Darmstädter Tagblatt 1924


12. Januar 1924

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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitang der Landeshauptſtadt
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſi. Tagbl. geſtattet:
Nummer 12.
Samstag, den 12. Januar 1924.
187. Jahrgang

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zelle
1.50 Goidmarf. Alſe Preſſe in Goldhart
(1 Dolſar 420 Marfl. Im Falle höherer
Gewall, wie Krieg, Aufruhr, Streik uſw., eriſcht
ſede Verpfichtung auf Erfüllung der Anzeigen=
aufträgt
und Teiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerichilicher Veſtreibung fällt jeder
Rabait weg. Banlkonto: Deutſche Bank und Daru=
ſtädter
8 Naiſonalbanf.

Schluß mit der Autonomie!
Ludwigshafen, 11. Jan. Unter dieſer lieberſchrift
ſchreibt heute die Neue Pfälziſche Landeszeitung in einem
längeren Leitartikel: Der heutige Tag ſteht im Zeichen des Pro=
teſtes
gegen die ſogenannte Regierung der autonomen Pfalz.
Die pfälziſche katholiſche Geiſtlichkeit erläßt heute
in den Tageszeitungen eine Proteſtkundgebung, die geſtern be=
reits
den Regierungsvertretungen ſämtlicher Staaten, den Ver=
tretern
des Heiligen Stuhles ſowie den Mitgliedern der Rhein=
landkommiſſion
in Koblenz und deren Delegierten in der Pfalz
zugeſtellt wurde. Denſelben Schritt hat auch die proteſtan=
tiſche
Geiſtlichkeit beſchloſſen. Außerdem wird eine große
Anzahl Vertreter pfälziſcher Verbände in Koblenz perſönlich bei
den Mitgliedern der Rheinlandkommiſſion vorſtellig werden, um
den Proteſt der pfälziſchen Bevölkerung zum Ausdruck zu brin=
gen
. Beide Kundgebungen ſind von entſcheidender Bedeutung
für die Zukunft der Pfalz. Die Verhältniſſe ſind jetzt
foweit gediehen, daß die Entſcheidung bald
fallen muß.
Es wäre eine Ungeheuerlichkeit, im Zeitalter der Freiheit der
Pfalz einen ſtagtsrechtlichen Zuſtand aufzwingen zu wollen, den
das pfälziſche Volk faſt in geſchloſſener Einmütigkeit aufs be=
ſtimmteſte
ablehnt und den es freiwillig nicht anerkennen wird.
Gerade die Staaten der Entente geben immer wieder an, daß ſie
im Weltkrieg für Freiheit, Recht und Kultur kämpften. Eine
autonome Pfalz würde jedoch die politiſche
Atmoſphäre vergiften und einen neuen Krieg
eher herbeiführen als verhindern. Die Bluttat
in Speyerbeleuchtet grelldie Lage und beſtätigt Veniſelos hat das Amt des Premierminiſters angenommen.
unſere Befürchtungen. Wir fordern deshalb,
daß mit der ſogenannten Autonomiebewedung
Schluß gemacht und den Gewiſſensvergewalti=
gungen
von ſeiten der Separatiſten, ein Ende
bereitet wird.
Wie die Neue Pfälziſche Landeszeitung noch mitteilt, wird
am kommenden Sonntag von allen katholiſchen und proteſtanti=
ſchen
Kanzeln der Pfalz eine entſprechende Erklärung abgegeben.
Wegen Veröffentlichung vorſtehenden Artikels haben die
Separatiſten heute abend die Neue Pfälziſche Lan=
deszeitung
beſetzt und den zweiten Schriftleiter
Dörflinger, weil ſie den Hauptſchriftſeiter nicht fanden,
verhaftet.

Vom Tage
Gegen die Verhaftung von Geiſeln durch die pfälziſchen
Separatiſten wird die Reichsvegierung bei der Rheinlandkom=
ziſſion
alsbald Proteſt einlegen.
Wie aus Ziveibrücken gemeldet wird, wurden ſämtliche von den
Separatiſten verhaftete Geiſeln wieder freigelaſſen. Sie mußten ſich
ſchriftlich verpflichten, innerhalb 14 Tagen das Weichbild der Stadt
nicht zu verlaſſen.
Soweit bisher an amtlicher Stelle bekannt geworden iſt, finden heute
Militärkontrollen in Breslau, Stuttgart und Cann=
ſtatt
ſtatt.
Der ſozialiſtiſche Kreisdirektyr Koch des Kreiſes
Gotha iſt jetzt ebenfalls vom Amte fuspendiert worden. Zu
ſeinem Nachfolger wurde der Oberregierungsrat Leuthäuſer ernannt.
Der franzöſiſche ſozialiſtiſche Parteikongreß iſt
auf den 30. Januar nach Marſeille einberufen worden. Auf der
Tagesordnung ſteht die Feſtſetzung des Wahlprogramms und der Wahl=
taktik
. Für die Verhandlungen ſind fünf Tage vorgeſehen.
Miniſterpräſident Graf Bethlen und Finanzminiſter Kallay
reiſten geſtern zu den ungariſchen Verhandlungen über
die Anleihe nach London. Während ihrer Abweſenheit wird
das Parlament weiter tagen.
Der italieniſche König hat bereits das Dekret über die Auflöſung
der Kammer unterzeichnet.
Nach einer Meldung aus Cernowitz, haben der König und die
Königin von Griechenland einen Autounfall erlitten, wobei ihr Wagen
mit einem anderen Auto zuſammenſtieß. Während der König unver=
letzt
blieb, wurde die Königin ſchwer verletzt. Man nimmt an, daß
es ſich um ein Attentat handelt.
In einer halbamtlichen Note wird erklärt, daß die ſpaniſche
Negierung die Provinzialverwaltung reformieren werde und hier=
bei
regionale Sonderintereſſen berückſichtigen, aber gegen ſepara=
tiſtiſche
Beſtrebungen rückſichtslos vorgehen werde.

Nach einer Meldung der Jsweſtija beſtätigte der Rat der Volks=
kommiſſare
das ruſfiſch =rumäniſche Uebereinkommen
zur Vermeidung von Konflikten auf dem Dnjeſtr.

Paris ſehnt ab. Starres Feſthalten an der Pfänderpolitik.

Botſchaftsrat von Hoeſch am Quei dOrſatz. halte. Er hoffe, daß man in Koblenz Verſtändnis dafür zeige,
rat v. Hoeſch, war heute nachmittag 5 Uhr vom außenpoli=
tiſchen
Lireltor am Quai dOrſay, Pereti della Nocca, gleichzeitig das wertbeſtändige Geld ſeinen Einzug in die Pro=
empfangen
worden, da Poincaré durch die Kammerſitzung über vinz halten werde.
die auswärtige Politik verhindert war. Perretti della Rocca hat
Note vom 24. Dezember ein Memorandum von 14 Seiten
überreicht. Dieſes Memorandum geht Punkt für Punkt auf
des beſetzten Gebiets bezog. Perretti della Rocca erklärte, die habe, für die Lostrennung der Pfalz vom Deut=
Sie bedeute keinen Abſchluß. Wie Poincaré bereits am den Friedensvertrag von Verſailles unterſchrieben habe und ſpä=
15. Dezember erklärt habe, ſei die franzöſiſche Regierung ter deutſcher Reichskanzler geweſen ſei.
bereit, jederzeit deutſche Anregungen ent=
gegenzunehmen
und ſie ſachlich zu diskutieren.
Die trockene Antwort, die erteilt worden ſei, verpflichte daher kei=
hat
50 Minuten gedauert. Der deutſche Geſchäftsträger wird, wie ſuchung der ſeparatiſtiſchen Bewegung in der Pfalz eingeſetzt.
verlautet, am Samstag nach Berlin abreiſen.
Ueberreichung der belgiſchen Antwoxt.
hat heute dem deutſchen Geſandten die Antwort der bel= iſt, ſich vom Deutſchen Reiche loszutrennen. Der engliſche Ver=
giſchen
Regierung auf die deutſche Denkſchrift v. 24. De= treter in der Rheinlandkonmiſſion hat kürzlich gegen die Ne=
ven
Wiverſtan es eingeſchlagenen Weg fortzu ahren. Es mußte
aber daran ſeſigehalten werden, daß die Diskuſſion über den regierung, und daß deshalb deren Verordnungen nicht auto=
modus
vivendi nur die Modalitäten der Verwaltung der Pfän= matiſch in Kraft zu treten brauchen. Nach engliſcher Auffaſſung
der verhandeln könne, ohne an dem Grundſatz der Pfänder etwas iſt es unverſtändlich, daß, wenn eine ſolche autonome Regie=
zu
ändern, und daß der Erfolg der Verhandlungen in hohem Maß rungsform dem Wunſche der Bevölkerung entſpricht, ſie nicht
von der loyalen Durchführung des Verſailler Vertrages durch auf vorgeſchriebenem verfaſſungsmäßigem Wege herbeigeführt
Deutſchland abhänge.
Die rheiniſch=weſifäliſche Goldnotenbank.
delskammer wurde Geheimrat Dr. Louis Hagen einſtimmig zum
Präſidenten wiedergewählt. Dieſer führte in einer Vorſchau auf
die wichtigſten Aufgaben des neuen Jahres aus, ſeit geſtern ſei
in der Frage der rheiniſchen Goldnotenbank eine Wendung zur
Beſſerung eingetreten. In einer gründlichen Ausſprache mit der
daß die Zulaſſung der Goldnotenbank unter gewiſſen Kautelen
im deutſchen Geſamtintereſſe liegt und ſo ſchnell als möglich
durchgeführt werden muß. Er ſei heute in den Beſitz eines
Briefes des Reichskanzlers gelangt, der eine Beſtätigung der fallen unter die Amneſtie,

Ausſprachen in den Verhandlungen mit dem Reuhskabinett ent=
Paris, 11. Jan. Der deutſche Geſchäftsträger, Botſchafts= daß die Frage nicht einſeitig geregelt, ſondern in gegenſeitigem
Einverſtändnis durchgeführt werden müſſe. Er hoffe, daß dieſe
ſchwerwiegende Frage vielleicht doch gelöſt werde, wvomit dann
dem deutſchen Geſchäftsträger als Antwort auf die deutſche General de Metz arbeitet auf die Loslöſang
der Pfalz hin.
Paris, 11. Jan. (Wolff.) Der elſäſſiſche ſozialiſtiſche
die deutſchen Ausführungen vom 24. Dezember ein, um den Politiker Grumbach ſpricht im heutigen Quotidien von einer
franzöſiſchen Standpunkt, der, wie man nach Preſſe= Reiſe, die der Führer der ſozialiſtiſchen Reichstagsfraktion,
äußerungen der letzten Tage annehmen konnte, im weſentlichen Hermann Müller, vor ungefähr drei Jahren durch die Pfalz
ablehnend iſt, zu begründen. Darauf entſtand zwiſchen dem uuternommen hat. Er ſei ſehr erſtaunt geweſen, als ihn General
de Metz zu einer Unterredung gebeten habe, in deren
deutſchen Geſchäftsträger Perretti della Rocca eine ſehr ausge= Verlauf ſein Erſtaunen noch größer geworden ſei, als ihm der
dehnte Unterhaltung, die ſich auf alle Fragen über die Fragen / General ohne Umſchweife den Vorſchlag gemacht
mehr techniſche Antwort, die die franzöſiſche Negierung auf die ſchen Reiche zu arbeiten. Grumbach fügt hinzu, General
de Metz müſſe keinerlei diplomatiſche Qualitäten beſitzen, ſonſt
deutſche Denkſchrift erteilt habe, wolle die Frage nicht erſchöpfen, hätte er wiſſen müſſen, daß ein Mann namens Hermann Müller
Stellungnahme der engliſchen Regierung.
London, 11. Jan. Die engliſche Regierung hat ſich ener=
neswegs
für die zukünftigen Verhandlungen. Die Unterredung giſch für eine unvoreingenommene und unmittelbare Unter=
Der Meinungsaustauſch zwiſchen Paris und London über die
Bedingungen, unter denen eine ſolche Unterſuchung vorgenom=
men
werden ſoll, geht weiter. Die engliſche Regierung kann ſich
gegenwärtig nicht mit dem Hinweis zufrieden geben, daß dieſe
Brüſſel, 11. Jan. (Wolff.) Der Miniſter des Aeußern Bewegung der ſpontane Ausdruck des Wunſches der Bevölkerung
zember übergeben. Die Antwort ertlart, die dei iſche Ae ierung giſtrierung der ſeparatiſtiſchen autonomen Regierung der Pfalz
ſei bereit, auf dem ſeit der Einſtellung und Beendigung des paſſi= geſtimmt, und es iſt inzwiſchen durch den Meinungsaustauſch
zwiſchen den Alliierten feſtgelegt worden, daß die Regiſtrierung
nicht identiſch iſt, mit der Anerkennung der autonomen Pfalz=
wird
. Die Frage kann nach engliſcher Auffaſſung nur nach den
Beſtimmungen der Weimarer Verfaſſung entſchieden werden,
und man iſt in London der Auffaſſung, daß die Rheinlandkom=
miſſion
unter keinen Umſtänden berechtigt iſt, die Anerkennung
TU. Köln, 11. Jan. In der heutigen Sitzung der Han= irgend eines ſogen, autonomen Teiles des Deutſchen Reiches
auszuſprechen.
Amneſiie in Bulgarien.
Paris, 11. Jan. (Wolff.) Nach einer Havasmeldung aus
Reichsregierung ſei es gelungen, dieſe davon zu überzeugen, Sofia veröffentlicht das Amtsblatt das von der Sobranſe an=
genommene
Amneſtiegeſetz. Sämtliche Aufſtändi=
ſchen
, die an den von den Agrariern und den Kommmniſten
bis Ende 1923 hervorgerufenen Wirren teilgenommen haben,

Die Sanierung der Reichsbahn
Auf die in einigen Berliner Morgenzeitungen vom
11. Januar verbreiteten Nächrichten über die Sanierung der
Reichsbahn wird von amtlicher Seite folgendes mitgeteilt:
Bekanntlich erhält die deutſche Reichsbahn ſeit dem 5. November
1923 von der allgemeinen Reichsfinanzverwaltung keine Zuſchüſſe
mehr. Sie iſt vielmehr darauf angewieſen, ihre Finanzen atlein
zu regeln. Die Vorbereitungen zur Umwandlung der Reichs=
bahn
in ein nach privatwirtſchaftlichen Grundſätzen arbeitendes
Betriebsunternehmen ſind im Gange. Es wird vorausſichtlich
möglich ſein, die Oeffentlichkeit demnächſt hierüber näher zu unter=
richten
. Unabhängig davon iſt aber der Reichsverkehrsminiſter
ſofort daran gegangen, die Innenwirtſchaft des Unternehmens,
ſoweit dies im jetzigen Rahmen möglich iſt, zu konſolidieren und
und der gegenwärtigen finanziellen Lage anzupaſſen.
In Anbetracht des jetzigen ſchlechten Verkehrs ſind umfaſ=
ſende
Zugeinſchränkungen vorgenommen worden. Alle in Aus=
führung
betroffenen Bauten ſind, ſoweit dies die Betriebsſicher=
heit
zuläßt, eingeſtellt worden. Die Unterhaltungsarbeiten wer=
den
auf das nötigſte Maß beſchränkt. Laufende Verträge über
Beſchaffungen aller Art werden nach Möglichkeit geſtreat und
Neubeſchaffungen nur ſoweit ausgeführt, als dies der dringendſte
Bedarf erfordert. Der Abbau der entbehrlichſten Beamten u. Ar=
beiter
wird mit aller Energie durchgeführt. Der Uebergang zur
Goldmarkberechnung wird bereits am 2. Januar in Verbin=
dung
mit den bisherigen Methoden der Wirtſchaftskontrolle ein
zuverläſſiges Bild über die Ausgaben und Einnahmen ermög=
lichen
. Nach dem nach der Abtrennung von der Reichsfinanz=
verwaltung
auch ein Ausgleich der Geldbewegung ſichergeſtellt
wurde, iſt es ſchon jetzt möglich, den Erfolg der Sparmaßnahmen
zu überblicken. Die auf den ordentlichen Haushalt entfallenden
Betriebsausgaben einſchließlich des Schuldendienſtes werden ab
1. Januar 1924 durch die Einnahmen aus dem Perſonen= und
Güterderkehr voll gedeckt werden, ſo daß eine Balanzierung der
Betriebsrechnung gewährleiſtet iſt.
Es darf zwar nicht verkannt ſverden, daß die ſtarken Ein=
ſchränkungen
auf dem Gebiete der Beſchaffung für die Dauer
nicht voll aufrecht erhalten werden können. Immerhin aber kaun
das vorliegende Ergebnis als ein bemerkenswerter Erfolg be=
zeichnet
werden. Wenn ſich der Reichsverkehrsminiſter ent=
ſchloſſen
hat, auch ſeinerſeiis Opfer zur Erleichterung des allge=
meinen
Preisabbaues zu bringen, nämlich bei der gegenwärti=
gen
Finanzlage eine immerhin ſehr erhebliche Ermäßizung der
Gütertarife um 8 Prozent durchzuführen, fo geſchieht dies in der
Hoffnung, daß der Anreiz, der hierin für die Bewegung des Ver
kehrs liegt, die Einnahmen im ganzen günſtig beinfluſſen wird
Die Balanzierung der Betriebsrechnung ſchafft allerdings noch
keine Deckung für diejenigen laufenden Ausgaben, die für die
Rhein= und Ruhrbahnen noch immer aufallen. Es ſind auch
keine Mitel vorhanden, um die Ausgaben für große Bauten zu
beſtreiten. Für ſolche Ausgaben und werbende Zwecke dienen
Gelder und Anleihen, wie dies auch bei allen anderen Eiſen=
bahnen
im In= und Auslande üblich iſt. Hierſür werden jetzt
Mittel und Kredite verwendet, die bisher zur Verfügung ſiehen
und die die Reichsbahn ſich weiter ſelbſt zu verſchaffen hat.
Bei der Beurteilung der Lage muß man nämlich berückſichti=
gen
, daß der Reichsbahn die Einnahmen aus den beſetzten Ge=
bieten
fehlen, die ein hochentwickeltes Verkehrsnetz darſtellen, daß
der Reichsbahn ferner bis jetzt troßz der Abkommen mit der Regie
ſo gut wie gar keine Frachten aus dem Uebergangsverkehr mit
dieſen Gebieten zufließen und daß auch im übrigen Deutſchlaud
der Verkehrsauffſchwung, den die Konſolidierung der Währung
und die Beſſerung der Wirtſchaftslage erwarten läßt, nur lang=
ſam
eintritt.
Dr. Lutßer an die Länder.
Der Reichsfinanzminiſter gegen die Ausgabe kleingeſtückelter
Schatzanweiſungen auf Rentenmark.
Berlin, 11. Jan. Wie gemeldet wird, iſt der neue ſächſiſche
Finanzminiſter Dr. Reinhold geſtern abend zu Beſprechungen
über die Ausgabe kleingeſtückelter Rentenmark=Schatzanweiſungen
ſeitens des ſächſiſchen Staates in Berlin eingetroffen und in
Verhandlungen mit dem Reichsfinanzminiſter eingetreten.
Berlin, 11. Jan. Die Verhandlungen des Reichsfinanz=
miniſters
mit der ſächſiſchen Regierung wegen der Ausgabe
kleingeſtückelter Schatzanweiſungen auf Ren=
tenmark
hatten folgendes Ergebnis: Der ſächſiſche Finanz=
miniſter
hat anerkannt, daß die Ausgabe von Schatz=
anweiſungen
, die den Charakter von Notgeld
haben, der Genehmigung des Reichsfinanzmini=
ſters
bedarf. Weitere Schatzanweiſungen in kleinen Stücken
werden nicht ausgegeben. Die bisher ausgegebenen werden ſo=
bald
als möglich, längſtens innerhalb von zwei Monaten, ein=
gezogen
werden. Um das Publikum, das die Schatzanweiſungen
vertrauensvoll in Zahlung genommen hat, nicht zu ſchädigen,
hat der Reichsfinanzminiſter nachträglich die Genehmigung er=
teilt
, zumal da es ſich nur um einen Betrag von 5 Millionen
Rentenmark handelt, von dem inflatoriſche Wirkungen nicht
zu beſorgen ſind. Die ſächſiſchen Schatzanweiſungen können
mithin, wie anderes Notgeld, an den Reichskaſſen in Zahlung
genommen werden und ſind von dieſen der ſächſiſche Regierung
in Anrechnung auf die Steuerüberweiſungen zu übermitteln.
Der Reichsfinanzminiſter hat aus Anlaß der Aus=
gabe
ſächſiſcher Schatzanweiſungen ein Schreiben an die Regie=
rungen
der Länder gerichtet, in welchem er darauf hinweiſt, daß
die Länder zwar in der Begebung von Anleihen ſelbſtändig ſind,
daß aber die Begebung von Scheinen, die als Zah=
lungsmittel
zu dienen geeignet ſind, als Not=
geld
ſeiner Genehmigung bedürfe. Eine ſolche
Genehmigungkönne und werde er nicht erteilen,
ſofern mit der Ausgabe eine Inflationsgefahr verbunden
ſein könne. Zum Schutze der Rentenmark könne er keinesfalls
die Ausgabe von Schatzanweiſungen in kleinen Stücken, die auf
Rentenmark lauten, genehmigen,

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Seite 2.

Darmſtädter Dagblatt, Samstag, den 12. Januar 1924.

Rummer 12.

Entkällungen der Humanité‟
Die Beſiechlichkeit der franzöſiſchen Preſſe.

Italieniſch=engliſche Verhandlungen.

*Auchdeutſche im Ausſand.
Ein Kapitel Erziehung.

Die Konferenz der Kleinen Entente.
Offizielles Kommunigué über die Eröffnung.

Wie das franzöſiſche Volk in den Krieg
hineingehetzt wurde.
Paris, 11. Jan. (Wolff.) Die Enthüllungen der
Humanité aus den Akten des zariſtiſchen Ruß=
lands
nehmen ſeit geſtern einen hochpolitiſchen Cha=
rakter
an. In dieſen tritt jetzt nicht mehr allein der Finanz=
agent
Raffalowitſch handelnd auf, ſondern auch Js=
wolſki
.
Heute wird ein längerer Bericht Iswolſkis an Saſ=
ſanow
veröffentlicht, der Paris am 1. (14.) Februar 1913 ver=
laſſen
hat, am 5. Februar 1913 in Petersburg eintraf und dort
unter Nummer 138 im Eingang regiſtriert wurde. In dieſer
Depeſche ſetzt Jswolſki den Zweck ſeiner Aktion auseinander. Er
berichtet, die außerordentliche gegenwärtige internationale Lage
laſſe einen gewiſſen finanziellen Druck auf die fran=
zöſiſche
Preſſe wünſchenswert erſcheinen. Aus ſeinen
Unterredungen mit dem ehemaligen Miniſterpräſidenten, jetzigen
Präſidenten der Republik, habe er ſich überzeugen können, daß
Poincaré ſeine Anſicht teile. Er habe jedoch den
Wunſch geäußert, daß nichts nach dieſer Richtung unternommen
werde, ohne ihn zu unterrichten. Die Verteilung der

Unterſtützungen auf die verſchiedenen franzöſi=
ſchen
Preſſeorgane ſolle unter Beteiligung der

franzöſiſchen Regierung und durch Vermitte=
lung
einer von ihr genannten Perſönlichkeit,
nämlich Herrn Lenoir, vorgenommen werden.
Sein. Politik rechtfertigte Jswvolſki in dem Bericht wie
folgt: Seit Beginn des Balkankrieges habe er ſich ohne Unter=
laß
bemüht, in den ernſteſten franzöſiſchen Blät=
tern
Diskuſſionen zu unterhalten, die mit dem ruſ=
ſiſchen
Standpunkt im Einklang ſeien und durch die,
wie Außenminiſter Saſſonow anerkennen werde, in dieſer Be=
ziehung
höchſt handgreifliche Ergebniſſe erzielt
wurden. In der letzten Zeit habe ſich in Verbindung mit den
Präſidentenwahlen in einem gewiſſen Teil der franzöſiſchen
Preſſe eine Agitation gegen die angeblich zu weit gehende Unter=
ordnung
der Außenpolitik unter die ruſſiſchen Intereſſen und
ihre Direktidven herausgebildet.
Iswolſki ſpricht alsdann von den Unterredungen,
die er mit Raffalowitſch hatte, um ihn von der Notwendig=
keit
zu überzeugen, ſeine gegen Oeſterreich=ungarn ge=
richtete
Balkanpolitik zur Geltung zu bringen. Er
plaudert aus: Er habe Raffalowitſch u. a. erklärt, daß er in den
letzten Monaten die Vermittlung von Fournaliſten
der verſchiedenſten Kategorien habe in An=

ſpruch nehmen müſſen. angefangen mit den politiſchen
Redakteuren erſten Ranges bis zu den beſcheidenſten Perſön=
lichkeiten
, und daß er dieſe Vermittlung auch künftig noch brau=
chen
werde. Durch dieſe Vermittlung ſei es ihm ge=
lungen
, ſehr häufig Nachrichten unauffällig in die
Zeitungsſpalten gelangen zu laſſen, wo ſie in einem
für Rußland günſtigen Lichte erſchienen. Es wäre für
ihn, Jswolſki, höchſt wichtig, wenn er eine gewiſſe Summe, bei=
ſpielsweiſe
30000 Fr., zur Belohnung dieſer Ver=
mittlungsdienſte
zu ſeiner perſönlichen Verfügung hätte.

Erhöhung des franzöſiſchen Geheimfonds für
Propagandazwecke.

Berlin, 11. Jan. Die franzöſiſche Regierung hat einen
Geſetzentwurf eingebracht, der eine Erhöhung des Geheimfonds
für Propagandazwecke um jährlich 6 Millionen Franken auf 63
Millionen vorſieht. Hiervon entfallen allein 46,7 Millionen auf
den Etat des Auswärtigen Amtes. Für die tägliche Verbreitung
telegraphiſcher Nachrichten iſt dabei beſonders das Gebiet der
Vereinigten Staaten, das lateiniſche Amerika und der Ferne
Often in Ausſicht genommen worden.

* Mailand, 11. Jan. (Priv.=Tel.) Zwiſchen Italien
und England ſchweben zurzeit inoffizielle Verhandlungen über
eine Abtretung im Jubaland. Die Meldungen über ein bereits
vollzogenes Entgegenkommen Englands ſind verfrüht. Auch die
Nachricht, England habe trotz der Abtretung im Jubaland auf
die Räumung des Dodekans durch Italien verzichtet, trifft noch
nicht zu. Dieſe Frage kann erſt gelöſt werden nach der Ueber=
Tahme der engliſchen Regierung durch die Arbeiterpartei. Nach
dem Corriere della Sera handelt es ſich um die Abtretung eines
in engliſchem Beſitz befindlichen Gebietes längs der Südgrenze
des italieniſchen Somalilandes. Mit dieſem Gebiet würde Ita=
lien
die Häfen Schiſimaio und Durnford erhalten. Dieſe Häfen
ſind für den engliſchen Handel mit der Kolonie, die keinen natüs=
lichen
Zugang zum Meeve hat, notwendig.

Kaum ſind die Grenzen fremder Länder uns wieder geöffnet,
macht ſich der an ſich durchaus lobens= und anerkennenswerte
Reiſetrieb der Deutſchen ſtark bemerkbar, allerdings vorerſt noch
im durchaus unangenehmen und peinlichen Sinne. Wir
Deutſchen waren vor dem Kriege im Auslande nicht beliebt, und
gewiſſe Kreiſ, die leider auch zu den Deutſchen zählen, ſind heute
eifrigſt bemüht, dieſes Unbeliebtſein nach Kräften zu ſördern.
Zu gewiſſenlos und zu mangelhaft gebildet, um ſich darüber klar
zu ſein, daß ihre Ausnahmeerſcheinung im Ausland gar
zit leicht verallgemeinert wird und daß es für jeden Ausländer
zu Rückſchlüſſen führen muß, die für das deutſche Volk im Ganzen
kataſtrophale Folgen haben kann, geben diefe neuen deutſchen
Reiſenden ſich im Ausland einem Leben hin, das vielfach be=
rechtigt
ſcharfe Kritik herausgefordert hat und ſo weit geht, daß
ſich heute die Reichsregierung ſchon mit der Schaffung von Maß=
nahmen
befaſſen muß, dieſen Schändern des deutſchen Namens
und des deutſchen Charakteriſtikums ihre unheilbringende Tätig=
keit
zu unterbinden. Es handelt ſich um die Schlemmer, die Neu=
reichen
, die Raffkes.
Durch mehr oder weniger geſchickte, faſt ausnahmslos aber
mit einer ſtarken Doſis Gewiſſenloſigkeit durchſetzten kaufmänni=
ſchen
Tätigkeit während des Krieges, während des Umſturzes
und der Nachzeiten dieſer Stadien, immer alſo in den Zeiten der
drückendſten Not des deutſchen Volkes, haben dieſe Raffkes ihr
Vermögen meiſt mühelos erworben, beziv. ins Rieſenhafte ver=
größert
und nehmen heute, da die deutſche Valuta ſich gebeſſert
hat, die Gelegenheit wahr, die Früchte ihrer Arbeit zu ge=
nießen
, und zwar mit Vorliebe im Ausland, weil ſich bei dieſer
Gelegenheit auch noch ſehr ſchön ein bißchen Kapitalflucht vor
dem deutſchen Finanzminiſter ſchieben läßt. Während einer=
ſeits
in dem uns wohlgeſinnten Ausland angeſichts der drücken=
den
Notlege des deutſchen Volkes eine umfangreiche Hilfstätigkeit
eingeſetzt hat, geben ſich die deutſchen Raffkes ein Typ, der
allerdings auch in allen anderen Volksſtämmen wuchert einem
Schlemmerleben hin, das dieſen Hilfsbemühungen geradezu ins
Geſicht ſchlägt.

Weitere Annäherung zwiſchen Prag und Belgrad.

Hinter den Belgrader Kuliſſen.

* Belgrad, 11. Jan. (Priv.=Tel.) Wenn auch die Frage
der Anleihe an Ungarn offiziell als Punkt auf der Tagesord=
nung
ſteht, ſo handelt es ſich doch bei der jetzigen Konferenz der
Kleinen Entente um weit wichtigere Dinge, letzten Endes darum,
ob Frankreich oder England im Balkan, Mittelmeer oder im
nahen Oſten die Vorherrſchaft beſitzen werden. Für England
wirkt ſeine jetzige Regierungskriſe lähmend, während für Frank=
reich
der Schwerpunkt darin liegt, ob es den großen Geldbedarf
der Kleinen Entente, beſonders aber Jugoflawiens, auf die
Dauer befriedigen kann.

Italien und das iſchechoſlowakiſch=franzöſiſche
Bündnis.

* Mailand, 11. Jan. (Priv.=Tel.) Gegenüber dem Son=
derkorreſpondenten
des Corriere della Sera in Belgrad bezeich=
nete
der tſchechoſlowakiſche Außenminiſter Beneſch die von der
italieniſchen Preſſe zu dem franzöſiſch=tſchechoſlowakiſchen Bünd=
nis
geäußerten Befürchtungen als unbegründet. Die Tſchecho=
ſlowakei
befolge ſeit 5 Jahren gegenüber Italien eine freund=
ſchaftliche
Politik, an der auch der Vertrag mit Frankreich nicht
rüttele. Die Tſchechoſlowakei werde dafür bald Beweiſe liefern.
Die Beziehungen zwiſchen Italien und der Tſchechoflowakei ſtütz=
ten
ſich auf die Korreſpondenzen mit dem Grafen Sſorza und
die Beſprechungen mit Muſſolini, in denen gerade über diejeni=
gen
Punkte eine Einigung erzielt wurde, die im Vertrag her=
vorgehoben
ſeien. Der Vertrag mit Frankreich bedeute keine poli=
tiſche
Neuorientierung. Die Tſchechoſlodvakei brauche aber einen
gewiſſen Schutz, da ſie von Feinden umgeben fei. Von Ungarn
befürchtet Beneſch keine unmittelbare Gefahr. Nach Beendigung
der Konferenz wird ſich Beneſch nach London und Rom begeben.

ſtrahlend, daß er im Harz geweſen, der andere klagt, daß es ihm
geſchäftlich recht ſchlecht gegangen ſei und daß er infolgedeſſen
nur nach Italien hätte reiſen können. Wenn man den wahren
Kernpunkt daraus herausſchält, ſo iſt es der, daß tatſächlich die
Lebensbedingungen bei uns heute teurer ſind als im Auslande
und daß es deshalb keinen Luxus bedeutet, einmal über die
Grenze des Landes herauszugehen, daß im Gegenteil der Aufent=
halt
in ſchweizeriſchen oder italieniſchen Kurorten gegenwärtig
billiger iſt als in deutſchen. Man kann es verſtehen, daß in dem
Augenblick, wo die finanzielle Blockade, die uns ſeit Jahren von
der Außenwelt abſchloß, gefallen iſt, die alte Sehnſucht der Deut=
ſchen
nach dem Süden wieder erwacht und mancher der Neu=
reichen
, der vor dem Kriege kaum imſtande war, mit der Lokal=
bahn
die nächſte Sommerfriſche zu beſuchen, jetzt danach trachtet,
ſein zuſammengerafftes Geld in der Welt ſpazieren zu führen.
Es iſt an ſich nicht ſchön, indeſſen, niemand würde ein Wort
darüber verlieren, wenn das in der ſelbſtverſtändlichen Beſchei=
denheit
geſchähe, die ſich als natürliche Forderung aus der ver=
zweifelten
wirtſchaftlichen Lage Deutſchlands ergibt.
Aber leider iſt von dieſer Beſcheidenheit nichts zu ſpüren.
Im Gegenteil, aus der Schweiz wie aus Italien laufen Klagen
ein nicht allein über die Maſſeninvaſion der Deutſchen, ſondern
mehr noch über die Art, wie die Deutſchen draußen auftreten.
Uns liegt ein Brief aus dem Engadin vor, in dem zu leſen ſteht,
daß 80 Prozent der Hotelgäſte Deutſche ſeien, die durch mög=
lichſt
protzendes Auftreten die Aufmerkſamkeit auf ſich
zu lenken ſuchen, mit dem Gelde nur ſo um ſich werfen und
Sekt für das natürliche Tafelgetränk halten.
Inwieweit das übertrieben iſt, können wir nicht beurteilen. Tat=
ſächlich
muß der Beſuch der Deutſchen in der Schtveiz eine neue
Heuſchreckenplage ſein, denn ſonſt würde die Vundesverwaltung
nicht die Einreiſe wenigſtens nach den Städten erſchweren, und
nur mit Rückſicht auf das ſchwer darniederliegende Schweizer
Hotelgewerbe den deutſchen Gäſten den Beſuch der Winterkur=
orte
freiſtellen. Das hat nun wieder die Folge, daß Engländer,
Amerikaner und andere, angewidert von dieſem Auftreten der
ſogenannten Deutſchen, nicht allein für ſich, ſondern auch
in ihrer Preſſe Vergleiche anſtellen zwiſchen dem argen Miß=
verhältnis
, daß ein Volk ſein Elend und ſeine Hungersnot in
alle Welt hinausſchreit, während Angehörige desſelben Volkes

An der Berliner Börſe, die jegliches Geſchehen gleich in die Art ihres Auftretens peinliches Aufſehen erregen.
Schnoddrigkeiten umzuſetzen weiß, kurſierte vor einigen Tagen
eine Geſchichte, die zwar an fich ſehr töricht, aber doch für die
geiſtige Einſtellung dieſer ganzen Zeit kennzeichnend iſt. Zwei niemals beliebt; ſchon im Frieden nicht, weil bei uns ganz andere
Zörifaner, ſo wurde erzählt, hätten ſich nach Neujahr getroffen Schichten reiſten. Der Bildungstrieb führte den Mittelſtand in
und über ihre Reiſeerlebniſſe unterhalten. Der eine erzählt allen ſeinen Schichten weit über unſere Grenzen. Es kam darauf

in den teuerſten Hotels der Schweiz durch ihren Aufwand und

Der deutſche Reiſende im Auslande war, wie ſchon geſagt,

Die Sachverſtändigenkonferenz.

Erſie Sitzung amz Montag.

Paris, 11. Jan. (Wolff.) Nach einer Hadasweldung aus
Belgrad wird folgendes offizielle Kommunigug über die
Konferenz der Kleinen Entente veröffentlicht:
Die erſte Konferenz der Kleinen Entente fand geſtern nach=
mittag
5 Uhr unter dem Vorſitz von Paſchitſch ſtatt. Sie
galt der allgemeinen Erörterung der internationalen Lage. Der
ſüdſlwaiſche Miniſterpräſident Paſchitſch, der ſüdflawi=
ſche
Außenminiſter Nintſchitſch, der tſchechoſlowaki=
ſche
Außenminiſter Beneſch und der rumäniſche Außen=
miniſter
Buce ſtellten in einem Meinungsaustauſch feſt, daß
ſie vollkommen einig ſeien, die Kleine Entente mit ihren
vertrauensvollen Beziehungen zu ſämtlichen Alli=
ierten
beizubehalten und weiter mit ihnen zuſanmenzuwirken.
Sie ſind mehr denn je entſchloſſen, im Rahmen der gegenwär=
tigen
europäiſchen Lage diejenigen Strömungen zu unterſtützen,
die die Aufrechterhaltung der Verträge und die Be=
feſtigung
des für die drei Staaten der Kleinen Entente gleicher=
maßen
unentbehrlichen Friedens anſtreben.
Im Laufe des heutigen Vormittags wird zunächſt weiter
über die auf der allgemeinen Tagesordnung ſtehenden
Fragen verhandelt werden, bevor man zur Prüfung derjenigen
Punkte übergeht, die die internationale Lage vom
beſonderen Standpunkte jedes einzelnen der
drei Länder betreffen.

* Paris, 11. Jan. (Prib.=Tel.) Der dritte ameritaniſche
Delegierte Henri Robinſon trifft heute auf der Aquitania in

Cherbourg ein. Die beiden erſten amerikaniſchen Delegierten

General Daves und Young haben bereits mit den
Mitgliedern der Reparationskommiſſion Füh=
lunggenommen
und einen Berg von Berichten und anderen
Dokumenten durchſtudiert. Die Amerikaner haben erklärt, daß
ſie keine Entſchädigung für ihre Bemühungen annehmen und auch
ihre Sekretäre ſelbſt bezahlen werden. Zum Generalſekre=
tär
der Sachverſtändigenausſchüſſe iſt Macira=
dyan
gewählt worden. Da General Daves Vorſitzender des
erſten Ausſchuſſes iſt, wird auf dieſe Weiſe die Leitung
der Geſchäftsführung der Verhandlungen, wie
der Newyork Herald ſagt, nach angelſächſiſcher Me=
thode
behandelt werden. Die Franzoſen haben nichts da=
gegen
. Sie bemühen ſich vorläufig, die volle Unabhängig=
keit
der Ausſchüſſe möglichſt auffällig zu verkünden. Die
engliſchen Delegierten treffen heute abend ein
und haben morgen eine Vorbeſprechung mit den Ame=
rikanern
. Die Belgier und Italiener kommen am

Generalbündnis Frankreichs mit der Kleinen
Entente?

* Rom, 11. Jan. (Priv.=Tel.) Die italieniſche Preſſe be=
richtet
bereits, daß Frankreich auch mit Jugoſlawien und Numä=
nien
einen ähnlichen Bündnisvertrag wie mit der Tſchechoſlowa=
kei
anſtrebe. Wie die römiſchen Blätter heute weiter dazu mel=
den
, ſollen dieſe Verträge nur die Vorläufer eines allgemeinen
großen Bündnisvertrages Frankreichs mit der Kleinen Entente
bilden. Um auch Polen den Beitritt ſchmackhafter zu machen,
ſollen die intereſſierten Stgaten ſich verpflichten, die Oſtgrenzen
Polens zu garantieren.

Sonntag an. Die erſte Sitzung am Montag wird
beide Ausſchüſſe vereinen. Danach beginnt die getrennte Arbeit.
General Daves glaubt, in vier Wochen fertig zu ſein.
Paris, 11. Jan. (Wolff.) Nach dem Journal de Debats
iſt Oberſt Leonard Payr zum techniſchen Berater ſür das von der
Reparationskommiſſion eingeſetzte zweite Sachverſtändigenkomitee
(deutſche Auslandsguthaben) ernannt worden. Er war während
des Krieges Direktor der Statiſtiſchen Abteilung der amerika=
iſchen
Heeresleitung in Europa und gehörte auch zu den Mitglie=
dern
der amerikaniſchen Friedenskommiſſion.

Der zorausſichtliche Inhalt der engliſchen Thronrede.

TU. Prag, 11. Jan. In den Meldungen über die Bel=
grader
Konferenz der Kleinen Entente wird betont, daß die be=
ſtehenden
Schwvierigkeiten zwiſchen Jugoſlawien und der Tſchecho=
ſlowakei
ſich nahezu ausgeglichen haben, und daß man eine An=
näherung
dieſer beiden Staaten erwarten könne. Bezüglich
Griechenlands und Bulgariens werde ſich keiner der Staaten
in die inneren Angelegenheiten einmiſchen. Die Kleine Entente
erwarte die Konſolidierung Griechenlands und hofft, daß auch
Bulgarien alles vermeiden wird, was die guten Beziehungen die=
ſes
Landes zu den Nachbarſtaaten ſtören könnte.

* London, 11. Jan. (Prip.=Tel.) Die Times ſchreiben
zu den im geſtrigen Kabinettsrat angenommenen Beſchlüſſen
über den Inhalt der königlichen Thronrede, dieſe werde
ſehr zurückhaltend ſein und keinesfalls irgend einen herausfor=
dernden
Charakter tragen. Sie werde gewiſſermaßen das Pro=
gramm
der Unioniſten enthalten, das dieſe zu verwirk=
lichen
verſochen würden, wenn es ihnen vergönnt wäre, weiter
im Amte zu bleiben, und das Vertrauen des Hauſes unge=
ſchmälert
zu beſitzen. Es wird erklärt, daß, obwohl der Schutz=
zollpolitik
überhaupt keine Erwähnung getan werden ſoll,
doch anders geartete Vorſchläge unterbreitet werden, die darauf
hinauszielen, ſich mit Bezug auf die von der letzten britiſchen
Reichswirtſchaftskonferen= gefaßten Beſchlüſſe mit Ehre aus
der Affäre zu ziehen. Wie es heißt, haben über dieſen Punkt
bereits private Unterhandlungen zwiſchen den Kon=
ſervativen
und der Arbeiterpartei ſtattgefunden.
Es wird ioeiter angekündigt, daß ſich die Thronrede außer=
dem
noch mit dem Stand der Dinge in Europa be=
faſſen
und die Notwendigkeit betonen wird, die europäiſchen
Finanzen zu ſtabiliſieren. Innenpolitiſch wird ſich die Rede mit
der Invaliditätsverſicherung, der Arbeitsloſig=
keit
und einer Altersverſicherung beſchäftigen, wie ſie
auch höchſt wahrſcheinlich die Wiedereinführung des
Vorkriegspenſionsgeſetzes befürworten wird.

Nitti gegen die Hegemonie Frankreichs.

London, 11. Jan. Der Mancheſter Guardian veröffent=
licht
einen Artikel des früheren italieniſchen Premierminiſters
Nitti über die Frage der Schulden und Rüſtungen,
die auf Kredite gegründete Hegenomie Frankreichs und
die Maßnahmen, die dagegen ergriffen werden
müßten. Er fragt, gegen wen Frankreich ein Heer
unterhalte, das in der modernen Geſchichte an
Größe und Wirkſamkeit unerreicht daſtehe, und
die mächtigſte Luftflotte der Welt habe, angeſichts
der Tatſache, daß die beſiegten Staaten unbewaffnet
ſeien und nicht den geringſten Widerſtand leiſten
könnten, ſelbſt wenn die Verträge zu ihrem Schaden
verletzt würden, wie dies in Oberſchleſien geſchehen
ſei und heute im Ruhr= und Saargebiet geſchehe. Geit 1919
habe Frankreich jedes Jahr rieſige Summen
bezahlt, um ſeine militäriſche Hegemonie in
Europa zuerrichten. Es ſei natürlich, daß Großbritannien
und Amerika ſich fragten, ob es nicht logiſcher und vorteil=
hafter
für Frankreich wäre, dieſe Summen zur
Bezahlung der Zinſen ſeiner Schuld zu verwen=
den
. In Frankreich begännen die demokratiſchen Kräfte zu
erwachen. Zahlreiche Leute glaubten, daß die fortgeſetzte Gewalt
und die fortgeſetzte Verletzung von Verträgen dem liberalen und
demokratiſchen Frankreich weit mehr ſchade, als ſeinen Feinden.
Es ſei die Pflicht aller, Frankreich jetzt den Begriff
der Wirklichkeit zurückzubringen.

an, mit möglichſt wenig Geld möglichſt viel zu ſehen, und da
wurde oftmals gegen den ungeſchriebenen Kodex internationaler
Gebräuche verſtoßen. Trotzdem war dieſe Sehnſucht in die Ferne
etwas Gutes. Heute aber droht der Reiſefimmel der Schieber=
generation
für uns politiſch eine ſchwere Gefahr zu werden.
Takt und Anſtandsgefühl kann man dieſen Leuten nicht bei=
bringen
, ſie halten es für ihr gutes Recht, ſich auf ihre Weiſe
zu amüſieren, und haben es in früheren Jahren in Oberhof,
in Garmiſch oder wo ſie ſonſt waren, nicht anders getrieben;
aber jedenfalls nicht vor den Augen der Welt. Das Geld, das
ſie ſo leicht verdient haben, hatte für ſie keinen Wert, lärmende
Vergnügen war die einzige Art von Unterhaltungen, die ſie
kannten. Man erfuhr aber wenigſtens draußen nichts davon.
Jetzt dagegen drängen ſie ſich ſelbſt in den Scheinwerfer der
internationalen Oeffentlichkeit. Wer glaubt es uns, daß die
Steuerbürokratie, die jedem anſtändigen Menſchen ſo genau auf
die Finger guckt und lieber zu viel als zu wenig nimmt, vor der
ganzen Raffkegeſellſchaft hoffnungslos kapituliert? Dieſe ganze
Sippſchaft von Kurgäſten wird als lebendiger Beweis dafür gei=
ten
, daß wir nur eine neue Art von Betrug verſuchen und mit
unſerer Not die Welt begaunern wollen.

Es iſt ein öffentliches Intereſſe von größter Wichtigkeit, das
ſich aus den geſchilderten Tatſachen ergibt. Die Reichsregierung
hat die Pflicht, hier ſo ſcharf, wie es ihr möglich iſt, durch=
zugreifen
und möglichſt ſchnell und rückſichtslos Maß=
nahmen
zu finden, die dieſen Raffkes ihr unheilvolles Handwerk
legen. Wenn wir uns der Zeit nach dem Kriege erinnern, da
es ſelbſt für einen Todkranken ſehr ſchwer gemacht war, einen
Paß für den Heilung bringenden Süden zu erhalten, ſo ſcheint
uns hier ſchon ein Weg gegeben, der zum mindeſten ſtark ab=
helfen
, wenn auch dem Uebel vielleicht nicht reſtlos ſteuern kann.
Es muß vom Reichskanzler, der ein energiſches Zugreifen ja
in Ausſicht geſtellt hat, erwartet werden, daß er nicht lange mit
dieſem Eingriff zögert und den Herren Raffkes zeigt, daß es doch
noch Wege gibt, ſie an der einzigen Stelle zu treffen, an der ſie
verwundbar ſind: an ihrem Geldbeutel. Denn ſchließlich
ſind doch die Deviſen, die ſie draußen verſchleudern, irgendvie
hier zuſammengehamſtert. Die Beträge in hoher Valuta, die
hier einfach verpraßt werden, könnten nützlicher angelegt werden,
wenn ſie entweder dem Grundſtock unſerer künftigen Goldnoten=
bank
zuflöſſen oder zum Ankauf notwendiger Lebensmittel
dienten. Jedenfallskann das hungernde Volk ver=
langen
, daß nicht der Amüſiertaumel kleiner,
auf unreelle Weiſe reich gewordener Schichten
das charitative Hilfswerk der Welt zerſtört,
ohnedas wirden Winter nichtüberleben werden.

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London
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Sein Mörde

[ ][  ][ ]

Rummer 12.

Darmſtädter Tagblatt, Samstag, den 12. Januar 1924

Zeite 3.

Dus Scmafat
Franzöſiſche Repreſſalie.
Der Verkehr über die Rheinbrücke geſperri.
Ludwigshafen, 11. Jan. Der Verkehr über die
Rheinbrücke iſt heute Vormittag gegen halb 10 Uhr von der
Beſatzungsbehörde ohne vorherige Ankündigung für Perſonen,
die nicht im Beſitze eines Paſſes ſind, plötzlich geſperrt
worden. Ob und inwieweit es ſich bei dieſer, die Bevölkerung
der Doppelſtadt Mannheim=Ludwigshafen hart treffenden Maß=
nahme
um eine Repreſſalie wegen der Speyrer
Attentate handelt, iſt nicht zu erfahren. Nach Mitteilung der
Rheinlandkommiſſion iſt die Sperre bis auf weiteres verfügt
worden.
Wie wir hören, wird heute nachmittag von 2 bis 3 Uhr und
morgen Vormittag von 8 bis 9 Uhr ein Austauſch der durch
den Brückenſchluß ausgeſperrten Perſonen ſtattfinden.
Der Güter= u. Lebensmittelverkehr ſoll während einer beſtimmten
Tageszeit nicht behindert werden. Bis zur Mittagsſtunde war
auch der Perſonenzugverkehr von Mannheim nach Ludwigshafen
möglich.
Separatiſtiſche Brückenkontrolle mit
franzöſichem Ausweis.
Ludwigshafen, 11. Jan. Die Separatiſten haben vor
der heute morgen 10 Uhr erfolgten Sperre der Brücke zwiſchen
Mannheim und Ludwigshafen auf der linken Brückenſeite Paß=
kontrolle
ausgeübt und auch Verhaftungen vorgenommen. Unter
dieſen Kontrollorganen befand ſich ein mit Revolver bewaff=
neter
Separatiſt, namens Karl Ros, der ſchon ſeit langem als
Anhänger der ſeparatiſtiſchen Bewegung bekannt iſt und nicht im
beſten Ruf ſtehe. Bei Vornahme einer Verhaftung zeigte Ros
auf Verlangen einen Ausweis vor, der von dem Bezirksdele=
gierten
unterſchrieben war und für den Inhaber die Berechti=
gung
nachwies, Waffen zu tragen, Brückenkontrolle auszuüben
und Verhaftungen vorzunehmen.
Die Rheinlandkommiſſion beſchützt die Sonderbündler.
Paris 11. Jan. Wegen der Ermordung der Separatiſten=
führer
hat die Rheinlandkommiſſion folgendes verordnet: 1. Der
Zutritt in die Pfalz aus dem unbeſetzten Deutſchland iſt ver=
boten
. 2. Die Rheinbrücken ſind geſperrt. 3. Die Brücke zwiſchen
Mannheim und Ludwigshafen iſt nur an beſtimmten Stunden
geöffnet, um die Ernährung der Pfalz ſicherzuſtellen. 4. Der
Verkehr in der Stadt Speyer iſt von 7 Uhr abends bis 6 Uhr
morgens verboten. 5. Die öffentlichen Gebäude ſind in dieſer
Stadt geſperrt. Verſammlungen ſind verboten.
Neue ſeparatiſiiſche Putſchgefahr.
Die Koblenzer Polizei erhält wieder ihre
Feuerwaffen.
Koblenz, 11. Jan. Angeſichts der Gefahr eines
neuen Sonderbündlerputſches hat die deutſche
Polizei die ihr von den Beſatzungsbehörden im Oktober ab=
genommenen
Feuerwaffen wieder erhalten. Die
Separatiſten wiederum haben die Bewachung des hieſigen Schloſ=
ſes
verſtärkt.
Die Mordtat in engliſcher Beleuchtung.
London, 11. Jan. (Wolff.) Der Sonderberichterſtatter der
Daily News in Speher ſchreibt zu der Ermordung des Separatiſten=
führers
Heinz, dieſer ſei in der Pſalz als das Werkzeug der
Franzoſen angeſehen worden. Da er eine Hauptfigur in der Unter=
drückung
der Pfälzer geweſen ſei, ſo ſei es nicht überrafchend, daß er
Verräter genannt worden ſei und daß ſein Tod nirgends bedauert werde.
Sein Mörder würde andererfeits als Held in der Sache der Befreiung
des pfälziſchen Volkes angeſehen werden.
Die Dimes veröffentlicht einen ausführlichen Bericht ihres Son=
derberichterſtatters
in Speher, der vorgeſtern abend Zeuge der Ermor=
dung
von Heinz war. Der Berichterſtatter ſchildert die außerordent=
lichen
Umſtände, unter denen es ihm gelang, nach der Ermordung des
Separatiſtenführers ſeine Meldung darüber telephoniſch durchzugeben.
Ein engliſch ſprechender Separatiſt ſtand vor ihm und drohte, Eie telepho=
niſche
Verbindung abzuſchneiden, wenn er auch nur ein Wort gegen die
fogenannte autonome Negierung äußere. Zwei grobe Rowdies, mit
Gewehren und blanken Säbeln bewaffnet, ſtanden dabei, diefer Auffor=
derung
nachzukommen. Das Reſtaurant, in dem die Tat vollbracht
wurde, war ungewöhnlich voll. Der Berichterſtatter hatte vorher eine

Auftauchen einer Inſel im indiſchen Ozean.
Nach aus Kalkutta eingelaufenen Kablogrammen iſt an einer
beſtimmten Stelle des Indiſchen Ozeans eine neue Inſel auf=
getaucht
, die offenbar durch ein unbemerkt gebliebenes Natur=
ereignis
zuſtande gekommen zu ſein ſcheint. Der Frachtdampfer
Chakdina fuhr von Rangoon nach Akyab und Chittagong und
paſſierte die an der Route gelegene, in Frage kommende Stelle
des Ozeans, in deren Nähe ſich ein Schlammkrater befindet, ohne
irgend etwas Beſonderes zu bemerken. Als aber das Schiff
etwa eine Woche ſpäter die Rückreiſe von Akyab und Chittagong
nach Rangoon antrat und die Stelle wieder paſſieren ſollte,
bemertten der Kapitän und die Mannſchaft des Fahrzeuges zu
ihrem nicht geringen Schrecken, daß mittlerweile eine Inſel aus
dem Meere emporgeſtiegen war, die, ſoweit man nach dem Augen=
maß
erkennen konte, ungefähr 1000 Fuß lang und 30 Fuß hoch
war. Infolge der nach Rangoon gebrachten Meldung von dem
neuen Eiland wurde ein zweiter Dampfer in derſelben Route
zur näheren Feſtſtellung der Lage der Inſel abgefertigt, und es
zeigte ſich, daß die Inſel größer war, als urſprünglich angenom=
men
worden war, nämlich, daß ſie eine Länge von 1500 Fuß bei
einer Breite von etwa 1000 Fuß und einer Höhe von etwas
über 30 Fuß beſaß. Es zeigte ſich des ferneren, daß die Inſel,
die in zadigem Felsgeklüft aus dem Waſſer emporſtieg, ringsum
von einer dichten Kette von Korallenrifſen umgeben war, die
früher gleichfalls gefehlt hatten. Auch ein Reihe von Sand=
bänken
war nunmehr in der Nähe der Inſel zu ſehen. Unweit
dem felſigen Feſtlande der Inſel befand ſich eine zweite, kleinere
Inſel, von der man jedoch annimmt, daß ſie unterirdiſch mit
der Hauptinſel feſt verbunden iſt. Wie erwähnt, befindet ſich
die neu aufgetauchte Inſel in der Nähe eines unterſeeiſchen
Schlammvulkans, deſſen Ausbruch im Jahre 1914 beobachtet
worden war. Man nimmt nun in indiſchen meteorologiſchen
Kreiſen an, daß auch jetzt ein ſolcher beſonders ſtarker Ausbruch
des Schlammpulkans ſtattgefunden habe, der bewirkt habe, daß
der felſige Meeresdrund emporgehoben wurde und daß die Inſel=
bildung
in dieſer Art erfolgt war. Eine Kommiſſion von Meteo=
rologen
und Geologen wiro ſich in Bälde nach der Inſel begeben,
um die geologiſchen Einzelheiten der neuen Inſelformation zu
ſtudieren, wenn ſie nicht mittlerweile ebenſo plötzlich wieder ver=
ſchwindet
, wie ſie aufgetaucht war.

Kunſi, Wiſſenſchaft und Leben
Die Lage der deutſchen Miſſion wird bei der
ſtarken Geldentwertung und allgemeinen Unſicherheit immer
ſchwieriger. Die jetzt erfolgte Umſtellung auf Goldmark bringt

des Dertnerb.

Anzahl gur gekleideter junger Leute beobachtet, die zuſamrmenfaßen.
Heinz ſaß an dem Tiſch, an dem er ſich mit ſeinen ſeparatiſtiſchen Ge=
nuren
jeden abend einfand, um Wein zu trinken, manchmal bis in die
frühen Morgenſtunden hinein, wobei es dann oft zu Streitigkeiten unter
dieſen feinen Leuten kam. Be: dem Hin= und Hereilen der Kellner
und Gäſte bemerkte niemand das Eintreten zweier oder dreier Män=
ner
, die direkt auf den Tifch, an dem Heinz ſaß, zugingen und alsdann
feuerten. Andere junge Leute ſchienen zur gleichen Zeit zu ſchießen;
10 bis 15 Schüſſe wurden abgegeben. Heinz ſprang auf, drehte ſich auf
den Abſätzen herum und fiel dann tot auf den Rücken. Die beiden
anderen Männer an ſeinem Tiſch fielen vornüber und aus ihren Köpfen
ſtrömte Blut. Nach etwa 20 Minuten traten Gendarmen, Mavokkaner
und ſeparatiſtiſche Truppen ein einige in grauer. Unifor=
men
, ven einigen Abweichungen abgeſehen, der alte, wohlbekannte Typ
von Verbrechern, deren Gewalttaten mit auswärtiger Hilfe die Errich=
tung
der Herrſchaft ber ſogenannten Regierung erſt inöglich gemacht
haben. Nach dem Verlaſſen des Reſtaurants wurde der Berichterſtatter
auf der Straße innerhalb von 6 Minuten dreimal nach Waffen durch=
ſucht
. Als er zu ſeinem Hotel zurückkehrte, forderte ein Ziviliſt ſeinen
Paß, indem er bemerkte: Ich gehöre zur autonomen Regierung. Wir
haben die Zügel der Macht ergriffen. Die Engländer zählen hier nicht.
Der Berichterſtatter weiſt auf Grund ſeiner Erfahrungen darauf hin,
welches das Los jedes britiſchen Untertanen in der Pfalz ſein könne.
Die Separatiſten, die jede Kritik in der Pfalz unterdrückten, wünſchten
auch die auswärtigen Zeitungen zu verhindern, Informationen zu er=
halten
. Ein Journaliſt könne dort ſeine Pflicht als unparteiiſcher
Berichterſtatter nicht erfüllen. Dieſe Geſellſchaft von Hand=
langern
, Fanatikern und verrufenen Charakteren,
die ihre augenblickliche Stellung durch Niedermetzelung und Gewalt=
anwendung
erreicht hätten und die ſich durch die ſchlimmſte Art von
Tyrannei hielten, beläſtigten und bedrohten jeden britiſchen Untertan,
obgleich die Ergreifung und die Beibehaltung ihrer
Macht vollkommen vonfranzöſiſcher Protektion ab=
hänge
. Der Berichterftatter erklärt, die Mordtat von vorgeſtern
ſei die faſt unvermeibliche Folge einer Politik, die eine
ſo verabſcheute Tyrannei, wie ſie die autonome Regierung
Larſtelle, aufrecht erhalte.
Die Daily News ſchreibt, die Angabe, daß irgend eine wirklich
volkstümliche Geſinnung hinter der ſeparatiſtiſchen
Bewegung ſtehe, ſei Unſinn, wenn nicht berechnete Heuchelei.
Die Anhänger der Bewegung ſeien der Abſchaum des Rheinlandes. Es
ſei ſiher, daß die bisher von den Separatiſten erzielten
Erfolge vollkommen den franzöſiſchen Baſonetten
zu verdanken ſeien. Die franzöſiſchen Militärbehörden hätten
nicht nur müßig beiſeite geſtanden, während dieſe Banden von Rauf=
bolden
eine Herrſchaft des Terrors in den Städten errichteten und die
verfaſſungsmäßigen Behörden aus ihren Amtsräumen vertrieben, ſie
hätten vielmehr auch aktiv eingegriffen, um die deutſche Polizei zu ent=
waffnen
, die verſuchte, die Unruhen zu unterdrücken, und gegen die
daraufhin barbariſche Urteile gefällt worden ſeien, anſtatt gegen die
Unruheſtifter. In den Augen jedes anſtändigen Rheinländers ſei die
ſogenannte Autonome Republik aus dieſen guten Gründen einfach eine
franzöſiſche Farce. Die Folgerungen dieſes Komplottes ſeien wahrſchein=
lich
in Paris nicht vollauf gewürdigt worden. Die Anerkennung die=
ſer
Leute werde zweifellos eine vollſtändige Verletzung des Verſailler
Vertrages bedeuten. Poincarés Farce ſei eine Tragödie
geworden, die erſt beginne.
Eine vergiftete Atmoſphäre.
Paris 11. Jan. (Wolff.) Zu dem Anſchlag auf den pfälzi=
hen
Separatiſtenführer Heinz ſchreibt die Journse Induſtrielle,
r Vorfall ſei um ſo unglückſeliger, als er in dem ungeeig=
netſten
Augenblick zu der Liſte der entſtandenen Zwiſchenfälle einen
neuen hinzuſüge, die ſeit vier Jahren im Zuſammenhang mit den ganz
beſonders ſchwierig gearteten Verhältniſſen der franzöſiſch=deutſchen
Frage eine vergiftete Atmoſphäre enthalten hätten. Man
nehrte an daß die geſtrigen Verhandlungen im Kabinettsrat ſich mit
dieſer Frage beſchäftigten, aber eine Reihe von Zwiſchenfällen, die
abwechſelnd gtücklich oder unglücklich ausfielen, ſtellten keine Poli=
tik
dar. Die franzöſiſche allgemeine Politik
gegenüber dem beſetzten Gebiet und hinſichtlich der Be=
ziehungen
zu Deutſchland erſchiene mit Recht oder Unrecht nach außen
hin konfus. Dieſer Anſchein habe den weiteren Anſchein an ſich,
daß man überdies zu ſchwanken ſcheine, und daraus ergibt ſich die Mög=
lichkeit
, überraſcht zu werden und ſich in diplomatiſche Zwi=
ſchenfälle
zu verwickeln.
Es ſei wenn es nicht ſchon geſchehen ſei, höchſte Zeit, daß man ſich
mit der Wahl einer beſtimmten Richtung beſchäftige und ſie verfolge
unter dem Terbehalt, ſie ſpäter zu berichtigen. Wenn man aber nicht
wiſſe. o0 maz rechts oder links ſtehen ſolle, ſo liege die Gefahr auf der
Hand, daß man nirgends anlangen werde. Es frage ſich, ob die Be=
ſetzung
des Rheinlandes einen Zweck habe, oder ob ſie ganz oder
zum Teil einen Tauſchwert fur Verhandlungen beſitze.
Zwiſchen dieſen beiden Alternativen habe man zu wählen.
Ein ſeparatiſtiſcher Urkundenfälſcher.
Koblenz, 11. Jan. Auf Veranlaſſung des früheren Ge=
ſchäftsführers
des Gutenberg=Verlages wird der Staatsanwalt
gegen den ſogenannten ſeparatiſtiſchen ſtellvertretenden Miniſter=
präſidenten
Theodor Oehmen ein Verfahren wegen ſchwerer
Urkundenfälſchung einleiten.

Das Reichskabinett und die Pfakz.
Schärfſte Verurteilung der franzöſiſchen Raubpolitik.
Schärfſte Verwahrung in Paris und Brüſſel.
Berlin, 11. Jan. Amtlich wird mitgeteilt: Das Reichs=
tabinett
hat die geſtrige Nachmittagsſitzung der Erörterung
der pfälziſchen Angelegenheit gewidmet. Durch die
Ermordung des Separatiſtenanführers Heinz=Orbis iſt die
durch die Separatiſtenputſche und ihre Begünſtigung durch die
Beſatzungsbehörden geſchaffene unhaltbare Lage blitzartig be=
leuchtet
worden. Seit Wochen iſt eine wehrloſe Bevölkerung
auf Gnade und Ungnade dem ungehemmten Terror einer ſkrupel=
loſen
Bande ausgeliefert, die ſich als unbeſchränkte Herren im
Lande aufführen. Plünderungen, Vertreibungen, Freiheits=
beraubungen
, Raub und Erpreſſung ſind an der Tagesordnung.
Die rechtmäßige Polizei wird durch die Be=
ſatzungsbehörden
auf Schritt und Tritt gehemmt,
hon ihren geſetzlichen Mitteln Gebrauch zu machen. Das fran=
zöſiſche
Militär, das ſonſt in jedem harmloſen Vorfall ſofort
eine Bedrohung der Sicherheit der Beſatzungstruppen und der
öffentlichen Ordnung erblickt, ſieht nicht nur tatenlos dieſem
Treiben zu, ſondern begünſtigt es in jeder Beziehung. Die
neueſte Entwickelungsphaſe iſt, daß den Gewaltakten der Separa=
tiſten
in der Phraſeologie der Beſatzungsbehörden der Anſchein
der Legitimität gegeben wird.
Raub heißt nicht mehr Raub, ſondern Konfiskation. Die=
ſer
Politik der Heuchelei wird die Krone auf=
geſetzt
, wenn jetzt die verbrecheriſchen Akte die=
ſer
Banden, die das Gegenteil von Recht und Geſetz ſind,
als Verordnungen und Geſetze behandelt und
genau ſo wie die Geſetze des Reichs und der Länder vom
Büro der Interalliierten Rheinlandkommiſ=
ſion
regiſtriert werden. Die Reichsregierung hat hier=
gegen
durch die deutſchen Vertretungen in Paris und Brüſſel
ſchärfſte Verwahrung einles laſſen. Die Neichsregie=
rung
ſieht mit Stolz auf den bewundernswer=
ten
Kampf, den die Pfälzer Bevölkerung auf
ihrem gefährdeten Vorpoſten für Deutſchlands
Daſein und Deutſchlands Einheit kämpft. Die
Reichsregierung wird im engſten Einvernehmen mit der
bayeriſchen Staatsregierung alles, was an ihr liegt, tun,
damit, nicht nach den Abſichten eines kleinen
Haufens von Hochverrrätern der erdrückenden
Mehrheit eine Lostrennung aufgenötigt wird,
der ſie mit jeder Faſer ihres Seins widerſteht.
Deutſche Proteſinote.
* Berlin, 11. Jan. (Priv.=Tel.) Die deutſche Proteſt=
uote
, welche in Paris und Brüſſel überreicht wurde, hat folgen=
den
Wortlaut:
Es mehren ſich die Anzeichen dafür, daß die Interalliierte
Rheinlandkommiſſion in immer fortſchreitendem Maße die ſog.
Regierung der autonomen Pfalz als die Inhaberin der legitimen
Regierungsgewalt, in der bayeriſchen Pfalz anerkennt. So iſt
der deutſchen Regierung bekannt geworden, daß die Interalli=
ierte
Rheinlandkommiſſion Verordnungen dieſer ſog. Regierung
am 2. Januar amtlich regiſtriert hat. Dies wird beſtätigt durch
eine Bekanntmachung des franzöſiſchen Kreisdelegierten in Zwei=
brücken
, Oberſtleutnant Defort, die in den pfäſziſchen Blättern
veröffentlicht ſurde und folgenden Wortlaut hat:
Nachdem die Interalliierte Rheinlandiommifſion die Ver=
ordnungen
der Regierung der autonomen Pfalz, die ihr von
dieſer zur Genehmigung unterbreitet wurden, am 2. Januar
1924 amtlich eingetragen hat, muß die Bekanntmachuug des
Delegierten von Zweibrücken vom 4. Januar 1924 an die dor=
tigen
bayeriſchen Behörden als null und nichtig betrachtet wver=
den
.
gez. Defort.
Zum Verſtändnis dieſer Bekanntmachung mag bemerkt wer=
den
, daß die der vorſtehenden Bekanntmachung vorausgegangene
Verlautbarung des Kreisdelegierten dahin gegangen war, daß
die Regierung der autonomen Pfalz offiziell nicht anerkannt ſei,
und daß deshalb die Interalliierte Rheinlandkommiſſion ihre
Verordnungen nicht regiſtriert habe. Es ſteht alſo feſt, daß die
Interalliierte Rheinlandkommiſſion die Anführer des hochver=
räteriſchen
Unternehmens in der Pfalz in aller Form als legi=
time
, geſetzgebende Gewalt anerkennt. Die deutſche Regierung
legt gegen dieſe unerhörten Vorgänge Verwahrung ein und for=
dert
, daß die franzöſiſche und belgiſche Regierung ſofort dagegen
einſchreiten.

eine Verſchärfung der Kriſe, da den Goldmarkausgaben noch
Papiermarkeinnahmen gegenüberſtehen. Die meiſten Geſellſchaften
verzichten darauf, noch Gabenverzeichniſſe zu veröffentlichen oder
Dankquittungen zu ſchicken. Dieſe Beeinträchtigung der perſön=
lichen
Fühlungnahme iſt um ſo ſchmerzlicher, als das Reiſen nicht
nur im beſetzten Gebiet, ſondern überall erſchwert wird. Die
Zahl der Miſſionsveranſtaltungen nimmt ab. Dazu kommt eine
ſtarke Beſchränkung der Miſſionsblätter: faſt überall erſcheint nur
noch ein Blatt; Barmen, Berlin und Bremen wollen ein gemein=
ſames
Kinderblatt herausgeben. Erfreulich ſind die reichen
Naturalien für die Miſſionshäuſer; Hermannsburg hat ſeinen ſeit
1909 verpachteten Miſſionshof teilweiſe wieder in Bewirtſchaftung
genommen. Allenthalben wird die Opferfreudigkeit der Miſſions=
freunde
gerühmt. Aber ihre Kraft will nicht mehr ausreichen,
den ſtark eingeſchränkten Heimatbetrieb auch bei knappften Ge=
hältern
aufrechtzuerhalten. Zur Ergänzung ſind Auslandsgaben
dringend nötig, deren Wert freilich bei der Anpaſſung der deut=
ſchen
Preiſe an die des Weltmarkts ſtark geſunken iſt. Die Arbeit
auf den unter deutſcher Leitung ſtehenden Miſſionsfeldern in
Südafrika, Hinter=Indien und China, von wo manche Liebesgabe
nach der Heimat kommt, wird durch die Eingeborenenkirchen ſelbſt
oder durch Beihilfe ausländiſcher Regierungen und Miſſionen
aufrechterhalten. Gottes bisherige wunderbare Hilfe läßt aber
nirgends ein Verzagen laut werden, ſondern die Loſung bleibt:
Noch immer Miſſion!
Das Neue Theater in Frankfurt a. M. (Direktion
A. Hellmer) brachte an den Weihnachtsfeiertagen eine Neubear=
beitung
des Glas Waſſer (Seribe) von Otto Stockhauſen
die dank ihres leichtflüſſigen und graziöſen Dialogs bei glänzen=
der
Wiedergabe der Hauptrollen einen ſtarken Erfolg erzielte.
(Den Vertrieb des Stückes hat der Drei=Masken=Verlag, Berlin,
übernommen.)
Neue Goldfelder ſind nach Meldung aus Montreal
im Nordoſten des Staates Quebek entdeckt worden. Mehrere
Tauſend Konzeſſionen ſeien bereits erworben worden.

* Aerztliche Betreuung in geſunden Tagen. In China, ſagt
man, bezahlen die reichen Leute den Arzt für die Zeit ihres
Wohlbefindens und ſtellen die Honorierung ein, ſobald ſie krank
ſind. Dieſe Anſchauung teilt Sam. Vauclain, der Leiter der Loko=
motivbaufabriken
Baldwin in Philadelphia. Trotz ſeiner 67 Jahre
iſt Vauclain die Hauptperſon des Unternehmens. Ueberdies iſt
er der Anſicht, daß er keine Zeit habe, krank zu ſein. Mit dem
Zweck, ſich gegen die Möglichkeit einer Unpäßlichkeit ſicherzuſtellen,
hat er mit ſeinem Arzt vor Zeugen in aller Form einen notariel=
len
Vertrag abgeſchloſſen, kraft deſſen er ſich verpflichtet hat, dem
Manne ſeines Vertrauens eine jährliche Summe auszuzahlen,
damit er über ſein Beſinden wache, immerhin unter Abzug der

eventuellen Krankheitstage. Man ſtelle ſich die rührende
Sorgfalt des Arztes vor, der nicht verfehlt, mindeſtens einmal
wöchentlich zum Beſuch zu kommen, den Puls zu fühlen und die
Zunge des Kunden nachzuſehen. Arzt und Kunde ſind übrigens
gleicherweiſe von dieſer Vereinbarung entzückt. Vauclain iſt
innerhalb 5 Jahren anſcheinend nur einmal einen Tag infolge
eines leichten Katarrhs bettlägerig geweſen.
C.K. Das größte Trockendock. Zu St. John in Kanada iſt
jetzt ein Trockendock in Betrieb genommen worden, das als das
größte der Welt zu gelten hat. Nach einem Bericht in Werft,
Reederei, Hafen beträgt die Länge auf den Stapelplätzen 350,5
Meter, die Breite 38 Meter, die Waſſertiefe über der Dockſohle
12,8 Meter. Das Dock iſt mit zwei Abſchlußpontons ausgerüſtet,
ſo daß die innere Docklänge 152,4 Meter, die äußere 198,1 Meter
beträgt. Zum Einholen der Schiffe ſtehen 10 elektriſche Spille
zur Verfügung, während zur Beförderung ein Laufkran von
20 Tonnen Tragkraft bei 24,4 Meter Ausladung dient. Die Dock
pumpen beſitzen elektriſchen Antrieb und erfordern 2000 PS.
G Leichtentzündliches Zuckerwerk in Verdun. Verdun,
ſagt man, bemüht ſich, den Krieg zu vergeſſen. Aus einer Feſtung
will es eine Stadt der Arbeit werden. Und dennoch drückt ihm
der Krieg, ſelbſt noch in ſeinen Handelskundgebungen, einen krie=
geriſchen
Stempel auf. Die Zuckerſachen von Verdun ſind vor=
züglich
und genießen mindeſtens völkiſchen Ruf. Bisher begnügte
man ſich, die Sachen in Kugeln und Kanonen zu gießen. Nun
verwandeln ſich dieſe in Sprenggeſchoſſe. Neueſtes Erzeugnis!
Granaten X., leicht entzündlich in Schokolade, zerplatzen ohne
jede Nauchbildung durch Parfüm, ohne jede Gefahr. Es genügt,
die Lunte an der Spitze anzuzünden, um das Zerplatzen zu er=
zeugen
, das auf dem Tiſch Zuckerzeug 2., Bilder=, Silbenrätſel,
Photographien, unerwartete Geſchenke, Kartenſpicle, magiſche
Bilder, Muſikſtücke uſw. hervorzaubert. Granate Nr. 1, 27 Zen=
timeter
hoch, 54 Franken. Auf Verlangen werden die Granaten
auch mit religiöſen Sinnſprüchen geliefert. Niemand wird be=
ziveifeln
, daß die Firma X. am letzten Geſchenktage bei der Kund=
ſchaft
der penſionierten Generäle mit ihren Erzeugniſſen Erfolg
gehabt hat.
* Wie Aberglaube entſteht. Bekannt iſt der volkstümliche
Spruch: Spinne am Morgen Kummer und Sorgen; Spinne
am Abend Erquickend und labend. Dieſe eigenartige Prophe=
zeiung
ſtammt aus der Verwechſelung eines Zeitwortes mit
einem Hauptwort. Eigentlich handelt es ſich nämlich hier gar
nicht um die Spinne ſondern um das Spinnen Spinnen
am Morgen war ein Kennzeichen der Armut, weil es als Beruf
ausgeübt wurde; ſpinnen am Abend war ein Kennzeichen der
Wohlhabenheit, denn wer abends ſpann, tat es zur Erholung.
Später kamen noch belangloſe Erweiterungen (nachmittags
uſw.) dazu.

[ ][  ][ ]

Seite 4.

Darmſtädter Tagblatt, Samstag, den 12. Januar 1924.

Nummer 12.

Staut und Land.
Darmſtadt, 12. Januar.
Straßenreinigung.
Das Darmſtädter Polizeiamt hat am 2./9. Januar Ver=
anlaſſung
genommen, die Polizeiverordnung vom 30. Auguſt 1921
erneut zu öffentlicher Kenntnis zu bringen. Die laut gewor=
denen
Klagen haben dies wohl veranlaßt. Nachdem nun im
Laufe des Donnerstag Tauwetter eingetreten war, iſt die Reini=
gung
der Fußſteige keineswegs ſo rechtzeitig (8 9) bewirkt wor=
den
, wie der Verkehr in der Landeshauptſtadt es erforderte. Der
hier erhobene Vorwurf trifft alle Grundſtüdseigentümer, juriſtiſche
wie phyſiſche Perſonen. So war am Donnerstag bezw. Freitag
früh mit Reinigung noch nicht begonnen: beim Polizeiamt ſelbſt
(ſtädtiſches Eigentum), an der Sparkaſſe, am Garten des alten
Palais, an letzterem ſelbſt (Wilhelminenſtraße), an der Poſt,
Bahnhofsplatz uſw. In Darmſtadt muß alles daran geſetzt wer=
den
, daß die Straßenreinigung im allgemeinen wieder auf die
frühere Höhe gebracht wird; darum ſollten Behörden und Private
mit gleichem Eifer ſich bemühen.
Landesmuſeum. Unterhaltungen über alte Kunſt.
Für die Unterhaltungen am kommenden Dienstag, um 3 Uhr, ſind als
Aufgaben geſtellt bei Geheimrat Back: Das religiöſe Bauwerk, bei
Profeſſor Feigel: Renaiſſance unter Karl dem Großen, bei Dr. Freund:
Raumgefühle und ihre jeweilige Beſtimmtheit,
Die Auszahlung der Penſion für die 2. Januarhälfte 1924 an die
in Darmſtadt wohnhaften Penſionäte und Hinterbliebenen ( Reichspen=
ſionsamt
für die ehemalige Wehrmacht und Reichsminiſterium des In=
nern
, Abteilung Elſaß=Lothringen) erfolgt am Montag, den 14. Januar
1924, vormittags 9½ Uhr bis 1 Uhr mittags beim Verſorgungsamt
Darmſtadt, Magdalenenſtraße 8, und zwar in denſelben Zimmern wie am
31. Dezember 1923. Steuerbuch für 1924 wolle mitgebracht und abge=
geben
werden. Diefenigen Beträge, die bis 17. ds. Mts. nicht abgeholt
ſind, werden den Empfängern koſtenpflichtig durch die Poſt zugeſandt.
Die Auszahlung der Rente an Kriegsbeſchädigte und Hinterbliebene
(Reichsverſorgungsgeſetz) erfolgt am 18. ds. Mts. durch die zuſtändigen
Poſtanſtalten.
Ausſtellung von ungültigen Wandergewerbeſcheinen, Reiſe=
päſſen
, Jagdwafſenpäſſen u. dergl. Das heſſiſche Geſamtminiſte=
rium
erläßt ſolgende Bekanntmachung: Es iſt feſtgeſtellt worden,
daß im beſetzten heſſiſchen Gebiet von den Separatiſten
unter mißbräuchlicher Benutzung der in den beſetzten Kreisamts=
gebäuden
vorgefundenen Reichs= und Landesformularien Reiſe=
päſſe
, Wandergewerbeſcheine, Legitimationskarten, Jagdwaffen=
päſſe
, Kraſtwagenzulaſſungsſcheine u. dergl. ausgeſtellt worden
ſind. Die Bevölkerung wird darauf aufmerkſam gemacht, daß
derartige Papiere, als nicht von einer Behörde ausgeſtellte Ur=
kunden
, ſelbſtverſtändlich keine Gültigkeit haben
und der Einziehung unterliegen; etwa dafür bezahlte Gebühren
ſind deshalb vergeblich verausgabt. Nur die heſſiſchen Behör=
den
(Kreisämter und Oberbürgermeiſter) ſind nach den von der
Rheinlandkommiſſion anerkannten Reichs= und Landesgeſetzen
in dem beſetzten heſſiſchen Gebiet befugt, obengenannte Urkunden
rechtswirkſam auszuſtellen, insbeſondere werden auch nur von
dieſen ausgeſtellte Reiſepäſſe und Heimatſcheine von den aus=
ländiſchen
Konſulaten anerkannt.
Der Deutſche Offizierbund hielt Donnerstag abend ſeinen erſten
Bierabend ab. Nach kurzer Begrüßung durch den 1. Vorſitzenden, Herrn
Oberſt Krauſe, und Bekanntgabe einiger geſchäftlicher Mitteilungen er=
griff
Herr Oberſtleutnant von Hagen das Wort zu einem Vortrage Der
Weltkrieg in der Beurteilung der feindlichen Heerführer‟. Die überaus
intereſſanten und bei aller Kürze umfaſſenden Ausführungen des hervor=
ragend
unterrichteten Redners bewieſen aufs neue, wie oft die Mittel=
mächte
trotz der erdrückenden Uebermacht der Feindmächte vor dem Siege
geſtanden hatten, und wie oft nur Zufälle und unglückliche Zuſammen=
treffen
die Erfolge wieder zunichte gemacht haben. Nachdem noch Herr
Regierungsrat Kühl, der Dezernent für das Penſionsweſen am hieſigen
Verſorgungsamte, einige Informationen über den gegenwärtigen Stand
der Penſionsfragen gegeben hatte, ging man zum gemütlichen Teil über,
welcher die Teilnehmer in angeregter Unterhaltung noch längere Zeit
zuſammenhielt. Die zahlreich beſuchte Veranſtaltung, die der Initiative
des Herrn Oberſt Krauſe zu verdanken iſt, zeigte das Bedürfnis, welches
gerade in früheren Offizierkreiſen für einen engeren Zuſammenſchluß be=
ſteht
. Die Abende ſollen von jetzt an einmal monatlich ſtattfinden und
gelegentlich auch mit anderen Vorführungen heiterer Art ausgeſtattet
werden. Zunächſt wurde als Tag des nächſten Herrenabends der 7. Fe=
bruar
1924 und als Treffpunkt wieder Reſtauration Sitte feſtgelegt.
* Oeffentliche Verſammlung des Republikaniſchen Reichsbundes. Im
vollbeſetzten Städt. Saalbau (in Anweſenheit ſämtlicher heſſiſcher Mini=
ſter
, des Staatspräſidenten und des Präſidenten des Heſſiſchen Landtages)
ſprach geſtern abend in einer öffentlichen Verſammlung der frühere
preußiſche Kultusminiſter Regierungspräſident Dr. Haeniſch über:
Das geiſtige Deutſchland und die Republik, Redner
ging von dem Gedanken aus, daß er mit dieſer Frage den Finger an die
ſchmerzlichſte Wunde des neuen Deutſchlands lege. Zwar ſeien die Maſ=
ſen
der Bevölkerung ebenſo entſchiedene Republikaner als die Spitzen
des Staates, dazwiſchen liege aber noch eine Schicht der intellektuellen
Berufe, die ſich für die Republik nicht erwärmen wollen. Zu begrüßen
ſei, daß geiſtige Köpfe wie Unruh, Gerhard Hauptmann, Thomas und
Heinrich Mann für die Republik eintreten. Der ablehnende Geiſt der
akademiſchen Jugend ſei nicht verwunderlich, wenn man ihn an dem Geiſt
ihrer Erzieher meſſe. Es ſei aber nichts damit getan, alle Erſcheinungen
zu bedauern, man müſſe nach ihren Urſachen forſchen und die zwei Wege
gehen, einen ideellen und einen materiellen. Nämlich die Not der geiſti=
gen
Arbeit in Deutſchland, der Wiſſenſchaft. Nachdem ſich der Redner
in längeren Ausführungen über die beiden Punkte geäußert hatte, wies
er darauf hin, daß die Begriffe Demokratie und Vaterland nicht etwa,
wie es in gewiſſen Kreiſen hingeſtellt wird, unvereinbar ſeien, ſondern
durch die Geſchichte des Jahre 1848 durch Namen wie Arndt, Fritz Reu=
ter
, Freiligrath u. a. unauflöslich miteinander verbunden ſeien. Die Not
der neuen Republik würde über die Wogen des Bürgerkrieges, des Ruhr=
kampfes
uſw hinweggetragen werden. Wie 1848, ſo wollten auch heute
die Republikaner ein einiges großes Deutſchland. Lebhafter Beifall
dankte dem Redner. In der Diskuſſion ſprachen mehrere Nedner, von
denen die beiden erſten die Worte des Referenten zu entkräftigen ſuchten,
fortgeſetzt unterbrochen von Zwiſchenrufen, während die beiden letzteren
Redner ſich zu den Ausführungen des Neferenten bekannten. Frau
Brinksheim, die für die Frauen ſprach, fand warme, anerkennende Worte
für den Redner und ermahnte die Eltern und Lehrer zur Erziehung der
Jugend im Geiſte der Republik. Nach einem kurzen Schlußwort des
Referenten ſchloß der Vorſitzende die Verſammlung.
Vortragsabend des Epangeliſchen Bundes. Nächſten Dienstag, den
15. Januar, veranſtaltet der Darmſtädter Zweigverein des Evang. Bun=
des
im Gemeindehauſe, Kiesſtraße 17 wieder einen Vortragsabend.
Pfarrer Schäfer, Vereinsgeiſtlicher für Innere Miſſion, weiteren Krei=
ſen
bekannt durch ſein volksmiſſionariſches Wirken, wird einen Vortrag
über Die Sekten der Gegenwart halten. Die Sekten ſind intereſſant,
weil ſie ihr religiöſes Leben abſeits von der Volkskirche führen. Ihre
Propaganda, insbeſondere die der ſogen. Geſellſchaft ernſter Bibelfor=
ſcher
, zwingt jedermann, ſich mit ihnen auseinanderzuſetzen und macht
es zur Pflicht, ihre Eigenart kennen zu lernen, damit er die rechte Stel=
lung
zu ihnen wähle. Der Eintritt iſt frei.
Evangel. Stadtgemeinde. Den Kirchenbeſuchern ſei mitgeteilt, daß
Sonntag, 13. Januar, die Kirchen geheizt ſind.
Die akademiſche Fliegergruppe Darmſtadt veranſtaltet am
Dienstag, den 15. Januar, abends 8 Uhr, im Kleinen Haus des
Landestheaters einen Vortrag über den Segelflug in ſeiner
neueſten Entwicklung. Den Vortrag veranſchaulichen herrliche
Filmaufnahmen vom jüngſten Segelſlug=Wettbewerb in der
Rhön, der ja gerade unſeren Darmſtädter Fliegern ſo ſchöne Er=
folge
wiſſenſchaftlicher und ſportlicher Art brachte. Wir ſehen
auf dem Film die altbewährten Flugzeuge Edith und Ge=
heimrat
im Wettkampf mit den nicht weniger ſorgfältig aus=
geführten
Flugzeugen anderer Fliegergruppen, wie Aachen, Char=
lottenburg
, Dresden, Hannover, Stuttgart. Auch einige Vereine
haben den Segelflug praktiſch zu fördern gewußt. Die neuen
Darmſtädter Flugzeuge, den Zweiſitzer Margarete und das
erfolgreichſte Segelflugzeug des Jahres, den Konſul ſehen
wir ſiegreich im Kampf gegen die Beſten ihrer Gegner. Der
Konſul, der nach Zeichnungen der Akademiſchen Fliegergruppe
von der Bahnbedarf A.=G. gebaut worden iſt, flog unter

Unser
WIEDEHOPR.
KALENDER
19 2 4
eine wertvolle kleine Gabe für
Sammler bibliophiler Drucke,
ist soeben erschienen und für
den geringen Preis von Mk. 4.
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Darmstädter Tagblattes sowie in
allen Buchhandlungen zu haben
L. C. Wittich’sche
Hofbuchdruckerei

Moderner Großbetrieb
für anspruchsvolle u. bibliophile
Buchdruckleistungen

Wochenſpielplan des Heſſiſchen Landestheaters
vom 13. bis 20. Januar 1924.

Sonntag:
Montag:
Dienstag:
Mittwoch:
Donnerst.:
Freitag:
Samstag:
Sonntag:

Sonntag:
Montag:
Dienstag:
Mittwoch:
Donnerst.:
Freitag:
Samstag:
Sonntag;

Großes Haus.
6 Uhr: Aida. Sondermiete 15 (6) und 22 (6).
7 Uhr: Viertes Konzert des Landestheaterorcheſters.
7 Uhr: Der Troubadour. Sonderm. 16 (7) u. 17 (7).
7½ Uhr: Antigone‟. B 11.
7 Uhr: Die Boheme‟. Sondermiete 11 (7) u. 18 (7)
7½ Uhr: Reichsgründungsfeier d. Dtſch. Volkspartei.
7 Uhr: Elektra. Oper von Rich. Strauß. E11.
3 Uhr: Feſtſpiel der Turngmeinde 1846. 6½ Uhr:
Fiesko. Schauſpiel von Schiller.
Kleines Haus.
7 Uhr: Die Freier, Sondermiete 13 (6).
Keine Vorſtellung.
8 Uhr: Rhönflugfilm.
7 Uhr: Die beiden Schützen, Sondermiete 21 (7).
7 Uhr: Was Ihr wollt Zuſatzm. X 5, Schülerm.
7 Uhr: Schluck und Jau. Sondermiete 12 (7).
7 Uhr: Was Ihr wollt. Sondermiete 22 (7).
7 Uhr: Neu einſtudiert und neu inſzeniert: Die
Gärtnerin aus Liebe‟. Oper von Mozart.

Vortrag über die ſeitherigen Erfolge und Ziele des Segelflugs

* Orpheum.
Guſtav Bertrams Operetten=Gaſtſpiel=
Inkognito weilt Heinrich v. Flavigneul, der verfolgte Bona=
partiſt
, als Kammerdiener auf der Beſitzung der ſchönen Gräfin Chri=
ſtiane
, die mit ihrer gleich ſchönen, doch jugendlihen Nichte ihr Schloß
bewohnt. Der junge Flüchtling verliebt ſich in die ſchöne Nichte, und
als ſie ihm bei einem Sturze vom Pferde in den Arm fällt, verläßt ihn
die Beherrſchung er drückt ſie an ſich, und das führt in der Folge zur
Aufgabe ſeines Inkognitos den beiden Frauen gegenüber. Nun aber
entbrennen beide in Liebe zu dem ſchönen feurigen Jüngling, und ein
ſtiller Frauenkampf um die Liebe hebt an. Die junge Leonie, von den
Verfolgern in die Enge getrieben, verrät in ihre: Angſt um den Gelieb=
ten
ſeine Anwefenheit im Schloſſe, die beſonnenere Gräfin rettet ihn
und geſteht ihm dann gleichfalls ihre Liebe. Dankbarkeit verpflichtet den
Verfolgten, der Gräfin ſein Leben zu widmen, dorh dieſe iſt großmütig
genug, im letzten Moment zu entſagen, als ſie erfährt, daß Flavigneul
ſich ihr nur verpflichtet fühlt, die Nichte Leonie aber liebt. Sie entſagt
und macht die Liebenden glücklich gerade in dem Augenblick, wo der
Verfolgte entdeckt, aber auch begnadigt wird. Dieſer Stoff, den
Scribe zuerſt behandelte, iſt von den Librettiſten Kraatz und Keßle,
ſehr geſchickt und wirkſam für die Operette bearbeitet, und Rudolf
Nelſon hat eine hübſche, gefällige und wertvolle Muſik dazu geſchrie=
ben
, die dem literariſchen Nivequ entſpricht und es vielfach noch übertrifft.
Unter der muſikaliſchen Leitung P. Dietrichs, der das Orcheſter
ſeinen nicht leichten Aufgaben mit künſtleriſchem Können und Takt ent=
gegenzuführen
verſteht, erfährt die Operette eine Wiedergabe, die ſtärkſte
Anerkennung verdient. Man muß immer wieder auf die Schwierigkeiten
materieller und vor allem techniſcher Art verweiſen, mit der die Bühne
zu kämpfen hat, um die Größe der Leiſtung gebührend zu würdigen.
Guſtav Bertrams Spielleitung ſchuf im Verein mit der Dekorations=
kunſt
Georg Ranzows Bühnenbilder von zwingender Farbigkeit und
wirkſamſter Lebendigkeit, in der auch modernſte Beleuchtungseffekte eine
große Rolle ſpielen. In allem offenbart ſich das Beſtreben, in ernſter
und geſchickter künſtleriſcher Arbeit den Vorſtellungen Niveau und per=
ſönliche
Note zu geben. Das Zuſammenſpiel des Enſembles, beſonders
ſeiner führenden Kräfte, an die hohe Anforderungen geſtellt werden, iſt
ganz ausgezeichnet. Dabei ſtehen die gefanglichen Leiſtungen auf glei=
cher
Höhe wie die darſtelleriſchen. Roſa Landa, Hans Süßen=
guth
. Marga Peter, Guſtav Bertram Hermann Schüler
und Mizzi Rauſchenberg in den führenden Rollen bieten von vorn=
herein
Gewähr für eine ausgezeichnete, flotte und lebendig geſtaltete
Aufführung. Beſonders darf anerkannt werden, daß auf die Wahl der
Koſtüme und Uniformen größter Wert gelegt wird, die durchweg ſtil=
gerecht
ſind und dem Geſamtbild ſich treffend einpaſſen.
Daß die Operetten ſich ſtändig ſtarken Beſuchs erfreuen, der beſon=
ders
bemerkbar iſt bei den Stücken, die künſtleriſchen Wert haben, zeugt
von gutem Erfolg in der Geſchmackserziehung des Publikums und ſollte
zu denken geben.
Konzert. Auf den heute Abend, 8 Uhr, im Vortragsraum
Kunſt und Keramik, Luiſenplatz 4, ſtattfindenden zweiten Sonaten=
abend
Göſta Andreaſſon (Violine), Guſtav Beck (Klavier) ſei hiermit
nochmals hingewieſen. Karten bei Konzert=Arnold, Wilhelminenſtr. 9
und an der Abendkaſſe.
Bühnenvolksbund. Die zweite Hälfte der zweiten Nate von
Miete 21 iſt bis zum 15. Januar bei Chriſtian Arnold, Ernſt= Ludwig=
ſtraße
, zu zahlen. Am 16. Januar findet Vorſtellung ſtatt. Miete 22
iſt mit Vorſtellungen noch im Rückſtand. Zahlungsaufforderung ergeht
ſpäter.
Zur Ermäßigung der Gütertarife wird uns geſchrieben: Die
Ermäßigung um gerade 8 Prozent iſt aus tariftechniſchen Rückſichten
erfolgt. Die Unterſuchungen der Reichsbahn über die weitere Ent=
wicklung
der Eiſenbahntarife ſind noch nicht abgeſchloſſen. Weitere
Vergünſtigungen für die Durchfuhr und die Ausfuhr und beſondere
Seehafentarife werden vorbereitet. Der Reichsverkehrsminiſter will mit
dieſer Herabſetzung den allgemeinen Preisabbau fördern und hofft, daß
ſie beitragen wird, den Verkher zu beleben, deſſen Aufſchwung die
Wirtſchaft als Folge der gefeſtigten Währung erwartet.
Aus den Parteien.

Kritiſches zur Schulreform.
(Nicht ohne Beziehung zum Beamtenabbau.)
Von einem Volksſchullehrer.
Die Schulreform ſieht auf eine Tätigkeit von fünf Jahren zurück.
Ihre Richtlinien, die betußten und die unbewußten, treten nach und
nach auch für den Laien erkennbar zutage. Im folgenden verweiſen
wir auf einige, da ja ſchließlich Schulreform auch eine Elternangelegen=
heit
ſein dürfte.
Zunächſt erſtrebt man eine größere Vereinheitlichung,
getreu dem Wort Einheitsſchule, wonach alle Schulgattungen durch=
gängig
und lückenlos bis zur Hochſchule verknüpft werden ſollen, ſo
daß die nächſt höhere organiſch auf der nächſt unteren aufbaut. Das
Schema, nach dem jene Vereinheitlichung vor ſich gehen ſoll, liegt ſeit
Jahrhunderten feſt (6 Jahre Mutter=, 6 Jahre Mutterſprach=, 6 Jahre
Latein= 6 Jahre Hochſchule); es ſchwebt auch den Reformern vor. Das
neuerliche Streben, den höheren Lehranſtalten einen gemeinſamen
Unterbau zu geben, iſt ein weiterer Schritt zu jener Schematiſierung.
Hand in Hand damit geht eine größere Verſtaatlichung des
Bildungsweſens, die ſich auswirkt in Verſtaatlichung aller Gemeinde=
und Stadtſchulen, Verſtaatlichung des geſamten Lehrſtandes mit allen
Konſequenzen der Einſchränkung des Privatſchulweſens, der Verſtaat=
lichung
der früheren freiwilligen Fortbildungsſchule, der Errichtung
einer ſtaatlichen Volksbildungszentrale, der Einführung der Staats=
bürgerkunde
als eines Pflichtfaches in der höheren Schule u. a. m.
Im Inneren der Schulorganiſation macht ſich, getreu der Struktur der
Neuerer, eine weitgehende Nationaliſierung bemerkbar.
Dieſe gibt ſich kund in dem Beſtreben, durch ſtarkes Vorſchieben und
Betonen des Begabungsbegriffes zu differenzieren. Die
Volksſchulklaſſen mit erweiterten Lehrzielen, die Förder=
klaſſenzüge
, die Aufbauſchulen zeugen davon, nicht zuletzt auch
verſchiedene Reformen in der höheren Schule: die Gabelungen in
den höheren Klaſſen (nach franzöſiſchem Muſter) und der neuerdings
geplante gemeinſame Unterbau, bei dem u. a. auch der Grund mit=
ſpricht
, die Entſcheidung über den Vildungsgang des Schülers hinaus=
zuſchieben
, weil die Begabung mit 9, 10 oder 11 Jahren noch nicht
einwandfzei zu erkennen ſei.
Soweit die bewußten Richtlinien! Zum erſten Punkte wäre
zu ſagen: es ſoll Vereinheitlichung durch Schematiſierung und
Uniformierung erreicht werden. Es ſei die Frage erlaubt, ob
eine ſolche Art der Vereinheitlichung dem Weſen kulturſchaffender
Arbeit im allgemeinen und dem Weſen von Erziehung und Bildung
im beſonderen entfericht. Es gab eine Zeit, in der die Gartenkunſt ihr
edelſtes Ziel darin erblickte, Bäume und Sträucher auf die einfachſten
Naumformen zurückzuführen, eine Zeit, in der 1a raison et le
rai das vornehmſte Ziel aller Kunſt war. Demgegenüber hier nur
ein Satz: In allen Angelegenheiten, in denen ſichs um Bindungen, um
Ziviliſation handelt, alſo bei Errichtung und Erhaltung eines
ſchlagfertigen Heeres, eines guten Verkehrs= und Verwaltungsweſens
u. dgl. Uniformierung in allen Ehren! In allen Din=
gen
des Kulturſchaffens, das Entwicklung. Entfaltung, Vere=
edelung
anſtrebt, Platz, der freien Perſönlichkeit: des
Gärtners und des Baumes. Zur Verſtaatlichung folgende Bemerk=
ung
: Sie kann unter Umſtänden dem Unterrichtsweſen von großem
Nutzen ſein. Wie der Staat, ſo dann die Staatsſchule! Ein autori=
tätsloſer
Staat wird auch die Autoxität in der Schule mit untergraben
helfen. Ein Staat der Parteien wird auch die Schule zur Partei=
ſache
machen. Ein armer Staat wird auch die Schule arm machen.
Die Gegenwart gibt darüber einen erſchreckend deutlichen Anſchauungs=
unterricht
. Iſts zu verwundern, wenn ſich bei Pädagogen heute
der Wunſch regen mag, im Intereſie der Kulturgüter, die die Bildungs=
arbeit
zu verwalten hat, möge ihre Tätigkeit nicht zu eng mit dieſem
Staat verknüpft ſein? Und zum Dritten: Der Rationalismus iſt
eine Fehlerquelle die heute tauſenbſoch überſprudelt. Alles, was der
Aufklärung von je an Mängeln eigen war, ſteht heute in ſeiner Sün=
den
Maienblüte. Schon das Vorhaben, der Menſchheit mit Schul=
organiſation
beſſer: Schulkonſtruktionen, helfen zu wollen, iſt
echter Aufkläricht. Davon abgeſehen: die Neigung der Neuerer,
die Vorliebe für abgezogene, vielfach unausgegorene Begriffe machen
ſie blind für des Lebens wahre Wirklichkeiten, machen ſie äußerſt ge=
ſchickt
im Ueberſehen. Mit ihren Scheuklappen überſehen ſie
z. B., daß der Begabungsbegriff durchaus noch nicht feſtgelegt iſt, daß
er ſich vielleicht nie eindeutig feſtlegen läßt, daß das Leben nach einem
Schulbegriff ſich nicht richtet, daß er auch in der Schule aller Gattun=
gen
nie die Rolle ſpielt, die ihm die Neuerer zutrauen, und daß ſelbſt
eine gewiſſe Schulbegabung vom Leben hernach oft recht ſpöttiſch zur
Seite geſchoben wird. Genug darüber! Die glänzende Kunſt des
Ueberſehens bringt es weiterhin fertig, alte Kulturgüter, an denen ſich
Jahrhunderte bildeten, gering zu achten, wichtigen Berufsſtänden die
ſachlichen Vorausſetzungen zur vertieften Berufsbildung zu beſchneiden,
einem Schema und einem Begriff zu Liebe. Die große Kunſt des
Ueberſehens vermag bedeutend wichtigere und ausſchlaggebendere Er=
ziehungsmächte
glatt an die Wand zu drücken, z. B. die Familie,
den Elternwillen. Und das im gleichen Atem, in dem man den
großen Peſtalozzi anruft, der ſich eine Volksgeſundung nicht von
Schulkonſtruktionen und von der Höhe reiner Begriffe, ſondern ein=
zig
von der Familie aus denken kann. Dieſelbe Kunſt brachte
es 1918 im November fertig, beim Zuſammenbruch eines Volkes
Hurra zu ſchreien und in ſeltſamer Täuſchung Aemter über Aemter
einem verarmten Volke aufzubürden. Iſts zu verwundern, wenn
die Zeit den Reformern hohnlächelnd die Kartenhäuſer umwirft?
Eine um ſo dringendere Angelegenheit derer ohne Scheuklappen iſts,
das gute Alte, was noch nicht zerſchlagen iſt, zu wahren, damit nicht
unter dem Schutt jener Konſtruktionen auch das letzte Wertvolle ver=
graben
werde.
Lokale Veranſkaltungen.
Dſe bſerunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu befrachten,
in keinem Faſle irgendwie als Beſprechung oder Kritlk.
Vaterländiſcher Ring, Darmſtadt. Die Kommende
Darmſtadt des Deutſchordens hat die Herren der dem Ring angeſchloſſe=
nen
Vereine zur Teilnahme an der am 18. d. M. in der Turnhalle am
Woogsplatz ſtattfindenden Reichsgründungsfeier eingeladen. Herr Oberſt=
leutnant
a. D. von Hagen hält einen Vortrag mit Lichtbildern über
Oſtpreußens Befreiung 1914
Stadtmiſſion (Mühlſtr. 24). Am kommenden Montag abend
ſpricht im großen Saale Lehrer Heinſen von der Liebenzeller Miſſion.
Zu dieſer Veranſtaltung iſt beſonders die Jugend frdl. eingeladen.
Volkstheater. Das Senſations= und Ausſtattungsſtück
Krone und Feſſel, welches täglich an Anziehungskraft gewinnt und
das Intereſſe aller Kreiſe anzuregen anfängt, wird heute, Samstag und
Sonntag nochmals in Szene gehen. Am Sonntag nachmittag iſt auf
vielſeitige Anfrage wieder eine Kindervorſtellung, und zwar werden ſich
unſere Kleinen an dem reizenden Märchen Rotkäppchen ergötzen. Der
Vorverkauf iſt im Verkehrsbureau. (S. Anz.)

A Mainz, 11. Jan. Straßenbahn= Fahrpreisermäßi=
gung
. Vom 11. 93. an betragen die Fahrpreiſe entſprechend den Teil=
ſtrecken
2, 4, 7, 12 und 20 in Milliarden Mark: a) für Einzelfahrſcheine
130, 200, 250 300, 350; b) für Wochenkarten 1040, 1600, 2000, 2400,
2800; c) für Schüler, Lehrlinge und Kriegsbeſchädigte die Wochenkarten
400, 600 750, 900, 1050; d) für Halbmonatskarten (2. Januarhälfte) 4600,
6400, 7700, 9000; Stadtkarten 9000, Netzkarten 11 000: e) für Fahrſchein=
bündel
mit 11 Fahrſcheinen für 2 Teilſtrecken 1170; für 7 ſolcher 2250;
mit 20 Fahrſcheinen für 4 Teilſtrecken 3200; für 12 Teilſtrecken 4800;
I) für Dienſtfahrkarten 3500; g) für Wohlfahrtskarten 1000.
Aus Oberheffen, 11. Jan. Ein Streik Erwerbsloſer.
Von dem öffentlichen Arbeitsnachweis für das nördliche Oberheſſen wird
geſchrieben: Nach einer Verordnung der Reichsregierung vom 15. Oktober
1923 iſt, ſoweit Gelegenheit dazu beſteht, die Erwerbsloſenunterſtützung
von einer Arbeitsleiſtung abhängig zu machen. Die Arbeiten dürfen nur
gemeinnützigen Charakter tragen. Es wird alſo verlangt, daß eine ge=
wiſſe
Arbeit als Gegenwert für die Unterſtützung geleiſtet wird. Nach
den Ausführungsbeſtimmungen vom 17. November 1923 kann gegen die
Unterſtützung eine wöchentliche Arbeitszeit von 24 Stunden angeſetzt wer=
den
. In Gießen wird jeweils ein Teil der Erwerbsloſen etwa 100
in dieſer Weife durch das Städtiſche Bauamt beſchäftigt. Irder kommt
eine Woche lang daran, worauf er dann wieder längere Zeit Ruhe hat.
Es gibt nun unter den hieſigen Erwerbsloſen manche, denen es zuviel
verlangt erſcheint, einmal ausnahmsweiſe eine Woche lang halbtagsweiſe
zur Abgeltung der Unkerſtützung an gemeinnützigen Arbeiten mitzuhel=
fen
. Sie glauben Tariflohn beanſpruchen zu können. Es haben deshalb
die meiſten der Erwerbsloſen, die am 2. Januar 1924 antreten ſollten,
die Arbeit nicht aufgenommen. Man hat ſogar Streikpoſten ausgeſtellt
und Arbeitswillige an der Aufnahme der Arbeit verhindert. Die Aus=
führungsbeſtimmungen
der Reichsregierung ſagen in Punkt 9: Verwei=
gert
er (der Erwerbsloſe) die Arbeit oder führt er ſie in einer Art aus,
die einer Verweigerung gleichkommt, ſo iſt ihm die Unterſtützung zu ent=
ziehen
. Die an der Arbeitsverweigerung Beteiligten haben es ſich ſelbſt
zuzuſchreiben, wenn ſie nunmehr in Kürze ohne alle Exiſtenzmittel da=
ſtehen

Der ſtarke Schneefall und die ſchneidende Kälte
der letzten Tage haben das Wild in Feld und Wald in ſchwerſte Ge=
fahr
gebracht. Der ſpärliche Rehſtand unſerer Gegend iſt in Gefahr, da
ihm j de Nahrung fehlt, den Unbilden der Witterung, Krankheiten und
dem Raubzeug zum Opfer zu fallen. Die Haſen müſſen eingehen, wenn
je nicht gefüttert werden. Ebenſo werden die Rebhühner den Raub=
vögeln
zum Opfer fallen. Jetzt möge ſich der Jäger auch als echter Heger
petätigen.

[ ][  ][ ]

Rummer 12.

Darmſtädter Tagblatt, Samstag, den 12. Januar 1924.

Seite 5.

Reich und Ausland.
* Das Myſterium der Dixmniden.
Ueberaus widerſprechend und verwirrend mutet die Fülle aller bis=
herigen
Meldungen über die Vernichtung des urſprünglich deutſchen,
franzöſiſch Dirmuiden genannten Beppelin=Luftſchiffes an. Der
Schwäbiſche Merkur in Stuttgart hat den Direktor des Luftſchiffbaus
Zeppelin, Dr. Hugo Eckener, um ſein Urteil über dieſe Kataſtrophe ge=
beten
, aus dem wir die folgenden Vermutungen unſeren Leſern mit=
teilen
möchten: Vor allem iſt Direktor Eckener der Anſicht, daß der
Kurs des Luftſchiffes weſtwärts genommen war. Knapp acht Stunden
nach dem letzten Lebenszeichen des Luftſchiffes, kurz nach 2 Uhr in der
Nacht, ſtrandete die Dixmuiden auf dem Meere vor der ſizilianiſihen
Küſte. Wie konnte das eintreten? Daß das Schiff mit Willen und Ab=
ſicht
dorthin gelangte, iſt nicht anzunehmen, denn das widerſpräche der
Navigierung, die der Führer bis dahin folgerichtig geübt hatte. Daß
man mit laufenden Motoren vor dem Winde dorthin gelangte, iſt auch
ſchon deshalb nicht anzunehmen, weil man dann in höchſtens 33½
Stunden dort geweſen wäre. Daß man aber mit laufenden Motoren,
gegen den Wind haltend, ſoweit nach Oſten verſchlagen wurde, iſt des=
halb
höchſt unwahrſcheinlich, weil das einen Sturm von etwa 200 Kilo=
metern
in der Stunde vorausſetzen würde, während bisher noch nicht
die halbe Windſtärke davon feſtgeſtellt war. Und überdies halten wir
mit aller Entſchiedenheit an unſerer begründeten, auf zahlreichſten Er=
fahrungen
beruhenden Ueberzeugung feſt, daß das Schiff nicht bei Sizi=
lien
auf das Meer gedrückt worden wäre, wenn es über ſeine Maſchinen
und damit über ſeine Steuerfähigkeit verfügt hätte.
Wir vermögen eine Erklärung des Rätſels nur in der Annahme
zu finden, daß die Dixmuiden bald, nachdem ſie am Abend weſtlich
von Biskra geſichtet wurde, eine ſchwere Havarie erlitt und ſteuerlos
als Freiballon über Tunis hinweg und auf das Meer trieb. Von Biskra
bis zu dem Ort der Strandung ſind es etwa 700 Kilometer. Dieſe
Entfernung aber mußte ein Freiballon in 78 Stunden vor dem Weſt=
ſturm
durchfliegen. Dafür, daß die Dixmuiden als Freiballon von
Biskra bis Sizilien gelangte, ſpricht ferner der Umſtand, daß keinerlei
klare F.=T.=Meldungen (wenn überhaupt welche) vom Schiff aus abgege=
ben
wurden während der ganzen letzten Stunden, bis die Kataſtrophe
eintrat. Wie ſollte dies anders als mit einer ſchweren Havarie zu er=
klären
ſein?. Welcher Art konnte dieſe Havarie ſein? Man könnte zu=
nächſt
verſucht ſein, an das Ausfallen von Motoren zu denken. Aber
die Dixmuiden hatte deren ſechs, und es iſt mehr als unwahrſchein=
lich
, daß plötzlich alle verſagt haben ſollten, nachdem ſie bisher gut ge=
arbeitet
hatten. Mit 4 oder gar 3 Motaren wäre das Schiff aber noch
völlig manöverierfähig geblieben. Es ließ= ſich ferner an den Zuſam=
menbruch
des Steuerapparates denken. Aber auch das iſt höchſt unwahr=
ſcheinlich
denn die Dixmuiden war ein erprobtes Schiff, und daß der
Sturm in der Luft keine Gewalt hat, wiſſen wir.
So komme ich zu der Vermutung, daß eine Havarie durch eine un=
glückliche
Berührung mit dem Boden eingetreten iſt, die die F.=T.= An=
tenne
abriß und das Schiff am Heck beſchädigte. Wenn wir uns vor=
ſtellen
, daß das Schiff in ſtürmiſchem Wetter in gebirgigem Gelände
navigierte, daß wenig öſtlich Biskra ſich Höhen bis zu mehr als 2300
Meter erheben, daß es dunkle Nacht war und wahrſcheinlich die Höhen
imr Sturm umwölkt waren, ſo erſcheint es mir durchaus nicht unwahr=
ſcheinlich
, daß das Schiff von einer der im Gebirge auftretenden Fall=
böen
niedergedrückt und mit dem Boden in Beührung gebracht ſein
könnte. Nehmen wir an, daß es ſich ſo zugetragen hat, ſo iſt alles wei=
tere
leicht erklärlich: Das Schiff trieb als Freiballon hoch über die Berge
weg, unter Ausgabe von allem verfügbaren Ballaſt, es wurde ſpäter
ſtark durch Niederſchläge belaſtet und hatte allmählich keine Mittel mehr,
ſich ſchwimmend zu erhalten. So fiel es ſchließlich ins Meer. Viel=
leicht
ergeben die Nachforſchungen über Oſtalgier und Tunis, daß man
Fundſrücke oder Schiffspoſt auffindet, welche den geſchilderten Hergang
ergeben. Jedenfalls dürfte es ratſam ſein, mit voreiligen Urteilen über
die Wetterfeſtigkeit von Starrluftſchiffen zurückzuhalten, bis die Sache
geklärt iſt.
Die Unrnhen im Kaligebiet.
Frankfurt a. M. Durch die Preſſe iſt die Nahricht gegangen,
daß anläßlich der am 8. Januar in Neuhof bei Fulda ſtattgefundenen
Unruhen u. a. die Techniſche Nothilfe ſeitens der ausgeſperrten Arbeiter
der dortigen Kaligrube an der Verrichtung der Notſtandsarbeiten ver=
hindert
worden ſei bzw. Mißhandlungen ſeitens der Ausgeſperrten er=
leiden
mußte. Da die Nothelfer bereits am 2. Januar infolge Vor=
handenſeins
genügender Arbeitswilliger aus dem Werk herausgezogen
wurden, trifft die Meldung über die Beläſtigung von Nothelfern nicht zu.
Ihr Laden.
Neuſtadt. Shyſtematiſch beſtohlen wurde das Lager des Reichs=
Hermögensamtes in Neuſtadt. Zwei Männer, die früher dort beſchäftigt
waren, verübten mittels falſcher Schlüſſeln die Diebſtähle, bei denen ihnen
zwei Frauen halfen, indem ſie die geſtohlenen Sachen zu Hauſe aufbe=
wahrten
und bei Gelegenheit verkauften. Selbſt an Weihnachten mußte
das Lager herhalten, wobei die Hauptbeteiligten ſich äußerten: Jetzt
gehen wir in unſeren Laden und holen uns unſer Chriſtkindel! Das
Diebesgut mußte mit zwei Handwagen wegtransportiert werden.
Das Einigungswerk der deutſchen Landeskirchen.
Das Bundesamt des Deutſchen Evang. Kirchenbundes
in dem, wie bekannt, die ſämtlichen 28 evang. Landeskirchen Deutſch=
lands
ihren Zuſammenſchluß gefunden haben, iſt nunmehr durch die
Beſetzung der wichtigſten Aemter in Wirkſamkeit getreten, nachdem die
Vorausſetzungen hierfür durch eine Notverordnung geſchaffen ſind. Zum
hauptamtlichen theologiſchen Bundesbeamten iſt der Oberkonſiſtorialrat
Scholz, vormals Oberhofprediger in Gotha, zum hauptamtlichen juri=
ſtiſchen
Mitglied des Bundesamts Oberkonſiſtorialrat Hoſemann, Mit=
glied
des Konſiſtoriums der Mark Brandenburg, ſeit längerer Zeit
Hilfsarbeiter im Evang. Oberkirchenrat, ernannt worden. Leiter des
kirchenſtatiſtiſchen Amts iſt Oberkonſiſtorialrat Profeſſor D. Schneider.
Mit der Leitung des Bureaus wurde der Rechnungsrat Lehmann, bis=
her
im Evang. Oberkirchenrat, betraut. Die Genannten wurden als
erſte Beamte des Kirchenbundes von dem Präſidenten des Kirchenaus=
ſchuſſes
. D. Moeller, feierlich in ihre Aemter eingeführt. Für den
Kirchenbund bedeuten dieſe Berufungen in ein nunmehr vollbeſetztes
arbeitsfähiges Bundesamt eine erhebliche Steigerung ſeiner Aktionskraft
zum Wohle der großen gemeinſamen Aufgaben der deutſchen evang.
Landeskirchen.
Rita Sacchetto angeſchoffen.
Einen eigenartigen Unfall erlitt die bekannte Tanzkünſtlerin Rita
Sacchetto auf einem Ballfeſt in Zakopane, einem Ort am Abhang der
Tatra in Galizien. Sie war mit ihrem Gatten, dem Grafen Zamoyſky,
auf dem Ballfeſt, an dem auch der Graf Oppersdorff, der ſchleſiſche
Magnat, der ſich zu den Polen geſchlagen hat, obwohl ſeine Güter gar
nicht in dem polniſchen Bezirk von Oberſchleſien liegen, teilnahm. Graf
Oppersdorff unterhielt ſich eifrig mit der Künſtlerin geſtikulierte dabei
ſehr lebhaft und ſchlug ſchließlich mit einer Handbewegung an ſeine
Hoſentaſche, in der er einen Revolter trug. Infolge des Schlages entluo
ſich die Waffe. Die Kugel ging nach unten und traf Rita Sacchetto in
den Fuß. Die Künſtlerin brach mit einem Aufſchrei zuſammen. Ein
Arzt bemühte ſich ſofort um Frau Sacchetto und ſtellte eine ſchwere Ver=
letzung
des Fußes feſt.
m

Sport, Spiel und Turnen.

Leichiathletik.
Heſſen, V. f. L. Darmſtadt.
Am Mittwoch abend wurde im Alpenzimmer des Reſtaurants Sitte
durch die ehemaligen Vorſtandsmitglieder der Schwimm= und Leicht=
athletik
=Abteilung der Turngemeinde 1846 Darmſtadt, die ja bekanntlich
aus der Turngemeinde austreten mußten, Heſſen ein Verein für Lei=
besübungen
, gegründet. Heſſen=Darmſtadt iſt aus den Sportabteilun=
gen
der T. G.D. entſtanden. Durch die unſelige Streitfrage Turnen und
Sport und den rückſichtsloſen Beſchlüſſen der Deutſchen Turnerſchaft
waren die Sportabteilungen der gewünſchten Betätigung beraubt und
ihr Fortbeſtehen in Frage geſtellt worden. Wollten ſie ſich weiter ent=
wickeln
und arbeiten, ſo blieb ihnen nur der Nat des Hauptvorſtandes
der T. G.D. übrig, das heißt Trennung von der T. G.D. Dieſes wurde
denn auch vollzogen, ſo ſchwer es fiel. Die geſamte aktive Mannſchaft,
der geſamte Vorſtand und die ſportliche Leitung finden ſich wieder in
Heſſen‟. Die am Mittwoch verſammelten Führer waren ſich darüber
einig, daß ein Anſchluß der einzelnen aktiven Mannſchaften an andere
hieſige Leibesübung treibende Vereine nicht im Sinne der altiven Mann=
ſchaften
liegt, daß vielmehr eine Vereinigung in Darmſtadt geſchaffen
werden muß, in der jeder ſeine Leibesübung unabhängig von dem Diktat
eines Geſamtvorſtandes, ſondern nur im Rahmen einer Spezialgruppe
betreiben kann. Demgemäß wurde der ganze Aufbau des Vorſtandes,
der ſich in einen Verwaltungsvorſtand und einen techniſchen Vorſtand
gliedert, vorgenommen.
Zunächſt ſetzt ſich die neue Vereinigung aus aktiven Schwimme, Leicht=
athletik
= und Turnmannſchaften zuſammen. Es iſt beabſichtigt, noch
weitere Sportzweige in den Betrieb aufzunehmen. Jede Mannſchaft iſt
dem für ſie maßgebenden Fachverband angeſchloſſen, um ungehindert an
ihrer Ertüchtigung arbeiten zu können. Der Anſchluß der Turnmann=
ſchaft
an die Deutſche Turnerſchaft kommt jetzt noch nicht in Frage. Je=
doch
iſt für die Turner ausreichende Betätigung bei den durch die D.T.
geſchwärzten Vereinen möglich. Der Namen Heſſen V. f. L., wurde ge=
wählt
, um eine Unparteilichkeit in der Streitfrage Turnen und Sport
zu dokumentieren. Das Wappen iſt ein heſſiſcher Löwe auf weißem
Felde mit rot=weißer Einfaſſung. Die nächſten Uebungsſtunden und
Veranſtaltungen werden an hieſiger Stelle bekannt gegeben.
Turnen.
Turngmeinde Darmſtadt 1846.
Die ordentliche Hauptverſammlung der Leichtathletik= Ab=
teilung
der Turngemeinde Darmſtadt 1946 findet am Montag, den
14. ds. Mts., im grünen Zimmer ſtatt. Die Uebungsſtunden werden wie
ſeither an den Montag=Abenden im Turnhaus abgehalten. Allen In=
tereſſenten
ſei hiermit die Mitteilung gemacht, daß die Turnſäle und
Umkleideräume der verſchiedenen Turnabteilungen nunmehr geheizt ſind.
Für das Feſtſpiel iſt für Dienstag, den 14. ds. Mts., abends
8 Uhr, eine Hauptprobe im großen Saal des Turnhauſes angeſetzt. Alle
Mitwirkenden, auch diejenigen der lebenden Bilder, wollen ſich pünktlich
einfinden.
Die Teilnehmer an den Maſſenfreiübungen für die Wiederholung
des Bühnenſchauturnens, und zwar Jugendliche, Turnerinnen
und Turner, werden zur Hauptprobe auf Mittwoch, den 16. ds. Mts.,
abends 8 Uhr, in die Turnhalle gebeten.
Der Kartenvorverkauf für die Wiederholung des Turn= und Feſt=
ſpielabends
für Mitglieder nebſt deren Angehörige und Bekannte iſt am
Sonntag, den 13. d3. Mts., mittags 111 Uhr, im Tie=Saal des Turn=
H. M.
hauſes.
Fußball.
V.f.N. Darmſtadt 1. F. C. Nürnberg, 1. Jgb.=Mannſchaften.
k= Die 1. Jgd.=Mannſchaft des Vereins für Raſen=
ſpiele
iſt am morgigen Sonntag als Gaſt bei dem 1. F. C. Nürne
berg anläßlich des großen Treffens Deutſchland Oeſter=
reich
Beide Mannſchaften ſtehen ſich vor dieſem großen inter=
nationalen
Treffen gegenüber. Für den V.f.R. iſt dieſe Begegnung
ſeiner Jugend mit der des 1. F. C.N. ein äußerſt großes Ereignis,
das unbebingt dadurch noch an Bedeutung gewinnt, als das Spiel vor
einem ſolch großen Wettkampf ſtattfindet. Die Gelegenheit, bei ſolch
großen ſportlichen Ereigniſſen des D.F.B. mitzuwirken, iſt verhält=
nismäßig
klein und daher nur wenigen Vereinen möglich. Für die
Jgd. des V.f.R. ſowie deſſen Geſamtvorſtand iſt dieſer Wettſpiel=
abſchluß
eine beſondere Anerkennung für ſeine im Intereſſe unſerer
Jugend und des Sportes geleiſtete Arbeit. Mit dieſem Spiel ſeiner
Jugend tritt der V.f.R. erſtmals von allen Vereinen des Odenwald=
kreiſes
eine ſolche bedeutende Reiſe an. Seine Jugend ſteht vor einer
gewaltigen Aufgabe. Sie hat nicht nur in dieſem Treffen ihre Heimat=
ſtadt
zu vertreten, ſondern den geſamten Rheinbezirk‟. Die V.f.R.=
Jugend wird ſich dieſer Aufgabe voll und ganz bewußt ſein. Sie wird
und deß ſind wir ſicher, wenn auch nicht im Reſultat, ſo aber doch
in moraliſcher Hinſicht und guter Diſziplin das Anſehen des V.f.R. und
des geſamten Rheinbezirks heben und dem Namen Darmſtadt als
Sportſtadt einen kleinen Bauſtein zur weiteren Aufwärtsentwicklung
der Sportbewegung in unſerer Stadt liefern. Die Jgd.=M. wird in
Begleitung des Sportausſchuſſes, der Herren Kaffenberger und Ried=
linger
, am heutigen Samstag, nachm., die Reiſe antreten. Am Sonn=
tag
, findet dann die Beſichtigung von Nürnberg und das Spiel ſtatt.
Montags weilt die Mannſchaft in Würzburg zur Beſichtigung und
trifft am ſelben Tag, abends, in Darmſtadt wieder ein. Glück
auf! zu dieſem großen Unternehmen.
Eintracht‟ Darmſtadt.

am Vormittag auf dem Platze am Finanzamte im Verbandsſpiele
gegenüberſtehen. Es werden ſich hier Tabellenerſter und =letzter einen
heißen Kampf um die ſo wichtigen Punkte liefern. Das Vorſpiel
konnte Eintracht bekanntlich mit dem knappen Reſultat von 5:3 für
ſich entſcheiden, nachdem Hahn bis zur Halbzeit mit 2:0 in Führung
gelegen hatte. Auch bei dem morgigen Spiele wird Eintracht der
Sieg nicht leicht gemacht werden und ſomit ein ſpannender Kampf zu
erwarten ſein, deſſen Beſuch zu empfehlen iſt.
Anſchließend an dieſes Spiel wird die 1. Jugendmannſchaft der
Jgd. des Sp.V. 98 in friedlichem Kampfe gegenüberſtehen. Am
Nachmittag wird ſich eine neu aufgeſtellte 3. Mannſchaft mit der 4.
Mannſchaft des Sp.V. 98 meſſen.
Germania=Eſchollbrücken Sp. V. Jugenheim.
L.= Zum erſten Privatſpiel im neuen Jahre hat ſich Germania=
Eſchollbrücken Gäſte aus dem Riedgau verpflichtet. Der in der C.=Klaſſe
mit dem F.V. Leutershauſen punktgleich an der Spitze ſtehende Sp.V.
Jugenheim wird morgen nachmittag in Eſchollbrücken antreten. Sofern
die Bodenverhältniſſe es geſtatten, iſt ein ſpannender Kampf zu erwarten.

Union=Ober=Ramſtadt I.Sportverein Roßdorf I.
Durch die ſeitherige Spielunterbrechung treffen ſich obige Mann=
ſchaften
am Sonntag zum fälligen Verbandsrückſpiel in Ober=Ramſtadt.
Beide Vereine ſtehen punktgleich an zweiter Stelle der A.=Klaſſe. Roß=
dorf
konnte das Vorſpiel auf eigenem Platze für ſich entſcheiden. Obep=
Ramſtadt wird diesmal alles daran ſetzen, um einer Niederlage zu ent=
gehen
. Dadurch, daß beide Vereine um die Spitze der Tabelle kämpfen,
wird ſich ein ſpannender Kampf entwickeln, das beweiſt der Tabellenſtand;

Eſchollbrücken
Roßdorf
Ober=Ramſtadt
Sp. 98 Darmſtadt
Meſſel

33:12
16:10
20:25
11:18
8:22

P.

Liga=M. V. f. R. Liega=M. Sandhofen.
K. Obiges Kreisligaverbandsſpiel findet am morgigen Sonntag in
Sandhofen ſtatt. Die V. f. R=Mannſchaft wird alles aus ſich heraus=
geben
müſſen, um gut abzuſchneiden. Im Vorſpiel unterlag V. f. R. 0:4.
Bei gutem ſpielfähigem Platze wirh es zu einem intereſſanten Spiele
kommen.
Freie Tgde. Sprenblingen I. Sportgeſellſchaft Fidelio=Traifa I.
Zum dritten Male iſt dieſes Spiel der beiden Gruppenmeiſter nun
angeſetzt. Zweimal fiel es den ungüſtigen Witterungsverhältniſſen zum
Opfer. Dieſes Mal findet das Spiel um die Bezirksmeiſterſchaft unter
allen Umſtänden ſtatt, da der Bezirksmeiſter ſchon im Anfang nächſten
Monats in die Kreismeiſterſchaftsſpiele eingreifen muß. Das Treffen
findet, nachmittags 2 Uhr, auf dem Platze der Freien Tgde. Darm=
ſtadt
, Windmühle, ſtati.
Der 1. Bezirk der Freien Spielvereinigung
Heſſen=Naſſau iſt in 4 Gruppen eingeteilt und zwar: Nord=
gruppe
und Südgruppe dee beſetzten Gebietes und Nordgrupe und
Südgruppe des unbeſetzten Gebietes. Die Meiſter jeder Gruppe ſpielen
um die Bezirksmeiſterſchaft; es ſind dies Arbeiterſportverein Arheilgen,
Freie Tgde. Langen, Freie Tgde. Sprendlingen und Fidelio=Traiſa,
Ringen.
Entſcheidungskampf um die Gaumeiſterſchaft der B=Klaſſe im Mann=
ſchaftsringen
(Vorkampf).
Die vorausgegangenen Auswahlkämpfe ſahen Roßdorf und Dieburg
als ſichere Sieger. Umſomehr muß jetzt die nächſten Sonntag als Vor=
kampf
ausgetragene Entſcheidung um die Meiſterſchaft intereſſieren.
Der Kampf wird ein harter, aber hoffentlich ſchöner werden, zumal beide
Mannſchaften alles aufbieten werden, um den Sieg ihren Farben zu
ſichern.
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Fär die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaktion keinerlſei Ver=
antwortung
; für ſie bleibt auf Grund des 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfange
der Einſender verantwortſich.) Einſendungen, die nicht verwendet werden, können nicht
zurückgeſandt, die Abiehnung nicht begrünset werden.
Im Namen der Bewohner der obeeen Mühlſtraße und im Inter=
eſſe
der Paſſanten derſelben in den iäteren Stunden erlaube ich mir,
die Oeffentlichkeit auf die gänzlich unzureichende Belenchtung des
Straßenteils zwiſchen Lindenhofſtraße und Erbacher Straße aufmerk=
ſam
zu machen. In dieſem Teil brennen nur zwei ganze Laternen,
meiſtens aber nur eine, wie geſtern und am Dienstag, ſo daß man
entgegenkommende Perſonen nicht erkennen kann. Ueberdies ſind die
Laternen ſo praktiſch angebracht, daß ſie ihr Licht nicht dahin werfen,
wo es nötig iſt. Die beiden Laternen am Schwimmbadplatz, von denen
meiſtens nur eine brennt, ſtehen ſoweit zurück, daß die Mühlſtraße nichts
davon abbekommt, und die nächſte, über der Erbacher Straße, liegt hin=
ter
der Biegung, ſo daß ſie alſo dem zwiſchen den Laternen liegenden
Teil nichts nützt. Auch die Laterne in der oberen Rundeturmſtraße nützt
der Mühlſtraße nichts. Man laſſe am Böllenfalltor nur eine der dort
unnötigen Lampen weg, und gebe deren Licht der Mühlſtraße, aber auf
der Schwimbadſeite, und der Mißſtand, iſt beſeitigt.
Civis.
Es iſt, glaube ich, an der Zeit, für eine Gewichts= und Schnellig=
keitsgrenze
bei den Laſtautos einzutreten. Denn es werden gleich mir
auch ſchon andere Bewohner, beſonders der oberen Stockwerke, die Er=
fahrung
gemacht haben, daß da die Erſchütterung durch eben dieſe Autos
eine beängſtigende iſt. Dieſe ſteigert ſich noch nach meiner Anſicht au
Straßenkreuzungen, wo der Unterbau durch Kanäle uſw. mehr unter=
höhlt
iſt, ſo ſtark, daß Fenſterſcheiben ſpringen, Bilder und Gasſtrümpf=
chen
uſv. abfallen. Beſonders erſchütternd wirken die ſchnellfahrenden
Doppelwagen.

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Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für Sonntag, 13. Januar:
Nachts kälter, bis zu Froſt. Tagestemperatur über Null.
Tageskalender.
Vandestheater, Großes Haus, Anfang 7. Uhr, Ende 9½ Uhr,
(Sondermiete 112 und 182): Minna von Barnhelm Kleines
Haus, Anfang 7 Uhr, Ende 10 Uhr (Sondermiete 147): Zar und
Zimmermann, Orpheum, 734 Uhr: Inkognito. Reichs=
vereinigung
ehem. Kriegsgefangener, abends 8 Uhr,
in der Sonne Luiſenſtraße 6: Ordentl. Generalverſammlung.
2 Sonatenabend, im Vortragsraum Kunſt und Keramik,
Luiſenplatz 4, abends 8 Uhr. Union=, Reſidenz=, Zentral=Theater,
Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
Hauptſchriſtleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich) für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Feuill ton und Heſſiſche Nachrchten: Max Streeſe
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann
Verantwortlich für Schlußd ent: Andreas Bauer
Verantwertlich für den Inſeratente l: Willy Kuhle
Druch und Verlag: L. C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt.
Die hentige Rummer hat 10 Seiten

Familiennachrichten

Todes=Anzeige.
Heute entſchlief nach langem
ſchweren Leiden unſere liebe, un=
vergeßliche
Mutter

Witwe
im 75. Lebensjahre.
Im Namen d. trauernd. Hinterbliebenen:
Ludwig Worret u. Frau Anna
geb. Baumann.
Beerdigung Montag nachm 3 Uhr
auf dem alten Friedhof Nieder=
Ramſtädter Straße.

Die Beerdigung der Frau Pro=
feſſor
Thylmann findet heute
Uhr auf
Samste
alten J

Dankſagung.
Für die uns erwieſene liebevolle
Teilnahme bei dem ſchweren Ver=
luſte
, der uns durch den Heimgang
unſerer geliebten Mutter betroffen
hat, auch für die Blumenſpenden
und die tröſtenden Grabesworte,
ſagen wir hiermit aufrichtigen, herz=
(390
lichen Dank.
Im Namen der
trquernden Hinterbliebenen:
P. Chriſt.
Gr.=Bleberau, den 10. Jan. 1924.

Dankſagung.
(Statt Karten.)
Für die uns ſo zahlreich darge=
brachten
Beweiſe aufrichtiger Teil=
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ſcher
Schäferhund

(Rüde), 10 Mon. alt, z.
verk Soderſtr. 9. (*937
Vn

17 trock. Eichen= u. Buchenbrennholz
Heinrich Funk, Wilhelmſtr. 40. (es7a) Telephon 446.

[ ][  ][ ]

Darmſkädter Tagblatt
Handel und Wandel in Heſſen.
Darmſtadt. Laut G.=V.=Beſchluß vom 26. 11. vorigen Jahres wert=Anleihen und Vorzugsaktien der Geſellſchaft bereits in den näch=
wurde
der Geſellſchaftsvertrag der Stoffetikettenfabrik geändert. Die ſten Tagen zur amtlichen Notierung gelangen. Das Großkraftwerk
Firma nennt ſich nun Bekleidungs= und Stoffetikettenfabrik A.=G., Mannheim A.=G., das mit allen neuzeitlichen Einrichtungen ausgerüſtet
Darmſtadt. In den Unternehmungsbereich iſt nun auch die Herſtellung iſt und mit großen Maſchineneinheiten arbeitet, iſt bereits ſeit Anfang
400 Mill. Mk. erhöht und beträgt jetzt 500 Mill. Mk.
kapital beträgt 200 Bill. Mk. Außer dem Transportverkehr zu Waſſer auch einen ſehr günſtigen Kohlenverbrauch aufweiſt, geſichert,
und zu Land pflegt das am 10. Dezember 1923 im Handelsregiſter ein=
Mannheim.
ſchaft wurde mit 100 Millionen Mark Aktienkapital gegründet. Gegen= zubewahren.
ſtand des Unternehmens iſt der Erwerb und Fortbetrieb der unter der
99,98 Mill. Mk. gewährt. Die Gründer, die ſämtliche Aktien über= Bezugsrechtsſteuer und Schlußſcheinſteuer, bezogen werden.
nommen haben, ſind Fabrikant Peter Wiesner=Groß=Umſtadt, Joſeph
Wiesner und Philipp Wiesner zu Groß=Umſtadt, Bauunternehmer
Peter Joſeph Seipel II. und deſſen Ehefrau Sophie, geb. Wiesner,
zu Müylheim a. M. Den erſten Aufſichtsrat bilden Fabrikant Peter
Otto Sturmfels, ſämtlich in Groß=Umſtadt.
* Raiffeiſen=Verein e. G. m. b. 6. zu Heubach. Die
Geldmittel und die Schaffung weiterer Einrichtungen zur Förderung Auguſt Brill als ſtellbertretender Direktor eingetreten iſt.
der wirtſchaftlichen Lage der Mitglieder, insbeſondere der gemeinſchaft=
liche
Bezug von Wirtſchaftsbedürfniſſen, die Herſtellung und der Abſatz
der Erzeugniſſe des landwirtſchaftlichen Betriebs und des ländlichen Ge=
mietweiſen
Ueberlaſſung an die Mitglieder.
Kirtſchaftliche Rundſchau.
* Einkommenſteuervorauszahlung 1924. Auf Ausgabe von 900 000 Goldmark ſproz. Schuldverſchreibungen.
Grund verſchiedener Mitteilungen, die in der Preſſe erſchienen ſind,
hat ſich der Zentralverband des Deutſchen Großhandels an das Finanz=
miniſterium
gewandt und nochmals feſtgeſtellt, daß die erſte Einkommen=
ſteuervorauszahlung
für das Jahr 1924 für Gewerbebetriebe auf Grund
der zweiten Steuernotverordnung am 10. Februar erſtmalig fällig iſt.
Finanzminiſterium anerkannt wird, nicht tragbar iſt.
Goldmark=Bilanzierungsgeſetz. In Heft 7 des Tendenz: ruhig.
Bankarchiv wendet ſich Dr. Guſtad Sintenis von der Beiliner Han=
ſtellung
der deutſchen Handelswelt auf Gold noch nicht vorlägen; man von außerhalb iſt zwar kleiner geworden, es befindet ſich aber im Markte
werde daraus die Konſequenzen ziehen müſſen, die Durchführung der mehr als genügend Material von Weizen und Roggen, um die geringe
vorzeitig gebrachnen Verordnung zu vertagen.
Während allgemein auf Abbau der Preiſe gedrungen wird und auch viel= genmehl zeigen ſich die Mühlen aber weniger nachgiebig.
fach Erfolge in dieſer Beziehung zu derzeichnen ſind, wird das Haupt=
nahrungsmittel
Brot und jeder mit Getreide und Mehl zuſammen=
hängende
Artikel durch die Sätze der Spediteure, die heute noch das
Vielfache der Friedensparität betragen, ſtark verteuert. Am wenigſten
Vorkriegszeit fällt bei Maſſengütern, wie Getreide und Mehl, außer= Momentes auf die Effektenmärkte nicht zu bemerken, da hier die Unter=
ordentlich
ſtark ins Gewicht.
Erwerbsgeſellſchaften.
ſitzung wurde mitgeteilt, daß der ſeinerzeit in der a.o. G.=V. vom 22. Märkte lagen ohne beſondere Bewegungen. Von Chemieaktien konnten
zut nehmen.

Handelsbiat
* Großkraftwerk Mannheim A.=G. Wie bekannt, hat
die Zulaſſungsſtelle der Berliner Börſe den Proſpekt der Geſellſchaft
* Bekleidungs= und Stoffetikettenfabrik A.=G., genehmigt. Es kann nunmehr damit gerechnet werden, daß Kohlen=
von
Bekleidung jeglicher Art einbezogen. Das Grundkapital wurde um September v. J. im Betrieb. Die bisherigen Ergebniſſe entſprechen
den Eruartungen; in den erſten vier Monaten wurden bereits 15 Miſ=
I. Merkur, Schiffahrts=, Speditions= und Han= lionen Kilowattſtunden trotz der zurzeit ſehr ungünſtigen Wirtſchafts=
delsgeſellſchaft
m. b. H. in Gernsheim. Das Stamm= lage verkauft. Damit iſt die Reutabilität des Unternehmens, welches
* Görlitzer Waggonfabrik. In der letzten G.=V. iſt be=
getragene
Unternehmen den Handel mit Landesprodukten und Berg= ſchloſſen worden, für das abgelaufene Geſchäftsjahr eine Dividende nicht
werkserzeugniſſen. Geſchäftsführer ſind: F. Andres 2, Kohlenhänd= zur Verteilung zu bringen. Wir machen jedoch darauf aufmerkſam.
ler in Gernsheim, und Hch. Klein jun., Schiffsbefrachter in daß gleichzeitig auch der Beſchluß gefaßt worden iſt, daß auf 20 Stück
dieſer wertloſen Dividendenſcheine ſpäter eine Gratisaktie ausgefolgt
* Peter Wiesner, A.=G in Groß=Umſtadt. Die Geſell= werden ſoll, und es ſich darum empfiehlt, dieſe Dividendenſcheine auf=
* Ludwig Weſſel A.=G. für Porzellan und Stein=
Firma Peter Wiesner beſtehenden Korbfabrik ſowie der Betrieb aller gutfabrikation in Bonn. Die Aktionäre werden aufgefordert,
mit Weiden= und Holzverarbeitung verwandten ſowie ſonſtigen Indu= ihr Bezugsrecht auf neue, ab 1. Januar 1924 dividendenberechtigte
ſtrien und Gewerbe. Zu Vorſtandsmitgliedern (Direktoren) ſind beſtellt Stammaktien in der Zeit vom 9. bis 24. einſchließlich geltend zu machen.
die Herren Joſeph und Philipp Wiesner zu Groß=Umſtadt. Für die Auf je 8000 alte Stamm= oder Vorzugsaktien kann eine neue Stamm=
Einbringung der alten Firma gleichen Namens werden an Aktien nom. aktie über 1000 Mk. zum Preiſe von 20 Goldmark pro Aktie, zuzüglich
Banken.
* Die Gebr. Röchling Bank teilt uns mit daß ſie in Lud=
Wiesner, Bauunternehmer Peter Joſeph Seipel II. und Rechtsanwalt wigshafen eine Niederlaſſung eröffnet hat, für die Herr Jakob Pabſt
zum Direktor beſtellt iſt. Handlungsvollmacht iſt erteilt an Herrn
Juſtin Stern und Herrn Arnold Weißkopf. Ferner ſind für die Lud=
neu
gegründete Genoſſenſchaft wurde in das Genoſſenſchaftsregiſter von wigshafener Niederlaſſung zeichnungsberechtigt die Herren Direktor
GroßUmſtadt eingetragen. Gegenſtand des Unternehmens iſt die Be= Alfred Simokat und Prokuriſt Zülch, beide in Mannheim. Gleich=
ſchaffung
der zu Darlehen und Krediten an die Mitglieder erforderlichen zeitig wird mitgeteilt, daß bei der Vantniederlaſſung Mannhehim Herr
Anleihen.
werbefleißes auf gemeinſame Rechnung, die Beſchaffung von Maſchinen Neue wertbeſtändige Anleihe der Stadt Baden=
und ſonſtigen Gebrauchsgegenſtänden auf gemeinſchaftliche Rechnung zur Baden. Der Stadt Baden=Baden wurde die Genehmigung erteilt,
wertbeſtändige Schuldverſchreibungen auf den Inhaber bis zum Geſamt=
betrag
von 1 512 000 Goldmark auszugeben.
* Die Stadt Bad=Kiſſingen erhielt die Genehmigung, zur
Warenmärkte.
vb. A mtl. Notierungen der Frankfurter Börſe,
Abteilung Getreide, vom 11. Januar. (Getreide, Hülſen=
Ueber die Höhe des am 10. Februar zu entrichtenden Satzes ſchweben früchte und Biertreber ohne Sack, Weizenmehl, Noggenmehl und Kleie
noch Verhandlungen zwiſchen dem Zeutralverbaud des Deutſchen Groß= mit Sack.) Preis je 100 Kg.: Weizen, Wetterau 192519,50, Roggen
handels und dem Finanzminiſterium, da die in der zweiten Steuernot= 1717,50, Sommergerſte für Brauzwecke 19,2519,50 Hafer, inländiſch,
verordnung vorgeſehene Regelung für den Großhandel, wie auch vom 14,5015, Hafer, ausländiſch, Weizenmehl, ſüdd. Spezial 0 29,50
bis 31, Roggenmehl 2626,50, Weizen= und Roggenkleie 88,50.
wb. Berliner Produktenbericht. Luſtloſigkeit und Ge=
delsgeſellſchaft
gegen das Geſetz; die Verordnung in ihrer jetzigen Form ſchäftsſtille ſind in den Börſenräumen allgemein geworden. Am Produk=
könne
nicht durchgeführt werden, da die Vorausſetzungen für die um= tenmarkt war die Reichsgetreideſtelle heute nicht Käufer. Das Angebot
Nachfrage zu befriedigen. Für Hafer werden vom Konſum Preiſe ge=
u
. Volksernährung und Spedirionskoſten. Der boten, zu denen aber Inlandsware nicht zu beziehen iſt. Für Weizen=
Frrf. Z. wird aus Kreiſen des Frankfurter Getreidehandels geſchrieben: mehl iſt die Tendenz andauernd ſtill und ſchwach. Bei Bezug von Rog=
Börſen.
* Frankfurter Börſenbericht vom11. Januar 1924.
berechtigt ſind die hohen Lagerſpeſen, denn an ſämtlichen Lager= (Eigener Bericht.) Gut behauptete und teilweiſe leicht befeſtigte Kurſe
häuſern iſt ſeit 1914 kaum eine bauliche Veränderung vorgenommen wor= bei kleinſtem Geſchäft waren die Merkmale der heutigen Börſe. Der
den und, wenn auch ab und zu kleinere Reparaturen ausgeführt wurden, Geldmarkt hat ſich noch weiter verflüſſigt und der Satz für tägliches Geld
kann dies nicht viel ausmachen. Dieſe Mehrbelaſtung gegenüber der konnte mit /a Proz, feſtgelegt weiden. Indeſſen war ein Einfluß dieſes
nehmungsluſt noch nach wie vor ſehr gering iſt. Etwas lebhafteres Ge=
ſchäft
war wieder in Bankattien zu beobachten, wobei Darmſtädter Bank
im Vordergrunde des Intereſſes ſtanden. Daneben beſtand ſtarke Nach=
frage
nach Ruſſenwerten, 4proz. 02er Ruſſen ſtreiften vorübergehend den
*Georg Grauert A.=G., Berlin. In der Aufſichtsrats= Kurs von 6 und waren nachbörslich zu ca. 5,75 angeboten. Die übrigen
November 1923 gefaßte Beſchluß der Kapitalserhöhung infolge eines ſich Goldſchmidt zu Beginn um ca. 5 auf 25,5 befeſtigen. Bei den üb=
Formfehlers nicht zur Durchführung gelangen konnte. Es wurde be= rigen Aktien dieſes Marktes überſtiegen die Kurserhöhungen nirgends eine
ſchloſſen, von einer Durchführung der Kapitalserhöhung zurzeit Abſtand / Billion. Der Elektr.=Aktienmarkt lag gleichfalls ohne Intereſſe. Etwas
Geſchäft war nur in A.E.G.=Aktien bei kaum verändertem Kurs

12. Januar 1924 Nr. 12

13,75/12,875. Leicht abgeſchwächt waten hier Schuckert auf 52, indeſſen
konnten ſie ſich zum Kaſſakurs auf 55 wieder erholen. Maſchinenak ien
blieben faſt unverändert, ebenſo Zuckerwerte. Auch der Montanaktien=
markt
zeigte bei geringen Umſätzen ſtabile Kurſe. Nordd. Lloyd und
Hapag waren mit 10,5/11 bezw. 44 unverändert. Von Bankaktien ſind
erwähneuswert: Darmſtädter und Nationalbank 15/15,7 plus 1,7,
Deutſche Bank 16,75/17 plus ca. 1, Diskonto 20,75/20,5 plus ca. ½:
Türk. Werte lagen überwiegend matter, auch 4,5proz. 13er Numänen
mit 4,75 minus 1,5, dagegen 4proz, konv. Rumänen 3 plus 0,4. Am
Einheitsmarkt war die Kursbildung nicht einheitlich: höher waren u. a.
Berg.=Märk. 1,5, Chem. Brockhus 9,75, Eiſenmeyer 4/4, Roeder 6,5,
Feiſt Sert 2,2. Im freien Verkehr hörte man Beckerſtahl 11,75/117s,
Beckerkohle 12,25, Benz 5, Georgi 1,1, Growag 0,45, Hanſa Lloyd 1,7,
Helvstia 7, Karſtadt 2,5, Kreichgauer 0,6, Krügershall 12,5, Mcz Sähne
6,5, Petroleum 28/30, Raſtatter Waggon 6,75, Ufa 7,5.
wb. Berliner Börſenbericht. Die Börſe bot heute das
gleiche Bild ausgeſprochener G=ſchäftsſtille und Luſtloſigkeit wie an dem
Vortagen. Es iſt aber feſtzuſtellen, daß die Verkäufe erheblich nachge=
laſſen
haben und die bereits geſtern hervorgetretene Neigung zu Rück=
käufen
in mäßigen Kurserholungen weiteren Ausdruck fand. Im allge=
meinen
war der Kursſtand der Induſtrie= Bank= und Schiffahrtsaktien
gegen geſtern nur wenig verändert. Wo Erhöhungen eintraten, hielt ſie
ſich im Rahmen von 1 bis 4 Bill. Nur Anglo=Guano, Oberſchleſiſche
Kokswerke und Akkumulatoren ſtiegen bis 9 Bill. Ab und zu flackerte
für das eine oder andere Papier von der berufsmäßigen Spekulation ge=
ſchürtes
Intereſſe auf, was namentlich für Bankaktien gilt. Doch war
dieſen V.rſuchen zur Unterbrechung der geſchäftlichen Eintönigkeit kein
Erfolg beſchieden, und die Märkte fielen wieder in die alte Lethargie
zurück. Die gleiche Geſchäftsſtille wie für Aktienpapiere beſtand bei zu=
meiſt
unveränderten Kurſen auch für Rentenwerte. In der Flüſſigkeit
des Geldmarktes und der Feſtſetzung der Devifenpreiſe, hat ſich gegen
geſtern nichts weſentlich verändert, nur die Zuteilung für London mußte
etwas eingeſchränkt werden.
Oeviſenmarkt.
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich als 1000 Mk.

Mie
Geld.
Ariel Mife
Prie
Gein.
8 Amſterdam=Motterdam . 162:925000 TI6 4075000 18259.5000. 10407 000. N Brüſſel=Antwerpen ..... 6 3,000. 18747 /000. = Chriſtiania... 20/4 000. 62,553/0.f6 715 00 1620547000. Kopen agen. 56105000 451 9:000 2116000. 7:5835000. Stockholm", W7315000 114 847000 13 1,000 1140 35000. Helſingſors 1a5735000. 10326 u00. 10 742000. 10, 2680 ,0 Italien. .. 365 8000 187437000 London. 8254250000. 1334½750000 Hu8254250000 18 457/0000. New=York :/39500000. 4210500000 184500000. 4270500 00. Paris. 11470000. 2125 0000 - 204 8. 000. 2u6013000 Schweiz: 75/ 120/ 00. 75 8-0000. 196 0000. 7574-7000. Spanien 436 80 00. 46367000 44835000. 547365000 Wien (i. 9.-O 69847 6117.- 6179ö.- 61904 Prag ... 12566 5000. 126315000 125685000. 26317000. Budapeſt: 25635. 26 15 18702. 15939 4. Buenos=Aires:. 1381538000. 1388 6200o. 13815 8000. 13e8:62000 Bulgarien.. 3u67 2000. 31228000. 31022000 311,8.00. Japan. 943000000. 2ud5006000. H19431 50 0. 54875000 Rio de Janeit 458350000 361 150100 W588 OUH. 161 150000. Belgrad. 77880000. 48120000. 8 78000. 486 2000. Liſabon. 33052000. 139348000. 11.,8362000. - f139348000

Beeliner Kurſe. (Eigene teiegr. Meldung.)
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich mit 1000 000 000.

Aktiengeſ. für Anllinf:
Aſchaffenburger Zeulſtof
Ausgb.=Nürnb. Maſch.
Ber.=Anbalt=Maſchinen
Bk. ſ. Elektr. W. vorzug.
Bismarchütte .....
Braunkohlen=Britet
Bremer Bulkan ...
Wolle. ..
Chem. Heyden.
Weiler
Deutſch=Atlaut. Tel..
Deutſche Maſchinen.
Deutſch=Niedld. Tel..
Deutſche Erdöl ....
Deutſche Petroleum
Dt. Kaliwerke
Berlin-Karlsruher3r
Do nersmarckhütte.
Dynamit Nobel".
Elberſelder Farben
Eleltr. Lieferung..
R. Friſter ..
Gaggenau Vorz.
Geiſenk. Gußſtahl.....
Geſ. f. eleltr. Untern.
alle Maſchinen ....

Europäiſche Staatspapiere. 1
a. Deutſche
525 Reichsanleihe. . ... . .. . . . . 0,098
..........
o---
3½½
..
Dollar=Goldanleihe .... ....."
Dollar=Schatzanweiſungen ...
4½% IV. und v Schutzanweif.
4½% VI.IK.

Sparprämienanleihe ........."
Zwangsanleihe. ..,aaas
4% Preuß Konſols .........
......."
8½%
........
4% Bad. An unk. 1935......
v. 1907......
4% Bayern Anleihe .........
..
3½%
4½ Heſſen unt. 1924 ........
3½% ..........
..........
42 Würtiemberger ......!"
3642.
b) Ausländiſche
62 Bosnten L.E.=B. v. 1914
59 L.=Inveſt.=Anl.v. 1914
4½%, v. 1902...... . . . ..
4% ..............."
5% Bulgar. Tabak 1902 .....
134% Griech. Monovol ....
419% Leſt. Staatsrente v. 1913
ab 1918 .........
(½5%0 Oeſt. Schatzanweiſ,, ſtfr.
v. 1914 .................
4% Oeſt. Goldrente ........."
4% einheitl. Rente ....."

6% Rum. am. Nente v. 03 ...
4½% Goldrente v. 13 ...
4% am. konv. ...."
(% v. 05 ..

4%0 Türt (Admin.)v 1803..
4½ (Bagdad) Ser. I..
H1..
v. 1911, Zollanl. ..
4½%0 Ung. Staatsr. v. 14....
Goldrente .......
Staatsr. v. 10....
Kronenrente ....."
425
Außereuropäiſche.
6%5 Mexik. amort. innere. . ...
konſ. äuß. v. 99 ..
59
4½ Gold v. 04 ſtfr. ..
8% konf. innere ......
4½% Irrigationsanleihe.
5% Tamaulivas Serie l ..
Sblig. v. Transportanſt.
4% Elifabethbahn ſtfr. . . . . . . .
40o Gal. Carl Ludw. Bahn ..
5% Seſt. Südb. (Lomb.) ſtfr.
4%
2,6% Alte Oeſtr. Südb. (Lomb.).
2.6%Neue
429 Oeſt. Staatsb. v. 1883....
3% Leſt Staatsb 1 b 8. Em

Nation 10 I. 11. 1. 0,0911 0.30 Uns 4,2 4,2 4,2

0215 028 00 3 703M 0,.49
0,625 14 07 0,75 07 0.* 26 2,1 175 5,75 15,15 1ich 7,25 75 1,8

1,75 1,1 z 10,75 10.
1anſg 1200 Han. Maſch.=-Egeſt. 10 1
1400o0 17500 30000
35000 Hanſa Dampfſch. 17750 34000 Hemoor Zement k00 3750 Hirſch Kupſer. 47300 1 12000 17000 Höſch Eiſen 63000 73750 68000 Hohenlohe Werke 37259 30000 38500 Kahla Porzellar 15500 170000 118000 Lindes Eismaſt 7.50 74400 70250 Lingel Schuh 32 0 10800 Linke & Hofmann 23500 20000 2. Loewe & Co. 55000 C. Lorenz .. 735 11300 11750 Meguin 40000 N. Lauſitzer Kohle: 57000 5/750 Norvo. Gummi 27750 28500 Orenſtein. 20750
10250 49000 54,50 Rathgeber Waggo=
Rombacher Hüttten. 12i00g 12120 100000 90600 Roſitzer Zucker 3 9o 10. 50 Rütgerswerke..... 24000 2:750 23000 Sachſenwerk 3125 1230 16300 Sächſiſche Guß 31000 r000 5000 Siemens Glas 6:00 7560 Volkſiedter Vorzellan 1 3250 3.:00 Weſtſ. Eiſen Langendreer 26000 13250 13750 Bittener Gußſtaht . 55250 19750 20000 Banderer=Berie ......! 16500

11. I.
20750
50300
6:000
40250
15000
700
3625
31000
55500
7(2
4000

2i000
1 1000.
23600
26250
3:50
30000

26000
56000
18500

dit=Geſelſchaft auf Aßtien.
Frankfurter Kursbericht vom 11. Januar 1924.
Die Notierungen ſind in Billionen Prozent ausgedrückt.

Sblig. v. Transportanſt. (Ftſ.)
2 Oeſt. Staatsb. 9 Em ..
%0 Leſt. Staatsb v. 1883 ...
8% Leſt. Staatsb. b. Erg. Netz
42 Rubolfb. (Salzkammerg.).
4½% Anatolier I............
3% Salon Conſt. Jonction. . .
8% Salonique Monaſtir .....
5% Tehuantevee ............"
122
.........
Pfandbriefe.
% Frankſ. Hyp.=Bant 1920...
......"
Frankf. H. Krb.=Ber. 1921
40 Mein Shp.=Bam 1922 ...
425 Pfälz.
1922...
1923...
48 Rhein.
verl. ..."
3½½
4% Südd. Boden=Ered.=Bank
München 1906 ......."
490 Heſſ. Ldhyp.=Bank Pfdbr.
3½½ Hefſ. Ldhyp=Bk. Pfdbr.
42 Heſſ. Ldhyp. Kom. Obl....
Deutſche Städte.
49: Darmit. v 1919 bis 1925.,
3½% Darmſt. v. 1905 .......
4% Frenkfurt v. 1913 ......."
3½% v. 1903 ..
425 Mainz. v. 1919 bis 1926
NachSachwert vz. Schuldverſchr.
50 Badenwerk= Kohlwerr=Al.
6 %Heſſ. Braunk.=Rogg. Anl. v. 23
5%0 Preuß. Kaliwert=Anleihe
Roggenwert=Anl.
% Südd. Feſtwertbk. .. . .. .."
50 g Sächſ.Braunf. Anl. Ser.I u. I
Hankeäktien.
Baut für Brauinduſtrie .....
Barmer Banwerein ......,
Berliner Handelsgeſellſchaft ..
Commerz= und Privatbant ...
Darmſtädter u. Natzionolbank=
Deutſche Bank............"
DeutſcheEffekten= u. Wechſelbank
Deutſche Vereinsbank ........
Disconto=Geſellſchaft . . .. .....
Dresdener Bant ............"
Frankfurt r Bank ...........
Metallbanf. ................"
Mitteldeutſche Creditbanf .....
Oeſterreichiſche Creditanſtalt ..
Reichsbank=Ant. .. . . . . .."
Rhein Ereditbank ..........."
Süddeutſche Disconto=Geſelliſch.
Weſtbank .............. ....."
Biener Bankverein ........
Bergwerks=Aktien.
Berzelius
..............
Rochumer Bergb. ...... ..
Buverus.
................"
Dt. Luremburger ............"
Eſchweiler Bergwerks=Akt.....
Gelſenkirchen Bergw. ........"
Harpener Bergbau .........."
Kaliwer ie Aſchersleben ......"

10.

11. 1.

26,25
3,25
3.*
173
G,u25
13,6

18.i5

Bergwerks=Aktien (Fortſ.)
Kaliwerke Weſteregeln..... . . .
Lothringer Hütte . ...........
Mannesmann Röhrer .......
Mannsfelder ..
aa-
Oberbedarf ...............
Oberſchlei. Eiſen Carv) .....
Phönir Bergbau L.L.ssaaaa.
Rhein. Stahlwerke ..
Riebeck Montan.. . ....
Tellus Bergb.= u. bütten=Akt.
Ber. Laurahütte
Aktien induſtr. Unternehmung.
Brauereten.
Henninger Kempf=Stern .... ..
Löwenbräu München ....."
Schöfferhof (Binding ........!
Werger ....................

12,25

sche
Adler & Oppenheimer ......
Adlerwerte (v. Kieher) ......
A. E. G. Stamm.. . . . . . . . . . . .
Anglo=Continental=Guano ...
Aſchaffenburger Zellſtoff .....
Badenig (Weinheim) ........
Badiſche Anilin= u. Sodafabrik
Bad Maſchf. Durlach ......"
Bad. Uhrenfabr Furtwangen
Baſi Nürnberg ......... .. . 10.25
Bahrtſch. Sviegel .........."
Beck & Henkel Caſſel) ....
Bergmann El. Werke uuaa.:.
Bing. Metallwerke. . .........
Brockhues, Nieder=Walluf.....
Tementwert Heidelberg ..
Karlſtadt ......."
Lothringen (Meß).
Chem. Werke Albert ........"
Griesheim Elektron ....
Mayer Alavin. ......
Weiler ter=mer ........
Daimler Motoren .........."
Deutſch. Eiſenhandel Berlin.
Dt. Gold= u. Silberſcheideanſt.
Dingler, Zweibrücken ........
Dresdener Schnellpreſſen .....
Dürioppwerl (Stomm).. . . . . .
Tüſſeld.=Matinger (Dürr.) ....
Dhckerhof & Widm. Stamm.
Eiſenwert Kaiſerslautern ....
Eiſenwerk L. Meyer r. ......
Elberfelder Farb. v. Baher .."
Elekn. Lieferungs=Geſ.......
Licht und Kraft ....."
Efäſt Bad. Wolle.. .........
Emag, Frankfurt a. M.......
Emaill- & Stanzw. Ulrich...."
Enzinger Verke ........"
Eßlinger Maſchinen ...
Ettlingen Spinnerei ......
Faber, Joh., Bleiſtiſt . . .....
Jaber &. Schleicher.... . . . . ..
Fahr, Gebr., Pirmaſens. . . . . .
Felten & Guilleaume Carlsw.
Feinmechanik Zetter)

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[ ][  ][ ]

Rummer 12.

Darmſtädter Tagblatt, Eamstag, den 12. Januar 1924.

Seite 7.

Hans Peter Kromm der Lebendige.
Eine Geſchichte von Ufer zu Ufer
von Johanna Wolff.
17
(Nachdruck verboten.)
Nun ordnete die junge Frau die Blüten in einem Korb;
ſorgfältig überſprühte ſie die Herrlichkeit mit Waſſer und küßte
im Vorbeigehen ihren kleinen Sohn, der ihr Tun aufmerkſam
verfolgt hatte. Draußen ſangen ſpielende Knaben: Es regnet,
es regnet. die Erde wird naß, da freun ſich die Kinder, da wächſt
auch das Gras. Der Kleine lauſchte, ſeine Lippen bewegten ſich,
als ob er mitſänge da kamen ihr beinahe die Tränen , das
Kind ſah ſo ſehnſuchtsvoll aus.
Und die Roſen im Korbe dufteten und weckten auch ihr ein
Verlangen, grenzenlos, nach dem Lande draußen, weit, weit fort!
Der Korb mit den Roſen wurde unten in eine Ecke geſtellt . .
Merete hatte ſich in ihr Stübchen geſetzt und war ganz und
gar in ihre Buchführung vertieft. Peterle nebenan verhielt ſich
merkwürdig ſtill. Er ließ die Mutter ruhig rechnen, auch er hatte
eine Beſchäftigung gefunden.
Nachdem die junge Frau abermals einen ſchönen Ertrag feſt=
geſtellt
und mit dem Kaſſenbeſtand verglichen hatte, ging ſie hin,
nach ihrem Knaben zu ſehen. Da ſaß er in der Ecke, eingeſchlafen
bei dem Roſenkorb; ſein blonder Kopf ruhte auf einem Polſter
von Roſenblättern. Peterle hatte ſich die duftende Pracht ganz
nahe herangeholt und die Blüten eine nach der anderen abge=
zupft
, ſorglich zuſammengetan wurden ſie ihm ein Schlummer=
kiſſen
. Es war ein ſeltſam berührendes Bild.
Ein paar dunkle Roſenblätter lagen dicht an der weißen Kin=
derſtirn
, wie große Blutstropfen anzuſehen. Merete ſchauerte
unwillkürlich zuſammen und preßte die Hände gegen die Bruſt:
der Sohn der geliebte, könnte er auch einmal daliegen und all
die Blüten ſeins Lebens entblättert unter ſeinem ſtillen Haupt?!
Etwas ſchrie auf in ihr etwas Geheimnisvolles, wie da=
mals
beim Scheiden des geliebten Mannes. Wie mit Stimmen
gab ſich’s kund Was war das? Ihre Augen ſtarrten auf
den kleinen Schläfer nieder, dann hob ſie ihn haſtig auf. Feſt,
feſt drückte ſie ihn ans Herz, ihre bebenden Hände entkleideten ihn
ſacht, ihre Augen voll Liebe gingen über ſeine kleine Geſtalt, da
ſie ihn ins Bettchen tat. Schlief da nicht ein Marienkäferchen in
ſeinem Haar?. Aus den Roſen heraus mochte es in den blonden
Irrgarten geraten ſein. Mit leichtem Finger hob ſie das Tierchen

heraus. Hans Peter aber regte ſich, er griff mit dem Händchen,
als wolle er etwas einfangen und machte ein Fauſt.
Die Mutter ſaß bei ihm nieder, hielt die runde Kinderfauſt
in ihrer Hand und ſang leiſe, leiſe:
Barbuſchken, Barbuſchken flieg auf, flieg auf,
Dein Häuschen brennt, Dein Speckchen ſengt,
Deine Kinderchen ſchreien nach Butterbrot
Nach Butterbrot
Aber keine Vöglein im Walde ſangen ſo ſchön wie einſt
wie einſt! Nur das Marienkäferchen flog wieder fort, und das
ſollte eigentlich Glück bedeuten.
Und dann wieder kam das Leben. Die Pflichten des Tages
ſtießen und drängten; im Geſchäft gab’s keinen Stillſtand, vor=
wärts
mußte man oder zurück, ſonſt wurde man unter die
Räder gedrückt.
Da waren die Nachbarn ſchräg über dem Waſſer, Steghorns,
in der Spreeſtraße, die eine Leihbibliothek betrieben, die ließen
es an Eifer für ihre Sache fehlen, ihr Laden wurde viel zu ſpät
geöffnet. Mancher, der ſich beim Einholen gern ein Buch gewech=
ſelt
hätte, fand noch eine verſchloſſene Tür. Und auch über
Mittag war oft niemand im Geſchäft. Die Frau ging den Tag
über in Nachtjacke und Pantoffeln umher, und der Mann ſaß
nebenan in der Deſtille. Da war’s kein Wunder, daß die Biblio=
thekbücher
ſchlecht gehalten wurden; ob man abholte oder zurück=
brachte
, immer mußte man warten, ehe das Gewünſchte ausfindig
gemacht worden. So verlor ſich die Kundſchaft. Und niemand
hatte Mitleid, als eines Tages ein großer Rollwagen vorfuhr,
der die Bücher ſamt dem ganzen Hausrat von dannen führte.
Steghorns waren bis aufs Hemd gepfändet worden. Die Nach=
barsleute
ſtanden vor dem Hauſe zuſammengelauſen und tauſch=
ten
ihre Meinungen aus, erſt bei Dunkelwerden ſchlichen ſich
Mann und Frau Steghorn davon.
Anderen Tages waren drüben in der leeren Wohnung noch
etliche Ueberbleibſel zu billigem Verkauf ausgelegt. Merete faßte
ihr Peterle an der Hand und ging hinüber, um nachzuſchauen,
ob da etwas für ſie Geeignetes vorhanden wäre.
Sie kaufte Hauffs Märchen ohne Deckel und zwei beſchä=
digte
Bändchen Storm, die wollte ſie neu einbinden laſſen. Als
ſie ſchon im Fortgehen war, ſaß das Kind noch vor einem Haufen
Gerümpel, hielt einen alten mächtigen Schmarren zwiſchen den
Beinchen und war nicht davon loszubringen. Wirf’s fort! ſagte
ſie ernſthaft, das Bübchen aber umklammerte ſeinen Fund und
verſuchte ihn wegzuſchleppen. Da gab die Mutter dem Verkäufer

ein Handgeld, und der Kleine durfte ſein zerſchliſſenes Buch mit=
nehmen
. Im Stübchen angekommen, legte ſich Peterle platt auf
den Bauch und verſuchte die verſtaubten und zuſammengeklebten
Blätter auseinanderzubringen. Es waren Bilder darin! Er ſtieß
einen ſonderbaren Laut aus und machte ſtaunende Augen.
Merete, aufmerkſam geworden, beſchaute den Fund und ſah nun,
daß das zerriſſene braune Buch eine alte Bibel mit guten Holz=
ſchnittbildern
war, die Deckelſtücke erwieſen ſich als derbes
Schweinsleder. Zwar aus der Mitte des Buches war ein Teil
verloten gegangen, das andere aber ließ ſich ſäubern und aus=
beſſern
.
Während der Junge ſchlief, wurde die alte Bibel zum Buch=
binder
getragen. Merete dachte, der kleine Menſch würde die Sache
vergeſſen haben, doch ſie irrte ſich in ihrem Söhnlein. Erwachend
ſaß er zuerſt ein Weilchen ſtill, als ſänne er über etwas nach,
dann ging ein Leuchten über ſein Geſicht. Peterle ſtieg umher
und ſuchte ſuchte. Da er den Schatz nicht fand, machte er der
Mutter den Verluſt klar und zuletzt greinte er und gebärdete ſich
ganz troſtlos, bis er endlich begriff, das Buch ſolle ein reines
Röcklein anhaben. Auch das ſchien ihm nicht recht zu ſein.
Geſäubert und geflickt kam das Schweinslederne zurück. So=
gar
den alten Deckel hatte der geſchickte Buchbinder heil gemacht.
Peterle erkannte ſeinen Fund wieder und war rein außer ſich
vor Entzücken; als die Blätter ſich nun gar leicht auftun ließen,
jauchzte er hellauf und war von dem alten Buch nicht wegzu=
bringen
.
Und das Malchen aus der Kellerwirtſchaft und der Knabe
aus dem Grünwarengeſchäft lagen nun beide auf dem Boden,
fuhren mit ihren kleinen Fingern über die Bilder und ſagten zu
Adam: Mann! Väterchen! Und zu Eva: Fau! Mutti
das. Sie fanden ihre ganze Umwelt auf den Blättern wieder
und verſtändigten ſich über jedes einzelne. Sie waren den erſten
Menſchen gleich und gaben in ihrer Sprache allen Dingen Namen.
Ein Wundern und Staunen ging durch Meretes Gemüt, wenn
ſie den Kindern lauſchte; welch eine Ausdrucksfähigkeit beſaßen
ſie in ihrem lallenden Geſpräch, und wie wußten ſie Aehnlich=
keiten
in der Umgebung herauszuſinden.
Dann ſaß ſie nieder zu ihnen und tat ihnen ein Weniges
kund von der alten großen Weisheit, die ſo unvergänglich ſich
erwieſen hat. Sie redete zu ihnen vom lieben Gott und dem
wunderſchönen Paradiesgarten.
Darüber vergaß ſie beinahe Geſchäft und Nachbarſchaft.

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[ ][  ][ ]

Seite 8.

Rummer 12.

Darmſtädter Tagblatt, Samstag, den 12. Januar 1924.

Gottesdienſtliche Anzeigen.
Evangeliſche Gemeinden.
1. Sonntag nach Epiphanias, den 13. Januar 1934,
Die Kirchen ſind geheizt.
Stadtkirche: Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Vogel.
Um 11 Uhr: Kindergottesdienſt. Pfarrer Heß.
Die Stadtkirche iſt wochentags von 9 Uhr vormittags bis 3 Uhr
nachmittags zu ſtiller Andacht geöffnet. Eingang: Nordtüre.
Stadt apelle: Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Heß.
Um 11 Uhr: Kindergottesdienſt Pfarrer Kleberger. Nachm
3 Uhr: Gottesdienſt. Pfärrer Lautenſchläger.
Schloßkirche: Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Zimmer=
mann
. Um 11 Uhr: Kindergottesdienſt. Pfarrer Zimmermann.
Amtshandlungen an Auswärtigen: Pfarrer Vogel.
Gemeindehaus (Kiesſtr. 17): Sonntag, den 13. Jan., nachmittags
2½ Uhr: Taubſtummengottesdienſt. Pfarrer Heß. Dienstag, den
15. Jan , nachm. 3½4 Uhr: Wied erbeginn des Konfirmandenunterrichts.
Martinskirche: Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer D.
Waitz Um 11 Uhr: Kindergottesdienſt für den Weſtbezirk. Pfarrer
D. Waitz. Nachm. 2 Uhr im Martinsſtiſt: Pfarraſſiſtent Reinhardt.
Mittwoch, den 18 Jan, abends 8 Uhr im Martinsſtift: Bibelſtunde.
Pfarraſſiſtent Müller.
Altersheim: Vorm. 9½ Uhr: Pfarraſſiſtent Reinhardt.
Johanneskirche: Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Marx.
Um 11 Uhr: Kindergortesdienſt. Beide Gottesdienſte ſind im ge=
heizten
Gemeindehaus. Mittwoch, den 16. Januar, abends 8 Uhr:
Bibelſtunde im Gemeindehaus. Pfarrer Marx.
Beſſunger Kirche (Petrusgemeinde): Vorm. 10 Uhr: Haupt=
gottesdienſt
. Pfarrer Wagner. Um 11½ Uhr: Kindergottesdienſt.
Pfarrer Wagner. Abends 6 Uhr: Pfarraſſiſtent Gerſtenmaier,
Pauluskirche: Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt Pfarraſſiſtent
Weißgerber. Um 11 Uhr: Kindergottesdienſt. Pfarraſſiſtent
Weißgerber.
Stiftskirche. (Im geheizten Saal des Schweſternhauſes.) Vorm.
10 Uhr: Miſſionsgottesdienſt. Miſſionar Bellon. Um 11½ Uhr:
Kindergottesdienſt. Evang Sonntagsverein (Chriſtl. Verein
junger Mädchen). Sonntag, nachm. von 4 bis 7 Uhr: Vereinsſtunden.
Donnerstag, den 17. Jan., abends 8 Uhr: Betſtunde.
Stadtmiſſion (Mühlſtr. 24): Sonntag, vorm 9 Uhr: Gebetsſtunde.
Um 11 Uhr: Kindergottesdienſt Waldkolonie). Um 11½ Uhr:
Kinderyottesdienſt. Nachm. 3½ Uhr: Bibelſtunde. Pfr. Schäfer.
Abends 8½ Uhr: Mitgliederverſammlung. Pfarrer Schäfer.
Montag, abends 8½ Uhr: Evangeliſation. Lehrer Heinſen=Liebenzell.
Dienstag, abends 8½ Uhr: Blaukreuz=Bibelſtunde. Mittwoch,
abends 8 Uhr: Bibelſtunde in der Funkerkaſerne. Dunnerstag,
abends 8½ Uhr: Bibeiſtunde (Nömerbrief). Freitag, abends 8½ Uhr:
Bibeiſtunde in der Stadtmädchenſchule in Beſſungen. Jugend=
bund
für E. C., Mühlſtr. 24: Sonntag, nachm. 2½ Uhr: Bibelbeſprech=
ſtunde
für Jünglinge. Um 4½ Uhr: Bibelbeſprechſtunde für Jung=
frauen
. Montag, abends 8½ Uhr: Evangeliſation. Lehree Heinſen=
Liebenzell. Dienstag, abends 8½ Uhr: Bibelſtunde für Jünglinge
und Gebetsſtunde für Jungfrauen Mittwoch, abends 4 Uhr: Freun=

deskreis=Bibelſtunde für Jungfrauen. Donnerstag, abends 8 Uhr:
Gebetsſtunde für Jünglinge.
Wartburgverein Darmſtadt. Vereinslokal: Gemeindehaus der
Martinsgemeinde, Liebfrauenſtr. 6. Dienstag, abends 8½ Uhr: Bibel=
beſprechſtunde
. Ausſprache über Zeit und Lebensfragen. Gäſte immer
willkommen.
Ehriſtlicher Verein junger Mämer Darmſtadt, E. B., Alexander=
ſtraße
22 (Infanterie=Kaſerne, 1. Hof links): Sonntag, abends 8½ Uhr:
Vortrag über Staatsbüirgerkunde. Herr Stützel. Dienstag, abends
8½ Uhr: Bibelſtunde (Geſamtverein). Donnerstag, abends 8½ Uhr:
Miſſionsſtunde im Familienkreis. Miſſionar Rottmann. Jedermann
iſt freundlich eingeladen. Samstag, abends 8½ Uhr: Wochenſchluß=
andacht

Chriſtlicher Jugendverein Darmſtadt (Dieburgerſtr. 26, 1.) Mitt=
woch
, abends 8½ Uhr: Bibelſtunde.
Katholiſche Gemeinden.
Sonntag, den 13. Januar 1924.
St. Ludwigskirche: Samstag, nachm. 4 Uhr und abends 8 Uhr:
Beichtgelegenheit.
Sonntag, vorm. 5½ Uhr: Beichtgelegenhett Um 6 Uhr: Erſte
heil. Meſſe. Um 7 Uhr: Heil. Meſſe mit Predigt. Um 8 Uhr:
Singmeſſe mit Predigt und Kommunion der Jungfrauen=Kongregation
Um 9½ Uhr: Hochamt mit Predigt. Um 11 Uhr: Singmeſſe
mit Predigt. Nachm 143 Uhr: Chriſtenlehre; darauf Andacht zur
heil. Familie. Um 5 Uhr: Verſammlung des Müttervereins.
Kapelle der Barmherzigen Schweſtern: Sonntag, vorm. 6", Uhr
Heil. Meſſe. Um 9 Uhr: Studentengottesdienſt. Abends 6 Uhr:
Noſenkranzandacht.
Kapelle in der Waldſtraße: Sonntag, vorm. 7 Uhr: Heil. Meſſe.
Kapelle zu Griesheim: Sonntag, vorm. 9½ Uhr: Hochamt mit
Predigt.
St. Eliſabethenkirche: Samstag, nachm. von 5 bis 8 Uhr abends
Gelegenheit zur heil. Beichte.
Sonntag, vorm. von 6 Uhr an: Gelegenheit zur heil. Beichte. Um
½7 Uhr: Frühmeſſe. Um 8 Uhr: Heil. Meſſe mit Predigt. Um
9½ Uhr Hochamt mit Predigt. Nachm 2 Uhr: Andacht u. Segen
St. Martinskapelle zu Beſſungen: Samstag, von 57 Uhr und von
88½ Uhr abends: Gelegenheit zur heil. Beichte.
Sonntag, vorm. von 8½ Uhr an: Beichtgelegenheit. Um 7½ Uhr:
Heil. Meſſe ſvor und in derſelben Austeilung der heil Kommunion).
um 77 Uhr: Predigt. Um 8½ Uhr: Heil Meſſe (nur in der=
ſelben
Austeilung der heil. Kommunion). Um 9½ Uhr: Hochamt
mit Predigt ſvorher Austeilung der heil. Kommunion). Um 2 Uhr:
Chriſtenlehre. Um 2½ Uhr Andacht. An Wochentagen /. Stun=
den
vor Schulbeginn heilige Meſſe.
Bereine: Jeden 1 Sonntag im Monat Männerkongregation.
7½ Uhr: Heil. Meſſe mit Generalkommunion, Nach der Andacht
Verſammlung im Vereinsſaal, Herdweg 28. Jeden 3. Sonntag im
Monat Jungfrauenkongregation. 7½ Uhr: Heil Meſſe mit General=
kommunion
. Um 3 Uhr: Kirchliche Verſammlung. Um 4½ Uhr=
Weltliche Verſammlung im Vereinsſaal, Herdweg 28. Jeden letzten
Sonntag im Monat Frauenſonntag. Um 7½ Uhr: Heil. Meſſe mit

Generalkommunion der Frauen. Nach der Andacht Verſammtlung
im Vereinsſaal. Herdweg 28. Jeden 1. und 3. Donnerstag im Mo=
nat
, abends 8 Uhr: Verſammlung der katholiſchen Fugendvereintgung
St. Martin Beſſungen (üüngere Abt., 1417 Jahre) im Vereinsſaal,
Herdweg 28 Jeden 2. und 4. Donnerstag im Monat, abends 8 Uhr:
Verſammlung der katholiſchen Jugendvereinigung St Martin Beſſungen
ſältere Abt., 1821 Jahre) im Vereinsſaal, Herdweg 28.
St. Fidelis (Kapelle der Engliſchen Fräulein, Waldſtr. 31): Vorm.
8 Uhr: Singmeſſe mit Predigt. Sammlung zu Gunſten der Erbauung
der St Fidelskirche. Kathol. Pfarramt: Herdweg 28.
Kirche zu Eberſtadt: Samstag, nachm. 5 Uhr, und abends 8 Uhr:
Beichtgelegenheit.
Sonntag, vorm. 6 Uhr: Beichtgelegenheit. Um ½7 Uhr: Früh=
meſſe
. Um 9½ Uhr: Hochamt mit Predigt Nachm. 142 Uhr:
Andacht.
Provinzial=Pflegeanſtalt bei Eberſtadt: Montag, morg. ½8 Uhrt
Heil. Meſſe und Predigt.
Kapelle zu Pfungſtadt: Sonntag, vorm. 7 Uhr: Beichtgelegen=
heit
. Um 7½ Uhr: Hochamt und Predigt. Nachm. 4 Uhr: And,
Sonſtige Gemeinſchaften.
Ehriſtliche Verſammlung (Waldſtr. 19): Sonntag, den 13. Jan,
vorm. 11½ Uhr: Kindergottesdienſt. Nachm. 4½ Uhr: Verkündi=
gung
des Wortes Gottes. Mittwoch, den 15. Jan., abends 8½ Uhr:
Gebetsſtunde. Freitag, den 18. Jan., abends 8½ Uhr: Bibelſtunde.
Jedermann iſt freundlich eingeladen.
Evangeliſche Gemeinſchaft (Eliſabethenſtraße 44): Sonntag, den
13. Jan., nachm. 2 Uhr. Sonntagsſ4ule. Abends 8 Uhr: Predigt,
Um 9 Uhr: Jugendbund. Donnerstag, den 17. Jan., abends
8½ Uhr: Bibelſtunde. Prediger Erhardt.
Ehriſtliche Gemeinſchaft Darmſtadt (Mollerſtraße 40): Sonntag,
den 13. Jan., vorm. ½10 Uhr; Heiligungsſtunde. Um 11 Uhr: Sonn=
tagsſchule
. Abends 8 Uhr: Evangeliſation. Dienstag, abends
8 Uhr: Bibelſtunde. Freitag, abends 8 Uhr: Gebetsſtunde.
Gemeinde der Siebententagé=Adventiſten, Mauerſtr. 5, I.: Frei=
tag
, abends 8 Uhr und Samstags, vorm. ½10 Uhr: Oeffentl. Eottes=
dienſt
. Sonntag, abends 8 Uhr: Religiöſer Vortrag.
Gemeinde gläubig getaufter Ehriſten (Baptiſten), Mauerſtr. 177
Sonntag, den 13. Jan., vorm. 10 Uhr: Gebetsverſammlung. Um
11 Uhr Sonntagsſchule. Nachm. 4 Uhr: Predigt. Abends 8 Uhr:
Jugendſtunde. Donnerstag, den 17. Jan., abends 8½ Uhr: Bibel=
ſtunde

Kirche Jeſu Chriſti der Heiligen der letzten Tage (Darmſtadt,
Saalbauſtr. 67, Bürgerhalle): Sonntag, den 18. Jan, nachm. 2½ Uhr:
Sonntagsſchule Um ½4 Uhr: Predigt. Donnerstag, den 17. Jan.;
abends 8 Uhr: Bibelſtunde. Jedermann herzlich willkommen.
Die Heilsarmee, Schulzengaſſe 3, Ecke Landgraf=Georgitraße, nächſt
dem Schwimmbad: Sonntag, vorm. 10 Uhr: Heiligungs=Verſamme
lung. Um 11½ Ugr: Kindergottesdienſt. Abends 8 Uhr: Heils=
Verſammlung. Mittwochs und Freitags, abends 8 Uhr: Oeffent=
liche
Verſammlung.
Methodiſtengemeinde (Frankfurterſtr. 3): Sonntag, den 13. Jan.,
nachm ½3 Uhr: Sonntagsſchule. Um ½4 Uhr: Gottesdienſt.

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Abt. 20, 281 rm Eichenknüppel=Reiſig
aus Steinackerſchlag, Hintere Wand,
(Nr. 4, Endnummer 229), 22rm Fichten=
ſtöcke
(Nr. 2,Endnummer 18)aus Diang=
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Hegſtück.
Darmſtadt, den 10. Januar 1924.
Heſſ. Oberförſterei Kranichſtein.
van der Hoop. (394
Bekannimachung.
Die durch Steuerbeſcheid angeforderte
Kultusſteuer der iergelitiſchen Religions=
geſellſchaft
Darmſtadt iſt bei Meidung
der Zwangsvollſtreckung bis ſpäteſtens
27. Januar 1924 unter Aufwertung zu
zahlen. Die Steuerpflichtigen haben den
im Steuerbeſcheid angegebenen Halb=
jahresbet
ag an Kultusſteuer durch 10
zu teilen. Der gefundene Goldpfennig=
betrag
iſt auf 5 Goldpfennige nach unten
abzurunden. Zahlungstage im Gemeinde=
auſe
Bleichſtraße 13, Sonntag, 13., 20.
und 27. Januar 1924, vormittags 9 bis
12 Uhr.
(398
Der Vorſtand
der israelitiſch. Religionsgeſellſchaft
Finanzamt Darmſtadt=Stadt.

[ ][  ][ ]

Nummer 12.

Darmſtädter Tagblatt, Samstag, den 12. Januar 1924,

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[ ][  ]

Seite 10.

Darmſtädter Dagblatt, Samstag, den 2. Januar 1924.

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