nzeigenſchlüſſel 18 Millionen
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ng der Zugſpitze
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freibleibend) ohne Beſteligeld 30 Millionen Mk.,
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 301
Mittwoch, den 31. Oktober 1923
186. Jahrgang
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uſw., erliſcht jede Verpſlichtung auf Erfüllung der
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Bei Konkurs oder gerichtlicher Beitreibung fällt
ſeder Rabatt weg. Bankkonto: Deutſche Bank und
Darmſſädter 8 Nationalbank.
Die nächſte Reichstagsvollſitzung.
Vor einer neuen politiſchen Ausſprache.
Berlin, 30. Okt. (Wolff.) Der Aelteſtenrat des
ichstags iſt heute zuſammengetreten, um ſich über den
min der Einberufung des Plenums ſchlüſſig zu werden. Ein
I der Parteien wünſchte, daß das Plenum ſchon am Freitag
er Woche zuſammentreten ſolle. Der andere Teil ſprach ſich
den Dienstag nächſter Woche aus. Es wurde beſchloſſen,
die Sitzung für den Freitag einberufen werden ſoll, wenn
Reichskanzler an dieſem Tage bereit ſei, ſich an einer
poli=
en Ausſprache zu beteiligen. Falls der Reichskanzler dies
für den Dienstag nächſter Woche wünſcht, ſoll dieſer Termin
mmt werden. Jedenfalls ſoll in der erſten Sitzung die
gemeine politiſche Ausſprache ſtattfinden,
wäh=
die Beratung des Arbeitszeitgeſetzes einer ſpäteren Sitzung
behalten bleibt.
Perbot von Aktiensausſchüſſen.
Stuttgart, 30. Okt. Das Wehrkreiskommando des
Wehr=
es 5 hat heute folgende Verordnung erlaſſen:
1. Ich verbiete die Bildung von Aktionsausſchüſſen, die eine
altſame Stürzung der Regierung herbeiführen wollen.
2. Etwa beſtehende derartige Aktionsausſchüſſe ſind hiermit
ſelöſt.
3. Zuwiderhandlungen werden nach § 4 der Verordnung
Reichspräſidenten vom 26. 9. 23 beſtraft. Außerdem ſind
Zu=
erhandelnde in Schutzhaft zu nehmen. Dieſe Verordnung
mit ihrer Verkündigung in Kraft.
Eine Note der Botſchafterkonferenz.
Paris, 30. Okt. (Wolff.) Die Botſchafterkonferenz hat
e beſchloſſen, der deutſchen Regierung eine Note zugehen zu
u, in der ſie auf die Wiederaufnahme der interalliierten
tärkontrolle drängt. Die Konferenz hat ferner beſchloſſen,
Gehälter der Mitglieder der Militärkommiſſion einer
Revi=
zu unterziehen und hierbei der Erhöhung der
Lebenshal=
skoſten in Deutſchland Rechnung zu tragen.
Entſpennung in Oresden.
TU. Dresden, 30. Okt. Die Nachrichtenſtelle der Staats=
Ellei teilt mit: Die Verhandlungen der Parteien
r die Bildung einer verfaſſungstreuen
Re=
grung auf parlamentariſcher Grundlagehaben
Honnen. Die Maßnahmen des Reichskommiſſars haben
yeordnete Weiterführung der Geſchäfte der ſächſiſchen
Regie=
ſichergeſtellt, ſo daß der Zeitpunkt der Einigung
Parteien abgewartet werden kann. Bekanntlich kann nach
2 26 Abſ. 1 der fächſiſchen Verfaſſung eine Regierung nur in
AWeiſe gebildet werden, daß der Miniſterpräſident vom Land=
4 gewählt wird. Auf Anozdnung des Reichskommiſſars hat
12 Wehrkreisbefehlshaber ſeine Berfügung vom 29. Oktober da=
Hehend abgeändert, daß der Zuſammentritt des Landtages
3 Zwecke der Wahl des Miniſterpräſidenten ermöglicht wird.
Meichskommiſſer Heintze an die ſächſiſche
Dresden, 30. Okt. Reichskommiſſar Dr. Heintze hat
ünde Kundgebung erlaſſen:
An die ſächſiſche Bevölkerung!
Der Herr Reichspräſident hat auf Grund der Reichsverfaſ=
Artikel 48,1, die bisherige ſächſiſche Regierung ihres Amtes
bben und mich als Reichskommiſſar beſtellt. Meine
Yiptaufgabe iſt, zuſammen mit dem
Militär=
ehlshaber des Wehrkreiſes I die Ordnung
Sicherheit im Lande wieder herzuſtellen,
iderungen zu verhüten, den Terror der Straße und in den
eben zu brechen und damit die Rechtsſicherheit zu
ffen, die die Vorausſetzung für jedes gedeihliche
iten iſt.
Neine Hauptſorge wird ſein, für die Ernährung
Bevölkerung das Möglichſte zu tun, mein
Haupt=
ſo raſch als möglich unter Zuſammenfaſſung aller
ver=
ngstreuen Kräfte die Bildung einer neuen
Regie=
g auf parlamentariſcher Grundlage zu fördern.
Ich vertraue darauf, daß mich alle Gutgeſinnten in der Er=
Ang meiner ſchweren Aufgabe takräftig unterſtützen. Von
P*Beamtenſchaft erwarte ich, daß ſie getreu ihren Beamten=
Elſten nachkommt. Beamte, die ſich etwa ihrer Dienſtpflicht
*ehen wollen, werden die Folgen ihrer Pflichtvergeſſenheit
2:agen haben. Mit der Fortführung der Geſchäfte
en einzelnen Reſſorts ſind bis zur Bildung einer
Regierung folgende Beamten betraut worden:
n Miniſterium des Innern: Miniſterialdirektor a. D.
Dr. Schmitt,
Finanzminiſterium: Miniſterialdirektor Dr. Juſt,
Wirtſchafts= und Arbeitsminiſterium:
Dr. v. Hübel,
7. Juſtizminiſterium: Oberlandesgerichtspräſident
Dr. Mansfeld,
Miniſterium für Volksbildung: Miniſterialrat
Dr. Wölker.
ie Leitung der Staatskanzlei iſt ihrem früheren
Leiter Miniſterialdirektor, Dr. Schulze wieder
über=
tragen worden.
Der Reichskommiſſar für den Freiſtaat Sachſen.
gez.: Reichsminiſter a. D. Dr. Heinke=
Vom Tage.
Die ſozialdemokratiſche Reichstagsfraktion iſt
vom Fraktionsvorſtand für Mittwoch nachmittag 2½ Uhr
zuſammen=
berufen worden.
Von geſtern ab iſt ein dreitägiger Generalſtreik als
Proteſt gegen die Abſetzung des Kabinetts Zeiguer für ganz Sachſen
beſchloſſen worden.
Nach einer Mitteilung der Ludwigshafener Poſtdirektion wird nach
einem Uebereinkommen mit der Regie ab 1. Nobember die Paket=
und Briefbeförderung auf den pfälziſchen
Eiſen=
bahnen wieder aufgenommen werden, ſoweit dies möglich iſt.
Geſtern begann vor der Strafkammer des Landgerichts Berlin I der
Prozeß gegen Anſpach, der ſich der Spionage ſchuldig
ge=
macht haben ſoll durch Verkauf gefälſchter Berichte über politiſche und
militäriſche Reichsangelegenheiten an auswärtige Mächte. Das Gericht
beſchloß den völligen Ausſchluß der Oeffentlichkeit während der
Ver=
handlungen wegen Gefährdung von Staatsintereſſen.
Die Leitung des Niederländiſchen Roten Kreuzes
ergriff die Initiative zur Bildung einer allgemeinen Kommiſſion zur
Unterſtützung Notleidender in Deutſchland.
Der Papſt ſandte eine Spende von 1 500 000 Lire nach
Deutſch=
land. Davon wurde eine Million dem Charitasverband, 150 000 den
Kardinälen von Köln und Breslau zugewieſen, der Reſt wurde an die
übrigen Biſchöfe und an mehrere Wohlfahrtseinrichtungen verteilt.
Der Verein deutſcher Zeitungsverleger hat die Schlüſſelzahl
für Anzeigen mit Wirkung vom 31. Oktober auf 24 Millionen
feſtgeſetzt.
Der Goldumrechnungsſatz für die Reichsſteuern am
31. Oktober beträgt 15 Milliarden.
Reuter meldet aus Konſtantinopel: Die
Nationalverſamm=
lung von Angora hat die Türkei zur Republik erklärt und
Muſtapha Kemal Paſcha zum Präſidenten.
Der Exſenator Frank Billings Kellogg (Minneſotta) iſt
zum Nachfolger des aus dem Amte geſchiedenen amerikaniſchen
Botſchaf=
ters in London Harvey ernannt worden. Kellogg iſt Mitglied der
republikaniſchen Partei.
Amtlicher Dollarkurs 65 162000000
ei eid
Die Inſtruktionen für Dr. Heinte.
Berlin, 30. Okt. Die Inſtruktionen, die der
Reichs=
kommiſſar Dr. Heintze erhalten hat, beſagen folgendes:
1. Der Zweck der Verordnung über die Einſetzung eines
Reichskommiſſars iſt die Wiederherſtellung
verfaſ=
ſungsmäßiger Zuſtände in Sachſen.
2. Mit derfaſſungsmäßigen Zuſtänden iſt die Teilnahme
kommuniſtiſcher Miniſter an der Regierung
unvereinbar, da deren Partei zu Gewalttätigkeiten
auf=
fordert.
Zur Wiederherſtellung verfaſſungsmäßiger Zuſtände iſt
die Bildung einer neuen Regierung erforderlich, in
der ſich keine Kommuniſten befinden und hinter der die Mehrheit
des Landes ſteht.
4. Solange dieſe neue Regierung nicht gebildet iſt, gehen
die Rechte der Regierung auf den Reichskommiſſar
über.
5. Der Reichskommiſfar iſt angewieſen, die Herſtellung
der neuen Regierung nach Möglichkeit zu
unter=
ſtützen.
Der Proteſiſtreik in Sochſen.
TU. Dresden, 30. Okt. Die Streiklage iſt unverändert.
Das Wehrkreiskommando hat jede Aufforderung zum
General=
ſtreik verboten. In Dresden ſind die ſämtlichen Betriebe der
Streikparole nicht gefolgt. Die Zeitungen erſcheinen.
Der Deutſche Gewerkſchaftsbund, Ortsausſchuß Dresden, der
Geſamtvorſtand Deutſcher Angeſtelltengewerkſchaften,
Ortsaus=
ſchuß Dresden und der Geſamtverband der Deutſchen
Beamten=
gewerkſchaften, Ortsausſchuß Dresden, erlaſſen einen
Aufruf
an ihre Mitglieder, in dem es heißt:
Wir beteiligen uns nicht an einem Streik,
weil wir der Ueberzeugung ſind, daß wir der bedrängten
Ar=
beiterſchaft, die ohnehin ſchon ungeheuerlich unter der
Arbeits=
loſigkeit und Kurzarbeit leidet, heute keine ausſichtsloſen Opfer
zumuten dürfen. Ein ausſichtsloſes Unternehmen aber iſt dieſer
Streik. Dieſe unſere Stellungnahme iſt unabhängig von unſerer
Aüffaſſung über die Schritte der Reichsregierung, die auch wir
nicht in allen ihren Teilen zu billigen vermögen.
Zuſammentritt des ſächſiſchen Landtags.
U. Dresden, 30. Okt. Der Sächſiſche Landtag
trat heute mittag um 42 Uhr zuſammen. Präſident
Winkler teilte dem Haus mit: In anbetracht der Situation,
die ſich in Sachſen gebildet hat, ſchlage ich dem Hauſe vor, die
Sitzung auf 6 Uhr al ends zu vertagen. Inzwiſchen ſoll den
Fraktionen Gelegenheit gegeben werden, die Lage zu
beſpre=
chen, um gegebenenfalls eine Löſung herbeizuführen und für die
nächſte Sitzung einen Plan vorzubereiten, oder falls eine Klärung
noch nicht eingetreten ſein ſollte, ſo daß die Sitzung auf einen
anderen Tag verlegt werden müßte, lade ich die
Fraktionsvor=
ſtände zu einer Sitzung um halb 6 Uhr abends ein. Das Haus
erklärte ſich mit dem Vorſchlag einverſtanden.
Die Fraktionen nahmen ſofort die Sitzungen auf. An der
Beſprechung der ſozialiſtiſchen Fraktion nahm
Reichstagsabge=
ordneter Wels und Dittmann teil. An einer Sitzung der
demo=
kratiſchen Fraktion beteiligte ſich der Abg. Fiſcher=Köln.
* Die Masfe iſt gefalſen.
Am 1. Juni 1919 wurde zum erſten Male die rheiniſche
Republik ausgerufen. Das Unternehmen hatte aber nur einen
ſtarken Heiterkeitserfolg, und die franzöſiſche Behörde, die
an=
fangs durch ein Verbot, das diesbezügliche unterſchriftsloſe
Plakat abzureißen, und verſchiedene Verhaftungen die
Separa=
tiſten unterſtützt hatte, rückte infolgedeſſen ſchnell davon ab.
General Mangin, der Freund von Dorten und Genoſſen, mußte
offenbar auf Anweiſung von Paris ſeine Neutralität verkünden.
Seines Bleibens als Oberſtkommandierender der Rheinarmee
war nicht mehr lange. General Degoutte trat an ſeine Stelle,
der ſich im Gegenſatz zu ſeinem Vorgänger politiſch — in den
erſten Jahren wenigſtens — nicht betätigte.
Auch bei dem diesmaligen Separatiſtenputſch konnte man an
einzelnen Plätzen glauben, die Franzoſen ſtünden zu ihrem 1919
gegehenen Wort. Denn einzelne Generäle und Delegierte
er=
weckten nach außen hin den Anſchein, als verhielten ſie ſich
neutral; ſie beobachteten Abmachungen, die zwiſchen ihnen und
deutſehen Behörden getroffen waren. Plötzlich ſeit zwei Tagen
iſt die heuchleriſche Maske gefallen. Offen und nachdrücklich
unterſtützt der Franzoſe auch in Rheinheſſen die
Vaterlands=
verräter, genannt Separatiſten. Während dieſe nach Büroſchluß
ſich unbeſetzter Kreisämter bemächtigen, ſtehen in einer
Neben=
gaſſe bis zu den Zähnen bewaffnete Franzoſen, um einzugreifen,
wenn ſich Widerſtand zeigt. Einige lächerliche Kreaturen ſitzen
in den Regierungsgebäuden unter ihrem Schutze und werden von
ihnen als proviſoriſche Regierung bezeichnet. Den
Bürger=
meiſtereien muten ſie zu, die Veröffentlichung ihrer
Verord=
nungen an den Anſchlagſäulen von der Genehmigung dieſes
Geſindels abhängig zu machen. Deutſche Beamte, die ſich
wei=
gern, mit den Separatiſten zuſammenzuarbeiten, ſetzt man ab
oder weiſt ſie aus. Nachts raubt eine Rotte Separatiſten aus
Druckereien Papiergeld. Am anderen Tage erfolgt auf
Vor=
ſtellungen die franzöſiſche Antwort, es hätte ſich um eine
Be=
ſchlagnahmung von Geld durch die proviſoriſche Regierung
ge=
handelt. Nach alledem iſt der klare Beweis erbracht, daß die
Franzoſen ſich nunmehr zur Gewaltpolitik entſchloſſen haben
und daß ſie verſuchen, den Separatiſten mit Hilfe ihrer
Maſchinen=
gewehre die Wege zu ebnen. Nicht deutlich genug kann dieſe
Tatſache auch dem Ausland gegenüber verkündet werden, um
zu zeigen, wie perfid franzöſiſche Politik getrieben wird.
Poincaré erklärt mehrfach feierlichſt: „Wir denken nicht an
Annexionspolitik. Eine Loslöſung des beſetzten Gebietes aus
dem Reichsverband und die Errichtung eines autonomen Staates
iſt gleichbedeutend mit dem Entſtehen eines franzöſiſchen
Vaſallen=
ſtgates. Wo bleibt die moraliſche Entrüſtung in England und
Amerika, die doch bekanntlich ſtets für Recht und Gerechtigkeit
ins Feld gezogen? Und weiß man im übrigen Deutſchland
ge=
nau, wie es zurzeit im Rheinland ausſieht? Man iſt zum Teil
ſoweit entfernt vom Rhein, und bekanntlich nimmt das Intereſſe
im Verhältnis zur Größe der Entfernung leider weſentlich ab.
Außerdem nimmt der Bruderzwiſt im eigenen Hauſe faſt das
ganze Intereſſe für ſich in Anſpruch. Von dem „Seid einig!”
iſt man weiter denn je im unbeſetzten Deutſchland entfernt.
Aber an der Front in unſerer engen Heimat Rheinheſſen
wenig=
ſtens hat man das Dichterwort beherzigt und ſteht in
geſchloſ=
ſener Abwehrfront von ganz links bis ganz rechts. Alle
Par=
teien von den Deutſchnationalen bis zu den Kommuniſten haben
in voller Einigkeit einen ge einſamen Aufruf erlaſſen, in dem
ſie ſich gemeinſam mit Arbeitgeber= und Arbeitnehmerverbänden
geſchloſſen hinter die Reichsregierung ſtellen. Um wieviel beſſer
wäre es um unſer armes gequältes Vaterland beſtellt, wenn
Deutſchland erſt einmal einig ſein wollte?
Treukundgebung des rheinheſſiſchen
Mainz, 30. Okt. Der heute nachmittag um 2 Uhr
zuſam=
mengetretene Provinziallandtag für die Provinz
Rhein=
heſſen hat einmütig folgenden Aufruf erlaſſen: „Die Prooinz
Rheinheſſen ſteht treu zum Deutſchen Reich und zum Volksſtaat
Heſſen. Sie lehnt die ſeparatiſtiſchen Bewegungen mit aller
Ent=
ſchiedenheit ab und verurteilt ſie aufs ſchärfſte.
Separatiſtenputſch in Worms.
Worms, 30. Okt. (Wolff.) Die Sonderbündler
haben geſtern abend 6 Uhr hier die Rheiniſche Republik
ausgerufen. Auf dem Kreisamt weht die grün=weiß=rvte
Fahne.
Worms, 30. Okt. Am geſtrigen Montag nachmittag nach
Dienſtſchluß wurde, wie uns aus beſtunterrichteter Quelle
mit=
geteilt wird, das Kreisamt von einem Trupp bewaffneter
Separatiſten beſetzt. Die Beſatzungsbehörde ſteht dieſem Uebe;
fall untätig gegenüber, läßt aber die Separariſten bewaffnet
herumlaufen. Die von den Beamten verlangte
Ergevenheits=
erklärung wurde ſelbſtverſtändlich verweigert. Das Kreisamt
hat ſeinen Sitz nach dem Stadthaus verlegt und wird dort weiter
amtieren. Die Franzoſen haben an die Stadtverwaltung das
Verlangen gerichtet, daß die beiden verräteriſchen Schutzleute
Müller 2. und Keil, die friſtlos entlaſſen worden waren,
wieder eingeſtellt werden. Die Abwehraktion der
Bevöl=
kerung iſt im Gange.
Zur Beſetzung des Kreisamtes durch die Separatiſten
erfah=
ren wir noch aus gut unterrichteter Quelle, daß bei den
Vor=
gängen in der Andreasſtraße feldmarſchmäßig
ausge=
rüſtete Franzoſen bemerkt wurden. Auch waren
unter=
halb der Andreasſtraße drei Autos mit feldmarſchmäßig
ausge=
rüſteten Franzoſen ſtationiert.
Eine neue Dorten=Komödie.
lichen () Gruß und gab von der Crrichtung der rheir iſche
Republik Kenntnis. — Die einmütige Haltung der Vevölkerung
der beſetzten Gebiete, die treu zum Reiche ſteht und ſich mit ver
zweifelter Energie gegen die Machenſchaften Dortens und ſeiner
Kumpane wendet, läßt jede Erwiderung auf dieſe Komödie als
überflüſſig erſcheinen.
Seite 2.
Darmſtädter Taybkatt, Mittiooch, den 31. Oktober 1923.
Mummer 301
Heftige Angriffe der Sozialdemokratie gegen
den Kanzler und Dr. Heintze.
* Berlin, 30. Okt. (Priv.=Tel.) Der
ſozialdemokra=
tiſche Parlamentsdienſt veröffentlicht eine Ertlärung,
in der der Reichskanzler wegen der Ernennung Dr.
Heintzes zum Reichskommiſſar für Sachſen heftig
ange=
griffen wird. Es wird darauf hingewieſen, daß die
Aus=
legung falſch ſei, nach der der Reichspräſident für das Verfahren
in Sachſen in allen Einzelheiten die Verantwortung trage und
betont, daß der Reichspräſident auf Grund des Artikels 48 der
Reichsverfaſſung nur eine allgemeine Ermächtigung an die
Reichsregierung erteilt habe und daß ſomit für alles, was auf
Grund dieſer Ermächtigung geſchehen ſei, der Reichskanzler
allein die Verantwortung trage. Gegen die bisherige Tätigkeit
des Reichskommiſſars Dr. Heintze ſtehen in der genannten
Er=
klärung einige ſcharfe Wendungen. So wird z. B. geſagt, daß er
in allem eine unglückliche Hand bewieſen habe. Weiter wird
kritiſiert, daß die Erklärung Heintzes erſt am Montag vormittag
den Parteiführern zur Kenntnis gekommen ſei, und es wird
ge=
fragt, ob der Reichskanzler vor der Erklärung Heintzes noch mit
anderen Perſönlichkeiten verhandelt habe. Trotz der Erklärung
nimmt man in eingeweihten Kreiſen immer noch an, daß in der
heutigen Fraktionsſitzung der Sozialdemokratie kein Bruch
mit dem Reichskabinett vollzogen werden würde.
Gefahr für die große Koglation.
U. Berlin, 30. Okt. Geſtern haben bereits Beſprechungen
der ſozialdemokratiſchen Parteiführer mit den ſozialiſtiſchen
Miniſtern ſtattgefunden. Die Gerüchte von einem bereits
er=
folgten Rücktritt der drei ſozialdemokratiſchen Reichsminiſter ſind
jedoch verfrüht. Die ſozialdemokratiſche Reichstagsfraktion wird
erſt am Mittwoch zuſammentreten. Inzwiſchen iſt eine
Vermitt=
lungsaktion im Gange.
Der demokratiſche Reichstagsabgeordnete Fiſcher
und die ſozialdemokratiſchen Reichstagsabgeordneten
Wels und Dittmann ſind geſtern nach Dresden gefahren,
um dort auf die Neubildung einer ſächſiſchen Regierung
beſchleu=
nigend einzuwirken.
Man rechnet damit, daß im Augenblick wohl nur die
Bil=
dung eines rein ſozialiſtiſchen
Minderheits=
kabinetts in Sachſen möglich iſt, das ſich dann ſpäter
vielleicht zu einer Koalition nach dem Muſter des Reiches
aus=
bauen könnte. In dem vorläufigen Kabinett würden vermutlich
auch nicht alle Miniſterpoſten beſetzt ſein. Die notwendige
Land=
tagsmehrheit für ein ſolches Minderheitskabinett würde
vermut=
lich in der Weiſe zuſtande kommen, daß eine bürgerliche Gruppe
zum mindeſten ihre Neutralität erblären würde.
* Berlin, 30. Okt. (Priv.=Tel.) Der Fraktionsvorſtand
der Sozialdemokratiſchen Partei hat heute nachmittag im
Reichs=
tag getagt und ſich mit der Lage beſchäftigt. Nach den
Angrif=
fen, die in der Abendausgabe des Vorwärts gegen die
Reichs=
wehr und in den politiſch=parlamentariſchen Nachrichten gegen
den Reichskanzler von ſozialiſtiſcher Seite gerichtet waren, muß
das Ergebnis der Sitzung des ſozialdemokratiſchen
Fraktions=
vorſtandes als eine leichte Entſpannung der Lage angeſehen
werden. Es wurden keinerlei Beſchlüſſe gefaßt, die der
Frak=
tion zur Entſcheidung etwa vorgelegt werden könnten.
Infolge=
deſſen war ſowohl in ſozialdemokratiſchen als auch insbeſondere
in demokratiſchen und Zentrumskreiſen heute abend die
Auffaſ=
ſung vorherrſchend, daß doch noch eine Möglichkeit zur
Aufrecht=
erhaltung der großen Koglition gegeben ſei. Weſentlich für die
Löſung der Kriſe wird die Entwicklung in Sachſen ſein, wo es
ſich entſcheiden muß, ob die Bildung einer Regierung auf rein
ſozialiſtiſcher Baſis ohne Zeigner und Kommuniſten oder einer
Koalition zwiſchen Demokraten und V. S.P. gelingen wird.
Die Beratungen der Berliner Gewerkſchaften.
* Berlin 30. Okt. (Priv.=Tel.) Das Vorgehen der
Reichsregierung gegen Sachſen hat nicht nur die zentralen
Körperſchaften der Linksparteien und der freien Gewerkſchaften,
ſondern auch die freigewerkſchaftlichen Ortsverwaltungen
Ber=
lins zu lebhaſter Tätigkeit veranlaßt. Den ganzen Tag über
finden heute getrennte und gemeinſame Beratungen der
ver=
ſchiedenen Inſtanzen ſtatt, die ſich mit der durch die Abſetzung
der ſächſiſchen Regierung geſchaffenen Lage befaſſen. Den
Ab=
ſchluß der heutigen Verhandlungen wird eine Tagung des von
den freigewerkſchaftlichen Ortsverwaltungen gebildeten
Aktions=
ausſchuſſes in den ſpäten Abendſtunden bilden, auf der
ent=
ſprechend der Haltung der ſozialdemokratiſchen Parteizentrale
und der Vorſtände der freigewerkſchaftlichen Spitzenorganiſationen
wichtige Beſchlüſſe gefaßt werden dürften.
Ein rein ſozialiſtiſches Kabinett in Sachſen.
* Dresden, 30. Okt. (Priv.=Tel.) In den heutigen
Ver=
handlungen innerhalb der Fraktion der V.S.P. kam es zu
ernſten Schwierigkeiten. Wels und Dittmann gerieten ſcharf mit
den ſächſiſchen Sozialiſten zuſammen, die ihnen den Vorwurf
machten, daß die Berliner Sozialiſten den Maßnahmen gegen
Saaſſen zugeſtimmt hätten. Wels und Dittmann verteidigten
energiſch den Standpunkt der Berliner Parteigenoſſen. Eine
Einigung zwiſchen den Berliner und ſächſiſchen Parteigenoſſen
iſt noch nicht erreicht. Die Lage gilt vorerſt noch als geſpannt.
Das Miniſterium, das in Sachſen gewählt werden ſoll, wird
ein rein ſozialiſtiſches ſein, ohne daß irgend eine der
bürger=
lichen Parteien an die Wahl des ſächſiſchen Miniſterpräſidenten
Bedingungen geknüpft hat. Lediglich der Ernſt der Lage hat die
bürgerlichen Parteien, mit Ausnahme der Deutſchnationalen,
be=
wogen, dieſem Projekt zuzuftimmen.
Unnachgiebigkeit der ſächſiſchen Sozialdemokraten.
* Dresden, 31. Okt. (Priv.=Tel.) Die Verhandlungen
zwiſchen den einzelnen Parteien über die Regierungsbildung hat
noch nicht zu einem Ergebnis geführt. Augenblicklich liegt die
Situation ſo, daß die Sozialdemokraten unter allen Umſtänden
ein ſozialiſtiſches Minderheitsminiſterium anſtreben, allerdings
mit Perſönlichkeiten, die man nur als Vertrauensmänner der
Komminiſten bezeichnen kann. Das erſcheint indeſſen aber den
büirgerlichen Parteien untragbar, die an ſich für ein wenigſtens
gemäßigtes ſozialiſtiſches Minderheitskabinett, wenn auch unter
vielen Bedenken, in dieſer Situation geneigt wären. Die
Ver=
hand ungen ſchweben noch. Es iſt fraglich, ob es heute noch zu
einer Sitzung kommt. Wahrſcheinlich wird die Wahl eines
Mini=
ſterpräſidenten auf Donnerstag oder Freitag verſchoben werden.
wpenn ſich nicht noch in letzter Stunde bei den
Sozialdemokra=
ten eine Einſicht bemerkbar macht. Von den Sozialdemokraten
werden vor allen Dingen die früheren Angehörigen des Kabinetts
Graupe, Liebmann und Fleißner genannt, die auch unter dem
abin tt Zeigner von den Kommuniſten überhaupt nicht zu
iden waren. Wie ſich die Verhältniſſe noch geſtalten
wer=
ſch zur Zeit in der Tat nicht überſehen.
Der neue Leiter der Nachrichtenſtelſe der
ſächſiſchen Staatskanzlei.
Wie wir erfahren, iſt mit der Leitung der Nachrichtenſtelle
Staatskanzlei der frühere Leiter, Oberregierungsrat a. D.
OCerſtudiendirektor Profeſſor Dr. Ernſt Böhm betraut worden.
Oberregierungsrat Block, der bisherige Leiter, iſt von dieſer
Die Franzoſen Helfersheifer
der Separatiſten.
Appell des Miniſters Fuchs.
Die Separatiſtenbewegung ein Verbrechen.
Berlin 30. Okt. (Wolff.) Der Miniſter für die beſetzten
Gebiete Fuchs ſprach ſich über die Separatiſtenbewegung und
die Lage im Rheinland folgendermaßen aus: So ſehr die
Er=
eigniſſe noch im Fluſſe ſind, ſo hat ſich doch in den letzten Tagen
immer deutlicher herausgeſtellt, daß die Franz oſen ganz
offen unter Anwendung ihrer militäriſchen Machtmittel der
Separatiſtenbewegung zum Erfolg zu verhelfen ſuchen.
Gleichzeitia liegen jetzt, wie der ausführliche Bericht des Kölner
Times=Korreſpondenten vom 27. Oktober beweiſt, auch in der
führenden ausländiſchen Preſſe unzweideutige Zeugniſſe dafür
vor, daß die Träger der Bewegung und ihre Helfershelfer ſich
aus den denkbar minderwertigſten Elementen
zu=
ſammenſetzen. Es iſt nicht zu viel geſagt, wenn ich gerade auf
Grund dieſer Zeugniſſe unbeeinflußter Auslandsberichterſtatter
feſtſtelle, daß die Separatiſtenbewegung ein
ver=
brecheriſcher Ueberfall iſt, unternommen in der Zeit
der furchtbarſten Not, in der ſich jemals eine Bevölkerung
be=
fand. Auf der anderen Seite kann auch geſagt werden, und auch
dies iſt in der Auslandspreſſe wiederholt feſtgeſtellt, daß der
Wille des rheiniſchen Volkes ſich dem
frevel=
haften Beginnen mit unbeugſamem Mute
entgegen=
ſtemmt. Die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung hat
waffenlos den Abwehrkampf gegen die ſchwerbewaffneten
Sonderbündler aufgenommen und hat ſich dort, wo die
franzö=
ſiſche Militärgewalt ſich nicht ſchützend, vor die Separatiſten
ſtellte, immer wieder ſchnell erfolgreich durchgeſetzt.
Auch wenn, wie die Times meldet, auf der Gegenſeite
be=
ſchloſſen worden iſt, den Terror gegen die rheiniſche
Bevölke=
rung noch zu verſchärfen, um ſie mürbe zu machen, ſo wird
auch dies den Willen der Rheinländer nicht zu brechen vermögen.
Es wird ſich alsdann nur noch klarer herausſtellen, daß noch
niemals mit dem ſo laut verkündeten Grundſatz des freien
Selbſt=
beſtimmungsrechts der Völker ruchloſeres Spiel getrieben wurde
als hier. Verbrechen, Terror, Waffengewalt auf der einen,
zäher, aufopfernder Abwehrwille einer wehrloſen und
notleiden=
den Bevölkerung auf der anderen Seite, dies iſt das Bild, das
ſich im Rheinland darbietet. Im Hinblick auf dieſes Bild
appellieren wir an die Völker der Erde dieſen
unerhörten Vorgängen, die ſich im Mittelpunkt der älteſten
euro=
päiſchen Kultur, im Zentrum friedlicher Wirtſchaftsarbeit
ab=
ſpielen, nicht länger untätig zuzuſchauen.
Sonderbündler äſchern Bauernhöfe ein.
Mainz, 29. Okt. In der Nacht zum Samstag drang ein
aus Rüſſelsheim kommender Haufe (Sonderbündler) in das
Dorf Bauſchheim (Groß=Gerau) ein, angeblich um Vieh zu
requirieren. Die Bauernſchaft trat den Eindringlingen mit
Dreſchflegeln entgegen. Es kam zu einer blutigen
Schlägerei, in deren Verlauf vier Eindringlinge
getötet und auf beiden Seiten eine große Anzahl von
Per=
ſonen zum Teil ſchwer verletzt wurde. Die Verletzten wurden
nach Mainz ins Krankenhaus gebracht. Einer von ihnen iſt
inzwiſchen geſtorben. — Geſtern nachmittag zwiſchen 5 und 6 Uhr
drangen die Sonderbündler erneut in das Dorf
Bauſch=
heim ein und ſetzten drei Gehöfte in Brand. Der
Feuerwehr aus der Nachbarſchaft gelang es, einem weiteren
Umſichgreifen des Feuers Einhalt zu tun.
Der erſie Sonderbündlerangriff abgeſchlagen.
Die Franzoſen verhängen den
Belagerungs=
zuſtand über Mayen.
Mayen, 30. Okt. (Wolff.) Der erſte Angriff der
Sonder=
bündler iſt von der Mayener Bürgerſchaft
zurück=
geſchlagen worden. Die Separatiſten wurden vertrieben.
Darauf verhängten die Franzoſen den
Belagerungs=
zuſtand und wieſen etwa 15 der angeſehenſten Bürger und
Beamten aus. Geſtern mittag erſchienen neuerlich auswärtige
bewaffnete Sonderbündler und beſetzten die öffentlichen Gebäude,
Die Lage in Euskirchen und Bonn.
Euskirchen 30. Okt. (Wolff.) Der hieſige
franzö=
ſiſche Kreisdelegierte hat an alle Bürgermeiſtereien
ſeines Bezirks ein Rundſchreiben erlaſſen, welches lautet: Der
Kreisdelegierte läßt mitteilen, daß die ſeparatiſtiſche
Be=
wegung vorläufig nicht anerkannt wird. Falls ſie
anerkannt wird, ergeht beſondere Mitteilung. Es bleibt daher
der letzte Zuſtand. Die Separatiſten haben ſich jeglicher
Requi=
ſitionen, Beſchlagnahmungen, Amtsenthebungen, Schließung von
Wirtſchaften uſw. zu enthalten. Requiſitionsſcheine müſſen, wie
bisher, vom Kreisdelegierten oder der Militärbehörde
unter=
ſchrieben ſein. Der Delegierte will von allen Vorkommniſſen,
auch geringer Art, unterrichtet ſein.
Ein Rundſchreiben gleichen Inhalts hat auch der franzöſiſche
Kreisdelegierte in Bonn erlaſſen.
Internierung von Saareinwohnern.
Saarbrücken, 30. Okt. Nach einer Meldung der
Saar=
brücker Zeitung hat die interalliierte Rheinlandkommiſſion
fol=
genden Herren aus Homburg das Betreten des
beſetz=
ten Gebietes verboten; Herrn Direktor Paul Nabe
Hch. Seeger und Friedrich Pfeilſtücker. Das Verbot
wurde damit begründet, daß die Anweſenheit der genannten
Perſonen für die öffentliche Sicherheit und Ordnung der
Trup=
pen von Nachteil ſei. Es ſcheint, daß man alle mißliebigen und
aufrechten Leute, denen man im Saargebiet ſeitens der
ſranzö=
ſiſchen Gewalthaber nicht beikommen kann, dort zu internieren
ſucht. Das muß natürlich zu ganz unhaltbaren Zuſtänden
füh=
ren. Sache des Landesrats und der politiſchen Parteien iſt es
nun, mit aller Energie bei der Völkerbundsleitung in Genf
vor=
ſtellig zu werden, damit dieſe Art von „Inhaftierung” freier
Saareinwohner Einhalt getan werden kann.
Pildung von Wirtſchaftsausſchüſſen im Ruhrrevier.
Eſſen, 30. Okt. (Wolff.) Die Bemühungen, das
Wirt=
ſchaftsleben wieder in Gang zu bringen, führten zur Bildung
von Wirtſchaſtsräten. Der Düſſeldorfer Ausſchuß trat geſtern
zum erſten Male zuſammen. Es wurden Kommiſſionen gebildet.
In ſachliche Verhandlungen wurde nicht eingetreten. In
unter=
richteten Kreiſen wird darauf hingewieſen, daß durch die
Bil=
dung von Wirtſchaftsausſchüſſen für einzelne Bezirke eine
De=
zentraliſation platzgreift, die dem Verlauf der Verhandlungen
nicht günſtig iſt. Was die allgemeine Lage anbetrifft, ſo wurde
für Eſſen eine Beruhigung durch die Ankündigung geſchaffen, daß
das Krupp=Abkommen in den nächſten Tagen
vorausſicht=
lich definitiv wird. In den übrigen Gebieten des
Induſtrie=
bezirks iſt die Lage nach wie vor kritiſch. Die Kernfrage der
Verhandlungen: Bezahlung der Reparationskohle und
Bezah=
ung der Kohlenſteuer, wurde noch nicht gelöſt. Neuerdings
ver=
lautet, die Lieferung der Neparations ohle durch eine große
aus=
ländiſche Anleihe zu finanzieren, oder die Frage der Kohlenſteuer
in der Weiſe zu löſen, daß den Franzoſen eine Beteiligung am
Reingewinn zugeſtanden wird. Während hier in gewiſſen
Krei=
ſen Stimmung dafür gemacht wird, franzöſiſches Kapital
aufzu=
iehmen, beſteht in anderen Kreiſen eine ebenſo ſtarke Mehrheit
dagegen.
Sparmaßnahmen der Reichsregierur
Zur Balanzierung des Haushalts.
Zahlungseinſchränkungen.
Berlin, 30. Okt. Angeſichts der Notwendigkeit, den He
haltsplan des Deutſchen Reiches, einſchließlich der Länder
Gemeinden, in abſehbarer Zeit ins Gleichgewicht zu bringen,
die Reichsregierung nach der Annahme des Ermächtigungsgeſe
durch den Reichstag tiefeingreifende Erſparnismaßnahmen
Form von Verordnungen mit Geſetzeskraft beſchloſſen, denen
dere folgen ſollen. Da das Reich nicht mehr die ſich aus
Sachlieferungsverpflichtungen des Verſailler
trages ergebenden Laſten tragen kann, werden ſolche Lieferun
ſeit dem 11. Auguſt nicht mehr abgeſchloſſen. Nunmehr mü
auch die Zahlungen der Entſchädigungen aus den Abrüſtur
und Entſchädigungsrichtlinien vom 21. Mai 1920 ausgeſetzt t
den. Weitere Zahlungseinſchränkungen laſ
ſich nicht vermeiden. Bei der Neuregelung der Liqu
tions= und Ausgleichsſchäden, die auch die Auslandsdeutſ
und die Deutſchen aus den abgetretenen Gebieten betreffen,
die Beihilfe des Reiches für Valutaſchäden völlig weg. Anſ
der ſtaatlichen Entſchädigung tritt ein Entwurzelung
zuſchuß in Höhe von 3 vom Tauſend. Die Belaſtung des
ches verringert ſich dadurch auf etwa ein Viertel der bisher
ſchätzten Summe. Soweit Gegenſtände des Verſailler Vertre
enteignet wurden, die nicht unter das Reichsentlaſtungsg
fallen, iſt die Ausſetzung der Entſchädigungszahlungen ange.
net. Das Streben, mit dem koſtſpieligen Abwickelungsappf
Schluß zu machen, hat die Reichsregierung veranlaßt, eine 2
geltungsverordnung zu erlaſſen, wonach ſämtliche
ſprüche gegen den ehemaligen Heeres= und Marinefiskus
einem beſchleunigten Verfahren abzugelten ſind.
Die Zahl der Reichsbeamten ſoll in einer kurz bemeſſenen 7
um 25 Prozent verringert werden.
Die Auswahl der zu entlaſſenden Beamten iſt durch
Beamtenabbauverordnung genau geregelt. Der Abbau erſt
auch auf die Angeſtellten des Neiches, von denen nur die
zwingenden dienſtlichen Gründen unentbehrlichen Kräfte
behalten werden ſollen. Die Ausdehnung der entſprechen
Maßnahmen auf die Länder und Gemeinden iſt gewährlei
Die Reichsregierung wird in der Einſchränkung der Ausga
auf allen Gebieten fortfahren.
An der Umgeſtaltung des Steuerſyſtems wird mit
allen Kräften gearbeitet.
Die Bewertung der Vermögen ſoll in Goldmark erfolgen.
Tarif ſoll auf Goldmark lauten. Auf dieſem Wege wird das"
die Balanzierung des Haushalts zu erreichen, den Beginn e
Geſundung der Finanzen bedeuten. Die endgültige Löſung he
freilich davon ab, daß endlich die außenpolitiſche Frage in e
für Deutſchland tragbaren Weiſe erledigt wird.
Abbau des Verwaltungskörpers um 25 Pr
Berlin, 30. Okt. Der Geſichtspunkt, unter dem der
bau des Perſonalkörpers des Reiches ſich zu vollziehen hat
die am 20. Oktober d. J. veröffentlichte Abbauverordnung
Reiches aufgeſtellt iſt, iſt die Erzielung von Erſparn
ſen durch Abſtoßung aller unproduktiven Kräf
Dabei iſt zunächſt die Entfernung aller über 65 Jahre alten
amten vorgeſehen, da in dieſem Alter die Leiſtungsfähigkeit re
mäßig bereits ſo geſunken iſt, daß im allgemeinen eine erſpr
liche Tätigkeit nicht mehr erwartet werden kann. Im übri
wird der Perſonalkörper der geſamten Reichsverwaltung
25 Prozent vermindert. Es wird mithin die geſamte Verwalt
in allen Dienſtzweigen einer Nachprüfung auf entbel
liche Kräfte unterzogen.
Abbau der behördlichen Kohlenverteilüng
EU Berlin, 30. Okt. Von zuſtändiger Stelle erfährt
Telegraphen=Union folgendes: Der Reichskommiſſar für die K
lenverteilung hatte bereits vor Jahresfriſt dem Reichswirtſcha
miniſter einen Plan für den Abbau ſeiner Behörden vorgel
Unmittelbar nach der Einſtellung des paſſiven Widerſtandes
der Reichskommiſſar ſeinen Plan wieder aufgenommen, I
dem er in den letzten Monaten praktiſch weſentliche Erleichter
gen zugelaſſen hat. Der Reichswirtſchaftsminiſter hat nach
hörung der Länder dem Abbauplan des Reichskohlenkommiſt
nunmehr zugeſtimmt.
In Fortfall kommen: 1. die Meldekarten. Die Meldun
für den Monat November ſind noch zu erſtatten. Für den 9
nat Dezember iſt die Meldekarte nur noch in einfacher Ausfe
gung an die zuſtändige Kohlenwirtſchafts= und Landeskohlenſt
einzuſenden. Nach Ablauf des Jahres kommt die Meldeke
völlig in Fortfall. 2. Reichs=Hausbrandbezugsſchei
Dieſe werden nicht mehr ausgegeben. 3. Die Einzelbewi
ſchaftung. 4. Die amtlichen Verteilungsſtell
und der weitaus größte Teil der Organiſation des Reichskohl
kommiſſars ſelbſt.
Zu den Aufgaben, die der Reichskohlenkommiſſar we
noch beibehalten wird, gehört die Regelung der Ein= und A
fuhr von Brennſtoffen, die Fürſorge für die Kohlenverſorgt
der Eiſenbahn, der Gas= und Elektrizitätswerke und ſonſti
Werke von beſonderem öffentlichen Intereſſe, ſowie die Ha
brandverſorgung.
Der Abbau der Landeskohlenſtellen, die eine Einrichtung
Länder darſtellen, und der von den Kommunalverwaltungen
geſetzten Orts= und Kreiskohlenſtellen iſt Aufgabe der Län
oder Kommunalverwaltungen, die ihrerſeits bereits die Abſ
des Abbaues ausgeſprochen haben.
Die Brot= und Kartoffelverſorgung.
Berlin, 30. Okt. In der geſtrigen Beſprechung des Rei
ernährungsminiſters mit den Führern der landwirtſchaftlie
Organiſationen, in der der Miniſter die Notwendigkeit der a
reichenden Beſchaffung von wertbeſtändigen Zahlungsmitteln
Erhaltung der landwirtſchaftlichen Produktion und damit
Verſorgung der Verbraucher anerkannte, machte dieſer Mi
lung von den nach dieſer Richtung getroffenen Maßnahmen
von den ſeitens des Reichsernährungsminiſteriums untern
menen Bemühungen. Hinſichtlich der zu einer Sicherung
Fortführung der landwirtſchaftlichen Produktion notwend
Schritte ergab ſich weitgehende Uebereinſtimmung. In der
tigen Sitzung, der die Vertreter des Verbraucherverbandes,
Gewerkſchaften, der Beamtenverbände, der Hausfrauenvere
und der Städte beiwohnten, wurden Maßnahmen zur Behebi
der gegenwärtigen Notſtände und zur Sicherſtellung der la
wirtſchaftlichen Erzeugung ſowie zur Verſorgung der Städte
örtert. Insbeſondere verlangen die Vertreter der Verbraue
Kredite für die Kommunen zur Durchführung der Verſorgung
eine längere Zeit, namentlich mit Kartoffeln. Sie teilten voll
die Auffaſſung des Miniſteriums, daß alle Maßnahmen getro)
werden müßten, um wertbeſtändige Zahlungsmittel dem K
ſum zuzuführen und beſtändig in Umlauf zu halten. Der M
ſter erklärte, daß die Verſorgung mit Kartofſeln und Brot
geſichert angeſehen werden könne unter der Vorausſetzung
ei=
ausreichenden Umlaufs von Zahlungsmitteln. Abgeſehen
unvorhergeſehenen Ereigniſſen, wie frühzeitiger Froſt, Verkel.
ſtörungen uſw., müßten bis zur vollſtändigen Einführung w
beſtändiger Zahlungsmittel alle Mittel zur Erleichterung der
nährung angewandt werden.
Berlin, 30. Okt. Um dem Wirtſchaftsleben Zeit zu laſſ
ſich auf die Goldwährung umzuſtellen, führt die Reichsbahn
Rückſichtnahme auf die Ernährungslage ab 1. Noveniber eit
Nottarif für Lebensmittel ein. Die jeweils gültie
Frachtſätze werden für entſprechende Lebensmittel um 30 P
zent ermäßigt.
Rummer 301.
Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 34. Oktober 1923.
Eeite 3.
Engliſche Regierungsfriſe
tburt
Belaſtung
ktel der
ler
3 bemeſf
egenſätze innerhalb der engliſchen Rez
Kehrt Lloyd George wieder?
38.
London, 30. Okt. Daily Expreß zufolge ſollen
ernſt=
te Gegenſätze innerhalb der engliſchen
Negie=
erung in der Frage des Schutzzolls und des
Meiſtbegünſti=
igsrechts bemerkbar werden. Es wäre dem genannten Blatte
olge ſogar möglich, daß einer neuen Koglition unter
twirkung Lloyd Georges die Tür geöffnet würde.
ily Chronicle betont, daß man in ängſtlicher
Span=
ig die Erklärungen abwarte, die Baldwin in kürzeſter Zeit
ab=
eben haben wird. Gleichzeitig meldet das Blatt, daß
Chur=
beſchloſſen habe, in einem Wahlkreis von Lancaſhire als
zoſitionskandidat gegen die Regierung aufzutreten.
Englands Aktibität in der Reparationskommiſſion.
* Paris, 31. Okt. (Priv.=Tel.) Die Reparationskommiſſion
hat trotz des ausdrücklichen Verlangens des engliſchen
Delegier=
ten in ihrer geſtri
Die Sitzung der Reparationskommiſſion.
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Landeskohlen
lungs
* Berlin, 31. Okt. (Priv.=Tel.) Die geſtrige, mit
be=
derer Spannung erwartete Sitzung der
Reparationskommiſ=
trat unter dem Vorſitz Barthous um 3 Uhr zuſammen und
erte bis in die Abendſtunden hinein. Es wurde darüber
offiziöſes Comunique veröffetnlicht, das die Beratungen in
Punkte zuſammenfaßt, von denen Deutſchland beſonders die
ikte 1 und 4 intereſſieren. Der Punkt 2 des Communiques
eht ſich auf einige Fragen des Artkels 260 des Verſailler
trages (Oeſterreich und die Nachfolgeſtaaten). Der Punkt 3
Communiques befaßt ſich mit den Deutſchland erteilten
Auf=
ſen landwirtſchaftlicher Produkte.
Der Punkt 1 des Comnuniques beſagt, daß die
Repara=
skommiſſion mit Rückſicht auf die gegenwärtig ſchwebenden
lichen gräßte Ahandlungen beſchloſſen habe, die Diskuſſion über die deut=
Note vom 24. Oktober zu vertagen. Dieſer Beſchluß iſt für
De Hypreche geſamte Lage unerheblich, weil es für Deutſchland praktiſch
dasſelbe hinauskommt, ob ihm Gelegenheit gegeben wird,
der Reparationskommiſſion oder dem zu ernennenden
Sach=
tändigenkommitee die Leiſtungsfähigkeit Deutſchlands
dar=
gen.
Von großem Intereſſe iſt die in dem Punkt 4 des
Commu=
tes enthaltene Mitteilung. Sie kamn nur in engſtem
Zu=
menhange mit der Auffaſſung des Quai d’Orfay und ſeiner
iöſen Verlautbarung von geſtern abend wiedergegeben wer=
Das Comunique befagt, es ſeien üder die Interpretation
Abſchnittes 8 des Verſailler Vertrages in der letzten Zeit
der Preſſe Aeußerungen erſchienen, mit denen die Repara=
Skommiſſion nichts zu tun habe. Eine ſolche Interpretation
me lediglich der Reparationskommiſſion zu, die im
übri=
noch gar nicht darüber entſchieden hätte. Dies kann ſich
glich auf die vorgeſtrigen Veröffentlichungen des Quai
d’Or=
über die Auffaſſungen der franzöſiſchen Regierung zu dem
ihnten Abſchnitt des Verſailler Vertrages beziehen und
be=
et alſo einen ſchroffen Gegenſatz. In der Tat ſpricht man
e wiederum von neuen Schwierigkeiten zwiſchen Paris und
von. Der Temps erklärte geſtern abend zum erſten Male,
da die Natrallieferungen wieder aufgenommen wären,
nun=
der paſſive Widerſtand in der Tat aufgehört habe.
Darin liegt die politiſche Bedeutung der Düſſeldorfer
Ver=
lungen zwiſchen den deutſchen Induſtriellen und den
fran=
he=belgiſchen Beſatzungsbehörden. Nach der Auffaſſung des
d’Orſay waren nun die von Poinoaré verlangten
Beding=
n erfüllt, daß deutſche Sachverſtändige von der
Reparations=
giſſion angehört werden. Der Temps gibt dies in ſeinem
igen Leitartikel auch wirklich zu.
Die neuen Schwierigkeiten beziehen ſich auf vier Fragen:
1. Wo ſollen die Sachverſtändigen zuſammentreten?
2. Wann hat dieſer Zuſammentritt zu erfolgen?
8. Aus was für Delegierten hat dieſer
Sachverſtändigen=
chuß zu beſtehen?
. Worüber ſoll er entſcheiden?
Paris behauptet, daß es in dieſen Fragen mit Belgien
voll=
ig, mit Italien in weitem Maße, und mit Amerika
eben=
in vielen Punkten übereinſtimme. Die neuerliche Haltung
ands wäre für Frankreich ein gleiches Hindernis, als wenn
zaſſive Widerſtand fortgeſetzt würde.
In Wirklichkeit liegen die Dinge doch nun aber ſo, daß
Poin=
an den Zuſammentritt der Sachverſtändigen ſo viele Kau=
und Bedingungen geknüpft hat, daß, wie wiederholt
be=
twurde, unter dieſen Umſtänden England lieber überhaupt
If verzichten würde. Die Schwierigkeiten hat tatſächlich
3 hervorgerufen, und es möchte die Verantwortung dafür
gerne auf London abſchieben. Die franzöſiſche Regierung
it. wie ſie ſagt, dagegen eine lediglich definitive Haltung ein.
Situation wird aber ſofort geklärt, wenn man für definitive
richtige Bezeichnung: negative, ſetzt. Frankreich wünſcht,
das Sachverſtändigenbomitee nicht etwa in London, ſondern
ſaris, ſpäterhin vielleicht auch teilweiſe in Berlin tagt.
genen Mittwoch eingetreten. Obwohl dieſe Verzichtleiſtung der
Reparacionskommiſſion eine beſondere Ueberraſchung bedeutet,
hat ſie durch die ſcharfe Stellungnahme der engliſchen Regierung
eine beſondere Bedeutung erhalten. Die Drohung des engliſchen
Delegierten Dreagdoury, die Frage nach der Geſetzmäßigkeit des
Ruhrkrieges aufzuwerfen, falls dem engliſchen Wunſche nach
Vertagung der Debatte nicht ſtattgegeben würde, ſowie das
Aus=
bleiben der engliſchen Antwort auf die franzöfiſchen
Gegenvor=
ſchläge zu dem Sacſverſtändigenausſchuß erfüllen die hieſigen
Kreiſe mit wachſender Befremdung und geben zu allen
Schluß=
folgerungen Anlaß. Man betont, daß die engliſche Regierung
der Auslegung des Gedankens eines Sachverſtändigenkontitees
in zweideutiger Weiſe durchaus ablehnend gegenüberſtehe und
ſagt, daß England infolgedeſſen mit ſich ſelber in Widerſpruch
gerate, da London den Verbündeten die Wahl ziviſchen einer
internationalen Konferenz und einem Komitce reigekaſſen habe.
Bezüglich der Informationen, die die engliſche Regierung in
Paris einholen will, bemerkt der Temps, es könne uiemals in
London verhandelt werden, ſondern nur in Paris, und es könne
erſt dann verhandelt werden, wenn die Aufgabe des paſſiven
Widerſtandes zur Tatſache geworden und im Ruhrgebiet, der
Status quo wiederhergeſtellt ſei. Die deutſchen Vertreter müßten,
bevor ſie ſich dem Ausſchuß vorſtellten, von der
Repacationskom=
miſſion vernommen werden, deren Aufgabe darin beſtehe, ſowohl
die Unterſuchung zu eröffnen, wie auch bei ihrem Aöſchluß das
Reſultat der Arbeiten zu prüfen. In den Ausſchuß düuſten nar
Vertreter der Entente und der Vereinigten Staaten treten.
Neu=
trale müßten ihm fernbleiben, da dem Zuſtande einer gegen
Frankreich, Belgien und eventuell Italien gerichteten Majorität
vorgebeugt werden müſſe.
Bageriſcher Miniſterrat.
München zum Entgegenkommen bereit.
* München, 30. Okt. (Priv.=Tel.) Der bayeriſche
Miniſterrat war heute zur Beratung der durch die
Verliner Note geſchaffenen Lage bis gegen 1 Uhr
verſammelt. Diesnal nahmen der Generalſtaatskommiſſar Dr.
von Kahr und General von Loſſow an der Sitzung nicht
teil, dagegen der baterifche Gefandte in Berlin Or. von
Pre=
ger, der feine für geſtern geplante Abreiſe auf heute verſchoben
hätte. Zu endgültigen Beſchlüſſen iſt es nicht gekommen.
Doch wird Du. von Preger in Berlin mitteilen können, daß die
Reichsregierung auf Entgegenkommen in München
rechnen darf. Authentiſches über die Sitzung wird wohl nicht
vor Mittwoch mitgeteilt werden können. Heute nachmittag findet
eine Sitzung der Fraktionsführer der
Koalitions=
parteien im Landtag ſtatt.
Curzon berichtet der Reichskonferenz.
Berlin, 30. Okt. Nach einer Londoner Meldun hat in
der geſtrigen Sitzung der britiſchen Reichskonferenz der
Außen=
miniſter Lord Curzon ausführlich über die Antwort der
Alli=
ierten, auf die engliſche Konferenzanregung berichtet. Curzon
legte die Bedenken der engliſchen Regierung
gegen die Tätigkeit einer Kommiſſion mit zu weit
eingeſchränkten Befugniſſen dar. Dieſelben
Be=
denken wurden auch ſeitens der Vertreter der Dominions zum
Ausdruck gebracht und kritiſiert, daß Frankreich und
Bel=
gien eine ſo wenig entgegenkommende Haltung
eingenommen haben.
An die Bevölkerung in Stadt und Land.
Die Not in unſerem Volke hat ſich durch feindſeligen Druck
von außen, durch inneren Zwiſt und durch Mangel an Rohſtoffen
und lebenswichtigen Nahrungsmitteln aufs traurigſte vermehrt.
Das Eeld des Reiches hat kaum mehr Kaufkraft. Das neue
gold=
werte Geld iſt noch nicht verfügbar. Wir ſtehen mitten in Tagen
ernſteſter Not. Demgegenüber muß ſich das ganze Volk,
müffen ſich alle Berufsſtände und Klaſſen, als Notgemeinſchaft
noch feſter zuſammenſchließen. Nur in gegenſeitiger
Hilfe können wir über die ſchlimmen Zeiten hinweg zu
beſſe=
ren gelangen. Mit dem größten Nachdruck muß überall denen
entgegen getreten werden, die jetzt noch die Volkskreiſe gegen
einander verhetzen. Ich werde Auswüchſe dieſer Art, ohne
Anfehen der Perſon und Richtung, von der ſie kommen, mit der
Schärfe unterdrücken, die unſerer äußerſten Notlage zukommt.
Im Augenblick iſt die Not in den Städten am
größ=
ten. Hunger iſt der Keimboden der Verhetzung und der
Ge=
walttaten. Die Landwirtſchaft darf ſich der Gefahren, die
auch ihr aus der Nahrungsmittelnot der ſtädtiſchen Bevölkerung
erwachſen, nicht verſchließen. Der Fleiß des Bauern verliert
ſeinen hohen, sttlichen Lohn, wenn nicht auch den Armen in der
Stadt daraus das tägliche Brot erwächſt. Die diesjährige
Ernte muß ſchneller als bisher in die Hände der
hungernden Stadtbevölkerung kommen, und der
Geldnot muß Rechnung getragen werden, ohne dem Landwirt
den berechtigten Entgelt für ſeine Erzeugniſſe zu verſagen. Ich
fordere alle Erzeugerkreiſe aufs dringlichſte auf, dem Gebot
die=
ſer Stunde gerecht zu werden. Ich verbiete jede
Propa=
ganda in Wort und Schrift, die die
Zurückhal=
tung von Lebensmitteln zum Ziele hat.
Zuwider=
handlungen werden nach § 4 der Verordnung des
Reichspräſi=
denten vom 26. 9. 1923 beſtraft. Ich bevollmächtige die
betreffen=
den Miniſterien beziv, höchſten Regierungsbehörden, durch die
ihnen unterſtellten Ausführungsbehörden auf Grund des
Aus=
nahmezuſtandes Schutzhaft über ſolche Aufkäufer und
Zwiſchen=
händler zu verhängen, die im begründeten Verdacht ſtehen,
Preistreiberei und unlauteren Handel mit Lebensmitteln
getrieben zu haben. Die Verhafteten ſind alsbald der
ordent=
lichen Gerichtsbarkeit zuzuführen. In gleicher Weiſe iſt gegen
Felddiebe und Lebensmittelplünderer vorzugehen.
Das Anſetzen von Goldmarkpreiſen für landwirtſchaftliche
Erzeugniſſe iſt nicht als unzuläſſig zu bezeichnen, es entſpricht
aber der traurigen Lage großer Verbraucherkreiſe und iſt daher
angezeigt, die Goldmarkpreiſe unter den
Frie=
denspreiſen zu halten. Selbſtverſtändlich iſt die
Preis=
feſtſetzung in Papiermark gleichfalls zuläſſig, die Preisgrenzen
haben ſich im weſentlichen nach der allgemeinen Marktlage zu
richten. Daneben wird es Ehrenſache leiſtungsfähiger
Land=
wirte ſein, bei Abgabe von Kleinmengen den Kleinverbrauchern
beſonders billige Preiſe zu machen. Jeder Landwirt iſt
verpflichtet, Bezahlung in Papiermark
anzu=
nehmen. Einer Bezahlung in Goldſchatzanweiſungen des
Reiches werden zweckmäßigerweiſe Hinderniſſe nicht
entgegenge=
ſtellt. Es iſt darauf hinzuweiſen, daß Steuern in
Goldſchatzan=
weiſungen zahlbar ſind, ebenſo Lieferungen des Stickſtoff= und
Kaliſyndikats. Die Landwirte fordere ich auf, ſofern ſie über
drei Morgen Kartoffeln angebaut haben, dafür zu ſorgen,
daß bis Mitte November wenigſtens 30 Prozent
ihrer Ernte dem Verbraucher zugeführt ſind. Ich
werde ſeiner Zeit feſtſtellen, ob dieſer Mahnung freiwillig in
ge=
nügendem Umfang Rechnung getragen worden iſt.
Die Regierungen erſuche ich, die Stadtgemeinden zu
überwachen, ob ſie die nötige Vorſorge getroffen haben, daß auf
den ſtädtiſchen Märkten Kartoffeln zum
Klein=
verkauf verfügbar ſind. Andernſalls ſind ſie dazu
anzu=
halten und gegen die Säumigen Vollmachten zum Einſchreiten
von mir einzuholen, zu dem der „Ausnahmezuſtand berechtigt.
Die Stadtgemeinden haben ferner bei der Preisbildung für
die wichtigſten Nahrungsmittel in der Richtung mitzuwirken, daß
die Sprünge, mit denen die Preiſe der Markentwertung
fol=
gen, keine unerträglich plötzlichen werden. Ich erſuche die
Re=
gierungen, auch in dieſer Hinſicht ſolche notwendigen
Maßnah=
men, zu denen nur der Ausnahmezuſtand die Handhabe geben
kann, mir umgehend in Vorſchlag zu bringen.
Ich erwarte, daß ſowohl die Wirtſchaftskreiſe, wie alle
amt=
lich berufenen Stellen ſich mit äußerſter Tatkraft der
Lebensmit=
telnot und Teuerung entgegenwerfen, damit wir über die Kriſis
der nächſten Tage hinwegkommen, bis die Maßnahmen des
Rei=
ches zur Schaffung eines wertbeſtändigen Geldes eine Beſſerung
bringen können.
Stuttgart, den 23. Oktober 1923.
Der Inhaber der vollziehenden Gewalt im Wehrkreis V.
gez. Reinhardt, Generalleutnant.
et Bahnbrecherdes „Sturm und Drangs
(Zu Gerſtenbergs 100. Todestag, 1. November.)
I)er 100. Todestag Heinrich Wilhelm von Gerſtenbergs, der
Men 1. November fällt, wird in ſeinem Geburtsort Tondern
eine Feier begangen werden, die mit der Enthüllung einer
A iktafel an ſeinem Geburtshaus verknüpft ift. Der Dichter
„Ugolino”, der Schöpfer der „Schleswigſchen Literatur=
!"” verdient wahrlich eine ſolche Ehrung, denn er iſt
ungerecht=
erweife in Virgeſſenheit geraten und nimmt auch in der
iturgeſchichte nicht die Stellung ein, die ihm gebührt.
nberg ſteht in der Entwicklung unſeres Schrifttums etwa
en Leſſing und Herder; er ſetzte den Kampf gegen den
)ſiſchen Klaſſizismus und die geiſtreiche Verſtandesdichtung
Aufllärung fort und ſprach zuerſt jene Ideen aus, die den
n Rauſch der „Sturm= und Drangzeit” entfeſſelten und
die Zeit unſerer großen Dichtung eröffneten. Aus einem
burgiſchen Adelsgeſchlecht geboren, dichtete Gerſtenbera ſchon
enger Student im Stile der Anakreontik und ſchuf in ſeinen
deleien” fein pointierte Verſe, die zu den anmutigſten Ge=
: der deutſchen Rokokopoeſie gehören. Als düniſcher Offi=
ichtete er, am F ldzug der Dänen gegen die Ruſſen teil=
end, nach Gleimis Vorbild „Kriegslieder eines däniſchen
diers” und gab dann die holſteiniſche Wochenſchrift „Der
S hondriſt” heraus, die ſogar von Herder geprieſen wurde.
(Mode der „dramatiſchen Kantaten”, die damals beliebt
en huldigte er in ſeinem Monodrama „Ariadne auf Naxos”
der Bearbeituna von Brandes und der Muſik von Benda
alle Bühnen zog. Gerſtenberg gehörte damals jenem
däniſchen Dichterkreis an, der ſich um die bedeutende
Per=
leit des Miniſters von Bernsdorf geſammelt hatte. Klop=
deten. Dem derſtandesmäßigen Weſen der Aufklärung, die die
ſchöne Form, den geiſtreichen Witz, die anmutige Lehrhaftigkeit,
betont hatte, wird hier das Ideal des genialen Rauſches, des
unbewußten Schaffens aus den Tiefen des Gefühls
gegenüber=
geſtellt. Neben dem Arioſt und dem „Don Quixote”, die zuerſt
in ihrer ganzen Größe erkannt ſind, wird die Geſtalt Oſſians,
das Wunder der Volksdichtung, heraufbeſchworen und die
nor=
diſche Götterſage entdeckt, die dann die Bardendichtung
Klop=
ſtocks hervorrief. Von der Nachahmung der Griechen wendet ſich
nun die deutſche Dichtung zur Verehrung des
germa=
niſchen Geiſtes, und Gerſtenberg war der erſte, der in
ſeinem „Gedicht eines Skalden” die germaniſche Mythologie an
die Stelle der antiken ſetzte.
Auch die Auffaſſung Shakeſpeares erſcheint in dieſen Briefen,
die Nadler „die wirkungsvollſte Zeitſchrift des ganzen
Jahr=
hunderts” genannt hat, anders als bei Leſſing. Zum erſten
Male wird Shakeſpeares Art und Kunſt als ein gewaltiges
Ganzes erkannt, das ſo groß und ſo reich iſt wie die Natur ſelbſt.
Vor Herder und Goethe erkennt Gerſtenberg in Homer und in
Shakeſpeare die dichteriſchen Genien der Menſchheit, die aus den
tiefſten Tiefen der Leidenſchaft und des Gefühls ſchöpften. Aus
dieſer Erkenntnis des großen Engländers heraus wollte nun
ſein Entdecker ein „Seelengemälde der ſittlichen Natur” ſchaffen
und geſtaltete es, indem er die Ugolino=Epiſode des Danteſchen
Werkes zur Tragödie umformte. Dies Werk, dem die fortreißende
dramatiſche Handlung fehlte, iſt doch durch die Kühnheit des
Vorwurfs und die Kraft der Seelenmalerei ein unvergeßlicher
Markſtein auf d m Wege der deutſchen Dichtung, von dem die
anderen Stürmer und Dränger ausgegangen ſind. Vor Hamſuns
Roman iſt die brennende Verzweiflung des Hungers nie ſo
er=
greiſend geſchildert worden, und auch das Wühlen im
Gräß=
lichen, das Leſſina und Herder bei aller Bewunderung dem Stück
vorwarfen, iſt durch das Heutige längſt überholt; ja, gerade
dieſer grauſige Zug hat kürzlich zu einer Wiederbelebung des
Dramas geführt. Selbſt Schiller ſagt auf der Höhe ſeiner
künſt=
leriſchen Reife in einem Briefe an Goethe, der „Ugolino” ſei
zwar kein Werk des guten Geſchmacks, aber habe ſehr ſchöne
Motive, viel wahres Pathos und wirklich Genialiſches. Als
Dreißigjähriger hatte Gerſtenkerg 1767 die unerſchöpflich
frucht=
baren Gedanken ſeiner „Briefe” und die Meiſterleiſtung eines
neuen Dramenſtils geſchaffen. Seine Begabung — ein kurzes
Aufflackern genialen Schaffens — war erſchöpft. Andere ſchritten
auf der von ihm eingeſchlagenen Bahn weiter: Herder und
Goethe waren die Vollender ſeiner Ahnungen. Im däniſchen
Verwaltungsdienſt verbrachte er ſein weiteres Leben, im hohen
Alter noch mit Muſik und dem Studium Kants beſchäftigt, bis
er am 1. November 1823 zu Altona ſtarb.
ck.
ODer untätige Curzon. Die Ahnenverehrung der Chineſen
bringt es mit ſich, daß man dem Kinderſegen dort einen
beſon=
deren Wert zuſchreibt und daß jemand, der keine Nachkommen
hat, nur geringe Achiung genießt. Das merkte der jetzige
eng=
liſche Außenminiſter Lord Curzon bei einer Unterredung mit
dem chineſiſchen Staatsmann Li Hung Schang, von der er in
ſei=
wem ſoeben erſchienenen Reiſebuch erzählt. „Mein Lieber,” ſagte
der Chineſe zu ihm, „Sie ſind etwa ſo alt wie der Deutſche
Kai=
ſer. Dieſer hat ſechs Söhne, wieviel haben Sie?” „Ich habe erſt
mit 40 geheiratet und muß Ihnen leider geſtehen, daß ich bis
jetzt keinen Sohn habe.‟ Daraufhin Li Hung Schang mit dem
Ausdruck größter Verwunderung: „Ja, aber was haben Sie
denn die ganze Zeit getan?”
C. K. Krebsheilung mit dem Periſkop. Die vollſtändige
Hei=
lung von 20 Krebsfällen, von denen einige 6, 9 und 12 Jahre
alt waren, iſt dem Pariſer Arzt Guiſez gelungen, die er auf dem
Pariſer Chirurgen=Kongreß mitteilte. Sämtliche Kranke litten
an Krebs der Speiſeröhre. Die Krankheit wurde mit Hilfe eines
beſonders kenſtruierten Periſkops unterſucht, durch das es
mög=
lich war, den zwiſchen dem Schlund und dem Magen gelegenen
Tumor genau zu lokaliſieren. Auf dieſe Weiſe war es dem Arzt
möglich, den Krankheitsherd mit Radium zu behandeln und eine
vollſtändige Heilung der Gewebe zu erzielen. Alle Patienten
eſſen jetzt normal, während ſie vorher wegen der Unfähigkeit
zur Nahrungsaufnahme dem Hungertode ausgeſetzt waren.
* Zucker aus Dahlien. Die Teuerung des Zuckers läßt uns
die Mitteilung eines engliſchen Blattes beſonders willkommen
erſcheinen, daß eine neue reiche Zuckerquelle erſchloſſen werden
ſoll. Und zwar ſollen es die Dahlien ſein, die ſchönen Blumen,
die wir bisher nur als Zierde unſerer Gärten kannten, die uns
mit dem ſo wichtigen ſüßen Stoff verſorgen. In der Univerſität
von Südkalifornien ſind Verſuche mit der Herſtellung von
Dah=
lienzucker ausgeführt worden, die vortreffliche Ergebniſſe
gezei=
tigt haben ſollen. Man hat dort mehrere Hektar mit Dahlien
angebaut und aus den Knollen dieſer Pflanzen Zucker
gewon=
nen. Der Dahlienzucker iſt anderthalbmal ſo ſüß wie der Zucker,
der aus Rüben oder Zuckerrohr gewonnen wird. Ein weiterer
großer Vorteil des Dahlienzuckers iſt der, daß er für
Zucker=
kranke unſchädlich iſ.
Seite X.
Darmftädter Tagblatt, Mittwoch, den 31. Oktob.v 1923.
Darmſtadt, 31. Oktober.
Die Gasgreiſe.
Die Direktion der ſtädtiſchen Betriebe ſchreibt uns: Die
in den letzten Tagen ergangenen vielſachen Anfragen
mannig=
faltigſter Art haben ergeben, daß über die neu eingeführte
Be=
rechnung und Erhebung des Gas= und Waſſergeldes und die
Verwendung der Gutſcheine noch mancherlei Unklarheiten
herr=
ſchen. Es ſei nachſtehend kurz auf die bis jetzt am meiſten
er=
gangenen Anfragen näher eingegangen.
Wie wird die für die Verbrauchsperiode September geleiſtete
Vorauszahlung aufgerechnet? In dem durch den Beſchluß der
Stadtverordneten=Verſammlung vom 11. und 12. d. M.
feſtge=
ſetzten Grundpreis von 23 Pfennig für den Kubikmeter Gas oder
Waſſer iſt dieſe Vorauszahlung bereits eingerechnet. Dieſer
Grundpreis ſollte nach dem genannten Beſchluß für alle
Ver=
brauchsinengen mit dem Deviſenindex vervielfacht werden. In
der Sitzung der Stadtverordneten=Verſammlung vom 25. Okt.
aber wurde jedoch mit Rückſicht auf die Notlage der Bevölkerung
beſtimmt, daß von jedem Gasabnehmer für die erſten 25
Kubik=
meter der Grundpreis mit dem halben
Reichslebenshaltungs=
index vervielfacht wird, der Verbrauch von 26 bis 50 Kubilmeter
mit dem vollen Lebenshaltungsinder und erſt der Verbrauch von
über 50 Kubikmeter mit dem Deviſeninder zu vervielfachen iſt.
Wenn, wie oben angeführt, die bei dem Septemberverbrauch
ge=
leiſtete Vorauszahlung ſchon in dem urſprünglich feſtgeſetzten
Gas= und Waſſerpreis eingerechnet war, ſo können jetzt, nachdem
die außerordentlichen Ermäßigatngen eingeführt ſind, weitere
Auf=
vechnungen naturgemäß nicht mehr erfolgen. Hierbei wird
be=
merkt, daß der Reichslebeuishaltungsindex gegenwärtig
all=
wöchentlich Mittwochs nachrnittags feſtgeſetzt und von
Donners=
tag der einen Woche bis einſchließlich Mittwoch der kommenden
Woche in Gültigkeit bleibt. Der nach dem zuletzt bekannt
ge=
gebenen Reichslebenshaltungsinder errechnete Gaspreis beträgt
für die erſten 25 Kubikmeter je 350 Millionen Mark und für den
Verbrauch von 26 bis 50 Kubikmeter je 700 Millionen Mark
und gelangt bis einſchließlich Mittwoch dieſer Woche zur
Er=
hebung.
Wie können die Schuldigkeiten an Gas und Waſſer beglichen
werden?
1. Durch Barzahlung an die Aufnahmeerheber oder an die
Kaſſen Frankfurter Straße 69 und Waldſtraße 6;
2. durch Einzahlung auf Poſtſcheckkonto der Kaſſe der ſtädtiſchen
Betriebe Frankfurt a. M. 69 404;
3. durch Banküberweiſung oder die Einſendung von
Ver=
rechnungsſchecks;
4. durch Löſung von Gutſcheinen, die dem Aufnahmeerheber
anſtelle von barem Geld übergeben werden können.
Die Beſchaffung von Gutſcheinen hat außerdem den Vorteil,
baß jeder Verbraucher den Tag der Zahlung ſeiner
Schuldig=
keit an Gas und Waſſer ſelbſt beſtimmen kann und daß er ferner
je nach dem Stand ſeiner verfügbaren Geldmittel ſich den Bedarf
an Gutſcheinen für den Monatsverbrauch auf einmal ganz oder
teilweiſe nach und nach beſchaffen kann.
Hierbei ſei bemerkt, daß von Dienstag, den 30. Oktober, ab
außer den in dem Direktionsgebäude Frankfurter Straße 69 und
in Waldſtraße 6 und der Feuerwache eingerichteten 16 einzelnen
Zahlſtellen z vorübergehend in dem Städtiſchen Saalbau für
den Verkauf dan Gutſcheinen weitere Zahlſtellen eingerichtet ſind.
Wer ſich die Gutſcheine löſt, braucht ſie mit der erhaltenen
Rech=
nung nur aufzubewahren, bis gelegentlich der Aufnahmeerheber
zu der für dieſesmal ausnahmsweiſe ſtattfindenden Nacherhebung
vorbei kommt.
— Ernannt ſuurden am 18. Oktober 1923 der Juſtizſekretär bei dem
Landgericht Darmſtadt Georg Krapp zum Negiſtrator bei dem
glei=
chen Gericht unter Belaſſung ſeiner Amtsbezeichnung „Juſtizſekretär”,
am 25. Oktober der Studienaſſeſſor Dr. Hans Roloff aus Gießen
zum Studienrat an der höheren Bürgerſchule in Schlitz, der
Studien=
aſſeſſor Otto Saal aus Zwingenberg zum Studienrat an der höheren
Bürgerſchule in Groß=Bieberau — beide mit Wirkung vom 16. Oktober
dieſes Jahres ab.
— In den Ruheſtand verſetzt, wurde der Vorſtand der
Landwirt=
ſchaftlichen Schule zu Alsfeld Landwirtſchaftsrat Friedrich Heck daſelbſt
mit Wirkung vom 1. November 1923 ab auf ſein Nachſuchen unter
An=
erkennung ſeiner dem Staat geleiſteten Dienſte.
— Gewerbemuſeum. Der Direktor des Geſverbemuſeums hält in
dieſem Winter eine Reihe von etwa 10 Vorträgen zur Einführung
in die Geſchichte des modernen Kunſtgewerbes. Die
Vorträge finden an jedem Freitag von 6—7 Uhr in der Zentralſtelle für
die Gewerbe ſtatt, und zwar in dem Zimmer Nr. 41 (2. Stock links).
Da der Vortragsſaal der Zentralſtelle für die Möbel von Ausgewieſenen
beſchlagnahmt iſt, ſteht nur dieſer Raum zur Verfügung. Eine
Ein=
richtung zur Vorführung von Lichtbildern iſt hier nicht vorhanden,
je=
doch werden die Vorträge nach Bedarf durch Ausſtellung von
Abbildun=
gen erläutert. Die Vortragsreihe behandelt den Einfluß von Barock,
Antike und Gotik; die Weltausſtellungen, die Gründung der
Gewerbe=
muſeen und der Kunſtgewerbefchulen; die künſtleriſche Bewegung der
deutſchen Nenaiſſance; den Einfluß von Morris auf die
deut=
ſche Entwickelung ſeit 1895; die Entwickelung des Wohnungsweſens
und den Einfluß der außereuropäiſchen Kunſt. Der Beſuch der
Vor=
träge iſt frei. Der Beginn iſt Freitag, 2. November.
Kundgebung der Jenenſer
Runaniſtiſchen Bereinigung.
Die Vereinigung der Freunde des humaniſtiſchen
Gym=
naſiums in Jena beklagt es auf das lebhafteſte, daß auch in dem
durch die Vortrefflichkeit ſeiner humaniſtiſchen Anſtalten
bekann=
ten Heſſenlande eine ſogenannte Reform des humaniſtiſchen
Gymnaſiums in der Richtung der vom Thüringiſchen
Miniſte=
rium für Volksbildung vollzogenen verhängnisvollen
Maßnah=
men beabſichtigt wird, die die Zerſtörung des humaniſtiſchen
Unterrichts überhaupt bedeuten und zugleich in offenkundigſter
Weiſe gegen entſcheidend wichtige allgemeine pädagogiſche
Grundſätze verſtoßen, zumal auch ſolche Grundſätze, die in den
beiden letzten Jahrzehnten immer mehr zur Anerkennung
ge=
langt ſind. In dem Augenblick, wo dem deutſchen Volke faſt
nichts geblieben iſt, als ſeine Bildung, wo man in England,
Frankreich und Skandinavien in Erkenntnis der
Unentbehrlich=
keit der humaniſtiſchen Studien energiſch die Notwendigkeit
be=
tont, den humaniſtiſchen Fächern wieder den ihnen gebührenden
Platz im höheren Unterricht zu geben — in dieſem Augenblick
den Schultyp, dem der Hochſtand der deutſchen Bildung zu einem
weſentlichen Teil verdankt wird, auch nur beeinträchtigen, heißt
auf die geiſtige Verarmung des deutſchen Volkes hinarbeiten.
Die Jenenſer Vereinigung begleitet die Tagung des
Landes=
verbandes der Freunde des humaniſtiſchen Gymnaſiums in
Heſ=
ſen und den bevorſtehenden Abwehrkampf gegen die „Reform” mit den wärmſten Wünſchen für vollen Erfolg.
— Heſſiſches Landestheater. Spielplanänderung. Die für
heute Mittwoch vorgeſehene Aufführung von Verdis „Falſtaff” kann
wegen Erkrankung von Herrn Vogt, und da für ihn ein Gaſt nicht
zu erreichen iſt, nicht ſtattfinden. Statt deſſen wird „Lobetanz”
gegeben. Miete und Preiſe bleiben.
— „Urfauſt” wieder im Spielplan. Goethes „Fauſt in der
Ur=
faſſung” kommt morgen im Großen Haus in der Inſzenierung Guſtav
Hartungs wieder zur Aufführung. Die Veſetzung der Hauptrollen
(Stieler, Reymer, Schneider) iſt die alte geblieben.
— In der Volkshochſchule beginnt am Freitag abend in der
Techniſchen Hochſchule, Saal Nr. 236, Herr Dr. Obenauer ſeine
Vorleſung über „Die Zeit der Romantik”. Hörerkarten können noch bis
zu dieſer Zeit gelöſt werden und müſſen bei Beginn vorgezeigt werden.
Alle Kurſe beginnen pünktlich, auch die, die in der Geſchäftsſtelle
ſtatt=
finden. Das Tor wird hier 8.15 Uhr geſchloſſen. Jeder Kurſus wählt
einen Vertrauensmann, der ſich in der Geſchäftsſtelle zu melden hat.
— Der nächſte volkstümliche muſikaliſche Sonntayvormittag von
Oberregierungsrat Grospietſch findet am 4. November um 11½ Uhr im
Realgymnaſium ſtatt. Er iſt Carl Loewe gewidmet und bringt eine
Auswahl ſeiner Balladen ernſten und auch heiteren Inhalts, darunter
eine Anzahl ſeltener gehörter Werke. Kammerſänger Mas Troitzſch
ein Schüler des bekannten Münchener Balladenmeiſters Eugen Gura,
iſt für den Vortrag gewonnen.
— Volkstheater. Das intereſſante Volksſtück „Königin Luiſe”
er=
ringt von Tag zu Tag immer mehr Intereſſe und erzielt die Direktion
immer volle Häuſer nebſt reichem Beifall für die tadelloſe Wiedergabe.
Heute Mittwoch und morgen Donnerstag finden nun die letzten
Auf=
führungen ſtatt. Ab Freitag neues Programm. Man tut daher gut,
ſich bei Zeiten noch mit Karten zu verſehen, da der Zuſpruch an dieſen
beiden Tagen ein ſehr ſtarker werden dürfte. Die Theaterkaſſe iſt ab
11 Uhr geöffnet. Außerdem Vorverkauf bei Herrn Karg, Grafenſtr. 19.
und im Verkcshurean. Heute nachmittag iſt die Wiederholung des
Märchens „Rumpel) zchen”.
— Die Kundgebung des Landesverbandes der Freunde des
humaniſtiſchen Gymnaſiums findet am Freitag abend
8 Uhr pünktlich im Feſtſaal des Ludwig=Georgs=
Gymnaſiums, Karlſtraße 2, ſtatt. Vertreter von
Univerſi=
tät, Hochſchulen und beiden Kirchen, Autoritäten und Fachmänner
auf den Gebieten der Technik, Induſtrie und der
Geiſteswiſſen=
ſchaften, der Verwaltung, des höheren und Volksſchulwveſens
werden im Verlaufe der Kundgebung zum Schutze der
huma=
niſtiſchen Bildung in Heſſen ihr maßgebliches Urteil abgeben.
— Zweite Zwiſchenzahlung an Kriegsbeſchädigte und Hinterbliebene.
In der letzten Veröffentlichung in dieſer Zeitung über die zweite
Zwi=
ſchenzahlung für Oktober d. Js. iſt ein Irrkum inſofern unterlaufen,
als dieſe Zwiſchenzahlung für die außerhalb Darmſtadts
wohnenden Empfänger nicht im Poſtſcheckwege, ſondern zuſammen mit
der Zahlung für den Monat Novembeu am Poſtſchalter erfolgt. In der
in dieſen Tagen am Poſtſchalter gezahlten Summe iſt alſo die zweite
Zwiſchenzahlung für Oktober mit enthalten. Da die
Verſorgungsgebühr=
niſſe für den Monat November im vierfachen Betrage ſeitens der
Poſt=
anſtalt ausgezahlt werden ſollen, wird auf dieſe Weiſe auch der Betrag
der zwveiten Zwiſchenzahlung für Oktober zu Unrecht ebenfalls
vervier=
facht. Die hierdurch erfolgte Ueberzahlung wird ſpäter wieder
ausge=
glichen werden; ſie war nicht zu vermeiden, wenn die Novemberzahlung
zur rechten Zeit fertiggeſtellt ſein ſollte. Die durch die ſo ſchnelle
Ent=
wertung des Geldes in ganz kurzer Zeit ſich ergebende Notwendigkeit
der Erhöhung der Teuerungszulage und deren alsbaldige Auszahlung
machte die Ergreifung einer derartigen Maßnahme, wie die Vervier
ung des zur Zeit zahlbaren Betrages, ohne Rückſicht auf etwa de
verbundene andere Zahlungen, notwendig.
— Mixhpreiserhöhung. Nach Verhandlungen des Städtebur
mit den Vertrekern der landwirtſchaftlichen Organiſationen mußte g
mals der Milchpreis erhöht werden, da in Zukunft der jeweilige Ste
inder de: Berechnung zugrunde gelegt wird. Bei einem Friedenst
von 16 Pfg. mal dem augenblicklichen Steuerindex ergibt dies e
Stallpreis für den Liter Vollmilch von 2 400 000 000. Dieſer Preis
für die Zeit von Mittwoch, 31. Oktober, bis Freitag, den 2. Noven
einſchließlich. Die Erhöhung des Stallpreiſes hat natürlich eine
höhung des Kleinverkaufspreiſes in der Stadt zur Folge, und wir hö
daß der Liter Milch während obiger Zeit 3 500 000 000 Mk. koſten n
Poſtgebühren. Vom 1. November ab werden ſtatt der zun
feſtgeſetzten Gebühren für Briefſendungen im Inlandsverkehr, ſowie
Verkehr mit Danzig, Litauen, Memel, Luxemburg und Oeſterreich
doppelten Beträge erhoben; ebenſo für Pakete im Inlandsverkehr
im Verkehr mit Danzig.
Taubſtummengottesdienſt. Sonntag, den 4. November, nachmit
2½ Uhr, findet in Darmſtadt im Gemeindehaus der Kiesſtraße T
ſtummengottsdienſt mit Abendmahlsfeier ſtatt. — Wegen Fahrtaust
wende man ſich an Pfarrer Heß, Mühlſtraße 64½,
— Möblierte Zimmer. Der Verband der Zimmervermieter hat
wie er uns mitteilt, entſchloſſen, ſeinen Mitgliedern zu empfehlen,
beſſergeſtellten Mietern für einfach möblierte Zimmer einen Zimr
preis von einer Goldmark für die Woche zu fordern. Die Stadt
waltung habe dieſen Preis gutgeheißen.
— Gutſcheine für Gas und Waſſer. Um dem ſtarken Andr
zu genügen, findet der Verkauf dieſer Gutſcheine von Diens
den 30. d. Mts. ab und bis auf weiteres auch im Städtiſe
Saalbau ſtatt. Aus dem gleichen Anlaß ſind eine weitere
zahl von Verkaufsſtellen bei der Kaſſe der ſtädtiſchen Betri
(Schlachthof) eingerichtet.
Lokale Veranſtaltungen..
Die blerunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchſießlich als Hinweiſe auf Anzelgen zu bckred
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Krit.
Sektion Darmſtadt D. u. Oeſterr, Alpenvere
Auf die monatliche, am 1. Freitag ſtattfindende Zuſammenkunft, d
mal bei Sitte, ſei beſonders hingewieſen. Herr Dr. Nau wird ſprea
Aus den Parteien.
Frauengruppe der Deutſchen Volkspartei.
erinnern nochmals an den nächſten Vortrag von Herrn Generalſekre
Kollbach, der am Donnerstag, den 1. November, nachmittags 5 1
bei „Sitte” ſtattfindet und zu dem die Mitglieder unſerer Frauengru
herzlichſt eingeladen ſind. In Anbetracht deſſen, daß außerdem
ine wichtige geſchäftliche Tagesordnung vorliegt, darf wohl mit ein
möglichſt vollzähligen Erſcheinen gerechnet werden.
Outsgruppe Darmſtadt der Deutſchen Vol
partei. Die Beziuksleiter der hieſigen Ortsgruppe werden zu 7
tag, den 2. November, nachmittags 5½ Uhr, zu einer Beſprechung fin
zieller und organiſatoriſcher Fragen der Ortsgruppe in der Geſchä
ſtelle, Wilhelminenſtraße 5 eingeladen.
v. Eberſtadt, 29. Okt. Blutvergiftung. Die Tochter ei
hieſigen Metzgermeiſters hatte ſich eine geringfügige Splitterwunde
einem Finger zugezogen, die ſich aber derart verſchlimmerte, daß
Mädchen trotz ärztlichen Eingreifens an den Folgen von Blutvergift.
ſterben mußte.
S Vom Odenwald, 28. Okt. Die Kartoffelernte iſt nun
borgen. Sie iſt bedeutend beſſeu, als erwartet wurde, ausgefal
Die Preiſe ſind, wie man hört, unterſchiedlich. Es werden ſolche
3—26 Milliarden genannt pro Zentner. Die Neigung, Kartoffeln
zum Frühjahr zurückzuhalten, macht ſich bei der Verſorgung leider
man hen Landwirten bemerkbar, namentlich bei ſolchei, die eine au
dehnte Schweinezucht haben. Da wären wohl Zwangsmaßnahmen
boten, um der Not zu ſteuern.
Offenbach, 29. Okt. Es gibt wohl keine Stadt in Heſſen
der ſich die Zahlungsmittelnot in der Schärfe bemert
macht, wie das hier der Fall iſt. Um die Arbeiter zu entlohnen, wa
noch in der verfloſſenen Woche 5000 Billionen Mark nötig, und
Reichsbank konnte nur 200 zur Verfügung ſtellen. Dabei iſt ein gro
Teil der Arbeiter entweder arbeitslos oder nicht vollbeſchäftigt. Gle
vvohl ſah die Stadtkaſſe diesmal von der Herausgabe eines Notgel
ab. Die letzten ſtädtiſchen Scheine waren ja auch zu unſcheinbar
zu mangelhaft. Dafür entſchloß ſie diesmal die Handelskamiter,
Zahlungsmittelnot zu ſteuern. Sie gab auf Waſſerzeichenpapier Sche
zu 50 und 10 Milliarden heraus. Die erſten Scheine wurden in a
Eile in der Nacht von Donnerstag auf Freitag gedruckt. Einige gr
Betriebe, die von dem Vorgehen der Handelskammer nichts
wuß=
griffen ebenfalls wieder zur Ausgabe eigenen Geldes. — Die Arbe
loſigreit läßt die Stadt den ganzen Tag ſehr belebt erſcheinen. Beſ
ders kann man dies von dem Mathildenplatz ſagen, an dem ſich
Städtiſche Arbeitsamt befindet. Dort haben ſich die Arbeitsloſen
melden. Schon vor acht Uhr morgens iſt das Amt von den Leuten
lagert, da jeder ſo raſch als möglich abgefertigt werden möchte. Es
ein trauriges Bild, das ſich hier jeden Tag entrollt, und man fragt
wie es möglich ſein ſoll, die dielen Arbeitsloſen auch nur auf Wochen
unterhalten. Es müſſen fabelhafte Summen ſein, die dafür verwen
werden müſſen.
R. Gießen, 29. Okt. Einſtellung des Straßenbah
verkehrs. Der Straßenbahnbetrieb iſt mit Rückſicht auf die ung
ſtigen finanziellen Ergebniſſe eingeſtellt worden. — Die Biebe
talbahn ſtellt ab 1. November ihre Tarife ebenfalls auf Goldme
bereelmung uim.
N. Zell (Oberheſſen), 28. Okt. Todesfall. Im hohen Al
bon 91 Jahren iſt hier Altbürgermeiſter Dippel nach kurzem Kr
kenlager geſtorben. Dippel, der einen echten oberheſſiſchen Charakt
koef hatte, iſt von dem aus Oberheſſen ſtammenden Darmſtädter Ma
Richard Hölſcher im Bilde feſtgehalten worden.
Die Finanzen des Großherzogs.
Roman von Frank Heller.
Copyright bei Georg Müller Verlag, München.
79)
(Nachdruck verboten.)
Und bevor Philipp noch etwas ſagen konnte, hatte ſie ſich
raſch an den Tiſch geſetzt, ein Schedbüchlein aus einem kleinen
geſtickten Täſchchen herausgezogen, dann eine Füllfeder, und
während ſie alle außer dem Großherzog mit weitgeöffneten Augen
beobachteten, hatte ſie raſch einen kleinen Papierſtreifen
aus=
gefüllt.
Dann erhob ſie ſich und ſagte ruhig:
„Bitte ſehr, Mr. Jſaaes, dies iſt Ihr Scheck. Darf ich Sie
bitten, mir eine Beſtätigung zu geben, daß Sie ihn empfangen
haben, und daß die Staatsſchuld des Großherzogtums Minorca
bezahlt iſt, bis auf fünfzigtauſend Pfund.”
Mr. Jſages ſtarrte ſie wie ein Geſpenſt an, dann den Scheck.
Er war auf den Credit Lyonnais in Paris ausgeſtellt, und auf
der kleinen Mittelzeile, auf der die Buchſtaben kaum Platz fanden,
las er mit Augen, die ſie nur ſchwer faſſen konnten, die Worte:
An Mr. Erneſt Jſaaes 50 000 000 Franks (Fünfzig Millionen
Franks). Die größte Anweiſung, die er in ſeinem Leben geſehen
hatte. Eine Anweiſung, die deſſen würdig war, dem ſie galt ..
den Jahrhunderte alten Schulden des Großherzogtums Minorca
z... Dann ſah er wieder ſie an und murmelte:
„Bis auf fünfzigtauſend Pfund?”
„Den Vetrag des Profeſſors,” ſagte ſie ruhig. „Mit ihm
haben wir eine beſondere Abrechnung, Don Ramion und ich.”
Bei dieſen Worten raffte ſich Philipp endlich aus der
Ver=
blüffung auf, in die ihre vorhergehenden Worte und Handlungen
ihn verſetzt hatten.
„Hoheit,” ſagte er, — „ich habe fünfzigtauſend Pfund
ris=
kiert — ich habe nichts dagegen, ſie wiederzubekommen, aber nicht
einen Penny mehr! Als ich den Börſencoup machte, machte ich
ihn gegen Unbekannte; wenn Sie mich nicht des Rechtes
berau=
ben wollen, Sie als meine Freunde zu betrachten, dürfen Sie
nicht einmal von einer Abrechnung in Geld ſprechen."
Sie ſah ihn an und nahm ein kleines zuſammengefaltetes
Papier heraus.
Philipp öffnete den kleinen Zettel. Es war ein Scheck auf
den Credit Lyonnais, von derſelben Art, wie der, den Jſaaes
eben empfangen hatte; und in ſeiner oberen Ecke leuchteten die
Zifſern des Betrages:
Fünf Millionen Franks.
Philipp faltete ruhig das kleine Papier zuſammen und
wandte ſich dem Tiſch zu, auf dem die Wachskerzen für die
Zigarettenraucher angezündet waren. Er hielt es in die Flamme
nicht nett von Ihnen!“
„Sie zwwingen mich, noch einen Scheck zu ſchreiben — das iſt
nicht nett von Ihnen!” ſagte die Großherzogin.
Sie ſetzte ſich wieder an den Schreibtiſch und reichte ihm einen
Augenblick ſpäter den Scheck. Philipp ſteckte ihn ein, während
Don Ramon lächelnd ſagte:
„Das iſt der Vorteil, eine entſchiedene und energiſche Gattin
zu haben — man hat mir ganz einfach verboten, ein Wort in
dieſe Sache dreinzureden. Der Haushalt muß ohne Schulden
anfangen. Ich beginne ſchon, unter em Pantoffel zu ſtehen,
Profeſſor.”
„Hoheit,” ſagte Philipp, nich weiß ja, was für ein Gefühl
das iſt!“
Uind während die Großherzogin ihn errötend anſah, fügte er
hinzu:
„Darf ich Ihre großherzogliche und kaiſerliche Hoheit etwas
fragen?
„Aber gerne,” ſagte ſie. „Was den?
„Warum nannten Sie Ihren ge ärtigen Gemahl nie bei
ſeinem rechten Namen? Raoul, Rolgno, Ronald — alles mußte
er heißen, nur nicht Ramon!“
Sie errötete noch lebhafter und faßte den Großherzog am
Arm.
„Fetzt ſind Sie aber nicht ſo ſcharfſinnig wie gewöhnlich,
ſagte ſie. „Natürlich, weil ich ſeinen Namen hören wollte!”
Am Nachmittag, bevor Philipp und Mr. Iſages ſich bereit
machten, abzuſegeln, waren ſie und das großherzögliche Paar,
der Großfürſt und der alte Senjor Pagueno zu Beſuch auf dem
Lande. Abteilungen ruſſiſcher Matroſen patrouillierten auf den
Straßen, wo das Volk noch ſcheu und verängſtigt in zerſtreuten
Gruppen unter den Guirlanden= und Flaggenſtangen ſtand, die
Don Ramon in aller Eile hatte aufſtellen laſſen, um ſeinen und
der Großherzogin Einzug zu feiern. Reiter ſprengten umher und
proklamierten die Wiederkehr und die Vermählung des
Groß=
herzogs; von der Revolution verlautete kein Wort, dafür
ent=
hielten die Proklamationen aber eine andere Mitteilung; von
dieſem Tage an wurden alle Steuern in Minorca auf ein
Zehn=
tel deſſen, was ſie früher betragen hatten, herabgeſetzt, und
ſoll=
ten womöglich noch weiter ermäßigt werden.
„Hoheit haben keine weiteren Revolutionen zu befürchten,”
ſagte Philipp. „Minorca geht einer hellen Zukunft entgegen.”
Oben in dem alten Schloßgarten wandelte Mr.
„ſages in Geſellſchaft des alten Paqueno herum. Sie hatten
zu=
ſammen einige der Geſchäftsbücher des Herzogtums Minorca
durchgeſehen, und der große Finanzmann war noch ganz von dem
erfüllt, ugs er da geſehen hatte.
„Es iſt wunderbar,” ſagte er, „wunderbar! Unbegreifli
Vierunddreißig Jahre, ſagen Sie? Unglaublich! Mit ſole
Gläubigern, ſolchen Reſſourcen und einem ſolchen Renomme
Sagen Sie mir .
Er verſtummte einen Augenblick, dann fuhr er fort:
„Sagen Sie — und Ihr Lohn?”
„Mein Lohn, Senjor!‟ Der alte Paqueno lachte leiſe,
glücklich, um derletzt zu ſein. „Mein Lohn war die Zuneigu
meines Fürſten und das Recht, mich als ſeinen Freund betracht
zu dürfen.”
„Uud . . . ſonſt nichts!” Mr. Jſaaes: Stimme war voll mi
träuiſcher Zweiſel.
„Und ſonſt nichts. Es iſt mehr als genug für mich.”
Mr. Jſaaes betrachtete ihn wieder.
„Sagen it fünftäuſend . . . Ich meine: würden Sie ei
Stelle bei mir übernehmen — es iſt ja nicht fürſtlich, aber d.
auf jeden Fall — ſagen wir fünftauſend Pfund jährlich
habe mehreie faule — mehrere weniger gute Geſellſchaft
und .
Der alte Paqueno lachte wieder.
„Ach, Senjor, es iſt zu ſpät,” ſagte er. „Weder fünftauſei
noch zehntauſend Pfund verlocken mich mehr.”
Mr. Jſages: Stirne umwölkte ſich.
„Ah, ic derſtehe, ein Konkurrent! Natürlich hat ſchon
Konkurrent vor mir mit Ihnen geſprochen?"
Der aite Paqueno legte ſeine welke Hand auf ſeine Schult
„Ja, ein Konkurrent, Senjor. Aber, ein Konkurrent b
anderer Art, als Sie meinen. Ein kleines Kloſter, Senjor —
Ueines Jeſuitenkloſter in Barcelona. Dahin ziehe ich jetzt, we
mein gnädiger Herr in ſeine neuen Verhältniſſe gekommen
In eine kleine Zelle der Brüderſchaft des heiligen Herzens
Jarcelona, Senjor.”
Am Abend desſelben Tages reiſten Mr. Jſaaes und Phili
Collin, it der Jacht des erſteren ab, nachdem er, Philipp, d
größherzögliche Paar und Großfürſt Michael an Bord des „3
Alexander” eine Abſchiedswahlzeit eingenommen hatten. Da!
wurde „The Pe dicht an den grauen Panzerkoloß herd
geführt, und in einer kaiſerlich ruſſiſchen Jolle waren Phil”
und der große Finanzmann in wenigen Sekund n bei ihre
eigenen Schiff angelangt. Vom Verdeck des „Zar Alexande
winkten der Großfürſt, Don Ra on und die Großherzogin.
Herr Collin beugte ſich über die Brüſtung und rief:
„Nächſtes Jahr komme ich mit Kapitän Duponts Boot ne
Minorca! Und ich hoffe, daß ſein Namensvetter dann ſchon d.
Beſuch war und die Thronfolge durch Don Ramon 12
geſichert iſt!“
Ende.
Maßnahmen zur Linderung der Not.
Bereitwilligkeit zur Hilfe.
Der Oberbürgermeiſter hatte für geſtern nachmittag Vertreter der
chaftlichen Organiſationen und ſonſt in Frage kommende Vertreter
wchaftlicher Verbände zu einer Beſprechung eingeladen, deren
End=
ſein ſollte, alsbald die notwendigſten Maßnahmen zu ergreifen,
jeſtehende, täglich größer werdende Not, die ſchon jetzt Tauſenden
Familien es unmöglich macht, die allernotwendigſten Nahrungs=
I wie Brot und Kartoffeln zu beſchaffen, zu lindern, ehe das dro=
Chaos alle Hilfe, weil zu ſpät, illuſoriſch macht. Angebote zu die=
Hilfeleiſtung aus Kreiſen der Wirtſchaft ſelbſt waren dem Herrn
9 bürgermeiſter gemacht worden und bildeten den eigentlichen Anlaß
Beſprechung.
Wberbürgermeiſter Dr. Gläſſing eröffnete die
Ver=
ilung mit herzlicher Begrüßung der Erſchienenen. Ueber den
9 der Beſprechung gebe, wie kurz angedeutet, die Einladung
ge=
ide Aufklärung. Die Stadtverwaltung habe vor Aufhebung der
igsbewirtſchaftung für Brot gewarnt, leider ohne Erfolg.
Nun=
ſtehe ein ſehr ſchwerer Winter bevor. Zu allen Nöten
nzugetreten die große Kohlennot. Angeſichts dieſer Tatſache
müſ=
vir eine reſtlos zuſammengeſchloſſene Notgemeinſchaft bil=
* einer muß dem anderen helfen.
das eigentliche Referat erſtattete Herr
Beigeordneter Delp.
ſeinen Ausführungen ſind beſonders die nachſtehenden Zahlen
f9 ſend für die große allgemeine Not. Von den in Darmſtadt
be=
den 21000 Haushaltungen müſſen zurzeit ein Viertel vom
tiſchen Wohlfahrtsamt betreut werden. Im
übri=
gab Redner folgende Statiſtik bekannt:
Geſ.
Auf=
wendungen
Zahl Zahl der an Un er= Städt. Etwaige beſ.
der Zuſchla s= ſtitzungen Anteil ſtädt. Zu=
Unterſt, empfänger f. Oktober heran, wendungen.
zialrentner
iegsbeſchädigte 1200 10.200 2.040 500 Kriegshinterbl. 42 1526 18.335 ½ard. 403 ohlfahrtspflegl. 843 K 64.097 64.097 2.273 werbsloſe 2082 2465 290.000 42.000 A98 550 rd.
nſtige 500 100 100
Zuſammen 6897 6394 385,758 108,842 42.321
— /der Haushaltungen.
u dieſen Barunterſtützungen kommen in großem Umfange
Natu=
terſtützungen. Für die Wohlfahrtseinrichtungen, die 6000
Perſo=
ſugute kymmen, benötigt die Stadt 120 Waggon Kartoffeln,
be=
ſind davon bisher 52 Wagen. Dazu kommen Hülſenfrüchte, Holz,
ge Brennmaterialien, Schuhe, Textilwaren. Leider iſt es nicht
ch geweſen, den dringendſten Anforderungen nach Wäſche und
In für Kinder zu entſprechen. Die Mittel der Stadt ſind erſchöpft.
Stadt hat eine Anleihe von 120 Billionen aufgenommen, um ihren
ichſten Verpflichtungen nachkommen zu können. Jetzt wendet ſie
In die noch tragfähigen Schultern, um die ſchlimmſte Not zu be=
Es wird vornehmlich auf Spenden in Naturalien, Kartoffeln,
Smittel, Mehl, Schuhe, Textilien gerechnet. Wer hierzu nicht in
age iſt, möchte nach ſeinen Kräften Geld hergeben, am beſten De=
Nach Auffaſſung der Stadt kommt es für die nächſte Zeit
beſon=
ſey arauf an, zu ermöglichen, in den verſchiedenen Teilen der Stadt
/o bis zehn Kochſtellen zu errichten, von denen die
Um=
por ſich gute Suppen nach Hauſe holen können. Daneben ſollen
eit Anzabl Wärmeſtuben errichtet werden, in denen diejenigen, die
ſei ſarmes Zimmer beſchaffen können, eſſen und auch ſonſt ſich
auf=
können. Dadurch ſoll auch erreicht werden, die Jugendlichen,
ſo=
ie erizerhslos, von der Straße wegzubringen. Nach dem neuen
1— sloſenunterſtützungsgeſetz müſſen die Arbeitsloſen Arbeit leiſten,
ſie eſen öffenrlichen Einrichtungen zugute kommen ſollen. Die
ge=
be ten oder beſchafften Waren ſollen dem Wohlfahrtsamt zur Ver=
49y geſtellt werden, das die Verteilung bzw. die Uebermittelung an
ſie beiſeanſtalten überwachen ſoll. Der Verſammlung, bzw. den Krei=
Irr ie ſich an der Hilfsaktion beteiligen, ſoll anheimgeſtellt bleiben,
ihr Ueberwachungsausſchuß einzuſetzen. Die
Maſſenſpeiſun=
ſel ollen nur im Falle der alleräußerſten Not eingerich=
Erden, weil zunächſt jedes Mittel erſchöpft werden muß,
ſe ushaltungen zuſammenzuhalten.
edner ſchloß mit einem Hinweis auf die letzten Gründe der
gegen=
ſäen furchtbaren Not: im weſentlichen das Verhalten der
Franzo=
irr d der deutſchen Französlinge. In heutiger Zeit müſſe mehr denn
r, ganz gleich welchen Berufes und welcher Stelle, ſeine
Schul=
rig tun. Die Beamten und Angeſtellten des Wohlfahrtsamtes
be=
ſir in ihrem zurzeit ſehr ſchweren Dienſt dringendſt der Unterſtützung
ſer zvölkerung. Es werde in Darmſtadt mehr getan, wie in anderen
5tin. Wenn der Stadtverwaltung von Darmſtadt trotzdem der
Foirf des mangelnden ſozialen Verſtändniſſes gemacht werde, ſo
„eie ſieſe Vorwürfe eben unhaltbar und ungerecht.
der
Ausſprache
Sſüh, Herr Fabrikant Schenck aus, ſo erſchütternd die Zahlen ſeien,
dei: Vorredner gegeben, ſo ſeien ſie noch nicht ausreichend, denn die
Ech ſerde noch viel ſchwerer werden. Alle im Erwerbsleben
Stehen=
ſen le, die feſten Lohn und feſtes Gehalt haben, müßten je nach ihren
kräi für die Notleidenden Opfer bringen. Für die in der
Handels=
ſamr vereinigten Betriebe könne Redner die Bereitwilligkeit zur
ſil erklären, wenn eben auch alle anderen Erwerbskreiſe ſich
betei=
ge Es müſſe aber auch darauf hingewieſen werden, daß auch die
in rie zurzeit ſchwer belaſtet iſt.
rr Kaufmann Stemmer ſprach für den Darmſtädter Lebens=
II und Einzelhandel ebenfalls die Bereitwilligkeit aus, ſich an dem
Dil erk zu beteiligen. Die heutige Zeit zwinge dazu, auch die kleinſte
bal kaufmänniſch zu verwalten, was mit den Mitteln der Nothilfe
leider nicht immer geſchehen ſei. Der Einzelhandel wolle helfen durch
Zuſatzkarten, auf deren Vorzeigen eine beſtimmte Menge
not=
wendiger Waren abgegeben werden ſoll. Dieſe Karten ſoll das
Wohl=
fahrtsamt verteilen, die Waren ſollen in den Geſchäften gegen dieſe
Karten an die Empfänger abgegeben werden. Dadurch ſoll auch erreicht
werden, daß der Empfänger mit dem Spender wieder in engere
Berüh=
rung kommt, damit dieſer weiß, wer ſich an der Hilfe beteiligt und
un=
gerechten Verhetzungen der Boden entzogen wird. In dieſer Form
könnten auch andere Geſchäfte helfen. Helfen müſſen alle Kreiſe; es
geht nicht an, wieder nur einige Schultern zu belaſten. Bei der
Ver=
teilung müſſe gerecht vorgegangen, vor allem keinerlei politiſche
Rück=
ſichten genommen werden.
Stadtverordneter Nordmann tritt dieſem Vorſchlag entgegen,
den er nicht für geeignet hält. Man könne dem Wunſche des Vorredners
auch entſprechen, wenn die Namen der Spender veröffentlicht werden.
Man ſolle dem Wohlfahrtsamt die Verteilung überlaſſen.
Herr Direktor May ſprach im Namen der
Induſtriellenvereini=
gung, die jedoch bei der Kürze der Einladung noch keine Beſchlüſſe
faſ=
ſen konnte. Redner führte aus: Die Erfahrungen bei der Nothilfe
Darmſtadts haben gezeigt, daß viele Bedürftige, beſonders die
verſchäm=
ten Armen, leer ausgegangen ſind. Im vergangenen Jahre wurden
vornehmlich Arbeitnehmer bedacht, die aber ihrerſeits ſich an der
Hilfs=
aktion nicht in erwünſchtem Maße beteiligt haben. Von 40 Millionen,
die aufgebracht wurden, ſind nur 2,5 Millionen von Arbeitnehmern
auf=
gebracht worden. Wenn die Arbeitnehmer ſich an der neuen Hilfsaktion
beteiligen in Form einer beſtimmten Abgabe vom Lohn, ſind auch die
Induſtriellen bereit, tatkräftig zu helfen.
Herr Adler hat mit dem Lebensmittelgroßhandel Fühlung
ge=
nommen, der ſich bereit erklärt hat, Lebensmittel zur Verfügung zu
ſtellen, über die das Wohlfahrtsamt nach Bedarf verfügen kann.
Herr Nohl mußte für die Handwerkskammer leider die Erklärung
abgeben, daß die Handwerker ſich beim beſten Willen nicht an der
Hilfs=
aktion beteiligen können, da bei ihnen die Not ſelbſt ſo groß iſt.
Herr Obermeiſter Krämer machte namens der Bäckerinnung den
Vorſchlag, daß die Stadt Darmſtadt Mehl zur Verfügung ſtelle, das
die Bäcker verarbeiten wollen ohne Verdienſt. Die Bäcker ſeien bereit
zu helfen, ſoweit ſie in der Lage ſind.
Herr Braunwarth machte den Vorſchlag, in den
Haushaltun=
gen, die es ermöglichen können, Freitiſche einzuführen. Außerdem bittet
er die Arbeitgeber, zu prüfen, ob ſich nicht immer noch eine
Arbeits=
ſtätte neu ſchaffen läßt. Wo zehn arbeiten, läßt ſich auch für einen
Elf=
ten noch Arbeit finden.
Herr Beigeordneter Delp erklärt, daß der Gedanke der Freitiſche
für Kinder vorbehalten bleiben ſoll. Ein dahingehender Aufruf werde
demnächſt an die Bürgerſchaft ergehen, weil die Kinderſpeiſungen nicht
mehr ausreichen. Was den Vorſchlag des Herrn May betreffe, ſo
er=
wartet Redner ſelbſtredend auch von jedem Arbeiter, der dazu in der
Lage iſt, Beteiligung an der Hilfsaktion. Mit den
Arbeiterorganiſatio=
nen werde in nächſter Zeit beſonders verhandelt werden. Wenn die Not
noch mehr ſteigt, was leider zu befürchten iſt, wird man ſich im
weſent=
lichen auf die Maſſenſpeiſungen beſchränken müſſen, die Abgabe an
Einzelfamilien wird aufhören, oder doch auf das Allerdringlichſte
be=
ſchränkt werden müſſen. Der Vorſchlag des Herrn Stemmer ſei
dem=
nach ſchwer annehmbar. Nach den gemachten Erfahrungen ſei das
Gut=
ſcheinſyſtem nicht zu empfehlen. Im übrigen wäre lebhaft zu bedauern,
wenn die Arbeitgeberſchaft ihre Hilfe von der der Arbeitnehmerſchaft
abhängig machen würde. Jeder ſolle nach ſeinen Kräften geben, und
zwar am zweckmäßigſten dem Wohlfahrtsamt, bei dem alle Fäden
zu=
ſammenlaufen. Es ſei heute durchaus keine Schande, das
Wohlfahris=
amt in Anſpruch zu nehmen, die Fürſorge ſei heute geſetzliches Recht.
Ein beſonders warmer Appell müſſe an die Kohlenhändler,
Leberhänd=
ler und Textilfirmen gerichtet werden.
Herr Stemmer ſtellt feſt, daß es ihm in keiner Weiſe um eine
Veröffentlichung von Namen zu tun iſt, ſondern einfach um die
Tat=
ſache, daß der Empfänger dem Geber näher gebracht werden ſoll, der
dann gegebenenfalls auch ein weiteres tun kann.
Stadtverordneter Finger ſtimmt Herrn Stemmer durchaus zu.
Es ſei ein durchaus geſunder Gedanke, der Herrn Stemmer bewege, und
man ſollte wohl verſuchen, dem Rechnung zu tragen.
Herr J. May regt einen Aufruf zur Sammlung abgelegter
Klei=
dungsſtücke und Schuhe an.
Herr Stadtverordneter Nordmann hält nach wie vor die direkte
Ablieferung an das Wohlfahrtsamt für das Beſte und Nichtigſte. Zur
Opferbereitſchaft der Arbeiter gehört auch die Tatſache, daß die Arbeiter
lange Zeit ſich mit Löhnen begnügen, die in keiner Weiſe ausreichen für
den Lebensbedarf. Trotzdem werde man bei der Arbeiterſchaft noch auf
Opferfreudigkeit rechnen können, namentlich im Sinne des Herrn
Braunwarth.
Herr Direktor Schrauth ſtellt feſt, daß die Verteilung der
Mit=
tel der vorjährigen Nothilfe von einem Ausſchuß überwacht und
kon=
trolliert wurde, dem alle Kreiſe der Bevölkerung angehörten. Das
Wohlfahrtsamt mit ſeinem Beamtenapparat habe ſicher nicht
ſchwerfäl=
lig gearbeitet. Wenn es bisher noch in Darmſtadt gelang, die Ruhe zu
bewahren, ſo iſt das ſicher mit Verdienſt dieſes Beamtenapparates. Das
Gutſcheinſyſtem habe ſich als ſehr unpraktiſch erwieſen, beſonders für
die Empfänger ſelbſt.
Herr Direktor May ſtellt nochmals feſt, daß er nur auf Grund
ſeiner eigenen Erfahrungen ſprach, die jedoch allgemein gemacht wurden.
Ein Beſchluß ſeines Kartells liege noch nicht vor. Eine ganze Anzahl
von Firmen beſchäftige heute noch trotz ſchwerſter Bedingungen die volle
Arbeiterzahl und laſſe auf Vorrat arbeiten. (Zuſtimmung.)
Oberbürgermeiſter Dr. Gläſſing weiſt auf die überſtürzte
Geſetz=
gebung und Reſſortwirtſchaft hin, unter der die Kommunen und
Wirt=
ſchaftsbetriebe ſchwer zu leiden haben. Vielfach muß bis in die Nacht
und am Sonntag gearbeitet werden, nur um die Geſetze durchzuführen,
für Zahlungsmittel zu ſorgen uſw. Unter den Folgen dieſer verkehrten
Wirtſchafts= und Steuerpolitik leiden alle Stände, darum müſſen alle
zuſammenſtehen, bis die Zuſtände wieder einigermaßen geordnet ſind.
Nie iſt die Gefahr und die Not ſo groß und ſchwer geweſen, wie ſie im
kommenden Winter ſein wird.
Herr Störger ſtellt zur Mehlverſorgung feſt, daß die
Mehlhandlungen ſtets Mehl abgegeben haben, an jeden, der haben
wollte. Es ſei nirgends Mehl abſichtlich zurückgehalten worden. Zur
Sache ſelbſt ſollte man nicht kleinlich ſein, ſondern reichlich und ſchnell
geben.
Mit einem Dankeswort ſchloß Oberbürgermeiſter Dr. Gläſſing
die Verſammlung, als deren Ergebnis er feſtſtellen konnte, daß alle
Kreiſe der Wirtſchaft ſich bereit erklärten, dem
Wohlfahrtsamt ſeine Aufgabe nach Kräften
er=
leichtern zu helfen.
M. St.
Sport, Spiel und Turnen.
Fußball.
Ungarn—Schweden 2: 1 (0: 1).
Norwegen — Frankreich 2:0.
Dieſes Ergebnis intereſſiert beſonders deshalb, weil die Norweger
am kommenden Sonntag in Hamburg gegen Deutſchland ſpielen.
Da Harder nicht ſtarten darf, wird Seiderer den Poſten als
Mittel=
ſtürmer in der deutſchen Elf einnehmen.
Radfahren.
Länderkampf Deutfchland—Holland.
Der Bund Deutſcher Nadfahrer veranſtaltete in Köln
einen Länderkampf Deutſchland—Holland über fünf Tauſendmeterläufe.
Mit 16:10 Punkten blieb Deutſchland, das durch Oſzmella und
Roßbach vertreten war, Sieger. Den Großen Herbſtpreis über 800
Meter ſicherte ſich Rixen=Köln; der Abſchiedspreis, ein Zweiſitzerfahren,
fiel an Roßbach=Ofzmella, und im Helden=Gedächtnispreis war P.
Kre=
wer der Beſte.
Automobil=Rennen.
Der Große Preis von Spanien.
Das Automobilrennen um den Großen Preis bon
Spanien über 400 Kilometer, das am Sonntag bei Barcelona
ſtatt=
fand, endete mit dem Siege von Divo auf Sunbeam in 2:48:52. Zweiter
wurde wieder Zborowſki, der diesmal einen Millerwagen fuhr.
Durch=
ſchnittsgeſchwindigkeit toar rund 160 Kilometer.
Gottesdienſtliche Anzeigen.
Katholiſche Gemeinden.
Donnerstag, den 1. November 1923,
Allerheiligen.
St. Ludwigskirche: Mittwoch, nachm. 4 Uhr und abends 8 Uhr=
Gelegenheit zur heil. Beichte.
Donnerstag, vorm. 5½ Uhr: Gelegenheit zur heil. Beichte. — Um
6 Uhr: Erſte heil. Meſſe. — Um 7 Uhr: Heil. Meſſe mit Roſenkranz.
— Um 8 Uhr: Singmeſſe mit Predigt. — Um 9½ Uhr: Hochamt
mit Predigt. — Um 11 Uhr: Singmeſſe mit Predigt. — Nachm. 3 Uhr:
Feierliche Veſper. — Abends 6 Uhr: Armenſeelenandacht, Predigt und
Abſolution an der Tumba.
Kapelle der Barmherzigen Schweſtern: Donnerstag, vorm. ½7 Uhr:
Heil. Meſſe. — Um 9 Uhr: Studentengottesdienſt. — Nachm. 2 Uhr:
Roſenkranzandacht.
Kapelle in der Waldſtraße: Donnerstag, vorm. 7 Uhr: Heil. Meſſe,
St. Eliſabethenkirche: Mittwoch, nachm. ½5 Uhr bis abends 7 Uhr:
Gelegenheit zur heil. Beichte.
Donnerstag, vorm. von 6 Uhr an: Gelegenheit zur heil. Beichte,
— Um ½7 Uhr: Frühmeſſe mit Ausſetzung. — Um 8 Uhr: Heil. Meſſe
mit Ausſetzung. — Um ½10 Uhr: Heil. Meſſe mit Ausſetzung. —
Nach=
mittags 2 Uhr: Feierliche Veſper, — Abends 8 Uhr: Allerſeelenpredigt
mit Andacht.
Kapelle zu Arheilgen: Vorm. 10 Uhr: Hochamt und Predigt.
St. Martinskapelle zu Beſſungen: Mittwoch, nachm. 5 Uhr und
abends 8 Uhr: Gelegenheit zur heil. Beichte,
Donnerstag, vorm. 6½ Uhr: Heil. Beichte. — Um 7 Uhr: Hl. Meſſe
mit heil. Kommunion. — Um 8 Uhr: Heil. Meſſe mit Predigt. — Um
9½ Uhr: Amt mit Predigt auf dem Bauplatz; vorher Kräuterweihe,
— Nachm. ½3 Uhr: Feierliche Veſper.
St. Fidelis: In der Kapelle der Engliſchen Fräulein an der
Wald=
ſtraße vorm. 8 Uhr: Heil. Meſſe und Predigt.
Kirche zu Eberſtadt: Mittwoch, nachm. 5 Uhr und abends 8 Uhr:
Beichtgelegenheit.
Donnerstag, vorm. 6 Uhr: Beichtgelegenheit. — Um 6½ Uhr;
Austeilung der heil. Kommunion. — Um 9½ Uhr: Hochamt. —
Nach=
mittags 2 Uhr: Andacht.
Kapelle zu Pfungſtadt: Donnerstag, vorm. 7 Uhr:
Beichtgelegen=
heit. — Um 7½ Uhr: Hochamt und Predigt. — Nachm. 4 Uhr: And,
Freitag, den 2. November 1923,
Allerſeelen.
St. Ludwigskirche: Donnerstag, nachm. 4 Uhr: Gelegenheit zur
heil. Beichte.
Freitag, vorm. 5½ Uhr: Beichtgelegenheit. — Von 6 Uhr an: Heil,
Meſſen mit Austeilung der heil. Kommunion. — Um 9 Uhr:
Feier=
liches Seelenamt für die Verſtorbenen der Gemeinde. — Nachmittags
3 Uhr: Bei günſtiger Witterung Gebete für die Verſtorbenen der
Ge=
meinde auf dem Friedhof an der Nieder=Ramſtädterſtraße. — Abends
7 Uhr: Armenſeelenandacht. — Samstag, vorm. 6½ Uhr: Frühmeſſe
und Armenſeelenandacht
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
ettervorherſage für Donnerstag, 1. November=
Bewölkt, geringe Regen, Nebel, nachts kalt, öſtliche Winde.
Tageskalender.
Landestheater. Großes Haus, Anfang 7 Uhr, Ende gegen 10
Uhr (E 5): „Falſtaff”. Kleines Haus, Anfang 7 Uhr, Ende 9½ Uhr
(Zuſatzmiete VIII 2): „Liliom”. — Orpheum, 734 Uhr abends:
„Der Fürſt von Pappenheim”. — Union=, Reſidenz=, Zentral=Theater,
Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, „Stadt und Land”,
„Reich und Ausland”: Max Streeſe; für den Inſeratenteil:
J. V. S. Fleiſchmann, — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Rummer hat 6 Seiten
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ter Tagblatt
31. Oftober 1923 Nr. 30
h. Enzinger=Verke A.=G. in Worms. Die Geſellſchaft
beruft ebenſo wie die mit ihr in Intereſſengemeinſchaft ſtehenden
Union=
werke Mannheim auf den 12. Novcmber eine außerordentliche
General=
verſammlung zwecks Erhöhung des Grundkapitals um 5,5 auf 37,5 Mill
Mk. durch Ausgabe von 5000 Stück neuer Juhaber=Stammaktien je 1000
Mk. und durch Ausgabe von 500 Stück 10ſtimmiger Vorzugsaktien 2. 1000
Mark, die den alten Vorzugsaktien gleichgeſtellt ſein ſollen. Auch
Wahlen zum Aufſichtsrat ſind vorgeſehen.
wb. Norgeldſcheine zu Lohnzahlungen für die
Induſtrie. Die Handelskammer Frankfurt a. M. hat mit
Geneh=
migung des Reichsminiſters der Finanzen beſchloſſen, auf Grund
hinter=
legter Goldanleihe Notgeldſcheine herauszugeben, die in erſter Linie zu
Lohnzahlungen, für die Induſtrie beſtimmt ſind, ſo daß ein Teil der
Löhne und Gehälter in wertbeſtändigem Geld gezahlt werden kann.
Diejenigen Firmen, die im Beſitze von wertbeſtändiger Goldanleihe des
Deutſchen Reiches oder einer Quittung über den Ankauf derſelben ſind,
können die Stücke oder die Qufttung bei der Reichsbauk hier durch
Vermittelung ihres Bankhauſes deponieren und erhalten dafür, falls
ſie kleinere Stücke benötigen, die von der Reichsbank noch nicht in
ge=
nügender Anzahl ausgegeben ſind, einen entſprechenden Betrag von
Notgeldſcheinen. Dieſe lauten über 2,10 Mk. Gold gleich ½ Dollar,
1,05 Mk. Gold gleich ¼ Dollar, 42 Pfg. Gold gleich ein Zehntel Doll.
Für die Aushändigung wird eine Gebühr von einem Prozent des
ab=
gehobenen Notgeldbetrages erhoben. Die Ausgabe erfolgt durch die
Reichsbankhauptſtelle hier in den Vormittagsſtunden von 9 bis 12 Uhr,
erſtmals von Donnerstag, den 1. November, ab. Die Scheine ſind alſo
durch hinterlegte Goldanleihe voll gedeckt und werden binnen
Monats=
friſt, ſpäteſtens am 15. Dezember 1923, nach Aufruf in effektive Stücke
der Goldanleihe umgetauſcht.
h. Max Menzel A. G., Mannheim. Die bisher unter der
Firma Max Menzel in Mannheim betriebene Fabrik von Seifen und
Seifenpulver wurde mit 200 Millionen Mk. Kapital in eine
Aktiengeſell=
ſchaft umgewandelt. Gründer ſind neben den beiden bisherigen
In=
habern Max Menzel und Hans Gutleben die Herren Theodor Sander=
Stuttgart, Adolf Schäfer, Johann Martin Gutleben und Dr. Eugen
Gerhard, alle in Mannheim. Der Vorſtand beſteht aus den beiden
bis=
herigen Inhabern, der Aufſichtsrat aus den übrigen vorgenannten
Gründern.
h. Schnellpreſſenfabrik Heidelberg. Das zum
Richard=Kahn=Konzern gehörige Unternehmen ſchlägt der nach Verlin
einberufenen außerordentlichen Generalverſammlung Kapitalserhöhung
um 67 Mill. Mk. Stamm= und 3 Mill. Mk. Vorzugsaktien mit
zwölf=
fachem Stimmrecht auf 120 Mill. Mk. vor. Ferner ſtehen
Aufſichtsrats=
wahlen auf der Tagesordnung.
* Vereinigte Smyrna=Teppich=Fabrik A.=G.,
Kortbus. Die Geſellſchaft beruft zum 13. 11. a. o. G.=V., die über
Erhöhung des Grundkapitals um bis zu 37 Mill. unter gleichzeitiger
Um=
wandlung von 1 Mill. Vorzugsaktien in Stammaktien Beſchluß faſſen
ſoll. Das zukünftige Aktienkapital wird ſich ſomit auf 61 Mill. ſtellen.
h. „Cherowag” Chemikalien= und Rohwachs=A.G.
in Hamburg. Unter dieſem Namen wurde die Geſellſchaft mit 500
Millionen Mark Aktienkapital gegründet. Gegenſtand des Unternehmens
iſt der Im= und Export ſowie der Großhandel mit Chemikalien,
Roh=
wachs, Terpentin, Oelen und verwandter Produkte, eventuell Fabrikation
und Beteiligung, ſowie Erwerb von Unternehmungen ähnlicher Art.
h. Spinnerei und Webereien Zell=Schönau A.=G.
in Zell i. W. (Baden). Bei einer auf den 20. November
einberufe=
nen außerordentlichen Generalverſammlung wird Erhöhung des
Stamm=
kapitals um einen nicht genannten Betrag und Umwandlung der
Vor=
zugsaktien Litera C in gebundene Namensaktien beantragt.
h. Gabriel Heroſe A.=G. in Konſtanz. Das Unternehmen
erzielte im abgelaufenen Geſchäftsjahr einen Rohertrag von 1,71 (i. V.
0,1657) Milliarden Mark und einen Rohgewinn von 13,16 (0,43) Mill.
Mk., über deſſen Verwendung nichts mitgeteilt wird.
uhöhungen im Lali=Zergbau. Bei den
Lohnverhanölungen am 29. O’tyßee im Nali=Bergban wurde ein Schied3 gefällt, der die gleiche Lohnerhöhung wie im Bergöau, alſo um
300) Prozent auch für den Nali=Vergbau sorfieht. Ob dieſe
Lohnerhöh=
ung eine Zalipreiserhößung zur Folge haben wird, kann heuke noch nicht
geſagt verden. Die Verhandlungen darüber haßen noch nicht begonnen.
* Hamburger Elbe=Schiffs=Werft A.=G. Die
Geſell=
ſchaft beruft a. o. G.=V. zum 14. 11., die über Kapitalserhöhung um
37 Mill. Stamm= und 2 Mill. Vorzugsaktien Beſchluß faſſen ſoll.
* Hillowerke A.=G., Dresden. Die Geſellſchaft fordert zum
Bezuge der neuen ab 1. 1. 23 dividendenberechtigten Stammaktien bis
einſchließlich 15. 11. auf. Auf nom. Mk. 5000 alte Stammartien
ent=
fallen nom. Mk. 2000 nene zum Bezugspreiſe von §8 1 Reichs=Gold=
An=
leihe in effektiven Stücken, zuzüglich eines Pauſchalbetrages für
Be=
zugsrecht und zuzüglich Börſenumſatzſteuer.
h. Mannheimer ſtädtiſche Kohlenanleihe. Die von
den ſtädtiſchen Kollegien hor einiger Zeit beſchloſſene Ausgabe einer
Kehlenwertanleihe haben die Mannheimer Banken und Bankiens, ſowie
die Städtiſche Sparkaſſe nun im kommiſſionsweiſen Verkauf
übernom=
men. Für die Anleihe iſt eine beſondere Sicherung durch die Einnahmen
des Städtiſchen Gaswerks vorgeſehen. Aus dem Anleiheerlös ſollen in
erſter Linie die ſchwebenden Schulden der Stadt zurückgezahlt und mit
dem Reſt ein Betriebsfonds gebildet werden, der die Stadtverwaltung
oder die ſtädtiſchen Kaſſen, namentlich auch die Werke, in die Lage
vder=
ſetzt, allen Anforderungen, insbeſondere auch ivegen ker Beſhaffung
von Rohſtoffen, zu genügen. Die Zeichnungsbeding: igen ſind ſehr
günſtig gehalten. Von der Geſamtmenge der Anleihe mic 70 .00 To
wird zunächſt nur ein Teilbetrag von 10 000 To. zur Zeichn:
f=
gelegt. Die Anleihe iſt geſtückelt in 500, 1000, 2000 und 3500 Riiogenmm
Steinkohle. Zins 6 Prozent ab 1. November 1923. Die Tilgung
de=
ginnt ab 1. November 1925, jährlich 3 Prozent; von da ab verſtärkte
Tilgung zuläſſig. Die Zeichnung begann am 26. Oktober. Der
Zeich=
nungspreis beträgt für eine Tonne 350 Milliarden Papiermark, ſofort
zahlbar bei der Zeichnung. Tägliche Aenderung des Zeichnungspreiſes
bleibt vorbehalten.
h. 6proz. Holzwert=Anleihe der Stadtgemeinde
Freiburg i. B. Der Beginn der Zeichnung auf 60 000 Feſtmeter
Nadelnutzholz 3. Klaſſe erfolgt am 30. Oktober 1923 bei der Badiſchen
Girozentrale Mannheim, Karlsruhe, Freiburg und der Heſſiſchen
Giro=
zentrale in Darmſtadt. Der Zeichnungspreis für 1 Feſtmeter iſt auf
30 Goldmark — 7½ Dollar feſtgeſetzt und iſt ſofort bei der Zuteilung
zu entrichten. Die Anleihe ſoll je nach Bedarf in Stücke von ½,
1, 2 und 5 Feſtmeter eingeteilt werden. Für die Anleihe haftet das
ganze Vermögen der Stadt.
Warenmärkte.
wb. Amtliche Notierungen der Frankfurter
Ge=
treidebörſe vom 30. Oktober. Getreide, Hülſenfrüchte und
Bier=
treber ohne Sack, Weizenmehl und Kleie mit Sack. Preis je 100 Kilo.
Die Preiſe verſtehen ſich für alsbaldige Lieferung. Weizen Wetterauer
15,70—15,85, Roggen 14,90—15, Sommergerſte 13—13,25, Hafer inländ.
13—13,50, Weizenmehl ſüddeutſches Spezial Null 28,50—29,50 (bei
Waggonbezug ab Mühlenſtation), Roggenmehl 27,25—28,25, Weizen=
und Roggenkleie 5,50—6 (in Milliarden Mk.). Tendenz: ſtetig.
h. Mannheimer Produktenbörſe. Das Angebot war
auch an der Montagsbörſe knapp, da man immer noch nicht mit
wert=
beſtändigem Geld bezahlen kann. Die Nachfrage dagegen iſt beſſer und
die Tendenz ſehr feſt angsſichts der innerpolitiſchen Verhälkniſſe. Als
beſonders hervorzuheben iſt das Auftreten ben Kaufneigung für
aus=
ländiſchen Weizen, den man zun Verfeinerung des einheimiſchen
Weizen=
mehls benötigt, da man im Vergleick: zu den Bahnfrachten günſtigere
Waſſerfrachten hat und ſo ſich der Bezug von Auslandsgetreide
ren=
tieren kann. Roggen war auch wieder etwas angeboten. Die Preiſe
hielten ſich annähernd unverändert gegen die letzte Börſe. Gefordert
wurden für Weizen 320—350, für Roggen 290—300, für Gerſte 270—290,
für Hafer 210—250 Miſliarden Mark pro 100 Kilo bahnfrei Mannhe
In Mehl iſt das Angebot etwas größer geworden und auch der Han
geſtaltete ſich etwas lebhafter. Für Weizenmehl Spezial Null verla
ten die Mühlen einen um 80 Milliarden erhöhten Satz von 580,
zweite Hand von 500, für Noggenmehl die Mühlen 450, die zw
Hand 425 Milliarden Mark pro Doppelzentner ab Mannheim. Auf
Futtermittelmarkt dagegen fehlt es auch weiter an genügendem Ange
Für Kleie verlangen die Mühlen 90—105 Milliarden Mk. pro 100 K
für Malzkeime und Biertreber wurden keine Preisforderungen beka
da die Mälzereien und Brauereien hierfür mindeſtens zur Hälfte 1
tauſch in Gerſte beanſpruchen.
h. Mannheimer Schlachtviehmarkt. Zum Schle
viehmarkt am Montag waren aufgetrieben: 84 Ochſen, 28 Bullen,
Kühe und Ninder, 92 Kälber, 19 Schafe, 169 Schweine. Bezahlt
den pro Pfund Lebendgewicht in Milliarden Mark: Ochſen 1. Kl.
2. Kl. 6—7, 3. Kl. 5—6, 4. Kl. 4—5; Bullen 1 Kl. 6—7, 2. Kl. 5
3. Kl. 5—5,5; Kühe und Ninder 1. Kſ. 7—8, 2. Kl. 6—7, 3. Kl. 5—
Kl. 4—5, 5. Kl. 2,5—4; Kälber b 7—8, c 6—7, d 5—6, C 5—5,5; Se
2 5—6, b 4—5, & 3—4. Schweine wurden nicht notiert. Marktverle
mit Großvieh mittelmäßig, geräumt; mit Kälbern lebhaft, ausverka
mit Schweinen mittelmäßig, geräumt. — Die Preiſe verſtehen ſich
Marktpreiſe einſchl. aller Unkoſten und Speſen.
wb. Berliner Produktenbericht. Im Anſchluß an
geſtrige nachmittägige Feſtigkeit entwickelte ſich heute am Produktenm
eine kräftige Aufwärtsbewegung. Namentlich Roggen ſtieg erhe
wegen andauernd großen Begehrs nach Roggenmehl. Im Zuſamn
hang hiermit ſtanden vermehrte Käufe der Reichsgetreideſtelle.
Weizen wirkte das Zurückbleiben hinter den Auslandspreiſen und
geringe Inlandsangebot gleichfalls preisſteigernd ein. Auch die
hältnismäßig hohen ausländiſchen Dollarkurſe und die zum 1. Noven
bevorſtehende Frachtenſteigerung haben den Begehr angeregt. Beſon
gilt das für Hafer. Gerſte war bei ruhigem Geſchäft feſter. Für
We=
mehl zeigte ſich wvenig Intereſſe.
Börſen.
wb. Verliner Börſenbericht. Bei ruhigem Geſe
blieb im Vormittagsverkehr der Kurs der Goldanleihe mit 65 Mill
den unverändert. Für Deviſen machte ſich vermehrte Nachfrage gelt
boch wurde Material von der Reichsbank zu den geſtrigen Kurſen
geben, allerdings bei ſtarker Redartierung. Es wurden durchſchnit
nur 10 Prozent der angeforderten Beträge zugeteilt. Die Tendenz
infolgedeſſen recht feſt. Goldanleihe 65 Milliarden, Dollarſchatzanwei
gen 80 Milliarden.
Oeviſenmarkt.
RIe
Bet
Miue
Bc6
Briel.
Amſterdam=Rotterdam/25137000000.
Brüſſel=Antwerpen.
Chriſtiania . . . . . . .
Kopenhagen ..."
Stockholm .
Helſingfors".
Italien..
London.
New=York.
152838403100
Paris.
Schweiz.
Spanien
Wien(i. D.
Prag".
Budapeſt.
Buenos=Aires.
Bulgarien
Japan.
Rio de Jan
759-5000000.—
768000000 —
Belgrad..
Liſſabon.
2594 000000.—
Sofia".
Anmerkung: B. — Berlin,
*23.300000. —
697560000. —
11720/6000.
183 77000000.
17 16000000.—
9:30400001 —
2812 73000000
37/000000. —
3778000000 —
908000.—
3431000.—
6 080.0000—
30323000000.
22 3000000
3248000000. —
10025404 090.
112280 0000.
1744 3000000.
1724006 000.
2927000000.
290725000000
65 162000900
3784900009.—
H1571000000. 11629000009.
8822000000.—
912000.—
1895000000— 1903000000 —
3503000.
20349000000. 2045 1000000.
6 12000000
31077000000.
60 15000000.—1
722000000.—
2603000000. —
25 137000000.
323 2000 000.—
1o975 000000 —
r 17210004 0.
16 957000 000.
1716000000.—
2913 000000.—
28927 5000000
16438 000000.
377 1000000.—
11571 000000.
7 78 000000. —
908 000.—
1825000000.—
3491000.—
203 49 000030.
608 000300 —
30 923000000.
3935 000u00 —
768 000000.—
2594 000C 00. —
25 263/ 00000.
32:8 000000.—
10025 000000.
11228060000.
17 043000000.
1724000000.—
2927 000000.—
29072 5000 000.
65162 100000.
3789 000000 —
11629 000000.
8822 000000.—
912000.—
1905 000000.
3509 00.—
2045 1 00009)
6 12000006.—
3 107700 0000.
6013 000000
772 000003.
2605 000000.
F. — Frankfurt,
ung
S oe
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die Sie in allen einſchlägigen Geſchäffen erhalten, genügt vollkommen für eine
Wäſche normalen Umfanges. Von Burnus ſind nicht große Mengen nötig um
wirkſam zu ſein. Burnus iſt ein organiſches Einweichmittel, das den Schmutz
von der Wäſche zum größten Teil ſelbſitätig ablöſt, wenn man dieſelbe über
Nacht in die lauwarme Burnusbrühe einlegt. Die Verwendung von Burnus
bedeutet keine Mehrausgaße, denn in irgend etwas muß die Wäſche ja doch
eingeweichtwerden; man ſpart hierbei aber — und das iſt heutzutage die
Haupt=
ſache — im beträchtlichen Maße Seife und Feuerung, die bekanntlich enorm
1. OKTOBER 1923
teuer geworden ſind. Zudem wird die koſtbare, unerſetzliche Wäſche dabei
ge=
ſchont wie bei keinem anderen Verfahren. Bedeutende Spezialgelehrte, große
Dampfwäſchereien und unendlich viele Hausfrauen haben uns dieſe Vorzüge
freudigſt beſtätigt. Näheres durch die Fattinger=Werke für chemiſche und
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tativ hochwertiger Kleidungsstücke zu setzen, ohne
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Die weiße Welt, Naturdrama,
Mit Stanley im dunkeiſten Afri
I.-I. 4. Teil: Todesangſt. 6 Alle
Harry in Liebesnöten.
Aus den Amtsverkündigungen des Kreis”
Darmſtadt und den Bekauntmachungen
Polizeian/ts Darniſtadt.
Gefunden: 1 Aufſteckkamm. 10
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