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 Hefſiſche Reueſte Nachrichten 
Rorgenzeitung der Landeskauptſtadt 
Nachdruck ſämtlicher mit X veriehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſiattet. 
Nummer 323 Donnerstag, den 22. November 1923 186. Jahrgang
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ſtädter 8 Nationalbank
Potſchafterkon
Zwei Noten der Alküierten an die deutſche Regierung.
 Zuſammentritt der Botſchafterkonferenz. 
Paris, 21. Nov. (Wolff.) Die Botſchafterkonferenz iſt 
3,40 Uhr (franzöſiſche Zeit) zuſammengetreten. Havas 
            be=
t unmittelbar vorher, die engliſche Regierung verlange 
e Abinderungen des am Montag von der 
            Botſchafterkon=
z angenommenen Vermittlungsentwurfes. Entgegen den 
iben gewiſſer Morgenblätter ſoll die engliſche Regierung 
verlangen, daß die Vollmachten der 
            Militärkontrollkom=
on hinſichtlich der Initiative zu den Kontrollmaßnahmen 
ſchränkt würden. Vielmehr ſcheine man in engliſchen 
            Krei=
geneigt zu ſein, der Kommiſſion volle Freiheit, insbeſondere 
die Aufgabe zu überlaſſen, ſelbſt den richtigen Zeitpunkt für 
tatſächliche Wiederaufnahme ihrer Tätigkeit zu beſtimmen, 
m übrigen unverzüglich erfolgen könnte. 
die Militärkontrolle wird wieder aufgenommen. 
Paris, 21. Nov. (Wolff.) Havas berichtet um 6,30 Uhr: 
der Botſchafterkonferenz, die um 5,40 Uhr zuſammengetreten 
ad deren Sitzung noch andauert, erſcheint die Verſtändigung 
it wie erzielt. Die Noten, die der deutſchen Regierung, betr. 
veraufnahme der militäriſchen Kontrolle und der Rückkehr 
Kronprinzen, übermittelt würden, würden jedenfalls noch 
aufe der Nacht veröffentlicht. Die Agentur glaubt mitteilen 
innen, daß ein Kompromiß auf der Grundlage erzielt 
de, die Montag nacht veröffentlicht wurde. Die 
            militä=
he Kontrolle ſoll unverzüglich in 
            Deutſch=
dwieder aufgenommen werden. Die angeführte 
1smeldung vom Montag beſagt, die Konferenz werde ſich 
darauf beſchränken, von Deutſchland, wie in ihren früheren 
n. Erleichterungen für die militäriſche Kontrolle zu 
            ver=
en. Sie werde ihm diesmal notifizieren, daß die Ausübung 
Kontrollrechts einfach an einem ſehr baldigen Zeitpunkt 
            wie=
aufgenommen werde, gleichviel, welcher Anſicht die deutſchen 
irden ſeien. Die Kontrollkommiſſion würde unter eigener 
intwortung ſelbſt beſtimmen, unter welchen Bedingungen
 in welchen Landesteilen ſie ihre Miſſion auszuüben ge= 
Wenn ihr Hinderniſſe in den Weg gelegt würden, hätte 
cherweiſe die Kommiſſion zunächſt die Frage zu prüfen, ob 
in welchem Umfange die deutſche Regierung dafür 
            verant=
lich ſei, und dann hätten ſich die Alliierten, wenn Anlaß 
gegeben ſei, über die notwendigen Maßnahmen für den Fall 
matiſcher Obſtruktion von ſeiten Deutſchlands zu 
            ver=
digen. 
Was den deutſchen Kronprinzen anbelangt, iſt Bezug 
            genom=
auf den Thronverzicht, den er am 1. Dezember 1918 
            aus=
rochen habe, und auf die Erklärung, daß er als gewöhnlicher 
ger nach Deutſchland zurückgekehrt ſei. Die deutſche 
            Regie=
müſſe alſo darüber wachen, daß er ſein Verſprechen halte 
an keiner monarchiſtiſchen Agitation ſich beteilige. 
Ein Einverſtändnis erzielt. 
Paris, 21. Nov. (Wolff.) Die Sitzung der 
            Botſchafter=
erenz war um 6,50 Uhr zu Ende. Es iſt ein Einver= 
Urdnis erzielt. Die für die deutſche Regierung beſtimm= 
Noten werden heute abend veröffentlicht. 
Die Frage der Militärkontrolle. 
Paris, 22. Nov. Die Noten der Botſchafterkonferenz über 
Wiederaufnahme der Militärkontrolle in Deutſchland und die 
kehr des ehemaligen Kronprinzen ſind dem deutſchen 
            Ge=
tsträger Botſchaftsrat v. Hoeſch geſtern abend um 9 Uhr 
reicht worden. 
Die Note der Botſchafterkonferenz an die deutſche Regierung, 
effend die Wiederaufnahme der Militärkontrolle hat folgen= 
Wortlaut: 
Die alliierten Regierungen nehmen Kenntnis von der 
            Erklä=
z. der deutſchen Regierung, daß ſie keineswegs die Abſicht 
2, die Verpflichtungen zu verleugnen, die ſich für ſie aus 
Friedensvertrag von Verſailles ergeben. Sie ſtellen jedoch 
daß die deutſche Regierung nichtsdeſtoweniger darauf 
            be=
t, tatſächliche Gründe anzuführen, um ſich in der Praris der 
übung der Kontrolle zu entziehen. Die deutſche Regierung 
At ſich diesmal nicht mehr auf die Mitwirkung belgiſcher und 
zöſiſcher Offiziere an den Kontrolloperationen, um dieſe un= 
Allich zu machen, aber ſie erklärt, daß die Wiederaufnahme der 
rationen geeignet ſei, die inneren Schwierigkeiten zu 
            ver=
zern und daß ſie unvermeidliche Zwiſchenfälle hervorrufen 
den. 
Die Botſchafterkonferenz muß zunächſt bemerken, daß die 
itrolloperationen ſeit vielen Monaten unterbrochen waren, 
1 daß ſie es für notwendig hält, auf den Ernſt einer ſolchen 
e beſonders hinzuweiſen. Die Verlängerung eines ſolchen 
tandes könte ſie um ſo weniger zulaſſen, ais ſie Gründe habe, 
zu fragen, ob die Hinderniſſe gegen die Erfüllung der 
            Auf=
en der Militärkontrollkommiſſionen nicht gerade die Ent 
            vick=
g dieſer beunruhigenden Elemente begünſti en und 
            infolge=
en zur Erhöhung der Schwierigkeiten beigetragen hätten, 
r die ſich die deutſche Rezierung beſchwert. Die alliierten 
gierungen können übrigens nicht zulaſſen, daß die 
            Wieder=
nahme der Kontrolloperationen an ſich eine neue Quelle der 
wierigkeiten oder eine Urfache für Zwiſchenfälle darſtellt. 
ht nur würde ein gut Teil der Operationen derart unter 
            Be=
gungen ausgeführt, daß ſie keine Vorſpände für Zwiſchenfälle 
ern, ſondern die Kontrollkommiſſion habe ſich immer, das 
ſe die deutſche Regierung ſelbſt, im Intereſſe der Erfüllung 
er Aufgabe bemüht, die Aufgaben der deutſchen Behörden zu 
eichtern. Und man könne ſich auch in Zukunft auf ihren Takt 
laſſen. Unter dieſen Umſtänden ſehen ſich die alliierten 
            Re=
rungen in die Notwendigkeit verſetzt, das Recht aufrecht zu 
alten, das der Militärkontrollkommiſſion ſowie dem 
            äronau=
hen Carantieausſchuß zuſteht. Die Kontrollkommiſſion und 
Garantieausſchuß haben übrigens jede Möglichkeit erwogen. 
feſtzuſtellen, welches die Operationen ſind, deren Ausführung
 im Augenblick durchführbar und notwendig erſcheint. Die 
            alli=
ierten Regierungen erinnern die deutſche Regierung daran, daß 
jedesmal, wenn die Kontroll= und Ueberwachungsorgane ihr 
nach den beſtehenden Regeln notifizierten, daß ſie zu einem 
            Be=
ſuch ſchreiten wollen, die deutſche Regierung die abſolute Pflicht 
habe, gemäß Artikel 206 des Friedensvertrages der interalliierten 
Kontrollkommiſſion und ihren Mitgliedern alle notwendigen 
            Er=
leichterungen zur Erfüllung ihrer Aufgabe zu verſchaffen. 
            In=
folgedeſſen haben die alliierten Regierungen beſchloſſen, daß die 
Militärkontrolle und die äronautiſche Ueberwachung unverzüglich 
unter den Bedingungen wieder aufgenommen werden, die der 
deutſchen Regierung durch den Vorſitzenden der 
            Kontrollkommiſ=
ſion und der äronautiſchen Garantieausſchuſſes mitgeteilt 
            wur=
den. Im Falle, daß dieſe Operationen auf die Obſtruktion der 
deutſchen Behörden oder deutſcher Staatsbürger ſtoßen, behalten 
ſich, die alliierten Regierungen das Recht vor, die Maßnahmen zu 
ergreifen, die ihnen geeignet erſcheinen, die Ausführung des 
Verſailler Vertrages ſicherzuſtellen. 
Zur Rückkehr des ehemaligen Kronprinzen. 
Die zweite Note, betreffend die Rückkehr des ehemaligen 
Kronprinzen, ſtellt feſt, daß die deutſche Regierung der 
            Bot=
ſchafterkonferenz auf die am 9. November geſtellte Frage 
            mitge=
teilt habe, daß der Verteter Deutſchlands in Holland beauftragt 
wurde, dem ehemaligen Kronprinzen einen Paß zur Rückkehr 
nach Deutſchland auszuſtellen. Die verbündeten Regierungen 
hätten Kenntnis von der Erklärung genommen, hinſichtlich der 
Verzichtleiſtung des ehemaligen Kronprinzen auf den Thron von 
Preußen und auf die deutſche Kaiſerkrone, ſowie von der 
            for=
mellen Verpflichtung, die die deutſche Regierung übernommen 
habe, die Rückkehr des ehemaligen Kaiſers nach Deutſchland nicht 
zu erlauben. Sie ſtellen feſt, daß ſie die Mitteilung des 
            Thron=
verzichts vom 1. Dezember 1918, die die deutſche Regierung 
            be=
kanntgegeben hat, als endgültig anſehe und daß ſie ihre 
            Annul=
lierung nicht dulden werde.” 
Die Note fährt dann fort: Die alliierten Regierungen ſtellen 
feſt, daß die deutſche Regierung, um ſich der Verpflichtung der 
Kontrolle, die ſich aus dem Verſailler Vertrag ergibt, zu 
            ent=
ziehen, die Schwierigkeiten der inneren Lage und den ſich daraus 
ergebenden Zuſtand angeführt hat, trotzdem die Rückkehr des 
ehemaligen Kronprinzen geſtattet hat. Es kann ihr nicht 
            unbe=
kannt ſein, daß ſeine Anweſenheit in Deutſchland geeignet iſt, 
für Deutſchland ernſte Komplikationen hervorzurufen, nicht nur 
in inner=, ſondern auch in außenpolitiſcher Hinſicht. Unter dieſen 
Umſtänden ſehen ſich die alliierten Regierungen gezwungen, der 
deutſchen Regierung zu erklären, daß ſie ſie in vollem Maße 
verantwortlich machen für die Folgen, die ſich aus der Tatfache 
ergeben können, daß ſie dem ehemaligen Kronprinzen geſtattet 
hat, Aufenthalt in Deutſchland zu nehmen. Die alliierten 
            Regie=
rungen glauben, die Aufmerkſamkeit der deutſchen Regierung auf 
die Gefahren lenken zu müſſen, die ſich aus dieſer Lage ergeben 
können, und auf die Möglichkeiten, die die alliierten Regierungen 
zwingen könnten, ſich über die Maßnahmen zu verſtändigen, die 
geeignet ſeien, ihnen entgegenzutreten. 
Die Kriegslaſtenkommiſſion hat der Reparationskommiſſion 
heute eine Note überreicht, in der ſie Mitteilung macht von dem 
augenblicklichen Stand der Wiederaufnahme der Arbeit im 
            be=
ſetzten Gebiet, ſowie von dem Scheitern der Verhandlungen 
            zwi=
ſchen dem Bergbauverein und der Micum. 
Auf der Suche nach einem neuen Beſetzungsvorwand. 
Paris, 21. Nov. (Wolff.) Der Matin veröffentlicht eine 
wohl als offiziös zu betrachtende Auslaſſung über das im April 
1920 nach der Beſetzung von Frankfurt und 
            Darm=
ſtadt von dem damaligen Miniſterpräſidenten Millerand 
abgegebene Verſprechen, künſtig in allen interalliierten 
            Angelegen=
heiten gemeinſam mit den Alliierten vorzugehen. Dieſes 
            Ver=
ſprechen der franzöſiſchen Regierung hat bekanntlich bei den 
            Ein=
wendungen Englands gegen die franzöſiſchen Forderungen in der 
Botſchafterkonferenz eine Rolle geſpielt. Der Matin behauptet, 
Millerand habe keineswegs „Verpflichtungen” 
übernommen, die ein iſoliertes Vorgehen Frankreichs in allen Fällen 
zu behindern angetan ſeien. Er habe ſich in dem Memorandum, 
das er in London überreichen ließ, auf die Feſtſtellung beſchränkt, 
daß tatſächlich Frankreich in ſämtlichen Fragen interalliierten 
Chara’ters die Abſicht hätte, ſich mit ſeinen Alliierten zu 
            verſtän=
digen, das heißt, er habe lediglich den auf der Hand liegenden 
Sinn des Verſailler Vertrages interpretiert. Wenn es 
            not=
wendig ſei, eine Angelegenheit wie die Militärkontrolle in 
Deutſchland im gegenſeitigen Einvernehmen zu regeln, ſo liege 
der Grund darin, daß der Friedensvertrag dieſe Militärkontrolle 
zu einer interalliierten Cinrichtung geſtaltet habe, nicht aber in 
angeblichen Verpflichtungen der Regierung Millerand. Als es 
ſich hingegen darum handelte, im Anſchluß an eine gebührend 
von der Reparationskommiſſion feſtgeſtellte Verfehlung 
            Deutſch=
lands Pfänder im Ruhrgebiet, in Beſchlag zu nehmen, hätte 
Paragraph 18 des Anhanas 17 zu Abſchnitt 8 des 
            Friedensver=
trages Frankreich ermächtigt, ſich der allgemeinen Zuſtimmung 
zu entſchlagen. Es ſei vorgeiommen, daß die engliſche Regierung 
den Verſuch machte, ſich auf das Memorandum Millerands zu 
            be=
rufen. Man haße ſie nur auf den Wortlaut der Friedensverträge 
ſelbſt zu verweiſen brauchen, um ihr mit Händen greifbar zu 
machen, in welchen Fällen es Fraukreich freiſtehe, allein 
            vorzu=
gehen, und in welchen Fällen es im Einvernehmen mit ſeinen 
Alliierten vorgehen müſſe. Die Frankreich zuſtehende 
            Beweg=
ungsfreiheit für den Fall einer Bedrohung von 
außen ergebe ſich aus ſeinem Recht auf legitime 
            Vertei=
digung und ſtehe übera llen Verträgen. 
 A 
„Nach ſuupahriger Seftetung
 Zum 22. November, dem Jahrestag des Einzugs der 
Franzoſen in der eligß=lothrinziſchen Hauptftast. 
Die unſelige Verwirrung, die im November 1918 der 
            plötz=
liche deutſche Zuſammenbruch anrichtete, haben die Franzoſen 
auch zur „Löſung” der elſaß=lothringiſchen Frage geſchickt 
            aus=
genützt. Sie wußten, daß der deutſche Gegenſpieler ſchachmatt 
geſetzt war und daß der Nimbus des armen, überfallenen, 
            lamm=
frommen Frankreich auch die Annektion des Landes decen würde, 
das bisher immer als das glanzvolle Beiſpiel dafür herhalken 
mußte, daß dem „S elbſtbeſtimmungsrecht der 
Völker” endlich Genugtuung würde. 
„Le plebiscite est kait” erklärte Herr Raymons 
Poincaré am 10. Dezember 1918 in Straßburg. Das 
            Taſchen=
ſpielerkunſtſtückchen war geglückt; von einer Abſtimmung 
über die ſtaatliche Zukunft Elſaß=Lothringens 
war auf einmal keine Rede mehr: niemand dachte 
mehr daran, daß doch „Völker und Länder nicht wie Steine auf 
dem Schachbrett berſchoben werden dürfen.” 
So wurden das deutſche Elſaß und Deurſch=Lothringen im 
Handumdrehen franzöſiſch. Wer ſich gegen dieſe Entſcheidung 
verwahrte oder gar aktiv wehrte, war ein „Hochverräter”. 
Fünf Jahre lang konnte Frankreich beweiſen, ob es imſtande 
ſein werde, die annektierte deutſche Minderheit 
an ſeiner Oſtgrenze zu derdauen. Es hat das 
Problem ſo angepaat, daß es alles Deutſche im Lande 
erdroſſelt: die Mutterſprache von neun Zehnteln der 
            Be=
völkerung, das Deutſche, wird planmäßig in der Schule 
            ver=
nachläſſigt und zurückgeſetzt, ja geradezu ausgerottet. In dieſem 
übertriegend deutſchſprachigen Land iſt es nicht erlaubt, 
            Theater=
aufführungen in hochdeutſcher Sprache darzubieten. Hier in 
dieſem „befreiten” Elſaß=Lothringen iſt das geſamte 
            Verwal=
tungs= und Gerichtsweſen rein franzöſiſch! Und dies trotz der 
immer und immer wiedev erhobenen Vorſtellungen der berufenen 
Vertretungen des Landes, trotz der heftigen Vorwürfe der Preſſe, 
trotz der leidenſchaftlichen Entſchließungen öfſentlicher 
            Volks=
verſammlungen! 
Alle dieſe Not iſt freilich über die Bevölkerung gekommen 
nicht ohne eigene Schuld! Durch ihr Stillſchweigen in 
den entſcheidenden Monaten des Winters 1918/19 hat ſie den 
blau=weiß=roten Schreiern im Lande möglich gemacht, daß ſie das
 Abſchüttelung, die ſie verdienen. Oder doch ſelten. Ein 
            Bei=
ſpiel für eine offene, ehrliche Ausſprache 
deſſen, was in deutſcher Zeit war, hat nun eine 
Straßburger Zeitung, die „Républigue”, gerade in dieſen 
Tagen geliefert. Sie ſchreibt: 
„Wir haben die kollektive Heuchelei, die 
            un=
ſeren Landsleuten ſeit dem Waffenſtillſtand 
immer wieder aufgezwungen wird und die auf 
unſerem öffentlichen Leben laſtet, nie begünſtigt 
oder gar mitgemacht: Wirhalten ſie abgeſehen von ihren 
ſchädlichen Konſequenzen, ganz einfach für des Elſaſſes 
unwürdig! Wenn heute von der „Botte allemande”, dem 
„deutſchen Stiefel” die Rede iſt und von der politiſchen Sklaverei 
der Elſäſſer unter dem deutſchen Regime, ſo ſollte nie vergeſſen 
werden, daß der Elſäſſer damals innerlich frei 
war. Das iſt heute nicht mehr der Fall. Er wird 
nicht nur gezwungen, entweder Gefühle zu 
haben oder ſie zu heucheln, ja die Heuchelei iſt 
ſogar retoaktiv! Wir können es nicht hindern, 
wenn Leute, die gern betrogen ſind, an dem 
Kliſchee von den zwei unglücklichen, hilflos 
weinenden Kindern feſthalten, die, unter dem 
„Stiefel des Barbaren” ſeufzend, ihre Hände 
ohne Unterlaß 50 Jahre lang ſehnſüchtig nach 
der Mutter ausſtreckten, aber es iſt unſere 
Pflicht, dagegen anzukämpfen, daß alle 
            die=
jenigen, auf die jenes ſentimentale 
            Märtyrer=
tum in keiner Weiſepaßt — und es iſt die 
            Majo=
rität unſerer Bevölkerung — ſich 
            nunverpflich=
tet glauben, es nachträglich vorzumimen und 
eine Treue zu heucheln, die ſie nun einmal 
nicht gehabt haben.” 
Wenn dann noch feſtgeſtellt wird, daß „die große Maſſe 
            dar=
unter leidet, daß ſie ſich heute rückwirkend in ſeeliſche Leiden 
hineindenken muß, die die meiſten nicht empfunden haben”, ſo 
haben wir ein ungemein deutliches Bild der „Löſung der 
elſaßslothringiſchen Frage”. Zu Frankreichs höberem 
Ruhme müſſen anderthalb Millionen Menſchen Tag für Tag 
einen heißen Patriotismus „mimen”; die Ueberſchrift dazu heißt: 
„Befreiung”. Aber Frankreich iſt nicht ewig übermächtig. Es 
kommt ein neuer Tag ..
 Die Frage der Sicherheit. 
Paris, 21. Nov. (Wolff.) Das „Echo de Paris” ſchreibt 
im Hinblick auf die Verhandlungen der Botſchafterkonſerenz: 
In wenigen Tagen werde Poincaré vor dem Parlament noch 
einmal ſeine Politik darlegen. Wahrſcheinlich werde er ſich 
diesmal über die Frage der Sicherheit ausſprechen und ſie 
            zu=
nächſt in ihrer gegenwärtigen und dann in ihrer künftigen Geſtalt 
ins Auge faſſen. Für den Augenblick ſei Marſchaul Petain nach 
Düſſeldorf geſchidt worden, um ſich perſönlich von der guten 
Durchbildung der franzöſiſchen Truppen und den für alle Fälle 
bereits getroffenen Maßnahmen zu überzeugen. Was die 
            Zu=
kunſt anlange, ſo liege es auf der Hand, daß eine interalliierte 
Militärkontrollkommiſſion, die beſchäftigungslos in der deutſchen 
Hauptſtadt ſitze, nicht als das Bollwerk der franzöſiſchen 
            Sicher=
heit hingeſtellt werden dürfe. Es brauche nicht geſagt zu werden, 
daß Fraukreich in keiner Weiſe die Beſetzungsgrenze 
            auszu=
dehnen oder willkürliche Zwangsmaßnahmen anzuwenden 
wünſche. Aber Frankreich würde es nach ſeiner Meinung 
            frei=
ſtehen, jeder etwaigen Drohung zu begegnen, auf Grund des 
Rechtes, für ſeinen eigenen Schutz zu ſorgen, das jeder ſouveräne 
Staat beſitze.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 22. November 1923.
Nummer 32
 Berlin, 21. Nov. Der deutſche Geſchäftsträger in Paris, 
von Hoeſch, übergab dieſer Tage der franzöſiſchen Regierung 
folgende weitere Proteſtnote gegen die Unterſtützung 
der Separatiſten in der Pfalz durch die Franzoſen. 
Herr Miniſterpräſident! Unter Bezugnahme auf 
mein Schreiben vom 10. November beehre ich mich, im Auftrage 
meiner Regierung Eurer Exzellenz Folgendes zur Kenntnis zu 
bringen: Am 5. November und an den folgenden Tagen wurden 
in der bayeriſchen Rheinpfalz in einer Reihe von Städten, 
darunter Kaiſerslautern, Landau, Kirchheimbolanden und 
            Neu=
ſtadt a. Haardt, öffentliche Gebäude durch von auswärts 
zugezogene bewaffnete Separatiſtenbanden beſetzt. Auch bei 
dieſem neuen aufrühreriſchen Vorgehen fanden die Separatiſten 
bei den franzöſiſchen Beſatzungsbehörden altive Unterſtützung. 
In Speyer durchſuchten in der Nacht vom 3. zum 4. November 
franzöſiſche Gendarmen das Poſtamt und derhafteten die 
            wacht=
habenden Poſtbeamten. Im Regierungsgebäude daſelbſt 
            verlang=
ten die franzöſiſchen Behörden die Beſeitigung der dort 
            getroffe=
nen Schutzmaßregeln. In der Nacht vom 1. zum 2. November 
hoben franzöſiſche Organe den deutſchen Selbſtſchutz im 
            Bezirks=
amt Ludwigshafen auf und verhafteten ihn. 
In Kaiſerslautern verbot der Delegierte Leſur 
            aus=
drücklich das Einſchreiten der deutſchen Polizei gegen die 
            Sepa=
ratiſten, die Polizei wurde dem franzöſiſchen Kommando 
            unter=
ſtellt. Sie räumte das Rathaus, nachdem ihr der Delegierte die 
Entwwaffnung der Separatiſten innerhalb zwei Stunden 
            aus=
drücklich zugeſagt hatte. Dieſe Zuſage wurde trotz wiederholter 
Vorſtellungen nicht gehalten. Auf den öffentlichen Gebäuden in 
Kaiſerslautern weht neben der Fahne der Separatiſten die 
            fran=
zöſiſche Trikolore. Bereits am 31. Oktober umſtellten 
            franzö=
ſiſche Truppen das Gebäude der Handwerkerkammer in 
            Kaiſers=
lautern, in dem Freiwillige zur Abwehr in Bereitſchaft lagen. 
Allen Freiwilligen wurden die Identitätskarten abgenommen; 
ſie mußten ſich am 3. November beim Delegierten melden und 
wurden dort verhaftet und mit Laſtkraftwagen abbefördert. 
In Kirchheimbolanden wurden die deutſchen 
            Gen=
darmeriebeamten zum franzöſiſchen Bezirksdelegierten befohlen 
und von dieſem in ſeinem Amtszimmer dem dort anweſenden 
Separatiſtenführer übergeben, der ſie entwaffnen und verhaften 
ließ. Sie wurden erſt abends aus der Haft entlaſſen, nachdem 
ſie dem Delegierten die Zuſicherung gegeben hatten, daß ſie gegen 
die Separatiſten nichts unternehmen würden. Dem deutſchen 
Poſtvorſteher in Kirchheimbolanden gegenüber erklärte der 
            fran=
zöſiſche Delegierte: „Wir Franzoſen erkennen die neue Regierung 
der Pfalz an. Sie haben deshalb die Anordnungen der neuen 
Regierung ebenſo zu befolgen wie die unſerigen.‟ Der Aufmarſch 
der Separatiſten, die mit Gummiknüppeln, Revolvern und teils 
mit Gewehren bewaffnet ſind, in militäriſchen Formationen, wird 
von den franzöſiſchen Behörden ebenſowenig behindert, wie die 
Vornahme von Requiſitionen. 
Die deutſche Regierung legt gegen die fortgeſetzte 
            Unterſtütz=
ung der Separatiſtenbanden durch amtliche franzöſiſche Organe 
und gegen die Behinderung der deutſchen Behörden und 
            Be=
amten bei der Wiederherſtellung der öffentlichen Ordnung und 
der Bekämpfung der aufrühreriſchen Elemente erneut 
            nach=
drücklich Verwahrung ein. Sie wiederholt die 
            For=
derung, daß den franzöſiſchen Truppen, alsbald Befehl gegeben 
woerde, den völkerrechtlichen und vertragsmäßigen Verpflichtungen 
der Beſatzungsmächte gemäß zu handeln. 
Genehmigen Sie, Herr Miniſterpräſident, den Ausdruck 
meiner ausgezeichneten Hochachtung. 
gez. Hoeſch.
 Mainz, 21. Nov. Wie wir aus beſter Quelle erfahren, iſt 
durch die Beſchlagnahme weiterer Schulgebäude der höhere 
Schulunterricht in Mainz faſt vollkommen brachgelegt und 
muß unter den dürftigſten Raumperhältniſſen weiterzuführen 
verſucht werden. Die franzöſiſche Beſatzungsbehörde hat in den 
letzten Tagen das große Gebäude der Oberrealſchule, eines der 
größten Schulgebäude Heſſens, beſchlagnahmt zum Zwecke der 
Einrichtung eines franzöſiſchen Knabeninternats mit allem 
            er=
denklichen Komfort. Ebenſo wurde die einzige noch freie 
            Turn=
halle des Mainzer Turnvereins beſchlagnahmt. Nunmehr iſt 
kein einzige höhere Schule mehr in deutſchem Beſiß. 
            Be=
gründet wird die Beſchlagnahme mit Regiezwecken und 
            Schul=
zwecken. 
Am geſtrigen Dienstag kam es zu 
            Erwerbsloſenun=
ruhen in Mainz, die von den Separatiſten für ihre Zwecke 
auszunutzen verſucht wurden. Sie ſuchten unter den 
            Erwerbs=
loſen zu werben, indem ſie Schokolade und Zigaretten verteilten. 
Auf dem Schloßplatz kam es gegen Mittag zu Anſammlungen, 
bei denen die Separatiſten den Erwerbsloſen einredeten, daß die 
Franzoſen hinter ihnen ſtänden. Wie um dieſe 
            Be=
hauptung draſtiſch zu illuſtrieren, erſchien im ſelben Augenblick 
ein Zug Spahis und jagte alles auseinander, 
            Se=
paratiſten und Erwerbsloſe. Um 4 Uhr kam es 
            noch=
mals zu Anſammlungen vor dem Stadthaus, die aber ohne 
Mühe von der ſtädtiſchen Polizei zerſtört wurden.
 Die Reichsgewerkſchaft deutſcher Eiſenbahnbeamten, die 
            Gewerk=
ſchaft deutſcher Reichsbahnbeamten und die Gewerkſchaft der techniſchen 
Reichsbahnbeamten haben ſich zu einer Arbeitsgemeinſchaft 
            zuſammen=
geſchloſſen. 
Von zuſtändiger Stelle wird das Gerücht, der Reichskanzler ſei 
zwecks Anleiheverhandlungen nach Amſterdam abgereiſt, als völlig aus 
der Luft gegriffen bezeichnet. Dr. Streſemann weilt in Berlin. 
In München wurde Eckardt, einer der bekannten Führer der 
            natio=
nalſozialiſtiſchen Bewegung, verhaftet. Die Verhaftung ſoll im 
            Zuſam=
menhang mit den Münchener Vorgängen am 8. und 9. November ſtehen. 
Die Reichsindexziffer für die Lebenshaltungskoſten beläuſt 
ſich nach den Feſtſtellungen des Statiſtiſchen Reichsamts für Montag 
den 19. November, auf das 831fache der Vorkriegszeit. Die 
Steigerung gegenüber der Vorwoche (218,5) beträgt demnach 
280, 3 vom Hundert. 
Die Madrider Preſſe beröffentlicht eine von Intellektuellen der 
ganzen Welt unterzeichnete Erklärung zugunſten Deutſchlands. 
Nach den endgültigen Ergebniſſen der bulgariſchen Parlamentswahlen, 
erhielten die Regierungskoalition 201, die Nationalliberalen 7 Mandate. 
Auf die gemeinſame Liſte der Agrarier und Kommuniſten entfielen 39 
Mandate. Die neue Kammer dürfte etwa Anfang Dezember einberufen 
werden. 
In dem zwiſchen Italien und Jugoſlawien abgeſchloſſenen Fiume= 
Abkommen billigt die italieniſche Regierung Jugoſlawien den kleinen 
Hafen von Della und Teile von Baros auf 99 Jahre zu. Außerdem 
räumt es Jugoſlawien im Hafen von Fiume eine Freizone ein. 
            Jugo=
ſlawien erkennt dafür an, daß Fiume unter italieniſche Verwaltung 
kommt. 
Wie Hadas aus Rom melder, wird in politiſchen Kreiſen Roms die 
Nachricht verbreitet, daß Muſſolini eine baldige perſönliche Beſprechung 
mit Poincaré haben wird. Eine Beſtätigung dieſer Meldung liegt in 
Paris nicht vor.
Wertbeſtändiges Notgeld für die Pfalz.
 Ludwigshafen 21. Nov. Die geſtrige Vollſitzung der 
Handelskammer Ludwigshafen nahm zu der für die Pfalz 
            außer=
ordentlich wichtigen Frage der Ausgabe eines wertbeſtändigen 
Notgeldes durch die Handelskammer Stellung. Die Sitzung, 
der außer den Vertretern der verſchiedenſten Intereſſenkreiſe 
auch zwei Regierungsräte von der Pfälzer Kreisregierung und 
Oberleutnant Magnie, der Adjutant des Generals de Metz, 
            bei=
wohnten, war aus der ganzen Pfalz ſtark beſucht. Nachdem 
Handelskaumer und Kreisregierung des 25jährigen Jubiläums 
des Handelskamerpräſidenten Geheimrats von Wagner mit 
ehrenden Worten gedacht hatten, erſtattete Kommerzienrat 
            Ludo=
wici Bericht über die Währungsverhandlungen, die in Speher, 
Ludwigshafen=Mannheim und Koblenz geführt und zu einem 
gewiſſen Abſchluß gekommen ſeien. Der Plan, eine Pfälzer 
Währung zu ſchaffen, ſei aufgegeben worden, da mit einer rein 
Ffälziſchen Währung der Pfalz nicht geholfen würde. Man habe 
ſich vielmehr für eine rheiniſche Währung entſchieden. Für die 
Zwiſchenzeit ſoll die Pfalz nunmehr ein wertbeſtändiges 
            Zah=
lungsmittel erhalten, das durch die Handelskammer ausgegeben 
wird und bis zur Gründung der in Ausſicht genommenen 
            Rhei=
niſchen Bank Gültigkeit haben ſoll (etwa zwei Monate). Nach 
weiteren Ausführungen über die Vorbereitungen zur Ausgabe 
dieſes Handelskammer=Dollars erklärte ſich die Kammer mit den 
Vorſchlägen einverſtanden. Die Genehmigung der 
            Interalliier=
ten Rheinlandkommiſſion in Koblenz, an die bereits ein Geſuch 
gerichtet iſt, ſteht zwar noch aus, doch glaubt man nach einer 
            tele=
graphiſchen Antwort von dort, daß der Ausgabe von dieſer Seite 
keine Schwierigkeiten entgegengeſetzt werden.
 München 21. Nov. In einer in den „Akademiſchen 
Stimmen” veröffentlichten Kundgebung des früheren 
Kronprinzen Rupprecht an die Pfalz heißt es: „Die 
Bedingungen des uns aufgezwungenen Friedens, die im 
            Wider=
ſpruch zu den uns gemachten Verheißungen ſtanden, ließen 
            er=
kennen, daß nach dem Willen der Franzoſen, der intellektuellen 
Anſtifter des Krieges, nicht das Deutſche Reich allein, ſondern 
das Deutſchtum überhaupt getroffen werden ſollte. Ei freies 
Deutſchtum muß unſer Ziel ſein. Undeutſch war der 
Abſolutismus vergangener Jahrhunderte, undeutſch iſt der 
Zentralismus. Beides kam aus Frankreich. Ein „ewig” 
gibt es nicht in der Geſchichte, ſo wollen wir auf beſſere Zeiten 
hoffen. Unſeren Brüdern aber in der Pfalz und an Rhein und 
Ruhr von Herzen kommenden Dank!“
 Berlin, 21. Nob. Die München=Augsburger 
            Abend=
zeitung meldet aus Berlin, der Reichskanzler habe geſtern dem 
Vertreter der Bayeriſchen Volkßpartei mitgeteilt, daß zurzeit alle 
Verhandlungen mit Bayern ruhen. Davon, daß das Reich die 
Entwickelung der Dinge in Bayern ſtillſchweigend hinnehmen 
werde, könne keine Rede ſein. Vorläufig wäre aber die 
            Ent=
ſcheidung über das Ruhrgebiet ſo wichtig, weil don ihr Leben 
und Sterben des deutſchen Volkes abhänge.
 * Dresden, 21. Nov. (Prid.=Tel.) Wie wir vor k. 
meldeten, kündigte der Militärbefehlshaber für Sachſen 
Umſtellung der ſächſiſchen Landespolizei auf überpartei 
Grundlage an, um ſie wieder zu einem zuverläſſigen St 
inſtrument zu machen. Dieſe Ankündigung wird mit 
licher Friſche und Sachverſtändigkeit in die Tat umgeſetz 
eben erfahren wir, daß unter Berückſichtigung ihrer Anſche 
gen und ihrer Betätigung eine ganze Reihe Beauite der La 
polizei bis auf weiteres ihres Dienſtes enthoben ſind. Dar 
befinden ſich der Polizeipräſident von Dresden, Menke, der 
malige radikale Unabhängige und noch jetzige 
            Vertrauens=
der Kommuniſten, der Polizeimajor Smetzſch, und der ko 
niſtiſche Polizeihauptmann Neidenbach, beide ebenfalls aus 
Dresdener Polizeipräſidium. Ferner ſind aus der Lande 
tiale der Polizei verſchiedene Oberkommiſſare ihres Die 
enthoben torden. Es handelt ſich ausſchließlich um Mä 
denen die Forderung der Landespolizei im ſozialiſtiſch=kor 
niſtiſchen Sinne ausgezeichnet gelungen war, namentlich 
einen außerordentlich intenſiven Spitzeldienſt und rückſicht 
Beſeitigung alber zuverläſſigen Elemente. Faſt ausnahn 
handelt es ſich um ehemalige Unteroffiziere, die ſpöter 
Sozialdemokratie übergingen und dafür mit höheren. Aen 
belohnt wurden. Nach Beſeitigung dieſer Leute dürfte 
der Tat gelingen, aus der ſächſiſchen Landespolizei wiede 
zuverläſſiges Inſtrument und keine ſozialiſtiſche Verſorg 
anſtalt zu machen.
 * Dresden 21. Nov. (Priv.=Tel.) Der frühere Min 
präſident Dr. Zeigner iſt auf Veranlaſſung des Oberſte 
anwalts in Leipzig heute in Dresden verhaftet und dem 
ziger Unterſuchungsgefängnis zugeſührt worden. Daß Ver 
kelungsgefahr vorlag, ſteht außer Zweifel. Zudem hatte 
hier das peinliche Gefühl, daß allerhand Kräfte am Werke 
den Tatbeſtand in ſehr bedenklicher Weiſe zu ver irren. 
Spione in Sachſen. 
Berlin, 21. Nov. Halbamtlich wird mitgeteilt: Das 
de Paris bringt ausführliche Mitteilungen über angebliche 1 
griffe von Reichswehrtruppen gegen einen belgiſchen Off 
von der interalliierten Militärkontrollkommiſſion und eine 
begleitenden franzöſiſchen Feldwebel. Die beiden Kommif 
mitglieder, die ſich im Auto nach dem ſächſiſchen Operat; 
gebiet begeben hatten, ſollen in der Nähe von Dresden 
Vorzeigung ihrer Ausweiſe zunächſt durch die Truppen 
Stunden lang feſtgehalten, ſpäter im Leipziger Hotel Af 
nachts aus den Betten geholt, beſchimpft, verhaftet und erſ 
anderen Morgen wieder in Freiheit geſetzt worden ſein. 
Darſtellung des Echo de Paris entſpricht inſofern den Tatſa 
als ſowohl ein belgiſcher Leutnant von der Konkrollkommi 
wie auch ſein franzöſiſcher Begleiter zunächſt in „Rochlitz 
Dresden und ſpäter in Leipzig von Reichswehrtruppen ang 
ten worden ſind. In Leipzig erfolgte auf Grund beſtim 
Verdachtsgründe (der Belgier verbrannte, als man ihn 
Hotelzimmer aufſuchte, ſchnell noch mehrere Notizbuchblä 
eine Durchſuchung. Dabei wurde eine Karte gefunden, au 
faſt ſämtliche derzeitigen Stellungen der zur Wiederherſtel 
der Ruhe und Ordnung nach Sachſen entſandten Truppen 
gezeichnet waren. Trotz dieſes grabierenden Befundes 
beide Kommiſſionsmitglieder wieder freigelaſſen worden, 1 
dem ihre Ausweiſe im Beiſein eines deutſchen Offiziers get 
worden waren.
 * Berlin, 21. Nov. (Priv.=Tel.) Heute mittag er 
die Wilmersdorfer Polizei, daß in der Nähe von Pauls. 
im Grunewald proletariſche Hundertſchaften Uebungen abhie 
Sofort entſandte Beamte bemerkten etwa 200 Perſonen in 
ſchloſſenem Zug. Die Teilnehmer zerſtreuten ſich. Da ſie 
wiederholten Anruf nicht ſtehen blieben, gab einer der 
            Bea=
einen Schuß ab, worauf mehr als acht Perſonen feſtgenom 
wurden. Es wurden Schlagringe, eine Sammelliſte zu ei 
kommuniſtiſchen Kampffond, kommuniſtiſche Flugblätter, Beitr ey 
erklärungen, ein Aufruf der Anarchiſtengruppe und anderes 
terial gefunden. Die Feſtgenommenen wurden dem Pol 
präſidium zugeführt.
 Stuttgart 21. Nov. Der Militärbefehlshaber 
Wehrkreiskommandos V, General Reinhardt, hat in 
            Ergän=
des Verbots von Hundertſchaften auch die Abhaltung von 
ländeübungen jeder Art in geſchloſſenen Verbänden, das Po 
ſtehen und das Herumſtreifen einzelner Perſonen oder ge 
Gruppen in Ortſchaften und außerhalb dieſer zwecks 
            Ausfüh=
einer Kontrolle verboten. Zuwiderhandelnde können be 
und in Schutzhaft genomimen werden.
Von Dr. Ella Menſch.
 (Schluß.) 
Einen beſonderen Abſchnitt in meinen Darmſtädter 
            Erinne=
rungen bilden die Nuſſenwochen, die ſich aus dem viermaligen 
Beſuch des Zaren Nikolaus II. und ſeiner Gemahlin, der Zarin 
Akexandra, ergaben. Die Aufzeichnungen des ruſſiſchen Miniſters 
Witte, die im Januar 1921 erſchienen ſind, bringen ein ganz 
einſeitiges Bild von der Zarin, weil ſie ſie nicht in ihrem 
            Jugend=
lande aufſuchen konnten. Prinzeſſin Alix war weder hyſteriſch 
noch wankelmütig. Das in ſich gekehrte, verſchloſſene, ungeſunden 
myſtiſchen Strömungen zugängliche Weſen entwickelte ſich in ihr 
erſt, als die Verhältniſſe in Rußland ſich immer ſchwieriger 
            ge=
ſtalteten und ihr jede Bewegungsfreiheit raubten. Zunächſt aber 
ſahen wir eine geſunde, glückſtrahlende Frau wiederkehren, die 
ſich mit ihrem Gatten in der Zwangloſigkeit des Darmſtädter 
Lebens von den anſtrengenden Feſten und Empfängen in Paris 
erholen wollte. 
Die äußeren Zurüſtungen geſtalteten ſich freilich auch in der 
heſſiſchen Reſidenz etwas anders, als wenn der Deutſche Kaiſer 
zu Beſuch weilte. Vocſichts= und Abſperrungsmaßregeln mußten 
in Kraſt treten. Ich erhielt eine Karte, die mir das Betreten und 
Ueberſchreiten polizeilich geſperrter Plätze erlaubte. Zum 
            erſten=
mal erblickte ich weihliche Detektivs, die auf dem Rade 
            unmerk=
lich dem Zarenpaar ſolgten. Die in der Feſtoper mitwirkenden 
Statiſten, ſowie das geſamte Chorperſonal wurden dem ruſſiſchen 
Polizeichef vorgeführt, der jedes Geſicht ſcharf muſterte. 
Zar Nikolaus und ſeine Frau gingen mit Vorliebe zu Fuß 
und machten gern perſönlich ihre Einkäufe in den Geſchäften. Oft 
entſtand dabei ein ſolches Gedränge, namentlich durch die 
            Schul=
jugend veranlaßt, die ſich an der geliebten Prinzeß nicht ſatt 
ſehen konnte und ſie immer wieder wie mit freiwilliger Leibwache 
umgab, daß einmal das Zarenpaar durch die Hintertür eines 
Möbelgeſchäftes entwich. Ich verſah damals die „Frankfurter 
Zeitung” mit Hofnachrichten und meldete auch dieſen Vorgang. 
Der Feuiſletonredakteur, der pointierte Ueberſchriften liebte, 
ſetzte über den kleinen Stimmungsbericht die Worte :„Zar und
 Zarin auf der Flucht.” Wer würde damals in dieſem Scherztitel 
ein böſes Omen geſehen haben! 
Eines Tages erhielt ich durch das genannte Blatt 
            telegra=
phiſch die Aufforderung, für den geiſtreichen und geſellſchaftlich 
geſvandten Leiter des Feuilletons eine unpolitiſche Audienz bei 
der jungen Zarin zu erwirken. Obgleich ich wußte, daß ein 
            ſol=
ches Geſuch ganz ausſichtlos war, tat ich mein Möglichſtes, um 
es anzubringen. Hätten die Frankfurter Herren nur ein wenig 
von der mimoſenhaften Pſyche der jungen Zarin gekannt, ſo 
            wür=
den ſie dieſen Wunſch der jungen Zarin nie geäußert haben. Nicht 
an der Etikette mußte er ſcheitern, ſondern an der ſeeliſchen 
            Be=
ſchaffenheit einer Frau, die vor dem Hinaustreten in die 
            Oeffent=
lichkeit, vor einem Interview für die Zeitung die denkbar größte 
Scheu empfand. 
Ihre Freundinnen aus der Mädchenzeit, von denen die 
            der=
trauteſten bürgerlicher Herkunft waren, ließ ſie ſich wiederholt 
komnien, ebenſo ihre alte Lehrerin im Deutſchen, Fräulein Anna 
Textor, die auch nie bei beſonderen Anläſſen vergeſſen wurde. 
In ihrer ſtillen, unauffälligen Art hat die junge Zarin den 
Wohltätigkeitsanſtalten ihrer Jugendheimat manche 
            Zuwen=
dung zuteil werden läſſen. Der Zar galt bei ſeiner 
            Um=
gebung, namentlich bei der Dienerſchaft im Palais, als ſehr 
liebenswürdig und äußerſt rückſichtsvoll. Ein ſchriller Mißton 
ſiel in die zweite Anipeſenheit des Zarenpaares in Darmſtadt. 
Das ehrwürdige und allgemein verehrte Großherzogspaar von 
Baden hatte telegraphiſch ſeinen Beſuch angekündigt und war 
abgelehnt worden mit dem Hinweis auf das bereits anders 
            ent=
worfene Programm. Sicher lag der Ablehnung keine böſe oder 
beleidigende Abſicht zugrunde, ſie war erfolgt aus fener 
            gedanken=
loſen Bequemlichkeit, die ſpäter ſo manche Handlungen und 
ſchlimmen Unterlaſſungsſünden des Zaren und ſeiner 
            Schaukel=
politik kennzeichnete. 
Zu einem lichtvollen Bilde konnte meine 
            Berichterſtatter=
tätigkeit einige Jahre ſpäter ſich wenden, als die Vermählung 
der Prinzeſſin Alice von Battenberg, der Tochter, der älteſten 
Schweſter der Zarin, mit dem Prinzen Andreas von 
            Griechen=
land. die Gegenwart des Zarenpaares, der Königin von England 
des Königs und der Königin der Hellenen und vieler anderen 
Fürſtlichkeiten herbeigezogen hatte. In der proteſtantiſchen 
            Hof=
kirche fand die Trauung ſtatt. Ein in Gold und friſchen 
            Farben=
tönen ſtrahlender Herbſt wob ſein leuchtendes Gewand um die
 Feſttage und löſte ſich bald, nachdem ſie verrauſcht waren 
Regen und Novembernebel auf, der faſt ſinnbildlich berül 
Denn in ihm gaben wir dem einzigen Töchterchen des Groß 
zogs Ernſt Ludwig, der kleinen Prinzeß Eliſabeth, das 
Geleit zum Mauſoleum auf der Roſenhöhe. 
Das tiefgehende Verſtändnis des Landesherrn für 
ſchreitendes geiſtiges und künſtleriſches Leben ſchien eine 
Aera über Darmſtadt hinaufzuführen, zum Schrecken des Phil 
tums. Die Entſtehung der Künſtlerkolonie auf der Mathildenl 
und die damit derbundenen Ausſtellungen im Ernſt=Ludw 
Hauſe und in den Künſtlerhäuſern waren der erſte ſichtbare 9 
druck der Initiative des warmen, raſchen Impulſes gehorchen 
Fürſten. Seitdem ſpricht man in der Kunſtwelt von einem Da 
ſtädter Stil. Es war zunächſt weniger die Ausſtellung ſelbſt 
der wundervolle Naturrahmen, den die Schöpſungen von O 
rich, Habicht, Chriſtianſen, Behrens u. a. in 
alten Garten mit ſeinem Platanenhain gefunden hatten, 
weitgehende Beachtung erhielt. Die mit Hochdruck arbeite 
Künſtlerphantaſie, die ſich in jenen Tagen vieler Gemüter wie 
Rauſch bemächtigt hatte, war ſchwächeren Naturen nicht zutt 
lich. So ſtellte der ſtolze Bau der Kolonie gleichſam die Kuli 
zu zwei Tragödien, die ſich im Anſchluß an die Ausſtellungen 
ſpielten. Der junge Patriz Huber endete durch Selbſtme 
weil er das Spiel einer gaukelnden Sirene, in der ſich Dun 
heit mit Herzensgüte vereinten, für Ernſt genommen hatte. 
ein größerer, der Bensheimer Dichter Wilhelm Holzam 
der Verfaſſer der Feſtſpiele, dem der Großherzog die Stelle ei, 
Kabinettsbibliothekars übertragen hatte, ſollte hier in einer 
mentargewaltigen Liebe zu einer ſeeliſch aparten Deſſauer 
ſchauſpielerin zwar nicht den Tod, wohl aber das Schickſal 
den, das ihn losriß von Weib und Kind und in eine unge 
Zukunft hinaustrug. Das waren die letzten ſtarken Eindru 
die ich von Darmſtadt mit hinwegnahm, bevor ich 1904 einem 2 
nach Berlin folgte. Vor meinem Scheiden war mir noch ein gu 
Abgang zuteil geworden. Im Auftrage der Freifrau von 2 
durfte ich die offizielle Feſtrede bei der Enthüllung des Denkm 
der Großherzogin Alice von Heſſen halten im Spätſommer 19 
und beim Scheiden ließ mir der Großherzog durch das Staa 
miniſterium die Heſſiſche Medaille für Kunſt und Wiſſenſchaft, 
tragen am rotweißen Bande, überſenden. Nur bei großen var 
ländiſchen Feſten habe ich von der Auszeichnung 
            Gebra=
gemacht.
in Hinanzieller Druck Amerikas auf Srankreich?
 Paris, 21. Nov. (Wolff.) Wie „Newyork Herald” aus 
ſington meldet, wird der Vorſchlag des Senators Smoot, 
rankreich zwecks Regelung ſeiner Kriegsſchuld bei den 
            Ver=
en Staaten heranzutreten, von der amerikaniſchen 
            Schulden=
erungskommiſſion in nächſter Zeit angenommen werden. 
Ankündigung ziele insbeſondere auf Frankreich. Der 
            Be=
der Schuldenfundierungskommiſſion könne in gewiſſem 
e als ein Anzeichen dafür betrachtet werden, daß die 
            Ver=
en Staaten es jetzt aufgegeben hätten, Europa Hilfe zu 
en. Es werde gegen Mitte Dezember in höflicher, aber 
Sprache eine entſprechende Aufforderung an die 
            Schuldner=
r ergehen. Staatsſekretär Hughes habe den Forderungen 
Senators Smoot lange Zeit Widerſtand geleiſtet, in der 
ung, Frankreich würde vielleicht einem Plan zur Regelung 
Reparationsfrage zuſtimmen. Seit aber der Hughesſche 
hlag ſelbſt, die deutſche Zahlungsfähigkeit durch einen 
            Sach=
ndigenausſchuß abſchätzen zu laſſen, in ſich 
            zuſammen=
en ſei, mache der Staatsſekretär keinerlei Hehl mehr daraus, 
mit den Smootſchen Abſichten einverſtanden ſei. Es ver= 
Staatsſekretär Hughes habe es ſeinen Kollegen freigeſtellt, 
gehen, wie ſie Luſt hätten. Er glaube aber, daß wenig 
beſtehe, daß das amerikaniſche Erſuchen die 
            gewünſch=
tiſſe zeitigen werde. Man nehme ſogar an, daß einige 
lleicht nicht einmal antworten werden. Indeſſen 
verartiges Vorgehen doch der Welt die Stellung der 
Staaten hinſichtlich der Politik gewiſſer 
            Schuldner=
machen helfen. Die franzöſiſche Schuld bei den 
            Ver=
aten belaufe ſich mit den rückſtändigen Zinſen auf 
rden 850 Millionen Dollar, die bei dem heutigen 
70 Milliarden 300 Millionen Franken darſtellten. 
enſatz zu den vorſtehenden Ausführungen ſagt eine 
Meldung des „Petit Pariſien”, daß ſtark 
            bezwei=
erden müſſe, daß die übrigen Mitglieder der 
            Schulden=
erungskemmiſſion, Staatsſekretär Hughes, Schatzſekretär 
m und Handelsſekretär Hoover, die Auffaſſung von Smoot 
Keine Anleihe für Deutſchland. 
Zaris, 21. Nob. (Wolff.) Nach einer Meldung des „New= 
Herald” aus Waſhington ſoll Staatsſekretär Hoober als 
e der amerikaniſchen Unterſtützungsorganiſation geſtern die 
ungen dementiert haben, daß Vorſchläge für eine Anleihe 
Unterſtützung zugunſten Deutſchlands erwogen würden. 
er habe zuverläſſige Informationen erhalten, daß die 
he Getreideernte über dem Durchſchnitt ſtehe und daß die 
hen Bauern es ablehnten, gegen Papiermark zu verkaufen. 
Goldlohnforderungen der Staatsarbeiter. 
Berlin, 21. Nov. (Priv.=Tel.) Wie bereits gemeldet, 
zeſſen auch für die Beamten ſtattgefunden. Wider Erwarten 
rkſchaften Forderungen aufſtellten, die erheblich über das 
leich ſeinen Arbeitern Löhne zahlen will, die entſprechend den 
erung wurde jedoch mit Rückſicht auf die Finanzlage 
            ab=
tt. In längeren Erklärungen betonten die Regierungsver= 
Löhnen ohne Deckung unmöglich ſei. Das Angebot der 
trie getroffen und von der Arbeiterſchaft auch als 
            ausrei=
averkannt worden ſeien. Würde das Reich über dieſe 
en Induſtrien die Folge ſein und die Inflation müßte ſo 
neuem beginnen. Der Reichsfinanzminiſter könne 
            unmög=
ber die Mittel hinausgehen, die ihm nach Lage der Dinge 
Verfügung ſtehen. Auf dieſe Erklärungen hin wurden in 
rückter Stunde die Beſprechungen abgebrochen. Die Ge= ſchwere Erkrankungen feſt. 
chaften haben am Mittwoch zu dem Regierungsangebot 
ung genommen und werden am Donnersatag vormittag in 
ehen möglich iſt. Die Verhandlungen mit der Regierung 
en am Donnerstag vormittag wieder aufgenommen. Sollte 
ſch am gleichen Tage möglich ſein, eine Einigung zu 
            erzie=
ſo ſollen am Freitag vormittag die Beratungen über die 
ihrung des Goldgehalts für die Beamten beginnen. Im 
elpunkt aller Verhandlungen ſteht vorläufig noch die Frage, 
es möglich ſein wird, die Goldgehälter und Löhne in 
Höhe zur Auszahlung zu bringen. 
 Wertbeſtändige Zahlungsmittel für Bavern. 
München, 21. Nob. Wie bereits angekündigt, gibt der 
bayeriſche Staat ein wertbeſtändiges Notgeld in Form von 
Dollarſchatzanweiſungen heraus, die am 1. Februar 1929 mit 15 
Prozent Aufgeld eingelöſt werden und für die der Staat mit 
ſeinem geſamten Vermögen und Einnahmen haftet. Die 
            Stücke=
lung der Anleihe bis zu einem Viertel Dollar herab macht die 
Anweiſungen zugleich als Notgeld für den Kleinverkehr 
            ver=
wendbar. Bei früherer Einzahlung werden 3 Prozent Zinſen 
jährlich vergütet. Daneben geben die bayeriſche Landwirtſchafts=
 bank in München und die Allgäuer Vereinsbank in Kaufbeuren 
wertbeſtändiges Notgeld mit Ermächtigung des 
            Reichsfinanz=
miniſteriums auf Veranlaſſung des bayeriſchen 
            Landwirtſchafts=
miniſteriums in Stücken zu einem Dollar heraus, das nach 
            Auf=
ruf in deutſche Goldanleihe umgetauſcht oder in barem 
            Gegen=
wert eingelöſt wird. Die Abgabe bleibt zunächſt auf die mit der 
Milch= und Brotverſorgung befaßten Wirtſchaftskreiſe beſchränkt. 
Dieſes Notgeld darf nur zur Bezahlung der Erzeuger 
            Verwen=
dung finden. Die Abgabe der damit erworbenen Levensmittel 
darf bei Strafe des Entzugs der Handelserlaubnis nicht von der 
Zahlung wertbeſtändiger Zahlungsmittel ſeitens des 
            Verbrgu=
chers abhängig gemacht werden.
 AAH. 
Heimumiieermäber Mamenhhebalbenmramenäffen
 Auf Grund des Ermächtigungsgeſetzes iſt am 3. d. eine für 
die Verſicherungspflichtigen, Aerzte und Apotheker wichtige 
            Ver=
ordnung vom 30. Oktober in Kraft getreten. Die für eine Kaſſe 
tätigen Aerzte ſind verpflichtet, eine nicht erforderliche 
            Behand=
lung abzulehnen, die erforderliche Behandlung (Art und 
            Um=
fang der ärztlichen Verrichtungen ſowie Verſchreibung von 
Arznei, Heil= und Stärkungsmitteln) auf das notwendige Maß 
zu beſchränken und bei Erfüllung ihrer Verbindlichkeiten alles 
zu vermeiden, was eine unnötige und übermäßige 
            Inanſpruch=
nahme der Krankenhilfe herbeiführen kann. Der Kaſſenvorſtand 
iſt berechtigt, die Aerzte auf Verſtöße gegen dieſe Vorſchriften 
hinzuweiſen und ihnen ohne Rückſicht auf entgegenſtehende 
            Ver=
tragsbeſtimmungen bei gleichwohl wiederholter Verletzung 
dieſer Verpflichtungen friſtlos zu kündigen und bis zur Dauer 
von zwei Jahren die erneute Zulaſſung zur Tätigkeit bei der 
Kaſſe zu verſagen. Dem Arzte muß vorher Gelegenheit zur 
Aeußerung gegeben werden 
Dem Arzte ſteht innerhalb einen Monats nach Kündigung 
und Zulaſſungsverſagung die Berufung an den 
            Ueber=
wachungsausſchuß zu, ohne aufſchiebende Wirkung. Dieſer 
Ausſchuß, der endgültig unter Ausſchluß des Rechtsweges 
            ent=
ſcheidet, beſteht aus je zwei Vertretern der Aerzte und der Kaſſen 
im Bezirke des Verſicherungsamtes und aus einem von ihnen 
gewählten Obmann, der weder Arzt noch Mitglied eines 
            Kaſſen=
organs ſein darf. (Bei Nichteinigung über den Obmann beſtellt 
ſolchen das Verſicherungsamt.) 
Entfällt bei einer Kaſſe auf je 1350 Verſicherte, bei 
            Familien=
behandlung auf je 1000 Verſicherte mehr als ein Arzt, ſo kann 
der Kaſſenvorſtand die Neuzulaſſung weiterer Aerzte zur 
            Tätig=
keit bei der aſſe verſagen, ſolange die Zahl die für die Kaſſe 
tätigen Aerzte jene Höchſtzahl überſchreitet. Dies gilt auch da, 
woo bei einer Kaſſe grundſätzlich alle im Aerzteregiſter 
            eingetra=
genen Aerzte zugelaſſen ſind. Gegen die Nichtzulaſſung ſteht dem 
Arzt die Beſchwerde an den endgültig entſcheidenden 
            Ueber=
wachungsausſchuß zu. Dieſe Beſchwerde kann nur auf die 
            Be=
hauptung geſtützt werden, daß die genannte Höchſtzahl nicht 
            er=
reicht iſt oder daß der Kaſſenvorſtand entgegen ſeinem Beſchluß 
andere Aerzte neu zugelaſſen hat. 
Bei Kaſſen mit räumlich weit ausgedehntem 
            Be=
reiche kann der Vorſtand zur Vermeidung von 
            Fuhr=
koſten den für die Kaſſe tätigen Aerzten beſtimmte 
in den letzten Tagen im Reichsfinanzminiſterium Ver= Bezirke zuweiſen. Ueber Beſchwerden entſcheidet, der 
ungen über die Goldlöhne für die Staatsarbeiter und in= Ueberwachungsausſchuß endgültig. Die Vergütung der danach 
örtlich nicht zuſtändigen Kaſſenärzte kann die Kaſſe — abgeſehen 
en die Beratungen noch nicht abgeſchloſſen werden, da die von dringenden Fällen — ablehnen. Bei ſolchen Kaſſen kann 
der Vorſtand von Fuhrwerk beſitzenden Arbeitgebern, ſoweit es 
bot der Regierung hinausgingen. Während bekanntlich ſich um deren Beſchäftigte handelt, die Geſtellung des Fuhrwerks 
für notwendige Fahrten des Arztes oder zum Arzte verlangen. 
nen Zonen zwiſchen 20 und 27 Goldpfennigen liegen, der= Bei unbegründeter Weigerung kann die Erſtattung der der Kaſſe 
n die Gewerkſchaften Sätze bis zu 50 Goldpfennigen. Dieſe durch ſolche Fahrten entſtandenen Ausgaben verlangt werden. 
Von den Koſten für Arznei, Heil= und 
            Stär=
kungsmittel haben die Verſicherten in allen 
daß in Zukunft das Reich unmöglich über ſeine Kräfte Fällen 10 v. H. ſelbſt zu tragen. Gefährden nach 
Sgehen könne, und daß eine Bewilligung von Gehältern pflichtmäßiger Ueberzeugung des Kaſſenvorſtandes die 
            Aus=
gaben der Kaſſe für die im vorigen Satze genannten 
            Lei=
rung ſtütze ſich auf die Vereinbarungen, die in der Privat= ſtungen die Leiſtungsfähigkeit der Kaſſe, ſo kann er 
            be=
ſchließen, daß die Kaſſenmitglieder die Koſten bis 20 v. H. 
ſelbſt zu tragen haben. Auf Verlangen der Mehrheit der 
hinausgehen, ſo würde eine neue Lohnbewegung in allen Verſichertenvertreter im Ausſchuß muß der Vorſtand den 
            Be=
ſchluß aufheben. Der Vorſtand beſtimmt die Art, wie die 
            Mit=
glieder mit ihrem Koſtenanteile heranzuziehen ſind, und ſetzt die 
erforderlichen Ausnahmen für dringende Fälle und beſonders 
Wenn die bei der Arzneilieferung für eine Kaſſe beteiligten 
Apotheker und Verwalter oder ein für die ausreichende 
            Arznei=
gemeinſamen Sitzung ſchlüſſig werden, ob ein gemeinſames verſorgung bei der Kaſſe unentbehrlicher Teil von ihnen 
1. den mit der Kaſſe geſchloſſenen Vertrag nicht einhalten, 
2. es ablehnen, die für die Kaſſenmitglieder oder ihre 
            berech=
tigten Familienangehörigen verordneten Arzneien und 
            ſon=
ſtigen Heilmittel ohne ſofortige Barzahlung abzugeben oder 
3. höhere als die durch die Deutſche Arzneitaxe vorgeſchriebene 
Preiſe erheben, 
kann der Vorſtand allgemein oder für beſtimmte Teile des 
            Kaſſen=
bereichs beſchließen, den Migliedern und Angehörigen ſtatt
 freier Arznei und anderer Heilmittel Barleiſtungen in 
Höhe der nachgewieſenen Koſten bis zu einem von ihm 
            feſtge=
ſetzten angemeſſenen Höchſtſatz zu gewähren. In 
            Ausnahme=
fällen (bei nach ärztlichem Gutachten ſchweren Erkrankungen) 
kann der Vorſtand über dieſe Sätze hinausgehen. Der 
            Kaſſen=
vorſtand hat den Beſchluß, ſolche Barleiſtungen zu gewähren, 
ſofort dem Oberverſicherungsamt anzuzeigen. 
Dieſes ſetzt den Beſchluß außer Kraft, wenn ſeine Vorausſetzungen 
nicht oder nicht mehr vorliegen. Gegen dieſe Außerkraftſetzung 
ſteht dem Kaſſenvorſtand mit aufſchiebender Wirkung 
            ausgeſtat=
tete Beſchwerde an die oberſte Verwaltungsbehörde binnen einen 
Woche zu. 
In Nr. 321 wurden die Verhältniſſe der Allgemeinen 
            Orts=
krankenkaſſe München (Stadt) kurz berührt. Infolge Ablehnung 
des Schiedsſpruchs und Kündigung des Kredits ſeitens der 
Kaſſenärzte hat der Kaſſenvorſtand auf Grund der von uns 
            er=
läuterten Reichsverordnungen vom 30. Oktober beſtimmt: 
Ab 16. November erhalten die Kaſſenmitglieder bis auf 
            wei=
teres an Stelle der Sachleiſtungen für Krankenpflege eine 
            Bar=
leiſtung, die ſich nach den höchſten im Stadtbezirk für gelernte 
Arbeiter gezahlten Tariflöhnen, zurzeit 1,2 Billion Mark, richtet. 
Demnach erhalten an Stelle der Sachleiſtungen für Arzt, 
Arznei uſw.: 
1. a) arbeitsunfähige Mitglieder 1/ aus 1,2 Bill. — 200 
Milliarden Mark, für jeden Krankheitstag, ſofern die 
nachgewieſenen Koſten den Höchſtbetrag erreichen oder 
überſchreiten, andernfalls die nachgewieſenen Koſten; 
b)arbeitsfähige Mitglieder unter obigen 
            Voraus=
ſetzungen 200 Milliarden Mark, aber nur für die Tage, 
an denen ärztliche Behandlung ſtattgefunden hat. 
2. An Stelle der Pauſchvergütung unter Z. 1 erhalten 
            arbeits=
fähige Mitglieder bei Extraleiſtungen, für die in der preuß. 
Gebührenordnung als Mindeſtgebühr 200 Mk. oder darüber 
ausgeſetzt iſt, 7⁄/= aus dieſer Mindeſtgebühr; arbeitsunfähige 
Mitglieder 2⁄= aus den Mindeſtgebühren von 300 Mark an 
und darüber. 
3. Bei Entbindungen und bei Schwangerſchaftsbeſchwerden 
ſind die Mindeſtgebühren der preuß. Gebührenordnung zu 
zahlen. 
4. Von den Koſten für Wegegelder erſetzt die Kaſſe bis zu / 
der höchſten Tariflöhne. 
5. Die Beſtimmungen in Ziff. 1—4 gelten entſprechend für 
ärztliche Behandlung anfpruchsberechtigter 
            Familienange=
höriger. 
Durch die kataſtrophale Entvvertung der Mark iſt die Kaſſe 
vorübergehend in ſinanzielle Schwierigkeiten gekommen, die Kaſſe 
und Ausſchuß noch nachſtehende Einſchränkungen in den 
            Leiſtun=
gen zu beſchließen veranlaßten: 
1. Ab 21. d. wird Kur und Verpflegung in öffentlichem 
            Kranken=
hauſe oder Privatheilanſtalt auf Kaſſekoſten nicht mehr 
geſährt. Begibt ſich ein Mitglied in ein öffentliches 
Krankenhaus, ſo leiſtet die Kaſſe dem Mitglied (bzw. 
            Armen=
behörde) für angefallene Kur= und Verpflegungskoſten nur 
Erſatz bis zu //⁄s des Grundlohns. Begibt ſich ein Mitglied 
in eine Privatheilanſtalt, ſo wird ihm für die Dauer der 
Anſtaltsbehandlung Krankenpflege und, ſoſern mit der 
Krankheit Arbeitsunfähigkeit verbunden iſt, Krankengeld — 
beides ſatzungsgemäß — getährt. 
2. Bei der Familienhilfe wird bis auf weiteres für Arznei und 
Verbandsmittel ſowie Bäder, Brillen und Bruchbänder der 
Viertelkoſtenanteil nicht mehr übernommen, desgleichen nicht 
für Krankenhauspflege. 
In bezug auf Beitragseinhebung ſind alle Maßnahmen 
            ge=
troffen, die Beiträge ſoraſch als nur möglich 
            herein=
zubekommen, um die Leiſtungsbeſchränkungen nur kurzfriſtig 
wirken zu laſſen. 
Aus der Entwicklung der Münchener 
            Ver=
hältniſſe heraus galt es uns zu zeigen, daß, 
wenn Vorſtand und Aufſichtsbehörden nicht 
ſchleunigſt auch hier das Erforderliche 
            vor=
kehren, einſchneidende Maßnahmen, auch hier 
unausbleiblich ſein dürften.
 MARE4 
Neies von Sicermaftt. 
t. Es darf als ein erfreuliches Zeichen des kraftvollen Lebens= 
18 unſeres Volkes angeſprochen werden, daß allenthalben ſich 
e regen, die dem drohenden Verfall unſerer Kulturgüter 
            entgegen=
ten und emſig am kulturellen Wiederaufbau tätig ſind. Die vor 
noch kataſtrophale Lage am Büchermarkt ſcheint einer Beſſerung 
enzugehen. Viele Verlage ſind am Werk, um koſtbare 
            Kultur=
auch unter ſchweren materiellen Opfern zu retten, neue zu 
            er=
ßen. Die Neuerſcheinungen mehren ſich, und es bleibt nur die 
tung, daß eine Hebung der allgemeinen wirtſchaftlichen Lage es 
dem weniger Begüterten, und das iſt der am meiſten geiſtig 
            Hun=
geſtattet, ſich die koſtbaren Schätze zu erſtehen. Es liegen uns 
ſteihe von neuen Büchern vor, denen es wohl zu wünſchen wäre, 
ſie Eingang in jedes deutſche Heim finden mögen. 
Da iſt vor allem eine zweibändige Ausgabe über Albrecht 
er in Form eines ganz ausgezeichnet geſchriebenen Romans.*) 
dieſem Werk liegt ein koſtbares Buch vor dem deutſchen Leſer, das 
leichem Maße kulturhiſtoriſchen und kunſthiſtoriſchen Wert beſitzt 
damit einen eminent ethiſchen. Ein deutſches Buch im beſten 
e des Wortes. Daß der Verfaſſer für ſeine wertvolle Arbeit den 
ren Rahmen des Romans gewählt hat, gereicht ihm zu größtem 
eil, macſt ſie populär und damit weiteren Kreiſen zugänglich, als 
iſſenſchaftliche oder hiſtoriſche Werke erfahrungsgemäß werden. 
            Ge=
für unſere haſtende, ganz im Materiellen aufgehende Zeit wirkt 
* Roman, der von dem ganz auf das Ideale eingeſtellten 
            lebens=
en Ringen des deutſchen Künſtlers erzählt wie eine Offenbarung. 
ein Herold deutſcher Kunſt, deutſchen Geiſteslebens und deutſchen 
ns ſteht Albrecht Dürer in ſeiner Zeit am Ausgangspunkt einer 
n Zeit. In ihm verkörpert ſich in vorbildlicher Weiſe die deutſche 
adlichkeit, die deutſche Ehrlichkeit und Geradheit und verbindet ſich 
einer Begabung, die nur wenigen Sterblichen zuteil wird, die aber 
von wenigen nur ſo ohne jede Selbſtüberhebung in ſo ſchwerem, 
vollem Ringen zum Blühen und zur Entfaltung gebracht ward. 
I hat es verſtanden, emſig und tief zu ſchürfen und all das Koſtbare, 
er fand, uns in einer Sprache und einem Stil zu vermitteln, der 
teiſterhafter Weiſe das Mittelalterliche ohne Vergewaltigung oder 
trocknung” in ſeiner ſchlichten, ſchwungvollen Schönheit zeitgemäs 
ltet und, ohne ſentimental zu werden, ſowohl das tief Religiöſe 
rein Sittliche in Dürers Leben, aber auch ſeine Kämpfe mit den 
ronen der Sinnlichkeit im Suchen nach der vollendeten Schönheit 
Weibes ſchildert, die Dürer in ganz anderen Obiekten ſuchte und 
ßlich auch fand, als ſeine Zeitgenoſſen in Welſchland. Für ihn
 ken des Meiſters und ſeiner Handſchriſt. Verlag von Nich. Vong, 
lin und Leipzig.) Zweiter Band: „Der Meiſter”, mit 16 
            Wieder=
en von Meiſterwerken Dürers.
 war die innere Schönheit von der äußeren nie zu trennen. Koſel iſt der 
Seele Dürers bis in die letzten Schwingungen nachgegangen. Auch die 
Leidenſchaften und Sehnſüchte die Irrungen und Wirrungen, die 
            Liebes=
regungen des jugendlichen Künſtlers ſind bis in die feinſten 
            Einzel=
heiten erkannt. In dem erſten Vande ſchildert der Autor auf Grund 
langjähriger tiefgründiger Quellenſtudien die Jugend und die 
            Wander=
jahre des Meiſters. Hier ſtehen gleichſam als Motto die Worte, die 
Dürer nach Beendigung der Lehrzeit bei ſeinem Meiſter Michael 
            Wol=
gemut niederſchrieb: „In der Zeit verlieh mir Gott Fleiß, daß ich wohl 
lerne.” Gut gerüſtet, von drängenden Sehnſüchten umbrauſt, zog der 
kunſtbegeiterte Jüngling in die Welt hinaus, um ſein Können zu 
            er=
proben. Und in den Jahren, da fremde Eindrücke ſeinen Geiſt 
            befruch=
teten, ward in ihm das tiefe Heimatgefühl geboren, das ihn als 
            Gefeſtig=
ten nach deutſchen Landen zurückführte, denen er bis an ſein Lebensende 
all ſein geniales Schaffen gewidmet hat. Die ringende Kraft, mit der 
Dürer auf dornenvollem Pfad der Höhe zuſtrebte, fühlen wir mit, fühlen 
das heilige Feuer, das ſeine Seele durchglühte und das ſeine Hand zu 
den unſterblichen Werken beflügelt, mit denen er das deutſche Volk ſo 
reich beſchenkt hat. 
Der zweite Band erfüllt alle Erwartungen, die der Leſer des erſten 
hegen durfte. Er begleitet Dürer auf ſeiner zweiten Italienfahrt (1505 
bis 1507). In Venedig ſehen wir ihn von der Ränkeſucht der 
            italieni=
ſchen Kunſtgenoſſen bedrängt. Aber Dürer ließ ſich durch die welſchen 
Neider nicht entmutigen: „Ich ſteh in Gottes Hand. Hab keinem ein 
Leid getan, ſie werden mir nit nahe kommen”, wvar ſeine Antwort, 
wenn warnende Stimmen an ſein Ohr klangen. Und der vielgeläſterte 
deutſche Meiſter erlebte den Tag, an dem Venedigs Würdenträger den 
Weg in ſeine Werkſtatt fanden, um die Schönheit und Farbenpracht des 
Altarbildes „Das Rofenkranzfeſt” zu bewundern, das die deutſchen 
Kaufleute für die Kirche San Bartolommeo beſtimmt hatten. Auch die 
italieniſchen Malerfürſten, allen voran Tizian und der greiſe Bellini, 
ſpendeten ihm höchſtes Lob. Das lockende Angebot, dauernd in 
            Vene=
dig zu bleiben, lehnte der Meiſter ab mit dem Bekenntnis: „Die 
            Hei=
mat iſt mir alles. Ich bin ein Deutſcher!” Aus allen Verſuchungen, 
die ihn in Italien umbrandeten, iſt Dürer als ein Geläuterter und 
Reiner nach Deutſchland zurückgekehrt. Die Hoffnungen und 
            Enttäu=
ſchungen in hartem Ringen um das reine Ideal bilden den Inhalt des 
zweiten Bandes. Der Leſer gewinnt einen tiefen Einblick in das 
Seelenleben des Meiſters, zu der Zeit, da er der höchſten Reife 
            ent=
gegenging. — Der drite Band, der in Kürze erſcheinen dürfte, ſoll den 
Künſtler auf dem Gipfel ſeiner Kunſt zeiget 
Ein Großer aus dem Reiche der Kunſt wird uns auch in dem 
            zwei=
bändigen Werke Richard Wagner verlebendigt.”) das ſoeben in 
ſchlicht=gediegener äußerer Aufmachung neu herausgekommen iſt. Nichard 
Wagners Selbſtbiographie zählt nicht nur zu den wichtigſten Dekumenten 
*)Richard Wagner, Mein Leben. Kritiſch durchgeſehen, 
eingeleitet und erläutert von Wilhelm Altmann. Mitr 5 Bildern und 
2 Schriftproben. 2 Bände (1084 Seiten 82), in Li bhaberband 10 
            Gold=
mark, oder in Halbleder gebunden 20 Goldmark. Verlag des 
            Biblio=
graphiſchen Inſtituts in Leipzig,
 der deutſchen Geiſtes= und Kulturgeſchichte, ſondern auch zu den 
            menſch=
lich ergreifendſten Bekenntniſſen überhaupt. In ſpannender, ja 
            zu=
weilen dramatiſch zugeſpitzter Schilderung läßt Wagner die Geſchehniſſe 
ſeines Lebeus vor uns abrollen, das nach ſeinen eigenen Worten „des 
auf Abenteuer allerverſeſſendſte Sonderling ſich nicht unruhiger und 
wechſelvoller hätte geſtalten können.” Was aber dieſes Selbſtzeugnis 
beſonders wertvoll macht: durch alle äußeren Geſchehniſſe hindurch ſpürt 
man den Herzſchlag ſeines innerſten Lebens, die Triebkraft ſeines 
            künſt=
leriſchen Schaffens, den Dämon, der dieſen größten Genius der 
            deut=
ſchen Muſik des 19. Jahrhunderts raſtlos vorwärts treibt und ihn allo 
ſchier unüberwindlich ſich auftürmenden Hinderniſſe niederzwingen läßt 
bis zu der endlichen Erlöſung durch die Berufung Ludwigs II., mit der 
das Werk wirkungsvoll abſchließt. Es unter die erſten Bände ſeiner 
Memoirenſammlung aufgenommen zu haben, iſt dem Bibliographiſchen 
Inſtitut al3 wirkliches Verdienſt anzurechnen, das dadurch erhöht wird, 
daß zum erſten Male zahlreiche wertvolle Erläuterungen berichtigend 
und ergänzend da hinzutreten, wo die temperamentvolle, überaus 
            ſub=
jektiv gefärbte Darſtellung Wagners Gedächtnisirrtimer oder auch 
Verſchleierungen wichtiger Tatſachen aufweiſt. Vorzügliche Bildtafeln 
und Schriftproben fördern die Anſchaulichkeit, während ein ausführliches 
Regiſter den Benutzer auf die Fülle der Einzelheiten hinleitet. 
In dieſem Zuſammenhang ſei auch erwähnt „Klingſor und 
Morgane”. Von Otto Hauſer. Verlag von Adolf Bong u. Co. 
Ein mittelalterliches Lied von einem modernen Dichter. Der aus der 
Sage — Sängerkrieg auf Wartburg — wohlbekannte Dichter und 
            Zal=
berer Klingſor aus Ungarland iſt der Held einer tiefſinnigen Dichtung 
voll hoher poetiſcher Schönheit, farbiger Anſchaulichkeit und feinſter 
Stimmung. Eigenwillige Rythmen und Neime feſſeln nicht minder wie 
die oft viſionär anmutenden Schilderungen. Das ganze ein ſelten 
            leuch=
tender Strauß phantaſtiſcher Blüten. 
Ein koſtbares Geſchenkbuch, beſonders für die deutſche Jugend, iſt 
das von Friedrich Wolters und Walter Elze zuſammengeſtellte Leſebuch 
Eine deutſche Stimme des Rheins”.7) Aus dem geſamten 
Schrifttum über den Rhein ſind in dieſem Werke die ſchöuſten und 
            wich=
tigſten Stellen geſammelt. Die Einleitung gibt einen Ueberblick über 
die Geſchicke des Rheins und ſeine Bedeutung vom Kampfe der 
            Ger=
manen mit Rom bis zur Gegenwart. Strom und Lande, Städte und 
Gieſtalten, Arbeit und Feſte erſcheinen in dieſen Schilderungen. Die ſe= 
Jahrhunderten geſteigerten Anſprüche der Frauzoſen und ihre 
            Abvei=
ſung werden aufgezeigt. Der Teil „Raub Plünderung und Zerſtörung” 
gibt ein großes Bild deſſen, was der Rhein und ſeine Bewohner von 
Frankreich zu erdulden hatten. In dem Schlußteil. Deutſches Weſen” 
treten die Kräfte auf, die aus deutſcher Einheit oder Ohnmacht fördernd 
oder vernichtend eingewirkt haben, alle Mächte der Gemeinſchaft und 
Bildung, die den Rhein zu unſerem Schickſal erheben alle Warnungen, 
Hoffnungen und Forderungen, die mit dem Rhein für uns verknüpft 
ſind. Das Buch iſt gewichtig, ſchön und ſtar” 
*) Verlag Ferdinand Hirt u. Sohn, Leipzig. (300 Seiten. Geh. 
Grundzahl 6, Halbl. Grundzahl 850.)
Seite 4.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 22. Rebember 1923.
Rummer 3
Stadt und Land.
 Darmſtadt, 22. November. 
— Ernannt wurden durch Entſchließung des Hefſiſchen Landesamts 
für das Bildungsweſen die Studienreferendare Dr. Lotte Block aus 
Gießen, Dr. Martha Döll aus Lauterbach, Dr. Eliſabeth Matthes 
aus Nieder=Beerbach, Helene Strack aus Neu=Iſenburg, Dr. Martin 
Wagenſchein aus Gießen mit Wirkung vom 8. November 1923 ab 
zu Studienaſfeſſoren. 
— Kirchliche Dienſtnachricht. Dem Pfarraſſiſtenten Otto Bonin zu 
Eberſtadt bei Darmſtadt wurde die evangeliſche Pfarrſtelle zu Worfelden, 
Dekanat Groß=Gerau, übertragen. 
— Heſſiſches Landestheater. Die Aufführung von „Figaros Hochzeit” 
die heute, Donnerstag, um 7 Uhr im Kleinen Haus ſtattfindet, fällt der 
Zuſatzmiete III zu. 
— „Der Roſengarten” Fritz von Unruhs neues Werk: „Der 
            Roſen=
garten”, das am Samstag, den 24. November, im Landestheater zur 
            Ur=
aufführung kommt, iſt das Vorſpiel zum „Dietrich” dem dritten Wer 
ſeiner Trilogie. Die beiden erſten Stücke derſelben, „Ein Geſchlecht” 
und „Platz” wurden, von Guſtad Hartung inſzeniert, in Frankfurt zur 
Uraufführung gebracht. 
— Schauſpielmiete F und Schauſpielmiete f. Die Vorſtellung am 
Samstag, den 24. Nov., die Uraufführung von Fritz von Unruhs 
            Schau=
ſpiel „Der Roſengarten” fällt nicht, wie im Wochenſpielplan angekündigt 
wurde, den Mieten E und k zu. Es wird vielmehr keine Vorſtellung für 
die Mieter gegeben. Mieter haben ein Vorkaufsrecht. Der Vorverkauf 
für Mieter beginnt am Freitag, den 23. November, der allgemeine 
            Vor=
verkauf am Samstag, den 24. November. Die Karten können an der 
Kaſſe nur vom Beſucher perſönlich abgeholt werden. 
— Weihnachtsausſtellung im Rheintor. Die Jurh für die 
            diesjäh=
rige Weihnachtsausſtellung hat eine andere Zuſammenſetzung erhalten. 
Anſtelle der Herren Prof. Beyer und Leo Kahſer ſind die Herren Prof. 
Hoelſcher und Anheißer gewählt worden, ſodaß der Jury nunmehr 
            an=
gehören: Prof. Hoelſcher, A. Poſch, Mathilde Stegmaher, Anheißer, 
Antes, Frau Margold. Die Jury wird ihre Arbeit am Dienstag, den 
27. November, 9 Uhr vormittags, beginnen. Es iſt dringend erwünſcht, 
daß ſeitens aller heſſiſchen Künſtler eine ſchnelle, gute und reichliche 
            Be=
ſchickung erfolgt. Erfahrungsgemäß war der Verkauf in der 
            Weihnachts=
v, H. 
ausſtellung immer ſehr flort. 
— Die Morgenfeier der Volkshochſchule rechtfertigte durchaus die 
Anſicht von der Notwendigkeit derartiger Veranſtaltungen. Obgleich an 
dieſem Morgen verſchiedene Feiern ſtattfanden, erwies ſich der Saal 
der Städtiſchen Akademie als zu klein. Man erwartete allgemein etwas 
Beſonderes, und in ſeinen einleitenden Worten hob Herr Dr. Corwegh 
gerade dieſen Umſtand hervor und verſprach, daß die Leitung der 
            Volks=
hochſchule beſtrebt ſein wird, die ſchöne Tradition unſerer Bewegung, 
in ſolchen Feiern eine beſtimmte Perſönlichkeit, Idee oder Bewegung 
            ein=
heitlich zur Darſtellung zu bringen, fortzuſetzen trotz alledem. So führte 
denn gleich von der Herrſchaft der=Nullen hinweg Schumanns prächtiger 
Aufſchwung der Muſik, von Herrn Franz Emmel mit begeiſterndem 
Schwung vorgetragen. Frau Kuhn=Liebel gab dann in ihrer abgeklärten 
Künſtlerſchaft den Geiſt der Romantik in Liedern von Schumann, und 
Herr Dr Corſvegh formte in Worte dieſe Sehnſucht nach Höherem, 
            un=
ſagbar Schönem. Immer in Zeiten eines Niederbruches erfolgte dieſe 
innere Umſtellung der Menſchen. Unter der Herrſchaft Napoleons 
            wur=
den unſere Dome und Burgruinen zu höherer Offenbarung. Heute 
            be=
obachten wir nicht zuletzt in der Jugendbewegung ein Zeichen neuer 
Romantik, nämlich der Sehnſucht, herauszukommen aus der ſtarren 
            Ge=
bundenheit, die ſich über unſeren Körper hinweg auch auf unſere Seele 
legte. Iſt dieſe neue Romantik nun Niedergang abendländiſcher 
            Kul=
tur oder Auftakt zu neuer Lebensform, Gerade unſere Jugendbewvegung, 
die ſich nicht begnügt mit der Umgeſtaltung äußerer Formen, ſondern 
den Menſchen innerlich erfaßt, läßt glaubensfroh den neuen Menſchen 
erhoffen, der uns eine neue deutſche Kunſt geben wird. Dann werden 
wir die Brücke ſein, im Sinne Tagores, die zur Menſchheit führt. Wenn 
dem ſo iſt, ſo wollen wir Romantiker ſein, wollen hinuhe; ſeiten in jene 
Gefilde, wvo neben der blauen Blume der Romantis die Strenge der 
Klaſſik ſteht, ſo wollen wir bewußt Romantiken ſein. Mir Muſik der 
Romantik, Liedern und Klavierwerken von Schumann verklang dieſe 
Morgenfeier, für die von den Anweſenden leshaft gedankt wurde. Den 
mitwirkenden Künſtlern auch von dieſer Stelle herzlicher Dank. 
— Architekturpoſtkarten Suſanne Homann. Die Reſtbeſtände der 
wundervollen Aufnahmen von Bau= und Kunſtdenkmälern aus der deut 
ſchen Heimat ſind bei der Kunſthandlung Wilhelmine Blöcher in der 
Wilhelminenſtraße zurzeit ausgeſtellt. Die große Schar der Freunde 
der am 7. März verſtorbenen Photokünſtlerin wird hie=mit auf dieſe 
Ausſtellung einzigartiger Photographien aufmerkſam gemacht. 
— Totengedenkfeier. Mit ausdrücklicher Genehmigung des Heſſiſchen 
Miniſteriums des Innern und des Kommandeurs des Wehrkreiſes 5 
            fin=
det am Sonntag, den 25. d. M., laut Beſchluß der Vertreter von zirka 
30 Vereinen, Korporationen, Verbänden und ſämtlicher Parteien, vorm. 
Punkt 12 Uhr, bei gutem Wetter auf dem Nieder=Ramſtädter Friedhof 
bei Regen und Schneefall (Stichſtunde 11 Uhr) im Heſſiſchen 
            Landes=
theater, unter Leitung des Kriegervereins Darmſtadt eine Gedenkfeier 
zu Ehren der fürs Vaterland geſtorbenen Soldaten ſtatt. Sämtliche 
            Be=
teiligten werden hierdurch nochmals gebeten, ihre Fahnen und 
            Wahr=
zeichen zu den Gottesdienſten beider Konfeſſionen von 10—11 Uhr zu 
entſenden. Punkt 11½/Uhr: Antreten ſämtlicher Fahnen am 
Standort der Kriegervereins=Fahnen, Mathildenſtraße, Ecke 
            Hoffmann=
ſtraße. Abmarſch der Fahnen Punkt 11½= Uhr nach dem Friedhof, 
bei gutem Wetter. Bei ſchllechtem Wetter treten ſämtliche Fahnen Punkt 
11½ſ= im Garten des Landestheaters an. Die Vereine uſw. werden 
            ge=
beten, außerhalb des Friedhofs, ausſchließlich der Allee bis zum 
            Tier=
brunnen ihre Mitglieder zu ſammeln, um geſchloſſen durch Ordner an 
ihren Standort geführt zu werden. Bei Regenwetter wollen die 
            Ver=
eine, entſprechend der im Theater zur Verfügung ſtehenden Plätze, zirka 
20 Mitglieder entſenden. Den Ordnern ſowohl auf dem Friedhof wie 
im Landestheater iſt unbedingt Folge zu leiſten; für eventuellen 
Schaden wird der betreffende Verein haftbar gemacht. Beginn der Feier 
an beiden Orten Punkt 12 Uhr. — Programm: Nr. 1, 
            Chopin=
ſcher Trauermarſch (Verein ehem. Militärmuſiker); Nr. 2, „Wie ſie ſo 
ſanft ruh’n”. Nr. 3, Gedächtnisrede: Herr Pfr. Lautenſchläger, ſtreng im 
kirihlichen Rahmen gehalten; Nr. 4; „Ich hatt” einen Kameraden” 
Nr. 5, Kranzniederlegung, nur unter Angabe des Spenders, Schleifen 
nach Belieben; Nr. 6. Muſikſrück; Nr. 7, Niederländiſches Dankgebet. — 
Nach der Feier Auflöſung der Vereine. Während der Feier 
            Trauer=
geläut ſämtlicher Kirchen. Die weltlichen und kirclichen Behörden ſind 
zur Feier eingeladen. Der veranſtaltende Verein ſtellt ausdrücklich feſt, 
daß dieſe Feier von dem Geiſte der Einheit im Sinne unſerer toten 
Kameraden im ſtreng unpolitiſchen Nahmen getragen ſein 
wird. Für die Durchführung wird der veranſtaltende Verein ſtrikte 
beſorgt ſein. Die bis jetzt noch nicht angeſchloſſenen Vereine pp. 
            wer=
den hierdurch gebeten, ſich an der Feier zu beteiligen. Wie bereits an 
ſämtliche Behörden, ſo wird auch an die Einwohnerſchaft die dringende 
Bitte gerichtet, zur Vervollſtändigung der allgemeinen Trauer halbmaſt 
zu flaggen. — Sämtlichen Mitgliedern des Kriegervereins wird zur 
Pflicht gemacht, Punkt 11 Uhr an der Friedhofsmauer 
            gegen=
über dem Herdweg ſich zu ſammeln. 
— Totengebächtnisfeier. Es ſei darauf hingewiefen, daß am 
            Toten=
ſonntag, abends 8 Uhr, im Heim des C.V J.M., Infanteriekaſerne, 
1. Hof links, eine Gedächtnisfeier veranſtaltet wird, in der Herr 
            Stadt=
pfarter Vogel ſprechen wird. Die Feier iſt umrahmt von muſikaliſchen 
und deklamatoriſchen Darbietungen. Es wird herzlich dazu eingeladen. 
Jedermann, auch Damen, haben Zutritt. 
— Elternabend ber Ludwigs=Oberrealſchule. Die Ludwigs=
            Ober=
realſchule veranſtaltete in ihrem F ſtſaal einen Elternabend. Um einer 
U berfüllung vorzubeugen, waren Eintrittskarten (unentgeltlich) 
            aus=
gegeben worden. Die Nachftage war jedoch ſo groß, daß die 
            Veranſtal=
tung am Freitag und Montag wiederholt werden mußte. 
            Oberreal=
lehrer Pfaff brachte mit ſeinen gut geſchulten jungen Kraften ein reiches 
Programm von Chören, Oich ſter= und Soloſtücken, u. a. Schlußchor aus 
der Schöpfung, Andante aus der erſten Beethoven=Sinfonie, 
            Zigeuner=
leben von Schumann, zu Gehör. Der Schwung der Jugend ergriff auch 
die Erwachſenen. Der Dank äußerte ſich in l=bhaftem Beifall und in 
den Worlen der Anerkennung ſeitens eines Schülervaters gegenüber dem 
unermüdlichen und erfolgreichen Dirigenten, ſeiner wackeren 
            Schüler=
ſchar und der Direktion, die dieſe Abende deranſtaltete. Ein Mitglied 
des Lehrerkollegiums hielt einen orientierenden Vortrag über die neuen 
Sparmaßnahmen des Reichsfinanzminiſters in ihrer Auswirkung auf 
die Schule. Der Direktor betonte in ſeinen Begrüßungs= und 
            Schluß=
worten die Notwe diakeit und den Segen einer engeren Verbindung 
zwiſchen Schule und Elternhaus zur Stärkung des gegenſeitigen 
            Ver=
trauens und Zuſammenwirkens. Auf der anderen Seite möchten ſolche 
Veranſtaltungen den Eltern zeigen, daß auch in den Realanſtalten ideale 
Güter gepflegt werden zur Bildung des Herzens und Gemüts. Die 
Stimmung der Elternſchaft kam darin zum Ausdruck, daß aus der Mitte 
der Vrſammlung heraus aus Elternkreiſen Entſchließungen beantragt 
und einſtimmig angenommen wurden, die ſich gegen die Gefahren 
            wen=
den, die der Schule und der Jugend drohen, durch die bevorſtehenden 
Sparmaßnahmen des Staates. Dieſe Entſchließungen ſollen dem 
            Lan=
desamt für das Bildungsweſen unterbreitet werden. Die Entſchließung 
vom Montag hat folgenden Wortlaut: „Der am 19. November 1923 
            ver=
ſammelte Elternabend der Ludwigs=Oberrealſchule zu Darmſtadt 
            be=
dauert auf das Lebhafteſte, daß durch die beabſichtigten Sparmaßnahmen 
des Reiches auch die Schulen getroffen werden ſollen. Er erwartet, daß 
ſolche Maßnahmen auf das unbedingt Notwendige beſchränkt und nicht 
aus rein finanziellen Geſichtspunkten, ſondern unter Berückſichtigung 
pädagogiſcher Grundſätze getroffen werden. Die geiſtige und körperliche
 Ausbildung unſerer Jugend, der einzigen Hoffnung unſerer Zukunft, 
darf nicht gefährdet, die Arbeitsfähigkeit und =freudigkeit unſerer Lehrer 
nicht untergraben werden. An dem edelſten Gut, das wir noch beſitzen, 
an unferer Jugend, darf nicht Naubbau getrieben werden.” 
— Die Verwaltung der Heſſiſchen Brandverſicherungskaſſe 
            veröffent=
licht in Beilage Nr. 12 des Reg.=Bl. vom 20. November die Ergebniſſe 
— des Jahres 1920, nachdem die Oberrechnungskammer am 13. Auguſt 
1923 die Rechnung, ohne Beanſtandungen zu verzeichnen, revidiert hat. 
Der Abſchluß weiſt einen Barvorrat von 2062 615 Mk. aus. Die 
            ver=
güteten Brandſchäden ſind nach Provinzen und dieſe wieder nach Kreifen 
gegliedert. In Oberheffen ſtehen die Kreife Friedberg und Gießen in 
den Ausgaben für Brandſchädenvergütungen an der Spitze, in 
            Starken=
burg die Kreiſe Offenbach (mit 1 165 397 Mk.) und Heppenheim (636 462 
Mk.), in Rheinheſſen ſchlagen die Kreiſe Mainz (1 223224 Mk.) und 
Oppenheim (11 449804 Mk.) den Rekord. Die 
            Brandverſicherungskam=
mer will mit dieſer Nachweiſung dem Art. 61 Abſ. 5 des 
            Gebäudever=
ſicherungsgeſetzes Genüge leiſten. Der Sinn dieſer Beſtimmung iſt aber 
doch der, daß das Ergebnis der Verwaltung der Anſtalt alljährlich 
in einer ſummariſchen Ueberſicht im Reg.=Bk. veröffentlicht wird. Man 
wird aber dem Gedanken des Geſetzgebers nur ungenügend gereiht, wenn 
eine Nachweifung über die Geſchäftsgebarung der Kaſſe in 1920 erſt 
nach in 1923 erfolgter rechnungsmäßiger Prüfung zur Kenntnis gebracht 
wird. Es müßte ermöglicht wverden, dieſe Veröffentlichung in der Folge 
ſchon früher — unter Vorbehalt der Rechnungskontrolle — zu 
            verlaut=
baren, dies ſchon angeſichts des Umſtandes, daß die 
            Brandverſicherungs=
kammer gerade im laufenden Jahre ſo erhebliche Beiträge für 1922 
            ein=
gefordert hat. Iu der Nachweifung wäre für die Folge auch 
            bemer=
kenswert zu erfahren, welche Brandſchädenvergütungen auf die größeren 
Städte entfallen ſind. — Schon längere Zeit iſt von einer zeitgemäßen 
Aenderung des Brandverſicherungsgeſetzes die Rede; es wäre deshalb 
auch zu wiſſen erwünſcht, wie weit die bezüglichen geſetzgeberiſchen 
            Vor=
arbeiten gediehen ſind und wann eine dem Landrage zu unterbreitende 
bezüigliche Vorlage zu erwarten ſteht.
 An unſere Inſerenten! 
Unt unſere Berechnungsart für Anzeigen den Bedürfniſſen des 
Geſchäftsverkehrs anzupaſſen, berechnen wir jetzt die 
Anzeigen in Goldmark 
und zwar bis auf weiteres 
0.20 Boldmark 
für die einſpaltige 27 mm breite Kolonelzeile, für die Reklamezeile 
1 Goldmark (Anzeigen aus Darmſtadt und Kreis Darmſtadt). 
Auswärtige Inſergte 0,30 Goldmark. Reklamezeile (92 mm breit) 
1,50 Goldmark. 
Die Rechnungen werden in Goldmark ausgeſtellt (Dollar 
— 4,20 Mark) und ſind ſofort zahlbar. Die Zahlung geſchieht, 
ſoweit keine wertbeſtändigen Zahlungsmittel vorhanden ſind, in 
Papiermark, und zwar erfolgt die Gutſchrift zu dem am 
            Eingangs=
tage der Zahlung letztbekannten amtlichen Verliner Mittelkurs.
Darmſtädter Tagblatt.
 * „Bunter Abend” in der Traube. Es iſt ein ſchönes Zeichen 
tatkräftig helfender Kollegialität, wenn Künſtler ſich ſelbſtlos 
            ein=
ſetzen, ihren alten, durch die Not der Zeit in Bedrängnis 
            ge=
ratenen Kollegen zu helfen. Der Bunte Abend, den am 
            Frei=
tag, den 23. Nov., die erſten Kräfte unſeres Landestheaters 
veranſtalten, iſt ein Beweis ſolchen kollegialen Eintretens. Es 
kann allerdings erſt wirkſam werden, wenn das Darmſtädter 
Theaterpublikum ſich ebenfalls dankbar derer annimmt, die ihr 
jahrelang hehre und ſchöne Kunſt von der Bühne und vom 
Konzertpodium herab vermittelten. Für alle, die es ſich leiſten 
können, iſt der Beſuch dieſes Abends Ehrenpflicht. Zudem wird 
hervorragende Kunſt geboten werden. Die Namen der 
            Künſtle=
rinnen und Künſtler, die das Programm des Abends beſtreiten, 
bieten alle Gewähr dafür und laſſen gleichzeitig den Schluß zu, 
daß Ernſtes, Großes in reicher Fülle abwechſeln wird mit Humor, 
den in den Tagen der Trübſal ja jeder braucht, um einmal ein 
paar Stunden des Alltags Nöte zu vergeſſen. Es werden 
            mit=
wirken: Frau Orff=Solſcher, Frau Anna Baumeiſter, 
die mit Frl. Werle Duette ſingen wird, ein humoriſtiſches 
Quartett der Herren Kuhn, Hölzlin, Weber und Vogt, 
Herr Baumeiſter, der ernſte und heitere Rezitationen 
            brin=
gen wird, Frl. Kapper (Geſang), die Herren Otto Drumm 
und Andreae, Frau Käthe Gothe, Hertha Graef und 
Paul Peterſen (Duett), Herr Weſtermann (Rezitation); 
Lieder zur Laute werden ſingen Frl. Martha Hein und Frl. 
Liebel, Herr Hagener wird einige Lieder bringen, und die 
Solotänzerinnen Nini Willenz, Aenne Osborn und Wera 
Donalies werden mit ihrer Kunſt erfreuen. Die 
            Darbietun=
gen finden wegen der Schwierigkeiten der Saalbeheizung in den 
unteren Räumen des Hotels „Zur Traube” ſtatt, doch ſei 
ausdrücklich bemerkt, daß kein Weinzwang beſteht. Der 
Eintrittspreis iſt auf 3 Goldmark feſtgeſetzt. 
— Paulusgemeinde. Der Kirchenchor der Paulusgemeinde 
            veran=
ſtaltet am Totenſonntag, nachm. 4 Uhr, in der Pauluskirche ein dem 
Charakter des Tages angepaßtes Kirchenkonzert unter Mitwirkung 
            ſoli=
ſtiſcher Kräfte. Der Chor ſingt das Heldenrequiem von Franziskus 
Nagler als Ehrung für die im Weltkrieg Gefallenen, ferner eine 1—7 Kompoſition aus dem 16. Jahrhundert von Melchior Vulpius, 
das „Deutſche Sanktus” genannt, und verſchiedene andere Chöre. Als 
Soliſten wirken mit Frl. Betty Aßmuth (Sopran) und die Herren Dr. 
Metternich (Bariton) und Kapeſſer (Orgel). Der Eintritt iſt frei; es 
werden aber freiwillige Gaben beim Ausgang erbeten. 
— Volkstheater. Wir machen darauf aufmerkſam, daß Donnerstag 
und Freitag vorläufig die letzten Aufführungen von „Dollaronkel” 
ſtattfinden. Samstag und Sonntag werden infolge des Totenfeſtes 
Werke ernſten Inhaltes aufgeführt. (Näh. ſ. Anz) 
— Hygiene der Ehe im Film. Auf vielſeitigen Wunſch läuft dieſer 
auzerordentlich lehrreiche und intereſſante Film noch zwei Tage, 
            näch=
ſten Sonntag und Montag im Kleinen Haus. Der Bildſtreifen bietet 
Einblick in die Praxis einer der erſten Eheberatungsſtellen Europas, in 
Wien. Aus dem großen Komplex offener Fragen, denen zwei 
            Braut=
leute gegenüberſtehen, ſind einige wichtige herausgegriffen. Als ernſte 
Mahnung wird die für vernünftige Menſchen zwar ſelbſtverſtändliche, 
von dem Heer der Gleichgültigen aber immer wieder übertretene 
            Forde=
rung ausgeſprochen: Chroniſch kranke Menſchen ſollen nicht heiraten. 
Denn Krankheit nagt am Glück der Ehe, und Krankheit wirkt in 
            ſchlech=
tem Sinne auf die kommenden Kinder. Der Tuberkuloſe iſt der erſte 
Filmabſchnitt gewidmet. Erfreulich in der Darſtellung und tröſtlich 
            zu=
gleich für die leider Zuvielen, die von dieſem Volksfeind gepackt ſind, 
iſt, daß nach kurzer Darſtellung der äußeren Krankheitserſcheinungen in 
ausführlicherem Gange die Heilungsbotſchaft illuſtriert wird. Der zwdeite 
Teil behandelt die Geſchlechtskrankheiten. Wer fo richtig die 
            Beziehun=
gen dieſer Erkrankungen auf die Nachkommen aus dem Film in ſich 
            er=
faßt, ergrimmt über das Verbrechen der Gleichgültigen, achtlos, trotz 
eines Geſchlechtsleidens in die Ehe zu treten. In kaum übertrefflicher 
Weiſe bieten die beiden nächſten Kapitel des Films in klaren, dabei 
            be=
wundernswert ſachlichen Trickzeichnungen Kenutnis des inneren Baues 
des Menſchen, die embryonale Entwicklung und den Geburtsakt. 
            Ern=
ſten verantwortungsbewußten Menſchen wird hier von berufener Seite 
reine Aufklärung gegeben über Dinge, die unbedingt jeder vor Eintritt 
in die Ehe kennen muß. Während dieſe dier Teile enorme 
            Anforderun=
gen an die geiſtige Mitarbeit der Zuſchauer ſtellen, klingt der letzte Akt: 
Säuglingspflege mit hübſchen Aufnahmen des Säuglings und 
            Klein=
inds erlöſend und befreiend aus. — Wir empfehlen vom Standpunkt 
der Sozialhygiene aus dringend den Beſuch des Films. Er wird durch 
Frauenarzt Dr. Claus Hoffmann in klarer, leicht verſtändlicher Weiſe 
erläutert. Alles, was als Verbindung zwiſchen den Szenen, außerdem 
zur Erklärung und Abrundung der gewonnenen Eindrücke noch zu geben 
iſt, bringt der Vortragende in ſeinem Begleitvortrag. So geſtaltet er 
den Abend in vollem Sinne zu einem nachhaltigen, tiefen Erlebnis, das 
denkenden Menſchen von Bedeutung für das ganze Leben iſt. Mrr. 
Kautoffelverkauf. Die Stadtverwaltung gibt, nachdem weitere 
Kartoffelſendungen eingetroffen ſind, Kartoffeln bis zu 5 Zentner pro 
Familie ab. (Näheres Bekanntmachung.)
 n. Reichsdiſziplinarkammer. Der aus Villingen in 
ſtammende, biesherige Oberſteuerſekretär Heinrich Döll von 9 
32 Jahre alt und verheiratet, war auf Grund des Reichsbeamte 
beſchuldigt, in mehrfacher Beziehung ſich unwürdig benommen 
Den Vorſitz führte Senatspräſident vom Oberlandesgericht. 
Anklage war durch Regierungsrat Enes vertreten, und die Ver 
lag in den Händen des Rechtsanwalts Krausgrill=Offenbach. 
weismaterial ſtand durch beeidigte Zeugenausſagen und ſonſt 
niſſe der Unterſuchung feſt und wurde nunmehr in öffentl 
handlung zur Wiedergabe gebracht ſowie eingehend erörtert 
in Betracht, daß D. gegenüber Vorgeſetzten im Dienft bele 
ungebührlich geweſen iſt, ferner ſich als Nebenerwerb ohn 
ſchriebene Etlaubnis an einem Geſchäftsbetrieb ſeines Sc 
teiligt hat, ſowie daß eu ohne Urlaub, abweſend war und 
früheren Stelle zu Nidda von Untergebenen, die ſich für Ar 
Fertigung von Steuerdeklarationen befaßten, Vergütungsantei 
men hat. Die erſteren Anklagepunkte erwuchſen während 
tigung D.s beim Finanzamt Offenbach=Land und die Bele 
ſchah im Dienſtzimmer des Oberregierungsrats Welcker, 
lich eines gegen ihn von W. betätigten Ermittelungsberfa. 
regt Einſicht in ſeine Perſonalakten derlangte und gröbli 
Deshalb war er im vorigen Jahre rechtskräftig am Sd 
loegen Hausfriedensbruchs (unter Freiſpruch von der Anklag 
Nötigung) zu 300 Mark Geldſtrafe verurteilk worden. D. hat 
mit erwachſener Tochter geheiratet und ſoll nicht nur in dem 
Geſchäft ihres Bruders, ſondern auch für ſie bei einer 
ſchwunghaft mitgewirkt haben. Sein Verhalten in der 
handlung ſelbſt, beſonders bei der Verkündung des Urteils, 
gerade die Art, deren er u. a. beſchuldigt iſt. Es wurde au 
laſſung unter Gewährung der Hälfte des geſetzlichen Ruheg 
für zwei Jahre erkannt.
Regimentsnachrichten.
 Offiziersverein Artilleriekorgs. 
Herrenabend findet Samstag, den 24. November, abends 
dem Eſſen, ſtatt. Im Hinblick auf das Gedenken des 25. Nol 
ſcheinen Pflicht. Ferner bitten wir unſere Mitglieder, an
Aus den Parteien.
 gedenkfeier am Sonntag unbedingt teilzunehmen; Sammelplat 
Ecke Herd=Noquettetveg. Orden und Ehrenzeichen ſind an 
— Deutſche Volkspartei. Der Politiſche 
der Deutſchen Volkspartei war ſo außerordentlich zahlreich be 
der „Gelbe Saal” bei Sitte die Beſucher nicht zu faſſen vermr 
deshalb der Vorſaal noch in Anſpruch genommen werden mußte 
kann als Beweis für das große Intereſſe gelten, das bei der 
Bürgerſchaft und namentlich bei den Anhängern der Deutſch
 Hartei vorhanden iſt. Da der Landesvorſitzende, Herr Rechts 
Dingeldev direkt von der Teilnahme an der Sitzung des 
vorſtandes der Deutſchen Volkspartei in Berlin eingetroffen w m 
wartete die Zuhörerſchaft Aufklärung über die geſpannte auße 
innenpolitifche Lage. Und dieſer Erwartung hat der vom Red 
botene Vortrag voll und ganz entſprochen. 
Von der „Großen Koalition” des Kabinetts Streſemann 
            au=
deren Bildung er trotz ihres Scheiterns als einen Ait politiſche 
wendigkeit und Klugheit darſtellte, wandte er ſich gegen diejenie 
mit mehr oder weniger verbrauchten Schlagwörtern von dem „ 
ſchen Geiſt” reden, der in dem Kabinett Streſemann 
habe. Daß dieſe Phraſe den Tatſachen direkt widecſpricht, wi 
Nedner an den geſetzgeberiſchen Maßnahmen und Verordnunge 
die auf Grund des Ermächtigungsgeſetzes von dem Kabinett Stre 
ausgegangen ſind und von denen u. a. die Beſeitigung der 
            Zwan=
ſchaft, die Abkehr vom formalen Parlamentarismus, die Umge 
der Erwerbsloſenfürſorge, die grundſätzliche Ausſchultung des 
ſtundentages, die Beſchaffung wertbeſtändiger Zahlungsmittel u. 
Vorgehen gegen die ſächſiſche Regierung doch ganz gewiß nicht 
Maßnahmen ſind, die ſozialdemokratiſchen Geiſt atmen. Und ſten 
wenig kann man dies von der Zuſammenſetzung des Kabinetts pie 
maun ſagen, das unter einem Datzend Miniſter drei Sozialdem en 
au wies. Für das zweimalige Scheitern der Großen Koalition ſich 
der Redner den ſoziaidemokratiſchen Parteiegoismus, dem die 
            ſm=
männiſche Einſicht und Entſchlußkraft fehlt, verantwortlich, wie 
Schuld am Nichtzuſtandekommen einer bürgerlichen Koglition, K 
Dr. Streſemann bereit war, den Deutſcmationalen zuſchiebt. 
för=chung der baheriſchen Verhältniſſe, die mit den ſächſiſchen ni P. 
eine Stufe zu ſtellen ſeicn, und des Münchener Putſchverfuches, d ſach 
torgherein zur Erfolgloſigkeit verurteilt war und bei weiterer A. 
tung in ſeiner Verfolgung ungeheures Unglück über das deutſch 
gebracht haben würde, bedauerte er, daß der vom deutſchen V 
Reiht hochgeehrte General Ludendorff ſich aus Mangel an Eir ſicht 
politifche Tragweite, in dieſes frevelhafte Unternehmen gegen die 
regierung hat hineinziehen laſſen. Bei Beſprechung der außenpoli 
Lage, auf deren Gebiet dem Kabinett Streſemann infolge des 
brochenen Vernichtungswillens Poincarés ſichtbare Erfolge bisher 
nicht beſchieden waren, wenn man nicht die in England und Amer N.0 
neuerdings geltendmachende deutſchfreundliche Stimmung dazu r Ma 
will erörtert der Redner eingehend die Auswirkung der franze n0d 
Polirik auf die Lage im Ruhrgebiet, wobei er dem menſchlichen Bei /! 
darüber Ausdruck gibt, daß die Reichsregierung, um dem finan M 
Zuſammenbruch des Reiches zu wehren, ſich genötigt ſieht, von Nov ? 
ab die bisherigen Subventionen an das beſetzte Gebiet einzuſteller ſie 
Franzoſen haben dieſes Gebiet desorganiſiert, ſein Wirtſchaftslebe erle 
ſtört und bie deutſchen Vehörden ausgeſchaltet, und ſie müſſen de ſiu 
weil ſie die Macht dort ausüben, auch die Verantwortung für di och 
völkerung tragen. Aber es muß gefordert werden, und es ſei aue 
der Reichsregierung beabſichtigt, daß die Einſchränkung der Zu 
des Reiches für das beſetzte und unbeſetzte Deutſchland gleich bei 
würden. Bei weiterer Verteidigung der Politik des Kanzlers 
Zurückweiſung der ſachlichen und perſönlichen Angriffe auf den 
berichtete der Redner über die Verhandlungen im Zentralausſchuf 
die einmütige Villigung der bisherigen Politik des Führers, de 
wohl ein leichtes geweſen wäre, billige Lorbeeren als Redner in 
füllten Verſammlungen zu ernten, und mit nationaliſtiſchen Schlagn 
das Volk aufzupeitſchen. Aber Streſemann ſei nicht ein Agitator
 dern ein Staatsmann, wie ihn das deutſche Volk heute benötigt. 
zu unterſtützen und ſeiner Führung zu folgen, ſei Aufgabe und 2 
des deutſchen Volkes und vor allem der Deutſchen Volkspartei. 
Rauſchender Beifall, in dem begeiſterte Zuſtimmung ſich kun 
folgte dem nach Form und Inhalt gleich vollendeten Vortrag. 
darauffolgenden Ausſprache wurde Preispolitik und Beamtenabba 
örtert und von einem als Gaſt anweſenden Parteifreund aus Ko 
ernſt= und heitere Bilder aus der ſeparatiſtiſchen Bewegung im 2 
gebiet entworfen. Erſt kurz vor 11 Uhr wurde die Verſammlur 
ſchloſſen. 
A Von der Bergſtraße, 19. Nov. Verſchiedenes. Het 
hat es auf unſeren Höhen kräftig geſchneit. Der Schniee 
aber ſofort in ſein naſſes Element umgewandelt. — In einer der 
Nächte wurde in das Kaufhaus Reiling am Marktplatz in Au 
eingebrochen. Geſtohlen wurden Bekleidungsgegenſtände von 
Werte. 
r. Babenhaufen, 19. Nov. Der von unſerem Turnverein am 
tag abend im Gaſthaus zum Löwen veranſtaltete Elternab 
ſtand im Zeichen friſch=freudiger, für die Turnerei begeiſterter T 
Schüler und Schülerinnen wetteiferten im edlen Vemühen, um 
Eltern und Turnfreunden zu zeigen, welch harmoniſche Körper= 
Geiſtesbildung ſie in kurzer Zeit im Turnverein erhalten hätten 
Worte, die der rührige 1. Vorſitzende des Vereins, Herr Kaufme 
Mahla, über die Heranbildung unſerer Jugend durch die eble 
nerei ſagte, waren ſicher allen Anwefenden aus dem Herzen geſpt 
Es war eine Freude, den vortrefflich ausgeführten turneriſchen Ueb 
der Knaben und Mädchen zuzuſehen. Wie fein klappten doch 
            Fre=
gen und Pyramiden. Freudigen Beifall fanden die kleinen 
            Volk=
die Turnerin Frl. H. Stotz mit Liebe eingeübt hatte. Muſterg! 
Leiſtungen am Barren und Reck zeugten vom hingebenden 
            Fl=
zelner Schüler und Schülerinnen. Gut vorgetragene Lieder de 
Geſangsriege und mehrere Konzertſtücke gaben den turneriſcher 
bietungen ein ſtimmungsvolles Gepräge. Alles in allem: Der 
verein kann ſtolz ſein auf ſeinen eiſten Elternabend, der ein ber 
Zeugnis von Volks= und Jugendbildungsarbeit genannt werden 
Die Worte, die Turner Schütz an die zahlreich anweſenden E. 
richtet, ſind darum mit Recht zu unterſtreichen: Eltern, ſchickt Eure 
der in den Turnverein, dort ſind ſie in ſicherer Obhut, ſie lernen 
und Ordnung und werden nützliche Glieder unſeres am Boden lieg; 
Vaterlandes! 
( Worms, 19. Nov. Schadenfeuer. In Monsheim bra 
die vollgefüllte Scheuer des Gutsbeſitzers Knauf in einer der 
Nächte nieder. Der Schaden iſt beträchtlich. Man vermutet Br 
ſtiftung. 
— Ortenberg, 20. Nov. Billige Vutter gab es auf dem 
ſigen Rathaus. Durch die Wachſamkeit der Gendarmerie und der 
völkerung war ein von einem Dorf kommendes Schi=berauto ange 
und angehalten worden, das ein geſchlachretes Rind und eine g 
Menge Butter nach Frankfurt bringen wollte. Das ordnungsgemaß 
ſchlachtete Rind mußte freigegeben werden, dagegen wurde die B. 
beſchlagnahmt und mit einem Viertelpfund pro Haushalt zum Pr 
von 70 Milliarden an die Bevölkerung abgegeben,
eite 5.
uimmer 323.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 22. Nobember 1923.
 Ine deutſche Weihnachtsfeier für die 
Gemeinden des Heſſenlandes. 
Je dunkler ſich alle Horizonte bewölken, deſto mehr wird es not= 
, im Sinne der ehrwürdigen Mahnung zu wirken: „Die Herzen 
Weihnachten ſteht wiederum vor der Tür. Mit unendlich 
            trü=
lusſichten gehen wir dem diesjährigen Feſte entgegen. Um der 
            Ju=
willen verbergen wir die Sorgen in unſerem Herzen und ſetzen 
daran, den Baum, ſoweit es die Materialnot zuläßt, im 
            Lichter=
erſtrahlen zu laſſen. Aber die frühere Weihnachtsfreude will 
in uns aufſteigen, und wir ſchauen beſorgt in die jungen Geſichter, 
cht auch aus ihren Augen die Traurigkeit der Zeit ſchon ihre 
            Schat=
rft. Wie ein Weihnachtsfeſt, in der Fremde verlebt, viel längſt 
rtes wieder löſt, uns ganz weich und wehmütig werden läßt, ſo 
auch diesmal uns weh ums Herz, und wir fühlen uns im eigenen 
im eigenen Heim angeſichts des großen Trümmerfeldes wie in 
emde. Und doch ergeht gerade von dieſem Feſt eine Botſchaft an 
voll tröſtlichen Inhalts, die nicht nur ihr Licht in die kalte 
            Winter=
erſtrahlt, die nicht nur in der toten Jahreszeit die Rückkehr des 
z und des Lebens in der Natur verkündet, ſondern die noch auf 
inderes Licht hinweiſt, das über aller Geſchichte und Kultur 
            auf=
igen iſt, auf jenen milden Stern von Bethlehem, deſſen Glanz über 
jahrtauſende zu uns grüßt und uns auch in der Todesnacht der 
er und Kulturen zum Bürgen der Auferſtehung geworden iſt. „Ehre 
ſott in der Höhe und Frieden den Menſchen auf Erden, die eines 
Willens ſind.‟ Ergreifen wir dieſe Botſchaft mit ganzem Herzen, 
ben wir an die ſieghafte Kraft des Geiſtes und der Liebe, dann 
            dür=
wir zuverſichtlich der Zukunft entgegenſehen und hoffen, daß auch 
einmal wieder die Sonne aufgeht, und daß wir in ihrem Lichte 
er ſäen und ernten werden. 
Blaube an uns ſelbſt, an die Kräfte und an die Berufung unſeres 
s tut uns am meiſten not. Das iſt kein gedankenloſer Optimismus, 
auf das unfehlbare Glück zu ſündigen wagt — von dem haben wir 
nſerem Volke genug gehabt — ſondern es ift jene hoffnungsfreudige 
inung, die die Luſt zu planmäßiger Arbeit am Wiederaufbau un= 
Volkes gebiert, es iſt zugleich jenes ernſte 
            Verantwortlichkeits=
hl, das aus einem wirklichen Verwachſenſein mit dem Volke 
            ent=
mt. Die Herren, in denen dieſer Glaube noch lebendig iſt, oder 
dem ſchweren Schickſal wieder lebendig geworden iſt, ſie gilt es 
er mehr zu ſammeln. 
Daß ſie in unſerem Heſſenlande zahlreich vorhanden ſind, wiſſen wir, 
das erfüllt uns mit Freude und Zuverſicht. So hoffen wir denn 
daß unſere Volksbildungs= und Jugendpflegearbeit, die wie keine 
re grundlegend ſein muß, für die Wiedergeſundung von Volk und 
It weiter erfreulichen Fortgang nimmt. 
Durchdrungen von dieſen Gedanken hat die Zentralſtelle zur 
            För=
ng der Volksbildung und Jugendpflege in Heſſen Vorſorge 
            getrof=
allen Gemeinden unſeres Landes Programm und Material zu 
volkstümlichen ſchlichten Weihnachtsfeier mit Krippenſpiel, 
            Män=
hor und geiſtlichen Volksliedern zur Verfügung zu ſtellen. Sie geht 
i von der Erwägung aus, daß unſere diesjährigen Weihnachtsfeiern 
Not der Zeit nicht dadurch Rechnung tragen ſollen, daß ſie die geiſt= 
Herzensfreude dabei ängſtlich zurückdrängen, ſondern daß ſie an 
Innigkeit und ſtillem Glanz, an Feſtlichkeit und jubelnder 
            Zu=
icht mehr bringen ſollen als bisher. Die Botſchaft, die in der 
            Weih=
erging, iſt eine Botſchaft der Freude, der „großen Freude” ſogar, 
wie man überhaupt den echten Chriſtenmenſchen erkennt an einer 
en unvertilgbaren Freudigkeit und Kühnheit des Gemüts, ſo ſoll 
r diesjähriges Weihnachtsfeſt ganz beſonders klingen und glänzen 
jener Freude, die das „Sorgen der Heiden” und die „Traurigkeit der 
atur” weit hinter ſich läßt. 
Wir ſchlagen allen heſſiſchen Gemeinden (und in ihnen beſonders den 
Sausſchüſſen für Volksbildung und Jugendpflege, den Pfarrämtern, 
Lehrerſchaft und den Jugendvereinigungen) vor: Feiert euer 
            Weih=
ſtsfeſt diesmal in der Weiſe unſerer Vorfahren, mit einem ſchönen, 
n Krippenſpiel, mit fröhlichen, bekränzten Kindern, mit Maria und 
eph und dem Chriſtkind, dem böſen und dem guten Herbergswirt, 
Hirten und dem Engel und den drei Weiſen aus dem Morgenland.
 /ts iſt nötig an Koſtümen, was nicht der ärmſte Haushalt aufbringen 
. Die Krippe iſt überall da, ein Weihnachtsbaum fehlt auch 
            nir=
ds, ein Schemel, ein Tiſch, ein paar künſtliche Blumen, einige 
            Wachs=
ichen ſind gewiß aufzutreiben oder von fleißigen Händen herzuſtellen. 
3 Beſte, was dazu gehört, iſt umſonſt: Die Freude und Luſt am 
ihnachtsfeſt, die klaren Stimmen in den Kehlen der Kinder und 
            Er=
ſenen. An Vorführungsmaterial wird nichts gebraucht als der Text 
Krippenſpiels und die Noten für die Männerchöre. Als 
            Vorfüh=
gsort ſollte überall, wo es irgend möglich iſt, die Kirche gewählt werden; 
* ſollte das Spiel ſo oft wiederholt werden, zur Freude aller 
            Mit=
er, als noch Gemeindeglieder da ſind, die es ſehen wollen. 
Die Zentralſtelle ſtellt jeder Gemeinde das für die Feier nokwen= 
Material (dem noch einige nützliche Hinweiſe für die Einrichtung 
den Gang des Spiels beigegeben ſind) gegen Entrichtung von zwei 
dmark zur Verfügung. Es iſt nötig, ſich raſcheſtens zu entſcheiden 
teſtens bis 1. Dezember), denn die Zeit drängt, und je beſſer Spiel 
Chöre eingeübt, je liebevoller ſie ausgeſtaltet werden, deſto länger 
die Freude der Mithelfer und deſto herzlicher die Wirkung auf die 
ſchauer. Dazu ſei gleich geſagt, daß es hier keine Zuſchauer im Sinne 
Theaterzuſchauer gibt. Die Zuſchauer gehören beim alten deutſchen 
ppenſpiel mit zur Szene, und wenn die Spielenden das „Ihr 
            Kin=
lein kommt” oder „Kommt ihr Hirten, ihr Männer und Fraun” 
            an=
imen, nun, da ſingt eine deutſche Chriſtengemeinde von ſelbſt mit, 
h ohne jede Aufforderung. 
Das ſoll keine beliebige „kunſterzieheriſche Anregung” ſein, das iſt 
Herzenswunſch, den die Männer der Zentralſtelle an alle in der 
Isbildung und Jugendpflege tätigen Organiſationen im Lande rich= 
Ein Pfarrer, dem wir unſeren Plan vortrugen, ſtimmte mit größ= 
Freude zu und meinte, wenn es uns gelänge, dieſe herrliche 
            alt=
itſche Weihnachtsfeier in Heſſen wieder einzubürgern, dann ſei mehr 
Hebung der Volkskultur getan, als durch manche andere, viel 
            koſt=
eligere Veranſtaltungen. 
Wir hoffen dringend, daß recht viele Gemeinden uns dieſen 
            Herzens=
nſch erfüllen; das würde für uns die ſchönſte Feſtfreude ſein. 
Darmſtadt, den 19. November 1923. (Mathildenplatz 17, Marſtäll.) 
Zentralſtelle zur Förderung der Volksbildung und Jugendpflege 
in Heſſen. Der Direktor: Haſſinger.
 Reich und Ausland. 
Vertagung des Bergdoll=Prozeſſes. 
Eberbach. Nach einer Mitteilung der Strafkammer Mosbach 
iſt die Verhandlung im Falle des Deutſchamerikaners Bergdoll auf 
            Don=
nerstag, den 6. Dezember, vormittags 8½ Uhr, vertagt worden. 
Ein „Gerſtenkonto” beim Wirt. 
Vom Gäuboden (Oberbahern). Die ungeheure Bierverteuerung 
hat auf dem Lande verſchiedentlich dazu geführt, daß Bauern beim Wirt 
ein ſogen. „Gerſtenkonto” errichten, d. h. einen Zentner Gerſte abliefern 
und dafür 35 Maß Bier trinken können. Die Idee iſt nicht ſchlecht, 
            lei=
der kann ſich aber nicht jeder Bierliebhaber ein ſolches Konto errichten. 
Opfer einer Wette. 
Ramberg. Infolge einer Wette verunglückte hier der 17 Jahre 
alte Oskar Blumenſtiel. Er wollte in der Scheune der Witwe 
            Scher=
mer, bei welcher er bedienſtet war, einen Stamm von ungefähr 30 
            Zenti=
meter Durchmeſſer und 2,70 Meter Länge heben, wobei ſich der Stamm 
überſchlug. Blumenſtiel blieb tot liegen. 
Der Amtsſchimmel. 
Nürnberg. Stirbt dahier im Juli ein alter Veteran von Anno 
70. Die Hinterbliebenen bitten um eine Beihilfe zu den 
            Beerdigungs=
koſten. Das Geſuch wird ein Akt, geht von Hand zu Hand und kommt 
nun endlich im November zur Erledigung. Das Verſorgungsamt 
            Nürn=
berg teilt den Geſuchſtellern mittels eingeſchriebenen Briefes (Porto 16 
Milliarden) mit, daß ihnen eine Milliarde Beihilfe genehmigt ſei und 
zur Auszahlung bereit liege. Man ſieht, der Amtsſchimmel geht trotz 
aller Verfügungen ruhig ſeinen Gang weiter. 
Ein Galgen für Wucherer unb Schieber. 
Illertiſſen (Bayern). Die Errichtung eines Galgens für 
Wucherer und Schieber kündigt ein Anton Preſtele in Unterroth im 
Illertal=, Roth= und Günzboten wie folgt an: Der Schrei nach dem 
            Gal=
gen iſt erfüllt. Mache der werten Einwohnerſchaft des Bezirks 
            Iller=
tiſſen die Mitteilung, daß ich einen Galgen zum öffentlichen Gebrauch 
errichtet habe und können ab heute Wucherer und Schieber, welche den 
Galgen bverdient haben, angeliefert werden. Ich gebe der Bevölkerung 
den guten Rat, zuerſt diejenigen zu bringen, welche die Friedenspreiſe 
zuerſt auf das Drei= und Vierfache erhöhen und dann Goldmark 
            berech=
nen. Kaum iſt die Goldmarkrechnung eingeführt, haben dieſe Halunken 
durch ſolche Operationen ein Hintertürchen gefunden, um auf ihre 
            Rech=
nung zu kommen. Alſo an den Galgen mit ihnen! .. . Ihren letzten 
Gang oder beſſer geſagt ihren letzten Hang habe ich dadurch erleichtert, 
daß ſie in den letzten Minuten ihres irdiſchen Mammonslebens noch einen 
letzten Blick auf das Land ihrer ſchwarzen Taten werfen können, denn 
von dieſem Galgen aus, iſt das ganze Iller= Noth= und Günztal zu 
ſehen. Auf baldige Anlieferung ſolcher Verbrecher wartend, zeichne 
ich uſw. 
Schwere Bluttat. 
Gochsheim. In der Nacht auf Freitag hat ſich hier eine 
            grauen=
volle Bluttat ereignet. Der 40jährige Straßenwart Fritz Groh, der bei 
ſeinen Eltern wohnte, wurde in der Frühe mit eingeſchlagenem Schädel 
in ſeinem Schlafzimmer aufgefunden. Da ſich im Zimmer keine 
            Blut=
ſpuren vorfanden, muß angenommen werden, daß der Täter vor 
            Aus=
führung der Tat ſeinem ſchlafenden Opfer eine Decke über den Kopf 
            ge=
zogen und dieſe dann mitgenommen hat. Vermutlich liegt ein 
            Rache=
aft vor. 
Der Devifenbettler. 
Waldshut. Ein gutſituierter Badener aus der Nähe der 
            Schwei=
zer Grenze, war bor einigen Tagen in ein nahes Schweizer Städtchen 
            ge=
pilgert, um als Fechtbruder ſich „Fränkli” zu ergattern. Als er eine 
größere Anzahl Schleizer Münzen in ſeinem Beſitz hatte, wurde er aber 
von der Polizei geſchnappt, die „Fränkli” wurden ihm abgenommen und 
er wieder über die Grenze geſchoben. Außerdem erhielt er von der 
Schweizer Behörde 5 Jahre Landesverweis. 
Opfer des Meeres. 
Aus Redal wird telegraphiſch gemeldet: An der Weſtküſte von Oeſel 
wurden Schiffsplanken, Kiſten und 17 Leichen angeſchwemmt, die zum 
Teil mit Wunden bedeckt ſind. Es wird angenommen, daß der 
            Ham=
burger Dampfer „Kronos” untergegangen iſt, der von Stettin nach 
Petersburg unterwegs war und auf eine Mine geſtoßen iſt. 
Nach Meldungen eines in Hamburg eingetroffenen Lotſen iſt der 
amerikaniſche Viermaſt=Motorſchooner „Grace Pendleton”, der 
vor einigen Tagen von Hamburg nach Rotterdam in See abgegangen 
iſt, bei ſchwerem Sturm auf dem Großvogelſand geſtrandet. Da das 
Schiff voll Waſſer iſt und die Maſten und die Takelage vernichtet ſind, 
muß alles als verloren betrachtet werden. Ueber den Verbleib der aus 
vierzehn Mann beſtehenden Beſatzung iſt noch nichts Näheres bekannt; 
doch follen zwei Mann gerettet ſein. Nach ſpäteren Meldungen iſt das 
Schiff in der Nacht zum Montag völlig wrack geworden und verloren 
gegangen." 
Stimmen aus dem Leſerkreiſe. 
(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaktlon keinerlei 
            Ver=
antwortung; für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des Preſſegeſehes in vollem Umfange 
der Cinjender verantwortlich.) — Einſendungen, die nicht verwendet werden, können nicht 
zurückgeſandt, die Abwönung nicht begründst werden. 
Milchnot. 
Wenn man ſieht, wie Familien mit kleinen Kindern oder kranken 
Angehörigen in hieſiger Stadt unter der Milchknappheit ſchwer leiden, 
muß es einem empören, wenn Angehörige geſunder Familien wöchentlich 
mehrmals nach Roßdorf fahren und dort jedesmal Milch 
            kannen=
weiſe hamſtern. Es gibt Leute von der letzten Art, die wöchentlich 
15 und mehr Schoppen Milch von Noßdorf hereinſchleppen, um dann in 
Milch und Schlagrahm ſchwelgen zu können, und ſich kein Gewifſen 
            da=
raus machen, wenn kleine Kinder und Kranke elend zu Grunde gehen. 
Man ſtelle ſich nur einmal abends zu dem Zug 8.59 Uhr in den 
            Schal=
terraum am Oſtbahnhof und betrachte ſich die ankommenden 
            Milchham=
ſterer. Sollte die ſtädtiſche Polizei keine Mittel haben, einem derartigen 
Treiben ein Ende zu machen? Sollte die Bürgermeiſterei Roßdorf, deren 
feine Denkungsart in volkswirtſchaftlichen Angelegenheiten bekannt iſt, 
nicht in der Lage ſein, bei ihren Ortsangehörigen dahin zu wirken, daß 
Milch nur an milchbedürftige Leute, die ſich etwa durch eine 
            Ve=
ſcheinigung auszuweiſen hätten, abgegeben werden darf?
 Sport, Spiel und Turnen. 
Schiedsrichterbeſprechung. 
Die Schiedsrichter des Sportvereins 98 e. V. Darmſtadr haben heute 
abend in der Brauerei Schul eine wichtige Beſprechung. 
Turnen. 
Turnen und Sport im Turnverein Dieburg 1863, E. V. 
(Main=Rheingau. — Deutſche Turnerſchaft.) 
J. R.— Eines regen Vereinslebens erfreute ſich im Jahre 1923 der 
Turnberein Dieburg. Faſt wöchentlich vermehrte ſich bis etwa Anfang 
September die Anzahl der Schüler und — was einen großen Fortſchritt 
bedeutet — die Zahl der Turnerinnen, ſo daß man an Stelle von zwei 
Turnabenden fünf feſtlegen mußte. Auch die Beteiligung an den 
            Turn=
feſten war zufriedenſtellend. Im Monat Mai traten vier Wetturner zum 
volkstüimlichen Wettkampf in Frankfurt am Main an; kurz darauf fand 
das Jugendturnen des vierten Bezirkes in Harreshauſen ſtatt, woran ſich 
etlva 15 Zöglinge und Schüler und eine Schülerin beteiligten. Am 
            Gau=
turnfeſt in Dieburg konnten wegen der mit den Vorbereitungen 
            ver=
knüpſten Arbeit leider nur drei Mitglieder teilnehmen. Zum Deutſchen 
Turnfeſt fuhren drei Wetturner in Begleitung von 20 
            Vereinsmitglie=
dern. Am 12. Auguſt fand das 60jährige Jubiläum des Tv. 
            Aſchaffen=
burg=Damm, verbunden mit 12= und 4=Kampf ſtatt, wobei 3 Turner, 
5 Zoglinge und 2 Turnerinnen vom Tv. Dieburg antraten. Das 
            Gau=
ſportfeſt in Darmſtadt beſchickte der Verein mit 3 Turnern und 2 
            Turne=
rinnen. Er errang dabei durch Turner Rudi Keller die 
            Gaumeiſter=
ſchaft im Hochſprung (zweiter Gaumeiſter wurde Jakob Ludwig, 
            eben=
falls vom Tv. Dieburg), durch Turner Remſpecher die zweite 
            Gaumeiſter=
ſchaft im Kugelſtoßen und durch die Turnerin Babette Chriſt die 
            Gau=
meiſterſchaft im Kugelſtoßen (5 Kg.) für Damen. 
Dieſes Gauſportfeſt legte den Grundſtein zur Leicht=Athletik=
            Ab=
teilung des Vereins, ſo daß das Jahr des 60jährigen Jubiläums zugleich 
das Geburtsjahr für unſere Leichtathletikabteilung wurde. Die junge 
Mannſchaft trat zweimal, und zwar zum Vor= und Rückkampf gegen die 
Tuingemeinde Nieder=Roden an, wobei gute Ergebniſſe beiderſeits 
            er=
ielt wurden. Anbei nur die Ergebniſſe des Nückkampfes, (Hundertpunkt= 
Wectung. 
Dabei verdienen beſondere Erwähnung die Leiſtungen des Turners 
Rudi Keller, der ſeine drei Uebungen ſämtlich mit Ueberpunkten 
ausführte: Hochſprung über Latte 170 Meter — 110 Punkte, 
Weitſprung 6,05 Meter — 103 Punkte, 100 Meter Lauf 11,8 Sek. — 
105 Punkte — Der Kampf beſtand in: Hochſprung, Weitſprung, 
            Stab=
hechſtrung. Speerwurf, Schleuderball Kugelſtoßen, 
Kg., 
            Stein=
ſtoßen, 1/s Ztr., 100 Mtr. Lauf, 400 Mtr. Lauf, 4X100 Mtr. Staffel= 
Hochſprung: Nieder=Roden: Ad. Keller 1,50 Mtr. — 70 P., Phil. Simon 
1,50 Mtr. — 70 P.; Dieburg: Rud. Keller 1,70 Mtr. — 
110 P., Jak. Ludwig 1,60 Mtr. — 90 P. (200:140 für Diebg.) 
Weitſprung: N.=R.: Joh. Strauß 5,75 Mtr. — 88 P., Chriſt. Wade 
565 Mtr. — 83 P.; D.: Rud. Keller 6,05 Mtr. — 103 P., 
Jak. Ludwig 5,55 Mtr. — 78 P. (381:311 für Dieburg). 
Stabhochſprung: N.=R.: Ad. Keller 2,70 Mtr. — 70 P., Joh. Strauß 
2,80 Mtr. — 80 P.; D.: Joſ. Remſpecher 2,70 Mtr. — 70 P., 
Joſ. Euler 2.80 Mtr. — 80 P. (531:461 für Dieburg.) 
Speerwurf: N.=R.: Phil. Klein 31,85 Mtr. — 59 P., Ad. Keller 32,10 
Mtr. — 61 P.; D.: Peter Rohmann 28,30 Mtr. — 42 P., 
Joh. Roedler 25,55 Mtr. — 28 P. (601:581 für Dieburg.) 
Schleuderball: N.=R.: Phil. Simon 44,75 Mtr. — 74 P., Nik. Kreuzer 
37,80 Mtr. — 39 P.; D.: Joſ. Remſpecher 40,50 Mtr. — 53 P., 
Joſ. Euler 43 Mtr. — 60 P. (714:694 für Dieburg. 
Kugelſtoßen: (71ſ= Kg.): N.=N.: Phil. Klein 8,69 Mtr. — 67 P., Chriſt. 
Röhrig 8,64 Mtr. — 66 P.; D.: Jof. Remſpecher 9,12 
Mtr. — 78 P.. Pet. Rohmann 8,40 Mtr. — 60 P. (852:827 
für Dieburg.) 
Steinſtoßen (½/= Ztr.): N.=R.: Chriſt. Schreiner 6,25 Mtr. — 75 P., Ph. 
Simon 5,80 Mtr. — 60 P.; D.: Ad. Wick 6,15 Mtr. — 72 P., J. 
Euler 6,30 Mtr. — 77 P. (1001:962 für Dieburg.) 
100 Meter Lauf: N.=R.: Chriſt. Wade 12 Sek. — 100 P., Joh. Strauß 
12,2 Sek. — 95 P.: D.: Rud. Keller 11,8 Sek. — 105 P., 
Jak. Ludwig 12,2 Sek. — 95 P. (1201:1157 für Dieburg. 
4X100 Meter Pendel=Staffel: N.=N.: 52,4 Sek. — 34 P.; D.: 52,8 Sek. 
— 30 P. (1231:1191 für Dieburg.) 
400 Meter Lauf: N.=R.: Simon 62,6 Sek., Ehresmann 63,4 Sek. — 
120 P.: D.: Kern 64,8 Sek., Becker 72 Sek. — 71 P. (Stand 
1311 1302 für Nieder=Roden.) 
Sowohl der Vor= wie der Rückkampf ging durch den 400 Meter 
Lauf verloren. Während des Winters veranſtaltet die Mannſchaft 
Hallenübungsabende und hoffen wir, im nächſten Frühjahre mit zwei 
Mannſchaften antreten zu können. 
Handball. 
Turnverein Babenhauſen-Polizeiwachtabteilung 5:1. 
II. Das Rückſpiel der Handballabteilung des Turnvereins gegen die 
1. Mannſchaft der Polizeiwachtabteilung Babenhauſen endete mit dem 
für die Turner äußerſt günſtigen Reſultat von 5:1 Toren (Vorſpiel 2:2). 
Die Sieger verdanken ihren Erfolg dem vorzüglichen Zuſammenſpiel 
ihrer Sturmtruppe und der energiſchen Abwehr ihres Torwächters. 
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte. 
Wettervorherſage für Freitag, den 23. Novembert 
Meiſt wollig, vereinzelte Regenſchauer mit Neigung zur Schneebildung. 
Tageskalender. 
Landestheater, Großes Haus: Keine Vorſtellung. — Kleines 
Haus, Anfang 7 Uhr, Ende 10 Uhr, (Zuſatzmiete 3,7): „Figaros 
            Hoch=
zeit”. —Orpheum, 7/ Uhr: „Die Frau im Hermelin”. — Fr. Lit. 
Künſtl. Geſellſchaft 7ſ= Uhr abends: Lautenabend. — 
SLiklub Darmſtadt=Odenwald, abends 8 Uhr, im Reſtaur. 
Sitte: Mitgl.=Verſ. — Union=, Reſidenz=, Zentral=Theater, Palaſt= 
Lichtſpiele: Kinovorſtellungen. 
 
Druck und Verlag: L. C. Wittich. Hauptſchriftleitung: Rudolf 
Mauve. Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf 
Mauve für Feuilleton: Max Streeſe, Heſſiſche Nachrichten: 
Max Streeſe Sport: Dr. Eugen Buhlmann. 
            Schluß=
dienſt: Andreas Bauer; für den Inſeratenteil: Willy 
Kuhle, — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Rummer hat G Seiten
 Liebe und Pflicht. 
Romantiſche Erzählung aus dem ſiebenzehnten Jahrhundert. 
Von Ernſt Elias Niebergall. 
Nachdruck verboten.) 
Wirklich blieb er ſtehen wie ein blinder Gaul und wartete 
Antwort. — Es folgte keine. 
„Leuthold!” rief er abermals und taſtete mit ausgeſtreckten 
emen nach allen Seiten umher — doch zog er plötzlich die 
inde mit einem unterdrüclten Schmerzenslaut zurück, denn er 
itte in einen großen Brenneſſelbuſch gegriffen. 
„Leuthold — tue mir doch die Liebe und ſag’, wo Du biſt, 
iß ich zu Dir komme — ich ſehe ja keine Hand vor den Augen — 
b eine Stimme von Dir — ſage: „Nepomuk, hier bin ich!"" 
Seine klägliche Bitte blieb ohne den gehofften Erfolg, und 
in wälzte ſich wie ein Alp der Gedanke auf ihn, daß Leuthold 
itflohen ſei und ihn mit ſeiner Furcht allein in der Dunkelheit 
laſſen habe. 
Er ließ die Schaufel ſinken, faltete vernichtet die Hände und 
*he in die Höhe nach dem Himmel, aber da war es ſo ſchwarz 
ie auf der Erde. Er hätte gern um Hülfe geſchrieen, wenn er 
h nicht vor ſeiner eigenen Stimme gefürchtet hätte; er 
            ge=
aute nicht, von der Stelle zu gehen aus Furcht, von einer un= 
Htbaren Geiſterhand zum Stehen gezwungen oder gar erwürgt 
It werden. 
In der Tat, Nepomuk war hart für ſeinen beabſichtigten 
etrug geſtraſt, und um ſeine peinliche Lage noch zu vermehren, 
ar unvermerkt ein Frühlingsgewitter herangezogen und ſandte 
nen trätſchenden Regenguß auf den Gebeugten herab, der ihn 
eduldig hinnahm, ohne ſich vom Platze zu rühren, obwohl er 
ISs auf die Haut davon durchnäßt ward. 
Es ſchnen, er hatte den Entſchluß gefaßt, mit Ergebung in 
ein Schickſal bis zum Morgen auszuharren und dann heimlich 
vieder ins Schloß zurückzukehren. Aber es ſollte nicht alſo 
eſchehen. 
Bei dem ſchſvachen Blitzſchein des vorüberziehenden 
            Ge=
oitters hatte er bemerkt, daß er ſich nicht tief im Walde, ſondern 
jemlich nahe am freien Felde befand. Nun kam es ihm höchſt 
bünſchenswert vor, den Aufenthalt unter den ſchaurig 
            rauſchen=
en Baumwipfeln, aus denen er die ſchreckbarſten Töne ver=
 nahm, mit der Ebene zu vertauſchen; und, nachdem er lange hin= 
und hergeſonnen, fing er an, langſam und ohne Geräuſch zu 
            ver=
urſachen, einen Fuß nach dem andern in abgemeſſenen 
            Zeit=
räumen aufzuheben und niederzuſetzen, um ſich ſo allmählich 
aus dem Bereich der Waldesſchrecknifſe zu entfernen. Nachdem 
er dies kluge Manöver einige Zeitlang mit viel Behutſamkeit 
ausgeführt hatte, ſahe er ſich bei einem neuen Blitze zu ſeiner 
großen Freude am Saume des Waldes. 
Gottſob!” dachte er, und würde ſich erleichterten Herzens 
den Angſtſchweiß von der Stirne gewiſcht haben, wenn ihm der 
Platzregen nicht ſchon zuvor dieſen Dienſt erzeigt hätte. 
„Gottlob!” dachte er nochmals, hufte zurück”e) und ſtand 
in einem reichlich gefüllten Waſſergraben, doch nicht mit den 
Beinen, ſondern mit dem Kopfe. 
Wir könnten über dieſe Situation des armen Nepomuk 
erbauliche Betrachtungen anſtellen, fürchten aber, daß er darüber 
unſern Leſern und uns ertrinken möchte, eine Strafe, die doch 
wohl ſeiner Beſtimmung entgegen wäre, da wir überzeugt ſind, 
daß er in freier Luft zu ſterben verdiente. Wir erzählen daher ſo 
ſchnell als möglich weiter. 
Nepomuk hatte kaum mit ſeiner Naſe den ſchlammigen 
Grund ſondiert und ein Dutzend Fröſche in Schrecken gejagt, als 
es ſein eifrigſtes Beſtreben war, ſich aufzurichten, was gerade 
nicht leicht war, indem der ſehvere Ranzen ſeinen Kopf auf dem 
Grunde feſthielt. Doch gelang es ihm, ehe er völlig eiſtickt war; 
er ſprudelte das genoſſene Kotwaſſer aus und kroch gurgelnd 
und puſtend ans Ufer. Die Angſt vor dem tückiſchen 
            Sumpf=
graben war ſo groß, daß er ſich keine Zeit nahm, ſich auf die 
Füße zu ſtellen, ſondern mit einer Behendigkeit, die er ſich ſelbſt 
wie zugetraut hätte, wenn ihn nicht gerade die Hetzpeitſche ſeines 
geſtrengen Herrn beflügelte, auf allen Vieren davonkrabbelte, bis 
er mit dem Kopfe nach einer Weile an einen harten Gegenſtand 
ſtieß. 
Ein heftiger Blitz machte in dieſem kritiſchen Moment die 
Gegend taghell, und unſer Abenteurer erkannte in dem 
            Gegen=
ſtand, mit dem er ziemlich unſanſt in Berührung gekommen war, 
eine Art von Hütte, welche die Hirten aus Raſenſtiicken und Erde 
kunſtlos errichtet hatten, um ſich darin bei einem plötzlichen 
Unwetter zu ſchützen. Er kroch ohne Umſtände hinein, taſtete 
und fand, daß die weiche Streu darin von niemand eingenom= 
22) Wich zurück, auch im „Datterich”, 1. 4.
 iien war; ſo konnte er dann nichts Klügeres tun, als das 
            will=
kommene Lager zu benutzen, bis ihm die anbrechende 
            Morgen=
dämmerung, die nicht mehr ſehr fern ſein konnte, den Weg zunr 
Schloſſe zeigen würde; und es gereichte ihm zu großem Troſte, 
daß ſein Gebieter, der hergebrachtermaßen den lieben Morgen 
heranzuſchlummern pflegte, von ſeiner Abweſenheit nicht das 
Geringſte merken würde. 
Eine Stunde mochte langſam vorübergeſchlichen ſein, und 
der einſone Bewohner der Hütte hatte eben vor Erſchöpfung die 
Augen geſchloſſen, die ihm die Furcht bisher offen gehalten, als 
ein unbekanntes Weſen gleichfalls den Eingang fand und ſich 
            un=
verzüglich mit belaſtendem Gewichte auf Bruſt und Beine des 
zum Tode erſchrockenen Nepomuk niederließ. 
Im erſten Augenblick des Entſetzens ſtieß dieſer einen Schrei 
aus und ſuchte inſtinktmäßig den unwillkommenen Beſuch von 
ſich abzuhalten; als aber ſeine Hände ein rauhes, naſſes Fell 
berührten, ließ er von jedem weiteren Verſuch ab und lag wie 
ein Toter unter ſeiner Laſt; denn er glaubte, einen hungrigen 
Wolf zum nächtlichen Imbiß dienen zu müſſen. Der Unhold 
aber machte es ſich auf ſeinem Lager bequem, ſchnaubte und 
ſtreckte ſich und ward dann ſtill. Nepomuk desgleichen. 
Trotzdem, daß der letztere wähnte, ſein letztes Stündlein 
ſei gekommen, verging doch ſchier eine halbe Stunde, ohne, daß 
das grimmige Raubtier Anſtalten machte, ſein wehrloſes Opfer 
aufzuſpeiſen. Nepomuk wünſchte ſich indeſſen tauſendmal unter 
die Peitſche ſeines Herrn, ja ſogar in den ſumpfigen 
            Froſch=
graben zurück, doch ohne daß ſeine qualvolle Lage dadurch 
            ge=
beſſert worden wäre. 
Da drang mit einem Male ein heller Laternenſchein in die 
finſtere Schreckensbehauſung. Ein Menſch ſtreckte den Kopf 
herein und rief: 
„Wir haben ihn”! 
Wir haben ihn!” tönte es aus mehreren unharmoniſchen 
Kehlen zurück. 
Bei der nahen Ausſicht auf Erlöſung getrauete Nepomuk 
doch nicht, ſich zu rühren oder zu reden aus Furcht, das Untier 
möchte ſeine Wut zuerſt gegen ihn kehren. 
„Heraus!” ſchrie der Mann mit der Laterne und trat gebückt, 
iit einem Knüttel bewaffnet, herein. 
(Fortſetzung folgt.)
 Darmſtädter Tagblatt 
Rentenbankſcheine.
Moeisorn
22. November 1923 Nr. 3.
 Verwaltungsrat und Vorſtand der Deutſchen Rentenbank 
erlaſſen folgende Bekanntmachung betreffend die Ausgabe 
bon Rentenbankſcheinen zu 1, 5, 10 und, 50 Rentenmark: 
Vom 15. November 1923 ab werden durch die Reichsbank 
            Rentenbank=
ſcheine zu 1, 5, 10 und 50 Rentenmark in den Verkehr gebracht werden, 
deren Beſchreibung wir nachſtehend zur öffentlichen Kenntnis bringen
 Beſchreibung des Rentenbankſcheines über Eine Rentenmark, 
vom 1. November 1923. 
Der Rentenbankſchein über Eine Rentenmark iſt 65X 120 
Millimeter groß und auf weißem Waſſerzeichenpapier gedruckt. Das 
Waſſerzeichen „Kreuz=Ning” iſt auf dem rechtsſeitigen, nur mit der 
Zuhl 1 überdruckten Streifen deutlich erkennbar. Das Druckbild der 
Vorderſeite iſt von einem durch Linien begrenzten Zierrand 
            einge=
aßt. Der in gelbbraun=olivgrüner Farbe ausgeführte Untergrund 
zeigt im Mittelfeld die große Wertzahl 1. Die Beſchriftung in ſchwarzer 
Farbe lgutet: 
Rentenbankſchein 
Eine Rentenmark 
Ausgegeben auf Grund der Verordnung vom 15. Oktober 1923 
(N. G. Bl. 1, S. 963). Die Deutſche Rentenbank iſt verpflichtet, die von 
ihr ausgegebenen Rentenbankſcheine jederzeit auf Verlangen gegen ihre 
auf Goldmark lautenden, mit 5 v. H. verzinslichen Rentenbriefe einzu= 
1öfen. Auf 500 Rentenmark wird ein Rentenbrief über 500 Goldmark 
mit Zinſenlauf vom nächſten Fälligkeitstermin ab gewährt. 
Berlin, den 1. November 1923. 
Deutſche Rentenbank. 
Der Verwaltungsrat. 
Lentze Brandes Bücher Crone=Münzebrock. Dietrich Gennes 
H. Grünfeld Heim Hillger Keinath Millington=Herrmann Roeſicke 
Siemens Sorge Urbig 
Die Wertzeile iſt durch große Druckſchrift hervorgehoben. In den 
beiden oberen Ecken ſteht links die dunkle und rechts die helle Zahl 1 
auf kreisrundem Zierſtück. Reihenbezeichnung und Nummer ſind oben 
in der Mitte in grüner Farbe aufgedruckt. Der Untergrund der 
            Rück=
beite zeigt in der Mitte ein gelbbraunes Guillochenmuſter in 
            Verar=
beitung mit einem rechteckigen Linienzierſtück in grünlich=grauer Farbe. 
In den vier Ecken iſt die Zahl 1 auf dunklen Zierſtücken ſichtbar. 
Die Beſchriftung in grau=grüner Farbe lautet: 
Rentenbankſchein 
Eine Rentenmark 
Rentenbankſchein 
Auf dem freien Papierrand links ſteht vierzeilig folgender Straffatz: 
Wer Rentenbankſcheine nachmacht oder verfälſcht, ol r nachgemachte 
oder verfälſchte ſich verſchafft und in Verkehr bringt, wird mit 
            Zucht=
haus nicht unter zwei Jahren beſtraft.
 Beſchreibung des Rentenbankſcheins über Fünf Rentenmark, 
vom 1. November 1923.
 Der Nentenbankſchein über Fünf Rentenmark iſt 68 X 125 
            Milli=
nieter groß und auf weißem Waſſerzeichenpapier (Kreuz=Ring) gedruckt. 
Auf der Vorderſeite befindet ſich rechts ein etwa 25 Millimeter 
breiter, gelblich gefärbter Schaurand mit orangeroten und grünen 
            Fa=
ſern der nur mit der Wertzahl „5” in blauer Farbe überdruckt iſt. Der 
in blaugrün und grauviolett ſpielende Untergrund zeigt in der Mitte 
die große Wertzahl „5‟ Die von einem ſchmalen Zierrand begrenzte 
Beſchriftung in ſchwarzer Farbe lautet: 
Rentenbankſchein 
Fünf Rentenmark 
Ausgegeben auf Grund der Verordnung vom 15. Oktober 1927 
(R. 3. Bl. 1, S. 963). Die Deutſche Rentenbank iſt verpflichtet, die von 
ihr ausgegebenen Nentenbankſcheine jederzeit auf Verlangen gegen ihre 
auf Goldmark lautenden, mit 5 v. H. verzinslichen Rentenbriefe 
            einzu=
löſen. Auf 500 Rentenmark wird ein Rentenbrief über 500 Goldmark 
mit Zinſenlauf vom nächſten Fälligkeitstermin ab gewährt. 
Berlin, den 1. November 1923. 
Deutſche Rentenbank. 
Der Verwaltungsrat. 
Lentze Brandes Bücher Crone=Münzebrock Dietrich Gennes 
H. Grünfeld Heim Hillger Keinath Millington=Herrmann Roeſicke 
Siemens Sorge Urbig. 
In den beiden oberen Ecken ſteht die Wertzahl „5”, in der Mitte 
Reihenbezeichnung und Nummer in roter Farbe. 
Die Rückſeite trägt auf dem freien, linksſeitigen Schaurand 
            fol=
genden fünfzeiligen Strafſatz: 
Wer Rentenbankſcheine nachmacht oder verfälſcht, oder nachgemachte 
oder verfälſchte ſich verſchafft und in Verkehr bringt, wird mit 
            Zucht=
haus nicht unter zwei Jahren beſtraft. 
Das in blau bis grüner, bzw. rotgrau bis graugrüner Farbe 
            ſpie=
lende Druckbild zeigt in der Mitte ein reichverziertes Linienwerk, das 
von einem gemuſterten Zahlenuntergrund umgeben iſt. Die in großen, 
lateiniſchen Buchſtaben ausgeführte Beſchriftung in ſchwarzer Farbe 
lautet:
 RENTENBANKSCHEIN 
RENTEI
 MARK 
darunter ſteht die gleiche, einzeilige Wertangabe 
FÜNF RENTENMARK 
Rechts und links von der dreizeiligen, in größeren Lettern gedruckten 
Wertbezeichnung iſt die Zahl „5” mit kreisförmigen Zierſtücken ſichtbar.
 Beſchreibung des Rentenbankfcheins über Zehn Rentenmark, 
vom 1. November 1923.
 Der Rentenbankſchein über Zehn Rentenmark iſt 71 X130 
            Milli=
meter groß und auf weißem Waſſerzeichenpapier (Kreuz=Ring) gedruckt. 
Auf der Vorderſeite befindet ſich rechts ein etwa 25 Millimeter 
breiter, blau=grün gefärbter Schaurand mit kupferbraunen und 
            orange=
roten Faſern, der nur mit der querſtehenden Zierzahl 10 mit 
            oliv=
grüner Farbe überdruckt iſt. Der in den Farben braunrot bis olivgrün 
ſpielende. gemuſterte Zahlenuntergrund trägt in der Mitte die etwas 
hervorgehobene Zierzahl 10. In der Mitte iſt die große Zierzahl 10 
ſichtbar. Die von einer ſchmalen Zierleiſte begrenzte Beſchriftung in 
ſchwarzer Farbe lautet: 
Rentenbankſchein 
Zehn Rentenmark 
Ausgegeben auf Grund der Verordnung vom 15. Oktober 1923 
(R. G. Bl. 1, S. 963). Die Deutſche Rentenbank iſt verpflichtet, die von
 ihr ausgegebenen Rentenbankſcheine jederzeit auf Verlangen gegen ihre 
auf Goldmark lautenden, mit 5 v. H. verzinslichen Rentenbriefe einzu=
 löfen. Auf 500 Rentenmark wird ein Rentenbrief über 500 Goldmark 
mit Zinſenlauf vom nächſten Fälligkeitstermin ab gewährt. 
Berlin, den 1. November 1923. 
Deutſche Nentenbank. 
Der Verwaltungsrat. 
Lentze Brandes Bücher Crone=Münzebrock. Dietrich, Gennes 
5. Grünfeld Heim Hillger Keinath Millington=Herrmann Roeſicke 
Siemens Sorge Urbig 
Die Wertbezeichnung iſt durch kräftige Druckſchrift hervorgehoben. 
Rechts und links vom Schlußtext befindet ſich in beſonderen Zierſtücken 
die Wertzahl 10. Reihenbezeichnung und Nummer ſind in roter Farbe 
oben rechts angebracht. 
Die Rückſeite trägt auf dem hier links freibleibenden Schaurand 
folgenden vierzeiligen Strafſatz: 
Wer Nentenbankſcheine nachmacht oder verfälſcht, oder nachgemachte 
oder verfälſchte ſich verſchafft und in Verkehr bringt, wird mit 
            Zucht=
haus nicht unter zwei Jahren beſtraft. 
Der durch Zuſammendruck von kirſchrot mit grün entſtandene 
            Unter=
druck wirkt in der Fläche rötlich=grau und enthält in der Mitte ein 
            deut=
ich zweifarbig betontes, kranzförmiges Zierſtück. Der Aufdruck beſteht 
aus den 4 Eckzahlen 10 auf dunkelgemuſtertem Grund, die durch einen 
leichten Linienrand verbunden ſind. 
Oben ſteht das Wort Rentenbankſchein, im Kranz die Zierziffer 10 
und darunter die Wertbezeichnung Zehn Rentenmark.
 Beſchreibung des Rentenbankſcheins über 50 Rentenmark, 
vom 1. November 1923. 
Der Rentenbankſchein über Fünfzig Rentenmark iſt 77 X140 
            Milli=
meter groß und auf weißem Waſſerzeichenpapier (Kreuz=Ring) gedruckt. 
Auf der Vorderſeite befindet ſich rechts ein etwa 25 Millimeter 
breiter, hellgrau gefärbter Schaurand mit orangeroten und grünen 
            Fa=
ſern, der nur mit der querſtehenden Zierzahl 50 in grüner Farbe 
            über=
druckt iſt. 
Aus dem von einem ſchmalen Zierrand umgrenzten, in grau, 
            rot=
grün und violetten Farbengängen ſpielenden, netzartigen Untergrunde 
hebt ſich die grün umrandete Zierzahl „50” hervor. Die in 
            dunkelbrau=
ner Farbe aufgedruckte Beſchriftung lautet: 
Rentenbankſchein 
Fünfzig Rentenmack 
Ausgegeben auf Grund der Verordnung vom 15. Oktober 192: 
(R. G. Bl. 1, S. 963). 
Berlin, den 1. November 1923. 
Deutſche Rentenbank. 
Der Verwaltungsrat. 
Lentze Brandes Bücher Crone=Münzebrock. Dietrich Gennes 
H. Grüufeld Heim Hillger Keinath Millington=Herrmann Roeſicke 
Siemens Sorge Urbig. 
Die Deutſche Rentenbank iſt verpflichtet, die von ihr 
            aus=
gegebenen Rentenbankſcheine jederzeit auf Verlangen gegen ihre 
auf Goldmark lautenden, mit 5 v. H. verzinslichen Rentenbriefe 
            einzu=
löſen. Auf 500 Rentenmark wird ein Rentenbrief über 500 Goldmark 
mit Zinſenlauf vom nächſten Fälligkeitstermin ab gewährt. 
Die vier Ecken werden durch die von einem kreisförmigen 
            Linien=
werk umgebenen Wertzahlen „50” ausgefüllt. Oben in der Mitte ſteht 
die Reihenbezeichnung und Nummer ebenfalls in dunkelbrauner Farbe. 
Die Rückſeite trägt auf dem freien linksſeitigen Schaurand 
            fol=
genden dreizeiligen Strafſatz: 
Wer Rentenbaukſcheine nachmacht oder verfälſcht, oder nachgemachte 
oder verfalſchte ſich verſchafft und in Verkehr bring=, wird mit 
            Zucht=
haus nicht unter zwei Jahren beſtraft.
 Das bon einem leichten Zierrand eingefaßte Druckbild zeigt 
ziegelrot bis hellgrün gemuſterten Zahlenuntergrund, der das 
einem reichverzierten Linienwerk beſtehende Mittelfeld mit der arr 
Zierzahl „50” umſchließt. Darüber ſteht in großen Zierbuchſtaben
 Wort 
Rentenbankſchein
 darunter die Wertzeile 
Fünfzig Rentenmark 
in dunkelbrauner Farbe,
Wirtſchaftliche Rundſchau.
 L. Die neuen Goldmünzen des Freiſtaats Oeſt 
reich zu 100 und 20 Kronen zeigen den einköpfigen Adler mit Me 
krone und Bruſtſchild von Oeſterreich mit der weißen Querbinde 
rotem Felde, in den Krallen Sichel und Hammer, umher Revu 
Oeſterreich. Die neuen Stücke werden nur gegen Hergabe des gl 
Quantums Goldes verabfolgt.
 — Zuſammenſchluß in der Seifen= und Fettin 
ſtrie. Die in der Verkaufsgemeinſchaft deutſcher Oelmühlen A 
(Verdöga) Hamburg vereinigten deutſchen Oelmüylen Karl Hagenb 
u. Sohn, Heilbronn, Harburger Oelwerke Brinckmann u. Mergell, 
burg, Guſtav Hubbe, G. W. Fahrenholz G. m. b. H., Magdeburg, 
Oelwerke A.=G, Harburg, Oelwerke Teutonia G. m. b. H., Harb. 
Neußer Oelmühle N. Simons Söhne, Neuß, und die A.=G. für chemi 
Produkte vorm. H. Scheidemandel, Berlin, ſowie die Sunlicht=Ge 
ſchaft A.=G., Mannheim, ſind zu einer Intereſſengemeinſchaft 
            zuſam=
getreten unter Errichtung der Vereinigten Deutſchen Fettwerke 
mit dem Sitz in Berlin und der A.=G. für Seifeninduſtrie in B 
Den Vorſtand dieſer Truſtgeſellſchaft bilden Dr. Schulte=Mannheim 
der Fettwerke Miniſterialdirektor Bachem. Das Aktienkapital der 
einigten Fettwerke A.=G. beträgt 1 Milliarde Papiermark.
 spd. Vereinigte Schuhfabriken Berneis, Weſ 
A.=G., Augsburg-Nürnberg. 90 Millionen Mk. neue Stan 
aktien der genannten Geſellſchaft ſind an der Frankfurter, Münche 
und Augsburger Börſe zugelaſſen worden. Es handelt ſich um Akt 
der zur Verſtärkung der Betriebsmittel im Februar 1923 vorgeno 
nen Kapitalserhöhung, wovon zunächſt 74 Miuionen Stammaktien 
gegeben und von einem unter Führung der Deutſchen Bank, 
Nürnberg, ſtehenden Konſortium übernommen wurden. Ein Teilbet 
in Höhe von 62 Mill. wurde den Inhabern der alten Stammaktien 
den Vorzugsaktien A derart zum Bezug angeboten, daß auf eine 
Stammaktie über 1000 Mk. zum Kurſe von 1000 Prozent, zuzüglich 
zugsrechtſt uer (87 Prozent) und auf 10 Vorzugsaktien A über je 1000 
zum Kurſe von 1500 Prozent zuzüglich Bezugsrechtſteuer (88 Pro 
eine neue Stammaktie über 1000 Mk. bezogen werden konnte. Die 
lichen 12 Mill. neuen Stammaktien wurden für Rechnung der Ge 
ſchaft unter Gewinnbeteiligung des Konſortiums beſtmöglichſt verka 
Die noch verbleibenden 16 Mill. neuen Stammaktien der Febry 
Transaktion wurden im Juni 1923 ausgegeben. Dieſe Stammak 
wurden von demſelben Konſortium übernommen und gleichfalls für R 
nung der Geſellſchaft unter Gewinnbeteiligung des Konſortiums 
möglichſt verkauft. Das aus dieſer Emiſſion erzielte Agio mit 
2275 Mill. wurde der geſetzlichen Reſerve zugeführt. Das Aktienkap 
beträgt demnach 174 Mill. Mk. einſchließlich 150 Mill. Stammakt 
20 Mill. Vorzugsaktien Lit. A, die ſich im Verkehr befinden, und 4 M 
6proz. Vorzugsaktien Lit. B, die in den drei ſteuerfreien Fällen 
20faches Stimmrecht verfügen und ſich im Beſitze eines je zur H 
aus der Bankvereinigung der Geſellſchaft und dem Vorſtand und 2 
ſichtsrat der Geſellſchaft beſtehenden Konſortiums befinden oder bis 
ihrer Einziehung gebunden ſind. Einer weiteren Finanztransaktion 
Oktober 1923 entſtammen 30 Mill. Stammaktien, von denen 2,5 9 
den Inhabern der 20 Mill. Vorzugsaktien Lit. A im Verhältnis 
1 Stammaktie zu 8 Vorzugsaktien zum Umtauſch angeboten weri 
Weitere 0,7 Mill. neue Stammaktien ſoll den Inhabern der noch in 
lauf befindlichen 7 Mill. Teilſchuldverſchreibungen der Geſellſchaft 
Umtauſch ihrer Obligationen im Verhältnis von 10:1 überlaſſen weri 
Die reſtlichen neuen Stammaktien ſind teils der Geſellſchaft zur Ver 
tung zur Verfügung zu halten, teils ſollen ſie freihändig verkauft wer 
Vorerſt iſt aber die neue Kapitalserhöhung nur um 8 Mill. durchgefü 
Infolgedeſſen beträgt das Artienkapital nunmehr 182 Mill. Mk. 
folge der allgemeinen wirtſchaftlich ungünſtigen Verhältniſſe mußte 
Geſellſchaft ihre Arbeitszeit verkürzen. Für den verlorenen deut 
Abſatz hat die Firma Erſatz in Auslandsaufträgen gefunden. 
— Ein neuer Textilkonzern. Unter Mitwirkung 
Darmſtädter und Nationalbank iſt, wie die Textil=Woche erfährt, 
neuer Textilkonzern unter der Firma Textilaufbau=Aktiengeſellſchaft 
Berlin gegründet worden, die als Dachgeſellſchaft die Verwaltung 
gender Firmen übernimmt: Tuchfabrik Univerſal Textilwerke G 
b. H., Velten (Mark), Berlin=Veltener Textilmaſchinenfabrik und Ei 
gießerei G. m. b. H., Velten, Woll= und Garnhandelsge 
ſchaft m. b. H., Berlin, „Derus” Techniſche Handelsgeſellfd 
m. b. H., Berlin (Einrichtung von Betriebsanlagen), Univerſal=Exp 
geſellſchaft m. b. H., Berlin. Der Aufſichtsrat ſetzt ſich zuſammen 
den Herren Bankdirektor Gieſe, Bankdirektor Nadolny, Direktor H 
Karfunkel und Juſtizrat Seligſon. Den Vorſtand bilden die Herren
fim Halperin und Solnicki.
 Bur noch wenige Tage: Die Filmoperette mit Gesang 
R‟ Las Lädehen o: ne Gem sson, 5 Akte 
„Bürlnuer don Hiein Eiae Demimonde- eirat, 5 Akte.
He 1
 Letzter Tag. Harry Piel. 
Der letzte Kampf. Z 
Das brennende Geheimnis
 Eddie Polo „Mit Büchse und Lasso‟ III. Teil 
gegen Hass und Neid. Widwest-Film, 6 Akte. 
Die Verlobung mit Hindernissen. 3 Akte. (*27942 
Daf Fönß in dem Drama „Die Großmächte des Lebens‟
 Ihre Vermählung geben bekannt 
Fritz Günther 
Frau Eliſabeth Günther 
verw. Neuerburg, geb. Joeſten
 Darmſtadt, den 22. November 1923 
Hobrechiſtraße 34.
 Feute u. folg. Tage 
Der gr. Erfolg ( 
Die Frau 
im Hermelin. 
(Noch bis 30. Nov )
 Kart.: Verk=Büro, 
de Waal,Rheinſtr. 14.
Bolkstheater
 Für die vielen Beweiſe herz icher 
Teilnahme bei dem ſo jähen 
            Hin=
ſcheiden meines geliebten Mannes, 
unſeres treuen Vaters, Bruders und 
Schwagers ſage ich im Namen aller 
Hinterbliebenen den innigſten Dank
Käte Mäller, geb. Kellex.
 Trotz der hohen 
Lederpreiſe 
Lederſohlen 
owie größere 
Lederſtücke
 um Ausſuchen 
noch koloſſal billig 
ei (7816a
 Aus den Amtsverkündigungen des Kreisamts 
Darmſtadt und den Bekanntmachungen der 
Polizeiamts Darmſtadt. 
Gefunden: 1 goldener Ohrring (
            halb=
mondförmig). 1 Kinder=Krimmerhandſchuh. 
2 einzelne Kellerſchlüſſel. 1 Schlüſſei. Ein 
Patentſchlüfſel. 1 Drücker und 1 kleiner 
Schlüſſel (zuſammengebunden). 1 Schlüſſel 
mit einem Ring. 15 kleinere Schlüſſel am 
Ring. 200 000 000 Mk. in Papier 
            einge=
wickelt. 20 Milliarden. 800 Milliarden. 
1 Kinderhandſchuh. 1 Roſenkranz. 1 
            dunkel=
blauer Damengürtel mit ſilberner Schnalie 
(ſchwarz eingefaßt). 1 ſchwarzled. 
            Port=
monnaie mit Inhalt. 1 ſchwarzled. 
            Porte=
monnaie mit Photographie. 1 Wildleder= 
Markttaſche. 1 Brille mit Futteral. 1 ge 
ſticktes Deckchen. 4 Karloffelkarten. Ein 
Laib Brot. 1 brauner Handſchuh mit 
Spange. 1 grauer Herrenfilzhut. 1 
            dunkel=
blaue Tuchtaſche. 1 ſkwarze Handtaſche 
mit Taſchentuch. 1 Taſchenmeſſer mit 
            Kork=
zieher. 1 weißer Kinderpelz. 1 grauer 
linker Handſchuh 1 zuveirädr Handwagen 
— Zugelaufen: 2 Schäſerhunde,
 Karl Abt 
Alexanderſtraße 16
 Donnerstag 
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Ulgppwagen m. 
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deck, neu, weit 
            unt=
adenpreis (*2794: 
Riedeſelſtr 39, Manſ.
 Werten Freunden und Bekannten 
die Mitteilung, daß wir im Hauſe 
Holzſtraße 22 
ein Kaffee mit Konditorer 
eröffnet haben 
Es wird unſer eifrigſtes Beſtre= 
* ben ſein, allen Anſprüchen unſerer 
werten Kundſchaft gerecht zu werden. 
Familien=Kaſſee I. Ranges. 
Um gütigen Zuſpruch bitten 
Jean Kappes und Frau. 
Va
Kartoffelverkauf
 Duich Anrollen weiterer Kartof 
waggons iſt die Stadtverwaltung in 
Lage, den vielfach vorgebrachten W 
ſchen zu entſp echen und mit ſofort 
Wirk ng unter den bekannten Bedine 
gen Kartaffeln bis zu 5 Zentnern 
(st 
Familie abzugeben.. 
Darmſtadt, den 21. Nov. 1923. 
Der Oberbürgernteiſter.
Ghef=Konſtrukteur f. Kochgppo
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Kochapparatebau (Kohle, Gas, Dampf) 
Haushaltungen, (Broß=Küchen Bäckerei, 
ditoreien, Fleiſchwaren uſw befähig 
ſelbſtändig Leitung des Konſtru tionsbü
 u. zur Pro eitierung vollſtändiger 
            Anla=
einſchl. Rohrleitungen, ferner zur Norm 
ſiernng n. zu ſelbſtändigen Patententwürf 
woilen Ang m. Lebenslauf, Zeugnisabſ 
Referenzen, Gehaltsanſpr., kürzeſten 
trittstermins richten an 
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trieie linternehmungen m. b. 4 
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Liebigſtraße 13½
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            Pup=
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Kart.n Lebensmitt.z. 
vertauſchen. (*27941 
Heivert, Mahlſtr 24, II I.
 Tiermarkt K 
übſche, echte 
Foachef 
6 Wochen alt, zu ve 
Näh. Geſchſt. (*27‟