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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
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Nummer 276
Samstag, den 6. Oktober 1923
186. Jahrgang
im.
81.0
Eine Entſchließung der Frankfurter Handelskammer.
Frankfurt a. M., 5. Okt. (Wolff.) Die
Handels=
kammer hat in ihrer geſtrigen Vollverſammlung folgende
Entſchließung gefaßt:
Die bedrohliche Wirtſchaftslage unſerer Stadt, in
welcher zurzeit die Zahl der Erwerbsloſen über 10 000, die Zahl
der Kurzarbeiter über 50 000 beträgt und in welcher über 10
Prozent der Bevölkerung aus öffentlichen Mitteln Underſtützung
beziehen, veranlaßt uns, folgende dringlichen Anträge zu ſtellen:
Die Steuervorauszahlung in Höhe des 30000 fachen
bezw. 45 000 fachen Betrages iſt unter den gegenwärtigen
Ver=
hältniſſen eine ungeheure Belaſtung der Betriebe
um ſo wehr, da dieſe kaum noch die für Gehälter und
Arbeits=
löhne notwendigen Gelder aufbringen können. Gänzlich
untrag=
bar erſcheint es unter dieſen Verhältniſſen, wenn das Doppelte
dieſes Betrages als Rhein= und Nuhrabgabe gezahlt
werden ſoll, da die Mittel hierfür auch nicht aus der Subſtanz
der Betriebe aufgebracht werden können. Hier muß ſofort
Vor=
ſorge getroffen werden, daß die Finanzämter berechtigt und
ver=
pflichtet werden, die Abgabe zu ſtunden, wenn die Lage
des Betriebes dies erfordert. Wir beantragen ferner, die
Be=
triebsſteuer ſofort außer Kraft zu ſetzen, da ſie
die einzelnen Betriebe ohne Rückſicht auf ihren Ertrag belaſtet
und direkt zu Arbeitseinſchränkung und Entlaſſungen zwingt.
In Bezug auf die in Fluß befindliche Steuerreform beantragen
wir, die komplizierte Steuergeſetzgebung, die zu unproduktiver
Arbeit in enormem Umfang zwingt und den rieſigen Apparat
der Steuerverwaltung, der einen immer größeren Teil des
Steuerertrages verſchlingt, ſobald als möglich abzubauen, alle
unrendablen Steuern zu beſeitigen und ſich auf wenige große
und ertragreiche Steuern zu beſchränken, die blar und einfach zu
geſtalten ſind. Ferner iſt ein gerechter Steuerausgleich zwiſchen
Reich, Staat und Gemeinde zu ſchaffen, damit die Gemeinden
nicht gezwungen ſind, ihrerſeits von Handel und Induſtrie
Steuern zu erheben, die die Wirtſchaft zu tragen nicht in der
Lage iſt.
Vom Tage.
Dollarkurs
abends 6½, Uhr:
Berlin .. 598 500 000
Frankfurt 618 450 000
Die Piedergeburt der großen Koalition.
ſhoſt
Ue
Nie
* Berlin, 5. Okt. Das Chaos der politiſchen Situation hat
nach den immer länger ſich hinausziehenden Verhandlungen über
die Neubildung des Habinetts, da dieſe Nachrichten von Stunde
zu Stunde peſſimiſtiſcher lauteten, in den letzten Stunden des
Freitag den Höhepunkt erreicht. Die Frage war
ſchließlich nur noch die, welche Leute Dr. Streſemann in das
Kabinett nehmen würde, das dazu beſtimmt war, ſofort nach
einem Mißtrauensvotum von Seiten des Reichstags u. evtl. ſich
ergebenden Schwierigkeiten den Reichstag aufzulöſen.
Aber dieſes Maximum von Chaos hat zu aller
Ueber=
raſchung die natürliche Folge, daß eine ſo weitgehende
Er=
nüchterung innerhalb der Parteien der großen
Koalition eintrat, daß der demokratiſche Beſchluß,
erneut einen Verſuch zur Wiederherſtellung der großen Koalition
zu machen, auf fruchtbaren Boden fiel. Insbeſondere die
Drohung der Demokraten, einem auf nicht
parlamen=
tariſcher Grundlage ſtehenden Kabinett die Gefolgſchaft
zu verweigern, und die gleichzeitige
Ankündi=
gung ſcharfer Oppoſition von Seiten der
Deutſchnationalen verfehlten ihren Eindruck nicht.
Hin=
zu kam, daß darauf die geſtrigen Verhandlungen zwiſchen dem
rechten Flügel der Deutſchen Volkspartei und den
Deutſch=
nationalen bekannt wurden, und die Deutſchnationalen ihren
Eintritt in ein Kabinett ſämtlicher bürgerlicher Parteien davon
abhängig wachten, daß ſofort auch in Preußen die große
Koa=
lition zerſchlagen würde. Eine derartige Forderung wiederum
ſtieß auf ſtarken Widerſpruch der vollsparteilichen
Landtags=
fraktion, die mit dem Zuſtand der großen Koalition in Preußen
bisher in jeder Hinſicht ſehr zufrieden war. Sie veranlaßte im
Laufe der heutigen entſcheidenden Fraktionsverhandlungen der
Deutſchen Volkspartei den rechten Flügel der Fraktion, ſeinen
Widerſpruch gegen ein Kabinett der großen Koalition
zurückzu=
ziehen, ſo daß der Beſchluß der Deutſchen Volkspartei, erneut in
ein Kabinett der großen Koalition einzutreten, von der Fraktion
einſtimmig gefaßt werden konnte. Gleichzeitig war auch die
Er=
nüchterung bei der Sozialdemokratie nicht zu
ver=
kennen. Sie beſchloß, ihren Parteiführer Hermann
Müller mit der Wiederaufnahme der
Verhand=
lungen unter der Vorausſetzung zu betrauen,
daß das Arbeitszeitgeſetz auf normalem
parla=
mentariſchen Wege, d. h. alſo außerhalb des
Ermächti=
gungsgeſetzes, unter Dach und Fach gebracht würde, wobei einer
Ueberproduktion über den Achtſtundentag hinaus
keine grundſätzlichen Widerſtände entgegengebracht
werden ſollen, daß alle übrigen ſozialpolitiſchen Fragen in das
Erächtigungsgeſetz mit aufgenomen werden ſollen, mit der
Bemerkung, daß bei dem Erlaß der entſprechenden Verordwungen
der Sozialpolitiſche Ausſchuß des Reichstages maßgebend gehört
würde. Nachdem ſo die Vorausſetzungen geſchaffen wurden,
werden ſich die Führer der Parteien der großen Koalition erneut
in Verbindung ſetzen, und es iſt damit zu rechnen, daß im
Laufe des Samstags auch die Perſonenfrage
ihre Erledigung finden wird. Nawen wurden bisher
nicht genannt.
Die Oemokraten gegen ein unpolitiſches Kabinett.
Berlin, 5. Okt. (Wolff.) Die demokratiſche
Frak=
tion hat einen Beſchluß gefaßt, worin an den Reichspräſidenten
und den Reichskanzler die dringende Aufforderung gerichtet wird,
nochmals ernſtliche Verſuche zur Wiederherſtellung der großen
Koalition zu unternehmen. Werde ein ſolcher Verſuch nicht
unternomen, ſo ſehe ſich die Fraktion nicht in der Lage, einem
ſogen. unpolitiſchen Kabinett das Vertrauen auszuſprechen.
*
Berlin, 5. Okt. (Wolf.) Wie in parlamentariſchen
Krei=
ſen verlautet, wird anſtelle des Reichsfinanzminiſters Dr.
Hilfer=
ding vorausſichtlich der Direktor der Darmſtädter und
National=
bank, Schacht, treten,
Die Lage am Abend.
TU. Berlin, 5. Okt. Sieben Uhr abends war die Frage
der Stellung der beiden Flügelparteien der großen Koalition zu
dem Ermächtigungsgeſetz und zur Arbeitszeitregelung noch immer
nicht endgültig geklärt. Man hat zwar in parlamentariſchen
Kreiſen noch immer gewiſſe Hoffnungen, daß die Sache in
Ord=
nung kommen kann, da die Sozialdemokraten in einer kurz vor
7 Uhr zu Ende gegangenen Fraktionsſitzung nach lebhafter
De=
batte beſchloſſen, die Verhandlungen mit den anderen Parteien
fortzuſetzen. Sie gaben aber ihren Unterhändlern als Richtlinie
eine Entſchließung mit auf den Weg, in welcher ein
grundſätz=
liches Feſthalten am Achtſtundentag verlangt werden, eine
Durch=
brechung für beſtimmte Betriebe jedoch in der Weiſe zugelaſſen
werden ſoll, wie ſie ſeinerzeit mit Zuſtimung der
Sozialdemo=
kraten in der Note der Regierung Wirth vom 14. September
vergangenen Jahres feſtgelegt wurde, nämlich auf Grund
tarif=
licher Regelung und behördlicher Anordnung. Verlangt wird
außerdem die geſetzliche Regelung dieſer ganzen Frage, mit
an=
deren Worten die Nichteinbeziehung in das Ermächtigungsgeſetz.
Auch das Zentrm und die Demokraten beſchloſſen in
Fraktions=
ſitzungen um dieſelbe Zeit, die Verhandlungen fortzuſetzen. Für
den Fall, daß eine Einigung nicht zuſtande kommt, bleibt nach
Informationen aus demokratiſchen Kreiſen immer noch die
Mög=
lichkeit offen, daß Dr. Streſemann ſich morgen dem Reichstag
ſei es mit ſeinem bisherigen Kabinett erneut, oder, wenn die
Sozialdemokratie verſagen ſollte, ſich mit den noch übrig
blei=
benden Miniſter vorſtellt. Dr. Streſewann ſoll geäußert haben,
daß er die nötigen Männer zur Auffüllung ſeines Kabinetts in
dieſem Falle zur Verſügung habe. Das neue Kabinett würde
dann ein Vertrauensvotum fordern, das eventtell ſogar unter
Stimmenthaltung der Sozialdemokratie zuſtande kommen könnte.
Die Löſung der Streitfrage würde dann erſt in einem ſpäteren
Termin erfolgen, und zwar beſteht der Plan, den Reichstag für
14 Tage zu vertagen und in dieſer Zeit von dem neuen Kabinett
die entſprechenden Geſetzentwürfe ausarbeiten zu laſſen. Im
übrigen iſt feſtzuſtellen, daß bei Zentrum und Demokraten im
Hinblick auf die lange Dauer der Kabinettskriſe und der dadurch
hervorgerufenen Schädigung des Anſehens nicht nur des
Kabi=
netts im In= und Ausland ſich die Stimmen mehren, die
for=
dern, daß das Kabinett unter allen Umſtänden in wenigen
Stun=
den gebildet ſein muß, ſelbſt wenn es nicht gelingt, vorher eine
Einigung über das Ermächtigungsgeſetz zu erzielen.
Um 7 Uhr begaben ſich die Parteiführer der ehemaligen
großen Koalition erneut aus dem Reichstag in die
Reichs=
kanzlei, um wit Dr. Streſemann Fühlung zu nehmen. Zur
ſelben Zeit iſt der Aelteſtenrat des Reichstags zwecks
Beſchluß=
faſſung über den Zuſammentritt des Plenums und die Deutſche
Volkspartei zu einer wichtigen Fraktionsſitzung
zuſammenge=
treten.
Beſprechungen mit dem Reichskanzler.
* Berlin, 5. Okt. (Priv.=Tel.) Die Beſprechung der
Füh=
rer der alten Koalitionsparteien beim Reichskanzler dauerte bis
nach 8 Uhr. In dieſer Beſprechung wurde beſchloſſen, einen
Arbeitsausſchuß von Sachverſtändigen aus
Wirt=
ſchaftskreiſen zu bilden. Dieſer Ausſchuß ſoll mit den
Vertre=
tern der Fraktionen der alten Koalition unter dem Vorſitz des
Reichsarbeitsminiſters Brauns in der Frage der Arbeitszeit
eine Einigung herbeiführen. Der Ausſchuß begann ſeine
Be=
ratungen um halb 9 Uhr. Nach Beendigung der Beratungen
ſollen die Parteiführer nochmals beim Kanzler
zuſammen=
kommen. Sie ſind zu 12 Uhr nachts gebeten. Man hofft, dann
eine Einigung zu erzielen, die die Wiederherſtellung der alten
Koalition bedeuten würde. Ueber die Perſonalfrage werde
dann noch geſprochen werden, ſo daß man hofft, daß das neue
Kabinett ſich am Samstag mittag dem Reichstag vorſtellen kann.
Die Vollſitzung des Reichstages iſt auf Samstag, 2 Uhr
nach=
mittags feſtgeſetzt. Um ½2 Uhr tritt der Aelteſtenrat zuſammmen.
27 mm breite Zeile im Kreiſe Darmſtadt 150 Mark,
Finanz=Anzeigen 200 Mari, Reklamezeile (92 mm
breit) 800 Mark. Anzeigen von auswärts 200 Mk.,
Finanz=Anzeigen 300 Mark, 92 mm breite
Reklame=
zeile 1000 Mark. Dieſe Preiſe ſind mit der jeweils
— Im
gültigen Schlüffelzahl zu multiplizieren.
Falle höherer Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streit
uſw., erliſcht ſede Verpſichtung auf Erfüllung de
Anzeigenaufträge und Teiſtung von Schadenerſatz.
Bei Konkurs oder gerſchilicher Beitreibung fällt
ſeder Rabatt weg. Bankkonto: Deutſche Bank und
Darmſtädter 8 Nationalbank.
Der Ausweis, der Reichshauptkaſſe vom 21. bis 30.
September weiſt eine Einnahme von 640 Billionen und eine
Aus=
gabe von 40065 Billionen Mark auf. Die ſchwebende
Schuld hat ſich in den zehn Tagen um 39 374 Billionen geſteigert.
Die Kommuniſten haben im Reichstag einen Antrag
ein=
gebracht, der den Reichspräſidenten auffordert, den
Reichs=
tag aufzulöſen.
Der Generalſtaatskommiſſar von Kahr wird die zur Zeit in
München zahlreich ſich aufhaltenden Vertreter, der
auswär=
tigen Preſſe am Samstag empfangen.
Mit dem Zuſammentritt des baheriſchen Landtags iſt erſt Ende
Oktober zu rechnen, da das Parlament anfangs Auguſt auseinanderging
und die Vorbereitung des neuen Staatshaushalts noch nicht genügend
vorgeſchritten iſt.
Von Mittwoch, den 10. Oktober, ab werden die Schlüſſelzahlen für
ſie Eiſenbahntarife im Perſonenverkehr 60 Millionen, im Güterverkehr
2 Millionen betragen. Bei dieſer Erhöhung iſt die außerordentliche
Geldentwertung der letzten Tage noch nicht berückſichtigt.
Aus Anlaß der Düſſeldorfer Vorgänge iſt nicht nur gegen die
Leiter der Düfſeldorfer Polizei, ſondern auch gegen den
abweſenden Regierungspräſidenten Dr. Grützner franzöſiſcherſeits
die Anklage wegen Mordverſuchs erhoben worden.
Der Börſenverein deutſcher Buchhändler hat infolge der weiteren
Verteuerung der Produktionskoſten die Schlüſſelzahl ab 6. Oktober auf
75 Millionen feſtgeſetzt.
Wenn das augenblicklich zu verzeichnende italieniſche Staatsdefizit
von monatlich 150 Millionen Lire bis Ende des Etatjahres andauert
wird das Geſamtdefizit lediglich eine Höhe von einer Milliarde, ſtatt
der veranlagten 2 Milliarden erreichen.
Die verewigte Kriſe.
* Die Löſung der Kabinettskriſe iſt auch am Freitag um
keinen Schritt weiter gekommen. Die Dinge ſind im Gegenteil
alle auf den Kopf geſtellt. Man iſt nach vier Tagen genau da
angekomen, wo man am Montag ſtand. Es liefen, wie wir
ſchon ſagten, zwei Aktionen nebeneinander, auf der einen Seite
der Verſuch des Reichstags, ſich wieder einzuſchalten, auf der
anderen Seite die Bemühungen Dr. Streſemanns, ſich ein
Kabi=
nett unabhängig von den Fraktionen zu bilden. Dieſe
Bemü=
hungen waren am Donnerstag abend ſo weit gediehen, daß man
annehmen konnte, daß das Kabinett Streſemann am Freitag
abend zuſtande kam.
Inztviſchen ſind ihm aber von verſchiedenen Seiten Knüppel
zwiſchen die Beine geworfen worden, zunächſt von den
Deutſch=
nationalen, die kein Verſtändnis für den Ernſt der Lage hatten
und ſich darüber beſchwert fühlten, daß offiziell mit ihnen keine
Verhandlungen aufgenommen worden waren. Infolgedeſſem
ließen ſie der Deutſchen Volkspartei mitteilen, daß ſie für ein
Kabinett Streſemann nicht ſtimmen könnten.
Der Verſuch einer bürgerlichen Mehrheit, war damit
zer=
ſchlagen. Da gleichzeitig auch die Demokraten ihrem Miniſter
Geßler den Eintritt in ein ſolches Kabinett Streſemann
ver=
weigerten und mitteilen ließen, daß ſie jedenfalls dieſem
Ver=
trauenspotum nicht zuſtimmen könnten, war die Baſis, auf der
Dr. Streſemann ſein Kabinett bilden konnte, außerordentlich
ſchmal geworden.
Dr. Streſemann hatte ſeine Abſichten noch nicht aufgegeben,
als es wider Erwarten den Demokraten gelang, die
Sozial=
demokraten zu neuen Verhandlungen über die Rückbildung der
großen Koalition zu gewinnen. Am Freitag nachmittag wurde
der Deutſchen Volkspartei eine Mitteilung der Sozialdemokraten
unterbreitet, daß die Sozialdemokraten bereit ſeien, auf der alten
Grundlage die Verhandlungen aufzunehmen. Das wurde von
der Deutſchen Volkspartei als ein völliges Nachgeben der
So=
zialdemokraten aufgefaßt. Sie beſchloß daher, unter dieſen
Um=
ſtänden noch einmal mit den Sozialdemokraten die Verbindung
aufzunehmen, wozu ſich auch Herr Dr. Streſemann bereit
er=
klärte, weil er darin die Gewähr ſah, das Ermächtigungsgeſetz,
ſo wie er es haben wollte, durchzubekommen.
Nachdem die Verhandlungen aufgenommen waren, ſtellte ſich
heraus, daß die einzelnen Parteien, von ganz verſchiedenen
Vorausſetzungen ausgegangen waren. Die Deutſche Volkspartei
und Dr. Streſemann hatten geglaubt, daß die Zuſage der
Sozial=
demokraten ſich auf die Formulierung über das
Ermächtigungs=
geſetz und das Arbeitszeitgeſetz, wie es am Dienstag dem
Kabi=
nett vorgelegen hatte, erſtrecke, während die Sozialdemokraten
bei den erweiterten Verhandlungen ihren Fraktionsbeſchluß vom
Dienstag abend, der den Kabinettsbeſchluß ablehnte, rückgängig
machen wollten.
Damit war eigentlich dieſer Verſuch zur Galvaniſierung der
großen Koglition geſcheitert. Trotzdem ließen die Demokraten
in ihren Bemühungen nicht nach, und der ganze Freitag
nach=
mittag war ausgefüllt mit den verſchiedenartigſten
Anſtrengun=
gen, eine Formulierung zu finden, die den ſozialdemokratiſchen
Wünſchen entſprach, aber auch dem Verlangen des Kanzlers
Rechnung trug. Mit anderen Worten: die ganze Kriſis war
auf das Geleiſe geſchoben, fragliche Gegenſätze durch geſchickte
Formeln zu überbrücken.
Dazu lagen die verſchiedenartigſten Vorſchläge vor. Der
Arbeitsminiſter Brauns arbeitete daran mit. Die
ſozialdemo=
kratiſchen Gewerkſchaftsführer kamen mit einer Auswahl von
Möglichkeiten, und während die Parteiführer zum Reichskanzler
gingen, ſetzte ſich bereits ein Ausſchuß von Sachwerſtändigen der
einzelnen Parteien zuſammen, der mit Hilfe von Büchern,
Sta=
tiſtiken und Geſetzesparagraphen den Verſuch machen wollte, der
Schwierigkeiten Herr zu werden.
Am Spätabend des Freitag ſieht es ſo aus, als ob es
ſchließ=
lich gelingen würde, daß am Samstag mittag das Kabinett
Streſemann ſich dem Reichstag vorſtellen könnte.
Niederſchmet=
ternd würde auch dieſes Ergebnis immerhin bleiben. Nachdem
einmal die Differenzen ſo ſcharf in die Erſcheinung getreten
waren, iſt es kaum einzuſehen, wie die Parteien noch weiter
mit=
einander erfolgreich arbeiten ſollen, ſelbſt wenn das Kabinett den
Reichstag auf Monate nach Hauſe ſchickt und mit dem
Ermäch=
tigungsgeſetz allein arbeiten zu können hofft.
Die Induſtrie zur politiſchen Lage.
TU. Berlin, 5. Okt. Der Hauptvorſtand des Vereins
Deutſcher Eiſen= und Stahlinduſtriellen ſowie der
Fachgruppen=
ausſchuß der Induſtrie nahmen in ihrer heutigen Berliner
Tag=
ung folgende Entſchließung zur politiſchen Lage an: Des
Deut=
ſchen Reiches Einheit, ſeine Bevölkerung und ſeine
Wirt=
ſchaft ſind in größter Gefahr. Der
Parlamentaris=
mus hat verſagt. Ueber die jetzige Not helfen uns nur
willensſtarke und zielbewußte Männer hinweg, die vom
Ver=
trauen des Volkes getragen werden. Oberſtes Ziel muß ſein, die
Reichseinheit zu erhalten, ſowie Arbeit und Wirtſchaft zur
Freiheit und Geſundung zu führen. Das ſetzt Ruhe und
Ord=
nung im Inneren voraus. Dann werden wir auch draußen
wie=
der zu Anſehen und Kredit kommen.
Kataſtrophenſtimmung an der Berliner Börſe.
* Berlin, 5. Okt. (Priv.=Tel.) An der heutigen Börſe
herrſchte eine vollkommene Kataſtrophenſtimmung. Die
veröffent=
lichten Ziffern über die Geldbewegung der Reichsbank bildeten
den Gegenſtand lebhafter Erörterungen. Die Tendenz am
De=
viſenmarkt war angeſichts der troſtloſen Finanzlage und der
außerordentlich ſchwierigen politiſchen Verhältniſſe ſehr feſt. Am
Effektenmarkt trat ebenfalls nach einer etwas unſicheren
Eröff=
nung eine feſte Tendenz hervor. Starke Kursſteigerungen wieſen
alle Aktien der Unternehmungen des beſetzten Gebiets und auch
Oberſchleſiens auf. Demgegenüber blieben die Aktien von
Ge=
ſellſchaften des unbeſetzten Gebiets hinter der Deviſenbewegung
im Kurſe weſentlich zurück. Die Geldflüſſigkeit, hält vorläufig
noch an.
Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Samstag, den 6. Oktober 1923.
Rummer 276.
Einigkeit zwiſchen den bisherigen Koalitionsparteien.
Berlin, 5. Okt. (Wolff.) Nach dem „Vorwärts”
wurde der Vorſtand der ſozialdemokratiſchen
Reichstagsfraktion, die am Mittag zu einer
Fraktions=
beſprechung zuſammentrat, anſchließend an einen Bericht
Her=
mann Muellers ermächtigt, im Anbetracht der
Zugeſtänd=
niſſe des Zentrums und der Demokraten Vere Hitler eintretenden Teile der vaterländiſchen Verbände werden
großen Koalition mit dem Reichskanzler zu führen.
Der „Zeit” zufolge kam die Reichstagsfraktion der Deutſchen
Volkspartei, die amſchließend an die Beſprechung zwiſchen dem
Reichskanzler und Hermann Mueller zu einer Sitzung zuſammen= und von dem geſagt wird, daß Geſtalten mit ſemitiſchem
Aeu=
trat, nach kurzer Debatte zu der Auffaſſung, daß nunmehr die
Vorausſetzungen erfüllt ſeien, an die ſie ihre Entſchließung vom
Mittwoch geknüpſt habe. Es beſtehe alſo, heißt es in der Zeit”
numehr zwiſchen den bisherigen
Koglitions=
parteien Einigkeit über die Zuſtimmng zum
Ermäch=
tigugsgeſetz. Die Vorbedingungen zur Rückehr zur großen
Koglition ſcheinen damit gegeben zu ſein.
Die Beſchlüſſe der Sozialdemokraten.
Berlin, 5. Okt. (Wolff.) Wie aus parlamentariſchen
Kreiſen verlautet, hat die ſozialdemokratiſche Fraktion beſchloſſen,
ſich zu einer Einigung über den Achtſtundentag auf der
Grund=
lage der Formel bereit zu erklären, welche in der Note des
Ka=
binetts Wirth vom 14. Nobember 1922 feſtgelegt iſt. Darin iſt
ein grundſätzliches Bekenntnis zum Achtſtundentag enthalten,
aber zugelaſſen, daß Abweichungen zur Steigerung der
Produk=
tion durch tarifliche Vereinbarungen und behördliche
Maßnah=
men in beſtimmten Betrieben getroffen werden können.
*
Berlin, 6. Okt. (Wolff.) Wie in parlamentariſchen
Krei=
ſen verlautet, wird in der Fraktion der Deutſchen Volkspartei
die Meldung verbreitet, daß die Formel über den
Achtſtunden=
tag auf der Wirthſchen Note vom 14. November 1922 für eine
EGinigung undiskutabel ſei, da ſich ſeitdem die wirtſchaftlichen
Verhältniſſe ſo geändert haben, daß über dieſe Form
hinaus=
gegangen werden und Ausnahmen vom Atchſtundentag im
Ver=
ordnungswege zugelaſſen werden müßten.
Die nächſte Reichstagsſitzung.
TU. Berlin, 5. Okt. Der Aelteſtenrat des Reichstags iſt
auf heute abend 7 Uhr einberufen worden, um über den
Zeit=
punkt der nächſten Reichstagsſitzung zu beraten. Falls bis
da=
hin die Kabinettsſitzung beendet ſein ſollte, rechnet man damit,
daß die Plenarſitzung des Reichstags am Samstag mittag um
2 Uhr ſtattfinden kann.
Die Pariſer Preſſe zur Kabinettskriſis.
Paris, 5. Okt. (Priv.=Tel.) Die Ereigniſſe in Berlin
werden hier mit großer Aufmerkſamkeit verfolgt, aber ſehr
ver=
ſchiedenartig und zum Teil ſehr vorſchnell beurteilt. Als
Bei=
ſpiel einer Schlagwortpolitik, die bei der Meldung einer
Rechts=
ſchwenkung des Kabinetts ſofort mit einer Antwort bereit iſt,
ſei Hervey zitiert, der in der Viktoire ſchreibt: Ich glaube, daß es
ein Gebot der Vorſicht iſt, wenn Frankreich, Belgien und Italien
ſowie Großbritannien Herrn Streſemann mitteilen, daß er es
Herrn Helfferich und Herrn Ludendorff weiter ſage, daß
Mar=
ſchall Foch nicht tot ſei, ebenſowenig wie Admiral Betty. Eine
gewiſſe Zurückhaltung, zum Teil in dem Beſtreben nach
Gerechtig=
keit, zum Teil infolge der peſſimiſtiſchen Beurteilung der für
Frankreich beſtehenden Ausſichten, legen ſich andere Blätter, da=
Herr Sauerwein dem Vorurteil entgegentritt, daß bei den
deut=
ſchen Sozialiſten nur Verſöhnungspolitiker und bei den
Indu=
ſtriellen ausſchließlich Revanchepolitiker vertreten ſind. Im gan= Koalitionsrechtes.
zen betrachtet man hier die Lage ausſchließlich im Hinblick auf
die Folgen für Frankreich, wobei der Einfluß, den England auf
die Entwicklung der Dinge auszuüben vermag, ſtark betont wird.
Es wird hier in den Kreiſen der parlamentariſchen Linken ſogar
die Anſicht ausgeſprochen, daß die engliſche Regierung bei der
Neubildung in Deutſchland ihre eigenen Ziele habe. Ein
einge=
weihter politiſcher Vertrauensmann erklärte geradezu, daß man
hier glaube, der Sturz und die Neubildung der deutſchen Regie= Arbeiterſchaft droht, die das erſte Angriffsziel des Faſzismus
rung ſei ein Werk Lord d’Abernons und Lord Curzons,
entſpre=
chend der engliſchen Tendenz, die Verhandlungen mit
Deutſch=
land mit Ausſchluß der radikalen Linksparteien zu führen. Be= einzutreten, um gemeinſam mit den thüringiſchen und ſächſiſchen
ſchreibt. Es heißt in dem Blatt: Was wird Herr Poincaré
ange=
ſichts einer Diktatur tun?. Er iſt über jeden Zweifel erhaben,
daß von Verträgen nun nicht mehr die Rede ſein kann. Aber
wird von Reparationen die Rede ſein?. Das iſt nicht ganz
aus=
geſchloſſen, wenn man bedenkt, daß Stinnes und ſeine Freunde
Plan in das rechte Licht zu rücken. Andererſeits ſcheint es, daß gen, Paris und Briſſel werde offizielle Erklärungen über die
dieſe Politik ſeit geſtern von Großbritannien lebhaft unterſtützt nach Aufgabe des paſſiven Widerſtandes von beiden Ländern
wird. Jedenfalls iſt es notwendig, daß unſere Regierung nun
erkläre, ob ſie weiterhin im Ruhrgebiet zum Zweck der Herbei= beſonders gut unterrichteter diplomatiſcher Seite, daß von Paris
führung einer vollſtändigen Unterwerfung verbleiben wird oder
und ſich bis auf weiteres damit begnügt, die Pfänder nur aus ändert die wiederholt geſchilderte Wiederherſtellung des Status
eine vollſtändig klare Anſchauung bilde.
Die Lage in Bahern.
Auseinanderſetzung in Bayern.
* München, 5. Okt. (Priv.=Tel.) Die
Auseinander=
ſetzungen zwiſchen den einerſeits für Kahr, andererſeits für
handlungen über die Viederherſtellung der immer ſchärfer. Das Organ des Bundes „Bahern und Reich”
veröffentlicht heute mit der Ueberſchrift „Maske herunter!” einen
ungemein ſcharfen Angriff gegen Hitler, dem antinationales und
demagogiſches Verhalten und frivoles Spiel vorgeworfen wird
ßeren ſich in ſeinem Stab befinden. Jeder einzelne vaterländiſche
Mann in Bayern muß ſich darüber klar ſein, ob er zu Hitler
oder zu Kahr gehört. Dann kann es auch nicht zu den
Bruder=
kämpfen zwiſchen den Vaterländiſchen kommen, für den das
Or=
gan des Kampfbundes Herrn v. Kahr verantwortlich machen
müßte.
Bayeriſcher Bauern= und Mittelſtandsbund
hinter Kahr.
* München, 5. Okt. (Priv.=Tel.) Die Landtagsfraktion
des Bayriſchen Bauern= und Mittelſtandsbundes war geſtern
ver=
ſammelt, um ſich mit der allgemeinen Lage zu beſchäftigen. Sie
hat von der Berufung eines mit vollziehender Gewalt
ausge=
ſtatteten Generalſtaatskommiſſars Kenntnis genommen und
er=
kennt die Notwendigkeit an, mit außerordentlichen Maßnahmen
der durch die Aufgabe des Ruhrwiderſtands und durch die
dau=
ernde Beunruhigung des Volkes entſtandenen ſchweren
poli=
tiſchen Gefahr zu begegnen und der Staatsautorität nach allen
Seiten Geltung zu verſchaffen. Der bayeriſche Bauern= und
Mittelſtandsbund erklärt ſich bereit, alle Maßnahmen der
Regie=
rung tatkräftig zu unterſtützen.
Auflöfung des Bundes Reichsadler in Bayern.
g. Mänchen, 5. Okt. Der Generalſtaatskommiſſar hat
nach Mitteilung der Münchener Poſt den „Reichsadler”, der ein
Erſatz für die ſozialdemokratiſchen Sicherheitsabteilungen ſei,
aufgelöſt. Das Blatt teilt hierzu mit, daß der Bund „
Reichs=
adler” die Sicherheitsabteilungen der Demokratiſchen Partei und
als ſolche eine ſelbſtändige Organiſation zum Schutze der
deut=
ſchen Republik geweſen ſei.
Stimmen gegen das bayeriſche Streikverbot.
g. München, 5. Okt. Von leitenden Kreiſen des
Deutſch=
nationalen Handlungsgehilfenverbandes wird in der Münchener
Zeitung mit Entſchiedenheit gegen das von dem
Generalſtaats=
kommiſſar Dr. b. Kahr erlaſſene Streikverbot Stellung genommen,
da die Arbeitnehmerſchaft das Recht zur Sicherſtellung des
Loh=
nes und Gehaltes habe und der Streik das äußerſte Mittel im
Kampfe um eine gerechte Entlohnung darſtelle. Die Verordnung
des Generalſtaatskommiſſars habe die betrübliche Ausſicht
eröff=
net, daß die wichtigſte Stütze jeder ſtaatlichen und wirtſchaftlichen
Neuordnung, Angeſtellten und Arbeiterſchaft, erneut durch
Unter=
nehmerkreiſe zermürbt würde. Wer wirklich national regieren
wolle, müſſe in erſter Linie ſozial regieren.
Auch die chriſtlichen Gewerkſchaften haben beim
General=
ſtaatskommiſſar unter eingehender Begründung ihres
Standpunk=
tes Vorſtellungen wegen des Erlaſſes des Streikverbots erhoben.
Ihr Führer, der Landtagsabg. Funke der Bayeriſchen
Volkspar=
tei, hat in der Funktionärverſammlung der chriſtlichen
Gewerk=
runter der Oeupre und Quotidien, ja ſelbſt der Matin auf, wo ſchaften in Augsburg bereits gegen die Verordnung Stellung
genommen und dabei betont, die chriſtliche Arbeiterſchaft habe ſich
gegen wilde Streiks gewahrt, wolle aber keine Aushöhlung des
Ein Beſchluß der Kommuniſten.
Berlin, 5. Okt. (Wolff.) Die Zentrale der
Kommuni=
ſtiſchen Partei Deutſchlands hat geſtern einen Beſchluß gefaßt,
in dem es heißt: Angeſichts der großen Gefahr, die dem
deut=
ſchen Proletariat und vor allem der ſächſiſchen und thüringiſchen
bildet, hat die Zentrale der K.P D. beſchloſſen, alle Bedenken
zurückzuſtellen und in die thüringiſche und ſächſiſche Regierung Erwiderung auf dieſe aufrichtige, aber undankbare Intervention
achtenswert iſt nach dieſer Richtung, was die Ere Nouvelle Sozialdemokraten die Arbeiterſchaft zur Abwehr der faſziſtiſchen
Gefahr zuſammenzuſchweißen.
Das unnachgiebige Frankreich.
* Paris, 5. Okt. (Priv.=Tel.) Auf die in den letzten
einen Reparationsplan haben und daß ſie ſich bemühen, dieſen Tagen in der deutſchen Preſſe wiederholt geäußerten Vermutun= nationale eine ganz beſondere Aufmerkſamkeit auf die
Er=
einzunehmende Haltung nach London richten, erfahren wir von
eine derartige Erklärung vorläufig beſtimmt nicht zu erwarten die Erreichung der auf der Tagesordnung ſtehenden Ziele der
ob ſie darauf verzichtet, einen Reparationsplan durchzuſetzen, iſt. Der Standpunkt der franzöſiſchen Regierung bleibt under= kommuniſtiſchen Internationale, nämlich der Er=
Gründen militäriſcher Sicherheit zu behalten. Angeſichts der quo ante im weiteſten Sinn. Dann erſt käme eine Wiederauf=
Ereigniſſe in Deutſchland iſt es unerläßlich, daß Frankreich ſich nahme der Verhandlungen in Frage. Wir können hinzufügen, Den Agenten der Internationale ſind Weiſungen über die
Er=
daß der belgiſche Standpunkt der gleiche iſt.
Die britſche Reichskonferenz.
Curzons vertrauliche Rede.
* London, 5. Okt. (Priv.=Tel.) In der heutigen
Sitzung der britiſchen Reichskonferenz hat Lord Curzon ſeine
lang erwartete Rede über die auswärtige Lage gehalten. Er
ſprach faſt 3 Stunden. Nach Schluß der Sitzung wurde eine
amtliche Miteilung veröffentlicht, die beſagt, daß der größte
Teil der Ausführungen als vertraulich behandelt werden müſſe,
beſonders der, der ſich auf die Vorgeſchichte des neuen
Noten=
wechſels bezieht. Dagegen ſoll derjenige Teil der Rede, der ſich
auf den türkiſchen Vertrag, die Ruhr= und Reparationsfrage be,
zieht, ganz oder teilweiſe veröffentlicht werden. Dieſer
Be=
ſchluß iſt ein Kompromiß zwiſchen der ſtarken
Meinungsver=
ſchiedenheit, die bis unmittelbar vor Beginn der Sitzung
beſtan=
den hat. Die Vertreter der Dominions verlangten volle
Oeffentlichkeit der Verhandlungen, während das Londoner
Kabi=
nett, darunter Lord Curzon ſelbſt, für Vertraulichkeit eintrat.
Man erzählt ſich, daß auch die franzöſiſche Regierung für
Ver=
traulichkeit der Curzon=Rede eintrat. Der franzöſiſche
Bot=
ſchafter in London ſoll bereits über den Inhalt der Rede
vor=
zeitige Informationen erhalten haben, die in Paris vollkommen
befriedigten.
London, 5. Okt. (Wolff.) In ſeiner Rede auf der
Reichskonferenz ſagte Lord Curzon, nach engliſcher
Auffaſ=
ſung ſei Deutſchland nicht imſtande, Zahlungen zu machen. Die
Beſetzung des Ruhrgebiets ſei nicht richtig behandelt worden.
Nach Curzons Auffaſſung hätte ſich Deutſchland bereits vor
drei Monaten ergeben ſollen. Törichterweiſe ſei dies erſt jetzt
geſchehen. Großbritannien erwarte die nächſten Vorſchläge von
Frankreich und ſei bereit, ſie in freundſchaftlichem Geiſte zu
er=
örtern.
* London, 6. Okt. (Priv.=Tel.) Lord Curzon ſetzte ſich
in ſeiner Rede über den Verlauf der Reparationsverhandlungen
auseinander. Nachdem Lord Curzon Englands ſtrikte
Neutra=
lität gegenüber der Ruhrbeſetzung hervorgehoben hatte, fuhr er
fort: Die Tatſache, daß unſere berühmteſten Rechtsgehrten nach
Bonar Laws Nückkehr aus Paris erklärten, nach ihrem
Dafür=
halten laſſe ſich die Ruhrbeſetzung durch die Beſtimmungen des
Verſailler Vertrages nicht rechtfertigen, beſtärkte die engliſche
Holtung, die auch noch keiner unſerer Verbündeten bisher in
Frage geſtellt hat. Auf der anderen Seite haben wir von
die=
ſem Gutachten nicht eher Gebrauch gemacht, bis Poincars ſelbſt
die Frage nach der Rechtmäßigkeit der Ruhrbeſetzung akut machte.
da er die Ungeſetzlichkeit des deutſchen Widerſtandes gegen die
Okkupaption zu beweiſen ſuchte. Unſere Sympathiegefühle
ge=
hören immer unſeren Verbündeten. Wir empfanden nicht das
geringſte Verlangen, uns auf die Seite Deutſchlands zu ſtellen,
auf der anderen Seite aber haben wir es für unſere Pflicht
ge=
halten, mit wachſender Beſorgnis die Befolgung einer Politik
zu verfolgen, die uns als völlig unproduktiv und zum
Zuſam=
menbruch und Ruin führend erſchien. Lord Curzon ging dann
auch auf die im letzten Frühjahr von Dr. Cuno unterbreiteten
Vorſchläge ein, die er als ziemlich ſchlecht beraten bezeichnete,
und fuhr fort, die erſte Pflicht der deutſchen Regierung ſei es,
ihre Schulden zu bezahlen, einer Feſtſetzung ihcer geſamten
Ver=
pflichtungen durch eine kompetente Autorität zuzuſtimmen und
ſpezifizierte, annehmbare Sicherungen anzubieten. Lord Curzon
erinnerte dann daran, daß vielleicht in Erwiderung auf die von
der engliſchen Regierung erfolgte Anregung hin am 7. Juni
Deutſchland ein neues Angebot machte, das der engliſchen
Re=
gierung als ein Fortſchritt und für eine Erwiderung geeignet
erſchien. Daher hat die engliſche Regierung ihrerſeits ihren
Allierten daraufhin konkrete Vorſchläge unterbreitet, unter ihnen
auch den einer Prüfung der deutſchen Leiſtungsfähigkeit durch
eine Körperſchaft unparteiſcher Sachverſtändiger, die in
Ver=
bindung oder, wenn es notwendig ſein ſollte, unter der Regie
der Reparationskommiſſion arbeiten ſollte. Man könne
wahr=
lich nicht von England behaupten, daß es ſich nicht bemüht habe,
zur Löſung beizutragen, und dieſe Vorſchläge ſeien nach
Auffaſ=
ſung der engliſchen Regierung ſowohl durch Unparteilichkeit wie
durch guten Willen ausgezeichnet. Er und ſeine
Miniſterkolle=
gen ſeien durch die abſchlägige Antwort Frankreichs ſehr
ent=
täuſcht worden, und auch von der belgiſchen Regierung ſei als
eine kaum beſſere Antwort eingegangen.
Aktivität der Moskauer Internationale.
TU. Riga, 5. Okt. Aus zuverläſſiger Quelle wird
be=
kannt, daß die Führer der kommuniſtiſchen
Inter=
eigniſſe in Deutſchland, Spanien und Bulgarien
lenken. Es ſind Beſchlüſſe gefaßt worden, in denen deutlich
zu=
tage tritt, daß die jetzige Lage in Europa beſonders günſtig für
richtung des Kommunismus in Weſteuropa, iſt.
höhung ihrer Tätigkeit erteilt worden.
Heſſiſches Landestheater.
Großes Haus — Freitag, den 5. Oktober:
Schluck und Jau.
Ein Scherzſpiel von Gerhart Hauptmann.
Gerhart Hauptmann iſt meine Jugendliebe. Es war
eine ſchöne Zeit, als wir als Studenten von der Galerie des
Deutſchen Theaters in Berlin die Uraufführung der „Verſunkenen
Glocke” bejubelten. Gegenſätze beſtanden damals wie heute. Das
amtliche Berlin hatte tags zuvor die Premiere von Wildenbruchs
Kaiſer Heinrich” gefeiert; das künſtleriſche Berlin ſcharte ſich um
Gerhart Hauptmann. Im vorderen Parkett ſah man die zarte
Geſtalt Theodor Fontanes, des bejahrten Schilderers der Mark,
und nicht weit entfernt den jungen Georg Hirſchfeld, der damals
noch als „Ganz=Moderner” verrufen war. Im erſten Rang
er=
ſchienen Sudermann mit dem mächtigen ſchwarzen Bart, Erich
Schmitts vornehme Erſcheinung mit dem klaſſiſchen Profil.,
Lud=
wig Fulda, LArronge, Schlenther, die Brüder Hart und alle
da=
maligen Größen der literariſchen Welt. Kainz und Sorma
ſpielten. Nach dem erſten Aufzug hielt ſich der Beifall in mäßigen
Grenzen. Doch immer mehr wurde das Haus von der Schönheit
der Dichtung hingeriſſen. Wie eine Offenbarung wirkte der von
Kainz in ſtrahlender Schönheit geſprochene Glockengießer=
Hym=
nus. Zahlloſe Male wurde der bleiche, ſchmächtige Dichter mit
dem bartloſen Geſicht und den ſchwärmeriſchen Augen
hervorge=
jubelt. Es war eine glückliche, begeiſterungsvolle Zeit.
Drei Jahre ſpäter — zwiſchen „Fuhrmann Henſchel”, und
„Michael Kramer” — entſtand das Scherzſpiel „Schluck und
Jau‟. Es zählt nicht zu Hauptmanns ſtärkeren Werken. Man
hat den Eindruck, daß es einer Periode, des Ausruhens
ent=
ſtammt. Es hat nicht die lebendige Fülle anderer Dramen
Haupt=
manns; es fehlt ihm die geſchloſſene Form; manche Szenen
zer=
fließen dem Dichter unter den Fingern. Und doch iſt es ein echter,
liebenswerter Hauptmann! Wie viele ſchöne menſchliche Züge
leuchten durch, namentlich in den beiden Vagabunden Schluck und
Jau! Wie ergreifend iſt die Geſtalt des zarten, liebevollen Schluck!
Wie meiſterhaft ſind in dem zweiten Aufzug das Erwachen Jaus
im Fürſtenbett und die durch die neue Welt in ſeiner Seele ſich
Engngnnggn
den Dichter des „Hanneles, den Dichter der deutſchen
Sehn=
ſucht.
Die geſtrige Aufführung hat unter Joſeph Gielens
Lei=
tung manche Striche zugunſten der dramatiſchen Wirkung
vor=
genommen. Die „Prügel=Szenen” wurden in den Vordergrund
gerückt, während Prinzeſſin Sidſelill mit ihren Mädchen
zurück=
trat. Die Bühne war von T. C. Pilartz durch Ueberbauung
des Orcheſters vergrößert und lebendiger geſtaltet. Einzelne
Szenen zeigten viel Geſchmack; prächtig in der maleriſchen
Wir=
kung war das nächtliche Feſt im Schloßhof.
Von den beiden Stromern, die die Laune des Prinzen in
das Schloß führt und in eine neue Welt verſetzt, iſt Jau der
männliche, aktive, Schluck der zarte, weibliche. Gerhart
Rit=
ter ſpielte den Jau: ſehr breitſchultrig, kräftig, teilweiſe etwas
laut, doch immer intereſſant, ſodaß man ihm gefeſſelt folgte.
Sei=
nen Landsmann Schluck redet Afred Kerr liebevoll an: „Mein
freundlicher Schluck! Mein lieber, lieblicher, mein holdſelig=
arm=
ſelig zugetaner Schluck, mein betulicher Schluck, mein
vertrau=
licher Schluck, mein ſanſter, mein ſchleſiſcher, mein gemittlicher
Schluck!‟ Dies war auch die Geſtalt, die Kurt Weſtermann
ſeinem Schluck gab. Zwar kam er aus Sachſen, doch Sachſen und
Schleſien ſind benachbart, und ſein Schluck hatte alle die ſonnigen
Züge, die Hauptmann ihm zu eigen ſein läßt.
Den realiſtiſchen Geſtalten der Landſtraße ſteht Prinzeſſin
Sidſelill wie eine Erſcheinung aus Märchenland gegenüber:
ſilbrig, zart, mit ſeidenem Haar, Windſpiel und Harfe. Hedwig
Sparrer hat dieſe Farben nicht auf ihrer Palette, doch ſie war
bemüht, der Prinzeſſin Haltung zu geben. Als „Frau Adelug”,
der Prinzeſſin Gefährtin, erfreute Käthe Meißner, durch ihr
friſches, lebensvolles Spiel. In dem Rahmen zu dem
Verwand=
lungsſpiel ſtanden die farbloſeren Geſtalten des Prinzen und
ſei=
nes Freundes (F. Gielen und F. Schneider), der niedliche
Hadit von Aenne Osborn, Theo Bögel und R. Jürgas.
Die Aufführung fand am Schluſſe lebhaften Beifall.
2.
(.K. Ein gerichtlicher „Liebesvermittler”. Eine neue
juriſti=
ſche Stellung, die der Originalität nicht entbehrt, iſt bei einem
Eheſcheidungsgericht in New=Orleans von dem Richter Nix ge=
eneſhen
darin beſteht, wütende Ehemänner oder Ehefrauen zu
beſänf=
tigen, die Harmonie in Häuslichkeiten, in denen ſie geſtört iſt,
wieder herzuſtellen und Liebe in Ehen, in denen Haß herrſcht,
wieder zurückzubringen. Zu dieſem ſchwierigen Poſten iſt eine
Frau auserſehen worden, die bereits bisher in der
Fürſorge=
pflege tätig war und einen Einblick in die Häuslichkeiten beſitzt.
Richter Nir hat einen wöchentlichen Verſöhnungstag”
eingerich=
tet, an dem die Pgare, die ſich ſcheiden laſſen wollen, vor ihm
erſcheinen, nachdem ſie vorher von der „Liebesvermittlerin”
ge=
hörig bearbeitet worden ſind. Der Richter will dann ſozuſagen
das Werk der Beamtin krönen, indem er die durch ſie vermittelte
neue Liebe durch eine gerichtliche Wiederherſtellung der Ehe krönt.
Der erſte Verſuch war aber nicht ſehr vielverſprechend. Nach
ein=
gehender Bearbeitung durch die Liebesvermittlerin erſchienen
vor dem Richter ein Herr und Frau Treters, die getrennt lebten
und ſich ſcheiden laſſen wollten. Der Mann war zwar dem
Ein=
fluß des „Liebesvermittlers” erlegen und wollte auf die
Schei=
dung verzichten. Bei der Frau aber waren alle Verſuche
geſchei=
tert, und auch Richter Nix konnte das geſprungene Band nicht
wieder zuſammenkitten.
C. K. Die Opfer der wilden Tiere in Indien. Die neueſte
Statiſtik über die Todesfälle, die durch wilde Tiere und giftige
Schlangen in Indien während des Jahres 1922 verurſacht
wur=
den, zeigt, daß im ganzen in Britiſch=Indien 3263 Menſchen von
wilden Tieren getötet wurden. Tiger zerriſſen 1603 Menſchen,
Leoparden 509, Wölfe 460, Bären 105, Elefanten 55 und
Hyänen 9. Die Todesfälle durch Tiger waren in Madrad am
höchſten, die durch Leoparden veranlaßten in den mittleren
Pro=
vinzen, während die Elefanten in Aſſam die meiſten Menſchen
töteten. Von den 522 Todesfällen, die dunch „andere Tiere‟
verurſacht wurden, kamen 90 auf wilde Eber und Schweine,
225 auf Krokodille und Alligatoren. Die größte Zahl von Opfern
wilder Tiere, nämlich 901, weiſt der Bezirk von Madras auf.
Während in den meiſten Provinzen eine Abnahme der
Todes=
fälle zu verzeichnen iſt, haben di
r in
Madras, Bengal,
Birma und Aſſam zugenommen. 2
Opfer
on Gif
ſtiegen von 19 396 im Jahre 1921 au
20 090 in 1922. A
dieſes Jahres wurden 23 268 wilde Tiere
ſegt, daru
Ta
Tiger, 6108 Leotarden, 3188 Bären 1
der Schlangen, die getötet w.
Rummer 226.
Darmſtädter Tagblatt, Samstag, den 6. Oktober 1928
Seite B.
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*
Die Abſichten der Separatiſten.
Entwaffnung der Polizei.
Neue Aktion am kommenden Sonntag.
London, 5. Okt. (Wolff.) Der Berichterſtatter der Times
erfährt aus Düſſeldorf, daß Mathes dort eine neue
ſepa=
ratiſtiſche Kundgebung für den nächſten Sonntag plane.
Er habe ſich am Dienstag nach Koblenz begeben, wo er von
dem franzöſiſchen Oberkommiſſar Tirard empfangen worden
ſei, dem er eine lange Liſte von Forderungen unterbreitet habe,
namentlich die Beſchlagnahme aller Feuerwaffen der blauen
Po=
lizei im ganzen beſetzten Gebiet und die Auflöſung der noch
übrigen grünen Polizei. Dies hätten die Franzoſen auch getan.
Wenn einmal Mathes die Entwaffnung der Polizei erreiche, ſo
werde die Bevölkerung der Gnade ſeiner „Sturmtruppen”
aus=
geliefert ſein. Inzwiſchen ſeien die Separatiſten in einer
an=
deren Art beſtrebt, von den Franzoſen einen Anteil an der
rei=
chen Beute zu fordern, die, wie ſie erwarteten, das Rheinland in
etwa einer Woche werden würde.
London, 5. Okt. (Wolff.) Der Kölner
Sonderbericht=
erſtatter der Times ſchreibt: Die Einwohner von
Düſſel=
dorf, die allen falſchen Darſtellungen entgegen allgemein der
Anſicht ſeien, daß die Polizei bei den am letzten Sonntag
ſtatt=
gefundenen Zuſammenſtößen unter äußerſter Provokation mit
Zurückhaltung und Korrektheit gehandelt habe, ſei über die von
den Franzoſen gegen Haas, Höfer, Wollenberg, Ingel und Vogt
erhobenen Beſchuldigungen des Mordverſuchs entſetzt. Dieſe
An=
ſicht werde ſogar von den Sonderbündlern geteilt, die die ganze
Sache geſehen haben. Ueberall werde der unermeidliche
Ver=
gleich mit dem Krupp=Prozeß gezogen, wo, nachdem franzöſiſche
Soldaten ein Dutzend Arbeiter totgeſchoſſen und ſo viele andere
verwundet hatten, fünf Direktoren der Firma Krupp zu
lang=
jährigen Gefängnisſtrafen verurteilt wurden. Kein Menſch
glaube, daß dies irgend etwas anderes geweſen ſei als ein
poli=
tiſcher Schachzug, um die Franzoſen in den Augen der Welt von
der Verantwortung für den Tod der Arbeiter rein zu waſchen.
Man fürchte, daß jetzt gegen dieſe fünf Düſſeldorfer gerichtlich
vorgegangen werde, um die Laſt der Verantwortung für die
urchtbaren Folgen der ſeparatiſtiſchen Kundgebung vom letzten
Sonntag von den franzöſiſchen auf die deutſchen Schultern zu
wälzen. Dieſe Befürchtung werde durch eine neue drakoniſche
Maßnahme vermehrt. Die Franzoſen zwangen vorgeſtern jede
Düſſeldorfer Zeitung, den franzöſiſchen Bericht über die
Ereig=
niſſe vom Sonntag an hervorragender Stelle auf der vorderſten
Seite zu veröffentlichen. In dieſer franzöſiſchen Mitteilung
wurden die Sonderbündler mit dem Titel „
Rheinlandsverteidi=
ger” geehrt.
Ausgabe von Regiebanknoten.
* Paris, 5. Okt. (Priv.=Tel.) Nach einer Düſſeldorfer
Meldung des Journal ſteht die Ausgabe eigener Noten
der Bahnregie im beſetzten Gebiet bevor. Das Geld wird
von der franzöſiſch=belgiſchen Eiſenbahnverwaltung ausgegeben
werden. Es iſt bereits ſeit einiger Zeit gedruckt. Da die
Eiſen=
bahnregie ſchon geraume Zeit die Bezahlung der Fahrpreiſe in
franzöſifchen Franken fordert, die Bevölkerung aber Deviſen
nicht beſitzt, ſoll jetzt mit dieſer Währung gezahlt werden.
Einführung der weſteuropäiſchen Zeit.
Mainz, 5. Okt. Nach einer Meldung des „Echo du Rhin”
vom 5. Oktober wird die Wiedereinführung der weſteuropäiſchen
Zeit in Frankreich in der Nacht vom 6. auf 7. Oktober nicht auf
das beſetzte Gebiet im allgemeinen, in dem nach wie vor die
mitteleuropäiſche Zeit gilt, ſondern nur — wie ſchon früher
auf den Eiſenbahnbetrieb im beſetzten=Gebiet ausgedehnt.
Die Regie verlangt den „Dienſteid”
Berlin, 5. Okt. (Wolff.) Die heutigen Erklärungen der
Havasagentur, daß von den im beſetzten Gebiet wohnenden, den
Dienſt wieder aufnehmenden deutſchen Eiſenbahnern die
Ab=
legung des Dienſteides nicht verlangt wird, ſtehen im
Wider=
ſpruch mit der Bekanntmachung der franzöſiſchen Regie ſelbſt,
wonach die deutſchen Eiſenbahner vor Dienſtaufnahme wörtlich
zu erklären haben, daß ſie ſich verpflichten, den alliierten Ziwil=
und Militärbehörden mit Eifer und Ergebenheit zu dienen.
Welche von den beiden Lesarten richtig iſt, wird noch
feſtzu=
ſtellen ſein.
Peitere Bahnlinien von der Regie beſchlagnahmt.
Koblenz, 5. Okt. Die franzöſiſche Regie hat nunmehr
auch die beiden Bahnlinien Mayen—Metternich und Mayen—
Andervach, die ſich bisher noch im Betrieb der deutſchen
Eiſen=
bahnverwaltung befanden, beſchlagnahmt und die Eiſenbahner
vor die Alternative geſtellt, ob ſie in den Dienſt der Regie
ein=
treten wollen oder nicht.
2
Japaniſche Sitten und Gebräuche.
Von Prof. K. Haushofer.
Die nachſtehenden Ausführungen ſind dem ſoeben
im Verlag von B. G. Teubner, Leipzig, erſchienenen
Buche „Japan und die Japaner” von Prof. K.
Haus=
hofer, entnommen, einer erſtmaligen knahp
um=
riſſenen Landes= und Volkskunde Japans,
die gegenwärtig großes Intereſſe finden dürfte.
Aus=
gehend von den natürlichen Grundlagen des Landes,
führt der Verfaſſer die Entwicklung des „Landes
der aufgehenden Sonne” zu dem heutigen Staate
mit ſeinen hochſtehenden Kultur= und
Wirtſchafts=
formen vor.
Sityen und Gebräuche müſſen landeskundlich zur Beurteilung
ihres kulturgeegraphiſchen Eigenwertes vor allem daraufhin
ge=
prüft werden, was an ihnen allgemeinewenſchliches Gut oder
doch gemeinſamer Beſitz weiter Erdräume iſt und in der Vorzeit
aus der Fremde übernommen wurde und was in urſächlichem
Zuſamumenhang mit Boden und Klima des eigenen Erdrcumes
ſteht. Da zeigt ſich als am meiſten hervortretend und das ganze
Rulturleben durchdringend ein tiefer ſeeliſcher Zuſamenhang
mit der gefühlsmäßig erfaßten Landesnatur, alſo Naturſinn und
Landſchaftsgefühl weit über das Durchſchnittsmaß der
Menſch=
heit hinaus. Dieſen engen und innigen Zuſammenhang mit der
Natur zeigen Sitte und Brauch von den ernſteſten und
erhaben=
ten Vorſtellungen der Religion, die ja urſprünglich eine
Natur=
religion geweſen iſt, bis zu den kleinſten Anläſſen des
Alltags=
lebens. Unverkennbar iſt er, wenn etwa eine Schar von
Berg=
vanderern auf einem Gipfel beim Aufſteigen der roten
Sonnen=
cheibe, des uralten Reichsſymbols, aus dem großen Ozean die
tauſendjährigen Hymnen an die Sonnengöttin Amateraſu
mur=
melt: wenn als Auswirkung buddhiſtiſcher Vorſtellungen die
Ge=
wißheit der alleinen Natur, die tiefe Verwandtſchaft mit
jedem, auch dem geringen Geſchöpf allgemein lebendig iſt.
Die ſtärkſte, heiligſte und heute noch mrächtigſte Sitte, der
Ahnendienſt, hat dem Lande außer den ſichtbarſten Denbmälern
der Vergangenheit — der Ahnentempel von Iſe, Erinnerungs=
und Gräberbauten — noch viele kleinere zu erhalten vermocht,
ſowie mannigfoche uralte Bräuche. Am auffälligſten iſt die
Ver=
ehrung des Alters, aber auch ſeine Tyrannei und die Ver=
Die Arbeitsaufnahme auf den Ruhrzechen.
Eſſen, 5. Okt. Während auf den unbeſetzten Zechen die
Förderung wieder begonnen hat und auch die holländiſchen
Vertragskohlen in abſehbarer Zeit wieder zur Lieferung komen,
ſt die Lage auf den von den Franzoſen beſetzten Zechenanlagen
noch völlig ungeklärt. Alles hängt von den Bedingungen für die
Wiedereinſtellung der Eiſenbahner, alſo von der Entwicklung
des Verbehrsweſens ab. Bisher ſind weder das
Kohlenausfuhr=
verbot noch die Verordnung über den Landabſatz im Ruhrgebiet
von den Franzoſen aufgehoben worden, ſo daß die geförderten
Kohlen weder im beſetzten noch im unbeſetzten Deutſchland
ver=
wertet werden können. Daher muß einſtweilen auf Halden
ge=
fördert werden.
Geldraub.
m. Dortmund, 5. Okt. Die Franzoſen beſchlagnahmten
hier 9,4 Billionen Mark Waren=Nodgeld des Bochumer Vereins,
das in der Umon=Dmckerei in Dortmund hergeſtellt wurde.
m. Hörde, 5. Okt. In Hörde beſchlagnahmten die
Fran=
zoſen in der Kämereikaſſe 136 Milliarden Mark und
außer=
dem 60 Milliarden Erwerbsloſenunterſtützungsgelder. Der
Vor=
ſtand der Erwerbsloſen=Abteilung, Bodde, wurde verhaftet.
m. Hattingen, 5. Okt. Die Franzoſen beſchlagnahmten
geſtern in Hattingen in dem Amtshaus Linden=Dahlhauſen 60
Milliarden und am gleichen Tage verlangten ſie von der
Stadt=
verwaltung Hattingen die Zahlung von 2000 Dollar, die
ver=
weigert wurde. Daraufhin beſchlagnahmten ſie die Einrichtung
des Amts= und Rathauſes in Hattingen.
Die Rechtsverteidigung der Düſſeldorfer Beamten.
Düſſeldorf, 5. Okt. Mit der Verteidigung der
verhaf=
teten Düſſeldorfer höhern Beamten ſind. Dr. van Houten,
Rechts=
anwalt beim Kaſſationshof im Haag, und Rechtsanwalt Dr.
Bräutigam=Düſſeldorf beauftragt worden.
Verbot einer holländiſchen Zeitung.
Düſſeldorf, 5. Okt. Der in Magſtricht erſcheinende
„Limburger Koerier” iſt im beſetzten Gebiet verboten worden.
Sicherung der Brotverſorgung.
TU. Berlin, 5. Okt. Dem Reichsrat lag heute ein Geſetz
zur Sicherung der Brotverſorgung vor. Eigentlich ſollte am
15. Oktober die öffentliche Brotbewirtſchaftung aufhören. De=
Berichterftatter führte aus, daß ſich die Verhältniſſe jedoch ſo
ſehr geändert hätten, daß die Reichsregierung es für notwendig
halte, weitere Sicherheitsmaßregeln zu treffen. In dem Geſetz
wird die Reichsregierung ermächtigt, eine Brotreſerve von 3½
Millionen Tonnen zu erheben, gegenüber 1 Million Tonnen,
die nach den bisherigen Vorſchriften vorgeſehen waren. Die
Re=
gierung ſelbſt beantragte 2½ Millionen Tonnen. Jedoch nahm
der Reichsrat mit großer Mehrheit einen Antrag Preußens an,
wonach die Markenbrotverſorgung wieder eing führt werden
ſoll. Ein Antrag Preußens, daß geſtattct werden ſoll, dem Brot
einen gewiſſen Kartoffelzuſatz beizumiſchen, wurde mit 33 gegen
32 Stimmen abgelehnt.
Die Löhne im Kohlenbergbau.
Berlin, 5. Okt. (Wolff.) Die Löhne im Kohlenbergbau
ind für die Lohnwoche vom 1. bis 8. Oktober durch einen vom
Reichsarbeitsminiſterium eingeſetzten Schlichtungsausſchuß
feſt=
geſetzt worden. Nach dem Schiedsſpruch beträgt der
durchſchnitt=
liche Tariflohn einſchließlich Hausſtand= und Kindergeld für die
erwähnte Lohnwoche im Ruhrbergbau 453 600000 Mark, im
oberſchleſiſchen Steinkohlenrevier 291 600 000 Mark und in den
Kernrevieren des witteldeutſchen Braunkohlenbergbaues
245 145 000 Mark je Schicht.
Lohnmeßzahl für die Reichsarbeiter.
Berlin 5. Okt. (Wolff.) Nach den geſtrigen
Verhand=
lungen im Reichsfinanzminiſterium mit den
Spitzenorganiſa=
tionen iſt die Lohnmeßzahl für die Reichsarbeiter
für die laufende Woche auf 63 000 feſtgeſetzt worden. Die näheren
Einzelheiten ſind aus dem Reichsbeſoldungsblatt erſichtlich.
Gedenktafelenthüllung im Reichswehrminiſterium.
Berlin 4. Okt. (Wolff.) Heute wurden im Gebäude
des Reichswehrminiſteriums zwei Gedenktafeln enthüllt, die die
Namen aller derer enthalten, die als Angehörige der militäriſchen
Zentralbehörden im Kriege geblieben ſind. Die Tafeln
verzeich=
nen die Namen von 118 Offizieren und 78 Beamten, die ihre
Treue zum Vaterlande mit dem Tode beſiegelt haben. Zur
Feier waren außer Angehörigen des Reichswehrminiſteriums
Vertreter aus Sachſen, Bayern und Württemberg, Vorſtände
des Vereins der Offiziere und Beamten des ehemaligen
Kriegs=
miniſteriums und des Generalſtabs geladen. Der Chef der
Heeresleitung hielt die Gedenkrede. Nachdem noch der Chef
der Marineleitung der Toten der Marine gedacht hatte,
über=
gab der Reichswehrminiſter die Tafeln dem Schutz des Hauſes.
kümmerung der Jugend in ihren beſten Jahrgängen durch zu
lang fortgeſetzte Abhängigkeit und eine Bevormundung, die
Initiative und Unternehmungsgeiſt ſchwver benachteiligt.
Hygieniſch übevaus wertvoll iſt die Sitte des täglichen heißen
Bades für alt und jung, arm und reich, das den Arbeitstag als
Familienvergwügen beſchließt, ſowie die damit verbundene Pflege
des nackten Körpers. Sie wird begüinſtigt durch den großen
Waſſerreichtum des Landes, vor allem dadurch, daß an ſo vielen
Stellen die heißen Mineralquellen, in Bambusröhren
aufge=
fangen und ins Haus geleitet, noch dazu die Mühe des Heizens
erſparen.
Andere Eigenheiten ſind mit der Unruhe des Bodens und
den heftigen Ausſchlägen des gegenſatzreichen Klimas verknüpft.
So bedingt die Rückſicht auf die vielen Erdbeben die
vorherr=
ſchende Holz= und Papierkonſtruktion der Wohnbauten, ihre
ſcheinbare Leichtigkeit bei ſtarken, wohlverzapften Verbänden; das
ſchwere, zuſammenhaltende, urſprünglich aus Korea und China
ſtammende. Dach mit ſeinen charaktervollen und behäbigen
Schmuckformen iſt hingegen eine Anpaſſung an die Monſunregen
und Wirbelſtürme.
Im Verſchwinden ſind die grauſamen, wiewohl heroiſchen
Bräuche der Feudalzeit, wie Gefolgentod (jun=ſhi), Harakiri oder
Seppuku; ſie haben auch immerhin die um 1870 mit einer tiefen
Verbeugung vor dem guten alten Brauch abgeſchaffte Blutrache
noch um ein Menſchemalter überlebt. Sowohl der Gefolgentod
als das ſo berühmt gewordene Harakiri, der Freitod durch
Leib=
aufſchlitzen, können noch keineswegs als überlebt angeſehen
wer=
den, nachdem für beide zuſammmen der alte Marſchall Nogi, der
Held von Port Arthur, noch im Jahre 1912 ein weithin
ſicht=
bares Beiſpiel gegeben hat, das in der Volksſtimmung
Verſtänd=
nis gefunden hat. Die Auffaſſung des Selbſtordes nähert ſich
überhaupt wehr der antiken, beſonders das Opfer der
Perſön=
lichkeit für eine große Sache, für Staat und Familie, fällt leichter
im Vorgenuß eines dadurch erhöhten poſthumen Anſehens in
einem auf Ahnendienſt eingeſtellten Kulvrkreis, als in dem
unſeren, wo das Individuum die Hauptrolle ſpielt.
Der unvermittelte Zuſammenſtoß zwiſchen Alt und Neu gibt
oft ſeltſame Kontraftbilder, ſo wenn die heutige Kaiſerin von
Japan im eleganten modernen Kraftwagen in das nach ſtrengem
Shintoſtil gebaute Mauſoleum des Meiji=Kaiſers oder in den
Stadt und Land.
Darmſtadt, 6. Oktober.
Neue Poſigebühren ab 10. Oktober.
Die weſentlichſten Gebühren im Poſt= und
Poſtſcheck=
verkehr innerhalb Deutſchlands ſtellen ſich ab 10. Oktober in
Tauſenden von Mark:
Poſtkarten (Ortsverkehr) 1000, Fernverkehr 2000,
Briefe (Ortsverkehr) bis 20 Gr. 2000, bei höherem Gewicht
3000 bis 6000, Briefe im Fernverkehr bis 20 Gr. 5000, bei
höherem Gewicht 7000 bis 9000, Druckſachen bis 25 Gr.
1000, bei höherem Gewicht bis 7000, Blindenſchriftſendungen
bis zum Meiſtgewicht von 5 Kg. 1000 Mk., Geſchäftspapiere,
Miſchſendungen 5000 bis 7000, Warenproben 3000 bis 6000,
Pächchen bis 1 Kg. 10000, für Pakete, erſte Zone, bis 3 Kg.
12000 bis 80000, zweite Zone 24000 bis 160000, dritte Zone
24000 bis 240000, für Zeitungspakete bis 5 Kg. erſte
Zone 9000, zweite Zone 18000, dritte Zone 18000. Für
Wert=
ſendungen, Wertbriefe, Wertpakete, Gebühr für gleichartige
ein=
geſchriebene Sendungen und Verſicherungsgebühr, beträgt ſie
bei Wertbriefen und verſiegelten Wertpaketen: für je eine halbe
Million der Wertangabe oder einen Teil von einer Million
20000, bei unverſiegelten Wertpaketen, zugelaſſen bis 500
Mil=
lionen Mark, 10000, für Poſtanweiſungen bis 80
Mil=
lionen Mark 1000, ſodann ſteigend bis 20000; der Meiſtbetrag
wird von 5000 Millionen auf 10000 Millionen erhöht.
Ein=
ſchreibegebühr 5 Millionen, Vorzeigegebühr für Nachnahmen
durch Poſtaufträge 2½ Millionen, für Eilzuſtellung der
Brief=
ſendungen: nach Ortsbeſtellbezirk 10 Millionen, nach dem
Land=
beſtellbezirk 30 Millionen, für Pakete 15 Millionen für den
Orts=
zuſtellbezirk, 40 Millionen für den Landzuſtellbezirk,
Zuſchlag=
gebühren für poſtlagernde Sendungen in Tauſenden von Mark
250, für Zahlkarten bis 50 Millionen 250, ſteigend bis 6000.
Die Inlandsgebühren für Briefſendungen, Wertſendungen und
Poſtanweiſungen gelten auch nach dem Saargebiet. Päckchen
ſind nicht zugelaſſen, ferner nach dem Gebiet der Freien Stadt
Danzig, wohin auch Pakete zu Inlandsgebühren zuzüglich
Zuſchlagsgebühr, außer bei Paketen aus Oſtpreußen, verſandt
werden können. Für Pakete nach dem Saargebiet beſtehen
be=
ſondere Gebühren. Die Inlandsgebühren für Briefſendungen
gelten ferner nach Luxemburg, Memelgebiet und Oeſterreich.
Auslandsgebühren für Poſtkarten in Tauſenden von Mark 9000,
jedoch nach Ungarn und Tſchecho=Slowakei 7000, für Briefe bis
20 Gr. 15 000.
— In den Ruheſtand verſetzt wrden am 13. September 1923: der
Lehrer an der Volksſchule zu Ober=Ingelheim im Kreiſe Bingen Ludwig
Link auf ſein Nachſuchen unter Anerkennung ſeiner dem Staate
ge=
leiſteten Dienſte mit Wirkung vom 1. Oktober 1923 ab; am 28.
Sep=
tember 1923: der Amtsobergehilfe am Landwirtſchaftlichen Inſtitut der
Landesuniverſität Gießen Friedrich Bintz aus Gießen auf Grund des
§ 1 des Geſetzes über die Altersgrenze der Staatsbeamten vom 2. Juli
1923, mit Wirkung vom 1. Oktober 1923 an, unter Anerkennung ſeiner
dem Staate geleiſteten Dienſte.
Erledigt iſt eine Lehrerſtelle für einen evangeliſchen Lehrer an
der Volksſchule in Schornsheim, Kreis Oppenheim.
Dienſtwoh=
nung iſt nicht vorhanden; eine Wohnung für einen unverheirateten
Leh=
rer kann beſchafft werden.
Der Zuckerpreis wird bis auf weiteres auf 35 Millionen Mark
für das Pfund feſtgeſetzt.
— Hefſiſches Landestheater. Die urſprünglich für heute abend im
Kleinen Haus angeſetzte Aufführung von „Aleſſandro Stradella” iſt auf
Freitag, den 12. Oktober, verſchoben worden.
— Nachzahlungen für die 2. Hälfte des erſten Mietabſchnitts werden
nur noch heute, Samstag, vormittags 10—1 Uhr, an der Tageskaſſe des
Kleinen Hauſes entgegengenommen.
— Hefſiſches Landestheater. Die Triovereinigung des Heſſiſchen
Landestheaters (Roſenſtock, Drumm, Andreae), die bereits im
vergange=
nen Jahre mit einigen Konzerten vor die Oeffentlichkeit trat, wird die
Reihe ihrer diesjährigen Konzerte heute, 7½ Uhr, im Kleinen Haus mit
folgendem Programm eröffnen: Brahms” H.=Dur=Trio, Op. 5,
Schu=
manns Trio in D.=Moll, Op. 63, und Mozarts E.=Dur=Trio.
— Wochenſpielplan des Heſſiſchen Landestheaters vom 7. bis
14. Oktober. Großes Haus. Sonntag, 7 Uhr, Ende 10 Uhr:
„Karl XII.‟ A 3. a2. — Montag: Geſchloſſen.
Dienstag,
Uhr, Ende 9 Uhr: „Elektra” F4. — Mittwoch, 7 Uhr, Ende
9½ Uhr: Viel Lärmen um Nichts”, B4, b2. — Donverstag,
7 Uhr, Ende 10 Uhr: „Lobetanz”. C 4. — Freitag, 7 Uhr, Ende
nach 10 Uhr: „Der lebende Leichnam” D3, d2.
Samstag,
6½ Uhr, Ende gegen 10 Uhr: „Louis Ferdinand”. — Sonntag,
7 Uhr, Ende 9 Uhr: „Elektra”. — Kleines Haus. Sonntag,
6 Uhr, Ende nach 9½ Uhr: „Figaros Hochzeit” Zuſatzmiete X 1.
Montag, 7 Uhr, Ende 10 Uhr: „Schluck und Jau”
Zuſatz=
miete V2. — Dienstag, 8 Uhr: Einmalige Film=Vorführung
„Im Hampf mit dem Berge”.
Mittwoch: Geſchloſſen.
Donnerstag, 7½ Uhr, Ende 10 Uhr: „Die Freier”. — Freitag,
7 Uhr, Ende 9½ Uhr: „Aleſſandro Stradella”. — Samstag,
7½ Uhr, Ende 9½ Uhr: 1. Kammernrſikabend des Schnurrbuſch=
Quartetts. — Sonntag, 7 Uhr, Ende 9½ Uhr: „Die Freier”
urtalten Tempelhain der Sonnenahnengöttin nach Iſe fährt; oder
wenn der woderne Kupferkönig oder Großreeder, ebenfalls im
Kraftwagen und im tadelloſen engliſchen Herrenanzug, aus
Auf=
ſichtsrat oder Herrenhaus kommt und ſich in ſeiner halb
ameri=
kaniſch, halb japaniſch gebauten Villa ſofort in bequeme
japa=
niſche Haustracht umzieht, um im innerſten Raum auf weichen
Matten mit ſeinen Freunden das Chaneyu, die alte Teezeremonie,
zu pflegen und dazwiſchen wieder die geheimſten Probleme der
pazifiſchen Politik zu erörtern. Die konſervativſten Hüterinnen
alter Sitte ſind, wie überall, ſo auch hier die Frauen. Nur bei
bei den oberen Zehntauſend iſt die angeſtammte Tracht ſchon
durch europäiſche Kleidung verdrängt, weil der Hof mit denn
Beiſpiel vorangegangen iſt. Die meiſten Frauen aber wiſſen
zum Glück noch, daß ſie ſowohl das einfache blau=weiße
Kattun=
gewand als das ſchämmernde Brokatfeſtkleid mit dem reichen
Obi=Gürtel hundertmal beſſer kleidet als die Pariſer Toilette
oder das anglo=amerikaniſche Tailormade. Draußen im
euro=
päiſchen Zimmer, wo die Gäſte empfangen werden, ſpielt
aller=
dings die Dame des Hauſes auf dem Bechſtein=Flügel; aber im
innerſten, mit Goldſcheiben und Hängebildern gezierten Raume,
wo es zur Hauskapelle mit den Jhai (Ahnentafeln) der
zwei=
tauſendjährigen Familie geht, da ſpielt ſie eine Stunde ſpäter
im Kimono, auf Kiſſen und Matten knieend, die liegende Harfe
(Koto).
So reichen ſich heute in einem ausgeſprochenen
Uebergangs=
eitalter alte Sitte und neue Gewöhnung die Hand und machen
die japaniſche Folkloriſtik zu einem der umſtrittenſten und
um=
ſtreitbarſten Gebiete, auf dem morgen ſchon Märchen ſein kann,
in Tokio oder Kobe, was geſtern noch volle Wirklichkeit war in
ernen Bergen, an einſamer Küſte, in verſchwiegenen Palaſthöfen
der Provinz.
— Eine hübſche Storchengeſchichte. Am Storchſenhaus im
Zoo ſagte mein Schwiegervater zu meinem 6jährigen Jungen:
„Emil, jetzt beſtelle dir ein Schweſterchen.‟ Der Kleine gab denn
auch dem Storch getreulich den Auftrag. Ein zweiter Storch
glaubte, es gäbe wohl etwas zu freſſen und lief auch ſchnell
her=
bei. Auf dem Heimeg lachte der Kleine plötzlich laut auf und
ſagte zu uns: „Ich lache mich tot, wenn es jetzt zwei gibt, der
andere Storch hat es doch auch gehört.”
Seite X.
Darmſtädter Tagblatt, Samstag, den G. Oktober 1923.
Nummer 276.
— Darmſtädter Künſtler auswärts. Ueber ein Gaſtſpiel unſeres
Darmſtädter Lautenſängers in Paderborn ſchreibt der Weſtfäliſche
An=
zeiger wie folgt: Soliſt des Abends war Konzertſänger Richard Hinz
aus Darmſtadt. Im Vorbericht wurde über Hinz geſagt, daß der
Künſtler durch ſein ſtarkes Talent ſich die Herzen der Zuhörer überall
im Sturm erobert habe. Richard Hinz verdient dieſe Vorreklame; denn
er hat auch in Paderborn das ganze Auditorium für ſich gefangen
ge=
nommen. Seine einſchließlich der zwei Zugaben geſpendeten acht
Lieder=
gaben zur Laute zählten jedenfalls zum Beſten, was man hier bisher
auf dieſem Gebiet gehört hat. Sowohl ſeine überaus ſympathiſche, reine,
in allen Lagen ſchön ausgeglichene Tenorſtimme, wie die künſtleriſch
vollendete Art des Vortrages, ſicherten dem Künſtler dieſes für ihn
ſchmeichelhafte Ergebnis. Auf die Hervorhebung von Einzelleiſtungen
dürfen wir wohl verzichten, ſeine Lieder gefielen ſämtlich und allen wurde
ſtarker Beifall zuteil. Auch für ein Blumenarrangement durfte ſich Hinz
bedanken. (Hinz iſt Schüler der Städt. Akademie für Tonkunſt, Müller=
Söllner.)
— Silberjubiläum. Bei dem Feſtakt der Kaufmänniſchen
Stenogra=
phengeſellſchaft „Gabelsberger”, der am Sonntag, den 7. d. M.,
vormit=
tags 11 Uhr, im großen Saale des Städtiſchen Saalbaues ſtattfinden
wird, hat der Vorſtand des Stenogr. Bureaus der Heſſiſchen
Volkskam=
mer, Herr Regierungsrat Schaible, einer der hervorragendſten Männer
auf ſtenogr. Gebiete, den Feſtvortrag „Ueber die Beziehungen der
Gabels=
bergerſchen Stenographie zur deutſchen Sprache‟
in liebenswürdiger
Weiſe übernommen. Die bekannte Sopraniſtin Frl. Ellen=Kiesling und
der Chor der „Liedertafel” unter Grims Leitung werden die
Veranſtal=
tung, die pünktlich um 11 Uhr beginnt und deren Zutritt frei iſt,
ver=
ſchönern helfen. Wir verweiſen noch auf die Abendveranſtaltung im
gleichen Saale.
— Turngemeinde Darmſtadt 1846. Auf das heute abend ½8 Uhr
im großen Saale der Turnhalle (Woogsplatz) ſtattfindende Herbſtkonzert
der Singmannſchaft mit anſchließendem Ball wird nochmals hingewieſen
Wie aus der Anzeige erſichtlich, haben erſtklaſſige Kräfte, u. a. Frau
Gertrud Gerke vom Heſſ. Landestheater, ihre Mitwirkung zugeſagt.
re. Stadtmiſſion. Am kommenden Sonntag Nachmittag 3½ Uhr
pricht der Geſchäftsführer Dr. Avemarie in Fortſetzung der im vorigen
WVinter von ihm gehaltenen Vorträge über „Die letzten Dinge” über das
Thema: Der jüngſte Tag! — Der Gottesdienſt im
Verſorgungs=
lazarett beginnt dieſen Sonntag ebenfalls um 3½ Uhr.
wb. Die Schlüffelzahl für die Arzneitaxe ab 7. Oktober für Waren
und Gefäße beträgt für das unbeſetzte Gebiet 1 430000; für das beſetzte
Gebiet 1930 000. Die Arbeitsvergütungen bleiben unverändert.
Steuerabzug vom Arbeitslohn. Die Verhältniszahl zur
Berech=
nung der Ermäßigung beim Steuerabzug beträgt für die Zeit vom
7. bis 13. Oktober 1923 einſchließlich „acht”.
Warnung vor einem Betrüger. In letzter Zeit treibt ein
Be=
krüger in hieſiger Stadt ſein Unweſen. U. a. gibt er bei Leuten an, er
ſei Zahnarzt und in der Lage, falſche Gebiſſe an Ort und Stelle zu
reparieren. In einem Falle iſt es ihm gelungen, ein Gebiß zu erlangen.
Nach Angabe der Geſchädigten verſchwand er dann unter irgend einem
Vorwande unter Mitnahme des Gebiſſes. Perſonen, die in gleicher
Hinſicht geſchädigt worden ſind, werden gebeten, ſich umgehend bei der
Kriminalabteilung (Abtlg. Betrug), Zimmer 5, zu melden.
Lokale Veranſtaltungen.
Die Werunſer erfa dinunden Noilzen ſind aue
imn keinem Faſle kroendwi
als Sinweiſe auf Anzeigen mu betrachten,
Fefpreckhung oder Krſk.
— Orpheum. — Operettengaſtſpiele. Heute, Samstag
und morgen. Sonntag: „Die Poſtmeiſterin”, Muſik von Leon Jeſſel.
Anfang 7¾ Uhr. — Betr. Kartenverkauf ſ. heutige Anzeige.
— Herrngartenkonzerte. Am kommenden Sonntag, den
7, ds. Mts., 11 Uhr, findet bei einigermaßen günſtiger Witterung
wie=
der ein Promenadekonzert mit verſtärktem Orcheſter ſtatt. Die Leitung
hat Herr Obermuſikmeiſter Weber. Ein reichhaltiges Programm wird
zur genußreichen Unterhaltung zur Ausführung gelangen. Siehe
An=
zeigenteil.
Nochmals die Heag.
Von der Heag geht uns folgende Zuſchrift zu:
„Aus der Schlußfolgerung der Ihnen von uns überſandten
Berich=
tigung, veröffentlicht in der Ausgabe vom 2. ds. Mts., zu urteilen,
ſchei=
nen Sie immer noch nicht unſere Verrechnungsweiſe erkannt zu haben.
Es erſcheint uns deshalb wohl notwendig, die Angelegenheit an einem
Beiſpiel klar zu machen:
Ein Stromabnehmer hat in der Ableſeperiode vom 15. Juli bis
15. Auguſt eine Kilowattſtunde bezogen. Dieſe Kilowattſtunde mußte
er mit 150 000 Mk. bezahlen und weitere 150 000 Mk. als Vorauszahlung
für die Stromlieferung vom 15. Auguſt bis 15. September leiſten. In
dieſer Ableſeperiode hat der Stromabnehmer wieder eine Kilowattſtunde
verbraucht. Nach dem feſtgelegten Strompreis mußte der Abnehmer,
falls er keine Vorauszahlung geleiſtet hatte, den bezogenen Strom mit
10 Millionen Mark pro Kwſt. bezahlen. Angerechnet wurden jedoch nur
5 Millionen pro Kwſt., abzüglich der geleiſteten Vorauszahlung.
Mit=
hin hat der Abnehmer ſchon eine Valoriſierung ſeiner Vorauszahlung
erhalten. Die Berechnung iſt wie folgt: 1 Kwſt. Lichtſtrom 10 000 000
Mk., 150 000 Mk. Vorauszahlung bei einer Geldentwertung von 1:33
(hierbei iſt die durchſchnittliche Geldentwertung vom 15. bis 25.
Auguſt bezw. vom 15. bis 25. September als Einkaſſierungsperiode zu
Grunde gelegt) ergibt valoriſiert 4 950 000 Mk. Demnach waren für eine
Kwſt. zu bezahlen 5 050 000 Mk.
Wir haben aber nur 5 Millionen Mark in Anrechnung und noch
die Vorauszahlung in Abzug gebracht. Außerdem iſt der Mehrverbrauch
in der Ableſeperiode vom 15. Auguſt bis 15. September ebenfalls zu
dem Preis von 5 Millionen Mark berechnet worden, anſtatt mit 10
Mil=
lionen Mark. Wenn alſo eine genaue Valoriſierung hätte ſtattfinden
ſollen, ſo hätte ein höherer Strompreis bezahlt werden müſſen. Ganz
davon abgeſehen, daß ein großer Teil der Abnehmer ihre
Stromrech=
nung mit großer Verſpätung zahlten und ſomit eine Valoriſierung, wie
vorerwähnt, überhaupt nicht hatte ſtattfinden dürfen.
Der Einſender ſchlägt in ſeinen Ausführungen vor, daß die
Voraus=
zahlung, in Kwſt. ausgedrückt, bei der nächſten Rechnung in Abzug
ge=
bracht werden ſoll. Dieſes iſt nicht durchführbar, da z. B. der Kwſt.=
Preis von 150 000 Mk. am 15. Auguſt nur einen mittleren Strompreis
der Ableſeperiode vom 15. Auguſt bis 15. September darſtellt.
Außer=
dem ſind auch in der Zwiſchenzeit die Kohlenpreiſe weſentlich höher
ge=
ſtiegen als die Geldentwertung (z. B. zurzeit ab Zeche das 4fache des
Vorkriegspreiſes in Goldmark), und es würde eine derartige Verrechnung
für uns direkt verluſtbringend ſein.
Durch die angeführte Berechnungsweiſe dürfte die
Angelegenhei=
nunmehr genügend geklärt ſein und ſchließen wir hiermit die
Entgeg=
nung in dieſer Sache.”
Die vorſtehende Zuſchrift der Heag kan uns leider in unſerer ſchon
früher ausgeſprochenen Ueberzeugung durchaus nicht irre machen. Wir
ſtehen auch heute noch auf dem Standpunkt, daß einem Stromabnehmer,
der beiſpielsweiſe den Betrag für eine Kilowattſtunde im voraus bezahlt
hat, ſpäterhin bei der Abrechnung auch dieſe ſchon vorausbezahlte Kilo
wattſtunde voll in Anrechnung zu bringen iſt. Wenn die Heag in ihrer
Zuſchrift dazu bemerkt, daß eine ſolche Berechnung nicht durchführbar
ſei, da ſie für die Geſellſchaft verluſtbringend ſein würde, ſo iſt das
recht bemerkenswert und beweiſt, daß die kunſtvolle Berechnung der
durchſchnittlichen Geldentwertung in ihren Ergebniſſen keineswegs der
Geldentwertung entſpricht. Die Heag möge doch auch darauf bedacht
ſein, daß ſie als ein ſogenanntes gemiſcht=wirtſchaftliches Unternehmen
mit gemeinnützigem Charakter, deſſen Aktienmehrheit in Körperſchaften
des öffentlichen Rechts ſich befindet, im Vertriebe von Licht und Strom
im öffentlichen Intereſſe eine monopolartige Stellung einnimmt, in
wel=
cher es ihr genügen muß, den Etat zu balancieren.
Wir ſprechen im übrigen wiederholt die Erwartung aus, daß die
Stadt Darmſtadt in ihrer Verwaltung und Vertretung zu dieſen die
Verbraucherkreiſe einſchneidend berührenden Fragen öffentlich Stellung
zu nehmen nicht länger zögern ſollte.
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
Gür die Veröffentiſchungen unter dleſer Ueberſchrift übernimmt die Redaktion keinerlei Ven
ſeibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfange
untwortung; für
vortlich.) — Einſendungen, die nicht verwendet werden, können nicht
der Einſender
ver=
zurückgefandt, die Ablebnung nicht begründet werden.
Quäkerſpeiſung!
Wie ſehr dieſe Einrichtung auch zu ſchätzen iſt, ſo ſehr ſind doch
noch manche Mängel bei der Verteilung zu bekriteln. Müſſen doch die
Kleinen und Kleinſten von verſchiedenen Schulen jeden morgen in
hel=
lem Galopp zur Speiſung in die ehemaligen Lazarettbaracken ſpringen.
Könnte man ſtatt deſſen nicht je zwei größere Schüler bezw.
Schülerin=
nen mit großen Eimern eine Viertelſtunde früher nach den einzelnen
Schulen abſchicken, um die betreffenden Portionen zu holen, und dann
die Verteilung unter Aufſicht eines Klaſſenlehrers ſtellen. Die Perſonen
der Verteilung wären jede Woche zu wechſeln, und den Kleinen wäre
ſomit viel getan, zumal wir dem Winter entgegengehen. Und
jeden=
falls hätte jedes Kind mehr körperliche Erholung, wenn es nicht vor
und nach der Speiſung einen Galopp machen müßte.
Eine Mutter.
Wanderungen durch Alt=Darmſtadt.
Von Ph. Weber.
II. Teil.
Auf unſerer erſten Wanderung trennten wir uns an der
Waiſen=
pumpe in der Schulzengaſſe. Von hier aus gehen wir heute weiter
durch die Langgaſſe, eine unſerer älteſten Straßen, wahrſcheinlich
Ver=
bindungsſtraße von Eberſtadt-Beſſungen nach Arheilgen. Wir beſuchen
zunächſt das Haus Nr. 41, früher Lit. B. Nr. 112, das Gaſthaus „Zum
goldenen Faß”, im Volksmund „Das Fäßchen” Hier grüßt uns
im Hof aus dem Verfall heraus altes Holzgebälk Schnitzwerk und
Bau=
werk aus vergangenen Tagen. Gleich beim Eintritt in den Hof fällt uns
ein ſchön gearbeitetes Treppengeländer, das leider ſehr vom Zahn der
Zeit benagt iſt, auf. Ebenſo am Durchgang zum zweiten Hof eine auf
einem Sandſteinfundament ruhende, aus einem mächtigen Eichenſtamm
geſchnittene Säule. Im zweiten Hof ſehen wir noch Ueberreſte des
ehemaligen Brauhauſes, einem immer noch ſtattlichen Fachwerkbau
mit mächtigen Kellern. Das Brauhaus iſt geziert mit dem
Zunftwap=
pen der Brauer. Von hier aus bezogen in der guten alten Zeit die
Darmſtädter Frauen ihre Hefe zum Backen. Dieſe wurde in flüſſigem
Zuſtande abgegeben und koſtete 3—6 Heller. Das nächſte
bemerkens=
werte Haus iſt das Haus Nr. 19, 21 und 23. Dieſe drei Häuſer ſind
für die Nichteingeweihten ein Haus, hatten aber in früheren Zeiten drei
Beſitzer und nur einen Eingang. Unter Lit. B. 121 — Nr. 23 finden wir
früher das Haus des Metzgers Arnheiter Ww. verzeichnet. Unter Lit. B
— Nr. 122, Nr. 23 wohnte die Schreinerswitwe Kling und Lit. B. 123
— Nu. 22 der Schuhmachermeiſter Ettensperger. Dieſer
Mittel=
bau, der überbaute Torbogen, hieß der „Vogelskäfig”, weil der Bau ini
den Lüften ſchwebte. Ueber dieſer Torfahrt finden wir auf weißem
Grunde mie auf einem Täfelchen einen Stulpenſtiefel gemalt, darunter
die Jahreszahl 1771, wahrſcheinlich das Wahrzeichen des hier wohnenden
Schuhmachermeiſters. Wir kreuzen hier am Ausgang der Langgaſſe
die Kleine Bachgaſſe; weil hier die Gegend von einem Bach durchfloſſen
war, trug dieſer Teil früher die Bezeichnung „Auf dem Brückel
chen”. Am Ausgang der Langgaſſe, Nr. 1, früher Lit. B. 132, Eckhaus
an der Holzſtraße, ſtand noch bis in die 90er Jahre ein Haus mit
ſchö=
nem Etagenvorbau. Es war das Haus des Metzgermeiſters Fuchs.
Metzgermeiſter Adam Fuchs war der letzte von der Bürgerſchaft
ge=
wählte Bürgermeiſter von Darmſtadt. Wir kommen nun durch die
Holzſtraße, ehedem wegen der darin wohnenden Hechelmacher (Seiler
auch Hechelgaſſe genannt. Hier grüßt uns der alte Sülzenbrunnen,
al=
lerdings in veränderter Form, früher ein alter Röhrenbrunnen, der
heute noch von der alten Waſſerleitung am Herrgottsberg geſpeiſt wird
Die Gegend wurde kurzerhand „Am Röhrenbrunn” genannt.
Gegenüber im Haus Nr. 17, früher Lit. B. 52, dem Kaufmann K. Heyl
heute dem Kaufmann Hergl gehörig, zahlten die alten Darmſtädter
ihre Steuern und Gefälle. Am Röhrenbrunnen, beim Eingang zur
Großen Bachgaſſe, grüßt uns das ehrſame Handwerk. Es iſt eines der
älteſten Geſchäfte am hieſigen Platze, das im Jahre 1657 gegründete
Geſchäft des ehemaligen Hofſiebmachers Brückner. Die Familie iſt aus
dem Kaſſeliſchen eingewandert und betreibt von Generation zu Gene
ration nun ſchon im dritten Jahrhundert ihr Siebmachergeſchäft. In der
Großen Bachgaſſe Nr. 6 „Das Gaſthauszum grünen Laub”
bei den alten Darmſtädtern „Das Laabſche” genannt, war eine
der älteſten Brauereien. Hier hatte die erſte Darmſtädter Fahrpoſt un
ter Thurn und Taxis ihren Sitz, während im Hauſe gegenüber Nr. 3
früher Lit. B. 70, die erſte Briefpoſt untergebracht war. Das Haus
links vom „Grünen Laub” war das erſte Darmſtädter Rathaus, de
Platz vor dem Gaſthaus war der erſte Darmſtädter Marktplatz, und in
der hinteren Ecke, in dem in einer Sackgaſſe ausmündenden Hauſe, hatte
die durch ihre Maulfertigkeit berühmte Markthöckerin Gengenbach
ihre Wohnung. Ihrer Zungenfertigkeit wird mancher gute Witz nacher
zählt und der Volksmund hat von ihr das Sprichwort geprägt: „Der
hat e Maul wie die Gengenbachern”. Das Haus Große Bachgaſſe Nr. 13.
früher Lit. D. 63, heute Gaſthaus „Zur Stadt Durlach”, war ehedem
auch Badeſtube. Unſer Weg führt uns nun durch die alte
Dönges=
borngaſſe wo im Hauſe Lit. D. 77 das ehemalige Teichhaus war,
nach der Pädagogſtraße. Hier grüßt uns eines der beſterhaltenen
Bau=
werke aus der Darmſtädter Vergangenheit, das Alte Pädagog, im
Volksmund „Dio” genannt, urſprünglich Vurgmannenſitz, der ſog. Fran
kenſteinerhof. Landgraf Wilhelm III. kaufte dieſes Beſitztum von Konral
von Frankenſtein, deſſen Familie den Hof ſeit Jahrhunnderten beſaß, im
Jahre 1491 für 610 fl. Hier ſollte der jeweilige Landgräfliche
Rentamt=
mann ſeinen Wohnſitz haben. Auf dieſem Burghof erbaute man unter
Georg I. um 1629 das Pädagog, eine Stätte wo mancher alte
Darm=
ſtädter ſeine Weisheit ſchöpfte, ein Gebäude, was heute noch ein ſchönes
Wahrzeichen von Alt=Darmſtadt bildet. Das Gebäude lehnt ſich mit der
Rückfront an die alte Stadtmauer an, hinter dieſer war ein Zwinger
und der Stadtgraben hatte hier ſeinen Lauf. Das nebenanliegende
Zoll=
amtsgebäude iſt gleichfalls ein Ueberreſt aus jener guten alten Zeit. Wir
wandern durch die Kirchſtraße und gedenken dabei eines Hauſes, das
uns Alten noch in guter Erinnerung iſt, aber der fortſchreitenden Zeit
weichen mußte. Es iſt das dem „Prinzen Carl” gegenüber gelegene
ehe=
malige „Alte Hoſpital” das erſte Darmſtädter Krankenhaus, es lag da
wo heute der Eckbau und der nach der Kirchſtraße mündende Schulhof
unſeres Realgymnaſiums liegt. Der Bau war im Jahre 1611, nachdem
der Oberamtmann Joh. Philipp von Buſeck die erſten 800 fI. dazu
ge=
ſchenkt hatte begonnen worden. Das Haus diente dieſem Zweck bis
im Jahre 1807 der Kirchenrat Fr. Chriſtophs Kyritz das von ihm
er=
kaufte Stadthoſpital der Stadt für eine Stadtſchule und zugleich als
Wohnung für den erſten Mädchenſchullehrer überließ. Es ſtand noch
lange unter dem Namen „Kyritzſche Stiftung” und beherbergte im Laufe
der Jahre verſchiedene Schulgruppen, zuletzt einen Teil der
Handwerker=
ſchule und in den unteren Räumen ein Polizei=Revier, ſowie das
Orts=
gericht, bis es in den 90er Jahren bei den Erweiterungsbauten für das
Realgymnaſium dieſem Platz machen mußte. Von fern her grüßt uns
ein alter Bekannter aus der Vergangenheit, es iſt der ehrwürdige
Stadt=
kirchturm und unſere alte Stadtkirche. Hier wollen wir wieder ein wenig
verweilen. Um die Kirche herum lag der Gottesacker, wohl eine unſerer
älteſten Begräbnisſtätten. Die Kirche ſelbſt, die mit ein Stück
Stadt=
geſchichte bildet, iſt eines unſerer älteſten Bauwerke. Nach
vorgefunde=
nen baulichen Anzeigen ergeben ſich vier Bauperioden. Die erſte liegt
ungefähr zwiſchen 1375 und 1419 in welcher Zeit der Bau des
gewölb=
ten Chors, des gewölbten Langhauſes, der beiden etwas niedriger
ge=
wölbten Abſeiten und des Turmes fällt. Die Form des Turmes war
urſprünglich in einem ſpitzen Dach auslaufend, wie auf einem Bildnis
von Dillich aus dem Jahre 1591 erſichtlich; in die zweite Bauperiode fällt
auch der Umbau des Turmes unter Georg II. und Landgraf Ludwig TV.
1630 war der Umbau vollendet und der Turm bekam ſeine heutige
Ge=
ſtalt. Es wurde gleichzeitig in ihm die Türmerwohnung eingerichtet
die dann bis in die 90er Jahre von dem Stadttürmer bewohnt wurde,
der bei einer Feuersbrunſt die Sturmglocke läuten mußte. Bis
Ok=
tober 1911 war eine Feuerwache auf dem Turm ſtationiert, und ſeitdem
ſteht die alte Türmerwohnung leer. Mit ihr iſt ein weiteres Stück der
guten alten Zeit dahingegangen.
Der dritte Umbau und zugleich Vergrößerung der Stadtkirche fällt
unter die Regierungszeit der Landgräfin Eliſabetha Dorothea, in die
Jahre 1686 und 1687. Der vierte und jetzige Umbau geſchah in den
Jahren 1843—1845 unter Großherzog Ludwig II. Nach 1845 erfuhr die
Stadtkirche keine weſentlichen Veränderungen mehr. Sie erhielt 187‟
und 1908 neue Orgeln. 1875 wurde für die Kriegsgefallenen von 1870/71
eine Gedenktafel im Chor angebracht und 1890 das Kircheninnere durch
eine Reparatur ſchöner geſtaltet und das Geſtühl zweckmäßiger
ange=
ordnet. Die ſtilvolle Verbindung mit den modern umgebauten Häuſern
durch den ſchönen Rundbogen, fand 1899 ſtatt. Wir nehmen für diesmal
Abſchied von unſerer alten Stadtkirche, die wir bei einer anderen
Gele=
genheit eingehend auch in ihrem Innern beſichtigen wollen und unſerem
Leſer mehr darüber zu erzählen hoffen. Neben der Stadkirche, we
früher das Anweſen des Frachtfuhrmanns Jac. Hegendörfer lag —
Kirch=
war die Superintendentur, eines der alter
ſtraße Lit. E. 22, Nr. 9
Darmſrädter Pfarrhäuſer. An dieſer Stelle ſteht heute das I.
Polizei=
revier und das Städtiſche Pfandhaus, erbaut 1889—1890. Auf der
an=
deren Seite, wo uns heute der überbaute Torbogen am Eingang zum
alten Kirchenplatz grüßt und der ſtattliche Neubau prangt, ſtand ehedem
das Haus Lit. E. 50 Nr. 25, was dem Kaufmann Heinrich Störger
ge=
hörte und früher das Pfarrhaus des erſten Stadtpfarrers war. Hinter
der Stadtkirche auf dem Kirchenplatz ſteht noch eines unſerer älteſter
ſtädtiſchen Schulhäuſer, welches heute unſerer ſtädtiſchen Feuerwache als
Heim und Uebungsſtätte dient. Noch eines Hauſes wollen wir bei
die=
ſer Gelegenheit gedenken, eines unſerer älteſten Gaſthäuſer „Zun
Schwanen”, ſchon 1764 erwähnt, im Hauſe Kirchſtraße Nr. 12,
heute dem Kaufmann Adolf Ketſch gehörig. Als Beſitzer um 1819 wird
uns Joh. Heinr. Leonhard genannt, ſpäter Ernſt Hegler. Der letzte
Inhaber war Chriſtian Rupp, der heute noch in den Kreiſen der alten
Darmſtädter unter dem S itznamen „Des Bumbeskreitſche” fortlebt.
Ueber dem ſchön gewölbten Torbogen des Gaſthauſes „Zum Schwanen”
prangte die Inſchrift „Der Herr bewvahre unſern Ausgang und Eingang
und das Haus mit d
Seinen vor Feuer und Brand, von nun an bis
in Ewigkeit, Amen!“
Die Sandſteine mit der eingemeißelten Schrift
wurden beim Abbruch des Hauſes herausgenommen und prangen heute
noch an dem rückſeitigen Eingang des Hauſes in der Brandgaſſe. Der
Umbau fand 1904 ſtatt. Das Eckhaus gegenüber iſt die altberühmte,
Wir kommen nun zum
ſchon 1582 erwähnte Einhorn=Apotheke‟
Haus Nr. 7 (früher Lit. E. 21) der altbekannten Weinwirtſchaft „Zur
Bockshaut‟ Hier erblickte einer unſerer berühmteſten Darmſtädter, der
bekannte Geſchichtsforſcher Georg Gottfried Gervinus, am 20. Mai 1805
das Licht der Welt. Er ſtarb am 18. März 1871 als Profeſſor der
Ge=
ſchichte zu Heidelberg. Hier in dieſem Hauſe betrieb der Vater G. G.
Gervinus das ehrſame Weißgerberhandwerk, ſpäter durch den Rückgang
des Geſchäfts veranlaßt, eröffnete er mit ſeinem Bruder Paul G. eine
Weinwirtſchaft. In launiger Weiſe erzählt D. Dr. Wilhelm Diehl in
ſeinem Buch „Alt=Darmſtadt” in einem Aufſatz: „Warum ging G. Ger=
vinns nicht in heſſiſche Dienſte”, wie er hinter den Tapeten der „
Bocks=
haut” die Antwort auf die Frage über die alte heſſiſche Lateinſchule in
Biedenkopf im Hinterland fand. Der Name des Gaſthauſes „Zur
Bocks=
haut” ſteht ſicherlich mit dem Gerberhandwerk ſeines Beſitzers in
Zu=
ſammenhang. Nach den Gebrüdern Gervinus kam die „Vockshaut” in
den Beſitz des Wirtes Habich. Aus dieſer Familie entſtammen zwei be
rühmte Darmſtädter, der Prof. Georg Habich, Direktor des
Münzka=
binetts in München und Ludwig Habich, unſer weithin bekannter
Bild=
hauer, der Schöpfer unſeres Goethedenkmals, der Alice=, Bismarck=
Schwab=Brunnen u. a. — Gegenüber, das Haus Nr. 10 (Fa. Schade und
Füllgrabe) war das Gaſthaus „Zum ſchwarzen Adler”. Nebenan fällt
uns das große Doppelhaus Nr. 4 und 6, Seifenfabrikant Schmitt un
Eiſenhandlung Scheid auf. Es iſt das ſog. Wallbrunnſche Haus. In
einem alten Kaufbrief iſt dieſes Haus als Burgmannenhaus bezeichnet
Die Herren von Wallbrunn waren in alter Zeit landgräfliche
Burgman=
nen in Darmſtadt. Der ſpätere Beſitzer (1714) war Friedrich von Wall
brunn, Rat und Oberamtmann zu Zwingenberg, ſpäter war es im
Be=
ſitz des Freiherrn von Gemmingen=Hornberg. Dann ging es in de
Beſitz von Kaufmann und Baumeiſter Johann Wilhelm Wenck und
Friedrich Auguſt Wenck über, der hier eine Tabakfabrik betrieb. Späte
war es im Beſitz des Seifenfabrikanten Glöckner (1852). Auch die Amts
gerichtsräume befanden ſich eine Zeitlang in dieſem Hauſe. Weitere be
merkenswerte alte Häuſer in der Kirchſtraße ſind das gut gepflegte und
neu hergerichtete Haus Nr. 3, dem Brauereibeſitzer L. J. Heß gehörige.
unter dem Namen „Hannibal” bekannte, frühere Gaſthaus „Zur Kanne‟
Ueber dem Torbogen finden wir heute noch die Buchſtaben H. M. D
B. D. 1616 eingemeißelt. Ebenſo das Fuldiſche HHaus, ehedem „Zum
goldnen Engel”, ſchon 1601 erwähnt. „Der Engel” der „Schwanen
und der „Adler” lagen in der gleichen Straße, es war die Verkehrs
ader zwiſchen Heidelberg und Frankfurt. Der „Engel” war ſchon unter
Landgraf Georg I. in Betrieb. An den Hintergebäuden von den
Häu=
ſern Nr. 1, ſowie bei Heß und in der Bockshaut finden wir noch Ueber
reſte unſerer alten Stadtmauer.
(Fortſ. folgt.)
HI. Eberſtadt, 5. Okt. Gemeinderatsſitzung. Die Beſchlüſſ
der Kommiſſion, welche ſich mit den jüngſten Forderungen der Erwerbs
loſen beſchäftigte, fanden die Zuſtimmung des Gemeinderats. Der
Waſſerpreis wurde für September 1923 auf 1 Mill. Mk. pro
Kubik=
meter, die Waſſermeſſermiete auf 100 000 Mk. feſtgeſetzt. Der
Bürger=
meiſter ſchildert erneut die ſchwere Finanzkrifis der Gemeinde und weiſt
darauf hin, daß die Betriebsmittel andauernd ſo ſchwach ſeien, daß bei
weiterer Abwärtsentwicklung der Währung eine ernſte Gefahr für die
Gemeinde drohe. Eine ſolche Lage bedinge die ſofortige Erhebung
eines Nachtrages für die erſten beiden Gemeindeſteuerziele (Grund= und
Gewerbeſreuer) und Erhöhung des Geldwertzuſchlags von dem 50fachen
auf das Zehntauſendfache. Der Gemeinderat beſchließt dementſprechend
daß für die erſten beiden Ziele zu den im Art. 1 Abſ. 2 des Geſetze
über die Erhebung vorläufiger Grund= und Gewerbeſteuer geſtattete.
Steuerſätzen folgende Ausſchlagſätze für jedes der beiden Ziele
ange=
wandt werden: a) 120000 Mk. für je 100 Mk. Steuerwert des land
und forſtwirtſchaftlich genutzten Grundbeſitzes, b) 80000 Mk. für je 100
Mk. Steuerwert für Anlage= und Betriebskapital und c) 80 000 Mk. für
je 100 Mk. Steuerwert des Gebäudebeſitzes. Der Bauernbund, Orts
gruppe Hahn, wurde bei der Gemeindeverwaltung vorſtellig und bo
die Lieferung von Kartoffeln im Tauſchwege gegen Holz an. Da ei
Einigung über das Angebot nicht erzielt werden konnte, wurde die 9
gelegenheit der Finanzkommiſſion zur Vorberatung überwieſen. Eben
ſo wurde das Geſuch des Reichsbundes der Kriegsbeſchädigten, Orts
gruppe Eberſtadt, um Abgabe von verbilligten Kartoffeln an bedürftig
Mitglieder, und die Vorlage der Verwaltung, betreffend Verwertung
der Kartoffeln aus dem gemeindlichen Wald=Feld=Zwiſchenbau der
Finanzkommiſſion zur Beratung überwieſen. Die durch die Erkrankung
des Gemeinderechners geſchaffene Geſchäftslage der Gemeindekaſſe macht
die Beſtellung einer ſtändigen Vertretung des Rechners und
voraus=
ſichtlich die Einſtellung einer weiteren Hilfskraft erforderlich.
Endgül=
tige Beſchlüſſe behält ſich der Gemeinderat in dieſer Angelegenheit vor.
Das Geſuch der Hermann Winning und Konrad Laumann um
Zu=
weiſung von Baugelände für Siedlungshäuſer und das Baugeſuch
Friedrich Sand und Auguſt Müller, werden der Baukommiſſion über
wieſen. Die Beſchwerde des Mitgliedes der Wohnungskommiſſion
Meher Hehum, wird für begründet erachtet und das Vorgehen des
Hausbeſitzervereins, auf deſſen Vorſchlag er als Vertreter von der
Ge=
meindeverwaltung in die Kommiſſion berufen wurde, mißbilligt. Der
Gemeinderat iſt der Anſicht, daß eine Abberufung von Mitglieder
während einer Wahlperiode nur im Einvernehmen der
Intereſſengrup=
pen mit der Wohnungskommiſſion bezw. der Gemeindevertretung oder
durch die Gemeindevertretung und zwar nur beim Vorliegen triftiger
Gründe, erfolgen dürfe und demzufolge der Genannte nach wie vor als
Mitglied der Wohnungskommiſſion zu gelten habe. Für den Reſt des
Rechnungsjahres 1923 ſollen an Hundeſteuer noch folgende Beträge zu
Erhebung gelangen: für den erſten Hund 10 Mill. Mk., für jeden
zweiten Hund 20 Mill. Mk. und für jeden weiteren Hund 30 Mill. Mk
Die von dem Ausſchuß der Erwerbsloſen neuerdings an die Gemeinde
geſtellten Forderungen, Zahlung der Erwerbsloſenunterſtützung nach
den Sätzen der Ortsklaſſe A, Abſchaffung der Karrenzzeit, Anerkennun
des Erwerbsloſen=Kontrollausſchuſſes, zweimalige Auszahlung der
Un=
terſtützungen (Dienstags und Freitags), Abgabe von verbilligtem Brot
und Brennholz, 50 Prozent Milchpreisermäßigung für Säuglinge der
Erwerbsloſen) werden erörtert und an eine Kommiſſion verwieſen.
v. Eberſtadt, 5. Okt. Die Herbſtferien an der hieſigen
Volks=
ſchule beginnen am Samstag, den 13. Oktober.
r. Hahn bei Pfungſtadt, 3. Okt. Die Franzoſen haben in der
vergangenen Nacht die Verbindungswege in das beſetzte Gebiet (Crum
ſtadt—Stockſtadt) abgeſchnitten und ſie an entſprechenden Stellen
(Brücken, Straßenkreuzung uſw.) durch Poſten beſetzt.
Mainz, 4. Okt. Ladendiebin. Ein Spezereihändler im
Weihergarten machte ſchon ſeit längerer Zeit die Wahrnehmung, da
aus ſeinem Laden Sachen geſtohlen werden. Am Sonntag nachmittag
veranlaßte er ſeine Familie zum Verlaſſen des Hauſes. Er entfernt
ſich zum Schein auch, kehrte aber bald unbemerkt zurück und legte ſie
auf die Lauer. Es dauerte nicht lange und die Türe zur Küche öffnet
ſich. Er ſprang aus ſeinem Verſtecke hervor und ſeine Ueberraſchung
war nicht gering, die Frau eines Hausbewohners ſich gegenüber z
ſehen. Dem ſchlauen Spezereihändler war es auf dieſe Weiſe gelungen
dem Ladendieb in der Perſon der Frau auf die Spur zu kommen. —
Unerlaubter Handel. Ein Händler aus Höchſt am Main bot
auf dem hieſigen Viehmarkte ein Maſtſchwein zum Kaufe an. Er for
derte jedoch, daß der Kaufpreis in ausländiſchen Deviſen gezahlt werde
müſſe. Als die Polizei gegen dieſe unerlaubte Handlung einſchritt
beleidigte er die Beamten und zog dann mit ſeinem Schwein vom Vieh
hofe ab. — Schwere Mißhandlung. Der Geſelle eines hieſige=
Inſtallationsgeſchäftes hat einen Lehrling des Geſchäftes ſchwer miſ
handelt. Insbeſondere warf er ihm auch einen ſchweren Eiſenhamme
an den Kopf. Der Junge brach aus einer klaffenden Wunde bluten
zuſammen und wurde bewußtlos vom Platze getragen.
Mainz, 3. Okt. Sachbeſchädigung. Ein Wirt auf der Gau
ſtraße züchtigte das Kind eines Fuhrmannes, das ein friſch geſtrichenes
Wirtsſchild verwiſchte. Der Vater lauerte mit einigen Bekannten dem
Wirte auf und mißhandelte dieſen derart ſchwer, daß er ärztliche Hilfe
beanſpruchen mußte. Auch die Frau des Wirtes und ſein 15jähriger
Sohn wurden geſchlagen. — Widerſpenſtige Felddiebe. Ein
Polizeibeamter hielt zwei Männer an, die mit Säcken beladen aus der
Felde kamen. Die Säcke enthielten Gemüſe. Ueber die Herkunft der
Gemüſe machten ſie widerſprechende Angaben, ſo daß der Beamte ſid
genötigt ſah, beide Männer abzuführen. Sie weigerten ſich jedoch zu
folgen und unternahmen einen tätlichen Angriff auf den Beamte
Durch das energiſche Zugreifen des Beamten gaben ſie ihren Widerſtan
jedoch bald auf. — Fahrraddieb. Geſtern nachmittag erſchie
ein 17jähriger Burſche aus Danzig bei einem Trödler und bot ein Fahr
rad zum Kaufe an. Der Trödler traute dem Burſchen nicht und
benach=
richtigte die Polizei, die den Burſchen feſtnahm und das Rad beſchlag
nahmte. Die ſofort aufgenommenen Ermittelungen ergaben, daß de
Burſche das Rad vor einigen Tagen hier geſtohlen hatte. An dem Rad
waren ſchon einige Aenderungen vorgenommen worden, der Beſtohlene
erkannte jedoch ſein Eigentum ſofort wieder.
rh. Mainz, 5. Okt. Die Kartoffeldiebſtähle nehmen im
mer mehr zu. Auf einem einzigen Vorortgrundſtück wurden dieſe
Tage Kartoffeln im Werte von zwei Milliarden entwendet.
th. Oppenheim a. Rh., 5. Okt. Diebſtahl. Mehreren Einwol
nern in der Nähe des Hafens wurde eine größere Anzahl Gänſe nacht:
geſtohlen. Von den Tätern fehlt jede Spur.
th. Finthen (Rheinh.), 5. Okt. Kirchenjubiläum. Die hieſige
evangeliſche Gemeinde kann in dieſem Monat auf ein 25jähriges
Be=
ſtehen zurückblicken.
R. Friedberg, 3. Okt. Diebſtähle. Im Stadtteil Fauerbae
wurde in einer der letzten Nächte von unbekannten Tätern eingebrochen
In zwei Hofraiten wurden zirka 30 Hühner geſtohlen und an Ort und
Stelle abgeſchlachtet. Die Tat iſt wohl von mehreren Perſonen be
gangen worden. — Der Oberheſſiſchen Ueberlandzentrale ſin
jſetzt ungefähr 350 Gemeinden angeſchloſſen. Als letzte erhielt dieſ
Tage die Gemeinde Rudlos den Anſchluß, deren Transformatoren
ſtation jetzt in Betrieb genommen iſt. Damit iſt gleichzeitig der tau
ſendſte Kilometer der Hochſpannungsleitung in Betrieb genomme
worden.
R. Gießen, 3. Okt. Die
billigſte Straßenbahnfahrt
koſtet jetzt drei Millioner
ſen hat ſich ein 14
jähriges Mädchen unter K
sbriefe
Lieben alle”, als es al
ot. Nidda (Wett
bis 3 Goldmark für den
ſich bei den letzten 2
pro Zentner,
Rummer 276.
309 17 259 967 431 1456 17 3: 1119 223 403 8477 290 095 627 22 627 1029 944 3 619 260 799 1 208 164 953 72 2 452 42.57 11 243 9 673 2979 73 217 3 884 696 Vier Jahre Techniſche Nothilfe.
— Am 30. September 1923 jährt ſich zum 4. Male der
Gründungs=
tag der Techniſchen Nothilfe. In dieſen vier Jahren hat ſie nach den
bisher vorliegenden Zuſammenſtellungen an 2979 Stellen mit 73 217
Nothelfern 3 884 696 Arbeitsſtunden leiſten müſſen. Die Einzelheiten
ergeben ſich nachſtehend:
Betriebsgruppe:
Zahl der Nothelfer= Geleiſtete
Einſatzſtellen Anzahl Arbeitsſtunden
Elektrizitäts=, Gas= u. Waſſerwerke
Landwirtſchaft
Nahrungsmittelgewerbe.
Transport= und Verkehrsweſen
Bergbau und Hüttenweſen .. .
Hygiene .. . . ...
Höhere Gewalt . .
„
Senſtiges . ..
Insgeſamt:
Das abgelaufene vierte Tätigkeitsjahr weiſt eine Ziffer von 955
Ein=
ſatzſtellen mit 13 750 eingeſetzten Nothelfern und 474 682 geleiſteten
Ar=
beitsſtunden auf. Gemeſſen an einem Jahresdurchſchnitt von 675
Ein=
atzſtellen, 19 822 Nothelfern und 1 036 671 Arbeitsſtunden ergibt ſich
hin=
ichtlich der Ziffer der Einſatzſtellen eine Zunahme, der eingeſetzten
Not=
helferzahl und der geleiſteten Arbeitsſtunden jedoch ein Rückgang. Dieſem
zahlenmäßigen Rückgang, der auch mit der infolge Ruhrbeſetzung
allge=
meinen Abnahme an durchgeführten Arbeitskämpfen übereinſtimmt, ſteht
jedoch die große Bedeutung gerade der diesjährigen Tätigkeit der T.N.
gegenüber, die durch Einſätze in der Landwirtſchaft vornehmlich die
Sicherſtellung der gefährdeten Volksernährung
be=
zweckte. In den diesjährigen größten landwirtſchaftlichen Streiks, die
bisher überhaupt zu verzeichnen ſind, hat die Techniſche Nothilfe in
dieſem einen Jahre beinahe doppelt ſo umfangreich in Tätigkeit treten
müſſen, wie in den 3 vorangegangenen Jahren auf dieſem Gebiete
zu=
ſammen. Aus dieſer Tatſache erklärt ſich auch die oben vermerkte
Ver=
mehrung der Einfatzſtellen.
Außer der angegebenen Zahl praktiſch geleiſteter Einſätze hat die
Techniſche Nothilfe in 60 Fällen außerdem in dieſem Berichtsjahre
bereitgeſtellt werden müſſen, ohne daß es zu einem Einfatz kam.
da die Notſtandsarbeiten von den Streikenden ſelbſt verrichtet wurden.
Dieſe vorbeugende Bedeutung der Techniſchen Nothilfe iſt
erfreulicher=
weiſe im letzten Jahre ſtärker hervorgetreten. Nach einer vorliegenden
Ueberſicht über die Streikfälle in lebenswichtigen Betrieben ergibt ſich,
daß im Vorjahre von den erfaßten Fällen die Arbeiter von ſich aus in
24 v.H., nach Bereitſtellung der Techniſchen Nothilfe in 16 v.H. die
Not=
ſtandsarbeiten ſelbſt durchführten, und die Techniſche Nothilfe in 60 v.H.
die Durchführung übernehmen mußte. Im verfloſſenen letzten Jahre
hingegen übernahmen nach dem vorläufigen Ergebnis die Arbeiter ſelbſt
in 29 v.H. von ſich aus die Notſtandsarbeiten, in 27 v.H. nach
Bereit=
ſtellung der Techniſchen Nothilfe, während die Nothilfe in 44 v.H. den
Notſtandsdienft verſehen mußte.
Ueber die durch die Tätigkeit der Techniſchen Nothilfe
gerette=
ten materiellen Werte laſſen ſich in den meiſten Fällen, ſo
hinſichtlich ihrer Einſätze in Gas=, Waſſer= und Elektrizitätswerken, und
ihrer Erhaltungsarbeit in Hochofenbetrieben, Bergwerken und anderen
wertvollen Produktionsanlagen ziffernmäßige Angaben nicht beſchaffen.
Dagegen ſind aus denjenigen Einſätzen der Techniſchen Nothilfe, die ſich
in erſter Linie mit der Erhaltung von Nahrungs= und
Futter=
mitteln befaßten, in einer Reihe von Fällen nähere Angaben bekannt
geworden. So wurden in den diesjährigen Einſätzen der Techniſchen
Nothilfe in der Landwirtſchaft nach bisher noch nicht abgeſchlofſenen
Feſt=
ſtellungen an Heu 618 700 Zentner von Nothelfern hereingebracht, an
Hackfrüchten wurden 365 485 Zentner geborgen und der
Volksernäh=
rung erhalten; an Vieh wurden gewartet 20 764 Stück Rindvieh,
dar=
unter der größte Teil Milchvieh, und 1168 Pferde. Mit dieſen Zahlen
erhöht ſich die ziffernmäßig feſtſtellbare Geſamtſumme an erhaltenen
Werten im Nahrungsmittelgewerbe und in der Landwirtſchaft für die
vier Jahre auf eine Ziffer von über 50 Millionen Goldmark.
Nicht nur in Zahlen aber drückt ſich das Wirken der Techniſchen
Not=
hilfe aus. Gerade die ideellen Beſtrebungen der Techniſchen Nothilfe
haben im verfloſſenen Berichtsjahr bemerkenswerte Fortſchritte gemacht.
Von der Mehrzahl aller wichtigen Verbände, Vereinigungen, Innungen
iſt in dieſem Jahre — ſei es durch Entſchließungen oder durch
korporati=
ven Beitritt — das Programm der Techniſchen Nothilfe anerkannt und
übernommen worden. Während bereits in den Vorjahren auch von
Ar=
beitnehmerſeite die Chriſtlichen und die Hirſch=Dunckerſchen
Gewerkſchaf=
ten den Grundſätzen der Techniſchen Nothilfe beiſtimmten, haben in dem
verfloſſenen Berichtsjahre die Freien Gewerkſchaften trotz ihrer
grund=
tzlichen Gegnerſchaft zur Techniſchen Nothilfe den Grundgedanken der
T.N., Notſtandsarbeiten unter allen Umſtänden in lebenswichtigen
Be=
trieben zu verrichten, ebenfalls dadurch anerkannt, daß ſie für ihre
Ver=
bände ein Streikreglement zur Durchführung von Notſtandsarbeiten in
lebenswichtigen Betrieben aufſtellten. Einen praktiſchen Verſuch in
dieſer Richtung ſtellt bekanntlich der Notarbeitsvertrag zwiſchen Berliner
Magiſtrat und den Freien Gewerkſchaften dar. Die praktiſche Wirkſamkeit
dieſer Streikregeln iſt allerdings eine Frage der Diſziplin innerhalb der
Gewerkſchaften. Für „wilde” Streiks, wie ſie ſich in letzter Zeit gehäuft
haben, iſt jedenfalls auch dann keinerlei wirkſame Sicherheit
gewähr=
leiſtet.
Iſt ſomit der Weg zu einer Entbehrlichmachung der Techniſchen
Not=
hilfe inſofern vorwärts beſchritten worden, als der Grundgedanke der
Techniſchen Nothilfe mehr und mehr geiſtiges Gut aller einſichtigen Kreiſe
in Deutſchland geworden iſt, ſo bleibt dieſe Einrichtung jedoch mangels
aller anderen wirkſamen Sicherungen praktiſch vorläufig noch in der
Mehrzahl der Fälle das einzig taugliche Mittel, die Lebensintereſſen der
Allgemeinheit in kritiſchen Notlagen zu ſchützen.
Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt.
— Der Durſt des blinden Paſſagiers. Ein
tragikomi=
ſches Erlebnis brachte dem Chauffeur Randt eine Anklage wegen
Be=
truges gegenüber dem Eiſenbahnfiskus ein. Randt, der in einer Fabrik
als Kraftwagenführer beſchäftigt iſt, befand ſich in großer Notlage. Er
war verwitwet, hatte ſich wieder verheiratet und war geſchieden worden.
Jetzt hatte er mit ſeiner Wirtſchafterin ein Verhältnis. Er hatte dabei
im ganzen für ſechs Kinder zu ſorgen. Von allen Seiten war er zur
Alimentierung verpflichtet und es lagen gegen ihn Dutzende von
Pfän=
dungen und einſtweiligen Verfügungen vor, ſodaß er nicht mehr aus
noch ein wußte. Sein Einkommen war ſo gut wie ganz mit Beſchlag
belegt. Um aus dieſen mißlichen Verhältniſſen herauszukommen,
be=
ſchloß er, zu flüchten. Da er von ſeiner Firma her, die einen Export
nach Holland betrieb, genau mit dem Verladen von Wagen Beſcheid
wußte, ſtieg er in einen Frachtwagen nach Utrecht als blinder Paſſagier
ein. Von einem Brot, das er mitgenommen hatte, lebte er drei Tage
und drei Nächte. Er war ſchon bis dicht an die holländiſche Grenze
ge=
kommen, als ihn plötzlich ein brennender Durſt packte. Ein Platzregen
brachte ihm Erlöſung aus ſeiner Pein. Er machte ſich aus einem
Fracht=
brief eine Röhre, die er hinaushielt, und ſog dann das köſtliche Naß in
langen Zügen ein. Gleichzeitig aber nahte ſich das Verhänegnis. Von
außen war der Vorgang bemerkt worden und Randt wurde nun aus dem
Wagen herausgeholt. Bei der Verhandlung beantragte der Staatsanwalt
drei Monate Gefängnis. Rechtsanwalt Dr. Konrad Mendelsſohn bat,
den Angeklagten nicht durch eine Gefängnisſtrafe in noch größere Not zu
bringen und auf eine Geldſtrafe zu erkennen. Das Urteil lautete auf
50 Millionen Mark Geldſtrafe, die vom Gericht als durch die
Unter=
ſuchungshaft für verbüßt erklärt wurden.
— Das Abenteuer im Speiſewagen. Eine ungemein
ſchwere, aber gerechte Strafe wurde dem Aufſeher des Speiſewagens im
D.=Zug Berlin—Breslau, Hermann Gerlach, von der 2. Strafkammer
des Landgerichts I auferlegt. Im Frühjahr d. J. fuhr der Kaufmann
Markwitz aus Köpenick von einer Einkaufsreiſe in Schleſien im D.=Zug
nach Berlin zurück. Unterwegs ſuchte er den Speiſewagen auf und
er=
hielt, da alle Plätze beſetzt waren, die Erlaubnis, an dem Tiſch des
Be=
dienungsperſonals Platz zu nehmen. Während des Eſſens nahm er aus
der Brieftaſche eine größere Geldſumme heraus und ſteckte ſie in die
Geſäßtaſche. Nachdem er ſeine Rechnung bezahlt hatte, verließ er den
Speiſewagen. Der Angeklagte war ihm jedoch nachgegangen und ſtellte
ihn im Gang des nächſten Wagens unter der Beſchuldigung, ſeine Zeche
nicht bezahlt zu haben. Er packte den Fahrgaſt an der Kehle, und als
dieſer ſich weigerte, das geforderte Geld herauszurücken, öffnete Gerlach
die Wagentür und drohte, Markwitz aus dem fahrenden Zug
hinauszu=
werfen. Der Verſuch Gerlachs, an die Geſäßtaſche zu kommen,
miß=
lang, worauf er dem erſchrockenen Fahrgaſt die Brieftaſche aus dem Rock
zog und daraus noch mehrere tauſend Mark entnahm. Markwitz, der
etwas angetrunken war, wollte ſich das nicht gefallen laſſen und ging
nach einiger Zeit zuſammen mit einem anderen Paſſagier nach dem
Speiſewagen zurück. Hier beſtellte er eine halbe Flaſche Sekt und
ver=
weigerte nachher die Bezahlung mit der Bemerkung, daß ſich Gerlach
mit dem ihm ungerechtfertigt abgenommenen Gelde bezahlt machen ſolle.
Gerlach folgte dem Kaufmann wiederum in den nächſten Wagen, drängte
ihn in eine Ecke, verſetzte ihm mehrere Stöße vor die Bruſt und zog
hm gewaltſam zwei Ringe von den Fingern, ſodaß eine Verletzung an
der Hand entſtand. Dem hinzugekommenen Zugführer übergab
Mark=
witz 1000 Mark zur Begleichung ſeiner Rechnung. Da er aber ſeine
Ringe nicht wiedererhielt, erſtattete er Anzeige. Urſprünglich war gegen
Gerlach ein Verfahren wegen Raubes eingeleitet worden, es wurde jedoch
gegen ihm nur Anklage wegen Diebſtahls erhoben. Die Strafkammer
verurteilte Gerlach für ſeine an Raub grenzende Straftat zu fünf
Jah=
ren Gefängnis und entſprechendem Ehrverluſt. Landgerichtsdirektor
Langels betonte im Urteil, daß das Aufſichtsperſonal für die Sicherheit
des Publikums zu ſorgen habe. Wenn es aber ſelbſt dazu übergehe,
Raub und Diebſtahl an Betrunkenen zu verüben, ſo ſei die ſchwerſte
Strafe notwendig. Gerlach wurde ſofort in Haft genommen.
Ein neuer Fall von Leichenliebe.
Vor einiger Zeit erregte die Nachricht großes Aufſehen, daß in
Schleißheim ein Mann, der inzwiſchen verhaftet wurde, nachts in das
Leichenhaus eingedrungen iſt, wenn er wußte, daß ſich weibliche Leichen
dort befanden. Nun iſt ein ähnlicher, noch ſchwererer Fall in dem aus
dem Weltkriege bekannten Städtchen Kowno vorgekommen. An
verſchie=
denen Morgen bemerkte man auf dem katholiſchen Friedhof ausgegrabene
und geöffnete Särge. Schließlich gelang es der Polizei, den Täter zu
überraſchen und feſtzunehmen. Verhör und Unterſuchung ergaben, daß
der 51 Jahre alte Mann, der ſchon 1918 wegen ähnlicher Vergehen eine
Gefängnisſtrafe abgebüßt hat, friſche Gräber verſtorbener Frauen zu
öffnen pflegte. Es handelt ſich um einen kraſſen Fall von Nekrophilie
(Leichenliebe), wobei der Verhaftete die Leichen blonder junger Mädchen
bevorzugte und mit den Schmuckſachen, die den Leichen älterer Frauen
entnommen waren, ſchmückte.
Denkmalsenthüllung in Oppau.
Am zweiten Jahrestag der Exploſion von Oppau fand die
Enthül=
lung des von der Gemeinde für die Opfer der Kataſtrophe errichteten
Denkmals unter großer Beteiligung der Behörden und der Bevölkerung
und zugleich die Enthüllung des von der Gemeinde errichteten
Krieger=
denkmals ſtatt. Nachdem das letztere, das in der Ausſegnungshalle des
Friedhofs errichtet iſt, mit einer Anſprache des Bürgermeiſters Süß
und einer Anſprache des proteſtantiſchen Pfarrers Stempel enthüllt war,
begaben ſich die Teilnehmer der Feier zu dem Denkmal für die bei der
Exploſion Getöteten, das auf dem Friedhof ſeinen Platz gefunden hat.
Nach einer Anſprache des Bürgermeiſters Süß hielt Regierungsaſſeſſor
Dr. Hoffmann vom Bezirksamt Frankenthal (ein Sohn des früheren
bayeriſchen Miniſterpräfidenten Hoffmann) eine Gedenkrede. Eine große
Anzahl von Kränzen wurde niedergelegt von der Gemeinde, vom
Staats=
kommiſſar für das Hilfswerk Oppau, Miniſterialrat Stützel, namens des
Hilfswerks Oppau und zugleich namens der bayeriſchen Staatsregierung,
von Oberregierungsrat Köppel für die Regierung der Pfalz, von einem
Vertreter der Stadt Worms uſw. Die Redner wieſen auch darauf hin,
wie das heutige Oppau ein ganz anderes Gewand als vor der
Kata=
ſtrophe trägt. Aus dem Bauern= und Arbeiterdorf iſt eine moderne
Vorſtadt der Großſtadt Mannheim-Ludwigshafen geworden.
Die Fahrpreiſe nach Danzig.
RDV. Neuerdings werden auch die Dampfſchiff=Fahrpreiſe des
See=
dienſtes Oſtpreußen nach Grundpreiſen berechnet, die mit der Schlüſſel=
zig) 10 Mk., Pillau=Neufahrwaſſer 5 Mk. Die Fahrpreiſe für die
Klein=
bahnſtrecke Marienburg=Danzig ſind geändert worden und betragen in
der 2. Klaſſe 17 Mk., in der 3. Klaſſe 11 Mk. (mit der Schlüſſelzahl zu
multiplizieren); ſeit einigen Tagen verkehrt auch der ſeit dem 11. v.
M. eingeſtellte beſchleunigte Perſonenzug und zwar Mittwochs,
Frei=
tags und Sonntags nach und von Danzig. Zur Reiſe nach Danzig auf
jedem Wege iſt unbedingt ein Reiſepaß mit Ausreiſeſichtvermerk bezw.
Unbedenklichkeitsvermerk des Finanzamtes notwendig, auf der direkten
Eiſenbahnſtrecke Berlin=Danzig außerdem ein polniſches
Durchreiſe=
viſum.
Das Frühlingswehen in der evangeliſchen Kirche.
In all dem politiſchen, wirtſchaftlichen und kulturellen Niederbruch
dieſer Tage, von dem kaum ein Volk der Erde ganz unberührt bleibt,
gibt es doch ein Gebiet, wo triebkräftige Anſätze neuen geſunden Lebens
deutlich wahrzunehmen ſind, wo das unerträgliche Reden vom
Wieder=
aufbau der Tat Platz gemacht hat: die Arbeit der evangeliſchen Kirche.
Der Lutheriſche Weltkonvent, der kirchliche Führer aus 40 Ländern der
Erde in der Wartburgſtadt Eiſenach vereinigte, brachte für dieſe Tatfache
manch intereſſanten Beleg. So konnte ein ſchwediſcher Biſchof von einer
wunderbaren Erweckungsbewegung in ſeinem Lande berichten, die, von
der Jugend und von der Studentenſchaft ausgehend, der Kirche einen
neuen Frühling und ein neues Kirchenlied, aber auch eine überraſchende
Erſtarkung des Opferſinns ſchenkte. Mit berechtigtem Stolz durfte er
darauf hinweiſen, daß die ſchwediſche Kirche unter allen lutheriſchen
Kirchen an der Spitze der Hilfeleiſtung für das notleidende Europa
mar=
ſchiert. Wie noch ſeit der Reformation durchzieht eine ſtarke innere
Gärung die ſchwediſche Kirche und hat den Materialismus früherer
Jahrzehnte kraftvoll überwunden. — Die Vertreter Norwegens
erzählten von einem Erſtarken der Laienbewegung und der chriſtlichen
Liebestätigkeit innerhalb der Volkskirche ihres Landes. — Aus
Finn=
land kam die intereſſante Kunde, daß mit der Ueberwindung des
Bol=
ſchewismus eine neue erfreuliche Wandlung der Stellung zu Religion
und Kirche bis hin zu der Sozialdemokratie zu erkennen ſei, die auch in
einer kirchenfreundlichen Geſetzgebung ihren Niederſchlag findet. — Tief
in die Not Mitteleuropas führt der Bericht des öſterreichiſchen
Kirchenpräſidenten hinein. Länder wie Tirol und Salzburg bilden heute
nur noch ein einziges lutheriſches Kirchſpiel! Und doch auch jetzt noch
jährlich ein Zuwachs von rund 5000 Uebertritten zur evangeliſchen
Kirche! Aehnlich ſteht das lutheriſche Volk der Slowakei, das ſich
noch um den Neuaufbau ſeines Kirchenweſens müht, zäh und treu zu
ſeiner Kirche. — Auch die durch tiefſte materielle und ſeeliſche Nor
hin=
durchgegangene ruſſiſche Kirche läßt, wie den Mitteilungen des
Moskauer Generalſuperintendenten Meyer zu entnehmen, in kraftvoller
Ueberwindung der nationalen Gegenſätze eine beginnende Feſtigung
er=
kennen. All dies Neuwerden in der innerſten Sphäre wird — das lehrt
eine vielfache Erfahrung der Geſchichte — wenn die Zeit erfüllt iſt, auch
einmal in Staat und Wirtſchaft, im ſozialen Zuſammenleben und in den
gegenſeitigen Beziehungen der Völker die Keime der Krankheit und des
Verfalls überwinden helfen.
Aufhören der Außenhandelsnebenſtelle für das Buchgewerbe.
DAI. Das Börſenblatt vom 22. September veröffentlicht eine
Mit=
teilung, wonach entſprechend einem Antrag des Reichsbevollmächtigten
der Außenhandelsnebenſtellen für das Buchgewerbe die Regierung das
Ausfuhrverbot für den 12. Abſchnitt des Zolltarifs aufheben werde.
Damit wird die Außenhandelsnebenſtelle für das Buchgewerbe in
Kürze, vermutlich ab 1. Oktober, ihre Tätigkeit einſtellen und wird bis
zum 15. Oktober 1923 nur noch die Abwicklung erledigen. Das deutſche
Buch wird alſo wieder frei von irgendwelchen Ausfuhrbeſchränkungen
und Ausfuhrbeſtimmungen ins Ausland gehen können. Hoffentlich ein
neuer und kräftiger Werber für deutſche Kultur und die deutſche Sache.
Gegenwärtige Ausſichten der Auswanderung nach Braſilien.
D.A. I. Dieſes zeitgemäße Thema behandelt ein guter Landeskenner
Braſiliens, Dr. Walter Schück, Rio de Janeiro, in dem neueſten,
ſo=
eben erſchienenen erſten Oktoberheft des „Auslandsdeutſchen” der
Halbmonatsſchrift für Auslandsdeutſchtum und Auslandkunde des
Deut=
ſchen Ausland=Inſtituts Stuttgart. Aus dem übrigen reichen Inhalt
des Heftes ſeien hervorgehoben die Ausführungen von Dr. Wilhelm
Medinger, Mitglied des Prager Abgeordnetenhauſes, über „
Ruhrbe=
ſetzung und Minderheiten auf dem Wiener Ligenkongreß” und die
aus=
führlichen Berichte über die Zweihundertjahrfeiern im Banat”, die
großen Jubiläumsfeſte der Südoſtſchwaben in Weißkirchen und
Temes=
var, die der „Auslanddeutſche” als erſte reichsdeutſche Zeitſchrift bringt.
Der „Auslandsdeutſche” wird für Mitglieder des Deutſchen
Aus=
land=Inſtituts mit einem ſatzungsgemäßen Mindeſtbeitrag unentgeltlich
geliefert. Einzelhefte können zum Preiſe von 0,20 mal der
Schlüſſel=
zahl des Buchhändler=Börſenvereins durch das Inſtitut (Stuttgart,
Neues Schloß) bezogen werden.
Päpſtliche Ordensverleihungen.
Der Papſt hat den Münchener Stadtbaurat Rauch, Mitglied der
Baheriſchen Volkspartei, Vorſitzenden des Lokalkomitees beim Deutſchen
Katholikentag 1922, und den Chriſtusdarſteller Anton Lang in
Ober=
ammergau, bei dem er während ſeiner Prieſterſchaft als Gaſt bei den
Paſſionsſpielen gewohnt hatte, zu Rittern des St. Gregoriusordens
ernannt. In dem päpſtlichen Brief iſt die Beherbergung des Papſtes
im Hauſe Lang ausdrücklich erwähnt.
Die holländifchen Jubiläumsmarken.
Nicht weniger als vier Serien von Spezialmarken hat die
nieder=
ländiſche Poſtverwaltung aus Anlaß der Feier des 25jährigen
Regie=
rungsjubiläums der Konigin Wilhelmine ausgegeben. Die zuerſt
er=
ſchienenen umfaßten die Werte 5 Cent (grün), 1 Gulden (ziegelrot), 2½
Gulden (ſchwarz) und 5 Gulden (grau). Das Markenbild zeigt die
Kö=
nigin als Herrſcherin auf dem Thron ſitzend mit Zepter und
Reichs=
apfel. Am Krönungstage ſelbſt wurden dann andere Marken
ausgege=
den, die die Wertbezeichnung 10 Cent tragen und das wohlbekannte
Por=
trät der Königin zeigen. Drei andere Serien ſind für den Verkehr in
den holländiſchen Kolonien beſtimmt. Auch ſie zeigen das porträtähnliche
Bild der Königin in einem Rahmen, deſſen Embleme, für die einzelnen
Kolonien verſchieden ſind.
Der unerwartete Fund.
L. Ein Landwirt in Reims, der ein Loch in die Mauer ſeines
Hauſes grub, fand einen verſteckten Schatz von 310 Silberſtücken mit
dem Bildnis Ludwig XII. im Gewicht von ungefähr 8½½ Kg.
Sport, Spiel und Turnen.
Vorſchau für Samstag und Sonntag.
Fußball.
Sportverin 1898, Darmſtadt.
e- Nach dem bisher zahlenmäßig guten Abſchneiden der
Fußball=
mannſchaften des Sportvereins Darmſtadt 1898 E. V. in den
diesjäh=
rigen Verbandsſpielen um die Süddeutſche Fußballmeiſterſchaft werden
die Spiele am morgigen Sonntag fortgeſetzt. Die Liga des
Sport=
vereins muß ſich nach Lorſch begeben, um der dortigen „Olympia”
ge=
genüberzutreten. Wenn die Platzverhältniſſe in Lorſch und der Eifer
der Spieler auf das Spiel ſelbſt ſich in ungünſtigem Sinne nicht
aus=
üben, muß auch bei dieſem Spiel mit einem Erfolg der Einheimiſchen
gerechnet werden. Mit Gewißheit läßt ſich jedoch über den Ausgang
des Spiels im voraus nichts ſagen, da gerade die Ligamannſchaft ſchon
zu ſehr ihren Anhängern Ueberraſchungen bereitet hat. Die
Liga=
erſatzmannſchaft, die gleichfalls noch ungeſchlagen in der Tabelle
ihrer Klaſſe führt, tritt auf dem Stadion gegen die Liggerſatzmannſchaft
des Fußballklubs „Olympia”=Lorſch an. In dieſem Spiel wird der
hie=
ſigen Bevölkerung bei der derzeitigen Spielſtärke beider Mannſchaften
ſicher guter Sport geboten. Die dritte Mannſchaft ſpielt gegen
die dritte Mannſchaft der Spielvereinigung Arheilgen, ebenfalls im
Stadion, während die fünfte Mannſchaft ihr Verbandsſpiel in
Roßdorf gegen den dortigen Sportverein auszutragen hat.
Sportvereins Ib.=Jugend tritt der erſten Jugendmannſchaft der
Turngemeinde 1846 gegenüber. Die IIa.=Jugendmannſchaft
ſpielt gegen die II. Jugendmannſchaft des Vereins für Raſenſpiele „
Ger=
mania”=Pfungſtadt. Die IIb.=Jugend wird der II. Jugend des
Ver=
eins für Raſenſpiele Darmſtadt gegenübertreten, während die Ia.=
Schü=
lermannſchaft ein Spiel gegen die I. Schülermannſchaft der
Turn=
gemeinde 1846 Darmſtadt abgeſchloſſen hat.
Einer Anregung aus Mitgliederkreiſen Folge leiſtend, hat ſich die
Leitung des Sportvereins entſchloſſen, anläßlich des Spiels der
Liga=
mannſchaft in Lorſch eine Wanderung in den vorderen Odenwald
mitzu=
unkernehmen.
Freie Tgde. Darmſtadt I — Tgde, Dreieichenhain I.
Im Rahmen der Gruppenmeiſterſchaftsſpiele ſtehen ſich morgen
Nachmittag 3 Uhr auf dem Platze an der Windmühle die 1. Mannſchaft
der Turngemeinde Darmſtadt und die gleiche der Turngemeinde
Drei=
eichenhain gegenüber. Auch dieſes Spiel dürfte ſeine Anziehungskraft
nicht verfehlen, zumal Dreieichenhain bis jetzt noch ungeſchlagen
in den Verbandsſpielen ſteht. Außerdem kann man die Mannſchaft
zur=
zeit als eine der techniſch beſten Mannſchaften des Bezirks anſehen.
Darmſtadt tritt mit etwas veränderter Mannſchaft anz ob zu recht oder
unrecht, wird ſich aus dem morgigen Spiel ergeben. Der derzeitige
Stand der Spiele iſt aus nachfolgender Tabelle zu erſehen.
Vereine
Dreieichenhain
Sprendlingen
Iſenburg
Darmſtadt
Pfungſtadt
gew.
verl. unentſch.
Punkte
„Union”=Ober=Ramſtadt — „Germania”=Eſchollbrücken.
Nach der Ruhepauſe am vergangenen Sonntag nehmen die
Ver=
bandsſtiele morgen ihren Fortgang. In Ob.=Ramſtadt wird die durch ihre
vor kurzem über V.f.B. 3:2 und „Union” 4:2 erfochtenen Siege
be=
kannte Elf der „Germania”=Eſchollbrücken gegen „Union” ſpielen.
Leichtathletit.
Meiſterſchaft im 50=Km.=Gehen.
Die letzte der diesjährigen Leichtathletikmeiſterſchaften, die
Meiſter=
ſchaft im 50 Kilometergehen, gelangt morgen auf der Radrennbahn in
Leipzig zur Entſcheidung. Aus den verſchiedenen Landesverbänden ſind
insgeſamt 22 Meldungen eingegangen. Der mitteldeutſche Verband ſtellt
9 Bewerber. Der Berliner Verband ſchickt 7 Geher. Norddeutſchland
wartet mit 5 Teilnehmern auf, während Süddeutſchland nur 1 Vertreter
ſchickt.
Der vorjährige Sieger, Hähnel=Ilversgehoven, der ſich auch
gemel=
der hat, konnte nicht berückſichtigt werden, da gegen ihn ein Verfahren
wegen Verſtoßes gegen die Amateurbeſtimmungen ſchwebt. Die
Ent=
ſcheidung dürfte alſo zwiſchen dem Sieger von 1920 Schötz, dem von
1921, H. Müller und dem Berliner Meiſter, Köhler, liegen.
Propaganda=Veranſtaltung der Volkshochſchule Frankfurt.
Die Volkshochſchule für Leibesübungen=Frankfurt veranſtaltet im
großen Saale des Volksbildungsvereines eine Propagandaveranſtaltung,
bei der die in ihren Kreiſen betriebenen Sportarten von ihren Schülern
gezeigt werden ſollen. Daneben werden namhafte Sportleute die
Ueb=
ungsarten vorführen. Das Programm weiſt auf: Jiu Jitſu, Boxen,
Fechten, leichtathletiſche Trainingsübungen, rhythmiſche Gymnaſtik
ſo=
wie Skilaufen in Lichtbild und Trockenübungen.
Rugby.
Der Sportklub Frankfurt empfängt morgen zwei Mannſchaften der
Rudergeſellſchaft Heidelberg. Das Spiel der Ruderer ſteht infolge des
intenſiven Trainings unter Hermann Meiſter auf ſehr hoher Stufe.
Man darf daher dieſem Spiel große Bedeutung in der diesjährigen
Rugbyſaiſon beimeſſen.
Hockey.
Sportklub 1880, in Frankfurt hat für morgen den Wiener
Athletikſport=
klub zu einem Freundſchaftsſpiel verpflichtet, das ſehr intereſſant zu werden
verſpricht. Das Spiel, das die Reihe der Veranſtaltungen zur Eröffnung
des neuen Sportplatzes an der Adickesallee beſchließt, wird um 11 Uhr
vormittags ausgetragen. Die W.A.C. iſt unſtreitig die beſte
Mann=
ſchaft Oeſterreichs. Sie gewann u. a. gegen den Wiener Hockeyklub 8:1,
gegen V.f.R. 11:2 und ſpielte gegen Oxford unentſchieden 1:3. Nach
dem erſtaunlichen Erfolg des Sportklubs 1880 gegen Klub zur Vahr=
Bremen am vergangenen Sonntag 5:1 kann man annehmen, daß zwei
der beſten Hockeymannſchaften des Kontinents ſich morgen treffen.
Turnen.
Die Handballmeiſterſchaft der Deutſchen Turnerſchaft wird morgen
zwiſchen der Turngeſellſchaft Stuttgart und dem Turn= und
Raſenſport=
verein „Union” 1880=Düſſeldorf auf der neu erbauten Kölner
Kampf=
bahn ausgetragen. Beide Mannſchaften ſind bisher ungeſchlagen.
Die Düſſeldorfer Mannſchaft iſt zwar nicht ſo ſchnell wie die
Stutt=
garter, dafür aber um ſo ſchußfreudiger.
Automobilſport: Harzfahrt des A. D. A. C.
Schwabenbergrennen 1923 (Ungar. Automobilklub) Automobil= und
Motorradrennen auf dem Krähberg.
Rabfahren: 100 Km.=Stafettenfahrt um den Komet=Wanderpreis.
Bergrennen zur Amöneburg in Frankfurt a. M. (Gau 9a).
Bahnrennen in Breslau, Dresden und Erfurt.
Sportliche Bücherſchau.
Dr. phil. Martha Wertheimer Erziehung zum Fechter.
Grundpreis 2.20 Mk. Verlag Dr. Fr. Frommel, Stuttgart. Nicht für
den Anfänger zur Einführung noch zur Unterweiſung für den
Trai=
nierenden iſt dieſes kleine Buch geſchrieben, es betont vielmehr in erſter
Linie die Pflichten und Aufgaben desjenigen, dem das ſportliche Fechten
in ſeiner Vollendung Ziel ſportlicher Betätigung iſt. Zwar ſteht Verf.
dem ſtudentiſchen Fechten als Sport ablehnend gegenüber und befaßt
ſich ausſchließlich mit Florett und leichtem Säbel, aber man muß ihr
anerkennen, daß ſie ihr feſtumriſſenes Gebiet beherrſcht. Das Fechten
hat nicht den Aufſchrung mitgemacht, den manche andere Sportart
erleben durfte, es iſt ein Herrenſport, in dem es nur erleſene
Mannes=
zucht, geiſtige und körperliche Selbſterziehung zur Meiſterſchaft bringen
können. Fechten als Leibesübung, der Fechter, die Technik, die Uebung,
die Taktik, der Kampf und die Zucht, die einzelnen Kapitel ſind knapp
und klar. Meiſter, Vorfechter und Turnierfechter werden dem Buch
gern ihre Beachtung ſchenken.
Dr. D.
Tageskalender.
Landestheater, Großes Haus, Anfang 7. Ende 9/= Uhr (
Son=
dermiete 21,1) „Viel Lärmen um Nichts”. — Kleines Haus, Anfang
7½, Ende gegen 9½ Uhr: Konzert der Trio=Vereinigung. —
Or=
pheum, Anfang 7¾4 Uhr: „Die Poſtmeiſterin”.
Turn=
gemeinde Darmſtadt, abends 7 Uhr, in der Turnhalle am
Woogsplatz: Herbſtkonzert. — Union=, Reſidenz=, Zentral=Theater,
Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für Sonntag, den 7. Oktober.
Wolkig, Negenfälle, kühl.
Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, „Stadt und Land”,
„Reich und Ausland”: Max Streeſe; für den Inſeratenteil;
J. V. A. Fleiſcmann, — ſäm=lich in Darmſtadt.
Die heutige Rummer hat 8 Seiten
Seite 6.
Darmſtädter Dagblatt, Samstag, den 6. Oktober 1923.
Rummer 226.
S8888888888S888S8SSSSSS
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Ueber Befreiung der Kleinbetriebe von
der Betriebsſteuer
ſchreibt R.=A. Dr. Krombach=Eſſen in der „N.St.R.”:
„Die Arbeitgeberabgabe, die das Doppelte der von
dem Arbeitgeber jeweils abzuführenden Lohnabzüge beträgt,
ſoll dann nicht erhoben werden, wenn die jeweils fällige Abgabe
„das 200fache des Betrages nicht überſteigt, der für die
Beförde=
rung eines Briefes bis zu 20 Gramm im Inlandsverkehr am
Fälligkeitstage jeweils zu entrichten iſt.” Hiernach iſt alſo ein
Betrieb, wenn er im Sinne des § 3 des Geſetzes als Kleinbetrieb
anzuſehen iſt, nicht ein für allemal von der Betriebsſteuer
be=
freit, ſondern der Arbeitgeber hat an den einzelnen
Fälligkeits=
terminen der Abgabe immer wieder von neuem zu prüfen, ob
nach den von ihm jeweils abzuführenden Lohnabzügen und nach
den jeweiligen Poftgebühren die Befreiung von der Abgabe noch
fortbeſteht, oder, ſoweit ſie bisher nicht beſtanden hat, neuerdings
begründet iſt. Für die erſte Zahlung z. B., die ſpäteſtens am
10. September 1923 zu entrichten war, ergibt ſich auf dieſe Weiſe
folgende Berechnung: Ein gewöhnlicher Inlandsfernbrief bis zu
20 Gramm koſtete am 10. vor. M. 75 000 Mk. Das 200fache dieſes
Betrages iſt 15 Millionen Mk.; die ſteuerfreie Grenze für die
Abgabe betrug alſo am 10. vor. M. 15 Millionen Mk., welchem
Steuerbetrag ein Lohnabzug von 7 500000 Mk. entſpricht. Am
10. vor. M. war die Steuer nach denjenigen Beträgen zu
be=
rechnen, die an Lohnabzug vor dem 1. Sept. einzubehalten waren
und bis 31. Auguſt noch nicht abgeführt wurden. Sofern alſo
dieſe Beträge nicht 7½ Millionen Mk. überſteigen, war am 10.
vor. M. eine Betriebsfteuer nicht zu entrichten. Soweit aber an
Steuerabzug aus der Zeit bis 31. Auguſt nach dieſem Tage noch
über 7½ Millionen abzuführen waren, war am 10. vor. M. in
doppelter Höhe die Betriebsabgabe zu zahlen. Der hiernach für
den 10. 9. 1923 errechnete Grenzbetrag zur Befreiung der
Klein=
betriebe in Höhe von 15 Millionen Mk. Abgabe bedeutet nicht
etwa eine Freigrenze in dem Sinne, daß nur der über dieſen
Betrag hinausgehende Steuerbetrag zu entrichten iſt; vielmehr
ſind diejenigen Arbeitgeber, bei denen nach der vorſtehenden
Berechnung am 10. 9. die Abgabe den Betrag von 15 Mill. Mk.
überſteigt, in vollem Umfange abgabepflichtig. Die Berechnung
iſt weiter am 25. 9. und in den weiteren Monaten am 5., 15. und
25. jeden Kalendermonats bis Ende Februar 1924 vorzunehmen.
Für den 5. eines jeden Kalendermonats iſt von den
Lohnzah=
lungen in der Zeit vom 21. bis zum Schluß des Vormonats,
für den 15. von den Lohnzahlungen in der Zeit vom 1.—10. des
gleichen Kalendermonats und für den 25. von den
Lohnzahlun=
gen vom 11.—20. des gleichen Kalendermonats auszugehen und
danach für jeden Einzelfall zu berechnen, ob die ſteuerfreie
Grenze überſchritten iſt. Die freien Berufe im Sinne des § 9
Nr. 2 Eink. St. G. ſind von der Abgabe überhaupt freigeſtellt.
Die Landabgabe, die ſechs Monate hindurch jeden Monat
in Höhe von 1,50 Goldmark für je 2000 Mk. Wehrbeitragswert
zu zahlen iſt, ſoll ebenfalls bei Kleinbetrieben nicht erhoben
wer=
den. Solche ſteuerfreien Kleinbetriebe ſind dann vorhanden,
wenn die maßgebenden Wehrbeitragswerte der Grundftücke
eines Steuerpflichtigen (bei Ehegatten unter Hinzurechnung der
Grundſtücke der Ehefrau) insgeſamt 4000 Mk. nicht erreichen.
Forſtwirtſchaftliche und gärtneriſche Betriebe einſchl. ſolcher, die
dem Wein= oder Hopfenbau gewidmet ſind, ſollen nur dann von
der Steuer befreit ſein, wenn die maßgebenden
Wehrbeitrags=
werte insgeſamt nicht volle 2000 Mk. erreichen. Bei der
Land=
abgabe iſt mithin die ſteuerfreie Grenze nicht von Zahlung zu
Zahlung ſchwankend, ſondern die Steuerfreiheit der einzelnen
Betriebe bleibt, wenn ſie einmal vorhanden iſt, auch für die
weiteren Zahlungen beſtehen. Soweit es ſich um
landwirtſchaft=
liche Nebenbetriebe handelt, z. B. Brennereien,
Molke=
reien, Ziegeleien, Kellereien ſind auch für die Steuerfreiheit
die=
ſer Betriebe, ebenſo wie für Berechnung der Abgabe ſelbſt, nicht
die Beſtimmungen über die Arbeiterabgabe, ſondern die
Vor=
ſchriften für die Landabgabe maßgebend, zumal da für dieſe
Be=
triebe die Heranziehung zur Arbeitgeberabgabe ausgeſchloſſen
iſt ohne Rückſicht darauf, ob und wieviele Arbeitnehmer in
die=
ſem Betriebe beſchäftigt werden. Die vorſtehende Abgrenzung
der ſteuerfreien von den ſteuerpflichtigen Betrieben iſt im übri=
gen auch für das beſetzte Gebiet beachtlich. Für die
Betriebs=
ſteuer iſt es unerheblich, ob der Arbeitgeber im beſetzten Gebiet
wohnt und ob die landwirtſchaftlichen Grundſtücke ſich im beſetzten
Gebiete befinden. Dieſe Unterſcheidung iſt nur für die Rhein=
Ruhr=Abgabe bedeutſam. — Kleinbetriebe können Erlaß der
Abgabe im Einzelfalle beantragen, wenn „ihre Einziehung nach
Lage der Sache unbillig wäre‟. Ein ſolcher Erlaß wird
ins=
befondere für die Arbeitgeberabgabe in Frage kommen, wenn
durch irgend einen Zufall in einem Kleinbetrieb, der an ſich
nach dem Zwecke der Vorſchrift des § 3 der
Durchführungsbe=
ſtimmungen von der Steuer verſchont werden ſollte, ſich an
ein=
zelnen Stichtagen eine größere Anhäufung von
Lohnabzugs=
beträgen ergeben ſollte.
Zur Frage der Vereinfachung des
Reichs=
ſteuerweſens
hat Reg.=Rat Dr. Model in der „Deutſchen Jur.=Ztg.”
beach=
tenswerte Ausführungen veröffentlicht; er erörtert hinſichtlich
des materiellen Inhalts der Reichsſteuergeſetze den durch
die große Zahl von Geſetzen hervorgerufenen Umfang des
Stof=
fes, die durch die Verſchiedenheit der Bewertungsgrundſätze
ge=
ſchaffene Unüberſichtlichkeit und die ſchwer verſtändliche Faſſung
der Geſetze. Einzelne Steuerarten ſolle man aufgeben: mit der
Kapitalertragſteuer ſei der Anfang gemacht, Zweifel hinſichtlich
der Rentabilität beſtünden auch bei der Erbſchaftsſteuer, die
nach dem Ergebnis für das verfloſſene Rechnungsjahr bei vielen
Finanzämtern keine nennenswerten Ueberſchüſſe erbracht habe
und beſonders geſchulte Kräfte beanſpruche. (Für Heſſen würde
hierzu eine amtliche Aeußerung des Landesfinanzamts
er=
wünſcht fein. Anm. d. Ber.) Die Grunderwerbſteuer empfiehlt
M. ganz den Gemeinden zu überlaſſen. Die Klagen über die
Unüberſichtlichkeit ſeien nicht ganz von der Hand zu weiſen, was
ſich deutlich bei der Bewertungsfrage zeige. Den
ge=
meinen Wert — ſchlägt M. vor — ſolle der ermächtigte
Reichs=
finanzminiſter durch monatliche Bekanntgabe von
Multiplikato=
ren zum Friedenswert beſtimmen oder, wenn man für das
Kapitalverkehrsſteuergeſetz auf die Geltung des gemeinen Werts
verzichtete, ſolle man die Bewertung des
Vermögensſteuerge=
ſetzes allgemein gelten laſſen und die danach maßgebenden
Multiplikatoren zum Wehrbeitrags= und Notopferwert der
Geld=
entwertung angepaßt, bekannt geben. Das gewährleiſte eine
ge=
rechte, gleichmäßige und raſche Veranlagung. Die Vorwürfe
über unzweckmäßige oder ſchwer verſtändliche Faſſung der
ein=
zelnen Steuergeſetze hält Verf. z. T. für gerechtfertigt. (
Hin=
weis auf § 139, Abf. 2, Abg. O., 13 Eink. St. G., 7 Umſ. St. G.)
Die Klagen über die formellen Beſtimmungen der
Steuer=
geſetze ſeien nur z. T. berechtigt. Zu erwägen ſei für das
Ge=
biet der Einkommenſteuer ſchon im Intereſſe der Papiererſparung
die Zulaſſung eines gegenüber dem Amtsmuſter vereinfachten
Formulars — ähnlich den von Finanzämtern verwendeten
Fragebogen. — „Schwerwiegende
Geſetzesänder=
ungen unmittelbar vor Beginn der
Steuer=
erklärungsfriſt müſſen vermieden werden.”
Ent=
ſchieden einzuſchränken wäre die Voranmeldepflicht für
die Umſatzſteuer. (Wegfall des § 143a UStG. A.B.),
ab=
zuſchaffen die Straßenſteuerhefte für den
Straßen=
handel. Man ſolle den Händlern die Mitführung von
Auf=
zeichnungen über ihren Umſatz auferlegen und durch Polizei= und
Außendienſt auf die Beachtung dieſer Vorſchrift hinweiſen. Zum
Dritten ſei der Umfang der Finanzbehörden zu
beſchnei=
den, da für Erledigung der Schreibarbeiten zahlreiches
Hilfs=
perſonal gehalten werden müſſe. Eine weſentliche
Herabmin=
minderung der Verwaltungskoſten, die den früheren Satz von
höchſtens 4 b. H. der Einnahmen jetzt ſtark überſchreiten dürften,
läßt ſich nur erreichen, wenn das Schreibweſen vermindert wird.
(Bisher iſt für die laufenden Steuern (Umſatz=, Eink.= und
Ver=
mögensſteuer) je eine beſondere Hauptſteuerliſte zu
füh=
ren, ſo daß der Name vieler Pflichtigen allein hinſichtlich dieſer
Steuerarten in jedem Jahr dreimal einzutragen iſt.
Zuſammen=
faſſung dieſer Eintragungen in eine Liſte bedingt, daß die drei
Steuerarten von einem Beamten oder doch in einer Abteilung
bearbeitet werden, was bei vielen Finanzämtern möglich iſt.
Die Angaben des Pflichtigen über ſeinen Umſatz können zugleich
bei Veranlagung der Einkommenſteuer verwertet und
Verhand=
lungen und Ermittelungen auf beide Gebiete erſtreckt werden.
Man könnte auch Umſatz= und Einkommenſteuer=Erklärung bei
für die Abgabe gleichmäßig feſtgeſetzten Friſten verbinden. Bei
Befriſtung der Umſatzſteuervorauszahlungen auf die
Viertel=
jahresmitte würde ſich das Kaſſenweſen vereinfachen
laſ=
ſen, da die Vorauszahlungen für Umſatz=, Einkommen= und
Ver=
mögensſteuer gleichzeitig erhoben werden könnten. Auch das
Kaſſenweſen ſolle ſich der Verbuchung der drei Steuerarten in
eine, ſtatt drei Hauptſteuerliſten anpaſſen.
Die Verbindung
zwiſchen Veranlagungsabteilung und Finanzkaſſe würde am
beften durch ein ſämtliche Steuerarten umfaſſendes
Karten=
blatt gehalten, deſſen zweite Ausfertigung der Kaſſe
verblei=
ben und die bisher für jede Steuer beſonders geführten
Soll=
bücher vollkommen entbehrlich machen würde. Die Kaſſe wäre
dann ebenſo, wie der Veranlagungsbeamte im Stande, dem
Pflichtigen ſeine geſamten Steuerzahlungen und Rückſtäude
an=
zugeben, ſo daß auch Mahnungen und Pfändungen ſtets laufend
blieben.
Zur Oeviſenabgabe
(V. O. des Reichspräſidenten vom 25. Auguſt 1923) ſchreibt R.=A.
Dr. Roth. Dozent an der Univerſität Heidelberg, in der
„N. St.=R.”: „1. Die erſte Frage iſt die nach der
verfaſſungs=
mäßigen Gültigkeit der V.O. des Reichspräſidenten. Unter die
verfaſſungsmäßigen Freiheiten, die der Reichspräſident gemäß
Art. 44 R.V. außer Kraft ſetzen kann, fällt zwar ein Eingriff in
das Eigentum (Art. 153 R. V.), nicht aber ein Eingriff in die
verfaſſungsmäßige Beſtimmung des Art. 134 R.V., der dahin
zu verſtehen iſt, daß Abgaben, insbeſondere Steuern aller Art,
nur durch formelles Geſetz, nicht im Wege der Verordnung,
auf=
erlegt werden können. Demgemäß iſt die Frage, ob die
Deviſen=
abgabe eine Steuer iſt oder „lediglich” ein Eingriff in das
Eigentum. Dem Anſchein nach für den flüchtigen Betrachter nur
letzteres. In Wirklichkeit aber, hauptſächlich wenigſtens, eine
Zwangsanleihe, und daher eine Steuer. Ein Eingriff in das
Eigentum iſt die Wegnahme eines beſtimmten, im Eigentum
des oder der von der Maßnahme Betroffenen befindlichen
Gegen=
ſtandes gegen oder ohne Entſchädigung. Eine Abgabe (
Beſteue=
rung) liegt dagegen vor, wenn der Beſitz (das Eigentum) eines
Gegenſtandes zu Leiſtungen verpflichtet. Das aber iſt der
In=
halt der V.O. des Reichspräſidenten vom 25. Auguſt 1923. Der
Beſitz bzw. das Eigentum beſtimmter Gattungen Deviſen
ver=
pflichtet zu einer Abgabe, die teils in ſolchen — beſeſſenen —
Deviſen ſelbſt beſteht, teils — und das iſt der entſcheidende
Ge=
ſichtspunkt — durch Hingabe anderer Deviſen als des eigentlich
betroffenen Deviſenbeſitzes, oder überhaupt andere Leiſtungen
erfüllt werden kann oder muß. Die von den „
Durchführungs=
beſtimmungen” ſelbſt gemachte Unterſcheidung zwiſchen „
Ver=
mögensgegenſtänden, die die Ablieferungspflicht begründen”
und „Vermögensgegenſtänden, die abzuliefern ſind”, belegen zur
Offenſichtlichkeit, daß man es mit einer Beſteuerung zu tun hat.
Ergänzend tritt hinzu, daß das RFM. angekündigt hat, es
wür=
den diejenigen, die keine ablieferungsfähigen Deviſen beſitzen,
in anderer Weiſe zu der Abgabe von 2 bzw. 1 Mk. Gold für
10 000 Mk. Brotverſorgungsabgabe herangezogen. Und der Zweck
dieſer Feſtſtellung? Die Not der Zeit rechtfertigt ſicherlich die
Deviſenabgabe ſelbſt. Nie aber rechtfertigt in einem Staate,
der als Demokratie ſelbſtverſtändlich Rechtsſtaat ſein ſoll,
irgend ein Umſtand die Abweichung der Regierungsorgane und
Behörden von den verfaſſungsrechtlichen oder geſetzlichen
Grund=
lagen, zumal, wie hier, es ein leichtes geweſen wäre, für die
Deviſenabgabe die verfaſſungsmäßige Form eines einfachen
Reichsgeſetzes zu finden.” „2. Da es ſich um eine Steuer handelt
(vgl. auch § 1 St.=Abg.O.), ſo iſt das Rechtsmittelverfahren der
St. Abg.O. eröffnet. Dabei iſt jede von der Auffaſſung der
Ab=
gabeverpflichtungen abweichende Feſtſtellung oder Berechnung
der Abgabepflicht als Steuerbeſcheid zu betrachten. In einem
wegen Verletzung der Vorſchriften der V.O. eröffneten
Strafver=
fahren iſt die verfaſſungsmäßige Gültigkeit der V.O. vom
25. Auguſt 1923 vom Gericht ſelbſt nachzuprüfen; im übrigen
würde, ſoweit das Beſtehen der Abgabepflicht oder ihre Höhe
und Art gemäß den Beſtimmungen der V.O. im Frage ſteht,
gemäß § 433 St.Abg.O. zu verfahren ſein.”
Gottesdienſtliche Anzeigen.
Evangeliſche Gemeinden.
19, Sonntag nach Trinitatis, den 7. Oktober 1923.
Stadtkirche: Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Vogel,
Die Stadtkirche iſt wochentags von 9 Uhr vormittags bis 5 Uhr
nachmittags zu ſtiller Andacht geöffnet. Eingang: Nordtüre.
Stadtkapelle: Vormittags 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer
Heß. — Abenbs 6 Uhr: Abendgottesdienſt mit Feier des heil,
Abend=
mahls. Pfarrer Kleberger.
Schloßkirche: Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt mit Feier des heil.
Abendmahls, Pfarrer Zimmermann. — Um 11½ Uhr:
Kindergottes=
dienſt. Pfarrer Zimmermann. — Nachm. 2 Uhr: Schluß der
Chriſten=
lehre. Pfarrer Zimmermann.
Amtshandlungen an Auswärtigen: Pfarrer Marx.
Martinskirche: Vormittags 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer
D. Waitz. Feier des heil. Abendmahls mit Vorbereitung,
Anmel=
dung von ½10 Uhr an in der Sakriſtei. — Um 11 Uhr:
Kindergottes=
dienſt für den Weſtbezirk. Pfarrer D. Waitz, — Abends ½8 Uhr im
Gemeindehaus (Liebfrauenſtr. 6): 2. Heimabend für evangeliſche
Aus=
gewieſene. Eintritt frei,
Altersheim: Vorm, 9½ Uhr: Pfarraſſiſtent Müller.
Johanneskirche: Landesfeſt des Landesverbandes
Heſſen=Naſſau und Heſſen des Bundes deutſcher
Ju=
gendvereine‟. Samstag, abends 9 Uhr in der Kirche:
Myſterien=
ſpiel der Frankfurter Schar Hauenſtein: Gevatter Tod”, (für
Feſtteil=
nehmer, Eltern und Quartierwirte). — Sonntag, vormittags 71 Uhr:
Morgenfeier (Jugendpfarrer Kappes=Karlsruhe). — Um 10 Uhr:
Hauptgottesdienſt. Pfarrer Marx. — Um 11½ Uhr:
Kindergottes=
dienſt. — Abends 8 Uhr: Wiederholung des Myſterienſpiels in der
Kirche. Eintritt 1000 000 Mk. Karten bei Schlapp, Säng u. L. Paul.
Mittwoch, den 10. Okt., abends 8 Uhr: Bibelſtunde im
Gemeinde=
haus. Pfarrer Goethe.
Beſſunger Kirche (Petrusgemeinde): Vorm. 10 Uhr:
Haupt=
gottesdienſt. Pfarrer Wagner. Feier des heil. Abendmahls mit Beichte.
Anmeldung von ½10 Uhr an in der Sakriſtei.
Pauluskirche: Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Rückert.
Um 11¼ Uhr: Kindergottesdienft. Pfarrer Rückert. — Nachm.
4½ Uhr: Eröffnungsgottesdienſt für den Konfirmandenunterricht. Pfr.
Rückert. — Abends 8 Uhr: Gemeindeverſammlung mit Vortrag und
Beſprechung über die Taufe. Pfarrer Rückert. — Mittwoch, den
10. Okt., abends 8½ Uhr im Saal: Bibelerklärung. Pfarrer Rückert,
Stiftskirche: Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Bellon.
Um 111 Uhr: Kindergottesdienſt. —
Donnerstag, den 11. Okt.,
abends 8 Uhr: Betſtunde.
Stadtmiſſion (Mühlſtr. 24): Sonntag, vorm. 9 Uhr: Gebetsſtunde,
— Um 10 Uhr: Gottesdienſt in der Loſſenſchen Klinik. — Um 11½ Uhr:
Kindergottesdienſt. — Nachm. 3½ Uhr: Bibelſtunde. — Um 3½ Uhr:
2
Bibelſtunde im Verſorgungslazarett. — Abends 8½ Uhr: Evangeliſation,
Montag, abends 8½ Uhr: Bibelbeſprechſtunde für Männer. —
Dienstag, abends 8½ Uhr: Blaukreuz=Bibelſtunde. — Mittwoch, abends
8½ Uhr: Bibelſtunde in der Waldkolonie (Funkerkaſerne). —
Donners=
tag, abends 8½ Uhr: Bibelſtunde (Römerbrief). — Jugendbund für
E. C., Mühlſtr. 24: Sonntag, vorm. 9 Uhr: Gebetsſtunde, anſchließend
Weißkreuzſtunde für Jünglinge. — Nachm. 2½ Uhr:
Bibelbeſprech=
ſtunde für Jünglinge. — Um 4½ Uhr: Bibelbeſprechſtunde für
Jung=
frauen. — Abends 8½ Uhr: Weiheſtunde. — Dienstag, abends 8½ Uhr:
Bibelſtunde für Jünglinge und Gebetsſtunde für Jungfrauen,
Donnerstag, abends 8 Uhr: Gebetsſtunde für Jünglinge.
Chriſtliche Vereinigung gläubiger Eiſenbahner:
Sonntag, nachm. 4½ Uhr: Bibelbeſprechſtunde im Jugendbundheim.
Wartburgverein Darmſtadt. Vereinslokal: Gemeindehaus der
Martinsgemeinde, Liebfrauenſtr. 6. Dienstag, abends 8½ Uhr:
Bibel=
ſtunde.
Ehriſtlicher Verein junger Männer Darmſtadt, E. V.,
Alexander=
ſtraße 22 (Infanterie=Kaſerne, 1. Hof links): Dienstag, abends 8 Uhr:
Bibelſtunde. — Donnerstag, abends 8 Uhr; Bibelbeſprechſtunde für
die Jugendabteilung. —
Samstag, abends 8½ Uhr: Wochenſchluß=
Gemein=ſchaftsſtunde.
Ehriſtlicher Jugendverein Darmſtadt (Dieburgerſtr. 26, I.)
Mitt=
woch, abends 8½ Uhr: Bibelſtunde.
Evangeliſche Gemeinſchaft (Eliſabethenſtraße 44): Sonntag, den
7. Okt., vorm. 11 Uhr: Sonntagsſchule. — Abends 8 Uhr:
Gottes=
dienſt. — Donnerstag, den 11, Okt., abends 8½ Uhr: Bibelſtunde,
Prediger Erhardt.
Ehriſtliche Gemeinſchaft Darmſtadt (Mollerſtraße 40): Sonntag,
den 7. Okt., vorm. ½10 Uhr: Heiligungsſtunde. — Um 11 Uhr:
Sonn=
tagsſchule. — Abends 8½ Uhr: Evangeliſation. — Dienstag, abends
8 Uhr: Bibelſtunde. — Freitag, abends 8 Uhr: Gebetsſtunde.
Gemeinde gläubig getaufter Chriſten (Baptiſten), Mauerſtr. 17:
Sonntag, den 7. Okt., vorm. 10 Uhr: Gebetsverſammlung. — Um
11 Uhr: Sonntagsſchule. — Nachm, 4 Uhr: Predigt. — Abends 8 Uhr:
Jugendſtunde. — Donnerstag, den 11, Okt., abends 8½ Uhr; Vortrag:
„Das Hadasleben” (Zwiſchenzuſtand). Prediger Kuhl;
Katholiſche Gemeinden.
Sonntag, den 7. Oktober 1923.
Roſenkranzfeſt.
St. Ludwigskirche: Samstag, nachm. 4 Uhr und abends 8 Uhrz
Gelegenheit zur heil. Beichte.
Sonntag, vorm. 5½ Uhr: Beichtgelegenheit — Um 6 Uhr: Erſte heil.
Meſſe. — Um 7 Uhr: Heil. Meſſe mit Roſenkranz. — Um 8 Uhr:
Singmeſſe mit Predigt und Kommunion des Männerapoſtolates, um
½11 Uhr: Verſammlung. — Um 9½ Uhr: Hochamt mit Predigt.
Um 11 Uhr: Singmeſſe mit Predigt und Roſenkranz. — Nachm. 3 Uhr:
Roſenkranz=Bruderſchaftsandacht mit Predigt und ſakramentaliſche Pro=
Holzſchneiden
mit fahrb.
Motor=
bandfäge übern.
L. Beutel
Liebigſtraße 48
Tel 3294. (* 26140
Kohlen u. gehacktes
Buchenholz tauſchen
gegen Kartoffeln
ſo=
fort. Zu erfragen
Darmſtadt,
Eſcholl=
brücker Straße,
Ver=
ſorgungs=Lazarett, an
der Pforte. (*26127
Zu leihen od. zu
kaufen geſucht!
„Fuchs illuſtrierte
Sittengeſchichte‟
Ang. m. Pr. u. S102
Geſchäftsſt. (*26132
Verkänfe
2 Hrn.: u. 2 Jünglings
überz.. Dam.=Lachſchuhe
(38/39) zu vk. (*26130
Schützenſtr. 18.
Damenrad
zu verk. Zu erfragen
in der Geſchſt. (*26146
Anzug
wie neu, für geſetzte
Fig, zu verk. (:26121
Grafenſtr. 31, Stb., I.
Part. Erſtlingswäſche,
eleg. Koſtüm u.
ver=
ſchied. Kleidungsſtücke
zu verk. Götz,
Kahlert=
ſtraße 42, II, (*26152
1 Bett (eichen) u.
Waſchtiſch, 1
Gasheiz=
ofen, 1 Waſchmaſchine
(Schneewittchen), 1
Luftſchlauch (neu),
1 Uniformrock (
In=
fanterie), 1 Propeller
(2½m) zu vk. (
Nach=
mittags v. 2—6 Uhr.)
Näh. Geſchſt. (*26048
Tiſche, Stühle, Oefen,
Gläſer, Kaffee=
Ma=
ſchine, Sofa,
Garde=
robeſtänder, elektr.
Ampeln uſw. preis=
* 26137
wert.
Knopp, Kiesſtr. 27.
zeſſion. — An allen Werktagen, vorm. 6½ Uhr: Heil, Meſſe mit Roſen
kranz.
Kapelle der Barmherzigen Schweſtern: Sonntag, borm. 6½ Uhrz
Heil. Mceſſe. — Nachm. 6 Uhr: Roſenkranzandacht.
Kapelle in der Waldſtraße: Sonntag, vorm. 7 Uhr: Heil. Meſſe:
Kapelle in Nieder=Ramſtadt: Sonntag, vorm. 9½ Uhr: Hochamt
mit Predigt.
St. Eliſabethenkirche: Samstag, nachm. ½5 Uhr und abends 8 Uhrt
Gelegenheit zur heil. Beichte.
Sonntag, vorm. von 6 Uhr an: Gelegenheit zur heil, Beichte. — Um
½7 Uhr: Frühmeſſe und Kommunion des Apoſtolats. — Um 8 Uhr:
Heil. Meſſe mit Predigt. — Um 9½ Uhr: Hochamt und Predigt,
Nachm. 2 Uhr: Andacht und Segen.
Kapelle zu Arheilgen: Vorm. 10 Uhr: Heil. Meſſe und Predigt.
St. Martinskapelle zu Beſſungen: Samstag, nachm. 5 Uhr, und
abends 8 Uhr: Gelegenheit zur heil. Beichte.
Sonntag, vorm. 6½ Uhr: Heil. Beichte. — Um ¼8 Uhr: Erſte heil,
Meſſe. — Um 38 Uhr: Predigt. — Um 8 Uhr: Zweite heil. Meſſe,
Um 9½ Uhr: Amt mit Predigt (der Kirchenchor St. Martin und
St. Marien ſingt), — Nachm. 2 Uhr: Chriſtenlehre. — Um 2½ Uhr:
Andacht.
St. Fidelis: An allen Sonn= und Feiertagen morgens 8 Uhr in
der Kapelle der Engliſchen Fräulein an der Waldſtraße heil, Meſſe
und Predigt.
Kirche zu Eberſtadt: Samstag, nachm. 5 Uhr, und abends 8 Uhr=
Beichtgelegenheit.
Sonntag, vorm. 6 Uhr: Beichtgelegenheit. — Um ½7 Uhr:
Früh=
meſſe. — Um 9½ Uhr: Hochamt mit Predigt. — Nachm. ½2 Uhr:
Andacht.
Provinzial=Pflegeanſtalt bei Eberſtadt: Montag, morg. ½8 Uhr:
Heil. Meſſe und Predigt.
Kapelle zu Pfungſtadt: Sonntag, vorm, 7 Uhr:
Beichtgelegen=
heit. — Um 7½ Uhr: Hochamt und Predigt. — Nachm. 4 Uhr: And,
Sonſtige Gemeinſchaften.
Kirche Jeſu Chriſti der Heiligen der letzten Tage (Darmſtadt;
Saalbauſtr. 67, Bürgerhalle): Sonntag, den 7. Okt., nachm. 2½ Uhr:
Sonntagsſchule. — Um ½4 Uhr: Predigt. — Donnerstag, den 11. Okr.,
abends 8 Uhr: Bibelſtunde. Jedermann herzlich willkommen.
Internationale Bereinigung Ernſter Bibelforſcher (Ortsgruppe
Darmſtadt, Karlſtraße 16, I.): Bibelſtunden Mittwochs und
Frei=
tags, abends 8 Uhr. Jedermann herzlich willkommen.
Die Heilsarmee, Schulzengaſſe 3, Ecke Landgraf=Georgſtraße, nächſt
dem Schwimmbad: Sonntag, vorm. 10 Uhr: Heiligungs=
Verſamm=
lung. — Um 11½ Uhr: Kindergottesdienſt. — Abends 8 Uhr: Heils=
Verſammlung. — Mittwochs und Freitags, abends 8 Uhr:
Oeffent=
liche Verfammlung.
Methodiſtengemeinde (Heidelbergerſtr. 100): Sonntag, den 7. Okt.;
nachm. ½4 Uhr: Predigt.
Fernglas, 8f., zu
verk.
Kranichſteiner=
ſtr. 42, II., I. (*26109
2 Betten u. Sofa
zu verkaufen.
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(Händler verbeten.
Näh. Geſchſt. (*26110
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(2X3 Meter) neu, zu
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Geſchäftsſt. (*26120
Ein eichenes (*26157
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Wand=
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ſtadt, Müllerſtr. 26, I.
Billardbälle
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368
A
Darmſtädter Tagblatt
Derden
ung bei
en. T
ſiertel=
laſ
laſ=
et.
t.-A.
98
in
die
auf=
viſen
viſen=
das
rnur
eine
in das
ntum
Zegen=
ſteue
ſteue=
res
Handel und Wandel in Heſſen.
* Offenbacher Gummiwerke C. Stoeckicht A.=G.,
Offenbach. Die a. v. G.=V. beſchloß Kapitalserhöhung um Mk. 54
Mill. Stammaktien auf Mk. 100 Mill. Die neuen Aktien werden von
einem Konſortium unter Führung der Dresdener Bank zu 100 Prozent
übernommen, mit der Verpflichtung, einen Teilbetrag von Mk. 11,5
Mill. den alten Aktionären zu 10 Dollar=Cents zum Bezug anzubieten.
Die Steuern zuzüglich Mk. 1 Mill. für die Aktie für Unkoſten trägt die
Geſellſchaft. Der Reſt der Aktien ſoll freihändig verwertet werden. Das
Stimmrecht der Vorzugsaktien wurde auf das 25fache erhöht.
h. Offenbacher Lederwarenfabrik A.=G.
Gunzen=
häuſer u. Co. in Offenbach a. M. Nach 13,71 Mill. Mk.
Ab=
ſchreibungen verbleibt ein Reingewinn von 18,11 Mill. Mk. Die
Ge=
neralverſammlung beſchloß die Verteilung von 500 Prozent Dividende
und Kapitalsverdoppelung von 3,5 auf 7 Mill. Mk. Das Unternehmen
iſt mit Aufträgen genügend verſehen.
h. Metallwerke Niddertal A.=G. in Ortenberg
(Heſſen). Mit 50 Mill. Mark Grundkapital wurde dieſe
Aktiengeſell=
ſchaft gegründet, die ſich mit der Herſtellung von Metallwaren, in erſter
Linie für den Bedarf der Landwirtſchaft, befaßt. Die mitgründende
Bank, der Vorſchuß= und Kreditverein A.=G. in Ortenberg, hat die
Hälfte der Aktien übernommen mit der Verpflichtung, die Aktien im
Einvernehmen mit der Geſellſchaft zu verwerten.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
* Frankfurter Armaturenfabrik, Frankfurk a. M.
Die Geſellſchaft bietet von den zur Ausgabe gelangenden 18 Mill. Mk.
ab 1. Januar 1923 dividendenberechtigten neuen Stammaktien einen
Teilbetrag von 6 Mill. Mk. den alten Aktionären derart zum Bezuge
an, daß auf nominal 3000 Mk. alte nominal 1000 Mk. neue zum Kurſe
von 5 Prozent des letzten notierten Kurswertes der alten Aktien (
ein=
ſ hließlich Bezugsrecht) zuzüglich Bezugsrechts= und Börſenumſatzſteuer
bezogen werden kann. Das Bezugsrecht iſt bis zum 16. Oktober
aus=
zuüben.
Schuhfabrik Herz A.=G., Frankfurt a. M. Die G.=
V. beſchloß auf die Ausſchüttung der mit 300 Prozent beantragten Di
vidende zu verzichten und den dafür vorgeſehenen Betrag auf neue
Rechnung vorzutragen.
*
Mannesmann Mulag (Motoren= und
Laſtwagen=
fabrik). Eine zum 25. Oktober einberufene G.=V. ſoll Beſchluß faſſen
über Umwandlung der beſtehenden 3 Mill. Mk. Vorzugsaktien in
Stammaktien, ſowie über Kapitalserhöhung auf 29 Mill. Mk. durch
Ausgabe von 2 Mill. Mk. Stamm= und 4 Mill. Mk. Vorzugsaktien.
h. Brown Boverie u. Cie. A.=G., Mannheim. Im
Gegenſatz zu manchen Induſtrie=Geſellſchaften, die ihre
Schuldverſchrei=
bungen zum Nennwert in Papiermark zurückzahlen, bietet dieſe
Geſell=
ſchaft den Beſitzern ihrer Schuldverſchreibungen wie auch ihrer Inhaber=
Vorzugsaktien einen Umtauſch gegen Stammaktien an. Auf je 10000
Mark Nennwert Schuldverſchreibungen und gegen Barzahlung von
2000 Mark für jede Schuldverſchreibung, oder gegen je 10 000 Mark
Nennwert Vorzugsaktien wird eine vollbezahlte Stammaktie mit
Divi=
dendenſchein für das laufende Geſchäftsjahr gegeben.
h. Elektriſche Apparatebau=A.=G., Freilautern=
Saarlouis. Die der Emag in Frankfurt a. M. nahcſtehende
Geſell=
ſchaft ſchlägt einer außerordentlichen Generalverſammlung die
Um=
wandlung des Markkapitals in franzöſiſche Frankenwährung und
Er=
höhung bis zu 2,5 Mill. Franes vor.
h. Oberrheiniſche Dampfſäge= und Hobelw erke in
Offenburg. Die bisherige offene Handelsgeſellſchaft wurde mit
200 Mill. Mk. Kapital in eine Aktiengeſellſhaft umgewandelt.
* Roggenſchuldverſchreibungen der Stadt Frank
furt a. d. Oder. Die Stadt Frankfurt a. d. Oder hat am 12.
Sep=
tember vom Statsminiſterium die Genehmigung zur Ausgabe von
Rog=
genſchuldverſchreibungen von 30 000 Zentner Roggen verzinslich zu 5
Prozent und mit 6 Prozent tilgbar erhalten. Die Verzinſung iſt
jähr=
lich und erfolgt nachträglich am 2. Januar nach dem Mittelwert
märki=
fchen Roggens der Berliner Börſe in der Zeit vom 4. bis 18. November
des Vorjahres.
Anleihen.
h. Neckar=Goldanleihe. Von der im Frühjahr d. J.
be=
ſchloſſenen 5proz. Goldanleihe der Neckar=A.=G. in Stuttgart, deren
erſter Teilbetrag in Höhe von einer Million Goldmark im Mai zur
Zeichnung aufgelegt wurde, gibt die Geſellſchaft jetzt zur Gewinnung
weiterer Mittel für den Ausbau ihrer Werke einen weiteren, nicht
be=
grenzten Betrag aus. Der kleinſte Abſchnitt lautet auf 2,5 U.=S.=Dollar,
gleich 10,5 Goldmark. Zinstermine ſind Mai=November; der erſte
Zins=
ſchein iſt am 1. Mai 1924 fällig. Der Verkauf der Anleihe erfolgt
frei=
händig ab 2. Oktober zum Kurſe von 99 Prozent frei Stückzinſen, wobei
dem Verkaufspreis der letztnotierte amtliche Berliner Briefkurs für
Kabel Neu=York vor dem Eingangstag der Zeichnung zugrunde
ge=
legt wird. Die Einführung der Anleihe an den Börſen von Mannheim,
Stuttgart, Frankfurt, Hamburg und Berlin ſteht unmittelbar bevor.
Warenmärkte.
h. Mannheimer Produktenbörſe. Die Zurückhaltung
prägt ſich immer ſchärfer aus, je mehr die Preiſe in die Höhe gehen.
Man rechnet ſchon jetzt mit Milliarden. Die Tendenz iſt weiter ſehr
feſt. Die Forderungen bewegten ſich für Weizen zwiſchen 1,6 bis 1,7.
für Roggen zwiſchen 1,40 bis 1,45, für Gerſte zwiſchen 1,35 bis 1,45 und
für Hafer zwiſchen 1,25 bis 1,30 Milliarden Mark pro 100 Kilo
bahn=
frei Mannheim. Für Weizenmehl Spezial Null beträgt der Richtpreis
3,8 Milliarden Mark, die zweite Hand gibt zu 3,4 Milliarden den
Doppelzentner ab. Auf dem Futtermittelmarkt waren Weizenkleie zu
800 Millionen, Biertreber und Malzkeime zu 700 Millionen und
Raps=
kuchen zu 800 Millionen Mark pro 100 Kilo ab Mannheim angeboten,
Offiziell wurden pro 100 Kilo netto Kaſſe bahnfrei Mannheim notiert:
Weizen 1,7 bis 1,8. Roggen 14 bis 1,45, Gerſte 1,3 bis 1,6, Hafer 1,3
bis 1,5, Weizenmehl 3,0 bis 3,8, Roggenmehl 2,8 bis 3,2, Weizenkleie
0,7 bis 0,8, Rohmelaſſe 0,4 bis 0,43 Milliarden Mark. Tendez: feſt.
h. Mannheimer Kleinviehmarkt. Für den
Kleinvieh=
markt am Donnerstag waren nur 683 Ferkel und Läufer aufgetrieben,
für die pro Stück 140—750 Millionen Mark bezahlt wurden. Der
Han=
del war lebhaft.
wb. Berliner Produktenmarkt. Im Einklang mit der
weiteren Aufwärtsbewegung der Deviſenkurſe ſtiegen auch die
Getreide=
preiſe wieder bedeutend. Geſtern nachmittag wurde bei vermehrtem
An=
gebot noch viel umgeſetzt. Heute war das Geſchäft ruhiger, da die
Offer=
ten durchſchnittlich gering waren und die Provinz zögerte, gegen
Papier=
mark zu verkaufen oder Vorausbezahlung zur Bedingung machte. Die
geringe Wagengeſtellung und die Geldknappheit wirkten gleichfalls
läh=
mend. Roggen wurde meiſt für Rechnung der Reichsgetreideſtelle gekauft.
Weizen ſtellte ſich teurer bei kleinem Angebot und wenigem Geſchäft.
Die Preiſe ſtellten ſich aber weſentlich höher. Hafer war nur ſchwerlich
gefragt und blieb in der Aufwärtsbewegung hinter Roggen und Gerſte
zurück. Für Mehl beſtand lebhafter Begehr.
IT
Börſen.
* Frankfürter Börſenbericht vom 5. Okrober 1923.
(Eigener Bericht.) Die immer noch ungeklärte innerpolitiſche Lage und
die Vervielfachung des Notenumlaufes, ließen die Deviſenkurſe ihre
Aufwärtsbewegung weiter fortſetzen. Kabel New=York 620 Millionen
Mark. Auch an den Effektenmärkten ſetzte ſich die Aufwärtsbewegung
der Kurſe zum Teil in großem Ausmaße fort. Das Geſchäft hielt ſich
jedoch in geringen Grenzen und die Kurſe blieben nicht voll behauptet.
Am Markte der ausländiſchen Renten waren
beſon=
ders Anatolier ſehr feſt, beſonders II., 3800 Mill. plus 900 Mill., eben=
Bagdadbahn 2500 plus 900 Mill., Zolltürken 2000 plus 700 Mill.,
weſentlich höher.
Wertbeſtändige Anleihen lagen feſt. Deutſche
Reichs=
goldanleihe 535 Mill., Bad. Kohlenanleihe 3000 Mill., Sächſ.
Braun=
kohlen=Anleihe 400 Mill. rat.
Von Elektr. Werten wurden Scheideanſtalt mit 2200 plus
700 Mill. rat. Große Kursſteigerungen erzielten auch ſämtliche Werte
des Anilinkonzerns, Bad. Anilin 2700 plus 850 Mill., Griesheimer
2000 plus 400 Mill. Eelektr. Werte, die bereits höher eröffneten,
wur=
den im Verlaufe der Börſe weiter geſteigert. A. E.G. 770 plus 190
Mill., Bergmann 1300 plus 400 Mill., Schuckert 5800 plus 1600 Mill.,
Voigt u. Haeffner 130 plus 30 Mill.
Maſchinen= und Metallwerte durchweg kräftig
geſtei=
gert, u. a. Metallgeſellſchaft 2200 Mill. rat. plus 600 Mill., Kleyer 220
plus 90 Mill., Hirſch Kupfer 4000 plus 1000 Mill.
Zuckeraktien lagen uneinheitlich und überwiegend etwas
ſchwächer.
Kursſteigerungen im Ausmaße von mehreren Milliarden Prozent
gab es am Montan=Aktienmarkt — ſo Harpener 10500 plus
3000 Mill., Mannesmann 6700 plus 2600 Mill., Deutſch=Lux 9300 plus
3300 Mill. Bei den übrigen Werten waren ähnlich große Steigerungen
zu verzeichnen.
Bankaktien ſämtlich ſehr feſt, beſonders Diskonto Commandit
2700 Mill., Metallbank 2300 Mill. rat.
Der Einheitsmarkt verkehrte in feſter Haltung — unter
an=
derem waren hier Dyckerhoff u. Widmann 590 plus 190 Mill.,
Näh=
kayſer 800 plus 400 Mill., Inga 640 plus 120 Mill., Bad. Maſchinen
1800 rat. plus 200 Mill., Braun Konſerven 150 rat. plus 30 Mill.,
Roeder 200 rat. plus 50 Mill.
Im freien Verkehr zogen die Kurſe im Verlaufe weiter an
— man hörte hier: Allg. Bankverein 30 Mill., Beckerſtahl 1300 Mill.,
Beckerkohle 1300 Mill., Benz 400 Mill., Brown Boveri 210 Mill.,
Ge=
orgi 60 Mill., Growag 75 Mill., Hanſa Lloyd 150 Mill., Karſtadt 230
Mill., Kayſer Waggon 37 Mill., Kreichgauer 50 Mill., Krügershall
1100 Mill., Meyer Textil 75 Mill., Kabel Rheydt 1800 Mill., Tiag 120
Mill., Ufa 500 bis 520 Mill.
wb. Berliner Börſenſtimmungsbild. Im Einklang
mit der beängſtigend fortſchreitenden Markentwertung in dem
Vormit=
tags=Freiverkehr ſetzte die Effektenbörſe unter lebhaftem Kaufandrang
mit ſehr beträchtlichen Kurserhöhungen ein. Beſonders waren rheiniſche
Ged
Brief 5. 5
Gelb Drr.
Briel. Oorat. Antwerpen=Brüſſel... Mifee B571250. 30 174 75. 30 225625. Holland ....... ....... 234912 00. 236 0
00= 239 000000. 160000. London .............. 00
26433 Gfe 68062500 38819 77500 Paris ..... .. . . ...... 33915000. ei 7655625 375. Schweiz.. . .. . . . . . . . . . 101 74500 102=
50 727500. 300. Spanien ............ 77805000. 195000 9543185. 895855. Italien .. . ........... 25 935000. 26065000. 27311562,5 27438437.5 Liſſabon=Oporto. . .. . . . Dänemark ............ 99750000 100 250000 106732500. Mrneac Norwegen .......... 90772500. 1227500. 95 760000. 96 240000. Schweden ............ 149625000 1503 161595000. 62 405000. Helſingfors ........... 14463750. 38250
145 16 20937 6 290625 New=York ............" 578550000. 581 450000. 100.
518
8798 1 621550000 Deutſch=Oſterreich (abg.) 054.31 8095.1. 71. Budapeſt .. . . . . . . . . . .. 31920.— 32080.— 168. Prag ................ 169,700 17092300. SRBzF0. 1814 Sofia ........ ... .. .. 4738125.— 4761875.—
6. Oftober 1923 Nr. 276
Monkanwerte begehrk, von denen Bochumer ihren Kursſtand
verdoppel=
ten und andere Papiere dieſer Steigerung ziemlich nahe kamen, wie
Köln=Neueſſen, Deutſch=Luxemburger und Mannesmann. Auch chemiſche
Werte und Elektrizitätsaktien erzielten ähnlich hohe Gewinne.
Hervor=
zuheben ſind Felten u. Guilleaume, Schuckert, A.=G. für
Anilinfabrika=
tion, Chemiſche Griesheim, Th. Goldſchmidt. Von Banken und
Schiff=
fahrtsaktien waren Handelsgeſellſchaft, Darmſtädter Bank. Hamburg=
Südamerikaniſche Dampfſchiffahrt Hanſa u. Rolandlinie bevorzugt. Auch
deutſche Anleihen, insbeſondere Preußiſche Konſols, profitierten
erheb=
lich von der Hauſſeſtrömung. Als ſpäter Meldungen einliefen, die von
einer Wiederbelebung der großen parlamentariſchen Koalition wiſſen
wollten, gewann, die Auffaſſung Boden, daß mit der vorausſichtlichen
Entſpannung der innerpolitiſchen Lage die Wahrſcheinlichkeit eines
De=
viſenrückganges gegeben ſei, und dies gab der Spekulation Anlaß zu
Realiſierungen, unter deren Druck die anfänglichen Steigerungen
teil=
weiſe erheblich herabgemindert wurden.
w. Deviſenmarkt. Frankfurr a. M., 5. Okr. Telegr, Auszahlungen:
w. Deviſenmarkt. Berlin, 5. Oktober Telegr. Auszahlungen fürz
4. 5Geld Mife
Brief. Rae
Brief
Geld 2ara
s
Amſterdam=Rotterdam „„. .. Nn 216540000. B5410000. 23650000 Brüſſel=Antwerpen .......... 3300. 2707000.— 297255 00.— 29874500.— Chriſtiania . . . . . .. . .. . . . .. ... 50473500 0726500.— 4164000.— 36000.— Kopenhagen ................ 500. 3816500.— 105375000. 3500
626 Stockholm ........... ......" 145635000. 146365000. 15860—500. 59397500 Helſingfors ................"
ſtalien. .. . ... ... ... ....... 14763000.
24438750. 14837000.
A 16059750.—
26733000.— 6140250.— London ............. 124
50000 306
0000
ae 5000 6867 000 —
273682500 New=York ......... .. ....." 14862500( 375000. 9800d0. Paris ....... .. .. ... .. ... . 31920000. 32080000.— 35311500.— 00.—
35 Schweiz... .. . . . . . . . . . . . . . . 97934500. 8441509.— 107311500. 7658 Spanien .... . . .... . ....... 74214000. 74586000. 180797500.— 81. Wien (in Deutſch=Oſterr. abg.). 7730.— 7770.— 8379.— 10 Prag ..................... 35900.— 644100.— 17755500 — r78/4500-— 21, Budapeſt . ................. 27930.— 98070.— 31920.— 2080. Buenos=Aires .... .. .. . .... .. 181545000. 182455000. 197505000. 984950 50 Bulgarien ................." 1386500 — 13500.— 5500.—
574 5814500.— — Japan .... ..... .. . . . . ....." 271320000. 1272681 000. 289275000. 290725000. — Rio de Janeiro ............ 52368750. 52631250 — 57855000.— 58145000.— Belgrad.. . . .. . .. . . ... .. . . . 6583300.— 616500.- 2000.— 216000.— 121, Liſſabonn. . . . . . . . . . . .. ...... 2194500. 2205500.— 5785500.— 5814500 — Sofia.... . . . .. ....... ....."
Berliner Kurſe. (Eigene telegr. Meldung.)
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich mit 1000 %=
Aktiengeſ. ſür Anilinfr.
Aſchaffenburger Zellſtoff.
Ausgb.=Nürnb. Maſch.. 11700000
Ber.=Anhalt=Maſchinen
Bk. f. Elektr. W. vorzug,
Smarckhütte .. . . . . . ."
Braunkohlen=Brikett ...
Bremer Vulkan ......"
Wolle. . ........
Chem. Heyden ........"
Weiler ........"
Deutſch=Atlant. Tel.. . .
Deutſche Maſchinen ....
Deutſch=Niedld. Tel. . ..
deutſche Erdöl ......."
eutſche Petrole
m.."
Dt. Kaliwerke ........."
Berlin— Karlsruher Ind. 6500000
Donnersmarckhütte . . . ..
hnamit Nobel ........
Elberfelder Farben ....
lektr. Lieferung ......."
R. Friſter .............
Gaggenau Vorz. ......"
Gelſenk. Gußſtahl .......
Geſ. f. elektr. Untern. ..
Halle Maſchinen .......
1400 Hanſa Dampfſch. . . . . . H020c00 200000 Hemoor Zement ....." 3.0000 600000 Hirſch Kupfer. ....... 2800000 575000 1200000 Höſch Eiſen ........." 3200 00 Hohenlohe Werke ..... 13000000 14100000 950000 15000 00 Kahla Porzellan ... . .. 400 8200000 88uo000 Lindes Eismaſch.. . .. . 330000 Lingel Schuh .. !. .... 80. 00 20000 520000 Linke & Hofmann ....! 33000 000 30000 L. Loewe & Co. ....." 9u00 530000 5000 „Lorenz ............ 18000 80000 650000 Meguin.....
11300000 I Lauſitzer Kohl
le..... 1400000 I 6400000 8000000 Nordd. Gummi .. . . . . . 3000 Orenſtein ........... r260000 8900000 3800060 Rathgeber Waggon. . . 530000 700 00‟ Rombacher Hüttten ... 2310000 5000000 Roſitzer Zucker .......h000000 k Waer 750000 Rütgerswerke. . .. . . . . . 1075000 10000 Sachſenwerk.......... 110 300 00 42.000 Sächſiſche Gußſtahl .. 8000 300 jemens Glas.. .. .. 400000 H 500000 800000 Volkſiedter Porzellan. . 200000 3000 eſtf. Eiſen Langendreer 600000 1150000 Wittener Gußſtahl ...." 460000 500000 1 Wanderer=Berke......! 480000
5. 10.
000000
1600000
50000
0000
39
5000
M
500000
310000
1300000
1800000
69000
300000
1000000
20000
350000
500000
Darmſtädter und Nationalbank, Kommandit=Geſellſchaft auf Aktien.
SHämtliche Zahlen verſtehen ſich mit 1000%=
Frankfurter Kursbericht vom 5. Oktober 1923.
Europäiſche Staatspapiere.
a) Deutſche
6% Reichsanleihe. . .. . . ... . ..
dovscssoa-
Dooooooo-
3½%
Dt. Dollarſchätze ..... ...
%0 1V. und V: Schatzanweiſ.
%6 VI.—IK.
Sparprämienanleihe ........."
Zwangsanleihe. . .... .. . .. ...
danleihe. . ...............
40 Preuß. Konſols „usssns.
„
½%
48 Bad. An. unk. 1935......
v. 1907.....
%
% Bahern Anleihe ........
c
8½9
2 Heſſen unk. 1924 ........
½2% „ „.............
...oo
4% Württemberger .........
b) Ausländiſche.
5‟ Bosnien L.=E.=B. v. 1914
62
.. . L.=Inveſt.=Anl.v. 1914
4½% „ v. 1902..... .. . ..."
....
6% Bulgar. Tabak 1902 ....
% Griech. Monopol ......
19
4½% Oeſt. Staatsrente v. 1913
1918 ...............
4½% Oeſt. Schatzanweiſ., ſtfr.
v. 1914.
.....
4% Oeſt. Goldrente .........
4% „ einheitl. Rente .....
6% Rum. am. Rente v. 03 ...
4½% Goldrente v. 18 ...
am. „ konv. „...
18.„ b. 05 „..
4%0 Türk (Admin.) v. 1903 ...
„ (Bagdad) Ser. I..
I..
4% „ v. 1911, Bollanl. ..
4½% Ung. Staatsr. v. 14....
Goldrente .......
Staatsr. v. 10....
Kronenrente ....
*
Außereuropäiſche.
Mexik. amort. innere. . . . .
konſ. äuß. v. 99 ..
Gold v. 04, ſtfr. . .
konſ. innere ...
½%
Frigationsanle
5% Tamaulipas. Serie l ...
Oblig. v. Transportanſt.
Eliſabethbahn ſtfr. . . . . . . .
42o Gal. Car: Ludw.=Bahn
% Oeſt. Südb. (Lomb.) ſtfr.
2,6% Alte Oeſtr. Südb. (Lomb.).
eue
Oeſt. Staatsb. v. 1883....
4% Oeſt. Staatsb. 1. b. 8. Em.
ſe 300 2 3100 100 10000 — 500000 41000 80000 — 35000 110000 110000 25000 50000 50000 160000 300000 — 76000 — 2000000 0000 2500000 WBud 2025000 150000 250000 — —
— 9600 — 40000 1000000 — 900000 1350000 1675000 170000 —
Oblig. v. Transportanſt. (Ftſ.)
12 Oeſt. Staatsb. 9. Em ...
3% Oeſt. Staatsb. v. 1885...
Erg. Net
ſo Oeſt Staatsb. b.
. 1895 ...
48 Rudolfb. (Salzkammerg.)
½% Anatolier I....
„
2 Salon Conſt. Jonction. . .
Salonique Monaſtir ....."
% Tehuantepe‟ .. ........."
....c
*2 Pfandbriefe.
Frankf. Hyp.=Bank 1920..
Frankf. H. Krd.=Ver. 1
Mein. Hyp.=Bank 1922.
1922.
Pfälz.
Rhein. „ „ 1923.
verl. .
3½9
idd. Boden=Creb.=Ban
München 1906 ...........
% Heſſ. Ldhhp.=Bank Pfdbr.
3½% Heſſ. Ldhyp.=Bk. Pfdbr
% Heſſ. Ldhyp. Kom. Obl....
Deutſche Städte.
4% Darmſt. v. 1919 bis 1925..
½% Darmſt. v. 1905 .......
4% Fronkfurt v. 1913 ..... .."
v. 1903 ......"
Mainz. v. 1919 bis 1926..
adenkohlen .. . . . . . . . . . ."
2 Sachſenkohlen ..... .....
6% Heſſ. Braunkohlen ........
Bank=Aktien.
Bank für Brauinduſtrie ......
Barmer Banlverein .........
Berliner Handelsgeſellſchaft ..
Commerz= und Privatbank ...
Darmſtädter u. Nationalbank. .
Deutſche Bank ..........."
chſelbank
DeutſcheEffekten= u.
utſche Vereinsbank ........"
D‟
Disconto=Geſellſchaft . . . . .. ...
Dresdener Bank ............"
Frankfurter Bank ...........
Metallbank. . .
...
Mitteldeutſche
imk .....
Oeſterreichiſche Creditanſtalt . .
Reichsbank=Ant. ..........."
Rhein. Ereditbank ..........
Süddeutſche Disconto=Geſellſch.
Wiener Bankverein ........."
Berowerks=Aktien.
Berzelius .. . . . . . ...........
Bochumer Bergb. ...........
Buderus. . . . . . . . . .. . . . . . . . ..
Dt. Luxemburger ............
Eſchweiler Bergwerks=Akt.. . .
Gelſenkirchen Bergw. ..... . ..
Harpener Bergbau .........."
Kaliwerke Aſchersleben ......
Leſteregeln ......"
Lothringer Hütte ......... ...
Mannesmann Röhren.......
Mansfelder ................."
3. 10.
2750000
Zif
24000
Aiii
350000
Aae
400000
32530000
3 10000
420000
725000
350000
550
13000
5000
5000
1600000
250000
110000
4000
160000
35000
65000
Ale
00 00
8000000
5000000
8000000
7500000
170 000
2500000
4100000
1390000
... 30 1050000 Deutſch. Eiſenhandel) Berlin, 570
100 360000 Dt. Gold= u. Silberſcheideanſt. 1500000 700 Dingler, Bweibrücken ........ 400000 200000 Dresdener Schnellpreſſen ..... 220000 500000 Dürkoppwerk (Stamm).. . . . . . 70000 düſſeld.=Ratinger (Dürr.) ...." 1600000 2200000 dyckerhof & Widm. Stamm. 400000 26000 Eiſenwert Kaiſerslautern ...." 2800 14000 Eiſenwerk L. Meher fr. ...... 20000 80000 Elberfelder Farb. v. Baher ... 18500 2000( Elektr. Lieferungs=Geſ. ... . . .. 4000 4000 Licht und Kraft ....." 460000 90000 Erſäſſ Bad. Wolle. . ........ Emag, Frankſurt a. M. ..... 60000 1200000 Emaill- & Stanzw. Ullrich ... 700000 Enzinger Werke .... .. . . ..... 2700000 Eßlinger Maſchinen ........ 275000 9300000 Ettlingen Spinnerei ......... 1000000 8000000 Faber, Joh., Bleiſtift.. . . . .. . . 750000 10000000 Faber & Schleicher ..... ..... 150000 10500000 Fahr, Gebr., Pirmaſenz. . . . . 800000 3000000 Felten & Guilleaume. Carlsw. Feinmechanik (Jetter) ....... 1100000 Feiſt Sektkellerei Frankf. a. M. 70000 6700000 Frankfurter Gas.... . . . . . . . . . 100000 1510000 Frankfurter Hof ............" — G
5. 10
200000
3500000
6750000
7500000
65000(
600
3000000
120000
1500000
220000
100(
2700000
1500000
130000
10000
2300000
250000
1000000
000
130000
5000
1100000
900000
700000
3000000
2000000
1800000
180000
575000
22000
4400
160.00
2200000
5300
410000
200000
2700000
3200
610000
300000
80000
700000
400000
1000000
600000
17000
600000
5000000
2200000
70000
150000
225000
Fkf. Maſch. Pokorny & Wittek.
Fuchs, Waggon Stamm.....
Ganz, Ludwig. ainz .......
Geiling & Cie. ..............
ſelſenkirchen Gußſtahl ......."
Goldſchmidt Th. . ..
Greffenius, Maſchinen Stamm
Gritzner Maſchin. Durlach ....
Hammerſen (Osnabrück).. ....
Hanfwerke Füſſen ...........
Heddernheimer Kupfer .......
Heyligenſtaedt, Gießen ......."
Hilpert Armaturenſ. . ........
Hindrichs=Auffermann ......"
Hirſch Kupfer u. Meſſ.... . ...
Hoch= und Tiefbau .........."
Höchſter Farben ............"
Holzmann, Phil. ............"
Holzverk =Induſtr. .........."
Hotel A.=G., München .......
Hydrometer Breslau... . .. . ..
...
Jnag. . . . .
Junghans Stamm.. . . . .. . ..
Karlsruher Maſchinen . . . . . . . .
Klein, Schanzl. & Becker .....
Konſervenfabrik Braun ......
Krauß & Co., Lokom. . . . . . . .
Lahmeher & Co. ............
ſech Augsburg .............
Lederw. Rothe .............
Lederwerke Spicharz ........
Löhnberger Mühle ..........
Lüdenſcheid Metallw .......
Lux’ſche Induſtrie ..........."
Mainkraftwerke Höchſt......."
Neguin, Butzbach .........."
etall (vorm. Dannhorn) Nrbg
eher, Dr. Paul.. . .. . . . . . .
Niag, Mühlenb., Frankf. a. M
Moenus Stamm. . . . . . . . . . . .
Motorenfabr. Deutz ..........
Motorenfabrik Oberurſel .....
Neckarſulmer Fahrzeugwerke ..
Neckarwerke Eßl. Stamm.. ..
Niederrhein Lederfabr. (Spier!
Oleawerke Frankfurt a. M. ..
Peter=Union=Frankfurt .. . . . . .
z. Nähm., Kahſer ........
ipps A.=G.... . . . . ... .. ."
Vorzelan Weſſel zuuaasrsasss
Reiniger, Gebbert & Schall ..
Rhein. Elektr. Stamm. . . . . . .
Rhein. Maſch. Cahen=Leudesdff
Metall Vorzüge .......
Rhenania, Aachen ..........."
Riedinger Maſchinen .....
Rückforth, Stettin ...... .....
Rütgerswerke ...... . ..... .."
Schleußner (Frankfurt a. M.) ..
Schneider & Hanau .........
Schnellpreſſen Frankenthal. . .
Schramm Lackfabrik. . ...... ..
Schuckert Elektr. (Nürnberg)...
3. 10
250000
45000
20000
90000
1800000
150000
210000
3000
15000
00
500
00M
20000
370000
30000
18000
14500
19000
1000000
250000
400
750-00
38000
500000
120000
850000
000
53500
40000
530000
40000
—
20000
1500000
95000
100000
7010
2100000
500000
380000
40000
1000000
115000
400000
1500
66000
250000
20000
Rrae
1600000
5000
90000
850000
200000
180000
90000
350000
4200000
5. 10
90000
177000
0000
90000
2500000
13000
500000
4000
150000
Kare
220000
200000
4000000
000
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45000
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600000
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210000
600000
350000
180000
800000
10000
8000
200000
300000
240000
1000000
1750000
1000000
12000
1400000
225000
200000
130000(
360000
5800000
„ 675000 700000 Stuttgart .... . ..." 6000 7000 Rae Schantung E. B. .........." 20000 400000 üddeutſche Eiſenbahn=Gei...
Hapag (Paketfahrt) .......... 3000
3000000 Mie Nordd. Llohd .............. 600000 820000 Oeſterr.=Ungariſche Staatsbahn Annotierte Aktien. Beckerkohle ................. 120000 1600000 Beckerſtahl ............ .... 1200000 1500000 Benz.....
ossssssos- 100‟ Brown Bove
1 - 160000 200 Cont. Handelsbank .......... 60000 7500 Hanſa Lloyd .. ...... .. ... .. 160000 170000 Kabel Rheydt .............. Karſtadt R. ............... 2000 Petroleum, Dtſche. ...... .... 2000 Raſtatter Waggon ........... 300000 Text.=Ind. (Barmen (Tiag) .. Ufa Film .. . . . . . .... .. ...." 300000 42000 Growag. .. . . . . . .. . . . .. .. . .. 60000 85000 Daee e Bahnbedarf
.... . 8o0g. 90000 Dampfkeſſel Rol
Tg.... 120000 150000 Helvetia Konſervenfabrik. . . .. Gebr. Lutz ................ 1000000 1000000 Motorenfabrik Darmſtadt ... 450000 450000 Gebr. Roeder ..............." 150000 200000 Venuleth & Ellenberger ......!
Bankgeschaft
Fernsprecher 1308, 1309
2
FRIEDRICH ZAUN
Aktien / Renten / Deuisen / Sorten
DarlViercer
1 Luisenplatz 1
Seite 8.
Darmſtädter Tagblatt, Samstag, den 6. Oktober 1923.
Rummer 226.
Die Finanzen des Großherzogs.
55)
Roman von Frank Heller.
Copyright bei Georg Müller Verlag, München.
(Nachdruck verboten.)
Obgleich offenbar vom Schreck halb betäubt, machte der
Mann eine letzte Anſtrengung, um ſich zu befreien, und verſuchte,
mit der freien linken Hand die Kehle des Großherzogs zu faſſen,
dann einen Gegenſtand, der in ſeiner eigenen rückwärtigen
Rock=
taſche ſteckte. Philipp begriff, daß es ein Revolver war, nach
dem er taſtete, und obgleich er den Sinn des Ganzen noch nicht
begriffen hatte, ſtürzte er auf die beiden Kämpfenden los.
Konnte der Fremde ſeinen Revolver erreichen und abſchießen,
dann war es aus mit all ſeinen Plänen, ſeine verlorenen
fünf=
zigtauſend Pfund wiederzubekommen, und die Zukunft der
Republik Minorca war geſichert. Aber bevor er noch die beiden
Gegner erreicht hatte, ließ die linke Hand des Großherzogs den
Hals des Fremden los und fiel mit einer Wucht eines ſchweren
Hämmerſchlages auf deſſen rechte Schläfe. Wie vom Blitz
getroffen, fiel dieſer zu Boden.
Der Großherzog wendete ſich keuchend an Pbilipp.
„Sie ſind wohl recht entſetzt über meine Gewaltmethoden,
Profeſſor, aber wenn Sie erfahren, wer dieſer Kerl iſt, werden
Sie ſie verſtehen.
„Wer iſt er denn?”
„Dies,” ſagte der Großherzog und deutete mit dem Fuß auf
ſeinen ohnmächtig gewordenen Gegner, „iſt Herr Becker aus
Holland, und er hat die Revolution in Minorca angezettelt!“
„In dieſem Falle,” ſagte Philipp ruhig, „verſtehe ich ſowohl
die Gefühle wie die Handlungsweiſe Ew. Großherzöglichen
Hoheit.”
Der Großherzog griff ſich raſch an die Stirne und
ſtarrte ihn an.
„Sie ſagten Hoheit . . . Sie wiſſen, wer ich bin?”
„Ja, Hoheit, ich weiß es.”
„Seit wie lange?"
„Seit unſerer Abreiſe aus Marſeille.”
Der Großherzog, deſſen Augen vor Staunen weit
auf=
geriſſen waren, murmelte zwiſchen den Zähnen:
„Ich ahnte, ich ahnte es. Aber dann . . ."
Philipp, der den Augenblick nicht geeignet fand, um in
Ein=
zelheiten einzugehen, unterbrach ihn:
„Hoheit haben ein Papier fallen laſſen.”
Er bückte ſich auf den Boden, wo Herr Becker noch in
der=
ſelben totenähnlichen Betäubung lag, und hob ein
zuſammen=
gefaltetes Papier auf.
Der Großherzog nahm das Papier und muſterte es;
un=
gewiß, was es ſein mochte, entfaltete er es und verſuchte, es bei
dem trüben Dämmerlicht zu leſen. Es war jedoch zu dunkel,
und er wollte es ſchon wieder in die Taſche ſtecken, als Philipp
ihm mit einer elektriſchen Taſchenlaterne zu Hilfe kam. Der
Großherzog warf einen Blick auf das Papier, durchflog es und
brach dann in ein Gelächter aus, das in der ganzen Straße
widerhallte.
„Aber Hoheit, Hoheit!” flüſterte Philipp. „Um Gottes
willen, ſtill, laſſen wir uns nicht hier überraſchen!“
Sie haben recht, Sie haben recht,” murmelte der
Groß=
herzog in einem Ton, der Philipp beinahe erſchreckte. „Aber
wenn Sie wüßten, was das für ein Papier iſt, das Sie mir
eben gegeben haben!"
Philipp betrachtete ihn verſtändnislos, aber ohne eine Frage
zu ſtellen.
„Es iſt,” ergänzte der Großherzog mit noch einem kurzen
Auflachen, „nicht aus meiner Taſche gefallen, ſondern aus der
Herrn Beckers, und es iſt nicht mehr und nicht wewiger als ein
Kontrakt zwiſchen ihm und ſechs, meiner Untertanen, mich gegen
eine Bezahlung von zweimalhunderttauſend Peſetas kontant zu
ſtürzen und ums Leben zu bringen.”
Philipp wurde durch eine Bewegung Herrn Beckers aus
ſeinen erſtaunten Gedanken geriſſen.
„Hoheit,” flüſterte er, „wir müſſen dieſen Becker an irgend
einen ſicheren Ort bringen. Kennen Hoheit einen ſolchen?”
Der Großherzog, der einige Augenblicke in Gedanken
da=
geſtanden und bald Philipp, bald den Kontrakt fixiert hatte,
lam durch Philipps Frage raſch zur Beſinnung und ſah ſich um.
Die Häuſer der Straße waren noch immer ganz ſtill und zeigten
amt und ſonders dasſelbe ausgeſtorbene Ausſehen; eines
davon, ein einſtöckiges Haus, einige Schritte von ihnen, ſah
jedoch noch verlaſſener aus als die übrigen. Die Fenſter waren
eingeſchlagen, und die Türe ſtand halb offen, bereit, jedweden
paſſieren zu laſſen. Der Großherzog wies ſtumm darauf, und
Philipp nickte. Ebenſo ſchweigend ergriffen ſie Herrn Bekker,
den dabei einige ſpasmodiſche Zuckungen durcheilten, und trugen
ihn in das verfallene einſtöckige Gebäude. Trotz allem ſchien es
nicht ganz verlaſſen zu ſein, denn in einer Ecke des Raumes
ſtanden einige Geräte, Kehrbeſen, Eimer, eine Liter= und eine
Menge leerer Flaſchen; über einen Nagel in der Wand war eine
Schnur geworfen. Demſelben Impuls gehorchend, riſſen Philipp
und der Großherzog die Schnur vom Nagel und begannen
Herrn Becker zu binden. Als ſie damit fertig waren, erwachte
dieſer Mitbürger zum Bewußtſein, es zuckte in ſeinen gefeſſelten
Armen, die blaugeſchwollenen Augenlider hoben ſich über die
Augen, die nach dem Kampf mit dem Großherzog
blutunter=
laufen waren, und er ſtarrte voll Entſetzen, anfangs ganz
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