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 Heſſiſche Neueſte Nachrichten 
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt 
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Nummer 263 
Sonntag, den 23. September 1923 186. Jahrgang
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 Der griechiſch=italieniſche Konflikt. 
Die Griechen unſchuldig. 
Der Mord, ein Racheakt. 
Paris, 23. Sept. (Wolff.) Nach einer Meldung aus 
            Pre=
peſa wird der Bericht der von der Botſchafterkonferenz 
            einge=
ſetzten Unterſuchungskommiſſion heute nach Paris 
abgehen. Man nehme an, daß die Griechen unſchuldig 
ſeien, daß ihnen jedoch Fahrläſſigkeit vorzuwerfen ſei, 
und daß ſie nicht alle erdenklichen Maßregeln träfen, um die 
            Mör=
der ausfindig zu machen. Andererſeits hätten die Italiener einen 
Bericht abgefaßt, in dem ſie das Anklagemateriial Italiens gegen 
Griechenland zu verdichten ſuchten. Der japaniſche, der 
            franzö=
ſiſche und der engliſche Delegierte ſeien, wie verlautet, überzeugt, 
daß der Mord ein Racheakt und kein politiſches 
Verbrechenſei. 
Ein Zwiſchenfall. 
London, 22. Sept. (Wolff.) Reuter meldet aus 
            Pre=
veſa: Geſtern ereignete ſich ein Zwiſchenfall, der ernſte 
Folgen hätte nach ſich ziehen können. Die Griechen widerſetzten 
ſich dem Vorſchlag der italieniſchen Delegation, daß ihr geſtattet 
werden ſolle, eine Abteilung Karabinieri auf griechiſches 
Gebiet zu entſenden, um den Kurierdienſt zwiſchen Janina 
und Italien wieder aufzunehmen. Schließlich wurde durch 
            Ver=
mittlung des japaniſchen Vertreters eine Regelung erreicht.
 Vom Tage. 
In einer am 13. September abgehaltenen Sitzung hat der 
            Reichs=
arbeitsausſchuß beſchloſſen, außer den beim deutſchen Volksopfer 
            ein=
gegangenen Zahlungen aus dem In= und Ausland weitere 11 Billionen 
Mark für Wohlfahrtszwecke im beſetzten Gebiet zur Verteilung zu 
bringen. 
Der preußiſche Miniſter des Innern hat angeordnet, unverzüglich 
den Aufenthalt des zurzeit in Verlin befindlichen Mörders der 
            Zaren=
familie ausfindig zu machen und ihn als läſtigen Ausländer über die 
Grenze zu bringen. 
Dem Preußiſchen Landtag iſt ein Antrag der 
            Koalitions=
parteien zugegangen, wonach für die preußiſchen 
            Gemeinde=
wahlen der äußerſte Termin vom 30. September 1923 auf den 
2. März 1924 verſchoben werden ſoll. 
Der Herausgeber des „Kunſtwart‟. Dichter Ferd. Avenarius, 
iſt, 67 jährig, im Nordſeebad Sylt geſtorben. 
In allen dem amerikaniſch=deutſchen Hilfswerk eingegliederten 
            Ge=
meinden und Anſtalten des Deutſchen Neiches fand geſtern ein 
Gedenkfeſt für das Kinderhilfswerk mit einer ſchlichten 
Feier für die Speiſungsteilnehmer ſtatt. Es wurden insgeſamt in 
Deutſchland während des Sommerhalbjahres täglich 500 000 Kinder 
geſpeiſt. Davon in Groß=Berlin 80 000 Kinder. 
Nach einer Meldung der „Chicago Tribune” ſoll der 
            Unterſtaats=
ſekretär im Foreign Office, Sir William Tyrrel, der zu der 
            Unter=
redung zwiſchen Baldwin und Poincaré in Paris eingetroffen war, 
noch einige Zeit in Paris bleiben, angeblich weil er am Quai 
dOrſahy noch irgendwelche Mitteilungen zu machen haben werde. 
Nach der „Chicago Tribune” ſteht ein neuer Aufſchub der 
Sachverſtändigenkonferenz für die Tangerfrage, 
die nächſte Woche in London ihre Arbeiten wieder aufnehmen ſollte, 
bevor. Man nel, ie an, daß die Verhandlungen bis nach der britiſchen 
Reichskonferenz v rtagt würden.
 PVor der Löſung des Ruhrkonflüikts. 
Keine Entſcheidung der Regierung ohne Einvernehmen mit den Vertretern der beſetzten Gebiete. 
Berlin, 2. Sept. (Wolff) Wie man erfährt, werden in Die künftige Regelung der Reparationsfrage: 
den erſten Tagen der kommenden Woche in Berlin Vertreter 
Eine franzöſiſche Auffaffung. 
aller Bevölkerungs= und Intereſſentenkreiſe
 der beſetzten Gebiete, insbeſondere auch des 
            Nuhr=
gebiets, mit der Reichsregierung zu ernſten 
            Be=
ratungen über die Frage der Beendigung des Ruhrkonflikts 
zuſammentreten. Die Reichsregierung wird keine 
            Entſchei=
dung treffen ohne Einvernehmen mit den 
            Vertre=
ternder beſetzten Gebiete. Sie wird aber auch die Zu= 
. I ſtimmung der Regierungen der deutſchen Länder 
            ein=
holen. Deshalb werden auch die Miniſterpräſidenten 
der einzelnen Staaten anfangs der kommenden Woche zu 
            Be=
ratungen mit der Reichsregierung in Berlin eintreffen. Man 
betont nochmals, daß ohne Wiederherſtellung der 
            deut=
ſchen Souveränität über die beſetzten Gebiete, des 
            nor=
malen Rechtszuſtandes und der Freiheit eine 
            Wie=
derkehr der vollen früheren Produktionstätigkeit im 
Ruhrgebiet nicht möglich ſein werde. Unter keinen 
Umſtänden werden die von der Reichsregierung zu treffenden 
Entſcheidungen eine Kapitulation bedeuten, die das 
            Rhein=
land und das Ruhrgebiet aufgeben werde. 
Das Ruhrgebiet gegen eine Kapitulation. 
TU. Gelſenkirchen, 22. Sept. Unter der Ueberſchrift 
„Eine ſchwere Entſcheidung” veröffentlicht der Vorſitzende des 
Deutſchen Gewerkſchaftsbundes, Breddemann, einen Artikel, in 
dem er auf die unverhüllte Ablehnung der Franzoſen gegenüber 
den deutſchen Verſtändigungsverſuchen hinweiſt. Alles deute 
darauf hin, daß die Franzoſen nur eine vollſtändige Kapitulation 
des Ruhrgebiets fordern.— Eine Abmachung, die aber nicht die 
volle Sicherheit für Leben und Exiſtenz der Ruhrbevölkerung 
biete und eine Rückkehr der Ausgewieſenen ſowie Freilaſſung 
der Opfer des paſſiven Widerſtandes gewährleiſte, würden aber 
die Mitglieder des Deutſchen Gewerkſchaftsbundes niemals 
            an=
erkennen, und ſie glauben ſich hierbei eins mit der Geſamtheit 
des deutſchen Volkes. Wenn die Franzoſen auch durch alle 
            mög=
lichen Repreſſalien das Land bedrücken und ausſaugen, ſo 
            wer=
den ſie es niemals vermögen, die Kräfte,, die im Ruhrgebiet 
ſchlummern, zu wecken. Die Bevölkerung des Ruhrgebiets wird 
einem franzöſiſchen Diktator niemals Folge leiſten. Zum Schluß 
heißt es: Die dielen Hunderttauſende, die im Einbruchsgebiet 
im Deutſchen Gewerkſchaftsbund zuſammengeſchloſſen ſind, 
            wer=
den ſich nach wie vor gegen alle franzöſiſchen 
            Unterdrückungsver=
ſuche wehren. 
Militärpolizeigericht. 
Witten, 22. Sept. (Wolff.) Das 
            Militärpolizei=
gericht verurteilte geſtern zwei Mitglieder der 
            Kommuni=
ſtiſchen Partei wegen angeblicher antifranzöſiſcher 
Aeußerungen zu 1 bzw. 6 Monaten Gefängnis und 1000 
Goldmark Geldſtrafe. 
Die Paſtoren Lindemann und Kaher, die verſucht hatten, 
durch die Ruhr in das unbeſetzte Gebiet zu gelangen, 
            wur=
den zu drei Monaten Gefängnis und 500 Goldmark 
Geldſtrafe verurteilt. 
Weitere Ausweiſungen. 
Von den Franzoſen ſind weiter ausgewieſen worden am 
16. September 1923 der Poſtamtmann Baſta mit ſeiner 
            Ehe=
frau und 3 Kindern, ſowie der Poſtinſpektor Schertel vom 
Poſtamt in Bingen (Rhein).
 Paris, 22. Sept. (Wolff.) Das Journée Induſtrielle 
ſchreibt im Hinblick auf die künftige Regelung der 
            Re=
parationsfrage: 
Mit dem Tage, wo der paſſive Widerſtand zu Ende geht, 
wird ſich plötzlich das bisherige einfache Ziel Frankreichs 
komplizieren. Solange der Widerſtand angedauert habe, 
habe es gegolten, zu ſiegen. Wenn er niedergeworfen ſei, werde 
es darauf ankommen, die allgemeinen Notwendigkeiten Europas 
und die Intereſſen und die beſonderen Anſprüche der beteiligten 
Völker einander anzupaſſen, und das werde eine furchtbar 
            ver=
wickelte Aufgabe ſein. Bei dieſer ſogenannten poſitiven 
Aufgabe werde Poincaré ſich nicht mehr, wie bisher, 
auf eine öffentliche Meinung ſtützen können, deren 
            In=
ſtinkt ſeine Reflexe und ſeine Akte geleitet, der ihm zuſtimmte 
oder ihn gewarnt habe. Er werde es nicht mehr können, weil die 
öffentliche Meinung zwar wüßte, was ſie wolle und was ſie nicht 
wolle, aber nichts von den feinen Schwierigkeiten der Kunſt 
            ver=
ſtehe, zu bauen, ebenſo wenig von den Schwierigkeiten des 
            Bau=
geländes, wie von denen des zu verwendenden Materials und 
ſeiner Anordnung. Damit ſei der Architekt ſeinem eigenen 
            Er=
meſſen überlaſſen und übernehme eine außergewöhnliche 
            Ver=
antwortung, während gleichzeitig ſein Auftraggeber, Frankreich, 
ein außergewöhnliches Riſiko trage. Die politiſche Führung der 
künftigen Verhandlungen werde bei Poincaré in den Händen 
eines Meiſters liegen. Aber man dürfe die Befürchtung 
            aus=
ſprechen, daß der Stoff dieſer Verhandlungen 
            un=
genügend vorbereitet worden ſei. Die heutige Welt, 
die gegenwärtigen Bedürfniſſe, die Pſychologie der Nationen 
von heute, die materiellen Mittel ſeien nicht mehr diejenigen, 
mit denen die Unterhändler des Friedensvertrages von 1919 
es zu tun zu haben glaubten. Und wenn es eines Beiſpiels für 
dieſen radikalen Wandel bedärfte, ſo würde man es in der 
zurückhaltenden Sprache vor ſich haben, mit der die engliſche 
Preſſe ſoeben die in Frankreich aus Anlaß der tatſächlich 
            herz=
lichen Beſprechung zwiſchen Poincaré und Baldwin 
            aufgekom=
menen Hoffnungen aufgenommen habe. Die Völker ſeien 
nicht mehr geſonnen, etwas von ihren Intereſſen dem Gefühl, 
noch auch der Erinnerung an den gemeinſamen 
Heldenmut zu opfern. Der neue Frieden werde alſo 
nur inſoweit wirkſam ſein, als er ſich den Bedürfniſſen 
            Euro=
pas anwaſſe. Es ſei nicht einmal ſicher, daß in 
Frankreich ſelbſt improviſierte Löſungen, eine 
willfährige Zuſtimmung finden würden. Es gebe zahlreiche 
Anzeichen dafür, daß man angeſichts dieſer oder jener Löſung von 
wirtſchaftlicher Tragweite — und faſt das ganze Problem des 
neuen Friedens ſei wirtſchaftlicher Art — ein regelloſes 
            Auf=
treten von Strömungen erleben werde, die einander bekämpfen 
und die ſchließlich die franzöſiſche Diplomatie zur Ohnmacht 
            ver=
urteilen und die nationale Tätigkeit Frankreichs in einen 
Zuſtand anarchiſchen Fiebers ſtürzen würden. 
Geteilte Meinung in London. 
London, 22. Sept. (Wolff.) Der Times zufolge wird 
die außerordentliche Befriedigung über die 
            Zuſam=
menkunft, die in Paris gezeigt werde, in offiziellen 
Londoner Kreiſen nicht ganz geteilt, wo man der 
Anſicht ſei, daß die wirklichen Hinderniſſe für eine 
            Zuſammen=
arbeit keineswegs beſeitigt worden ſind und wo die Befürchtung 
ausgedrückt werde, daß der vollſtändige Zuſammenbruch und die 
Auflöſung Deutſchlands jeden Augenblick erwartet werden könne, 
wodurch alle Pläne bedeutungslos würden. 
Paris, 22. Sept. (Wolff.) Der Londoner Berichterſtatter 
des Petit Pariſien berichtet, Baldwin habe geſtern kurz nach 
            ſei=
ner Ankunft in London, eine erſte Unterredung mit Lord 
Curzon über das Ergebnis ſeiner Verhandlungen in Paris 
gehabt. Im Laufe dieſer Unterhaltung ſei der Zeitpunkt des 
Zuſammentritts des Kabinetts beſtimmt worden, das ſich mit 
dem Reparationsproblem und mit dem engliſch=
            franzö=
ſiſchen Abkommen zu beſchäftigen haben würde.
 Die Toche. 
Kaum jemals wohl iſt die politiſche Lage des deutſchen 
            Vol=
kes ſo ernſt geweſen, wie im gegenwärtigen Augenblick, und es 
würde mehr wie leichtfertig ſein, wenn man ſich nicht überall 
darüber Rechenſchaft ablegen würde. Herr Poincaré glaubt ſich 
kurz vor dem Ziel. Was das Ende des Weltkrieges den 
            Fran=
zoſen nicht brachte, der Ruhrkampf ſoll es vollenden. Seit über 
einem halben Jahrhundert war das „ceterum eenseo 
            Germa-
niam esse delendam” das Leitotiv franzöſiſcher Staatskunft. 
Das Ende des Deutſchen Reiches ſoll den Franzoſen die 
            unbe=
ſtrittene Vorherrſchaft in Europa politiſch und wirtſchaftlich 
ſichern. Der paſſive Widerſtand an Rhein und Ruhr iſt der 
            ver=
zweifelte Verſuch eines waffenlos, um ſein Leben kämpfenden 
Volkes, ſich feindlicher Vergewaltigung zu erwehren. 
            Verſtänd=
lich war es daher, wenn man Ausſchau danach hielt, ob nicht von 
irgendwoher dem deutſchen Volke in dieſem harten Kampfe Hilfe 
kommen könnte. Bedauerlich dagegen war es, daß man ſich 
manchevorts hinſichtlich der Möglichkeiten ſolcher Hilfe ſtarken 
Illuſionen hingab, und wir haben uns daher ſtets für verpflichtet 
gehalten, eindringlichſt vor derartigen Illuſionen zu warnen, und 
oft genug haben wir gerade an dieſer Stelle erörtert, daß vom 
engliſcher Seite kaum eine wirkungsvolle Hilfe zu erwarden 
ſei. Der verhängnisvolle Fehler der engliſchen Kriegspolitik, der 
darin beſtand, daß man den richtigen Moment im 
            Friedens=
ſchluß verpaßte, hat ſich im Laufe der letzten Jahre dahin 
            aus=
gewirkt, daß Frankreich — allerdings unter Anſpannung ſeiner 
letzten Kräfte — zur unbeſtritten erſten Macht Europas werden 
konnte, und daß heutte jede Regierung Großbritanniens mit 
            die=
ſer harten Tatſache vechnen muß. Die franzöſiſche Küſte iſt mit 
Flugzeuggeſchwadern geſpickt, und der Ausbau ſeiner 
            Unter=
ſeebootflotte würde Frankreich im Falle eines engliſch=
            franzöſi=
ſchen Krieges infolge der günſtigen Lage ſeiner Küſten eine viel 
ſtärkere Bedrohung des engliſchen Welthandels ermöglichen, als 
dies bei Deutſchland während des Weltkrieges der Fall war. 
Die Zuſammenkunft des engliſchen Premierminiſters mit Herrn 
Poinoaré in der vergangenen Woche zeigt wehr als deutlich, daß 
man in London wenigſtens im Augenblick beine Möglichkeit ſieht, 
der franzöſiſchen Gewaltpolitk, die zweifellos dem engliſchen 
Intereſſe geradezu entgegenläuft, ein Paroli zu bieten. 
Die Politik des Kabinetts Cuno war auf den 
            Grundgedan=
ken eingeſtellt, daß England und auch Amerika ihr Gewicht in 
die Wagſchale zugunſten Deutſchlands werfen würden, und dieſer 
Gedanke war keineswegs ſo abwegig, wie das unſere 
            ſogenann=
ten Kontinental=Politiker glauben machen möchten. Entſcheidend 
war jedoch das, und wir haben es an dieſer Stelle mehrfach 
            aus=
geſprochen: Englands und Deutſchlands politiſches Intereſſe 
läuft hinſichtlich des Ruhrkonflikts zweifellos bis zu einem 
            ge=
wiſſen Grade parallel. Erſt in dem Augenblick jedoch durfte wan 
in Deutſchland auf die wirkliche Unterſtützung Englands rechnen, 
in welchem man in London die Ueberzeugung gewann, daß 
Deutſchland in der Lage ſein würde, den Kampf gegen 
            Frank=
reich zu erfolgreichem Ende zu führen. 
Als Dr. Streſemann die Leitung der deutſchen 
            Reichsregie=
rung übernahm, ſah er ſich einer überaus ernſten Lage 
            gegen=
über. Gerade damals ließ eine Nervenkriſe, wie ſie wohl ein 
Volk in einem ſo ſchweren Kampf gelegentlich durchmachen muß, 
die Ausſichten der deutſchen Abwehr in recht trübem Licht 
            er=
ſcheinen, und es iſt daher wohl zu verſtehen, daß der neue 
Reichskanzler es unter dieſen Umſtänden für ſeine Pflicht hielt, 
ſich darüber zu unverrichten, ob und unter welchen Bedingungen 
eine Verſtändigung mit den Franzoſen möglich ſei. Das muß 
Ular ausgeſprochen werden, gerade wenn man wie wir ſtets der 
Anſicht war, daß eine für Deutſchland irgendwie annehmbare 
Verſtändigung mit der Regierung eines Poincaré niemals und 
beſonders nicht under den gegenwärtigen Umſtänden möglich 
ſein würde. Die Mindeſtforderungen, die jede deutſche 
            Regie=
rung bei der gegenwärngen Lage ſtellen müßte, hat der deutſche 
Reichskanzler wehrfach zu klarem Ausdruck gebracht. Die 
            Aus=
ſichten jedoch, daß die diplomatiſchen „Unterhaltungen” in 
            Ber=
lin die Franzoſen davon überzeugen könnten, daß ein weiteres 
Entgegenkommen der Reichsregierung ſchlechterdings unmöglich 
iſt, müſſen vecht ſchwach erſcheinen. Vor überaus ernſte 
            Ent=
ſchließungen aber wird ſich die Reichsregierung geſtellt ſehen in 
dem Augenblick, in dem endgültig feſtſtehen wird, daß Herr 
Poincaré under allen Umſtänden auf einer glatten Kapitulation 
Deutſchlands beſtehen bleibt. Nicht um ein leeres Wort handelt 
es ſich bei dieſer Kapitulation, ſondern — es wäre frevelhaft, 
wenn man ſich darüber irgendwelchen Illuſionen hingäbe — um 
das Ende des Deutſchen Reiches, um das Chaos ſchlechthin. Die 
Politik muß mit Tatſachen rechnen und guich Imponderabillien 
ſind Tatſachen, an denen ein Staatsmann nicht 
            vorüber=
gehen darf. 
Die Rede des bayeriſchen Miniſterpräſidenten v. Knilling 
am vergangenen Sonntag verdient inſofern ganz beſondere 
            Be=
achtung, als hier einmal mit aller Klarheit gewiſſe Dinge 
            aus=
geſprochen worden ſind. „Es gibt Dinge, bei denen es für uns 
in Bayern ein Paktieren nicht gibt”, betonte Herr v. Knilling, 
und wer die Stimmng in Bahern einigermaßen kennt, wird 
zugeben mütſſen, daß der bayeriſche Miniſterpräſident recht daran 
tat, auf die Gefahren hinzuweiſen, die dem Reich erwachſen 
würden, falls man in Benlin nicht in der Lage ſein ſollte, das 
Reichsſchiff den Kurs zu ſteuern, der von dem Kanzler des 
Deutſchen Reiches jedenfalls beabſichtigt iſt. Die Begegnung des 
Reichskanzlers mit dem bayeriſchen Miniſterpräſidenten in 
            Mit=
tenwald hat ergeben, daß zwiſchen beiden Staatsmännern 
grundſätzliche Meinungsverſchiedenheiten über die Zielle der 
Reichspolitik kaum beſtehen. Die Tuntenhauſener Rede hat auch 
in dieſer Hinſicht nur klärend gewirkt. Daß es im Augenblick 
mehr denn je die Pflicht der Reichsvegierung iſt, den 
            Bedürf=
niſſen der Länder Rechnung zu tragen, bedarf keiner Erörterung. 
Auf der anderen Seite aber iſt es auch die Pflicht der Länder, 
alles zu vermeiden, was eine Belaſtung für die Reichspolitik 
            be=
deuten könnte. Die Ereigniſſe in Thüringen und Sachſen bilden 
ein übevaus trauriges Kapitel der neueſten deutſchen Geſchichte. 
Parteipolitiſche Engſtirnigkeit feiert groteske Triumphe. 
Der ungeheuere Ernſt unſerer außenpolitiſchen Lage 
            erfor=
dert gebieteriſch, daß das geſamte deutſche Volk ſich entſchloſſen 
hinder ſeine Führung ſtellt. Von dieſer aber muß verlangt 
            wer=
den, daß ſie den Weg, den ſie ich entſchloſſen hat einzuſchlagen, 
miteiſerner Eng. gie verfolgt. Innerpolitiſche Geſundung 
iſt die Vorbedingung fü: jede Auße rolitik, welche das Deutſche 
Reich zu erhalten in der Loge ſi, und es iſt daher eine der ernſte=
Seeti 2.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 23. September 1923.
Nummer 263.
 ſten Aufgaben der Reichsregierung, dieſe innerpolitiſche 
            Geſun=
dung herbeizuführen. Es iſt natürlich nicht möglich, im Rahmen 
dieſer kurzen Ueberſicht das Währungsproblem zu erörtern. 
            Dar=
über aber muß allgemein Klarheit beſtehen, daß es nur gelöſt 
werden kann, wenn Hand, in Hand wit der Währungsreform 
eine durchgreifende Finanz= und Wirtſchaftsreform geht. Daß 
die Schaffung ſtabiler Verhältniſſe in unſerem Wirtſchaftsleben 
nachgerade Lebenswotwendigkeit für das geſamte Volk geworden 
iſt, braucht wohl kaum noch geſagt zu werden in einem Lande, in 
dem jeder Einzelne täglich und ſtündlich die kataſtrophalen 
            Wir=
kungen unſeres Elends verſpürt. Gewaltige Opfer wird das 
deutſche Volk zu bringen haben, wenn es ſich ſelbſt behaupten 
vill. Nur das Volk aber iſt verloren, welches ſich ſelbſt aufgibt. M.
 Die Deutſchnationalen gegen Streſemann. 
Das deutſchnationale Parteiprogramm. 
TU. Berlin, 22. Sept. Auf dem 5. Verbandstag der 
Deutſchnationale Volkspartei des Landesverbandes 
Mecklenburg=Schwerin ſprach heute der Parteivorſitzende, 
            Staats=
miniſter a. D. Dr. Hergt, über die Aufgaben der Gegenwart 
der Deutſchnationalen Volkspartei. Wir haben, ſo führte er aus, 
als ſtaatserhaltende Partei die Pflicht, vor aller Offenulichkeit 
darauf hinzuweiſen, wie verkehrt die Politik der Regierng 
Streſemann iſt. Wir Deutſchnationalen ſind der Auffaſſung, daß 
bei den kommenden Verhandlungen unbedingt die Gelegenheit 
benutzt werden muß, um von Verſailles loszukommen. Man muß 
aus einer Regierungserklärung entnehmen, daß die Regierung 
Streſemann ſich innerlich zu der „Rechtmäßigkeit” der 
            franzöſi=
ſchen Ruhrbeſetzung bekennt, obwohl ſelbſt engliſche Juriſten 
einen Rechtsbruch feſtgeſtellt haben. 
Die Nationalliberale Korreſpondenz hat uns vier Fragen 
vorgelegt, von deren Beantwortung ſie die weitere Einſchätzung 
der deutſchnationalen Politik abhängig machen will. Wir 
            erken=
nen daraus, daß die Politik des jetzigen Reichskanzlers davon 
ausgeht, daß ſie annimmt, machtpolitiſch laſſe ſich eine Löſung 
nicht erzwingen. Wir Deutſchnationalen aber denken anders. 
Wir glauben an eine machtpolitiſche Löſung. Das bedeutet nicht 
ohne weiteres, daß wir einen Krieg mit Frankreich wünſchen. 
Es wäre ſchon ein furchtbares Riſiko für Frankreich, wenn es 
verſuchen wollte, weiter vorzudringen in Deutſchland. Man 
ſollte die Franzoſen endlich einmal vor das Riſiko ſtellen, und 
man wird ſehen, daß ſie dieſes Riſiko nicht eingehen. 
Wir Deutſchnationalen — und das erklären wir an dieſer 
Stelle feierlich und offiziell: Wir werden dieſe Kapitulation 
nicht mitmachen. Man hofft regierungsſeitig, daß ſich Poincaré 
noch in letzter Stunde bereit finden wird, dieſer Kapitulation 
ein diplomatiſches Mäntelchen umzuhängen. Kommt es durch 
die Manipulationen des Kabinetts Streſemann und die 
            Bereit=
willigkeit Poincarés zu einer verſcheierten Kapitulation, ſo 
            wür=
den wir weiter wie bisher das Sklavenvolk bleiben. Wenn aber 
Poincaré ablehnt und es doch noch zum offenen Bruch kommen 
ſollte, ſo müßte eine ganz fundamentale Erneuerung eintreten. 
Es ſei ein Ding der Umnöglichkeit, daß dieſelben Männer, die 
jetzt die Kapitulation vorbereiten, das deutſche Volk bei einem 
Aufruf zum weiteren Ausharren im Kampfe hinter ſich finden 
werden. Es müſſe dann eine Regierung kommen, die ganz und 
gar im deutſchnationalen Sinne eingeſtellt ſei. Wir wiſſen ganz 
genau, daß es in dieſem Falle ein ſchlimmes Erbe ſein würde, 
das wir antreten. Aber niemals werden wir Deutſchnationalen 
uns dieſer Aufgabe, wenn ſie an uns herantreten ſollte, entziehen. 
Nach der Rede Hergts as der Vorſitzende des 
            Landes=
verbandes Schwerin eine Reſolution, die einſtimmig 
            angenom=
men wurde. In dieſer Reſolution heißt es, der Landesverband 
erwarte von der Parteileitung, daß ſie in der klaren Oppoſition 
gegenüber der Regierung Streſemann=Hilferding verharre. 
            Die=
ſer Regierung müſſen wir das Vertrauen verſagen, da ſie Leben 
und Eigentum der bürgerlichen Bevölkerung in Stadt und Land 
vor den kommuniſtiſchen Terrorakten nicht hinreichend ſchützt, 
und da ſie durchgreifende wirtſchaftliche und politiſche 
            Maß=
nahmen aus Nachgiebigkeit vor der Linken, die in der Regierung 
einen übermäßigen Einfluß hat, nicht zu unternehmen wagt. 
Wildes Notgeld. 
Berlin, 22. Sept. (Wolff.) Durch den letzten Markſturz 
und das dadurch bewirkte Anſchwellen der Preiſe und Löhne iſt 
ein bedauerlicher Mangel an Reichsbanknoten und anderen 
            ge=
ſetzlichen Zahlungsmitteln eingetreten. Der Reichsfinanzminiſter 
hat ſich genötigt geſehen, in vielen Fällen die Ausgabe von 
            Not=
geld zu geſtatten, in jedem Falle jedoch genaue Beſtimmungen 
über die Anlegung des Gegenwertes des jeweiligen Betrages 
aufgeſtellt, die einer mißbräuchlichen Geldmacherei vorbeugen 
ſollen. Indeſſen iſt daneben auch von zahlreichen Stellen 
            Not=
geld ohne jede Genehmigung ausgegeben worden, wobei 
            ſelbſt=
verſtändlich die von der Behörde verlangten 
            Sicherheitsmaßnah=
men nicht getroffen ſind. Wie wir von zuſtändiger Stelle 
            erfah=
ren, wird gegen dieſes wilde Notgeld mit aller Schärfe 
            vorge=
gangen. Es wird unnachſichtlich ſeine ſchleunigſte Einziehung 
 
verlangt und nötigenfalls erzwungen werdem.
 Geiſtige Führer der Gegenwart über die 
evangeliſche Landeskirche.
 Rundfrage zum 75jährigen Jubiläum der Inneren MNiſſion. 
epd. Am 23. September jährt ſich zum 75. Male der Tag, 
n dem Johann Hinrich Wichern von dem Wittenberger 
            Kirchen=
ag jenen zündenden Appell für das Werk der Inneren Miſſion 
gehen ließ, der zur Gründung des Zentralausſchuſſes für die 
innere Miſſion der deutſchen evangeliſchen Kirche führte. Auf 
ne anläßlich dieſes Gedenktages veranſtaltete Rundfrage nach 
er Bedeutung der evangeliſchen Liebestätigkeit ſind u. a. die 
olgenden Antworten eingelaufen: 
In unſeren Tagen ungeahnter und unermeßlicher Not hat 
ich eine von echter Liebe getragene private Wohlfahrtspflege 
Is offenbare Staatsnotwendigkeit erwieſen. Jeder Deutſche 
ollte heute mehr denn je ſich auf dieſem Gebiete betätigen. Ich 
bünſche darum der Inneren Miſſion der deutſchen evangeliſchen 
irche zu ihren Apoſtolat der Wohlfahrtsplege Glück und Gottes 
egen!“ 
Dr. H. Brauns, Reichsarbeitsminiſter, Berlin.
 In den 75 Jahren des Beſtehens des Zentralausſchuſſes iſt 
eine Fülle von Segen für unſer Volk von den „Arbeiten der 
Inneren Miſſion ausgegangen, die in dieſer Zeit ſchwerſter 
            ſeeli=
ſcher und leiblicher Not weniger denn je entbehrt werden können. 
Möchte auch für die Innere Miſſion das Schriftwort gelten: 
Dein Alter ſei wie Deine Jugend! 
Dr. O. Boelitz, 
Pr. Miniſter für Wiſſenſchaft, Kunſt und Volksbildung, Berlin.
 Die ſittliche und nationale Erneuerung unſeres Volkes nach 
deutſcher und chriſtlicher Art iſt die erſte Vorausſetzung für die 
Rettung aus der Not. In dieſem Sinne zu wirken, muß heute 
mehr denn je die wichtigſte Aufgabe der Innerem Miſſion ſein. 
Dr. v. Kahr, Regierungspräſident von Bayern, München. 
In dieſer ſchweren Zeit iſt es notwendiger als je, daß dem 
Volk die Religion erhalten bleibt. 
Dr. Cuno, Reichskanzler a. D., Berlin.
 Die Innere Miſſion als Geſamtorganiſation und mehr noch 
als Einzelleiſtung unzähliger unbekannter Jünger und 
            Jünge=
rinnen des Heilandes erſcheint mir als der größte Beitrag, den 
das evangeliſche Deutſchland im letzten Jahrhundert für den 
Beweis der Wahrheit des Chriſtentums gegeben hat. 
D. Adolf Deißmann, Univerſitätsprofeſſor, Berlin.
 Ein Vorſtoß ins unbeſetzte Gebiet. 
Münſter, 22. Sept. (Wolff.) Eine Kompagnie 
            franzöſi=
ſcher Infanterie drang heute früh 8,15 Uhr bis zur Brücke beim 
Bahnhof Schwerdte im unbeſetzten Gebiet vor, kehrte aber nach 
einiger Zeit zurück. Es handelte ſich angeblich um einen 
„Uebungswarſch”. 
Täuſchungsverſuch. 
Münſter, 22. Sept. (Wolff.) Auf der Zeche Dorſtfeld 
            ver=
brennen die Franzoſen leere Oelfäſſer, um dadurch den 
Anſchein zu erwecken, als ob ihnen die Inbetriebſetzung der 
Kokereien gelungen ſei. 
Wiederaufnahme der Gasbelieferung. 
Münſter, 22. Sept. (Wolff.) In Gelſenkirchen hat 
ſich die Stadtverwaltung entſchloſſen, die Gasbelieferung wieder 
aufzunehmen, da die Beſatzungsbehörde Sanktionen angedvoht 
hat, durch die der Bevölkerung mehr Schaden erwachſen würde. 
Franzöſiſche „Lebensmittelverſorgung”. 
Münſter, 22. Sept. (Wolff.) In Kirchhörde begeben ſich 
tatſächlich größere Trupps des franzöſiſchen Infanterie=
            Regi=
ments 151 auf die Felder und ſtehen Feldfrüchte, hauptſächlich 
Kartoffeln. 
Diebſtähle. 
Berlin, 22. Sept. (Wolff.) Am 18. September ſind bei 
der Reichsbanknebenſtelle in Neuß 12 Milliarden fortgenommen 
worden. Bei der Reichsbankſtelle München=Gladbach 
            ent=
wendeten die Belgier am 19. September 70 Milliarden Mark. 
Mit dem Bargeld wurde ein Teil der vom Reich angekauften 
Wechſel von den Belgiern mitgenommen. Aus Dortmund 
wird geweldet, daß die Franzoſen in der Druckerei Crüwell in 
Dortmund am 20. September wiederum 2 Billionen Mark 
            fer=
tiger Reichsbanknoten fortgenommen haben. 
Deutſchland und der Völkerbund. 
Paris, 22. Sept. (Wolff.) Zu dem Beſchluß der 
            Ab=
rüftungskommiſſion ſchreibt das Echo de Paris: Gegen die 
Stimme des franzöſiſchen Vertreters hat die Kommiſſion 
            beſchloſ=
ſen, daß die Staaten, die heute dem Völkerbund nicht 
            ange=
hören, unter anderen auch Deutſchland, dem allgemeinen 
Abrüſtungspakt ſofort beitreten können. In der Praxis 
bedeute das, daß Deutſchland in den Völkerbund, durch eine 
Hintertür eintreten könne, ohne die für ſeinen 
            Bei=
tritt erforderlichen Bedingungen (Erfüllung der Verträge) erfüllt 
zu haben, und daß auf alle Fälle keine beſonderen Allianzen, die 
automatiſch im Augenblick der Gefahr ſpielen ſollen, gegen 
Deutſchland ſowie gegen irgend ein anderes Land Geltung haben 
können. Die Angelegenheit habe ihre Bedeutung. Viele Leute 
hätten tatſächlich geglaubt, daß es uns leicht ſei, uns auf den 
Völkerbund zu ſtützen hinſichtlich des Syſtems der Garantie der 
Artikel 42, 43 und 44 des Friedensvertrages, die von der 
            Ent=
militariſierung der Rheinlande handeln und zu 
denen wir greifen ſollen in den Jahren, die den jetzt in den 
            Ver=
trägen feſtgeſetzten Beſetzungsperioden folgen. Wenn der Wille 
der Abrüſtungskommiſſion endgültig durchgeführt wird, müſſen 
wir andere Grundlagen ſuchen. 
Die Kriſe des Völkerbundes. 
Paris, 22. Sept. (Wolff.) Der Völkerrechtslehrer Prof. 
Georges Scelle ſpricht von einer Kriſeim Völkerbund, 
die er im Oevre auf die Behandlung der Kompetenzfrage im 
griechiſch=italieniſchen Konflikt zurückführt. Nach ſeiner Anſicht 
iſt es ſehr ernſt für den Völkerbundsrat ſelbſt, daran zu denken, 
den Streitfall vor den internationalen Gerichtshof zu bringen; 
denn dadurch werde der erſte Schritt unternommen zu einem 
            Sy=
ſtem, den Haager Gerichtshof zum Schiedsrichter über die 
Kompetenz gewiſſer Organe des Völkerbundes zu machen, 
            wo=
durch ihm eine konſtitutionelle Vorherrſchaft über 
alle Organe des Bundes gegeben würde. Profeſſor 
Scelle ſieht nicht ohne Mißvergnügen dieſen Vorrang des 
            Rich=
ters über die Politik; denn ein des Namens würdiger Richter 
habe oft mehr Autorität, aber immer mehr Mut als ein 
            Diplo=
mat. Daß die Dinge ſo kommen mußten, führt der 
            Völkerrechts=
lehrer zum Teil auf die franzöſiſche Politik zurück, über 
die er folgendes Urteil fällt: Die Kriſe des Völkerbundes könne 
vom innerpolitiſchen Geſichtspunkte für die Franzoſen heilſam 
ſein, wenn ſie begriffen, daß der rückſchrittliche 
            Natio=
nalismus und die kleinliche Politik, die man am Quai d’Or=
 Die Innere Miſſion fing klein und verachtet an. Das iſt 
charakteriſtiſches Kennzeichen allen chriſtlichen Werdens. Aber 
der Fruchtkern trug die Kraft in ſich, weltweit zu werden. Sie 
hat der Menſchheit die Augen für ihre Not geöffnet, ſie hat ueben 
die Forderung ſelbſtloſer Liebe das Streben nach Verwirklichung 
der Gerechtigkeit geſetzt. Ohne Innere Miſſion kein wahrhaft 
ſoziales Verſtändnis. Ohne die Vorarbeit Wicherns keine ſoziale 
Botſchaft des erſten deutſchen Kaiſers. 
D. Dr. Michaelis, Reichskanzler a. D., Saarow. 
Die Innere Miſſion der deutſchen evangeliſchen Kirche hat 
ſich die hohe Aufgabe geſtellt, in chriſtlicher Liebesarbeit die Not 
auf allem Gebieten zu lindern und damit dem Vaterland beim 
Wiederaufbau zu helfen und auch den Proteſtantismus, zu 
            ſtär=
ken, als einen der Grundpfeiler der Entwickelung des deutſchen 
Volkes. 
Ludendorff, Generalmajor, München. 
Nur durch eigene innere Kraft kann Deutſchland aus tiefer 
Erniedrigung erſtehen. Dieſe ſittlichen Kräfte zu erhalten und 
zu heben war und iſt das Ziel der Inneren Miſſion in 
            uner=
müdlichem Schaffen und ſelbſtloſer Aufopferung. Mehr denn 
je ſollte das deutſche Volk erkennen, daß kein Opfer zu groß iſt, 
um die Tätigkeit der Inneren Miſſion als wirkſame Hilfe zur 
Wiedergeburt Deutſchlands zu fördern. 
Eleonore Großherzogin von Heſſen. 
Die Innere Miſſion der evangeliſchen Kirche hat das 
            unver=
gängliche Verdienſt, daß ſie die Blicke auf die großen, ganze 
Volksſchichten erfaſſenden leiblichen und ſittlichen Notſtände 
            ge=
richtet und Kräfte geſammelt und in Bewegung geſetzt hat, um 
in der Vollmacht des Glaubens und dem Geiſt des barmherzigen 
Samariters durch Wort und Tat Hilfe zu bringen. 
D. Moeller, 
Präſident des Deutſchen Evang. Kirchenausſchuſſes, Berlin. 
Die Innere Miſſion darf nie vergeſſen oder verſchweigen, 
baß ſie „Miſſion” iſt, d. h. Dienſt an den Seelen. Das gibt ihrer 
Arbeit ihre Eigenart und Kraft und macht ihren Dienſt erſt zu 
wirklicher Hilfe. Möge unſer Volk, das der Hilfe bedarf, auch 
die Hand ergreifen, die ihm geboten wird! 
D. Veit, Kirchenpräſident, München. 
Chriſti Lehre iſt der Lebensnerv unſeres Volkes. Es iſt 
eine Verruchtheit, ihn abtöten zu wollen. Die Innere Miſſion 
iſt beſtrebt, ihn lebendig und ſtark zu erhalten. Sie fördern, 
heißt Heilsarbeit leiſten an unſerem Volke. Gott ſegne ſie! 
Dr. Dietrich Schäfer, Univerſitätsprofeſſor, 
Claustal i. Harz.
 ſay mache, nicht allein das auswärtige Preſtige Frankreichs, 
            ſon=
dern auch die Zukunft der friedlichen Einrichtung gefährdeten. 
zu deren Stützen, nicht aber zu deren Feinden die Franzoſen in 
ihrem eigenen Intereſſe ſich machen ſollten. 
Indiſche Kritik am Völkerbund. 
Genf, 22. Sept. (Wolff.) Die Völkerbundsverſammlung 
ſchloß heute ihre politiſche Ausſprache über den Ratsbericht ab. 
nochdem nach die Vertreter Indiens, Südafrikas und Schtbedens 
geſprochen hatten. Der indiſche Vertreter ſpielte auf die 
            griechiſch=
italieniſche Frage an und führte aus, daß die Zuſtändigkeit in 
Streitfällen zwiſchen Völkerbundswitgliedern unzweifelhaft ſei 
und eine Verletzung der Grundſätze des Paktes alle anderen 
            Ent=
ſcheidungen des Völkerbundes zweifelhaft macht. 
Vereinbarung zwiſchen Danzig und Polen. 
Genf, 21. Sept. (Wolff.) Zwiſchen Danzig und 
            Po=
len wurde heute eine Vereinbarung, über die Stellung 
Polens zu der neuen Danziger Währung abgeſchloſſen, die 
morgen unterzeichnet wird und dann dem Völkerbundsrat 
zugehen ſoll. Die Verhandlungen, die ſeit einigen Tagen 
            wäh=
ren, wurden von dem Danziger Finanzſenator Dr. 
            Volk=
mann, dem polniſchen diplomatiſchen Vertreter in Danzig, 
Plucinski, und dem zeitweiligen polniſchen Finanzminiſter 
unter Mitwirkung des Finanzkomitees des Völkerbundes geführt. 
Durch die Vereinbarung ſind alle Schwierigkeiten, die ſich der 
neuen Danziger Währung von polniſcher Seite entgegenſtellen 
könnten, behoben. 
Am Dienstag engliſcher Kabinettsrat. 
London, 22. Sept. (Wolff.) Dem parlamentariſchen 
Berichterſtatter des Daily Telegraph zufolge wird erwartet, daß 
der Kabinettsrat für Dienstag einberufen wird. 
Reuter zufolge werde Baldwin zweifellos die Anſichten 
der Premierminiſter der Dominions einholen, da ein 
            ſol=
cher Schritt ſeine Stellung beträchtlich ſtärken würde. 
Die Lage in Aegypten. 
London, 22. Sept. (Wolff.) Einer Reutermeldung aus 
Kairo zufolge bezeichnete der Nationaliſtenführer Zaglul 
Paſcha in einer Unterredung die augenblickliche Lage in 
Aegypten als beklagenswert. Niemals ſeit 1832 habe 
            Aegyp=
ten in einer gefährlicheren Atmoſphäre der Unſicherheit gelebt 
als jetzt. Die Verfaſſung, die dem ägyptiſchen Volke viel zu geben 
ſcheine, gebe in Wirklichkeit nichts. Die britiſche Verwaltung 
habe ſich nur äußerlich verändert. Die Lage ſei ernſt. Das 
ägyptiſche Volk müſſe verſtehen, daß es ſeine Pflicht ſei, alle 
Kräfte zu vereinigen, Vertreter zu wählen, die im Parlament 
ihre Stimme erhöben und ihren Willen zum Ausdruck brächten. 
Die Kommuniſtenunruhen in Bulgarien. 
Sofia, 22. Sept. (Wolff.) Zu den 
            Kommuniſten=
unruhen wird durch die bulgariſche Telegraphen=Agentm 
mitgeteilt, daß in Tſchirpan bei einem Angriff der 
            Kom=
muniſten auf das Polizeiamt ſechs Angreifer getötet 
und zwölf verhaftet wurden. Außer in Stara=Zagora, Nova= 
Zagora und Tſchirpan ereigneten ſich in Bulgarien keine 
            Zwi=
ſchenfälle. Zurzeit herrſcht überall Ruhe. 
Einwanderung in die Vereinigten Staaten. 
Durch die Tagespreſſe ging von kurzem eine ſich angeblich auf 
            Mit=
teilungen aus Waſhington ſtützende Meldung, daß das diesjährige 
            Ge=
ſamtkontingent der nach dem gegenwärtigen Einwanderungsgeſetz in den 
Vereinigten Staaten zuzulaſſenden Einwanderer bereits in nächſter Zeit 
erſchöpft ſei und die Einwanderung dann bis zum Abſchluß des 
            laufen=
den Einwanderungsjahres, nämlich bis Ende Juni 1924, aufhören müſſe. 
Dieſe Nachricht iſt unzutreffend. Nach den vom amerikaniſchen 
            Einwan=
derungsamt herausgegebenen Statiſtiken hat bisher keines der wichtigſten 
Herkunftsländer die zuläſſige Einwanderungshöchſtzahl erreicht. 
            Insbe=
ſondere haben die Einwanderer aus Deutſchland noch nicht einmal die 
Monatsquote für Juli und Auguſt erſchöpft. Die Gefahr einer 
            Zurück=
weiſung von deutſchen Auswanderern wegen Ueberſchreitung der 
            Jahres=
quote beſteht alſo, ſoweit ſich bis heute überſehen läßt, für die nächſten 
Monate nicht. Im vorigen Einwanderungsjahr iſt bekanntlich die 
            zu=
läſſige Höchſtzahl der Einwanderer aus Deutſchland überhaupt nicht 
            er=
reicht worden.
 Die Innere Miſſion will eine revolutionäre Bewegung ſein. 
Sie iſt ein Aufſtand der bewußten Chriſten wider den 
            Despo=
tismus des Böſen und den Druck des Uebels in einem Volke. 
Sie ſammelt und ſendet Freiſcharen aus zum heiligen Krieg 
wider die eingewurzelten Vorurteile des landläufigen 
            Unglau=
bens und wider deſſen Zwillingsbruder, den gemeinen und 
gemeingefährlichen Egoismus. Ein ewig Geſtriges ſind dieſe 
beiden Feinde, aber ſie mühen ſich, des Heute Herr zu werden, 
damit der Fortſchritt zu einem hellen und frohen Morgen nie 
gemacht werde. Gegen dieſen Rückſchritt und Stillſtand lehnt 
ſich die Innere Miſſion auf. An Stelle des leeren Unglaubens 
und des nie geſättigten Egoismus, die das Verderben und den 
Niedergang der Völker hervorbringen, will ſie den Glauben und 
die ſoziale Liebe, die den Aufſtieg der Völker nach den Lehren 
der Geſchichte begleiten. Gegenüber dem Rückſchritt der 
            Geſin=
nung, der ſich trotz aller fortſchrittlichen Fragen bei uns 
            auszu=
breiten beginnt, vertritt die Innere Miſſion den Fortſchritt zu 
neuen und dauerhaften Kräften. Wem über dem ſalzloſen 
            Ge=
jede der ewig Geſtrigen der Sinn für Gut und Böſe, für Erſtes 
und Letztes nicht erſtorben iſt, wer an eine Zukunft unſeres 
            Vol=
kes glaubt, deſſen Platz muß heute unter den Freunden und 
Förderern der Inneren Miſſion ſein, ſelbſt dann, wenn er für 
ſeine private Anſchauung ſich andere Farben ausgeſucht hat, als 
die Innere Miſſion ſie führt. 
D. Dr. Reinhold Seeberg, Univerſitätsprofeſſor, Berlin. 
Was mich in dieſen ſchweren Tagen mit ſo viel Hoffnung 
für die Innere Miſſion erfüllt, das iſt vor allem die Tatſache, 
daß ſie nach Wicherns oft vergeſſener Andeutung ſich wieder 
zielbewußt zu ihrer ſozialen Aufgabe hingewendet, ohne dadurch 
auch nur das wenigſte ihrer geiſtlichen Innerlichkeit zu 
            ver=
lieren. 
Dr. Slotemaker de Bruine, Univerſitätsprofeſſor, 
Utrecht. 
Uinter den vielen Arbeitsfeldern der Inneren Miſſion iſt 
eines, mit dem der eigene Lebensberuf als Kriminaliſt mich im 
enge Beziehungen gebracht hat: Gefangenenpfleg= und Fürſorge 
für entlaſſene Sträflinge. Beide haben ihren tiefſten 
            Grund=
gedanken in der Anerkennung des Ewigkeitswertes durch 
            Einzel=
perſönlichkeit, in der Rettung aus leiblicher und ſeeliſcher Not, 
und darum ihren Heimatboden in der Inneren Miſſion. Das 
Beſte ihres geiſtigen Gehalts und ihrer äußeren Erfolge 
            ver=
danken wir den beiden Herolden des Werkes der Inneren 
            Miſ=
ſion: Theodor Fliedner, dem Gründer des rheiniſch=weſtfäliſchen 
Gefängnisvereins, und Johann Hinrich Wichern, dem 
            einfluß=
reichen Reformator des Gefängnisweſens unter Friedrich 
            Wil=
helm IV. Noch heute keine Tagung über Gefangenen= oder Ent=
 hüb 
r Beamte 
el 
dung 
nichtme 
ffern 
Je kürzer 
bemeſſen 
ſtellen, der 
fer Zu 
beſeitigt w 
ngehe 
würde 
rü 
ären 
lot 
it
Nummer 263
en.
mStaaten.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 23. September 1923.
Seite 3.
 Nochmals zur Beamtenbeſoldung. 
Von 
Profeſſor D. Schian, M. d. L. 
Die Fragen der Beamtenbeſoldung ſind jetzt gewiß nicht die 
wichtigſten. Aber ſehr wichtig ſind ſie doch. Sind ſie nicht 
            be=
friedigend geregelt, ſo kann ein geordnetes Staatsweſen nicht 
beſtehen. Alſo nochmals einige Worte zu dieſer Sache! 
Die Vorauszahlung für drei Monate wird beſeitigt. Die 
Beamtenſchaft ſtimmt in der Erkenntnis der Notlage zu. Das iſt 
ein Beweis dafür, daß die Beamtenſchaft dem Staat jedes 
Opfer zu bringen bereit iſt, das ſie bringen kann. 
Die Vorauszahlung für einen Monat bleibt beſtehen. 
Widerſprechende Meldungen waren falſch. Man ſollte ſich heute 
zehnmal bedenken, ehe man beunruhigende Nachrichten in die 
Welt ſetzt. Dieſe Vorauszahlung hat für Monate mit rapid 
fallendem Geldwert leider wenig Bedeutung; das 
            Voraus=
bezahlte hat ja nach kurzer Friſt ſeinen Wert verloren. Aber 
ſie iſt trotzdem unbedingt erforderlich. Denn ſie iſt, auch wenn 
ſie raſch überholt wird, das einzig Feſte, worauf die Mehrzahl 
der Beamten rechnen kann. 
Der Jammer der heutigen 
            Beamtenbeſol=
dung liegt darin, daß der Beamte überhaupt 
nicht mehrweiß, woraner iſt. Er teilt dieſes Los, was 
die Ziffern des Gehalts betrifft, mit allen Deutſchen. Aber er 
iſt ſchlechter als viele andere geſtellt, was den Termin des 
Empfangs betrifft. Manche Beamtenkategorien erhalten — das 
führte ich ſchon neulich aus — ihre „Nachzahlungen” raſch; 
            an=
dere — die meiſten — warten eine Woche, zwei Wochen, auch 
länger. Die Penſionäre und die Witwen warten Monate lang. 
Je kürzer die Friſten, für die Nachzahlungen gewährt werden, 
bemeſſen werden, um ſo mehr ſteigert ſich die Arbeit der 
            Amts=
ſtellen, der Kaſſen; um ſo länger muß der Beamte warten. 
            Die=
ſer Zuſtand iſt nicht tragbar. Er muß unter allen Umſtänden 
beſeitigt werden. Die oberſten Inſtanzen dürfen ſich nicht damit 
begnügen, auf das Datum der Anweiſung, die ſie ſelbſt 
            unter=
ſchrieben haben, hinzuweiſen. Sie müſſen den Geſchäftsgang 
bis in ſeine Ausläufe verfolgen. Sie müſſen dafür ſorgen, daß 
die Beamten zu beſtimmten Terminen ihren Gehalt bekommen. 
Die ungeheure Unſicherheit,, die jetzt beſteht, darf nicht andauern. 
Sie würde die Beamtenſchaft zur Verzweiflung treiben. 
Ausdrücklich hebe ich nochmals hervor, daß die Nöte bei den 
Penſionären und den Witwen am größten ſind. Mir ſind 
            erſchüt=
ternde Notſchreie zugekommen. Ihnen gegenüber darf man nicht 
bloß mit einem Achſelzucken auf die Ueberlaſtung der Aemter 
hinweiſen. Es müſſen Wege gefunden werden, die Hilfe 
bringen. 
Die Einführung eines wertbeſtändigen Zahlungsmittels in 
Verbindung mit der prompten monatlichen Vorauszahlung 
würde helfen. Aber wann geſchieht ſie? 
Daß die ſo lange angekündigte Reviſion des 
            Beſol=
dungsgeſetzesfür Heſſen noch immer nicht kommen will, 
iſt vielen heſſiſchen Beamten ein beſonderer Schmerz. 
            Diejeni=
gen Beamten, die eine Beſſerſtellung erhoffen durften, ſehen ſich 
von Tag zu Tag in ihren beerchtigten Erwartungen getäuſcht. 
Wenn nur nicht über dem, was die kommenden Wochen bringen 
werden, die Arbeit der Beſoldungsnovelle aufs neue 
            zurück=
geſtellt werden muß! 
Die deutſchen Beamten wiſſen, daß ſie in einem in allen 
Fugen ächzenden Staatsweſen nicht eine ruhige und geſicherte 
Exiſtenz führen können. Sie werden bereit ſein müſſen, auch 
ſchwere Opfer zu bringen. Aber der jetzige Zuſtand alſoluter 
Unſicherheit auch in bezug auf die Termine muß beſeitigt 
            wer=
den. Der Arbeiter bekommt ſeinen Wochenlohn am feſten Tag; 
der Beamte bekommt ihn — von der geringen Vorauszahlung 
            ab=
geſehen — irgendwann einmal —, nach Wochen tielleicht, die 
Witwe ihre Penſion nach Monaten. Das kann ſo nicht bleiben, 
ſonſt treten ganz ſchlimme Folgen ein. 
Das eindrücklich auszuſprechen, war der Zweck dieſer Zeilen. 
 
Zur Lage der Beamtenſchaft. 
Vom Vorſtand des Heſſiſchen Beamtenbundes wird uns 
geſchrieben: 
Einigen irrigen Zeitungsnachrichten Berliner Blätter 
            gegen=
über geſtatten wir uns die Feſtſtellung, daß die Beamten für 
die erſte Septemberhälfte keinerlei 
            Nachzah=
lung erhielten, trotzdem bie Regierung gemäß dem 
            Wert=
beſtändigkeitsabkommen zu einer Nachzahlung verpflichtet 
            gewe=
ſen wäre, und trotzdem die Tatſache zu verzeichnen war, daß der 
Poſtſchaffner in der erſten Septemberhälfte um 
95, 1 Millionen weniger erhalten hatte, als der 
angelernte Staatsarbeiter. Der Beamte erhielt für dieſe Zeit 
nämlich nur 95 112000 Mark, während der Staatsarbeiter 204,6 
Millionen Mark bekommen hatte. Soweit der Staatsarbeiter, 
was bei mehr als der Hälfte der Fall iſt, in Akkord arbeitet, iſt 
der Verdienſt noch um ein Drittel höher. 
 
Der im Laufe der Beſoldungsverhandlungen letzter Woche 
erzielte Angleich der Beamtenbezüge an die Geldentwertung der 
zweiten Septemberhälfte entſppicht demgegenüber einem 
            In=
der von nur 11 184000, bleibt alſo nach der bis heute bekannten
 Entwichlung der Großhandelsziffer um die Hälfte hinter 
der tatſächlichen Preisſteigerung zurück. Ueberdies hat die 
            Reichs=
regierung entgegen den vom Reichstag ſanktionierten, auf dem 
Beſoldungsgeſetze beruhenden Rechtsgrundlagen für die 
            Nach=
zahlungen den Beamten eine achttägige Zahlungsweiſe, ſtatt der 
bisher 14tägigen angeboten. Die Reichsrogierung begründet dies 
mit Mangel an Zahlungsmitteln. Die Beamten richten an die 
Reichsregierung die Frage, was ſie getan hat, um dieſe 
            Zah=
lungsmittelknappheit zu hindern? Die Reichsregierung mußte, 
nachdem ſie in der zweiten und dritten Septemberwoche den 
            Ar=
beitern Lohnerhöhungen bewilligt hatte, für die Zahlungen der 
Beamten, die am 23. d. Mts. zu erfolgen gehabt hätten, die 
            ent=
ſprechenden Banknoten vorbereiten, ſofern ſie ihren rechtlichen 
Verpflichtungen gegenüber der Beamtenſchaft, nachkommen 
wvollte. Die Erklärung der Regierung, ſie könne aus Mangel 
an Zahlungsmitteln nicht zahlen, beweiſt, daß ſie ihren 
            recht=
lichen Verpflichtungen gegenüber den Beamten nicht rechtzeitig 
die nötige Beachtung geſchenkt hat. 
Die Nachrichten über die ſtündlich ſteigende Beunruhigung 
in der Beamtenſchaft müſſen leider in vollem Umfang beſtätigt 
werden. 
Die neuen Bezüge für Staatsbeamten und =Arbeiter. 
Berlin, 22. Sept. (Wolff.) Der Haushaltsausſchuß des 
Reichstags beſchäftigte ſich mit der Anpaſſung der 
            Beamten=
gehälter und Reichsarbeiterlöhne an den veränderten Geldwert. 
Nach Mitteilung der Reichsregierung über die Meßzahl der 
            Er=
hebungen zwiſchen dem Reichsfinanzminiſter und den 
            Spitzen=
organiſationen iſt die Meßzahl für das vierte Septemberviertel 
bei den Beamtengehältern mit 7000 in Ausſicht genommen. Für 
die örtlichen Sonderzuſchläge beträgt die Meßzahl für Berlin 
1085, in Hamburg 1785, in Köln und Eſſen 3675. Die 
            Frauen=
zulage ſoll von jetzt ab ebenfalls nach Grundbetrag und Meßzahl 
berechnet werden. Der Grundbetrag ſoll ſich auf 50 000 Mark 
pro Monat belaufen. Das würde für Berlin eine monatliche 
Frauenzulage von 404 250 000 Mark ergeben. Der Ausſchuß traf 
die Abmachung zur Auszahlung der Teuerungszuſchläge gemäß 
den Vereinbarungen zwiſchen dem Reichsfinanzminiſterium und 
den Spitzenorganiſationen und vertagte ſich. 
Die neuen Bergarbeiterlöhne. 
TU. Berlin, 22. Sept. Die Löhne für den 
            Kohlenberg=
bau in der Lohnwoche vom 17. bis 24. September ſind geſtern 
durch Schiedsſpruch eines vom Reichsarbeitsminiſterium 
            einge=
ſetzten Schlichtungsausſchuſſes feſtgeſetzt worden. Danach beträgt 
der Durchſchnittstariflohn einſchließlich des Hausſtands= und 
Kindergeldes für den Ruhrbezirk 160 Millionen, für den 
            ober=
ſchleſiſchen Steinkohlenbezirk 120 Millionen, für den ſächſiſchen 
Steinkohlenbezirk 112 Millionen und für die Kernreviere des 
mitteldeutſchen Braunkohlenbergbaus 108 Millionen Mark. 
Die neuen Kohlenpreiſe. 
TU. Berlin, 22. Sept. Wie der Vorwärts mitteilt, ſind 
die neuen Kohlenpreiſe in Goldmark gemäß der Feſtſetzung der 
neuen Bergarbeiterlöhne durchſchnittlich um 30—34 Prozent 
heraufgeſetzt worden. 
Oeviſenbeſchlagnahme in Leipzig. 
Leipzig, 22. Sept. (Wolff.) Nach einer Mitteilung des 
Landesfinanzamtes in Leipzig iſt man in den letzten Tagen auch 
in Leipzig dem illegalen Handel mit Deviſen und Noten 
            tatkräf=
tig zu Leibe gegangen und konnte dabei ausländiſche 
            Zahlungs=
mittel im Wert von über 1½ Billionen beſchlagnahmen. In 
einem hieſigen Bankgeſchäft haben Ermittelungen zur Aufdeckung 
groß angelegter Steuerhinterziehungen und unerlaubter 
            Deviſen=
geſchäfte geführt. 
Erhöhung der Großhandelspreiſe um 158,2 Prozent. 
U. Berlin 22. Sept. In der Woche, beginnend mit dem 
15. September und endigend mit dem 21. September, hat ſich 
der Großhandelspreis nach den Berechnungen der 
            In=
duſtrie= und Handelszeitng von 18943 813,98 auf 47900 772,98, 
alſo um 148,2 Prozent erhöht. Unter dem Einfluß der Umſtellung 
der Kohlenpreiſe auf Dollarmark erfährt die Gattung Kohlen 
und Eiſen eine Steigerung von 176,7 Prozent. Die Steigerung 
aller anderen Gattungen folgte erheblich und iſt mehr als doppelt 
ſo hoch als die Markentwertung nach dem Dollar gemeſſen. 
            Ge=
treide und Mehl ſtiegen um 153 Prozent, Schmalz und Fett um 
122,5 Prozent. 
 
Teuerungsunruhen in Hindenburg. 
Hindenburg, 22. Sept. (Wolff.) In den 
            Mittagsſtun=
den fanden hier große Teuerungsdemonſtrationen ſtatt. 
            Gewal=
tige Arbeitermaſſen durchzogen die Straßen und drückten ihren 
Unmut über die hohen Preiſe aus, die trotz des geſunkenen 
            Dol=
larſtandes nicht herabgeſetzt worden waren. Aus der Nähe 
            her=
beigezogener Schutzpolizei gelang es bisher, die Ordnung 
            auf=
recht zu erhalten.
 Stadt und Land. 
Darmſtadt, 23. September. 
Kartoffelverſorgung. 
Schon vor Wochen iſt an dieſer Stelle die Bevölkerung 
            dar=
aff aufmerkſam gemacht worden, daß es in dieſem Jahre 
            drin=
gend notwendig iſt, daß ſie ſich rechtzeitig mit ihrer 
            Winterver=
ſorgung mit Kartoffeln befaßt und alsbald vorſorglich alle 
            ein=
leitenden Schritte unternimmt, um die Wintereindeckung zu 
            er=
möglichen. Wer in dieſer Richtung noch nichts unternommen hat, 
ſei daran erinnert, daß es nun höchſte Zeit iſt, die Sache in 
            An=
griff zu nehmen und nicht mehr auf die lange Bank zu ſchieben. 
Jeder, der bisher ſeine Kartoffeln direkt vom Landwirt 
            be=
zögen hat, ſoll dieſe Verbindung wieder aufnehmen, und 
            ver=
ſchen, daß er auch für dieſes Jahr ſeine Belieferung zugeſagt 
erhält. Wer das nicht erreichen kann, muß ſich alsbald an die 
hieſigen Händler oder an ſeine Genoſſenſchaft wenden und dort 
ſeinen Bedarf anmelden. Die Vereinigung des Darmſtädter 
Einzelhandels iſt gebeten worden, alsbald diejenigen ihrer 
            Mit=
glieder bekannt zu geben, die Beſtellungen auf Winterkarooffeln 
annehmen wollen. Sollden die hieſigen induſtriellen oder 
            ande=
ren Betriebe, Firmen oder Dienſtſtellen die Wintereindeckung 
ihrer Angeſtellten und Arbeiter ſelbſt in die Hand nehmen, dann 
müßten bei dieſen Stellen die Bedarfsanmeldungen erfolgen. 
Auch ihnen muß dringend ans Herz gelegt werden, den 
            Kartoffel=
ankauf nicht direkt durch eigenes Perſonal zu tätigen, ſondern 
ſich hierzu des dazu berufenen Händels zu bedienen. 
Wenn Händler und Genoſſenſchaften bei der Anmeldung 
eine größere Anzahlung verlangen, dann ſoll der Beſteller 
ſich ernſtlich benühen, die geforderten Beträge ſelbſt 
            aufzubrin=
gen und möglichſt noch über dieſe Beträge hinaus alsbald 
            wei=
tere Beträge einzahlen und auch fernerhin im voraus in 
            regel=
näßigen, möglichſt kurz bemeſſenen Abſchnitten weitere 
            Einzah=
lungen wachen. Kann der Beſteller trotz gewiſſenhafter 
            Be=
mühung die geforderte Anzahlung nicht aufbringen, dann ſoll er 
ſeinen Arbeitgeber um Hilfe angehen. Kann der letztere nicht 
einſpringen — was aber bei Reich, Staat, Stadt, anderen 
öffentlichen Körperſchaften und Betrieben, bei den größeren und 
großen Induſtriebetrieben, dem Handel, den Banken, größeren 
Geſchäften uſw. unbedingt gefordert werden muß — dann hilft 
die Stadt und leiſtet gegen entſprechende Sicherheit, Bürgſchaft 
uſw. die erbetene Hilfe. Die gleiche Hilfe leiſtet ſie auf Anruf 
auch allen denjenigen, die in keinem feſten Arbeitsverhältnis 
ſtehen, alſo den ſelbſtändigen Handwerkern und Geſchäftsleu 
den Angehörigen der freien Berufe uſw. Geſuche dieſer Art ſind 
bei der Stadtkaſſe unter Vo age des Lebensmittelausweiſes 
mündlich vorzubringen, mit der auch alles weitere, namentlich 
wegen der Abzahlung und Verzinſung der Kredite, zu 
            verein=
baren iſt. Auf eine weitergehende Hilfe als für 4 Zentner auf 
den Kopf kann ſich die Stadt im Hinblick auf ihre Finanzlage im 
Einzelfalle aber nicht einlaſſen. Wer mehr beziehen will, muß 
den Mehrbedarf unter allen Umſtänden ſelbſt finanzieren. 
In derſelben Weiſe wird die Stadt, wie ſie das auch ſchon 
mehrere Jahre lang getan hat, auch denjenigen beiſpringen, die 
ihre Kartoffeln direkt vom Erzeuger beziehen, die Mittel hierfür 
aber nicht auf einmal aufbringen können. Auch ſie müſſen ihre 
Geſuche unter Vorlage des Lebensmittelausweiſes, der Rechnung 
des Lieferanten und ſonſtigen Zubehörs mündlich bei der 
            Stadt=
kaſſe vorbringen. 
Die Klein= und Sozialrentner und die anderen Pfleglinge 
des Wohlfahrtsamtes, ebenſo auch die Erwerbsloſen, müſſen ſich 
wegen ihrer Verſorgung mit dem Wohlfahrtsamt in Verbindung 
ſetzen. 
Bei dieſer Gelegenheit ſei darauf hingewieſen, daß die 
            Stadt=
verwaltung ſich ſeit Wochen eingehend mit der Sache befaßt und 
in wiederholten Beſprechungen und Verhandlungen mit den 
            be=
teiligten Dienſtſtellen und Behörden, den Vertretern der Banken 
und Induſtrie, des Handels und der Genoſſenſchaften nebſt der 
eigens dazu erwählten Sonderkommiſſion, die aus drei 
            Stadtver=
ordneten, einem Mitglied der Preisprüfungsſtelle, einem 
            Händ=
ler und dem Vorſtand des Lebensmittelsamts beſteht, alle 
            Vor=
arbeiten zur Erledigung der wichtigen Aufgabe in Angriff 
            ge=
nommen hat. Die Stadt ſelbſt wird keine 
            Beſtel=
lungen entgegennehmen, alſo auch nicht ſelbſt 
einkaufen und nicht verteilen. Das muß Aufgabe des 
Handels und der Genoſſenſchaften ſein und bleiben, die nicht 
nur alle hierzu erforderlichen Einrichtungen, ſondern auch die 
unbedingt nötige Erfahrung und Sachkenntnis beſitzen. Dagegen 
will die Stadt dieſe Stellen nach jeder Richtung hin unterſtützen 
und fördern. Sie will ſich insbeſondere darum bewühen, daß 
die zuſüändigen Stellen der Reichsbahn, mit denen die 
            Verhand=
lungen begonnen ſind, nach Möglichkeit dafür Sorge tragen, daß 
das Anrollen der Waggons in kürzeſter Friſt erfolgt. Zu dieſem 
Zweck will ſie den Reichsbahnſtellen die vom Handel und den 
Genoſſenſchaften beſtellten Mengen bezeichnen und angeben, in 
welchen Bezirken oder Bahnhöſen die für Darmſtadt gekaufte 
Ware verladen wird. Um weiter die Entleerung der Waggons 
auf dem ſchnellſten Wege und längſtens innerhalb der 
            vorge=
ſchriebenen Entladefriſt zu ermöglichen, will ſie vorſorglich die
 laſſenenfürſorge, bei der nicht dieſer Männer mit Ehrfurcht, der 
von ihrer Arbeit ausgegangenen Segensſtröme mit Dankbarkeit 
gedacht würde. Möge, nicht trotz, ſondern erſt recht, wegen der 
tiefen Not des Vaterlandes ihr herrliches Werk in allen ſeinen 
Verzweigungen unter Gottes Segen weiter blühen und gedeihen. 
D. Dr. Kahl, M. d. R., Univerſitätsprofeſſor, Berlin. 
Die Treue, immer und immer weiter ausgedehnte, 
            ent=
ſagende Liebesarbeit der Inneren Miſſion der evangeliſchen 
Kirche Deutſchlauds hat mich, ſoweit ich ſie kennen gelernt habe, 
mit Dankbarkeit und Bewunderung erfüllt. Nicht ſchöner und 
eindrucksvoller kann unſer Chriſtentum bekannt werden, als 
durch die Taten und die Geſinnung der dienenden Liebe. Gott 
ſegne und ſtärke auch weiterhin die Wirkſamkeit der evangeliſchen 
Inneren Miſſion in Deutſchland! 
D. Dr. Nathan Soederblom, Erzbiſchof, Upſala. 
Die Innere Miſſion hat, wie auf vielen anderen Gebieten 
der ſozial=hygieniſchen Liebestätigkeit, auch in der 
            Krüppelfür=
ſorge zuerſt Panier aufgeworfen. Sie hat ferner im Gegenſatz 
zu einer körperlichen oder rein ſozialen Auffaſſung der 
            Krüppel=
fürſorge von Anfang an gefordert, daß der Krüppel als ein 
ganzer Menſch mit Leib und Seele angefaßt werden müßte. Auf 
den Schultern der Krüppelfürſorge, welche die Innere Miſſion 
begonnen hat, ſtehen die folgenden Epochen, die ihren vorläufigen 
Abſchluß mit dem preußiſchen Krüppelfürſorgegeſetz gefunden 
haben. Ich wünſche, daß dieſe Arbeit der Inneren Miſſion in 
reichem Segen weiter blühen möge. 
Prof. Dr. Bieſalski, Direktor des Oskar=Helenen=Heims, 
Berlin=Zehlendorf. 
In dem hohen Gedanken der Inneren Miſſion liegt das 
Geheimnis, wie der Einzelne innere Ruhe und Stärkung 
            gewin=
nen kann, indem er nicht ſein eigenes Schickſal in den 
            Vorder=
grund ſtellt, ſondern das der Volksgemeinſchaft, nicht ſich ſelbſt, 
ſondern dem großen Ganzen dient. Siegt dieſer Geiſt, dann 
braucht uns trotz aller wirtſchaftlichen Nöte um Deutſchlands 
Erneuerung nicht bange zu ſein. Ich habe dieſen feſten Glauben, 
ſeitdem mich die Arbeit um die Erhaltung der privaten 
            deut=
ſchen Wohlfahrtspflege mit ausgezeichneten Vertretern der 
Innere Miſſion in engſte Berührung gebracht hat, ein Moment, 
das ich als größten Gewinn meiner Tätigkeit buche. 
Prof. Dr. Langſtein, Direktor im Auguſte=Viktoria=Haus, 
Vorſitzender des Verbandes der freien gemeinnützigen Kranken= 
und Pflegeanſtalten Deutſchlands, Berlin.
 Durch die rettende und werktätige Liebe der Inneren Miſſion 
wird das Evangelium zur Tat. 
Prof. Dr. A. Borchard, Geh. Medizinalrat, Generalarzt a. D. 
Berlin. 
Die caritativ und ſozial tätigen deutſchen=Katholiken ſchauen 
mit Hochachtung und Zuneigung hin auf Geiſt und Leitung der 
Inneren Miſſion der deutſchen evangeliſchen Kirche. Mit deren 
Mitgliedern eint ſie der Glaube an die Sendung der chriſtlichen 
Bruderliebe und Gottesliebe in unſerer Zeit, da die 
            bürger=
lchen und religiöſen Lebensgemeinſchaften unſeres Volkes 
kranken am Verſiegen ihrer höchſten, gemeinſchaftsbildenden 
Kräfte: der Treue als Glaube aneinander, und der gütigen, ſich 
ſelbſt verſchenkenden Liebe. Darum ſucht beider ſtiller Dienſt 
in herzlicher Liebestätigkeit ſehnlich dafür zu werben, daß im 
deutſchen Volke die chriſtliche Bruderliebe nicht als Sache des 
Beliebens, ſondern als Volksgemeinſchaftspflicht aller Bekenner 
der Religion Chriſti erkannt und ſtändig geübt werde. 
Prälat Dr. Auguſt Pieper 
Schriftührer des Vorſtandes des Volksvereins für das katholiſche 
Deutſchland, München=Gladbach. 
Möge es die Hauptaufgabe jeder Miſſion ſein, der 
            Menſch=
heit ihren eingeborenen Gottesglauben zu erhalten. Wenn das 
deutſche Volk kein frommes, gottergebenes Volk iſt und bleibt, 
ſo verſinkt es ins Barbarentum. 
Hans Thoma, Karlsruhe i. B. 
Die Innere Miſſion iſt nach meiner Meinung die Seele 
aller chriſtlichen Liebestätigkeit, denn ſie ſucht die Seele und 
ruht nicht, bis ſie ſie gefunden. Ein krankes und aus tauſend 
Wunden blutendes Vaterland bedarf der Inneren Miſſion, ſo 
nötig wie des täglichen Brotes; denn, was wir an äußeren 
Werten verloren, können wir nur durch innere erſetzen, zu deren 
Gewinnung uns niemand und nichts ſo gut helfen kann als die 
recht geübte Innere Miſſion. 
Artur Brauſewetter, Danzig. 
Was wir im zerriſſenen, ſorgenvollen, materialiſtiſchen 
Deutſchland brauchen, iſt vor allem eine edle Lebensgemeinſchaft 
im Sinne reiner Brüderlichkeit. Und was kann beſſer dazu 
beitragen, als die ſtarke Entfaltung chriſtlicher Liebestätigkeit?! 
Hier iſt das Wort der Inneren Miſſion: Liebet einander, helfet 
 
einander! 
Dr. Friedrich Lienhard, Weimar.
 Der Expeditionsberichtvon der Wrangel=Inſel. 
C.K. Der Leiter der Hilfsexpedition nach der Wrangel=Inſel 
im nördlichen Eismeer, die nur den Tod der vier dort 
            gebliebe=
nen Engländer feſtſtellen konnte, Harold Noice, gibt im 
            Man=
cheſter Guardian einen ausführlichen Bericht des Unternehmens. 
„Die Inſel ſah im Zwielicht der Dämmerung, als wir ihr uns 
um Mitternacht näherten, in ihrer düſteren Verlaſſenheit wenig 
einladend aus” ſchreibt er. „Beim Licht des anbrechenden Tages 
erblickten wir aber zu unſerer Freude eine weite grasbedeckte 
Prärie, die bis zu den Hängen der Berge im Innern 
            empor=
ſtieg. Die Landſchaft ſah ſo ſchön aus, daß wir unſere dunklen 
Befürchtungen über das Schickſal derer, die wir retten wollten, 
verſcheuchten. Plötzlich erſchien eine Herde von Walroſſen an dem 
Rand des Eisfeldes; einige unſerer Eskimos fuhren im Boot 
heran und ſchoſſen ein paar der Walroſſe, was die übrigen 
            Es=
kimos ſehr freudig ſtimmte, ſodaß ſie lachten und ihre Geſänge 
zum Preiſe der Wrangel=Inſel und der Walroſſe anſtimmten. 
Wir ſegelten dann bis nahe an die Küſte heran, um keine Zeichen 
einer menſchlichen Wohnung zu überſehen und kamen bis nach 
Rodgers Harbour, wo die vier ihre Siedlung aufgeſchlagen haben 
ſollten. Wir gingen vor Anker und fanden an einem Felſenriff 
die Spuren des erſten Lagers, das die Expedition auf der Inſel 
eingerichtet hatte. Dann entdeckten wir noch die verlaſſenen 
Stätten von zwei weiteren Lagern, fahen eine lange Stange 
mit Seilen auf dem Boben liegen, die wohl als eine Art 
            Signal=
maſt gedient hatte, und fanden in der Nähe der Stange, in einem 
Holzkaſten eingegraben, die Flaſche, die die Proklamation der 
Inſel für die engliſche Regierung enthielt.” Beſonders ergreifend 
iſt die Schilderung, wie ſie ſchließlich auf die einzig Ueberlebende 
der Geſellſchaft ſtießen: „Um 8 Uhr abends konnte ich an der 
Bucht die Geſtalt einer Frau erblicken, die zum Waſſer herabkam. 
Es war Ada Blackjack, die ihren Mann, einen Eskimo, auf der 
Reiſe begleitet hatte. Wir ſteuerten ſofort nach der Küſte, gingen 
vor Anker, ich ſprang in das Boot und ruderte zu ihr hin. Ich 
ſchüttelte ihr die Hand. Für einen Augenblick ſprach keiner. 
Dann fragte ich nach den Männern. Sie ſeufzte ſchwer und ſagte: 
„Es iſt niemand mehr hier außer mir. Ich bin allein.‟ Dann 
kam ein Zittern in ihre Stmme, und ſie ſchluchzte: „Ich will heim 
zu meiner Mutter. Wirſt Du mich mit nach Nome nehmen?” 
Als ich ihr dieſes zuſicherte, kam ein Leuchten in ihre Augen, 
der ſtarre Ausdruck ihres Geſichtes verſchwand, ſie taumelte 
            vor=
wärts, und als ich ſie in meine Arme nahm, weinte ſie wie ein 
leines Kind.” Ada erzählte dann von dem Tod des einen 
            Eng=
länders und von dem Verſuch der drei andern, über die Eisfelder 
nach Sibirien zu gelangen.
Seite 4
Rummer 263,
Darmſtädter Tagblatt, Sonutag, den 23. September 1923.
 Induſtrie und die anderen in Betracht kommenden Betriebe um 
Ueberlaſſung ihrer Anſchlußgleiſe erſuchen, auch ihr eigenes 
            An=
ſchlußgleis am Schlachthof dauernd zur Verfügung ſtellen, wenn 
der Hauptgüterbahnhof oder der Oftbahnhof nicht ausreichen 
            ſoll=
ten. Für das Entleeren der Waggons will ſie ihre dazu 
            beſon=
ders geeignete Fliegende Arbeitskolonne, die jederzeit durch 
            Er=
ſverbsloſe verſtärkt werden kann, ſowie auch geeignetes 
            Aufſichts=
perſonal zur Verfügung halten. Um die Zuſtellung der Ware 
an die einzelnen Empfänger zu fördern, kann ſie ihre 
            Laſtkraft=
wagen und die Wagen und Geſpanne des ſtädtiſchen Fuhrparks 
im Bedarfsfalle einſetzen. Sie wird ſich bemühen, ſoweit das 
nötig ſein ſollte, auch die anderen hieſigen Beſitzer von 
            Laſtkraft=
wagen und anderen geeigneten Transportmitteln zur Mithilfe 
zu gewinnen. 
Wegen des wichtigen Punktes, der Frage der Unterſtützung 
und Förderung des Handels und der Genoſſenſchaften in 
            finan=
zieller Hinſicht, die aber die Stadt allein, und ohne Hilfe von 
Reich, Staat und Induſtrie nicht wird löſen können, ſind 
            Ver=
handlungen im Gange.
 — Heſſiſches Landestheater. Die heutige Aufführung von „Figaros 
Hochzeit” im Kleinen Haus beginnt bereits um 6 Uhr. 
— Heſſiſches Landestheater — Kleines Haus. Am Montag, 
den 24. September 1923, kommen im Kleinen Haus d’Alberts 
einaktige Oper „Die Abreiſe” und „Die Jahreszeiten” mit der Muſik 
von Franz Schubert zur Aufführung. In der „Abreiſe, die vor vier 
Jahren mit großem Erfolg in Darmſtadt zum letzten Male gegeben 
turde, ſind unter der Spielleitung Joſeph Schlembachs und der 
            muſi=
kaliſchen Leitung Joſef Roſenſtocks Pauline Jack, Theobor Heuſer und 
Eugen Vogt beſchäftigt. Die choreographiſche Einrichtung der 
            Jahres=
zeiten” ſtammt von Nini Willenz. Die muſikaliſche Leitung liegt in 
den Händen Joſef Roſenſtocks. Mitwirkende: Nini Willenz, Aenne 
Osborn, Wera Donalies, ſowie der neu verpflichtete Solotänzer Julian 
Olgo und ſämtliche Damen des Balletts. Bühnenbilder: T. C. Pilautz. 
— Morgenfeier der Volkshochſchule. Heute Sonntag, vormittags 
11,15 Uhr pünktlich, findet die erſte Morgenfeier des Winters in der 
Aula der Landesbaugewerkſchule (Neckarſtraße) ſtatt. Sie iſt 
            Hein=
rich ven Kleiſt gewidmet. Zutritt iſt nicht nur Mitgliedern und 
Hörern der Volkshochſchule, ſondern jedermann frei. Nach Beginn der 
Veranſtalrung kein Zutritt mehr. — Engliſcher Kurs, Sonntag, 23. 
            Sep=
tember, morgens 9 Uhr. 
Poſtſcheckverkehr. Wegen Umzug des Frankfurter Poſtſcheckamts 
in das neue Dienſtgebäude ruhte der geſamte Buchungsbetrieb am 
            Sams=
tag, den 22. September. Vorliegende Aufträge werden am folgenden 
Montag erledigt. 
L. Standesamtliche Gebühren. Die in der Verordnung vom 6. Juli 
1923 genannten Sätze werden mit Wirkung vom 26. d. M. auf das 
1500fache erhöht. 
Vermehrung der Beſchäftigungs= und Verkaufsſtunden am 
            Meß=
ſonntag. Da aus Anlaß der Meſſe am Sonntag, den 30. September, 
für die Stadt ein geſteigerter örtlicher Geſchäftsverkehr zu erwarten 
iſ weiſt das Polizeiamt darauf hin, daß für dieſen Tag folgende 
            Ver=
mehrung der Beſchäftigungs= und Verkaufszeiten 
nach der Bekanntmachung des Kreisamts Darmſtadt vom 3. 
            Novem=
ber 1919 und 12. Oktober 1922, betreffend Sonntagsruhe im Bezirk der 
Stadt Darmſtadt, zugelaſſen iſt: I. Es iſt erlaubt: 1. Der Verkauf von 
Backwaren von 11 Uhr vormittags bis 4 Uhr nachmittags; 2, der 
            Ver=
kauf von Konditoreiwaren von 7—10 Uhr vormittags und von 11 Uhr 
vormittags bis 4 Uhr nachmittags; 3. der Verkauf von Fleiſchwaren von 
4—6 Uhr nachmittags; 4. der Handel mit Blumen und Kränzen von 
11 Uhr vormittags bis 6 Uhr nachmittags; 5. der Verkauf von Roheis 
von 6 Uhr vormittags bis 1 Uhr nachmittags; 6. der Betrieb in allen 
übrigen Handelsgewerben von 11 Uhr vormittags bis 6 Uhr 
            nachmit=
tags. II. Ferner iſt auf öffentlichen Wegen, Straßen, Plätzen oder 
            an=
deren öffentlichen Orten am Meßſonntag erlaubt: 7. Die Ausübung 
des Gewerbes im Umherziehen von 11 Uhr vormittags bis 6 Uhr 
            nach=
mittags; 2. der ambulante Gewerbebetrieb, d. h. der Hauſierbetrieb 
am Wohnort, von 11 Uhr vormittags bis 6 Uhr nachmittags. 
— Alkoholgegnertag. Der für heute nachmittag geplante 
Demonſtrationszug findet nicht ſtatt. Alle übrigen 
Veranſtaltungen dagegen finden wie bekannt gegeben ſtatt. 
— Die Höchſtſätze der Erwerbsloſenunterſtützung betragen im 
der Woche vom 19. bis 25. September 1923 wochentäglich 
1. für männliche Perſonen in den Orten der Ortsklaſſen 
O Du. E. 
B 
a) über 21 Jahre, ſofern A. 
in Millionen Mk. 
ſie nicht im Haushalt 
17 
18,5 
eines anderen leben 21,5 
20 
b) über 21 Jahre, ſofern 
ſie in dem Haushalt 
eines anderen leben 17 
14 
6 
15 
10 
12 
11 
c) unter 21 Jahren .. 13 
2. für weibliche Perſonen 
a) über 21 Jahre, ſofern 
ſie nicht im Haushalt 
eines anderen leben 17 
16 
14 
b) über 21 Jahre, ſofern 
ſie in dem Haushalt 
eines anderen leben 14 
12 
13 
c) unter 21 Jahren. 10 
8,5 
9,5 
8. als 
            Familien=
zuſchläge für 
65 
a) den Ehegatten . 
b) die Kinder und 
            ſon=
ſtige 
            unterſtützungs=
berechtigte Angehö= 
5,5 
6,5 
rige 
L. Altenteilsverträge. Die oberſten Landesbehörden können 
            beſtim=
men, daß wiederkehrende Geldleiſtungen aus Leibgedings= 
            Leibzuchts=
oder Auszugsverträgen entſprechend den veränderten Verhältniſſen an=
 derweit fegeſetzt werden, ſoweit dies der Billigkeit entſpricht. 
            Entſpre=
chend gilt von den Verſorgungsanſprüchen, die einzelnen 
            Familienglie=
dern gegenüber den Inhabern von bisherigen Stammgütern und 
            Fa=
milienfideikommiſſen aus Geſetz, Stiftung oder Vertrag zuſtehen oder 
bei Auflöſung gebundener Familiengüter begründet wurden. Die 
            Geld=
leiſtung ſoll möglichſt in Naturalleiſtung umgewandelt oder in 
            Natural=
wertrente ausgedrückt werden. Die Entſcheidung erfolgt durch das 
Amtsgericht in einem Einigungsverfahren, das landesrechtlich geregelt 
wird. Auch hier iſt der Geſetzgeber jetzt bereit, der Geldentwertung 
Konzeſſionen zu machen. 
* Der Richard=Wagner=Verein Darmſtadt, der in der glücklichen 
Lage iſt, ſeine ſämtlichen für das Vereinsjahr 1923 in Ausſicht geſtellten 
acht Vereinsabende ſeinen Mitgliedern im Laufe des Kalenderjahres 
bereits dargeboten zu haben (der letzte, Abſchiedsabend von Fräulein 
Fanny Cleve, fand am 26. Juni ſtatt), hat mit Rückſicht darauf, daß 
ſein Konzertſaal, der große Feſtſaal der Turngemeinde, im nächſten 
Winter ohne Zentralheizung ſein wird, den Beſchluß gefaßt, ſeinen 
nächſten Vereinsabend, erſt im kommenden Frühjahr zu 
            ver=
anſtalten. Auch hat der Vorſtand des Vereins, entſprechend einer ihm 
von der letzten Hauptverſammlung erteilten Ermächtigung, beſchloſſen, 
von den Mitgliedern einen nachträglichen Beitrag in Höhe 
von 2 Millionen Mark zu erheben, um damit die infolge der 
            Geld=
entwertung in wenigen Wochen durch buchhändleriſche, poſtaliſche und 
andere Verpflichtungen entſtandenen bedeutenden Schulden des Vereins 
begleichen zu helfen. Von der Treue und Anhänglichkeit der 
            zahl=
reichen Vereinsmitglieder wird beſtimmt erwartet, daß ſie dieſen 
            ge=
ringen Betrag als kleine Dankesſchuld bis ſpäteſtens 10. Oktober bei 
Heinrich Arnold, Wilhelminenſtraße 9, einzahlen, um dem 
            Vor=
ſtand des Vereins das teure Einholen desſelben zu erſparen. Weitere 
Anmeldungen werden fortgeſetzt entgegengenommen. 
e. Stadtmiſſion. Heute vormittag findet kein Waldgottesdienſt und 
keine Hofmiſſion ſtatt, mit Rückſicht auf das Jahresfeſt des 
            Jugend=
bundes: vormittags 10 Uhr (Johanneskirche), nachmittags 3 Uhr und 
abends 8 Uhr. — Von Montag bis Mittwoch einſchließlich desſelben 
hält Schweſter Kalteißen jeden Abend 8½ Uhr einen 
            Evangeliſations=
vortrag für Frauen und Mädchen. 
— Orpheum — Neues Operettentheater Frankfurt a. M. Heute 
Sonntag, den 23. September, findet die letzte Aufführung Die kleine 
Sünderin”, Operette in drei Akten von H. H. Zerlett und W. Prager, 
Muſik von Jean Gilbert, ſtatt. (Näheres ſiehe Anzeige.) 
L. Verwaltungsgerichtshof. Reviſionsbeſchwerde der Odenwälder 
Toninduſtrie=A.=G. in Pfaffenbeerfurth i. O. gegen ihre Heranziehung 
zur Grunderwerbsſteuer durch den Kreis Erbach. Nach § 40 des 
            Lan=
desſteuergeſetzes können Gemeinden und Gemeindeverbände Zuſchläge 
zur Grunderwerbsſteuer erheben. Nach Art. 12 des Heſſiſchen 
            Ausfüh=
rungsgeſetzes zum Landesſteuergeſetz iſt beſtimmt, daß auch der Kreis, 
in deſſen Bezirk die Gemeinde von ſolcher Ermächtigung keinen 
            Ge=
brauch macht, dieſe Zuſchläge erheben kann. Die Odenwälder 
            Ton=
induſtrie=A.=G. iſt vom Kreiſe mit ſolchem Zuſchlag herangezogen 
            wor=
den. Das Finanzgericht hat die Berufung zurückgewieſen. 
            Rechts=
anwalt Dr. Mainzer bekämpft dieſe Entſcheidung, weil Art. 12 des Heſſ. 
Ausf.=Geſ. gegen Reichsrecht inſoweit verſtoße, als der Kreis — da er 
kein Gemeindeverband ſei — zur Erhebung ſolchen Zuſchlags für 
            be=
fugt erklärt wird, falls die Sitzgemeinde von dieſer Befugnis, 
            Zu=
ſchläge zur Grunderwerbsſteuer zu erheben, keinen Gebrauch mache. 
Dieſe Beſtimmung erachtet Reviſionsklägerin deshalb für rechtsungültig, 
der Kreis ſei nach heſſiſchem Recht ein Bezirk der Staatsverwaltung. 
Der Vertreter verweiſt auf die bezüglichen Beſtimmungen der Städte= 
und Landgemeindeordnung und des heſſiſchen Geſetzes, der Kreis= und 
Provinzialordnung. Die Reichsgeſetzgebung habe nur den Gemeinden 
und Gemeindeverbänden die Befugnis, Zuſchläge zur 
            Grunderwerbs=
ſteuer zu erheben, verleihen wollen. Der Vertreter des 
            Staatsinter=
eſſes ſtellt ſich auf den Boden des angefochtenen Urteils. Entſcheidung 
ergeht dahin: Die Rechtsbeſchwerde wird 
            zurück=
gewieſen. 
Kartoffelverkauf. Am Montag, den 24. September d. J., 
von vormittags 9 Uhr ab, werden vorausſichtlich in den 
            Ver=
kaufsſtellen des Bezirkskonſumvereins und in den übrigen 
            be=
kannten Geſchäften Kartoffeln an jedermann verkauft. Der Preis 
wird in den Verkaufsſtellen bekannt gegeben. Mehr als 5 Pfund 
werden auf die Familie nicht verabreicht. 
— Beſſunger Kirchweihe. Einer alten Ueberlieferung zufolge, 
findet in allen Lokalen Beſſungens Tanzvergnügen ſtatt. Im 
            Chauſſee=
haus ſtellen die Obermuſikmeiſter Mickley und Weber die Muſik zur 
Vorkirchweihe heute und zur Nachkirchweihe am 30. September. An 
Ueberraſchungen wird es nicht fehlen. 
* Betriebseinſtellung der Staaklichen Münze. Die Staatliche Münze 
in Berlin, die bereits mit der Herſtellung von Hartgeld über 100 000, 
200 000 und 500 000 Mark beſchäftigt war, hat unter dem Eindruck der 
neuen Geldentwertung ihre Münzpläne aufgegeben und wird am 
Oktober ihre Tätigkeit ganz einſtellen. Den Arbeitern iſt gekündigt 
worden. 
Lokale Veranftaltungen. 
Die Werunier erſchelnenden Notizen ſind ausfihſießlich als Hinwelſe auf Atrzeigen zu betachten, 
in leinem Falle irgendwie als Beſprachung oder Kritit. 
— Jugendherbergsverband Ortsgruppe Darmſtadt. 
Dienstag, den 25. September, abends 7¾ Uhr, findet in der 
            Jugend=
herberge, Dieburger Straße 26, eine Verſammlung ſtatt. Wegen der 
Wichtigkeit der Tagesordnung iſt das Erſcheinen jedes Einzelnen 
            unbe=
dingt erforderlich. 
Aus den Parteien. 
Deutſche Demokratiſche Partei Frauengruppe. 
Die Parteifreundinnen werden darauf aufmerkſam gemacht, daß im 
Parteilokal außer den Tageszeitungen auch die demokratiſchen 
            Zeit=
ſchriften, wie „Die Hilfe” und „Der Demokrat” ſowie „Die Frau” 
            ge=
leſen werden können. Mittwoch, den 26. d. M., von 41/ Uhr ab, 
zwangloſes Zuſammenſein mit Gelegenheit zu politiſcher und ſonſtiger 
Ausſprache. 
Deutſche Demokratiſche Partei. Am Montag, den 
24. d. M., finder im Parteilokal, Waldſtr. 45, ein Kommunalpolitiſcher 
Abend ſtatt, zu dem alle Parteimitglieder eingeladen werden. In der 
Hauptſache werden Steuer= und Schulfragen erledigt. 
 Die Not der Anwaltſchaft. 
* Unter dem Vorſitz von Herrn Geheimrat Hallwachs und 
unter Anweſenheit von Regierungsvertretern, darunter dem Herrn 
Juſtizminiſter, hielt geſtern vormittag die heſſiſche Anwaltſchaft 
eine gut beſuchte Verſammlung ab, in der eingehend zu den 
            wiſſen=
ſchaftlichen, techniſchen und finanziellen Nöten Stellung genommen 
wurde. 
Herr Rechtsanwalt Dr. Mainzer als Hauptreferent führte aus: 
Die Not der Anwaltſchaft ſei zum größten Teil verurſacht durch die 
            all=
gemeine Not des Vaterlandes. Aber darüber hinaus beſteht eine Reihe 
von beſonderen Mißſtänden, die Redner einzeln eingehend beleuchtete 
und die in der gefaßten Reſolution zuſammengefaßt ſind. Herr 
            Rechts=
anwalt Dr. Klöpfel beleuchtete die Not unſeres Geldes als den 
            Kern=
punkt der Berufsnot. Für die Anwaltſchaft heißt es nicht mehr „Schiff 
in Not” ſondern „Mann über Bord‟. Vor dem Untergang ſchützt nur 
noch die Selbſthilfe, die jetzt nach der Abſchaffung des Koalitionsverbots 
einſetzen muß. (Die Anwaltſchaft als einziger Beruf hatte bis vor 
            kur=
zem keine Koalitionsfreiheit!) Seine Hauptforderung war die 
            Ein=
führung der Goldmarkberechnung und die Beſeitigung einer ſtarren 
            Ge=
bührenordnung, betragen doch die Gebühren des Anwalts oft nur einen 
Bruchteil der Vergütungen an untergeordnete Gerichtsorgane. Mancher 
Anwalt hat heute ein monatliches Einkommen von nur 200 Millionen 
Papiermark. Während für eine Verteidigung an der Strafkammer, 
wenn ſie einen ganzen Tag dauert, 10 Millionen vergütet werden, hat 
heute der Metallarbeiter einen Stundenlohn von 15 Millionen. Das 
iſt ein ſchreiendes Mißverhältnis. Unſere Not iſt keine Not der 
            Ar=
beit, wir haben mehr zu tun als im Frieden, ſondern eine rein 
            finan=
zielle Not. Ein großer Teil unſerer Arbeitskraft wird durch die 
            Be=
rechnung der Gebühren in Anſpruch genommen, deshalb verlangen wir 
wertbeſtändige Gebühren. 
Rechtsanwalt Dr. Buß bekräftigte nochmals das Verlangen nach 
Goldmarkberechnung. Wir verlangen keine geldliche Unterſtützung, wir 
verlangen keine Arbeitsloſenunterſtützung, wir haben Arbeit genug, 
aber wir verhungern faſt, weil wir nicht angemeſſen vergütet werden, 
ſondern nach der Taxe. Wir wünſchen die Einſetzung einer Kommiſſion 
durch die Regierung, die mit uns die Forderungen prüft, die wir in 
nachſtehender Reſolution zuſammengefaßt haben: 
Die Anwaltkammer verlangt: Von den Anwälten: 
            Jeder=
zeitige ſofortige Einſtellung auf die wirtſchaftliche Geſetzgebung und 
das Wirtſchaftsleben, um zur ſachgemäßen Beratung der 
            Rechtſuchen=
den befähigt zu bleiben. Beherrſchung des geſamten Rechtsſtoffs, auch 
desjenigen, der weiten Kreiſen der Anwaltſchaft bislang ferngelegen 
hat. Strengſte Selbſtdiſiziplin bei Ausübung der anwaltlichen 
            Tätig=
keit, Verhinderung jeder Verſchleppung durch nutzloſe Vertagungen 
und verſpätetes Erſcheinen zu den Terminen. Rege Tätigkeit der 
            Or=
ganiſation im wiſſenſchaftlichen und wirtſchaftlichen Intereſſe der 
            An=
waltſchaft. Von der Verwaltung: Anhörung der Organe der 
Anwaltſchaft bei Beſetzung von Richterſtellen. Mitwirkung der 
            Anwalt=
ſchaft bei Vorberatung aller die Intereſſen der Rechtspflege und der 
Anwaltſchaft berührenden Angelegenheiten. Einwirkung auf die 
Reichs= und Landesgeſetzgebung gemäß Ziffer 3. Von der 
            Geſetz=
gebung: Beſeitigung der Gerichtsferien. Beſeitigung aller 
            prozeß=
verzögernden geſetzlichen Beſtimmungen unter Aufrechterhaltung des 
Grundſatzes der Verhandlungsmaxime. Beſeitigung der Beſtimmungen 
über die Vorauszahlung des Gerichtskoſtenvorſchuſſes. Zulaſſung der 
Anwälte zu allen Sondergerichten. Aenderung der Ausführungsgeſetze 
zur Zivilprozeß= und Konkursordnung und zum Freiwilligen 
            Gerichts=
barkeitsgeſetz dahin, daß zu Prozeßpflegern, Teſtamentsvollſtreckern, 
Nachlaßverwaltern, Vormündern uſw., ſoweit nicht geſetzliche 
            Vor=
ſchriften zwingend entgegenſtehen, Rechtsanwälte nach einem von der 
Anwaltkammer aufzuſtellenden Turnus beſtellt werden müſſen, mit der 
Maßgabe, daß Abweichungen durch den Richter nur nach Anhörung des 
Vorſtandes der Anwaltkammer ſtattfinden können, und daß gegen 
            Ab=
weichungen dem Vorſtand ein Beſchwerderecht zuſteht. Aenderung der 
Notariatsordnung derart, daß das Notariat jedem Anwalt, der nach 
Auffaſſung der Anwaltkammer hierzu geeignet iſt, auf Antrag verliehen 
werden muß. Schaffung einer den wirtſchaftlichen Verhältniſſen 
            ent=
ſprechenden Gebührenordnung; Beſeitigung des ſtarren Prinzips der 
ſeitherigen Gebührenordnung, wertbeſtändige Gebühren; 
            Angemeſſen=
heitsklauſel; Beſeitigung des Streitwertminimums in „Armenſachen; 
Beſeitigung der einengenden Beſtimmungen bei Streitwertfeſtſetzungen 
nicht vermögensrechtlicher Anſprüche; Reform der Gebührenordnung vor 
Verſicherungsbehörde. Von den Gerichten: Straffere 
            Prozeß=
diſziplin; Vermeidung unnötiger Vertagungen; Rückſichtnahme auf die 
Aenderung der wirtſchaftlichen Verhältniſſe durch Beſtimmung naher 
Termine und, ſolange die geſetzlichen Beſtimmungen über die Ferien 
noch beſtehen, durch möglichſt weitherzige Verfügungen bei Anträgen 
auf Erklärung zur Ferienſache. Herbeiführung von Verſtändigungen 
mit den Prozeßparteien zur Beſchleunigung des Verfahrens; Feſtlegung 
der Termine, in denen verhandelt wird. Beſchleunigung des 
            Prozeß=
verfahrens durch Erlaß von Teilurteilen und durch weitgehendſte 
            An=
wendung des Grundſatzes der freien Beweiswürdigung. Angemeſſene 
Rückſichtnahme auf die fiskaliſchen und die anwaltlichen Intereſſen bei 
richtiger Feſtſetzung des Streitwerts. 
Vor dem Schlußwort ſprach Herr Rechtsanwalt und Notar Spohr 
aus Gießen. Er verlangte Entlaſtung von der techniſchen Arbeit und 
Uebernahme der Bureaukoſten durch den Staat. 
Da die Maſſe der Geſichtspunkte keine erſchöpfende Erwiderung 
            er=
möglichte und da die Kommiſſion eine eingehende Prüfung der 
            einzel=
nen Punkte vornehmen wird, verzichtete die Verſammlung auf eing 
Diskuſſion. 
Dr. D.
 v. Eberſtadt, 21. Sept. Die Erwerbsloſen überwachen hier ſeit 
kurzem die Ausgabe von Milch u. Kartoffeln. — 
            Verſteigerungs=
erlös. Die Aepfel= und Zwetſchenernte der Gemeindegrundſtücke 
brachte einen Betrag von zirka 51) Milliarden ein. Ein Zentner Aepfel 
kam im Durchſchnitt auf 70—80 Millonen, Zwetſchen auf 25—30 
            Mil=
lionen Mark. — Arbeitsmarkt. Die Zahl der Arbeitsloſen iſt auf 
200 und diejenige der Kurzarbeiter auf 300 geſtiegen. — Die 
            Bürger=
meiſterei macht ausdrücklich bekannt, daß die Vorauszahlungen auf den 
Gasbezug ſowie auf elektriſchen Strom unbedingt geleiſtet werden 
müſſen, da ſonſt die Lieferungen eingeſtellt werden. 
nr. Roßdorf, 21. Sept. Pachtgelder. Für die Berechnung der 
Pachtgelder wurde als Stichtag der 5. November (abgeſehen von einigen 
Ausnahmen) feſtgeſetzt. — Die Eberhaltung wurde zum Preiſe von 1.4 
Millionen an Gg. Nikolay 2. vergeben.
 Heſſiſches Landestheater. 
Großes Haus. — Samstag, den 22. September. 
Der lebende Leichnam. 
Drama von Leo Tolſtoi. 
Der vorige Winter brachte eine Einwanderung ruſſiſcher 
Kunſt in Deutſchland. In Berlin, der Koloniſtenſtadt, die 
fremdländiſchem Weſen ſtets am leichteſten zugänglich iſt, ſpielte 
ruſſiſches Theater, tanzte ruſſiſches Ballett und ließ ruſſiſche 
Kleinkunſt ihre eigenartigen Reize ſchillern. Im „Blauen Vogel” 
erklangen allabendlich die ſchwermütigen Lieder der Wolga= 
Schiffer, tanzten die Tſcherkeſſen ihre wilden Berg=Tänze. Das 
Gaſtſpiel des Moskauer Künſtler=Theaters gab einen Einblick 
in die Beſtrebungen Alexander Tairoffs, der das Theater um 
des Theaters willen liebt, die Bühne von dem Drama loslöſen 
möchte, und in der Pantomime, in der Improviſation des 
            Schau=
ſpielers, ſein theoretiſch höchſtes Ziel ſieht, in ſeinem 
            Speziali=
ſtentum auch ſtarke Wirkungen erreicht hat. Die Beſchäftigung 
mit dem ruſſiſchen Theater der Gegenwart offenbart, daß es in 
Rußland an ſtarken Dramatikern zurzeit fehlt, und daß das 
fehlende neue Drama durch neue Beſtrebungen der 
            Schauſpiel=
kunſt und der Regie zu erſetzen verſucht wird. Will man zu 
bedeutenden Dramatikern greifen, ſo muß man auf Tolſtoi und 
ſeine Zeitgenoſſen zurückgehen. 
Im Herbſt 1897 berichtete der Kreisrichter von Tula dem 
Grafen Tolſtoi von einem außergewöhnlichen Rechtsfall: Um 
ſeiner Frau die Ehe mit dem neuen Geliebten zu ermöglichen, 
täuſcht der erſte Gatte einen Selbſtmord vor. Nach Jahren wird 
die Täuſchung entdeckt, der Totgeglaubte erſcheint wieder, und 
ein gerichtliches Verfahren wegen Doppelehe iſt die Folge. Der 
Stoff reizte Tolſtoi zur dramatiſchen Geſtaltung, und er entwarf 
einen Grundriß, der zunächſt als Komödie gedacht war, doch 
dann zum Drama ſich entwickelte. Bezeichnend für Tolſtois 
Sinnesart iſt es, daß ihn bei der Ausarbeitung Bedenken 
            befie=
len; am 21. Auguſt 1900 verzeichnete er in ſeinem Tagebuch: 
„Habe ein Drama geſchrieben und bin ſehr unzufrieden damit. 
Ich habe durchaus nicht das Gefühl, daß das ein von Gott 
            ge=
wolltes Werk iſt.‟ Doch ſpäter legten ſich ſeine Zweifel: „Ich 
ging an einer Buchhandlung vorbei und ſah meine „
            Kreutzer=
ſonate” und erinnerte mich, daß ich die „Kreutzerſonate”, die 
„Macht der Finſternis” und ſogar „Auferſtehung” geſchrieben 
be, ohne daran zu denken, daß ſie den Menſchen nützen können.
 Sollte das nicht auch mit dem „Leichnam” der Fall ſein 
können?” 
Die Seele des ruſſiſchen Volkes, ihr Erbarmen und ihr 
            Mit=
leid ſprechen aus dem Drama. Fedia, der paſſive Held, opfert 
ſich für das Glück der Gattin. Müde reſignierend flüchtet er 
aus dem Leben. So geben die zwölf Szenen, in denen die 
Handlung vorüberzieht, ein Bild ruſſiſchen Lebens und zugleich 
einen Ausklang warmer Menſchlichkeit. 
Die Darſtellung unter Peter Suhrkamps Leitung war 
auf einen ſtillen, faſt müden Ton geſtimmt. Sie ließ die in dem 
Konflikt Fedja—Liſa-Karenin ruhende Dramatik ſtark 
            zurück=
tieten und dehnte das Zeitmaß des ſchon an ſich nicht ſehr 
            leben=
digen Werkes. Einzelne Teile, ſo namentlich die Szene in dem 
Zigeuner=Reſtaurant, hätten einer größeren Lebendigkeit, einer 
ſtärkeren Phantaſtik bedurft, — bei aller Melancholie, die auch 
über ihnen liegt. Stimmungsvoll wirkten die Chöre und die 
begleitende Muſik. 
Die Geſtalt des „Fedja” hat in Deutſchland durch Moiſſi 
ihr Gepräge bekommen: müde, mit melodiſch ſingender Stimme, 
zieht er durch das entſagungsreiche Leben dahin. Walter 
Kuliſch fand ſich mit verſtändnisvollem Geſchick in die Rolle; 
einzelne Szenen ſpielte er mit ergreifender Schlichtheit; der 
ſchwärmeriſche Ausdruck des Kopfes paßte zu der Erſcheinung 
der „geweſenen Menſchen” aus Gorkis „Nachtaſyl”. Zwiſchen 
dem vergehenden „Fedia” und dem korrekt=edlen „Karenin” 
ſteht „Liſa”, lebensvoll und doch erſchüttert von der Wucht des 
auf ſie eindringenden Schickſals. Eliſabeth Stieler gab 
            die=
ſer ſchönſten Frauengeſtalt Tolſtoiſcher Dramatik die volle Kraft 
ihrer ſtarken Menſchlichkeit, ließ Schmerz und Liebe in 
            wunder=
voller Eindringlichkeit durchleuchten, ergriff und erſchütterte 
            zu=
gleich. Walter Reymer blieb als Karenin in ſchwarzem Bart 
und ſchwarzem Rock mehr korrekt als menſchlich warm. 
Neben dieſen drei Trägern der Handlung ſind die anderen 
Rollen nicht von erheblicher Bedeutung: Käthe Meißner als 
Karenins Mutter voll Milde und Würde, Anne Kerſten als 
„Maſcha” feſſelnd im Spiel, doch mehr Großſtadt=Mädchen als 
Zigeunerin von dunkler Herkunft, H. Sparrer ſympathiſch 
als Saſcha‟. Den „Fürſten Abreskoff” einen weiſen, 
            wehmüti=
gen Weltmann von ſechzig Jahren, hätte an Stelle von „Fritz 
Valk mit ſeiner ſcharfen, unbeugſamen Art, Kurt 
            Weſter=
mann ſpielen ſollen. Ernſt Langheinz, Käthe Gothe 
Hans Ausfelder gaben ſicher gefaßte Charakteriſtiken 
            kleine=
ren Formats.
 * Schule der Weisheit. 
VI. 
Die fünfte Tagung der Schule der Weisheit der Geſellſchaft 
für freie Philoſophie fand geſtern vormittag ihr Ende. In der 
nächſten Woche finden die Exerzitien ſtatt. 
Graf Hermann Keyſerling 
gab in ſeinem Schlußvortrag ein Reſumé der geſamten Vorträge, 
die eine große Reihe von Menſchheitstypen charakteriſierten. 
Jeder einzelne Typ wurde ſcharf umriſſen dargeſtellt, und jeder 
Redner ſtellte ſeinen Typ überzeugend dar, trotz teilweiſe 
            herr=
ſchender Schwierigkeiten formaler Art. (Der Mohammedaner las 
ſeinen Vortrag, ohne ſelbſt die Sprache zu verſtehen!) Hinter 
allen ſtand der ſtarke Glaube. Der eine oder andere der Zuhörer 
konnte aus dieſer Ueberzeugungskraft den Schluß ziehen: es 
kann ſo gehen und auch anders, eine gewiſſe Gleichmäßigkeit 
verwiſcht die Unterſchiede. Was iſt nun richtig? Aus allen Reden 
ſprach irgendwie letzte Tiefe. Fragt wan nun objektiv, wer recht 
hat, ſo muß die Antwort lauten: Jeder hält ſich mit Recht für den 
Beſten. Gott erſt wird letzten Endes entſcheiden, wer recht hat. 
Probleme wurden aufgerollt, problematiſche und klare, einfach 
eingeſtellte Menſchen gezeichwet, und wiederum ein 
            Charakteriſti=
kum gegeben der problematiſchſten Menſchen überhaupt, des 
            deut=
ſchen und des ruſſiſchen Menſchen. Jene Welt eine Weite, eine 
Weltfremdheit, dieſe nur zu verſtehen in ihrem Verhältnis zur 
Religion. Eine immer ſtärker werdende Spannung hat ſich im 
Laufe der Vorträge geltend gemacht und ſchließlich ſich eine enge 
Verbindung zwiſchen dem Einleitungsthema und den Vorträgen 
hergeſtellt. Die Gleichheit bei aller Verſchiedenheit der 
            gezeich=
neten Typen erwies, daß der Menſch ein Teil des Kosmos iſt, 
eine kosmiſche Situation. Aus dem Zuſammenklang erſt erſteht 
der Kosmos, und der kosmiſche Zuſammenhang iſt ſo geſchaffen. 
Für die kommende Menſchheit gilt es in erſter Linie, das 
            Prin=
zip der Charitas zu erweitern. Wir können noch fortſchreiten, 
weil für uns Fortſchritt noch notwendig iſt. China, das alle 
            Er=
findungen gemacht hat, iſt nicht fortgeſchritten. Wenn wir den 
Zuſammenklang aller Typen, die die Vorträge brachten, richtig 
empfunden und auswirken laſſen, haben wir den ökumeniſchen 
Zuſtand, den ökumeniſchen Menſchen, der die Welt, die 
            Menſch=
heit erneuern kann. In dieſer wird es vorerſt nur geben können 
Soldaten (Arbeiter) und Führer. Wer Führer werden wird, 
das muß die Zukunft zeigen. Etwas anderes als den öhumenf 
ſchen Menſchen gibt es nicht für die Zukunft.
Rummer 263.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 23. September 1923.
Seite 5.
 St. Nieder=Ramſtadt, 20. Sept. Gemeinderatsbericht. Der 
in der letzten Sitzung vertagte Punkt: Beſtattungskoſten und 
            Faſelvieh=
deckabgabe, wurde heute entſchieden. Es wurde beſchloſſen, eine 
            Deck=
abgabe zu erheben in der Höhe, daß die Koſten für Beſchaffung des 
            be=
nötigten Hafers, der Kleie, Dickwurz und Kartoffeln gedeckt werden 
            kön=
nen. Die durch die Kommiſſion noch näher feſtzuſetzenden Sätze ſind in 
Naturalien zu liefern und zwar in Hafer oder aber, wer hierzu nicht 
in der Lage iſt, einem Geldbetrag, der dem Tagespreis des 
            abzuliefern=
den Quantums Hafer entſpricht. — Die jetzt außerordentlich geſtiegenen 
Beſtattungskoſten, die auch ſeitens der Gemeinde allein nicht mehr 
aufzubringen ſind, veranlaßten den Gemeinderat zu dem Beſchluß, einen 
Sterbekaſſeverein auf gemeinnütziger Grundlage zu gründen, dem die 
Gemeinde ſelbſt als Mitglied beitritt. Die Leiſtungen der Gemeinde 
dem Verein gegenüber beſtehen darin, daß jedem verſtorbenen 
            Vereins=
mitglied der Rohſarg geliefert wird, während die übrigen 
            Beſtattungs=
koſten der Sterbeverein trägt. Bis zum Inkrafttreten des neuen 
            Be=
ſchluſſes, vorausſichtlich am 1. Oktober I. Js., werden die bisherigen 
            Ge=
bühren für Fahren des Leichenwagens, Träger, Läuten uſw. um das 
20fache erhöht. — Die Gebühren, wie ſie in der Gebührenordnung des 
Friedhofs feſtgeſetzt ſind, werden mit ſofortiger Wirkung auf 
            wertbeſtän=
diger Grundlage geregelt dergeſtalt, daß das Briefporto für einen 
            ein=
fachen Fernbrief jeweils anzuſetzen iſt. — Die Dienſtbezüge der 
            unſtän=
digen Gemeindebedienſteten erfahren eine der Teuerung entſprechende 
Erhöhung. — Die Pachtgelder für gemeindliche Grundſtücke werden in 
Form eines Naturalpachtes feſtgeſetzt. Es ſind zu zahlen bei 
            Grund=
ſtüchen pro Morgen der Wert von 3 Zentner Roggen in Klaſſe 1, 
            ab=
geſtuft bis zu 1 Zentner in Klaſſe 4; bei Wieſen der Wert von 4 Zentner 
Heu in Klaſſe 1, abgeſtuft bis zu 2 Zentner in Klaſſe 4. Die 
            Wert=
berechnung findet derart ſtatt, daß der Börſenpreis nach den 
            Notierun=
gen der Frankfurter Produktenbörſe in Anſatz zu bringen iſt und zwar 
der jeweilige Durchſchnitt, wie er ſich in jeder Monatshälfte errechnet. — 
Die ſtattgehabte Faſelmiſtverſteigerung wird ihres geringen Erlöſes 
wegen nicht genehmigt; es ſoll ſpäter eine nochmalige Verſteigerung 
            ſtatt=
finden. — Verſchiedene Rechnungen finden die Genehmigung des 
            Ge=
meinderats. — Die Beſchaffung notwendiger Materialien für das 
            Ge=
meindewaſſerwerk erfordern die umgehende Aufbringung von Mitteln. 
Es wird beſchloſſen, von jedem Konſumenten eine Abſchlagszahlung in 
Höhe von 200 000 Mk. für jeden im erſten Halbjahr abgeleſenen 
            Kubik=
meter zu erheben. — Der Bürgermeiſter gab zum Schluß noch 
            Kennt=
nis von dem Ergebnis der Ausſprache zwiſchen der Gemeindeſchweſter 
und der eingeſetzten Kommiſſion. Die Debatte zog ſich in dieſer 
            An=
gelegenheit ſtundenlang hin. Die Meinungen waren getrennt, zu einem 
einheitlichen Beſchluß konnte man nicht gelangen. Mit 7 gegen 4 
            Stim=
men, bei 2 Enthaltungen, wurde der eingebrachte Kündigungsantrag 
abgelehnt. 
r. Pfungſtadt, 21. Sept. Stenographentag. Ende dieſes 
Monats hält hier der „Gau Bergſtraße Gabelsbergerſcher Stenographen” 
ſeinen diesjährigen Gautag ab. Mit der Tagung iſt ein Wettſchreiben 
verbunden, an dem ſich die Vereine aus der Umgegend beteiligen werden. 
0- König i. O., 21. Sept. Kartoffelverſorgung. In der 
letzten Gemeinderatsſitzung wurde die Beſchaffung von Winterkartoffeln 
durch die Gemeinde eingehend erörtert. Sobald man ſich über die 
            Auf=
bringung der hier notwendigen Mitteln im Klaven iſt, ſoll der Frage in 
Kürze ſtattgegeben werden. 
=o= Wald=Michelbach i. O., 21. Sept. Der 
            Wirtſchafts=
blan für 1923 iſt vom Gemeinderat genehmigt worden. Eine 
            außer=
ordentliche Holzfällung ſoll zur Erbauung des Schulhauſes dienen. 
Eine vorläufige Umlage für 1923 ſoll das 5000 fache des Betrages für 
1922 betragen; ſie ſoll in drei Zielen erhoben werden. 
( Birkenau, 22. Sept. Abermalige Erhöhung der 
Hundeſteuer. Trotzdem die Hundeſteuer erſt vor einigen Wochen 
erhöht wurde, iſt die Zahl der Hundehalter immer noch geſtiegen. Der 
Gemeinderat hielt es deshalb ſür geboten, eine abermalige Erhöhung 
zu beſchließen. Der erſte Hund koſtet jetzt 10, der zweite 20 und der 
dritte 30 Millionen Mark. Wir bezweifeln trotzdem ſehr, ob auch 
dieſe Erhöhung ihren eigentlichen Zweck erfüllt. 
( Aus dem Weſchnitztal, 21. Sept. Teure Moſtäpfel. Für 
Kelterobſt wurden zurzeit pro Zentner 50 Millionen Mark 
gefordert. Das gibt bei Gott teuren Apfelmoſt! Das Brech= oder 
Kellerobſt iſt ſehr rar, da die meiſten Aepfel klein geblieben ſind. 
(.) Heppenheim, 23. Sept. Der Brotpreis wurde abermals 
erhöht. Ein Laib Brot von 1800 Gramm koſtet 6 200 000 Mk., 1 Pfund 
Brotmehl 1 230 000 Mk. 
() Aus dem Kreiſe Heppenheim, 22. Sept. Erneuter 
            Milch=
aufſchlag. Nachdem erſt vor wenigen Tagen die Milch pro Liter 
auf 2 Millionen erhöht wurde, hat man den Preis ſchon wieder auf 
4 Millionen vom 20. d. M. ab erhöht. Da ſteht man doch bald 
            ſprach=
los da. Da ſind doch alle Lohn= und Gehaltserhöhungen wirkungslos. 
Auch das Fleiſch iſt von 7 Millionen heute auf 34 Millionen 
            hinauf=
geſchnellt. 
r. Babenhauſen, 21. Sept. Ein Liter Milch wird hier für 4,5 
Millionen Mark verkauft; der Stallpreis beträgt 4 Millionen. — 
Das hieſige Elektrizitätswerk hat die Strompreiſe wie folgt feſtgeſetzt: 
für Lichtſtrom 5 Mill. Mk., für Kraftſtrom 3,3 Mill. Mk. pro 
            Kilowatt=
ſtunde. Bei jeder Ableſung wird eine Abſchlagszahlung von 100 Proz. 
erhoben. — Der Wanderklub „Bergauf” erhielt bei dem kürzlich 
ſtattgefundenen Mandolinenkonzert=Wettſtreit in Klein=Auheim unter 
etwa 20 Mitbewerbern den 5. Preis. 
A Offenbach, 21. Sept. Die Stadtverordneten ſtimmten 
geſtern der Uebernahme der Bürgſchaft für die Allgemeine 
            Ortskranken=
kaſſe zur Aufnahme eines Reichskredits von 15 Milliarden zu. Das 
Schulgeld für die noch beſtehenden Klaſſen der Mittelſchulen wird auf 
die Hälfte des Schulgeldes für die höheren Schulen feſtgeſetzt. Die 
            ein=
gehenden Mittel werden zur Ausſtattung der Klaſſen mit erweiterten 
Lehrzielen verwendet. Die Ortsſatzung über die Erhebung einer 
            Wert=
zuwachsſteuer wurde aufgehoben und dafür ein Zuſchlag von 3 v. H. 
zur Grunderwerbſteuer beſchloſſen. Es wurde ferner der Einführung 
einer Getränkeſteuer zugeſtimmt. Bei der Erhöhung des 
            Gemeinde=
zuſchlags zur Wohnungsbauabgabe wurde von bürgerlicher Seite darauf 
hingewieſen, daß auch die Erhöhung der Sätze auf das dreifache der 
ſtaatlichen Abgabe keine nennenswerten Beträge bringe. Dieſe Abgabe 
müſſe viel bedeutender erhöht werden, wenn die Gemeinden durch ſie in 
die Möglichkeit verſetzt werden ſollten, der Wohnungsnot auch nur 
einigermaßen zu ſteuern. Die Straßenbenennung im Siedlungsgebiet 
des Werkes Oehler rief eine lebhafte Ausſprache zwiſchen rechts und 
links hervor, da die Kommuniſten im Ausſchuß durchgeſetzt hatten, zwei 
der neuen Straßen Roſa Luxemburg= und Karl Liebknecht=Straße zu 
taufen. Da das Werk Oehler in den Straßennamen bahnbrechende 
            Che=
miker verewigt haben will, wurde auf Antrag von bürgerlicher Seite 
beſchloſſen, den Gegenſtand nochmals in den Ausſchuß zu verweiſen. 
Für die Gartenarbeitsverſuchsſchule wurde gegen die Stimmen der 
            Rech=
ten eine Milliarde bewilligt. Eine Beſchwerde eines Hausbeſitzers gegen 
das Mieteinigungsamt gab der Rechten Veranlaſſung, ihre 
            Unzufrieden=
heit über die Letung der Verhandlungen durch den Vorſitzenden des 
            Ge=
richts, den Gerichtsaſſeſſor Reuter, zum Ausdruck zu bringen. Die Linke 
vermutete dahinter einen Vorſtoß gegen einen politiſchen Gegner und 
erwiderte ſehr gereizt. Für die Verſorgung der Erwerbsloſen und 
            Min=
derbemittelten hat die Stadt bei dem Miniſterium für Arbeit und 
            Wirt=
ſchaft einen Kredit zum Ankauf von Kartoffeln im Betrage von 200 
            Mil=
liarden angemeldet, für andere Lebensmittel werden rund 190 
            Milliar=
den benötigt. Brennſtoffe, die zur Verteilung kommen ſollen, erfordern 
rund 100 Milliarden. Die Stadtverwaltung kann ſich nicht entſchließen, 
zur Volksſpeiſung überzugehen. Die Lebensmittel dazu und die nötigen 
Kücheneinrichtungen würden ganz gewaltige Summen in Anſpruch 
            neh=
men. Es lehrt außerdem die Erfahrung, daß der Beſuch ſolcher 
            Volks=
ſpeiſungen nach kurzer Zeit erheblich nachläßt, ſodaß die Speiſung 
            wie=
der eingeſtellt werden muß. Das hat ſich hier bei dem Verſuch einer 
Speiſung der Erwerbsloſen gezeigt. Es ſagt eben nicht Jedem das 
Einheitseſſen, wie es in ſolchen Anſtalten nur geliefert werden kann, zu. 
Aus dieſen Erwägungen heraus haben die Städte den oft erörterten 
            Ge=
danken der Einführung von Volksſpeiſungen wieder fallen laſſen müſſen, 
und auch unſere Stadt will ihn nicht wieder aufnehmen. 
so= Rüſſelsheim (Main), 21. Sept. Diebſtahl. Hier wurden 
einem Händler drei neue Herrenfahrräder geſtohlen. 
ot. Koſtheim b. Mainz, 21. Sept. Eine 
            Einkaufsgeſell=
ſchaft für Kartoffeln und Brennſtoffe iſt hier ins Leben gerufen 
worden. Unfall. Hier wurde ein 13 jähriger Knabe von einem 
Auto überfahren. Der Junge erlitt eine Gehirnerſchütterung. 
th. Lörzweiler (Rheinh.), 21. Sept. Bei der 
            Bürgermeiſter=
wahl wurde der ſeitherige Gemeindeeinnehmer Allendorf zum 
            Bürger=
meiſter gewählt.
 Ein Mann, wie wir ihn brauchen. 
Zur 75=Jahr=Feier des Zentralausſchufſes für 
Innere Miſſion. 
Die Erkenntnis in unſerem Volke wächſt mehr und mehr, daß uns 
in unſerer furchtbaren Lage keine äußere Macht helfen kann und wird. 
Wer ſich darüber keinen Täuſchungen hingibt, muß ſich notgedrungen 
nach ſolchen Kräften umſehen, die den Schaden wirklich in der Wurzel 
erfaſſen und von innen her heilen können. Als Johann Hinrich 
Wichern am 23. September des Revolutionsjahres 1848 in der 
            Schloß=
kirche zu Wittenberg vor den Führern der deutſchen evangeliſchen 
Chriſtenheit ſeine Feuerrede hielt, ging er von dieſer Erkenntnis aus 
und zeigte gangbare Wege aus der deutſchen Not heraus. 
„Die tiefſte Quelle des Unheils, das über den Staat hereingebrochen 
iſt, liegt in der Entfremdung und dem Abfalle des Volkes von dem 
Weſen und Leben derjenigen Sittlichkeit, die ihr Maß und ihre Regel, 
wie ihren Grund und ihr Ziel allein im Evangelium hat. Wir ſprechen 
von einer Entfremdung des Volkes von Gott und verſtehen unter 
Voik nicht eine gewiſſe Schicht der Geſellſchaft, ſondern das Ganze 
            der=
ſelben, alle Stände, die unteren und oberen, alle Parteien, denn 
jener Schaden, die Wurzel allen Unheils, wirkt in allen mit treibender 
Kraft. Schämen und ſcheuen wir uns nicht, dieſe Wahrheit zu bekennen! 
Dies Bekenntnis führt zur Freiheit, denn es ſtammt aus ihr.” — Wenn 
man die Denkſchrift Wicherns von 1849, der dieſe Worte entnommen 
ſind, heute lieſt, ſo weiß man nicht, was mehr überwiegen ſollte: die 
Bewunderung vor der Größe und dem Weitblick dieſes Mannes mit 
ſeinen leuchtendne klaren blauen Augen — oder die Scham, daß in 
75 Jahren von ſeinem großzügigen, alle Gebiete des Volkslebens 
            durch=
leuchtenden Programm nicht mehr verwirklicht worden iſt. 
Freilich, wir wollen nicht undankbar ſein. Fruchtlos ſind ſeine 
            An=
regungen nicht geblieben. Die wenigſten Menſchen, die mehr zufällig mit 
Anſtalten der Inneren Miſſion in Berührung kommen, machen ſich klar, 
was für eine gewaltige Summe von opferbereiter Liebe und chriſtlicher 
Tatkraft in ſolchen Anſtalten ſich ſammeln. Als nach der Revolution 
der unglückliche Verſuch gemacht wurde, auch die Wohlfahrtspflege zu 
ſozialiſieren, merkten viele, auch viele Behörden, zum erſten Male, daß 
man den Segen, der von freier Liebesgeſinnung täglich und ſtündlich), 
Tag und Nacht auf unſer liebebedürftiges Volk ausſtrömt, nicht auf 
Flaſchen ziehen und durch bezahlte 8=Stunden=Arbeit ſtädtiſcher 
            Ange=
ſtellter erſetzen kann. Viele Fragen hüben und drüben nach der 
            angeb=
lich nicht zu ſpürenden Wirkung der evangeliſc n Kirche würden 
            ver=
ſtummen, wenn die Frager etwas mehr Einblick in die ſtetige, ſtille 
Liebesarbeit der Inneren Miſſion hätten. In ihr liegt ein nicht zu 
unterſchätzender Tatbeweis der evangeliſchen 
            Chriſten=
heit. 
Aber die Innere Miſſion im Sinne Wicherns iſt mehr „als ein 
Werk der Wohltätigkeit, im chriſtlichen Sinne betrieben”. „Die 
            Wohl=
tätigkeit iſt nur ein Durchgangs unkt ihrer Tätigkeit. Wichern 
            ver=
ſchloß ſeine Augen nicht vor dem Tatb ſtand, daß die Kirche in Stadt 
und Land nicht an alle ihre C ieder wirkſam herankommt. Darum 
ſtellte er die Forderung auf, „daß zuletzt im Umkreis der evangeliſchen 
Kirche kein Glied derſelben mehr ſei, das nicht das lautere Wort Gottes 
in rechter, d. h. gerade ihm ſich eignender Weiſe hörte und die ihm ſich 
darbietende Gelegenheit zu dieſem Hören fände, auch ohne ſie zu 
ſuchen.” Wir faſſen dieſen Zweig der Inneren Miſſionsarbeit unter 
dem Begriff „Volksmiſſion” zuſammen. Man ſage ja nicht, dieſe 
            Er=
weckungsarbeit gehe zu langſam und erfaſſe beſtenfalls einzelne Wenige. 
War es denn vor 1813 anders? Geiſtige Erneuerungsarbeit iſt immer 
organiſch ſich ausbreitende Erziehungsarbeit. Und hätten wir erſt 
            aller=
orten einen noch ſo kleinen, aber lebendigen Kern, dann brauchte uns 
um die Zukunft unſeres ganzen Volkes nicht bange zu ſein. 
Und doch, es geht der Inneren Miſſion nicht nur um die 
            Ge=
winnung einzelner Menſchen, ſondern um die Seele des ganzen 
Volkes. So hat Wichern ſein großes bis auf ſchwache Anſätze leider 
noch auf Verwirklichung harrendes ſoziales Programm 
            ver=
ſtanden. So ſcharf wie kaum ein anderer hat er die Wurzel des damals 
aufkommenden Kommunismus erkannt. Tauſende von denen, die, ſelbſt 
öffentlich, ſich als ſeine Widerſacher gebären, ſind, ohne es auch nur zu 
ahnen, ſeine kräftigſten Förderer durch die Beförderung des Unglaubens 
in ihrer Umgebung, durch die Frivolität ihrer Sitten, durch die 
            ent=
würdigende Art der Wahrung ihrer materiellen Intereſſen, durch die 
übermütige oder doch herzloſe Behandlung der Geringen im Volke 
geworden.” Wir ſehen, Wichern war ein rückſichtslos nach allen Seiten 
die tiefſten Schäden aufdeckender Prophet. Das größte an ihm aber war, 
daß er ſo rückſichtslos wahrhaftig aus Liebe war. Deshalb ſind die 
Vorſchläge, die er ſeinerzeit zur Heilung der Schäden machte, nicht 
wie die meiſten heutigen willkürlichen Experimente von Kurpfuſchern, 
ſondern notwendige, die Not wendende Mittel eines echten Volksarztes. 
Hätten wir ſie nur früher und durchgreifender angewandt! Leider iſt 
das wenigſte heute ſchon überholt, ſo z. B. was er ſagt von einer 
„chriſtlichen Aſſoziation der verſchiedenen Arbeits= und Beſitzſtände, einer 
freien, neuen Einigung derer, die viel, aber doch mehr, und derer, die 
wenig haben” uſw. 
Manches iſt in 75 Jahren erreicht, was hier nicht aufgezählt werden 
kann. Das meiſte und größte bleibt noch zu tun übrig. Wo ſind die 
Männer und Frauen, die Wicherns Werk als die dringendſte Aufgabe 
unſerer Zeit aufnehmen und in ſeinem Geiſte zur Geneſung unſeres 
Volkes wirken? Es können nur ſolche ſein, die mit ihm darüber klar 
ſind, daß „das chriſtliche Weſen nicht ein beſonderes Leben neben 
dem übrigen Leben, nicht ein Außerordentliches neben dem 
            Ordent=
lichen, nicht ein Göttliches neben dem Menſchlichen, ſondern die 
Gotteskraft iſt, die alle und alles Menſchliche, an die und das ſie 
herantritt, durchdringen, retten, heiligen und erneuern will und kann.” 
Stimmen aus dem Leſerkreiſe. 
Gür die Veröffentlichungen unter dieſer (eberſchrift übernimmt die Redakilon kelnerlei 
            Ver=
antwortung; für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abf. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfange 
der Einſender verantwortlſch.) — Einſendunge=, dir nicht verwendet werden, können nicht 
zurückgeſandt, die Ablebnung 54 begrünket werden. 
Kündigung der Schuldverſchreibung der 
            Heſſi=
ſchen Eiſenbahn=Aktiengeſellſchaft. Die H.E.G. hat 
ihre Schuldverſchreibungen von 1919 und 1920 gekündigt. Wieder einer 
der Fälle, wo auf Grund des Währungsverfalls offenſichtlich 
            Ungerech=
tigkeit ausgeübt werden ſoll. 1919 ſtand der Dollar zwiſchen 10 und 100 
Mark, 1920 um 100 herum. Nehmen wir für die beiden 
            Schuldverſchrei=
bungen 100 Mark Dollarſtand an, ſo waren die 2X3 000000 Mark 
Schuldverſchreibung — 60 000 Dollar. (In Wirklichkeit mehr.) Das 
wären heute (Dollarkurs — 200 Millionen) 12000 000 000 000 Mark 
(zwölf Nullen! 12 Billionen!) Zurückzahlen will die Geſellſchaft zum 
100111 fachen Betrag des Nennwerts — 600 000 000 Mark — 3 Dollar. 
60 000 Dollar zurückgezahlt mit 3 Dollar! 
Nach § 3 der Bedingungen ſollte, die Schuldtilgung zum erſtenmal 
am 31. März 1929 beginnen. Bis dahin hoffen wir (und fürchtet die 
H.E.G. offenbar) eine andere Reichswährung als die jetzige. Eine andere 
als im Plan vorgeſehene Tilgung (aber erſt vom März 1929 ab) hängt 
nach § 3 von der Genehmigung der Heſſiſchen Regierung ab. Sollte die 
Regierung es genehmigt haben, daß einer der z. B. 2000 Mark — 
            da=
mals 20 Dollar einzahlte, nun 200 000 Mark — ½ Waſſerweck — 0,001 
2. 
Dollar erhält? 
Während die wöchentlichen September=Nachzahlungen an die aktiven 
Beamten und Arbeiter regelrecht ausgezahlt werden, erhalten die für die 
Penſionäre und Witwen fälligen Bezüge infolge einer Neuordnung 
der Auszahlung auf dem Umwege Hauptſtaatskaſſe—Hypothekenbank 
eine empfindliche Verzögerung, um deren Abſtellung man bittet. Für 
den Geldempfänger haben rechtzeitige Geldleiſtungen heute 
doppelten Wert, und dieſen Vorteil wird die Behörde den 
            Pen=
ſionären und Witwen doch gerne zuweiſen wollen und können.
Vertreter: Aures & Co., Darmſtadt, Rundeturmſtraße 12.
 Reich und Ausland. 
3 Milliarden Belohnung. 
wb. Berlin. Drei leitende ſchwediſche Ingenieure einer größeren 
Geſellſchaft in Stockholm haben dem Berliner Polizeipräſidenten 
            mit=
geteilt, daß ſie 100 ſchwediſche Kronen (etwa 3 Milliarden Mark) zur 
Verfügung ſtellen zwecks Erhöhung der Belohnung für die Ergreifung 
der Mörder des Direktors Kreyſig, der im Eiſenbahnzug Berlin— 
Frankfurt a. M. ermordet wurde. Es ſollen in Schweden noch weitere 
            Be=
träge geſammelt werden, die der deutſchen Kriminalpolizei zur 
            Bekämp=
fung des Verbrechertums zur Verfügung geſtellt werden ſollen, da dies 
auch im Intereſſe des Auslandes liege. 
Freiſtudium reichsdeutſcher Studenten an Wiener Hochſchulen. 
Der Kreis VIII (Deutſch=Oeſterreich) der Deutſchen Studentenſchaft 
hat nach einer Beſprechung zwiſchen dem Kreisleiter und dem 
            Vor=
ſitzer der Deutſchen Studentenſchaft 50 reichsdeutſche Studenten für das 
kommende Semeſter zum Studium an den Wiener Hochſchulen 
            ein=
geladen. Die reichsdeutſchen Studenten erhalten freie Fa rt von Paſſa n 
bis Wien, wohnen während des ganzen Semeſters unentgeltlich in den 
Studentenheimen, erhalten unentgeltlich während, des ganzen Semeſters 
dort Frühſtück, Mittag= und Abendeſſen, Kolleggeldgebühren werden 
vollſtändig erlaſſen; im Falle großer Mittelloſigkeit wird eventuell 
auch Taſchengeld gegeben. Bevorzugt ſind Studierende, die aus den 
beſetzten Gebieten ausgewieſen wurden. Anmeldungen und 
            Bewer=
bungen ſind umgehend zu richten an den Vorſtand der Deutſchen 
Studentenſchaft, Charlottenburg, Berliner Str. 171. 
Eine neue Brutalität der Italiener gegen das Deutſchtum. 
D. A. I. Der Präfekt der Provinz Trient hat durch Dekret vom 
3. September „aus Gründen nationalen Intereſſes und der 
            öffent=
lichen Ordnung” und weil es „opportun und konvenient iſt, zu gleicher 
Zeit im Klub Alpino Italiano jede Kompetenz und jede Aktion 
in der Angelegenheit zu konzentrieren”, alle alpinen touriſtiſchen 
            Ver=
eine, Klubs oder Sektionen in der Provinz, die nicht eine Sektion jenes 
italieniſchen Klubs ſind, als aufgelöſt erklärt. Alles Eigentum der 
aufgelöſten Organiſationen geht mit allen Rechten und Pflichten auf den 
italieniſchen Klub über, der der Präfektur innerhalb von 4 Monaten 
            ge=
eignete Vorſchläge für die Neubildung der aufgelöſten Körperſchaften als 
Oberetſcher Sektionen des Klub Alpino Italiano unterbreiten werde. 
Die politiſchen und Bezirksbehörden hätten dem italieniſchen Klub ſeine 
Aufgabe zu erleichtern. — Und wo bleibt da die berühmte italieniſche 
Vereinsfreiheit? 
Reiſegelegenheit nach Nordamerika=Weſtküſte auf deutſchen Schiffen. 
Die Hamburg—Amerika=Linie, die ſeit einiger Zeit an dem von den 
United American Lines (Harriman Line) unterhaltenen Dienſt nach der 
Weſtküſte Nordamerikas teilnimmt, iſt neuerdings dazu übergegangen, 
dieſe urſprünglich nur der Frachtbeförderung dienende Linie auch für 
den Perſonenverkehr nutzbar zu machen. Die in die Route eingeſtellten 
Schweſterſchiffe „Heſſen” und „Sachſen” von je 8100 Br.=R.=T. verfügen 
über Paſſagiereinrichtungen für eine kleinere Anzahl Fahrgäſte, die in 
hellen und behaglichen Räumen untergebracht werden. Für Paſſagiere 
laufen die Dampfer die Häfen Criſtobal, Los Angeles, San Francisco 
und Seattle an. Nach Criſtobal reiſende Fahrgäſte bedürfen zur Einreiſe 
des Sichtvermekrs des nächſtwohnenden Konſuls der Republik Panama, 
während für Los Angeles, San Francisco und Seattle der amerikaniſche 
Sichtvermerk erforderlich iſt. 
Sport, Spiel und Turnen. 
Hocken. 
Im Rahmen der ſportlichen Veranſtaltungen zur Einweihung des 
neuen Sportplatzes des Sportklubs Frankfurt 1880 finden heute folgende 
Spiele ſtatt: Vormittags: Harveſtehuder Tennis= und Hockeyklub 
            Ham=
burg 1. Damen und 1. Herren gegen Sp.=Kl. 1880. Nachmittags: 
            Darm=
ſtädter Hockeyklub 1./2. komb. gegen Sp.=Kl. 1880 1.b; Sp.=Kl. 
            Charlot=
tenburg gegen Sp.=Kl. 1880 Frankfurt (Rugby). — Der Einladung des 
Sp.=Kl. 1880 Frankfurt a. M. folgend, wird der Darmſtädter Hockeyklub 
mit dieſem Spiel ſeine diesjährige Wettſpielzeit beginnen. Trotzdem 
die Spielſtärke der Mannſchaften durch Weggang einer Anzahl Spieler 
etwas geringer als im Vorjahre ſein dürfte, haben wir die feſte 
            Zuver=
ſicht, daß der Klub auch in der kommenden Spielzeit ſeinen Anhängern 
nur guten Sport bieten und in kurzer Zeit wieder auf der vollen Höhe 
ſportlicher Leiſtungsfähigkeit ſein wird. 
Flugſport. 
Eine Werbeveranſtaltung für motorloſen Flug. 
TU. Berlin. Kürzlich fand am Golkenberge, unweit Stölln— 
Rhinow (Kreis Weſthavelland), wo im Jahre 1896 Lilienthal, der 
            Alt=
meiſter der Fliegerkunſt, mit ſeinem Gleiter tödlich verunglückte, eine 
Werbeveranſtaltung der Berliner Arbeitsgemeinſchaft für motorloſen 
Flug ſtatt. Diſe Arbeitsgemeinſchaft, der die wiſſenſchaftliche Geſellſchaft 
für Luftſport, der Aeroklub von Deutſchland, der Berliner 
            Segelklub=
verein, die akademiſche Fliegergruppe der Techniſchen Hochſchule 
            Char=
lottenburg ſowie der Brandenburger Flugſportverein angehören, will. 
den reinen Segelflug fördern. Bei leider höchſtens 5 bis 6 
            Meterſekun=
den ſtarken, zeitweiſe böigem Weſtwinde, wurden zahlreiche kleinere 
            wohl=
gelungene Flüge ausgeführt. Als Hauptbewerber für die ausgeſetzten, 
teilweiſe wertbeſtändigen Preiſe, ſtanden ſich die Gruppen des Barons 
von Frehberg und der Berliner Segelflugverein mit den bekannten 
Segelflugführern Drude und Hohmuth gegenüber. Die Studenten der 
Techniſchen Hochſchule konnten ihre Maſchinen den ſich zahlreich 
            einge=
fundenen Zuſchauern nicht vorführen, da ſie von der Röhn noch her 
inſtand geſetzt werden müſſen. Während Baron von Freyberg mit ſeinen 
Getreuen auf ſeinem Hängegleiter den erſten Preis für die längſte 
            Ge=
ſamtflugdauer einheimſte, erhielt der Segelflieger Hohmuth für den 
ausgeführten längſten Einzelflug ſowie für die zweitlängſte 
            Geſamtflug=
dauer anerkennende Preiſe in Höhe von über 200 Millionen Mark. Die 
Leiſtungen gerade des Berliner Segelflugvereins ſind umſo 
            bemerkens=
werter, da der alte, inzwiſchen wieder ausgebeſſerte Rhöneindecker 
            kei=
neswegs als hochwertiges Flugzeug anzuſprechen iſt, ſeine Führer ſich 
abr mit großem Eifer immer wieder zielbewußt und reſtlos für die 
gute Sache einſetzten.
 Das beste Hittel 
das Haar gesund zu erhalten, die lästige Schuppenbildung zu 
            ver-
hüten und dadurch das Wachstum der Haare zu fördern, sind 
            regel-
mäßige und sorgfältige Kopfwaschungen mit dem altbekannten 
„Schaumpon mit dem schwarzen Kopf!‟ Dieses ärztlich 
empfohlene und millionenfach bewährte Fabrikat ist unter 
            Ver-
wendung der besten Rohstoffe zusammengesetzt und gibt dem 
Haar seidigen Glanz und üppige Fülle. Beim Einkauf achte man 
stets auf die Schutzmarke „Schwarzer Kopf”, denn nur sie 
bietet Gewähr für das echte und gute Fabrikat. Uberall erhältlich.
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343
 Von der Reiſe 
zurück 
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Jandſtraße 18,/(*28425
Seite 6.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 23. September 1923.
Rummer 263.
Die Finanzen des Großherzogs.
42)
 Roman von Frank Heller. 
Copyright bei Georg Müller Verlag, München. 
(Nachdruck verboten.)
 Kapitän Dupont wies ſtumm auf die Wolken, um die 
            Auf=
merkſamkeit ſeiner Gäſte auf ihr Ausſehen zu lenken. Dann 
lächelte er verbindlich und eilte die Rue des Olives hinunter. 
Bei der nächſten Gaslaterne angelangt, blieb er mit einem 
Lachen ſtehen und rief ſeine Beſucher an, die noch im Geſpräch 
dor ſeinem Haustor ſtanden. 
„Meſſieurs!” 
„Kapitän?” 
„„Ich möchte Sie etwas fragen. Sind Sie Journaliſten?” 
„Jourualiſten?” 
„Ja, denn dann dürfte der Profeſſor Sie nicht mitnehmen, 
da er ſelber einer iſt.” 
„Er iſt Journaliſt? Nein, wir nicht.” 
„Alſo, au revojr.” 
Kapitän Dupont verſchwand, eiligſt die Rue des Olives 
hinunter, und ſeine beiden Beſucher gingen zur nächſten 
            Stra=
ßenecke, wo ſie eine Droſchke anriefen. 
„Hotel d’Angleterre, ſo raſch Sie können.” 
Es ging fort. Nach einer Viertelſtunde waren ſie vor dem 
Hotel. 
Iſt Mr. Pelotard zu ſprechen?” 
„Monſieur ſchreibt augenblicklich Briefe im Schreibzimmer. 
Wen darf ich anmelden, wenn er frei iſt?” 
„Melden Sie den Grafen von Punta Hermoſa, und ſeien 
Sie ſo gut, dem Profeſſor zu verſtehen zu geben, daß die 
            An=
gelegenheit wichtig und dringend iſt.” 
„Parfaitement, Herr Graf. Bitte, nehmen Sie Platz.” 
Der Graf Punta Hermoſa ließ ſich mit ſeinem Freunde in 
der Halle nieder und nahm ſein Geſpräch mit ihm wieder auf. 
„Was für ein Intereſſe kann dieſer Pelotard an Minorca 
haben, Paqueno?” 
„Hoheit haben doch gehört. Ein Journaliſt, ſagte der 
Kapitän. Die Nachrichten von der Revolution auf unſerer 
            un=
glücklichen Inſel ſind ja über ganz Europa verbreitet. Ach, daß 
Hoheit dieſen Bekker nicht ausweiſen ließen! Er ſteckt hinder 
dem Ganzen, Hoheit, glauben Sie mir!“ 
„Aber daß ſich jemand für eine Revolution in Minorca 
            in=
tereſſieren kann!“ 
„Ach, Hoheit, wenn es ſich um Aufruhr und Umſturz 
            han=
delt, intereſſiert man ſich auch für uns.” 
„Sie haben recht, Paqueno — eine Revolution iſt ſogar in 
Montenegro intereſſant. Die Hauptſache für uns iſt, nicht den 
Berufsneid dieſes Pelotard zu erregen. Die Intereſſen, die uns 
nach Minorca ziehen, müſſen in ſeinen Augen unſchuldig ſein. 
Was ſchlagen Sie vor?” 
„Haben Hoheit nicht ſelbſt irgend einen Plan?” 
„Laſſen Sie mich nachdenken! Was würden Sie ſagen, 
tenn wir zwei Glücksritter wären, auf dem Wege, dem neuen
 Präſidenten unſere Dienſte zu erbieten. Die Armee muß 
            reor=
ganiſiert werden, um den Tyrannen zu bekämpfen." 
„Hm.” 
„Sie finden meinen Plan nicht glücklich, Paqueno?” 
„Ich dachte vorzuſchlagen, daß wir ganz einfach 
            Privat=
intereſſen in Minorca zu wahren haben, daß unſer Eigentum 
in Gefahr ſteht. Ich glaube, das wäre ebenſogut, und iſt 
            außer=
dem die Wahrheit.” 
„Sie haben recht, Paqueno, und ich weiß, daß Sie ſich immer 
an die Wahrheit halten, obgleich Sie jetzt ſchon 34 Jahre unſer 
Finanzminiſter ſind. Aber ſtill, wenn ich nicht irre, haben wir 
hier den Profeſſor. Beim heiligen Urban, überſtudiert ſieht er 
nicht aus!“ 
Sie ſtarrten beide Herrn Philipp Collin an, der, nachdem 
er ein paar Worte mit dem Portier gewechſelt hatte, jetzt auf ſie 
zukam. 
„Meſſieurs, Sie wünſchen mich zu ſprechen? Mein Name 
iſt Profeſſor Pelotard.” 
Philipp verſtummte und lächelte abwartend. Der Herr, der 
ſich Graf von Punta Hermoſa nannte, verbeugte ſich und ſagte: 
„Es freut mich, Ihre Bekanntſchaft zu machen. Ich bin Graf 
von Punta Hermoſa, und dies iſt mein alter Freund, Senjor 
Eſteban. Wir haben uns die Freiheit genommen, Sie in einer 
Angelegenheit aufzuſuchen, die für uns von größter Bedeutung 
iſt. Sind Sie ſehr beſchäftigt, Herr Profeſſor?” 
„Ich eſſe in einer Stunde zu Mittag. Bis dahin ſtehe ich 
zu Ihrer Verfügung.” 
„Ich danke. Wir brauchen wohl nicht ſo lange Zeit, um 
unſer Anliegen vorzubringen. Vielleicht werfen Sie auch uns 
gleich hinaus, wenn Sie es hören.” 
„Aber Meſſieurs!” 
Gerade zur Sache: Sie reiſen heute abend nach Minorca?” 
Philipp betrachtete den angeblichen Grafen erſtaunt. 
„Welchen Anlaß haben Sie, das zu glauben?” 
„Sie dwerden es gleich verſtehen, wenn ich ſage, daß wir 
von Kapitän Dupont kommen.” 
„Ah, Sie kommen von Kapitän Dupont?” 
„Ja, und die Urſache, weshalb wir ihn beſucht haben, iſt 
dieſelbe, die Sie heute nachmittag zu ihm führte.” 
„Nämlich, Sie wünſchen nach Minorca zu fahren?“ 
Ganz richtig. Wie Sie wiſſen, geht keines der 
            fahrplan=
mäßigen Schiffe nach der Inſel.” 
„Infolge der Revolution, ja.” 
„Und in ganz Marſeille ſcheint es nicht mehr als einen 
Menſchen zu geben, der es wagt, zu der Mördergrube zu fahren.” 
„Eben dieſe Erfahrung habe ich auch gemacht.” 
„Und dieſer Menſch iſt Kapitän Dupont. Wir ſuchten ihn 
auf und wollten ſeine Jacht mieten. Wir kamen genau zwei 
Minuten nach Ihnen. Er ſagte nein. Die Jacht wäre an Sie 
vermietet und der Preis vereinbart. Wir überboten.” 
„Sie überboten!" 
„Sie ſehen, ich bin aufrichtig. Wir überboten. Kapitän 
Dupont weigerte ſich. Der gute Kapitän wurde ſogar böſe.”
 „Der Kapitän iſt ein Gentleman. Das habe ich ihm gleich 
angeſehen.” 
„Sie mißbilligen unſer Vorgehen?” 
„Nein, aber ich billige das ſeine. Er hatte keinen Kontrakt 
mit mir unterzeichnet und nichts hinderte ihn alſo, Ihr 
            An=
erbieten anzunehmen.” 
„Nur ſein Wort, Profeſſor. Sie haben recht. Nachdem er 
ſich geweigert hatte, auf unſere Anerbietungen einzugehen, 
machte uns der Kapitän einen Vorſchlag.” 
„Nämlich ?" 
„Daß wir Sie aufſuchen ſollten. Mein Freund und ich ſehen 
uns aus verſchiedenen Gründen gezwungen, um jeden Preis 
nach der Inſel zu fahren. Kapitän Duponts Jacht hat Platz für 
vier Perſonen. Wenn Sie alſo nichts dagegen haben oder nicht 
anderweitig verhindert ſind, wagen wir es als eine Gunſt von 
Ihnen zu erbitten, daß Sie uns mitnehmen. Natürlich wollen 
wir im Verhältnis bezahlen. Da Sie allein und wir zu zweien 
ſind, bezahlen wir ſogleich zwei Drittel der Reiſekoſten.” 
Philipp Collin betrachtete ſeine Beſucher nachdenklich. Die 
offene Art, wie ſie von ihrem Beſuch bei Kapitän Dupont erzählt 
hatten, gefiel ihm, wie überhaupt ihr ganzes Ausſehen. 
            Spar=
ſamkeit iſt eine Tugend, wenn man 50 000 Pfund verloren hat: 
und Ungelegenheiten konnte es ihm nicht bereiten, wenn die 
beiden Herren mitkamen. Eher konnte es ihm von Nutzen ſein, 
da ſie ſich in Minorca auskannten. 
Er verbeugte ſich. 
„Ich habe es mir überlegt, meine Herren, und gehe mit 
            Ver=
gnügen auf Ihren Vorſchlag ein. Ich habe nur eine Bedingung.” 
„Und die wäre?" 
Der Ton des Grafen von Punta Hermoſa klang unruhig. 
„Daß Sie zu Mittag meine Gäſte ſind.” 
Der Graf und ſein alter Freund lachten. 
„Sie ſind zu liebenswürdig, Profeſſor. Wir werden uns 
in Minorca revanchieren, obgleich es unter den gegenwärtigen 
Verhältniſſen ſchwer ſein dürfte. Der Hotelbeſitzer des Ortes 
iſt der Vater des künftigen Präſidenten. Aber wir haben noch 
unſer Gepäck .. 
„Meine Herren, viel Gepäck können wir wohl nicht 
            mitneh=
men. Die Jacht iſt klein, und das Mindeſtmögliche iſt am beſten. 
Wohnen Sie weit von hier?” 
„Im Hotel des Princes, zwei Schritte von hier.” 
„Um ſo beſſer, dann haben Sie Zeit genug, alles vor dem 
Diner in Ordnung zu bringen. Wenn Sie die Sachen 
            herbrin=
gen laſſen, können wir ja gleich nach dem Mittageſſen zuſammen 
aufbrechen." 
Die beiden Beſucher verbeugten ſich. Im ſelben Augenblick 
kam ein Kellner auf Philipp zugeſtürzt. 
„Pardon, Herr Profeſſor!” 
„Was gibt es?” 
„Madame möchte mit Ihnen ſprechen, Monſieur.” 
„Sagen Sie ihr, daß ich ſofort komme. Meine Herren, ich 
empfehle mich. Wir ſehen uns alſo hier in dreiviertel Stunden.”
(Fortſetzung folgt.)
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Darmſtädter Tagblatt
23. September 1923 Nr. 263
Handelsbla
 Die Lage im Baumwollbau und der 
Baumwollinduſtrie in den Vereinigten 
Staaten. 
Ein ſcheinbar kataſtrophaler Mangel an Arbeitskräften in 
ben Südſtaaten der Union fällt bei einer Betrachtung der Lage 
von Baumwollbau und =Induſtrie zunächſt ins Auge, und man 
hat mit Sorge abzuwarten, wie er ſich auf dem Baumwollmarkt 
bemerkbar machen wird. Nach dem Handelsbericht der Neu= 
Yorker Guaranty Truſt Co. ſind die Beſtände zu Beginn 
des neuen Baumwolljahres (1. Auguſt) ungewöhnlich gering; 
dabei geht einſtweilen die Tätigkeit der Baumwollſpinnereien in 
unvermindertem Umfang weiter. 
Die Baumwolle iſt die wichtigſte Frucht, die die Vereinigten 
Staaten auf den Weltwarkt bringen; mit Einſchluß der 
            Baum=
wollſaat ſteht ihr Wert nur hinter dem der Maisernte zurück. 
Amerika iſt außerdem auch der ſtärkſte Bauwollverbraucher der 
Welt. Trotz der vergrößerten Anbauflächen iſt infolge der 
            un=
günſtigen Wetterverhältniſſe in der Pflanzzeit, der Schäden, die 
der Baumwollrüſſelkäfer angerichtet hat, und des 
            Arbeiterman=
gels — vielfach verurſacht durch den Abzug farbiger Arbeiter 
nach den Nordſtaaten — für dieſes Jahr mit keiner ſehr großen 
Ernte zu rechnen. Seit 1918 ſind die Verheerungen, die der 
Baumwollrüſſelkäfer angerichtet hat, immer ärger geworden und 
haben ſich auf immer größere Gebiete erſtreckt, ſo daß nunmehr 
faſt das ganze Baumwollgebiet in Mitleidenſchaft gezogen iſt. 
Den Baumwollbau in neue Gegenden der Union verpflanzen zu 
können, beſteht geringe Ausſicht. So wird der Umfang der 
            künf=
tigen Ernten von nichts ſo ſehr abhängen wie vom Ausgang des 
Kampfes gegen den Baumwollrüſſelkäfer, der die größten 
            Schä=
den ſtets in den Gebieten anrichtet, wo er neu auftritt. Die 
Pflanzer lernen erſt allmählich, ſeiner Herr zu werden und ſeine 
Verluſte herabzumindern, und zwar teils durch die Anwendung 
von Giften (beſonders Arſenat) und durch den Anbau frühreifer 
Sorten. 
Die Einbuße, die auf dieſe Weiſe die amerikaniſche 
            Baum=
wollernte erfahren hat und die durch ſie bedingte Preisſteigerung 
für Rohbaumwolle haben neuerdings Anlaß gegeben zu 
            Anbau=
verſuchen mit Baumwolle außerhalb der Vereinigten Staaten. 
Wenn auch die Berichte über den faktiſch ſtattgehabten Anbau 
ſeitens nichtamerikaniſcher Länder in den letzten Jahren keinen 
rechten Maßſtab für die Anbaumöglichkeiten abgeben, ſo wird 
man doch gewiß ſein dürfen, daß eine irgendwie beträchtliche 
Vergrößerung der Anbauflächen außerhalb der Vereinigten 
            Staa=
ten nur dann ſtattfinden wird, wenn die Preiſe noch auf Jahre 
hinaus hoch bleiben. Die durch die Zuſtände in den europäiſchen 
Ländern bedingte ſtarke Auswanderung wird, ſich mehr und 
mehr auch wenig erſchloſſenen Gegenden zuwenden, und es iſt 
möglich, daß durch dieſe Auswanderung auch der 
            Baumwoll=
anbau einen neuen Anreiz erhält, der aber nur dort nachhaltige 
Wirkung zeitigen wird, wo neben günſtigen örtlichen 
            Verhält=
niſſen Arbeitskräfte billig und in reichem Maße zur Verfügung 
ſtehen. 
Nach dieſer Lage der Dinge ſteht nicht zu gewärtigen, daß 
der Süden der Union ſo bald ſeine überragende Stellung als 
Hauptbaumwollpvoduzent einbüßen wird, die ſich, auch wenn 
            an=
derswo neue Anbaugebiete erſchloſſen würden, ſofort wieder 
            ver=
ſtärken würde, wenn die Wiedergeſundung der Weltwirtſchaft 
eine neue ſtarke Nachfrage mit ſich bringt, wie ſie die teilweiſe 
immer noch mehr ſich entwickelnde baumwollverarbeitende 
            In=
duſtrie des Südens ſelbſt garantiert. Die Verarbeitung von 
Baumwolle, einſchließlich Färben und Bleichen, hat dort raſchen 
Aufſchwung angenommen, wobei die zur Verfügung ſtehenden 
Waſſerkräfte ſich als ſehr vorteilhaft erwieſen. Im 
            Konkurrenz=
kampf mit den Neuengland=Staaten kommen dem Süden die 
durchweg niedrigeren Löhne und längeren Arbeitszeiten zuſtacten. 
Das hat man in den Nordſtaaten ſehr wohl erkannt und ſich 
            da=
her ſehr ſtark an dem in den Spinnereien des Südens 
            inveſtier=
ten Kapital beteiligt; vielfach beſitzen auch Konzerne 
            Unterneh=
mungen in beiden Teilen der Union. 
Handel und Wandel in Heſſen. 
h. Helios Spezialmaſchinenbau= und 
            Elektrizi=
täts=A.=G. in Offenbach. Die Hauptverſammlung beſchloß die 
Erhöhung des Aktienkapitals um 66 auf 132 Mill. Mk. Die neuen 
Aktien gehen vorläufig zu 25 000 Prozent an ein Konſortium. Die 
Kapitalserhöhung dient für die Anſchaffung neuer Maſchinen ſowie 
zum Erwerb eines bebauten Grundſtücks in Wöchtersbach, ferner zur 
Verwertung neu erworbener Patente, 
h. Maſchinenfabrik Hartmann A.=G. Offenbach 
am Main. Das Unternehmen konnte im Geſchäftsjahr 1922=23, 
ſeinem 25 jährigen, einen Reingewinn von 431 Mill. Mk. erzielen, 
woraus 40 000 Mk. Dividende pro Aktie in Vorſchlag gebracht werden. 
Der neu errichteten Hartmannſchen Jubiläums=Stiftung werden 200 
Millionen Mark überwieſen. Die Gewinn= und Verluſtrechnung zeigt 
einen Bruttogewinn von 720 Mill. Mk. Für Abſchreibungen werden 
22,6, für Unkoſten 266,8 Mill. Mk. verwandt. In der Bilanz ſind 
Kreditoren einſchl. Anzahlungen mit 1,7 Milliarden Mk., Kaſſe und 
Schecks mit 37,8 Mill. Mk., Debitoren einſchl. Bankguthaben und 
            An=
zahlungen mit 1,8 Milliarden Mk., Vorräte mit 219,8 Mill. Mk. 
            be=
wertet. Der Anſchluß des Autogenwerks Heilbronn G. m. b. H. hat 
ſich für das Unternehmen als nützlich erwieſen. 
Wirtſchaftliche Rundſchau. 
h. Schäfer u. Montanus, Frankfurt a M. Die Ver= 
Baltung fordert die alten Aktionäre zum Bezuge von 48 Mill. Mk. 
neuen Aktien auf. In der Zeit bis zum 2. Oktober kann auf eine 
Ste eine junge Aktie zum Kurſe von 500 000 Prozent zuzüglich 200 000 
Mark Unkoſtenpauſchale und 300 000 Mk. Steuerpauſchale bezogen 
            wer=
ßen. Nach dem dritten Bezugsrechtstag ändert ſich der Kurs ent= 
Brechend dem Dollar. 
h. Maſchinenfabrik Frankonia A.=G. Frankfurt 
Gm Main. Die ordentliche Generalverſammlung beſchloß, aus 50,933 
Mill. Mk. Reingewinn 200 Prozent auf 17 Mill. Mk. Stammaktien 
und 55 Prozent auf 1 Mill. Mk. Vorzugsaktien zu verteilen. In der 
Bilanz ſtehen Vorräte mit 305,9, Bankguthaben mit 305,3, Debitoren 
mit 58,8, Kreditoren mit 344,6, ordentlicher Reſervefonds mit 18,0, 
außerordentlicher Reſervefonds mit 270,0 Mill. Mk. Sämtliche 
            An=
lagen u. Einrichtungen ſind auf 1 M. abgeſchrieben. Dem Geſchäftsbericht 
zufolge ſtand das verfloſſene Geſchäftsjahr unter dem Zeichen des 
            wei=
teren inneren Ausbaues der Werksanlagen. In der Abteilung 
            Neu=
waggonbau wurde die Serienfabrikation aufgenommen. Die 
            Geſell=
ſchaft iſt in das neue Geſchäftsjahr mit einem erheblichen Beſtand an 
langfriſtigen Aufträgen eingetreten. 
h. Dr. Paul Meher A.=G., Frankfurt a. M. Der 
            Auf=
ſichtsrat ſchlägt der Hauptverſammlung die Erhöhung des 
            Aktienkapi=
tals um 100 Mill. Mk. für das Jahr 1923 voll dividendenberechtigter 
Aktien vor. Es iſt beabſichtigt, hiervon 25 Mill. Mk. den bisherigen 
Aktionären im Verhältnis von 8:1 zu einem noch feſtzuſetzenden Kurſe 
zum Bezuge anzubieten, während der Reſt der Aktien im Intereſſe der 
Geſellſchaft verwertet werden ſoll. 
h. Elektrotechniſche Fabrik A.=G., Mannheim. Der 
auf den 16. Oktober einbeufenen außerordentlichen Generalverſammlung 
wird vorgeſchlagen, die Aktiven und Paſſiven der Firma Biſchoff u. 
Henſel, G. m. b. H., Mannheim, unter Abänderung der Firma in 
Biſchoff u. Henſel, Elektrotechniſche Fabrik A.=G., zu übernehmen. 
            Fer=
ner wird die Generalverſammlung über eine Kapitalserhöhung um 
nom 25 auf nom 50 Millionen Mark zu beſchließen haben.
 h. Seyd u. Saurter A.=G., Fabrik für 
            Innendeko=
ration, Frankfurt a. M. Die Hauptverſammlung beſchloß die 
Kapitalserhöhung um 12 Mill. Mk. nom. auf 31 Mill. Mk. Die 
            hier=
durch der Geſellſchaft zufließenden Mittel ſollen zum Ausbau und zur 
Vergrößerung der Ausſtellungsräume ſowie zur Angliederung einer 
Abteilung für Altkunſt dienen. Dem Aufſichtsrat wurden neu 
            zuge=
wählt die Herren Jacob Dreyfus, Frankfurt a. M., und Dr. A. 
            Er=
langer, Frankfurt a. M. 
* Maſchinenfabrik Badenia vorm. V. Platz 
Söhne, A.=G., Weinheim. Die Geſellſchaft beantragte weitere 
Kapitalserhöhung um 75 Mill. Mk. Stammaktien und 2 Mill. Mk. 
            Vor=
zugsaktien auf insgeſamt 152 Mill. Mk., unter gleichzeitiger 
            Umwand=
lung von 1 Mill. Mk. alter Vorzugsaktien in Stammaktien. Dieſe ſollen 
im Intereſſe der Geſellſchaft verwertet werden. Somit iſt bei dieſer 
Transaktion ein Vermögensvorteil für die Aktionäre nicht möglich. 
            Fer=
ner beabſichtigt die Geſellſchaft der am 12. Okt. ſtattfindenden G.=V. die 
Ausgabe einer Anleihe und den Rückkauf der im Umlauf befindlichen 
Obligationen vorzuſchlagen. 
h. Schnellpreſſenfabrik A.=G., Heidelberg. Die 
ordentliche Generalverſammlung genehmigte die Jahresſchlußrechnung 
und ſetzte die Dividende auf 5000 Prozent feſt. Neu in den Aufſichtsrat 
gewählt wurde F. Bruck=Berlin. Unter Vorbehalt erwartet man auch 
für das laufende Geſchäftsjahr eine günſtige Entwicklung. Die 
            Einfüh=
rung der Aktien im Berliner Freiverkehr iſt in Vorbereitung. 
* Uhrenfabrik, vorm. L. Furth=Waengler Söhne, 
A.=G., Furthwangen (Baden). Die Verwaltung beantragt 
            Kapi=
talserhöhung um einen ungenannten Betrag. Ao. G.=V. am 13. Oktober. 
wb. Vorläufige Einſtellung der Zinszahlungen 
für Staats= und Neichsſchulden. Wie wir von zuſtändiger 
Seite erfahren, ſieht ſich die Hauptverwaltung der Staatsſchulden und 
die Reichsſchuldenverwaltung im Hinblick auf die Geldentwertung und 
die außerordentlich geſteigerten Koſten der Ueberſendung der 
            Zins=
beträge ſowie ihrer Buchung bei den Banken, Sparkaſſen uſw., und zwar 
auch im eigenen Intereſſe der Schuldbuchgläubiger und in der Annahme 
ihres Einverſtändniſſes, veranlaßt, vorläufig von weiteren 
            Zinszahlun=
gen für die im Reichsſchuldbuch und früheren preußiſchen 
            Staatsſchuld=
buch eingetragenen Forderungen abzuſehen, unbeſchadet des Rechtes der 
Gläubiger auf den Bezug der Zinfen und vorbehaltlich einer ſpäteren 
endgültigen Regelung. 
* Deutſch=Amerikan. Schmirgelwerke=A.=G., Ber= 
Lin. Die Verwaltung beantragt Kapitalserhöhung um einen noch nicht 
genannten Betrag. In der letzten Aufſichtsratsſitzung wurde beſchloſſen, 
den alten Aktionären ein Bezugsrecht zum Preiſe von 30 Goldpfennigen 
für je nominal 1000 Mk. junge Aktien einzuräumen. 
* Berliner Maſchinenbau=A.=G. vorm. L. 
            Schwarz=
kopf Berlin. Das Unternehmen, für deſſen Aktien ſich in letzter 
Zeit ſehr große Nachfrage bemerkbar machte, ſoll in dem am 30. Juni 
abgelaufenen Geſchäftsjahr den wirtſchaftlichen Verhältniſſen entſprechend 
gut abgeſchloſſen haben, ſo daß für die Aktionäre eine befriedigende 
            Di=
vidende in Ausſicht ſtehen dürfte. Auch im neuen Jahr ſoll ſich der 
Geſchäftsgang günſtig angelaſſen haben, zumal die Geſellſchaft lohnende 
Aufträge aus dem Ausland erhalten hat. Bekanntlich nehmen in dieſem 
Jahr auch ſchon die neu errichteten Anlagen in Wildau an dem 
            Produk=
tionsprozeß teil. 
* Elektro=Osmoſe Leder=A.=G., Berlin. Die ao. 
G.=V. beſchloß zwecks Stärkung der Betriebsmittel die Erhöhung des 
Aktienkapitals um 86,8 Mill. Mk. auf 100 Mill. Mk. Die neuen, ab 
1. Jan. 1923 dividendenberechtigten Stammaktien werden von einem 
Konſortium unter Führung der Bankfirma Samuel Gielenzieger, 
            Ber=
lin, zu 50 000 Proz. mit der Verpflichtung übernommen, den alten 
Aktionären ein Bezugsrecht im Verhältnis 1:1 zu ebenfalls 50 000 Proz., 
zuzüglich Steuerpauſchale, einzuräumen. Der Umwandlung ſämtlicher 
1200 Stück Vorzugsaktien wurde zugeſtimmt. 
* Amperwerke Elektrizitäts=A.=G., München. Die 
Verwaltung beantragt Kapitalserhöhung um 20 Mill. Mk. auf 122 Mill. 
Mk. Ao. G.=V. am 10. Okt. 
* Sächſiſche Glasfabrik in Nadeberg. Die Geſellſchaft 
Plant Kapitalserhöhung um 34 Mill. Mk. Stammaktien, die ab 1. Juli 
dieſes Jahres dividendenberechtigt ſein werden. 
* Deutſche Reichsfinanzen. — Zunahme der 
            ſchwe=
benden Schuld um 1184 4 Mill. auf 2380 7 Bill. M. 
Die ſchwebende Schuld des Reiches hat in der 1. Sept.=Dekade beinahe 
eine Verdoppelung erfahren. Davon ſind 2 380 559 963 847 000 
            Schatzan=
weiſungen mit dreimonatl. Laufzeit und 167 810 430 000 mit längerer 
Laufzeit. 
* Oſt=Oberſchleſiſche Steinkohlenförderung. Die 
Oſt=Oberſcleſiſche Steinkohlenförderung belief ſich laut „Induſtrie= 
Kurier” in der Zeit vom 3. bis 9. Sept. bei einer fördertägigen Leiſtung 
von 81 631 Tonnen auf insgeſamt 489 788 Tonnen gegen 493 820 Tonnen 
in der Vorſoche. Davon verblieb innerhalb Poln.=Oberſchleſien 152 833 
Tonnen, nach dem übrigen Polen gelangten 113 020 Tonnen, nach 
Deutſch=Oberſchleſien 34 066, nach dem übrigen Deutſchland 103 652 
            Ton=
nen. nach Deutſch=Oeſterreich 52 137 Tonnen, nach der Tſchechoſlowakei 
35 000 Tonnen, nach Ungarn 5 528 Tonnen, nach Danzig 1 716 Tonnen, 
nach Memel 200 Tonnen, nach der Schweiz 1 230 Tonnen, nach 
            Rumä=
nien 1 376 Tonnen, nach Jugoſlavien 200 Tonnen, nach Litauen 46 
            Ton=
nen. Der Kohlenbeſtand betrug am letzten Tag der Berichtswoche 235 008 
Tonnen. Es wurden alle angeforderten (43 010) Wagen geſtellt. 
* Deutſche Gußſtahlkugel= und Maſchinenfabrir 
A.=G., Schweinfurth. Zulaſſungsantrag über 55 Mill. Mk. neuer 
Stammaktien wurde an der Berliner Börſe geſtellt. Im Proſpekt zur 
Zulaſſung werden die Ausſichten der Geſellſchaft für das laufende 
            Ge=
ſchäftsjahr günſtig beurteilt, ſo daß unter dem üblichen Vorbehalt mit 
einem zufriedenſtellenden Ergebnis, gerechnet werden kann. Nach einer 
Zwiſchenbilanz per 31. Juli 1923 hat ſich das Bankguthaben von 259 
Mill. Mk. auf 10 Milliarden Mark erhöht, die Debitoren von 2,6 
            Mil=
liarden auf 34,7 Milliarden Mark, während andererſeits Kreditoren nur 
verhältnismäßig geringe Zunahmen von 1,8 auf 4,6 Milliarden Mark zu 
verzeichnen hatten. Die Warenbeſtände werden als unverändert 
            bezeich=
net. Der Umſatz des letzten Geſchäftsjahres wird mit 5,7 Milliarden Mk. 
angegeben. 
h. Maſchinenfabrik Breuer=Buderus. Die 
            außer=
ordentliche Generalverſammlung der Maſchinen= und Armaturfabrik 
vorm. H. Breuer u. Co. in Höchſt a. M. genehmigte die Aufhebung 
der Unveräußerlichkeit der Vorzugsaktien, die Beſchränkung des 20fachen 
Stimmrechts in Verfolg des Fuſionsvertrages mit Buderus Wetzlar. 
Dem Aufſichtsrat wurden neu hinzugewählt die Herren Bergbaurat 
Dr. Gröbler, Gießen, Hüttendirektor Humperdink, Direktor Köhler 
und Direktor Jean Leiß, ſämtlich in Wetzlar. 
* Gebr. Goedhart A.=G., Düſſeldorf. Ein Teilbetrag 
der neuen für das Geſchäftsjahr 1923 dividendenberechtigten 
            Stamm=
aktien wird den Aktionären zum Bezug angeboten. Auf nominal 2000 
Mk. alte Stammaktien kann eine neue zu nominal 1000 Mk. zum 
            Gegen=
wert von 6 Dollar zuzüglich Bezugsrechts= und Börſenumſatzſteuer 
            be=
zogen werden. Das Bezugsrecht iſt bis zum 16. Oktober einſchließlich 
auszuüben. 
Die Lage des amerikaniſchen Eiſen= und 
Stahlmarktes. Das amerikaniſche Fachblatt „Iren Trade 
            Re=
view” Cleveland, Ohio, kabelt über die Lage des amerikaniſchen Eiſen= 
und Stahlmarktes: Das Vertrauen in die Marktlage iſt geringer 
            ge=
worden, da die erwartete Herbſtbeſſerung nur langſam eintritt. Die 
Erzeugung der Walzwerke überſteigt den Auftragseingang. Die 
            er=
leichterte Lieferungsmöglichkeit veranlaßte die Pennſylvaniſchen 
            Eiſen=
bahnen und andere Käufer, mit Beſtellungen zurückzuhalten. Jedoch 
iſt die Grundlage des Marktes gut und die Ausſichten günſtig. Die 
Preiſe ſind feſt, der Auftragseingang in Baueiſen gut. Die Lage auf 
dem Röhren= und Weißblechmarkt iſt befriedigend; die Hütten arbeiten 
mit 80 bis 85 Prozent ihrer Leiſtungsfähigkeit. Von einer führenden 
Gießerei wurden 25000 Tonnen Alabama=Roheiſen abgeſchloſſen. 
Japan kaufte 35 000 Fäßchen Drahtſtifte, 20 000 Tonnen Weißblech und 
anderes Material. Man erwartet weitere große Aufträge. Der 
Ferromanganmarkt iſt unverändert ruhig, während der 
            Spiegeleiſen=
markt bei einem Preiſe von 44 bis 45 Dollar frei Hochofen lebhafter 
iſt. Der Verbrauch in Stahl iſt noch ſehr hoch. Die Drahtwalzwerke 
haben ihre Erzeugung geſteigert. Die großen Grobblechwalzwerke ſind 
gut beſchäftigt, teilweiſe bis zum Februar. 
Banken. 
* Oſtbank für Handel und Gewerbe Königsberg. 
Die Geſellſchaft bietet einen Teilbetrag von 75 Mill. Mk. der neu zur 
Ausgabe gelangenden 125 Mill. Mk. ab 1. Jan. 1923 
            dividendenberechtig=
ten Stammaktien zum Bezug an. Auf je nominal 1000 Mk. alte Aktien 
kann eine neue zu nominal 1000 Mk. zu 3000 Proz., zuzüglich 
            Bezugs=
rechtsſteuerpauſchale und Schlußſcheinſtempel bezogen werden. Das 
            Be=
zugsrecht iſt bis zum 9. Oktober einſchließlich auszuüben.
Neugründungen.
 h. Alberk Schneider A.=G., Kunſtſpeiſefettfabrik, 
Karlsruhe. Unter dieſer Firma wurde mit 170 Mill. Mk. eine neue 
Aitiengeſellſchaft gegründet, die die Fabrikation und den Handel mit 
Kunſtſpeiſefett, Margarine und verwandten Artikeln, ſowie den Handel 
mit Fetten und Oelen, Futtermitteln, Getreide Obſt und verwandten 
Artikeln zum Gegenſtand hat. Die Gründer haben ſämtliche Aktien zu 
100 Prozent übernommen. Zum Vorſtand wurden Fabrikant Albert 
Schneider=Karlsruhe und Kaufmann Ferdinand Kahn=Karlsruhe beſtellt. 
Den erſten Aufſichtsrat bilden: Fabrikant Bernhard Kramer=Heidelberg, 
Kaufmann Adolf Loew=München und Kaufmann Franz Herfel=
            Karls=
ruhe.
Anleihen.
 wb. Begebung einer 5prozentigen 
            Goldmark=
anleihe der Stadtgemeinde Danzig. Durch Vermittlung 
eines unter Führung der Preußiſchen Staatsbank (Seehandlung) 
            ſtehen=
den Bankenkonfortiums wird in der Zeit vom 24. September bis 
1. Oktober eine 5prozentige Goldmarkanleihe der Stadtgemeinde 
Danzig zu 98 Prozent unter Zugrundelegung des Dollarkurſes zur 
öffentlichen Zeichnung aufgelegt werden. Der Erlös der Anleihe iſt 
für den Ausbau der im Gebiet des Freiſtaates Danzig belegenen 
Waſſerkräfte, die der Elektrizitätserzeugung nutzbar gemacht werden, 
beſtimmt. Die erforderlichen Bauten ſind ausſchließlich von in 
            Deutſch=
land anſäſſigen Firmen auszuführen, ſo daß der Anleiheerlös der 
deutſchen Induſtrie zug te kommt. Die Einzelheiten der 
            Anleihe=
begebung werden noch bekannt gemacht. 
Warenmärkte. 
h. Mannheimer Wochenberichte. Getreide. Die 
Verhältniſſe auf den Waren= und Produktenmärkten haben ſich noch 
weiter verſchlechtert. Durch die auch in der abgelaufenen Woche 
            fort=
geſetzte Markentwertung wurden die Preiſe für die Produkte dieſer 
            an=
gepaßt, aber das Vertrauen der Produzenten zu der Mark fehlt, und 
deswegen wollen ſie nichts abgeben, ohne zu bedenken, daß dadurch die 
Ernährungs= und Teuerungsſchwierigkeiten nur noch vermehrt, die 
            Ver=
breiterung der Unruhen im Reiche bewirkt werden. Aber ſelbſt wenn 
genügend Angebot vorhanden wäre, ſo iſt doch der Handel nicht mehr 
in genügendem Maße aufnahmefähig, da ihm die Geldmittel zum 
            Ein=
kauf fehlen, die heute notwendig ſind. Eine Aenderung der Währung, 
Unterſtützung durch Reich und Länder, wie es Bayern bereits in 
            Aus=
ſicht genommen hat, und weitere ſtarke Heranziehung der Landwirtſchaft 
zu den Steuern, welch letzteres wieder zu größerem Angebot führen 
dürfte, können dem Markt zu neuem Leben verhelfen. Durch den hohen 
jrdiſchen Feiertag am Donnerstag fiel die zweite offizielle Börſe aus, 
und die beiden offiziellen Börſennotierungen zeigen folgende Differenz: 
Weizen 283—300 zu 420—450, Roggen 200 zu 350—400, alte Gerſte 200 
bis 235 zu 340—375, neue Gerſte 250—260 zu 380—425, alter Hafer 200 
zu 275—300, neuer Hafer 220—240 zu 300—350, alles in Millionen 
Mark pro 100 Kilo bahnfrei Mannheim. Die Steigerung beträgt alſo 
zwiſchen dieſen beiden Zahlen 25—50 Prozent. 
Mehl. Auf dem Mehlmarkt war die Lage gleich. Geringes 
            An=
gebot. Aber auch kleine Nachfrage. Nicht nur der Konſum, ſondern 
auch der Kleinhandel iſt zum Einkauf geringer Mengen genötigt. Dazu 
kommt noch daß die Landwirtſchaft wieder aus eigenen Beſtänden 
ſchöpft, nachdem ſie ihr Ernteerträgnis ausgemahlen hat. Während 
die großen Manheimer Handelsmühlen durch die Beſetzung immer noch 
ſtilliegen, ſind die kleineren Kundenmühlen auf dem Lande ſtark 
            über=
laſtet. Der Richtpreis der ſüddeutſchen Mühlen wurde von 640 auf 
950 Millionen Mark pro Doppelzentner für Weizenmehl Spezial Null 
erhöht, die zweite Hand ſchraubte ihre Forderungen von 550—600 auf 
750—950 Millionen Mark, bei Roggenmehl von 420 auf 600—700 
            Mil=
lionen Mark hinauf. Der Umſatz blieb ſehr klein, da er ſich abermals 
nur auf den dringendſten Bedarf beſchränkte. 
Futtermittel. Der Markt bewegte ſich in ſehr engen Bahnen. 
Der Konſum hat ſich gegenwärtig nur auf die zwei Artikel Kleie und 
Biertreber oder Malzkeime eingerichtet und verfüttert dieſe faſt 
            aus=
ſchließlich. Weizenkleie koſtet 210 gegen 130—140, Biertreber 200—220, 
Rohmelaſſe 150—180 Millionen Mark pro 100 Kilo ab Mühlen= bzw. 
Fabrikſtation. Kleie, die bisher mit Biertreber und Malzkeimen auf 
ziemlich gleicher Preisbaſis ſtand, wurde nun von letzteren beiden 
            Ar=
tikeln im Preiſe überholt. Von Rauhfuttermiteln iſt der Markt 
wiederum nur von Stroh beſchickt geweſen. Die Forderungen lauten 
für Preßſtroh auf 36—40 gegen 33—36, für Bundſtroh auf 32—38 gegen 
28—30 Millionen Mark pro Doppelzentner waggonfrei Mannheim. 
Die Preiſe haben bei Stroh demnach nicht im gleichen Verhältnis wie 
bei den anderen Artikeln angezogen, was wohl auf größeres 
            Angebot=
bei den fortſchreitenden Druſcharbeiten zurückzuführen iſt. 
Kolonialwaren. Der Großhandel wie der Kleinhandel hat 
ſeine Berechnung nun ganz auf Goldmarkbaſis eingeſtellt. Die 
            Stim=
mung iſt ſehr feſt, der Abſatz umfaßt nur den reinen, dringenden 
            Be=
darf. Gefordert wurden für Kaffee Santos roh 2,8—3,1, gewaſchen 
2,28—3.46, Tee mittel 7,5—8,4, gur 8,4—9,4, fein 9,4—10,4, inländiſchen 
Kakao 2,6—2,0, holländiſchen Kakao 2,8—3,2 Burma=Reis 0,42, Grieß= 
Weizen 0,45, Hartweizen 0,48 Goldmark auf Dollarbaſis pro Kilo ab 
Mannheim. 
Tabak. Der zu Ende der Woche eingetretene anhaltende Regen 
hat der Heimbringung der Ernte vorerſt ein Ende gemacht. Die bis 
dahin beſtandene günſtige Witterung hatte es aber doch ermöglicht, 
einen großen Teil der neuen Ernte unter Dach zu bringen. Wenn ſich 
bis jetzt auch noch kein Urteil über die Qualität des diesjährigen Tabaks 
bilden läßt, ſo kann doch von dem bis jetzt eingebrachten Tabak geſag: 
werden, daß er brauchbares Material für die Zigarrenfabrikation 
            lie=
fern wird. Der Einkauf in Grumpen und Sandblättern ruhte auch 
dieſe Woche noch, da die Pflanzer noch nichts feilhalten und, wie 
            be=
reits ſchon mehrmals berichtet, dieſes Jahr nicht zu früh verkaufen 
wollen. Alle im Vorjahre Hereingefallenen ſind heute noch verärgert 
und keiner will abliefern. Nur eine Beſſerung der Mark kann hier 
eine Aenderung bringen. Für vorjährige Tabake wird holländiſche= 
Währung verlangt, die Fabrikanten kaufen da aber lieber überſeeiſche 
Tabake für ihre Debiſen. Der Mangel an Rohmaterial läßt die 
            Fabri=
kation von Woche zu Woche zurückgehen, um den Vorrat ſoweit wie 
möglich zu ſtrecken. Auch der Handel hält mit dem Verkauf ſtark zurück. 
Rippen ſind geſucht, aber nur gegen holländiſches Geld erhältlich. 
Obſt. Die Zufuhren ſind immer noch ſtark, entſprechen aber nicht 
der Nachfrage, da der Konſum jetzt ſucht, ſeinen Winterbedarf 
            einzu=
decken. Auf dem Freinsheimer Obſtgroßmarkt koſteten Zwetſchen 500 000 
bis 800 000 Mk., Birnen 400 000—1 200 000 Mk., Aepfel 200——700 000 
Mark, Mirabellen 300—500 000 Mk., Trauben 2—3,5 Mill. Mk., 
            Pfir=
ſiche 600 000—2 000 000 Mk., Gurken 120 000 Mk. das Stück. 
Hopfen. Die Pflücke der Hopfen iſt in der Pfalz im Gange. Das 
Ergebnis iſt ſehr verſchieden und ſchwankt zwiſchen gänzlichem 
            Aus=
fall und einem halben Zentner pro Anlage. Die Stangenanlagen 
            ver=
ſagen faſt ganz. Trockene Ware iſt ſchon vorhanden, aber es kam noch 
nicht zu Verkäufen. Vereinzelt wurden geboten 600—800 Millionen 
Mark pro Zentner, doch rechnet man mit einer Milliarde Mindeſtpreis; 
anders wollen die Pflanzer nicht abgeben. 
Wein. Die ſommerlichen Tage zu Anfang des September ſcheinen 
vorbei zu ſein. Die Traubenreife wurde durch ſie noch ſtark gefördert; 
der nun aber eingetretene anhaltende Regen mit kühler Witterung hält 
nun die letzte Ausreifung auf und fördert die Ausbreitung von 
            Unge=
ziefer. Die Ernteausſichten werden auch weiter ſehr verſchieden 
            beur=
teilt. Der Handel war ziemlich ruhig, nachdem die Preiſe in die 
            Mil=
liarden gehen. Dem Handel fehlen die Geldmittel und dem Winzer das 
Vertrauen zu der dafür angebotenen Papiermark. 
wb. Berliner Produktenmarkt. Mit dem Steigen des 
Dollars erhöhten ſich auch am Produktenmarkt die Preiſe wieder. Das 
Angebot vom Inlande war nur mäßig und es gab ſich allenthalben 
vermehrte Kaufneigung kund. Von Roggen wurde für die 
            Reichs=
getreideſtelle Ware gekauft und man nimmt an, daß ſich dies in nächſter 
Zeit fortſetzen wird. Die Geldknappheit hinderte aber größere 
            Um=
fätze. Weizen, Gerſte und Hafer mußte gleichfalls erheblich keurer 
bezahlt werden. Ebenſo ſtiegen Mehl und Futterſtoffe im Preiſe 
            be=
trächtlich. 
Börſen. 
wb. Berliner Debiſenmarkt. In Debiſen war das 
            An=
gebot heute vormittag wieder ſehr klein, die Preiſe zogen daher im 
Freiverkehr bei geringen Umſätzen fortdauernd an. Der Dollar erreichte 
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            Selb=
ſtändigmachg. bevorz.) 
werd. umvertrauensv. 
Zſchr. u. Anfüg.e. Bild. 
d.alsb. zurückg., geb.u. 
R 32 Geſchſt. (*25372
 Zerriſſene Strümpfe 
und Socken 
werden bill. repariert, 
verſchoſſene Strickjack., 
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Mittelb., pt. (*25378
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zur Probeabſtimmung 
Abſtinenz iſt Irrlehre! 
ſchon wenn die Abſtinenzler rufen 
Brot oder Bier 
denn die Gerſte, die in Form von Malz zur Bierbereitung verwendet wird, 
iſt kein Brotgetreide! Zur Brotbereitung wird Gerſtenmehl überhaupt nicht 
verwendet. 
überden Nährwertdes Bieresbeſtehtbeider Wiſſenſchaftkein Zweifelmehr. 
Bier iſt alſo Nahrungsmittel und gleichzeitig 
das harmloſeſte Genußmittel der breiten Bevölkerungsſchichten! 
Der Kampf der Abſtinenten gegen das Bier 
mit dem Endzweck des Verbotes auf Grund ſolcher Probeabſtimmungen, die 
tendenziös, unſachlich, nicht kontrollierbar und fanatiſch aufgezogen ſind, 
kommt Volksbetrug gleich! 
Und wenn die Abſtinenten auf Amerika hinweiſen, das die Prohibition 
durch Geſetz eingeführt hat, ſo höre man, was der verſtorbene Präſident 
Harding in einer Aeußerung prophezeit, die am 9. Dezember 1922 in der 
„Waſhington Poſt” zu leſen war: 
„Das Trinkverbot iſt durch die amerikaniſche Nation als zur Verfaſſung 
des Landes gehörig angenommen worden. Es iſtdas oberſte Geſetz des Landes, 
Doch hat die Durchführung Zuſtände gezeitigt, die einem die ganze Nation 
umfaſſenden Skandal nahekommen. Es iſt der am meiſten entſittlichend 
wirkende Faktor im öffentlichen Leben.” Mit dieſer Aeußerung hat der 
            ver=
ſtorbene Präſident Harding ſeinen früheren Standpunkt revidiert, den er 
            an=
fänglich zur Prohibition eingenommen hat und den die Abſtinenten einſeitig 
nur veröffentlichen. 
Wie der verſtorbene Präſident Harding zuletzt dachte, ſo urteilt heute 
nahezu das geſamte amerikaniſche Volk. Dieſe für ſie bittere Wahrheit 
            ver=
ſchweigen die Abſtinenzler wohlweislich, 
In Amerika muß und wird deshalb das Prohibitionsgeſetz wieder fallen. 
Millionen amerik. Bürger und ganze Körperſchaften fordern alsbald wieder die 
(*25426 
Zulaſſung von gutem Bier. 
Darum Hände weg 
vom deutſchen Gerſtenſaft! 
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chſtr. 83,pt. ( 2748
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Akie 
such
Nummer 38
 MMMMütt di 
Darmſtädter Tagblatt
 Deutſche Gegenwartsſchriftſtellerinnen. 
Von Dr. Ella Menſch. 
XI. 
Sofie Hoechſtetter. 
Eine ſehr reiche Natur, die bei blühendem phantaſtiſchen 
Schwung doch ein ſtarkes Gefühl für die Wirklichkeit beſitzt. Die 
Landſchaft, die ſie mit Vorliebe zum Hintergrund ihrer Geſtalten 
wählt, iſt ihr heimatliches Franken. Es ſind vornehmlich 
die verſchlafenen Rokokoſchlöſſer, denen ſie gar feine, 
            ſtimmungs=
volle Schönheiten abzugewinnen weiß. Auch Rätſel und 
            Ge=
heimnis lockt ſie: So hat ſie es verſtanden, mit wenigen Strichen 
das verſchollene Leid und Schickſal jener preußiſchen Prinzeſſin 
Friederike aus dem Schutt der Vergangenheit wieder 
herzuſtellen und dem Leſer das bemitleidenswerte Daſein einer 
Frau nahezubringen, von der weit weniger die Rede iſt als von 
den anderen Schweſtern des großen Preußenkönigs. Friederike, 
die an den Markgrafen von Ansbach verheiratet war, hatte ein 
noch dunkleres Los gezogen als ihre Schweſter Wilhelmine von 
Bahreuth. 
Der Titel eines Hoechſtetterſchen Buchs: „Sehnſucht 
Schönheit — Dämmerung” deutet gleichſam ihre ſeeliſche 
Innenwelt an. In ihren letzten Büchern „Heimat” und 
„Scheinwerfer”, iſt ſie nicht etwa nur den brennenden 
Tagesfragen nähergetreten, ſondern leuchtet auch hinein in die 
letzten Beziehungen zwiſchen den Menſchen und den Völkern. 
So ergibt es ſich, daß eine Ideenverbindung ſchließlich in einer 
Sentenz ausklingt. Der heiße Sommerflimmer der Julitage 
liegt über den Menſchen und Vorgängen der „Heimat” In 
dem Herzen des deutſchen Leſers, der nach einem Buch greift, 
um den ſchweren ſeeliſchen Druck los zu werden, iſt noch alles 
Spannung und Erwartung. Er kann es nicht faſſen, „daß die 
Völker der ziviliſierten Welt auf der Seite eines kleinen rohen 
Volkes ſtehen, deſſen Regierung den abſcheulichen Mord 
            mit=
wiſſend hatte geſchehen laſſen” Und weiter ſagt er ſich: „Die 
Sache der Menſchheit wird nicht im Bürgerlichen, im 
            Traditions=
loſen entſchieden. Die Sache der Menſchheit trägt immer nur 
das Genie zu ihren Himmeln”. Aber: „es iſt eines der 
            Gebre=
chen des Deutſchen von Kultur, daß er die Politik zu ſehr 
außer Acht läßt in ſeinem Wirkungsprogramm.‟ Deshalb macht 
er die Erfahrung, daß das Traditionsloſe von jeder 
            Augen=
blickswahrheit faſziniert werden kann. Und damit ſtehen wir 
auf dem Boden des Romans „Scheinwerfer” der während 
der Stimmung der Novemberrevolution entſtand. Es lag der 
Autorin fern, die Umwälzung etwa nach dem Kauſalitätsgeſetz 
zu unterſuchen. Nur Momentbilder wollte ſie herausgreifen, 
denn das weiß ſie: „Wir alle können den Scheinwerfer unſeres 
Herzens und unſerer Einſicht nie auf eine Totalität werfen, 
weil ſie nicht exiſtiert”. Wenn ſich bei Sofie Hoechſtetter irgend 
eine zielbewußte Tendenz ausſpricht, ſo iſt es ihr Vorſtoß gegen 
alles, was Philiſter und Philiſterium heißt. Wenn ſie ſchreibt 
(angeſichts der großen Proletarierbewegung): „Der Bürger in 
Deutſchland hat alles verlacht, was über ſeinen Horizont ging, 
nichts von einer Erneuerung gewußt, nur von einem öden 
            Fort=
ſchritt. Nun kommt die Rache!” ſo vergißt ſie, daß es in 
anderen Ländern genau ſo ausſah, nur mit dem Unterſchied, 
daß ſelbſt im deutſchen Spießbürger ein ungleich größerer Zug 
zu ungemünzten Werten beſteht als anderswo. Schließlich: „Er 
braucht die roten Fahnen nicht zu ſehen wie einen Schrecken. Er 
kann an die Mohnblumen in den Feldern denken. Sie haben 
eine kleine Zeit ihr Recht. Dann verweht ſie der Wind und das 
Kornfeld wächſt doch zu ſeiner Ernte. Die alte Erde des 
            Vater=
landes bleibt, und was gut und wahr und eine Kraft iſt, kann 
nicht untergehen.” 
Auf das unklare und unverantwortliche Gerede, daß es am 
Ende ja nicht ſo viel ausmache, daß das Deutſche Reich an allen 
Ecken und Enden beſchnitten und verſtümmelt werde, daß 
            des=
wegen und trotzdem eine reiche innere Kultur aufblühen könne, 
hat das Buch die treffende Antwort: „Der Mann braucht das 
Gefühl zum Vaterland, um wirken zu können. Ein Vaterland 
aber beſteht aus Erde, aus Grund und Boden, aus Städten, 
einem Exiſtenzprinzip für die Maſſe, die wir Volk nennen. Für 
Ausnahmenaturen gibt es Inſeln und Einſiedeleien. Geſetze 
und Maximen für das Ganze können nicht in den 
            Lebensbedin=
gungen des Ausnahmemenſchen beſtehen.” — Der Roman 
„Scheinwerfer” bei Engelhorn=Stuttgart erſchienen, iſt im 
Handlungsgewebe nicht ſo feſt und klar geſponnen wie andere
 Man frage nicht, ob man durchaus übereinſtimmt, ſondern 
ob man in einem Sinne verfährt. 
Goethe.
 Bücher der Autorin. Reflexion überwuchert das Stoffliche. Hie 
und da — das liebt die Hoechſtetter — wird auch ein Abſtecher 
ins Okkulte unternommen, wie z. B. der Satz andeutet: „Was 
der Menſch vielleicht für Träume hält, ſind die 
            Vorausſpiege=
lungen der Geſtalten und Geſchehniſſe, die ihn erwarten, 1 eil 
ſie ſich mit ihm verbinden wollen.” 
Eliſabeth von Heyking. 
Wenn mein Auge auf die großen eleganten Schriftzüge 
fällt, mit denen die Verfaſſerin von „Briefe die ihn nicht 
erreichten” das mir beſtimmte Widmungsexemplar der 
            Er=
zählungen „Der Tag Anderer” gezeichnet hat, ſteht gleich 
die ganze Perſönlichkeit vor mir: Weltdame vom Scheitel bis 
zur Sohle; durch die diplomatiſche Schulung der Höfe gegangen, 
aber doch nicht gebannt in die Schranken dieſer Welt. Die 
            Ab=
kömmlingin der Bettina von Arnim trägt jenen ſtarken Drang 
nach Freiheit in ſich, der die konventionellen Bande mißachtet, 
wofern ſie ſich nicht im höheren Sinne rechtfertigen können. 
Als ich Eliſabeth v. Heyking kurz vor ihrer Abreiſe nach 
Belgrad, im Berliner Tiergartenviertel, kennen lernte, entnahm 
ich unſerer Unterhaltung, die ſich um ernſte Gegenſtände 
            be=
wegte, einen nachhaltigen, ſympathiſchen Eindruck, den mir jede 
weitere Veröffentlichung ihrer Erlebniſſe nur verſtärken konnte. 
Baronin v. Heyking hat nicht viel geſchrieben; mit kleinem 
literariſchen Gepäck wird ſie ſich auf die Nachwelt bringen. 
            Viel=
leicht erwuchs ihr ein Vorzug aus dem Umſtand, daß nie äußerer 
Zwang, nur innere Nötigung ihr die Feder in die Hand drückte. 
Als ich ſie ſprach, ſtand ſie im Zenith ihres Frauentums und 
ihrer Schöpferkraft. Und doch fühlte ſie, daß „Der Tag Anderer” 
kommt und daß man gut tut, ſich bei Zeiten zu beſcheiden, mit 
jener ſtillen Reſignation, die immer die Würde wahrt. Nach 
dem Tode des geliebten Gatten iſt es recht ſtill um ſie herum 
geworden. Aus ihrer Zurückgezogenheit auf ihrem Schloß bei 
Croſſen a. d. Elſter verfolgt ſie jedoch das bunte Spiel des 
Lebens mit philoſophiſchem Blick. Verblaßt ſind die hellen und 
dunklen Töne, die einſt aus ihrem Diplomaten=Roman „IIle 
mihi. . ." in die Welt hineinklangen, halb Anklage, halb 
Rechtfertigung, daß der Staatsdienſt Opfer fordert und nicht 
immer mit Dank lohnt, hatte ſie durch die Laufbahn des Gatten 
erfahren können. Mittlerweile iſt die Autorin zu den 
            Erkennt=
niſſen vorgedrungen, die ſie in der feinſinnigen Erzählung 
„Das vollkommene Glück” ablagert: „Das wahre Sein 
liegt jenſeits aller irdiſchen Gebundenheit” und: „Wenn wir 
verirrt ſein ſollten, herausgeſchleudert aus der urſprünglichen 
Heimat, und es des Lebens Aufgabe iſt, den Weg dorthin 
            zu=
rückzufinden, ſo glaube ich doch nimmer, daß er in Abſtumpfung 
beſtehen kann. Nicht Minderung, nein, Steigerung unſeres Ichs, 
denn es liegt in jeder Fähigkeit zu außergewöhnlicher 
            Gefühls=
ſtärke allemal eine Begnadigung.” 
Eliſabeth v. Hehking war, wie ſie ſelbſt von ihrem Urbild 
im „Tag Anderer” erzählt, beftimmt, eine von den träumeriſch 
nachdenklichen Frauen zu werden, die des Lebens Rätſel 
            an=
ziehen, die, Ausſprache und Verſtändnis erhoffend, eine große 
Sehnſucht nach dem Ideal im Herzen tragen und, geborene 
Schönheitsſucherinnen, prädeſtinierte Liebende ſind. In dem 
deröffentlichten Novellenkranz „Weberin Schuld” führt ſie 
uns zu ſüdlichen Meeren, zu ſonderbaren Ständen, wo ſich 
            fra=
gendes Zweifeln an allem Beſtehenden wie ein Mittagsgeſpenſt 
hervorwagt, wo die alten Worte Schuld und Sühne plötzlich 
 
einen anderen Sinn erhalten.
 C. K. Die Geheimſchrift mit der Schreibmaſchine. Die 
            Ge=
heimfsriften haben in letzter Zeit immer mehr Bedeutung 
            er=
langt, nicht nur durch den Krieg, wo ſie ſich als wichtiges 
            Hand=
werkszeug der Diplomatie erwieſen, ſondern auch im 
            wirtſchaft=
lichen Leben, wo ſich der Kaufmann nicht mit den üblichen 
            Tele=
graphen=Codes begnügen kann, wvenn er die Geheimhaltung 
            wich=
tiger Mitteilungen geivahrt wiſſen will. Bei den zahlloſen 
            Syſte=
men für Geheimſchriften war es aber bisher doch immerhin nicht 
unmöglich, den Schlüſſel zu finden und die Entchiffrierung 
            vorzu=
nehmen. Man hat damit bei dem Nachrichtendiebſtahl des 
            Welt=
krieges trübe Erfahrungen gemacht. Nunmehr iſt es gelungen, 
die Entchiffrierung durch Unbefugte unmöglich zu machen durch 
die Erfindung einer Chiffriermaſchine, über die Fritz Hanſen 
in der Frankfurter Wochenſchrift „Die Umſchau” berichtet. Die 
Maſchine, die das Chiffrieren und Entchiffrieren in ein 
            wiſſen=
ſchaftlich=techniſches Syſtem bringt, hat die Form einer 
            Schreib=
maſchine und iſt ſo konſtruiert, daß ſie durch ſinnreiche 
            Kombina=
tionen von Zahnrädern und elektriſchen Kontakten es ermöglicht, 
aus einer einfachen Schrift über Tauſchalphebete hinweg Perioden 
von Buchſtabenänderungen vorzunehmen, ſo daß eine unbefugte 
Dechiffrierung unmöglich iſt. Es können nämlich nicht weniger 
als 22,2 Milliarden Schlüſſel eingeſtellt werden. Iſt ein ſolcher 
Schlüſſel eingeſtellt und der Antriebsmotor eingeſchaltet, ſo kann 
man auf der Maſchine wie auf einer Schreibmaſchine ſchreiben, 
und die niedergeſchriebenen Buchſtaben werden ſelbſttätig ſo 
            ge=
ändert, daß ein Buchſtabe jedesmal einem Chiffrierbuchſtaben 
entſpricht. Eine ſolche chiffrierte Mitteilung bildet eine völlig 
ſinnloſe Buchſtabenfolge von 5 Buchſtaben, wobei niemand weiß, 
wo ein Wort anfängt oder aufhört; die Dechiffrierung aber iſt 
ganz einfach. Es wird nur der zwiſchen den beiden 
            Korreſponden=
ten vereinbarte Schlüſſel eingeſtellt, und dann tippt die 
            Schreib=
maſchiniſtin, die ſinnloſe Buchſtabenreihe infach hintereinander 
ab, wvorauf der richtige Wortlaut mit allen Zwiſchenräumen, 
Zeichen, einzelnen Worten, Zahlen uſw. erſcheint. Dieſe neue 
Chiffriermaſchine, ein Meiſterwerk deutſcher Technik, iſt nicht nur 
für den diplomatiſchen Verkehr, ſondern auch für Banken, 
            Schiff=
fahrtsgeſellſchaften uſw. von aller größter Wichtigkeit, und auch 
die Anforderungen im Poſtbetriebe werden dadurch in vollem 
Umfange erfüllt.
 nk. Die Waſſerkraft der Welt. Nach einer amtlichen 
            Unter=
ſuchung kann, leſen wir in der Zeitſchrift „Die Waſſerkraft”, die 
Geſamtwaſſenkraft der ganzen Ende auf mindeſtens 439 
            Millio=
nen PS. geſchätzt werden. Ausgebaut ſind freilich davon heute 
erſt 5,4 Prozent.
 Die Pflegerin. 
Novelle von Anna Kappſtein.
 nk. Eine Paradiesvogelinſel. Die zu den kleinen Antillen 
gehörige Inſel Klein=Tobago befindet ſich nach den „
            Mitteilun=
gen über die Vogelwelt” im Privatbeſitz eines Engländers, Sir 
William Ingram. Sie iſt ornithologiſch dadurch bekannt 
            gewor=
den, daß der Beſitzer hier mit Erfolg Paradiesvögel eingebürgert 
hat. Vor 12 Jahren ſetzte er einige Paare aus, die in dem 
            tropi=
ſchen Klima vortrefflich gediehen und ſich angeblich ſchon auf 
einige hundert Stück vermehrt haben ſollen. Dies wurde 
            nament=
lich auch dadurch ermöglicht, daß Störungen durch Federnjäger 
ausgeſchloſſen waren; denn größere Schiffe können an dem 
ſteilen Felsgeſtade der Inſel nicht landen und auch für kleine 
Fahrzeuge iſt das wegen der furchtbaren Brandung ſehr ſchwer 
und nur unter ortskundiger Führung möglich. Die genannten 
Umſtände machen aber den Aufenthalt auf der Inſel zu einem 
ſehr beſchwerlichen, und deshalb hat der Beſitzer das Eiland jetzt 
für 2000 engliſche Pfund zum Verkaufe ausgeſchrieben. Die 
            zoo=
logiſche Geſellſchaft von New=York wird die Inſel wohl erwerben. 
nk. Ein künſtlich angelegter Naturſchutzpark. Zwiſchen 
Auſſig und Schönprieſen hat der Auſſiger Großkaufmann 
            Hein=
rich Lumpe einen Naturſchutzpark geſchaffen, der, in einem 
Ausmaße von 5 Hektar angelegt, vornehmlich dem Vogelſchutze 
dient. 300 Niſtkäſten und zahlreiche andere natüliche und 
            künſt=
liche Niſtgelegenheiten, die Aufſtellung über 14 in dem Park 
            ver=
teilter Futterſtellen, haben, erzählt Prof. Dr. Baſtian Schmidt 
in der von ihm herausgegebenen Zeitſchrift „Natur”, die 
            Vogel=
welt ſehr nach dem Park gezogen. Was dem Lumpepark aber 
ein beſonderes Merkmal verleiht, iſt die Tatſache, daß der Park 
vollkommen künſtlich angelegt iſt: ſelbſt das Waſſer wurde 
            künſt=
lich herbeigeleitet. Erwähnenswert ſind auch die mancherlei 
Naturraritäten, die ſich in dem Park finden und ihn zu einer 
Sehenswürdigkeit machen: verſteinerte Baumſtrünke, 
            Bafalt=
blöcke u. v. a. — im Ganzen 11 vollgefüllte Eiſenbahnwaggons 
— wurden in den Park geſchafft und bilden heute ſeine Zierde. 
Kein Wunder, daß dem Park heute ſchon eine große Zahl 
            Be=
ſucher zuſtrömen.
 Kb. Die Pflegerin war eingetroffen, ſehnlich erwartet. Man 
konnte den blinden Vater nicht länger ohne Wartung laſſen. 
Sohn und Schwiegertochter waren ſeit langem darin einig. Auch 
ſie waren nicht mehr die jüngſten, überbürdet mit Berufs= und 
Hausarbeit. Wo ſollte Zeit und Nervenkraft herkommen, ſich 
dem alten Herrn bei ſeinen vielfältigen Anſprüchen zu widmen? 
Die Pflegerin, geſchult und geübt, übernahm die Aufgabe, 
ohne von der inneren Teilnahme erſchüttert zu werden, an der 
Angehörige eines Leidenden ſich verzehren. Sie arbeitete 
            ſach=
lich und verſtändig. Das, was Frau Renate ſich unter einer 
barmherzigen Schweſter vorgeſtellt hatte, war ſie nicht. Keine 
Haube verbarg ihr üppiges ſchwarzblaues Haar; nur über den 
Flechtenknoten fiel ein kurzes, zierlich geſchlungenes dunkles 
Seidentuch, von weißem Linnen eingerüſcht. Der weiße 
            Hals=
kragen über dem blaugeſtreiften Arbeitsanzug ſtand kleidſam 
und ein wenig kokett durch die Art, wie die ſilberne Nadel ihn 
hielt, zu der bräunlichen Geſichtsfarbe. Sehr rote Lippen und 
ſehr lebendige, doch kühle Augen verhinderten jedweden 
            nonnen=
haften Anflug. 
„Welchen Grund, ein klöſterliches Weſen zu erwarten, hatten 
wir übrigens?” ſagte Doktor Reinhard Schweder zu ſeiner Frau, 
als ſie abends unter ſich über die neue Hausgenoſſin ſprachen. 
„Wir haben uns nicht um eine Diakoniſſe, ſondern um eine freie 
Schweſter bemüht. Krankenpflege iſt ein Beruf wie andere auch.” 
Renate gab ſich das von ſelbſt zu. Dennoch war ſie 
            über=
zeugt, daß ſie Schweſter Cäcilie nicht ins Haus gezogen haben 
würde, wenn ſie ſie vorher gekannt hätte. Aber ſie ſprach es 
nicht aus. 
Mit der großen Güte, die der Arzt allen fremden Menſchen 
entgegenbrachte, hieß er die Schweſter im Hauſe und am Tiſch 
willkommen. Sie hatte im Augenblick erfaßt, daß ſie bei dem 
Manne auf eine unbefangene Sympathie, bei der Frau auf eine 
unter künſtlicher Herzlichkeit verborgene Zurückhaltung ſtieß, und 
richtete ſich mit dieſer Beobachtung ein. 
Auf alle Fälle war es unterhaltender, den Mann für ſich zu 
haben, als die Frau. Selten iſt der Frau an Frauengunſt 
            ge=
legen. Männliches Wohlwollen, auch wenn es nur algemeiner
 Menſchenfreundlichkeit entſtammt, ſelbſt wenn es väterlich 
            ge=
färbt iſt, hat einen Unterton von Ritterlichkeit, die eine Frau ſich 
gerne vor den Wagen ſpannt. Sei es ein Nutz= oder 
            Sieges=
wagen. Aber die echte Eva weiß raſch auch den Nutz= in einen 
Siegeswagen zu verwandeln. Auch wenn kein Vorteil dabei 
herausſchaut. Es iſt gewiſſen Frauen Selbſtzweck, Männer zu 
beeindrucken. Der Spott wirkt prickelnd, ſobald die Männer 
            an=
deren Frauen gehören. 
Renate kannte ihr Geſchlecht. Sie ſah der Schweſter zu und 
litt. Leidend wurde ſie zag, unfrei und linkiſch. 
Das Mädchen ſpähte ihre Schwäche aus und wiegte ſich im 
Wohlgefühl der eigenen Lebensſicherheit. 
Ihre Witterung ſagte ihr, daß der Mann verglich. 
Vielleicht war ihr Spürſinn der Tatſache um eine kleine 
Weile voraus. Noch ſtellte er nicht Unterſchiede feſt. Noch 
            über=
ließ er ſich kritiklos dem Behagen, von quicker Jugend angeſtrahlt 
zu werden. 
Aber die Frau erkannte die Unterſchiede. Zum erſten Mal 
wurde ſie gewahr, daß ihre Zeit um war. Vielleicht ſchon lange! 
Sie hatte nie den Spiegel mit Eifer befragt. Genug, daß 
ihre Seele ſich wie in unwandelbarer Blüte gefühlt und daß 
            an=
dere an dieſer Stelle ſich erfriſcht hatten wie an einem ſpäten 
Duft des Frühlings. Nicht zuletzt ihr Mann, dem ſie Gefährtin 
ſeines Geiſtes und ſeiner Mußeſtunden in Muſeen und Galerien 
geweſen. Sogar Führerin im Bereich der Kunſt. 
Es hatte ſich daran auch kaum etwas geändert, wenn ſie zu 
zweien waren. Doch was zu beglücken vermocht hätte, war für 
Renate wertlos geworden, ſeit jenem Augenblick, da die Dritte in 
die Gemeinſamkeit eintrat, es auslöſchen konnte. 
Ihr Herz zog ſich in Froſt und Trauer zuſammen. Sie 
wurde ſchweigſam, weil Heiſerkeit ihr die Stimme verſchlug, 
wenn die Schweſter am Tiſch ſaß. 
Das war töricht. Sie verzichtete damit freiwillig auf das 
Recht der Hausfrau, den Ton des Hauſes anzugeben. 
Beklemmende Geſprächspauſen traten ein. 
Der Mann richtete Worte und Blicke bald nur noch an 
Schweſter Cäcilie wie an einen geehrten Gaſt. 
Die Frau verſuchte, ſich ein mütterliches Lächeln um die 
            Lip=
pen zu zwingen, das ausdrücken ſollte: es iſt mir recht ſo. Ich 
freue mich, daß der Grauhaarige von töchterlich ergebener Jugend 
aufgemuntert wird. Sie lächelte aus wehem Stolz. Nur dem
 Eindringling nicht die Genugtuung gönnen, daß ſie, die Frau, 
Eiferſuchtsflämmchen in ſich ſchwelen ließ! 
Aber die Schweſter ſtärkte ſich an Renates heimlichem Kampf. 
Sie folgerte: dieſe Frau, die meine Herrin iſt, wird nicht wagen, 
ungenügende Leiſtung oder Uebergriffe meiner Befugniſſe zu 
tadeln; denn ſie würde ſich damit in offenkundigen Widerſpruch 
zu ihrem Gatten ſetzen, der von vornherein auf meiner Seite ſteht. 
Cäcilie folgerte richtig. Wenn der Hausherr am eigenen 
Tiſch vergißt, der Frau das Brot, den Zucker zu reichen und nur 
mich bedient, wenn er den blinden alten Vater mit rauher Rede 
anfährt, der durch einen Wunſch meine Tiſchruhe ſtört, wenn er 
nicht einmal zum Schein den Seinen mindeſtens das 
            geſellſchaft=
liche Uebergewicht wahrt: ſo iſt mir meine Stellung geſichert, 
der Frau zum Trotz. 
Renate dachte gar nicht daran, der Schweſter zu kündigen. 
Sie hätte damit ihr wundes Herz ja preisgegeben. Jeder 
            Schein=
grund für eine Entlaſſung wäre durchſchaut worden. 
Aber ſie grübelte einem ſtichhaltigen Grunde nach. Sie 
verſank in wirre und ſchlimme Gedanken. Sie verlor ſich 
ſelbſt dabei. 
Der Arzt, den die Männer als einen hervorragenden 
            Diag=
noſtiker prieſen und der vor Frauenſeelen Zeit ſeines Lebens 
ein großes Kind geblieben, begriff nichts von den 
            Zuſammen=
hängen. 
Er vermißte die frohe Aufgeſchloſſenheit der Frau, die mitz 
Geiſt und Seele ſonſt um ihn geweſen. 
Weder Geiſt noch Seele hatte die Schweſter aufzubieten. 
Nichts als ihre Jugend. Das war viel. Für Viertelſtunden. 
Ein Spielzeug. 
Für den ernſten Grundton des Lebens verlangte der Doktor 
den Gleichklang der in Jahrzehnten bewährten und gereiften Ehe. 
Das hätte Renate beruhigen können. Doch ihre Seele war von 
Mißklängen zerriſſen. 
Von außen ſah ihr Zuſtand übler Laune zum Verwechſeln 
ähnlich. 
Sie wurde fahrig und vergeßlich. Reinhold, trotzig, weil ſie 
ſich entzog, rügte ihre Verſehen. War ſo unzart, ſie vor der 
Fremden zu rügen. Ließ ſich gereizt zu neuer Unwirſchheit gegen 
den Greis hinreißen. Nur die Läſſigkeiten der Schweſter überſah 
er. Nur der Schweſter begegnete er mit himmliſcher Geduld 
weil er meinte, durch Milde gutmachen zu müſſen, was die Hau 
frau durch knappes Wort und ſtrenge Miene an dem Mädck
Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 24. September 1923.
Nummer 264,
 anzunehmen ſcheint. Frankreich hat meines Erachtens eine ſolche 
Eile nicht. Es unterſtützt nur die eifrigen Separatiſten, die alle 
möglichen Dienſte in der Ausnutzung der Regie, bei der 
            Spio=
nage unter der Bevölkerung uſw. leiſten, aber nur leiſe, ohne je 
Härte die Bevölkerung mürbe zu machen in der Hoffnung, daß 
endlich doch auch einmal beſſere Menſchen von einem 
            unabhängi=
gen Rheinland zu ſprechen beginnen, als die heutigen 
            Separa=
tiſten. 
Der Kölner Führer des Separatismus, Smeets, iſt, nach 
dem Urteil der anderen, ſeit dem Anſchlag auf ihn geiſtig 
            er=
ledigt. In einer Unterredung zwiſchen Dorten und dem neuen 
Separatiſtenführer aus Düſſeldorf, Matthes, einem Erzfeind 
von Smeets, wurde beſchloſſen, daß man die Dortenpartei (
            Rhei=
niſche Volksvereinigung) und die Matthespartei (Rheiniſche 
            Un=
abhängigkeitspartei „Frei Rheinland”) zu einem rheiniſchen 
            Un=
abhängigkeitsverband mit Anſchließung von Smeets vereinige. 
Um die Führerſchaft in der künftigen Rheinrepublik ſtreiten 
nun der „Chefredakteur” J. F. Matthes aus Düſſeldorf und 
Dr. H. A. Dorten. Der „Chefredakteur” Matthes hat bereits 
eine ſehr bedenkliche Laufbahn hinter ſich. Zu der Zeit, zu der 
er unter die Waffen kommen ſollte, ſaß er in der Schweiz. 
            Wäh=
rend des Krieges war er Chauviniſt und Redakteur der Paſſauer 
Zeitung, nach der Revolution wurde er Sozialdemokrat und 
redigierte die ſozialdemokvatiſche Volkszeitung in Aſchaffenburg. 
Wegen Beleidigung des dortigen Bürgermeiſters wurde er zu 
ſechs Monaten Gefängnisſtrafe verurteilt. Das Reichsgericht 
verwarf ſeine Berufung, worauf Matthes nach Wiesbaden zog 
und in franzöſiſche Dienſte trat. Bereits in Aſchaffenbura hatte 
die ſozialdemokratiſche Partei ihn ausgeſtoßen, aber ſpäter 
            wie=
der aufgenommen. Im gegebenen Augenblick tauchte er wieder 
in Deutſchland auf, bis ſeine drohende Verhaftung ihn zwang, 
wieder nach dem beſetzten Gebiet zu flüchten. Hier wandte er ſich 
an die Franzoſen um Schutz, nachdem er von der Düſſeldorfer 
Geheimpolizei verhaftet worden war. Auf Befehl der 
            Beſatzungs=
behörden mußte er dann wieder freigelaſſen werden. Von 
            Düſ=
ſeldorf begab ſich Matthes nach ſeiner Freilaſſung nach Bonn. 
So ſehen die Perſönlichkeiten aus, die ſich einbilden, daß 
das fleißige Volk der Rheinlande ihnen in ihre ſeparatiſtiſchen 
Abenteuer folgen ſoll. 
In einer Unterredung mit dem großen neuen Führer und 
verſchiedenen Dortenleuten verwunderte ich mich über die 
            Naivi=
tät dieſer Herren! Die ſprechen mit unerſchütterlicher Ruhe über 
die Emiſſion neuen Geldes, aber es zeigt ſich, daß ſie nicht 
            ein=
mal wiſſen, wie das geſchehen ſoll, wer das tun ſoll, oder wer 
oder was das garantieren ſoll. Sie debattieren über die 
            Gren=
zen des neuen Rheinlandes, als ob alle Weſtfalen nur danach 
ſchmachteten, möglichſt bald unter die grün=weiß=rote Fahne des 
Herrn Matthes und Dr. Dorten zu kommen. Das ganze Ruhr= Leſtens 6 Monaten keinen einzigen Soldaten noch Iſtrien 
            ge=
gebiet bis einſchließlich Dortmund wird rheiniſch! Frankfurt 
auch noch . . . Und ſie machten einander weiß, daß das ganze 
rheiniſche Volk, daß alle Ruhrarbeiter, die Frankfurter, die 
            Be=
wohner der bayeriſchen Rheinpfalz ungeduldig auf das Ausrufen 
der rheiniſchen Republik und die Ausgabe des rheiniſchen Geldes 
warteten . . . „Warten hat keinen Zweck mehr, die Sache iſt 
überreif!” Sollte aus ſolch einem Dilettantismus von 
            Aben=
teuern wohl je ein Staat geboren worden ſein?
 Erweiterung der Beſetzung in Mannheim. 
IU. Mannheim, 22. Sept. Die Franzoſen haben das 
Schloß als beſetztes Gebiet erklärt. Am Schloß wurde 
            folgen=
der Anſchlag angebracht: Die beſetzte Zone iſt wie folgt erweitert 
worden: Rheinbrücke Ludwigshafen=Mannheim, Straße, welche 
zum rechten Flügel des Schloſſes führt, Bismarckſtraße öſtlich 
vom Friedrichspark, Ludwigsſtraße entlang des Friedrichsparks 
bis zum Luiſenring, Straße und Bürgerſteig mit einbegriffen. 
Die Räume im Innern des Schloſſes werden ſobald wie 
            mög=
lich ihrer Beſtimmung zurückgegeben.
 25 Milliarden Geldſtrafe. 
Berlin, 23. Sept. Das Marktgericht des Potsdamer 
Landgerichts verurteilte geſtern die Verwalter der 
            Genoſſen=
twas Poſitives zu verſprechen. Man fährt fort, mit furchtbarer ſchaftsmolkereien in Lehnin und Beelitz an Ort und Stelle zu je 
25 Milliarden Mark Geldſtrafe unter Einziehung des 
            Ueberprei=
ſes, weil die Molkereien in der vorigen Woche für ihre Produkte 
höhere Preiſe nahmen, als ihnen nach der amtlichen Notierung 
erlaubt war. 
König Alfons von Spanien kaltgeſitellt. 
TU. Paris, 22. Sept. Der Sonderberichterſtater des 
Matin in Spanien macht ſenſationelle Angaben über die 
            nähe=
den Umſtände des von Primo de Rivera ins Werk geſetzten 
            Ge=
waltſtreiches. Der König, der den Generalhauptmann am Tage 
nach der Revolution zu ſich berufen hatte, erklärte, er wünſche, 
daß Primo de Rivera unter Einbeziehung von Ziviliſten zur 
Bildung eines Miniſteriums ſchreite. Seine Bitte ſcheiterte aber 
an der Feſüigkeit des Diktators, der ſich entſchieden weigerte, 
auch nur um ein Haar breit von ſeinem Programm abzuweichen. 
Alfons XIII. beſiand ſo nachdrücklich auf ſeiner Bitte, daß 
Primo de Rivera ihm kurz mit folgender Erklärung das Wort 
abſchnitt: „Ich habe in meiner Proklamation verkündet, daß wir 
entſchloſſen ſind, ages zu tun, um das Vaterland und den König 
zu retten. Es bleikt nur ein Ausweg übrig, nämlich einen von 
dieſen beiden Ausdrüsen zu ſtreichen.‟ Der König gab 
            hier=
auf nach. 
Direkte Verhandlungen zwiſchen Rom und Belgrad. 
TU. Rom, 22. Sept. Der jugoſlawiſche Geſandte 
            Antono=
witſch hat geſtern dem Miniſterpräſidenten Muſſolini einen 
Brief des jugoſlawiſchen Miniſterpräſidenten Paſitſch überreicht 
als. Antwort auf einen Brief, den Muſſolini an Paſitſch 
            perſön=
lich gerichtet hatte. In dem Brief drückt der jugoſlawiſche 
            Mi=
niſterpräſident den Wunſch aus, daß die Verhandlungen 
            zwi=
ſchen den beiden Regierungen hinſichtlich des Fiumeproblems 
von nun an direkt und unmittelbar geführt werden ohne das 
Zwiſchenglied einer paritätiſchen Kommiſſion. Paſitſch iſt 
            über=
zeugt, daß es auf dieſem Wege leichter ſein wird, ein 
            endgülti=
tiges, zufriedenſtellendes Phkomtmen zwiſchen den beiden 
            Läin=
dern abzuſchließen, mit dem Ziele, die guten Beziehungen 
            zwi=
ſchen den beiden Nationen zu feſtigen und die wirtſchaftliche 
            Zu=
kunft Fiumes ſieherzuſtellen. Hiermit treten die Verhandlungen 
in der Fiumefrage in eine ganz neue Phaſe ein. Gerüchte, 
wonach an der Fiumer Grenze italieniſche Truppenbeſtände 
            zu=
ſammengezogen worden ſeien, werden uyn de General Giar= 
Lino offiziell dementiert. Es ird erklärt, daß Italien ſeit 
            min=
rufer hütte. 
Die bzlgariſche Aufruhrbewegung unterdrückt. 
TU Sofig, 23. Sept. Nach Mitteilungen der Regierung 
iſt die kommuniſtiſche Bewegung unterdrückt. 
Sie hat mehrere hundert Todesopfer gefordert. Es 
Alle Aufſtändiſchen werden vor das Kriegsgericht 
geſtellt. Unter den Verhafteten befindet ſich auch der 
            kommu=
niſtiſche General Wankoff, deſſen Sohn in den Kämpfen 
            ge=
fallen iſt. Die kommuniſtiſchen Abgeordneten 
            wur=
den verhaftet. Das Parlament wurde aufgelöſt und 
Miniſterpräſident Zankoff überreichte die 
            Geſamtdemiſ=
ſion der Regierung. Zar Boris iſt in Sofia eingetroffen 
und wird Zankoff mit der Bildung der neuen Regierung beauf= um von hier aus ihren Unterkunftsorten zugeleitet zu werden. 
tragen, aus der nur der nationalliberale Miniſter Smilof 
            aus=
ſcheiden wird. 
Schluß der Völkerbundstagung.
 Die vertriebenen Eiſenbahner. 
Köln, 22. Sept. (Wolff.) Nach einer Ueberſicht über die 
Maßnahmen der Beſatzung gegen die Eiſenbahner bis 8. 
            Sep=
tember wurden aus ihren Wohnungen vertrieben: 27819 
            Be=
dienſtete nebſt 68821 Familienangehörigen, hiervon aus dem 
altbeſetzten Gebiet 23 144 Bedienſtete mit 57289 
            Familienange=
hörigen, ausgewieſen wurden 22606 Eiſenbahnbedienſtete mit 
57 584 Familienangehörigen, hiervon aus dem altbeſetzten Gebiet 
18 393 Eiſenbahnbedienſtete und 47 439 Familienangehörige, 
            ver=
haftet wurden 2327 Bedienſtete und 628 Familienangehörige, 
            ver=
urteilt ſind 305 Eiſenbahnbedienſtete und 191 
            Familienange=
hörige, getötet 7 Eiſenbahnbedienſtete und 4 Familienangehörige. 
Geldſtrafen wurden in Höhe von 6 474 333000 Mark und 194 
Millionen Franken verhängt; hiervon entfallen auf das 
            alt=
beſetzte Gebiet 6 249 299 000 Mark. An Freiheitsſtrafen wurden 
ausgeſprochen: 20 Jahre Zuchthaus, 334 Jahre 7 Monate 
            Ge=
fängnis, hiervon entfallen auf das altbeſetzte Gebiet 20. Jahre 
Zuchthaus, 257 Jahre 8 Monate Gefängnis.
 TU. Genf, 23. Sept. Die Völkerbundsverſammlung ſchloß 
geſtern die Debatte über die Entgegennahme des Berichtes des 
Rates, nachdem Profeſſor Maurray, ein engliſcher Maharadſchah 
und ein chineſiſcher Delegierter geſprochen hatten. Die 
            Ver=
ſammlung nahm ferner den Bericht der Kommiſſion des 
            Völker=
bundes für Verkehrs= und Tranſitfragen entgegen und 
            beſchäf=
tigte ſich dann mit der Einberufung der zweiten internationalen 
Verkehrskonferenz nach Genf, die für den 15. November 
            vorge=
ſehen wurde. Auf der erſten Konferenz in Barcelona war 
            be=
kanntlich auch Deutſhland zugegen, und es dürfte zu erwarten 
ſein, daß es auch an der zweiten Zuſammenkunft teilnehmen 
wird. Die Kommiſſion für geiſtige Sammelarbeit iſt geſtern 
nachmittag zuſammengetreten und beſchloß, der Verſammlung 
eine Vergrößerung ihrer Mitgliederzahl durch Aufnahme von 
Vertreter derſchiedenſter Kulturen vorzuſchlagen. An Stelle 
des ausgeſchiedenen Dr. Einſtein iſt ein Wiener Profeſſor als 
Vertreter der deutſchen Kultur aufgenommen worden. Das 
Oberkommiſſariat für die ruſſiſchen Flüchtlinge ſoll auch für das 
Jahr 1924 beſtehen bleiben.
 Heſſiſches Landestheater. 
Kleines Haus. — Sonntag, den 23. September: 
Figaros Hochzeit. 
Komiſche Oper von W. A. Mozart. 
* Die Aufführung dieſes unvergleichlichen Meiſterwerks iſt 
i der Hartungſchen Einrichtung fürs Kleine Haus ſeit vorigem 
Jahre vorbildlich und beſtätigte heute ihren weit über Darmſtadt 
hinausreichenden Ruf. Der Eindruck, den das geiſt= und 
            humor=
ſprühende Stück mit ſeiner göttlichen Muſik in unverwüſtlicher 
Friſche immer aufs neue auslöſt, iſt in ſo vortrefflicher 
            Darbie=
tung ſchlechthin ein Hochgenuß. 
Im Mittelpunkt der Teilnahme ſtanden die neu beſetzten 
Rollen, die jedoch bereits ſo feſt eingefügt erſchienen, daß am 
Geſamtſtil keinerlei Veränderung merkbar war. Paula Kapper 
hat ſich als Suſanne ſchon im Vorjahre vorgeſtellt. Sie beſitzt 
alle beſten Eigenſchaften für dieſe Rolle: Klugheit, behende 
            Zier=
lichkeit des Spiels, ausdrucksvolle Mimik und muſikaliſche 
            Be=
herrſchung. Sie hat eine kleine, jedoch feingeſchliffene Stimme, 
die in den Enſembles gut trägt, in den Rezitativen nachgibt, in 
den Arien warm klingt; und die ſie ſachgemäß zu behandeln 
            ver=
ſteht. Man hatte den Eindruck einer im Kunſtgeſang weit 
            vor=
geſchrittenen, ſehr ſicheren Künſtlerperſönlichkeit. Ihre heutige 
Leiſtung war ein voller Erfolg. 
Gertrud Gercke ſang die Gräfin. Ich bewunderte, wie 
ih mer, ihre wundervolle Stimme, die für dieſe Rolle freilich 
etwas beweglicher ſein dürfte, bedauerte nur aufs neue, daß es 
dieſer ernſten Künſtlerin nicht gegeben iſt, über das 
            Vorſchrifts=
mäßige der Darſtellung hinaus Perſönliches zu geben. 
Der Cherubin iſt Margerete Albrechts glücklichſte Nolle. 
Wie ſie das Knabenhaft=Schelmiſche, Freche, Verliebte gibt und 
mit ihrer ſüßen Stimme ausſtattet, iſt entzückend. 
Was wir an Herrn Hölzlin als Figaro künſtleriſch 
            be=
ſitzen, erübrigt ſich, zu wiederholen. Auch heute bewährte er ſich 
als ſchlechtweg meiſterlicher Darſteller dieſer prachtvollen Rolle. 
Herr Heuſer, der eine anfängliche Indispoſition ſchnell 
            über=
wand, iſt ein in Auftreten, Spiel und Geſang vortrefflicher Graf 
Almaviva. Die Chargenrollen der Marzelline und des Bartolo 
ſind bekannte Glanzleiſtungen von Anna Jacobs und Herrn 
Kuhn, denen ſich Herr Vogt als Baſilio gleichwertig 
            zuge=
ſellte. Herr Vogt iſt ein vielſeitiges Talent. Mit ſeiner ſcharfen 
Auffaſſungsgabe, ſchöner, wohlgeſchulter Stimme, viel Humor 
und Friſche wird er ſchnell größte Beachtung finden. Auch die 
Vertreter des Richtens (Herr Möbus), des Gärtners (Herr
 Welcker) und nicht zuletzt Hilde Baß als ſchmuckes Bärbchen 
lobe ich gern und aufrichtig. 
Joſeph Roſenſtock war der Meiſteroper ein feinſinniger 
und begeiſternder Leiter. Er nahm mir nur viele Zeitmaße 
etwas zu raſch. 
v. H.
 Von der Million zur Centeſillion. 
(Etwas von Rieſenzahlen.) 
* Ein trauriges Geſchick zwingt alle Kreiſe unſeres Volkes, 
heute mit zehn=, zwölf= und mehritelligen Zahlen zu „jonglieren”, 
denn wir ſind ja nun leider auch bei jenen ſonſt dem 
            gewöhn=
lichen Sterblichen unbekannten „aſtronomiſchen” Zahlen 
            ange=
langt, von denen Tſchitſcherin ſeinerzeit bei einer Darlegung 
des ruſſiſchen Budgets ſprach. Wird doch ſogar berichtet, daß 
ſchon einige ältere Frauen dem „Zahlenwahnſinn” verfallen ſind 
und ins Irrenhaus gebracht werden mußten, weil ihnen dieſe 
Nieſenziffern „zu Kopf geſtiegen” waren. Es gibt nur ein Volk 
der Weltgeſchichte, das augenſcheinlich ein Vergnügen an großen 
Zahlen gehabt hat. Das ſind die Inder, deren Zahlenbegabung 
ſich auch darin äußerte, daß ſie die heutige Ziffernſchrift erfunden 
haben. In Indien gab es bereits zu Buddhas Zeiten 
            Zahl=
wörter für alle Zahlen bis zu hunderttauſend Millionen, und 
Buddha ſoll die Zahlwortbildung bis zur Monillion fortgeſetzt 
haben. Der nächſte Schritt wäre dann die Centeſillion geweſen, 
die durch eine Eins mit ſechshundert Nullen dargeſtellt wird. 
Die Zahlenliebe der Inder offenbart ſich in ihrer Dichtung, wenn 
von einem König erzählt wird, der 1000 Billionen Diamanten 
beſaß, von einer Schlacht die Rede iſt, in der 10 000 Sextillionen 
Affen kämpften, uns von Buddha berichtet wird, er habe 
600 000 Millionen Söhne gehabt. Von dieſer Ausnahme 
            abge=
ſehen, kann man eine allmähliche Entwicklung des 
            Zah=
lenſinns in der Kultur feſtſtellen, die langſam bis zur 
            Mil=
lion anſteigt und ſich erſt in der Ausbildung der exakten 
            Wiſſen=
ſchaften zu Zahlenungeheuern, wie der Centeſillion, ausbildet. 
Intereſſante Einzelheiten über dieſe Entfaltung der 
            Zahlen=
begriffe teilt G. Bergmann in einem Aufſatz der Leipziger 
            Illu=
ſtrierten Zeitung” mit. Es gibt primitive Völker, die tatſächlich 
nicht „bis drei zählen können”, ſo z. B. die Botokui, die ſchon 
für zwei und drei ein und dasſelbe Wort haben und nur zwiſchen 
eins und viel unterſcheiden. Die Baccaſiri, die am Eingu, einem 
Nebenfluß des Amazonenſtroms wohnen, können nur bis ſechs 
zählen und faſſen ſich, wenn ſie größere Zahlen nennen wollen, 
in die Haare, um damit etwas Unzählbares auszudrücken. In 
allen indogermaniſchen Sprachen zeigen die Zahlwörter für 
1—100 große Verwandtſchaft, während bei den Zahlwörtern für 
1000 bereits ſtarke Verſchiedenheiten auftreten. Man hat daraus
 Zur innerpolitiſchen Lage. 
Miniſterbeſprechung in Berlin. — Poincarés 
Reden. 
Beim Reichskanzler fand geſtern nachmittag eine 
            Miniſter=
beſprechung ſtatt, die bis in die ſpäten Abendſtunden hinein 
dauerte. Ein Teil der Miniſter war infolge Abweſenheit von 
Berlin bei dieſer Beſprechung nicht zugegegen. Es verlautet, 
daß irgendwelche entſcheidende Beſchlüfſe bezüglich 
der heute und morgen in Berlin ſtattfindenden Verhandlungen 
der Reichsregierung mit den Vertretern der beſetzten Gebiete 
bzw. den Miniſterpräſidenten der Länder nicht gefaßt 
            wor=
den ſeien. Die Vertreter derbeſetzten Gebiete haben 
bis zur Stunde, entgegen allen diesbezüglichen Gerüchten, noch 
keine Verhandlungen mit irgendwelchen Berliner 
Stellen aufgenommen. 
Die üblichen Sonntagsreden Poincarés haben 
in Berlin eigentlich nicht überraſcht. Von zwei dieſer 
Reden des geſtrigen Sonntags lohnt es ſich überhaupt nicht, 
Notiz zu nehmen, und in der dritten, die er im Prieſterwalde 
hielt, ſagte er das, was er bereits unzählige Mal an den 
            ver=
ſchiedenen Sonntagen der letzten Zeit wiederholt hat: Die 
            Ver=
bündeten ſind die Sieger, Deutſchland iſt beſiegt, Bedingungen 
nehmen wir keine an. Das iſt kurz der Inhalt dieſer neueſten 
Poincarérede. 
Demgegenüber iſt immer und immer zu betonen, daß die 
Reichsregierung an den aufgeſtellten Vorbedingungen für eine 
eventuelle Aufgabe des paſſiven Widerſtandes feſthält und nie 
und nimmer in eine bedingungsloſe 
            Kapitula=
tion einwilligen wird. 
Streſemann über die Lage. 
TU. Kopenhagen, 22. Sept. Reichskanzler Dr. 
            Streſe=
mann hat ſich einem Vertreter der National Tidende in Berlin 
gegenüber über Deutſchlands jetzige und zukünftige 
Lage geäußert. Der Kanzler erklärte, daß er für eine 
            Verſtän=
digung zwiſchen Deutſchland und Frankreich ſei, daß er für dieſe 
Verſtändigung arbeiten wolle. Das endgültige Ziel ſei, 
            Deutſch=
land zur Freiheit zurückzuführen. Nach Deutſchlands nächſter 
Zukunft befragt, erblärte der Kanzler, ſie hänge von den 
            Deut=
ſchen ſelbſt ab. Wir ſind ein zerrüttetes Volk, ein bedrücktes 
Volk, aber kein zuſammengebrochenes Volk. Ungebeugt erwarten 1 Oſechfi 
wir die Zukunft.
 im 
be
 Por den Berliner Beſprechungen. 
Reichsbahnkonferenz in Gießen. 
Berlin, 23. Sept. (Wolff.) Der Reichsverkehrsminiſter 
Oeſer hatte geſtern die Vertreter der Reichsbahn des 
            be=
ſetzten und Einbruchsgebietes zu einer Beſprechung nach 
            Gie=
ßen eingeladen, wie dies früher ſchon in Elberfeld und 
            Heidel=
berg geſchah. Die Beratungen betrafen unter anderem dem 
Stand des Abwehrkampfes, ſowie die Fürſorge für 
wurde der Belagerungszuſtand über das ganze Land verhängt, die Ausgewieſenen. Die Konferenz war von dem Präſidenten 
der betroffenen Direktionen, den Führern der Gewerkſchaften, 
den Vertretern der im Abwehrkampf ſtehenden Perſonalgruppen 
beſucht. Der Miniſter war von leitenden Beamten des 
            Reichs=
verkehrsminiſteriums begleitet. Im Anſchluß an den Empfang 
der Beamten und Perſonalvertreter der in Gießen 
            untergebrach=
die Regierung wird Ausſchreibungen für die Neuwahl erlaſſen, ten Reichsbahndirektion Trier begrüßte der Miniſter die 
            grö=
ßere Zahl neu ausgewieſener Eiſenbahner, die 
meiſt mit Familien eben aus Trier und Umgebung eintrafen, 
Die Berliner Sozialdemokraten gegen die 
Koalition. 
Berlin, 24. Sept. (Wolff.) Geſtern fand hier 
            Bezirks=
parteitag der Berliner Sozialdemokraten ſtatt. Vor zwei Wochen 
war beſchloſſen worden, den ſächſiſchen Miniſterpräſidenten 
Zeigner nach Berlin zu berufen, um vor den Verliner 
            Funk=
tionären über die ſozialdemokratiſche Politik in Sachſen zu 
ſprechen. Die Berliner Funktionäre haben ſich geſtern inihrer 
Mehrheit hinter Zeigner geſtellt. Eine Reihe von 
Anträgen, deren Tendenz ſich gegen die große Koalition im 
Reichstag ausſpricht, wurde angenommen. Anträge über die 
Abſetzung der Vorwärts=Redakteure gelangten nicht mehr zur 
Erledigung und ſollen am nächſten Sonntag auf die 
            Tagesord=
nung geſetzt werden. 
Der Parteiausſchuß der Sozialdemokratiſchen Partei hielt 
geſtern gemeinſam mit der Demokratiſchen Partei 
            Beſprechun=
gen über die politiſche Lage ab. Zu den Putſchabſichten der 
Kommuniſten erklärte Reichswehrminiſter Geßler, daß ſeine 
Befehle im Falle von Putſchverſuchen an Klarheit und 
            Deut=
lichkeit nichts zu wünſchen übrig laſſen werden. Dasſelbe wäre 
der Fall mit den Befehlen der Offiziere und Unteroffiziere.
 mit Recht geſchloſſen, daß erſt in einer Kulturperiode, in der die 
indogermaniſchen Völker ſich bereits getrennt hatten, das 
            Be=
dürfnis entſtand, eine ſo große Zahl wie 1000 ſprachlich 
            auszu=
drücken. Adam Rieſe, der berühmte deutſche Rechenmeiſter, 
kennt um die Mitte des 16. Jahrhunderts das Wort „Million” 
noch nicht, ſonderen umſchreibt es durch 1000X1000. Erſt im 
18. Jahrhundert trat die Menſchheit eigentlich in das „Zeitalter 
der Millionen” ein, und die Wörter „Milliarde” und „Billionen” 
ſind noch viel ſpäter entſtanden. Bis in unſere Tage hatte man im 
praktiſchen Leben ſelten mit mehr als 8ſtelligen Zahlen zu tun. 
Erſt die Wiſſenſchaften, namentlich die Aſtronomie, erweiterten 
unſere Zahlenbegriffe bis ins Ungeheuere, und ſo entſtanden die 
Wortbildungen „Trillion” für eine 1 mit 18 angehängten Nullen, 
„Quadrillion” für eine 1 mit 24 Nullen, „Quinquillion” „
            Se=
quillion, bis „Centeſillion”, wobei die letztere, mathematiſch 
            ge=
ſprochen, die 600. Potenz von 10 oder die 100. Potenz von einer 
Million darſtellt, da eine Million die 6. Potenz von 10 iſt. Bei 
wiſſenſchaftlichen Berechnungen finden dieſe Rieſenzahlen ihre 
Anwendung. So beträgt z. B. das Gewicht der Erde 5 
            Quadril=
lionen 980 000 Trillionen Kilogr, oder 5960 Trillionen Tonnen. 
Ein anſchaulicherer Begriff für dieſe geheimnisvollen Worte, die 
ungeheuere Mengen von Einzelwerten darſtellen, läßt ſich aus 
einigen Beiſpielen gewinnen. So durchläuft der Sekundenzeiger 
der Uhr in einer Stunde 3600, in einem Tage 86400 und in einem 
Jahre, zu 365 Tagen gerechnet, 31 536 000 Sekunden. 1 Million 
Sekunden ergeben umgeformt demnach nur 11 Tage, 13 Stunden, 
46 Minuten und 40 Sekunden, während für die Zurücklegung 
von 1 Milliarde Sekunden bereits 31 Jahre, 159 Tage, 1 Stunde, 
46 Minuten und 40 Sekunden erforderlich ſind. Eine Zeit von 
1 Billion Sekunden hat das Menſchengeſchlecht in hiſtoriſchen 
Zeiten überhaupt noch nicht erlebt, denn die Zahl entſpricht 
einem Zeitraum von 31 709 Jahren, 289 Tagen, 1 Stunde, 46 
Minuten und 40 Sekunden. Daß die Aſtronomie mit ſolchen 
Zahlen operiert, iſt ja bekannt; zu ähnlichen Rieſenziffern führt 
aber auch die Kombinationslehre. Das Skatſpiel, bei dem 
            be=
kanntlich 32 Karten ſo unter drei Perſonen verteilt werden, daß 
jede 10 erhält und zwei Karten als Skat gelegt werden, führt zu 
der Frage, auf wievielfache Weiſe ſich die Karten verteilen laſſen, 
und die Kombinationslehre gibt die Anzahl mit 2753 Billionen 
264 408 Millionen 504 640 an. Um eine Vorſtellung von der 
Größe dieſer Zahl zu geben, wird angeführt: Spielte die ganze 
lebende Menſchheit von rund 1,5 Milliarden Seelen ohne 
            Unter=
brechung Tag und Nacht Skat, und zwar burchſchnittlich ein Spiel 
in fünf Minuten, dann müßten zunächſt einmal alle Menſchen 
52 Jahre, 139 Tage, 21 Stunden und 20 Minuten ſpielen, und 
in den letzten 5 Minuten könnten 247 486 080 Menſchen als 
„Kiebitze” zuſchauen, bis ſämtliche Kombinationen geſpielt wären,
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Rummer 264.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 24. September 1923.
Seite 3.
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 Maßnahmen gegen etwaige Umſturzverſuche. 
Berlin, 23. Sept. (Wolff.) In der Oeffentlichkeit ſind 
in der letzten Zeit wiederholt Gerüchte aufgetaucht über 
            Bewe=
gungen, die ſich gegen die Statsgewalt richteten und einen 
            Um=
ſturz vorbereiteten. Von verſchiedenen Seiten ſind nach dieſer 
Richtung öffentlich auch Drohungen ausgeſprochen worden. An 
der Stellung der Reichsregierung gegenüber etwaigen derartigen 
Verſuchen kann ein Zweifel nicht beſtehen. Unter dem Vorſitz 
des Reichspräſidenten hat geſtern eine Beratung ſtattgefunden, 
an der der Reichskanzler, der Reichsminiſter des Innern, der 
Reichswehrmimiſter und der Chef der Heeresleitung, General 
von Seeckt, teilgenommen haben. Dieſe Beratungen hatten den 
Zweck, alle Maßnahmen vorzubereiten, die notwendig werden 
könnten, um derartige Beſtrebungen unſchädlich zu machen. Es 
beſteht unter den verantwortlichen Faktoren der Reichsregierung 
volle Uebereinſtimmung darüber, daß gegenüber jedem Verſuch, 
die Staatsgewalt zu erſchüttern, von welcher Seite er auch 
            kom=
men mag, die ſofort erforderlichen Maßnahmen ergriffen und 
die der Reichsregierung genügend zur Verfügung ſtehenden 
Machtmittel des Staates eingeſetzt werden. 
Die Thüringer Regierungskriſe. 
Weimar, 22. Sept. Die ſozialdemokratiſche 
            Landtags=
fraktion beſchloß folgende Mitteilung durch ihre 
            Verhandlungs=
kommiſſion den Kommuniſten zugehen zu laſſen: 
Die thüringiſche Landtagsfraktion und die Vertreter des 
            Be=
zirksvorſtandes des V. S. P. D. nehmen Kenntnis von dem Gang 
der Verhandlungen ihrer Verhandlungskommiſſion mit der 
K. P. D. Die Verhandlungskommiſſion wird beauftragt, die 
K. P. D. daran zu erinnern, daß die erſten Verhandlungen auf 
Wunſch der K. P. D. ausgeſetzt wurden, um ihr Zeit zu geben, 
zu dem von der V. S. P. D. unterbreiteten Programm Stellung 
zu nehmen. In der zugeſtellten Erklärung fehlt eine ſolche 
            Stel=
lungnahme. Es wird eine klare Antwort gewünſcht, ob die K. 
P. D. bereit iſt, auf Grund dieſes Programms mit in die 
            Regie=
rung einzutreten oder eine Minderheitsregierung, die von der 
V. S. P. D. zu ſtellen wäre, zu ſtützen. 
Zur Beantwortung dieſer Mitteilung iſt den Kommuniſten 
eine Friſt bis. Dienstag, den 25. September, geſtellt. Zugleich 
wurde beſchloſſen, nächſten Mittwoch in Weimar eine Konferenz 
der Landtagsfraktion und der Parteifunktionäre einzuberufen. 
Die chriſtlichen Gewerkſchaften Bagerns gegen 
Putſchgerüchte. 
München, 23. Sept. (Wolff.) Der Landesausſchuß der 
Chriſtlichen Gewerkſchaften Bayerns faßte in 
            ſei=
ner vorgeſtrigen Sitzung eine Entſchließung, die ſich gegen 
Putſchgerüchte wendet. Es wird weiter darin zum 
            Aus=
druck gebracht, daß die Chriſtlichen Gewerkſchaften ihre 
            Regie=
rungen nachdrücklichſt unterſtützen werden, wenn es gilt, 
eine Gewaltanwendung gegen den Staat und die Geſellſchaft zu 
vereiteln, insbeſondere werden die ſtarken Gruppen der 
            Mit=
gliedſchaften in den ſtaatlichen 
            Verkehrsanſtal=
ten jeden gewaltſamen, rechtswidrigen Eingriff in die Betriebe 
zu vereiteln wiſſen. Die Chriſtlichen Gewerkſchaften wollen 
nuich in den Zeiten größter Not zum Vaterlande ſtehen und alle 
reichszerſtörenden Einflüſſe zurückweiſen. Von der bayeriſchen 
Regierung wird erwartet, daß ſie die angekündigten Maßnahmen 
zur Erleichterung der Lebensmittelverſorgung rückſichtslos 
durchführt. 
Unruhen in Gleiwitz. 
TU. Gleiwitz, 23. Sept. Der geſtrige Tag war für 
            Glei=
witz ein Kriſentag. Schon in den Vormittagsſtunden verließen 
die Arbeiter der in Hindenburg gelegenen Gruben ihre 
            Arbeits=
ſtellen und ſchloſſen ſich zu einem Demonſtrationszug zuſammen, 
der aber von der Schutzpolizei zerſtreut werden konnte. Große 
Arbeiterwaſſen bewegten ſich darauf nach Gleiwitz, um mit den 
hier arbeitenden Kollegen gemeinſam zu demonſtrieren. Ein Zug 
von etwa 12—15000 Mann bewegte ſich am Nachmittag durch 
die Hauptſtraßen von Gleiwitz. Es kam zu einem 
            Zuſammen=
ſtoß mit der Polizei, wobei es einige Verwundete gab. Grund 
zu den Unruhen ſollen die am Samstag den Arbeitern 
            ausge=
zahlten Vorſchüſſe von 70 bis 100 Millionen Mark pro Mann 
gegeben haben. Sollten am Montaa nicht größere Vorſchüſſe 
            ge=
zahlt werden, ſo iſt mit weiteren Unruhen zu rechnen. 
Links= und Rechtsradikale in Baden. 
U. Karlsruhe 23. Sept. Aus Oberbaden wird 
uns von zuverläſſiger Seite mitgeteilt: Die Bereitſchaftspolizei, 
die in Lörrach eingeſetzt worden war, unterzog ſich, nachdem 
ſie von Lörrach abgerückt war, verſchiedener polizeilicher 
            Under=
nehmungen in der Gegend des Wieſen= und Oberrheintals. Es 
wurden dabei mehrere Kommuniſteneſter ausgehoben, Waffen 
und Munition beſchlagnahmt und deren Beſitzer verhaftet. 
            An=
dererſeits wurden von derſelben Polizeibereitſchaft Spuren 
            auf=
gedeckt, die auch bereits verfolgt wurden. Sie führten dazu, daß
 bei einer Reihe von Leuten, die als Rechtsradikale bekannt ſind, 
unerlaubter Waffenbeſitz feſtgeſtellt wurde. Die 
            Bereitſchafts=
polizei entdeckte verſchiedne Maſchinengewehre und Munition 
und beſchlagnahmte dieſe und verhaftete ihre Beſitzer. Ueber 
dieſes Vorgehen in Ruft und in Eppenheim erfahren wir 
weiter aus Ruft: Aus der Umgebung erſchien am letzten 
            Don=
nerstag ein Demonſtrationszug, meiſt aus Landwirten und 
            Klein=
pächtern beſtehend, um Forderungen wegen der Regelung des 
Pachtverhältniſſes vorzubringen und um gegen die Landabgabe 
zu proteſtieren. Der Oberamtmann verhandelte mit einer 
            Ab=
ordnung der Demonſtranten. Bei der Demonſtration wurde ein 
Gendarm von der Menge niedergeriſſen und ſeiner Waffen und 
Munition beraubt, die ſpäter dem Amtmann übergeben wurden. 
Um die Täter zu verhaften, wurden mehrere Gendarmen tags 
darauf nach Ruft entſandt, die jedoch von der Menge überwältigt 
und im Rathaus feſtgeſetzt wurden. Der Amtmann begab ſich 
            dar=
auf mit einem Gendarmieaufgebot nach Ruft. Es gelang, die im 
Rathaus feſtgehaltenen Gendarmen freizubekommen, ohne daß 
die Bereitſchaftspolizei eingreifen mußte. Die Bereitſchaftspolizei 
blieb jedoch in Ruft, da ſie am nächſten Nachmittag verſchiedene 
Verhaftungen vornehmen mußte. 
Wiedereinführung der Ztsangsbewirtſchaftung 
für Geſchäftsräume. 
Berlin, 22. Sept. (Wolff.) Der amtliche Preußiſche 
            Preſſe=
dienſt teilt eine Anordnung des Wohlfahrtsminiſteriums mit, 
worin es heißt: Bei der Neufaſſung der 
            Ausführungsbeſtimmun=
gen zum Reichsmietengeſetz Anfang Juni dieſes Jahres machte 
der preußiſche Miniſter für Volkswohlfahrt den Verſuch, die 
Zwangsbewirtſchaftung im Wohnungsweſen auf einem 
            Teil=
gebiet aufzuheben, beſonders bei gewerblichen Räumen in reinen 
Geſchäfts= und Induſtriehäuſern. Die Spitzenorganiſationen der 
Vermieter ſagten überdies zu, ſich dafür einſetzen zu wollen, daß 
dieſe Belaſtung einen gewiſſen Prozentſatz der Friedensmiete 
nicht überſchreiten würde. Seit dem Inkrafttreten des Geſetzes 
ſind unerwartet tiefgreifende Veränderungen der wirtſchaftlichen 
Verhältniſſe eingetreten, welche zeigten, daß die Vorausſetzungen 
für eine teilweiſe Aufhebung der Zwangswirtſchaft noch nicht 
gegeben ſind. Es kommt hinzu, daß die Spitzenorganiſationen 
der Vermieterverbände nicht ſtark genug waren, ihren Einfluß 
auf alle Vermieter dahin geltend zu machen, die eingegangenen 
Verpflichtungen bezüglich der beſtimmten Höchſtgrenze für die 
Miete zu halten. Nach wiederholter Anhörung der beteiligten 
Intereſſentenkreiſe entſchloß ſich der Miniſter für Volkswohlfahrt 
nunmehr, die Beſtimmungen zum nächſtmöglichen Termin wieder 
aufzuheben und auch die Räume in reinen Geſchäfts= und 
            In=
duſtriehäuſern inſofern der Zwangswirtſchaft zu unterwerfen, 
als die Feſtſetzung der Mieten der ſtaatlichen Aufſicht 
            unter=
ſtellt wird. 
 
Die Liebestätigkeit des deutſchen Zentral= 
Ausſchuſſes für Auslandshilfe. 
Berlin 23. Sept. (Wolff.) In allen den 
            Kinderſpei=
ſungswerken des Deutſchen Zentralausſchuſſes für 
            Auslands=
hilfe angegliederten Schulen und Anſtalten Deutſchlands fanden 
einfache Feiern ſtatt, die den Kindern ein Bild der 
            Liebes=
tätigkeit vermitteln wollten, die vom Deutſchen Reiche und 
von ausländiſchen Freunden zu ihren Gunſten geübt wird. Der 
Mittelpunkt der großen Berliner Feier bildete eine vom Bezirk 
Prenzlauer=Berg veranſtaltete Feſtlichkeit in der Brauerei 
            König=
ſtadt, wo 70 Schulen mit etwa 3500 Kindern vereint waren. Als 
Vertreter des Reichsernährungsminiſters Dr. Luther erſchien 
Miniſterialrat Dr. Boſe. Die Vereinigten Staaten entſandten 
den Botſchaftsrat Robbins als Vertreter. Auch die Reichs= 
und Landesminiſterien, ſo das Reichsminiſterium des Innern, 
das Reichsgeſundheitsamt, das Reichsarbeitsminiſterium, das 
preußiſche Miniſterium für Volkswohlfahrt waren vertreten. Auch 
führende Perſönlichkeiten von amerikaniſchen und engliſchen 
Quäkern wohnten bei. Sämtliche Kinder wurden mit Kakao und 
Gebäck bewirtet. 
Der Kampfder deutſchen Minderbeiten in Polen 
Kattowitz, 23. Sept. (Wolff.) In einer in der deutſchen 
Preſſe Polniſch=Oberſchleſiens veröffentlichten Erklärung des 
Deutſchen Volksbundes für Polniſch=Oberſchleſien wird darauf 
hingewieſen, daß durch das Genfer Abkommen Polen verpflichtet 
ſei, bis zum 1. September Volksſchulen wie auch Gymnaſien 
und Lyzeen für die deutſchen Minderheiten einzurichten. 
            Bis=
her ſei aber, heißt es in der Erklärung, im polniſchen Teile 
Oberſchleſiens nicht eine einzige Volksſchule im Sinne des 
            Gen=
fer Abkommens eingerichtet worden, obwohl entſprechende 
            An=
träge friſtgemäß eingereicht wurden. Dieſe Anträge ſeien von 
der oberſten Schulbehörde nicht einmal geprüft worden, 
            ebenſo=
wenig gebe es heute, fünfzehn Monate nach dem Uebergang der 
Staatshoheit an Polen, in Polniſch=Oberſchleſien eine einzige 
höhere Schule für die deutſche Minderheit.
 Die Lage im amerikaniſchen Baugewerbe. 
Von 
Francis H. Siſſon, Newyork. 
(F.E.S.) Die bedrohliche Lage im Baugewerbe der 
            Vereinig=
ten Staaten als Folge einer Forderung nach Bauarbeiten, der 
mit den zur Verſütgung ſtehenden Materialien und Arbeitskräften 
nicht entſprochen werden konnte, liefert ein ſehr gutes Beiſpiel 
für die Unſicherheit, die ſich für einen Induſtrie= und 
            Gewerbe=
zweig ergibt, wenn die Koften eine prohibitive Höhe erreichen 
oder zu erreichen drohen. Die Abhilfe für einen ſolchen Zuſtand 
bann entweder allmählich oder durch eine draſtiſche Einengung 
der Tätigkeit und ſcharfe Neuregelung der Preiſe erreicht werden. 
Daß die für das Baugewrbe ſo beſonders bedrohlichen 
            Verhält=
niſſe ſo allſeitig anerkannt worden ſind, gibt Anlaß zur 
            Genug=
tuung. Vereinte Anſtrengungen ſeitens der Vertreter 
            verſchie=
dener Intereſſengruppen ſind im Gange, um einen gewiſſen 
Grad der Stabiliſierung herbeizuführen. Einige Wirkung haben 
dieſe Bemühungen gezeitigt in der Hinausſchiebung von Bauten 
oder auch dem Verzicht auf ſolche, über die noch kein Vertrag 
abgeſchloſſen war; in manchen Fällen ſind ſogar die bereits 
            be=
gonnenen Arbeiten eingeſtellt worden. Mit einem ſofortigen 
merklichen Rückgang der Koſten für Material und der Löhne 
konnte für jetzt noch nicht gerechnet werden. Sofern jedoch das 
erſte Ziel derjenigen Kreiſe, die um die Verhütung eines 
            Zu=
ſammenbruches im Baugewerbe bemüht waren, die 
            Stabiliſie=
rung war mit ihrer Auswirkung auf die allgemeine 
            Wirtſchafts=
lage, liegt die Befeſtigung der Preiſe für die wichtigſten 
            Bau=
materialien, wie ſie während der letzten Wochen zu beobachten 
war, auf der angeſtrebten Linie. Das Baugewerbe iſt eine 
„Schlüſſelinduſtrie” und von ſeiner Beſchäftigung hängt in 
            ſtar=
kem Maße eine lebhafte Geſchäftstätigkeit überhaupt ab. Die 
Erzeutgniſſe der Wälder, der Ziegeleien, Bergwerke und 
            Stein=
brüche und deren Weiterverarbeitung und Transport, die 
            Imen=
einrichtung, Bemalung, der Anſtrich uſw. der fertigen Bautem 
— ſie alle zuſammen berühren mehr oder weniger direkt jeden 
Zweig des Wirtſchaftslebens. 
Die Bereitwilligkeit der Vertreter der verſchiedenen 
            unmittel=
bar beteiligten Intereſſen — der Produzenten von Baumaterial, 
des Baumaterialhandels, der Bauunternehmer, Beſitzer, 
            Kredit=
inſtictte und Arbeiter — an einem Stabiliſierungsplan 
            mitzu=
tun, iſt ſehr beachtenswert, nicht nur wegen ihres direkten 
            heil=
ſamen Einfluſſes auf die Wirtſchaft, ſondern auch als 
            Möglich=
keit, durch ein lamgfriſtiges Bauprogram jene wirtſchaftliche 
Kriſe zu vermeiden, die in Amerika als Rückſchlag nach den 
Hochkonjunkturzeiten gemeinhin einzutreten pflegt. Hier iſt im 
Großen ein Beiſpiel dafür gegeben, wie heutzutage die 
            unheil=
vollen Folgen der zu weit getriebenen Konjunktur vermieden 
oder doch vermindert werden können. Die jetzt unternommenen 
organiſierten Bemüthungen, um einem drohenden Rückſchlag im 
Baugewrbe vorzubeugen, ſind auch ein Symptom, wie ſehr 
            plan=
mäßige Maßnahmen allgemein not tun, die einen ſolchen 
            aus=
gleichenden Einfluß auszuüben angetan ſind. Eine gleichmäßige 
Verteilung der Arheiten über das ganze Jahr iſt für das 
            Bau=
gewerbe ganz beſonders wünſchenswert. Die Löhne im 
            Bau=
gewerbe werden durch den in der ungünſtigeren Jahreszeit faſt 
vollſtändigen Mangel an Beſchäftigung bedingt. Die Ulimatiſchen 
Bedingungen ſchließen natürlich eine vollkommen gleichmäßige 
Beſchäftigung aus: aber die ſtärkſten Schwankungen könnten doch 
vernieden und allerhand Innenarbeit ſehr wohl im Winter 
            er=
ledigt werden. In den großen Srädten wirken auch die 
            Umzugs=
temine ſtark dahin mit, daß etwa auf die Quartalsanfänge zu 
die Beſchäftigung beſonders ſtark wird. Als nachteilig haben ſich 
endlich die ſehr rigoroſen Bedingungen erwieſen, die die 
            Ge=
werkſchaften hinſichtlich der Lehrzeit und Vorbildung der 
            Bau=
handwerker ſtellen und die wohl zum Nutzen Einzelner, nie aber 
zum Wohle des Allgemeinintereſſes dienen. 
Der größte Segen, der von einer einigermaßen 
            weitgehen=
den Stabiliſierung im Baugewerbe zu gewärtigen iſt, würde in 
dem Beweis liegen, daß es möglich iſt, durch eine freiwillige 
planmäßige Aktion einen nach den früheren Erfahrungen 
            unbe=
dingt drohenden Zuſammenbruch und eine mehr oder weniger 
lange Depreſſionszeit zu vermeiden.
 25jähriges Jubiläum der inneren Miſſion. 
EU. Berlin, 23. Sept. Unter ſtarker Beteiligung aus dem 
evangeliſchen In= und Auslande iſt der Zentralausſchuß für die 
Innere Miſſion der evangeliſchen Kirche unter dem Vorſitz ſeines 
Präſidenten zur Feier ſeines 75jährigen Beſtehens in 
            Witten=
berg zuſammengetreten. Man bemerkte unter den Gäſten den 
Reichsminiſter Dr. Oeſer und andere Regierungsvertreter. 
Reichsminiſter Dr. Oeſer ſprach im Namen der 
            Reichsregie=
rung und der preußiſchen Landesregierung der Inneren Miſſion 
den Dank aus für ihre außerordentlichen Leiſtungen. Der 
            Mini=
ſter bezeichnete die Innere Miſſion der evangeliſchen Kirche als 
Schrittmacher und unentbehrlichen Mithelfer in der öffentlichen 
Wohlfahrtspflege.
 * Münchener Kunſtbrief. 
Die mit „Salowe” und „Ariadne” begonnene Richard 
Strauß=Woche der Feſtſpiele wurde mit „Elektra” und dem 
„Roſenkavalier” fortgeſetzt. Robert Heger dirigierte die düſtere 
Tantaliden=Tragödie, in der Strauß eine ethiſche Höhe erreicht, 
wie in keinem ſeiner übrigen Werke. Anna Bahr=
            Milden=
burg ſang die Klytämneſtra und Bender den Oreſt. Das ſagt 
genug. Beide ſind in keiner Weiſe zu übertreffen, ſowohl im 
muſikaliſchen Ausdruck, als in der dramatiſchen Darſtellung und 
der meiſterhaſten Geſangskunſt. Leider mußte unſere unerreichte 
Elektra Zdenka Faßbender abſagen und ſo hörten wir 
            Jo=
hanna Heſſe, die im letzten Augenblick eingeſprungen war, als 
Elektra. Wenn man bedenkt, daß ihre Leiſtung noch nicht mit 
dem Stil der Münchener Aufführung vertraut ſein konnte, muß 
man ihr doch höchſte Achtung zollen. Die Chryſothemis Nelly 
Menzens und Depſers Aegiſth vervollſtändigten die 
            Auf=
führung zu einer ergreifend großartigen. 
Im „Roſenkavalier” hörten wir Lola Artöt de 
            Pa=
dilla als Oktavian und Elſe Gentner=Fiſcher als 
            Mar=
ſchallin. Die erſtere bot eine ebenſo entzückende Verkörperung des 
verliebten Knaben, als letztere eine menſchlich vorvehme 
            Auffaſ=
ſung ihrer ſchwierigen Rolle, beide ergänzten ſich zu künſtleriſcher 
Vollendung. Wie Paul Bender den weinſeligen, im ſinnlich 
derbſten Lebensgenuß verkommenen Ochs von Lerchenau 
            geſtal=
tet, iſt einfach unübertrefflich. Trotz aller Derbheit läßt er dem 
adeligen Lüdrian doch noch den Schimmer ſeiner ariſtokratiſchen 
Herkunft. Seine Leiſtung bedeutet, noch von ſeiner herrlichen 
Geſangskunſt getragen, die Vollkommenheit. 
Es iſt bewunderungswürdig, wie vielſeitig Hans 
            Knap=
pertsbuſch iſt. Mag er Beethoven, Mozart, Reger oder 
Strauß dirigieren, ſtets vermag er ſich reſtlos in den Geiſt des 
Tondichters zu verſetzen, deſſen Werk er nachzuſchaffen berufen 
iſt. So war es auch hier. Seine Leiſtung bewies eine techniſche 
Meiſterſchaft, die ſich mit der Lebendigkeit dramatiſcher 
            Emp=
findung, rhythmiſcher Beſchwingtheit und Grazie zu vollendeter 
Harmonie vereinte. 
Auch die zweite „Ring”=Aufführung hat Hans 
            Knapperts=
buſch geleitet, und es war gewiß kein Leichtes, nachdem Dr. Karl 
Muck die erſte dirigiert hatte. Seine rhythmiſche Energie, ſeine 
männliche Empfindungskraft und der aus dem Großen 
            geſchaf=
fene architektoniſche Aufbau des ganzen Werkes gaben uns die 
Zuverſicht, daß das Erbe Wagners an der Münchener 
            Staats=
oper in guten Händen liegt. In Maria Müller, die aus 
Prag zu uns gekommene jugendlich=dramatiſche Sängerin, 
            lern=
ten wir als Sieglinde eine Kraft kennen, die ſich durch ihre
 warm leuchtende Stimme und die ſchöne Abgeglichenheit ihres 
Geſanges als ein erfreulicher Geſinn für unſere Oper 
            heraus=
ſtellte. Dasſelbe gilt von Johanna Heſſe deren Brünnhilde 
in großer Anlage das Beſte für die Zukunft hoffen läßt. 
Die zweite Feſtaufführung des „Paleſtrina” wurde von Dr. 
Hans Pfitzner perſönlich dirigiert und man konnte von 
            An=
fang an die viel ſtraffere, beſtimmtere Rhythmik, die von 
            männ=
licher Kraft gehaltene geſteigerte Energie feſtſtellen. Es war ein 
überaus erhabener Genuß, dieſes die höchſte Vergeiſtigung 
            dar=
ſtellende Werk aus des Meiſters eigenen Händen zu empfangen. 
Die darſtellenden Künſtler waren dieſelben wie bei der erſten 
Feſtvorſtellung. 
Kammerſänger Fritz Feinhals konnte in dieſen Tagen 
ſeiner 25jährigen Zugehörigkeit zu unſerer Oper gedenken, eine 
Feier, zu der ſich ebenſo der Künſtler als unſer Staatstheater 
beglückwünſchen durften, denn wie Feinhals ein Podium erſten 
Ranges für die Entwichlung ſeiner Kunſt hatte, ſo darf unſere 
Oper ſtolz darauf ſein, an ihm einen der größten Baritons für 
die Wagnerſchen Geſtalten wie Holländer, Wotan, Telramund, 
Wolfram, Sachs, Kurwenal und Amfortas zu beſitzen. Sein 
Wirken erſtreckt ſich aber viel weiter. Sein Don Giovanni, 
            Fal=
ſtaff, Hans Heiling, Rigoletto, Tonio, Borromeo ſind 
            unüber=
treffliche Leiſtungen. Die „Meiſterſinger”=Feſtaufführung gab 
ihm Gelegenheit, als Hans Sachs ſeine unverbrauchten Mittel 
zu entfalten, als ein wahrer Meiſterſinger. 
Ein hervorragendes künſtleriſches Ereignis bedeutete die 
            Ur=
aufführung der neueſten Kompoſitionen Opus 32 Hans 
            Pfitz=
ners: vier Lieder nach Gedichten von Konrad Ferdinand 
Meyer. Paul Bender ſang ſie mit ſeiner ganzen Meiſterſchaft, 
begleitet vom Komponiſten. Das erſte, „Huſſens Kerker” mit 
weltmüder Ergebung beginnend, entwickelt ſich zu feierlicher, 
ſtimmungsſtarker Erhebung. Zu dieſem in überirdiſcher 
            Verklärt=
heit gehaltenen Liede ſteht der Säerſpruch mit ſeiner friſchen, 
enengiſchen Rhythmiſierung in geradem Gegenſatz. Das 
            ſchwie=
rigſt erfaßbare der Vierheit iſt „Eingelegte Ruder” freilich das 
tiefſte von allen. Es erreicht eine wundervolle träumeriſche 
Schönheit. „Laß ſcharren deiner Roſſe Huf” iſt ein ſtürmiſches 
Lied von befeuerndem Schwung. Sowohl der Schöpfer dieſer 
Lieder, wie auch der Sänger wurden mit begeiſtertem Beifall 
ausgezeichnet. 
Von ſeinen treuen Verehrern mit Jubel empfangen, bot uns 
unſer ehemaliger Generalmſikdirektor Bruno Walter den 
            ſel=
tenen Genuß, wieder einmal ſeine reife Kunſt am Klavier zu 
bewundern. Ein Beethoven=Sonatenabend, den er mit dem 
Wiener Geigenmeiſter Prof. Arnold Roſé veranſtaltete, gab 
hierzu Gelegenheit. Die ſublimen Feinheiten des Klavierſpiels 
Bruno Walters ſind eigentlich über jedes Lob erhaben, doch
 drängt es uns beſonders, dieſes Abends zu gedenken, der in der 
Vereinigung mit Roſés abgeklärtem, wahrhaft klaſſiſchem 
            Kön=
nen beſonders in der Kreutzerſonate das Höchſte bot. 
Ebenfalls im Rahmen der Feſtkonzerte gab Sigrid 
            One=
gin einen Liederabend, an dem dieſe gottbegnadete Sängerin 
ihre wunderbare Geſangskunſt und die ganze Majeſtät ihrer 
herrlichen Stimme entfaltete. Unſer heimiſcher Liebling, Michael 
Raucheiſen, der die Kunſt der Liedbegleitung auf die Höhe 
unübertrefflicher Meiſterſchaft gehoben hat und eben von einer 
Konzertreiſe nach Japan und China zurückgekehrt war, wurde 
mit Sigrid Onegin begeiſtert gefeiert. 
Die Konzertgeſellſchaft für Chorgeſang 
            be=
reitet unter ihrem neuen Dirigenten Dr. Hans Rohr Großes 
für den Winter vor. Im Wechſel von Chor= und Orcheſterwerken 
von Bach, Händel, Cornelius, Haydn, Hugo Wolf u. a. gedenkt 
ſie under Mitwirkung erſter Soliſten zehn Konzerte und ein 
großes Kirchenkorzert zu geben. Der künſtleriſche Mut der 
            Kon=
zerdgeſellſchaft, mit ſo umfaſſenden Plänen vor das Publikum zu 
treten, verdient die größte Anerkennung und Förderung. 
Das Staatstheater brachte im Künſtlertheater Shakeſpeares 
Schauſpiel „Maß für Maß” zur Aufführung. Erwin Faber hat 
darin in der Rolle des Angelos die deutſche Bühne um eine 
            be=
deutende dramatiſche Geſtalt bereichert. Lützenkirchen als 
Herzog, Albert Fiſchel als Claudio und Annemarie Holtz 
trugen zur Vollendung dieſer von Schönheit getragenen 
            ſchwung=
vollen Darſtellung ihr Beſtes bei. 
Das Schauſpielhaus hatte zwei Erſtaufführungen: Heinrich 
Ilgenſteins Luſtſpiel „Kammermuſik” und „
            Klariſ=
ſas halbes Herz” von Max Brod. Das erſtere eine 
ſchwankartige Hofgeſchichte voll luſtigſter Situationen und 
            drama=
tiſcher Spannung unterhielt das Publikum ausgezeichnet. Felix 
Norfolk ſpielte die männliche Hauptrolle, Margarethe Frey 
die verliebte Herzogin. Rudolf Hoch, dieſer vortreffliche 
            Regiſ=
ſeur, hatte die Aufführung glänzend inſzeniert. „Klariſſas 
            hal=
bes Herz” iſt ein geiſtvolles Plauderſtück aus dem Leben einer 
Theaterdiva, voll Temperament und Leben. Leontine Sagan 
aus Frankfurt a. M. bot als Klariſſa eine blendende Leiſtung 
und eroberte ſich im Flug die Gunſt des Münchener Publikums. 
In den Kammerſpielen gaſtierte Albert Steinrück 
in Strindbergs „Todentanz” und „Frau Warvens Gewerbe” von 
Bernard Shaw. In beiden Vorſtellungen waren die 
            Kammer=
ſpiele wieder auf ihrer alten Höhe. Steinrück bringt alle Mittel 
wie kein zweiter für die Rolle des Edgar im „Totentanz” mit, 
er hat ſie, ſeit wir ihn nicht geſehen, nur noch vertieft und 
            plaſti=
ſcher herausgearbeitet, ein Meiſter der ſtummen Geſte und des 
wortloſen Spiels, 
Elara Ebert.
Nummer 38
Unterhaltungsblatt und Frauenzeitung
Jahrgang 1923
 Die Sprache der Verliebten. 
C.K. Die Liebe ſpielt im Leben des Menſchen eine ſo große 
Rolle, daß ſie natürlich auch in der Sprache ihren reichen 
            Aus=
druck gefunden hat. Beſonders die Umgangsſprache hat ſich 
einen beziehungsreichen Jargon auf dieſem Gebiet geſchaffen. 
Der bekannte Sprachhiſtoriker Prof. Ostar Weiſe behandelt in 
ſeinem ſoeben bei der Frommannſchen Buchhandlung in Jena 
erſchienenen Buch „Die Deutſche Sprache als Spiegel deutſcher 
Kultur” auch Verlobung und Hochzeit, wie er überhaupt mit 
Hilfe der Sprache tiefe Blicke in unſer geſchichtliches und 
            alltäg=
liches Leben tut. Wenn ſich jemand „verplempert”, d. h. 
            eigent=
lich die Plempe, den Degen zieht, alſo ſich auf gefährliche Händel 
einläßt, wenn er ſich in ein Mädchen „verſchießt” oder „verguckt” 
ſo „ſpinnt ſich etwas an‟. Es entſteht dann ein „Techtelmechtel”, 
eine lautmalende Sprachbildung, die wohl auf das italieniſche 
„Teco meco”, d. h. „ich mit dir, du mit mir”, zurückgeht und 
ein geheimes Einverſtändnis bedeutet. Der Verliebte macht 
Fenſterpromenaden oder „fenſtert” gar, indem er durchs Fenſter 
ins Zimmer der Auserkorenen ſteigt. Iſt er dann der Sache 
ſicher, ſo „wirbt” er, d. h. eigentlich: er dreht ſich um ſie, es dreht 
ſich bei ihm alles um ſie, und auch da kann es ihm noch paſſieren, 
daß er „einen Korb bekommt”. Im Mittelalter, wo freundliche 
Frauen die Liebhaber manchmal in Körben zu ſich heraufzogen, 
war es ein ebenſo derber wie beliebter Spaß, dem in Ungnade 
gefallenen Freier einen Korb mit ſo ſchwachem Boden 
            herab=
zulaſſen, daß er beim Hinaufziehen durchfallen mußte. Dieſer 
Korb wurde dann ſpäter Symbol für eine Ablehnung und dem 
Liebhaber ins Haus geſchickt. Heute iſt er nur noch in der 
Redensart erhalten, und auch die Bezeichnung, daß man bei 
einer Werbung „durchfällt”, geht noch auf dieſen Spaß 
            mittel=
alterlicher Damen zurück. Macht der Verehrer bei den Eltern 
ſeinen Antrag, ſo darf er „Brautſchau” halten; in Weſtfalen 
braucht man dafür den Ausdruck „auf den Sterkehandel gehn” 
tobei Sterke eine junge Kuh iſt. Das kommt daher, daß junge 
Leute früher, wenn ſie ſich auf einem Bauernhof die Zukünftige 
ausſuchen wollten, als Vorwand angaben, ſie wollten eine Kuh 
kaufen. Iſt man verlobt, dann „gehen” die jungen Leute 
            mit=
einander und werden dabei von einem Elefanten” begleitet, ſo 
nennt man die Anſtandsperſon, die urſprünglich die 
            Aufmerk=
ſamkeit von dem Brautpaar auf ſich ablenken ſollte, wie es das 
große Rüſſeltier im Zoo tut. 
Dann naht die Zeit der „Hochzeit”, der „hohen Zeit”, die 
            zu=
nächſt nur ein ſchönes Feſt bedeutete. Vorher iſt der „
            Polter=
abend”, an dem von der Jugend zahlreiche Töpfe vor die Tür 
der Braut geworfen werden, um durch den Lärm die böſen 
Geiſter zu bannen; bisweilen ſagt man auch „Hühnerhochzeit” 
weil bei dieſem Vorfeſt die Braut die Flügel als Geſchenk 
            er=
hielt. Die Heirat bedeutet eigentlich Hausverſorgung. Die 
            Mit=
gift oder Morgengabe iſt urſprünglich das Geſchenk, das die 
junge Frau am Morgen nach der Hochzeit von ihrem Mann 
            er=
hielt, ſpäter aber dann gerade das geworden, was die Braut 
mitbekommt. Das äußere Zeichen der Heirat war, daß die 
Frau, die das Haar bis dahin offen getragen hatte, es nunmehr 
unter einer Haube verbarg; ſie war alſo tatſächlich „unter die 
Haube gekommen”. Nun beginnen die „Flitterwochen” die nach 
dem mittelhochdeutſchen „viltern”, d. h. flüſtern, kichern ſo 
            ge=
nannt werden. Der Mann muß ſich davor hüten, daß er nicht 
„unter den Pantoffel kommt” wobei der Pantoffel als Sinnbild 
für den Fuß ſteht. Deshalb trat bei der altgermaniſchen 
            Ver=
mählung der Bräutigam der Braut auf den Fuß, um damit auch 
rechtlich anzudeuten, daß er nunmehr die Vormundſchaft, die 
            bis=
her der Vater über das Mädchen ausübte, angetreten habe. 
Zeigt er nicht von Anfang an, daß er der Herr im Hauſe iſt, 
dann muß er ſich endloſe „Gardinenpredigten” gefallen laſſen, 
die die Frau hinter dem früher üblichen Bettvorhang hielt. Ja 
es kann vorkommen, daß ſelbſt die Nachbarn dem Schwächling, 
der ſich von ſeiner Frau alles gefallen läßt, „aufs Dach ſteigen” 
d. h. einen Teil des Daches abdecken, ſo daß es ihm auf den Kopf 
regnet. 
Die Mode von heute. 
Das einfache Herbſtkoſtüm. Bei oberflächlicher 
Schätzung unterſcheidet es ſich nur wenig vom eleganten Genre. 
Selbſtredend iſt die geſamte Ausſtattung bedeutend einfacher 
            ge=
halten. Vielfach geſellt ſich zu dieſer noch Bortenbeſatz, 
            ornament=
artige Treſſenverzierung und vereinzelt nur mäßig und diskret 
angebrachte Stickerei von ſchwarzen Miniaturperlen. An ihm 
wird, dem Zuge der Mode folgend, viel Pelz verwendet. Zumeiſt 
iſt es Kanin in verſchiedenſter Veredlung und Farbe. Oft ſcheint 
man mit allzu reichlichem Pelzbeſatz die mindere Güte des 
            Stof=
fes und ſeiner Verarbeitung verdecken zu wollen. Recht 
            anſpre=
chend wirken unter dieſen neuen Modellen mäßig bluſig gehaltene 
kurze Gürteljacken, mit breiten, vorn aufgeſetzten tiefen 
            Pelz=
taſchen als Mufferſatz, hohen Pelzaufſchlägen an bluſig 
            gehal=
tenen Aermeln und breiten Pelzbeſätzen an einem angearbeiteten 
Stoffteil, der entweder fichuartig den vorderen Ausſchnitt 
            um=
rahmt, einmal vorn verſchlungen als Krawatte getragen werden,
 verſtieß. Die Hausfrau, die ihrerſeits ſich durchaus in 
            Abhängig=
keit von dem ſelbſtherrlichen Schalten ihrer Angeſtellten fühlte. . . 
Dennoch hätte es jahrelang ſo weitergehen können. Mit 
            ver=
haltenen Empfindungen auf allen Seiten, ohne Ausbruch, ohne 
Szenen, ſelbſt ohne tiefere Verwicklungen. 
Wenn die Frau die Nerven danach gehabt hätte Cäcilie 
erfüllte im Großen und Ganzen ihre Pflicht, verſorgte den 
            Hilf=
loſen; das Ehepaar war entlaſtet. 
Aber Renate hörte nicht auf, nach einem ſtichhaltigen Grunde 
für eine Trennung zu grübeln. Sie konnte den Blick nicht 
            län=
ger ertragen, mit dem Reinhold voll und warm an des Mädchens 
jungen Bewegungen hing. Dieſen Blick, der die Frau 
            ent=
rechtete. 
Es gab nur einen Grund zur Trennung ohne Ausſprachen; 
daß der Krankenſchweſter Leiſtung überflüſſig wurde. 
Die zarte Frau, die keinen Fiſch ſchlachten und nicht einen 
Käfer zertreten konnte, verſchaffte ſich aus ihres Mannes 
            Gift=
ſchrank ſoviel Schlafmitteldoſen, daß der entkräftete Greis nach 
kurzem Siechtum einging. 
Er bedurfte keiner Pflegerin mehr. 
Eine unendliche Befreiung überkam Renate. Alle anderen 
Gefühle und Gedanken blieben wie in ſchwerer Ohnmacht 
            ge=
bunden. 
Erſt nach Jahresfriſt, als der Mordprozeß, von dem alle 
Welt ſprach, ſein Ende gefunden und die Frau des angeſehenen 
Arztes, die ſtets eine liebevolle Schwiegertochter geweſen, in der 
Zuchthauszelle verſchwand, wich jene Betäubung von ihr 
Und ſie begriff, was geſchehen war, und begriff es, je tiefer 
ſie in ſich hineinbohrte, doch wieder nicht 
Die Parabel von der Erhabenheit. 
Von Safed dem Weiſen. 
Ich ſaß in einem Gaſthauſe, und einer der Söhne Hams 
bediente den Tiſch. Und da ſaß neben mir ein ſehr 
            unvernünf=
tiger Mann, der ſich über die Bedienung beklagte und über die 
Speiſen und über die Preiſe. Und er behandelte den 
            Aethio=
pier verächtlich und grob. 
Und als der Mann weggegangen war, lobte ich den 
            Aethio=
pier. Und ich ſagte zu ihm: „Jener Mann hat ſich gegen dich 
höchſt unziemlich benommen — du aber haſt eine ſeltene Geduld 
an den Tag gelegt!“
 oder bei rauhem Wetter ſeitlich zur Schleife geſchlungen oder 
vorn gekreuzt rechts und links über die Schulter geſchlagen 
            wer=
den kann. Ein äußerſt praktiſches Modell, das nicht nur ſtändig 
und nach Belieben ſein Ausſehen verändert, ſondern auch 
            ver=
ſchiedenen Zwecken dient. Eine Weſte aus türkiſch gemuſtertem 
Samt oder Duvetine darunter getragen, mit feuerrotem oder 
lebhaft grünem ſchmalen Leder= oder Ripsgürtel und kleiner, 
blitzender Stahl= oder Bronceſchnalle zuſammengehalten, mit 
duftigen Voile= oder Chiffonärmeln, mäßig bluſig gehalten, und 
an der handhohen Manſchette entweder oben oder über der Hand 
nur daumenbreit mir Pelz eingerollt, vervollſtändigt neben dem 
ſchlichten und ziemlich engen Rock dieſes ausnehmend hübſche 
und ſehr kleidſame jugendliche Modell. Recht apart wirkt auch 
ein breitſtreifig gehaltenes Koſtüm mit angeſchnittenen Aermeln, 
die bei ziemlich großer oberer Weite nach dem Handgelenk zu 
ſich verengen und hier mit Pelz beſetzt ſind, einem breiten 
            Steh=
umlegkragen und handbreitem Pelzbeſatz am unteren Rande der 
Jacke. Der Rücken fällt an ihr bluſig über den durch ſaubere 
Bieſen genau nach den Streifen abgenähten eingeengten Schoß. 
Der links ſeitliche Schluß wird durch einen blind aufgeſetzten 
großen Knopf markiert, unter dem zwei Kohinoors das weit 
übereinander liegende Vorderteil rechts und links übereinander 
feſthalten. Das Innenfutter iſt vielfach nur bis zur Taillenlinie 
im Innern angebracht und weiſt praktiſcherweiſe rechts und links 
in den Vorderteilen zwei Innentaſchen auf, die unter den 
            glocken=
gehaltenen Schößen oder dem an einem Modell aus Gabardine 
oder feinem Tuch gefertigten, ſcharf eingeplätteten Pliſſeefalten= 
E. M. 
ſchoß nach außen nicht in Erſcheinung treten. 
Der zeitgemäße Haushalt. 
Das Einlegen von Wildfrüchten auf 
            Winter=
vorrat. Die Wildfrüchte, Hagebutten, Maulbeeren, von 
            letz=
teren namentlich die ſchwarzfrüchtigen Sorten, weiter 
            Ber=
beritzen, Ebereſchen und Schlehen, die allerdings erſt, wenn ſie 
Froſt bekommen haben, der ihren ſonſt ſtrengen Geſchmack 
            mil=
dert, bieten eine äußerſt pikante Zukoſt zu den verſchiedenſten 
Speiſen. Die Hagebutten müſſen von Stiel und Blüten befreit, 
halbiert und die Samenkörner und Haare mit ſchmalem 
            Feder=
meſſer oder umgekehrter Schreibfeder herausgekratzt werden, 
die anderen Wildfrüchte, von den Stielen befreit, die Berberitzen 
jedoch als Trauben in die Gläſer gefüllt werden. Nun wird eine 
ſchwache Zucker= oder Süßſtofflöſung auf die feſt eingedrückten 
Früchte gefüllt und die möglichſt gleich großen Gläſer im 
            Appa=
rat von Weck, enge Gläſer 20 Minuten, weitere Gläſer 25 
            Minu=
ten, bei 80 Grad erhitzt. Natürlich können dieſe Früchte auch 
ohne Zucker eingekocht werden, nur überzeuge man ſich in den 
erſten Tagen, daß die Deckel feſt aufliegen. Im allgemeinen 
halten ſich dieſe Früchte, in guten Gläſern von Weck eingelegt, 
tadellos jahrelang unverändert im Geſchmack und Ausſehen und 
ſollten viel mehr, als es bis jetzt geſchieht, geerntet und ver= 
L. 
tvendet werden. 
Vereinfachtes Wäſcheeinſprengen. Man 
            ent=
ferne von einer ſogenannten Patentflaſche den Gummiring des 
Verſchluſſes, fülle ſie mit Waſſer und ſprenge nun mit der 
eicht und gleichmäßig ſpritzenden Flaſche die Wäſche ein, ſie 
wird nur wenig naß, iſt aber, einige Stunden feſt 
            zuſammen=
gerollt, gerade feucht genug, um beim Plätten ſchön glatt zu 
H. 
werden, ohne viel Hitze im Eiſen zu benötigen. 
Schildpatt=Haarſchmuck blank zu erhalten. 
Dieſer leidet zumeiſt durch die Berührung mit der warmen Hand. 
Selbſt bei größter Sauberkeit ſondern dieſe bekanntlich etwas 
Hautfett ab, das dem Schildpatt ſchädlich iſt. Deshalb ſollte ſich 
jede Beſitzerin von Schildpatt daran gewöhnen, Haarnadeln, 
Kämme oder Spangen entweder vor jedesmaligem Gebrauch mit 
einem dazu bereitgelegten Stückchen Flanell zu überreiben, bis 
das Stück warm wird. Bei dieſer Behandlung behält Schildpatt 
ſtets ſeinen ſchönen feinen Hochglanz. 
M. 
Einfacher mürber Obſtkuchen. Dieſen kann man 
noch verhältnismäßig billig herſtellen und dabei am ſo teuren 
Zucker ſparen, ohne daß man den Mangel desſelben am Geſchmack 
verſpürt, wenn man 1 Eßlöffel Zucker, 2 Eßlöffeln Süßſtofflöſung, 
1 Eßlöffel Trockenei, 1 Eßlöffel Fett oder Oel, 2 Eßlöffeln Milch 
oder Milchwaſſer, Gewürz nach Geſchmack, 1 halbem Pfund Mehl 
und 1 Teelöffel Bullrich Salz zu einem weichen Teig anrührt, 
einen Eßlöffel Eſſig beifügt und in vorbereiteter Springform 
bäckt. Nach dem Erkalten gibt man abgetropftes, geſchmortes 
Obſt darauf und überſtreut mit geriebenem Zwieback. L. 
Serviettenkloß mit Musſoße. 150 Gram 
            alt=
backene Semmel werden in Milch eingeweicht, dann mit einem 
Eßlöffel zerlaſſenem Fett, einem Teelöffel Salz, einem Ei, etwas 
Muskatnuß, einem Teelöffel guter Suppenwürze, einem halben 
Päckchen Backpulver und ſo viel Mehl verrührt, daß ein nicht 
zu feſter Teig entſteht, dieſer in einer in kaltem Waſſer 
            ausge=
wundener Serviette locker eingebunden und über Quirlſtiel 
            ge=
hängt in Salzwaſſer eine Stunde langſam gekocht. Musſoße, wie 
geſchmorte Pflaumen ſchmecken ganz vorzüglich dazu. 
Speiſezettel. 
Sonntag: Reis mit Leberli. — Montag: Serviettenkloß mit 
Pflaumen. — Dienstag: Sauerkraut mit Erbſen. — Mittwoch: 
Birnenkartoffeln.
 Und er ſagte: „Ja, Herr, da waren ſtarke Worte in der 
Sprache, die er geſprochen hat!“ 
Und ich ſagte: „Es iſt eine ſeltene und ſchöne Eigenſchaft, 
ſich unter ſolchen Umſtänden beherrſchen zu können!“ 
Nun, als ich das geſagt hatte, wurde der äthiopiſche Kellner 
zutraulich. Und er ſagte: 
„Herr, wenn ein Mann eine ſo überlegene Stellung inne 
hat wie ich, kann er ſich erlauben, erhaben zu ſein!“ 
Und ich wurde neugierig, zu erfahren, was er denn als 
ſeine „überlegene Stellung” erachtete. Und ich ſagte: 
„Jeder Menſch, der ruhig Blut behalten kann, hat eine 
            über=
legene Stellung inne.” 
Und er ſagte: „Ja, Herr! Aber ich habe den 
            außerordent=
lichen Vorteil für mich — und kann’s mir leiſten, die Worte zu 
überhören, die der Mann geſprochen hat!“ 
Nun war ich aber wirklich geſpannt. Und ich bat ihn, mir 
doch von ſeiner überlegenen Stellung zu erzählen, die ihn 
            be=
fähigte, ſeine gute Laune zu bewahren und ſich durchaus erhaben 
zu geben. 
Und er wollte anfangs nicht. Aber als ich ihn dringlicher 
bat, erzählte er mir, auf welche Art er ſeine Ueberlegenheit 
beweiſe. 
Und er ſagte mir ganz im Vertrauen: 
„Ich hab’ ihm Abwaſchwaſſer in den Kaffee gegoſſen!“ 
Nun, als ich dieſe Worte gehört hatte, erwog ich viele Dinge. 
Denn ich erbannte, daß der Aethiopier wirklich eine 
            über=
legene Stellung innehabe und ſich vieler Hilfsmittel bedienen 
könne, die ihm bei ſeiner Uebung ſtrenger Selbſtbeherrſchung 
zugute kämen. Und ich beſchloß, die Gefühle äthiopiſcher Kellner 
fortan beſonders zu ſchonen, denn ich bin kein Freund von 
            Ab=
waſchwaſſer, und ich hatte bereits zu viel Kaffee getrunken, der 
ganz überlegen danach ſchmeckte. 
Und ich ſann der Sache weiter nach, und ich ſagte: „Wie 
dieſer geringe Sohn Hams in ſeiner Seele — ob nun mit oder 
ohne Abwaſchwaſſer — eine hinreichende Verſicherung ſeiner 
Ueberlegenheit beſitzt, die ihn ſogar befähigt, bis zur 
            Erhaben=
heit aufzuſteigen, ſo vermag dies jeder Menſch. Und es könnte 
ſein, daß erſt diejenige die wahre Erhabenheit wäre, die das 
Abwaſchwaſſer unnötig macht. 
Deſſenungeachtet lächelte ich in mich hinein, als ich daran 
dachte, wie der Mann, der den Aethiopier ſo verächtlich und 
grob behandelte, empfangen hatte, was er verdiente, wenngleich 
ihn auch die größte Menge Abwaſchwaſſer nicht erhaben machen 
würde, 
(Uebertragen von Max Hayek.)
Nummer 19
 Aufgabe 37 
W. Roeſe in Hamburg 
(Urdruck),
 Weiß zieht und ſetzt in drei Zügen matt, 
Prüfſtellung: Weiß: Kc8 Lb5 Sd8 (3); 
Schwarz: Ka8 Sb4 Ba7 (3); 3 +. 
Eine Kleinigkeit, die zu bewältigen auch ungeübten Löſern nicht 
ſchwer fallen wird. 
Aufgabe 38 
A. M. Sparke in Lincoln. 
(Good Companion 1918). 
Weiß: Kh8 Df6 Tg2 La5 h3 Bf3 (6); 
Schwarz: Kf1 La1 Sc3 Bh2 (4). 
Matt in zwei Zügen. 
Löſungen der Aufgaben 23—28: 
23. b. Holzhauſen, D. W. 1905 (Kc1 Da8 Tf2 Ld1 Ba2 b7; Kal 
Tb8: 3 +) 1 Tf1—f71 Ta8: 2. ba S. L. 1. . . . T anders 2. D X T.— 
er ſchwarze I muß durch Schlagen beſeitigt und Schwarz zu 2... 
Ka2: gezwungen werden. 1. Tf2 —18 geht nicht wegen 1. Tb8X 
a8, 1. Tf2—74,—15. —f6 nicht wegen 1. ... Tb8—g8 und wenn 
Weiß jetzt 2. Dg8: ſpielt, iſt Schwarz patt. Es muß der Verteidigung 
1. . . . Tg8 wegen die Schräge a2 —g8 geſperrt werden — ein 
            geiſt=
reicher Gedanke! 
24. Loyd, 3. Pr. Par. Turn. 1878 (Kal Dc7 Tb3 b5 Lc1 Sc5 f2; 
Kc2 Dh3 Ta7 g3 Lh1 Sel h8 Ba2 b715; 2+) 1. Tb3—f3. Ein 
altes Beiſpiel für das „weiße Springerrad‟ 
25. Karſtedt, Fränk. Vbl. 1912 (Kg7 Df8 Ta6d4 La3 b5 Sa4 d2 
Bd3 f2 g4: Ke5 Tb4 c7 Sb6 Bd5 e6e7 g5: 2+) 1. Df8—b8 
Zugzwang. 4 Feſſelungen bei 1. . . . Kd6 2. Sc4 X). 
26. O. Dehler, Quelle 1922 (Kg7 Dd2 Sc5; Kc8 Lg8 Ba6 c7; 
3 +). 1 Dd2—h6 dr. 2. Dc6 1. . . . Kb8 2. Da6: 1. . . . Kd8 2. Df6+ 
1. a5, Lh7, C6 2. Dc6 (-F:). 1... . L— anders 2. Dh8 +. Eine 
„Miniature” — Aufgabe mit nicht mehr als 7 Steinen. 
27. Roeſe Urdruck (Ke8 Te7 Le5 Set h2; Kg1 Lh1 Sa8 Bg2 
h3; 3+) 1. Le5—b8 Sa8—c7 F 2. Te7kc7 3. Tc1 +. Die Idee 
des „indiſchen Problems” von Loveday: weißer Schnittpunkt. Mit 1, 
Lb8, dem „kritiſchen Zug” überſchreitet der L das „kritiſche Feld” c7. 
2. Tc7 iſt dann der Sperrzug” der die Wirkungslinie des I 
            unter=
bricht. Schwarz gerät durch Zugzwang in ein tödliches Abzugsſchach; 
während es ohne den kritiſchen Zug nach 1. .. . Sc7 + 2. Tc7i patt 
wäre.— 1. . . . Sb6 2. Tb7 3. Tb1X. 
28. J. C. J. Wainwright, Tours de force 1906 (Ka8 De3 Ta5 18 
Ld8 e2 Sb8 g4; Kd6 Td1 g6 Lh2 Sb7 c8; 2+). 1. Le2—c4. 
„Häufung‟.: Die weiße D ſetzt auf 12 verſchiedenen Feldern matt. — 
Eine Aufgabe ohne Bauern, 
Löſerliſte: J. Balß in Gadernheim, Hans Becker, H. F.; Prof, 
Dr. Reutzel, R. Sprenger (alle); Rolf Schmidthoff (23). 
Anfragen, Beiträge, Löſungen u. dgl. nur an die Schriftleitung 
des Darmſtädter Tagblatts mit der Aufſchrift „Schach”.
Röſſelſprung=Königszug.
mei ſchuf die kunſt ei= ein= gel ſpie= kei= dul= des ſters ſteh mal nen nen det der ſpie= von ſpricht das nur roſt ſtein gel und klein= Man ei= blu= vd. ne wig bech= ein froſt me die gibt blu= einz” ruf klein= das der es me ein knickt lud= ger gu= te od iſt Man beginne mit einem Röſſelſprung und ſetze abwechſelnd 
mit einem Königszug und Röſſelſprung fort. 
Carl Deubel. 
Darmſtädter Silbenrätſel. 
ad, al, as, bach, bat, ber, ci, da, dan, de, e, e, fe, gar, i, lat, ler, 
li, mau, rell, ri, ri, ſa, ſar, ſtab, tal, tau, te, te, ti, um, us, us, ve. 
Aus vorſtehenden Silben ſind 13 Wörter von folgender Bedeutung 
zu bilden: 1. Berühmter italienifcher Dichter. 2. Fluß in Bayern. 
3. Stadt in Baden. 4. Andere Bezeichnung für Meinungsaustauſch. 
5. Raubvogel. 6. Namhafter deutſcher Schriftſteller und 
            Theater=
dichter. 7. Britiſche Inſel im Indiſchen Ozean. 8. Speiſe aus 
Pflanzenteilen. 9. Metalliſches Element. 10. Portugieſiſche Provinz. 
11. Prophet des Alten Teſtaments. 12. Berühmter Perſerkönig im 
Altertum. 13. Religiöſe Handlung. 
Die Anfangs= und Endbuchſtaben ergeben, beide von oben nach 
unten geleſen, ein in Kürze bevorſtehendes Ereignis in Darmſtadt, 
auf das ſich die Jugend beſonders freut. 
Auflöſungen. 
Figurenrätſelz 
1. Lohengrin, 2. Untersberg, 3. Freiligrath, 4. Trauermantel, 
5. Luſt und Liebe, 6. Iſergebirge, 7. Nachmittag, 8. Ichneumon, 
9. Erle. — „Luftlinie”. 
Silbenrätſel: 
1. Danton, 2. Eminenz, 3. Regierung, 4. Gaeta, 5. Revolution, 
6. Ebernburg. — „Der Grenzgang”, 
Buchſtaben=Scharade. 
1. Bier — Biber; 2. Wechſel — Weichſel; 3. Reiſe — Reisz 
4. Bad — Band; 5. Lid — Leid. — „Viene‟ 
Verantwortlich: Max Streeie