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Intag=Phobns!
GEGRUNDET
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Intag=Phöbus
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64
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deraubung
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Einzelnummer 15 Goldpfennige
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BERLIN WG2 KALCK REUTHSTRASSEA.S
Gefühl der Gerechtigkeit gegenüber den auderen Nationen, die
ſtärkſte Gewähr für den Fortſchritt und das gedeihliche
Zuſam=
menarbeiten der Völker bietet. Es iſt bei Beginn dieſes neuen
Jahres der ſehnlichſte Wunſch des deutſchen
Vol=
kes in ſeinem harten und duldenden Ringen um ſein Leben
und ſeine Zukunft, daß auch ihm bald das hohe Gutruhiger
Arbeit und friedlichen Lebens im Kreiſe der
Völker beſchieden ſei. Mit der Hoffnung, daß der von Ihnen
ſo warmen Herzens gewürdigte Geiſt der wahren Menſchlichkeit
im neuen Jahre ſich weiter ausbreiten und immer tiefere
Wur=
zeln faſſen möge, verbinde ich, Herr Nuntius, meine Herren, die
Bitte, Ihren Staatsoperhäuptern, Negierungen und Völkern
meine herzlichſten und aufrichtigſten Wünſche für ein glückliches
und friedliches neues Jahr zu übermitteln.
Der Reichspräſident begrüßte alsdann die Liplomatiſchen
Vertreter und tauſchte in perfönlichen Einzelgeſprächen mit ihnen
Neujahrswünſche aus.
Im Anſchluß daran empfing der Reichspräſident den
Reichs=
kanzler, die Reichsminiſter und die Staatsſekretäre. Hierbei hielt
der Reichskanzler
folgende Anſprache:
Herr Reichspräſident! Namens der hier verſammelten
Mini=
ſter und Staatsſekretäre des Rieiches habe ich die Ehre, dem
Herrn Reichspräſidenten die herzlichſten Glückwünſche zum neuen
Jahre zu entbieten. Das Jahr 1923, das nunmehr hinter uns
liegt, hat beſonders harte Schickſalsſchläge unſerem Volke und
Vaterlande beſchieden. Ich brauche nur auf die Beſetzung
der reichſten und betriebſamſten
Induſtrie=
gegend an der Nuhr hinzuweiſen und alle die
ungeheuer=
lichen Folgeerſcheinungen, die ſich daran geknüpft haben. Die
ſchwere Beeinträchtigung unſeres Finanz= und
Wirtſchaftslebens, die dadurch verurſacht, worden iſt,
zwingt uns jetzt, geradezu brutale Maßnahmen zu
treffen, um wenigſtens die notwendigſten Bedürfniſſe unſeres
Staatslebens zu beſtreiten. Dunkel liegt das Jahr 1923 hinter
uns. Es gehört der ganze Starlmut der deutſchen Nation dazu,
dem Jahre 1924 und der politiſchen Entwickelung in ihm getroſt
entgegenzuſehen. Aber die edlen Eigenſchaften des deutſchen
Volkes, die in der Zeit der Not beſonders hell zutage treten,
laſſen uns die Hoffnung ſchöpfen, daß es uns trotz aller
ent=
gegenſtehenden Hinderniſſe möglich ſein wird, das deuiſche Volk
und Vaterland einer beſſeren Zukunft
entgegenzu=
führen. Die Männer, die Sie, hochverehrter Herr
Neichspräſi=
dent, mit Ihrem Vertrauen beehrt und an verantwortungsvolle
Regierungsſtellen berufen haben, fühlen ſich heute ganz
beſon=
ders von dem ernſten und heiligen Pflichtgefühl durchdrungen,
von neuem feierlichſt zu erklären, daß ſie ihre ganze Kraft daran
ſetzen werden, um unſer geliebtes deutſches Vaterland im
kom=
menden Jahre aus ſeinem tiefen Verfall herauszuführen und
die wirtſchaftlichen und ſinenziellen Verhältniſſe nach Möglichkeit
zu geſunder Entwickelung zu bringen. Dies Ihnen, Herr Neichze
präſident, am heutigen Tage zum Ausdruck zu bringen, iſt uns
sprechen vo freunoray waren, erwivere ic Jyner aufs „erzrrame.
Mit lebhaſter Cenugtuung nehme ich Ihre von großem
vater=
ländiſchem Pflichtgefühl getragene Verſicherung der ſelbſtloſen
und verantwortungsbewußten Arbeit im Dienſte des deutſchen
Volkes entgegen. Mit Recht haben Sie darauf hingewieſen, daß
das abgelaufene Jahr dem deutſchen Volke ſchwere Opfer
aufer=
legt hat. Insbeſondere blicken unſere Brüder an Rhein
und Nuhr auf ein Jahr harter Bedrängnis zurück. Dankba:
erinnern wir uns aber auch heute des Opfermutes, mit dem alle
Schichten der Bevölkerung das harte Los tragen und weiter
tragen. Möge das neue Jahr dieſen deutſchen Gevieten eine
Er=
leichterung ihres ſchweren Schickſals dadurch bringen, daß es
ge=
lingt, auf der Grundlage des wahren Friedens und des Rechtes
der Völker die Lebensmöglichkeiten und die wirtſchaftlichen
Kräfte ihrer Bewohner wieder zu entfalten. Groß iſt die
wirt=
ſchaftliche Not in weiten Schichten unſeres Volkes. Die
Reichs=
regierung mußte zu tief einſchneidenden Maßnahmen greifen,
zu Maßnahmen, die den Einzelnen ſchwer treffen, aber doch
not=
wendig ſind, um die Lebensfähigkeit des Landes zu erhalten.
Bei allen Anſtrengungen des Reiches iſt, den
ſchlimmſten Elend aber nur zu ſteuern, wenn
jeder Einzelne nach Kräften mithilft. Mit
Befrie=
digung kann man feſtſtellen, daß bei uns wie im Auslande ſich
viele menſchenfreundliche Hände und Herzen regen. Aber noch
ſind unter uns viele, die unberührt von der Not des Volkes
ab=
ſeits ſtehen! An ſie richtet ſich unſer dringender Appell
zur Menſchenpflicht! Auch die Zukunft wird von uns allen
ſchwere Opfer fordern, wenn wir un ere nationale Eriſten;
halten und ſichern wollen. Zur Erreichung dieſes Zieles iſt mehr
denn je gerade heute der Wille des ganzen deutſchen Voltes zur
Zuſammenarbeit notwendig. Nicht in dem Widerſtreit der
Jn=
tereſſen und Ideen, nicht in dem täglichen Betonen der
beſtehen=
den Gegenſätze liegt der Weg zur Zukunft unſeres Volkes,
fon=
dern im Hervorheben des Gemeinſchaftlichen und im Willen
zur Volkszugehörigkeit, die unſer aller Schickſalsgemeinſchaft iſt.
Daß dieſer Wille und dieſer Geiſt der Sammlung
das deutſche Volk im neuen Jahre mehr als bisher leiten möge,
iſt mein herzlichſter Wunſch am heutigen Tage. Hierzu nach
beſten Kräften beizutragen, iſt die aufrichtige Bitte, die ich an
Sie, meine Herren, richte.
Hiernach empfing der Reichspräſident den
Reichstags=
präſidenten Loebe und den Vizepräſidenten
Rieſſer, welche ihm Glückwünſche des Reichstages
übermittelten und die Hoffnung ausſprachen, daß das neue Jahr
durch eine Erleichterung der außenpolitiſchen Lage wie durch
eine innere Sanierung dem deutſchen Volke ſegensreich werden
möge. — Der Reichspräſident erwiderte die Wünſche mit Worten
des Dankes und gab der Erwartung Ausdruck, daß der
Reichs=
tag, deſſen Tätigkeit durch die bringende Not der finanziellen
Lage zurzeit etwas in den Hintergrund getreten iſt, bald wieder
in ſeine vollen Rechte und ſeine ganze Arbeit eingeſetzt werde.
Darauf ſprach eine Abordnung des Reichsrats dem
Reichs=
präſidenten die Glückwünſche des Neichsrats aus. Später
übermittelten die Vertreter des Heeres und der
Marine=
leitung dem Reichépräſidenten die Wünſche des Reichsheeres
und der Reichsmarine zum jeuen Jahre.
Anzeigenpreis:
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ſtädter 8 Nationalbant.
Der Abſchluß des franzöſiſch=tſchechiſchen Bündniſſes hat wie
Steinwurf in die friedliche Ruhe der diplomatiſchen
Weih=
ſichtsferien gewirkt. In den Zeitungen aller Länder herrſcht
oße Aufregung, und jeder ſucht für ſeinen Teil die Folgen, die
h für die Politik des eigenen Landes daraus ergeben,
heraus=
kriſtalliſieren. Dabei treten die widerſprechendſten Reſultate
tage; kein Wunder, weil es ſich hier doch erſt um die erſten
nſätze einer Neuorientierung handelt, deren Ziel noch nirgends
zuſehen iſt. Zweifellos hat Herr Poincaré zunächſt einen ſtar
n Erfolg errungen. Die Engländer haben gegen ihn nicht
un=
ſchickt manövriert; im Süden drohte ihm durch die
italieniſch=
aniſche Annäherung die Abſchnürung ſeiner Bewegungsfreiheit
Mittelmeer, und ſein einziger Bundesgenoſſe Belgien ſtand
iter dem Druck der Engländer, die hier den ſchwächſten Teil
r ganzen Ruhrpolitik mit Recht ſahen und durch dauernde
Ein=
iſterungen in Brüſſel eine Stimmung zu erzielen verſtanden,
e dem unbedingten Feſthalten an Poincares Politik wenigſtens
cht günſtig war. Den Ring der drohenden Iſolierung hat
oincaré alſo von ſich aus geſprengt, er hat ſogar noch mehr
ge=
n, indem er gleichzeitig die Einkreiſung Deutſchlands zu
ver=
irken glaubte.
Wir ſagen ausdrücklich glaubte, denn ob nicht ſchließlich der
anzöſiſche Miniſterpräſident gegenüber der tſchechiſchen Politik
r Hereingefallene iſt, kann erſt die Zukunft zeigen. Di.
Tſche=
en haben ſtarke politiſche und wirtſchaſtliche Aſpirationen nach
aris hin, ſie haben auch die Pflicht der Dankbarkeit gegen
cankreich, das den tſchechifchen Staat gründen half. Aber
Dank=
rkeit iſt in der Politik noch niemals ein Beweis geweſen. Das
itſcheisende iſt, ob ganz im Geheimen neben dem
Uebereinkom=
en, das dem Völkerbund gnädigſt zur Lenntnis vorgelegt wird,
ſich eine Militärkonvention zuſtande kommt, die den Tſchechen
ſtimmte Verpflichtungen gegen Deutſchland auferlegt. Wir
öchten das bezweifeln. Schon aus dem Grunde, weil die
tſche=
iſche Armee nicht gerade ein Muſterheer darſtellt; ſie iſt ſtark mit
mdſtämmigen Elementen durchſetzt, die bei der übernationalen
olitik der Tſchechen alles andere eher als zuverläſſig ſind. Die
hechiſche Armee müßte aber, wenn ſie nach Deutſchland
vor=
ßt, das Gebiet der Sudetendeutſchen als Ctabpe benutzen, der
hechiſche Generalſtab, ſoweit er nicht aus franzöſiſchen
Offizie=
n beſteht, wird deshalb ſchon aus dieſem Grunde einen
mili=
riſchen Vorſtoß nach Deutſchland zu vermeiden ſuchen, wie er
n bisher ja ſchon zu vermeiden gewußt hat. Dazu kommen aber
ch auch noch ſehr handfeſte wirtſchaftliche Erwägungen, die den
chechen einen Bruch mit Deutſchland unzweckmäßig erſcheinen
ſſen müſſen. Handelspolitiſch können wir die Tſchechen ſehr
irk abſchnüren, ſie ſind mehr auf uns angewieſen als wir auf
und ſo kurzſichtig werden ſie kaum ſein, nur um der
franzöſi=
ſen Freundſchaft willen greifbare wirtſchaftliche Erfolge zu
fern.
Das ganze Bündnis mit den Tſchechen kann alſo ſehr wohl
Bluff ſein, der in erſter Linie auf England wirken ſoll, der
er doch unter Umſtänden für die Franzoſen ſehr unangenehme
gen hat. Das zeigt ſich jetzt ſchon in Warſchau. Die Polen
hlen ſich von den Franzofen verlaſſen. Beneſch iſt für ſie einer
ihrer vielen Feinde. Wenn alſo Paris ſich mit Prag verbündet,
müſſen die Beziehungen nach Warſchau abkühlen. Weshalb denn
auch die polniſche Preſſe eine Sprache führt, wie ſie bisher gegen
Frankreich — den „großen Bruder” — als unerhört galt. Daß
Frankreich von den Polen etwas abrückt, iſt ſchon begreiflich;
dieſer Pufferſtaat hat ſehr viel franzöſiſches Geld eingeſteckt, ohne
ſich deshalb auf eigene Füße ſtellen zu können, er droht ein Faß
ohne Boden zu werden, das mit franzöſiſchen Franes jedenfalls
nicht ausgefüllt werden kann. Die Polen ſehen das natürlich
nicht ein. Sie haben ſich ſtets für den Drehpunkt der ganzen
franzöſiſchen Oſtpolitik gehalten, ihr Beruf war ja auch, als
fran=
zöſiſcher Stacheldraht zwiſchen Deutſchland und Rußland zu
dienen. Wenn Frankreich ſie im Stich läßt, ſehen ſie ſich vor der
Gefahr zwiſchen Deutſchland und Rußland erdrückt zu werden.
Und auck England, das bisher zwar alle Minen ſpringen ließ,
um die Polen von Paris loszureißen, wird in das polniſche
Ge=
ſchäft nur ſehr wenige Pfunde hineinſtecken. Von da aus aber
kann die Unruhe ſich nun über ſämtliche ruſſiſchen Randſtaaten
fortpflanzen und das ganze vorſichtig ausgeklügelte Syſtem ins
Gleiten bringen. Rumänien und Polen auf der einen Seite, die
Tſchechoſlowakei und Jugoſlawien auf der anderen Seite, der
Balkan gerät in Unruhe, kurz: das ganze europäiſche Syſtem,
das in den letzten Jahren maßgebend und ſchickſalbeſtimmend
war, gerät ins Wanken; die Würfel rollen durcheinander, wie ſie
ſich gruppieren, iſt mehr, als heute jemand zu ſagen weiß.
Deutſchland iſt bei alledem unbeteiligter Zuſchauer und muß nur
auſpaſſen, daß die neue Konſtellation nicht noch ungünſtiger wird
als die alte.
Der ewige Zankapfel Mazedonien.
Velgrad, 1. Jan. In einer Miniſterberatung ſprach
ſich der Miniſter des Aeußern Dr. Nintſchitſch über eine
Negie=
rungserklärung aus, die der bulgariſche Miniſterpräſident
Zan=
koff in der Sobranje dieſer Tage abgab. Der Eindruck dieſer
Rede Zankoffs über die äußere Politik der bulgariſchen
Regie=
rung iſt in allen hieſigen Kreiſen zunächſt der der Ueberraſchung
geweſen, die dann äußerſtem Mißfallen wich. Die Rede wird
allenthalben, auch in der Preſſe, als eine Drohung und als
un=
mittelbare Herausforderung Südſlawiens aufgeſaßt. Daß die
ſüdſlawiſche Regierung, die der Annahme iſt, daß Zankoffs Rede
von der mazedoniſchen Organiſation und anderer Seite
eingege=
ben worden ſei, darüber nicht gleichgültig bleiben wird, betveiſt
die noch geſtern nacht erfolgte telegraphiſche Berufung des
Sofio=
ter ſüdſlawiſchen Geſandten Nakitſch nach Belgrad.
Wahrſchein=
lich ſchon morgen wird nach Rakitſchs Ankunft ein Miniſterrat
unter dem Vorſitz des Königs ſich mit der Angelegenheit
be=
faſſen.
In ſeiner Rede hatte Zankoff für die Bulgaren im
Aus=
lande die Minderheitsrechte gefordert und dabei Mazedonien als
Streitapfel zwiſchen Bulgarien und Südſlawien bezeichnet.
Mazedonien habe ein Recht auf Freiheit und Gerechtigkeit, was
Belgrad hören ſolle. Am Schluß ſeiner Rede forderte Zankow
dann die Wiederzulaſſung eines ſtehenden
Heere=
den verehrl. Intereſſenten hierdurch zur gefl. Kenntnis,
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Januar findet ein Künſtlerabend unter
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Konzertmeiſtr Drumm, HerrnEneljelm und
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Empfang des diplomatiſchen Korps.
Das Reichskabinett beim Reichspräſidenten.
Berlin, 1. Jan. Beim Reichspräſidenten fand am
Neu=
jahrstage der übliche Empfang des diplomatiſchen
Korps ſtatt, zu dem ſich die Botſchafter, die Geſandten und
die Geſchäftstrager ſämtlicher in Deutſchland vertretenen
frem=
den Mächte eingefunden hatten, und bei dem auch der
Reichs=
kanzler zugegen war. Als Doyen des diplomatiſchen Korps
hielt der apoſtoliſche Nuntius
Monſignore Pacelli
folgende Anſprache:
Herr Reichspräſident! Der Beginn des neuen Jahres
ver=
ſammelt wiederum die Vertreter der fremden Staaten um Ihre
Perſon, um Ihnen und der deutſchen Nation, deren höchſtes
Amt Ihnen anvertraut iſt, ihre Glückwünſche und Wünſche
dar=
zubieten. Das ſoeben verfloſſene Jahr iſt nicht ohne, ſchwere
Schmerzen und Leiden für die Menſchheit dahingegangen, aber
beſonders an dieſem Tage, den man gewöhnlich mit Freude und
Fröhlichkeit feiert, richten ſich unſere Blicke mit einer um ſo
inni=
geren Teilnahme auf gewiſſe unglückliche Klaſſen des
Volkes, in deſſen Mitte wir leben. Das ſind die
werk=
tätigen Stände ebenſo wie die Geiſtesarbeiter.
Das iſt der Mittelſtand, das ſind Kranke, Greiſe, Frauen
und Kinder, denen oft das Allernötigſte zum
Leben fehlt. Wir ſprechen den edlen Herzen unſeren Beifall
aus, die ſich bemühen, ein ſo erſchüiterndes Elend zu lindern,
und wir wünſchen glühend, daß alle Nationen ſich jener
geſun=
den und ruhigen Wohlfahrt erfreuen mögen, die auf
Gerechtig=
keit, auf friedlicher Arbeit und auf brüderlicher Liebe beruht.
Das iſt es, Herr Reichspräſident, was ich, der ich jetzt wiederum
die Ehre habe, bei dieſer Gelegenheit im Namen des beim Reiche
beglaubigten diplomatiſchen Korps an Sie das Wort zu richten,
mit ganzem Herzen von der göttlichen Vorſehung, der höchſtin
Lenkerin der menſchlichen Geſchicke, erflehe. — Der
Reichspräſident Ebert
erwiderte hierauf mit folgenden Worten:
Herr Nuntius! Meine Herren! Es iſt mir eine ganz
be=
ſondere Freude, wieder aus Ihrem Munde die „Glückwünſche
entgegenzunehmen, die Sie mir und dem deutſchen Volke aus
Anlaß des heutigen Tages im Namen des diplomatiſchen Korps
auszuſprechen die Güte hatten. Dankbaren Herzens begrüße ich
die Worte des Mitgefühls, mit denen Sie der Not des
deut=
ſchen Volkes und derjenigen unſerer Volksgenoſſen gedacht
haben, die in dieſem ſchweren Winter unter bitterer Bedrängnis
keiden. Mit aufrichtiger Genugtuung ſtellen wir feſt, daß weite
Kreiſe der fremden Nationen ſich der in Deutſchland herrſchenden
Not bewußt geworden ſind, und, vom Geiſte wahrer
Menſchlich=
keit beſeelt, uns Hilfe und Beiſtand geleiſtet haben; manches
Lei=
den iſt dadurch gemildert, und vielen iſt auf dieſem Wege
wirk=
ſam geholfen worden. Mit Recht hoben Sie auf dieſen Geiſt
allgemteiner Menſchenliebe hingewieſen, der zuſammen mit dem
Gefühl der Gerechtigkeit gegenüber den anderen Nationen, die
ſtärkſte Gewähr für den Fortſchritt und das gedeihliche
Zuſam=
menarbeiten der Völker bietet. Es iſt bei Beginn dieſes neuen
Jahres der ſehnlichſte Wunſch des deutſchen
Vol=
kes in ſeinem harten und duldenden Ringen um ſein Leben
und ſeine Zukunft, daß auch ihm bald das hohe Gutruhiger
Arbeit und friedlichen Lebens im Kreiſe der
Völker beſchieden ſei. Mit der Hoffnung, daß der von Ihnen
ſo warmen Herzens gewürdigte Geiſt der wahren Menſchlichkeit
im neuen Jahre ſich weiter ausbteiten und immer tiefere
Wur=
zeln faſſen möge, verbinde ich, Herr Nuntius, meine Herren, die
Bitte, Ihren Staatsoperhäuptern, Regierungen und Völkern
meine herzlichſten und aufrichtigſten Wünſche für ein glückliches
und friedliches neues Jahr zu übermitteln.
Der Reichspräſident begrüßte alsdann die Liplomatiſchen
Vertreter und tauſchte in perfönlichen Einzelgeſprächen mit ihnen
Neujahrswünſche aus.
Im Anſchluß daran empfing der Reichspräſident den
Neichs=
kanzler, die Reichsminiſter und die Staatsſekretäre. Hierhei hielt
der Reichskanzler
ſolgende Auſprahe:
Herr Reichspräſident! Namens der hier verſammelten
Mini=
ſter und Staatsſekretäre des Rieiches habe ich die Ehre, dem
Herrn Reichspräſidenten die herzlichſten Glückwünſche zum neuen
Jahre zu entbieten. Das Jahr 1923, das nunmehr hinter uns
liegt, hat beſonders harte Schickſalsſchläge unſerem Volke und
Vaterlande beſchieden. Ich brauche nur auf die Beſetzung
der reichſten und betriebſamſten
Induſtrie=
gegend an der Nuhr hinzuweiſen und alle die
ungeheuer=
lichen Folgeerſcheinungen, die ſich daran geknüpft haben. Die
ſchwere Beeinträchtigung unſeres Finanz= und
Wirtſchaftslebens, die dadurch verurſacht worden iſt,
zwingt uns jetzt, geradezu brutale Maßnahmen zu
treffen, um wenigſtens die notwendigſten Bedürfniſſe unſeres
Staatslebens zu beſtreiten. Dunkel liegt das Jahr 1923 hinter
uns. Es gehört der ganze Starlmut der deutſchen Nation dazu,
dem Jahre 1924 und der politiſchen Entwickelung in ihm getroſt
entgegenzuſehen. Aber die edlen Eigenſchaften des deutſchen
Volkes, die in der Zeit der Not beſonders hell zutage treten,
laſſen uns die Hoffnung ſchöpfen, daß es uns trotz aller
ent=
gegenſtehenden Hinderniſſe möglich ſein wird, das deuiſche Volk
und Vaterland einer beſſeren Zukunft
entgegenzu=
führen. Die Männer, die Sie, hochverehrter Herr
Neichspräſi=
dent, mit Ihrem Vertrauen beehrt und an verantwortungsvolle
Regierungsſtellen berufen haben, fühlen ſich heute ganz
beſon=
ders von dem ernſten und heiligen Pflichtgefühl durchdrungen,
von neuem feierlichſt zu erklären, daß ſie ihre ganze Kraft daran
ſetzen werden, um unſer geliebtes deutſches Vaterland im
kom=
menden Jahre aus ſeinem tiefen Verfall herauszuführen und
die wirtſchaftlichen und ſinenziellen Verhältniſſe nach Möglichkeit
zu geſunder Entwickelung zu bringen. Dies Ihnen, Herr
Neichs=
präſident, am heutigen Tage zum Ausdruck zu bringen, iſt uns
Vom Tage
Der Fünfzehnerausſchuß des Reichstags tritt am 3. Januar zur
Be=
ratung der 3. Steuernotverordnung zuſammen.
Der auf dem Boden der Hirſch=Dunckerſchen Oxganiſationen ſtehende
Gewerkſchaftsbund der Angeſtellten iſt aus der Arbeitsgemeinſchaft
aus=
getreten.
Am Samstag, den 5. Januar, findet im Miniſterium für die
beſetz=
ten Gebiete eine Beſprechung mit Vertretern der Bayeriſchen Pfalz ſtatt.
Der Umrechnungsſatz für die am 7. Januar fällig werdende
Voraus=
zahlung auf die Anzeigenſteuer für die Dezember=Abſchlagszahlung
be=
trägt 1 Goldmark gleich 1 Billion. Der Umrechnungsſatz für die
end=
gültige Abrechnung für die Anzeigenſteuer für das ganze vierte Quartal
1923 beträgt 1 Goldmark gleich 502 Milliarden.
Der Reichsfinanzminiſter hat der Staatsſchuldenverwaltung
mitge=
teilt, daß er einer Ausſetzung der am 2. Januar fälligen Gewinn= und
Tilgungsausloſung der Sparprämienanleihe zuſtimme. Eine
Entſchei=
dung über das weitere Schickſal dieſer Anleihe im Zuſammenhang mit
der Löſung der Zinszahlungsfrage für alle anderen Reichsanleihen wird
vorausſichtlich mit der dritten Steuerverordnung fallen.
Durch Beſchluß der Interalliierten Rheinlandkommiſſion iſt von
heute ab der Verkehr über die Nheinbrücken für die
Be=
wohner des beſetzten Gebiets gegen Vorzeigen lediglich ihres
Perſonal=
ausweiſes geſtattet. Die Bewohner des rechtsrheiniſchen Gebiets
dagegen bedürfen für das Betreten des beſetzten Gebiets nach wie vor
eines Paßviſums.
Nach einer Havasmeldung aus Düſſeldorf hat die franzöſiſch=belgiſche
Regie ſeit dem 17. Oktober 56 102 deutſche Eiſenbahner
eingeſtellt. Nach der gleichen Agentur ſind am 28. Dezember 20
Ausweiſungsbefehle rückgängig gemacht worden.
Der Reichspräſident hat den neuernannten mexikaniſchen Geſandten
Ortiz Nubio zur Entgegennahme ſeines Beglaubigungsſchreibens
empfangen.
Der deutſche Geſchäftsträger in Paris, Botſchaftsrat von Hoeſch, hat
der franzöſiſchen Regierung das Beileid der deutſchen
Re=
gierung zu dem Verluſt des lentbaren Luftſchiffes „
Dix=
muiden”, wobei anſcheinend 50 Menſchen den Tod gefunden haben,
ausgeſprochen Er hat zu gleicher Zeit dem Wunſche Ausdruck verliehen,
es möge gelingen, durch Auffinden der Opfer die Trauer des
franzöſi=
ſchen Volkes zu lindern.
Am B8. Dezember wurde in London das Protokoll unterzeichnet,
durch das die Grenze zwiſchen Sudan und Franzöſiſch=Aequatorial=Afrika
geregelt wird. Die Frage war ſeit dem Zwiſchenfall von Faſchoda in
der Schwebe geblieben.
Am 21. Januar findet in Warſchau eine Konfekenz, der baltiſchen
Staaten ſtatt, an der Eſthland, Lettland, Finland und Polen teilnehmen.
ein Herzensbedürfnis. Eine Regierung, die feſt in ſich
vereint und entſchloſſen auf das gemeinſame Ziel, das
deutſche Vaterland zu retten, ihre Kraft und
Anſtrengung einſetzt, wird in einmütigem
Zuſammen=
wirken mit Ihnen, Herr Reichspräſident, eine Gewähr dafür
bieten, daß das Jahr 1924 ein erfolgreiches ſein wird für den
Wiederauſſtieg unſeres Volkes und Reiches!
Der Reichspräſident
erwiderte darauf:
Die Glüchwünſche, die Sie mir zum neuen Jahre
auszu=
ſprechen ſo freundlich waren, erwidere ich Ihnen aufs herzlichſte.
Mit lebhaſter Genugtuung nehme ich Ihre von großem
vater=
ländiſchem Pflichtgefühl getragene Verſicherung der ſelbſtloſen
und verantwortungsbewußten Arbeit im Dienſte des deutſchen
Volkes entgegen. Mit Necht haben Sie darauf hingewieſen, daß
das abgelaufene Jahr dem deutſchen Volke ſchwere Opfer
aufer=
legt hat. Insbeſondere blicken unſere Brüder an Rhein
und Nuhr auf ein Jahr harter Bedrängnis zurück. Dankba:
erinnern wir uns aber auch heute des Opfermutes, mit dem alle
Schichten der Bevölkerung das harte Los tragen und weiter
tragen. Möge das neue Jahr diefen deutſchen Gevieten eine
Er=
leichterung ihres ſchweren Schickſals dadurch bringen, daß es
ge=
lingt, auf der Grundlage des wahren Friedens und des Rechtes
der Völker die Lebensmöglichkeiten und die wirtſchaftlichen
Kräfte ihrer Bewohner wieder zu entfalten. Groß iſt die
wirt=
ſchaftliche Not in weiten Schichten unſeres Volkes. Die
Reichs=
regierung mußte zu tief einſchneidenden Maßnahmen greifen,
zu Maßnahmen, die den Einzelnen ſchwer treffen, aber doch
not=
wendig ſind, um die Lebensfähigkeit des Landes zu erhalten.
Bei allen Anſtrengungen des Reiches iſt, demn
ſchlimmſten Elend aber nur zu ſteuern wenn
jeder Einzelne nach Kräften mithilft. Mit
Befrie=
digung kann man feſtſtellen, daß bei uns wie im Auslande ſich
viele menſchenfreundliche Hände und Herzen regen. Aber noch
ſind unter uns viele, die unberührt von der Not des Volkes
ab=
ſeits ſtehen! An ſie richtet ſich unſer dringender Appell
zur Menſchenpflicht! Auch die Zukunft wird von uns allen
ſchwere Opfer fordern, wenn wir un ere nationale Eriſtenz er
halten und ſichern wollen. Zur Erreichung dieſes Zieles iſt mehr
denn je gerade heute der Wille des ganzen deutſchen Volkes zur
Zuſammenarbeit notwendig. Nicht in dem Widerſtreit der
In=
tereſſen und Ideen, nicht in dem täglichen Betonen der
beſtehen=
den Gegenſätze liegt der Weg zur Zukunft unſeres Volkes
ſon=
dern im Hervorheben des Gemeinſchaftlichen und im Willen
zur Volkszugehörigkeit, die unſer aller Schickſalsgemeinſchaft iſt.
Daß dieſer Wille und dieſer Geiſt der Sammlung
das deutſche Volk im neuen Jahre mehr als bisher leiten möge,
iſt mein herzlichſter Wunſch am heutigen Tage. Hierzu nach
beſten Kräften beizutragen, iſt die aufrichtige Bitte, die ich an
Sie, meine Herren, richte.
Hiernach empfing der Reichspräſident den
Reichstags=
präſidenten Loebe und den Vizepräſidenten
Rieſſer, welche ihm Glückwünſche des Reichstages
übermittelten und die Hoffnung ausſprachen, daß das neue Jahr
durch eine Erleichterung der außenpolitiſchen Lage wie durch
eine innere Sanierung dem deutſchen Volke ſegensreich werden
wöge. — Der Reichspräſident erwiderte die Wünſche mit Worten
des Dankes und gab der Erwartung Ausdruck, daß der
Reichs=
tag, deſſen Tätigkeit durch die bringende Not der finanziellen
Lage zurzeit etwas in den Hintergrund getreten iſt, bald wieder
in ſeine vollen Rechte und ſeine ganze Arbeit eingeſetzt werde.
Darauf ſprach eine Abordnung des Reichsrats dem
Reichs=
präſidenten die Glückwünſche des Neichsrats nus. Später
übermittelten die Vertreter des Heeres und der
Marine=
leitung dem Reichépräſidenten die Wünſche des Reichsheeres
und der Reichsmarine zum jeuen Jahre.
Der Abſchluß des franzöſiſch=tſchechiſchen Bündniſſes hat wie
ein Steinwurf in die friedliche Ruhe der diplomatiſchen
Weih=
nachtsferien gewirkt. In den Zeitungen aller Länder herrſcht
große Aufregung, und jeder ſucht für ſeinen Teil die Folgen, die
ſich für die Politik des eigenen Landes daraus ergeben,
heraus=
zukriſtalliſieren. Dabei treten die widerſprechendſten Reſultate
zutage; kein Wunder, weil es ſich hier doch erſt um die erſten
Anſätze einer Neuorientierung handelt, deren Ziel noch nirgends
abzuſehen iſt. Zweifellos hat Herr Poincaré zunächſt einen
ſtar=
ken Erfolg errungen. Die Engländer haben gegen ihn nicht
un=
geſchickt manövriert; im Süden drohte ihm durch die
italieniſch=
ſpaniſche Annäherung die Abſchnürung ſeiner Bewegungsfreiheit
im Mittelmeer, und ſein einziger Bundesgenoſſe Belgien ſtand
unter dem Druck der Engländer, die hier den ſchwächſten Teil
der ganzen Nuhrpolitik mit Recht ſähen und durch dauernde
Ein=
flüſterungen in Brüſſel eine Stimmung zu erzielen verſtanden,
die dem unbedingten Feſthalten an Poincares Politik wenigſtens
nicht günſtig war. Den Ring der drohenden Iſolierung hat
Poincaré alſo von ſich aus geſprengt, er hat ſogar noch mehr
ge=
tan, indem er gleichzeitig die Einkreiſung Deutſchlands zu
ver=
ſtärken glaubte.
Wir ſagen ausdrücklich glaubte, denn ob nicht ſchließlich der
franzöſiſche Miniſterpräſident gegenüber der tſchechiſchen Politik
der Hereingeſallene iſt, kann erſt die Zukunft zeigen. Di.
Tſche=
chen haben ſtarke politiſche und wirtſchaſtliche Aſpirationen nach
Paris hin, ſie haben auch die Pflicht der Dankbarkeit gegen
Frankreich, das den tſchechiſchen Staat gründen half. Aber
Dank=
barkeit iſt in der Politik noch niemals ein Beweis geweſen. Das
Entſcheisende iſt, ob ganz im Geheimen neben dem
Uebereinkom=
men, das dem Völkerbund gnädigſt zur Lenntnis vorgelegt wird,
auch eine Militärkonvention zuſtande kommt, die den Tſchechen
beſtimmte Verpflichtungen gegen Deutſchland auferlegt. Wir
möchten das bezweifeln. Schon aus dem Grunde, weil die
tſche=
hiſche Armee nicht gerade ein Muſterheer darſtellt; ſie iſt ſtark mit
fremdſtämmigen Elementen durchſetzt, die bei der übernationalen
Politik der Tſchechen alles andere eher als zuverläſſig ſind. Die
tſchechiſche Armee müßte aber, wenn ſie nach Deutſchland
vor=
ſtößt, das Gebiet der Sudetendeutſchen als Ctabpe benutzen, der
tſchechiſche Generalſtab, ſoweit er nicht aus franzöſiſchen
Offizfe=
ren beſteht, wird deshalb ſchon aus dieſem Grunde einen
mili=
täriſchen Vorſtoß nach Deutſchland zu vermeiden ſuchen, wie er
ihn kisher ja ſchon zu vermeiden gewußt hat. Dazu kommen aber
doch auch noch ſehr handfeſte wirtſchaftliche Erwägungen, die den
Tſchechen einen Bruch mit Deutſchland unzweckmäßig erſcheinen
laſſen müſſen. Handelspolitiſch können wir die Tſchechen ſehr
ſtark abſchnüren, ſie ſind mehr auf uns angewieſen als wir auf
ſie, und ſo kurzſichtig werden ſie kaum ſein, nur um der
franzöſi=
ſchen Freundſchaft willen greifbare wirtſchaftliche Erfolge zu
opfern.
Das ganze Bündnis mit den Tſchechen kann alſo ſehr wohl
ein Bluff ſein, der in erſter Linie auf England wirken ſoll, der
aber doch unter Umſtänden für die Franzoſen ſehr unangenehme
Folgen hat. Das zeigt ſich jetzt ſchon in Warſchau. Die Polen
fühlen ſich von den Franzoſen verlaſſen. Beneſch iſt für ſie einer
ihrer vielen Feinde. Wenn alſo Paris ſich mit Prag verbündet,
müſſen die Beziehungen nach Warſchau abkühlen. Weshalb denn
auch die polniſche Preſſe eine Sprache führt, wie ſie bisher gegen
Frankreich — den „großen Bruder” — als unerhört galt. Daß
Frankreich von den Polen etwas abrückt, iſt ſchon begreiflich;
dieſer Pufferſtaat hat ſehr viel franzöſiſches Geld eingeſteckt, ohne
ſich deshalb auf eigene Füße ſtellen zu können, er droht ein Faß
ohne Boden zu werden, das mit franzöſiſchen Franes jedenfalls
nicht ausgefüllt werden kann. Die Polen ſehen das natürlich
nicht ein. Sie haben ſich ſtets für den Drehpunkt der ganzen
franzöſiſchen Oſtpolitik gehalten, ihr Beruf war ja auch, als
fran=
zöſiſcher Stacheldraht zwiſchen Deutſchland und Rußland zu
dienen. Wenn Frankreich ſie im Stich läßt, ſehen ſie ſich vor der
Gefahr zwiſchen Deutſchland und Rußland erdrückt zu werden.
Und auck England, das bisher zwar alle Minen ſpringen ließ,
um die Polen von Paris loszureißen, wird in das polniſche
Ge=
ſchäft nur ſehr wenige Pfunde hineinſtecken. Von da aus aber
kann die Unruhe ſich nun über ſämtliche ruſſiſchen Randſtaaten
fortpflanzen und das ganze vorſichtig ausgeklügelte Syſtem ins
Gleiten bringen. Rumänien und Polen auf der einen Seite, die
Tſchechoſlowakei und Jugoſlawien auf der anderen Seite, der
Balkan gerät in Unruhe, kurz: das ganze europäiſche Syſtem,
das in den letzten Jahren maßgebend und ſchickſalbeſtimmend
war, gerät ins Wanken; die Würfel rollen durcheinander, wie ſie
ſich gruppieren, iſt mehr, als heute jemand zu ſagen weiß.
Deutſchland iſt bei alledem unbeteiligter Zuſchauer und muß nur
aufpaſſen, daß die neue Konſtellation nicht noch ungünſtiger wird
als die alte.
Oer ewige Zankapfel Mazedonien.
Velgrad, 1. Jan. In einer Miniſterberatung ſprach
ſich der Miniſter des Aeußern Dr. Nintſchitſch über eine
Negie=
rungserklärung aus, die der bulgariſche Miniſterpräſident
Zan=
koff in der Sobranje dieſer Tage abgab. Der Eindruck dieſer
Rede Zankoffs über die äußere Politik der bulgariſchen
Regie=
rung iſt in allen hieſigen Kreiſen zunächſt der der Ueberraſchung
geweſen, die dann äußerſtem Mißfallen wich. Die Rede wird
allenthalben, auch in der Preſſe, als eine Drohung und als
un=
mittelbare Herausforderung Südſlawiens aufgeſaßt. Daß die
ſüdſlawiſche Regierung, die der Annahme iſt, daß Zankoffs Rede
von der mazedoniſchen Organiſation und anderer Seite
eingege=
ben worden ſei, darüber nicht gleichgültig bleiben wird, beweiſt
die noch geſtern nacht erfolgte telegraphiſche Berufung des
Sofio=
ter ſüdſlawiſchen Geſandten Nakitſch nach Belgrad.
Wahrſchein=
lich ſchon morgen wird nach Rakitſchs Ankunft ein Miniſterrat
unter dem Vorſitz des Königs ſich mit der Angelegenheit
be=
faſſen.
In ſeiner Rede hatte Zankoff für die Bulgaren im
Aus=
lande die Minderheitsrechte gefordert und dabei Mazedonien als
Streitapfel zwiſchen Bulgarien und Südſlawien bezeichnet.
Mazedonien habe ein Recht auf Freiheit und Gerechtigkeit, wwas
Belgrad hören ſolle. Am Schluß ſeiner Rede forderte Zankow
daun die Wiederzulaſſung eines ſtehenden
Heere=
Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 2. Januar 1924,
Rummer 2
Neujahrsaufrufe.
An die Wehrmacht.
Berlin 1. Jan. Auch beim diesjährigen Jahreswechſel
drängt es mich, allen Angehörigen von Heer und Marine meinen
wärmſten Dank und Anerkennung für ihre treue
Pflicht=
erfüllung in ſchwerer Zeit auszuſprechen. Berufen zum Schutze
der deutſchen Heimat, hat die Reichswehr voll ihre Schuldigkeit
getan und ſich damit in weiteſten Kreiſen des Volkes neues
Ver=
trauen und Anſehen erworben. Für das kommende Jahr
ver=
einigen wir uns zu dem Gelübde, daß die Reichswehr allen
Schwierigkeiten zum Trotz bleibt: eiſerne Klammer der
Einheit des Reiches und unerſchütterlicher
Grundſtein der verfaſſungsmäßigen Ordnung,
auf der ſich unſer Vaterland aufbaut zu Größe und Freiheit.
gez.: Geßler, Reichswehrminiſter.
Berlin, 1. Jan. Dem deutſchen Reichsheer Glück zum
neuen Jahre! Hinter uns liegt ein Jahr angeſtrengter und
er=
folgreicher Arbeit. Das Heer ſchreitet vorwärts auf dem Wege
der Ausbildung und der Feſtigung zum Wohle des Vaterlandes.
Warme Anerkennung dilt allen Kommandeuren und
Truppen, welche ſür die Aufrechterhaltung der Ruhe und
Ord=
nung im Reich eingeſetzt waren und ſind. In muſterhafter
Diſziplin haben ſie oft unter den ſchwierigſten Verhältniſſen
ihre Schuldigkeit getan und bewieſen, daß in der jungen
Wehr=
macht die alten Soldateneigenſchaften lebendig ſind. Beſonderer
Dank gebührt allen Beſtrebungen, welche darauf abzielen, durch
die in uns liegende Kraft der Ordnung und Selbſtloſigkeit in
den wirtſchaftlichen Nöten des Volkes zu helfen. Wenn uns
die Möglichkeit belaſſen bleibt, auf dieſem Wege vorwärts zu
ſchreiten, ſo wird die Reichswehr immer mehr zu einem
ſegens=
reichen und ausſchlaggebenden Teil der Reichsgewalt werden.
Das Heer geht einem nicht leichten Jahr entgegen. Die
wirtſchaft=
lichen Schwierigkeiten des Landes laſten ſchwer auch auf der
Reichswehr. Von ihrwird Aufopferung und
ſelbſt=
loſe Hingabe neben dem ſtillen Tragen von
Ent=
behrungen verlangt. Ich vertraue darauf, daß die
Reichs=
wehr auch dieſen Forderungen gerachſen ſein und feſt ſtehen
wird in Treue, in Gehorſam, in Karaeradſchaft und in Einigkeit.
gez.: von Seeckt,
General der Inſanterie und Chef der Heeresleitung.
An die Reichsmarine.
Berlin, 1. Jan. In ſtillem Schaffen hat die Reichsmarine
im verfloſſenen Jahr an ihrer Ausbildung und Feſtigung
ge=
arbeitet. Sie hat im Inlande als zuverläſſiger
Rück=
halt der Regierungsgewalt gedient und im Ausland
durch ihr Auftreten für das Anſehen unſeres Volkes geworben.
Was trotz aller Hemmungen, die unſerer Seegeltung von außen
auferlegt worden ſind, und trotz aller Not der Zeit, von der die
Marine als Eanzes wie jeder Einzelne betroffen wird, erreicht
worden iſt, darf uns mit ſtolzer Befriedigung erfüllen. Auch
im neuen Jahre bleiben unſere Augen auf die hohe See gerichtet,
wo unſere Ziele liegen. Auf den uns gelaſſenen alten Schifſen
gilt es, den deutſchen Seemanns= und Soldatengeiſt
leben=
dig erhalten, und wie der Seemann ſich erſt im Kampfe gegen
den Sturm, im Ausharren in Gefahr, im Entbehren in der Not
bewährt, ſo ſpollen auch tir uns bewähren im Kampfe und in
der Not unſeres Volkes, im Dienſte unſeres Vaterlandes, in nie
wankender Hoffnung und Begeiſterung für ſeine Zulunft. Das
iſt unſer Gelöbnis und unſer Wunſch für das neue Jahr.
gez.: Behncke, Admiral und Chef der Marineleitung.
Neujahrsglückwünſche Oeſterreichs.
Berlin, 1. Jan. Dem Reichspräſidenten iſt vom
öſter=
reichiſchen Bundespruſidenten folgendes Telegramm zugegangen:
Anläßlich des neuen Jahres bitte ich nebſt wärmſten
Glück=
wünſchen für Ihr perſönliches Wohlergehen die Verſicherung
entgegenzunehmen, daß ganz Oeſterreich in herzlichſter
Sym=
pathie des ſchwergeprüften deutſchen Volkes gedenkt und die
feſte Hoffnung hegt, daß auch für Deutſchland bald beſſere und
glüalichere Zeiten kommen möchten. gez.: Häniſch.
Berlin 1. Jan. (Wolff.) Ein Vertreter der franzöſiſchen
Kolonie drücte bei dem heutigen Cmpfang in der franzöſiſchen
Botſchaft den Wunſch aus, daß das geplante Abkommen zwiſchen
Frankreich und Deutſchland möglich gemacht werde. Der
Botſchafter verſicherte die Franzoſen, in Berlin der
wach=
ſamen Aufuerkſamkeit, die die franzöſiſche Regierung
der Biederauſnahme der Handelsbeziehungen zwiſchen
Frank=
reich und Deutſchland widme und erklärte: Möge das Jahr
1924 allen denen, die die Aufgabe haben, den Frieden wieder
herzuſtellen, jenen klaren Blick und jene Herrſchaft über ſich
ſelbſt und den Glauben und das feine Gefühl für die Erfüllung
internationaler Verpflichtungen geben, die allein in der Lage
ſind, ein dauerhaftes Gebäude für die nötige Solidarität
aufzu=
richten.
Ein deutſcher Separatiſt
vor einhundertunddreißig Jahren.
Von Profeſſor Dr. Karl Eſſelborn.
Wenn auch das Geſamtbild des Lebens und Wirkens des
Na=
turforſchers Georg Forſter erhebliche Schönheitsfehler
auf=
weiſt, ſo feſſeln die Schicſale des Mannes die Gegenwart umſo
mehr, als wiederum Verhältniſſe eingetreten ſind ähnlich denen,
woran ſein Lebensſchiff ſchließtich ſcheiterte. Es hat Zeiten
ge=
geben, die ſein Andenken in gehäfſiger Weiſe ſchmähten und
wieder andere, die es über Gebuhr verherrlichten, und dann
ka=
men ſolche, die ſein ſchier vergaßen. Die Aufgabe, es in das
Ge=
dächtnis der Gegenwart zuruazurufen, ſetzt ſich der ſoeben
er=
ſchienene neueſte Band der „Bücher der Roſe” (Ebenhauſen und
Leipzig 1923), worin Wilhelm Langewieſche das
Aben=
teuer von Forſters Leben unter Wiedergabe vieler Briefe und
Tagebucheinträge erzählt.
Einer ſo verſchieden beurteilten Erſcheinung wie Forſter
gegenüber, kann nur gerecht werden, wenn man ſein Leben
be=
trachtet. Am 27. November 1754 hatte er zu Naſſenhuben bei
Danzig als Sohn des Pfarrers Johann Reinhold Forſter (1729
bis 1798) das Licht der Welt erblidkt. Die innere Neigung ſeines
Vaters des Sproſſes einer in der zweiten Hälfte des
dreißigjäh=
rigen Krieges ins preußiſche Polen ausgewanderten ſchottiſchen
Familie, war nicht die Gottesgelehrtheit, ſondern die
Naturwiſ=
ſenſchaften. Es war darum kein Wunder, daß er dieſelbe
Nei=
gung bei ſeinem aufgeweckten und lernbegierigen Sohne, den er
ſelbſt unterrichtete, beſonders pflegte. Als er im März 1765 mit
einem einjährigen Urlaub im Auftrage der ruſſiſchen Regierung
eine Reiſe nach Saratow und Umgegend zum Studium des
ruſſi=
ſchen Kolonialweſens unternahm, war ſein Sohn ſein Begleiter.
Vom Herbſt ab beſuchte dieſer die Petriſchule in Petersburg.
Die Hoffnungen, die der Vater an die Reiſe geknüpft hatte,
ſchlu=
gen ſamt und ſonders fehl: ſowohl die Anſtellung im
Kolonial=
dienſte als auch die erwartete Celdbelohnung blieb aus, und als
er nach Sauſe zurückkehrte, fand er ſeine Stelle beſett, da er ſeinen
Urlaub überſchritten hatte. Deshalb beaab er ſich im Juni 1766
nach England. Dort wirkte er an verſchiedenen Stellen als
Leh=
rer, bis er im Sommer 1772 den Antrag erhielt, den Seefahrer
Cook auf ſeiner zweiten Entdeckungsfahrt, der erſten
Weltum=
jegelung in öſtlicher Richtung, zu begleiten. Auch ſein Sohn
Die Lage der rheiniſch=weſtfäliſchen
Der Reichsinnenminiſter in Weimar.
Berlin, 1. Jan. Der Reichsminiſter des Innern, der ſich,
wie bereits gemeldet, am Sonntag in Weimar aufhielt, hat dort
zunächſt den Vortrag der zu den thüringiſchen
Landeszentral=
behörden entſandten Reichsbeauftragten entgegengenommen,
alsdann die Vertreter des Thüringer Beamtenbundes, ſowvie der
bürgerlichen Parteien und der ſozialdemokratiſchen Partei
an=
gehört und im Anſchluß daran noch eine Beſprechung mit dem
thüringiſchen Staatsminiſterium gehabt.
Die Feſiſtellungen der Reichsbeauftragten.
Weimar, 1. Jan. Das Preſſeamt für Thüringen teilt
unter der Ueberſchrift „Weiteres Streben der bürgerlichen
Par=
teien nach dem Reichskommiſſar für Thüringen” mit: Nachdem
ſeit dem 28. Dezember die Kommiſſare der Reichéregierung unter
Führung des Reichskommiſſars für die Ueberwachung der
öffentlichen Ordnung, Herrn Künzer, bei der Thüringer
Regie=
rung gemäß Artikel 15 der Reichsverfaſſung die Aufſicht über die
Durchführung der Reichsgeſetze vorgenommen haben, wobei die
Kommiſſare nach Auffaſſung der Thüringer Staatsregierung
die ihnen verfaſſungsrechtlich und laut Vollmacht des
Reichs=
kanzlers verliehenen Befugniſſe weit überſchritten hatten, hat
anſchließend die Thüringer Landesregierung den Reichsminiſter
des Innern Dr. Jarres am 30. Dezember über die
Beanſtan=
dungen in mündlicher Ausſprache in Kenntnis geſetzt. Zuvor
hat der Reichsminiſter am gleichen Tage mit den Vertretern der
Thüringer Parteien Beſprechungen abgehalten. Die Thüringer
Landesregierung wird die erhobenen Beanſtandungen auf ihre
Haltbarkeit hin prüfen und alsbald mit der Reichsregierung
weitere Verhandlungen aufnehmen.
Wie uns von der Reichsregierung mitgeteilt wird, iſt die
Behaupiung, daß die Reichsbeauftragten ihre Befugniſſe
über=
ſchritten hätten, unzutreffend.
Wegen Urkundenfälſchung verhaftet.
Berlin, 1. Jan. (Wolff.) Auf Grund der Feſtſtellungen
der zu den thüringiſchen Landeszentralbehörden entſandten
Reichsbeauftragten, die zu einer Anzeige an die
Staatsanwalt=
ſchaft in Weimar geführt haben, iſt, wie uns aus Weimar
mit=
geteilt wird, von der dortigen Staatsanwaltſchaft
Regie=
rungsaſſeſſor Kunze vom thüringiſchen Miniſterium
des Innern wegen des dringenden Verdachtes der
UIr=
kundenfälſchung und Aktenbeſeitigung
verhaf=
tet worden. Kunze, der Vorbildung für den mittleren
Ge=
meindebeamtendienſt beſitzt, wurde im April 1922 als Aſſiſtent
im Miniſterium des Innern eingeſtellt und am 10. April 1923
zum Regierungsaſſeſſor ernannt.
Die Polizeigewalt auf den Nuhrzechen.
Düſſeldorf; 1. Jan. Durch eine neue Verfügung (Nr. 91)
des Generals Degoutte wird die Beſtimmung in der Verfügung
Nr. 750) über die Polizeiverwaltung auf den Zechen wie folgt
geändert:
Für die Ausübung der Polizeigewalt in den von der Micum
uumittelbar oder mittelbar betriebenen Bergwerken und
indu=
ſtriellen Anlagen und deren Sicherheit fahren die zuſtändigen
deutſchen Verwaltungsſtellen fort, ihr Amt auszuüben unter
folgensem Vorbehalt:
Keine die vorerwähnten Bergwerke oder induſtriellen
An=
ſtalten betreffende Mitteilung kann zwiſchen den deutſchen
Ver=
waltungsſtellen und dem Perſonal des Betriebs ausgetauſcht
werden, ohne die Vermittlung des Direktors, der von der Micum
an die Spitze dieſes Betriebs geſtellt wurde. Im Falle, daß
der Direktor behaupten würde, nicht verpflichtet zu ſein, die
aus=
drücklichen Befehle des Revierbeamten befolgen zu laſſen, und
im Falle, daß die Revierbeamten ſich weigern würden, die von
dem Direktor geforderten Verhaltungsmaßregeln zu treffen,
wird der Konflikt auf Anſuchen der Parteien vor einen
Ver=
gleichsausſchuß gebracht, der aus dem Chef der
Bergwerks=
verwaltung der Micum und dem Berghauptmann von
Dort=
mund zuſammengeſetzt iſt. Im Falle, daß es dieſen beiden
Be=
amten nicht gelingen ſollte, den Konflikt beizulegen, wird dieſer
vor den Präſidenten der Micum gebracht, der ſelbſtherrlich
ent=
ſcheidet.
Die Beſatzungsſtärke im Ruhrgebiet.
Aus dem Ruhrgebiet wird uns geſchrieben:
Die Eiſeninduſtrie, die über weſentliche Vorräte an
Roh=
ſtoffen überhaupt nicht verfügt, muß erſt größere Mengen
Brenn=
ſtoffe, Erze, Kalk uſw. heranſchaffen, ehe ihr eine
Wiederauf=
nahme des Betriebs möglich iſt. Ob und wann ihr das gelingt,
iſt angeſichts der nach wie vor troſtloſen Verkehrsverhältniſſe auf
der Regievahn mehr als fraglich. Selbſt Optimiſten rechnen bei
Zugrundelegung günſtigſter Verhältniſſe mit einer vollen
Be=
triebswiederaufnahme erſt in zirka acht Wochen. In der
Arbeiter=
frage iſt durch die Arbeitszeitverlängerung eine Erleichterung
eingetreten; da die Wiederaufnahme der Betriebe aber immerhin
einige Zeit an Vorbereitungen erfordert, können die
Auswirkun=
gen ſich erſt nach und nach bemerkbar machen. Eine erhebliche
Rolle ſpielt weiter die Preisſrage. Hier iſt weſentlich, daß eines
der hauptſächlichſten Hilfsmittel der Eiſeninduſtrie (Kohle und
Koks) infolge der Belaſtungen aus dem Micumabkommen ſich
weit über Weltmarktpreis ſtellen wird. Schon allein dieſer
Um=
ſtano genügt — von allen anderen abgeſehen —, um die
Preis=
frage zu einer ſehr kritiſchen zu machen.
Am wichtigſten jedoch iſt das Problem der Abſatzmöglichkeit.
Hier kommt beſonders in Betracht, daß gerade in der
Welteiſen=
induſtrie eine gegenüber dem Vorkriegsſtande weſentlich erhöhte
Produktionsfähigkeit beſteht, während die
Verbrauchsmöglich=
keiten ſich ganz erheblich verringert haben. Das gilt beſonders
für Frankreich, das inſolge des Verſailler Vertrages eine ganz
ungeſunde, ſeiner ſonſtigen wirtſchaftlichen Bedeutung in keiner
Weiſe entſprechende Ausdehnung ſeiner Eiſengrundlage erfahren
hat. Die ſranzöſiſche Roheiſenproduttion, die 1913 nur 6
Miuio=
nen Tonen betrug, kann jetzt auf 11 Millionen Tonnen geſteigert
werden, von denen Frankreich jedoch nict mehr als 50 bis 60
Prozent bisher abſetzen konnte. Dieſe Ueberproduktion freiwillig
einzuſchränken, wie es alle anderen Staaten der Welt tun müſſen,
will ſich Frankreich nicht bereit erklären. Es will keinen Ausgleich
auf Grund einer internationalen wirt aftlichen Vereinbarung,
ſondern es will eine Ausnah.neſtellung auf Grund einer
macht=
politiſchen Stellung, zu der die Ruhraltion ihm verholfen hat.
Frankreichs Wille geht t hin, die notwendige Einſchränkung der
Eiſenerzeugung von ſeinem Lande auf Deutſchland zu
über=
tragen. Das geht nicht nur hervor aus ſeinen hohen
An=
ſprüchen an die Brennſtoffbelieferung, ſondern vor allem auch
aus einer kaum beachteten Beſtimmung des Micumabkommens,
nach der in Zukunſt die monatliche Ausfuhr von Eiſen und Stahl
nur dem durchſchnittlichen Monatsverſand von 1922 entſprechen
darf. Die Bedeutung dieſer Beſtimmung liegt darin, daß im
Jahre 1922 die Ausfuhr der rheiniſch=weſtfäliſchen Ciſeninduſtrie
einen geradezu kataſtrophalen Rückgang erfahren hatte. Während
in der Vorkriesszeit die Eiſenausſuhr dem Gewicht nach das
Zehnfache und dem Werte nach ſogar das Dreizehnfache der
Ein=
fuhr betrug, reichte 1922 der Erlös aus der Eiſenausfuhr nicht
mehr aus, um die Einfuhr an Erzen zu bezahle i. Im Verlauf
des Jahres 1922 iſt die Eiſeneinfuhr auf rund das Siebenfache
der Vorkriegszeit geſtiegen. Während in den Monaten von Mai
1221 bis April 1922 durchſchnittlich noch rund 98 000 Tonnen
Roh=
eiſen ausgeführt werden konnten, war die Ausfuhrmöglichkeit
in der letzten Hälſte des Jahres 1922 bereits auf 30 000 Tonnen
monatlich geſunken. Das Verhältnis von Einfuhr zur Ausfuhr,
das im Jahre 1913 wie 1 zu 10 ſich ſtellte, iſt im Verlauf des
Jahres 1222 auf 1 zu 1,2 herabgegangen. In derſelben Zeit
da=
gegen war Frankreichs Ausfuhr erheblich geſtiegen. Während die
deutſche Ausfuhr von 3,268 Millionen Tonnen im erſten Halbjahr
1913 auf 1.234 Millionen Tonnen im erſten Halbjahr 1922
zurück=
gegangen war, hatte ſich in derſelben Zeit die franzöſiſche
Aus=
fuhr von 0,445 Millionen Tonnen auf 1,363 Millionen Tonnen
erhöht.
Unter Berückſichtigung aller dieſer Umſtände kann die
künf=
tige Eiſenerzeugung des beſetzten Gebietes auf höchſtens 50
Pro=
zent der früheren veranſchlagt werden.
Kohlen für Italien.
Paris 1. Jan. In Antwerpen hat eine Verhandlung
zwiſchen belgiſchen und italieniſchen Vertretern über die
Beför=
derung der deutſchen Reparationskohle nach Italien
ſtattgefun=
den. Es wurde beſchloſſen, dieſe Kohle an den Hafen von
Antwerpen zu verfrachten. Im Januar ſollen verſuchsweiſe
zu=
nächſt 20000 Tonnen nach Italien ausgeführt werden. Die erſte
Einſchiffung wird am 15. Januar erſolgen.
Englands Nachforſchungen.
Paris, 1. Jan. (Wolff.) Die Ere Nouvelle Eringt als
einziges Morgenblatt die Nachricht, die Beſatzungskräfte
im Ruhrgebiet würden binnen kurzem ſo herabgeſezt
wer=
den, daß nur etwa ein Armcekorps dort verbleibe. Eine
Befehls=
ſtelle werde in Düſſeldorf verbleiben, und zwar über drei
Divi=
ſionen, von denen eine in der Gegend von Düſſeldorf ſelbſt, die
zweite in der von Eſſen (Ruhr) und die dritte in der von
Dort=
mund untergebracht würden.
Georg, der inzwiſchen ſchon Kaufmannslehrling und
Sprachleh=
rer geweſen war, nahm an der Reiſe teil, die etwas über drei
Jahre dauerte. Als nach der Rückiehr ſeinem Vater verboten
wurde, die Reiſe zu beſchreiben, ſo arbeitete er nach deſſen
Tage=
büchern die Beſchreibung aus, die 1777 unter dem Titel „Voyage
round the World” erſchien. Damit war ſein und ſeines Vaters
Ruhm in ganz Europa begründet. Im Oktober 1778 begab er
ſich nach Deutſchland, erwarb ſich in Düſſeldorf die Freundſchaft
des Dichters Friedrich Heinrich Jacobi (1743—1819)
und fand bald darauf in Kaſſel eine Anſtellung als Proſeſſor der
Naturgeſchichte am Carolinum. Eleichzeitig trat er in Göttingen
in Beziehung zu den angeſehenſten Gelehrten, vor allem zu
Lich=
tenberg und dem Philologen Heyne. Ein Jahr nach ihm
kam der mit ihm gleichalterige Anatom Samuel Theodor
Sömmering nach Kaſſel, mit dem er 1778 in London
Freund=
ſchaft geſchloſſen hatte. Zu Anfang des Jahres 1784 erhielt er
einen Ruf als Profeſſor der Naturgeſchichte an die Univerſität
Wilna. Bevor er Deutſchland verließ, verlobte er ſich mit der
zwanzigjährigen Thereſe Heyne, der Tochter des Göttinger
Philologen, und führte ſie ein Jahr ſpäter heim. Die Berufung
zur Teilnahme an einer ruſſiſchen Entdeckungsfahrt in den
Nor=
den des Stillen Ozeans beendete im Jahre 1787 ſeinen an
Ent=
täuſchungen reichen Aufenthalt in Wilna. Seine Frau und ſein
Töchterchen brachte er nach Göttingen. Allein die Expedition
wurde infolge des türkiſchen Krieges auf unbeſtimmte Zeit
ver=
tagt. Einen Ruf nach Petersburg lehnte Forſter ab, der Plan
einer ſpaniſchen Cxpedition nach den Philippinnen zerſchlug ſich.
Dafür nahm Forſter die Stelle als Univerſitätsbibliothekar, in
Mainz an.
Auf Michelstag 1788 trat er dieſe Stelle an. In Mainz tra
er ſeinen als Profeſſor daſelbſt wirkenden Freund Sömmering.
Der weltbekannte Weltumſegler, wurde häufig von Reiſenden
aufgeſucht, die durch Mainz kamen. In den Jahren 1788 und
1789 weilte der jugendliche Alexander von Humboldt
als Gaſt bei ihm, und von März bis Juli 1790 unternahm
For=
ſter mit ihm eine Reiſe durch Belgien und Holland nach England
und zurück über Paris, eine Reiſe, die er in ſeinem letzten
grö=
ßeren „Anſichten vom Niederrhein, von Brabant, Flandern,
Hol=
land, England und Frankreich” beſchrieb. Bei ſeinem Aufenthalt
in Paris kam er zum erſtenwal in perſönliche Berührung mit
dem rebolutionären Frankreich und wurde bald deſſen eifriger
Bewunderer. Am vierten Tage nach der am 21. Oktober 1792
er=
folgten Uebergabe der Feſtung an die Franzoſen erwirkte er bei
britiſche Regierung Nachforſchungen bei den Regierungen der
Kleinen Entente an, um feſtzuſtellen, wieweit die
Verpflichtun=
gen, welche Polen, Jugoſlawien und Rumänien als
Nachfolge=
ſtaaten gemäß den Friedensverträgen obliegen, durch die jüngſt
abgeſchloſſenen Anleiheverträge mit der franzöſiſchen Regierung
vorausſichtlich berührt werden.
dem Bürgergeneral Schutz für die Univerſität, und am 5.
Novem=
ber ward er Klukiſt. Er gehörte zu denen, die in dem Rhein
Deutſchlands Grenze ſahen. Sein politiſches
Glaubensbeiennt=
nis formulierte er einmal ſolgendermaßen: „Meinem eigenen
Ge=
fühle gemäß bleibe ich jetzt freier Bürger, es mag kommen, was
wolle; kehrt der Kurfurſt zurück, ſo wird für den redlichen Mann,
der nicht umſonſt bezahlt ſein will, auch in Frantreich Brot und
Unterkommen ſein, und dahin gehe ich dann; bleibt Mainz frei,
ſo liebe ich den Aufenthalt genug, um mich nicht ohne die
wich=
tigſten Bewesgründe davon zu trennen. Dieſe Gelegenheit,
fran=
zöſiſcher Bürger zu werden, halte ich auf jeden Fall feſt.” Am 25.
März 1723 ging er als Abgeordneter des Konvents nach Paris,
um den Schlüſſel des Deutſchen Reiches in die Hände der
Fran=
zoſen zu legen. Infolge der Wievereroberung von Mainz durch
die deutſchen Heere ward er heimatlos. Seine Frau hatte ihn
mit den Kindern am 7. Dezember 1792 verlaſſen und ſich zunächſt
nach Straßburg, ſpäter nach Neufchatel begeben. Im Sommer
1793 folgte ihr ſein Freund Ferdinand Huber (1764—1804)
dorthin, der ſeine Stellung als ſächſiſcher Geſandſchaftsſekretär in
Mainz aufgegeben und ſeine Verlobung mit Dorothea Stock, der
Freundin Schillers, aufgelöſt hatte. Forſter ſah ſie im November
1793 an der Schweizer Grenze wieder.
Daß ihn ſeine Frau treulos verlaſſen hatte, iſt ſein tragiſches
Geſchick: denn er hing mit ſchwärmeriſcher Liebe an ihr: „Daß du
mein Alles biſt, der Mittelpunkt, auf den all mein Sinnen,
Dich=
ten und Denken ſich bezieht, das hült mich und macht mich —
menſchlich. Ich kann nur durch dich wieder zu der übrigen Aelt
kommen.” „Die Liebe iſt an dir zum Bettler geworden, ſie kann
ſich nur einmal geben, und du hätteſt ſie täglich neu und mit
immer reicheren Gaben ſchimmernd verdient. Von dem Deinen
muß ich ſie nehmen, um dich zu kränzen mit deinem ſtets neuen,
ſtets höheren Wert. Deine Lieb’ atmete ich wie ein Element
des Lebens.‟ Dieſe und zahlreiche ähnliche Stellen finden ſich in
den Briefen, die er im Jahre 1790 an ſie ſchrieb, zu einer Zeit,
wo ſie innerlich ſchon Huber gehörte. Eleichwohl findet er ſich
entſagend in die Tatſache, denn am 16. Juli 1793 ſchreibt er an
Huber: „Was geſchehen iſt, mein Freund, iſt nicht zu ändern;
das iſt die Anſicht der Dinge, die mich immer ſtimmen muß, das
Geſchebene wenigſtens zum Beſten zu wenden. Die Möglichkeit,
wie Sie, ohne ſich eines böſen Willens beivußt zu ſein, endlich doch
dahin ge langen konnten und mußten, mir das größte Unrecht zu
tun und in Verhältniſſe einzugreifen, die Ihnen nach allen
Ge=
ſetzen der Geſellſchaft hätten heilig bleiben müſſen — dieſe Mög=
Rummer 2.
Darmſtädter Dagblatt, Mittwoch, den 2. Januar 1924,
Die Pläne Rechbergs.
Franzöſiſche Preſſeſtimmen.
Paris 1. Jan. (Priv.=Tel.) Die Pariſer Tätigkeit
Rech=
bergs wird von der franzöſiſchen Preſſe mit wachſendem
Inter=
eſſe verfolgt. Nachdem der Matin als erſtes Blatt ausführlich
über dieſe Pläue berichtet hat, haben nunmehr auch der Figaro
und der Intranſigeant Stellung dazu genommen. Es iſt der
eigenartige Fall eingetreten, daß ein Deutſcher in offenen
Brie=
fen, die von den beiden letztgenannten Blättern gebracht
wur=
den, ſich direkt mit dem franzöſiſchen Publikum zu verſtändigen
ſucht. Der Meinungsumſchlvung, der ſich in Frankreich zugunſten
Rechbergs vollzogen hat, iſt um ſo bedeutender, als 1922 die
Vorteile ſeines Projekts ſtark angezweifelt wurden, weil man
von der franzöſiſchen Beteiligung an den deutſchen
Induſtrie=
unternehmungen damals höchſtens 7 Milliarden Goldmark,
mit=
hin eine völlig unzureichende Summe zur Declung der
Repara=
tionen erwartete. Der Umſchwung iſt nicht zuletzt auf die
neu=
erliche Faſſung der Rechbergiſchen Pläne zurückzuführen, die im
Gegenſatz zu den früheren Frankreich ſehr entgegenkommen.
Auf Grund einer neuerlichen Prüfung der ungewöhnlich
detail=
lierten Vorſchläge des deutſchen Induſtriellen ſind
franzöſi=
ſche Sachverſtändige, wie im Figaro ausdrücklich verſichert wird,
zu der Anſicht gelangt, daß ſie einen Höchſtbetrag zur völligen
Bezahlung der Neparationsforderungen Frankreichs verſprechen.
Davon ſcheint Rechberg auch Poincaré und Barthou in ſo
her=
vorragendem Maße überzeugt zu haben, daß die franzöſiſche
Regietung ſeinen Plan, wenn er auf offiziellem Weg an ſie
ge=
langt, wie zuverſichtlich verlautet, mit größter
Zuvorkommen=
h.it prüfen wird. In dieſem Zuſammenhang iſt daran zu
er=
innern, daß Poincaré behauptete, die Gründung einer
Inter=
eſſengemeinſchaft zwiſchen deutſchen und ſranzöſiſchen
Induſtriel=
len außerhalb des Neparationsproblems vor ſeiner Löſung
un=
ter keinen Umſtänden dulden zu wollen.
Ein neues Abkommen mit der Micum.
Köln, 1. Jan. Das Rheiniſche Braunkohlen=
Syndikat hat nach mühevollen, langen Verhandlungen am
29. De ember abends die Vereinbarungen wegen
Entſchädigungs=
lieferungen und Zahlung der Kohlenſteuer mit der Micum in
Düſſeldorf abgeſchloſſen. An Entſchädigungslieferungen
ſind in den erſten drei Monaten monatlich 90000 Tonnen
Bri=
kette und vom vierten Monat an monatlich 70 000 Tonnen
Bri=
kette unentgeltlich zu liefern. Für die Zeit ſeit Beginn der
Ruhr=
beſetzung iſt ein erheblicher Betrag an Kohlenſteuer an die
Micum nachzuzahlen. Die zukünftige Kohlenſteuer iſt auf 6,50
franzöſiſche Franken für die Tonne Brikette und 1,50 franzöſiſche
Franken für die Tonne Rohkohle feſtgeſetzt. Im übrigen iſt nach
Sicherſtellung der Entſchädigungslieferungen der verfügbare Reſt
der Erzeugung für den Verkauf freigegeben. Die auf den
Waſſer=
weg kommenden Entſchädigungslieferungen ſind bis zu einer
gewiſſen Menge unentgeltlich zu fahren, wofür der Braunkohle
der Beſitz und das Eigentum, der Flotte ſowie
ſämtlicher Lager= und Umſchlagsvorrichtungen
gewährleiſtet wird. Es iſt zu erwarten, daß nunmehr
der Bahn= und Waſſerverſand nach dem unbeſetzten Gebiet
als=
bald wieder in früherem Umfang in Fluß kommen wird.
Inner=
halb des engliſch beſetzten Gebietes haben auch während der
Ruhraktion von ſeiten der Bahn keine Hemmungen für den
Ver=
ſand beſtanden. Es wird damit gerechnet, daß auch der
Ver=
ſand mit der Regiebahn bald voll aufgenommen wird,
nachdem ſchon in den letzten Tagen" gute Anfänge in dieſer
Nichtung gemacht werden konnten.
Ein ſeparatiſtiſcher Geldräuber.
Paris, 1. Jan. (Wolff.) Der Eclair berichtet, daß am
11. Dezember, was bisher verſchwiegen wurde, der bekannte
Agi=
tator und Vorſitzende der franzöſiſchen „Rheinliga”, Paul Hockel,
durch die franzöſiſche Polizei verhaftet wurde. Aus einer
Erläu=
terung des Blattes geht hervor, daß Hockel mit Separatiſten eine
Geldſendung der Reichsbankſtelle Frankfurt a. M. nach
Wies=
baden abgefangen und den Raub in der Villa Dortens in
Wies=
baden niedergelegt hatte. Hier wollte Hockel die Verteilung des
eldes unter die verſchiedenen Befehlsſtellen der Separatiſten
vornehmen. Für dieſe Tat habe Hockel dem franzöſiſchen
Befehlshaber in Wiesbaden gegenüber die Verantwortung
über=
nommen, um Schwier:gkeiten mit der deutſchen Polizei zu
ver=
meiden. Der franzöſiſche Oberkommiſſar in Koblenz hat
In=
ſtruktionen vom Quai d Orſay verlangt, und dieſer habe die
Ver=
haftung Hockels gebilligt.
Die vorzeitige Peröffentlichung der deutſchen Note.
London, 1. Jan. (Wolff.) Zu der Behauptung, die
bri=
tiſche Regierung ſei in irgendeiner Weiſe für die
Veröffent=
lichung der jüngſten deutſchen Note, betreffend die Verhältniſſe
in den beſetzten Gebieten, verantwortlich, ſtellt Neuter feſt, daß
von keiner amtlichen britiſchen Stelle eine Information über
die Note ausgegeben worden ſei.
Berlin, 1. Jan. (Wolff.) Im weiteren Verfolg des
Ab=
baus der Außenhandelskontrolle wird durch eine dieſer Tage im
Reichsanzeiger zur Veröffentlichung kommende Bekanntmachung
des Reichswirtſchaftsminiſters nunmehr auch eine größere
Anzahl Waren zur Einfuhr freigegeben. Es
han=
delt ſich hauptſüchlich um Waren folgender Gruppen: geſviſſe
pflanzliche und tieriſche Nohſtofſe, Erzeugniſſe des Abſchnitts 1
des Zolltarifs, einzelne Stoffe aus dem Gebiet der Steine,
Crden, Metallerze, Mineralöle, Steinkohlenteere,
Steinkohlen=
teerſtoffe, Bienenpflanzen, Erdwachs, Seifen außer Feinſeifen,
geſviſſe Schmier= und Putzmittel, einzelne chemiſche und
pharma=
zeutiſche Erzeugniſſe, Farben, Farbwaren, Kunſtwolle, Ramie
Jute, Manila=Hanf, Linoleum, Felle, Häute, Leder, Kautſchuk
gewiſſe Oel= und Kautſchukwaren, Hutgeflechte, Holzſpan, Stroh,
Baſt und ähnliche Geflechte, Spaterie, Spateriewaren, gewiſſe
Waren der Schnitz= und Formerſtoffe, Halbſioffe zur Papier=
und Pappenbereitng, Pappen, Packpapier, Pflaſterſteine,
ge=
wiſſe Stein=, Platten aus Gips, Schlacken, gewiſſe Tonwaren,
Tſolatoren, gewiſſe Glaſe und gewiſſe Glaswaren, gewiſſe
Ma=
ſchinenteile, gewiſſe Wagen (Wiegevorrichtungen), Geldſchränke
und Käſten, Schrott, Eiſenabfälle, Blei, Zink, Zinn, Nickel,
Kup=
fer, gewiſſe Waren daraus, gewiſſe Erzeugniſſe der
Feinmecha=
nit, Optik, Damrflokomotiven auf Schienen laufend, Dampf
maſchinen. gewiſſe Motoren, gewiſſe Maſchinen, Wagen für zwei=
und einſchienige Bahnen,, Perſonen= und Laſtwagen, Schlitten
ohne Verbindung mit Antriebsmaſchinen, Schiffe
ausgenom=
men, Fluß= und Binnenſchiffe zu Luxuszwecken, Uhrenteile aus
unedlen Metallen, Klaviere, Klaviermechaniken, Klaviaturen.
Durch Aufhebung dieſer Einfuhrverbote wird ſelbſtverſtändlich
der im deutſchen Zollſyſtem liegende Schutz der deutſchen
Erzeu=
gung nicht berührt. Die Fortſetzung des Abbaus der
Einfuhr=
verbote iſt für die nächſte Zeit in Ausſicht genommen.
Zur Abänderung des Ausnahmezuſiandes.
Berlin, 1. Jan. (Priv.=Tel.) Die Verordnungen der
Reichsregierung über die Abänderung des Ausnahmezuſtandes
werden in linksgerichteten politiſchen Kreiſen als nicht
aus=
reichend angeſehen. Die Vertreter der VSPD. haben deshalb
mit Mitgliedern der bürgerlichen Koalitionsparteien Fühlung
genommen, um feſtzuſtellen, inwieweit im bürgerlichen Lager
Neigung für eine reſtloſe Beſeitigung des Ausnahmezuſtandes
iſt. Die Sozialdemokraten traten dabei für eine ſofortige
Einberufung des Reichstags ein. Auf bürgerlicher Seite war
mai indeſſen der Meinung, daß ſchon aus außenpolitiſchen
Gründen eine reſtloſe Beſeitigung des Ausnahmezuſtandes
ge=
genwärtig nicht möglich iſt.
Mehrarbeit im Bankgewerbe.
Berlin 1. Jan. Im Reichsarbeitsminiſterium fanden
abermals Schlichtungsverhandlungen ſtatt, die zu einem
Schieds=
ſpruch führten, der in tarifpolitiſcher und wirtſchaftlicher Hinſicht
von Bedeutung iſt. Der Schiedsſpruch ſetzt für das Bankgewerbe
die 54ſtündige Arbeitswoche feſt. Die Arbeitszeit, iſt auf die
Wochentage ſo zu verteilen, daß an den Samstagen nicht länger
als 7 Stunden gearbeitet wird. Hiermit iſt die Möglichkeit
ge=
geben, die Ueberſtunden auf ein Minbeſtmaß zu beſchränken.
Das tarifliche Höchſtgehalt wird nach dem Schiedsſpruch ſchon
mit dem 15. Berufsjahr erreicht und nicht mehr wie bisher mit
dem 20. Unter Abänderung einiger Beſtimmungen ſollen die
Reichstarifverträge für das Bankgewerbe bis zum 29. Februar
1924 verlängert werden.
Verkehrserleichterung ausländiſcher
Zahlungs=
mittel in Oeſierreich.
Wien, 1. Jan. (Wolff. Wiener Korr.=Bur.) Durch
Ver=
ordnung des Tinanzminiſteriums werden im Verkehr mit
ausländiſchen Zahlungsmitteln und
öſterreichi=
ſchen Kronen Crleichterungen eingeführt. Danach wird die
Aufnahme von Valutadarlehen im Auslano bei den
befugten Deviſenhändlern im Inland, die bisher nur
den protokollierten Firmen unter beſtimmten Vorausſetzungen
geſtattet war, nunmehr allgemein freizugeben. Die
bisherigen Beſtimmungen über die Ablieferung von
Export=
valuten bei Wertpapierausführung werden in dem
Sinne abgeändert, daß nur mehr die Hälfte des Gegenwertes
der ausgeführten Effekten der Oeſterreichiſchen Nationalbank
ab=
geliefert werden muß.
Oreimillionenſpende Wiener Künſiler.
Wien 1. Jan. (Wolff.) Die Genoſſenſchaft
bil=
dender Künſtler Wiens widmete den notleidenden
Kol=
legen in Deutſchland eine Drei=Millionen=Spende,
die durch den deutſchen Gefandten Pfeiffer perſönlich dem
Reichswirtſchaſtsverband bildender Künſtler Deutſchlands in
Berlin übergeben wurde. Die Genoſſenſchaſt bildender Künſtler
Wiens führt die Aktion weiter und hofft, in allernächſter Zeit
wieder einen namhaſten Betrag zur Verfügung ſtellen zu können.
Seite 3.
Sozialpolitiſche Amſtellung.
Die nachrevolutionäre Sozialpolitik hat, mit nüchternen
Augen geſehen, für niemanden Vorteile gebracht. Schien es zwar
in den erſten Jahren nach der Revolution, daß durch die
Ver=
kürzung der Arbeitszeit auf acht Stunden, durch das
Tarifver=
tragsweſen und manches andere mehr für die
Arbeitnehmer=
ſchaft ſich bedeutſame Fortſchritte ergeben hätten, ſo zeigte es ſich
doch nur zu bald, daß dieſe Fortſchritte in Wirklichkeit ſo teuer
erkauft waren, daß ſie nicht mehr als Fortſchritte bewertbar und
überhaupt nicht mehr haltbar ſind.
Man wird deshalb notgedrungen nach den Gründen fragen
müſſen, warum ſich unſere nachrevolutionäre Sozialpolitik nur
als Scheinerfolge erwieſen hat. Man wird um ſo mehr die
Gründe hierſür erforſchen müſſen, weil von ihrer Erkenntnis der
Kurs und die Möglichkeit einer tatſächlich erfolgreichen
Sozial=
politik abhängig iſt. Um es ohne viel Umſchweife zu ſagen:
Unſere nachrevolutionäre Sozialpolitik hat ſich deshalb in das
Gegenteil verkehrt, weil die Unterbauung durch die Wirtſchaft
fehlte, weil Maßnahmen getroffen wurden, die zwar in einer
blühenden Volkswirtſchaſt zum Segen hätten führen müſſen,
die aber in Zeiten volfswirtſchaſtlichen Niederganges nur den
Niedergang durch eine zu hohe Belaſtung der Wirtſchaſt zu
be=
ſchleunigen vermochten.
Unſer ganzes ſozialpolitiſches Denken war durch dieſen
Grundfehler verſeucht. Es wurde in der Sozialpolitik nicht mehr
gefragt, was möglich iſt, es wurde beim Erlaß ſozialpolitiſcher
Geſetze und Verordnungen nicht die Frage aufgeworſen, wo die
Mittel zu der Durchführung herkommen ſollen, ſondern es wurde
allein eine Gefühlspolitik des Wünſchenswerten getrieben, eine
Politik, die ſich gewiſſenmaßen in übernatürlichen Negionen
be=
wegte und den feſten Stand auf der Erde verloren hatte.
Dieſe Politik kennzeichnete ſich durch einen gewiſſen
Dilettan=
tismus und durch einen direkt naiven Glauben an die
Uner=
ſchöpflichkeit der Papiernotenpreſſe, durch die man das Fehlen
tatſächlichen Wirtſchaſtsvermögens bis zur Endloſigkeit
aus=
gleichen zu können wähnte. Dabei mußte man doch
notwendiger=
maßen durch eine ſolche Politik einreißen, anſtatt aufzubauen,
man mußte alſo ein Kartenhaus errichten, das bei dem erſten
ernſtlichen Anſtoß in dem Augenblick zuſammenbrechen mußte, da
die letzten Reſte wirtſchaftlichen Reichtums und die letzten
volks=
wirtſchaftlichen Reſerven durch die eigene unverſtandliche Politik
aufgebraucht waren.
Dieſer Augenblick iſt aber jetzt gekommen. Mit Schrecken
müſſen wir jetzt erkennen, da es mit dem „Behelfsmittel” der
Papiernotenpreſſe vorbei iſt, daß wir ein bitterarmes Volk
ge=
woroen ſind, das ſich keinen Luxus mehr zu leiſten vermag, und
daß in unſerer Armut ſelbſt ſozialpolitiſch wünſchenswerte
Maß=
nahmen einen Luxus darſtellen, den wir uns nicht mehr gönnen
können. Es kommt deshalb nicht von ungefähr, daß gerade jetzt
eine ſozialpolitiſche „Neuerung” der Nachkriegszeit nach der
anderen zuſammenbricht. Achtſtundentag, Reichstarifve träge,
Verhinderung der Entlaſſung überzähliger Arbeitskräfte, hohe
Erwerbsloſen=Unterſtützungsfätze, übermäßige und überflüſſige
Organiſationen des Staats= und Privatlebens, ſie alle gehen
dahin. Die bittere Not iſt es, die uns das nimmt, was kindiſcher
Unverſtand feſthalten zu können meinte in dem Glauben, einen
Vorteil zu beſitzen, während es eins der Mittel war, die uns in
die heutige Armut hineingeſtürzt haben.
Es iſt zwar traurig und überaus beklagenswert, daß erſt
die bittere Not uns den Begriff für ſozialpolitiſche Möglichkeiten
einhämmern mußte. Hätten wir aus Weitſicht bereits vor
Jahren alles Leverflüſſige abgebaut und unſere Sozia politik
in den Rahmen des wirtſchaftlich Tragbaren hineingeſtellt, ſo
wäre uns manche Bitterkeit erſpart und vieles erhalten geblieben,
was uns heute ebenfalls genommen wird. Jedoch, es hilft nichts,
gemachte Fehler zu geißeln, wenn ihre Auswirkungen
hinge=
nommen wer en müſſen, wollen wir nicht wenigſtens aus den
Fehlern lernen und begreiſen, daß eine Umſtellung unſerer
Sozialpolitik nicht nur im Augenblick, ſondern überhaupt
er=
forderlich iſt. lnd zwar eine Umſtellung da urch, daß wir nicht
mehr Sozialpolitik treiben wollen, losgelöſt von der Wirtſchaft,
ohne wirtſchaftliche Fun ierung, ſondern daß unſere
Sozial=
politik aufgebaut ſein muß auf dem Wirtſchaftsleben ſelbſt, daß
ſie ſich den wirtſchaftlichen Notwen igkeiten anpaßt und das
wirtſchaftlich Mögliche tut, um durch eine Förderung der
Wirt=
ſchaft ſich automatiſch den Rahmen der eigenen Möglichleiten zu
erweitern.
Rußland, die Schweiz und der Völkerbund.
Genf, 1. Jan. (Wolff.) Verſchiedene Blätter der
franzöſi=
ſchen Schweiz geben ihrer Beunruhigung darüber Ausdruck, daß
die ruſſiſche Regierung ihre Teilnahme an der vom Völlerbund
im Januar einberufenen Kommiſſionstagung zur Beſchränkung
der Rüſtungen zur See unter der Bedingung z=geſagt habe, daß
dieſe Tagung nicht in Genf ſtattfinde, und zwar mit Rückſicht auf
den Freiſpruch im Conradi=Prozeß. Nach dem
Völkerbunds=
berichterſtatter der Gazete de Lauſanne legt der Völkerbund den
größten Wert auf die Teilnahme der Ruſſen, die an den
Konfe=
renzarbeiten ſtark intereſſiert ſind. Die ruſſiſche Forderung
bringe den Völlerbund daher in die Verlegenheit, zwiſchen der
Schweiz, die keine Flotte beſitze, und der Seemacht Rußland zu
wählen. Die Gazette de Lauſanne weiſt darauf hin, daß der
Beſchluß des Völkerbundes in dieſer Frage weittragende Folgen
für die Schweiz und den Völkerbund ſelbſt haben könne.
lichleit iſt nur zu begreiflich, um nicht ſelbſt bei mir ihre
Entſchul=
digung zu finden; wiewohl dasjenige, was Sie über jede
Be=
denklich eit hinwegſetzte und ſo unaufhaltſam fortriß, für mich
ſelbſt alle Möglichleit eines Crſatzes vernichtete.” Neun Tase
vorher hatte er an ſeine Frau geſchrieben: „Ich habe keine
Hei=
mat, kein Vaterland, keine Befreundeten mehr; alles, was ſonſt
an mir hing, hat mich verlaſſen, um andere Verbindungen
ein=
zugehen." Dieſer Schilderung entſpricht der einſame Tod, der
den in die Reichsacht Erklärten zu Paris ein halbes Jahr ſpäter,
am 10. Januar 1794, infolge einer Bruſtentzündung ereilte.
Forſter hat als Schriftſteller Vorzügliches geleiſtet, ſeine
ſchriſten atmen Geiſt und Gemüt und laſſen den ſcharfen
Beob=
hter von Natur= und Vol sleben erlennen. Er dar der erſte
Schriftſteller, der es verſtand, Sinn und Cefühl für
land=
jaſtliche Schönheiten zu wecen, und dadurch, daß Alexander
n Kumboldt ſein Schüler war, wurde ſeine Anregung überaus
„chaltig. Sein Verhüngnis war ſein Weltbürgertum und ſeine
he mit Thereſe Heyne. Weshalb dieſe Che unglücklich ſein
uſle, das erllärt ein Ausſpruch von Thereſens Freundin, der
höttinger Proſeſſorentochter Karoline Michaelis, der
häteren Gemahlin Auzuſt Wilhelm von Schlegels und des
Phi=
ſophen Schelling, die ſich in ſeiner letzten Mainzer Zeit,
nah=
em ihn Thereſe verlaſſen, ſein angenommen hatte: „Es iſt der
vunder arſte Mann,” ſo ſchreibt ſie im Dezember 1792 an ihren
Freund Friedrich Ludwig Wilhelm Meyer, „ich habe
jemand ſo beſpundert, ſo gelie’t und wieder ſo gering geſchätzt.”
ind nah Forſters Tod, ſchrieb ſie demſelben Freunde: „Wie
annſt du denken, kaß Forſter je ein Mann geworden wäre? Und
Nänner, die niht Männer ſind, machen des vorzüglichften
Wei=
bes Unglück.” Schiller, von der falſchen Anſicht ausgehend, daß
eine Frau ihn zum Uebertritt auf die Seite Frankreichs
veran=
aßt hätte, brandmarkte ihn noch nach ſeinem Tode mit drei
ſchar=
ei Xenien, in deren einem er ihn ſagen läßt:
O ich Tor! Ich raſender Tor! Und raſend ein jeder,
Der, auf des Weibes Rat horchend, den Freibeitsbaum
pflanzt.
Im Gegenſatz hierzu lautet Goethes Urteil über den Mann
viel milder: „So hat der arme Forſter denn auch ſeinen Irrtum
mit dem Leben büßen müſſen, wenn er ſchon einem gewaltſamen
Tode entging. Ich habe ihn herzlich bedauert.”
Und dieſes Bedauern können wir ihm auch nicht verſagen.
Sein Weltbürgertum erllärt ſich natürlich; väterlicherſeits von
ſchottiſcher Abſtammung, war er im preußiſchen Polen geboren,
in Rußland und England herangewachſen und konnte weder in
dem heiligen römiſchen Reich deutſcher Nation noch in dem
Kur=
fürſtentum Mainz „das Vaterland erlennen, auf das er hätte ſtolz
ſein dürfen, für deſſen Befreiung er ſich hätte auſopfern müſſen”
Wie die Beſten ſeiner Zeit dem Ideal der Humanität ergeben,
ließ er ſich leicht durch die weltbeglügenden Gedanken der
fran=
zöſiſchen Revolution beſtechen. So konnte er in ſeiner am 15.
November 1792 in ſeiner erſten großen Rede im Mainzer
Jalo=
binertlub rückhaltlos und entſchieden für die Republikaniſierung
uend Franzöſiſierung von Mainz und deſſen dauernden Verbleib
bei Frankreich eintreten. Gleichwohl beſteht ein großer
Unter=
ſchied zwiſchen ihm und denen, die heute verſuchen, die rheiniſche
Republik ins Werk zu ſetzen. Ihnen ſteht nicht die
Entſchuldi=
gung des abirrenden Idealismus zur Seite, und wenn ihnen
der=
einſt ein ebenſo trauriges, einſames Ende wie Forſter beſchieden
ſein ſollte, dann würde der ſpätere deutſche Tetrachter ſich mit
Abſcheu von ihnen wenden und in ihrem Geſchick die gerechte
Sühne ihres Vaterlandsverrates erblicken.
C.K. Wieviel Worte braucht man? Der Wortſchatz, über den
ſo ſprachgewaltige Dichter wie Shakeſpeare oder Goethe
ver=
fügen, iſt natürlich ein unendlich viel größerer als die Menge
von Worten, die der Mann von der Straße braucht, um ſein
all=
tägliches Verſtändigungs= und Unterhaltungsbedürfnis zu
be=
friedigen. Aber ſelbſt die Zahl der Worte, die die Dichter in den
langen Reihen ihrer Werke benutzen, ſind verhältnismäßig gering
mit den Reichtümern verglichen, die die Sprache überhaupt
dar=
bietet. In einem amerikaniſchen Blatt, das die Frage erörtert,
wieviel Worte der Durchſchnittsmenſch notwendig hat, wird
dar=
auf hingewieſen, daß der „Standard Dictionary”, das große
engliſche Wörterbuch, 350 000 Ausdrücke verzeichnet. Gegen dieſe
Rieſenmaſſen iſt ſelbſt der Wortgebrauch Shakeſpeares klein, der
ſeine unſterblichen Dramen mit 16 000 Worten geſchaffen hat.
Andere Dichter verwenden noch ſehr viel weniger, Milton zum
Veiſpiel, der ebenſalls wecen der Fülle ſeiner Ausdrücke berühmt
iſt, hat nur 8000. Der hochgekildete moderne Menſch verwendet
kaum mehr als 3000 bis 4000 Worte. Um Zeitungen oder
leich=
tere Bücher zu leſen, braucht man nicht mehr als gegen 2000
Worte zu kennen. Der weniger gebildete Menſch kommt in ſeiner
Unterhaltung mit einem Wortſchatz aus, der kaum die Zahl von
500 Worten überſteigt, und Bauern in abgelegenen Dörfern,
deren Intereſſenkreis und Weltbild ſehr beſchränkt iſt, haben
nicht mehr als 200 Worte nötig, um ales auszudrücken, was ſie
ſich im alltäglichen Leben zu ſagen haben.
C.K. Die merkwürdigſten Höhlen der Welt. Die
Höhlen=
forſchung in Oeſterreich, das die großartigſten Höhlenbildungen
Europas beſitzt, hat in letzter Zeit große Fortſchritte gemacht, und
man hat neue unterirdiſche Wunder entdect, die neben die
rieſi=
gen Grotten in der Nähe von Adelsberg, die bisher am
bekann=
teſten waren, treten. Es gibt aber auch noch andere großartige
Höhlenkildungen, von denen in einer engliſchen Zeitſchrift
be=
richtet wird. Die Höhlen von Jenolan in Neuſüdwales ſollen
eine Ausdehnung von 300 Kilometer haben. Beſucher werden
Eis tief hinein in die „Nachthöhlen” geführt, in die noch nie ein
Strahl natürlichen Lichtes gedrungen iſt, aber die vielverzweigten
Gänge und Grotten, die noch nicht erforſcht ſind, bilden ein
un=
bekanntes Reich, deſſen Wunder man nicht kennt. Dieſe
gewal=
tigen Höhlen wurden 1841 durch Zuſall entdedt, als man einen
Strauchdieb verfolgte, der ſich in unwirtliche Gegenden geflüchtet
hatte. In dem vulkaniſchen Gebiet in der Nähe von Neapel
be=
ſindet ſich die ſog. Hundehöhle. Die giftigen Dämpfe, die von
ben Spalten im Boden dieſer Höhle aufſteigen, genügen, um
einen Hund zu töten, der dort hineingejagt wird. Kürzlich wurde
eine Höhle in der Nähe von Toulouſe entdeckt, die Tonmodelle
von vorgeſchichtlichen Tieren aus einer 25 000 Jahre
zurück=
reichenden Periode enthielt. Die Auſſindung dieſer intereſſanten
urgeſchichtlichen Bildhauerwerkſtatt glückte einem kühnen
Prä=
hiſtoriker, der einen reißenden Gießbach durchſchwamm und an
den Cingang der Höhle gelangte. Mit einer eleltriſchen Lampe
in der Hand ſchwamm er dann faſt einen Kilometer lang durch
den unterirdiſchen Strom, der die Höhle erfüllte, und kam
ſchließ=
lich an die trocene Galerie, die die intereſſanten Funde enthielt.
Wohl die eigenartigſte aller Höhlen iſt die Eishöhle bei Dobſina
in Ungarn, die ein Gebiet von 10 000 Quadratmetern bedeckt. In
ihrem Innern herrſcht ewiger Winter, und die ſeltſamen
Cis=
formen bieten einen märchenhaften Anblick, wenn die Höhle
elektriſch erleuchtet wird und das Licht in tauſen fältigen
Brechungen funkelt. In der Mammuthöhle in Kentucky aibt es
Hügel, Seen und einen großen Waſſerfall, der aus einer Höhe
von 250 Fuß niederſtürzt. Ein prächtiges Krtel liegt am
Ein=
gang und es werden in der Höhle Gottesdienſte abgehalten und
ſogar Hochzeiten gefeiert.
Sefte 4.
Darufädte Za blalt, Mittwoch, den 2. Januar 1924,
Rumaler 2.
Sport, Spiel und Turnen.
Handball.
Der deutſche Handballmeiſter geſchlagen.
Auf dem Sportplatz der Techniſchen Hochſchule. Hannover
war am Sonntag der deutſche Handballmeiſter, Turn= und
Ra=
ſenſvortunion Düſſeldorf als Gaſt des Männerturnvereins
Lein=
hauſen. Es war ein ſchönes und ausgeglichenes Spiel, welches
das Jahresende den Handballern beſcherte. Die körperlich
kräf=
tigere Mannſchaft der Düſſeldorfer litt unter der Kälte und dem
Schnee. Bis zur Halbzeit lag das Spiel unentſchieden 0:0. Nach
Seitenwechſel blieb das Spiel noch immer ausgeglichen, bis es
Leinhauſen gelang, das erſte und einzige Tor des Tages zu
er=
zielen. Sturm, Verteidigung und Torwächter waren beiderſeits
recht gut. Das Publikum kam voll und ganz auf ſeine Koſten.
Die Spielweiſe war bei beiden Mannſchaften hervorragend,
ruhig, fait und ſchön, ſo daß dieſes Spiel für die
Handballge=
meinde einen ſchönen Jahresabſchluß darzuſtellen vermochte, von
dem man nur wünſchen und hoffen darf, daß er im neuen Jahr
eine erfreuliche Fortſetzung finden möge.
Städtekampf Berlin—Hamburg.
Der Handballſtädtekampf Berlin-Hamburg, der am
Sonn=
tag zwiſchen den Turnermannſchaften der beiden Städte in
Berlin zum Austrag kam, endete mit einem überlegenen Sieg
der Berliner 11:2 (5:1).
Fußball.
Eintracht=Frankfurt — III=Budapeſt
2:3.
Im Voraus ſei geſagt, im Mainbezirk gibt es keine
Mann=
ſchaft, die an die Budapeſter heranreicht. Man kann dieſe ſogar
noch etwas über die neulich in Frankfurt geſehenen Teplitzer
ſtellen. Die Schnelligkeit, beſonders bei der Ballabgabe, war
größer. Läufer regulieren das Spiel. Stürmer und
Verteidi=
ger ſpielen ihre Rolle mit einer Gewandtheit und Sicherheit,
wie ſie nur durch längeres Zuſammenſpiel zu erreichen iſt. Faſt
ſieht es ſo aus, als ob der Angriff einexerziert wäre. Kommt
der Ball von den Läufern zu dem Flügelſtürmer, ſchon iſt der
Innenſturm bis auf etwa 2 Meter zur Strafraumgrenze
auf=
gerückt. Faſt haarſcharf erreicht der Ball dieſe Stelle und
blitzſchnell erfolgen hierauf die Schüſſe. Darin waren eben die
Budaßeſter den Frankfurtern weit über, obgleich deren
Flügel=
ſtürmer ſehr gut ſpielten und auch die Verbindungsſtürmer keine
Verſager waren. Sie konnten eben nicht immer aus den Augen
des Mittelſtürmers leſen, wohin er den Ball ſpielen wollte. Er
ſelbſt ſchoß ſehr ſelten, konnte ſich auch wenig durchſetzen und
beſchränkte ſich lediglich auf Ballverteilen, einer wohl nützlichen
aber keine durchaus fruchtbringende Arbeit. Nicht allein
des=
halb haben die Frankfurter weniger Tore erzielt, als die
Bu=
dapeſter, ſondern auch weil ſie den Ball nicht ſchnell genug
weg=
brachten. Die Bodenverhältniſſe waren ſchwierig. Vor
Halb=
zeit hielten die Frankfurter wacker Stand. Nach Seitenwechſel
waren die Bu apeſter weit überlegen. Gegen Schluß kamen die
Frankfurter ſelten über die Mitte. Nicht nur ſie, ſondern auch
die Gäſte waren ſehr ermüdet. Der Frankfurter Torwächter
hette viel ſchwerere Arbeit zu leiſten als der Budapeſter. Das
Spiel wurde von Roſſi=Stuttgart ſehr gut geleitet.
Germania=Frankſurt — Helvetia=Bockenheim 6:0.
Berliner Ergebniſſe.
Nordnordweſt — Brandenburg 3:3.
Alemania — Minerva 3:1.
Taſmania — Wacker 3:2.
Schöneberger Kickers — Amateure 13:3.
Radrennen in Berlin.
Der Start des Schweizers Kaufmann am Sonntag abend
hatte ſeine Anziehungskraft nicht verfehlt. Der ſympathiſche
Flieger gab ein Bild, von dem Können der internationalen
Extraklaſſe und feierte einen ſicheren Sieg in allen Läufen. Von
ſeinen Gegnern hielt ſich Hahn weitaus am Beſten. Der junge
Berliner hat das Zeug zu einem erſtklaſſigen Flieger in ſich, der
auch die internationale Klaſſe nicht zu fürchten haben wird, wenn
er ſich noch etwas mehr Routine erworben hat. Auch der kleine
Bauer hielt ſich gut und gab ſich erſt nach zäheſtem Ringen
ge=
ſchlagen, während der lange Schrage keinerlei Energieaufwand
machte, um wenigſtens die Sympathien des Publikums zu retten.
Neben dem Eröffnungsfahren, deſſen Endlauf der
Erſten Van vor Oskar Tietz und Rizetto gewann, während
Hiepel im Endlauf der Zweiten ein Ausreißverſuch glückt, nahm
das Stunden=Mannſchaftsfahren das Hauptintereſſe
in Anſpruch. Hier gab es von Anſang an ein ſcharf beſtrittenes
Jagen, das bald Hochſtimmung erzeugte. Saldow, der mit
Häusler verbündet war, erwies ſich als der alte gute Fahrer
und holte ſich mit 17 Punkten den Sieg. An zweiter Stelle
plazierten ſich die Geb. er Tietz, von denen Oskar ganz andere
Saiten aufzog als Ta 8. zuvor am Kaiſerdamm, dritte Van=
Sawall vor Hofſmann=Pawke. Aus dem geſchlagenen Felde ſind
Rizetto, Notter, Krupkat, Techmer, Manthey und Golle zu nennen.
Die gleiche Anzahl von Mannſchaften, nämlich 13, beſtritten
das Drei=Stunden=Rennen der Berufsfahrer auf der
Vahn am Kaiſerdamm. Auch hier war der Ausgang des Kampfes
bis zur letzten Wertung ungewiß. Die erſte Wertung holte ſich
Kahn leicht gegen Behrend und Saldow, die zweite ebenfalls
Kahn knapp gegen Saldow.
Die beiden nächſten Spurts ſahen jedesmal Schrage vor
Hahn bezw. Huſchke in Front. Die fünfte Wertung entſchied
Saldow zu ſeinen Cunſten, die ſechſte Schrage, die ſiebente
Saldow in blendender Manier gegen Hahn und Schrage. In
der gleich darauf von Kohl und Vermeer eingeleiteten Jagd
wurden Hahn und Oskar Tietz überrundet, da Oskar Tietz nicht
auf der Höhe ſeiner Form war. Hahn gab darauf den für ihn
ausſichtslos gewordenen Kampf auf.
Die nächſten Wertungen gewannen Saldow, Richard Huſchke
und Otto Tietz. Die vorletzte und letzte Wertung fiel wieder
an Huſchke. Den Sieg im Geſamtergebnis errang die
Mann=
ſchaft Schrage=Lewanow dadurch, daß Schrage im entſcheidenden
Moment innen durchging und den dritten Platz im letzten Spurt
beſetzte. Schrage=Lewanow gewann mit 26 Punkten und 117,750
Kilometer gegen Saldow, Krupkat mit 24, Huſchke=Kohl mit 22,
Abraham=Otto Tietz mit 13 und Wittig=Techmer mit 7 Punkten.
Den Fliegerkampf in drei Läufen entſchied Stabe zu ſeinen
Gunſten gegen Gottfried Arend und Winter, während das
Zwei=
ſitzerfahren an die Mannſchaft Schulz=Neinas gegen Tetzloff=
Dahnke und Rädlitz=Krahner fiel.
Winterſport.
Bubſleigh=Meiſterſchaft von Thüringen.
Als erſte große bobſportliche Veranſtaltung dieſes Winters
kam in Oberhof auf der 2000 Meter langen Bobbahn die
Bob=
ſleigh=Meiſterſchaft von Thüringen zur Entſcheidung, an der ſich
17 Maſchinen beteiligten. Schneelage und Schneebeſchaffenheit
waren vorzüglich. Beſuch und Organiſation ließen nichts zu
wünſchen übrig, ſo daß das Rennen in ſportlicher Hinſicht
be=
ſtens verlief. Sieger blieb Bob „Wer kann dafür”, Lenker
Ger=
hard Fiſcher=Ilmenau, Bremſer Jäger=Ilmenau, in der
Geſamt=
zeit vor 5 Min., 3/ Sek. für zweimalige Fahrt. Den zweiten
Plaz belegte Bob „Venus 2” Lenker Hans Will, Bremſer Paul
Will (vom Bobfleighklub Oberhof) in 5 Min., 13:/s Sek.,
wäh=
rend als dritter Bob „Bergſchred”, Lenker Karl Fritzſch=Berlin,
Bremſer Siegmund=Ilmenau, in 5 Min., 19½ Sek. das Ziel
paſſierte.
Frankfurter Nachiprüfungsfahrt.
Die Veranſtaltung des Frankfurter Motorradklubs
(D.M. V.) wird einen größeren Umſang annehmen, als anſangs
geplant war. Der Frankfurter Motorradklub wird die
Konkur=
renz gemeinſam mit dem Motorfahrerklub Mannheim
durchfüh=
ren, und es iſt anzunehmen, daß die Darmſtädter,
Offen=
bacher und Ludwigshafener Motorradſahrer ſich anſchließn
wer=
den. Die Prüfungsſtrecke führt vorausſichtlich von Frankfurt über
Darmſtat, Heppenheim a. d. B., Schriesheim, Ladenburg nach
Mannheim und zurück. Sie hat eine Länge von ungefähr 170
Kilometer. Die vorgeſchriebenen Geſchwindigkeiten ſind
verhält=
nismäßig niedrig gehalten, da die Fahrt lediglich als
Zuverläſ=
ſigkeitsfahrt und Regelmäßigkeitsprüfung gevacht iſt. Der
Ver=
anſtalter hat ſich vorbehalten, die vorgeſehenen
Durchſchnitts=
geſchwindigkeiten der einzelnen Klaſſen je nach den
Witterungs=
verhältniſſen zu ändern. Klare, trockene Mondnacht bedingt andere
Ge chwindigkeiten als Regen=, Schnee= und Nebelwetter. Bei
dieſem Wettbewerb wird es darauf ankommen, neben einer guten,
zuverläſſigen Beleuchtung genau funktionierende
Geſchwindig=
keitsmeſſer und Kilometerzähler, ſowie richtig gehende Uhren zu
haben. Dieſe Inſtrumente, die ſonſt vielfach nur als unnötiger
Tand am Motorrad angeſprochen werden, erhalten bei der
Ver=
anſtaltung den Wert von unentbehrlichen Hilfsmitteln. Damit
gewinnt die Fahrt nicht nur bei der Beleuchtungsinduſtrie,
ſon=
dern auch bei der geſamten Zubehörinduſtrie erhöhtes Intereſſe.
Der Vergnſtalter beabſichtigt, bei der Bekanntgabe der Reſultate
eine genäue Liſte über die Ausſtattung der einzelnen
konkurrie=
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2
Stadt und Land.
Darmſtadi, 2. Januar.
Heſſ. Landw. Woche.
Wie wir bereits berichteten, finden in der Woche vom 2. bis 6.
Ja=
nuar 1924 Veranſtaltungen ſämtlicher landwirtſchaftlicher Organiſationen
in Darmſtadt ſtatt. Es wird uns noch mitgeteilt, daß außer den bereits
im Programm der „Heſſ. Landw. Woche” bekannt gegebenen
Veranſtal=
tungen noch weitere Tagungen hinzugekommen ſind. Die
Spiritusver=
wertungsgenoſſenſchaft für Heſſen hält ihre Verſammlung am
Donners=
tag, den 3. Januar, nachmittags 3 Uhr, im
Landwirtſchaftskammer=
gebäude ab; der Verband landw. Arbeitgeber für Heſſen und
Nachbar=
gebiete hat eine weitere Tagung für den gleichen Tag ebenfalls im
Land=
wirtſchaftskammergebände um 4 Uhr vorgeſehen, in der Herr
Rechts=
anwalt Meiſel einen Vortrag über „Arbeitgeberfragen, insbeſondere die
Krankenkaſſenverhältniſſe” halten wird. Die mit der Vortragswoche
ver=
bundene Ausſtellung bleibt die ganze Woche geöffnet. Am erſten
Vor=
tragstag, Mittwoch, den 2. Januar, werden zunächſt ſprechen Prof. Dr.
Arndt=Frankfurt a. M. über: Die Möglichkeit eines Wiederaufbaues
der deutſchen Volkswirtſchaft”, Prof. Dr. Rößler=Darmſtadt über: „
Zeit=
gemäße Düngungsfragen”.
— Heff. Landestheater. Vorſtellungsänderung. Infolge
Erkrankung von Walter Kuliſch wird heute abend ſtatt „König Nicolo”
„Scheiterhaufen” gegeben. Die Vorſtellung fällt der Zuſatzmiete
II5 zu. Anfang 7 Uhr.
Die am Donnerstag, den 3. Januar, im Großen Haus ſtattfindende
Aufführung von „Antigone” fällt nicht den Sondermieten 21 und 22 zu,
ſondern nur der Sondermiete 21 als 6. Vorſtellung.
— Oſtbund. Am 1. Weihnachtsfeiertag hielt die Darmſtädter
Orts=
gruppe des Dutſchen Oſtbundes im „Feierabend” ihr Weihnachtsfeſt ab.
Gemeinſame Geſänge und Deklamationen umrahmten die Feſtanſprache
des Herrn Pfarrers Zimmermann. Alles gab der Sehnſucht der
Ver=
triebenen nach ihrer oſtdeutſchen Heimat beredten Ausdruck, ſprach aber
auch die Hoffnung aus, deutſche Weihnacht im wieder deutſchen Oſten,
im wieder gewonnenen Heim feiern zu können, und gelobte der geraubten
Heimat ſtete Treue und Nie=Vergeſſen. Knecht Rupprecht erſchien und
teilte mit luſtigen Sprüchen ſeine reichen Gaben an große und kleine Mit
glieder aus. Und was er mitbrachte, reichte ſogar noch für eine
kurz=
weilige Verloſung. Ein gemütliches Beiſammenſein bei Kaffee und
Kuchen vereinte dann die Erſchienenen noch lange.
n. Zur Vereinfachung der Strafrechtspflege. Mit Beginn des neuen
Jahres tritt eine Verordnung des Reichspräſidenten
in Kraft, welche der beſchleunigten Aburteilung von Straftaten gilt
und das Verfahren weſentlich abkürzt. Sie iſt auf Grund des Art. 48
Abſ. 2 der Reichsverfaſſung „zwecks Wiederherſtellung der öffentlichen
Sicherheit und Ordnung” erlaſſen und gilt bis auf Weiteres.
Haupt=
ſächlich erſtreckt ſich dieſe Neuregelung auf die Zuſtändigkeit, indem eine
ganze Reihe ſonſt vor das Schwurgericht gehörender Verbrechen
nun=
mehr (ſoweit nicht Sondergerichte platzgreifen) der Strafkammer zugeteilt
wird. Damit wird der ſchwerfällige, umſtändliche und ſehr teuere
Apparat des Schwurgerichts entlaſtet,, ſowie die raſchere Erledigung
gewährleiſtet, zumal auch prozeſſuale Vorſchriften in gleicher Richtung
entſprechend umgeſtaltet ſind. Was leetere betrifft, ſo fällt u. A. die
Vorunterſuchung nebſt dem Beſchluß über Eröffnung des
Hauptverfah=
rens weg, die Anklageſchrift braucht nicht die weſentlichen Ergebniſſe der
ſtattgehabten Ermittlungen zu enthalten, und nach ihrer Einreichung
be=
raumt der Vorſitzende den Hauptverhandlungstermin an. Das Gericht
beſtimmt den Umfang der Beweisaufnahme nach freiem Ermeſſen, und
es finden gegen die in einem Verfahren auf Grund der Verordnung
er=
laſſenen Entſcheidungen der Strafkammer oder ihres Vorſi enden keine
R chtsmittel ſtatt. Die Verteidigung iſt notwendig, wenn nach den
all=
gemeinen Vorſchriften die Zuſtändigkeit eines anderen Gerichts als des
Schöffengerichts oder der Strafkammer begründet wäre. Die
Landes=
juſtizverwaltung kann die örtliche Zuſtändigkeit abweichend von den
all=
gemeinen Vorſchriften beſtimmen. Die Verordnung betrifft die
Abur=
teilung des Widerſtandes gegen die Staatsgewalt, (88 110—122 St. G. B.),
der Verbrechen und Vergehen wider die öffentliche Ordnung (S§ 123 bis
145 aStG.B), ferner des Mordes und Totſchlags (§S 211 bis 215
St. G.B.), des Naub=s und der Erpreſſung (85 219 bis 256 St.G B), der
gemeingefährlichen Verbrechen und Vergehen (§8 306 bis 330 St G. B.),
der Verbrechen und Vergehen wider das Geſetz gegen den verbrecheriſchen
und gemeingefährlichen Gebrauch von Sprengſtoffen, der Vergehen gegen
die V=rordnung über das Verbot militäriſcher Verbände, und der
Ver=
brechen und Vergehen gegen den § 4 der Verordnung vom 26.
Septem=
ber 1923. — Speziell erwähnenswert dürfte noch ſein, daß nach
Maß=
gabe der fraglichen Neuregelung 2 hieſige Fälle von allgemeinem Belang,
nämlich die Anklage gegen den hieſigen Händler Fritz Hofmann wegen
Ermordung ſeiner Ehefrau und diefenige gegen den Einbrecher Kinkel
aus Frankfurt a. M. wegen des an Polizeiwachtmeiſter Günther hier
ver=
übten Totſchlags vor der Strafkammer zur Verhandlung gelangen.
* Aenderung der Grundbeträge in den Verſorgungsgeſetzen. Mit
Wirkung vom 1. Dezember 1923 ſind die Grundbeträge an
Ver=
ſorgungsg=bührniſſen neu feſtgeſetzt. Von da ab betragen jährlich
1. Unterhaltskoſten für den Blindenführerhund 60, 54, 48 GMk. (je nach
den Ortsklaſſen A, B und C, D und E), 2. Grundrenten und
Schwer=
beſchädigtenzulage bei einer Minderung der Erwerbsfähigkeit um 30
Prozent 36 GMk. Grundrente, um 40 Prozent 48 GMk. ſolche, um
50 v: H. 60 GMk. Grundrente (G R.) und 12 GMk.
Schwerbeſchädigten=
zulage (Sch.Z.), um 60 v. H. 72 GMk. (GR.) und 18 GMk. Sch.Z., um
70 v. H. 84 GMk. GR. und 30 GMk. SchZ., um 80 v. H. 96 GMk.
GR. und 48 GMk. Sch.Z., um 90 v. H. 108 GMk. GR. und 72 GMk.
Sch Z., bei Erwerbsunfähigkeit 120 GMk. GR. und 120 GMk. Sch Z.
3. Die Pflegezulagen: einfache 270, erhöhte 360, höchſte 450 GMk. 4.
Das Sterbegeld (einmalige Zahlung) Ortsklaſſe 4 90, B und C 84,
D und E 75 GMk. Die Zuſatzrenten: für einen Schlverbeſchädigten bei
Mind rung der Erwerbsfähigkeit um 50—60 Prozent 72 GMk., um
70—80 Prozent 216 GMk., um mehr als 80 Prozenk 360 GMk., für
rentenberechtigte Witwe oder einen Empfänger von Witwerrente: 216
GMk., für rentenberechtigte vaterloſe Waiſe 72 GMk., für
rentenberech=
tigte elternloſe Waiſe 108 GMk., für einen Elternteil 90 GMk., ein
Elternpaar 144 GMk., einen Empfänger von Hausgeld 216 GMk., einen
ſolchen von Uebergangsgeld 216 GMk., Empfängerin von Witwenbeihilfe
141 GMk., einen ſolchen von Waiſenbeihilfe 60 GMk. Außerdem für
Schwerbeſchädigte oder Hausgeldempfänger, die für Kinder zu ſorgen
haben, für jedes Kind 72 GMk. 6. Die Vollrentenſätze für Löhnung
empfangende Kapitulanten: für Feldwebel 210, Sergeanten 192,
Unter=
offiziere 174, Gemeine 156 GMk. 7. Die Verſtümmelungszulagen: ſtatt
bisher 99 000 monatlich — 270 GMk. jährlich, ſtatt bisher 9900 monatlich
— 18 GMk. jährlich, ſtatt bisher 6600 monatlich — 12 GMk. jährlich.
8. Die an die Stelle der Kriegsverſorgung getretenen Zuſchläge zum
Witwen= und Waiſengeld: für Witwen 72, für Waiſen 18 GMk.
— Erhebung der Weinſteuer in Gold. Mit 1. Januar 1924 tritt in
Kraft: Wein= und Traubenmoſt, ferner dem Weine ähnliche Getränke
und Schaumweine aus Fruchtwein ohne Zuſatz von Traubenwein
unter=
liegen, wenn zum Verbrauch im Inland beſtimmt, einer in Goldmark
zu berechnenden Abgabe in Höhe von 20 Prozent des Steuerwerts. Für
andere Schaumweine und ſchaumweinähnliche Getränke beträgt dieſe
Ab=
gabe 30 v. H. des Steuerwerts. — Wer Wein gegen Entgelt im
In=
land an Verbraucher abgibt, hat dieſem eine Reihnung auszuſtellen, aus
der u. A. auch der Steu rwert und Steuerbetrag erſichtlich ſind.
Steuer=
wert und Steuerbetrag ſind in Goldmark anzugeben. Dabei iſt die
Gold=
mark nach den Grundſätzen zu bewerten, die für die Zahlung der Steuer
gelten. Bei Anmeldung der Steuerbeträge (8 7 Geſ.) iſt der Steuerwert
in Goldmark anzugeben. § 20 Abſ. 3, letzter Satz, iſt abgeändert: Kann
bei Beſtandsaufnahme nicht ermittelt werden, aus welchen Weinſorten die
Fehlmengen herrühren, ſo tritt Verſteuerung zum Satze von 1
Goldmark für das Liter oder die Flaſche ein.
RDV. „Oeſer=Spar=Bons” in allen MEM=Vertretungen. Die
Reiſe=Spar=Gutſcheine der deutſchen Reichsbahn zu 2 und 5 Mark, die
jederzeit gegen endgültige Fahrkarten eingetauſcht werden (ſiehe
Sonder=
ausgabe der „D.V.B.” vom 15. d. M.), werden nicht nur an den größeren
Fahrkartenſchaltern, ſondern in ſämtlichen Reiſebüros, die Vertretungen
des Mitteleuropäiſchen Reiſebüros ſind, ohne Aufſchlag abgegeben und
auch in allen MER=Büros gegen Fahrkarten oder Rundreiſehefte
ein=
getauſcht.
RDV. Die Sorge der Reichsbahn um erholungsbedürftige Kinder.
Die Liebestätigkeit im Ausland hat Tauſenden von deutſchen Kindern
reien Aufenthalt in der Schweiz und in Dänemark, in Oeſterreich und
in Holland gewährt; einige Schwierigkeit bot die Beförderung dieſer
Kinder, die nur in Holland und in Oeſterreich und ſtellenweiſe in
Däne=
mark gebühtenfrei fahren. Auf den deutſchen Bahnen werden die Kinder
allgemein in der dritten Klaſſe in D=Zügen befördert gegen eine Gebühr,
die einem Viertel des Fahrpreiſes der vierten Klaſſe entſpricht,
ſo daß die längſte dieſer Auslandsreiſen, von Verlin nach Baſel, 4,90
Mk. koſtet und auf einen Kilometer ein halber Pfennig entfällt.
Außer=
dem hat Reichsverkehrsminiſter Oeſer in einem beſonderen Erlaß auf
die eukgegenkommende B handlung r iſender Ferienkinder hingewieſen:
„Der Beförderung erholungsbedürftiger Kinder iſt beſondere
Sorg=
falt und Aufmerkſamkeit zuzuwenden; es ſollen dafür nur bequeme und
für de Zweck beſonders geeignete Wagen verwandt werden, die ſich in
durchaus einwandfreiem Zuſtande b. finden. Für die Sammlung der
Kinder auf den Ausgangsbahnhöfen ſowie für das Umſteigen auf den
Unterſegsſtationen ſind geeignete Räume bereit zu halten, auch ſoll bei
der Unterbringung und beim Umſteigen wirkſame Unterſtützung
ge=
leiſtet und den Führern und Helfern an die Hand gegangen werden”.
hruſtäster Zu b,/ M
1hr 14.1,
Seite 5.
* Leibgedingsverkräge.
8. Das einzige Geſetz, in welchem, ſoweit erſichtlich, die
Reichsregie=
rung ſeither, abgeſehen von der Abänderung des § 87 BRG., die
indeſ=
ſen wohl richtiger dem Arbeitsrecht zugerechnet wird, der
Geldentwer=
tung Rechnung getragen hat, iſt das ſeither in der Preſſe wenig
be=
ſprochene Geſetz über die anderweitige Feſtſetzung von Geldbezügen aus
Altenteilsverträgen vom 18. Auguſt 1923. Die Verantwortung für
die=
ſes Geſetz, das nun ſchon über 4 Monate in Kraft iſt, trägt durch
Ge=
genzeichnung der Reichsjuſtizminiſter Dr. Radbruch. Wir haben
ſeinerzeit im lokalen Teil den Inhalt kurz ſkizziert, halten aber
ange=
ſichts der Bedeutung des Rechtsſtoffes es für nötig, noch einmal
aus=
führlicher die Angelegenheit zu beſprechen. Nach § 1 können die
ober=
ſten Landesbehörden beſtimmen, daß wiederkehrende Geldleiſtungen aus
einem, mit der Ueberlaſſung eines Grundſtücks in Verbindung ſtehenden
Altenteilsvertrage (Leibgedings=, Leibzuchts= oder Auszugsvertrag)
entſprechend den veränderten Verhältniſſen
an=
derweit feſtgeſetzt werden, ſoweit dies der Billigkeit
ent=
ſpricht. Abſ. 2. Dasſelbe gilt entſprechend von den
Verſorgungs=
anſprüchen, die einzelnen Familienmitgliedern gegenüber den
In=
habern von bisherigen Stammgütern und Familienfideikommiſſen
ent=
weder nach dem noch geltenden früheren Rechte und Geſetz,
Fideikom=
mißſtiftung oder Vertrag zuſtehen oder im Zuſammenhange mit der
Auflöſung der gebundenen Familiengüter begründet worden ſind. Die
anderweite Feſtjetzung ſoll — dieſer Grundſatz iſt im § 2 ausgeſprochen
— nach Möglichkeit in der Form erfolgen, daß die Geldleiſtung in
eine Naturalleiſtung umgewandelt oder in dem Werte einer
Menge von Naturalerzeugniſſen ausgedrückt wird. (
Na=
turalwertrente.) Soweit Naturalleiſtungen aus einem
Altenteils=
vertrage nachträglich in wiederkehrende Geldleiſtungen
umge=
wandelt ſind, findet § 1 entſprechende Anwendung. (§ 3.) Iſt für
Geldleiſtungen der in den §§ 1 oder 3 bezeichneten Art ein
ding=
liches Recht an einem Grundſtück beſtellt, ſo kann auch dieſes
Recht nach Maßgabe des § 1 erweitert werden.
Iſt der Eigentümer des belaſteten Grundſtücks nicht zugleich der aus
dem Vertrag perſönlich Verpflichtete, ſo kann die Erweiterung
des dinglichen Rechts höchſtens in dem Verhältnis erfolgen,
in dem ſich ſeit dem Erwerbe des Grundſtücks durch den
der=
zeitigen Eigentümer die Geldſumme, welche den Wert
des Grundſtücks ausdrückt, infolge der allgemeinen
Geldentwertung erhöht hat. Die Erweiterung iſt an der
nächſtbereiten Stelle im Grundbuch einzutragen. Die Entſcheidung
er=
folgt in einem Einigungsverfahren durch das Amtsgericht.
Das Nähere, insbeſondere auch wegen der Zuläſſigkeit von
Rechts=
mitteln, ſowie wegen der Eintragung im Grundbuch
wird durch die oberſten Landesbehörden geregelt.
Hinſicht=
lich der Verſorgungsanſprüche einzelner Familienmitglieder gegenüber
den Inhabern von Stammgütern und Familienfideikommiſſen kann die
Entſcheidung durch das Geſamtminiſterium anſtelle des Amtsgerichts
der Fideikommißauflöſungsbehörde, wo ſolche eingerichtet iſt,
übertra=
gen werden. (In Heſſen iſt als Fideikommißauflöſungsbehörde in
Art. 36 des im Reg.=Bl. Nr. 49 v. 28. Dez. veröffentlichten, am 15. Nov.
1923 vom Landtag angenommenen Geſetzes, das Landgericht
be=
ſtimmt, in deſſen Bezirk das Fideikommiß liegt, das in Beſetzung einer
Zivilkammer entſcheidet.) Durch das genannte heſſiſche Geſetz ſind auch
die in § 1, Abſatz 2 des Reichsgeſetzes erwähnten Verſorgungsanſprüche
geregelt, und iſt in Richtung der Geldentwertung auch den
wirtſchaft=
lich veränderten Verhältniſſen entſprechend Rechnung getragen. (Vgl.
Art. 7 des Geſetzes und den Aufſatz von R.=A. Dr. E. E. Hoffmann II,
Darmſtadt, in Nr. 319.
Der Leibgedingsvertrag iſt in dem vom Präſidenten Dr. Beſt
ver=
faßten Heſſiſchen Ausführungsgeſetz zum BGB., in Ar. 38 bis 66,
aus=
führlich behandelt. An der baldigen Ausführung des R.=G. vom
18. Auguſt 1923 haben vorwiegend landwirtſchaftliche Kreiſe
ein Intereſſe, denn das Leibgeding ſtellt ſich als der Inbegriff der
Nutzungsrechte und Leiſtungen dar, die ſich der Gutsübergeber bei der
Gutsübernahme zu ſeinem Unterhalt auf Lebenszeit vorbehält oder von
dem Uebernehmer des Gutes ausbedingt. Gerade dieſen Kreiſen muß
es deshalb erwünſcht erſcheinen, daß die heſſ. Regierung auf geſetzlichem
Wege, den das Reichsrecht eröffnet, der Geldentwertung, dem
Billigkeits=
ſtandpunkt entſprechend, durch legislatoriſche Maßnahmen Rechnung trägt.
* Die Hundeſteuerverordnung iſt mit Wirkung vom 1. Januar
1924 abgeändert: Vefindet ſich der Hund nur vorübergehend am
Wohnort des Beſitzers, dann iſt die Anmeldung da zu erſtatten, wo der
Hund dauernd gehalten wird. Die Anmeldung bei der Bürgermeiſterei
iſt nicht nötig, wenn der Hundebeſitzer ſich nur vorübergehend (
beſuchs=
weiſe auf kurze Zeit) in Heſſen aufhält. — Ueber die An= und
Abmel=
dung des Hundebeſitzes von Hundezüchtereien, von Perſonen und
Anſtalten, die Hunde vorübergehend in Pflege oder zur Anlernung
neh=
men, ſowie über die Steuerpflicht der Hundezüchter können
Vergünſti=
gungen gewährt werden nach Grundſätzen, die in der
Hundeſteuerdienſt=
inweiſung bekanntgegeben werden. Wer ſich zu Beginn des 1. Januar
im Beſitz eines Hundes befindet, hat dafür, ohne Rückſicht auf die
dem=
nächſtige Dauer des Beſitzes, alljährlich eine Steuer von 12 Goldmark
an die Staatskaſſe zu entrichten. Die gleiche Staatsabgabe hat auch zu
entrichten: 1. wer in der 1. Hälfte des Kalenderjahres in den Beſitz
eines Hundes gelangt; 2. wer einen früher beſeſſenen Hund
abgemel=
det aber im folgenden Kalenderjahre, und zwar vor Ablauf eines
Jah=
res von jener Abmeldung an gerechnet, wieder einen Hund angeſchafft
hat, ſofern er nicht ſchon nach Ziffer 1 zur Zahlung des Jahresbetrags
verpflichtet iſt: 3. wer die Abmeldung bis über den Schluß des Jahres
hinaus unterläßt, in dem er einen Hund abgeſchafft hat. Im letzteren
Falle wird die Abgabe niedergeſchlagen, wenn der Hundebeſitzer im
ab=
gelaufenen Kalenderjahr aus Heſſen verzogen iſt. Iſt letzteres nicht
der Fall, dann kann die Abgabe aus Billigkeitsgründen
niedergeſchla=
er in der zweiten Jahreshälfte in Beſitz eines Hundes
erpflichtet iſt. — Der Jahresbetrag der Staatsabgabe iſt in zwei
glei=
chen Zielen (Januar/Juli) zu entrichten. Gemeinden und Kreiſe, die
Hundeſteuer erheben wollen, haben hierzu miniſterielle Genehmigung
(Gemeinden durch kreisamtliche Vermittlung) einzuholen, wenn der
Jahresbetrag der Gemeinde= oder Kreisabgabe und der Zuſchlag für
den mehrfachen Hundebeſitz je den Betrag von 12 Goldmark überſteigt.
der genannte Jahresbetrag ſowie der Zuſchlag müſſen durch 2 teilbar
ſein. Die Erhebung erfolgt zugleich mit der Staatsabgabe (auch hier
Erhebung in zwei gleichen Zielen). Gegen den Anſatz der Staatsabgabe
t binnen 14 Tagen nach Anforderung der Abgabe Einſpruch an das
Hauptzollamt gewährt, in deſſen Bezirk die Abgabe angeſetzt wurde.
Oeſſen Entſcheidung kann mit Friſt von 14 Tagen durch Beſchwerde ans
Finanzminiſterium angefochten werden. Bei Anſatz der Steuer als
bemeinde= oder Kreisabgabe (Zuſchlag für mehrfachen Hundebeſitz) ſteht
dem Beſitzer gleichfalls Einſpruch ans Hauptzollamt und gegen des
letzteren Entſcheidung Beſchwerde an das Miniſterium des Innern zu.
Die ſeither bis zu 100 Mark betragende Ordnungsſtrafe iſt jetzt au
is zu 40 Goldmark feſtgeſetzt. Dieſe vom Finanzminiſterium
gezeich=
nete Hundeſteuerverordnung datiert vom 22. Dezember 1923, iſt aber
rſt im Reg.=Bl. Nr. 50 vom 29. Dez. 1923 enthalten; ſie konnte deshalb
en Leſern nicht früher inhaltlich bekannt gegeben werden. Wer die
Abmeldung eines im Jahre 1923 abgeſchafften Hundes über den Schluß
es Jahres hinaus unterließ, wird Billigkeitsgründe für
Niederſchla=
jung der Abgabe ins Feld führen können.
3 Eberſtadt, 30. Dez. Vonder Volksſchule. Die derzeitigen
ſeihnachtsferien ſind, mit Rückſicht auf eine ſtattgefundene Abkürzung
der Herbſtferien, um acht Tage verlängert worden. Der Unterricht
eginnt wieder am Montag, den 14. Januar. — Der
Geſang=
verein „Frohſinn” kann im neuen Jahre auf ein 80jähriges,
angesfrohes und erfolgreiches Beſtehen zurückblicken. Im Sommer
es Jahres 1914 beging der Verein ſein 70. Stiftungsfeſt, verbunden
nit der Weihe einer zweiten Vereinsfahne. Der Verein, der über einen
tarken Stamm guter Sänger berfügt, ſteht gegenwärtig unter der
Lei=
ung des Dirigenten Herrn Wilhelm Pfeiffer und des Präſidenten
Lud=
vig Brückner. Falls die Verhältniſſe einigermaßen günſtig ſind, ſoll
as diesjährige Jubiläum beſonders gefeiert werden.
Mainz, 31. Dez. Die Stadtverordneten beſchloſſen, nach Antrag
er Verwaltung, für 1924 Erhebung einer
Gemeindehunde=
euer von 24 Goldmark für den erſten, 36 für den zweiten, 48 für
den dritten, 60 für den vierten, 72 für den fünften und 84 für den
echſten und jeden weiteren Hund. Dazu kommt natürlich noch die
taatsabgabe. — Die Verbrauchsabgaben werden nach Goldmark
uind dem Oktroitarif von 1912 erhoben: Von Wein 1,20 Mk.,
von Branntwein 2.15 Mk. und vom hl. Bier 65 Pfg. — Die
Gaſtwirte=
nnung plant anläßlich des 40jährigen Jubiläums eine Ausſtellung zu
veranſtalten.
e. Ettiugshanſen, 30. Dez. Goldene Hochzeit feierte am
1. Weihnachtsfeiertage der Altrentner Karl Sommer im Kreiſe
ſei=
er Familie. Der Jubilar iſt 79, ſeine Frau 73 Jahre alt, beide ſind
och rüſtig. Sommer hat die Feldzüge 1866 und 1870/71 mitgemacht.
866 kämpfte er bei Aſchaffenburg, Tauberbiſchofsheim und Würzburg,
870 in den Schlachten um Metz und zuletzt bei der Erſtürmung von
rleans. Möge dem wackeren deutſchen Mann ein glücklicher
Lebens=
bend beſchieden ſein.
Lonsheim (Rheinheſſen), 30. Dez. Ein heſſiſcher
Leh=
er=Geologe †. Lehrer Crecelins iſt hier geſtorben. Von
Marburg aus lernte er gelegentlich einer Exkurſion die tertjären
Fund=
urte Rheinheſſens insbeſondere des Alzeher Meeresſandes”, kennen
ind er beſchloß, ſich aus dem Preußiſchen hierher verſetzen zu laſſen.
In der Tat wurde Lehrer Crecelius ein fleißiger und tüchtiger Geolöge;
eine reichhaltige, nach wiſſenſchaftlichen Grundſätzen angelegte
Samm=
ung, war allen Geologen Weſtdeutſchlands bekannt. Jede geologiſche
Exkurſion einer Hochſchule nach Rheinheſſen erbat und erhielt ſeine
ührung.
Reich und Ausland.
Pofaunenfeſt 1924 in Frankfurt a. M.
Der Bund chriſtlicher Poſaunenchöre Deutſchlands (zurzeit 139
Chöre) beſchloß in Verbindung mit dem ihm angeglied rten
Poſaunen=
chor=Verband von Frankfurt a. M. und Umgebung, im Auguſt 1924 in
Frankfurt ein großzügig angelegtes Poſaunen=wundesfeſt abzuhalten.
Während im Auguſt 1923 in Offenbach außer dem Geſamtchor auch
Einzelchöre auftraten, wobei insgeſamt 8 Chöre als recht gut, teilweiſe
vorzüglich, bewertet wurden, darunter von Darmſtadt der unter dem
Namen Wartburg=Poſaunenchor beſtens bekannte Bläſerchor des
Wart=
burgvereins Darmſtadt und aus der Umgebung der Poſaunenchor von
Nieder=Ramſtadt, treten beim Bundesfeſt in Frankfurt außer dem
min=
deſtens tauſend Bläſer ſtarken Maſſenchor nur größere Gruppen (
Ver=
bände) von mindeftens 100 Bläſern auf. Im edlen Wettbewerb wird
außerdem das rühmlichſt bekannte Kuhlo=Horn=Sextett unter Führung
des bekannten Poſaunengenerals Paſtor Kuhlo=Bethel bei Bielefeld
ſpie=
len, desgleichen iſt wie in Offenbach 1923 die Aufſtellung eines großen
Sängerchors geplant. Alles Nähere durch die Bundeszeitſchrift „Die
Poſaune” und Herrn Organiſt Oskar Endreß, Frankfurt a. M.=Oberrad
413. — Ihr Chöre aber, die Ihr Euch beteiligen wollt, macht Euch
fertig und ordnet Euch zu Gruppen= und Kreisverbänden. Einigt Euch
in der Wahl Eurer Vortragsſtücke, indem Ihr Fühleng nehmt mit dem
Bundes=Muſikmeiſter Herrn C. Roßner in Aue (Sachſen).
Ein unerquicklicher Gelehrtenſtreit.
Hamburg. Profeſſor Frobenius hielt vor kurzem an der
hieſigen Univerſität mehrere ſtark beſuchte Vorträge über ſeine
Kultur=
kreistheorie, die viel Aufmerkſamkeit erregt haben. Hieran hat ſich
dann eine ſeltſame Gelehrtenpolemik geknüpft. Es wurden Stimmen
gegen das wiſſenſchaftliche Gewicht ſeiner Darſtellung laut, auf die
Fro=
benius ſelbſt ſcharf antwortete, u. a. letzthin auf eine Aeußerung des
hieſigen Profeſſors Paſſarge mit einem Hieb gegen das Spezlaliſt ſitum
und gegen die „Machtgier dieſer auf ihren Materien hockenden
Klein=
könige”, denen er die Forſcher gegenüberſt llte, die durch den Strom
inneren Erlebens der Wiſſenſchaft immer eine Weile vor dem
Verſtänd=
nis der Mitwelt hergetragen werden” Jetzt bringt Profeſſor Dr.
Lauffer, Nektor der hieſigen Univerſität, eine Veröffentlichung gegen
Frobenius. Dieſer habe gegenüber den Anforderungen an das
wiſſen=
ſchaftliche Verantwortungsgefühl eines Gelehrten nicht gut abgeſchnitten.
Wenn Frobenius auf dieſem Wege fortſchreite, werde er, Lauffer, künftig
ſich jedem Verſuch widerſetzen, ihn abermals in den Räumen der
ham=
burgiſchen Univerſität ſprechen zu laſſen. Dieſe ganze. Streiterei in
der breiten Oeffentlichkeit über wiſſenſchaftliche Dinge und Perſonen iſt,
beſonders in heutiger Zeit in Rückſicht auf Deutſchlands Anſehen, höchſt
ungerquicklich.
Pfitzner im Zuge beraubt.
Der bekannte Komponiſt Hans Pfitzner iſt auf ſeiner Reiſe von
München nach Stuttgart ſeiner ganzen Barſchaft und ſeiner Papiere im
Zuge beraubt worden.
Vorſicht bei der Auswanderung nach Rumänien.
DAI. Wie dem Deutſchen Ausland=Inſtitut von reichsdeutſcher Seite
aus Rumänien geſchrieben wird, haben ſich dort die Verhältniſſe ſo
zuge=
ſpitzt, daß die rumaniſche Regierung bereits Maßnahmen gegen die
Zu=
wanderung deutſcher Reichsangehöriger in Erwägung gezogen hat. (s
iſt dringend davon abzuraten, daß Reichsdeutſche, ohne ſich vorher
ge=
nügend unterrichtet zu haben, auf gut Glück nach Rumänien
auswan=
dern, um ſich dort einen geeigneten Arbeitsplatz zu ſuchen. Sie fallen
nur zu leicht, wenn ihre eigenen Barmittel erſchöpft ſind, der
Unterſtütz=
ung von deutſch geſinnten Leuten zur Laſt, da die deutſchen Konſulate
in Numänien nicht in der Lage ſind, Unterſtützungen zu bezahlen. Selbft
Facharbeiter haben wenig Ausſicht auf Einſtellung, da durchſchnittlich alle
Betriebe voll beſetzt ſind. Ueberdies kontrolliert der Staat jetzt die
ein=
zelnen Betriebe auf die Anzahl der jeweils beſchäftigten Ausländer und
weiſt alles unbarmherzig aus, was durch einen einheimiſchen Arbeiter
nur einigermaßen erſetzt werden kann. Es heißt ſogar, daß allen
Deut=
ſchen, die erſt ſeit dem 1. Januar 1923 nach Rumänien gekommen ſind,
die weitere Aufenthaltsbewilligung verweigert werden ſoll; daher
wür=
den alſo auch alle diefenigen, welche jetzt noch ins Land kommen, ohne
weiteres unter dieſe Verordnung fallen. Es iſt daher unbedingt
Vor=
ficht geboten und allen denen, die nach Rumänien auswansern wollen, zu
raten, ſich vorher bei den zuſtändigen Stellen in Deutſchland eingehend
zu erkundigen
Zollanſchluß Liechtenſteins an die Schweiz.
Nachdem nun nach dem ſchweizeriſchen Ständerat auch der
National=
rat den Zollanſchluß gutgeheißen, wird der Anſchluß vorausſichtlich mit
1. Januar 1924 vollzogen.
Hochwaſſer.
Aus allen Teilen Frankreichs wird Hochwaſſer gemeldet. Die
Marne ſteigt und in gleicher Weiſe auch die Seine, die bereits einen
Stand von 5.44 Metern erreicht hat und im weiteren Steigen
begrif=
fen iſt. Eine Kompagnie Pioniere iſt bereits in Paris angekommen,
um Vorkehrungen zu treffen. Falls das Regenwetter andauert, iſt mit
einem weiteren Anwachſen der Seine zu rechnen. Auch aus dem
Sü=
den Frankreichs liegen Meldungen über ſtarkes Anſchwellen der Flüſſe
vor. Die telephoniſche Verbindung mit dem Süden iſt ſeit geſtern
abend durch den Sturm an der Küſte geſtört. Paris kann mit
Mar=
ſeille und der Cote d’Azur nicht telephoniſch verkehren.
Miſſionare von Banditen überfallen.
Nach einer Havasmeldung aus Han=Kau ſollen Miſſionare der
luthe=
riſchen Bruderſchaft in Tſao=Jang in der Provinz Hu=Peh von
Ban=
diten gefangen genommen worden ſein; Herr und Frau Hoff ſind als
verletzt, Frau Kilon als gefangen gemeldet. Es verlautet auch, daß drei
Miſſionare von dem berüchtigten Banditenführer Lao=Jang=Jen getötet
worden ſind.
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redakiion keinerlei
Ven=
antwortung; für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfange
der Einſender verantwortlich.) — Einſendungen, die nicht verwendet werden, können nicht
zurückge andt, die Ablebnung nicht begründet werden.
— Auf der Tagesordnung der erſten Stadtverordnetenverſammlung
im neuen Jahre, am 4. k. Mts., ſtehen nur Steuern zur Beratung. Soll
das ein Omen ſein?. Der Einwohnerſchaft würde es beſſer gefallen zu
leſen, daß auch die baldige Herabſetzung der Gas=, Waſſer=
und Strompreiſe von den Mandataren der Wählerſchaft in
ernſte Beratung genommen werden.
Civis.
Deutſchtum.
Schon oft wurde an dieſer Stelle dafür eingetreten, bei den
Ehren=
malen für unſere gefallenen Helden nicht die Schrift unſerer
ehe=
maligen Kriegsgegner, ſondern unſere deutſchen Schriftzeichen zu
verwenden. In unſerer näheren Umgebung ſind in letzter Zeit eine
Anzahl Denkmale entſtanden, ſo z. B. in Ober=Modau, Neutſch,
Lützel=
bach und Frankenhauſen; nirgends verhalf man unſeren deutſchen
Schrift=
zeichen zu ihrem Recht.
Eine dankbare Aufgabe wäre es für das Finanzminiſterium (
Bau=
abteilung), entſprechende Richtlinien für die oberen Baubeamten der
einzelnen Kreiſe des ganzen Heſſenlandes herauszugeben, denn vielfach
werden die Entwürfe für die Ehrenmale nebſt der Schrift von di ſen
Beamten gefertigt. Faft immer werden bei der Verwendung der
un=
deutſchen Schrift nur große Buchſtaben verwendet. Hierdurch werden
die Inſchriften ſehr ſchwer leſerlich, außerdem die Namen mit den
Buch=
ſtaben ä, 5, ü, falſch geſchrieben, nämlich mit ge, oe, ue, alſo Schaefer,
Hoehn und Buettel.
Aber auch alle anderen Miniſterien ſollten darauf hinwirken, daß bei
den ihnen unterſtellten Dienſtſtellen für alle Druckſachen,
Hausanſchrif=
ten uſw. nur noch unſere deutſche Schrift Verwendung findet.
Bei Neuanſchaffungen von Schreibmaſchinen follten nur ſolche mit
mü.
deutſchen Schriftzeichen ausgewählt werden.
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für Donnerstag, 3. Januar:
Bei bedecktem Himmel und nordweſtlichen Winden mäßiger Frok.
Tageskalender.
Landestheater, Großes Haus, Anfang 7½ Uhr: Konzert des
Muſikvereins. — Kleines Haus, Anfang 7 Uhr (Zuſatzmiete II8
König Nicolo”. — Orpheum, abends 73, Uhr: „Venus im Grünen”
Union=, Reſidenz=, Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kino=
Vor=
ſtellungen.
Hauptickriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortl für Politik und Wirtſchaſt: Mudolf Maupe
Verautwortlich für Feu 14 on und Heſſiſche Nacrdten: Max Streeſe
Verautwortlic) für Sport: Dr. Eugen Buylmann
Verantwortlich für Salußd u : Andreas Bauer
Verantw rtlich für den nſ ratente 1: WIIIy Kuhle
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Nummer hat 6 Seiten
[ ← ][ ][ → ]Seite G.
Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 2. Januar 1921.
Rummer 2.
Landwirtſchaft, Gartenbau, Kleintierzucht und Siedlungsweſer
Betriebsmaſchinen in der Landwirtſchaft.
Von Fr. Wilh. Rich. Oppelt=Darmſtadt.
Wir befinden uns im Zeitalter der Maſchinen.
Maſchinen=
arbeit macht leiſtungsfähiger, verbilligt den Betrieb und wirkt
entſcheidend auf die Konkurrenzfähigkeit des Erzeugers ein.
Lebendige Kraft erfordert größere Wartung und Pflege und
ſo=
mit mehr Zeit und Geld. Außerdem verſchlingt die lebendige
Kraft die in der jetzigen Zeit beſonders ins Gewicht fallenden
und für unſere Ernahrung ſo notwendigen Verpflegungsmittel.
Petroleum= und Benzinmotore, die ſehr empfindlich und
verhältnismäßig ſchwer zu behandeln ſind und zu ihrer
Bedie=
nung mehr geſchultes Perſonal erfordern, eignen ſich weniger
für die Landwirtſchaft.
Nachdem ſich zu Beleuchtungszwecken die Elektrizität im
weiten Maße Eingang in der Landwirtſchaft verſchafft hat, zuird
der Elektromotor diejenige hauptſächlich für die Landwirtſchaft
in Frage kommende Betriebsmaſchine bleiben. Leider
be=
ſchränkte ſich dieſelbe bisher hier zum größten Teile nur auf
ortsfeſte Elektromotoren, ſo daß zum Pflügen, Mähen,
Heu=
wenden uſw. nach wie vor Zugtiere in Anſpruch genommen
werden mußten. Nur der große Grundbeſitz ging dazu übe:,
durch Motorpflüge, welche von ſtationären, auf Wagen
aufge=
bauten Maſchinen durch Zug in Tätigkeit geſetzt werden, das
Land in gutem Kulturzuſtande zu halten. Es fehlte der
Land=
wirtſchaft im mittleren und geringem Betriebe ein
Univerſal=
motor, der zu vielen Zwecken, wie zum Pflügen, Mähen,
Dre=
ſchen und ſonſtiger Arbeitsleiſtung in Verbindung mit der
Transmiſſion bei Holzſchneidemaſchinen, Schrotmühlen, für
Pumpwerke uſw., ſowie als Zugkraft von Fahrzeugen gekuppelt
werden konnte.
Die auf dem Markt in letzter Zeit angebotenen
ſelbſtgehen=
den Motorpflüge mit Petroleum= und Benziumotoren, ſowie
Motorzugmaſchinen, ſogenannte Benzinpferde, ſind aus den
bereits oben erwähnten Gründen, die für die Landwirrſchaft am
wenigſten geeigneten Betriebsmaſchinen, da ſie nicht zu anderen
Arbeitsleiſtungen herangezogen werden können und deshalb für
kleine Betriebe nicht genügend wirtſchaftlich arbeiten.
Die Elektrizität für ſelbſtgehende Motorpflüge zu
berwen=
den, ſcheiterte bisher an der ſchwierigen Leitungszuführung. Da
es gelungen iſt, ein Regulierungsaggregat zu konſtruieren,
wel=
ches eine ſichere Zuführung der Elektrizität durch Leitung bis
auf 150 Meter gewährleiſtet, ſo iſt der ſelbſtgehende elektriſche
Motorpflug in der Lage, Furchen bis zu 300 Meter Länge, vout
Standort der Leitungszuführungsſtelle, zu ziehen. Als
Leitungs=
zuführungsſtelle iſt ein Kabelwagen nötig, der mit einem Kabel
von 1000 Meter Leitungslänge ausgeſtattet iſt. Nach beiden
Ricktungen kann ſomit von einem einzigen Anknüpfpunkt ein
Ber ch von etwa 60 Morgen gepflügt werden. Der hierrei
ver=
wendete Motor läßt ſich außer zu der Bodenbearbeitung noch zu
allen anderen Zwecken, als Zugmaſchine für Fahrzeuge und als
Kraftmaſchine zum Betriebe der Dreſchmaſchine, Kreisſägen,
Zentrifugen, Schrotmühlen, Pumpmaſchinen u iu. verwenden.
Für dieſe Maſchinen braucht nur die Hälfte der
Unterhaltungs=
koſten der Petroleum= und Benziumotoren aufgewenket werden,
auch iſt nur ein Maun als Bedienung uötig.
Jedenfalls werden die elektriſchen Motoren durch dieſe weit=
Hilfsmittel für die Hochſtleiſtungswirtſchaft bilden.
Da außerdem durch Akkumulatoren die Zuführung der
Energie an Elektrizität für Autos und Laſtwagen möglich iſt,
und hierdurch der Motor auch noch als Autriebsmaſchine für
Fahrzeuge ausgenutzt werden kann, dürſte der Eleſtromotor eine
triebe abgeben.
dern auch für andere Berufszweige ſind die vorgeſehenen
Ver=
anſtaltungen der „Heſſ. Landw. Woche” von größtem Intereffe,
Ein recht zahlreicher Beſuch dieſer von allen größeren
landwirt=
ſchaftlichen Organiſationen geplanten Darbietungen ſteht zu
er=
warten.
Etwas über Froſiſchäden.
Wie können wir Notund Hungerſteuern?
Der Krieg und die Nachkriegszeit haben unſerer Wirtſchaft
einen ſtarlen Niedergang gebracht. Die Folge hiervon iſt die
Verbreitung von unmittelbarer Not, Hunger und Elend in dem
deutſchen Volke. Die Löſung der Frage über Ernährung,
Wäh=
rung, Arbeitsloſigkeit iſt eng verknüpft mit dem Wiederaufbau
und der Erneuerung unſerer deutſchen Wirtſchaft. Hierbei wird
die Landwirtſchaft als der Nährſtand des Volkes eine überaus
wichtige Rolle ſpielen. Es iſt vor allem nötig, die Ernährung
des Volkes durch die Produktionsſteigerung ſicherzuſtellen, das
nötige Brot zu ſchaffen und ſo die Kraft unſeres Volkes zur
Arbeit zu heben und die Not zu lindern.
Wer ſich über dieſe wichtigen Fragen unſerer Volkswirtſchaft
orientieren will, dem iſt in den Vorträgen der „Heſſiſchen
Land=
wirtſchaftlichen Woche”, die vom 2. bis 6. Januar in
Darm=
ſtadt ſtattfindet, Gelegenheit gegeben. Die von den einzelnen
hervorragenden Autoren geſtellten Themen dürften allgemein
großes Intereſſe erwecken. In der mit den Vorträgen
verbun=
denen Ausſtellung werden die neueſten praktiſchen und
wiſſen=
ſchaftlichen Ergebniſſe, insbeſondere was die der Saatgut=,
Dün=
ger= und Maſchinenanwendung anbelangt, gezeigt. Cine
intereſ=
ſante Filmvorührung über das Pflanzenwachstum gibt uns im
Bild die Wirlung intenſiver Düngung wieder. Lehrreiche
volks=
wirtſchaftliche und Tierzucht=Vorträge ſind weiterhin in der
Vor=
tragsfolge enthalten.
Die Landwirtſchaft wird in der Zukunft große
Schwierig=
keiten zu überwinden haben. Will der Landwirt dieſe ſchweren
Zeiten überſtehen, ſo muß er die höchſtmöglichſte Produktion zu
erzielen verſuchen. Rückſtändige Landwirte werden Zeiten der
Kriſe nie überſtehen. Aber nicht allein für die Landwirte, ſon=
Von E. Rau, Mönchsröden.
Im Obſtgarten folgt ohne Raſt Wachſen, Blühen und Sterben.
Ja, es iſt Maturgeſetz, daß durch das aumähliche Abſterben von
Bäumen und Pflanzen dieſe in neue Formen umgewandelt
werden. Darum iſt es etwas ganz Naturgemaßes, wenn
Obſt=
bäume abſterben. Aber wovon hier geſprochen werden ſoll, das
iſt das vorzeitige Abſterben der Bäume, das durch Nachläſſigkeit
bedingt wird. Dieſe Nachläſſigkeit gilt es zu berämpfen, damit
wir uns recht lange des Segens, den uns die Obſtbäume
ge=
währen, erfreuen können. Aber auf den Obſtbaum lauern eine
ganze Reihe Zerſtorer. Einen magtigen Feino, dem aujährlich
viele Tauſend Bäume zum Opfer fallen, beſitzt der Obſtbaum
im Froſt. Dieſer vernichtet ja nicht nur Knoſpen und Blüten
und zerſtört nicht nur die zarten Sommerpflanzen, ſondern er
legt jelbſt die kräftigſten Bäume im beſten und tragfähigſten Alter
um. Lange hat er den Angriffen der tieriſchen Schädlinge, dem
Prauſen des Sturmes uſw. Trotz geboten und iſt den ſonſtigen
Schäolingen glücklich entgangen, da kommt der Froſt, überfällt
den Baum und verwundet ihn ſo ſtark, daß er oſt dem Tode
verfallen iſt. — Im Zaumregen ſich fortwährend die
Säfte. Freilich reden viele Obſtbaumbücher von der ſogen.
Saftruhe des Baumes. Eine Ruheperiode der Pflanzen und
Bäume gibt es nicht. Auch wenn die Bäume unſeren Bliaen
untätig und tot erſcheinen, erhalten ſich doch die Säfte des
Baumes teilweiſe regzt flüſſig uno umlauffähig. In die regſte
Tätigkeit kommen die Säfte des Baumes beſonders im
Vorfrüh=
ling, wenn die Sonnenwärme am Tage ſchon kräftiger wird.
Aber dieſe rege Saftätigkeit im Frühjahr kann für die Bäume
gefährlich werden. In der Nacht pflegt nämlich oft eine
bedeu=
tende Kälte einzutreten, das Thermometer ſinkt unter Null,
wo=
durch dann eine ſchädigende Umänderung des Zellſaftes durch
lokales Gefrieren herbeigeführt wird. Durch die häufig auf=
und links vom Froſtriß entlang ſchröpft, denn durch die vei
mehrte Saftzirkulation an den geritzten Stellen wird die Uebe
wallung und Heilung begünſtigt. Am meiſten ſind ſolche Stämnt
der Froſtgefahr ausgeſetzt, die nicht ſenkrecht gewachſen ſin)
Dies mag daher kommen, daß die Sonnenſtrahlen meiſt gegel
Mittag am ſtärkſten wirken, wenit die Sonne hoch ſteht. Einck
etwas nach Süden geneigte Stel” wird daher ſtärker von del
Strahlen getroffen werden, al” die znkrechte. Vor allen Dingel
ſoll man aber für eine gute —7 zuuü der Bäume ſorgen, d9
wohl der beſte Schutz gegen F1= fahr iſt.
tretende ſtrenge Nachtkälte ziehen ſich die Rinde und die darunter
liegenden Baſt= und Splintſchichten ſtärker zuſammen als das
kompaktere und trockenere Kernholz. — Noch häufiger aber
er=
ſtarren die zirkulierenden Säfte unter der Rinde zu Eis. Es
entſtehen durch dieſe Froſtſchäden Veränderungen in der
Rinden=
beſchaffenheit, die ſich am Stamm im nächſten Frühjahr bald als
eingeſunkene, vertrocknete, dem Holz feſt aufſitzende
Rinden=
partien oder im ſchlimmeren Falle als Froſtriß, der das Holz oft
bis zum Mark ſchlitzt, kennzeichnen.
Die Froſtriſſe kommen in verſchiedenen
Längen und Ausdehnungen vor. Meiſtens verlaufen
die Froſtriſſe in gerader, ſeltener aber in ſpiralförmiger Linie.
Sie können zwiſchen 3 und 10 Zentimeter lang ſein. Solche
Riſſe entſtehen dann ſehr leicht, wenn die Rinde durch Eisüber=
zug (Glatteis) recht ſpröde gemacht wurde. Die Bildung dieſer
Froſtriſſe geht häufig unter einem ſcharfen Knall vor ſich. Die
meiſte Gefahr für das Bilden der Froſtriſſe bringen die frühen
Morgenſtunden mit ihrer niedrigen Temperatur. Sonnige Lage
iſt keinesfalls ein Schutz für den betreffenden Baum, denn auch
gehendſten Verwendungsmöglichkeiten das dringend notwendige ſchnelle Erwärmung des gefrorenen Baumes bewirkt eine
un=
gleiche Ausdehnung der Rinde und des Stammes und führt
darum meiſt zum Reißen. Wenn ſolche Froſtriſſe nicht vollſtändig
vernarben, dann werden ſie meiſt Angriffsſtellen und
Schlupf=
winkel für holzzerſtörende Fäulnispilze und Baumſchädlinge.
Die meiſten hohlen Bäume ſind durch ſolche Urſachen entſtanden.
wahre Uniberſalmaſchine für größere, mittlere und kleinere Be= Wo der Weioenbohrer verheerend auftritt, da gelangt er meiſt
durch ſolche Riſſe in das Innere des Baumes.
Wie können wir ſolche Froſtbeſchädigungen
vermeiden? Schon die Natur iſt beſtrebt, ſich gegen ſolche
Froſtgefahren zu ſchützen. Es bilden ſich da, wo ſolche
Ver=
wundungen eingetreten ſind, Ueberwallungen und
Granula=
tionen, wodurch die Riſſe wieder mit Rindenſubſtanz überkleidet
werden. Freilich wird trotzdem der Wert des Baumes nicht nur
durch den Riß ſelbſt, ſondern auch durch die zerſtörenden
Ein=
flüſſe der Wundparaſiten, ſowie durch abnormen Wuchs und
all=
gemeine Schwächung ſchwer geſchädigt. Man beobachtet ſogar,
daß durch geringere Kältegrade, als beim erſten Reißen die
kranken Stellen der Bäume wiederholt ſpringen, wodurch
natür=
lich dem Baum dauernder Nachteil zugefügt wird. Darum iſt
bei allen den Bäumen, die glatte Rinde haben, das
Beſtrei=
chen mit Kalk als gutes Froſtſchutzmittel zu
empfehlen, denn die helle Farbe wirft die Sonnenſtrahlen
wieder zurück, wodurch die raſche Erwärmung des Stammes
verhindert wird. Durch ſolche Anſtriche mit Kalkmilch kann alſo
der Froſtgefahr des Stammes vorgebeugt werden. Wenn aber
erſt einmal Froſtplatten ſich gebildet haben, ſo müſſen dieſe bald
ausgeſchnitten werden, nachher werden ſie mit einer Baumſatve
oder mit einem Gemiſch aus Lehm und Rindermiſt verbunden.
Die neben der Froſtplatte liegenden Rindenteile müſſen ſtark
geſchröpſt werden. Gegen größere Froſtriſſe gibt es kaum ein
Mittel. Hier und da kommt es ja vor, daß ſie ſich von ſelbſt
wieder ſchließen. Um das Schließen der Froſtriſſe nicht zu
ver=
hindern, darf nie vor Anfang bis Mitte Mai verſucht werden,
dieſe Spalten zu verſtreichen, weil die Verſchlußmittel das
Schließen der Wunde und die Verheilung verhindern. — Wenn
ſich nach Eintritt der vollen Vegetation der Spalt nicht von ſelbſt
ſchließt, iſt es notwendig, daß man ihn mit Zement= oder
Kall=
mörtel, Teerlitt uſw. ſorgfältig aus= und überſtreicht. Der
Saft=
zufluß wird übrigens begünſtigt, wenn man den Stamm rechts
* Geflügeldüngung.
Ii allgemeinen beurteilt man die Rentabilität der Geflügel
haltung nach drei Geſichtspunkten, und zwar erſtens nach de
Höhe des Cierertrages, zweitens nach der durch Schlachttiere
wonnenen Fleiſchmenge und drittens nach dem Zuchtwert eit
zelner Raſſetiere. Vielleicht berechnen manche Geflügelhalte
auch noch den Erlös aus Federn, aber nur die wenigſten werdel
daran denken, daß die Exkremente des Hausgeflügels eine
Dünger liefern, der an und für ſich ſchon ſehr wertvoll iſt, deſſel
Wert aber heute, wo wir gezwungen ſind, dem Boden möglich
hohe Erträge abzuringen und wo uns ausreichende Dünger
mengen noch nicht zur Verfügung ſtehen, faſt ins Unermeßlichl
geſtiegen iſt. Vor dem Krieg wurden beträchtliche Düngermenge
eingeführt, während Zes Krieges hörte ſelbſtverſtändlich jen
Einfuhr auf und gezenwärtig, wo die Möglichkeit erneuter Ein
fuhr gegeben wäre, müſſen wir auf ausländiſche Düngemitte
verzichten; die Gründe hierfür brauggen hier nicht angejuhrt zu
werden, denn ſie ſind allgemein bekannt. Zu den wichtigſten ein
geführten Düngemitteln gehörte auch der Peru=Guano, der mil
dem Dünger des Hausgeflügels ſehr nahe verwandt iſt und ſic
unter Umſtänden durch dieſen erſetzen läßt, denn Guano beſteh
in der Hauptſache aus dem Kot von Seevögeln.
Der Nährſtoffgehalt des Geflügeldüngers iſt nicht nur de
Fütterung der Tiere entſprechend ſehr verſchieden, ſondern auck
die Art des Geflügels iſt dafür ausſchlaggebend. Unterſuchf
man einen Dünger, d. h. Exkremente, die frei von Einſtreu ſind)
ſo wird man finden, daß Taubenmiſt den meiſten Stickſtoff ent
hält, dann folgen der Reihe nach Hühner=, Enten= und Gänſel
miſt: dieſelbe Reihenfolge gilt für den Phosphorſäuregehalt!
Was den Kaligehalt hetrifft, ſo ſteht der Taubenmiſt ebenfall
an erſter Stelle, g: zweiter der Gänſemiſt und dann kommer
Hühner= und Cnt=umiſt. Auch Kalk iſt in allen Geflügeldüngerier
enthalten; an jaeiſter im Hühnermiſt, weniger im Enten=, Tau”
ben= und Gänſemiſt. Genaue Zahlen anzugeben, iſt zwecklos
deun — wie ſchon weiter oben geſagt wurde — dieſe Zahlen ſin!
zu großen Schwankungen unterworfen; außer der Fütterun/Rocn V
ſprechen noch Menge und Güte der Einſtreu, ſowie andere Fa
toren mit. Soviel aber iſt ſicher, daß der Geflügeldünger aus
nahmslos gehaltvoller iſt als der Miſt von Säugetieren;
ſch=
daraus erhellt, wie wertvoll Geflügeldünger iſt. Der Einwu.
aber, daß Geflügel verhältnismäßig wenig Exkremente aus
ſcheidet, iſt ungerechifertigt, denn die ungefähre
Düngererzeug=
ung eines Tieres in Jahre beträgt: bei Gänſen 10 Kilogramm,
bei Enten 8 Kiloa azum, bei Hühnern 5 Kilogramm und beil
Tauben 2,5 Kilogtamm.
Sehr oft ſpricht an davon, daß der Geflügeldünger „hitzig”
iſt, d. h., daß er bei ſeiner Zerſetzung ziemlich hohe Wärme
eut=
wickelt; er ſei deshelh nur mit Vorſicht zu verwenden. Dies trifft
auch zu, mit Ausnahme des Gänſemiſtes, der infolge ſeines
hohen Waſſer= und geringen Stickſtoffgehaltes als „kalter
Dün=
ger” bezeichnet werden kann. Am hitzigſten iſt der Taubenmiſt.
weniger hitzig der Hühner=, Enten= und Gänſemiſt. Der Hitzia4
keit wegen dürfen die Geflügeldünger niemals im Rohzuſtandel
V.
verwendet werden. Leider ſieht man aber noch ſehr oft, daß nach auſaen kön
erfolgter Ausmiſtung der Geflügelſtälle der Dünger einfach auf ) heißt es nuch
das Gemüſe= oder Obſtland geſtreut wird; mitunter werden ſo-N Herald noch, im
gar die einzelnen Pflanzen richtig umfüttert. Dieſe Maßnahme/ Staaten de
iſt aber unbedingt zu. verwerfen. Die beſte Art der Anwendung Kiege
iſt, wenn man den Dünger in flüſſiger Form reicht. Man ſtellt ſen, d
ſich die Düngerlöſung dadurch her, daß man die Geflügelerkre= ben
mente in ein mit Waſſer gefülltes Faß bringt und gut umrührt. dus
Das Gefäß wird mit einem Deckel verſchloſſen, und nach etwa Kriege
acht Tagen iſt der Inhalt ſo weit vergoren, daß er gebrauchs= ſſ einen
fertig iſt. Eine andere empfehlenswerte Vorbereitungsart iſt W fär
die des Kompoſtierens. Man ſetzt den Dünger mit Erde und Geſchichte
Sand ſchichtweiſe zu einem Haufen zuſammen und läßt die Maſſe Go) kann
verrotten; die weitere Behandlung iſt ähnlich der des Kompoſt= Die birt)
haufens. Man ſchütze aber den Haufen vor Regen und führe dis leie
zum Verrotten nötige Feuchtigkeit durch zeitweiliges Gießen zu. / al,
Die Kompoſtierung kann man in einer ſtarkwandigen Holzkiſte
vornehmen, der man den Boden ausgeſchlagen hat. Hat man
nur geringe Mengen, die die geſonderte Vorbereitung nicht 11 i
lohnen, ſo verleibe man ſie dem Kompoſthaufen ein. Die Dung= 30
ternati
kraft des Geflügelmiſtes hält in der Negel nicht lange vor; im ) des
erſten Jahre kommen im Boden bereits 75 Prozent zur Wir= deut
kung, der Reſt im zweiten und dritten Jahre.
Belinärlt
Die einzelnen Verwendungsmöglichkeiten des Geflügeldün= Nücheln
gers aufzuzählen, würde zu weit führen. Als Richtſchnur diene ten Stzutm ou
dem Gartenbeſitzer, daß kompoſtierter Geflügeldung ähnlich wie
Peruguano zu verwenden iſt, während ſich die flüſſige Form
vorzüglich für Topfpflanzen eignet. In ausreichender Menge
Briliſche 7
gegeben, wird man ſtets annähernd eine Volldüngung erreichen.
Es liegt jedenfalls im Intereſſe jedes Einzelnen und der Geſamt= jung
heit, daß der Wert des Geflügeldüngers richtig erkannt und ge= verf
würdigt wird: dem Mangel an Düngemitteln würde dadurch
zwar nicht völlig, vielleicht aber doch in einer Weiſe abgeholfen
werden, daß ſich eine Beſſerung bemerkbar machen würde.
Hans Peter Kromm der Lebendige.
Eine Geſchichte von Ufer zu Ufer
von Johanna Wolff.
(Rachdruck verboten.)
„Komm, ich trage dich über den Steg,” rief er mutwillig und
hob ſie auf wie eine leichte Laſt. „Wo gibt’s hier einen hohen
Damm, den ich erklimmen könnte?” Ueber und über mit Purpur
übergoſſen, wehrte ſie ihn ab.
Da zog Hans Peter ihren Arm durch den ſeinen und ſie
gingen zu Frau Schack hinein, und mit erſtaunlicher Sicherheit
ſagte der junge Mann: „Gnädige Frau — als Verlobte empfehlen
ſich: Merete Umbreit — Kans Peter Kromm, Ingenietr ——”
Einen einzien raſchen Blick warf die Dame auf die
münn=
liche Wohlgeſtalt, in dies gute, kluge und offene Angeſicht, dann
ſtreckte ſie ihre Hände aus: „Seid mir wilkommen — Beide!”
und es war Mutterlaut in Frau Monikas Stimme.
Und die Vöglein im Walde, die ſangen ſo wunderſchön.
Ich glaube an die Menſchen Mann und Beib,
Eines iſt er!
Bie auch die Schöpfung eines iſt in Beiben.”
Drei Tage, brei ſchöne, ſonnenlichte Tage blieb der
Inge=
nieur Eans Peter Kromm auf Moorwiſche. Frau Schack hatte
ihn mit guten Worten unter ihr Dach geladen und hauſete ihn
wie einen Sehn oben in einem Stübchen, das ſonſt immer
ver=
ſchloſſen zu ſein pflegte.
„Geſegnet ſei, wer 2 aiſen Obdach gibt.” meinte ſie ſcherzend,
„da will ich mir keim Herrgott einen weißen Fuß machen.
Und Merete wur e eines Teiles ihrer Pflichten entbunden,
damit ſie Zeit hätte, ihr Glück etwas freier zu genießen. Sie
ſelbſt hätte ſich’s nicht gegönnt und mußte faſt dazu gezwungen
werden.
Hans Peter Kromm hatte Frau Monika ſeine Pläne
aus=
einandergelegt: in drei bis vier Monaten, nach dem Bericht von
Grauheim &. Dürr, würde der verwaiſte Tunneldurchſchlaz
drü=
ben voller det ſein. Man würde dem Helfer das Cintreten für
den erkrankten Kollegen in hohen Anſchlag bringen, ſein Name
in Verbindung mit dem bedeutſamen Werk würde bekannt
wer=
den, kurz, Hans Peter ſah den Fall als eine wahre Glücks ache
an und triſtete Merete, der in Gedanken an das große Waſſer
etwas bänglich ums Herz wurde.
„Nun ich dich hier ſo gut aufgehoben weiß, gehe ich mit
leichtem Herzen,” ſagte der junge Mann. „Weißt du, was ich
einmal beſitzen möchte? Solch ein Moorwiſche im Kleinen. Und
dann pflanzen wir Bohnen zuſammen.”
Und Merete lächelte; ihre großen und kleinen Sorgen
er=
wähnte ſie nicht. Immer wieder faßte ſie die geliebte Geſtalt
ins Auge, wie er mit eigener Bewegung den blonden Haarſchobf
zurückwarf, der ihm weich in die Stirne fiel, und daſtand mit
geiffiger Hand, als ſolle ihm jeden Augenblick ein Werk zwiſchen
die Finger laufen.
„Wie ein Schaffender ſieht er aus — wie ein Könner am
Leben,” dachte Frau Monika. Der hatte die „große Linie”, die
ſie noch an Merete vermißte. Beide ſtanden in ihrer Art auf ſich
ſelbſt, aber wie verſchieden die Art!
Die Zeit lieſ ſchnell. Hans Peter machte ſich noch auf
Moor=
wiſche nützlich; er brachte den ſelbſtitigen Widder in Ordnung,
der das Waſſer der Wiſche aufpumpte in die gemauerten Brunnen
des Obſt= und Gemüſelandes. Der Widder hatte ſich verſtopft.
So ward er durch eine kundige Hand entſchlammt und mit
Find=
lingsſteinen und dickem Grasboden feſtgedämmt.
Hans Peter wuſch ſich die moorigen Arme und horchte ver=
Nder nieder mit richtigem Kaut ſampſe und
die Brunnen ſich rauſchend auffüllten.
Ja, und dann mußte er fort . . . Sie hatten ihn alle
lieb=
gewonnen, die Leute auf Moorwiſche, von Frau Moni a an bis
zu dem Hoſenweib. Froh erklärte unumwunden, ſolchen Kerrn
wolle er ſich ſchon gefallen laſſen, und mit traurigem Geſicht
nahm er das Köfferchen auf, um es „dem Herrn Ingenieur” zur
rechten Zeit zur Pahn zu bringen.
Hans Peter aber und Merete legten ihre Händer zuſammen,
um noch einen Cana in den Wald miteinander zu tun, einen
ſtillen, letzten; ungeſtört wollten ſie noch von dem Cicenſten reden.
das in ihnen war. Jett, wo das Schei en nahte, batten ſie beide
das Cmpfinden, ſie hitten ſich nicht lieb genug gehabt —
um die Abendzeit wars. Die Sonne ſtand bereits tief und
feurig hinter dem Kiefernwalde, die braunen Stämme erſchienen
rötlich und die Na eln blinkten wie vergoldet. Cin harzig Duſten
ſtrich warm durch das Unterholz, weich ſtreiſten die jungen
Buchenzweige den Liebenden Arme und Geſicht.
Eine Weile gingen ſie ſtumm nebeneinander her, in
ſchmerz=
hafter Bangigkeit ſchlug ihnen das Herz.
„Du haſt es ſchön hier,” brach der junge Mann ſtehenbleibend
das Schweigen. Er tat einen tiefen Atemzug — beinahe
be=
fremdend hatte ſeine Stimme die weite Stille durchſchnitten.
Hier und dort zirvte voll Inbrunſt ein Vöglein auf, ein
anderes rief. Antwort oder flatterte ſuchend in das dichte Gebüſch,
der Mitte des Waldes zu.
Kand in Kan3 gingen ſie weiter, wie Kinder tun; manchmal
blieben ſie ſtehen und tauſchten einen Kuß, eine kleine, ſcheue
Zärtlichkeit — ſie hatten ſich eigentlich doch ſo wenig gehabt! Und
dann nur ſo okenhin und von fern. Innen, tief innen faß noch
der ganze Schatz an Kerzlichkeit und Hingabe. Was ſollte man
mit dem anfangen — allein, jetzt war der Abſchied da! (Ftſtzg. f.)
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16 Mittwoch 17 Donnerstag
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19 Samstag 20 Sonntag
21 Montag
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25 Montag
24 Dienstag C
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26 Donerstag
27 Freitag
28 Samstag
29 Sonntag
50 Montag
RUCK UND VERLAG L. C. WITTICHISCHE HOFBUCHDRUCKEREI DARMSTApT
N —
„RührBefeFUng geſbürt habe, aber die fmanzielle Stärke und
Stabilität der weſtlichen Halbkugel und die Ausſicht auf eine
baldige Konferenz über die franzöſiſch=deutſchen Beziehungen
ſchaffe eine hoffnungsvolle Grundlage, auf der das neue Jahr
aufbauen könne. In der Erklärung des Staatsſekretärs Hoover
heißt es uach einer Waſhingtoner Meldung des New York
Herald noch, im Jahre 1923 hätten die Vereinigten
Staaten den höchſten Produktionsſtand ſeit dem
Kriege aufzuweiſen gehabt. Die Beſchäftigung ſei reſtlos
gewe=
ſen, die Reallöhne hoch und die Kapitalanſammlung habe ſich
vermehrt. Der Wohnungsbau habe Fortſchritte gemacht und
das Eiſenbahnweſen habe die ſtärkſten Verbeſſerungen ſeit dem
Kriege erfahren. Das ganze ſei Hand in Hand gegangen, mit
einen bemerkenswerten Nachlaſſen der Spekulation und der
ge=
fährlichen Kreditüberſpannung. Amerika habe niemals in der
Geſchichte einen ſo hohen Standard of Life und einen ſo hohen
Grao kommerzieller und induſtrieller Tätigkeit erlebt, wie jetzt.
Die wirtſchaftlichen Ausſichten für Amerika
jeien glänzend und die Lage in der Welt ſei
hoffnungs=
voll, allerdings nur auf Grund der Ausſichten, die die
aufge=
nommenen Verhandlungen, über eine Regelung der deutſchen
Frage böten. Selbſt wenn dieſe letztere Regelung zuſtande
komme, ſo gebe es noch genügend andere wichtige Probleme im
Zuſammenhang mit der Wiederherſtellung der
in=
ternationalen Handelsbeziehungen auf Grund
des Wiedereintritts von deutſcher Kohle und
deutſchem Stahl in den Wettbewerb auf den
Weltmärkten und im Zuſammenhang mit der etwaigen
Nücktehr von Kapitalien nach Europa, die nach den
Vereinig=
ten Staaten ausgeführt worden, ſeien.
Britiſche Neujahrsbetrachtungen.
London, 1. Jan. (Volff.) Die
Neujahrsbetrach=
tungen der engliſchen Preſſe ſind faſt durchweg
zu=
verſichtlich geſtinmt. Die unmittelbar bevorſtehende
Aus=
ſicht einer Regierung der Arbeiterpartei nimmt darin den
Hauptplatz ein.
Daily Telegraph ſchreibt, die Ausſicht auf eine
ſo=
zialiſtiſche Regierung innerhalb weniger Wochen ſei
das größte Ereignis in der britiſchen Politik ſeit
Men=
ſchengedenken.
Die radikale Daily News ſchreibt, die ſorgfältig genährte
Panik toegen der Ausſichten auf eine
Arbeiterre=
gierung werde bald im Lichte der Wirklichkeit zerſtört
werden. Der kommende Regierungswechſel verſpreche
Gutes für das britiſche Volk. Bezugnehmend auf die
Anweſenheit einer Anzahl hervorragender britiſcher
Geſchäfts=
leute in Rußland, die verſuchen, mit der Sowjetregierung
größete Tuansaltionen zuſtandezubringen, als die, die bisher
abgeſchloſien wurden, fährt das Blatt fort, eine der erſten
Auf=
gaben der nächſten britiſchen Regierung werde ſein, ofüiziell das
neue Außland anzuerkennen. Nur durch oie
Aner=
kennung könne der Handel zwiſchen den beiden Nationen in
erheblichem Maße wiederhergeſtellt werden. Auch in der
größe=
ren Prage der Wiederherſtellung Europas ſei die Ausſicht
neſſer als ſe ſeit der Nuhrinvaſion. Beide fortſchrittlichen
Parteien in England ſeien verpflichtet zu einem einzigen
Ak=
tionsverfahren, durch das es möglich ſei, das politiſche
und wirtſchaftliche Leben in „Mitteleuropa wiederherzuſtellen,
und es könne als ſicher angenommen werden, daß gegenüber
Frankreich und der Welt der britiſche Standpunkt
nachdrücklich vertreten werde. Das
Arbeitsloſenpro=
blem Englands könne nur gelöſt werden durch eine Welt, die
Frieden habe und ſich nicht fürchte. Der Schlüſſel zum
Frieden und zur Wohlſahrt liege im Herzen Europas.
Daily Chronicle ſchreibt, für alle liberalen und
fort=
ſchrittlichen Leute beſtände eher Hoffnung als Beſürchtung:
D aily Expreß ſiteht das Jahr 1924 mit einer Note
wirk=
licher Hoffnung beginnen. Die Arbeitsloſigkeit nehme ab und
die erſten Anzeichen eines Wieterauſlebens der Inguſtrie ſeien
bemerkbar. Nußland ſtaliliſiere ſich und werde vielleicht in
die=
ſem Jahr ſeine Stellung in der Welt wieder einnehmen.
I
Veniſelos hat an die griechiſche Regieruug ein Fnunktelegramm
gerichtet, worin er ſeine Abſicht ankündigt, eime Volksabſtimmung über
folgende Fragen zu verauſtalten: 1. Republik oder Monarchie, 2,
Dh=
naſtie der griechiſchen Königslinie oder eine andere Oynaſtie?=
Havas berichtet aus Wafhington, die Gegner, der Regierungspolitik
werden am Donnerstag im Repräſentantenhaus verlangen, daß der
Kongreß eine Unterſuchung über den Verkauf von
Kriegsmaterial an die mexitaniſche Regierung einleite.
Amtlicher Dollarkurs 4 210500 000000
1 Goldmark — 1 Billion 1 Pfg. — 10 Milliarden
Der Grenzverkehr.
Neue Verfügung der Rheinlandkommifſion.
Wiesbaden, 2. Jan. Die Juteralliierte
Rhein=
landkommiſſion erläßt eine Verfügung Nr. 236, wonach
den gegebenen jetzigen Verhältniſſen entſprechend, für die im
beſetzten Gebiet anſäſſigen Perſonen der Verkehr zwiſchen
die=
ſem Gebiet und dem unbeſetzten Deutſchland freigegeben wird.
Aus dem Wortlaut der Ordonnanz ſind folgende Beſtimmungen
hervorzuheben: „Jede im beſetzten Gebiet wohnhafte Perſon, die
iu Beſitz einer Ausweiskarte (Paß) iſt, kaun zwiſchen dem
be=
ſetzten Gebiet und dem unbeſetzten Deutſchland verkehren. Jede
über 16 Jahre alte Perſon, die ihren Wohnſitz im unbeſetzten
Gebiet hat in einem Umkreis, der von der Grenze des beſetzten
Gebiels durchzogen wird, und die Veranlaſſung hat, ſich oft in
das beſetzte Gebiet desſelben Umkreiſes zu begeben, kann, die
Ausweiskarte oder einen Paß erhalten. Die gleichen
Beſtim=
mungen gelten für Perſonen im unbeſetzten Deutſchland im
Un=
kreis der Grenze des beſetzten Gebiets, die in einem dem
unbe=
ſetzten Gebiet angrenzenden Umkreis wiederholt Geſchäfte oder
andere Angelegenheiten zu beſorgen haben. Die Geſuche um
Paſſierkarten ſind ſchriftlich an den Oberdelegierten zu
lichten. In beſonders dringenden Fällen und ausnahmsweiſe
können Bewohner des beſetzten Gebiets, die den Beſuch von im
unbeſetzten Deutſchland wohnenden Perſonen zu erhalten
wün=
ſchen, im Namen dieſer Perſonen ein Geſuch bei dem
Delegier=
ten der Rheinlandkommiſſion ihres Kreiſes einreichen. Dieſe
Ordonnanz tritt ſofort in Kraft.
Badiſch=pfälziſcher Perſonenverkehr.
Karlsruhe, 2. Jan. Am Donnerstag, den 3. Januar,
ſetzt der Perſonenverkehr zwiſchen Mannheim und Ludwigshafen=
Rheinsheim und Germershein ſowie Maxau und
Mari=
miliansau in beſchränktem Umfange wieder ein. Zugleich mit
dem Perſenenverkehr wird auch der Wagenladung; nicht aber
Fracht= und Eilſtückgutverkehr, auf den vorſtehenden
Uebergän=
gen wieder auſgenommen. Der Verkehr von Lußhof nach
Speyer kann erſt nach der Juſtandſetzung der Schiffsbrücke
auf=
genommen werden.
Die Eiſenbahnkonirolle in der britiſchen Bone.
London 2. Jan. (Wolff.) Der diplomatiſche
Berichter=
ſtatter der Daily News ſchreibt zu der neuen Stodlung in den
Verhandlungen zwiſchen Großbritannien und den
franzöſiſch=
belgiſcher, Behörden über die Kontrolle der
Eiſenbah=
nen in der britiſchen Beſetzungszone, es ſei
un=
uahrſcheinlich, daß ti: britiſchen Behörden in irgendeiner Weiſe
den franzüſiſchen Vorderungen nachgeben würden, da tie
Kon=
trolle der Ciſenbahnen durch die Frauzoſen und Belgier die
Engländer bald vor eine unmögliche Lage ſtellen würde: die
neuen franzöſiſchen Vorſchläge ſeien daher unannehmbar.
VanTeeeee
des vergangenen Jahres. Die Gründe und Urſachen, weshalb
wir den paſſiven Abwehrkampf derloren haben, weshatb wir die
neue Niederlage erlitten, ſind bekgunt. Sie liegen in der Natur
dieſes nicht ſo faſt moraliſchen, als vielmehr rein finanziellen
Kampfes. Worauf es uns ankommt, iſt, zu zeigen, welcht Lehreir
und Erkenntniſſe das deutſche Volk aus dem dergangenen Jahr
des Ruhrkampfes ziehen ſoll und ziehen muß. Da iſt vor allent
die Erkenntnis von dem rückſichtsloſen
Vernichtungs=
willen unſeres Kauptgegners, von dem
Vernich=
tungswillen der franzöſiſchen Regierung. Dieſer
Vernichtungs=
wille iſt da. Er hat den Nuhrkampf gegen uns geführt, er hat,
vor dem Gebrauch der Hungerpeitſche nicht zurückſchreckend, den
Ruhrkamp” gewonnen, er dauert auch nach dem Siege — täuſchen
wir uns um Gotteswillen nicht — noch ungeſchwächt fort. Wenn
es uichts anderes aus den Erfahrungen des letzten Jahres zu
lernen gäbe: dieſe eine Lehre müſſen wir unter
allen Umſtänden ziehen, die Lehre, daß der
Ver=
treter des gegenwärtigen Frankreichs — ſeinen
Namen wird kein Deutſcher je vergeſſen — daß Poinears
nur ein Ziel kennt: die dauernde Verfklabung
des deutſchen Volkes. Er iſt es, der uns nicht zu der
Ruhe und dem Frieden kommen läßt, die, wie der
Reichsaußen=
miniſter Dr. Streſemann in ſeinem Weihnachtsartikel (
Darm=
ſtädter Tagblatt Nr. 356 vom 25. Dezember 1923) ſchreibt, nötig
ſind, damit wir in beſcheidenem Ausmaße leben können. El,
Poincaré, iſt der Grund, weshalb wir, wie Streſemann weiter
ſagt, noch keinen Lichtblick in unſerer politiſchen Lage ſehen, der
uns ſagen könnte, daß wir den Tiefpunkt unſerer Eutwicklung
überſchritten hätten.
Die Politik Poincares, die Politik des gegenwärtigen
Frank=
reichs ſteht zwiſchen uns und dem Frieden. Dies ſei die
Haupt=
erkenntnis aus Ruhrkampf und Niederlage. Ihr zur Seite aber
ſtehe al” nächſter Erkenntnis die Einſicht, daß dieſer Kampf noch
lange nicht beendet iſt, daß wir ihn, wollen wir nicht zugrunde
gehen, weiterführen müſſen bis zuletzt. Gs ſoll hier
ſelbſtver=
ſtändlich nicht einem Wiederauflelen des paſſiven Widerſtandes
das Wort geredet werden. Der iſt zu Ende, und die paſſive
Ab=
wehridee iſt endgültig geſcheitert. Aber das Scheitern dieſes einen
Kampfmittels bedeutet doch noch lange nicht das Aufgeben des
Kampfes, darf es nicht bedeuten. Die Lehre, die wir aus unſerer
Ruhrniederlage ziehen müſſen, iſt vielmehr die Ueberzeugung,
daß wir unter allen Umſtänden weiter
zukämp=
fen haben, ging es nicht mit dieſen, dann mit anderen
Mit=
teln. Iſt uns die finanzielle Kriegführung wie auch die Führung
des Kampfes mit wirklichen Waffen verſagt, ſo gibt es doch noch
andere Waffen, die jenen, wenn ſie nur richtig geführt werden,
an Stärke gleichkommen. Eine dieſer anderen Waffen, ja die
Hauptwaffe, die uns noch geblieben iſt, iſt der nationale
Wille, der Wille des Volkes zum Leben als Staat, als
Volks=
geſamtheit, als gleichberechtigtes Volk unter den Völkern. Man
unterſchätze die geheimnisvolle Kraft eines ſolchen Willens nicht.
Der Wille eines ſolchen zum Leben entſchloſſenen Volkes kann
nicht nur „Berge verſetzen”, er macht dieſes Volk unſterblich und
unüberwindlich.
Wenn wir das verfloſſene Jahr des Ruhrkampfes
rücl=
ſchauend betrachten, ſo finden wir die Anſätze eines ſolchen
Wil=
lens wohl. Wir ſehen ihn zu Beginn des Kampſes hell
auf=
lodern, aber wir ſehen ihn unter dem Druck der ſchweren Not
wvieder langſam verglühen, ſehen ihn traurig erkalten. Und das
darf nicht ſein! Kein Strohfeuer, raſch aufflackernd und ekenſo
raſch wieder verſinkend, ſoll der nationale Lebenswille eines
Volkes ſein. Er ſoll wie eine heilige reine Flamme beſtündig
glühen, und Wind und Wetter ſollen ſie nicht zum Erlöſchen
bringen. Die kategoriſche Notwendigkeit, daß eine ſolche Flamme
aus der glimmenden Aſche der deutſchen Volksſele neu erweckt
und unter allen Umſtänden erhalten werden muß, das ſei die
letzte Erkenntnislehre aus dem Rückblick auf das vergangene
Jahr der ſchweren Not.
AUGUST
Freitag
2Gamstag
3Sonntag
4Montag
5 Dienstag
6 Mittwoch
7 Donnerstag
sFreitag O
9 Samstag
A
VA
DAL
25 Sonntag
28 Montag
29 Dienstag
30 Mittwoch
31 Donnerstag
10 Sonntag
11 Montag
12 Dienstag
13 Mitwoch
14 Donnerstag 0
15 Freitag
16 Samstag
77 Sonntag
18 Montag
19 Dienstag
20 Mitwoch
21 Donnerstag
22 Freitag C
25 Samstag
24 Sonntag
25 Montag
26 Dienstag
27 Mittwoch
28 Donnerstag
29 Freitag
30Jamstag
31 Sonntag
SEPTEMBER
Montag
2Dienstag
3Mitwoch
4 Donnerstag
FFreſtog
6Samstag
sMontag
9Dienstag
10 Mittwoch
1I Donnerstag
12 Freitag
15 Samstag K. 74 Sonntag
15 Montag
16 Dienstag
17 Mittwoch
18 Donnertag
19 Freitag 1 20 Samstag 2r Sonntag „C 22 Montag
23 Dienstag
24 Mittwuoch 2s Donnerstag
26 Freitag
T 27 Samstag 2s Sonntag G 29 Montag
30 Dienstag
OKTOBER
TMittwoch
2 Donnerstag
5Freitag
4Samsteg
SSonntag
6 Montag
7Dienstag
8 Mittwoch
9Donnerstag
10 Freitag
II. Samsteg
9
12 Sonntag
13 Montag
14 Dienstag
15Mittwoch
16 Donnerstag
17 Freitag
18 Samstag
10 Sonntag
20 Montag
21 Dienstag
g2 Mittwoch
23 Donnerstag
24 Freitag
25 Samstag
C
26 Sonntag
27 Montag
28 Dienstag
29 Mittwoch
30 Donnerstag
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6
NOVEMBER
IJamstag
2 Sonntag
3 Montag
4 Dienstag
SMittwoch
6 Donnerstag
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O
9Sonntag
10 Montag
II Dienstag 6
12 Mittwoch
13 Donnerstag
14 Freitag
15 Samstag
16 Sonntag
17 Montag
18 Dienstag
19 Mittwoch (O
20 Donnerstag
21 Freitag
22 Samstag
23 Sonntag
24 Montag
2s Dienstag
26 Mittwoch
27 Donnerstag
28 Freitag
29 Samstag
30 Jonntag
DEZEMBER
Montag
2 Dienstag
5 Mittwoch O
4 Donnerstag
SFreitag
6 Samstag
„Sonntag
8Montag
9Dienstag
10 Mittwoch
11 Donnerstag O
12 Freitag
13 Samstag
14 Sonntag
15 Montag
16 Dienstag
17 Mittwoch
18 Donnerstag
19Freitag C
20 Samstag
21 Sonntag
22 Montag
23 Dienstag
24 Mittwuoch
2sHI. Chriſtfeſt
26 2. Chriſtag 0
27 Samstag.
Micch
29 Montag
30 Dienstag
31 Mitwoch
DRUCK UND VERLAG L C. WHTTICHISCHE HOFBUCHDRUCKEREI DARMSTADT
AA
Da uußerveit-pura urramnrarvren —pie-Zufuyring Der I
Energie an Elektrizität für Autos und Laſtwagen möglich iſt,
und hierdurch der Motor auch noch als Autriebsmaſchine für
Fahrzeuge ausgenutzt werden kann, dürſte der Eleſtromotor eine
wahre Univerſalmaſchine für größere, mittlere und kleinere
Be=
triebe abgeben.
Wie können wirNotund Hungerſteuern?
Der Krieg und die Nachkriegszeit haben unſerer Wirtſchaft
einen ſtarlen Niedergang gebracht. Die Folge hiervon iſt die
Verbreitung von unmittelbarer Not, Hunger und Elend in dem
deutſchen Volke. Die Löſung der Frage über Ernährung,
Wäh=
rung, Arbeitsloſigkeit iſt eng verknüpft mit dem Wiederaufbau
und der Erneuerung unſerer deutſchen Wirtſchaft. Hierbei wird
die Landwirtſchaft als der Nährſtand des Volkes eine überaus
wichtige Rolle ſpielen. Es iſt vor allem nötig, die Ernährung
des Volkes durch die Produktionsſteigerung ſicherzuſtellen, das
nötige Brot zu ſchaffen und ſo die Kraft unſeres Volkes zur
Arbeit zu heben und die Not zu lindern.
Wer ſich über dieſe wichtigen Fragen unſerer Volkswirtſchaft
orientieren will, dem iſt in den Vorträgen der „Heſſiſchen
Land=
wirtſchaftlichen Woche”, die vom 2. bis 6. Januar in
Darm=
ſtadt ſtattfindet, Gelegenheit gegeben. Die von den einzelnen
hervorragenden Autoren geſtellten Themen dürſten allgemein
großes Intereſſe erwecken. In der mit den Vorträgen
verbun=
denen Ausſtellung werden die neueſten praktiſchen und
wiſſen=
ſchaftlichen Ergebniſſe, insbeſondere was die der Saatgut=,
Dün=
ger= und Maſchinenanwendung anbelangt, gezeigt. Cine
intereſ=
ſante Filmporührung über das Pflanzenwachstum gibt uns im
Bild die Wirlung intenſiver Düngung wieder. Lehrreiche
volks=
wirtſchaftliche und Tierzucht=Vorträge ſind weiterhin in der
Vor=
tragsfolge enthalten.
Die Landwirtſchaft wird in der Zukunft große
Schwierig=
keiten zu überwinden haben. Will der Landwirt dieſe ſchweren
Zeiten überſtehen, ſo muß er die höchſtmöglichſte Produktion zu
erzielen verſuchen. Rückſtändige Landwirte werden Zeiten der
Krife nie überſtehen. Aber nicht allein für die Landwirte, ſon=
parum meift zum Reißen. Wenn ſolche Froſtriffe nicht vouſtandig
vernarben, dann werden ſie meiſt Angriffsſtellen und
Schlupf=
winkel für holzerſtörende Fäulnispilze und Baumſchädlinge.
Die meiſten hohlen Bäume ſind durch ſolche Urſachen entſtanden.
Wo der Weidenbohrer verheerend auftritt, da gelangt er meiſt
durch ſolche Riſſe in das Innere des Baumes.
Wie können wir ſolche Froſtbeſchädigungen
vermeiden? Schon die Natur iſt beſtrebt, ſich gegen ſolche
Froſtgefahren zu ſchützen. Es bilden ſich da, wo ſolche
Ver=
wundungen eingetreten ſind, Ueberwallungen und
Granula=
tionen, wodurch die Riſſe wieder mit Rindenſubſtanz überkleidet
werden. Freilich wird trotzdem der Wert des Baumes nicht nur
durch den Riß ſelbſt, ſondern auch durch die zerſtörenden
Ein=
flüſſe der Wundparaſiten, ſowie durch abnormen Wuchs und
all=
gemeine Schwächung ſchwer geſchädigt. Man beobachtet ſogar,
daß durch geringere Kältegrade, als beim erſten Reißen die
kranken Stellen der Bäume wiederholt ſpringen, wodurch
natür=
lich dem Baum dauernder Nachteil zugefügt wird. Darum iſt
bei allen den Bäumen, die glatte Rinde haben, das
Beſtrei=
chen mit Kalk als gutes Froſtſchutzmittel zu
empfehlen, denn die helle Farbe wirft die Sonnenſtrahlen
wieder zurück, wodurch die raſche Erwärmung des Stammes
verhindert wird. Durch ſolche Anſtriche mit Kalkmilch kann alſo
der Froſtgefahr des Stammes vorgebeugt werden. Wenn aber
erſt einmal Froſtplatten ſich gebildet haben, ſo müſſen dieſe bald
ausgeſchnitten werden, nachher werden ſie mit einer Baumſave
oder mit einem Gemiſch aus Lehm und Rindermiſt verbunden.
Die neben der Froſtplatte liegenden Rindenteile müſſen ſtark
geſchröpſt werden. Gegen größere Froſtriſſe gibt es kaum ein
Mittel. Hier und da kommt es ja vor, daß ſie ſich von ſelbſt
wieder ſchließen. Uim das Schließen der Froſtriſſe nicht zu
ver=
hindern, darf nie vor Anfang bis Mitte Mai verſucht werden,
dieſe Spalten zu verſtreichen, weil die Verſchlußmittel das
Schließen der Wunde und die Verheilung verhindern. — Wenn
ſich nach Eintritt der vollen Begetation der Spalt nicht von ſelbſt
ſchließt, iſt es notwendig, daß man ihn mit Zement= oder
Kalk=
mörtel, Teerlitt uſw. ſorgfältig aus= und überſtreicht. Der
Saft=
zufluß wird übrigens begünſtigt, wenn man den Stamm rechts
hohen Waſſer= und geringen Stickſtoffgehaltes als „kalter
Dün=
ger” bezeichnet werden kann. Am hitziaſten iſt der Taubenmiſt,
weniger hitzig der Hühner=, Enten= und Gänſemiſt. Der
Hitzig=
keit wegen dürfen die Geflügeldünger niemals im Rohzuſtande
verwendet werden. Leider ſieht man aber noch ſehr oft, daß nach
erfolater Ausmiſtung der Geflügelſtälle der Dünger einfach auf
das Gemüſe= oder Obſtland geſtreut wird; mitunter werden
ſo=
gar die einzelnen Pflanzen richtig umfüttert. Dieſe Maßnahme
iſt aber unbedingt zu verwerfen. Die beſte Art der Anwendung
iſt, wenn man den Dünger in flüſſiger Form reicht. Man ſtellt
ſich die Düngerlöſung dadurch her, daß man die
Geflügelexkre=
mente in ein mit Waſſer gefülltes Faß bringt und gut umrührt.
Das Gefäß wird mit einem Deckel verſchloſſen, und nach etwa
acht Tagen iſt der Inhalt ſo weit vergoren, daß er
gebrauchs=
fertig iſt. Eine andere empfehlenswerte Vorbereitungsart iſt
die des Kompoſtierens. Man ſetzt den Dünger mit Erde und
Sand ſchichtweiſe zu einem Haufen zuſammen und läßt die Maſſe
verrotten; die weitere Behandlung iſt ähnlich der des
Kompoſt=
haufens. Man ſchütze aber den Haufen vor Regen und führe
di=
zum Verrotten nötige Feuchtigkeit durch zeitweiliges Gießen zu.
Die Kompoſtierung kann man in einer ſtarkwandigen Holzkiſte
vornehmen, der man den Boden ausgeſchlagen hat. Hat man
nur geringe Mengen, die die geſonderte Vorbereitung nicht
lohnen, ſo verleibe man ſie dem Kompoſthaufen ein. Die
Dung=
kraft des Geflügelmiſtes hält in der Negel nicht lange vor; im
erſten Jahre kommen im Boden bereits 75 Prozent zur
Wir=
kung, der Reſt im zweiten und dritten Jahre.
Die einzelnen Verwendungsmöglichkeiten des
Geflügeldün=
gers aufzuzählen, würde zu weit führen. Als Richtſchnur diene
dem Gartenbeſitzer, daß kompoſtierter Geflügeldung ähnlich wie
Peruguano zu verwenden iſt, während ſich, die flüſſige Form
vorzüglich für Topfpflanzen eignet. In ausreichender Menge
gegeben, wird man ſtets annähernd eine Volldüngung erreichen.
Es liegt jedenfalls im Intereſſe jedes Einzelnen und der
Geſamt=
heit, daß der Wert des Geflügeldüngers richtig erkannt und
ge=
würdigt wird: dem Mangel an Düngemitteln würde dadurch
zwar nicht völlig, vielleicht aber doch in einer Weiſe abgeholfen
werden, daß ſich eine Beſſerung bemerkbar machen würde.
Hans Peter Kromm der Lebendige.
Eine Geſchichte von Ufer zu Ufer
von Johanna Wolff.
(Rachdruck verboten.)
D
Komm, ich trage dich über den Steg,” rief er mutwillig und
hob ſie auf wie eine leichte Laſt. „Wo gibts hier einen hohen
Damm. den ich erklimmen könnte?” Ueber und über mit Purpur
übergoſſen, wehrte ſie ihn ab.
Da zog Hans Peter ihren Arm durch den ſeinen und ſie
gingen zu Frau Schack hinein, und mit erſtaunlicher Sicherheit
ſagte der junge Mann: „Gnädige Frau — als Verlobte empfehlen
ſich: Merete Umbreit — Hans Peter Kromm, Ingenierr.
Einen einzigen raſchen Blick warf die DLame auf die
münn=
liche Wohlgeſtalt, in dies gute, kluge und offene Angeſicht, dann
ſtreckte ſie ihre Hände aus: „Seid mir willkommen — Beide!”
und es war Mutterlaut in Frau Monikas Stimme.
Und die Vöglein im Walde, die ſangen ſo wunderſchön.
Ich glaube an die Menſchen Mann und Beib,
Eines iſt er!
Wie auch die Schöpfung eines iſt in Beiden.”
Drei Tage, drei ſchöne, ſonnenlichte Tage blieb der
Inge=
nieur Kans Peter Kromm auf Moorwiſche. Frau Schack hatte
ihn mit guten Worten unter ihr Lach geladen und hauſete ihn
wie einen Sehn oben in einem Stübchen, das ſonſt immer
ver=
ſchloſſen zu ſein pflegte.
„Geſegnet ſei, wer =aiſen Obdach gibt,” meinte ſie ſcherzend,
„da will ich mir keim Herrgott einen weißen Fuß machen.
und Merete wur e eines Teiles ihrer Pflichten entbunden,
damit lie Zeit hätte, ihr Glück etwas freier zu genießen. Sie
ſelbſt hätte ſich’s nicht gegönnt und mußte faſt dazu gezwungen
werden.
Hans Peter Kromm hatte Frau Monika ſeine Pläne
aus=
einandergelegt: in drei bis vier Monaten, nach dem Bericht von
Grauheim &. Dürr, würde der verwaiſte Tunneldurchſchlas
drü=
ben voller det ſein. Man würde dem Helfer das Cintreten für
den erkrankten Kollegen in hohen Anſchlag bringen, ſein Name
in Verbindung mit dem bedeutſamen Werk würde bekannt
wer=
den, kurz, Hans Peter ſah den Fall als eine wahre Glücks ache
an und träſtete Merete, der in Gedanken an das große Waſſer
etwas bänglich ums Herz wurde.
„Nun ich dich hier ſo gut aufgehoben weiß, gehe ich mit
leichtem Herzen,” ſagte der junge Mann. „Weißt du, was ich
einmal beſitzen möchte? Solch ein Moorwiſche im Kleinen. Und
dann pflanzen wir Bohnen zuſammen.”
Und Merete lächelte; ihre großen und kleinen Sorgen
er=
wähnte ſie nicht. Immer wieder faßte ſie die geliebte Geſtalt
ins Auge, wie er mit eigener Bewegung den blonden Haarſchopf
zurückwarf, der ihm weich in die Stirne fiel, und daſtand mit
Keiffiger Hand, als ſolle ihm jeden Augenblick ein Werk zwiſchen
die Finger laufen.
„Wie ein Schaffender ſieht er aus — wie ein Könner am
Leben, dachte Frau Monika. Der hatte die „große Linie” die
ſie noch an Merete vermißte. Beide ſtanden in ihrer Art auf ſich
ſelbſt, aber wie verſchieden die Art!
Die Zeit lief ſchnell. Hans Peter machte ſich noch auf
Moor=
wiſche nützlich; er brachte den ſelbſttätisen Widder in Ordnung,
der das Waſſer der Wiſche aufpumpte in die gemauerten Brunnen
des Obſt= und Gemüſelandes. Der Widder hatte ſich verſtopft,
So ward er durch eine kundige Hand entſchlammt und mit
Find=
lingsſteinen und dickem Grasboden feſtgedämmt.
Hans Peter wuſch ſich die moorigen Arme und horchte ver=
BeEEETchtigem Laut ſtampſte und
die Brunnen ſich rauſchend auffüllten.
Ja, und dann mußte er fort . . . Sie hatten ihn alle
lieb=
gewonnen, die Leute auf Moorwiſche, von Frau Moni a an bis
zu dem Hoſenweib. Froh erklärte unumwunden, ſolchen Kerm
wolle er ſich ſchon gefallen laſſen, und mit traurigem Geſicht
nahm er das Köfferchen auf, um es „dem Herrn Ingenieur” zur
rechten Zeit zur Bahn zu bringen.
Hans Peter aber und Merete legten ihre Händer zuſammen,
um noch einen Cang in den Wald miteinander zu tun, einen
ſtillen, letzten; ungeſtört wollten ſie noch von dem Cicenſten reden.
das in ihnen war. Jett, wo das Schei en nahte, batten ſie beide
das Cmpfinden, ſie hitten ſich nicht lieb genug gehabt —
Um die Abendzeit war’s. Die Sonne ſtand bereits tief und
feurig hinter dem Kiefernwalde, die braunen Stämme erſchienen
rötlich und die Nadeln blinkten wie vergoldet. Cin harzig Duſten
ſtrich warm durch das Unterholz, weich ſtreiſten die jungen
Buchenzweige den Liebenden Arme und Geſicht.
Eine Weile gingen ſie ſtumm nebeneinander her, in
ſchmerz=
hafter Bangigkeit ſchlug ihnen das Herz.
„Du haſt es ſchön hier,” brach der junge Mann ſtehenbleibend
das Schweigen. Er tat einen tiefen Atemzug — beinahe
be=
fremdend hatte ſeine Stimme die weite Stille durchſchnitten.
Hier und dort zirvte voll Inbrunſt ein Vöglein auf, ein
anderes rief. Antwort oder flatterte ſuchend in das dichte Gebüſch,
der Mitte des Waldes zu.
Kand in Kan) gingen ſie weiter, wie Kinder tun: manchmal
blieben ſie ſtehen und tauſchten
Aanfe e eifu Dran fend inde eifdgen fe ich
der ganze Schatz an Kerzlichkeit und Hingabe. Was ſollte man
mit dem anfangen — allein, jetzt war der Abſchied dal (Ftſtzg. f.)
WiMdih
pratücht Mitel
beiten, ich bi
unteaus beſinde
lichen Aroblem
wird ms
London
ſtater der Times
des Handels
uiſtiſcher 79
wirtſchaftli
die Bellag
von Verl
das E
(nent.
ichen
eu
bedine
A
ſchoſſe eine
aufbauen
heißt es
Herald
Staater
Krieg
ſien die
vermehnt.
dus Ei
Kriege en
einen hemt
fährlichen
Geſchichte
Grad komt
Die virt
ſeien glänz
boel, Urdine
uammen
Fuge föt
fommie 0.
Zuſamen
ternaliong
i Aeer
Deutſche
Bei=
Rüchtel
ten