater zu töten; ſie wvollte ihn nur durch eine künſtlich herbei=
geführte
Krankheit von einer Reiſe, die ihr im höclſten Grade unan=
genehm
war abhalten. Sie brachte denn auch die Umſtände vor, die
Vor etwa zwei Jahren hatte die ehemalige Lehrerin und jetzige
geſchiedene Frau Singhuber, deren Vergangenheit im übrigen ſehr be=
wegt
war, ein Liebesverhältuis mit einem aktiven öſterreichtſchen
Hauptmann unterhalten. Das Verhältnis batte ſie viel Geld gekoſiet.
Millionen Kronen aus. Dieſer nun verlangte, von ihrem Vater 7
von der liederlichen Tochter nichts mehr wiſſen. Er behandelte ſie
ſchlecht und zwang ſie ſogar, in der Küche zu ſchlafen. Um den Vater
wieder zu verſöhnen, erfand die Singhuberin eine Lügengeſchichte:
Eine reiche Dame eine Bekanntſchaft von einem Sommeraufenthalt
am Gardaſee, wolle ihr die erforderliche Summe vorſchießen. Aber
Unter dem Vorſitz des Staatsanwaltſchaftsrats Hartung wurde kürz= da nach längerer Zeit die beſagte Dame weder in St. Veit erſchien
lich in Potsdam abermals gegen Karl v. Kaehne junior im Berufungs= noch etwas von ſich hören ließ, wollte der Vater, um der Sache auf
verfahren verhandelt. Die Anklage vertrat der Erſte Staatsanwalt Ger= den Grund zu gehen, ſelbſt nach Wien fahren, wo ſich die Dame auf=
damit
der Vater nicht hinter den Schwindel käme. Zu dieſem Zwecke
Die Wettmanie der engliſchen Frauen.
* Die immer zunehmende Beteiligung der engliſchen Frauenwelt
an Rennwetten hat ſo große Bedenken bei der Regierung hervorgerufen,
daß man eine Kommiſſion zur Unterſuchung dieſes Laſters eingeſetzt hat.
Der Bericht dieſer Kommiſſion, der ſich für eine empfindliche Beſteue=
klagte
zu ſieben Wochen Geſängnis verurteilt wurde. Die Anklage wegen rung der Wetten einſetzt, wirft ein grelles Schlaglicht auf die Tätigkeit
der Buchmacher, die beſunders diele Frauen zu großen Ausgaben zu
verführen wiſſen. Das Wetten iſt unter den arbeitenden Klaſſen ſo
beliebt, heißt es in dem Bericht, daß die Straßenbuchmacher in der
und Amtsgerichtsſitz, wird Einrichtung einer Notſtandsküche für Nachbarſchaft der großen Fabriken einen oder mehrere Schlepper unter=
halten
, die von den Arbeitern und Arbeiterinnen Wettaufträge einheim=
ſen
. Es gibt kaum eine Fabrik mit mehr als 20 Arbeitern, in der nicht
wenigſtens ein Agent eines Buchmachers tätig iſt. Die Wettmanie iſt
beſonders in den Fabriken zuhauſe, in denen Frauen arbeiten. Die
Straßenbuchmacher heißt es weiter, ſind ſo vortrefflich organiſiert,
daß ſie und ihre Agenten in den letzten Jahren ein ganzes Syſtem von
Schleppern ausgebildet haben, die in die Arbeiterhäuſer gehen und die
Neuſtrelitz. Dienstag uorgen brach kurz vor Tagesaubruch im Frauen zum Wetten verleiten. Das iſt deshalb ſo gefährlich, weil die
und ohne Wiſſen des Mannes erfolgen‟ Die Polizei kann dagegen nur
geſchickt, dann aber widerſetzt ſich das Publilum ſelbſt der Verhaftung
der Buchmacher, da es mit ihnen ſympathiſiert. Die Poliziſten ſind ſelbſt
in vielen Fällen eifrige Wetter, die es mit den Buchmachern niht ver=
derßen
wollen. Sehr häufig werden Kinder dazu benutzt, um die Wett=
aufträge
bei den Buchmachern abzugeben, und ſo faſt die Leidenſchaft
frühen Alter ſelbſt zu wetten anfängt. Nach den Schätzungen der Kom=
miſſion
beträgt der Gewinn, der jährlich durch Wetten gemacht wird,
mehr als 2 Millionen Pfund Sterling; die Zahl der Straßenbuchmacher
brochen zu ſein ſcheint. Unter dem wertvollen Material, das vernichtet wird mit 6000 und die der auf den Rennplätzen zugelaſſenen Buchmacher
mit 4000 angegeben. Eine Steuer, wie ſie von der Kommiſſion vorge=
einbringen
, und außerdem die Manie, die die engliſche Frauenwelt be=
fallen
hat, wenigſtens in etwas eindämmen.
Schöne Leiſtung.
T. Als die ſtädtiſche Feuerwache zum Brand im Züricher phyſika=
liſchen
Inſtitut ausrückte, brannte es bereits an allen Ecken des Dach=
finanzieller
Beziehung gekennzeichnet. Bei übervollen Häuſern Ueber plötzlich ein Feuerwehroffizier auf. Auf dem äußerſten Dachesrand
ſtehend, von den Flammen umringt, lies er ſich ruhig von unten das
vom dunklen Rot der Flammen und des Qualms ab. Hie und da ſelbſt
zum Firſt des Dachſtocks, um von hier aus mit ſeinen nachrückenden
"
Zum Untergang bes Dixmuide‟.
Es iſt, ſo ſchreibt ein franzöſiſches Blatt. heute feſtgeſtellt: 1. daß
der Befehlshaber des Luftfahrzeuges, du Pleſſis de Grenédan, gegen die
Flugveranſtaltung war: 2. daß die Verichte, die er zuſtändigen Orts
über die ſchadhafte Beſchaffenheit des Flugzeuges hinſichtlich ſeiner
Lenkbarkeit einreichte ohne Antwort blieben; 3. daß er in ſchroffer
Weiſe den Befehl zur Abfahrt mitten im Winter erhielt. Wer hat die=
ſen
Befehl erteilke. Wer hat ſich den Luxus geleiſtet, mit dem Helden=
mut
zu ſpielen, indem er das Leben von 50 Leuten ſo gufs Spiel ſetzte?
Der Marineminiſter Raiberti, der davon weiß, lehnt die Antwort ab.
Das zeugt von niedriger Geſinnung, zeugt von Feigheit.
Luftwaffen des Zukunſtskrieges.
* Während bei uns das Flugzeug höchſtens für friedliche Zwecke in
Betracht kommt, ſpielt es in den anderen Staaten als Waffe eine imner
größere Rolle. Nachden Frankreich ſich eine ſo gewaltige Luftflotte
geſchaffen hat, ſind England und die Vereinigten Staaten gezuungen,
auch ihrerſeits zu rüſten. Beſonders in Amerika beſchäftigt man ſich
viel mit der Rolle, die die Luftwaffe im Zukunftskriege ſtielen ſoll, und
für dieſe mehr oder weniger der Wirklichkeit nahen Phantaſien führt
Dibpl.=Ing. Waldorf in Neelams Univerſum einige Beiſtiele an. So
ſollen die Bombengeſchwader, die feindliche Sckiffe bekänzfen, zuit Ge=
räuſchempfüngern
ausgerüſtet werden, die die Lage des feindlichen Eliff=
fes
ſchnell feſtſtellen und dem Flieger ankünden, wenn er ſich gerade über
dem Schlachtſchiff befindet, damit er dann ſeine Bozube löfen kann. Noch
gefährlicher iſt das Lufttorpedo, das dem Flieger folgt uie der
Hund dem Stromer. Auch hier ſpielen die Lautenzfänger eine Haupt=
rolle
, die im Kopf des Torpedos eingebaut ſind und ſeine Steiter beein=
fluſſen
. Jedes Flugzeug hat nämlich ein indididnelles Geräuſch, das
mit Luftmeßapparaten genau regiſtriert wird. Dann woird der Laut=
empfünger
des Torkedos auf den gemeſſenen Laut eingeſtellt, das Tor=
bedo
abgeſchoſſen, und nun folgt das Torpedo dem Plugzeitg, huohin es
ſich auch wenden uag, und zerſtört es. So abenteuerlich dieſe von zuiſſen=
ſchaftlichen
Zeitſchriſten gebrachteu Erfindungen klingen, ſo zue den ſie
doch geglaubt. Haben doch die Franzoſen ſogar allen Ernſtes bellaußtet,
ihre Flugzeuge nürden auf beutſchem Gebiet durch den Einfluß geheim=
nisvoller
Strahlen zu Notlandungen gezwungen. Der engliſtie Ahzſiker
Sir Oliver Lodge erklärte, daß es wohl möglich ſei, mit Hilfe gewiſſer
Strahlen ſelbſt Metalle zu zerſtören. Tatſächlich haben zizei junge beut=
ſche
Phyſiker auf kurze Entfernungen bis 8 Meter Strahlen ausgeſendet,
die den feſten Aggregatzuſtand der Metalle änderten. Diefe Verſuch=
wurden
aber aus Mangel an Mitteln abgebrochen, und ſie reich u gewiß
noch nicht ſo weit, um den Flug der franzüſiſchen Aeroplaue zu beein=
fluſſen
.

[ ][  ][ ]

Nummer 17.

Darmſtädter Tagblatt,/Donnerstag, den 12. Januar 1924.

Seite 2.

Sport, Spiel und Turnen.

Turnen und Sport.
Die Turngemeinbe ſchreibt uns:
Bur Aufklärung an unſere Mitglieder und alle
Turnfreunde!
Der Weg, den unſere Verbandsleitung, der Vorſtand der Deutſchen
Turnerſchaft, uns klar vorgezeichnet hat, iſt beſchritten, die reinliche
Scheidung nahezu durchgefuhrt. Turner, laßt Euch durch Anwürfe
und Einflüſterungen von anderer Seite nicht irreführen. Wir ſtellen
feſt, daß alle unſere Betriebe nach wie vor wohlgeordnet, geleitet durch
erfahrene Fachleute, in derſelben Weiſe wie ſeither weitergeführt werden.
Bei unſerer diesjährigen Hauptverſammlung am 19. Januar werden
wir unſeren Mitgliedern eine mündliche Aufklärung in dieſer Sache
geben. Bei unſerem Uebungsbetrieb pflegen wir das
Turnen für Schüler und Schüleriunen. Bögliuge (Alter 14 bis 17
Jahre), aktive Turner und Männerriege, Frauen (Alter 14 Jahre und
ölter); ferner
Geſundheitsturnen für ältere Herren und Frauen;
Fechten für Fechter und Fechterinnen;
Schwimmen in einer Wettkampfabteilung, durch volkstümliches
Schwimmen; die
Leichtathletik in Winterübungen und Sommerübungen.
Spiele für männliche und weibliche Jugend, Fauſt=, Hand=, Trom=
mel
= und Schlagball: Turner und Turnerinnen.
Dſchiu=Dſchitfu (Selbſtwehr) für Turner und Turnerinnen; das
Wandern für alle Abteilungen, allmonatlich nach vorheriger Be=
kanntgabe
; den
Geſang in einer Singmannſchaft;
Muſik durch die Hauskapelle.
Zur Ausübung der Hallenbetriebe ſtehen gutgeheizte Uebungsräume
mit Umkleide= und Waſchgelegenheiten zur Verfügung. Außzerdem iſt
den Abteilungen durch unſere ſchönen Geſellſchaftsräume in ausgiebi=
gem
Maße Gelegenheit zur Abhaltung von Beratungen und geſelligem
Beiſammenſein geboten. Anfragen und Meldungen um Aufnahue in
die Turngemeinde ſind an die Geſchäftsſtelle zu richten.
Turnen.
Turngeſellſchaft Darmſtadt Vorturnerſchaft.
Am Freitag, den 18. Januar, findet nach dem Turnen eine Turner=
ſchaftsverſammlung
im Kneipſaale des Vereinshauſes ſtatt. Es werden
daher alle aktiven Mitglieder des Vereins, Turner, Turnerinnen ſowie
Zöglinge, gebeten, an dieſem Abend zu erſcheinen. Die Tagesordnung,
Wahl der Turnwarte und Vorturnerſchaft, erfordert, daß Alle, die ſich
aktiv beteiligen, an dieſem Abend anweſend ſind.
Wandern.
Turngemeinde Darmſtadt 1846 (Wanderabteilung).
Wie vor Jahresfriſt zogen auch in dieſem Jahre, und zwar am
13. Januar, eine recht ſtattliche Schar von Turnerinnen und Turnern
zu fröhlicher Winterfahrt in den Taunus, um ſich ſchließlich in Ober=
Urſel mit anderen wanderfreudigen Turnvereinen zu treffen zu einigen
gemütlichen Stunden. Eingehült in ſeinen dicken weißen Pelz fand
die muntere Schar den Taunus, bevölkert von zahlloſen Rodlern und
Skiläufern. Herrliche Bilder tief verſchneiter Bälder wechſelten mit
luſtigen auf den zahlreichen Nodelbahnen. Und mancher Darmſtädter
hätte dort noch lieber mitgemacht als auf Ludwigshöhe und Kirchberg.
So ſah und hörte man es. Lebendig auch gings auf der Saalburg
zu, wo das Muſeum beſonders in Augenſchein genommen wurde.
Und dann hinab nach Ober=Urſel in die gemütliche Halle der dortigen

Turngeſellſchaft, wo ſchon der Kaffe dampfte. Längſt war auch
Turnbruder Gg. Bender, unſer deutſcher Wart für Geiſtesturnen und

Geſang da, und als gar die Turnſchweſtern und Turnbrüder der
Frankfurter Gegend, der Werrera (Wetterau) und der Aſchaffenburger
Gegend eintrafen, da öffneten ſich von ſelbſt die Herzen zu Geſang und
frößlicher Unterhaltung. Turnerlieder und alte Landsknechtslieder er=
klangen
, und herrliche Worte aus erfahrenem Munde ließen erkennen.
daß er noch lebt, der alte deutſche Turnergeiſt der Liebe und Treue, daß
er immer noch tatenfreudig vorwärtsdrängt. Und zur Feierſtunde voll
tiefen Ernſtes wurde das Treffen durch die Worte Dr. Benders. Noch
iſt der Klang von Weimar nicht verklungen; und was es heißt deutſcher
Turner zu ſein, die Turnerjugend möge es ſehen in dieſem Führer, wie
er, trotz grauer Haare, der Feurigſte, der Jüngſte der Anweſenden

war. Durch Arbeit zur Einheit, wie es war, als Jahn ſein Werk zum
Siege führte. So ſei auch heute noch der Sinn des deutſch=turneriſchen
Wirkens: Volk, Vaterland und Deutſchheit. Auch dieſer, ſo echt deut=
ſchen
Turnfahrt werden die Teilnehmer noch lange gedenken.! Freuen
aber werden ſie ſich alle, wenn am Sonntag, anläßlich der Feſtſpielauf=
führung
im Großen Haus des Landestheaters, Dr. Bender einige Stun=
den
in unſerer Mitte weilen wird. In der Vorfreude dieſer Hoffnung
trennte man ſich in Ober=Urſel und langte nach fröhlicher ereignis=
reicher
Fahrt um 10 Uhr wieder in Darmſtadt an.
Vereinbart
wurde in Ober=Urſel, daß zu Sommers Anfang ein Sonnenwendfeuer
auf dem Melibokus die umliegenden Gaue der D. 2. vereinigen ſoll, ſo=
wie
daß die Kreiswinterwanderung im Januar 1925 den Kreis auf
dem Frankenſtein zuſammenführen und in Darſtmadt bei der Z. G. D.
1846 zu ebenſo nachhaltiger Tagung vereinen ſoll.
T.H.
Leichtathletik.
GHeffen, V. ſ. L. Darmſtadt.
Das Vereinsheim befindet ſich zufolge Entgegenkommens des Darm=
ſtädter
Bürgervereins in dem Hauſe Saalbauſtraße 67 hier. Alle Mit=
teilungen
ſind unter der Vereinsanſchrift dorthin zu richten.
Am übernächſten Sonntag v ranſtaltet Heſſen eine Schnltzeljagd.
Näheres wird noch bekannt gegeben. Den Schwimmern iſt es gelungen,
ihren Namensvetter Heſſen=Worms, einen Schwimmſportverein, der
aus denſelben Anläſſen wie Heſſen=Darmſtadt vor über einem Jahre
entſtanden iſt, zu einem Klubwettkampf zu verpflichten, der anfangs F= ds. J8. im Städt. Hallenſchwimmbad hier ſtattfinden wird.
Heſſen=Worms hat ſich im letzten Jahre mächtig entwickelt, und es wird
den jungen Darmſtädter Heſſen nicht leicht gemacht werden, den Zwei=
kampf
zu gewinnen. Nächſte Woche findet die Hauptverſammlung ſtatt;
Näheres wird noch veröffentlicht. Die Schwimmſtunde findet bis auf
weiteres Donnerstags abenbs 348 bis 9 Uhr im Städt. Hallenſchwimm=
bald
ſtatt. Ort und Zeit des Hallentrainings der Leichtathletik ſowvie der
Uebungsſtunde der Turnriege wird nach Regelung bekannt gegeben.
Nächſten Montag, 21. Januar I. J8., abends 8 Uhr, Zuſammenkunſt der
Abteilungsleiter im obenbezeichneten Vereinsheim (kleines Zimmer), Hw.
Fußball.
Spielvereinigung 1921.
Am vergangenen Freitag abend fand in der Reſtauration Wind=
mühle
die dießjährige ordentliche Generalverſammlung der Fuß=
ballabteilung
der Freien Turngemeinde Darm=
ſtadt
ſtatt. Die einzelnen Berichte legten ein glänzendes Zeugnis von
der Arbeitsfreudigkeit der Vorſtandsmitglieder ab. Die Spieltätigkeit
der einzelnen Mannſchaften war rege. Der Vorſtand wurde einſtim=
mig
wiedergewählt. Als beſonders wichtiges Moment iſt der in dieſer
Verſammlung gefaßte 2
vereinigüng 1822 ei
zu nennen, hervorzuheben. Unter dieſem
Namen hofft die Abteilung ihre für dieſes Jahr ſo vielverſprechend
begonnene Splelſaiſon weiterhin erfolgreich fortführen und weiter aus=
zubauen
. Vorwärts immer. rückwärts nimmer ſoll auch im neuen
Jahre der Leitſpruch ſein. Mit einem Appell an die Mitglieder, auch
künftig dem Vorſtand rat= und tatkräftig zur Seite zu ſtehen, wurde die
einmütig verlaufene Verſammlung geſchloſſen. Neuanmeldungen wer=
den
jeden Freitag abend in der in der Reſtauration Windmühle ſtatt=
findenden
Spielerverſammlung entgegengenommen.
V. f. N. Darmſtadt1. F.C. Nürnberg 1. Jgd.=Mannſchaften 0:2 (0:1).
Die 1. Jgd.Mannſchaft des V. f. N., weilté anläßlich des Länder=
kampfes
DeutſchlandOeſterreich als Gaſt bei dem 1. FC. Nürnberg.
Das Spiel ſollte anfänglich vor dem Länderkampf ſtattfinden, mußte
jedoch, da der D.F. B. ſeine Genehmigung verſagte, vormittags 11½ Uhr
auf einem Nebenplatze ſtattfinden. Es hatten ſich zahlreiche Zuſchauer
eingefunden, als die Mannſchaften den Platz betraten. Der Jad.=Leiter des
1. F.C. überreichte uns einen Wimpel als Andenken, und dann begann
das Spiel. Es war ein prachtvoller Kampf, der etwas durch die hohe
Schneedecke beeinträchtigt wurde. In der 1. Halbzeit war Nürnberg
etwas überlegen. V.f. R. verſtand es jedoch, durch rieſigen Eifer und
Begeiſterung ſich dem Gegner gegenüber zu behaupten. Das von Nürn=
berg
eizielte Tor war ein ſcharfer halbhoher Schuß, den der V.f.R.=
Torwächter infolge Hinfallens aus den Händen gleiten ließ. Nach der
Halbzeit durchweg ausgeglichener Kampf. In der 10. Minute erzielte
Nürnberg den 2. Treffer. V. f. R. wird des öfteren gefährlich, jedoch der

Klubtorwächter verſteht jedesmal im letzten Moment durch energiſches
Hinwerfen ſein Tor reinzuhalten. Endergebnis 0:2 für Nürnberg. Für
die 1. Jgd. des V. f. N. ein großer Achtungserfolg, der um ſo höher zu
bewerten iſt, als die Mannſchaft 2840 Minuten ſpielte, während ſie in
Darmſtadt ſtets nur 2830 Minuten ſpielte. Der Klub hatte ſehr ſchvere
Arbeit, um uns zu bekämpfen. Unſere Mannſchaft war voll und ganz
auf der Höhe. Beſonders hervorgehoben muß unſer Torwächter wer=
den
, der glanzvoll arbeitete, ſchwere Bälle hielt und ſich ſo die Zuneigung
und Achtung des Publikums erwarb. Ferner peidenen beſonders ge=
nannt
zu werden: Brohm als Verteidiger, Krämr als Mittel= und Mül=
ler
als linker Läufer. Sie trugen einen Löwenanteil daran, daß der
Klub, der in letzter Beit nur Bombenreſultate erzielte (zum B.iſpiel
gegen den Turnverein Schweinau, deſſen Jad, ungeſchlagen daſtand. 10:0
gewann), nur ſo knapp gegen uns gewinnen konnt.. Trotz der Bahn=
fahrt
während der Nacht war unſere Mannſchaft nicht ermüdet. Der
Schiedsrichter, ein Herr Schwarz vom Klub, leitete einwandfrei.
Unſere Reiſe wickelte ſich ſehr gut ab. Am Sonntag, bei unſereut
Eintreffen, wurden wir von dem Klubvorſtand am Bahnhof abgeholt,
und nach einem kleinen Nundgang an Stuhlfants Weinſtube, dem
Bratwurſt=Gläckle und dem Albrecht=Dürer=Haus vorbei gings mit
der Elektriſchen nach dem Sportplatz Der Zapelsyof. Dort blieben wir
den ganzen Tag im Klubhaus des 1. FC. Nürnberg und wurden auf das
Beſte bewirtet, wie überhaupt die Leitung des Klubs alles tat, um uns
den Aufenthalt dorten ſo angenehn wie möglich zu geſtalten. Wir hatten
unſer eigenes Bimmer, waren ſtändig umgeben von dem Jugendvorſtand
des Klubs, der ſich ſehr um uns bemühte, was unſere Jungens jehr
erfreute und ſie in Nürnberg recht heimiſch machte. Nach unſerem Spiel
wurde ſchnell gemeinſchaftlich das Mittagsmahl eingenommen, und dann
gings zum Treffen Deutſchland-Deſterreich. Unſere Jungens
waren voll von Freude ob dieſes gewaltigen G=ſamtbildes der Platz=
gnlage
des Klubs, auf der die Zuſchauer Kopf an Kopf ſtanden. Von
dem Spiel ſelbſt waren ſie begeiſtert und verti ſten ſich hierin ganz, was
beſonders dadurch zum Ausdruck kam, daß ſie die Leiſtungen der Deut=
ſchen
wie der Oeſternicher ohne Ausnahme mit Beifall belohnten, was
die Mehrheit des Publikums nicht tat, da dieſe für die Deutſchen zu ſehr
eingenommen waren. Nach dem Spiel Einnahme gemeinſamen Abend=
eſſens
, daran anſchließend eine fröhliche Stunde im Klubheim bei Geſang.
Unſer eigenes Vereinslied fand lebhaften Anklang. Wir mußten deu
letzten Vers: Das Spielen, ſa das iſt bekannt von ganz beſondrer Art,
den Wahlſpruch, den man uns genannt, wir haben ihn bewahrt, Mit
frohem Mut in Einigkeit wollen wir durchs Leben zi hen, als
freie. Deutſche Fußball=Leut
wollen wir uns wi derſehen,
wiederholt ſingen, und wurde dieſer j desmal mit Begeiſterung
von den Nürnbergern aufgenommen. Bereits abends um neun
Uhr begaben wir uns zur Nachtruhe ins Hotel. Am Montag wurde dann
Nürnberg beſichtigt. Lebhaftes Intereſſe erweckte auf der Burg die Fol=
terkammer
, in der alle Gegenſtände zur Schau ſtanben, 1 it denen früher
die Menſchen beſtraſt wurden. Es ſeien genannt die Eiſerne Jung=
frau
, Folterſtuhl mit über 200 ſpiten Zaclen Folterwiege und
Folterreiter‟ Einer unſerer Jungens ſagte, als er all dieſe Gegen=
ſtände
ſah: Wenn das heute noch wäre, dann gäbe es lauter brave
Menſchen? Er mag Recht haben. Am Nachmittag verliußen wir Nürn=
berg
zur Heimfahrt, wvo wir am Dienstag früh rintrafen. Unſerer Ju=
geud
werden die beiden Tage unvergeßlich bleiben und in Dankbarkeit
werden ſie ſich ihrer Nürnberger Klubkollegen erinnern.
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für den 18. Januar:
Meiſt bedeckt, ohne Niederſchläge von Bedeutung, kalt.
Gace
Landestheater, Großes Haus, Anfang 7 Uhr, Ende 9½ Uhr ( Son=
dermiete
111 und 180: Die Bohöme‟. Kleines Haus, Anfang 7 Uhr,
Schülermiete blau 2): Was Ihr
Ende 9½4 Uhr (Zuſatzmiete I.
wollt. Drpheum. 734 Uhr: Inkognito. Volkstheater,
8 Uhr:
Krone und Feſſel. Union=, Meſidenz=, Zentral=Theater,
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Hauplcriſtleltung: Rudelf Mauve
Verantwortl für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauv=
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Seite 8.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 17. Januar 1921.

Nummer 17.

SASSSSKSSSKSSSKSSSKSSSRSSR RRRRSSSSSKSSSASSLALSSSKSSSKSSSKSSSSSSLKSSSKSSSKSSSO
388S

Steuer=Randſchaa

2888838SSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSBSSBSSSSSS

*
Zur Reform
der heſſiſchen Gemeindeſteuer.

P. Die Preſſe, die angeſichts der politiſch ſo ereignisvollen
Zeit ihre liebe Not hat, den oft ſo verſchiedenarlig geſtalteten
Wunſohen und Anſchauungen der Leſer raſch, rechtzeit’g und jach=
lich
entſpreiend Rechnung zu tragen, iſt, ſoweit das tle ne Heſſen
in Betracht tommt, bisher ſchweigend an einer Tatſache vordei=
gegaugen
, die im Steuerwefen gerade den zurzeit ſo ſtark belaſte=
ten
gewerblichen Staud ſo recht eigentlich angeht: Die Min ſte=
rien
des Innern und der Finanzeu haben am 27. November 1923
dem Landrag den entwurf eines Geſetzes zur Neuord=
nung
der Gewerbeſteuer nebſt Begrünoung zur ver=
faſſungsmußigen
Beratung und Beſchlußfaſſung ubermittelt.
Ohne der u. E. dringend gebotenen Stellungnahme
der Intereſſentenkreiſe irgend vorgreiſen zu wollen,
halten wir es für unſere Pflicht, auch unſererſeits zur Frage der
Gewerbeſteuerreform in Heſſen Stellung zu nehmen, was in
dieſem und folgenden Artiteln geſchehen ſoll.
Als 1920 bei der Reichsfinanzreform im Landesſteuergeſetz
die Zuſtändigkeit von Reich, Lanoern und Gemeinden für die
Erhebung der verſchiedenen Steuern neu geregelt wurde, blieb
die Gewerbeſteuer den Ländern vorbehalten. Die Landesge etz=
gebung
hatte darüber zu entſcheiden, ob und in welchem Um=
fange
dieſe Steuerquelle den Gemeinden zu überlaſſen war. Zu=
nächſt
blieb es alſo bei dem bisherigen Zuſtand, ſoweit nicht
die Länder eine geſetzliche Neuregelung der Materie vornahmen.
Zum Teil im Zuſammenhang mit den Ausführungsgeſetzen zum
Landesſteuergeſetz ging man alsbald an dieſe Reform heran.
So 1920 in Heſſen und Mecklenburg=Schwerin, 1921 in Baden,
Bayzern, Thüringen und Sachſen, 1922 in Württemberg (bezüglich
Württembergs vgl. man die Aufſätze in den Nr. 48, 55, 83 der
Steuerrundſchau des Tagblatts von 1923). In Preußen hat
ſich die Reform ſeither verzögert, worüber Dr. Lange, Haupt=
ſteuerdirektor
der Stadt Verlin, in einem der Tagung des Ver=
eins
für Kommunalwirtſchaft und Kommunalpolitik E. V. am
6. April 1923 in Breslau erſtatteten Bericht eingehend Mit=
teilung
gemacht hat. Wir werden dieſes in Nr. 9 der 3. für
Komm=V. vom 10. Mai 1923 zum Abdruck gelangte Referat
im Verfolg dieſes und der nachfolgenden Artikel noch öſter anzu=
führen
Gelegenheit nehmen müſſen.
Lauge bemerkt einleitend (S. 223 der genannten 3.): Ueber=
blickt
man die Verhältniſſe im Deutſchen Reiche, ſo gibt es wohl
kine Steuerart, die in ihrer Regelung in den verſchiedenen Län=
dern
und zum Teil auch innerhalb der Länder wieder bei den
berſchiedenen Gemeinden eine ſolche Buntſcheckigkeit aufweiſt,
wie gerade die Gewerbeſteuer, ſowohl was den Kreis der Steuer=
pflicht
und die Beſteuerungsmerkmale, als auch die Höhe der
Steuer und die Art der Veranlagung und Erhebung anlangt.
Es iſt darum verſtändlich, wenn Vertreter von Hardel und In=
duſtrie
die Forderung erhoben haben, die Gewerbeſteuer der
autonomen Regelung durch Länder und Gemeinden zu entziehen
und eine einheitliche Reichsgewerbeſteuer, einzu=
führen
, wobei die Frage offen gelaſſen wurde, ob deren Erträge
dem Reiche den Ländern oder den Gemeinden zufließen ſollten.
Nachdem Lange die Gründe pro und sontra hinſihtlich der Ein=
führung
ſolcher Steuer erörtert, bemerkt er: Was aber ganz
beſonders entſcheidend vom Standpunkt der jetzigen Steuergläu=
biger
gegen eine Reichsgewerbeſteuer ſpricht, iſt die
Tatſache, daß damit den Ländern und insbeſondere den Gemein=
den
die Möglichkeit genommen würde, dieſe Steuerquelle nach
den jeweiligen örtlichen Verhältniſſen auszugeſtalten. Eine der=
artige
Ausgeſtaltung ermöglicht nicht zuletzt eine intenſivere Aus=
ſchöpfung
der Steuerquelle, als es eine ſchematiſche Reichsſteuer
vermag. Die Behauptung der Vertretungen von Handel und
Gewerbe, daß durch die unterſchiedliche Belaſtung in den ver=
ſchiedenen
Orten die Konkurrenzfähigkeit der Gewerbebetriebe
beeinträchtigt werde, iſt gerade in der heutigen Zeit nicht durch=
ſchlagend
. Die Gewerbeſteuer bildet ſelbſt dort, wo ſie ſcharf an=
geſpannt
iſt, in dem unkoſtenetat eines Gewerbebetriebs eine
zwar nicht unerhebliche, aber doch keine entſcheidende Rolle. Die
Behauptungen, betr. eine Ueberlaſtung der Betriebe durch die
Gewerbeſteuer und die Gefahr einer Erdroſſelung der Betriebe.
ſtellen ſtarke Uebertreibungen dar, auf die noch zurückzukommen
iſt. Von ganz anderer Bedeutung für die Frage der Konkur=
renzfähigkeit
zweier Firmen in verſchiedenen Orten ſind die heu=
tigen
Frachten, die Ausgaben für Gehälter und Löhne uſw. Letz=
ten
Endes haben doch gerade die Länder und Gemeinden das
größte Intereſſe daran, daß die Gewerbebetriebe in ihrem Be=
reich
konkurrenzfähig bleiben, da ſie andernfalls die Steuerkraſt
dieſer Firmen zum eigenen Nachteil ſchwächen würden.
Die Nachkrigszeit hat für Länder und Gemeinden große
Einſchränkungen ihrer Finanzhobeit gebracht. Es iſt nur narür=
lich
, daß ſie ſich gegen eine weitere Beſchränkung ihrer Nechte
wehren, wenn nicht überragende Intereſſen der allgemeinen
Wirtſchaft derartige Einſchränkungen notwendig wachen. Dieſe
Vorausſetzung trifft bei der Gewerbeſteuer jedenfalls nicht zu.
Hier haben beute auch die Gemeinden in verſchiedenen Ländern
noch das Recht weitgehender Autonomie. Ihre Abwehr gegen

deren weitere Beſchränkung ſtützt ſich nicht lediglich auf den
Wunſch, ſich den Akeſt von Selbſtandigteit, der der Seibſwerwal=
tung
geblieben iſt, zu erhalten, ſondern auf die Ueberzeugung,
daß die autonome Regelung gerade der Gewerbeſteuer nach den
örtlichen Verhältniſſen heute jedenfalls auch am zweckmäßig=
ſten
iſt. Vom Standpunkt einer möglichſten Vereinfachung und
Verbilligung unſerer ganzen Steuergeſetzzebung bleibt es ein
Zulunftsideal, daß die ganze Gewerbeſteuer einmal mit der Ein=
kommenſteuer
und Vermögensſteuer verſchmolzen wird. M. E.
würden dann zwei große Steuern genügen: die Einkommen=
ſteuer
, ergänzt durch die Vermögensſteuer, und die Umſatzſteuer.
Den Bedürfniſſen der Gemeinden würde durch ein örtliches Zu=
ſchlagsrecht
Rechnung zu tragen ſein. Zurzeit ſprechen gegen
dieſe Löſung aber zwingende außen= und innenpolitiſche Gründe,
auf die näher einzugehen ich mir verſagen muß.
Die Gewerbeſteuer ſoll nach wie vor den Ländern vorbehal=
ten
bleiben. Somit ſteht im gegenwärtigen Augenblick jeden=
falls
eine Neform in Geſtalt einer Reichsgewerbeſteuer
nicht mehr ernſtlich zur Hebatte.
Kehren wir nun zum vorliegenden heſſiſchen Entwurf zurück.
Die ihm beigegebeue Allgemeine Begrundung holt in einem
hiſtoriſchen Ruckblick weit aus: Wir werden belehrt, daß die
Legislative in Heſſen auf dieſem Gebiete bis auf das Jahr 1827
zurückgeht. Nach dem Grundgedauken des Gefetzes vom 16. Juni
1827, das durch Geſetze vom 24. Dezember 1860 und 8. Juli 1884
Aenderungen erfuhr, war die Steuer als eine ſolche gedacht, die
den Ertrag der einzelnen Gewerbde treffen ſollte nach Anglogie
und mit verhältnismaßig gleicher Belaſtung wie die Grund=
ſteuer
. Sie nahm aber nicht auf den Ertrag des einzelnen
Gewerbebetriebs Rückſicht, und ſie wurde nicht nach die=
ſem
Ertrag bemeſſen, ſondern ging von mittleren
Erträgen für alle Gewerbe oder vielmehr Gruppen
von Gewerben aus und geſtattete eine Berückſichtigung der
Verhältniſſe des einzelnen Falles nur durch die Vorſchrift der
Bildung beſonderer Zuſätze und jener aus dem mittleren Er=
trag
entnommenen Grundlage der Beſteuerung, in denen der Um=
fang
des Gewerbebetriebs in dem beſonderen Falle zum Aus=
druck
kam. Alle Gewerbe wurden nach der Einträglichkeit, die
das Geſetz ihnen zuſchrieb, in 7 Klaſſen eingeteilt und für jede
Klaſſe teilweiſe noch verſchieden nach der Größe der Orte
ein ſogen, fixes Steuerkapital feſtgeſetzt, das eben nach der ver=
muteten
durchſchnittlichen Einträglichkeit der Gewerbe dieſer
Klaſſe bemeſſen war und jedem dieſer Gewerbe bei der gewerb=
lichen
Steuerveranlagung in Anſatz zu bringen war: außerdem
aber wurde dieſem fixen Steuerkapital noch ein verhältnismäßi=
ger
Zuſatz, und zwar bei einzelnen Gewerben je nach der An=
zahl
der Gehilfen, bei anderen nach dem ſogen. Mietwert des Ge=
werbelokals
, und wiederum bei anderen nach beiden Meikmalen
beigefügt, von denen der erſtere einen beſtimmten Teil des firen
Steuerkapitals darſtellte, der letztere aber aus dem Grundſteuer=
kapital
, das für die Gewerbslokalitäten in Anſatz ſtand, abge=
leitet
wurde. Ausnahmsweiſe wurde bei, dem Bankier=
gewerbe
auch das Betriebskapital mit in Rückſicht ge=
zogen
und das Gewerbe deshalb nach beſonderen Sätzen veran=
lagt
. Endlich konnte für einen Teil der Gewerbe der 4 unterſten
Klaſſen eine Ermäßigung der Steuerkapitalien eintreten, wenn
die tauifmäßige Beſteuerung im Verhältnis zu dem gewerblichen
Einkommen allzu belaſtend war, und es blieben die Gewerbe
der 7. Klaſſe ganz ſteuerfrei, wenn ſie ohns Gehilfen betrieben
wurden.
Daß das vorſtehend kurz geſchilderte Gewerbeſteuerſyſtem
bei dem bedeutenden Aufſchwung von Handel und Gewerbe ſeit
den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts Mängel aufwies,
rurde ſchon beim Erlaß des 1884er=Geſetzes im Latdtag vor=
gcbracht
; man rügte damals u. g. insbeſondere, daß es das im
Gewerbearbeitende Betriebskapital völlig außer
Achtlaſſe, nahm das Geſetz aber trotzdem, weil einige Verbeſſe=
rungen
enthaltend, an. Einem Erſuchen, auch die Heranziehung
des Betriebskapitals als weiteren Faktor bei Bildung der Ge=
werbeſteuerkapitalien
zu erwägen, entſprach die Regierung in
einem Geſetzentwurf vom Dezember 1892, der eine Berückſich=
tigung
des Reinertrags aus dem Betriebskapital bei Bildung
der Gewerbeſteuerkapitalien vorſah. Dieſer Modus ſchien dem
Finanzausſchuſſe der Zweiten Kammer nicht weitgehend genus,
der Gefetzentwurf wurde nicht verabſchiedet.
Bis zur Steuerreformgeſetzgebung 1899 erfolgte die Veran=
lagung
der Gemeindeumlagen (Gu.) und damit der Gemeinde=
gewerbeſteuer
auf der gleichen Grundlage wie die der direkten
Staatsſtenern. Die Veranlagung der Gemeindegewerbeſteuer
auf Grund des Guß. vom 8. Juli 1911 erfolgte erſtmals für das
Steuerjahr 1913.
Nachdem infolge Uebergangs der Steuerhoheit auf das
Reich die Haupteinnahmequellen: Einkommen= und Ver=
mögensſteuer
, dem Lande entzogen wurden, ſah ſich dieſes ge=
nötigt
, vom Neujahr 1920 ab Zuſchläge zur Gemeindegewerbe=
ſteuer
in gleicher Weiſe wie zur Gemeindegrundſteuer zu er=
heben
. Dieſe Art der Regelung in 1920 nur als vorüber=
gehend
angeſehen kann für die Dauer nicht befriedigen. Die
Gemeinden können nach Art. 16 GuG. durch Ortsſatzung beſtim=
men
, daß die Gewerbeſtener von den eigentlichen Gewerbebetrie=
ben
nicht nach dem Maßſtabe der Art. 9 12, ſondern nach ande=

ren Merkmalen für den Umfang des Betriebs zu bemeſſen iſt.
Da die ſtaatliche Cewerbeſteuer für das gauze Land einheit ich
zu erheben iſt, mußte die Ausſchlagsgrundlage ſeither in jeder
Gemeinde die gleiche ſein, ſo daß die Gemeinden von der ihnen
zuſtehenden Befugnis, die Gewerbeſteuer nach anderen Merk=
malen
zu erheben, tatſächlich keinen Gebrauch machen konnten.
Bei der ungünſtigen Finanzlage kann aber der
Staat zurzeit auf die Gewerbeſteuer nicht ver=
zichten
, und es empſiehlt ſich, zu dem früheren Syſtem
zurückzukehren und die Gewerbeſteuer an erſter
Stelle als Staatsſteuer in Anſpruch zu nehmen,
wie das in faſt allen größeren Ländern der Fall iſt, nachdem
ſich die Notwendigkeit zu umfaſſenden Aenderungen der derzeit
gültigen Beſtimmungen, ſoweit ſie die Gewerbeſteuer betreffen,
ergeben hat. Durch Abänderung des GliG, oder in beonderem
Geſetze wird den Gemeinden die Ermächtigung zu geben ſein,
zur ſtaatlichen Gewerbeſteuer Zuſchläge zu erheben oder auf
Grund einer Ortsſatzung die Beſteuerung ſelbſtändig zu regeln.

Aufheben!

Ausſchneiden!

Das Amfatzſteuergeſetz

iſt in der 2. Notverordnung in weſentlichen Punkten abgeändert
worden.
Steuerfrei ſind: 8 2. Nr. 1e, Umſätze in das Ausland,
wenn die Beſtimmungen des Reichsrats über die Sicherſtellung
der Herkunſt und der Beſtimmung der Gegenſtände innegehalten
werden und nicht in dieſem Geſetz (823, Abſ. 1. Nr. 5: Ver=
bringung
von Originalwerken der Plaſtik, Malerei und Graphik,
von Antiquitäten uſw. ins Ausland) ein anderes beſtimmt iſt.
Die Lieferung an den ausführenden Unternehmer gilt auch
dann nicht als Umſatz ins Ausland, wenn der Lieferer im eige=
nen
oder fremden Namen unmittelbar in das Ausland verſen=
det
(trat am 1. Januar in Kraft).
8 4, der durch die Novelle vom 8. April 1922 geſtrichen war,
wird nun mit nachfolgendem Inhalt eingefügt: Erbringt ein
Unternehmer den Nachweis, daß er von ihm ausgeführte Gegen=
ſtände
im Inland erworben oder in das Inland eingeführt hat,
und daß die Lieferung an ihn der Steuerpflicht unterlag, ſo ver=
gütet
ihm die Steuerſtelle zum Ausgleich hierfür einen Hundert=
ſatz
des vereinnahmten oder vereinbarten Kaufpreiſes, je nach=
dem
die Lieferung an ihn der allgemeinen oder der erhöhten
umſatzſteuer unterlegen hat. Die näheren Beſtimmungen über
Höhe der Vergütung und das Verfahren erläßt der Reichs=
finanzminiſter
mit reichsrätlicher Zuſtimmung. 8 192 iſt ge=
ſtrichen
.
8 25 erhält einen Zuſatz, wonach der Reichsfinanzminiſter
ermächtigt iſt, den bezüglich der Beherbergungsſteuer
in Nr. 1 angegebenen Vetrag nach Maßgabe der Geldentwer=
tung
mit reichsrätlicher Zuſtimmung anderweit feſtzuſetzen.
Die Anzeigenſteuer (8 26) ermäßigt ſich bei Zeitungen
und Zeitſchriſten von den erſten 1000 Goldmark des innerhalb
eines Kalenderquartals vereinnahmten Entgelts auf ½4 b. H.,
von den nächſten 1000 Goldmark des innerhalb ſolchen Quar=
tals
vereinnahmten Entgelts auf 1 v. H., von den nächſten 1000
Goldmark des im gleichen Zeitraum vereinnahmten Entgelts
auf 1½ v. H.
Die darüber hinausgehenden Beträge des innerhalb eines
Kalenderquartals vereinnahmten Entgelts unterliegen der Um=
ſatzſteuer
in Höhe von 2 Proz. Gibt der Steuerpflichtige meh=
rere
Zeitungen oder Zeitſchriften heraus, ſo iſt für die etwaige
Ermäßigung jede Zeitung und jede Zeitſchrift ſelbſtändig zu
behandeln. Im übrigen kann hier auf die amtliche Mitteilung
in Nr. 5 verwieſen werden. Auf eine Uebergangsbe=
ſtimmung
ſei aber noch zum Schluſſe aufmerkſam gemacht. Iſt
eine Steuer für eine Lieferung oder ſonſtige Leiſtung zu ent=
richten
, die nach den bisherigen Vorſchriften einem niedrigeren
Satze unterlag, ſo richtet ſich die Höhe des Steuerſatzes nur dann
nach § 2 (2½ Prozent des Eutgelts), wenn ſowohl die Verein=
nahmung
als auch die Lieferung oder ſonſtige Leiſtung nach
dem 31. Dezember 1923 liegen. Dieſe Vorſchrift tritt mit
dem 31. Dezember 1924 außer Kraſt.

* Steuerliche Nachteile unvollſtändiger Buchführung enthüllt
eine RF.=hofentſcheidung vom 19. Sept. 1923: Ein Land=
wirt
war vom Finanzamt entgegen ſeiner auf Verluſt lauten=
den
Deklaration nach einem bedeutenden Reineinkommen zur
Einkommenſteuer veranlagt worden. Das Finanzamt war zur
Veranlagung im Wege der Schätzung gekommen. Der Pflichtige
berief ſich auf ſeine Bücher. Nach den tatſächlichen Feſtſtellungen
beſtanden im Fragefalle erbebliche Bedenken gegen ſach=
liche
Richtigkeit der Bücher. Beim in Frage ſtehend en
Betriebe handele es ſich um einen landwirtſchaftlichen Muſier=
betrieb
von hoher Kultur; es ſei nicht glaubhaft, daß ſolcher mit
Verluſt abſchließen ſollte.! Da zudem erhebliche Mängel in der
Buchführung feſtgeſtellt ſtien, ſei die Steuerbehörde nach 8 210
Abf. 2 R.Abg O. berechtigt, zu ſchätzen, ohne ſich auf vereinzete
anderweitige Angaben und Aufklärungen des Reklamanten ein=
zulaſſen
und dieſe als Unterlage für die Beſteuerung zu benutzen.

Die glückliche Gebust
ihres zwreiten Töebter=
cheas
zeigen in dank-
barer
Freude an

Wilhelm Pusch und Frau
Elisabeth, geb. Cazaré-Pabst

Darmstadt, 15. Januar 1924
Heidelbergerste. 134
(e1330

Luty Müller-Hiokler
Ruth Müller-Hickler

8eb Liefer
VERMAHLTE

Merzig a. Saar
14. Januar 1924

Arft 9

Todes=Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es
gefallen, meine liebe Frau, unſere
gute Mutter Schweſter, Schwä=
gerin
und Tante
Frau

Todes=Anzeige.

Gott dem Allmächtigen hat es

gefallen, unſeren lieben Sohn,

Bruder, Schwager und Onkel

Lena Doderer

geb. Dürr
nach kurzem, ſchwerem Leiden
im Alter von 35 Jahren zu ſich
in die Ewigkeit abzurufen.
Die trauernden Hlnterbllebenen:
Emil Doderer nebſt Kind
Familie Jakob Franz
Familie Chriſtian Guthier
Familie 9tto Moos
Familie Helene Klein Wwe.
Die Beerdigung findet Freitag
vormi.tag 11 Uhr auf dem Wald=
frirdhof
ſtat. (*1400

1s6
Ainy Taym!

nach langem ſchweren mit großer
Geduld ertragenem Leiden im
Alter von 21 Jahren zu ſich zu
nehmen.
In tiefer Trauer:

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[ ][  ][ ]

Nummer 12.

Da mdädter Tagblatt, Donnerstag, den 13. Januar 1924.

Seite 9.

Hans Peter Kromm der Lebendige.
Eine Geſchichte von Ufer zu Ufer
von Fohanna Wolff.
(Nachbrud verboten.)
221
Als Dunnerklags Herta, das Pſerdichen, ein wenig verſchnau=
fen
ließ, brach für den Augenblick die Sonne durch’s Gewölk
Das ganze Gelände funkelte und ſchimmerte, an den Blüten
hing’s wie viel tauſend Edelgeſtein. Die jungen Birken und
Kiefern am Wege waren mit Perlen überſtreut und lauter kleine
Regenbogen darin.
Peterle ſchälte ſich aus ſeinem Sack und ſtrebte zur Erde,
Dunnerklags wollte ihm wehren: Aber das Pferdchen hat’s doch
auch getan! rief der Bube entrüſtet und verfügte ſich ein Stück=
chen
hinter den Wagen. Da ſchmunzelte Kläschen, daran hatte er
nicht gedacht!
UInd weiter ging’s. Hertas Fell feuchtete ſich, Peterle wurde
ſtill und lehnte ſeine kleine Geſtalt ſchwerer gegen den fahren=
den
Dunnerklaas!
Schwveigend ließ Merete das Gelände an ſich vorbeiziehen.
Ihr kam’s vor, als hätte ſich die Gegend nicht verändert, ſeit ſi=
dieſen
Weg geſehen damals, vor beinahe zſpölf Jahren.
Unſere Grenze. Das Knechtlein deutete mit der erhobenen
Peitſche vor ſich auf das dunkel niederſteigende Land. Plötzlich
ſtand, veſteckt in grüner Wildnis, ein Haus anders war’s
als die Häuſer der Haideleute, vorn mit einer viel höheren
Mauer umgeben, und auch der kleine Garten war abwehrent
eingeſchloſſen.
Merete ſtreckte fragend die Hand auts.
Hat ſich da einer angekauft, brummte Dunnerklags, iy4
ein ſtädtiſcher Malmann ſein. Der vom Grundhof brauchte Geld
und hat ihm den Platz abgelaſſen. Kläschen ſpuckte weit aus
in den Wind. Hüh! Das Pferd griff aus.
Eine halbe Stunde weiter tauchte eine dunkle Baumgruppe
auf, uralter Beſtand von mächtigen Eichen und Rüſtern. Seit=
wärts
lief ein etwas vernachläſſigter Fahrdamm entlaug, das
mochte wohl eine alte Straße geweſen ſein; die weiten Flächen
unten, lang und breit, waren mit Röhricht und vereinzelten
Weiden beſtanden; blanke Waſſerſtellen glänzten auf, bedeckt mit
weißen und gelblichen Mummeln. Hat’s geſchneit? fragte
Peterl. Es waren die kleinen weißen Wollblümchen zu
Tauſenden.
Man fuhr über ein halbzerbrochenes, völlig übermooſtes
Wehr; vertrübtes Moorwaſſer rann in einem verwachſenen
(Braben ſehr langſam niederwärts; dann lenkte Dunnerklags in
einen ſeltſam Grau in Grau daliegenden Hof hinein. Es war
die Sonnenmühle.
Der Wagen hielt vor einem ſtrohgedeckten Gebäude, deſſen
Dach recht ſchadhaft zu ſein ſchien. Oben an einem der kleinen
Fenſter drängte ſich ein altes Frauengeſicht ganz nahe ans Glas
und beobachtete die Ausſteigenden. Merete warf einen ſchnellen

Blick umher; ſo hatte ſie das Geweſe allerdings nicht in Erinne=
rung
! Feſter faßte ſie ihres Kindes Hand und trat mit ihm unter
das Dach, das ihr fortan Schutz und Schirm bieten ſollte. Etwas
Tröſtliches hatte ſie wahrgenommen: den hohen und breitäſtigen
Ilexbuſch! Der ſtand dicht an der Mauer und trug große Tupfen
roter Beeren, die ſaßen in dem dunklen Gezweig wie Lachen.
War ſie nicht hergekommen, willig und bereit, ihre roten Freu=
denbeeren
aus düſterem und ſtachligem Gebüſch herauszuholen?
Antje und Brigitte im Sonntagszeug kamen herzugelaufen.
Sie wparen Haidjerblut und machten wenig Worte, doch als dazu=
gehörig
reichten ſie den Kommenden die Hand: Walt’s Gott!
jagten ſie beide.
Ein wunderlich Haus war’s, in das Mutter und Kind getre=
ten
. Unten lag eine runde, fehr dämmrige Diele mit drei ſchma=
len
, bleigefaßten Fenſtern; aules ſah von Alter und Rauch ſchwärz
lich aus. Die Türen gingen nach allen Seiten. Am Gebält ent=
lang
lief kunſtreiches Schnitzwerk, das einmal bunt ausgemalt
geweſen, jetzt war’s von Jahren und Nauch unſichtlich ein
gedunkelt.
Uleber der Diele lag eine geräumige Wohnſtube, die hatte
zwei ſehr dicht zuſammengerückte Fenſterchen nach Süden und
zwei nach Weſten. Die Balken der niedrigen Decke mochten eben=
falls
bemart geweſen ſein, hier und da ſchaute noch eine Ranke
oder ein Fruchtſtück aus dem Schwarzbräunlichen, ſonft aber
ließen die Wände nur das nackte Fachwerk ſehn. Ju einzelne
Felder geteilt, hatte man ſie mit wunderlich geformten Find=
lingen
und ziervollen Muſchelu ausgelegt
An der längeren Wand ſtaud ein grüner Kachelofen von alter
getürmter Form, er trug eine Krönung von Trauben und hatte
um die Mitte herum einen Schmuabehang von gehämmerten
Kupferplatten. Das Seltſamſte an dieſem Wohnraum aber ſchien
eine Art Glasſchiebewand, die das Zimmer in zwei Hälften teilte.
In dem Abteil ohne Oſen hauſte Ottchen, die Große, die es
immer ſehr heiß im Blute hätte, in dem andern Euchen, die
Kleine, deren zartes Körperchen fortwährend fröſtelte. Ottchen
mit ihrer Leibeslaſt fühlte ſich nur bei weit offenem Fenſter wohl,
bei Euchen wurde ſelten gelüftet, ſie hielt alle Wärme ängſtlich
zuſammen und hatte auch im Sommer noch einen heißen Stein
unter den Füßen.
Ottchen oder Ottilie ging ſtark in die Sechzig hinein; ein
langes Herzübel hatte ihrem großen Körper eine maſſige Schwere
gegeben. Auf dem verhältnismaßig kleinen Kopfe trug ſie ein
ſehr dünnes dunkles Zöpfchen hochgeſteckt, das war in ihrem
grauen Vorderſcheitel anzuſehen wie ein. Bogelneſt. Wenn ſie
nach Luſt jappte, wuppte es, als wollten da oben die Jungen
ausfliegen. Der helläugige Hans Peter ſchaute darauf hin wie
gebannt, die Mutter ängſtigte ſich, er könne eine ſeiner tieffinni=
gen
Bemerkungen machen und es von vornherein mit der Großi,
die wirtete, verderben. Euchen war ein kleines, zartes Jüngfer=
chen
, unentwickelt gleich einem Kinde von zwölf Jahren, mit
blaſſem Geſichtchen und einem langen weißgrauen Zopf, der
unten von einer leuchtend blauen Schleife gehalten wurde.

Euchen war immer ſo geſpeſen, ſagten die Leute. Eine krank=
hafte
Anlage mochte von Geburt an vorhanden geweſen ſein;
ein böfes Scharlachfieber hatte ſie verſtärkt, das zarte Kind war
ſchwverhörig geworden und zurückgeblieben an Körper und Geiſt.
An Abhilfe dachte niemand, das war einmal ſo und man nahnt
es hin.
Und wie ein Kind wurde Euchen und Ottchen behandelt ud
ſo gut es anging verſorgt. Umſtände wurden nicht mit ihr ge=
macht
. Sie mußte viel allein ſitzen; doch ſie ſaß warm und weich
in dem alten Großvaterſtuhl beim Oſen, und ihre kleinen Füße
ſteckten Sommer und Winter in einem pelzigen Fußſack mit
heißem Stein.
Der Hausrat, groß und ſchwer, war durch mehrere Geſchlech=
ter
in Gebrauch geweſen; wo ſpäter ein Stück hinzugekommen,
nahm es ſich neben dem alten wie ein Spielzeug aus.
Vom Wohnhaus führte ein gedeckter, jetzt halb zerfallener
Gang in die Mühle hinüber; aber ſchon bei Meretens Kinder=
beſuch
ſtand das Rad ſtill, geborſten und übermooſt hing’s in
Geſtell. Der Schlüſſel zum Gang ſieckte zwar im Schloß, doch
er duar eingeroſtet; lange mochte es her ſein, daß Menſchenfüße
über dieſe Bretter geſchritten. Unten im Grunde ſtanden noch
Pfähle, am zerbrochenen Gatter hingen Kettenenden, und aus
der Hügelrichtung her rann die kleine Bilſe, ein Wäſſerlein, das
früher im waldreicheren Gelände ſtärker geteſen fein ſollte. Ein
Schweres, Stilles, Totes lag über dem einſt blühenden Sonnen=
hof
. Düſtermöhl ſagte der Voltsmund.
Lind Dunkelheit und Düſternis warfen auc die alten Eichen
und Rüſtern; ihre mächtigen Kronen griffen oben ineinander, ihr
Schatten auf Hof und Haus, war ſo tief geworden, daß nur
wvenige lichte Sonnenkringel ihren Weg fanden auf den dunkel=
grünen
Moosteppich, der dick und weich geworden vor Alter und
Feuchtigkeit. Hier ſtand auch der alte Ziehbrunnen mit einer
langen ſteinernen Tränke für das Vieh.
Der ſchmale Vorgarten war durch eine niedrige Steinmauer
abgegrenzt von der Haidefläche, die gleich dahinter ihren Anfang
nahm. Dort gedieh nur der herrliche Ilex und etliche ſteile
Wacholberbüſche. Die Steine bröckelten aus der Mauer; Dunner=
klags
fügte ſie heimlich wieder ein, denn Ottchen erlaubte nicht,
daß gebaut und gebeſſert wurde. Es ſollte alles, ſo bleiben.
Ottchen hatte nicht viel Worte gemacht, als ſie Merete und
das Kind zu Geſicht bekommen. Gut, daß Ihr da ſeid, jappte
ſie, mit mir iſt’s vorbei
Als Merete herzutrat, ſie zu ſtützen, ſah die Alte ihr ſcharf
ins Geſicht: Du haſt wohl eine gute Hand, wenn nur auch das
Herz gut wäre, und ſie reckte ihren Stock, um mit der Krücke
Peterle zu ſich heranzuholen. Der aber ließ ſich nicht ſo einfan=
gen
, ſondern faßte ſo herzhaft den Griff, daß die Großi loslaſſen
mußte; eingehend unterſuchte er die blitzblanke Handhabe,
Komm her, ſagte Ottchen, komm hier dicht heran. Da
ſtellte er ſich mit dem Stock in der Hand vor ſie hin, denn Furcht
kannte er nicht.
(Fortſetzung folgt.)

ſolauge der Porrat reicht:
pro Stüd
Arbeiter=Makkohemden . . GM. 2.50
Wollgem. Herrenhemden . 3.45
Unterhoſen
. . 2.65

unterlacken . . 2.70
Biberhemden".
.. . 3.75
Jutterunterhoſen
4.00
Herrez=Einſatzhemden
3.30
Kinderſchlupfhoſen, gefüttert 1.75
Herrenfocken, Paar 1.50, 1.20, 0.80, 0.50
Reinwoll. Kinder= und Dawenſtrümpfe
estta billig.

(ueben Wetzgen Hein), G5780

Argust Zawäns
Wt
(81a)
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Fräulein
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wandert
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[ ][  ][ ]

Darmſtädter Tagblatt

12. Januar 1924 Nr. 17

Handel und Wandel in Heſſen.
* Weis u. Cv., Schuhfabrik A.G. in Gonſenheim bei
Mainz. Laut Handelsregiſtereintragung iſt Gegenſtand des neu=
gegründeten
Unternehmens die Herſtellung von Schuhwaren und Artikeln
der Lederwirtſchaft, ſowie der Handel mit dieſen Gegenſtänden. Die
Geſellſchaft iſt berechtigt, ſich an Unternehmungen gleicher Art zu beteili=
gen
oder ſolche zu übernehmen und Zweigniederlaſſungen zu errichten.
Das Grundkapital beträgt 33 Millionen Mk. Die Gründer der Geſell=
ſchaft
, die ſämtliche Aktien übernommen haben, ſind Fabrikant Hans
von Reeken, deſſen Ehefrau Jenny geb. Köhler, beide in Mainz, Fabri=
kant
Emil Weis in Weiſenau, Fabrikant Karl Friedrich Weis in Wies=
baden
und Fabrikant Ludwig Weis in Wiesbaden. Vorſtand der Geſell=
ſchaft
iſt Fabrikant Haus von Reeken in Mainz. Den Aufſichtsrat bil=
den
: Karl Friedrich Weis, Fabrikant in Wiesbaden. Ludwig Weis,
Fabrikant in Wiesbaden, und Emil Weis, Fabrikant in Weiſenau.
Beer, Sondheimer u. Co., Erz= und Eiſenabtei=
lung
, Duisburg, G. m. b. H., Zweigniederlaſſung
Mainz. Der Handelsregiſtereintragung vom 10. Januar zufolge hat
genonnte Geſellſchaft in Mainz eine Zweigniederlaſſung errichtet. Der
Hauptſitz der Geſellſchaft iſt in Duisburg. Gegenſtand des Unternehmens
iſt der kommiſſionsweiſe Vertrieb von allen für die Hochofeninduſtrie,
Stahlwerke und Schwvefelſäurefabrikation in Rheinland und Weſtfalen
in Betracht kommenden Artikeln, wie Teer, Abbrände, Legierungen und
Schwefelkies jeder Art für die Firma Beer, Sondheimer u. Co., Frank=
furt
a. M
Geſchäftsführer der Geſellſchaft iſt Hugo Tiemann, Kauf=
mann
in Duisburg.
* F. Beckhardt, G. m. b. H. in Wallertheim. Gegenſtand
des neuegründeten Unternehmens iſt der Handel mit Lebensmitteln,
Kurzwaren, Tabak und ſonſtigen Rauchwaren, Gebrauchsartikeln, Fahr=
rödern
und Haushaltungsgegenſtänden. Das Stammkapital der Geſell=
ſchaft
beträgt 4,25 Mill. Mk.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
* Eine Ueberſicht über die Geldbewegung bei der
Reichshauptkaſſe vom 1. bis 10. Januar zeigt, daß in dieſer
Dekade zum erſten Male ſeit langer Zeit wieder ein Ueberſchuß der
Einzahlungen über die Auszahlungen beſtand, und zwar in Höhe von
36 Trillionen Papiermark. Der tägliche Ueberſchuß beträgt 4,5 gegen=
über
einem täglichen Zuſchußbedarf von 10,5 Trillionen Papiermark in
der Vordekade. Der in der Berichtsdekade nachgewieſene Ueberſchuß
ſtellt etwa den dritten Teil der in der folgenden Dekade fällig werden=
den
Beſoldungszahlungen und Steuerüberweiſungen an die Länder dau.
Vom Einzelhandel. Wie wir hören, tagte der Hauptaus=
ſchuß
des Deutſchen Einzelhandels ſoeben unter faſt reſtloſer Beteiligung
ſeiner Reichs=, Fach= und Landesverbände. Die neuen Steuerverord=
nungen
forderten die Kritik der Tagung heraus, unter ihnen beſonders
die Beſtimmungen über die Vorauszahlungen zur Einkommenſteuer. Die
Verwaltung des Einzelhandels hält die ſchematiſche Relation zum Um=
ſatze
, die die beſonderen Verhältniſſe der einzelnen Wirtſchaftsgruppen
unberückſichtigt läßt, und die Höhe des Satzes für untragbax. Der
Hauptausſchuß begrüßte andererſeits die neue Verordnung gegen den
Mißbrauch wirtſchaftlicher Machtſtellung, da er in ihr ein wirkſames
Mittel zur Verbilligung der Preiſe erblickt. Am gleichen Tag wurden
Vertreter des Einzelhandels beim Reichswirtſchaftsminiſterium vorſtellig,
um die befonderen Wünſche darzulegen, die der Einzelhandel unter den
augenbliklichen Verhältniſſen als im wirtſchaftlichen Intereſſe liegend,
zu fördern für berechtigt erachtet.
Kein Annahmezwang kleiner Noten für öffent=
liche
Kaſſen. Auf Grund des Ermächtigungsgeſetzes wird durch das
Reichsfinanzminiſterium verfügt, daß die öffentlichen Kaſſen nicht ver=
pflichtet
ſind, Zahlungsmittel, die auf Beträge unter 50 Milliarden Mark
lauten, in Zahlung zu nehmen, ſoweit ſie nicht zur Begleichung von klei=
neren
Beträgen oder Spitzenbeträgen erforderlich ſind. Die Einlöſung
der Kaſſenſcheine durch die Noteninſtitute wird ſelbſtverſtändlich hierdurch
nicht berührt
Abänderung des Micum=Abkommens. Wie der
Deutſche Handelsdienſt erfährt, iſt die an die Micum abzuführende Koh=
lenſteuer
, die urſprünglich 10 Franes betrug, auf 8 Franes je Tonne er=
mäßigt
worden. Dafür hat jedoch der rheiniſch=weſtfäliſche Bergbau die
Verpflichtung übernehmen müſſen, auch nach Italien Reparationskohle
zu liefern, und zwar iſt der Anteil von bisher 21 Prozent auf 27 Pro=
zent
der Nettonutzförderung, d. h. des tatſächlichen Abſatzes, heraufgeſetzt
worden.
* Preisermäßigung=für Zement. Nach Fachblättern iſt
nunmehr die erſte Zementpreisermäßigung eingetreten. Für Norddeutſch=
land
wurde der Preis um 25 Mark auf 485 Mark per 10000 Kg. herab=
geſetzt
. Am 20. dieſes Monats findet eine weitere Ermäßigung durch
die Frachtenermäßigung ſtatt.
Franzöſiſche Mehltransporte für Deutſchland.
Die Voſſiſche Zeitung gibt Meidungen wieder, daß über Kehl- Lud=
wigshafen
größere Mehltransporte aus Frankreich nach D)utſchland
gelangt ſind, die unter Ausnutzung des niedrigen Frankenſtandes zu ſehr.
billigen Preiſen angeboten werden. Den mitteldeutſchen Mühlen iſt in=
ein
Teil ihrer bisherigen Abſatzgebiete in Südweſtdeutſchland
folgedeſſe
gangen. Große franzöſiſche Mühlen ſind übrigens dazu über=
verloreng

gegangen, ihre Offerten nur noch in Dollars abzugeben.

* Verringerung der Depoſiten bei den Banken.
Im Wochenbericht der Kommerz= und Privatbank werden einige inrer=
eſſante
Mitteilungen über die Entwicklung des Depoſiteneingangs ge=
mnacht
. Wie hieraus zu erſehen iſt, haben die Depoſiten in den letzten
Tagen ſtark abgenommen, und reichen nicht annähernd aus, das große
Kreditbedürfnis zu befriedigen. Im Zuſammenhange damit iſt wohl
auch die flaue Tendenz am Effektenmarkte zu erklären, da viele Firmen
dazu übergehen, ihren Effektenbeſitz in großem Umfange abzuſetzen, um
den Erlös naheſtehender Firmen als Kredit zur Verfügung zu ſtellen.

Freiherrlich von Tucherſche Brauerei A. G. in
Nürnberg. Für 10 Mill. Mk. neue Aktien wurde ſeitens der Dis=
kontogeſellſchaft
Berlin der Antrag auf Zulaſſung zum Börſenhandel
an der Berliner Börſe geſtellt.
Vereinigte Smyrna=Teppichfabriken A. G. in
Kottbus. Die bei dem Bezug zu entrichtende Bezugsrechtſteuer be=
trägt
18 Milliarden pro Aktien über 1000 Mk. Ablauf der Bezugsfriſt
15. Januar 1924.
Die Wirtſchaft des Auslandes.
Der Frankenſturz. Die Bewvertung des Franken an der
Neu=Yorker Börſe ergibt folgendes Bild.
Goldparität ..
.. . 100 Fr. 19,40 Dollars
am 2. Januar 1923 . . 100 Fr. 7,42
am 25. September . . . 100 Fr. 6,25
am 31. Dezember . . . 100 Fr. 5,09
am 2. Januar 1924 100 Fr. 4,97
am 10. Januar . . . 100 Fr.
4,8

am 11. Januar . . . 100 Fr. 4,77
am 12. Januar
100 Fr. 4,67
Seit Beginn des Ruhrunternehmens hat ſich der Franken alſo um
37 Prozent entwertet.

wb. Frankfurter Getreidebörſe vom 16. Jan. Amt=
liche
Notierungen. (Getreide, Hülſenfrüchte und Biertreber ohne Sack,
Weizenmehl, Roggenmehl und Kleie mit Sack.) Preis je 100 Kilogramm:
Weizen Wetterau 1919,50, Roggen 16,7517,25, Sommergerſte für
Brauzwecke 1919,50, Hafer inländiſcher 1415, do. ausländiſcher ,
Weizenmehl ſüdd. Spez. Null 29,5031, Roggenmehl 2626,50, Weizen=
und Roggenkleie 88,75, Heu ſüdd. 88,25, Weizen= und Roggenſtroh
5,255,75. Tendenz: unverändert.
wb. Berliner Produktenbericht. Das Geſchäft an dem
Produktenmarkt nahm einen ruhigen Verlauf. Roggen wurde ab nahen
Stationen von hieſigen und anderen Mühlen verlangt und verhältnis=
mäßig
hoch bezahlt. Schleſiſcher Weizen wurde von ſchleſiſchen Mühlen
zu verhältnismäßig hohen Preiſen zu kaufen geſucht. Von Gerſte war
nur gute Braugerſte gefragt. Für Hafer zeigte ſich keine Unterneh=
mungsluſt
, weil der Konſum keine beſſeren Preiſe anlegen will. Mehl
wurde nur wenig umgeſetzt; die Preiſe ſind mit der Werterhöhung des
Getreides nicht mitgegangen. Sonſtige Artikel hatten ruhiges Geſchäft.

Frankfurter Börſenbericht vom 16. Januar.
(Eigener Bericht.) Die Börſe zeigte auch heute im großen und ganzen
einen lnſtloſen Verlauf. Zwar ſcheint die Widerſtandsfähigkeit etwas
zugenommen zu haben, und an den großen Märkten konnte das heraus=
kommende
Material ohne großen Kursdruck aufgenommen werden. Das
Geſchäft bleibt jedoch nach wie vor ſehr eingeengt, trotz der unverändert
flüſſigen Lage des Geldmarktes. Auch an den ſeither verhältnismäßig
bevorzugten Märkten der Inlandsrenten und Großbankwerte iſt es wie=
der
ſtill geworden. Die beſſer behauptete Haltung der heutigen Börſe
wird vielfach in Zuſammenhaug gebracht mit der heute zutage getretenen
Erholung der franzöſiſchen Währung, wodurch die Befürchtungen wegen
der franzöſiſchen Konkurrenz für die deutſche Induſtrie herabgemindert
werden. Nach Feſtſtellung der erſten Kurſe flaute die Geſchäftstätigkeit
weiter ab und die Kaſſakurſe konnten nur vereinzelt beſcheidene Er=
holungen
bringen. Am Chemieaktienmarkt betrugen die Abſchwächun=
gen
durchſchnittlich ½1 Billion Prozent. Etwas ſtärker gedrückt waren
Griesheinfer mit 17 minus 2, indeſſen konnte hier zum Kaſſakurs eine
Erholung auf 18,2 eintreten. Elberfelder, die zur erſten Notiz mit 19
behauptet blieben, gewannen ſpäter ¼: Am Elektrizitätsaktienmarkt
konnten Schuckert mit 4345 die geſtrige Kurseinbuße aufholen. Lah=
meher
verloren mit 1515,1 zirka 2. Voigt u. Haeffner 1,8 minus 0,2.
Am Maſchinenaktienmarkt konnten Kaulsruher mit 5,55,8 nahezu 1
und Kleyer mit 3,3 bis 3,1 zirka 1 gewinnen. Die übrigen Werte dieſer
Gruppe erlitten geringfügige Abſchwächungen: Pokorny mit 4 unver=
ändert
. Am Zuckeraktienmarkt gab es keine nennenswerte Kursverände=
rungen
, die Abſchwächungen, die Waghäuſel und Offſtein zum erſten
Kurs erlitten, konnten ſich zur Kaſſanotiz großtenteils wieder aus=
gleichen
.
Der Montanaktienmarkt, der in den letzten Tagen unter dem Druck
ſtärkerer Nealiſationen geſtanden hatte, erwies ſich ebenfalls als wider=

ſtandsfähiger. Neſinensſberk abgeſchwächt waren Mannesmann 38
minus 4, zum Einheitskurs erholt auf 41, Nordd. Lloyd waren mit 8
bis 9 leicht gebeſſert, dagegen Habag mit 37 minus 3 abgeſchwächt. Der
Bankaktienmarkt zeigte kaum Kursveränderungen. Ausländiſche Nenten
bröckelten leicht ab: Zolltürken 12,25 minus 0,75, Zweite Bagdadbahrr
13,50 minus 0,25, Zweite Anatolier 15,25 minus 0,75. Bcfeſtigt da=
gegen
waren Rumänenwerte 4½proz. 1913 5½ plus ½, 4proz. kond.
3 plus 1. Auch der Einheitsmarkt zeigte kaum veränderte Kurſe. Im
freien Verkehr hörte man Beckerſtahl 10, Beckerkohle 10½, Benz 4½,
Broyn Boveri 2, Georgi 1, Growag 0,375, Hanſa Lloyd 1½, Kar=
ſtadt
2, Krügershall 10½ Petroleum 24, Tiag 2½, Ufa 6¾.
* Der Samstagsbeſuch der Frankfurter Börſe.
Der Börſenvorſtand hat beſchloſſen, die Beſchränkung des Börſenbeſuchs
an Samstagen aufzuheben. Der Beſuch der Börſe iſt daher an Sams=
tagen
allen zur Börſe zugelaſſenen Perſonen, ohne Rückſicltt darauf, ob
ſie im Beſitze einer Deviſenzimmerkartel ſind, geſtattet. Der Eintritt
kann durch den Haupteingang, Börſenplatz, erfolgen.
wb. Berliner Börſenbericht. Im Anſchluß an die im
geſtrigen Nachbörſenverkehr hervorgetretene leichte Erholung begann
heute der Effektenderkehr in freundlicherer Stimmung mit feſterem
Grundton. Offenbar übt die günſtigere politiſche Auffaſſung einen an=
regenden
Einfluß aus. Das Geſchäft konnte ſich jedoch kaum beleben,
weil die Verknappung der Geldmittel weiter Kreiſe, die ſich früher am
Börſengeſchäft beteiligten, ein Hindernis bildet. Immer in gewannen
die Beſſerungen, die allerdings wenig bedeutenden Umfanges waren,
das Uebergelvicht über die Abſchwächungen. Namentlich für Montan=
werte
blieben die Rückkäufe nicht ohne einen beſſernden Einfluß. Eo
konnten Bochumer Guß 4 Billionen und Glöckner über 6 Billionen Pro=
zent
geſvinnen. Sonſt behauptete ſich der Kursſtand der Induſtriewerte
im allgemeinen gut. Feſte Haltung beſtand wiederum für öſterreichiſche
und ungariſche Rentenpapiere, während deutſche Staatsanleihen weiter
anzogen, tvas darauf zurückzuführen ſein dürfte, daß die Nichter des
Reichsgerichts ſich gegen eine eventuelle geſetzliche Verordnung, die eine
Aufwertung von vorkriegszeitlichen Schulden verbietet, ausgeſprochen
haben. Am Deviſenmarkt beſſerten ſich die Kurſe für die Deviſe Brüſſek
und Paris etwas, während ſonſt eher Neigung zur Abſchwachung be=
ſtand
. Die Deviſe Neu=York blieb unverändert. .

Oeviſenmarkt.

Sämkliche Zahlen verſtehen ſich als 1000 Mk.

Aue
Brief ie
Geld
Brief TC.
B17 Amſterdam=Rotterdan . 158138000. 1588062000. Je Vee Brüfſel=Antwerpen ....." 173565000. 174485000. 176558000. 177442000. Chriſtignia. .......... 8500000. 101500000. 598500000. 60 1500000. Topenhagen .........." 3150000. 1000. 73615500 0. 9845000. Stockholm . . . . . . . . . . . . . 7200000. 22800000. 1111215000. 1116785000. Helſingfors ........... 1. 18000. 10523600 0. 105764000. Italien .............. 19238000. 187530000. 188470000. London .............." 8045000000.
5000000. 55000000. 18045000000. Neiv=York .......... ... 9500000 10500000. 3500000. 210500000.
Paris.. . . . . . . . . . . . .... 18952500 0475000
51500 9448000. hweiz ....... . ......" 742140000. N=
* f360
A 740346000. ......."
Spanien.... 650000. 00.
541 541643000. 544357000. ien (i. D.=Oſterr. abg.). 60598 1902 59856. 0150. Brag ................." 2518600 10.
126814 123440000 10.
123
apeſt. . . . . . . . . . . . .. R D 5388. enos=Wires. . . .. . .. .. 00000. 13/350000. 151 8487000.
1398 Bulgarien. ..........." 25000 30075000. 70000. pan .. .. . . . ....... 1884700000.
18753000/ Haiit 64650000. o de Janeiro ........" 166830000. 469170000. 6882500 5000. Belgrad. .....fffl! 8000. 48622000. 0. Liſſabon .............." 000.1
131670000. 1. 1890
10. We
0.

Berliner Kurſe. (Eigene telegr. Meldung.)
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich mit 1000 000000.

Aktiengeſ. lüir Anilinfr
Aſchaffenburger Zeulſtoff
usgb.=Nürnb. Maſch.
Ber .=Anhalt=Maſchinen
k. f. Eleltr. W. vorzug.,
Bismarckhütte . . ...
Zraunkohlen=Brikett ..
Bremer Vulkan ......
Wolle. .. . . . . . .
benden ......."
Chem.
LZeiler
DeutſcheAiian. ."
el..
Deutſche Maſchinen ..
Deutſch=Niedld. Tel. ..
Deutſche Erdöl ......."
Deutſche Petroleum ..
Dt. Kaliwerke ........
Berlin-KarlsruherInd
nersmarckhütte . ..
Lynamit Nobel ......"
rfelder Farben ..
ltr. Lieferung . .....
R. Friſter ..
........."
Gaggenau Vorz. ....
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45000 Hanſa Dampfſch.. . . . . . demoor Zement ....." Hirſch Kupfer.... . . . . ." 410 öſch Eiſen .........." Hohenlohe Werke ....."
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rer=Werke ..... .! 16500 16000

Darmſtädter und Nationalbank, Kommandit=Geſellſchaft auf Aktien.
Frankfurter Kursbericht vom 16. Januar 1924.
Die Notierungen ſind in Billionen Prozent ausgedrückt.

Europäiſche Staatspapiere.
a) Deurſche.
5% Reichsanleihe ......
.......
........"
6
........."
Dollar=Goldanleihe. ..
ſung
Ausg. I
Dt. Schatzan
II

k
IIv. 2
410 W. u. V. Shatzanweiſg.
19 W15.
4¾Dt. Schutzgebiet v.0,8-11u.13
v. 1
Sparprämfenanleihe .........
angsanleihe .............
Breuß. Konſols ......"
.
.....
42 Bad. Anl. unk. 1935 ...
v. 1907 .....
2 Bahern Anleihe .........
198
......
ſ. Dollar Goldmk.= Schatzanw
PL FFHl.
816% Heſſen Reihe
untilgb. b. 28....... ... ..."
4½ Heſſen unk. 1924.. ........

6 Bürttemherger ..........
b)Ausländiſche.
Bosnien L.=E.=B. v. 1914..
2.=Inveſt.=Anl. v. 1914
v. 1902 ........
4
.......
gar. Tabal
*
L
% Griech. Monopol ..."
Oeſt. Staatsrente v. 1913
1918 .........."
Oeſt. Schatzanweif., ſtfr.
............
1914 ..
........."
Oeſt. Gold
einheitl. Rente ......"

5%o Rum. am. Rente v. 03 ....
4½% Goldrente v. 13 ...
ant. Goldrente konv.
* 8
am. b. 05 .."
48

Türk. (Admin.) v. 1903....
(Bagbad) Ser. I
II.
v. 1911, Zollanl. ..
20 Unh. Staatér. b. 14 ..
Voldrente ......."
Staatsr. v. 10 ..
Kronenrente ....

Außezeuropäiſche.
52 Mexik. amort innere ..
.
konf. äuß. v. 99.....
v. 04. ſtfr. . . . .
7:3o inner, a
Irrigationsanleihe
5% Tamaulipas, Serie l.....

15, 1. 16.1. 0.142½ 96 055 M 2 9
4,2 4,2 M 1.
1,5 1,8 2,1 2
1.. 5,5 17 *.
z8 5
13
Rle 37 6.B 2 54

Oblig. v. Transportanſt.
Uliſabethbahn ſtfr. . . . . . . . ."
Gal. Carl Ludww.=Bahn... .
9 Oeſt. Südb. (Lomb.) ſtfr. ..
(
lte Oeſt. Südb. (Lomb.)
Oeſt. Staatsb. b. 1883 ...
3. Em..
6 Oeſt.
9. Em.
v. 1885
26 Oeſt. Staatsb. b. Erg. Netz
Ifb. (Salzkammerg.)
9
atolier I..."
...
n..."
nſt. Jor
n. Co,
Saloni
Nonaſtir ......
z.
huantepee. . . . . . . . . . . . .
4½½ ....."
Rach Sachwert verzinsl.
Schuldverſchreibungen.
6 Badenw. Kohlenwertanl.
Heſſ.Braunk.=Rogg. Anl. v. 23
SSchle
liwert=Anleihe ..
Preuß.
vagenwert=Anl.
5% Sächſ. Braunk.=Anl. Ser. Iu. II
%o Südd. Feſtwvertbk. . .. .. . .
Bank=Aktien.
e Creditanſtalt. . . .
Allg. Deu
Brauinduſtrie ...."
Lanr
ner Bankverein.
Bah
öhpotheken= u. Wechſelb.
haft ..
r Handelsgeſell
Berliner
Commerz= und Privatbank ..."
Darmſtädter u. Nationalbank ..
Deutſche
Bank..........."
He
ekten= u. Wechſelbank
eutſche Hypot.=Bank Mein..
deutſche Vereinsbauk ........
Disconto=Geſellſchaft .. . . . . . .
dresdner Bank.
...."
Frankfurter Bank
Hypotheken=Bank.
Netallbank. . ... . . ."
...."
Mitteldeutſche Creditbank. . . . .
eſterreichiſche Creditanſtalt . ..
........."
ichsbank=Ant. . .
reditbant ...
Rhein.
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