4, Okt.,
ftſtiefel
ahrrad
B
Anzeigenſchlüſſel 100000.
Einzelnummer 5 Millionen Mark
Bezugspreis:
Sei wöchentlich Tmaligem Erſcheinen bis 14. Oktober
o Millionen Mk. und 4 Millionen Mk.
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jebühr, Abgeholt 4011 Millionen Mk., durch die
Ugenturen 44 Millionen Mk. frei Haus.
Poſibezugs=
reis 10000 Mk. Grundpreis, Schlüſſelzahl 3000
reibleibend). Verantwortlichkeit für Aufnahme von
Unzeigen an beſimmten Tagen wird nicht
übernom=
nen. Nichterſcheinen einzelner Nummern infolge
öherer Gewalt berechtigt den Bezieher nicht zur
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ung des Bezugspreiſes. Beſtellungen und
Abbeſtel=
ungen durch Fernruf ohne Verbindlichkeit für uns.
Poſiſcheckkonto: Franffurt a. M. 4301.
Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſfattet.
Nummer 282
Freitag, den 12. Oktober 1923
186. Jahrgang
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27 mm breſte Zeile im Kreiſe Darmſtadt 150 Mark,
Finanz=Anzeigen 200 Mark, Reklamezeile (92 mm
breit) 800 Mark. Anzeigen von auswärts 200 Mk.,
Finanz=Anzeigen 300 Mark, 92 mm breite
Rellame=
zeile 1000 Mark. Dieſe Preiſe ſind mit der jeweils
gültigen Schlüſfelzahl zu multiplizieren. — Im
Falle höherer Gewali, wie Krieg, Aufruhr, Streit
ſw., erliſcht ſede Verpſichtung auf Erfüllung der
Anzeigenaufträge und Teiſtung von Schadenerſatz.
Bei Konkurs oder gerſchtlicher Beſtreibung fällt
ſeder Rabatt weg. Bankkonto: Deuiſche Bank und
Darmſtädter 8 Nationalbank.
Zuſammenkunft des Reichskanzlers mit
Bundeskanzler Seipel.
Berlin, 11. Okt. (Wolff.) Der Reichskanzler begibt ſich
nit dem Staatsſekretär des Auswärtigen Amts und dem
Staatsſekretär in der Reichskanzlei am Samstag abend nach
Zregenz, um dort mit dem öſterreichiſchen Bundeskanzler
Sei=
ſel zuſammenzutreffen. Der Bundeskanzler wird
vorausſicht=
ich vom Vizekanzler und vom öſterreichiſchen Geſandten in
Ber=
in Riedl begleitet ſein. Die Zuſammenkunft, die eine
Erwide=
ung eines früheren Beſuchs des Bundeskanzlers Seipel in der
keichshauptſiadt darſtellt, und woran auch der deutſche Geſandte
n Wien teilnehmen wird, hat den Zweck, mit dem leitenden
5taatsmann des benachbarten, ſtammverwandten Landes in
inen Gedankenaustauſch über die politiſche Geſamte Lage
ein=
utreten und gleichzeitig über die Erfahrungen zu ſprechen, die
tan bei der raſchen und glücklichen Regelung der finanziellen
nd wirtſchaftlichen Verhältniſſe in Oeſterreich gemacht hat.
Zeine Erleichterung im Verkehr mit dem beſetzten Gebiet.
* Berlin, 11. Okt. (Priv.=Tel.) Anſcheinend beſteht im
nbeſetzten Gebiet die Annahme, daß mit der Aufhebung der
Zerordnung über den paſſiven Widerſtand auch die
angeordne=
in Jeſchränkungen im Verkehr mit dem beſetzten Gebiet
weg=
efallen ſeien. Demgegenüber muß nochmals ausdrücklich
dar=
uf hingewieſen werden, daß im Verkehr mit dem beſetzten
jebiet keinerlei Erleichterung eingetreten iſt und die
beſtehen=
en Verkehrsbeſchwerungen auch weiterhin in vollem Umfange
reng durchgeführt werden.
Vom Tage.
Am 10. Oktober iſt der Poſtbetrieb in Mainz, durch die
deutſchen Beamten wieder aufgenommen worden. Briefe
kön=
nen alſo künftig wieder direkt nach Mainz gerichtet werden.
Der Verein Deutſcher Zeitungsverleger hat die Schlüſſelzahl
für Anzeigen für die Woche vom 13. bis 19. Oktober auf 600 000
feſtgeſetzt.
Der Apothekerindex beträgt ab 12. Oktober für
Arbeits=
vergütung 1 100 000 für Waren 12 Millionen, im beſetzten Gebiet
15,3 Millionen.
Die Buchſchlüſſelzahl des Börſenvereins Deutſcher
Buch=
händler ab 12. Oktober beträgt 800 Millionen.
Nach einer Mitteilung des Journaliſtenvereins „Concordia” wurde
von ihm bereits vor einiger Zeit eine Hilfsaktion für notleidende
deutſche Schriftſteller eingeleitet, für die namhafte Beträge
be=
reits geſichert ſind. Die Mitwirkung eines Berliner Hilfskomitees ſoll
eine gerechte ſachgemäße Verteilung der Spenden verbürgen.
An Münchener amtlicher Stelle iſt nichts davon bekannt, daß der
Korvettenkapitän Ehrhardt ſich in Bayern aufhält.
Die Streikbewegung in polniſch Oberſchleſien iſt zum
General=
ſtreik ausgewachſen. Poſt, Telegraphen und Eiſenbahnen ſtellten
ihren Dienſt ein.
Der bulgariſche Miniſter des Aeußern Kalkow iſt in
Lon=
don eingetroffen.
Vier bewaffnete Räuber überfielen mitten in der City in Neu=
York einen Bankboten, erſchoſſen ſeinen Begleiter und raubten
12 500 Dollar. Einer der Räuber wurde getötet, die anderen
ent=
kamen.
Dollarkurs
Berlin . . 5 047 350000
Frankfurt 7 180 000 000
* Berlin, 12. Okt. (Priv.=Tel.) Die immer wieder
fort=
hreitende Geldentwertung und die damit verbunden
Verän=
erlichkeit aller wirtſchaftlichen Verhältniſſe hat das deutſche
ſteuerweſen ſyſtemlos und unüberſichtlich geſtaltet. Die
Auf=
abe, hier Orknung zu ſchaffen, kann nicht von heute auf
mor=
en gelöſt werden. Das Reichsminiſterium hält es aber für
ine Pflicht, in der Zwiſchenzeit zu handeln und in ſteuerlicher
inſicht das zu tun, was zu tun dringend notwendig iſt, um die
uf Papiermark lautenden Steuern in der Zahlung
wertbeſtän=
ig zu machen. Auf Antrag des Reichsfinanzminiſters hat daher
er Reichspräſident auf Grund des Artikels 48 der
Reichsver=
iſſung eine Verordnung über die
Steueraufwer=
ung und die Vereinfachung in dem
Beſteue=
ungsverfahren erlaſſen. Damit folgt die deutſche
inanzwiriſchaft dem Vorgehen der deutſchen Privatwirtſchaft,
ie ſich in den letzten Monaten und Wochen immer mehr auf
ſertbeſtändige Zahlungen eingeſtellt hat. Die Umſtellung
er Steuerleiſtung auf Goldmark ſichert auch den
ſtaat gegen die Geldentwertung geſchuldeter Steuerleiſtungen.
ſamit ſollen die Arbeiten des Finanzbehördenapparats wieder
uchtbar gemacht ſerden. Auf der anderen Seite wird der
ſtaat auch bereit ſein, zuviel gezahlte Steuern wertbeſtändig
grückzuzahlen. Ferner wird vorgeſehen, daß die Finanzämter
on der unfruchtbaren Weiterarbeit an den durch die
Geldent=
vertung völlig überholten Steuern möglichſt freigemacht
wer=
en. Ueber die Einzelheiten der Verordnung wird eine weitere
fſentliche Mitteilung erfolgen. Gleichzeitig werden die
Aus=
ihrungsbeſtimmungen, für eine Ueberleitung vom bisherigen
techt in das neue ſorgen.
Die Abbautermine der Ruhrhilfe.
U. Hamm, 11. Okt. In den letzten Tagen fand hier eine
ingehende Beſprechung zwiſchen der Regierung und den
Ver=
retern des beſetzten Gebietes über den Abbau der Ruhrhilfe
ezw. die Einſtellung der Lohnſicherung für Induſtrie und
Ge=
derbe ſtatt. Es wurde eine Vereinbarung erzielt, welche die
einſtellung der Ruhrhilfe bezw. Lohnſicherung zum 8. Oktober,
väteſtens zum 17. Oktober 1923 und die Ueberleitung der
Lohn=
cherung in die Fürſorge der Kommunen (unproduktive
Er=
verbsloſenfürſorge) vorſieht. Die Fürforge für die ſelbſtändigen
Zewerbetreibenden endet mit dem 6. Oktober. Bei allen bis zum
7. Oktober noch aufzuarbeitenden Lohnſicherungsanträgen
kön=
en nur die am 26. September maßgebenden Löhne als
Grund=
age für die Berechnung des Zweidrittelſatzes in Anrechnung
ommen.
lufſtellung des bageriſchen Staatshaushaltes
auf Neumark.
TU. München, 11. Okt. Da eine Aufſtellung des
bayeri=
hen Staatshaushaltes für 1924 auf der Grundlage der
Papier=
tark ein Ding der Unmöglichkeit iſt, beabſichtigt der
Finanzmini=
er den neuen Staatshaushalt auf Neumark aufzuſtellen, ſofern
ie geplante neue Währung in abſehbarer Zeit zuſtande kommt.
Morell in Berlin.
EU. Berlin, 11. Okt. (Lokalanzeiger.) Heute vormittag iſt
* bekannte Führer der Labour Party, Abg. E. D. Morell, hier
ngetroffen. Er hatte bereits Beſprechungen mit verſchiedenen
utſchen Gewerkſchaftsführern und wurde hon dieſen dem
eichskanzler Streſemann vorgeſtellt. Der Reichskanzlex zog den
iſchen Parlamentgrier in ein längeres Geſpräch.
Zuſammenſtöße an der baheriſch=thüringiſchen Grenze.
Berlin, 11. Okt. (Wolff.) In Lamitzſch verſammelten
ſich geſtern an der bayeriſch=thüringiſchen Grenze bewaffnete
Nationalſozialiſten, angeblich um ihre in Hirſchberg von der
thüringiſchen Landespolizei verhafteten Parteimitglieder
wieder=
freizumachen. Um Uebergriffe der nationalſozialiſtiſchen Trupps
zu verhindern, wurde ein Kommando der thüringiſchen
Landes=
polizei herangezogen und auch die Gemeindewehr in Hirſchberg
alarmiert. Ihr Einſatz war jedoch nicht erforderlich. Im Lauf
der Nacht wurden die Nationalſozialiſten durch bayeriſche
Schutz=
polizei abgelöſt. Nach Verhandlungen des Führers des
thürin=
giſchen Polizeikommandos mit dem des bayeriſchen rückten die
beiden Polizciabteilungen wieder ab. Die Hirſchberger
Arbei=
terſchaft veranſtaltete Proteſtverſammlungen, worin die ſofortige
Entfernung der thüringiſchen Hitlerleute aus den Betrieben
ge=
fordert wurde.
Zuſammenſtöße in Köln.
* Köln, 11. Okt. (Priv.=Tel.) Heute iſt es im
Stadtin=
nern zu Zuſammenſtößen zwiſchen Demonſtranten und Polizei
gekommen. Die Polizei mußte von der blanken. Waffe
Ge=
brauch machen. Ob Perſonen verletzt worden ſind, ſteht noch
nicht feſt. Es wurden Lebensmittelgeſchäfte geplündert und ein
auf der Straße haltendes Auto ausgeraubt.
Das Schickſal der Zeniralarbeitsgemeinſchaft.
* Berlin, 11. Okt. (Priv.=Tel.) Die Kriſe in der
Zen=
tralarbeitsgemeinſchaft dauert zur Stunde noch an. Gemäß
dem Antrag des Wirtſchaftspolitiſchen Ausſchuſſes des
Gewerk=
ſchaſtsrings deutſcher Arbeiter=, Angeſtellten= und
Beamtenver=
bände haben die einzelnen Vorſtände der angeſchloſſenen
Orga=
niſationen zur Situation Stellung genommen, und auch in den
freien Gewerkſchaften hat man ſich mit der Kriſe ſehr ernſthaft
beſchäftigt. Wie uns von gut unterrichteter Seite mitgeteilt
wird, dürfte die endgültige Beſchlußfaſſung erſt dann erfolgen,
wenn die Arbeitnehmerverbände mit der
Zentralarbeitsgemein=
ſchaft Stellung genommen und ſich über das Vorgehen der
Schtverinduſtrie entſchieden haben. Sollte es ſich erweiſen, daß
die Mehrheit der Arbeitnehmerorganiſationen mit dem
Vor=
gehen der Schwerinduſtrie nicht einverſtanden iſt, würde ſowohl
für den Gewerkſchaftsring als auch für die freien Gewerkſchaften
ſich eine neue Situation ergeben, der dann entſprechend
Rech=
nung getragen würde. Man kann deshalb annehmen, daß die
endgültige Entſcheidung über das Schickſal der
Zentralarbeits=
gemeinſchaf: vor Beginn der kommenden Woche nicht fällt.
Frankfurt a. M., 11. Okt. (Wolff.) In Frankfurt a.
M. ſanden heute Verhandlungen zwiſchen Vertretern der freien
Gewerkſchaſten, des Afa=Bundes und der Beamtenvertretung
mit den Vorſtandsmitgliedern der Sozialdemokratiſchen und
Kommuniſtiſchen Partei ſtatt, um, wie gemeldet wird, eine
ge=
meinſame Kampffront herzuſtellen und ein Minimalprogramm
zu dereinbaren, das für alle Beteiligten Organiſationen für die
nächſte Zeit bindend ſein ſoll.
Stunden der Entſcheidung.
* Berlin, 11. Okt. (Priv.=Tel.) In einem Leitartikel unter
obiger Ueberſchrift übt die „Zeit” ſcharfe Kritik an dem
Verhal=
ten des Parlaments in der heutigen Reichstagsſitzung. Sie
ſchreibt: Ueberall im Volk herrſcht das Gefühl, daß das Kabinett
Streſemann ſtets vom Bewußtſein ſeiner Verantwortung
durch=
drungen geweſen iſt und den ernſten Willen gezeigt hat, zu tun,
was getan werden muß. Leider hat der Reichstag dem Volke ein
anderes Schauſpiel gegeben, und wenn von dieſer Seite aus
Kri=
tik an dem Parlämentarismus geübt wird, ſo ſcheint uns das
nur allzu berechtigt zu ſein. Hier fehlt es an der Einheitlichkeit
des Willens und an der Entſchloſſenheit, und es fehlt das
Ge=
fühl für die Verantwortung, die das Parlament als
Verkörpe=
rung der Volksſouveränität nicht hat. Es könnte für den
deut=
ſchen Parlamentarismus eine Schickſalswende bedeuten, wenn er
ſich in der Stunde der Entſcheidung nicht ſeinen Aufgaben
ge=
wachſen zeigen ſollte,
Marionettentheater.
Wer geglaubt, daß die ſchauerliche Komödie, welche der
Deutſche Reichstag in vergaugener Woche der ganzen Welt
ge=
boten, nicht mehr überboten werden könne, ſieht ſich durch die
geſtrigen Ereigniſſe aufs bitterſte enttäuſcht.
Um das Ermächtigungsgeſetz und ſeine Ausdehnung ging
der Kampf in der vergangenen Woche. In mühſeligem Handel
hatte man nach fünf koſtbaren Tagen glücklich die „Formel”
ge=
funden. Jetzt — Optimiſten nahwens an — war die Zeit
zum Handeln gekommen. Handlungsfreiheit verlangte
die Reichsregierung, Handlungsfreiheit ſollte ihr — darauf
hat=
ten ſich die Regierungsparteien geeinigt — das
Ermächtigungs=
geſetz gewähren. Wahrlich, kein Augenblick war mehr zu verlieren,
wenn man dem drohenden Verderben noch Einhalt tun wollte.
Der fürchterliche Strz der Papiermark ins Bodenloſe machte
ein ſofortiges Eingreifen der Reichsregierung zur
unab=
weisbaren Notwendigkeit. Das Ermächtigungsgeſetz ſollte die
Handhabe bieten; die Bewilligung eine bloße Form. Der
Reichs=
tag hatte das Wort.
Und was geſchah? Am Samstag trat das neue Kabinett
vor den Reichstag. Am Montag eine endloſe „Generaldebatte‟
(jeder mußte, doch ſein Sprüchlein ſagen und an den Börſen fiel die
Mark ins Bodenloſe), erſte und zweite Leſung, eine ſofort
ange=
ſetzte neue Sitzung, in welcher die dritte Leſung hätte erledigt
werden können, hätte der Regierung den Weg zum Handeln
ge=
öffnet. Geſpannt merkte die Welt auf. Fieberhaft wartete das
deutſche Volk, aber es kannte eben doch nicht die „
Geſchäftsord=
nung”, die ſich ſeine erwählten Vertreter gegeben. „Gewichtige
Bedenken” machten ſich geltend, und auf die Tagesordnung der
Mittwochsſitzung konnte man ſchließlich die dritte Leſung
des Ermächtigungsgeſetzes ſetzen, während der dazwiſchen
lie=
gende Dienstag mit belangloſen Kleinigkeiten ſinngemäß
ausge=
füllt wurde, und der Mittwoch brachte ſodann die Krönung des
deutſchen Parlamentarismus.
Schon ſeit zwei Tagen wußte man, daß die „
Geſchäftsord=
nungsbedenken” leider nur Kuliſſe waren, hinter der ſich
trau=
rigſte Verantwortungsloſigkeit barg. Die unabweisbare
Notwen=
digkeit weitgehendſter Regierungsvollmachten wurde überall
er=
kannt, ſachliche Differenzen waren höchſtens mit den
Kommu=
niſten vorhanden. Während aber die deutſchnationalen Herolde
einer Diktatur in ſtolzer Oppoſition verharrten, weil es ein
Kabinett Streſemann war, dem ſo weitgehende
Voll=
machten erteilt werden ſollten, konnten ſich auch innerhalb der
Regierungsparteien eine ganze Reihe von Abgeordneten nicht
entſchließen, aus der furchtbar ernſten Lage des Reiches die
Konſequenzen zu ziehen.
Das Ermächtigungsgeſetz braucht als verfaſſungsändernd
eine Zweidrittelmehrheit. Zwei Drittel der Abgeordneten
müſ=
ſen bei der Abſtimmung zugegen ſein, und von dieſen
hinwieder=
um müſſen zwei Drittel für die Annahme des Geſetzes ſtimmen,
und als geſtern vormittag im Deutſchen Reichstag die Glocke
zur Sitzung rief, wieſen die Bänke der Regierungsparteien ſo
erhebliche Lücken auf, daß die Ausſichten auf die erforderliche
Zweidrittelmehrheit immer ſchwächer wurden. Herr Dr.
Streſe=
mann begab ſich zum Reichspräſidenten, und nicht lange darauf
wurde es bekannt, daß dieſer dem Kanzler die Vollmacht zur
Auflöſung des Reichstages erteilt habe für den Fall, daß das
Ermächtigungsgeſetz nicht die nötige Mehrheit finden ſollte.
Dramatiſche Augenblicke — die Annahme eines Zentrumsantrags
vertagt das „hohe Haus” auf kommenden Samstag. Noch
ein=
mal wird der Verſuch gemacht, die Situation parlamentariſch zu
löſen. Fieberhaft arbeiten die Regierungsparteien, ihre ſäumigen
Mitglieder herbeizuholen, während ſich die deutſchnationale
Reichstagsfraktion befriedigt auf ihren Lorbeeren ausruhen
kann. Die „große Koalition” hat eine Niederlage erlitten. Ihr
in letzter Stunde gefaßter Beſchluß, wenn möglich die
Beſchluß=
unfähigkeit des Hauſes durch Fernbleiben von der Sitzung
her=
beizuführen, hat herrliche Früchte getragen. Zwei koſtbare,
viel=
leicht unwiederbringliche Tage ſind abermals verloren. Schier
unaufhaltſam rollt der deutſche Schickſalswagen dem Abgrund zu.
Einen Bluff nannte der deutſchvölkiſche Abgeordnete von
Graefe die Vollmacht des Kanzlers zur Auflöſung des
Reichs=
tages, und nur in einer kurzen Erklärung erwiderte Dr.
Streſe=
mann, daß der Entſchluß der Regierung feſtſtehe, daß aber
zu=
nächſt die parlamentariſche Erledigung des Ermächtigungsgeſetzes
Sache des Reichstages ſei.
Wer wollte die unabſehbaren Möglichkeiten verkennen, wer
die ernſten Gefahren, welche die mit einer Auflöſung des
Reichs=
tags verbundenen Erſchütterungen in einem ſolchen Augenblick
heraufbeſchwören würden? Und dennoch — die Auflöſung
dieſes Reichstags wäre als ein Anſatz zu energiſcher Tat
unſerer Auffaſſung nach aufatmend von der überwältigenden
Mehrheit des Volkes begrüßt worden. Taten verlangt das
deutſche Volk von ſeiner Führung. Taten allein können das
erſchütterte Gefüge des Reiches zuſammenhalten. Taten allein
können verhindern, daß die außenpoltiſche
Bedro=
hung zur Kataſtrophe wird.
Zehn Tage lang hat der Deutſche Reichstag über
innerpoli=
tiſchem Hader ſchier vergeſſen, daß der Feind vor unſeren Toren
ſteht. Eine ungeheuere Verantwortung ruht auf den Schultern
des Kanzlers. An ſeiner Entſchlußfähigkeit hängt das Schickſal
eines ganzen Volkes. Nur der aber iſt Staatsmann, der nach
klarer Ueberlegung auch vor dem ſchwerſten Entſchluß nicht
zu=
rückſcheut. Nur der iſt Staatsmann, der mit eiſerner Energie den
gefaßten Entſchluß in die Tat umzuſetzen vermag.
M.
„Eine Schlappe der großen Koalition”,
* Köln, 11. Okt. (Priv.=Tel.) Die Kölniſche Zeitung
nennt das Ergebnis der heutigen Abſtimmungsverſuche im
Reichstag eine blamable Schlappe für die große Koalition, die
es nicht fertiggebracht habe, die 306 Abgeordneten in den
Reichs=
tag zu bringen. An anderer Stelle ſagt das Blatt, wenn
je=
mals ein Parlament verdiente, aufgelöſt zu werden, ſo iſt es
dieſer Reichstag. Aber was folgt der Auflöſung? Eine
Dikta=
tur, die nicht wie die jetzt angeſtrebte, von der Verfaſſung
ge=
deckt wird. Sie würde zu ſchwerſten inneren Kämpfen führen.
Neuwahlen aber könnten unmöglich ſtattfinden, zumal die
be=
ſetzten Gebiete von der Teilnahme an den Parlamentswahlen
ausgeſchloſſen ſein würden. Das Blatt hofft, daß es der
Koali=
tion gelingt, am Samstag den letzten Mann zur Stelle zu
brin=
gen, um ſo nicht die von ihr ſelbſt geſchaffene Regierung zu
Fall zu bringen.
Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 12. Oktober 1923.
Vorgeſchichte und Verlauf der deutſchen
Demarche.
Verlin, 11. Okt. (Wolff.) Anſchließend an die Aufgabe
des paſſiven Widerſtandes gab die deutſche Regierung am
27. September dem hieſigen franzöſiſchen und dem belgiſchen
Vertreter die Erklärung ab, daß Deutſchland bereit ſei, über
die Frage der Wiederaufnahme des normalen Verkehrs= und
Wirtſchaftslebens im Ruhrgebiet in Beratungen mit den
Be=
ſatzungsmächten einzutreten. Da die deutſche Regierung eine
offizielle Nachricht über die Stellung der Beſatzungsmächte
bis=
her nicht erhielt, wies ſie die deutſchen Vertreter in Paris und
Brüſſel an, die Frage erneut zu unterbreiten. Die deutſchen
Vertreter wurden von dem franzöſiſchen Miniſterpräſidenten
und dem belgiſchen Außenminiſter am 8. Oktober empfangen.
Jaſpar nahm eine endgültige Stellung nicht ein, ſondern
wünſchte Aufklärung über verſchiedene Fragen, insbeſondere
über die tatſächliche Aufgabe des paſſiven Widerſtands ſowie die
Stellung der deutſchen Regierung zu der Bezahlung der
Repa=
rationskohlenlieferungen. Uebrigens ſetzte ſich der belgiſche
Außenminiſter mit der franzöſiſchen Regierung in Verbindung.
Der franzöſiſche Miniſterpräſident empfing unſeren
Ge=
ſchäftsträger Botſchaftsrat v. Hoeſch, am 10. Oktober, und teilte
ihm auf ſeine Anſrage mit, daß die franzöſiſche Regierung es
ablehnen müſſe, mit der deutſchen Regierung über die
Einzelhei=
ten der Aufgabe des paſſiven Widerſtandes zu verhandeln. Es
ſei die Abſicht Frankreichs und Belgiens, die Wiederherſtellung
des früheren Zuſtandes durch direkte Verhandlungen mit der
deutſchen Wirtſchaft und den deutſchen lokalen Behörden zu
re=
geln. Dieſe Regelung gehe allein Frankreich und Belgien und
die Bewohner der beſetzten Gebiete an. Eine Einflußnahme der
deutſchen Regierung auf die Geſtaltung der Verhandlungen ſei
durchaus möglich, da es der deutſchen Regierung freiſtehe, die
deutſchen Behörden und Organe im beſetzten Gebiet mit
In=
ſtruktionen über ihre Auffaſſung zu verſehen. Zu
Verhandlun=
gen mit der deutſchen Regierung über das Geſamtproblem ſei er
gern bereit, ſobald der paſſive Widerſtand tatſächlich
verſchwun=
den und die Wiederherſtellung des früheren Zuſtandes im
Ruhr=
gebiet wieder eingetreten ſei, was bei gutem Willen nach
Mei=
nung des franzöſiſchen Miniſterpräſidenten in zwei bis vier
Wochen der Fall ſein könnte.
Die Reichsregierung, welche von dem Bericht des deutſchen
Geſchäftsträgers in Paris, der in den frühen Morgenſtunden
übermittelt worden iſt, erſt heute Kenntnis nehmen kann, wird
ſich in der am Nachmittag ſtattfindenden Kabinettsſitzung mit
der durch die Erklärungen der franzöſiſchen und belgiſchen
Re=
gierung geſchaffenen Lage beſchäftigen und die Stellungnahme
der deutſchen Regierung feſtſtellen.
Scharfe Oppoſition der franzöſiſchen Linkspreſſe.
Paris, 11. Okt. (Wolff.) Während die geſamte Preſſe
Poincarés Stellungnahme gegenüber dem deutſchen Verlangen
nach Beteiligung an den Vorbereitungen zur Wiederherſtellung
des normalen Lebens in den beſetzten Gebieten billigt, nimmt die
linksſtehende Preſſe eine ſcharfe oppoſitionelle Stellung ein.
Der Quotidien ſchreibt, die geſtrige
Unverſöhnlich=
keit Poincarés habe feindſelige Kommentare in vielen
fran=
zöſiſchen Kreiſen ausgelöſt, und man habe bemerkt, es ſei
unmög=
lich, die Wiederaufnahme der Arbeit im Ruhrgebiet vollkommen
durchzuführen ohne eine Verſtändigung mit Berlin.
Die weſtfäliſchen Induſtriellen, die im allgemeinen keine
bedeu=
tenden Betriebsmittel beſäßen, müßten wiſſen, wer ihnen die
Kohlenliefrungen, die ſie auf Reparationskonto ausführen,
be=
zahle. Auch hinſichtlich der Ausfuhr aus dem Ruhrgebiet ſei es
unerläßlich, mit Berlin zu verhandeln.
Der Abg. Leon Blum fragt im Populaire, wer der
Phönixgeſellſchaft die Kohlenlieferungen bezahlen werde. Die
deutſche Regierung? Wieviel Trillionen Mark müſſe ſie dafür
aus=
geben? Oder habe man der Wolff=Gruppe insgeheim die
not=
wendige Unterſtützung verſprochen? Oder werde man, wie er
fürchte, die Beträge durch die Läger der metallurgiſchen Produkte
zu erzielen ſuchen, die Phönix nach dem unbeſetzten Deutſchland
verkaufen könne? Das ſei ernſt, denn dann würden die
Sachliefe=
rungen keineswegs von den Magnaten im Ruhrgebiet, nicht
ein=
mal von der Maſſe, die das Vermögen beſitzt und die man durch
Steuern erreichen könne, getragen werden, ſondern abgewälzt
auf den allgemeinen Verbrauch, das heißt zum größten Teil auf
die Arbeit.
Der Populaire weiſt an einer anderen Stelle als in
ſei=
nem Leitartikel darauf hin, daß die nationaliſtiſche Nation Belge
mit Freuden die Frage geſtellt habe, ob die Verhandlungen mit
den Induſtriellen an Ort und Stelle eine neue Form des
Separatismus ſeien, der ſich hier offenbare. Das Blatt
ſchreibt, keine Frage hätte beſſer das vollkommene
Unverſtänd=
nis und die vollkommene Blindheit gewiſſer
belgiſch=
franzöſiſcher Kreiſe gegenüber den Dingen in
Deutſch=
land offenbaren können.
Miniſterrat in Brüſſel.
TU. Brüſſel, 11. Okt. Am Mittwoch nachmittag fand
ein Miniſterrat ſtatt, der volle fünf Stunden dauerte. Das
Communiqué, das der Preſſe übergeben wurde, erklärt, daß die
Finanzlage und das Budget für 1924 verhandelt wurde, ſowie
die laufenden außenpolitiſchen Fragen. In gut unterrichteten
Kreiſen verlautet, daß die franzöſiſche und belgiſche Regierung
bereits ein Abkommen über die Beantwortung der deutſchen
Vorſchläge für die Einſetzung einer gemiſchten Kommiſſion im
beſetzten Gebiet getroffen haben.
Die britiſche Reichswirtſchaftskonferenz.
London, 11. Okt. (Wolff.) Auf der geſtrigen Sitzung der
Reichswirtſchaftskonferenz eröffnete Schatzkanzler
Chamberlain die Erörterung über die
Vorzugsbe=
handlung bei der Vergebung öffentlicher Aufträge. Er ſagte,
die Regierung habe kürzlich eine Unterſuchung über das bei
ver=
ſchiedenem Regierungsdepartements übliche Verfahren angeſtellt.
Das Ergebnis habe gezeigt, daß es nicht wünſchenswert ſei, eine
prozentweiſe Vorzugsbehandlung feſtzuſetzen. Der kanadiſche
Delegierte Graham ſagte, bei der Vorzugsbehandlung könne
eine prozentweiſe Verteilung nicht in Frage kommen. Diejenigen
Kontrakte ſollten bevorzugt werden, welche Ausſicht auf eine
Aus=
dehnung des Reichshandels hätten. Graham erklärte, jeder Teil
des Reiches ſollte dem anderen Teil des Reiches eine
Vorzugs=
behandlung gewähren. Der ſüdafrikaniſche Delegierte Burton
wandte ſich ebenfalls geen ein ſtarres Syſtem bei der
Vorzugs=
behandlung. Hierauf vertagte ſich die Konferenz.
Die Dominions gegen die Uneinigkeit der
engliſchen Regierung.
* Paris 1. Okt. (Priv.=Tel.) Die Verhandlungen der
britiſchen Reichskonferenz, die infolge der Abweſenheit
Bald=
wins zwei Tage unterbrochen waren, haben wieder begonnen.
Als Vertreter Großbritanniens im Völkerbundsrat hielt Lord
Nobert Cecil eine Rede über die Untätigkeit des Völkerbunds
und die Nolle England Sinerhalb des Bundes. In
Fortfüh=
rung der Debatte über die auswärtige Politik Großbritanniens
wird Lörd Curzon auf verſchiedene Einwände der
Dominions=
vertreter mit einer großen Rede antworten, worauf man die
Ausſprache über die auswärtige Politik noch im Laufe dieſer
Woche abzuſchließen hofft. Die bisherigen Einzelheiten der
De=
batte bleiben unveröffentlicht. Es iſt jedoch kein Geheimnis, daß
die meiſten Stimmen der Dominions ſich gegen die Untätigkeit
Englands in der auswärtigen Politik ausgeſprochen haben.
Fraglich iſt es, wie weit Lord Curzon und Baldwin dieſen
Vor=
würfen ſtand halten werden. Daily Mail verſichert, daß
Bald=
win nach dem Abſchluß der jetzigen Konferenz, der am Ende
die=
ſes Monats zuſammentretenden Nationalunioniſtiſchen Partei
ein ſehr ſcharf umriſſenes außenpolitiſches Programm vorlegen
werde. Dieſes Programm werde nicht ſchwächlich, ſondern
eher zu energiſch, ja in gewiſſem Sinn revolutionär wirken.
Keine Intervention Amerikas.
* London, 12. Okt. (Priv.=Tel.) Nach einem Telegramm
der Morningpoſt aus Waſhington, ſind alle Hoffnungen
voll=
kommen grundlos, daß im Anſchluß der Amerikareiſe von Lloyd
George eine Intervention der Vereinigten Staaten in der
Re=
parationsfrage erwartet werden könne. Präſident Coolidge
habe mit aller Deutlichkeit dargelegt, daß er keineswegs die
Il=
luſionen teile, die Lloyd George in dieſer Beziehung zu haben
ſcheine. Der Präſident erklärte, daß er nicht die leiſeſte Abſicht
habe, die Vorſchläge des Staatsſekretärs Hughes in irgend einer
Form zu erneuern, und daß er keinerlei Schritte unternehmen
werde, um eine wirtſchaftliche Konferenz einzuberufen.
Ebenſo=
wenig denke er daran, ſich für den Plan der Einſetzung einer
Kommiſſion für Abſchätzung der deutſchen Zahlungsfähigkeit
einzuſetzen. Eine Aenderung dieſer Haltung ſei nur unter zwei
Bedingungen möglich: 1. die alliierten Mächte müßten ſich
ge=
meinſam an den Präſidenten wenden, um die Einberufung einer
tictſchaftlichen Konferenz zu verlangen; 2. Jeder der alliierten
Staaten müßte von vornherein die Verpflichtung übernehmen,
keinen Verſuch zu machen, die Frage der Streichung oder
Kür=
zung der amerikaniſchen Guthaben aufzurollen oder dieſe Frage
mit den Reparationen in Verbindung zu bringen. Da die
Er=
füllung dieſer beiden Bedingungen nicht zu erwarten iſt, ſei die
Einmiſchung Amerikas ausgeſchloſſen. Präſident Coolidge ſei
der Anſicht, daß Frankreich ſeine Angelegenheiten in ſeiner Art
regeln müfſe, und daß die einzige Politik der Vereinigten
Staa=
ten darin Eeſtehen könne ein unintereſſierter inaktiver Zuſchauer
zu bleiben.
Rummer 282.
Das neue ſächſiſche Kabinett.
Dresden, 11. Okt. (Wolff.) Das ſozialdemokratiſch
kommuniſtiſche Kabinett wurde geſtern gebildet. Der kommu
niſtiſchen Partei ſind das Finanzminiſterium und das Wirt
ſchaſtsminiſterium zugeteilt. Das Kabinett ſetzt ſich demnac
wie folgt zuſammen: Miniſterpräſident: Dr. Zeigner (Soz.
Miniſterium des Innern: Liebmann (Soz.),
Finanzmin=
ſterium: Bvettcher (Komm.), Juſtizminiſterium: Ne
(Soz.), Miniſterium für Volksbildung: Fleißner (Soz.
Wirtſchaftsminiſterium: Heckert (Komm.), Arbeitsminiſte
tieum: Graupe (Soz.). Der bisherige kommuniſtiſche Parte
ſekretär Heinrich Brandler wird zum Miniſterialdirektor i
der Staatskanzlei ernannt.
TU. Dresden, 11. Okt. Der Landtagspräſident hat ſie
während der Dauer der gegenwärtigen Landtagsverhandlunge
zu größeren polizeilichen Schutzmaßnahmen veran
laßt geſehen, weil ihm durch vertrauliche Mitteilungen Kenntni
davon geworden war, daß Anſchläge gegen die Regierung un
den Landtag im Bereich der Möglichkeit liegen.
Dresden, 11. Okt. (Wolff.) Zu Beginn der heutige
Sitzung des Landtags teilte Präſident Winkler mit, daß der M
niſterpräſident Dr. Zeigner von ſeinen Verhandlungen mit de
Reichsregierung noch nicht aus Berlin zurückgekehrt ſei. Da
Haus beſchloß darauf die Sitzung auf morgen vormittag 10 Uk
zu vertagen zur Entgegennahme der Regierungserklärung. D
Ausſprache über die Regierungserklärung ſoll am Diensta
nächſter Woche ſtattfinden.
* Dresden, 12. Okt. (Priv.=Tel.) Wie die T.U. zuve
läſſig hört, wird eine der erſten Taten der ſächſiſchen Regierun
die Abberufung des ſächſiſchen Geſandten in Berlin Dr. Grad
nauer ſein.
Hochverräter Matthes.
* Eſſen, 11. Okt. (Priv.=Tel.) Nach einer Meldung de
Rheiniſch=Weſtfäliſchen Zeitung aus München hat der Hochve
räter Matthes Drohbriefe nach Aſchaffenburg gerichtet, w
er früher erſt bei einem demokratiſchen, dann bei einem ſozia
demokratiſchen Blatt tätig war und unrühmlich endete. Matthe
hat in dieſem Briefe angedroht, daß ſehr bald die franzöſiſche
Truppen in Aſchaffenburg einmarſchieren und Rache nehme
werden. Im übrigen erſcheinen jetzt in der Boulevardspreſ
Nachrichten und Aufſätze, in denen angedeutet wird, daß d
Bevölkerung des bayeriſchen Speſſart Sympathien für de
Rheinbundgedanken habe. Auch dieſe Artikel und Notizen i
der Pariſer Preſſe deuten auf Matthes hin. Man verſtel
aber vollkommen die finanzielle Bedeutung dieſer Zutreibe
dienſte, wenn man weiß, daß der Speſſart das Reſervoir für da
Grubenholz im Saargebiet war. Jeder kann ſich nun ſelb nittag 1ul
einen Vers über die Treibereien machen. Denn ſelbſtverſtändli
iſt kein Wort wahr, daß die Speſſartbauern für den Rheinbund
gedanken ſchwärmen.
Die Lohnmeßzahl für Reichsarbeiter.
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iſt die Lohnmeßzahl für die Reichsarbeiter für die laufend
Woche auf 220000 feſtgeſetzt worden. Für die Beamten wurd
vorbehaltlich der Zuſtimmung der zuſtändigen Ausſchüſſe de
Reichstages und Reichsrates, eine endgültige Meßzahl voſo
35 000 für das zweite Oktoberviertel vereinbart.
A
Kartoffelausfuhrverbot für Oſipreußen.
* Königsberg, 11. Okt. (Priv.=Tel.) Der Militärb
TU. Berlin, 11. Okt. Nach den geſtrigen Verhandlunge
des Reichsfinanzminiſteriums mit den Spitzenorganiſatione
fehlshaber im Wehrkreis 1 hat am 11. Oktober eine Verordnun
erlaſſen, wonach die Ausfuhr von Kartoffeln aus der Provin
Oſtpreußen bis auf weiteres verboten wird. Durch dieſe Maſ
nahme ſoll das Aufkäuferunweſen verboten und die Verſorgun
der oſtpreußiſchen Städte mit Kartoffeln ſichergeſtellt werden.
Rücktritt Schwehers und Wutzelhofers gefordert.
TU. München, 11. Okt. Eine Mitgliederverſammlun
der Vereinigten Vaterländiſchen Verbände in München hat e
neut die unbedingte Forderung auf den Rücktritt der Miniſte
Schweher und Wutzelhofer geſtellt und zugleich erklärt, daß de
Generalſtaatskommiſſar nur dann im Volke eine Plattfort
ſinde, wenn er binnen kürzeſter Zeit mit rückſichtsloſem Vo
gehen wenigſtens den kraſſeſten Uebelſtänden der Teuerung un
des Währungsverfalles ſteuere.
Der
Modernſte Auto=Konſtruktion.
Von Fritz v. Opel.
Sehr oft wird an den Automobil=Konſtrukteur die Frage
geſtellt: „Halten Sie das moderne Automobil noch für
verbeſſe=
rungsfähig?” und wenn wir antworten: „Ja,” ſo begegnen wir
zumeiſt bei dem Frageſteller einem Kopfſchütteln, das weniger
einen Zweifel an unſerem Urteilsvermögen, als ein
Erſtaunt=
ſein über unſere Unternehmungsluſt zu bedeuten hat. Ja, ich
glaube behaupten zu dürfen, daß auch mancher Konſtrukteur ſich
für ein Nein entſchieden hat, und dies Nein käme aus ehrlicher
Ueberzeugung.
Wie dem auch ſei: Es handelt ſich um eine Frage, die ein
erregtes Für und Wider der Meinungen zu entfachen in der
Lage iſt, und die eben deshalb nicht oft genug und nicht genug
beſprochen zu werden verdient.
Wir haben geantwortet „Ja” und müſſen, ſoll nicht bloßer
Optimismus uns entſchuldigen, unſere Stellungnahme durch
Dinge ſtützen, die ſchon im offenen Wachstum, oder durch Dinge,
bie noch im geheimen Werden begriffen ſind, durch Dinge, die
ein Eingeweihter ahnt, aber vielleicht noch zögert, auszuſprechen.
Wenn wir alſo weitgehende Verbeſſerungen des modernen
Automobils ſür möglich halten, ſo meinen wir damit nicht
Ver=
beſſerungen fabrikatoriſcher Natur, die ſelbſtverſtändlich ſind
(die hier aber nicht intereſſieren), ſondern wir beziehen dieſe
Frage auf die Perſon des Fahrers und des Verbrauchers, der
ſowieſo Mittelpunkt einſichtiger Betrachtungsweiſe ſein muß.
Wir haben alſo „Ja” geſagt zu der Frage, ob es
Möglich=
keiten gibt, dem Automobiliſten als ſolchem neue
Annehmlich=
keiten zur Verfügung zu ſtellen und ihm neue Bequemlichkeiten
zu verſchaffen, und ertveitern unſere Antwort konſequent zu der
Behauptung, daß das moderne Automobil noch nicht den Gipfel
des fahrtechniſchen Ideals erreicht hat. Weshalb?
Es gibt zwei Begriffe, die nahezu alles umfaſſen, was die
Annehmlichkeit und Sicherheit des Fahrens macht: die
Beſchleu=
nigungs= und Verzögerungsfähigkeit des Fahrzeuges. Wir
wollen uns heute bewußt auf das letztere Gebiet beſchränken,
nicht deshalb, weil wir glauben, daß an Elaſtizität und
Anzugs=
fähigkeit nichts mehr zu gewinnen wäre, ſondern weil wir an
der Stelle eingreifen wollen, die die verwundbarſte iſt, an
der=
jenige Stelle, wo das ſchreiendſte Mißverhältnis der
Entwicke=
lungsſtadien feſtzuſtellen iſt: bei der Bremſung.
Iſt es zu viel geſagt, wenn ich ausſpreche, daß nur zehn
von hundert aller Wagen den Anſprüchen ſicherer und dielleicht
keiner von hundert den Anſprüchen bequemer Bremſung genügt?
Iſt es zu viel, wenn ich behaupte, daß vor allen Dingen die
Ent=
wickelung des Motors und die Entwickelung der Bremſung in
einer Beziehung ſtehen, für die der Name Mißverhältnis ein
Lob bedeutet, eine Diskrepanz der Entwickeluug, die anmutet,
alls hüpfe ein Froſch mit dem Schwanzſtummel der Kaulquappe
umher?
Das ſind Zuſtände, die kein Laie, geſchweige denn ein
Fach=
mann, ſo wie es eben geſchieht, überſehen kann, und gerade ihre
Offenſichtlichkeit veranlaßt uns, die Gründe ihres ungeſtörten
Fortbeſtehens zu erforſchen, und ohne zarte Rückſicht
aufzu=
decken, was an Motiven konſtruktiver Bequemlichkeit, an
Grün=
den vermeintlicher Billigkeit und an inferiorer Neuerungsfurcht
fortſchrittlicher Erkenntnis und der Erfüllung berechtigter
For=
derungen im Wege ſteht.
Es iſt merlwürdig und nur aus dem mangelnden Zuſtrom
friſchen Blutes und praktiſcher Erfahrung erklärbar, daß in den
Konſtruktionsſälen der Automobil=Induſtrie wie ſonſt nirgends
ein Geiſt ſtrenger Konſervanz die Zügel führt, und es hieße die
Vorkriegsverhältniſſe retroſpektiv überſchätzen, wollte man ſagen,
es läge an der Ungunſt der Verhältniſſe und dem erhöhten
wirt=
ſchaftlichen Druck, zumal ja doch (zu offenſichtlich) der eine und
der andere neue und abſeitige Wege geht. Man wird vielleicht
auch entgegnen, daß ein Bedürfnis noch nicht ausgeſprochen iſt,
der Konſtrukteur aber jederzeit bereit ſei, loszuſchlagen, aber
(und es gehört gewiß kein aufrüheriſcher Geiſt dazu, es
auszu=
ſprechen), ſoll nicht der Konſtrukteur konunende Wünſche und
Bedürfniſſe im voraus ahnen und jeder kleinſte Raum
entfern=
teſter Möglichkeit im vorhinein mit fertigen Plänen erfüllt ſein?
Es iſt bequem und billig, am Alten zu kleben, aber (und das
iſt der Punkt, der im jetzigen Deutſchland ſo gern überſehen
wird) iſt es richtig und klug, ſich hinter der Turbelenz der
Zeit=
verhältniſſe zu verkriechen und arm an Ideen und geſchwächt
an Durchſchlagskraft dazuſtehen, wenn der Kampf um den
Welt=
markt in doppelter Bitterkeit entbrennt?
Welche Entſchuldigung man auch anführt für das
Nach=
hinken der deutſchen hinter der ausländiſchen Konſtruktion: das
Urteil der Welt und damit die Möglichkeit des Abſatzes fragt
nicht nach Gründen, ſondern nur nach der Tatſache ſelber, und
die iſt vernichtend, ſolange nicht ſchnelle und rückſichtsloſe
Ent=
ſchlüſſe ſie zu ändern verſtehen. Ein Vorſprung des Auslandes
beſteht und iſt nicht zu beſtreiten: Es gilt, dieſen Vorſprung
einzuholen, ehe die Mark ſtabiliſiert iſt oder zu ſteigen beginnt.
Aber machen wir nicht zu viel Lärm um ein Nichts? Nein
und abermals nein! Wir haben gelernt, Wagen zu bauen, die
auch hohen Anſprüchen an Schnelligkeit, Elaſtizität und an
An=
zug Genüge leiſten, aber wir haben bislang verſäumt, der
er=
höhten Geſchwvindigkeit erhöhte Möglichkeiten der Bremſung
bei=
zugeſellen: Wir haben die lebendigen Energien mit dem Quadrat
der Geſchwindigkeit wachſen ſehen, aber wir haben es fertig
ge=
bracht, Bremſen beizubehalten, die (vielleicht ſchon knapp
dimen=
ſioniert für niedere Geſchwindigkeit) bei hohen Geſchlindigkeiten
mit naiver Sorgloſigkeit uns jedem noch ſo kleinen Zwiſchenfall
nahezu wehrlos in die Hände ſpielen.
Wer nur fünf Minuten lang ſich einführen läßt in
brems=
techniſche Theorien, wer je auf glatter Straße ſchleuderte oder
bei rutſchenden Hinterrädern ein Hindernis anſtieß, wer im let
ten oder vorletzten Herbſt den Pariſer Salon geſehen hat, we
auch nur fünfhundert Meter weit mit einer Vierradbremſe g
fahren iſt, wer überhaupt von höherer Technik des Fahrens di
leiſeſte Ahnung hat, der ſchwört auf die Vierradbremſung un
will ſie niennals miſſen.
Warum aber hat es zwei Jahrzehnte gedauert, ehe man ſie
mit dieſem Problem ernſtlich beſchäftigte, und warum zöger
man heute noch, wenigſtens in Deutſchland, ſich klare
Erkenn=
niſſe zunutze zu machen?
Man hat zwei Vorurteile gegen die Vierrabbremſen: die
Schwierigkeit der Konſtruktion und den Zweifel an der abſolute
Sicherheit der Wirkung, und es gab (man muß ehrlich genu
ſein, es zuzugeben) bis vor kurzem keine Möglichkeit, extrem
Einfachheit und extreme Sicherheit miteinander zu verbinden.
Nun kann man das ganze Problem als ſolches in zwei Tei
fragen zerlegen, in eine Frage des Ausgleichs und in eine Frag
der eigentlichen Backenbetätigung. Was die erſte Frage anbe
langt, ſo iſt ſie (und die letzte Pariſer Ausſtellung hat es bewi
ſen) von allen Konſtrukteuren mit ſeltener Einſtimmigkeit un
auf die einfachſte Weiſe gelöſt worden derart, daß die beide
rechten und linken Zugſeile oder Stangen zu einem wagebalker
artigen Ausgleichshebel führen, der den Ausgleich der recht
und der linken Vorderradbremſe vorzunehmen hat. Wenn au=
Phantaſten behaupten zu müſſen glauben, daß dieſer Ausgleie
überflüſſig iſt, und daß ein Ausgleich über Kreuz (rechtes
Vo=
derrad mit linkem Hinterrad und umgekehrt) am Platze iſt (wa
jeder verwirft, der es gründlich probiert hat und der nicht al
paar Kilometer ſeine Bremſen neu einſtellen ſill), ſo wird der
entgegen jeder Fahrtechniker ſich ſagen, daß unter allen Umſtär
den, wie jetzt die Bremſen der Hinterräder, ſo auch (und m
viel mehr Berechtigung) die Bremſen der Vorderräder ſelbſtär
dig untereinander ausgeglichen ſein müſſen: Es liegt auf de
Hand, daß jedes ſtärkere Bremſen des einen Rades mit große
Selbſtverſtändlichkeit einem das Lenkrad aus der Hand drehe
muß, da beide Räder durch die Kraftentwickelung an den
Ach=
ſtummeln nach der ſtärker gebremſten Seite hin einſchlag
wollen.
Wenn auch die Teilfrage des Ausgleichs auf die alther
gebrachte Art am einfachſten und zweckmäßigſten gelöſt wird,
iſt damit noch nichts ge vonnen, denn das brennende Problei
iſt die Uebertragung der Betätigungskräfte vom Chaſſis auf di
allſeitig beiveglichen Bremsbacken, und dieſes Problem hat wede
Hallot, noch Iſotto=Fraſchini, noch Coninck (Ader=Bremſe) ſchat
genug erkannt und gelöſt. In Deutſchland verſpricht man ſie
ſehr viel von einer Vorderradbremſe, die weder irgend ein Ge
enk noch ſonſt ein zuſätzliches Teil beſitzt, und die (genau wi
die Hinterradbremſel) aus einem einzigen Teil beſteht: de
Exzenterwelle mit dem auf einfache Weiſe angeſtauchten, abe
merkwürdig geformten Exzenter,
1 M
dent
eihe
en v
der Hoch
richtet,
Rummer 282.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 12. Oktober 1923.
Seite 3.
Der Reichstag ſabotiert das Ermächtigungsgeſetz. — Drohende Gefahr der Reichstagsauflöſung.
Ermächtigung des Reichskanzlers zur
Auf=
löſung des Reichstags.
TU. Berlin, 11. Okt. Reichskanzler Dr. Streſemann
erief ſofort nach ſeiner Rückkehr vom Reichspräſidenten die
Fraktionsführer der Regierungsparteien zu einer Beſprechung zu
ch. Er eröffnete ihnen, daß der Reichspräſident ihm die
ermächtigung zur Auflöſung des Reichstages
egeben habe, wenn das Ermächtigungsgeſetz nicht
ie erforderliche Zweidrittelmehrheit finde.
Während der Plenarſitzung hielten die
Sozialdemo=
raten eine Fraktionsſitzung ab, in der verſucht werden ſollte,
ie Oppoſition in der Partei, die ſich bei der
Ab=
immung über das Ermächtigungsgeſetz der
5timme enthalten wollte, von ihrem Vorhaben
bzuhälten, da ſonſt die Auflöſung des Reichstages mit
hren kataſtrophalen Folgen unvermeidlich ſei.
Zurzeit wird verſucht, die Deutſchnationale
Volks=
artei zu bewegen, während der Abſtimmung
m Saal zu bleiben, da ſonſt die Anweſenheit von zwei
dritteln der Abgeordneten nicht erreicht würde.
Abſtimmungen über das Ermächtigungsgeſetz.
zumſain
die laufen
mten wur
fſor
Vertagungsantrag Marx.
Berlin, 11. Okt. (Wolff.) Der Reichstag hat den § 1 des
Ermächtigungsgeſetzes in namentlicher Abſtimmung mit 253
egen 97 Stimmen bei einer Stimmenthaltung angenommen.
Berlin, 11. Okt. (Wolff.) K 2des
Ermächtigungs=
eſetzes wird in einfacher Abſtimmung angenommen. Die
deutſchnationalen verlaſſen darauf geſchloſſen den Saal.
luf Antrag Marx (Zentrum) wird lediglich die
Geſamt=
bſtimmung über das Ermächtigungsgeſetz auf Samstag
ertagt.
Der Reichstag vertagt.
* Berlin, 11. Okt. (Priv.=Tel.) Der Reichstag hat
oeben — 3 Uhr nachmittags — beſchloſſen, ſich bis Samstag
nittag 1 Uhr zu vertagen. Tagesordnung: Abſtimmung
iber Einleitung und Ueberſchrift und Schlußabſtimmung über
as Erm ächtigungsgeſetz.
Unmittelbar vor der Tagung hatte der Abg. v. Graefe
deutſchvölkiſch) der Regierung vorgeworfen, ſie habe
nit der Drohung, das Parlamwent auflöſen zu wollen, wenn
as Ermächtigungsgeſetz nicht angenommen würde, nur
blüf=
en wollen. Der Antrag des Abgeordneten Marx (Zentrum)
uf Vertagung des Parlaments bis Samstag beweiſe das.
In kurzer Erwiderung hat darauf Dr. Streſemann
mit=
eteilt, daß die Entſchlüſſeder Regierung und der
da=
ür in Frage kommenden Stellen hinſichtlich der
Auf=
öſung des Reichstags feſtſtünden. Die Frage der
arlamentariſchen Erledigung des Geſetzes ſei
Sache der Parteien. An dem vom Abgeordneten Marx.
ingebrachten Vertagungsantrag habe die
Regie=
ung nicht mitgewirkt.
Der Beſchluß der Deutſchnationalen.
Berlin, 11. Okt. (Wolff.) Die deutſchnationale
Fraktion des Reichstages hat, wie wir erfahren, ſich in ihrer
ſeutigen Fraktionsſitzung dahin geeinigt, das Schickſal des
Er=
nächtigungsgeſetzes von der Präſenz der Regierungsparteien
ab=
ſängig zu machen, deren Pflicht es ſei, dafür zu ſorgen, daß das
Heſetz die notwendige Mehrheit erhalte. Wenn die
Regierungs=
jarteien imſtande ſeien, das Geſetz aus eigener Kraft
durchzu=
ringen, ſo würden die Deutſchnationalen keine
geſchäftsord=
tungsmäßigen Hinderniſſe dem entgegenſetzen. Wären die
Re=
ſierungsparteien aber nicht in ausreichender Anzahl vorhanden,
o müßten ſie auch die notwendigen Folgen tragen.
Stimmungsbild.
(Von unſerer Berliner Redaktion.)
Anſ 10 Uhr morgens hatte der Reichstag ſeine
Don=
terstag=Sitzung angeſetzt, um das Ermächtigungsgeſetz
ntöglichſt raſch verabſchieden zu können, damit die
Regie=
ung ihre Maßregeln noch im Laufe des
Don=
erstag treffen könne. Aber der Geiſt iſt willig und das
fleiſch iſt ſchwach. Das frühe Aufſtehen ſcheint den Herren
un=
ſequem zu ſein. Jedenfalls weiſt die Beſetzung des Hauſes
ind auch die Garderobe große Lücken auf, ſo daß nichts anderes
ibrig bleibt, als den Parteien unbeſchränkte
Rede=
reiheit, zu geben, damit inzwiſchen die Abgeordneten, ſich
infinden können, denn da es ſich um eine
Verfaſſungs=
inderung handelt, müſſen zwei Drittel ſämtlicher
Abgeord=
ieten zur Stelle ſein, alſo mindeſtens 315. Die Ausſichten, daß
ie Zahl ſich einfindet, vermehren ſich nur ſehr langſam. Der
ſteichskanzler, der im Hauſe anweſend war,
verſchwin=
det. Als nun Herr Ledebour nach dem Kommuniſten
Frölich, zu Worte kommen ſoll, empfindet es ſeine Eitelkeit
rſtaunlich, daß der Reichskanzler ſich dieſen Genuß anſcheinend
verſagen will. Ledebour ſtellt daher den offiziellen
Antrag, daß der Reichskanzler zur Sitzung
zi=
iert wird, worauf der Präſident ſchlagfertig erwidert,
daß Herr Dr. Streſemann durch die Feſtſtellung der Zahl
der im Hauſe Anweſenden und durch das vermutliche Ergebnis
io auf deutſch daß 2 Neſchsnräſcdenten Bolnacht Fis Aufſ.
ung des Reichstags habe geben laſſen. Die für den Antrag nuf
Zitierung des Reichskanzlers nötigen 30 Stimmen bringen die
einksparteien aber nicht auf.
Es kommt zunächſt Herr Henning von den
Deutſch=
völkiſchen zu Worte, nach ihm Herr Ledebour, der dann auch
das Vergnügen hat, den Reichskanzler auf ſeinem Platz zu
be=
grüßen. Inzwiſchen hat ſich das Haus gefüllt. Eine Abzählung
der Hüte in der Garderobe ergibt, daß vorausſichtlich die
erfor=
derliche Zweidrittelmehrheit erreicht ſein wird. Im Laufe
des Mittags ſpitzte ſich die Situation dann
wei=
ter zu. Der Reichskanzler ſelbſt verzichtet
dar=
auf, das Wort zu ergreifen, weil er der Meinung iſt,
daß die Situation genügend geklärt iſt. Dagegen faſſen die
Deutſchnationalen in einer Fraktionsſitzung einen
Ent=
ſchluß, der doch überraſchend kommt. Sie gehen davon
aus, daß die Koalitionsparteien ſtark genug ſein müſſen, um die
Zweidrittelanweſenheit ſicherzuſtellen und wollen das bei einer
Abſtimmung beim § 1 des Geſetzes feſtſtellen. Erweiſt es ſich
dabei, daß die Zweidrittelanweſenheit aus den Koalitionspar=
Seien heraus nicht da iſt, wollen die Deutſchnationalen
bei der entſcheidenden Abſtimmung den Saal verlaſſen und
da=
durch das Geſetz ſabotieren. Die
Sozialdemokra=
ten knieen auf deſertierenden Mitgliedern nun ihrerſeits herum,
um zu erreichen, daß nicht allzugroße Bruchſtücke der
Sozialdemo=
kratiſchen Fraktion bei der Schlußabſtimmung den Saal verlaſ=
ſen. So wird hinter den Kuliſſen hin und her
gehan=
delt, während auf der Tribüne die Leiter der kleinſten Parteien
das große Wort führen. Endlich iſt man mit dem § 1 zu Ende.
Das Abſtimmungsergebnis beweiſt, daß die Koalitionsparteien
nur 292 Stimmen auf die Beine gebracht haben, die zwar
gegen=
über den 79 eine ſtarke Mehrheit bedeuten, doch aber nicht die
Zweidrittelmehrheit erreichen. Daran fehlen noch 13 Stimmen.
Das Schickſal des Geſetzes hängt alſo davon ab, ob es
gelin=
gen wird, die 13 Mitglieder noch heranzuholen. Durch die
wei=
teren Abſtimmungen ſtellt ſich immer klarer heraus, daß auch
mit Hilfe der Bayeriſchen Volkspartei, die gegen das Geſetz
ſtim=
men, aber mit im Saale bleiben will, die Präſenz von 2 — 3
ihrer Abgeordneten nicht zu erreichen ſein wird. Die
Deutſch=
nationalen ziehen die Konſequenzen ihrer
Fraktionsbe=
ſchlüſſe und laſſen vor der Schlußabſtimmung erklären, daß ſie
die volle Verantwortung, für dieſes Geſetz, das ein
klägliches Ende für den Parlamentarismus
be=
deuten würde, den Koalitionsparteien zuſchieben
und es deshalb auch den Koalitionsparteien überlaſſen werden,
die genügende Anzahl von Abgeordneten zu ſtellen, und deshalb
werden die Deutſchnationalen ſich an der Abſtimmung nicht
be=
teiligen. Die Fraktion verläßt darauf geſchloſſen den Saal.
Kleine Erklärungen werden von den Kommuniſten und von
Herrn Ledebour abgegeben.
Danach iſt kein Zweifel mehr darüber möglich, daß in der
Schlußabſtimmung das Geſetz ſcheitern muß. Um
noch eine letzte Friſt zu gewinnen, ſtellt für die
Koalitionspar=
teien der Zentrumsführer Marx den Antrag, die Sitzung
auf Samstag mittag 1 Uhr zu verſchieben. Der
Zeitraum von 2 Tagen ſoll offenbar ausgenützt werden, um das
Dutzend Stimmen noch zuſammenzubringen. Der Reichskanz=
ler ſucht die Situation noch dadurch zu retten, indem er auf
einen ſchweren Angriff des Deutſchvölkiſchen v. Graefe
erwi=
dert. Für ihn und den Neichspräſidenten ſei es längſt klar,
was zu geſchehen habe. Die Vertagung erfolge lediglich
auf. Wunſch der Regierungsparteien. Die
Ver=
tagung wird beſchloſſen und die Kriſe um 2 Tage verſchoben.
Sitzungsbericht.
* Berlin, 11. Okt. (Eigener Bericht.)
Am Regierungstiſch: Innenminiſter Sollmann,
Juſtiz=
miniſter Dr. Radbruch.
Dritte Leſung des Ermächtigungsgeſetzes.
Zur dritten Leſung liegt eine Entſchließung der Abgg. Frau
Dr. Lüders (Dem.), Frau Mende (D. Vpt.), Frau Pfülf
(Soz.), Frau Teuſch=Köln (Ztr.) und Leicht (Bayer. Vpt.)
vor, die die Reichsregierung erſucht, bei der notwendigen
Ein=
ſchränkung der Ausgaben des Reiches die große Bedeutung der
Pflege der Kultur und Volkswohlfahrt und der geiſtigen und
körperlichen Jugendpflege, für die Erhaltung der nationalen
Kraft im Auge zu behalten. Die dieſen Zwecken dienenden
Auf=
wendungen dürfen erſt in letzter Linie den Erſparniſſen
unter=
worfen werden.
In der allgemeinen Ausſprache fordert Abg. Frölich
(Kom.) erneut die Ablehnung des
Ermächtigungs=
geſetzes.
Abg. Ledebour (bei keiner Fraktion)) beantragt nunmehr
unter allgemeiner großer Unruhe, die Verhandlungen
ſo=
fort zu unterbrechen und den Reichskanzler, der
noch nicht im Saale ſei, aufzufordern, ſofort zu
er=
ſcheinen.
Präſident Loebe teilt mit, daß der Reichskanzler ſich
be=
reits im Hauſe befunden habe, er ſei aber durch die Feſtſtellung
der Zahl der im Hauſe befindlichen Abgeordneten und durch
das vermutliche Ergebnis der Abſtimmung über das
Ermächti=
gungsgeſetz veranlaßt worden, ſich zum Reichspräſidenten zu
begeben. (Lebhaftes Hört, hört! und große Bewegung.) Er
werde aber ſogleich wieder im Reichstag erſcheinen und dann
auch an den Verhandlungen teilnehmen. Der Präſident ſtellte
dann feſt, daß eine Beſprechung des Antrags Ledebour nur
er=
folgen könne, wenn 30 Abgeordnete dafür ſtimmen. Unter
all=
gemeiner großer Unruhe ſtellte der Präſident die
Unterſtützungs=
frage. Zur Unterſtützung erheben ſich die Kommuniſten, die
Deutſchvölkiſchen und einige Deutſchnationale, die aber ſpäter
wieder Platz nehmen. Minutenlang herrſcht allgemeine große
Unruhe im Saal, da die neu hereinſtrömenden Abgeordneten erſt
über die Sachlage aufgeklärt werden müſſen. Schließlich
ſtim=
men nur noch die Kommuniſten und die Deutſchvölkiſchen für
die Beſprechung des Antrags Ledebour, ſo daß die nötige Zahl
nicht erreicht iſt. Der Antrag Ledebour iſt damit erledigt. (Große
Unruhe bei den Kommuniſten. Rufe: Schiebung!)
Abg. Henning (deutſchvölkiſch) lehnt das
Ermäch=
tigungsgeſetz ab. Der heutige Dollarſtand ſei ein
Miß=
trauensvotum für die Regierung Streſemann. Die Folge dieſes
Ermächtigungsgeſetzes werde die Hungerrevolte ſein.
(Lärm links und Zurufe: Sie ſind die Landesverräter!) Wenn
wir zur Macht kommen, werden wir das Amneſtiegeſetz aufheben
und die Landesverräter vom November 1918 zur Rechenſchaft
ziehen. (Erneuter Lärm links.) Es gibt nur eine Rettung: Wir
brauchen Neuwahlen, die einen ganz anderen Reichstag bringen
werden. (Inzwiſchen iſt Reichskanzler Dr. Streſemann im
Saale erſchienen.) Abg. Henning fortfahrend: Das deutſche Volk
verlangt völkiſche Erneuerung
Es läuft ein Antrag der Regierungsparteien auf
nament=
liche Abſtimmung über das
Ermächtigungs=
geſetz ein.
Abg. Ledebour (bei keiner Fraktion) lehnt gleichfalls
das Ermächtigungsgeſetz ab. Es ſei eine ungewöhnliche
Erſchei=
nung, daß während einer ſo wichtigen Debatte der
Reichs=
kanzler nicht anweſend ſei. Wenn er
Parteiführerbeſprechun=
gen abhalte und zum Reichspräſidenten fahre, ſo müſſe man
an=
nehmen, daß er ſchon wieder die Abſicht habe,
zurückzutre=
ten. (Reichskanzler Dr. Streſemann: O nein!) Der Redner
erhebt den Vorwurf der Feigheit gegen Ludendorff, der mit
einer blauten Brille nach Schweden ausgerückt ſei. (Pfuirufe
rechts.)
Abg. v. Graefe (deutſchvölkiſch) erklärt, daß er trotz des
Modergeruches dieſes Hauſes ſich dagegen verwahren müſſe,
daß Herr Ledebour hier den Namen eines der Größten unſeres
Volkes mit Schmutz bewerfe, den Namen eines Mannes, vor
dem die Feinde gezittert haben. Wenn die Geſchichte über die
Namen der November=Verbrecher längſt hinweggegangen ſein
wird, dann wird der Name des Generals Ludendorff als eines
der größten Helden noch genannt werden. (Beifall rechts.)
Abg. Leicht (Baher. Vpt.) gibt nochmals die
ableh=
nende Haltung ſeiner Fraktion bekannt, teilt aber mit, daß ſie
nicht Obſtruktion treiben, alſo nicht den Saal verlaſſen werde.
Abg. Dr. Breitſcheid (Soz.) iſt bereit, der gegenwärtigen
Regierung außerordentliche Vollmachten zu bewilligen, weil nur
dadurch einer illegalen Diktaur vorgebeugt werden könne.
Un=
lösbare Konflikte, Reichszerreißung und ſchwere Schädigungen
der arbeitenden Maſſen würden die Folgen einer ſolchen
Dikta=
tur ſein. Alle ſozialiſtiſchen und demokratiſchen Kräfte müßten
jetzt aufgerufen werden gegen die drohende Regktion, gegen die
Ananchie und Hungersnot, für die Republik und die
Reichs=
einheit!
Ein Schlußantrag wird darauf angenommen. (Erregte
Zwiſchenrufe der Kommuniſten: Und der Reichskanzler?!)
Die Einzelabſtimmungen.
In der Abſtimmung wird zunächſt der
kommuniſti=
ſche Antrag zu 8 1, das Geſetz lediglich auf
finanzpoli=
tiſche Maßnahmen zu beſchränken, aber alle ſozialpolitiſchen
Maßnahmen herauszulaſſen, gegen die Stimmen der
Antragſtel=
ler abgelehnt.
In der Einzelbeſprechung lehnt Abg. Wulle (
deutſch=
völkiſch) auch das Geſetz ab, weil es die Verfaſſung verletze.
Der Reichstag dürfe ſich nicht ausſchalten laſſen und der Diktatur
der Mittelmäßigkeit Platz machen. Erfreulicherweiſe beſtehe heute
eine gewiſſe Ausſicht auf Reichstagsauflöſung.
(Zurufe links: Schon wieder vorbei! Der Reichstag iſt gut
be=
ſetzt!) Schade, es wäre ſonſt eine gründliche Abrechnung des
Volkes mit dieſer Koalitionsregierung geworden. Der Redner
fragt, ob es richtig ſei, daß eine Note des Generals Nollet
vor=
liege mit der Forderung auf Auflöſung der Reichswehr.
Ein Schlußantrag wird angenommen.
Ueber den deutſchnationalen Antrag, den Satz in
8 1 zu ſtreichen, wonach vonden Grundrechten der
Ver=
faſſung abgewichen werden kann, wird, namentlich
abgeſtimmt. An der Abſtimnung nimmt auch der Reichskanzler
als Abgeordneter auf ſeinem Abgeordnetenplatze teil. Der
An=
trag wird mit 292 gegen 79 Stimmen der Deutſchnationalen und
der Kommuniſten abgelehnt.
Damit iſt feſtgeſtellt, daß von den 459 Abgeordneten zurzeit
371 anweſend ſind.
Abgelehnt werden weitere Anträge der
Deutſchnatio=
nalen auf weitere Maßnahmen in dem Ermächtigungsgeſetz. Die
Geſamtabſtimmung über den § 1 iſt wieder namentlich.
81wirdmit 253 gegen 97 Stimmen bei einer
Ent=
haltung angenommen. Dagegen ſtimnen die
Deutſchnatio=
nalen, die Deutſchvölkiſche Freiheitspartei, die Bayeriſche
Volks=
partei, die Kommuniſten und der Abg. Geißler (bei keiner
Frak=
tion). Ein Teil der Sozialdemokraten beteiligt ſich nicht an der
Abſtimung, ſo daß 20 Stimmen weniger abgegeben werden als
bei der erſten namentlichen Abſtimmung.
Zu 5 2 wird in einfacher Abſtimmng der deutſchnationale
Antrag abgelehnt, wonach das Geſetz mit dem Tage der
Verkündung einer Geſetzesneuregelung der Arbeitszeit und der
ſonſtigen Demobilmachungsvorſchriften außer Kraft tritt.
Zu § 2 beantragen die Deutſchnationalen weiter, den Satz:
„daß das Geſetz mit dem Wechſel der derzeitigen Reichsregierung
oder ihrer parteipolitiſchen Zuſammenſetzung, ſpäteſtens am
31. März 1924 außer Kraft tritt”, dahin zu ändern, daß die
Worte: „oder ihrer parteipolitiſchen Zuſammenſetzung” geſtrichen
werden. — In namentlicher Abſtimmung wird dieſer Antraa mit
306 gegen 64 Stimmen abgelehnt.
§ 2 ſelbſt wird in einfacher Abſtimmung angenommen.
Anträge der Deutſchnationalen, wonach ein § 3 hinzugefügt
werden ſoll, daß während der Dauer des Geſetzes die
Reichs=
tagsmitglieder Aufwandsentſchädigung wr für die Tage
er=
halten ſollen, an denen der Reichstag verſammelt iſt, und
wäh=
rend der Vertagung der Ueberwachungsausſchuß zu berufen iſt,
werden abgelehnt. Bei der Einleitung und
Ueber=
ſchrift des Geſetzes nimmt unter allgemeiner großer
Spannung Abg. Schulz=Bromberg (deutſchnatl.) das Wort.
Er erklärt,
der Bankerott des Parlamentarismus ſei
gekommen.
Er habe dem Volke eine Fülle von Glück verſprochen, aber
voll=
kommen verſagt. Jetzt iſt es den Regierungsparteien nicht
ein=
mal möglich, eine ſichere Mehrheit zuſammenzubringen. Die
Deutſchnationalen haben keine Veranlaſſung, die
Regierungs=
parteien zu unterſtützen. Sie werden daher bei der
Geſamt=
abſtimmung den Saal verlaſſen. (Anhaltende große Unruhe.)
Die Deutfchnationalen verlaſſen unter
ſtürmi=
ſchen Zurufen der Linken den Saal.
Abg. Frölich (Komm.) behauptet, daß ein großer Teil
der Küſtriner Rebellen jetzt in München ſei.
Abg. Marx (Ztr.) ſtellt jetzt den Antrag, die ganzen
Ver=
handlungen nunmehr zu vertagen. (Schallendes Gelächter und
Zurufe bei den Deutſchvölkiſchen und Kommuniſten.)
Abg. v. Graefe (deutſchvölkiſch) erklärt, kläglicher habe
ſich dieſe Regierung noch nicht blamiert, als in dieſem
Augen=
blick. Noch vor wenigen Minuten habe der Kanzler das Haus
bluffen wollen mit der Androhung der Auflöſung, und nun falle
er wieder in die erbärmliche Gewohnheit der Verhandlungen
zurück. (Stürmiſche Pfui= und Schlußrufe bei der Mehrheit.)
Präſident Loebe bittet den Redner, vom Kanzler in
Aus=
drücken zu ſprechen, die dem parlamentariſchen Tone entſprechen.
Der Abg. v. Graefe verſucht weiter zu ſprechen, wird aber
durch ſtürmiſche Rufe der Mehrheit daran gehindert.
Präſident Loebe erklärt, der Abg. Schultz habe geſagt, die
Regierungsparteien ſollten verſuchen, ſelbſt die nötige Mehrheit
zuſammenzubringen. Zu dieſem Zwecke ſchlage er vor, die
Ver=
handlungen auf Samstag zu vertagen. (Zuſtimmung und Hört,
hört!)
Reichskanzler Dr. Streſemann wendet ſich gegen die
Worte des Abg. v. Graefe, ais ob er den Reichstag habe bluffen
wollen. Die Beſchlüſſe darüber, was die Regierung tut, wenn
das Ermächtigungsgeſetz abgelehnt wird, ſtehen, ſo erklärt der
Reichskanzler, für mich und für die Stellen, die darüber zu
ent=
ſcheiden haben, feſt. Wann die Abſtimmung über das Geſetz ſein
ſoll, das iſt nicht Sache des Reichskanzlers, ſondern der Parteien.
(Zuſtimmung bei der Mehrheit.)
Das Haus beſchließt, die nichſte Sitzung am Samstag
nach=
mittag 1 Uhr abzuhalten mit der Tagesordnung:
Schlußabſtim=
mung über das Ermächtigungsgeſetz.
Die „T. L.” fordert gerichtliche Klarſiellung.
DU Berlin, 11. Okt. Die Telegraphen=Union
veröffent=
licht zu der halbamtlichen Erklärung in Sachen des Briefes des
Herrn Stinnes an den Reichskanzler folgende Erklärung:
Die Tatſache, daß ein ſtreng vertrauliches Schreiben von
weittragender politiſcher Bedeutung an den Herrn Reichskanzler
in tendenziös abgeänderter Form in der Voſſiſchen Zeitung
ver=
öffentlicht werden konnte, wird durch die halbamtliche Erklärung
nicht berührt:
1. Die Veröffentlichung in der Voſſiſchen Zeitung erſchien
am Dienstag morgen. Wir fragen, was hat die Reichskanzlei
getan, um der verhetzenden Wirkung dieſer Eröffnung
entgegen=
zutreten und um auf Grund des hier vorliegenden Briefs und
der bekannten Bedeutung des Briefes für die weiteren
Verhand=
lungen mit General Degoutte, um wenigſtens nachträglich den
Verſuch zu machen, ſchwere innen= und außenpolitiſche Schäden
zu verhindern?
2. Der Brief iſt in der Reichskanzlei zur Abſchrift
genom=
men worden. Die Reichskanzlei iſt demnach verantwortlich für
die Sicherſtellung des von ihr genommenen Abſchriftexemplars.
Wir fragen, welche gerichtlichen Schritte hat die Reichskanzlei
unternommen zur Feſtſtellung, daß mit keinem Abſchriftexemplar
Mißbrauch getrieben wurde?
3. Die Voſſiſche Zeitung hat an Hand der halbamtlichen
Erklärung am Donnerstag morgen die auf ihrer Falſchmeldung
vom Dienstag baſierenden Angriffe gegen Vertreter des
Berg=
baulichen Vereins unter weiterer ausführlicher Schonung des
Sondervorgehens des Otto Wolf=Konzerns wiederholt. Wir
fragen, welche gerichtlichen Schritte hat die Reichskanzlei getan,
un den Chefredakteur der Voſſiſchen Zeitung Georg Bernhard
zu einer gerichtlichen Ausſage über die Quellen ſeiner Meldung
zu zwingen, und iſt ſich die Reichskanzlei darüber klar, daß eine
Unterſuchung eines ſolchen gerichtlichen Schrittes bis heute der
Verwiſchung des Tatbeſtandes gleichkommen muß?
Seite 4.
Nummer 282.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 12. Oktober 1923.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 12. Oktober.
Reichshilfe für den notleidenden Mittelſtand.
Teuerung und Not und damit Hand in Hand gehende
ſtän=
dige Verſchlechterunig der Lebenslage ſind ein vortrefflicher
Nährboden für den Egoismus des einzelnen Individuums.
Mehr und mehr ſtellt ſich jeder auf möglichſte Verbeſſerung und
Hebung der eigenen Verhältniſſe ein und vergißt darüber völlig,
über den Rahmen der eigenen Häuslichkeit, des eigenen
Lebens=
zuſchnittes hinaus einen Blick auf jene zu werfen, die ſchlechter,
oft weit ſchlechter als er ſelbſt geſtellt ſind. Neben dem
perſön=
lichen Egoismus iſt es aber vielfach auch noch der Gedanke, der
ihn wieder an der Betätigung der Nächſtenliebe hindert: Es
wird ja heute von Geſetzes wegen, wie von ſozialen und
charita=
tiven Organiſationen und Vereinigungen genug getan, die Not
der beſonders bedrängten Schichten zu lindern, ſo daß für rein
perſönliche Hilfsbereitſchaft eigentlich gar keine Gelegenheit mehr
geboten iſt. Dieſe Anſchauungen werden, wie Orieniterte leider
genugſam ſchon erfahren haben, namentlis im Hinblick auf die
Klein= und Sozialrentnerfürſorge auch von jenen Frauen
ver=
treten, die früher in der charitativen Liebestätigkeit nicht nur
Jahre, nein, jahrzehntelang eifrige und unermüdliche Helfer
waren.
Iſt das aber wirklich der Fall? Kann dieſe auf die Dauer
ohne beträchtlichen Schaden ſür das Ganze ausfallen? Wir
ſagen: Nein. Wohl kann und mß die geſetzliche Fürſorge die
ohne eigene Schuld durch den Krieg und ſeine Folgen in Not
geratenen Glieder des Mittelſtandes vor der ſchlimmſten
wirt=
ſchaftlichen Bedrängnis ſchützen, aber daneben bleibt für alle an
dieſer Arbeit Intereſſierten, für alle, die den Minderbemittelten
auch jetzt noch Rat und Beiſtand bieten wollen, eine ſolche Fülle
werktätiger Liebe und Unterſtützung zu leiſten übrig, daß ſich
nicht genug in Frage konmende Kräfte zur Verfügung ſtellen
können. Freilich: unſagbar viel bisher noch beharrlich
verſchwie=
genes Elend könnte durch dieſe ſoziale Arbeit aus der Welt
ge=
ſchafft werden, wenn die in ihr ſtehenden Hilfskräfte darüber
genau orientiert wären, wie weit ihr Machtbereich zur
tatkräf=
tigen Unterſtützung der Minderbemittelten geſteckt und wo ihm
Grenzen gezogen ſind, um nicht die ſelbſtverſtändlich auch in
die=
ſen Kreiſen allzu üppig wuchernden Wünſche und Hoffnungen
einesteils zu lange zu nähren, andererſeits zu früh zu
entmuti=
gen, wodurch nicht ſelten wertvolle Kräfte zur Selbſtbetätigung
und Selbſthilfe gegenüber dem eigenen Elend nutzlos gelähmt
werden.
Gerade zur rechten Zeit erſchien für derartige Gelegenheiten
eine Sammlung von Wohlfahrtsgeſetzen des Deutſchen Reiches
und Preußens” (und einiger Länder) von Dr. jur. Behrend,
Oberregierungsrat, und Helene Stranz=Hurowitz (Verlag Walter
de Gruyter, Berlin=Leipzig), das als ſehr ausführliches
Hand=
buch natürlich auch das Sozialrentner= und
Kleinrentnerfürſorge=
geſetz mit allen ſeinen Beſtimmungen eingehend beleuchtet. An
Hand desſelben können Beratungs= und Fürſorgeſtellen für die
ſchuldlos Verarmten unſeres Volkes in äußerſt ſegensreicher
Weiſe tätig ſein und ſo manches verzagte Menſchenkind in den
Kreis ſeiner Fürſorgemaßnahmen einbeziehen das bisher noch
aus Unkenntnis der Vorausſetzungen derſetben voll ſtiller
Ver=
zweiflung fernſtand.
Dr. H. B.
— Ernannt wurde am 9. Oktober 1923 der ſtaatliche
Forſtwart=
aſpirant Bernhard Jakob zu Ober=Mörlen vom 1. Oktober d. J3.
an zum Förſter.
— In den Staatsdienſt übernommen wurden am 5. Oktober die
Kommunalforſtwarte Philipp Dingeldein 2. zu Seeheim und
Theodor Simon zu Forſthaus Felsberg vom 1. Oktober d. Js. an
unter der Amtsbezeichnung „Förſter”.
— In den Ruheſtand verſetzt wurde am 8. Oktober 1923 der
Ober=
rechnungsrat bei dem Miniſterium der Finanzen Jakob Lohrum zu
Darmſtadt auf ſein Nachſuchen vom 1. Januar 1924 an unter
Anerken=
nung ſeiner dem Staat geleiſteten Dienſte.
* Verkehrsſperre. In den Gemarkungen Griesheim und
Walldorf und in dem neubeſetzten Gebiet um
Darmſtadt wurde von den Franzoſen eine
Verkehrs=
ſperre von 7 Uhr abends bis 6 Uhr morgens verhängt. Ueber
die Gründe iſt noch nichts bekannt.
— Heſſiſches Landestheater. In der Vorſtellung von Unruhs „Prinz
Louis Ferdinand” ſpielt Anne Kerſten die Rolle der Pauline Wieſel,
Gillis von Rappard die des Pagen Heinz. Sonſt iſt die Beſetzung
der Hauptrollen die der vorigen Spielzeit geblieben.
In der heutigen Aufführung von „Aleſſandro Stradella” hat
Kapell=
meiſter Roſenſtock die muſikaliſche Leitung.
Die Mietnachzahlungen, für die 2. Hälfte des 1.
Miet=
abſchnittes können nur noch morgen, Samstag, den 13. Oktober, von
9—1 Uhr und 3½—5½ an der Hauptkaſſe geleiſtet werden. Zahlungen,
die an dieſem Tage nicht vorgenommen werden, müſſen mit den
Nach=
zahlungen für den zweiten Mietabſchnitt nach dem Lebenshaltungsindex
der nächſten Woche, alſo erhöht, erhoben werden.
— Sinfoniekonzert im Landestheater. In dem Geſamtprogramm
mußten einige Aenderungen vorgenommen werden. Herr Konzertmeiſter
Drumm ſpielt das Violinkonzert von Sibelius im zweiten Konzert. Das
für 10. Dezember vorgeſehene Programm mußte mit dem für 14.
Ja=
nuar angeſetzten vertauſcht werden, mit Rückſicht auf den Baritoniſten
Guttmann, der ſich Anfang Dezember auf eine Auslandstournee begibt.
Im ſiebenten Konzert wird ſtatt Prof. Fleſch ein bedeutender Violon=
cellvirtuoſe, mit dem die Verhandlungen noch im Gange ſind ſoliſtiſch
mitwirken; das Programm wird dementſprechend geändert werden.
Da=
durch wird es auch möglich ſein, Schubert oder Schumann zu Worte
kommen zu laſſen.
— Bühnenvolksbund. Sämtliche beſtellten Theaterkarten müſſen bis
ſpäteſtens Freitag bei Chriſtian Arnold, Ernſt=Ludwigſtraße 9,
ab=
geholt werden. Einige verfügbare Karten können anderweitig abgegeben
werden.
— Deutſcher Sprachverein. Nächſten Donnerstag, den 18. ds. Mts.,
um 8 Uhr abends, wird im Realgymnaſium der Zürcher Profeſſor Dr.
Steiger über das deutſche Geiſtesleben in der Schweiz
reden. Er wird dartun, daß die Lande um Baſel, Bern und Zürich in
geiſtiger Hinſicht ein Teil des großen Deutſchlands ſind, deſſen Grenzen
von keinem Machtſpruche abhängen, und daß die deutſchredenden
Schwei=
zer wacker zu den Geiſtesſchätzen beigetragen haben, deren ſich das ganze
deutſche Volk erfreuen darf. Zu dieſem Vortrage hat jedermann freien
Zutritt.
— Schnurrbuſch=Quartett. Das Programm des am Samstag, den
13. Oktober, ½8 Uhr, im Kleinen Haus ſtattfindenden
Kammermuſik=
abends bringt ein Streichquartet von Reznicek. Es dürfte von Intereſſe
ſein, den Komponiſten von „Ritter Blaubart” auf dem Gebiete der
Kam=
mermuſik kennen zu lernen. Fern jeder Problematik, verfolgt er die
Spuren der Spätromantiker bei geſchickter kontrapunktiſcher Verarbeitung
und Klangfülle. Recht klangvoll iſt auch das kurze Streichtrio für zwei
Violinen und Viola von Karl Steinmar. Das Fehlen des Cellos iſt hier
geſchickt überbrückt. Den Beſchluß des Abends bildet das wohlbekannte
Schubertſche A.=Moll=Quartett. Owohl ſchon viel geſpielt, wird man es
immer wieder gern hören. Iſt doch gerade Schubert durch ſeine
unbe=
ſchreibliche Friſche der Melodik recht geeignet, uns über den Alltag zu
erheben.
St. Freie Literariſch=Künſtleriſche Geſellſchaft. Profeſſor
H. Weichelt ſpricht über Nietzſche=Zarathuſtra. Die ſchlanke
Figur des Vortragenden ſteht in ſchmalem Lichtſchein vor
ver=
dunkeltem Saal. Sein dunkles, warmes Organ iſt nicht ganz
dia=
lektfrei und etwas heiſer. Aber dieſe Mängel ſchwinden nach
wenigen Minuten, gehen unter in den zwingend überzeugenden
Verlebendigungen, die der Vortragende vor dem bald in ſeinen
Bann geſchlagenen Auditorium erſtehen läßt. Ganz gleich, wie
man zu Nietzſche ſteht oder ob hier und da überhaupt keine
Ein=
ſtellung vorhanden. Was über Nietzſche geſagt wird, über den
Menſchen, den Suchenden oder über den Propheten und ſein
Meſſiastum, iſt ſchlicht, aber kommt aus gläubigem, überzeugtem
Herzen und reißt mit. Und was Profeſſor Weichelt aus dem
giggntiſchen Werke „Alſo ſprach Zarathuſtra” frei zitiert, lange
Stücke in Proſa und in gebundener Dichtform, wird aus dieſem
Munde zum äſthetiſchen Genuß auch für die, denen Nietzſche=
Zarathuſtra kein Meſſias, die ſeiner Philoſophie fernſtehen. —
Der Abend wird für keinen, der ihn miterleben konnte, ein
ver=
lorener ſein.
e. Stadtmiſſion. Die wöchentliche Zuſammenkunft in der
Stadt=
mädchenſchule Beſſungen am Freitag, 8½ Uhr, fällt nicht aus. — Am
kommenden Sonntag, abends 8 Uhr, findet die monatliche
Mitglieder=
verſammlung ſtatt. Im zweiten, nicht=öffentlichen Teil werden wichtige
geſchäftliche Mitteilungen gemacht, die das Erſcheinen jedes Mitgliedes
erfordern.
— Orpheum. — Operettengaſtſpiel. Bei den nächſten Aufführungen
am Samstag, den 13., und Sonntag, den 14. Oktober, werden die
bei=
den Hauptpartien: „Poſtmeiſterin” und Prinz Louis Ferdinand‟
wiederum von Alma Saceur und dem Tenoriſten Karlheinz Baum
ge=
ſungen. Anfang 72/. Uhr, Ende zirka 104/, Uhr.
— Stiftungsfeſt. Am Sonntag, den 7. Oktober 1923, fand im
„Feierabend” (Stiftſtraße) das 2jährige Stiftungsfeſt des Wanderklubs
„Stolzenfels” ſtatt. Der erſte Vorſitzende Herr Karl Zepp hielt
die Begrüßungsanſprache und gab einen Ueberblick über die Gründung
und Ziele des Vereins. Aus der Vortragsreihe ſeien erwähnt:
Ouver=
türe, Märchenſpiel „Rübezahl” von Flotow, Feſtprolog, geſprochen von
Frl. Marga Schmitt, ſowie die beiden humoriſtiſchen Vorträge von
Herrn Schlaich. Als Einlage leiſtete Frl. A. Kraft mit ihren beiden
Tanzſoli „Frühlingsſtimmen” von Strauß, Elühwürmchenidyll aus
„Lyſiſtrata” von Lincke, Vorzügliches, nebſt ihrem Klavierbegleiter Herrn
H. Gielen, der auch den ſoliſtiſchen Teil des Abends beſtritt. Das
Schlußſpiel, die Geſangspoſſe „Die fidele Gerichtsſitzung”, nannte als
Gäſte die Namen der Herren Hans Töppel, Ferdinand Gubſch, Fred
Presco. Am Klavier Hans Gielen. Die Veranſtaltung leitete Herr
Friedr. Wießmann. Anſchließend iſt am 21. Oktober, nachmittags 4 Uhr,
im Gaſthaus „Zum Löwen” in Traiſa die Nachfeier.
* Kurzſchrift. Die bayeriſche Regierung hat in einer Reihe größerer
Städte Lehrgänge zur Erlernung der Kurzſchrift veranſtaltet. Dazu
haben ſich weit über 5000 Beamte gemeldet. Mehr als ein Drittel
da=
von ſind Reichsbeamte. Vom 1. Oktober 1923 ab werden Prüfungen in
der Gabelsbergerſchen Kurzſchrift für die Beamten und
Staatsdienſt=
anwärter ſämtlicher Miniſterien abgehalten, deren Ergebnis bei
Anſtel=
lungen und Beförderungen berückſichtigt wird.
— Herzliche Bitte. Man ſchreibt uns: Von einem ſehr tragiſchen
Mißgeſchick getroffen wurde eine dem Bunde der Kinderreichen
ange=
hörige Witwe, Mutter von ſieben Kindern. Nach dem Tode der Mutter
mußte die Tochter als geiſtesgeſtört, als einzige Stütze der Mutter,
einer Irrenanſtalt übergeben worden. In dieſer traurigen Notlage bitte
ich edeldenkende Menſchen, eine vor dem Kriege in mittleren
Verhält=
niſſen ſtehende echt deutſche Mutter mit ihren Kindern nicht zu
ver=
geſſen und vor Untergang zu bewahren. Näheres bei Herrn Wilhelm
Dietz, 2. Vorſitzender des Bundes, Grafenſtraße 27.
* Todesfall. Geſtern hat ſich die Erde über einem Mitbürger
ge=
ſchloſſen, der in weiten Kreiſen unſerer Stadt geſchätzt war. Friedrich
Kröh war 38 Jahre lang als Diener der hieſigen höheren
Mädchen=
ſchule (Viktoriaſchule) tätig. Er war einer von den immer ſeltener
werdenden Menſchen, die ihre Ehre in ihre Arbeit ſetzen, ein aufrechter,
pflichttreuer Gehilfe der Direktion und des Lehrkörpers, eine
Perſönlich=
keit, die in ihrer beſcheidenen Stellung ſich die Achtung aller derer
ge=
wann, die Echtes von Falſchem zu unterſcheiden wiſſen. Möge dem
braven Manne die Erde leicht ſein!
wb. Die Ausſichten der Herbſtkartoffelernte ſind nicht ſo günſtig wie
im Vorjahr. Hat ſich auch die Anbaufläche etwa auf derſelben Höhe
gehalten, ſo läßt doch der gegenwärtige Stand der Kartoffeln nur eine
Mittelernte erwarten. Die rechtzeitige Verſorgung der ſtädtiſchen
Be=
völkerung mit Speiſekartoffeln iſt bei der in weiten Kreiſen
herrſchen=
den Not und Erwerbsloſigkeit in dieſem Jahre von noch größerer
Be=
deutung als ſonſt. Ueberdies birgt die verſpätete Ernte die Gefahr in
ſich, daß der Winterbedarf der Bevölkerung nur ſchwer vor Eintritt dez
Froſtes eingekellert werden kann, wenn nicht eine Verwendung der
Kar=
toffeln zu andern als Speiſezwecken beſchränkt wird. Es wird daher
durch die Verordnung vom 3. Oktober 1923 das Brennrecht für
Kartof=
feln von 100 Prozent auf 50 Prozent herabgeſetzt. Eine noch
weiter=
gehende Herabſetzung des Kartoffelbrennrechts iſt nicht möglich, da
ſo=
wohl die Induſtrie für ihre Betriebszwecke wie auch die Landwirtſchaft
für die Nutzbarmachung der Ernte und die Feldbeſtellung auf Spiritus
dringend angewieſen ſind. Außerdem ſind die Brennereiwirtſchaften auf
den Anfell von Schlempe angewieſen, wenn ihnen das Durchhalten
ihres Milchviehbeſtandes ermöglicht werden ſoll. Eine Verwendung d9
aus Kartoffeln hergeſtellten Spiritus für Trinkzwecke findet nicht ſtatt.
— Um die im Herbſt erfahrungsgemäß ſtark in Anſpruch genommenen
Verkehrsmittel für die Wintereindeckung der Bevölkerung mit
Speiſe=
kartoffeln freizuhalten und um darauf hinzuwirken, daß die
Landwint=
ſchaft bei ihren wirtſchaftlichen und geldlichen Dispoſitionen zunächt
die Speiſekartoffelverſendung ins Auge faßt, wird die Verarbeitum
von Kartoffeln an Trocknereien und Stärkefabriken für die Zeit bi
31. Oktober 1923 ausſchließlich auf ſelbſtgebaute Kartoffeln beſchränk.
und die Verarbeitung von nicht ſelbſtgebauten Kartoffeln verboten. Bei
Genoſſenſchaften und ſonſtigen Vereinigungen, die Trocknereien und
Stärkefabriken betreiben, gelten als ſelbſtgebaut auch die von ihren
Mi=
gliedern gebauten Kartoffeln. Die Verfendung von Kartoffein m
Trocknereien und Stärkefabriken mit der Eiſenbahn iſt bis zum 31. 10.
dieſes Jahres verboten.
wb. Speiſung von Reiſenden auf Bahnhofswirtſchaften. Um den
Bedürfniſſen der weniger bemittelten Reiſenden Rechnung zu tragen,
ſind die Bahnhofswirte ſeit einigen Jahren angewieſen, dicke Suppen,
namentlich Hülſenfrüchte= Kartoffel=, Graupenſuppen u. dgl. auf
Be=
ſtellung zu mäßigen Preiſen beſonders zu verabreichen. In allen
größe=
ren Bahnhofswirtſchaften, die regelmäßig warme Küche führen, konnen
dieſe Suppen zur Mittags= und Abendzeit eingenommen werden. Ez
handelt ſich hier um eine Einrichtung, die vielfach noch nicht bekannt iſt
und in der heutigen Zeit ſicher begrüßt und häufig in Anſpruch
ge=
nommen werden dürfte.
I., Aufhebung des Paßviſums in Oefterreich. Der
Erſparungskom=
miſſar plant die Aufhebung des Paßreviſionszwanges in der Weiſe
durchzuführen, daß er den Entfall der Viſagebühren durch den Abbau
auswärtiger Vertretungsſtellen, der ſogen. Paßſtellen, auszugleichen
verſucht. Da außerdem der ſehr beträchtliche Aufwand für den
Paß=
reviſionsdienſt in den Grenzſtationen und bei der Polizei entfiele,
würde der künftige Entfall der Viſagebühreneingänge wettgemacht
wer=
den können. Zur Deckung der Auslagen für die reduzierten
öſterreicht=
ſchen Vertretungen im Auslande ſollen nach dem Plane des
Erſpo=
rungskommiſſars die im Auslande wohnenden öſterreichiſchen
Staats=
angehörigen, ſofern ſie auf Vertretung und Schutz Anſpruch erheben,
die Verpflichtung übernehmen, einen jährlich wiederkehrenden.
Imma=
trikulationsbeitrag zu leiſten. (Für Deutſchland ſind dieſe Pläne nur
nachahmenswert. Anm. des Ber.)
Eigentümer geſucht. Bei dem hieſigen Polizeiamt befindet ſich
ſeit Januar d. Js. ein in fünf Teile zerlegtes Kandelrohr aus
Zinkblech. Die Geſamtlänge der Kandel iſt ungefähr 4,50 Meter. Am
Ende derſelben iſt ein etwa 1zölliges Stückchen Ablaufrohr vorhanden,
was darauf ſchließen läßt, daß die Kandel von einer Veranda oder
einem Gartenhaus herrührt. Es wird vermutet, daß die Kandel von
einem Diebſtahl herrührt. Ermittelungen nach dem Eigentümer waren
bisher erfolglos. Näheres Kriminalabteilung, Zimmer 7.
Eigentümer geſucht. Am 11. ds. Mts. wurde von der
Kriminal=
polizei in hieſiger Stadt ein Fahrraddieb feſtgenommen. Derſelbe gibt
an, am 10. ds. Mts., vormittags gegen 9 Uhr, ein Fahrrad vor der
Reichsbank hier geſtohlen zu haben. Das Fahrrad wurde beſchlagnahmt.
Der Eigentümer, der bis jetzt nicht ermittelt werden konnte, wird
er=
ſucht, ſich alsbald bei der Krim.=Abt., Zimmer 1, einzufinden.
C. Die Septemberwitterung in Darmſtadt. Der erſte Monat des
diesjährigen meteorologiſchen Herbſtes zeigte im allgemeinen normale
Witterungsverhältniſſe. Das Monatsmittel der Temperatur betrug 14,9
Grad Celſius (0,3 über normal), während ſich die Gegenſätze auf 2,6
Grad am 13. und 5,5 am 25. ſtellten. Sommertage gab es vom 10.
bis 14. noch 5. Hinſichtlich der Windrichtung war ein verhältnismäßig
häufiges Vorkommen ſüdlicher und ſüdöſtlicher Luftſtrömungen
bemer=
kenswert. Heitere Tage gab es 3, trübe 11. Regen fiel an 14 Tagen und
zwar ununterbrochen vom 16. bis 25. mit einem Ergebnis von 61,7
Milli=
meter (2,7 über normal), wovon 12,7 auf den 2. als den näſſeſten Tag
fielen. Dagegen blieb der Abſchnitt vom 3. bis 15. völlig trocken. Hagel
kam zweimal in geringer Menge vor, während die Zahl der Gewitter
4 betrug, wovon 3 ſogen. Ferngewitter waren. Der Barometerſtand
ſchwankte zwiſchen 759,9 Millimeter am 30. und 738,9 am 15. bei einem
Monatsmittel von 751,0 Millimeter (1 über normal).
Regimentsnachrichten.
— Vorbeſprechung für gemeinſame
Totengedenk=
feier, 8.30 Uhr abends bei Sitte, tvorauf die Vorſtände der hieſigen
Vereine nochmals hingewieſen werden.
Lokale Veranſtaltungen.
Die dlerunfer erſcheinenden Notſzen find ausſchſießlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten,
in keinem Falle irgendwie als Beſprebung oder Kritk.
— Kriegerverein Darmſtadt E.V. Die Mitglieder und
Freunde des Vereins, ſowie ſämtliche Vereine Darmſtadts werden zu
dem am 13. Oktober, abends punkt 8 Uhr, im Mathildenhöhſaale (
Die=
burger Straße) ſtattfindenden Familienabend (Theater, Konzert, Geſang
und humoriſtiſche Vorträge von namhaften Künſtlern) zugunſten der
Altveteranen und Schwerkriegsbeſchädigten herzlichſt eingeladen.
— Regiments=Vereinigung ehem. 116er. Zu dem
am Samstag, den 13. Oktober, abends 8 Uhr, in der Brauerei Fah
(Ballonplatz) ſtattfindenden gemeinſamen Bierabend der
Regimentsver=
eine Darmſtadts werden die Kameraden mit ihrer Familie herzlichſt
eingeladen.
Proteſtantismus und Kirchenlied.
Zum 400jährigen Jubiläum des proteſtantiſchen Chorals.
Von Geh. Rat Univ.=Prof. D. Julius Smend=Münſter.
Das Jahr 1523 iſt das Geburtsjahr des evangel. Kirchenlieds,
das heute auf ein 400jähriges Beſtehen zurückblickt. Dieſes
denk=
würdige Jubiläum ſollte im Zuſammenhang mit dem
Biele=
felder Kirchentag am vergangenen Sonntag, 7. Oktober, in allen
evangeliſchen Gemeinden Deutſchlands gefeiert werden. Der
Kirchentag und dieſe Gedenkfeiern wurden abgeſagt. Umſomehr
iſt das Gedenken ſelbſt Recht und Pflicht. Der zur Zeit beſte
wiſſenſchaftliche Fachkenner auf dem Gebiet der proteſtantiſchen
Kirchenmuſik und Liturgie, Univerſitätsprofeſſor D. Smend in
Münſter, ſchreibt uns folgendes:
Das Jahr 1523 brachte die erſten Drucke von Liedern
Lu=
thers ans Licht: das Lied zu Ehren der Brüſſeler Märtyrer
„Ein neues Lied wir heben an” und die Reformationsfanfare
„Nun freut euch, lieben Chriſten g’mein”; zu jenem ſchuf Luther
auch die Melodie.
So darf man auch hier von einem 400jährigen Jubiläum
reden. Denn es liegt am Tage, daß die hiermit einſetzende
Be=
tätigung des Reformators auf dichteriſchemuſikaliſchem Gebiete
ganz unerhörte Wirkungen nach ſich gezogen hat. Sie offenbaren
ſich äußerlich in hunderttauſend Liedertexten und zehntauſend
Singweiſen, die ſeitdem in ſeiner Gefolgſchaft aus bekannten und
unbekannten Hirnen und Herzen hervorbrachen. Viel Spreu
darunter, gewiß, aber auch unſterbliches Gut, in der Hauptſache
den inneren Zuſammenhang mit Wittenberg deutlich bekundend.
Der Proteſtantismus war von Anfang an Geiſtes=, d. h.
Wortreligion, und die evangeliſche Kirche war immer die Kirche
der Lieder. Das mußte ſo ſein. Verhielt ſich die reformatoriſche
Bewegung den bildenden Künſten gegenüber nur duldſam, ja
vielleicht ablehnend und feindſelig, ſo gehörte die ganze
Zunei=
gung ihres größten Führers den geiſtigen Künſten, dem Singen
und Sagen, der Poeſie und der Muſik. Ein Gottesdienſt in der
Landes= und Mutterſprache konnte dieſes Ausdrucksmittels, eine
von der prieſterlichen Mittlerſchaft losgelöſte, die Gläubigen ſelbſt
zu unmittelbarem Handeln aufrufende kirchliche Feier dieſer
Form der Betätigug ſchlechterdings nicht entraten.
Der Schöpfer der klaſſiſchen deutſchen Bibel wurde auch der
Urheber des Kirchenliedes in ſeiner evangeliſchen
Ge=
ſtalt. Seine etwa 40 geiſtlichen Dichtungen, nicht alle
gleichwer=
tig und heute nur zur Hälfte noch verwendbar, aber nach Form
und Inhalt außerordentlich reich, rufen jenen hundertſtimmigen
Chor großer und kleiner Poeten auf den Plan, der heute aus
jedem guten Geſangbuch uns entgegenſchallt. Luther war ein
dankbarer Erbe altkirchlicher, zeitgenöſſiſch=zunftmäßiger,
volks=
tümlicher Beſitztümer und Antriebe; aber er ſelbſt wurde auch
Bahnbrecher für ein Heer von dichteriſch begabten Freunden,
Jüngern, Anhängern, ja ſogar von Gegnern, die auch der alten
Kirche ſeine und eigene deutſche Kirchendichtungen zuzuführen
ſtrebten. Auf Luthers Schultern ſteht u. a. der Dichter von „
Be=
fiehl du deine Wege‟. Gib dich zufrieden und ſei ſtille‟, „Ich
ſinge dir mit Herz und Mund”. In der deutſchen
Literatur=
geſchichte werden Meiſter wie dieſer nicht viele angetroffen, und
Wilhelm Scherer ſagt: „Was Paul Gerhardt im Geiſtlichen
be=
gann, hat Goethe im Weltlichen vollendet.”
Im 16. Jahrhundert waren noch Dichter und Sänger in der
Regel eins. Für eine Anzahl ſeiner Dichtungen erfand Doktor
Martinus ohne allen Zweifel auch die begleitenden Töne, ſo für
ſein Heldenlied von der feſten Burg, ſein Simeonlied („Mit
Fried und Freud”), ſein deutſches Sanktus („Feſaja, dem
Pro=
pheten, das geſchah‟). Alte Sturmeichen im jungen Nadelwald
nennt Kretzſchmar dieſe Singweiſen und rühmt deren
volkstüm=
liche Schlichtheit, verbunden mit ſo viel Kraft und Freiheit des
Ausdrucks, die die melodiſchen Wendungen aufs engſte der
Ge=
ſamtſtimmung des Textes und der Natur ſeiner einzelnen
Zei=
len anpaßt. Aus Luthers „Choral” erwächſt aber mit der Zeit
die evangeliſch=kirchliche Tonkunſt mit all ihren Meiſtern bis hin
zu J. S. Bach, dem Heros, von deſſen Geiſte auch die Wiener
Klaſſiber befruchtet wurden, und deſſen tiefgehender Einfluß auf
die neuzeitliche Muſik in allen Landen unbeſtritten iſt. Was man
leichter überſieht, iſt die durch Luther bewirkte Steigerung der
muſikaliſchen Volkskraft. Kein Laie hat je auf die Entwicklung
der Muſik eine annähernd gleiche Wirkung ausgeübt wie dieſer
„zu den echten, den vorbildlichen, den unübertroffenen
Tonſchöp=
fern” (Kretzſchmar) zählende Mann. Die Laientätigkeit in der
Muſik, wie ſie vor allem in unſeren modernen
Chorvereinigun=
gen zutage tritt, iſt letztlich auf den Wittenberger Reformator
zurückzuführen der katholiſche Volksteil Deutſchlands iſt hier
nachweisbar dem evangeliſchen erſt gefolgt.
Ueberblickt man dieſe Zuſammenhänge, ſo wird es klar, daß
der Gewaltige, der unſerem Vaterlande die innerſte
Lebens=
gemeinſchaft, die Einheit des Glaubens, genommen hat (er hat
es nicht gewollt und iſt unſchuldig am Werke der
Gegenreforma=
tion) zugleich wie kein anderer beigetragen hat zur geiſtigen und
Kultureinheit der Nation. Und daß Luther dies ver=
mochte, erklärt ſich aus der eigentümlichen Vereinigung
gegen=
ſätzlicher Kräfte in ſeiner Natur. Was ſo oft in feindſeliger
Spannung uns begegnet, hat ſich in ihm gefunden und
harmo=
niſch durchdrungen: der ſchonungsloſe Umſtürzler und der
gigan=
tiſche Beſchützer unentbehrlicher Erbgüter, der Dämon und das
Kind, Prophet und Künſtler.
Luthers Lieder ſind, um noch einmal Kretzſchmars Worte
zu gebrauchen, „erlebte, unmittelbar aus dem Gemüt gefloſſene
Muſik”. Wer das mit= und nachzuempfinden imſtande iſt, dem
wird auch das Jahr 1523 immer denkwürdig bleiben.
Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
C.K. Eine großartige Schenkung. Das Muſeum
Boymans in Rotterdam hat, wie im „Cicerone” mitgeteilt wird,
eine großartige Schenkung erhalten, die es, wenigſtens was
Gra=
phik anbetrifft, gleichberechtigt neben die führenden Samlungen
Hollands ſtellt. Die Stiftung beſteht in der Sammlung Dorela
Nieuvenhuis, die im Verlaufe von 30 Jahren
zuſammen=
gebracht wurde. Die Sammnlung enthält wundervolle
Email=
arbeiten des 15. und 16. Jahrhunderts, koſtbare Miniaturen,
30 Inkunabeln und 3000 graphiſche Blätter, darunter beſte Drucke
von Werken Dürers, Rembrandts, Goyas und anderen; dann
230 Zeichnungen und Aquarelle von Michelangelo, Raffael,
An=
drea del Jarto, Baldung Grien, Burokraier, Rembrandt,
Pouſ=
ſin u. a., endlich 6 Plaſtiken der italieniſchen Renaiſſance.
— Das Trinkverbot in den Vereinigten Staaten. Der
fran=
zöſiſche General Gouraud war, wie man weiß, in Amerika der
Gaſt der „Veteranen des Weltkrieges”. Im Augenblick ſeiner
Abfahrt gab er an Bord des Paketboots „France” ein großes
Abſchiedseſſen. Solange man in den amerikaniſchen Gewäſſern
auf „trockenem” Gebiet war, wurde weder Wein noch Kognal
ſerviert. Waſſer, nichts als Waſſer. Dagegen war unter den
dienſttuenden Stewards am Ende dieſes ſtrengen Liebesmahles
eine ungewöhnliche Bewegung. Um die Wahrheit zu ſagen: ſie
waren abſcheulich benebelt. Sie hatten unglücklicherweiſe nicht
mit dem „Prohibitionsagent” gerechnet, der under einer
Verklei=
dung ſich an Bord beſand. Deshalb wurden drei von ihnen ohne
weitere Umſtände feſtgenommen und zu 52 Pfund Geldſtrafe
ver=
urteilt, die durch die Schiffskaſſe bezahlt wurden.
Nummer 282
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 12. Oktober 1923
Seite 5
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Von Rechtsanwalt Dr. F. Mattern.
Am 1. Oktober 1923 iſt das Geſetz über Mieterſchutz und
Miet=
einigungsämter vom 1. Juni 1923 (Reichsgeſetzblatt Seite 353) in
Kraft getreten, das eine Reihe von wichtigen Aenderungen gegenüber
dem ſeitherigen Rechtszuſtand auf dem Gebiete des Wohnungsrechts
bringt.
Das Geſetz zerfällt in zwei Abſchnitte, von denen der eine dem
Mieterſchutz und der andere dem Verfahren vor den
Mieteinigungs=
ämtern gewidmet iſt.
Die Beſtimmungen über den Mieterſchutz behandeln
vor allem die Frage der Auflöſung des Mietverhältniſſes und die
ebenſo wichtige Frage des Erſatzraumes nach der Auflöſung des
Miet=
verhaltniſſes. Im Gegenſatz zu dem ſeither völlig unſicheren und
zer=
ſplitterten Rechtszuſtand wird, die Löſung dieſer beiden Fragen
nun=
mehr von genau geſetzlich beſtimmten Vorausſetzungen abhängig
ge=
macht, und das Verfahren wird auf eine viel ſichere Grundlage
ge=
ſtellt wie ſeither.
Der wichtigſte Fall der Auflöſung eines
Mietver=
hältniſſes war ſeither die Kündigung des Vermieters, die „nur
mit vorheriger Zuſtimmung des Mieteinigungsamts ausgeſprochen
werden durfte. Das Mieteinigungsamt war aber bei ſeiner
Entſchei=
dung über die Genehmigung der Kündigung an keine geſetzlichen
Vor=
ausſetzungen gebunden und konnte nach ſeinem freien Ermeſſen die
Genehmigung entweder erteilen oder ablehnen. Das neue Geſetz
ſchränkt jedoch den Spielraum des freien Ermeſſens ſehr erheblich ein
und beſtimmt folgendes:
Gegen den Willen des Mieters kann ein Mietverhältnis nur noch
auf eine Klage des Vermieters hin durch Urteil des ordentlichen
Ge=
richts aufgehoben werden, und zwar nur dann:
1. Wenn der Mieter oder eine zu ſeinem Hausſtand oder
Geſchäfts=
betrieb gehörige Perſon ſich einer erheblichen Beläſtigung des
Ver=
mieters oder eines Hausbewohners ſchuldig macht oder durch
unan=
gemeſſenen Gebrauch des Mietraums oder Vernachläſſigung der
gebo=
tenen Sorgfalt den Mietraum oder das Gebäude erheblich gefährdet,
oder wenn der Mieter den Gebrauch des Mietraums unbefugt einem
anderen überläßt.
2. Wenn der Mieter für die Dauer von zwei Monaten mit dem
Mietzins ſchuldhaft im Rückſtand iſt, vorausgeſetzt, daß der Mietzins in
kürzeren als vierteljährlichen Zeitabſchnitten zu zahlen iſt. Iſt der
Mietzins in vierteljahrlichen oder längeren Zeitabſchnitten zu zahlen,
ſo iſt ein Grund für die Auflöſung dann gegeben, wenn der Mieter
mit dem Mietzins für ein Vierteljahr ſchuldhaft im Rückſtand iſt. Die
Aufhebung des Mietverhältniſſes iſt jedoch nicht mehr zuläſſig, wenn
die Mietzinsſchuld vor dem Erlaß des Urteils getilgt wird.
3. Wenn für den Vermieter an der Erlangung des Mietraums ein
ſo dringendes Intereſſe beſteht, daß auch bei Berückſichtigung der
Ver=
hältniſſe des Vermieters die Vorenthaltung eine ſchwere Unbilligkeit
für den Vermieter darſtellen würde. Die Abſicht des Vermieters allein,
den Raum ſelbſt in Gebrauch zu nehmen oder an Angehörige zum
Ge=
brauch zu überlaſſen, rechtfertigt an ſich die Aufhebung noch nicht.
Insbeſondere ſteht es der Aufhebung des Mietverhältniſſes über
geterbliche Räume entgegen, wenn der Mieter eine weitere
Betriebsſtätte nicht beſitzt, der Vermieter aber neben einer
Hauptbe=
triebsſtätte mehrere Zweigſtellen in demſelben Gemeindebezirk hat und
den Mietraum lediglich zur Vergrößerung ſeines Betriebes verwenden
will.
Das Mietverhältnis iſt für den Zeitpunkt aufzuheben, für den eine
zur Zeit der Klageerhebung erfolgende Kündigung nach dem Vertrag
oder mangels einer Vertragsbeſtimmung nach § 565 des Bürgerlichen
Geſetzbuches zuläſſig ſein oder in dem die vereinbarte
Miet=
zeit ablaufen würde. Eine Ausnahme gilt jedoch für die oben unter
1 und 2 bezeichneten Fälle, in denen auf Antrag des Vermieters, das
Mietverhältnis auch mit ſofortiger Wirkung aufgehoben werden kann.
Mietverhältniſſe, die an einem beſtimmten Tage ablaufen, werden
nach Ablauf der Mietzeit auf unbeſtimmte Zeit ohne weiteres
fort=
geſetzt, wenn nicht der Mieter in der nach § 565 des Bürgerlichen
Ge=
ſetzbuches beſtimmten Zeit die Auflöſung ſelbſt verlangt.
Eine eingehende Regelung erfährt nach dem Geſetz auch die
Frage des Erſatzraums. Der ſeitherige Rechtszuſtand war
völlig uneinheitlich und zerſplittert. Während ſeither Wohnungen im
Wege der Zwangsvollſtreckung nur dann geräumt werden durften,
wenn zuror das Wohnungsamt dem Mieter eine angemeſſene
Erſatz=
wohnung zur Verfügung geſtellt hatte, galt dieſe Beſtimmung für
an=
dere Räume, wie insbeſondere für Läden und Werkſtätten, nicht. Dieſe
ſtäume konnten auf Grund eines Urteils ohne weiteres durch den
Ge=
richtsvollzieher geräumt werden, auch wenn kein Erfatzraum zur
Ver=
fügung ſtand.
Das neue Geſetz ſtellt dagegen in jeder Beziehung, und deshalb
auch in der Frage des Erſatzraumes, alle Räume, mögen ſie zu
Wohn=
zwecken oder gewerblichen Zwecken oder zu ſonſtigen Zwecken vermietet
ſein, völlig gleich und beſtimmt folgendes:
Wird das Mietverhältnis aus den oben unter Nr. 3 angegebenen
Gründen aufgehoben, alſo wird es nur deshalb aufgehoben, weil
der Vermieter den Raum für ſich ſelbſt beanſprucht, ſo darf, eine
Zwangsvollſtreckung aus dem Urteil nur dann erfolgen, wenn für den
Mieter ein unter Berückſichtigung ſeiner geſchäftlichen Bedürfniſſe
an=
gemeſſener Erſatzraum geſichert iſt. Wird dagegen das
Mietverhält=
nis aus einem der anderen beiden Gründen, alſo wegen ſchwerer
Be=
läſtigung des Vermieters oder eines Hausbewohners oder wegen
ver=
tragswidrigen Gebrauchs der Mietſache oder wegen Zahlungsverzugs
des Mieters aufgehoben, ſo ſteht es völlig im Ermeſſen des Gerichts,
ob das Urteil mit oder ohne Erſatzräume vollſtreckt werden darf. Das
nene Geſetz kennt daher auch die Möglichkeit, eine Räumung am Tag
der Zwangsvollſtreckung durchzuführen, ohne daß ein Erſatzraum zur
Verfügung ſteht. Dieſe Möglichkeit wird ſelbſtverſtändlich nur dann
praktiſch werden, wenn ein ſchweres Verſchulden des Mieters, etwa
daucrnde Verweigerung des Mietzinſes oder ſchwere Tätlichkeit gegen
den Vermieter oder ſchwere Beſchädigung der Mietſache vorliegen.
Ob der zur Verfügung ſtehende Erſatzraum angemeſſen iſt,
entſchei=
det das Mieteinigungsamt endgültig.
Auch das Verfahren wegen Auflöſung eines
Mietverhält=
niſſes iſt an viel genauere geſetzliche Vorausſetzungen gebunden, als
das ſeitherige Verfahren vor dem Mieteinigungsamt. Zuſtändig für
die Aufhebung des Mietverhältniſſes ſind die ordentlichen Gerichte, und
zwar in erſter Inſtanz das Amtsgericht und in der Berufungsinſtanz
das Landgericht. Auf das Verfahren vor den Gerichten finden, die
Vorſchriften der Zivilprozeßordnung Anwendung, ſoweit ſie nicht durch
das Mieterſchutzgeſetz abgeändert ſind.
Das Gericht entſcheidet in erſter Inſtanz unter beſtimmten
Vor=
ausſetzungen durch den Amtsrichter allein oder unter Zuziehung von
Beiſitzern, die paritätiſch dem Kreiſe der Vermieter und Mieter
ange=
hören müſſen. Das Landgericht entſcheidet ſelbſtredend in der nach
der Zivilprozeßordnung vorgeſehenen Beſetzung, alſo in der Beſetzung
von drei Nichtern.
Für das Verfahren ſelbſt gibt das Geſetz einige Vorſchriften, die
von den Beſtimmungen der Prozeßordnung abweichen. Sie dienen
teils der Beſchleunigung des Verfahrens, teils ſind ſie dazu beſtimmt,
um eine genaue Nachprüfung des Prozeßſtoffes in ſtärkerem Maße zu
ſichern. Der Beſchleunigung des Verfahrens dient die Vorſchrift, daß
neue Klagegründe in der zweiten Inſtanz nur dann vorgebracht werden
dürfen, wenn der Vermieter ohne ſein Verſchulden außerſtande war
dieſe Gründe in erſter Inſtanz vorzubringen, oder wenn der Mieter
zut der Aenderung der Klage ſeine Einwilligung erteilt hat. Ebenſo
kann der Vermieter, der mit der Aufhebungsklage abgewieſen iſt, eine
neue Aufhebungsklage nicht mehr auf Tatſachen gründen, die er in dem
früheren Rechtsſtreit geltend gemacht hat oder hätte geltend machen
können.
Im Intereſſe einer genauen Nachprüfung iſt dagegen, abweichend
von den Vorſchriften der Prozeßordnung, die Beſtimmung erlaſſen, daß
ein Räumungsurteil nicht für vollſtreckbar erklärt werden darf, wenn
die Auflöſung des Mietverhältniſſes nur dehalb erfolgt, weil der
Ver=
mieter den Mietraum für ſich in Anſdruch nimmt.
Iſt dagegen die Auflöſung des Mietverhältniſſes aus einem
ande=
ren Grund erfolgt, ſo darf das Urteil nur dann für vollſtreckbar
er=
klärt werden, wenn glaubhaft gemacht wird, daß die Ausſetzung der
Ztvangsvollſtreckung dem Vermieter einen nicht zu erſetzenden Nachteil
bringen würde. In den meiſten Fällen kann alſo die
Zwangsvoll=
ſtreckung nicht ſchon auf Grund eines Urteils des Amtsgerichts erfolgen,
ſondern erſt nach Rechtskraft des Urteils, d. h. nach fruchtloſem
Ab=
lauf der Berufungsfriſt, oder nach der Entſcheidung der
Berufungsin=
ſtanz. Iſt die Zwangsvollſtreckung davon abhängig gemacht, daß zuvor
ein Erſatzraum zur Verfügung geſtellt werden muß, ſo darf eine
voll=
ſtreckbare Ausfertigung des Urteils nur auf Anordnung des
Vorſitzen=
den erteilt werden. Dieſe Anordnung iſt aber erſt dann zuläſſig, wenn
durch eine Beſcheinigung des Wohnungsamtes nachgewieſen wird, daß
der Erſatzraum zur Verfügung ſteht und der Mieter mit dem
Erſatz=
raum einverſtanden iſt, oder daß das Mieteinigungsamt den
Erſatz=
raum für geeignet erklärt hat.
Der zweite Abſchnitt des Geſetzes handelt von den
Miet=
einigungsämtern. Nachdem das Geſetz den
Mieteinigungs=
ämtern die Entſcheidmung über die Auflöſung eines Mietverhältniſſes
entzogen und dem ordentlichen Gericht übertragen hat, iſt die
Zuſtän=
digkeit der Mieteinigungsämter im weſentlichen auf die Anwendung des
Reichsmietengeſetzes, alſo insbeſondere auf die Feſtſetzung der
Frie=
densmiete, ſowie auf die Anwendung des Wohnungsmangelgeſetzes,
alſo auf die Entſcheidung über Beſchwerden gegen Maßnahmen, die
die Wohnungsämter auf Grund des Wohnungsmangelgeſetzes treffen,
beſchränkt. Die materiellen Vorſchriften über die Tätigkeit der
Miet=
einigungsämter auf dieſen Gebieten ergeben ſich aus dem
Reichsmie=
tengeſetz und aus dem Wohnungsmangelgeſetz. Das neue
Mieterſchutz=
geſetz behandelt deshalb lediglich das Verfahren vor den
Miet=
einigungsämtern und ſtellt dieſes auf eine neue Grundlage, die
gegen=
über dem früheren Rechtszuſtand eine Verbeſſerung bedeutet. Die
wich=
tigſten Aenderungen betreffen die Verhandlungsleitung, die
Anfech=
tung der Entſcheidung ſowie die Koſtenfrage. Die
Verhandlungslei=
tung und Vorbereitung des Termins war ſeither nur ganz ungenugend
geregelt. Bei manchen Mieteinigungsämtern, denen kein ausreichender
Geſchäftsapparat zur Verfügung ſtand, wie z. B. auf dem Lande und
kleinen Orten, konnte es ſeither vorkommen, daß die Beteiligten wenige
Stunden vor dem Termin erſt die Ladung erhielten, und auch das
Ver=
fahren ſelbſt bot mangels geſetzlicher Vorſchriften keine genügenden
Garantien. Nunmehr verordnet das Geſetz, daß die Ladungsfriſt drei
Tage beträgt, und daß den Beteiligten vor der Entſcheidung
Gelegen=
heit gegeben werden müſſe, ſich zur Sache und über das Ergebnis einer
Beweisaufnahme zu äußern und der Erhebung der Beweiſe
beizu=
wohnen. Es iſt deshalb auch, wie das einige Mieteinigungsämter
ſeit=
her getan haben, in Zukunft unzuläſſig, bei einer Beſchlagnahme von
Wohnraumen die Räume beſichtigen zu laſſen und nach der
Beſichti=
gung ohne weitere Verhandlung eine ſchriftliche Entſcheidung zu
erlaſ=
ſen. Vielmehr hat nun nach der Beſichtigung mündliche Verhandlung
zu erfolgen. Die Entſcheidung ſelbſt muß ſchriftlich begründet werden,
was gleichfalls ſeither nie der Fall war oder wenigſtens nur in ſeltenen
Fällen.
Vor allem aber iſt weſentlich, daß jede Entſcheidung des
Mieteini=
gungsamtes binnen zwei Wochen mit der Rechtsbeſchwerde angefochten
werden kann. Lediglich in dem bereits oben erwähnten Fall, in dem das
Mieteinigungsamt über die Angemeſſenheit eines Erſatzraumes zu
be=
finden hat, iſt ſeine Entſcheidung der Anfechtung entzogen.
Die Rechtsbeſchwerde kann aber nicht auf neue Tatſachen und
Be=
hauptungen geſtützt werden, ſondern lediglich darauf, daß das Geſetz
verletzt iſt, alſo hauptſächlich die Vorſchriften des Reichsmietengeſetzes,
des Wohnungsmangelgeſetzes, oder aber auch die Vorſchriften über das
Verfahren. Erachtet das Mieteinigungsamt die Beſchwerde für
be=
gründet, ſo hat es ihr abzuhelfen, andernfalls die Beſchwerde einer
Be=
ſchwerdeſtelle vorzulegen, die für Heſſen das Oberlandesgericht
Darm=
ſradt iſt.
Auch die Koſtenfrage iſt jetzt ähnlich wie im Prozeß geregelt.
Wäh=
rend ſeither der am Mieteinigungsamt unterliegende Teil die Koſten
und insbeſondere die Anwaltskoſten ſeines obſiegenden Gegners nicht
zu erſetzen brauchte, wird nunmehr grundſätzlich die Erſtattungspflicht
eingeführt. Hiervon beſteht lediglich die Ausnahme, daß das
Mieteini=
gungsamt die Koſten dem obſiegenden Teil auferlegen kann, inſoweit
dies nach Lage der Sache, insbeſondere nach den Vermögens= und
Er=
werbsverhältniſſen der Beteiligten der Billigkeit entſpricht.
Auf die noch weiter in dem Geſetz enthaltenen Beſtimmungen über
den Mieterſchutz und über die Mieteinigungsämter kann im Rahmen
dieſer Abhandlung nicht eingegangen werden. Ebenſowenig ſoll auf die
Frage eingegangen werden, ob die Beibehaltung der Zwangswirtſchaft
zu befürworten wäre oder nicht. Das Geſetz hat ſich für die
Beibehal=
tung entſchieden. Es bringt aber für den Vermieter als auch für den
Mieter inſofern eine weſentliche Verbeſſerung, als es die ſeither in den
derſchiedenen Geſetzen zerſtreuten Vorſchriften zuſammenfaßt, die
ge=
ſetzlichen Vorausſetzungen ſchärfer herausgearbeitet und vor allem das
Verfahren mit viel ſtärkeren Garantien ausgeſtattet hat. Es kann nicht
geleugnet werden, daß das ſeitherige Verfahren oft zu ſummariſch war,
um den wahren Sachverhalt wirklich erſchöpfend aufklären zu können.
Das neue Geſetz bringt den Parteien, die nach dem Geſetz tatſächlich
im Rechte ſind, ſei es, daß es ſich um Vermieter oder um Mieter
han=
delt, die Gewähr, daß ſie ihr Recht auch beſſer als ſeither beweiſen und
durchſetzen können.
Aus den Parteien.
— Deutſche Demokratiſche Partei Heſſens. Am
Sonntag, den 14. Oktober, vormittags 10 Uhr, findet in Offenbach a. M.,
im Sitzungsſaal der Stadtverordneten, Goetheſtraße 10/12, eine
Erwei=
terte Landesausſchußſitzung der Deutſchen Demokratiſchen Partei Heſſens
ſtatt. Auf der Tagesordnung ſtehen neben geſchäftlichen Angelegenheiten
Vorträge von Reichstagsabg. Pfarrer Korell über „Die politiſche Lage
im Reich”, von Finanzminiſter Henrich über „Die Lage in Heſſen” und
von Landtagsabg. Reiber über die „Arbeiten des Landtags”. An dieſer
Tagung können außer den ſchriftlich geladenen Mitgliedern des
Erwei=
terten Landesausſchuſſes auch alle übrigen Parteifreunde als Zuhörer
teilnehmen. — Abfahrt 7.15 Uhr vormittags. Karten ſind wegen
Preis=
erhöhung ſchon am Freitag zu löſen.
— Der Finanzausſchuß des Landtages nahm in ſeiner
geſtern ſtattgefundenen Sitzung die Regierungsvorlage über den
Ausbau der Brennſtoff=Beſchaffungsſtelle Frankfurt einſtimmig: an.
Zugeſtimmt wurde dem Antrag Dr. Werner und Genoſſen, betreffend
Rentenzulage auf Grund der reichsgeſetzlichen Unfallverſicherung. Für
erledigt erklärt wurde die Vorſtellung des Eduard Waldſchmidt=
Darm=
ſtadt, betreffs weitere Verwendung als Hausmeiſter, die Vorſtellung des
Vorſtandes des Chemiſchen Unterſuchungsamts Darmſtadt, betreffend das
Chemiſche Unterſuchungsamt, die Vorſtellung des Chemikers Büchner am
Chemiſchen Unterſuchungsamt betreffs Uebernahme auf den Staat. Die
Vorſtellung des Vereins der heſſiſchen Medizinalbeamten, betreffend
Be=
ſetzung der freigewordenen Stelle eines Referenten in der
Miniſterial=
abteilung für öffentliche Geſundheitspflege, der Antrag Dr. Werner und
Genoſſen, betreffend die Koſten der höheren Schulen, hierzu die
Vor=
ſtellung von 29 Gemeindevertretern in Heſſen, der Antrag der
Abgeord=
neten Frau Birnbaum, betreffs Lieferung von Holz an die Chemiſche
Fabrik Friedrichshütte bei Laubach. Hier wird die Regierung erſucht,
mit der Firma nochmals in Unterhandlung zu treten wegen Tauſch von
Kohle gegen Holz. Weiter werden für erledigt erklärt die Vorſtellung
der Beamten beim Heſſiſchen Amtsgericht Offenbach, betreffs Abgabe von
Brennholz aus dem heſſiſchen Staatswald, die Vorſtellung der
Güter=
aufſeher der Oberförſterei Gernsheim, betreffs Erhöhung ihrer
Ver=
gütung, der Antrag der Abgeordneten Kiel und Genoſſen, betreffend das
Tabakſteuergeſetz, der Antrag der Abgeordneten Kind und Genoſſen,
be=
treffs Ruhegehalte von Alt= und Neupenſionären, der Antrag der
Ab=
geordneten Herbert und Felder, betreffs Auszahlung der Bezüge der
verheirateten Staatsdienſtanwärter. Hier ſollen die Wünſche des
Aus=
ſchuſſes berückſichtigt werden, daß eine möglichſt ſchnelle und gleiche
Aus=
zahlung über das ganze Land erfolgt. Einſtimmig angenommen wird
eine Regierungsvorlage über die Erweiterung der Druckerei im
Land=
gerichtsgefängnis zu Darmſtadt. Dieſe Druckerei iſt nur zur Herſtellung
von Formularien innerhalb des Landgerichtes errichtet. Eine weitere
Regierungsvorlage fordert die Ermächtigung zur Verwendung von
An=
gehörigen Ausgewieſener für freie Berufe. Hierzu findet ein Antrag
Reiber Annahme. Der Geſetzentwurf, betreffs die Abänderung der
Jagdwaffenordnung vom 23. September 1923, findet einſtimmige
An=
nahme. Hierbei findet eine Gleichſtellung der Forſtſchüler in Schotten
nach den Studenten in Gießen ſtatt. Ferner wird einſtimmig
angenom=
men die Regierungsvorlage, betreffs Verteilung von Reichsmitteln zur
Unterſtützung gemeinnütziger Anſtalten, die Regierungsvorlage, betreffs
die Koſten der inneren Einrichtungen des Agrikulturchemiſchen Inſtitutes
ſowie eines Forſtinſtitutes der Landesuniverſität, die
Regierungsvor=
lage, betreffs die Juſtizſekretäre. Einſtimmig abgelehnt wurde der
kommuniſtiſche Antrag Ebner und Roth, betreffs Abgabe von Bauholz
zum Selbſtkoſtenpreis an bauluſtige Gemeinde und Städte. Weiter wurde
abgelehnt die Vorſtellung des Forſtmeiſters Bornemann i. R., Bad=
Nau=
heim, betreffs Frauenzulage. Fortſetzung Freitag vormittag.
* Dem Landtag, iſt eine Anfrage der Abgg. Brauer und Gen.,
betr. Einrichtung eines geburtshilflichen Inſtituts an der
Veterinär=
klinik der Landesuniverſität, zugegangen. Die Anfrage lautet: Der
veterinärmediziniſchen Fakultät unſerer Landesuniverſität fehlt noch
immer ein geburtshilfliches Inſtitut. Schon auf 20 Jahre gehen die
Beſtrebungen zur Schaffung eines ſolchen Inſtituts zurück. Die
Not=
wendigkeit wurde ſtets von allen Seiten anerkannt. Die Durchführung
des Planes ſcheiterte bisher teils an dem Mangel an Mitteln, teils
durch das Dazwiſchentreten des Krieges, teils daran, daß die für das
Inſtitut vorgeſehene alte Veterinärklinik vorübergehend für das
agri=
kultur=chemiſche Inſtitut benutzt wurde und endgültig für das
Tier=
ſeucheninſtitut benötigt wurde. Die Einrichtung des geburtshilflichen
Inſtituts läßt ſich jetzt nicht mehr länger hinausſchieben, ſoll unſere
Landesuniverſität nicht gegenüber anderen tierärztlichen Hochſchulen
und Fakultäten ins Hintertreffen geraten. Sie iſt aber ganz beſonders
notwendig zur Verbeſſerung der Ausbildung der Tierärzte in Rückſicht
auf die nach dem Kriege in volkswirtſchaftlicher Hinſicht und für die
Er=
nährung des Volkes geſteigerte Bedeutung der Viehzucht. Aus dieſen
Gründen fragen wir an, ob in dem Staatsvoranſchlag für 1924 die
hier=
für notwendigen Mittel vorgeſehen werden ſollen?
Die Stellung Kaiſer Wilhelms des Erſten zur Todesſtrafe iſt
ſohl nur wenigen bekannt. Und doch iſt ſie als ein Hauptzug
s Charakterbildes dieſes Monarchen anzuſehen. Als er die
egierung antrat, hatte er im verſammelten Miniſterrat geſagt:
Meine Herren, ich mache es Ihnen zur heiligen Pflicht, bei
dem einzelnen Falle, den ich mir, wo es ſich um meine
Unter=
hrift zu einem Todesurteil handelt, in Gegenwart ſämtlicher
Liniſter werde vortragen laſſen, auch den bleinſten Umſtand zu
rwägen und mich darauf aufwerkſam zu machen, falls dadurch
je Hinrichtung vermieden und eine Milderung der Strafe
her=
eigeführt werden kann.” Nach dieſem Grundſatz wurde
verfah=
en. Der König las nicht bloß die Unterſuchungsakten, Urteile
nd Beweggründe gewiſſenhaft durch, er ließ ſich auch zweimal
ber jeden Fall ausführlich Bericht erſtatten, erſtens durch den
beheimen Kabinettsrat und ſodann im Plenum des
Miniſter=
ats. Aber auch dann underſchrieb er noch lange nicht. Er legte
ch die Todesurteile beiſeite, um zu warten auf irgend ein frohes
reignis für das Land oder die königliche Familie, das einen
hicklichen Anlaß zur Begnadigung gewährte. Kam dann der
fuſtizminiſter in der Zwiſchenzeit, um nach dem Schickſal eines
aller Form Rechtens gefällten Todesurteils zu fragen, ſo
ng der König gewöhnlich an, in ſeinen Mappen zu ſuchen, fand
S aber nicht, vermutete vielmehr, daß es in Babelsberg liegen
üſſe; oder wenn die Anfrage in Babelsberg geſchah, dann lag
3 unglücklicherweiſe gerade in Berlin, immer mußte die
Ent=
heidung bis zum nächſten Vortrag verſchoben bleiben. Trat aber
eit einem feſtlichen Ereignis die Gelegenheit zur Begnadigung
n, dann trafen die lang zurückgelegten Todesurteile mit einem
Nale ſtoßweiſe im Juſtizminiſterium zuſammen, ſämtlich in
ebenslängliche Zuchthausſtrafe verwandelt. Ein Biograph
Wil=
elms des Erſten teilt die Geſchichte eines Todesurteils mit, das
uch langem Zögern endlich unterzeichnet war und ſchließlich
dennoch nicht zum Vollzug gelangt iſt:
„Ein Tiſchlermeiſter Heinrich zu Tpebbin war am 1. Oktober
861 zum Tode verurteilt worden, weil er den Altſitzer Noack in
der Abſicht, ihn zu berauben, erſchoſſen hatte, und dies
Todes=
irteil hatte der König erſt am 19. Auguſt 1862 beſtätigt, nachdem
m Miniſterrat nicht eine Stimme ſich für Begnadigung
ausge=
prochen hatte. Die Hinrichtung war auf den 9. September in
Zerlin feſtgeſetzt; da aber an demſelben Tage die Taufe des
Zrinzen Heinrich ſtattfinden ſollte, nahm der Juſtizminiſter
Ver=
anlaſſung, dem König nach Baden=Baden zu melden, die Hinrich=
tung ſei, um die Feſtfreude der königlichen Familie am 9.
Sep=
tember nicht zu ſtören, auf den 16. September verlegt worden.
Darauf kam folgende noch bei den Akten liegende eigenhändige
Antwort am Rande des Berichts: „Liegen denn gar keine
Mil=
verungsgründe vor, die zur Begnadigung auf lebenslängliches
Zuchthaus führten? Wenn es übrigens irgend möglich iſt, ſo
wäre ein anderer Tag als der 16. zu beſtimmen, da ich niemals
den Tag der Epekution kennen will. Solche Milderungsgründe
machten am 12. September zwei Berliner Geiſtliche geltend, die
im Gefäwgnis den Verurteilten geſprochen und wirkliche Reue
über ſein Verbrechen bei ihm entdeckt hatten. Auf deren Bitte
hin ſchickte der König an den Juſtizminiſter die Zeilen: „Ich will.
Begnadigung eintreten laſſen, wenn nicht ſehr Erhebliches
da=
gegen ſpricht. Wilhelm.‟ Der Miniſter beantragte
lebensläng=
liches Zuchthaus, und nun erteilte die König die Beſtätigung auf
der Stelle.”
Die in der innerſten Natur Wilhelms des Erſten liegende
Milde zeigte ſich nirgends in menſchlich ſchönerer Weiſe als in
der Art, in welcher er den viellleicht ſchwerſten Teil ſeines
Königs=
berufes — die Beſtätigung der Todesurteile — ausübte.
W. Römheld.
Vom Drachen und Drachenſteigen.
* Der Herbſt naht, und mit dem Wind, der über die Stoppeln
weht, beginnen die Drachenſpiele unſerer Knaben, die ſich an
ihren kühnen Flügen in der Luft ergötzen. Dabei kommt ihnen
freilich nicht in den Sinn, daß dieſe Drachen, die ſich da ſo luſtig
im Wind drehen, eine uralte Geſchichte haben, daß ganze Völker
ſich durch Jahrhunderte mit ihnen in Ernſt und Scherz
beſchäf=
tigten und ſogar die Wiſſenſchaft ihnen manche Errungenſchaft
verdankt. Der erſte, der einen Drachen verfertigt haben ſoll, war
der griechiſche Gelehrte Archytas von Darent, der ums Jahr 400
v. Chr. lebte. Er erregte das größte Aufſehen, als er ein
merk=
vürdiges Gebilde in die Luft ſteigen ließ, das aus zwei
ge=
kreuzten, mit Leinwand überſpannten Holzſtäben beſtand. Der
Drache, deſſen Form in unſerm Kinderſpielzeug noch fortlebt.
ſollte Archytas zur Erkenntnis der Naturgeſetze dienen. Auch
ſonſt haben Drachen in der Wiſſenſchaft eine Rolle geſpielt; mit
Hilfe eines Drachens führte Franklin den Beweis, daß die
Wol=
ken elektriſch geladen ſeien, und ſein Verſuchsdrache wurde der
erſte Blitzableiter. Auch zur Erforſchung hoher Luftſchichten hat
ſich die Meteorologie der Drachen als Regiſtrierapparat bedient.
Das eigendliche Haupt= und Heimatland der Drachen iſt aber von
altersher China, wo ſie ſchon im dritten vorchriſtlichen Jahrhun=
dert zu militäriſchen Signalen benutzt worden ſein ſollen. Aus
China ſtaanmt auch das Drachenſteigenlaſſen, das dort ein
ur=
altes Nationalvergnügen iſt. An gewiſſen Feſttagen eilt hoch und
niedrig, jung und alt ins Freie, und bald ſchwirrt ein
unend=
liches Heer bunter Ungeheuer am Himmelszelt. Das eigentliche
Drachenfeſt iſt das „Feſt des hohen Fluges”, das auf den neunten
Tag des neunten Monats fällt. Dann ſind auf den Höhen vom
Fuchau mehr als 300000 Perſonen verſammelt, die entweder
Drachen ſteigen laſſen oder das wunderſame Leben in den
Luft=
regionen nur bewundern.
Die Chineſen haben im Führen der Drachen, die durch eine
feſtgedrehte Schnur gelenkt werden, eine große Meiſterſchaft
er=
langt; ſicher und geſchickt bewegen ſich die tauſende vielgeſtaltiger
Formen hoch im Aether. Dieſe Drachenſpiele hängen mit dem
chineſiſchen Mythos aufs engſte zuſammen. Der Drache, das
Symbol des himmliſchen Reiches, verkörpert berühmte Götter
und Helden, die in den hoch emporſtrebenden Papierdrachen
ge=
bannt, ſich der Luft und dem Himmel vermählen. Alle möglichen
Tiere, denen man günſtige oder üble Vorbedeutung zulegt,
Fröſche, Fiſche, Schmetterlinge, Fledermäuſe, Hundertfüße — ſie
alle leben in dieſer bunden Drachenwelt auf, und werden von der
Erde, auf die ſie Unheil ſtiften, in die Luft verwieſen oder durch
den Flug zum Himmel geehrt. Beſonders beliebt ſind die
muſi=
kaliſchen Drachen, die an einen Bambusbogen eine ſeidene Schnur
tragen, auf der der Wind einen wohllautenden Ton hervorbringt.
Auch mit bunten Lämpchen ſind die Drachen reich geſchmückt.
Bis=
weilen ſind dieſe Spielzeuge rieſengroß, ſo; B. der Hundertfuß,
der vom Kopf bis zum Schwanz faſt 40 Fuß mißt und ſicher der
größte Drachen iſt, der je zum Flug in die Luft hergeſtellt wurde.
Mit den ſogenannten Kampfdrachen, die etwa 5 Fuß lang,
kreuz=
förmig und am Ende mit ſchwarzen Spitzen verſehen ſind, werden
ganze Luftkämpfe aufgeführt; ſie ſind an ſeidenen Schnüren
em=
porgelaſſen, die in Fiſchleim getaucht und mit einem Präparat
aus Glas oder pulveriſiertem Porzellan gedreht ſind. Kreiſen ſich
die Schnüre, dann ſind binnen kurzem fünf oder ſechs Drachen
mit einander im Kampf, und mit leidenſchaftlicher Spannung
erwartet man den Ausgang, welcher der Kämpfer zuerſt den
an=
dern mit ſeiner Spitze durchbohren wird; dabei werden hohe
Geld=
wetden abgeſchloſſen. Auch als Luftſchiff ſoll der Drachen bereits
in China verwandt worden ſein, denn in einem Drachen flog der
berühmte Räuber Iſchi=Kawa auf die Spitze des Schloſſes von
Nagaya, um den goldenen Wunderfiſch zu ſtehlen. Die chineſiſchen
Drachen und die Drachenſpiele wurden durch die Chinamode des
17. und 118. Jahrhunderts nach Europa geführt und hier zu
einer Luſtbarkeit der Kinderwelt.
Seite 6.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, beit 12. Oktober 1923,
Nummer 282.
Stadtverordnetenverſammlung
* Darmſtadt, 11. Oktober.
Der Oberbürgermeiſter Dr. Gläſſing eröffnete die
Stadtver=
ſammlung um 5.17 Uhr.
Vor Eintritt in die Tagesordnung widmete der Stadtv. Dr.
Nöll=
ner den in den letzten Tagen verſtorbenen drei bewährten
Mitarbei=
tern der Stadtverwaltung, den Herren Stöckel Kröll und Decher,
einen Abſchiedsruf. Die Verſammlung erhebt ſich zu Ehren der
Ver=
ſtorbenen von den Plätzen.
Das Haus tritt ſodann in die Tagesordnung ein. Die drei erſten
Punkte der Tagesordnung werden ohne Ausſprache angenommen. Es
wird alſo, um einem Wunſche von Ortsbürgern der früheren Gemeinde
Beſſungen entgegenzukommen, auf den von früheren
Reihengräberquar=
tieren auf dem Friedhof an der Klappacherſtraße herzurichtenden
Wahl=
gräbern zum Verkauf an frühere hieſige Ortsbürger für einen mäßigen
Preis zurückgehalten. Allerdings iſt die Möglichkeit des Verkaufs erſt
in einiger Zeit gegeben, ſobald, ein neues Reihengräberquartier in
Wahlgräber umgewandelt wird. Dem weitergehenden Wunſch früherer
Ortsbürger, für ſie koſtenfreie Grabſtellen zur Verfügung zu halten,
kann, da die Friedhofsordnung Berdigungen in Reihengräbern auf
den Friedhöfen ausſchließt, nicht entſprochen werden.
Der im Einvernehmen mit der Baudeputation für die Nordſeite
des Rhönrings, zwiſchen der projektierten Straße B und der
Kranich=
ſteiner Straße aufgeſtellte Bebauungsplan wird geuehmigt.
Der Fluchtlinienänderung, die durch einen von der Motorenfabrik
A.G. auf ihrem Anweſen Landwehrſtraße=Kirſchenallee beabſichtigten
Hallenneubau bedingt iſt, wird zugeſtimmt.
Ueber die Feſtſetzung und Erhebung des Gas und
Waſſer=
geldes entſpinnt ſich eine längere Debatte. Nach dem Vorſchlag der
Stadtverwaltung ſoll ein Grundpreis feſtgeſtellt werden, der ſich ergibt
aus dem Friedensgrundpreis des Gaſes bzw. Waſſers, der im gleichen
Verhältnis erhöht wird, wie ſich die Kohlen in Goldmark frei Werk
heute gegenüber dem Friedenspreis verteuern. Da auch der
Kohlen=
preis zur Zeit noch in Goldmark ſtarken Schwankungen unterworfen iſt,
der Grundpreis aber durch eine Verbrauchsperiode durchgehalten
wer=
den ſoll, müßte das Monatsmittel zugrunde gelegt werden. Es wird
ein Tagesmultiplikator feſtgeſtellt, der ſich in runden Zahlen aus dem
Dollarſtand der Frankfurter Börſe am Tage vorher, geteilt durch 4,20
Mark, ergibt. Der Multiplikator ſoll autlich durch Aushang an den
Kaſſenſtellen und durch beglaubigte Beſcheinigungen an die
Gasgeld=
erheber bekannt gemacht werden. Mit dieſem Multiplikator wäre dann
der Grundpreis in Papiermark umzuwandeln. Von der Direktion der
ſtädtiſchen Betriebe ſollen an der Hauptkaſſe dieſer Betriebe im
Schlacht=
hofgebäude, an der Nebenkaſſe Waldſtraße 6, auf der Feuerwache und
gegebenenfalls in Arheilgen und Wixhauſen bei den Gemeindekaſſen
Gutſcheine für 1—10 Kubikmeter Gas oder Waſſer ausgegeben werden.
Einem übermäßigen Ankauf dieſer wertbeſtändigen Papiere ſoll durch
entſprechende Maßnahmen vorgebeugt werden. Die Bezahlung
der=
brauchter Gas= oder Waſſermengen an den Gelderheber kann ſowohl in
Gutſcheinen wie auch in Papiergeld zum jeweiligen Tageskurs erfolgen.
Nach den Ausführungen des Herrn Beig. Ritſert würde ſich
der Preis für den Kubikmeter Gas auf 27 Pfg. und für Waſſer auf
25 Pfg. im Oktober ſtellen. Dieſer von den meiſten Rednern für die
Beamten, Angeſtellten und Arbeiter als untragbar bezeichnete
Grund=
preis wurde von dem Herrn Referenten als zu Recht beſtehend damit
begründet, daß das Gas= und das Waſſerwerk die Kohlen zum
Gold=
preis einführen muß, der ſich für niederſchleſiſche Kohle, die viel
weni=
ger Gas ergibt als Saarkohle, für die Tonne auf 38 Goldmark beläuft.
Das Gaswerk verbrennt täglich für 2000 Goldmark, was etwa 8
Bil=
lionen Papiermark entſpricht. Er erklärte des weiteren, daß die
Aus=
zahlung der Löhne und Gehälter bisher nur durch ſtaatliche Zuſchüſſe
ermöglicht worden ſei. Wenn die Stadtverordnetenverſammlung den
Vorſchlag der Stadtverwaltung nicht annehme, ſo werde das Gas= und
Waſſerwerk, deſſen Beſtände ſehr gering ſeien, in wenigen Tagen
ge=
zwungen ſein, den Betrieb völlig einzuſtellen. Mit der Erhöhung der
Gas= und Waſſerpreiſe ſei vor allem beabſichtigt, die größeren Werke,
die etwa 50 Prozent des Geſamtverbrauchs ausmachten, zu treffen. Wie
man im übrigen den Wenigbemittelten helfen könne, darüber müßten
beſondere Vorkehrungen getroffen werden. Er verwies in dieſem
Zu=
ſammenhange, ebenſo wie einige Redner, auf das Fürſorgeamt.
Die Verſammlung konnte ſich jedoch nicht entſchließen, und nahm
einen Vorſchlag des Herrn Oberbürgermeiſters an, der dahin ging,
einer aus den Mitgliedern der Betriebsdeputationen und des
Finanz=
ausſchuſſes zuſammengeſetzten Kommiſſion die Vollmacht zu erteilen,
in einer morgen nachmittag um 6 Uhr im Stadthaus ſtattfindenden
Sitzung ſich noch einmal mit der Frage zu beſchäftigen und für die
näch=
ſten vier Wochen den Preis feſtzuſetzen.
ſieben der Tagesordnung vor dem Punkt ſechs, der die Aenderung des
Stſtems bei Tariferhöhungen der Straßenbahn betraf, behandelt.
Das Heſſiſche Miniſterium hat den Gemeinden die Ermächtigung
erteilt, die Ausſchlagsziffern für die vorläufige Erhebung von Grund=
und Gewerbeſteuern für das Wirtſchaftsjahr 1923=24 auf Grund der wieſen,
vorjährigen Vermögenswerte bis zu 80 000 Mk. auf je 100 Mark
Ver=
mögenswert und für jedes der beiden Steuerziele zu erhöhen. Auf
Grund von Verhandlungen mit Vertretern der Handwerkskammer, des
Ortsgewerbebereins, der Handelskammer, ſowie des Groß= und Klein= Kriminalpolizei nicht weniger als fünf Diebſtähle dieſer Art gemeldet.
eine Ausſchlagsziffer von 60 000 Mark vorzuſchlagen, da weite Kreiſe
des Handwerks und Handels durch die allgemeine wirtſchaftliche Not zu
einer höheren Steuerleiſtung nicht in der Lage ſind. Im Falle von ſelbſt aber war immer ſchwierig und gefährlich. Jetzt iſt es den Dieben
Für die Grundſteuer wird eine Ausſchlagsziffer von 500 000 Mk. ſtatt
bisher 80 000 Mk. vorgeſchlagen, davon ausgehend, daß in dem vor= geſtohlenen Wagen in der Negel auch noch genügend Brennſtoff finden.
ausſichtlichen Grundſteuerbedarf für 1923=24, für die Koſten der
Stra=
haltung einzurechnen ſind. Beide Anträge wurden mit großer Stim= griff en eine Armeepiſtole und ſchoß auf ſeinen jüngeren
menmehrheit angenommen.
für die Prüfung und Genehmigung der Tarife der Straßenbahn eine
engere Kommiſſion des Verkehrsausſchuſſes, die aus neun Mitgliedern kamen, fanden ſie beide Brüder in ihrem Blute regungslos daliegen.
Zwiſchenräumen notwendig gewordenen Tariferhöhungen war es der dem Paul Gerhard=Stift gebracht. Die Leiche des Erſchoſſenen wurde
Heag nicht möglich, die Tarife vor ihrer Einführung dieſer Kommiſſion beſchlagnahmt und nach dem Leichenſchauhauſe gebracht.
vorzulegen. Nach dem Beſchluß der heutigen Stadtverordnetenſitzung
ſollen nunmehr die Straßenbahntarife aufgrund feſtliegender
Grund=
zahlen, ähnlich wie bei anderen Verkehrsinſtituten, nach dem
Teuerungs=
inder jeweils erhöht werden, ohne daß in jedem Falle die Genehmigung hat, kam am Dienstag nachmittag in der fünften Stunde in
Schöne=
der ſtädtiſchen Körperſchaften eingeholt werden muß. Es wurde in die= berg, Ebersſtraße 55, nahe der Haupt= und verl. Innsbrucker Straße,
ſem Zuſammenhange von Herrn Stadtv. Dr. Nöllner an den Herrn, aus noch nicht ermittelter Urſache auf dem Boden des vierſtöckigen
nach dem Rechten zu ſehen, die ſich in der letzten Zeit verſchiedentlich
große Vergehen habe zuſchulden kommen laſſen. Es ſei zum Beiſpiel, mit dem Inhalt der Bodenverſchläge in großer Ausdehnung in
Flam=
unverantwortlich, däß der Betrieb der Elektriſchen plötzlich eines
Vor=
nachmittags zwiſchen 3 und 6 Uhr, dazu noch auf einer der belebteſten Motorſpritzen über die total verqualmten Treppen und mechaniſche
Strecken, ausgeſchaltet worden ſei. Dies ſei ein nicht wieder gutzu= Leitern vorgegangen und ſtundenlang tüchtig Waſſer gegeben werden
machender Fehler, da das Publikum durch ein ſolches Verhalten der mußte. Schließlich gelang es, das Feuer, das weithin ſichtbar war, zu
der Bahn verliere.
Nach 8 3 der Heſſiſchen Verordnung „Ueber die Erhebung von Ver= nachdem eine Brandwache zurückgelaſſen war. Leider ſind mehrere
zugszuſchlägen zu Landes= und Gemeindeabgaben”, vom 22. Sept. 23, Mieter nur ſehr gering, einige gar nicht verſichert.
können die Gemeinden mit Genehmigung des Miniſteriums des Innern
die gleichen Anordnungen bezüglich ihrer Abgaben und Gefälle treffen,
wie ſie durch die oben genannte Verordnung für die Gefälle des
Lan=
des für anwendbar erklärt wurden. Der Vorſchlag der Verwaltung, erreichten Verbrecher, die am Dienstag morgen auf der Eiſenbahnſtrecke
eine Ortsſatzung zu erlaſſen, nach der die gleichen Beſtimmungen wie ZehdenickLiebenwalde in der Nähe der Oberförſterei Zehdenick hundert
beim Staat zu gelten haben, das heißt, daß für jeden auf den Zeit= Meter Eiſenbahnſchienen ausſchraubten und ſtahlen. Die Verbrecher
punkt der Fälligkeit folgenden angefangenen halben Monat als Zuſchlag
400 v. H. des Rückſtandes erhoben werden, und daß, wenn die Zahlung Richtung Liebenwalde-Berlin davon, als ſie, wahrſcheinlich durch
aus=
iunerhalb der auf den Zeitpunkt der Fälligkeit folgenden Woche ent= geſtellte Poſten, auf das Nahen von Eiſenbahnbeamten und Förſtern
richtet wird, kein Zuſchlag erhoben werden ſoll, wird angenommen.
Für das Amt für Leibesübungen wird ein monatlicher Zuſchuß
von 2 Goldmark bewilligt.
Die Stadtverwaltung darf in Zukunft Arbeiten und Lieferungen
bis zum Betrage von 1 Milliarde Mark ohne Anhörung der
Stadtver=
ordnetenverſammlung vergeben.
Dielen und ähnlichen Lokalen gebildete Ausſchuß ſoll ſich aus dem ſtädti= Zollkontrolle wurde ein in der Berliner Geſellſchaft ſehr bekannter
ſchen Finanzdezernenten als Vorſitzenden, dem Vorſtand des Polizei= Direktor, der Leiter eines großen Verſicherungsunternehmens,
feſtge=
ats Darmſtadt und den von dem Wahlvorſchlagsausſchuß vorgeſchla= nommen, bei dem man 9000 Dollar und 200 engliſche Pfund fand, die
genen ſieben Mitgliedern aus der Stadtverordnetenverſammlung, von offenbar ins Ausland gebracht werden ſollten. Von der Behörde iſt
denen zwei dem Gaſtwirtsgewerbe angehören, zuſammenſetzen.
Der durch den Eintrit der Herren Baßler und Schäfer in die
Stadt=
verordnetenverſammlung notwendig gewordenen Ergänzung
verſchie=
dener Deputationen wird gemäß den Beſchlüſſen des Wahlvorſchlags= ziehen. Offenbar hatte das dortige Zollgrenzkommiſſariat eine
Mit=
ausſchuſſes zugeſtimmt.
Die Erhöhung des von der Stadt mit Wirkung vom 1. April 1923
ab feſtgeſetzten Zuſchuſſes für die beiden Privatſchulen (
Eliſabethen=
ſchule und Inſtitut St. Maria) von 16 000 auf 80 000 Mark wird mit
Mehrheit bewilligt.
Bevölkerung abgibt.
Nach einer Neihe weiterer kleiner Mitteilungen, die ſich u. a. auf
die Kartoffel= und Gemüſebeſchaffung und die Brotverſorgung beziehen,
die nach Mitteilung der zuſtändigen Stellen geſichert ſind, ſchließt der
Herr Oberbürgermeiſter die Sitzung um 10 Uhr.
„eEberſtadt, 11. Okt. Kommenden Sonntag hält die Edangl.
Stadt=
miſſion Darmſtadt hier ein Volksmiſſionsfeſt ab. Es beginnt mit einem
Gottesdienſt vormittags, in dem Aſſeſſor Dr. Avemarie predigt,
und wird nachmittags 3 Uhr und abends 8½ Uhr in den Näumen der
Filiale, Darmſtädter Straße, fortgeſetzt. Am Nachmittag wirken
muſi=
kaliſche und deklamatoriſche Kräfte mit. Jedermann iſt willkommen.
+ Arheilgen, 10. Okt. Nachdem Herr Müller=Gebhardi
aus Langen an zwei Tagen das Können ſeiner Mädchenſchar auf
Ver=
anlaſſung der hieſigen Sportvereinigung gezeigt hatte und in jeder
Be=
ziehung die Bewunderung und den Beifall aller Beſucher ſeiner
Ver=
anſtaltungen einheimſen konnte, verſuchte es jetzt auch eine hieſige
Vereinigung, der Arbeiter=Turn= und Sportverein, durch einen
Volks=
tanzabend unſere Arheilger Mädchen, eingeübt durch die Herren
Ge=
brüder Müller, in ihren verſchiedenen Tänzen und Geſängen
vorzu=
führen. Und man muß ſagen, der Verſuch gelang in jeder Beziehung.
Was an Geſangs= und Tanzorführungen gezeigt wurde, verdient
vol=
les Lob; denn von den Kleinſten bis zu den Größten, alle gaben ſich
die größte Mühe und die meiſten Tänze mußten wiederholt
wer=
den, und jedesmal wurde ihnen neuer Beifall gezollt. Beſonders
er=
wähnt ſei der „Maientanz” mit Geſang und „Ein Jäger aus
Kur=
pflalz”, die beide einen wahren Enthuſiasmus hervorriefen.
Dazwi=
ſchen trug eine kleine Hauskapelle recht anſprechende Muſikſtücke vor,
und waren ſicherlich alle Beſucher befriedigt von dem Gebotenen. Da
bei der erſten Aufführung der Löwenſaal nicht alle Erſchienenen faſſen
konnte, entſchloß man ſich, das Ganze nochmals zu wiederholen und
auch der zweite Abend fand ein vollbeſetzes Haus. — Wie, ſchon früher
mitgeteilt, hat ſich hier aus Berufsmuſikern und Dilettanten eine
Ver=
einigung gebildet, die unter der Bezeichnung „Orcheſtervereinigung
Arheilgen” ſich die Aufgabe geſtellt hat, gute Muſik in einwandfreier
Darbietung der hieſigen Einwohnerſchaft zu Gehör zu bringen. Das
unter der Leitung des Herrn Tiefel ſtehende Orcheſter hat im Laufe
des Sommers fleißig geübt und gedenkt nächſten Sonntag zum
erſten=
male mit einem ausgewählten Programm im Saale des „Gaſthauſes
zum goldenen Löwen” an die Oeffentlichkeit zu treten. Es iſt zu
hof=
fen, daß die junge Vereinigung mit ihrer Muſikfolge den Beifall aller
Beſucher finden wird, zumal ſie als Zweig des hieſigen
Volksbildungs=
vereins auch ein hohes Ziel verfolgt, und darum zur Hebung unſeres
zurzeit ſo niedergedrückten Volkes ihr Scherflein beiträgt.
r. Babenhauſen, 9. Okt. Die Bauern von hier und der Umgebung
verkaufen ſeit einigen Tagen die Kartoffeln den Zentner zum Kurſe
eines halben Dollars. Ohne weiteres werden dieſe Preiſe von
Händlern und Aufkäufern bezahlt. So koſtete heute abend hier der
Zentner ſchon 580 Millionen Mark. Wohin ſoll das Elend noch führen,
wenn der Dollar weiter ſolche Sprünge macht? Ein Eindecken für den
Winterbedarf iſt den meiſten Nichtſelbſtverſorgern einfach unmöglich. Für
die Käufer — man denke erſt an kinderreiche Familien, die nicht das
Glück haben, jetzt Bauer zu ſein — reichen die Einnahmen, Gehälter und
Löhne bei weitem nicht mehr hin, ſich dies dringend notwendige
Nah=
rungsmittel ausreichend zu beſchaffen.
Worms, 10. Okt. Stadtrat Eller †. Geſtern ſtarb nach
län=
gerem Leiden unſer Mitbürger Herr Rentner Auguſt Eller von Worms
im Alter von 71 Jahren. Eller wav lange Jahre Mitglied des hieſigen
Stadtverordnetenkollegiums ſowie der Handelskammer und des
Kreis=
tags Worms, ferner Mitglied des Aufſichtsrats der Pfälziſchen Bank und
der Aktiengeſellſchaft Klein=Schanzlin=Becker, ſowie anderer hieſiger
Vereine mit gemeinnützigen und idealen Beſtrebungen. An
Auszeich=
nungen beſaß Herr Eller unter anderen das Verdienſtkreuz 1. Klaſſe
Philipps des Großmütigen. Der Verſtorbene erfreute ſich allenthalben
großer Beliebtheit und war als Geſellſchafter gerne geſehen. An ſeiner
Bahre trauern neben den Verwandten viele Freunde.
Gau=Algesheim, 10. Okt. Ein folgenſchweres Unglück
er=
eignete ſich an der Kreuzung Mainzer= und Bahnhofſtraße in Nieder=
Ingelheim. Der hier wohnhafte verheiratete Schreiner Brendel fuhr
mit dem Rade die Straße herab, und wollte an der Wirtſchaft Vopp
einem von Mainz kommenden Auto ausweichen, fuhr aber in einen
gerade von Bingen kommenden Kraftwagen, den er nicht ſehen konnte.
Der junge Mann erlitt ſchwere Kopfverletzungen, denen er, ohne das
Be=
wußtſein wiedererlangt zu haben, erlegen iſt.
Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt.
Der Gasſkandal, der in der Bevölkerung Berlins mit jedem
Durch ein Verſehen des Herrn Oberbürgermeiſters wurde der Punkt Steigen des Preiſes größere Aufregung verurſacht, beſchäftigt auch die
Staatsanwaltſchaft und die Kriminalpolizei. Gegen die verantwortlichen
Perſonen der Städtiſchen Gaswerke und der Gasvertriebsgeſellſchaft
ſind bei der Staatsanwaltſchaft mehrere Anzeigen wegen
Er=
preſſung und Wuchers eingegangen. Die Staatsanwaltſchaft
hat daraufhin die Angelegenheit zur Klärung der Kriminalpolizei über=
Die Automobildiebſtähle, nehmen in der letzten Zeit
erſchreckend zu. Seit Samstag mittag bis Sonntag abend wurden der
Die Zunahme dieſer Diebſtähle iſt augenſcheinlich eine Folge der
Auf=
handels ſah ſich die Stadtverwaltung veranlaßt, für die Gewerbeſteuer hebung der Außenhandelskontrolle, die bisher den Dieben den Abſatz
ihrer Beute ſehr ſchwer machte, weil es ihnen faſt unmöglich war, mit
der Beute über die Grenze zu kommen. Ein Abſatz im Deutſchen Neich
Zahlungsſchwierigkeiten ſollen Erlaß oder Stundung gewährt werden, leicht in kurzer Zeit über die Grenze zu kommen, zumal da ſie auf den
Der 16 Jahre alte Hans Miehle aus der Uferſtraße 16 geriet jüngſt
ßenreinigung, der Müllabfuhr, ſowie der Kanalreinigung und =unter= mit ſeinem 14 Jahre alten Bruder Ehrhardt in Streit. Plötzlich er=
Bruder. Die Kugel traf dieſen in den Kopf. Als er nun ſah, was
Mit Zuſtimmung der Stadtverordnetenverſammlung war ſeinerzeit er angerichtet hatte, richtete er die Waffe gegen ſich ſelbſt und tötete ſich
durch einen Kopfſchuß. Als durch den Lärm Hausbewohner hinzugeeilt
beſteht, gebildet worden. Durch die in letzter Zeit in immer kürzeren Hans Miehle war bereits tot; ſein ſchwer verletzter Bruder wurde nach
Großfeuer in Schöneberg.
Ein großer Dachſtuhlbrand, der ganz enormen Schaden verurſacht
Oberbürgermeiſter die dringende Bitte gerichtet, bei der Heag einmal Mietshauſes zum Ausbruch und veranlaßte das Ausrücken mehrerer
Löſchzüge. Als dieſe an der Brandſtelle ankamen, ſtand der Dachſtuhl
men, die an Brennmaterialien und altem Hausrat beſonders reichliche
mittags, dazu noch bei ſchlechtem Wetter, zwiſchen 9 und 11 Uhr, und Nahrung gefunden hatten, ſo daß mit zahlreichen Schlauchleitungen von
Heag von der Elektriſchen verſcheucht werde und jegliches Intereſſe an lokaliſieren und immer mehr zurückzudrängen. In ſtäter Abendſtunde
war die Gefahr beſeitigt und konnten die Löfchzüge wieder abrücken,
Ein Stück Eiſenbahnſtrecke geſtohlen.
Die Frechheit der Metalldiebe wird immer größer. Den Gipfel
ſchafften ihre Beute mit einem großen Laſtauto fort. Sie fuhren in der
aufmerkſam gemacht wurden. Vom Poſtamt Zehdenick aus wurde ſofort
die Berliner Kriminalpolizei benachrichtigt.
Deviſenbeſchlagnahme an der tſchechiſch=ſlowakiſchen Grenze.
Auf dem deutſchen Zollgrenzkommiſſariat in Bodenbach iſt
Der gemäß 8 2 der Satzungen über die Beſteuerung von Bars, eine aufſehenerregende Verhaftung vorgenommen worden. Bei der
der Name des in Frage kommenden Herrn noch nicht bekanntgegeben
worden. Wie wir erfahren, wollte der Berliner Direktor nach Wien
fahren und mußte ſich, wie üblich, der Zollkontrolle in Bodenbach
unter=
teilung erhalten, daß eine Deviſenflucht beabſichtigt ſei.
Panik in einer Synagoge.
In Kiew hat ſich in einer Synagoge ein ſchweres Unglück ereignet.
Durch falſchen Feuerlärm infolge Verſagens des elektriſchen Lichtes
Zur Frage der Einheitsſärge wird mitgeteilt, daß die Stadt eine entſtand eine furchtbare Verwirrung unter den Beſuchern, die planlos
Reihe Einheitsſärge herſtellen wird und zum Selbſtkoſtenpreis an die den Ausgängen zudrängten und die Geſtürzten unter die Füße traten.
Es ſind etwa 60 Perſonen getötet und mehr als 100 verletzt worden.
Gemälbebiebſtahl bei Morgan.
Der Petit Pariſien meldet aus Antwerpen, daß die dortige Polizei
auf Erſuchen des Neu=Yorker griechiſchen Konſuls einen Griechen bei
der Ankunft in Antwerpen feſtnehmen ließ, der ein 40—60 Zentimeter
großes Bild von Pieter de Hogh aus der Sammlung Morgans
geſtoh=
len hatte. Das Bild ſoll einen Kunſtwert von 200 000 Dollars haben.
Die Bekämpfung der Geſchlechtskrankheiten in Rußland.
Der Deutſchen Geſellſchaft zur Bekämpfung der
Geſchlechtskrank=
heiten iſt der offizielle Bericht über den erſten allruſſiſchen
Kongreß zur Bekämpfung der Geſchlechtskrankheiten zugegangen,
der vom 6. bis 10. Juni in Moskau getagt hat.
Die Bekämpfung der Geſchlechtskrankheiten iſt eine der
Hauptauf=
gaben des Staates, die Schaffung irgendwelcher Sonderorgane wird für
unzuläſſig erklärt, die Behandlung der Geſchlechtskrankheiten ſoll für
alle Schichten der Bevölkerung unentgeltlich ſein.
Bei allen Gouvernements= und Provinzialregierungen werden
be=
ſondere ſtaatliche Stellen geſchaffen, die praktiſche Arbeit ſoll in
vene=
rologiſchen Stationen in den einzelnen Diſtrikten durchgeführt werden.
Neben der rein ärztlichen Ueberwachung und Heilung der Erkrankten
haben dieſe Stellen auch die Infektionsquellen zu erforſchen und nach
Möglichkeit zu verſtopfen. Die ſozialen und wirtſchaftlichen Urſachen
ſollen dabei ganz beſonders berückſichtigt, vor allem auch die
Proſti=
tution durch Bekämpfung der Arbeitsloſigkeit und der weiblichen
Ver=
wahrloſung eingedämmt werden. Mit aller Entſchiedenheit müſſen die
Verſuche, die ehemaligen Polizeimaßregeln wieder einzuführen,
abge=
lehut werden. Die Mitarbeit der Bevölkerung ſoll durch Bildung eines
„Sozialen Rates” gewährleiſtet werden, der dem Leiter der Stationen
beratend zur Seite ſteht. In den Dörfern werden mit einem Umkreis
von zehn Werſt mediziniſche Beratungsſtellen, in den beſonders
gefähr=
deten ländlichen Kreiſen außerdem noch Hilfsſtellen eingerichtet. In allen
größeren Städten werden ſtaatliche, ſerologiſche und bakteriologiſche
Unterſuchungsſtellen und Spezialkrankenhäuſer oder Abteilungen
geſchaf=
fen, in den kleineren die nötigen Betten für Geſchlechtskranke zur
Ver=
fügung geſtellt.
Die für dieſe Zwecke aus dem allgemeinen Staatsfond bewilligten
Mittel müſſen erheblich erhöht, aber durch örtlich aufgebrachte ergänzt
werden. Es ſoll eine ſyſtematiſche ärztliche Unterſuchung der Arbeiter
und Angeſtellten in den Betrieben, Heimen uſw., der Schwangeren und
Neugeborenen ſowie der Kinder beim Eintritt in die Schule erfolgen.
Dabei wird ſogar zwangsweiſe die Blutunterſuchung nach Waſſermann
und die Unterſuchung der Ausſcheidungen auf Gonokokken verlangt.
Für die erkrankten Kinder ſollen beſondere ärztlich pädagogiſche
Er=
ziehungsheime gegründet werden.
Die Ausbildung der Aerzte iſt zu verbeſſern, und zwar durch
größere Berückſichtigung dieſes Faches, während des Studiums, durch
Schaffung neuer Lehrſtühle und Kliniken an den Univerſitäten und durch
Einrichtung von Fortbildungskurſen in den verſchiedenſten Gegenden
des Landes.
Es wird empfohlen, die individuelle Prophylaxe weiter
auszu=
bauen und ebenſo wie in Weſteuropa, prophylaktiſche Stationen zu
ſchaffen.
Mit Unterſtützung der „Sozialen Räte” ſoll eine energiſche
Auf=
klärungsarbeit einſetzen, allgemein verſtändliche Abhandlungen und
gutes Anſchauungsmaterial geboten, das ſchlechte ausgeſchaltet werdet.
Vor allem muß darauf hingewieſen werden, daß das wirkſamſte Mittel
in der Bekämpfung der Geſchlechtskrankheiten, in der frühzeitigen
Er=
kennung und der möglichſt ſchnellen und ſachgemäßen Behandlung liegt.
Die Sezualpädagogik wird eingehend auf dem nächſten Kongreß, der
ſpäteſtens 1924 in Charkoff ſtattfinden ſoll, erörtert werden, ebenſo
außer verſchiedenen wiſſenſchaftlichen Fragen, einige wichtige geſetzliche
Maßnahmen, u. a. die ärztliche Schweigepflicht das Annoncierverbot
der Aerzte uſw. Das Kurpfuſchereiverbot wird ſchon heute in Rußland
auf das ſtrengſte durchgeführt und deswegen iſt auch zu hoffen, daß in
Rußland die Eindämmung der Geſchlechtskrankheiten gelingen wird.
Stimmen aus dem Leſerkreife.
(ür die Veröffentlichungen uter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaltion kelnerſei
Ver=
amwortzung; für ſie bleißt auf Grund des 8 21 Abſ. 2 des Preiſegsſetzes in vollem Amfange
der Einfender vermmtwortich.) — Einfendungen, die nicht verwendet werden, lönnen nicht
zurlckgefandi, die Abtebnung nſcht begründet werden.
— Wie mitgeteilt wurde, ſollten im Städtiſchen Hallenſchwimmbad
den Winter über beide Hallen offen gehalten werden. Leider mußte
man eine derſelben bereits wieder ſchließen. Aus welchen Gründen
überläßt man ſie aber nun den Herren vier Tage in der Woche,
wäh=
rend das Schwimmbad für Frauen nur einen einzigen Tag vorſieht.
Die Zeit für dieſen einen Tag iſt dann obendrein noch herzlich gering
bemeſſen, da man ſeit kurzem ſchon um 7 Uhr abends ſchließt. Wann
ſollen da berufstätige Frauen einmal die Gelegenheit haben, von dieſer
doch für die Allgemeinheit beſtehenden Einrichtung Gebrauch machen zu
können? — Allerdings iſt ja noch der Donnerstag als Familienbad
vor=
geſehen; wir möchten aber bemerken, daß es nicht jedermanns Sache iſt,
an dieſen, obendrein noch ſehr überfüllten Donnerstagen teilzunehmen.
Würden nicht den Herren, ausſchließlich des letztgenannten, noch drei
Tage in der Woche genügen, und könnte man den Frauen nicht
wenig=
ſtens zwei Tage überlaſſen? Die Benutzung an dieſen beiden Tagen
dürfte wohl eine recht rege ſein, da von vielen uns bekannten Seiten
dieſer Mißſtand ſehr empfunden wird. Mehrere Beſucherinnen.
— Die Beamten des Reichs, Staats und der Gemeinden erhalten
am 1. Oktober ihre Bezüge nach dem Index am 24. Sept.; ſie
erhal=
ten ab 8. Oktober das Einfache ihrer ſeitherigen Bezüge mehr. Die
Meßzahl bei den Textil= und anderen Waren iſt ſeit 28. Sept. auf
das 30fache geſtiegen. Ob auch hier und da die Grundzahl geändert
wurde, weiß ich nicht. Wann die Feſtbeſoldeten ihre kleine Nachzahlung
im einfachen, ſtatt 30fachen Betrag erhalten, mit der ſie überhaupt
nichts mehr anfangen können, ſteht noch nicht feſt. Es iſt notwendig,
daß die Oeffentlichkeit von dieſem Verhältnis in der Art der Beſoldung
gegenüber der Preisbildung Kenntnis nimmt. Wo ſollen z. B. die
Feſtbeſoldeten ihre Gelder hernehmen für die Beſchaffung ihrer
Kar=
toffeln, deren Preiſe ſich nach dem Dollar bemeſſen? Unter dieſen
Um=
ſtänden iſt es dringend notwendig, daß die neue Währung ſobald als
möglich eingeführt wird. Der Feſtbeſoldete verkennt keineswegs die
ſchwierige Geſchäftslage der Kaufleute und Gewerbetreibenden; aber
inter den obwaltenden Umſtänden iſt es vollſtändig ausgeſchloſſen, daß
ſich der Feſtbeſoldete noch etwas kaufen kann. Das muß jeder
ver=
nünftig Denkende einſehen.
A. Sch.
Briefkaſten.
K. G., hier. Es werden uns folgende Adreſſen angegeben:
Deut=
ſches Konſulat in New=York, City, 11 Broadwah; Deutſche Geſellſchaft
Central=Bank, 14 Street, New=York, City. Es empfiehlt ſich, die
Adreſ=
ſen völlig in lateiniſcher Schrift zu bewirken.
H. F., hier. Zu 1: § 30, Abſ. 2 des am 1. d. M. in Kraft getretenen
Reichsgeſetzes über Mieterſchutz und Mieteinigungsämter beſagt, daß die
oberſte Landesbehörde anordnen kann, daß in Fällen, in denen die
geſetzliche Miete gilt, der Vermieter wie der Mieter berechtigt iſt, zu
ver=
langen, daß der Mietzins in Monatsabſchnitten gezahlt wird. In Heſſen
iſt, ſoviel wir wiſſen, eine derartige Anordnung noch nicht ergangen. Ob
vorausgezahlt wird, iſt Sache der Vereinbarung. Wie alſo der
Ver=
mieter den Mieter nicht einſeitig dazu zwingen kann, vorauszuzahlen, ſo
wird es auch einſeitig der Mieter nicht können. — 2. Ein Verhalten des
Vermieters in der von Ihnen geſchilderten Art, würde unzuläſſig ſein,
weil es zweifellos gegen Treu und Glauben verſtoßen würde. Der
Mo=
natsbetrag der Grundmiete iſt einzuſetzen.
Gottesdienſt der iſraelitiſchen Religionsgemeinde.
Hauptſynagoge (Friedrichſtraße),
Freitag, den 12, Okt. Vorabendgottesdienſt 5 Uhr 30 Min.
Samstag, den 13. Okt. Morgengottesdienſt 8 Uhr 45 Min. —
Sabbatausgang 6 Uhr 25 Min.
Gottesdienſt an den Wochentagen: Morgens 7 Uhr. — Abends
7 Uhr.
Gottesdienſt in der Synagoge der Iſrael. Religionsgeſellſchaft.
Samstag, den 13. Okt. Vorabend 5 Uhr 15 Min. — Morgens
8 Uhr. — Nachm. 4 Uhr. — Sabbatausgang 6 Uhr 25 Min.
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für Samstag, 13. Oktobert
Vielfach bewölkt, ohne erhebliche Niederſchläge, tagsüber mild.
h
Landestheater, Großes Haus, Anfang 7 Uhr, Ende 10 Uhr
(D3, 42): Der lebende Leichnam”. Kleines Haus, Anfang 7 Uhr,
Ende 9½ Uhr (Sondermiete 141): „Aleſſandro Stradella‟. —
Ad=
ventsmiſſion, Mauerſtraße 5, 1 Tr., abends 8 Uhr ſpricht
Prediger Grießer. — Union=, Reſidenz=, Zentral= Theater, Palaſt=
Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, „Stadt und Land”,
„Reich und Ausland”: Max Streeſe; für den Inſeratenteil:
7. V. d. Fleiſchmann, — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Rummer hat 8 Seiten
[ ← ][ ][ → ] leinerſei Ve
ſem Anfag
Humnm 7ih
Darmſkädter Tagblatt
Handel und Wandel in Heſſen.
u. Co. in Darmſtadt, durch Entſchließung des Heſſ. Miniſteriums die Erzeugniſſe finden guten Abſatz. (An dem Unternehmen iſt der
hierfür maßgebenden Verordnungen, die Eigenſchaft als Deviſenbank beteiligt. Wahrſcheinlich dürſte ſich aus alten Aktionärskreiſen
Oppo=
verliehen worden.
h. Kaiſer Friedrich=Quelle A.=G., Offenbach a. M.
ſchließen. Den alten Aktionären wird ein Bezugsrecht auf einen Teil Stimmrechts der Vorzugsaktien.
der neuen Aktien eingeräumt.
Kapital beſteht gegenwärtig aus 14½ Mill. Mk. Stamm= und 500 000 veröffentlicht.
Mk. Vorzugsaktien.
A.=G., Mainz. Die Generalverſammlung der der Weſtbank A.=G. 1 Mill. Mk. den alten gleichberechtigten Vorzugsaktien auf insgeſamt
naheſtehenden Geſellſchaft beſchloß, neben dem Transportverſicherungs= 102 Mill. Mk. erhöht werden.
geſchäft auch das Feuerverſicherungsgeſchäft aufzunehmen und unter
die=
ſer Vorausſetzung das Kapital von nom. 5 Mill. Mk. auf bis zu 1 Mil= angeſichts der Geldentwertung von einer Dividendenausſchüttung
Ab=
ſollen den bisherigen Aktionären auf je eine alte eine junge Aktie
an=
geboten werden. Die reſtlichen Aktien ſind im Intereſſe der Geſellſchaft neue Aktien der Geſellſchaft Nr. 8001/16 000 wurden zum Handel und
durch ein Konſortium zu verwerten. Der Aufſichtsrat wurde beauſtragt, zur Notiz an der Frankfurter Börſe zugelaſſen.
alle Maßnahmen bezüglich des Ausgabekurſes und der Verwaltung der
Aktien zu treffen.
Bingen, wurde die erſte ordentliche Generalverſammlung abgehalten, ſind von Beginn der Geſellſchaft ab voll dividendenberechtigt. Das ge=
Es waren dazu erſchienen ſämtliche Vorzugsaktionäre und Stammak= ſetzliche Bezugsrecht der Aktionäre iſt ausgeſchloſſen. Die neuen Aktien
Mitgliedern, wurde wieder gewählt. Es wurde feſtgeſtellt, daß trotz von je 10 000 Mk. eine neue Aktie von 10 000 Mk. zum Preiſe von 4,20
lachberg” andauernd eine rege iſt.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
wobei 75 Proz. des Mehrerlöſes der Geſellſchaft zufließen.
Cie, A.=G., Frankenthal (Pfalz). Nach dem Geſchäftsbericht, nimmt und vorerſt mit 25 Prozent einzahlt.
über das 34. Geſchäftsjahr war das Unternehmen reichlich mit Aufträgen
recht rentabel geſtalten. Die letzten zwei Monate des Berichtsjahres legt den Sitz nach Villingen.
wären allerdings durch den Ruhrkonflikt von ungünſtigem Einfluß
ge=
weſen. Durch die im Frühjahr 1923 vollendeten Werkſtattneubauten
könne eine ſtarke Produktionsſteigerung eintreten, falls es die politiſchen
Verhältniſſe erlauben. Der Rohgewinn beträgt einſchl. Vortrag 1 123,94
wertbeſtändig angelegt. Die ordentliche Generalverſammlung hat dann
Mark Vorzugsaktien mit 20fachem Stimmrecht und 7 Proz.
Vorzugs=
dividende zu beſchließen. In der Bilanz ſind Waren mit 511 114, Kaſſa
mit 115,49, Wechſel mit 701,56. Außenſtände mit 2167,36, Gläubiger mit
3296,59 und Erſatzbeſchaffungskonto mit 100 Mill. Mk. aufgeführt.
den alten Aktionären bis einſchl. 24. Oktober 1923 bei der Rheiniſchen ſchreibungen im Geſamtbetrage von weiteren 2 Billionen und zwar
tigung ab 1. Januar 1923 zum Kurſe von 3000 000 Prozent, nebſt einem neue Emiſſion unterzubringen ſein.
Pauſchalbetrag für Steuern, bezogen werden. Die neuen Stammaktien
werden in Abſchnitten über 1000 Mk. ausgefertigt.
h. Deutſche Eiſenbahn=Signalwerke A.=G., vorm.
Schnabel u. Henning, C. Stahmer, Zimmermann
nimmt die gleiche Transaktion vor.
in eine Aktiengeſellſchaft umgewandelt.
Handelsblat
h. Optiſche Werke A.=G., vorm. Karl Schütz u. Co.,
Kaſſel. Einer außerordentlichen Generalverſammlung wird die
Erhöhung des Aktienkapitals um 53 Mill. Mk. vorgeſchlagen. 50 Mill.
h. Motorenfabrik Darmſtadt A.=G. in Darmſtadt. Mark Stammaktien werden im Verhältnis von 1:1 zu ½s Dollar den
Die außerordentliche Generalverſammlung am 29. Oktober hat über eine alten Aitionären zum Bezuge angeboten werden, während 3 Mill. Mk.
Kapitalserhöhung von einem noch nich, genannten Betrag zu beſchließen, als Borzugsaktien mit 20fachem Stimmrecht ausgeſtattet werden ſollen.
* Debiſenbank. Wie wir hören, iſt dem Bankhaus Nauheim Das Unternehmen ſei hauptſächlich für Ueberſee voll beſchäftigt und
für Arbeit und Wirtſchaft vom 6. Ohtober 1923, auf Grund der neuen Rheinlandskonzern — Kommerzienrat Falk — neuerdings erheblich
ſition geltend machen.)
Ludwig Weſſel, A.=G. für Porzellan= und Stein=
Eine auf den 27. Oktober einberufene außerordentliche Generalver= gutfabrikation in Bonn. Die Verwaltung beantragt
Kapi=
ſammlung ſoll über Kapitalserhöhung von 16 auf 30 Mill. Mk. be= talserhöhung um einen nicht genannten Betrag und Erhöhung des
Ernemann=Werke, Dresden. Die Verwaltung
be=
h. Oberrheiniſches Tonwerk= und Baubedarf A.=G. ruft zum 30. 11. ao. G.=V., die über Erhöhung des Grundkapitals bis
in Heppenheim. Die Aktien werden demnächſt an der Frankfurter zu 325 Mill. neuer Stammaktien und Umwandlung der beſtehenden
und Kölner Börſe eingeführt. Dazu wird bemerkt, daß das Werk zur= 2,5 Mill. Stammaktien in Vorzugsaktien Beſchluß faſſen ſoll. Ueber
zeit voll beſchäftigt und mit Rohmaterial reichlich verſeher ſei. Das die Modalität der Begebung wurden bisher nähere Vorſchläge nicht
Kabelwerke Rheydt A.=G., in Rheydt. Nach neueren
h. Rheinland=Transport= und Rückverſicherungs= Meldungen wird das Grundkapital um 16 Mill. Mk. Stamm= und
* Hamburger Elektrizitätswerke. Die G.=V. beſchloß,
liarde zu erhöhen. Von den neuen nom. 995 Mill. Mk. jungen Aktien ſtand zu nehmen und den Reingewinn auf neue Rechnung vorzutragen.
* Ver. Strohſtoff=Fabriken Dresden. 8 Mill. Mk.
* Handelshaus klaſſiſcher Briefmarken A.=G. Die
a. v. Generalverſammlung unſerer Aktionäre vom 12. September 1923
* Veinbrennerei Scharlachberg A.=G., Bingen. hat beſchloſſen, das Grundkapital der Geſellſchaft um nom. 100/ Mil=
In den Geſchäftsräumen der Weinbrennerei Scharlachberg A.=G., zu lionen auf insgeſamt 300 Millionen Mark zu erhöhen. Die neuen Aktien
tionäre mit 18797 Stimmen. Die Bilanz und Verteilung des Reinge= werden von der Firma Paul R. Schwerdtner, Berlin W. 10,
übernom=
winnes wurden einſtimmig genehmigt. Es kommen 1000 Prozent Dibi= men mit der Maßgabe, daß die geſamten neuen Aktien den
Stamm=
dende zur Ausſchüttung. Der ausſcheidende Aufſichtsrat, beſtehend aus aktionären in der Weiſe anzubieten ſind, daß auf je zwei alte Aktien
der mißlichen Zeiten die Nachfrage nach der ſo beliebten Marke „Schar= ſviereinfünftel) Goldmark, zahlbar in wertbeſtändiger 6prozentiger
An=
leihe des Deutſchen Reiches, einſchließlich Bezugsrechtſteuer und
Schluß=
ſcheinſtempel, bezogen werden kann.
Preß= Stanz= und Ziehwerke Rud.
Schilling=
worth A.=G., Nürnberg. Die ao. G.=V. beſchloß Erhöhung des
Frankfurter Verlagsanſtalt A.=G., Frankfurt. Aktienkapitals um 70 Mill. durch Ausgabe von 45,5 Mill. Stamm=
Die a. o. G.=V. genehmigte Kapitalserhöhung um 5 auf 30 Mill und Aktien mit Dividendenberechtigung ab 1. Januar 1923. Die neuen
Erhöhung des Stimmrechts der 500 000 Mk. Vorzugsaktien vom vierzig= Aktien werden von einem Banken=Konſortium mit der Verpflichtung
fachen auf das fünfzigfache. Die neuen ab 1. 1. B3 dividendenberechtigten übernommen, einen Teilbetrag von 8,167 Mill. den ſeitherigen Aktio=
Stammaktien werden von einem Konſortium zu 15 Mill. Proz. über= nären im Verhältnis 3:1, zum Preiſe von —.50 Dollar, berechnet nach
nommen mit der Verpflichtung, 2,5 Mill. im Verhältnis 10:1 zu 20 Mill. dem Berliner Briefkurſe am Vortage der Einzahlung anzubieten.
Proz, den alten Aktionären auf der Grundlage der Schlüſſelzahl des 17,333 Mill, übernimmt das gleiche Konſortium zum Kurſe von 1 Mill.
Buchhändlervereins anzubieten, wobei 1 Mark — 100 Mill. geſetzt iſt. Prozent zur freihändigen Verwertung, wobei der geſamte hierbei er=
Die reſtlichen 2,5 Mill, werden im Intereſſe der Geſellſchaft verwertet, zielte Gewinn der Geſellſchaft zufließen wird. Die reſtlichen 20 Mill.
verbleiben als Schutzaktien gegen Ueberfremdungsgefahr in Händen der
h. Schnellprefſenfabrik Frankenthal, Albert u. Dresdener Bank, Filiale Nürnberg, die ſie zum Nennbetrage
über=
h. Süddeutſche Federſtahlinduſtrie A.=G.,
Kon=
verſehen und konnte ſich daher im Verhältnis zu den letzten Jahren ſtanz. Die Geſellſchaft erhöht das Kapital um 5,7 Mill. Mk. und ver=
Dividendenvorſchläge.
Schnellpreſſenfabrik Frankenthal Albert u.
Mill. Mk. Abgeſchrieben werden 267,06 Mill. Mk. allgemeine Unkoſten Co., Frankenthal (Pfalz). Die Geſellſchaft beantragt für das
erfordern 769,37 Mill. Mk. und es verbleibt ein Reingewinn von 7808 Geſchäftsjahr 1922/23 eine Dividende von 300 Proz. (i. V. 20 Proz.),
Mill. Mk. woraus, wie bereits mitgeteilt, eine Dividende von 250 Proz= die — 1ſ. Gold=Mark am Jahresſchluß wertbeſtändig angelegt worden
gleich 50 Goldpfennige ausgeſchüttet und 30 Mill. Mk. für ſoziale Zwecke iſt. Nach dem Bericht war das Unternehmen ſtets reichlich mit
Auf=
beſtimnt werden ſollen. Der Gewinn iſt bis zu ſeiner Verwendung trägen verſehen. Seit der Rhein=Ruhrbeſetzung ſei jedoch wegen der
noch über eine Kapitalserhöhung um 42 Mill. Mk. Stamm= und 400 000 damit verbundenen Abſatz=Stockung auf Lager gearbeitet worden,
Anleihen.
* Neue Rieſen=Papiermark=Emiſſion. Die
Stadt=
h. „Hagefüd”, Süddeutſche Handelsgeſellſchaft gemeinde München erhielt durch das Miniſterium die Genehmigung,
für das Fleiſchergewerbe A.=G., Feuerbach bei Stutt= nach dem jeweiligen Reichsbankdiskont, abzüglich 2 Proz., jedoch nicht
gart. Das Bezugsrecht auf die neugeſchaffenen Stammaktien iſt von über 20 Proz, und nicht unter 8 Proz, verzinsliche Inhaber=Schuldber=
Handelsbank A.=G. in Mannheim auszuüben. Auf je 1000 Mk. alte Stücke zu 50, 100 und 500 Mill. in den Verkehr zu bringen. Bei dem
Stammaktien können 1000 Mk. neue Stammaktien mit Dividendenberech= außerordentlichen Intereſſe für Münchener Stadtanleihen wird auch die
Banken.
* Reichsbank. In der a. v. G.=V. am 9. Oktober legte der
Vor=
u. Buchloh zu Bruchſal (Baden). Die Geſellſchaft beantragt ſitzende, Reichsbankpräſident Dr. Havenſtein, einen im Reichsbankdirek=
Erhöhung des Grundkapitals um bis nom. 40 Mill. Mk. Stammaktien torium aufgeſtellten Entwurf, zur Abänderung des Bankgeſetzes vor.
und Erhöhung des Stimmrechts der Vorzugsaktien. Auch die verbündete Die Abänderung, die im Zuſammenhang mit der Gründung der Wäh=
Eiſenbahnſignal=Bauanſtalt Mas Jüdel u. Co. A.=G. in Braunſchweig rungsbank notwendig iſt, fand die einſtimmige Zuſtimmung der G.=V.
Zugleich wurde das Reichsbankdirektorium ermächtigt, Abänderungen
h. Zigarettenfabrik A. Batſchari A.=G., Baden= des Geſetzentwurfes, die ſich bei der weiteren Behandlung durch die ge=
Baden. Das Unternehmen wurde mit 100 Mill. Mk. Grundkapital ſetzgebenden Faktoren ergeben ſoll, ohne nochmalige Einberufung der
G.=V. lediglich im Benehmen mit dem Zentralausſchuß zu regeln. Die
12. Oktober 1923 Nr. 282
Einzelheiten werden der Oeffentlichkeit zugänglich gemacht werden,
ſo=
bald der Entwurf aus dem Stadium der Vorbearbeitung
herausgekom=
men iſt und im Reichstag vorgelegt wird.
h. Badiſche Handelsbank A.=G., Baden=Baden. Die
Bank=Kommanditgeſellſchaft Waldſchütz u. Cie., Niederlaſſung Baden=
Baden, wurde mit 500 Mill. Mk. Grundkapital in eine
Aktiengeſell=
ſchaft umgewandelt.
Warenmärkte.
wb. Amtliche Notierungen der Frankfurter
Ge=
treidebörſe vom 11. Oktober. Getreide, Hülſenfrüchte und
Bier=
treber ohne Sack. Weizenmehl und Kleie mit Sack. Preis je 100 Kg.
Die Preiſe verſtehen ſich für alsbaldige Lieferung. Weizen, Wetterauer
17—18 Milliarden Mark, Noggen 15—16 Milliarden Mark,
Sommer=
gerſte 16—17 Milliarden Mark, Hafer, inländiſcher 10—14 Milliarden
Mark, Weizenmehl, ſüdd. Spezial=Null 33—36 Milliarden Mark bei
Waggonbezug ab Mühlenſtation, Roggenmehl 26—30 Milliarden Mark,
Weizen= und Roggenkleie 3—4 Milliarden Mark. Tendenz: unſicher.
wb. Berliner Produktenbericht. Durch die
anhalten=
den gewaltigen Steigerungen der Deviſenpreiſe hat die im
Produkten=
geſchäft vorherrſchende Unſicherheit angehalten und ſich inſofern noch
verſchärft, als das Angebot ſich immer mehr zurückzieht. Die Angebote
erfolgten zumeiſt in Dollar. Die hierbei zugrunde zu legende
Goldan=
leihe läßt ſich ſeitens der Käufer aber nicht ſo ſchnell und in ſolchen
Mengen beſchaffen, wie ſie für die Geſchäftsabſchlüſſe gebraucht werden.
Jedenfalls ſtellten ſich die Markpreiſe für alle Getreideſorten und die
ſonſtigen Artikel ungefähr doppelt ſo hoch als geſtern. Die Umſätze
hielten ſich aber wieder in engen Grenzen, obwohl es an Kaufneigung
nicht fehlte.
Börſen.
wb. Berliner Börſenbericht. Im Freiverkehr erfuhren
die gewaltigen Steigerungen der Deviſenpreiſe während des
Vormit=
tags zunächſt eine Fortſetzung, ſo daß die Notierungen ſich mit 32
Mil=
liarden für London und 7 für Newyork teilweiſe noch über dem Stand
von geſtern abend bewegten. Im Verlaufe ließ aber die dringliche
Nachfrage nach und die Kurſe ſtellten ſich niedriger bis 25 Milliarden
für London und 5,5 Milliarden für Newyork. Wie weit hierbei, die
Witkung von Zeitungsnotizen mitſpielt, wonach ſeitens amerikaniſcher
Bauken jetzt eine größere Geneigtheit beſtehe, ſich mit größeren
Beträ=
gen an der neu zu errichtenden Goldnotenbank zu beteiligen, läßt ſich
nicht beurteilen. Jedenfalls war die Reichsbank bei der amtlichen
Kursfeſtſetzung als Abgeber am Markt und teilte im Gegenſatz zu den
letzten Tagen für die führenden Plätze bis 75 Proz, der Anforderungen
daß die Feſtſetzung der Kurſe ungefähr auf der Grundlage von
23 2.*ſljarden für London und 5 Milliarden für Newyork erfolgen
konnte. Dann kam etwas Ware heraus, und die amtlichen Kurſe
blie=
ben zumeiſt Brief. Die Feſiſtellung des Kurſes für die
Dollarſchatzan=
weifungen und die Goldanleihe ergab 5100 bezw. 4800 Millionen,
wo=
bei die Umſätze im Freiverkehr eine ſehr große Ausdehnung
angenom=
men haben. Für den Verlauf der morgigen Börſe rechnet man mit
einem Anhalten der Kaufluſt und mit einer Fortſetzung der ſtarken
Kursſteigerungen.
w. Deviſenmarkt. Frankfurt a. M., 12. Okt. Telegr. Auszahlungen?
Geld.
Afte „
Geld Ke
Brie Antwerpen=Brüſſel. 84787500.— 85212500.— 219 250000.— 350 750000.— Holland... 643387500.— 646612500.— 12493 750000. 2506 250000 London. 182000000. 7218000000. 28423 750000 2857 1250000 Paris. 100 747500 — 101 250300 — 1389 025000.— 390975000.— Schweiz. 289 275000.— 230 725000.— 147125000. 115287 000. Spanien 199500000.— 200 500000 — K64803750 — 765 191500 — Italien 69 825000.— 70 175000.— 244387500.— 2456 125000. Liſſabon=Opr Dänemark. 274312500.— 275 687500.— 1og7 250000 1102750000 Norwegen 254362500.— 255 637500.— 772562500.— 977 437500.— Schweden 42 1937500.— 426 062500.— 1645 875000. 1 1654 125000. Helſingfors 40875000.— 41125000.— New=York 1596 000000. 1604 000000. I. 7 182000000. 7218000000. Deutſch=Oſte 21945.— 22055.— 79800.— 80200.— Budapeſt. 95760.— 96 240.— 289275.— 200 725.— Prag 48877500.— 49 122500.— 144 623000.— 1 150375000.— Sofia
w. Deviſenmarkt. Berlin, 12. Oktober Telegr. Auszahlungen für:
II. DrtoberGeld. .
Geld Amſterdam=Rotterdam .. 1473812500.— Me N1985025000. 1994975000. Brüſſel=Antwerpen ..... 63840000.— 64160000.— 259350000.— 260650000.— Chriſtiania . . . . . . . . . . . . ." 184525000.— 904 75000.—F 84035000 — 787965000.— Kopenhagen ... 1211497000.— 212503000.—1 893760000.— S98240000.— Stockholm .. B19200000.— 320800000.— 1332660000. 1339340000. Helſingfors. 32718000.— 32832000.— 41:5660000.— 136340030.— Italien. 54463500.— 54736500 — 1229425000.— 230575000— London. 5426250000. 55 137500 00. I. 229 42500300 123052560000 New=York H11970 0000. 1203000 100. K047350000. 15072650000. Paris. 72817040.— 73182500.—1 05235000.— 3u67 65000.— Schweiz
Spanien 215460000.—
162592000.— 163407500.— 216540000.— 678300000.— 903735000.— 908265000.—
6s1700000.— Wien (in D.=Oſterr. abg.). 17157.— 1724.— 71820.— 72160.— Prag .. 36109500.— 36280500.—4 151620000.— 152380000.— Budapeſt: 64337.— 6516.— 269325.— 270675.— Buenos=Aires 3940 13500.— 395887300.— 1645875000. 1654125003. Bulgarien. 11770500.— 11329500.— 49276500 — 49523500. Japan. 9 3512500.— 596487500.— 2473800000. 2483200000. Rio de Janeiro.. 1157 10000.— 116290000.— 4438750000.— 50 1250000.— Belgrad.. . . . . 14463750.— 14536250.— 60348750.— 60 181250.— Liſſabonn. . . 47880000.— 48120000.—I. 20149, 000.— 202503000.— Sofia ...."
Tusere Trauung findet Sonntag,
Uden 14. Okt, nachm. 3½ Uhr,
in der Stadtkapelle statt.
Elisabeth Kaiser
Hermann Schmidt
Soderstraße 59
(*26465
WILHELM HECHLER
AENNE HECHLER
geb. Aldick
VERMAHLTE
Gestemünde-Bremerhaven, 8. Okt. 23
am Holshafen 8
(*26458
Wir geben unsre Vermählung
hiermit bekannt.
Die kirchliche Trauung, zu der wir
unsre Freunde u. Bekannten
herz-
lich einladen, findet am 13. Okt.
1923, nachmittags 3 Uhr, in der
Schloßkirche statt,
Gerichtsassessor
Kichard van Basshunsen
Anna van Basshuysen
geb. Hammel
Darmstadt, Paradeplatz 3
(*26299
Dankſagung.
Für die liebevolle Teilnahme
an unſerem ſchmerzlichen
Ver=
luſt ſagen wir hiermit auf
die=
ſem Wege herzlichſten Dank.
Familie Reallehrer Mah.
Heute früh entſchlief ſanft im
Alter von 85 Jahren unſere
treu=
ſorgende Mutter, Großmutter,
Schwiegermutter und Tante
Frau Eliſabeth Spreng
Witwe des Kapellmeiſters
Leonhard Spreng.
Im Namen der Hinterbliebenen:
Eliſabeth Spreng.
Darmſtadt, 11. Oktober 1923.
Die Beerdigung findet Samstag,
den 13. Okt., vormitt. 11½ Uhr,
vom Portal des Friedhofes,
Nie=
der=Namſtädterſtr., aus ſtatt. (aues
Todes=Anzeige.
Allen Freunden und
Bekann=
ten die traurige Nachricht, daß
mein Sohn
Adam Keil
im Alter von 26 Jahren in
Altheide verſtorben iſt.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Frau Kath. Keil Bwe.
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Die trauernden Hinterbliebenen:
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[ ← ][ ]Seite
Darutftädter Tagblatt, Freitag, den 12. Oktober 1923.
Nuuuer 282.
Die Finanzen des Großherzogs.
61)
Roman von Frank Heller.
Copyright bei Georg Müller Verlag, München.
(Nachdruck verboten.)
Don Ramon warf einen Blick auf die beiden Gefangenen
in der Halle; ſie lagen noch in derſelben Stellung, in die ſie
pla=
ziert worden waren. Der wahnſinnige Geſang hatte aufgehört.
Der Sergeant ſchien noch ohnmächtig zu ſein. Don Namon
machte ein paar Schritte auf ihn zu und jah nach, ob die Bande
ſich nicht gelockert hatten. Dann kehrte er zu ſeinem Sitz zurück,
den er weiter vorgeſchoben hatte, und zündete ſich eine Zigarre
an, die er ſo ziemlich unverſehrt in ſeiner Taſche gefunden
hatte.
Verwirrte Bilder all deſſen, was ſich in der letzten Zeit
zu=
getragen, tauchten in ſeinem Kopfe auf: die Abreiſe mit
Pa=
queno, das Telegramm von dem Börſencoup, das ſie in letzter
Minute erreichte, die Ankunft in Barcelona und die vergeblichen
Verſuche, das Myſterium dieſes Börſencoups zu ergründen
dann Marſeille und die Nachricht von der Revolution, als ſie
gerade auf dem Wege waren, nach Paris abzureiſen, zum
Sem=
jon Marcovitz . .. die Revolution ſie mußten ſie gerade
für den Tag nach ſeiner Abreiſe aus Minorca geplant haben;
wahrhaftig, der Zufall hatte ihnen da einen Streich geſpielt!
Er konnte ſich ihr Geſicht denken, als ſie das Schloß leer
fan=
den, bis auf Joaguin und Auguſte. Wußte das Volk, daß er
entkommen war? Oder hatte man es geheim gehalten, um ſeine
eigene Stellung zu feſtigen? Ja, wußten überhaupt die
Revo=
lutionsführer von ſeiner Abreiſe? Es war nicht ausgeſchloſſen,
daß ſie nichts davon erfahren hatten, daß ſie glaubten, er hielte
ſich irgendwo in Minorca verborgen, und daß ſein Auftauchen
heute abend ſie um ſo mehr erſchreckt hatte . . . Sein Auftauchen
heute abend dank dieſem Profeſſor Ein ſchwediſcher
Pro=
feſſor mit einem franzöſiſchen Namen und einer ruſſiſchen Frau!
.. Wieder hatte er plötzlich die Ueberzeugung, daß der
Pro=
feſſor mehr wußte, als er geſagt hatte — daß das Myſterium ſich
dielleicht in ihm konzentrierte; doch dann verjagte er dieſe
Ge=
danken. Freilich hatte der Profeſſor ihn erkannt, aber darin lag
ja nichts Merkwürdiges Und freilich bekundete ſeine Frau
ein erſtaunliches Intereſſe für den Großherzog von Minorca . ..
Don Ramon unterbrach ſeinen Gedankengang, auf dieſes Thema
durfte er nicht kommen. Er war nicht das, was man einen
homme a femmes nennt — war es nie geweſen; aber in den
kurzen Stunden, die er dieſes junge Geſchöpf kannte, hatte er
mit Beſtürzung gemerkt, wie raſch ſie von ſeiner Gedankenwelt
Beſitz ergriffen hatte. Sie war ſo primitiv, ſo unſchuldig, ſo
un=
zuſamengeſetzt, ſie hatte den Charme eines wilden Vogels...
und dann war ſie ſo ſchön .. und dann war ſie die Frau eines
anderen . . . die Frau des Mannes, dem er nächſt ſich ſelbſt
ſeinen Erfolg heute nacht zu danken hatte . . . Don Ramon
zuckte zuſammen. Die Zigarre war erloſchen; er zündete ſie
wieder an.
.. Seinen Erfolg heute nacht. Ja, der war jetzt ſo
ziem=
lich geſichert. Becker, Luis Hernandez, Poſada und Vater
Jg=
nazio waren die tatſächlichen Führer, daran zweifelte er keinen
Augenblick. Nach ihrer Unſchädlichmachung konnten die anderen
ihnen keine nennenswerten Schwierigkeiten bereiten. Amadeo
zum Beiſpiel! Das kleine, widerliche Gewürm war ja jetzt
ent=
wiſcht, aber das würde ihm morgen, nichts helfen! Die drei
anderen Namen auf dem Papier, Vatello und wie ſie ſonſt
hie=
ßen, waren ihm völlig unbekannt, aber ſicherlich waren ſie von
Becker und den drei Herren, die er ſchon unſchädlich gemacht
hatte, in das Unternehmen hineingezogen worden . . . Armer
Joaguin und Auguſte — wie lange der Profeſſor fortblieb!
Wieder fuhr Don Ramon zuſammen: Er war faſt auf dem
Stuhle eingeſchlafen! Das ging nicht. Er mußte doch ſo lange
Wache halten, bis der Profeſſor wiederkam. Wie war es doch?
Hatte nicht früher einmal eine Flaſche Kognak in Joaquins
Serviceraum geſtanden?
Ein Glas Kognak, das war es gerade, was er brauchte, um
ſein Blut in Umlauf zu bringen und die Schmerzen in Kopf und
Fuß zu vergeſſen. Er erhob ſich ſchwankend, warf den
Zigarren=
ſtumel weg und begab ſich in den Teil der Halle, durch den
er und der Profeſſor hereingekommen waren. Dort hatte ſich
Joaguin einen kleinen Verſchlag als Serviceraum eingerichtet.
Er öffnete die Türe und warf einen Blick hinein: es war dunkel
wie im Grabe. Er beugte ſich vor und taſtete mit der Hand,
denn er hatte ſchon vergeſſen, wie es dort drinnen ausſah. Der
Verſchlag ſchien nur einen kleinen Tiſch vorne und einen Schrank
an jeder Seite zu enthalten. Der Tiſch war leer; er begann nun
in der Dunkelheit die Schränke zu unterſuchen. Auf den oberen
Brettern ſtand nichts. Er kniete nieder, wobei ſeine Beine
teil=
weiſe aus dem Verſchlag herausragten, und begann mit der
Hand die unteren Fächer zu durchſuchen; es ſtand eine ganze
Reihe leerer Flaſchen da, vermutlich nach Präſident Hernandez”
Einzug hinzugekommen, denn der kleine ordentliche Joaquin
hätte ſie ſich nie in dieſer Weiſe anhäufen laſſen.
Endlich bekam er eine Flaſche in die Hand, in der es bei
ſeiner Berührung ſchwappte; er erhob ſich bald aus ſeiner ge=
bückten Stellung und roch an der Flaſche. Ja, ganz richtig, es
ſchien Kognak darin zu ſein.
Langſam rutſchte er rücklings aus dem Kämmerchen heraus
und wollte eben aufſtehen. Zuerſt führte er jedoch die Flaſche
an den Mund, um noch raſch einen Schluck zu nehmen . . ."
Im ſelben Augenblick fühlte er, wie ihn ein betäubender
Schlag irgend eines harten Gegenſtandes am Hinterkopf traf,
die Flaſche fiel aus ſeiner Hand, alles drehte ſich rings um ihn
im Kreiſe, und mit den Händen vor ſich durch die Luft taſtend,
fiel er kopfüber in die Dunkelheit. —
Als er wieder zum Bewußtſein erwachte, war das einzige,
was er zuerſt verſpürte, ſein Kopf: der ſummte und flammte
wie ein Induktionsapparat, und tauſend rote und weiße Punkte
tanzten wie Sternſchnuppen vor ſeinen Augen. Dann wurde er
ſich noch einer Sache bewußt: er ſaß an einen Stuhl
feſtgebun=
den; die Stricke ſchnitten in ſeinen Hals und in ſeine Fußgelenke,
von denen das rechte ſo ſchmerzte, als wenn er in einen Block
geſchraubt wäre, und rings um ihn, undeutlich wie
Meeres=
rauſchen, ſummten viele Stimmen. Noch halb vom Schmerz
betäubt, hob er müde das eine Augenlid und ſah ſich um.
Er ſaß in der Halle, wo er eben noch Vater Jgnazio und
den ſchwarzen Sergeanten bewacht hatte, und auf demſelben
Seſſel, auf dem er früher geſeſſen. Rings um ihn, ihn
beobach=
tend, ſchreiend, lachend und fluchend, drängte ſich eine Schar
Menſchen, die ſeine verwirrten Augen zuerſt nicht erkannten;
dann, teils mit Hilfe ſeiner Augen, die ſo allmählich klarer
wur=
den, teils mit Hilfe der Rufe, die auf ihn niederpraſſelten, ſah
er, was für Menſchen es waren! Und den er zuerſt erkannte,
war der Mann, den er vor zwei Stunden feſtgebunden und mit
einem Knebel, verſehen in einem verödeten Hauſe in einer
Hafengaſſe zurückgelaſſen hatte: Herr Becker aus Holland.
Aber es war nicht Herrn Beckers Stimme,die ihm die
Erklä=
rung für das Vorgefallene gab; es war die des Schankwirts
Amadeo. Mit glühenden Augen und geſträubtem Haar tanzte
der kleine Buckel vor den andern auf und nieder. Es waren
ihrer ſechs, aber nur drei von ihnen erkannte er außer Herrn
Becker: Luis Hernandez, den Sergeanten und Vater Jgnazio.
„Ich war es, Kameraden, ich Senjores, ich, Amadeo vom
„Kommandanten”! Wäre ich nicht geweſen — was wäre dann
aus Euch geworden? Was, frage ich? Vor morgen abend
wäret Ihr alle erſchoſſen geweſen, alle miteinander, Vater
Jg=
nazio, Engenio, der große Luis und Senjor Becker auch! Ja,
Senjor Becker auch! Wißt Ihr, wo ich Senjor Becker gefunden
habe? In meinem Werkzeugſchuppen, gebunden, ganz hilflos!“
(Fortſetzung folgt.)
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