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Hefſiſche Reueſte Nachrichten
Rorgenzeitung der Landeskauptſtadt
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Nummer 323 Donnerstag, den 22. November 1923 186. Jahrgang
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ſtädter 8 Nationalbank
Potſchafterkon
Zwei Noten der Alküierten an die deutſche Regierung.
Zuſammentritt der Botſchafterkonferenz.
Paris, 21. Nov. (Wolff.) Die Botſchafterkonferenz iſt
3,40 Uhr (franzöſiſche Zeit) zuſammengetreten. Havas
be=
t unmittelbar vorher, die engliſche Regierung verlange
e Abinderungen des am Montag von der
Botſchafterkon=
z angenommenen Vermittlungsentwurfes. Entgegen den
iben gewiſſer Morgenblätter ſoll die engliſche Regierung
verlangen, daß die Vollmachten der
Militärkontrollkom=
on hinſichtlich der Initiative zu den Kontrollmaßnahmen
ſchränkt würden. Vielmehr ſcheine man in engliſchen
Krei=
geneigt zu ſein, der Kommiſſion volle Freiheit, insbeſondere
die Aufgabe zu überlaſſen, ſelbſt den richtigen Zeitpunkt für
tatſächliche Wiederaufnahme ihrer Tätigkeit zu beſtimmen,
m übrigen unverzüglich erfolgen könnte.
die Militärkontrolle wird wieder aufgenommen.
Paris, 21. Nov. (Wolff.) Havas berichtet um 6,30 Uhr:
der Botſchafterkonferenz, die um 5,40 Uhr zuſammengetreten
ad deren Sitzung noch andauert, erſcheint die Verſtändigung
it wie erzielt. Die Noten, die der deutſchen Regierung, betr.
veraufnahme der militäriſchen Kontrolle und der Rückkehr
Kronprinzen, übermittelt würden, würden jedenfalls noch
aufe der Nacht veröffentlicht. Die Agentur glaubt mitteilen
innen, daß ein Kompromiß auf der Grundlage erzielt
de, die Montag nacht veröffentlicht wurde. Die
militä=
he Kontrolle ſoll unverzüglich in
Deutſch=
dwieder aufgenommen werden. Die angeführte
1smeldung vom Montag beſagt, die Konferenz werde ſich
darauf beſchränken, von Deutſchland, wie in ihren früheren
n. Erleichterungen für die militäriſche Kontrolle zu
ver=
en. Sie werde ihm diesmal notifizieren, daß die Ausübung
Kontrollrechts einfach an einem ſehr baldigen Zeitpunkt
wie=
aufgenommen werde, gleichviel, welcher Anſicht die deutſchen
irden ſeien. Die Kontrollkommiſſion würde unter eigener
intwortung ſelbſt beſtimmen, unter welchen Bedingungen
in welchen Landesteilen ſie ihre Miſſion auszuüben ge=
Wenn ihr Hinderniſſe in den Weg gelegt würden, hätte
cherweiſe die Kommiſſion zunächſt die Frage zu prüfen, ob
in welchem Umfange die deutſche Regierung dafür
verant=
lich ſei, und dann hätten ſich die Alliierten, wenn Anlaß
gegeben ſei, über die notwendigen Maßnahmen für den Fall
matiſcher Obſtruktion von ſeiten Deutſchlands zu
ver=
digen.
Was den deutſchen Kronprinzen anbelangt, iſt Bezug
genom=
auf den Thronverzicht, den er am 1. Dezember 1918
aus=
rochen habe, und auf die Erklärung, daß er als gewöhnlicher
ger nach Deutſchland zurückgekehrt ſei. Die deutſche
Regie=
müſſe alſo darüber wachen, daß er ſein Verſprechen halte
an keiner monarchiſtiſchen Agitation ſich beteilige.
Ein Einverſtändnis erzielt.
Paris, 21. Nov. (Wolff.) Die Sitzung der
Botſchafter=
erenz war um 6,50 Uhr zu Ende. Es iſt ein Einver=
Urdnis erzielt. Die für die deutſche Regierung beſtimm=
Noten werden heute abend veröffentlicht.
Die Frage der Militärkontrolle.
Paris, 22. Nov. Die Noten der Botſchafterkonferenz über
Wiederaufnahme der Militärkontrolle in Deutſchland und die
kehr des ehemaligen Kronprinzen ſind dem deutſchen
Ge=
tsträger Botſchaftsrat v. Hoeſch geſtern abend um 9 Uhr
reicht worden.
Die Note der Botſchafterkonferenz an die deutſche Regierung,
effend die Wiederaufnahme der Militärkontrolle hat folgen=
Wortlaut:
Die alliierten Regierungen nehmen Kenntnis von der
Erklä=
z. der deutſchen Regierung, daß ſie keineswegs die Abſicht
2, die Verpflichtungen zu verleugnen, die ſich für ſie aus
Friedensvertrag von Verſailles ergeben. Sie ſtellen jedoch
daß die deutſche Regierung nichtsdeſtoweniger darauf
be=
t, tatſächliche Gründe anzuführen, um ſich in der Praris der
übung der Kontrolle zu entziehen. Die deutſche Regierung
At ſich diesmal nicht mehr auf die Mitwirkung belgiſcher und
zöſiſcher Offiziere an den Kontrolloperationen, um dieſe un=
Allich zu machen, aber ſie erklärt, daß die Wiederaufnahme der
rationen geeignet ſei, die inneren Schwierigkeiten zu
ver=
zern und daß ſie unvermeidliche Zwiſchenfälle hervorrufen
den.
Die Botſchafterkonferenz muß zunächſt bemerken, daß die
itrolloperationen ſeit vielen Monaten unterbrochen waren,
1 daß ſie es für notwendig hält, auf den Ernſt einer ſolchen
e beſonders hinzuweiſen. Die Verlängerung eines ſolchen
tandes könte ſie um ſo weniger zulaſſen, ais ſie Gründe habe,
zu fragen, ob die Hinderniſſe gegen die Erfüllung der
Auf=
en der Militärkontrollkommiſſionen nicht gerade die Ent
vick=
g dieſer beunruhigenden Elemente begünſti en und
infolge=
en zur Erhöhung der Schwierigkeiten beigetragen hätten,
r die ſich die deutſche Rezierung beſchwert. Die alliierten
gierungen können übrigens nicht zulaſſen, daß die
Wieder=
nahme der Kontrolloperationen an ſich eine neue Quelle der
wierigkeiten oder eine Urfache für Zwiſchenfälle darſtellt.
ht nur würde ein gut Teil der Operationen derart unter
Be=
gungen ausgeführt, daß ſie keine Vorſpände für Zwiſchenfälle
ern, ſondern die Kontrollkommiſſion habe ſich immer, das
ſe die deutſche Regierung ſelbſt, im Intereſſe der Erfüllung
er Aufgabe bemüht, die Aufgaben der deutſchen Behörden zu
eichtern. Und man könne ſich auch in Zukunft auf ihren Takt
laſſen. Unter dieſen Umſtänden ſehen ſich die alliierten
Re=
rungen in die Notwendigkeit verſetzt, das Recht aufrecht zu
alten, das der Militärkontrollkommiſſion ſowie dem
äronau=
hen Carantieausſchuß zuſteht. Die Kontrollkommiſſion und
Garantieausſchuß haben übrigens jede Möglichkeit erwogen.
feſtzuſtellen, welches die Operationen ſind, deren Ausführung
im Augenblick durchführbar und notwendig erſcheint. Die
alli=
ierten Regierungen erinnern die deutſche Regierung daran, daß
jedesmal, wenn die Kontroll= und Ueberwachungsorgane ihr
nach den beſtehenden Regeln notifizierten, daß ſie zu einem
Be=
ſuch ſchreiten wollen, die deutſche Regierung die abſolute Pflicht
habe, gemäß Artikel 206 des Friedensvertrages der interalliierten
Kontrollkommiſſion und ihren Mitgliedern alle notwendigen
Er=
leichterungen zur Erfüllung ihrer Aufgabe zu verſchaffen.
In=
folgedeſſen haben die alliierten Regierungen beſchloſſen, daß die
Militärkontrolle und die äronautiſche Ueberwachung unverzüglich
unter den Bedingungen wieder aufgenommen werden, die der
deutſchen Regierung durch den Vorſitzenden der
Kontrollkommiſ=
ſion und der äronautiſchen Garantieausſchuſſes mitgeteilt
wur=
den. Im Falle, daß dieſe Operationen auf die Obſtruktion der
deutſchen Behörden oder deutſcher Staatsbürger ſtoßen, behalten
ſich, die alliierten Regierungen das Recht vor, die Maßnahmen zu
ergreifen, die ihnen geeignet erſcheinen, die Ausführung des
Verſailler Vertrages ſicherzuſtellen.
Zur Rückkehr des ehemaligen Kronprinzen.
Die zweite Note, betreffend die Rückkehr des ehemaligen
Kronprinzen, ſtellt feſt, daß die deutſche Regierung der
Bot=
ſchafterkonferenz auf die am 9. November geſtellte Frage
mitge=
teilt habe, daß der Verteter Deutſchlands in Holland beauftragt
wurde, dem ehemaligen Kronprinzen einen Paß zur Rückkehr
nach Deutſchland auszuſtellen. Die verbündeten Regierungen
hätten Kenntnis von der Erklärung genommen, hinſichtlich der
Verzichtleiſtung des ehemaligen Kronprinzen auf den Thron von
Preußen und auf die deutſche Kaiſerkrone, ſowie von der
for=
mellen Verpflichtung, die die deutſche Regierung übernommen
habe, die Rückkehr des ehemaligen Kaiſers nach Deutſchland nicht
zu erlauben. Sie ſtellen feſt, daß ſie die Mitteilung des
Thron=
verzichts vom 1. Dezember 1918, die die deutſche Regierung
be=
kanntgegeben hat, als endgültig anſehe und daß ſie ihre
Annul=
lierung nicht dulden werde.”
Die Note fährt dann fort: Die alliierten Regierungen ſtellen
feſt, daß die deutſche Regierung, um ſich der Verpflichtung der
Kontrolle, die ſich aus dem Verſailler Vertrag ergibt, zu
ent=
ziehen, die Schwierigkeiten der inneren Lage und den ſich daraus
ergebenden Zuſtand angeführt hat, trotzdem die Rückkehr des
ehemaligen Kronprinzen geſtattet hat. Es kann ihr nicht
unbe=
kannt ſein, daß ſeine Anweſenheit in Deutſchland geeignet iſt,
für Deutſchland ernſte Komplikationen hervorzurufen, nicht nur
in inner=, ſondern auch in außenpolitiſcher Hinſicht. Unter dieſen
Umſtänden ſehen ſich die alliierten Regierungen gezwungen, der
deutſchen Regierung zu erklären, daß ſie ſie in vollem Maße
verantwortlich machen für die Folgen, die ſich aus der Tatfache
ergeben können, daß ſie dem ehemaligen Kronprinzen geſtattet
hat, Aufenthalt in Deutſchland zu nehmen. Die alliierten
Regie=
rungen glauben, die Aufmerkſamkeit der deutſchen Regierung auf
die Gefahren lenken zu müſſen, die ſich aus dieſer Lage ergeben
können, und auf die Möglichkeiten, die die alliierten Regierungen
zwingen könnten, ſich über die Maßnahmen zu verſtändigen, die
geeignet ſeien, ihnen entgegenzutreten.
Die Kriegslaſtenkommiſſion hat der Reparationskommiſſion
heute eine Note überreicht, in der ſie Mitteilung macht von dem
augenblicklichen Stand der Wiederaufnahme der Arbeit im
be=
ſetzten Gebiet, ſowie von dem Scheitern der Verhandlungen
zwi=
ſchen dem Bergbauverein und der Micum.
Auf der Suche nach einem neuen Beſetzungsvorwand.
Paris, 21. Nov. (Wolff.) Der Matin veröffentlicht eine
wohl als offiziös zu betrachtende Auslaſſung über das im April
1920 nach der Beſetzung von Frankfurt und
Darm=
ſtadt von dem damaligen Miniſterpräſidenten Millerand
abgegebene Verſprechen, künſtig in allen interalliierten
Angelegen=
heiten gemeinſam mit den Alliierten vorzugehen. Dieſes
Ver=
ſprechen der franzöſiſchen Regierung hat bekanntlich bei den
Ein=
wendungen Englands gegen die franzöſiſchen Forderungen in der
Botſchafterkonferenz eine Rolle geſpielt. Der Matin behauptet,
Millerand habe keineswegs „Verpflichtungen”
übernommen, die ein iſoliertes Vorgehen Frankreichs in allen Fällen
zu behindern angetan ſeien. Er habe ſich in dem Memorandum,
das er in London überreichen ließ, auf die Feſtſtellung beſchränkt,
daß tatſächlich Frankreich in ſämtlichen Fragen interalliierten
Chara’ters die Abſicht hätte, ſich mit ſeinen Alliierten zu
verſtän=
digen, das heißt, er habe lediglich den auf der Hand liegenden
Sinn des Verſailler Vertrages interpretiert. Wenn es
not=
wendig ſei, eine Angelegenheit wie die Militärkontrolle in
Deutſchland im gegenſeitigen Einvernehmen zu regeln, ſo liege
der Grund darin, daß der Friedensvertrag dieſe Militärkontrolle
zu einer interalliierten Cinrichtung geſtaltet habe, nicht aber in
angeblichen Verpflichtungen der Regierung Millerand. Als es
ſich hingegen darum handelte, im Anſchluß an eine gebührend
von der Reparationskommiſſion feſtgeſtellte Verfehlung
Deutſch=
lands Pfänder im Ruhrgebiet, in Beſchlag zu nehmen, hätte
Paragraph 18 des Anhanas 17 zu Abſchnitt 8 des
Friedensver=
trages Frankreich ermächtigt, ſich der allgemeinen Zuſtimmung
zu entſchlagen. Es ſei vorgeiommen, daß die engliſche Regierung
den Verſuch machte, ſich auf das Memorandum Millerands zu
be=
rufen. Man haße ſie nur auf den Wortlaut der Friedensverträge
ſelbſt zu verweiſen brauchen, um ihr mit Händen greifbar zu
machen, in welchen Fällen es Fraukreich freiſtehe, allein
vorzu=
gehen, und in welchen Fällen es im Einvernehmen mit ſeinen
Alliierten vorgehen müſſe. Die Frankreich zuſtehende
Beweg=
ungsfreiheit für den Fall einer Bedrohung von
außen ergebe ſich aus ſeinem Recht auf legitime
Vertei=
digung und ſtehe übera llen Verträgen.
A
„Nach ſuupahriger Seftetung
Zum 22. November, dem Jahrestag des Einzugs der
Franzoſen in der eligß=lothrinziſchen Hauptftast.
Die unſelige Verwirrung, die im November 1918 der
plötz=
liche deutſche Zuſammenbruch anrichtete, haben die Franzoſen
auch zur „Löſung” der elſaß=lothringiſchen Frage geſchickt
aus=
genützt. Sie wußten, daß der deutſche Gegenſpieler ſchachmatt
geſetzt war und daß der Nimbus des armen, überfallenen,
lamm=
frommen Frankreich auch die Annektion des Landes decen würde,
das bisher immer als das glanzvolle Beiſpiel dafür herhalken
mußte, daß dem „S elbſtbeſtimmungsrecht der
Völker” endlich Genugtuung würde.
„Le plebiscite est kait” erklärte Herr Raymons
Poincaré am 10. Dezember 1918 in Straßburg. Das
Taſchen=
ſpielerkunſtſtückchen war geglückt; von einer Abſtimmung
über die ſtaatliche Zukunft Elſaß=Lothringens
war auf einmal keine Rede mehr: niemand dachte
mehr daran, daß doch „Völker und Länder nicht wie Steine auf
dem Schachbrett berſchoben werden dürfen.”
So wurden das deutſche Elſaß und Deurſch=Lothringen im
Handumdrehen franzöſiſch. Wer ſich gegen dieſe Entſcheidung
verwahrte oder gar aktiv wehrte, war ein „Hochverräter”.
Fünf Jahre lang konnte Frankreich beweiſen, ob es imſtande
ſein werde, die annektierte deutſche Minderheit
an ſeiner Oſtgrenze zu derdauen. Es hat das
Problem ſo angepaat, daß es alles Deutſche im Lande
erdroſſelt: die Mutterſprache von neun Zehnteln der
Be=
völkerung, das Deutſche, wird planmäßig in der Schule
ver=
nachläſſigt und zurückgeſetzt, ja geradezu ausgerottet. In dieſem
übertriegend deutſchſprachigen Land iſt es nicht erlaubt,
Theater=
aufführungen in hochdeutſcher Sprache darzubieten. Hier in
dieſem „befreiten” Elſaß=Lothringen iſt das geſamte
Verwal=
tungs= und Gerichtsweſen rein franzöſiſch! Und dies trotz der
immer und immer wiedev erhobenen Vorſtellungen der berufenen
Vertretungen des Landes, trotz der heftigen Vorwürfe der Preſſe,
trotz der leidenſchaftlichen Entſchließungen öfſentlicher
Volks=
verſammlungen!
Alle dieſe Not iſt freilich über die Bevölkerung gekommen
nicht ohne eigene Schuld! Durch ihr Stillſchweigen in
den entſcheidenden Monaten des Winters 1918/19 hat ſie den
blau=weiß=roten Schreiern im Lande möglich gemacht, daß ſie das
Abſchüttelung, die ſie verdienen. Oder doch ſelten. Ein
Bei=
ſpiel für eine offene, ehrliche Ausſprache
deſſen, was in deutſcher Zeit war, hat nun eine
Straßburger Zeitung, die „Républigue”, gerade in dieſen
Tagen geliefert. Sie ſchreibt:
„Wir haben die kollektive Heuchelei, die
un=
ſeren Landsleuten ſeit dem Waffenſtillſtand
immer wieder aufgezwungen wird und die auf
unſerem öffentlichen Leben laſtet, nie begünſtigt
oder gar mitgemacht: Wirhalten ſie abgeſehen von ihren
ſchädlichen Konſequenzen, ganz einfach für des Elſaſſes
unwürdig! Wenn heute von der „Botte allemande”, dem
„deutſchen Stiefel” die Rede iſt und von der politiſchen Sklaverei
der Elſäſſer unter dem deutſchen Regime, ſo ſollte nie vergeſſen
werden, daß der Elſäſſer damals innerlich frei
war. Das iſt heute nicht mehr der Fall. Er wird
nicht nur gezwungen, entweder Gefühle zu
haben oder ſie zu heucheln, ja die Heuchelei iſt
ſogar retoaktiv! Wir können es nicht hindern,
wenn Leute, die gern betrogen ſind, an dem
Kliſchee von den zwei unglücklichen, hilflos
weinenden Kindern feſthalten, die, unter dem
„Stiefel des Barbaren” ſeufzend, ihre Hände
ohne Unterlaß 50 Jahre lang ſehnſüchtig nach
der Mutter ausſtreckten, aber es iſt unſere
Pflicht, dagegen anzukämpfen, daß alle
die=
jenigen, auf die jenes ſentimentale
Märtyrer=
tum in keiner Weiſepaßt — und es iſt die
Majo=
rität unſerer Bevölkerung — ſich
nunverpflich=
tet glauben, es nachträglich vorzumimen und
eine Treue zu heucheln, die ſie nun einmal
nicht gehabt haben.”
Wenn dann noch feſtgeſtellt wird, daß „die große Maſſe
dar=
unter leidet, daß ſie ſich heute rückwirkend in ſeeliſche Leiden
hineindenken muß, die die meiſten nicht empfunden haben”, ſo
haben wir ein ungemein deutliches Bild der „Löſung der
elſaßslothringiſchen Frage”. Zu Frankreichs höberem
Ruhme müſſen anderthalb Millionen Menſchen Tag für Tag
einen heißen Patriotismus „mimen”; die Ueberſchrift dazu heißt:
„Befreiung”. Aber Frankreich iſt nicht ewig übermächtig. Es
kommt ein neuer Tag ..
Die Frage der Sicherheit.
Paris, 21. Nov. (Wolff.) Das „Echo de Paris” ſchreibt
im Hinblick auf die Verhandlungen der Botſchafterkonſerenz:
In wenigen Tagen werde Poincaré vor dem Parlament noch
einmal ſeine Politik darlegen. Wahrſcheinlich werde er ſich
diesmal über die Frage der Sicherheit ausſprechen und ſie
zu=
nächſt in ihrer gegenwärtigen und dann in ihrer künftigen Geſtalt
ins Auge faſſen. Für den Augenblick ſei Marſchaul Petain nach
Düſſeldorf geſchidt worden, um ſich perſönlich von der guten
Durchbildung der franzöſiſchen Truppen und den für alle Fälle
bereits getroffenen Maßnahmen zu überzeugen. Was die
Zu=
kunſt anlange, ſo liege es auf der Hand, daß eine interalliierte
Militärkontrollkommiſſion, die beſchäftigungslos in der deutſchen
Hauptſtadt ſitze, nicht als das Bollwerk der franzöſiſchen
Sicher=
heit hingeſtellt werden dürfe. Es brauche nicht geſagt zu werden,
daß Fraukreich in keiner Weiſe die Beſetzungsgrenze
auszu=
dehnen oder willkürliche Zwangsmaßnahmen anzuwenden
wünſche. Aber Frankreich würde es nach ſeiner Meinung
frei=
ſtehen, jeder etwaigen Drohung zu begegnen, auf Grund des
Rechtes, für ſeinen eigenen Schutz zu ſorgen, das jeder ſouveräne
Staat beſitze.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 22. November 1923.
Nummer 32
Berlin, 21. Nov. Der deutſche Geſchäftsträger in Paris,
von Hoeſch, übergab dieſer Tage der franzöſiſchen Regierung
folgende weitere Proteſtnote gegen die Unterſtützung
der Separatiſten in der Pfalz durch die Franzoſen.
Herr Miniſterpräſident! Unter Bezugnahme auf
mein Schreiben vom 10. November beehre ich mich, im Auftrage
meiner Regierung Eurer Exzellenz Folgendes zur Kenntnis zu
bringen: Am 5. November und an den folgenden Tagen wurden
in der bayeriſchen Rheinpfalz in einer Reihe von Städten,
darunter Kaiſerslautern, Landau, Kirchheimbolanden und
Neu=
ſtadt a. Haardt, öffentliche Gebäude durch von auswärts
zugezogene bewaffnete Separatiſtenbanden beſetzt. Auch bei
dieſem neuen aufrühreriſchen Vorgehen fanden die Separatiſten
bei den franzöſiſchen Beſatzungsbehörden altive Unterſtützung.
In Speyer durchſuchten in der Nacht vom 3. zum 4. November
franzöſiſche Gendarmen das Poſtamt und derhafteten die
wacht=
habenden Poſtbeamten. Im Regierungsgebäude daſelbſt
verlang=
ten die franzöſiſchen Behörden die Beſeitigung der dort
getroffe=
nen Schutzmaßregeln. In der Nacht vom 1. zum 2. November
hoben franzöſiſche Organe den deutſchen Selbſtſchutz im
Bezirks=
amt Ludwigshafen auf und verhafteten ihn.
In Kaiſerslautern verbot der Delegierte Leſur
aus=
drücklich das Einſchreiten der deutſchen Polizei gegen die
Sepa=
ratiſten, die Polizei wurde dem franzöſiſchen Kommando
unter=
ſtellt. Sie räumte das Rathaus, nachdem ihr der Delegierte die
Entwwaffnung der Separatiſten innerhalb zwei Stunden
aus=
drücklich zugeſagt hatte. Dieſe Zuſage wurde trotz wiederholter
Vorſtellungen nicht gehalten. Auf den öffentlichen Gebäuden in
Kaiſerslautern weht neben der Fahne der Separatiſten die
fran=
zöſiſche Trikolore. Bereits am 31. Oktober umſtellten
franzö=
ſiſche Truppen das Gebäude der Handwerkerkammer in
Kaiſers=
lautern, in dem Freiwillige zur Abwehr in Bereitſchaft lagen.
Allen Freiwilligen wurden die Identitätskarten abgenommen;
ſie mußten ſich am 3. November beim Delegierten melden und
wurden dort verhaftet und mit Laſtkraftwagen abbefördert.
In Kirchheimbolanden wurden die deutſchen
Gen=
darmeriebeamten zum franzöſiſchen Bezirksdelegierten befohlen
und von dieſem in ſeinem Amtszimmer dem dort anweſenden
Separatiſtenführer übergeben, der ſie entwaffnen und verhaften
ließ. Sie wurden erſt abends aus der Haft entlaſſen, nachdem
ſie dem Delegierten die Zuſicherung gegeben hatten, daß ſie gegen
die Separatiſten nichts unternehmen würden. Dem deutſchen
Poſtvorſteher in Kirchheimbolanden gegenüber erklärte der
fran=
zöſiſche Delegierte: „Wir Franzoſen erkennen die neue Regierung
der Pfalz an. Sie haben deshalb die Anordnungen der neuen
Regierung ebenſo zu befolgen wie die unſerigen.‟ Der Aufmarſch
der Separatiſten, die mit Gummiknüppeln, Revolvern und teils
mit Gewehren bewaffnet ſind, in militäriſchen Formationen, wird
von den franzöſiſchen Behörden ebenſowenig behindert, wie die
Vornahme von Requiſitionen.
Die deutſche Regierung legt gegen die fortgeſetzte
Unterſtütz=
ung der Separatiſtenbanden durch amtliche franzöſiſche Organe
und gegen die Behinderung der deutſchen Behörden und
Be=
amten bei der Wiederherſtellung der öffentlichen Ordnung und
der Bekämpfung der aufrühreriſchen Elemente erneut
nach=
drücklich Verwahrung ein. Sie wiederholt die
For=
derung, daß den franzöſiſchen Truppen, alsbald Befehl gegeben
woerde, den völkerrechtlichen und vertragsmäßigen Verpflichtungen
der Beſatzungsmächte gemäß zu handeln.
Genehmigen Sie, Herr Miniſterpräſident, den Ausdruck
meiner ausgezeichneten Hochachtung.
gez. Hoeſch.
Mainz, 21. Nov. Wie wir aus beſter Quelle erfahren, iſt
durch die Beſchlagnahme weiterer Schulgebäude der höhere
Schulunterricht in Mainz faſt vollkommen brachgelegt und
muß unter den dürftigſten Raumperhältniſſen weiterzuführen
verſucht werden. Die franzöſiſche Beſatzungsbehörde hat in den
letzten Tagen das große Gebäude der Oberrealſchule, eines der
größten Schulgebäude Heſſens, beſchlagnahmt zum Zwecke der
Einrichtung eines franzöſiſchen Knabeninternats mit allem
er=
denklichen Komfort. Ebenſo wurde die einzige noch freie
Turn=
halle des Mainzer Turnvereins beſchlagnahmt. Nunmehr iſt
kein einzige höhere Schule mehr in deutſchem Beſiß.
Be=
gründet wird die Beſchlagnahme mit Regiezwecken und
Schul=
zwecken.
Am geſtrigen Dienstag kam es zu
Erwerbsloſenun=
ruhen in Mainz, die von den Separatiſten für ihre Zwecke
auszunutzen verſucht wurden. Sie ſuchten unter den
Erwerbs=
loſen zu werben, indem ſie Schokolade und Zigaretten verteilten.
Auf dem Schloßplatz kam es gegen Mittag zu Anſammlungen,
bei denen die Separatiſten den Erwerbsloſen einredeten, daß die
Franzoſen hinter ihnen ſtänden. Wie um dieſe
Be=
hauptung draſtiſch zu illuſtrieren, erſchien im ſelben Augenblick
ein Zug Spahis und jagte alles auseinander,
Se=
paratiſten und Erwerbsloſe. Um 4 Uhr kam es
noch=
mals zu Anſammlungen vor dem Stadthaus, die aber ohne
Mühe von der ſtädtiſchen Polizei zerſtört wurden.
Die Reichsgewerkſchaft deutſcher Eiſenbahnbeamten, die
Gewerk=
ſchaft deutſcher Reichsbahnbeamten und die Gewerkſchaft der techniſchen
Reichsbahnbeamten haben ſich zu einer Arbeitsgemeinſchaft
zuſammen=
geſchloſſen.
Von zuſtändiger Stelle wird das Gerücht, der Reichskanzler ſei
zwecks Anleiheverhandlungen nach Amſterdam abgereiſt, als völlig aus
der Luft gegriffen bezeichnet. Dr. Streſemann weilt in Berlin.
In München wurde Eckardt, einer der bekannten Führer der
natio=
nalſozialiſtiſchen Bewegung, verhaftet. Die Verhaftung ſoll im
Zuſam=
menhang mit den Münchener Vorgängen am 8. und 9. November ſtehen.
Die Reichsindexziffer für die Lebenshaltungskoſten beläuſt
ſich nach den Feſtſtellungen des Statiſtiſchen Reichsamts für Montag
den 19. November, auf das 831fache der Vorkriegszeit. Die
Steigerung gegenüber der Vorwoche (218,5) beträgt demnach
280, 3 vom Hundert.
Die Madrider Preſſe beröffentlicht eine von Intellektuellen der
ganzen Welt unterzeichnete Erklärung zugunſten Deutſchlands.
Nach den endgültigen Ergebniſſen der bulgariſchen Parlamentswahlen,
erhielten die Regierungskoalition 201, die Nationalliberalen 7 Mandate.
Auf die gemeinſame Liſte der Agrarier und Kommuniſten entfielen 39
Mandate. Die neue Kammer dürfte etwa Anfang Dezember einberufen
werden.
In dem zwiſchen Italien und Jugoſlawien abgeſchloſſenen Fiume=
Abkommen billigt die italieniſche Regierung Jugoſlawien den kleinen
Hafen von Della und Teile von Baros auf 99 Jahre zu. Außerdem
räumt es Jugoſlawien im Hafen von Fiume eine Freizone ein.
Jugo=
ſlawien erkennt dafür an, daß Fiume unter italieniſche Verwaltung
kommt.
Wie Hadas aus Rom melder, wird in politiſchen Kreiſen Roms die
Nachricht verbreitet, daß Muſſolini eine baldige perſönliche Beſprechung
mit Poincaré haben wird. Eine Beſtätigung dieſer Meldung liegt in
Paris nicht vor.
Wertbeſtändiges Notgeld für die Pfalz.
Ludwigshafen 21. Nov. Die geſtrige Vollſitzung der
Handelskammer Ludwigshafen nahm zu der für die Pfalz
außer=
ordentlich wichtigen Frage der Ausgabe eines wertbeſtändigen
Notgeldes durch die Handelskammer Stellung. Die Sitzung,
der außer den Vertretern der verſchiedenſten Intereſſenkreiſe
auch zwei Regierungsräte von der Pfälzer Kreisregierung und
Oberleutnant Magnie, der Adjutant des Generals de Metz,
bei=
wohnten, war aus der ganzen Pfalz ſtark beſucht. Nachdem
Handelskaumer und Kreisregierung des 25jährigen Jubiläums
des Handelskamerpräſidenten Geheimrats von Wagner mit
ehrenden Worten gedacht hatten, erſtattete Kommerzienrat
Ludo=
wici Bericht über die Währungsverhandlungen, die in Speher,
Ludwigshafen=Mannheim und Koblenz geführt und zu einem
gewiſſen Abſchluß gekommen ſeien. Der Plan, eine Pfälzer
Währung zu ſchaffen, ſei aufgegeben worden, da mit einer rein
Ffälziſchen Währung der Pfalz nicht geholfen würde. Man habe
ſich vielmehr für eine rheiniſche Währung entſchieden. Für die
Zwiſchenzeit ſoll die Pfalz nunmehr ein wertbeſtändiges
Zah=
lungsmittel erhalten, das durch die Handelskammer ausgegeben
wird und bis zur Gründung der in Ausſicht genommenen
Rhei=
niſchen Bank Gültigkeit haben ſoll (etwa zwei Monate). Nach
weiteren Ausführungen über die Vorbereitungen zur Ausgabe
dieſes Handelskammer=Dollars erklärte ſich die Kammer mit den
Vorſchlägen einverſtanden. Die Genehmigung der
Interalliier=
ten Rheinlandkommiſſion in Koblenz, an die bereits ein Geſuch
gerichtet iſt, ſteht zwar noch aus, doch glaubt man nach einer
tele=
graphiſchen Antwort von dort, daß der Ausgabe von dieſer Seite
keine Schwierigkeiten entgegengeſetzt werden.
München 21. Nov. In einer in den „Akademiſchen
Stimmen” veröffentlichten Kundgebung des früheren
Kronprinzen Rupprecht an die Pfalz heißt es: „Die
Bedingungen des uns aufgezwungenen Friedens, die im
Wider=
ſpruch zu den uns gemachten Verheißungen ſtanden, ließen
er=
kennen, daß nach dem Willen der Franzoſen, der intellektuellen
Anſtifter des Krieges, nicht das Deutſche Reich allein, ſondern
das Deutſchtum überhaupt getroffen werden ſollte. Ei freies
Deutſchtum muß unſer Ziel ſein. Undeutſch war der
Abſolutismus vergangener Jahrhunderte, undeutſch iſt der
Zentralismus. Beides kam aus Frankreich. Ein „ewig”
gibt es nicht in der Geſchichte, ſo wollen wir auf beſſere Zeiten
hoffen. Unſeren Brüdern aber in der Pfalz und an Rhein und
Ruhr von Herzen kommenden Dank!“
Berlin, 21. Nob. Die München=Augsburger
Abend=
zeitung meldet aus Berlin, der Reichskanzler habe geſtern dem
Vertreter der Bayeriſchen Volkßpartei mitgeteilt, daß zurzeit alle
Verhandlungen mit Bayern ruhen. Davon, daß das Reich die
Entwickelung der Dinge in Bayern ſtillſchweigend hinnehmen
werde, könne keine Rede ſein. Vorläufig wäre aber die
Ent=
ſcheidung über das Ruhrgebiet ſo wichtig, weil don ihr Leben
und Sterben des deutſchen Volkes abhänge.
* Dresden, 21. Nov. (Prid.=Tel.) Wie wir vor k.
meldeten, kündigte der Militärbefehlshaber für Sachſen
Umſtellung der ſächſiſchen Landespolizei auf überpartei
Grundlage an, um ſie wieder zu einem zuverläſſigen St
inſtrument zu machen. Dieſe Ankündigung wird mit
licher Friſche und Sachverſtändigkeit in die Tat umgeſetz
eben erfahren wir, daß unter Berückſichtigung ihrer Anſche
gen und ihrer Betätigung eine ganze Reihe Beauite der La
polizei bis auf weiteres ihres Dienſtes enthoben ſind. Dar
befinden ſich der Polizeipräſident von Dresden, Menke, der
malige radikale Unabhängige und noch jetzige
Vertrauens=
der Kommuniſten, der Polizeimajor Smetzſch, und der ko
niſtiſche Polizeihauptmann Neidenbach, beide ebenfalls aus
Dresdener Polizeipräſidium. Ferner ſind aus der Lande
tiale der Polizei verſchiedene Oberkommiſſare ihres Die
enthoben torden. Es handelt ſich ausſchließlich um Mä
denen die Forderung der Landespolizei im ſozialiſtiſch=kor
niſtiſchen Sinne ausgezeichnet gelungen war, namentlich
einen außerordentlich intenſiven Spitzeldienſt und rückſicht
Beſeitigung alber zuverläſſigen Elemente. Faſt ausnahn
handelt es ſich um ehemalige Unteroffiziere, die ſpöter
Sozialdemokratie übergingen und dafür mit höheren. Aen
belohnt wurden. Nach Beſeitigung dieſer Leute dürfte
der Tat gelingen, aus der ſächſiſchen Landespolizei wiede
zuverläſſiges Inſtrument und keine ſozialiſtiſche Verſorg
anſtalt zu machen.
* Dresden 21. Nov. (Priv.=Tel.) Der frühere Min
präſident Dr. Zeigner iſt auf Veranlaſſung des Oberſte
anwalts in Leipzig heute in Dresden verhaftet und dem
ziger Unterſuchungsgefängnis zugeſührt worden. Daß Ver
kelungsgefahr vorlag, ſteht außer Zweifel. Zudem hatte
hier das peinliche Gefühl, daß allerhand Kräfte am Werke
den Tatbeſtand in ſehr bedenklicher Weiſe zu ver irren.
Spione in Sachſen.
Berlin, 21. Nov. Halbamtlich wird mitgeteilt: Das
de Paris bringt ausführliche Mitteilungen über angebliche 1
griffe von Reichswehrtruppen gegen einen belgiſchen Off
von der interalliierten Militärkontrollkommiſſion und eine
begleitenden franzöſiſchen Feldwebel. Die beiden Kommif
mitglieder, die ſich im Auto nach dem ſächſiſchen Operat;
gebiet begeben hatten, ſollen in der Nähe von Dresden
Vorzeigung ihrer Ausweiſe zunächſt durch die Truppen
Stunden lang feſtgehalten, ſpäter im Leipziger Hotel Af
nachts aus den Betten geholt, beſchimpft, verhaftet und erſ
anderen Morgen wieder in Freiheit geſetzt worden ſein.
Darſtellung des Echo de Paris entſpricht inſofern den Tatſa
als ſowohl ein belgiſcher Leutnant von der Konkrollkommi
wie auch ſein franzöſiſcher Begleiter zunächſt in „Rochlitz
Dresden und ſpäter in Leipzig von Reichswehrtruppen ang
ten worden ſind. In Leipzig erfolgte auf Grund beſtim
Verdachtsgründe (der Belgier verbrannte, als man ihn
Hotelzimmer aufſuchte, ſchnell noch mehrere Notizbuchblä
eine Durchſuchung. Dabei wurde eine Karte gefunden, au
faſt ſämtliche derzeitigen Stellungen der zur Wiederherſtel
der Ruhe und Ordnung nach Sachſen entſandten Truppen
gezeichnet waren. Trotz dieſes grabierenden Befundes
beide Kommiſſionsmitglieder wieder freigelaſſen worden, 1
dem ihre Ausweiſe im Beiſein eines deutſchen Offiziers get
worden waren.
* Berlin, 21. Nov. (Priv.=Tel.) Heute mittag er
die Wilmersdorfer Polizei, daß in der Nähe von Pauls.
im Grunewald proletariſche Hundertſchaften Uebungen abhie
Sofort entſandte Beamte bemerkten etwa 200 Perſonen in
ſchloſſenem Zug. Die Teilnehmer zerſtreuten ſich. Da ſie
wiederholten Anruf nicht ſtehen blieben, gab einer der
Bea=
einen Schuß ab, worauf mehr als acht Perſonen feſtgenom
wurden. Es wurden Schlagringe, eine Sammelliſte zu ei
kommuniſtiſchen Kampffond, kommuniſtiſche Flugblätter, Beitr ey
erklärungen, ein Aufruf der Anarchiſtengruppe und anderes
terial gefunden. Die Feſtgenommenen wurden dem Pol
präſidium zugeführt.
Stuttgart 21. Nov. Der Militärbefehlshaber
Wehrkreiskommandos V, General Reinhardt, hat in
Ergän=
des Verbots von Hundertſchaften auch die Abhaltung von
ländeübungen jeder Art in geſchloſſenen Verbänden, das Po
ſtehen und das Herumſtreifen einzelner Perſonen oder ge
Gruppen in Ortſchaften und außerhalb dieſer zwecks
Ausfüh=
einer Kontrolle verboten. Zuwiderhandelnde können be
und in Schutzhaft genomimen werden.
Von Dr. Ella Menſch.
(Schluß.)
Einen beſonderen Abſchnitt in meinen Darmſtädter
Erinne=
rungen bilden die Nuſſenwochen, die ſich aus dem viermaligen
Beſuch des Zaren Nikolaus II. und ſeiner Gemahlin, der Zarin
Akexandra, ergaben. Die Aufzeichnungen des ruſſiſchen Miniſters
Witte, die im Januar 1921 erſchienen ſind, bringen ein ganz
einſeitiges Bild von der Zarin, weil ſie ſie nicht in ihrem
Jugend=
lande aufſuchen konnten. Prinzeſſin Alix war weder hyſteriſch
noch wankelmütig. Das in ſich gekehrte, verſchloſſene, ungeſunden
myſtiſchen Strömungen zugängliche Weſen entwickelte ſich in ihr
erſt, als die Verhältniſſe in Rußland ſich immer ſchwieriger
ge=
ſtalteten und ihr jede Bewegungsfreiheit raubten. Zunächſt aber
ſahen wir eine geſunde, glückſtrahlende Frau wiederkehren, die
ſich mit ihrem Gatten in der Zwangloſigkeit des Darmſtädter
Lebens von den anſtrengenden Feſten und Empfängen in Paris
erholen wollte.
Die äußeren Zurüſtungen geſtalteten ſich freilich auch in der
heſſiſchen Reſidenz etwas anders, als wenn der Deutſche Kaiſer
zu Beſuch weilte. Vocſichts= und Abſperrungsmaßregeln mußten
in Kraſt treten. Ich erhielt eine Karte, die mir das Betreten und
Ueberſchreiten polizeilich geſperrter Plätze erlaubte. Zum
erſten=
mal erblickte ich weihliche Detektivs, die auf dem Rade
unmerk=
lich dem Zarenpaar ſolgten. Die in der Feſtoper mitwirkenden
Statiſten, ſowie das geſamte Chorperſonal wurden dem ruſſiſchen
Polizeichef vorgeführt, der jedes Geſicht ſcharf muſterte.
Zar Nikolaus und ſeine Frau gingen mit Vorliebe zu Fuß
und machten gern perſönlich ihre Einkäufe in den Geſchäften. Oft
entſtand dabei ein ſolches Gedränge, namentlich durch die
Schul=
jugend veranlaßt, die ſich an der geliebten Prinzeß nicht ſatt
ſehen konnte und ſie immer wieder wie mit freiwilliger Leibwache
umgab, daß einmal das Zarenpaar durch die Hintertür eines
Möbelgeſchäftes entwich. Ich verſah damals die „Frankfurter
Zeitung” mit Hofnachrichten und meldete auch dieſen Vorgang.
Der Feuiſletonredakteur, der pointierte Ueberſchriften liebte,
ſetzte über den kleinen Stimmungsbericht die Worte :„Zar und
Zarin auf der Flucht.” Wer würde damals in dieſem Scherztitel
ein böſes Omen geſehen haben!
Eines Tages erhielt ich durch das genannte Blatt
telegra=
phiſch die Aufforderung, für den geiſtreichen und geſellſchaftlich
geſvandten Leiter des Feuilletons eine unpolitiſche Audienz bei
der jungen Zarin zu erwirken. Obgleich ich wußte, daß ein
ſol=
ches Geſuch ganz ausſichtlos war, tat ich mein Möglichſtes, um
es anzubringen. Hätten die Frankfurter Herren nur ein wenig
von der mimoſenhaften Pſyche der jungen Zarin gekannt, ſo
wür=
den ſie dieſen Wunſch der jungen Zarin nie geäußert haben. Nicht
an der Etikette mußte er ſcheitern, ſondern an der ſeeliſchen
Be=
ſchaffenheit einer Frau, die vor dem Hinaustreten in die
Oeffent=
lichkeit, vor einem Interview für die Zeitung die denkbar größte
Scheu empfand.
Ihre Freundinnen aus der Mädchenzeit, von denen die
der=
trauteſten bürgerlicher Herkunft waren, ließ ſie ſich wiederholt
komnien, ebenſo ihre alte Lehrerin im Deutſchen, Fräulein Anna
Textor, die auch nie bei beſonderen Anläſſen vergeſſen wurde.
In ihrer ſtillen, unauffälligen Art hat die junge Zarin den
Wohltätigkeitsanſtalten ihrer Jugendheimat manche
Zuwen=
dung zuteil werden läſſen. Der Zar galt bei ſeiner
Um=
gebung, namentlich bei der Dienerſchaft im Palais, als ſehr
liebenswürdig und äußerſt rückſichtsvoll. Ein ſchriller Mißton
ſiel in die zweite Anipeſenheit des Zarenpaares in Darmſtadt.
Das ehrwürdige und allgemein verehrte Großherzogspaar von
Baden hatte telegraphiſch ſeinen Beſuch angekündigt und war
abgelehnt worden mit dem Hinweis auf das bereits anders
ent=
worfene Programm. Sicher lag der Ablehnung keine böſe oder
beleidigende Abſicht zugrunde, ſie war erfolgt aus fener
gedanken=
loſen Bequemlichkeit, die ſpäter ſo manche Handlungen und
ſchlimmen Unterlaſſungsſünden des Zaren und ſeiner
Schaukel=
politik kennzeichnete.
Zu einem lichtvollen Bilde konnte meine
Berichterſtatter=
tätigkeit einige Jahre ſpäter ſich wenden, als die Vermählung
der Prinzeſſin Alice von Battenberg, der Tochter, der älteſten
Schweſter der Zarin, mit dem Prinzen Andreas von
Griechen=
land. die Gegenwart des Zarenpaares, der Königin von England
des Königs und der Königin der Hellenen und vieler anderen
Fürſtlichkeiten herbeigezogen hatte. In der proteſtantiſchen
Hof=
kirche fand die Trauung ſtatt. Ein in Gold und friſchen
Farben=
tönen ſtrahlender Herbſt wob ſein leuchtendes Gewand um die
Feſttage und löſte ſich bald, nachdem ſie verrauſcht waren
Regen und Novembernebel auf, der faſt ſinnbildlich berül
Denn in ihm gaben wir dem einzigen Töchterchen des Groß
zogs Ernſt Ludwig, der kleinen Prinzeß Eliſabeth, das
Geleit zum Mauſoleum auf der Roſenhöhe.
Das tiefgehende Verſtändnis des Landesherrn für
ſchreitendes geiſtiges und künſtleriſches Leben ſchien eine
Aera über Darmſtadt hinaufzuführen, zum Schrecken des Phil
tums. Die Entſtehung der Künſtlerkolonie auf der Mathildenl
und die damit derbundenen Ausſtellungen im Ernſt=Ludw
Hauſe und in den Künſtlerhäuſern waren der erſte ſichtbare 9
druck der Initiative des warmen, raſchen Impulſes gehorchen
Fürſten. Seitdem ſpricht man in der Kunſtwelt von einem Da
ſtädter Stil. Es war zunächſt weniger die Ausſtellung ſelbſt
der wundervolle Naturrahmen, den die Schöpſungen von O
rich, Habicht, Chriſtianſen, Behrens u. a. in
alten Garten mit ſeinem Platanenhain gefunden hatten,
weitgehende Beachtung erhielt. Die mit Hochdruck arbeite
Künſtlerphantaſie, die ſich in jenen Tagen vieler Gemüter wie
Rauſch bemächtigt hatte, war ſchwächeren Naturen nicht zutt
lich. So ſtellte der ſtolze Bau der Kolonie gleichſam die Kuli
zu zwei Tragödien, die ſich im Anſchluß an die Ausſtellungen
ſpielten. Der junge Patriz Huber endete durch Selbſtme
weil er das Spiel einer gaukelnden Sirene, in der ſich Dun
heit mit Herzensgüte vereinten, für Ernſt genommen hatte.
ein größerer, der Bensheimer Dichter Wilhelm Holzam
der Verfaſſer der Feſtſpiele, dem der Großherzog die Stelle ei,
Kabinettsbibliothekars übertragen hatte, ſollte hier in einer
mentargewaltigen Liebe zu einer ſeeliſch aparten Deſſauer
ſchauſpielerin zwar nicht den Tod, wohl aber das Schickſal
den, das ihn losriß von Weib und Kind und in eine unge
Zukunft hinaustrug. Das waren die letzten ſtarken Eindru
die ich von Darmſtadt mit hinwegnahm, bevor ich 1904 einem 2
nach Berlin folgte. Vor meinem Scheiden war mir noch ein gu
Abgang zuteil geworden. Im Auftrage der Freifrau von 2
durfte ich die offizielle Feſtrede bei der Enthüllung des Denkm
der Großherzogin Alice von Heſſen halten im Spätſommer 19
und beim Scheiden ließ mir der Großherzog durch das Staa
miniſterium die Heſſiſche Medaille für Kunſt und Wiſſenſchaft,
tragen am rotweißen Bande, überſenden. Nur bei großen var
ländiſchen Feſten habe ich von der Auszeichnung
Gebra=
gemacht.
in Hinanzieller Druck Amerikas auf Srankreich?
Paris, 21. Nov. (Wolff.) Wie „Newyork Herald” aus
ſington meldet, wird der Vorſchlag des Senators Smoot,
rankreich zwecks Regelung ſeiner Kriegsſchuld bei den
Ver=
en Staaten heranzutreten, von der amerikaniſchen
Schulden=
erungskommiſſion in nächſter Zeit angenommen werden.
Ankündigung ziele insbeſondere auf Frankreich. Der
Be=
der Schuldenfundierungskommiſſion könne in gewiſſem
e als ein Anzeichen dafür betrachtet werden, daß die
Ver=
en Staaten es jetzt aufgegeben hätten, Europa Hilfe zu
en. Es werde gegen Mitte Dezember in höflicher, aber
Sprache eine entſprechende Aufforderung an die
Schuldner=
r ergehen. Staatsſekretär Hughes habe den Forderungen
Senators Smoot lange Zeit Widerſtand geleiſtet, in der
ung, Frankreich würde vielleicht einem Plan zur Regelung
Reparationsfrage zuſtimmen. Seit aber der Hughesſche
hlag ſelbſt, die deutſche Zahlungsfähigkeit durch einen
Sach=
ndigenausſchuß abſchätzen zu laſſen, in ſich
zuſammen=
en ſei, mache der Staatsſekretär keinerlei Hehl mehr daraus,
mit den Smootſchen Abſichten einverſtanden ſei. Es ver=
Staatsſekretär Hughes habe es ſeinen Kollegen freigeſtellt,
gehen, wie ſie Luſt hätten. Er glaube aber, daß wenig
beſtehe, daß das amerikaniſche Erſuchen die
gewünſch=
tiſſe zeitigen werde. Man nehme ſogar an, daß einige
lleicht nicht einmal antworten werden. Indeſſen
verartiges Vorgehen doch der Welt die Stellung der
Staaten hinſichtlich der Politik gewiſſer
Schuldner=
machen helfen. Die franzöſiſche Schuld bei den
Ver=
aten belaufe ſich mit den rückſtändigen Zinſen auf
rden 850 Millionen Dollar, die bei dem heutigen
70 Milliarden 300 Millionen Franken darſtellten.
enſatz zu den vorſtehenden Ausführungen ſagt eine
Meldung des „Petit Pariſien”, daß ſtark
bezwei=
erden müſſe, daß die übrigen Mitglieder der
Schulden=
erungskemmiſſion, Staatsſekretär Hughes, Schatzſekretär
m und Handelsſekretär Hoover, die Auffaſſung von Smoot
Keine Anleihe für Deutſchland.
Zaris, 21. Nob. (Wolff.) Nach einer Meldung des „New=
Herald” aus Waſhington ſoll Staatsſekretär Hoober als
e der amerikaniſchen Unterſtützungsorganiſation geſtern die
ungen dementiert haben, daß Vorſchläge für eine Anleihe
Unterſtützung zugunſten Deutſchlands erwogen würden.
er habe zuverläſſige Informationen erhalten, daß die
he Getreideernte über dem Durchſchnitt ſtehe und daß die
hen Bauern es ablehnten, gegen Papiermark zu verkaufen.
Goldlohnforderungen der Staatsarbeiter.
Berlin, 21. Nov. (Priv.=Tel.) Wie bereits gemeldet,
zeſſen auch für die Beamten ſtattgefunden. Wider Erwarten
rkſchaften Forderungen aufſtellten, die erheblich über das
leich ſeinen Arbeitern Löhne zahlen will, die entſprechend den
erung wurde jedoch mit Rückſicht auf die Finanzlage
ab=
tt. In längeren Erklärungen betonten die Regierungsver=
Löhnen ohne Deckung unmöglich ſei. Das Angebot der
trie getroffen und von der Arbeiterſchaft auch als
ausrei=
averkannt worden ſeien. Würde das Reich über dieſe
en Induſtrien die Folge ſein und die Inflation müßte ſo
neuem beginnen. Der Reichsfinanzminiſter könne
unmög=
ber die Mittel hinausgehen, die ihm nach Lage der Dinge
Verfügung ſtehen. Auf dieſe Erklärungen hin wurden in
rückter Stunde die Beſprechungen abgebrochen. Die Ge= ſchwere Erkrankungen feſt.
chaften haben am Mittwoch zu dem Regierungsangebot
ung genommen und werden am Donnersatag vormittag in
ehen möglich iſt. Die Verhandlungen mit der Regierung
en am Donnerstag vormittag wieder aufgenommen. Sollte
ſch am gleichen Tage möglich ſein, eine Einigung zu
erzie=
ſo ſollen am Freitag vormittag die Beratungen über die
ihrung des Goldgehalts für die Beamten beginnen. Im
elpunkt aller Verhandlungen ſteht vorläufig noch die Frage,
es möglich ſein wird, die Goldgehälter und Löhne in
Höhe zur Auszahlung zu bringen.
Wertbeſtändige Zahlungsmittel für Bavern.
München, 21. Nob. Wie bereits angekündigt, gibt der
bayeriſche Staat ein wertbeſtändiges Notgeld in Form von
Dollarſchatzanweiſungen heraus, die am 1. Februar 1929 mit 15
Prozent Aufgeld eingelöſt werden und für die der Staat mit
ſeinem geſamten Vermögen und Einnahmen haftet. Die
Stücke=
lung der Anleihe bis zu einem Viertel Dollar herab macht die
Anweiſungen zugleich als Notgeld für den Kleinverkehr
ver=
wendbar. Bei früherer Einzahlung werden 3 Prozent Zinſen
jährlich vergütet. Daneben geben die bayeriſche Landwirtſchafts=
bank in München und die Allgäuer Vereinsbank in Kaufbeuren
wertbeſtändiges Notgeld mit Ermächtigung des
Reichsfinanz=
miniſteriums auf Veranlaſſung des bayeriſchen
Landwirtſchafts=
miniſteriums in Stücken zu einem Dollar heraus, das nach
Auf=
ruf in deutſche Goldanleihe umgetauſcht oder in barem
Gegen=
wert eingelöſt wird. Die Abgabe bleibt zunächſt auf die mit der
Milch= und Brotverſorgung befaßten Wirtſchaftskreiſe beſchränkt.
Dieſes Notgeld darf nur zur Bezahlung der Erzeuger
Verwen=
dung finden. Die Abgabe der damit erworbenen Levensmittel
darf bei Strafe des Entzugs der Handelserlaubnis nicht von der
Zahlung wertbeſtändiger Zahlungsmittel ſeitens des
Verbrgu=
chers abhängig gemacht werden.
AAH.
Heimumiieermäber Mamenhhebalbenmramenäffen
Auf Grund des Ermächtigungsgeſetzes iſt am 3. d. eine für
die Verſicherungspflichtigen, Aerzte und Apotheker wichtige
Ver=
ordnung vom 30. Oktober in Kraft getreten. Die für eine Kaſſe
tätigen Aerzte ſind verpflichtet, eine nicht erforderliche
Behand=
lung abzulehnen, die erforderliche Behandlung (Art und
Um=
fang der ärztlichen Verrichtungen ſowie Verſchreibung von
Arznei, Heil= und Stärkungsmitteln) auf das notwendige Maß
zu beſchränken und bei Erfüllung ihrer Verbindlichkeiten alles
zu vermeiden, was eine unnötige und übermäßige
Inanſpruch=
nahme der Krankenhilfe herbeiführen kann. Der Kaſſenvorſtand
iſt berechtigt, die Aerzte auf Verſtöße gegen dieſe Vorſchriften
hinzuweiſen und ihnen ohne Rückſicht auf entgegenſtehende
Ver=
tragsbeſtimmungen bei gleichwohl wiederholter Verletzung
dieſer Verpflichtungen friſtlos zu kündigen und bis zur Dauer
von zwei Jahren die erneute Zulaſſung zur Tätigkeit bei der
Kaſſe zu verſagen. Dem Arzte muß vorher Gelegenheit zur
Aeußerung gegeben werden
Dem Arzte ſteht innerhalb einen Monats nach Kündigung
und Zulaſſungsverſagung die Berufung an den
Ueber=
wachungsausſchuß zu, ohne aufſchiebende Wirkung. Dieſer
Ausſchuß, der endgültig unter Ausſchluß des Rechtsweges
ent=
ſcheidet, beſteht aus je zwei Vertretern der Aerzte und der Kaſſen
im Bezirke des Verſicherungsamtes und aus einem von ihnen
gewählten Obmann, der weder Arzt noch Mitglied eines
Kaſſen=
organs ſein darf. (Bei Nichteinigung über den Obmann beſtellt
ſolchen das Verſicherungsamt.)
Entfällt bei einer Kaſſe auf je 1350 Verſicherte, bei
Familien=
behandlung auf je 1000 Verſicherte mehr als ein Arzt, ſo kann
der Kaſſenvorſtand die Neuzulaſſung weiterer Aerzte zur
Tätig=
keit bei der aſſe verſagen, ſolange die Zahl die für die Kaſſe
tätigen Aerzte jene Höchſtzahl überſchreitet. Dies gilt auch da,
woo bei einer Kaſſe grundſätzlich alle im Aerzteregiſter
eingetra=
genen Aerzte zugelaſſen ſind. Gegen die Nichtzulaſſung ſteht dem
Arzt die Beſchwerde an den endgültig entſcheidenden
Ueber=
wachungsausſchuß zu. Dieſe Beſchwerde kann nur auf die
Be=
hauptung geſtützt werden, daß die genannte Höchſtzahl nicht
er=
reicht iſt oder daß der Kaſſenvorſtand entgegen ſeinem Beſchluß
andere Aerzte neu zugelaſſen hat.
Bei Kaſſen mit räumlich weit ausgedehntem
Be=
reiche kann der Vorſtand zur Vermeidung von
Fuhr=
koſten den für die Kaſſe tätigen Aerzten beſtimmte
in den letzten Tagen im Reichsfinanzminiſterium Ver= Bezirke zuweiſen. Ueber Beſchwerden entſcheidet, der
ungen über die Goldlöhne für die Staatsarbeiter und in= Ueberwachungsausſchuß endgültig. Die Vergütung der danach
örtlich nicht zuſtändigen Kaſſenärzte kann die Kaſſe — abgeſehen
en die Beratungen noch nicht abgeſchloſſen werden, da die von dringenden Fällen — ablehnen. Bei ſolchen Kaſſen kann
der Vorſtand von Fuhrwerk beſitzenden Arbeitgebern, ſoweit es
bot der Regierung hinausgingen. Während bekanntlich ſich um deren Beſchäftigte handelt, die Geſtellung des Fuhrwerks
für notwendige Fahrten des Arztes oder zum Arzte verlangen.
nen Zonen zwiſchen 20 und 27 Goldpfennigen liegen, der= Bei unbegründeter Weigerung kann die Erſtattung der der Kaſſe
n die Gewerkſchaften Sätze bis zu 50 Goldpfennigen. Dieſe durch ſolche Fahrten entſtandenen Ausgaben verlangt werden.
Von den Koſten für Arznei, Heil= und
Stär=
kungsmittel haben die Verſicherten in allen
daß in Zukunft das Reich unmöglich über ſeine Kräfte Fällen 10 v. H. ſelbſt zu tragen. Gefährden nach
Sgehen könne, und daß eine Bewilligung von Gehältern pflichtmäßiger Ueberzeugung des Kaſſenvorſtandes die
Aus=
gaben der Kaſſe für die im vorigen Satze genannten
Lei=
rung ſtütze ſich auf die Vereinbarungen, die in der Privat= ſtungen die Leiſtungsfähigkeit der Kaſſe, ſo kann er
be=
ſchließen, daß die Kaſſenmitglieder die Koſten bis 20 v. H.
ſelbſt zu tragen haben. Auf Verlangen der Mehrheit der
hinausgehen, ſo würde eine neue Lohnbewegung in allen Verſichertenvertreter im Ausſchuß muß der Vorſtand den
Be=
ſchluß aufheben. Der Vorſtand beſtimmt die Art, wie die
Mit=
glieder mit ihrem Koſtenanteile heranzuziehen ſind, und ſetzt die
erforderlichen Ausnahmen für dringende Fälle und beſonders
Wenn die bei der Arzneilieferung für eine Kaſſe beteiligten
Apotheker und Verwalter oder ein für die ausreichende
Arznei=
gemeinſamen Sitzung ſchlüſſig werden, ob ein gemeinſames verſorgung bei der Kaſſe unentbehrlicher Teil von ihnen
1. den mit der Kaſſe geſchloſſenen Vertrag nicht einhalten,
2. es ablehnen, die für die Kaſſenmitglieder oder ihre
berech=
tigten Familienangehörigen verordneten Arzneien und
ſon=
ſtigen Heilmittel ohne ſofortige Barzahlung abzugeben oder
3. höhere als die durch die Deutſche Arzneitaxe vorgeſchriebene
Preiſe erheben,
kann der Vorſtand allgemein oder für beſtimmte Teile des
Kaſſen=
bereichs beſchließen, den Migliedern und Angehörigen ſtatt
freier Arznei und anderer Heilmittel Barleiſtungen in
Höhe der nachgewieſenen Koſten bis zu einem von ihm
feſtge=
ſetzten angemeſſenen Höchſtſatz zu gewähren. In
Ausnahme=
fällen (bei nach ärztlichem Gutachten ſchweren Erkrankungen)
kann der Vorſtand über dieſe Sätze hinausgehen. Der
Kaſſen=
vorſtand hat den Beſchluß, ſolche Barleiſtungen zu gewähren,
ſofort dem Oberverſicherungsamt anzuzeigen.
Dieſes ſetzt den Beſchluß außer Kraft, wenn ſeine Vorausſetzungen
nicht oder nicht mehr vorliegen. Gegen dieſe Außerkraftſetzung
ſteht dem Kaſſenvorſtand mit aufſchiebender Wirkung
ausgeſtat=
tete Beſchwerde an die oberſte Verwaltungsbehörde binnen einen
Woche zu.
In Nr. 321 wurden die Verhältniſſe der Allgemeinen
Orts=
krankenkaſſe München (Stadt) kurz berührt. Infolge Ablehnung
des Schiedsſpruchs und Kündigung des Kredits ſeitens der
Kaſſenärzte hat der Kaſſenvorſtand auf Grund der von uns
er=
läuterten Reichsverordnungen vom 30. Oktober beſtimmt:
Ab 16. November erhalten die Kaſſenmitglieder bis auf
wei=
teres an Stelle der Sachleiſtungen für Krankenpflege eine
Bar=
leiſtung, die ſich nach den höchſten im Stadtbezirk für gelernte
Arbeiter gezahlten Tariflöhnen, zurzeit 1,2 Billion Mark, richtet.
Demnach erhalten an Stelle der Sachleiſtungen für Arzt,
Arznei uſw.:
1. a) arbeitsunfähige Mitglieder 1/ aus 1,2 Bill. — 200
Milliarden Mark, für jeden Krankheitstag, ſofern die
nachgewieſenen Koſten den Höchſtbetrag erreichen oder
überſchreiten, andernfalls die nachgewieſenen Koſten;
b)arbeitsfähige Mitglieder unter obigen
Voraus=
ſetzungen 200 Milliarden Mark, aber nur für die Tage,
an denen ärztliche Behandlung ſtattgefunden hat.
2. An Stelle der Pauſchvergütung unter Z. 1 erhalten
arbeits=
fähige Mitglieder bei Extraleiſtungen, für die in der preuß.
Gebührenordnung als Mindeſtgebühr 200 Mk. oder darüber
ausgeſetzt iſt, 7⁄/= aus dieſer Mindeſtgebühr; arbeitsunfähige
Mitglieder 2⁄= aus den Mindeſtgebühren von 300 Mark an
und darüber.
3. Bei Entbindungen und bei Schwangerſchaftsbeſchwerden
ſind die Mindeſtgebühren der preuß. Gebührenordnung zu
zahlen.
4. Von den Koſten für Wegegelder erſetzt die Kaſſe bis zu /
der höchſten Tariflöhne.
5. Die Beſtimmungen in Ziff. 1—4 gelten entſprechend für
ärztliche Behandlung anfpruchsberechtigter
Familienange=
höriger.
Durch die kataſtrophale Entvvertung der Mark iſt die Kaſſe
vorübergehend in ſinanzielle Schwierigkeiten gekommen, die Kaſſe
und Ausſchuß noch nachſtehende Einſchränkungen in den
Leiſtun=
gen zu beſchließen veranlaßten:
1. Ab 21. d. wird Kur und Verpflegung in öffentlichem
Kranken=
hauſe oder Privatheilanſtalt auf Kaſſekoſten nicht mehr
geſährt. Begibt ſich ein Mitglied in ein öffentliches
Krankenhaus, ſo leiſtet die Kaſſe dem Mitglied (bzw.
Armen=
behörde) für angefallene Kur= und Verpflegungskoſten nur
Erſatz bis zu //⁄s des Grundlohns. Begibt ſich ein Mitglied
in eine Privatheilanſtalt, ſo wird ihm für die Dauer der
Anſtaltsbehandlung Krankenpflege und, ſoſern mit der
Krankheit Arbeitsunfähigkeit verbunden iſt, Krankengeld —
beides ſatzungsgemäß — getährt.
2. Bei der Familienhilfe wird bis auf weiteres für Arznei und
Verbandsmittel ſowie Bäder, Brillen und Bruchbänder der
Viertelkoſtenanteil nicht mehr übernommen, desgleichen nicht
für Krankenhauspflege.
In bezug auf Beitragseinhebung ſind alle Maßnahmen
ge=
troffen, die Beiträge ſoraſch als nur möglich
herein=
zubekommen, um die Leiſtungsbeſchränkungen nur kurzfriſtig
wirken zu laſſen.
Aus der Entwicklung der Münchener
Ver=
hältniſſe heraus galt es uns zu zeigen, daß,
wenn Vorſtand und Aufſichtsbehörden nicht
ſchleunigſt auch hier das Erforderliche
vor=
kehren, einſchneidende Maßnahmen, auch hier
unausbleiblich ſein dürften.
MARE4
Neies von Sicermaftt.
t. Es darf als ein erfreuliches Zeichen des kraftvollen Lebens=
18 unſeres Volkes angeſprochen werden, daß allenthalben ſich
e regen, die dem drohenden Verfall unſerer Kulturgüter
entgegen=
ten und emſig am kulturellen Wiederaufbau tätig ſind. Die vor
noch kataſtrophale Lage am Büchermarkt ſcheint einer Beſſerung
enzugehen. Viele Verlage ſind am Werk, um koſtbare
Kultur=
auch unter ſchweren materiellen Opfern zu retten, neue zu
er=
ßen. Die Neuerſcheinungen mehren ſich, und es bleibt nur die
tung, daß eine Hebung der allgemeinen wirtſchaftlichen Lage es
dem weniger Begüterten, und das iſt der am meiſten geiſtig
Hun=
geſtattet, ſich die koſtbaren Schätze zu erſtehen. Es liegen uns
ſteihe von neuen Büchern vor, denen es wohl zu wünſchen wäre,
ſie Eingang in jedes deutſche Heim finden mögen.
Da iſt vor allem eine zweibändige Ausgabe über Albrecht
er in Form eines ganz ausgezeichnet geſchriebenen Romans.*)
dieſem Werk liegt ein koſtbares Buch vor dem deutſchen Leſer, das
leichem Maße kulturhiſtoriſchen und kunſthiſtoriſchen Wert beſitzt
damit einen eminent ethiſchen. Ein deutſches Buch im beſten
e des Wortes. Daß der Verfaſſer für ſeine wertvolle Arbeit den
ren Rahmen des Romans gewählt hat, gereicht ihm zu größtem
eil, macſt ſie populär und damit weiteren Kreiſen zugänglich, als
iſſenſchaftliche oder hiſtoriſche Werke erfahrungsgemäß werden.
Ge=
für unſere haſtende, ganz im Materiellen aufgehende Zeit wirkt
* Roman, der von dem ganz auf das Ideale eingeſtellten
lebens=
en Ringen des deutſchen Künſtlers erzählt wie eine Offenbarung.
ein Herold deutſcher Kunſt, deutſchen Geiſteslebens und deutſchen
ns ſteht Albrecht Dürer in ſeiner Zeit am Ausgangspunkt einer
n Zeit. In ihm verkörpert ſich in vorbildlicher Weiſe die deutſche
adlichkeit, die deutſche Ehrlichkeit und Geradheit und verbindet ſich
einer Begabung, die nur wenigen Sterblichen zuteil wird, die aber
von wenigen nur ſo ohne jede Selbſtüberhebung in ſo ſchwerem,
vollem Ringen zum Blühen und zur Entfaltung gebracht ward.
I hat es verſtanden, emſig und tief zu ſchürfen und all das Koſtbare,
er fand, uns in einer Sprache und einem Stil zu vermitteln, der
teiſterhafter Weiſe das Mittelalterliche ohne Vergewaltigung oder
trocknung” in ſeiner ſchlichten, ſchwungvollen Schönheit zeitgemäs
ltet und, ohne ſentimental zu werden, ſowohl das tief Religiöſe
rein Sittliche in Dürers Leben, aber auch ſeine Kämpfe mit den
ronen der Sinnlichkeit im Suchen nach der vollendeten Schönheit
Weibes ſchildert, die Dürer in ganz anderen Obiekten ſuchte und
ßlich auch fand, als ſeine Zeitgenoſſen in Welſchland. Für ihn
ken des Meiſters und ſeiner Handſchriſt. Verlag von Nich. Vong,
lin und Leipzig.) Zweiter Band: „Der Meiſter”, mit 16
Wieder=
en von Meiſterwerken Dürers.
war die innere Schönheit von der äußeren nie zu trennen. Koſel iſt der
Seele Dürers bis in die letzten Schwingungen nachgegangen. Auch die
Leidenſchaften und Sehnſüchte die Irrungen und Wirrungen, die
Liebes=
regungen des jugendlichen Künſtlers ſind bis in die feinſten
Einzel=
heiten erkannt. In dem erſten Vande ſchildert der Autor auf Grund
langjähriger tiefgründiger Quellenſtudien die Jugend und die
Wander=
jahre des Meiſters. Hier ſtehen gleichſam als Motto die Worte, die
Dürer nach Beendigung der Lehrzeit bei ſeinem Meiſter Michael
Wol=
gemut niederſchrieb: „In der Zeit verlieh mir Gott Fleiß, daß ich wohl
lerne.” Gut gerüſtet, von drängenden Sehnſüchten umbrauſt, zog der
kunſtbegeiterte Jüngling in die Welt hinaus, um ſein Können zu
er=
proben. Und in den Jahren, da fremde Eindrücke ſeinen Geiſt
befruch=
teten, ward in ihm das tiefe Heimatgefühl geboren, das ihn als
Gefeſtig=
ten nach deutſchen Landen zurückführte, denen er bis an ſein Lebensende
all ſein geniales Schaffen gewidmet hat. Die ringende Kraft, mit der
Dürer auf dornenvollem Pfad der Höhe zuſtrebte, fühlen wir mit, fühlen
das heilige Feuer, das ſeine Seele durchglühte und das ſeine Hand zu
den unſterblichen Werken beflügelt, mit denen er das deutſche Volk ſo
reich beſchenkt hat.
Der zweite Band erfüllt alle Erwartungen, die der Leſer des erſten
hegen durfte. Er begleitet Dürer auf ſeiner zweiten Italienfahrt (1505
bis 1507). In Venedig ſehen wir ihn von der Ränkeſucht der
italieni=
ſchen Kunſtgenoſſen bedrängt. Aber Dürer ließ ſich durch die welſchen
Neider nicht entmutigen: „Ich ſteh in Gottes Hand. Hab keinem ein
Leid getan, ſie werden mir nit nahe kommen”, wvar ſeine Antwort,
wenn warnende Stimmen an ſein Ohr klangen. Und der vielgeläſterte
deutſche Meiſter erlebte den Tag, an dem Venedigs Würdenträger den
Weg in ſeine Werkſtatt fanden, um die Schönheit und Farbenpracht des
Altarbildes „Das Rofenkranzfeſt” zu bewundern, das die deutſchen
Kaufleute für die Kirche San Bartolommeo beſtimmt hatten. Auch die
italieniſchen Malerfürſten, allen voran Tizian und der greiſe Bellini,
ſpendeten ihm höchſtes Lob. Das lockende Angebot, dauernd in
Vene=
dig zu bleiben, lehnte der Meiſter ab mit dem Bekenntnis: „Die
Hei=
mat iſt mir alles. Ich bin ein Deutſcher!” Aus allen Verſuchungen,
die ihn in Italien umbrandeten, iſt Dürer als ein Geläuterter und
Reiner nach Deutſchland zurückgekehrt. Die Hoffnungen und
Enttäu=
ſchungen in hartem Ringen um das reine Ideal bilden den Inhalt des
zweiten Bandes. Der Leſer gewinnt einen tiefen Einblick in das
Seelenleben des Meiſters, zu der Zeit, da er der höchſten Reife
ent=
gegenging. — Der drite Band, der in Kürze erſcheinen dürfte, ſoll den
Künſtler auf dem Gipfel ſeiner Kunſt zeiget
Ein Großer aus dem Reiche der Kunſt wird uns auch in dem
zwei=
bändigen Werke Richard Wagner verlebendigt.”) das ſoeben in
ſchlicht=gediegener äußerer Aufmachung neu herausgekommen iſt. Nichard
Wagners Selbſtbiographie zählt nicht nur zu den wichtigſten Dekumenten
*)Richard Wagner, Mein Leben. Kritiſch durchgeſehen,
eingeleitet und erläutert von Wilhelm Altmann. Mitr 5 Bildern und
2 Schriftproben. 2 Bände (1084 Seiten 82), in Li bhaberband 10
Gold=
mark, oder in Halbleder gebunden 20 Goldmark. Verlag des
Biblio=
graphiſchen Inſtituts in Leipzig,
der deutſchen Geiſtes= und Kulturgeſchichte, ſondern auch zu den
menſch=
lich ergreifendſten Bekenntniſſen überhaupt. In ſpannender, ja
zu=
weilen dramatiſch zugeſpitzter Schilderung läßt Wagner die Geſchehniſſe
ſeines Lebeus vor uns abrollen, das nach ſeinen eigenen Worten „des
auf Abenteuer allerverſeſſendſte Sonderling ſich nicht unruhiger und
wechſelvoller hätte geſtalten können.” Was aber dieſes Selbſtzeugnis
beſonders wertvoll macht: durch alle äußeren Geſchehniſſe hindurch ſpürt
man den Herzſchlag ſeines innerſten Lebens, die Triebkraft ſeines
künſt=
leriſchen Schaffens, den Dämon, der dieſen größten Genius der
deut=
ſchen Muſik des 19. Jahrhunderts raſtlos vorwärts treibt und ihn allo
ſchier unüberwindlich ſich auftürmenden Hinderniſſe niederzwingen läßt
bis zu der endlichen Erlöſung durch die Berufung Ludwigs II., mit der
das Werk wirkungsvoll abſchließt. Es unter die erſten Bände ſeiner
Memoirenſammlung aufgenommen zu haben, iſt dem Bibliographiſchen
Inſtitut al3 wirkliches Verdienſt anzurechnen, das dadurch erhöht wird,
daß zum erſten Male zahlreiche wertvolle Erläuterungen berichtigend
und ergänzend da hinzutreten, wo die temperamentvolle, überaus
ſub=
jektiv gefärbte Darſtellung Wagners Gedächtnisirrtimer oder auch
Verſchleierungen wichtiger Tatſachen aufweiſt. Vorzügliche Bildtafeln
und Schriftproben fördern die Anſchaulichkeit, während ein ausführliches
Regiſter den Benutzer auf die Fülle der Einzelheiten hinleitet.
In dieſem Zuſammenhang ſei auch erwähnt „Klingſor und
Morgane”. Von Otto Hauſer. Verlag von Adolf Bong u. Co.
Ein mittelalterliches Lied von einem modernen Dichter. Der aus der
Sage — Sängerkrieg auf Wartburg — wohlbekannte Dichter und
Zal=
berer Klingſor aus Ungarland iſt der Held einer tiefſinnigen Dichtung
voll hoher poetiſcher Schönheit, farbiger Anſchaulichkeit und feinſter
Stimmung. Eigenwillige Rythmen und Neime feſſeln nicht minder wie
die oft viſionär anmutenden Schilderungen. Das ganze ein ſelten
leuch=
tender Strauß phantaſtiſcher Blüten.
Ein koſtbares Geſchenkbuch, beſonders für die deutſche Jugend, iſt
das von Friedrich Wolters und Walter Elze zuſammengeſtellte Leſebuch
Eine deutſche Stimme des Rheins”.7) Aus dem geſamten
Schrifttum über den Rhein ſind in dieſem Werke die ſchöuſten und
wich=
tigſten Stellen geſammelt. Die Einleitung gibt einen Ueberblick über
die Geſchicke des Rheins und ſeine Bedeutung vom Kampfe der
Ger=
manen mit Rom bis zur Gegenwart. Strom und Lande, Städte und
Gieſtalten, Arbeit und Feſte erſcheinen in dieſen Schilderungen. Die ſe=
Jahrhunderten geſteigerten Anſprüche der Frauzoſen und ihre
Abvei=
ſung werden aufgezeigt. Der Teil „Raub Plünderung und Zerſtörung”
gibt ein großes Bild deſſen, was der Rhein und ſeine Bewohner von
Frankreich zu erdulden hatten. In dem Schlußteil. Deutſches Weſen”
treten die Kräfte auf, die aus deutſcher Einheit oder Ohnmacht fördernd
oder vernichtend eingewirkt haben, alle Mächte der Gemeinſchaft und
Bildung, die den Rhein zu unſerem Schickſal erheben alle Warnungen,
Hoffnungen und Forderungen, die mit dem Rhein für uns verknüpft
ſind. Das Buch iſt gewichtig, ſchön und ſtar”
*) Verlag Ferdinand Hirt u. Sohn, Leipzig. (300 Seiten. Geh.
Grundzahl 6, Halbl. Grundzahl 850.)
Seite 4.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 22. Rebember 1923.
Rummer 3
Stadt und Land.
Darmſtadt, 22. November.
— Ernannt wurden durch Entſchließung des Hefſiſchen Landesamts
für das Bildungsweſen die Studienreferendare Dr. Lotte Block aus
Gießen, Dr. Martha Döll aus Lauterbach, Dr. Eliſabeth Matthes
aus Nieder=Beerbach, Helene Strack aus Neu=Iſenburg, Dr. Martin
Wagenſchein aus Gießen mit Wirkung vom 8. November 1923 ab
zu Studienaſfeſſoren.
— Kirchliche Dienſtnachricht. Dem Pfarraſſiſtenten Otto Bonin zu
Eberſtadt bei Darmſtadt wurde die evangeliſche Pfarrſtelle zu Worfelden,
Dekanat Groß=Gerau, übertragen.
— Heſſiſches Landestheater. Die Aufführung von „Figaros Hochzeit”
die heute, Donnerstag, um 7 Uhr im Kleinen Haus ſtattfindet, fällt der
Zuſatzmiete III zu.
— „Der Roſengarten” Fritz von Unruhs neues Werk: „Der
Roſen=
garten”, das am Samstag, den 24. November, im Landestheater zur
Ur=
aufführung kommt, iſt das Vorſpiel zum „Dietrich” dem dritten Wer
ſeiner Trilogie. Die beiden erſten Stücke derſelben, „Ein Geſchlecht”
und „Platz” wurden, von Guſtad Hartung inſzeniert, in Frankfurt zur
Uraufführung gebracht.
— Schauſpielmiete F und Schauſpielmiete f. Die Vorſtellung am
Samstag, den 24. Nov., die Uraufführung von Fritz von Unruhs
Schau=
ſpiel „Der Roſengarten” fällt nicht, wie im Wochenſpielplan angekündigt
wurde, den Mieten E und k zu. Es wird vielmehr keine Vorſtellung für
die Mieter gegeben. Mieter haben ein Vorkaufsrecht. Der Vorverkauf
für Mieter beginnt am Freitag, den 23. November, der allgemeine
Vor=
verkauf am Samstag, den 24. November. Die Karten können an der
Kaſſe nur vom Beſucher perſönlich abgeholt werden.
— Weihnachtsausſtellung im Rheintor. Die Jurh für die
diesjäh=
rige Weihnachtsausſtellung hat eine andere Zuſammenſetzung erhalten.
Anſtelle der Herren Prof. Beyer und Leo Kahſer ſind die Herren Prof.
Hoelſcher und Anheißer gewählt worden, ſodaß der Jury nunmehr
an=
gehören: Prof. Hoelſcher, A. Poſch, Mathilde Stegmaher, Anheißer,
Antes, Frau Margold. Die Jury wird ihre Arbeit am Dienstag, den
27. November, 9 Uhr vormittags, beginnen. Es iſt dringend erwünſcht,
daß ſeitens aller heſſiſchen Künſtler eine ſchnelle, gute und reichliche
Be=
ſchickung erfolgt. Erfahrungsgemäß war der Verkauf in der
Weihnachts=
v, H.
ausſtellung immer ſehr flort.
— Die Morgenfeier der Volkshochſchule rechtfertigte durchaus die
Anſicht von der Notwendigkeit derartiger Veranſtaltungen. Obgleich an
dieſem Morgen verſchiedene Feiern ſtattfanden, erwies ſich der Saal
der Städtiſchen Akademie als zu klein. Man erwartete allgemein etwas
Beſonderes, und in ſeinen einleitenden Worten hob Herr Dr. Corwegh
gerade dieſen Umſtand hervor und verſprach, daß die Leitung der
Volks=
hochſchule beſtrebt ſein wird, die ſchöne Tradition unſerer Bewegung,
in ſolchen Feiern eine beſtimmte Perſönlichkeit, Idee oder Bewegung
ein=
heitlich zur Darſtellung zu bringen, fortzuſetzen trotz alledem. So führte
denn gleich von der Herrſchaft der=Nullen hinweg Schumanns prächtiger
Aufſchwung der Muſik, von Herrn Franz Emmel mit begeiſterndem
Schwung vorgetragen. Frau Kuhn=Liebel gab dann in ihrer abgeklärten
Künſtlerſchaft den Geiſt der Romantik in Liedern von Schumann, und
Herr Dr Corſvegh formte in Worte dieſe Sehnſucht nach Höherem,
un=
ſagbar Schönem. Immer in Zeiten eines Niederbruches erfolgte dieſe
innere Umſtellung der Menſchen. Unter der Herrſchaft Napoleons
wur=
den unſere Dome und Burgruinen zu höherer Offenbarung. Heute
be=
obachten wir nicht zuletzt in der Jugendbewegung ein Zeichen neuer
Romantik, nämlich der Sehnſucht, herauszukommen aus der ſtarren
Ge=
bundenheit, die ſich über unſeren Körper hinweg auch auf unſere Seele
legte. Iſt dieſe neue Romantik nun Niedergang abendländiſcher
Kul=
tur oder Auftakt zu neuer Lebensform, Gerade unſere Jugendbewvegung,
die ſich nicht begnügt mit der Umgeſtaltung äußerer Formen, ſondern
den Menſchen innerlich erfaßt, läßt glaubensfroh den neuen Menſchen
erhoffen, der uns eine neue deutſche Kunſt geben wird. Dann werden
wir die Brücke ſein, im Sinne Tagores, die zur Menſchheit führt. Wenn
dem ſo iſt, ſo wollen wir Romantiker ſein, wollen hinuhe; ſeiten in jene
Gefilde, wvo neben der blauen Blume der Romantis die Strenge der
Klaſſik ſteht, ſo wollen wir bewußt Romantiken ſein. Mir Muſik der
Romantik, Liedern und Klavierwerken von Schumann verklang dieſe
Morgenfeier, für die von den Anweſenden leshaft gedankt wurde. Den
mitwirkenden Künſtlern auch von dieſer Stelle herzlicher Dank.
— Architekturpoſtkarten Suſanne Homann. Die Reſtbeſtände der
wundervollen Aufnahmen von Bau= und Kunſtdenkmälern aus der deut
ſchen Heimat ſind bei der Kunſthandlung Wilhelmine Blöcher in der
Wilhelminenſtraße zurzeit ausgeſtellt. Die große Schar der Freunde
der am 7. März verſtorbenen Photokünſtlerin wird hie=mit auf dieſe
Ausſtellung einzigartiger Photographien aufmerkſam gemacht.
— Totengedenkfeier. Mit ausdrücklicher Genehmigung des Heſſiſchen
Miniſteriums des Innern und des Kommandeurs des Wehrkreiſes 5
fin=
det am Sonntag, den 25. d. M., laut Beſchluß der Vertreter von zirka
30 Vereinen, Korporationen, Verbänden und ſämtlicher Parteien, vorm.
Punkt 12 Uhr, bei gutem Wetter auf dem Nieder=Ramſtädter Friedhof
bei Regen und Schneefall (Stichſtunde 11 Uhr) im Heſſiſchen
Landes=
theater, unter Leitung des Kriegervereins Darmſtadt eine Gedenkfeier
zu Ehren der fürs Vaterland geſtorbenen Soldaten ſtatt. Sämtliche
Be=
teiligten werden hierdurch nochmals gebeten, ihre Fahnen und
Wahr=
zeichen zu den Gottesdienſten beider Konfeſſionen von 10—11 Uhr zu
entſenden. Punkt 11½/Uhr: Antreten ſämtlicher Fahnen am
Standort der Kriegervereins=Fahnen, Mathildenſtraße, Ecke
Hoffmann=
ſtraße. Abmarſch der Fahnen Punkt 11½= Uhr nach dem Friedhof,
bei gutem Wetter. Bei ſchllechtem Wetter treten ſämtliche Fahnen Punkt
11½ſ= im Garten des Landestheaters an. Die Vereine uſw. werden
ge=
beten, außerhalb des Friedhofs, ausſchließlich der Allee bis zum
Tier=
brunnen ihre Mitglieder zu ſammeln, um geſchloſſen durch Ordner an
ihren Standort geführt zu werden. Bei Regenwetter wollen die
Ver=
eine, entſprechend der im Theater zur Verfügung ſtehenden Plätze, zirka
20 Mitglieder entſenden. Den Ordnern ſowohl auf dem Friedhof wie
im Landestheater iſt unbedingt Folge zu leiſten; für eventuellen
Schaden wird der betreffende Verein haftbar gemacht. Beginn der Feier
an beiden Orten Punkt 12 Uhr. — Programm: Nr. 1,
Chopin=
ſcher Trauermarſch (Verein ehem. Militärmuſiker); Nr. 2, „Wie ſie ſo
ſanft ruh’n”. Nr. 3, Gedächtnisrede: Herr Pfr. Lautenſchläger, ſtreng im
kirihlichen Rahmen gehalten; Nr. 4; „Ich hatt” einen Kameraden”
Nr. 5, Kranzniederlegung, nur unter Angabe des Spenders, Schleifen
nach Belieben; Nr. 6. Muſikſrück; Nr. 7, Niederländiſches Dankgebet. —
Nach der Feier Auflöſung der Vereine. Während der Feier
Trauer=
geläut ſämtlicher Kirchen. Die weltlichen und kirclichen Behörden ſind
zur Feier eingeladen. Der veranſtaltende Verein ſtellt ausdrücklich feſt,
daß dieſe Feier von dem Geiſte der Einheit im Sinne unſerer toten
Kameraden im ſtreng unpolitiſchen Nahmen getragen ſein
wird. Für die Durchführung wird der veranſtaltende Verein ſtrikte
beſorgt ſein. Die bis jetzt noch nicht angeſchloſſenen Vereine pp.
wer=
den hierdurch gebeten, ſich an der Feier zu beteiligen. Wie bereits an
ſämtliche Behörden, ſo wird auch an die Einwohnerſchaft die dringende
Bitte gerichtet, zur Vervollſtändigung der allgemeinen Trauer halbmaſt
zu flaggen. — Sämtlichen Mitgliedern des Kriegervereins wird zur
Pflicht gemacht, Punkt 11 Uhr an der Friedhofsmauer
gegen=
über dem Herdweg ſich zu ſammeln.
— Totengebächtnisfeier. Es ſei darauf hingewiefen, daß am
Toten=
ſonntag, abends 8 Uhr, im Heim des C.V J.M., Infanteriekaſerne,
1. Hof links, eine Gedächtnisfeier veranſtaltet wird, in der Herr
Stadt=
pfarter Vogel ſprechen wird. Die Feier iſt umrahmt von muſikaliſchen
und deklamatoriſchen Darbietungen. Es wird herzlich dazu eingeladen.
Jedermann, auch Damen, haben Zutritt.
— Elternabend ber Ludwigs=Oberrealſchule. Die Ludwigs=
Ober=
realſchule veranſtaltete in ihrem F ſtſaal einen Elternabend. Um einer
U berfüllung vorzubeugen, waren Eintrittskarten (unentgeltlich)
aus=
gegeben worden. Die Nachftage war jedoch ſo groß, daß die
Veranſtal=
tung am Freitag und Montag wiederholt werden mußte.
Oberreal=
lehrer Pfaff brachte mit ſeinen gut geſchulten jungen Kraften ein reiches
Programm von Chören, Oich ſter= und Soloſtücken, u. a. Schlußchor aus
der Schöpfung, Andante aus der erſten Beethoven=Sinfonie,
Zigeuner=
leben von Schumann, zu Gehör. Der Schwung der Jugend ergriff auch
die Erwachſenen. Der Dank äußerte ſich in l=bhaftem Beifall und in
den Worlen der Anerkennung ſeitens eines Schülervaters gegenüber dem
unermüdlichen und erfolgreichen Dirigenten, ſeiner wackeren
Schüler=
ſchar und der Direktion, die dieſe Abende deranſtaltete. Ein Mitglied
des Lehrerkollegiums hielt einen orientierenden Vortrag über die neuen
Sparmaßnahmen des Reichsfinanzminiſters in ihrer Auswirkung auf
die Schule. Der Direktor betonte in ſeinen Begrüßungs= und
Schluß=
worten die Notwe diakeit und den Segen einer engeren Verbindung
zwiſchen Schule und Elternhaus zur Stärkung des gegenſeitigen
Ver=
trauens und Zuſammenwirkens. Auf der anderen Seite möchten ſolche
Veranſtaltungen den Eltern zeigen, daß auch in den Realanſtalten ideale
Güter gepflegt werden zur Bildung des Herzens und Gemüts. Die
Stimmung der Elternſchaft kam darin zum Ausdruck, daß aus der Mitte
der Vrſammlung heraus aus Elternkreiſen Entſchließungen beantragt
und einſtimmig angenommen wurden, die ſich gegen die Gefahren
wen=
den, die der Schule und der Jugend drohen, durch die bevorſtehenden
Sparmaßnahmen des Staates. Dieſe Entſchließungen ſollen dem
Lan=
desamt für das Bildungsweſen unterbreitet werden. Die Entſchließung
vom Montag hat folgenden Wortlaut: „Der am 19. November 1923
ver=
ſammelte Elternabend der Ludwigs=Oberrealſchule zu Darmſtadt
be=
dauert auf das Lebhafteſte, daß durch die beabſichtigten Sparmaßnahmen
des Reiches auch die Schulen getroffen werden ſollen. Er erwartet, daß
ſolche Maßnahmen auf das unbedingt Notwendige beſchränkt und nicht
aus rein finanziellen Geſichtspunkten, ſondern unter Berückſichtigung
pädagogiſcher Grundſätze getroffen werden. Die geiſtige und körperliche
Ausbildung unſerer Jugend, der einzigen Hoffnung unſerer Zukunft,
darf nicht gefährdet, die Arbeitsfähigkeit und =freudigkeit unſerer Lehrer
nicht untergraben werden. An dem edelſten Gut, das wir noch beſitzen,
an unferer Jugend, darf nicht Naubbau getrieben werden.”
— Die Verwaltung der Heſſiſchen Brandverſicherungskaſſe
veröffent=
licht in Beilage Nr. 12 des Reg.=Bl. vom 20. November die Ergebniſſe
— des Jahres 1920, nachdem die Oberrechnungskammer am 13. Auguſt
1923 die Rechnung, ohne Beanſtandungen zu verzeichnen, revidiert hat.
Der Abſchluß weiſt einen Barvorrat von 2062 615 Mk. aus. Die
ver=
güteten Brandſchäden ſind nach Provinzen und dieſe wieder nach Kreifen
gegliedert. In Oberheffen ſtehen die Kreife Friedberg und Gießen in
den Ausgaben für Brandſchädenvergütungen an der Spitze, in
Starken=
burg die Kreiſe Offenbach (mit 1 165 397 Mk.) und Heppenheim (636 462
Mk.), in Rheinheſſen ſchlagen die Kreiſe Mainz (1 223224 Mk.) und
Oppenheim (11 449804 Mk.) den Rekord. Die
Brandverſicherungskam=
mer will mit dieſer Nachweiſung dem Art. 61 Abſ. 5 des
Gebäudever=
ſicherungsgeſetzes Genüge leiſten. Der Sinn dieſer Beſtimmung iſt aber
doch der, daß das Ergebnis der Verwaltung der Anſtalt alljährlich
in einer ſummariſchen Ueberſicht im Reg.=Bk. veröffentlicht wird. Man
wird aber dem Gedanken des Geſetzgebers nur ungenügend gereiht, wenn
eine Nachweifung über die Geſchäftsgebarung der Kaſſe in 1920 erſt
nach in 1923 erfolgter rechnungsmäßiger Prüfung zur Kenntnis gebracht
wird. Es müßte ermöglicht wverden, dieſe Veröffentlichung in der Folge
ſchon früher — unter Vorbehalt der Rechnungskontrolle — zu
verlaut=
baren, dies ſchon angeſichts des Umſtandes, daß die
Brandverſicherungs=
kammer gerade im laufenden Jahre ſo erhebliche Beiträge für 1922
ein=
gefordert hat. Iu der Nachweifung wäre für die Folge auch
bemer=
kenswert zu erfahren, welche Brandſchädenvergütungen auf die größeren
Städte entfallen ſind. — Schon längere Zeit iſt von einer zeitgemäßen
Aenderung des Brandverſicherungsgeſetzes die Rede; es wäre deshalb
auch zu wiſſen erwünſcht, wie weit die bezüglichen geſetzgeberiſchen
Vor=
arbeiten gediehen ſind und wann eine dem Landrage zu unterbreitende
bezüigliche Vorlage zu erwarten ſteht.
An unſere Inſerenten!
Unt unſere Berechnungsart für Anzeigen den Bedürfniſſen des
Geſchäftsverkehrs anzupaſſen, berechnen wir jetzt die
Anzeigen in Goldmark
und zwar bis auf weiteres
0.20 Boldmark
für die einſpaltige 27 mm breite Kolonelzeile, für die Reklamezeile
1 Goldmark (Anzeigen aus Darmſtadt und Kreis Darmſtadt).
Auswärtige Inſergte 0,30 Goldmark. Reklamezeile (92 mm breit)
1,50 Goldmark.
Die Rechnungen werden in Goldmark ausgeſtellt (Dollar
— 4,20 Mark) und ſind ſofort zahlbar. Die Zahlung geſchieht,
ſoweit keine wertbeſtändigen Zahlungsmittel vorhanden ſind, in
Papiermark, und zwar erfolgt die Gutſchrift zu dem am
Eingangs=
tage der Zahlung letztbekannten amtlichen Verliner Mittelkurs.
Darmſtädter Tagblatt.
* „Bunter Abend” in der Traube. Es iſt ein ſchönes Zeichen
tatkräftig helfender Kollegialität, wenn Künſtler ſich ſelbſtlos
ein=
ſetzen, ihren alten, durch die Not der Zeit in Bedrängnis
ge=
ratenen Kollegen zu helfen. Der Bunte Abend, den am
Frei=
tag, den 23. Nov., die erſten Kräfte unſeres Landestheaters
veranſtalten, iſt ein Beweis ſolchen kollegialen Eintretens. Es
kann allerdings erſt wirkſam werden, wenn das Darmſtädter
Theaterpublikum ſich ebenfalls dankbar derer annimmt, die ihr
jahrelang hehre und ſchöne Kunſt von der Bühne und vom
Konzertpodium herab vermittelten. Für alle, die es ſich leiſten
können, iſt der Beſuch dieſes Abends Ehrenpflicht. Zudem wird
hervorragende Kunſt geboten werden. Die Namen der
Künſtle=
rinnen und Künſtler, die das Programm des Abends beſtreiten,
bieten alle Gewähr dafür und laſſen gleichzeitig den Schluß zu,
daß Ernſtes, Großes in reicher Fülle abwechſeln wird mit Humor,
den in den Tagen der Trübſal ja jeder braucht, um einmal ein
paar Stunden des Alltags Nöte zu vergeſſen. Es werden
mit=
wirken: Frau Orff=Solſcher, Frau Anna Baumeiſter,
die mit Frl. Werle Duette ſingen wird, ein humoriſtiſches
Quartett der Herren Kuhn, Hölzlin, Weber und Vogt,
Herr Baumeiſter, der ernſte und heitere Rezitationen
brin=
gen wird, Frl. Kapper (Geſang), die Herren Otto Drumm
und Andreae, Frau Käthe Gothe, Hertha Graef und
Paul Peterſen (Duett), Herr Weſtermann (Rezitation);
Lieder zur Laute werden ſingen Frl. Martha Hein und Frl.
Liebel, Herr Hagener wird einige Lieder bringen, und die
Solotänzerinnen Nini Willenz, Aenne Osborn und Wera
Donalies werden mit ihrer Kunſt erfreuen. Die
Darbietun=
gen finden wegen der Schwierigkeiten der Saalbeheizung in den
unteren Räumen des Hotels „Zur Traube” ſtatt, doch ſei
ausdrücklich bemerkt, daß kein Weinzwang beſteht. Der
Eintrittspreis iſt auf 3 Goldmark feſtgeſetzt.
— Paulusgemeinde. Der Kirchenchor der Paulusgemeinde
veran=
ſtaltet am Totenſonntag, nachm. 4 Uhr, in der Pauluskirche ein dem
Charakter des Tages angepaßtes Kirchenkonzert unter Mitwirkung
ſoli=
ſtiſcher Kräfte. Der Chor ſingt das Heldenrequiem von Franziskus
Nagler als Ehrung für die im Weltkrieg Gefallenen, ferner eine 1—7 Kompoſition aus dem 16. Jahrhundert von Melchior Vulpius,
das „Deutſche Sanktus” genannt, und verſchiedene andere Chöre. Als
Soliſten wirken mit Frl. Betty Aßmuth (Sopran) und die Herren Dr.
Metternich (Bariton) und Kapeſſer (Orgel). Der Eintritt iſt frei; es
werden aber freiwillige Gaben beim Ausgang erbeten.
— Volkstheater. Wir machen darauf aufmerkſam, daß Donnerstag
und Freitag vorläufig die letzten Aufführungen von „Dollaronkel”
ſtattfinden. Samstag und Sonntag werden infolge des Totenfeſtes
Werke ernſten Inhaltes aufgeführt. (Näh. ſ. Anz)
— Hygiene der Ehe im Film. Auf vielſeitigen Wunſch läuft dieſer
auzerordentlich lehrreiche und intereſſante Film noch zwei Tage,
näch=
ſten Sonntag und Montag im Kleinen Haus. Der Bildſtreifen bietet
Einblick in die Praxis einer der erſten Eheberatungsſtellen Europas, in
Wien. Aus dem großen Komplex offener Fragen, denen zwei
Braut=
leute gegenüberſtehen, ſind einige wichtige herausgegriffen. Als ernſte
Mahnung wird die für vernünftige Menſchen zwar ſelbſtverſtändliche,
von dem Heer der Gleichgültigen aber immer wieder übertretene
Forde=
rung ausgeſprochen: Chroniſch kranke Menſchen ſollen nicht heiraten.
Denn Krankheit nagt am Glück der Ehe, und Krankheit wirkt in
ſchlech=
tem Sinne auf die kommenden Kinder. Der Tuberkuloſe iſt der erſte
Filmabſchnitt gewidmet. Erfreulich in der Darſtellung und tröſtlich
zu=
gleich für die leider Zuvielen, die von dieſem Volksfeind gepackt ſind,
iſt, daß nach kurzer Darſtellung der äußeren Krankheitserſcheinungen in
ausführlicherem Gange die Heilungsbotſchaft illuſtriert wird. Der zwdeite
Teil behandelt die Geſchlechtskrankheiten. Wer fo richtig die
Beziehun=
gen dieſer Erkrankungen auf die Nachkommen aus dem Film in ſich
er=
faßt, ergrimmt über das Verbrechen der Gleichgültigen, achtlos, trotz
eines Geſchlechtsleidens in die Ehe zu treten. In kaum übertrefflicher
Weiſe bieten die beiden nächſten Kapitel des Films in klaren, dabei
be=
wundernswert ſachlichen Trickzeichnungen Kenutnis des inneren Baues
des Menſchen, die embryonale Entwicklung und den Geburtsakt.
Ern=
ſten verantwortungsbewußten Menſchen wird hier von berufener Seite
reine Aufklärung gegeben über Dinge, die unbedingt jeder vor Eintritt
in die Ehe kennen muß. Während dieſe dier Teile enorme
Anforderun=
gen an die geiſtige Mitarbeit der Zuſchauer ſtellen, klingt der letzte Akt:
Säuglingspflege mit hübſchen Aufnahmen des Säuglings und
Klein=
inds erlöſend und befreiend aus. — Wir empfehlen vom Standpunkt
der Sozialhygiene aus dringend den Beſuch des Films. Er wird durch
Frauenarzt Dr. Claus Hoffmann in klarer, leicht verſtändlicher Weiſe
erläutert. Alles, was als Verbindung zwiſchen den Szenen, außerdem
zur Erklärung und Abrundung der gewonnenen Eindrücke noch zu geben
iſt, bringt der Vortragende in ſeinem Begleitvortrag. So geſtaltet er
den Abend in vollem Sinne zu einem nachhaltigen, tiefen Erlebnis, das
denkenden Menſchen von Bedeutung für das ganze Leben iſt. Mrr.
Kautoffelverkauf. Die Stadtverwaltung gibt, nachdem weitere
Kartoffelſendungen eingetroffen ſind, Kartoffeln bis zu 5 Zentner pro
Familie ab. (Näheres Bekanntmachung.)
n. Reichsdiſziplinarkammer. Der aus Villingen in
ſtammende, biesherige Oberſteuerſekretär Heinrich Döll von 9
32 Jahre alt und verheiratet, war auf Grund des Reichsbeamte
beſchuldigt, in mehrfacher Beziehung ſich unwürdig benommen
Den Vorſitz führte Senatspräſident vom Oberlandesgericht.
Anklage war durch Regierungsrat Enes vertreten, und die Ver
lag in den Händen des Rechtsanwalts Krausgrill=Offenbach.
weismaterial ſtand durch beeidigte Zeugenausſagen und ſonſt
niſſe der Unterſuchung feſt und wurde nunmehr in öffentl
handlung zur Wiedergabe gebracht ſowie eingehend erörtert
in Betracht, daß D. gegenüber Vorgeſetzten im Dienft bele
ungebührlich geweſen iſt, ferner ſich als Nebenerwerb ohn
ſchriebene Etlaubnis an einem Geſchäftsbetrieb ſeines Sc
teiligt hat, ſowie daß eu ohne Urlaub, abweſend war und
früheren Stelle zu Nidda von Untergebenen, die ſich für Ar
Fertigung von Steuerdeklarationen befaßten, Vergütungsantei
men hat. Die erſteren Anklagepunkte erwuchſen während
tigung D.s beim Finanzamt Offenbach=Land und die Bele
ſchah im Dienſtzimmer des Oberregierungsrats Welcker,
lich eines gegen ihn von W. betätigten Ermittelungsberfa.
regt Einſicht in ſeine Perſonalakten derlangte und gröbli
Deshalb war er im vorigen Jahre rechtskräftig am Sd
loegen Hausfriedensbruchs (unter Freiſpruch von der Anklag
Nötigung) zu 300 Mark Geldſtrafe verurteilk worden. D. hat
mit erwachſener Tochter geheiratet und ſoll nicht nur in dem
Geſchäft ihres Bruders, ſondern auch für ſie bei einer
ſchwunghaft mitgewirkt haben. Sein Verhalten in der
handlung ſelbſt, beſonders bei der Verkündung des Urteils,
gerade die Art, deren er u. a. beſchuldigt iſt. Es wurde au
laſſung unter Gewährung der Hälfte des geſetzlichen Ruheg
für zwei Jahre erkannt.
Regimentsnachrichten.
Offiziersverein Artilleriekorgs.
Herrenabend findet Samstag, den 24. November, abends
dem Eſſen, ſtatt. Im Hinblick auf das Gedenken des 25. Nol
ſcheinen Pflicht. Ferner bitten wir unſere Mitglieder, an
Aus den Parteien.
gedenkfeier am Sonntag unbedingt teilzunehmen; Sammelplat
Ecke Herd=Noquettetveg. Orden und Ehrenzeichen ſind an
— Deutſche Volkspartei. Der Politiſche
der Deutſchen Volkspartei war ſo außerordentlich zahlreich be
der „Gelbe Saal” bei Sitte die Beſucher nicht zu faſſen vermr
deshalb der Vorſaal noch in Anſpruch genommen werden mußte
kann als Beweis für das große Intereſſe gelten, das bei der
Bürgerſchaft und namentlich bei den Anhängern der Deutſch
Hartei vorhanden iſt. Da der Landesvorſitzende, Herr Rechts
Dingeldev direkt von der Teilnahme an der Sitzung des
vorſtandes der Deutſchen Volkspartei in Berlin eingetroffen w m
wartete die Zuhörerſchaft Aufklärung über die geſpannte auße
innenpolitifche Lage. Und dieſer Erwartung hat der vom Red
botene Vortrag voll und ganz entſprochen.
Von der „Großen Koalition” des Kabinetts Streſemann
au=
deren Bildung er trotz ihres Scheiterns als einen Ait politiſche
wendigkeit und Klugheit darſtellte, wandte er ſich gegen diejenie
mit mehr oder weniger verbrauchten Schlagwörtern von dem „
ſchen Geiſt” reden, der in dem Kabinett Streſemann
habe. Daß dieſe Phraſe den Tatſachen direkt widecſpricht, wi
Nedner an den geſetzgeberiſchen Maßnahmen und Verordnunge
die auf Grund des Ermächtigungsgeſetzes von dem Kabinett Stre
ausgegangen ſind und von denen u. a. die Beſeitigung der
Zwan=
ſchaft, die Abkehr vom formalen Parlamentarismus, die Umge
der Erwerbsloſenfürſorge, die grundſätzliche Ausſchultung des
ſtundentages, die Beſchaffung wertbeſtändiger Zahlungsmittel u.
Vorgehen gegen die ſächſiſche Regierung doch ganz gewiß nicht
Maßnahmen ſind, die ſozialdemokratiſchen Geiſt atmen. Und ſten
wenig kann man dies von der Zuſammenſetzung des Kabinetts pie
maun ſagen, das unter einem Datzend Miniſter drei Sozialdem en
au wies. Für das zweimalige Scheitern der Großen Koalition ſich
der Redner den ſoziaidemokratiſchen Parteiegoismus, dem die
ſm=
männiſche Einſicht und Entſchlußkraft fehlt, verantwortlich, wie
Schuld am Nichtzuſtandekommen einer bürgerlichen Koglition, K
Dr. Streſemann bereit war, den Deutſcmationalen zuſchiebt.
för=chung der baheriſchen Verhältniſſe, die mit den ſächſiſchen ni P.
eine Stufe zu ſtellen ſeicn, und des Münchener Putſchverfuches, d ſach
torgherein zur Erfolgloſigkeit verurteilt war und bei weiterer A.
tung in ſeiner Verfolgung ungeheures Unglück über das deutſch
gebracht haben würde, bedauerte er, daß der vom deutſchen V
Reiht hochgeehrte General Ludendorff ſich aus Mangel an Eir ſicht
politifche Tragweite, in dieſes frevelhafte Unternehmen gegen die
regierung hat hineinziehen laſſen. Bei Beſprechung der außenpoli
Lage, auf deren Gebiet dem Kabinett Streſemann infolge des
brochenen Vernichtungswillens Poincarés ſichtbare Erfolge bisher
nicht beſchieden waren, wenn man nicht die in England und Amer N.0
neuerdings geltendmachende deutſchfreundliche Stimmung dazu r Ma
will erörtert der Redner eingehend die Auswirkung der franze n0d
Polirik auf die Lage im Ruhrgebiet, wobei er dem menſchlichen Bei /!
darüber Ausdruck gibt, daß die Reichsregierung, um dem finan M
Zuſammenbruch des Reiches zu wehren, ſich genötigt ſieht, von Nov ?
ab die bisherigen Subventionen an das beſetzte Gebiet einzuſteller ſie
Franzoſen haben dieſes Gebiet desorganiſiert, ſein Wirtſchaftslebe erle
ſtört und bie deutſchen Vehörden ausgeſchaltet, und ſie müſſen de ſiu
weil ſie die Macht dort ausüben, auch die Verantwortung für di och
völkerung tragen. Aber es muß gefordert werden, und es ſei aue
der Reichsregierung beabſichtigt, daß die Einſchränkung der Zu
des Reiches für das beſetzte und unbeſetzte Deutſchland gleich bei
würden. Bei weiterer Verteidigung der Politik des Kanzlers
Zurückweiſung der ſachlichen und perſönlichen Angriffe auf den
berichtete der Redner über die Verhandlungen im Zentralausſchuf
die einmütige Villigung der bisherigen Politik des Führers, de
wohl ein leichtes geweſen wäre, billige Lorbeeren als Redner in
füllten Verſammlungen zu ernten, und mit nationaliſtiſchen Schlagn
das Volk aufzupeitſchen. Aber Streſemann ſei nicht ein Agitator
dern ein Staatsmann, wie ihn das deutſche Volk heute benötigt.
zu unterſtützen und ſeiner Führung zu folgen, ſei Aufgabe und 2
des deutſchen Volkes und vor allem der Deutſchen Volkspartei.
Rauſchender Beifall, in dem begeiſterte Zuſtimmung ſich kun
folgte dem nach Form und Inhalt gleich vollendeten Vortrag.
darauffolgenden Ausſprache wurde Preispolitik und Beamtenabba
örtert und von einem als Gaſt anweſenden Parteifreund aus Ko
ernſt= und heitere Bilder aus der ſeparatiſtiſchen Bewegung im 2
gebiet entworfen. Erſt kurz vor 11 Uhr wurde die Verſammlur
ſchloſſen.
A Von der Bergſtraße, 19. Nov. Verſchiedenes. Het
hat es auf unſeren Höhen kräftig geſchneit. Der Schniee
aber ſofort in ſein naſſes Element umgewandelt. — In einer der
Nächte wurde in das Kaufhaus Reiling am Marktplatz in Au
eingebrochen. Geſtohlen wurden Bekleidungsgegenſtände von
Werte.
r. Babenhaufen, 19. Nov. Der von unſerem Turnverein am
tag abend im Gaſthaus zum Löwen veranſtaltete Elternab
ſtand im Zeichen friſch=freudiger, für die Turnerei begeiſterter T
Schüler und Schülerinnen wetteiferten im edlen Vemühen, um
Eltern und Turnfreunden zu zeigen, welch harmoniſche Körper=
Geiſtesbildung ſie in kurzer Zeit im Turnverein erhalten hätten
Worte, die der rührige 1. Vorſitzende des Vereins, Herr Kaufme
Mahla, über die Heranbildung unſerer Jugend durch die eble
nerei ſagte, waren ſicher allen Anwefenden aus dem Herzen geſpt
Es war eine Freude, den vortrefflich ausgeführten turneriſchen Ueb
der Knaben und Mädchen zuzuſehen. Wie fein klappten doch
Fre=
gen und Pyramiden. Freudigen Beifall fanden die kleinen
Volk=
die Turnerin Frl. H. Stotz mit Liebe eingeübt hatte. Muſterg!
Leiſtungen am Barren und Reck zeugten vom hingebenden
Fl=
zelner Schüler und Schülerinnen. Gut vorgetragene Lieder de
Geſangsriege und mehrere Konzertſtücke gaben den turneriſcher
bietungen ein ſtimmungsvolles Gepräge. Alles in allem: Der
verein kann ſtolz ſein auf ſeinen eiſten Elternabend, der ein ber
Zeugnis von Volks= und Jugendbildungsarbeit genannt werden
Die Worte, die Turner Schütz an die zahlreich anweſenden E.
richtet, ſind darum mit Recht zu unterſtreichen: Eltern, ſchickt Eure
der in den Turnverein, dort ſind ſie in ſicherer Obhut, ſie lernen
und Ordnung und werden nützliche Glieder unſeres am Boden lieg;
Vaterlandes!
( Worms, 19. Nov. Schadenfeuer. In Monsheim bra
die vollgefüllte Scheuer des Gutsbeſitzers Knauf in einer der
Nächte nieder. Der Schaden iſt beträchtlich. Man vermutet Br
ſtiftung.
— Ortenberg, 20. Nov. Billige Vutter gab es auf dem
ſigen Rathaus. Durch die Wachſamkeit der Gendarmerie und der
völkerung war ein von einem Dorf kommendes Schi=berauto ange
und angehalten worden, das ein geſchlachretes Rind und eine g
Menge Butter nach Frankfurt bringen wollte. Das ordnungsgemaß
ſchlachtete Rind mußte freigegeben werden, dagegen wurde die B.
beſchlagnahmt und mit einem Viertelpfund pro Haushalt zum Pr
von 70 Milliarden an die Bevölkerung abgegeben,
eite 5.
uimmer 323.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 22. Nobember 1923.
Ine deutſche Weihnachtsfeier für die
Gemeinden des Heſſenlandes.
Je dunkler ſich alle Horizonte bewölken, deſto mehr wird es not=
, im Sinne der ehrwürdigen Mahnung zu wirken: „Die Herzen
Weihnachten ſteht wiederum vor der Tür. Mit unendlich
trü=
lusſichten gehen wir dem diesjährigen Feſte entgegen. Um der
Ju=
willen verbergen wir die Sorgen in unſerem Herzen und ſetzen
daran, den Baum, ſoweit es die Materialnot zuläßt, im
Lichter=
erſtrahlen zu laſſen. Aber die frühere Weihnachtsfreude will
in uns aufſteigen, und wir ſchauen beſorgt in die jungen Geſichter,
cht auch aus ihren Augen die Traurigkeit der Zeit ſchon ihre
Schat=
rft. Wie ein Weihnachtsfeſt, in der Fremde verlebt, viel längſt
rtes wieder löſt, uns ganz weich und wehmütig werden läßt, ſo
auch diesmal uns weh ums Herz, und wir fühlen uns im eigenen
im eigenen Heim angeſichts des großen Trümmerfeldes wie in
emde. Und doch ergeht gerade von dieſem Feſt eine Botſchaft an
voll tröſtlichen Inhalts, die nicht nur ihr Licht in die kalte
Winter=
erſtrahlt, die nicht nur in der toten Jahreszeit die Rückkehr des
z und des Lebens in der Natur verkündet, ſondern die noch auf
inderes Licht hinweiſt, das über aller Geſchichte und Kultur
auf=
igen iſt, auf jenen milden Stern von Bethlehem, deſſen Glanz über
jahrtauſende zu uns grüßt und uns auch in der Todesnacht der
er und Kulturen zum Bürgen der Auferſtehung geworden iſt. „Ehre
ſott in der Höhe und Frieden den Menſchen auf Erden, die eines
Willens ſind.‟ Ergreifen wir dieſe Botſchaft mit ganzem Herzen,
ben wir an die ſieghafte Kraft des Geiſtes und der Liebe, dann
dür=
wir zuverſichtlich der Zukunft entgegenſehen und hoffen, daß auch
einmal wieder die Sonne aufgeht, und daß wir in ihrem Lichte
er ſäen und ernten werden.
Blaube an uns ſelbſt, an die Kräfte und an die Berufung unſeres
s tut uns am meiſten not. Das iſt kein gedankenloſer Optimismus,
auf das unfehlbare Glück zu ſündigen wagt — von dem haben wir
nſerem Volke genug gehabt — ſondern es ift jene hoffnungsfreudige
inung, die die Luſt zu planmäßiger Arbeit am Wiederaufbau un=
Volkes gebiert, es iſt zugleich jenes ernſte
Verantwortlichkeits=
hl, das aus einem wirklichen Verwachſenſein mit dem Volke
ent=
mt. Die Herren, in denen dieſer Glaube noch lebendig iſt, oder
dem ſchweren Schickſal wieder lebendig geworden iſt, ſie gilt es
er mehr zu ſammeln.
Daß ſie in unſerem Heſſenlande zahlreich vorhanden ſind, wiſſen wir,
das erfüllt uns mit Freude und Zuverſicht. So hoffen wir denn
daß unſere Volksbildungs= und Jugendpflegearbeit, die wie keine
re grundlegend ſein muß, für die Wiedergeſundung von Volk und
It weiter erfreulichen Fortgang nimmt.
Durchdrungen von dieſen Gedanken hat die Zentralſtelle zur
För=
ng der Volksbildung und Jugendpflege in Heſſen Vorſorge
getrof=
allen Gemeinden unſeres Landes Programm und Material zu
volkstümlichen ſchlichten Weihnachtsfeier mit Krippenſpiel,
Män=
hor und geiſtlichen Volksliedern zur Verfügung zu ſtellen. Sie geht
i von der Erwägung aus, daß unſere diesjährigen Weihnachtsfeiern
Not der Zeit nicht dadurch Rechnung tragen ſollen, daß ſie die geiſt=
Herzensfreude dabei ängſtlich zurückdrängen, ſondern daß ſie an
Innigkeit und ſtillem Glanz, an Feſtlichkeit und jubelnder
Zu=
icht mehr bringen ſollen als bisher. Die Botſchaft, die in der
Weih=
erging, iſt eine Botſchaft der Freude, der „großen Freude” ſogar,
wie man überhaupt den echten Chriſtenmenſchen erkennt an einer
en unvertilgbaren Freudigkeit und Kühnheit des Gemüts, ſo ſoll
r diesjähriges Weihnachtsfeſt ganz beſonders klingen und glänzen
jener Freude, die das „Sorgen der Heiden” und die „Traurigkeit der
atur” weit hinter ſich läßt.
Wir ſchlagen allen heſſiſchen Gemeinden (und in ihnen beſonders den
Sausſchüſſen für Volksbildung und Jugendpflege, den Pfarrämtern,
Lehrerſchaft und den Jugendvereinigungen) vor: Feiert euer
Weih=
ſtsfeſt diesmal in der Weiſe unſerer Vorfahren, mit einem ſchönen,
n Krippenſpiel, mit fröhlichen, bekränzten Kindern, mit Maria und
eph und dem Chriſtkind, dem böſen und dem guten Herbergswirt,
Hirten und dem Engel und den drei Weiſen aus dem Morgenland.
/ts iſt nötig an Koſtümen, was nicht der ärmſte Haushalt aufbringen
. Die Krippe iſt überall da, ein Weihnachtsbaum fehlt auch
nir=
ds, ein Schemel, ein Tiſch, ein paar künſtliche Blumen, einige
Wachs=
ichen ſind gewiß aufzutreiben oder von fleißigen Händen herzuſtellen.
3 Beſte, was dazu gehört, iſt umſonſt: Die Freude und Luſt am
ihnachtsfeſt, die klaren Stimmen in den Kehlen der Kinder und
Er=
ſenen. An Vorführungsmaterial wird nichts gebraucht als der Text
Krippenſpiels und die Noten für die Männerchöre. Als
Vorfüh=
gsort ſollte überall, wo es irgend möglich iſt, die Kirche gewählt werden;
* ſollte das Spiel ſo oft wiederholt werden, zur Freude aller
Mit=
er, als noch Gemeindeglieder da ſind, die es ſehen wollen.
Die Zentralſtelle ſtellt jeder Gemeinde das für die Feier nokwen=
Material (dem noch einige nützliche Hinweiſe für die Einrichtung
den Gang des Spiels beigegeben ſind) gegen Entrichtung von zwei
dmark zur Verfügung. Es iſt nötig, ſich raſcheſtens zu entſcheiden
teſtens bis 1. Dezember), denn die Zeit drängt, und je beſſer Spiel
Chöre eingeübt, je liebevoller ſie ausgeſtaltet werden, deſto länger
die Freude der Mithelfer und deſto herzlicher die Wirkung auf die
ſchauer. Dazu ſei gleich geſagt, daß es hier keine Zuſchauer im Sinne
Theaterzuſchauer gibt. Die Zuſchauer gehören beim alten deutſchen
ppenſpiel mit zur Szene, und wenn die Spielenden das „Ihr
Kin=
lein kommt” oder „Kommt ihr Hirten, ihr Männer und Fraun”
an=
imen, nun, da ſingt eine deutſche Chriſtengemeinde von ſelbſt mit,
h ohne jede Aufforderung.
Das ſoll keine beliebige „kunſterzieheriſche Anregung” ſein, das iſt
Herzenswunſch, den die Männer der Zentralſtelle an alle in der
Isbildung und Jugendpflege tätigen Organiſationen im Lande rich=
Ein Pfarrer, dem wir unſeren Plan vortrugen, ſtimmte mit größ=
Freude zu und meinte, wenn es uns gelänge, dieſe herrliche
alt=
itſche Weihnachtsfeier in Heſſen wieder einzubürgern, dann ſei mehr
Hebung der Volkskultur getan, als durch manche andere, viel
koſt=
eligere Veranſtaltungen.
Wir hoffen dringend, daß recht viele Gemeinden uns dieſen
Herzens=
nſch erfüllen; das würde für uns die ſchönſte Feſtfreude ſein.
Darmſtadt, den 19. November 1923. (Mathildenplatz 17, Marſtäll.)
Zentralſtelle zur Förderung der Volksbildung und Jugendpflege
in Heſſen. Der Direktor: Haſſinger.
Reich und Ausland.
Vertagung des Bergdoll=Prozeſſes.
Eberbach. Nach einer Mitteilung der Strafkammer Mosbach
iſt die Verhandlung im Falle des Deutſchamerikaners Bergdoll auf
Don=
nerstag, den 6. Dezember, vormittags 8½ Uhr, vertagt worden.
Ein „Gerſtenkonto” beim Wirt.
Vom Gäuboden (Oberbahern). Die ungeheure Bierverteuerung
hat auf dem Lande verſchiedentlich dazu geführt, daß Bauern beim Wirt
ein ſogen. „Gerſtenkonto” errichten, d. h. einen Zentner Gerſte abliefern
und dafür 35 Maß Bier trinken können. Die Idee iſt nicht ſchlecht,
lei=
der kann ſich aber nicht jeder Bierliebhaber ein ſolches Konto errichten.
Opfer einer Wette.
Ramberg. Infolge einer Wette verunglückte hier der 17 Jahre
alte Oskar Blumenſtiel. Er wollte in der Scheune der Witwe
Scher=
mer, bei welcher er bedienſtet war, einen Stamm von ungefähr 30
Zenti=
meter Durchmeſſer und 2,70 Meter Länge heben, wobei ſich der Stamm
überſchlug. Blumenſtiel blieb tot liegen.
Der Amtsſchimmel.
Nürnberg. Stirbt dahier im Juli ein alter Veteran von Anno
70. Die Hinterbliebenen bitten um eine Beihilfe zu den
Beerdigungs=
koſten. Das Geſuch wird ein Akt, geht von Hand zu Hand und kommt
nun endlich im November zur Erledigung. Das Verſorgungsamt
Nürn=
berg teilt den Geſuchſtellern mittels eingeſchriebenen Briefes (Porto 16
Milliarden) mit, daß ihnen eine Milliarde Beihilfe genehmigt ſei und
zur Auszahlung bereit liege. Man ſieht, der Amtsſchimmel geht trotz
aller Verfügungen ruhig ſeinen Gang weiter.
Ein Galgen für Wucherer unb Schieber.
Illertiſſen (Bayern). Die Errichtung eines Galgens für
Wucherer und Schieber kündigt ein Anton Preſtele in Unterroth im
Illertal=, Roth= und Günzboten wie folgt an: Der Schrei nach dem
Gal=
gen iſt erfüllt. Mache der werten Einwohnerſchaft des Bezirks
Iller=
tiſſen die Mitteilung, daß ich einen Galgen zum öffentlichen Gebrauch
errichtet habe und können ab heute Wucherer und Schieber, welche den
Galgen bverdient haben, angeliefert werden. Ich gebe der Bevölkerung
den guten Rat, zuerſt diejenigen zu bringen, welche die Friedenspreiſe
zuerſt auf das Drei= und Vierfache erhöhen und dann Goldmark
berech=
nen. Kaum iſt die Goldmarkrechnung eingeführt, haben dieſe Halunken
durch ſolche Operationen ein Hintertürchen gefunden, um auf ihre
Rech=
nung zu kommen. Alſo an den Galgen mit ihnen! .. . Ihren letzten
Gang oder beſſer geſagt ihren letzten Hang habe ich dadurch erleichtert,
daß ſie in den letzten Minuten ihres irdiſchen Mammonslebens noch einen
letzten Blick auf das Land ihrer ſchwarzen Taten werfen können, denn
von dieſem Galgen aus, iſt das ganze Iller= Noth= und Günztal zu
ſehen. Auf baldige Anlieferung ſolcher Verbrecher wartend, zeichne
ich uſw.
Schwere Bluttat.
Gochsheim. In der Nacht auf Freitag hat ſich hier eine
grauen=
volle Bluttat ereignet. Der 40jährige Straßenwart Fritz Groh, der bei
ſeinen Eltern wohnte, wurde in der Frühe mit eingeſchlagenem Schädel
in ſeinem Schlafzimmer aufgefunden. Da ſich im Zimmer keine
Blut=
ſpuren vorfanden, muß angenommen werden, daß der Täter vor
Aus=
führung der Tat ſeinem ſchlafenden Opfer eine Decke über den Kopf
ge=
zogen und dieſe dann mitgenommen hat. Vermutlich liegt ein
Rache=
aft vor.
Der Devifenbettler.
Waldshut. Ein gutſituierter Badener aus der Nähe der
Schwei=
zer Grenze, war bor einigen Tagen in ein nahes Schweizer Städtchen
ge=
pilgert, um als Fechtbruder ſich „Fränkli” zu ergattern. Als er eine
größere Anzahl Schleizer Münzen in ſeinem Beſitz hatte, wurde er aber
von der Polizei geſchnappt, die „Fränkli” wurden ihm abgenommen und
er wieder über die Grenze geſchoben. Außerdem erhielt er von der
Schweizer Behörde 5 Jahre Landesverweis.
Opfer des Meeres.
Aus Redal wird telegraphiſch gemeldet: An der Weſtküſte von Oeſel
wurden Schiffsplanken, Kiſten und 17 Leichen angeſchwemmt, die zum
Teil mit Wunden bedeckt ſind. Es wird angenommen, daß der
Ham=
burger Dampfer „Kronos” untergegangen iſt, der von Stettin nach
Petersburg unterwegs war und auf eine Mine geſtoßen iſt.
Nach Meldungen eines in Hamburg eingetroffenen Lotſen iſt der
amerikaniſche Viermaſt=Motorſchooner „Grace Pendleton”, der
vor einigen Tagen von Hamburg nach Rotterdam in See abgegangen
iſt, bei ſchwerem Sturm auf dem Großvogelſand geſtrandet. Da das
Schiff voll Waſſer iſt und die Maſten und die Takelage vernichtet ſind,
muß alles als verloren betrachtet werden. Ueber den Verbleib der aus
vierzehn Mann beſtehenden Beſatzung iſt noch nichts Näheres bekannt;
doch follen zwei Mann gerettet ſein. Nach ſpäteren Meldungen iſt das
Schiff in der Nacht zum Montag völlig wrack geworden und verloren
gegangen."
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaktlon keinerlei
Ver=
antwortung; für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des Preſſegeſehes in vollem Umfange
der Cinjender verantwortlich.) — Einſendungen, die nicht verwendet werden, können nicht
zurückgeſandt, die Abwönung nicht begründst werden.
Milchnot.
Wenn man ſieht, wie Familien mit kleinen Kindern oder kranken
Angehörigen in hieſiger Stadt unter der Milchknappheit ſchwer leiden,
muß es einem empören, wenn Angehörige geſunder Familien wöchentlich
mehrmals nach Roßdorf fahren und dort jedesmal Milch
kannen=
weiſe hamſtern. Es gibt Leute von der letzten Art, die wöchentlich
15 und mehr Schoppen Milch von Noßdorf hereinſchleppen, um dann in
Milch und Schlagrahm ſchwelgen zu können, und ſich kein Gewifſen
da=
raus machen, wenn kleine Kinder und Kranke elend zu Grunde gehen.
Man ſtelle ſich nur einmal abends zu dem Zug 8.59 Uhr in den
Schal=
terraum am Oſtbahnhof und betrachte ſich die ankommenden
Milchham=
ſterer. Sollte die ſtädtiſche Polizei keine Mittel haben, einem derartigen
Treiben ein Ende zu machen? Sollte die Bürgermeiſterei Roßdorf, deren
feine Denkungsart in volkswirtſchaftlichen Angelegenheiten bekannt iſt,
nicht in der Lage ſein, bei ihren Ortsangehörigen dahin zu wirken, daß
Milch nur an milchbedürftige Leute, die ſich etwa durch eine
Ve=
ſcheinigung auszuweiſen hätten, abgegeben werden darf?
Sport, Spiel und Turnen.
Schiedsrichterbeſprechung.
Die Schiedsrichter des Sportvereins 98 e. V. Darmſtadr haben heute
abend in der Brauerei Schul eine wichtige Beſprechung.
Turnen.
Turnen und Sport im Turnverein Dieburg 1863, E. V.
(Main=Rheingau. — Deutſche Turnerſchaft.)
J. R.— Eines regen Vereinslebens erfreute ſich im Jahre 1923 der
Turnberein Dieburg. Faſt wöchentlich vermehrte ſich bis etwa Anfang
September die Anzahl der Schüler und — was einen großen Fortſchritt
bedeutet — die Zahl der Turnerinnen, ſo daß man an Stelle von zwei
Turnabenden fünf feſtlegen mußte. Auch die Beteiligung an den
Turn=
feſten war zufriedenſtellend. Im Monat Mai traten vier Wetturner zum
volkstüimlichen Wettkampf in Frankfurt am Main an; kurz darauf fand
das Jugendturnen des vierten Bezirkes in Harreshauſen ſtatt, woran ſich
etlva 15 Zöglinge und Schüler und eine Schülerin beteiligten. Am
Gau=
turnfeſt in Dieburg konnten wegen der mit den Vorbereitungen
ver=
knüpſten Arbeit leider nur drei Mitglieder teilnehmen. Zum Deutſchen
Turnfeſt fuhren drei Wetturner in Begleitung von 20
Vereinsmitglie=
dern. Am 12. Auguſt fand das 60jährige Jubiläum des Tv.
Aſchaffen=
burg=Damm, verbunden mit 12= und 4=Kampf ſtatt, wobei 3 Turner,
5 Zoglinge und 2 Turnerinnen vom Tv. Dieburg antraten. Das
Gau=
ſportfeſt in Darmſtadt beſchickte der Verein mit 3 Turnern und 2
Turne=
rinnen. Er errang dabei durch Turner Rudi Keller die
Gaumeiſter=
ſchaft im Hochſprung (zweiter Gaumeiſter wurde Jakob Ludwig,
eben=
falls vom Tv. Dieburg), durch Turner Remſpecher die zweite
Gaumeiſter=
ſchaft im Kugelſtoßen und durch die Turnerin Babette Chriſt die
Gau=
meiſterſchaft im Kugelſtoßen (5 Kg.) für Damen.
Dieſes Gauſportfeſt legte den Grundſtein zur Leicht=Athletik=
Ab=
teilung des Vereins, ſo daß das Jahr des 60jährigen Jubiläums zugleich
das Geburtsjahr für unſere Leichtathletikabteilung wurde. Die junge
Mannſchaft trat zweimal, und zwar zum Vor= und Rückkampf gegen die
Tuingemeinde Nieder=Roden an, wobei gute Ergebniſſe beiderſeits
er=
ielt wurden. Anbei nur die Ergebniſſe des Nückkampfes, (Hundertpunkt=
Wectung.
Dabei verdienen beſondere Erwähnung die Leiſtungen des Turners
Rudi Keller, der ſeine drei Uebungen ſämtlich mit Ueberpunkten
ausführte: Hochſprung über Latte 170 Meter — 110 Punkte,
Weitſprung 6,05 Meter — 103 Punkte, 100 Meter Lauf 11,8 Sek. —
105 Punkte — Der Kampf beſtand in: Hochſprung, Weitſprung,
Stab=
hechſtrung. Speerwurf, Schleuderball Kugelſtoßen,
Kg.,
Stein=
ſtoßen, 1/s Ztr., 100 Mtr. Lauf, 400 Mtr. Lauf, 4X100 Mtr. Staffel=
Hochſprung: Nieder=Roden: Ad. Keller 1,50 Mtr. — 70 P., Phil. Simon
1,50 Mtr. — 70 P.; Dieburg: Rud. Keller 1,70 Mtr. —
110 P., Jak. Ludwig 1,60 Mtr. — 90 P. (200:140 für Diebg.)
Weitſprung: N.=R.: Joh. Strauß 5,75 Mtr. — 88 P., Chriſt. Wade
565 Mtr. — 83 P.; D.: Rud. Keller 6,05 Mtr. — 103 P.,
Jak. Ludwig 5,55 Mtr. — 78 P. (381:311 für Dieburg).
Stabhochſprung: N.=R.: Ad. Keller 2,70 Mtr. — 70 P., Joh. Strauß
2,80 Mtr. — 80 P.; D.: Joſ. Remſpecher 2,70 Mtr. — 70 P.,
Joſ. Euler 2.80 Mtr. — 80 P. (531:461 für Dieburg.)
Speerwurf: N.=R.: Phil. Klein 31,85 Mtr. — 59 P., Ad. Keller 32,10
Mtr. — 61 P.; D.: Peter Rohmann 28,30 Mtr. — 42 P.,
Joh. Roedler 25,55 Mtr. — 28 P. (601:581 für Dieburg.)
Schleuderball: N.=R.: Phil. Simon 44,75 Mtr. — 74 P., Nik. Kreuzer
37,80 Mtr. — 39 P.; D.: Joſ. Remſpecher 40,50 Mtr. — 53 P.,
Joſ. Euler 43 Mtr. — 60 P. (714:694 für Dieburg.
Kugelſtoßen: (71ſ= Kg.): N.=N.: Phil. Klein 8,69 Mtr. — 67 P., Chriſt.
Röhrig 8,64 Mtr. — 66 P.; D.: Jof. Remſpecher 9,12
Mtr. — 78 P.. Pet. Rohmann 8,40 Mtr. — 60 P. (852:827
für Dieburg.)
Steinſtoßen (½/= Ztr.): N.=R.: Chriſt. Schreiner 6,25 Mtr. — 75 P., Ph.
Simon 5,80 Mtr. — 60 P.; D.: Ad. Wick 6,15 Mtr. — 72 P., J.
Euler 6,30 Mtr. — 77 P. (1001:962 für Dieburg.)
100 Meter Lauf: N.=R.: Chriſt. Wade 12 Sek. — 100 P., Joh. Strauß
12,2 Sek. — 95 P.: D.: Rud. Keller 11,8 Sek. — 105 P.,
Jak. Ludwig 12,2 Sek. — 95 P. (1201:1157 für Dieburg.
4X100 Meter Pendel=Staffel: N.=N.: 52,4 Sek. — 34 P.; D.: 52,8 Sek.
— 30 P. (1231:1191 für Dieburg.)
400 Meter Lauf: N.=R.: Simon 62,6 Sek., Ehresmann 63,4 Sek. —
120 P.: D.: Kern 64,8 Sek., Becker 72 Sek. — 71 P. (Stand
1311 1302 für Nieder=Roden.)
Sowohl der Vor= wie der Rückkampf ging durch den 400 Meter
Lauf verloren. Während des Winters veranſtaltet die Mannſchaft
Hallenübungsabende und hoffen wir, im nächſten Frühjahre mit zwei
Mannſchaften antreten zu können.
Handball.
Turnverein Babenhauſen-Polizeiwachtabteilung 5:1.
II. Das Rückſpiel der Handballabteilung des Turnvereins gegen die
1. Mannſchaft der Polizeiwachtabteilung Babenhauſen endete mit dem
für die Turner äußerſt günſtigen Reſultat von 5:1 Toren (Vorſpiel 2:2).
Die Sieger verdanken ihren Erfolg dem vorzüglichen Zuſammenſpiel
ihrer Sturmtruppe und der energiſchen Abwehr ihres Torwächters.
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für Freitag, den 23. Novembert
Meiſt wollig, vereinzelte Regenſchauer mit Neigung zur Schneebildung.
Tageskalender.
Landestheater, Großes Haus: Keine Vorſtellung. — Kleines
Haus, Anfang 7 Uhr, Ende 10 Uhr, (Zuſatzmiete 3,7): „Figaros
Hoch=
zeit”. —Orpheum, 7/ Uhr: „Die Frau im Hermelin”. — Fr. Lit.
Künſtl. Geſellſchaft 7ſ= Uhr abends: Lautenabend. —
SLiklub Darmſtadt=Odenwald, abends 8 Uhr, im Reſtaur.
Sitte: Mitgl.=Verſ. — Union=, Reſidenz=, Zentral=Theater, Palaſt=
Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
Druck und Verlag: L. C. Wittich. Hauptſchriftleitung: Rudolf
Mauve. Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf
Mauve für Feuilleton: Max Streeſe, Heſſiſche Nachrichten:
Max Streeſe Sport: Dr. Eugen Buhlmann.
Schluß=
dienſt: Andreas Bauer; für den Inſeratenteil: Willy
Kuhle, — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Rummer hat G Seiten
Liebe und Pflicht.
Romantiſche Erzählung aus dem ſiebenzehnten Jahrhundert.
Von Ernſt Elias Niebergall.
Nachdruck verboten.)
Wirklich blieb er ſtehen wie ein blinder Gaul und wartete
Antwort. — Es folgte keine.
„Leuthold!” rief er abermals und taſtete mit ausgeſtreckten
emen nach allen Seiten umher — doch zog er plötzlich die
inde mit einem unterdrüclten Schmerzenslaut zurück, denn er
itte in einen großen Brenneſſelbuſch gegriffen.
„Leuthold — tue mir doch die Liebe und ſag’, wo Du biſt,
iß ich zu Dir komme — ich ſehe ja keine Hand vor den Augen —
b eine Stimme von Dir — ſage: „Nepomuk, hier bin ich!""
Seine klägliche Bitte blieb ohne den gehofften Erfolg, und
in wälzte ſich wie ein Alp der Gedanke auf ihn, daß Leuthold
itflohen ſei und ihn mit ſeiner Furcht allein in der Dunkelheit
laſſen habe.
Er ließ die Schaufel ſinken, faltete vernichtet die Hände und
*he in die Höhe nach dem Himmel, aber da war es ſo ſchwarz
ie auf der Erde. Er hätte gern um Hülfe geſchrieen, wenn er
h nicht vor ſeiner eigenen Stimme gefürchtet hätte; er
ge=
aute nicht, von der Stelle zu gehen aus Furcht, von einer un=
Htbaren Geiſterhand zum Stehen gezwungen oder gar erwürgt
It werden.
In der Tat, Nepomuk war hart für ſeinen beabſichtigten
etrug geſtraſt, und um ſeine peinliche Lage noch zu vermehren,
ar unvermerkt ein Frühlingsgewitter herangezogen und ſandte
nen trätſchenden Regenguß auf den Gebeugten herab, der ihn
eduldig hinnahm, ohne ſich vom Platze zu rühren, obwohl er
ISs auf die Haut davon durchnäßt ward.
Es ſchnen, er hatte den Entſchluß gefaßt, mit Ergebung in
ein Schickſal bis zum Morgen auszuharren und dann heimlich
vieder ins Schloß zurückzukehren. Aber es ſollte nicht alſo
eſchehen.
Bei dem ſchſvachen Blitzſchein des vorüberziehenden
Ge=
oitters hatte er bemerkt, daß er ſich nicht tief im Walde, ſondern
jemlich nahe am freien Felde befand. Nun kam es ihm höchſt
bünſchenswert vor, den Aufenthalt unter den ſchaurig
rauſchen=
en Baumwipfeln, aus denen er die ſchreckbarſten Töne ver=
nahm, mit der Ebene zu vertauſchen; und, nachdem er lange hin=
und hergeſonnen, fing er an, langſam und ohne Geräuſch zu
ver=
urſachen, einen Fuß nach dem andern in abgemeſſenen
Zeit=
räumen aufzuheben und niederzuſetzen, um ſich ſo allmählich
aus dem Bereich der Waldesſchrecknifſe zu entfernen. Nachdem
er dies kluge Manöver einige Zeitlang mit viel Behutſamkeit
ausgeführt hatte, ſahe er ſich bei einem neuen Blitze zu ſeiner
großen Freude am Saume des Waldes.
Gottſob!” dachte er, und würde ſich erleichterten Herzens
den Angſtſchweiß von der Stirne gewiſcht haben, wenn ihm der
Platzregen nicht ſchon zuvor dieſen Dienſt erzeigt hätte.
„Gottlob!” dachte er nochmals, hufte zurück”e) und ſtand
in einem reichlich gefüllten Waſſergraben, doch nicht mit den
Beinen, ſondern mit dem Kopfe.
Wir könnten über dieſe Situation des armen Nepomuk
erbauliche Betrachtungen anſtellen, fürchten aber, daß er darüber
unſern Leſern und uns ertrinken möchte, eine Strafe, die doch
wohl ſeiner Beſtimmung entgegen wäre, da wir überzeugt ſind,
daß er in freier Luft zu ſterben verdiente. Wir erzählen daher ſo
ſchnell als möglich weiter.
Nepomuk hatte kaum mit ſeiner Naſe den ſchlammigen
Grund ſondiert und ein Dutzend Fröſche in Schrecken gejagt, als
es ſein eifrigſtes Beſtreben war, ſich aufzurichten, was gerade
nicht leicht war, indem der ſehvere Ranzen ſeinen Kopf auf dem
Grunde feſthielt. Doch gelang es ihm, ehe er völlig eiſtickt war;
er ſprudelte das genoſſene Kotwaſſer aus und kroch gurgelnd
und puſtend ans Ufer. Die Angſt vor dem tückiſchen
Sumpf=
graben war ſo groß, daß er ſich keine Zeit nahm, ſich auf die
Füße zu ſtellen, ſondern mit einer Behendigkeit, die er ſich ſelbſt
wie zugetraut hätte, wenn ihn nicht gerade die Hetzpeitſche ſeines
geſtrengen Herrn beflügelte, auf allen Vieren davonkrabbelte, bis
er mit dem Kopfe nach einer Weile an einen harten Gegenſtand
ſtieß.
Ein heftiger Blitz machte in dieſem kritiſchen Moment die
Gegend taghell, und unſer Abenteurer erkannte in dem
Gegen=
ſtand, mit dem er ziemlich unſanſt in Berührung gekommen war,
eine Art von Hütte, welche die Hirten aus Raſenſtiicken und Erde
kunſtlos errichtet hatten, um ſich darin bei einem plötzlichen
Unwetter zu ſchützen. Er kroch ohne Umſtände hinein, taſtete
und fand, daß die weiche Streu darin von niemand eingenom=
22) Wich zurück, auch im „Datterich”, 1. 4.
iien war; ſo konnte er dann nichts Klügeres tun, als das
will=
kommene Lager zu benutzen, bis ihm die anbrechende
Morgen=
dämmerung, die nicht mehr ſehr fern ſein konnte, den Weg zunr
Schloſſe zeigen würde; und es gereichte ihm zu großem Troſte,
daß ſein Gebieter, der hergebrachtermaßen den lieben Morgen
heranzuſchlummern pflegte, von ſeiner Abweſenheit nicht das
Geringſte merken würde.
Eine Stunde mochte langſam vorübergeſchlichen ſein, und
der einſone Bewohner der Hütte hatte eben vor Erſchöpfung die
Augen geſchloſſen, die ihm die Furcht bisher offen gehalten, als
ein unbekanntes Weſen gleichfalls den Eingang fand und ſich
un=
verzüglich mit belaſtendem Gewichte auf Bruſt und Beine des
zum Tode erſchrockenen Nepomuk niederließ.
Im erſten Augenblick des Entſetzens ſtieß dieſer einen Schrei
aus und ſuchte inſtinktmäßig den unwillkommenen Beſuch von
ſich abzuhalten; als aber ſeine Hände ein rauhes, naſſes Fell
berührten, ließ er von jedem weiteren Verſuch ab und lag wie
ein Toter unter ſeiner Laſt; denn er glaubte, einen hungrigen
Wolf zum nächtlichen Imbiß dienen zu müſſen. Der Unhold
aber machte es ſich auf ſeinem Lager bequem, ſchnaubte und
ſtreckte ſich und ward dann ſtill. Nepomuk desgleichen.
Trotzdem, daß der letztere wähnte, ſein letztes Stündlein
ſei gekommen, verging doch ſchier eine halbe Stunde, ohne, daß
das grimmige Raubtier Anſtalten machte, ſein wehrloſes Opfer
aufzuſpeiſen. Nepomuk wünſchte ſich indeſſen tauſendmal unter
die Peitſche ſeines Herrn, ja ſogar in den ſumpfigen
Froſch=
graben zurück, doch ohne daß ſeine qualvolle Lage dadurch
ge=
beſſert worden wäre.
Da drang mit einem Male ein heller Laternenſchein in die
finſtere Schreckensbehauſung. Ein Menſch ſtreckte den Kopf
herein und rief:
„Wir haben ihn”!
Wir haben ihn!” tönte es aus mehreren unharmoniſchen
Kehlen zurück.
Bei der nahen Ausſicht auf Erlöſung getrauete Nepomuk
doch nicht, ſich zu rühren oder zu reden aus Furcht, das Untier
möchte ſeine Wut zuerſt gegen ihn kehren.
„Heraus!” ſchrie der Mann mit der Laterne und trat gebückt,
iit einem Knüttel bewaffnet, herein.
(Fortſetzung folgt.)
Darmſtädter Tagblatt
Rentenbankſcheine.
Moeisorn
22. November 1923 Nr. 3.
Verwaltungsrat und Vorſtand der Deutſchen Rentenbank
erlaſſen folgende Bekanntmachung betreffend die Ausgabe
bon Rentenbankſcheinen zu 1, 5, 10 und, 50 Rentenmark:
Vom 15. November 1923 ab werden durch die Reichsbank
Rentenbank=
ſcheine zu 1, 5, 10 und 50 Rentenmark in den Verkehr gebracht werden,
deren Beſchreibung wir nachſtehend zur öffentlichen Kenntnis bringen
Beſchreibung des Rentenbankſcheines über Eine Rentenmark,
vom 1. November 1923.
Der Rentenbankſchein über Eine Rentenmark iſt 65X 120
Millimeter groß und auf weißem Waſſerzeichenpapier gedruckt. Das
Waſſerzeichen „Kreuz=Ning” iſt auf dem rechtsſeitigen, nur mit der
Zuhl 1 überdruckten Streifen deutlich erkennbar. Das Druckbild der
Vorderſeite iſt von einem durch Linien begrenzten Zierrand
einge=
aßt. Der in gelbbraun=olivgrüner Farbe ausgeführte Untergrund
zeigt im Mittelfeld die große Wertzahl 1. Die Beſchriftung in ſchwarzer
Farbe lgutet:
Rentenbankſchein
Eine Rentenmark
Ausgegeben auf Grund der Verordnung vom 15. Oktober 1923
(N. G. Bl. 1, S. 963). Die Deutſche Rentenbank iſt verpflichtet, die von
ihr ausgegebenen Rentenbankſcheine jederzeit auf Verlangen gegen ihre
auf Goldmark lautenden, mit 5 v. H. verzinslichen Rentenbriefe einzu=
1öfen. Auf 500 Rentenmark wird ein Rentenbrief über 500 Goldmark
mit Zinſenlauf vom nächſten Fälligkeitstermin ab gewährt.
Berlin, den 1. November 1923.
Deutſche Rentenbank.
Der Verwaltungsrat.
Lentze Brandes Bücher Crone=Münzebrock. Dietrich Gennes
H. Grünfeld Heim Hillger Keinath Millington=Herrmann Roeſicke
Siemens Sorge Urbig
Die Wertzeile iſt durch große Druckſchrift hervorgehoben. In den
beiden oberen Ecken ſteht links die dunkle und rechts die helle Zahl 1
auf kreisrundem Zierſtück. Reihenbezeichnung und Nummer ſind oben
in der Mitte in grüner Farbe aufgedruckt. Der Untergrund der
Rück=
beite zeigt in der Mitte ein gelbbraunes Guillochenmuſter in
Verar=
beitung mit einem rechteckigen Linienzierſtück in grünlich=grauer Farbe.
In den vier Ecken iſt die Zahl 1 auf dunklen Zierſtücken ſichtbar.
Die Beſchriftung in grau=grüner Farbe lautet:
Rentenbankſchein
Eine Rentenmark
Rentenbankſchein
Auf dem freien Papierrand links ſteht vierzeilig folgender Straffatz:
Wer Rentenbankſcheine nachmacht oder verfälſcht, ol r nachgemachte
oder verfälſchte ſich verſchafft und in Verkehr bringt, wird mit
Zucht=
haus nicht unter zwei Jahren beſtraft.
Beſchreibung des Rentenbankſcheins über Fünf Rentenmark,
vom 1. November 1923.
Der Nentenbankſchein über Fünf Rentenmark iſt 68 X 125
Milli=
nieter groß und auf weißem Waſſerzeichenpapier (Kreuz=Ring) gedruckt.
Auf der Vorderſeite befindet ſich rechts ein etwa 25 Millimeter
breiter, gelblich gefärbter Schaurand mit orangeroten und grünen
Fa=
ſern der nur mit der Wertzahl „5” in blauer Farbe überdruckt iſt. Der
in blaugrün und grauviolett ſpielende Untergrund zeigt in der Mitte
die große Wertzahl „5‟ Die von einem ſchmalen Zierrand begrenzte
Beſchriftung in ſchwarzer Farbe lautet:
Rentenbankſchein
Fünf Rentenmark
Ausgegeben auf Grund der Verordnung vom 15. Oktober 1927
(R. 3. Bl. 1, S. 963). Die Deutſche Rentenbank iſt verpflichtet, die von
ihr ausgegebenen Nentenbankſcheine jederzeit auf Verlangen gegen ihre
auf Goldmark lautenden, mit 5 v. H. verzinslichen Rentenbriefe
einzu=
löſen. Auf 500 Rentenmark wird ein Rentenbrief über 500 Goldmark
mit Zinſenlauf vom nächſten Fälligkeitstermin ab gewährt.
Berlin, den 1. November 1923.
Deutſche Rentenbank.
Der Verwaltungsrat.
Lentze Brandes Bücher Crone=Münzebrock Dietrich Gennes
H. Grünfeld Heim Hillger Keinath Millington=Herrmann Roeſicke
Siemens Sorge Urbig.
In den beiden oberen Ecken ſteht die Wertzahl „5”, in der Mitte
Reihenbezeichnung und Nummer in roter Farbe.
Die Rückſeite trägt auf dem freien, linksſeitigen Schaurand
fol=
genden fünfzeiligen Strafſatz:
Wer Rentenbankſcheine nachmacht oder verfälſcht, oder nachgemachte
oder verfälſchte ſich verſchafft und in Verkehr bringt, wird mit
Zucht=
haus nicht unter zwei Jahren beſtraft.
Das in blau bis grüner, bzw. rotgrau bis graugrüner Farbe
ſpie=
lende Druckbild zeigt in der Mitte ein reichverziertes Linienwerk, das
von einem gemuſterten Zahlenuntergrund umgeben iſt. Die in großen,
lateiniſchen Buchſtaben ausgeführte Beſchriftung in ſchwarzer Farbe
lautet:
RENTENBANKSCHEIN
RENTEI
MARK
darunter ſteht die gleiche, einzeilige Wertangabe
FÜNF RENTENMARK
Rechts und links von der dreizeiligen, in größeren Lettern gedruckten
Wertbezeichnung iſt die Zahl „5” mit kreisförmigen Zierſtücken ſichtbar.
Beſchreibung des Rentenbankfcheins über Zehn Rentenmark,
vom 1. November 1923.
Der Rentenbankſchein über Zehn Rentenmark iſt 71 X130
Milli=
meter groß und auf weißem Waſſerzeichenpapier (Kreuz=Ring) gedruckt.
Auf der Vorderſeite befindet ſich rechts ein etwa 25 Millimeter
breiter, blau=grün gefärbter Schaurand mit kupferbraunen und
orange=
roten Faſern, der nur mit der querſtehenden Zierzahl 10 mit
oliv=
grüner Farbe überdruckt iſt. Der in den Farben braunrot bis olivgrün
ſpielende. gemuſterte Zahlenuntergrund trägt in der Mitte die etwas
hervorgehobene Zierzahl 10. In der Mitte iſt die große Zierzahl 10
ſichtbar. Die von einer ſchmalen Zierleiſte begrenzte Beſchriftung in
ſchwarzer Farbe lautet:
Rentenbankſchein
Zehn Rentenmark
Ausgegeben auf Grund der Verordnung vom 15. Oktober 1923
(R. G. Bl. 1, S. 963). Die Deutſche Rentenbank iſt verpflichtet, die von
ihr ausgegebenen Rentenbankſcheine jederzeit auf Verlangen gegen ihre
auf Goldmark lautenden, mit 5 v. H. verzinslichen Rentenbriefe einzu=
löfen. Auf 500 Rentenmark wird ein Rentenbrief über 500 Goldmark
mit Zinſenlauf vom nächſten Fälligkeitstermin ab gewährt.
Berlin, den 1. November 1923.
Deutſche Nentenbank.
Der Verwaltungsrat.
Lentze Brandes Bücher Crone=Münzebrock. Dietrich, Gennes
5. Grünfeld Heim Hillger Keinath Millington=Herrmann Roeſicke
Siemens Sorge Urbig
Die Wertbezeichnung iſt durch kräftige Druckſchrift hervorgehoben.
Rechts und links vom Schlußtext befindet ſich in beſonderen Zierſtücken
die Wertzahl 10. Reihenbezeichnung und Nummer ſind in roter Farbe
oben rechts angebracht.
Die Rückſeite trägt auf dem hier links freibleibenden Schaurand
folgenden vierzeiligen Strafſatz:
Wer Nentenbankſcheine nachmacht oder verfälſcht, oder nachgemachte
oder verfälſchte ſich verſchafft und in Verkehr bringt, wird mit
Zucht=
haus nicht unter zwei Jahren beſtraft.
Der durch Zuſammendruck von kirſchrot mit grün entſtandene
Unter=
druck wirkt in der Fläche rötlich=grau und enthält in der Mitte ein
deut=
ich zweifarbig betontes, kranzförmiges Zierſtück. Der Aufdruck beſteht
aus den 4 Eckzahlen 10 auf dunkelgemuſtertem Grund, die durch einen
leichten Linienrand verbunden ſind.
Oben ſteht das Wort Rentenbankſchein, im Kranz die Zierziffer 10
und darunter die Wertbezeichnung Zehn Rentenmark.
Beſchreibung des Rentenbankſcheins über 50 Rentenmark,
vom 1. November 1923.
Der Rentenbankſchein über Fünfzig Rentenmark iſt 77 X140
Milli=
meter groß und auf weißem Waſſerzeichenpapier (Kreuz=Ring) gedruckt.
Auf der Vorderſeite befindet ſich rechts ein etwa 25 Millimeter
breiter, hellgrau gefärbter Schaurand mit orangeroten und grünen
Fa=
ſern, der nur mit der querſtehenden Zierzahl 50 in grüner Farbe
über=
druckt iſt.
Aus dem von einem ſchmalen Zierrand umgrenzten, in grau,
rot=
grün und violetten Farbengängen ſpielenden, netzartigen Untergrunde
hebt ſich die grün umrandete Zierzahl „50” hervor. Die in
dunkelbrau=
ner Farbe aufgedruckte Beſchriftung lautet:
Rentenbankſchein
Fünfzig Rentenmack
Ausgegeben auf Grund der Verordnung vom 15. Oktober 192:
(R. G. Bl. 1, S. 963).
Berlin, den 1. November 1923.
Deutſche Rentenbank.
Der Verwaltungsrat.
Lentze Brandes Bücher Crone=Münzebrock. Dietrich Gennes
H. Grüufeld Heim Hillger Keinath Millington=Herrmann Roeſicke
Siemens Sorge Urbig.
Die Deutſche Rentenbank iſt verpflichtet, die von ihr
aus=
gegebenen Rentenbankſcheine jederzeit auf Verlangen gegen ihre
auf Goldmark lautenden, mit 5 v. H. verzinslichen Rentenbriefe
einzu=
löſen. Auf 500 Rentenmark wird ein Rentenbrief über 500 Goldmark
mit Zinſenlauf vom nächſten Fälligkeitstermin ab gewährt.
Die vier Ecken werden durch die von einem kreisförmigen
Linien=
werk umgebenen Wertzahlen „50” ausgefüllt. Oben in der Mitte ſteht
die Reihenbezeichnung und Nummer ebenfalls in dunkelbrauner Farbe.
Die Rückſeite trägt auf dem freien linksſeitigen Schaurand
fol=
genden dreizeiligen Strafſatz:
Wer Rentenbaukſcheine nachmacht oder verfälſcht, oder nachgemachte
oder verfalſchte ſich verſchafft und in Verkehr bring=, wird mit
Zucht=
haus nicht unter zwei Jahren beſtraft.
Das bon einem leichten Zierrand eingefaßte Druckbild zeigt
ziegelrot bis hellgrün gemuſterten Zahlenuntergrund, der das
einem reichverzierten Linienwerk beſtehende Mittelfeld mit der arr
Zierzahl „50” umſchließt. Darüber ſteht in großen Zierbuchſtaben
Wort
Rentenbankſchein
darunter die Wertzeile
Fünfzig Rentenmark
in dunkelbrauner Farbe,
Wirtſchaftliche Rundſchau.
L. Die neuen Goldmünzen des Freiſtaats Oeſt
reich zu 100 und 20 Kronen zeigen den einköpfigen Adler mit Me
krone und Bruſtſchild von Oeſterreich mit der weißen Querbinde
rotem Felde, in den Krallen Sichel und Hammer, umher Revu
Oeſterreich. Die neuen Stücke werden nur gegen Hergabe des gl
Quantums Goldes verabfolgt.
— Zuſammenſchluß in der Seifen= und Fettin
ſtrie. Die in der Verkaufsgemeinſchaft deutſcher Oelmühlen A
(Verdöga) Hamburg vereinigten deutſchen Oelmüylen Karl Hagenb
u. Sohn, Heilbronn, Harburger Oelwerke Brinckmann u. Mergell,
burg, Guſtav Hubbe, G. W. Fahrenholz G. m. b. H., Magdeburg,
Oelwerke A.=G, Harburg, Oelwerke Teutonia G. m. b. H., Harb.
Neußer Oelmühle N. Simons Söhne, Neuß, und die A.=G. für chemi
Produkte vorm. H. Scheidemandel, Berlin, ſowie die Sunlicht=Ge
ſchaft A.=G., Mannheim, ſind zu einer Intereſſengemeinſchaft
zuſam=
getreten unter Errichtung der Vereinigten Deutſchen Fettwerke
mit dem Sitz in Berlin und der A.=G. für Seifeninduſtrie in B
Den Vorſtand dieſer Truſtgeſellſchaft bilden Dr. Schulte=Mannheim
der Fettwerke Miniſterialdirektor Bachem. Das Aktienkapital der
einigten Fettwerke A.=G. beträgt 1 Milliarde Papiermark.
spd. Vereinigte Schuhfabriken Berneis, Weſ
A.=G., Augsburg-Nürnberg. 90 Millionen Mk. neue Stan
aktien der genannten Geſellſchaft ſind an der Frankfurter, Münche
und Augsburger Börſe zugelaſſen worden. Es handelt ſich um Akt
der zur Verſtärkung der Betriebsmittel im Februar 1923 vorgeno
nen Kapitalserhöhung, wovon zunächſt 74 Miuionen Stammaktien
gegeben und von einem unter Führung der Deutſchen Bank,
Nürnberg, ſtehenden Konſortium übernommen wurden. Ein Teilbet
in Höhe von 62 Mill. wurde den Inhabern der alten Stammaktien
den Vorzugsaktien A derart zum Bezug angeboten, daß auf eine
Stammaktie über 1000 Mk. zum Kurſe von 1000 Prozent, zuzüglich
zugsrechtſt uer (87 Prozent) und auf 10 Vorzugsaktien A über je 1000
zum Kurſe von 1500 Prozent zuzüglich Bezugsrechtſteuer (88 Pro
eine neue Stammaktie über 1000 Mk. bezogen werden konnte. Die
lichen 12 Mill. neuen Stammaktien wurden für Rechnung der Ge
ſchaft unter Gewinnbeteiligung des Konſortiums beſtmöglichſt verka
Die noch verbleibenden 16 Mill. neuen Stammaktien der Febry
Transaktion wurden im Juni 1923 ausgegeben. Dieſe Stammak
wurden von demſelben Konſortium übernommen und gleichfalls für R
nung der Geſellſchaft unter Gewinnbeteiligung des Konſortiums
möglichſt verkauft. Das aus dieſer Emiſſion erzielte Agio mit
2275 Mill. wurde der geſetzlichen Reſerve zugeführt. Das Aktienkap
beträgt demnach 174 Mill. Mk. einſchließlich 150 Mill. Stammakt
20 Mill. Vorzugsaktien Lit. A, die ſich im Verkehr befinden, und 4 M
6proz. Vorzugsaktien Lit. B, die in den drei ſteuerfreien Fällen
20faches Stimmrecht verfügen und ſich im Beſitze eines je zur H
aus der Bankvereinigung der Geſellſchaft und dem Vorſtand und 2
ſichtsrat der Geſellſchaft beſtehenden Konſortiums befinden oder bis
ihrer Einziehung gebunden ſind. Einer weiteren Finanztransaktion
Oktober 1923 entſtammen 30 Mill. Stammaktien, von denen 2,5 9
den Inhabern der 20 Mill. Vorzugsaktien Lit. A im Verhältnis
1 Stammaktie zu 8 Vorzugsaktien zum Umtauſch angeboten weri
Weitere 0,7 Mill. neue Stammaktien ſoll den Inhabern der noch in
lauf befindlichen 7 Mill. Teilſchuldverſchreibungen der Geſellſchaft
Umtauſch ihrer Obligationen im Verhältnis von 10:1 überlaſſen weri
Die reſtlichen neuen Stammaktien ſind teils der Geſellſchaft zur Ver
tung zur Verfügung zu halten, teils ſollen ſie freihändig verkauft wer
Vorerſt iſt aber die neue Kapitalserhöhung nur um 8 Mill. durchgefü
Infolgedeſſen beträgt das Artienkapital nunmehr 182 Mill. Mk.
folge der allgemeinen wirtſchaftlich ungünſtigen Verhältniſſe mußte
Geſellſchaft ihre Arbeitszeit verkürzen. Für den verlorenen deut
Abſatz hat die Firma Erſatz in Auslandsaufträgen gefunden.
— Ein neuer Textilkonzern. Unter Mitwirkung
Darmſtädter und Nationalbank iſt, wie die Textil=Woche erfährt,
neuer Textilkonzern unter der Firma Textilaufbau=Aktiengeſellſchaft
Berlin gegründet worden, die als Dachgeſellſchaft die Verwaltung
gender Firmen übernimmt: Tuchfabrik Univerſal Textilwerke G
b. H., Velten (Mark), Berlin=Veltener Textilmaſchinenfabrik und Ei
gießerei G. m. b. H., Velten, Woll= und Garnhandelsge
ſchaft m. b. H., Berlin, „Derus” Techniſche Handelsgeſellfd
m. b. H., Berlin (Einrichtung von Betriebsanlagen), Univerſal=Exp
geſellſchaft m. b. H., Berlin. Der Aufſichtsrat ſetzt ſich zuſammen
den Herren Bankdirektor Gieſe, Bankdirektor Nadolny, Direktor H
Karfunkel und Juſtizrat Seligſon. Den Vorſtand bilden die Herren
fim Halperin und Solnicki.
Bur noch wenige Tage: Die Filmoperette mit Gesang
R‟ Las Lädehen o: ne Gem sson, 5 Akte
„Bürlnuer don Hiein Eiae Demimonde- eirat, 5 Akte.
He 1
Letzter Tag. Harry Piel.
Der letzte Kampf. Z
Das brennende Geheimnis
Eddie Polo „Mit Büchse und Lasso‟ III. Teil
gegen Hass und Neid. Widwest-Film, 6 Akte.
Die Verlobung mit Hindernissen. 3 Akte. (*27942
Daf Fönß in dem Drama „Die Großmächte des Lebens‟
Ihre Vermählung geben bekannt
Fritz Günther
Frau Eliſabeth Günther
verw. Neuerburg, geb. Joeſten
Darmſtadt, den 22. November 1923
Hobrechiſtraße 34.
Feute u. folg. Tage
Der gr. Erfolg (
Die Frau
im Hermelin.
(Noch bis 30. Nov )
Kart.: Verk=Büro,
de Waal,Rheinſtr. 14.
Bolkstheater
Für die vielen Beweiſe herz icher
Teilnahme bei dem ſo jähen
Hin=
ſcheiden meines geliebten Mannes,
unſeres treuen Vaters, Bruders und
Schwagers ſage ich im Namen aller
Hinterbliebenen den innigſten Dank
Käte Mäller, geb. Kellex.
Trotz der hohen
Lederpreiſe
Lederſohlen
owie größere
Lederſtücke
um Ausſuchen
noch koloſſal billig
ei (7816a
Aus den Amtsverkündigungen des Kreisamts
Darmſtadt und den Bekanntmachungen der
Polizeiamts Darmſtadt.
Gefunden: 1 goldener Ohrring (
halb=
mondförmig). 1 Kinder=Krimmerhandſchuh.
2 einzelne Kellerſchlüſſel. 1 Schlüſſei. Ein
Patentſchlüfſel. 1 Drücker und 1 kleiner
Schlüſſel (zuſammengebunden). 1 Schlüſſel
mit einem Ring. 15 kleinere Schlüſſel am
Ring. 200 000 000 Mk. in Papier
einge=
wickelt. 20 Milliarden. 800 Milliarden.
1 Kinderhandſchuh. 1 Roſenkranz. 1
dunkel=
blauer Damengürtel mit ſilberner Schnalie
(ſchwarz eingefaßt). 1 ſchwarzled.
Port=
monnaie mit Inhalt. 1 ſchwarzled.
Porte=
monnaie mit Photographie. 1 Wildleder=
Markttaſche. 1 Brille mit Futteral. 1 ge
ſticktes Deckchen. 4 Karloffelkarten. Ein
Laib Brot. 1 brauner Handſchuh mit
Spange. 1 grauer Herrenfilzhut. 1
dunkel=
blaue Tuchtaſche. 1 ſkwarze Handtaſche
mit Taſchentuch. 1 Taſchenmeſſer mit
Kork=
zieher. 1 weißer Kinderpelz. 1 grauer
linker Handſchuh 1 zuveirädr Handwagen
— Zugelaufen: 2 Schäſerhunde,
Karl Abt
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und (*2792=
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Werkſtatt. (*27849
Chaiſelonque mit
Decke,
Linoleumtep=
dich, nene
Srüchen=
einri. tung zu ver
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