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Frankfurt a. M. 1301
Einzelnummer 15 Goldpfennige
Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 3
Donnerstag, den 3. Januar 1924.
187. Jahrgang
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Finanz=Anzeigen 30 Goldpfg., Reklamezeile (92 mnu
breit Goldmark. Anzeigen von auzwärts 30 Goldpfg,
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Rellame=
zelie 1.30 Goldmarf. Alle Preiſe in Goldmart
(t Dollar — 4.20 Marfl. — Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streit vſw., erliſcht
ſede Verpſlichtung auf Erfüllung der
Anzeigen=
aufträge und Leiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konturs oder gerichtlſcher Beitreibung fällt ſeber
Robatt weg. Bankkonio: Deutſche Bani und
Darm=
lädter 8 Nationalbank.
Zum Jahresanfang.
Poincaré an das amerikaniſche Volk.
Paris, 2. Kan. (Wolff.) Miniſterpräſident Poincaré
hat der New York Tribune anläßlich des Neujahrsfeſtes eine
Botſchaft zugehen laſſen, in der er erklärt: Während des zu
Ende gehenden Jahres ſind wir gezwungen geweſen, trotz
er=
heblicher Schwierigkeiten eine ernſte Anſtrengung für die
Sicher=
ſtellung unſerer Rechte, die wir übrigens noch fortſetzen, zu
un=
ternehmen. Hätten wir nicht ſo gehandelt, dann wäre der Sieg
gefährdet und das franzöſiſche Volk wäre der ihm zuſtehenden
Reparationen beraubt worden. Ich bin glücklich, feſtzuſtellen,
daß die Amerikaner zugeben, daß wir zu der Aktion durch eine
gebieteriſche Notwendigkeit gezwungen werden. Jetzt, nachdem
wir die unerläßlichen Pfänder zur Garantie unſerer
Repara=
tionen haben, verlangen wir nichts mehr, was an uns liegt,
als an der wirtſchaftlichen Wiederaufrichtung Europas, durch
praktiſche Mittel und entgegenkommende Maßnahmen
mitzuar=
beiten. Ich bin erfreut, daß angeſehene amerikaniſche Bürger ſich
unterwegs befinden, um an einer Studie der großen
wirtſchaft=
lichen, Probleme, die geſtellt ſind, mitzuarbeiten. Ihre Anſicht
wird uns außerordentlich koſtbar ſein, und wenn durch ſie der
Wortlaut der Vertrüge reſpektiert wird, bin ich ſicher, werden
ſie uns für jeden vernünſtigen Vorſchlag empfänglich finden.
Neujahrsbotſchaft des amerikaniſchen Handelsfekretärs.
London, 2. Jan. (Wolff.) Der Newyorker
Berichter=
ſtatter der Times ſchreibt, in der Neujahrsbotſchaft
des Handelsſekretärs Hoover herrſche ein
opti=
miſtiſcher Ton vor. Nach der Anſicht Hoovers ſind die
wirtſchaftlichen Ausſichten für Amerika gut:
die Weltlage ſei hoffnungsvoll, und zwar infolge der Einleitung
von Verhandlungen für die Regelung des deutſchen Problems,
das Hoover die größte wirtſchaftliche Bedrohung der Welt
nennt. Hoover erklärt weiter, die Stabiliſierung des
franzöſi=
ſchen Franken und eine große Verminderung in den
europäiſchen Rüſtungen ſeien unbedingte
Vor=
bedingungen für die Wohlfahrt der Welt. Der
deutſche Zuſammenbruch habe in geringerem Maße jeden
an=
deren Teil der Welt berührt, der noch nicht den vollen Stoß der
„Ruhrbefetzung geſpürt habe, aber die fianzielle Stärke und
Stabilität der weſtlichen Halbkugel und die Ausficht auf eine
baldige Konferenz über die franzöſiſch=deutſchen Beziehungen
ſchaffe eine hoffnungsvolle Grundlage, auf der das neue Jahr
aufbauen könne. In der Erklärung des Staatsſekretärs Hoover
heißt es nach einer Waſhingtoner Meldung des New York
Herald noch, im Jahre 1923 hätten die Vereinigten
Staaten den höchſten Produktionsſtand ſeit dem
Kriege aufzuweiſen gehabt. Die Beſchäftigung ſei reſtlos
gewe=
ſen, die Reallöhne hoch und die Kapitalanſammlung habe ſich
vermehrt. Der Wohnungsbau habe Fortſchritte gemacht und
das Eiſenbahnweſen habe die ſtärkſten Verbeſſerungen ſeit dem
Kriege erfahren. Das ganze ſei Hand in Hand gegangen mit
einent bemerkenswerten Nachlaſſen der Spekulation und der
ge=
fährlichen Kreditüberſpannung. Amerika habe niemals in der
Geſchichte einen ſo hohen Standard of Life und einen ſo hohen
Grad kommerzieller und induſtrieller Tätigkeit erlebt, wie jetzt.
Die wirtſchaftlichen Ausſichten für Amerika
jeien glänzend und die Lage in der Welt ſei
hoffnungs=
voll, allerdings nur auf Grund der Ausſichten, die die
aufge=
nommenen Verhandlungen" über eine Regelung der deutſchen
Frage böten. Selbſt wenn dieſe letztere Regelung zuſtande
komme, ſo gebe es noch genügend andere wichtige Probleme im
Zuſammenhang mit der Wiederherſtellung der
in=
ternationalen Handelsbeziehungen auf Grund
des Wiedereintritts von deutſcher Kohle und
deutſchem Stahl in den Wettbewerb auf den
Weltmärkten und im Zuſammenhang mit der etwaigen
Rücktehr von Kapitalien nach Europa, die nach den
Vereinig=
ten Staaten ausgeführt worden, ſeien.
Britiſche Neujahrsbetrachtungen.
Tondon, 1. Jan. (Wolff.) Die
Neujahrsbetrach=
tungen der engliſchen Preſſe ſind faſt durchweg
zu=
verſichtlich geſtimmt. Die unmittelbar bevorſtehende
Aus=
ſicht einer Regierung der Arbeiterpartei nimmt darin den
Hauptplatz ein.
Daily Telegraph ſchreibt, die Ausſicht auf eine
ſo=
zialiſtiſche Regierung innerhalb weniger Wochen ſei
das größte Ereignis in der britiſchen Politik ſeit
Men=
ſchengedenken.
Die radikale Daily News ſchreibt, die ſorgfältig genährte
Panik tsegen der Ausſichten auf eine
Arbeiterre=
gierung werde bald im Lichte der Wirklichkeit zerſtört
werden. Der kommende Regierungswechſel verſpreche
Gutes für das britiſche Volk. Bezugnehmend auf die
Anweſenheit einer Anzahl hervorragender britiſcher
Geſchäfts=
leute in Rußland, die verſuchen, mit der Sowjetregierung
größere Tyansaltionen zuſtandezubringen, als die, die bisher
abgeſchloſſen wurden, fährt das Blatt fort, eine der erſten
Auf=
gaben der nächſten britiſchen Regierung werde ſein, ofüziell das
neue Rußland anzuerkennen. Nur durch oie
Aner=
kennung könne der Handel zwiſchen den beiden Nationen in
erheblichem Maße wiederhergeſtellt werden. Auch in der
größe=
ren Frage der Wiederherſtellung Europas ſei die Ausſicht
beſſer als je ſeit der Nuhrinvaſion. Beide fortſchrittlichen
Parteien in England ſeien verpflichtet zu einem einzigen
Ak=
tionsverfahren, durch das es möglich ſei, das politiſche
und wirtſchaftliche Leben in „Mitteleuropa wiederherzuſtellen,
und es könne als ſicher angenommen werden, daß gegenüber
Frankreich und der Welt der britiſche Standpunkt
nachdrücklich vertreten werde. Das
Arbeitsloſenpro=
blem Englands könne nur gelöſt werden durch eine Welt, die
Frieden habe und ſich nicht fürchte. Der Schlüſſel zum
Frieden und zur Wohlſahrt liege im Herzen Europas.
Daily Chronicle ſchreibt, für alle liberalen und
fort=
ſchrittlichen Leute beſtände eher Hoffnung als Befürchtung.
Daily Expreß ſieht das Jahr 1994 mit einer Note
wirk=
licher Hoffnung beginnen. Die Arbeitsloſigkeit nehme ab und
die erſten Anzeichen eines Wiederauſlebeus der Inouſtrie ſeien
bemerlbar. Nußland ſtabiliſiere ſich und werde vielleicht in
die=
ſem Jahr ſeine Stellung in der Welt wieder einnehmen.
Vom Tage
Wie aus München gemeldet wird, hat nunmehr die bayeriſche
Regierung die Vorlage über eine Abänderung des
Land=
tagswahlgeſetzes, dem Landtage zugehen laſſen.
Der Rechtsausſchuß des Reichstages tritt am 3. Jan.
zuſammen und wird ſich mit der Handhabung des
Ausnahmezu=
ſtandes in der Wahlzeit beſchäftigen.
Der 60er Ausſchuß für das beſetzte Gebiet iſt auf Mittwoch, den
9. Januar, 1.30 Uhr, nach Köln einberufen worden. Auf der
Tagesord=
nung ſtehen: Wahl des Präſidiums, Verſammlungsfreiheit,
Separa=
tiſtenfrage und Fragen der Beſatzungskeſten.
Admiral Viktor von Valoys iſt(im Alter von 83 Jahren in
Königsberg geſtorben. Der Verſtorbene war der älteſte Admiral
der deutſchen Flotte.
Nach der Daily News kehrt Baldwin nach der Downingſtreet
zurück. Die Kabinettsſitzung werde demnächſt über die
Thron=
rede beſchließen.
Der engliſche Arbeiterführer Thomas erklärte in einer Rede in
Derby, in dem Programm einer Arbeiterre ierung; würden
keine törichten Forderungen enthalten ſein. Die Abſtimmung im
Unter=
haus würde ſonſt ſehr bald die Antwort darauf erteilen. Eine
Arbeiter=
regierung würde jedoch verſuchen, den Frieden im Auslande
wiederher=
zuſtellen.
Der dipkomatiſche Berichterſtatter des Daily Telegraph meldet, der
tſchechoflowakiſche Außenminiſter Dr. Beneſch werde gegen Ende des
Monats nach der Belgrader Konferenz der Kleinen Entente einen
Be=
ſuch in London abſtatten, um der britiſchen Regierung die
wirk=
liche Bedeutung des franzöſiſch=tſchechoſlowakiſchen Vertragseutwurfes
darzulegen.
Wie in politiſchen unterrichteten Kreiſen Belgrads derſichert wird,
wird ſich die am 9. Januar beginnende Konferen; zwifchen Rumänien,
Jugvſlawien und der Tſchechoflowakei mit der Frage eines
Defenſio=
bündniſſes dieſer Länder mit Frankreich beſchäftigen. Jedes Mitglied
der Kleinen Entente wird ein Sonderbündnis abſchließen.
Am Sonntag finden in Frankreich Senatswahlen für
ungefähr die Hälfte der Sitze ſtatt. In 36 Departemenks ſind 116
Se=
natoren neu zu wählen. Von den ausſcheidenden Senatoren gehören
55 der radikalen Partei an, die ſich die demokratiſihe Linke nennt, 34
ſind Linksrepublikaner, 15 gemäßigte Republikaner und 12 Konſervative.
Miniſterpräſident Poincaré iſt geſtern nach ſeinem Wahlkreis
im Maas=Departement abgereiſt, um für die Wahlen im Senat am
kommenden Sonntag ſeine Kandidatux zu vertreten. Ex kehrt am Mon
tag wieder nach Paris zurück.
Veniſelos hat au die griechiſche Regieruug eiut Funktelegramm
gerichtet, worin er ſeine Abſicht ankündigt, eine Volksabſtimmung über
folgende Fragen zu veranſtalten: 1. Republik oder Monarchie, 2,
Dh=
naſtie der griechiſchen Königslinie oder eine andere Dyuaſtie?
Hadas berichtet aus Waſhington, die Gegner, der Regierungspolitik
werden am Donnerstag im Repräſentantenhaus verlangen, daß der
Kongreß eine Unterſuchung über den Veukauf von
Kriegsmaterial an die mexikaniſche Regierung einleite.
Amtlicher Dollarkurs 4 210 300 000000
1 Goldmark — 1 Billion 1 Pfg. — 10 Milliarden
Der Grenzverkehr.
Neue Verfügung der Rheinlandkommifſion.
Wiesbaden, 2. Jan. Die Interalliierte
Rhein=
landkommiſſion erläßt eine Verfügung Nr. 236, wonach
den gegebenen jetzigen Verhältniſſen entſprechend, für die im
beſetzten Gebiet anſäſſigen Perſonen der Verkehr zwiſchen
die=
ſem Gebiet und dem unbeſetzten Deutſchland freigegeben wird.
Aus dem Wortlaut der Ordonnanz ſind folgende Beſtimmungen
hervorzuheben: Jede im beſetzten Gebiet wohnhafte Perſon, die
im Beſitz einer Ausweiskarte (Paß) iſt, kaun zwiſchen dem
be=
ſetzten Gebiet und dem unbeſetzten Deutſchland verkehren. Jede
über 16 Jahre alte Perſon, die ihren Wohnſitz im unbeſetzten
Gebiet hat in einem Umkreis, der von der Grenze des beſetzten
Gebiets durchzogen wird, und die Veranlaſſung hat, ſich oft in
das beſetzte Gebiet desſelben Umkreiſes zu begeben, kann, die
„Ausweiskarte oder einen Paß erhalten. Die gleichen
Beſtim=
mungen gelten für Perſonen im unbeſetzten Deutſchland im
Um=
kreis der Grenze des beſetzten Gebiets, die in einem dem
unbe=
ſetzten Gebiet angrenzenden Umkreis wiederholt Geſchäfte oder
andere Angelegenheiten zu beſorgen haben. Die Geſuche um
Paſſierkarten ſind ſchriftlich an den Oberdelegierten zu
richten. In beſonders dringenden Fällen und ausnahmsweiſe
können Bewohner des beſetzten Gebiets, die den Beſuch von im
unbeſetzten Deutſchland wohnenden Perſonen zu erhalten
wün=
ſchen, im Namen dieſer Perſonen ein Geſuch bei dem
Delegier=
ten der Rheinlandkommiſſion ihres Kreiſes einreichen. Dieſe
Ordonnanz tritt ſofort in Kraft.
Badiſch=pfälziſcher Perſonenverkehr.
Karlsruhe, 2. Jan. Am Donnerstag, den 3. Januar,
ſetzt der Perſonenverkehr zwiſchen Mannheim und Ludwigshafen=
Rheinsheim und Germersheim ſowie Maxau und
Maxi=
miliansau in beſchränktem Umfange wieder ein. Zugleich mit
dem Perſonenverkehr wird auch der Wagenladung=, nicht aber
Fracht= und Eilſtückgutverkehr, auf den vorſtehenden
Uebergän=
gen wieder aufgenommen. Der Verkehr von Lußhof nach
Speher kann erſt nach der Inſtandſetzung der Schiffsbrücke
auf=
genommen werden.
Die Eiſenbahnkontrolle in der britiſchen Zone.
London, 2. Jan. (Wolff.) Der diplomatiſche
Berichter=
ſtatter der Daily News ſchreibt zu der neuen Stoclung in den
Verhandlungen zwiſchen Großbritannien und den
franzöſiſch=
belgiſcher. Behörden über die Kontrolle der
Eiſenbah=
nen in der britiſchen Beſetzungszone, es ſei
un=
ahrſcheinlich, daß di= britiſchen Behörden in irgendeiner Weiſe
den franzöſiſchen Forderungen nachgeben würden, da die
Kon=
trolle der Ciſenbahnen durch die Frauzofen und Belgier die
Engländer bald vor eine unmögliche Lage ſtellen würde; die
neuen franzöſiſchen Vorſchläge ſeien daher unannehmbar.
Rückblick.
Von
Zudwig Sartorius.
Das Jahr 1923 iſt zu Ende. Wie für den Einzelnen, ſo mag
auch für die Volksgeſamtheit der Wechſelpunkt zweier Jahre den
Anlaß zu rück= und vorwärtsſchauender Betrachtung und —
ſo=
fern dieſe Betrachtung nützlich ſein ſoll — zur Einkehr in ſich
ſelbſt bieten. Es gilt den rückwärts gewandten Blick nicht über
die Oberfläche der rein zeitlichen und tatſächlichen Ereigniſſe des
vergangenen Jahres hinſtreichen zu laſſen, es gilt tiefer zu
ſchür=
fen, den Sinn und die Urſache jener Ereigniſſe zu erforſchen und
ſich über das eigene Verhältnis zu dieſen, über Schuld und
Nichtſchuld Klarheit zu verſchaffen. Auf das Volk, den Stagt
übertragen, bedeutet dieſe Forderung: das Volk, der Staat ſoll
am Jahreswechſel einen Rückhlick auf jene Ereigniſſe des
ver=
gangenen Jahres werfen, die für es oder für ihn beſtimmend
waren, d. h. das Volk oder der Staat ſollen ihr politiſches
Kahresſchickſal rückſchauend betrachten und die Lehren daraus
ziehen.
Das deutſche Volk ſtand im Jahre 1923 — man kann wohl
„ausſchließlich” ſagen — unter dem Zeichen des
Ruhrkamp=
fes. Rein chrotologiſch geſehen begann dieſer Kampf kurz nach
Beginn des Jahres mit dem Vormarſch der franzöſiſchen
Divi=
ſionen auf Eſſen am 11. Januar. Er erreichte ſeinen Höhepunkt
ungefähr in den Monaten Mai und Juni, als der Naub der
Ruhr= und Rheinbahnen nahezu vollendet, die hermetiſche
Ab=
ſperrung des beſetzten Gebietes lückenlos durchgeführt und die
Beſeitigung der deutſchen Verwaltung durch die rigoroſe
Aus=
weiſung oder Einkerkerung faſt des geſamten deutſchen
Beamten=
heeres vollzogene Tatſache duar: er erreichte ſeinen Höhepunkt in
der Zeit, als Schlageter erſchoſfen wurde. Der Sommer brachte
das Erlahmen der deutſchen Widerſtandskraſt — nicht der
mora=
liſchen, ſondern der finanziellen —, der Monat September den
Zuſammenbruch der paſſiven Abwehridee, die Niederlage. Die
Folgeerſcheinungen dieſer Niederlage beherrſchten das politiſche
Leben des deutſchen Volkes bis zum Jahresende, ſie beherrſchen
es noch. Dies in großen Linien die zeitliche Folge der für unſer
Volk Schickſal gewordenen wichtigſten politiſchen Erſcheinungen
des vergangenen Jahres. Die Gründe und Urfachen, weshalb
wir den paſſiven Abwehrkampf verloren haben, weshatb wir die
neue Niederlage erlitten, find bekannt. Sie liegen in der Natur
dieſes nicht ſo faſt moraliſchen, als vielmehr rein finanziellen
Kampfes. Worauf es uns ankommt, iſt, zu zeigen, welche Lehren
und Ertenntniſſe das deutſche Volk aus dem dergangenen Jahr
des Ruhrkampfes ziehen ſoll und ziehen muß. Da iſt vor allem
die Erkenntnis von dem rückſichtslofen
Vernichtungs=
willen unſeres Kauptgegners, von dem
Vernich=
tungswillen der franzöſiſchen Regierung. Dieſer
Vernichtungs=
wille iſt da. Er hat den Ruhrkampf gegen uns geführt, er hat,
vor dem Gebrauch der Hungerpeitſche nicht zurückſchreckend, den
Ruhrkamp: gewonnen, er dauert auch nach dem Siege — täuſchen
wir uns um Gotteswillen nicht — noch ungeſchwächt fort. Wenn
es nichts anderes aus den Erfahrungen des letzten Jahres zu
lernen gäbe: dieſe eine Lehre müſſen wir unter
allen Umſtänden ziehen, die Lehre, daß der
Ver=
treter des gegenwärtigen Frankreichs — ſeinen
Namen wird kein Deutſcher je vergeſſen — daß Poincars
nur ein Ziel kennt: die dauernde Verſklabung
des deutſchen Volkes. Er iſt es, der uns nicht zu der
Ruhe und dem Frieden kommen läßt, die, wie der
Reichsaußen=
miniſter Dr. Streſemann in ſeinem Weihnachtsartikel (
Darm=
ſtädter Tagblatt Nr. 356 vom 25. Dezember 1923) ſchreibt, nötig
ſind, damit wir in beſcheidenem Ausmaße leben können. Er,
Poincaré, iſt der Grund, weshalb wir, wie Streſemann weiter
ſagt, noch keinen Lichtblick in unſerer politiſchen Lage ſehen, der
uns ſagen könnte, daß wir den Tiefpunkt unſerer Entwicklung
überſchritten hätten.
Die Politik Poincares, die Politik des gegenwärtigen
Frank=
reichs ſteht zwiſchen uns und dem Frieden. Dfes ſei die
Haupt=
erkenntnis aus Ruhrkampf und Niederlage. Ihr zur Seite aber
ſtehe al” nächſter Erkenntnis die Einſicht, daß dieſer Kampf noch
lange nicht beendet iſt, daß wir ihn, wollen wir nicht zugrunde
gehen, weiterführen müſſen bis zuletzt. Es ſoll hier
ſelbſtver=
ſtändlich nicht einem Wiederauflelen des paſſiven Widerſtandes
das Wort geredet werden. Der iſt zu Ende, und die paſſive
Ab=
wehridee iſt endgültig geſcheitert. Aber das Scheitern dieſes einen
Kampfmittels bedeutet doch noch lange nicht das Aufgeben des
Kampfes, darf es nicht bedeuten. Die Lehre, die wir aus unſerer
Ruhrniederlage ziehen müſſen, iſt vielmehr die Ueberzeugung,
daß wir unter allen Umſtänden weiter zu
kämp=
fen haben, ging es nicht mit dieſen, dann mit anderen
Mit=
teln. Ift uns die finanzielle Kriegführung wie auch die Führung
des Kampfes mit wirklichen Waffen verſagt, ſo gibt es doch noch
andere Waffen, die jenen, wenn ſie nur richtig geführt werden,
an Stärke gleichkommen. Eine dieſer anderen Waffen, ja die
Hauptwaffe, die uns noch geblieben iſt, iſt der nationale
Wille, der Wille des Volkes zum Leben als Staat, als
Volks=
geſamtheit, als gleichberechtigtes Volk unter den Völkern. Man
unterſchätze die geheimnisvolle Kraft eines ſolchen Willens nicht.
Der Wille eines ſolchen zum Leben entſchloſſenen Volkes kann
nicht nur „Berge verſetzen”, er macht dieſes Volk unſterblich und
unüberwindlich.
Wenn wir das verfloſſene Jahr des Ruhrkampfes
rück=
ſchauend betrachten, ſo finden wir die Anſätze eines ſolchen
Wil=
lens wohl. Wir ſehen ihn zu Beginn des Kampſes hell
auf=
lodern, aber wir ſehen ihn unter dem Druck der ſchweren Not
wieder langſam verglühen, ſehen ihn traurig erkalten. Und das
darf nicht ſein! Kein Strohfeuer, raſch aufflackernd und ebenſo
raſch wieder verſinkend, ſoll der nationale Lebenswille eines
Volkes ſein. Er ſoll wie eine heilige reine Flamme beſtändig
glühen, und Wind und Wetter ſollen ſie nicht zum Erlöſchen
bringen. Die kategoriſche Notwendigkeit, daß eine ſolche Flamme
aus der alimmenden Aſche der deutſchen Volksſeele neu erweclt
und unter allen Umſtänden erhalten werden muß, das ſei
di=
letzte Erkenutnislehre aus dem Rückblick auf das vergangene
Jahr der ſchweren Not.
Seite 2.
Darmſtädter Dagblatt, Donnerstag, den 3. Januar 1924,
Rhein und Rant.
Die Stellungnahme des Reichsinnenminiſters.
Berlin, 2. Jan. In einem Artikel über Rhein und Ruhr
in der „Zeit” führt der Reichsminiſter des Innern
u. a. aus: Das beſetzte Gebiet muß heute von dem Reiche und
auch von den beteiligten Ländern das Leßzte verlangen, um der
furchtlaren Not und dem ſeeliſchen Druck abzuhelfen. Man muß
verſtehen, daß die Bebölkerung des beſetzten Gebietes ſich fragt,
ob ſie ſich ſelbſt überlaſſen iſt und nicht ihr Geſchick „in die eigene
Hand zu nehmen” berechtigt ſei, und doch darf dies nicht
geſche=
he.n. Niemals haben das Reich und die Länder daran gedacht,
das aufzugeben, was auf ewig ungeteilt zu ihnen gehört. Durch
die Bildung eines Rhein= und Ruhrausſchuſſes im Reichskabinett
iſt die beſondere Gewähr dafür geſchaffen, daß die Wünſche des
befetzten Gebietes die tatkräftigſte Beachtung ſinden. Aus
Ver=
händlungen mit Vertretern des beſetzten Gebietes müſſen dieſe
die Ueberzeugung mitgenommen haben, daß das Letzte für das
befetzte Gebiet zuſammengeſcharrt wird, was noch zur Verfügung
ſteht, aber es ſind namentlich die ganz ungeheuerlichen Koſten
der Beſatzung, die nicht zu zwingen ſind. Die Reichsregierung
hofft, daß es bei dem demnächſtigen Zuſammentritt der
inter=
alliierten Sachverſtändigenausſchüſſe gelingen wird, den
Nach=
weis zu erbringen, daß hier Unerfüllbares und Unſinniges vom
deutſchen Volke verlangt wird. Soweit die Verhandlungen
zwi=
ſchen den Vertretern der Rheinlande und den Beſatzungsmächten
durch die Ausſchüſſe der politiſchen Parteien und der Wirtſchaft
des ganzen beſetzten Gebietes geführt wurden, ſind dieſe Schritte
unter Fühlungnahme mit der Reichsregierung erfolgt. Darüber
beſteht allerdings bei der Reichsregierung und den beteiligten
Ländern kein Zweifel: an der ſtaatsrechtlichen
Zuſammen=
gehörigkeit des beſetzten und des unbeſetzten Gebietes darf nicht
gerüttelt werden. Und wenn dieſe feſte Ueberzeugung im
unbe=
ſetzten Gebiet wie am Rhein und an der Nuhr weiter vertreten
Vor der deutſch=franzöſiſchen
Ausſprache.
Zur deuiſchen Oenkſchrift.
London 2. Jan. (Wolff.) Zu den von franzöſiſcher
Seite gegen die britiſchen Negierungsſtellen erhobenen
Vor=
würfe wegen der Veröffentlichung des Inhalts der letzten
deut=
ſchen Denkſchriſt, führt der diplomatiſche Berichterſtatter des
Daily Telegraph aus, im gegenwärtigen Augenblick könne die
Diplomatie nicht offen genug geführt werden. Der Annahme
müſſe, entgegengetreten werden, daß das in Frage kommende
Memorandum über die beſetzten Gebiete Frankreich und
Bel=
gien allein und nicht die übrigen Alliierten angehe. Lord
Cur=
zon ſelbſt habe in einer ſeiner Neden erklärt, daß
Großbritan=
nien als eine der Beſetzungsmächte Anſpruch darauf habe, mit
Bezug auf Veränderungen des Beſetzungsregimes zu Rate
ge=
zogen zu werden.
Frankreichs Antwort in Vorbereitung.
Paris, 2. Jan. (Wolff.) Nach dem Intranſigeant iſt
die Antwort der franzöſiſchen Regierung auf die deutſche
Denk=
ſchrift vom 24. Dezember in Vorbereitung. Sobalo ihre
Ab=
faſſung beendigt ſein wird, wird ſie der belgiſchen Regierung
unterbreitet werden. Man nimmit an, daß ſie am kommenden
Dienstag dem deutſchen Geſchäftsträger in Paris überreicht
wird.
Rätfeſraten in der franzöſiſchen Preſſe.
Der ſächſiſche Wirrwarr.
Eine Entchließung der Oresdener V. S.P.D.
für Auflöſung des Landtags.
* Dresden, 2. Jan. (Priv.=Tel.) In der
Kreisdelegierten=
verſammlung für Groß=Dresden am Neujahrstag, die die Wahl
von 12 Delegierten zum ſozialdemokratiſchen Landesparteitag
vorzunehmen hatten, hielt Genoſſe Arzt das Referat. Er
bezeich=
nete einen neuen Landesparteitag als kaum notwendig, da die
bürgerlichen Parteien, wie bekannt geworden ſei, ſich auf einen
einzigen Kandidaten für den Poſten des Miniſterpräſidenten
eini=
gen wollten. Dieſer ſolle den Landtag auflöſen. Aber auch die
Gemeindewahlen am 13. Januar, die man bürgerlicherſeits ſehr
fürchte, ſollten durch ihn verhindert werden. Schon darum müßte
vor der Wahl des Miniſterpräſidenten der Landtag aufgelöſt wer=
den. In Sachſen müſſe die Koglition unter den gegenwärtigen
Umſtänden abgelehnt werden, weil mit den Demokraten allein
wird, ſo können wir das Vertauen behalten, daß trotz aller Not
und Sorge der heutigen Tage beſſere Zeiten uns ſicher ſind,
und daß auch an Rhein und Ruhr auf die Dauer wieder das
Recht vor Macht gehen wird.
Das Wülen der franzöſiſchen Kriegsgerichte.
Ein amerikaniſches Urteil.
* Paris, 3. Jan. (Priv.=Tel.) Das Rätſelraten über
den vermutlichen Nachfolger des verſtorbenen deutſchen
Bot=
ſchafters Dr. Mayer wird in der Preſſe fortgeſetzt. Das
Jour=
nal glault zu wiſſen, daß Herr v. Hoeſch den ihm angetragenen
Botſchafterpoſten mit deiß Bemerken, daß die geſtellten.
Aufga=
ben ſeine Kräfte überſtiegen abgeſchlagen habe. Als deutſcher
Botſchafter wird wieder Staatsſekretär Bergmann genannt.
Neuer Konflikt zwiſchen Frankreich und England
New=York, 2. Jan. Ueber das Wüten der franzöſiſchen
Kriegsgerichte im beſetzten Gebiet urteilt der amerikaniſche
Se=
nator La Follete auf Grund einer eigenen Unkerſuchungsreiſe
in einem ſoeben eingetrofſenen Artikel, der in der geſamten
Hearſt=Preſſe erſchienen iſt, wie folgt:
„Eine wichtige Erſcheinung in den Verſuchen, den Geiſt der
Ruhrbevölkerung zu brechen, iſt das Wüten der Kriegsgerichte.
Die Gerichte handeln auf Grund der Geſetze einer Armee im
Felde auſ feindlichem Boden. Ihre Willkür überſteigt jegliche
Vorſtellung. Sie ſind keiner Regel in der Beweisauſnahme und
keiner Straſprozeßordnung unterworfen. Der Wille des
fran=
zöſiſchen Offiziers, der den Vorſitz führt, iſt für das Urteil und
das Strafmaß ausſchlaggebend. Gefangene werden im
Ge=
fängnis monatelang gehalten, ohne daß es zu einer
Verhand=
lung kommt oder zu wiſſen, was für Anklagen gegen ſie erheben ſind.
Der Schreaen der Kriegsgerichte wird erhöht durch die
un=
terir iſche Aktivität der geheimen Polizei, die größtenteils aus
franzöſiſchen Dete tids beſteht, aber auch aus der Hefe der
daut=
ſchen Bevölkerung, aus Lockſpitzeln und Informatoren, die
un=
ter franzöſiſchem Schutz für etliche 50 Franken arbeiten”
Frankreichs Preſtige und der Seporalisius.
Paris, 2. Jan. (Wolff.) Das „Echo de Paris” weiſt in
einem Telegramm aus Speyer darauf hin, daß
ſeparati=
ſtiſche Banden, die ſich beſcheisen „Regierung der
autono=
men Pfalz” nennen, ſich das Recht angceignet hätten,
Paſſa=
gierſcheine auszuſtellen. Das Bratt erklärt, es handele ſich
hier um ein Recht, das widerrechtlich Frankreich
entzogen werde. Es weiſe darauf hin in der Hofſnung.
daß man endlich in Paris die Maßnahmen ergreife, die
notwen=
dig ſeien; denn das Vorgehen der Separatiſten
füge dem Preſtige und den Rechten Frankreichs
als Beſatzungsmacht ernſten Schaden zu.
* London, 2. Jan. (Priv.=Tel.) Zwiſchen England
und Frankreich ſind in den letzten Tagen ernſtliche
Schwierigkeiten bezüglich der Verwaltung der Pfänder
an Rhein und Nuhr entſtanden. Franlreich verlangt
neuer=
dings für die Durchführung des durchgehenden
Eiſenbahn=
verkehrs durch die britiſche Zone ein ausgedehntes
Be=
fehls= und Auſſichtsrecht über die deutſchen Ciſenbahnbeamten im
Kölner Bezirk, das England nicht einzuräumen gewillt iſt.
Ein weiterer Konflilt iſt über die Anwendung der
Micumverträge und die Ruhrbergwerke, die völlig
in engliſchem Beſitz ſind, entſtanden. Der Generaldireltor der
Ge=
werkſchaſt Mont Cenis, die ſich vollſtändig in engliſchem Beſitz
be=
findet, hat ſeinerzeit zwar den Micumvertrag unterzeichnet,
er=
klärt aber jetzt, daß er bereit ſei, die rückſtändige Kohlenſteuer zu
zahlen, es aber ablehnen müſſe, als Verwalter eines engliſchen
Eigentums irgendwelche Reparationen an die franzöſiſch=belgiſche
Verwaltung zu liefern, da engliſche Privatperſonen nicht
ver=
pflichtet ſeien, ſolche Reparationsleiſtungen zu bewirken, eine
Rechtsauffaſſung, deren Richtigkeit für engliſchen Beſitz ſolcher
Unternehmungen von der Rechtsabteilung des engliſchen
Aus=
wärtigen Amtes beſtätigt worden ſein ſoll.
Stockung des Verkehrs im Ruhrgebiet.
Dortens Sekretär von den Franzoſenverurteilt.
* Wiesbaden, 2. Jan. (Priv.=Tel.) Der Separatiſt
Schorun war an dem Ueberfall auf den Geldtransport an
Wandersmann beteiligt. Weil er ſich dabei einer Amtsanmaßung
ſchuleig gemacht hatte, ſollte er durch die franzöſiſche
Gendarme=
rie in der Wohnung von Dortens Generalſekretär Kaiſer
verhaf=
tet werden. Kaiſer leugnete die Anweſenheit Schoruns ab,
be=
ſchimpfte die Beamten und griff dabei nach der Taſche, in der er
einen Revolver trug. Kaiſer und Schorun wurden ſofort
verhaf=
tet. Kaiſer nurde wegen ſeines Verhaltens zu 20 Jahren
Ge=
fängnis und 400 Goldmark verurteilt. Schorun hat ſich noch vor
dem Militärgericht wegen der Amtsanmaßung und wegen des
Ueberfalls zu verantworten.
Unna, 2. Jan. Infolge der franzöſiſchen Paßkontrolle
für den Verkehr Geisede, Schwerte und Hörde, der in
Apler=
beck=Süd grundſätzlich nur bei Tageslicht ſtattſindet, wird der
Zollverkehr nur in den 9 Tageslichtſtunden erledigt und kann
daher nicht im enternteſten ausreſchend bewältigt werden.
14—15 Stunden liegt der Verkehr in Aplerbeck brach. Auf den
Nachbarbahnhöfen zeigen ſich bereits Betriebsſchwierigkeiten
beim Stellen von Fracht= und Güterzügen, namentlich von
Kolszügen. Die franzöſiſche Eiſenbahnregie hat allerdings
ver=
ſucht, auf die franzöſiſche Zollkontrolle einzuwirken, daß dieſe
den Tag= und Nachtoienſt einführt, wie es die Notwendigkeit
des Ciſenbahnbetriebs verlangt. Dieſer Verſuch iſt aber
ergeb=
nislos verlaufen.
Das Unterſuchungsergebnis des Oppauer Inglüicks.
München, 2. Jan. Der umfangreiche Bericht der
baye=
riſchen Unterſuchungskommiſſion zur Aufklärung des
Explo=
ſionsunglücks in Oppau vom 21. September 1921 iſt nunmehr
erſchienen. Zuſammenfaſſend ſtellt der Bericht u. a. feſt, es ſei
nicht zu bezweiſeln, daß die Urſache des Unglücks im Zerfall
eines Teiles der im Silobau 110 liegenden
Ammonſulfatſalpe=
termenge zu erbliclen ſei. Es erſcheine nicht wahrſcheinlich, daß
die Exploſion durch Entzündung von Sprengſtoffen verurſacht
worden ſei, die von außen her in verbrecheriſcher Weiſe
herein=
gebracht wurden. Das Prämienſyſtem dürfte zur Exploſion in
keiner Beziehung ſtehen.
keine Regierung zuſtandekommen könne und die Volkspartei
For=
derungen ſtelle, die für die Arbeiterſchaft unannehmbar ſeien.
Nach längerer Ausſprache wurde eine Entſchließung Edel, die ſich
für die Landtagsauflöſung ausſprach, mit 200 Stimmen
ange=
nommen, gegen 76 Stimmen, die auf eine Entſchließung Eggert
fielen, die die Koalition befürwortete. Bei der Abſtimmung über
die Deleciertenliſten erhielten die Namen der linksſtehenden
Ge=
noſſen um Weckel und Arzt 175 bzw. 185 Stimmen, die Namen
der Koalitionsanhänger 67 bzw. 71 Stimmen. Somit ſind mit
großer Mehrheit alle Genoſſen gewählt, die die Organiſation
Groß=Dresden auch auf dem letzten Landesparteitag vertraten.
Was Herr Arzt auf der Delegiertenverſammlung von der
Miniſterpräſidentenwahl und dergleichen geredet hat, mag
viel=
leicht ſeinen eigenen Wünſchen ent prechen, tatſächlich iſt in den
Verhandlungen zwiſchen den Fraktionen eine Entſcheidung noch
nicht gefallen. Wenn nicht alle Zeichen trügen, dürfte es trotz
der eifrigen Propaganda des Herrn Arzt nicht zu einer
Land=
tagsauflöſung, ſondern vielmehr zu einer großen Koalition
kommen.
Aus Berlin wird gemeldet, daß der ſozialdemokratiſche
Par=
teivorſtand beſchloſſen hat, den Landesparteitag zum 30. März
nach einer mitteldeutſchen Stadt einzuberufen.
Ein ihziringiſche: Riniſier verhaftet.
Erfurt, 2. Jan. Die nach Weimar entſandte
Kommiſ=
ſion hat nun auch die Perſonalangelegenheiten des
Miniſteri=
unis des Innern einee Prifung unterzogen. Hierbei hat ſich
herausgeſtellt, daß Neneinſtellungen von Beamten bis zum
22. Dezember laufend ſtattgefunden haben. Außerdem iſt man
Fälſchungen in den Einffellungsurkunden auf die Spur
gekom=
men, in denen die Einſtellungsgaten ausradiert, bezw. verändert
wurden, um dadurch den Eindruck zu erwecken, daß die
Einſtel=
lungen bereits im September, hzw. im Oltoßer ſtattgefunden
haben. Belaſtende Seiten waren aus den Akten herausgeriſſen
und entfernt worden. Die Perſonalangelegenheiten wurden
von dem nichtſachmänniſchen Aſſeſſor Kunze, der, wie bereits
gemeldet, verhaſtet wurde, zuſammen mit dem Miniſter
Her=
mann bearbeitet. Die Angelegenheit wurde dem
Oberſtaatsan=
walt in Weimar übergeben. Es ſcheinen ſich dabei weitere, für
den Innenminiſter Hermann belaſtende Tatſachen ergeben zu
haben, denn auch dieſer wurde feſtgenommen. Bei den noch
an=
geſtellten Veamten ſoll es ſich lediglich um ſozialdemokratiſche
Parrcimitglieder gehandelt haben.
eimar, 2. Jan. Das thüringiſche Preſſeamt teilt mitt
Am 31. Dezember iſt der Negierungsaſſeſſor Kunze, aus dem
thüringiſchen Miniſterium des Innern, ſoweit hier bekannt des,
halb verhaftet worden, weil er auf den Einſtellungsurkundett,
von Beamten, die bereits durch die Reviſion gegangen waren,
durch Vordatierung Urkundenfälſchungen vorgenommen" haben
ſoll. Am 2. Januar iſt auch der thüringiſche Miniſter des
In=
nern wegen Verdunkeluugsgefahr feſtgenommen worden.
So=
weit hier bekannt iſt, wird ihm der Vorwurf gemacht, die
Ein=
ſtellungen von Kreisbeamten in einigen Fällen in unzuläſſiger
Forzi vordatiert zu haben. Es iſt zu erwarten, daß die
Ermit=
telungen in Bälde eine Klärung der Angelegenheit bringen
werden.
Maſſenverhaftungen in Hannover.
* Hannover, 2. Jan. (Priv.=Tel.) In Hannover ſind
bis jetzt über 20 Perſonen verhaftet worden, die im begründeten
Verdacht ſtehen, der kommuniſtiſchen Sprengkolonne anzugehören
oder ihr Helfersdienſte geleiſtet zu haben. Die bei den
Kommu=
niſten gefurdenen Sprengſtoffe ſollen aus Betriebswerken aus
der Nähe Hannovers ſtammen, in denen mit Sprengſtoffen
ge=
arbeitet werden muß. Wie feſtgeſtellt worden iſt, war auch ein
Bombenattentat gegen die Polizeiwache am Waterlooplatz in
Hannover nicht weit vom Regierungsgebäude geplant, das jedoch
durch die Verhaſtungen vereitelt wurde.
*Konzert.
Das Orgelkonzert Wilhelm Borngäſſers in
der Stadtkirche am vergangenen Sonntag verſchaffte eine
Weiheſtunde. Es wurde eingeleitet mit Präludium und Fuge
H=Moll von Bach aus deſſen großer Leipziger Zeit. Der
Fugen=
aufbau zeigt den großen Meiſter der Orgelkunſt. Die einzelnen
Sätze wurden von Borngäſſer nach Ueberwindung einer kleinen
Befangenheit prachtvoll regiſtriert und klar und ſauber
durch=
geſpielt. Es folgten drei Choralbearbeitungen des gleichen
Mei=
ſters. In Regers Conſolation zeigte ſich Borngäſſer von ganz
neuer Seite, wie er verſtand, die ſchwierige Chromatik
auszu=
ſchöpfen. Reger ſcheint ihm offenbar ganz beſonders gut zu
liegen, wie auch deſſen daran anſchließend geſpielte drei
Orgel=
choräle a) „Wer nur den lieben Gott läßt walten” b) „Meinen
Jeſum laß ich nicht”, c) „Ich will dich lieben, meine Stärke”
be=
wieſen, die alle drei mit einem gewaltigen Glaubensbekenntnis
ausklangen. Den Schluß bildeten Franz Liſzts glänzende
Vari=
ationen über den basso cantinno des erſten Satzes der Kantate
„Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen ſind des Chriſten Tränenbrot”
und des Crucifixus der H=Moll=Meſſe von Joh. Seb. Bach.
In Andacht und Ergriffenheit lauſchte man dieſer
keines=
wegs äußerlichen, auf Effelt gearbeiteten, ſondern tief innerlichen
Einzelſätze des großen Meiſters kirchlicher Kunſt. Mit feinſter
Beherrſchung der Negiſter brachte Borngäſſer die Klagen der
Chriſten um Erlöſung und Aufrichtung zum Ausdruck, um nach
Erhörung die Crlöſung in dem gewaltigen Schlußchoral
ein=
drucksvoll zu ſteigern.
Die Kunſt Vorngäſſers hätte einen beſſeren Beſuch
gerecht=
fertigt. Es iſt vom Bühnenvolksbund erwogen, dieſe Konzerte
in regelmäßigen Zeitabſtänden zu wiederholen, umſomehr als
ſonſt keine Gelegenheit gegeben iſt, die prachtvollen Werke alter
und neuer Meiſter auf der Königin der Inſtrumente kennen zu
lernen, woſür wir dem Verein zu Dank verbunden ſein müſſen. Rb.
* „Einwandfrei!”
Von Oskar A. H. Schmitz.
Kunſi, Wiſſenſchaft und Leben
T. Die Strecke Innsbruck—Landeck der
Arlberg=
bahn wird im Januar 1924 für den eleltriſchen Betrieb
fertig=
geſtellt werden. Ab 20. Dezember 1923 ſtehen alle Fahr= und
Nebenleitungen auf dem Bahnkörper zwiſchen Innsbruck und
Landeck unter 15 909 Volt Spannung.
Einwandfrei, d. h. jeder möglichen Anforderung entſprechend,
ſind nur die Beweiſe der Mathematik und infolgedeſſen die
Er=
gebniſſe derjenigen Wiſſenſchaften, die bedingungslos dem Geſetz
von Urſache und Wirkung unterſtehen: Mechanik, Phyſik, Chemie.
Wenn man eine Maſchine richtig baut, wenn man eine chemiſche
Formel richtig ausführt, ſo ſind die Ergebniſſe einwandfrei
vor=
auszuſehen, wenn dagegen in der Natur männliche und
weib=
liche Keimſtoffe ſich berühren, kann, muß aber nicht ein neues
Weſen entſtehen. Falls es entſteht, iſt es zwar den Geſetzen der
Phyſik und Chemie unterworfen; daß es aber derſelben Art
an=
gehört wie ſeine Erzeuger und innerhalb der Art indivivuelle
Abweichungen zeigt, unterliegt einer höheren Planmäßigkeit als
die einer einwandfreien Kauſalität. Mit der Planmäßigkeit des
Lebens beſchäftigt ſich die Biologie, deren Ergebniſſe nicht ſo
einnandfrei ſind wie die der Wiſſenſchaften vom Toten. Noch
dunkler iſt das Gebiet der Seele, deren Geſetze zwar ſo wenig
die Geſetze des Lebens aufheben wie dieſe die Geſetze der toten
Materie, aber die von beſeelten Weſen dem Leben gegebenen
Antriebe unterſtehen einer noch höheren Planmäßigkeit, mit deren
Erſorſchung ſich die Pſpchiologie befaßt. Geradezu als Wunder
aber mutet uns das Gebiet des ſchöpferiſchen Geiſtes an, der ſich
in großen Inditzioua itäten äußert. Deren Seelen unterliegen
zwar auch den pſychologiſchen, ihre Körper den biologiſchen, ihr
Stoff den materiellen Geſetzen, aber was ſie wirken, ſcheint ſeine
Planmäßigkeit gänzlich in ſich ſelbſt zu tragen. Man ſieht alſo:
je höher wir ſteigen, deſto mehr müſſen wir auf die Maßſtäbe
verzichten, die man an ein einnandfrei auf Urſache und Wirkung
zurücführbares Geſchehen ſtellen kann. Dies überſehen zu haben,
iſt der ungeheuerliche Irrtum der Naturwiſſenſchaft des 19.
Jahr=
hunderts, deren Weltanſchauung man Materialismus nennt,
weil ſie das für die tote Materie gültige Geſetz der Kaufalität
auf das Leben, ja auf die Seele anwenden wollte. Vom Geiſt
ſelbſt aber wußte ſie überhaupt nichts, ſie verwechſelte ihn mit
der pſychologiſchen Funktion des Intellekts. Es iſt vor allem der
jungen Wiſſenſchaft der Biologie zu danken, daß heute die Ideen
Dar ins, Häclels, Oſtwalds als überwunden gelten können, was
natürlich Verdienſte dieſer Männer als Einzelſorſcher unberührt
läßt, ſolange ſie auf deren Ergebniſſen keine Weltanſchauung
aufbauen.
Tatſächlich kann man es heute kaum mehr faſſen, daß
ernſt=
lich einmal angenommen wurde, die Entſtehung der Geſchöpfe,
das Seelenleben und gar die Hervorbringung des Geiſtes ſeien
nur die zufällige Folge beſtimmter mechaniſcher, phyſikaliſcher
und chemiſcher Vorgänge innerhalb der toten Materie und nicht
Aeußerungen höherer Planmäßigkeiten, und doch beherrſcht
die=
ſer Grundirrtum noch unſer ganzes Daſein, iſt ſogar an ſeinem
Elend ſchuld. Von hier ſtammt jene unſelige „Milieutheorie”, die
den Menſchen zu einem bloßen Produkt der Uimgebung macht
ohne Richtung und Eigenweſen. Am ſichtbarſten drüät ſich dieſer
Widerſinn aus in der Ueberſchätzung der mechaniſchen Handarbeit
auf allen Gebieten, als ſchaffe ſie etwas, wührend ſie doch nur
einem höheren Antrieb folgt. Der Kölner Dom beſteht tatfächlich
aus lauter aufeinander gelegten Steinen, aber wer hat ihn
ge=
baut? Der Baumeiſter, und zwar nicht einmal gemeinſam mit
den Arbeitern, ſondern ganz allein; die Arbeiter bauen
über=
haupt nicht, ſie mauern. Wo alles Denken auf die allein
einwand=
freien Geſetze der Kauſalität ohne höhere Planmäßigleit
ein=
geſtellt iſt, muß der Menſch zur Maſchine werden, das Leben
ver=
kümmern, die Seele entarten, der Geiſt verſiechen aus Mangel an
Ausweiſen vor dem Forum des Intellekts, der allein das logiſch
Beweisbare gelten läßt, nämlich das Gemäuer, nicht den Bau.
Der Menſch gleicht ſich dem Bilde ſeiner Götter an. Die
Vor=
ſtellung einer ſchöpferiſchen Urſache des Geſchehens macht
ſchöp=
feriſche Geiſter, die Vorſtellung eines mechaniſchen Weltablaufs
macht aus Menſchen Maſchinen.
Leben, Seele und Geiſt ſind nicht in einwandfreie Geſetze
einzuſangen, ihre Planmäßigteit läßt ſich nur intuitiv erfaſſen,
nicht beneiſen. Was an ihnen kauſal ſolgerichtig erſcheint, iſt
nicht ihr Weſen. Wer ein Tier auf das chemiſch=phyſiſche
Ver=
halten ſeines Stoffes unterſucht, ſieht ſehr vieles, nur nicht das
Weſen des Tieres; die Experimentalpſhchologie, welche die
Vor=
gänge der menſchlichen Seele durch Verſuche erforſcht, ſagt nicht
das geringſte aus über die eigentliche Seele des Verſuchsobjekts,
wie es etwa der Dichter tut, und wer gar die Geſchichte auf
be=
ſtimmte einwandfreie Kurven feſtlegen will, verkennt das Weſen
des ſchöpferiſchen Geiſtes, der ſich wohl gelegentlich in ſolchen
Kurven äußern mag, aber durchaus jenſeits eines noch ſo
ein=
wandfrei nachgewieſenen „Untergangs des Abendlandes” ſteht.
Es iſt ein ausgeſprochenes Zeichen von Lebens= Seelen= und
Geiſtesarmut, daß unſere Zeit ſich mit ſo ausſchließlichem Ciſer
der Erforſchung kaufaler Geſetzmäßigkeiten überläßt, dieſer
aller=
äußerlichſten Hülle des Geſchehens, und damit glaubt, ihm ſeine
Eeheimniſſe abzulauſchen, die doch höheren, bearifflich überhaupt
nicht faßbaren, nur erlebbaren Planmäßigkeiten angehören, deren
Aeußerung niemals einwandfrei, ſondern ſtets mannigfaltig
ver=
ſchlungen iſt. Man ſindet das Weſen eines Menſchen nicht, wenn
man ihn ausſpioniert, ob er ſich einwandfrei gegenüber dem
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[ ← ][ ][ → ]Rummer 3.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 3. Januar 1924.
Nachklänge zum Schupo=Prozeß.
Reviſion des Regierungspräſidenten Grützner.
Berlin, 2. Jan. Der Regierungspräſident Dr.
Grützner, der in dem Düſſeldorfer Schupoprozeß zu 20
Jah=
ren Zuchthaus verurteilt worden iſt, hat an das franzöſiſche.
Kriegsgericht in Düſſeldorf folgendes Telegramm gerichtet:
„Lege gegen meine am 27. Dezember erfolgte Verurteilung
Berufung in tatſächlicher und rechtlicher Beziehung ein,
ins=
beſondere wegen Verletzung des Haager Landkriegsabkommens,
da ich als Inhaber der Landespolizei des Regierungsbezirks
Düſſeldorf am 30. September gegen die Separatiſten als deutſche
Hoch= und Landesverräter lediglich nach deutſchen Geſetzen
ein=
geſchritten bin.”
Vorläufig keine Reichstagsſitzung.
* Berlin, 2. Jan. (Priv.=Tel.) Zu den Meldungen, daß
in Reichstagskreiſen die Einberufung des Reichstages gefordert
werde und daß auch bereits mit dem Reichspräſidenten Fühlung
genommen worden ſei, erfahren wir, daß weder der
Reichspräſi=
dent noch die Reichsregierung, noch eine Reichstagsfraktion aus
dieſem Anlaß an den Reichstagspräſidenten herangetreten iſt. Der
Reichstag hat ſich mit der Maßgabe vertagt, daß dem
Reichstags=
präſidenten die Ermächtigung der Wiedereinberufung des
Par=
laments Ende Januar erteilt wurde. Selbſtverſtändlich wird
Löbe eine frühere Einberufung herbeiführen, falls er die
Ueber=
zeugung gewinnt, daß die Mehrheit, die dieſe Vertagung
beſchloſ=
ſen hat, nicht mehr vorhanden iſt. Artikel 24 der Reichsverfaſſung,
wonach der Reichstagspräſident den Reichstag einberufen muß,
wenn ein Drittel der Reichstagsmitglieder dies verlangt, kann im
vorliegenden Fall nicht angewandt werden; denn er bezieht ſich
nur auf den Fall, daß die Tagung des Reichstages beſchloſſen iſt,
was augenblicklich nicht zutrifft. Auch ſeitens der
ſozialdemokra=
tiſchen Fraktion iſt bisher ein Antrag auf Einberufung des
Reichstages nicht geſtellt ſorden, zumal der Fraltionsvorſtand
noch nicht vollzählig derſammelt war. Vor Mitte Januar
iſt jedenfalls mit dem Zuſammentritt des Reichstages
nicht zu rechnen.
Die Reichsindexziffer.
Berlin, 2. Jan. Die Reichsindexziffer für die
Lebens=
haltungskoſten (Ernährung, Wohnung, Heizung, Beleuchtung
und Bekleidung) beläuft ſich nach den Feſtſtellungen des
Sta=
tiſtiſchen Reichsamtes für Samstag, den 29. Dezember, dem
wegen des Jahreswechſel anſtelle des Montags gewählten
Er=
hebungstag, auf das 1147milliardenfache der Vorkriegszeit.
Ge=
genüber dem 22. Dezember (1150milliardenfache) iſt demnach
eine Abnahme um 0,3 v. H. zu verzeichnen.
Für den Durchſchnitt des Monats Dezember berechnet ſich
die Reichsindexziffer auf das 1347milliardenfache gegenüber dem
657milliardenfache im Durchſchnitt des Monats November. Das
entſpricht einer Steigerung von 89,8 v. H.
Die Lebenshaltungskoſten ohne Bekleidung ſind im
Durch=
ſchnitt des Dezember auf das 1182milliardenfache, die
Ernäh=
rungkoſten allein auf das 1512milliardenfache, der Vorkriegszeit
geſtiegen.
Neue Wahlkreiseinteilung in Bayern.
München, 2. Jan. Die dem baheriſchen Landtag
zuge=
gangene Regierungsvorlage über die Aenderung des
Landtags=
wahlgeſetzes ſieht dem Vernehmen nach eine Verminderung der
Zahl der Abgeordneten auf 114 vor.
Der neue bayeriſche Wahlgeſetzentwurf bringt eine weitere
Neuerung. Statt der bisherigen 8 Wahlkreiſe ſollen nur noch
4 Wahlkreiſe weiterbeſtehen, nämlich die Wahlkreiſe
Oberbay=
ern—Schwaben, der Wahlkreis Niederbayern—Oberpfalz, der
Wahlkreis Pfalz und der Wahlkreis Franken. Die für Koburg
bisher geltende Sonderregelung mit 2 Abgeordneten wurde im
neuen Entwurf fallen gelaſſen. Koburg ſoll nur noch einen
Abgerrdneten bekommen. Die neue Wahlkreiseinteilung
ent=
ſpricht der Reichstagswahlkreiseinteilung.
Der Lohnkampf
m der Berliner Metallinduſtrie, der infolge der
Herabſetzung der Löhne durch die Arbeitgeber ausgebrochen iſt
und bereits am Montag zu einigen Arbeitsniederlegungen führte,
hat ſich weiter ausgedehnt. Dem „Vorwärts” zufolge wurden in
allen Betrieben, wo die Arbeiter paſſive Reſiſtenz übten, die
Be=
legſchaften ausgeſperrt. Bisher iſt dies in 20 Betrieben geſchehen.
Auch die großen Werke der Berliner Metallinduſtrie ſind in
Mit=
leidenſchaft gezogen. So liegen bei der A. E. G. das Dynamowerk
und die Lokomotiv= und Akkumulatorenfabrik ſtill. Auch bei
Bor=
ſig und den Bergmannwerken wird nicht gearbeitet. Der
Sie=
mens=Konzern iſt gleichfalls zum größten Teil in die Bewegung
einbezogen worden.
Seite 3.
„Friedliche Zuſammenarbeit”
Zum tſchechiſch=franzöſiſchen Bündnisvertrag.
* Prag, 3. Jan. (Priv.=Tel.) In einem offenbar von
Dr. Beueſch inſpirierten Artikel in der Prager Preſſe heißt es
über den franzöſiſch=tſchechiſchen Vertrag: Die nüchterne
Beur=
teilung in Wien, Berlin und Budapeſt ſei mit Dank zu
kon=
ſtatieren. Dort überwiegt alſo der Eindruck, daß es ſich um
einen Vertrag handelt, der tatſächlich friedlichen Intentionen
dient. Dieſe Erwartung werde nicht getäuſcht werden. Der
Vertrag erſcheine als ein vererbtes Glied künftiger europäiſcher
Politik, und vielleicht werde ihm bald ein ähnlicher zwiſchen
England und Frankreich folge können. Das ſei dann ein
Schritt zu dem europäiſchen Garantiepakt, den ſchon Lloyd
George in Genua angeſtrebt habe. Dieſe ſchöne Idee ſei
bis=
her zwar noch unerfüllt, müſſe aber erfüllt werden. Der
fran=
zöſiſch=tſchechiſche Vertrag ſei kein Vertrag der dem einen Teil
die Hegemonie und dem anderen Teil die Unterordnung
garan=
tiert, ſondern ein Vertrag ſtändiger friedlicher
Zuſammenar=
beit.
Beneſchs Reiſe nach London.
FU. Prag, 2. Jan. Gegenüber den Vermutungen eng
liſcher Blätter, daß der tſchechoſlowakiſche Außenminiſter im
Ja=
nuar nach London komme, um der engliſchen Regierung den
Ab=
ſchluß des tſchechiſch=franzöſiſchen Vertrages zu erklären, wird
hier Wert auf die Feſtſtellung gelegt, daß die Reiſe Beneſchs nach
London ſchon im September in Paris im Völkerbundsrat
be=
ſchloſſen wurde, weil die Angelegnheit der ungariſchen
Auslands=
anleihe und des Sanierungsproblems in London verhandelt
wird. Die Reiſe hänge alſo mit dem Vertrage nicht zuſammen.
Anerkennung Sowjeirußlands durch Poſen.
* Warſchau, 3. Jan. (Priv.=Tel.) Der Leiter des
Außen=
miniſteriums teilte dem Sowjetgeſandten Obolenski mit, daß
der Staatspräſident ſein Beglaubigungsſchreiben als Geſandter
der Sowjetrepublik heute in Empfang nehmen werde.
Gleich=
zeitig werde ein regelrechter Geſandter Polens ernannt werden.
Das bedeutet die Aufnahme der normalen diplomatiſchen
Be=
ziehungen und die Anerkennung der Sowjetregierung durch
Po=
len in aller Forpi.
Sowjetrußland — Amerika.
* Moskau, 2. Jan. (Priv.=Tel.) Die Waſhingtoner
Senatskommiſſion für auswärtige Angelegenheiten wird alsbald
über die Anerkennung der Sowjetregierung und über die
bol=
ſchewiſtiſche Propaganda in Amerika zu beraten haben. Mit
der beſonderen Prüfung dieſer Frage wird höchſtwahrſcheinlich
eine fünfgliedrige Unterkommiſſion mit Senator Borah an der
Spitze beauftragt werden. Borah, der bekanntlich für die
Aner=
kennung der ſowjetruſſiſchen Regierung eingetreten war, hat jetzt
mitgeteilt, daß er davon ablaſſen werde, falls die Einzelheiten
über die bolſchewiſtiſche Propaganda in Amerika zutreffen
würden.
Die Konſerbativen gegen eine Arbeiterregierung.
London, 2. Jan. (Wolff.) Die Aktion der Leitung der
Konſervativen Vereinigung der Londoner City für ein
Zuſam=
menarbeiten der Konſervativen mit der Liberalen Partei gegen
die Arbeiterpartei wird, dem Reuterſchen Büro zufolge,
fortge=
ſetzt. Der Ausſchuß der Vereinigung veröffentlicht eine
Mittei=
lung, in der erklärt wird, daß die Bildung einer
Arbeiterregie=
rung dem Volkswillen widerſprechen würde. Es würde ſich als
ſchädlich erweiſen, wenn die konſervative Regierung in der
heu=
tigen ſchwierigen Zeit ihre Arbeiten unerfahrenen Leuten
überlaſ=
ſen müßte. Die Mitteilung tritt für eine konſervative
Regie=
rung ein, die von den Liberalen unterſtützt würde oder
umge=
kehrt für eine von den Konſervativen unterſtützte liberale
Re=
gi= ung.
Die griechiſche Dynaſtiie abgeſetzt.
Paris 2. Jan. (Wolff.) Wie dem Echo de Paris aus
Athen berichtet wird, haben 62 liberale Abgeordnete
vom republikaniſchen Flügel, der Partei unter dem
Vorſitz von Papanaſtaſiu einſtimmig deſſen Vorſchlag
angenom=
men, ohne die Ankunft Veniſelos abzuwarten
heute die Nationalverſammlung für eröffnet
und die Dynaſtie Glücksburg für abgeſetzt zu erklären.
Die Verſammlung beſchloß ferner, die Einführung eines
Senats zu verlangen, wie er ſeit 1864 in Griechenland nicht
mehr beſteht. 81 liberale Abgeordnete haben unter
dem Vorſitz des ehemaligen griechiſchen Geſandten in
Waſhing=
ton, Ruſſon, jede Zuſammenarbeit mit den Republikanern
ab=
gelehnt und beabſichtigen, ſich unter Veniſelos
neu zu gruppieren.
Stadt und Land.
Darmſtadi, 3. Januar.
Jetzt gilts!
Ein großes Aufatmen geht durchs deutſche Land, ſeit wir
wieder wertbeſtändiges Geld haben. Endlich ein Ende der
täg=
lichen angſtvollen Fragen nach den Launen Seiner Majeſtät des
Dollars, der nervenaufpeitſchenden Jagd nach Waren, der
un=
geheuerlichen Prellung weiteſter Kreiſe um den Ertrag ihrer
Ar=
beit, endlich wieder eine Grundlage für Treu und Glauben im
Geſchäftsverkehr und fürs Sparen!
Aber jubeln wir nicht zu früh! Es iſt vorerſt nur eine Atem
pauſe; die Hauptprobe kommt noch, oder vielmehr: wir ſtehen
mitten in ihr. Es fragt ſich nun, ob wir in unſerem
Staats= und Volkshaushalt die Ausgaben mit
den Einnahmen ins Gleichgewicht bringen; erſt
dann wird die Wertbeſtändigkeit unſeres Geldes ſich behaupten
Ob dies gelingt, das hängt gewiß, zu einem weſentlichen Teil
von der Haltung ab, die das Ausland uns gegenüber einnimmt,
aber dieſe richtet ſich doch auch wieder nicht wenig nach unſerem
eigenen Verhalten. Jedenfalls gilt ſür uns in erſter und letzter
Linie die Loſung: Selbſthilfe!
Alſo: die Ausgaben möglichſt vermindern, auf deutſch: ſpa
ren! Wir ſtehen im Zeichen des Beamtenabbaus und der
Ver=
einfachung der Staatsverwaltung. Aber ſo einſchneidend für die
unmittelbar Betroffenen und für die Allgemeinheit die hierbei
unvermeidlichen Maßnahmen auch ſein mögen, ſie werden ihr
Ziel nicht voll erreichen, und ſogar als ſoziale Ungerechtigkeit
wirken, wenn ihnen nicht in allen Volkskreiſen ein Abbau
alles Luxus zur Seite geht. Ein Abbau iſt wohl möglich
ohne Vernichtung von Kulturwerten. Während Millionen von
Volksgenoſſen am Nötigſten Mangel leiden, dürfen die anderen
wohl auch lernen ſich etwas verſagen.
Und dann: die Einnahmen ſteigern, auf deutſch: mehr
ar=
beiten! Das bedeutet nicht nur, und nicht einmal in erſter
Linie, Ausdehnung der Arbeitszeit, ſondern vor allem
ver=
beſſerte Arbeitsleiſtung, — gewiſſenhafte, echt
deut=
ſche, tadelloſe Qualitätsarbeit auf allen Gebieten! Daß da viel
zu beſſern iſt, weiß jeder Eingeweihte. Aber iſt dieſe Forderung
nicht zwecklos bei der um ſichgreifenden Arbeitsloſigkeit? Wir
fordern zugleich produktive Arbeitsloſenfürſorge, das
Arbeits=
dienftjahr nach dem Vorbild Bulgariens — allein ſchon der ſo
bitter nötige Wohnungsbau würde dafür Aufgaben genug
ſtel=
len —, wir fordern ſoziales Verſtändnis und gegenſeitige Hilfs=
und Opferbereitſchaft aller Volksgenoſſen.
So tun wir das unſerige, um über den toten Punkt
hinüber=
zukommen. Wollen wir nicht lieber ehrlich arm ſein und alles
arbeiten, als in den Schwindel des Geldſchwunds zurückfallen
und damit in einen bodenloſen Abgrund? Alle Kräfte
ange=
ſpannt — jetzts gilts!
— Verſetzt wurde: am 27. Dezember 1923 der Forſtmeiſter der
Ober=
förſterei Treis a. d. Lumda, Forſtrat Guſtav Schneider zu Treis,
in gleicher Dienſteigenſchaft in die Oberförſterei Schiffenberg.
— Aus dem Staatsdienſte entlafſen wurde: am 27. Dezember 1923
dio Lehrerin Ottilie Frieß an der höheren Bürgerſchule zu Alsfeld
auf ihr Nachſuchen mit Wirkung vom 15. Februar 1924 an.
— In den Ruheſtand derſetzt wurde: am 22. Dezember der
Amts=
obergehilfe Kaſpar Herdt bei der chirurgiſchen Vcterinärklinik der
Landesuniverſität Gießen auf ſein Nachſuchen unter Anerkennung ſeiner
dem Staate geleiſteten treuen Dienſte mit Wirkung vom 1. Januar 1924
an. Aus Anlaß der Perſonalabbauverordnung treten in den Ruheſtand:
Oberſteuerinſpektor Peter Joſeph Uebel beim Finanzamt Worms=
Stadt und Steueraſſiſtent Karl Goſenheimer beim Finanzamt
Alzeh.
— Südb. Eiſenbahn=Geſellſchaft. Das Unternehmen macht mit
Datum des 31. Dezember 1923 bekannt, daß es dem Vorgehen
zahl=
reicher Induſtrieunternehmungen und ſonſtiger Verwaltungen folgend,
ſich bereit erklärt, den Inhabern der noch nichtz
einge=
löſten Obligationen (bezüglich deren der Nennbetrag ſeinerzeit
gerichtlich hinterlegt wurde) für je 1000 Mk. Nennwert 4
Dollar in Dollarſchatzanweiſungen des Reichs zu
gewähren, ſofein die Stücke mit Koupons und Talons bis 1.
Februar 1924 bei der Hauptkaſſe oder bei Danatbank hier, Berlin
und Frankfurt a. M. oder deren übrigen Zweigniederlaſſungen zur
Ein=
löſung eingereicht werden. (Wir werden auf die Angelegenheit
noch zurückkommen. Anm. der Schriftleitung),
— Die Beratungsſtunde des Weſtbezirks in der
Eleonoren=
ſchule findet erſt wieder mit Beginn der Schulen ſtatt, da erſt von
dieſem Tag ab wieder geheizt iſt.
— Der Hausfrauenbund hat in der Artilleriekaſerne,
Heidelbeiger=
ſtraße, eine Wohlfahrtsküche errichtet, welche ſich dankbaren
Zu=
ſpruchs von Klein=, Sozial= und Indalidenreutnern erfreut. Das Eſſen,
beſtehend aus zwei Teller Suppe, Gemüſe und Kartoffeln wird zu dem
Preiſe von 15 Pfennig verabfolgt, alſo ein Preis, der bezüglich
Billig=
keit von keiner öffentlichen Küche erreicht wird. Dies kommt daher, weil
eine Anzahl Damen ſich unentgeltlich in den Dienſt der guten Sache ſtell
ten und edelmütige Firmen Lebensmittel ſpenden. Geſtern ſpendete das
Lebensmittelhaus Welz u. Ohler „Reichards Nachf.”, Kaſinoſtraße, einen
Sack prächtiges Miſchobſt. Allen (Zehern, die den Fortbeſtand der
Wohl=
fahrtskücke ermöglichen, ſei berzlichſter Dank geſae
— Wiedereinſtellung und Kündigung in Teilen des Reichsgebiets.
Das am 17. Juli 1923 erlaſſene, für die Betriebe im beſetzten Gebiet
und im Einbruchsgebiet und in den ihnen gleichzuſtellenden Bezirken
gel=
tende Geſetz iſt mit Wirkung vom 1. Januar aufgehoben.
Moralgeſetz verhält. Chriſtus ſelbſt hat über ſeine Einſchätzung
der „Einwandfreien”, d. h. der Phariſäer, keinen Zweifel gelaſſen.
Heute ſehen wir nun gar phantaſieloſe Geiſter einwandfreie
Kunft ſuchen. Am ſichtbarften geſchieht dies in den Künſten, die
mit den Geſetzen der Mechanik arbeiten müſſen, Architektur und
Kunſtgewerbe. Nirgends erkennt man leichter, daß die Forderung
der Einwandfreiheit rein aus dem logiſchen Verſtand kommt, der
auf dieſe Weiſe Maßſtäbe zur Kunſtbeurteilung findet mit
völ=
liger Ausſchaltung wahren Kunſterlebens. Aus der an ſich
rich=
tigen Erkenutnis des Talmigeiſtes der 70er Jahre verlangte man
zum Beiſpiel die allzu unbedingte Verwendung einwandfrei
echten Materials und vergaß, daß die Alhambra gänzlich aus
Stuck beſteht, und daß in den meiſten deutſchen Städten die alten
mit Bewurf überzogenen Villen aus Backſteinen viel edler im
Stil ſind als die nach 70 entſtandenen Wohnhäuſer aus echten
Stein. Wohl hat die moderne kunſtgewerbliche Bewegung deren
aggreſſive Geſchmackloſigkeit gänzlich überwunden, aber
Ein=
wandſreiheit iſt auch nicht ſchöpferiſch. Ihr Stilſuchen folgte zu
ſehr den mechaniſchen Geſetzen der Konſtruktion, und es entſtand
jene eiskalte Kunſtlogik, die noch heute da unſer Bauen beherrſcht,
wo man ſich nicht einfach dazu entſchloſſen hat, mit wirklichem
Verſtändnis ältere Stilformen, wie Empire und Biedermeier,
den neuen Bedürfniſſen anzupaſſen. Wo dies geſchah, haben
Baukunſt, Dekoration und Kunſtgewerbe wieder ſehr Erfreuliches
geleiſtet, was zwar keinen neuen Geiſt ausdrückt — der äußert
ſich heute offenbar überhaupt nicht auf künſtleriſchem Gebiet —
aber ein Wiedererwachen von etwas, was ich als Gegenſatz zu
der toten Kunſtlogik Kunſtbiologie nennen möchte, denn im
Nah=
men dieſer Formen iſt warmes Leben denkbar. So wie die
For=
derung der unbedingten Materialechtheit iſt auch die der
Stil=
reinheit ein bloß kunſtlogiſches Anſinnen, wiſſen wir doch, daß
ſich die kunſtſchöpferiſchen Zeiten gerade um dieſes Prinzip am
allerwenigſten gekümmert haben. Ich erinnere nur an die
roma=
niſch begonnenen, gotiſch vollendeten und barock geſchmückten
Kirchen, denen man ſo oft in katholiſchen Ländern begegnet. Ihre
Unlogik vermag der nüchternſte Verſtand zu erkennen, hat damit
aber nichts über die künſtleriſche Wirkung geſagt.
Wir Deutſche werfen uns ſelbſt oft Mangel an Form vor,
und auf die anarchiſche Formwillkür vor 1900 iſt nun eine Zeit
gefolgt, die ſehr bewußten Formwillen hat, aber warum bleibt
es beim Willen? Weil die Form zu oft noch als einwandfreie
Kunſtlogit geſucht wird ſtatt lebendige Kunſtbiologie. Daher die
Bevorzugung des ſtrengen Stils, die nicht immer aus einem
inneren Bedürfnis hervorgeht, ſondern einer intellettuellen
Fpr=
derung mit ſichtlicher Tendenz gegen die freilich noch ärgere be=
nachbarte Form= und Stilloſigkeit. Beſonders in der modernen
Malerei und Muſik ſieht man neben dem abfoluten primitiven
Chaos, das alle Form aufgelöſt hat, die äußerſte Abſtraktion der
einwandfreien Linie, die auf jedes Leben verzichtet hat. Viele
Muſiker ſuchen die reine Form der Kammermuſik, aber leider
drückt nun dieſe einwandfreie Form nichts uiehr aus. Ein
ein=
tandfreies Gebilde braucht ſo wenig etwas aus ſich ſelbſt zu
ſein wie ein Menſch, gegen den bei der Polizei nichts Nachteiliges
vorliegt. Kurzum: das Wori „einwandfrei” beweiſt genau ſo
viel wie ein Leumundszeugnis, das keinerlei poſitive
Eigenſchaf=
ten verzeichnet, ſondern nur das Fehlen der allergröbſten Mängel.
Ich hoffe, nicht mißverſtanden zu werden. Ich wünſche nicht
etwa die Nückkehr zu den Eichenbalken aus Stuck, Bronzefiguren
aus Eiſenguß, Aloeblättern aus Zinkblech und ebenſowenig zu
dem Stilpandämonium der Muſterbücher, aber ich kann in dem
ängſtlichen Ausweichen vor alten Stilfornen ſo wenig neue
er=
blicken, wie in dem Vermeiden bisheriger Melodik in der Muſik
ein neues Melos. Der Augiasſtall der bürgerlichen Ritſchkultur
iſt mit erfreulicher Gründlichkeit ausgefegt worden, nun aber
verpuffe man nicht die Kraft in einem krampfhaften Suchen
eines in Europa nicht mehr denkbaren neuen Formenalphabets,
ſondern belebe das Vorhandene aus tieferem Verſtehen mit
neuem Geiſt. Die Anfänge ſind gemacht. So wie die antike Form
im Empireſtil aus einem neuen Geiſt etwas Neues wurde, ſo iſt
die nicht nach der Schablone, ſondern aus dem Geiſt geſchaffene
Empirevilla von heute wiederum etwas anderes, und zwar etwas
Lebendigeres als die, welche ſich einwandfrei an das Konſtruktive
hält. Der Fehler der 70er Jahre lag weniger in der Verwendung
alter Stilarten — das tun alle Kulturvölker, denn die neuen
Forinenalphabete entſtehen nur in frühen Pcrioden —, ſondern
in der geiſtloſen Schablone des Muſterbuches. Nachdem dieſes
endgültig verbrannt iſt, befreie man ſich wieder von dem
inzwi=
ſchen zu eng gewordenen Gebot unbedingt einwandfreier
Mate=
rial= und Linienverwendung, die zu oft den ſchöpferiſchen Geiſt
in Nüchternheit und Kälte zwingt.
*Aug den Erinnerungen Georg Hirſchfelds an Prahm.
Otto Brahm, der unvergeſſene Kritiker und
Thea=
terdirektor, iſt durch ſeine Leitung des Deutſchen und des
Leſſingtheaters in Berli aufs Engſte mit der Entwicklung des
naturaliſtiſchen Bühnenſtils verknüpft, und ſeine zielbewußte
energiſche Regie kann gerade heute, in einer Zeit des Chaos und
der Wirrnis vorbildlich ſein. Zu den Dichtern, denen er den
Weg zum Erfolg ebnete, gehört auch Georg Hirſchfeld, deſſen
Drama „Mütter” ihn zuerſt bekannt machte. Brahm ſchloß mit dem
jugendlichen Dramatiker einige Freundſchaft, deren Zeugnis em
intereſſanter Briefwechſel iſt, der jetzt veröffentlicht werden wird.
Einiges daraus teilt Hirſchfeld im neueſten Heft der „
Preußi=
ſchen Jahrbücher” mit und ſtellt ſeine Erinnerungen an Brahm
voran. „Ich lernte Otto Brahm kennen” ſchreibt er, „als die
Schlachten der Freien Bühne geſchlagen waren, als aus ihren
Siegen die Idee erwuchs: der Neuerer kann nach dem Alten
greifen, Otto Brahm kann Direktor des Deutſchen Theaters
wer=
den. Die Geburtsſtätte des großen Gedankens war eine kleine,
beſcheidene und verſteckte Junggeſellenwohnung in der
Wilhelm=
ſtraße Nr. 43. Ueber den Hof, zwei Treppen, wohnte Dr. Brahm,
und wenn man die Klingel an ſeiner Tür zog, öffnete er ſelbſt,
ein bartloſes Männchen mit dem fahlen Geſicht eines
Stuben=
gelehrten, unbeirrbare Klugheit, Güte, die ſich hinter Jronie
ver=
ſchanzte, in den ſcharfen Zügen. Der künftige Herr des
Deut=
ſchen Theaters ſteckte in einem alten Schlafrock, und die
For=
ien des Mannes waren ſo ſchmucklos, wie nur möglich. Ein
dünnes „Guten Tag” gewann er ſich eben ab, und den
Schlapp=
hut behielt er auf dem Kopf, weil es ihm wichtiger war, an
eine mögliche Erkältung zu denken, als an die Begrüßung des
Beſuches. Man durfte ſich nicht zurückſchrecken laſſen. Ich tat
es nicht, denn ich wußte, wen ich vor mir ſah. Die Hüllen der
Wirkungsmenſchen, die nach vielem Suchen doch keinen Kern
freilegten, hatte mir böſe genug mitgeſpielt. „Ich ſuchte
ſchlacken=
loſe Wahrhaftigkeit. Daß ſie mich an der Tür der Theaterwelt
eit fing, gab mir ein Vertrauen wieder, das ich brauchte, denn
der Konflikt zwviſchen dramatiſcher Dichtung und theatraliſchem
Blendwerk drohte mich zu verwirren. Wenn dieſer Mann das
Theater meiſterte, mußte es ſeiner wert ſein.” Brahm hatte
be=
reits ein Stück von Hirſchfeld geleſen und danach den Verfaſſer
eine vielverſprechende Begabung genannt. Als dann der junge
Poet mit den „Müttern” hervortrat, zogen ihn Brahm und
Gerhard Hauptmann zu ſich heran, und ſo wagte er ſeinen
er=
ſten Beſuch. „Ich war ſtumm und heiß und verwirrt”, erzählt
Hirſchfeld weiter. „Er aber verſtand mich. Er war ein großer
Virtuoſe auf dem Inſtrument der jungen ſchaffenden Scele.
Glücklih verließ ich ihn, ſein Kleiſt=Buch in der Hand. Bald
konnte ich ihm daſür meine „Dämon Kleiſt”= Novelle bringen.
Dieſe Sommertage 1832 leiteten eine 20jährige Freundſchaft ein.
Bis zu ſeinem Tode im November 1912 gehörte ich zu den
Men=
ſchen Otto Brahms, gehörte er zu den meinigen. Schwankungen
zeigt die lange Linie. Annäherungen, Entfernungen unter der
Hand des formenden Lebens, aber ein Riß wird nirgends an ihr
zu entdecken ſein. Wir konnten uns zuweilen mißverſtehen, aber
wir konnten durch nichts getrennt ſoerden.”
Seite X.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 3. Januar 1924
— Der ſtelld. Präſident der Landwirtſchaftskammer Bähr eröffnet
nach Begrüßungsworten die Tagung, erinnert an die hinter uns
lie=
gende ſchwere Zeit, der eine weiter ſchwerere wahrſcheinlich folgt, was
den Zuſammenſchluß der landwirtſchaftlichen Organiſationen notwendig
gnache. Namens der Negierung dankt der Innenminiſter von
Bren=
tano und gedenkt der langjährigen Beziehungen zu Haas und der
Landwirtſchaftskammer. Wie der Vorredner bereits geſagt, müſſe die
landwirtſchaftliche Organiſation in ſich geſchloſſen ſein, und er
unter=
ſchreibe das „Seid einig”, das Herr Bähr ſoeben ausgeſprochen. Ein
jeder müſſe heute ein Freund der Landwirtſchaft ſein.
Darauf begann Profeſſor Dr. Arndt=Frankfurt a. M. den
an=
gekündigten Vortrag: „Die Möglichkeit eines Wiederaufbaues der
deut=
ſchen Volkswirtſchaft”. Wir müſſen Rückblick halten und Ausblick in die
Zukunft vornehmen in all der Zeit der Not, in der wir ſtehen. Wie ſteht
es mit dem Gebäude der Volkswirtſchaft? Worauf können wir
auf=
bauen? Das alte Gebäude ſtand bis 1914. Was ſteht uns jetzt noch
zur Verfügung? Man hielt dafür, daß der ſogen. Induſtrieſtaat nicht
zum Segen gereicht habe. Bis 1914 hatten wir einen Aufſtieg wie
ſelten ein anderes Volk in wirtſchaftlicher Hinſicht. Die Induſtrie ſtand
im Vordergrunde, auf faſt allen Märkten waren wir ſiegreich, dabei in
den Waren gut und billig. Ein= und Ausfuhr hatten gewaltig
zuge=
nommen; nur England hatte noch einen Vorſprung vor Deutſchland.
England und Amerſta befürchteten ihre Ueberflügelung durch uns.
Namentlich unſer Seeverkehr machte dieſen beiden Staaten zu ſchaffen,
die die Entwickelung unſerer Seehäfen mit Sorgen betrachten mußten.
Die Produktion Deutſchlands in der Landwirtſchaft betrug vor dem
Kriege 17 Millionen Tonnen gegenüber 22 Millionen der Vereinigten
Staaten. Dazu kam für Deutſchland die Feſtigkeit und Solidität
unſe=
res Währungs= und Kreditweſens. Unſere Finanzen waren in gutem
Zuſtand. Die Auswanderung hatte gegenüber früherer Emigration in
der Kleinſtaaterei faſt ganz aufgehört, Deutſchland war ein
Einwande=
rungsland geworden, ſchaffte gute Verdienſtmöglichkeit, es konnte auch
für die Wirtſchaft genügende Kapitalien aus ſich ſelbſt aufbringen, ja
deutſche Kapitalien wurden im Auslande immer bedeutender, daher die
Kraft unſerer Zahlungsbilanz (drei Gläubigerländer gab es damals
(England, Deutſchland und Frankreich). Welcher Art waren die
Grund=
lagen dieſes Baues? Die Entwickelung war eine durchaus geſunde,
ge=
baut auf die drei Faktoren: Natur, Arbeit, Kapital; von der Natur
begünſtigt ſind nur beſchränkte Gebiete der Erde. Der deutſche Boden
kann faſt überall wirtſchaftlich ausgenutzt werden. Wir haben in
wirt=
fchaftlicher Hinficht ein ausgezeichnetes Klima, ſind immer gut mit
Waſſer verſorgt, im Gegenſatz zu heißen und zu kalten Ländeen. Dazu
kommt der Vorzug der Lage Deutſchlands in weltwirtſchaftlicher
Hin=
ſicht: Deutſchland iſt das Herz Europas. Der Suezkanal
hat unſere Verbindungen nach Aſien und Auſtralien nur beſſer geſtaltet.
Dieſe Grundlage kann uns kein Feind nebmen. Dazu kommen Arbeit
und Kapital. Die deutſche Bevölkerung iſt arbeitſam und ſo
leiſtungs=
fähig wie faſt kein Volk auf der Erde. Letzten Endes iſt das Kapit il
die Grundlage, das Werkzeug, das unſere Arbeit befruchtet und leichter
macht; Eiſenbahnen, Waſſerſtraßen, Kanäle. Ein Vergleich mit dem
Auslande lehrt uns, welche hervorragende Verkehrsmittel gerade wir
haben. Zu den gerannten drei Faktoren gehört aber noch, was Friedr.
Liſt „produktive Kräfte” nannte, wobei er beſonders an die
politi=
ſche Einheit dachte. So wurde Liſt der große Anwalt der
deut=
ſchen Einheft. Deutſchland hat ſich darum in ſolcher Weife entwickelt,
daß es den Neid der anderen erreat hat. Das heldenhafte Ringen im
Weltkriege hat den unglücklichen Abſchluß gefunden. Ueberblicken wir,
was wir verloren haben: Menſchenleben, Arbeitskräfte; die Einbüßung
großer Gebiete haben wir zu verzeichnen und die Kapitalverluſte (folche
im Ausland, Kolonien und anderen Arbeitsſtätten), unſere Kriegskoſten —
Zerſtörung der Sachwerte. Zu dieſen Verluſten während des Krieges
kamen ſolche der Nachkriegszeit: Leiſtungen und Zahlungen (Repara=
tionen). Zu erinnern iſt auch an den Konſum entbehrlicher Gegenſtände,
wodurch wir unſeren Kapitalreichtum weiter ſchwächten; das Schwinden
jeden Sparſinns, das mit der Geldentwertung zuſammenhing. Gerade
deutſchen Volkswirtſchaft. Zu nennen iſt die unheilvolle Störung der
deutſchen Volkswirtſchaft im Ruhreinbruch, einem Stoß in das
Herz Deutſchlands. — Zu nennen ſind als Verluſte:, die Zerſtörung
unſerer Währung, zu der unſere unglückliche Finanzpolitik hinzutrat,
die Zerrüttung unſerer Finanzen. Am verhängnisvollſten für uns kann
noch werden: die Gefährdung unſerer politiſchen Einheit. Das iſt der
traurige Ueberblick über die Paſſiva. — Was iſt uns geblieben zum
Wiederaufbau?. Geblieben iſt uns, was uns die Feinde nicht nehmen
konnten: die natürlichſten Grundlagen der deutſchen Volkswirtſchaft:
der deutſche Boden und das deutſche Volk, die ſind uns
geblieben; ſie ſind die unzerſtörbaren, unverrückbaren Grundlagen der
deutſchen Volkswirtſchaft. Wir haben die Grundlagen, um den
Mittel=
punkt der Weltwirtſchaft zu bilden, geſtützt auf eigenen Mut, eigene
Kraft, eigenen Fleiß. Alles das müſſen wir ausnutzen, womöglich noch
mehr wie früher. Wie iſts nun mit dem dritten Faktor, dem Kapital?
Hier hängen die Wirkungen der Kapitalverluſte ab von den Wirkungen
des Verſailler Vertrages. Die Reparationen ſind die
Schick=
ſalsfrage des deutſchen Volkes. Das Londoner Diktat
verlangt von uns 132 Milliarden Goldmark, eine Summe, an der
Deutſchlands Volkswirtſchaft zugrunde gehen kann, verzinſt zu 6
Pro=
zent, das ſind 7—8 Milliarden Goldmark jährlich. Unſere Feinde
glaub=
ten, in den erſten Jahren davon 3—4 Milliarden aus uns
herauszu=
holen. Auch dieſe Zahlungen, das erkannte man, waren für
Deutſch=
land unmöglich. Das deutſche Volksvermögen vor dem Kriege
betrug nach Schätzung 300 Milliarden Goldmark; es iſt großenteils
im=
mobiliſiert. Dazu kommen die Verluſte während des Krieges; die
Kriegsanleihen mit 100 Milliarden waren zum großen Teil noch aus
Goldmark entnommen. Das Volksvermögen, iſt jedenfalls ſeit dem
Kriege ſtark verringert. Das Volkseinkommen war
vorkriegszeit=
lich 40 Milliarden Goldmark, wovon wir etwa 32 aufgezehrt und 8 für
weitere Ausſtattung unſerer Volkswirtſchaft zurückgelegt haben.
Neh=
men uns die Feinde dieſe letzteren 8 Milliarden, ſo wird uns die
Mög=
lichkeit der Weiterentwickelung unſerer Wirtſchaft genommen; wir leben
dann ſozuſagen von der Hand in den Mund, und „Stillſtand iſt
Rück=
ſchritt”. So iſt der Ueberblick über die drei Faktoren Natur, Arbeit
und Kapital. Was kann mit unſeren produktiven Kräften noch geleiſtet
werden? Dieſe Leiſtung ſteht in unſerer Hand. Kommt
eine Finanzkontrolle, dann haben wir kein freies Verfügungsrecht über
unſere Kapitalien mehr. Es wird viele Schwierigkeiten noch geben;
ſie werden zu überwinden ſein, und ſie wären ohne Störung von außen
ſchon überwunden worden. Die Grundlagen für den Wiederaufbau
unſerer Volkswirtſchaft ſind vorhanden, der Wiederaufbau alſo möglich.
— Wir müſſen uns auf uns ſelbſt verlaſſen, nur die
Selbſthilfe, erprobt in allen Phaſen des
Wirt=
ſchaftslebens, kann uns retten in Verbindung mit
Organiſation (produktiver Arbeit!). Neben der Frage der Arbeit
ſteht die der Kapitalbeſchaffung. Hier ſind die politiſchen Hinderniſſe
ſchon dargelegt. Uns tut hier not: Spartätigkeit. Die Frage der
Ka=
pitalbeſchaffung iſt letzten Endes eine politiſche, eine Frage der Freiheit
oder der Knechtſchaft. Nur in der Freiheit können wir wieder zu
nöti=
ger Kaditalbeſchaffung gelangen. Alle Kräfte ſind anzuſpannen, um
die Schwierigkeiten zu überwinden, unüberſindbar ſind ſie nicht.
Aus den Zeiten ſchwerer Prüfung wird auch wieder Segen für das
deutſche Volk erwachſen; wir geben die Hoffnung nicht auf, daß das
deutſche Volk den Weg nach aufwärts wieder finden wird. (Lebhafter
Beifall.)
— Auslandshilfe und Verſtändigungspolitik. Man ſchreibt uns:
Unter den vielen ausländiſchen Hilfskomitees wird immer wieder der
Name der „Quäker” genannt. Sie waren die Erſten, die nach
Kriegs=
ende, ungcachtet der damals noch herrſchenden Spannung der Länder
untereinander, auch nach Deutſchland kamen. Seitdem haben ſie in nie
ermüdender Hilfsbereitſchaft durch Kiderſpeiſung, Studenten= und
Mit=
telſtandshilfe Tauſende unterſtützt. Nur eine kleine Gemeinſchaft ſtellt
die „Eeſellſchaft der Freunde”, wie ſie ſich nennen, in England und
Amerika dar und doch bedeuten ſie heute für die notleidenden Länder
Europas eine kaum noch zu überſehende Hilfe. Reine Menſchenliebe
treibt die Freunde zu ihrem Hülfswerk an, das keine nationalen,
kon=
feſſionellen oder ſonſtigen Grenzen kennt. Entſcheidend für ſie iſt allein
die Notlage, der aus eigener Kraft nicht geſteuert werden kann. Aber
dieſe rein menſchliche Stellungnahme zu den Nöten unſerer Zeit kann
boch, ſo meinen viele, nicht vorübergehen an den politiſchen und ſozialen
Fragen unſerer Tage. Es iſt deshalb von beſonderem Intereſſe, aus dem
Munde einer berufenen Vertreterin der Geſellſchaft der Freunde aus
Amerika unterrichtet zu werden. Miß Carolena M. Wood aus New=
York, die am Donnerstag abend im Gewerkſchaftshaus (ſiehe Anzeige)
über Verſtändigungspolitik ſpricht, war mit Jane Addams aus Chicago
eine der erſten Frauen, die zum Studium der Unterernährung unter
den deutſchen Kindern herüberkam und auch zurzeit wieder in
Deutſch=
land im Intereſſe der Fortführung und Erweiterung der Kinderſpeiſung
weilt.
C. Der hohe Schiee, dem nunmehr ſtrenge Kälte gefolgt iſt, erinnert
an die ungewöhnlich ſtarken Schncefälle vor Weihnachlen 1886. Ein
baro=
metriſches Tief war am 20. Dezember von der Biscahaſee nach
Mittel=
europa vorgedrungen und ein zweites aus Nordweſten geſellte ſich dazu.
Die Folge war ein überaus reichlicher Schneefall in einer hier noch ſelten
erlebten Höhe. Beſonders in Mitl idenſchaft gezogen wurde aber Sachſen
und Thüringen, wo am 21. nicht weniger wie 34 Bahnlinien unterbrochen
waren und die Schneehöhe vielfach 1 Meter erreichte. Eine einzige
Buch=
handel=Expoktfirma in Leipzig b zifferte ihren Schaden auf die damals
beträchtliche Höhe von 80000 Mark. Auch der März 1865 und der
De=
zember 1879, der bis jetzt der kälteſte in Darmſtadt beobachtete Monat
war (Mitteltemperatur — 7,3 Grad Celſius) wieſen eine hohe
Schnee=
decke auf.
C. Tiefſtände der Temperatur. Am 31. Dezember ſank an der
Be=
obachtungsſtation des Phyſikaliſchen Inſtituts der Techniſchen Hochſchule
im Herrngarten in der Frühe das Barometer auf — 15,8 Grad Celſius
bei hellem Himmel, während am Neujahrstage in Folge eingetretener
Trübung das Minimum nur noch — 11,1 Grad betrug.
Lokale Veranſtaliungen.
Die bierunier erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu beirachten.
in feinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritik.
— Der Hypothekengläubiger=Schutzverband
(Landesgruppe Heſſen des Reichsverband=s) beabſichtigt demnächſt im
Städtiſchen Saalbau eine allgemeine Proteſtverſammlung der Inhaber
alter Goldſchulden (Hypotheken, Spareinlagen, Pfandbriefe, Obligationen
uſw) einzuberufen, um Stellung zu nehmen gegen die von der
Reichs=
regierung beabſichtigte Ausſchaltung der Wirkungen des vom
Reichs=
gericht in der Aufwertungsfrage aufgeſtellten Rechtsgrundſätze.
— Volkstheater. Die Erſtaufführung des
Senſationsſchau=
ſpiels „Die fremde Frau” erzielte einen durchſchlagenden Erfolg. Das
Werk, das von ſtarkere Tragik iſt, behandelt die Schickſale einer auf
Irr=
wege geratenen Frau, die aus Liebe mordet und die Verzeihung erſt
findet als ſie nach erfolgter Freiſprechung am Herzen ihres Sohnes und
ihres Mannes ihr Leben beſchließt. Die Rolle lag in den bewährten
Händen von Frl. Dir. Werner, welche ihr Beſtes gab und eine
Kabinetts=
leiſtung ſchuf. Jyr würdig zur Seite ſtanden Herr Franke als ihr Gatte
und Herr Werner als ihr Sohn. (Letzterer hatte noch die Nolle des
ſchurkiſchen Begleiters zu vertreten.) Auch die übrigen Nollen waren
beſtens beſetzt und wurden würdig vertreten.
— Die nächſte volkstümliche
Sonntagsmorgen=
muſik im Realgymnaſium (von Oberregierungsrat Grospietſch,
findet am 13. Januar um 11½ Uhr ſtatt. Als Hauptwerk kommen die
4 ernſten Geſänge von Brahms zum Vortrag, die von Beethovens
Gellertliedern und Hugo Wolfs Kompoſition dreier Gedichte von
Michelangelo eingerahmt werden. Den Vortrag dieſer Baßlieder hat
Herr Joſef Schlembach übernommen.
— Vogelsberger Höhenklub, Zwveigverein Darmſtadt. Zur
Weih=
nachtsfeier hatte ſich eine recht ſtattliche Anzahl V.H.Cer. im
Kon=
ordiaſaal zuſammengefunden. Der gut geheizte Saal, der von draußen
herrſchender Winterkalte nichts verſpüren ließ, war bald dicht gefullt.
Pünktlich wurde mit der Abwicklung der in feinſinnigſter Weiſe für
dieſen frohen Familientag der V.H.Cer zuſammengeſtellten
Vortrags=
folge beſonnen. Sie brachte in abwechſelungsreicher Reihefolge allen
Teilnehmern einige Stunden angenehmſter Unterhaltung und löſte all=
gemeine Zufriedenheit aus. Aue Mitwirkenden mögen ſich mit einem
e haben mit gleicher Liebe und Hingabe für
tungen eifrigſte Arbeit in den einzelnen Abteilungen, wie Jugendgruppe,
Inſtrumental= und Geſangsabteilung erkennen ließen. Wir hatten
reihe Gelegenheit, fortſchreitende Entwicklung überall in hohem Maße
feſtſtellen zu können und wünſchen nur, daß der gute Geiſt, der ſichtb;r
in allen Abteilungen herrſcht, weiter gepflegt werden möge. Dann ſind
wir gewiß, daß uns durch ſie noch manche frohe und genußreiche Stunde
geboten werden kann. Der letzte Tag des Jahres war angebrochen,
als man ſich zum Abſchiedsgruße, mit dem die beſten, von Herzen
kom=
menden Wünſche zum „Neuen Jahre” verknüpft wurden, die Hano reichte.
— Der Geſangverein Liederkranz hielt in der Turnhalle
Woogs=
platz ſeine Weihnachtsfeier ab, die bei wirklich gut gehaltenem
Pro=
gramm ſchön verlief. Beſonders hervorzuheben iſt das Menuett von
Frl. Wilke und Schmidt, ferner die Zithervorträge des Zitherklubs
Darmſtadt=Beſſungen, auch Frl. E. Creter ſang mit ihrer gur geſchulten
Stimme eine Arie aus Tannhäuſer und die Zigeunerin; als Humoriſt
wirkte erfolgreich Herr Mechler. Ein Geſangsquintett „Die böſen
Buben” war gut einſtudiert; auch das Duett „Fritz und Lieschen” fand
dankbare Anerkennung. Ein äußerſt originelles Theaterſtück „Der
Frech=
dachs” fand guten Beifall. In hervorragendem Maße ſind die von
Herrn Stetefeld einſtudierten Männerchöre geweſen. Hier ſei dem Herrn
Dirigenten beſonderer Dank auszuſprechen.
Das Männerquartett Loreley feierte im ſtädtiſchen Saalbau
Weih=
nachten. Man fühlte das gegenſeitige Verſtehen, das Hand in Hand
Arbeiten des Chors mit ſeinem Leiter, Herin Kammermuſiker Handke
und des Vorſtandes, an der Spitze Herr Martin Schäfer. Ein Prolog
von Anna Breitwicſer gut vorgetragen, wahr und kernig im Text, wurde
mit großem Beifall aufgenommen. Das Programm war reichhaltig und
auserwählt. Inſtrumental=, Vokal= und theatraliſche Vorträge boten
Vorzügliches. Das Darmſtädter Streichorcheſter, eine Kapelle von 25
Mann, Leiter Herr Kammermuſiker Handke, brachte mit ſeinen
Dar=
bietungen eine Ueberraſchung. Von den Chören ſei ganz beſonders
„Junge Lieb und junger Wein” von Angerer, der friſch und impulſiv
vorgetragen wurde, erwähnt. Mitwirkende einzeln zu nennen, wäre
ver=
fehlt. Alle trugen mit dazu bei, dieſe Feier ſo zu geſtalten, wie es der
Vorſtand wollte. Von allen Anweſenden wurde hierfür ſtarker Beifall
Bi.
gezollt.
Muſikſchule Hochſtätter. Wir weiſen hiermit auf die
An=
zeige der altbekannten Muſikſchule Hochſtätter hin.
— Der Bezirksverein Darmſtadt des „Bundes der
Hotel=, Reſtaurants= und Caféhaus=Angeſtellten”
be=
geht am Donne:stag, 3. Januar, abends, im Konkordiaſaale, ſeine
Weih=
nachtsfeier. Die Vortragsfolge iſt einfach und geſchmackvoll
zuſammenge=
ſtellt. Ein kleines gewähltes Orcheſter wird für gediegene Muſik ſorgen,
ebenſo ein Männerquartett, ſonſtige Vorträge und Anſprachen ſind
da=
zwiſchengeſtreut; den Beſchluß bildet eine gut ausgeſtattete Verloſung.
So ſoll der lichterſtrahlende Chriſtbaum alle die, welche im Verlauf des
langen Jahres unermüdlich für ihrer Gäſte Wohl und Behagen tätig
ſind, auch einmal im Jahre zuſammenſchließen, um frei von der Pflichten
Laſt im Kreife ihrer Familie ſich den Freuden der Geſelligkeit hinzugeben.
Kunſinotizen.
Ueder Werſe, Künfiller und fünſileriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſtehenden Erwähnung
geſchiebt. bebäſt ſich die Redaktion ihr Urteil vor.
— Wohltätigkeitskonzert zum Beſten der
Alt=
penſionäre des Landestheaters. Viele der Künſtler
unſe=
res früheren Hoftheaters, die einſt unſere Freude und unſer Stolz waren,
ſind heute in bitterer Not. Nicht durch eigene Schuld! Nach
jahrelan=
ger Tätigkeit durften ſie auf einen ruhigen Lebensabend, dank einer
in treuer Pflichterfüllung erworbenen Penſion rechnen. Dieſe beſcheidene
Rente hätte ſie vor Not geſchützt. Nunmehr hat eine Geldentwertung
dieſe Hoffnung grauſam vernichtet. Der Penſionsfonds der
Bühnen=
angehörigen iſt nicht mehr; die unter mancher Entbehrung abgeſpartent
Beiträge ſind vergeblich geleiſtet. Der Staat tut zwar manches,
nie=
mals aber kann er in ſeiner eigenen Not auch nur annähernd
Ausrei=
chendes leiſten. Hier ruft eine Pflicht der Dankbarkeit und der
Menſch=
lichkeit. Helfen wir nach Kräften denen, die uns für Stunden über
uns erheben und uns den Alltag vergeſſen machten! — Dieſem guten
Zweck ſoll auch das Konzert dienen, das am nächſten Samstag,
abends 7 Uhr, in der gütigſt zur Verfügung geſtellten (geheizten)
Stadtkirche, unter Mitwirkung erſter Kunſtkräfte veranſtaltet
wer=
den wird. Eintrittskarten bei Konzert=Arnold.
Aus den Parteien.
Deutſche Volkspartei, Lichtenberg i. O. Sonnkag,
den 6. Januau, nachmittags 2/, Uhr, findet hier im Gaſthaus „
Schell=
haas” eine große öffentliche Verſammlung ſtatt, in der
Ober=
reallehrer Kahl=Darmſtadt über die gegenwärtige politiſche,
wirt=
ſchaftliche und finanzielle Lage des Deutſchen Reiches ſprechen wird.
Alle Wähler, Männer und Frauen, der benachbarten Ortſchaften ſind
freundlichſt zu dieſer Verſammlung eingeladen.
Deutſche demokratiſche Jugendgruppe. Am
Mitt=
woch findet ein Heimabend ſtatt. Es wird dringend gebeten, vollzählig
zu erſcheinen, da wichtige Veſprechungen auf der Tagesordnung ſtehen.
Eine halbe Stunde vorher Vorſtandsſitzung.
Die Bismarckjugend der D. N. V. P., Ortsgruppe
Darmſtadt feiert Freitag, den 4. Januar, abends 8 Uhr, in dem
Gemeindehaus in der Kiesſtraße, ihr Weihnachtsfeſt mit Geſang=, Muſik=
und Gedichtvorträgen. Eine Verloſung und die Aufführung „
Weih=
nacht vor 2000 Jahren” werden die Veranſtaltung noch verſchönern. Die
Angehörigen aller Mitglieder, ſowie die Mitglieder der Altpartei und
Gieichgeſinnte ſind als Gäſte gerne willkommen.
* Die Rückkehr der Deutſchen nach China.
Die Deutſchen haben vor dem Kriege als Kaufleute wie als
Lehrer und Miſſionare in China eine angeſehene und wichtige
Stellung gehabt. Vieles iſt davon durch die feindliche
Propa=
ganda zerſtört worden, aber deutſchem Fleiß und deutſcher
Aus=
dauer winkt doch in dem weiten Reich der Mitte mit ſeinen
un=
endlichen Möglichkeiten ein neues fruchtbares Feld der Tätigkeit.
Wie die deutſchen Kaufleute und Gelehrten ſich allmählich wieder
in China feſtſetzen und durchſetzen, das zeigen die ſoeben im
Furche=Verlag zu Berlin erſchienenen „Weltreiſegedanken” des
früheren Reichskanzlers Georg Michaelis, der im Jahre 1922
an der Konſerenz des Weltbundes chriſtlicher
Studentenvereini=
gungen in Peling teilnahm und auf dieſer Reiſe auch Japan
und Nordamerika beſuchte. Der nüchterne, praitiſche Sinn des
Chineſen hat ſich durch die Kriegslügen der Entente
verhältnis=
mäßig wenig beeinfluſſen laſſen. „Zunächſt iſt hervorzuheben,”
ſagt Michgelis, „daß die Chineſen ſehr nüchtern denken. Selbſt
wenn das alles wahr wäre, was die feindliche Preſſe uns
unter=
geſchoben hat und was dann in der Rieſenſchmachurkunde” von
Verſailles mit Unterſchriſt und Siegel verſehen worden iſt, ſo
würden die Chineſen ſich hierüber, nicht ſonderlich entrüſten.
Krieg iſt Krieg, und in den Kriegen, die ſie geführt haben, gabs
ſtets viel Schauerliches. Sodann ſind ſie ſelbſt vom Krieg
unbe=
rührt geblieben; wozu dann noch im Haß ſich nachträglich
auf=
regen? . . . Dieſe völlig nüchterne, geſchäftliche Denkweiſe der
Chineſen hat den Deutſchen ſchnell wieder die Tore geöffnet. In
Schanghai leben ſchon wieder 800 Deutſche, und der Zuſtrom
von Kaufleuten, Ingenieuren, Aerzten, Miſſionaren, Lehrern
iſt groß und wächſt. Zwar ſind die ſchönen deutſchen Klubs von
den Engländern, wie in Honkong, oder auf Beitreiben der
Eng=
länder von den Chineſen beſchlagnahmt; das Fremdenviertel in
Kanton, Shamin, und das einzige gute europäiſche Hotel in
Kan=
ton ſind für die Deutſchen geſperrt. Aber die Deutſchen helfen
ſich ſo durch, und wenn irgend ein engliſches Hotel ihnen dauernd
verſchloſſen bleißt, dann werden ſie ein neues Hotel bauen, und
die deutſchen Hotels ſind beſuchter als engliſche. In Kanton iſt
ein neues Fremdenviertel im Entſtehen, das geſundheitlich und
landſchaftlich ſchöner liegt als Shamin auf ſeiner Inſel. Dort
wohnt bereits der deutſche Vizekonſul, und auch die Berliner
Miſſionsgeſellſchaft hat allerlei Pläne für ihre Anſtalten auf
die=
ſem Gelände.”
Das Wießeranfhlühen des beutſchen Handels und deutſchen
Verkehrs zeigt ſich in verſchiedenen Formen; auch iſt es den deut=
ſchen Kaufleuten und Miſſionaren in den eigentlichen chineſiſchen
Städten während des Krieges leidlich gegangen. Die Güte und
Zuverläſſigkeit der deutſchen Arbeit iſt noch nicht vergeſſen, und
die Deutſchen da draußen ſchaffen mit muſtergültigem Fleiß und
unerſchütterlicher Tatkraft einen neuen Boden für die Zukunft.
Schwieriger iſt es, die alte deutſche Stellung auf dem Gebiet der
Wiſſenſchaft und des Unterrichts wiederzuerlangen. Hier drückt
der Mangel an verfügbaren Reichsmitteln aufs ſchwerſte;
ande=
rerſeits iſt das Verlangen nach deutſcher Hilfe bei den Chineſen
beſonders ſtark. „Es kommt darauf an,” ſagt Michaelis, „daß in
China und Deutſchland leiſtungsfähige Organiſationen geſchaffen
werden und daß die beſtehenden, wie in Deutſchland der „Verband
für den fernen Oſten”, in lebendige Fühlung zu dem
entſprechen=
den Komitee im Auslande treten. Sache der Deutſchen kann es
jetzt nur ſein, den Lehrplan auſzuſtellen, für eine gewiſſe
Ein=
heitlichkei der Lehrpläne auf den chineſiſchen Anſtalten und,
ſo=
weit möglich, auch in Beziehung zu deutſchen Lehranſtalten zu
ſorgen und vor allen Dingen unbedingt geeignete Dozenten
hinauszuſenden. Die ſachlichen, die finanziellen Leiſtungen
müſ=
ſen den Chineſen obliegen.‟ Der Verfaſſer hat aus ſeinen
Vor=
trägen vor chineſiſchen Studenten den Cindruck gewonnen, daß
die Chineſen ſelbſt ganz elementar empfinden, die deutſche Art
zu fühlen und zu forſchen ſei ihnen verwandter als die
amerila=
niſche, die ihnen jetzt mit ſo großen Mitteln nahegebracht wird:
„Es iſt das Ungeſchichtliche der Art ihrer Freunde aus den
Ver=
einigten Staaten, was ſie trotz der zweifellos großartigen
Kul=
turarbeit der Amerikauer in ihrem Lande nach deutſcher Hilfe
ausſchauen läßt.”
— Wann beginnt die Vervielfältigung eines literariſchen
Werkes? In einem Nachdruasprozeß haben 3 Inſtanzen, zuletzt
das Reichsgericht, entſchieden: Eine Vervielfältigung vor dem
Ablaufe der Schutzfriſt ſei nach dem Urheberrechte zwar verboten,
doch genüge die bloße Herſtellung des Satzes und der Matrizen
nicht, um von einer „Vervielfältigung eines Schriftweris” zu
reden: Satz und Matrizen ſeien nur als Vorbereitung einer
ſol=
chen aufzufaſſen. Die Vervielfältigung beginnt erſt
mit dem Drucke des Werkes.
C. K.Wenn Weihnachten in den Sommer fällt. Fragt man
jemanden nach dem kürzeſten Tag im Jahr, ſo wird er zweifellos
den 21. Dezemiber angeben. Das iſt auch im allgemeinen richtig,
trifft aber durchaus nicht immer zu. Das Jahr hat ja nach
un=
ſerer Zeiirechnung belanntlich keine ganz genaue Zahl von Tagen,
ſondern beſteht tatſächlich aus 365 Tagen, 5 Stunden und 49,
Sekunden. Um dieſe Ungenauigkeit unſerer Zeitrechnung nach
Möglichkeit auszugleichen, ſchieben wir im Schaltjahr noch einen
Tag ein. Aber felbſt das genügt noch nicht, denn dadurch
wer=
den dem Jahr 48 Minuten zuviel weggenommen. Aus dieſem
Grunde iſt der kürzeſte Tag manchmal der 21., manchmal der 22.
De ember. Dieſes Jahr iſt die Antwort nach dem kürzeſten Tag
falſch, wenn man den 21. Dezember angibt, es iſt vielmehr
Sams=
tag, der 22. Dezember, an dem der kürzeſte Tag iſt und tatſächlich
der Winter beginnt. Gelegentlich kann der kürzeſte Tag ſoaar auf
den 23. Dezember fallen. Um nun den Irrtum der 48 Minuten
wieder auszugleichen, fällt das Schaltjahr immer dann aus, wenn
das Jahrhundert nicht durch 400 teilbar iſt. Doch ſelbſt dieſe
Rich=
tigſtellung läßt die Rechnung nicht aufgehen, und der Fehler
wächſt um etwa ein Zehntel eines Tages in immer 400 Jahren
an. Wenn der Irrtum in unſerer Jahresberechnung nicht
korri=
giert wird, dann wird das Weihnachtsfeſt allmählich immer
ſpä=
ter und ſpäter hinausrücken. Ein engliſcher Aſtronom hat
aus=
gerechnet, daß wir dann im Jahre 709 103 ſo weit wären, daß
unſer ſchönſtes Winterfeſt in den Hochſommer fallen würde.
C.K. Pferde und Schweine als Landplage. Während bei
uns mit dem Vordringen der Maſchine die Pferde immer ſeltener
werden, haben ſie ſich in Britiſch=Kolumbien zu einer ſolchen
Landplage entwickelt, daß es geſetzlich erlaubt ift, ſie
niederzu=
ſchießen. wo man ſie trifft. Dieſe wilden Pferde haben ſich in
den weſtlichen Teilen des Landes außerordentlich vermehrt, und
dasſelbe iſt in verſchiedenen Gegenden Auſtraliens der Fall, ivo
die „Brunbies”, die wilden Nachkommen zahmer Pferde, in
großen Herden herumziehen. Wilde Schweine gibt es in großer
Menge in einigen Südſtaaten Nordamerikas, ſo z. B. in Florida,
wo ſie in Gärten einbrechen und auf den Feldern ſchlimme
Ver=
wüſtungen anrichten. Zur Landplage haben ſich die Schweine
auf den Galapagosinſeln entwickelt, wo ſie als Haustiere von
den erſten Erforſchern der Inſeln. den Spaniern, eingeführt
wur=
den. Kapitän Cook fand die wilden Schweine auf Neuſeeland
ſo zahlreich, daß es nichts Ungewöhnliches war, wenn ein Mann
29 an einem Tage erlegte. Ziegen hatten ſich auf St. Helena im
17. Jahrhundert zur Landplage entwickelt; ſie zerſtörten die
großen Wälder, die damals das Land bedeckten, und der Regen
wuſch dann den Boden von den Felſen ab, ſo daß eine völlige
Verwüſtung des Landes drohte. Ein energiſches Morden, das
zu Anfang des 18. Jahrhunderts unter den wilden Ziegen
ver=
anſtaltet wurde beſeitigte die Gefahr. In Qucensland ſind die
Hunde, die ſich mit ben Dingos, den tilden Hunden des
Lan=
des, gekrenzt haben, zu einer ſchweren Landplage geworden.
ſelden,
wärter von dem
Tier mußte erſche
wird gezweifelt.
ruhig. 2
waren nich
das ne.
Wunden.
ſich im A.
6 Ander g
geſtorben ſind
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ſtriehofes, im
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[ ← ][ ][ → ] — Mit Beginn des Monats Januar haben die meiſten Wildarten
Schonzeit. Auch die Zugbewegung der Vogelwelt iſt zum Stillſtand
gekommen, oder nur in geringem Maße vernehmbar und auf
Waſſer=
geflügel und etliche Raubvögel beſchränkt. Der Abſchuß weiblichen Hoch=
und Damwildes, der Wildkälber und Rehe iſt beendet. Die
Futter=
raufe tritt in ihre Rechte. Sauen ſtehen unter Umſtänden noch in der
Rauſchzeit. Die Treibjagden nehmen ein Ende, und von Mitte des
Monats ab erhält endlich auch der Haſe, der vielverfolgte und allſeits
begehrte, wieder Ruhe, die er an milderen Tagen ungeſäumt benutzt,
den Freuden der Liebe zu huldigen. Alles Wildgeflügel, mit Ausnahme
der Wildenten, Gänſe und Faſanen hat Schonzeit. Alles Haarraubwild
trägt ſein wertvolles Winterkleid, ſo daß ſich ſeine Erbeutung mit
Falle und Schußwaffe, gerade in der heutigen Zeit reichlich belohnt
macht und dem tundigen Weidmann klingenden Ertrag einbringt.
Ge=
gen Ende des Monats zeigen ſich bei Fuchs und Edelmarder die
An=
zeichen erwachender Ranzzeit.
An gefiederten Näubern treiben ſich, wie „Der deutſche Jäger”,
München, ferner mitteilt, Wander= und Zwergfalken umher und ſie und
die heimiſchen: Habicht, Sperber und vor allem Raben und
Nebel=
krähen zehnen zur rechten Zeit die, auf der weißen Fläche weithin
ſichtbaren Hühnervölker und vergreifen ſich auch an ermatteten oder
kranken Haſen. Auch jetzt verſpricht die Aufhütte guten Erfolg.
Fleiſchnot und Eigennutz nähren auch wieder das Wildererunweſen,
deſſen Bekämpfung an die Pflichttreue des Jagdſchutzbeamten oft die
höchſren Anforderungen ſtellt.
Der Huchen wird jetzt in den großen Flüſſen mit der Spinnangel
gefaugen. Bachſeiblinge und Forellen werden, zwar geſetzlich frei, ihres
noch wenig ſchmackhaften Fleiſches wegen von echten Anglern noch
geſchont. Aeſchen gehen in milden Tagen noch an die Angel, bilden
aber in dieſer Jahreszeit keine begehrenswerte Beute des Sportfiſchers.
Die Rutte laicht und geht in die Neuſen.
A Griesheim, 1. Jan. Aus der Finanzwirtſchaft der
Gemeinde. Der Gemeinderat hat die Aufwertung der
Gemeinde=
ſteuern und =Abgaben nach dem Vorſchlag des Finanzminiſteriums
gut=
geheißen. Für Erbbegräbniſſe wurde ein Betrag von 200 Mark
feſt=
geſetzt. Die Hundeſteuer beträgt 5 Mark für den Hund. Die
Ge=
meinde iſt gewillt, entſprechend der hieſigen Schülerzahl einen Zuſchuß
zu der Landwirtſchaftsſchule in Darmſtadt zu leiſten. Ferner ſtimmte
man dem Antrag der Aerzte zu (60 Mk. pro Monat und Arzt), unter
der Vorausſetzung, daß die Aerzte andererſeits dem Vertragsentwur
der Gemeinde ihre Zuſtimmung erteilen. Dem Tierſchutzverein wurde
für 1924 ein Beitrag von 10 Mk. bewilligt.
X Nieder=Beerbach, 1. Jan. Winterſport. Wie an den
Weih=
nachtsfeiertagen, ſo herrſchte auch am Neujahrstage auf den Nodelbahnen
durch Alt und Jung ein reger Verkehr. Vom Frankenſtein herab, ſowohl
nach hier, als auch nach der Seeheimer Seite hin wurde fleißig gerodelt.
Vereinzelt ſah man auch Schneeſchuhläufer.
Rodorf. 1. Jan. Die Waldfrevel haben ſo zugenommen,
daß bis zur Beendigung der Holzmacherei der Forſtbehörde noch eine
aushilfsweiſe Aufſichtskraft zur Verfügung geſtellt wird.
* Groß=Umſtadt, 1. Jan. Neuer Bürgermeiſter. Aus
der Stichwahl zur Bürgermeiſterwahl iſt der Kandidat Lampe als
gewählt hervorgegangen. Der neue Bürgermeiſter iſt Sozialdemokrat.
— Waldmichelbach, 1. Jan. Unter dem Vorſitz von Dr.
Winck=
ler fand im Kaiſerhof eine ſtark beſuchte Verſammlung der Deutſchen
demokratiſchen Partei ſtatt, in welcher Reichstagsabgeordneter Pfarrer
Korell über das Theua „Deutſchland und der Rhein” ſprach. Viele
Ausgewieſene waren zugegen. An der Diskuſſion beteiligten ſich die
Kommuniſten. Eine ähnliche Veranſtaltung fand in Hammelbach,
unter dem Vorſitz des Kaufmann Röth ſtatt.
* Gernsheim, 1. Jan. Vom Hafen. Die Schiffsverfrachtungen
im Hafen ſind infolge der Kälte ſehr erſchwert und werden jedenfalls
unterbrochen werden müſſen. Verladen werden Platten und Schrotter,
die für Holland beſtimmt ſind.
* Mörfelden, 1. Jan. Schwer verletzt wurde der
Faſel=
wärter von dem Stier, der ſich im Stalle losgeriſſen hatte. Das
Tier mußte erſchoſſen werden. An dem Aufkommen des Faſelwärters
wird gezweifelt.
+ Erzhauſen, 2. Jan. Die Neujahrsnacht verlief hier ſehr
ruhig. Die Straßen waren die Nacht faſt menſchenleer, die Wirtſchaften
waren nicht ſehr beſucht. Mit dem Wunſche und der Hoffnung, daß
das neue Jahr uns Erleichterung und Beſſerung bringe und manche der
Wunden, die das alte gefchlagen, wieder geheilt werden begrüßte man
ſich im Anfang des neuen Jahres — Im vorigen Jahr wurden hier
36 Kinder getauft, 16 Paare getraut und 32 junge Menſchen konfirmiert;
geſtorben ſind 16 Perſonen.
* Offenbach, 1. Jan. Ein ſchweres Schadenfeuer
äſcherte in einer der letzten Nächte zwei große G=bäude des ſog.
Indu=
ſtriehofes, in der Domſtraße, ein. Der Schaden iſt ganz beträchtlich.
Nur mit Mühe konnte die Feuerwehr ein Umſichgreifen des Feuers
auf zwei benachbarte Fabriken verhüten.
* Mainz, 1. Jan. Die Nadelwehren auf dem Main wurden
wegen Eistreiben umgelegt. Auf dem Rhein iſt gegenwärtig noch kein
Treibeis, doch rechnet man täglich damit. Das Waſſer ſteigt infolge der
ſtarken Schne fälle, ſo daß Hochwaſſer befürchtet wird.
O Mainz, 1. Jan. Neue katholiſche Kirche. In der
Neu=
ſtadt ſoll eine neue katholiſche Kirche errichtet werden. Die Stadt hat
auf dem Wege des Austauſches das notwendige Gelände zur Verfügung
geſtellt. — An der Kinderſpeiſung nehmen zirka 400 Kinder teil
Die Speifung kann aus den jetzigen Mitteln zwei Monate fortgeſetzt
wer=
den. Die Quäkerſpeiſung folgt noch nach.
* Worms, 2 Jan. Zuſammenſchluß der Hypothekengläubiger und
Obligationäre. Im Saale der 12 Apoſtel haben ſich hier die
Hypotheken=
gläubiger und Obligationäre zu einer Vereinigung zuſammen
geſchloſ=
ſen und zu den Abſichten der Reichsregielung zu dem beabſichtigten
Ver=
bot der Aufwertung Stellung genommen. Das Verhalten der
Reichs=
regierung gegen die ſolideſte Bürgerſchaft wurde gegeißelt. Dieſes
Vor=
gehen des Reichsfinanzminiſters werde ihm im Gegenſatz zu Luther auf
dem Wormſer Denkmal ein Denkmal ſetzen, das in dem Leichenſtein des
Bürgertums beſtehe, das völlig ruiniert und ſeiner Exiſtenz beraubt
werde. Cs wurde einſtimmig folgendes Prot ſttelegramm an die
Reichs=
regierung beſchloſſen: Reichskanzler Dr. Marx, Berlin,
Reichsjuſtiz=
miniſter Emminger, Berlin. Verſammlung zahlreicher
Hypothekengläu=
biger und Obligationsbeſitzer proteſtiert gegen B=ſtrebungen, wohl
er=
worbene Rechte durch Verbot oder Konfiskation der Aufwertung zu
ſchmälern und erbitten Eurer Exzellenz Unterſtützung.
Schutzver=
einigung. — Es wurde ferner der Anſchluß an die Verbände in Berlin,
Frankfurt und Köln beſchloſſen.
O Rhein=Dürkheim b. Worms, 1. Jan. Brand. Beim
Gu’s=
beſitzer Schneider brach ein Brand aus, der den ganzen Heuſchober
ein=
äſcherte.
O Dexheim, Kr. Oppenheim, 1. Jan. Schwerer Diebſtahl.
Hier ſtahlen Diebe aus einem Stalle ein Rind, nahmen mehrere Gänſe
mit und ſchlachteten an Ort und Stelle ein Schwein ab. Die
Nacht=
polizei, die ſchließlich auf das Treiben der Täter aufmerkſam geworden
war, konnte bei der Verfolgung zwei Schloſſer aus Nierſtein feſtnehmen.
Bad Nauheim, 2. Jan. Ein Strafverfahren, das gegen
Jeſchkes Grand=Hotel in Bad Nauheim eingeleitet wurde und zur
Be=
ſchlagnahme erheblicher Deviſenbeträge in dem bekannten
Hotel=
unternehmen geführt hatte, iſt jetzt zugunſten der Beſchuldigten erledigt
worden. Bei Schluß der Nauheimer Saiſon erſchienen plötzlich
Frank=
furter Kriminalbeamte im Hotel und beſchlagnahmten ſämtliche
Deviſen=
beſtände, die ſie ſchon aus dem Grunde in beſonders reichlichen Mengen
vorfanden, weil das Hotel vorzugsweife von vermögenden Ausländern
beſucht zu werden pflegt, die in der Valuta ihres Landes zu zahlen
geſvohnt find. Gegen die Einleitung des Strafverfahrens und die
er=
folgte Beſchlaguahme hatte das Hotel ſowohl bei der
Staatsanwalt=
ſchaft Gießen wie bei dem Deviſenkommiſſar in Berlin Beſchwerde
ein=
gelegt und geltend gemacht, daß ein internationales Luxushotel ohne
Unternehmen eine Schweizer Goldhypothek, die auf dem Grundſtück
laſte, zur Ablöſung bringen müſſe. Der Deviſenkommiſſar hat dieſe
Begründung als gerechtfertigt anerkannt und der Staatsanwaltſchaft
Gießen mitgeteilt, daß ein Grund für die Fortſetzung des Verfahrens
nicht vorliege. Die Staatsanwaltſchaft hat daraufhin das Verfahren
eingeſtellt und die beſchlagnahmten Deviſen freigegeben.
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaktlon keinerlel Ver.
antwortung; für ſie bieib auf Grund des § 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfange
der Einſender veranſwostſich.) — Einſendungen, die nicht verwendet werden, können nicht
zurückge andt, die Ablehnung nicht bearündei werden
Wo bleibt die Woogsſchlittſchuhbahn?
Zurzeit haben wir das herrlichſt= Winterwetter und günſtig, wie ſeit
Jahren nicht, für aller Art Winterſport. Trotzdem hat man in einer
Stadt wie Darmſtadt keinerlei Gelegenheit zur Ausübung des
Schlitt=
ſchuhſportes. Der Woog iſt unbegreiflicherweife ſchon ſeit Monaten ohne
Waſſer. Das iſt ebenſo „unbegreiflich” und ſchildbürgerlich wie
die Tatache, daß geſtern (1) eine umfangreiche Bekanntmachung den
Badebetrieb im Woog regelt. Unſere Sladtierwaltung ſorgt
wirk=
lich eifrig dafür, daß Darmſtadt immer öfter in einem Atemzug mit
Schildburg gengunt wird.
Aus der Reichshauptſtadt.
Gegen 10½ Uhr abends an Silveſter wurde das Ueberfallkommando
nach dem Reſtaurant „Zur Finghal=Grotte”, Gitſchiner Straße 31,
ge=
rufen. Hier waren fünf junge Leute, drei männliche und zwei weibliche,
eingedrungen, hatten das Licht ausgedreht und allerlei Unfug verübt.
Als der Wirt Arend den Störenfrieden entgegentrat, zertrümmerten ſie
mehrere Gläſer und riſſen einen Vorhang herunter. Dann griffen ſie
den Wirt tätlich an, ſo daß dieſer blutete. In der Notwehr feuerte er
einen Schuß ab, worauf die Täter flüchteten. Ein Polizeibeamter, der in
dieſem Augenblick hinzukam, ſah, wie einer der Flüchtenden von einem
anderen geführt wurde. Er verfolgte die beiden und teilte dann dem
Ueberfallkommando mit, daß zwei der Täter im Hauſe Gitſchiner Str. 62
verſchwunden ſeien. Hier fand man in der Wohnung eines Händlers den
23 Jahre alten Arbeiter Georg Rieck aus der Feilnerſtraße 9 ſchwer
ver=
letzt vor. Er wurde nach der nächſten Rettungsſtelle und dann nach dem
Urbankrankenhaus geſchafft, wo der Arzt einen Kopfſtickſchuß feſtſtellte.
Die Kriminalpolizei verfolgt die Angelegenheit weiter, da einem der
Gäſte Hut und Mantel geſtohlen worden ſind.
Um 12 Uhr nachts drangen acht junge Burſchen in den
Garderoben=
raum des Tanzlokals von Schmidt, Fruchtſtraße 36, ein und verſuchten.
die dort aufbewahrten Kleidungsſtücke zu plündern. Dabei kam es
zwi=
ſchen den Eindringlingen und herbeigeeilten Gäſten zu einer Rauferei,
wobei einer der Täter, der 21 Jahre alte Expedient Willy A. aus der
Reichenberger Straße 30 ſo übel zugerichtet wurde, daß er nach der
näch=
ſten Rettungsſtelle geſchafft werden mußte. Als das alarmierte
Ueber=
fallkommando „Friedrichshain” erſchien, waren die übrigen Burſchen
ver=
ſchwunden.
Der Diebſtahl in der Berliner Notendruckerei.
Zu dem großen Einbruch in der Stallſchreiberſtraße, bei dem den
Tätern für 120 00 Mart Eiſenbahnnotgeld, das zur Vernichtung
be=
ſtimmt war, in die Hande fiel, erfahren Berliner Blätter, daß auch der
Haupttäter, Möbelagent Max Wendorff, bereits hinter Schloß
und Riegel iſt. Wendorff, der ſchon bei dem Einbruch angetrunfen
war, beſuchte mit dem Geldpaket unter dem Arm ein Kaffee in der
Frankfurter Allee und machte von hier aus mit dem Klavierſpieler in
einem Auto eine Rundfahrt durch die nächtliche Lebewelt. Nach
Mit=
ternacht treunte er ſich mit einem Mädchen vom „Schwarzen Kater” in
der Friedrichſtraße und war ſeitdem verſchwunden. Kriminalkommiſſar
Getz verſchaffte ſich ein Bild von ihm. Meit dieſem wurden u. a. auch
die Beamten der Streifmannſchaft ausgerüſtet. Sie gingen, nachdem
es ſchon bald gelungen war, den Chauffeur und den Klavierſpieler zu
ermitteln, wie die anderen Beamten allen Spuren nach und ſteulten feſt,
daß Max Wendorff noch in verſchiedenen Lokalen geweſen war und
überall unſinnig mit dem Geld um ſich geworfen hat. Mädchen, mit
denen er zuſammengekommen war, hatten raſch auch ihren männlichen
Anhang auf ihn geheßt, und ſo war Wendörff zuſcilen mit ſechs bis
acht Mann in einem Lokal erſchienen und hatte mit ihnen gezecht. Wenn
ihn die Zechgenoſſen zu arg bedrängten, hatte er ſein Geldpaket mit
dem roſa Packpapier dem Wirt übergeben, um es ſpäter allein wieder
abzuholen. Einmal hatte er es auch in einer Backerei in Verwahrung
gegeben. Alle Leute, mit denen er in Berührung kam, verſtanden es,
von ſeinem Reichtum zu profitieren, beſonders aber die Kladier= und
Geigenſpieler der Lokale. Bei einem von deſen beſchlagnahmten die
Beamten 17 Billiarden, die er dafüir erhalten hatte, daß er in
einem=
fort Wendorffs Lieblingslied „So leben wir” ſpielte.
Die letzte Spur führte in eine Likörſtube in der Nähe des
Echleſi=
ſchen Bahnhofes. Hier war Wendorff noch in der Nacht zum Freitag
geweſen. Mit einem Mädchen war er dann we gegangen. Es war
aber nicht die Begleiterin vom „Schwarzen Kater‟. Dieſe war bereits
ermittelt worden. Wie ſie behauptet, hatte Wendorff ſie reich beſchenkt.
Die Beamten der Streifmannſchaft ſuchten die Nacht hindurch alle Lokale
in der Umgebung des Schleſiſchen Bahnhofs ab und fanden endlich
morgens früh den Geſuchten mit ſeiner Begleiterin, von der Likörſtube
in einem Fremdenlogis, in dem er in der Nacht unter einem falſchen
Namen abgeſtiegen war. Der Verhaftete erklärte, er habe ſchon gewußt,
daß die Polizei ſeinen Schlupfwinkel entdeckt und umſtellt habe, und ſei
willens geteſen, ſich ſelbſt zu ſtellen, weil man ihm auf ſeinen
Rund=
fahrten mindeſtens die Hälfte des Geldes geſtohlen habe. Was ihm nun
wirklich geſtohlen iſt und was er verſcheukt und vergeudet hat, ſucht
Kommiſſar Getz mit ſeinen Beamten jetzt im einzelnen noch feſ zuſtellen.
Sicher werden ſich noch eine ganze Reihe von Leuten zu verantworten
haben. Gefunden und beſchlagnahmt wurden bei dem Verhafteten noch
40 Billiarden und 200 Billionen. Vorausſichtlich wird
die Eiſenbahnverwaltung den größten Teil des geſtohlenen Gieldes
zu=
rückerhalten. Die Ermittelungen nach anderer Richtung ergaben, daß
Wendorff, ſein Bruder und der Pförtner Joſt den Einbruch von langer
Hand geplant und vorbereitet hatten. Auch noch ein derſumpfter
Aka=
demiker iſt beteiligt. Der Wächter Teichmann, ein alter Mann, iſt ein
früherer Weichenſteller, der bei dem großen Stellwerkeinſturz auf dem
Lehrter Bahnhof ſo ſchwer zu Schaden kam, daß er im Außendienſt diicht
mehr verwendet werden kann. Er iſt ein durchaus nüchterner Menſch
und den Verbrechern arglos ins Garn gegangen. Mit Liſt lockten ihn
die beiden Wendorff und Joſt, die gerade den erſten Weihnachtsfeiertag
als beſonders geeignet zur Ausführung ihres Planes gewählt hatten,
von ſeinem Poſten weg in die Kneipe und machten ihn betrunken. Joſ.
ſtahl ihm den Schlüſſel aus der Taſche und ſteckte ihn Wendorff zu. Er
verſuchte auch, Tcichmann von einer Anzeige abzuhalten. Teichmann
ſetzte jedoch, ſobald er wieder nüchtern war, ſeine Vorgeſetzten ſofort in
Kenntnis, ſo daß auch die Kriminalpolizei gleichzeitig benachrichtigt
werden konnte.
Großfeuer bei Sicmens.
Berlin. Am Mittwoch mittag iſt in Siemensſtadt im ſogenannten
Kleinmotorenbautverk der Firma Siemens u. Halske aus unbekannter
Urſache ein Großfeuer ausgebrochen. Der Feuerwehr ge=ang es, nach
zwei Stunden den ausgedehnten Brand auf ſeinen Herd zu beſchränken.
Der Sachſchaden iſt bedeutend.
Kein Oberbürgermeiſter für Potsbam.
In Vertretung des fehlenden Oberbürgermeiſters übernimmt
Bürger=
meiſter Rauſcher die ſämtlichen Amtsgeſchäfte der Stadt Potsdam.. Die
Stelle des Oberbürgermeiſters in Potsdam wird vorläufig aus
Sparſam=
keitstückſichlen nicht ausgeſchrieben. Oberbürgermeiſter Vosberg
verab=
ſchiedete ſich in feierlicher Weiſe von dem geſamten Magiſtrat und den
Beamten der Stadt Potsdam.
Eine Bluttat
ereignete ſich in Frankfurt am Main in der
Silveſter=
nacht. Mehrere Buſchen überfielen in der Nähe des
Zoologi=
ſchen Gartens einen Polizciobeiwachtmeiſter und verletzten denſelben
durch Schüſſe derart, daß der Beamte geſtern im Krankenhaus geſtorben
iſt. Es wurden mehrere Perſonen unter dem Verdachte der
Mittäter=
ſchaft verhaftet.
Ein brennendes Patronenlager.
Silveſternacht brach in einer Scheune, die ſich auf dem
Grund=
ſtüick Neue Königſtraße 93 zu Potsdam befindet, ein großes Feuer aus.
Als ge ade die Feuerwehrleute mit den Löſcharbeiten beſchäftigt waren,
kam aus einer Ecke der Scheune ein Schnellfeuer. Sofort wurde die
Mannſchaft zurückgezogen, und man entdeckte ſpäter ein Patronenlager
und mehrere Gewehre. Man ließ erſt die Vatronen ſich abſchießen und
ſetzte dann die Löſcharbeiten weiter fort. Da ſehr viel Stroh und Heu
vorhanden iſt, hält der Brand noch an. Die Scheune gehört dem
Päch=
ter Jakob aus Potsdam, der ſie von dem Rittergut Nedlitz gepachtet hat.
Exploſion auf dem Bahnhef Wildpark.
* Die Lage der Krankenkaſſen.
Einer amtlichen bayeriſchen Auslaſſung entnehmen wir folgende
auch für uns intereſſante Mitteilung: „Die Finanzlage der Krankenkaſſen
hat in den letzten Monaten ſehr bedrohliche Entwicklung angenommen.
Schuld hieran trägt in erſter Linie der fortſchreitende Verfall der
deut=
ſchen Währung. Dazu kam, daß es nach dem Stande der
Reichsgefetz=
gebung den Kaſſen lange verwehrt blieb, ihre Einnahmen durch volle
Er=
faſſung der Arbeitsverdienſte der Verſicherten in einem entſprechenden
Maße zu ſteigern und ſich auch ſonſt den von Tag zu Tag ſich ändernden
Geldverhältniſſen anzupaſſen.
Gerade im ſchwierigſten Zeitpunkt ſahen ſich nun die Kaſſenärzte und
Apotheker, ſowie die Krankenhäuſer unter dem Drucke des
Währungsver=
falls gezwungen, die Forderung einer möglichſt wertbeſtändigen, zum Teil
ſogar der Goldmarkbezahlung ihrer Leiſtungen zu erheben.
Es iſt Tatſache, daß der Anteil der Aufwendungen gerade für
Arzt=
koſten an den Geſamtausgaben der Kgſſen ſeit 1914 — allerdings
mit unter dem Einfluſſe der vielerorts erfolgten
Einführung der Familienverſicherung — ganz gewalt.g,
nämlich nicht weniger als auf beinahe das 2½fache, geſtiegen iſt.
Einen beſonderen Stein des Anſtoßes bildet die Höhe deu
Krankenkaſſenbeiträge. Jedoch wird dabei meiſt überſehen,
daß dafür monat lang Beiträge erhoben worden ſind, die nicht nur
völ=
lig unzulänglich geweſen, ſondern, am Goldwert gemeſſen, auch weit
hinter den Friedensbeiträgen zurückgeblieben ſind. Cs ſind bereits
Maß=
nahmen eingeleitet, um die Beiträge für die weitere
Dauer auf das notwendige Maß zurückzuführen, ſodaß
mit Sicherheit zu erwarten iſt, daß, wenn die Stabiliſierung der
Wäh=
rung anhält, auch hier wieder Wandel eintritt.
Die Verwaltungskoſten der Kaſſen haben gegen 1914 nur
von 12,5 auf 14,6 Prozent der Geſamtausgaben, alſo um rund 1/e,
zu=
genommen. Dieſe Steigerung iſt mäßig, wenn man bedenkt, daß den
Kaſſen ſeit 1914 eine Reihe wichtiger Aufgaben, ſo namentlich die
Durch=
führung der Wochenfürſorge für die minderbemittelte Bevölkerung, die
Krankenhilfe für die Kriegsbeſchädigten, die Einhebung der Beiträge für
die Erwerbsloſenfürſorge, zugewieſen wurde, für die ſie Erſatz der
Ver=
waltungskoſten nur in beſchränktem Umfange erhalten, und daß ſie
viel=
fach auch Mehrleiſtungen, wie die Familienwochenhilfe, in einem früher
nicht gekannten Umfange eingeführt haben.
Die ſoziale Verſicherung iſt reformbedürftig
nach verſchiedener Richtung. Sie wird ſich einpaſſen müſſen.
in die engen Schranken, die ein verarmtes Volk allenthalben aufgerichtet
findet. Aber ſie muß erhalten bleiben,, gerade weil das Volk verarmt
iſt, wie noch nie, und es nicht angeht, die Volkskraft vor dem Wenigen,
was wir noch beſitzen, das Koſtbarſte, verkommen zu laſſen. Wir
akzep=
tieren die in der amtlichen Auslaſſung enthaltenen Zugeſtändniſſe,
na=
mentlich auch das, daß der Anteil der Aufwendungen gerade für
Arzt=
koſten an den Geſamtausgaben der Kaſſen ſeit 1914 mit unter dem
Einfluſſe der vielerorts erfolgten Einführung
der Familienverſicherung ganz gewaltig geſtiegen iſt.
Die Koſten der engliſchen Wahlen.
Wie eine Londoner Zeitſchrift ausrechnet, koſtete die letzte Wahl im
England mindeſtens 1 500 000 Pfund. In dieſem Jahre haben ſich 1200
Wahlkandidaten um die 615 Sitze beivorben, und da es jedem Kandidaten
geſetzlich geſtattet iſt, die Summe von 5 Pence für einen Wähler in einer
Kleinſtadt, und in einer Großſtadt 7 Pence für den Wähler auszugeben,
ſo gehen ſchon durch dieſe Summen, ſo gering ſie angeſetzt ſind, da ſie
voll ausgenützt werden, etwa 700 000 Pfund drauf. Die übrigbleibenden
8000 Pfund, werden durch die Gehälter der Mitarbeiter der
Kan=
didaten und die Unterſtützung der Wahlbureaus verſchlungen. Jeder
Kandidat muß über die Ausgaben, die er und ſeine Helfersheifer machen,
genaue Rechenſchaft geben, damit er ſich nicht gegen das
Beſtechungs=
gefetz vergeht. Wenn ſeine Wahlagenten nicht geſchickt genug ſind, die
Summen, die ſie für die Bearbeitung der Wähler verwenden, in den
geſetzlichen Grenzen zu halten, dann kann es dem Kandidgten ſehr ſchleiht
ergehen. Schon in verſchiedenen Fällen ſind Abgeordnete, die glücklich
gewählt waren, ihrer Sitze für verluſrig erklärt worden, weil
heraus=
kam, daß ſie bei der Wahl zu große Summen ausgegeben hatten. Das
meiſte Geld der Angeſtellten wird durch „Wahlliteratur” verſchlungen.
Sobald die Wahlen ausgeſchrieben ſind, beginnt für die engliſchen
Drucker eine Hochſaiſon, denn ſie werden mit Aufträgen für Plakate
und Flugblätter überſchwemmt. Bei der letzten Wahl wurden gegen
dreißig Millionen Flugblätter verteilt. Der größte Teil der Wahlkoſten
wird durch die großen politiſchen Organiſationen aufgebracht.
Der weiße Tod.
Aus dem kleinen Walſertal, das zum deutſchen Zollverband
gehört, wird der Niedergang einer großen Lawine gemeldet, die 2
Häuſer mit zahlreichen Inſaſſen verſchüttet habe.
Einzel=
heiten ſind nicht bekannt, da die Telefonl itungen geſtört ſind.
Schnceſtürme im Rieſengebirge.
Aus Hirſchberg wird uns geſchrieben: Der Freitag war
wie=
der ein Sturmtag erſter Ordnung im Rieſengebirge. Aber diesmal
be=
ſchränkte ſich das Unwetter im weſentlichen auf das Hochgebirge und
die Vorberge. Ein eiſigkalter Orkan tobte und machte den Aufenthalt
im Freien unmöglich und lebensgefährlich. Außerdem herrſchte eine
furchtbare Kälte; ſo wurden bei der Wieſenbaude — 32 Grad
Cel=
ſius gemeſſen. In der Wieſenbaude befanden ſich 14 Perſonen mit
erfrorenen Gliedern. Selbſt geübte Hocha birgler konnten an manchen
Stellen nur auf allen Vieren weiterkommen, ſonſt drohte ſie der Wind
in den Abgrund zu werfen. Am Sonnabend war das Wetter im
Ge=
birge wieder heſſer, ſo daß ſich die Fremden dem Winterſport widmen
konnten.
Lawvinenſtürze in der Schweiz.
L. Glarus meldet waldverheerende Lawinen im Klöntal und
bei Schwendi; Elm iſt von der Außenwelt abgeſchloſſen. Am
Wiggis donnern beſtändig gewaltige Lawinen. — Aus Graubün=,
den kommen beſonders böſe Nachrichten aus dem Prättigau.
St. Antonien iſt von der Umwelt abgeſchnitten. Die gefürchtete
Platzlawine ging mitten durchs Dorf nieder. Menſchenleben ſind nicht
zu beklagen. Die Vewohner wagen nicht die Häuſer zu verlaſſen, aus
Angſt vor neuen Stürzen. Aus dem Kanton Uri melden
Gurtnel=
len, Waſſen und Göſchenen Lawinenſtürze. Bei letzterem
Ort zerriß der Luftdruck einer Lawine die elektriſche Licht= und
Kraft=
leitung der Bundesbahnen und bewirkte Unterbrechung in der
Strom=
lieferung. Anſtelle der elektriſchen Lokomotiven der Gotthardbahn
mußten wieder Dampfmaſchinen in Dienſt treten. — Die Schneedecke
auf dem Plateau von Pierre 4 Voir erreicht eine Höhe von 2,5
bis 3 Meter. — Die Furkabahn iſt durch Lawinen unterbrochen.
Ein 3½jühriger Ozeanreiſender.
Mit dem Dampfer „Regina” der White Star Dominion Line traf
letzthin ein kaum 3½jähriges Bürſchchen im Heimatshafen ein, das die
weite Reiſe von Toronto mit der Bahn nach Montrcal und von dort
mit dem Schiff über den Ozean ohne jegliche Beglei ung zurückgelegt
hat. Er hatte ein kleines Schild um den Hals, das Namen und
Reiſe=
ziel angab. An Bord des Dampfers fand die kleine Waiſe, um eine
ſolche handelte es ſich, die liebevollſte Aufnahme bei dem Schiffsperſonal,
und auch von den Paſſagieren wurde der kleine Reiſende tüchtig
verwöhnt.
Monte Carlo auf Korfu!
Paris. Nach einer Blättermeldung aus Athen hat ein
franzö=
ſiſches Syndikat der griechiſchen Regierung vorgeſchlagen, das Schloß
des ehemaligen deutſchen Kaiſers auf Korfu in ein
zweites Monte Carlo umzuwand In, wobei Griechenland ein großer Teil
der Gewinne zufallen ſoll. Auch iſt Griechenland verſprochen worden, den
Millionen Flüchtlingen aus Klein=Aſien Mittel zu verſchaffeh. B=vor
eine Entſcheidung getroffen wird, beabſichtigt man in Athen, Veniſelos
Verletzt iſt ein Bahnarbeiter.
Neues Erdbeben.
Trier. In der Nacht vom 31. Dezember auf den 1. Januar
gegen 2 Uhr 45 Minuten wurde hier ein Erdbeben verſpürt, das
meh=
rere Sekuden andauerre. Nach einer minutenlangen Pauſe wurden noch
weitere Stöße wahrgenommen. Schaden iſt außer einer zerſprungenen
Fenſterſcheibe nicht angerichtet worden. Das Beben wurde auch im
Ruwertale verſpürt. Man vermutet, daß es ſich um die Ausläufer
eines entfernten Bebens handelt.
Das Bierkonto der Mecklenburger Bauern.
Wie aus Mecklenburg gemeldet wird, hat die ungeheure
Bierver=
teuerung dazu geführt, daß Bauern ſich bei den Gaſtwirten ein
ſoge=
nanntes Gerſtenkonto eingerichtet habe das heißt, ſie liefern einen
Zentner Gerſte ab, was ſie zum Genuß von 35 Maß Bier berechtigt.
Außer den Baucrn wird es wohl in Deutſchland nicht allzuviele
Bevöl=
kerungskreiſe geben, die ſich derartige „Gerſtenkonto3” leiſten können.
Zum Doppelmord in St. Blaſien.
St. Blaſien. In dem dienſtpolizeilichen Verfahren gegen
Bür=
zemneiſter Mutter von St. Blaſien wurde nach Abſchluß umfangreicher
nanntes Gerſtenkonto eingerichtet haben, das heißt, ſie liefern einen
gröblicher Verletzung ſeiner Dienſtpflichten und wegen unwürdigen Ver=
8 entlaſſen wird.
haltens in und
Idſtein. Die Idſteiner Zeitung beging geſtern das Feſt ihres
25jährigen Beſtehens. Das Blatt erſcheint ſeit ſeiner Gründung in dem
Verlage von Gg. Grandpierre=Idſtein.
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für den 4. Januar:
Fortdauer des heiteren Froſtwetters bei geringen wechſelnden Winden.
Tageskalender.
Tageskalender. — Donnerstag, den 3. Januar 1924.
Landestheater Großes Haus. Anfang 3:/, Uhr, Ende gegen
, Uhr. (Sondermiete 21: „Antigone” — Keines Haus
An=
fang 7. Uhr, Ende 10 Uhr (Sondermiete 207): „Der Waſſerträger”
— Orpheum 7 Uhr: „Venus im Grünen”. — Union=,
Reſi=
denz:. Zentraltheater, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
Hauptickriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortl /. für Politik und Wf. Rudolf Mauve
Verautwortlich für Feuill ion Naar ckten: Mar Streeſe
Derantwortlich für Srort: Dr. Eugen Buhlmann
Verantwortlich für Sc lußd Andreas Bauer
Verantw rilich für den nſ ratente l: W. lly Kuule
Druch und Verlag: 2. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Nummer hai 8 Seiten
[ ← ][ ][ → ]Seite G.
Dirmſätter Taybſatt, Donnerstag, den 3. Janine 192
Nummer 3.
Hans Peter Kromm der Lebendige.
Eine Geſchichte von Ufer zu Ufer
von Johanna Wolff.
(Nachdruck verboten.)
Schwerer und ſchwerer legte es ſich über Merete, daß ſie den
liebſten Menſch laſſen, fortlaſſen ſollte, weithin über das Meer,
zu anderen Leuten und zu anderen Frauen.
Und plötzlich warf ſie ihm die Arme um den Hals, klammerte
ſich feſt, und ein Schluchzen ſtieß heraus, heiß und weh und wild.
— Und des Mannes Arm umfaßte ſie enger, und in leiſen,
abge=
brochenen Flüſterworten, als höre da jemand zu, ſprach ſeine
Stimme auf ſie ein — — ſo voll Liebe, ſo ganz, ganz voller
Liebe —. Kein Tritt, kein Menſchenlaut nah und fern — nur
dies Weinen und ein Tröſten, das doch tein Tröſten war, ſondern
das Taſten und Klopfen des kleinen Hans Peter Kromm in ſeines
Vaters Mannesblut: das ſchmeichelte und rief, das begehrte ins
Daſein, das floß wie ein ſtarles Duften über Meretens ſcheue
Sinne hin.
„Wirſt Du auch wiederkommen? Wirſt Du ſo
wiederkom=
men?” Sie hatte ſich von ihm gelöſt und ſtand, den Kopf
zurück=
geworfen, die Augen in ſeine geheftet. Und die grünen
Baum=
wipfel, waren ſo unbewegt — ſie bebte und ſenkte den Blick, der
dem ſeinen ſo ſeltſam tief begegnet war.
„Merete — Süße,” ſagte der Mann in verhaltnen Lauten
und reckte die Hände nach ihr; ſie wehrte ihm, und doch blühte
ihre Geſtalt ihm entgegen, ſie zog ihn an, in einer nie gekannten
Schönheit.
War das die klare, die ein wenig nüchterne Merete?
Wonne=
ſam verwandelt in ihrer Scheu erſchien ſie dem Geliebten! Sie
hob nicht die Augen, noch wehrte ſich ihre ſichere Keuſchheit gegen
das Allmächtige, das von ihm zu ihr herüberflutete —
Jetzt oder nie war für den kleinen Hans Peter, der ſo gern
ins Daſein wollte, die Gelegenheit gekommen. Er zog die beiden
Fäden heftig an: Zwei heiße Herzſchläge hüben und drüben —
dann — dann war’s geſchehn — das blutwarme Leben zweier
Menſchen ſtieß überwallend zuſammen.
Mit der geſunden Inbrunſt ihrer zwanzig Jahre war Merete
dem Liebſten an die Bruſt geſtürzt, hingenommen, ganz außer
ſich: „Ich — ich laſſe Dich nicht! Ich — ich will Dir eigen ſein!
Und Du — Du ſollſt mich haben. Hörſt Du, freiwillig, Peterle,
ganz freiwillig,” ſeufzte, jauchzte ſie in ſeinem Arm.
Und dann ſchauerte ſie, als ginge ein Entſetzliches vor ihr
nieder, ihre zitternden Hände faßten ihn feſt — feſt. „Da — da —
küſſe mich! Du — Du — kommſt nicht zurück.” Mit
tränenüber=
ſtrömtem Geſicht neſtelte ſie ſich an ihn wie im Krampf . . . Es
war die Stunde der großen Glückſeligkeit —
Und dann kam ein letztes Umfangen, ein Küſſen, als wollten
ſie einander die Seele austrinken und ein Losreißen wie mit
hör=
barem Laut: „Mein Weib!”
„Mein Mann ..
Hans Peter, der ſeinem Sohne ein ſchöpferiſcher Gott=Vater
geſporden, war gegangen . . . Die Zurückgebliebene hörte das
Reiſig brechen unter ſchreitendem Fuß; ſtill ſaß ſie, ganz ſtill.
UInd horchte abermal — horchte und vernahm nichts mehr.
Hans Peter war fort — geſchieden. Da ſenkte ſich’s wie ein
blutroter Vorhang nieder vor ihren Augen. Sie wollte
aufſtür=
zen, rufen, ihn zurückhalten — ſie konnte nicht.
In der Ferne durchſchnitt der gellende Pfiff einer
Lokomo=
tive die Luft. Sie war allein — allein.
Gegen eine Kiefer gelehnt, hockte Merete eine Weile reglos,
ſchier ohne Bewußtſein, mit offenen, verblaßten Augen, ohne zu
ſehn. Dann reclte ſie müde und ſchwer die Arme nach dem letzten
Fünklein Licht: „Himmliſcher Herrgott, wenn doch Vater noch
lebte!"
Am Saum ihres Kleides kroch ein Marienkäferchen hoch;
ſachte zog ihre Hand die Falte empor: „Bringſt Du mir (lück?”
flüſterte ſie, und unbewußt, wie als Kind, begann ſie leiſe das
alte Verslein vor ſich hin zu ſingen:
„Barbuſchken, Barbuſchken, flieg auf, flieg auf,
Dein Häuschen brennt, dein Speckchen ſengt,
Deine Kinderchen ſchreien nach Butterbrot —
Flieg auf — flieg auf —
Das Käferchen hatte die Flügel gebreitet und war entwichen.
Merete aber, ihr Geſicht in die Hände gebückt, weinte, weinte,
als ſolle ihr das Herz brechen. Und die Vöglein im Walde, die
ſangen ſo wunderſchön!
So hatte der kleine Hans Peter Kromm in der Stunde der
großen Glückſeligkeit mit Tränen ſeinen Anfang genommen.
Wie Haus Mvorwiſche ſein halbes Dach verliert und etwas ſich
bemerklich macht.
„Stell’s vor dich hin und ſieh es herzhaft an,
und was du Schickſal heißeſt, wird ſich dir
enthüllen.”
Und Merete limbreit bewegte ſich wieder in den Geleiſen des
Aultags. Es kam ihr ſelber merkwürdig dor, wie ſie nach jenent
außerordentlichſten Begebnis ſich wieder in den gewöhnlichen
Lauf der Dinge hineinfinden und ihre Pflicht tun konnte, ja, daß
jetzt etwas in ihr war, was geradezu nach Arbeit und Werken
ſchrie.
Mit ihrem guten Namen hatte ſie ſich für gewiſſenhafte
Er=
füllung ihrer Aufgaben eingeſetzt, und jetzt, gerade jetzt, mußte ſie
ihrem guten Namen Ehre machen.
Einen mütterlich=forſchenden Blick warf Frau Schack auf das
Mädchen, das blaß und mit ſonderbar ſtillen Augen, aber ſtets
geſchäftig, umherging. Sollte — ſollte da ein Beſonderes mit
dieſer Merete Umbreit vorgegangen ſein? Nein, dieſe Jungfrau
war in althergebrachter Sittſamkeit des kirchlich Beſcheinigten
groß geworden; die verrechnete ſich nicht und die vergab ſich auc5
nichts. Die war deſſen gar nicht fähig.
Frau Schack gab ſich zufrieden. Sie wurde auch wieder
voll=
ſrändig in Anſpruch genommen, denn die Hauptperſon von
neun=
zig Jahren war von der Karlsbader Reiſe zurückgekehrt und hielt
das ganze Haus in Aufregung und Bewegung.
Die kleine Dame machte ſie alle laufen, treppauf, treppab,
von Frau Monika an bis zu Geſche; da mußte wieder gewaſchen
und gebügelt, gebürſtet und gefaltet werden, bis die
Sommer=
ausrüſtung für den Winterſchlaf verſtaut in den Koffern lag —
bis zum nächſten Lenz!
Mag war bei ihrem ſeltenen Bade=Jubiläum außerordentlich
gefeiert worden, ihre Jugendlichkeit war geprieſen, ihre geiſtige
und körperliche Beweglichkeit bewundert worden, man hatte auf
ihr „Jahrhundert” getrunken und auf die „ſechzig” in Karlsbad.
Damit war etwas Unſtétes über die (reiſin gekommen; jetzt
wollte ſie jugendlich ſein und beweglich! Wie ein Irrwiſch huſchte
ſie umher. Sie hatte ſich ein helles Seidenkleid machen laſſen,
und ihre Hüte wurden mit leuchtenden Blumen aufgeputzt. Der
große Geldbeſitz aber wurde zur ſixen Idee bei der alten Frau.
Das Vermögen, das ihr Sohn hinterlaſſen haben ſollte,
vergrö=
ßerte ſich in ihrer Vorſtellung von Tag zu Tag. Daraufhin
be=
gann ſie ihre Ausgaben ins Unermeßliche zu ſieigern. Wollte die
Schwiegertochter Cinſprache erheben, dann hieß es ſofort: „Die
Mittel ſind mein — — Das Geld iſt von mir, liebes Kind!‟ Dann
fühlte Frau Monika ſich machtlos.
Merete begriff nicht, warum dieſe ſonſt ſtark=geiſtige Frau
ſich ſo plagen ließ, warum ſie der kleinen Greiſin nicht die reine
Wahrheit ſagte.
Und für ſich dachte Merete daran, Moorwiſche beizeiten zu
verlaſſen. Sie fühlte immer gewiſſer, daß ſie Mutter war. Wenn
ihre Zeit ſich erfüllte, wollte ſie hier kein Aergernis geben,
ſon=
dern lieber in aller Stille von dannen ziehn! . .
(Fortſetzung folgt.)
Todes=Anzeige.
Nach kurzer, ſchwerer Kran: iſt mein lieber, guter Mann,
unſer treuſorgender Vater, Sohn
und Bruder
Studienrat
Aagaft Keuer
am 1. Januar ſanft verſchieden.
Im Namen der
trauernden Hinterbliebeuen:
Anng Keller, geb. Linck.
Die Beerdigung findet
Donners=
tag nachmittag 3 Uhr
vomSterbe=
haus, Gervinusſtr. 70, aus ſtatt.
Von Blumenſpenden bittet man
abſehen zu wollen. (*128
Unterfertigte erfüllt hiermit
die traurige Pflicht, von dem
Ableben ihres lieben alten Herrn
Auguft Keller
Studienrat am Realghmnaſium
geziemend Kenntnis zu geben.
In tiefer Trauer:
Die Landsmannſchaft
Merovingia=Gießen.
Für den A. H. V.
Prof. Dr. Krausmüller.
Für die Aktivitas
Dählmann.
Nachruf.
Am Montag nachmittag
ver=
ſiarb nach langem ſchweren
Leiden unſere verehrte
Frau
Selin Kaymann.
Wir verlieren in der
Dahin=
geſchiedenen eine treue und
ziel=
bewußte Beraterin, die uns ſtets
ein Vorbild des Fleißes war,
deren Andenken wir ſteis in
Ehren halten werden. (*14
Die
Angeſtellten und Arbeiterinnen
d. Fa. Zella Katzmann.
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ſtraße 39, Manſ. (*15:
Nachruf.
Am 22. Dezember 1923
ver=
ſchied infolge Unglücksfalles der
Beamtenanwärter
Franz Hartmann
aus Mainſondheim in Bahern.
Der Verſtorbene gehörte der
2. Ausbildungsgruppe der Heſſ.
Landespolizeiſchule an und war
durch ſein beſcheidenes Weſen,
ſeine guten Leiſtungen ſowiedurch
ſeinen aufrechten Sinn bei
Vor=
geſetzten u. Kameraden in gleicher
Weiſe beliebt.
Die Landespolizeiſchule wird
ihm ſtets ein ehrendes Andenken
bewahren.
(113
Der Leiter der Landespolizeiſchule:
Fendel=Hartorius
Polize major.
Dankſagung.
(Statt Karten.)
Für die uns erwieſene herzliche
Teilnahme an unſerem ſchweren
Verluſte ſagen wir auf dieſem Wege
allen unſeren Dank.
Frau Eug. Ohnacher
und Kinder.
Darmſtadt, 2. Januar 1924. (*92
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe
herz=
licher Teilnahme beim
Hinſchei=
den meines innigſtgeliebten
un=
vergeßlichen Gatten, unſeres
guten Bruders, Schwagers und
Onkels
Herrn
ſprechen wir Allen unſeren
innigſten Dank aus. E,86
Die tieftrauernd. Hinterbliebenen.
Mz.=Zahlbach, 31. Dez. 1923.
Echter
Skunkspelz
u. Muff
ungetr.,
vorteil=
haft abzugeben.
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[ ← ][ ][ → ]Darmſtädter Tagblaft
Handelsblatt
3. Januar 1924 Nr. 3
Die Verordnung vom 28. Dezember (R.G.Bl. Nr. 135 vom 31.
Dezember) beſtimmt: Kaufleute, die Haudelsbücher zu führen
ver=
pflichtet ſind, haben vom 1. d. oder, fauls neues Geſchäftsjahr ſpäter
beginnt, von da ab Inventar und Bilanz in Golomark
umzuſtellen. Als Goldmark gilt der Gegenwert von
des nordamerikaniſchen Dollars. (Eine andere
Ein=
heit kann die Reicksregierung feſtſetzen.) (8 1.), Späteſtens für 1. d.
oder bei ſpäterem Beginn des Geſchäftsjahres von da ab und
Eröff=
nungsbilanz und Eröffnungsinventar im Sinne 833
H.G.B. in Goldmark aufzuſtellen. Für Genehmigung und
Ver=
öffentlichung dieſer Bilanz gelten die für Jahresbilanzen getroffenen
Beſtimmungen. Die Friſt des 8 260 Abſ. 2. wonach der Vorſtand der
A.G. in den erſten drei Monaten des Geſchäftsjahres für das verfloſſene
Bilanz, Gewinn= und Verluſtrechnung, ſowie Bericht
über Vermögensſtand und Verhältniſſe der A.G. dem Aufſichtsrat
und mit deſſen Bemerkungen der G. V. vorzulegen, hat, beträgt
nun — trotz abweichenden Geſellſchaftsvertrags — ſechs Monate
und kann durch Gericht angemeſſen verlängert wverden. (8 2.) Auf
In=
ventar und Bilanz in Goldmark finden, ſoweit nichts anderes beſtimmt
iſt, Geſetz und Statut Anwendung. (8 3.) Auf die Eröffnungsbilanz
einer A.G. und Komm.=Geſ. auf Aktien findet 8 261 Nr. 1. inſoweit,
als er die Bewertung von Vermögensgegenſtänden mit höherem Wert
als Anſchaffungs= oder Herſtellungspreis unterſagt, ſowie 8 261 Nr. 2
und 3 keine Anwendung. Für die Eröffnungsbilanz einer G.m.b.H.
findet 8 42 G.m. b. H.=Geſ. keine Anwendung.
Die Vorſchriften des Abſ. 1 gelten auch für die Eröffnungsbilanz
von Unternehmungen, deren Satzung Anwendung der genannten
Be=
ſtimmungen vorſchreibt,
Ueberſteigt der in der Eröffnungsbilanz eingeſtellte Wert der in
8 261 Nr. 1, 2 und 3 B.G B., ſowie in 842 Nr. 1 G.m. b. H. Geſ.
bezeich=
neten Gegenſtände den Anſchaffungs= oder Herſtellungspreis, und zwar
in den Fällen 8 261 3. 3 und 8 42 3. 1 bermindert um einen der
Ab=
nutzung gleichkommenden Betrag, ſo iſt der Unterſchied in der
Bilanz geſondert auszuweiſen.
Für die Jahresbilanzen gelten die in der Eröffuungsbilanz
ein=
geſetzten Werte als Anſchaffungs= oder Herſtellungspreiſe im Sinne des
8 261 3. 1, 2, 3 H. G.B. und 8 42 3. 1 G.m.b. B. Geſ. Gleiches gilt für
die Bilanz nach 8 333 Abf. 2 H. G.B. (8 4.). Ueberſteigt bei A.G., Kom=
Gef. a. A: oder G.m.b. H. das bei Aufſtellung der Eröffnungsbilanz
nach Abzug der Schulden ſich ergebende Vermögen den Betrag des
Grund= oder des Stammkapitals (Eigenkapital), ſo iſt in der Bilanz
entweder der Ueberſchuß als Reſerve einzuſtellen oder der Betrag des
Eigenkapitals entſprechend heraufzuſetzen; die Maßnahmen können
mit=
einander verbunden werden.
Ueberſteigt der Betrag, des Eigenkapitals das bei Aufſtellung der
Cröffnungsbilanz nach Abzug der Schulden ſich ergebende Vermögen, ſo
iſt entweder der Unterſchied als Kapitalentwertungskonto
unter die Aktiven einzuſtellen oder das Vermögen durch neue Einlagen
bis zur Höhe des Betrags des Eigenkapitals zu vermehren oder der
Betrag des Eigenkapitals entſprechend zu armäßigen. Auch hier iſt
Verbindung beider Maßnahmen zuläſſig. (8 5.)
Das Kapitalentwertungskonto darf nicht höher ſein als 9 Zehutel
des Betrags des Eigenkapitals. Die Geſellſchaft iſt verpflichtet, dieſes
Konto binnen drei Geſchäftsjahren auszugleichen und die
Ausgleichs=
bewirkung dem Gericht anzuzeigen. Zur Tilgung ſind vorhandener
Reſervefonds ſowvie die Veträge zu verwenden, die gemäß 8 262 H. G.B.
in den Neſexvefonds einzuſtellen wären. Verteilung von Gewinnen iſt
nur zuläſſig, ſo lange genanntes Konto beſteht. (8 6.) Eine nach 8 5
vorgenommene Veränderung des Eigenkapitals iſt Umſtellung im Siune
dieſer Verordnung. (8 7.). Das Verhältnis der mit den Aktien und
Geſchäftsanteilen verbundenen Rechte zueitander wird durch die
Um=
ſtellung nicht berührt (vorbehältlich näherer Regelung in
Durchfüh=
rungsbeſtimmungen), (S 8.)
Werden im Falle der Heraufſetzung des Betrags des Eigenkapitals
(5 50 Abſ. 1) neue Aktien (Geſchäftsanteile) ausgegeben, ſo ſind dieſe
den Geſellſchaftern auf ihr Verlangen entſprechend ihrem Anteil am
Eigenkapital zuzuteilen, es ſei denn, daß ein Dritter die Aktien
über=
nommen und ſich dabei verpflichtet hat, ſie den Aktionären zum Bezug
anzubieten. Gleiches gilt für den Fall einer Kapitalserhöhung, die
rährend Beſtehens des Kabitalentwertungskontos beſchloſſen wurde.
(5 3.). Nach der Umſtellung muß der Betrag des Eigenkapitals einer
A.G. (Kom.=Sef. a. A.) mindeſtens 5000 Goldmark, der einer G.m.b. H.
mindeſtens 500 Goldmauk betragen.
Bei Umſtellung einer A.G. (Kom.=Geſ. a. A.) müſſen die Aktien
und Interimsſcheine auf einen Betrag von mindeſtens 100 Goldmark,
im Falle des 3 180 Abf. 3 H. G.B. auf ſolchen von mindeſtens 20
Gold=
mark geſtellt werden. Im Falle 8 180 Abf. 2 H. G.B. (Namensaktien
der gemeinnützigen Unternehmungen) kann 20 Goldmark als Mindeſt=
(Schluß folgt.)
betrag zugelaſſen werden.
Kandel und Wandel in Heſſen.
. Franz Verron u. Guß. A.=G., Maſchinenfabrik,
Hirſchhorn. Das Unternehmen beſchäftigt ſich ſpeziell mit
Fabri=
kation von Tabakmaſchinen und landwirtſchaftlichen Maſchinen, ſowie
Vertrieb von fertigen und halbfertigen Fabrikaten der Metallinduſtrie
und verwandter Induſtrieen und Gewerbe. Grundrapital 300 000 000
Mk. Ausgabe der Aktien erfolgt zum Nennwert, ſie haben Gründer alle
übernommen. Gründer ſind: Ludwig Guß=Hirſchhorn, Oberingenieur
Franz Verron=Mannheim, Volkswirt Dr. Baſelli=Hirſchhorn, Ingenieur
Ernſt Vollhardt=Mannheim, Kaufmann Wiſhelm Stoll=Jugenheim a. B.,
Cliſabeth Ott=Darmſtadt. Zu Vorſtandsmitgliedern beſtellt:
Ober=
ingenienr Franz Verron, Kaufmann Stoll, L. Guß. Den Aufſichtsrat
bilden zur Zeit: Dr. Baſelli, Ingenieur Vollhardt und Eliſabeth Ott.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
L. Aus dem Genoſſenſchaftsrecht. Nach 8 53 des
Ge=
noſſenſchaftsgeſetzes ſind die Einrichtungen der
Genoſſen=
ſchaft und die Geſchäftsführung derſelben in allen Zweigen
der Verwaltung mindeſtens in jed uu 2. Jahr der Prüfung durch einen
der Genoſſenſchaft nicht angehörigen, ſachv rſtändigen Neviſor zu
untetwerfen. Dieſe Friſt iſt durch Verordnung vom 27. Dezember v. J.
auf drei Jahre verlängert für Genoſſenſchaften, die einem
Reviſionsverband angehören. Auf Antrag des Verbands kann
die oberſte Landesbehörde (in Heſſen: Geſamtminiſterium) des Landes,
in dem die Genoſſenſchaft den Sitz hat, die Friſt um ein weiteres
Jahr verkängern. Weitere B=ſtimmungen über Neviſion
einge=
tragener Genoſſenſchaften kann Reichsregierung mit Zuſtimmung des
Reichsrats treffen.
Das Statut einer eingetragenen Genoſſenſchaft kann den
Ge=
ſchäftsanteil in Rentenmark feſtſetzen. Ber emer
be=
ſtehenden Genoſſenſchaft bedarf es zur Beſchlußfaſſung darüber
einer Mehrheit, von Dreiviertel der erſchienenen Genoſſen.
Wird der Geſchäftsanteil in Rentenmark feſtgeſetzt, ſo ſind die
bishrigen Geſchäftsguthaben in Rentenmark umzurechnen und neue
Zuſchreibungen und Abſchreibungen (88 19 20 Gen Geſt) in Rentenmark
vorzunehmen. Das Statut hat die näheren Beſtimmungen über die
er=
forderlichen Umrechnungen zu treffen.
Das Statut kann für den Fall der Feſtſetzung des Geſchäftsanteils
in Nentenmark vorſchreiben, daß Einzahlungen auf den Geſchäf,
s=
anteil in Nentenmark oder anderen wertbeſtändigen Zahlungsmitteln zu
bewirken ſind. Trifft das Statut eine ſolche B.ſtimmung, ſo hat auch
die Auszahlung der Geſchäftsguthaben in dieſen Zahlungsmitteln zu
erfolgen.
Die Vorſchrift, daß der Geſchäftsanteil in Nentenmark feſtgeſetzt
werden kann, findet auf die Haftſumme bei e. G. m. b. H. mit der
Maßgabe entſprechende Anwendung, daß der Geſchäftsanteil nicht ohne
die Haftſumme, dieſe nicht, ohne den Geſchäftsanteil in Rentenmark
feſtgeſetzt werden kann. Die Vorſchrift über Feſtſetzung in Rentenmark
gilt auch entſprechend für die in 8 49 des Gen Geſ, behandelten
An=
gelegenheiten. (8 49. Die G=V. hat feſtzuſetzen: 1. Den G=ſamtbetrag,
den Anleihen der Genoſſeuſchaft und Spareinlagen bei derſelben nicht
überſchreiten ſollen; 2. die Grenzen, die bei Kreditgewährungen an
Ge=
noſſen eingehalten werden ſollen) Bei einer beſtehenden
Genoſſen=
ſchaft gilt die Umwandlung des Geſchäftsanteils und der
Haft=
ſumme in Nentenmark nicht als Erhöhung oder Herabſetzung des
Geſchäftsanteils oder der Haftſumme. Rückzahlungen aus den
Ge=
ſchäftsguthaben dürfen aus Anlaß der Umwandlung nicht erfolgen.
— Gewinn= und Tilgungsausloſung der
Spar=
prämienanleihe. Die am 2. Januar fällige Ziehung findet
auf miniſt rielle Anordnung nicht ſtatt. Es handelt ſich nicht um eine
generelle Ausſetzung, ſondern um eine Verſchiebung des Termins.
Warenmärkte.
wb. Frankfurter Getreidebörſe vom 2. Jan.
Amt=
liche Notierungen (Getreide, Hülſenfrüchte und Biertreber ohne Sack.
Weizenmehl, Noggenmehl und Kleie mit Sack. Preis je 100 Kilo bzw.)=
Weizen 18,75—19,25 Mk., Roggen 16,75—17,25 Mk., Sommergerſte für
Brauzwecke 17—17.50 Mk., Hafer inländiſcher 14,50—15 Mk.,
Weizen=
mehl ſüddeutſches Spezial Null 22,25— 29,75 Mk. Roggenmehl 25,50—26
Mk., Weizen= und Noggenkleie 7,75—825 Mk. Tendenz feſter.
wb. Berliner Produktenbericht. Der Produktenmarkt
zeigte heute andauernd feſte Stimmung infolge höherer
Preisforderun=
gen der Provinz. Die hieſigen Käufer aber verhielten ſich zögernd, und
ſo konnten die Forderungen nicht überall durchgeſetzt werden. Für
Wei=
zen und Noggen zeigte ſich Nachfrage ſeitens ſchleſiſcher Mühlen. Das
Angebot von Getreide war gering, z. T., weil die ſchwierigen
Verkehrs=
verhältniſſe die Ladung hindern. Gerſte mußte bei überwiegendem
Begehr teurer bezahlt werden. Auch für Hafer zeigte ſich von
aus=
wärts Nachfrage. Für Mehl werden ſeitens der Prodinzmühlen zum
Teil höhere Preiſe gefordert als in Berlin. Futterſtoffe waren eher
feſter.
Börſen.
* Frankfurter Börſenbericht vom 2. Jan. (Eigener
Bericht.) An der heutigen Börſe fand die nunmehr veröffeutlichte
Ver=
ordnung über die Goldmarkbilanzen lebhaftes Intereſſe. Indeſſen
konnte ſich die Spekulation von der Auswirkung dieſer Maßnahme noch
kein klares Bild machen und die Meinungen über den Einfluß der
Bilanzierung in Goldmark auf die Bewertung der Altien gingen ſehr
weit auseinander. Vielfach wurde die Anſicht vertreten, daß die
Gold=
markbilanzierung für die Aktien derjenigen Geſellſchaften, deren Kapital
nur wenig verwäſſert iſt, eine ſtärkere Bevorzugung gegenüber den
übrigen Werten btingen werde. Im übrigen lagen beſondere
Anreg=
ungen für das Geſchäft auch heute nicht vor. Der Geldmarkt bleibt
weiter flüſſig. Wohl hauptſächlich unter dem Einfluß dieſes Umſtandes
eröffnete die Börſe etwas lebhafter und in freundlicher Stimmung. Die
erſten Kurſe brackten mäßige Erholung und zu den Einheitsnotierungen
erfolgte überwiegend eine weitere Aufbeſſerung. Am Chemieaktien=
markt eröffneten Badiſche Auilin feſt mit 30, Kaſſakurs 31 rat. Die
Kurserhöhungen am Markte der Elektr.=Werte waren durchwveg etwas
größer. Auch für Maſchinenwerte beſtand etwas Intereſſe. Kleher 6½
bis 6, Daimler 5½—5, 6. Montanaktien konnten ihre Kurſe
durch=
ſchnittlich um ein Viertel bis ein Fünſtel der letzten Notiz erhöhen,
ruhiger waren oberſchleſiſche Werte. Sehr feſt, bei großen Umſatzen
lagen Bankaktien, die beſonders im Freiverkehr in großen Poſten
ge=
handelt wurden. Am Einheitsmarkt überwogen die Kursſteigerungen
ebenfalls: Badenia 2, Eiſenmeher 4½, Feiſt=Sekt 3 rat. Denninger
Leder 26, Leibrand 2.9, Prometheus 22. Noeder 4, Frankfurter Allg.
Verſicherungen 33. Der Markt der ausländiſchen Nenten zeigte
gleich=
falls durchweg erhöhte Kurſe: Zolltürken 146, Bagdadbahn 151½4 rat.,
4½zproz. Rumänen 5 rat. Die wertbeſtündigen Anleihen hatten heute
bei kleinen Umſätzen ebenfalls leichte Erholungen aufzuweiſen, doch
bleibt die Nachfrage nach dieſen Werten unter den augenblicklichen
Ver=
hältniſſen ſehr klein. Badiſche Kohlen 14, Sächſ. Braunkohlen 21g. Der
Freiverkehr war bei ruhigem Geſchäft leicht befeſtigt. Man hörte hier:
Beckerſtahl 12—12½, Beckerkohle 12½4, Benz 4—4½ Georgi 0,9,
Gro=
wag 0,575, Hanſa Lloyd 2, Kahſer Waggon 0,3, Krügershall 14,
Mai=
zer Gas 4, Meyer Textil 0.7, Naſtatter Waggon 4—4½. Ufa, die von
434 bis zirka 8 umgingen, konnten eihren Kurs nahezu verdoppeln. Die
Nachbörſe war befeſtigt unter Bevorzugung der Aktien der Deutſchen
Banken. Deutſche Bank 18—19, Dresdener Bank 13 Geld, Diskonto 24.
wh. Berliner Börſenſtimmungsbild. Die Börſe
be=
gann das neue Jahr anſcheinend in hoffnungsvollerer Stimmung
hin=
ſichtlich der Entwickelung der politiſchen und wirtſchaftlichen
Verhilt=
uiſſe. Es zeigte ſich einige Unternehmungsluſt, die auf allen
Umſatz=
gebieten zu teilweiſe anſehnlichen Kursbeſſerungen führte. Eine
weſent=
liche Erleichterung des Geldmarktes, wo die Zinsſätze ſich unter ½ Proz.
bewegten bei ziemlich großem Angebot, unterſtützte die Kursbeſſerungen.
Als beſonders geſtiegen ſind von Montanwerten Bochumer Guß. D=
Luxemburger, Gelſenkirchener, Harpener, ferner die ſehr lebhaft
ge=
handelte Laurahütte, Oberſchleſiſche Eiſenbahnbedarf, Phönix und
Nhein=
ſtahl hervorzuheben. Ferner erzielten Oberſchleſiſche Kokswerke einen
Gewinn von ziemlich 13 Billionen. Von Elektrizitätspapieren wurden
namentlich Geſellſchaft für elektriſche Unternehmungen zu höheren
Kur=
ſen lebhaft umgeſetzt. Von Maſchinenfabriken gewannen Loewe über
10 Billionen. Deutſche Anleihen wurden wiederum in Erwartung
einer Aufwertung zu geſteigerten Preiſen aus dem Markt jenommen.
Das Geſchäft lenkte nach Befriedigung der anfangs vorliegenden
Kauf=
aufträge in ruhigere Bahnen ein, eine freundlichere Stimmung konnte
ſich aber voll behaupten. Die Kurſe zogen meiſt weiter an. Deviſen
blieben im weſentlichen unverändert bei meiſt voller Zuteilung.
Oeviſenmarkt.
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139 900100 -
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3 300
23030
3125
45030
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Frankfurter Kursbericht vom 2. Januar 1924.
Die Notierungen ſind für deutſche Renten in Milliarden Prozent ausgedrückt. — Für ausländiſche Renten und ſämtliche Aktien ſind die Kurſe in Billionen Prozent ausgedrückt.
Europäiſche Staatspapiere.
4 Deuiſche.
725 Reichsanleihe. ...........
„aannaas.s
½2 „.....!
.........
ollar=Goldanleihe ........
ollar=Schutzanweiſungen ..
½% UN= und v Schuuanweiſ
½ VI.—Ik.
parprämienanleihe ........:
Kwangsanieihe ......:...=
P Preuß Aonſols .........
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½
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429 Bad. An unl. 1835......
„ p 1907......
½2
Vayern Rnleihe .........
........
6½%
% Heſſen unt. 1934 ........
% — „aannraanareeas
z ..............
% Pürtlemberger ........,
b1 Augländii che.
2 PoZuten L.=E. B. v. 1914
% „ 2.=Inveſt.=Anl v. 1014
1% - b. 1902 .........=
.........
8 Pnlgar. Tahal 1902 —....
1. 3 Grlech. Menopol ....
1.% Leſt. Staatsrente v. 1913
äb 1919
9% Leſt Schatanweiſ,, ſir
b. 1914 iasirarf71
% Leſt Goldrente ........."
8 „ einheitl. Nente .....
69 Nun am. Neute v 03 ..
4½% — Ooldrente v. 19 ... „ lonv. ....
47 „ „ . p. 05 „..!
Tüirt (Admin.)v 1903 ...
(Bagdad) Eer. 1.
11..
p. 1911, Kollanl. ..
5 Uug Staatör. v. 14...
Goldreite. .......
„Staatsr. v. 10....
Kronenrente. „„„
elußereuropäiſche.
20 Merik auort innere 7. äuß. v. 99 ..
Gold v. 44 ſſr.
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4½% Irrigatiunganleihs
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4% kliſobeihbahn ſit.
(Po Gal Catl Ludw Bahl".
5% Ceſt. Südb. (Lomb.) ftſr.
1%
7,6%0 Alte Ceſtr. Südb (Lomb.)
2,6%Neue .
42, Leſt. Staatsb. v. 1863...
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3‟ Leſt. Staatsb. 0 Em ..
3% Teſt. Staatsb v 1883
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425 Rudolſib. (Salzkamnterg.): 053
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4B2 Angtolier 1.!
325 Salon Conſt. Joueiion.:=
3% Salontaue Monaſtir „aa=
520 Tehuantepee „„azaararaas 2ic
1R% — „iuzarrse
Pfandbrieſe.
125 Frankſ.Onp.=Vanl 1930...
3½%
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425 Tranr, H. Krd.=Ver. 1921
425 Mein Hyp=Bank 1922 ...
42 Pſälz. — 1922 ...
429 Ahein. „ 1923...
verl ..
3½%
12 Südd. Boben=red.=Bank
München 190ß .:"".
.% Heſſ. Lohnp=Wank Pfdbr.
3½4% Heſſ. Lohyp =Bl. Pfobr=
42 Oeſſ. Lohnp Kom Cbl. =
Zeutſche Ztädte.
42 Tarmſt. v. 1919 bis 1923.,
713% Darmſt. v. 1905 . ...,=
4% Fronifurt v. 1913 ......
v. 1903 ....
12 Folnt n. 1919 bie 1558
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30 B.deuwerk: K” im er! A !.
8%Seſſ.Braunk.=Rogg. Anl.p.es
5% Preuß. Aaliwert=Anleihe „
50 — Noogenwert=Anl.
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Bauf=Rktien.
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Darmuſtädter u. Nationglbank.: 108
Teurſche Bank.
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Deurſcheoffelten= u. Wechſelbank 4,23
Teutſche Vereinsbank .:.....=
114
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Frankfurt r Bank ..........=
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Neiſchebanl=Ant. .7
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.....„aaaaas 10
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Gelſentichen Vergw. „uuzzu=
Larpener Veralau. .. „a u: 79,3
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Darmſtädter Dagblatt, Donnerstag, den 3. Januar 1924
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gen den Förſter
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Anſchuldigung ergeb.
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ſämtl. v. 26. 8, 14. 9.
u. 23. 10 1923 in der
Oeffentlichkeit vor d
Amtsgericht Dieburg
gebraucht.
beleidigen=
den Aeußerungen, mit
dem Ausdruck des
leb=
haften Bedauerns
zu=
rück
(187
Inton Bertaloth II
Gundernhauſen.
Selbſt. Landwirt,eb.,
wünſcht ſich m.
Land=
wirtstochter, auch
kin=
derl. Witwe, im Alter
von Ende 20 Eis 30er
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B 105 Geſchſt. (21.
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