Darmstädter Tagblatt 1923


12. September 1923

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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Gf
Morgengeliung dei Tandeskaaptſtadt
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Nummer 252
Mittwoch, den 12. September 1923
186. Jahrgang

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Engliſches Urteil über den paſſiven Widerſtand.
* Paris, 11. Sept. (Priv.=Tel.) Der Populaire veröf=
ſentlicht
eine Unterredung mit dem engliſchen Abgeordneten Tom
Shaw, in der dieſer lachend es für den größten Blödſinn
erklärte, wenn behauptet würde, daß der paſſive Wider=
ſtand
eine von der Reichsregierung erzwungene Bewegung ſei.
Die Bevölkerung verdanke ihre Stimmung der jetzigen Beſetzung.
Ein Urteil des Hager Schiedsgerichts.
Mißbilligung des polniſchen Verhaltens gegenüber den deutſchen
Anſiedlern.
Saag, 11. Sept. (Wolff.) Der Ständige internationale
Gerichtshof im Haag hat unter dem Vorſitz des Präſidenten Dr.
Loder in öffentlicher Sitzung am 10. September ein Gutachten in
der Frage der deutſchen Anſiedler und Pächter in Polen, um das
er vom Völkerbundsrat gebeten war, abgegeben.
Das Gutachten betrifft 1. die Frage ob der Völkerbundsrat
für die Angelegenheit der deutſchen Anſiedler in Polen zuſtändig
ſei, und 2. die Frage, ob die Maßnahmen, die Polen gegen die
Anſiedler und Pächter getroffen habe, mit ſeinen internationalen
Verpflichtungen aus dem Vertrag von Verſailles und dem Min=
derheitenvertrag
in Einklang zu bringen ſei.
Der Gerichtshof beantwortete die 1. Frage bejahend und
äußerte ſich über die 2. Frage dahin, daß das Verfahren Polens
mit ſeinen internationalen Verpflichtungen in Widerſpruch
ſtehe. Der Völkerbundsrat wird nunmehr die endgültige Ent=
ſcheidung
zu treffen haben.
Vor dem Abbau der Ausfuhrabgabe.
TU. Berlin, 11. Sept. Der Wirtſchaftspolitiſche Ausſchuß
des vorläufigen Reichswirtſchaftsrates brachte gemeinſam mit
dem Außenhandelskontrollausſchuß, gemäß den Beſchlüſſen vom
23. Auguſt 1923 und dem 11. September 1923, in der Weiterver=
handlung
der Frage des Abbaues der Ausfuhrabgabe ſowie der
Umgeſtaltung der Außenhandelskontrolle ein Gutachten ein.
Heute morgen wurde beſchloſſen, die Zurückweiſung an die Un=
terausſchüſſe
zur Beratung ergehen zu laſſen. Auf Grund des
neuen Gutachtens wird am Donnerstag weiter beraten werden.

Vom Tage.
Der Aelteſtenausſchuß des Reichstags wird am kommenden Donners=
tag
über den deutſchnationalen Antrag auf Einberufung des Reichs=
tages
beraten. In den Kreiſen der Koalitionsparteien herrſcht keine
große Neigung, dem Antrag ſtattzugeben.
Die für heute angekündigte Kanzlerrede wird im Rahmen
eines Bierabends ſtattſinden, zu dem der neu ernannte Preſſechef des
Reichspreſſeamtes Kalle die anſehnlichſten Vertreter der deutſchen
Preſſe eingeladen hat. Man erwartet, daß die Rede als Ant=
wort
auf die letzte Rede Poincarés von erheblich
politiſcher Bedeutung ſein wird.
Der frühere Koburger Staatsrat Dr. Quarck iſt zum Wirklichen
Legationsrat bei der bayeriſchen Geſandtſchaft in
Berlin ernannt worden.
Heute tritt die ſozialdemokratiſche Fraktion des ſächſiſchen Landtags
zu einer Sitzung zuſammen, um Zeigners Bericht über ſeine
Berliner Verhandlungen mit Ebert, Streſemann und
Geßler entgegenzunehmen und um zu beſchließen, ob der Landtag ein=
berufen
werden ſoll oder nicht.
Die eſtniſche Regierung hat beſchloſſen, den Bund
der ruſſiſchen Sowjetrepubliken unter der Bedingung
anzuerkennen, daß der Bund alle Verträge, die Eſtland mit den
einzelnen ruſſiſchen Sowjetrepubliken geſchloſſen hat, als bindend für
ſich anerkennt.
Nach einer Havasmeldung aus Rom wird der Epoca aus Korfu
gemeldet, daß die italieniſchen Truppen die Inſel Leros ohne
Zwiſchenfall beſetzt haben.
Nach einer Havasmeldung aus Kairo ſind die Verſchwörer
Naſir, Deſſuki und Famy gehängt worden.
Nach einer Havasmeldung aus Madrid iſt der Militär=
gouverneur
wegen der letzten Zwiſchenfälle im Hafen von Malaga
abgeſetzt worden.
In Ausführung des Abkommens von Waſhington werden demnächſt
wieder 21 amerikaniſche Kriegsſchiffe abmontiert werden.

Frankfurter Oollarkurs 26807.300

Die Papiermark bleibt Zahlungsmittel. Erfaſſung der Edelmetalle.

Sicherung der Papiermark.
Berlin, 11. Sept. (Wolff.) Gegenüber den unzutreffen=
den
Gerüchten, die anläßlich der gegenwärtigen Beratungen über
die Währungsfrage entſtanden ſind, wird darauf hingewieſen, daß
die Papiermark ihre Geltung als Zahlungsmittel behalten wird.
Die von der Regierung beabſichtigten Maßnahmen werden dazu
geeignet ſein, den Wert der Papiermark zu ſtützen.
Eine neue Verordnung.
Verlin, 11. Sept. (Wolff.) In einer Unterredung er=
klärte
der Reichskommiſſar für die Deviſenerfaſſung Fellinger:
Wir erhoffen noch im Laufe dieſes Tages eine Verordnung über
die Anmeldefriſt von Edelmetallen herauszubringen. Einſtweilen
iſt nicht daran gedacht, Schmuckſachen in dieſe Verordnung mit
einzubeziehen. Wir beſchränken uns auf das gemünzte Gold und
Silber, Edelmetalle in Barren und Blechform oder in einem nicht
bearbeiteten Rohzuſtand. Wenn die erſte Aufforderung keinen
großen Erfolge haben wird, werden ſchärfere Verfügungen nicht
usbleiben.
Berlin, 11. Sept. (Wolff.) Der Kommiſſar für Deviſen=
erfaſſung
in Verlin erläßt auf Grund der Verordnung des Reichs=
Präſidenten vom 7. September eine Bekanntmachung, wonach die
Eigentümer von Edelmetallen, das ſie am 12. September, vor=
mittags
8 Uhr, in eigenem oder fremdem Gewahrſam (auch auf
dem Transport) haben, oder unter Zollverſchluß gehaltene Be=
ſtände
bis zum 21. September anzumelden haben. Der Anmelde=
pflicht
unterliegen alle Edelmetalle (Silber, Gold, Platin und
Platinmetalle) und deren Legierungen in Form von Münzen,
ſowie Rohmetall in jeder Form, Halbfabrikate (Drähte, Bleche,
Stangen und Röhren), ferner Bruch und Abfälle. Nicht anzu=
melden
ſind Gegenſtände aus Gold= und Silberdvublee, ſowie
Fertigfabrikate aus den genannten Edelmetallen ſowohl in Privat=
wie
in Händlerbeſitz (Familienſilber uſw.).
Einſchränkung der Oeviſenbanken.
Berlin, 11. Sept. (Wolff.) In Verfolg der vom Reichs=
kabinett
beſchloſſenen Maßnahmen wird der Deviſenkommiſſar
auf Grund der Beſprechungen, die heute zwiſchen dem Reichswirt=
ſchaftsminiſterium
, dem Reichsfinanzminiſterium und der Reichs=
bauk
ſtattgeſunden haben, eine Bekanntmachung erlaſſen, nach der
der Kreis der Deviſenbanken eine erhebliche Einſchränkung er=
fährt
.
Berlin, 11. Sept. (Wolff.) Der Kommiſſar für die Devi=
ſenerfaſſung
erläßt auf Grund des Paragr. 24 der Durchfüh=
rungsbeſtimmungen
der Verordnung des Reichspräſidenten über
die Deviſenerfaſſung vom 7. September 1923 (Reichsgeſetzblatt 1,
Seite 865) folgende Verordnung: Paragr. 1, Abſ. 1 der Verord=
ſung
auf Grund des Notgeſetzes über die Maßnahmen gegen die
Valutaſpekulation vom 8. Mai 1923 (Reichsgeſetzbl. 1, Seite 275)
wird außer Kraft geſetzt. Die auf Grund des Paragr. 1, Abſ. 1,
Satz 2 dieſer Verordnung durch die oberſte Landesbehörde im
Einvernehmen mit dem Reichswirtſchaftsminiſter als Deviſenbank
Zugelaſſenen Perſonen oder Perſonenvereinigungen hören auf,
Shiſenbanken zu ſein. Deviſenbanken im Einne des Geſetzes

ſind Banken und Bankiers oder deren Zweigniederlaſſungen, die
Mitglied der an ihrem Sitz befindlichen Stellen der Reichsbank
ſind. Die oberſte Landesbehörde kann im Einvernehmen mit dem
Kommiſſar für Deriſenerfaſſung weitere Banken und Bankiers
als Deviſenbanken zulaſſen. Die Deviſenbanken, die nicht Mit=
glieder
der Abrechnungsſtelle der Reichsbank ſind, dürfen ihre
laufenden Geſchäfte mit Zahlungsmitteln oder Forderungen in
ausländiſcher Währung bis zum 30. September abwickeln.
Halbwöchentliche Feſtſetzung des Landabgabeſatzes.
Berlin, 11. Sept. (Wolff.) Der Betrag, der bei Zahlung
in Papierniark für die landwirtſchaftlichen, forſtwirtſchaftlichen
und gärtneriſchen Betriebe (Landabgabe) für eine Goldmark zu
entrichten iſt, iſt bisher mit der Gültigkeitsdauer von einer Woche
feſtgeſetzt worden. Hierin kann mit Rückſicht auf die in den letz=
ten
Tagen eingetretene, beſonders ſtarke Entwertung der deut=
ſchen
Valuta nicht weiter gefahren werden. Der Goldumrech=
nungsſatz
für die Landabgabe wird deshalb von jetzt ab zweimal
wöchentlich feſtgeſetzt werden. Der am Donnerstag bekanntgege=
bene
Umrechnungsſatz gilt vom Samstag der gleichen Woche bis
einſchließlich Dienstag der folgenden Woche, der am Montag be=
kauntgegebene
Umrechnungsſatz iſt für die Zeit vom Mittwoch
bis einſchließlich Freitag maßgebend.

Keine deutſche Note an Frankreich.
TU. Berlin, 11. Sept. Zu der Meldung des Pariſer Blat=
tes
Oeuvre aus Brüſſel über die angebliche Ueberreichung einer
deutſchen Note an die Botſchafter Frankreichs und Belgiens
wird von hieſiger unterrichteter Seite ausdrücklich darauf hin=
gewieſen
, daß dieſe Gerüchte jeglicher Grundlage
entbehren.
Keine Verhandlungen mit Frankreich.
Berlin, 11. Sept. (Wolff.) Zu den Nachrichten der
Preſſe des Auslandes über angebliche deutſch=franzöſiſche Ver=
handlungen
, insbeſondere über Unterhandlungen, die zwiſchen
dem franzöſiſchen Botſchafter in Berlin de Margerie und dem
Reichskanzler ſtattgefunden haben, wird bemerkt, daß auch wäh=
rend
der Regierung Cuno oftmals Unterhandlungen zwiſchen
dem damaligen Miniſter des Aeußern von Roſenberg, dem
Staatsſekretär des Auswärtigen Amtes von Maltzahn und dem
franzöſiſchen Bortſchafter über die politiſche Lage ſtattgefunden
hätten. Wenn nun bei dem Beſuch, den Margerie am vorigen
Samstag im Auswärtigen Amt abſtattete, im Verlauf der Unter=
haltung
auch die Reparationsfrage berührt worden ſei, ſo könne
man hierin noch keine Unterhandlungen erblicken. Ob ſich aus
ſolchen gelegentlichen inoffiziellen Beſprechungen die Möglichkeit
zu einer offiziellen Ausſprache ergibt, bleibt abzuwarten. Auch ſei
die Behauptung unrichtig, daß die deutſche Regierung die Abſen=
dung
einer Note an die franzöſiſche und belgiſche Regierung be=
abſichtige
.
Hinſichtlich der Wiederbeſetzung des Poſtens des deutſchen
Botſchafters in Paris und des deutſchen Geſandten in Brüſſel
ſchreibt die Zeit, daß die Wiederbeſetzung beider Poſten bereits
unter der Regierung Cuno erwogen worden ſei. Sie werde zur
gegebenen Zeit erfolgen,

Ehrliche Wirtſchaft.
Von
Dr. Kulenkampff, M. d. R.
Die Beratungen über die Schaffung eines wertbeſtändigen
Jahlungsmittels ſind, ſo heißt es, im vollen Fluß. Wir werden
ſogar ein ſolches Zahlungsmittel bekommen, aber es wird nur
genau ſo lange wertbeſtändig ſein, wie es entweder durch das
Vertrauen des Publikums oder durch Eingreifen der Banken ge=
ſtützt
wird, es ſei denn, daß ſein Erſcheinen begleitet wird, von
einem Programm, das die Wertbeſtändigkeit auch für die Zu=
kunſt
ſicherſtellt. Alle die Theoretiker, die an der Währung her=
umbaſteln
wollen, vergeſſen ja immer das Eine, daß die Wäh=
rung
nämlich nichts an ſich iſt. Ob das Ding Kaurimuſchel,
Dollar, Papiermark oder Goldmark heißt, das iſt alles ganz gleich=
gültig
, ob es nach dem Plane des Herrn Helfferich als Roggen=
note
, fundiert durch das Roggenaufkommen unſerer Landwirt=
ſchaft
herauskommt. oder mit einer Goldmark=Bank dahinter, zu=
ſätzlich
gedeckt durch gute Warenwechſel, das ſpielt alles gar keine
Rolle.
Der ſpringende Punkt iſt, daß es eine Währung im Sinne
der Theorie gar nicht gibt. Es gibt nur ein Tauſchgeſchäft: Wir
führen Fertigfabrikate aus und führen Rohſtoffe und Nahrungs=
mirtel
ein. Um dieſe Warengruppen auf einen Generalnenner
zu bringen, iſt mit der Verfeinerung der Wirtſchaft die Währung
entſtanden, erſt in Geſtalt von Gold, dann in den bequemeren
Geldſcheinen, die ſich zwiſchen den ſchieben, der Ware hergibt,
und den, der ſie braucht, aber nichts zum Ausgleich hat, was der
Hergebende gerade brauchen kann. Hätten wir das reine Tauſch=
geſchäft
, wir hätten die Tatſache längſt begriffen, die wir jetzt
langſam auf dem Umwege über den Verfall der Währung begrei=
fen
lernen: daß wir nicht mehr genug erzeugen, um alles, was
wir brauchen, einhandeln zu können. Wir hätten längſt gelernt,
daß wir entweder unſere Bedürfniſſe herabmindern oder unſere
Erzengung ſteigern müſſen, um ein Gleichgewicht in Einnahmen
und Ausgaben zu bringen. Da wir die Bedürfniſſe nicht mehr
weit herunterſchrauben können, ſo bleibt uns nur der Weg der
Mehrerzeugung zu einem auf dem Weltmarkte brauchbaren
Preiſe, das heißt der Mehrleiſtung.
Ergreifen wir in der allernächſten Zeit nicht Maßnahmen,
die ſolche Mehrleiſtung ſicherſtellen, ſo kann uns eine andere Wäh=
rung
gar nichts helfen, und ſelbſt, wenn eine große äußere. An=
leihe
unſere Währung ſtabiliſierte, das könnte nur ſo lange
gut gehen, wie das Geld ausreicht, um die Differenz von mehr
als zwei Milliarden Mark Gold, die zwiſchen unſerer Ein= und
Ausfuhrkraft beſteht, zu überbrücken. Das Ende muß, wenn die
Leiſtung nicht ſteigt, erneuter Verfall dieſer, im Anfang noch ſo
gut fundierten Währung ſein.
Es hat keinen Sinn, die Augen vor dieſer Grundtatſache zu
verſchließen. Geſetzt, man käme mit der Roggen=Mark heraus,
ohne ſonſt etwas an der Wirtſchaft zu ändern, ſo würde dieſe
Roggenmark entweder ſehr raſch als Sparmittel aus dem Ver=
kehr
verſchwinden, oder, wenn man die Mengen druckte, die dem
tatſächlichen Bedarf an Umlaufsmitteln entſprechen, ſehr raſch
nicht mehr zu fundieren ſein, alſo unterwertig werden. Und ge=
nau
ſo muß es mit der gold=fundierten Mark gehen. Entweder,
ſie iſt wirklich fündiert, dann gibt es viel zu wenig, oder man
ſchafft genug, dann iſt ſie auf die Dauer nicht zu fundieren.
Solange wir mit dem jetzigen Leerlauf in Deutſchland arbei=
ten
, nützt keine Währungsmaßnahme etwas. Die durchſchnitt=
liche
Leiſtung der Wirtſchaft und der Staatsbetriebe iſt, gemeſſen
an 1213, höchſtens 60 Prozent, und das nach einem verlorenen
Kriege! Unſere Preiſe ſind dementſprechend nur dann vorüber=
gehend
nicht zu hoch, wenn ein neuer Sturz der Mark indirekte
Ciewinne, die mit Preis und Leiſtung nichts zu tun haben, er=
möglicht
. Bei ſtabilen Verhältniſſen würden wir heute den Reſt
der Fähigkeit, auszuführen, ſchon eingebüßt haben.
Die Unterleiſtung iſt unſere Krankheit, nicht
der Währungsverfall, und der Unterleiſtung muß man
beikommen. Das aber kann man nicht durch Währungsänderung
und künſtliche Stabiliſierung, wenn man nicht gleichzeitig die
Mittel ſchafft, den Staatshaushalt in Ordnung zu bringen (der
jetzt zu mehr als 90 Prozent durch die Notenpreſſe ausgeglichen
trird), und die den Ausgleich der Zahlungsbilanz in nahe Aus=
ſicht
zu ſtellen geeignet ſind . . . Von heute auf morgen geht das
nicht. Das aber iſt auch nicht nötig. Man kann nämlich ſehr
wohl mit Währungsmaßnahmen Gutes ſchaffen, wenn man
gleichzeitig das Programm herausbringt, von dem jeder Kenner
ſagen muß: Das wird helfen, ſowohl in Bezug auf die Staats=
finanzen
, als auch in Bezug auf die Leiſtung der Wirtſchaft
denn dann ſtellt ſich das Vertrauen ein, mit dem die Währung
eine ganze Zeitlang ſich ſelbſt ſtützt, und wenn innerhalb dieſer
Verkrauensfriſt, deren Länge von der Energie abhängt, mit der
die wirtſchaftlichen Maßnahmen durchgeführt werden, das Rich=
tige
geſchieht, ſo bedarf die Währung ſehr bald keiner Stützung
mehr.
Gewiß, auch der Leiſtung iſt in gewiſſem Umfange von der
Währungsſeite aus beizukommen. Bei ſtabiler Mark muß die Lei=
ſtung
ſteigen, weil ja wieder richtig kalkuliert werden muß und
man nicht mehr auf Koſten aller anderen Ausfuhrgeſchäfte machen
kann. Aber das dauert lange. Die drei Monate Stabiliſierung
zu Anſang dieſes Jahres haben dazu nicht ausgereicht, und eine
noch längere Zeit ſteht uns nicht zur Verfügung, weil wir, die
Mittel nicht haben, das Defizit unſerer Wirtſchaft in der Zwi=
ſchenzeit
auszugleichen. Währungsmaßnahmen allein geben uns
heute nur noch eine ganz kurze Anlaufzeit, innerhalb derer nichts
Ordentliches geſchafft werden kann.
Deshalb muß der Staat das einzige ſtarke Mittel ergreifen,
das er hai, wenn er auf die Wirtſchaft wirken will, das der
Steuergeſetzgebung. Wir müſſen brechen mit dem jetzigen Syſtem,
das den Untüchtigen, Faulen, Unehrlichen, Verſchwenderiſchen am
wenigſten drückte, und den Ehrlichen, Tüchtigen, Fleißigen, Spar=
ſamen
beſtrafte, wettbewerbsunfähig machte und demoraliſierte.
Wir brauchen ein Steuerſyſtem, das jedes Produktionsmittel
(denn nur die Produktionsmittel können Steuern aufbringen,
ganz gleichgültig, wo man die Steuern bisher erhob), mit einem
feſten Goldſatze belaſtet, den abzuarbeiten jeder Intereſſe hat.
Dann kommt die Wirtſchaft in Gang. Solange mit hohem Satz von
Ertrag, gearbeitet wird, kann letzterer ſich nicht ſteigern, weil das vi=
tale
Intereſſe an der Steigerung fehlt. Mit dieſer, unendlich ein=
fach
igemeſſen an dem heutigen Syſtem) zu erhebenden Steuer
allein kann man ſchon in wenigen Monaten dem Staate, ſehr
große Einnahmen ſchaffen.
Wenn aber die Steuer nutzbringend, wenn die große. Laſt
nicht vergehlich ſein ſol, muß der Stagt ebenfalls mit ſeinem

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Seite 2.

Darmſtädter Dagblatt, Mittwoch, den 12. September 1923.

Rummer 252.

Leerlauf abbauen. Was brauchen wir, die auf Ausfuhr angewie=
ſen
ſind, eine Außenhandelskontrolle? Was brauchen wir die
Unlaſt von unproduktiven Arbeitskräften, die im Staate und in
der Wirtſchaft die Lohnſteuer allein beſchäftigt, wenn wir anſtelle
der Lohnſteuer eine ganz einfache, vom Unternehmer zu zahlende
Steuer auf jeden Arbeitnehmer einführen (die ſich im Prinzip
gar nicht von der Lohnſteuer unterſcheidet, aber ſo gut wie keine
Arbeit macht)? Der Staat muß ſich, genau wie die Wirtſchaft,
fragen, an welchen Stellen Kräfte entbehrlich ſind, wo er verein=
fachen
und ſparen kann, genau wie es Friedrich der Große getan
hat und wie es Preußen nach ihm tat.
Geſchehen ſolche Maßnahmen raſch, dann kann man zugleich
damit auch eine Uebergangswährung ſchaffen, geſchehen ſie nicht,
ſo hilft die Uebergangswährung nicht das Geringſte, aber ſie ko=
ſtet
ein großes Kapital an Geld, Arbeit und enttäuſchten Hoff=
nungen
.
Wer etwa glaubt, durch Beſchlagnahme von Deviſen eine
neue Währung wirklich fundieren zu können, dem ſei das Eine
geſagt: Alle Einwände gegen das Herumdoktoren an der Wäh=
rung
an ſich treffen auf jede Art der Fundierung zu, alſo auch
auf dieſe. Deviſen=Beſchlagnahme bedeutet aber wirtſchaftlich
einen ſchwer erträglichen Eingriff. Die Wirtſchaft braucht Devi=
ſen
, ſoweit ſie ſie hat, weil ſie ein Zahlungsmittel braucht, das es
in Deutſchland nicht gibt. Und man darf ihr ihr Betriebskapital
nicht eniziehen. Tut man es, ſo macht man die Wirtſchaft kaput.
Der Schieber aber, der Deviſen im Ueberfluß haben mag, iſt
ſchwer zu faſſen. Ihm ſtärkt man den Rücken, wenn man dem
Ehrlichen ſein Betriebskapital nimmt. Den Erfolg kann ſich jeder
ſelbſt ausmalen.
Die Deviſen kommen, ſoweit ſie außer Landes gehalten wer=
den
, nicht mit Zwangsmaßnahmen in das Land. Ich kenne kei=
nen
Fall, in dem das geglückt wäre. Sie kommen ins Land,
zvenn eine vernünftige Steuerpolitik getrieben wird, die dem
Tüichtigen läßt, was ihm gebührt, und nicht wie jetzt, dem Schie=
ber
, was ihm paßt. Sie kommen ſelbſt aus den Verſtecken ins
Land, wenn eine Wirtſchaftspolitik getrieben wird, zu der jeder
Vertrauen haben kann, ſie kommen herein, wenn ihr Beſitz nicht
geführdet iſt, wenn jeder wirtſchaftlich mit ihnen arbeiten kann,
ohne Beſchlagnahmeriſiko, ohne die Unmöglichkeit, ſie für die Zeit,
wvo ſie nicht in Ware ſtecken, ordentlich verzinſt zu erhalten, auf
deutſch: bei ehrlicher Wirtſchaft. Denn Deviſen ſind in den Hän=
den
der Wirtſchaft nicht etwas moraliſch Anrüchiges, ſondern Be=
triebskapital
ehrlichſter Art, und wir müſſen es uns abgewöhnen,
dem Worte eine moraliſche Bedeutung zu geben. Da, wo dieſe
zutrifft, beim Schieber, da kann man nichts beſchlagnahmen, und
da, wo der Staat zugreifen könnte, bei der ehrlichen Wirtſchaft,
iſt die moraliſche Betonung nicht am Platze, und der Staatszu=
griff
kann dorr auf die Dauer nur zerſtörend wirken.
Damit iſt nichts gegen die jetzige Beſchlagnahme geſagt, die
ſich ja offenbar den Notwendigkeiten der Wirtſchaft anpaſſen wird
und als raſches Mittel zur Ueberbrückung der nächſten Wochen
gedacht iſt. Es ſoll nur geſagt werden, daß die Beſchlagnahme
für die Dauer nichts helfen, für die Dauer bedenkliche Fol=
gen
haben wird. Für kurze Zeit, zum Zwecke des Ruhrkampfes,
muß auch dieſes Mittel herhalten, um ſpäter durch wirtſchaftlich
richtige Maßnahmen erſetzt zu werden.
Für die Dauer, iſt ehrliche Wirtſchaft das, was wir im Innern
brauchen, ehrliche Wirtſchaft, die uns nicht mehr verbergen will,
vie verarmt wir ſind, die aber dem Verarmten, der fleißig und
ſparſam geblieben iſt, die Ausſicht eröffnet, wieder vorwärts
kommen zu können und ihn nicht in der jetzigen Hoffnungsloſig=
keit
verſinken läßt, in der der Steuerdruck ihn zu vernichten droht,
ohne daß der Stan: deswegen geſund wird.

Der Wiederaufbau Oeſterreichs.

Genf, 11. Sept. (Wolff.) Die Völkerbundsverſammlung
trat guch heute noch nicht in die angekündigte Debatte über den
Ratsbericht ein, ſo daß auch die angekündigte Erklärung des Völ=
kerbundsrates
über den griechiſch=italieniſchen Konflikt noch nicht
abgegeben wurde. Die Verſammlung begann vielmehr eine ſehr
ausführlich Ausſprache über den Wiederaufbau Oeſter=
reichs
auf Grund eines Berichte, den Ador=Schweiz erſtattete.
Ador beantragte hierbei die Annahme einer Entſchließung, in der
die Verſammlung den Erfolg des Wiederaufbauwerkes begrüßt,
und vor allem auch die erzielte Stützung der Krone, die Vermeh=
rung
der Spareinlagen und die Steigerung der Einnahmen hin=
weiſt
. Die Entſchließung betont ferner die Verdienſte des Völ=
kerbundskommiſſars
Dr. Zimmermann und der öſterreichiſchen
Regierung, die aufgefordert wurde, die Verwaltungsreform fort=
zuſetzen
, die zum Wohle Oeſterreichs und zur Sicherung ſeiner
Unabhängigkeit notwendig ſei. Graf Mensdorff=Oeſterreich ſprach
dem Völkerbund den Dank ſeiner Regierung aus.

Der Prozeß Conradi.

Lauſanne, 11. Sept. (Wolff.) Der Prozeß Con=
radi
, der ſeinerzeit den Anſchlag auf die ruſſiſche Delegation
zur Lauſanner Konferenz verübte, beginnt am 5. November. Die
31 Geſchworenen, die das Urteil zu fällen haben werden, ſind am
vergangenen Sonntag im hieſigen Bezirksgericht ausgeloſt wor=
den
. Der Saal, in dem die Verhandlung ſtattfindet, iſt ſehr klein
und faßt höchſtens 150 Perſonen.

Und Bismarck ſprach ..."

(Aus Berthold Litzmanns Erinnerungen.)

* Der bekannte Literaturhiſtoriker Berthold Litzmann, der
ſich beſonders durch ſeine große Wildenbruch=Biographie als
vorzüglicher Erzähler gezeigt hat, läßt ſoeben bei der Groteſchen
Verlagsbuchhandlung in Berlin Erinnerungen eines Sechzig=
jährigen
erſcheinen, denen er den Titel Im alten Deutſchland
gegeben hat. Aus der Geſchichte des norddeutſchen Geſchlechts
der Litzmanns, die bis in die Tage Friedrich des Großen zurück=
verfolgt
wird, entwickelt ſich dieſes tägliche, den höchſten Idealen
geweihte Leben, das in den Schilderungen deutſchen Bürger=
tums
und deutſchen Gelehrtenlebens aus der jüngſten Vergan=
genheit
eine bleibende kulturgeſchichtliche Bedeutung beſitzt. Litz=
manns
höchſte Verehrung galt immerdar Bismarck, dem er in
ſeiner Rede Unſer Abſchied von Bismarck ergreifende Worte
ins Grab nachgerufen hat. Während ſeiner Berliner Studien=
zeit
war es ihm vergönnt, den Schöpfer der deutſchen Einheit
öfters zu beobachten, und ſo gibt er höchſt anſchauliche Bilder
von ſeiner Erſcheinung und von ſeinem Auftreten im Reichstag.
Hatte man Glück, ſchreibt er, dann konnte man, wenn man
vom Wilhelmplatz zur Leipziger Straße ſtrebte, unterwegs dem
großen Mechanismus ſelber begegnen, im blauen Waffenrock mit
gelbem Kragen, dem alles ehrfürchtig Platz machte, und wenig
fehlte, ſo beugten ſich die Knie, als käm' das Venerabile! Wie
er ernſt, nur ſelten mit einem, wie ein elektriſcher Schlag ins
Herz treffenden Blick der mächtigen Augen die Menge ſtreifend
hinüberging in den anderen großen Arbeitsraum in der Leip=
ziger
Straße, wo meiſt nur geredet wurde und doch, wenn er
ſprach, hinter jedem Wort die Tat bereitſtand, nicht die raſſelnde
Panzerfauſt der unſeligen Epigonen, ſondern der eiſerne, ſtumme
Wille, der nicht eher ſpricht, als bis die Stunde des Handelns
geſchlagen hat. Und wenn man noch mehr Glück hatte, konnte
man eines Tages drinnen mit dabei ſein, wenn’s vom Präſi=
dententiſch
klang: Der Herr Reichskanzler hat das Wort! Und
Bismarck ſprach: Es iſt totenſtill. Und das iſt notwendig. Denn
der Kanzler, die Rieſengeſtalt vornübergebeugt, ſpricht nicht nur
zögernd, faſt ſtotternd, ſondern auch ſehr leiſe. So iſt der erſte
Eindruck ein kleines Gefühl der Enttäuſchung. Aber aus dieſen
leiſen, im märkiſchen Tonfall zögernd ſich von den Lippen los=
löſenden
Worten, aus dieſem ſichtbaren Kampf um den, dem
Gedanken entſprechenden bildhaften Ausdruck, baut ſich nun
etwas Ungeheures auf, ein Erlebnis, das den Hörer in Bann
ſchlägt; er mag wollen oder nicht. Da ſpricht nicht nur der
Ad

Dr. Streſemanns Politik.

* Berlin, 11. Sept. (Priv.=Tel.) Reichskanzler Dr.
Streſemann gewährte dem Berliner Korreſpondenten der
Basler Nachrichten eine Unterredung, der wir folgendes im Aus=
zug
entnehmen. Dr. Streſemann ſagte, die wichtigſte Auf=
gabe
der deutſchen Politik ſei die Sanierung des
deutſchen Wirtſchaftslebens. Infolge der Verhält=
niſſe
im Innern ſei dieſe Sanierung auf organiſchem Wege ſchwer
vorwärts zu bringen. In Anbetracht unſerer Verhältniſſe an
der Ruhr könne als Zielpunkt der finanziellen An=
ſtrengung
lediglich die Herſtellung der Balanzierung
des ordentlichen Etats, nicht aber des geſamten Etats
in Ausſicht genommen werden. Aber auch hier könne es ſich nur
um Maßnahmen handeln, die einfach ſind und möglichſt ſofort
ſotvohl zur Stützung der Mark ſowie zur Schaffung einer neuen
Währung Verwendung finden können. Wir werden ſchon jetzt,
fuhr der Kanzler fort, eine weſentliche Vereinfachung und
Ueberſichtlichkeit des Steuerſyſtems, was keines=
wegs
eine Herabminderung bedeuten ſoll, vorbereiten. Da wir
in Deutſchland den Weltmarktpreis bereits überſchritten haben
ſo ſoll die Kohlenſteuer herabgeſetzt werden, um der
Induſtrie wenigſtens die geringe Exportmöglichkeit zu erhalten,
die ihr noch geblieben iſt.
Mit der Wehrpflicht des Beſitzes, meinte Dr.
Streſemann, müſſe auch die Wehrpflicht der Arbeit Hand
in Hand gehen. Die Frage der wertbeſtändigen Löhne
müſſe in dieſem Zuſammenhang gelöſt werden. Aber die Löhne
dürften dabei nicht in einer Weiſe in die Höhe geſchraubt wer=
den
, die uns völlig konkurrenzunfähig auf dem Weltmarkte
machen würde. Dr. Streſemann kam dann auf das Verhält=
nis
des Reiches zu den Ländern zu ſprechen und er=
klärte
, heute würden dieſe Verhältniſſe durch die verſchiedenen
parteipolitiſchen Einſtellungen erſchwert, wie dies zum Beiſpiel
in der Regierungszuſammenſetzung Bayerns und Sachſens zum
Ausdruck käme. Viel werde hier an Spannung beſeitigt werden
können, wenn die Abſicht des Reiches durchgeführt werde, den
Ländern den größten Teil ihrer finanziellen Selbſtändigkeit
wiederzugeben.
Auf das Gebiet der Außenpolitik übergehend, ſchnitt der
Kanzler die Ruhrfrage an und ſagte: Alle unſere
finanziellen, ſteuerlichen und wirtſchaftspoli=
tiſchen
Maßnahmen können uns nicht helfen,
wenn das Loch im Weſten nicht endgültig zuge=
ſtopft
und dort wieder produktiv zugunſten der
deutſchen Wirtſchaft gearbeitet wird. Die Frage
der wirtſchaftlichen Zuſammenarbeit Deutſchlands mit Frank=
reich
könne nur innerhalb des geſamten Reparationsproblems
gelöſt werden. Es käme vor allen Dingen darauf an, eine Form
zu finden, mit der den Intereſſen beider Teile gedient würde.
Zum Schluß bemerkte der Kanzler, daß es für Deutſch=
land
keine internationale Rhein= und Ruhr=
frage
gebe. Hier iſt die Grenze für unſeren Willen, zum Frie=
den
zu gelangen. Wird ſie von den anderen nicht reſpektiert,
dann ſehe ich, das erkläre ich ſchon heute, keinen Weg zur Löſung.

Das Repgrationsproblem.
Keine Verſtändigungsabſichten Poincarés.

London, 11. Sept. (Wolff.) Der Pariſer Berichterſtatter
der Morning Poſt ſchreibt, ihm ſei von hoher franzöſiſcher Seite
verſichert worden, daß die franzöſiſche Regierung als
ſolche keine Abſicht habe, ſich mit irgendeinem
Uebereinkommen mit den deutſchen Induſtriel=
len
zu identifizieren. Jede Verſtändigung zwi=
ſchen
den franzöſiſchen und den deutſchen indu=
ſtriellen
Intereſſen würde eine vollkommen inoffi=
zielle
und private Angelegenheit außerhalb
der Regierungskontrolle ſein.

Engliſches Intereſſe.

London, 11. Sept. (Wolff.) Der diplomatiſche Bericht=
erſtatter
des Daily Telegraph ſchreibt, es verlaute, daß Baldwin
und ſeine Kollegen ihre Aufmerkſamkeit von neuem dem Repa=
rationsproblem
zuwenden. Die Einſtellung des paſſiven
Widerſtandes im Ruhrgebiet würde eine vollſtändige Neu=
erwägung
der veränderten Lage notwendig machen.

Geldraub.

Gelſenkirchen, 11. Sept. (Wolff.) Die Franzoſen ſtat=
teten
heute mittag der Stadthauptkaſſe ihren wöchentlichen Be=
ſuch
ab. Mit vorgehaltenen Revolvern nahmen ſie die Kaſſenbe=
ſtände
fort, wobei ihnen nicht weniger als 41,9 Milliarden Mark
in die Hände fielen.

Staatsmann, auf deſſen Stimme die Welt lauſcht, der durch die
überſchauende Weite des politiſchen Blicks, die Energie des un=
lenkbaren
Willens, durch das reſtloſe Aufgehen in der ihm ge=
wordenen
hiſtoriſchen Miſſion, nicht nur denen da unten im
Saal, ſondern allen zurzeit Lebenden überlegen iſt, wie er, über
der zeitlich und ſtofflich begrenzten Situation ſchwebend, dem
Adler gleich ſeine einſamen Kreiſe zieht. Da ſpricht auch ein
gewaltiger Meiſter deutſcher Rede, dem ein frei und leicht ſpie=
lender
Humor von unerſchöpflicher Ausdrucks= und Geſtaltungs=
kraft
ebenſo zu Gebote ſteht, wie die großen Regiſter ſtürmiſcher
Leidenſchaft und vaterländiſchen Zorns.
Auch manch humoriſtiſche Züge weiß Litzmann aus dem
Reichstag zu berichten. Da flüſtert eines Tages der Reichskanz=
ler
mit dem Präſidenten Forckenbeck, und der Beobachter ſieht,
wie ſich unten von den Bänken Windthorſt leiſe lüftet, und wie
das kleine, alraunenhafte Männchen, die Hände nach ſeiner Ge=
wohnheit
in den Hoſentaſchen, den rieſigen Kopf geſenkt, un=
ſchuldig
, harmlos die Stufen empor in der Richtung des Präſi=
dentenſtuhles
ſchreitet. Er hat trotz ſeiner ungeheuren Brillen=
gläſer
offenbar keine Ahnung von dem, was ſich da oben ab=
ſpielt
. Wie ſollte er auch? Schon iſt er anſcheinend noch
immer nichts merkend bis auf zwei Schritte an die Gruppe
herangekommen, als mit einem Male, offenbar durch eine ge=
flüſterte
Bemerkung Forckenbecks aufmerkſam gemacht, Bismarck
aus ſeiner gebeugten Stellung ſich aufrichtet, den Kopf nach
rechts rückwärts hinüberwirft und aus ſeinen großen, furcht=
baren
Augen den harmloſen Wanderer ſo dräuend muſtert, wie
etwa eine Rieſendogge einen kleinen Pinſcher, der ſich mauſig
macht. Jener macht denn auch vom Fleck kehrt, und ſo draſtiſch=
komiſch
iſt die Situation im Bilde, daß ich deutlich zu ſehen
glaube, wie zwiſchen den Beinchen der endveichenden Exzellenz
die langen Schöße ihres ſchwarzen Rockes ſich genau ſo klemmen,
wie bei dem entſprechenden Pinſcher der entſprechende natür=
liche
Appendix.

Eine Weltreform des Kalenders.

* Der Kampf um den feſtſtehenden Oſtertag, der
ſchon ſeit mehr als einem halben Jahrhundert geführt wird, tritt
ſetzt in ein neues, bedeutſames Stadium. Die Kommiſſion für
Handel und Verkehr des Völkerbundes hält in Genf eine Tagung
ab, deren Gegenſtand die Feſtlegung von Oſtern und die damit
verbundene Reform des Kalenders ſein ſoll. Die Frage iſt für
den indernationalen Handel von großer Bedeutung, und deshalb

werden die Gutachten der Handelskammern von großer Wichtig=

Die Korfu=Frage, ein Prüfſtein für England.

London, 11. Sept. (Wolff.) Der diplomatiſche Bericht=
erſtatter
des Daily Telegraph ſchreibt zu der Haltung des briti=
ſchen
Kabinetts in der italieniſch=griechiſchen Kriſe,
ſoweit die britiſche Politik in Betracht komme, könne ſie
nur ſo gedeutet werden, daß ihr Prüfſtein die Korfu=
Frage ſei. Es beſtehe kein Grund für den in Völkerbunds=
kreiſen
und unter den kleineren Nationen weit verbreiteten Ein=
druck
, daß die britiſche Unterſtützung in dieſer Frage ſeit dem
1. September merklich abgenommen habe.
London, 11. Sept. (Wolff.) Die Times führt in einem
Zweifel bezüglich Korfus überſchriebenen Leitartikel
aus, es beſtehe einige Ungewißheit bezüglich des
Zeitpunktes, wann Italien ſein Verſprechen,
Korfu zu räumen, zu erfülllen beabſichtige.
Dieſe Ungewißheit erhalte zweifellos eine gewiſſe Unterſtützung
durch den Mangel an Genauigkeit im Wortlaut der Note Muſſo=
linis
an die Botſchafterkonferenz und die am Sonntag in Rom
veröffentlichten offiziöſen Communiques.

Muſſolini von der britiſchen Freundſchaft enttäuſcht.

London, 11. Sept. (Wolff.) Der Sonderberichterſtatter
der Daily Mail hatte in Mailand eine Underredung mit Muſ=
ſolini
, der unter anderem erklärte: Als er vor einem Jahre
zur Macht gekommen ſei, habe er eine ſtarke Neigung zu guten
Beziehungen mit Großbritannien gehabt, denn er habe in
England den natürlichen Freund und ſogar den natürlichen Alli=
ierten
Italiens geſehen, und er habe ſein Beſtes getan, um dieſe
guten Beziehungen ſo wirkſam und eng als möglich zu geſtalten.
Er müſſe jedoch ſagen, daß er bei der britiſchen Regierung nur
wenig Ermutigung fand, und jetzt, nachdem er in dieſer erſten
Kriſe die Haltung der Großmächte gegenüber Italien auf die
Probe geſtellt habe, ſei er tief enttäuſcht, zu finden, daß
in einem großen Teil der öffentlichen Meinung in England
eine ſtarke Gegnerſchaft gegen Italiens gerechte
Forderungen zum Ausdruck gekommen ſei. Die italieniſche
Freundſchaft ſei noch für Großbritannien zu haben, wenn es ſie
auf der Grundlage der Gleichberechtigung, der gegenſeitigen
Achtung vitaler Intereſſen annehmen wolle.
Bezüglich Fiumes erklärte Muſſolini, ſeine Politik habe
ein Ziel, das in den Herzen des italieniſchen Volkes tief einge=
wurzelt
ſei. Er hoffe, daß die ſüdſlawiſche Regierung die Zweck=
mäßigkeit
der von Italien vorgeſchlagenen Vereinbarung ein=
ſehen
und ſie annehmen werde.

Die gefährliche Fiume=Frage.

London, 11. Sept. (Wolff.) Der Berichterſtatter des
Daily Telegraph ſchreibt zur Fiume=Frage, er erfahre, daß ein
vollkommener und gefährlicher Stillſtand erreicht ſei.
Auch die Lage in Bulgarien, insbeſondere an der ſerbiſch
bulgariſchen Grenze, werde als ſo ernſt angeſehen, daß eine An=
zahl
Warnungen Zankoff übermittelt worden ſeien.
TU. Rom, 11. Sept. Die Belgrader Regierung
hat bei der italieniſchen Regierung eine Verlängerung der
in dem Ultimatum über Fiume geſtellten Friſt,
die am 15. September abläuft, verlangt. Sie begründet ihr
Geſuch damit, daß es nötig ſei, eine längere Friſt zu erhalten,
um die Frage der Vermittelung des Schweizer Bundesrats zu
prüfen.

Italiener=Verhaftungen in Paris.

Paris, 11. Sept. (Wolff.) Wie die Morgenblätter mel=
den
, iſt geſtern ein von Italienern befuchtes Cafe
von der Polizei ausgehoben worden, wobei es zu Schieße
reien kam. 21 Italiener, die mit der Ermordung italie=
niſcher
Faſziſten in Paris in Zuſammenhang ſtehen ſollen, wur
den verhaftet. Außerdem fand in den Räumlichkeiten des
unabhängigen Arbeiterbundes in derſelben Angelegenheit eine
Hausſuchung ſtatt, wobei zwei Italiener verhaftet und eine An=
zahl
von Dokumenten beſchlagnahmt wurde.

Die Ausführung des Sühneaftes.

* Lendon, 11. Sept. (Priv.=Tel.) Die Unterſuchungs=
komimiſſion
für die Nachforſchung nach den Umſtänden des Mor=
des
von Janina wird ihre Arbeit vorausſichtlich am 17. Septem
ber beginnen. Es verlautet, daß die albaniſche Regierung in die=
ſer
Kommiſſion vertreten ſein wird, falls die Nachforſchung dies
nötig machen ſollte. Inzwiſchen werden die Vorbereitungen für
die derſchiedenen Sühnezeremonien getroffen, denen ſich Griechen=
land
untertvorfen hat, darunter auch den Flottenſalut in Pha=
lecon
. Der griechiſche Delegierte in Genf Politi erklärte, daß die
von Italien geſorderte Sicherheitsſumme bei der Schweizer Na=
tionalbank
eingezahlt werden ſoll. Man erwartet, wie aus Paris
gemeldet wird, daß die Botſchafterkonferenz zuſammentreten
wird, und hofft, daß man von ihr bald genaue Angaben erhalten
wird, wie die Räumung Korfus durchgeführt werden ſoll.

keit ſein. Sie dürften allgemein für die Feſtlegung des Oſter=
feſtes
ausfallen, denn ſchon 1920 wurde eine Entſchließung der
internationalen Handelskammern, bei denen 37 Ländern ver=
treten
waren, in dieſem Sinne abgefaßt. Daneben iſt dieſe
Kalenderreform freilich auch eine kirchliche Angelegenheit, und
deshalb hat die Kommiſſon kirchliche Vertreter zu den Verhand
lungen gebeten. Es werden neben einem beſonderen Sach=
verſtändigen
der anglikaniſchen Kirche Delegierte des Vatikans
und des ökumeniſchen Patriarchats zugegen ſein. Die ganz
Frage wurde 1921 von Lord Desborough in Fluß gebracht, der
im engliſchen Oberhaus ein Geſetz einbrachte, das Oſtern auf
einen beſtimmten Tag feſtlegen wollte. Vorgeſchlagen war der
zweite Sonntag im April, nach dem dann alle anderen Feſte
beſtimmt werden ſollten, mit Ausnahme des erſten Advent=
ſonntags
, der unverändert bleiben ſollte. Ueber die Haltung
der römiſch=katholiſchen Kirche iſt man ſich noch nicht klar, ob=
gleich
viele führende Geiſtliche ihre Zuſtimmung zu der Feſt=
legung
ausgeſprochen haben. Einen hochbedeutſamen Fortſchritt
aber bedeutet die Haltung der griechiſch=katholiſchen
Kirche. Die Verſammlung der all=orthodoxen Kirche, die in
Konſtantnopel ſtattfand, hat nämlich die Abſchaffung des
Julianiſchen Kalenders verfügt, der bekanntlich bis=
her
noch in der griechiſch=katholiſchen Kirche galt. In dieſer
Verordnung heißt es: Der Julianiſche Kalender wird richtig=
geſtellt
durch die Fortlaſſung von 13 Tagen, die der Julianiſche
Kalender bisher hinter dem Gregorianiſchen zurück war. Um
dies zu erreichen, ſoll der 1. Oktober 1923 als 14. Oktober gezählt
werden und alle Feſte, die auf dieſe 13 Tage fallen, am 14. Okto=
ber
gefeiert werden. Das Datum des Oſterfeſtes ſoll nach den
aſtronomiſchen Berechnungen feſtgelegt ſein, wie ſie in den Obſer=
vatorien
der der orthodoxen Kirche angehörigen Mächte Griechen=
land
, Serbien, Rumänien und Rußland beſtimmt werden. Aus=
drücklich
erklärt ſich dieſe Verordnung aber auch noch zu weiteren
Reformen bereit und befürwortet die Ausarbeitung eines Welt=
kalenders
, der in praktiſcher und wiſſenſchaftlicher Hinſicht ver=
vollkommnet
ſein ſoll. Die orthodoxe Kirche zieht damit die
Folgerungen aus den neuen Verhältniſſen im öſtlichen Europa,
die eine längere Abſchließung gegen die allgemeine Zeitberech=
nung
nicht mehr duldeten. Mancher wird am 1. Oktober darüber
klagen, daß er plötzlich 13 Tage ſeines Lebens verliert, ſo wie
Gibbon im Jahre 1752, als der Gregorianiſche Kalender einge=
führt
wurde, ſich in einem humoriſtiſchen Schreiben darüber be=
klagte
, daß man ihn plötzlich älter gemacht habe. Aber das inter
nationale Leben verlangt eine größere Gleichförmigkeit 2
Kalenderberechnung, und die Weltreform, die auch ei
1 f.
Oſtertag umfaſſen muß, wird ſich nicht

[ ][  ][ ]

Nummer 252.

Darmſtädter Dagblatt, Mittwoch, den 12. September 1923

Seite 3.

Eine Entſchließung des G. D. A.

Infolge der durch die wirtſchaftliche Kriſe entſtandenen
meuen Aufgaben hat der Gewerkſchaftsbund der Angeſtellten am
8. und 9. September d. J. den großen Bundesvorſtand und den
Aufſichtsrat zu Beſprechungen eingeladen. Zur allgemeinen Lage
wurde folgende Entſchließung einmütig angenommen:
Die aus den beſetzten Gebieten und allen Teilen des Rei=
ches
verſammelten Vertreter der deutſchen Angeſtelltenſchaft im
Gewerkſchaftsbund der Angeſtellten erklären: Die Erhaltung des
Reiches, die Sicherung ſeiner Freiheit und Unabhängigkeit iſt
das vornehmſte Ziel nationaler Politik. Unter dieſer Voraus=
ſetzung
billigen, ſie die Bemühungen des Reichskanzlers, den
Ruhrkampf durch Verſtändigung zu beenden.
Sie erwarden aber, daß der Reichskanzler die Unternehmer
in Handel, Induſtrie und Landwirtſchaft zur Erkenntnis zwingt,
daß nationale Geſinnung unvereinbar iſt mit
Steuerſcheu, Steuerſabotage und rückſichtsloſem Wirtſchafts=
egoismus
. Betriebsſtillegungen, Kündigungen
und Entlaſſungen untergraben die Wider=
ſtandskraft
des Volkes. Es iſt höchſte Zeit für die
Unternehmer und die Beſitzenden, zu erkennen, daß ihre bisherige
Haltung, die Durchkreuzung aller Maßnahmen der ſeitherigen
Regierungen, die deutſche Wirtſchaft verwüſteten und zum Unter=
gang
des Reiches führen müſſen. Die Zeit zur Einkehr und Um
kehr iſt kurz. Nur ſchnelles und entſchloſſenes Handeln kann den
Zuſammenbruch verhindern.
Notwendig iſt, daß die Regierung ohne Rückſicht auf
die Intereſſentengruppen handelt. In den gefahr=
vollſten
Tagen des Reiches haben ſich alle dem Gemeinwohl
unterzuordnen. Es muß aber auch dafür geſorgt werden, daß
durch eine feſte Währung, durch gerechte Steuern,
durch ſparſames Haushalten des Staates wieder
Sicherheit und Stetigkeit in das wirtſchaftliche Leben zurück=
kehren
.
Die Erbitterung über die Zurückhaltung von Nahrungsmit=
teln
wächſt von Stunde zu Stunde. Hunger untergräbt die Wil=
lenskraft
. Drohende Zeichen wachen ſich bemerkbar. Wir erwar=
den
, daß die Regierung rechtzeitig vorbeugt und rückſichtsloſe
Maßnahmen trifft, damit trotz der guten Ernte das Volk nicht
Hunger leiden muß.
Wir ſtimmen dem Reichskanzler zu, daß über die Parteien
und Intereſſentengruppen hinweg ſich alle nationalen Kräfte die
Hände reichen müſſen, um Staat und Volk zu retten.
Das Verſammlungsverbot in Preußen.
Berlin, 11. Sept. (Wolff.) In der Verfügung des preu=
ßiſchen
Miniſteriums des Innern vom 24. Juli 1923 wurde
das Verbot der Verſammlungen unter freiem Himmel, einſchließ=
lich
der Umzüge, durch den Oberpräſidenten und den Polizeiprä=
ſidenten
von Berlin durchgeführt. Dieſe wurden ermächtigt, im
Falle ganz beſonderer Sachlage unter Umſtänden Ausnahmen zu=
zulaſſen
. Bei der Handhabung dieſer Ermächtigung haben ſich,
wie der Miniſter des Innern, dem amtlichen preußiſchen Preſſe=
dienſt
zufolge, in der neuen Verfügung ausführt, innerhalb der
einzelnen Provinzen derartige Verſchiedenheiten herausgeſtellt,
daß ſich der Miniſter veranlaßt ſieht, dieſe Ermächtigung zu wi=
derrufen
. Ausnahmen von dem erwähnten Verbote können hier=
nach
nur noch vom Miniſter ſelbſt erlaſſen werden. Die zuſtän=
digen
Stellen haben die Ortspolizeibehörden darauf hinzuweiſen,
daß der Zweck der Verfügung, die Aufrechterhaltung von Ruhe
und Ordnung, nicht durch unbegründete Ausnahmen, die immer
zu Beunruhigungen oder Verſtimmung Anlaß geben, verhindert
oder verwirrt werden.
Sturz der Thüringer Regierung.
TU. Weimar, 11. Sept. Im Verlauf der heutigen Nach=.
mittagsſitzung des Thüringer Landtags wurde das Schickſal der
Thüringer Regierung in ſpäter Abendſtunde endgültig beſiegelt.
Nach einer langwierigen Ausſprache zwiſchen den Kommuniſten
der Regierung und den Sozialdemokraten, wurde der Antrag der
bürgerlichen Fraktion, der Landesregierung in ihrer Geſamtheit
das Vertrauen zu entziehen, mit 30 gegen 20 Stimmen, mit den
Stimmen der Kommuniſten, angenommen. Dies bedeutet den
Sturz der Regierung. Die bürgerlichen Fraktionen haben wei=
terhin
den Antrag auf Auflöſung des Landtages eingebracht.
Reichspräſidentundſächſiſche Sozialdemokratie
* Dresden, 11. Sept. (Priv.=Tel.) In einer Mitglieder=
verſammlung
der Vereinigten Sozialdemokratiſchen Partei in
Waldkirch bei Lengenfeld wurde eine Reſolution angenommen,
in der es u. a. heißt: Vor allem ſpricht die Verſammlung dem
Reichspräſidenten, Genoſſen Ebert, das Recht ab, Parteimitglied
der Vereinigten Sozialdemokratiſchen Partei zu ſein. Solange
der Reichspräſident den reaktionären Reichswehrminiſter Geßler
ſchützt, hat er keinen Anſpruch mehr auf den Namen Genoſſe.

Die Not der Rentner.

Schutz der Pfandbriefbefitzer, der Beſitzer von Staatspapieren, ſtädtiſcher
verſchreibungen und Obligationen.

Man ſchreibt uns:
Die Ausführungen und Rechtsbelehrungen, welche Herr
Oberlandesgerichtspräſident Dr. Beſt im Darmſtädter Tagblatt
veröffentlichte, ſind ohne Zweifel von den Hypothekengläubigern
dankbar entgegengenommen worden, und jeder rechtlich denkende
Menſch kann ſich damit ohne Einſchränkung einverſtanden er=
klären
. Auch mit den Ausführungen des Herrn Juſtizminiſters
a. D. Dr. Düringer, M. d. R., in Nr. 206 des Darmſtädter Tag=
blatts
, ſoweit ſie den Schutz der Pfandbriefbeſitzer betreffen, muß
man ſich einverſtanden erklären, da, wie Herr Dr. Düringer rich=
tig
logiſch ſagt, die Hypothekenbanken nur die Darlehensvermitt=
ler
zwiſchen dem Geldgeber (dem Pfandbriefbeſitzer) gegenüber
dem Hypothekenſchuldner ſind. Der Pfandbrief iſt geſichert durch
die Hypothek, daher ſeine Bezeichnung Hypotheken=Pfandbrief
Wenn nun der Nichtjuriſt bezüglich der Anſchauung des
Herrn Dr. Düringer anderer Meinung iſt, ſo iſt er es aus folgen=
den
Gründen. Der Laie macht keinen Unterſchied zwiſchen der
Staatsobligation und der Obligation der Kommune oder der=
jenigen
der Aktiengeſellſchaft. Die Obligation iſt der
Inbegriff der unbedingten Sicherheit der For=
derung
, ſie iſt kein Spekulationspapier, keine Aktie, fie war
und iſt wertbeſtändig. Herr Dr. Düringer ſagt, daß die
Obligationsſchuld des Staates eine andere ſei, und daß man
ihren früheren Goldwert jetzt in Papiermark annehmen müſſe, da
der Verluſt, welchen ja nur einzelne trugen, dem Staate und der
Allgemeinheit zugute kämen. Derjenige alſo, welcher ſein Ver=
mögen
ſicher anzulegen glaubte, wird durch die Rechtsauffaſſung
des Herrn Dr. Düringer zum Bettler. In der Vorkriegszeit fand
dieſe Auffaſſung keinen Boden, und heute wird die Gefolgſchaft
nicht groß ſein. Hatte der Staat, die Kommunne oder die Aktien=
geſellſchaft
vor oder während des Krieges und auch noch vor kur=
zer
Zeit Geldbedürfnis, ſo veröffentlichten ſie einen Proſpekt,
wonach der aufzunehwenden Schuld der Grund= und Waldbeſitz,
ſämtlicher Immobilienheſitz gegenüberſtehe und Staat und Stadt
mit ihrem ganzen Vermögen haften; insbeſondere aber wurde
geſagt, daß zum Beiſpiel ſoundſoviel Oberförſterhäuſer, Schulen.
Kanäle, Brücken, Landſtraßen uſw., alſo alles wertbeſtändige
Vauten, ſollen errichtet werden, und es iſt unzweideutig damit
zum Ausdruck gebracht, daß der Immobilienbeſitz und all dieſe
wertbeſtändigen Objekte als Unterpfand dienen. Nicht anders
verhält es ſich mit den Obligationen der Aktiengeſellſchaften.
Da ſteht in dem Proſpekt der Gegenſtand des Undernehmens, wo
es gelegen (eine Hauptſache wegen der Transport= Verkehrs=
und Arbeiterverhältniſſe), die Größe des Areals, ſeine bebaute
Fläche, die Art ihrer Antriebswaſchinen, Zahl und Pferdeſtärken,
die Zahl der Arbeitsmaſchinen, der Werksangehörigen und vieles
mehr. Iſt das nicht ein Untersfand für den Obligationenbeſitzer?
Alle dieſe Obligationen (Verpflichtungen) von Staat und Stadt
ſind von den höchſten Behörden ſowie den Vormundſchaftsgerich=
ten
als mündelſichere Anlagewerte bezeichnet worden und
deren Ankauf iſt dringend gewünſcht worden. Nun kam der für
uns ſo verhängnistoll gewordene Krieg. Der Staat bedurfte
Geld. Die Kriegsanleihen wurden aufgelegt, und ſie wurden
gezeichnet und überzeichnet. Behördlich wurde die Zeichnung
befohlen, wer nicht zeichnete, war ein Verräter. Die Vor=
münder
erhielten den Befehi zur Zeichnung
der Kriegsanleihe, Dienſtmädchen, Waſch= und Putz=
frauen
hoben die Exſparniſſe jahrelangen Fleißes und Entſagens
von den Sparkaſſen ab, was in zäher Ausdauer pfennigweiſe als
Notgroſchen für das Alter zur Sparkaſſe gebracht wurde, mußte
in Kriegsaulcihe dem Reiche zur Verfügung geſtellt uerben, und
der Staat ſchickte Männer der Finanzwelt hinaug zum Volke,
um in der Stadt und auf dem Dorfe für die Kriegsanleihe Pro=
paganda
zu machen. Unſeren Helden im Schützengraben wurde
der Heinwrlaub bewilligt, abhängig gemacht von der Zeich=
nung
von Kriegsanleihe, und die Dauer des Urlaubs richtete ſich
nach der Höhe der Zeichnung des gezeichneten Betrags. Was
bedeuten all die Opfer, wenn heute der frühere Rentner, jetzt iſt
er doch Bettler, vor ſeinem Beſitz an Wertpapieren ſteht? Wo
ſind ſeine Zinseinnahmen, mit welchen er und ſeine Familie ein
Jahr leben konnten? Lohnt ſich denn die Abtrennung der Zins=
ſcheine
? Mit dem früheren Ertrag der Jahreszinſen kauft man
ſich heute keinen Waſſerweck. Der frühere Rentner, alt und
arbeitsunfähig, iſt dem Hungertode preisgegeben. Der Weg, ſich
aufzuzehren, iſt ihm von der Stadtverwaltung gezeigt. Einige
Verkaufslokale ſind ſtädtiſcherſeits eröffnet,
dort kann das noch entbehrliche Gut und Gerät hingebracht wer=
den
, dort wird, was Familienbeſitz iſt, an dem das Herz hängt
und ſich erfreute, verbauft, der Erlös ſo ſparſam wie möglich
verbraucht, nur damit man noch atmet, und dann???
So vergehen Familien, ſo ſterben ſie den
Hungertod.
Die Schuldner ſogen, ja wir haben doch nicht auf unſeren
Schuldverſchreibungen uns für Goldwark verpflichtet, und der
Staat hat doch an die Stelle der Mark auch eine Mark geſetzt.

Ja, die wertbeſtändigen Unterlagen ſowohl als die mit unſerem
Gelde erſtellten Bauten uſw. ſind wertbeſtändige Objekte, und
da deren Wert jetzt anderer Währung angepaßt iſt, ſo muß auch
die Schuld mit dem jetzigen Werte und der Währung Schritt
halten. Wo iſt denn ſonſt noch Vertrauen? Sollen unſere Volks=
genoſſen
, unſere ſeitherigen Helfer, unſere Väter und Mütter
Hungers ſterben? Sollen die Werte, die ſauer verdienten Er=
ſparniſſe
des Dienſtädchens, der Waſchfrau, des kleinen Man=
nes
, des Mündels Vermögen, ſoll alles verloren ſein? Die
Eltern des Mündels, in der Vorkriegszeit oder während des
Krieges geſtorben, hinterließen dem Sohne ein damals als an=
ſehnlich
zu bezeichnendes Vermögen von 250000 Mark. Nach ſei=
ner
Großjährigkeit und nachdem er etwas Tüchtiges gelernt
haben ſollte, durfte es der Vormund dem Mündel aushändigen.
In patriotiſcher Begeiſterung zog der Jüngling, kaum der Schul=
bank
entwachſen, in den Krieg, er hat fürs Vaterland gekämpft
und geblutet, jetzt iſt er daran, ſich einen Hausſtand zu gründen,
ſich geſchäftlich ſelbſtändig zu machen, und er begibt ſich zu ſei=
nem
Onkel und Vormund und bittet um Aushändigung ſeines
Vermögens, des anſehnlichen Erbteils, der jahrelangen Erſpar=
niſſe
ſeiner verſtorbenen Eltern, er dankt dem Onkel und Vor=
mund
für ſeine Mühe, auch für die Sorge in der Verwaltung
ſeines Vermögens, und erhält aus ſeiner Hand all die als mün=
delſicher
aus ſeinem Vermögen auf Veranlaſſung der höchſten
Stellen und des Obervormundes angekauften ſogenannten Wert=
papiere
, und kann für das von ſeinen Eltern hinterlaſſene an=
ſehnliche
Vermögen ſich heute noch nicht einmal ein Viertelpfund
Wurſt kaufen mit einem Stück Brot dazu. Ja, des Vaterlandes
Dank iſt euch gewiß. All unſere Habe, für die ſich unſere Schuld=
ner
Werte geſchaffen, ſoll vernichtet ſein. Die Zinserträgniſſe eines
Vermögens von 100000 Mark zu 5 v. H. reichen noch nicht für
einen Waſſerweck, geſchweige denn wie früher zur Beſtreitung
des Unterhalts für eine kleine Familie für ein ganzes Jahr.
Der Staat, die Stadt, die Aktiengeſellſchaft
ſtellte für Zinsbedürfniſſe den entſprechend
notwendigen Betrag ebenſo in ihr Budget ein,
wie für die Gehälter der Beamten;weshalb be=
zahlt
ſie die Beamten der Geldentwertung ent=
prechend
, weshalb nicht ihre Gläubiger? Wes=
halb
ſoll der jetzt erwerbsunfähige Kapitaliſt verhungern? Der
Penſionär iſt doch auch Kapitaliſt, ſein Ruhe=
gehalt
ſteigt doch auch mit der Inflation. Penſio=
när
und Rentner ſind ſich vollkommen gleich, beides ſind arbeits=
unfähige
alte Leute, vielleicht auch nur alt. Der Penſionär erhält
vom Staate oder der Stadt, ſofern er ein gewiſſes Alder erreicht
hat, eine Rente, damit er ſtandesgemäß leben kann. Der Rentner
hat ſich ſo viel oder ſo wenig erübrigt, und das freie Kapital
dem Staate oder der Stadt gegeben, und dieſe arbeiten mit dem
Gelde und geben dafür die Zinſen. So gut nun die Rente des
Penſionärs der Geldentwertung angepaßt wird, genau ſo ver=
langt
der Kapitaliſt behandelt zu werden. Sind denn die Bank=
zinſen
nicht auch höher geworden?
Nein, ſo kann und darf es nicht weitergehen, denn es ſchadet
dem Staate nicht mehr, wenn auch die Schulden ſich verdoppeln,
es ſchadet ihm aber, wenn die gerechten Forderungen nicht er=
füllt
werden, das Vertrauen zu den Behörden geht verloren.
Das, was wir hingeliehen haben, kann und muß uns in dem
Werte, ſowohl bei Rückberufung der Obligation, wie bei Ein=
löſung
der Zinsſcheine, ſo zurückbezahlt, ſo vergütet werden, wie
der Wert der Mark der Vorkriegszeit zum heutigen Werte, alſo
Bezahlung wie bei dem Kaufmann, dem Fabrikanten, wie die
Lohnzahlung des Arbeiters gefordert wird: nach alter ſogenann=
ter
Goldmark gleich ſoundſoviel Papiermark. Rechnet man das
Zinserträgnis eines Millionärs von früher gegen einen Zentner
Braunkohle ab Grube Meſſel 3 Millionen Mark woher ſoll
bei dem bevorſtehenden Winter die Heizung kommen, womit ſoll
der Bedarf an Winterkartoffeln gedeckt werden, mit welchen Mit=
teln
ſoll man Schuhwerk und die allernotwendigſten Bedürfniſſe
beſtreiten? Sind wir erbarmungslos zum Verhungern verurteilt,
und gibt es keinen Richter mehr, welcher über unſere gerechten
Forderungen Recht zu ſprechen vermag? Ich will keiner Rechts=
anſchauung
endgegentreten, nur die Gedanken und Empfindungen
des einfachen, ſchlichten Bürgers möchte ich verbreiten, damit ſich
in intereſſierten Kreiſen Männer finden, welche die Sache der
Bedrückten bald und raſch verfolgen, welche zu dieſer dring=
lichen
Frage Stellung nehmen, vielleicht in der Weiſe, daß zum
Beiſpiel bei Rückberufung einer Obligation Klage
auf Zahlung des Wertes angeſtrengt wird, den
der nominelle Betrag des Titels am Tage der
Einlöſung in Papiermark hat. Und ebenſo
müßte es mit den Zinsſcheinen geſchehen. Die
Herbeiführung der Entſcheidung in höchſter richterlicher Inſtanz
mißte angeſtrebt werden. Beſſer wie jede richterliche Entſchei=
dung
wäre aber ein Geſetz, was dieſen traurigen Zuſtand be=
ſeitigt
.
A. S.

* Zur Neuinſzenierung des Roſenkavaliers
am 12. September 1923 im Heſſiſchen Landestheater.
Die ſzeniſche Faſſung dieſes Werkes durch Max Reinhardt und
die Geſtaltung des Bühnenbildes und der Koſtüme durch Alfred Roller
bleiben ſeit der Uraufführung desſelben in Dresden am 26. Januar 1911
für alle Bühnen maßgebend. Die Aufnahme des Noſentavalier in
den Spielplan der Bühnen bedeutete überall nur eine mehr oder weniger
gelungene Kopie der Dresdner Formung.
Die Geſchichte der Opernregie iſt nicht allzu reich an neuſchöpfe=
riſchen
Geſtalten. Meiſt wurde das einmal für ein Werk feſtgelegte
Schema übernommen, ſei es aus Bequemlichkeit, ſei es infolge mangeln=
der
Regiebegabung, fei es endlich aus Mangel an Zeit gegenüber den
Anforderungen eines Repertoiretheaters, das ſeine Aufgabe als gelöſt
empfand, wenn es durch eine möglichſt große Abwechſelung des Spiel=
planes
dem Unterhaltungsbedürfnis eines ſchauſüchtigen, letzten Endes
kunſtfremden Publikums ſo weitgehend Rechnung trug, daß die Kaſſen=
berichte
kein Defizit befürchten ließen, wie es an Bühnen, die von künſt=
leriſchen
Geſichtspunkten aus geleitet wurden, eine bei der geiſtigen Ein=
ſtellung
des Durchſchnittes der Theaterbeſucher naturnotwendige Folge=
erſcheinung
war.
So griff eine öde Verflachung und Verallgemeinerung der bühnen=
mäßigen
Geſtaltung um ſich, nicht nur auf dem Gebiete der Spieloper,
ſondern auch auf dem der klaſſiſchen ſowie neuzeitlichen und verſündigte
ſich unter gänzlicher Verkennung der Gedankengänge des Bayreuther
Meifters an deſſen eigenen Schöpfungen.
Spielleiter der Oper wurde meiſt ein ſtimmlich abbauendes Mit=
glied
mittleren Alters, deſſen Fach die Kenntnis einer möglichſt großen
Anzahl von Opern mit ſich brachte. Der muſikaliſche und allgemeine
künſtleriſche Bildungsgang war nebenſächlich), Gewandtheit im Stellen
einer Oper Hauptſache.
Die künſtleriſche Einſtellung der Bühnen, an welchen die Kenntnis
der Werke erworben wurde und wie es vom Standpunkte ernſthafter
Kunſtanſchauung mit dem Niveau dieſer gewandt geſtellten Opern
beſtellt war, gab trotz Wagners Forderung keine Veranlaſſung zu
irgendwelchen über das rein Theoretiſche hinausgehenden Erörterungen
über die Eignung des Durchſchnittsregiſſeurs zum Spielleiter‟. Er
hatte ſeine Sache immer gut gemacht, wenn er für ein reibungsloſes
Abwickeln der Handlung oder ein ſicheres Ineinandergreifen der Vor=
gänge
ſorgte, wie die bequeme Formel lautet, die ſich die Kritik für
den Regiſſeur zurechtgelegt hat. Seine Tätigkeit erſchöpfte ſich darin,
dafür zu ſorgen, daß di: Darſteller wußten, von wo ſie aufzutreten,
wohin abzugehen, und wo ſie an beſtimmten Stellen zu ſtehen hatten,
um nicht am Partner vorbeizuagieren. Die Regiebücher neuer Werke
borgte er ſich von größeren Bühnen aus und übertrug ſie mehr oder
weniger geſchickt auf die kleineren Verhältniſſe ſeiner Bühne. Aeltere
Opern geſtaltete er treulich der Vorſtellung nach, in der er ſie kennen

gelernt hatte. Was ſollte ihn auch veranlaſſen, Experimente zu unter=
nehmen
, Eigenes aus dem innerlichen Erleben des Kunſtwerkes,
Empfangenes auf die Bühne zu ſtellen, den Spuren des ſchöpferiſchen
Geiſtes nachſchaffend zu folgen, nicht öden Abklatſch zu geben, ſondern
aus den Einſtellungen der Zeit als Notwendiges geborene, lebendige
Verwirklichungen dieſer Beſitzergreifung des Kunſtwerkes, von deſſen
innerſter Keimzelle aus, wo doch erfahrungsgemäß das Neue in den
meiſten Fillen mißdeutet, mindeſtens aber umſtritten, dem Hergebrachten
und darum ſo Bequemen der allgemeine Erfolg ſicher iſt.
Nur ganz wenige Opernſpielleiter hatten den Mut, dem Beiſpiel
des genialen Reformators Guſtav Mahler zu folgen und damit einen
Dornenpfad zu beſchreiten, der zwar reich iſt an Bitterniſſen, abe
auch reich an Gewinn, nur die Entwicklung der Bühnengeſtaltung vom
Schauſtück (ſiehe Poſſarts Mozart=Inſzenierungen) zum Kunſtwerk.
Dieſen, wenn auch vielleicht dann und wann voi Irrungs=
windungen
abgebogenen, aber unaufhaltſam aufwärts führenden Weg
zu gehen, iſt das unerſchütterliche Beſtreben der gegenwärtigen Opern=
ſpielleitung
des Heſſiſchen Landestheaters.
Darum konnte und durfte die Inſzenierung eines mit ſo unerhört
ſtarker Vitalität erfüllten Werkes, wie es der Roſenkavalier iſt, nicht
dem hergebrachten Schema folgen.
Einer ſo jung gebliebenen Schöpfung durfte nicht die Alterspatina
einer traditionell gewordenen Bühnengeſtaltung von Hergebrachtswegen
anhaften. Seit der Uraufführung des Roſenkavaliers hat ſich die
Erkenntnis durchgeſetzt, daß der räumliche Darſteller vor der nur auf
Bildwirkung gemalten Dekorationsleinwand eine äſthetiſche Unmöglich=
keit
iſt. Der Begriff des Raumes und der Bewegung innerhalb des=
ſelben
hat eine völlige Neuorientierung erfahren, deren Umſetzung in
die Tat, wenn auch vorläufig noch an nicht allzu vielen Bühnen, in
erfreulicher Weiſe fortſchreitet.
Die Neuinſzenierung des Roſenkavaliers mußte ſich daher fre=
machen
vom Kliſchee, auch wenn dieſes einen ſo namhaften Stempel wie
den Reinhardts trägt. Dieſer ſelbſt hat ja als Inſzenator die Ent=
wicklung
der Zeit und ihrer Forderungen mitgemacht und würde, heute
vor das Werk geſtellt, demſelben ſicher eine der heutigen Einſtellung
zur Bühnenkunſt entſprechende neue Formung geben.
Der Inſzenator hatte aus der Muſik heraus die Komödie für Muſik
zu faſſen. Die Vorahnung der Ariadne auf Naxos mit ihrer klaren
Gegenüberſtellung und Verſchmelzung der opera seria und der
comedia del arte ſchillert durch den Roſenkavalier textlich und muſi=
kaliſch
, wenn auch noch wenigeer bewußt, in reizvollſter Weiſe.
Die leiſe Tragik des Geſchehens zwiſchen Marſchallin, Octavian
und Sophie kontraſtiert, muſikaliſch trotz der gleichſam parodiſtiſchen
Steigerungen der Liebesſzenen, außerordentlich bedeutſam, beſonders
durch die ungemein zarte Poeſie der Zeichnung der Szenen zwiſchen
Octavian und Sophie gegenüber den tragikomiſchen Perſiflageerſchei=
nungen
des Ochs auf Lerchenau und Faninal.

Dieſe beiden Handlungen ſo zu geſtalten, daß ihre Gegen= und
Zueinanderſtellung ſinnfällig, ihre Verſchmelzung ſymboliſch gefaßt er=
ſcheint
, war das Ziel einer Spielleitung, die ihre Aufgabe darin ſieht,
den lebenden Ausdruck der Partitur auf der Bühne erſtehen zu laſſen.
Dieſem, neuzeitlicher Kunſtauffaſſung entſprechenden Zwecke dient die
von T. C. Pilartz geſchaffene neue Bühnenarchitektur und meine Neu=
inſzenierung
des Roſenkavaliers.
Joſeph Schlembach.
Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
Max Mohrs neue Komödie Sirill am
Wrack iſt vom Nationaltheater Mannheim und vom Staats=
theater
Dresden zur Uraufführung angenommen worden. Außer=
dem
wird das ſtaatliche Schauſpielhaus Berlin die Komödie im
Oktober ſpielen. Der Arbeiter Eſau, Komödie in 3 Akten von
Max Mohr, wurde zur Uraufführung erworben von den Ver=
einigten
Stadttheatern Köln.
C.K. Der japaniſche Soldat beim Erdbeben. Kleinere Erd=
erſchütterungen
ſind in einem Erdbebenland, wie es Japan
iſt, ſo an der Tagesordnung, daß ſich die Bevölkerung durch
lange Erfahrung darauf vollkommen eingeſtellt hat. Nicht nur
die Häuſer ſind faſt erdbebenſicher gebaut, ſondern ein jeder
weiß auch, was er im Augenblick der Gefahr zu tun hat. Die
eigentlichen Gefahren bei den japaniſchen Erdbeben liegen in
den Sturmfluten, die das Land überſchwemmen, in den Feuers=
brünſten
, die ſtets ausbrechen, da die meiſten Härſer elektriſches
Licht und Gasanlage haben. Das ſchrankenloſe Wüten der bei=
den
furchtbaren Elemente, Waſſer und Feuer, hat auche bei der
jetzigen Kataſtrophe das Furchtbarſte angerichtet. In dieſer Be=
kämpfung
der Elemente iſt der getreueſte und unermüdlichſte
Helfer des Bürgers der japaniſche Soldat, Jchiro=San, wie
ſein volkstümlicher Name lautet. In zahlreichen Kataſtrophen,
bei denen die Truppen eingreifen mußten, hat die Armee reiche
Erfahrungen geſammelt und ihre Truppen in der Erdbebenhilfe
ausgebildet. Darauf weiſt Hugh Byas, ein Berichterſtatter aus
Tokio, in einem Londoner Blatt hin. Wenn auch jedes andere
Werkzeug in ihren Händen zerbrochen iſt, ſchreibt er hat die
japaniſche Regierung doch noch ihr Heer, und dieſes beſitzt ſeine
eigenen Transportmittel, ſeine großen Hilfsquellen, die Erfah=
rung
ſeiner Offiziere und Mannſchaften. Jchiro==San, der
japaniſche Soldat, iſt der anſtelligſte und hilfsbereiteſte Burſche,
den man ſich denken kann. Er weiß in der Not zuzupacken; er
iſt freundlich und opferwillig im höchſten Maße. So wird das
japaniſche Heer mit ſeinen Aerzten und Krankenpflegern das
Menſchenmögliche leiſten, um das Land zu retten.

[ ][  ][ ]

Seite 4.

M.ner 252

Darmſtädter Tagblatt, Mittivoch, den 12. September 1923.

Stadt und Land.
Darmſtadt, 12. September.
Mietabteilung des Heff. Landestheaters. Die Karten mit der
Mitteilung über die Zuteilung der Plätze ſind an die Mieter abgegan=
gen
. Die Ausgabe der Mietkarten und Erhebung der erſten Nate findet
beſtimmt heute, Mittwoch, nachmittag von 36 Uhr, an den durch An=
ſchlag
angegebenen Stellen gegen Vorzeigung der oben erwähnten Be=
nachrichtigung
ſtatt. Bei der Ausgabe werden die B=Mieter, da ihnen die
heutige Aufführung des Roſenkavalier zufällt, bevorzugt abgefertigt
werden.
Kunſt und Keramik. Die ſtändige Ausſtellung Kunſt und
Keramik von Heinz Heberer, die wegen Umbau bzw. Erweite=
rungsbau
geſchloſſen war, wird Sonntag vormittag 11 Uhr
wieder eröffnet werden. Die Ausſtellungsräume ſind nach
Plänen des Architekten Ludwig Dieffenbach in Firma
Ludwig Alter neuhergerichtet. Beſonders iſt ein großer Vor=
tragsſaal
mit Gemäldegalerie im 1. Stock hinzugekommen.
Die Eröffnungsausſtellung wird unter anderem die Neuheiten
von Wien, Berlin, Meißen, Nymphenburg und Volkſtedt brin=
gen
, ſowie die Feuerkunſt von Roſenthal.
Zur Tagung der Geſellſchaft für Freie Philoſophie vom 16. bis
22. September werden wir gebeten, noch das Folgende mitzuteilen: die
Vorträge finden jeweilig um 11 und 5½ Uhr pünktlich (ohne akademi=
ſches
Viertel) im Hörſaal 326 der Techniſchen Hochſchule ſtatt; um Ge=
dränge
zu vermeiden, wird um möglichſt frühzeitiges Erſcheinen ge=
beten
. Die Teilnahmekarten zur Tagung (Mindeſtgebühr 5 Mk. mal
Buchhändlerſchlüſſel für Mitglieder der Geſ. f. Fr. Ph., 20 Mk. mal
Buchhändlerſchlüſſel für Nichtmitglieder), die zu jedem Vortrag erneut
vorgewieſen werden müſſen, ſind möglichſt bis zum Samstag im Ge=
ſchäftszimmer
, Paradeplatz 2, (Büroſtunden von 912 und 35 Uhr,
abzuholen. Der Empfangsabend in den oberen Räumen der Vereinig=
ten
Geſellſchaft, Rheinſtraße 36, beginnt am Sonntag pünktlich um
halb 9 Uhr.
Zuckerpreis. Nachdem die Verhandlungen mit der Reichsbank
über die Finanzierung des Julizuckers zum Abſchluß gekommen ſind,
umd demzufolge der Abgabepreis auskalkuliert werden kann, wird der
Julizucker nunmehr mit je einem halben Kilo pro Kopf und, ſo=
weit
der Junizucker noch rückſtändig iſt, auch dieſer mit eineinhalb
Kilogramm ausgegeben. Diejenigen Kleinhändler, die den Zucker be=
reits
im Beſitz haben, haben denſelben ſofort auszugeben; der noch
nicht gelieferte Zucker wird ſeitens des Großhandels ſofort angeliefert
werden. Der Preis für den Julizucker beträgt 840000 Mk. pro
½ Kilogr., für den Junizucker 640 000 Mk. pro 4/ Kilogramm. Der
Zucker iſt, ſoweit er bereits im Beſitze des Kleinhandels iſt, bis zum
September d. J. abzuholen; der Zucker, der jetzt erſt dem Klein=
händler
geliefert wird, ſteht vom Tage der Anlieferung beim Kleinhänd=
ler
10 Tage lang zu dem vorerwähnten Preiſe zur Verfügung des Be=
zugsberechtigten
. Die Großhandelsfirmen werden die Zuckeranlieferung
jeweils den Bürgermeiſtereien bekannt geben. Nach Ablauf der vor=
erwähnten
Friſt erliſcht der Anpruch auf Belieferung.
Der Kirchengeſangverein der kath. Gemeinde St. Ludwig hat am
28. Auguſt ſeine regelmäßigen Proben wieder aufgenommen. Sie finden
Dienstags und Freitags abends halb 9 bis halb 10 Uhr im Konkordia=
ſaale
, Waldſtraße 33, ſtatt. Der Chor wird im Verlaufe des Winters
von Werken alter Meiſter die A=dur=Meſſe von Lotti und das Stabat
mater von Aſtorga zur Aufführung bringen. Für eine weltliche Feier
iſt die Wiedergabe von Schuberts Myriams Siegesgeſang u. a. vorge=
ſehen
. Muſikaliſch vorgebildete, ſtimmbegabte Damen und Herren ſind
gebeten, den Chor durch Beitritt als aktive Mitglieder in ſeinem idealen
Streben zu unterſtützen. Anmeldungen nehmen entgegen der Vorſitzende
Herr Karl Kling, Kaſinoſtraße 7 und der Chorleiter Herr F. Blumöhr,
Clemensſtraße 13.
Die Darmſtädter Jugend gegen den Alkohol! Man ſchreibt uns:
Am Sonntag waren im Ev. Gemeindehaus in der Kahlertſtraße die Ver=
treter
der Darmſtädter Jugendorganiſationen verſammelt, um über ver=
ſchiedenerlei
wichtige Jugendfragen zu beraten. Erfreulicher Weiſe nahm
eine ganze Reihe von Gäſten an dieſer Verſammlung teil. Herr Ave=
marie
eröffnete die Tagung und gab einleitenden Bericht über den
Stand des Jugendherbergsweſens, des Jugendgerichtsgeſetzes und des
Jugendtags. Mit großer Mehrheit wurde beſchloſſen, die Darmſtädte
ugendverbände in einer Arbeitsgemeinſchaft zuſammenzuſchließen. Zu
deren geſchäftlicher Verwaltung wurde ein Arbeitsausſchuß eingeſetzt. Als
zweiten Punkt ſah die Tagesordnung die Stellungnahme zur großen Al=
koholgegnertagung
am 22. und 23. September vor. Unter allgemeiner
Begeiſterung wurde dieſer Punkt behandelt und vorläufig folgendes feſt=
geſetzt
: Am Samstag, den 22. September, ſoll im großen Saale, der
Turnhalle eine öffentliche Volksverſammlung ſtattfinden, in der das heute
ſo brennend wichtige Thema Brot oder Bier behandelt wird. Am dar=
auffolgenden
Sonntag iſt für drei Straßenzüge der Stadt eine Probe=
abſtimmung
über die Einführung des Alkoholverbots vorgeſehen. Am
Nachmittag ſchließt ſich dann eine große öffentliche Kundgebung gegen
den Alkoholismus an, die in Verbindung mit allen Alkoholgegnern
Darmſtadts ſowie einer Reihe von Turn= und Sportvereinen durchge=
führt
wird. Als Redner ſtehen in Ausſicht: Univerſitätsprofeſſor Dr.
Hans Schmidt=Gießen, Frl. Lohmann=Bielefeld oder Frl. von Blücher=
Dresden, Ferdinand Göbel=Berlin, Direktor Melle=Frankfurt, Pfarrer
Weidner und Herr Guckau=Frankfurt. Die Darmſtädter Jugendverbände
wollen mit allem Ernſt an der Durchführung dieſer, heute für unſer Volk
ſo lebenswichtigen Aufgabe mithelfen. Daher ſoll ſchon am Freitag die=
ſer
Woche eine öffentliche Jugendverſammlung im Saale des Hoſpizes in
der Obergaſſe ſtattfinden, bei der Dr. Strecker=Darmſtadt und Direktor
Melle=Frankfurt ſprechen werden. Die Arbeitsgemeinſchaft erwartet, daß
alle Jugendverbände, auch aus der Umgegend, und alle wahrhaften
Freunde der Jugend ſie bei der Durchführung und dem Gelingen der
Veranſtaltung kräftig unterſtützen.
Mrr.
e. Bethelfilm. Was das für Leute ſind, dieſe Bethelleute? Es ſink
Fallſüchtige, Gemüts= und Geiſteskranke, Gefährdete und Geſtrandete,
kurz: Arme, Kranke, Hilfsbedürftige aller Art. Von überall her ſind
ſie gekommen, ſogar aus den Hungergebieten an der Wolga in Rußland.
Keiner wurde um ſeines Glaubensbekenntniſſes willen zurückgewieſen.
Es ſind Kinder, Männer und Frauen, Gelehrte und Ungelehrte. Bethel
konnte und durfte die Tore der barmherzigen Liebe auch in dieſer Zeit
der großen Not nicht ſchließen. Alle dieſe Leute in Bethel brauchen

Pflege, lange, geduldige Pflege und viel Liebe. Viele von ihnen dürfen
auf eine Beſſerung nicht mehr hoffen. Ihr Leben iſt ein langſames
Sterben. Wir zählen hier in unſeren Häuſern ſtündlich faſt 40 epilep=
tiſche
Anfälle. 40 Anfälle in einer Stunde. Und jeder Anfall bedeutet
ein Hinabſinken in das dunkle Todestal. Ahnſt du jetzt, wieviel Elend
und Jammer in dieſen Häuſern, in dieſer Stadt der Fallſüchtigen
wohnt? Im letzten Jahre zählte man 11 446 Pflegebefohlene, die in
1 349 371 Pflegetagen verpflegt wurden. Für die Pflege all dieſer Kran=
ken
braucht man mehr als 450 Diakonen und Diakoniſſen. Die Geſamt=
zahl
der Schweſtern beträgt zurzeit rund 1600, die der Diakonen 385.
Sie arbeiten auf 520 Stationen in allen Teilen des Deutſchen Reiches.
Viele Tränen und Seufzer ſind durch die Bethel=Anſtalten geſtillt wor=
den
. Schwer wird uns in dieſer Zeit die Verſorgung aller unſerer
Pflegebefohlenen. Weit über 1000 Brote müſſen jeden Tag in Bäckereien
für die große Zahl hergeſtellt werden. Will man alle mit einer Erbſen=
ſuppe
ſatt machen, ſo müſſen 28 Zentner Erbſen in den Topf getan wer=
den
. Und nun denke man an die heutigen Preiſe! Jede Gabe und jede
Hilfe iſt uns deshalb herzlich willkommen. Wer helfen will, der be=
ſuche
am Sonntag oder Montag Abend 8½ Uhr den Filmvortrag über
die Bodelſchwingh’ſchen Anſtalten in der Stadtmiſſion. Der Eintritt
koſtet eine halbe Million. Der Reinertrag kommt Bethel und der
Inneren Miſſion zu gute. Der Vorverkauf iſt eröffnet. Verkaufsſtellen
ſind Firma Ph. Heß, Schillerplatz 5, Buchhandlung der Stadtmiſſion,
Mühlſtraße 24. Da nur eine beſchränkte Anzahl von Sitzplätzen zur
Verfügung ſteht und ein großer Andrang zu erwarten iſt, tut man gut,
rechtzeitig ſich mit Karten zu verſehen. Die Vorführung am Samstag
Abend iſt nur für Darmſtädter Jugendverbände beſtimmt. Eintritts=
preis
50 000 Mk. Vorverkauf wie oben.
Nathan der Weiſe im Film. Die Palaſt=Lichtſpiele brin=
gen
in den nächſten Tagen das größte Filmwerk Deutſchlands: Leſſings
Meiſterwerk Nathan der Weiſe zur Vorführung. Aber nicht nur
dieſes hohe Lied der Toleranz gelangt zur Darſtellung, ſondern auch
die gewaltige Vorgeſchichte desſelben, die Kämpfe zwiſchen Kreuzrittern
und Moslem. Die Schlacht um Jeruſalem, die geſchlagenen, gefangenen
und dem Riichtblock überlieferten Kreuzritter. Der Brand von Nathans
Hauſe, die Errettung Recha’s durch den Tempelherrn, kurz alle jenen
großen Szenen, welche die Bühne naturgemäß nicht bringen kann, er=
ſcheinen
hier im Bilde und machen dieſe Vorführung zu einer bewun=
dernswerten
. Dazu kommt eine Vorführung durch erſtklaſſige Dar=
ſteller
, eine Pracht an Koſtümen, landſchaftlichen Originalaufnahmen
und die im Drama nicht in ſo umfaſſender Weiſe gebrachten Schickſale
Nathans, der zum Tode verurteilt, dieſem entgegenſieht und dann von
Saladin begnadigt wird. Mit der Uebergabe des heiligen Grabes an
den chriſtlichen Patriarchen ſchließt dieſes bewundernswerte Filmwerk,
das vermöge ſeiner großartigen Veranlagung außerordentliches Auf=
ſehen
erregt.
Neuer Stenographie=Kurs. Infolge ſtarken Andranges eröffnet der
Stenographen=Verein Gabelsberger von 1861 am 13. September 1923,
abends 8 Uhr, in der Ballonſchule einen weiteren Anfängerkurs in
Stenographie, um allen gerecht werden zu können. Durch nur erſte
Unterrichtskräfte iſt einem jeden eine gute Ausbildung gewährleiſtet.
Der Kurs iſt für Damen und Herren offen. Anmeldungen in der
erſten Stunde oder ſchriftlich bei der Geſchäftsſtelle, Kiesbergſtr. 51, pt.
Näheres ſiehe Anzeige.
Helft eurer Zeitung! Nur eine allgemeine weitgehende Opfer=
freudigkeit
aller Bezieher von Zeitungen und Zeitſchriften kann in
dieſen ſchweren Tagen noch verhindern, daß dieſe ihr Erſcheinen ein=
ſtellen
müſſen. Kaum einer macht ſich klar, was ein Verſchwinden des
gedruckten Wortes der Preſſe bedeuten würde. Auch die heute keine
Zeitung leſen, zehren doch täglich von ihr und ſind ihre Schuldner.
Moraliſche Pflicht, auf die mit allem Ernſt hingewieſen werden muß,
iſt es, zur Sicherung der benötigten Papiermenge und zur Erfüllung
der Verpflichtungen für die zu leiſtende Satz= und Druckarbeit wenig=
ſtens
die Nachzahlungen unverzüglich zu leiſten und weiterhin die Treue
zu halten. Vieles kann man ſparen und einſchränken. Es geht ohne
Zigarre, ohne Bier, vielleicht auch ohne Straßenbahn, nimmer aber
ohne Zeitung.
Milchpreiserhöhung. Nach Verhandlungen des Städtebundes mit
den landwirtſchaftlichen Organiſationen, die am Montag in Frankfurt
ſtattfanden, wurde der Stallpreis für das Liter Vollmilch auf 1 400 000
Mark feſtgeſetzt. Der Milchpreis in der Stadt Darmſtadt beträgt dem=
nach
vom 13. September ab 2 Millionen Mark pro Liter Vollmilch.
wb. Wertbeſtändige Tarife für den Schlafwagenverkehr. Mit Gültig=
keit
vom 11. September werden auch für den Schlafwagenverkehr wert=
beſtändige
Tarife eingeführt, die mit der jeweils bekannt gegebenen
Schlüſſelzahl für den allgemeinen Perſonenverkehr ab 11. 9. 1923
1500 000 zu vervielfältigen ſind. Die Bettkartengrundpreiſe ein=
ſchließlich
Fahrpreiszuſchlag betragen für die 1. Klaſſe 16 Mk., für die
2 Klaſſe 8 Mk., für die 3. Klaſſe 4 Mk. Als Vormerkgebühr werden
10 v. H. des jeweiligen Bettkartenpreiſes erhoben. Die für den 11
September und die folgenden Tage bereits verkauften Bettkarten be=
halten
ihre Gültigkeit ohne Nachzahlung. Die bisher beſtehende Vor=
verkaufsfriſt
von acht Tagen iſt vorübergehend vom 11. 9. 23 ab auf
vier Tage herabgeſetzt.
Eindrücke amerikaniſcher Kirchenmänner im Ruhrgebiet. Schlim=
mer
, als ich mir hatte träumen laſſen. Einige füh=
rende
Perſönlichkeiten der amerikaniſchen Kirche haben in der letzten
Zeit das Ruhrgebiet bereiſt und ihre Eindrücke ſchriftlich niedergelegt.
Der Generalſekretär des Internationalen Komitees der chriſtlichen Ver=
eine
junger Männer, Mr. Eddy=New=York, ſchreibt: Die Dinge
waren ſchlimmer, als ich mir hatte träumen laſſen. Als Hauptkenn=
zeichen
der franzöſiſchen Politik hebt er hervor: die militäriſche Be=
legung
der beſten Schulen, die ſyſtematiſche Wegnahme von Privatver=
mögen
, die grundloſen Beſchimpfungen, Freiheitsberaubungen, Miß=
handlungen
deutſcher Bürger, die Hungerblockade gegen dies lebenswich=
tige
deutſche Wirtſchaftszentrum, das Loslaſſen des Kommunismus auf
das Ruhrgebiet durch Entwaffnung der deutſchen Polizei und aktive oder
paſſive Unterſtützung der Kommuniſten. Der amerikaniſche Theologe
Prof. H. C. Herring faßt ſein Urteil folgendermaßen zuſammen:
Sie (die Franzoſen) ſind tatſächlich ein Volk, das einen im höchſten
Maßé reizt. Wenn der amerikaniſche Senat ſie in ſeiner Geſamtheit
einen Monat beſuchte, dann würde er glatt gegen, die Ruhr=
invaſion
ſein. So werden wenigſtens einige von uns ihr Beſtes
tun, um Amerika zu zeigen, was für ein hoffnungsloſes
Schlammaſſel die Franzoſen anrichten.

Lokale Veranſtaltungen.
Die dierunter erſcheinenden Notlzen ſind ausſchſleßllch als Hinwelſe auf Anzeigen zu betrachten,
in leinem Falie irgendwie als Beſprechung oder Auk.
Café Fürſt Bismarck, Donnerstag, den 13. Sept. 1923,
Opern=Abend der verſtärkten Hauskapelle unter Leitung des Kapell=
meiſters
Georg Grohrock. (Näheres ſiehe Anzeige.)
Bellachini jr., welcher mit ſeiner Zauberſchau am kommen=
den
Freitag, Samstag und Sonntag im hieſigen Saalbau ein kurzes
Gaſtſpiel veranſtaltet, gilt als einer unſerer beſten Vertreter der ge=
heimnisvollen
magiſchen Kunſt und Wiſſenſchaft. Wohl jedem von uns
dürfte der bekannte Name Bellachini in guter Erinnerung ſein, zudem
Bellachini jr. mit gänzlich neuen myſteriöſen Illuſionen aufwarten wird
Wie wir erfahren, iſt das Programm durchaus vornehm, und ein Beſuch
ſehr zu empfehlen, und mußten die Gaſtſpiele Mannheim=Heidelberg,
wo das Unternehmen zuletzt gaſtierte, um einige Tage verlängert wer
den. Es empfiehlt ſich, rechtzeitig Plätze zu ſichern durch den Vorverkauf
im Muſikhaus Arnold, Wilhelminenſtraße.
Kunſinotizen.
Ueber Werke, Künſkler und künſtleriſche Veranſtaltungen, deren im Nachftehenden Erwähnung
geſchſeht, behält ſich die Redaktion ihr Urteil vor.
Auf den feſſelnden, alle Kreiſe intereſſierenden Vortrag von Herrn
Dr. med. Georg Lomer über das Thema: Tote, die wiederkehren
(Tatſachen und Beweiſe), der heute Abend im Turnhalleſaal ſtattfindet,
ſei nochmals hingewieſen. Die ungeheure Anziehungskraft des Themas
und ſeines Redners erkennt man an den ausverkauften Häuſern dieſes
bekannten Erforſchers einer neuen Wiſſenſchaft. Karten bei Konzert=
Arnold und an der Abendkaſſe.
Aus den Parteien.
Demokratiſche Jugendgruppe. Heute abend ſpricht in
unſerem Heimabend Herr Lehrer Germann über das Thema: Staats=
formen
und Staatenverbindungen‟. Der Vortrag beginnt um 8 Uhr,
und wir bitten unſere Mitglieder, vollzählig zu erſcheinen. Auch die
älteren Parteifreunde werden gebeten, möglichſt zahlreich zu erſcheinen.
Jugendgruppe der Deutſchen Volkspartei. Wie
ſchon mitgeteilt, ſpricht heute Abend 8½ Uhr im Feierabend Herr Letten=
baur
über Eindrücke in Serbien, Bulgarien und Rumänien. Es wird
gebeten, zahlreich ſich einzufinden, da auch verſchiedene Mitteilungen zu
machen ſind.

Schuldauer und Eltern.
Man ſchreibt uns: Der Artikel Die Eltern und die neue Schule‟
in Nr. 248 Ihres Blattes veranlaßt mich zu einer Entgegnung. Die
begeiſterten Anhänger der vierjährigen Grundſchule gehen bewußt oder
unbewußt darüber hinweg, daß deren Einführung die Verlängerung der
Schuldauer um ein ganzes Lebensjahr für alle die Schüler bedeutet, die
im Anſchluß an die Grundſchule eine höhere Schule (Gymnaſium u. ſ.f.)
beſuchen wollen oder um ihres künftigen Berufes willen beſuchen müſſen,
eine Folge, gleich unliebſam für Schüler wie für Eltern. Die Schüler
werden danach erſt mit dem 19., und, ſoweit ſie erſt nach dem 1. Mai ſechs
Jahre alt geworden, regelmäßig ſogar erſt mit dem 20. Lebensjahre
die höhere Schule verlaſſen können, ſtatt wie bisher mit dem 18., mit
deſſen Vollendung bis jetzt die jungen Leute als reif galten, ſich ſelb=
ſtändig
ins Leben zu wagen, ſei es als Kaufmann, ſei es als Schüler
einer Hochſchule. Glaubt man ernſthaft, nunmehr 19= und 20jährige
Menſchen auf der Schulbank in der nicht vermeidlichen Enge des Schul=
zwanges
feſthalten zu müſſen und zu können? Und liegt dies in dem
wohlverſtandenen Intereſſe der Erziehung von Menſchen ſolchen
Alters? Will man dieſe lehren, was man bislang als angemeſſen für
17= und 18jährige erachtete, ſie alſo um mindeſtens 1 Jahr geiſtig zurück=
ſchrauben
. Daß die heranwachſende Jugend weniger frühreif wäre denn
die vergangenen Generationen, kann doch wahrhaft nich behauptet wer=
den
. Und nun zu der nicht zu unterſchätzenden wirtſchaftlichen
Seite der Sache! In einer Zeit größter wirtſchaftlicher Not mutet man
es den Eltern wie mir deucht, ohne zwingenden ſachlichen Grund
zu, die hohen Koſten eines weiteren, dreizehnten, Schuljahres für ihre
Söhne zu beſtreiten. Man ſpricht entzückt von der ſozialen Idee
die der vierjährigen Grundſchule innewohne, und überſieht völlig die ihr
anhängende nichts weniger als ſoziale Folge, daß nämlich durch ihre
Einführung nur noch die reichſten Eltern ſich den Luxus werden geſtat=
ten
können, ihre Kinder eine höhere Schule bis zu Ende beſuchen laſſen
zu können. Wahrlich, da wird Vernunft Unſinn, Wohltat Plage! Man
bedenke ferner, ob wir Deutſche es uns erlauben können, gerade in der
nächſten Zukunft unſere Jugend von dem Eintritt ins wirtſchaftliche
Leben ein ganzes Jahr länger fern zu halten als dies im Ausland regel=
mäßig
der Fall. Nach allem ſcheint hinreichend ſachlicher Anlaß gegeben,
daß die Eltern in ihrem und ihrer Kinder Intereſſe gegen eine Ver=
längerung
der Geſamtſchuldauer durch die vierjährige Grundſchule mit
allen zu Gebote ſtehenden Mitteln ankämpfen.
Dr. L.

Parlamentariſches.
* Der Geſetzgebungsausſchuß beriet geſtern zunächſt die
Vorſtellung des Landwirtes Georg Gütlich zu Bauſchheim, Kreis Gr.=
Gerau, betr. Erlaß einer auferlegten Gefängnisſtrafe oder Umwandlung
derſelben in eine Geldſtrafe. Die Vorſtellung wurde durch die
Regierungsantwort für erledigt erklärt. Hierauf wurde die vor den
Ferien bereits begonnene Beratung des Feldbereinigungsgeſetzes fortge=
ſetzt
. Der zurückgeſtellte Artikel 4 wurde angenommen, jedoch erhielt
der letzte Abſatz folgende Faſſung: daß Waldſtücke nach Anhören der
oberſten Forſtbehörde und mit Zuſtimmung des Miniſteriums für Arbeit
und Wirtſchaft zugezogen werden können (zur Feldbereinigiung). Die
weiteren Artikel 13 bis 35 wurden ohne weſentliche Aenderung nach der
Regierungsvorlage angenommen. Eine längere Debatte entſpann ſich
über Artikel 35, der die Einrichtung eines oberen Schiedsgerichtes vor=
ſieht
. Hier gehen die Anſichten ſehr auseinander. Eine Abſtimmung
fand noch nicht ſtatt. Die Beratungen werden Mittwoch fortgeſetzt.

Die Finanzen des Großherzogs.
Roman von Frank Heller.
Copyright bei Georg Müller Verlag, München.
(Nachdruck verboten.)
32)
Sie machte eine Bewegung, wie um auszuſteigen, er zog ſie
raſch in die Automobilkiſſen zurück, rief dem Chauffeur eine
Adreſſe zu und ließ die Türe zuklappen. Er verſtand ſich ſelbſt
kaum, aber der Klang ihrer Stimme war ſo echt und kindlich ge=
weſen
und die Erinnerung an ihr offenes Lächeln ſo lebendig,
daß er nun plötzlich wieder ganz von ihrer Unſchuld durchdrun=
gen
war. Ohne ſich Rechenſchaft darüber zu geben, wie es ge=
ſchehen
ſollte, beſchloß er, ſie irgendwie durchzulotſen. Es mochte
ſein, daß die Erinnerung an die beiden Herren in der Halle dazu
beitrug, ſchon lange hatte er nicht zwei ſo abſtoßende Geſtalten
geſehen.
Plötzlich fiel ihm ein, daß die Adreſſe, die er dem Chauffeur
zugerufen hatte, ganz willkürlich war, und daß es nicht lange
dauern konnte, bis ſie dort angelangt waren . . . zugleich ſah er
auf ſeine Uhr und zuckte zuſammen: dreiviertel auf acht. Kaum
dreiviertel Stunden bis zum Abgang ſeines Zuges. Was wurde
aus dem Mittageſſen? Nun, das mußte eben unterbleiben, wenn
auch die Ausſicht auf eine dreizehnſtündige Reiſe ohne etwas
anderes im Magen als einen Abſinth, ja nicht beſonders ver=
lockend
war. Aber ging es ſo weiter, wie es begonnen hatte,
wurde am Ende auch aus ſeiner Reiſe nicht viel. Nun, er mußte
wenigſtens einen Verſuch machen. Er wandte ſich ſeiner Beglei=
terin
zu, um ihr eine Frage zu ſtellen, doch ſie kam ihm zuvor.
Wie haben Sie denn alle dieſe Dinge im Hotel erfahren?
ſagte ſie ängſtlich.
Der Pikkolo und ein Fünffrankenſtück, gab er lächelnd zu=
rück
. Ich habe ſchon einmal in dieſem Hotel gewohnt und ziem=
lich
gutes Trinkgeld gegeben.
Noch fünf Franks, murmelte ſie mit einer Verzweiflung
in der Stimme, die ihn laut auflachen ließ. Und man ſagte
Ihnen, daß Jacques daß mein Auto entkommen iſt.
Jacques, dachte er mit einem Stich im Herzen. Hol der
Teufel dieſen Jacques. Hätte man ihn doch lieber hopp
genommen!
Ja! ſagte er mit ſeiner düſterſten Stimme. Jacques
Ihr Auto iſt entkommen.
Trotz ihrer Verſtimmung brach ſie über ſeinen melancholi=
ſchen
Tonfall in ein Lachen aus
Jacques iſt nur mein Chauffeur, ſagte ſie, der mir größere
Dienſte erwieſen hat als ingend jemand außer Ihnen,

Er fühlte ſüße Ströme beruhigter Eigenliebe ſein Herz durch=
fluten
. Alſo Jacques war nur ein Chauffeur! Wo war der Mann
in dieſem Problem? Natürlich gab es einen Mann. Ou est
Thomme? Aber das ging ihn nichts an, wenn er das ſein wollte,
tofür er ſich ſelbſt ausgegeben hatte ein Gentlemann. Es galt,
ſie in Sicherheit zu bringen, und zwar raſch.
Madame, ſagte er und blickte hinaus, um zu ſehen, wie
weit ſie noch zu der Adreſſe hatten, die er angegeben hatte, wollen
Sie mir aufrichtig auf drei Fragen antworten? Ich werde Sie
ſo wenig perſönlich geſtalten, als ich kann. Dann werde ich mein
Möglichſtes tun, um Sie ebenſogut zu bedienen wie Mr. Jacques.
Sie nickte mit einem kleinen Lächeln.
Fürs erſte, ſagte er, haben Sie irgendwelche Freunde in
Paris, zu denen ich Sie bringen kann? Irgendwohin, wo Sie
dem Zitronengelben und ſeinen zinnoberroten Freunden uner=
reichbar
ſind?
Sie wurde wieder bleich und ſchüttelte niedergeſchlagen den
Kopf.
Nein, ſagte ſie tonlos, ich bin ink. . . . ich bin allein in
Paris.
Er war immer mehr und mehr myſtifiziert, aber fuhr in dem=
ſelben
ruhigen Tone fort:
Fürs zweite, gibt es irgend einen Ort außerhalb von Paris,
wohin Sie wollen, daß ich Sie bringe?
Sie zögerte einen Augenblick, dann kam ihre Antwort, und
ſie war danach angetan, ihn noch mehr zu verblüffen als alles
bisherige.
78 ja, ſagte ſie ſtammelnd, das ſchon. Ich hatte die Ab=
ſicht
mit dem Abendzug um halb neun Uhr nach Marſeille zu
fahren . . . . .
Sie haben alſo Freunde dort?
N nein, eigentlich nicht . . . nein.
Er fixierte ſie ſtumm vor Ueberraſchung. Mit dem Zuge nach
Marſeille um halb neun Uhr! Seinen Zug! Wahrlich, das Schick=
ſal
war wunderlich. Was in aller Welt hatte dieſes junge Mäd=
chen
, dem man im Auto über die Boulevards von Paris nach=
jagte
, für einen Grund, nach Marſeille zu fahren, wenn ſie keine
Freunde dort hatte? Hatte man ſie, um ſie an dieſer Reiſe zu
hindern, im Auto verfolgt? Er beherrſchte ſeine Ueberraſchung,
ſo gut er konnte, und fuhr fort:
Fürs dritte, wohin glauben Sie, daß Monſieur Jacques ſich
wenden wird, wenn er entkommt, und wo Sie ihn alſo treffen
können?
Wohin er ſich wenden wird? Das weiß ich nicht, aber er
wußte, daß ich heute abend nach Marſeille fahren wollte. Ich hatte
das Billett beſtellt, wenn ich auch keine Zeit fand, es abzuholen,

da ich verfolgt wurde. Natürlich wird er mich in Marſeille auf=
ſuchen
, ſobald er kann . .
Sie verſtummte und verſchlang nervös die Fingerſpitzen in=
einander
. Offenbar hatte der Gedanke an das vergeſſene Täſch=
chen
und ihre ganze hilfloſe Lage ſie wieder überwältigt. Sein
Entſchluß war gefaßt. Er wandte ſich ihr zu, und ſelbſt voll
Staunen über den Impuls, der ihn antrieb, fragte er
Madame, es iſt wunderlich, aber faktiſch wahr, daß ich ſelbſt,
der ich hier neben Ihnen ſitze, einen Schlafwagen in dem Expreß
beſtellt habe, mit dem Sie zu fahren gedachten . . . Sie haben hier
in Paris oder in der Nähe keine Freunde, zu denen ich Sie bringen
kann, und Sie glauben, daß Monſier Jacques Sie in Marſeille
aufſuchen wird. Es iſt folglich meine ſonnenklare Pflicht, Sie
nach Marſeille zu bringen und Sie vor Ihren Feinden zu retten,
wollen Sie ſich meinem Schutz anvertrauen?
Sie hatte den Schleier zurückgeſchlagen und betrachtete ihn
einige Sekunden lang ſo forſchend, daß er beinahe errötete. Dann
ſagte ſie:
Sind Sie gegen alle Damen, die Ihnen der Zufall auf ſolche
Weiſe in den Weg führt, ſo entgegenkommend?
Auf ſolche Weiſe, Madame, ſagte er leichthin. Dies iſt das
erſte Mal. Aber natürlich würde ich es ſein, wenn ich es ſo wie
jetzt tun könnte, ohne dabei meine eigene Bequemlichkeit preis=
zugeben
.
Natürlich ſagte ſie, Sie haben Ihre Bequemlichkeit heute
gar nicht preisgegeben. Es ſtimmte natürlich ganz mit Ihren Vor=
ſtellungen
von Bequemlichkeiten, mich auf den Hals zu bekommen
und mit mir rund um Paris zu kutſchieren? Und mich dann noch
nach Marſeille zu begleiten? Ich bezweifle, daß Sie je daran ge=
dacht
haben, nach Marſeille zu fahren.
Parbleu, Madame, Sie tun mir Unrecht. Ich ſchwöre
Ihnen, daß ich beabſichtigt habe, hinzureiſen . . . übrigens
brauche ich gar nicht zu ſchwören. Ich kann Ihnen Beweiſe gebei,
Warten Sie einen Augenblick
Er zog raſch ein Portefeuille aus der Bruſttaſche und noch
ein Cookbillett erſter Klaſſe nach Marſeille nebſt einer Schlaf=
wagenanweiſung
(ganzes Coupee) heraus. Sie prüfte es neu=
gierig
und buchſtabierte den Namen.
Profeſſor Pelotard, London, ſagte ſie. Ah, Sie ſind Eng=
länder
, das hätte ich mir denken können. Obwohl Sie franzöſiſch
wie ein Franzoſe ſprechen ..
Ich lebe in England, ſagte er einfach und vermied, die
Gegenfrage nach ihrer Nationalität zu ſtellen, die ihm auf der
Zunge brannte. Alſo, Sie haben ſich überzeugt, daß ich die
Wahrheit geſprochen habe. Nehmen Sie mein Anerbieten an?
(Fortſetzung folgt.)

[ ][  ][ ]

Nummer 252.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 12. September 1923.

Seite 5.

s0= Roßdorf, 10. Sept. Stenographentag. Am kommen=
den
Samstag und Sonntag findet hier der diesjährige Gautag des
Gaues Darmſtadt Gabelsbergerſcher Stenographen ſtatt. Am Sonntag
vormittag findet ein Wettſchreiben ſtatt.
r. Wixhauſen, 10. Sept. Gemeinderatsſitzung. Ein An=
trag
der Kirchengemeinde um Zuſchuß wird nach längerer Auseinander=
ſetzung
abgelehnt. Der Schriftführer des Mieteinigungsamts will ſein
Amt niederlegen und bittet um Wahl eines neuen Schriftführers; ſeinem
Wunſche wird vorläufig nicht entſprochen und der Punkt auf die nächſte
Sitzung vertagt. Die Kreditgewährung des Reiches zwecks Beſchaffung
von Kohlen iſt in einigen Fällen nicht klar, und der Bürgermeiſter ſoll
nähere Informationen einholen. Die Verpachtung des Hahnfanggelän=
des
wird genehmigt, ebenſo die Grumtgrasverſteigerung. Herr Heinrich
Schmidt hat auf ſeinem Grundſtück in der Hahnhecke durch Witterungs=
einflüſſe
und ſchlechten Abfluß des Waſſers eine teilweiſe Mißernte und
ſoll ihm auf Grund eines Gemeinderatsbeſchluſſes und Kommiſſions=
vorſchlag
ein Nachlaß ſeines Pachtbetrages von 5 Prozent gewährt
werden. Derſelbe will das Grundſtück nicht mehr übernehmen und wird
dasſelbe Herrn Georg Ewald zugeteilt.
r. Babenhauſen, 10. Sept. Gemeinderatsſitzung. Zu
einer äußerſt reichhaltigen Tagesordnung hatte der Bürgermeiſter die
Mitglieder des Stadtvorſtandes geſtern abend eingeladen. Ein Zuſchlag
von 3 Prozent zur Grunderwerbſreuer, vom Miniſterium befürwortet,
wird genehmigt. Die Erhebung einer Getränkeſteuer wird abgelehnt.
Die Geſuche der ſozialdemokratiſchen Partei und des Stenographen=
Vereins Stolze=Schrey, die Gemeinde ſolle den unteren Rathausſaal
oder einen Schulſaal zu Geſangs= und Verſammlungszwecken zur Ver=
fügung
ſtellen, werden in dem Sinne befürwortet, daß mit der Brauerei
in Verhandlung getreten werden ſoll, ob ſie den Saal der Michels=
bräu
an die Gemeinde zu dieſem Zweck vermieten will. Mit der
Leitung der Höheren Bürgerſchule ſoll ebenfalls in Verbindung ge=
treten
werden, um die Frage zu prüfen, ob die Turnhalle dieſer Schule
der Turngemeinde vorübergehend zu Turnzwecken überlaſſen werden
kann. Eine lebhafte Ausſprache bewirkt der von den hieſigen Ge=
meindebeamten
geſtellte Antrag um Gewährung der Frauenzulage, die
in der ganzen Umgebung ſchon lange gegeben wird. Die Gewerkſchaft
der heſſiſchen Gemeindebeamten hatte ſich nach der letzten Ablehnung
dieſer Zulage durch den Stadtvorſtand beſchwerdeführend an das Kreis=
amt
Dieburg gewandt, das um eine erneute Stellungnahme den Ge=
meinderat
erſuchte. Nach erregtem Für und Wider wird der Antrag
zum zweiten Male mit Stimmenmehrheit abgelehnt mit der Begrün=
dung
, daß die Mehrzahl der Gemeindevertreter in der Bewilligung der
Frauenzulage an die Gemeindebeamten eine ungerechte Bevorzugung
der Beamtenſchaft erblicke, die ſich mit den gegebenen örtlichen Ver=
hältniſſen
nicht vereinbaren laſſe. Die Mißſtände bei der Gehalts=
auszahlung
an dieſe Beamten werden ſtark gerügt und um Abhilfe
gebeten. Für die neuen Siedlungshäuſer wurde die Miete feſtgeſetzt
und beſtimmt, daß die Mieter aller der Gemeinde gehörigen Häuſer für
Schäden, wie zerbrochene Fenſterſcheiben uſw., in Zukunft ſelbſt auf=
kommen
müſſen. Eine eingehende Ausſprache erfolgt weiter über die
Abgabe des Holzes für Minderbemittelte an die Stadt Offenbach a. M.
Der Gemeinderat iſt einſtimmig der Anſicht, daß das Holz auf keinen
Fall zu dem von Offenbach ſo niedrig gebotenen Preis abgegeben wer=
den
ſoll. Eine Kommiſſion, die ſich aus dem Bürgermeiſter und den
Gemeinderäten Brenger und Krapp zuſammenſetzt, ſoll in dieſen Tagen
mit der Stadt Offenbach über die Abgabe und den Preis verhandeln.
Einer vom Kreisamt Dieburg vorgeſchlagenen Polizeiverordnung,
die die Fahrtgeſchwindigkeit der durch Babenhauſen fahrenden Auto=
mobile
betrifft, wird zugeſtimmt. Dem Heilſtättenverein werden
5 Millionen Mark zugebilligt. Die Abgabe einer 25prozentigen
Mahngebühr als Vergütung an den Mahnboten für das Austragen der
Zettel wird mit Stimmenmehrheit abgelehnt. Dieſe Gebühren ſollen
der Gemeindekaſſe zufließen. Die Gebühr für das Ausſchellen wird
in der Weiſe wertbeſtändig feſtgeſetzt, daß das Vierfache des Portos
eines Fernbriefes mit ſoförtiger Wirkung erhoben wird. Der letzte
noch verbliebene Einheitsſarg ſoll zu 35 Millionen Mark abgegeben
werden. Zwvecks weiterer Herſtellung von Särgen ſoll die Baukommiſ=
ſion
mit den hieſigen Schreinern über den Preis verhandeln. Die
Gemeinde will das Holz zu den Särgen ſtellen. Die beiden letzten
Punkte der langen Tagesordnung, die ſich bis über Mitternacht erſtreckt
behandeln die Herrichtung einer Pumpe bei den Siedlungshäuſern und
die hier arg daniederliegende Zuckerbelieferung reſp. =Verteilung,
r. Babenhauſen, 10. Sept. Einen recht guten Erfolg hatten Mit=
glieder
des Polizei= und Schutzhunde=Vereins Baben=
hauſen
und Umgegend bei der dom Rhein=Main=Landesverband des
deutſchen Reichsverbandes für Polizei= und Schutzhunde am 8. und
9. dſs. Mts. in Fechenheim a. M. veranſtalteten Hauptprüfung. Dellg
vom Heckengarten, deutſche Schäferhündin, 14 Monate alt, errang den
4. Preis und der Führer Herr Zugwachtmeiſter Kaufmann den ziveiten
Führerpreis, Herr Oberwachtmeiſter Pforr mit ſeiner deutſchen Schäfer=
hündin
Dora vom Heckengarten, 14 Monate alt, den 9. Preis.
fl. König i. O., 10. Sept. Ferienkinder. Hier, in Viel=
brunn
, Kirch=Brombach und Nieder=Kinzig ſind durch Vermittlung des
Bauernbundes zirka 50 erholungsbedürftige Kinder vertriebener Ober=
ſchleſier
untergebracht worden.
Offenbach, 10. Sept. In dem Werk Oehler der Filiale der
Chemiſchen Fabrik Griesheim=Elektron ereignete ſich heute nachmittag
kurz nach 5 Uhr eine heftige, weithin hörbare Exploſion eines
Ammoniakkeſſels, wobei fünf Arbeiter ſchwer verletzt wurden. Die
Urſache und die näheren Einzelheiten konnten noch nicht feſtgeſtellt
werden.
ot. Dienheim (Rheinheſſen), 10. Sept. Bubenſtreich. Einem
hieſigen Winzer ſind auf ſeinem Weinberg 19, der ſchönſten Weinſtöcke
abgeſchnitten worden.

Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt.
Jugeno von heute. Nach einem Geldſchrankeinbruch bei ſei=
nem
Vater iſt ein 13 Jahre alter Schüler Joachim Gotzmann aus der
Schröderſtraße 16 verſchwunden. Der Junge war vor einiger Zeit ſchon
mal ſeinen Eltern davon gelaufen, aber wieder zurückgeholt worden.
Jetzt geriet er wieder in ſchlechte Hände. Geſtern nachmittag, als er
allein zu Hauſe war, erbrach er mit anderen den Geldſchrank ſeines
Vaters und erbeutete 80 Millionen und mehrere Reichsmünzen in Sil=
ber
. Mit ihm iſt wahrſcheinlich ein 11 Jahre alter Junge, Fritz Habe=
dank
aus demſelben Hauſe, durchgebrannt.
Aus Sozialgefühl zum Geldſcheinfälſcher. Aus
Liebe zu ſeinen Angeſtellten will ſich der Steindruckereibeſitzer Rudolf
Kähler mit der Herſtellung falſcher Zwei=Millionenſcheine abgegeben
haben. Er betreibt in der Stralauer Straße 54 eine Steindruckerei und
beſchäftigt zwölf Perſonen. In den letzten Wochen geriet Kähler in=
folge
der ſteigenden Löhne mit den Lohnzahlungen in Verzug. Um
die fälligen Lohnbeträge zu beſchaffen und keinen ſeiner Angeſtellten ent=
laſſen
zu müſſen, kam er, wie er ſpäter erklärte, auf den Gedanken, ſich
durch eigenen Gelddruck das nötige Kapital zu verſchaffen. Am Tage
war er der fleißige Unternehmer und nachts und Sonntags arbeitete er
durch, um in einem beſonderen abgeſchloſſenen Raum Falſchgeldſcheine zu
drucken. Am Freitag früh fielen die Beamten der Falſchgeldabteilung
der Berliner Kriminalpolizei unerwartet bei ihm ein. Sie fanden
Kähler noch im tiefſten Schlaf und beſchlagnahmten für etwa 50 Mil=
liarden
bereits fertig gedruckter falſcher 2=Millionenſcheine. Kähler
und ſein erſter Lithograph, der ihm bei ſeinen Fälſchungen allein ge=
holfen
hatte, wurden verhaftet und dem Unterſuchungsrichter vorgeführt.
Aus Frankfurt.
Seit kurzem ſind falſche 500 000=Mark=Interims=
Gutſcheine der Stadt Frankfurt a. M. feſtgeſtellt worden. Die
Falſchſcheine ſind unſchwer als ſolche kenntlich. Außer dem verſchwom=
menen
Druck der Vignette in der Mitte ſind die Unterſchriften hand=
ſchriftlich
nachgeahmt. Außerdem weiſt der Text einen orthographiſchen
Fehler auf. Statt an unſeren Kaſſen iſt auf den Falſchſcheinen an
unſere Kaſſen zu leſen. Auch konnten in der letzten Zeit wiederholt
falſche Dollarnoten im Verkehr feſtgeſtellt werden. Es handelt ſich um
abgeänderte echte 2=Dollar=Noten, bei denen die 2 ausgeätzt und ſtatt
deſſen die Zahl 100 eingedruckt iſt. Die Falſchnoten ſind leicht an der
Randleiſte zu erkennen, in deren Ornament fortlaufend das Wort
Two eingedruckt iſt. In beſonders großem Umfange ſind ferner hier
falſche 50=Lire=Banknoten im Umlauf, trotzdem ſie leicht an ihrem
wäſſerigen leichten Druck kenntlich ſind.
In einem hieſigen Kaffee wurde von der Kriminalpolizei der 15 Lehrling Otto Kleemann aus Hamburg feſtge=
nommen
, der dort nach Unterſchlagung von drei Milliarden
Mark geflüchtet war. Das Geld konnte faſt vollſtändig beſchlagnahmt
und ſichergeſtellt werden. Die Feſtnahme wurde ermöglicht durch die
Aufmerkſamkeit des Zahlkellners in dem Kaffee, dem die großen Aus=
gaben
des Jünglings auffielen und der die Kriminalpolizei benach=
richtigte
. Wenn der Kellnerſtand in dieſer Weiſe mehr Augenmerk au
ihren Gaſt, beſonders die Jugendlichen, haben würde, und Perſonen,
die ſich durch große Ausgaben verdächtig machen, ſofort der Polizei
melden würden, dann würde mancher Defraudant ſchneller ſeiner Be=
ſtrafung
zugeführt werden und manchem Beſtohlenen ein Teil des unter=
ſchlagenen
Geldes wieder ausgehändigt werden können.
Chineſiſches Piratenunweſen.
Paris. Nach einer Havasmeldung aus Hongkong haben 50 chine=
ſiſche
Piraten die an Bord des Dampfers Hſinſchang, der den Dienſt
zwiſchen Kanton und Hongkong verſieht, Platz genommen hatten, am
Samstag den engliſchen Kapitän und die übrige Mannſchaft überraſcht
und eingeſperrt. Sie flüchteten dann mit einer Beute im Werte von
mehr als 20 000 Dollars und nahmen zwei Mitglieder der Beſatzung und
neun chineſiſche Paſſagiere mit, für die ſie Löſegeld fordern.
Von ſeinem Hunde totgeſchofſen.
Mr. Delgratto, ein Mann von 18 Jahren, hatte ſich in der Nähe
Marſeilles auf die Jagd begeben. Müde von dem ungewohnten Ver=
gnügen
, legte er ſich ins Gras, um zu ſchlafen. Sein getreuer Hund
lagerte ſich neben ihm, um den Herrn und ſeine Jagdflinte gut zu be=
wachen
. Irgend ein Feldmäuschen oder ſonſtiges kleines Getier ließ
ihn plötzlich auffahren, mit den Pfoten den Boden ſcharren und ſo un=
glücklich
den Hahn der Flinte berühren, daß dieſe losging und die
Ladung dem ſchlafenden Jäger durch den Kopf jagte. In hoffnungs=
loſem
Zuſtande wurde, die unfreiwillige Beute des Jagdhundes ins
Hoſpital geſchafft. Bald darauf ſtarb der Verunglückte.

Oinder mit Darmkrankheiten können keine Milch vertragen. Kufeke‟
N. in Waſſer gekocht, iſt dann ſehr oft die einzige Nahrung, die nicht
erbrochen, ſondern gut verdaut wird. Jede Mutter ſollte dies wiſſen
und ſtets einen kleinen Vorrat des altbewährten Kufeke im Hauſe
haben.

1. Quittung
über in der Geſchäftsſtelle des Darmſtädter Tagblatts eingegangene
Rhön=Segelflug=Spende.
Zentralſtelle für Volksbildung 100 000 Mk., Aſſeſſor Maurer
1 Mill. Mk., H. Schäfer, Miniſterial=Direktor, 1 Mill. Mk., Ungenannt
100 000 Mk., Direktor Paſchke 2 500 000 Mk., zuſammen 4 700 000 Mk.

Sport, Spiel und Turnen.
Main=Rhein=Turngau.
Zu den Bezirkswanderungen am nächſten Sonntag, den 16. ds. Mts.,
ſei ergänzend mitgeteilt, daß nachträglich für den Felsbergturm, der
neue Turnplatz des Turnvereins Schönberg als Sammelplatz für
den 5. Bezirk beſtimmt worden iſt.
H. M.
Turngemeinde Darmſtadt 1846.
Am 16. September beteiligt ſich die T. G.D. 1846 mit ihren ſämt=
lichen
Abteilungen einſchließlich der Turner=Singmannſchaft an der Be=
zirks
=Wanderung. Ziel iſt Philippseich. Abmarſch früh 6,30 Uhr vom
Orpheum. Vollſtändige Ruckſackverpflegung! Marſchzeit etwa ſieben
Stunden. Um recht zahlreiche Beteiligung ſei hiermit herzlichſt ge=
beten
.
HI. M.

Heute finden nochmals auf dem Sportvereinsplatz am Böllenfall=
tor
Prüfungen für das deutſche Turn= und Sportabzeichen ſtatt. Da
dies vorausſichtlich die letzte Prüfung für leichtathletiſche Uebungen dieſes
Jahr ſein wird, bitten wir alle Prüfungsabnehmer und Teilnehmer,
püinktlich um 6 Uhr zu erſcheinen.
Die Prüfungskommiſſion.

Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
Für die Veröffentlſchungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaktſon keinerlei Ver=
antwortung
; für ſie bleibt auf (
Hrund des § 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfange
der Einſender verantwortlich.) Einſendungen, die nicht verwendet werden, lönnen nicht
zurückgeſandt, die Ablehnung nicht begründet werden.
In Nr. 236 geißelt in der Spalte Stimmen aus dem Leſerkreiſe‟
mit großem Recht Ein Architekt die Roheit, mit der ungezogene Kin=
der
Häuſer und Einfriedigungen mit Kreide und Farbſtiften beſudeln.
Wenn man hier Kinder anführt, die Häuſer uſw. verunzieren, ſollen
aber auch die Erwachſenen nicht vergeſſen werden, die zurzeit mit
Oelfarbe, Teer und Kreide das Hakenkreuz auf Fußſteige, Häuſer,
Fernſprech= und Elektr.=Bahnmaſte, ja in unſerem Oberwald auf die
Waldbäume ſchmieren. Weit größere Strafe verdienen dieſe großen
kleinen Kinder, die meinen, ſie müßten ihr Vereinsabzeichen überall auf=
malen
, denn dieſe Uebeltäter haben doch ſicher ihren vollen Verſtand.
Das Polizeiamt kündigt in Nr. 246 Strafen an, die über diejenigen
verhängt werden, welche bei ihrem Unfug ertappt werden. Alſo bitte
auch auf die großen kleinen Kinder aufpaſſen!
Ü.

In gleichem Schritt und Tritt marſchiert mit der Geldentwertung
auch die Entwertung ſo mancher Landſtraße. Beſonders die Strecke
DarmſtadtOffenthal bis zur Kreisgrenzee (vom Kreiſe Offenbach von
da ab ganz zu ſchweigen, denn darinnen iſt es noch fürchterlicher), be=
findet
ſich ſtellenweiſe in einem geradezu chaotiſcherf Zuſtande der Ver=
wahrloſung
.
Infolge des ſtarken Laſtkraftwagen= und Automobilverkehrs von
Frankfurt her eben kein Wunder. Armer Fußgänger, bedauernswerter
Radler, der du dieſe Straße benutzen mußt. Wohin kommt dein Schuh=
werk
, wie bald iſt der Deckmantel deines Rades in Fetzen. Deshalb die
beſcheidens Anfrage eines ſolchen Chauſſeeflohes an die kreisamtliche
Straßenbaubehörde, warum einige Strecken genannter Kreisſtraße, in
dieſem Falle beſonders die Fußſteige, über und über mit unzähligen
kleinen, ſpitzen Schotterſteinchen beſät ſind. Die Frage iſt ja leicht zu
beantworten, wenn man im Gegenſatz hierzu, über manche Teilſtrecken
geradezu wie auf Roſen wandelt. Bei letzteren wacht eben das Auge und
die Hand eines auf Ordnung bedachten, fleißigen Straßenwärters. Auf
Erſteren iſt aber im Gegenſatz hierzu ſelten einmal ein ſolcher zu er=
blicken
und wenn er plötzlich auf der Bildfläche erſcheint, dann iſt er
auf der Suche nach Falläpfeln oder er ſorgt ſich für ſein Grumme
Er fühlt ſich ſcheinbar in revolutionärer Auffaſſung als Herr der
Straße, pfeift ſeiner vorgeſetzten Behörde etwas und ergötzt ſich in
hämiſcher Schadenfreude wie barfüßige Jungen, auf Schuſtersrappen
reitende Proleten und ängſtlich ſich windende Radler einen ſolchen
dornenvollen Wallfahrtsweg benutzen müſſen. Beſonders den Herren, die
die Kranichſteinerſtraße von der Gichtmauer bis zum Hofgut und die
Straße von Meſſel bis zur Kreisgrenze zu betreuen haben, dürfte der
zweckdienliche Beſen und das fördernde Kratzeiſen in die renitente Fauſt
unter leicht verſtändlicher Erinnerung an ſtaatliches Pflicht= und Ord=
nungsgefühl
und unter wohlwollender Berückſichtigung ſeiner lieben,
ſtraßenbegehenden Mitmenſchen zu drücken ſein. Ein dahin weitergehen=
der
Appell an das Kreisamt Offenbach ſeitens der Provinzialbehörde
für die Strecke Offental=Götzenhain dürfte im Allgemeinintereſſe ſchlech=
Dr. A.
terdings auch nichts ſchaden.

Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für Donnerstag, 13. September:
Wolkig, zeitweiſe Niederſchläge, etwas kühler, wechſelnde Winde,

Tageskalender.
Union=, Reſidenz=, Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellun=
gen
. Turnhalle Woogsplatz, abends 8 Uhr, Vortrag von Dr. med.
Georg Lomer.
Verſteigerungskalender, Donnerstag, den 13. September 1923.
Ernſt=Ludwigsſtraße 9, vorm. halb 10, und nachm. halb 3 Uhr:
Mobiliar=Verſteigerung.

Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Stadt und Land
Reich und Ausland: Max Streeſe; für den Inſeratenteil:
J. V. A. Fleiſcmann, ſämtlich in Darmſtadt.

Die heutige Rummer hat 8 Geiten

Familiennachrichten

Statt Karten.

In dankbarer Freude zeigen
wir die glückliche Geburt eines
gesonden, kräftigen Stamm-
halters
an.
Oarl Sartorius u. Frau
Marga, geb. Joest
Bismarckstraße 62
(*24616

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herz=
licher
Anteilnahme bei dem Hin=
ſcheiden
meiner lieben, unvergeß=
lichen
Frau und treubeſorgten
Mutter, Schweſter, Schwägerin
und Tante

geb. Beſt
für die zahlreichen Kranz= und Blu=
menſpenden
ſei auf dieſem Wege
allen herzlich gedankt. Vor allem
danken wir Herrn Pfarrer Uhl für
die troſtreichen Worte am Grabe,
Herrn Doktor Röder und Schweſter
Martha für die aufopfernde Pflege,
den Schulkameradinnen und Kame=
raden
für die Kranzniederlegung.
Weiterſtadt, 8. Sept. 1923. (7460
Die trauernden Hinterbliebenen:
Georg Hirſch und Tochter
Familie Joh. Beſt I.
Nun haſt Du glücklich überwunden
Die vielen ſchweren Leidensſtunden,
Die Du gehabt auf Erden;
Gar manche Nacht haſt Du gewacht
Und öfters drüber nachgedacht,
Wie’s beſſer ſollte werden.

Todes=Anzeige.
Heute entſchlief ſanft im 58. Lebensjahr mein über=
alles
geliebter, herzensguter Mann
Herr Philipp Diehl
was ich Freunden und Verwandten hiermit anzeige.
In tiefem Schmerz:
Frau Lina Diehl, geb. Gregori.
Darmſtadt, den 11. September 1923.
Lauteſchlägerſtr. 30.
Blumenſpenden ſind nicht im Sinne des Verſtorbenen.
Die Einäſcherung findet in aller Stille ſtatt. (*24659

Nachruf.

Heute verſchied nach kurzer Krankheit unſer
ſehr verehrter Chef
Kons Hil
Hert Phmgps Sieh!
Inhaber der Fa. Philipp Diehl & Co., G. m. b. H.
Wir verlieren in dem Verſtorbenen unſeren
durch vorbildlichen Fleiß, Lauterkeit ſeines Charak=
ters
und ſtete Hilfsbereitſchaft ausgezeichneten
väterlichen Freund und Vorgeſetzten, deſſen An=
denken
wir ſtets in Ehren halten.
(*24658
Die Angeſtellten und Arbeiter
der Fa. Philipp Diehl & Co., G. m. b. H.

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Dankſagung.
Für die beim Heimgange meines
geliebten Mannes mir und meiner
Familie von allen Seiten zuteil ge=
wordenen
Beweiſe des Mitgefühls
und der innigen Anteilnahme ſpreche
ich allen Beteiligten meinen herz=
lichſten
Dank aus.
(*24617
Im Namen
der trauernden Hinterbliebenen:
Minna Kloß, geb. Göbel.

StenographenvereinGabelsberger
m (gegr, 1861.)
GABEL.SR Einweite=
rer
Anfän=
gerkurſusfür

BERGER Damen und
Herren be=
ginnt
Don
verstag, den
13. 9. 23, ab.
8 Uhr, in der
10
Ballonſchule,
m BI
a
Anmeldun=
L
DEE gen in der
erſten Stunde. Syſtem=, Wiederholungs=
Nedeſchrift= und Diktat=Kurſe jederzeit, (74 76

ger
6I

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[ ][  ][ ]

Darmſtädter Tagblatt

12. September 1923 Nr. 252

Die wirtſchaftliche Lage in Schweden.
In der regelmäßig vom Kommerskollegium in Stockholm heraus=
gegebenen
Ekonomis Oeverſikt heißt es am 1. September über die all=
gemeine
wirtſchaftliche Lage Schwedens:
Beim Jahreswechſel 1922/23 konnte in der Wirtſchaft ſeit über Jah=
resfriſt
eine langſam fortſchreitende Erholung verzeichnet werden, die ſich
in einer ſteigenden Produktion der ſchwediſchen Stapelwaren und einer
Zunahme der Ausfuhr bis zu faſt normaler Höhe ſowie in einer lang=
ſamen
Abnahme der Zahl der Konkurſe und Wechſelproteſte auswirken.
Die Preiſe für Rohſtoffe und die Aktienkurſe hatten ſich allerdings nicht
fühlbar gebeſſert, aber die Periode des Niedergangs war zu Ende und
die allmähliche Stabiliſierung eingetreten.
Während des verfloſſenen Teiles des Jahres 1923 hat ſich die Kon=
junkturverbeſſerung
des Vorjahres in gewiſſer Weiſe fortgeſetzt. Die Nach=
frage
nach ſchwediſchen Stapelwaren: Holz, Holzmaſſe und Papier, war
gut, die Produktion iſt in vielen Induſtriezweigen weiterhin geſtiegen
und die Lahl der Arbeitsloſen hat entſprechend abgenommen, die Bau=
tätigkeit
Flebhafter geworden, die Liquidität der Unternehmungen hat
ſich durch eyends gebeſſert. Die umfangreichen Arbeitskonflikte des Früh=
lings
haben dem Lande aber ſchweren Schaden zugefügt, und wenn der
Ruhrkonflikt auch zunächſt eine geſteigerte Nachfrage nach den Er=
zeugniſſen
gewiſſer ſchwediſcher Induſtrien zur Folge hatte, ſo mußten
ſeine direkten und indirekten Auswirkungen auf die
Dauer doch ungünſtig für die ſchwediſche Wirtſchaft
ſein.
Die Arbeitsſtreitigkeiten in der Sägewerks=, Holzmaſſe= und Eiſen=
induſtrie
bedingten durch ihre lange Dauer eine bedeutende Produktions=
verminderung
dieſer Induſtrien. Die Unterbrechung dieſes Betriebes
währte in der Sägewerkinduſtrie zwei Monate, bei den Holzmaſſefabriken
drei Monate und in der Eiſeninduſtrie nicht weniger als ein halbes Jahr.
Allerdings hat die Holzmaſſeinduſtrie ihre frühere Produktionsfähigkeit
wiedererlangt und die Anzahl der im Gange befindlichen Hochöfen in
der Eiſeninduſtrie iſt augenblicklich bedeutend größer als in der Zeit vor
dem Ausbruch des Konflikts, aber ein großer Teil einer verhältnismäßig
günſtigen Konjunktur iſt auf jeden Fall verloren gegangen. Infolge des
Konfliktes ſind die Eiſenwerke gezwungen geweſen, eine große Menge
von Orders auf Halb= und Ganzfabrikate abzulehnen.
Was die unmittelbaren Auswirkungen der Abſperrung des Ruhr=
bezirkes
angeht, ſo iſt u a. zu bemerken, daß die Ausfuhr ſchwediſchen
Gußeiſens vom Lager beträchtlich gefördert iſt, und daß die ſchwediſche
Eiſenausfuhr, die früher zu zwei Drittel von den Ruhrhochöfen ver=
braucht
wurde, dank der vermehrten Nachfrage anderer Märkte in ziem=
lich
großem Umfange aufrecht erhalten werden konnte. Die ſchwediſche
Sägewerksinduſtrie, die im großen und ganzen aus einem guten und
gleichmäßigen Markt für Holzwaren hatte Vorteil ziehen können, hat in
der letzten Zeit unter den Wirren auf dem Kontinent zu leiden gehabt,
da der Teil des Franken ſchlechte Folgen für die Verladungen gehabt
hat. Die Lage der ſchwediſchen Feininduſtrie hatte während der letzten
Monate eine langſam fortſchreitende Veſſerung zu verzeichnen, die zum
Teil auf einer Verminderung der deutſchen Konkurrenz und einer Stei=
gerung
der Nachfrage im Lande beruhte.
Seit der Beilegung der Frühjahrsarbeitskonflikte herrſcht ausge=
prägte
Ruhe auf dem Arbeitsmarkt. In allen wichtigen Arbeitszweigen
außer im Maurerhandwerk, ſind die Arbeitsbedingungen durch neuerlich
eingegangene Verträge auf lange Sicht geordnet worden.

Wirtſchaftliche Rundſchau.
Frankfurt (Main)Meßpoſtamt. Für die 9. Frank=
furter
Internationale Meſſe (23.29. September) wird vom 20. 9. bis
zum 1. 10. in der Feſthalle eine Poſtanſtalt mit öffentlicher Sprechſtelle
eingerichtet. Sie erhält die Bezeichnung Frankfurt (Main) Meßpoſt=
amt
Poſtſendungen für die Meßbeſucher müſſen, ſofern ſie bei dem
Meßpoſtamt abgeholt werden ſollen, in der Aufſchrift die nähere Be=
zeichnung
Frankfurt (Main) Meßpoſtamt poſtlagernd tragen, andern=
falls
müſſen ſie mit näheren Angaben verſehen ſein Nr. des Meß=
ſtandes
uſw. , die ein Auffinden des Empfängers auf dem Meßge=
lände
ermöglichen. Die Schalter ſind täglich von 8 Uhr vorm. bis 6½
Uhr nachm. geöffnet.
Badiſche Geſellſchaft für Zuckerfabrikation,
Mannheim. Durch die Direktion der Diskonto=Geſellſchaft, die
Deutſche Bank und die Mitteldeutſche Kreditbank ſollen Mk. 235,2 Mill.
Stammaktien in den offiziellen Verkehr der Berlner Börſe eingeführt
werden. Die Aktien, die ſeither an der Frankfurter und Mannheimer
Börſe zur offiziellen Notiz gelangten, ſtellten ſich vorgeſtern in Frankfurt
auf 60 Mill. Proz.
* Württemberger Kattun=Manufaktur Heiden=
heim
. Die Geſellſchaft, die im vergangenen Jahr durch ein Brand=
unglück
heimgeſucht wurde und den Aufbau des betroffenen Werkes im
laufenden Geſchäftsjahr nach Möglichkeit weiter führen möchte, nimmt
von einer Dividendenausſchüttung in Anbetracht der erforderlichen be=
deutenden
Koſten des Wiederaufbaues für das abgelaufene Geſchäftsjahr
Abſtand.
* Domnitzer Tonwerke A.=G. Bei der Geſellſchaft ließ im
Geſchäftsjahr 1222 die zunächſt ſteigende Nachfrage infolge der rück=
gängigen
Bautätigkeit in den letzten Monaten nach, ſo daß es nicht
immer möglich war, die im Vergleich zur Vorkriegszeit noch einge=
ſchränkte
Produktion voll abzuſetzen. Abſchreibungen erforderten 519 346
Mark. Einem Werkerhaltungskonto wurden 9,63 Mill. Mk. zugeführt.
Aus einem Reingewinn von 18,21 Mill. Mk. (i. V. 1,66 Mill. Mk.)
werden 500 Prozent (i. V. 60 Prozent) verteilt werden.
* Bleiſtiftfabrik Johann Faber. Im Proſpekt über
Zulaſſung von 30 Millionen neuen Stammaktien werden die ziffern=
mäßigen
Umſätze nicht angegeben. Im laufenden Jahr war die Geſell=
ſchaft
voll beſchäftigt. Zurzeit reichen die Aufträge für ein Vierteljahr;
mit Rohſtoffen iſt die Geſellſchaft voll eingedeckt. Die Zwiſchenziffern
datieren vom 30. April. Danach belaufen ſich die Vorräte geringer als
Ende 1922, nämlich auf 350 Mill. Mk., gegen 491 Mill. Mk. per 31. Dez.
1922, ein Baukonto erſcheint mit 40 Mill. Mk. Die Reſerven ſtiegen
durch das Agio der Kapitalserhöhung auf 427 Mill. Mk. Das Bank=
guthaben
iſt von 64 Mill. Mk. auf 1 Milliarde Mark geſtiegen, und
Debitoren haben ſich von 340 Mill. Mk. auf 352 Mill. Mk. nur un=
weſentlich
erhöht. Kreditoren hatten am 30. April 972 Mill. Mk. gegen
802 Mill. Mk. Ende Dezember zu fordern. Ein Akzeptkonto erſcheint
erſtmals mit 95 Mill. Mk.
Kurſächſiſche Braunkohlenwerke A.=G. Berlin.
Die Generalverſammlung beſchloß Erhöhung des Aktienkapitals um 23
Mill. Mark Stamm= und 2 Mill. Vorzugsaktien. Hiervon ſoll ein Teil=
betrag
von 22 Mill. Mark Stammaktien im Verhältnis 2:1 zu einem
noch feſtzuſetzenden Kurs, der ſich im Werte von 810 Prozent des
Kurſes der alten Aktien halten ſoll, angeboten werden. Die Vorzugs=
aktien
werden zu pari ausgegeben und den alten Aktionären im Verhält=
nis
1:1 zum Bezug überlaſſen. Nach Mitteilung der Verwaltung liegen
die Verhältniſſe bei dem Werk günſtig. Die Bruttoeinnahme beträgt
täglich über 15 Milliarden Mark.
h. Hoffko, Marmeladen= und Kunſthonigfabrik,
A.=G., Mannheim. Die ſeit 1885 in Mannheim beſtehende Marme=
laden
= und Kunſthonigfabrik Hoffſtädter u. Co., wurde unter obiger Be=
zeichnung
in eine A.=G. umgewandelt. Sie bezweckt die Herſtellung
und Vertrieb aller Erzeugniſſe, die ſich bei der Verwertung von Obſt,
Früchten jeglicher Art und Gemüſen erzielen laſſen. Das Kapital be=
trägt
nominell 60 Mill. Mk. Zum Vorſtand wurden beſtellt Hans Karl
und Hermann Hoffſtgedter. Dem Aufſichtsrat gehören an: Rechts=
anwalt
Dr. Eugen Weingart (Mannheim), Bankdirektor Joſef Kinkel
(Cannſtadt) und Bankdirektor Philipp Leininger (Mannheim).
Eiſenhüttenwerk Marienhütte bei Kotzenau.
Nach dem Bericht bezifferte ſich der Umſatz im abgelaufenen Geſchäfts=
jahr
auf 6447 Mill. Mk. (i. V. 92 Mill.). Bei 41,78 Mill. Mk. Ab=
ſchreibungen
ſtellt ſich der Reingewinn auf 324,39 Mill. Mk. (i. V. 2,58
Mill. Mk.), woraus eine Dividende in Höhe von 1000 Prozent (i. V.
30 Prozent) zur Verteilung gelangen ſoll. In der Bilanz erſcheinen
Vorräte mit 599,72 Mill. Mk. (i. V. 9,72 Mill. Mk.), Debitoren mit
2057,31 Mill. Mk. (i. V. 28,64 Mill. Mk.), Wechſel mit 135,01 Mill. Mk.
(i. V. 0). Dagegen Gläubiger 2077,4 Mill. Mk. (i. V. 28,73 Mill. Mk.),
Akzepte 121,93 Mill. Mk. (i. V. 0). Infolge der kataſtrophalen Teue=
rung
mußte die Geſellſchaft zu Betriebseinſchränkungen ſchreiten, jedoch
ſei es gelungen, den weiteren Ausbau im Berichtsjahr erheblich zu
fördern, und man ſei bemüht, ſoweit die Verhältniſſe es geſtatten, ihn
auch zukünftig weiter zu fördern.

* Teisnacher Papierfabrik A.=G., Teisnach. Die
Geſellſchaft beantragt Kapitalserhöhung um einen von der G.V. (am
26. Sept.) noch feſtzuſetzenden Betrag.
h. Tabakbau A.=G. der Pfalz mit dem Sitz in Speyer
am Rhein. Zur Erhaltung der Rentabilität des Tabakbaues, die
durch die Geldentwertung in Frage geſtellt iſt, und zur Schaffung einer
wertbſtändigen Anlage durch den Tabak iſt die Gründung einer Tabak=
bau
=Aktiengeſellſchaft in der Pfalz geplant, an der auch Bankkreiſe betei=
ligt
ſein ſollen. Nach dem Satzungsentwurf kann nur Mitglied werden,
der dem bayeriſchen Tabakbau=Landesverband angehört und ſich zu
Qualitätsbau verpflichtet hat. Um die Aktiengeſellſchaft aber auf eine
möglichſt breite Baſis zu ſtellen, ſoll neben Qualitätspflanzern auch Ge=
noſſenſchaftern
der Beitritt ermöglicht werden, die nicht ausſchließlich
Qualitätserzeuger ſind. Die Mitglieder müſſen ſich verpflichten, ihre
ganze Tabakproduktion an die Aktiengeſellſchaft abzuliefern, wobei jedoch
keinerlei Zwang auf die Menge des abzuliefernden Tabaks ausgeübt wer=
den
ſoll. Der Tabak ſoll in großen Lagern eingelegt werden. Der
Grundpreis für die Ware, ſoll vor der Einlagerung von einer zu 50
Prozent aus Pflanzern und 50 Prozent aus Bank= und Verbraucher=
kreiſen
beſtehenden Kommiſſion auf Goldwertbaſis feſtgeſetzt werden.
Die Konſtitujerung ſoll bis zum 20. September 1923 vollzogen ſein.
* A.=G. für Pappenfabrikation, Berlin. Die General=
verſammlung
ſetzte die Dividende auf 150 Prozent feſt und genehmigte
aus Mitteln des laufenden Geſchäftsjahres weitere 850 Prozent Entwer=
tungsbonus
zur Verteilung, ſodaß auf jede Aktie 1000 Proz. Dividende
zur Auszahlung gelangt. Ferner wurde die Ausgabe von 90 Mill.
Stamm= und 10 Mill. Vorzugsaktien mit Dividende ab 1. April 1923
beſchloſſen, die im Verhältnis 6:2 zum Preis von 1 Stück der Dollar=
anleihe
angeboten werden. Der Reſt ſoll ebenfalls wertbeſtändig begeben
werden. Ein Teilbetrag von 3 Mill. Mark ſoll der Verwaltung zu
einem noch feſtzuſetzenden Kurs überlaſſen werden.
* Schapiro=Karoſſeriewerke, Schebera=A.=G. Die
Kapitalserhöhungsbeſchlüſſe bei der Nationalen Automobilgeſellſchaft
konnten infolge Einſpruchserhebung einer oppoſitionskräftigen Minderheit,
die der Großaktionär der Schebra=A.=G. in einem Paket präſentierte, vor=
erſt
nicht zur Ausführung gelangen. Wohin die Wünſche der Minder=
heitsgruppe
gehen, iſt nicht bekannt geworden. Als Tatſache muß jedoch
feſtgeſtellt werden, daß der aus dem Autohandel und aus der Automobil=
reparatur
kommende Ingenieur Schapiro wiederum bei einer der be=
deutendſten
Automobilfabriken Deutſchlands machtpolitiſche Pläne ver=
folgt
. Es iſt wahrſcheinlich noch nicht in Erſcheinung getreten, was an
dieſen und ſonſtigen Fabrikationsbeteiligungen Herr Schapiro, bezw.
die Karoſſerie Schebera, ſich im Laufe der Zeit an Werten errang. Wir
möchten in dieſem Zuſammenhang darauf hinweiſen, daß die Benz= Geſell=
ſchaft
, eine der älteſten des Faches, wie es ſich bei der letzten G.=V.
zeigte, in einem gewiſſen Abhängigkeitsverhältnis zu der Karoſſeriewerke=
Schebera=A.=G bezw. zu Herrn Schapiro ſteht und wahrſcheinlich mit den
nach mühſamer Verſtändigung formulierten Verträgen nicht beſonders
zufrieden iſt und dies ſchon mehrfach mit der Auslegung, die die
Scheberagruppe dieſen Verträgen gibt, und zwar nicht nur, was die Ber=
liner
Organiſationen, ſondern auch was das Außengeſchäft betrifft. Bei
den Kapitalserhöhungsbeſchlüſſen der Benz=A.=G., die eine Kapitals=
erhöhung
um Mk. 250 Mill. auf insgeſamt Mk. 350 Mill. vornimmt, iſt
eine Begebung von Mk. 150 Mill. Aktien an zwei Gruppen zu noch mit
der Geſellſchaft zu vereinbarenden Bedingungen vorgeſehen. In Anbe=
tracht
der Plazierung eines größeren Aktienpakets Benz=Aktien bei der
Schapiro=Scheberagruppe iſt anzunehmen, daß bei der neuen Emiſſion
letztere Gruppe bei den genannten zwei Großaktionären zu ſuchen iſt.
Eines endgültigen Urteils hat man ſich freilich zu enthalten, ſo lange
nicht beide Seiten ihr Material offen darlegen. Aus beſonderem Anlaß
muß feſtgeſtellt werden, daß der Schapiro=Scheberakonzern in ſeiner Aus=
kunftserteilung
keineswegs mit Einheitlichkeit oder Zuverläſſigkeit ver=
fährt
. Mitte Juli veröffentlichte der Berliner Börſenkurier eine Ein=
ſendung
, die die Vermutung ausſprach, daß die Karoſſeriewerke ſich aus=
ſchlaggebenden
Einfluß auf die N. A. G. verſchaffe. Darauf hat jene Ge=
ſellſchaft
, als deren oberſter Leiter Herr Schapiro anzuſehen iſt, eine
Berichtigung veranlaßt, die dieſen tatſächlichen Sachverhalt zu ver=
ſchleiern
ſuchte, indem ſie ſagte: Wir bemerken dazu, daß die Karoſſerie=
werke
nicht eine einzige Aktie der N.A.G. beſeſſen und durchaus nicht
beabſichtigen, ſich die N.A.G. anzugliedern oder ſich ihre Produktion zu
ſichern. Bei der Perſonal=Union, die innerhalb des Schapiro= Schebera=
konzerns
beſteht, muß eine ſolche Erklärung aufs höchſte befremden, wo
wenige Wochen danach tatſächlich große Aktienerwerbungen des Herrn
Schapiro bei der N. A. G. zu Konflikten führten. Die N.A.G. kann ſich
kaum wehren; zwar beſtehen bisher neben Mk. 90 Mill. Stammaktien
Mk. 10 Mill. fünfſtimmiger Vorzugsaktien, aber dieſe nützen der Ver=
waltung
wenig, weil die Satzungen dreiviertel Mehrheit vorſchreiben.
Man fragt ſich auch hier wieder erſtaunt, wie es möglich und mit unſeren
deutſchen Verhältniſſen zu vereinbaren iſt, daß auch hier wieder aus
Privatmitteln, die noch bis zuletzt gewachſen ſtatt verringert ſein müſſen,
im Handel und Spekulationsgeſchäft eine koſtſpielige Mehrheit nach der
anderen erworben und für längere Zeit in einer Hand erhalten werden
kann.
Die Eiſenerzeugung in Frankreich. Nach der Juli=
Statiſtik des Commité des Forges betrug die Zahl der im Feuer be=
findlichen
Hochöfen am 1. Auguſt 107 gegen 106 am 1. Juni, 77 am
1. April und 106 am 1. Januar; für die Inbetriebſetzung waren zu dem
genannten Zeitpunkt weitere 64 Oefen bereit, während 47 im Bau oder
in Reparatur waren. Die Juli=Roheiſengewinnung wird auf 436 220
Tonnen angegeben, ſomit 593 Tonnen weniger als im Juli und 76 868
Tonnen weniger als im Dezember. Die Stahlerzeugung betrug 399 528
Tonnen, was gegen den Juni einen Rückgang von 27 872 Tonnen und
gegen Dezember einen Rückgang von 15 060 Tonnen bedeutet. Die
Verminderung der Produktion gegenüber den Vormonaten iſt zum Teil
der verſtärkten Koksbelieferung Luxemburgs ſowie der Tatſache zuzu=
ſchreiben
, daß im Vergleich zum Juni mehr Kohlen, dafür aber weniger
Koksſendungen von der Ruhr kamen.
Banken.
h. Rheiniſche Hypothekenbank Mannheim. Das
Inſtitut kündigt auf 1. Januar 1924 die 3,5 prozentigen Pfandbriefe
der Serien 46 bis 60, 69 bis mit 76, 94, 96, 99, 100 und 101, die
4 prozentigen Pfandbriefe der Serien 104, 106, 108 bis 132 auf 1. April
1924, die 3,5 prozentigen Pfandbriefe der Serien 33 bis 39, 41, 42, 61,
62, 77 bis mit 82 und 93, die 3,5 prozentigen Kommunal=Obligationen
der Serien III, IV, V und UI, die 4prozentigen Pfandbriefe der Serien
66, 67, 68, 83 bis 92, 95, 97, 98 102, 103, 105 und 107, die 4prozentigen
Kommunal=Obligationen der Serien VII, VIII, IX und X und bietet
bis 30. September einen Umtauſch an, entweder in 10 prozentigen, bis
Ende 1923 unkündbaren Obligationen zum Nennwert oder in Aktien,
und zwar gegen 500 000 Mark eine Aktie von 1200 Mark.
h. Rheiniſche Creditbank Mannheim. Auf Antrag der
Deutſchen Bank Berlin ſind 180 Mill. Mk. neue Aktien, Serie XVIII,
Nr. 266 669 bis 446 668, zum Handel und zur Notierung an der Ber=
liner
Börſe zugelaſſen worden.
h. Rheiniſche Handelsbank A.=G., Mannheim. Das
Bezugsrecht auf die durch Generalverſammlungsbeſchluß vom 25. Auguſt
auszugebenden jungen Stammaktien iſt bis einſchließlich 29. September
auszuüben bei der Geſellſchaftskaſſe in Mannheim oder der Rheiniſchen
Creditbank Mannheim. Auf je 10 000 Mk. alte Stammaktien können
5000 Mk. neue Stammaktien mit Dividendenanſpruch ab 1. Januar 1923
zu 4000 Prozent bezogen werden.
Meſſen.
* Die neue Schuhmaſchinenhalle der Frankfurter
Meſſen. Zur vergangenen Frankfurter Frühjahrsmeſſe iſt das Haus
Schuh und Leder, ein mächtiger zweigeſchoſſiger Meſſebau, erſtmals
in Benutzung genommen worden. In ihm und in dem unmittelbar mit
ihm in Verbindung ſtehenden Haus Offenbach ſind die Ausſteller aus
dem Bereich der Lederwirtſchaft ſehr günſtig untergebracht und dem
Meſſeganzen organiſch eingefügt. Das Haus Schuh und Leder erwies
ich indeſſen trotz der großen Abmeſſungen, die es erfahren, ſchon bei
der Frühjahrsmeſſe als zu klein, um alle zur Beſchickung ſich meldenden
Firmen aufnehmen zu können. Um wenigſtens einen Teil der ſich um
Plätze bemühenden Werke und Häuſer berückſichtigen zu können, ent=
chloß
man ſich, für die ausſtellenden Schuhmaſchinenfabriken eine be=
ſondere
Halle in direktem Anſchluß an das Haus Schuh und Leder
zu errichten und mit den in dieſem ſelbſt frei werdenden Ständen den
oben erwähnten Bewerbungen um Ausſtellungsmöglichkeit zu genügen.
Die neue Schuhmaſchinenhalle wird während der Frankfurter Herbſt=
meſſe
vom 23. bis 29. September bereits zur Verfügung ſtehen.

Oividetidenvorſchläge.
* Hamburger Elektrizitätswerke A.=G., Ham=
burg
. Für das abgelaufene Geſchäftsjahr wird eine Dividende von
300 Prozent zur Verteilung kommen (i. V. 12). Sodann kündigt die
Geſellſchaft ſämtliche noch im Umlauf befindlichen Teilſchuldverſchrei=
bungen
. Den Inhabern wird gegen nominal 40 000 Mk. Schuldver=
ſchreibungen
eine ab 1. Juli 1923 dividendenberechtigte Stammaktie zum
Umtauſch angeboten. Der Umtauſch muß bis zum 30. Novemher er=
folgen
. Nach dieſem Zeitpunkt wird nur der Nennwert zuzüglich Zinſen
und Aufgeld bezahlt werden.
Dresdner Strickmaſchinenfabrik, vorm. Irm=
cher
u. Witte A.=G. Die Geſellſchaft, über deren gute Beſchäf=
tigung
und reichen Auftragsbeſtand wir kürzlich berichteten, ſchlägt der
am 26. ds. Mts. einberufenen a. o. G.=V. 1500 Prozent Dividende vor,
Warenmärkte.
h. Mannheimer Produktenbörſe. Die hohen Deviſen=
kurſe
haben ſich an der heutigen Produktenbörſe noch weiter ausgewirkt
und die Forderungen für Weizen auf 165170, für Roggen auf 125130,
ür Gerſte auf 125130 für alte Ernte, auf 130140 für neue Ernte,
für Hafer, alte Ware, auf 100110, neue Ware 115125 Mill. Mk.,
alles pro 100 Kilo bahnfrei Mannheim hinaufgeſchraubt. Futtermittel.
waren wieder ſehr gefragt und Kleie zu 7075, Malzkeime und Bier=
treber
zu 75, Trockenſchnitzel zu 4853 Mill. Mk. pro 100 Kilo waggon=
frei
Mannheim zu haben. Am Mehlmarkt war wiederumm nur die
zweite Hand vertreten und offerierte Weizenmehl Spezial=Null zu
320330 Mill. Mk. pro Doppelzentner ab ſüddeutſche Mühlen. Die
Kolonialwarenbörſe behielt weiter ihre ſehr feſte Haltung. Man
notierte pro. Kilo ab Mannheim: Kaffee Santos 36,63040,480, ge=
waſchen
42,945,2, Zoll 3 189 680 Mk., Tee, mittel, 6580, gut 8195
und fein 96125 Mill. Mk., Zoll 5 397 920 Mk., inländiſcher Kakao
1820, holländiſcher Kakao 25 Mill. Mk., Zoll 3 925 760 Mk., Burma=
Reis 4,8 Mill. Mk. Offiziell wurden pro 100 Kilo netto Kaſſe bahn=
frei
Mannheim notiert: inländiſcher Weizen 170180 Mill. Mk., in=
ländiſcher
Roggen 130 Mill. Mk., alte Gerſte 100120 Mill. Mk., neue
Gerſte 130140 Mill. Mk., alter Hafer 105110 Mill. Mk., neuer
Hafer 130 Mill. Mk., Weizenmehl Baſis Spezial=Null 320 Mill. Mk.,
Roggenmehl 210220 Mill. Mk., Weizenkleie 5060 Mill. Mk., Bier=
treber
83 Mill. Mk., Preßſtroh 1820 Mill. Mk., gebundenes Stroh
1315 Mill. Mk., Raps 200240 Mill. Mk. Tendenz: feſt.
h. Mannheimer Schlachtviehmarkt. Dem Schlachtvieh=
markt
am Montag waren zugeführt: 110 Ochſen, 87 Bullen, 389 Kühe
und Rinder, 156 Kälber, 7 Schafe, 321 Schweine. Bezahlt wurden pro
Pfund Lebendgewicht für: Ochſen 1. Kl. 2,42,6, 2. Kl. 22,5, 3. Kl.
1,82,10, 4. Kl. 1,51,8 Mill. Mk.; Bullen 1. Kl. 2,32,5, 2. Kl. 22,2,
3. Kl. 1,82,0 Mill. Mk.; Kühe und Rinder 1. Kl. 2,52,7, 2. Kl.
22,5, 3. Kl. 2,02,2, 4. Kl. 1,82,0, 5. Kl. 1,41,6 Mill. Mk.;
Kälber b 3,23,4, c 3,13,3, d 3,03,1, e 2,83,0 Mill. Mk; Schafe
a 2,02,2, b 1,82,0, c 1,61,8 Mill. Mk. Schweine wurden nicht
notiert. Tendenz: Mit Großvieh, Kälbern und Schafen lebhaft, ge=
räumt
; mit Schweinen mittelmäßig, ausverkauft.
wb. Berliner Produktenbericht. Bei der großen Feſtig=
keit
des Deviſenmarktes waren die Preisforderungen am Produkten=
markt
wieder ganz beträchtlich geſteigert. Der Markt war ſchwach be=
ſucht
und infolgedeſſen die Verkaufsmöglichkeit geringer als ſonſt. Die
Mühlen ſuchten Weizen zu kaufen, während für Roggen die gewöhnlichen
Käufe der Reichsgetreideſtelle anſcheinend fehlten. Gerſte war ſtill, Hafer
war, zu höheren Preiſen angeboten, die Kaufluſt war aber ſchwach.
Mais hatte wenig Geſchäft. Die Preisforderung für Mehl war be=
trächtlich
erhöht worden. Futterſtoffe ſtellten ſich gegen geſtern gleich=
falls
beträchtlich höher.
r. Vom Holzmarkt. Unſer fachmänniſcher Mitarbeiter
ſchre
uns: Kurz vor Umſtellung des geſamten Zahlungsweſens auf
die Goldmark in geſetzlichen Formen verſuchen hier und da Zwiſchen=
und Platzholzhändler, zu Preiſen, die weit unter dem Weltmarktpreis
liegen, Schnitthölzer in geringeren Mengen anzukaufen. Es hat ſich
dadurch eine Unſicherheit in der Preisgeſtaltung am Holzmarkt ergeben,
die beiſpiellos iſt. Die bedeutendſten Beſteller und maßgebenderen
Importeure von Schnittholz halten nach wie vor an den Weltmarkt=
preiſen
, die ſich etwas über der Höhe der Friedensbewertung bewegen,
feſt. Bei einem Kurſe von 200 000 000 Mk. für das Pfund Sterling
wüirde ſich demnach, umgerechnet auf Papiermark, der Preis für
Tiſchlerware frei deutſch=polniſcher Grenze deutſcherſeits unverzollt auf
800 000 000 Mk. je Kubikmeter ſtellen. Demgegenüber betrachte man die
Angebote, die von gewiſſen Seiten zu Preiſen von 200= bis 350 000 00)
Mark vorliegen. Es ſind in den letzten Tagen Abſchlüſſe getätigt wor=
den
, die, auf Edelvaluta umgerechnet, Preiſe von nur etwa einem
Drittel der Weltmarktbewertung ergaben. So ſehr man an ſich Freude
über einen im Bereiche der Möglichkeit liegenden Preisabbau haben
könnte, ſo wenig erwünſcht iſt es im Intereſſe der gedeihlichen Fort=
entwickelung
unſerer Holzwirtſchaft, daß die Preisſchleudereien auf
Koſten der deutſchen Holzbeſtände, die unter dem Werte veräußert
werden, geſchehen. Man hört zurzeit mehr in Nord= und Oſtdeutſch=
land
von ſolchen Schleuderverkäufen als in Bahern, im Harz und in
Württemberg. Das Angebot iſt nicht beſonders dringend, aber es
überſchreitet zurzeit den vorliegenden Bedarf. Man dauf nicht ver=
geſſen
, daß verſchiedene große und mittlere Betriebe der Möbel= und
holzverarbeitende Induſtrie ſich ſtark eingeſchränkt, zum Teil die Unter=
nehmungen
ganz ſtillgelegt haben. Am Laubholzmarkt iſt nur geringe
Belebung erkennbar.
Börſen.
wb. Berliner Börſenbericht. Im Deviſenfreiverkehr führte
die andauernde ſtarke Nachfrage bei Mangel jeglichen Angebots zu einer
weiteren ſcharfen Erhöhung. Anfangs wurde der Preis des Dollars mit
60 Millionen, der Preis des Pfund Sterlings mit 270 Millionen ge=
nannt
. Später gingen die Kurſe auf über 70 Millionen und über
300 Millionen hinaus. Vor Beginn der amtlichen Notierung trat eine
geringfügige Abſchwächung ein und die amtliche Feſtſtellung entſprach
dieſer Bewegung. Die Stimmung blieb aber durchaus feſt.

w. Deviſenmarkt. Frankfurt a M., 11. Sept. Telegr. Auszahlungen:

TD. Se pstel
Geld Kfe
Geid
Brief Vorat. Antwerpen=Brüſſel:. 2593500. 2 6065 00.- 3291750. 3308250. Holland .. ..... . . . . ..." 21945000. 22 054000. 29 326500. 47 500. London .. ........... 246 881250 248118750 336 656250. 3343750. Paris .... ... . . .. . ... 3142125. 3157875 189500 10
31 Schweiz ... .. . . . . . . . .. 9476250. 9 523750. 12967500. 632500. Spanien ............" 10 231815. 10268125. 476250. 23750. Italien .. . . . . ........" 2344125. 2355875. 3241875. 3 258125. Liſſabon=Oporto. .. . . . ." Dänemark . . . . . . . . . . . . 9875250 9924750. 13266750 13333250. Norwegen ..... ....... 8927/25. 75 169500. 230500. Schweden .. . . . . . . . ... 14214375. 4285625. 750500. 9847500. Helſingfors .. . . . .. . ... 1496 1 503750. 2094750. 05250. New=York ..........." 53361250. 55 638750. 76 807500. 77 192500. Deutſch=Oſterreich (abg.) 9800. 80200. 104737.50 105562.50 Budapeſt . . . . . . . . . . . .."
Prag ................
Agram. . . . . . . . . . . . . . . 3241.
1596000. 38½,
1604000. 289.25
214462
5.
718200. 10.75
43:
75.
215
721800.

w. Deviſenmarkt. Berlin, 11. September Telegr. Auszahlungen für:

IN. Septemben
Geid.
Briei Ge
Ge
Briei 2/o rat. Amſterdam=Notterdam ... .. 1995000. 20060000. 2
5000. 26065000. Brüſſel=Antwerpen ... .. .. .." 34150. 45850. 3092250. 750. 0 Chriſtiania . . . . . . . . . . .. .. . .. 8173500. 20500. G573500. 10626500. Kopenhagen .............. .. 77000. 3000. 1970000. 030000 Stockholm .. . . . . . . . .. . .. . .. 13466250. 533750. 556000. 17644000. Helſingfors .. ... .. .. . . . ..... 36525.
4400.- 3475. 775500. 84150. Italien. . . . ... ... .... .... .."
London ......... ... .. . .. .. 229425000 2245600.
30575000 700.
9250000. 937300.
1750000 New=York ........ . . .. . . . ..." 73250. 826750. 4500. 500.
Paris ....................." 8860. 2863140. 90500. 00. Schweiz.. . . . . . . . . . . . . . ..." 77250. 22750. 970000. 930000 Spanien .... .. . .. . ........" 2900. 6857100. 77500. 00- Wien (in Deutſch=Oſterr. abg.) 71630. 1980. 3765.- 94235. Prag ....... .. .. . .... .. ... 15
00. 123800. 1976000. 1984000. Budapeſt.. . . . . . .. . . . . . .. . .. 2892.75 907.25 3491. 25- 3508.75 Buenos=Aires .. . . . . . . . . . . . . 16458750. 16541250. 21546000. 100.
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[ ][  ][ ]

Rummer 252.

Dariſtädter Tagblatt, Mitttvoch, den 12. September 1923

Seite 7.

Steuerrechtliches aus der Schweiz.
II.
War im I. Abſchnitt unſerer Betrachtungen das Augenmierk
auf die Einſchätzungsbehörden, die ſich mit der Einkommienſteuer
zu befaſſen haben, gelenkt worden, ſo wollen wir uns heute in=
mal
mit der Frage der Beſteuerung der Erbſchaften und dem
hierbei einzuſchlagenden Verfahren beſchäftigen: Nach dem Erb=
ſchaftsſteuergeſetz
vom 10. September 1919 ( 53, 54, 55) iſt
jeder der Nachlaß= und Erbanfallſteuer unterliegende Erbfall
bzw. Erwerb binnen einer Friſt von drei Monaten anzumel=
den
. Natürlich wird hier, um dieſer Anmeldung in gehöriger
Weiſe zu genügen, ein Vordruck nach Muſter 5. entweder nach
§ 9 Ausf.=Beſt. zugeſandt oder nach § 10 daſ. auf Verlangen
koſtenlos vom Finanzamt verabfolgt. So gelangt der Intereſſent
in den Beſitz eines umfangreichen Formulars, mit dem der Laie
zunächſt nicht viel anzufangen weiß. Wird er allein mit einer
ausreichenden Beantwortung der Fülle von ihm aufgegebenen
Fragen nicht fertig, ſo ſoll ihm ja das an ſich ſchon überlaſtete
Finanzamt zur Hand gehen; aber die Beſchaffung aller zur
Beantwortung erforderlichen Unterlagen wird er ſich ſelbſt be=
ſchaffen
müſſen, Zeit und Geld aufwenden, um dem Geſetze zu
genügen. Nun werden Rückfragen ſeitens der Steuerbehörde
einſetzen und, bis alles nach Wunſch geklärt iſt, vergeht Zeit
und erſt, wenn das Amt den Fall eingehend geprüft hat, ergeht
der Erſchaftsſteuerbeſcheid.
Nun hat das an Steuergeſetzen ſo reiche Jahr 1922 eine Ab=
änderung
des 1819er Erbſchaftsſteuergeſetzes gebracht, die in
mancher Hinſicht als eine Verbeſſerung und Vereinfachung er=
ſcheint
, aber auch dieſes Geſetz ſieht eine Steuererklärung im
§ 26 vor. Ein Verzeichnis der zum Nachlaß gehörenden Gegen=
ſtände
und der ſonſtigen, für die Feſtſtellung des Gegenſtandes
und des Wertes des Erwerbes erforderlichen Angaben iſt nach
näherer Beſtimmung des Reichsfinanzminiſters, wenn das
Finanzamt die Abgabe einer Erklärung verlangt, einzureichen.
Wer jemals ſchon in der Lage war, ſolch Formular ausfüllen
zu müſſen, der wird wiſſen, daß er viel Zeit und Mühe auf=
wenden
mußte, wollte er den geſetzlichen Beſtimmungen in allem
und gewiſſenhaft genügen. In der Praxis ſcheint man hinſicht=
lich
der Erträge aus dem Erbſchaftsſteuergeſetz etwas ſkeptiſch
zu ſein, erwähnt doch Model in dem Zur Frage der Verein=
fachung
des Reichsſteuerweſens in der Dtſch. Jur.=Ztg. (Heft
13/14 vom 1. Juli 1923) veröffentlichten Aufſatz, daß Zweife=
hinſichtlich
der Nentabilität auch bei der Erbſchaftsſteuer beſtehen,
die nach dem Ergebnis für das verfloſſene Rechnungsjahr (das
1922er Geſetz iſt ja mit Wirkung vom 1. Juli 1921 in Kraft ge=
treten
) bei bielen Finanzämtern keine nennenswerte Ueberſchüſſe
erbracht hat und beſonders geſchulte Kräfte beanſprucht. Hier
ſpricht ein Mann der Praxis, und er ſpricht aus den Erfahrun=
gen
heraus, die in der praktiſchen Handhabung der Steuergeſetze
erworben wurden.
Der Fehler unſerer ganzen neuen Steuergeſetzgebung liegt
darin, daß wir zu viele Steuerarten ſchaffen, zu
viel bezügliche Geſetze ins Leben rufen und ſo
einen großen Apparat in Bewegung ſetzen, der
unendliches Geld verſchlingt, aber das erwar=
tete
finanzielle Erträgnis niemals liefern
wird, weil die Ausgaben in keinem Verhältnis
zu den Einnahmen ſtehen. Wir müſſen darauf bedacht
ſein, das Erbdermögen reſtlos mit der Steuer zu erfaſſen. Das
wird inſolange nicht gelingen, als das Vermögensverzeichnis
vom Erbſchaftserwerber aufgeſtellt wird und das Ge=
ſetz
ihm die Pflicht zur Aufſtellung aufbürdet. Wollen wir hier
eine authentiſche Vermögensfeſtſtellung herbeiführen, ſo muß
dieſe Feſtſtellung von einer amtlichen Behörde ausgehen. Es
kann nicht genügen, daß nach § 1993 B.G.B. der Erbe zur Ein=
reichung
eines Nachlaßindentars beim Nachlaßgericht berech=
tigt
iſt; es muß im ſtaatlichen Intereſſe gefordert werden, daß
dieſe Indentur von einer Behörde, die die Gewähr für Richtig=
keit
und Vollſtändigkeit der Erhebungen bietet, vorgenommen
werde. Wir denken, daß es das Richtigſte wäre, dieſe Juven=
tariſation
wie in Heſſen ja in früheren Zeiten Rechtens war
in die Hände des Nachlaßgerichts zu legen.
Sehen wir auch hier einmal uns um, wie es in der Schwei,
mit der Regelung gehalten wird. Art. 553 des ſchweiz. Z3. G.B.,
als deſſen undergänglichen Schöpfer wir mit der Schweiz der
kürzlich verſtorbenen Eugen Hüber verehren dürfen, weiſt
hier den richtigen Weg: Die Aufnahme eines Indentars wird
angeordnet: 1. wenn ein Erbe zu bevormunden iſt oder unter
Vormundſchaft ſteht; 2., wenn ein Erbe dauernd und ohne
Vertretung abweſend iſt; 3., wenn einer der Erben ſie verlangt.
Die Aufnahme eines Indentars kann durch die kantonale Geſetz=

gebung für weitere Fälle vorgeſchrieben werden. In einer An=
zahl
von Kantonen beſtand ſchon vor dem 1. Januar 1912
dem Tag des Inkrafttretens des Z. G.B. eine amtliche In=
ventariſation
in allen Todesfällen, (ſo in Solothurn, Schaff=
hauſen
, Baſelland). Dieſe amtliche Inventariſation wurde im
Volke in erſter Linie als eine ſolche des Steuer=
rechts
und nicht des Erbrechts betrachtet, die nur im Zu
ſammenhange mit der Steuergeſetzgebung in wirklich gerechter
Weiſe angeordnet werden kann, (ſo Dr. Arnold Eſcher in dem
von ihm in Gemeinſchaft mit Egger, Oeſer, Reichel und Wieland
herausgegebenen Kommentar zum Z.G.B.). Eggenſchwyler be=
richtet
in dem im erſten Teil angezogenen Buche: Die Kantone
die die amtliche Inventariſation beſitzen, haben mit ihr gute
Erfahrungen gemacht und möchten ſie nicht mehr miſſen. In
ein gutes Veraulagungsſyſtem gehört ſie ebenſo wie die übrigen
wirkſamen Kontrollmittel. Für die Inventariſation in allen
Todesfällen ſpricht beſonders auch die Tatſache, daß in Fällen,
die ihrer Natur nach nicht dazu auserſehen ſein können, dem
Fiskus unſchuldige Opfer zu liefern, ein ſogen. öffentliches In=
ventar
nach Zivilgeſetzbuch aufgenommen und mit Hilfe der
Auskunftspflicht der Amtsſtellen in Steuerſachen immer auch zu
Steuerzwecken verwertet wird. Das Einführungsgeſetz zum
ſchweiz. Z. G.B. für den Kanton Baſelland ſchreibt in § 62 Ab=
ſatz
1 vor: Die Aufnahme eines Inventars hat außer in den
in Art. 553 Z. G.B. vorgeſehenen Fällen überall da zu erfolgen,
wo der Verſtorbene minderjährige Kinder, ſowie woer ſteuer=
pflichtiges
Vermögen hinterlaſſen hat; in
Solothurn beſtimmt das E.G. zum Z. G.B. in § 187: Nach je=
dem
Todesfalle muß, wenn der Verſtorbene Vermögen hinter=
laſſen
hat, ein Inventar aufgenommen werden. Der Regierungs=
rat
ſorgt für die richtige Durchführung dieſer Vorſchrift. Schaff=
hauſen
ordnet in Art. 74 E.G. zum Z. G.B. an: Die Waiſen=
behörde
hat in allen Erbſchaftsfällen von Amtswegen einzu=
ſchreiten
, ohne Verzug über die Erbſchaft das amtliche Inventar
aufzunehmen und ſie, ſoweit es erforderlich iſt, unter amtliches
Siegel legen zu laſſen und in Art. 76 heißt es: Für das
Verfahren bei der Aufnahme des amtlichen Inventars und für
die formelle Behandlung der Erbſchaft überhaupt gelten die
Vorſchriften des Beſchreibungs= und Teilungsgeſetzes, der
Steuergeſetze und der einſchlägigen Verordnungen, ſo weit ſie
mit den Beſtimmungen des Z.G.B. nicht im Widerſpruch ſtehen.
Die zur Beſchreibung zugezogenen Perſonen ſind auf die Straf=
ſolgen
der Vermögensverheimlichung und des Steuerbetrugs
ausdrücklich aufmerkſam zu machen.
Das Geſetz, betr. die direkten Steuern im Kanton Baſelſtadt
vom 6. April 1922, ſagt in § 34 in Anlehnung an §§ 136138
des kantonalen E.G. zum Z. G.B.: In allen Todesfällen erfolgt
von Amtswegen Inventaraufnahme. Für das Inventarverfah=
ren
ſind die Vorſchriften des Einführungsgeſetzes zum Zivil=
geſetzbuch
maßgebend. Die Benutzung der amtlichen Inventur
für die Erhebung der Erbſchaftsſteuer und der bezügliche Ver=
kehr
der Steuerverwaltung mit dem Erbſchaftsſteueramt und
den Notaren wird durch eine Verordnung des Regierungsrats
geregelt. Läge ſo die amtliche Feſtſtellung des Nachlaſſes drin=
gend
im Staatsintereſſe, ſo würde andererſeits eine Entlaſtung
der Steuerbehörden wie nicht minder der Erben bewirkt wer=
den
, welch letztere häufig gar nicht in der Lage ſind, ohne Rechts=
beiſtand
das don ihm verlangte Vermögensverzeichnis abzu=
faſſen
. Wie ſchwierig im Einzelfall ſolche Inventariſation für
den Laien ſich geſtalten kann, das geht aus einer Abhandlung
hervor, die O.L.G.R. Dr. Levis=Karlsruhe unter der Ueber=
ſchrift
Erbſchaftsſteuer und Anteil am Geſamtgut der ehelichen
Gütergemeinſchaft im Recht Nr. 19/20 vom 10. Oktober 1922
veröffentlicht hat, auf die hier hingewieſen werden kann. Zu=
ſammengefaßt
läßt ſich deshalb ſagen: Das Reich in ſeiner finan=
ziellen
Bedrängnis, ſollte ſich nicht länger den vorgetragenen
Argumenten verſchließen und grundſätzlich für alle
erbſchaftsſteuerpflichtigen Vermögensanfälle
geſetzlich die amtliche Inventariſation vor=
ſchreiben
. Sie liegt ſowohl im Intereſſe des Staates wie
des Steuerpflichtigen.

* Aus Entſcheidungen des Reichsfinanzhofs.
Beträge, die ſich eine Brauerei von Kunden, die zugleich
Darlehensnehmer ſind, zur allmählichen Tilgung des gewährten
Darlehens in der Weiſe zahlen läßt, daß jeder Darlehensnehmer
auf Grund vertraglicher Verpflichtung beim Bezuge von Bier
für 1 Hektoliter einen Aufſchlag zu dem ſonſt üblichen, von Nicht
darlehensempfängern geforderten Bierpreiſes in bar entrichten
muß, ſind zur Steuer herangezogen, da der Bierabnehmer, um
das Bier zu erhalten, neben dem eigentlichen Bierpreis das Auf=
geld
auſwenden müſſe, weshalb das Aufgeld zum Entgelt für

die Lieferung des Bieres gehöre. Dem kann nicht beigetreten
werden. Nach § 8 Abſ. 1 Umſatz=St.=G. wird die Steuer von
dem für die ſteuerpflichtige Leiſtung vereinnahmten
Entgelt berechnet. Der Bierpreis iſt Gegenleiſtung für die Bier=
lieferung
. Dagegen wird das Aufgeld auf Grund der Darlehens=
gewährung
entrichtet, was ſchon daraus folgt, daß die Nicht=
darlehensempfänger
dieſen Betrag nicht zu zahlen haben. Es
iſt alſo nicht Gegenleiſtung für die Bierlieferung und damit ſchon
begrifflich nicht Entgelt für die Bierlieferung. Die Gewährung
des Darlehens und ſeine Rückzahlung iſt nach § 2 Nr. 2 umſatz=
ſteuerfrei
. Bierpreisaufſchläge zwecks Rückzah=
lung
von Brauereidarlehen ſind daher umſatz=
ſteuerfrei
.
Befreiung von Grunderwerbsſteuer
tritt nach § 8 Nr. 9 des GEStG. vom 12. September 1919 ein:
Bei Grundſtücksübertragungen, die der Beſiedlung des platten
Laudes oder der Schaffung geſunder Kleinwohnungen für Min=
derbemittelte
zu dienen beſtimmt ſind, wenn als Erwerber oder
Veräußerer Körperſchaften des öffentlichen Rechts oder ſolche
Perſonenvereinigungen, die ſich mit den genannten Zwecken be=
faſſen
, beteiligt ſind. Die Befreiung der Perſonenvereinigungen
tritt nur ein, wenn der Reingewinn ſatzungsgemäß auf eine Ver=
zinſung
von höchſtens 10 v. H. der Kapitaleinlagen (Abänderung
durch Art. I § 12 Geldentwertungsgeſ. vom 2. März 1923) be=
ſchränkt
, bei Ausloſung, Ausſcheiden eines Mitgliedes und für
den Fall der Auflöſung der Vereinigung den Mitgliedern nicht
mehr als der Nennwert ihrer Anteile zugeſichert und bei der
Auflöſung der etwaige Reſt des Vermögens für gemeinnützige
Zwecke beſtimmt iſt. Haben ſolche Körperſchaften des öffentlichen
Rechts oder ſolche Perſonenvereinigungen auf ihren Grund=
ſtücken
geſunde Kleinwohnungen für Minderbemittelte nachweis=
bar
in der Abſicht geſchaffen, die Grundſtücke demnächſt an Min=
derbemittelte
als Eigenheime zu übertragen, ſo ſind dieſe
Grundſtücksübertragungen von der Grund=
erwerbsſteuer
nebſt Zuſchlägen befreit. So iſt in
einer in Anlehnung an den Härteparagraphen der RAbgO. am
2. Juli erlaſſenen, am 11. Juli in Kraft getretenen Verordnung
beſtimmt. Schade, daß ſie erſt ſo ſpät erlaſſen wird. Es kommt
nur eine Befreiung für die Folge in Frage, nicht Rückerſtattung
bereits entrichteter Beträge, da § 446 RAbgO. nur Fälle des
§ 108 trifft, wo der Steueranſpruch vor Inkrafttreten der
RAbgO. entſtanden iſt.

Rennwettſteuer.
Das Aufkommen an Rennwettſteuern erhalten die Läuder in
voller Höhe abzüglich 4 Prozent für Verwaltung der Steuer
durch das Reich. Nach § 1 des ſeit 1. Juli 1922 in Kraft be=
fndlichen
Rennwett= und Lotteriegeſetzes. Das Unternehmen
eines Totaliſators kann aus Anlaß öffentlicher Pferderennen und
anderer öffentlicher Leiſtungsprüfungen für Pferde durch die
Landeszentralbehörde zugelaſſen werden. Die alljährlich einzu=
holende
, jederzeit widerrufliche Erlaubnis darf nur ſolchen Ver=
einen
erteilt werden, die die Sicherheit bieten, daß ſie die Ein=
nahmen
ausſchließlich zum Beſten der Landespferdezucht ver=
wenden
. Von den am Totaliſator gewetteten Beträgen hat der
Unternehmer desſelben eine Steuer von 16½½ Prozent an das
Reich zu entrichten. Die Steuerſchuld entſteht mit dem Schluſſe
der Annahme von Wetteinſätzen, (§ 10, Gef.) Die Steuer nach
8 10 ſteht zur Hälfte dem Lande zu, in deſſen Gebiet der Totali=
ſator
betrieben wird, zur anderen Hälfte wird ſie nach dem Ver=
hältnis
der Bevölkerungszahl auf die Länder verteilt. Nach
§ 11 hat der Buchmacher, der gewerbsmäßig Wetten bei öffent=
lichen
Leiſtungsprüfungen für Pferde abſchließt, oder vermittelt,
von jeder bei ihm abgeſchloſſenen Wette eine Steuer von 17)
Prozent des Wetteinſatzes an das Reich zu entrichten. Die
Steuerſchuld entſteht, wenn die Wette verbindlich geworden iſt,
mit Aushändigung des Wettſcheines oder Eintragung der Wette
in das amtlich gelieferte Wettbuch des Buchmachers, ſpäteſtens
jedoch mit der Entſcheidung des Rennens, auf das ſich die Wette
bezieht, ohne Rückſicht darauf, ob das Totaliſatorunternehmen
erlaubt oder der Buchmacher zugelaſſen war. Die Steuer nach
8 11 ſteht den Ländern in dem gleichen Verhältnis zu, in dem
ſie an der Steuer nach § 10 beteiligt ſind. Die Länder haben
die auf ſie entfallende Steuer zu einem Drittel zu Zwecken der
Pferdezucht zu orwenden. Die Rennwettſteuer gilt als Reichs=
ſteuer
im Sinne des 8 1 Abſ. 2 R.Abg.O.

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Wagner & Langnes. Offene Handels=
geſellſchaft
. Sitz: Darmſtadt. Perſön=
lich
haftende Geſellſchafter: Ludwig
Wagner, Kaufmann, Darmſtadt, und
Carl Langnes, Druckereibeſitzer, Darm=
ſtadt
. Die Geſellſchaft hat am 15. Aug
923 begonnen. Kahn & Schack
Offene Handelsgeſellſchaft. Sitz: Darm=
ſtadt
. Perſönlich haftende Geſellſchaſter:
Sally Kahn, Bankier, Darmſtadt, und
Joſeph Schack, Bankier, Darmſtadt. Die
Geſellſchaft hat am 1. Juli 1923 begon=
nen
. Angegebener Geſchäftszweig: Bank=
geſchäft
. Geſchäftsräume: Wilhelminen=
ſtraße
21. Auguſt Bender, Darm
ſtadt. Inhaber: Auguſt Bender, Reſtau=
rateur
, Darmſtadt. b) Bei der Firma:
Fritz Kappel, Darmſtadt: Die Firma
ft erloſchen.
(7451
Darmſtadt, den 7. Sept. 1923.
Amtsgericht Darmſtadt I.

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Jeder der beiden Geſchäftsführer iſt allein
zur Vertretung der Geſellſchaft befugt.
Beſchäftsführer: Kaufmann Emil Senft
in Darmſtadt und Kaufmann Friedrich
Martin Kölbl in Frankfurt a. M.
Bekanntmachungen der Geſellſchaft er=
folgen
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an den Aushängeſtellen der hieſigen
Friedhöfe, ſowie auf dem Friedhofsamt
(Rathaus) ſelbſt bis einſchließlich 1. O1
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