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Rhein=
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
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Nummer 253 Donnerstag, den 13. September 1923 186. Jahrgang
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Deutſche Bank und Darmſtädter 8 Nationalbank
Deutſchlands Perſtändigungswille.
Ohne außenpolitiſche Löſung keine Finanzregelung. — Zunächſt Löſung des Ruhrkonflikts. — Heranziehung des
Privat=
beſthes.— Aufgabe des paſſen Widerſſands nur nach genüigender Sicherheit.— Streſenamn fordert Gerechtigkeſt.
Streſemanns Antwort an Poincaré.
* Berlin, 12. Sept. (Priv.=Tel.) In der Preſſeabteilung
der Reichsregierung fand heute abend auf Einladung ihres
Lei=
ters ein Empfang der Preſſe ſtatt, zu dem Reichskanzler Dr.
Streſemann, die Reichsminiſter und eine größere Anzahl
hervor=
ragender Perſönlichkeiten erſchienen waren. Nach einer kurzen
Begrüßungsanſprache des Miniſterialdirektors Kalle ergriff
der Reichskanzler Dr. Streſemann das Wort zu einer
länge=
ren Rede. Nachdem der Reichskanzler eine Darſtellung der
wirt=
ſchaftlichen und finanziellen Lage gegeben hatte und
insbeſon=
dere auf die Maßnahmen zu ſprechen gekommen war, die
getrof=
fen worden ſind, um dem Währungsverfall entgegenzu
treten, fuhr er fort:
Aber auch poſitive Mittel zur Aufhaltung des Verfalls
Währung, wie die Errichtung einer Goldnotenbank,
bri=
dieſe Frage nicht zur Heilung.
Offenheit iſt beſſer als Illuſion
und deshalb will ich es offen ausſprechen: Ohne Löſun
außenpolitiſchen Konflikts iſt die Finanzfrage nicht in Ord
zu bringen, der Verfall der Mark nicht aufzuhalten und
wirtſchaftliche Geſundung nicht herbeizuführen.
Die Regierung hat ſich vom Tage ihres Amtsantritts a
Löſung des Ruhrkonflikts zur Aufgabe geſtellt.
iſt klar, daß die Löſung nicht allein durch die Fortſetzung
paſſiven Widerſtandes erfolgen könnte. Machtpolitiſch iſt, wi
ein führendes reichshauptſtädtiſches Blatt es jetzt darſtellt, dieſe
Frage nicht zu löſen. Auch der ehemalige Reichskanzler Dr.
Cuno hat, wie er wiederholt verſichert hat, niemals davon
ge=
ſprochen, daß Verhandlungen über die Reparationsfrage erſt nach
der Räumung des Ruhrgebietes erfolgen ſollten.
Das Ziel des pafſiven Widerſtandes konnte nur ſein:
das Ruhrgebiet zu befreien.
Eine intereſſante hiſtoriſche Parallele hat der frühere
Kron=
prinz Rupprecht in München anläßlich einer Zuſammenkunft
eines dortigen Offiziersverbandes gezogen. Mit vollem Recht
betonte er, daß Selbſtvertrauen nicht Selbſterhebung ſein dürfe.
Er erinnerte, daran, daß Friedrich der Große ſich die
Maximen Richelieus zur Richtſchnur gemacht habe, daß dem
Krieg zur Seite ſtets Verhandlungen mit den Feinden laufen
müßten, ebenſo wie er den Ausſpruch des großen Preußenkönigs
zitierte, bei widrigem Winde müſſe man die Segel reffen. Von
einem ſolchen Geſichtspunkte ausgehend hat die Regierung
gehan=
delt. Sie würde ſich das größte Verdienſt erwerben, wenn ſie
den Ruhrkonflikt ſo bald als möglich abkürzen könnte. Aber die
bisherige Fühlungnahme zeigt ſogleich die
beſtehen=
den Schwierigkeiten.
Für uns iſt entſcheidend die Frage der Souveränität über
das Rheinland und die Wiedergewinnung der Freiheit des
Ruhrgebietes. Dafür ſind wir bereit, reale Garantien zu
geben.
Der franzöſiſche Miniſterpräſident hat kürzlich in einer Rede
ausgeführt, er zöge die poſitiven Sicherheiten, die Frankreich in
Händen habe, den ſchönſten theoretiſchen Rechten vor. Er
be=
abſichtige nicht, die Pfänder (Ruhrgebiet und Rheinland) gegen
allgemeine Garantien auszutauſchen. Er hat weiter betont, daß
die Garantien, die ich in Vorſchlag gebracht habe, zu den
Hypo=
theken gehörten, welche der Verſailler Vertrag den Allierten
aus dem Geſamtbeſitz des Reiches und der Länder gebe. Dieſe
Auffaſſung des franzöſiſchen Miniſterpräſidenten muß ich als
irrtümlich bezeichnen. Nach dem Verſailler Vertrag haftet
für die Verbindlichkeiten Deutſchlands das Vermögen des
Rei=
ches und der Länder. Was ich in meinen Darlegungen
vorge=
ſchlagen habe, betraf
die unmittelbare Heranziehung des Privatbeſitzes
und geht deshalb in dieſem Punkte über den Verſailler Vertrag
hinaus. Ebenſo iſt aber dieſe Heranziehung des Privatbeſitzes
ein realiſierbares Pfand für die Sicherheiten des Verſailler
Ver=
trages, die dieſe zurzeit nicht ſind. Wenn auf Reichsbeſitz und
Privatbeſitz der Wirtſchaft als Pfandrecht an erſter Stelle
Hypotheken zugunſten des Reiches eingetragen werden, und
zwar in Höhe eines beſtimmten Prozentſatzes dieſes Beſitzes,
ſo könnten dieſe Hypotheken als ein reales und mobiles
Wert=
objekt in eine Treuhandgeſellſchaft eingebracht werden,
an deren Verwaltung die Reparationsgläubiger beteiligt werden
könnten. Die Zinſen aus den Hypotheken würden der
Treu=
handgeſellſchaft zufließen. Dieſe wäre in der Lage, auf Grund
der Hypotheken und der Zinserträgniſſe durch Ausgabe von
Obligationen Anleihen aufzunehmen. Dadurch wäre die
Mög=
lichkeit gegeben, auch Frankreich ſofort in den Beſitz größerer
Zahlungen zu ſetzen, ebenſo wie die Einzahlungen in
angemeſ=
ſener Zeit fließend zu machen wären. Eine derartige Löſung iſt
ſicherlich kein theoretiſches Recht und keine allgemeine Garantie,
ſondern eine reale Tatſache, frei von jeder Zweideutigkeit. Sie
kann Frankreich in den Beſitz von Zahlungen ſetzen, wodurch die
von franzöſiſcher Seite aufgeſtellten Forderungen für die
Räu=
mung des Ruhrgebietes erfüllt wären. Dieſe Löſung bedingt
zu ihrer Verwirklichung die Wiederverfügung
Deutſch=
lands über das Ruhrgebiet und die
Wiederher=
ſtellung ſeiner Souveränität über das
Rhein=
land.
Dieſe Löſung iſt geeignet, die Frage des paſſiven
Wider=
ſtandes zu erledigen, wenn man uns Sicherheiten dafür
gibt, daß auf Grund einer ſolchen Vereinbarung das
Nuhr=
gebiet geräumt wird und im Rheinlande die alten Rechte
wiederhergeſtellt werden.
Gibt man uns Sicherheit dafür, daß jeder, der Rhein und
Ruhr ſeine Heimat nennt, frei der Heimat wiedergegeben wird,
ſo beſteht kein Grund mehr dagegen, dieſes große, einſt blühende
Wirtſchaftsgebiet ſeiner alten Arbeitsfreudigbeit wiederzugeben.
Ich hoffe auf die Möglichkeit einer ſolchen Regelung.
Frankreich hat durch ſeinen Miniſterpräſidenten wiederholt
erklärt, daß es keine Annexionen beabſichtige, daß es nicht an der
Ruhr zu bleiben gedenke. England befindet ſich mit dieſer
Auf=
faſſung ſicherlich in Uebereinſtimmung. Belgien würde die
Wie=
derherſtellung normaler wirtſchaftlicher Verhältniſſe ſicherlich
be=
grüßen. Wir ſind überzeugt davon, daß auch die Auffaſſung
Italiens ſich in derſelben Nichtung bewegen wird. Uns bewegt
jetzt die Frage, ob die deutſche Wirtſchaft die ihr zugemuteten
Belaſtungen wird tragen können. Wir wiſſen, in welch ſchwerer
Zeit wir uns befinden. Aber ich darf mit Genugtuung darauf
hinweiſen, daß dem gegenwärtigen Kabinett von führenden
Per=
ſönlichkeiten der Wirtſchaft Leiſtungen angeboten worden ſind in
einer Höhe, die uns die Ausführung der heute von mir
vorge=
ſchlagenen Zahlungen ermöglichen werden. Wenn es um die
Entſcheidung geht zwiſchen Freiheit des Landes
und Beſitz des Einzelnen, ſo müſſen wir hoffen, daß
die deutſche Wirtſchaft ſich nicht niedriger einſchätzt, als jene
oſt=
preußiſche Landſchaft, die einſt durch Hingabe ihres Beſitzes als
Pfand für den Staat Preußen die Abtragung einer großen
Kriegsentſchädigung ermöglichte und die 100 Jahre gebraucht
hat, um die Verbindlichkeiten zu amortiſieren, dafür aber auch
ein leuchtendes Beiſpiel vaterländiſcher Pflichterfüllung
ge=
geben hat.
In der von mir vorhin erwähnten Rede des ehemaligen
Kronprinzen Rupprecht in München ſindet ſich der gute Satz;
„Es handelt ſich jetzt nicht um dynaſtiſche Fragen, es handelt
ſich um die Exiſtenz von Reich und Land. Es handelt
ſich darüber hinaus auch nicht um Fragen der Parteipolitik oder
um einzelne Intereſſen von Berufsſtellen, ſondern um Leben
und Sterben des deutſchen Volkes. Irgend eine
Verſtändigung iſt allerdings davon abhäpgig, ob man glaubt,
daß eine Stimmung zwiſchen Frankreich und Deutſchland
geſchaf=
fen werden kann, auf der ſich eine ſolche Verſtändigung aufbauen
läßt. Ob dies möglich iſt, iſt eine Frage, die ich nur vom
deut=
ſchen Standpunkt aus beantworten kann. Jedenfalls iſt ſie
not=
wendig.
Der franzöſiſche Miniſterpräſident hat in ſeiner letzten Rede
auf die Art und Weiſe hingewieſen, in der einſt nach dem Kriege
1870/71 die Verhältniſſe zwiſchen Frankreich und Deutſchland
wieder geregelt worden ſind, und hat mir empfohlen, die
Kor=
reſpondenz zwiſchen Thiers und dem Grafen Saint Valliers und
dem Generalfeldmarſchall v. Manteuffel nachzuleſen und daraus
die Folgerungen für die deutſche Einſtellung gegenüber dem
Frankreich der Gegenwart zu ziehen. Mir iſt die Korreſpondenz
wohl bekannt und ich darf darauf hinweiſen, daß gerade dieſe
Korreſpondenz davon zeugt, daß Deutſchland als okkupierende
Macht nach einem gewonnenen Kriege, ſich ſehr, wohl bewußt
war, daß ein friedliches Nebeneinanderleben der Nationen auch
die Schonung berechtigter Empfindlichkeiten im Verkehr der
Nationen
in ſich trägt. Graf Saint Valliers ſchreibt dem
Miniſterpräſiden=
ten Thiers unterm 2. März 1873 daß er mehr als einmal die
Art und Weiſe des deutſchen kommandierenden Generals
Frank=
reich gegenüber loben müſſe, daß er ihm von ſeiner Geſinnung
mehr als eine Probe gegeben habe, und daß er unter ſtarkem
Druck ſeine Truppen trotz gewiſſer Widerſtände in
Baracken=
lagern untergebracht hätte, um die franzöſiſche Bevölkerung zu
ſchonen. Dem deutſchen Generalfeldmarſchall gebühre, wie Graf
Saint Valliers in einem anderen Briefe vom 23. September 1873
verſichert, eine Seite aufrichtiger Dankbarkeit in den franzöſiſchen
Annglen.
Die Art der Wiederaufnahme der
Bezie=
hungen zwiſchen zwei Nationen nach einem
furcht=
baren Kriege tritt vielleicht noch mehr als in dieſem
Brief=
wechſel in den Memoiren des erſten Botſchafters der franzöſiſchen
Republik in Berlin de Goutant Biron zutage, der fortgeſetzt in
der Lage war, darüber zu berichten, wie ſehr Deutſchland ſich
be=
mühte, der Periode des Kriegs die Aera des Friedens folgen
zu laſſen. Bei der Antittsaudienz des franzöſiſchen Botſchafters
beim deut ichen Kronprinzen fiel die Aeußerung:
Glücklicherweiſe iſt der Krieg zu Ende. Jetzt gilt es, den
Frieden zu erhalten. Man will den Frieden!“
So klingt es aus den Berichten des franzöſiſchen Botſchafters
nach Paris wieder, und von dem Fürſten Bismarck ſagte
Thiers in einem Briefe an den franzöſiſchen Botſchafter mit
Recht, daß große Geiſter ſtets ein gewiſſes Maß von
Gerechtig=
keit beſitzen, das bei gebotener Gelegenheit zutage trete, und
wenige Tage darauf ſetzte er dieſen Gedanken über die damalige
Politik des deutſchen Reichskanzlers fort mit den Worten:
„Danken Sie Herrn v. Bismarck, daß er auf unſere Wünſche
eingegangen iſt. Um zu tun, was er getan, mußte man den
Preis im Auge haben, und dieſer Preis iſt errungen worden.
Er beſteht in der weſentlichen Beſchwichtigung der nationalen
Leidenſchaften als der beſten Garantie für den Frieden.”
Und noch ein letztes Zitat aus jener Zeit: Am 20. März 1873
ſchrieb der franzöſiſche Außenminiſter Remuſet an ſeinen
Bot=
ſchafter in Berlin:
„Wir werden nun in unſeren alltäglichen Beziehungen mit
Preußen etwas Ruhe eintreten laſſen und beweiſen, was wir
immer ausgeſprochen haben, daß die Näumung des Gebietes
erſt den Frieden vollenden und befeſtigen wird.
Die Okupation iſt, ſolange ſie dauert, ein Weg des Krieges.
Wenn heute unter anderen Verhältniſſen wie 1873
Deutſch=
land, das bereit iſt, die Folgerungen aus einem verlorenen
Kriege auf ſich zu nehmen, dem Frankreich der Gegenwart
gegen=
überſteht, ſo möchte ich wünſchen, daß auch diejenigen
Perſön=
lichkeiten, in deren Hand mehr als je das Geſchick Frankreichs
liegt, von denen die Ruhe und Befriedung Europas abhängt,
ſich von dem Geſichtspunkt leiten laſſen mögen, daß es jetzt gilt,
den Frieden zu wollen, den Frieden zu erhalten durch eine
Poli=
tik der Gerechtigkeit, die geeignet iſt, die nanionalen
Leidenſchaf=
ten zu beſchwichtigen und damit die Garantie für einen
wirk=
lichen Frieden zu geben.
Deutſchland kapituliert nicht.
* Berlin, 13. Sept. (Priv.=Tel.) Von den am frühen
Morgen erſcheinenden Verliner Zeitungen liegt uns zur
Reichs=
kanzlerrede ein Kommentar des Vorwärts vor, der u. a.
folgen=
des ſchreibt: Der Reichskanzler Dr. Streſemann hat geſtern auf
dem Empfangsabend der deutſchen Preſſe nicht nur geſprochen,
ſondern er hat auch wichtiges geſagt. Er hat mit ſeiner Rede von
den vielberedeten Vorderhandlungen und Fühlungsmaßnahmen
den Schleier ſortgezogen und hat gezeigt, wie es wirklich ſteht.
Deutſchland kapituliert nicht, um nachher zu verhandeln, ſondern
es verhandelt un nicht zu kapitulieren. Vor allem iſt es
notwen=
dig, einen Ap des Ruhrkonſlikts zu beſeitigen und damit die
Kampffront wieder ſrei zu machen, um auf dem Kampffeld die
Meinungsverſchiedenhetten auszutragen. Hier iſt die
Reichsre=
gierang auf dem richtigen Weg. Und wenn auf der einen Seite
ein wenig Einſicht, auf der unſeren ein wenig Geduld vorhanden
iſt, dann iſt auch wieder Hoffnung erlaubt.
Paris erwartet eine deutſche Note.
U. Paris, 13. Sept. Die geſtrigen Abendblätter kündigen
an, daß eine deutſche Note, welche auf den geſtern ewarteten
Er=
klärungen Streſemanns baſiert, in zwei Tagen bei den allierten
Regierungen eintreffen wird.
Vor einer Kursänderung.
TU. Prag, 13. Sext. Wie hier verlautet, hat die belgiſche
Regierung in Paris angeregt, die Wiederaufnahme der Lieferung
von Reparationskohlen als gleichbedeutend mit der Einſtellung
des paſſiven Widerſtandes anzuerkennen, ohne daß ein offizieller
Widerruf in Berlin verlangt würde.
2
Poincaré informiert ſich.
* Paris, 13. Sept. Die Anweſenheit des Vorſitzenden des
Berliner interallierten Garantiekomitees in Paris wird mit
Ge=
heimniſſen umgeben. An amtlicher Stelle wird die Anweſenheit
Haguenins in Paris als eine regelmäßige Reiſe dieſes Herrn
nach Paris bezeichnet, die zur Aufrechterhaltung der Verbindung
mit der Reparationskommiſſion dienen ſoll. Nach Mitteilungen
von durchaus zuverſichtlicher Seite können wir erklären, daß
Haguenin in inoffizieller Sendung nach Paris gekommen iſt und
daß er nicht nur der Neparationskommiſſion, ſondern auch der
franzöſiſchen Negierung, d. h. Poincaré, über die Lage in
Deutſch=
land Bericht erſtatten wird. Haguenin beurteilt die deutſchen
Verhältniſſe ſehr peſſimiſtiſch. Sein Bericht iſt als ein Gutachten
aufzufaſſen. Als ſolches wird es für die in Gang zu bringenden
deutſch=franzöſiſchen Beſprechungen von Bedeutung ſein.
Hague=
nin ſteht auf dem Standpunkt, daß die politiſchen Verhältniſſe in
Deutſchland für eine Verſtindigung ſehr günſtig ſind, und das die
Regierung Streſemann die beſte Vorausſetzung darſtellt. Die
Schwierigkeit liege in der Frage des paſſiven Widerſtands, doch
glaubt man dieſen umgehen zu können, indem man dieſe Frage
vorläufig in Schwebe läßt und in fortgeſetzten inoffiziellen
Be=
ſprechungen, die ſich noch lange hinziehen dürſten, die
Repara=
tionsfrage zu eine beiderſeits befriedigenden Löſung zu bringen
ſucht. Der paſſive Widerſtand, ſo behauptet Haguenin, wäre
da=
nach von ſelber erloſchen.
Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Donuerstag, den 13. September 1923.
Rummer 253.
Perſtändigungsmöglichkeiten.
tungen Streſemanns mit dem franzöſiſchen Botſchafter erregen den ſolle, wenn in der Ruhrfrage ein Abkommen zuſtande komme und
hier ein großes Aufſehen und werden in allen politiſch intereſſier= eine Einigung mit den Alliierten erfolge.
ten Kreiſen lebhaft beſprochen. Der Quai dOrſay hat geſtern
abend noch den franzöſiſchen Preſſevertretern gegenüber die
Tat=
ſache dieſer Beſprechung abgeleugnet. Gegen mittag hat die
Ha=
vas=Agentur folgende Meldung ausgegeben:
Der franzöſiſche Votſchafter in Berlin hat in den letzten
Ta=
gen Unterhaltungen mit dem Reichskanzler Streſemann gehabt.
Sie hatten geſtern eine neue Unterhaltung. Man verſichert jedoch
in autoriſierten Kreiſen, daß die Reichsregierung noch kein
präzi=
ſes Angebot formuliert hat, da der paſſive Widerſtand im
Ruhr=
gebiet noch nicht vollſtändig beendet iſt.
Der Temps brachte eine ähnlich lautende Nachricht ohne die
zu der Meldung, Streſemann und der franzöſiſche Botſchafter
hätten bisher nur einen Meinungsaustauſch über die allgemeine
Lage gehabt. An der Börſe hatten die Meldungen über die
deutſch=franzöſiſche Fühlungnahme ein Steigen des Franken zur
Folge, das ſich während der Nachbörſe noch fortſetzte. Die Mark
fiel auf 25 Centimes für eine Million.
Am Quai d’Orſay wurde heute abend vor allem Wert
dar=
auf gelegt, zu betonen, daß es ſich bei den Berliner Unterhaltun= funden worden ſind.
gen keineswegs um einen diplomatiſchen Schritt handle und auch
nicht um den Beginn von Vehandlungen, auf die Frankreich und
Belgien ſich nach ihren bekannten Erklärungen nicht vor
Einſtel=
lung des baſſiven Widerſtandes einlaſſen könnten, ſondern
ledig=
lich um Sondierungen von deutſcher Seite. Weiter wurde erklärt,
was bisher in dieſer Hinſicht geſchehen ſei, habe alles nur
relati=
ven Wert. Im Miniſterium des Aeußern wurde in dieſem
Zu=
ſammenhang vor Senſationsgerüchten, die beſonders von
engli=
ſchen Blättern verbreitet würden, eindringlich gewarnt.
Auch der Meldung des Echo de Paris, daß eine hohe
fran=
zöſiſche Perſönlichkeit am Samstag nach langen Unterredungen
mit deutſchen Miniſtern in Berlin nach Paris abgereiſt ſei, iſt
nach amtlicher Verſicherung keine Bedeutung beizumeſſen.
Die Preſſenachricht, daß die deutſche Regierung um das
Agrement Frankreichs für einen neuen Botſchafter in Paris
nach=
geſucht habe, wird am Quai dOrſay als falſch bezeichnet.
Die nationale Liberte bemerkt zu den Meldungen über die
Berliner Unterhaltungen, von ernſten Verhandlungen könne
nicht die Rede ſein, ſo lange der Reichskanzler nicht normale
diplomatiſche Beziehungen wieder hergeſtellt und den „
unſicht=
baren Geſchäftsträger” durch einen richtigen Botſchafter erſetzt
habe. Der Temps erklärt im Leitartikel, deutſche Vorſchläge
hät=
ten keinen Zweck, wenn ſie Frankreichs Verzicht auf die Pfänder
im befetzten Gebiet vorausſetzten. Es ſei zu Deutſchlands
Vor=
teil, wenn die im Verſailler Vertrag vorgeſehene Generalhypothek
für einen anderen Zweck reſerviert bleibe. Der Temps warnt
weiter vor einer Vermiſchung von Sicherheitsproblem und
Re=
parationsfrage.
-
Paris beſtätigt die Fühlungnahme.
IU. Paris, 12. Sept. Am Quai d’Orſay wurde geſtern
abend die deutſch=franzöſiſche Fühlungnahme beſtätigt, doch
be=
tont man gleichzeitig, daß Botſchafter de Margerie von Dr.
Streſemann kein deutſches Angebot entgegengenommen habe,
zu=
mal, ſo wird amtlich mitgeteilt, der franzöſiſche Botſchafter
in=
ſtruiert ift, als Vorbedingung für offizielle Verhandlungen die
Einſtellung des paſſiven Widerſtandes und die Beſetzung des
Pariſer Botſchafterpoſtens als unerläßlich zu bezeichnen. Der
Temps fürchtet bereits die deutſchen „Bedingungen” und droht,
daß die Verhandlungen ſcheitern müßten, wenn die Frage der
Zahlungsfähigkeit in den Vordergrund geſchoben wird und der
Kanzler auf allgemeine Garantien beſtehe.
Der belgiſche Geſandte beim Reichskanzler.
EU. Paris, 12. Sept. Dem Petit Pariſien wird aus
Brüſſel gemeldet: Informationen haben kürzlich die Uebergabe
einer deutſchen Note über die Reparations= und Ruhrfragen an
die belgiſche Regierung gemeldet. Hinſichtlich Belgiens ſind die
Dinge noch nicht ſo weit gediehen. Die Independence belge
erklärt, verſichern zu können, daß vor einigen Tagen der
Reichs=
kanzler den Grafen de la Faille, den Geſandten Belgiens in
Berlin, zu einer mündlichen Unterhaltung über die neue Haltung
Deutſchlands in der Reparationsfrage aufgefordert habe. Herr
de la Faille ſei dem Wunſche Streſemanns nachgekommen und
habe an ſeine Regierung berichtet. Die Unterhaltungen dauern
in einem zufriedenſtellenden Sinne an.
Vom Tage.
Die New=Yorker Times veröffentlichen einen längeren Artikel,
nach dem aus New=Yorker finanziellen Kreiſen verlautet, daß eine
Verhandlungen zwiſchen Berlin und Paris. Ankeihe von 1 Mikliarde Dollar, für die Nettung
Deutſchlands vor dem Zuſammenbruch den hauptſäch=
II. Paris, 12. Sept. Die Meldungen über die Unterhal= lichſten Gegenſtand der Erwägungen der internationalen Bankwelt bil=
Wie wir hören, wird das Reichsfinanzminiſterium zum 15. Sept.
eine weitere Erhöhung der Ermäßigungen für den Lohnabzug
ein=
treten zu laſſen. Es ſei beabſichtigt, die ſteuerfreien Beträge zu
verdop=
peln, ſo daß künftig ein Einkommen von rund 170 Millionen
Mar=
pro Monat bei einem verheirateten Steurpflichtigen mit zwei
Kin=
dern ſteuerfrei wäre.
Von dem kommandicrenden General, iſt bei der Stadtverwaltnug
Dufsburg ein Erlaß eingetroffen, wonach die Verkehrsſperre
über Duisburg und den Brückenkopf am 16. September
aufg ehoben wird.
Der Düſſeldorfer Berichterſtatter der Chicago Tribune meldet,
Berliner Datierung als eigene Information. Die Liberté bemerkt daß Krupp von Bohlen=Halbach und drei andere deutſche
Induſtrielle aus dem Gefängnis Delendorf nach der
Privatwohnung des Gefängnisdirektors gebracht
worden ſind.
Miniſterpräſident Poincaré iſt aus Sampigny wieder nach Paris
zurückgekehrt.
Die Times berichten aus Oſaka, daß einer offiziellen Meldung
zufolge bis zum letzten Freitag in Tokio 84114 Leichen ge=
Frankfurter Oollarkurs 107730000
Von Ruhr und Rhein.
Immer noch Duisburger Geiſeln.
Köln, 12. Sept. (Wolff.) Wie aus Duisburg berichtet
tird, muß die Stadt wegen des Unglücks auf der Hochfelder
Eiſenbahnbrücke am 30. Juni immer noch den Franzoſen Geiſeln
ſtellen. Am letzten Samstag ſind 23 weitere Bürger aufgefordert
worden, ſich den Franzoſen zu ſtellen.
Geldraub.
Wildweſtſzene in einem Bankhaus.
Duisburg, 12. Sept. (Wolff.) Am 3. September
vormit=
tags erſchien unter der Führung eines belgiſchen Offiziers in dem
vom Publikum dicht beſetzten Geſchäftsſal, der Reichsbankſtelle
Duisburg eine Schar Zivilkommiſſare, die unter lautem Rufe
„Hände hoch”, das geſamte Perſonal zuſammenriefen und die
Vorſtandsbeamten iſolierten. Gleichzeitig wurde die im Keller
befindliche Druckerei überfallen und deren Perſonal gewaltſam
gezwungen, die zum Verſchneiden vorbereiteten fertiggedruckten
Papiergeldbogen fertig zu durchſchneiden und ausgabefertig zu
machen. Es wurden insgeſamt 50 Milliarden Mark geraubt.
Aufhebung der Grenzſperream 15. September
Ludwigshafen, 12. Sept. (Wolff.) Wie uns von der
Regierung in Speyer mitgeteilt wird, hat der franzöſiſche
Kreis=
delegierte die Regierung der Pfalz davon in Kenntnis geſetzt, daß
der Zeitpunkt des Endes der Grenzſperre auf den 15. September,
Mitternacht, feſtgeſetzt worden iſt. Es muß darauf aufmerkſam
ge=
macht werden, daß aus dieſer formalen Mitteilung des
Vertre=
ters der Beſatzungsbehörde nicht hervorgeht, ob mit der
Been=
digung der verſchärften Sperre nun ohne weiteres die alten Päſſe
wieder in Kraft treten, oder ob nicht neue ausgeſtellt werden.
Englands Entſcheidungsmöglichkeiten.
London, 12. Sept. (Wolff.) Der diplomatiſche
Berichter=
ſtatter des Däily Telegraph ſchreibt: Die britiſche Regierung
würde ſich ſehr bald zu entſcheiden haben, falls der paſſive
Wi=
derſtand im Ruhrgebiet eingeſtellt und franzöſiſch=deutſche
Ver=
handlungen eingeleitet werden. Es ſcheinen drei Alternativen zu
beſtehen: 2. Großbritannien kann auf eine allgemeine Regelung
zwiſchen den Alliierten und Deutſchland beſtehn; 2. kann es direkt
und ſeparat mit Deutſchland über ſeinen eigenen
Reparationsan=
teil verhandeln und gleich ſeine Forderungen mit Bezug auf die
alliierten Schulden aufrecht erhalten; 3. es kann zu der Politik
der Iſolierung zurückkehren und auf Reparationen verzichten,
aber auf volle Zahlung der alliierten Schulden beſtehen.
Sachſens Miniſterpräſident.
Zeigner=Geßler.
Vemühungen zur Beilegung des Konflikts.
IU. Berlin, 12. Sept. Der ſächſiſche Miniſterpräſident
Dr. Zeigner war, wie bereits gemeldet, geſtern in Berlin. Es hat,
wie von zuſtändiger Stelle mitgeteilt wird, in der Reichskanzlei
eine Beſprechung ſtattgefunden, die vier Stunden dauerte und an
der eine große Reihe von Perſönlichkeiten, u. a. ſämtliche
Mit=
glieder des Kabinetts teilgenommen haben. Das Material, das
über den Konflikt Zeigner—Geßler vorlag, wurde dabei in
ein=
gehendſter Weiſe beſprochen. Es hat ſich unter den anweſenden
Mitgliedern des Kabinetts vollſtändige Uebereinſtimmung in der
Beurteilung dieſes Materials ergeben. Von ſeiten der
Reichs=
regierung wird alles geſchehen, um dieſen überaus
unangeneh=
men Konflikt aus der Welt zu ſchaffen. Es iſt zu hoffen, daß von
der Gegenſeite nichts getan wird, um das Bemühen der
Reichs=
regierung zu vereiteln.
Eine neue Entgleiſung Zeigners.
EU. Dresden, 12. Sept. Am Montag abend ſprach im
großen Saal des „Tivoli” Miniſterpräſident. Dr. Zeigner vor
einer von dem ſozialdemokratiſchen Poſtbeamtenausſchuß
einbe=
rufenen Verſammlung von Reichspoſt= und Telegraphenbeamten.
Der Miniſterpräſident machte in ſeinem Referate Ausführungen,
die für derfaſſungstreue Beamte ungeheuerlich waren. Er ſagte
u. a., die Beamtenſchaft habe doch noch recht große Geduld und
Ruhe. Alſo, meine Damen und Herren, etwas mobiler. Es muß
Ihnen doch zu bedenken geben, wenn man Ihnen vom
Regie=
rungstiſche aus nahelegt, daß Sie mobiler ſein ſollen. Was
wür=
den die Arbeiter tun, wenn ſie in ihrer Lage wären? Sie würden
längſt die Sanftmut verloren haben. Dr. Zeigner wandte ſich
dann in beiſpielloſer Weiſe gegen die Landwirtſchaft und das
Kapital, vornehmlich aber gegen die Reichsregierung. Eine
Ent=
ſchließung brachte zum Ausdruck, daß die Dresdener
Poſtbeam=
tenſchaft die Handlungen und Maßnahmen des ſächſiſchen
Mini=
ſterpräſidenten ſtütze und hinter ihnen ſtehe.
Demgegenüber kann man ſagen, daß das kleine. Häuflein
Poſtbeamter und =Beamtinnen, das am 10. September im „
Ti=
voli” in Dresden beiſammen war, nicht der Vertreter der
Reichs=
poſtbeamten, weder von Sachſen, noch von Dresden iſt. Die
Ent=
ſchließung wird von der überwältigenden Mehrheit der
verfaſ=
ſungstreuen Poſt= und Telegraphenangeſtellten nicht getragen.
Die Reichsindexziffern für die Lebenshaltung.
Berlin, 12. Sext. (Wolff.) Die Reichsindexziffer für die
Lebenshaltungskoſten beläuft ſich nach den Berechnungen des
Statiſtiſchen Reichsamtes auf 5051946. Die Steigerung
gegen=
über der Ziffer für die Vorwoche (1 845 261) beträgt ſomit 173,7
Prozent.
Markkataſtrophe.
* Berlin, 12. Sept. (Priv.=Tel.) Unaufhaltſam raſt die
Mark weiter in den Abgrund. Bei einem Dollarſtand von über
1009 Millionen kann man nicht mehr davon ſprechen, daß es eine
ernſthafte internationale Bewertung der Papiermark noch gibt.
Eine Vergleichung der letzten offiziellen Kurſe zeigt überraſchend,
daß der Kurs in Newyork immer hinter dem Kurs von Berlin
zurückbleibt. Damit iſt aber abſolut nicht geſagt, daß die
Bewer=
tung der Papiermark in Berlin durch Spekulationen gemacht
würde. Auf dem Berliner Markt iſt der Umſatz an Deviſen ganz
geringfügig, aber in Newyork gibt es überhaupt keinen Markt,
und die dort genannten Kurſe werden nicht durch Käufe erzeugt,
ſondern ſind reine Phantaſienennungen. Wenn die Entwicklung
in dieſer Weiſe fortgeht, ſo wäre das letzte Limit für die deutſche
Papiermark durchaus wirkungslos. Auch die Wertſteigerung auf
dem Effektenmarkt iſt nichts anderes als der letzte Todesſturz der
Papiermark und die Flucht aus der Papiermark in die Sachwerte.
Die Mark in Baſel nicht mehr notiert.
C. Baſel, 12. Sept. An der Baſeler Börſe wurde heute
zum erſten Male die deutſche Mark nicht mehr notiert. Die
deut=
ſche Mark hat damit das Schickſal des ruſſiſchen Rubels erreicht.
Das belgiſche Graubuch.
Paris, 12. Sept. (Wolff.) Wie der Temps aus Brüſſel
meldet, wird das belgiſche Graubuch am Freitag veröffentlicht.
Der Preſſe iſt es geſtattet worden, bereits heute von dem Inhalt
Kenntnis zu nehmen. Der intereſſanteſte Teil davon ſind, die
bisher underöffentlichten belgiſchen Inſtruktionen an die
Botſchaf=
ter in Paris, London und Rom bezüglich der Reparationsfrage.
Aus dieſen ſind dem Temps zufolge der unabhängige Charakter
der belgiſchen Politik ſowie die Anſtregungen erſichtlich, die
Bel=
gien gemacht habe, um um jeden Preis die Entente aufrecht zu
erhalten. Außerdem ſeien ſämtliche Schriftſtücke in vollem
Um=
fange im Graubuch veröffentlicht.
Heſſiſches Landestheater.
Großes Haus. — Mittwoch, den 12. September:
Der Roſenkavalier.
Komödie für Muſik von Richard Strauß.
Dieſes glänzende Werk, im Großen Hauſe in neuer
In=
ſzenierung nach längerer Pauſe mit einer bemerkenswert guten
Aufführung wieder herausgebracht, iſt wie kein anderes geeignet,
die Spielzeit würdig zu eröffnen. Feſtlich in Stoff und Aufbau
des Dramas, in Formen und Farben der Muſik, ſchillernd und
prickelnd von allen Reizen, deren Theaterkunſt fähig iſt, heiter
bis zur Ausgelaſſenheit, kühn und feſſelnd in Plan und
Aus=
führung. Es iſt unſtreitig neben „Ariadne” Straußens beſtes
Bühnenwerk, jedenfalls das einheitlichſte, vor allem aber
ent=
ſpricht es am weiſten ſeinem ureigenſten Weſen.
Die Oper iſt ein Meiſterwurf. Sie gab vor zehn Jahren,
in einer noch von Richard Wagner beherrſchten Zeit, ein Werk
völlig von jenem abgewandt, im Rückgriff auf die alte
Ueber=
lieferung. Es war die erſte moderne Oper im alten Begriff und
bewies, daß das Muſikdrama nicht die einzige Form, vielmehr
nur ein Seitenzweig der Oper bedeutet. Ein wertvolles
Text=
buch Hoffmannsthals liegt zugrunde. Der Stoff ſteckt voller
Intrigen, Konflikte, Pikanterien. Eine wirbelnde Unruhe des
Dialogs in allen Szenen, ein Ueberfluß von ineinander
gefloch=
tenen Nebenhandlungen, Ueberraſchungen, Heimlichkeiten,
Ver=
weihslungen. Genaueſte ſzeniſche Anordnungen und
Regievor=
ſchriften ſcheinen Komponiſt, Spielleiter, Darſteller überall zu
binden. Man hat den Eindruck, als habe der Textdichter ſich jede
erdenkliche Mühe gegeben, ein Stück zu ſchreiben ſtrotzend von
Schwierigkeiten für die Kompoſition. Das waren aber alles nur
umſomehr Reize für den Hexenmeiſter Strauß, der gerade da erſt
recht in ſeinem Element zu ſein ſcheint, wo es am tollſten zugeht.
Mit überlegener Meiſterſchaft bezwang er die Aufgabe, das
durchaus nicht überſichtliche und leider mit allzuviel Wiener
Geſchnas verſehene Drama durch eine beredte Muſik leicht
ver=
ſtändlich zu machen. Dieſe Muſik, wiewohl auch nicht frei von
Geſchnas, bezwingt unmittelbar. Der Zwieſpalt zwiſchen
Rokoko=
ſtoff und Gegenwartsmuſik wird verdeckt und beherrſcht durch
einen quellenden Reichtum angelehnter und erfundener Formen
und Farben eines raffinierten, aber nicht überladenen, glänzend
inſtrumentierten Orcheſterſatzes. Pfeffer und Salz, Witz und
Keckheit Straußiſcher Mache entſpricht dem Geiſt gerade dieſes
übermütigen Stückes aufs glücklichſte. Erfindungsleere, Trivig=
les und Banales verſchwindet in der Fülle von Geiſt, Schwung
und Anmut, die dieſer im alten Stil gearbeiteten, nur ſich
all=
zulang dehnenden Oper ihr Gepräge gibt. Behaglich genießt
man dieſes Feuerwerk von Phantaſie und Laune und läßt die
Moral beiſeite.
Die Inſzenierung dieſer Oper bietet keine Schwierigkeiten.
Man hat ſich hier mit einer billigen Löſung, dem Stück einen
hiſtoriſchen Rahmen zu geben, nicht begnügt. Mit größerem
Ernſt, tieferem Eindringen in Weſen und Eigentümlichkeit der
Komödie und ihrer Muſik haben Herr Schlembach und Herr
Pilartz ihre Aufgaben angefaßt. Es iſt eine überzeugende,
eigenartige Schöpfung entſtanden, bei der ich nur geringe
Ein=
wendungen zu machen habe. Nicht geglückt ſcheint mir die
An=
ordnung der erſten Szene des erſten Aktes. Der Alkoven iſt zu
weit weg vom Orcheſter und verdeckt zudem durch Vorhänge den
Stimmenklang allzuſehr. Im zweiten Akt iſt durch Einbeziehung
des Treppenhauſes und der Treppenanlage im Vordergrund viel
Reiz und Entwicklungsraum geſchaffen. Genial ſcheint mir die
Löſung des dritten Aktes. Hier iſt durch dreiechigen Einbau die
Vorſtellung des kleinen Extrazimmers getroffen und dennoch
großer Spielraum vollendet gegeben.
Das Orcheſter führte Ballings Meiſterhand.
Erſtaun=
lich, wie es dieſer in allen Sätteln gerechte Künſtler verſtand,
der äußert intriganten Partitur Klarheit zu geben und alle
Farben blühen zu laſſen. Entzückend gar, wie er die vielen
Walzer zum Klingen brachte. Das Orcheſter ſpielte aber auch
prachtvoll.
Wieviel möchte ich über die Perſonenbeſetzung ſagen. Zeit
und Platzmangel zwingen zur Kürze.
Mit der dankbaren Marſchallin=Rolle hatte man Frau
Jacobs betraut. Sie ſchnitt die Figur nach ihrer
Perſönlich=
keit. Man kann anderer Auffaſſung ſein. Aber das iſt gerade
das Reizvolle der Rolle. Wie ſie aber daraus ein Ganzes ſchuf,
zeigte die große Künſtlerin, die immer aus dem Vollen ſchöpft.
Bewundernd hörte man die faſt müheloſe Bewältigung dieſer
teilweiſe hochliegenden Sopranrolle durch eine Altiſtin. —
Fräu=
lein Werle konnte keine beſſere Rolle haben, ſich einzuführen,
als die entzückende des Oktavian. Sie iſt wie geſchaffen dafür.
Liebreiz in der Erſcheinung, eleganter, bildhübſcher Wuchs, eine
warmgefärbte, ausgiebige Stimme, die heute freilich etwas
be=
hindert erſchien, viel Temperament, offenbare Spielbegabung.
Intelligenz und ein grundmuſikaliſches Weſen ſind die Vorzüge,
mit denen ſie die Figur ausſtattete und durchführte. Am liebſten
war ſie mir als Bub und Mariandl im erſten Akt. Im zweiten
fehlte mir noch größerer Reichtum im Spiel, Mienen und Geſten
und Kraft der Stimme. Im dritten gelangen ihr die komiſchen
Stellen faſt beſſer als die galanten und lyriſchen. Im ganzen
eine Leiſtung zündend und erfreulich. — Der ſchönen Sofien=
Rolle lieh Fräulein Albrecht echte Herzenstöne und ein
natür=
liches Spiel. Ihre hohe, tragende Stimme bewährte ſich
beſon=
ders im großen Terzett und den Duetten des letzten Aktes. —
Für die klippenreiche Rolle des Ochs von Lerchenau war Herr
Kuhn ein geradezu idealer Vertreter. In überlegener Weiſe
meiſterte er die ſchauſpieleriſche Seite ſo hervorragend wie die
geſangliche. Ohne ſich zu Uebertreibungen hinreißen zu laſſen —
wozu gerade dieſe Rolle reizt — blieb er nicht einen Zug der
äußerſt ſchwierigen Rolle ſchuldig und hob ſie zu dem, was ſie iſt:
zur tragenden des ganzen Stückes. Der Höhepunkt der
glänzen=
den Leiſtung ſchien mir die bis ins feinſte ausgearbeitete letzte
Szene des zweiten Aktes. — Den Faninal faßte Herr Biſchoff
ſcharf von der parodiſtiſchen Seite an und traf damit das
Rich=
tige. — Valzarchi und Anning — das italieniſche Element im
Wiener Leben — wurden höchſt charakteriſtiſch von Frau Kuhn
und Herrn . . . gegeben. — Fräulein Stefanowa war eine
ſtimmgewaltige Duenna und hat ſich im Spiel offenſichtlich
ver=
vollkommnet. — Für die vielen Nebenfiguren waren beſte Kräfte
aufgeboten; ich muß ſie alle loben, ohne ſie einzeln nennen zu
können. Die Oper ſtellt auch an ſie große Anſprüche, ſie wollen
alle geſpielt und geſtellt ſein, dieſe „Livreen” Oktavians,
Fani=
nals, der Marſchallin, das ganze Antichambre und Levée, alle
die Lakaien, Läufer, Haiducken, Küchenperſonal, Muſikanten, die
Haushofmeiſter, Wächter, Polizei — der kleine Neger nicht zu
vergeſſen! Es ging am Schnürchen: ernſte Arbeit vieler Proben
fand ihren Lohn.
Man konnte mit dieſer erſten Aufführung, auch wenn
Klei=
nigkeiten beſſerungsfähig ſind, wohlzufrieden ſein.
v. H.
Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
Der Hilfsbund für deutſche Muſikpflege
e. V., der ſeit drei Jahren beſteht und überaus ſegensreich
ge=
wirkt hat, wendet ſich an alle Muſikfreunde Deutſchlands mi
der dringenden Bitte, dem Hilfsbunde als Mitglieder beizutreten
Dem Vorſtande, an deſſen Spitze Profeſſor Georg Schumann
ſteht, gehören unter anderem Prof. Fleſch, Prof. Keſtenberg
Prof. Georg Schünemann un
an. Muſiker, die
der augenblicklichen ſchweren
können ſich unter Darleg
ſtelle des Hilfsbundes
Schillſtraße 9, wende
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 13. September 1923.
Seite 3.
Vom Völkerbund.
Die Korfu=Frage.
Die Lage auf dem Danan.
Generaldebatte über den Ratsbericht.
Genf, 12. Sept. (Wolff.) Nach Abſchluß der Debatte über
den Wiederaufbau Oeſterreichs trat die
Völkerbunds=
verſammlung heute im zweiten Teil ihrer Sitzung in die alljähr
liche Generaldebatte über den Ratsbericht ein,
die ſchon am Beginn der Vorwoche hätte ſtattfinden ſollen, aber
auf Wunſch des Völkerbundsrats bis heute aufgeſchoben worden
war, da der Rat eine Beſprechung des italieniſch=griechiſchen
Konflikts und der Frage der Zuſtändigkeit des Völkerbundes
ver=
meiden wollte.
Vor Eintritt in die Debatte über den Ratsbericht gab auf
Grund eines Beſchluſſes des Rats und vorheriger
Fühlung=
nahme mit den Verſammlungsmitgliedern der Ratspräſident
Iſhij folgende Erklärung ab: Die Frage des
italieniſch=
griechiſchen Konflikts beſchäftigt weiter die
Aufmerkſam=
keit des Rats, während gleichzeitig wichtige Verhandlungen
hier=
über ſtattfinden. Wir hoffen, zu einem befriedigenden Abſchluß
der Frage zu gelangen. Aus dieſem Grunde bin ich überzeugt,
daß die Verſammlungsmitglieder ſich vorläufig jeder Debatte
über dieſe wichtige Angelegenheit enthalten werden.
Als einziges Mitglied der Verſammlung antwortete
Lou=
don (Holland), daß er mit Intereſſe von dieſer Erklärung
Kenntnis genommen und ihr nichts hinzuzufügen habe. Er
glaube aber, die Meinung der meiſten Verſammlungsmitglieder
auszuſprechen, wenn er dem Wunſche Ausdruck verleihe, daß der
Völkerbundsrat noch vor Schluß der diesjährigen Tagung eine
neue Mitteilung über die Frage machen werde.
Hierauf trat die Verſammlung in die Generaldebatte
über den Ratsbericht ein, wobei als erſter Redner
Ed=
wards (Chile) eine ausführliche Rede hielt, die vor allem den
Beſchlüſſen der panamerikaniſchen Konferenz von
Santiago gewidmet war.
Im erſten Teil der heutigen Sitzung ſchloß die Verſammlung
die Ausſprache über die Wiederaufrichtung Oeſterreichs ab.
Straßburger (Polen), Hanotaux (Frankreich), Cecil
(England), Scialoja (Italien), Quinones (Spanien) und
Abramowitſch (Jugoſlawien) hielten längere Reden, in
denen ſie Oeſterreich und den Völkerbund zu den bisherigen
Er=
folgen der Hilfsaktion beglückwünſchten.
Die Botſchafterkonferenz zur Beſetzung Korfus
Paris, 12. Sept. (Wolff.) Die Botſchafterkonferenz hat
heute vormittag von 11 bis 1½ Uhr getagt und von
verſchiede=
nen Inſtruktionen Kenntnis genommen. Nach dem Temps iſt
davon geſprochen worden, die Bedingungen feſtzuſtellen, von
denen die Räumung Korfus abhängt. Man hat ſich dabei mit der
Feſtſtellung von Formulierungen beſchäftigt, die, wie man hofft,
heute nachmittag endgültig feſtgelegt werden können. Die
Vor=
beratungen wurden auf 5½ Uhr nachmittags vertagt. Der
italie=
niſche Botſchafter hat in der Angelegenheit erklärt, daß die In
ſtruktionen, die er von Muſſolini erhalten habe, ſehr verſöhnlich
ſeien. Sobald Griechenland ſeinen guten Willen gezeigt haben
werde, und nachdem es die Verpflichtung, die die
Botſchafterkon=
ferenz ihm auferlegt habe ausführe, würden die Italiener Korfu
räumen, das ſie nicht einen Tag länger beſetzt halten wollten.
Meinungsverſchiedenheiten in der Botſchafterkonferenz.
* Paris 13. Sept. (Priv.=Tel.) Die Botſchafterkonferenz
iſt geſtern um 11 Uhr zu einer Sitzung über die Ausführung der
Griechenland geſtellten Bedingungen zuſammengetreten. In der
Hauptſache war indeſſen von der Räumung Korfus die Rede.
Trotz erregter Debatte wurde keine Verſtändigung in dieſer Frage
erzielt. Die Zuſammenkunft wurde um 1.20 Uhr mittags
abge=
brochen und um 5 Uhr nachmittags von neuen wieder
aufgenom=
men, wobei die Ausſprache fortgeſetzt wurde. Nach Ausgang der
zweiſtündigen Beratung wurde der Preſſe folgendes Communigug
mitgeteilt: Die Botſchaſterkonferenz hat über die Modalitäten,
betr. die Ausführung der am 7. September in der Frage des
Ja=
ninaſtreitfalls getroffene Entſcheidung beraten und wird ihre
Ar=
beiten am Donnerstag nachmittag 5 Uhr fortſetzen.
Obgleich die hieſigen offiziöſen Kreiſe über die Regelung der
Frage der Räumung Korſus ziemlich optimiſtiſch ſind, beſteht an
einer tiefgehenden Meinungsverſchiedenheit innerhalb der
Bot=
ſchafterkonferenz tatſächlich kein Zweifel mehr. Der engliſche
und italieniſche Standpunkt prallte hart aufeinander.
Fiume.
TU. Rom, 12. Sept. Der Fiume=Konflikt erſcheint heute
weſentlich gemildert und die Gefahr beſchworen, daß Italien
eigenmächtig vorgeht, falls Südſlavien bis zum 15. September
die italieniſchen Vorſchläge nicht unverändert und endgültig
an=
genommen hat. Vielmehr iſt Italien nunmehr bereit, weitere
ſüdſlaviſche Gegenvorſchläge anzuhören und gewiſſe
Aenderun=
gen zuzugeſtehen. Die offiziöſe „Tribuna” betont, daß Italien
kein Intereſſe daran habe, die Dinge zu überſtürzen.
Engliſche Beſorgniſſe.
London, 12. Sept. (Wolff.) Die Preſſe widmet
weiter=
hin dem italieniſch=griechiſchen Konflikt volle Beachtung. Im
Vordergrund ſteht die Frage der Näumung Korfus
durch Italien. Der diplomatiſche Berichterſtatter des Daily
Telegraph ſchreibt, es ſei jetzt vollkommen klar, daß Poincaré
nicht weniger als die engliſche Regierung eine baldige Räumung
von Korfu durch die Italiener herbeiführen wolle. Seine
Beweg=
gründe und auch die Methoden könnten jedoch von denen
Groß=
britanniens verſchieden ſein. Die Frage ſei jedoch die, ob
Muſſo=
lini den neuen Ueberredungsverſuchen, die weiterhin durch die
diplomatiſchen Kanäle und durch Poincaré unternommen
wür=
den, ſtattgegeben werde. Der drohende italieniſch=
ſüd=
lawiſche Konflikt wegen Fiume gab vom
italieni=
ſchen Standpunkte aus der Beſetzung Korfus ein ganz neues
Ge=
ſicht. Südſlawien und die Kleine Entente im allgemeinen
wür=
den zweifellos Poincaré tadeln, wenn durch irgend eine Lauheit
ſeiner Seite die italieniſche Regierung in den Stand geſetzt
werde, Korfu als Baſis für ſeine Operationen zu Waſſer und zu
Lande zu benutzen. Sollte daher die
Botſchafterkonfe=
renz nicht erreichen, daß ſie von Frankreich ein feierliches
Ver=
ſprechen erhalte, ihre Forderung nach einer möglichſt
unverzüg=
lichen Räumung Korfus zu unterſtützen, ſo könne ſich Hanotaux
bei einer erneuten Aufforderung Lord Robert Cecils an den
Völkerbund, ſein Recht zu behaupten, nicht an der Seite Lord
Robert Cecils befinden.
Muſſolinis Abſichten.
London, 12. Sept. (Wolff.) In einem Leitartikel befaßt
ſich die Times mit den Abſichten Muſſolinis bezüglich
Korfus. Das Blatt iſt der Anſicht, daß die Zeit gekommen ſei,
da der italieniſche Premierminiſter in unzweideutigen
Worten erklären müſſe, wann er beabſichtige, ein Pfand
zurückzugeben, das überflüſſig ſei. Muſſolini habe erklärt, die
Beſetzung Korſus ſei nur erfolgt, um ein Pfand zu haben, und
bezwecke keineswegs eine territoriale Vergrößerung oder
andere politiſche Zwecke. Man glaube, daß das Vertrauen in
das Wort des italieniſchen Premierminiſters beſtehen könne,
ſo=
lange ſein Verhalten nicht zeige, daß man ſich in einem Irrtum
befinde. Aber eine Verlängerung der Ungewißheit oder eine
unzweideutige Antwort würde ſicherlich dazu beitragen, den
all=
gemeinen Glauben in die Aufrichtigkeit der Politik Muſſolinis zu
erſchüttern.
London, 12. Sept. (Wolff.) Die Times berichtet aus
Rom, die italieniſche Regierung ſei entſchloſſen,
Korfu und die anderen Inſeln beſetzt zu halten,
bis die Unterſuchung der Mordtat bei Janina zu Ende
geführt und die Schuldigen hingerichtet ſeien. Die Annahm
der Note der Botſchafterkonferenz durch Griechenland und die
Zuſicherung, daß die Mächte, die dieſe Note unterzeichneten,
darauf achten würden, daß die Bedingungen von
Griechen=
land voll durch geführt werden, ſeien für Italien keine
genügende Garantie. Die italieniſche Regierung ſei
da=
von überzeugt, daß nur die Anweſenheit italieniſcher Truppen in
Korſu die Griechen veranlaſſen werde, ihre Verpflichtungen
aus=
zuführen. Sollte ſich jedoch die Unterſuchung über einen
beträcht=
lichen Zeitraum ausdehnen, und ſollten die Verbrecher nicht
ent=
deckt werden, ſo werde die italieniſche Regierung mit der
Begrün=
dung, daß dies auf Mangel an gutem Willen bei Griechenland
zurückzuführen ſei, vielleicht ſogar noch eine weitere
Forde=
rung bezüglich der Beſetzungskoſten vorbringen.
Janina und Fiume.
* Paris, 12. Sept. (Priv.=Tel.) Aus Genf wird der
In=
formation gedrahtet, daß die Debatte morgen zu Ende gehen
würde. Danach könnte die urſprüngliche Vereinbarung, nach der
der Völkerbund die Ausſprache über den griechiſch=italieniſchen
Konflikt wieder aufnehme, wieder zur Geltung kommen. Es gilt
jedoch als zweifellos, daß dieſe Ausſprache zum mindeſten um
einen Tag verſchoben wird. Die Lage iſt noch zu unklar, um eine
ruhige und, wie man von allen Seiten wünſcht, möglichſt
akade=
miſche Form der Debatte zu ermöglichen. Vorläufig beratet man
über die Antwortnote Italiens. Ueber die Fiumefrage herrſcht
auch noch völlige Ungewißheit. Der jugoſlaviſche Außenminiſter
Mintſchiſch verſucht mit allen Mitteln zu einer direkten
Verſtän=
digung mit Italien zu kommen, wobei unſchwer zu erkennen iſt,
daß der franzöſiſche Einfluß in der Haltung Jugoſlaviens
maß=
gebend iſt. Da indeſſen der 15. September immer näher
heran=
rückt, und Muſſolini erklärt hat, falls an dieſem Tag das
Ulti=
matum nicht angenommen würde, er ſich volle
Verhandlungsfrei=
heit vorbehalte, iſt es möglich, daß auch die jugoſlaviſche
Regie=
rung ſich an den Völkerbund wende, um die Einhaltung des
Vertrages von Rapallo und St. Margerite durch den Völkerbund
zu erlangen.
Griechiſch=albaniſches Ultimatum.
TC. Nom, 12. Sept. Auf das griechiſche Ultimatum, das
die Albanier zur Auslieferung der Janina=Mörder auffordert,
er=
ſviderte die albaniſche Regierung mit einer Note, in der ſie
er=
klärt, daß die Mörder Griechen ſeien, und daß, falls die
griechi=
ſche Regierung die Mörder nicht verhaften ſollte, die Albanier die
Grenze überſchreiten würden, um die in Albanien gut bekannten
Mörder feſtzunehmen.
TC. London, 12. Sept. Die Times veröffentlichen heute
ein
Telegramm aus Paris, worin es heißt, daß die Lage au
dem Balkan nach wie vor bedrohlich ſei. Es fänden fortgeſetzt
Konferenzen mit dem jugoſlaviſchen Geſandten ſtatt. Die
jugo=
ſladiſche Regierung behauptet, daß die Truppenkonzentrationen
an der jugoflaviſchen Grenze fortdauern. Weitere Verſtärkungen
ſollen in den letzten Tagen nach Korfu geſandt woden ſein, im
ganzen drei neue Regimenter. Das wird in Athen als ein
Be=
weis dafür angeſehen, daß Muſſolini nicht daran denke, die
In=
ſel zu räumen. In Belgrad dagegen glaubt man, daß dieſe
Truppentransporte mit der Fiume=Frage zuſammenhängen, und
daß der italieniſche Premierminiſter der Anſicht ſei, von Korfu
aus einen Druck auszuüben. In Athen glaubt man ſogar, daß
Muſſolini die dauernde Beſetzung Korfus im Auge habe, um ſo
mehr, als auch Poſt=, Telegraphen= und Zollbeamte dorthin
ge=
ſandt wurden. Man hält es für unbegreiflich, daß die
Botſchaf=
terkonferenz nicht energiſcher auftrete.
8 Verhaftungen im Janina=Fall.
TÜ. Nom, 12. Sept. Aus Korfu wird der „Epocca”
mit=
geteilt, die griechiſche Regierung ſoll ſich mit der Abſicht tragen,
die Mitglieder des epiräiſchen Ausſchuſſes ſowie den Oberſten
Botcaris, der als Hauptverantwortlicher für die Niedermetzelung
der italieniſchen Miſſion angeſehen wird, ſofort zu verhaften.
Acht Perſonen ſind bereits feſtgenommen worden und wurden
nach Janina überführt.
Zum Abbau des Beamtenkörpers.
Berlin, 12. Sept. (Wolff.) Eine hieſige Zeitung der
äußerſten Linken brachte kürzlich aufſehenerregende Nachrichten
über den angeblichen, von der Reichsregierung geplanten
Beam=
tenabbau auf die Forderung der Entente hin. Die Meldung iſt
frei erfunden. Von einer ſolchen Forderung der Entente iſt nichts
bekannt. Der Abbau des Beamtenkörpers könnte lediglich im
Intereſſe der Beſſerung der Finanzlage des Reiches erforderlich
ſein. Die Entlaſſung von lebenslänglich angeſtellten Beamten
kann überhaupt nicht in Frage kommen. Die Entfernung entbehr
licher Kräfte könnte ſich nur in den Formen der allgemeinen
Grundſätze des Beamtenrechts vollziehen. Die Auswahl der
aus=
ſcheidenden Beamten würde unter Feſthaltung leiſtungsfähiger
Kräfte ohne Rückſicht auf Lebens= oder Dienſtalter erfolgen.
Die Bezüge der Reichsarbeiter.
Berlin, 12. Sept. (Wolff.) Auf Grund der geſtern im
Reichsſinanzminiſterium mit den Spitzenorganiſationen geführten
Verhandlungen über die Bezüge der Reichsarbeiter
vom 9. bis 16. September tritt folgende Regelung ein: Unter
Zugrundelegung der vorläufigen Lohnmeßzahl von 5500 für die
laufende Woche wird am Freitag eine Abſtandszahlung geleiſtet.
Endgültig wird die Lohnmeßzahl für die laufende. Woche am
Donnerstag vereinbart. Der hiernach über die Abſtandszahlung
hinaus zuſtehende Betrag wird am Dienstag gezahlt.
Gerüchte.
m. Berlin, 12. Sept. Die ausländiſche Preſſe iſt zurzeit
voll von Nachrichten über die angeblichen Abſichten der
Reichs=
regierung. So wird u. a. berichtet, daß in Berlin eine
Beſprech=
ung ſtattgefunden habe, an der der jetzige
Rechswirtſchafts=
miniſter von Raumer, der frühere Reichswirtſchaftsminiſter Rob.
Schmidt und der Vorſitzende des Garantiekomitees
teilgenom=
men haben, und unmittelbar im Anſchluß an dieſe Beſprechung
hätte ſich ein Delegierter der deutſchen Regierung in die
franzö=
ſiſche Geſandtſchaft begeben. Hierzu wird von zuſtändiger Seite
mitgeteilt, daß eine derartige Beſprechung nicht ſtattgefunden hat
und daß demzufolge auch kein Beauftragter in die franzöſiſche
Geſandtſchaft entſandt werden konnte. Richtig iſt lediglich, daß
der Vorſitzende des Garantiekomitees vor ſeiner Abreiſe nach
Paris dem Reichskanzler einen Höflichkeitsbeſuch abgeſtattet hat,
bei dem natürlicher Weiſe auch über die allgemeine Lage
geſpro=
chen wurde. — Die Nachricht einer Agentur, daß der franzöſiſche
Miniſter Le Troquer ſich nach Berlin begeben habe, iſt
unzutref=
fend. Jedenfalls iſt von einer derartigen Reiſe an zuſtändiger
Stelle nichts bekannt. Es wird auch als höchſt unwahrſcheinlich
bezeichnet, daß Le Trogeur in privatem oder amtlichem Auftrag
ſich nach Berlin begeben habe.
* Der Ozeanflug.
Von Dr. Auguſt v. Parſeval.
Das Luftſchiff iſt nicht, wie viele Leute glauben, eine
aus=
ſichtsloſe Konkurrenz für das Flugzeug. Es iſt vielmehr eine
Er=
gänzung für das Flugzeug; es hat andere, weit großartigere
Aufgaben. Während das Flugzeug eine Betriebszeit (ohne
Zwiſchenlandung) von nicht über ſechs Stunden hat, wenn es
eine wirtſchaftliche Nutzlaſt mitführen muß und dabei etwa 800
Kilometer zurücklegen kann, iſt das Luftſchiff imſtande, mehrere
Tage in der Luft zu bleiben und je nach ſeiner Größe bis 6000
Kilometer zurückzulegen. Seine Aufgabe iſt der
trans=
ozeaniſche Verkehr. Dabei tritt es aber nicht mit D=Zügen,
ſondern mit den weit langſameren Dampfern in Wettbewerb,
und der Zeitgewinn iſt ein erheblicher. Die Betriebsſicherheit iſt
weit größer als die eines Flugzeuges. Mit zirka ſechs Motoren
ausgerüſtet, die während der Fahrt einzeln ſtillgelegt und
aus=
gebeſſert werden können, iſt ſeine Antriebsvorrichtung abſolut
betriebsſicher. Aufſteigen und Landung ſind ungefährlich: das
Schiff kann wie ein Dampfboot anlegen. Ferner kann auch mehr
Raum und Komfort für die Reiſenden geboten werden als im
Flugzeug. Eine gewiſſe Gefahr liegt in der Brennbarkeit des
Waſſerſtoffs. Kriegsluftſchiffe mit Waſſerſtoff ſind allerdings
durch Brandgeſchoſſe ſtark gefährdet. Bei Verkehrsluftſchiffen, die
damit nicht zu rechnen haben, iſt aber der Waſſerſtoff durchaus
anwendbar, wenn beim Bau des Schiffes und im Berrieb die
nötigen Vorſichtsmaßnahmen getroffen ſind.
Eine auch für Flugzeuge ſehr wichtige Erhöhung der
Feuer=
ſicherheit liegt in der bevorſtehenden Einführung von
Schweröl=
motoren und der Beſeitigung des überaus gefährlichen Benzins,
was außerdem den Betrieb weſentlich verbilligen wird. Das
Ideal der Betriebsſicherheit wird allerdings erſt dann erreicht
ſein, wenn die Schiffe ſtatt mit Waſſerſtoff mit dem
unbrenn=
baren Helium gefüllt ſind. Leider kennt man bis jetzt
Helium=
quellen nur in Amerika, und die amerikaniſche Regierung hat
die Heliumgewinnung für ſich beſchlagnahmt. Doch iſt es nicht
wahrſcheinlich, daß das Heliumvorkommen auf Amerika
be=
ſchränkt iſt, und es dürften ſich wohl auch in den anderen
Erd=
teilen Heliumquellen finden. Eine weitere noch im
Verſuchs=
ſtadium befindliche Neuerung iſt die Schaffung eines
Ballaſt=
erzeugers durch Kondenſation des im Auspuff enthaltenen
Waſſerdampfes. Bei einer großen Fahrt wird das Schiff durch
den Brennſtoffverbrauch beträchtlich erleichtert und man muß zur
Landung eine große Menge Traggas auslaſſen. Das würde durch
dieſe Einrichtung erſpart, die ſomit eine notwendige Ergänzung
der Einführung des teueren Heliums bildet. Noch wichtiger aber
wäre der Zuwachs an Manövrierfähigkeit und die erhöhte
Sicherheit bei den Landungen, wenn die Schiffe mit intakter
Gasfüllung und großem Ballaſtvorrat ankommen. Doch ſind hier
die Schwierigkeiten: Verſchmutzung der Apparate und
Herab=
ſetzung der Fahrtgeſchwindigkeit durch den großen
Luftwider=
ſtand der Kühler noch nicht überwunden. In neuerer Zeit
wachen ſich auch Beſtrebungen geltend, die Dampfturbine auf
Luftſchiffen einzuführen. Durch Erhöhung des Keſſeldrucks und
Anwendung hoch überhitzten Dampfes ſoll der
Brennſtoffver=
brauch ſoweit verhindert werden, daß er demjenigen der
Moto=
ren nicht mehr viel nachſteht. Der Vorteil wäre außer der
An=
wendung eines billigeren Brennſtoffes in der größeren Ruhe
des Ganges zu ſuchen, die den Aufenthalt auf dem
Turbinen=
ſchiff weit angenehmer macht.
Das Haupthindernis für die Einführung der Luftſchiffahrt
iſt der große Kapitalbedarf. Iſt ſchon das einzelne Luftſchifff ein
großes Objekt, ſo iſt die Anlage von Luftſchifflinien ein noch weit
größeres. An den Hauptſtationen müſſen Ballonhallen errichtet
werden, die groß genug ſind, um ſämuliche Schiffe zu bergen,
und die Hallen müſſen geräumig ſein, um Beſchädigungen beim
Ein= und Ausbringen der Schiffe zu vermeiden. In
Deutſch=
land hat man das Syſtem von Drehhallen entwickelt, die ſich in
den Wind einſtellen laſſen und bei jeder Windrichtung bequem
zugänig ſind, doch ſind die Koſten hierfür beträchtlich höher. Auf
Zwiſchenlandeplätzen genügen die in England mit gutem Erfolg
erprobten ſogenannten Landmaſte, an denen das Schiff im Freien
in ſolcher Höhe verankert wird, daß es bei Unregelmäßigkeiten
der Windböen nicht auf den Boden aufſtreift.
Nur in Amerika hat ſich nach dem Krieg eine gewiſſe
Ent=
wicklung der Luftſchiffahrt gezeigt. England hat die Arbeit faſt
völlig eingeſtellt. In Amerika aber wurden kleinere
Verſuchs=
ſchiffe für Heliumfüllung mit gutem Erfolg erbaut. Aber dann
enlitt die Entwicklung durch zwei große Kataſtrophen einen
emp=
findlichen Schaden. Ein in England beſtelltes Schiff zerbrach
bei den Verſuchsfahrten in der Luft, und ein von den Italienern
geliefertes Schiff ſtieß infolge von Fehlern in der Steuerung
aus geringer Fahrthöhe am Boden auf und zerſchellte. In
bei=
den Fällen gerieten die Schiffe in Brand und die zahlreiche
Be=
ſatzung kam zum größten Teil ums Leben. Trotzdem haben
Energie, amerikaniſcher Geiſt und die außerordentlichen, für jede
Idee zur Verfügung ſtehenden Mitdel, verbunden mit dem
praktiſchen Sinn der Amerikaner, zu dem ſehr ernſt zu
nehmen=
den und weitgehenden Projekt geführt, in der allernächſten
Prü=
fung mit Luftſchiffen außerordentlich großen Modells, das die
neueſte Konſtruktion des deutſchen Schütte=Lanz=Typs vorſtellt,
den Ozean zu überqueren. Auch hat nach dem Friedensvertrag
Deutſchland an Awerika ein Luftſchiff zu liefern, das zurzeit bei
den Zeppelinwerken gebaut wird und vorausſichtlich noch in
die=
ſem Jahr die Reiſeüber den Ozean antreten wird.
Der Krieg hat eine ſtürmiſche, aber einſeitige Entwicklung
gebracht, bei der die Rückſicht auf die Wirtſchaftlichkeit und
Be=
triebsſicherheit nicht genügend im Auge behalten wurde. Die
Folgen waren nach dem Kriege Mißerfolge und ein Nachlaſſen
des Unternehmungsgeiſtes. Zurzeit hält ſich die Luftſchiffahrt
nur dadurch, daß ſie für militäriſche Zwecke unentbehrlich iſt. Für
größere planmäßige Verſuche ſehlt auf dem Kontinent das Geld.
Dies gilt namentlich für Deutſchland, wo die Begeiſterung für
die Sache mehr als anderswo rege iſt. So iſt es leider gekommen,
daß die in Deutſchland geſchaffenen Syſteme und Anregungen
vom Ausland ergriffen werden und dort Frucht tragen.
Wir deutſchen Konſtrukteure ſtehen ſelbſtverſtändlich auf dem
Standpunkt, daß der Verzicht auf die Ausführung unſerer Pläne
unter deutſcher Flagge, wie ihn der Friedensvertrag uns
auf=
zwingt, kein Grund ſein darf, die großen und ſchönen
Möglich=
keiten, die die deutſch=amerikaniſche Zuſammenarbeit verſpricht,
zu ſtören. Wenn in dieſem Jahre das erſte Luftſchiff den Ozean
überquert, ſo ſehen wir neidlos den amerikaniſchen Wimpel
über ihm flattern, die Farbe jener Nation, die mit
ſchwung=
kräftiger Begeiſterung unſere Ideen aufgegriffen und
ausge=
führt hat.
C. K. Was Augenzeugen vom japaniſchen Erdbeben erzählen.
Die erſten Berichte von Augenzeugen der japaniſchen Kataſtrophe
wurden von Flüchtlingen gegeben, die nach Nagaſaki ſtrömten.
Aus den brennenden Städten drängte alles nach dem Waſſer,
um ſich vor der furchtbaren Glut zu ſchützen. Männer und
Frauen retteten ſich dadurch, daß ſie in den Hafen ſprangen, wo
ſie — manchmal erſt nach Stunden — von den Schiffen aufgefiſcht
wurden. Ein Mann erzählte, daß er ſich nur dadurch am Leben
erhalten habe, daß er beſtändig tauchte und unter Waſſer
ſchwamm, wenn die über die Waſſerfläche wehende Glut zu
furchtbar war. Die Wege von Tokio waren ſo vollkommen
zer=
ſtört, daß die Menſchen auf ihnen nicht vorwärts kamen. Ein
Augenzeue aus der engliſchen Kolonie berichtet, daß er von dem
Vorgebirge von Tokio ſah, wie die Türme der verſchiedenen
chriſtlichen Kirchen durcheinander ſtürzten und verſchwanden.
Andere ſahen mit an, wie das britiſche Marinekrankenhaus in
die Bucht ſtürzte, wie das amerikaniſche Hoſpital in den
Fried=
hof fiel und wie ſämtliche Gebäude der fremden Staaten in
die=
ſer Gegend verſchwanden. Ein erſchütternder Vorfall war die
Rettung einer Mutter, die ſich von ihrem toten Kinde nicht
tren=
nen wollte; ſie ſchmuggelte die Leiche mit auf das Schiff, wo ſie
entdeckt und ins Meer verſenkt wurde.
Nummer 253
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 13. September 1923.
Seite X.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 13. September.
Der Rückgang der deutſchen Geburtsziffer.
C. K. Die Statiſtik über die Geburts= und
Sterblichkeitsverhältniſſe in den 46 deutſchen
Groß=
ſtädten für das zweite Vierteljahr 1923 zeigt einen auffälligen Rückgang
der Geburten. Wie Roesle in der „Deutſchen Mediziniſchen
Wochen=
ſchrift” ausführt, wurden im zweiten Vierteljahr nur noch 65924
Lebend=
geborene gegenüber 69 631 im vorausgegangenen und 75 726 im zweiten
Vierteljahr 1922 verzeichnet. Hatte ſich in dieſem Vierteljahr 1922 die
Geburtenziffer noch auf 18,5 belaufen, ſo betrug ſie jetzt nur noch 15,8
und nähert ſich damit den Minimalwerten der Kriegsjahre. Bei dem
engen Zuſammenhang zwiſchen Dollarkurs und Geburten iſt
mit einem weiteren Rückgang zu rechnen, denn in dem entſprechenden
Zeugungsvierteljahr, dem dritten Vierteljahr 1922, hatte die
kataſtro=
phale Entwertung der Mark erſt ihren Anfang genommen. Dagegen hat
ſich die Sterblichkeit im letzten Vierteljahr weiter gebeſſert. Sie war
mit 52 846 im zweiten Vierteljahr 1923 geringer als in der gleichen Zeit
des Vorjahres mit 553 459 nur die Zahl der Sterbefälle an Tuberkuloſe
war mit 7963 um 559 höher als im zweiten Vierteljahr 1922. Die
all=
gemeine Sterbeziffer iſt alſo von 13,5 auf 12,7 gefallen, die Tuberkuloſe=
Sterbeziffer von 1,80 auf 1,91 bei der Berechnung auf je 1000 Einwohner
und aufs Jahr geſtiegen. „Dieſer auffallende Antagonismus”, bemerkt
dazu Roesle, „zeigt an, daß unter dem gegenwärtigen wirtſchaftlichen
Chaos nur ein verhältnismäßig kleiner Teil der Bevölkerung
geſundheit=
lich zu leiden hat, denn bei einer allgemein geſundheitlichen Gefährdung
der Bevölkerung wäre ein Anſtieg der Geſamtſterbeziffer, wie die
Strb=
lichkeitsſtatiſtik für alle Kriſenjahre und insbeſondere für die Hungerjahre
1917 und 1918 lehren, unvermeidlich geweſen.”
* Ernennung. Durch Entſchließung heſſiſchen Miniſteriums des
Innern vom 8. September wurde der Gerichtsaſſeſſor Dr. Rhumbler
zu Gießen zum Regierungsaſſeſſor ernannt.
— Verliehen wurde am 9. September 1923 dem Miniſterialamtmann
Dr. Gadow beim Heſſ. Miniſterium für Arbeit und Wirtſchaft die
Amtsbezeichnung „Veterinärrat”.
— In den Ruheſtand verſetzt wurden: am 8. Juni 1923 der Lehrer
an der Volsſchule zu Mölsheim im Kreiſe Worms, Adam
Faulha=
be
auf ſein Nachſuchen unter Anerkennung ſeiner dem Staate
gelei=
en
ſte
Dienſte vom 1. Juli 1923 an; am 7. September der
Polizeiwacht=
meiſter Jakob E ang zu Friedberg mit Wirkung vom 1. Oktober 1923 an.
— Erledigt iſt eine Lehrerſtelle für eine evangeliſche Lehrerin an der
Volksſchule zu odheim v. d. H., Kreis Friedberg. Eine
Dienſtwoh=
nung iſt zurzeit nicht vorhanden, eine Mietwohnung ſchwer zu beſchaffen.
— Zuſatzrenten. Nach Mitteilung der amtlichen Fürſorgeſtelle für
Kriegsbeſchädigte und Kriegshinterbliebene der Stadt Darmſtadt werden
die erhöhten Zuſatzrenten für den Monat September d. Js. für nicht
im Erwerbsleben ſtehende Schwerbeſchädigte, Hinterbliebene, Altrentner
und Altrentnerinnen am Freitag, den 14. September d. Js., vormittags
8½—12½ Uhr auf der Stadtkaſſe ausgezahlt.
— Mietabteilung des Hefſ. Landestheaters. Heute, Donnerstag,
nachmittag, von 3 bis 6 Uhr, wird die Miete D, die am Freitag, und
die Miete E, die am Sonntag ihre Vorſtellung hat, erhoben. Für
Freitag nachmittag, 3 bis 6 Uhr, ſind die Mieten A und C, für Samstag
nachmittag, 3 bis 6 Uhr, die Aufarbeitung der Rückſtände vorgeſehen.
Die Mieter werden darauf hingewieſen, daß bei dieſer und bei jeder
ſpäteren Teilzahlung die Poſtkarte vorzuzeigen iſt, durch die die Mieter
über das Ergebnis der Zuteilung benachrichtigt wurden.
3. Heimatwanderung der Volkshochſchule. Durch den
Meſſe=
ler Park führt die Tageswanderung nach der Grube Prinz von
Heſſen, Grube Meſſel und Eppertshauſen zurück nach Darmſtadt.
Treff=
punkt: Dieburgerſtraße, Odenwaldbahnbrücke. Ruckſackverpflegung.
Ab=
marſch pünktlich 8 Uhr, Sonntag, 16. September. Führung Herr
Ober=
bergrat Profeſſor Dr. Klemm. Freunde, Mitglieder, Hörer und
Dozen=
ten der Volkshochſchule ſind dazu eingeladen; der geologiſche Kurs (7.
tanderung) und. der Schwazwaldferienkurs beteiligen ſich geſchloſſen.
Vorherige Anmeldung iſt nicht erforderlich.
Preiſe für Zucker. Der Zuckerpreis wird für die Zeit vom 9. bis
einſchließlich 15. September d. J. auf 2240000 Mk. das Pfund
feſtge=
ſetzt. Hierdurch wird die Preisfeſtſetzung für den Juni= und Julizucker
nach der Vekanntmachung vom 10. d. M. nicht berührt.
Auf die heutige Bekanntmachung der Handelskammer Darmſtadt
ſei hiermit nochmals beſonders hingewieſen. Neben den für das erſte
Halbjahr bereits zur Erhebung gelangten Beiträgen ſind noch weitere
1000 Mk. pro 100 Mk. Anlage= und Betriebskapital der Veranlagung
1922, auch von den Firmen, die ihren Beitrag bereits geleiſtet haben,
zu zahlen. Die eingetretene außerordentliche Geldentwertung hat die
Handelskammer zu dieſer Erhöhung gezwungen, da ſonſt die gerade
unter den heutigen Verhältniſſen beſonders wichtige Tätigkeit der
Kammer in Frage geſtellt wird. Der Beitrag iſt wie immer an den
Zahlſtellen, die aus dem Steuerzettel erſichtlich ſind, einzuzahlen.
— Die Fahrkartengültigkeit. Wie bei früheren
Eiſenbahntarifer=
höhungen behalten auch diesmal die am 10. September gelöſten
Fahrkar=
ten ihre viertägige Gültigkeit ohne Nachzahlung, das iſt bis zum 13.
Sep=
tember einſchließlich. Die Fahrt muß jedoch bis Mitternacht des 13. zum
14. beendet ſein. Für den Teil einer Reiſe, die am 13. begonnen, aber
um Mirternacht nicht beendet iſt, wird eine der Tariferhöhung
ent=
ſprechende Nachzahlung erhoben. Studierende und Schüler, die bei
Be=
ginn der Sommerferien, bezw. Schluß der Schulferien, wegen
Verkehrs=
ſperre nicht ins beſetzte Gebiet fahren konnten, können bis zum 4. Tage
nach Aufhebung der Sperre noch Schülerferienfahrkarten erhalten.
— Warnung vor den franzöſiſchen Wegelagerern! Ein Lehrer
ſchreibt uns: Als am vorletzten Montag einer meiner Schüler den
Wei=
terſtädter Exerzierplatz entlang ging, trat plötzlich aus der Unterführung
der Gräfenhäuſer Landſtraße ein marokkaniſcher Poſten hervor, der dem
Jungen den Ruckſack abnahm und auf Wertſachen durchſuchte. Da der
Strolch aber nur Bücher fand, ſo trieb er ſein Opfer mit Kolbenſtößen
in den nahen Wald und drohte ihm hier beim geringſten Hilferuf mit
Erſchießen. Er nötigte den Jungen ſich auf den Boden zu legen,
durch=
fuchte ſeine Taſchen und raubte ihm ſeine Taſchenuhr. Dann jagte er
ihn unter der Unterführung weg ins unbeſetzte Gebiet, offenbar um ſich
damit vor einem unangenehmen Wiederſehen zu ſchützen, obwohl das
Verfahren der franzöſiſchen Offiziere bei der Meldung ſolcher
Rauban=
fälle der beſte Schutz für die Räuber iſt. In Dutzenden von Fällen ſind
Raubanfälle im Kreiſe Groß=Gerau verſucht und begangen worden. Bei
Anzeigen ſagt dann der dienſttuende Offizier: „Wer iſt der Täter?
Zeigen Sie mir ihn!” Selbſtverſtändlich iſt dazu kaum jemand in der
Lage, und ſo kann unter dem Schutze der franzöſiſchen Uniform das
Naubhandwerk weiter blühen.
C. Die Auguſt=Witterung in Darmſtadt. Der letzte Monat des
dies=
jährigen meteorologiſchen Sommers zeigte bei vorherrſchender
Trocken=
heit im Allgemeinen normale Wärmeverhältniſſe. Das Monatsmittel der
Temperatur betrug 17,3 Grad Celſius (0,1 unter normal), während ſich
die Gegenſätze auf 30,6 am 10. und 7,1 am 31. ſtellten. Sommertage gab
es noch 9, faſt ſämtlich in der erſten Monatshälfte, und der 10. war ein
ſogen. Tropentag (Maximum über 30 Grad). Südweſtliche Winde waren
der Jahreszeit entſprechend vorwiegend und am zweiten Tage herrſchte
türmiſche Luftbelvegung. Heitere und trübe Tage hielten ſich mit je
ſieben das Gleichgewicht, während das Monatsmittel der Bewölkung 4,9
betrug (10 bedeutet döllige Trübung). Die Zahl der Regentage ſtellte
ſich auf 15, jedoch wies nur der 1. und 4. Monatstag erhebliche Mengen
auf, wogegen die Periode vom 4. bis 17. bei großer Hitze völlig trocken
blieb. Die Monatsmenge betrug 44,4 Millimeter (31 unter normal)
wovon 13,8 auf den 4. kamen. An vier Tagen wurden Gewitter
beobach=
tet. Der Barometerſtand ſchwankt zwiſchen 757,0 Millimeter am 4. und
739,7 am 18. bei einem Mittel von 749,1. Der meteorologiſche Sommer
des Jahres 1923 (Juni, Juli, Auguſt) wies ein Temperaturmittel von
16,7 Grad Celſius auf (0,9 unter normal), während ſich die
Niederſchlags=
menge auf 195,4 Millimeter (7,3 unter normal) belief. Der ziemlich
be=
deutende Wärmeausfall ſtammt von dem überaus kühlen Juni her.
Wander=Abteilung der Turngeſellſchaft Darmſtadt Die für
Sonntag, den 16. September feſtgelegte Wanderung und Zuſammenkunft
mit der Turngeſellſchaft Aſchaffenburg in Neuſtadt i. O. findet erſt am
Sonntag, den 30. September, ſtatt. Die Abfahrt erfolgt ab
Oſtbahnhof 6,14 Uhr nach Lengfeld i. O. mit Sonntagskarte Höchſt.
Jugdenteilnehmer fahren auf Jugendfahrkarte, und haben ſich alle
Jugendliche bei dem Führer der Wanderung zu melden. Marſchzeit vier
Stunden. Es wird um zahlreiche Beteiligung, beſonders der ſelteneren
Mitglieder gebeten, da biei dieſer Wanderung keine großen
Anforderun=
gen an die Teiknehmer geſtellt werden
— Turngemeinde Befſungen 1865 Darmſtadt e. V. Am Sonntag,
den 16. September 1923, findet eine Bezirkswanderung unter Führung
des Wanderwarts Weygandt ſtatt. Turner und Turnerinnen, welche ſich
an dieſer Wanderung beteiligen wollen, verſammeln ſich pünktlich um
6 Uhr, morgens am Vereinshaus Heidelbergerſtraße. Der Weg führt
von hier über Eberſtadt, Frankenſtein (halbe Höhe) nach Alsbach.
Be=
ſchwerlich iſt der Marſch nicht und wäre es ganz beſonders zu begrüßen,
wenn ſich recht diel ältere Turner und Turnerinnen beteiligen wollten.
Schulefſichtige, können nur in Begleitung Erwachſener teilnehmen.
— National=Stensgraphen=Verein Darmſtadt. Eine einfache, aber
ſinnige Feier veranſtaltete am Sonntag vormittag der
Nationalſteno=
graphen=Verein Darmſtadt anläßlich ſeines 15jährigen Beſtehens im
kleinen Saal des „Feierabend‟. Nach einem ſtimmungsvoll einleitenden
Muſikſtück, vorgetragen von Mitgliedern und Freunden des Vereins,
ſprach Frl. K. Dunſtädter einen trefflich zur Veranſtaltung paſſenden
Vorſpruch, nach welchem der Vorſitzende, Herr Büroaſſiſtent Heinrich
Haber die erſchienenen Mitglieder und Gäſte begrüßte. Beſonderer
Dank wurde den von auswärts erſchienenen Schriftgenoſſen, welche
durch ihre Teilnahme die Feier wirkungsvoller geſtalten halfen. In der
Feſtrede, die ſich hierauf anſchloß, gab Herr Ing. M. Dries einen
Rück=
blick zu dem Entſtehen der Nationalſtenographie und des ſie vertretenden
Vereins „von Kunowski”, Darmſtadt. Mühe, Arbeit, Kampf, aber auch
reich an Erfolgen iſt die verfloſſene Zeit geweſen. 3 Jubilaren des
Vereins, Herrn Kaufmann Waldemar Falk, Herrn Dipl.=Ing. Karl
Gölz und Herrn Kaufmann Heinrich Roos konnten mit kernigen Worten
Ehrenurkunden für 10jährige Mitgliedſchaft überreicht werden. Bei dem
diesjährigen Wettſchreiben wurden folgende Mitglieder mit Preiſen
aus=
gezeichnet: 1. Preiſe: Frl. G. Bär, Frl. K. Schäfer, Frl. G. Bauer,
Frl. L. Diehl, Frl. S. Guyot, Frl. G. Kiefer, Frl. B. von Roeßler,
Frl. V. Zoller. 2. Preis: Herr A. Kaiſer. Eine frendige Ueberraſchung
bereiteten die Damen des Vereins der Feſtverſammlung durch
Ueber=
reichung eines von ihnen angefertigten Wimpels, für deſſen künſtleriſche
Ausführung und die dabei bezeigte Opferfreudigkeit der Vorſtand den
Damen im Namen des Vereins ſeinen wärmſten Dank ausſprach.
Zwiſchendurch zu Gehör gebrachte Muſikvorträge halfen die Feier
unge=
mein verſchönen. Mit einem dreifachen Schriftheil ſchloß die Feier, um
am nachmittag die Mitglieder zu einem Spaziergang nach Nieder=
Ram=
ſtadt zu vereinen.
— Jugend im Kampf gegen den Alkohol! Man ſchreibt uns: Wir
machen nochmals auf die außerordentliche wichtige Jugendverſammlung
am Freitag abend im Saale des Hoſpitzes, Obergaſſe aufmerkſam. Es
handelt ſich um eine Jugendverſammlung, in der Dr. Strecker=
Darmſtadt, und Direktor Melle=Frankfurt über das Thema
„Jugend und Alkohol” ſprechen werden. Zu dieſer
Verſamm=
lung haben ohne weiteres Zutritt alle Mitglieder der in der
Arbeits=
gemeinſchaft der Darmſtädter Jugendverbände zuſammengeſchloſſenen
Jugendvereine. Erwachſene Perſonen müſſen ſich vor Eintritt in den
Saal als zur Jugendbewegung gehörig, ſei es durch ſchriftlichen Ausweis
oder durch Einführung durch Bekannte ausweiſen. Es kommt uns
dar=
auf an, daß das zur Erörterung geſtellte Problem gründlich behandelt
wird. Nadauſzenen dienen nicht zur vertieften Erklärung des
Gegen=
ſtandes. Wir werden ſie daher auf alle mögliche Art und Weiſe
ab=
ſtellen.
Konzert des Buſch=Quartetts. Ein muſikaliſches Ereignis
aller=
erſten Ranges, um das uns manche Großſtadt Deutſchlands beneidet, ſteht
dem Darmſtädter Konzertpublikum am Montag, den 17. September,
be=
vor. Der Leitung der Städtiſchen Akademie für Tonkunſt iſt es
gelun=
gen, das eben hier weilende Adolf Buſch=Quartett zu einem Abend im
„Großen Haus” des Heſſiſchen Landestheaters zu gewinnen. In
hoch=
herziger Weiſe haben ſich die vier Herren: Profeſſor Adolf Buſch, Göſta
Andreaſſon, Karl Doktor und Profeſſor Paul Grümmer, für den an der
Akademie beſtehenden Adolf Buſch=Fond zur Verfügung geſtellt, indem
ſie auf jegliches Künſtlerhonorar verzichten. Das Darmſtädter Konzert=
publikum, das noch ganz unter dem Banne des Beethoven=Abends vom
letzten Samstag ſteht, wird ſich dieſen auserleſenen Genuß ſicher nicht
entgehen laſſen, zumal ſich durch anderweitige Konzertverpflichtungen
ein nochmaliges Auftreten unſeres genialen Mitbürgers in dieſem
Win=
ter wohl nicht ermöglichen laſſen wird. Karten bei Konzert=Arnold.
— Vogelsberger Höhen=Klub, Zweigverein Darmſtadt. Am
ver=
floſſenen Sonntag, den 9. ds. Mts., fand die planmäßige 7. Wanderung
ſtatt. Das in den letzten Tagen eingeſetzte prachtvolle Wetter hatte eine
große Teilnehmerzahl herangelockt. Die Führung lag in nur
beſtbe=
währten Händen und hatte dieſelbe gute Waldwege, ſowie windſtille,
ſonnige Lagerplätze ausgeſucht. Die Wanderung erfolgte von der
unte=
ren Landskronſtraße ab über die Heidelbergerſtraße, Galgenſchneiſe nach
dem Pfungſtädter Galgen, wo einſtündige Frühſtücksraſt gehalten wurde.
Von hier aus ging es an den „Baumſtämmen” vorbei auf der
Malcher=
wegſchneiſe nach Malchen. Im Gaſthaus zur Linde war man einige
Stunden nach alter V.H.C.=Art vergnügt beiſammen. Der Rückmarſch
wurde um 4 Uhr nachmittags angetreten und führte auf dem Mittelweg
unterhalb des Frankenſteins nach Eberſtadt bezw. Darmſtadt. Die
Wan=
derung hatte ſich zur vollſten Zufriedenheit aller Teilnehmer abgewickelt
und nahmen alle das Bewußtſein mit, wieder einen ſchönen V.H.C.=Tag
miterlebt zu haben. Drum ſo weiter und friſchauf zur Oktober=
Wanderung!
Markusgemeinde. Es war eine erhebende Weihe= und
Feier=
ſtunde, zu der ſich die Glieder der Gemeinde am Montag, 10. Sept.,
abends 8 Uhr, im Gemeindehaus, Kiesſtraße 17, eingefunden hatten.
Sollte doch dieſer Familienabend eine Entſchädigung ſein für die am
1. Juli abends in der Turnhalle geplante größere Feier anläßlich des
Jubiläums des Herrn Pfarrer Vogel, welche jedoch aus
verſchiedenerlei Gründen damals unterblieb. Die beiden Säle des
Gemeindehauſes waren dicht beſetzt. Die Eröffnung bildete ein ſonſt
wenig gehörtes Kammertrio von Händel, das mit tiefem Verſtändwis
und gutem Zuſammenſpiel zum Vortrag gebracht wurde. Ein von
Herrn Amtmann Göbel eigens für den Abend gedichteter Prolog
wurde von deſſen Tochter, Frl. Hildegard Göbel, recht
ſtimmungsvoll vorgetragen. Der Vorſitzende des Gemeindevereins,
Herr Profeſſor Rothermel, redete in ſeiner Anſprache von
den Menſchen der Gegenwart. Es ſei ein entſetzliches Haſchen und
Ringen der heutigen Menſchen nach gewaltigen Einnahmen, ſo führte
er aus. Zwar könne das Geld ſein ein Segen, es könne aber auch ſein,
werden und bleiben ein Fluch. Hand in Hand mit dieſer „Krankheit”
weiter Volkskreiſe gingen zwei üble neudeutſche Eigenſchaften, der Neid
und die Mißgunſt. Es ſei doch ein Jammer in unſerem geſamten
Volksleben, wenn man beobachten müſſe, wie ein Stand, ein Beruf,
ein Volksteil den anderen befehde nud befeinde. Wir Deutſchen
des 20. Jahrhunderts ſollten uns in dieſer öden, troſtloſen Gegenwart
doch beſſer verſtehen lernen und feſter zuſammenſcharen. Seine
hoch=
intereſſanten Ausführungen, die hier leider nur andeutungsweiſe
ge=
geben werden können, ſchloß er mit dem Hinweis, daß es unſerem
Volks=
tum noch nicht beſſer ergehe, ſo lange man noch die Phraſe höre: „Was
dein iſt, iſt auch mein!‟ Der Emporſtieg unſeres Volkes beginne
erſt in dem Augenblick, in welchem laut und deutlich vernehmbar werde
in allen Schſichten des deutſchen Volkes der obige Satz in der veränderten
Form: „Was mein iſt, iſt auch dein!‟ Das hervorragend geſpielte
Capriccio für Soloflöte des modernen Meiſters Heinrich Kaſpar
Schmidt, ſowie die meiſterhaft vorgetragenen Violinſoli älterer deutſcher
Meiſter boten den andächtig Lauſchenden einen ſeltenen Genuß. Frau
Architekt Söder brachte mit ihrer herrlich klingenden Altſtimme,
welche vorzüigliche Schulung erkennen ließ, ſieben Triolieder von
Robert Kahn zu Gehör und fand begeiſterten Beifall. Sämtliche
Dar=
bietungen wurden mit außerordentlicher Gewandtheit und
Anpaſſungs=
fahigkeit am Klavier begleitet. Für den muſikaliſchen und geſanglichen
Teil des Abends gebührt Herrn Oberreallehrer Pfaff
herz=
licher Dank. Eine Ueberraſchung des Abends war der Reigen, den der
Mädchen=Jugendbund vorführte. Die reichlich gezollte
An=
erkennung möge ſein der Dank für die geopferte Zeit und Mühe bei der
Einübung. In kurzen Worten gab Herr Pfarrer Vogel eine
Schilderung der beruflichen Arbeit von ſeinem Eintritt ins Amt bis
zu ſeiner Verſetzung nach Darmſtadt, ſprach von der Liebe und Güte
Gottes, die ihn allezeit getreulich begleitete, von der Hilfe und
Unter=
ſtützung der Gemeindeglieder, die ihm ſein manchmal nicht leichtes Amt
angenehm geſtalte, und verlieh der Hoffnung Ausdruck, daß er in der
ihm lieb gewordenen Markusgemeinde noch lange ſegensreich wirken
möge zur Ehre Gottes. Die beim Heimgang veranſtaltete freiwillige
Sammlnug ergab die höchſt ſtattliche Summe von 24 Millionen Mark.
Im Herbſt und Winter ſollen noch mehrere derartiger Familienabende
abgehalten werden. Es ſei hier nochmals darauf hingewieſen, daß die
Gemeindeglieder ſowie die Freunde und Gönner des Herrn Pfarrer
Vogel die Möglichkeit haben, ihren Beitrag zur Karl=Wilhelm=
Vogel=Stiftung der heutigen Geldentwertung entſprechend
an=
zupaſſen bezw. zu erhöhen. Man bittet, die diesbezüglichen Gaben
ab=
liefern zu wollen im Tapetenhaus Schepp, Soderſtraße,
oder bei Herrn Bäckermeiſter Ewald, Ecke Soder= und
Stiftſtraße, ſowie bei Herrn Metzgermeiſter Luſt, Ecke
Soder= und Wienersſtraße.
— Der Dobermannpinſcher=Verein, D. V., Sitz Hamburg (Abtlg.
Darmſtadt) veranſtaltet nächſten Sonntag, den 16. September, von
vor=
mittags ab im Reſtaurant Rummelbräu eine Interne Vorführung.
Hierbei wird der Wanderpreis für den beſten Hund zur Vergebung
ge=
langen. Zahlreiche Ehrenpreiſe ſtehen zur Verfügung.
— Orpheum. Operettengaſtſpiele. Samstag, den 15.,
Sonntag, den 16. September, wird der Schlager des Neuen
Operetten=
theaters „Der Vetter aus Dingsda” wiederholt. Hiermit finden
zahl=
reiche Anfragen und diesbezügliche Wünſche Erledigung. Der
Karten=
verkauf hat bereits begonnen. (Siehe Anzeige.)
Aus den Parteien.
Deutſche Volkspartei. Heute, Donnerstag, den 13. Sept.,
abends 8 Uhr, ſpricht im „Städtiſchen Saalbau”, Herr Rechtsanwalt
Dingeldey, M. d. L., in öffentlicher Verſammlung über: „Die
Re=
gierung Streſemann”. Wir bitten alle unſere Parteifreunde, für einen
ſtarken Beſuch dieſer Verſammlung bemüht zu ſein.
Neue Bücher.
F. N. Ernſt Knoth. Grundlagen des linearen
Kontrapunktes. Bachs melodiſche Polyphonie. Berlin, Max
Heſſe 1922. Das Werk gehört zum Beſten, was ſeit langer Zeit auf
dieſem Gebiete erſchienen iſt. Nicht als Lehrbuch gedacht — verzichtet es
doch vollſtändig auf die Stellung von Aufgaben — wendet es ſich an den
Lehrer, den gebildeten Muſiker. Es ſtellt feſt, daß die bisher übliche
Kontrapunktlehre, die ſich mehr oder weniger auf das Lehrwerk „Gradus
ad parnassum” des Wiener Komponiſten Joh. Jos Fux vom Jahre 1725
ſtützt, ſo ſtark auf akkordiſch harmoni cher Grundlage ſreht, daß die
Gegen=
ſätze von Melodie als Linie und Harmonie als Zuſammenklang
ver=
miſcht wurden, und die Ausprägung der erſteren dabei zu kurz kam.
In überzeugender Beweisführung verweiſt Knoth dabei das Studium
der Kirchentonarten und ihrer eigentümlichen Kadenzen an die
Harmo=
nielehre. Nicht Fux ſoll Vorbild ſein, ſondern Joh. Seb. Bach, der
größte Meiſter der Melodie und Linienführung. Eine eingehende
Prü=
fung des Begriffes Melodie geht voran. Nicht die Folge von Tönen,
ſondern die ſeeliſche Energie, die zu dieſem Ausdruck führt und vom
Hörer nachempfindend von Neuem erlebt wird, ſtellt das Weſen der
melodiſchen Bewegung dar und an vielen Beiſpielen, die größtenteils
den Werken Bachs entnommen ſind, wird der Bewegungsausdruck, die
der Melodie innewohnende ſeeliſche Dynamik beleuchtet. Ein
weſent=
licher Teil des umfangreichen Werkes iſt der Analyſe von Bachs
melo=
diſchem Stil gewidmet, und erſt in den letzten Abſchnitten wird die
Mehrſtimmigkeit in ihren äſtethiſchen und techniſchen Grundlagen
be=
handelt. Das Buch dient ebenſo der Kompoſition als der Aeſtethik und
Analyſe und verdient es, ſo beachtet zu werden, daß von hier aus der
Unterricht im Kontrapunkt weſentlich informiert wird. Jeder, der ſich
tiefer in die Probleme der Polyphonie verſenken will, wird an Knoths
Werk einen geiſtvollen Führer finden.
F. N. H. J. Moſer. Muſikaliſches Wörterbuch.
Leipzig=Berlin, B. J. Teubner 1923. Als 12. Band der kleinen
Fach=
wörterbücher erſchien ſoeben auf 139 doppelſeitigen Oktavſeiten ein
Muſiklexion, das jedem Muſikſtudierenden bei den unerſchwinglichen
Preiſen großer Lexika ein willkommenes Handbuch ſein wird, und das
auch Schulbibliotheken und bei muſikaliſch intereſſierten Laien ſeinen
Zweck völlig erfüllen kann. Mit größtem Geſchick iſt die Auswahl der
Artikel getroffen, alle Gebiete muſikalifchen Wiſſens und der Technik
ſind gleichmäßig bedacht und der klare gedrungene Stil der einzelnen
Artikel vermeidet überflüſſige Fremdwörter. Daß der Fachmann beim
Vergleich mit umfagreichen Lexika zuweilen einen Namen oder
Be=
griff vermißt und einen andern für entbehrlich hält, iſt ſelbſtverſtändlich,
denn irgendwo müſſen ja bei jedem derartigen Werk die Grenzen
ge=
zogen werden und ganz gradlinig iſt eine ſolche Scheidung nie.
Wert=
voll iſt auch die als Anhang beigefügte Zeittafel und der Entwurf einer
muſikaliſchen Hausbücherei. In vielen Einzelheiten, beſonders der neueſten
Zeit, iſt Moſer durchaus ſelbſtändig und ſachlich in ſeinem Urteil.
* D. H. Matthes, der evangeliſche Religionsunterricht im Licht
der pädagogiſchen Beſtrebungen der Gegenwart. Göttingen 1923. 46 S.
(1.20 Mark Grundpreis). Drei Prinzipien der neueren Pädagogik, die
der Erziehung durch die Gemeinſchaft, durch das perſönliche Miterlebnis
und durch die praktiſche Mitarbeit der Kinder, wendet der auf dem
Ge=
biet der Fachliteratur heimiſche und ſelbſt tätige Verfaſſer auf den
evan=
geliſchen Religionsunterricht an. Dabei weiſt er überzeugend nach, in
welch hohem Maße dieſe Prinzipien dem Weſen des evangeliſchen
Chriſtentums entſprechen, und wie ſie darum von keinem anderen
Reli=
gionsunterricht ſo fruchtbringend verwertet werden können wie gerade
von dem evangeliſchen. Theologen, die ſich die neueren Beſtrebungen
der Pädagogik, und Pädagogen, die ſich in die neueren Erkenntniſſe der
evangeliſchen Chriſtusreligion und der kirchlichen Gemeinſchaft tiefer
einführen laſſen wollen, ſei die vorliegende Schrift zum Studium
em=
pfohlen.
W.
— Emile Zola. In der einzig autoriſierten deutſchen
Geſamt=
ausgabe von Emile Zolas geſammelten Romanen, die in
muſter=
giltiger Ausſtattung beim Kurt Wolf Verlag, München
erſcheinen, liegen zur Zeit aus der Rougen=Macquart=Folge die
Ro=
mane „Die Jagdbeute‟, „Mutter Erde” und „Die Lebensfreude” vor. —
Die Herausgeberarbeiten leitet A. E. Rutra, die Ueberwachung der
Ausſtattung übernahm Prof. E. Preetorius. Die Bände erſcheinen
broſchiert, in Halbleinen und Halbleder gebunden. — Emile Zola.
Zwanzig Jahre nach dem Tode dieſes großen Meiſters — mehr als
doppelt ſo lange nach dem Bekanntwerden ſeines Werkes in
Deutſch=
land, nach dem Sturm, der den Kontinent erſchüttert und am Anfang
unabſehbarer Jahre neuer Kämpfe und Leiden — ſteht dieſes
erſtaun=
liche Rieſerwerk eines einzelnen in tieferer Beziehung zu unſerer
Gegenwart, bedeutſamer vor uns, als es damals erſchienen ſein moihte
da es ſich zum erſten Mal die Aufmerkſamkeit erzwang. Die Kühnheit
des Griffs, die geniale Anlage, der prophetiſche Blick erregten
Bewun=
derung ob der Erfüllung, die ſich vollzog. Die Tragweite ihrer
Wir=
kung hat ſich ſeit jenen Jahren vertieft, die leidenſchaftliche Anteilnahme
am Werk verwandelte ſich in gereifte Liebe zu ihm. Das Werk iſt größer
geworden, weiter ſein Geſichtsfeld. — Man hat Zola den größten
Na=
turaliſten genannt, und es iſt ſein Vorzug, daß Tauſende nach ſeinen
Romanen greifen konnten, ſie wie Unterhaltungslektüre laſen, ſie
auf=
nahmen — und lange danach erſt merkten, wie viel er war — um wie
vieles mehr! „Er hat die ſoziale Geſchichte eines Reiches geſtaltet”
ſagt Heinrich Mann in ſeinem großen Eſſay von ihm. Er hat dieſe
Geſchichte geſtaltet, geformt, während ſie ſelbſt noch keimte, und er hat
die kranken Wurzeln noch in der Erde erfaßt, ehe der Baum
empor=
wuchs und verdarb. Er hat ſie in ſeinem „Erdengedicht” erfaßt, in der
Geſchichte der Familie Rougon=Macquart, in einer Folge von zwanzig
Romanen, die um ſo gewaltiger wird, je natürlicher ſie erſcheint,
gigantiſch, wenn man bedenkt, daß ſein Geiſt eine Summe von Leben
erweckte, die das Leben beſtätigte. Die Geſchichte der Krämersleute
Rougon und der halb von Bauern, halb von Vagabunden ſtammenden
Macquart, es iſt die Geſchichte der Bonaparte des kleinen
ſüdfranzö=
iſchen Plaſſans. — Weit über dieſen Rahmen hinaus gewinnt dieſes
prophetiſche, gewaltige Werk Bedeutung für unſer 20. Jahrhundert.
Zola, der unermüdliche Kämpfer um Wahrheit und Gerechtigkeit der
Mann der Tat, der im Dreyfußprozeß ſein „Vaccuse” wagte und als
Patriot der Menſchheit die Verbannung auf ſich nahm, — er ſteht heute
an der Schwelle einer Zeit, Mahner des Geiſtes, Richter über den
Wahnwitz, der einmal ſchon ein Volk zur Kataſtrophe führte. Darum
iſt er, der Franzoſe, ein Europäer — darum wird er heute und in
Zu=
kunft ſich dringender Eingang verſchaffen in die Herzen der Menſchen. —
wI Dr. Rob. Stäger, Hinan und Hinaus.
Pflanzen=
geographiſche Wanderungen. Mit 12 Kopfleiſten und Vignetten nach
Federzeichnungen von A. Reckziegel und W. Stäger und einem farbigen
Umſchlagbild von W. Plank. — 1922, Raſcher und Cie. A.=G., Verlag,
Leipzig. — M. 50.—. Der nicht nur auf dem Gebiet der Entomologie,
ſondern auch in der Botanik als Forſcher tätige Autor, der ſich durch
ſeine prächtig geſchriebenen „Erlebniſſe mit Inſekten” vorteilhaft
be=
kannt gemacht hat, bietet in dieſem neuen Bändchen eine Anzahl
farben=
ſatter pflanzengeographiſcher Schilderungen dar, die in volkstümlicher
Form die Ergebniſſe eigener Studien und unmittelbarer Anſchauungen
bringen. — Von den Karrenfeldern der „Sieben Hengſte”, deren
eigen=
tümliche Flora ſkiziert wird, ſteigen wir mit dem Verfaſſer „Hoch über
Buſch und Baum”, und zergliedern mit ihm den niederen Raſenteppich
der „Schneetälchen”, um dann mit ihm durch den Buchenforſt von
Viz=
zavona auf Korſika und die Macchien dieſer Inſel, ſowie durch das
Eſtérelgebirge in Südfrankreich zu wandern. Schließlich verfolgen wir
noch das ſiegreiche Vordringen einer Pioniergeſellſchaft von Salz=
Pflanzen im Rhonedelta. — Daß über dem Eingehen auf Einzelheiten
nirgends die Form des Ganzen vernachläſſigt wird, ſodaß die
be=
ſchriebenen Landausſchnitte zum Greifen nahe vor uns ſtehen, iſt bei
Stäger ſelbſtverſtändlich. So wird das Bändchen nicht nur
Pflanzen=
freunden, ſondern auch anderen Leſern Genuß und Freude bereiten,
wl „Schulfeierſtunden” Von Prof. W. Oppermann,
Leip=
zig 1923. Es iſt bekannt, daß Morgenandachten an vielen Schulen
immer mehr eingeſchränkt werden, vielfach faſt verſchwunden ſind. Und
doch bedarf die jugendliche Seele heute mehr denn je der kurzen
Samm=
lung und Verinnerlichung. Meiſt fehlt es dem Lehrer an geeignetem
Stoff für Anſprachen, und hierfür will das Buch helfen. Die
An=
ſprachen halten ſich frei von dogmatiſcher Einſtellung und vermögen,
wo ſie nicht als Vorlagen gewählt werden, jedenfalls vielſeits
An=
regung zu geben, in gegebener Form weiter zu bauen. Auch außerhalb
der Schule kann mancher für ſich Wertvolles in dem Buche finden.
„Weltſchöpfung und Weltanſchauung”. Von Prof.
Dr. Wilh. Liepmann, Berlin 1923. Volksverband der Vücherfreunde.
Von den innigen Zuſammenhängen der Najurwiſſenſchaft and der
Weltanſchauung gibt Liepmann in dieſem Vuch ein üveraus feſſelndes
Bild. Wie ſehen die Atome des Mikrokosmos nach den ſelben
Ge=
ſetzen kreiſen, wie die Geſtirne des Makrokosmos, und ſchon hier
offen=
baren ſich Richtlinien für eine Weltanſchauung. Von der niederſten
Zellform werden wir durch die Entwicklungslehre, durch die vergleichende
Anatomie und die Entwicklungsmechanik zum Aufbau der höheren
Tiere und des Menſchen geführt. Ueberall das Erkennen: „ohne
Ge=
ſetz keine Welt”. Wir lernen ferner die Entwicklung der
Seelentätig=
keit von den niederſten Organismen bis zum Menſchen kennen. Das
Problem des Leidens wird für das Erleben bei einer Weltanſchauung
herangezogen. An der Hand des Lebenslaufs von Nembrandt, Spinoza,
Beethoven, Dante und auf Grund ſeiner eigenen Erfahrungen als
Arzt führt Liepmann zu dem Ergebnis, daß bie Lebensauffaſſung
ſelbſt Glück oder Unglück in ſich birgt. Mit beſonderer Feinheit ſpricht
Liepmann über die Beziehungen der Erotik, ſeine Ausführung über die
Ehe iſt von ſeltener Schönheit. Im Schlußkapikel wird dann die ſo
ge=
wonnene Weltanſchauung in Beziehung gebracht zu den großen Proz
blemen unſeres jetzigen Lebens
Rummer 253.
Seite 5.
Darmſtädter Tagblatt, Douuerstag, den 13. September 1923.
Vier Jahre Grundſchule und acht Jahre höhere Schule.
Man ſchreibt uns: Zur Erwiderung Ihres Artikels „Schuldauer
und Eltern”, ſei auf Folgendes hingewieſen. Die geſetzlich feſtgelegte
vierjährige Grundſchule ſoll nicht in die ſeitherige Sexta führen,
ſon=
dern in eine Klaſſe, die die ſeitherige Sexta und Quinta umfaßt. Der
Lehrgang der höheren Schulen wird alſo in Zukunft nur achtjährig ſein.
Das iſt eigentlich ganz ſelbſtverſtändlich, wird aber von den Gegnern der
Grundſchule „bewußt oder unbewußt” übergangen. Es muß für die
höheren Schulen eine Lehrplanänderung vorgenommen werden, ſo daß
der Plan der unterſten Klaſſe ſich an den Plan des vierten
Grundſchul=
jahrganges anſchließt. Man vergeſſe nicht, daß im vierten Jahrgang
der Grundſchule doch auch gearbeitet wird. Gewiſſe Schwierigkeiten
dürften ſich für den Plan des fremdſprachlichen Unterrichts ergeben, die
müſſen aber überwunden werden. Die erſten Schüler, die die
Grund=
ſchule vier Jahre zu beſuchen haben, werden an Oſtern 1926 in die
höheren Schulen übertreten. Bis dorthin iſt reichlich Zeit, die nötigen
Lehrplanänderungen durchzuberaten. Alſo nur hübſch Geduld, es ſoll
nichts „Unwirtſchaftliches” begangen werden. Und es iſt m. E. kein
„ſachlicher Grund” vorhanden, um gegen die vierjährige Grundſchule
„mit allen zu Gebote ſtehenden Mitteln” anzukämpfen.
Dr. D.
Heppenheim (Bergſtr.), 11. Sept. In der letzten Nacht wurde in
die Werkſtätte eines hieſigen Schuhmachers eingebrochen und
dar=
aus 13 Paar neue Arbeitsſchuhe im Werte von etwa 2 Milliarden
ge=
ſtohlen. Der Polizei gelang es den Dieb in der Perſon des ſchon
viel=
fach vorbeſtraften ledigen Taglöhners Philipp Bub von hier
feſtzuneh=
men. 10 Paar Schuhe konnten dem Dieb noch abgenommen werden. Ob
noch Mittäter in Betracht kommen, dürfte die Unterſuchung klarſtellen.
— Kirch=Brombach, 12. Sept. Der Starkenburger
Hilfs=
verein für die Baſeler Miſſion gedenkt am Sonntag, den
16. September, hier ſein Jahresfeſt zu halten. Der Poſaunenchor von
Ober=Klingen und der Kirchenchor von Groß=Vieberau haben ihr
Mit=
wirken zugeſagt. Miſſionar Rottmann, Pfarrer Sehrt und andere
wer=
den Anſprachen halten. Um 2 Uhr ſoll der Feſtgottesdienſt in der
alt=
ehrwürdigen, ſchön wieder hergeſtellten Kirche beginnen. Viele
Miſ=
ſionsfreunde aus dem Gerſprenz= und Mümling,Tal werden erwartet.
— Michelſtadt, 11. Sept. Wir erhalten von der Bürgermeiſterei
Michelſtadt folgende Zuſchrift: „In Nr. 248 des Darmſtädter Tagblatts
vom 8. September 1923 iſt eine Notiz aus Michelſtadt enthalten, in der
geſagt iſt, daß im Gemeinderat die Errichtung eines Anbaues an die
hieſige Realſchule abgelehnt worden ſei. Wir ſtellen demgemäß im
In=
tereſſe der Anſtalt feſt: 1. Die Errichtung eines Anbaues durch die
Stadt Michelſtadt iſt mit Rückſicht auf die Raumbedürfniſſe der Anſtalt
beſchloſſene Sache. 2. Der Gemeinderat hat beſchloſſen, den Verſuch zu
machen, zu den Koſten des Anbaues, der in der heutigen Zeit
natur=
gemäß eine große Milliardenaufwendung bedingt, den Kreis
heranzu=
ziehen. 3. Die Ablehnung, von der in dem genannten Artikel geſprochen
iſt, bezog ſich nicht auf den Anbau, ſondern auf den Voranſchlag der
Realſchule. 4. Die Ablehnung wurde von einer Mehrheit in dem
Ge=
meinderat um deswillen ausgeſprochen, weil nach der eigenen Erklärung
des derzeitigen Direktors der Realſchule, Herrn Dr. Keller, die Schüler
der oberſten Klaſſe im Falle der Fortſetzung des Raummangels nicht
in der Lage wären, ihre Maturitätsprüfung an einer anderen Anſtalt
zu beſtehen. 5. In der gleichen Sitzung des Gemeinderates wurde
be=
ſchloſſen, daß alle Maßnahmen getroffen werden ſollen, um nötigenfalls
unter großen Opfern der Stadt die Raumverhältniſſe der Realſchule
einer befriedigenden Löſung in Kürze entgegen zu führen.”
Erbach i. O., 10. Sept. Am vergangenen Sonntag feierte der Evang.
Verband für die weibliche Jugend in Heſſen, vom herrlichſten Wetter
be=
günſtigt, in Erbach ſein Kreisverbandsfeſt. In ſtattlichem Zug ging die
fröhliche Jungmädchenſchar, Abgeordnete von 10 Odenwälder und 3 Of
fenbacher Vereinen, zum ſchöngeſchmückten Gotteshaus, wo
Landes=
jugendpfarrer Zentgraf die zu Herzen dringende Feſtpredigt hielt. Die
Liturgie war durch Geſänge der Jugend, beſonders durch den
wunder=
vollen Einzelvortrag des Lutherlieds „Aus tiefer Not . .. von Frl.
Maria Hein=Reinheim bereichert und verſchönt. Mit friſchem Geſang
wanderte auch am Nachmittag der Feſtzug durch die Stadt zur
Sophien=
höhe. Nach warmen Begrüßungsworten des Herrn Stadtpfarrers Sell=
Erbach hielt Verbandsjugendpflegerin Frl. W. Hein den Hauptvortrag
dieſer Feierſtunden über das Thema: „Vereinsſchweſtern daheim und
draußen.” Praktiſch und religiös tief zugleich verſtand ſie es, die Wege
zu zeigen, auf denen echte Chriſtenfreude als göttliche Lebenskraft auch
mit in den grauen Alltag hineingeht. Die Jugend bot bei dieſem ernſten
Teil des Nachmittags einige gediegene Gedichtvorträge und mehrſtimmige
Lieder, um ſpäter in frohen Reigen, Volkstänzen und Scherzſpielen ihre
köſtliche Feſtſtimmung kundzutun. Voller Dankbarkeit kehrte man nach
einem kurzen Schlußwort des Landesjugendpfarrers von dieſen echt
ju=
gendlichen Feſte im ſonndurchglänzten Walde heim, voll Danks auch
ge=
gen die gaſtlichen Bewohner Erbachs, die trotz der Teuerung die
Ju=
gend freundlichſt bewirtete. Solch anſpruchsloſe Feſte einer innerlichen
Fröhlichkeit ſind wirkliche Freudentage auch in ſchwerer Zeit.
* Fürth i. O., 9. Sept. Myſterienſpiel. Junge Studenten
brachten am vergangenen Sonntag altes, verborgenes Volksgut. Sie
hoben einen Schatz aus den Trümmern der Jahrhunderte. Es war
wirklich eine Weiheſtunde, die ſie der Gemeinde boten, als um 7 Uhr die
Glocken zu einem Myſterienſpiel riefen. Auf einem herrlich gelegenen
Platz neben der Kirche ſpielten ſie „Seth”, die goldene Legende von
Adams Tod und der Verheißung. Durch die ſchlichte Spielweiſe ließen
ſie die Herzen der Zuſchauer mitſchwingen. Innerlich beglückt und des
Dankes voll gegen Gott, der ihnen dieſen Abend geſchenkt, ſtimmten
mehr als tauſend Zuſchauer ein in das Lob Gottes. Als die Orgel
ver=
klungen, die Fackeln erloſchen waren, ſuchte jeder ſtill ſein Heim auf.
Ich bin davon überzeugt, daß die Myſterienſpiele im rechten Geiſt
ge=
ſpielt, uns viel geben können in dieſen ſchweren Zeiten, mehr als ein
kurzes Vergeſſen der Nöte.
Offenbach, 11. Sept. Zu der Exploſion im Oehlerwerk
wird noch gemeldet: Geſtern nachmittag gegen ½/6 Uhr ereignete ſich in
dem hieſigen Werk Oehler, der Filiale der Chemiſchen Fabrik
Gries=
heim=Elektron, eine Exploſion, der leider ſechs Menſchen zum Opfer
ge=
fallen ſind. Alle wurden ſchwer verletzt. Zwei davon ſind bereits im
Krankenhauſe ihren Brandwunden erlegen. Es ſind dies der Heizer
Die Finanzen des Großherzogs.
Roman von Frank Heller.
Copyright bei Georg Müller Verlag, München.
(Nachdruck verboten.)
33)
Sie ſah ihm mit einem klaren ruhigen Blick in die Augen.
„Ja,” ſagte ſie einfach. „Wenn Sie wirklich ſo wunderbar
edelmütig gegen eine Unbekannte ſein wollen . . .
Sie wollte offenbar weiterſprechen, aber er unterbrach ſie.
„Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen, Madame. Aber dann
muß ich noch eine Frage an Sie richten. Glauben Sie, daß Ihre
Feinde wiſſen, daß Sie abzureiſen beabſichtigen?”
„Da . . . das iſt möglich,” ſtammelte ſie. „Ich habe es im
Hotel nicht geſagt, aber ich habe heute Nachmittag gepackt, bevor
ich mit Jaques fortfuhr . . . Glauben Sie .."
„Ich glaube beinahe beſtimmt, daß ſie an den Hauptſtationen
Spione aufſtellen werden — wenn ſie die Mittel und den Mur
dazu haben?”
Er betrachtete ſie fragend, ſie nickte halb überlegen.
„Dann bleibt nur eines übrig. Sie müſſen ſich verkleiden,
und zwar raſch.”
„Verkleiden?” Wie meinen Sie das? Wo? Und wieviel
Zeit haben wir denn noch bis zum Abgang des Zuges?”
„Etwas über eine Viertelſtunde. Wo?. Hier im Wagen.
Warten Sie nur, Sie werden gleich ſehen.”
Herr Philipp Collin, den der Leſer wohl ſchon erkannt haben
dürfte, ſteckte den Kopf zum Fenſter hinaus und pfiff dem
Chauffeur. Das Auto blieb ſtehen.
„Wie lange fahren Sie von hier zur Gare de Lyon?”
„Eine Viertelſtunde.”
„Ausgeſchloſſen. Zehn Minuten.”
„Geht nicht.”
„Muß gehen.”
„Das iſt aber ſehr über die erlaubte Geſchwindigkeit,”
mur=
melte er.
„Es wird auch ſehr über die Taxe ſein. Sagen wir viermal
und eventuelle Strafen bezahlt.”
Der Chauffeur ſtrahlte.
„Mais alors naturellements, monsieur."
Er wollte den Motor in Gang ſetzen, aber Philipp Collin
hielt ihn mit einer Geſte zurück.
„Halten Sie ſtill, bis ich rufe. Ich brauche hier ſelbſt fünf
Minuten, dann haben Sie zehn Minuten für die Fahrt.”
Ullrich, wohnhaft Flutſtraße, und der Arbeiter Stein, wohnhaft im
Bier=
grund. Die Sanitätswache vom Roten Kreuz war ſofort zur Stelle,
Die Exploſion war im Ammoniakbau entſtanden. Sie war ſo gewaltig,
daß ſie ſelbſt das Dach aushob. Auch auf den Neubau übte ſie ihre
Zer=
ſtörungen aus. Ueber ihre Urſache wird eine genaue Unterſuchung, die
im Gange iſt, Aufſchluß geben. — Der Polizeibericht meldet über die
Exploſion folgendes: Geſtern nachmittag gegen 5½/ Uhr explodierte in
dem Werke Oehler hier Mainzerſtraße, in der Ammoniakſchmelze ein
Keſſel, wodurch das Gebäude und die Nachbargebäude zum Teil demoliert
wurden. Sechs Arbeiter, die ſich in dem Gebäude befanden, wurden
er=
heblich verletzt, ſo daß ſie in das hieſige Krankenhaus überführt werden
mußten. Von dieſen ſind bis jetzt zwei verſtorben. Ueber die
Ent=
ſtehung der Exploſion konnte Näheres bis jetzt nicht feſtgeſtellt werden.
Es beſteht aber die Annahme, daß ſie durch Ueberheizung der Keſſel
ent=
ſtanden iſt. Ermittlungen ſind im Gange.
— Worms, 12. Sept. In das Schaufenſter des
Tabak=
geſchäfts der Frau Magnuſſen neben der Metzgerei Scholl gerannt
ſind geſtern nachmittag, mehrere bei der Stadtgärtnerei beſchäftigte
junge Leute, die mit einem Gärtnereiwagen die Andreasſtraße
herunter=
kamen. Die Leute begingen den Unfug, den man faſt tagtäglich in der
Stadt beobachten kann, ſich ſämtlich auf den Wagen zu ſetzen und mit
den Beinen zu ſteuern. Als ſie einem Fuhrwerk ausweichen wollten,
konnten ſie die Wagendeichſel nicht mehr herumreißen; ſie rannten
in das Schaufenſter, das gänzlich in Trümmer ging. Die
Wagen=
deichſel bohrte ſich in das Ladeninnere und beſchädigte dort die
Wand=
regale, von denen eine Flaſche Likör ihren koſtbaren Inhalt auf den
Fußboden ergoß. Die Ladeninhaberin und eine im Laden weilende
junge Dame ſind erfreulicherweiſe unverletzt geblieben. Der Schaden
dürfte in die Milliarden gehen.
* Worms, 11. Sept. Herr Fabrikdirektor Georg Oerrge hat
im Auftrag eines Großbrauers von Neuhork=Brooklyn der Stadt, dem
Kreis ſowie Wormſer Wohltätigkeitsanſtalten mehrere 100
Mil=
lionen Mark für wohltätige Zwecke überwieſen.
Worms, 12. Sept. Herr Heinrich Horn ſtürzte, als er am
ver=
gangen Sonntag in der Römerſtraße mit mehreren Freunden einen
Be=
ſuch machte und ſich von dort gegen 4/99 Uhr nach Hauſe begeben wollte,
auf den letzten Treppenſtufen und ſchlug ſo heftig auf den Hinterkopf.
daß er bewußtlos liegen blieb. Durch den unglücklichen Fall hat er ſich
anſcheinend einen Schädelbruch zugezogen. Der herbeigerufene Arzt
ord=
nete die ſofortige Ueberführung ins Krankenhaus an. Hier aber
ver=
ſchied Herr Horn kurz nach der Einlieferung, ohne das Bewußtſein
wie=
der erlangt zu haben.
* Alzey, 11. Sept. Ein Unfall, der bis jetzt nicht vollſtändig
aufgeklärt iſt, hat ſich dieſer Tage hier ereignet. Ein Mädchen von
auswärts, das mit ſeinem vier Monate alten Kind bei einer hieſigen
Familie vorübergehend Unterkunft gefunden hatte, erwachte morgens
und fand das bei ihr im Bett liegende Kind tot vor.
th. Bingen, 10. Sept. Am Regierungsjubiläum der Königin von
Holland verübten angetrunkene holländiſche Studenten des
hieſigen Technikums nachts derartigen Lärm, daß ſie von der Polizei
verhaftet werden mußten. Während der Haft zertrümmerten ſie die
Fenſterſcheiben des Haftlokals.
hr. Vilbel, 10. Sept. Dieſer Tage wurde dem hieſigen Pfarrer
Freundlieb nächtlicher Weile Kraut aus ſeinem Garten geſtohlen.
Die Diebe hinterließen einen Zettel, auf dem zu leſen ſtand: „Wer auf
Gott vertraut, der braucht kein Kraut.
hr. Nidda (Wetterau), 10. Sept. An den Pranger. Um den
immer mehr überhand nehmenden Felddiebſtählen vorzubeugen, hat der
Gemeinderat beſchloſſen, alle Frevler, die ertappt und angezeigt werden,
namentlich durch die Ortsſchelle bekanntzugeben.
Ulrichſtein, 11. Sept. Unſere Jugendherberge erfreute ſich
bisher ſtets eines recht regen Beſuches. Die Schönheit und der ſtille
Frieden unſerer Berge lockten viele jugendliche Wanderer, Jungen und
Mädels von nah und fern, an, ſo daß wir in dieſem Jahre bereits die
Uebernachtungsziffer 750 überſchritten haben. Leider iſt feſtzuſtellen,
daß der nichtverdienende Teil der Jugend wegen der großen Teuerung
neuerdings mehr und mehr auf die Geiſt und Körper ſtärkenden
grö=
ßeren Fahrten verzichten muß. Was hilft aber ſchließlich alle Fürſorge
des Verbandes deutſcher Jugendherbergen und ſeiner ehrenamtlich
tätigen Herbergsleiter um die Verbilligung des Jugendwanderns, wenn,
wie es geſtern geſchah, in einem hieſigen Geſchäft jugendlichen
Wan=
derern für einen einzigen Suppenwürfel eine Million und
neunhundert=
tauſend Mark abgefordert wurden? Durch ſolche Uebervorteilung
bringt man den hohen Vogelsberg bei der wandernden Jugend nur in
Verruf.
Parlamentariſches.
* Der Geſetzgebungsausſchuß ſetzte geſtern die
Be=
ratung des Feldbereinigungsgeſetzes fort. Art. 35, der die Bildung eines
Oberſchiedsgerichtes neu einführt, wird dahin geändert, daß nur ein
Oberſchiedsgericht für das ganze Land errichtet werden ſoll. Dieſem
können alle die Fälle unterbreitet werden, zur endgültigen Entſcheidung,
die innerhalb des Abſchnitts 1 der Feldbereinigung feſtgeſtellten
Orts=
rings liegen. Das Schiedsgericht beſteht aus 5 Mitgliedern, von dener
3 von dem Landtag nach Anhören der Landwirtſchaftskammer und 2 von
der Landeskommiſſion beſtimmt werden. Die übrigen Artikel fanden
mit geringen Aenderungen Annahme. Art. 2 der die rückliegenden
Sachen behandelt, erhielt folgenden Wortlaut: dieſes Geſetz findet
zur=
zeit des Inkrafttretens auf noch nicht abgeſchloſſene Verfahren
Anwen=
dung. Die Berufung an das Oberſchiedsgericht iſt auch dann zuläſſig,
wenn die Berufsfriſten in dieſem Zeitpunkt bereits abgelaufen wäre, und
zwar in allen Fällen, in denen bereits die Ausführung (Art. 36/II)
er=
folgt iſt. Ueber Art, 52, der die Koſten der Durchführung der
Feld=
bereinigung darlegt, konnte eine Einigung nicht erzielt werden. Die
Regierung hat die Vorlage nun dahin geändert, daß ſie nur die Koſten
in der Höhe übernehmen will, wie ſie auch im Friedensgeſetz verpflichtet
war. Die Abſtimmung wurde verſchoben. Fortſetzung: Donnerstag
vormittag.
Während der Chauffeur, ganz verdutzt das Auto wieder
ſtoppte, hatte Philipp im Handumdrehen ein kleines
Reiſe=
neceſſaire aus ſeiner Bruſttaſche gezogen. Mit einem: Sie müiſſen
ſchon entſchuldigen, Madame, hatte er in der nächſten Sekunde
den blauen Schleier von dem Kopf ſeiner Begleiterin gelöſt und
ihr den Hut abgenommen. Dann begannen ſeine langen Finger
zwiſchen dem kleinen Neceſſaire und ihrem Geſicht hin und her
zu tanzen. Schminke, Fett, Puder und Tuſche wurden ſtumm
und raſch an verſchiedenen Stellen appliziert. Das Licht einer
elektriſchen Bogenlampe fiel durch das Automobilfenſter, und
in einem Spiegel gegenüber ihrem Platz verfolgte die junge
Dame mit weit aufgeriſſenen blauen Augen die Veränderung,
die mit ihr vorging. Wozu die Zeit noch fünfzehn oder zwanzig
Jahre gebraucht hätte, das vollzog ſich unter Herrn Collins
Fingern in nicht mehr als 4 Minuten: ihr Geſicht wurde ſchlaff,
die Augenlider zogen ſich müde zu den Augenwinkeln hinunter,
eine Falte legte ſich auf jeden Naſenflügel und zwei oder drei
über die Stirn. Das Kinn bekam einen Anſtrich des Wohllebens
und der Gedunſenheit, dann kam die Reihe an das Haar. Einige
vorſichtige Striche mit einem Kämmchen, und ſie ſah es zu ihrem
Staunen an den Schläfen und im Nacken von kleinen grauen
Streifen durchzogen. Ohne ihr Zeit zu laſſen, ſein Werk zu
be=
wundern, nahm Philipp raſch ihren Hut, murmelnd: barbariſch,
aber unvermeidlich, löſte er die beiden langen Federn, die ihn
ſchmückten, ſteckte ſie in die Taſche und ſetzte ihn wieder auf den
Kopf. Der Schleier wurde in jenem unbeſchreiblichen kleinen
Knoten darüber geknüpft, wie ihn reiſende ältere
Engländerin=
nen zu tvagen pflegen.
„Können Sie Ihren Automobilmandell ablegen, ohne ſich zu
erkälten? Der iſt zu leicht zu erkennen.”
Sie nickte verwirrt lächelnd und zog ihn aus. Darunter
trug ſie ein blaues Straßenkoſtüm. In einer Sekunde hatte er
den Mandel zuſammengerollt und ihn unter die Wagenpolſter
geſchoben.
„Paſſabel,” murmelte er und betrachtete ſie kritiſch. „
Ver=
geſſen Sie jetzt nicht, ſo ſchwerfällig zu gehen als Sie können
und ſich auf meinen Arm zu ſtützen. Sprechen Sie engliſch?
Das iſt gut. Dann überlaſſen Sie alles übrige nur mir.
Fertig, genau fünf Minuten.”
Er gab dem Chauffeur das Signal, das Movorſummen
erhob ſich plötzlich zu einem ſchrillen Kreiſchen, und das Auto
wurde wit der Vehemenz einer abgeſchoſſenen Kanonenkugel
vorwärts geſchleudert. Offenbar fand es der Chauffeur, vor
deſſen Phantaſie die vierfache Daxe gaukelte, zu riskant, durch die
Hauptſtraßen zu fahren, denn bei der erſten Ecke machte er eine
Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt.
Ein Betrug beſonderer Art beſchäftigt die
Kriminal=
polizei nud hat bereits zu einer Verhaftung geführt. Ein ruſſiſcher
Großinduſtrieller Awranowo, packte im Auguſt 1918 ſeine geſamten
Silber= und Schmuckſachen zu drei Paketen zuſammen, ließ ihren
In=
halt durch die deutſche Votſchaft beglaubigen und ſchaffte ſie dann nach
Berlin. Hier wurden ſie im Safe eines Großbankhauſes
niedergelegr=
mit der Weiſung, ſie nur an eine Perſon auszuhändigen, die ſich druch
eine notariell beglaubigte Urkunde als von dem Großinduſtriellen
be=
auftragt ausweiſen kann. Jetzt bevollmächtigte nun Awnanowo, der
noch in Rußland lebt, durch einen Kurier einen ihm bekannten
Wladi=
mir Melnikoff, die Pakete abzuheben, und ſandte ihm Vollmacht mit.
Als M. am 4. d. M. dieſen Auftrag ausführen wollte, erfuhr er, daß
bereits am 29. Mai d. J. ein aus der Ukraine gebürtiger Nikolai
Krywenko auf Grund einer Vollmacht die Pakete abgeholt habe. Nun
wurde die Kriminalpolizei benachrichtigt. Es ergab ſich, daß im Maf
bei einem Notar in der Martin=Luther=Straße in Schöneberg zwei
Herren und eine Dame erſchienen waren. Einer der Herren hatte ſich
als Awranowo ausgegeben, der andere als Krywenko. Die Dame ſollte
deſſen Frau ſein. Der angebliche Awranowo bevollmächtigte den
angeb=
lichen Krywenko oder deſſen Frau zum Abholen der Pakete, und eine
dahin lautende notarielle Urkunde wurde ausgefertigt. Am 29. Maf
wurde daraufhin de: Schatz an den angeblichen Krywenko ausgehändigt.
Die Kriminalpolizei ſtellte feſt, daß ein Nikolei Krywenko aus der
Ukraine in Steglitz wohnt. Dieſer iſt dringend verdächtig, ſich mit
einem Helfershelfer die Vollmacht derſchaftf und die Pakete an ſich
ge=
bracht zu haben. Er nud ſeine Frau beſtreiten jedoch, an dem Schwindel.
beteiligt zu ſein. K. wurde jedoch verhaftet. Es iſt feſtgeſtellt, daß
Awranowo zu der Zeit, als die Urkunde ausgeſtellt wurde, nicht in
Berlin geweſen iſt.
Lotte und Elſe Berg, zwei Schweſtern, die bei einem
Kaufmann in der Nymphenburger Straße in Stellung waren, hatten
eines Sonntags ein bekanntes Tanzlokal in Wilmersdorf beſucht. Dork
lernten ſie zwe junge, gutgekleidete Männer kennen, die ſich mit ihnen
bald anfreundeten. Die Bekanntſchaft wurde bald eine ſo intime, daß
die beiden Schweſtern ihre Kavaliere auch in die Wohnung ihrer
Dienſt=
herrſchaft zum Tee einluden. Die edlen Ritter hatten aber ganz andere
Abſichten, als bei einer Taſſe Tee ein Schäferſtündchen zu verleben.
Der eine von ihnen, der Tiſchler Erich Werner, war überdies
ver=
heiratet, was er wohlweislich verſchwieg. Er machte die beiden
uner=
fahrenen Mädchen ſogar mit ſeiner Frau und noch einem Freunde
be=
kannt, die er als ein Brautpaar vorſtellte. Der zweite Kavalier war
der Tiſchler Willi Kobs und der angebliche Bräutigam der Tiſchler
Arthur Graubner. Dieſes Kleeblatt heckte den Plan aus, die Mädchen
aus der Wohnung zu locken nud dann einen Einbruch zu verüben.
Nachdem die Kumpane die Gelegenheit genügend ausgekundſchaftet
hatten, lud Werner eine der beiden Schweſtern wiederum zum Tanz
ein, während Graubner und Frau Werner die andere Schweſter in die
Komiſche Oper mitnahmen. Werner veranlaßte ſeine Begleiterin vor
dem Weggehen, ihre Handtaſche zu Hauſe zu laſſen, da dieſe ihr nur
beim Tanzen hinderlich ſei. Die Hausſchlüſſel ſteckte er ſelbſt in die
Taſche. In dem Tanzlokal übergab er dann heimlich die Schlüſſel
ſeinem Freunde Kobs, der ſich nun in die Wohnung begab, wo er alle
Schmuckgegenſtände entwendete. Außerdem füllte er die Schließkörbe
der beiden Mädchen mit Pelzen, Kleidungsſtücken und Wäſche.
Nach=
dem er die geraubten Sachen in Sicherheit gebrachſt hatte, kehrte Kobs
in das Tanzlokal zurück, ſteckte Werner heimlich die Schlüfſel wieder zu,
der ſie dann beim Abſchied ſeiner ahnungsloſen Begleiterin aushändigte.
Die Mädchen nud ihre am ſpäten Abend von einem Ausflug
zurück=
kehrende Herrſchaft waren nicht wenig erſtaunt, als ſie die Wohnung,
trotzdem die Sicherheitsſchlöſſer und Riegel in Ordnung waren,
aus=
geraubt vorfanden. Der Polizei gelang es, die Täter bald zu faſſen.
Mit ihnen waren der Metallhändler Max Bedaarz nud eine Verwandte
wegen Hehlerei angeklagt. Die Strafkammer des Landgerichts II
ver=
urteilte Werner, Kobs und Graubner zu je 2 Jahren Gefängnis, Frau
Werner erhielt 6 Monate Gefängnis mit Bewährungsfriſt, Bedaarz
eineinhalb Jahr Gefängnis.
Die achtzigjährige Frau Eick, die in der Krautſtraße ein
Zimmer bewohnte, ſtürzte ſich nachts aus dem 4. Stockwerk auf den Hof.
Sie wurde mit ſchweren Schädel= und Gliederbrüchen aufgehoben, ſtarb
jedoch, bevor ärztliche Hilfe gebracht werden konnte. — Geſtern
be=
raubte eine Einbrecherbande am hellen Tage die Wohnung des
Reichs=
bankdirektors Strahl in der Berlinerſtraße in Wilmersdorf. Als die
Wirtſchafterin nachmittags von einem Einkauf zurückkam, traf ſie auf
der Treppe drei ſehr elegant gekleidete junge Leute, wovon einer
eine Handtaſche trug, die ihr verdächtig vorkam. Sie hatte die
Geiſtes=
ggenwart, ſofort wieder auf die Straße zu laufen, wo ſie die drei
Män=
ner in eine Autodroſchke ſteigen ſah. Auf ihre Rufe ſprangen ſie wieder
aus dem Wagen. Zweien gelang es zu entkommen; der dritte wurde
verhaftet. Es iſt ein ſeit Monaten wegen Einbruchs ſteckbrieflich
ver=
folgter Verbrecher. Auf der Flucht hatten die Einbrecher den
Hand=
koffer weggeworfen, ausgezeichnetes Einbrechermaterial, Werkzeuge,
Dietriche und Stemmeiſen enthaltend.
Der erſte Luftpoſtbriefkaſten.
Vor kurzem iſt in Berlin Unter den Linden an dem Hauſe des
Hotels „Briſtol” der erſte Luftpoſtbriefkaſten angebracht worden. Er
hängt neben dem Portal des Hotels in Geſellſchaft eines alten blauen
Briefkaſtens. Durch ſeine rote Farbe lenkt er die Aufmerkſamkeit der
Vorübergehenden auf ſich. An der Vorderſeite ziert ihn die goldene
Aufſchrift „Luftpoſtkaſten”.
Trauerfeier für die Toten von Wunſtorf.
Hannover, 11. Sept. Geſtern vormittag fand auf dem
Fried=
hof eine Trauerfeier für die Opfer des Eiſenbahnnuglücks bei Wunſtorf
ſtatt. Die Beteiligung war ſehr ſtark, vornehmlich aus den Kreiſen
der Beamten. Auch der Präſident der Eiſenbahndirektion Hannover,
Dr. Seydel, hielt eine kurze, ergreifende Anſprache. Reichspräſident
Ebert hatte ein Beileidstelegramm geſandt.
jähe Wendung, die die junge Dame zappelnd in Philipps Arme
ſchleuderte, lange ſchmale Gaſſen, wo die Gaslaternen baum mehr
Licht verbreiteten als die ſimpelſten Talgdochte. Bei den
Straßenkreuzungen, die der Chauffeur mit Bedrohung der
all=
gemeinen Sicherheit und Verachtung jedes Reglements mit
Schnellzugsgeſchwindigkeit paſſierte, wurden ſie vegelmäßia faſt
zur Wagendecke hinaufgeſchnellt. Hie und da ſahen ſie
verſchwom=
mene Geſtalten aus Nebengaſſen herbeilaufen, und plötzlich
ver=
mieden ſie es nur durch ein Wunder, mit einer Planke ohne
Laterne zu kollidieren, die kundgab, daß die Straße geſperrt
war. Das Bremſen war ſo ſtark, daß man für einen Augenblick
das Gefühl hatte, das Auto ſei in Stücke gegangen, aber in der
nächſten Sekunde war der Chauffeur ſchon in einer Quergaſſe
eingebogen und fuhr dann mit derſelben geiſtesgeſtörten
Ge=
ſchwindigkeit durch ein Netz von Gäßchen, wo er jeden Augenblick
nach rechts oder links umbiegen mußte, da keines länger als
zweihundert Meter war. Für die beiden Paſſagiere ſchien ſich
das Auto in einen ſchnurvenden Kater verwandelt zu haben,
der zu Beginn jedes Gäßchens einen Rieſenſprung machte, der
doch bei ſeinem Ende ebenſo blitzſchnell wieder abbrach. Obwohl
Philipp Collin die Pariſer Chauffeure ſchon lange kannte, hielt
er doch unwillkürlich den Atem an und gelobte flüſternd, der
Madonna eine Wachskerze, wenn dies gut ausging. Plötzlich
ſteuerte der Chauffeur mit verminderter Geſchwindigkeit einem
offenen Platz zu und hielt vor dem Eingang der Gare de Lyon.
Philipp ſah auf ſeine Uhr.
„Neun Minuten,” murmelte er. „Bei Elias im feurigen
Wagen, das war die fünffache Taxe wert,” ſprang heraus und
reichte dem Chauffeur, der voll galliſcher Selbſtzufriedenheit
neben ſeinem pochenden Motor ſtand, einen Hundertfrankſchein.
Dann winkte er ſeiner Begleiterin.
„Ethel dear,” rief er mit einem unangenehm amerikaniſchen
Naſalton, „beeile Dich, pleaſe, wir kommen ſonſt zu ſpät zum
Zuge.”
Der Chauffeur, ein blaſſer, ſchwarzäugiger Pariſer Gamin
mit aller Schlauheit ſeiner Raſſe ſtarrte die Perſon, die dieſer
Aufforderung Folge leiſtete, verblüfft an.
„Nom dun chien,” mrmelte er, die Finger um die
Bank=
note ſchließend. „Ich habe am Boulevards des Capucines eine
junge Dame im Automantel aufgenommen, und nun ich ſie an
der Gare de Lyon abſetze, iſt ſie eine vierzigjährige Engländerin,
die ausſieht, als könnte ſie kaum kriechen. Nom dun chien
es wird das beſte ſein, den Fetzen da raſch zu wechſeln.”
(Fortſetzung folgt.)
Seite 6.
Darmſtädter Tagblatt, Donſierstag, den 13. September 1923.
Nummer 253.
Dammrutſch bei München.
Wie aus München gemeldet wird, iſt an dem im Bau befindlichen
Amper=Waſſerkraft=Elektrizitätswerk ein Dammrutſch eingetreten, der zu
einem ſtellenweiſen Durchbruch des angeſtauten Waſſers geführt hat,
wobei einige unterhalb des Dammes gelegenen Wieſen und
Arbeiter=
baracken überſchwemmt wurden. Die Gleiſe der auf der Dammkrone
angelegten Feldeiſenbahn ſind dadurch gleichfalls unterbrochen.
Menſchen=
leben ſind nicht zu Schaden gekommen. Die Wiederherſtellung wird
vorausſichtlich in kurzer Zeit beendet ſein. Nachdem das angeſtaute
Waſſer abgefloſſen iſt, beſteht irgendeine Gefahr nicht mehr. Die
Fertigſtellung der Anlage wird keine bemerkbare Verzögerung erfahren.
Aus Steuerforgen in den Tod.
Der Inhaber des bekannten Hotels Jeſchke am Markt in
Swine=
münde, Max Müller, hat Selbſtmord verübt. Der weit über ſeine
Berufskreiſe hinaus als ſtreng reell bekannte Hotelier hat dieſen Schritt
mit der Tatſache begründet, daß es ihm nicht möglich ſei, die ihm
auf=
erlegten Steuern zu zahlen.
Die Solidarität des Weltproteſtantismus.
Kollektioſchritt von 12 evangeliſchen
Kirchen=
oberhäuptern bei der lettländiſchen
Staats=
regierung.
In einem Telegramm an den lettländiſchen Staatspräſidenten
bitten die evangeliſchen Kirchenoberhäupter von 8 europäiſchen Staaten
„im Namen der religiöſen Freiheit, des religiöſen Friedens und der
Gerechtigkeit” um Rückgabe der lutheriſchen Jakobikirche und der
ortho=
doxen Alexeikirche an ihre Gemeinden. Die Enteignung dieſer Kirchen
wird darin bezeichnet als „ein in unſerer Epoche unerhörter Akt, der
dem Geiſt unſerer Zeit widerſpricht, die Freiheit der Religion aufhebt,
die moraliſche Sicherheit und das wechſelſeitige Vertrauen zwiſchen der
Zivilverwaltung und der chriſtlichen Kirche ſchädigt. Solch ein Verfall
muß alle Anhänger des Chriſtentums betrüben. Das denkwürdige
Schriftſtück iſt unterzeichnet von den Erzbiſchöfen von Schweden und
Finnland, den Biſchöfen von Norwegen. Dänemark, Eſtland, Tſchecho=
Slowakei, Ungarn, dem Generalſuperintendenten der lutheriſchen Kirche
in Polen. Eine gleichlautende Kundgebung iſt von den Präſidenten
von vier großen proteſtantiſchen Kirchen Nordamerikas, Auguſtana=
Synode, Ohio=Synode, Norwegiſche Synode und Vereinigte lutheriſche
Kirche in Amerika, eingetroffen. Der Erzbiſchof von Canterbury hat
in einem perfönlichen Schreiben den evangeliſchen Gemeinden Lettlands
ſein Mitgefühl ausgeſprochen. So hat der Gewaltakt in Riga den
Welt=
proteſtantismus zu einer ſeit den Tagen der Reformation und des
30 jährigen Krieges nicht mehr gekannten Solidarität der Tat
zuſammen=
geſchloſſen.
Einwanderung in Sao Paulo.
D.4.I. Der Staatspräſident Dr. Waſhington Luiz ſagte in ſeiner
Eröffnungsrede des Staatskongreſſes über die Frage der
Einwande=
rung folgendes:
Die Regierung von Sao Paulo ſei bereit, die Ueberfahrt für alle
ihr geeignet erſcheinenden Einwanderer zu bezahlen, von ihrem
Heimat=
ort bis zum Ankunftshafen und von da bis zur Einwandererherberge,
wo ſie bis zum Abſchluß von Arbeitsverträgen beherbergt würden. Von
der Einwandererherberge bis zur Arbeitsſtätte, bis zum Gelände der
Faszenda würde den Einwanderern ebenfalls freie Reiſe zugeſtanden und
das Gepäck unentgeltlich befördert werden. Auf der Faszenda würde dem
Einwanderer in Uebereinſtimmung mit dem Arbeitsvertrag eine
Woh=
nung angewieſen. Er beginne dann zu arbeiten und ſofort Geld zu
ver=
dienen. Unter dieſen Geſichtspunkten habe die Regierung
Unterhand=
lungen angeknüpft, um dem Staate eine dauernde Einwanderung zu
ſichern. Die Arbeitsverträge mit den Einwanderern müßten die
Faszen=
deiros ſelbſt abſchließen, wie ſie auch die Verpflichtung hinſichtlich der
Hygiene der Koloniſtenwohnungen, der Rechte des Zahlungsmodus und
aller anderen Dinge übernehmen. Die Regierung könne ſich nicht in die
Beziehungen der vertragſchließenden Teile miſchen. Sao Paulo werde
direkt keine Arbeitsverträge ſchließen, wie es nach dem Kriege ſeitens
mehrerer Regierungen geſchehen ſei, um Arbeiter für den Wiederaufbau
zu verpflichten. Die Pauliſtaner Regierung wünſcht lediglich
Abmachun=
gen im Sinne der Förderung der Einwanderung zu treffen.
.
2..ſ.
Die glückbringende, Taube.
Seit Noahs Tagen wird die Taube allgemein als glückbringender
Vogel betrachtet. Die Sagen nahezu jeden Volkes der Welt ſind voll
mit Hinweiſen auf Tauben; dadurch wird der Glaube an ihre Fähigkeit,
Glückbringer zu ſein, noch gefeſtigt. In vielen großen Städten läßt man
Schwärme von Tauben unbeläſtigt auf den Straßen fliegen und ihr
Futter ſuchen. Den Paſſagieren des Dampfers „Preſident Garfield‟
der United States Lines wurde vor einigen Wochen ein praktiſches
Bei=
ſpiel von den glückbringenden Kräften der Taube gegeben. Auf dem
Wege von London nach Neu=York war der „Preſident Garfield” etwa
1200 Meilen von der engliſchen Küſte entfernt, als eine Brieftaube, welche
über dem Dampfer flog, matt wurde und in den Schoß einer Dame,
die auf dem Bootsdeck ſaß, fiel. Die Dame, Fräulein Edith Sneooks
aus London, unterſuchte den Vogel und fand an dem Ring, der an einem
ſeiner Füße befeſtigt war, die Erkennungsmarke „K. 22, Norfolk,
Eng=
land”. Nach den Ausſagen der Offiziere des Schiffes waren dies die
Zeichen für Tauben, die als Boten im Dienſte der engliſchen Armee
ge=
braucht werden, und man glaubt, daß der Vogel während der Dreſſur
ausgeſandt wurde und auf irgend eine Weiſe ſeine Richtung aufgegeben
hatte und über den Atlantic geflogen war, ſeinen Flug bis zur
Er=
ſchöpfung ausgehalten hatte und ſich nun den „Preſident Garfield” als
Landungsplatz ausſuchte. Die Ankunft der Taube an Bord erweckte
all die Geſchichten über ihre Eigenſchaft als Glückbringer ſowohl unter
der Beſatzung als auch den Paſſagieren, und bis zur Ankunft in Neu=
York war manches „Garn” in dieſen Legenden über den Vogel „
geſpon=
nen”. Als der Dampfer ſein Pier in Neu=York/erreichte, ſchien es
je=
doch, als, ob dieſe beſondere Taube nicht zu der Art der Glückbringer
gehöre, denn die Einwanderungsbehörden erklärten Fräulein Sneooks,
die eine Engländerin iſt, daß die engliſche Quote für dieſen Monat
be=
reits erfüllt ſei und ſie nicht landen könne. Obgleich ſie dieſes
Miß=
geſchick nicht der Brieftaube zuſchrieb, war Fräulein Sneooks doch nicht
erbaut von der Ausſicht, nach England zurückkehren zu müſſen, ohne ihren
Bruder, der in Fort Wayne in Indiania lebt, geſehen zu haben. Da
ſie jedoch nicht wußte, wie ſie in das Land gelangen könne, beſchloß ſie,
nach England zurückzukehren. Jetzt aber machte die Taube doch noch
ihren guten Ruf wahr. Zitungsreporter, die immer auf der Suche nach
ungewöhnlichen Geſchichten ſind, hörten von dem Flug der Taube an
Bord und ſuchten Fräulein Sneooks auf, um nähere Einzelheiten zu
er=
fahren. Während ſie die Geſchichte erhielten, hörten ſie auch von dem
Mißgeſchick der Engländerin. Hilfreich gegenüber Damen, wie ſie dies
immer ſind, gingen die Reporter mit Fräulein Sneooks nochmals zum
Einwanderungsamt. Sie erklärten dort, daß die Dame nur als Beſucher
käme und daher zur Landung berechtigt ſei. Der Beamte überzeugte ſich
von der Gerechtigkeit der Klage der Dame und ſie erhielt dann auch die
Landungskarte. Als ſie über die Sache nachdachte, fand Fräulein
Sneooks, daß die Brieftaube, die direkte Urſache war, daß ſie nicht nach
London zurück mußte, denn nur durch ſie wurde die Aufmerkſamkeit der
Einwanderungsbehörden nochmals auf ſie gelenkt. Sie erklärte daher, daß
die Taube mit ihr nach Fort Wayne reiſen ſolle und dann ebenſo nach
Beendigung ihres Beſuches mit nach London zurück. Nach Verlaſſen des
„Preſident Garfield” trug ſie alſo auch den Käfig, den der
Schiffszim=
mermann angefertigt hatte, mit der Brieftaube auf der Reiſe nach des
Bruders Heimat bei ſich.
Pferdeſpori.
Mannheimer Herbſtrennen.
(Zweiter Tag.)
* Mannheim, 12. Sept. Von unſerem Mannheimer
Sonder=
berichterſtatter. Der zweite Tag des Mannheimer Herbſtmeetings, der
wiederum von herrlichem Sommerwetter begünſtigt war, bot den
zahl=
reich erſchienenen Sportfreunden ausgezeichnete Leiſtungen. Das
Er=
öffnungsrennen wurde von acht Pferden beſtritten, wobei der Stall
Weber=Nonnenhof durch Velegen der beiden erſten Plätze einen
doppel=
ten Sieg buchen konnte. Das Lehrlings=Rennen wurde nach ſcharfem
Kampf von Mannheim gewonnen, während das Spehrer Jagdrennen
ein leichter Sieg von Roſaria unter Pfeiffer wurde. Einen
überraſchen=
den Sieg brachte das Saau=Nennen, das abermals der Stall Weber=
Nonnenhof durch Struma gewann, die ihren Wettern eine Quote von
72: 10 einbrachte. Einen erheiternden Zwiſchenfall brachte das
Ludwigs=
hafener Jagdrennen, das Hauptereignis des Tages, in dem Conſul
wie am Sonntag abermals vor der Hürde am Waſſergraben ſtehen
blieb und ſeinen Reiter Wortmann über die Hürde ins Waſſer abwarf.
Wortmann hatte bereits am Sonntag das Pech, auf Conſul ein naſſes
Bad zu nehmen. Das Nennen wurde nach hartem Kampf ein leichter
Sieg der Schimmelſtute Glückauf, die dem Stall des Mafor Krauſe
einen zweiten überraſchenden Sieg buchte. Der Donau=Ausgleich mit
dem Sieg von Dr. Lindenbergs Felſenride wurde gewonnen, da
Kirch=
bach beim Start ſchlecht abgekommen war, dann zwar gewaltig
auf=
holte, aber für die Plazierung nicht mehr in Frage kommen konnte.
Die Ergebniſſe waren folgende:
1. Maiden=Preis (1200 Meter). 1. A. Weber=Nonnenhofs
Aida (Göbel), 2. Struma, 3. Luſtgarten. Ferner liefen: Feſtino,
Gen=
tian, Feſcher Teufel, Jsphahan und Ferme. Tot.: 18:10, Platz:
17, 22, 24: 10.
2. Lahn=Flach=Rennen der Lehrlinge (1450 Meker).
S. Sachs, Ingeborg II (C. Pfeiffer), 2. Domino. Ferner liefen:
Erbfeind, Modedame und St. Lisko. Tot.: 11:10, Platz: 12, 15:10.
3. Speyrer Jagdrennen (3000 Meter). 1. Major Krauſes
Roſario (Pfeiffer). Ferner liefen: Dona nud Sambur. Tot.: 13: 10.
4. Saar=Nennen (2000 Meter). 1. A. Weber=Nonnenhofs
Struma (Völke), 2. Perpetua. Ferner liefen: Kalmanezi nud Perſikus.
Tot.: 72: 10, Platz: 14, 40:10.
5. Ludwigshafener Jagdrennen (3700 Meter). 1. Major
Krauſes Glückauf (Pfeiffer), 2. Rübezahl. Ferner liefen: Balte,
Flie=
gender Aar und Conſul. Tot.: 16:10, Platz: 13, 26: 10.
6. Donau=Ausgleich. 1. Dr. Lindenbergs Felſenride
(Fabel), 2. Jahn. Ferner liefen: Languſte, Belladonna II, Kirchbach,
Markgraf. Tot.: 40:10, Platz: 18, 19: 10.
7. Murg=Rennen (1600 Meter). 1. K. Blümmels
Hexen=
meiſter (Hecker), 2. Diana, 3. Emilio. Tot.: 13: 10.
Turnen.
Turngemeinde Dieburg. Leichtathletik=Abteilung.
Der Städtekampf in der Leichtathletik Dieburg—Roßdorf war ein
voller Erfolg für den Veranſtalter. Nicht nur, daß der Endſieg in
Die=
burg blieb, ſondern, was ungleich wertvoller iſt, es wurde dem jungen
Sportzweig große Sympathie entgegengebracht. Eine anſehnliche
Zu=
ſchauermenge verfolgte mit Intereſſe den Verlauf der Kämpfe und das
Zünglein der Kampfwage ſtand immer ſehr knapp, bis der 400 Meter=
Lauf Dieburg den endgültigen Sieg brachte. Die Ergebniſſe ſind in
anbetracht der mangelhaften Lauf= und Sprunganlage als ſehr gut zu
bezeichnen. Hoffentlich kommen auch die Dieburger Leichtathleten bald
in Beſitz einer Laufbahn, denn ohne dieſelbe iſt an ein vernünftiges
Training nicht zu denken. Die Dieburger Schloßgartenallee iſt keine
Laufbahn, ſie iſt zu hart. Nachſtehend die Ergebniſſe, die nach Schluß
der Kämpfe der Dieburger Mannſchaft mit 60 Punkten den Sieg brachte.
Roßdorf erzielte 50 Punkte. — 100 Meter Lauf: 1. Münkler
Roßdorf, 12 Sek., 2. Koop=Roßdorf, ½ Meter zurück, 3. Guttandin=
Die=
burg, Bruſtbreite zurück, 4. Bender=Dieburg, 1 Meter zurück. — 400
Meter Lauf: 1. Bender=Dieburg, 55 Sek., 2. Höfling=Dieburg, 1
Meter zurück, 3. Schulze=Roßdorf, Bruſtbreite zurück. — 1500 Meter
Lauf: 1. Höfling=Dieburg, 4,555 Min., 2. Dries=Dieburg, 3 Meter
zu=
rück, 3. Kirſchner=Roßdorf, 5 Meter zurück. — 3000 Meter
Mann=
ſchaftslauf: 1. Roßdorf, 9,55 Min., 2. Dieburg, 10 Min. — 4 mal
100 Meter Staffel: 1. Dieburg, 47,3 Sek., 2. Roßdorf, 1½ Mtr.
zurück. — Hochſprung: 1. Münkler=Roßdorf, 1,45 Meter, 2. Feigk=
Roßdorf, 1,40 Meter, 3. Köfler=Dieburg, 1,40 Meter, 4. Kolb=Dieburg,
1,35 Meter. — Weitſprung: 1. Guttandin I.=Dieburg, 5,66 Meter,
2. Bender=Dieburg, 5,59 Meter, 3. Münkler=Roßdorf, 5,48 Meter, 4.
Schultze=Roßdorf, 5,18 Meter. — Diskuswerfen: 1. Köfler=
Die=
burg, 28 Meter, 2. Ploch=Dieburg, 26,85 Meter, 3. Witzler=Roßdorf, 22,95
Meter, 4. Feigk=Roßdorf, 21 Meter. — Speerwerfen: 1. Schultze=
Roßdorf, 35,80 Meter, 2. Ploch=Dieburg, 30,35 Meter, 3. Koop=Roßdorf,
30 Meter, 4. Kolb=Dieburg, 22,30 Meter. — Kugelſtoßen: 1.
Gut=
tandin II.=Dieburg, 9,63 Meter, 2. Heß=Roßdorf, 9,06 Meter, 3. Ploch=
Dieburg, 9,02 Meter, 4. Feigk=Roßdorf, 8,95 Meter. —
Stein=
ſtoßen: 33½ Pfd.: 1. Guttandin II.=Dieburg, 7,07 Meter, 2. Heß=
Roßdorf, 6,37 Meter, 3. Feigk=Roßdorf, 6,18 Meter, 4. Ploch=Dieburg,
6,12 Meter.
In Reinheim fand die Einweihung des neuen Sport= und
Spielplatzes des Turnvereins ſtatt, verbunden mit Sportfeſt und
leicht=
athletiſchen Wettkämpfen. Der Turnverein Groß=Zimmern 1863
be=
teiligte ſich daran und konnte unter ſtarker Konkurrenz folgende Preiſe
erringen: Im Mannſchaftskampf (Joh. Angermeier, Fritz Engelhard,
Ludwig Engelhard, Auguſt Hoffmann und Jean Rudolf) den erſten
Preis mit 20 Punkten Vorſprung. 400 Meter Lauf: Hrch. Held den
erſten Preis. Stemmen: Joſeph Krauß, 1. Preis. Kugelſchocken: Hans
Laumann (16 Meter) den 3. Preis. Steinſtoßen: Gg. Poth und Karl
Schneider, 3. Preis. Die Uebungen im Mannſchaftskampf waren: 110
Meter Hürdenlauf, Kugelſtoßen, 7½ Kg., aus dem Kreis,
Weithoch=
ſprung und Dreiſprung.
Flugſport.
Die Rhönſegelflüge.
Von der Waſſerkuppe, 10. Sept., wird geſchrieben: „Bei
Weſt=Nordweſtwind unternahm heute Botſch auf dem von der
Darm=
ſtädter Bahnbedarfs A.=G. gebauten „Conſul” einen Flug in
nord=
weſtlicher Richtung. Es gelang ihm, an die Höhen jenſeits Sieblos
und bis nach Wolferts zu gelangen. Der Höhenverluſt betrug knapp
300 Meter. Bei der Landung ſcheint es Bruch gegeben zu haben.”
Segelflugwoche in Oeſterreich.
Wie aus Wien gedrahtet wird, veranſtaltet ein an der Techniſchen
Hochſchule gebildeter Ausſchuß nuter Führung des Aeronautiſchen
Ver=
bandes om 14. bis 21. Oktober eine öſterreichiſche Segelflugwoche. Für
dieſe erſte Segelflugwoche in Oeſterreich, an der außer den öſterreichiſchen
Fliegern vor allem auch die erfolgreichſten deutſchen Flieger teilnehmen
werden, wurde das Gelände von Deutſch=Altenburg ausgewählt.
Leichtathletik.
Die deutſchen Leichathleten in Wien.
Am zweiten Tage der internationalen Leichtathletikkämpfe des W.
A. C. herrſchte Hochbetrieb. Die ſchärfſte Konkurrenz war das 100=
Yards=Laufen, zu dem 22 Bewerber antraten. Die Vorläufe gewannen
Gerö in 9,9 Sek., Mäulen in 10,6 Sek., Ehms in 10 Sek. und Lederer
in 10 Sek. In der Entſcheidung rang Imbach den Frankfurter Ehms
um Bruſtbreite nieder, Die 110=Meter=Hürden wurden eine ſichere Beute
für Troßbach, während Renell im 400=Meter=Lauf nur dadurch gewann,
daß der mit zwei Meter Vorſprung ſiegende Ungar Kurunczi wegen
Ver=
laſſens ſeiner Bahn disqualifiziert wurde. Die Olympiſche Staffel
en=
dete nach ſchärfſtem Kampfe zwiſchen Deutſchland (Peltzer, Troßbach,
Ehms, Renell) und der Schweiz im toten Nennen.
Die Ergebniſſe: 1500 Meter: 1. Schärrer=Schweiz 4,06; 2. Perrario=
Italien 6 Meter; 3. Oſterhoff=Hamburg 2 Meter. 110=Meter=Hürden:
1. Troßbach=Frankfurt a. M. 15,7 Sek.; 2. Weilheim=Wien 15,8 Sek.
110 Yards: 1. Imbach=Schweiz 10 Sek.; 2. Ehms=Frankfurt a. M.
Bruſtbreite; 3. Strebi=Schweiz einen Meter. 400 Meter: 1. Renell=
Berlin; 2. Reinle=Schweiz drei Meter; (Kurunczi=Budapeſt wegen
Ver=
laſſens der Bahn als erſter in 49,3 Sek. diſtanziert). Hochſprung:
1. Haſelſteiner=Wien 1,70 Meter. Stabhochſprung: 1. Hathazy=Ungarn
3,20 Meter. Speerwerfen: 1. Szaes=Budapeſt 49,40 Meter. Olympiſche
Staffel: 1. Deutſchland und Schweiz, totes Rennen.
Lawn=Tennis.
Tennisturnier Deutſchland—Holland.
Der Länderkampf zwiſchen den Tennismannſchaften von
Deutſch=
land und Holland in Leipzig hat mit dem überlegenen Sieg der
deut=
ſchen Mannſchaft geendet, die von den vierzehn Spielen nur zwei
ver=
lor. Am erſten Tage war es der holländiſche Meiſter Timmer, der
gegen Kreuzer 6:4, 6:4, 6:4 die Oberhand behalten hatte, und am
zweiten Tage konnten Timmer=Bryan mit 6: 3, 6:0, 2: 6, 6: 3 Rahe=
Bergmann abfertigen. Der deutſche Meiſter Landmann vermochte den
Holländer Leambruggen nur 6:2, 2.: 6, 6:0 abzufertigen, der am
erſten Tage ebenfalls erſt nach ſchärfſtem Kampfe von Heyden 6:4,
2: 6, 6:4, 7:5 bezwungen worden war.
Der Film als Sportſchiedsrichter. Im Sport hat der Film als
Werbe=, Anſchauungs= oder Unterhaltungsmittel bereits weiteſten
Ein=
gang gefunden. Nun geht man daran, den Film auch zur Erleichterung
des Schiedsrichteramtes heranzuziehen. Man hat die erſten Verſuche
bei Pferderennen in Frankreich gemacht, in dem man die letzten
Sekun=
den des Endkampfes kinematographiſch feſthielt. Der Aufnahmeapparat
war auf dem Dach der Schiedsrichtertribüne aufgeſtellt, die Filme waren
in wenigen Minuten entwickelt und zeigten auf das klarſte, welches Pferd
den Preis davongetragen hatte. In Le Tremblay hatte man zwei
kine=
matographiſche Apparate einander gegenüber aufgeſtellt, und auch dieſes
Syſtem bewährte ſich, um ſo mehr, als zweimal Pferde nur um
Naſen=
längen gewannen. Die Möglichkeiten abſoluter Gewißheit über den
Ausgang eines Rennens und zur Feſthaltung beſonderer charakteriſtiſcher
Merkmale und Vorkommniſſe beim Endkampf dürften ſich noch verſtärken,
wenn bei den Filmaufnahmen mit der Zeitlupe gearbeitet wird. Der
Gewinn abſoluter Zuverläſſigkeit ſchiedsrichterlicher Urteile durch Filmen
der entſcheidenden Momente kann ſelbſtverſtändlich auch anderen
Sport=
arten zu gute kommen.
Sportliche Bücherſchau.
* Bruno Hettner. Die Nacht zum Derby. Verlag
Guido Hackebeil A.=G., Berlin. Im Decamerone vertreibt ſich eine
Reiſegeſellſchaft 10 Nächte lang das unfreiwillige Wachen durch
Er=
zählen von anmutigen Hiſtörchen. Hier ſind es Typen der Rennbahn,
die in dem überfüllten Hamburg keine Zimmer mehr bekommen können.
und nun bei einer Flaſche Rotſpon und Geplauder von ſelbſterlebten
Turfabenteuern die Nacht verbringen. Liebe zum Rennſport leuchtet
aus dieſen Geſchichten, die, wie nicht anders zu erwarten, ſich auch
chließlich mit ſtacheligen Problemen befaſſen. Ein wagemutiger
Herren=
reiter packt das Leben wie es ſich bietet. Die friſchen Erzhlungen
wer=
den übermütig, ohne ſich jedoch allzuſehr dem Stil einer erlauchten
Heptameronedichterin anzupaſſen. Eingehendes Studium der Antike
und Beherrſchung der modernen Renntechnik verraten die Plaudereien
über den Pferdeſport im griechiſchen Altertum und im kaiſerlichen Rom.
Glänzend iſt die 3000 Jahre alte „erſte Schiebung”, die der Verfaſſer
dazu benützt, dem Kunſthiſtoriker gelegentlich eins auszuwiſchen. Abeir ich
halte ihn hier durchaus für zuſtändig, da er entſchieden Beſcheid zu
wiſſen ſcheint.
Dr. D.
* Ioachim Ringelnatz: Turngedichte. Mit
Zeich=
nungen von: Karl Arnold. Kurt Wolff Verlag
München. (Grundpreis kartoniert 2.50 Mark). Wenn
der bekannte Simpliziſſimusdichter die Turnerei zur Zielſcheibe ſeiner
ſatiriſchen Ergüſſe macht, dann muß man ſich bei der Lektüre ſchon
aller=
hand gefallen laſſen. Aber Sportsleute pflegen ja nicht gerade etebetete
zu ſein und deshalb in Mußeſtunden das Buch gerne in die Hand nehmen.
beseitigt sicher
7
Hiihnerdugen
K4
das Radikalmittel Lebeivoht.
0 Hornhaut a. d. Fußsohlen verschwindet durch
24
Lebewohl-Ballen-Scheiben.
In Drogerien u. Apotheken. (I,2104
Man verlange ausdrücklich „Lebewoht”.
Drog. Ant. Fischer, Frankfurterstr. 12/14, Drog. K. Steinhäuser, Nied.-
Ram-
städterstr., Engeldrog. H. Schaub, Karlstr. 28; Gg. Liebig 8 Co., Lnisenstr. 4.
Gebr. Vierheller, Drog., Schustergasse 14. Adler-Drogerie, Gross-Umstadt.
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für Freitag, 14. Septembert
Meiſt heiter und trocken.
Tageskalender.
Union= Reſidenz=, Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
Saalbau, abends 8 Uhr: Vortrag Rechtsanwalt Dingeldey. —
Stenographenverein Stolze=Schrey, abends 8 Uhr:
Mitgliederverſamm=
lung.
Verſteigerungskalenden: Freitag, den 14. September:
Ernſt=Ludwigsſtraße 9, vorm. halb 10 Uhr, nachm. halb 3 Uhr:
Mobiliar=
verſteigerung.
Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und
Virtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, „Stadt und Land”.
„Reich und Ausland”: Max Streeſe; für den Inſeratenteil:
J. V. A. Fleiſchmann, — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Rummer hat 8 Geiten
Die glückliche Geburt eines
gesunden Töchterchens zeigen
hocherfreut an
Wilhelm Ulbrich und
Frau Dora, geb. Diedrich
Darmstadt, 12. Sept. 1923
Kiesstraße 47
Arac
hre am Samstag, 15. Sept.,
2 um 3½/, Uhr, in der
Paulus-
kirche stattfindende Trauung
beehren sich anzuzeigen
Austar Freudenberger
Lotte Hagnus
Karlstraße 52
Grſc)
ssesecceeenzssss2-22a
Für die anläßlich unseret
Vermählung erwiesenen
Aufmerksamkeiten erlauben
wir uns hiermit unseren
herz-
lichsten Dank auszusprechen.
Dr. Karl Schuchmann
u. Frau Käte, geb. Ewald.
Darmstadt, 12. Septbr. 1923.
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Darmſtädter Tagblatt
DeoDTa
13. September 1923 Nr. 253
Wirtſchaftliche Rundſchau.
* Münzankauf durch das Reich. Der Ankauf von
Reichs=
ſilbermünzen durch die Reichsbank findet vom 10. d. M. bis auf
wei=
teres zum 2 400 000 fachen Betrag des Nennwertes ſtatt. Der
Gold=
ankaufspreis iſt bekanntlich dahin geregelt, daß Gold in Münzen und
Barren bei Mengen bis zu einem halben Kilo fein für Rechnung des
Reiches durch die Reichsbank bis auf weiteres unter Zugrundelegung
des zuletzt feſtgeſetzten Mittelkurſes für Auszahlungen Newyork an der
Berliner Börſe angekauft wird, und zwar zum Preiſe von 640 Dollar
pro Kilo fein. Bei Mengen über einem halben Kilo fein iſt der Preis
bei den Reichsbankanſtalten zu erfahren.
Der Hanſa=Bund für ſofortige Einberufung
des Reichstages zur Abänderung der
Notſteuer=
geſetze. Der Hanſa=Bund hat an den Reichsminiſter der Finanzen
unter Ueberreichung eingehender Reformvorſchläge die dringende Bitte
gerichtet, mit Rückſicht auf die ungleichmäßigen Auswirknugen der
letz=
ten Notſteuergeſetze und die in zahlreichen Einzelfällen eingetretenen
außerordentlichen Härten bereits für den nächſten Zahlungstermin
durchgreifende Aenderungen durchzuführen. Soweit dies über die
Voll=
machten hinausgeht, die dem Reichsfinanzminiſter bei der
Notſteuer=
geſetzgebung übertragen wurden, fordert der Hanſa=Bund zur
Siche=
rung einer rechtzeitigen Verabſchiedung der notwendigen
Geſetzesände=
rungen die ſofortige Einberufung des Reichstages. Der Hanſa=Bund
hat in ſeiner Eingabe ausdrücklich hervorgehoben, daß die beantragten
Reformen nicht eine Abſchwächnug der Geſamtlaſten der
Notſteuergeſetz=
gebung, ſondern nur deren gerechtere Verteilung bezwecken.
* Glasfabrik A.=G., Brockwatz. Die Verwaltung beruft
auf den 2. Oktober ao. G.V. ein, die über Kapitalserhöhung um 12 Mill.
Mark auf 50 Mill. Mk. und Umwandlung der Vorzugsaktien in
Stamm=
aktien beſchließen ſoll. Bei der geplanten Kapitalserhöhung ſoll ein
Bezugsrecht für die Aktionäre nicht eingeräumt werden, ſondern die
jungen Aktien teils frei begeben werden, teils als Schutzaktien
Ver=
wendung finden. Der Geſchäftsgang iſt zurzeit zufriedenſtellend.
Hanſa=Automobil= und Fahrzeug=Werke A.=G.,
Varel. In der G.=V. der Geſellſchaft legte eine Oppoſitionsgruppe,
geführt durch die Gruppe Schapiro, ähnlich wie es in der G.=V. der
Nationalen Automobilgeſellſchaft Berlin geſchah, Oppoſition bei der
Erledigung der Regularien ein. Von 76 921 in der G.=V. vertretenen
Stammaktien entfielen St. 20 136 auf die Schapiroſche Oppoſitionsgruppe.
Bemängelt wurden eine Reihe von Poſten der Bilanz, insbeſondere die
angeblich zu hohen Abſchreibungen und die geringe Bewertung der
Vor=
räte. Da die Oppoſition über mehr als ein Zehntel des Stammkapitals
verfügte, mußte die Beſchlußfaſſung über die Bilanz vertagt werden.
Die Entlaſtung der Verwaltung wurde jedoch unter lebhaftem Proteſt
der Gruppe Schapiro ausgeſprochen. Die Minorität beantragte die
Er=
nennung von Reviſoren, was aber abgelehnt wurde. Genehmigt wurde
von der G.=V. unter Proteſt der Minorität die beantragte Erhöhung
des Aktienkapitals um Mk. 60 Mill. Stamm= und Mk. 6 Mill.
Vorzugs=
aktien. Ueber die Ausgabebedingungen der neuen Aktien ſtehen noch
nähere. Angaben aus. Die Firma wurde in „Hanſa=Automobilwerke
A.=G.” geändert.
Meſſen.
Die Herrenmode auf der Frankfurter
Herbſt=
meſſe. Die Herrenmodeartikel führenden Beſchicker der Frankfurter
Internationalen Meſſen werden während der bevorſtehenden
Herbſt=
meſſe vom 23. bis 29. September erſtmals in geſchloſſenem Rahmen
ausſtellen. Sie ſind in der beträchtlich erweiterten Oſthalle A und in
der Oſthalle B zuſammengefaßt und überſichtlich gruppiert. Außer vom
Meſſegelände ſelbſt aus, und zwar von verſchiedenen Seiten her, erhielt
die Abteilung für Herrenmode auch einen direkten Zugang von der Straße.
— Sowjetrußland auf der Frankfurter Meſſe.
Das neue Rußland war ſchon ſeither auf den Frankfurter
Internatio=
nalen Meſſen durch ein Auskunftsbüro vertreten. Nunmehr hat ſich die
Handelsvertretung der Ruſſiſch Sozialiſtiſchen Föderativen Sowfet=
Republiken entſchloſſen, ſich an der kommenden Frankfurter Herbſtmeſſe,
die vom 23. bis 29. September d. J. ſtattfindet, erſtmals auch als
Aus=
ſteller zu beteiligen, und zwar wird ſie Häute, Hanf uſw.
aus=
ſtellen. Die Frankfurter Meſſeleitung hat für die ruſſiſche Schau den
Kuppelſaal in dem bekannten rebräſentativen „Haus Werkbund” zur
Verfügung geſtellt. Es ſchweben zurzeit Verhandlungen wegen der
Be=
teiligung Braſiliens in ähnlicher Form.
Anleihen.
* 5prozentige Roggenwertanleihe der Stadt
Greifswalde. Die Stadt hat die Genehmigung erhalten, zur
Er=
richtung von Bauten Inhaberſchuldverſchreibnugen bis zum Geſamt=
betrag von 10 000 Zentner Roggen auszugeben. Die Anleihe wird mit
5 Prozent verzinſt und mit 3½ Prozent amortiſiert. Stückelung 1, 5
und 10 Zentner. (Roggen=Pfandbriefe der Bayeriſchen Hypotheken=
und Wechſelbank.)
Warenmärkte.
wb. Berliner Produktenbericht. Am Produktenmarkt
hält das Inland, anſcheinend erſchreckt durch den Markſturz der letzten
Tage, mit Offerten von Getreide zurück oder ſtellt dafür Forderungen,
welche die geſtrigen weit übertreffen. Der Wunſch, für die entwertete
Papierwährung Getreide oder Mehl zu kaufen, beſtand aber trotz der
enormen Preiserhöhung dafür von ſehr vielen Seiten und daher fand
auch alles, was angeboten war, zumeiſt glatte Abnahme. Weizen wurde
wieder ſtark ſeitens der Mühlen geſucht, während für Roggen die
Kauf=
luſt von den verſchiedenſten Seiten ausging. Die Gerſten= und
Hafer=
preiſe gingn infolge vielfacher dringender Nachfrage bei ungenügendem
Angebot ebenfalls wie die für die anderen Sorten ſprunghaft aufwärts.
Die Mehlpreiſe wurden ebenfalls ſtark heraufgeſetzt, in den anderen
Ar=
tikeln waren die Umſätze bei zwar feſten Preiſen gering.
Börſen.
* Frankfurter Börſenbericht vom 12. September
1923. (Eigener Bericht.) Die äußerſt ungünſtige Auffaſſung, die unſere
Lage allgemein findet, ließ den Zuſammenbruch der Mark in rapidem
Tempo fortſchreiten. Am geſtrigen börſenfreien Tage ſchnellten die
Deviſenkurſe ſprunghaft in die Höhe — Kabel New=York von 60 auf
95 Millionen und dieſe Bewegung ſetzte ſich heute weiter fort, ſo daß der
Dollar, nachdem er zeitweiſe bis 120 Millionen gehandelt wurde, mit 108
zur Notiz kam. Dementſprechend war auch die Kursentwicklung an den
Effektenmärkten, wo trotz der verdoppelten und verdreifachten Kurſe
Material kaum heraus kam, ſo daß überwiegend noch Rationierungen
und Streichungen vorgenommen werden mußten. Am Markte der
aus=
ländiſchen Renten wurden die meiſten Werte mangels Material
ge=
ſtrichen. In türkiſchen Werten fanden anfangs zu außerordentlich hohen
Kurſen lebhafte Umſätze ſtatt. Zolltürken 270 Mill.,, II. Bagdadbahn
360 Mill., dieſe Kurſe konnten ſich jedoch zur Notiz nicht behaupten,
ſo daß dieſe weſentlich ſchwächer wurden, für Zolltürken 180 Mill., für
II. Bagdadbahn 240 Mill.
Am Chemie=Aktienmarkte waren faſt ſämtliche Kurſe
mehr als verdoppelt, ſo Bad. Anilin 800 Mill. plus 515 Mill., Chem.
Griesheim 600 Mill. plus 315 Mill., Scheideanſtalt 600 Mill. plus 330
Mill. Man ſchloß hier im Allgemeinen, zu den höchſten Kurſen.
Auch am Elektr. Aktienmarkt ergaben ſich außerordentliche
Kursſteigerungen: A. E. G. 300 Mill., Licht u. Kraft 230 Mill., konnten
ihre Kurſe vervierfachen, Voigt u. Haeffner mit 32 Mill. verdoppeln.
Gummipeter 24 Mill. verdoppelt, ebenſo Liga Gummi mit 30 Mill. rat.
Von Maſch.= u. Metallwerten wurden mangels Material
geſtrichen: Junghans Taxe 50 Mill., Spinnerei Ettlinger Taxe 250
Mill., höher ſtelſten ſich Daimler 100 Mill. rat., annähernd vervierfacht / Schweiz...... . . . . . . . . . . . . .
und Metallgeſeilichaft 600 Mill. verdoppelt.
Auch Zuckeraktien erreichten durchſchnittlich
Kursverdoppelun=
gen bei zahlreichen Nationierungen".
Kursſteigerungen ben mehreren Milliarden Prozent gab es am
Montanaktien Markt, wo Deutſh=Lug n. Harpeuer geſtricken
waren, Gelſenkirchener 300 Mill. rat., Mannesmann 3000 Mill. rat. plus
2200 Mill., Caro 1200 Mill., Oberbedarf 1000 Mill., Laura 1300 Mill.,
erzielten verdreifachte Kurſe.
Bankaktien waren durchweg mehr als verdoppelt. Deutſche
Bank 250 Mill. plus 125 Mill.
Am Einheitsmarkt mußte faſt die Mehrzahl der Werte
man=
gels Angebot geſtrichen werden. Die übrigen erzielten weſentliche
Kurs=
beſſerungen, u. a. Badenia 22 Mill. plus 11 Mill., Eiſenmeher 56
Mill. plus 28 Mill., Lech 160 Mill. rat. plus 110 Mill.
Im freien Verkehr wurden ebenfalls außerordentlich hohe
Kurſe genannt; man hörte hier: Allg. Bankverein 2 Mill., Beckerſtahl
350—380 Mill., Beckerkohle 360—380 Mill., Benz 85—90 Mill., Brown
Boverie 35—40 Mill., Growag 6,5 Mill., Hanſa Lloyd 5,5—6 Mill.,
Kayſer Waggon 4,5—5,5 Mill., Kreichgauer Maſchinen 9 Mill.,
Krügers=
hall 360—380 Mill., Meyer Textil 21—23 Mill., Tiag 20—25 Mill.,
Ufa 55—60 Mill.
Die Börſe ſchloß im Allgemeinen in feſter Haltung bei teilweiſe
etwas ruhigerem Geſchäft.
wb. Berliner Börſenbericht. Die anhaltende
ſprung=
hafte Steigerung der Deviſenpreiſe, die von Tag zu
Tag neue Spitzenkurſe erreichen, und damit den rapiden Verfall der
deutſchen Währung immer deutlicher vor Augen treten laſſen, äußert ſich
an der Börſe in einem verſtärkten Anlagebedürfnis für Effekten aller
Art. Die Materialknappheit macht ſich hierbei ſtark fühlbar, da bei der
ſich raſch vollziehenden Markentwertung die Wertpapierbeſitzer ihren
Sachwerte darſtellenden Effektenbeſitz zähe feſthalten und Verkäufe nur
vereinzelt zu bemerken ſind. Unter dieſen Umſtänden konnte heute auch
das Geſchäft eine große Ausdehnung nicht gewinnen, und die
Kursfeſt=
ſetzung vollzog ſich ſchleppend, wobei für eine ganze Anzahl führender
Papiere die Notierungen des Großverkehrs wegen vollkommen fehlenden
Geld Ve
Brief efe
Brief
Geld 2orat. Antwerpen=Brüſſel.—. 3291750.— 3303250.— 5685750.— 5714250.— Holland ... . . . . ... ..." 29 326500. 2947 500. 41895000. 05000. London .............." 656250. 338343750. 88775000 91225000. Paris........... .. . .." 189500 — 42 10500 82000.— 6817000.— Schweiz.. . . . . . . . . . . .." 12967500. 13 032500 0947500. 2105250 Spanien ............." 9476250.— 9 523750.— 14962500 15037500 Italien ............." 3 241875.— 3 258125.— 15 187000. 5 213000.— Liſſabon=Oporto. . . . . . . Dänemark . . . . .. ... .. 13266750. 13333250. 0000
1927 20 050000. Norwegen ............ 12 169500. 12230500. 952500. 9047500. Schweden ............ 750500. 9847500. 2899 67500. Helſingfors ..........." 2 094750.— 2105250.— 325 500 New=York ............ 76 407500. 7719
300. 107 730000 108 270000. Deutſch=Oſterreich (abg.) 104
l* 50
10. 7605.- 38365. Budapeſt.. . . . . . . . . . .. 289.25 4310.75 . 5286.75 313 50 Prag ................" 2144625.- 2155375.— 3 391500.— Agram. . . . . . . . .. . . . .. 718200.— 721800.— 1 1296750.— 130350—
Angebots ausgeſetzt werden mußten, und nur ein Kaſſakurs feſtgeſetzt
wurde. Die ſtürmiſche Nachfrage bewirkte daher für alle
Divi=
denden und feſtvinzinsliche Papiere Verdoppelungen und
Verdreifachun=
gen des Kurſes. Für einzelne Werte gingen die Erhöhungen noch
dar=
über hinaus. Bemerkenswert iſt, daß von feſtverzinslichen Werten nicht
nur Valutawerte, ſondern auch heimiſche Renten, vor allem preußiſche
Konſols an dieſen rechneriſchen Werterhöhungen teilnahmen. Nachdem
die Dviſenpreiſe im Freiverkehr für London auf 560 und für Newyork
auf 120 Mill. Höchſtkurs erreichten, erfolgte bei der amtlichen Feſtſetzung
infolge des Eingreifens der Reichsbank ein ſtarker Rückgang bis auf 440
reſp. 96 Mill. Mart, wobei auch die Zuteilungen für die anderen Plätze
etwas reichlicher bemeſſen werden könnten. Infolgedeſſen konnten ſich
am Effektenmarkt die höchſten Kurſe nicht behaupten. Es erfolgten für
die ſchweren Montan= und Induſtriewerte infolge Realiſationen der
Spekulation allgemeine Rückgänge, doch fielen dieſe gegenüber der
vor=
angegangenen außerordentlichen Steigerung nicht ſehr ins Gewicht.
w. Deviſenmarkt. Frankfurt a. M., 12. Sept. Telegr. Auszahlungen:
w. Deviſenmarkt. Berlin, 12. September Telegr. Auszahlungen für:
KGBrie
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Italien. .................. . 775500.— 78445‟.—
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389000 1.—
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Berliner Kurſe. (Eigene telegr. Meldung.)
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich mit 1000 9
Aktiengeſ. für Anilinfr.
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Ausgb.=Nürnb. Maſch..
Berl.=Anhalt=Maſchinen
Bk. f. Elektr. W. vorzug.
Bismarckhütte . . . ... . ..
Braunkohlen=Brikett ..."
Bremer Vulkan .......
Wolle...... . . ...
Chem. Heyden ........"
Weiler ........."
Deutſch=Atlan
Tel.. . ..
deutſche Maſchi
inen ....
Deutſch=Niedld. Tel. ....
Deutſche Erdöl ......."
Deutſche Petroleum ..
Dt. Kaliwerke ......
Berlin—Karlsruh
7d.
Donnersmarckhütte . ..
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R. Friſter ............."
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4300 Hohenlohe Werke ..... Kahla Porzellan ... ... 50000 100000 Lindes Eismaſch.. . . . . . 50000 ingel Schuh ........ 12700 75000 230000 Linke & Hofmann ... 500000 L. Loewe & Co. ....." 615000 f200000 850 360 C. Lorenz ............" 800 Neguin......"
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12. 9.
550000
1300000
000000
100000
15000
10000
30000
80000
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Re
*
1150000
50000
700000
200000
0000
Darmſtädter und Nationalbank, Kommandit=Geſellſchaft auf Aßtien.
Frankfurter Kursbericht vom 12. September 1923.
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich mit 1000%=
Europäiſche Staatspapiere.
a) Deutſche
5% Reichsanleihe. . . .. . . . . . . ."
..
seceesss----
3½½
Dt. Dollarſchätze . .. .. . . . .."
⁄ IV. und V. Schatzanweiſ.
VI.—TX.
Sparprämienanleihe ....... ..
Zwangsanleihe. . .......... . ."
4% Preuß, Konſols ........."
eoosoo
½%
D
4% Bad. An. unk. 1935.....
v. 1907.... ..
42 Bahern Anleihe uauaaa:
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8½%
9 Heſſen unk. 1924 ...... ..
8½% ..........
„..
Mere .."
4% Württemb
b) Ausländiſche.
5% Bosnien L.=E.=B. v. 1914
„ L.=Inveſt.=Anl.v. 191=
4½½ „ v. 1902..... . ....."
w
490
% Bulgar. Tabak 1902 ....
1½% Griech. Monppol ....."
2%0 Oeſt. Staatsrente v. 1913
ab 1918 .................
4½%0 Oeſt. Schatzanweiſ., ſtfr.
1. 1914 ...............
4% Oeſt. Goldrente ..... ....
4% „ einheitl. Rente ....."
6% Rum. am. Nente v. 03 ...
z% Goldrente v. 13 ...
4½ „ am. „ konv. ...
„ „ „ v. 05. ....
4%
4% Türk. (Admin.) v. 1903..
(Bagdad) Ser. I
48
1:
4%
4% „ v. 1911, Böllanl.
4½% Ung. Staatsr. v. 14....
Goldrente .......
Staatsr. v. 10....
Kronenrente .....
” elußereuropäiſche.
6% Mexik. amort, innere. . . ..
konf. äuß. v. 99 ..
Gold v. 04, ſtfr. .
*o *
konſ. innere .. . . ..
Irrigationsanleihe.
4½%
5% Tamaulipas, Serie l ..
Oblig. v. Transportanſt.
4% Eliſabethbahn ſtfr. .. .. .
42p Gal. Cark Ludw.=Bahn
Oeſt. Südb. (Lomb.) ſtfr.
5‟
2,6% Alte Oeſtr. Südb. (Lomb.).
2,6%Neue
3 Oeſt. Staatsb. v. 1883....
4% Oeſt. Staatsb. 1. b. 8. Em.
„ 9. Em. ...
32
10.9. 12. 9.
15
100
80
D
10
9000
7000
3000
35
15000
9000
825e0
11500
200c
2000
z0
500
8500
7000
—G
— O
—
600
4000
4000
20000
5000
5000
240000
180000
9000
18
z000
1000
Oblig. v. Transportanſt. (Ftſ.)
3% Oeſt. Staatsb. v. 1885
20 Oeſt. Staatsb. b. Erg. Netz
v. 1895 ...
Rudolfb. (Salzkammerg.).
73.
½20
Anatolier I..........."
32 Salon Conſt. Jonction. .
Salonique Monaſtir .....
% Tehuantepe . ..........
4½%
Pfandbrief”
%6 Frankf. Hyp.=Bank 1920...
...
3½2
Frankf. H. Krd.=Ver. 1921
Mein, Hyp.=Bank 1922 ...
„1922...
fälz. „
923 ...
% Rhein. „
verl. ...
*7,
d. Boden=Cred.=Ban
München 1906 ............
Heſſ. Ldhyp.=Bank Pfdb.
% Heſſ. Ldhhp=Bk. Pfdbr.
2 Heſſ. Ldhyp. Kom. Obl...
Deutſche Städte.
Darmſt. v. 1919 bis 1925.
Darmſt. v. 1905 .......
42 Fronkfurt v. 1913 .......
„ v. 1903 ......"
2e
Nainz. v. 1919 bis 1926..
5% Badenkohlen ............
5% Sachſenkohlen ... ... ....".
Bank=Aktien.
Bank für Brauinduſtrie ......
Barmer Bankverein .........
Berliner Handelsgeſellſchaft ..
Commerz= und Privatbank ...
Darmſtädter u. Nationalbank.
Deutſche Bank ............"
DeutſcheEffekten= u. Wechſelbank
Deutſche Vereinsbank .......
Disconto=Geſellſchaft . . . . . ... .
Dresdener Bank ............
Frankfurter Bank ..........."
Metallbank. . . . . . . . . . . .... . . .
Mitteldeutſche Creditbank .....
Oeſterreichiſche Creditanſtalt . .
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Rhein. Creditbank .........."
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200 - ( 80000 55000 80000 80 260000 12500 240000 50 100000 10000 200 15000
00 300000 700 17000( 20000 30000 600000 42000 80000 7750 — 20000 S 70000 5500 9000 80000 — 30000 900000 100000 7500 — 3000000 — 2000000 2000000 232
000 600000 380000 1200000
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— 370 450 600000 90000 750 2000 100 6000 10000 13000 300000 400000 25000 3000 14000 — 20000 40000 45000 43000
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600000
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26000
200000
17000
150000
27500
15000
16000
28000
8000
97000
80
7500
20000
000
75000
50000
460000
100000
— (
20000
120000
170
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7500
160000
11000
8500
19000
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1500
15
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18000
30000
3500
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30000
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140000
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280000
350000
3500 00
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6600
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450000
10000
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22000
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[ ← ][ ]Seite 8.
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Hierdurch bitten wir unſere werten
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glieder, ſoweit ſie auf Kartoffeln durch uns
reflektieren, ihre Beſtellung bis ſpäteſtens
Samstag, den 22. September d8. Js., in
derzuſtändigenVerteilungsſtelle aufzugeben.
Nach dem 22. September können
Beſtel=
lungen unter keinen Umſtänden mehr
an=
genommen werden. Irgendwelche
Ver=
pflichtung auf Lieferung oder
Geldentwer=
tung für vorausgezahlte Beträge können
wir nicht übernehmen. Wir bleiben
ernſt=
lich bemüht, Kartoffeln zu beſchaffen.
Unſere Verteilungsſtellen ſind bis auf
weiteres ab 9 Uhr vorm. geöffnet. (7497
Der Vorſtand.
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Für den Verbrauchsmonat Auguſt
(st7493
betragen:
a) die Gaspreiſe:
1. Durch Meſſer
feſtgeſtellter
Verbrauch . . 520 000.— Mk. je cbm
2.
Gaswertmün=
zen, klein . . 300 000.— „ d. St.
3.
Gaswertmün=
zen, groß . . 3000 000.—
Zu 2 und 3: Ausgegeben werden z.
Zt. die gelben Münzen mit Sternlochung.
Bei Ableſung der Meſſerſtände erfolgt
Verrechnung des Unterſchiedsbetrages.
b) die Waſſerpreiſe:
Für Kleinabnehmer 200 000.— Mk. je cbm.
Darmſtadt, den 11. Sept. 1923.
Direktion der ſtädtiſchen Betriebe.
Gas= und Waſſerpreiſe.
Durch Beſchluß der Stadtverordneten=
Verſammlung vom 30. Aug. 1923 wird
1. bei jeder Erhebung von Gas= und
Waſſergeld von den einzelnen
Ver=
brauchern eine Vorauszahlung in
Höhe von 100% des fälligen
Rech=
nungsbetrages mit erhoben,
2. der Gaspreis wird jeweils nach
Ablauf eines Monats nach dem
Durchſchnitt der in dem
betreffen=
den Monat gültigen Kohlenpreiſe
und Frachten feſtgeſetzt und hiernach
die Schuldigkeit auf die geleiſtete
Vorauszahlung abgerechnet,
3. von Abnehmern, die eine
Voraus=
zahlung nicht leiſten, wird ein Gas=
und Waſſerpreis erhoben, wie er
ſich aus, den am Schluſſe des
Ver=
brauchsmonats gültigen Kohlen=
(st7494
preiſen errechnet.
Darmſtadt, den 12. Sept. 1923.
Direktion ber ſtädtiſchen Betriebe,
Bekanntmachung.
Neben den in Erhebung befindlichen
Handelskammerbeiträgen für das erſte
Halbjahr 1923 (1. April bis 30.
Sep=
tember 1923) muß in Anbetracht der
ortſchreitenden Geldentwertung ein
Zu=
ſchlag von 1000 Mk. pro 100 Mk. Anlage=
und Betriebskapital erhoben werden.
Dieſer Zuſchlag iſt unter Vorlage der
bereits zugegangenen Steuerzettel bei
der zuſtändigen Erhebſtelle, auch von all
den Firmen, die bereits ihre Beiträge
geleiſtet haben, zu zahlen. Eine
beſon=
dere Benachrichtigung wird in den Land=
(7499
bezirken nicht erfolgen.