Darmstädter Tagblatt 1923


31. Dezember 1923

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Keſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitang der Landeshauptſtadt
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Nummer 361
Montag, den 31. Dezember 1923
186. Jahrgang

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ſtädter 8 Nationalbank.

rr.
1d
In
N7
g:5
b-o
7b.
do

Von 1899 bis 4949.
eutſchlands Saltung auf der Haazer Konferenz.
Berlin, 30. Dez. (Priv.=Tel.) Der erſte Unterausſchuß
ſarlamentariſchen Unterſuchungsausſchuſſes hat ſein Urteil
Die Haltung der deutſchen Regierung auf den Haager Kon=
ſen
von 1899 und 1907 in einer längeren Entſchließung
rgelegt, in der er die Ueberzeugung ausdrückt, daß die
rte=Note vom 16. Juni 1919 der geſchichtlichen Wahrheit
entſpricht. Die Gegenüberſtellung, als ſei die deutſche Politik
Streitſucht und von dem Teſtreben nach autokratiſcher Ge=
Darauf ausgegangen, ihren Nachbarn unter Bedrohung mit
3 eine Tyrannenherrſchaft aufzuerlegen, während die weſt=
Mächte ſich ernſtlich um Rüſtungsbeſchränkungen und um
5 Aera internationaler Freundſchaft bemüht hätten, kenn=
et
weder die deutſche noch die Politik der Weſtmächte von
n zutreffender Weiſe. Nicht nur Deutſchland, ſondern nicht
erdie anderen großen Mächte hätten an dem Gedanken der
ralen Souveränität und an dem Recht, Lebensfragen mit
Waſſen zu entſcheiden, ſtets feſtgehalten. Prattiſch genü=
Vorſchläge zur Beſeitigung der internationalen Gefahren=
ede
ſeien von keiner der in Betracht kommenden Rgierungen
ct worden. Der Vorſchlag Rußlands von 1899 ſei ſo be=
en
geweſen, daß die vorausſichtlichen Gegner Deutſchlands
ren Rüſtungen gegenüber Deutſchland und ſeinen Verbün=
in
Vorteil gekommen wären. Angeſichts des ſchon 1899
olkskraſt überlegenen, ſeit 1907 durch England verſtärkten
h=franzöſiſchen Bündniſſes, in deſſen Gefolgſchaft ſich auch
Inbewegte, habe ſich die deutſche Regierung auf Abrüſtungs=
v
.7 läge nicht einlaſſen wollen, die zur einſeitigen Schwächung
d a eutſchen Poſition hätten führen müſſen. Insbeſondere
h= ſie die zur Erörterung ſtehenden Vorſchläge deshalb für
ſe bedenklich gehalten, weil die Kolonialtruppen in die Ab=
r
ig nicht einbezogen werden ſollten, wodurch es ſowohl für
Frand wie für Frankreich ein Leichtes geweſen wäre, unter
Vormand der Ausbildung von Kolonialtruppen eine ſehr
ehende militäriſche Ueberlegenheit zu erzielen. Dennoch
45 ant der Unterſuchungsausſchuß nicht, daß es im Intereſſe
dea riedensbeivegung erwünſcht geweſen wäre, auch den Schein
zri rmeiden, als ſtehe die deutſche Regierung dem Gedanken
d oküſtungseinſchränkungen feindlich gegenüber. Die Behaup=
tmi
n der Note, Deutſchland habe, nachdem Rußland durch ſeine
rlage im Fernen Oſten militäriſch geſchwächt geweſen war,
ſei Bemühungen verdoppelt, um ſeine Rüſtungen zu ver=
rn
, ſei aber aus der Luſt gegrifſen. In den Jahren 1905
O07 habe Deutſchland ſein Heer lediglich um 7000 Mann,
u fwar von 622 000 auf 629 000, Oeſterreich=Ungarn das ſeine
1üü aupt nicht vermehrt. Die deutſche Regierung habe auch ihre
ilhafte Lage damals nicht dazu benutzt, um anderen Mächten
dotigende Forderungen zu ſtellen. In der Frage des inter=
ny
nalen Schiedsgerichts, ſtellte der Ausſchuß feſt, daß die
che Regierung in der Ablehnung der Weltſchiedsverträge
b.+.907 mit zahlreichen Großmächten einig geweſen ſei.
Die Thrannei Frankreichs.
ondon, 30. Dez. (Wolff.) Der Mancheſter Guardian
ct ſich in einem äußerſt ſcharfen Leitartikel gegen den
ror in der Pfalz. Das Blatt ſchreibt, die ſeparatiſtiſche
ninei, die Frankreich zuerſt im Rheinland errichtete und
in der Pfalz fortführe, ſei wahrſcheinlich das ſchamloſeſte
rel in der geſamten Geſchichte des Verhalteus Frankreichs
über Deutſchland nach dem Kriege. Es würde tatſächlich
r ſein, eine Parallete dafür in der Behandlung einer zibi=
en
Macht durch eine andere in Friedenszeiten zu finden.
habe je zubor eine zibiliſierte Magt als Werkzeug der
brückung den Abſchaun= der Beuöikerung benutzt, die es zu
riſieren wünſchte, und wann zrvor hube ſie di Unverſchämt=
gehabt
, zu behaupten, daß dieſe Tyranne: von Verbrechern
Söldnern der Ausdruck des Volkswillens ſei. Zu erklären,
dies Poincaré tue, daß Frankreich zwiſchen den Separa=
und den lohalen Deutſchen ſich neutral verhalte, ſei
nur unwahr, ſondern die widerwärtigſte Art von
erhaftigkeit. Eine durch alle unabhängigen Zeugen ver=

S
S
*
E

efcich e engeſfe un ee e e
oder die Furcht vor perſöulicher Vergewaltigung und
Verhungern ſolle die pfälziſche Bevöllerung zwingen, eine
Franzoſen genehme Regierung zu errichten oder anzuneh=
Wenn Poincaré bei den gegenwärtigen oder ſpäteren Ver=
lungen
mit Deutſchland dieſelbe Art Druck auf die deutſche
rung auwende, wie er dies jetzt gegen die Bevölkerung der
; tue, damit England der dollendeten Tatſache eines unab=
igen
Rheinlands gegenübergeſtellt werde, werde dann Eng=
nicht
etivas zu ſagen haben müſſen? Solite es dies nicht
r jetzt ſagen, bevor es zu ſpät ſei? Poincaré ſpreche von
er Pfändern, als ob es irgend einen Teil Deutſchlands gebe,
eſſen Reichtum er erſten Anſpruch habe. Die Regierung, die
r letzten Zeit England vertrat, geſtattete ſchwach und fürcht=
Poincars, im Ruhrgebiet Verheerungen anzurichten. Es
U hoffen, daß die nächſte engliſche Regierung dafür ſorge,
bei der iWederherſtellung der Ordnung im Ruhrgebiet
caré weder Deutſchland noch ſeine Alliierten deſſen beraube,
ihnen zuſtehe. Aber man ſei keineswegs ſo ſicher, daß die
te Deutſchlands, die auch die Rechte Englands ſeien, im
niland und ber Pfalz ſorgfältig gewahrt würden. Dies ſei
ches Eebiet. Es liege im Intereſſe Deutſchlands nicht
ger als im Intereſſe Englands, daß es dies bleibe. Der
beſter Guardian drückt zum Schluß die Hoffnung aus, daß
*e engliſche Regierung offiziell genau darüber unterrichten
de. was während der letzten Monate im Rheinland und der
z vor ſich ging, und daß ſie die Schlüſſe, die ſie daraus ziehe,
atlich vor der Welt kundgebe.

Ein neuer engliſcher Voxſtoß
gegen Franfreich.
* Paris, 30. Dez. (Prib.=Tel.) Aus London wird be=
richtet
, daß die öffentliche Meinung Englands über die Bereit=
ſtellung
franzöſiſcher Rüſtungskredite für die Kleine Entente
ſehr erregt ſei. Die engliſche Regierung hat bisher in Paris
offiziell noch keinen Schritt in der Angelegenheit unternommen,
doch rechnet man damit, daß eventuell eine Anfrage an das Pa=
riſer
Kabinett erfolgt, ſobald die diplomatiſchen Vertreter bei
der Kleinen Entente Erkundigungen eingezogen hiben. Die
engliſche Regierung ſtellt ſich bekanntlich auf den Standpunkt, daß
ihre Schuldenforderungen an die Staaten der Kleinen Entente
infolge Ueberlaſſung gewiſſer Pfänder an Frankreich in Gefahr
gebracht werden können. Der vorausſichtlich Einſpruch Eng=
lands
wird in diplomatiſchen Pariſer Kreiſen und in der Preſſe
ausführlich beſprochen. Man hat England ſtark im Verdacht, auf
indirektem Wege eine Erörterung der interalliierten Schulden=
frage
herbeiführen und Frankreich politiſche wieder ſtark ins
Hintertkeffen bringen zu wollen. Andererſeits will man in der
Taktik Lord Curzons den Verſuch erblicken, gelegentlich des Be=
ſchluſſes
über den deutſchen Antrag um Priorität für die Lebens=
mittelanleihe
das Zugeſtändnis Frankreichs zu eizwingen. Der
Temps wendet ſich in ſeiner Abendausgabe heftig gegen die
engliſchen Stimmen und gibt eine Darſtellung eines angeblichen
Finanzabkommens mit der Kleinen Eutente, wobei er für ſich
das Argument der wirtſchaftlichen Ertüchtigung zur Begleichung
auswärtiger Schulden in Anſpruch nimmt, deſſen Berechtigung
er für Deutſchland bisher nicht anerkannt hat. Im übrigen da=
tiert
die beſondere Erregung in London ſeit dem Bekanntverden
des franzöſiſch=tſchechiſchen Vertrags, der der engliſchen Konti=
nentalpolitik
ſehr unangenehm iſt.
England über die franzöſiſche Bolitik beunruhigt.
London, 30. Dez. (Wolff.) Die Times ſchreibt in ihrem
Leitartilel, die Unterſuchungsausſchüſſe der Nepa=
rationskommiſſion
ſteuten eine neue Anſtrengung
dar, nach den falſchen Methoden nunmehr Ver=
nunft
anzuwenden. Daß derartige Ausſchüſſe in einer
Lage wie der jetzigen gebildet werden könnten, ſei an ſich ſchon
ein großer Gerinn uud ein hoffnungsvoues Zeichen. Es ſei
jedech unmöglich, irgendwelche endgültigen Beſchküſſe über die
deutſchen Finunzen zu erzielen, wenn nicht ſicher feſtſtehe, welches
die deutſchen Einnahmequellen ſeien. Seien das
Ruhrgebiet und das Riheinland ein Teil Deutſclangs oder
nicht? Könne Deutſchland dieſe reichen Gebiet: als einen inte=
graten
Teil ſeines Wirtſchaftstebens anſehen, oder muß es ohne
ſie rechnen? Der größte Dienſt, den die Unterſuchungsausſchüſſe
leiſten könuten, wurde ſein, der öfſentlichen Meinung der Welt
einen kühlen und objektiven Bericht über die tatſächliche finan=
zielle
Lage Deutſchlands zu geben, die nur durch die Franzoſen
geſchaffen worden ſei.
Daily News ſagt in ihrem Leitartikel, wenn Poin=
caré
wirklich ein Einvernehmen mit Großbritannien wünſche
und er ſich wirllich vor einer Iſolierung in Europa
fürchte, ſo dürfe er keine Zeit verlieren, um die unge=
heuerlichen
Urteile, die in Düſſeldorf gefällt wur=
den
, aufzuheben. Frankreich habe, während es die Polizei
entwwaffnete, die Bewaffnung verbrecheriſchen Geſindels geſtattet.
Jetzt würden die Poliziſten ſtatt der Separatiſten zu langen Ge=
fängnisſtrafen
oder zur Ausweiſung verurteilt. Kein Land
lönne derartige Verbrechen in ſeinem Namen geſchehen laſſen,
ehne daß es ſich vor der Geſchichte mit dauernder Schmach bedecke.
Der Kölnier Berichterſtatter der Times ſchreibt, in dortigen
deutſchen Kreifen werde die Befürchtung ausgedrückt, daß die
Franzoſen bald wieder verſuchen würden, die Tätigkeit
der Separatiſten neu zu beleben, denen ſie immer noch in
zahlreichen Städten in der franzöſiſchen Zone ihren Schutz ge=
währten
, wahrſcheinlich in dem Gedanken, daß ſelbſt in Orten,
in denen die Separatiſten ſo gut wie verſchwunden ſeien, der
ſeparatiſtiſche Terror ſtets wieder belebt wer=
den
könne. Dies ſei die Pol tik, die allen Verhandlungen
mit den rheiniſchen Führern zugrunde liege, und für die verſucht
werbe, ihre Unterſtützung zu gewinnen. Dem Times= Bericht=
erſtatter
zufolge iſt man der Anſicht, daß die Franzoſen viel=
leicht
eine beſondere Anftrengung unternehmen würden, um das
britiſche Parlament, wenn es im nächſten Monat in Weſtminſter
verfammelt ſei, dor eine vollendete Tatſache zu ſtellen.
Leberredet Aimerika und reitet Europa!
* London, 29. Dez. (Priv.=Tel.) Unter der Ueberſchrift
Ueberredet Amerika und rettet Europa! veröffentlicht Lloyd
George einen Artikel im Daily Chronicle, in dem er berichtet,
daß er während ſeines Aufenthaltes in Amerika bei allen Ame=
rilanern
den hrennenden Wunſch habe feſtſtenen können, die
wahren Tatſachen über die Lage in Europa kennen zu lernen.
Am meiſten ſei er auf dieſen Umſtand im mittleren Weſten der
Vereinigten Staaten geſtoßen, und diejenigen, die glaubten, die
Miſſiſſiprileute dächten bloß daran, ihre irdiſchen Reichtümer zu
vergrößern, täten den Amerikanern großes Unrecht. Sie hätten
ein großes Bedürſnis, ſich mit den Dingen auch innerlich aus=
einanderzuſetzen
, die man nicht ſehen und faſſen könne, und er
habe genügend triftige Gründe zu der Ueberzeugung, daß die
Ameri aner zu jedem Opfer bereit ſeien. Lloyd George fährt
fort: Wenn Amerila davon überzeugt ſein werde, daß es ſeine
Pflicht iſt, Europa vor dem Ruin zu retten, und durch ſeine In=
terhention
diefen unfelisen Erdteil tatſächlich erretten könne, ſo
wverde es die Aufgabe ſofort in Angriff nehmen. Aber nicht eher!
Nicht ſelbſtiſche Intereſſen werden Ameria zu einer ſolchen
Handlung treiben. Dazu be arf es eines Beweggrundes von
impulſiverer Art. Er ſei aus Amerita mehr denn je davon
überzeugt zurückgekommen, daß die Hofſnungen der Menſchheit
auf die Zukunſt inniser denn je davon a hängig ſeien, ob die
beiden größten Weltreiche ſich dazu bereit fänden, in den Welt=
geſchehniſſen
Hand in Hand zu arbeiten. Seit der Beſeitigung
der Schrierigkeiten in Orland gebe es zwiſchen England und
Amerika keine politiſchen Meinungsderſchiedenheiten von Be=
deutung
mehr.

und Antaktiſches zur heutigen Tage.
Politiſche Neujahrsbetrachiung.

Dr.

Von
alther Croll, Berlin.

Was unſere Staatsmänner in den letzten Jahren zu ſagen
pflegten, war entweder der jeweiligen außerpolitiſchen Lage
Liplomatiſch oder der jeweiligen innerpolitiſchen Lage ta tiſch
angepaßt oder beises. Es mag dahingeſtellt bleiben, inwie=
weit
die dabei gehegten Abſichten erreicht wurden; Tatſache iſt,
daß hierin der Grund zu ſuchen iſt, warum manche Legende
weiter gefponnen und dafür manche Wahrheit verſchwiegen
wurde. In den Worten unſerer heutisen Miniſter ſpüren wir
im Gegenfatz zu früher etwas Undiplomatiſches und Untaltiſches,
was neu und daher fremd anmutet. Wenn z. B. Strefemanns
Rede vom 16. Dezember vor den Berli er Journaliſten als un=
nötig
ſcharf bezeichnet lrurbe, ſo be, iſt das, daß die Worte
des deutſchen Außenminiſters mit dem Maßſtab der letzten Jahre,
dem Maßſtab der Diplomatie und der Ta tik, gemeſſen wurden.
So krüftig heute auch die Worte klingen mögen, welche der
Reichskanzler und eine Reihe von Parteiführern durch Nund=
ſpruch
als Weihnachtsgruß an das deutſche Volk gerihtet haben,
ſo peffimiſtiſch auch der Artikel anmutet, den Dr. Streſemann
einer großen Berliner Zeitung für ihre Weihnachtsnummer zur
Verfügung geſtellt hat der von diplomatiſchen und tartiſchen
Rüc ſichten freie Kritiker muß wenn er ſich und anderen nichts
vormachen trill noch viel rüclſichtsloſer und peſſimiftiſcher
ſprechen, als ſelbſt die deutſchen Staatsmänner von heute.
Iſt aber nicht gerade Vertrauen auf eine beſſere Zukunft der
ſtäriſte Antrieb für ein Volk, und bedeutet es nicht blindwütigen
Wahrheitsfanatismus, wenn man die letzten Schleier von dem
Geſchehen dieſer Tage und von der nächſten Zukunſt hinwegreißt?
Starken und tüchtigen Menſchen bringt die klare Einſicht in
eine drohende Gefahr eine Stärkung der Kräfte, und nur für
Schwächlinge iſt der Anblick der Gefahr lähmend. Sind wir
Deutſchen heute nicht fähig, der Gefahr ins Auge zu ſehen, ſo
werden wir noch viel weniger fähig ſein, ihr zu begegnen und
fie zu überwinden.
Unſere Staatslenker von heute legen mit Necht Wert
auf die Feſtſtellung, daß uns arbeiten, ſparen und opfern
allein nicht retten können; es müſſe vielmehr noch der Geiſt der
Solidarität und der Selbſtentäußerung hinzukommen. Dieſer
Geiſt aber ſtellt ſich nur ein, wo ein Ziel gezeigt wird, auf wel=
ches
losgeſteuert wird. Das Ziel iſt: Freiheit und Leben.
Haben aber nicht alle neubeutſchen Regierungen behauptet und
bewieſen, daß ſie dieſem Ziel zuſtrebten? Ja, das hasen ſie
getan; aber die meiſten von uns haben erkannt, daß ſich die
Steuermänner geirrt ha en, daß ſie eine Wolke für ein feſtes
Land und ein Riff für die rettende Inſel gehalten haben. Sie
haben weiter verſchwiegen oder doch nicht na hdrüclich genug
geſagt, daß ohne außergewöhnliche Anſtrengungen der ganzen
Beſatzung und ohne ſchivere Entbehrungen das Ziel nicht zu
erreichen ſei. Sie haben weder gegenüber den anderen Völkern,
noch gegenüber dem eigenen Volke die rechten Worte zur rechten
Zeit geſunden. Vielleicht iſt es richtig, daß unſere Staatslenfer
von heute noch nicht die ſtärkſten Worte ſprechen und noch nicht
die letzten Schleier hinwegziehen. Die Augen und die Ohren
aller Völker ſcheinen noch nicht fähig, die letzte Wahrheit zu ver=
tragen
. Sie müſſen ſich erſt abhärten und Zeit behalten, ſich
an das wahre Bild und an die wahren Worte zu gewöhnen.
Während der diplomatiſchen Beihnachtspauſe haben Herr
Poincars und ſein belgiſcher Kollege Jaſpar überlegt, wie ſie
ſich zu den Anregungen ſtellen ſollen, welche ihnen der deutſche
Vertreter im Auſtrage der Reichsregierung übermittelt hat. Man
faßt die im Wortlaut noch nicht bekannt gegebenen deutſchen Vor=
ſchläge
in die Worte zuſammen: Einen modits vivendi finden.
Deutſchland ſucht dieſen modus virendi, weil es nicht warten
kann, bis ſich die Mächte zu einer endgültigen Regelung zu=
ſammenfinden
, ohne daß die Wogen über ſeinem Haupte zu=
ſammenſchlagen
. All die vielen Enttäuſchungen, welche wir bei
unſeren Verhandlungen mit Frankreich erlebt haben, haben es
nicht vermocht, im deutſchen Herzen den Hoffnungsfunken aus=
zulöſchen
, daß durch direlte Verhandlungen der meiſtintereſſier=
ten
Völker eine endgültige und erträgliche Löſung des Kardinal=
problems
, der Reparationsfrage, zuſtandekommen werde. Auch
die gegenwärtige, erheblich weniger diplomatiſche und taf=
tiſche
Reichsregierung ſcheint die ſchwebenden deutſch= franzö=
ſiſchen
Verhandlungen für ausſichtsvoll zu halten; aber ſelbſt
wenn ſie ganz ſkeptiſch wäre, ſo müßte ſie die Verhandlungn
mit Paris und Brüſſel als Staatsaktion erſten Ranges behan=
deln
, damit im Falle des Scheiterns überall echte, die Völker und
ihre Führer aufrüttelnde Enttäuſchung entſteht. Poincaré hat
ſeiner Preſſe den Wink gegeben, diesmal der üblichen Katzen=
muſik
des Haſſes einige ſanfte Flötentöne der Verſöhnung bei=
zumengen
. Was kann ihm auch Beſſeres widerfahren, als daß
er in den Stand geſetzt wird, ſchon die Verhandlungen über ein
Proviſorium eben über den modus wirendi an Rhein und
Ruhr in die Länge zu ziehen? Die Geduld der Weltmächte
gegenüber dem Weltfriedensſtörer iſt noch immer beängſtigend
groß, ſo groß, daß man Poincaré und ſeinen Brüſſeler Freund
unter ſechs Augen mit dem Vertreter der Berliner Re ierung
verhandeln läßt, und daß man ein Sachverſtändigen=Nollegium
einſetzt, welches nach allen bisherigen Erfahrungen höchſt geiſt=
reich
und vernünftig für die Archive, aber nicht für die Prazis
arbeiten ſrird. Für den Fall, daß die anderen Alliierten von
einer plötzlichen Aktivität befallen werden, hat Poincaré ja noch
das probate Mittel in Reſerve, nach den zahlreichen engliſchen,
amerikaniſchen und italieniſchen Regierungskriſen, der letzten
Jahre auch einmal (durch Auflöſung der Deputiertenkammen)
eine franzöſiſche Kriſe zu inſzenieren, welche die Pariſer Negie=
rung
für ein paar Monate aktionsunfähig machen und die Alli=
ierten
zu der Lohalität zwingen würde, die großen Probleme
bis zur Teendigung dieſer Kriſe zu bertagen. Damit aber in=
zwiſchen
keine zu linde internationale Atmoſphäre entſtehe und
die Friedensfreunde nicht durch allzu große Erfolge Oberwaſſer
Unfer
Kenntags

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Seite 2.

Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 31. Dezember 1923.

erlangen, hat Poincaré erſt einmal ganze Sektionen treuer deut=
ſcher
Schupokeamter durch das in Düſſeldorf geſprochene, aber
in Paris gemachte Urteil zu Verbrechern geſtempelt und einge=
ſperrt
. Ganz diplomatiſch geſprochen: Die franzöſiſche und die
in ihrem Fahrwaſſer ſegelnde blgiſche Regierung werden nicht
eher die europäiſchen und darüber hinaus, die internationalen
Lebensnotwendigkeiten (die ja gleichzeitig die deutſchen Lebens=
notwendigkeiten
ſind) reſpertieren, als bis die Alliierten mit
Energie dazwiſchenfahren und ſich zu drakoniſchen Maßregeln
entſchließen. Welcher Art können dieſe Maßregeln ſein? Ctwa
Drohung mit militäriſchen Demonſtrationen, ein Auftrag an den
lendenlahmen Völkerbund zu einer Exelution mit Waffen, alſo
Heraufbeſchwörung einer neuen Kriegsgefahr? Gewiß nicht!
Nach den Erfahrungen des Weltkrieges wird niemand mehr
ſo leicht den Teufel dur.h Belzebub austreiben und ſich durch
die Entfeſſelung eines Krieges vor der Kriegsgefahr retten
wollen. Es wird aber gar nicht zu Blutvergießen kommen und
trotzdem die gewünſchte Wirkung haben, wenn ſich England,
Amerita und Italien, ſowie eine Reihe. größerer neutraler
Staaten auf den Text einer Rote einigen, die gleichzeitig in Paris
und Brüſſel überreicht wird. In dieſer Note braucht nichts
anderes geſagt zu ſein, als daß die unterzeichneten
Staaten jeden diplomatiſchen, geſchäftlichen, finanziellen und
geſellſchaſtlichen Verkehr mit dem Adreſſaten einſtellen werden,
wenn nicht bis zu einem beſtimmten nahen Zeitpunlte das wirt=
ſchaftliche
Herz Deutſchlands, das Ruhrgebiet, geräumt, das
Rheinland von den widerechtlichen Erweiterungen des Friedens=
vertrages
erlöſt und Gewähr für eine ſchnelle und endgültige
Löfung des Reparationsproblems geſchaffen iſt. Laſſen die am
Weltfrieden wirklich intere ſierten Mächte nicht endlich durch=
blicken
, daß ſie keine weitere Verſchleppung der deutſchen Fragen
mehr dulden werden, ſo erreicht Poincaré das Ziel, das er nicht
durch Ueberredung und Gewalt erreichen konnte, durch Ver=
ſchleppung
. Bis dahin wird die hohe Politik Englands, Ame=
rikas
, Italiens und anderer großer Staaten gegenüber dem
franzöſiſch=belgiſchen Zerſtörungswahn ein wirkungsloſes diplo=
matiſches
Geſäuſel bleiben.
Und nun noch ein paar untaktiſche Wort= zur innenpoli=
tiſchen
Lage. Seit mehreren Wochen haben wir ein kaltgeſtelltes
Reichsparlament und eine ermächtigte Reichsregierung. In den
Zeitungen fehlt die Rubrik Parlamentariſches, und die wenig=
ſten
werden das beklagen. Es iſt eben durch die Einbalſamierung
des Reichstages für einige Wochen, leine Lücke in unſerem Da=
ſein
entſtanden. Das deutſche Parlament war ja auch gar nicht
regierungsfähig, ſondern nur disluſſionsfreudig; durch Disluſ=
ſionen
werden wir aber nicht gerettet. Die Reden der Parla=
mentarier
waren beſten Falles Blitze und Donuer von einem
Gewitter auf ſernen Eilanden, die uns heute gar nicht intereſſie=
ren
, auf den Eilanden der Theorie und des Parteiklüngels. Gut,
die parlamentariſche Kontrolle mag bleiben. Wenn nach
hoffentlich mehreren Wochen mit höffentlich recht vielen
erlöſenden Regierungstaten die parlamentariſche Nemeſis, die
ſolange im Ferienverſteck gekauert hat, hervorbricht, die Ver=
dienſte
unſerer heutigen Staausmänner mit der Elle mißt, und
dann wenn es nötig ſein ſollte die züchtigende Geißel und
das rächende Schwert ſchwvingt, ſo ſoll ihr dieſe Rolle bleiben.
Bis dahin aber follen Männer Taten tun.

Vom Tage

von der ganzen ziviliſierten Welt außer Fran
In Odeſſa begannen ruſſiſch=rumäniſche Handelsverhandlungen. Nechtſprechung auf deutſchem Gebiet eine nock
keit bar.

Degoutie zum deutſchen Memorondum.
Paris, 30. Dez. (Wolff.) Der Matin glaubt berichten
zu können, daß nunmehr auch Degoutte ſeine Anſicht über
das deutſche Memorandum betreffend die Herſtellung
eines modus vivendi in beſetzten Gebieten dem Quai d’Orfay
mitgeteilt habe. Er ſei ebenſo wie der Oberkommiſſar Dirard
gegen die von der deutſchen Regierung gewünſchte Abänderung
des Regimes.
Abſehnung der deutſcher: Jxte.
TC. Paris, 30. Dez. Das Echo de Paris glaubt zu wiſſen,
daß=die franzöſiſche Regierung die deutſche Rote hom 24. Dezeii=
ber
ablehnen wird. Der Präſideut der Interalliierten Rhein=
landkommiſſion
, Tirard, der bekanntlich von Poincaré bei der
Prüfung der Note zu Rate gezagen worden iſt habe ſich nach=
Trücklich gegen eine Berückſichtigung der von Berlin aufgeſtellten
Leitgedanien ausgefprochen. Die vom Daily Telegraph ver=
öffentlichten
Angaben des deutſchen Dojuments, ſo fügt das
Echo de Paris hinzu, beweiſen zur Genüge, daß bei der gegen=
wärtigen
Geiſtesverfaſſung der Berliner Regierung eine deurſch=
franzöſiſche
Ausſprache ein Ding der Unmöglichkeit ſei. Pertimax
betrachtet ſogar den Abbruch der franzöſiſch=deutſchen Beſpre=
chungen
bereits als eine feſtſtehende Tatſache. Weiter bereitet
Pertinar als Strafe ſür den Starrſinn der Berliner Negierung
auf eine unverſöhnliche Haltung Frankreichs in der Frage der
Lebensmittelanleihe vor. Man werde das Ergebnis des Ber=
liner
Garantieausſchuſſes zunächſt abwarten. Frankreich gedenke
ſich wegen des Ruhrſtreitfalles an die Klauſeln des Vertrages
laut § 251 zu halten. Was die interalliierte Kontrolltätigkeit an=
belangt
, ſo werde die Botſchaſterkonferenz auf einer ihrer näch=
ſten
Sitzungen über neue Maßnahmen beraten, zu denen die
widerſpenſtige Haltung des Kabinetts Marx Anlaß gebe.

Der Miniſter des Aeußenen, Dr. Streſemann, iſt in Lugano einge= Berlin, 30. Dez. Zu der Mitteilung des Fof=
troffen
.
Der neue amerikaniſche Votſchafter in England F. B. Lelloag iſt in St. Martin de eintrafen und von dort nach Gupan,8
in Plymouty gelandet. Aus einer langen Unterredung mit Preſſever= der Teufelsinſel überführt, werden ſollen gelt hervdor, daiß er begbſchtint, die Miſſe der anglefranzbſiſch. Deutſche befanden, die von den franzöſiſchen Kriebsöu
amerikaniſchen Freundſchaft zu beſeitigen.
rationskommiſſion ſind geſtrn nach Euroba abgereiſt. General Dabes tageakte Deutſcher aufdeutſchem Gebietfe=
weigerte
ſich, Vertretern der Preſſe Erklärungen abzugeben.
zahlreichen Engländern als durchaus ger=
Der Oberkommandierende der belgiſchen Truppen, General Rucquoh, fertigte Notwehraktionen bezeichnet e..
der ſeinen Abſchied genouumen hat, ſtellte ſeinen Nachfolger, General. Darüber hinaus werde die Beſetzung des Ruhrg==
Burguet der Rheinlaudkommiſſion vor.
Der Chef des franzöſiſchen Generalſtabes, General Buat, iſt heute für vertragswidrig und ungeſetzlich anget:
nacht an den Folgen einer Operation geſtorben. Er war 55 Jahre alt. Sei aber die Beſetzung ungeſetzlich, dann ſei die franzzr=
In Tiraſpol traten die Virtreter der Sowjettegierung mit der rumä= ſchlimmere Verletzung des internationalen Rechts und fei=
niſchen
Regierung zur Negelung der Frage der Flüchtlinge zuſammen. Urteilsſprüche der ſranzöſiſchen Militärgerichte jeder Gür
Weiterzahlung der Beſatzungsfoſten.
Weitere 5 Todesurteile.
Berlin, 30. Dez. Obgleich die für den Uebergangsr
Aachen, 31. Dez. (Wolff.) Das belgiſche Kriegsgericht
führte geſtern eine mehrtägige Verhandlung wegen Ciſenbahn= halt zu erwartenden Steuereingänge unter der äußerſten
ſabotage zu Cnde. Es handelt ſich um Anſchläge, die auf den ſchränkung der Ausgaben die Deckung für die Beſatzungsr
nicht einſchließen, dem Reich bekanntlich alle inländiſchen
Linien Aachen-Herbesthal, AachenStolberg und einigen be=
quellen
verſchloſſen ſind und obendrein beſonders für den Ja
nachbarten Nebenſtrecken begangen worden ſein ſollen. Menſchen= mit außerordentlichen Kaſſenſchwierigkeiten gerechnet me
leben ſind dabei nicht zu bellagen geweſen. Vor Gericht ſtanden
muß, hat das Reichskabinett angeſichts der gerade
vier Angeklagte: Menzel aus Stolberg, Neuhaus, Schwager und
ſchwebenden außenpolitiſchen Verhandlun=
Frömgens, ſämtlich aus Aachen. Sie ſind alle 19 bis 20 Jahre
beſchloſſen, die Beſatzungskoſten im eng
alt. Das Gericht erlannte gegen Menzel, gegen den der Anllage=
Umfange unter der Vorausſetzung, daß
vertreter die Todesſtraſe beantragt hatte, auf lebenslängliche
lungsmittel überhaupt zur Verfügung ſteh
Zwangsarbeit, gegen Neuhaus auf 15 Jahre Zwangsarbeit, ge=
auf
beſchränkte Zeit weiter zu zahlen. Gleich=
gen
Schwager auf 1 JJahr Gefängnis, während Frömgens frei= wurde beſchloſſen, die hierüber im Gange befindlichen diel=
geſprochen
wurde. Cine weitere Anzahl Angelagter, die flüchtig, tiſchen Verhandlungen mit größter Beſchleunigung zum Abfe
ſind, wurde in Abweſenheit verurteilt und zwar 5 zum Tode, die
zu bringen.
übrigen zu Zwangsarbeit von 15 bis 20 Jahren oder zu Gefäng=
nis
bis zu 15 Jahren.
Vor der Aufhebung des Ausnahmezuſiande
Paris und das Düſſeldorfer Urteil.
* Berlin, 31. Dez. (Priv.=Tel.) Der Neichskanzler
Paris, 30. Dez. (Wolff.) Die franzöſiſche Preſſe, die mit den ſozialdemokratiſchen Abgeordneten Wels, Hilfer,
über den Schupoprozeß in Düſſeldorf nicht fortlaufend berichtete, und Hertz eine Beſprechung über die politiſche Lage. Die ſo
drückt zum großen Teil ihre Verwunderung darüber aus, daß demokratiſchen Vertreter verlangten darin nachdrücklichſt
das Urteil nicht ſtillſchweigend oder gar mit Zuſtimmung von
der öfſentlichen Meinung hingenommen wird. Als einziges Aufhebung des Belagerungsausnahmezuſtandes. Hierzu erf

Nunmer 30

Ruhrgefangene in die Strafkolonie verſchie
ſich unter den fünfzehn Strafgefangenen, die
im Ruhrgebiet wegen Sabotage verurteilt wurden.
Die amerikaniſchen Sachverſtändigen für die Ausſchiſſe der Repa= in der B. 3. am Mittag ausgeführt: Die fraglichen gi

Blatt nimmt das offizielle Organ der Sozialiſtiſchen Partei
heute zu der Frage Stelung: Nach den blutigen Ereigniſſen
von Düſſeldorf, ſchreibt das Blatt, habe die Pariſer große
Preſſe die Separatiſten als Helden hingeſtellt. Seitdem habe
ſich der Ton geändert. Selbſt Blätter, die Wochen hindurch dem
Publikum die lächerlichſten Lügen über die Separatiſtenbewe=
gung
aufgetiſcht hätten, ſeien genötigt geweſen, über die tatſäch=
liche
Zuſammenſetzung der ſeparatiſtifchen Armee und den mora=
liſchen
Wert ihrer Führer die Wahrheit zu ſagen. Wie ſollten
ſelbſt diejenigen unter den Deutſchen, die von aufrichtigen Ab=
ſichten
beſeelt ſeien, nicht an einen wahren Sabotagewillen
Frankreichs glauben, wenn ſie feſtſtellen, daß man, um Leuten
den Prozeß zu machen, die ſchließlich nur gehandelt hätten, wie
in einem ſolchen Falle auch die franzöſiſche Polizei gehandelt
hätte, gerade den Zeitpunkt wähle, wo zwiſchen Deutſchland und
Frankreich Verhandlungen genommen werden ſollten. Durch
ſolche Prozeſſe, wie den Düſſeldorfer, werde man es nicht fertig
bringen, die auſſehenerregende Niederlage der franzöſiſchen
Diplomaten und Generäle zu verſchleiern, die auf die Karte des
integralen Separatismus geſetzt hätten.
Die Durchführung der unſichtbaren Beſetzung.
* Brüſſel, 31. Dez. (Priv.=Tel.) Die Etoile Belge ſchreibt
im Hinblick auf die Verminderung der alliierten Streitkräfte im
Ruhrgebiet, daß ſie ſich nur allmählich vollziehen werde. Nach=
richten
aus deutſcher Quelle, die beſagen, daß am 11. Januar ein
großer Teil der franzöſiſch=belgiſchen Beſatzungstruppen zurück=
gezogen
würde, ſeien infolgedeſſen unbegründet. Die belgiſchen
Truppenbeſtände ſeien ſeit Mitte Dezember um 1400 Mann
herabgeſetzt worden. Dieſe Ziffer ſolle auf 2000 erhöht werden.
Auf franzöſiſcher Seite würden gleichfalls 2000 Mann aus dem
Ruhrgebiet zurückgezogen. Vorläufig werden ſämtliche Truppen,
nachdem ſie das Ruhrgebiet verlaſſen haben, in der Nheinpro=
vinz
Quatier beziehen und dort verbleiben. Die Rückkehr zur
unſichtbaren Beſetzung dürfte im Monat Januar zum größten
Teile durchgeführt ſein.
Die Rheiniſch=Weſifäliſche Notenbank.
Berlin, 30. Dez. Die Verhandlungen über die Errichtung der
Rheiniſch=Weſtfäliſchen Notenbank ſtehen unmittelbar vor dem Abſchluß.
Wie man in gut unterrichteten Kreiſen erfährt, ſteht bereits feſt, daß in
dem Anlagekapital der Bank 50 Prozent deutſches Geld und 50 Prozent
franzöſiſch=belgiſches Kapital vertreten ſein ſoll. Dieſe Verteilung iſt
gewählt worden, damit kein Teil den anderen überflügeln kann. Von
deutſcher Seite kommt nur rheiniſch=weſtfäliſches Kapital in Betracht.
Die Geſamthöhe des Kapitals der neuen Bank ſoll 75 Millionen Dollar
nicht überſchreiten.

der Montag, daß bereits in der nächſten am 3. Januar 5.
ſindenden Sitzung des Fünfzehnerausſchuſſes ein ſozialde
kratiſcher Antrag auf Aufhebung des Ausnahmezuſtandes
ſtellt werden dürfte. Es ſoll bei der demokratiſchen Partei
teilweiſe auch beim Zentrum Neigung beſtehen, einem ſcle
Antrag zur Annahme zu verhelfen. Man ſcheint ſich in Re
rungskreiſen bereits der Auffaſſung zu nähern, daß weſent!
Vorausſetzungen für die Fortdauer des Ausnaymezuſtan
fortgefallen ſind, nachdem Wirtſchaft und Währung aus t
Zuſtande fieberhafter Schwankungen zu einer gewiſſen Berr
gung gelangt ſind.

Goldlöhne und Zechen.
Köln, 30. Dez. Wie aus dem Ruhrgebiet gemel
wird, iſt unter dem Vorſitz des Reichs= und Stag
kommiſſars Mehlich in Eſſen zwiſchen den Zechenverbä
den und den Angeſtelltenverbänden über die G
haltsfrage (Goldgehälter) und =über die Arbeitsze
verhandelt worden. Da die Angeſtelltenvertrezer mit den b.
den Arbeitgeberverbänden angeſetzten Göldgehältein nicht z
frieden waren, kam auch keine Einigung über die verlängerte 2
beitszeit zuſtande. Nun wird der Reichs= und Staatslommif
am 3. Januar in beiden Fällen einen Schiedsſpruch fäll
Ebenſo haben zwiſchen den Zechenverbänden und den Be=
arbeiterverbänden
über die verlängerte Arbeitszeit in den Ko
reien geführte Verhandlungen bisher zu keinem Ergebnis
führt. Durch Schiedsſpruch vom 30. November war der Geſan
durchſchnittslohn des Bergarbeiters auf 4,20 Mark für die Schi
feſtgeſetzt worden. Dazu kam eine Teuerungszulage von 00
Milliarden, gleich 25 Prozent, des Goldmarklohnes. Dieſe Ter
rungszulage wurde inzwiſchen von 25 Prozent auf 10 Proze
herabgeſetzt. Viele Zechen haben nun erklärt, ſie könnten n
mit Mühe die Goldlöhne aufbringen, wenn in der nächſten Wo
Lie Teuerungszulagen nicht ganz wegfallen. Gegen dieſen bea
ſichtigten Abbau wehren ſich die Bergarbeiterverbände.
Ausſperrung der Berliner Buchdrucker.
Berlin, 30. Dez. (Wolff.) Die 21. Verſammlung 6
Berliner Buchdruckereibeſitzer beſchloß, ſäm
lichen Arbeitnehmern im Berliner Buchdruck= u=
Zeitungsgewerbe zum nächſten Termin zu kündigen, w.
das Arbeitsminiſterium den die 54 ſtündige Arbeitszeit
1. Januar vorſehenden Schiedsſpruch nicht für verbindlich erklär

Eine intereſſante und künſtleriſch wertvolle Konzert= und
Vortragsveranſtaltung bot der Richard=Wagner= Ver=
band
deutſcher Frauen im Verein mit dem Bayreuther
Bund geſtern vormittag einer ſtarken Gemeinde von Freunden
Wagnerſcher Kunſt. Frau M. Merck hatte ihr ſchönes Heim für
die Veranſtaltung zur Verſügung geſtellt, die zum Beſten der
Bahreuther Stipendienſtiſtung ſtattfand. Als Vortragender war
Geheimrat Profeſſor Dr. Richard Sternfeld aus Berlin ge=
wonnen
worden, der durch ſeine ausgezeichneten Vorträge über
Richard Wagners Kunſtſchaffen in den Jahren vor dem Kriege
auch in Darmſtadt bekannt geworden iſt. Prof. Sternfeld ſprach
über Wagners Rheingold als Einführung in den Ring des
Nibelungen. Seine ebenſo tiefgründigen wie in ausgezeichneter
Form hervorgebrachten Ausführungen, die wir an dieſer Stelle
wiederzugeben uns verſagen müſſen, waren mehr als ein Vor=
trag
im gewohnten Sinne, ſie bedeuteten eine literariſche Arbeit
von ſtarker Potenz, die auf die Zuhörer ſicher von nachhaltiger
Wirkung war. Der Vortrag wurde durch Erläuterungen am
Flügel, in denen ſich der Redner beſonders über die Leitmotive
und den logiſchen und ſeeliſchen Aufbau in Wagners Kunſt
und Kompoſition verbreitete, trefflich illuſtriert.
Als wertvolle Ergänzung des Vortrags, teilweiſe auch als
weitere Illuſtration des geſprochenen Wortes, waren Geſangs=
darbietungen
eingefügt, zu denen ſich die beſten Kräfte unſeres
Landestheaters zur Verfügung geſtellt hatten. Herr Biſchoff
ſang die Wotan=Monologe in der meiſterhaften Weife, die wir
von dem Künſtler von der Bühne her gewöhnt ſind, Frau Bau=
meiſter
=Jacobs überraſchte durch einen geradezu glän=
zenden
Vortrag der Erda=Geſänge, teilweiſe zuſammen mit
Hernr Biſchoff, und Herr Weller brachte die Geſänge Loges
in gleich ausgezeichneter Weiſe zu Gehör.
Den Künſtlern wie dem Vortragenden dankte das Audi=
torium
durch rauſchenden Beifall. Frau Oberſtleutnant v. Sel=
zam
ſprach im Namen der veranſtaltenden Vereine dem Vor=
tragenden
wie den Künſtlern den herzlichſten Dank aus und
knüpfte daran die Hoffnung, daß bald Gelegenheit gegeben
werde, auch die Einführung in Siegfried und Götterdämme=
rung
zu hören, um ſo trefflich ausgerüſtet in Bayreuth ſich
ganz dem Genuß des Kunſtwerkes hingeben zu können. II. St.

C.K. Vom Silveſter=Punſch. Im Jahre des Herrn 1607
erſchien zu London ein Buch, Reiſebericht aus Oſtindien, in
dem ein vielerfahrener Reiſeder namens Fryar von den Sitten
und Gebräuchen in jenen fernen Ländern erzählte. An dieſer
Reiſebeſchreibung intereſſieren uns heute weniger die Wunder
und Herrlichkeiten der Natur, die hier beſchrieben ſind; deſto
mehr aber iſt eine Mitteilung über ein neues Getränk für alle
fröhlich Silveſter Feiernden von Wichtigkeit. Fryar teilte näm=
lich
den Briten, die für jede alkoholiſche Neuigkeit ſehr empfäng=
lich
waren, ein neues Getränk mit, das in den oſtindiſchen Kolo=
nien
aufgekommen war. Es beſtand aus 5 Stoffen und hatte
daher ſeinen Namen nach dem indiſchen Wort für die Zahl 5,
nämlich Pantſcha, erhalten. Es war der Punſch, der auf
dieſe Weiſe ſeinen Einzug in Europa hielt. Bald hatten die
Engländer eine große Geſchicklichkeit darin erlangt, die 5 Ele=
mente
des feurigen Trantes richtig zu miſchen: eine Säure
(Zitronenſaſt), eine Süßigkeit (Zucker), ein Gewürz, eine geiſtige
Flüſſigkeit (Num, Arrat, Kognat uſw.), und als fünſtes, Waſſer,
mußten dabei ſein. Der Punſch ſand bald ſeinen Weg nach
dem Kontingent; aber zunächſt gewannen nur die Holländer, die
ebenfalls über ausgepichte Kehlen verfügten, dem ſteifen
Magenwärmer Geſchmaa ab. In Deutſchland mußte erſt ein
trinkſeſter Herr kommen, der das Punſchtrinken einführte, und
der ſand ſich erſt im alten Deſſauer, der nach der Melodie
ſeines Leibliedes So leben wir . . ." die Sauſkompagnien
nicht verſchmähte. Er brachte den Punſch ins Tabakskollegium
des Soldatent nias Friedrich Wilheim, in dem hollän iſche Eit=
ten
überhaupt bevorzugt wurden. Die Mitglieder dieſer Tafel=
runde
wurden ſo die erſten Punſchfreunde in Deutſchland, und
nach dem Siebenjährigen Kriege war der Punſch das Lieblings=
getränk
der männlichen Geſelligkeit. Adel und Bürger vereinig=
ten
ſich zu Punſchia en, und in allen Tonarten wurde das
Lob des Feuertran es beſungen, in deſſen 5 Beſtandteilen man
die 5 Elemente verſinnbildlicht ſah. Der berühmteſte Sänger
des Punſches iſt Schiller geworden. In ſeinem bekannten
Punſchlied verherrlicht er aber nur 4 Elemente, da den Deut=
ſchen
die bei den Engländern ſo beliebte Gewürzzutat nicht zu=
ſagte
. Auch die Nomantik ließ bei geiſtreichen Neden fröhlich
die Punſchgläſer erklingen, und noch in den vierziger Jahren
wurde in geſelligen Zirleln hauptſächlich Punſch getrunken. Die
ausdelgſſenen Geiſter bunter Phantaſtik, die aus dem Dampf
der Punſchterrine auſſteigen und die Gemüter mit feurigen
Viſionen umnebeln, treiben beſonders in den Erzählungen E. T.

A. Hoffmanns ihren tollen Spuk, und von ihm wurde der Tra
auch zum eigentlichen Silveſtergetränk erhoben, als der et ſ
dann bis in unſere Zeit erhalten hat.
C.K. Döring und die Obſtfrau. Als Theodor Döring no
am Berliner Schauſpielhaus glänzte, war er der gefeierte Lie
ling des Publikums und ſo bekannt, wie es heute nicht mel
möglich iſt. Cines Tages bummelte er über den Gendarmenmar
und ſah dort Apfelſinen, nach deren Preis er ſich bei der Obt
frau erkundigte. Zwee jute Froſchen, gnäd’jer Herr! war d.
Antwort. J Gott bewahre, ſo viel? meinte Döring erſchrode
und legte die Apfelſine wieder hin. Da ſagte die Obſtfrau !
Tone der Ueberzeugung: For unſern Döring wird det doch We
zu ville ſin? Worauf der Meiſter ſofort geſchmeichelt die Abfe
ſine in die Taſche ſteckte, mit einer königlichen Gebärde zahlte /n
davonging mit einem jovialen: Adieu, gute Frau!
C.K. Ernte im ewigen Eis. Das ewige Eis, das in Aasl
dicht unter der Moosdecke liegt, führte bisher zu der Annahm
daß in dem größten Teil diefes Landes keine Getreideernte erdle.
werden könnte. Die Beobachtungen der Verſuchsſtationen habe
aber nun, wie Prof. Caßner in den Mitteilungen der Deutſche
Landwirtſchaſt berichtet, gerade das Gegenteil gezeigt. Der 24
den iſt nämlich meiſt nur zeitweiſe unter der Moosdecke gefrole.
und wenn die Moosdecke entſernt wird; weicht das ewige Lis
zurück. So wurde in Rampart=Station, nur 80 Kilometer ho.
Polarkreis entfernt, 1200 die Moosdecke beſeitigt. Der Eishode
begann damals bereits in 20. Zentimeter Tiefe, aber ſchon h0e
einem Jahr war ſoviel Cis geſchmolzen, daß man Getreide ſue
konnte. Augenblicklich liegt der Cisboden bereits in 18.0e
2 Meter Tiefe und ſinkt langſam noch tiefer herab. Der geſrole‟,
Untergrund, dem man bisher die Verhinderung jeder Ernte.d"
ſchrieb, iſt aber für den Boden von Alaska ſogar von Vortel
denn von dem ſchmelzenden Eisboden her ſteigt die Feuchtihle
zu den Wurzeln der Pflanzen auf und ſichert auch bei Trogl,
heit ihr Gedeihen. Der Rückgang des ewigen Eiſes wurde noc
auf andere Weiſe feſtgeſtellt. Man hatte in der Holy=Crolle,
Miſſion am unteren Yukon=Fluß im Sommer 1899 einen Lrol=
nen
bis 7,5 Meter gegraben und ſeitdem kein ſtändiges Eis 9 e=
troffen
. Seit etwa 10 Jahren wird in der dortigen Gegend wel
um den Prunnen herum Getreide mit gutem Erfolg angebal.
und ebenſo in Fairsbanks=Station um einen Brunnen 2
12 Meter Tiefe ſeit 1909.

[ ][  ][ ]

Rummer 361

Darmſädter Tagblatt, Montag, den 31. Dezember 1923.

Seite 3.

Rechberg) Reparationsplan.
Baris, 30. Dez./ (Wolff.) Der deutſche Kali=Induſtrielle
nold Rechbergſhält ſich, wie der Matin berichtet, ſeit
Zehn Tagen in Pahis auf. Sein Reparationsplan,
zerichtet das Blatt zeiter, werde gegenwärtig von berufenen
jönlichkeiten geprüft. Rechberg hat ſich einem Mitarbeiter
Matin gegenüber die folgt über ſeinen Reparationsplan
geſprochen:
Ich habe einen bis us Einzelne ausgearbeiteten Plan der
orm eines Vertrages zwiſchen Frantreich und Deutſchland
efaßt. Seine Grundzitze ſind folgende: Unter den deutſchen
zuſtrien wählt Frankreih die aus, die nach ſeiner Anſicht die
rſten Ergebniſſe bringet. Dieſe Unternehnrungen vermehren
Aktienkapital um 30 Prozent; alſo bei einem Altienbetrag
100 000 Mark ſverden P 00 Mark neue Aktien ausgegeben.
fe 30 Prozent werden Fmnkreich übermittelt, das ſie zu Geld
Hen kann dadurch, daß es ſie verkauft oder an die franzöſiſche
uſtrie weitergibt. Das it das Gerippe meines Planes. Im
ceren Verlaufe rühmte Rechberg die Vorteile des Planes,
durch ſein Syſtem alle Zeibungsmöglichkeiten verſchwinden,
die Reparationen durch den neuen Reichtum, der durch ge=
eſame
Arbeit erzielt wird bezahlt werden.
Der Schritt Rechbergs in Paris kann zum mindeſten als
ſehr eigenartiges Beginnei gekennzeichnet werden. Er iſt,
von Berliner zuſtändiger Seite fſeſtgeſtellt wird, ohne Wiſ=
und Wiuten der deutſchen Regierung oder irgendwelcher
tiger deutſcher maßgebenda Stellen erfolgt. Ganz abge=
n
von dem Inhalt der Rſchbergſchen Vorſchläge, die für
tſchland durchaus undiskuterbar ſind, muß das Verhalten
bergs aufs ſchärfſte verurtilt werden.
Gegen Nechberg.
Berlin, 30. Dez. Zu den Benühungen des Herrn von Rechberg
Bariſer maßgebenden politiſchen Perſönlichkeiten für ſeine beiannten
e zu gewinen, die die Uebertragung eines weſentlichen Anteils an
deutſchen Inguſrrie auf franzöſiſche/Hunde beabſichrigen, erfagren wir
Hieſiger zuſtändiger Seite folgend’s: Herr von Rechberg ſteht, ob=
er
ſeine Idee ſeit mehreren Jalen immer wieder in der Oeffent=
it
vrficht, damit doch ziemlich iſchiert da. Die Einwendungen da=
r
liegen ja auch auf der Hand. Bunächſt würde es ſich um eine
derregelung zwiſchen Deutſchland uſd Frankreich handein. Deutſch=
ſteht
aber nach dem Vertrag von Betſailles nicht einzelnen Repa=
usgläubigern
gegenüber, ſondern einer Geſamrheit von Repala=
jgläubigern
. Es iſt von vornhereſn ausgeſchloſſen, daß England,
(en, Belgien und die übrigen deitſchen Reparationsglaubiger es
mit anjehen würden wie ein weeltliches Aktivum der deutſchen
ſchaft, die die alleinige Grundlage für die künftige Abtragung der
chen Reparationsſchuld bilden kann) auf Frantreich allein übert a=
wird
und Frankrachs Reparationsfowerungen allein getilgt werden.
Teber die Schwierigkeiten, eine gerechte Bewertung des übertragenen
ils an der deutſchen Induſtrie zu fnden, geht Herr Rchberg mit
n einfachen Vorſchlag hinweg, daß ſth daruber die deutſche Regie=
mit
der franzöſiſchen Regietung zu inigen hat. Es iſt aber gar
abzuſehen, wie unter den gegenwärtien Verhältniſſen eine Grund=
für
eine gerchte Bewertung gefundeſ werden ſoll. Die deutſchen
ngeſellſchaften haben im Jahre 1913 bei einem Nominalkapital von
Milliarden Mark einen Kurswert von 30,7 Milliarden Mark ge=
E In der Nachkriegszeit iſt dieſer Kurswert infolge der Markent=
ing ſtark zurückgegangen und hat auſerordentlichen Schwankungen
m legen. Es hat Zeiten gegeben, in deren der geſamte Goldwert der
n kaum 2 Milliarden war. Zwiſchei den 30,7 Milliarden und
illiarden liegt irgendwo der wirkliche Goldwert der Aktien. Aber
die richtige Beurteilung, wo er zwiſchen dieſen Grenzen li gt, fehlt
Si zuverlanigen Unterlagen. Die bekanit

2 Ffrage ziemlich leicht gemacht, indem ſt ungefähr das Mittel zübi= ſchweren Kampf des Einzelnen ums Daſein und auf den ſchweren,
S. den möglichen Grenzzahlen nimmt und auf eine Bewertung von
tilliarden Goldmark für die Gegenwart kommt, eine Zahl, die ganz großen und wichtigen des deutſchen Volkes um ſeine Exiſtenz,
n iſt man ſich auf der Gegenſeite auch im Klaren, wie aus einer auch im kommenden Jahre vor ſchweren Kämpfen ſtehen, ſo
* kung Poincarés in einer Nede vor einter Zeit hervorgeht, in der haben wir das Recht und haben Grund dazu, mit in das neue
it Beziehung auf dieſe Induſtrie=Beteiligungsfrage darauf hinwies, Jahr hineinzunehmen die Hoffnung, daß wir die kommen=
*die deutſchen Aktien zurzeit nur einen genngen Goldwert haben.
Bürde man ſich alſo von deutſcher Ste auf die Rechbergſchen
1) dadurch nennenswert herabgeſetzt wird, daß aber anderſeits ein Mitternachtsſtunde die Glocken von Turm zu Turm in deutſchen
1 Wirtſchaft wäre es aber auch unerträglich, 80 Prozent der Aktien,
rität ausgebaut werden können, aber auch ohne einen Zukauf ander klingen, dann werden wir alle unſere Wünſche einen in
altung der Geſellſchaften verſchaffen, in die Hände Frankreichs Frieden bringen, den wir alle brauchen, wenn wir uns und
auf die Lahmlegung und Zerſtörung der deutſchen Wirtſchaft
Sſchlands verlegen müſſen.
EEcho de Paris beſpricht den Plan Rechbergs. Eine das Schickſal über Menſchen und Völker. Wir können es in
Hiſche Perſönlichkeit erklärte ihm, der Plan ſei unter der tatenlos ſeinem Walten hingeben. Im Arbeiten und Kämpfen
Sngung ausführkar, daß eine andere Perſönlichkeit als liegt unſere Beſtimmung.
Sberg ihn in die Tat umſetze. Rechberg habe keinen
C.fluß; er ſei auch nicht in der Lage, Induſtriegruppen zu formen in den Satz:
ieu, die geeignet ſeien, ihn zu unterſtützen.
En

Stadt und Land.
Darmſtadt, 31. Dezember.
* Silveſiter.
Des Jahres letzter Tag iſt angebrochen, und wenn unſere
Leſer dieſe Zeilen, zu Geſicht bekommen, ſchon mitten im Werken
und Schaffen. Ein Tag wie alle anderen und doch ein Tag
von beſonderer Bedeutung. Wer durch weite Fernen wandert,
bleibt ſtehen an einem Ruhepunkt oder an einem Zwiſchen=
ziel
und wirft den Blick zurück auf das Erreichte oder das Er=
zwungene
und wirft den Blick nach vorn oder nach oben, wo
das ferne Ziel winkt. So der Menſch, wenn er einen Abſchnitt
ſeines Daſeins erreicht und vor einem neuen ſteht. Zwar be=
deutet
das Ende eines Jahres für den Menſchen nicht unbedingt
den Abſchluß eines Lebensabſchnittes, und auch nicht oder nur
ſelten den Beginn eines neuen, aber es bedeutet das Ende eines
Zeitabſchnittes, wie der morgige Tag den Beginn eines neuen
ankündigt. Wir ſind gewohnt, eine Bilanz zu ziehen, zu prüfen
und zu wägen: was hat das vergangene Jahr uns gebracht, was
haben wir in ihm gut und was ſchlecht gemacht? Was haben
wir unwiederbringlich verlören, was konnten wir beſſer machen,
was haben wir unterlaſſen, was haben wir zu viel getan?
Dieſer rückſchauende Blick lehrt uns, daß wir eine Spanne
unſeres Daſeins abgeſchloſſen haben, die angefüllt war mit
Sorgen und mit Kämpfen, mit Leid und Not, das die kargen
Freuden, die es dem Einzelnen gebracht haben mag, weit über=
trifft
. Immer noch laſten wir unter dem ungeheuren Druck
einer furchtbaren, nur teilweiſe ſelbſt verſchuldeten Not, die ſich
für die Maſſe unſeres Volkes beſonders ausprägt in der ſtarken
wirtſchaftlichen Depreſſion. Ein Jahr liegt hinter uns, das uns
auf wirtſchaftlichem Gebiete die tiefſt einſchneidende Entwicklung
gebracht hat, die wir je durchlebten, die unſere Nerven zerrieb,
ſchlechte Inſtinkte wach rief, uns dem Materialismus, dem Egois=
mus
in die Arme trieb. Erſt kurz vor Schluß des Jahres gelang
es der Führung unſeres deutſchen Volkes, einigermaßen Ord=
nung
in die Wöhrung zu bringen, uns dem unheilvollen Zahlen=
wahnſinn
zu entreißen und der Ordnung und Geſundung unſeres
Wirtſchaftslebens mindeſtens die Bahn zu bereiten. Hinter 1 18
liegt das Jahr Ruhrkampf, der das deutſche Volk und mit ihm
die Welt vor eine Aufgabe geſtellt, die, wäre das Endreſultat
ein anderes geweſen, die Begriffe von Macht und Kampf und
vom Kampf um die Macht umwälzend zu beeinfluſſen berufen
war. Hinter uns liegen Dinge, die uns im Laufe der letzten
fünf Jahre faſt zur Gewohnheit geworden: ſchmachvolle Be=
drückung
durch unſere Gegner, Vertreibung von Haus und Hei=
mat
für viele unſerer Volksgenoſſen, Verbrechen an Leib und
Leben für viele, die der Beſetzung durch feindliche Macht aus=
geſetzt
ſind. All das ſind Dinge, denen gegenüber das kleine
Erleben des Einzelnen weit in den Hintergrund gerückt wird,
wenngleich auch für den Einzelnen der Abſchluß des Jahres
Veranlaſſung iſt, auf ſein kleines und unbedeutendes Einzel=
ſchiaſal
zurückzublicken und zu prüfen, ob und wie er es beſſer
oder erträglicher hätte geſtalten können. In der Maſſe der
Einzelſchickſale liegt ja das Schiclſal eines ganzen Volkes.
Hinter uns liegt Kampf! Kampf auf allen Gebieten, Kampf
für den Einzelnen wvie für das ganze Volk, obwohl wir den
Krieg ſeit fünf Jahren beendet zu haben glauben. Vor uns
aber liegt die Hoffnung, die Hoffnung zwar, die zunächſt eben=
falls
nur auf Kampf gerichtet iſt, gerichtet ſein kann, auf den
I irlich iſt. Ueber den gegenwärtigen gſringen Wert der deutſchen um ſein Recht, um ſein Anſehen, das ihm gebührt. Werden wir
den Kämpfe ſiegreich beſtehen werden, daß, wenn wir den
e einlaſſen, ſo künnte mit Sicherheit eyvuartet werden, daß der ſchwverſten Kampf, den gegen uns ſelbſt, beſtanden haben, uns
zentige Anteil an den deutſchen Unternchmungen für ein Butter= in, wenn auch noch ferner, Zukunft das Ziel jedes reinen
hergegeben werden müßte, ohne daß die deutſche Reparations= Kampfes leuchtet: Der Frieden! Und wenn heute um die
itliches Aktivum der wirtſchaftlichen Zukunft Deutſchlands damit Landen einander ihre ernſten Grüße zurufen, wenn in den
ren gegangen iſt. Vom Standpunkt der Selbſtändigkeit ber deut= dumpfen Klang ihres ehernen Mundes ſich das zarte und helle
uurch Zukauf ohne große Schwvierigkeiten zu einer zahlenmäßigen Klingen der Gläſer miſcht, die im trauten Familienkreis anein=
1elen Fällen ſchon praktiſch den ausfchlaggebenden Einfluß auf die dem einen großen: Möge das kommende Jahr uns endlich den
gen, das, wie die Erfahrungen an Rhein und Nuhr zeigen, be= die Menſchheit vorwärts bringen wollen. Nur ein Vorwärts,
eht. Der deutſche Unternehmungs= und Erfindungsgeiſt würde nur ein Aufwärts kann es geben. Dann aber wollen wir
Tadurch den Weg für die Zukunft ein für allemal verſperren und unſere Blicke auch nach oben wenden, zu dem Lenker aller Ge=
der
auf jede Aktivität verzichten oder ſie außerhalb der Grenzen ſchicle und wollen die heiße Bitte in den Blick hineinlegen, daß
er uns die Kraſt gebe, den Kampf durchzuhalten und, wenn dies
Paris, 30. Dez. (Wolff.) Der Berliner Berichterſtatter geſchehen, den Frieden zu wahren. Unaufhaltſam, ehern, ſchreitet
unſerer Ohnmacht nicht geſtalten. Aber wir dürfen uns nicht
Wir aber wollen für unſere Leſer unfere herzlichſten Wünſche
Ein glückverheißend. friedebringend neues Jahr!
V

* Dr. Adolf Schmidt
Direktor der Heſſiſchen Landesbibliothek
Zu ſeinem Uebertritt in den Ruheſtand
von Profeſſor Dr. C. Maurer.
Wer die Verhältniſſe unſerer heſſiſchen Landesbibliothek näher kennt,
wird es verſtändlich finden, daß der am 1. Januar erfolgende Uebertritt
ihres langjährigen, verdienſtvollen Direktors Dr. Adolf Schmidt in den
Ruheſtand nicht einfach kurzer Hand regiſtriert werden darf, da ſeine
Tätigkeit über das Durchſchnittsmaß weit hinausragt. Geboren am 2.
Dezember 1857 zu Darmſtadt als Sohn einer dort anſäſigen angeſehe=
nen
Familie, beſuchte Adolf Schmnidt das Gymnaſium ſeiner Vaterſtadt
und ſtudierte auf den Univerſitäten zu Straßburg und Gießen vornehm=
lich
Germaniſtik und neuere Philologie. Nach abgelegtem Examen und
erfolgter Promotion ging Schmidt nach kurzem Akzeß im Lehramt als
Hilfsarbeiter an das Staatsarchiv und arbeitete gleichzeitig als Volontär
an der Großherzoglichen Hofbibliothek. An ihr rückte er im Jahre 1895
vom Sekretär zum Hofbibliothekar auf, folgte dann im Jahre 1904 Guſtav
Nick im Amt des Vorſtandes dieſer Anſtalt. An zwanzig Jahre hat eu=
alſo
dieſes Amt verwaltet. Daß es in vorbildlicher Tätigkeit auf allen
Gebieten der Verwaltung geſchah, iſt in weiteſten Kreiſen bekannt.
Pflichtreu und unermüdlich gubeitend, ſtets auf planvolle Vermehrung
ſeiner Bibliothek bedacht, allen Schwierigkeiten, zumal der Kriegszeit
zum Trotz, hat er ſich auch bei ſeinen Fachgenoſſen einen hochangeſehenen
Namen erworben, und in ſteter Fühlung mit ihnen die ihm anvertraute
Anſtalt einer neuzeitlichen Entwickelung entgegengeführt. Seine reichen,
vielſeitigen Kenntniſſe, unterſtützt von einem beſonders treuen Gedächt=
nis
und ſteter Weiterarbeit auf allen Gebieten kamen ſeiner Bibliothek
nicht wenig zugute. Er iſt ein beſonders guter Kenner der reichen Schätze
der heſſiſchen Landesbibliothek, insbeſondere der koſtbaren Handſchriften
und Wiegendrucke. Auch als Mitglied der Kommiſſion zur Verzettelung
der deutſchen Wiegendrucke hat er Vortreffliches geleiſtet, was durch die
Verleihung des preußiſchen Kronenordens 3. Klaſſe Anerkennung fand,
wie ihm auch das Ritterkreuz 1. Klaſſe des Philippsordens verliehen
worden iſt. In der Durchforſchung ſeiner Bibliothek, erblickte Abolf
Schmidt ſeine oberſte und ſchönſte Lebensaufgabe, überall ein ſtreng
methodiſch wiſſenſchaftlicher Forſcher, dabei als Menſch ſchlicht und an=
ſpruchslos
, ſtets zugänglich für berechtigte Wünſche des die Bibliothek
benutzenden Puhlikums. Die Geſchichte der Landesbibliothek kennt er
wie kein zweiter, und ſein Baich über den Baron Hüpſch, einen Kölner
Sammler aus dem 18. Jahrhundert, bildet einen Grundſtein in der
Darmſtädter Muſeums= und Bibliotheksgeſchichte. Eine große Reihe der
verſchiedenſten Aufſätze von größerem oder geringerem Umfang legt be=
redtes
Zeugnis ab von dem gewaltigen Fleiß und der Beleſenheit des
Verfaſſers. Auch den Einhänden der Landesbibliothek als kunſtgewerb=
lichen
Kulturdenkmälern hat er ſein Augenmerk zugewendet. Davon gibt
er in dem kürzlich erſchienenen Prachtwerk über Bemerkenswerte Ein=
bände
der Heſſiſchen Landesbibliothek uns Kunde.
Dahei iſt er mit nichten ein weltfremder Gelehrter, vielmehr ein
Mann, der noch jetzt auf Reiſen und Wanderungen ſich anſchauliche Kennt=
nis
der Kunſt= und Altertumsdenkmäler in Nah und Fern, ſowie der Natur=
ſchönheiten
zu verſchaffen weiß. In vollſter Rüſtigkeit des Geiſtes und
Körpers iſt Adolf Schmidt in den Nuheſtand getreten. Möge er in ihm
Erholung von der Laſt der täglichen Amtsgeſchäfte, mehr aber noch die
Muße zu weiteren wiſſenſchaftlichen und bibliographiſchen Arbeiten
finden!
Landestheater. Die beiden letzten Aufführungen des Weihnachtsmär=
chens
Firlefanz im Heſſiſchen Landestheater ſind heute, Mon=
tag
, um 2 Uhr, und morgen, Dienstag, um 2. Uhr.
Zur Sitzung der Stadtverordneten=Verſammlung am Freitag,
den 4. Januar 1924, nachmittags 5 Uhr, iſt dieſe Tagesordnung feſt=
geſetzt
: 1. Städtiſche Grund= und Gewerbeſteuer für 2. Halbjahr 1923/24.
2. Erhebung einer Wohnungsluzusſteuer für 1924. 3. Erhebung einer
Gemeindehundeſteuer für 1924.
Invalidenmarken. Mit Beginn des neuen Jahres treten in der
Invalidenverſicherung neue Beitragsmarken in Kraft. Sie betragen:
in Lohnklaſſe 1 (Wochenverdienſt bis 10 Rentenmark einſchl.) 20 Renten=
pfennige
, in Lohnklaſſe 2 (Wochenverdienſt von 10 bis 15 Rentenmark
einſchl.) 40 Rentenpfennige, in Lohnklaſſe 3 (Wochenverdienſt von 15 bis
20 Rentenmark einſchl.) 60 Rentenpfennige, in Lohnklaſſe 4 ( Wochen=
verdienſt
von 20 bis 2 Rentenmark einſchl.) 80 Rentenpfennige, in Lohn=
klaſſe
5 (Wochenverdienſt mehr als 25 Nentenmark einſchl.) 100 Renten=
pfeunige
. Da vom 31. Dezember ds Js. ab Beitragsmarken in den
lisherigen Werten von den Verkaufsſtellen nicht mehr abgegeben wer=
den
dürfen, wird den Arbeitgebern empfohlen, ihren etwaigen Bedarf
an alten Marken noch vor dieſem Zeitpunkt bei den Poſtanſtalten zu
decken.
Verein Volksküche, e. V. In opferfreudiger Hilfsbereitſchaft und
in tatkräftiger Arbeitsgemeinſchaft ſind in dem Monat Dezember I. J
auch die nicht geringen Sorgen und Mühen der ſeit 29. Novomber I. J.
u. a. auch in der Volksküche eingerichtete Wärmeſtube, für die Be=
dürftigen
ſegensreich beſtanden und überſtanden worden. In gutgewärm=
tem
Saal mit eigenen Arbeiten, mit geeignetem Leſeſtoff, mit Spielen
u. a. m. beſchäftigt, haben Alt und Jung, Groß und Klein mindeſtens
verſtehen lernen können, wie ſelbſtloſe Nächſtenliebe in ernſter Stunde
fürſorgt. Es ſind täglich etwa 150 Schutzſuchende in der Wärmeſtube,
in der Volksküche ſelbſt werden täglich 350 Koſtgänger geſpeiſt d. i.
tagtäglich eine große Aufgabe für die ſorgſame Leiterin, und kann dank=
barſt
anerkannt werden. Dank dem Erfolg der beſonders angerufenen
Mithilfe konnte dieſe beſonders, Hilfebdürſtigen am 21. I. M. eine be=
ſcheidene
Weihnachtsfeier im großen Saale des Vereinshauſes erfreuen,
welche von dem Herrn Vorſi enden des Vereins mit den herzlichſten
Worten aufrichtigen Dankes für die wohlgemeinte Anregung und für
die mühevolle perſönliche Durchführung der Wohltat von Seiten des
Herrn Verwaltungsnſpektors Hopp und die unermüdlich fleißige Lei=
terin
, Fräulein Fiſcher, eingeleitet war. Der ganze Verlauf der Feier
ziert den Reigen freundlicher Erinnerungen des Vorſtandes an ſeiner
Arbeit für den Verein.
Orphenm. Als Silveſtervorſtellung wird heute, letztmalig, Die
Bajadere gegeben. Der Neujahrstag bringt die Erſtaufführung der
Schwankoperette Venus im Grünen, neu bearbeitet von Guſtad
Bettram.

peihes Silveſterbrief vor 130 Jahren.
Da der junge Goethe aus Wetzlars Deutſchem Haus ent=
um
Charlotte Buff, ſonſt genannt die liebe Lotte, dem
toverſchen Legationsſekretarius Johann Chriſtian Keſtner
immer zu überlaſſen, und ſeiner verklingenden Leidenſchaft
3riefen an die jungen Ehegatten nach Hannober zärtlichſt
oruck gab, tauchen in dem Silveſter=Brief, dem letzten Tag
Jahr 1773 an Betty Jacobi, einer geborenen von Cler=
t
aus Vaels bei Aachen, die an den Philoſophen (oder wie
ch ſelbſt Merck gegenüber genannt hat: Schwärmer, Phan=
n
, Myſtiker) Friedrich Heinrich Jacobi verheiratet war und
ts 1784 von dieſer Erde mußte, bereits wieder fröhliche
2 auf, die nichts mehr von einer Werther=Stimmung wiſſen.
3t nur aus literarhiſtoriſchem Intereſſe, ſondern weil die
e von heute, auch die literariſchen, ſo ſehr viel andere Sil=
rbriefe
ſchreiben, ſei hier einiges zitiert: Um um um! her=
um
um! iſts nun. Laſſen Sie Sichs das nächſte auch wohl
und rechnen Sie mich zu Ihrer Welt, wie ich Sie zu
ter, und ſo bleibts vice versa im alten. Welches ich herrlich
habe, daß niemand mercke, daß Vergänglichkeit überall die
im Spiel hat. Und dann wird vom heurathen geſprochen
vom verlieben und vom Zeichnen und wieder von
Hannoverſchen Lotte; und dann iſt auch noch, genau wie
e, von Finſterniß und trübſeliger Zeit die Rede, die man
chhandern muß ein Lieblingswort des jungen Dichters.
noch fröhlicher ſpringt die Neujahrslaune dann aus der
en Epiſtel an Johanna Falmer: Heut war Eis Hochzeit
! Es mußte gehn, es krachte, und bog ſich, und quoll und
liter brachs, und der Herr Ritter pattelten ſich heraus wie
Sau. Wir haben geſtern geſſen Wildprettsbraten und Gelee=
te
und viel Wein getrunken und zwiſchen Houries geſeſſen
ein Uhr Nachts, und uns geweidet mit Löffeln Es
nn für den Dichter die Zeit, da er das Lied Gretchens: Es
ein König in Thule und das Fragment vom Ewigen
en ſchrieb, da er auf dem Rhein, vor Burg Lahneck, des
iſtes Gruß verſpürte und beim Diner zu Koblenz zwiſchen
ater und Baſedow ſaß . . . Sein Eis=Lebens=Lied ent=
2 aber erſt zwei Jahre ſpäter mit dem Schluß;
Stille, Liebehen, mein Herz!
Krachts gleich, brichts doch nicht!
Brichts gleich, brichts nicht mit dir!

Silveſter=Oxakel.

Keine Stunde im Jahre läßt alten Aberglauben, alte Sitten
und Bräuche in ſo großem Maße erſtehen, wie die mitternächtige
Stunde der Jahreswende. Naturgemäß iſt es die Frau, die am
treulichſten an ihnen feſthält. Iſt fie doch mehr wie der Mann
auf das Geheimnisvolle dieſer Stunde eingeſtellt und glaubt
trotz aller Nealiſtik auch heute noch dann und wann an Wun=
der
. Sie bringt deshalb ſchon am Sildeſterabend einen unge=
ſchuppten
Fiſch auf die Tafel, damit jeder Tiſchgaſt davon eine
beſonders ſchöne Schuppe in ſeinen Geldbeutel tun und ſich ſo
das ganze Jahr hindurch vor Mangel an dieſem begehrteſten
Beſitz ſchützen kann. Freilich, zu jener Zeit, als dieſer Aber=
glaube
entſtand, ahnte man noch nichts von Papiergeldſcheinen,
die uns heute Silber und Gold erſetzen müſſen. Wo es zum
heute ſo teuren Karpfen nicht reicht, werden auch Linſen, Grütze
oder Hirſebrei, die gleichfalls nach altem Glauben verzaubertes
Gold der Zwerge bedeuten, genoſſen. Wenn der erſte Glocken=
ſchlag
ertönt, ſpringt man in vielen Gegenden Deutſchlands von
Bank oder Stuhl herab, ſich mit dieſem Glücksſprung den Bei=
ſtand
der Götter bei jedem Unternehmen zu ſichern. Andere
wollen der Zukunft vorauseilen und füllen bei jedem Glocken=
ſchlage
eine ausgehöhlte nußgroße Zwiebel mit ſo viel Salz, als
drei Finger gut faſſen können, um von jedem Monat des Jahres
im voraus zu erfahren, welcher ihnen Freude, welcher ihnen
Leid beſchert. Iſt am Schluß der erſten Jahresſtunde das Salz
in einigen dieſer ſchickſalskündenden Schalen trocken geblieben,
dann wird es in dieſen Monaten Freude geben. Wo es feucht
wurde, haben ſie mit Sorgen zu kämpfen, und wo das Salz in
Näſſe ſchwimmt, da wird das Leid einkehren. Ratürlich haben
Liebende noch ihr beſonderes Silveſterorakel. Nußſchalen mit
kleinen Lichtchen inmitten einer Schüſſel mit Waſſer geſetzt, deren
Inhalt ſie durch Anſtoßen in Bewegung brifgen, künden durch
Anſtoßen an den Schüſſelrand den fragenden Mädchen an, daß
ſie in den Hafen der Ehe einlaufen werden. Bei mehreren Ver=
ehrern
verrät ihnen zugleich ein hineingelegter Anfangsbuch=
ſtabe
, welcher von ihnen der Erwählte ſein wird. Das Werfen
underſehrter Schalen eines ganzen Apfels über den Kopf beim
erſten Glockenſchlag und der ſich dadurch bildende Buchſtabe,
ebenſo das Werfen des Pantoffels mit der linken Hand über
den Kopf und deſſen Stellung zur Tür ſind ebenfalls Künder
kommenden Liebes= und Eheglücks. Zeigt die Spitze nach außen,

ſo werden ſie als Braut das Haus verlaſſen; das Gegenteil zeigt
ihnen, daß ſie noch daheim bleiben. Unter noch zahl=
loſen
anderen Silveſterbräuchen wird ja bekanntlich das Blei=
gießen
in der Silveſternacht am meiſten geübt. Allerdings iſt
das dadurch erzielte Gebilde nur dann als Zukunftskünder
durchaus zuverläſſig, wenn das Blei durch den Griff eines ver=
erbten
Schlüſſels gegoſſen wurde. Viele tragen es das ganze
Jahr als Amuleit bei ſich, weil ſie ihm noch weitergehende Wir=
kung
zuſchreiben.
Fſolde Förſter.

Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben
Die Nobelpreiſe. Aus der von dem 1896 verſtor=
benen
ſchwediſchen Chemiker Alfred Nobel gegründeten Stiftung
für wiſſenſchaftliche und humanitäre Zwecke wurden mit den in
dieſem Jahre verteilten Preiſen, ſeit der erſten Preisverleihung
im Dezember 1901, Preiſe an insgeſamt 115 Perſonen ausge=
geben
. Nach Deutſchland fielen die meiſten, nämlich 23
Preiſe, Frankreich folgt mit 19, davon hat Frau Curie zweimal
einen Preis erhalten, einmal im Jahre 1903, den Phyſikpreis,
zuſammen mit ihrem Manne, dann 1911 allein den Preis für
Chemie. England erhielt 14 Preiſe, Schweden und die Vereinig=
ten
Staaten je 7, die Schweiz, Dänemark und Holland je 6,
Italien, Norwegen und Belgien je 4, Oeſterreich und Spanien
je 3, Kanada und Rußland je 2 und Polen, Indien und Irland
je einen Preis.
Vom Inſulin. Dieſes in Amerika erfundene neue
Mittel gegen die Zuckerkrankheit wird nun auch, wie die Deutſche
Mediziniſche Wochenſchrift berichtet, in Deutſchland hergeſtellt.
Die Fabrikation wird im Einverſtändnis mit den amerika=
niſchen
Erfindern, deren zwei (Banting und Macleod) den
Nobelpreis für Medizin erhalten haben, in den Bayerſchen
Farbenwerken hergeſtellt. Das Baherſche Präparat iſt vom
deutſchen Inſulinkomitee geprüft und als vollwertig anerkannt
worden. Das Inſulin wird aber vorläufig noch nicht im Han=
del
erſcheinen, ſondern nur an die größeren Kliniken abgegeben
werden. Doch iſt dies nur ein Uebergangszuftand; in wenigen
Monaten wird die Fabrikation auch von einer Anzahl anderer
chemiſcher Werke durchgeführt, und dann wird jeder Arzt das
Präparat beziehen können.

[ ][  ][ ]

Seite 4.

Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 31. Dezember 1923.

Numm

Lohnſteuerabzug vom 1. Januar 1924 ab.
Aufhebung der Betriebsſteuer (Arbeitgeberabgabe).
Durch die Zweite Steuernotverordnung ſind die Beſtimmungen über
den Steuerabzug vom Arbeitslohn mit Wirkueng vom 1. Januar / 1924
ab in weſentlichen Punkten geändert worden. Bisher waren vom ge=
ſamten
Lohnbetrag 10 v. H. abzüglich feſter Papiermarkermäßigungen
nach dem Familienſtand und des ſogenannten Werbungskoſtenpauſchſa es
als Steuer einzubehalten. Künftig dagegen bleibt ohne Nückſicht auf
den Familienſtand des Arbeitnehmers und die Höhe des Arbeitslohns ein
beſtimmter Teil des Arbeitslohns, nämlich bei Zahlung des Arbeitslohns
für volle Monate 50 Goldmark monatlich,
für volle Wochen 12 Goldmark wöchentlich,
für volle Arbeitstage 2 Goldmark täglich,
für kürzere Zeiträume 0,50 Goldmark für je zwei angefangene
oder volle Arbeitsſtunden
vom Steuerabzug frei. Dieſer ſogenannte ſteuerfreie Lohnbetrag tritt
an die Stelle der bisherigen Ermäßigung für den Arbeitnehmer ſelbſt
und für Werbungskoſten. Von dem deu ſteuerfreien Lohnbetrag über=
ſteigenden
Teil des Arbeitslohus, alſo von dem Ueberſchuß, ſind bei jeder
Lohnzahlung bei einem ledigen oder kinderlos verwitweten Arbeitnehmer
10 v. H., bei einem verheirateten Arbeitnehmer ohne Kinder 9 v. H.,
mit einem Kind 8 v. H., mit zwei Kindern 7 v. H. und für jedes weitere
minderjährige Kind 1 v. H. weniger einzubehalten.
Beiſpiele:
A. Ein lediger Arbeitnehmer bezieht 50 Mark Wochenlohn. Steuer=
abzug
10 b. H. von 38 3,80 Mark.
B. Ein verheirateter Arbeitnehmer mit 2 minderjährigen Kindern
bezieht 70 Mark Wochenlohn. Steuerabzug 7 v. H. von 58 4,05
Mark.
Alle Arbeitgeber mit Ausnahme derjenigen, die zu Beginn des
Kalenderjahres 1924 nicht mehr als 3 Arbeitnehmer beſchäftigten, haben
die einbehaltenen Beträge in bar oder durch Ueberweiſung an die Fi=
nanzkaſſe
abzuführen, und zwar jeweils für eine Monatsdekade ſpätes
ſtens bis zum fünften Tage nach dem Ablauf der Dekade. Daher ſind
z. B. die in der Zeit vom 21. bis 31. Januar einbehaltenen Beträge
ſpäteſtens bis zum 5. Februar abzuliefern. Späteſtens bis zum 5. eines
jeden Kalendermonats iſt der Finanzkaſſe eine Beſcheinigung zu überſen=
den
, in der die Uebereinſtimmung der im abgelaufenen Kalendermonat
abgeführten Steuerabzugsbeträge mit der Summe der tatſächlich einbe=
haltenen
Steuerabzugsbeträge verſichert wird.
Arbeitgeber, die zu Beginn des Kalenderjahres nicht mehr als 3 Ar=
beitnehmer
beſchäftigen, haben wie bisher Steuermarken zu kleben.
Im Gegenſatz zu früher unterliegen dem Steuerabzug auch die Auf=
wandsentſchädigungen
, die den im privaten Dienſt= oder Auftragsverhält=
nis
ſtehenden Perſonen gewährt werden.
Bisher hatten die Arbeitgeber regelmäßig vierteljährlich Ueberwei=
ſungsblätter
, Nachweiſungen und Zuſammenſtellungen über den Steuer=
abzug
im abgelaufenen Kalendervierteljahr auszuſchreiben. Dieſe Ver=
pflichtung
fällt während des Jahres weg. Die Arbeitgeber haben ledig=
leich
den ihren Arbeitnehmern ausbezahlten Lohn und die einbehaltene
Steuer unter Angabe des Zahltags fortlaufend aufzuzeichnen, wie dies
in der Mehrzahl der Betriebe bereits jetzt der Fall iſt.
Alle Einzelheiten der neuen Regelung ergeben ſich aus den Durch=
führungsbeſtimmungen
über den Steuerabzug vom Arbeitslohn, die im
Reichsminiſterialblatt und im Reichsſteuerblatt veröffentlicht werden, ſo=
wie
aus einem Merkblatt, das demnächſt bei den Finanzämtern unent=
geltlich
abgeholt werden kann. Die neuen Steuerabzugsbeſtimmungen
gelten erſtmalig für den Arbeitslohn, der Ende Dezember 1923 für eine
im Januar 1924 erfolgende Dienſtleiſtung gewährt wird.
Das Geſetz über die Beſteuerung der Betriebe tritt am 1. Januar
1924 außer Kraft. Die Arbeitgeberabgabe iſt demnach letztmalig am
25. (27.) Dezember für die Zeit vom 11. bis zum 20. Dezember 1923 zu
entrichten.
Gebühren der Rechtsanwälte. Ab 1. Januar 1924 werden Ge=
bühren
, Auslagen und Vorſchüſſe in Gold berechmet. Für Umrech=
nung
einer in Reichswährung geleiſteten Zahlung iſt der vom Reichs=
finanzminiſter
bekanntgegebene Goldumrechnungsſatz im Zeitpunkt des
Einganges der Zahlung maßgebend. Der Wert des Streit=( Beſchwerde=
gegenſtandes
) in bürgerlichen Rechtsſtreitigkeiten iſt in Gold zu be=
ſtimmen
. Bei nicht vermögensrechtlichen Anſprüchen wird der Wert
des Streitgegenſtandes auf 1000 Goldmark, ausnahmsweiſe höher oder
niedriger, jedoch nicht unter 100 und nicht über 50 000 Goldmark, ange=
nommen
. In Neichswährung entſtandene bare Auslagen ſind in Gold
umzurechnen. Maßgebend iſt für die Umrechnung der Goldumrech=
nungsſatz
im Zeitpunkt der Verauslagung. In gleicher Währung
entſtandene Poſt= und Fernſprechgebühren ſind unter Zugrundelegung
der im Zeitpunkt der Abrechnung mit dem Auftraggeber geltenden Ge=
bührenſätze
nach dem für dieſen Zeitpunkt maßgebenden Umrechnungs=
ſatz
in Gold umzurechnen. Die im Geſetze über die Erſtattung von
Rechtsanwaltsgebühren in Armenſachen beſtimmte Wertgrenze wird auf
2000 Goldmark feſtgeſetzt. Die Verordnung findet auf anhängige
Rechtsſachen mit der Maßgabe Anwendung, daß Zahlungen, die
vor dem 1. Oktober 1923 geleiſtet ſind, umgerechnet nach dem
für den Zeitpunkt des Eingangs maßgebenden Goldzollaufgeld zu drei
Vierteln anzurechnen ſind. Die Vorſchriften über die Verrechnung ge=
leiſteter
Zahlungen begründen jedoch keine Verpflichtung
des Rechtsanwalts, vor dem 1. Januar 1924 gezahlte Vorſchüffe,
zu deren Erhebung der Anwalt unter Berückſichtigung aller Umſtände
berechtigt war, in Gold umgerechnet zurückzuerſtatten.
Butterpreiſe. Durch Verordnung des Miniſteriums für Arbeit
und Wirtſchaft vym 29. November ds. Js. iſt der Ankaufspreis
für Landbutter auf 2 Goldmark, der Verkaufspreis auf höchſtens
2,50 Goldmark für das Pfund feſtgeſetzt. Für Molkereibutter iſt
durch Verordnung vom 12. Dezember d. J. der Ankaufspreis auf
2,50 Goldmark, der Verkaufspreis auf 3,20 Goldmark feſtgeſetzt
worden. Der erhöhte Kleinverkaufspreis darf nur dann ge=
nommen
werden, wenn nach der Verpackung oder dem Stempel=
aufdruck
die herſtellende Molkerei zu erſehen iſt, andernfalls gilt
auch für Molkereihutter der Kleinverkaufspreis von 2,50 Gold=
mark
. (Siche Anzeige in der Sonntag=Nummer des Blattes und
Aushang in den ſtädtiſchen Aushängekaſten.)
Hans Peter Kromm der Lebendige.

Eine Geſchichte von Ufer zu Ufer
von Johanna Wolff.
(Nachdruck verboten.)

Merete ſtand mit einem Korb im Moorwiſcher Gemüſe=
garten
und ſchnitt den jungen goldköpfigen Maien=Salat, da
war der Landbrieſträger vorübergekommen und hatte ihr das
Schreiben über die Hecke gereicht. Eigentlich gehörte es ſich ja
nicht, den Brief ſo mitten in der Arbeit zu leſen, allein diesmal
konnte ſich die Cmpfängerin nicht bezwingen, raſch ſchaute ſie um
ſich, ob Froh es nicht ſähe, dann öffnete ſie und las las
las
Und ein Entzücken ſtrömte ihr durch Leib und Seele, un=
ausſprechlich
und grenzenlbs; die kühlen Augen füllten ſich mit
Glanz, ihre ſonſt einfache und fachliche Seele wurde ganz aus
ſich herausgehoben, das Mädchen ſtand da, verwandelt, mailich,
über und über. Sie ahnte nicht, wie hübſch ſie geworden, dieſe
Merete! Nakürlich hatte ſie gewußt und gemerkt. Immer und
immer ſchon, ſeit ſie eine kleine. Jungfrau geworden, hatte ihm
ihr Herz entgegengeklopft; jedesmal vertiefte ſich bei ſeinem
Schritt das feine Rot ihrer Wangen. Und doch kam das Herr=
liche
nun ſo überraſchend!
Hans Peter! rief ſie über ſich hinaus. In den blauen
Himmel empor reckte ſie die Arme, ihre Hände taten Griff um
Griff hinauf, hinein in den ſchimmernden Sonnenſchein, als
wolle ſie einen Verrat davon herunterholen und ſich ins Herz
drücken. Vor lauter Glück und Glückſeligkeit, fing ſie an zu
beten.
War nicht ſchon an ſolchem Empfinden der kleine Hans
Peter Kromm, der noch gar nicht vorhanden war, ſehr ſtark be=
teiligt
? Verfetzte dieſer Liebesbrief ihn nicht in die allernächſte
Erdennähe ſeiner Jungfrau=Mutter? Durch dieſe Verlobungs=
erklärung
des Mannes wurde das Erſcheinen be agten Menſch=
leins
in blutwarmem Leiße gleichſam ſchriftlich feſtgelegt.
In all den kleinen Zitterwellen, die den unendlichen Raum
erfüllten, umſchmeichelte er nun die, die ihm Mutter werden
follte; ſüß und bedrängend wurde Merete von einem Kommen=
den
überfallen, daß ſie vor Sehnſucht nach dem geliebten Manne
ſich kaum zu lafſen wußte. Sie, die immer ein wenig nüchtern
geweſen, verſtand ſich ſelber nicht, ein ſcheues Schämen durchwob
ihre Tage und Nächte und gab ihr eine ganz neue Holdſeligkeit.

Neuerungen im Zugverkehr.
Ab 2. Januar 1924 wird der Zugverkehr auf der Strecke
BickenbachSceheim und EberſtadtPfungſtadt bis auf weiteres wie
folgt eingeſchränkt:
Es fallen bis auf weiteres aus:
a) Auf der Strecke BickenbachSeeheim.

Pz. 3552 Bickenbach ab 5.30 vorm. Seeheim, an

5.46 vorm.
8:
10.45
8.22
11.11
8.58 nachm.

822
3558
12.13 nachm. 12.30 nachm.
3562
10.29
3576
3551 Seeheim 4.50 vorm. Bickenbach 5.06 vorm.
8.06
3557
10.55
3561
8.36 nachm.
3575
Pz. 3556 wird für die Dauer der Einſchränkung wie folgt befördert:
Bickenbach ab 7.54 vorm. Seeheim an 8.11 vorm.
b) Auf der Strecke Eberſtadt (Kr. Darmſtadt)Pfungſtadt.
Pz. 3503 Eberſtadt ab 6.40 vorm. Pfungſtadt an 6.47 vorm.
9.27
3509
9.20
2.43 nachm.
2.36 nachm.
3517
3.42
3.35
3519
3535
10.27
10.20
3502 Pfungſtadt,, 5.03 vorm. Eberſtadt 5.10 vorm.
8.30
837
3508
2.20 nachm.
2.27 nachm.
3516
2,58
3518
2.51
9.04
9.11
3534
An Sonn= und Feiertagen wird der geſamte Perſonenzugverkehr für
die Dauer der Einſchränkung auf beiden Strecken vollſtän= meter abzutretendes Straßengelände 70 Goldpfennige den Eigentim
dig eingeſtelkt.
Der edangeliſche Arbeiterinnenverein. Ueber die Bedeutung
der evangeliſchen Arbeiterinnenvereine wird uns aus Vereinskreiſen
geſchrieben: Der edangeliſche Arbeiterinnenverein Sollten ſich die Anlieger hiermit nicht einverſtanden erklären ſe*
will nicht nur die ſammeln, die ihn ſuchen, ſondern gerade die ſuchen,
denen das Ziel ihrer Beſtimmung durch unerfaßtes Berufsleben, man=
gelndes
Familienleben verſchoben iſt. Es gehören viel mehr als ſeine, angelegenheiten beraten.
jetzigen Mitglieder zu ihm. Darum iſt 1908 die große Organiſation
des Geſamtverbandes evangeliſcher Arbeiterinnenvereine Deutſchlands
(Geſchäftsſtelle Betyel bei Bielefeld) geſchaffen worden von Perſön= ginn der Sitzung wird das neue Gemeinderatsmitglied B. Berz, d
lichkeiten des Deutſch=Evangeliſchen Frauenbundes und des Evange= nach dem Ausſcheiden des Heirn Oberlt. Klemenz auf der ſozialdemokt
liſchen Arbeiteryerbandes, die die religiöſe und ſoziale Aufgabe an
der großen evangeliſchen Arbeiterinnenſchaft erkannt hatten. Darum
ſind Landesverbände gegründet, hat man für ſie Arbeiterinnen aus
ihren Gebieten zu Setretärinnen herangebildet, die nach Stammes=
und Lebensart der Arbeiterin am nächſten ſtehen und darum in ihrem
Wirken an ihnen am erfolgreichſten ſind. Darum läßt man durch
Vorträge, Lehrgänge, Tagungen überall in Deutſchland Ziel und Auf= dem nichts im Wege. Ein Geſuch des Herrn Kraß, ihm eine radenm;
gabe der evangeliſchen Arbeiterinnenvereins=Bewegung vielen nahe Bezahlung des Einkaufsgeldes bis zur Ausgabe des Losholzes zu b.
bringen. Darum ſpricht das Monatsblatt des Verbandes, die Deutſche ligen, wird genehmigt. Ein Drittel des Cinkaufsgeldes muß jedoch
Arbeiterin, von den Aufgaben der evangeliſchen Arbeiterin in ihrer
Familie, ihrem Stande, ihrem Beruf, ihrer Volksgemeinſchaft, ihrer
Glaubeusgenoſſenſchaft. Darum ſucht es ſie hineinzuführen in das
Evangelium, aus dem auch ihr nur die Kraft zur rechten Einſtellung Heß, der 80 Prozent der Friedenspacht zahen will, genehmigt. Der G.
auf ihr Familien= und Berufsleben erwachſen kann. Es iſt ein
leidende. Teil ein bedrohter Teil evangeliſchen deutſchen Volkstums an ſeiner Friedenspacht zahlen ſoll. Mit Herrn Lehwer Hepp ſoll der B.
dem die evangeliſche Arbeiterinnenvereins=Bewegung arbeitet, denn germeiſter erneut darüber verhandeln. Die Nachzahlung für die
die Laſten des Verufes und ſeine Gefahren, die Geiſter der Ver=
neinung
aus ihrer Standesgenbſſenſchaft, ihre eigene geiſtige Unſicher= hauerlöhne zu erhalten, ſoll im Anfang Januar von den Ortsbürger:
heit ſuchen ſie hinabzureißen, loszuloſen vom Evangelium, loszulöſen und den Tarifholzempfängern eine weitere Rate von 5 Goldmal o=
von
Sittenfeſtigkeit, ſtellen ſich ihr entgegen auf ihrem Wege zum
Vorbildlichen, ſtandesgemäßen deutſchen evangeliſchen Arbeiterinnen=
leben
.
Verüffentlichung von Rechtsverordnungen. Das Reichsgeſetz vom
13. Oktober 1923 beſtimmt, daß Rechtsverordnungen außer im Reichs=
geſetzblatt
auch im Neichsminiſterialblatt oder Reichsanzeiger gültig ver=
kündet
werden können. Es wird aber auch weiterhin daruf Bedacht ge=
nommen
werden, daß alles materielle Reichstecht möglichſt im
Reichsgeſetzblatt vereinigt wird, d. h., daß außer den Geſetzen auch
Rechtsnormen enthaltende Verordnungen grundſätzlich im Reichsgeſetz=
blatt
abgedruck werden. Ausgenommen ſind Nchtsb=rordnungen in zugeſtimmt und mit Nückſiut auf die derzeitige ſchlechte Finanzlage der
Beſoldungsangelegenheiven, die im Reichsbeſoldungsblatt und die Ver=
ordnungen
der Poſt= und Telegraphenverwaltung, die in der Regel im Kirche abgelehnt und eine dammlung empfohlen.
Amtsblatt des Reichspoſtminiſteriums bekannt gegeben werden.
Neue Anfängerkurſe in Stenographie und Maſchinenſchreiben,
Redeſchrift=, Fortbildungs= und Diktatkurſe, eröffnet in ihren Unter=
belsberger
, welche durch bewährte Lehrkräfte die Gewähr für eine ge=
wiſſenhafte
Ausbildung bietet. Anmeldungen werden täglich in der Ge=
ſchäftsſtelle
von 69 Uhr abends, ſowie in den erſten Stunden entge=
gengenommen
. Gleichzeitig empfiehlt ſich die Stenographen=Vereinigung
zur Uebernahme von Abſchriſten und Vervielfältigungen.
der Silveſterſtimmung das überaus drollige Luſtſpiel Die Welt ohne
Männer. Am Neujahrstag kommt das Senſationsſchauſpiel Die fremde
Frau zur Aufführung. Wir ſehen, die Direktion bietet alles auf, um
ihren Beſuchern Abwechſelung zu verſchaffen, und wir wünſchen ihr
beſten Erfolg. Dienstag nachmittag iſt ſüir unſere Jugend nochmals ,Landwirtſchaft und Weinbau in der Provinz Rheinbeſſn
Aſchenbrödel.
Lekale Veranſialtungen.
Die blerunfer erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten,
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritſt.
Im Hotek zur Traube finden an Silbeſter und Neujahr, wie
alljährlich Feiern ſtatt, die in ihrem vornehmen Nahmen ſeit Jah=
ren
zur ſtehenden Einrichtung im Darmſtädter Geſellſchaftsleben ge=
worden
ſind. In den unteren Näumen findet Konzert ſtatt. Tiſche kön=
nen
beſtellt werden. (Näheres ſiehe Anzeige.)
H. Eberſtadt, 29. Dez. Neuverpachtung der Gemeinde=
Apotheke. In der geſtrigen Gemeinderatsſitzung machte der Bür=
germeiſter
dem Gemeinderat davon Mitteilung, daß durch Entſchließung
des Miniſteriums des Innern als Nachfolger für den verſtorbenen Apo=
theker
Dambmann deſſen langjähriger Mitarbeiter, Apotheker Becker,
beſtimmt worden ſei, und damit die nachhaltigen Bemühungen der Ge=
minde
in dieſer Angelegenheit von Erfolg geweſen ſeien. Die Mittei=
lung
wurde vom Gemeinderat mit freudigem Beifall aufgenommen.
Und das Ninglein kam. Und ſie trug’s heimlich an dem
Goldkettlein auf der Bruſt und küßte es nachts, und wo immer
in Haus und Garten, wenn ſie ſich allein wußte.
Nachts aber trug ſie den Reifen am Finger, die Hand
ruhend auf dem Herzen, darin er wohnte, der große blonde
Hans Peter Kromm, der ein Ingenieur war bei Grauheim
& Dürr, in deren Auftrag er die Brüde bauen mußte die
Brücke, über die Meretlein als eine Braut ſchreiten ſollte in ſei=
denen
Schuhen. Aber die Brücke war nur klein und der Gewinn
daran zu gering, um einen Hausſtand darauf zu gründen; ſo
übernahm der junge Ingenieur die ihm dringlich angetragene
Beendigung eines Tunnelbaus weit fort, wie ſeine Mutter
geſagt hatte.
Der das Werk begonnen, war erkrankt; ſo beſchloſſen Grau= und immer von beſtem Inhalt geweſen.
heim & Dürr, den begabten und als tüchtig erwieſenen Hans
Peter Kromm nach Südamerika zu ſenden. Und er nahm mit
Freuden an, zumal dieſer Auſtrag ihn vorausſichtlich nicht län=
ger
denn ein halbes Jahr fernhalten würde. Dann war er
am Ziel, dann konnte er heimführen, die er liebte.
Merete wußte nichts von dieſem Abkommen. Sie ging
ihren Weg auf Moorwiſche und zog heimlich alles in ſich und
ihre Liebe hinein, ihre ganze Umwelt war daran beteiligt: die
blühenden Obſtbäume, das junge, wunderſchöne Grün, das
Wäſſerlein der Wiſche, das ſie auf den kleinen Bretterſtegen
überſchritt, und die Erde, die liebe, ſonnenwarme! Wie war
doch ſo ein wildes und kühnes Wachſen in dieſem Moorboden!
Ein ganz hingegebenes Daſeinsbegehren, das ihrem jetzigen
Empfinden entſprach; millionenfach hinter Zaun und Hecken,
neben Wegen und Stegen ſtieg ans Licht, was ſich Kraut und
Unkraut nannte: Miere und Reſſeln, Schachtelhalm und Mauer=
blümchen
, Franzoſenkraut und Bienenſaug, Lattich und Diſteln
und viel gelber Löwenzahn alles wollte herauf, wollte leben,
wachſen und werden. Und leben, wachſen und werden wollte
auch das, was jetzt in ihr war unſchuldig bewußt: ein ſich deh=
nender
Wille zur Mutterſchaft der kleine Hans Peter Kromm!
Frau Schack mierkte die Veränderung wohl, die mit ihrem
Wirtſchaftsfräulein vorgegangen war, und als ſie auf deren
Kommode das anſprechende Lildnis eines jungen Mannes
ſtehen ſah, hatte ſie ſo ihre Gedanken. Da Merete aber nicht
aus ſich herausging, rührte die Dame nicht an der zarten Sache.
Nur als jetzt öſter Brieſe mit derſelben klaren männlichen Hand=
ſchrift
eintrafen, ſeufzte ſie ein wenig, denn ſie dachte an den
Verluſt der tüchtigen Arbeitskraft . . . Sie hatte ja keine Ahnung,
daß dies Mädchen, das ihr ſtets zuſammengefaßt und pflicht=

er 36.

II. Tber Mamſadt, 20. Dez. Gemeikderatsfitzung
im letzten Sitzungsberiſt bereits erwähnt,) haben die Gemeind=
hauer
Lolnerhöhung beantragt. Nach inzlliſchen erfolgter
durch die Finanzkommiſſion, im Einvernehmlin mit den Vertreten=

Holzſauer, wurden folgende Stücklöhne fſſtgeſetzt: Für Sta
pro Feſtmeter 2.10 Mk., Derbſtangen 3 Mik., Reisſtangen
Nutzſcheit und Knüppel 2 Mk., BrennſcheiK und Knüppel 2 M.
pco Naummeter 2.40 Mk. Aſtwellen pro /0 Stück 5.40 Mr
vellen pro 100 Stück 6.20 Mk., Setzerlolf, pro Naummeter 090
Stundenlohn 0.45 Mt., Geſchirrgeld 2 Ayozent. Dieſe Löhne m.
rückwitkend, vom Beginn der Holzhaueren an, gewährt. Da n
Lohnfeſtſetzung der Tarifvertrag durchbt ſchen, können die Hol=ß
Tarifholz nicht beanſpruchen. Die ſeit )rigen Lohnzahlungen we
ſämtlich aufgerechnet. Wie der Gemeit erat bereits vor einiger
beſchloſſen, ſoll das Gemeindegelände ir/ Ochſenbruch, weſtlich den
conwerke, als Baugelände eingeteilt ug½ einem Vorſchlag des ga
amts entſpreclend, die Crweiterung des (Ortsbauplans in dieſer Hir
beantragt werden. Die bis jetzt eingeſtufenen Baugeſuche werden
Vorberatung der Vaukommiſſion überieſen. Ein Antrag auf
ſtellung eines Fußwveges längs des Beſntörpers, von der oher
ſtraße bis zum Bahnhof, führt z.

züglich des Geſuches des Johannes Schulz 8. um Erlaß der Kolen
Waſſerleitungsanfchluſſes an ſeinen Pohnhausneubau in der Die
Ranſtädter Straße, beharrt der Gemüinderat auf ſeinem Beſchuß
11. d. M., ſo daß das Schulzſche Geſuch abgelehnt iſt. Die Beſch
faſſung über die Preiſe für abgegebenes Baugelände in der Lichtenß,
ſtraße und am Frankenhäuſerweg, wird vorerſt ausgeſetzt. Der
meinderat befaßte ſich des weiteren heute nochmals mit der Frago.
Straßengeländeabtretung in der Lichtenbergſtraße und beſchließt, zur
greifend auf die Beſtimmungen des Ortsbauſtatuts, für den Qugd=
zu
vergüten. Dazu erklärt ſich die Gemeinde bereit, die vorhond
Gartenzäune auf eigene Koſten zurückſetzen zu laſſen, die in das ab
tretende Gelände fallenden Bäume zu vergüten, ſowie die Vermeſſu=
koſten
und die Koſten für Kanaliſierung uſw. ſelbſt zu übernehm
das Enteignungsverfahren bezüglich der fraglichen Gelände durch
führt werden. Im weiteren Verlauf der Sitzung werden Wohlfahr
r. Babenhauſen, 28. Dez. Gemeinderatsſitzung. Bei
tiſchen Wahlvorſchlagsliſte aufzurücken hatte, von dem Bürgermeiſter
ſeinen Dienſt eingeführt und auf die Pflichten, die ihm als Gemeinder
obliegen, aufmerkſam gemacht. Gleichzeitig werden die anweſenden ch
meinderalsmitglieder auf ihren früher geleiſteten Dienſteid hingen=
Als Ortshürger hat ſich Herr Zollbetriebsſekretär Joh. Ad. Kraß
meldet. Da die Vorbedingungen zur Aufnahme vorhanden ſind.
dem 31. Dezember d. J. bezahlt werden. Die Jagdverpachtungsi=
ruft
eine lebhafte Ausſprache hervor. Schließlich wird die Vereinbarun
des Bürgermeiſters mit dem einen Pächter, Herrn Gaſthausb=ſitzer
meinderat iſt der Anſicht, daß der andere Pächter ebenfalls 80 Proze,
reivervachtung wird, ebenfalls genehmigt. Um Mittel für die Holz
hoben werden. Ab 1k. Januar 1924 ſoll bei Nichtbezahlung eine monat
liche Verzinſung von 6 Prozent eintreten. Der Vorſchlag der Finmz=
kommiſſion
, zur ſtaatlichen Hundeſteuer eine Gemeindehundeſteuer von
12 Mk. jährlich außerdem zu erheben, wird abgelehnt. Nach Ausſprache
einigte man ſich wie folgt: Die Gemeindehundeſteuer beträgt für den
1. Hund jährlich 8 Mk., für len 2. Hund wird ein Zuſchlag von 100 Pro=
zent
, für den 3. Hund ein ſolcher von 200 Prozent uſw. erhoben. In
der anſchließenden nichtöffertlichen Sitzung wird der Verkauf des Weges
an dem Schöberlſchen Fahr’ mweſen zu 2 Mk. den Quadrarmeter geneh=
migt
, dem Verkauf des Faſ=lochſen an Herrn Metzgermeiſter A. Frmb
Stadt die Beſchaffung ein!3 neuen Glockenſeiles, für die ebangeliſche
O) Birkenau, 29. Dez.3 Diebſtahl. Nachdem die Herren Sbitz=
buben
ſchon wochenlang dit ganze Umgegend unſicher machten und Die=
bereien
in großem Stile as/sführten, haben ſie ſich kurz vor Weihnachten
richtsräumen, Eliſabethenſtraße 59, die Stenographenvereinigung Ga= dus Gaſthaus Zum goldenen Engel, dahier, zum Operationsfeld aus=
erſehen
. Sie drangen durch das Kellerloch in den Keller und von da in
die anderen Räume und ſtahlen Fleiſch, Butter, Eier, Zigarren, Liköre,
Weine uſw., nebſt etwa 40 Billionen Papiergeld. Der herbeigeholte
Bolizeihund konnte leider die Spur der Diebe nicht mehr verfolgen.
Kartoffeln. Am Tag vor Weihnachten kamen endlich die ſchon im
Volksthecter. Heute abend bringt die Direktion in Anbetracht Oktober von der Gemeinde beſtellten zwei Waggons Kartoffeln aus
Norddeutſchland an. Der Preis ſtellt ſich auf etwa 3,60 Goldmark pro
Zeutner. Es iſt aber zu befürchten, daß die Kartoffeln durch die vor=
geſtern
eingeſetzte Kälte gelitten haben.
O. Mainz, 22. Dez. Der Arbeitgeberverband für
hielt bier im Gutenbergkaſino ſeine diesjährige Generalverſammlung
ab. Gutsbeſitzer Stallmann=Waldülversheim erſtattete den Ge=
ſchäftsbericht
. Spediteur Stober=Mainz referierte über Lohnpolitik.
Neuer Stadtverordneter. Für den ausgeſchiedenen Staſt=
verurdneten
Ludivig Noth iſt der Kaufmann Fritz Ohlhof in die
Stadtverordnetenverſammlung eingetreten. In Koſtheim wurden
drei junge Leute feſtgenommen, die den Möbelwagen eines ausgewieſe=
nen
Beamten geplündert hatten. Außerdem wurde hier der ſchon lange
ſteckbrieflich verfolgte Matroſe Scheuermann feſtgenommen.
(.) Alsfeld (Oberh.), 29. Dez. Der Pferdeverſicherung:
verein, der ſich auf die Kreiſe Alsfeld, Lauterbach, Schotte
ſowie auf Ziegeuhain erſtrect und der ſchon 50 Jahre beſteht, hat be=
ſchloſſen
, entgegen vielen andersgerichteten Anſichten, ſich nicht aufzu=
löſen
, ſondern weiter zu beſtehen. Vom neuen Jahre ab ſollen die
Verſicherungsbeiträge auf Goldmark umgeſtellt werden.
Dan
Gebcner der Mangernden Buglein.
bewußt erſchien, einen ſolchen Lebensdrang in ſich verbarg.
Merete war zwanzig Jahre alt geworden, und ihre Jugendlich=
keit
blühte voll Geſundheit und wohlbewahrten Weib=Kräſten,
die ſich verſchenken wollten.
Arbeit und unverhofftes Wiederſehen.
ſ8 gibt kein wunderlicher Beien als den Merſc
Die Küche iſt in den Händen der alten Rehm gut verſorgt,
hatte Frau Schack geſagt, ſeit aber Merete ſich darum =kümmerte
und die laufende Buchführung ſehr genau nahm, waren die
Wirtſchaſtsausgaben doch merklich heruntergegangen. Frau
Rehms Schweſter, die in einem Stift lebte, kam jetzt ſeltener, ſo
gingen auch ſeltener die Pakete fort, die gar nicht unanſehnlich
Aehnlich ging’s bei Froh; das gute Hühnerfutter im Stal=
kaſten
verfütterte ſich anfangs auffallend ſchnell, auch ſchien das
erſte Fruhgemüſe, der ſeine Salat, die jungen Radieschen und
Kohlrabi aus den Warmbeeten noch andere Liebhaber zu ei=
göten
. Ueberall machten ſich kleinere oder größere Unterſchleiſe
benterkbar, tvo auch Merete die Augen hinwenden mochte, mil=
gends
ging’s mit rechten Dingen zu.
Aufgeregt kam ſie endlich, zu Frau Schack gelaufen. Sie
klagte an, ſie beſchuldigte, ſie war außer ſich vor Angſt und
Aerger.
Liebes Fräulein Umbreit, ſagte die Dame mit ihren
ſchönen Lächeln, das iſt nun einmal ſo, das iſt überall ſo und
das meiſte müſſen die Leute doch mir laſſen! Ein wenig
ernſter fügte ſie hinzu: Was nützt es Ihnen und mir wenn
ich die Rehm und den Froh auf die Straße ſetze? Die Nächſten
ſind nicht beſſer. Wenn’s in den Grenzen des Erträglichen
bleibt 2 merſen wir’s nicht!
Ja, aber mein Gott, das das iſt doch höchſt unpraltiſch!
entfuhr’s Meretens Munde.
Das Lächeln auf Frau Monikas Geſicht wurde ſehr ſil=
Mein liebes Kind, praltiſch ſein iſt gut, doch nicht das Höchne
im Leben. Es gibt zum Glück noch diel Schönes auf der Weln
das ganz unpraitiſch iſt."
Man muß doch rechnen, gnädige Frau
Gewiß, aber das Schönſte und Größte wird über ale
Rechenhaſtigkeit hinaus geſchaffen. Nicht allzu kleinlich ſein!
Das zeugt von einem beſchruniten Geiſt. Die Vögel eſſen Ihnen
die Kirſchen von den Väumen, und unten können Sie auch nicht
auf jedes Radieschen und jeden Kopf Salat auſpaſſen. Grämen
(Fortſetzung ſolgt.)
wvir uns nicht darüber."

[ ][  ][ ]

Nummer 38

Seite 5.

Zurzeuen Jahre.

Spiel an

Von Dr. Theodorſwald, Staatsſekretär z. D.,
icte werden wird, darftn mit ziemlicher Beſtimmtheit an= ligen Feierſtunden eurem Spiel= und Feſtplatz!
rter uns, wir haben den fpunlt keutſcher Not und Schmach Kräften fördern hilft, er belohne die fleißigſten Helftr mit Bren i=
ndes
, wir ſelen unſere vejerten Grenzen, und fühlen, wie Einigkeit.
S Blut unaufhörlich aus deheutſchen Volkskörper rinnt, dem
Stachel der feindlichen Vehzung tief im Fleiſch ſitzt.
Aber dieſe Klarheit über Une Notlage iſt ſchon ein Gewinn.
e Briſcheft treiben. Die gie beutſche Volksbewegung der laſſenen Zugend eignen, ju den Dienſt der Turm= und Sportſiche
an ſiymal ſihle ie ale Ncteir Zit bis in ihren innerſiten ten, ſreie Plätze, Spel= und Sporplätze, Säle ud Zimmer
En, und zum anderen it ſie Aberuſene Mitel für die lons vorühergehend oder regelmäßig auf beſtimmte Zeit für Sbiel=
ride
Erhebung.
Daß es der Turn= und Spolche heute ſchlecht geht, bedarf und Sportſitzungen, Verſamm ungen, Lehrgange oder, wo es ſich
m noch des Beweiſes; die Aliederzahlen ſinken laugſam
Ute, daß bereits die Bewegundſt der deutſchen Jugend im
zwinden wäre. Noch iſt es nicht weit, die Gefahr aber liedt
he, und dies in einer Zeit, in keine Sportplätze gebaut
ortkleidung für die Meiſten unnlich geworden, in der die ausſchuß für Leibesübungen und die Zeutraltommiſſion für Ar=
ort
= und Wanderfahrten nicht ſhr aufgebracht werden geſſen worden. Dieſe Unterlaſſung iſt durch das oben erwähnte
nen.
en Vereinsarbeit einzuſetzen. Neſund Länder ſind bettel= Hinweis auf dieſen Nachtrag genügt.
n gelvorden. Wir muſſen uns ſüie nächſte Zeit mit der
teren Tatſache abfinden, daß das ſſentliche aus uns ſelbſt Finanzen vom 9. Oltober 1923 1 H. 7800 II p. 27 767; hier iſt
umenarbeit aller Kreiſe. Mir liegt ute ſein Wunſch näher
Herzen, als daß das kommende Jakeine Einigung zwiſchen 1748 an die preußiſchen Behörden, die auch den Präſidenten
ruen und Sport und eine Zuſammlrbeit der unbolitiſchen der Landesfinanzämter aller Bundesſtaaten für die reichseigenen
ge
Stunde auf, von dem unſeligl Streit abzu= müſſen.
fſen. Weder die große Oeffentlichke noch die eigentlich
Sübenden huben Verſtändnis für die La. Lediglich die Ver= Vereine, ſich nach geeigneten Gebäuden und
ltungsbeamten beider Parteien ſtehen ſ gegenüber.
che hiuzuweiſen, wenn der eigene Grundnd Boden gewiſfer= räume der Zollverwaltung, ſowie Geſchäftszimmer der Zoll= und
ßen ſchwankend iſt. Wir erhofſen uns, didie Leibesübungen Steuerbehörden ſind dabei außer Betracht zu laſſen.
Iksſache werden, und können unſere Arbegar nicht mit Ehr=
cen
ja durch die Verallgemeinerung von zruen und Sport Staatseinrichtungen für unſere Zwecke zu erwirken.
ftige, zielbewußte, opferbereite, raterlandstte Männer und
ruen erziehen. Wir meinen ja, daß es oh körperliche Er=
zung
gar nicht zu jener Volkskraft kommen kd, die uns wie=
zum
Aufſtieg führt. Der Selbſtzweck desportbewegung,
berechtigte Freude am Körpergenuß, tritt iheute hinter die
ionale Notwendigkeit zurück, ſo wie wir ch viele andere
ruden dem Zwang der Zeit unterordnen muen. Turnen
d Sport iſt für uns heute das Mſtel, einen
hrkräftigen Geiſt heranzubildé. Ich ſpreche
s ganz offen aus. Das hat mit Krieg und Véeltungsgedan= laufordnung angewendet wurde. Ergebniſſe:
gar nichts zu tun. Weite Volkskreiſe ſtehen ſhen Gedanken
uid und ablehnend gegenüber; uns zu einem fölichen Reiche E
auf eigenem Boden keine fremden Truppenaben wollen,
unſer heiliges, unveräußerliches Recht; daß wieie im Oſten
2 Weſten und Norden ausgeraubten Volksgenten nicht ver=
en
, daß wir Deutſche uns zu einem Ugetrenn= Werdenfels, 14,04 Punkte,
: Staate zuſammenſchließen wollf, iſt un=
reinnerſte
ſittliche Pflicht. In dem ſße, in dem 2
n uns dieſes Recht unverkümmert zugeſteht, wirder Gedanke
Wehrfähigkeit frei von allen militäriſchen Akzlicken und
ialich ein Selbſtzweck voller Menſchenbildung 1), höchſter
(tur. Wehrfähig ſein für ein Volk hißt, alle
ten Mannes= und Fraueneigenſchaſen zur
llendung bringen. Das follen 1s die
ibesübungen, und dazu möge uns 1s neue am Reichskanzlerplatz die Meiſterſchaften, im Kunſtlaufen zur
hr in innerer Eintracht führen!

Der Ober=Ramſtädter Spielpla.
z
Man ſchreibt uns: Vor zwei Jahren bewilligte der ſmeinde=
zu
Ober=Ramſtadt Gelände zur Herrichtung eines eſt= und
ielplatzes. Dieſe großzügige Tat wurde von allen ereinen
Ortes freudig begrüßt; herzlicher Dank wurde demſrſtänd= auf dem Halenſee ausgetragen werden ſollte, wurde auf einen
vollen Gemeinderat zuteil. In dankenswerter We über=
ym
die Gemeinde guch noch die Einebnung des größte T eiles
Platzes. Viele Alten im Ort meinten, daß ein dartiger
utz nicht nötig geweſen, ſie ſelbſt hätten in ihrer Jug6 auch
ten Spielplatz von der Gemeinde geſtellt bekommen, ßeſon=
s
wurde von den Alten auf das Fußballſpiel geſſmpft.
in ihrer Jugend war Ober=Namſtadt ein Ort mit fanur
ruern=Bevölkerung. Heute iſt dies ganz anders, heute
eitet die Ober=Namſtädter Jugend beiderlei. Ge Lchts
fitenteils in Fabrilen und Werkſtätten. Die Beſchäftiggs=
iſt
dort ſicher nicht geſundheitsfördernd. Deshalb iiſſen
jelplätze geſchaffen werden, auf denen ſich die Jugend ſum=
In und austoben kann, um der ſchlimmſten Krankheit unrer
ttzeit, der Tüberkuloſe, wirlſam entgegentreten zu
men.
Unſere Jugend ſoll ſich lieber auf demn Spiel= oder Turnatz
Stoben, als in dumpfen Tanzſälen, Wirtsſtuben und Kaße=
iſern
bei Glücksſpielen ihre paar Groſchen für alkohol= ſer
ptinhaltige Nauſchaifte nutzlos aus ugeben.
Aus dieſer Erkenntnis heraus haben die Gemeinderäte in
ch außerordentlich hübſch gelegene Platz ſt
doch noch nicht fertig, er harrt noch ſeiner Vollendut.
ztragung von zwei rechts dem Platze vorgelt
rten Grundſtücken. Dieſe beiden Grundſtücke (der Gt
inde gehörig) ragen derart in den Platz und das Spielfe)
rein, daß das Spiel ſehr beeinträchtigt und die vorſchrift
ißige Platzgröße nicht erreicht wird. Aber auch hier wit
gutem Willen das Werk bald vollendet ſein. An der Voll
dung des Platzes haben faſt alle Vereine von Oher=Nam
dt ein Antereſſe. Alſo nicht nur Fußballer, Turner und Radlerl
G Gefang=und politiſche Vere ne ſollen den Platz, als Feſtplatz
tützen. Durch Zuſammenwirken der Gemeindeorgane und der
itglieder aller vorgenannten Vereine muß es ein Leichtes ſein,

den Platz fertigzuſtellen. Die Opfer ſind nicht groß, wenn alle
Vereine in Gemeinſchaft mit der Gemeinde an der Fertigſtellung
Tes Platzes mithelfen.
Deshalb heraus ihr Freunde der Jugend,
räſident des Deutſchen fichsausſchuſſes für Leibesübungmn, ſchart eure Getreuen um euch und ehnet den
Daß dieſer Jahresnkl ein Wendepunkt, deutſcher Ge= Platz ein! Widmet einen Teil eurer unfreiwil=
hmen
. Füuf lange, bit Jahre der Nachlriegszeit liegen Dem Gemeinderat ſei zugerufen, daß er das Werk nach ſeinen
eicht. Gs wird und muhieder auſwärts gehen. Es iſt ſo, holz, welches auf dem Platz (gemeint iſt die kleine Fichten=
* wolten ſich die Nebel kiühen, und wir ſehen zum erſten gruppe) geſchlagen werden muß! Sonderintereſſen ſtelle, man
ale mit ſchrecklicher Alard das Trümmerfeld deutſchen Be= zurück, alle muß der Wunſch beſeelen, unſere Jugend beiderlei
es, das uns der Krieg undine Folgen übrig gelaſſen haben. Geſchlechts zu kräftigen und geſunden Menſchen zu erziehen, ge=
ir
erkennen die traurigenſeſte unſeres ehemaligen Vohl= treu dem alten Turnerlied: Großes Werk gedeiht nur durch
Unterſtützung durch die Reichsbehörden.
Der Reichsminiſter des Innern hat unterm 30. Juli 1923
ſt. werin nan die Srimmerierfeht, lam man aul den Neus Il 654 und ergänzungsſchriben vom 1h.Dezemler 193
fhan Zentent. Eriſt wen ncin ſpirichen Uinſang unſerer il 1.439 ale Nichsmtufterien auffeſotdert, eintichtugen
ausielen Leiſtungsſthiagteit mt, kaun man wieder ordent= aus dem Beſit des ſtels, ſoweit ſſe ſich zur Pllege der ſchulent=
tpsihungen
, iſt mit dieſem hlksgeſchick eng verſchlungen, zu ſtellen, es ſollen Turns oder andere Haten, Schwimmanſtal=
um
nicht benutzte Räume handelt, dauernd bis auf Widerruf für
Das Herz lönnte einem ſtockſwenn man daraus ſchließen Jugendheime oder Jugend=Wanderherbergen überlaſſen werden.
Dabei ſind lediglich Selbſtkoſten für Heizung und Beleuchtung
zu berechnen.
In der erſten Verfügung war verſehentlich nur ein Teil der
rden können, wo die Beſchaffu der Sportgeräte und der deutſchen Jugendpflegeverbände aufgeführt, der Deutſche Reichs=
ttel
für großzügige Werbeärbeit ſen, in der die Koſten für beiterſport und Körperpflege mit ihren Verbänden dagegen ver=
Nachtragsſchreiben nachgeholt, ſo daß in Fällen, wo behördliche
Da gilt es, mit unverminderter higkeit die Kraft der pri= Stellen ſich etna nur auf die erſte Verſügung beziehen ſollten, ein
Sonderverfügungen haten erlaſſen: der Reichsminiſter der
eiſtet werden muß. Vorausſetzulchzu iſt eine einige Zu= Bezug genommen auf die Verfügung, des preußiſchen Staats=
miniſters
vom 17. Juni 1923 St. M. J. 5971 M. f. B. III C.
reine des DRA. mit allen übrigen Tſern der Sache bringen Gebiete, Plätze uſw. ans Herz gelegt wird. Es uird darin aus=
drücklich
beſtimmt: Cine Vergütung an die mit der Auſſicht über
Ich habe mich nicht davon überzeug können, daß die jetzt dieſe Einrichtungen betrauten Amtsperſonen iſt nur dann zu zah=
chloſſene
Form des Verhältniſſes deturnerſchaft zu den len, wenn deren Dienſte in Anſpruch genommen werden, was
ortverbäuden uid umgekehrt dieſen kbänden zum Nutzen nicht erforderlich iſt. Die Vereine werden zur Aufrechterhaltung
und ich rufe daher mit aller Unparüichleit, die meinem der Sauberkeit und Ordnung verpflichtet und haften für Beſchä=
ite
zukommt, und mit allem Ernſt dißeteiligten in letz= digungen und Verluſte, die ſie ſelbſt unaufgeſordert melden
Es iſt alſo Aufgabe unſerer Ortsausſchüſſe und
Grundſtücken der allgemeinen Liegenſchaſtsverwaltung um=
Es iſt nicht leicht, auf die naionaleſedeutung unſerer zuſehen. Lediglich Zollböden und ſonſtige Niederlaſſungs=
Wir empfehlen unſeren Verbänden, Ortsgruppen und Ver=
keit
vertreten, wenn ſie in dieſem ihrem A nicht auch Volks= einen, ſich auf dieſe danenswerten Erlaſſe der Reichsbehörden,
igkeit bedeuten würde. Wir müſſen heraunus dem Vereins= denen ähnliche der Staatsbehörden zur Seite ſtehen, zu ſtützen
idpunkt unſerer Sache! Sie muß eine nanale Pflicht wer= und in enger perſönlicher Fühlungnahme: die für den Erfolg
vor der der organiſatoriſche Streit in N8s verrinnt. Wir allein entſcheidend iſt, die Nutzbarmachung der Neichs= und
Diem, Generalſekretär.

Winterſport.

Fußball.

Skiſpringen in Partenkirchen.
Bei ſtarkem Schneeſturm feierte der S. C. P. am 26. Dezem=
ber
nachmittags die Cröffnung der Olympiaſchanze durch ein
Konkurrenzſpringen, bei dem die Wertung nach der neuen Wett= Mengl. Kenyres
Seniorenklaſſe 1 (11 Teilnehmer): 1. Neuner Karl, öfteren repräſentativ für Ungarn aufgeſtellt geweſen. In Nagy,
S.C. P. (33 Meter, 36 Meter), 18,96 Punkte: 2. v. d. Planiz,
machen, liegt völlig in der Hand unſerer frühen Feinde. Daß S.C. Chemnitz (32 Meter, 34 Meter), 17,833 Punkte; 3. Neuner, Ungarn tüchtige Etſatzleute. Die Elf wird durch den Trainer
Martin, S.C. P. (26 Meter, 34 Meter), 16,75 Punkte; 4. Hartl. Weiſc, der zu den beſten Ungarns gehört, ausgebildet.
Joſef, S.C. P. (24 Meter, 24 Meter), 15,33 Punkte; 5. Oeſtrud
(Norwegen), S. C. P./ 14,540 Punkte; 6. Maurer, Hans, S.C.
Juniorenklaſſe: 1. Oſtler, Hans, S.C.W. (24 Meter,
26 Meter), 18 Punkte; 2. Brenner, S.C.W. (20 Meter, 18 Meter),
13,66 Punkte.
Klaſſe III: 1. Schenk, S.C.P., 15,79 Punkte; 2. Nieger,
Hans, S.C.P., 15,28 Punkte; 3. Carius, S. C.P., 14,96 Punkte.
Kunſtlauf=Meiſterſchaft von Berlin.
Geſtern kamen auf dem Plaze des Berliner Schlittſchuhklubs
Entſcheidung. Die Meiſterſchaft für Damen erwarb Frau Brock=
höfft
, der ſich kein Rivale ſtellte. Der Meiſtertitel für Herren
fiel an Vieregg (Berliner Eislaufverein 86), der gegen ſeinen ein=
zigen
Gegner Franke (Berliner Schlittſchuhtlub) gewann.
Meiſterſchaft von Berlin im Eis=Schnellaufen.
Die Berliner Meiſterſchaft im Eis=Schnellaufen, die geſtern
ſpäteren Termin verſchoben. Der Meiſterſchaftsſtart, geht über
1500 Meter auf einer 400=Meter=Ooppelbahn. Cs ſtarten fol=
gende
Läufer: Topp (B.f.V. 86), Müller, Grund, Stöhr, Huls=
(B. S. C.). Verteidiger der Meiſterſchaft iſt Stöhr. Man iſt ſehr
geſpannt, ob es Stöhr gelingen wird, ſeinen Titel zu behaupten,
da diesmal der deutſche Meiſter Müller mitläuft. Ferner findet
ein 3000=Meter=Seniorenlauf ſtatt, der außer von den bereits ge=
nannten
Läufern von Grell jr. und Kleeberg jr. beſtritten wird.
Außerdem werden noch zwei Juniorenläufe über 500 und 1500
Meter zur Entſcheidung gebracht, wofür, folgende Läufer am
Start erſcheineen: Pohl (B. E. V. 86), Grell jr. Kleeberg jr., Ho=
muth
und Nogge B.SC.).
Vom Rodelſport im Taunus.
Der Rodelklub Taunus teilt uns mit, daß infolge Beſetzung
der Rodelſport für diejenigen Mitglieder, welche dem unbeſetzten
Gebiet angehören, ſowohl auf der Schwarzewegbahn bei Cron=
berg
, als auch auf der Nordbahn am Feldberg leider noch unaus=
führbar
iſt, und hat deshalb vorerſt davon abgeſehen, nicht eher
wieder Mitgliederbeiträge zu erheben, bis der normale Vertehr
er=Namſtadt den Spielplatz geſchafſen. Der landſchaſ= zwiſchen beſetztem und unbeſetztem Gebiet wieder hergeſtellt iſt.
Dank der rührigen Tätigkeit einiger Cronberger Herren wird die
Schwarzewegbahn hergerichtet und iſt ſomit auch deujenigen R.C.
el Arbeit iſt nicht mehr zu leiſten, es handelt ſich noch um ke. T.=Mitaliedern des unbeſetzten Gebietes, welche im Beſitze eines
den Beſtimmungen der franzöſiſchen Beſatzungsbehörde entſpre=
chenden
Paſſes ſind, Gelegenheit geboten, die Schwarzwegebahn
gegen ein geringes Bahngeld zu benutzen.
I. Gargellen im Montafon (Vorarlbera), der 1500 Meter
hoch gelegene, bekannte Luftkurort, von Schruns (Endpunkt der elektri=
ſchen
Bahn BludenzSchruns) iſt nicht nur ein günftig gelegener
Ausgangs= und Stützpunkt für aldine Skitouren mit herrlichen Abfahr=
ten
für Geübte, ſondern hietet auch dem weniger Geübten Gelegenheit
zu kleinen, genußreichen Skiausflügen, z. B. Schlappiner Joch ( ſchiwei=
zer
Grenze). Beſondere Lalvinengefahr beſteht nickt. Hotel Madriſa,
im reichsdeutſchem Beſitz, ſteht den Wintergäſten offen.

BerlinWeſtdeutſchland 3:2.
Das im Kölner Stadion zum Austrag gebrachte Spiel Ber=
lin
Weſtdeutſchland fand auf ſchneebedectem Feld ſtatt. Das
erſte Tor für Berlin fiel in der 16. Minute durch Koch. Nach wei=
teren
4 Minuten erzielte Bacher für Berlin den zweiten Treffer
aus 20 Meter Entfernung. Den dritten Treffer für Berlin brachte
Neumann durch Verwandlung einer Vorlage von Theiß zuwege.
Cin in der 39. Minute von Weſtdeutſchland erzielter Treffer
wurde wegen Abſeits nicht gegeben. Nach Wechſel war das Spiel
ausgeglichener. In der 38. Minute fiel das erſte Tor für Weſt=
deutſchland
, kurz vor Schluß das zweite. Das Spiel wurde von
Pflughart=Luxemburg gut geleitet.
Mainbezirk.
Viktoria=AſchaffenburgSp. V. Frankfurt 5:2.
Im Mainbezirk kam nur ein Bezirksligaſpiel zum Austrag.
Dieſes endete mit einer Ueberraſchung, indem Vitoria= Aſchaffen=
burg
den an der Spitze ſtehenden Sp.V. Frankſurt mit 5:2 ſchlug.
Viltoria, die bei Kalbzeit bereits mit einem Tor Vorſprung in
Führung lag, ſpielte nach der Pauſe überlegen und erzielte wei=
tere
Tore durch Münſtermann, Brenner und Hümpfner.
Feudenheim-Phönix=Mannheim 2:0.
V.f. R. MannheimIII. Bezirk Budapeſt 0:0.
Die Budapeſter, die am Neujahrstag in Frankfurt gegen
Eintracht ſpielen, ſtellten eine flotte, noch junge Mannſchaft, die
ſich aber auf dem Schneefeld nicht richtig entfalten konnte. Her=
vorragend
betätisten ſich der linke Verteidiger, der Mittelſtürmer
und der Rechtsaußen.
Zweite Runde der Verbandspokalſpiele.
Germania 1894 Frankf. T.=u. F.=Vag. 1861 Oberurſel 4:0.
Viktoria 1894 Hanau Union Niederrad 4:2.
Ergebniſſe:
B.C. u. S. C. 99 Köln komb. 1. F.C. Nürnbg. 0:3 (Samst.)
Tura Düſſelderf 1. F.C. Nürnberg 0:4.
Boruſſia Neunkirchen Sp.V. Wiesbaden 3:0.
Saar Saarbrücken 09 Neunkirchen 5:1..
St. Ingbert Hüdingen 4:1.
Saarlouis Raſenſport Köln 5:1.
Städteſpiel: DürenDresden 2:6.
Herta Mannheim Sp.Cl. Käferthal 2:1.
V. f. L. Neckarau Germania Friedrichsfeld 4:2.
Schwetzingen 98 Plankſtadt 4:1.
Kickers Stuttgart F.C. Freiburg (Entſcheidung der Be=
zirksmeiſterſchaft
in Württemberg=Baden) 3:5. Das Spiel wurde
nach Halbzeit als Privatſpiel erklärt.
Eintracht Frankfurt3. Bezirk (Tv.) Budapeſt.
Am Neujahrstag gaſtiert am Riederwald die Liga=
mannſchaft
des Budapeſter 3. Bezirks=Turnvereins, die in den
diesjährigen Meiſterſchaftsſpielen an vierter Stelle hinter M. T. K.,
F. T. C., 1I. T. E. rangiert und gegen M. T. K. 1:1 und 1:2, F. T. C.
1:1 und 2 :2, U. T.G. 1:2 und 1:0 ſpielte. In Privatſpielen
erzielte die Elf gegen Vienna Wien ein 2:2 und Hakoah Wien
(noch vom Vorjahr gegen Eintracht bekannt) 2:0. Eine große
Auslandsreiſe nach Portugal brachte gegen Liſſabon Reſultate
von 3:0, 1:1, 2:3 und gegen die repräſentative Mannſchaft
Portugals mit 1:0. Die Mannſchaft ſpielt in der Aufſtellung
Neuhaus
Szabo
Mayherr
Kobaſenay
Kleber
Vadas
Horvath
Skvarek
Schwitzer
Torwart, Verteidigung und Mittelläufer ſind ſchon des
Paleſek und Heavi (letzter alter Internationaler) haben die

DeutſchlandOeſterreich.
Nach den amtlichen Mitteilungen des Deutſchen Fußball=
bundes
ſteht die deutſche Mannſchaft bei dem 1. Länderſpiel
DeutſchlandOeſterreich am 13. Januar in Nüunberg= Zababels=
hof
wie folgt:
Auer Franz Seiderer Wieder Sutor
Hagen Kalb. Schnidt
Müller Kugler
Stuhlfauth
Sie ſpielt in weißem Hemd und ſchwarzer Hoſe. Die öſterrei=
chiſche
Mannſchaft ſteht noch nicht feſt. Die Vorbereitungen für=
das
Spiel trifft der 1. F.Cl. Nürnberg.
Tarnen.
9. Turnkreis des D. T.
Wie im Vorjahre treffen ſich auch in dieſem Jahre am 13. Ja=
nuar
die Wanderabteilungen der Vereine des großen Mittel=
rheinkreiſes
in Oberurſel. Dieſe Wanderungen, die eigentlich den
Taunusrieſen zum Ziel haben ſollen, müſſen der Beſetzung
wegen vorerſt umgeſtaltet werden. So iſt den Brudervereinen
die Durchführung der Wanderung freigeſtellt, jedoch treffen ſich
alle Vereine um 2 Uhr in der ſchönen Türnhalle der Ober=
urſeler
Turnbrüder. Oberurſel iſt unbeſetzt. Allen Teilnehmern
an der vorjährigen Wanderung, insbeſondere der Turnerjugend,
wird die herrliche Wanderung, hauptſächlich aber die begeiſtern=
den
und feurigen Worte des Kreiswarts für Geiſtespflege, Wan=
dern
und Geſang, Tunbruder Gg. Bender, ewig im Gedächt=
nis
bleiben. Am 13. Januar muß es deshalb für alle Mittel=
H. M.
rheiner heißen: Auf nach Oberurſel!
Neujahrsturnen des Turnvereins Dieburg.
Nach altem Brauch hält der Turnverein Dieburg E. V.
1863 (D. T.) am 1. Januar im Saalbau Hotel Mainzer Hof
ſein diesjähriges Neujahrsturnen ab. Durch viele Mühe und
Arbeit iſt es der Vorturnerſchaft gelungen, mit einem reichhal=
tigen
Programm aufwarten zu können. Dieſe Veranſtaltung
wird hinter den vorjährigen in keiner Weiſe zurückſtehen. Allen
Beſuchern ſteht ein genußreicher Abend bevor.
Ringen.
Mannſchaftskämpfe der B=Klaſſe Odenwaldgau.
Der für die weſtliche Abteilung angeſetzte Ningkampftermin
konnte geſtern zu Nieder=Namſtadt nicht ſtattfinden, da dieſer
Verein eine Neparatur ſeiner Sporigeräte vornimmt. Dagegen
fanden die Nämpfe im Ringen der öſtlichen Abteilung, wie wir
bereits berichteten, zu Altheim ſtatt. (Verſpätet eingetroffen.),

[ ][  ][ ]

Seite 6.

Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 31. Dezember 1923.

Nummer 36)

Wichtige Ereigniſſe des Jahres 1923.

10.

14.

24.

13.

17.

10.

4. Jan.: Landesvorſtand und Landtagsfraktion der Heſſ. Zentrums=
partei
haben zur Negierungskriſe Stellung genommen und
ſich für die erweiterte Koalition in Heſſen ausgeſprochen.
Der heſſ. Staatsvoranſchlag iſt fertiggeſtellt. Er ſieht einen
Geſamtbedarf von 19. Milliarden (1,17) im Vorjahre vor.
Verurteilung der Raubmörder Gebr. Noßmann von Gadern=
heim
vom Schwurgericht in Darmſtadt zu 15 Jahren Zucht=
haus
.
Anläßlich des franzöſiſchen Vormarſches ins Ruhrgebiet fin=
den
am 14. in Kirchen und Schulen Trauerfeiern ſtatt.
Auf dem neu erbauten Hapagdampfer Heſſen wurde in
Cuxhaven die heſſiſche Flagge gehißt und Grüße an den
Staatspräſidenten übermittelt.
Heſſiſche Studenten begehen den Tag der Reichsgründung.
Dem H.A.C. Darmſtadt wurde eine große Spende aus Hol=
B.
land überwieſen. Beilegung der heſſiſchen Regierungskriſe.
Finanziiniſter Henrich nimmt ſein Rücktrittsgeſuch mit
Rtückſicht auf die außenpolitiſche Lage wieder zurück. Be=
ginn
der Maſſenausibeiſung der Beamten aus dem beſetzten
Gebiet, beſonders aus Mainz.
Sonderſitzung des Landtags, Proteſt gegen die franzöſiſchen
Maßuahmen. Verurteilung der Ruhrinduſtriellen in
Mainz.
Siebzigſter Geburtstag des Staatspräſidenten Ulrich.
Febr.: Zuſammentritt des Ev. Landeskirchentages in Darmſtadt.
Ciſenbahnunglück bei Mainz und Ingelheim=Schießerei der
Franzoſen bei Ingelheim, 9 tote Deutſche.
Gewalttaten der Franzoſen im beſetzten Gebiet.
Geſetzliche Maßnahmen gegen die Schlemmerei.
Reichspräſident Ebert weilte zur Beſprechung mit Vertre=
tern
des befetzten Gebietes und der Heſſ. Regierung in
Darmſtadt.
Die evangeliſche Kirchenbehörde proteſtiert gegen die fran=
zöſiſchen
Gewalttaten.
4. März: Beſetzung der Eiſenbahnwerkſtätte Darmſtadt.
Der Agrikulturchemiker und Forſcher Dr. Paul Wagner
konnte ſeinen 80. Geburtstag begehen.
Auflöſung der Heſſiſchen Landes=Wanderbühne.
10.
1. April: Entſcheidung des Oberlandesgerichts Darmſtadt über die
Abfindung des Großherzogs.
Beſetzung des Telegradhenamts in Worms.
Zuſammentritt des Heſſiſchen Landtages und
bolitiſche Ausſprache.
9. Mai: Proteſt des Heſſiſchen Landtages gegen die franzöſiſchen
Schreckensurteile in Mainz.
Eröffnung der Ausſtellung Deutſche Kunſt 1923, Darmſtadt.
Juni: Zuſammentritt des Ev. Landeskirchentages.
Wahl des Prof. D. Dr. Diehl=Friedberg zum Prälaten der
Ev. Kirche.
Uebergriffe der Franzoſen auf die Bahnlinie Darmſtadt
Frankfurt. Allg. heſſiſcher Landesjugendtag. Reichs=
kanzler
Dr. Cuno weilte zu einer internen Beſprechung in
Jugenheim a. d. B.
Fachausſtellung für das Hotel= und Gaſtwirtegewerbe in
Darmſtadt.
Der Landtag beſchloß das Dienſtaltersgrenzengeſetz für
Staatsbeamte in Heſſen.
Staatsrat Prof. Dr.=Ing. Alex. Koch ſtarb, 71 Jahre alt, in
Bad Reichenhall.
1. Juli: Nach einer franzöſiſchen Meldung wurde ein Anſchlag auf
das Mainzer Eiſenbahntunnel verübt. Die üblichen Sank=
tionen
werden über die Bevölkerung verhängt.
2. Juli. 120 Sänger des Karlsruher Lehrergefangvereins kamen auf
einer Odenwaldſängerreiſe nach Erbach i. O.
Aus allen heſſiſchen Orten ſtrümen die Turner zum Deut=
ſchen
Tunfeſt nach München.
80. Generalverſammlung der Guſtav Adolf=Stiftung in
22.
Hungen.
Bei dem Eiſenbahnunglück in Kreienſen haben auch heſſi=
30.
ſche Staatsangehörige ihr Leben eingebüßt.
10. Aug.: Der Finanzausſchuß des Landtags hat an den Reichskanzler
eine Entſchließung, wegen der niedrigen Erwerbsloſen=
uſw
. =ätze gerichtet.

Verfaſſungsfeiern in Heſſen.
Miniſterialrat Paul Emmerling ſtarb in Darmſtadt.
Der erſte Prälat der Heſſ. Landeskirche wird in der Stadt=
kirche
in Darmſtadt in ſein Amt eingeführt.
Das heſſ. Lehrerinnenheim in Darmſtadt beſteht 25 Jahre.
31.
1. Sept.: Die im In= und Ausland bekannte Samenhandlung Hch.
Keller, Sohn, Daxmſtadt, beſteht 125 Jahre.
Die Schule der Weisheit hält in Darmſtadt ihre Tagung ab.
Cornelius Freiherr von Heyl zu Herrnsheim ſtarb in
B.
Pfauenmoos bei St. Gallen.
12. Okt.: Eiſenbahnunglück bei Dieburg.
Unruhen in Darmſtadt; Tote und Verletzte.
20.
23.
Rektoratsübergabe in Darmſtadt an Prof. Heydebroek.
Proteſt gegen die hohen Gas=, Strom= und Waſſerpreiſe in
24.
Darmſtadt.
Proteſt der humaniſtiſchen Vereinigungen gegen die Re=
formbeſtrebungen
der Regierung.
6. Nov.: Zuſammentritt des Landtags, Proteſt gegen die ſeparati=
ſtiſchen
Veſtrebungen im beſetzten Gebiet.

Annahme des Ermächtigungsgeſetzes im Landtag,
1.
Eröffnung der Ausſtellung 150 Jahre Darmſtädter Büh=
nenausſtattung
Darmſtadt gelegentlich der Uraufführung
von Fritz v. Unruhs Noſengarten im Landestheater.
Scharfe Regierungsmaßnahmen gegen den Preistucher.
Dez: Hundertjähriges Beſtehen der Ballonſchule, Darmſtadt.
Proteſtverſammlung im Städt. Saalbau in Darmſtadt gegen
1.
die Bildung eines neuen Rheinſtaates.
Beendigung des Beamtenabbaugeſetzes im Sondersausſchuß.
5.
Reichsfinanzminiſter Dr. Luther weilt in Darmſtadt zur
20.
Beſprechung des Finanzausgleichsgeſetzes.
Generalmajor a. D. Carl von Lyncker ſtarb in Darmſtadt.
In Heſſen, beſonders im Odenwald, gingen gewaltige
Schneemaſſen nieder.
Kommerzieurat Dr. phil. h. c. Guſtav Hickler ſtarb. in
Darmſtadt, 65 Jahre alt, an einem Herzſchlag.

Stimmen aus dem Leſerkreiſe.

Ein Ruinen=Anblick.

Die Stadtverwaltung wird gebeten, veranlaſſen zu wollen, daß der
troſtloſe Anblick, der ſeit vielen Monaten eingeſtürzten Mauer Ecke
Mühl= und Dieburgerſtraße beſeitigt wird. Der dort aufgeſtellte Zaun
behindert ſehr ſtark den Fußgängerverkehr, außerdem ſind die in der
Mühlſtraße eingerammten Pfähle, welche aus dem Boden hervorragen,
fehr gefährlich. Viele Vorbeigehende ſind abends an dieſer Stelle ſchon
.
hingeſtürzt.

Reich und Ausland.

Eine kühne Operation im Bilde!
In Leipzig hat vor kurzem Profeſſor Südhoff, der Dozent für Ge=
ſchichte
der Medizin, ſeinen 70. Geburtstag gefeiert. Das erinnert
daran, daß Südhoff als erſter auf die Zuſammengehörigkeit dreier Bil=
der
hingewieſen hat, die ein ganz eigenartiges mediziniſches Motiv be=
handeln
.
In der Galleria Uffizi in Florenz befindet ſich ein Bild Lorenzo
di Biccis (13731452), das die Aerzteheiligen und Märtyrer Kosmos
und Damianus darſtellt. Dieſes Bild hat noch zwei kleine, früher weni=
ger
beachtete Nebenbilder. Das eine ſtellt ihre Enthauptung dar (ſie
konnten weder durch Waſſer noch durch Feuer, weder durch Steinigen
noch durch Pfeilſchießen, getötet werden) das andere zeigt ſie als kühne
Operateure. Man ſieht darauf zwei Betten: in dem einen liegt ein
Weißer mit einem ſchwarzen Bein, in dem anderen ein Schwarzer, dem
das betreffende Beinſtück fehlt. Ein ähnliches Bild enthält die Galleria
autice in Florenz. Cs ſtammt von Beato Angelico (Fra Giovanni da
Fieſole, 13871455). Hier halten Kosmos und Damianus das bis zur
Mitte des Oberſchenkels völlig ſchwarze Bein eines zu Bette liegenden
Kranken, offenbar, um den Erfolg ihrer Operation zu zeigen. Ein drit=
tes
Mal begegnen wir demſelben Vorwurf im Muſeum in Antwerpen
auf einem Gemälde von A. Francken de Ourde (15151618). Damianus
hält den blutigen Stumpf eines im oberen Drittel des Unterſchenkels
amputierten Beines eines weißen Kranken, Kosmos hält ihm einen dem
fehlenden Teil entſprechenden ſchwvarzen Unterſchenkel hin. Es handelt
ſich auch hier um die Darſtellung einer Operation, die ſo kühn iſt, daß
ſie bis heute ihrer Erſüllung harrt. Die Bilder zeigen uns aber die
Wertſchätzung der beiden Aerzteheiligen und illuſtrieren die fromme
Legende, daß ſie einſt in Rom einem Weißen ein kiankes Bein abge=
ſchnitten
und ihm dafür das Bein eines kurz vorher geſtorbenen Negers
angeſetzt haben.
Exploſion in einer Konditorei.
Ein furchtbares Unglück ereignete ſich am Samstag abend in der
Konditorei von Rabien, am Neuener Tor in Potsdam. Das einſtöckige
Haus, in dem ſich die Konditorei befindet, wird von einer auf dem Bo=
den
des Hauſes untergebrachten Keſſelanlage mit warmem Waſſer ver=
ſorgt
. Am Samstag erfolgte plötzlich eine furchtbare Exploſion. Der
metallene Keſſel ſprang unter Knall auseinander. Eine 6Jjährige Frau
wurde von einem umherfliegenden Metallſtück der Keſſelwand an den
Kopf getroffen, wodurch ſie einen Schädelbruch erlitt, der ihren Tod
zur Folge hatte. Eine andere Frau wurde von mehreren Metallteilen
getroffen und an Kopf und Oberkörper ſo ſchwer verletzt, daß ſie ſtarb.
Ein infolge der Exploſion im Dachgeſchoß entſtandener Brand, der grö=
ßere
Ausdehnung anzunehmen drohte, konnte durch die Feuerwehr auf
ſeinen Herd beſchränkt werden.

Schneeſtürme.
Die Sturmwirbel der letzten Tage wurden verurſacht durch Froſt=
wetter
im Norden und durch große Wärme im Südweſten Europas (in
Frankreich bis 16 Grad). Dadurch wechſelten hier in raſcher Folge
Echnee und Regen, Froſt und Tauweiter. Stürme von ſelten gekann=
ter
Heftigkeit tobten mit Ausſchüttung rieſiger Schneemaſſen im gan=
zen
Schwarzwald und haben bis zum heiligen Abend vielerorts den
Verkehr gänzlich unterbunden, ſo daß zahlloſe. Wintergäſte ihre Ziel=
ſtation
nicht erreichen konnten und in den Talplätzen abwarten mußten,
bis die Straßen wieder einigermaßen offen waren. Wer rüiſtiger Ski=
läufer
war und ſich mit dem Ruckſack begnügte, war unbedingter Herr
der Lage. Modeſport mit 5 Koffern hat eine unangenehme Erfahrung
gemacht und iſt belehrt, daß Winterſturm im Schwarzwald auch mit
den dickſten Koffern Fangball ſpielt. Auch die Eiſenhahnen hatten in
den Schneeſtürmen mit Schwierigkeiten zu kämpfen und vermehrten
durch Verſpätungen das Durcheinander, unter dem alle Verkehrsmittel
in dieſen Tagen litten. Außerordentlich ſtauke Wettergegenſätze haben
die Feiertage aufzuweiſen, ein fortwährendes Wechfelwirken von Sturm=
ſwirbel
und Hochdruck. Schnee bis tief ins Tal, dann Regen bis auf
1000 Mcter, abermals Echnee bis hinab und wieder Erwärmung bis
in die hohen Lagen. Selbſt am Feldberg wurde die Nullgrenze des
Thermometers erreicht, nachdem keine 12 Stunden vorher 14 Grad Kälte
gemeſſen wurden.
Der Eisgang auf der Elbe.
Nachdem der Eisgang auf der Oberelbe zum Stillſtand gekommen
iſt, beſſerten ſich die Cisverhältniſſe im Hamburger Hafen. Den Hafeneis=
brechern
gelang es, die ziemlich ſtarke Eisdecke, die während der Feier=
tage
ſich bildete, aufzubrechen, ſo daß die Verbindung mit den im Hafen
liegenden Schiffen, die vüllig vom Verkehr mit der Stadt abgeſchnitten
waren, notdürftig wieder aufgenommen werden konnte. Von der Un=
terelbe
wird ſtarkes Treibeis gemeldet. Die treibenden Eisſtücke werden
durch Ebbe und Flut zuſammengeſchoben und frieren zu größeren Maſ=
ſen
zuſammen, ſo daß die Großſchiffahrt darunter ſchwer leidet und
ſchwächere Dampfer im Eiſe ſtecken bleiben. Die Hamburger Eisbrecher
bemühen ſich, das Eis in Bewegung zu halten. Die größten Eismaſſen
befinden ſich auf der Strecke zwiſchen Hamburg und Krautſand. Die
Alſter iſt vollkommen vereiſt, der Dampferverkehr ganz eingeſtellt.
Ueber 50 Perſonen beim Rodeln verunglückt.
Das geſtrige froſtklare Winterwetter hatte ungeheure Scharen Ro=
delluſtiger
in die nähere Umgebung Berlins gelockt. Leider ereigneten
ſich hierbei eine Anzahl ſehr ſchwerer Unfälle. Es wurden über 50 Un=
fälle
gezählt, darunter befanden ſich zahlreiche Arm= und Beinbrüche.
Einem Rodler wurde beim Anprall an einen Baum der größte Teil der
Kopfhaut abgeriſſen.

Sk:=Unglück in der Blöckenau bei Füffen.
Eine Geſellſchaft von ſieben Skifahrern befand ſich am zweiten Weih=
nachtsfeiertag
, mittags 1 Uhr, auf dem Wege vom Köunbachtal zur Hoch=
blaſſe
. Ctwa 100 Meter unterhalb des Gipfels löſte ſich eine Wächte,
die ſich zur Lawine entwickelte. Fünf von den ih kurzen Abſtünden hin=
tereinander
Aufſteigenden wurden von der Lawine eifaßt und mehrere
190 Meter mit in die Tiefe geriſſen. Drei Verſchütteten gelang es, ſich
aus dem Schnee wieder herauszuarbeiten, während zwei, wie bereits ge=
meldet
, Leinweber jr. und Aſſeſſor Knecht, von der Lawine verſchüttet
wurden. Die ſofort zuſammengeſtellte Nettungsexpedition konnte infolge
ungünſtiger Schneeverhältniſſe, der einbrechenden Dunkelheit und ſtarken
Sturmes nicht vordringen. Am Donnerstag früh ging neuerdings eine
ſtarke Expedition ab, deren Aufgabe jedoch durch den in der Nacht Ein=
getretenen
neuen ſtarken Schneefall außerordentlich erſchwert wird. An
eine Rettung der beiden Verunglückten iſt nicht mehr zu denken.

Lawinenſtürze.
Bern. In den Berggegenden der Schweiz ſind weitere
große Lawinen niedergegangen. Die Gotthardlinie war bei Goeſchenen
vorübergehend unterbrochen. Bei Zuoz im Engadin ſind zwei Skifahrer
in einer Lawine umgekommen. Die Forſten erlitten wieder großen
Schaden.
Verkauf von Staatswald.
Hardenburg. Dem Vernehmen nach iſt der Staatswald am
Mühlberg, ſüdöſtlich vom Dorfe Hardenburg, von der Firma Puchert zum
Kahlhi=be erworben worden.
m

Nachrichten des Standesats Darmſtadt.
Sterbefälle. Am 21. Dez.: Schmidt, th., geb. Trumpfheller
Ehefrau des Krankenpflegers, in Gießerzier, Stadtkronkenhaus
22.: Thierolf, Dicter, Reallehrer, 70 J., ſelſtr. 28. Jaeger, Elifg
ohne Beruf, ledig, 63 J., Hügelſtr. 43, 5, Karl Wilhelm, Stuff=

52 J., Varkhausſtr. 11. Am 23.: Main= Lina, 93 J., Witw
kiers, Rheinſtr. 29 Trumpfheller, Eliſth, geb. Seip, 55 J., Eh=
des
Fabrikanten, Karlſtr. 42. Am 2 Stamm, Minna, geb. a.
86 J., Witwe des Avothekers, Viktoria6 1. Am 25.: Nothenbach
ton, Schreiner, 63 J, in Rüdesheim.=Ah., hier, Schloßg
Stumpf, Karoline, ohne Beruf, ledicchießhausſtr. 78

Ernſt, Sattlermeiſter, 80 J., Kaupſtrl. Am 26.: Ohnacker, Luf
Kaufmann, 65 J.. Ludwigſtr. 1 9. Adam, Maſchinenckrb., gs

Kiesſtr. 31. Covcet, Wilhelm, 3 Ta Karlſtr. 36. von Lynck
Generalmajor a. D. 74 J, Rhein /23. Am 27.: Weiß, Frie
geb. Lehr, 90 J., Witwe des Großh ftaalsprokurators, Karlſtr.

Gottesdienſthe Anzeigen.
Evangeliſckhemeinden.
Silſter.
Montag, den Dezember 1923.

An Silveſter und Neujahr in St irche, Stadtkapelle und Se
Kollekte für deirchliche Nothilfe.

Stadtkirche: Abends 6 Uhr /hreiſchlußfeier mit heiligem Ab.
ma l. Pfarrer Vogel
Stadtkapelle: Abends 8 1/Jahresſchlußfeier. Pfarrer
Schloßkirche: Abends ) uh,a resſchlußſeier. Pfarrer Zimn
mann
Martinskirche: Abends 8 31 Jahresſchlußfeier unter Mitwirk
des Kirchengeſangvereins. PfP* D. Wgitz. (Kollete für die
meind ſchweſternſtationen.)
Johanneskirche: Abends ghr: Jahresſchlußfeier. Pfr. Goe
(Kollekte für die Kinderſchule
Beſſunger Kirche (Petrui ieinde): Abends 6 Uhr: Jahresſch
Gottesdient. Pfarraſſiſtent cl’ſtenmaier. (Kollekte für die Arm
Pauluskirche: Abends 6 ½: Jahresſchlußfeier. Pfarrer Rück
(Kollekte für die Kirche.)
Stiftskirche: Abends 8 1: Jahresſchlußfeier. Pfarrer Hicke
eujahr.
Diens) den 1. Januar 1924.
Stadtkirche: Vorm. 10r: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Laut=
ſchläger
. Abends 5 uP/Abendgottesdienſt. Pfarrer Kleber
Stadt’apelle: Vorm/ Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarraſſi
Müller.
Schloßkirche: Vorm. 1 hr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Zimm
mann. Um 11 Uhr: dergottesdienſt. Pfarrer Zimmern
MNartinskirche: Vor tags 10 Uhr: Haupt iottesdienſt. Pfa=
Beringer. Kollekte fülie Gemeindeſchweſternſtationen)
11 Uhr Kindergotiesdie für den Weſtbeſirk. Pfarrer D. Wa
AUltersheim: Vorm?; Uhr: Pfarrer Zimmermann.
Johanueskirche: Vrd 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer W
ner II. (Kollekte für dhlrmen.)
Beſſunger Kirche trusgemeinde): Vorm 10 Uhr: Hau
gottesdienſt Pfarrer Ygner. (Kollekte für die Armen.)
Pauluskirche: Vo. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt Pfarraſſiſt,
Weißgerber
Stiftskirche: Vorr YUhr: Hauptgottesdienſt, Miſſionar Belle
(atholiſche Gemeinden.
Neujahr.
istaa, den 1. Januar 1924.
St. Ludwigskirck Montag, nachm. 4 Uhr: Gelegenheit zur 5
Beicktgelegenheit
Dienstag, vorm ½ Uhr: Beichtgelegenheit Um 6 Uhr: E.
heil. Meſſe. Um Uhr: Heil. Meſſe mit Predigt. Um 8 u.
Singmeſſe mit Preſe. Um 9½ Uhr: ochamt. Um 11 u.
Singmeſſe mit Preh== Nachm 3 Uhr: Feſtandacht.
Kapelle der B/Aherzigen Schweſtern: Dienstag, vorm. 6!, u.
Heil. Mieſſe Ab3 Uhr: Roſenkranzandacht.
Kapelle in derl aldſtraße: Diensrag, vorm. 7 Uhr: Heil. Meſ
St. Eliſabethe’ sihe: Montag, nach von 4 bis 7 Uhr abent
Gelegenheit zur hi Beichte. Abends von 8 Uhr: Silveſterpred
und Andacht.
Dienstag, vor von 6 Uhr an: Gelegenheit zur heil. Beichte. 1
½7 Uhr: Frühmy: Um 8 Uhr: Heil. Meſſe mit Predigt.
Um 91= Uhr. Ho mt mit Predigt. Nachm 2 Uhr: Andacht u
Segen
St. Martinsſhelle zu Beſſungen: Dienstag, vorm. von 6½ Uhr a
Beichtgelegenheitt Um 7½ Uhr: Heil. Meſſe (vor und in derſelb
Austeilung der Kommnnion) Um 7¾ Uhr: Predigt. u
8½ Uhr: Heil jeſſe (nur in derſelben Austeilung der heil. Kor
munion). Un Uhr. Hochamt mit Predigt (vor deinſelben Au
teilung der heil vmmunion) Um 2½ Uhr Andacht.
St. Fidelis kapelle der Engliſchen Fräulein, 22 cldſtr. 31): Vorl
8 Uhr: Heil. diſe mit Predigt lein bedeutender Sänger wird m
wirfen). Samrf.ng zu Gunſten des Kirchenbaues. Kathol. Pfarram
Herdweg 28.
Kirche zu nerſtadt: Montag, nachm. 5 Uhr, und abends 8 Uh
Beichtgelegenlc.
Dienstag, frm. 8 Uhr: Beichtgeiegenheit. Um ½7 Uhr; Frü
meſſe Ur/½ Uhr: Hochamt mit Predigt. Nachm. ½2 Uh
Andacht.
Kapelle zPfungſtadt: Dienstag, vorm. 7 Uhr: Beichtgelege
heit. Um Uhr: Hochamt und Predigt. Nachm. 4 Uhr: An

Wetrbericht der Gießener Wetterwarte.
Weervorherſage für Dienstag, den 1. Januar 1924.
Bei ſteigidem Barometer und öſtlichen Winden Froſt und gerint

Schneefälle.

Tageskalender.
Landesveater, Großes Haus, Anfang 6½ Uhr, Ende nach 9 Uk
(F. 10): atinitza‟. Kleines Haus Anfang 3 Uhr, Ende 5 Uhr
Firlefar; Anfang 7 Uhr, Ende 10 Uhr (Zuſatzmiete III5):
Freier Orpheum 731 Uhr: Die Bajadere‟. Union=, Rei
denz=, Entral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellunge!

Haupt/ckriftleilung: Rudolf Maup
Verawortl. für Politis und Wietſchaſt.: Rudolf Mauve
Verotwortlich ſür Feuilleton und Heſſiſch= Nachrchten: Max Streeſe
Veretwortlich für Srort: Dr. Eugen Buhlmann
Veratwortlich für Solußd in: Andreas Bauer
Veritw rtlich für den nſratente l: Willy Kunle
Dru und Verlag: 2. C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt.

Die heutige Rummer ha: 8 Zeiten

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Neujahr 1924
Wizhausen
Arheilgen
(*30650

Statt beſonderer Anzeige.

Am 29. Dezember, abends, entſchlief ſanft mein lieber Mann,
unſer guter Bater, Großvater und Bruder

Generalmgjor Ernſt Becket

im 78. Lebensjahre.

Im Namen d:r Familie:
Minna Becker, geb. Freiin bon Wedekind.

Darmſtadt, den 30. Dezember 1923.
Alexandraweg 7.

Todes=Inzeige.

Heute früf; entſchlief nach
ſchwerem Leide mein lieber Mann,
unſer guter Vg‟r, Schwiegervater
und Großvate‟

Reck uungsrat

Jaka) Petry

im 58. Lebeijahre,
Verta Pet ), geb. Schrauth
Karoline 7gnlien, geb. Petry
Leif Rognien. Ingenieur,
und 2 Eikel.

Die Beerdigung findet am 2. Jan. 1924, 1/.12 Uhr vorm., vom
Portal des alten Friedhofs aus ſtatt, die Einſegnung 1 Stunde
vorher im Trauerhauſe.
(8903
Von Beileidsbeſuchen bittet man abſehen zu wollen.

Darmſtalt, 30. Dezember 1923
Müllerſtaße 24.

Die Beerdiſung findet Mittwoch,
2. Januar, jor ittags 11 Uhr, auf
dem alten ? jedſof an der Nieder=
Ramlädterſtraße att.
Von Beileibsbeſuchen bittet man
abſ hen zu wollen

r4,6
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[ ][  ][ ]

Rummer 361.

Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 31. Dezember 1923.

Seite 3.

Empfehle für die Feierfage ſehr auswahlreiches
Bürgerliches
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1921er Ausſchankweine 60 Pfg.
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Aur uien Voft
Große Silveſterfeier

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zu Brauerei=Ausſchankpreiſen

Der alte Poſtmarſch ſteigt!
Alles ſingt mit!
(8896

Ein gläckliches neues Jahr
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Silvesterund
Neujahr
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Luiſenplatz 4
Telephon 2474
Inh. H. Moog

Montag, den 31. Dezember 1923
unter Leitung des Oberiuſikmeiſters Weber

eſtſoager ab 2 hr

Tiſchbeſiellung rechtzeitig erbeten

Sie lacen Sie weinen

eujahrskarten
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werdandlg Künzel, Beſſungerſtr. 39.

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