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turen 120 Milliarden Mk. frei Haus. Poſfbezugs=
(freibleibendl ohne Beſfellgeld 4,320 Millarden Mie.
ſahlung 80 Milliarden Mk. Verantwortlichkelt für
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e höherer Gewalt berechtigt den Bezieher nſcht
ürzung des Bezugspreiſes. Beſtellungen und
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptftadt
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Nummer 315
186. Jahrgang
Mittwoch, den 14. November 1923
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breit) 800 Mart. Anzeigen von auswärts 200 Mk.,
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gültigen Schlüſſelzahl zu mulſiplizieren. — Im
Falle höherer Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Sireit
uſw., erliſcht ſede Verpſiſchtung auf Erfüllung der
Anzeigenaufträge und Teiſtung von Schadenerſatz
Bel Konkurs oder gerſchtliſcher Beſtrelbung fällt
jeder Rabatt weg. Bankkonto: Deuiſche Bank und
Darmſtädter 8 Nationalbank.
Eine Folge der Beſetzung.
ſeber 4 Millionen Erwerbsloſe und Kurzarbeiter.
Berlin, 13. Nov. (Wolff.) Die Arbeitsloſigreit
deutſchland hat infolge der Abſperrungder
rhei=
chen und Nuhrgebiete durch die Franzoſen
n nie gekannten Grad erreicht. Allein in den beſetzten
einiſchen Gebieten ſind zwei Millionen
Ar=
tsloſe. Rechnet man die Kurzarbeiter und die
Familien=
ehörigen der Erwerbsloſen und Kurzarbeiter hinzu, ſo iſt
mindeſtens die Hälfte der Bevölkerung von der
Arbeitsloſig=
betroffen. Auch im unbeſetzten Gebiet machen ſich die
ckwirkungen der Beſetzung mehr und mehr geltend.
Zahl der unterſtützten Erwerbsloſen beträgt
bereits über 700 000, die der unterftützten Kurzarbeiter mehr
eineinhalbe Millionen. Hinzu kommen noch zahlreiche
Er=
bsloſe und Kurzarbeiter, die nach den geltenden
Beſtimmun=
eine Unterſtützung nicht erhalten können. Diefe Zahlen
wer=
ergänzt durch eine Statiſtik der Arbeiterfachverbände. Be=
3 Ende September waren 10 vom Hundert ihrer Mitglieder
eitslos und 40 vom Hundert Kurzarbeiter. In einzelnen
bänden erfaßte die Arbeitsloſigkeit bis zu 30 vom Hundert,
inderen die der Kurzarbeiter 75 vom Hundert der Mitglieder.
3e Not iſt um ſo größer, als die finanzielle
ge Deutſchlands den
Unterſtützungsmöglich=
ten engſte Grenzen zieht.
Vom Tage
Der Reichsarbeitsminiſter hat die Länder ermächtigt, auf die
Er=
werbsloſenunterſtützung der laufenden Woche einen
Vor=
ſchuß in der einfachen Höhe des Vorwochenbetrages auszahlen zu
laſſen.
Die Ueberlaſſung des Ludendorff=Hitlerputſches zur
Aburteilung an das Reichsgericht oder an den
Staats=
gerichtshof in Leipzig wird von Bayern abgelehnt.
Zu der Forderung der Sozialdemokraten auf Einberufung des
Reichstags hört man, daß die Reichsregierung angeſichts der
ungeklärten Lage in Bahern es für inopportun hält, den
Reichstag im gegenwärtigen Augenblick einzuberufen.
An Stelle des verſtorbenen Reichstagsabgeordneten Math. Höhner
tritt der Fabrikbeſitzer Paul Jungblut aus Homburg v. d. H. in
die Zentrumsfraktion des Reichstags ein.
Der Goldumrechnungsſatz für die Reichsfteuern beträgt
am 14. November 200 Milliarden.
Mit Wirkung vom 14. November ab beträgt die
Buchhändler=
ſchlüſſelzahl 215 Milliarden.
Baldwin hat einen Ausſchuß unter dem Vorſitz des Miniſters
Lord Milner ernannt, der die Regierung in Zuſammenhang mit der
Vorbereitung der Schutzzölle auf Fertigwaren beraten ſoll.
Am Montag iſt der Internationale Gerichtshof, zu
ſeiner vierten Sitzung zuſammengetreten, auf der die polniſchen
Grenzſtreitigkeiten von Jaworzina geprüft werden ſollen.
Der neue amerikaniſche Botſchafter für London, Frank B.
Kel=
logg, hat geſtern vor ſeiner Abreiſe eine Beſprechung mit Präſident
Coolidge gehabt.
Nach einer Havasmeldung aus Konſtantinopel wird aus Angora
gemeldet, daß Muſtafa Kemal Paſcha an einem Herzleiden erkrankt iſt,
Amtlicher Oollaxkurs 842100000000
Das Schickſat des Rheinlands
A
* Berlin, 13. Nov. (Pxiv.=Tel.) Heute mittag trat beim
hskanzler der ſogenannte 15er Ausſchuß der
Rhein=
de zu einer entſcheidenden Sitzung zuſammen. Nach länge=
Beſprechungen mit dem Kanzler trat das
Reichskabi=
t zuſammen, um Beſchlüſſe insbeſondere über die weiteren
nziellen Dispoſitionen gegenüber den Rheinlanden zu tref=
Als Ergebnis dieſer Kabinettsſitzung kann vorläufig
mit=
ilt werden: Das Kabinett wird ſich vorausſichtlich mit einem
Aufruf an das deutſche Volk und darüber hinaus
an die Welt
den und feſtſtellen, daß die vertragswidrige Beſetzung des
rgebiets als Kriegsaktion zu betrachten ſei, die den
Beſtim=
igen des Haager Landkriegsabkommens unterliege und die
beſetzenden Macht die Verantwortung für die Sicherung der
ſorgung des von ihr beſetzten Gebietes auferlege. Durch
ſe Aktion ſei, ſo glaubt man, auch
jede Verpflichtung Deutſchlands aus dem Verſailler
Vertrag zum Ruhen gebracht,
ja auch Deutſchlands Rechte aus dem Verſailler Vertrag
h die Ruhrbeſetzung außer Kraft geſetzt worden ſeien. Trotz
’5 klaren Rechtszuſtandes iſt die Reichsregierung im
iblick auf die außerordentlichen
wirtſchaft=
en Schwierigkeiten und die ungeheuere
Ar=
tsloſigkeit im beſetzten Gebiet bereit, über den
November hinaus fürweitere 10 Tage die
Arbeits=
enunterſtützung zu bezahlen aber nicht über
25. November hinaus, da der finanzielle Zuſtand
Deutſchen Reiches eine weitere Belaſtung unter keinen
Um=
den zuläßt. In politiſchen Kreiſen zieht man aus dieſem
haben den Schluß, daß die Reichsregierung in der klaren
nntnis der Unmöglichkeit der finanziellen Unterſtützung
die volle Verantwortung Frankreich
rläßt, und daß ſie ſich heute, nach dem Eintritt von
Ober=
zermeiſter Jarres in das Reichskabinett als
Reichsinnenmini=
umſo eher zu dieſem Entſchluß durchgerungen hat, als ſie
3, daß an der Treue des Rheinlandes und des
hrgebiets auch nach dieſem zweifellos
unge=
ter ſchtckſalsſchweren Schritt nie und
nim=
r zu zweifeln iſt. Welche Konſequenzen der Schritt auf
ſchaftlichem und währungspolitiſchem Gebiet nach ſich ziehen
2, läßt ſich im Augenblick noch gar nicht überblicken. Daß man
beſetzten Gebiet der geſchaffenen Sachlage ſachlich ernſt und
entgegenblickt,, haben die kürzlichen Verhandlungen im
Rhei=
den Provinziallandtag und die dort auch in währungspoliti=
Beziehung gefaßten Beſchlüſſe gezeigt.
Die Taktik der Franzoſen.
* Berlin, 13. Nov. (Prid.=Tel.) Die Reichsregierung hat
Dienstag einen Entſchluß gefaßt, deſſen Folgen in
wirtſchaſt=
r und politiſcher Beziehung ſich bis zur Stunde noch gar
* überſehen laſſen. Sie iſt ſich nach Rückſprache mit den
Ver=
ern des beſetzten Gebietes und den Miniſterpräſidenten der
iligten Länder dahin ſchlüſſig geworden, die Unter=
zu begrenzen, da ſie ſich außerſtande ſieht, wenn
dar=
r nicht das ganze Deutſche Reich verbluten ſoll, Beträge
wei=
zu zahlen, die gegenwärtig bereits, hoch in die Trillionen
ingehen. Dieſe Sorge, was mit den Erwerbsloſen geſchehen
ſoll, beſtand ja ſchon ſeit der Aufgabe des paſſiven Widerſtandes.
Damals aber lagen bindende Zuſagen der Franzoſen vor, daß
die ſich ſofort nach der Aufgabe des Widerſtandes zu
Verhand=
lungen mit Deutſchland über die Wiederankuppelung der
Wirt=
ſchaft bereitfinden würden. Auch dieſes Verſprechen
haben die Franzoſen nicht gehalten unter dem
Vor=
wand, daß Deutſchland den paſſiven Widerſtand ja tatſächlich
nicht aufgegeben habe. Sie haben dafür alle fadenſcheinige
Be=
weiſe herangezogen, haben ſich aber ſpäter wohl ſtillſchweigend
davon überzeugt, daß ihre Behauptung ſich nicht aufrecht
erhal=
ten ließ, ohne jedoch deshalb ihre ablehnende Haltung zu ändern.
Auch die Tatſache, daß in der vergangenen Woche
Verhandlun=
gen zwiſchen der Regie und der deutſchen Eifenbahnverwaltung
erfolgt ſind, ändern daran nichts. Die Regie hat lediglich mit
der Bahn verhandelt, die zufällig in Deutſchland Staatsbeſitz iſt.
Sie hat aber weder mit dem Reich noch mit den Ländern ſich
offi=
ziell darüber in Verbindung geſetzt.
Die ganze Taktik der Franzoſen war ja von Anfang an
darauf angelegt, alle Verhandlungen hinauszuzögern,
in der Hoffnung, daß es inzwiſchen gelingen würde, durch dieſe
Verzögerungen unſere Währungsreform zu ruinieren und uns
in das Hungerchaos hineinzutreiben.
Dafür ſind auch typiſch die Verhandlungen mit der deutſchen
Induſtrie. Die Forderungen der Franzoſen waren don Anfang
an geradezu unſinnig. Sie verlangten die Nachzahlung der
Steuern zuzüglich eines Aufſchlags von 50 Prozent und
Liefe=
rung der Reparationskohlen auch an Italien. Ein ſolcher
Ver=
trag war für die deutſche Induſtrie auch vom wirtſchaftlichen
Standpunkt aus von vornherein untragbar, weil ſie einen ſo
großen Teil ihrer Produktion den Franzoſen hätte abgeben
müſſen, daß ſie mit Verluſt gearbeitet hätte. Um aber überhaupt
weiter zu kommen, hat die deutſche Regierung ſich zu einer
ge=
wiſſen Garantie den deutſchen Induſtriellen gegenüber bereit
er=
klärt, einer Garantie allerdings, die zeitlich und auch ſachlich
begrenzt iſt, weil ſie abhängig gemacht wurde von dem Ausgleich
des Reichshaushalts. Die deutſche Regierung iſt ſoweit
gegan=
gen, weil ſie Brot für ihre Arbeiter ſchaffen wollte. Trotzdem iſt
der Vertrag nicht abgeſchloſſen worden. Die Franzoſen ſind in
letzter Stunde mit neuen Bedingungen herausgekommen, die
von der Induſtrie und ebenſo von der Reichsregierung abgelehnt
werden mußten. Sie wollen nämlich die Kohlenlieferungen nicht
auf Reparationskonto verbuchen, ſonderdn auf andere
Verpflich=
tungen Deutſchland anrechnen, alſo offenbar auf dieſem
Um=
wege ihren ganzen Ruhreinbruch finanzieren.
Die Franzoſen wöllen ſich außerdem unſerer geſamten
Rheinflotte bemächtigen,
ſo daß künftighin nur ein kleiner Teil unſerer Rheinſchiffe unter
deutſcher Flage fahren würde, mit der Begründung, daß ſie
künf=
tighin den Transport der Kohlen zu ihrer Grenze ſelbſt in die
Hand zu nehmen beabſichtigen. Ob unter dieſen Umſtänden der
Abſchluß eines Vertrages überhaupt möglich iſt, bleibt ungewiß.
Die Entſcheidung wird in den nächſten Tagen fallen. Die
Reichs=
regierung glaubte, ſo lange nicht warten zu können.
Trotz des Verzichts auf den paſſiden Widerſtand iſt die
Ar=
beitsloſigkeit an Rhein und Ruhr niemals ſo groß geweſen wie
heute. Wir haben von ettva 11 Millionen Einwohnern 2
Millio=
nen Arbeitsloſe und 2 Millionen Kurzarbeiter. Weil wir ſie
unterſtützten, iſt die Papiermark vollkommen zuſammengebrochen.
Jetzt aber ſtehen wir hor dem Augenblick, wo die neue
Renten=
mark in den Verkehr kommen ſoll. Wird auch ſie durch die
Fort=
zahlung der Unterſtützung ſtärker belaſtet, dann iſt ihr Schickſal
von vornherein beſiegelt, dann erreichen die Franzoſen, daß die
Rentenmark entwertet wird, bevor ſie als offizielles
Zahlungs=
mittel in den Verkehr kommt.
Die Reichsregierung hat ſich ſchweren Herzens entſchloſſen,
deshalb eine Friſt zu ſetzen, über die hinaus ſie die Unterſtützung
nicht mehr zahlen kann. Sie hat Frankreich davou in Kenntnis
geſetzt und wird vor aller Welt Frankreich mit der
Ver=
antwortung belaſten, für alles, was daraus
entſtehen muß.
Oeſterreichiſche Wirtſchaftsbilanz.
AhrTampf und Induſtrie=
Von unſerem Wiener Berichterſtatter.
Wien, im November 1923.
Im Vergleiche zu den Verhältniſſen in Deutſchland ſpricht
man heute, in der Aera der Sanierungsaktion, von einer
konſo=
lidierten Lage der öſterreichiſchen Volk irtſchaft.
Vergleichs=
weiſe mag das richtig ſein; abſolut gen en, trifft man auf ein
erſchreckendes Verhältnis gegenüber der Vorkriegszeit: das
Volksvermögen Oeſterreichs hat ſich um ein Viertel, das
Volksein=
komnen etwa um zwei Drittel verringert! Ziemlich
unwider=
ſprochenen Ziffern nach betrug das Volksvermögen Altöſterreichs
vor dem Kriege 84 Milliarden Goldkronen. Wenn wir auf der
Baſis von 30 Prozent rechnen, ſo kämen auf das heutige
Oeſter=
reich als Vorkriegsvermögen eta 25 Milliarden Goldkronen.
Dieſes hat ſich im Jahre 1914, auf das heutige Oeſterreich
berech=
net, aus folgenden Poſten zuſammengeſetzt:
Millionen Kronen
Grundbeſitz . .
7000
500
Berg= und Hüttenweſen ...
Gebäude.
8000
2 * * *
2500
Verkehrsmittel . .
:
Mobilten . .
.. . 800
Forderungen an das Ausland . : . 3000
Schulden an das Ausland
29000
4000
25000
Die Forderungen an das Ausland beſtanden in Guthaben
und Effekten im Altauslande. Ein großer Teil dieſer
Forderun=
gen entfiel allerdings auf Ungarn. Die Schuld an das
Aus=
land war der Beſitz an öſterreichiſchen Renten, Pfandbriefen,
Aktien, ferner die nicht unbedeutenden effektiven Schulden der
Induſtrie und der Banken im Auslande.
Wie ſtellt ſich nun die Situation heute dar? Der
Grund=
beſitz, deſſen Endprodukt Goldwerte ſind, iſt zumindeſt nicht
weni=
ger wert, hat ſich im Gegenteil durch Ameliorationen in der
Nach=
kriegszeit erhöht. Hingegen haben die Gebäude durch Verfall
gelitten, und es iſt auch der Ertragswert ſtark geſunken.
Zahl=
reiche Schätzungen zeigen, daß die Preiſe der Häuſer maximal
den 500fachen Friedenspreis erreicht haben, bei einer Goldparität
don 14 500, alſo um zwei Drittel entwertei wurden. Schwvierig
iſt es, die Verkehrsmittel (Bahnen) abzuſchätzen, da im Frieden
die Berechnung des Materialwertes faſt genau mit einer
Renta=
bilitätsberechnung auf Baſis von 4 bis 5 Prozent
überein=
ſtimmte; von einer Rentabilität kann jetzt aber nicht die Rede
ſein. Außerdem hat das Material durch Abnutzung und
Niht=
erneuerung ſtark gelitten. Bei Mobilien iſt der jahrelange
Aus=
verkauf an das Ausland, das Wertloswerden der Krone, das
Verſchſvinden des Goldes in Betracht zu ziehen. Verſchiedene
Erhebungen bezüglich des Ausverkaufs an das Ausland ergaben
kein pöſitives Reſultat. Zweifellos iſt, daß ſehr große Summen
in Betracht kommen, deren Erlös vor allem zur Lebenshaltung
diente. Es iſt gar kein Zweifel, daß zumindeſt eine Minderung
von 25 Prozent eingetreten iſt. Auf den Poſten „Forderungen
an das Ausland” entfallen die ſequeſtrierten Guthaben und
Effekten im Auslande. In Betracht zu ziehen iſt ferner die
enorme Wertminderung der Forderungen gegerüber Ungarn,
das Oeſterreichs Hauptſchuldner war. Dazu kamen allerdings
Forderungen in den neu entſtandenen Nationalſtaaten, die aber
durch die ebenfalls ſtark entwertete Valuta einen ſehr
geminder=
ten Goldwert beſitzen. Die Vermögensbilanz Oeſterreichs ſtellt
ſich demnach zurzeit etwa folgendermaßen:
* * Millionen Goldkronen
8000 Berg= und Hüttenweſen ..." : 1060 Gebäude
* * 6000 Verkehrsmittel
.: s z 1500
7 * Mobilien
*
2 * * 6000 Forderungen . z z z 1060
- 7 23500 ab Schulden .= 4060 19500
ſo daß wir auf ein Volksvermögen bon etwa 19½ Milliarden
Goldkronen kämen. Bei 6½ Millionen Einwohnern entfiele auf
eine Perſon ein Vermögen von 3000 Goldkronen gegen 4000 vor
dem Kriege. Das wichtigſte, aber leider nicht günſtige Moment
iſt, daß der größte Teil des öſterreichiſchen Vermögens
immo=
biliſiert iſt.
Und nun zum Volkseinkommen. Nach den neueſten
ſtatiſti=
ſchen Erhebungen, ſtellt ſich das jetzige Volkseinkournen wie
folgt dar:
Millionen Goldkronen
Grundbeſitz . 109
Gebäude
.. .
.. 29
Selbſtändige Unternehmungen. z . : 9i
Dienſtbezüge
z 774
Kapitalsvermögen . 46
Sonſtiges . ... * *
946
Dieſes errechnete Einkommen entſpricht ziemlich genau der
Erſahrung, daß das Volkseinkommen etwa 10 Prozent des
Volksvermögens beträgt. Auf den Kopf der Bevölkerung
ent=
fallen 300 Goldkronen, auf den Erwerbsfähigen das Vierfache
— 1200 Goldkronen, oder etwa 16,8 Millionen Papierkronen im
Jahre.
Mit ziemlicher Sicherheit kann wohl behauptet werden, daß
das Volksvermögen ſich um mindeſtens 25 Prozent, das
Volks=
einkommen etwa um 40 Prozent vermindert hat.
Auf die Geſtaltung der volkswirtſchaftlichen Verhältniſſe in
Oeſterreich hat die Entwickelung in Deutſchland in jüngſter Zeit
maßgebenden Einfluß geübt. Die letzten Monate, die im
Zei=
chen des Ruhrkonfliktes ſtanden, haben Licht und Schatten höchſt
ungleichmäßig auf die öſterreichiſche Volkswirtſchaſt verteilt.
Einzelne Ziveige haben aus dem wirtſchaftlichen Niederbruch
Deutſchlands, aus der Ausſchaltung ſeiner Induſtrie und
Kon=
kurrenz Nutzen gezogen. Andere wieder leiden unter der allge
meinen Verarmung Mitteleuropas, unter dem Verluſt des
deut=
ſchen Abſatzgebietes. Die erwartete Belebung der Bautätigkeit
iſt nicht eingetreten. In der öſtereichiſchen Eiſeninduſtrie iſt der
Inlandgbſatz ein befriedigender. Der Export läßt ebenfalls
Zeite 2.
Dariſtädter Tagblatt, Mittwwach, deit 14. Robemiber 1923.
Nummer 311
lbetig zu zoültſchen übrig, tenngleich uehrfach die Beobachtung
gemaeht zird, daß das Geſchäft mit Deutſchland etwas
nachzu=
laſen beginne. In der heimiſchen Kohleninduſtrie machte ſich
der Einfluß des tſchechiſchen Streiks ſtärker fühlbar. Die Stein=
kohlengruben, aber auch einzelne Braunkohlengruben in
Oeſter=
reich konnien erheblich mehr fördern und abſetzen. Wenn aber
Lie Arbeitsruhe in der tſchecho=ſlowakiſchen Kohleninduſtrie
auf=
hört, dann werden ſich auch die heimiſchen Kohlenwerke wieder
vor die Notwendigkeit geſtellt ſehen, darauf zu dringen, daß die
bſterreichiſchen Bahnen größere Mengen heimiſcher Kohle
ver=
feuern. Die öſterreichiſche Maſchineninduſtrie iſt nach
fachmänni=
ſchen Schätzungen mit etwa 50 bis 60 Prozeut ihrer
Leiſtungs=
fähigleit beſchäftigt. Die elektrotechniſche Induſtrie konnte in
noch ſtärlerem Maße aus der Nuhrkonjunktur Nutzen ziehen,
und in einzelnen Anlagen wird ſogar auf eine 75prozentige
Aus=
nützung der Leiſtungsfähigkeit zurückgeblickt. Die allgewaltige
Konkurrenz der deutſchen Elektrizitätsinduſtrie iſt aber nicht bloß
auf dem Inlandsmarkte, ſondern auch im Exportgeſchäft ſtark
unterbunden worden. Die wirtſchaftliche Verſöhnung
Oeſter=
reichs mit den Nachbarſtaaten kommt aber auch darin zum
Aus=
druck, daß frende Staatsaufträge nach Oeſterreich gegeben
werden.
Die große Frage, die ſich nicht bloß der öſterreichiſchen,
ſon=
dern der mitteleuropäiſchen Induſtrie überhaupt entgegenſtellt,
iſt: Wann werden die Schwungräder in den deutſchen Fabriken
wieder in Gang kommen, und wie ſoll ſich die politiſche und
wirtſchaſtliche Umwertung aller Begriffe in Deutſchland auf den
internationalen Märkten auswirken?
Pizflöfang des engliſchen Parlaments.
Reuwahlen im Dezember.
Der WBahikampf im Zeichen der Zollreform.
London, 13. Nov. (Wolff.) Wie Reuter meldet, teilte
Baldwin dem Führer der Oppoſition Macdonald mit, daß er
den König bitten werde, das Parlament umgehend aufzulöſen.
London, 13. Nov. (Wolff.) Dem parlamentariſchen
Be=
richterftatter des Daily Telegraph zufolge hatte der
Premier=
miniſter geſtern nachmittag eine Audienz beim König im
Buslinghampalaſt. Es könne angenommen werden, daß Baldwin
dem König von der Abſicht Mitteilung machte, unverzüglich an
das Land zu appellieren.
London, 13. Nov. Aſquith und Lloyd George
haben ſich in einer Beſprechung über einen gemeinſamen
Wahl=
feldzug verſtändigt.
Daily Expreß zufolge hat Premierminiſter Baldwin
Chamberlain und Lord Birkenhead Aemter als Miniſter ohne
Portefeuille in der gegenwärtigen Regierung angeboten. Dies
würde natürlich nur das Vorſpiel zur Beſetzung von Aemtern
durch dieſe beiden früheren Miniſter in der neuen Regierung
ſein, falls die Konſervativen wieder zur Macht gelangen.
* London, 13. Nov. (Priv.=Tel.) Heute wird das
eng=
lifche Parlament wieder eröffnet und man erwartet, daß in der
heutigen Sitzung das Datum für die allgemeinen Neuwahlen be=
Buléwin vor dem Interhaus.
Dien Sehie de Wrdchind eihen Gichei. ie Aauf der
6. Dezember als Wahltag in Betracht. Gegenwärtig ſcheint es
noch ſo, als ob ſich die Regierung über das Wahldatum noch
uicht ſchlüſſig geworden ſei, und es heißt, daß ſich Baldwin
zur=
zeit noch mit den Führern der konſervatiden Partei ins
Beneh=
men ſetzen wird. Es erſcheint heute ſchon klar, daß der kommende
Vahlkampf im Zeichen der Baldwinſchen
Zoll=
tarifreform und ſeiner Pläne zur Behebung der engliſchen
Arleitsloſigkeit ſtehen wird. Mit Bezug auf die engliſche
Außenpolitik beſteht im Lande kein tiefgehender
Uinterſchied der Auffaſſungen. Ein Blick in die Preſſe
aller Schattierungen genügt, um zu zeigen, daß, welche Partei
auch immer als Siegerin aus dem Kampfe hervorgehen wird die
engliſche Politik ſich auch künſtig innerhalb derſelben Linie
fort=
ſetzen wird, wie ſie unter den drei letzten Miniſterpräſidenten
be=
beſolgt worden iſt.
Bedor das Unterhaus heute in die übliche Debatte
eintre=
ten frird, ſoll eine Gedächtnisſitzung für Bonar
Law ſtattſinden. Die Führer aller Parteien werden ihr
Be=
dauern über den Tod eines Politikers ausſprechen, der wie kein
anderer es verſtanden hat, ſich die Achtung und Zuneigung aller
Mitglieder des Parlaments, ohne Ausnahme der
Parteizugehö=
rigkeit zu erwerben. Man hält es für ſehr wahrſcheinlich, daß
Lalblvin dann das Haus vertagen wird, nachdem er es vorher
auf die tbichtigſten noch zur Erledigung ſtehenden inneren
Auf=
gaben aufmerkſam gemacht hat, vor allem auf das Problem der
Arbeitsloſigkeit.
Wie die Times vorausſagen, wird Baldioin erklären, die
Regierung halte es für unmöglich, irgend etwas zur Löſung
dieſer Krifis zu tun, ohne Schutzmaßnahmen für den heimiſchen
Markt vorzunehmen. Er wird dabei neue Schutzzölle für Tee
und Zucker ankündigen.
* London, 13. Nov. (Priv.=Tel.) Die engliſchen
Neu=
wahlen werden am 6. Dezember ſtattſinden. Im Unterhaus, das
heute ſeine erſte Sitzung abhielt, teilte Miniſterpräſident
Bald=
win mit, daß die Auflöſung des Parlaments am Freitag
erfol=
gen würde. Valdwin erklärte gleichzeitig, daß er die Regierung
nicht weiterführen könne, wenn er ſich nicht auf Zolltarife ſtützen
könne. Der Kampf um den Freihandel und den Schutzhandel iſt
Lamit eröfſnet und führt ſogar zu einer wichtigen Aenderung
der Parteiverhältniſſe. Auf der einen Seite iſt die endgültige
Wiederbereinigung der konſervativen Partei durch die Aufnahme
der früheren Koalitionsminiſter Horne, Chamberlain und
Bir=
kenhead nur noch eine Frage der Zeit, auf der anderen Seite fand
heute eine Konſerenz zwiſchen Lloyd George und Asquith ſtatt,
die zu dem Ergebnis führte, daß beide liberale Parteien unter
Führung von Asquith den Kampf auf der Freihandelsplattform
gemeinſam führen werden. Es ſei alſo zu hoffen, daß die
eng=
liſche Politik zu einer reinlichen Scheidung der Parteien
zurück=
kehrt. Als dritte Partei tritt die Vertretung der Arbeiterſchaft in
den Wahlkampf ein. Vor Beginn der Unterhausſitzung teilie
Baldwin dem Führer der Arbeiterpartei, Sir Namſay
Mac=
donald, der zugleich offizieller Führer der Oppoſition iſt, die
be=
vyrſtehende Parlamentsauflöfung mit. Der Zwiſchenfall hat
einige Bedeutung; denn ſollte das Ergebnis, der Wahlen dazu
führen, daß Baldwin die Bildung des neuen Kabinetts nicht
übernehmen könnte, und daß die Liberalen keine entſcheidende
Mehrheit erhielten, ſo könnte Sir Ramſay Macdonald mit der
Kabinettsbildung beauftragt werden. Für die Oppoſition ſchafft
der ſreie Handel und die Arbeitsloſigkeit eine ſehr günſtige
Platt=
form. Die Regierung iſt jedoch inſofern im Vorteil, als ſie die
gegneriſchen Parteien durch den überaus kurzgeſteckten Termin
für ben Wahltag überraſcht hat. Die Arbeiterpartei wird nicht
auf der Baſis des Schutzzollfreihandels kämpfen, ſondern dem
Regierungsprogramm eine beſondere Forderung entgegenſtellen,
darunter eine Abgabe auf das Kapital, eine erhöhte
Arbeits=
lofenfürſorge und eine Verbeſſerung der wirtſchaftlichen
Bezie=
hungen zwiſchen England und Rußland. Den Blättern zufolge
erſvartet man auf ſeiten de: Arbeiterpartei, daß keine Partei
die Mehxheit erhalten wird, ſo daß ein zweiter Wahlgang not=
Bendig iſt. Das Unterhaus zeigte während der ganzen Sitzung
große Erregung. Es begrüßte die Arbeiterführer bei deren
Ein=
tritt mit lebhaften Beifallskundgebungen. Auch den
Konſersa=
tiven ſpurden große Opationen dargebracht. Daß der Ausgang
Pernehmung der deutſchen Oelegierten.
Paris, 13. Nov. (Wolff.) Die
Neparationskom=
miſſion hat in ihrer heutigen Nachmittagsſitzung einſtimmig
beſchloſſen, ſoweit wie möglich die deutſchen
Dele=
gierten über die Zahlungsfähigkeit des
Deut=
ſchen Reiches gemäß dem Antrag der deutſchen Regierung
vom 21. Oktober er. zu vernehmen. Das Datum wurde
noch nicht feſtgeſetzt. Die Neparationskommiſſion wird
jedoch der deutſchen Kriegslaſtenkommiſſion den Vorſchlag
machen, die deutſchen Delegierten innerhalb 10 Tagen nach
Paris zu derufen. Die Reparationskommiſſion hai ferner
ein=
ſtimmig beſchloſſen, nach Anhörung der deuiſchen Delegierten in
die Prüſung darüber einzutreten, ob es notwendis ſei, einen
Sachderſtändigenausſchuß zu ernennen, um eine
Unterſuchung über die finanzielle Lage des Deutſchen Reiches zu
veranſtalien.
Eine Erklärung des engliſchen Delegierten.
Paris, 13. Nov. (Wolff.) Nach dem offiziellen
Commu=
niqué hat der engliſche Delegierte Sir John Bradbury heute
vor der Neparationskommiſſion folgende Erklärung abgegeben:
Die Ausführungen des franzöſiſchen Delegierten werfen nach
meiner Anſicht zwei ganz verſchiedene Fragen auf: Zunächſt die
Frage, ob es genehm iſt, daß die Reparationskommiſſion
Vertre=
tern der deutſchen Regierung das Gehör gewährt, das ſich auf
Grund des Artikel 234 hinſichtlich gewiſſer Fragen, die die
Zah=
lungsfähigkeit Deutſchlands betreffen, ergeben hat, ſodann, die
Frage, welche Maßnahmen bei der Annahme, daß das Gehör
ge=
tvährt wird — und ſtattfindet — die Reparationskommiſſion
als=
danu treffen will.
Was die erſte Frage angeht, ſo iſt es mir nicht möglich, meinen
Kollegen die ſehr ernſien Zweiſel zu verſchweigen, welche ich
über den Punlt habe, ohne daß nach den Ereigniſſen der letzten
elf Monate der Mechanismus des Teiles 8 des Vertrages ſo
vollſjändig kompromittiert iſt, daß er nicht mehr in der Lage iſt,
zu funktionieren. Dieſe Zweifel haben mich zunächſt geneigt
ge=
macht, hinſichtlich des Erſuchens, das uns unterbreitet worden iſt,
diefenige Politik zu befolgen, die ich ſeit dem Januar dieſes
Jahres beobachte, und die darin beſteht, meinen Kollegen die
volle Verantwortung gegenüber der Situation zu überlaſſen, die
durch das Vorgehen gewiſſer alliierter Regierungen geſchaffen iſt,
die ſich dabei auf Entſcheidungen der Kommiſſion geſtützt haben,
die mit Stimmenmehrheit gefaßt ſind und mit denen ich nicht
einverſtanden war. Die Zweifel haben es mir ſehr nahe
ge=
bracht, mich der Teilnahme an den Arbeiten zu enthalten, die mir zu
keinem praktiſchen Ergebnis zu führen ſcheinen, bevor nicht
ge=
wiſſe fundamentale Fragen des internationalen Rechts von der
zuſtändigen Autorität geregelt ſind. Ich möchte indeſſen nicht
ver=
geſſen, daß die Beſtimmungen des Teiles 8 noch
internatio=
nale Geſetzeskraft haben und daß ich wenigſtens zurzeit noch
Mit=
glied eines internationalen Tribunals bin, welches nach den
Be=
ſtimungen des Inſtrumentes, das es geſchaffen hat, die Pflicht
hat, ſich von Zeit zu Zeit über die Zahlungsfähigkeit
Deutſch=
lands auszuſprechen, die es ihm ermöglichen, ſich ſo ſeiner
Ver=
pflichtungen zu entledigen, wie ſie formell in dem Vertrag
nie=
dergelegt ſind. Dieſes Tribunal iſt auf Grund des
Paragra=
phen 9 der Anlage 2 zu Anlage 8 ohne Rückſicht auf Artikel 234,
auf Grund deſſen der vorliegende Antrag geſtellt iſt, daran
ge=
halten, alle Grunde und Beweiſe anzuhören, die von
Deutſch=
land hinſichtlich aller ſeine Zahlungsfähigkeit betreffenden
Fra=
gen vorgebracht werden.
Ich kann es daher nicht, ohne den Anſchein einer
Ratsver=
weigerung zu erwecken, ablehnen, ſolche Argumente anzuhören,
ſo wenig ich auch immer den augenblicklichen Umſtänden nach
er=
hoffe, daß dieſes Gehör zu einem praktiſchen Vorteil, führen
kann. Meine Stimmenthaltung hinſichtlich des unterbreiteten
Vorſchlages würde gemäß 8 13, Anlage 2, gleichbedeutend mit
meinem Votum gegen dieſen Vorſchlag ſein. Ich würde es
ſicherlich vorgezogen haben, wenn das Gehör auf Grund des
8 9, Anlage 2, anſtatt auf Grund des Artikels 234 gewährt
würde. Da jedoch der deutſche Antrag auf Grund des
letztgenann=
ten Artikels geſtellt iſt, und da der Vorſchlag, mit dem die
Re=
parationskommiſſion befaßt worden iſt, dieſem Antrag entſpricht,
würde ich ganz formell meine Unterſtützung geben.
Was den zweiten Teil der Erklärung des franzöſiſchen
Dele=
gierten betrifft, ſo behalte ich mir mein Urteil bis nach dem
Ge=
hör vor. Bebor ein kluger Arzt ſein Rezept ſchreibt, beendigt er
die Diagnoſe der Krankheit. Ich muß jedoch geſtehen, daß hier
auf den erſten Blick das Rezept des franzöſiſchen Delegierten in
die Sphäre zu führen ſcheint, in der ein gewiſſer Philoſoph
Pil=
len erfunden hat, um Erdbeben zu kurrieren. Meiner Anſicht
nach muß die Kommiſſion, wenn ſie die ihr vom Friedensvertrag
auferlegten Pflichten erfüllen will, furchtlos und unparteiiſch alle
Gründe ſtudieren, die zu der verzweifelten Situation geführt
ha=
ben, in der ſich Deutſchland im gegenwärtigen Augenblick
befin=
det und ſie muß, ohne irgend etwas zu fürchten, ſoweit es an ihr
liegt, alle Heilmittel anwenden, die ſie auf Grund ihrer
Unter=
ſuchungen für notwendig hält. Sie muß ferner, ſoweit dies nicht
in ihrer Macht liegt, allen denen, in deren Macht es liegt,
empfeh=
len, dieſe Heilmittel anzuwenden.
Poincar” vor der Kanimer.
Paris, 13. Nob. (Wolff.) Die Kammer hat heute
nach=
mittag ihre Arbeiten wieder aufgenommen. Der
Kammerpräſi=
dent verlas die 44 eingegangenen Interpellationen. Poincars
erklärte, nach ſeiner Anſicht müſſe die Kammer vor allem ihre
regelmäßigen Arbeiten durchzuführen. Wenn das Parlament
zu=
ſammenberufen werde, ſo geſchehe es, um ordnungsgemäß und
methodiſch zu arbeiten. Doch müſſe auch der
Interpellationsde=
batte ein gewiſſer Naum werden. Er nehme an, daß die
Kam=
mer den Wunſch habe, zunächſt die Interpellationen über die
auswärtige Politik zu beraten. Hierfür ſtehe er am kommenden
Freitag zur Verfügung. Heute könne er noch nicht antworten,
weil er über zwei wichtige Fragen, die Rückkehr des Kronprinzen
nach Deutſchland und die militäriſche Kontrolle, zu der größten
Reſerve verpflichtet ſei. Wenn die Kammer heute dieſe
Interpel=
lationen diskutieren wolle, ſo müſſe ſie dies mit einer anderen
Regierung tun. Nach den Interpellationen über die auswärtige
Politik müßten dann die Interpellationen über die innere
Poli=
tik kommen. Im übrigen verlange er von der Kammer, daß alle
Sitzungen über Diskuſſionen des außerordentlichen Budgets, der
Budgets für den Wiederaufbau und das Wahlgeſetz ihm
vorbe=
halten blieben. Die Kammer beſchloß gemäß dem Antrag
Poin=
carés.
Ausſetzung der Einlöſung der Reparationsgutſcheine.
des Bahlkampfes auch für die auswärtige Politik Englands von gung im allgemeinen nicht mehr in bar, ſondern gegen auf
Gold=
großer Bedeutung iſt, braucht nicht beſonders betant zu werden, mark lgutende Schatzanweiſungen.
Berlin 13. Nov. (Wolff.) Die Reichsregierung wird in
den nächſten Tagen eine Verordnung veröffentlichen, wonach die
Cinlöſung der Reparationsgutſcheine, die in
England auf Grund der „German Reparation Recovery Act”
ausgeſtellt werden, ausgeſetzt wird. Die Gutſcheine aus
lau=
fanden Verträgen werden weiterhin eingelöſt, wenn ſie bis zum
31. März 1924 vorgelegt werden. Doch erfolgt die Entſchädi=
England beſteht nicht darauf.
Frankreich droht.
TU. London, 13. Nov. Mit Bezug auf die Wiel
aufnahme der Tätigkeit der Militärkontr
kommiſſion in Deutſchland, derentwegen die Bot
terkonferenz mit den Alliierten=Regierungen in Fühlung get
iſt, wird ſicherem Vernehmen nach die engliſche Re
rung für den gegenwärtigen Augenblick nicht durchaus
der Wiederaufnahme der Tätigkeit dieſer Kommiſſion beſt
Nichtsdeſtoweniger aber wird die engliſche Regierung ihr
fes Augenmerk auf jede kriegsinduſtrielle Tätigkeit in
De=
land richten, beſonders was die Fabrikation von giftigen C
und ſchwerer Artillerie betrifft.
Unverantwortliche Hetze in Paris.
Paris, 13. Nov. (Wolff.) In welcher unverantwortl
Weiſe man im Augenblick eine Verſchärfung der Lag
Paris betreibt, zeigen folgende Ausführungen des Figaro.
Blatt ſchreibt: Seit zehn Monaten exiſtiert in Deutſchland
Militärkontrolle mehr. Man hat aber genaue Beweiſe, daß
normalen Umſtänden dieſe Zeit von zehn Monaten Deutſch
vollkommen genüge, um ein Heer aufzuſtellen und ſeine
täriſchen Vorräte aufzubauen. Deutſchland ſei allerdings
die Umſtände ſtark in ſeiner Arbeit behindert worden, abe
habe doch gearbeitet. Es habe Fabriken gebaut, die imſt
ſeien, dieſe Vorbereitungen weiter zu beſchleunigen und z
einfachen.
Neue Sanktionen?
TU Paris, 13. Nov. Die Blätter beſchäftigen ſich mi
Möglichkeit neuer Sanktionen, welche die Botſchafterkonf
gegen Deutſchland ergreifen würde ſowohl in der Frage der
kehr des Kronprinzen als auch in der Angelegenheit der mile
ſchen Kontrollkommiſſionen.
Bertinax ſchreibt im Echo de Paris, daß Frant
entſchloſſen ſei, in der Militärkontrolle ſich nicht mit dem Ie
Brief der deutſchen Regierung zu begnügen. Es ſei mö
daß z. B. ſich die Ueberwachung nicht auf dem gan
deutſchen Gebiete ausführen laſſe, aber alsdann wü
neue Garantien notwendig. Die nächſte dieſer Garau
wäre zweiſellos die Beſchlagnahme der Eiſenbah
öſtlich von Frankfurt a. M., die Norddeutſchland mit
deutſchland verbinden.
Die Verhandlungen mit der Regie.
Paris, 13. Nov. (Wolff.) Havas berichtet aus Düſſe
über die geſtern ar dekundigten Mainzer Verhandlungen zwi
Geheimrat Wolf vom Reichsverkehrsminiſterium und dem 2
tor der franzöſiſch=belgiſchen Eiſenbahnregie, Breaud, in d
eine Anzahl noch ausſtehender techniſcher Fragen erledigt
den ſollten. Es ſei das Programm einer Reihe kleinerer
ſprechungen feſtgelegi ſporden, die am 16. November begi
und zwei Tage dauern ſollen, und denen die Regelung der
zeitzeiten vorbehalten bleibt. Geſtern ſei ausgemacht wo
daß ab 14. d. M. die deutſche Eiſenbahnverwaltung täglich
Regie 200 offene Güterwagen und andererſeits
Regie der deutſchen Eiſenbahnverwaltung
gedeckte Güterwagen aus dem reichhaltigen Material
fert, das auf den Strecken der beſetzten Gebiete feſtliegt.
Eine Oarlegung des Reichsverkehrsminiſtieriums
* Berlin, 13. Nov. (Priv.=Tel.) Das Reichsberke
miniſterium teilt mit: „Die Meldung des Journal aus Di
dorf über die Verhandlungen zwiſchen der franzöſiſch=belgi
Ciſenbahnregie und Vertretern des Reichsverkehrsminiſteri
iſt teils ungenau, teils falſch. Die Frage der deutſchen E
bahnen in der engliſchen Zone iſt bei den Verhandlungen
keinem Wort erwähnt worden. Die angebliche Unterſtellung
Reichsbahndirektion Köln unter die Eiſenbahnregie iſt erfur
In Düſſeldorf handelte es ſich darum, im Hinblick auf
außerordentliche Wichtigkeit der Wiederaufnahme des 2
ſchaftslebens in den beſetzten Gebieten einen Modus Vit
zwiſchen den Eiſenbahnen des unbeſetzten Deutſchlands und
Vahnen des beſetzten Deutſchland anzubahnen. Zu dieſem 3
wurde ein Rahmenabkommen zwiſchen den zuſtändigen deut
und franzöſiſchen Stellen getroffen, das durch weitere Verh
lungen in Mainz erſt auszufüllen iſt. In dieſen
Verhandlu=
ſollen techniſche Abmachungen getroffen werden über die
treibung des für eine Verkehrsſteigerung auf den Strecken
beſetzten Gebietes notwendigen rollenden Materials, die 4
wagenverſorgung des Ruhrkohlengebiets, die Wiedereinſtell
Beſoldung uſw. des Perſonals ſowie die zur Wiederaufna
des Verkehrs mit den Eiſenbahnen des unbeſetzten Gebietes
tigen Betriebsvereinbarungen, der Verkehrszuweiſung der 10
gangspunkte und Fahrpläne.
Parteiberatungen im Reichstag.
Berlin, 13. Nov. Im Reichstag hielten am Diens
nur die Deutſchnationalen und das Zentrum 7
tionsſitzungen ab.
Die deutſchnationale Fraktion beſchäftigte ſich im al
meinen mit politiſchen und wirtſchaftlichen Fragen. Im V ſen
dergrund der Beſprechungen ſtanden die Münche
Vorgänge. Die Fraktion behielt ſich ihre Stellungnahme
vor, bis eine endgültige Klärung der Angelegenheit erfolgte.
war eher nach wie vor der Meinung, daß es zu dieſen Geſe
niſſen nur kommen konnte, weil von den Mittelparteien die
verſchleppt worden iſt und es bisher nicht gelungen ſei, eine
tionale Regierung ans Ruder zu bringen, die die Wünſche 9
erns rechtzeitig erfüllt hätte. Eine neue Fraktionsſitzung iſt
Mittwoch nachmittag anberaumt worden.
Die Zentrumsfraktion tagte don heute mittag
einer kurzen Unterbrechung bis zum Abend. Gegenſtand der
ſprechung war vor allem die rheiniſch=weſtfäliſ
Frage. Es wurden keine Beſchlüſſe gefaßt.
Im Reichstag hielt außerdem der Fraktionsvorſte
der Sozialdemokratiſchen Partei eine Sitzung
die ſich mit einer eventuellen Einberufung des Rei
tags befaßte. Wie wir hören, iſt die Einberufung des A
ſtenrats beantragt worden, um eine Entſcheidung in dieſer 7
herbeizuführen. Der Fraktionsvorſtand iſt um ½7 Uhr er
zuſammengetreten. Gegenſtand der Beſprechung iſt die rh
niſch=weſtfäliſche Frage.
Weiter hielt der Vorſtand der demokratiſchen Rei
tagsfraktion heute nachmittag eine Sitzung ab, die
ſtreng vertraulich war.
Die techniſche Nothilfe in der Reichsdrucket
Berlin, 13. Nov. (Wolff.) In der Reichsdrucke
wurden bereits einige hundert Mann der techniſchen Noth f
eingeſetzt, um die weitere Herſtellung der Rentenmark ſicher
ſtellen. Ferner hat in der vergangenen Nacht die Leitung
Reichsdruckerei einen Aufruf an die Arbeiterſchaft erlaſſen,
dem ſie hofft, daß in kurzer Friſt ſich viele Arbeiter in den
trieben wieder einfinden werden.
Bar Kronprinzen=Rückfehr.
iertrießene Erregung der Alliierten.
Franzöſiſche Preſſe=Hetze.
ondon, 13. Nov. (Wolff.) Die Times ſchreibt in einem
Kede eſre Kerauchnrnung Legeliſter den Aiſlſen cder
velchen anderen auswärtigen Regierungen, für die ſichere
chung des Kronprinzen übernommen gehabt. Es ſei daher
ublich geweſen, daß die Alliierten es für notwendig
hiel=
inſcheinend auf die Initiative Großbritanniens hin, einen
chen Appell nach dem Haag zu richten, die Abreiſe des
Kron=
n. zu verhindern. Die alliierten Diplomaten
hen anſcheinend nichts gelernt aus der
Gachbollen Forderung auf Auslieferung
früheren deutſchen Kaiſers, im Jahre
Sie exponierten ſich in der Frage des
vorma=
n Kronprinzen und ſetzten ſich in der Frage
Wieder=
fahme der Arbeit der internationalen
Militärkontrollkom=
n unnötigen Demütigungen aus. Wenn man an eine
aus=
ge Regierung Forderungen ſtelle, ſo ſollten es nur ſolche
1 denen wahrſcheinlich nachgekommen werde oder die
erzwun=
verben könnten. Die beſte Politik, welche die
Alli=
en in der Frage des vormaligen
Kronprin=
befolgen könnten, ſei die, ſie ruhen zulaſſen.
ondon, 13. Nob. (Wolff.) In einer Reuter=Mittei=
1über die Reiſe des vormaligen Kronprinzen nach Deutſch=
11 heißt es zum Schluß, der vormalige Kronprinz
im Verſailler Vertrag nicht erwähnt.
So=
venn es ſich um den vormaligen Kaiſer handelte,
1 ein Proteſt nicht an Holland, wohl aber an
Deutſch=
gerichtet werden.
aris, 13. Nov. (Wolff.) Das Petit Journal glaubt
1ſſen, daß in der geſtrigen Sitzung der
Botſchafterkon=
nz die Art der zu ergreiſenden Sanktionen weder
be=
t noch auch nur ins Auge gefaßt worden ſeien. Das
ore ſchreibt, Frankreichs Alliierte hätten es abgelehnt, mit
is Ruhrgebiet zu marſchieren, aber ſie würden ſicher
mitge=
n ſein, wenn es ſich darum gehandelt hätte, die
Rück=
eines imperialiſtiſchen und militäriſchen
imes zu verhindern. Darum aber handelt es ſich
Die Entente ſei ſchier krank, beſonders ſeit dem
Mißer=
des Sachverſtändigenausſchuſſes. Aber Deutfchland biete
in lextes Mittel zur Rettung der Entente; werde man die
enheit ergreifen?
reslau, 13. Rob.
abend lurz nach 6
en.
e Mänchener Bürgerſciaft für Kafr.
Künchen, 13. Nov. (Amtlich.) Vielfach wird das Ge=
Vverbreitet, daß Ludendorff am 9. November noch am Mittag
dahen wußte, daß Kahr, Loſſow und Seiſſer mit der
Zwehr und der Landespolizei gegen den Hitlereutſch ſtän=
Oenigegenüber wird hom Wehrireiskommando amtlich feſt=
1: Oberſt Leepold, der die Infanterieſchufe leitet, teilte am
Sember gegen 5 Uhr morgens Ludendorff und Hitler
perſön=
iit: Kahr, Loſſotv und Seiſſer halten ſich an ihre Zuſage
ürgerbraukeller nicht gebunden, weil ſie unter Zwang
ab=
en ſpurden. Die 7. Diviſion ſteht nicht hinter der
Unter=
ung Hitlers. Sie wird nötigenfalls gewaltſam die Ord=
Der ehemalige deutſche Kronprinz iſt
Uhr im Auto auf Schloß Oels ange=
Kakr — Ludendorff.
2Zeſiftelluns des Behrkreiskanmandos
wiederherſtellen. Hierzu wurden auch Truppen
heran=
en. Dieſe Weiſung iſt im Auszug zwiſchen 12 und 1 Uhr
' telephoniſch an die Infanterieſchule gekomimen und mir
ſt Lebpold) von Loſſoiv perſönlich beſtätigt worden. Luden=
und Hitler erfuhten Leopold, den General Loſſow
umzu=
en, wobei Hitler betente, daß er zu kämpfen und zu ſterben
ſei. Lespold erwiderte, daß er an eine Aenderung des
zuſſes des Cenerals Loſſow nicht glaube. Er würde
wie=
nmen, wenn Loſſow es für nötig halte. Gegen 6 Uhr vor=
3s meldete Leopold dem General Loſſow, bei dem ſich auch
und Seiſſer befanden, den Inhalt ſeiner Mitteilung an
iSorff und Hitler. Demnach erhielten Lubendorf und Hitler
Rovenuber vormittags 5 Uhr durch einen Oberſten der
3vehr Kenniis, daß die Fortſetzung ihres Tuns zum
Zu=
nſoß mit der bewaffneten Macht führen müßte.
München, 13. Nob. (Priv.=Tel.) Die Vorſtandſchaft
Münchener Bürgerrats erläßt einen Aufruf, worin die
erſchaft gewarnt wird, in die Hetze gegen die Rezierung
Herin von Kahr einzuſtimmen und aufsefordert wird, ſich
oſſen hinter die Regierung zu ſtellen, die den gemeinfamen
f gegen die Feinde des Vaterlandes für Bayern und
9 chland führen will.
D mrn
Hefſiſches Landestheater.
Großes Haus. — Dienstag, den 13. November.
Falſtiaff.
iſche Komödie von A. Boito, Muſik von G. Verdi.
nſere Opernleitung ſchreitet ſtetig und mit guter Ausivahl
Einſtudierung neuer Werke fort. Heute kam Verdis letzte
mit ſtarkem Erfolg zur erſten öffentlichen Aufführung.
loch einmal, am Ende ſeines langen Lebens, entnahm Verdi
Stoff einem Shakeſpearſchen Drama und ſchrieb ſeine ein=
9omiſche Oper. Man hatte es ihm nicht zugetraut. Als
gjähriger vollendete er ſein größtes Meiſterwerk. Auf die=
Bipfelpunkt ſeines Schaffens ſteht er gleichzeitig Wagners
2 drama am nächſten. Doch ganz er ſelbſt. Keinerlei
Anzei=
von Anlehnung oder Unſelbſtändigkeit. Alles voll eigener
*ünglichkeit. Auch nichts Greiſenhaftes iſt an dem Werk.
Un=
ei ſtelte Jugendfriſche weht aus ihm, und abgeklärter,
golde=
umor des Weiſen. Daß dieſes herrliche Werk bei uns wie
aupt in Deutſchland ſo ſchwer und ſpät ſeinen Einzug hält,
1t ſich lediglich dadurch, weil die den gleichen Stoff
behan=
ele Oper „Die luſtigen Weiber von Windſor” von Nicolai
Unſeren Bühnen nicht zu verdrängen war. Nun iſt zwar die=
=Seutſche Werk keine ſchlechte Arbeit, mit dem Meiſterwerk des
S kann es ſich aber nicht meſſen. Es wird Zeit, das
über=
de Werk an die ihm gebührende Stelle zu ſetzen.
das Textbuch hat Boito geſchrieben. Ebenſo wie im Othello,
r es meiſterhaft verſtanden, den bei Shakeſpeare in kleinen
Zen zerſplitterten Stoff zu einem für die Oper wirkſamen
1ia zuſammenzufaſſen. In welchem Sinne Verdi es entwarf,
Frſelbſt: „Ich ſchreibe keine opera buffa, ſondern ſtelle einen
2s dar. Mein Falſtaff iſt nicht nur der aus den „Luſtigen
Aern”, wo er nur ein Spaßmacher iſt und ſich von den Wei=
*e prellen läßt, ſondern ſo, wie er in den beiden
Heinrichs=
ſElen war.” Und an anderer Stelle: „Es ſind 40 Jahre her,
Nach eine komiſche Oper zu ſchreiben wünſche, und 50 Jahre,
DSI ch die Luſtigen Weiber’ kenne. Indes, die gewohnten Aber
hS: ſich ſtets meinen Bunſch widerſetzt. Nun hat Boito alle
beſeitigt und für mich eine lyriſche Komödie geſchrieben,
dEch mit keiner anderen vergleichen läßt. Es macht mir wahr=
SVergnügen, die Muſik dazu zu ſchreiben. Falſtaff iſt ein
s! Sie ſind ſo ſelten, die Typen!” Und von der Muſik ſagt
i: „Am Klavier kann man ſich von Falſtaff unmöglich einen
iff machen. Man muß ihn hören. Ich habe da ein ſehr leich=
Orcheſter gemacht. Manche Pianiſſimopaſſagen kommen auf
Die ſchwebende Schuld Deutſchlands.
Die Urfachen der Steigerung.
ſchwebenden Schuld an diskontierten Schatzanweiſungen
betrug am 20. Oktober 0,407836 Trillionen. Der Stand am tags 9 Uhr ab wie folgt: für die Feſtſetzungsbeſcheide 1—200 von 9
31. Oktober belief ſich auf 6, 907 511 Trillionen, was
fache gegenüber der Vordekade geſtiegen. Die ſchwebende Schuld
erfuhr eine Steigerung um rund das 20fache. Dieſe nung. Der in der Saalbauverſammlung vom 23. Oktober ge=
und der damit verbundenen allgemeinen Teuerung
zu=
rückzuführen, die naturgemäß eine Steigerung des
Ausgabe=
bedarfs des Reichs und der Länder zur Folge hatte. Auch die Schritte zu berichten. Einzelheiten werden rechtzeitig bekannt
ungeklärte Lage im Rhein= und Nuhrgebiet hat
ungünſtig eingewirkt.
Die Aufgaben des Reichstährungskommiſſars Werke im Laufe dieſer Woche abzuholen, falls ſie nicht wünſchen, ſie auf
zum Reichswährungskommiſſar ernannt. Dieſer Am 26. November tagt die Jurg.
Poſten wurde geſchaffen, weil die Währungsfragen zurzeit einen
derartigen Raum in den Aufgaben der Reichsregierung einneh= gruppe Daruſtadt. Die diesvöchige
Mitgliederverſann=
inen, daß die beteiligten Reſſorts, insbeſondere der
Finanzmini=
ſter, nicht mehr in der Lage wären, ohne Benachteiligung ihrer
übrigen ebenſo dringenden Obliegenheiten die Verantwortung der Zeltmiſſion her noch bekannte Prediger Volkmann, einen
vollem Umfange erhalten bleiben muß, ſo iſt der
Reichs=
währungskommiſſar der Reichsverwaltung in der Form
politiſchem Gebiet, vorbehaltlich der Rechte des
Reichskabinetts, ſeiner Zuſtimmung bedürfen,
und daß er der Reichsregierung für die rechtzeitige
An=
ordnung der Maßnahmen verantwortlich iſt. Der Wäh= Zaktige Operette „Die Frau im Hermelin” von Rud. Schanzer und R.
rungskommiſſar hat beratende Stimme im Reichs= für die Güte der Muſik. — „Die Frau im Hermelin” hat in allen
be=
kabinett. Schacht Furde für den Poſten des
Reichswährungs=
kommiſſars gewählt, weil ſeine Tätigkeit im Währungs= und
Bankweſen ihn für dieſe außerordentlich wichtige Aufgabe
beſon=
ders geeignet erſcheinen läßt.
Berlin, 12. Nov. Eine von der Reichsregierung bereits
am 27. Oktober auf Grund des Ermächtigungsgefetzes erlaſſene
Verordnung über Verbrauchsſteuern bringt, eine
Erhöhung der Steuern für Zucker, Salz und
Zundwaren, ſowie die Feſtſetzung der
Spielkarten=
ſteuer in Gold. Die Verordnung ſoll am 16. ds. in Kraft
treten. Von dieſem Tage wird bekanntlich die Rentenmark
ins Leben treten; die Notenpreſſe wird dann
ſtillgelegt. Die Finanzierung des
Reichshaus=
haltes erfolgt auf der Grundlage eines für 4½=
Monate veranſchlagten Uebergangsetats. Um
ihn durchführen zu können, ohne die Kredite der Rentenbank zu
ſtark in Anſpruch zu nehmen, müſſen ſelbſtverſtändlich alle
Steuerquellen ſo ausgeſchöpſt werden, wie es unter den
gegen=
wärtigen Umſtänden nur möglich iſt. Die Verordnung ſtellt nur nen, die im Beſitze des Reichsbefoldungsblattes iſt.
einen Ausſchnitt aus, den ſteuerlichen
Maßnah=
men dar, die insbeſondere auch auf dem Gebiete der
Beſitzſteuern erſorderlich werden, um den angeſtrebten
finanziellen Erfolg zu erreichen und die Steuern den zugszuſchläge in der 2. und 1. Klaſſe ermäſigt. Das
Spannungs=
neuen wirtſchaftlichen Berhältniſſen anzupaſſen.
Weitere Auszahlungen finden ſtatt an: 1. Kleinrentner;
Mittſwoch, den 14. ds. Mts., im Städtiſchen Leihamt, vormittags
Die Stützungsaktion für den Brotsreis.
* Berlin, 13. Nob. (Priv.=Tel.) Die geſtrigen
Beſprech=
ungen im Reichsernährungsminiſterium über eine
Slützungs=
aktion für den Brotpreis haben, wie wir hören, das Reſultat
gezeitigt, daß in dringenden Fällen die Reichsgctreideſtelle mit
ihren Vorräten eingreifen ſoll, wo eine Gefahr für die
Brot=
verſorgung beſteht. Das dürfte auch in Süddeutſchland der Fall
ſein, wo man gegenwärtig Rekordpreiſe für Mehl bezahlt. Im
übrigen wird jedoch bei jeder Hilfsaktion die Ordnung von dem
Direktorium der Reichsgetreideſtelle zuſammen mit den
Kom=
munalverbänden eingehend geprüft werden.
Keine Rückfeir des Exigiſers.
TU. Paris, 13. Nov. Die franzöſiſche Preſſe veröffentlicht
eine Anzahl Meldungen, die aus dem Haag und aus Brüſſel
ſtammen, aus denen hervorgehen ſoll, daß nach dem
Kronprin=
zen nunmehr auch der frühere Kaiſer Wilhelm II. beabſichtige,
nach Deutſchland zurückzukehren.
Von zuſtändiger amtlicher Stelle werden dieſe und ähnliche
Nachrichten als unwahr und tendenziös bezeichnet.
* Berlin, 13. Nov. (Prit=Tel.) Der Stand der 2 bis 3 der Zunamen. Für andere Geſchäfte bleibt das Leihamt an
dieſem Tage geſchloſſen. — 2. Sozialrentner: Donnerstag, den
15. d. M., in den Garderoben des Städtiſchen Saalbaues von
vormit=
bis 10 Uhr, 201—400 vor 10—11 Uhr, 401—600 von 11—12 Uhr,
601—800 von 12—1 Uhr, 801—1060 von 1—2 Uhr, 1091—1200 von 2—3
einen Zuwachs von rund 6,499 Trillionen bedeutet. Der durch= Uhr, 1201 und mehr von 3—4 Uhr. Im Inzereſſe einer geordneten und
ſchnittliche Dollarkurs iſt in der Berichtsdekade um das neun= möglichſt raſchen Abfertigung wird pünktliche Einhaltung der Termiure
empfohlen.
* Prvteſt gegen die Gas=, Waſſer= und Strompreisberech=
Steigerung iſt auf das Emporſchnellen des Dollaxs wählte vorläufige Bürgerausſchuß hat, wie wir vernehmen, in
der Zwiſchenzeit fleißig gearbeitet; es iſt beabſichtigt, in einer
für nächſten Sonntag vormittag in Ausſicht
genomme=
nen Bürgerverſammlung über die ſeither getanen
gegeben.
— Weihnachtsausſtellung in der Kunſthalle am Rheintor. Die
Be=
ſchicker der jurhfreien Ausſtellung werden gebeten, ihre nicht verkauften
die Weihnactsausſtellung zu übertragen. Die Beſchickung der Weih=
Berlin, 13. Nob. (Wolff.) Dr. Hjalmar Schacht wurde nachtsausſtellung wird in der Woche vom 19. bis 25. November erbeten.
v. H.
— Aus dem Deutſchnationalen Hanölungsgehilfenverband,
Orts=
lung findet nicht Mittwoch, ſondern am Donnerstag abend in
der Geſchäftsſtelle ſtatt.
re. Staötmiſſion. Am Donnerstag Abend hält der von der Arbeit
weiterhin allein zu tragen. Da andererſeits die Reſſortarbeit in vopulär=wiſſenſchaftlichen Vortrag über die Sternenwelt, am Freitag,
nachm. 4 Uhr ſpricht er in einer Bibelſtunde, am Abend in einem
Evangeliſationsvortrag. — Am Sonntag Abend um 8
½=
beiseordnet, daß alle Maßnahmen auf währungs= Uhr ſpricht der Generalſckretär der Vereinigung chriſtlicher Eiſenbahner
und Poſtbeamten, Miſſionar Francke=Neumünſter.
— Orpheum. „Die Trau im Hermelin.” —
Erſtauf=
führungen! Heute, Mittwoch, 14. November, geht die
Weliſch erſimalig in Szene. Jean Gilbert als Komponiſt bürgt
deutenden Städten des In= und Auslandes bis Südamerika ungezühlte
Aufführungen mit größtem Erfolg erlebt. — Die hieſigen
Erſtauffüh=
rungen verſprechen unter Guſtav Bertrams geſchickter Leitung
eine gute Darbietung. (S. Anzeige.)
— Volksthegter. Heute, Mittwoch, iſt die Erſtaufführung des
Peroronung über die Verbrauchsſtenern. Volksſtücks „Ein Frühlingstraum”; nachmittags 4 Uhr iſt die
Jugend=
vorſtellung „Dornröschen”. (S. Anz.)
—Die Beſteuerung der Verforgungsberechtigten. Nach Artikel 19.
86. Abf. 3 der Perſonglabbau=Verordnung vom 27. Oktober 1923
(Reichsgeſetzbl. 1, S. 999) iſt jeder Verſorgungsberechtigte (auch jeder
Hinterbliebene), der nicht im Reichs= oder in ſonſtigen öffentlichen
Dienſten verwendet wird und neben ſeinen Verſorgungsgebührniſſen ein
weiteres ſteuerbares Einkommen bezieht, bei Verluſt ſeiner
Verſorgungs=
bezüge verpflickſtet, der dieſe regelnden Vehörde oder, wenn ſie ihm nicht
bekannt iſt, der ſeine Verſorgungsgebührniſſe zahlenden Kaſſe bis Ende
Novzember d. J. deſſen Höhe anzuzeigen. Der Reichsfinanzminiſter
be=
ſchränkte die Anzeigepflicht auf diefenigen, deren ſteuerbares Einkommen
im Sinne des Einkommenſteuergeſetzes nach Abzug der
Verſorgungsge=
bührniſſe für einen Aonat im Oktober 1923 den Betrag von 400
Mil=
liarden Mark überſchritten hat, einen Betrag, der ſich nach dem
Stand=
der erſten Novemberwoche auf 7 Billionen Mark (monatlich) erhöht.
Näheres hierüber iſt im Reichsbeſoldungsblatt veröffentlicht und wird
von den Beteiligten nötigenfalls bei jeder Behörde erfragt werden
kön=
wb. Teiliveiſe Ermäßigung der Bahntarife. Am 1. Dezember
wer=
den die Einheitsſätze für die 2. und 1. Wagenklaſſe im
Reichs=
bahnverkehr von 9,9 und 19,8 Pf. auf 6,6 und 13,2 Pf. für den
Kilo=
meter herabgeſetzt. In gleicher Weiſe werden auch die
Schnell=
verhältnis der einzelnen Klaſſen, das heute 1:1,5:4,8:9,7 beträgt, wird
mit 1:1.5:3:6 betragen. Bom 20. November d. Js. ab wird der
Ge=
päcktarif der Reichsbahn dahin ermäßigr, daß er nach dem
um 30 u. H. erhöhten Eilguttarif berechnet wird. Als Mindeſtfracht
werden 20 Pf. erhoben. Das Mindeſtgewicht von 10 Kilogramm bleibt
beſtehen.
wb. Die Notgeldſcheine der Reichsbahn. Die von der Deutſchen
Reichsbahn zur Behebung der Bargeldmittelnot eingeführten
allge=
meinen Norgeldſcheine werden, wie nochmals hervorgehoben ſei, an allen
Kaſſen der Deutſchen Neichsbahn und Poſtanſtalten wie geſetzliche
Zahl=
mittel angenommen. Auch die Reichsbankanſtalten ſind vom
Reichs=
bahndirektorinm ermächtigt, die Scheine als Zahlmittel anzunehmen.
Dagegen muß der Geltungsbereich der von den einzelnen
Reichsbahn=
direktionen herausgegebenen Gutſcheine zur Vermeidung einer
geſteiger=
ten Unſicherheit im Geldverkehr auf die Bezirke der
Reichsbahndirek=
tionen, die die Scheine verausgabt haben, beſchränkt bleiben.
— Ginfuhrerleichterungen für Fleifeh. Die durch Bekanntmachung
vom 4. Auguſt 1914 zugelaſſenen Grleichterungen für Einfuhr von
Ge=
frier= und Kühlfleiſch bleiben bis auf weiteres, jedoch mind= bis 31. Dezember 1933, in Kraft. — Bis 31. Dezember 1823
in Kraft bleiben die in Kriegs= und Nachkriegszeit zugelaſſenen
Erleich=
terungen für die Einfuhr von inneren Organen und anderen Tierteilen.
Aus dem der am 9. d. M. in Kraft getretenen Verordnung beigefügten
Verzeichniſſe geht hervor, daß es ſich um Teile von Gefrierfleiſch, um
zubereitetes und um friſches Fleiſch und Fett hinſichtlich der
letztgenann=
ten Einfuhrerleichterung handelt.
Ur
dem Klatier ganz wirkungslos heraus. Alles geht aus dem
En=
ſemble hervor ..."
Die Geſtaltung des Stückes weicht in vieler Hinſicht von dem
von Nicolai komponierten Moſenthalſchen Textbuch ab; in der
Anordnung der Szenen, im Beſtand und in der Benennung der
Perſonen, beſonders aber darin, daß die Handlung nicht eine
Folge luſtiger Vegebenheiten ausdrückt, ſondern von einer
ein=
heitlichen Idee beherrſcht wird. Sie zeigt ſich am klarſten im
Finale, wo Falſtaff die Moral des Dramas und des ganzen
Menſchenlebens mit den Worten der großartigen Schluffuge
zieht: „Die ganze Welt iſt ein Narrenhaus, und alle ſind die
Ge=
foppten.”
Die Muſik iſt ein Kunſtwerk ſondergleichen. Das
ungewöhn=
lich Vornehme, Feinnervige, Geiſtreiche, das ſie adelt, macht ſie
zunächſt ſchwer eingängig. Man muß ſie oft und mit ſcharfen
Sinnen hören, um ſie völlig verſtehen und genießen zu können.
Ohne geſchloſſene Satzform, doch ein Bau von vollendeter
Archi=
tektur, an kein Schema ſich bindend, doch eine Fülle der Thematik,
frei fließend, doch von packender Kraft der Strom ſeiner
Melo=
dien. Köſtlichs Cinfälle, unübertreffliche Charakterzeichnung der
Perſonen, blendende Orcheſterbehandlung, originellſte
Inſtru=
mentation zeichnen ein geniales Werk aus, das als Ideal der
feinkomiſchen Oper gelten kann.
Inſzenierung und Regie bieten keine Schwierigkeiten. Die
Herren Schlembach und Pilartz haben gleichwohl eine neue
feine Arbeit geleiſtet. Durch geſchickte Verwendung alten
Be=
ſtandes und neuer Zutaten, durch ſtimmunggebende Farben und
Veleuchtungen werden Reize beſonderer Art erreicht. Die Garten=
und die Waldſzene ſind hervorragend gut geglückt. Die
Auffüh=
rung war glänzend vorbereitet und durchgeführt. Unter Joſeph
Roſenſtocks eleganter Führung blühten und glitzerten alle
Feinheiten der Geiſt und Leben ſprühenden, mit Schönheiten
ge=
ſättigten Partitur. Das Orcheſter fpielte prachtvoll.
Herr Biſchoff iſt ein ausgezeichneter Falſtaff. Beſtes
Rüſt=
zeug bringt er mit; alles ſitzt und wirkt bei ihm. Seine
intelli=
gente Auffaſſung, geſangliche Beherrſchung, Sicherheit in Spiel
und Mimik vollendete er durch eine feine und doch handfeſte
Komik, die aus der Figur tatſächlich den Typus machte, wie ihn
Verdi verlangt. Es war eine großzügige, bezwingende Leiſtung.
Aber auch das Damenquartett hatte vorzügliche Vertreterinnen
gefunden, denen allen neben geſanglicher Tüchtigkeit große
Spiel=
begabung und Sinn für Humor gegeben iſt. Voran Anna
Ja=
cobs als äußerſt ergötzliche Quickly, Hedwig Werle ſodann
als eine entzückende Alice, Martha Liebel ferner als Meg
Page und das liebliche Aennchen Margarete Albrechts.
Ein=
zeln, wie in den unerhört kunſtvollen Enſembles haben ſie ſich
bewährt. In dem eiferfüchtigen Ford hatte Herr Heuſer eine
trefflich durchgeführt Nolle erhalten. Die Nebenbuhler Fenton
und Dr. Cajus ſangen mit gutem Gelingen Herr Hoefflin
und der wiedergeneſene Herr Vogt. In den dankbaren Rollen
der Diener Falſtaffs: Bardolph und Piſtol ſchufen die Herren
Peterſen und Kuhn ein richtiges Gaunerpaar. Ballett und
Chor, Feen, Kobolde und Masken, in tollem Tanzwirbel, gaben
der Schlußſzene, fabelhaft beleuchtet, das märchenhafte Gepräge.
Die Vorſtellung wuchs von Bild zu Bild und riß am Ende
das freudig mitlachende Publikum zu begeiſtertem Beifall hin.
v. H.
— 100 Jahre Bodenſeedampfſchiffahrt. Am 31. Oktober
konnte die Bodenſeedampfſchiffahrt auf ihr 100jähriges
Jubi=
läum zurückblicken; denn am 31. Oktober 1823 ſchloß König
Wil=
helm von Württemberg den erſten Vertrag zur Lieferung eines
Dampfſchiffes auf dem Bodenſee mit der Firma Church ab.
C. K. Die Durchquerung der Sahara auf dem kürzeſten Weg.
Eine neue franzöſiſche Miſſion wird demnächſt aufbrechen, um
die Sahara auf dem kürzeſten Wege von Algier nach Timbukta
zu durchqueren. Sie bricht von Columb=Bechar, dem Endpunkt
der Oran=Eiſenbahn, auf und wird ihren Weg über Adar,
Wallen und Teſalit, alſo durch die weſtliche Sahara, nehmen.
Die Weglänge beträgt etwa 1750 Kilometer. Das iſt eine ſehr
viel kürzere Route, als die von Tunis aus bei der erſten
glück=
lichen Durchquerung mit Kraftwagen gewählt wurde. Man
hofft, daß es auf dieſer Lime möglich ſein wird, die Sahara
in zwei Tagen mit dem Flugzeug und in weniger als acht Tagen
auf dem Landwege zu durchqueren. Die Expedition führt vier
„Wüſtenautomobile” mit, die ſich in der Art von Tanks
fort=
belvegen, und ein zuſammengefaltetes Flugzeug, mit dem
photo=
graphiſche Aufnahmen gemacht werden ſollen. Eine Strecke von
600 Kilometer, die die Expedition durchmißt, iſt bisher noch
voll=
kommen unerforſcht.
L. Studienkommiſſion der Arlbergbahn. Eine ſolche iſt in
Junsbruck, beſtehend aus Vertretern aus Deutſchland,
Schweden und der Schweiz, zuſammengetreten mit der
Aufgabe, die Elektrifikationsanlagen der Arlbergbahn zu
ſtudie=
ren ſowie Verſuche über die Beeinfluſſung der
Schwachſtrom=
anlagen durch die elektriſcher Zugförderung dienenden
Stark=
ſtromleitungen durchzuführen.
C. K. Eine Rekordentladung. In Philadelphia iſt, wie
„Werft, Reederei, Hafen” mitteilt, jüngſt eine Entladung
vor=
genommen worden, die an Schnelligkeit einen Rekord aufſtellt.
8500 Tonen Erzladung wurden aus dem norwegiſchen Dampfer
„Alfred Nobel” in 27 Arbeitsſtunden gelöſcht.
Seite 4.
Darmſtädter Tagblatt, Mitttoch, den 14. November 1923.
Rummer 3
Scwerer Viſſeneinbruch. In der vorletzten Nacht wurde hier ein
Pilleneinhruch verübt und ſehr wertvolle Perſer= und Seidenteppiche,
ſowie filberne Herrentdiletteartikel und eine große Anzahl
Herren=
bekteidungsſtücke entwendet. Der Geſamtwert der geraubten
Gegen=
ſtande beträgt 45 000 Goldmark. Jür die Ermittelung der Täter iſt
eme Belohnung von 3 Zeutner Roagen, für die Wiederherbeiſchaffung
der Gegenſtände 10 Prozent des Friedenswertes in Goldmark
aus=
geſetzt. Die Täter ſind durch ein offenſtehendes Fenſter in den
Par=
terreſtoxk der Villa eingedrungen. Es handelt ſich ſicher um eine
gewerbs=
mäßige Einbrecherbande, die mit derjenigen ibentiſch ſein muß, die die
letzten großen Villeneinbrüche verüht hat und das Feld ihrer Tätigkeit
in den Eroßſtädten abwechſelnd ausſucht. Die Einbrecher arbeiten mit
Nachſchlüſſeln und, wo dies nicht gelingt, mit Brecheiſen, um Türen
uſw. gewaltſanr zu öffnen. Den Tätern fielen in die Hand: ein
S:grnateppich in hellen Farben mit weißſeidenen Franſen (Größe
Z4 Meter), zwvei kleine ſeidene Gebetsteppiche, der eine vorwiegend
rn Rot, der andere in Hellgrün gemuſtert (Größe 1,80X1 Meter), ein
Verfertexpich, vorwiegend in Blau und Rot gemuſtert (Gr. 2,20X1,50
MNeter) — an alſen Tedbichen befindet ſich linksſeitig ein kleines weißes
Leinenlävochen mit der Zimmerbezeichnung —; eine grünſeidene
vier=
eckige Decke, durchweg mit Geld beſtickt (Größe 1,50X1,70 Meter); ein
kurzer Herrenpelzmantel in hellkauiertem Sroff mit braunen
Leder=
knöpfen, grauem Feefutter und Opoſſumkragen; ein ſchwarzer
Taillen=
wintermautel, der Taillenſchnitt hintere Mitte läuft ſpitz nach unten
aus; ein Covereoatmantel; ein Cvdercvatanzug, faſt neu, mit
ge=
zegener Rückentaille, dazu zwei Beinkleider, lang und kurz mit
ſeit=
lichem Gürtelſchluß; zwei blaue Saktoanzüge, doppelreihig; ein
braun=
melierter Sakkoanzug, einreihig; ein Frackanzug komplett, am Rock Oeſe
zur Anbringung der Oden; elf weiße und bunte Zephier=
Herrenhem=
den mit Manſchetten; zwei edale ſilberne Herren=Handhaaubürſten; ein
ſchwerer ſilberner Handſpiegel; eine ſilberne Kleiderburſte; ein etwa
35 Zentimeter langer ſilberner Schuhknöpfer; ein diereckiger ſilberner
Kaſten, mit hellblauem Samt ausgeſchlagen; eine diereckige Glasdoſe
mit Silberdeckel; ein Glascaſſon mit ſilbernem Deckel — ſämtliche Sil=
bergegenſtände find handgeklopft und mit aufgelegtem Hausſoappen
verſehen —; ein brauner Lederkaſten mit verſchiedenen Manſchetten=
knöpfen, einer blauen Sabhyrſchlidsnadel, einer goldenen Schlipsnadel,
einer goldenen Schlipsnadel in Brillauten, darüber eine Fürſtenkrone,
innen auf lila Sauhyr in weiß Emaille eine Lilie, einige
Sicherheits=
nadeln in Silber mit Halbedelſteinen und eine Mondſteingarnitur für
Weſte und Manſihetten; ein ſchwarzes Zeiz=Opernglas; ein elektr.
ver=
ſilberter Teekeſſel mit umickeltem Strohhenkel, odale glatte Form,
der Deckel mit ſchwazem Knopf, 0,5 Liter faſſend; eine Schreibtiſchuhr
in Taſchenform in herausnehmbarem diereckigem Silbergehäuſe, oben
Wadten eingradiert, innen mit grünem Samt ausgeſchlagen; ein
ſilberner Zigarettenkaſten, auf dem Deckel eingraviert in lateiniſcher
Schriftweiſe „Cigaretten” eine ſilberne Vaſe mit Hauswappen und dem
Datum 4. 4. 21: eine Frackuhrkette, beſtehend aus etwa acht kurzen
Silberkettchen, zuſammengefaßt in ein roſa und ſilbernes Turmalin;
ein vergoldeter Kammerherunſchlüſſel; ein Johanniterorden in weißer
Emaille am ſchwarzen Band; ein Ehrenkreuz Philiep des
Großmüti=
gen; ein bulgarifcher Halsorden am bunten Band; ein Eiſernes Kreuz
1. Klaſſe — die gleichen Orden in ganz kleiner Ausführung ettva 10
an der Zahl ſind an einem kleinen goldenen Kettchen nochmals
beſon=
ders zuſammengefaßt.
— Diebſtahl. In der Zeit vom 9. bis 12. November d. Js. wurden
aus dem Laboratorium der Landwirtſchaftlichen Verſuchsſtation hier
geſtohlen: ein Platintiegel nach Neubauer, Gefamtgewicht
28,7972 Gramm, mit etwas Niederſchlag. Größe: oberer Durchmeſſer
38 Millimeter, unterer 25 Millimeter; Höhe 43 Milimeter.
n. Strafkamnter. Als charakteriſtiſches Zeichen der Beit erſcheint
u. a., daß ſich die Billionengeldſtrafe einzubürgern beginnt. So
en=
digte ein bereits früher an gleicher Stelle verhandelter und vom
Reichsgericht auf Reviſion des Angeklagten zurückgewiſſener Fall
nun=
mehr damit, nachdem das erſte Urteil wegen ſchwerer Urkundenfäiſchung
nebſt Betrugsverſuch auf 2 Wochen Gefängnis gelautet hatte. Der
An=
geklagte iſt ein ſeither unbeſtrafter, vermögender Geſchäftsmann aus
Lampertheim und brachte ſich durch Benutzung einer Fahrkarte von
28 Mk., deren viertägige Gültigkeit abgelaufen war, in dieſe
unange=
nehme Lage. Angeblich war ihm trotz häufigen Verkehrs auf der
Eiſenbahn fragliche, beſchränkte Dauer damals unbekannt und glaubte
er, die Karte zwei Tage ſpäter noch verwenden zu können, ſtatt in üb=
licher Beiſe gegen ihre Nückgabe bei der Schalterkaſſe den Betrag zu
erheben. Ein bedenklicherer Zug kam in das Bild der Sache, toeil die
unterwegs bei der Zugsreviſion beanſtandete Fahrkarte den für die
Friſtdauer maßgebenden Ausſtellungsſtempel nicht mehr aufwies. Er
war offenbar durch Reiben oder dergleichen beſeitigt, doch will der
des=
halb einer Urkundenfälſchung Beſchuldigte dies nicht bewirkt haben,
ſondern ſchreibt es einem Zufall (Tragen in der Anzugstaſche bei
har=
ten Gegenſtänden) zu. Das Reviſionserkenntnis bemängelte die
An=
nahme vollendeter Fälſchung, es könne durch etwaigen Eingriff
Ur=
kundenbernichung und dann durch den Gebrauch etwa Verſuch der
Urkundenfälſchung vorliegen, was aber noch beſonderer tatſächlicher
Prüfung und Feſtſtellung bedürfe. In der abermaligen Verhandlung
wurde ſchlüfſiger Schuldbeweis in letzterer Richtung nicht erbracht, man
war zweifelhaft über die Täterſchaft und ſchied daher zu Gunſten des
Angeklagten beſagten Punkt böllig aus. Dagegen wurde wiederum das
rechtswidrige Bewußtſein nebſr der Täuſchungsabſicht bei Fahrtantritt
bejaht und der Angeklagte wegen Betuugsverſuchs zu 10 Billionen
Mark Geldſtrafe, event. 10 Tagen Gefängnis verurteilt.
* Wie die deutfche Technik im Ausland geſchützt wird. Ein ſpaniſcher
Verleger hat von der bekannten Verlagsbuchhandlung Wilhelm
Engel=
mann in Leipzig das Ueberſetzungsrecht der beiden großen zweibändigen,
bereits in 8 Auflagen erſchienenen und von dem hier lebenden Profeſſor
Eſſelborn herausgegebenen Lehrbücher des „Diefbaues” und
des „Hochbaues” erworben.
Lokele Veranſialiungen.
Die hierunter erſcheinenden Nefizen ſind ausſchiſeßſich als Hinweiſe auf Anzeigen zu beirachten.
in keinem Falie irgendsie ais Beſhrechung eder Hrütil.
— Die nächſte dolkstümliche Sonntagsmuſik von
Oberregierungsrat Grospietſch findet am 18. November um 11.15 Uhr
ſtatt, und zwar — worauf beſonders Eingewieſen ſei — nicht im
Real=
gymnaſium, ſondern in der Anla der Baugewerkſchule, Eingang
Neckarſtraße 1—3 (neben dem Kaſinv). Die Madrigalvereinigung
von Herrn Dr. Nogck ſingt dierſtimmige Chöre alter und neuer Meiſter
ernſten und heiteren Inhalts.
Ueßer Werke, Künſiler und kürſileriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſiehenden Erwähnung
seſchiebt, behäli ſich die Redakiſon ihr Artell vor.
— Das Darmſtädter Streichquartett hat für ſeine
am Sonntag, den 18. November, vormittags 11.15 Uhr, in der Aula des
Realgymnaſiums vorgeſehene Kammermuſik=Aufführung drei Werke
gewählt, deren Wert ſchon durch die Namen ihrer Schöpfer Beethoven,
Schubert und Dvorak gewährleiſtet iſt. Das dreiſätzige Quartett
Beetho=
vens hat der Meiſter ſelbſt nach ſeiner E=Dur=Klavierſonate Op. 14
Nr. 1 nach F=Dur frei übertragen. Beſonders der Schlußſatz weiſt
tief=
greifende Veränderungen auf. Beethoven ſchrieb am 13. Juli 1802 an
Breitkopf u. Härtel u. a.: „Ich habe eine einzige Sonate von mir in
ein Quartett für Geigeninſtrumente verwandelt, worum man mich ſo
ſehr bat, und ich weiß gewiß, das macht mir ſo leicht nicht ein anderer
nach.” Schuberts Quartett Op. 125 in Es war eine Lieblingsnummer
des Jean Becker=Quartetts; es iſt ein geſangvolles, von Geiſt und
An=
mut getrigenes Werk. Ebenſo bekunder Dvorak in ſeinem Quartett
Opus 51, das er Jean Becker widmete, in reichſtem Maße ſeine
blü=
hende Erfindung und den ſtets wahrnehmbaren Sinn für
farbenpräch=
tige Klangwirkungen. — So wird der Eintritt der Quartettvereinigung
in das 25. Jahr ihrer Tätigkeit wieder dazu angetan ſein, ihren
Zuhörern eine wahre Feierſtunde zu bereiten. (S. Anz.)
Palaſt=Lichtſpiele: „Königin Karoline von
Eng=
land”. Großfilm in 7 Akten. Die Geſchichte des engliſchen
Königs=
hauſes hat nicht nur einen, ſendern mehrere dunkle Punkte aufzuweiſen.
Einer der dunkelſten Punkte iſt aber wohl darin der Abſchnitt aus der
Leidenszeit der Prinzeſſin Karoline von Byaunſchweig,
die dieſe als Kronprinzeiſin von Englanb zu Ende des 17. und Anfe
dem Prinzen von Wales eine Vernunftehe eingehen, um ihren
Gelieb=
ten, einen ſchlichten, bürgerlichen Offizier aus dem Heere ihres Vaters,
vor dem Tode zu retten. Sie hatte mit dieſem, als ihr der Antrag auf
den engliſchen Königsthron überbracht war, einen Fluchtverſuch
unser=
nommen; ſie waren aber verraten worden. Am engliſchen Königshofe
zegann für die junge Prinzeſſin ein Martyrium, wie es ein gekröntes
Oberleitung hatte Rolf Raffé, der mit der Leidenſchaft eines
erwachen=
den Künſtlers mit einer tvarmen Begeiſterung für den Stoff und ſeiner
geſtaltenden Phantaſie daranging, das hiſtoriſche Filmmanuſkript in
Bewegung zu ſetzen, um ein Kunſtwerk zu ſchaffen, das geeignet iſt, die
Entwicklung des Spielfilms — ein ſolcher iſt dieſer Film —
entſchei=
dend zu beeinfluſſen. Der Film wurde von der Indra=Film=Kord,
her=
geſtellt und verdient beſonders die gute Photographie hervorgehoben
zu werden. Er wird jedenfalls viele Freunde finden. Aufführung ab
Freitgg.
75. Sitzung.
St. Darmſtadt, 13. November,
tanzminiſter Henrich, Wirtſchaftsminiſter
Am Regierungstiſe
Naab.
Präſident Adelung eröffnet die Sitzung um 10½ Uhr. Es wird
alsbald in der Bergtung der TageZordnung fortgefahren. Zu der geſtern
zurückgeſtellten Beſoldungsnovelle erſtattet Abg. Reiber
Bericht über die nachträglich eingegangenen Anträge und Vorſtellungen,
die der Ausſchuß abzulehnen bezw. für erledigt zu erklären
bean=
tragt, um die Novelle überhaupt verabſchieden zu können, die immerhin
tauſenden von Beamten erhebliche Vorteile bringt. Die Vorſtellung des
Verbandes der Polizeibeamten ſoll der Regierung als Material
über=
wieſen werden. — Die Anträge des Ausſchuſſes werden angenommen, der
Antrag Ebner wird abgelehnt. Das Geſetz wird gleicherweiſe in zweiter
Leſung angenommen gegen die Stimmen der K.P.D.
Zur Beamtenholzfrage teilt der Präſident mit, daß es ſich
in dem Antrag Widmann nicht um den gleichen, aber um einen ähnlichen
Ankrag wie im Vorjahr handelt. Lohalerweiſe wolle man jedoch den
Antrag nochmals zur Abſtimmung ſtellen. — Abg. Reiber (Dem.)
be=
antragte, zuerſt über ſeine Anzweiflung der Zulaſſung abſtimmen zu
laſſen.
Nach ausgedehnter Geſchäftsordnungsdebatte wird beſchloſſen, die
Zulaſſung des Antrages auszuſprechen. Nach längerer Debatte zur
Sache ſelbſt wird namentliche Abſtimmung beantragt. Mit
Ja ſtimmen 33, mit Nein 22 Abgeordnete. Der Antrag iſt alſo
an=
genommen. Die Linke und der Bbd. ſtimmten für den Antrag
Wid=
mann; das Beamtenholz iſt alſo abgeſchafft
Zum Antrag Ebner und Noth, Amneſtie wegen politiſcher
Delikte, aus Not begangener Straftaten und wegen Abtreibung Be=
ſtrafte zu erlaſſen, erſrattet Abg. Schildbach (S.) Bericht. Die
Re=
gierungsantwort ſpricht, ſich gegen die Amneſtie aus, ſagt jedoch Nach=
prüfung beſonderer Härten und edtl. Begnadigung zu, wenn ſich
berech=
tigte Grundlagen hierfür ergeben ſollten. Der Ausſchuß beantragt, den
Infolge der eingetretenen weiteren Markentwertung
ſehen wir uns genötigt, bei allen denjenigen Beziehern,
die unſerer Aufforderung zur Bezahlung des
Bezugs=
preiſes noch nicht nachgekomimen ſind,
anzufordern. Der Einfachheit halber bitten wir die
Zahlung an unſerem Kaſſenſchalter in der Geſchäftsſtelle,
(8100
Rheinſtraße 23, vorzunehmen.
Antrag Ebner für erledigt zu erklären. Die Sozialdemokratiſche
Partei, die die Ausſchußminderheit bildet, beantragt, dem Antrag Ebner
zuzuſtimmen. — Abg. Ebner tritt in längeren Ausführungen für ſeinen
Antrag ein, beſonders für die Begnadigung des Kommuniſten Eiſenreich
aus Offenbach.
Staatsrat Schwarz: Der Abg. Ebner will im Grunde gar keine
Amneſtie, keinen allgemeinen Straferlaß, er will nur Begnadigung für
beſtimmte Fälle und Perſonen. Das braucht aber gau nicht beantragt
zu werden, das geſchieht von ſelbſt durch die Regierung. Wenn man der
Regierung einen Vorwurf machen könnte, wäre es der, daß ſie mit
Be=
gnadigungen ſchon zu weit gegangen iſt. (Hört! Hört!) Eiſenreich ſitzt
nicht mehr im Grfängnis, ſondern nach ärztlichem Gutachten als
gemein=
gefährlich geiſteskrank in der Irrenanſtalt. Den unerhörten Vorwurf
der Unwahrheit gegen den Juſtizminiſter muß ich mit Entſchiedenheit
als durchaus unberechtigt zurückweiſen.
Abg. Wünzer (D. Vp.): Wir ſtehen in der Sache ſelbſt durchaus
auf dem Boden der Regierungsantlvort. Es ſind nur noch verſchwindend
wenige bolitiſche Gefangene im Gefängnis. Eiſenreich, für den ſich Herr
Ehner ſo beſonders einſetzt, war die Seele eines Putſches, der 18
Men=
ſchen, das Leben koſtete. Er iſt vom Volksgericht nach Fug und Recht
verurteilt und iſt ſpäter, als er geiſteskrank wurde, in die Irrenanſtalt
übergeführt worden. In den Begnadigungen noch weiter zu gehen, iſt in
einemr Rechtsſtaat nicht angängig.
Abg. Dr. Schian (D. Vp.): Man muß dieſe Dinge auch einmal
vom ſittlichen und natürlichen Empfinden des Volkes betrachten. Wenn
man das tut, kann man den Antrag Ebner und die Unterſtützung, die
er findet, nur bedauern, und ſeine Ablehnung mit großer Mehrheit
wünſchen. — Im weiteren Verlauf der langen Debatte kam dieſer
Stand=
punkt auch durch die Abgg. Wünzer, Dr. Werner, Kindt,
Hat=
temer, Schreiber u. a. zum Ausdruck. Der Ausſchußantrag
wird ſchließlich angenommen.
Eine Anzahl Vorſtellungen und Anträge wird debatkelos erledigt.
Die Regierungsvorlage, die Juſtizſekretäre betreffend, wird
angenommen, ebenſo die Regierungsvorlage, betreffend Beſchaffung von
Geldmitkeln zur Förderung des Wohnungsbaues im Jahre 1923.
Zum Antrag des Abg. Neumann, die Regierung zu erſuchen, zur
Erhaltung der Lupusheilſtätte und des Eleonorenheims in Gießen den
Betrag von 5 Milliarden Mark an den Heilſtättenverein für Heſſen zu
zahlen, beantragt der Finanzausſchuß, 500 Dollar in heſſiſchen
Schatz=
anweiſungen zu bewilligen. Der Antrag wird angenommen. Zuu
Sicherheit wird ein Teil des der Eleonorenheilſtätte gehörigen Waldes
bei Winterkaſten i. O. dem Staat verpfändet,
Es fogt Beratung der Vorlage betr. Schaffung
wertbeſtän=
diger Zahlungsmittel. Abg. Dr. Oſann erſtatter Bericht.
Finanzminiſter Henrich kommt hierbei auf die Angelegenheit der
Ausgabe heſſiſcher Schatzanweiſungen
zu ſprechen, die zu ſcharfen Angriffen in der Preſſe geführt habe. Die
Regierung hat dieſe Anleiheſcheine in erſter Linie zum Aufkauf von
Kartoffeln durch Organiſationen beſtimmt. Auch in Gemeinden werden
ſolche Schatzanweiſungen als Darlehen ausgegeben. Da man aber noch
andere Zahlungsmittel brauchte, mußte ein Teil der Schatzanweiſungen
verkauft werden. In erſter Linie erfolgte das durch die Banken.
Daneben habe er Anweiſung gegeben, auch an Einzelperſonen — nicht
nur an Beamte — ſolche Schatzanweiſungen durch die
Schuldenver=
waltung abzugeben. Es handelt ſich um 3000 Stück, es ſollten
monat=
lich nicht mehr als 5 Stück an eine Perſon abgegeben werden. Ich ſelbſt
habe meiner Bank Auftrag gegeben und habe auf dieſem Wege 10—12
Stück erhalten. Außerdem hat die Schuldenverwaltung mir 4 Stück
reſerviert ohne mein Wiſſen, die ich zurückgeben werde.
Abg. Kindt (Dtſchntl.) verweiſt auf eine geſtern in dieſer
An=
gelegenheit von ihm eingebrachte Kleine Anfrage. Ueber die Dinge ſind
verſchiedene Gerüchte in Umlauf. Die hier ausgegebenen
Schatzanwei=
ſungen ſind nur den Darmſtädter Beamten zugängig geweſen, nicht aber
den Beamten im Lande. Es liegt ein erhebliches öffentliches Intereſſe
vor, feſtzuſtellen, was an dieſen Dingen wahr iſt. Daß die Regierung
an die Städte ausreichend Schatzanweiſungen ausgegeben hat, um
Kar=
toffeln zu kaufen, war mir unbekannt Es erklärt: dielleicht daß die
Stadt Darmſtadt das Angebot, für 10 Waggon Kartoffeln einen Waggon
Ammoniak zu geben, unbeantwortet ließ. Immerhin ſcheint es richtig
zu ſein, daß der Heſſiſche Staat durch die Ausgabe der
Schatzanwveiſun=
gen an einzelne Banken kein gutes Geſchäft gemacht hat. Es wäre eine
ſchriftliche Antwort der Regierung ſehr erwünſcht.
Finanzminiſter Henrich: „Wir haben ebenfalls Intereſſe an
Auf=
klärung, aber wenn derartige Behauptungen aufgeſtellt werden, wie in
dem Herrn Kindt naheſtehenden Block, dann verſagt jede Aufklärung.
Uebrigens haben wir ſeit der letzten Kurswelle den Verkauf ſofort
geſperrt.
Abg. Kindt (Dtſchntl.). Was in der Heſſ. Landeszeitung ſteht,
geht mich nichts an und hat mit meiner Kleinen Anfrage nichts zu tun.
Unaufgeklärt iſt noch die Bevorzugung der Beamiten und Banken in
Darmſtadt gegenüber den Beamten auf dem Lande. Das müßte wieder
gut gemacht werden.
Finanzminiſter Henrich; Unſere Maßnahme war keineswegs
eine Bevorzugung, ſie ſollte lediglich den Zahlungsverkehr erleichtern
und konnte jederzeit zurückgezogen werden.
Abg. Glaſer (Bbd.) tritt für ſtärtere Herausgabe wertbeſtändigen
Geldes ein, da ſonſt die Landwirtſchaft ihre Produkte nicht abgeben kann.
Abg. Kindt (Dtſchntl.) ſtellt nochmals feſt, daß eine Bevorzugung
einzelner Abgeordneten tatſächlich ſtattgefunden hat, das hätte vermieden
werden müſſen. — Damit ſchließt die Debatte.
Nächſte Sitzung Mittwoch 9½. Uhr.
huß 1. Uhr.
* Der Landesverband Heſſen des Reichsß
höherer Beamten
hat auf ſeiner zahlreich beſuchten Vertreterverſammlung
den bekannten Vorgängen im Heſſiſchen Richterv
und ſeinem Konflikt mit dem Heſſiſchen Miniſte
der Juſtiz beſchäftigt und ſich dazu mit den folgenden
ſchließungen an das Heſſiſche Geſamtminiſterium
den Landtag gewandt:
1. „Wir billigen vollinhaltlich die ar
TagungdesHeſſiſchen Richtervereins zur
der Politiſierung der Rechtspflege ange
mene Entſchließung. Was dort für die Anſtellu=
Beſörderung der Richter, ſowie ſür die Rechtspflege und
ſprechung in Anſpruch genommen wird, fordern wir
geſamte Beamtenſchaft und ihre amtliche I
keit: peinlichſte Freihaltung ihrer amt
Tätigkeit von jeglichen parteipolitiſche
ſichtspunkten und deshalb Anſtellung un
förderung im Amte ausſchließlich auf C
ſachlicher Bewährung im Vorbereitungsd
und im Amte. Wird dieſer Forderung nicht
entſpro=
beſteht die Gefahr, daß das Vertrauen der Oeffentlichkeit
amtlichen Tätigteit, das Vertrauen der Beamten untere
erſchüttert und die geſamte amtliche Stellung und Betätig:
Beamten zerrüttet toird. Der Landesverband Heſſen des
bundes der höheren Beamten hält ſich für verpflichtet, d
ſumtminiſterium nachdrücklich um Berückſichtigung
dieſe=
lungnahme zu bitten."
2. „Anläßlich der letzten Beförderungen in der Juſtiz
tung hat die Regierung ein Mitglied des Vorſtandes de
Richtervereins lediglich wegen dieſer Eigenſchaft zurü
Wir erblicken in dieſem Vorgehen einen ſchweren Ein
in das den Beamten veifaſſungsmäßig ger
leiſtete Recht der freien Meinungsauße
und Koalitionsfreiheit und fordern, daß
Rechte der Beamten von der Regierun
ſchützt werden.”
Altendorf, Oberſtudiendirektor, Vorſi=
Monjé, Studienaſſeſſor, Schriftführer.
Aus den Barteien.
Deutſche Volkspartei. Auf die bereits angekündi
ſammlung der Jugendgruppe, die heute, Mittwoch, den 14. Nc
abends, im „Feierabend” ſtattfindet, und in der Herr Lettenbau
Vortrag über ein geſchichtliches Thema zu halten beabſichtigt, wi
mals mit dem Bemerken hingewieſen, daß zu der Veranſtaltun
nur die Mitglieder der Gruppe, ſondern alle Parteifreunde
ſind und erſucht werden, recht zahlreich zu erſcheinen.
Oeffentliche Verſammlung der Deutſch
nalen Volkspartei. Wie ſchon berichtet, ſpricht Freita
im Saalbau Herr Geh. Oberregierungsrat Dr. v. Dryande
Männer und Frauen Darmſtadts werden aufgefordert, ſich
legenheit nicht entgehen zu laſſen, aus dem Munde eines der
lichſten, ſachkundigſten Redner der Partei, Aufſchluß zu erhal
die Politik der Deutſchnationalen Volkspartei, die ja durch die
ſchen Ereigniſſe der letzten Wochen täglich neue Beſtätigung er
Die Bismarckjugend der Deutſchnatio
Volkspartei, Ortsgruppe Darmſtadt, veranſta
kommenden Samstag, den 17. Nobember, im Singſaal der Viktor
(Hochſtraße) einen „Eſtlandabend‟ Eine Anzahl der Mitglie
noſſen mit anderen Darmſtädter Kindern durch die dankenswer
mittelung der Vorſitzenden des Landesfrauenausſchuſſes der
Frau Dr. E. Reinhart, zlvölf Wochen lang deutſche Gaſtfreundi
Eſtland. Neben einem Vortrag des Herrn Poſtſekretärs a.
über „Den Kampf des Deutſchtums im Baltikum” werden einige
und Jungens von ihrer Fahrt und ihrem Aufenthalt, fowie bor
der deutſchen Stammesbrüder in Eſtland erzählen. — Erſchei
Mitglieder iſt Pflicht; Mitglieder nationaler Jugendbünde, d
glieder der Altpartei, ſowie insbeſondere die Teilnehmer der
fahrten und deren Eltern ſind herzlich eingeladen
+ Arheilgen, 12. Nov. Seit acht Tagen ſtreiken die
ſteiner Schulkinder. Wie man hört, beabſichtigt man, in
ſtein eine Schule zu errichten und ſich in bezug auf die Schule
hängig von unſerer Gemeinde zu machen. Ob der Augenblick
gewählt iſt, wird die Zeit lehren; denn allenthalten denft man
Abbau, und hier ſollen dem Staat neue Koſten gemacht werden
genorts ſind Schulräume zur Genüge vorhanden, während in
ſtein erſt ſolche beſchafft werden müßten. Man iſt hier geſpannt,
Angelegenheit ihre Löſung finden wird. — Das Markenbr
1800 Gramm koſtet hier ſeit heute 200 Milliarden und das Liter
wird durch auswärtige Milchhändler zu 48 Milliarden
verkauf=
lange wird die Bevölkerung, beſonders die Lohn= und Gehaltsemt
da noch mitmachen können? Ueber die Kartoffelpreiſe
unſere Landwirte ſich bis jetzt immer noch in Schweigen gehüllt;
Ueberraſchung wird da den Konſumenten am erſten Zahlungs
dem 15. November, bevorſtehen?
r.Pfungſtadt, 12. Nov. Die Zuckerrübenernte
und in den benachbarten Riedorten beendet. Gegenwärtig
Landwirte mit dem Abtransport der Rüben nach den Zuckerf
beſchäftigt. Für die hieſige Gegend kommt als Hauptabnehn
Zuckerrübenfabrik in Gernsheim am Rhein in betracht. Da a
Landwirte wegen der Sperre in das beſetzte Gebiet die Rübe
per Wagen nach der genannten Fabrik bringen können, ſind
nötigt, die Rüben auf einem langen Umweg mit der Bahn
bringen zu laſſen. Infolgedeſſen herrſcht in dieſen Tagen al
hieſigen Güterbahnhof Hochbetrieb. Heute morgen warteten be
weiſe am Bahnhof zirka hundert Wagen von Landwirten vo=
Hahn und Eſchollbrücken in langer Reihe auf die Einladur
Verfrachtung.
r. Eſchollbrücken, 12. Nov. Paßkontrolle. Unſer
markung liegt bekanntlich zum Teil im beſetzten Gebiet, wa
Unannehmlichkeiten mit ſich bringt. In den letzten Tagen taucht
regelmäßig kleinere oder größere, teilweiſe berittene, franzöſiſe
trouillen auf, die eine ſcharfe Kontrolle ausübten. Selbſt Lan
die mit ihrem Ackergerät aufs Feld wollten, wurden wegen
zeigung eines Perſonalausweiſes angehalten.
r. Auerbach. 12. Nov. Das Altarberghäuschen.
Fürſtenlager gehörend, von dem man eine herrliche Ausſicht
weite bberrheiniſche Tiefebene hat, befindet ſich in einem jamme
Zuſtand und kommt ſeiner vollſtändigen Vernichtung immer
Nachdem Fenſter und Türen ſchon längſt verſchwunden ſind, habe
loſe Menſchen nun auch die Diele des Fußbodens beſeitigt, und
man daran, das Lagergerippe auseinander zu nehmen u. zu ſtehlen
ungemein bedauerlich, daß dieſer wundervolle Ausſichtspunkt, ein
vorragende Schönheit Auerbachs, ſo verſchandelt wird, zum
Nachteil der Allgemeinheit. Den Dieben iſt in heutiger Zeit eben
mehr heilig! — Die Gräfin Bendinck, die viele Jahr
gewohnt, iſt dieſer Tage nach kurzem Krankenlager in hohem Al
ſtorben. — Dank dem Landeskirchenamt in Darmſtadt haben w.
einen Pfarraſſiſtenten erhalten und zwar in Herrn
fink aus Darmſtadt. Derſelbe hielt geſtern erſtmals den Gotte
in faſt vollgefüllter Kirche. Vor Beginn ſeiner Predigt ſtellt
Lohfink ſich als Vertreter des Herrn Pfarrer Eßlinger vor und
Vertrauen der Gemeinde. Seine erſte Predigt hat allgemein bef
ot. Münſter b. Dieburg, 11. Nov. Brandunglück.
der letzten Nächte ſind die Scheune des Landwirts Adolf Brau
die gemeinſame Scheune der Landwirte Hugo Wolf und V
Braun niedergebrannt. Es wurden viele Erntevorräte dure
Schadenfeuer vernichtet.
nr. Offenbach, 12. Nov. Werkſtätten=Schließung
in den oberen Räumen der alten Techniſchen Lehranſtalten
Mathildenplatz untergebrachte Lehrwerkſtätte für feine Leder
mußte geſchloſſen und geräumt werben, da das Arbeitsamt die
bringend benötigt. Dieſe Tatſache muß an und für ſich ſehr be
werden. Die Lehrwerkſtätte, vvm Gewerbeverein errichtet, hat
25 Jahre beſtanden. Die Mobiliar= und Modellgegenſtände der
ſtätte mußten im Städtiſchen Leihhauſe untergeſtellt werden.
R. Gießen, 12. Nov. Feſtgenommen wurde von der
gen Polizei ein Fahrradmarder und Hauptſchwindler in der 2
des angeblichen Leutnants Richter aus Mühlhaufen i. Th. Auf
ter wird ſchon ſeit geraumer Zeit von mehreren Polizeibehörde
fahndet, da er hier und in anderen Städten Fahrraddiebſtähle
gen hatte. Die geſtohlenen Räder hatte er auf den Landorten gr
teils gegen Frucht umgetauſcht, die er wieder an hieſige Geſchäft
abzuſetzen verſtand. Der Verhaftete hatte Ausweispapiere bei ſie
auf noch andere Namen lauteten, unter denen er ſich u. a. auch in
Nauheim aufhielt, wo er ſich in beſſere Kreiſe einzuſchwindeln
ſtand. Richter wurde in Unterſuchungshaft abgeführt,
Keine Goldanleiheinfiation.
it dem Erſcheinen der Rentenmark, die für den 15.
No=
vorgeſehen iſt, wird die Goldanleihe ihre Bedeutung als
Zah=
tittel verlieren, um ihrem eigentlichen Zweck, eine Kapitalsanlage
en, wieder zugeführt werden. Die Goldanleihe war von
dorn=
als interimiſtiſches Zahlungsmittel gedacht, und dementſprechend
auch nur ein begrenzter Betrag kleiner und kleinſter Stücke aus=
. Von dieſen wird ein Teil dadurch aus dem Verkehr
ver=
en, daß ihre Beſitzer von dem ihnen für den Januar
eingeräum=
ikauſchrecht in Rentenmark Gebrauch machen ſollen. Soweit dies
eſchieht, werden die kleinen Stücke als hochverzinsliches
Spar=
m Publikum verbleiben. Neben den zum interimiſtiſchen
Zah=
ittel gewordenen kleinen und kleinſten Stücken der Goldanleihe
verſchiedenen Stellen wertbeſtändiges Notgeld ausgegeben
wor=
ſen Unterlage Goldanleiheſtücke bilden. Der
Reichsfinanzmini=
timmte, daß dieſes Notgeld durch Goldanleihe gedeckt ſein muß.
nur durch die Bindung entſprechender Bekräge in Goldanleihe
ine Inflation in Goldanleihe verhindert und gleichzeitig die
geldinflation verhindert. Da bei vielen Empfängern von kleinen
einſten Stücken von Goldanleihe die Neigung beſtand,
Golden=
t hamſtern, trat ein Mangel an kleinen Stücken ein.
Keines=
irfte zur Behebung dieſes Mangels der Betrag an Goldanleihe
ie geſetzlich vorgeſehenen 500 Millionen Mark hinaus erhöht
Auf der anderen Seite aber müßte etwas geſchehen, um die
3 zum Erſcheinen der Rentenmark durch ein anderes wertbeſtän=
Zahlungsmittel zu überbrücken. Aus dieſem Grunde wurde in
gangenen Woche beſchloſſen, 6prozentige Goldſchatzanweiſungen
ugeben, die ausſchließlich dem Zwecke dienen, eine Unterlage
3 Norgeld zu bilden. Als Zahlungsmittel kommen dieſe
Gold=
weiſungen nicht in Betracht, denn es handelt ſich um mit
Zins=
verſehene Stücke, die nur in großen Beträgen ausgegeben
wer=
luch die noch weiter auszugebenden Goldſchatzanweiſungen, die
mtauſch der Papiermark und zur Abgeltung der Deviſenabgabe
it ſind, werden ſo groß geſtückelt ſein, daß ſie ihrem Charakter,
pitalanlage und nicht als Zahlungsmittel zu dienen, voll
ent=
i. Von einer Goldanleiheinflation kann nach alledem keine Rede
Vielmehr werden die langfriſtigen Kredite durch Goldanleihe
eichsſchatzanweifungen finanziert. Dieſe Finanzierung geſchieht
durch Schatzanweiſungen, die eine Laufzeit von nur einigen
haben. Für die Geſamtverwaltung wird es darauf ankommen,
hatzanweiſungen ſpäter durch ein Angebot langfriſtiger Anleihen
ſolidieren.
Die neuen Rentenpfennige. Durch eine Verordnung
ichspräfidenten wird der Reichsfinanzminiſter ermächtigt, im
Ein=
nen mit der deutſchen Nentenbank Münzen über Nennbeträge
2, 5, 10, 25 und 50 Rentenpfennigen herſtellen zu laſſen.
De=
betrag der Münzen ſoll bis auf weiteres eine Nentenmark für
opf der Bevölkerung des Reiches nicht überſteigen. Eine
Er=
dieſes Satzes iſt nur mit Zuſtimmung der Reichsr etenbank
Die Münzen ſind an allen öffentlichen Kaſſen in Zahlung zu
Handel and Wandel in Heſſen.
Intereſſengemeinſchaft Enzinger=Werke A. — Union=Werke A.=G., Maſchinenfabriken,
aheim, Berlin. In den am 12. November in Mannheim
undenen Generalverſammlungen der beiden Geſellſchaften wurden
genſeitiger Aufſichtsratsmitgliederaustauſch ſtatt. Die G.=V. der
er=Werke, vertreten durch 26 790 Stammaktien und 2000
Vorzugs=
genehmigte ſämtliche Verwaltungsanträge, darunter eine
Kapi=
öhung von 32 auf 37,5 Mill. durch Ausgabe von 5 Mill. Stamm=
und 500 000 Mk. Vorzugsaktien, die den alten gleichgeſtellt ſind.
ewinnberechtigung beider Aktien läuft ab 1. 2. 1923. Die
Vor=
ien werden zum Nennbetrag ausgegeben. Die neuen
Stamm=
übernimmt ein Konſortium zum Nennbetrag mit der
Verpflich=
ie im Intereſſe der Geſellſchaft zu verwerten und den
Dividenden=
ſoweit er den Reichsbanklombardſatz überſchreitet, der Gefellſchaft
rlaſſen. In den Aufſichtsrat wurden aus dem Aufſichtsrat der
Werke gewählt: Generalkonſul Auguſt Reiſer, Direktor der Rhei=
Kreditbank, Benno Danziger, Direktor der Unionwerke, Dr. Max
burg, Rechtsanwalt, Jakob Feitel, Fabrikant, ſämtlich in
Mann=
owie Hans Harmhold, vom Bankhaus Gebr. Harmhold in Berlin.
G.=V. der Unionwerke, Maſchinenfabriken, Mannheim-Berlin,
z nach Zurückziehung des ſeitens des Bankiers Laband=Berlin
er=
n Proteſtes gegen die Beſchlüſſe der G.=V. vom 7. 6. d. J., die
ing des Aktienkapitals um 25 Mill. Stammaktien mit
Gewinnbe=
ing vom 1. 2. 1923 ab und die Ausgabe weiterer 1,5 Mill. 6proz.
ISaktien mit 10fachem Stimmrecht, ſowie die Ermäßigung des
n Stimmrechts der alten Vorzugsaktien auf das 10fache. 5 Mill.
=ammaktien werden durch ein Konſortium unter Führung der
ſchen Kreditbank den Aktionären im Verhältnis von 2:1 zum
Ge=
t von einem Drittel Dollar angeboten. 7 Mill. werden einer
In=
itengruppe überwieſen. Die reſtlichen 13 Mill. werden zur
Ver=
der Geſellſchaft gehalten. In den Aufſichtsrat wurden gewählt:
Lindeck=Mannheim, Vorſitzender des Aufſichtsrats der Enzinger=
Leopold Schmied=Prag, Dr. Bernheim, Direktor der D. u. N.=
Filiale Mannheim; Jakob Kottolv, Direktor der Süddeutſchen
to=Geſellſchaft und Jean Laband, Bankier, Berlin.
1. Niddag, Metallwerke Niddertal A.=G., Orten=
(Oberheſſen). Nach einer Mitteilung aus Ortenberg iſt nahezu
eittel des Stammkapitals von 50 Mill. Mk. der erſt vor kurzem
gründeten Geſellſchaft durch Aktienkauf in den Beſitz eines
Groß=
iellen der Stinnesgruppe übergegangen. Kapitalserhöhung der
chaft ſoll Anfang nächſten Jahres erfolgen.
„
V
Reich und Ausland.
Aus der Reichshauprſtadt.
n paar arbeitsloſe, aus der Fürſorge entlaufene junge Leute
um auf billige Art und Weiſe zu Waren und damit zu Geld
imen, auf einen raffinierten Gedanken gekommen, deſſen
Ausfüh=
den berühmten Knaben Max und Moritz als „luſtiger Streich”
egt worden wäre, für die beiden in Frage ſtehenden jungen Täter
heinlich aber nicht ſo gemütlich auslaufen wird. Die jungen
iliſten „arbeiteten” früher mit einem Stock, an dem ſie einen Haken
zt hatten. Dabei aber mußten ſie jedesmal erſt das Schaufenſter
nmern, wenigſtens ein Loch hineinſchlagen, um die Waren aus
uslage herausangeln zu können. Das Klirren der Scheiben konnte
ht verraten. Deshalb ſannen ſie auf Mittel und Wege, Lärm zu
iden, und ſo erfanden ſie ein Werkzeug, mit dem ſie gerauſchlos und
„arbeiten” konnten. Ax eine ſtarke Schnurknüpften ſie
te Hechthaken. Dann beſchwerten ſie ſie noch mit einem
Einer auf den Schultern des anderen ſtehend, öffneten ſie
Luftklappen über den Schaufenſtern. Der Obenſtehende ließ die
chnur hinab und ſchwenkte ſie auf den Waren hin und her. Was
cthaken faßten, zog er empor und reichte es den Untenſtehenden
Auf dieſe Weiſe hatten die beiden in der vergangenen Nacht
em Schaufenſter eines Geſchäfts in der Kaiſer Friedrich=Straße zu
IIn mehrere Waren herausgeangelt, als Polizeibeamte ſie
wahr=
en. Als ſie die Beamten herankommen ſahen, ließen ſie ihre
und auch das Angelgerät im Stich und ergriffen die Flucht. Nach
er Jagd wurden ſie eingeholt und feſtgenommen.
n der Sonntagnacht gegen 11½ſ. Uhr teilte der Kraftwagenführer
Hilgert der Polizei mit, daß ſein Kraftwagen auf der Potsdamer
ſee in der Nähe von Schlachtenſee zwiſchen der Chur= und
Vil=
raße, beſchoſſen worden ſei. Sofort angeſtellte
Nachforſchun=
ach den Tätern waren erfolglos. Der Wagen gehörte dem
Gene=
ektor Minoux, der ſich aber nicht im Wagen befand. — Gegen
Ihr wurde ebenfalls auf der Potsdamer Chauſſee, genau in der=
Gegend, der Kraftwagen IA 20153 von drei Männern beſchoſſen.
äter feuerten etwa fünf Schüſſe ab, doch iſt niemand verletzt wor=
Eine ſofortige Abſuchung des Geländes mit Scheinwerfern war
rum erfolglos. — Am Sonntag, gegen 94/9 Uhr abends, wurde
ach Grünau fahrender Vorortzug zwiſchen den Stationen
Adlers=
nd Grünau beſchoſſen. Eine Kugel durchſchlug das Fenſter eines
5 zweiter Klaſſe, doch iſt niemand verletzt worden. Es ſcheint, als
Potsdamer Chauſſee zwiſchen Wannſee und Zehlendorf, die eine
ing der Schauplatz gemeiner Ueberfälle auf Nadfahrer war, jetzt
nachdem es mehrere Monate ruhig war, erneut zum Schauplatz
Ueberfällen erwählt wird.
den Unterſtützungsſchwindel im Großen betrieb ein
lich franzöſiſcher Deſerteur in Berlin. Ein etwa 23 Jahre alter
7, der ſich Lemducas nennt, erzählt den Leuten, er habe als
An=
eiger der franzöſiſchen Armee im Ruhrgebiet geſtanden. Als
ge=
er Elſäſſer habe er es nicht mehr mit anſehen können, wie dort die
chen drangſaliert ſwürden. Das habe er nicht mehr mitmachen wol=
Wirtſchaftliche Rundſchau.
in. H. Fuchs Waggonfabrik A. G., Heidelberg. Die
Geſellſchaft erzielte im abgelaufenen Geſchäftsjahre einſchließlich 154
Millionen Mark Vortrag einen Reingewinn von 1002 000 000 Mark,
nachdem ſämtliche Hauptanlagekonten auf je eine Mark abgeſchrieben
ſind. Der Aufſichtsrat hat beſchloſſen, von der Ausſchüttung einer
Divi=
dende (i. V. 4 Prozent) abzuſehen, ſondern nach dem Vorgehen anderer
Unternehmer den Reingewinn dem Beamten= und
Arbeiterunterſtüt=
zungskonto gutzubringen. Da die Geſellſchaft auch im abgelaufenen
Jahre wie in den vorausgegangenen Jahren das Werk dauernd in
umfangreicher Weiſe ausgebaut und erweitert hat, ſpricht der
Um=
ſtand, daß die Anlagekonten trotzdem bis auf 1 Mk. abgeſchrieben ſind,
für eine ſtarke bilanzmäßige Kräftigung des Unternehmens.
wb. Ein Abkommen der rheiniſchen
Farbſtoff=
induſtrie mit der Ingenieurkommiſſion. Havas
be=
richtet aus Koblenz, die Vertreter der rheiniſchen Farbſtoffinduſtrie
hätten mit den Delegierten der zuſtändigen Abteilung der
Ingenieur=
kommiſſion ein Abkommen getroffen, über das unter Mitwirkung der
franzöſiſchen, belgiſchen und italieniſchen Sachverſtändigen in
Anweſen=
heit der engliſchen Delegierten verhandelt worden ſei. In dieſem
Ab=
kommen verpflichteten ſich die Induſtriellen, die regelmäßigen
Leiſtungen auf Reparationskonto, gemäß dem von der
Rheinlandkommiſſion erlaſſenen Verordnungen wieder
aufzuneh=
men. Die Induſtriellen hätten ſich damit einverſtanden erklärt, daß
die Waren beim Verladen von den Fabriken aus von den alliierten
Zollbeamten kontrolliert würden.
Bauken.
wb. Die Sächſiſche Getreidekreditbank. A.=G. in
Dresden wurde vom Wirtſchaftsminiſterium im Einvernehmen mit
dem Kommiſſar für die Deviſenerfaſſung bis auf weiteres als
Deviſen=
bank zugelaſſen. Das Inſtitut wird im Laufe dieſes Monats eine
Filiale in Leipzig errichten, deren Leitung der Vorſitzende der Leipziger
Produktenbörſe, Karl Franck, übernimmt. Franck tritt in den Vorſtand
der Geſellſchaft ein und ſcheidet gleichzeitig aus dem Aufſichtsrat 4.4s
Meſſen.
— Neues von der Wiener Frühjahrsmeſſe 1924.
Der ehrenamtliche Vertreter der Wiener Meſſe in Saarbrücken hat die
Meſſeleitung verſtändigt, daß, nach den zahlreichen bei ihm
einlaufen=
den Anfragen zu ſchließen, in den Kreiſen der Induſtriellen des
Saar=
gebietes großes Intereſſe für die Beſchickung der Wiener
Frühjahrs=
meſſe vorhanden ſei. Die dortigen Firmen hätten erklärt, daß die
wirt=
ſchaftlichen Verhältniſſe ſie zwingen, neue Abſatzgebiete für ihre
Pro=
dukte zu ſuchen. Auch ſeitens der Induſtrie im übrigen Deutſchland,
wie ſeitens der tſchecho=ſlovakiſchen Glas= und Porzellaninduſtrie und der
Erzeuger von Gablonzer Waren iſt ſtarke Nachfrage nach Plätzen auf
der Frühjahrsmeſſe zu verzeichnen. Die Anmeldungen für die in der
Rotunde ſtattfindende Nahrungs= und Genußmittelausſtellung ſind ſo
ſtark, daß es notwendig werden dürfte, behufs Unterbringung ſämtlicher
anmeldenden Firmen, zu den bisherigen Räumen dieſer Ausſtellung in
der Nordgalerie der Rokunde nach weitere Lokalitäten bereitzuſtellen.
In der Rotunde wird auch die Automobilbranche diesmal beſonders ſtark
vertreten ſein; es iſt anzunehmen, daß nahezu ſämtliche öſterreichiſchen
Firmen der Branche bei der Frühjahrsmeſſe erſcheinen werden. Für das
freie Gelände vor der Rotunde iſt eine Anzahl neuer großer Pavillons
angemeldet worden. Hier muß eine bedeutende Erweiterung des
Ge=
ländes platzgreifen, damit allen Anforderungen entſprochen werden kann.
Es werden auch neue Straßen gelegt und neue gärtneriſche Anlagen
ge=
ſchaffen werden.
Waxenmärkte.
wb. Frankfurter Getreidebörſe vom 13.
Novem=
ber 1923. Tendenz: Notierungen fallen aus, da angeſichts der
Währungsverhältniſſe eine ſichere Preisfeſtſtellung nicht gegeben iſt.
h. Mannheimer Produktenbörſe. An der
Montags=
börſe iſt es wieder zu einer ruhigeren Stimmung gekommen, aber von
einer beſonderen Geſchäftsbelebung kann noch nicht geſprochen werden.
Die zu Anfang genannten Preiſe zeigten eher eine abſteigende Richtung.
So wurden für Weizen 24—25, Roggen 21—22, Gerſte 18—18,5, Hafer
16—18 Goldmark je 100 Kilo bahnfrei Mannheim genannt. Auf dem
Futtermittelmarkt iſt etwas Angebot herausgekommen, und zwar in
Weizenkleie zu 5 Billionen MF. p. 100 Kilo ab ſüddeutſche Mühle. Am
Mehlmarkt hat ſich die Tendenz gleichfalls etwas ruhiger geſtaltet.
Wei=
zenmehl wurde zu 12 und Roggenmehl zu 10 Billionen Mk. der
Doppel=
zentner ab Mühle umgeſetzt. An der Kolonialwarenbörfe iſt dagegen
die Stimmung weiter ſehr feſt. Notiert wurden zu weſentlich exhöhten
Preiſen Kaffee Santos roh mit 4,20—4,60, gewaſchen mit 5,20—5,60,
Tee mittel mit 8,40—9,40, Tee gut 9,50—10,50, fein 10,60—12,00,
Kakao=
inländiſcher mit 3,20—3,80, Kakao holländiſcher mit 3,80—4,20 Burma=
Reis mit 0,60, Weizengrieß 0,70, Hartweizengrieß mit 0,70, Zucker mit
0,90 Goldmark auf Dollarbaſis pro 1 Kilo. — Offiziell wurden pro 100
Kilo waggonfrei Mannheim ohne Sack in Goldmark, zahlbar in
Gold=
anleihe, notiert: Weizen 23,25—24, Gerſte 20—22, Hafer 20—21,
Noh=
melaſſe 6,50—7,00, Wieſenheu 7.0—7,5, Preßſtroh 4,4—5,0, Weizenmehl
34,75. Infolge Mangel an Goldanleihe fanden Umſätze in Papiermark
nur zu weſentlich höheren Preiſen ſtatt. Tendenz: feſt.
h. Mannheimer Schlachtviehmarkt. Für den
Schlacht=
viehmarkt am Montag betrug der Auftrieb: 55 Ochſen, 45 Bullen, 259
Kühe und Rinder, 130 Kälber, 24 Schafe und 218 Schweine. Bezahlt
wurden pro 50 Kilo Lebendgewicht in Goldmark: Ochſen 1. Kl. 85-
2. Kl. 75—85,,3. Kl. 65—75, 4. Kl. 50—60; Bullen 1. Kl. 75—80, 2. Kl.
70—75, 3. Kl. 60—65; Kühe und Rinder 1. Kl. 85—88, 2. Kl. 75—80
3. Kl. 65—70, 4. Kl. 55—60, 5. Kl. 45—50; Kälber c) 95—100, d) 90—35,
e) 85—90; Schafe im Durchſchnitt 65—80; Schweine b) 120—130, c) 110
bis 120, d) 105—110, e) 100—105. Marktverlauf: mit Großvieh und
Kälbern lebhaft, ausverkauft; mit Schweinen mittelmäßig, geräumt. —
Eine Preisſtellung nach den Marktpreiſen beim Verkauf ab Stall ſtellt
ſich als ſtrafbare Preistreiberei dar, vor der gewarnt wird.
Gr
D
len, und deshalb ſei er deſertiert und nach Berlin gekommen.
Mit=
leidige Leute gewährten ihm, weil er ohne Geld und Lebensmittel
da=
ſteht, gern ein Unterkommen und Koſt. Seinen Wohltätern machte er
klar, daß er weder nach dem beſetzten Gebiet noch nach ſeiner Heimat
zurückkehren würde, weil er ſonſt ſofort an die Wand geſtellt werden
würde. Er bittet aber die Leute, ſich mit ſeinen Eltern im Elſaß in
Verbindung zu ſetzen. Sie lebten in guten Verhältniſſen und würden
ihm ſtändig die erforderlichen Mittel ſenden. Einige Leute bewog der
angebliche Deſerteur ſogar, nach dem Elſaß zu reiſen und ſich perfönlich
mit ſeinen Eltern in Verbindung zu ſetzen. Er. beſorgte ihnen auch
Einreiſepapiere, mit denen jedoch die Leute nicht über die Grenze
kamen. Enttäuſcht nach Berlin zurückgekehrt, fanden ſie dann, daß ihr
Gaſt während ihrer Abweſenheit ihre Wertſachen geſtohlen und
ver=
kauft hatte. Der Schwindler wurde fetzt ermittelt und feſtgenommen.
Er ſteht im Verdacht, auch Spionage für Frankreich getrieben zu haben.
Der Mord an Staatsanwalt Haas vor dem Schwurgericht.
Frankfurt. Vor dem Schwurgericht begann heute die
Ver=
handlung gegen 21 des ſchweren Landfriedensbruchs, davon acht auch des
Totſchlags an dem Staatsanwaltſchaftsrat Dr. Haas angeſchuldigte
Per=
ſonen. Den Vorſitz in der Verhandlung, die gut vierzehn Tage währen
dürfte, führt Landgerichtsdirektor Dr. Alken. Die Anklage vertritt
Staatsanwaltſchaftsrat Dr. Rudolph. Das Gerichtsgebäude befindet ſich
unter verſtärktem polizeilichem Schutz, und es ſind die erforderlichen
Abſperrungsmaßnahmen getroffen, um eine Störung der Verhandlung
von unbefugter Seite zu vermeiden. Der Schwurgerichtsſaal bietet
ein ungewohntes Bild. Der Raum iſt bis aufs kleinſte Eck ausgenutzt
und es herrſcht in gewiſſem Sinne eine drangvoll fürchterliche Enge. Das
Hauptintereſſe konzentriert ſich zunächſt auf die im Saal aufgeſtapelten
Aſſervate, die ein eigenartiges Durcheinander bilden. Da ruhen auf
dem Zeugentiſch Waffen, Eiſen= und Holzknüppel, Backſteine, Werkzeug
und Geräte, das aus der Villa des Getöteten fortgeſchleppt wurde. Man
ſieht dicke Eiſenrohre, ein fauſtdickes Rundholz und Stöcke. Unter dem
Tiſch lagern Plakate mit aufreizenden Aufſchriften, ein Hebebaum, mit
dem die ſchetre, eichene Haustür eingedrückt wurde, von der auch ein
Stück aſſerviert iſt. Vor dem Richtertiſch befinden ſich bündelweiſe
Klei=
dungsſtücke, die vom Gerichtschemiker auf Blutſpuren unterſucht wurden
und deren Träger die Angeklagten waren. Das Belaſtungsmaterial wird
ſpäter noch durch phorograpbiſche Aufnahmen vom Tatort und der Leiche
des Getöteten ergänzt werden. Auf einer großen Tafel iſt ein
Situations=
plan der Innenräume der Villa in der Schwindſtraße 21 und der
Um=
gebung aufgezeichnet. Da die Anklagebank nicht für eine ſo große Zahl
Angeſchuldigter ausreicht, iſt auch der für die Verteidigung ſonſt
be=
ſtimmte Raum für Sitzplätze der Angeſchuldigten reſerviert, während die
Verteidiger dirett gegenüber den Richtern plaziert wurden. Die
Mehr=
zahl der Anwälte, die in dem Prozeß tätig ſind, ſind Offizial=Verteidiger,
d. h. ſie wurden von amtswegen beſtellt. Es haben nämlich Anwälte
den Angeklagten gegenüber abgelehnt, in dieſem Fall ihre Vertreter zu
ſein, weil ſich die Tat in gewiſſem Sinne gegen einen Berufskollegen
richtete. Der Montag vormittag wurde zum größten Teil durch die
Feſtſtellung der Perſonalien der Angeklagten ausgefüllt. An die
Ver=
leſung der Anklage ſchloß ſich dann die Vernehmung der Angeklagten
zur Tatfrage.
wb. Berliner Produktenbericht. Am Produktenmarkt
herrſchte eine feſte Stimmung, haupkſächlich unter dem Einfluß des
Umſtandes, daß in Weſtdeutſchland auf Grund der Valutaverhältniſſe
dort und im Auslande weſentlich höhere Preiſe für Getreide und Mehl
bezahlt werden, als hier zu erzielen ſind. Das Geſchäft geſtaltete ſich
durch den Mangel an Goldanleihe und durch die nicht leichte Beſchaffung
genügender Papiergeldmaſſen ſehr ſchwierig. Weizen blieb ſeitens der
Müllereien gefragt und erzielte höhere Preiſe. Auch Roggen wurde
feſter gehalten bei vermehrter Nachfrage in Waggonware und für
Lager=
roggen in Bremen. Gerſte war ziemlich ruhig. Hafer war andauernd
nach dem Weſten zu höheren Preiſen verwertbar. Im Mehlgeſchäft hat
ſich kaum etwas geändert. Futterartikel und Hülſenfrüchte hatten feſtere
Tendenz.
* Vom Weinmarkt. Die Weinleſen der Rheinpfalz, ſowie
in Rheinheſſen ſind größtenteils beendet. Der Ertrag war wenig
be=
friedigend, ſowohl für Not= als auch für Weißwein. Die Qualität dürfte
befriedigen. Der 1923 wird über den 1922 hinausreichen, was
wenig=
ſtens aus den größeren Moſtgewichten geſchloſſen werden kann. Was
Preiſe anbelangt, ſo wurden in Ober=Ingelheim für Früh=Burgunder
12. für Portugieſer 80 und für Spät=Burgunder 200 Mill. pro
Kilo=
gramm erzielt. In der Rheinpfalz erzielte man zuletzt am unteren
Ge=
birge bis zu 40 und mehr Milliarden für 40 Liter Maiſche. Der
WZin=
zerverein Freinsheim verſteigerte bereits am 31. 10. die diesjährige
Por=
tugieſerkreszenz ſeiner Mitglieder, im ganzen 32 Fuder (1 Fuder —
1000 Liter). An der Nahe wurde die Portugieſer=Ernte vollſtändig
ein=
gebracht. Auch die Weißleſe iſt dort im Gange, wobei Verkaufsabſchlüſſe
ſo gut wie nicht getätigt wurden. Der Handel hält ſich mit Rückſicht auf
die hohen Forderungen begreiflicherweiſe zurück. Am Mittel=Rhein und
im Rheingau hat die Leſe langſam angefangen. Im allgemeinen iſt ein
kleiner Behng. Die Winzer ſehen hier ſchweren Zeiten entgegen. An
der Moſel und Saar iſt es noch ruhiger, nur einzelne Gemeinden
be=
gannen mit der Leſe; auch hier iſt der Behang gering. In Baden
wur=
den am Kaiſerſtuhl und Biſchoffingen und Umgegend geringe Umſätze
in 1923er Moſten zu 15—18 Milliarden das Ohm bekannt. In den
meiſten Fällen ſtellen die Winzer ihre Forderungen in Gold=Mark auf.
In Franken fanden weſentliche Verkäufe nicht ſtatt. In Württemberg
mit einem quantitativ recht unterſchiedlichen Herbſt wurden Verkäufe
von 1923cr Moſten von 200—260 Goldmark pro Eimer (3 Hektoliter)
ab=
geſchloſſen. Im Elſaß iſt eine Fehlernte zu verzeichnen, woran
Glücks=
ernten einzelner begünſtigter Reborte nichts ändern können. Auch bier
wurden Moſtgewichte bis zu 80 Grad und darüber feſtgeſtellt. Das Ohm
Traubenmeſt wurde mit 100—130 Frs. bezahlt, während 1922 bis zu
100 Frs. und darüber abgeſetzt wurde. Auch Luxemburg verzeichnet eine
Mißernte. Die Leſe hat auch hier größtenteils eingeſetzt.
—r. Vom Holzmarkt. Unſer fachmänniſcher Mitarbeiter
ſchreibt uns: Die Umſtellung der Wirtſchaſt auf die Goldrechnung
be=
reitet große Schwierigkeiten, die im Holzgewerbe beſonders ſchwer
empfunden werden. Seit einiger Zeit ſind die Geſchäfte völlig ins
Stocken geraten. Die Umſätze ſind gering, und es fehlt an
wertbeſtän=
digen Zahlungsmitteln, die namentlich den Kleinhandel vor gewaltigen
Verluſten aus Zahlungen, die auf frühere Vereinbarungen jetzt erfolgen,
ſchützen. Die Einführung von Krediten am Holzmarkt ſteht in naher
Sicht. Sobald die Rentenmark im Umlauf ſein wird und es möglich iſt,
die Kredite tatſächlich wertbeſtändig zu erteilen, wird die Einführung
eines angemeſſenen Zieles wieder notwendig ſein. In Holzfachkreiſen iſt
man ſich klar darüber, daß auch die Forſtverwaltungen die Stundung für
gekaufte Rohhölzer einführen müſſen, wenn nicht die Finanzierung der
geſamten Holzwirtſchaft zuſammenbrechen ſoll. Bisher ſind die
Aus=
ſichten, die von Regierungsſeite bezüglich der Einführung von
Stun=
dungskrediten gegeben werden, recht trübe. In einer vor kurzem
ſtatt=
gefundenen Verſammlung in Berlin wurde von einem preußiſchen
Forſt=
beamten darauf hingewieſen, daß die Forſtverwaltung infolge der
trau=
rigen Finanzlage nicht in der Lage ſei. Stundungen zu gewähren. Vor
einigen Tagen wurden den Möbelinduſtriellen aus dem Kreiſe des
Mö=
belhandels an den verſchiedenſten Orten größere Papiermarkbeträge, die
meiſt aus Effektenverkäufen herrührten, mit der Maßgabe angeboten,
daß dafür Lieferungen fertiger Möbel erfolgen ſollen. In einigen
Fäl=
len haben ſich die Fabriken auf dieſen Verkaufs= und Zahlungsmodus
eingelaſſen und ihrerſeits wieder verſucht, Schnittholz beim
Platzholz=
handel zu kaufen. In einigen Fällen erfolgten Verkäufe von
Tiſchler=
hölzern gegen Papiermark, die aber eben ſo ſchnell, wie ſie einging,
beim Wiedereinkauf auf den Sägewerken verwendet werden konnte. Es
ſind große Verluſte dadurch entſtanden.
Böxſen.
wb. Berliner Börſenbericht. Unter dem vermehrten
Begehr mußten heute die Deviſenkurſe weſentlich heraufgeſetzt werden.
Die Zuteilung wurde weiter verringert und zwar wurde auf die
Haupt=
deviſen nur 1 Prozent gegeben, auf die übrigen Deviſen meiſt 2 Proz.
Oeviſenmarkt.
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich als 1000 Mk.
Geld AMe Amſterdam=Rotterdam 243390000.— 241610 00 —1 8194200000.— 320800000 — Brüſſel=Antwerpen ....." 3092 000.— 31077000.- 39900000.— 40100000.— Chriſtiania . . . . . . . . . . . . 9376 000 — 94235000.— 123690/ 00.— 21310 09.— Kopen agen .... ......." 197730000.— 108270000.— 143640000.— 1443 0000.— Stockholm .. . . . . . . . . . . . 1653585000 — 166415900 — 231445000 — 222535000 — Helſingfors ..........." 13357000.— 17043000. 2474 7000.— 234 7000.— Italien. .. . .. . . . . . ..... 27930000 — 23704000. 35910000. 360 004 0 — London ............... 2793000000. 28076-0000. 3690750000. 370 250000. New=York ....... . . . ... 5284253009 — 6315751 00 — 837900000 — 842100000.— Paris .... ..."
...! 3591:000 — 36085000 — 47880000.— 48120000.— Schweiz.. r11720000.— 1122-0000.— R14763000.— 148370000.— Spanien ......." 83730000.— 84210009.— 109 725009.— 10275000 — Wien (i. D.=Oſterr. abg.) . . 8977.— 11970.— 12030.— Prag ......... 18354000.— 1841600. 24 39000 — 24261000 — Budapeſt.. . . . 339 15.— 31085.- 4390.— 44110.— Buenos=Aires. 1975065000 — 198495000 — 263340900.— 264660000.— Bulgarien ......"
. 5785000.— 5815000. (182003.— 721-000.— Japan ................ 305235000.— 306765010.— 402990000. — 4 5010000.— Rio de Janeiro ......." 55860000 — 55140003 — 73815000.— 74180000.— Belgrad. . . . . . ... . ..... 7381000.— 7419009 9775000.— 9825000.— Liſſabon . . . . . .. .. . .." 24738000 — 24862000.— 31920000.— 320-0000.-
Bamberg. Zum Kraut das Fleiſch. In Vierzehnheiligen,
dem berühmten Wallfahrtsort, wurde dem Hirſchbräu das Kraut vom
Acker geſtohlen. Als der Wirt ſeinen Gäſten den Diebſtahl erzählte,
meinte er lachend, das Kraut haben ſie, jetzt brauchen ſie nur noch das
Fleiſch. Prompt in der folgenden Nacht wurden ihm zehn fette
Trut=
hühner mitſamt dem Hahn geſtohlen.
München. Die Gattin des Semmeringer Stationschefs, Mary
Ilten, gab auf ihren Gatten, währenddem er ſich im Schlafzimmer
friſierte, aus einem Revolver einen Schuß ab, der ihm Bruſt und Lunge
durchbohrte. Ilten flüchtete aus der Wohnung auf den Bahnſteig, wo
er hilferufend zuſammenbrach. Mary Ilten folgte ihrem Gatten mit
der Waffe und verſuchte, noch einen Schuß abzugeben, der jedoch
ver=
ſagte. Die Urſache der Tat war, wie jetzt bekannt wird, Familienzwiſt.
Das Ehepaar hätte am ſelben Tage eine Verhandlung wegen
Ehe=
ſcheidung haben ſollen. Der Stationschef, der nach dem Vorfall nach
Neunkirchen übergeführt wurde, liegt an den Folgen der ſchweren
Ver=
letzung im Krankenhaus. Die Gattin wird ſich wegen verſuchten
Mor=
des vor den Wiener Geſchworenen zu verantworten haben.
Zwanzig neue Hotels in Neu=York im Bau.
In Neu=York befinden ſich augenblicklich 20 neue Hotels im Bau,
die 55 Millionen Dollar koſten und 15 000 Perſonen beherbergen werden.
Wenn ſie vollendet ſind, wird Neu=York über 300 Hotels haben. Unter
den Hotelneubauten iſt eines, welches mit einem Koſtenaufwand von 9,5
Millionen Dollar errichtet wurde.
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für Donnerstag, 15. November:
Vielfach trübe, mit Niederſchlägen, mäßig kalt.
Tageskalender.
Landestheaker Großes Haus: Geſchloſſen. — Kleines
Haus, Anfang 7 Uhr, Ende 10 Uhr (Sondermiete 122): „Zar und
Zimmermann”. — Orpheum, 77 Uhr: „Die Herren von und
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Kinovorſtellungen.
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Druck und Verlag: L. C. Wittich. Hauptſchriftleitung: Rudolf
Mauve. Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf
Mauve, für Feuilleton: Max Streeſe, Heſſiſche Nachrichten:
Max Streeſe Sport: Dr. Eugen Buhlmann
Schluß=
dienſt: Andreas Bauer; für den Inſeratenteil: Willy
Kuhle — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heurige Nammer hat G Seiten
[ ← ][ ]13)
Liebe und Pflicht.
Romantiſche Erzählung aus dem ſiebenzehnten Jahrhundert.
Von Ernſt Elias Niebergall.
hdruck verboten.)
Es entſtand eine Pauſe. Der Gerichtsdiener lächelte
heim=
lich, die Herren gingen wild und ſchnaubend in der Stube auf
und ab.
„Was will der Maulaffe?” fuhr der Gerichtsdiener in hellem
Amtseifer den überraſchten Leuthold an.
„Wollet die Güte haben, lieber Herr, mich zu dem
Gold=
ſchmieb Günther, meinem Ohm, zu weiſen?”
„Weißt Du, Bube, wo Dein ſauberer Oheim ſteckt?”
„Ich wollte Euch darum befragen.”
Die Geſellſchaft drängte ſich um die beiden, und ein
hebrä=
iſcher Handelsmann ſagte:
„Wenn Du zu ihm willſt, ſo gehe nur an den Stadtgalgen,
denn an dem hoff’ ich ihn noch hängen zu ſehen, den Dieb, den
Leutebetrüger!“
„Wenn wir ihn kriegen”, ſetzte der Gerichtsdiener lachend
hinzu.
Leuthold war ſo verblüfft, daß er erſt nach und nach den
Sinn dieſer Worte begriff. Tief beſchämt ſchlich er die Treppe
hinab und eilte davon, um die Verwünſchungen nicht zu hören,
die hinter ihm her über ſeinen Oheim herabgerufen wurden.
„Auch dieſe Hoffnung iſt zunichte geworden!” klagte er, als
er vor der Stadt am Ufer des Stromes ſtand. Die Scham verbot
ihm, zu Huberts Mutter zurückzukehren. Er zweifelte, wohin er
ſich wenden ſollte.
Ei Flug Tauben zog an dem blauen Himmel hin über den
Rhein nach Oſten.
„Ihr zeigt mir den Weg!” rief er zuverſichtlich aus. „Noch
bleibt mir ja eine Zuflucht! Fort, in die Heimat meines ſeligen
Wohltäters!”
9.
Der Lech trieb ſeine Wogen ſchäumend gegen die
Granit=
felſen, auf deren Nücken ſich die ſtolze Bergfeſte
Tiefen=
brunn erhob. Auf ihren hohen Zinnen lagen die
Abſchieds=
ſtrahlen der Sonne; das Abbild der weißen, wellenförmig
ge=
kräuſelten Wölkchen verdämmerte ſchon in dem ruhig
hinwallen=
den Strom, und die vorher kaum bemerkbare Sichel des Mondes
begann heller gegen das Düſter des abendlichen Himmels
hervor=
zuleuchten.
In dem Burghof tummelte ein junger Knecht einen
pech=
ſchwarzen, unbändigen Hengſt, der, von Zügel und Sporn blutig
geriſſen, bald kerzengerade ſich aufbäumte, bald in ungeheueren
Sprüngen faſt über die hohen Mauern wegſetzen zu wollen
ſchien. Der Knecht zeigte ſich als wackerer Reiter, wenn auch die
Kräfte ſeiner Geſchicklichkeit nicht gleichkamen, denn als Beweis
ſeiner Erſchöpfung rieſelte ein Strom von Schweiß über ſein
Ge=
ſicht, auf dem ſich jene Bläſſe zeigte, welche den höchſten Grad
körperlicher Anſtrengung zu begleiten pflegt.
Das Tier, von dem gewaltigen Toben erſchöpft, ſtand jetzt
einige Momente ſtill. Seine edlen Glieder zitterten, und der
weiße Schaum tropfte vom Gebiß in den durſtigen Sand. Der
Reiter hielt die Zügel kurz und klopfte beſänftigend des Hengſtes
Nacken; da tönte eine zornige Stimme aus dem Fenſter des
oberen Stockwerks:
„Willſt Du die Sporen einſetzen, verdammter Tagdieb?
Füt=
tere ich Dich darum, daß Du Deine faulen Glieder auf dem
Lot=
terbette ausſtreälft? Friſch, Du Bärenhäuter, oder Du ſollſt’s
entgelten!"
Der Knappe ſahe erſchreckt empor und erblickte an dem
Fen=
ſter das feiſte, dunkelrote Geſicht ſeines Herrn.
„Gott ſei mir gnädig! — lang’ halt ichs nicht mehr aus”,
ſtöhnte er leiſe, biß die Zähne zuſammen und ſtieß die
bewaff=
neten Ferſen in die Weiche des Nappen, daß er mit allen Vieren
in die Höhe ſprang und dann wie raſend durch den
Hof=
raum tobte.
Ein Donnerwetter don Schimpfworten brauſte aus dem
Munde des Schloßherrn auf den gefährdeten Reiter herab, der,
des wilden Hengſtes nicht länger mächtig, ſich an der flatternden.
Mähne feſthielt und nicht mehr imſtande war, die entſetzlichen
Sprünge zu hemmen.
„Verwetterter Taugenichts! — Willſt Du mir das Tier
zu=
ſchanden jagen? — Willſt Du halten! — Ich laß‟ Dich krumm
ſchließen! — Er hört nicht! — Millionen Teufel! Nepomuk,
ſchrag ihn mit der Hetzpeitſche vom Gaul!”
Der Hengſt raſte noch wilder dahin. In der Stalltüre aber
er=
ſchien eine krummbeinige Menſchengeſtalt mit löſchhornförmiger”
Naſe, eine fürchterliche Peitſche in der Hand. Er nickte
vertrau=
lich zu dem Burgherrn hinauf, und als eben das geängſtigte
Tier vorüberflog, knallte die heimtückiſche Peitſche ihm um den
7) Im Originaldruck
fenbar ein Druckfehler iſt.
Tempel gelöſcht.
eißt es „löſchhornfärbig” was of=
Mit dem Löſchhorn wurden die Kerzen im
Leib, und es ſchlug mit den ehernen Hufen gegen die Stallwa
daß Lehm und Bretter durch die Luft ſauſten.
„Erbarmen!” jammerte der unglückliche Reiter kaum
nehmlich und klammerte ſich feſt um den Hals des Renners.
ſen Schnelligkeit furchtbar ſich verdoppelte.
„Drauf! Nepomuk! — Oder die Peitſche kommt auf Dei
eigenen Rücken!
Wieder ſchwirrte die grauſame Geißel über Roß und Me
und der Hengſt bäumte ſich hoch auf — doch der Jüngling
ſich mit der Kraft der Todesangſt feſt, obwohl er hinten und
ausſchlug und mit ſeinen Hufen gegen das Burgtor ſchmett
daß es weit aufflog.
„Schließe das Tor, Schurke!” fchrie der Tyrann am Fen
aber Nepomuk, dem der Befehl galt, hielt es nicht für gere
ſich in den Hof zu wagen, ſondern tat, als habe er den Z
nicht gehört, und verſetzte dem vorbeibrauſenden Roſfe abery
einen kräftigen Hieb.
„So ſoll Dich”, fluchte der freiherrliche Peiniger, als er f
wie Roß und Reiter durch das Burgtor verſchwanden. Mit
heilverkündender Haſt hinkte er die Treppe hinab — denn er
A
Mt
Familiennachrichten
Todes=Anzeige.
Allen Verwandten, Freunden
und Bekannten die tieftraurige
Nachricht, daß meine innigſtgeliebte
gute Frau, unſere liebe Schweſter,
Schwägerin und Tante
geb. Geiſel
im Alter von 36 Jahren ſanft dem
Herrn entſchlafen iſt,
Der tieftrauernde Gatte
Jakob Weitzel
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Darmſtadt, 12. November 1923.
Die Beerdigung findet Mittwoch,
14. November, nachm 3½ Uhr, auf
dem alten Friedhof ſtatt. *2759
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licherTeilnahmebeiunſerem ſchweren
Verluſt gedachten, ebenſo für die
ſchönen Blumenſpenden ſprechen wir
auf dieſe Weiſe unſeren wärmſten
Dank aus.
Ida Michelſtädter
geb. Wilckens
Emilie Michelſtädter
Marie Michelſtädter.
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Statt Karten.
Für alle wohltuenden Zeichen von
Teilnahme und die ſchönen
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ſpenden ſagen wir unſeren herzlichen
Dank.
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P.-D.,0rca‟ 18. Der.
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eben am Podagra —, um den ungehorſamen Nepomuk
Schwere ſeines Zornes fühlen zu laſſen.
Währenddem donnerte der Rappenhengſt mit ſeinem wi
loſen Reiter über die Zugbrücke und jagte den nicht mehr ſte
Weg längs dem Lechſtrom dahin. Der Knecht machte keinen!
ſuch, ihn aufzuhalten, ſondern klammerte ſich nur noch feſter
ſchloß faſt beſinnungslos die Augen.
An dem graſigen Wegrain, halb von friſchgrünen Zwe
verſteckt, ſaß Leuthold, den Blick auf die nahen Burgzinnen
richtet. Er ſahe das ſcheue Roß heranſtürmen, erblickte den
ohnmächtigen Jüngling darauf und ſprang hurtig von ſei
Sitze, den todbringenden Hufſchlägen zu entgehen. Sein p
liches Auſſpringen aber erſchreckte den Nappen; er warf ſich
einer raſchen Wendung mitten im Rennen herum, und in e
weiten Bogen flog der Reiter ſeitab in das Gras; zugleich
er ſelbſt bei dem ungeſtümen Umdrehen auf einem glatten St
ab und lag mit lechzender Zunge und gebrochenem Sche
zitternd auf dem Wege.
Leuthold hatte bei dieſem plötzlichen Ereignis einen S.
des Schreckens ausgeſtoßen. Sein erſter Gedanke war, nach
verunglückten Jüngling zu ſehen, welcher totenähnlich auf
Graſe ausgeſtreckt lag; er eilte herbei und erkannte trotz der mner
ſen, furchtentſtellten Züge ſeinen verlorenen Beſchützer, hmi
treuen Hubert!
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V o4 Geſchſt. /*27618
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Zu einem in den nächsten Tagel
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Darmſtadt und den Bekanntmachunger
Polizeiamts Darmſtadt.
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handſchuh. 1 grauer Damenhandſchuh
goldener Ring mit eingewickeltem E
1 graue Stofftellermütze, 4 Milliarden
ovaler vergoldeter Anhänger mit He
photographie. 1 Paar graue Damenl
ſchuhe. 1 Spannkette, 4 Schlüſſel
ſchlüſſel) am Ring. 1 ſchwarzer Stoff
ſchuh. 1 brauner, geflochtener Lederg:
1 Armband mit Kettchen. 1 ſilb. Fili
broſche. 4½ Milliarden. — Zugelai
1 junger ſchwarz weißer F
Allgem. Ortskrankenk
Darmſtadt (Stadt).
Da von den ca. fünftauſend Ar
gebern unſerer Kaſſe bis jetzt nur
1800 einſchließlich derjenigen, welche
wöchentlich die Lohnliſten einzure
haben, ihrer Verpflichtung der allwöd
lichen Beitragsablieferung nachgekon
ſind, ſo geben wir hiermit bekannt,
bei allen Reſtanten von Montag,
19. d8. Mts., ab Aufwertung nach
jeweiligen Indexzahl erfolgt.
Darmſtadt, den 13. Nov. 1923.
Der Vorſtand:
Sames, II. Vorſitzender.
Laden
obere Rheinſtraße frei bei Beteili!
des j. Inhabers. — Nur Angebote
Brancheang, und nicht anonym we
berückſichtigt unter T 57 an die
ſchäftsſtelle ds. Bl.