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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
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Nummer 312 Sonntag, den 11. November 1923 186. Jahrgang
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Anerikas Abſage.
Der franzöſiche Vorſchlag abgeſehnt.
London, 10. Nov. (Wolff.) Neuter meldet aus Waſhing=
Präſident Coolidges Wortführer teilte im Weißen
uſe mit, der Präſident, ſei der Anſicht, daß die
Unter=
chung, die in Uebereinſtimmung mit dem franzöſiſchen
Vor=
ag auf die Reparationsſähigkeit Deutſchlands
r einen begrenzten Raum beſchränkt ſei, zwecklos
dvergeblich ſein würde. Der Wortführer fügte
hin=
daß die Vereinigten Staaten keinem nützlichen Zweck dienen
nten, wenn ſie an einer derartigen Unterſuchung teilnehmen
rden. Aus dieſem Grunde ſei die Waſhingtoner
gierung nicht geneigt, bei der Einberufung
ternationaler Sachverſtändiger mitzuwir=
In, wenn ſie nicht in der Lage ſein werden, einen weitreichen=
„ umfaſſenden finanziellen Plan vorzulegen. Es ſei nicht
erwarten, daß eine derartige Veränderung in Deutſchlands
tſchaftlicher Lage innerhalb fünf Jahren eintreten könne.
Franzöſiſche Note über die Erfaſſung der
deutſchen Auslandsgtthaben.
Paris, 10. Nob. Das Miniſterium für auswärtige
Ange=
enheiten veröffentlicht, obwohl durch die Ablehnung der
Ver=
igten Staaten die Angelegenheit geklärt iſt, heute abend noch=
Is eine Note über den franzöſiſchen Standpunkt hinſichtlich
Kompetenz des Sachverſtändigenkomitees. Die neue
Ver=
ntlichung hat die Erfaſſung der deutſchen Auslandsguthaben
Gegenſtand. Die franzöſiſche Regierung beruft ſich auf die
März dieſes Jahres auf dem Kongreß der internationalen
idelskammern angenommene Reſolution über die dringende
wendigkeit der Reviſion der Reparationsfrage als
Vorbedin=
g für eine Sanierung der wirtſchaftlichen Verhältniſſe der
zen Welt. Ohne ſich im mindeſten um dieſe Verbedingung zu
mern, nimmt die Erklärung des Quai d’Orſay lediglich den
3 iten Teil der Reſolution für ſich in Anſpruch, in dem geſagt
*o, daß es von höchſter Wichtigkeit ſei, daß der Schuldner den
gimten Umfang und den moraliſchen Charakter ſeiner Ver=
Pchtungen anerkenne, und daß die Reſtitutionen und Repara=
*ien bis zur äußerſten Grenze der deutſchen Zahlungsfähig=
* zu leiſten ſeien, wobei fämtliche Hilfsquellen, ſowohl die
eren wie die äußeren, heranzuziehen ſind. Die franzöſiſche
fierung verſichert, ſie wäre bereit, auf ihrem Gebiet eine
juete über die deutſchen Auslandsguthaben in größtem Um=
5ge zu erleichtern. Auf eine Prüfung der deutſchen
Zahlungs=
gkeit und des Reparationsplans auf länge Sicht wolle ſie
f erſt einlaſſen, wenn hinſichtlich der deutſchen
Auslandsgut=
en völlige Klarheit geſchaffen ſei.
Baldwin über die Lage.
London 9. Nov. (Wolff.) Premierminiſter Baldwin
irte auf einem Bankett in der Gildhall, die heute beendete
Ahskonferenz ſei über einen Bericht übereingekommen der
* inigen Tagen veröffentlicht werden ſolle. Sie habe Beſchlüſſe
Celt über Fragen wie das Waſhingtoner Abkommen, über den
Ten Oſten und die augenblickliche Lage auf dem Kontinent.
23 die Verteidigungsfrage betreffe, ſo ſei es Sache der Regie=
1gen, zu erkkären, welche Form der Verteidigung notwendig
1 geeignet ſei. Ferner habe ſie beſchloſſen, ſtets bereit zu ſein,
einſam mit anderen Völkern zu erwägen, welche Möglichkeit
eine weitere Beſchränkung der Nüſtungen beſteht. Bezüglich
Frage der Reichsvorzugsbehandlung erklärte Baldwin, die
ferenzmitglieder ſeien nicht in der Lage geweſen, ſo weit zu
4n, wie einige Dominions gewünſcht hätten. Sie hätten
je=
einen endgültigen Schritt in der Richtung eines engeren
Unmerziellen Zuſammenarbeitens getan.
Wie=
weiter oder wieviel raſcher ſie in dieſer Richtung ſchreiten
den, hänge vom engliſchen Volk ab. Kriege, Revolutionen,
rſüchteleien und Streitigkeiten ſeien ſämtlich dem britiſchen
ereſſe in gleichem Maße abträglich. Die britiſchen Miniſter
berechtigt, den Schutz des britiſchen Handels in den
Vorder=
id der britiſchen Außenpolitik zu ſtellen.
Die Lage in Weſteuropa ſei weiterhin ſehr
beſorgnis=
gend. Die Regierung bemerke mit Befriedigung, daß Zeichen
uter Bereitſchaft auf Seiten der Vereinigten Staaten, mit
opa zuſammenzuarbeiten, vorhanden ſeien. Dies bedeute kei=
Fei Verſuch, Amerika in europiäſche Verwickelungen
hinein=
dehen oder es zum Schiedsrichter, europäiſcher Schickſale zu
* hen. Die Vereinigten Staaten würden jede dieſer Deutungen
drücklichſt zurückweiſen. Aber Amerikas Intereſſe an der
* ſchaftlichen Erholung Europas, wobei es unvermeidlich eine
utende Rolle ſpielen muß, bedeutet nichts weniger als eine
trolle. Die Vereinigten Staaten ſind infolge ihres
Abſeite=
ns in der Lage, Urteile zu fällen und Ratſchläge zu geben,
* von allen anerkannt und angenommen werden müſſen. Ob
* Anſtrengungen, eine Konſerenz zuſtande zu bringen, zum
Er=
führen werden, das zu ſagen, ſei noch zu früh, aber es ſei
enkbar, daß man Europain den Abgrund treiben
und daß die Mächte dem mit gefalteten Händen zuſehen
Ten. Das ganze Gewicht der britiſchen
Autori=
werde zugunſten des Zuſammenwirkens mit
erikain die Wagſchale geworfen werden. Groß=
Tannien müſſe ſich von ſeinem eigenen Intereſſe leiten laſſen,
m es auf die Millionen ſeiner Arbeitsloſen blicke. Unſere
cht iſt in erſter Linie die Pflicht gegenüber unſerem eigenen
ke.
Nie italieniſche Preſſe zu den innerdeutſchen
Vorgängen.
Rom, 10. Nov. (Wolff.) Die Blätter beſprechen die
inner=
ſchen Vorgänge ausführlich, aber abwartend, wobei die
iſtiſchen Kreiſe ihre Sympathie für den Rechtskurs nicht
ver=
ſen. Corrier d’Italia ſchreibt, die italieniſche Regierung
e jede Einmiſchung in die innerdeutſchen Verhältniſſe ab,
n nur der Verſailler Vertrag unangetaſtet bliebe und die
enzollern nicht auf den Thron zurückkehrten. Frankreichs
rachgiebigkeit habe den jetzigen Zuſtand geſchaffen. — Die
dung ſchildert, Frankreiehs törichtes Beſtreben, das deutſche
k zu vernichten, als ſich ſelbſt ſchädigend.
Vom Tage
Ludendorff, der ſich eine Zeitlang in Gewahrſam der Polizei
befand, iſt aus der Haft entlafſen worden, nachdem er ſein
Ehrenwort gegeben hatte, ſich uicht weiter an der Sache zu
be=
teiligen.
General von Seeckt, der Inhaber der vollziehenden Gewalt, hat die
Verbreitung von Meldungen aus Bahern freigegeben.
Der Goldumrechnungsſatz für die Reichsſteuern
am 11. und 12. November beträgt 150 Milliarden.
Nach einer Hadasmeldung aus Düſſeldorf werden demnächſt in
Koblenz neue Verhandlungen ſtattfinden, in denen die
Grundlage der neuen Emiſſionsbank und die
Aus=
gabebeſtimmungen, für die neue Währung feſtgelegt
werden ſollen.
Die ungariſchen Abga. Ulain und Szemere und der
Architekt Bobula, die ſich bisher in Polizeigewahrſam befanden,
wur=
den geſtern vormittag wegen des Verbrechens des Verſuches zum
Auf=
ruhr der Staatsanwaltſchaft übergeben.
Gemäß Verordnung vom 10. Oktober, wurde geſtern die
Zoll=
grenze zwiſchen Frankreich und der Schweiz an die
politiſche Grenze zurückverlegt. Die Schweiz hat dagegen proteſtiert.
Dem Telegraaf zufolge iſt bei einer Zuſammenkunft des
Inter=
nationalen Gewerkſchaftsbundes mit den internationalen
Berufsſekretariaten beſchloſſen worden, Maßregeln zu ergreifen, um den
Deutſchen Gewerkſchaftsbund finanziell zu unterſtützen.
Almtlicher Oollarkurs 631575000000
Die Militärkontrolle.
Die Antwort der Reichsregierung.
Berlin, 10. Nov. (Wolff.) Am 3. Oktober richtete die
Botſchaſterkonferenz an den deutſchen Geſchäftsträger in Paris
in der Frage der Wiederaufnahme der Kontrollhandlungen durch
die Inzeralliierte Militärkontrollkommiſſion eine Note.
Die Botſchafterkonferenz iſt in einer weiteren Note vom
3. November auf die Angelegenheit zurückgekommen.
Der deutſche Geſchäftsträger beantwortete dieſe beiden Noten
der Botſchafterkonferenz am 10. November weiſungsgemäß
folgendermaßen:
Im Auftrage meiner Regierung beehre ich mich, der
Bot=
ſchafterkonferenz auf die Note vom 3. November folgendes
er=
gebenſt zu erwidern: Nachdem die Botſchafterkonferenz mit Note
vom 3. Oktober unter Hinweis auf die ſchweren Folgen, die im
Falle der Aufrechterhaltung des bisherigen Standpunktes
ein=
treten könnten, das Verlangen geſtellt hatte, daß die
Wiederauf=
nahme der Kontrollhandlungen durch die Interalliierte
Militär=
kontrollkommiſſion alsbald ermöglicht werde, iſt die
Reichs=
regierung unverzüglich in eine eingehende und
ſorgfäl=
tige Prüfung der Frage eingetreten. Es liegt der
Reichsregierung nach wie vor fern, die
Ver=
pflichtungen zu beſtreiten, die ſich für ſie aus den
Beſtimmungen des Verſailler Vertrages ergeben. Sie ſieht ſich
jedoch zu der Erklärung genötigt, daß ſie im
gegenwär=
tigen Zeitpunkt tatſächlich nicht in der Lage iſt,
dieſen Verpflichtungen in allen Punkten" gerecht zu werden.
Deutſchland befindet ſich angenblicklich in einem Zuſtande
ſchwerſter innerpolitiſcher Erſchütterung. Die
Reichs=
regierung glaubt davon abſehen zu können, die Urſachen und
Gefahren dieſer Kriſis der Botſchafterkonferenz in dieſem
Zu=
ſammenhang im Einzelnen darzulegen. Nach den Verhältniſſen,
wie ſie ſich tatſächlich in Deutſchland geſtalteten, würde die
Wiederaufnahme der Kontrollhandlungen im
gegenwärtigen Augenblick neuen Konfliktſtoff ſchaffen,
der eine weitere innerpolitiſche, und zwar eine außerordentliche
Belaſtung darſtellt. Dieſe Belaſtung würde um ſo ſchwerer ſein,
als nach übereinſtimmenden Aeußerungen fämtlicher mit der
Frage befaßten inneren Stellen das Erſcheinen der interalliierten
Kontrollorgane zurzeit Zwiſchenfälle zur
unaus=
bleiblichen Folge haben würde. Somit würden ſich zu
den innerpolitiſchen auch außenpolitiſche Schwierigkeiten
hinzu=
geſellen. Die Reichsregierung darf annehmen, daß auch die
Botſchafterkonferenz die Aufrechterhaltung der inneren Ruhe und
Ordnung in Deutſchland als Vorbedingung für eine
wirtſchaft=
liche Geſundung und als Grundlage für die künftige
Leiſtungs=
fähigkeit Deutſchlands anſieht. Die Botſchafterkonferenz wird
ſich der Erkenntnis nicht verſchließen können, daß der
gegenwär=
tige Zeitpunkt nicht dazu geeignet iſt, von der deutſchen
Regie=
rung die ſtrikte Durchführung der in der Note vom 3. Oktober
geſtellten Forderungen zu verlangen. Die Reichsregierung
bittet daher die Botſchafterkonferenz, dieſe Forderungen
unter den obwaltenden Umſtänden zurückſtellen zu wollen.
Die deutſche Note überreicht.
Paris 10. Nov. Der deutſche Geſchäftsträger,
Botſchafts=
rat von Höſch, hat die deutſche Antwort auf die Note der
Vot=
ſchafterkonferenz, betr. die Wiederaufnahme der Militärkontrolle,
heute abend überreicht. Wie Havas berichtet, wird die
Bot=
ſchafterkonferenz in ihrer am Montag ſtattfindenden Sitzung zu
dem Inhalt der Note Stellung nehmen. Es ſei wahrſcheinlich,
daß im Laufe dieſer Sitzung auch die Fragen beſprochen
wer=
den, die durch die Rückkehr des Kronprinzen nach Deutſchland
aufgeſorfen wurden.
Der franzöſiſche Schritt beim Reichskanzler.
Berlin 10. Nob. Der von Paris angekündigte Schritt
des franzöſiſchen Botſchafters in Berlin beim deutſchen
Reichs=
kanzler iſt am Freitag nachmittag 5 Uhr erfolgt. Der Beſuch des
franzöſiſchen Botſchafters hatte lediglich den Zweck, die deutſche
Regierung darauf aufmerkſam zu machen, daß die Errichtung
einer Diktatur in Deutſchland für die Haltung Frankreichs
Fol=
gerungen nach ſich ziehen würde, und die franzöſiſche Regierung
den Standpunkt vertrete, daß das demokratiſch=parlamentariſche
Syſtem in Deutſchland die Vorausſetzung für geregelie
Beziehun=
gen zwiſchen den beiden Ländern ſei. Es handelte ſich jedoch
keineswegs um einen Schritt ultimativen Charakters.
Die Poche.
Der Münchener Putſch iſt in der Hauptſache erledigt. Eine
Epiſode nur — und doch notwendigerweiſe von überaus ernſten
Folgen. Der Marxismus hat abgewirtſchaftet, und die deutſche
Sozialdemokratie hat in dieſen wichtigen Jahren nicht die Führer
gefunden, die in der Lage geweſen wären, aus den Tatſachen
die allein möglichen Folgerungen zu ziehen, die in der Lage
ge=
weſen wären, aus der deutſchen Sozialdemokratie die nationale
deutſche Arbeiterpartei zu entwickeln. Nicht klarer und ſchärfer
kann das ausgeſprochen werden, als wie es der Sozialiſt
Bern=
hard Rauſch, früherer Preſſechef Noskes, in einem Brief an den
Vorſtand der V. S. P. D. getan hat, in dem er ſeinen Austritt
aus der Partei erklärte. „Die alte Klaſſenkampfpartei hat ſich
der Aufgabe, vor die ſie nach dem Zuſammenbruch im November
1918 geſtellt war, nicht gewachſen gezeigt. In einem Volk, das
zum Paria der Welt gemacht wurde, konnte die Partei der
Arbeiterſchaft Führerin der Nation ſein, aber ſtatt im Namen
der Freiheit das Recht des unterdrückten deutſchen Volkes mit
llammendem Pathos einer feindlichen Welt entgegenzuſetzen,
wurde die Partei zur typiſchen Repräſentantin larmoyanter
Schwäche und nationaler Duckmäuſerei. Sie kam aus der alten
Befangenheit, der alles Nationale von vornherein verdächtig iſt,
nur halb heraus und trieb wertvolle Volksteile, die ſich ſonſt
ihrer Führerſchaft willig anvertraut hätten, ins gegneriſche
Lager.” . . . „Indem die Partei den Kampf für die Republic
ſtatt als nationale Sammlung mit den Methoden des
Klaſſen=
kampfes führte, hat ſie ſelbſt zur Schwächung der Republik
ent=
ſcheidend beigetragen.‟ . „Wenn jetzt die Partei am Ende
ihres Lateins iſt, ſo deshalb, weil das Parteiführertum nicht
begriffen hat, daß die beſte Parteipolitik eine poſitive
Staats=
politik geweſen wäre. Der enge Parteiſekretärgeiſt hat die
wenigen politiſchen Köpfe, über die die Partei verfügte,
aus=
geſchaltet. So wurde die Geſchichte der Partei zum
Partei=
gericht.‟ . „Die Partei wird mich wieder in ihren Reihen
ſehen,” ſo ſchließt der überzeugte Sozialiſt ſein Schreiben, „wenn
ſie doch noch die Kraft haben ſollte, ſich innerlich zu reinigen
und ſich auf ihre hiſtoriſchen Aufgaben zu beſinnen. Tut ſie das
nicht, ſo iſt ihr Schickfal beſiegelt. Und wenn dann einſt die
erblühende deutſche Volkskraft mit klirrendem Maſſenſchritt durch
die Geſchichte ſchreiten wird, werden über dem kläglichen
Trüm nerhaufen der alten deu ſchen Sozialdemokratie die Worte
ſtehen: Gewogen und zu leicht befunden.”
Der Marxismus hat abgewirtſchaftet, eine Tatſache, die auch
in den weiteſten Kreiſen der intelligenten deutſchen
Arbeiter=
ſchaft längſt erkannt iſt. Die Seele des deutſchen Arbeiters ringt
mit neuen Gedanken. Die Größe des nationalen Bewußtſeins
hat er längſt erfaßt. Derſelbe deutſche Arbeiter, der in
Flan=
dern und in Oſtpreußen, in Serbien und in der Champague
freudig ſein Leben hingegeben hat für ſein Vaterland, er bringt
auch heute unter der Knute fremder Eroberer an Rhein und
Ruhr tagtäglich ſchwerſte Opfer für ſein Volk. Und man kann
die Seele des deutſchen Arbeiters wohl kaum mehr verkennen,
als es jener marxiſtiſche Theoretiker letzthin tat, als er erklärte,
„der deutſche Arbeiter kennt kein Vaterland”
Die furchtbare Not lehrt uns mehr und mehr erkennen, daß das
Schickſal des Einzelnen unlöslich verbunden iſt mit dem der
Volksgeſamtheit und daß nur wahrhaft nationale Einſtellung,
die wahrlich keine Parteiſache iſt, die Rettung aus der Not
brin=
gen kann. Stärker und ſtärker iſt die nationale Bewegung in
Deutſchland geworden, ſo mächtig iſt ſie, daß ernſthafter
Wider=
ſtand ihr heute in Deutſchland kaum noch geleiſtet werden kann.
In dem Augenblick aber, in dem unverantwortliche Heißſporne,
radikale. Dogmatiker, die organiſche Entwicklung des deutſchen
Volkes durch gewaltſame Umſturzverſuche ernſthaft gefährden
können, in dem gleichen Augenblick gefährden ſie auch auf das
ernſteſte die nationale Bewegung überhaupt. Kein ſchwererer
Schlag konnte dieſe treffen, als der törichte Umſturzverſuch der
Münchener Putſchiſten. Wir haben von Herrn Hitler niemals
viel gehalten. Wir konnten niemals in ihm den Apoſtel der
Freiheit ſehen. Daß aber der Mangel an politiſcher Einſicht bei
einem Manne von den geiſtigen Ausmaßen Ludendorffs
ſo weit gehen konnte, daß er ſich dem wahnwitzigen
Staatsſtreich=
verſuch eines Hitler anſchloß, iſt geradezu verhängnisvoll. Man
mag über den General Ludendorff und ſeine politiſche
Ein=
ſtellung denken, wie man will. Die Fachkritik mag auch an dem
Heerführer in ſtrategiſcher Hinſicht manche Kritik im einzelnen
üben, die Tatſache bleibt doch beſtehen, daß er ſich als
Heer=
führer während des Weltkrieges unvergängliche Verdienſte um
das deutſche Volk erworben hat, und es iſt eine tragiſche
Aus=
ſicht für jeden Deutſchempfindenden, einen ſolchen Mann
dem=
nächſt als Hochverräter vor Gericht gerechter Verurteilung
ent=
gegenſehen zu müſſen. In wenigen Stunden iſt die bayeriſche
Regierung des Putſches Herr geworden. Nur ſcheinbar war die
Zuſtimmung des Generalſtaatskommiſſars v. Kahr gegeben, der,
ſowie er die Arme frei hatte, mit aller Energie den Aufruhr
niederſchlug. Es mag klug geweſen ſein, daß Herr v. Kahr
dieſes Scheinmanöver machte, nachdem er ſich anfänglich durch
die Ereigniſſe hatte überraſchen laſſen. Es unterliegt keinem
Zweifel, daß die Gefahr eines Obſiegens der Putſchiſten
wenig=
ſtens in München groß geweſen wäre, wenn Herr v. Kahr
anders gehandelt hätte. Die Tatſache aber, daß Herr v. Kahr
ſich durch die Ereigniſſe völlig überraſchen ließ, ſtellt dem
Politiker nicht gerade ein günſtiges Zeugnis aus. Das klägliche
Ende des Münchner Putſches hat ein Gutes jedenfalls gehabt:
Es hat ſich mit aller Deutlichkeit gezeigt, daß die Staatsgewalt
im Reich und in Bayern trotz aller inneren Wirrniſſe wieder
ſo ſtark iſt, daß ſie jedes radikalen Umſturzverſuches ſpotten
kann.
Auch in Frankreich wird man das einſehen müſſen, wo man
die Früchte der franzöſiſchen Politik ſchon heranreifen zu ſehen
glaubte und wo man ſich bereits erdreiſtete, die deutſche
Innen=
politik diktieren zu wollen. Der franzöſiſche Geſandte in Berlin
wurde noch vor den Münchener Ereigniſſen beauftragt, der
Reichsregierung mitzuteilen, daß Frankreich die Bildung einer
diktatoriſchen Regierung in Deutſchland nicht dulden werde.
Ein unerhörter Eingriff in das ſtaatliche Eigenleben
Deutſch=
lands, welcher nur mit der ſehr energiſchen Zurückweiſung zu
beantworten war, daß ſich die deutſche Regierung devartige
Uebergriffe in innerpolitiſche Verhältniſſe verbittet, Uebergriffe
von ſeiten Frankreichs, deſſen Politik zum größten Teil die
verworrenen Verhältniſſe bei uus geſchaffen. Die außenpolitiſche
Seite 2.
Daruſtädter Tagblatt, Sonutag, den 11. Rovember 1923.
Rummer 312
Situation iſt für Frankreich gegenwärtig ſicherlich nicht ganz
einfach, und ſie wird ſelbſt nicht weſentlich erleichtert werden,
wvenn es Poincaré gelingen ſollte, die von den Vereinigten
Staaten und England geplante Sachverſtändigen=Konferenz in
der Reparationsfrage zu vereiteln. Wenn man jetzt an
Deutſch=
land das Anſinnen ſtellt, daß dieſes einer Wiederaufnahme der
Tätigkeit der famoſen Nollet=Kommiſſion zuſtimme, ſo geſchieht
das nicht nur, um Deutſchland Schwierigkeiten zu machen,
ſon=
dern auch, um der drohenden Iſolierung Frankreichs
entgegen=
zuarbeiten. Sowohl in dieſer Frage wie in der der Rückkehr
des früheren deutſchen Kronprinzen nach Deutſchland glaubt
man die zerſtörte Einheitsfront der Alliierten vielleicht wieder
herſtellen zu können. Daß es in beiden Fragen für die
Reichs=
regierung nur eine Antwort gibt, nämlich eine ſcharfe
Zurück=
weiſung der unerhörten Zumutung, iſt eine
Selbſtverſtändlich=
keit. Mehr wie dreiſteſte Provokation iſt es, wenn man
fran=
zöſiſche Offiziere in Uniform in ganz Deutſchland herumreiſen
laſſen möchte, mehr wie eine Provokation iſt es, wenn man der
Reichsregierung verbieten will, daß ſie dem deutſchen
Kron=
prinzen die Rückkehr aus der freiwilligen Verbannung geſtattet.
Der deutſche Kronprinz iſt deutſcher Staatsbürger wie jeder
andere und hat das gleiche Recht auf den Schutz des Staates
wie jeder andere Deutſche, und wenn die deutſche Regierung
ihm dieſes Recht zugeſteht, ſo iſt das eine Sache, die lediglich ſie
und das deutſche Volk angeht! Soweit ſind wir denn doch
auch heute noch nicht, daß wir uns vom äußeren Feind befehlen
laſſen müſſen, was wir bei uns im eigenen Land zu tun oder
zu laſſen haben.
Nachdem die Maßnahmen der Reichsregierung auf
wäh=
rungstechniſchem Gebiet zunächſt eine gewiſſe Erleichterung
ge=
bracht haben, eine Erleichterung, die uns über die ſchwierige
Uebergangszeit bis zur Einführung wertbeſtändiger
Zahlungs=
mittel hinweghelfen ſoll, nachdem die drohenden innerpolitiſchen
Gewitterwolken, ſich etwas verteilt haben, wird die deutſche
Reichsregierung ſich nunmehr vor ihre wichtigſte Aufgabe geſtellt
ſehen, Klärung herbeizuführen hinſichtlich unſeres
Ver=
hältniſſes zu Frankreich. Nicht länger mehr kann der
brutalen Vergewaltigung unſerer Brüder und Schweſtern an
Rhein und Ruhr zugeſehen werden, nicht mehr kann abgewartet
werden, ob das Vorgehen Englands und der Vereinigten
Staa=
ten vielleicht in einigen Wochen unſere Lage erleichtert. Nicht
um wirtſchaftliche Wünſche handelt es ſich bei Herrn Poincaré
in der Reparationsfrage, ſondern um die Vernichtung
Deutſch=
lands.
In kürzeſter Friſt wird der deutſche Reichstag
zuſammen=
treten, und die Reichsregierung wird an das deutſche Volk die
Schickfalsfrage zu ſtellen haben, ob es ihr auf ihrem Wege zu
folgen gedenkt, den der Kanzler bereits in ſeiner Hagener Rede
andeutete. Im Lebenskampf der Nation aber verſinkt aller
innerpolitiſche Hader zu erbärmlicher Zedeutungsloſigkeit. II.
Der frühere Kronprinz wieder in Deutſchland.
Haag, 10. Nov. (Wolff.) Nach einer amtlichen Meldung
iſt der ehemalige deutſche Kronprinz heute früh von
Wieringen nach Deutſchland abgereiſt. Er hat die
Grenze bereits überſchritten.
Hamburg, 10. Nov. Das Niederländiſche
Korreſpondenz=
büro meldet: Nach einer der niederländiſchen Regierung
über=
mittelten Information hat der vormalige deutſche Kronprinz die
Inſel Wieringen verlaſſen, um ſich nach Deutſchland zu begeben.
Er hat ſich dazu entſchloſſen, nachdem ihm die deutſche
Regie=
rung vor einigen Wochen zu verſtehen gegeben hatte, daß ſie
ge=
gen eine Rückkehr keine Bedenken erhebe, und nachdem der
vor=
malige deutſche Kronprinz einen vorſchriftsmäßigen deutſchen
Paß erhalten hätte. Die Reiſe erfolgte per Auto. Heute
vor=
mittag hat der Kronprinz die Grenze paſſiert. Er befand ſich
nur in Begleitung ſeines Adjutanten Mildner und eines
Dieners.
Deutſche Note über die Rückkehr des Kronprinzen.
Berlin, 10. Nov. Der deutſche Geſchäftsträger in Paris
iſt angewieſen worden, die Note der Botſchafterkenferenz vom
9. Nobember, in der angefragt wurde, ob die deutſche
Regie=
rung dem ehemaligen Kronprinzen die Ermächtigung zur
Rück=
kehr nach Deutſchland tatſächlich erteilt habe, wie folgt zu
beant=
worten: Der frühere Kronprinz ſtellte bereits vor einigen Wochen
bei der deutſchen Regierung den Antrag, ihm die Rückkehr nach
Deutſchland zu geſtaten. Die deutſche Regierung hat bei
Prü=
fung des Antrags keinen Grund rechtlicher oder tatſächlicher Art
erkennen können, der es gerechtfertigt hätte, einem deutſchen
Staatsangehörigen die Heimkehr zu ſeiner Familie zu verwehren.
Sie hat daher die zuſtändige deutſche Auslandsvertretung
er=
nrächtigt, dem früheren deutſchen Kronprinzen auf ſeinen
An=
trag einen Paß für die Einreiſe nach Deutſchland auszuſtellen.
Telegramine an die Reichsregierung.
Berlin, 10. Nov. (Wolff.) Bei der Reichsregierung ging
folgendes Telegramm des Senats von Lübeck ein: Der Senat
ſteht in der Verurteilung der verbrecheriſchen Vorgänge in
Bahern einmütig hinter der Reichsregierung und wird ſie in
ihren Beſtrebungen zum Schutze der Reichsverfaſſung und der
Einheit und Freiheit des Deutſchen Reiches mit allen Kräften
unterſtützen. Der Senat gibt ſich der Hoffnung hin, daß es der
Reichsregierung baldigſt gelingen werde, den verfaſſungsmäßigen
Zuſtand wieder herzuſtellen.
Berlin, 10. Nov. (Wolff.) Der oldenburgiſche
Miniſter=
präſident richtete an den Reichskanzler folgende Drahtung: Das
oldenburgiſche Staatsminiſterium ſteht in dieſer ſchweren Zeit
entſchieden auf der Seite der Reichsregierung und wird alles
tum, um die verfaſſungsmäßige Ordnung im Lande aufrecht zu
erhalten.
Abg. Dr. Peterſen zur Lage.
* Hamburg, 10. Nov. (Priv.=Tel.) In einer großen
Verſammlung ſprach der demokratiſche Reichstagsabgeordnete
Dr. Peterſen über die außen= und innenpolitiſche Lage,
wo=
bei er beſonders das Währungsproblem behandelte. Er ſprach
die Hoffnung aus, daß wir in acht Tagen das wertbeſtändige
Geld haben. Wenn das der Fall ſei, müſſe die
Deviſenverord=
nung fallen. Denn durch die Zwangswirtſchaft können wir
unſere Wirtſchaft nicht wieder hoch bringen. Auch für das
Wohnungsweſen müſſe die Aufhebung der Zwangswirtſchaft
kommen. Zum Schluß beſprach der Redner die Ereigniſſe in
Bayern. Er ſei der Meinung, daß es ſich nur um eine zweite
Auflage des Kapp=Putſches handele. Es beſtehe noch immer die
Gefahr, daß das Reich zerfallen könne. Darum müßten wir
an dem Gedanken feſthalten, daß die demokratiſche Verfaſſung
nicht eine Folge der Nevolution, ſondern der Ausfluß des freien
Willens des deutſchen Volkes ſei. Das müſſe den Bayern klar
gemacht werden.
Deutſche Volfspartei und die Deutſchnationglen
Berlin, 10. Nob. Nachdem über die geſtrige
Fraktions=
ſitzung der Deutſchen Volkspartei, entgegen den Abſichten der
Fraktion Mitteilungen in die Preſſe gelangt ſind und zwar ſolche,
die den Tatbeſtand völlig unrichtig wiedergeben, ſieht ſich der
Vorſitzende der Fraktion, Herr Dr. Scholz, veranlaßt, folgendes
zu erklären: Der Wunſch der großen Mehrheit der Fraktion ging
dahin, den Vorſitzenden zu beauftragen, mit dem Herrn
Reichs=
kanzler in dem Sinne zu verhandeln, daß der Herr Reichskanzler
die Fraktionen der Deutſchnationalen Volkspartei und der
Baye=
riſchen Volkspartei auffordern möchte, angeſichts der Not der
Zeit ſich die Mitwirkung in einem von allen bürgerlichen
Par=
teien gebildeten Kabinett nicht zu verſagen. Die
ſelbſtverſtänd=
liche Vorausſetzung für die große Mehrheit der Fraktion wäre
dabei das Verbleiben des Reichskanzlers Dr. Streſemann in
ſei=
nem Amt. Nachdem die deutſchnationale Fraktion demgegenüber
durch die Korreſpondenz des Vereins deutſcher Zeitungsverleger
eine Erklärung verbreiten läßt, wonach ihre Stellung in der am
geſtrigen Abend abgehaltenen Sitzung unverändert dahin ging,
daß der Rücktritt des Reichskanzlers Dr. Streſemann als
unbe=
dingt erforderlich angeſehen würde und die Verhältniſſe einen
Aufſchub nicht geſtatten, entfällt für die Fraktion der Deutſchen
Volkspartei die Vorausſetzung, unter der der Beſchluß gefaßt
war, ſodaß er ſich dadurch erledigt. Wenn ſomit die erneuten
Bemühungen der Deutſchen Volkspartei, alle bürgerlichen Kräfte
zu gemeinſamer Arbeit in der Regierung zuſammenzufaſſen,
er=
neut erfolglos geblieben ſind, ſo trägt hierfür die deutſchnationale
Fraktion die alleinige Verantwortung.
Fraktionsberatungen in Bayern.
München, 10. Nov. Die Bayeriſche Volkspartei drückte
in ihrer Fraktionsſitzung einhellig ihre Freude barüber aus, daß
die geſetzliche Entwickelung und der gute Namen Baherns
be=
wahrt werden konnten. Die Fraktion ſprach ihren Dank für die
mutige und freudige Pflichterfüllung der Reichswehr und der
Landespolizei und insbeſondere für das tatkräftige und kluge
Eingreifen des Generalſtaatskommiſſars und der Mitglieder der
Staatsregierung aus. — Der Landesvorſtand und die
Land=
tagsfraktion der Deutſchen Demokratiſchen Partei tiaten zu
glei=
cher Zeit zu Beratungen zuſammen. Von dieſer Partei wurde
die ſofortige Einberufung des Landtags verlangt.
Die Opfer des Hitler=Putſches.
* München, 10. Nov. (Prib.=Tel.) Die Zahl der toten
Opfer beim Freitagsputſch iſt auf 18 geſtiegen. Unter dieſen
be=
finden ſich 4 Offiziere und Beamte der Landespolizei. In der
Stadt iſt es völlig ruhig. Starke Patrouillen berittener
Landes=
polizei mit Lanzen und umgehängten Karabinern reiten durch
die Stadt. Ihr Erſcheinen genügt, um Anſammlungen ſofort
aus=
einanderzutreiben.
Buchdruckerſtreik in Berlin.
Berlin, 10. Nov. Durch den Schiedsſpruch des
Reichsarbeitsminiſterium eingeſetzten Schlichtungsausſchuſſes
für das Buchdruckgewerbe der Spitzenlohn für die Lohnw
vom 3. bis 9. November endgültig auf 3,5 Billionen Mark ſef
ſetzt worden, nachdem für dieſe Zeit bereits Vorſchüſſe in
von 1,5 Billionen gezahlt worden ſind. Für die Woche
10. bis 16. November wurde der Wochenlohn auf 25 Goldy
feſtgeſetzt, der ſoweit als möglich in wertbeſtändigen Zahlur
mitteln ausgezahlt werden ſoll. Dieſer Schiedsſpruch hat
Zuſtimmung der beteiligten Parteien nicht gefunden. In vie
Betrieben iſt es heute morgen zu Arbeitsſtockungen gekomp
die die Durchführung der Zahlung in wertbeſtändigen Zahlur
mitteln in dem bisher in Ausſicht genommenen Umfang ford
Angeſichts der Folgen, die eine weitere Stillegung des
No=
druckes für die geſamte Bevölkerung haben müßte, hat ſich
Reichsarbeitsminiſterium veranlaßt geſehen, den
Schiedsſp=
für verbindlich zu erklären, und zwar zunächſt nur für Ber
da die Verhandlungen hinſichtlich der Durchführung des Schie
ſpruchs für das Reichsgebiet noch nicht ſtattfinden können.
Reichsarbeitsminiſter richtete an die beteiligten Verbände
dringende Erſuchen, doch ſich beiderſeits auf den Boden
Schiedsſpruchs zu ſtellen, und damit die Wirtſchaft vor ſchwe
Erſchütterungen zu bewahren, um ſo mehr, als die vorgeſeh
Lohnfeſtſetzung in Goldmark zunächſt nur für eine Woche
und dann eine Nachprüfung des feſtgeſetzten Betrags immer
möglich erſcheint.
Infolge des wilden Streiks der Berliner Buchdrucker
zum Teil ſotvohl die Berliner Mittagszeitungen, als auch
größte Teil der Abendblätter nicht erſchienen. Bisher wurde
die Deutſche Zeitung, der Vorwärts und das chriſtliche Gew
ſchaftsblatt „Der Deutſche” gedruckt. Auch die Betriebe der
tendruckerei, mit der Reichsdruckerei, ſind von dem Streik erf
worden.
Einer Meldung des „Deutſchen” zufolge, hat das Reie
arbeitsminiſterium heute mittag die Arbeitgebervertreter u
auch die Gewerkſchaften zu ſofortigen erneuten
Verhandlun=
über die Frage der Buchdruckerlöhne gebeten. Von den Komn
niſten wird verſucht, den Streik ins politiſche Fahrwaſſer
bringen. Sie verbreiten die Streikparole: „Gegen den Pap
geldſchwindel”
Drohende Ausſperrung im Zeitungsgewer!
Berlin, 10. Nov. (Wolff.) In den Notendrud
reien und Zeitungsdruckereien in Berlin iſt
wilder Streik ausgebrochen, der nicht von der Organ
tion, ſondern von den Betriebsräten ausgeht. Die Akzide
druckereien arbeiten. Die Vertreter der Arbeitgeber beſchlof
heute vormittag, dem ſtreikenden Perſonal folgendes zu eröffn
Das Perſonal legte unter Tarif= und Kontraktbruch die Arl
nieder, trotzdem der Schiedsſpruch vom Reichsarbeitsminiſter
fällt worden war. Wir erklären, daß wir den Schiedsſpruch
nehmen, und geben dem Perſonal bis heute abend zum Beg
der Nachtſchichten Friſt, die Arbeit wieder aufzunehmen.
ſchieht das nicht, ſo bleibt unſer Betrieb, geſchloſſ
bzw. wird heute geſchloſſen. Die nichtgearbeitete Zeit n.
nicht bezahlt.
Entlaſſungen im Ruhrgebiet.
Köln, 10. Nov. (Wolff.) Die Kölniſche Volkszeitt
meldet aus dem Ruhrgebiet: Am 10. November tritt bei
Thyſſenwerken die Entlaſſung ſämtlicher Ingenieure, Arbei
und Angeſtellten in Kraft. E3 werden insgeſamt 60= bis. 70
Perſonen betroffen. Bei der Firma Krupp werden etwa
Prozent der Belegſchaft entlaſſen.
Berechnung der Zeitungspoſibezugspreiſe
Goldmaxk.
Berlin, 10. Nov. Der Verein Deutſcher Zeitungsverle
teilt mit: Die Reichspoſtverwaltung trug den ernſten Vorſtell.
gen der Zeitungsverleger Rechnung und genehmigte die
Ber=
nung des Poſtbezugspreiſes in Goldmark, ſchon für den Mo
Dezember. Die Verleger, ſoweit ſie der Gruppe 1 der Poſt
tungsliſte angeſchloſſen ſind, haben nach dem bekannten Kart
ſyſtem der Verlagspoſtanſtalten ſpäteſtens bis zum 14. Novem
früh den Bezugspreis, unmittelbar, und den für ſie in Fr.
kommenden Abfatzpoſtanſtalten bis zum 16. November früh i
für den Bezug gültigen Bezugspreiſe in Goldmark anzumelt
Die am 1. November für den Dezember=Poſtbezugspreis an
meldeten Grundzahlen werden ſomit gegenſtandslos. E
Schlüſſelzahl wird nicht mehr ausgegeben. Die Poſt nimmt
noch Abonnements in Goldmark an. Die Poſt leiſtet bereits
19. November die erſte Teilzahlung für den Dezemberbezug
den an dieſem Tag gültigen Umrechnungskurs für die Reie
ſteuern. Der Reſt der Bezugsgelder wird am 1. Dezember a
bezahlt, und zwar zum Umrechnungskurs vom 25. Noveml
Dieſe Regelung gilt nur für Dezember. Sie iſt für die
Gruppe 1 angeſchloſſenen Verleger obligatoriſch.
Gnn
* Das Bühnenbild.
Theaterphiloſophiſche Bemerkungen.
Von Karl Menninger.
Auf der Bühne iſt der Menſch das Wichtigſte. Durch ihn
wird das objektive Kunſtwerk, das im Text beſchloſſen iſt, einem
neuen Kunſtprozeß, der Aufführung, unterworfen. Man kann
nicht ſo ganz einfach ſagen, die Aufführung „verlebendige” das
Kunſtwerk des Buchdramas, oder „bringe es erſt zur vollen,
end=
lichen Ausrundung”; Lear oder Hamlet haben auch geleſen ihre
ganze Wucht. Andererſeits iſt das Kunſtwerk der Aufführung
nicht durchaus unabhängig vom Textdrama, nicht aus jedem zu
gleicher Höhe treibbar; es iſt verbunden mit ihm, aber doch
nicht eindeutig durch es beſtimmt.
Sinnvolle Mehrdeutigkeit, hier alſo die Möglichkeit von
Aufführungen verſchiedener Ausdeutung ein und desſelben
Buchſtoffs, iſt ein Attribut des Lebendigen. Sie ergibt ſich
eben daraus, daß die Aufführung das einzige Kunſtwerk iſt,
deſſen integrierender Faktor lebendig iſt: der Menſch in ſeiner
Individualität iſt ſeine „Seele‟. Auch die Labilität einer
Auf=
führung würzelt in ihm. Und ihre unmittelbare und in die
Maſſen gehende Wirkung.
Der Menſch iſt auf der Bühne das Wichtigſte.
Je niehr etwas mit ihm zu tun hat, reſoniert auf das, was
er zu ſein hat im Spiel, um ſo wichtiger iſt es. Auf die Bühne
gehört nur, was ihm hilft, ſich Ausdruck zu geben. Und das iſt
außer ſeinen Mitſpielern nur noch der Raum. Darunter nicht
die „Ausſtattung” verſtanden, ſondern die Atmoſphäre, die jeder
Menſch ſtets um ſich trägt, und auf die wir reagieren, ohne ihn
zu kennen. Im Leben iſt ſie nicht ſichtbar, verdichtet ſie ſich nichr
zu „Raum”, weil hier gar nicht die Erkenntnis des Menſchen
angeſtrebt wird; auf der Bühne aber iſt gerade das das Ziel,
Dem X. begegne ich auf der Straße gleichgültig, denn ich habe
gar kein Intereſſe an ſeiner ſeeliſchen Geſtalt, obwohl ich
viel=
leicht ſpüre — „aus ſeiner Atmoſphäre” — daß er ein ekelhafter
Kerl iſt. Im Augenblick aber, wo eine Perſon derſelben
Ekel=
haftigkeit die Bühne betritt, iſt es mir gerade und nur um den
Blick in ſeine Seele zu tun. Hier auf der Bühne iſt dieſer Menſch
„allein” mit ſich und herausgehoben aus der alle gleichmachenden
verwiſchenden Alltäglichkeit, hier geht er mich unmittelbar an
und zwingend aus metaphyſiſchem Grund: er wird mein „
Näch=
ſter” und der Spiegel des Kräfteſpiels meiner eigenen Seele,
(Daher rührt die oft diskutierte ethiſche Wirkung des Theaters.)
Dieſem Menſchen muß wie der tönenden Saite Reſonanz
gegeben werden, um zum Vollklang zu kommen. Die ſchafft ihm
der „Raum”. Zu ihm verdichtet ſich ſeine „Atmoſphäre‟
Zwi=
ſchen Raum und Seele beſteht dann Wechſelwirkung, beide
ſpie=
geln ſich ineinander. Bald iſt er der kosmiſche Dunſt, aus dem
ſich die Seele und ihr Geſchick ſo und nicht anders gebiert, bald
iſt die Seele die Kraftquelle und er nur der Reſonanzkörper, der
ihre Wellen grundierend widerſcheint.
Dieſe beiden Funktionen des Raumes möchte ich als den
„geiſtigen” und den „ſinnlichen Raum” trennen, um zwei
End=
punkte der Strecke zu haben, auf der ſich die möglichen
Zwiſchen=
glieder aufreihen laſſen. Mitte wäre dann die Verſchmelzung
beider Räume.
Der ſinnliche Naum iſt der Widerſchein der
aufgefan=
genen Ausſtrahlungen der Seele, der Stimmung. Er überſetzt
ſie in Form, Farbe und Licht. Er hat ſo nur die Funktion,
Reſo=
nanz zu geben, und wie ein Spiegel die Strahlen von dem
Men=
ſchen in ſeinem Brennpunkt aufzufangen und ſie verſtärkt aus
der Bühne hinauszuleiten. In Darmſtadt waren die
Inſzenie=
rungen von „Viel Lärm um Nichts” und der „Komödie der
Irrungen” in dieſem Sinne „ſinnliche Räume”, obwohl ſie von
der Topographie abſtrahiert waren. Die warmen Farben und
das luftige Gitter gaben Ton auf das, was ſich zwiſchen ihnen
herunterſpielte. Und auf die von Zeit und Ort unabhängige
reine Heiterkeit ſtimmte die „Neutralität” des Raums.
Stärker noch tritt dieſe Funktion des Raums,
Stimmungs=
reflektor zu ſein, bei der Oper auf. Ich neige ſogar dem Extrem
zu, daß man ſie nur auf das rein Bildhafte hin inſzenieren
könne. Das Bildhafte iſt der Ausdruck des rein Sinnlichen, des
Epiſchen, der Statik. Ich glaube, daß das gerade ein
Stil=
element der Oper iſt. Der Akzent der Oper liegt auf dem
Aku=
ſtiſchen, auf den Inſtrumental= und Vokalſtimmen. Rein=
Töne aber klingen ohne geiſtige Ueberſetzung ſofort in der
Seele an. Nicht das Wort, ſondern der Ton iſt hier Träger.
Das, was nur der Sinne bedarf, um in uns Reſonanz zu
fin=
den, heißt mir hier ſinnlich, nicht alſo nur das, was in den
Sinnen bleibt und nicht von der Oberfläche in die Tiefe geht.
Deshalb iſt der ſinnliche, bildhafte Raum der Oper adäquat.
Die Sinnlichkeit erfordert Hingabe, Erſchloſſenheit, weniger
geiſtige Aktivität. Die Oper hat keine Probleme zu löſen.
Denn ihr fehlt das Wichtigſte: das geformte Wort und damit die
Logik. Rein techniſch verbietet ihr das die unnatürliche „
Sprech=
weiſe” das Wort zu zerdehnen und in Tönen zu brechen. Wäre
es anders, würde man einfach Wallenſtein oder Hamlet
kompo=
nieren; beſſere Librettiſten könnte man ſich wahrlich nicht
wünſchen.
Wagne: hat es ja berſucht, muſikaliſche „Dramen” zu
ſchrei=
ben, alſo inehr als das rein „Sinnliche” zu geben. Ich meine
nicht, daß) ſe
Werke eine künſtleriſche Erfüllung bedeuten.
Jedenfalls nicht alle, und die ſchönſten, künſtleriſch erträglichſt
ſind — ſeine opernhaften. Doch man ſteinige mich nicht, de
das iſt ein weites Feld. Im übrigen gibt es ja Leute, die
künſtleriſche Möglichkeit der Oper überhaupt beſtreiten. A
richtig zuzugeben iſt ihnen, daß es nicht ganz leicht iſt, ſie
beweiſen und ihre Stilkriterien eindeutig feſtzulegen, a
res narrant.
Danach wäre es alſo ſtilvidrig, Fidelio auf der Stilbül
zu ſpielen. Stilbühne iſt eine Art Fachwort für den „geiſtig.
Raum‟. Damit iſt aber nicht geſagt, daß nun der „ſinnli
Raum” in Flitter und Naturalismen erſticken müſſe und keit
Konzentration auf große Fläche, Grundfarbe und Grundfo
fähig ſei. (Ich erinnere an den Verſuch bei „Hagith”.) Verſt
man das unter Stilbühne, ſo iſt zwiſchen ihrer formal
und ihrer geiſtigen Funktion zu unterſcheiden; die V
wiſchung dieſes Unterſchieds hat die Inſzenierungs= und Urtei
verwirrung in Sachen der Stilbühne angerichtei. Einmal g
es ſehr fein mit ihr, und das andere Mal ging es abfolut !
nicht, und es hätte doch gehen müſſen, wenn die Stilbühne 1
eine Dekorationsangelegenheit wäre. Der Raum hat eben n.
nur die Aufgabe, dekoratider Hintergrund zu ſein. Wir möch
hier, wo es uns nicht auf die formale, ſondern auf die ph
ſophiſche Möglichkeit des Raums ankommt, das Wort Stilbi,
vermeiden.
Und ſo meinen wir denn, daß Fidelio nicht möglich ſei
der Bühne zu Hölderlins „Oedipus”, daß alſo zur Oper
bildhafte, ſtatiſche, ſinnliche Raum gehöre, und nicht der „geiſti!
Geiſtiger Raum erſchöpft ſich nicht, in der Reflexion
Stimmung, geiſtiger Raum leitet weiter in die Ferne oder int
niert die Atmoſphäre, das Klima, in dem der Menſch wurde 1
nun ſein Geſchick zu beſtehen hat. Die Abſtraktion von der ſu
lichen Dinglichkeit auf der kubiſchen Bühne zu „Oedipus” 2
anderes als „Stimmung”, die harte Kontraſtierung des Menid
mit den ſinnlich noch nicht weich gewordenen Urformen iſt
mittelbar Konfrontierung mit dem unerbittlichen Schickſal.
„Hamlet”=Terraſſe mit einer Horizontalbaluſtrade ſcharf du
den grauen Nordhimmel gezogen, gibt nicht den topographiſd.
Raum, ſondern die Atmoſphäre, die die graue Tat und
graue Grübelei Hamlets gebar. Ebenſo bedarf Macbeth me
der Luft als der Dinge. Die geiſtige Intenſität verblaßt
ſinnliche Oberfläche der Dinge, um frei und durch ſie ungebund
durch den Raum zu zucken: Dinge müſſen ihr noch Imp.
geben, nicht ſie abſorbieren: Dynamik muß der „geiſt
Raumi” ausdrücken.
Zur Klärung möchte ich hier eine Schattierung erwähnl
die, obenhin betrachtet, eine „Ausnahme” von unſeren Erd!
ungen zu ſein ſeheint, in der der philoſophiſche „geiſtige‟ Ra=
Rummer 312.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, dei 11. Robembir 1923.
Seite 3.
Nach dem Putſch.
friſtete Forderungen der Paterländiſchen Verbände.
* München, 10. Nov. (Priv.=Tel.) Die Vaterländiſchen
rbände, denen ſich Ehrhardt und Hauptmann Heiß mit dem
ud Reichsflagge angeſchloſſen haben, haben Kahr durch einen
izier verſchiedene Forderungen überbringen laſſen, die bis
nntag mittag beantwortet ſein ſollen. Außer der Beſeitigung
Miniſteriums Knilling, wie der Ausſchaltung des Landtags,
die auch wirtſchaftlicher Forderungen der nationalen
Bewe=
ig wird die Amneſtie, die Wiederzulaſſung der verbotenen und
gelöſten Verbände verlangt, die unter neuer Führung, aber
er Ausſchluß Hitlers und Ludendorffs zuſammengefaßt
wer=
ſollen.
Wie wir erfahren, findet in München heute eine Konferenz
Vereinigten Vaterländiſchen Verbände Deutſchlands ſtatt, in
Herr v. Kahr über den Hitlerputſch beſonders Bericht
erſtat=
wird. Für die norddeutſchen Verbände hat ſich der Reichs=
Zabgeordnete Geisler nach München begeben, um an den
Be=
ungen teilzunehmen und Erklärungen für die norddeutſchen
bände abzugeben.
Zuſammenſtöße in München.
München, 10. Nov. Heute vormittag kam es zu einer
ndgebung der Studentenſchaft. In der chirurgiſchen Klinik
ach Geheimrat Sauerbruch vor den zahlreich verſammelten
hörern eindringliche patriotiſche Worte und appellierte an die
identenſchaft, angeſichts der Not des Vaterlandes beſonnen
ſein. In den Nachmittagsſtunden kam es in der Nähe der
idenz wieder zu größeren Anſammlungen, wobei geſchoſſen
rde.
* München, 10. Nov. (Priv.=Tel.) Die Stadt iſt abends
er der Wirkung der um 8 Uhr eintretenden Straßenſperre
ig geworden. Am Marienplatz, wohin ſich die vom
Lenbach=
ß abgedrängte Menge vorbeiwälzte, wurde ein Schutzmann
rückwärts niedergeſtochen. Bei den nahe beim Marienplatz
genen Münchener Neueſten Nachrichten, denen ihr Eintreten
Kahr wiederholt Katzenmuſik eintrug, wurden heute abend
Fenſterſcheiben eingeworfen.
je Bayeriſche Staatszeitung über den Putſch.
* München 10. Nov. (Priv.=Tel.) Das Organ der
tatsregierung, die Bayeriſche Staatszeitung, ſchreibt heute
das Vorgehen der Putſchiſten eine unbegreifliche und
un=
feihliche Verkennung aller realpolitiſchen Möglichkeiten ſei,
daß eine Verſündigung, ja ſogar ein Verbrechen am
Vater=
de vorliege. Hier gebe es keine Entſchuldigung mehr. Hier
ſich vaterländiſches Wollen nicht als Milderungsgrund
an=
ren. Das Blatt erklärt, Herr v. Kahr habe den Nörglern
den Befehlern der bayeriſchen Politik gezeigt, daß er und
1. Landeskommandant die Lage in einer denkbar kritiſchen
Cuation zu beherſchen verſtehen und die Staatsautorität zu
4ſren vermögen.
Hitler in Roſenheim.
* München, 10. Nov. (Priv.=Tel.) Der Hauptteil der
ent=
inenen Nationalſozialiſten, bei dem ſich auch Hitler befindet,
ichte geſtern nacht Rahmersdorf vor München und iſt heute
nittag in Roſenheim angekommen. Dort verſuchte eine
jache Abteilung Landespolizei die Hitlerleute zu entwaffnen,
jedoch Widerſtand. Noch in der Nacht wurde die frühere
wohnerwehr des geſamten Dorfes aufgeboten und rückte
n die Putſchiſten vor. Beide Lager ſtehen ſich jetzt gegen=
Zum Kampfe iſt es bis jetzt nicht gekommen. Von
Mün=
c nurden Verſtärkungen der Reichswehr und Landespolizei
vier Panzerautos und Laſtautos nach Roſenheim geſchickt,
a die Entwaffnung der Hitkerleute durchzuführen, die Führer
Runehmen und nötigenfalls die Verfolgung zu betreiben. In
Tunſtein wurden die Nationalſozialiſten unter Beteiligung
5 Bundes „Bayern und Reich” von den Behörden entraffnet
1 die Vereinigung aufgelöſt.
ie engliſche Preſſe zum Münchener Putſch.
* London, 10. Nov. (Priv.=Tel.) Auch die engliſche Preſſe
hden Vorgängen in München außerordentliches Intereſſe
ent=
gngebracht. Sie kommit allgemein zu dem Schluß, daß
Frank=
einen großen Teil der Schuld an dem Zuſtandekommen der
degung in Bayern trage.
So ſchreibt die Weſtminſter Gazette: Die Tatjache, daß
der=
aje Dinge fünf Jahre nach Schluß des Krieges noch mög=
1 ſind, muß jedermann den tragiſchen Schiffbruch der euro=
Ahen Politik klar vor Augen führen.
Nach dem Daily Telegraph gereicht es der Reichswehr, von
oman allgemein erwartet hat, daß ſie zu Ludendorff übergehen
ne, zur Ehre, verfaſſungstreu geblieben zu ſein.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 11. November.
Verordnung zur Sicherfkellung des Waxenumlaufs.
Nach einer jetzt ergangenen Reichsverordnung ſind alle
diejeni=
gen, die Gegenſtände des täglichen Bedarfs, alſo beſonders Lebensmittel
aller Art, im Kleinhandel feilhalten, verpflichtet, ihre Geſchäftsräume
während der üblichen Verkaufszeit zur Abgabe von Waren offen zu
halten. Ehenſo iſt jeder Verkäufer von Gegenſtänden des täglichen
Be=
darſs verpflichtet, ſeine Waren gegen Reichsmark abzugeben. Auf
Zu=
widerhandlungen ſtehen Gefängnis und hohe Geldſtrafen, in beſonders
ſchweren Fällen ſogar Zuchthaus. Außerdem kann dem
Zuwiderhandeln=
den der Handel mit Gegenſtänden des täglichen Bedarfs unterſagt
wer=
den. — Dieſe Vorſchriften ermöglichen es, in Zukunft gegen ſolche
Ge=
ſchäftsleute, die bei einem etwaigen Stillſtand des Dollarkurſes ihre
Ge=
ſchäfte einfach ſchließen, um ihre Waren zurückzuhalten und bei dem
von ihnen erwarteten weiteren Steigen desſelben zu höheren Preiſen
abſetzen zu können, in ſehr wirkſamerer Weiſe als bisher vorzugehen.
Die ſtrenge und reſtloſe Durchführung dieſer Verordnug liegt im
Intereſſe der geſamten Bevölkerung. Erreicht werden kann ſie nur,
wenn die in erſter Linie dazu berufene Polizei in wirkſamer Weiſe
unterſtützt wird. Jeder einzelne muß ſich zu dieſem Zweck an der
Kon=
trolle der in Frage kommenden Geſchäfte beteiligen. Jeder einzelne,
der zweckdienliche Angaben von Bedeutung über eigene
Wahr=
nehmungen machen kann, ſoll dies an maßgebender Stelle tun. Je
mehr die Bevölkerung ſich ſelbſt auf dieſe Weiſe an der Bekämpfung
des Wuchers und der Preistreiberei beteiligt, deſto größer iſt der
Er=
folg. Mit kritiſchen Eingeſandten in der Zeitung iſt es nicht getan
noch weniger aber mit haltloſen und völlig ungerechten Vorwürfen gegen
die Polizei.
An unſere Leſer!
Die ſeit der letzten Feſtſetzung unſerer Abonnementspreiſe weiter
fortſchreitende Geldentwertung und die damit verbundene
Steige=
rung aller Herſtellungskoſten (insbeſondere Papier, Druck und Löhne)
zwingen uns notwendigerweiſe, den Abonnementspreis für die Woche
vom 11.—17. November auf
110 Milliarden Mk. und 10 Milliarden Mk. Trägerlohn
feſtzuſetzen. (Abgeholt 112 Milliarden Mark.)
Wir hoffen, daß trotz dieſer ſcheinbar hohen Steigerung unſere
Leſer volles Verſtändnis für unſere Lage finden. Unſere
Träge=
rinnen beginnen mit dem Einziehen der Gelder am Samstag, und
wir bitten unſere verehrl. Leſer, nach Möglichkeit größere
Geld=
ſcheine bereit zu halten, um den Trägerinnen ein leichteres
Ab=
rechnen zu ermöglichen.
Berlag des Darmſtädter Tagblatts.
Wochenſpielſplan des Heſſiſchen Landestheaters
vom 11. bis 18. November.
Großes Haus.
Sonntag: 5½ Uhr: „Triſtan und Jſolde‟ F 6.
Montag: 7 Uhr: 2. Konzert des Landestheater=Orcheſters.
Dienstag: 7 Uhr: „Falftaff”. Oper von Verdi. A 6.
Mittwoch: Geſchloſſen.
Donnerst.: 7 Uhr: „Falſtaff‟ C 6.
Freitag: 7 Uhr: „Fauſt” in der Urfaſſung. D 5, d 3.
Samstag: 7 Uhr: „Der Freiſchütz”. Sondermiete 21, 3.
Sonntag: 6½ Uhr: „Der lebende Leichnam”. A 7, a 4.
Kleines Haus.
Sonntag: 7 Uhr: „Schluck und Jan”. Zuſatzmiete VII 3.
Montag: Geſchloſſen.
Dienstag: 7½ Uhr: „Der Scheiterhaufen” Sondermiete 18, 3.
Mittwoch: 7 Uhr: „Figaros Hochzeit”, Sondermiete 12, 3.
Donnerst.: 7 Uhr: „Die Freier”, Sondermiete 13, 3.
Freitag: 7 Uhr: „Aleſſandro Stradella”, Sondermiete 13, 3.
Samstag: 7½ Uhr: „Der Scheiterhaufen”. Zuſatzmiete VIII 3.
Sonntag: 6½ Uhr: „Die beiden Schützen”. Zuſatzmiete IV 3.
— Landestheater. Die heutige Aufführung von „Triſtan und Jfolde‟
beginnt um 5½ Uhr. Die Beſetzung iſt im weſentlichen die der vorigen
Spielzeit geblieben; den Hirten ſingt Guſtav Sauer, den jungen Seemann
Ludwig Weller. — Infolge Erkrankung von Walter Reymer muß die
Uraufführung von Fritz von Unruhs „Roſengarten” auf den 20
Nodember verſchoben werden.
— Filmvorführung im Heſſiſchen Landestheater. Infolge des
außer=
ordentlichen Andranges zu den Vorführungen von „Hygiene der Ehe‟
wird der Film am 25. und 26. November noch einmal im Kleinen Haus
gezeigt werden.
Werbetag der ev. Jugend.
— Man ſchreibt uns: Seit etwa 10 Jahren, ſeit den Tagen des
Hohen Meißner 1913, gibt die Jugendbewegung dem neu
heranwachſen=
den Geſchlecht weithin das Gepräge. Lebendige Jugend in deutſchen
Landen bietet, heute zum mindeſten, von außen geſehen, ein ziemlich
einheitliches Bild. Ueberall haben hier ſtark ſich durchſetzende Kräfte
erneuernd und umgeſtaltend gewirkt. Aber manch eine Frage iſt bisher
doch noch in der Schwebe geblieben. Vor allem an einem Punkt hat
auch das neue Wollen der Jugendbewegung bisher zu keiner
befriedigen=
den Löſung geführt. Das iſt die Stellung zu Familie und Elternhaus.
Hier klaffen zurzeit noch die tiefſten Riſſe, und die modernen
Zer=
ſetzungserſcheinungen der Kultur machen ſich vielleicht am deutlichſten
bemerkbau. In dem Suchen nach neuen Formen der Gemeinſchaft iſt
die Wiederherſtellung und Gefundung unſeres deutſchen Familienlebens
dielfach gänzlich überſehen worden und hat allmählich in der
Jugend=
bewegung zu einer nahezu völligen Ausſchaltung der Urverhältniſſe zur
Familie geführt.
Heute Sonntag will die deutſche evangeliſche Mannesjugend in
Ge=
ſtalt ihres alljährlich ſtattfindenden Werbetages einen Verſuch machen,
etwas Wichtiges zur Löſung dieſer Frage beizutragen. Ihr Werbetag
ſoll daher dieſes Mal unter dem leitenden Geſichtspunkt eines „
Väter=
tages” ſtehen, an dem in zahlreichen, großen, öffentlichen
Verſammlun=
gen im ganzen Reiche die im Reichsverband der evangeliſchen
Jung=
männerbünde Deutſchlands und verwandter Beſtrebungen e. V.
zuſam=
mengeſchloſſene Jugend ihre Stimme erheben wird. Sie umfaßt über
einundeinhalb Millionen organiſierter junger Männer in
zweiundein=
halbtauſend Vereinen mit über zweihundert hauptamtlichen
Berufs=
arbeitern unter Führung von Reichsjugendwart Liz. Stange=Leipzig,
Mit ihrem Weck= und Werberuf will ſie am 11. November ſich an
wei=
teſte Kreiſe unſeres Volkes wenden und einen Weg weiſen, der aus
der beſonderen Not herauszuführen geeignet iſt, unter der gegenwärtig
unſer deutſches Familienleben leidet. Möchte ſie ein offenes Ohr dort
finden, wo ihre bunten Wimpel wehen und ihre frohen Lieder erklingen
werden.
— Städt. Akademie für Tonkunſt. Der ſtarke Erfolg des
Vortrags=
abends am letzten Donnerstag, und die Tatſache, daß viele Beſucher
wegen Platzmangels wieder umkehren mußten, ließen den Wunſch nach
einer Wiederholung des Abends laut werden. Dieſem Wunſche
Rech=
nung tragend, kommen die drei Kammermuſikwerke (Sonate für 2
Vio=
linen von Händel, Trio Nr. 1 von Haydn und Serenade für 2 Violinen
von Sinding) am kommenden Donnerstag, den 15. November d. J.,
abends 8 Uhr, im Saale der Städt. Akademie nochmals zu Gehör. An
Stelle der leider verhinderten Madrigal=Vereinigung werden drei
Schü=
lerinnen der Geſangsausbildungsklaſſen des Herrn Müller=Söllner, Frau
Aßmus, Fräulein Kiesling und Fräulein Wolff, einige Lieder zwiſchen
den Inſtrumentalwerken vortragen. Karten zu 10 Milliarden Mark ſind
im Sekretariat der Städt. Akademie zu haben. Es wird ſich empfehlen,
ſich alsbald mit Karten zu verſehen, da auch zu dieſem Abend mit einem
ſtarken Andrang zu rechnen iſt.
— Die Städtiſche Gewerbeſchule beabſichtigt, den Unterricht in einigen
Sonderkurſen wieder aufzunehmen. Geplant ſind Tagesunterricht für
Dekorationsmaler (Malerfachklaſſe), ſowie Abendkurſe im
Pro=
jektions= und Fachzeichnen, Schriftſchreiben und =zeichnen,
Freihandzeich=
nen, Modellieren, Buchſtabenrechnen und Buchführung. Strebſame
junge Leute können ihre Anmeldung bei der Direktion der Schule,
Land=
graf=Philipp=Anlage 6, bewirken.
— Unterſtützung von Sozial= und Kleinrentnern. Zu der nach der
Reichsrichtzahl vom 25. Oktober berechneten Unterſtützung für die erſte
Hälfte November tritt eine Nachzahlung bis zum 3½fachen
dieſer Unterſtützung, die ſpäteſtens bis 10. d. M. zu erfolgen hat.
Vorzeitige Steuerzahlungen. Einzelne Steuerpflichtige haben
zum 25. Auguſt 1923 gleichzeitig mit der erſten Rate der Rhein=Ruhr=
Abgabe eine Zahlung auf die am 5. Oktober 1923 fällig geweſene zweite
Rate der Rhein=Nuhr=Abgabe geleiſtet. Es ſind Zweifel darüber
ent=
ſtanden, ob eine ſolche vorzeitig geleiſtete Zahlung nur zu ihrem
Papier=
markbetrag oder in Höhe ihres Goldwertes, auf die zweite Rate der
Rhein=Ruhr=Abgabe anzurechnen iſt. Dieſe Frage iſt im letzten Sinne
zu beantworten. Nach den zweiten Durchführungsbeſtimmungen zur
Aufwertungsvererdnung, die der Reichsminiſter der Finanzen am 27.
Oktober 1923 erlaſſen hat (veröffentlicht in Nr. 109 des Reichsgeſetzblatts,
Teil I), werden Steuerzahlungen, die früher als eine Woche vor
Ent=
ſtehung der Steuerſchuld geleiſtet werden, in Höhe ihres Goldwertes auf
die Steuerſchuld angerechnet.
— Werbetag der evangelifchen Jugenö. Anläßlich des am 11.
No=
bember ſtattfindenden Werbetages der evangeliſchen Jungen
Männer=
bünde findet abends in dem Heim des C. V. J. M., Infanteriekaſerne, Hof
links ein Familienabend mit muſikaliſchen und deklamatoriſchen
Dar=
bietungen ſtatt, wozu alle jungen Männer und Freunde unſerer Sache
herzlichſt eingeladen ſind.
— Volkstheater. Die Direktion Werner gibt ſich alle Mühe, ihr
Unternehmen ſeines Namens würdig zu machen, was ihr künſtleriſch auch
in vollſtem Maße gelingt. Ihre Darbietungen ſtehen auf der Höhe und
die Darſteller, unter denen Frl. Direktor Werner ſowie die Herren
Franke und Werner glänzen, geben ihr Beſtes. Nur könnte der
peku=
näre Erfolg, wenigſtens an Wochentagen, ein beſſerer ſein. Der
Ein=
trittspreis iſt ſo gering, daß ſich ein jeder den Beſuch leiſten kann. Heute
Sonntag, und morgen, Montag, geht das anmutige Volksſtück „Lorle,
das Schwarzwaldmädel” in Szene, das ſeinerzeit durch das Enſemble
eine hervorragend künſtleriſche Wiedergabe erlebte. Sonntag
nachmit=
tag findet als Jugendvorſtellung „Rübezahl” ſtatt.
— Orpheum. Der Vorverkauf für die Operette „Die Herren von
und zu .” findet ſtatt: Verkehrsbüro von 10—12 Uhr, Orpheumskaſſe
ab 3 Uhr.
—Anmeldung der Kartoffelbeſtände. Es wird auf die
Ver=
ordnung des Heſſiſchen Miniſteriums für Arbeit und Wirtſchaft
vom 25. v. M. hingewieſen, die im Stadthaus, Zimmer 2,
ein=
zuſehen iſt.
Preuß=ſüddeutſche Klaſſenlotterie. 4. Klaſſe, 11. Tag.
In heutiger Ziehung wurden die Endzahlen 51 und 57 gezogen.
Mit welchen Gewinnen, iſt bei den zuſtändigen Einnehmern zu .
erfahren.
mit dem formalen, „entdinglichten, abſtrakten”
zuſammen=
nämlich da, wo der Naturalismus geiſtige Funktion
Ich würde z. B. in Sudermanns „Ehre” in die Stube des
erhauſes eine Kommode hineinſtellen, die überſät iſt mit
ofiguren, Photographien und Vaſen, um den Geiſt des
Zu=
ters quälend in die Nähe zu binden. Hier heißt die
Dyna=
des Raums: Bremſung. Und die wird formal durch einen
haften, ſinnlichen Raum gewonnen.
Um die Dynamik des Raums bemühte ſich die
Schauſpiel=
ie der letzten Jahre, denn dem Expreſſionismus ging es
ge=
darum, ſie formal zu binden. Heute jedoch merkt man ſchon
Hſer ein leiſes Hinüberſchwanken zum Bildhaften. Wir haben
1Darmſtadt die Verſchmelzung beider Raumarten geſehen,
ſt manchmal, und mamhmal nicht. In der getroffenen
Unter=
dung von „ſinnlichem” und „geiſtigem” Raum laſſen wir ein
Darmſtädter Inſzenierungen pafſieren, beſchränken uns
dabei auf knappe Charakteriftik.
Bildhaft war die Bühne zum „Fernen Klang”, beſonders
ihdritten und letzten Bild. Im dritten ſchon raffiniert, im
len von konzentrierter, ſtimmungsvoller Einfachheit. Auch
epiſche „Haſſan” war aufs Bild geſtellt, aber viel zu ſchwver
zu knallig. Der „Stimmung” wäre die aus 1001 Nacht
ſen, pralle Grundfarben aber und klotzige Formen bringen
eine Märchenſtimmung. Der Effekt war daher auch —: der
Ich mache ausnahmsweiſe dieſe äſthetiſche
Bemer=
weil ſie die Gefahren des ſinnlichen Raums erkennen läßt:
ineſſe und Technik, das Uebel der Gegenpart, das iſt die
de, an denen er meiſt ſcheitert, weil er durch ſie nur bis zu
Sinnen und nicht tiefer ins Innere getrieben wird, wie wir
ben von ihm forderten. Durch ſie wird ſeine Wechſelwirkung
dem Menſchen unterbrochen, er bleibt nicht mehr Reflektor,
ern wird ſelber Lichtquelle, die den Menſchen totſchreit. Bei=
„Hagith‟. Das war ſchon Kino. Beiſpiel: „Leonce und
das war Theater. Hier verpatzte man überhaupt die
mmung. Man inſzenierte und ſpielte viel zu ſchwer und
ausgeklügelt, ſtatt der einfachen Tollheit, die nicht das
Voll=
ſcht der Satire erreicht, Klang zu geben. Hier trat der Mann
Raums in Konkurrenz mit dem Mann des Spiels: jeder
1ieden anderen zu überbieten an Einfällen und Wirkung. Die
Biltante dieſes Kräfteverſuchs war der jämmerliche Tod des
Siels. Und nur das iſt „Leonce und Lena”, nicht mehr.
c auch nicht weniger.
Rein ſtimmungshaft, aber in ihrem Kontraſt zu anderen
ten doch ſchon mehr als das iſt die Wirtshausſzene im
nz Louis Ferdinand”, noch mehr von geiſtiger Atmoſphäre
hſetzt und zugleich bildhaft die Szene in der Dachſtebe beim
Napoleons. Ebenſo das Schlußbild. Durchaus
gelungen und vollakkordig iſt der geiſternde Markt in
„Karl XII.”, die Verſchmelzung von bildhaftem und geiſtigem
Raum in gleichen Gewichtsverhältniſſen. Karl XII. ſpielt in
ſeiner Stagnation auch mehr auf Stimmung hinaus; doch muß
das ſtrindbergiſche Geſpenſtern in ihr lebendig werden. Die
letzte Szene trieb jedoch allzu ſehr in die maleriſche Breite: es
war ſchon „lebendes Bild‟. Man kann nicht ſagen, daß die
Ver=
ſchmelzung beider Räume künſtleriſch höher ſtehe wie das Extrem,
denn der Raum allein entſcheidet noch nicht die Aufführung.
Er iſt verquickt in Korreſpondenz mit dem Menſchen auf der
Bühne. Je abſtrakter der Raum iſt, um ſo mehr treibt er den
Menſchen heraus; je dynamiſcher die Luft vibriert, um ſo
dyna=
wiſcher muß das Spiel ſein. (Das Spiel der Oper iſt
ſtatiſch=
aus der Statik entſpringt überhaupt erſt die Möglichkeit zur
Poſe.) Und der Spielleiter kann die Intenſität der Aufführung
beliebig regulieren, es ſteht ihm frei, die Atmoſphäre zu wählen
und einzuſtellen, in der er, ſagen wir, Hamlet ſpielen will. Er
kann ihn ſpielen rein aufs Grübleriſche einer Seele, aufs rein
Menſchliche, oder auf das Dämoniſche, das im Klima liegt und
die Menſchen völlig im Bann hat, alſo topographiſch gebunden,
oder pſychologiſch einfach auf das Irrſinnigwerden und
aneinan=
der Aufreiben von Menſchen, auf eine Ibſen= oder
Strindberg=
ſtimmung hinaus, oder ſchließlich auch auf die nackte „hiſtoriſche‟
Begebenheit der Handlung. Möglich ſind ſie alle; der Wert
jeder Auffaſſung liegt in ihrem Riveau und in der künſtleriſchen
Einheit der Aufführung, deren Ausmaß allein eine lebendige
Atmoſphäre ſchafft und ſo eine Auffaſſung beweiſt. Doch das ſind
Fragen der Regie und gehören in ihrer Folge nicht mehr in unſer
Kapitel.
Gelungene „geiſtig=ſinnliche” Räume waren noch im „König
Nicolo”, die Kirchenfzene im „Fauſt”, in den „Stürmen”: vorm
Tor und das rote Rundzimmer, der Markt im „Spiel des Lebens”
Bei den rein „geiſtigen Räumen” führen wir noch
ein=
mal den kubiſchen Raum zu „Oedipus”. Wir haben über ihn
ge=
ſprochen und geſagt, wie hier von jeder Dinglichkeit abſtrahiert
iſt; wie kein vertrautes Geſicht der Dinge die Härte des
Schick=
ſals mildert, wie daher der Menſch, kosmiſch allein, ihm zum
Kampf auf Leben und Tod entgegengeſtellt iſt. Das Hartaufhart
drückt dieſer Raum aus. Da Symbol der Ausdruck, das
Form=
werden einer Geiſtigkeit iſt, mag der rein „geiſtige Raum” auch
„ſymboliſcher Raum” heißen. Mit ihm arbeitete auch die
„Brand”=Inſzenierung und die zu „Richard III.” obwohl hier
der „expreſſioniſtiſche” Raum aus denſelben Stilelementen, wie
ſie die „Oedipus”=Bühne brauchte, ziemlich leer lief.
Ueber=
haupt könnte man verſucht ſein, die „erpreſſioniſtiſchen Räume‟
hierher zu zählen, denn Expreſſionismus heißt ja ſchließlich
Ausdruckskunſt. Was man aber landläufig damit meint und
daher auch in der Regel zu ſehen kriegt, iſt Expreſſionismus als
Dekorationsmanier, als Methode und Mode und nicht
als Raumkunſt. Es war plötzlich modern, ob innerlich
gefor=
dert oder nicht, ſo zu inſzenieren. Im großen ganzen ſind wir
in Darmſtadt doch nicht allzu viel darauf hereingefallen.
Manch=
mal doch; ich erinnere an die a priori und ſtilphiloſophiſch
un=
mögliche „Zauberflöte”=Inſzenierung, an die des „Letzten
Ge=
richtes”. Von „Richard III.” habe ich nur noch ein paar Szenen
im Kopf, die ich glaube, nicht davon freiſprechen zu können. Hier
wird die „Geiſtigkeit” Kuliſſe und damit ſtilkritiſch undiskutabel.
Hier liegt die Gefahr des geiſtigen Raums; da zu
abſtra=
hieren, wo die geiſtige Intenſität des Stücks nicht fähig iſt, über
die ſinnliche Welt hinauszuſtoßen. Wo die Abſtraktion nicht aus
Fülle des Geiſtes geſchieht, ſondern aus Mangel an Geiſt, wo
die Entdinglichung den Geiſt machen ſoll.
Wir haben hier verſucht, an der Scheidung in „ſinnlichen”
und „geiſtigen Raum” das Problem der Inſzenierung zu
be=
leuchten. Auch die nur anſchlagenden Beiſpiele ſollten nichts
darüber ausmachen, ob dieſe Räume nun „ſchön” oder „nicht
ſchön” waren, und wie und warum dieſe Räume nun mit den
oder jenen Farben und Mitteln ſo und nicht anders gebaut
wurden. Das iſt Sache einer Aeſthetik und einer
Pſycho=
logie des Bühnenraums. Ihm galt nicht unſre Aufgabe,
ſondern ſeiner Funktion überhaupt, alſo einer Philoſophie
des Bühnenraums.
Heute hat ſich über Fachkreiſe hinaus ein breites Intereſſe
auf das Bühnenbild gewandt. Deshalb iſt es außerordentlich
zu begrüßen, daß der Verlag Ernſt Wasmuth (Berlin) eine
Sammlung von 150 modernen Bühnenbildern in vorzüglicher
Ausſtattung herausgebracht hat. Oskar Fiſchel hat ſie
aus=
gewählt und mit einem den heutigen Theaterzuſtand richtig
ſehenden und ſicher treffenden Vorlvort verſehen. Darunter ſind
Entwürfe der großen Anreger Gordon Craig und Adolphe
Appia und der meiſten größeren Bühnenbildnern, ſolche von
Stern, Kainer, Pirchan, Walſer, Pilartz („Scirocco”, Oedipus”
„Prinz Louis Ferdinand” Schlußbild)). Der Wert des Buches
geht weit über das äſthetiſche Intereſſe hinaus. Es macht einen
müheloſen Ueberblick über die letzten Entwicklungen möglich, der
ſonſt wegen der Einmaligkeit der Aufführung nur ſchwer und
faſt nur in Theaterausſtellungen gewonnen werden kann. So
konnten wir durch eine lange Reihe in= und ausländiſcher
Bühnenbilder unſre prinzipiellen Bemerkungen belegt ſehen und
gleichzeitig die erfreuliche Tendenz ſpüren: den Raum in ſeinen
aufgezeigten Funktionen für den Menſchen auf der Bühne zu
geſtalten.
Seite X.
Darmſtädter Tagblatt, Sonllag, den 14. Revember 1923.
Ruſtititer 312.
Geänderte Zahlung der Fernſprechgebühren! Tierſchutzverein für Heſſen in Darmſtadt.
und geſiundeten Telegraphengebuhren.
kräglich erhoben und die Telegrabhengebühren auf Antrag oder bei der keit und Mithilfe der Herren Kreis= und Ortsvertreter eingegangenen
Auflieferung durch Fernſprecher bis zum Ablauf des Monats geſtundet. Beiträgen und den einmaligen Zuwendungen opferwilliger Handels=
Bei der ſprunghaften Geldentwertung ſind ihr dadurch erhebliche Ver= firmen, Städte und Gemeinden die Koſten der weiter vorgeſehenen drei
luſte entſtanden. Das Einziehungsverfahren wird daher für die vom Nummern im Laufe des Jahres 1923 zu beſtreiten. Durch die fort=
1. November an entſtehenden Fernſprechgebühren und geſtundeten Tele= ſchreitende Geldentwertung war man leider genötigt, den Druck der
Zeit=
graphengebühren folgendermaßen geändert:
Grundbeträgen aufgezeichnet.
Tage der Zahlung gilt.
3. Um den Tcl.rehmern bei dem neuen Zahlungsverfahren die beraumende Ausſchußſitzung.
Möglichkeit zu geben, die Folgen der Geldentwvertung von ſich
abzuwen=
den, werden Abſchlagszahlungen bis zur Höhe der im laufenden Monat 15. Oktober 1923 daher beſchloſſen:
fällig werdenden Gebühren entgegengenommen und dem Teilnehmer
wertbeſtändig gutgeſchrieben. Sobald die aufgelaufenen Gebühren einen
Grundbetrag von 10 Mark erreicht haben, erhält der Teilnehmer eine werden.
Zahlungsaufforderung. In dieſem Falle muß die Schuld ſogleich
be=
glichen werden. Iſt der Betrag nicht binnen einer Woche nach Ab= leider zu früh verſtorbenen Herrn Miniſterialrat Dr. Bach zurde der
tere Mahnung geſperrt. Die Sperre koſtet 5 Mark (Grundbetrag),
Teilnehmern im Landzuſtellbezirk — durch Uebergabe des Betrags an Ausſchußmitglieder ſind — bis zum 30. Nobember Ifd. Js. hiergegen
Ueberweiſung auf das Poſtſcheckkonto der Vermittlungsſtelle. Als Tag in einer ſpäteren Ausſchußſitzung und Hauptverſammlung erbeten
der Zahlung gilt im letzteren Falle der Tag der Laſtſchrift. — Das werden.
Verfahren, wonach die Fernſprechgebühren ohne jedesmalige
Veranlaſ=
ſung des Teilnehmers von ſeinem Poſtſcheckonto abgebucht werden, bald wieder erſcheinen zu laſſen. Statt des in der letzten
Hauptver=
wird aufgehoben.
5. Bei Poſtüberweiſung muß der Teilnehmer auf dem Abſchnitt uu= ein der jeweiligen Geldentwertung entſprechender Betrag von den
Mit=
bedingt Amt und Nummer ſeines Anſchluſſes angeben. Unterläßt er gliedern als freiwilliger Beitrag erhoben werden. Wenn auch der dem
dies, ſo hat er keinen Anſpruch auf rechtzeitige Anrechnung des Betrags Friedensbeitrag von 1 Mark heute entſprechende Betrag nicht überall
auf ſeine Gebührenſchuld.
6. Nach Monatsſchluß erhält der Teilnehmer Abrechnung. Reſtaut= gen der 8000 Mitglieder, die hierzu in der Lage ſind, einen annähernd
lege werden dem Teilnehmer zuſammen mit der Abrechnung als
wöhnlicher Brief zugeſtellt. In derſelben Weiſe wird im Laufe des
Monats mit Teilnehmern abgerechnet, die einen lebhaften Sprechverkehr etwa 160 Milliarden Mk.) zur Verfügung ſtehen. (Beuerkt wird hierzu,
unterhalten.
Mindeſtzahl an Ortsgeſprächen ſind noch nach der am 1. November gel= nahezu 2 Millig den Mk. Beiträge des Kreiſes erhoben worden ſind.
tenden Schlüſſelzahl berechnet worden.
— Die Höchftſätze der Erwerbsloſenunterſtützung betragen
täglich in den Orten der Ortsklaſſen 4 B 0 Du. B
1. Für männliche Perſonen: in Milliarden Mark
4) über 21 Jahre ..... . 135 126 117 108
b) unter 21 Jahren .. . . . 81 (6 71 66
2. Für weibliche Perſonen:
4) über 21 Jahre . ... . 108 101
b) unter 21 Jahren.
8. Als Familienzuſchläge für
a) den Ehegatten.
b) die Kinder und ſonſtige
unter=
ſtützungsberecht. Angehörige . 40 38
Die Familienzuſchläge dürfen insgeſamt die
Hauptunter=
ſtützung nicht überſteigen.
Im beſetzten Gebiet darf zu ſämtlichen obigen Sätzen ein
Zuſchlag von 12 Prozent gewährt werden.
Lisher gezahlte Vorſchüſſe ſind in Abzug zu bringen.
Beſon=
dere Zulagen für verſtärkte individuelle Erwerbsloſenfürſorge
werden vom 5. Ifd. Mts. ab nicht mehr gewährt.
— Betriebsſteuer und Handwerk. Nach Ankündigung des
Reichs=
finanzminiſteriums iſt die vollſtändige Aufhebung der Betriebsſteuer
ſpäteſtens bis zum 1. Januar 1924 zu erwarten.
— Verein Volksküche e. V. Empor die Herzen! Kaum, daß das
hoch=
dankenswerte Wohlwolen des Heurn Metzgermeiſters Willy Fuchs,
Holz=
ſtraße 2, bekannt gegeben, überbringt Herr Hermann Scherkamp, in
Firma Weſtfäliſche Wurſt= und Fleiſchwarenfabrik, dem Vorſtand
perſön=
lich die nicht minder hochherzigen Zuſagen der ſofortigen
Geldzuwen=
dung von 3 Billionen Mark als erſte Nate weiterer Geldzuwendungen
ſowie der raſcheſten und wiederkehrenden koſtenloſen Lieferungen von Fett,
Kohlen u. a. m. Dank, allerherzlichſten Dank dem gütigen Helfer auch
an dieſer Stelle! Gott vergelt’s! Ein ermutigender Lichtſtrahl mehr für
den Vorſtand in andauernd unglaublich großen Sorgen und Mühen.
—Verein der Offiziere des ehenaligen Leibgarde=Infanterie=
Regi=
ments und Vereinigung früherer Leibgardiſten von Darmſtadt und
Um=
gebung. Wie erinnerlich, fand am 6. März 1921 gelegentlich der
Drei=
hundertjahrfeier des Leibgarde=Regiments die Grundſteinlegung zu einem
Denkmal für die Gefallenen des Regiments ſtatt. Die damalige Abſicht,
der Grundſteinlegung bald die Errichtung des Denkmals folgen zu laſſen,
hat ſich bis jetzt infolge des wirtſchaftlichen Niedergangs und der damit
verbundenen, jede Berechnung über den Haufen werfenden
Geldentwer=
tung nicht verwirklichen laſſen. Nunmehr hat ſich aus Angehörigen der
beiden hieſigen Leihaardiſtenvereine ein Ausſchuß gebildet, der ſich unter
Leitung des Gen.Maj. a. D. Frhr. v. Preuſchen damit befaſſen will,
auf verſchiedene Art Gelder zu ſammeln und dieſe ſofort wertbeſtändig
anzulegen. Es ſind hierfür verſchiedene ausſichtsreiche Pläne gefaßt und
eingehend durchberaten worden, und der Ausſchuß hofft, in abſehbarer
Zeit in den Beſitz der Mittel zu gelangen, welche zur Errichtung des
Denkmals in einer ſeiner Bedeutung würdigen Form erforderlich ſind.
Näheres wird den Kameraden noch zugehen, ſoweit dies unter den
heu=
tigen erſchwerten Verkehrsverhältniſſen möglich iſt. Um die oberheſſiſchen
Kameraden mit ſeinen Abſichten, vertraut zu machen, hatte der Ausſchuß
am 26. September zu einer Verſammlung nach Gießen eingeladen. Im
Verein mit fünf Darmſtädter Kameraden hatten ſich die oberheſſiſchen
ehemaligen Leibgardiſten in einer Verſammlung von über neunzig
Kame=
raden zuſammengefunden, und die Ausführungen des Generals v.
Preu=
ſchen, der die verſchiedenen Pläne vortrug, fanden ungeteilten Beifall.
Auch gelobten die dortigen Kameraden, mit allen Kräften ihren Teil zum
Gelingen des Werkes beizutragen. Der Ausſchuß hofft, daß nicht nur
alle ehemaligen Regimentsangehörigen eine offene Hand haben werden,
ſondern auch noch ſo manch anderer, der zwar nicht im Regiment gedient
hat. Wer ſchon jetzt eine Gabe ſpenden will, der ſende ſie an
Poſtſcheck=
amt Frankfurt a. M. Konto: „Ausſchuß zur Beſchaffung von Mitteln
zur Errichtung eines Denkmals für die Gefallenen des Leibgarde=
Regi=
ments”, Konto Nr. 69 371.
Kreditgemeinſchaft gemeinnütziger Selbſthilfeorganiſationen
G. m. b. H., Verlin. Sowohl die öffentlichen Körperſchaften —
beſon=
ders die Städte — als auch die Organiſationen der privaten.
Wohl=
fahrtspflege haben caritative und ſoziale Selbſthilfeeinrichtungen der
verſchiedenſten Art geſchaffen, deren Aufgabe es iſt, die wirtſchaftliche
und berufliche Notlage der bedrängten, zurzeit im weſentlichen aus
öf=
fentlichen Mitteln unterſtützten Volkskreiſe (Sozialrentner, Kleinrentner,
Kriegsbeſchädigte Kriegshinterbliebene, Erwerbsbeſchränkte) im Wege
der Selbſthilfe, durch Schaffung und Vermittlung von
Arbeitsgelegen=
heit oder auch durch verbilligten Einkauf von Lebensbedarfsartikeln, zu
lindern. Die ungünſtige wirtſchaftliche Lage, verbunden mit der
Geld=
entwertung, macht es aber ſolchen Einrichtungen vielfach unmöglich, ihre
Aufgaben weiter zu erfüllen. Die im Einvernehmen mit dem
Reichs=
arbeitsminiſterium gegründete Kreditgemeinſchaft hat es nun
übernom=
men, ſolchen Einrichtungen das Weiterarbeiten durch
Darlehnsgewäh=
rung zu ermöglichen. Da die wirtſchaftliche Führung ſolcher
Unter=
nehmungen Vorbedingung für die Hilfe der Kreditgemeinſchaft iſt, ſind
die Darlehen — nach im voraus zu vereinbarenden Bedingungen — auf
wertbeſtändiger Grundlage zurückzuzahlen und mäßig zu verzinſen. Nur
in beſondere Fällen iſt in dieſen Punkten ein Entgegenkommen möglich.
Die Einrichtungen, die von der Darlehenshilfe der Kreditgemeinſchaft
Gebrauch machen wollen, müſſen auch bei ihrer Tätigkeit die Mitwirkung
von Vertretern öffentlicher Körperſchaften zulaſſen. Da die
Kreditge=
meinſchaft in Berlin nicht mit den einzelnen Stellen ſelbſt verhandeln
kann, hat ſie die Errichtung von Landesausſchüſſen für die einzelnen
Staaten und für die Provinzen der größeren Länder vorgeſchlagen. Die
Landesausſchüſſe nehmen die Anträge entgegen, begutachten ſie und ſind,
bis zu gewiſſen Höchſtbeträgen, auch ermächtigt, ſelbſt darüber zu
ent=
ſcheiden. Außerdem haben ſie die Aufgabe, die wirtſchaftliche Verwen=
mungen zu überwachen und in dieſer Beziehung Ratſchläge zu erteilen Vorzeigen von Präparaten, Mineralien und an der Hand ſehr guter
Als zu Beginn des Jahres 1923 die erſte Nummer der Allgemeinen
Tierſchutz=Zeitſchrift erſchien, konnte man zuverſichtlich erwarten, daß
Die Reichspoſtverwaltung hat die Fernſprechgebühren bisher nach= es gelingen würde, mit den dank der anerkennenswerten eifrigen
Tätig=
ſchrift zu verſchieben. Die vorhandenen Mittel reichten nicht einmal
1. Die Gebühren werden auf den Belegen (Gebührenzetteln) in aus für die durch die Verſendung entſtehenden Portokoſten. Auch die
für September 1923 in Ausſicht genommene 50. (Jubiläums=)Haupt=
2. Umgerechnet in Pabiermark wird nach der Schlüſſelzahl, die am verſammlung mußte mit Rückſicht auf die Koſten für Saalmiete uſwp.
zunächſt unterbleiben und damit auch die ſatzungsgemäß vorher anzu=
Der faſt vollſtändig erſchienene Vorſtand hat in ſeiner Sitzung vom
1. Ausſchußſitzung und Hauptverſammlung ſollen vorerſt verſchoben
2. Zur Wahl als 1. Vorſitzender an Stelle des verdienſtvollen,
ſendung der Aufforderung eingegangen, ſo wird der Anſchluß ohne wei= derzeitige Referent für das heſſiſche Volksſchulweſen, Oberſchulrat Jung,
vorgeſchlagen. Da der Ausſchuß, dem die endgültige Wahl ſatzungs=
4. Der Teilnehmer kann den Betrag entrichten: eutweder durch gemäß zuſteht, jetzt nicht einberufen werden kann, hat der Vorſtand in
Barzahlung am Schalter einer Poſtanſtalt am Orte ſeiner Vermitt= Ausſicht genommen, Herrn Oberſchulrat Jung als 1. Vorſitzenden in
lungsſtelle oder einer ſonſt dafür zugelaſſenen Poſtanſtalt, ferner — bei ſein Amt einzuführen, falls die Herren Kreisvertreter — die zugleich
den Landzuſteller zur Ablieferung bei ſeiner Poſtanſtalt, oder durch ſchriftliche Cinwendungen nicht erheben werden. Die Beſtätigung wird
3. Es iſt zu erſtreben, die Allgemeine Tierſchutz=Zeitſchrift recht
ſammlung 1922 feſtgeſetzten jährlichen Beitrags von 10 Mk. müßte jedock)
entrichtet werden kann, ſo müßte es doch verſucht werden, von
denjeni=
haben oder Reſtſchuld wird auf den nächſten Monat übertragen. Die Be= hohen Beitrag zu erheben. Eine Zeitſchrift kann nur dann wieder
eu=
ſcheinen, wenn die erforderlichen Mittel (Druckoſten und Porto zurzeit
daß nach eingegangener Meldung durch die außerordentliche Tätigkeit
7. Die am I. November im voraus erhobenen Gebühren für, die des Herrn Kreisſchulrat Backes (Groß=Gerau) bereits Ende September
Dieſer Betrag wird ſich noch weiter erhöhen.) Wenn alſo ein Mitglied
etwa 20 Millionen Mk. zahlt, ſo hat es damit ein Achtel Friedenspfennig
geopfert. Die Herren Kreisvertreter werden daher gebeten, auch von
den Handelsfirmen, Verbänden und Gemeinden der Kreiſe Beiträge zu
in der Woche vom 5. bis 10. November 1923 wochen= vermitteln, wie dies in einzelnen Kreiſen ſeither auch ſchon geſchah.
Die opfertuilligen Geber überweiſen die Zuwendungen der
Porto=
erſparnis halber am beſten direkt auf das Poſtſcheckonto des Herrn minalpolizei aufgeklärt worden. Zuiſchen 1 und 2 Uhr jener Ne
Oberrechnungsrat Kratz, Daruſtadt, Beckſtraße 55; Poſtſcheckaut kam der Kutſcher einer Pferdebroſchke mit ſeinem Geſpann vor e
Frankfurt a. M. 23 959.
4. Der diesjährige Tierſchutzkalender iſt der hohen
Druck=
koſten wegen bis heute noch nicht erſchienen. Die Druckerei H. Stürz
in Würzburg hat Ende September d. J3. für ein Stück einen Preis in polizei ermittelte jetzt als den Täter, der zweifellos noch andere ähnli
Ausſicht genommen von 1,5 Millionen, der durch die rapide
Preisſteige=
rung längſt überholt iſt. Wenn es auch zurzeit unmöglich iſt, einen
genauen Betrag zu nennen, ſo werden die Herren Kreisvertreter und
die Höheren Schulen gebeten, bis zum 30. November 1923 anzugeben, Hochſtapeleien lebte. Seit drei Monaten wohnte das Pärchen in eir
welche Anzahl der von der Jugend beliebten Kalender etwa zunächſt Penſionat im alten Weſten. Am Mittwoch abend war ſeine Helfe
benötigt werden. Preis freibleibend.
Die Herren Kreisbertzeter werden ergebenſt erſucht, die baldige Er= nat wohnte, dazu, ihre Stelle zu vertreten. Ihr Auftrag beſtand da.
hebung ausreichender Beiträge gütigſt vornehmen und auf das oben
augegebene Poſtſcheckkonto alsbald überweiſen zu wollen. Es iſt
emb=
ſind heute Millionenſcheine ſchon Kleingeld. Die Gelder ſollen bis zur Straße gäbe es ein Lokal, das wohl das intereſſanteſte in Berlin K
Verwendung wertbeſtändig angelegt werden.
Regimentsnachrichten.
—Verein ehem. Jäger zu Pferde Nr. 3, Darmſtadt, baren Sealmantels, nachdem es die Beſinnung verloren hatte, und na
Alle ehem. Jäger zu Pferde Nr. 3 ſind mit ihren Angehörigen zu Sonntag ihm auch die Handtaſche weg. Dann ſtieg er auf der einen Seite
nachmittag 5 Uhr im Vereinslokal, Waldſtraße 23, eingeladen.
Aus den Parteien.
Deutſche Demokratiſche Partei. An Montag, den mit ſeiner Helfershelferin ſofort in das Peuſionat zurück und ſuhr
munalpolitiſcher Abend ſtatt. Auf der Tagesordnung ſtehen Steuer= und „Damen”, nachdem er den geraubten Mantel gleich verkauft und ei. hr mni
Beamtenfragen. Alle Mitglieder ſind dazu eingeladen.
Antrag des Ferd. A. Pertſch aus Darmſtadt, um käufliche Abtretung
eines Flutgrabengeländeſtreifens wird unter den üblichen
Kaufbedin=
gungen zugeſtimmt. — Auf Antrag der Baukommiſſion ſall der an
der Karlsſtraße lagernde Grabenaushub auf die Gemeindewieſen ver= bergs an die Schweiz wird angeſichts der Tatſache, daß
bracht werden. — Wiederholt wurde gerügt, daß die Straßenreinigung Oeſterreich dank der Hilfe des Völkerbunds langſam konſolidiert,
am Lohberg viel zu wünſchen übrig laſſe. Die Haus= und Grundſtücks= weiter betrieben. Die Aktion wird liquidiert und das in F
beſitzer ſollen letztmals verwarnt werden, andernfalls unnachſichtlich kirch herausg=gebene Organ „Der Schweizerbund” eingehen.
Strafanzeige erſtattet werden ſoll. — Die inzwiſchen weiter eingetretene
Geldentwertung macht auch den früheren Gemeinderatsbeſchluß hinfällig.
wonach die Grundſtückspachten von den gemeindlichen Grundſtücken nach
dem Goldumrechnungsſatz zu Anfang Oktober I. J. bezahlt werden ſoll= Brandjoch eine Innsbrucker Krankenpflegerin ab und blieb verl
ten. Es wird nunmehr eine Regelung dahingehend getroffen, daß für liegen. Die Rettungsexpedition fand unweit der Unfallſtelle einen Le
Roggen für den Zentner 6 Goldmark, für Heu für den Zentner 150 nam mit einer Signalpfeife im Munde. Der Tote wurde als der 2
Goldmark zu entrichten ſind, umgerechnet zu dem Satze von 100 Mil= graphenafſiſtent Wilhelm Suppanz aus Judendorf erkannt und
liarden, wenn die Zahlung bis ſpäteſtens 16. d. M. erfolgt. Bei ſpä= Todesurſache Erfrieren feſtgeſtellt.
terer Zahlung iſt der jeweilige Goldumrechnungsſatz zu bezahlen. Die
Verwaltung wird ermächtigt, Erwerbsloſen und Kurzarbeitern auf
Antrag die Zahlungsfriſt um weitere 3 Wochen zu erſtrecken. Im glei= betrug in Europa vor dem Weltkrieg bei rund 460 Millionen Menſe
chen Verhältnis werden auch die Anerkennungsgebühren für das Weg= der geſamte Frauenüberſchuß 9,5 Millionen und beſtand zum gro
gelände am Dieburger Weg erhöht. — Die Abmachungen der Feld= und Teil aus älteren Frauen. Inzwiſchen iſt die Bevölkerung auf 455 9
Waldkommiſſion bezüglich der Holzhauerei werden genehmigt. Die be= lionen und der Frauenüberſchuß auf 25 Millionen, zum größten Teil
reits im letzten Jahre eingeſetzte Kommiſſion wird auch für dieſes Jahr, heiratsfähigen Alter befindlicher Frauen geſtiegen. Auf Tauſend M
wiederum beſtellt. Dieſe wird gleichzeitig ermächtigt zum Zwecke der ner kommen ſomit vor dem Kriege 1038 Frauen, jetzt 1111; am gröf
Aufbringung der Holzhauerlöhne weitere Zahlungen von den holzbe= iſt die Verſchiebung in Nußland (von 1042 auf 1229); in Deutſchl
zugsberechſtigten Haushaltungsvorſtänden in Goldmarkwährung nach ſtieg die Zahl von 1036 auf 1100; dagegen iſt ſie in den Niederlan
Bedarf einzufordern. Minderbemittelten, Erwerbsloſen und Kurzarbei= von 1030 auf 1010 geſunken. Auf 10 Männer in Deutſchland eine ü
tern kann auf Antrag eine gewiſſe Stundung zum alten Umrechnungs= zählige Frau; das beleuchtet die Bedeutung der Frauenfrage.
ſatze gewährt werden. Von allen übrigen vollbeſchäftigten
Haushal=
tungsvorſtänden muß aber unbedingt pünktliche Zahlung verlangt
wer=
den, andernfalls der jeweilige Goldumrechnungsſatz in Anwendung zu
bringen iſt. — Der kürzlich gegründeten Gemeinnützigen Sterbekaſſe tritt
die Gemeinde für die ortsarmen Familien mit 50 Anteilen bei. — Die regelmäßig „eine Zeit nach dem Kalender” beſtimmt iſt, ſo wird es
Obſtbaumpflege ſoll in Zukunft derart vorgenommen werden, daß nur dieſem Falle zum Eintritt des Verzugs einer Mahnung nicht bedürf
die Baumſchnittarbeiten durch einen ſachverſtändigen Baumwärter aus= anders iſt es bei der geſetzlichen Miete. Bei dieſer iſt nur die
Zahl=
geführt werden ſollen, während alle übrigen Arbeiten durch Gemeinde= der Grundmiete und der „feſten” Zuſchläge nach dem Kalender fällig;
bedienſtete und Arbeiter ausgeführt werden können. — Dem Geſuch gegen hängt die Fälligkeit der Umlagen (veränderlichen Zuſchläge
des P. Trautmann um teilweiſen Erlaß ſeiner Stromgeldſchuld wird, der Vorlegung der Belege an Mieter oder Mieterausſchuß und der
inſoweit entſprochen, als der geſchuldete Betrag, mit Rückſicht auf die
vorliegenden ungünſtigen Familienverhältniſſe um zwei Drittel gekürzt legung auf Grund gemeinſchaftlicher Berechnung mit dieſem
ab=
wird. — Die Vergütung des Vorſitzenden des Ortsausſchuſſes für Kriegs= Fälligkeit der Umlagebeträge tuit — wie dies auch in der preußi
beſchädigte wird auf 100 Milliarden Mark jährlich erhöht. — Den ſeitens Ausführungsverordnung zum Reichsmietengeſetz vom 4. Augup.
der Verwaltung mit der Gemeinde Gernsheim getätigten Kaufabſchluß beſtimmt wird, erſt ein, nachdem der Vermieter die Belege den Miet
wegen eines überflüſſigen Oelbehälters zum Preiſe von 290 Goldmark oder bei Vorhandenſein der Mietervertretung vorgelegt und gem
genehmigte der Gemeinderat. — Das Anſinnen des Kommandos, der ſchaftlich mit ihnen die Geſamtſumme der umzulegenden Betriebske
Freiwilligen Feuerwehr auf Uebernahme gewiſſer Koſten durch die Ge= in einen Hundertſatz der Geſamtgrundmiete umgerechnet hat.
meinde wird genehmigt. — Ein Antrag des K. Spriegel auf Zuwei= Fälligkeit iſt alſo nicht nach dem Kalendertag beſtimmt, es bedarf
ſung der Wohnung Türke im Gemeindehaus wird an die hierfür zu= einer Mahnung. Entſteht über einzelne Poſitionen oder die Art
ſtändige=Wohnungskommiſſion verwieſen. — Die Vergütung für Fahren Umlegung, die Größe der Qnoten u. Ae. Streit, ſo hat — unter
des Leichenwagens innerhalb hieſiger Gemeinde wird auf 3 Goldmark ſchluß des ordentlichen Gerichts — das M.E.A. zu entſcheiden; bis
feſtgeſetzt. — Zu einer längeren Ausſprache führte das Erwerbsloſen= dieſer Entſcheidung iſt der Eintritt des Verzugs, inſoweit der Bet
problem. Verſchiedene Mängel wurden gerügt und der ablehnende im Streit befangen iſt, ausgeſchloſſen. Die hier in Anführungsze,
Standpunkt der Verwaltung auf Gewährung von Unterſtützung in eini= geſetzten Sätze ſind dem Kommentar zum Mieterſchutzgeſetz vom 1. J
gen ſtrittigen Fällen gebilligt. Eine Kommiſſion, beſtehend aus den Her= 1923 von Rechtsanwalt Dr. Götzel=Berlin entnommen, und möchten
ren Gemeinderat Caſtritius, Gemeinderat Bayer, Landwirt Frd. Baher, der dort geäußerten Rechtsanſicht uns anſchließen. — Ihre zweite 7
und Chr. Crößmann wird eingeſetzt, um die gauze Angelegenheit einer beantwortet ſich dahin, daß der poſtnumerando für Oktober zu zahle
genauen Nachprüfung zu unterziehen und auch in Zukunft über jeden Mietzins am 1. November fällig wird.
einzelnen Fall zu entſcheiden. — Unter Punkt Verſchiedenes werden noch
verſchiedene kleine Anfragen erledigt.
— Groß=Ulmſtadt, 10. Nov. Am Dieustag abend, den 6. November, Landestheater. Großes Haus. Anfang 51, Uhr, Ende
fand in der Brennerſchen Wirtſchaft der vom Landwirtſchaftsamt hier 10 Uhr (12). „Triſtan und Iſolde‟ — Kleines Haus.,
angekindigte Vortragüber die Ernährung der Pflanzen fang 7 Uhr. Ende gegen 9. Uhr, (Zuſatzmiete II1): „Schluck
dung der Mittel und die wirtſchaftliche Betriebsführung der Unterneh= ſtatt. Der erſte Vortragende, Herr Direktor Haug, bot, unterſtützt durch Jau. — Oroheum 73) Uhr: „Die Herren von und zu.
eie Aufafunen dun Feternſer. inite Hitht
zur Verfügung ſtehen, findet am Dienstag, den 20. Nobember, aben
8 Uhr, in der Brennerſchen Wirtſchaft ſtatt (kein Trinkzwang).
4—+ Offenbach, 9. Nob. Das hieſige Gaswerk hat nun g.
Goldmarkpreiſe eingeführt und den Preis für ein Kubikmeter
15 Friedenspfennig feſtgeſetzt. Für ſoziale Fürſorge näml
die Unterſtützung der Arbeitsloſen, wird von den hieſigen Verbrauch
ein Zuſchlag von 1,5 Goldpfennig erhoben. Die Verbraucher in
verſchiedenen Nachbargemeinden, die von hier aus mit Gas verſorgt v
den, ſind von dieſem ſozialen Zuſchlag befreit. Das Gaswerk begrüt
die neue Preisfeſtſetzung mit der Geldentwertung und mit dem Umſta
daß ein Teil der Abnehmer (1) bereits mit wertbeſtändigemG
bezahle. Welcher Bruchteil der Abnehmer mit dieſem Gelde bereits
zahlen kann, wird leider nicht mitgeteilt. Der neue Preis iſt,
Grund einer Ermächtigung, die die Stadtverordnetenverſammlung d
Betriebsausſchuß erteilt hat, feſtgeſetzt. Obgleich die neue Preisber,
nung erſt einen Tag bekannt iſt, kann man ſchon heute ſagen daß
Verbraucher, ſoleit ſie Lohn= und Gehaltsempfänger ſind, dieſe dl
Widerſpruch nicht hinnehmen werden. Goldpreiſe für Gas bedin
auch Friedensentlohnungen für Arbeiter, Angeſtellte und Beamte!
Die erſte Holzverſteigerung, auf der nach Goldmark geboten
den mußte, dürfte am letzten Mittwoch im Patershäuſer Wald, Be
des Grafen von Schönborn, ſtattgefunden haben. Das ehemalige Kloſ
Patershauſen liegt etwas mehr als eine Stunde ſüdlich von hier.
Bäcker geben bekannt, daß ſie ebenfalls nach Friedenspreif
derkaufen. Ganz ſtimmt der Preis ja nicht. Das Brötchen iſt zwar
drei Goldpfennigen angenommen. Der Laib Brot zu 1500 (
der im Frieden 56 Pfennige koſtete, iſt jedoch mit 87 Pfennig in
gebracht. Am 7. November koſtete er noch 108, geſtern ſchon 161 Mf
arden. — Die Metzgerinnung macht in ihren Preiſen einen Unterſo
zwiſchen Papier= und Goldmark. Wer mit wertbeſtä
digem Geld bezahlt, erhält auf die einzelnen Fleiſchpreiſe Erm
gung. So heißt es in ihrer Anzeige. „Schöner und verhüllter
man eigentlich nicht ausdrücken, daß man die Papiermark als ein
minderwertiges Pavier betrachtet. Es muß verlangt werd
daß die Paviermark bis zu ihrem ſeligen Ende, was hoffentlich
mehr fern iſt, als vollwvertiges Zahlungsmittel angenommen wird,
daß in dem genannten Falle die Polizei mit aller Entſchiedenheit
ſchreitet. Ein ſolcher Unterſchied darf nicht gemacht und noch wen
öffentlich angezeigt werden. Daß ſich der Papiermarkempfänger
immer größere Grregung bemächtigt, iſt bei einem ſolchen Verhalten
Geſchäftswelt begreiflich. Mit derſelben Strenge müßte die Bel
gegen die Aufkäufer des wertbeſtändigen Geldes vorgehen, die vor
hieſigen Reichsbanknebenſtelle ihr Unweſen treiben. Wie man ſieht,
zieht ſich die Cinführung des wertbeſtändigen Geldes nicht ſo
gan=
bungslos, und wie es hier iſt, ſo dürfte es auch anderwärts nicht
Uebelſtände abgehen. 1
Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt.
Ein geheimnisvoller Raubüberfall in der Oroſe
der in der Nacht zum 1. November verübt wurde, iſt jetzt von der 8
Nevierwache im Zentrum vorgefahren und berichtete, daß ſein Fahrg
eine ihm unbekannte Dame, beſinnungslos in der Droſchke liege.
Dame wurde auf der Wache ins Leben zurückgerufen. Die Krimin
bereits gemeldete Ueberfälle auf dem Kerbholz hat, einen 30 Jahre
ten Kaufmann Ferdinand Laas, der ſeit drei Jahren mit ſeiner
liebten, einer 22 Jahre alten Käthe Zappen im Reiche umherzog und
unpäßlich, und er gewann eine Martha Kamm, die mit ihm im Pen
in irgendeinem Lokal eine Dame mit koſtbarem Pelzwerk anzuſpree ſ=
und mit Laas bekanntzumachen. So geſchah es auch in der Nürnber
fehlenswert Kleinpaviergeld für Tierſchutzwecke zu ſammeln. Dabei Straße. Die „Stellvertreterin” erzählte der Dame, in der Potsdar
und das aufzuſuchen ſich lohne. Die Dame nahm den Vorſchlag an, Ei
Kavalier. Herr Laas, beſtellte eine Droſchke, in der alle drei Platz yſ.
men. In der Nähe des Lützowplatzes packte er plötzlich das Opfer
der Kehle, preßte ihm mit Hilfe der Kamm ein mit Chloroform
tränktes Luch in den Mund und auf das Geſicht, entkleidete es des k
und entlohnte den Kutſcher, während die Kamm auf der anderen S
den Wagen verließ, nachdem ſie den geraubten Mantel angezogen ha
So ſah der Kutſcher nichts von dem Wechſel des Mantels.— Qaas keh
12. November, abends, findet im Parteilokal, Waldſtraße 45, ein Kom= ihr und ſeiner Geliebten nach Dresden. Von dort ſchickte er die bei 8/e0
Teil des Erlöſes ſeinen Begleiterinnen abgegeben hatte, nach Berlim Aum
rück, während er ſelbſt, wie er ſagte, nach Wiesbaden zum Rennen ſmu 6
ren wollte. Bei ihrer Ankunft in Berlin wurde Frl. Zappen und i behnnz
St. Nieber=Namſtadt, 10. Nob. Gemeinderatsbericht. Dei Stellvertreterin ſofort feſtgenommen. Beide legten ein Geſtändnis falt
Vorarlberg.
I. Der von mancher Seite propagierte Anſchluß Vora;
Bergunglück und Leichenfund.
I. Auf der Innsbrucker Nordkette ſtürzte beim Aufſtieg auf
Frauenüberſchuß in Europa.
ep. Nach einer Berechnung des Statiſtiſchen Reichsamts in Be=
und Bedingungen vorzuſchreiben. Auch für Heſſen iſt am 5. Oktoher
d. J., unter Mitwirkung des Landesvereins für Innere Miſſion, des
Diözeſan=Caritas=Verbandes, der Zentralwohlfahrtsſtelle der deutſchen
Juden, des Landesausſchuſſes für Arbeiterwohlfahrt, des Heſſiſchen
No=
ten Kreuzes, der Heſſiſchen Hauptfürſorgeſtelle für Kriegsbeſchädigte und
Kriegshinterbliebene, des Heſſiſchen Städtetages und der heſſiſchen
Re=
gierung, ein ſolcher Landesausſchuß gebildet worden. Zum
Vorſitzen=
den des Ausſchuſſes wurde Stadtdirektor Schrauth, Vorſtand des
Wohlfahrtsamtes der Stadt Darmſtadt, einſtimmig gewählt. Der
Lan=
desausſchuß hat ſeine Tätigkeit bereits aufgenommen; er erteilt den
Intereſſenten nähere Auskunft.
— Hausſchuhmacherei. Auf die in heutiger Nummer en
hierdure
Lichtbilder, ein klares Bild über das Herkommen und die Wanderung
ſowie die Wirkung der Nährſtoffe auf das Pflanzenwachstum. Durch
eine Reihe gut gelungener Experimente zeigte dann Herr
Landwirt=
ſchaftsrat Grimm, wie die gasförmigen Pflanzennährſtoffe, Sauerſtoff,
Waſſerſtoff, Stickſtoff und Kohlenſäure, leicht dargeſtellt und nachgewieſen
werden können. In zwei Serien von Lichtbildern wurden die
Ergeb=
niſſe von Felddüngungsverſuchen vorgeführt, wodurch die Ausführungen
der Redner anſchaulich gemacht und für Jeden verſtändlich wurden. Wir
zweifeln nicht, daß die in Ausſicht genommenen weiteren Vorträge den
Beifall weiter Kreiſe finden werden. Die zum Schluß vorgezeigten
prachtvollen Bilderreihen „Der Rhein” und Oberbayern” boten ſodann
noch einen ganz beſonderen Genuß. Der nächſte Vortrag, für den das
Thema „Das Pferd” vorgeſehen iſt und für den eine ſehr große Zahl
Briefkaſten.
K. B., hier. „Da für die Zahlung des vereinbarten Mietzit
Togsſlalender=
Karlsſtr. 161. 3:) Uhr: Oeffentk. Bibelvortrag. — Konk!
diaſaal, 4 Uhr: Tanz. — Union=, Reſidenz=, Zentral=Theg
Palaſt=Lichtſpiele: „Kinovorſtellungen.
Hhhh. rn o
Mauve, Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rud
Maude, für Feuilleton: Max Streeſe. Heſſiſche Nachricht
Max Streeſe, Sport: Dr. Eugen Buhlmann, Schl
dienſt: Andreas Bauer; für den Inſeratenteil: Vil
Kuhle — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Rummer hat 6 Seiten
und Unterhaltungsblatt.
Handel und Wandel in Heſſen.
pd. Kammfabriken E. Winther u. Co. A.=G.,
Darm=
t. Nach dem Geſchäftsbericht beträgt der Reingewinn nach Abzug
vUnkoſten und verſchiedener Rückſtellungen 79,09 Mill. Mk., über
9
Verwendung noch nichts bekannt iſt. Bilanz: Vorräte 198,01 Mill.,
en 13,11 Mill., flüſſige Mittel 8,77 Mill., Schuldner 282,64 Mill.,
ſchulden 67,79 Mill., Gläubiger 344,07 Mill. und 14,03 Delkredere.
pd. Offenbacher Gummiwerke Stöckicht A.=G.,
enbach a. M. Wie wir erfahren, iſt die Firma Albert
Otten=
r durch Erwerbung eines erheblichen Aktienpoſtens aus der letzten
ſion ſtark intereſſiert. Die Offenbacher Gummiwerke beſchäftigen
n der Hauptſache mit der Herſtellung von Fahrzeugbereifungen.
heimer iſt ferner am Eiſenhüttenwerk Thale, an der Vogtländi=
Maſchinenfabrik (Spezialität Laſtkraftwagen) und an der
Maſchi=
i brik Moenus (Schuhmaſchinen) intereſſiert.
pd. Rheinland, Transport= und
Rückverſiche=
gs=A.=G., Mainz. Nach Beſchluß der G.=V. vom 27. Sep=
— 1923 wurde das Grundkapital um 995 Mill. Mk. erhöht. Die
Brmſtädter Tagblatt
U
9
a wurde geändert in Rheinländiſche Verſicherungs=A.=G., Mainz.
pd. Werger=Brauerei A.=G., Worms. Die G.=V. der
(ſchaft genehmigte die Kapitalserhöhung von 10 Mill. um 20 Mill.
0 Mill. Mk. und um 1,5 Mill. Vorzugsaktien, dividendenberechtigt
Oktober 1923. Ein Bezugsrecht wird nicht eingeräumt. Die neue
alserhöhung ſoll zur Transaktion mit der Mannheimer
Aktien=
rei Löwenkeller, der Brauereigeſellſchaft zum Eichbaum (vorm.
nann), Mannheim, und der Frankenthaler Brauhaus=A.=G.
Fran=
al dienen. Die angegliederten Geſellſchaften ſollen ihre volle
S tändigkeit behalten. Das nicht benötigte neue Aktienkapital ſoll zu
ren Angliederungen Verwertung finden, wocüber noch
Verhand=
n ſchweben. Die noch verbleibenden jungin Aktien ſollen im
In=
e der Geſellſchaft verwertet werden. Die Zulaſſung der Aktien an
frankfurter Börſe ſoll beantragt werden. Es verdient noch erwähnt
erden, daß die Werger=Brauerei bereits in früheren Jahren Trans=
ten mit mehreren Brauereien eingegangen iſt. 1920 wurden die
2ereien zum Zähringer Löwen A.=G. in Schwetzingen und der
Ele=
nbräu A.=G. in Worms übernommen. 1922 wurden faſt ſämtliche
ile der Brauerei Fah, G. m. b. H. in Darmſtadt, übernommen
Uder größte Teil der Aktien der Aktienbrauerei Saarlouis erworben.
pd. Konſervenfabrik Joh. Braun A.=G., Pfedders=
Enbei Worms. Nach dem Zulaſſungsproſpekt über 93 Mill. Mk.
imaktien zum Handel und zur Notierung an der Berliner Börſe iſt
Heſchäftsgang im Laufe des Jahres lebhaft und die Nachfrage nach
Erzeugniſſen der Geſellſchaft ſehr rege geweſen. Nach dem Stande
31. Juli 1923 lauten die Konten wie folgt: Effekten 210 000 Mk.,
oren einſchließlich Bankguthaben 20 146 Mill. Mk., Warenkonto
Mill. Wechſel 3700 Mill., Kreditoren und Bankſchulden 25 750 Mill.,
A zte 4900 Mill.
pd. Lackfabrik Gebr. Löb A.=G., Gießen. Die G.=V.
migte die Kapitalserhöhung von 11,70 um 12,30 Mill. Mk. Den
rigen Stammaktionären wird ein Bezugsrecht von 3:1 eingeräumt.
Bezugspreis beträgt 0,15 Dollar, zuzüglich Bezugsrechtsſteuer und
Aenumſatzſteuer.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
feiſt Sektkellerei, Frankfurt. Die Geſellſchaft erzielte
35,6 Mill. Abſchreibungen einen Reingewinn von 155,6 Mill.
2,5 Mill.) Die G=V. beſchloß von der in Vorſchlag gebrachten
ilung einer Dividende von 1000 Prozent (i. V. 35 Proz.) Abſtand
hmen. Die Kapitals=Erhöhung um 13 Mill. Stamm= und 2 Mill.
ugsaktien wurde genehmigt. Von den Stamm=Aktien ſollen zu=
8 Mill. begeben werden, während die reſtlichen 5 Mill. im
Be=
di falle mit mindeſtens 1000 Proz. zur Ausgabe gelangen werden.
s Teilbetrag von 5 Mill. wird den alten Aktionären im Verhältnis
richt unter 1000 Proz. zum Bezuge angeboten. Die Umwandlung
isherigen 3 Mill. Vorzugsaktien wird in der Weiſe vor ſich gehen,
daiuf zwei Vorzugsaktien 1 Stammaktie unentgeltlich entfällt.
Sämt=
zur Umwandlung gelangenden Vorzugsaktien befinden, ſich im
Be=
on Verwaltungsmitgliedern. 6,5 Mill. der neuen Stammaktien
im Intereſſe der Geſellſchaft durch ein Konſortium verwertet
en. Die neu geſchaffenen 2 Mill. Vorzugsaktien mit zehnfachem
mrecht gehen an ein Konſortium als Treuhänderin über.
pd. Süddeutſche Tabak=Kredit=A.=G., Stuttgart.
Geſellſchaft wurde mit 10 Millionen Mark Kapital gegründet. An
jeteiligt ſind die Waldorf=Aſtoria (Stuttgart), Zuban (München),
ia (München), Mayer (Mannheim), Greiner (Heilbronn) und Rau=
A5 u. Co. (Bamberg), ſowie einige Tabakhändler. Zweck des
Unter=
in ens iſt die Gewährung von Krediten an die Händler. Es ſollen
n1 ſeſtändige Warengutſcheine ausgegeben werden. An der beabſih=
Kreditgewährung ſoll auch die Allgemeine Garautie=Bank=Verſihe=
A.=G., Berlin, beteiligt ſein, die vor zwei Jahren errichtet wurde.
Maſch.= und Fahrzeugfabrik A.=G. Alfred Dellig=
A.=G., Alfeld. Die a. v. G.=V. beſchloß Erhöhung des
Aktien=
tals um 54 auf insgeſamt 80 Mill. Ein Teilbetrag der neuen
n ſoll im Verhältnis 5:1 zu einem noch feſtzuſetzenden Kurſe den
Aktionären angeboten werden. Die reſtlichen Aktien ſollen zum
rb der Aktien=Majorität folgender Unternehmungen dienen:
Nie=
chſ. Metall=Geſ. A.=G., Hannover, Schäfer=Werke A.=G. und Rü=
Chamotte=Werk A.=G., Groß=Rüden. Der Sitz der Geſellſchaft
nach Hannover verlegt werden. Das Stimmrecht der
Vorzugs=
n wurde auf das Zehnfache erhöht. Ueber den Geſchäftsgang des
7 rnehmens wird berichtet, daß verſchiedene Abteilungen gut, andere
* ger gut beſchäftigt ſeien. Das Ausland halte mit Aufträgen ſehr
k.
Patenk=Papier=Fabrik A.=G., Penig. Die G.=V.
oß von der Verteilung einer Dividende Abſtand zu nehmen und
Reingewinn in Höhe von 1831 Mill. auf neue Rechnung
vorzu=
n.
Staßfurther Chem. Fabrik vorm. Vorſter u.
ineberg A.=G. Nach den Beſchlüſſen der o. G.=V. vom 3. 11.
igte eine Dividende von 10 000 Prozent einſchließlich 7000 Prozent
18 auf 4 Mill. alte Aktien und zur Hälfte auf 4 Mill. neue
im=Aktien zur Auszahlung. Die G.=V. beſchloß ferner die
Aus=
von 6 Mill. Genußſcheinen, die ab 1. 7. 23 dibidendenberechtigt
werden. Sie werden unentgeltlich den Beſitzern der bisherigen
im= und Vorzugs=Aktien zum Bezuge angeboten und zwar
ent=
t auf nom. Mk. 2400 Stamm= oder auf nom. Mk. 4800
Vorzugs=
n nom. Mk. 1200 Genußſcheine. Die reſtlichen Mk. 988 400
Ge=
heine werden dem Aufſichtsrat und der Direktion zur Verfügung
It. Soweit nach den verfloſſenen erſten Monaten ein Urteil
ab=
den werden kann, ſtellt die Verwaltung für das laufende Ge=
Sjahr wieder ein gutes Ergebnis in Ausſicht.
pd. Stahlwerk Oeſe A.=G., Oeſe. Die G.=V. genehmigte
lusgabe von 100 000 Genußſcheinen über je 6 Goldmark, die
unent=
ich an die Bezieher der jungen Aktien im Verhältnis 9:3 zum
Ge=
ſert von je 7 Schilling gegeben werden. Die Geſellſchaft hat durch
Kapitalserhöhung ihre Schulden decken können und verfügt über
e Lagerbeſtände ſowie für die nächſte Zeit über ausreichendes
Be=
skapital. Das Geſchäft konnte befriedigen.
ertbeſtändiges Notgeld des Leipziger
Meß=
amts. Wertbeſtändiges Notgeld, das als allgemeines Zahlungsmittel
zugelaſſen iſt, wird mit Genehmigung des Reichsfinanzminiſteriums
durch das Meßamt für die Muſtermeſſen in Leipzig ausgegeben. Das
Notgeld, welches ohne Aufgeld zur Ausgabe gelangt, wird durch
Hinter=
legung von Goldanleihe voll gedeckt.
* Aufruf des Leipziger Meßamtgeldes. Das Meß= Nachfrage nach neuer Ware hat nun auch ſchon begonnen.
ant für die Muſtermeſſen in Leipzig hat das zur letzten Leipziger
Herbſt=
meſſe herausgegebene Notgeld in Scheinen über 500 000, 1 Million,
2 Millionen und 5 Millionen Mark nunmehr öffentlich zur Einlöſung
aufgerufen. Die Einlöſung der Scheine erfolgt ausſchließlich an den
Kaſſen des Meßamts in Leipzig, Markt 4, einen Monat lang nach
Er=
ſcheinen des Aufrufs. Nach Ablauf der Friſt verliert das Notgeld ſeine um damit der Geſchäftswelt wertbeſtändigen Kredit geben zu können,
Gültigkeit.
* Glaskunſt=Aktiengeſellſchaft, Berlin. Am 6. er.
fand unter Vorſitz des Bankiers Milinowsky in den Geſchäftsräumen
des Bankhauſes Stephan Lenheim, Berlin W. 9, Potsdamer Straße 124,
eine außerordentliche Generalverſammlung ſtatt. Es wurde beſchloſſen,
das Grundkapital der Geſellſchaft um 200 Millionen auf 250 Millionen
Mark zu erhöhen zwecks Erwerb von Grundbeſitz. Von den alten 50
Millionen Mark Stammaktien wurden 40 Millionen Mark in
Vorzugs=
aktien umgewandelt. Bankier Major a. D. Douglas iſt aus dem
Auf=
ſichtsrat ausgeſchieden. Neu gewählt wurden den „Hauptmann a. D.
Tippenhauer und der Juſtizrat Hennigſohn, beide zu Berlin. Die
Geſellſchaft iſt beſonders mit Auslandsaufträgen gut beſchäftigt.
* Bing=Werke vorm. Gebrüder Bing A. G.,
Nürn=
berg. 100 Millionen Mk. neue Aktien, Nr. 100 001—200 000, ſind zur
Notiz an der Münchener Börſe zugelaſſen worden. Es handelt ſich um
die laut a.o. G.=V.=Beſchluß von 21. Oktober 1922 geſchaffenen 100
Mil=
lionen Mk. neue Aktien, die von einem Bankenkonſortium übernommen
wurden. 50 Millionen wurden im Verhältnis 2:1 zu 200 Prozeuk den
alten Aktionären zum Bezuge angeboten, 4 Millionen wurden zu pari
in der Hauptſache für Angliederungszwecke verwendet, 46 Millionen zu
260 Prozent mit überwiegender Gewinnbeteiligung der Geſellſchaft
frei=
händig verwertet. Das bei der Kabitalserhöhung erzielte Aufgeld wurde
mit 159,700 Mill, der geſetzlichen Reſerve zugeführt. Zum Schutz gegen
Ueberfremdungsgefahr beſchloß die G.=V. vom 8. 2. 23 die Ausgabe von
15 Mill. Vorzugsaktien, die der Induſtrie=Verwaltung G.m.b.H.,
Frank=
furt, zu pari überlaſſen wurden. Das Aktienkapital beſtand jetzt aus
215 Millionen Mk., und zwar 200 Mill. Stamm= und 15 Mill.
Vor=
zugsaktien. Die auf den 4. Juni 1923 einberufene a.v. G.=V. beſchloß
weitere Kapitalserhöhung um 75 Mill. neue Stammaktien, wovon ein
Teil den alten Aktionären im Verhältnis 5:1 zu 200 Prozent zum
Be=
zuge angeboten wurde, während der Reſt mit überwiegender
Gewinn=
beteiligung der Geſellſchaft beſtmöglichſte Verwertung fand. Die
Geſell=
ſchaft verteilte in den letzten fünf Jahren folgende Dividenden: 1918:
18 Prozent auf 10,05 Mill. alte und 9 Prozent auf 5,025 Mill. neue
Aktien, 1919: 18 Prozent auf 15,075 Mill. alte Aktien, 1920: 18 Prozent
auf 40 Mill. alte und 9 Prozent auf 20 Mill. neue Aktien, 1921: 22
Pro=
zent auf 62,5 Mill. alte und 5½ Prozent auf 37,5 Mill. neue Aktien,
1922: 150 Prozent auf 100 Millionen alte und 37½ Prozent auf 100
Millionen neue Aktien.
* Münchener Export=Malz=Fabrik A.=G.,
Mün=
chen. Die Gefellſchaft wird von der Verteilung einer Dividende für
das abgelaufene Geſchäftsjahr Abſtand nehmen. (J. V. 30 Proz. und
10 Proz. Bonus). Der erzielte Reingewinn beläuft ſich auf 3172 Mill.
(i. V. 1,2 Mill.). Hieraus ſollen 1999 Mill. (i. V. Mk. 50 000) dem
Beamten=Unterſtützungs=Fonds, 199,98 Mill. dem Talon=Steuer=Reſerve=
Conto, 199,98 Mill. dem Gebühren=Reſerve=Conto überwieſen und
771,99 Mill. auf neue Rechnung vorgetragen werden.
Bayer Stickſtoff=Verke A.=G., München. Im
abge=
laufenen Geſchäftsjahre (1. 7. — 31. 12.) erzielte die Geſellſchaft nach
Abſetzung von 25,9 Mill. Handlungsunkoſten (i. V. 4,99 Mill.) und
5,42 Mill. Abſchreibungen (i. V. 3,55 Mill.) einen Reingewinn von 36,51
Mill. (i. V. 3,8 Mill.). Der geſetzlichen Rücklage wird ein Betrag von
1,82 Mill. (i. V. Mk. 189 304) zugeführt. Zur Verteilung gelangen an
die Aktionäre 100 Prozent Dividende auf 30 Mill. Stammaktien=Kapital.
3,17 Mill. (i. V. Mk. 166 667) wird für Aufſichtsrats=Tantiemen
ver=
wandt und der Reſt von 1,52 Mill. auf neue Rechnung vorgetragen. Die
Verwaltung bezeichnet das Ergebnis als unbefriedigend, was auf die
ungenügende Preisgeſtaltung der Stickſtoffe zurück zu führen ſei, die
im Vergleich zu den gewaltig geſtiegenen Grundpreiſen erheblich
zurück=
geblieben ſind. Die deutſche Stickſtoff=Jnduſtrie hat trotz ihrer
tech=
niſchen Vollkommenheit weſentliche Subſtanz=Einbußen erlitten, die im
laufenden Geſchäftsjahre, insbeſondere in der Kali=Stickſtoff=Induſtrie
ſich bis zur Gefährdung ihrer Exiſtenz ſteigerten. Der Abſatz ſei im
weſentlichen befriedigend geweſen, gegen Ende des Geſchäftsjahres
je=
doch ſei eine Stockung eingetreten, die im laufenden Jahre noch
an=
hält und die ungünſtige Lage der Werke weſentlich verſchärft. Die
gegen den polniſchen Staat eingeleiteten Prozeſſe wegen Wiedergabe
der den Oberſchleſiſchen Stickſtoff=Werken gehörenden Werke, Vorräte
uſw. und wegen wiederrechtlicher Benutzung ihrer Patent=Verfahren
uſw. haben bisher zu keinem Ergebnis geführt. In der Bilanz
erſchei=
nen Vorräte und ſonſtige Materialien mit 554,2 Mill. (i. V. 5,7 Mill.),
Debitoren mit 1260 Mill. (i. V. 59,5 Mill.), Beteiligungen mit 9,39
Mill. (i. V. 2,54 Mill.), andererſeits hatten Kreditoren 1690 Mill.
(i. V. 62,8 Mill.) zu fordern.
* Lokomotiv=Fabrik Kraus u. Co., München. Die
Geſellſchaft beantragt Kapitalserhöhung von 50 Mill. auf 150 Mill.
Warenmärkte.
h. Mannheimer Wochenberichte. Getreide. Die
un=
geklärten Währungsverhältniſſe übten einen beſtimmenden Einfluß auf
das Geſchäft. Der Mangel an wertbeſtändigen Zahlungsmitteln
verhin=
derte viele Kaufabſchlüſſe. Und nun die Verordnung der Reichsregierung
über die Verpflichtung zur Annahme der Papiermark als
Zahlungsmit=
tel brachte das Geſchäft vollends ins Stocken, da die Handelskreiſe
be=
fürchten, nun überhaupt keine Ware mehr auf den Markt bringen zu
können, weil doch allzu notoriſch bekannt iſt, daß der Landwirt eben
gegen Papiermark nichts mehr abgibt. Wohl in keinen Kreiſen dürfte
ſich die Sucht nach wertbeſtändigem Geld ſo ſtark ausgeprägt haben wie
in Landwirtſchaftskreiſen, was aber mit dem ſchweren Hereinfall im
vorigen Herbſt zu entſchuldigen iſt, wo ſie ihre ganzen Ernteprodukte
verkauften und mit dem Erlös im Frühjahr die inzwiſchen ſehr
verteuer=
ten Saaten und Düngemittel nicht genügend einkaufen konnten. Die
Preiſe lauten von dieſer Woche ab auf Goldmark, die aber nur als
Berechnungsbaſis anzuſehen iſt, da noch nicht genügend wertbeſtändiges
Geld in den Produktenhandelskreiſen ſich befindet, um damit
ausſchließ=
lich zahlen zu können und gegen Papiermarkgeld wenig Angebot
heraus=
kam. Die Preiſe wurden denn auch die ganze Woche nominell genannt
und zwar für Weizen 25—25½, Gerſte 22—22½, Hafer 19½—20 pro
100 Kilo bahnfrei Mannheim.
Futtermittel. Das Angebot und deshalb auch das Geſchäft
war gleich Null. Preiſe wurden nicht genannt. Auch auf dem
Rauh=
futtermittelmarkt fehlte jede Geſchäftstätigkeit.
Tabak. Wie auf den anderen Märkten war auch hier das Geſchäft
ſehr ſtill. In Tabaken 1923er Ernte wurden Sandgrumpen zu 33—34
und Sanbdlätter zu 43—50 Goldmark pro Zentner verkauft. Die
Ver=
wiegung wäre ſicher lebhafter geiveſen, wenn genügend wertbeſtändiges
Geld zur Verfügung ſtände. Als aber die Regierung erneut darauf
hin=
wies, daß die Papiermark als Zahlungsmittel angenommen werden
muß, ſchrumpfte die Abgabetätigkeit der Pflanzer noch mehr ein. Nur
Gr
11. November 1923 Nr. 312
wvenige Poſten Sandgrumben wurden zu 5—9 Billionen und
Sand=
blätter zu 6—10 Billionen Mk. pro Zentner noch verwogen. Da ſich der
Einkauf in den neuen Tabaken, ſo langſam hinzieht, kommen natürlich
in die Tabakläger auch nur kleine Mengen zur weiteren Bearbeitung,
was große Schwierigkeiten und Unkoſten verurſacht. Die Entwickelung
der in den Lägern befindlichen Sandgrumpen und =blättern iſt gut, die
Kolonialwaren. Der Markſchwund und der Mangel an
wertbeſtändigem Geld laſſen nur wenig Geſchäftsabſchlüſſe ausführen.
Der Konſum iſt noch zu wenig mit wertbeſtändigem Geld verſehen, teils
wird dieſes auch getreu der immer empfohlenen Sparſamkeit, die aber
wieder falſch, daheim im Strumpf, ſtatt bei den Banken und Sparkaſſen,
geübt wird, zurückgehalten. Der Kleinhandel ſoll dem Großhandel und
dieſer wieder dem Ausland mit wertbeſtändigem Geld bezw. Deviſen
be=
zahlen, aber in beidem beſteht großer Mangel. Dieſem Mißſtand kann
aber auch keine Reichsverordnung abhelfen, da ſich das Ausland, woher
die meiſten Kolonialwaren kommen, nicht vorſchreiben läßt, unſere
ent=
wertete Papiermark gegen ihre Waren einzutauſchen. So bleibt die
Tendenz, unbeeinflußt von Abſchwächungen an den Weltmärkten, bei uns
ſtets feſt und die Preiſe eher anziehend. Man notierte in Goldmark auf
Dollarbaſis: Kaffee Santos, roh 3,50—3,80, gewaſchen 4,30—4,80, Tee,
mittel 7,0—8,9, fein 9,0—9,90, gur 10—11, inländiſcher Kakao 3,0—3,5,
holländiſcher Kakao 3,40—3,80, Burmah=Reis 0,44, Weizengrieß und
Hartweizengrieß 0,55, Zucker 0,85 pro Kilo ab Mannheim.
Holz. Am Nutzholzmarkt beſteht im Gegenſatz zum
Brennholz=
markt, wo ſtarker Begehr bei der bevorſtehenden Winterszeit herrſcht,
Geſchäftsſtockung infolge Mangel an Zahlungsmitteln und geringem
Ab=
ſatz an Fertigware bei der daniederliegenden Bautätigkeit und
Möbel=
induſtrie. Die Kaufluſt iſt ſehr gering und die Beteiligung der Käufer
an Nutzholzverſteigerungen klein. Im beſetzten Gebiet dagegen treiben
die Franzoſen mit dem deutſchen Holz einen flotten Handel und haben
guten Abſatz.
Hopfen. Das pfälziſche Hopfenbaugebiet iſt ziemlich ausverkauft.
Der weitaus größte Teil von dort ging nach dem Elſaß. Und während
im unbeſetzten Deutſchland die Preiſe immerfort ſteigen, im
württem=
bergiſchen Tettnang bis zu 18 Billionen Mk. pro Zentner bezahlt
wur=
den, macht ſich im pfälziſch=elſäſſiſchen Hopfenhandel, eine
Rückwärts=
bewegung bemerkbar. Die Preiſe ſind dort gegen die Vorwoche um 200
Franken von 1000 auf 800 Franken pro Zentner zurückgegangen.
Wein. Die unklaren politiſchen und wirtſchaftlichen, beſonders
aber die Währungsverhältniſſe haben die Winzervereinigungen und
gro=
ßen Weingutsbeſitzer von Weinverſteigerungen abgehalten. Nachdem aber
allgemein die Goldmarkrechnung zur Einführung gekommen iſt, haben
nuch die Weinverſteigerungen begonnen. Sie werden jetzt nacheinander
folgen. Der Beſuch war gut, das Jutereſſe rege. Bei der Verſteigerung
des Winzervereins Freinsheim wurden für 1922er Weißwein 875—1500
Feſtmark (1 Feſtmark gleich ½ Dollar), für 1922er Portugieſer 320
Feſt=
mark und für 1923er Portugieſer 360—445 Feſtmark pro 5000 Liter
er=
löſt. Die Wachenheimer Verſteigerung erbrachte für 1922er Weißweine
pro 1000 Liter in Goldmark (1 Goldmark gleich 0,238 Dollar) 730—2070,
1921er Flaſchenweine 4—8 pro Flaſche.
wb. Berliner Produktenbericht. Am Produktenmarkt
blieb die bisherige Geſchäftsſtille beſtehen. Die Preiſe waren nicht viel
verändert und konnten ſich ungefähr auf dem geſtrigen Stande
behaup=
ten. Bei der Belangloſigkeit der Umſätze iſt von den einzelnen Sorten
nichts von Bedeutung zu berichten.
Börſen.
* Böſenbericht vom 5. bis 10. November 1923. (
Mit=
geteilt von der Deutſchen Bank, Filiale Darmſtadt.) Die völlige
Ver=
wirrung unſerer Währungsverhältniſſe, wie ſie in den ſich
überſtürzen=
den Plänen, Ankündigungen und Beſchlüſſen der Reichsregierung zum
Ausdruck kommt, verſetzte auch die Börſe in eine äußerſt unſichere und
nervöſe Stimmung. Zu Beginn der Woche rief der kraſſe Unterſchied
zwiſchen der in= und ausländiſchen Bewertung der Mark eine ſehr
leb=
hafte Nachfrage nach Induſtriepapieren hervor, und es kam an der
Montagsbörſe, da die Märtte beinahe völlig leergekauft waren, zu
un=
geheuren Kursſprüngen. Preisſteigerungen um das Fünf= bis
Zehn=
fache bildeten die Regel, und auch dann mußten noch ſehr viele
Notie=
rungen mangels genügenden Materials unterbleiben oder die
Zutei=
lung ſcharf rationiert werden. Die auf dieſe Weiſe zuſtande
gekomme=
nen Kurſe ergaben unter Berückſichtigung des offiziellen Dollarkurſes
natürlich ſehr hohe „Goldmarkbeträge”, die auch im Vergleich mit den
Warenpreiſen vielfach an den Friedenswert der Papiere heranreichten
und in ſehr vielen Fällen zu einem Umtauſch von Wertpapieren in
Sachwerte aller Art Veranlaſſung gaben. Die hierdurch bedingten
Realiſationen waren ſo zahlreich, daß ſie im Zuſammenhang mit der
immer ſchärfer eintretenden Geldknappheit die Tendenz der Börſe völlig
veränderten. Die Mittwochsbörſe bot daher das umgekehrte Bild ihrer
Vorgängerin: zahlreiche Kursſtreichungen und Rationierungen mangels
Nachfrage und ſtark ermäßigte Kurſe auf allea Gebieten. Die ſchwache
Tendenz wurde noch verſchärft durch den Umſtand, daß aus dem
Aus=
lande etwas beſſere Markmeldungen einliefen, und ebenſo bewirkte die
innerpolitiſche Entwickelung der nächſten Tage, daß ſich die Spekulation
weiter die größte Zurückhaltung auferlegte. Es vermochte ſich deshalb
auch an der Freitagsbörſe keine allgemeine Erholung durchzuſetzen, die
Stimmung blieb vielmehr ſehr unſicher und die Kursgeſtaltung bot ein
gänzlich uneinheitliches Bild, da neben manchen Erholungen eine große
Reihe weiterer Kursrückgänge zu verzeichnen war.
wb Berliner Börſenbericht. Am Deviſenmarkt war auch
heute die Nachfrage nicht ſo dringlich wie bisher, ſodaß die Kurſe bei
etwas größerer Zuteilung auf dem geſtrigen Stande gehalten werden
konnten. Am Geldmarkt iſt eine Erleichnterung eingetreten. Täglich
kün=
bares Geld war im Gegenſatz zu geſtern, wo bis 40 Prozent pro Tag
be=
zahlt werden mußten, zu 10 bis 15 reichlich zu haben. Am Effektenmarkt
iſt daher das Angebot wieder ziemlich verſchwunden, und es waren
zu=
meiſt höhere Geldkurſe zu hören.
Deviſenmarkt.
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich als 1000 Mk.
Geld
Brie e
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heute plötzlich und unerwartet im
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Seite 6.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 11. Rovember 1: 23.
Liebe und Pflicht.
Romantiſche Erzählung aus dem ſiebenzehnten Jahrhundert.
Von Ernſt Elias Niebergall.
Nachdruck verboten.)
11)
Hubert brachte den Knaben in das unterſte Gemach des
Turmes, wälzte einen Holzblock herein und hieß ihn ſich darauf
niederſetzen. Er ſelbſt klimmte der morſchen Stufen hinauf zu
dem Söller, um zu ſehen, ob er nicht irgendwo
Menſchenwohnun=
gen in der Umgegend entdecken könnte. Aufgeſcheuchte
Fleder=
mäuſe umſchwirrten ſein Haupt, als er die dunkle Wendelſtiege
hinauftappte, und flogen durch die ſchmalen Fenſterluken in das
ungewohnte Tageslicht.
Oben angekommen, beherrſchte ſein Blick weithin die Gegend
nach allen Himmelsſtrichen; aber was er ſah, ſchlug ſeinen Mut
nieder. Unermeßliche Waldungen, ſoweit ſeine Sehkraft reichte,
dehnten ſich tot und kahlgipfelig in ermüdendem Einerlei nach
allen Seiten aus. Nur in der Richtung, woher ſie gekommen,
zeigte ſich die Ebene, von dem Bach durchſchnitten, deſſen Rand
für Leuthold ſo verhängnisvoll geworden war. Krächzende
Doh=
lenſchwärme zogen über ihm weg, um anderswo Futter zu
ſuchen, welches ihnen der ſtarre Boden hier nicht gewährte, und
Hubert ſeufzte zum Himmel: „Der Du die jungen Raben nährſt,
laſſe meinen Freund nicht verſchmachten!“
Nochmals kreiſten ſeine Blicke umher, und ſeine gramvollen
Züge erheiterten ſich. Dort, hinter der Baumgruppe, deren Wipfel
alle Nachbarſtämme überragten, zog ſich ein leichtes
Rauchwölk=
chen empor und verflog in den Lüften. War es Täuſchung? —
Doch nein — deutlicher und ſchwärzer qualmte es auf, und
Hubert eilte, ſo ſchnell es ſeine angeborene Vorſicht geſtattete,
die Stiege hinab zu dem Zurückgelaſſenen.
Er fand ihn entſchlummert; doch es war nicht der geſunde
Schlaf, welcher des Erſchöpften Nerven mit neuem Lebensgeiſte
labt und des Traumgottes goldene Paläſte erſchließt, — es war
der tückiſche Schlaf, welcher mit unheimlichen Flügeln ſich auf die
gebrochenen Augen niederſenkt, daß die Bruſt krampfhaft und
regellos ſich in ſchweren Atemzügen abquält und dämoniſche
Zerrbilder vor der verwirrten Seele vorüberjagen.
„Schlumm re ſanft! — Gott ſegne Dein Erwachen!” betete
der fromme Hubert. „Ich will derweilen für Dich ſorgen, auf
daß der Spruch erfüllet werde: „Der Herr gibt’s den Seinen im
Schlafe.””
Und ſanft ſtrich er mit der Hand über Leutholds glühende
Stirne, bedeckte ihn mit ſeinem Mantel und eilte davon.
7.
Wir verlaſſen den hilfreichen Freund und kehren zu dem
Knaben Leuthold zurück.
Die Gemütsbewegung und der heftige Sturz hatten ſeine
jugendkräftige Natur tief erſchüttert. Verzehrendes Fieber loderte
in ſeinen Adern und abenteuerliche Traumphantome erfüllten
ſein Gehirn. Er öffnete die erloſchenen Augen, ohne ſich des
Wachens bewußt zu ſein, und was der innere Irrſinn in ihm
er=
zeugte, verkörperte ſeine Fieberglut zu wirklichen Geſtalten, die,
bald rieſengroß, bald Zwergen gleich, in ſchwindelndem Reigen
um ihn wirbelten.
Unter allen Truggebilden aber regte ihn eine mächtig auf.
Er ſahe ſeinen Vater, aber nicht mit den freundlich ernſten
Mienen, an denen er als Kind ſo gern gehangen, nicht in dem
ſchwediſchen Kriegsrock, wie er ihn heute zu erblicken geglaubt;
er ſahe ihn mit rauhem, ſtruppigen Bart und feindlichen Blicken,
in einen groben Mantel gehüllt, unter dem die Scheide eines
Schwertes hervorſahe; um ihn wilde, verſchieden bewaffnete
Ge=
ſtalten. Er konnte ſich nicht täuſchen, ſie gehörten zu jenen Frev=
Rummer 31
heulte durch den Forſt und umſchlich heißhungrig die S.
ruine; jeden Augenblick glaubte Leuthold, ſeinen lechze
Nachen gegen ſich aufgeſperrt; aber das nächtliche Raubtier
ſtummte und ſättigte ſich wvohl an einem aufgeſpürten Rehe.
über dem Haupte des Verlaſſenen begann ſich ein unheim
Leben zu regen. Es raſchelte, klapperte und tobte in den v
Turmgemächern, und dazu ſtöhnte ein regneriſcher Tau
ſchwer durch die Fenſter, daß es bald wie tiefes Seufzen.
wie Heulen klang.
In der Ueberzeugung, den Morgen nimmer zu erb
gleichgültig und ſtumpf gegen alles, was jeden andern ane
bewegt hätte, durchwachte der Knabe die endlos lange
Erſt in der Frühe erlag ſeine erſchöpfte Natur einem uner
lichen Schlafe.
Wie aus tiefer Ohnmacht erwachte er, als die Sonne
die Hälfte ihrer ſcheinbaren Kreisbahn durchzogen hatte.
dachte des Vergangenen gleich eines ſchweren Traumes.
jugendlichen Lebensgeiſter hatten
Krankheit von dannen getrieben,
den
und
ſchlimmen. Dämor
außer großer Sch
lern, welche die Menſchheit von ſich geſpieen hat, und ſein Vater, fühlte er keine Folgen ſeines gefährlichen Sturzes.
ſein geliebter Vater, war das Haupt der Raubgenoſſenſchaft!
Leuthold wollte mit zerriſſenem Herzen an ſeine Bruſt ſinken,
aber in der Hand des Vaters zuckte das Schwert gegen ihn, wie
es die böhmiſche Wahrſagerin geweisſagt hatte; ſeiner bemächtigte
ſich ein ungeheurer Schmerz, vor ſeinen Augen ward es Nacht,
und das unſelige Gewirr der Geſtalten verſchwamm, bis es ſich
in ſein früberes Richts aufgelöft hatte.
Der Zieherkranke verſank in eine dumpfe Lethargie, aus der
er erſt nach mehreren Stunden mit minder getrübtem
Bewußt=
ſein erwachte. Sein erſter Gedanke war Hubert; er war noch
immer nicht zurückgekehrt.
„Hat er mich verlaſſen in meinem Elend?” ſeufzte Leuthold.
„Doch nein! Einer ſolchen Hartherzigkeit iſt er nicht fähig!“
Als er ſich aufraffen wollte, fühlte er ſeine Glieder gelähmt
utnd wie mit bleiernen Gewichten niedergedrückt: er glaubte ſein
Er ſahe ſich nach ſeinem treuen Begleiter um:
vergeben=
rief, die Ruine durchirrend, ſeinen Namen, aber keine And
erſcholl aus der ihn umgebenden Oede. Jetzt erinnerte er ſich
dunkel, daß Hubert ſchon geſtern vor Einbruch der Nacht nic
ſeiner Seite geweſen war.
„Er hat mich verlaſſen! Er wollte ſein Geſchick nicht an
Unglückslos feſſeln!” rief er mit brechendem Herzen aus. D
ſein Auge auf den zurückgelaſſenen Mantel. Das harte
welches Hubert in dem letzten bewohnten Dorfe gekauft hatte
einzige Nahrung, welche ſie ſorglich für die nächſte Not
aufh=
lag daneben.
„Ich habe Dir Unrecht getan!” ſchrie er jetzt und faltet
Hände gen Himmel: „Dich hat ein Unglück ereilt! Wie werd
Dich finden?”
Ohne Plan, nur dem Drang ſeines Gefühls folgend,
Ende nahe. „Gott, laß mich nicht ſterben, ehe ich meinen Vater / er hinaus durch die verfallenden Torbogen. Sein ſchwacher
noch einmal geſehen!” betete er, und die Viſion ſeines Fieber= ſtrauchelte über die Dornenranken und glitt auf dem ſchlüpft
traumes ſtieg wieder in ihm auf. „Die Verzweiflung hat meinen
Vater zum Räuber gemacht!” jammerte er — „die Menſchheit,
die ihn von ſich ſtieß, die ihm alles raubte, ſoll ſeine Rache
füh=
len — ſelbſt gegen den Sohn erhebt er das Schwert: war’s
nicht ſo?"
Von nun an verließ ihn dieſe im Paroxysmus erzeugte
Vor=
ſtellung nicht mehr; ſie ſchlug immer tiefere Wurzeln in ſeiner
aufgeregten Seele, ſie begleitete ihn im Wachen und im Traume
und ſtand bald als fürchterliche Gewißheit vor ihm da.
Die Nacht kam frühzeitig, und Hubert blieb aus. Ein Wolf
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erſchöpft an einem Baume ſich hielt und Atem ſchöpfte, ſo
gö=
ihm doch die Beſorgnis um den teuren Retter ſeines Lebensk
Raſt, und er ſetzte ſeinen Weg fort.
Die Spuren auf dem ſpärlichen Schnee leiteten ihn:
jetzt kam er an eine lichtere S elle des Waldes, wo vor dem
den Strahl der Sonne der Schnee weggeſchmolzen war, und
führenden Merkzeichen verließen ihn.
(Fortſetzung folgt.)
Mit Stanley im dunkelſten Art
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Bekanntmachung.
Das 3 am 15. November 1923 f
Ziel Kultusſteuer der iſraelitiſchen 9
gionsgemeinde Darmſtadt wird
das 4=Millionenfache des urſprün
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bis 15. Novbr. 1923 an die Finanz
Parmſtadt.
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Nummer 44
Mruſigsdintt ait
Darmſtädter Tagblatt
1
H
eutſche Gegenwartsſchriftſtellerinnen.
Von Dr. Ella Menſch.
XV.
Liesbeth Dill.
Aus ihren Romanen ſieht uns das deutſche Frauenleben an,
es ſich in den Jahren nach der Reichsgründung geſtaltet
entwickelt hat. Aus allen Geſellſchaftskreiſen hat ſich Lies=
) Dill ihre Motive und Figuren geholt: aus bürgerlichen,
ligen Schichten, Beamten=, Offizierskreiſen, Fabrik= und
tfherrenselt. Am eingehendſten aber ſchildert ſie die
Zuge=
igen des Mittelſtandes und beſaß auch von jeher ein feines
und ein ſcharfes Auge für die Mühſeligen und Beladenen
s Geſchlechtes, das ganz beſonders in dem Buch „Eine von
Vielen” zum Ausdruck kommt. Das tragiſche Los der
itterſtellung der Geſellſchafterin und Stütze, die nirgends
ten Fuß faſſen kann, und die ſchamlos ausgenützt wird,
t uns in allen Phaſen, ohne Uebertreibung aufgefaßt,
ent=
en. Nicht ganz gelungen iſt der Verfaſſerin der an ſich
in=
ſſante Vorwurf, den ſie ſich in dem Roman „Virago”
ge=
t hatte, als es ihr darauf ankam, ein Weſen zu
charakteri=
en, das, ungeachtet ihrer Anſchlußbedürftigkeit und ihres
Ein=
keitsgefühls, doch im letzten Augenblick vor der Ehe
zurück=
eckt. In „Liſe Ferron” wollte Liesbeth Dill das
herab=
immte Gefühlsleben einer Frau ſchildern, die zu häufige
tterſchaft erſchöpft und die gegen den dolksäionomiſchen
indſatz, daß die Frau dem Staat möglichſt viele Kinder
ſchen=
ſoll, leidenſchaftlich aufbegehrt. Bis in die Lriegsjahre
hin=
führt die Handlung. An der Weſtgrenze erleht die Heldia
Einrücken der Franzoſen in das Reichsland und ſkizzierte
wenigen, aber ſiheren Strichen den Umſchwung, der ſich in
ttärer und ſittlicher Hinſicht ſofort zerhängnisvoll fühlbar
ht. Unmittelbare Beobachtung leitet die Feder der gewand=
Autorin, die ſtiliſtiſch ſtets ſicher geht. In dem neuen
itſchland fällt auch ihr das Atemholen ſchwer. Da heißt es
iner Skizze: „Alles, was ſchön iſt, der Luxus, Muſik, Theater,
Tanz, die Roſen, ſie ſind da für die, die den Trieg dazu
be=
t haben, Schätze zu ſammeln. In allen Ländern ſinds
die=
en Leute, mit denfelben Geſichtern, demſelben harten Blick,
elben Sprache, denſelben Manieren, derſelben Moral.
Nanny Lambrecht.
Auf ſie ſetzte man in literariſchen Kreiſen einſt die größten
fnungen, als ſie mit dem Buch „Notwehr, das Recht der
Un=
orenen” friedſame Leſer aus dem Philiſterſchlaf aufrüttelte.
h der Roman „Armſünderin” in welchem ſie an Schärfe
Viebig überbietet, war eine Kampfanſage an jene doppelte
ral, die nur das verführte Mädchen in Acht und Bann tut,
gewiſſenloſen Verführer jedoch alle Ehrenrechte läßt. Aber
er hat Nanny Lambrecht ſich auf der Suche nach
Ungewöhn=
im eine Schreibweiſe beigelegt, die zu Zeiten an Maniriertheit
ft und unerträglich wird. Unter dieſen Künſteleien leidet
die Klarheit der Handlung, die ſchließlich doch ein epiſches
khaben ſollte. Daß die Lambrecht noch einen guten Roman
bauen verſteht — davon legt „Das Lächeln der
Su=
ina" Zeugnis ab, wennſchon das Motiv, daß der
langjäh=
treue Liebhaber von der Mutier zu der inzwiſchen aufge=
Iten Tochter hinüberwechſelt, nicht eben neu iſt. Freilich hält
Verfaſſerin es in eigener Färbung. — Ganz mißglückt iſt ihr
ſch, nach Anlage wie Durchführung, der ſymboliſche Roman
te Kinder Kains”. Anfangs glaubt der Leſer noch: aus
Chaos könnten ſich Gebilde entwickeln. Aber, der Wirrwarr
d immer größer, von Seite zu Seite, und geſchraubte
Wen=
gen wie: „Eine nie gekannte Glücksſtarrheit fror in ſie”; oder
e legte die beſchmutzten Kleinodien ihres Frauenſchickſals in
Reliquienſchrein ſeiner verſiegelten Seele”, laſſen keine gün=
2 Stimmung mehr aufkommen. Aber da die Frau zwiſchen
ifzig und Sechzig und darüber hinaus, ſo gut wie der Mann,
) zu den geiſtig Schaffenden gezählt werden muß, iſt nicht
uſehen, daß Nanny Lambrecht nicht noch ein Mal ihre Kraft
ihr Können zu erquicklicheren belletriſtiſchen Leiſtungen
zu=
menfaſſen könnte. Ein ſo reiches Talent ſollte ſich vor der
ziplin und Selbſtkritik nicht fcheuen.
Ausſprüche über Luther.
Erſt durch die Reformation Luthers iſt die Welt ſo hell
geworden, daß nun ein freier offener Blick für die
Wirklichkeit erſchloſſen iſt.
Goethe.
Luther kommt aus jenen Tiefen, aus denen ſich der
Acker der Menſchheit immer vor neuem erſetzt. Was ihn über
ſie alle erhebt, des iſt ſeine ungeheure Gefühls= und
Glaubenskraft, die Berge verſetzte; das iſt ſein großes
Herz, deſſen perſönliche Not gleichzeitig auch die Not der Zeit
war; das iſt ſeine leidenſchaftliche Inbrunſt und ſein
Über=
zeugungsmut, die alle ſeine Fähigkeiten vervielfältigten; das
iſt ſeine ganze erzene Perſönlichkeit, die er furchtlos und ohne
Beſinnen für ſeine Wahrheit einſetzte.
Carl Buſſe.
Maxtin Luther war nicht nur uns Chriſten ein kirchlicher
und religiöſer, ſondern er war uns Deutſchen weit mehr ein
natianaler und ſozialer Reſormator, als wie es
unſerem Volke zum Bewußtfein gekommen iſt. Aus Luthers
Wort und Werk ſind plötzlich ſolche Errungenſchaften geboren,
die zur nationalen und ſozialen Erneuerung führen.
Franz Behrens.
O A
Aa
R3
das Doppelte des im Dampfbetrieb überhaupt bewältigbaren
Bruttos zu ſteigern. Die Arlberglinie würde mit Dampfbetrieb
und bei Eintreten normaler wirtſchaftlicher und
handelspoliti=
ſcher Verhältniſſe den Verkehr bald nicht mehr bewältigen
kön=
nen und es würde dann der Bau eines zweiten Gleiſes
ausge=
führt werden müſſen. Die Elektrifizierung der Bahn ermöglicht
es, die außerordentlich koſtſpielige, auf 1300 Milliarden Kronen
geſchätzte Bauherſtellung auf lange Zeit zu verſchieben.
C. K. Die Erdölerzeugung der Welt. Die Geſamtförderung
an Erdöl im Jahre 1922 wird von dem Petroleum=Inſtitut der
Vereinigten Staaten auf 85 154000 Barrels geſchätzt. Das
be=
deutet gegen das Vorjahr eine fehr bedeutende Mehrerzeugung.
Den Hauptteil der Erzeugung liefern nach wie vor die
Vereinig=
ten Staaten. Auf ſie entfallen, allein 64,70 der
Gefamtför=
derung. An zweiter Stelle ſteht Mexiko, deſſen Anteil an der
Weltproduktion 21,70 beträgt. Rußland hat 4,19, Perſien
2,5 %, holländiſch Oſtindien 1,9 9, Rumänien 1,2 % der
Geſamt=
menge an Erdöl im Jahre 1922 geliefert.
Der Naturfreund
Die Elektrifizierung der Arlbergbahn.
T. Die Weſtlinie der Bundesbahnen durch Oeſterreich iſt von
Wien bis Innsbruck doppelgleiſig und weiſt von Innsbruck bis
Feldkirch und Bregenz ein Gleis auf. Die Leiſtungsfähigkeit der
Bahn wird alſo auf der letzteren Teilſtrecke eingeſchnürt. Die
ſtarken Bahnneigungen in beiden Auffahrtsſtrecken zum 11
Kilo=
meter langen doppelgleiſigen Scheiteltunnel des Arlberges und
die ungünſtigen Lüftungsverhältniſſe in dieſem Tunnel
beſchrän=
ken die Leiſtungsfähigkeit noch mehr.
Der Arlbergbahn — ols Korridorlinie — kommen außer den
ihr aus ihrem Verkehrsgebiete zurollenden Gütern auch aus
ſtaatspolitiſchen Rückſichten gewiſſe Frachten zu. So leitet
Jugo=
flatien einen Teil der Güter, die bis vor kurzem von der
Schweiz durch Oberitalien nach Jugoſlawien liefen, nunmehr
über den Arlberg. Auch Frankreich und die Tſchechoſlowakei
in=
ſtradieren cus ähnlichen Erwägungen Güter nicht über
Mün=
chen, ſondern dia Arlberg. Dasſelbe iſt im Perſonenverkehr
(Expreßzüge) zu beobachten. Nun war ſchon im Jahre 1913, als
der Eiſenbahntarifkonflikt mit Bayern ausbrach und alle
öſter=
reichiſchen Exportgüter, die weſtlich ausgeführt wurden, über den
Arlberg ſtatt zum Teil über Roſenheim=München verfrachtet
wur=
den, die Arlbergbahn an der Grenze ihrer Leiſtungsfähigkeit
an=
gelangt und konnte nur keuchend den geſteigerten Verkehr
be=
wältigen.
Der Sommerfahrplan 1914 hatte insgeſamt 10 Schnell= und
Perſonenzugs= und 12 Güterzugspaare vorgeſehen. Es ſtellt dies
die Grenze deſſen dar, was mit Dampfbetrieb geleiſtet werden
kann, nicht zubetzt wegen der bei dieſer Zugsdichte bereits
uner=
träglichen Rauchverhältniſſe, insbeſondere im Arlbergrunnel.
Eine Lüftung dieſes Tunnels ſowie der zwei anderen würde
aber Milliarden Kronen an Koſten verſchlingen und zudem, wie
die Erfahrung bei ausgeführten Tunnelentlüftungsanlagen zeigt,
nicht genügend wirkſom ſein.
Der elektriſche Betrieb verbeſſert nun die Leiſtungsfähigkeit
der Bahnen, insbeſondere der Gebirgsbahnen, in
außerordent=
licher Weiſe. Die Geſchwindigkeit der Züge in der Bergfahrt
wird um zirka 50 bis 100 Prozent geſteigert, das
Zugsbrutto=
gewicht bei den Zügen um 20 bis 40 Prozent erhöht werden
kön=
nen. Die Aufenthalte für das Einnehmen von Kohle und Waſſer,
dann die Kohlenzüge und die Leerfahrten einzelner
Dampfloko=
motiven entfallen. Alle dieſe Umſtände ermöglichen es, mit den
vorgeſehenen elektriſchen Einrichtungen die Zahl der Züge von
22 auf 35, bzw. die Anzahl der Güterzüge von 12 auf 25, und
die Menge der Verkehrslaſten (Bruttotonnen) nach jeder
Rich=
tung auf das Dreifache des heute Beförderten und auf reichlich
vk. Die Kindheit des Aals, war lange Jahre im Dunkel.
Es war wohl bekannt, daß der Aal ſeine Jugend im Atlantiſchen
Ozean zubringt, aber über die Laichplätze des Fiſches, über die
Wanderung der Jungfiſche hat erſt die Unterſuchung des
däni=
ſchen Forſchers Dr. Johs. Schmidt Klarheit gebracht, über
die Prof. Ehrenbaum in der „Umſchau in Wiſſenſchaft und
Technik” (Frankfurt a. M.) berichtet. Dr. Schmidt hat auf einer
eigenen Meeresexpedition an Bord des Schiffes „Dana”
feſtge=
ſtellt, daß die Laichplätze des Aals in einem Bezirk des weſtlichen
Atlantiks liegen, der etwa gleich weit von den Bermudas und
den Inſeln unter dem Winde entfernt iſt. Von dieſem
Aus=
gangsgebiet, in dem ſie geboren werden, bewegen ſich die
Aal=
larven oſtwärts und nordwärts und werden in um ſo grüßerer
Entfernung angetroffen, je größer ſie ſelbſt ſind. Es war dem
unermüdlichen däniſchen Forſcher möglich, drei verſchiedene
Jahrgänge von Larben zu unterſcheiden und feſtzuſtellen, daß
die Glasaale, die im Frühjahr vor unſeren Fluzmündungen
er=
ſcheinen, ſich bereits im Beginn des vierten Lebensjahres
befin=
den. Zugleich geht daraus hervor, daß die Laichzeit des
Fluß=
aals in die Zeit von Ende des Winters oder Frühjahrs=Anfang
bis in den Sommer hinein fällt. Die Larben wachſen ſchnell
während der erſten Monate und werden im erſten Sommer
im Mittel 25mm lang. Dann beginnen ſie ihre Reiſe nach den
Küſten Europas, geſtützt durch die oſtwärts gerichtete Beivegung
des Oberflächenwaſſers. Während ihres erſten Sommters
befin=
den ſie ſich im weſtlichen Atlantik, weſtlich vom 50 Grad w. L.
In ihrem zweiten Sommer, wenn ſie eine durchſchnittliche Länge
von 50—55 Millimeter erreicht haben, findet ſich die Hauptiaſſe
im mittleren Atlantik. Im dritten Sommer ſind ſie auf der
Höhe der europäiſchen Küſtenbänke angelangt und ſind jetzt mit
durchſchnittlich 75 Millimeter Länge ausgewachfen, behalten aber
ihre zuſammenig=hrückte blattähnliche Larvenform. Im Laufe
des Herbſtes und des Winters machen ſie eine rückläuſige
Ver=
wandlung durc. Eei der ſie die Aalgeſtalt erhalten und in das
Glasaalſtadiun eintreten, in welchem ſie ſich den Küſten nähern
und überall ihren Weg in den Flüſſen und Waſſerläufen
ſtrom=
aufwärts berfolgen. Der Aufenthalt in den Flüſſen dient zur
Nahrungsaufnahme, zum Zwecke des Wachstums vor allem der
weiblichen Tiere. Erſt im ausgewachſenen Zuſtande beginnen
die Aale dann wieder ihre großen Rückwanderungen anzutreten
nach ihren fern im Ozean gelegenen Laichplägen.
C. K. 26 Jahre im Käfig. Ein Rekordalter unter den
gefan=
genen Tieren hat der rieſige Orang=Utan des Londoner Zoos
„Sandy Terreicht, der ſich ſeit 18 Jahren in ſeinem Londoner
Käfig befindet und vorher ſchon 8 Jahre in einem Käfig zu
Singapore war. Er iſt alſo jetzt 26 Jahre hindurch
ununter=
brochen in Gefangenſchaft und erfreut ſich ſo guter Geſundheit,
daß er auch noch eine Reihe weiterer Jahre die Londoner durch
die komiſchen Grimaſſen ſeiner Züge beluſtigen wird. Der Orang=
Utan iſt der größte und kräftigſte Vertreter ſeiner Gattung in
Gefangenſchaft. Die Eifenſtangen ſeines Käfigs ſind ebenſo
ſtark wie die im Löwenhaus; ſie wurden erſt kürzlich noch enger
zuſammengerückt, um jede Gefahr zu verhindern. Nur drei
Wär=
ter verkehren mit ihm und müſſen die größte Vorſicht anwenden,
denn er iſt ſehr launiſch und hat von Zeit zu Zeit ſchreckliche
Wutanfälle, die bei ſeiner Rieſenkraft nicht unbedenklich ſind. Der
Nebenkäfig iſt leer, ſo daß er von ihm aus gefüttert werden und
in ihn getrieben werden kam, wenn ſein Käfig gereinigt wird.
Ein Zeitbild.
Von Elſe Marlott Seitz.
„Ja, wenn die Teuerung ſo enorm zunimmt, mußt Du
ſedingt unſere Mieter um 100 Prozent ſteigern!“
„Biſt Du ein Junge! d. h. eigentlich biſt Du kein Junge,
mehr eine lebende Rechenmaſchine,” erwiderte Warren ſeinem
njährigen Söhnchen Volker.
„Ach, das koſtet mich doch ein Lachen, Vater.”
Beide marſchierten an einem heißen Julitage über eine
(dreiche Bergkette dem nächſten Städtchen zu.
„So, Volker, hier wird geraſtet; hier ſtärken wir unſere
ngen durch den harzigen Duft der von der Sonne gedrückten
hren. Alſo, eins, zwei, drei! Ruckſack ab, Rock aus, und jetzt
imt das Schönſte vom ganzen Tage.”
„Und das wäre?”
„Ein Tiefſchluck aus voller Flaſche.”
„Ach ja, wahnſinnig ſchön iſt der Durſt, wenn man ihn
be=
digen kann. Schöner noch wie die größte Hauſſe, die uns
h nie befriedigt.”
„Junge, Junge! Was ſoll aus Dir mal werden?”
„Ein guter Deutſcher, Vater, ſo einer wie Hermann der
erusker, der gefällt mir am beſten.”
Warrens Augen leuchteten hell auf. „Komm Volker, wir
cen unſere Becher, auf daß Du recht haſt.”
„Ja, gerne und kräftig anſtoßen wollen wir, wie die alten
atſchen es taten.”
Ein überſprudelndes Glück ſtrahlte aus dem klugen
Kinder=
chtchen. Beide tranken in vollen Zügen.
„So, jetzt lagern wir uns unter dieſen ſchönen Baumgrup=
und reden einmal gar nichts.”
„Nicht wahr, ſo wie früher die Cymbern und Teutonen?
* hatten doch auch immer ſolch großen Durſt.”
„Ganz richtig, mein Kind, den Durſt haben wir von ihnen
rbt, aber ſonſt auch nichts.”
„Warum denn nur den?”
„Zur Strafe, denn der liebe Gott ſprach: „Zur Strafe ſollt
fortan den großen Durſt behalten und ſollt zuſehen, wie die
dieber und anderes Gelichter meinen durch die Sonne
ge=
ruten Wein trinken, bis ihr euch gebeſſert habt! So, mein
Lieber, hier nimm Dein Kotelett, Dein Brot und ſchweige.”
Während Volker mit vollen Backen kaute, las er aufmerkſam in
einem vor ihm liegenden Kursblatt, worin ſein Frühſtück
ver=
packt war. Plötzlich rief er erfreut aus: „Ich habe auch die
Te=
huantepek und die Tamaulipas gefunden. Sind die aber
ge=
ſtiegen. Da kannſt Du Dir aber jetzt auch einmal eine Flaſche
Wein leiſten.”
„Hier in der herrlichen Natur, im Walde, wo jeder Gedanke
ein Gebet ſein ſollte, ſpricht dieſes Kind fortwährend von Aktien
und Papieren. Es iſt nicht zum glauben.”
„Väterchen, ſei mir doch nicht böſe, das iſt doch mal mein
liebſtes Spielzeug, mit dem ich ſo gerne ſpiele.
„Warum ſpringſt Du denn ſo plötzlich auf und greifſt an
Deinen Revolver?” Volker trat erſchrocken an die Seite ſeines
Vaters. „Du brauchſt gar keine Angſt zu haben, ich bin ja
bei Dir.”
„Vor wem denn Angſt haben? Dort drüben ſitzt nur einer
auf dem Baume, der ſieht uns ein bißchen zu.”
Im Augenblick war auch ſchon der Kleine unter dem Baume
und fragte den Betreffenden: „Nicht wahr, Du willſt dort oben
Eichhörnchen ſchießen?”
„Jawohl, zweebeenige.”
„Wie?”
„Zweibeinige.”
„Ach, Du meinſt ſohl Vögel. Wo haſt Du denn Dein
Gewehr?”
„In der Weſtentaſche.”
„Mein Vater hat auch einen Revolver mitgenommen, mit
dem hat er beim Preisſchießen ſchon ſechs Preiſe bekommen.
Willſt Du ihn einmal ſehen?”
„Ein anner mol,” erwiderte der Gauner, verließ den Baum
und ſchlug ſich abſeits in die Büſche.
Wahrhaftig, dachte Warren, mein Volker hat mich eben vor
großem Unheil bewahrt. Seine harmloſe, kindliche Redſeligkeit
hatte in dieſem Falle den günſtigſten Erfolg gehabt. „Jetzt, mein
kleiner Schutzengel, packen wir ein und marſchieren weiter.”
„Jetzt ſchon, Vater?” Warren ſtrich ihm über ſein blondes
Lockenköpfchen und küßte ihm die Stirne.
„Ei, ſo lieb biſt Du mit mir noch nie geweſen. Nicht wahr,
weil ich mit dem Manne nicht von Aktien geſprochen habe?”
„Ganz recht, weil Du Dich mit dem Manne ſo fachgemäß
unterhalten haſt. Jetzt nichts vergeſſen; ſieh, hier noch Deine
Flaſche, und dann „Juheidi du Wanderluſt” auf die Chauſſee.”
Volker ſprang vor. „Sieh mal dort unten den großen
Menſchenknäuel.”
„Das ſind Wandervögel, mein Kind, die dort wohl raſten
wollen. Wir werden es ja bald ſehen. Geh’ nur wacker
drauf=
los.” Bald ſchallte auch ſchon durch den Wald das bekannte
Volkslied „Das Wandern iſt des Müllers Luſt”.
Nach kurz zurückgelegter Strecke ſtanden wir plötzlich mitten
unter ihnen. Es waren junge Leute, die gerade abkochen
woll=
ten. Sie luden uns dringend ein, mitzuſpeiſen.
„Nein, meine Herren, das kann ich nicht annehmen; aber ich
freue mich über Ihr freundliches Anerbieten, und danke Ihnen
verbindlichſt dafür. Heutzutage iſt jeder froh, wenn er ſelbſt
etwas zu eſſen hat. Wenn ich Sie aber um ein Lied bitten
dürfte?"
Kurz entſchloſſen griff auch ſchon der Lautenſpieler in die
Saiten. Einige Akkorde und das prächtige Schillerſche Lied
„Ein freies Leben führen wir”, tönte durch den Wald. Nach
kurzer Raſt ging es tapfer weiter.
„Es war mir ein Genuß, meine Herren; pflegen Sie weiter
das Lied und lernen Sie tüchtig marſchieren.”
Rechts von uns, wo ſich das Tal öffnete, erblickten wir einen
Ausſichtstempel. Aber welcher Anblick bot ſich uns dar. Das
feingezimmerte Geländer war abgeriſſen und die Sitzplätze
voll=
ſtändig zerſtört. Dies mochte wohl ſchon vor längerer Zeit
ge=
ſchehen ſein, denn Moos und Pilze hatten ſich bereits auf den
Bruchflächen gebildet. Meine gute Laune war dahin. Armes
Vaterland, dachte ich, ſo geht man mit Deinem Eigentum um.
Wir gingen einige Zeit ſtumm nebeneinander.
„Väterchen, warum biſt Du denn ſo ſtill geworden? Nicht
wahr, weil die böſen Menſchen das Tempelchen zerſtört haben?“
„Ja, mein Kind, weil ihnen nichts mehr heilig iſt.”
„Das iſt aber auch wahr, bei uns macht doch ein jeder was
er will. Deshalb ſteigen auch die Viehpreiſe ſo unendlich. Da
wäre es doch beſſer geweſen, wir wären Viehhändler oder Bauern
geworden, nicht wahr?. Da ſteckt doch noch mehr darin, als in
den Aktien.”
„Liebes Kind, Du biſt ſoeben wieder bei Deinem
Lieblings=
thema angelangt, bitte, verſchone mich!”
Nummer 43
* Im Kampf mit dem Alltag.
Es ſind wahrlich nicht die ſchlechteſten, unfähigſten
Haus=
frauen, die ſich immer wieder bitter darüber beklagen, daß ihnen
der unabläſſige Kampf mit dem Alltag die Lebensfreude mehr
und mehr raubt. Sie klagen nicht über das vollgerüttelte Maß
täglicher Kleinarbeit, ſie murren nicht über die allzeit gefüllten
Flick= und Stopfkörbe, ſind nicht ungehalten über die zahlloſen
Anforderungen, die der Haushalt an ſie ſtellt, nicht ablehnend,
wenn täglich neue Wünſche ihrer Angehörigen gerade von ihnen
befriedigt werden ſollen. O nein, das alles ſind Pflichten, die ſie
mit ihrer Stellung als Hausfrau, als Mittelpunkt der Familie
untrennbar verbunden wiſſen, denen ſie ſich auch immer wieder
von neuem mit Eifer und Hingabe unterziehen. Vielleicht läuft
bei dieſer und jener der fataliſtiſch=reſignierende Gedanke mit
nebenher: es bleibt mir ja nichts weiter übrig. „Der Bien’ muß
eben” wie ein draſtiſches Sprichwort ſagt.
Aber im ganzen genommen tritt dieſer ſtark verbitternde
Ge=
danke nur ſelten einmal der Familie gegenüber über ihre
Lip=
pen. Wiſſen ſie doch, daß auch dieſe, je nach der Art ihrer
Be=
rufstätigkeit, ſofern es ſich um erwachſene Familienmitglieder
handelt, dort draußen im Lebenskampfe mit mancherlei
Widrig=
keiten zu rechnen haben, und den unverſtändigen Kindern
gegen=
über unterläßt ja ohnedies jede gute Mutter die völlig
überflüſ=
ſigen Klagen. Und trotzdem: das Gefühl der Ohnmacht gegenüber
dem Kampf mit dem Alltag! Blicken ſie in den karg bemeſſenen
Mußeſtunden, die zudem faſt immer noch durch irgendwelche
Handfertigkeiten ausgefüllt werden müſſen, auf die
letztvergan=
gene Zeit zurück, wie auf die kommende nächſte Zeit voraus,
dann erſcheint ihnen meiſt ihr Leben, trotz herzlicher Liebe und
Zuneigung aller ihrer Angehörigen, trotz des beglückenden
Be=
wußtſeins, deren Stütze und Mittelpunkt zu ſein, als ein
ein=
ziger, grau verhängter, ſonnenloſer Arbeitstag.
Der Zweck ihres Lebens? Pflichten, nichts als Pflichten.
Große und kleine Anforderungen an ihre Arbeitswilligkeit,
Hin=
gabe, Ausdauer und Geduld. Ihre Erholung? Die bei noch
vorhandenen kleinen Kindern äußerſt karg bemeſſenen
Nachtſtun=
den! Jene Stunden, da der ermüdete und erſchöpfte Körper nach
dem ſo wohlverdienten Schlaf verlangt, und die erregten Nerven
dieſen immer wieder verſcheuchen, und wenn er doch ſchließlich
eingetreten iſt, zu einem unruhigen, von Träumen beängſtigten
geſtalten, deſſen Ende ſie ſchließlich ſelbſt mit Ungeduld
herbei=
ſehnen. „Wenn ich doch nur ein einziges Mal mir wieder einmal
ſelbſt gehören könnte!” So iſt wohl insgeheim ihres Herzens
fehnlichſter Wunſch, ein Wunſch, den ſie freilich bei ſich ſelbſt zu
den unerfüllbaren rechnen.
Der Kampf mit dem Alltag! Heute verſchärft für ungezählte
Hausfrauen des Mittelſtandes durch den Mangel an
Hilfskräf=
ten, durch die Unmöglichkeit, mit den verfügbaren Mitteln ſich
wenigſtens zeitweiſe einmal eine merkliche Entlaſtung vom
ſchwer drückenden Joch der täglichen Haushaltspflichten zu
ver=
ſchaffen. Kann nicht der aufmerkſame Beobachter die ganze
Troſt=
loſigkeit ihrer Lage, die ganze Hoffnungsloſigkeit ihrer Ausſichten
für die Zukunft aus ihrem gedrückten Weſen, aus ihrer müden
Haltung, ihren freudloſen Blicken leſen? Iſt nicht vielfach die
Heimflucht erwachſener Kinder, das im Hauſe oft ſo gedrückte
Weſen Schulpflichtiger, die mangelnde Berufsfreudigkeit ſo vieler
Ehemänner letzten Endes auch auf dieſe Urſache
zurückzufüh=
ren? Wie aber Wandel ſchaffen, wie unſeren Hausfrauen den
Kampf mit dem Alltag nach dieſer Richtung hin erleichtern
hel=
fen? Der Wege gibt es auch heute noch verſchiedene, es käme nur
für die Entlaſtung der Hausfrau von den ſchwerſten und
drückendſten Pflichten durch die Familie an. Und nichts leichter
als das, wenn die vorhandenen männlichen Hände im Hauſe
ſie ihr abnehmen, ſchwere Laſten an ihrer Stelle transportieren,
ſchwere, ermüdende Arbeiten für ſie ausführen. Als zweiten,
die unergründlichen Flick= und Stopfkörbe, die ſtändig
gegenwär=
tigen, unerbittlichen Mahner, durch reſolutes Ausräumen und
Ausmerzen alles deſſen, was immer wiederkehrender und darum
zeitvergeudender Ausbeſſerung bedarf, gründlich entleeren. Als
dritten Weg: das notwendige, den heutigen Zeitverhältniſſen
Rechnung tragende gänzliche Umſtellen der
Haus=
haltsordnung, da doch nun einmal für abſehbare Zeit die
weiteſten Kreiſe auf Hilfskräfte werden verzichten müſſen. Wenn
die ganze Familie — und welches Familienglied würde ſich dabei
ausſehließen — die Mutter und Hausfrau wieder als friſche,
all=
zeit teilnahmsvolle, lebensfreudige und arbeitsfrohe (nicht wie
heute unfrohe) Stütze der Familie ſehen, und bei ihr ungeteilte,
vollſte Teilnahme bei allen eigenen Leiden und Freuden finden
will, dann wird und kann ſie ſich auch nicht länger der Einſicht
verſchließen, daß ſie auch ihrerſeits, jeder einzelne an ſeinem
Teile, ihr alle Förderung und Unterſtützung und damit zugleich
Entlaſtung zuteil werden laſſen muß, deren ſie heute mehr denn
je bedarf, um beim Kampf mit dem Alltag nicht ſchließlich
körper=
lich und ſeeliſch zu unterliegen.
H. E.
Der zeiitgemäße Haushalt.
Hellfarbige wollene Schlüpfer ſelbſt zu
reinigen. Ehe man dieſe Arbeit vornimmt, lege man recht
auffaugefähige alte Tiſch=, Bett= und Badetücher oder Bezüge
bereit, da man den Schlüpfern ſo raſch wie möglich alle Näſſe
entziehen muß, wenn ſie ſich beim Trocknen nicht ſtark verdehnen
ſollen. Nun bereite man ſich zwei Becken handwarme
Waſch=
brühe von je 5 Liter Waſſer und 1 mäßig gehäuftem Eßlöffel
Perſil, das man zuvor kalt einquirlte. Waſche jedes Stück
ge=
ſondert erſt in einem, dann im zweiten Waſſer durch Drücken
und Stauchen (mittels Winden oder Reiben) ſauber, wickle es
Unterhaltungsblatt und Frauenzeitung
ſofort, aus dem zweiten Waſſer gedrückt, in die ausgebreiteten
doppelten Tücher glatt und faltenlos ein und wiederhole das
Einwickeln mehrmals mit trockenen Tüchern, ſo lange dieſe noch
naß werden. Erſt dann hänge man die Schlüpfer, nach links
gewendet, im warmen Raum, jedoch nicht in der Nähe des Ofens,
auf Bügeln zum Trocknen auf.
I.
Fleckige, kranke Kartoffeln nutzbringend zu
verwerten. Faft täglich müſſen geringe Mengen fleckiger
oder kranker Kartoffeln beſeitigt werden, die die Hausfrau für
ſich als Verluſt buchen muß. Dieſe ergeben aber, täglich
geſam=
melt und wöchentlich einmal roh geſchält und gerieben,
vorzüg=
liches Kartoffelmehl, ſelbſt wenn ſämtliche ſchwarzen Flecke mit
zerkleinert werden. Der weiche, rohe Kartoffelbrei wird zu
die=
ſem Zwecke ſo lange mit kaltem Waſſer überfüllt, nachdem er
durch ein Haarſieb oder Preßſack gedrückt iſt, bis die am Boden
ſeſtgeſetzte Stärke völlig rein weiß bleibt und getrocknet
wer=
den kann.
Pikante Suppe aus Gemüſeabfällen. Strünke,
welke Blätter, Seitenwurzeln der Sellerieknollen, die groben
Strünke des Lauchs (Porree) uſw. zerkleinere man nach jedem
Gemüſeputzen mit der Maſchine, brate eine Zwiebel mit wenig
Fett braun, röſte unter Umrühren das zerkleinerte Gemüſe im
Tiegel ab, ſtäube einen gehäuften Eßlöffel Mehl darüber und
laſſe nach 15 Minuten Ankochen die Suppe in der Kochkiſte
aus=
quellen. Durchpaſſiert und mit Salz und Peterſilie gewürzt
und mit Semmelwürfeln gereicht, ſchmeckt ſie ausgezeichnet. E.
Kaviarerſatz als würziger Brotbelag. Der
zwei Tage in Magermilch gewäſſerte Heringsrogen wird von
der Haut befreit, mit einem Quirl fein zerrieben, einige Tropfen
Zitronenſaft, eine kleine zerriebene Zwiebel darunter gerührt
und eine Stunde vor Gebrauch zubereitet. Er ſchmeckt gänz
ausgezeichnet, wenn man noch einen Teelöffel Salatöl beimengt
und damit ſalbig rührt.
Pumpernickel zu backen. Zum echten Pumpernickel
gehört zweimal geſchrotener Roggen und die dazu gehörige Kleie.
Man nimmt zwei Drittel des gut angewärmten Mehles zum
Anmachen des Vorteiges mit lauem Waſſer und Sauerteig, läßt
das über Nacht gehen, knetet am anderen Morgen das andere
Drittel Mehl mit dem Vorteige zuſammen, läßt den fertigen
Teig 2—3 Stunden in der Wärme gehen, formt ihn zu
vierecki=
gen Broten, die man nochmals aufgehen läßt und bäckt dann den
Pumpernickel je nach dem Ofen 12—14 Stunden. Am beſten
gibt man den Teig zum Bäcker und läßt ihn dort auswirken und
backen, da das Brot im Hausofen mehr austrocknet als bäckt.
Speiſenzettel:
Sonntag: Gefüllte Tomaten.
Montag: Möhren und weiße Bohnen.
Dienstag: Klöße mit Birnen.
Mittwoch: Pilzgraupen.
Donnerstag: Profoßkohl und Abſtechklößchen.
Freitag: Heringskartoffeln.
Samstag: Erbsbrei m. Sauerkraut u. geröſt. Zwiebel.
be, can, chel, di, do, e, el, he, i, le, plei, ſcop, ſi, ſtip, tal, va.
Aus vorſtehenden Silben ſind 7 Wörter von folgender
Be=
deutung zu bilden: 1. Inſtrument zur Beſtimmung und Berechnung
der Zeit. 2. Stadt in Serbien. 3. Weiblicher Vorname. 4.
Ernte=
gerät. 5. Departement in Südfrankreich. 6. Griechiſche Göttin.
7. Längenmaß.
Die Anfangs= und Endbuchſtaben ergeben, beide von oben
nach unten geleſen, die im Voltsmund übliche Bezeichnung einer
hieſigen Straßenanlage.
Th—3
Räiſel.
567. Ein jeder möcht das Wort ſchon ſein, — Doch bringt’s jetzt oft
recht wenig ein. — Stellſt Du die erſten Zeichen um, — In
Wald und Feld ſteht’s ſtill und ſtumm. — Schauſt Du es jetzt
von hinten an, — Von einer Tierart iſt’8 der Mann.
568. Faſt jeder Fiſch hat’s Wort mit g. — Nur grade nicht der mit
dem ch. — Mit ck war’s in alter Zeit — In jedem Hauſe weit
und breit. — Mit Doppel=g ſteht’s überall in Feld und Flur,
in Berg und Tal.
569 Grad einmal erhält es faſt jedes Kind. — Und ſetzeſt ins
Wort nur ein r Du geſchwind, — So macht es Dir
wahr=
ſcheinlich gar keinen Spaß, — Du wirſt ja im Umſehn bei ihm
pudelnaß.
Zerlegaufgabe.
A. Aus den Teilen des vorſtehenden Quadrates iſt das Wort „Rätſel” zubilden.
Carl Deubel.
Auflöfungen.
Silbenrätſel:
1. Sirup, 2. Cantate, 3. Hegel, 4. Narew, 5. Agathe, 6. Magog.
„Schnampelweg”.
Rätſel: 564. Türkenbund. 565. Froſchlöffel. 566. Taubenkropf.
Jahrgang 19
Wolfgang Pauly in Bukareſt
(Urdruck),
Verantwortlich: Max Streeſe.
Weiß zieht und ſetzt in zwei Zügen matt,
Prüfſtellung: Weiß: Kb4 Dg3 Sb6 (3);
Schwarz: Kd4 Bd3 e4 (3); 2+
Eine von den jetzt ſo beliebten Zugwechſelaufgaben, in Min
form. Der wohlbekannte Verfaſſer hat ſie uns freundlichſt zur
veröffentlichung überlaſſen.
Aufgabe 50
O. Zipperlin in Pforzheim
(Deutſches Wochenſchach 1919).
Weiß: Ka7 Ta4 e4 Le7 Sc3 g2 Bd6 e3 (8);
Schwarz: Kc5 Td2 Lf1 Ba6 C6 d7 e5 (7).
Matt in drei Zügen,
Löſungen der Aufgaben 31, 35—40.
31. Köhnlein, D. W. 1913 (Kel Da2 Tb2 e4 Sd7; Kd3 T
Lc5 Shl Bc3c6c7 d4 e6: 3½) 1. Te4—e5! (dr. 2. Da6 und S
Th5Xe5-+ 2. Tb2—e2 3. Da2xe2, Sd7kc5, Xe5, Da2—a6,—
Schachgefahr des weißen K. Der ſchwarze I wird nach e5 hing
damit dieſes Feld nicht mehr von einem ſchwarzen Stein gedeckt
daß ſich nach dem zweiten Zug die Doppeldrohung. 3. Da6 und 3
Fergibt. Hervorzuheben iſt, daß das Schachgebot des Schwarzer
ſofort wieder mit Schachgebot beantwortet wird, ſondern mit
„ſtillen” Zug, nach dem Schwarz nochmals ſchachbieten kann. —
La3 2. Sc5+.
35. Cumpe, 1. Pr. Turn. d. D. Arb. Schztg. 1914 (KC2 Da5
Ba2 e3 e6; Kc4 Th5 Lg8h4 Bc7 d6 erg3g5g6; 3 +) 1. Da5
Kc4—b4 2. Da8—a6 3. a2—a3 +. 1.. . . Kc4—b5 2. Kc
3. a2—a4 F. 1. ... Lg8Xe6 2. Da8—a4 + 3. d3—d4 F.
C7—C6 2. Da8—a5 3. Sd7—b6 +. 1. .. .. g5—g4 — 2. Da
Th5—b5 3. Db7—e4,—b3+ (Drohung). Ba2 ſetzt zweima
einem und mit zwei Schritten, ganz rein matt. Dies die Idee. 7
ergibt ſich nach 1. .. . . Le6: eine reine Mattſtellung. Die Spiele
außer nach dieſem Zug ſämtlich ſtill (ohne Schachbieten im 2.
Dazu ein feiner D=Rückzug, der 2 Fluchtfelder freigibt, als Einle
ſowie mehrere Verführungen: die Aufgabe verdient jedes Lo=
36. Loyd, Balt. Her. 1880 (Kh1 Dc2 Lb4 C4 Sa3 b3 Ka2
2 +) 1. Dc2—h7. Ohne Bauern, der Schlüſſelzug ebenfalls ein De
rückzug.
37. Roeſe, Urdruck (Kc8 Lb5Sd8Ka8 Sb4 Ba7; 3 +) 1, Lb5-
Sb4xa6 2. Sd8—e6. Einfach.
38. Sparke, G C. 1918 (Kh8 Df6 Tg2 La5 h3 Bf3; Kf1
Sc3 Bh2: 2½) 1. Df6—b6 dr. 2. Dk2X. Eine Meredith=Aufgal
h. mit nicht mehr als 12 Steinen. Schwarz erhält Gelegenheit,
S=Abzug Schach zu bieten, ſogen. „Kreuzſchach”: die Wirkungslini
Lal wird durch den folgenden, Mattzug des T auf b2, nach 1. ..
auf g?, gekreuzt.
39. Sackmann, 1. Pr. Frankf. Probl.=Turn. 1923, (Kh6 Dd7
g5 Le6 Sa2 cl Bd6: Kd4 Db4 Sa8 Ba5 d2 e2e3; 2+/ 1. Le
dr. 2. Dg4+ „Rückkehr”, nach 1. .. . . Dd6 +:, im Zweizüger
darzuſtellen, verbunden mit 2 ſchwarz weißen Schnittpunkten, nach
Dbl und Db7. Im erſten Zug wird der ſchwarze Stein, de
Verteidigungen ausführt, entfeſſelt und die Linie e6—h6 für
Kreuzſchach des Schwarzen geöffnet. Dasſelbe Thema iſt in ſeit
ſtatt ſchräger, Bearbeitung dargeſtellt von B. M. Neill, Good Compe
1917, Kc7 Da2 Tc5 g7 Lc3 h3 Sb4 c4 Bg3 g6 h4; Ke6
Lhu Sd2 Bd7 h5; 2 +; 1. TC5—f5 dr. 2. T16+. Natürlic
Sackmanns Aufgabe volle Selbſtändigkeit und Berechtigung.
40. Pauly, Sydſv. Dagbl. 1923 (Ke7 Th7 Lf5 h8 Se2
Kg5; 3+) 1. Lh8—e5 2. Tg7 3. Tg5+. Leider nebenlöſig
1. Tf7 2. K ode: Lf6. — Der Verfaſſer erſetzt zur Verbeſſerung
Sc2 durch einen weißen Be3. — Mit weißem Sd5 ſtatt e2: 1.
—d7 2. Tg7 In beiden Fällen das Satzſpiel: 1. . . . Kf5: 2, Tg
Weiß hat Wartezüge, die aber ganz verſchieden ausfallen,
Löſerliſte: Hans Müller, Prof. Dr. Reutzel, R. S. (alle);
(35—37, 39); H. Sixt (35); Wilhelm Seeh in Eberſtadt (36, 37
Ludwig Hornung in Zell i. O., Walter Schütze (36, 37); Li
Groll 2. in Michelſtadt (3, 38); Rolf Schmidthoff (37—39). Die
urſp=
liche Nebenlöſung von 31 gaben noch an: Walter Schütze, Wi
Seeh in Eberſtadt, diejenige von 40 fanden H. F., Prof. Dr. Reutze
Wilhelm Seeh.
Anfragen, Beiträge, Löſungen u. dgl. nur an die Sch
leitung des Darmſtädter Tagblatts mit der Aufſchrift „Sche
Wir ſetzten ſchweigend unſeren Weg fort. Jetzt kam ein
Dörfchen, das wir noch paſſieren mußten. Die Bauern ſtanden
plaudernd umher und rauchten ihre Pfeifen. Aus den
Wirts=
häuſern drang ein ſüſter Lärm. Eine heiſer geſchriene Stimme
intonierte gerade die Marſeillaiſe. Mein Gott! mein Cott!
wann werden wir denn endlich einmal zur Vernunft kommen?
Nach Zurücklegung einiger Kilometer gelangten wir auch
ſchon an die erſten Villen des Städtchens. „Sieh mal, Volker,
dieſe ſchön gepflegte Anlage.”
„Ach, wie reizend ſind doch dieſe roten Röschen.
„So, hier auf dieſer Bank machen wir Halt, bis es Zeit wird
zu unſerem Zuge. Dieſe Tafel Schokolade darfſt Du Dir zu
Gemüte führen.”
„Und Du, Vater?”
„Ich verdaue noch an meinen heutigen Erlebniſſen.”
„Du biſt doch heute zu drollig.”
„Sieh doch dort einmal hinüber, was die verrohte
Schul=
jugend wieder treibt. Ganze Bündel Roſenknoſpen reißen ſie ab
und werfen ſich dieſelben ins Geſicht. So, nur immer ſo weiter.
Jetzt wird der ſechſte Roſenbogen geplündert. Wollt Ihr gleich
aufhören, Ihr unnützen Bengels!”
Schimpf= und Schmutzworte waren der Erfolg. Erſt mein
nicht gerade vertrquenerweckender Stock hatte dieſe Gutedel
ver=
trieben.
Glutrot ging die Sonne unter, uns einen ſchönen neuen Tag
verkündend. Klar lag der Donnersberg dor mir und die
früh=
liche Pfalz, mein Heimatland. Und linker Hand trauerte
ſchmerz=
erfüllt unſer „Vater Rhein” — ohne Lichtblick — ohne Hoffnung.
Da hörte ich plötzlich mannhafte Schritte, — die deutſche
Fahne ſah ich flattern, — ſie kommen näher.
Es waren unſere Jungen, ſie haben
„Deutſchland über alles” geſungen.
Da hab’ ich gedacht:
Es flattern beim Marſche die Fahnen,
Gewaltiges, herrliches Ahnen!
Von Reinhold Braun.
In den Schriften des alten Friedrich Leopold Grafen zu
Stolberg las ich wieder einmal und ließ den ganzen Reichtum
dieſer feinen Dichter= und Mannesſeele in mich ſtrömen. Und
wieder las ich ſein Kapitel über die Fülle des Herzens.
Zu Anfang dieſes Kapitels ſpricht er davon, daß, wenn er
ein Weib hätte und ſie ihm ein Kind gebäre, er dann in dieſer
ſeligſten Vaterſtunde nichts anderes könnte, als Gott darum zu
bitten, dem kleinen Liebling das Wichtigſte und Schönſte von
allem zu ſchenken, was auf dieſer Erde zu verſchenken ſei, die
Fülle des Herzens!
„Gib ihm die menſchlichſte aller Gaben, die eine göttliche
Gabe, gib ihm die Fülle des Herzens!”
Fülle des Herzens! Schon der Klang dieſes Wortes iſt
Schönheit und Mütterlichkeit; es iſt, als ob eine Mutterhand
unſer Herz leiſe anrührte, wie aus einem Gebete heraus.
Fülle des Herzens!
Das iſt, als ſähen wir einen der Großen, Weiſen und
Liebe=
reichen zu vielem Volke reden. Tauſende von Blicken hängen
an ſeinem Munde. Jedes Wort iſt eine Gnade, die ins Herz
ſinkt. Jedes Auge glänzt von Ergriffenheit und üerſtrömendem
Danke. Jeder fühlt Quellen aufbrechen in ſeinem Innern, und
eitel Licht wogt in ſeiner Seele. Er fühlt ein Neues, ſchier
Un=
erhörtes, er fühlt eine wunderſame Stärke, eine Kraft, die aus
anderen Gefilden ſtammt, die er hier nutzbar machen will zum
Heile der anderen.
Fülle des Herzens!
Das iſt, als ſähen wir die große Gralsſzene in Wagners
Parſival”, und vernähmen erſchütterten Herzens, die hehre
Muſik.
Es iſt ſchwer, ſolche Gedanken in dieſer furchtbaren Zeit in
ſich eingehen zu laſſen, und es iſt mir, als wehren verzweifelte
Hände all dieſes ab. „Fülle des Herzens!” Was ſoll dieſes 2
in dieſer grauſamen, herzloſen Zeit, wo Millionen Herzen
ſchuldig zerbrechen müſſen und die Ichſucht triumsphiert
raubt und plündert, ungeſehen, und auch vor den Angen d
die da zu wachen und zu ſchützen hätten!
Fülle des Herzens! Märchen für Kinder, Traum aus
gangenen Zeiten und Traum für beſſere Tage! Jetzt heißt
„Wer oben bleiben will, muß herzlos ſein!“
Halt ein, Freund! Gehe hin und ſchaue einem Kinde
Auge oder einer Mutter oder einem Menſchen, der groß und
liebt! Da haſt du das Märchen, da haſt du den Traum wir
und leibhaftig. Fülle des Herzens iſt noch unter uns! Es
noch Adelsmenſchen, deren Seele ein Stück des Göttlichen
Du aber frevelſt, wenn du ſelber die Herzloſigkeit predigſt g
dieſen Reichtum. Du biſt nicht beſſer als jene Plünderer!
raubſt durch dein Weſen auch von dem Volkskapital wie
Nein, wenn du ein Menſch und ein deutſcher Menſch heißen w
ſo kannſt du gar nicht anders, als das, was an ſolchem inn
Reichtum noch vorhanden iſt, zu befeſtigen, zu erhalten und
mehren! Und zwar durch die Fülle des eigenen Herzens! Na
lich gilt es, ſie recht anzuwenden und ſie nicht an unnützer S
zu verſchwenden. Wahre Oekonomie treiben! Das verm
den heiligen Reichtum doppelt. Man muß einen Blick bet
men, wo man Fülle des Herzens zeigen und ſchenken kann.
ſind ſo viele, gerade der Verſchmähten, die auf ein Wort,
Gabe warten. Suche nur! Dein Herz wird dich ſchon den
ten Weg ſühren. Und allen Spöttern zum Trotz gehe der
ſtillen Weg in deinem dir eigenen Lichte und deiner ſcho
Stärke! Es werden doch etliche ſein, die von ihrem Spotte
laſſen, wenn ſie deine Unüberwindlichkeit ſehen! Du mußt de
kommen, daß du ſchon durch dein bloßes Vorhandenſein
heimlichen Reichtum mehrſt und ſo an dem Wiederaufſtehen
Ganzen ſchaffſt. Dieſes Wiederaufſtehen aber iſt ohne das deiſ
Herz und ſeine Fülle und Kraft eine Unmöglichkeit! Fülle
Herzens! Hilf zu dieſem einen, das not tut!