Darmstädter Tagblatt 1923


05. September 1923

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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
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Mittwoch, den 5. September 1923
186. Jahrgang
Nummer 245

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von Schadenerſatz. Bei Konkurs oder gerichtlicher
Beitreibung fällt jeder Rabatt weg. Bankkonto:
Deutſche Bank und Darmſtädter 8 Nationalbank.

iud.
eſe

Von Ruhr und Rhein.
Dr. Streſemann und der paſſive Widerſtand.
* Berlin, 4. Sept. (Priv.=Tel.) Im Hinblick auf die
verſchiedenartigen Kommentare, die die Rede Dr. Streſemanns
ſowohl in der inländiſchen als auch in der ausländiſchen Preſſe
erhalten haben, legt man in Kreiſen, die der Regierung nahe=
ſtehen
, größten Wert darauf, in aller Deutlichkeit nochmals auf
die Zuſammenhänge hinzuweiſen, die zu der Stuttgarter Rede
des Kanzlers geführt haben. Von beſonderer Bedeutung iſt da=
bei
die Tatſache, daß der Kanzler ſelbſt die einzelnen Reden,
die er im Laufe ſeiner bisherigen Kanzlerſchaft und vorher als
Abgeordneter gehalten hat, nicht einzeln gewertet haben möchte,
ſondern als eine Geſamtheit, ſo daß aus den bei den einzelnen
Reden nicht erwähnten Geſichtspunkten heraus nicht geſchloſſen
werden kann, daß dieſe Geſichtspunkte der deutſchen Regierung
im gegenwärtigen Augenblick weniger nahelägen, als wie die
früher erwähnten. Es gilt dies insbeſondere von der Frage des
paſſiven Widerſtandes, die im Hinblick auf andere wichtige Aus=
laſſungen
in Stuttgart nicht nochmals mit der ſonſt von Dr.
Streſemann geübten Deutlichkeit zur Sprache kam, ſondern nur
geſtreift werden konnte. Tatſächlich iſt in der Frage des paſſi=
ven
Widerſtandes von ſeiten der deutſchen Regierung nicht das
geringſte in bezug auf eine Aenderung veranlaßt worden. Es
kann ſich bei der Erörterung dieſer Frage nicht um den Grad
des paſſiven Widerſtandes handeln, ſondern nur um die Frage,
wie mit einem Mindeſtmaß, insbeſondere an finanziellen Lei=
ſtungen
, ein Höchſtmaß an Wirkung gegenüber der franzöſiſch=
belgiſchen
Okkupation erzielt werden kann.
Man hat vielfach geglaubt, aus verſchiedenen Wendungen
der Stuttgarter Rede des Kanzlers einen Umſchwung der außen=
politiſchen
Linie des Kanzlers erkennen zu können, weil Frank=
reich
an einzelnen Stellen der Rede beſonders hervorgehoben
worden iſt. Demgegenüber wird darauf hingewieſen, daß an ent=
ſcheidender
Stelle von einer Zuſammenarbeit der Völker ge=
ſprochen
wurde, die auf induſtrielles Ineinanderarbeiten ange=
wieſen
ſind. Hierbei iſt nicht allein an Frankreich, ſondern auch
insbeſondere an England gedacht. Nie und nimmer kann es ſich
darum handeln, England mit einer direkten Verſtändigung mit
Frankreich in irgend einer Form vor den Kopf zu ſtoßen. Die
deutſche Regierung iſt ſich deſſen bewußt, daß ſie einem Konzern
von Gläubigern gegenüberſteht. Sie weiß aber auch ganz ge=
nau
, wie offen England Deutſchland darauf hingewieſen hat,
daß nur eine direkte Verſtändigung mit Frankreich uns aus der
Sackgaſſe herausführen kann. Zudem ſoll man nicht vergeſſen,
daß England in den acht Monaten der Ruhrbeſetzung bisher nur
ſehr wenig getan hat, Deutſchland in ſeiner Not zu unterſtützen,
und gerade die allerneueſte Verordnung der Interalliierten
Rheinlandkommiſſion ſcheint ein neuer Beweis dafür zu ſein,
daß man auf ſeiten Englands keinen Wert darauf legt, in dieſer
Richtung aktiv vorzugehen. Was Dr. Streſemann in Stuttgart
ſachlich angeboten hat, geht in keiner Weiſe über das hinaus,
was von der vorigen Regierung unter Zuſtimmung, insbeſon=
dere
auch der Rechten, angeboten worden iſt. Die damaligen
Vorſchläge gingen nicht ſo ſehr von der Regierung als von den
beteiligten Organiſationen, insbeſondere alſo vom Reichsverband
der deutſchen Induſtrie, aus.
In der Kriegsſchuldfrage muß nach Auffaſſung von maß=
gebenden
Kreiſen die Initiative auch weiterhin von den pri=
vaten
Organiſationen ausgehen. Dabei nützen Reden, wie ſie
der frühere Reichskanzler Scheidemann in Stockholm gehalten
hat, natürlich dem deutſchen Standpunkt ungemein. Bei der
Beurteilung unſerer geſamten politiſchen Lage dürfen wir nicht
vergeſſen, daß wir in einer ſehr ernſten Zeit leben. Vielfach iſt
dem Kabinett nahegelegt worden, bei Uebernahme der Regierung
eine klare, ehrliche Eröffnungsbilanz ohne jede Schönfärberei
vorzulegen. Man hat dies insbeſondere auch dem Kabinett von
befreundeter Seite nahegelegt, damit das neue Kabinett ſpäter
in der Lage wäre, zu beweiſen, wie die Dinge bei ſeinem Amts=
antrit
gelegen haben. Das Reichskabinett hat geglaubt, daß es
richtiger ſei, die deutſche Sache in ehrenvoller Weiſe zu Ende zu
bringen, als das Maß der eigenen Verantwortung durch Dar=
legung
der wirklichen Verhältniſſe wenigſtens zum Teil von ſich
abzuwälzen. Es hat damit der Sache ſelbſt vielleicht keinen guten
Dienſt erwieſen, das Reich aber gleichzeitig vor größeren Gefah=
ren
bewahrt.
Berlin, 4. Sept. (Wolfff.) Reichskanzler Dr. Streſe=
mann
erklärte in einer Unterredung mit dem Berichterſtatter
des Daily=Expreß: Das Reparadionsproblem könne nur gelöſt
verden durch ein gemeinſames Uebereinkommen zwiſchen Deutſch=
and
und den alliierten Mächten. Aus dieſem Grund ſei er der
Anſicht, daß Englands Zurückziehung von Europa nicht zu ir=
dend
einer Regelung führen würde. Er wolle keineswegs
Broßbritannien praktiſche Ratſchläge erteilen, und er habe ſelbſt
nehr als genug an ſeinen eigenen Sorgen. Aber das Repara=
ionsproblem
ſei ein wirtſchaftliches Problem, deſſen Löſung ihm
ils möglich ſei, da es auf den gemeinſamen Intereſſen der En=
ente
begründet wäre. England wolle ſeinen Anteil an den Re=
darationszahlungen
von Deutſchland. Solange jedoch das
ſuhrgebiet beſetzt ſei, ſei Drutſchland ſo gut wie unfähig, dies zu
9 un. Wie könne eine Regelung erzielt werden, die für beide
Teile befriedigend ſei, wenn England ſich von Europa zurück=
jeht
? Das Wirtſchaftsleben der europäiſchen Nationen ſei ſo eng
neinander verwoben, daß beine Nation ihre wirtſchaftliche Struk=
ur
von der der anderen trennen könne. Der Reichskanzler er=
nnerte
dann daran, daß die britiſche Arbeitsloſigkeit der Preis
ei, der von England für die wirtſchaftlichen Leiden Deutſchlands
ſezahlt würde. Deutſchland ſei vor dem Krieg in Europa der
ſeſte Kunde Englands geweſen und der größte Käufer der Pro=
uktion
der engliſchen Dominions außerhalb Großbritanniens.
*2 ſetzt halte die fremde militäriſche Beſetzung Deutſchland nieder.
Die geſamte Politik der deutſchen Regierung ziele hin auf die
Viederherſtellung der deutſchen Wirtſchaft und die Befreiung der
m Widerſpruch zum Verſailler Vertrag beſetzten Gebiete. Wenn
Deutſchland in der Lage ſei, auch die Beſetzung des Rheinlandes
Huverhindern, ſo würde es nur Frankreich darüber ein Aber, ein
Bbichtiges Aber, ſagen. Die Beſetzung des Rheinlandes gründet
ich auf den Verſailler Vertrag, der Deutſchland nicht nur die
Verpflichtung auferlegt, die alliierte Beſetzung zu ertragen, ſon=
ſern
Deutſchland auch das Recht gibt, zu fordern, daß die Be=
etz
ig interalliiert und nicht durch einzelne Mächte vorgenom=
n wird.

Vom Tage.

Nach einer Meldung aus Aachen haben geſtern die Belgier in
dem geſamten von ihnen beſetzten Gebiet Requiſitionen von Markbeträ=
gen
vorgenommen, bei denen ihnen in verſchiedenen Filialen der Reichs=
bank
860 Milliarden in die Hände fielen.
Die franzöſiſche Behörde hat mitteilen laſſen, daß demnächſt eine
Verordnung erlaſſen werde, die die Ausgabe von Norgeld
regelt. Danach ſoll in allen Städten des beſetzten Ge=
bietes
das Notgeld die gleiche Größe und das gleiche Ausſehen haben
und ſich nur durch die Städtenamen unterſcheiden. Sämtliche Städte ſind
verpflichtet, dieſes Notgeld anzunehmen und auszugeben.
Die Schlüſſelzahl im Buchhandel beträgt ab heute
2 Millionen.

Di Ophten
wieder möglich!

Zeichne die Wertbeſtändige Anleihe
des Deutſchen Reiches.

(J,7285

Zeichnungen können bei der Reichsbank und bei den
im Profpekt angegebenen Stellen ſowie bei dieſen
durch Vermittlung ſämtlicher Banken, Bankiers, Spar=
kaſſen
und Kreditgenofſenſchaften bewirkt werden.

Nach dem Oeuvre hat die unter der Verſailler Garniſon wütende
Dyſentevie=Epidemie auch auf die Pariſer Garniſon über=
gegriffen
. Die Epidemie ſcheint auch bei den franzöſiſchen
Truppen im Rheinland und an der Ruhr zu herrſchen.
Von der ſpaniſchen Front werden neue umfaſſende An=
griffsvonbereitungen
der Riffkabylen gemeldet.
Aus San Petro an der kaliforniſchen Küſte wird
eine gewaltige Springflut gemeldet, der verſchiedene Schiffe
zum Opfer gefallen ſind. Es handelt ſich ſcheinbar um eine Auswir=
kung
des japaniſchen Erdbebens.
Der für die Durchführung der Deviſenverordnung maßgebende
amtliche Mittelkurs des Dollars betrug am 4. September
13 000 000 Mark.
Frankfurter Oollarkurs 13165000
Franzöſiſche Truppenverſchiebungen.
EU. Frankfurt, 4. Sept. In Mörfelden, Groß=
Gerau und anderen Orten dieſer Gegend haben die franzö=
ſiſchen
Truppen plötzlich Abmarſchbefehl erhal=
ten
. Ob ſie durch andere Truppen erſetzt werden, ſteht dahin.
Den Mainzer Hauptbahnhof paſſieren zahlreiche Truppenzüge.
An der Grenze des beſetzten Gebietes haben die Franzoſen
Schützengräben ausgeworfen und an manchen Stellen auch
Stacheldrahtverhaue angebracht. Der Fuhrwerksverkehr iſt da=
durch
unterbunden.
Neue Eingriffe der J. R.=K. in die deutſche
Verwaltung.
TU. Berlin, 4. Sept. Die Rheinlandkommiſſion hat, wie
bereits kurz mitgeteilt, eine Verordnung erlaſſen, die einen neuen
Eingriff in die deutſche Verwaltungshoheit darſtellt. Die Ver=
ordnung
hat ungefähr folgenden Wortlaut:
§ 1. Die Delegierten der Rheinlandkommiſſion in den
einzelnen Bezirken können von jedem Dokument Kennt=
nisnehmen
oder nehmen laſſen, das für die deutſche Verwal=
tung
beſtimmt iſt, wenn genügender Grund zu der Vermutung
vorliegt, daß dieſe Verwaltungen eine Tätigkeit ausüben, die ſich
gegen die Befehle der Rheinlandkommiſſion oder gegen die In=
tereſſen
der Beſatzungsarmee richtet. Die Delegierten haben
die Befugnis, zu dieſem Zwecke den deutſchen Ver=
waltungen
die notwendigen Informationen zu
erteilen.
§ 2. Jeder Ober= oder Unter beamte oder Agent, der
ſich weigert, den nach Artikel 1 gegebenen Inſtruktio=
nen
zu gehorchen und der die Verzeichniſſe und Dokumente,
deren Mitteilung gefordert wird, verheimlicht, ſetzt ſich den
Strafen aus, die für ein Vergehen gegen die Ordonnanzen
der Rheinlandkommiſſion feſtgeſetzt ſind.
§ 3. Wenn infolge Abberufung, Ausweiſung oder abgelehn=
ter
Genehmigung der Ernennung eines Beamten ein Poſten
in einer deutſchen Verwaltungsſtelle frei wird, kann die
Rheinlandkommiſſion auf Vorſchlag ihrer Delegierten,
wenn es ſcheint, daß das weitere Beſtehen der Vakanz der Sicher=
heit
, den Bedürfniſſen und dem Unterhalt der Arbeit entgegen=
ſteht
, und daß die fragliche Vakanz nicht dadurch ausgefüllt wer=
den
kann, daß die in der fraglichen Verwaltungsſtelle bereits be=
ſchäftigten
Bcamten berufen werden, ſelbſt die Ernen=
nung
für den freien Poſten vorſchlagen.

* Betrachtungen
zur wirtſchaftlichen Lage.
Von
Profeſſor Dr.=Ing. W. Müller, Berlin.
Die wirtſchaftliche Lage Deutſchlands iſt verzweiſelt. Die
neue Regierung iſt mit Energie an die Löſung der ſchwebenden
Fragen gegangen, und ſchon bei der Kabinettsbildung zeigte
Streſemann wirtſchaftlichen und politiſchen Weitblick, indem er
einem Unabhängigen das Finanzminiſterium übergab. Jetzt
muß der Stier bei den Hörnern gepackt und jegliche Intereſſen=
wirtſchaft
unnachſichtlich beiſeite geſchoben werden, wenn das er=
ſtrebte
Ziel einer Sanierung erreicht werden ſoll. Wir wollen
hoffen, daß Streſemann, wenn es ſein muß, auch vor einer Dikta=
tur
nicht zurückſchreckt, denn mit einer falſch verſtandenen Demo=
kratie
, die dem Willen und Wirken einzelner Kabinettsmitglieder
uneingeſchränkten Lauf läßt, würde heute dem deutſchen Volke
ſchlecht gedient ſein.
Wie ſtellt ſich nun unſere wirtſchaftliche Lage dar? Die Gold=
mark
als Verrechnungsgrundlage iſt auf dem Marſche, weil In=
duſtrie
und Handel bei der queckſilberartigen Flüſſigkeit des
Papiermarkwertes ohne die feſte Baſis nicht mehr auskommen
können. Die Preisforderungen auf Goldmarkbaſis oder, was
dasſelbe bedeutet, in fremder, wertbeſtändiger Valuta, iſt ſchon
ſoweit vorgedrungen, daß die Gehälter und Löhne in Kürze fol=
gen
müſſen; bereits jetzt ſchon iſt das Durcheinander auf dem Ge=
biete
der Lohnfeſtſetzungen derart groß, daß allein die Währungs=
ſchwankungen
eine Fixierung notwendig machen. (s würde auch
pſyzchologiſch verfehlt ſein, den Löhnen und Gehältern die feſte
Baſis vorenthalten zu wollen.
Die Preisforderung in feſter Valuta geſtattet der Induſtrie,
die Kalkulation ebenfalls dementſprechend einzurichten, was wie=
der
zur Goldmarkbilanzierung führt. Analog Handel und Ge=
tverbe
müſſen Staat und Kommunen ihre Einnahmen auch auf
Goldmarkbaſis ſtellen, wenn ſie überhaupt wirtſchaftlich arbeiten
und beſtehen bleiben wollen. Die Valoriſierung der Steuern,
der Eiſenbahn= und Poſttarife hat begonnen, die der Gas= und
Elektrizitätstarife wird folgen. Der Weg, den die Wirtſchaft da=
mit
geht, führt letzten Endes zur allgemeinen Anerkennung des
Grundſatzes von der Notwendigkeit einer Aufwertung aller alten
Forderungen, und auch in der Rechtſprechung dürfte dann der
Standpunkt von der Wertkonſtanz der Papiermark verlaſſen wer=
den
. Die Einrichtung von Goldkonten bei den Banken wird die
Spekulation eindämmen, und durch Ueberführung des Kredit=
weſens
auf Goldmarkbaſis werden große Summen geſpart, die
z. B. von der Reichsbank im Wege der Kreditgewährung infolge
des flüchtigen Papiermarkcharakters der Darlehen den Schuld=
nern
bisher gewiſſermaßen geſchenkt wurden. Soweit wirtſchaft=
lich
berechtigte Kredite zu gewähren waren, mußte die dadurch
bedingte Inflationsvermehrung natürlich in Kauf genommen
werden.
Aber nicht nur auf dem Währungs= und finanzpolitiſchen
Gebiet harren der neuen Regierung ungeheure Aufgaben, ſon=
dern
ſie hat ihr Augenmerk auch auf die Stärkung unſerer Zah=
lungsbilanz
zu richten. Hierfür kommt zunächſt die Hebung der
Ausfuhr bei gleichzeitiger Verringerung der Einfuhr in Betracht.
Streſemann iſt in ſeiner Rede vor dem Deutſchen Induſtrie= und
Handelstag in kurzen Worten auf die Ausfuhrabgabe eingegan=
gen
, ohne jedoch ſeine näheren Abſichten zu erkennen zu geben.
Vielleicht gehen wir nicht fehl in der Annahme, daß ein Abbau
in der Außenhandelskontrolle geplant iſt, jedoch ſo, daß die ein=
gehenden
Deviſen trotzdem bis zu einem gewiſſen Grade für das
Reich erfaßt werden. Induſtrie und Handel würden eine ſolche
Regelung vermutlich mit Freuden begrüßen, weil ſie von einer
läſtigen und bureaukratiſch gehandhabten Freiheitsbeſchränkung
endlich befreit würden. Obwohl es jedem Exporteur eigentlich
längſt klar ſein müßte, daß ein Dumping nie zum Gewinn füh=
ren
kann, kommen leider aber auch heute, nach der ſicherlich er=
zieheriſch
gewirkten Außenhandelskontrolle, immer noch Fälle
einer zu billigen Fakturierung vor. Es ſteht zu hoffen, daß auch
dies wegfällt, wenn jeder deutſche Kaufmann wieder in Gold=
mark
kalkuliert, wie denn überhaupt die Goldmarkkalkulation
und =bilanz erſt einen richtigen Einblick in den Geſchäftsgang
gibt. Wir fürchten, daß viele Fabrikanten, die heute noch allein
auf der Baſis der Papiermark arbeiten, ſpäter mit Schrecken den
Subſtanzverluſt ihres Geſchäfts erkennen werden. Deshalb ſollte
jeder Betrieb ſchon heute neben der Papiermark die Goldmark
als Berechnungsbaſis einführen, um ſpäter leichter und auto=
matiſch
in die dann nur noch allein gültige letztere Art hineinzu=
wachſen
.
Ein Abbau der Außenhandelsſtellen dürfte allerdings wohl
kaum ſchnell und plötzlich vor ſich gehen, weil derartige halbamt=
liche
Gebilde immer eine zähe Lebensenergie beſitzen, wie man
ſolches zur Genüge an den Kriegsgeſellſchaften erkennen konnte.
Abgeſehen davon, daß die Arbeitnehmervertreter ſich wohl nicht
leicht mit einer Einſchränkung der Außenhandelskontrolle be=
freunden
werden, weil eine künftige Dumpinggefahr immerhin
nicht ausgeſchloſſen iſt, und ſich die ſpäteren Wirtſchaftsverhält=
niſſe
nicht jetzt ſchon überblicken laſſen, beſteht die Gefahr, daß
zahlreiche Waren, deren Geſtehungskoſten die Weltmarktparität
erreicht oder überſchritten haben, auf Koſten des Inlandes zu
einem weſentlich herabgeſetzten Preis nach dem Ausland verkauft
werden. Neben den Arbeitnehmern werden aber auch jene Kreiſe
gegen einen Abbau ſein, die ſich durch ihre Fachverbände einen
Einfluß in den Außenhandelsfragen und damit über die Ver=
bandsaußenſeiter
ſichern konnten. Es bleibt abzuwarten, ob die
Regierung gegenübeer dieſen Einflüſſen intereſſierter Kreiſe ſich
durchzuſetzen in der Lage iſt.
Auf jeden Fall gewinnt der organiſatoriſche Ausbau der
Betriebe zum Zwecke einer rationelleren Ausnutzung in Zukunft
eine erhöhte Bedeutung. Hier kann der Staat allerdings nur
indirekt helfend eingreifen, und die Hauptarbeit bleibt der Ini=
tiative
des Unternehmers vorbehalten.
Ueberblicken wir das von Streſemann aufgeſtellte Pro=
gramm
, ſo muß man die Reichhaltigkeit anerkennen; aus ihm
ſpricht nicht der Parteidoktrinär und auch nicht der einſeitige
Spezialiſt, ſondern ein Mann, der mit der Wirtſchaft in ihren
tauſendfältigen Fäden eng verwoben iſt und eine eingehende
Kenntnis der wirtſchaftlichen Naturgeſetze beſitzt. Möge er in
ſeiner Energie nicht erlahmen, um das geſtrandete Reichsſchiff
wieder flott zu bekommen.

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Seite 2.
Nummer 245.
Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 5. September 1923.
findet, zumal es nicht der Interalliierten Rheinlandkommiſſion
Das Perfahren gegen Roßbach.
vorher zur Genehmigung vorgelegen habe. Infolgedeſſen wird
Das Reparationsproblem.

Poincarés Standpunkt:
Erſt Reparationen, dann Verſtändigung.
TU. Paris; 4. Sept. Neu=York Herald verſichert, aus
beſtimmter Quelle zu wiſſen, daß Poincaré ein wirtſchaftliches
Bündnis mit Deutſchland als notwendig und unerläßlich an=
ſehe
, da ſich die Induſtrien beider Nationen einander ergänzen.
Daß eine wirtſchaftliche Vereinigung zu einer politiſchen Ver=
ſtändigung
führen könne, wird in franzöſiſchen Regierungskreiſen
als durchaus möglich bezeichnet, falls Deutſchland ſich mit der
franzöſiſchen Verſicherung zufrieden gibt, wonach es die Be=
ſetzung
des Ruhrgebiets aufgibt, ſobald das Reich bezahlt. Ge=
wiſſe
Kreiſe, ſo ſchreibt das Blatt, verſchließen ſich nicht der An=
ſichi
, daß es ſowohl für Frankreich wie für Deutſchland beſſer ſei,
einen Wirtſchaftsblock zu bilden, als von Generation zu Genera=
tion
Milliarden für Kriegsrüſtungen zu verwenden. Obgleich
die franzöſiſche Regierung bereit ſei, ſich über eine Verſtän=
digung
mit Deutſchland auszuſprechen, betont Poin=
caré
, daß dieſe einer befriedigenden Löſung des
Reparationsproblems, von dem das Wohler=
gehen
Deutſchlands und ganz Europas abhänge,
untergeordnet werden müſſe. Aus dieſem Grunde
wollen die franzöſiſchen Behörden auf die Anſtrengungen, die
Stinnes, Thyſſen, Krupp, und andere Induſtieinagnaten zur
Einleitung privater Beſprechungen auf Koſten der Reparationen
machen, nicht eingehen.
Die engliſche Preſſe zur Kanzlerrede.
* London, 4. Sept. (Priv.=Tel.) Obwohl die Aufmerkſam=
keit
der Politiker jetzt hauptſächlich von dem italieniſch=griechiſchen
Konflikt in Anſpruch genommen wird, hat die europäiſche Kriſe,
die in Deutſchland zentraliſiert iſt, nichts an ihrer Schwere ver=
loren
. Die ernſte Natur dieſer Kriſe erhellt die Stuttgarter Rede
des deutſchen Reichskanzlers, der ſich die Blätter eingehend wid=
men
. Die Times ſchreibt: Wir müſſen es als wahr anerkennen,
daß Deutſchland nur noch die Wahl zwiſchen einem Bürgerkrieg
und einer vernünftigen Einigung mit der Außenwelt hat. Kein
deutſcher Staatsbürger hat bisher ſo eifrig wie Dr. Streſemann
den Willen gezeigt, Reparationen zu zahlen und produktive
Pfänder für dieſen Zweck bereitzuſtellen. Sein wirtſchaftliches
Angebot hat ſowohl ein politiſches wie ein finanzielles Ziel.
Streſemann erkennt vor allem an, daß Deutſchland zu einer Eini=
gung
mit der Entente kommen muß, wenn es überhaupt leben
will. Deshalb bietet er produktive Pfänder der Induſtrie und
der Landwirtſchaft an. Hierdurch nimmt Streſemann den größ=
ten
Teil des Gewichts, das der paſſive Widerſtand bisher be=
ſeſſen
hat. Ein ſolches Angebot muß weitgehendſte franzöſiſche
Beachtung finden. Frankreich hat keine Annexionsabſichten. Es
wünſcht lediglich Reparationen zu erhalten, und dieſes Angebot
als Grundlage annehmen und es entwickeln, würde eine Ermut=
tigung
für das deutſche Volk heißen, in ſeiner eigenen Sache ſich
zu einem neuen Aufſchwung zu begeben. Wenn Frankreich nun=
mehr
von ſeiner Seite aus ehrlich in das Spiel eingreifen würde,
würde es die größte Gefahr verſcheuchen, die augenblicklich über
Europa liegt.
Eine ehrliche Tat
TU. London, 4. Sept. Die Times beſchäftigen ſich heute
als einziges Blatt ausführlich mit der Rede des Reichskanzlers
Streſemann in Stuttgart. Sie nennen dieſe Rede eine ehrliche
Tat, die beſtimmt ſei, die Welt in Kenntnis zu ſetzen von den
Gefahren, die Deutſchland drohen.
Die Deutſchnationalen zur Streſemannrede.
Berlin 4. Sept. (Wolff.) Die Stuttgarter Nede des
Reichskanzlers hat, wie die deutſchnationalen Blätter mitteilen,
wegen ihres außenpolitiſchen Inhalts in deutſchnationalen Krei=
ſen
Anlaß zu den allerſchärfſten Beſorgniſſen gegeben. Wie die
Preſſeſtelle der Partei mitteilt, richteten darum die deutſchnatio=
nalen
Mitglieder des Reichstagsausſchuſſes an den Ausſchuß
den Antrag auf ſofortige Einberufung des Reichstagsausſchuſſes
beim derzeitigen Vorſitzenden, Müller=Franken.
Die Beſatzungsbehörde gegen die Goldanleihe.
Mainz, 4. Sept. Nach einer Meldung des Echo du Rhin
vom 4. September aus Koblenz hat die Interalliierte Rhein=
landkommiſſion
die Bedingungen geprüft, unter denen das
Deutſche Reich zurzeit eine Goldanleihe auflegt. Da der Zweck
dieſer Anleihe der ſei, den paſſiven Widerſtand zu unterſtützen,
und da weiterhin die Reparationskommiſſion durch ihre Ent=
ſcheidung
vom 14. Auguſt bekanntgegeben habe, daß ſie formal
eine Anleihe verbiete, die durch Beſitztümer, auf die ſie bereits
eine Hypothek habe, gezeichnet werden, ſo hat die Interalliierte
Rheinlandkommiſſion in ihrer 188. Sitzung beſchloſſen, daß das
deutſche Goldanleihegeſetz im beſetzten Gebiet keine Anwendung

jede Zeichnung und jede Einzahlung auf die Goldanleihe im
beſetzten Gebiet verboten, ferner werden alle Anſchläge und alle
Zeitungsanzeigen für die Goldanleihe im beſetzten Gebiet ver=
boten
. Den Banken wird die Annahme von Zeichnungen unter=
ſagt
. Zuwiberhandelnde werden mit den Strafen bedroht, die
für Verletzungen der Ordonnanz vorgeſehen ſind. Ferner wird
die Beſchlagnahme aller Zeichnungsbeträge auf die Goldanleihe
angedroht.
Der Bruch der Rheinſchiffahrts=Akte.
U. Berlin, 4. Sept. Die auf den 27. September d. J.
anberaumte nächſte Sitzung der internationalen Zentralkommiſ=
ſion
für die Rheinſchiffahrt iſt infolge Behinderung eines der
Delegierten der Niederlande von dem franzöſiſchen Präſidenten
der Kommiſſion auf den 15. Dezember verlegt worden. Als erſter
Gegenſtand auf der Tagesordnung der nächſten Sitzung ſteht die
Verhandlung der der Kommiſſion von Deutſchland, ſchriftlich
unterbreiteten Beſchwerde über die Verletzung der durch die
Mannheimer Rheinſchiffahrtsakte gewährleiſteten Freiheit der
Rheinſchiffahrt durch die Einbruchsmächte. Mit einer Hinaus=
ſchiebung
dieſer Verhandlung bis zum Dezember kann Deutſch=
land
ſich angeſichts der Dringlichkeit dieſer Beſchwerde und der
in der letzten Zeit in verſchärftem Maße ſich häufenden rechts=
widrigen
Eingriffe in die Freiheit der Rheinſchiffahrt nicht ein=
verſtanden
erklären. Die deutſche Regierung hat daher durch
ihren Delegierten in der Zentralkommiſſion den Antrag auf um=
gehende
Einberufung einer außerordentlichen Tagung der Kom=
miſſion
dem Präſidenten übermitteln laſſen.
Ein neuer Gewaltſtreich.
Berlin, 4. Sept. (Wolff.) Zu der neuen Verordnung der
Rheinlandkommiſſion, durch die die Kommiſſion für ſich das Recht
beanſprucht, Beamte zu ernennen, heißt es in einem Berliner
Blatt: Dieſe neueſte Verordnung, durch die ſich die Rheinland=
kommiſſion
Einſicht in das geſamte Aktenmaterial der deutſchen
Regierung verſchafft, würde die durch ſie willkürlich verordnete
Beamtenvaganzen durch ihre willfährigen Kreaturen ausfüllen,
alſo anſcheinend die Rheiniſche Republik vorbereiten. Dieſe
Maßnahme bedeute eine ſo ungeheuerliche Verletzung des be=
ſtehenden
Vertrages, die alle frühere Willkür und Gewalt über=
treffe
. Man werde fragen, ob England dieſe Rechtsverletzung.
Deutſchland gegenüber ſchweigend anſehen, oder ob es dagegen
Proteſt erheben werde; ob ſich der engliſche Delegierte der
Stimme enthalten wird. Der Vorwärts nennt dieſe Verord=
nung
einen neuen und ungeheuren Gewaltſtreich, der durch
keinen Vertrag und durch kein Völkerrecht gedeckt werde. Wenn
die Rheinlandkop niſſion nach Belieben nicht nur Beamte ab=
ſetzt
, ſondern auch ihre Verwaltungsbeamten neu einſetzen
könne, dann iſt das beſetzte Gebiet ganz einfach von der Rhein=
landkommiſſion
und von den hinter ihr ſtehenden Mächten an=
nektiert
.

Die Auto=Induſtrie beim Kanzler.
* Berlin, 4. Sept. (Priv.=Tel.) Der Reichskanzler emp=
fing
geſtern die führenden Herrn vom Vorſtand des Reichsver=
bandes
vom Vorſtand der Autoinduſtrie, um deren Wünſche zur
Beſeitigung von Härten des Automobilopfers entgegenzunehmen.
Die Vertreter dieſer Induſtrie erklärten, daß durch das Notopfer
die deutſche Kraftwageninduſtrie ſchwer bedroht ſei. Tauſende
von Kraftahrzeugbeſitzern ſeien genötigt, ihre Betriebe einzu=
ſtellen
, und allein in Berlin ſeien in dieſen Tagen bereits über
1000 Abmeldungen erfolgt. Der Verkauf von Neuproduktion
ſtocke vollſtändig, weil jeder Intereſſent eine Wieberholung der
Abgabepflicht befürchte. Die Fabriken ſeien, da die Geldknapp=
heit
und die 20prozentige Lohnſteuer ſie über Gebühr belaſten,
infolgedeſſen zu Arbeiterentlaſſungen gezwungen. Die Auto=
induſtrie
wünſche ſchleunigſte Anweiſung an die Finanzämter,
in den Fällen Stundung der Zahlungen zu gewähren, in denen
die Steuerpflichtigen nicht imſtande ſeien, zahlen zu können. Die
Induſtrie wünſche Befreiung der wirtſchaftlich Schwächeren vom
Notopfer und Ermäßigung des Notopfers für Motorradbeſitzer.
Der Reichskanzler ſagte der Deputation Prüfung ihrer Wünſche
und entſprechende Fühlungnahme mit dem Reichsfinanzmini=
ſter
zu.
Um die Beamtengehälter.
TU. Berlin 4. Sept. Im Anſchluß an die Beſprechungen
im Reichsfinanzminiſterium über die Löhne der Reichsarbeiter
fanden heute vormittag Beſprechungen mit den Beamtenvertre=
tern
über die beabſichtigten Abänderungen der Auszahlung der
Beamtengehälter ſtatt. Da der ganze Fragenkomplex heute nicht
behandelt werden kan, ſind neue Verhandlungen für morgen
vorgeſehen. Man hofft, zu einer für beide Teile günſtigen
Löſung zu gelangen.

* Leipzig, 4. Sept. (Priv.=Tel.) Das Verfahren gegen
den Oberleutnant a. D. Roßbach, der ſeit mehreren Monaten
in Leipzig in Unterſuchungshaft iſt, ſcheint ſich jetzt ſotznem Ab=
ſchluß
zu nähern. Bekanntlich legte Roßbach bei ſeinen Ent=
laſtungsbeweiſen
großen Wert auf die Ausſagen des Generals
v. Seeckt. Bisher konnte jedoch das Verfahren über dieſen Punkt
nicht hinaus geführt werden, da ſehr langwierige Verhandlungen
zwiſchen dem Reichsgericht und dem Reichswehrminiſter über
die Frage ſtattgefunden haben, ob General v. Seeckt gegen Roß=
bach
ausſagen ſoll. Wie wir erfahren, iſt jetzt eine Entſcheidung
des Reichswehrminiſters dahin ergangen, daß General v. Seeckt
über einige von Roßbach angezogene Punkte ausſagen ſoll, daß
er jedoch nur inſoweit über die in Frage ſtehenden Dinge berich=
ten
ſoll, als dadurch nicht die Intereſſen des Reiches geſchädigt
werden. Nachdem feſtgeſtellt worden iſt, daß Roßbach mit dem
Angeklagten Riehl vom Reichswehrblock Magdeburg nicht in
Verbindung geſtanden hat, iſt durch Verfügung des Oberreichs=
anwalts
die Anklage nunmehr an das zuſtändige Landgericht
Magdeburg abgegeben worden, wo vorausſichtlich noch im Sep=
tember
gegen den Kraftfahrer Riehl verhandelt wird.
Entſpannung der Lage im Bergbau.
Eſſen, 4. Sept. (Wolff.) In der Lage im Bergbau iſt
eine Entſpannung eingetreten. In Eſſen fuhren geſtern die Be=
legſchaften
der Zechen Herkules Wilhelm, Schnabel, Lud=
wig
und Guſtav ein, dagegen iſt die Belegſchaft der Zeche
Hagenbeck noch nicht eingefahren.
*
Eſſen, 4. Sept. (Wolff.) Bei den geſtern vorgenom=
menen
Lohnverhandlungen zwiſchen dem Arbeitgeberverband
der Straßenbahnen und den Gewerkſchaften mußte das für die
vergangene Woche auf 250 000 Mark pro Stunde vorläufig feſtge=
ſetzte
Einkommen jetzt mit Rückſicht auf die eingetretene Teuerung
auf 1,150 Mill. Mark pro Stunde erhöht werden. Für die lau=
fende
Woche wurde der Spitzenlohn auf 1,35 Mill. Mk. pro
Stunde und das Hausgang= und Kindergeld auf 350= bezw.
400 000 Mark je Schicht feſtgeſetzt.
Die Rote Fahne auf 8 Tage verboten.
Berlin, 4. Sept. (Wolff.) Die Rote Fahne, die
Rote Fahne am Montag, die Rote Fahne für Brandenburg
die Rote Fahne für die Lauſitz und die Volkswacht für Meck=
lenburg
und Pommern ſind auf Grund des Geſetzes zum Schutze
der Republik für die Dauer von acht Tagenverboten
worden.
Die nordiſchen Staaten gegen den Völkerbund.
TU. Stockholm, 4. Sept. Die geſamte, ſchwediſche
Preſſe zeigt eine außerordentliche Erregung über die
Behandlung des griechiſch=italieniſchen Kon=
flikts
durch den Völkerbund. Blätter aller Parteien
erklären aufs ſchärfſte, daß für den Fall, daß der Völkerbund
wirklich nicht eingreifen ſollte, ſein Schickſal als beſiegelt anzu=
ſehen
ſei. In einem Genfer. Telegramm des Sozialdemokraten
wird angedeutet, daß Branting bereits gedroht habe, Schweden
werde im Falle eines Nichteingreifens ſeine Stellungnahme zum
Völkerbund einer erneuten Prüfung unterziehen. Es wird als
wahrſcheinlich gemeldet, daß beim Verſagen des Völkerbundes
Schteden, Dänemark, Norwegen, Finnland, die Schweiz und
Holland ſich zu einer gemeinſamen Aktion zuſammenſchließen
werden.
In Geuf macht ſich eine ſtarke Bewegung bemerkbar, an
beren Spitze die Vertreter Englands und gewiſſer kleiner Natio=
nen
ſtehen, die darauf dringen, daß der Völkerbund ſich nicht
beiſeite drängen laſſen ſolle.
Ein italieniſcher Zwiſchenfall in Tanger.
Paris, 4. Sept. (Wolff.) Nach einer Havasmeldung aus
Madrid berichten die Abendblätter aus Tanger über einen
Zwiſchenfall, der zur Entſendung von 12 italieniſchen
Gendarmen geführt habe. Es ſei zwiſchen einem italieni=
ſchen
Staatsangehörigen und einem Eingeborenen zum
Streit gekommen. Als der erſtere von den Askaris, der franzöſi=
ſchen
Polizei, verhaftet wurde, ſei der italieniſche Vizekonſul im
Automobil vorbeigefahren und hätte die Auslieferung der Ge=
fangenen
verlangt, die ihm verweigert wurde. Schließlich habe
der Konſul den italieniſchen Staatsangehörigen mit Geſalt in
ſeinem Automobil zum Konſulat mitgenommen. Eine offizielle
Beſtätigung des Zwiſchenfalles liegt noch nicht vor.
Das neue japaniſche Kabinett.
* Tokio 4. Sept. (Priv.=Tel.) Das neue Kabinett iſt ge=
bildet
. Es ſetzt ſich zuſammen aus: Miniſterpräſident und Mi=
niſter
des Auswärtigen: Admiral Yamo Moto, Inneres:
Baron Goto, Finanzen: Inue Inukai Yamamuſhi,
Marine: Takarabe.

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Erdbeben=Geheimniſſe.
* Wieder einmal iſt das japaniſche Inſelreich von einer
furchtbaren Erdbebenkataſtrophe heimgeſucht worden, und das
Reich des Mikado, das dem durchreiſenden Europäer ſo anmutig
und glücklich erſcheint, offenbart ſich als dasjenige Land der Welt,
in dem die unterirdiſchen Mächte wohl am furchtbarſten grollen
und wüten. Japan, das 160 verſchiedene Vulkane beſitzt, iſt all=
täglich
von Erdbeben erſchüttert und hat ſich in der Bauart ſei=
ner
Häuſer, ja auch in der Lebensart der Menſchen, dem ewigen
Schwanken des Bodens angepaßt. Freiilch, ſo gewaltige Erd=
beben
, die von ungeheuren Sturmfluten begleitet ſind und wahr=
ſcheinlich
mit den Ausbrüchen großer unterſeeiſcher Vulkane zu=
ſammenhängen
, ſind glücklicherweiſe ſelten. Taifune und Sturm=
fluten
, die von Korea und Hongkong gemeldet wurden, gingen
dem furchtbaren Unglück voraus, und die Seismographen der
ganzen Welt regiſtrierten eine wachſende Unruhe der Erdober=
fläche
. So viel die Erdbebenforſchung bereits geleiſtet hat, ſo
iſt es ihr doch noch nicht gelungen, Erdbeben auf ſo lange Zeit
vorauszuſagen, daß entſcheidende Vorſichtsmaßregeln getroffen
werden können. Auch die Entſtehung der Erdbeben, über die ſo
viele Theorien beſtehen, iſt noch imer in ein gewiſſes Geheim=
nis
gehüllt. Die gegenwärtig verbreitete Anſchauung, die frei=
lich
in Einzelheiten verſchieben gedeutet wird, iſt die, daß ein
Erdbeben durch einen Riß in der Erdkruſte entſteht. Die einzel=
nen
Lagen der Erdoberfläche ſind immer in einem Zuſtande ſtar=
ker
Spannung, und zu Zeiten wird dieſe Spannung ſo heftig,
daß ein Riß eintritt, der natürlich von heftigen Erſchütterungen
begleitet iſt. Auf die mannigfachſte Weiſe hat man nun verſucht,
dieſes Brechen der Erdkruſte zu erklären. So nahm man früher
an, daß die Erde ſich allmählich abkühlt und daß infolgedeſſen
die Erdkruſte zuſammenſchrumpft, je älter unſer Planet wird.
Dieſe Theorie iſt heute aufgegeben, und zwar deswegen, weil
man durch Forſchungen feſtſtellte, daß die Erde ſich nicht abkühlt,
ſondern ſich durch eine allmähliche Umformung der radioaktiven
Stoffe erwärmt. Je tiefer wir in die Erdoberfläche eindringen,
deſto höhere Temperaturgrade können wir feſtſtellen. Man iſt
daher zu der Annahme berechtigt, daß ſehr hohe Hitzen bereits
in nicht ſehr großen Tiefen der Erde beſtehen. Nun iſt gewöhnlich
das Steigen der Temperatur von Ausdehnng der Maſſe be=
gleitet
, und dadurch wird wieder eine Verſtärkung des Druckes
hervorgerufen. Das Erdbeben würde alſo nach dieſer Vorſtellung
eine Verminderung des Druckes bezwecken, indem ſich die ſtark
erwärmte Maſſe des Erdinnern auf dieſe Weiſe ſozuſagen Luft
ſchafft. Solchen Gefahren ſind natürlich Länder mit vulkgniſchem
Boden, wie es Japan iſt, beſonders ſtark ausgeſetzt.

Wenn Tokio brennt . . . .
* Die Erdbebenkataſtrophe in Japan iſt, wie das ſo häufig
vorkommt, mit großen Feuersbrünſten verbunden. So wird be=
richtet
, daß die Hauptſtadt Tokio in Flammen ſteht. Bei den
Holzhäuſern, die man in Japan aus Furcht vor der Erdbeben=
gefahr
baut, pflanzen ſich Brände ſehr leicht fort, und es werden
ganze Viertel in Aſche gelegt. Solche Großfeuer ſind in Tokio
nichts Seltenes, wenn ſie natürlich auch nicht die ungeheure Aus=
behnung
haben, wie der Brand diesmal angenommen hat. In
der Stille der Nacht denn die meiſten Brände brechen in der
Dunkelheit aus gellen dann die Feuerglocken über die Stadt
und rufen ſofort ein erregtes Leben hervor. Von allen Seiten
eilen, ihre ſchlanken Papierlaternen vor ſich hertragend, mit
gewebten Baumwollſtoffen bis auf das Geſicht bedeckte Geſtalten
in ſchnellſtem Laufe heran, ſo ſchildert Profeſſor Ludwig Rieß
in ſeinem Buch Allerlei aus Japan ein ſolches Großfeuer. Es
ſind Leute, die ihren Freunden und Bekannten in der gefährdeten
Gegend beim Retten helfen. Poliziſten, die an ihren runden,
mit ſchwarzen Wellenlinien verzierten Laternen ſchon von weitem
kenntlich ſind, ſtreben der Brandſtätte zu, um den Dieben, die
bei jedem Feuer eine reiche Ernte halten, auf die Finger zu ſehen.
Mit viel Geſchrei ziehen Abteilungen der freiwilligen Feuerwehr
ihre ſpitzen ſchweren Feuerhaken und langen Bambusleitern zur
Stätte ihrer Tätigkeit. Aus den Brunnen der nächſtgelegenen
Höfe ſchaffen ſie Waſſer herbei und pumpen es mit rhythmiſchem
Geſchrei auf die Stelle, die ihr Führer mit dem grotesken
Flaggenzeichen ſeiner Kompagnie bezeichnet. Oft bewundert man
den Wagemut eines ſolchen Feuerwehrmannes, der, auf einem
Dache ſitzend, ſich und ſein Feldzeichen unabläſſig beſpritzen läßt,
während unmittelbar neben ihm bereits alles in Flammen ſteht.
Je öfter das aus Papier gefertigte Feldzeichen anbrennt, um ſo
größeren Ruhm trägt er davon. Gewöhnlich retten ſie ſich im
letzten Augenblick durch einen geſchickten Sprung; denn ſie ſind
Zimmerleute und des Kletterns gewohnt. Raſch brennen ſo in
einer einzien Nacht Tauſende von Häuſern nieder. Aber ſchon
am nächſten Tage wird mit den Aufräumungsarbeiten begonnen.
Es iſt eine ſchöne Sitte, ſagt Rieß, daß man hierzulande beim
Brandunglück ſeinen Bekannten hilft, die Trümmer möglichſt
ſchnell beiſeite zu ſchaffen, ein Namensſchild auf dem gereinigten
Boden aufzurichten und ein proviſoriſthes, ſchuppenartiges Ge=
mach
zu zimmern. Auch eine Sammlung war bereits im Gange,
und vor der Bürgermeiſterei ragte ein hohes Holzgerüſt in die
Luft, auf dem die Namen der Spender und die Höhe ihrer Bei=
träge
verzeichnet waren. Als die Zeitung den entfernter Woh=
nenden
die erſte Nachricht von dem nächtlichen großen Brande
im Stadtbezirk Hong brachte, war bereits einige Ordnung ge=
ſchaffen
.

Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.

Die Urſache der Krebskrankheit. Der Er=
reger
der Krebskrankheit ſoll nach immer wieder auftauchenden
Behauptungen ſchon wiederholt gefunden worden ſein, doch
konnte ſich nicht eine einzige Behauptung aufrecht erhalten. Mit
Sicherheit bisher feſtgeſtellte Erreger ſind lediglich Reize ver=
ſchiedenen
Urſprungs. Wie Prof. Dr. Caſpari, Leiter der Krebs=
abteilung
am Staatl. Inſtitut für experimentelle Therapie,
Framkfurt a. M., im der Umſchau (3. Wochenſchrift über die
Fortſchritte in Wiſſenſchaft und Technik, Frankfurt a. M.) mit=
teilt
, kommen nach den neueſten Forſchungsergebniſſen chemiſche,
mechaniſche und Wärmereize dafür in Betracht. Zu den rein
chemiſchen Reizen gehört z. B. der Krebs der Anilinarbeiter,
Daß Köchinnen, die die Speiſen heiß abzuſchmecken pflegen, be=
ſonders
häufig an Magenkrebs leiden, iſt eine ſeit langem beob=
achtete
Tatſache, die man auf die ſich ſtets wiederholenden Hitze=
reize
zurückführt. Eine große Wirkung auf die Krebsbildung hat
auch der mechaniſche Reiz. So hat man z. B. beim indiſchen
Hausrind beobachtet, daß ſich an der Wurzel des rechten Hornes,
wo die Tiere ausgeſchirrt werden, eine Geſchwulſt bildet, die ſich
niemals am Horn der anderen Seite entwickelt. Verſchiedene
Forſcher haben durch Verfütterung von nicht enthülſtem Hafer an
Ratten und Mäuſen ſchwere Entzündungen der Zungenſchleim=
haut
mit geſchwulſtartigen Wucherungen, und ſogar echte Krebſe
erzielt. Anderen iſt es gelungen, durch Reizung der Haut mit
Teer oder Teerprodukten echte Krebſe am Kaninchenohr hervor=
zurufen
. Dieſe Verſuche wurden an weißen Mäuſen fortgeſetzt,
und es gelang ſchließlich, Hautkrebſe zu erzeugen, die auch andere
Organe infizierten, und ſelbſt auf Tiere gleicher Art übertragen
werden konnten. Eine große Rolle bei der Entſtehung des Kreb=
ſes
ſpielen aber vor allem die Paraſiten. Den experimentellen
Beweis dafür hat Fibiger gebracht. Er fand bei einigen Ratten
ſehr häufig Magenkarzinome. Als er ſeinem Befunde weiter
nachging, ſiellte er feſt, daß ſich dieſe Ratten hauptſächlich von
einer Schabenart nährten, in denen ein Rundwurm ſchmarotzte.
Er verfütterte die Muskeln der infizierten Schaben ſelbſt oder
den Kor von mit Schaben infizierten Ratten an andere Ratten
und nach kurzer Zeit zeigten ſich bei dieſen ſchwere Entzündungen
der Zunge, der Speiſeröhr; und des Vormagens, in einer
großen Anzahl von Fällen auch echte Karzinome, die vom Blut=
ſtrom
auch nach anderen Organen verſchleppt wurden. Man
wird alſo bei Krebs nicht von einem ſpezifiſchen Erreger in der
Art der Diphtherie= oder Cholern=Erreger ſprechen, ſondern bont
zahlreichen verſchiedenen Urſachen, die eine Krebsgeſchwulſt en=
zeugen
können.

[ ][  ][ ]

Rummer 245

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 5. September 1923

Seite 8.

Genf, 4. Sept. (Wolff.) Der Völkerbundsrat verhan=
delte
heute in Anweſenheit der Preſſevertreter den griechiſch=
italieniſchen
Zwiſchenfall, nachdem er vorher in geheimer Sitz=
ung
zuſammengetreten war. Der italieniſche Delegierte Salan=
dra
teilte mit, daß er noch keine Inſtruktionen erhalten habe,
das nach Rom entſandte Mitglied der Delegation werde erſt im
Laufe der Nacht mit den Inſtruktionen Muſſolinis wieder zu=
rückkehren
. Die Debatte ſei darum auf morgen zu verſchieben.
Lord Robert Cecil erklärte ſich mit der Vertagung ein=
verſtanden
, forderte aber den griechiſchen Vertreter Politis
auf, inzwiſchen die bisherigen Inſtruktionen über den Vorgang
zu ergänzen. Politis legte den griechiſchen Standpunkt klar. Er
wies darauf hin, daß Griechenland von ſieben italieniſchen For=
derungen
nur drei abgelehnt habe, darunter die Forderung nach
der Verurteilung der Schuldigen zum Tode. Es
ſei aber ſelbſtverſtändlich, daß gewiſſenhafte Richter bei einem
ſo ernſten Verbrechen zu einem Todesurteil gelangen würden,
und die Garantie für ein ernſthaftes Gerichtsverfahren dürfte
daher ausreichen. Darauf ging Politis auf die italieniſche For=
derung
nach einer Kontrolle des Verfahrens durch den
italieniſchen Militärattaché ein, und führte aus, daß keine Kon=
trolle
, aber eine Mitarbeit möglich ſei.
Hier unterbrach ihn Salandra und erklärte, daß er ſich wei=
teren
Ausführungen des griechiſchen Vertreters widerſetzen
müßte. Politis gebe keine Informationen, ſondern vertrete den
griechiſchen Standpunkt. Daraus wolle er ihm keine Vorwürfe
machen, denn das ſei nur ſelbſtverſtändlich. Aber dann müſſe
auch er die italieniſche Auffaſſung vertreten, und das würde
dann zu der Debatte führen, deren Vertagung man beſchloſ=
ſen
habe. Er müſſe darum auf Grund der Geſchäftsordnung
eine ſofortige Unterbrechung der Sitzung verlangen.
Lord Robert Cecil verſuchte zunächſt dafür einzu=
treten
, daß Politis ſeine Ausführungen fortſetzen könnte, da der
griechiſche Vertreter neue Vorſchläge zu machen habe, die
angeſichts des Ernſtes der Lage von großer Bedeutung ſein könn=
ten
. Salandra blieb bei ſeiner Weigerung, forderte aber Politis
auf, ſie ſchriftlich ohne Debatte einzureichen, womit ſich Lord
Robert Ceeil nach einer Intervention des belgiſchen Vertreters
Hymans einverſtanden erklärte. Der Rat ging hierauf zu an=
deren
Fragen der Tagesordnung über. Nach etwa einer Stunde
kehrte Politis zurück und überreichte ſeine Vorſchläge, die laut
verleſen wurden, worauf ſich der Rat vertagte.
Die neuengriechiſchen Vorſchläge haben folgenden
Wortlaut:
1. Der Völkerbundsrat möchte einen oder wehrere neutrale
Vertreter ernennen, die die von den griechiſchen Behörden be=
gonnene
Unterſuchung ſowie die Verurteilung der der Ermor=
dung
der italieniſchen Offiziere Schuldigen zu überwachen hät=
ten
. Außerdem ſollten ſie an allen Arbeiten der Kommiſſion
teilnehmen, deren Ernennung die griechiſche Regierung bereits
der Botſchafterkonferenz vorſchlug zum Zweck einer Unterſuchung
des Befundes für und wider ein Verbrechen ſowohl in Griechen=
land
als auch in Albanien.
2. Der Rat möge eine Konmiſſion ernennen, die ſich aus drei
richterlichen Beamten zuſammenſetzt, einem Griechen, einem
Italiener und einem Neutralen, zum Beiſpiel hem Präſidenten
des Internationalen Ständigen Gerichtshofs, und dieſe Kom=
miſſion
beauftragen, in kürzeſter Friſt in Genf zuſamenzutreten,
um die Höhe der Entſchädigung feſtzuſetzen, die Griechenland
gerechterweiſe den Familien der Opfer auszuzahlen habe.
3. Der Rat möge ſich damit einverſtanden erklären, daß die
griechiſche Regierung ſogleich bei einer Schweizer Bank 50 Mil=
lionen
italieniſche Lire deponiert, um die ſofortige Zahlung der
feſtgeſetzten Entſchädigung zu garantieren.

Muſſolini bleibt dabei.
Paris, 4. Sept. (Wolff.) Wie die Blätter aus Rom
melden, veröffentlicht die italieniſche Regierung folgende offi=
ziöſe
Note: Nachdem, was wir erfahren, iſt Muſſolini feſt ent=
ſchloſſen
, ſich nicht zu Obſtruktionen und abwartenden Manövern
verleiten zu laſſen, wie ſie von Griechenland, das mit ſeinen Be=
ſchützern
zuſammenarbeite, verfucht werden. Insbeſondere iſt
Muſſolini feſt entſchloſſen, auf der Unzuſtändigkeit des
Völkerbundes zur Beurteilung eines Falles zu beſtehen,
bei dem die Ehre und die Würde Italiens auf dem Spiele ſtehen.
In dieſem Sinne habe er auch Salandra Anweiſung erteilt.
Wenn trotzdem der Völkerbundsrat darauf beſtehen ſollte, über
den italieniſch=griechiſchen Streitfall zu urteilen, dann werde ſich
die italieniſche Regerung unumtpunden die Frage vorlegen
müſſen, ob Italien im Völkerbund bleiben oder ſich aus ihm

zurückziehen müſſe.

Griechenland zum Aeußerſten entſchloſſen.
Graz, 4. Sept. (Wolff.) Die Grazer Tagespoſt meldet
aus Belgrad: Der griechiſche Geſandte hat der ſüdſlaviſchen Re=
gierung
eine Note ſeiner Regierung überreicht, in der ſie mitteilt,
daß Griechenland beim Völkerbund alle Schritte zu einer Löſung
des Konflikts eingeleitet habe. Falls jedoch dies keinen Erfolg
bringen ſollte, ſo ſei Griechenland bereit, die Souveränität des
Staates auch mit Waffengewalt zu wahren.
Die Italiener auf Korfu.
Engliſche Kriegsſchiffe vor Korfu.
Paris, 4. Sept. (Wolff.) Wie die Chicago Tribune‟
aus Athen meldet, erklärte der aus Korfu geſtern in Athen ange=
kommene
Leiter der amerikaniſchen Waiſenfürſorge für den nahen
Oſten, durch die Beſchießung von Korfu ſeien 20 Per=
ſonen
getötet worden, darunter 16 Kinder. Sämtliche Toten
und Verwundeten ſeien Flüchtlinge oder Waiſen aus den
amerikaniſchen und engliſchen Waiſenhäuſern in der alten Feſtung
von Korfu geweſen. Die große Zahl der getöteten Kinder habe
ihren Grund darin, daß mehrere Granaten in den zur Unter=
bringung
der Waiſen benutzten Baracken eingeſchlagen ſeien. In
dem Teich vor der Feſtung, wo 400 Waiſenknaben der amerika=
niſchen
Hilfsorganiſation gerade badeten, ſeien Schrapnells
explodiert.
Wie das Blatt weiter meldet, ſollen die Italiener begonnen
haben, Truppen in Santi Quaranta nördlich von Korfu,
zu landen. Die Nachricht kommt aus Janina und iſt noch nicht
offiziell beſtätigt. Man nehme jedoch an, daß die Italiener die
Abſicht hätten, die Küſte von Epirus und wahrſcheinlich auch das
Hinterland zu beſetzen.
Ofiziell verlautet, daß die italieniſche Flotte auf der
Inſel Leros im Dodekanes, die Italien im Vertrage von Lau=
ſanne
erworben hat, einen Stützpunkt eingerichtet habe. Der
Hafen von Leros ſei von Torpedobooten abgeſperrt und die ge=
ſamte
Schiffahrt ſtillgelegt werden. In Korfu ſei geſtern vor=
mittag
der erſte engliſche Kreuzer angekommen.
England und die Zanina=Affäre.
* London, 4. Sept. (Priv.=Tel.) Geſtern empfing Lord
Curzon den Beſuch des itglieniſchen Botſchafters. In gut
unterrichteten Kreiſen nimmt man an, daß dieſer offiziell den eng=
liſchen
Außenminiſter von der Entſcheidung Muſſolinis, wonach
der Völkerbund in dem griechiſch=italieniſchen Konflikt nicht zu=
ſtändig
ſei, in Kenntnis ſetzte. Was die Haltung der britiſchen
Regierung anbelangt, ſo beſtätigt ſich, daß ſie, trotz der Abweſen=
heit
Baldwins und anderer Kabinettsmitglieder, die feſte Abſicht
habe, den Völkerbund mit der Frage zu betrauen und ihm jede
Unterſtützung zu gewähren.
Pariſer Preſſeſtimmen zum Konflikt.
Paris, 4. Sept. (Wolff.) Wie der Matin mitteilt, hat
Italien in Paris und London mitteilen laſſen, daß es
die Kompetenz des Völkerbundes im griechiſch=
italieniſchen
Streitfall ablehne. Die Ablehnung
werde durch drei Gründe unterſtützt. Zunächſt, daß die revo=
lutionäre
griechiſche Regierung von den Mächten
nicht anerkannt ſei und nicht als qualifiziert angeſehen
werden könne, in Genf zu ſprechen. Zweitens ſei die Angelegen=
heit
Korfu nur die direkte Folge der Janina=Affäre,
in der die nationale Ehre Italiens auf dem
Spiele ſtehe. Dieſe nationale Ehre beabſichtige Italien,
ohne ſich behindern zu laſſen und ohne einen Schiedsſpruch anzu=
nehmen
, zu ſchützen. Drittens wird erklärt, daß die Berufung
auf Artikel 12 des Völkerbundspaktes nur durch eine Kriegs=
drohung
gerechtfertigt ſei. Nun aber beabſichtige Italien ebenſo=
wenig
wie Griechenland, Krieg zu führen, was dadurch be=
wieſen
werde, daß die diplomatiſchen Beziehungen
zwiſchen den beiden Ländern nicht abgebrochen ſeien. In=
folgedeſſen
hätte der italieniſche Vertreter im Völkerbundsrat,
Salandra, die Anweiſung erhalten, jede Beſprechung über
die italieniſch=griechiſche Kriſis im Völkerbundsrat zu vermeiden.
Wie der Petit Pariſien dazu meldet, hat anſcheinend
der italieniſche Botſchafter in Paris bei ſeiner Unterhaltung mit
Poincaré verſichert, daß Italien ſich gerne einer von der Bot=
ſchafterkonferenz
gefaßten Entſchließung unterweifen würde. In
gewiſſen Völkerbundskreiſen iſt man nach dem Blatte der Anſicht,
daß ſich der Zwiſchenfall dadurch aus der Welt ſchaffen ließe, daß
der Völkerbund ein Verfahren einſchlage, das er ſchon einmal
bei dem Konflikt zwiſchen Jugoſlawien und Albanien und in der
Wilna=Angelegenheit, angewendet habe, nämlich, daß der Völker=
bundsrat
ſelbſt die Angelegenheit der Botſchafterkonferenz mit
begründeten Empfehlungen zur Entſcheidung überläßt.
Gm

Die 200=Jahrfeier der Deutſchen in Banat.
* Das Lied vom Prinz Eugen, dem edlen Ritter hat die
Heldenkämpfe des deutſchen Volkes an der unteren Donau
unſerem Gedächtnis lebendig erhalten. In jenen Tagen wurde
durch deutſches Blut Ungarn von den Türken befreit, und den
deutſchen Kriegern folgten deutſche Siedler, meiſt aus Südweſt=
deutſchland
, die in die neu erworbenen Gebiete einzogen. So
erfolgte vor 200 Jahren auch die Niederlaſſung der Schwaben
in Banat, und dieſe Erinnerung wird in dieſen Tagen feſtlich
begangen werden. Der bekannte Geſchichtsſchreiber des Deutſch=
tums
in den Karpathenländern, Prof. Raimund Friedrich Kaindl.
ſchildert aus dieſem Anlaß in Reclams Univerſum die Ent=
wicklung
und heutige Blüte dieſer deutſchen Kulturvorpoſten.
Die meiſten Anſiedlungen ſind zur Zeit der Kaiſerin Maria
Thereſia und des Kaiſers Joſeph II. entſtanden; aber auch noch
im 19. und 20. Jahrhundert breiteten ſich unſere Volksgenoſſen
weiter aus und haben z. B. noch 1908 die neue Anſiedlung
Waldau gegründet, die in kürzeſter Zeit heranwuchs. Was die
Deutſchen innerhalb von zwei Jahrhunderten hier geleiſtet, iſt
eine kulturelle Großtat. Sie kamen in ein Land, das man der
Deutſchen Friedhof naunte, weil die Neuanſiedler raſch dem
Sumpfklima erlagen. Deutſcher Fleiß verwandelte dieſe Gebiete
in das reichſte Weizen= und Weinland. Die ſchwäbiſchen Siedler
des Banats ſind wirkliche Bauern geblieben; trotz ihres Reich=
tums
führen die Frauen den Miſt noch ſelbſt aufs Feld, und
Mädchen, die die hohe Schule in Ofen und Wien beſucht haben,
melken im Stall und binden die Garben. Wohl iſt durch die
lange madjariſche Zwangsherrſchaft mancher unſerem Volke ent=
fremdet
worden, aber der Kern blieb deutſch; die heimiſchen
Mundarten wurden bewahrt, und noch immer ſchläfert die
Mutter ihr Kind mit den alten Wiegenliedern ein: Schlof,
Kindche, ſchlof. / Dei Vatr hiet die Schof. Die Mutt’r hiet
die brauni Kuh, / Seppi, hal dei Auge zu. Vor allem haben ſich
die alten ſchwäbiſchen Bräuche bei der Hochzeit, den Spinnſtuben=
zuſammenkünften
, dem Maibaum=Setzen und der Kirchweih er=
halten
. Nach dem Umſturz von 1918 kamen die deutſchen Sied=
lungen
zum größten Teil an den Südſlawenſtaat und an Groß=
Rumänien, und dieſe Aenderung wurde wegen des ſchweren
Druckes der madjariſchen Gewaltherrſchaft als Erlöſung empfun=
den
. Die Schwaben haben denn auch in Südſlawien und Ru=
mänien
einige ihnen bis dahin verſagte deutſche Mittelſchulen
und größere Freiheit in der Errichtung ihrer Schutzvereine er=
längt
. Auch die Möglichkeit, völkiſche und kulturelle Forderungen
in ihren Zeitungen zu beſprechen, iſt gegenwärtig günſtiger. Der
Deutſche Kulturbund im Südſlawenſtaat und der Deutſch=
ſchwäbiſche
Kulturverband im großrumäniſchen Banat konnten

ſich raſch entwickeln. Die zahlreichen Schwabenſöhne, die jetzt
öſterreichiſche und deutſche Univerſitäten beziehen, werden auch
inehr deutſche Bildung ins Land bringen, als die Männer, die
bisher an der madjariſchen Univerſität Ofen=Peſt herangebildet
tpurden.

* Schlechies Geld.
Aus der Geſchichte der Münzkriſen.
Das Papiergeld iſt ein Mittel, Bankerott zu machen, ohne
ihn zu erklären‟. Dieſes Wort, das im 18. Jahrhundert der fran=
zöſiſche
Finanzminiſter Calonne ſprach, kommt uns jetzt in die
Erinnerung, wo unſer Papiergeld immer mehr an Wert verliert.
Alles, was die berüchtigte Aſſignatenzeit an Geldentwertung ge=
leiſtet
hat, wird ja durch unſere Entwicklung weit in den Schat=
ten
geſtellt. Das Papiergeld, dieſe alte chineſiſche Erfindung, die
in Europa zuerſt von dem ſchwediſchen =Bankier Johann Palm=
ſtruck
1636 eingeführt wurde, erweiſt ſich wirklich als die Erfin=
dung
des Teufels, die Goethe im 2. Teil ſeines Fauſt ſchildert.
Erſt heute wird uns ſo recht klar, daß das Papiergeld, deſſen
wir uns ſo gern und ruhig bedienten, ſolange es durch Gold
gedeckt war, wirklich ſchlechtes Geld iſt. Aber ſolche ſchlechte
Münze iſt nicht nur das an und für ſich wertloſe Papier= oder
Ledergeld, welch letzteres verſchiedentlich im Mittelalter ausgege=
ben
wurde, ſondern auch das Metallgeld iſt in vielen Zeiten ver=
ſchlechtert
worden. Davon berichtet Prof. Theo Sommerlad in
einem Aufſatz der Leipziger Illuſtrierten Zeitung. Auch nach der
Erfindung der Münze, die wir einem reichen Handelsherrn aus
dem an der Grenze der orientaliſchen und griechiſchen Welt ge=
legenen
Lyderreich im 7. Jahrhundert v. Chr. verdanken, haben
noch zahlreiche Tauſchgegenſtände, wie Vieh, Getreide, Muſcheln,
Fiſche, Perlen, Pelze als Geld gedient, bis ſchließlich die Edelme=
talle
, zuerſt im alten Babylonien, ihre Herrſcherſtellung für den
Verkehr des Abendlandes gewannen. Die aus ihnen gewonnene
Münze, die zum Staatsmonopol wurde, bildete in der antiken
Kulturwelt das einzige Wertzeichen, das gilt d. h. das Geld.
So ſtellen ſich alle Geldkriſen der Antike als Münzkriſen ſchlecht=
hin
dar, und vielleicht waren ſchon die gefütterten Münzen des
alten Rom ſchlechtes Geld. Die Kataſtrophe, der das Römer=
reich
zum Opfer fiel, iſt jedenfalls durch eine Münzverſchlechte=
rung
hertorgerufen worden. Die fortſchreitende Welt= und Geld=
wirtſchaft
ſteigerte die Nachfrage nach Geld beſtändig, aber ihr
entſprach keine Steigerung des Geldvorrats, weil der Bergbau im
3. und 4. nachchriſtlichen Jahrhundert brach lag und ungeheure
Summen in der Kaiſerzeit in den Lebantehandel abfloſſen. Je
mehr der Geldbedarf die Edelmetallproduktion übertraf, deſto
höher ſtieg der Preis der Edelmetalle, und ſo miſchte der Staat

Das Erdbeben in Japan.
3 000 000 Tote.
TU. London, 4. Sept. Die letzten Nachrichten aus dem
äußerſten Oſten laſſen erkennen, daß das Erdbeben in
Japan die größte Kataſtrophe in der Ge=
ſchichte
der Menſchheit iſt. Zurzeit iſt es noch unmög=
lich
, auch nur annähernd die Geſamtziffer der ums
Leben gekommenen Menſchen anzugeben, doch ver=
mutet
man, daß ſie 2 50000 überſchreitet.
Paris, 4. Sept. (Wolff.) Wie die Abendblätter welden,
ſoll nach einem über Charbin aus Oſaka eingegangenen Tele=
gramm
nach den letzten Schätzungen die Zahl der Toten
ſich auf drei Millionen belaufen, davon allein 300000 in
Tokio. Ein Telegamm aus Peking weldet, daß die Zahl der
Toten zwvei Millionen überſteigen würde.
Geſtern wurde mitgeteilt, daß der Brand von Tokio bekämpft
ſei. Dieſe Nachricht iſt nachträglich dementiert worden. Tokio
ſteht noch immer in Flammen; das Feuer hat jetzt
auch auf das Zentrum der Stadt übergegriffen. Unter den gro=
ßen
Gebäuden, die dem Brand zum Opfer gefallen ſind, werden
in Tokio genant: die Nationalbank, das kaiſerliche Muſeum, die
Univerſität, die Kriegsſchule, ein Teil des Kriegsminiſteriums,
die franzöſiſche Geſandtſchaft, die italieniſche Botſchaft, ein Tem=
pel
und die Schlöſſer von zwei Prinzen. Der kaiſerliche Palaſt
ſelbſt iſt nur leicht beſchädigt. Durch das Erdbeben wurden
ſämtliche Bahnhöfe mit Ausnahme des Zentralbahnhofes zer=
ſtört
. Es iſt wahrſcheinlich, daß die Hauptſtadt
Japans vorübergehend nach Oſaka verlegt wird.
Laut Telegramnen, die der japaniſche Konſul in Liverpool er=
halten
hat, wurden ſechs Stadwiertel von 15 teilweiſe zerſtört;
insgeſamt ſind 200 000 Häuſer in der Hauptſtadt eingeſtürzt.
In verſchiedenen Vierteln der Stadt konnten die Flammen noch
nicht bekämpft werden. Alle Brücken über den Fluß Wamida,
der Tokio durchquert, wurden von der Springflut fortgeriſſen.
Der Vulkan der Inſel Koſhima, der 45 Kilometer von Tokio
liegt, ſpeit Feuer.
In Hakone iſt es leichter, die Lebenden, als die Toten zu
zählen. In Atamo wurden 7000 Perſonen getötet. Die
Städte Otowa und Kamakino, die ſich an der Küſte be=
finden
, ſind von Grund aus zerſtört. In Yokutuka
und auch in Ametuka ſteht kein Haus mehr aufrecht. Die
heilige Inſel Enofima iſt vom Meerwaſſer überſchwemmt.
Der Marineminiſter veranſchlagt die Zahl der Toten in
Tokio allein auf 150000. In Hakone ſollen 40 Aus=
länder
ums Leben gekommen ſein. In Waſhington iſt man noch
ohne Nachricht von der amerikaniſchen Geſandtſchaft in Tokio.
Die Fremden=Kolonien völlig verwüſtet.
* London, 5. Sept. (Priv.=Tel.) Die erſten direkten
Meldungen über die Kataſtrophe in Japan ſind nunmehr in
London eingetroffen. Sie ſtellen die Folgen des Erdbebens und
der darauffolgenden Brände womöglich noch ſchlimmer dar, als
die früheren Berichte. Beſonders ſollen die japaniſchen Frem=
denkolonien
ſehr große Verluſte haben. Die Geſandtſchaften
Amerikas, Frankreichs, Italiens und Chinas ſind völlig zer=
ſtört
. Bei Yokohama ſind zwei Inſeln, die den Europäern als
Sommeraufenthalt dienten, verſchwunden. Drei weitere Frem=
denkolonien
an der Küſte wurden vom Meere fortgeſchwemmt.
Im europäiſchen Quartier von Yokohama iſt nicht ein einziges
Haus ſtehen geblieben. Man befürchtet, daß die Bewohner ſämt=
lich
umgekommen ſind. Zu den Toten in Yokohama gehören der
amerikaniſche und engliſche Konſul mit ihren Familien. Auch
der amerikaniſche Geſandte ſoll ums Leben gekommen ſein. Ent=
ſetzliche
Szenen ſollen ſich in einem Park von Tokio abgeſpielt
haben, wo viele Tauſende von Menſchen Zuflucht geſucht hatten,
die plötzlich von der Panik ergriffen wurden. Taufende ſollen
auf der Flucht zu Boden getreten worden ſein. In der Um=
gebung
des Bahnhof von Tokio, der ebenfalls eingeſtürzt iſt,
ſollen ganze Haufen von Leichen aufgeſtapelt ſein. Die Berichte
wiederholen immer wieder, daß die Ereigniſſe jeder Beſchrei=
bung
ſpotten. In den Straßen von Tokio ſollen ſich heftige
Kämpfe zwiſchen den Truppen und aufſtändiſchen Plünderern,
hauptſächlich Koreanern, abſpielen. Ein Mordanſchlag auf den
neuen Miniſterpräſidenten ſoll nißglückt ſein. Mehrere Mitglie=
der
der Regierung werden vermißt. Die Schätzungen über die
Verluſte an Menſchenleben gehen weit auseinander. Die Polizei
in Tokio rechnet allein in dieſer Stadt mit 500 000 Toten. Der
Sachſchaden in Tokio allein wird auf 500 Millionen Pfund ge=
ſchätzt
. Die Folgen der Kataſtrophe für den Verſicherungsmarkt=
laſſen
ſich vorläufig noch nicht überſehen, doch ſind jedenfalls
mehrere engliſche Geſellſchaften betroffen. Der Wiederaufbau
Tokios wird Jahre in Anſpruch nehmen. Die Schiffahrt iſt noch
immer unterbrochen.

den Münzen unedle Metalle bei, die ſchließlich 50 Prozent aus=
machten
. Dieſe Münzverſchlechterung rief wieder eine ungeheure
Steigerung aller Lebensmittel= und Warenpreiſe hervor. Die
Zuſtände wurden unhaltbar; ſchließlich wieſen die kaiſerlichen
Kaſſen die Steuerzahlung in minderwertigen Münzen zurück, die
ſie doch ſelber in den Verkehr gebracht hatten. Es entwickelte ſich
wieder au Ende der Kultur eine primitive Naturalwirtſchaft,
die z. V. die Steuern in Lebensmitteln verlangte, und die Kaiſer
ſetzten den Marktwert des Geldes ebenſo feſt wie den der übrigen
Waren. So war das Metallgeld völlig zur Ware geworden, ſei=
nes
Münzcharakters entkleidet. Das Römerreich fiel ſeiner
Negierung des Geldes zum Opfer.
Das Elend des ſchlechten Geldes, das auf dieſe Weiſe eine
ganze Kultur begrub, erbte ſich als ſchleichende Krankheit durch
das ganze Mittelalter hindurch. Das Geldweſen Deutſchlands
war anf dem römiſchen aufgebaut. Geprägt wurden Silberpfen=
nige
, die bis zum 14. Jahrhundert ihre Herrſcherſtellung be=
wahrten
. Im Hochmittelalter prägte die Schwabenſtadt Hall
beſonders kleine Pfennige, die ſog. Heller; von Böhmen und
Meißen her drangen Dickpfennige vor, die ſog. groſſi oder Gro=
ſchen
; aus dem Etſchtal kamen die Vierpfennigſtücke mit einem
Kreuz, die Kreuzer; die Batzen trugen von dem Berner
Bären, dem Petz ihren Namen, und die ſchwarzkupfernen
Halbpfennige aus der Schweiz wurden im Gegenſatz zu den
weißen Silberpfennigen Rappen genannt. Mit dem Auf=
ſchwung
des Handelsverkehrs nach den Kreuzzügen entſtand das
Bedürfnis nach einer goldenen Weltmünze, die Florenz in ſeinem
Gulden ſchuf. Nach dieſem Muſter wurde im 14. Jahrhundert
der ungariſche und der deutſche Goldgulden gemünzt; aber bei
dem Mangel an Gold und dem verhältnismäßigen Reichtum an
Silber wurde ein Jahrhundert ſpäter die Goldmünze in Silber
hergeſiellt; es war die Münze von Joachimstal, der Joachims=
taler
oder kurzweg Taler, der ſeit 1517 ſich die Welt eroberte
und noch heute als Dollar regiert. Alle dieſe Münzen des
Mittelalters wurden nun von Münzherren und Münzmeiſtern,
von Edelſchmieden und Wechſlern befeilt und beſchnitten, ver=
ſchlechtert
und gefälſcht. Aus dem Ausland wurden minderwer=
tige
Scheidemünzen eingeführt, bis ſchließlich über 5000 verſchie=
dene
Sorten von ſchlechtem Geld im Umlauf waren. Das
ganze deutſche Geldweſen des Mittelalters ſtand unter dem Fluch
jenes volkswirtſchaftlichen Geſetzes, das Gresham formuliert hat:
Schlechtes Geld vertreibt gutes Geld‟. So war es bis in die
Zeit der berüchtigten Kipper und Wipper im dreißigjährigen
Kriege, bis zu der Geldverſchlechterung im ſiebenjährigen
Kriege, wo Friedrich der Große die Münze einem gewiſſen
Ephraim übertrug und der Volkswitz über dies Kriegsgeld, die
Ephraimiten, ſpottete: Außen gut, innen ſchlimm, außen
Friedrich, innen Ephraim.

[ ][  ][ ]

Seite 4.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 5. September 1923.

Rummer 245.

Stadt und Land.
Darmſtadt, 5. September.
Ernanut wurden: Steuerbetriebsaſſiſtent Friedrich Schäfer
beim Finanzamt Michelſtadt zum Steueraſſiſtenten, die Steueroberwacht=
meiſter
Hermann Kölſch und Johannes Zahn beim Landesfinanz=
amt
Darmſtadt zu Steuerbetriebsaſſiſtenten.
Die Gebühren der Schornſteinfeger. An die Stelle der Sätze der
Bekanntmachung vom 23. Auguſt 1923 treten mit Wirkung vom 3. Sep=
tember
1933: 1. für die Kehrbezirke der Städte Darmſtadt, Mainz, Offen=
bach
und Gießen das 420 000fache; 2. für die übrigen Kehrbezirke des
Landes das 460 000fache der Grundgebührenſätze der Bekanntmachung
vom 8. Mai 1922.
Landestheater. Neuanmeldungen zu den Theatermieten ſind in
ſo großer Zahi eingegangen, daß die Mietabteilung die Bearbeitung
unmöglich zu dem in den Mietbedingungen angeſetzten Termin ab=
ſchließen
kann. Die Generaldirektion ſieht ſich infolgedeſſen genötigt, die
erſte Teilzahlung für die Vollmieten und die Schauſpielmieten am
Montag, den 10. und Dienstag, den 11. September,
erheben zu laſſen. Die Mieter erhalten in den nächſten Tagen Nachricht
über die Zuteilung der Plätze.
Beethoven=Abend im Landestheater. Das Programm des Beet=
hoven
=Abends am Sonntag, den 9. September, abends 7 Uhr, verzeichnet
außer dem Violinkonzert, von Adolf Buſch geſpielt, das ſelten zu
hörende Konzert für Klavier, Violine und Violoncello und unter Meiſter
Ballings Leitung die zweite Sinfonie. Der Kartenverkauf findet von
Freite

de5 Lrcheſers und Aungeläurigen frücherer Migleder beſimnnt.
Landestheater. Zu dem offiziöſen Artikel über den Opernſpiel=
plan
des Landestheaters wird uns berichtigend mitgeteilt, daß Hans
Pfitzner hier allerdings bereits auf unſerer Bühne zu Gehör gelangt
iſt, und zwar mit ſeinem Armen Heinrich am 1. April 1896.
Carl Wehprecht=Gedäichtnisfeier. Die 50. Wiederkehr des Tages,
an dem im nördlichen Polarmeere Franz=Joſefs=Land entdeckt
wurde, gab dem Ludwig Georgs=Gymnaſium Veranlaſſung,
in einer ſchlichten Feier das Gedächtnis ſeines ehemaligen Schülers
Carl Behprecht zu ehren. Denn der in Darmſtadt geborene Carl
Weyprecht war der Führer der Expedition, die am 30. Auguſt 1873 zuerſt
die eisbedecten Gebirgsmaſſen des vorher unbekannten Landes ſichtete.
Zu der Gedächtnisfeier hatten ſich außer den Schülern des Gymnaſiums
noch zahlreiche Gäſte darunter auch Verwandte Weyprechts ein=
gefünden
. Prof. Ihne entwarf vor den Zuhörern in knappen Zügen
ein anziehendes Bild von dem Wollen und Wirken Weyprechts und gab
ſo gerade dem jugendlichen Bedürfnis nach Heldenverehrung willkom=
mene
Nahrung. Der Redner zeigte, wie die kleine Nordpolfahrer=Schar,
die am 14. Juli 1872 unter Wehprechts Führung von Tromſö aus in
See ſtach, allen Gefahren, Mühen und Entbehrungen in Eis und Schnee
die Stirne bot, immer wieder belebt und angefeuert durch das Vorbild
ihres umſichtigen und willensſtarken Führers. Am 30. Auguſt 1873 ent=
deckten
ſie das neue Land; am 20. Mai 1874 gaben ſie ſchweren Her=
zens
ihr Schiff, an deſſen Loskommen nicht mehr zu denken war, dem
Eiſe preis und traten zu Fuß den Nückweg über das Eis an. Als Be=
förderungsmittel
dienten drei Boote, die mit Kufen verſehen worden
waren, und mehrere kleine Schlitten. Ziehen mußten ſie ſelbſt; auch
Weyprecht ſchloß ſich hiervon nicht aus. Langſam und unter unſäglichen
Leiden ging es ſüdwärts. Sie erreichten fchließlich das offene. Meer
und trafen nach 96 Tagen auf ein ruſſiſches Fahrzeug, das ſie glücklich
nach dem Hafen Vardö in Norwegen brachte. Die Entdeckung erregte zu
ihrer Zeit großes Aufſehen. Die Polarkunde wurde durch die ſorgfäl=
tigen
wiſſenſchaftlichen Beobachtungen Weyprechts und ſeiner Mitar=
beiter
weſentlich gefördert. Wehprecht, der in öſterreichiſchen Marine=
dienſten
ſtand, erhielt nach ſeiner Rückkehr längeren Urlaub zur Ver=
arbeitung
des reichlich geſammelten und mühevoll heimgebrachten
Beobachtungsmaterials. Er hatte ſich indeſſen auf der Fahrt den Keim
zu einer Krankheit geholt, die den 42jährigen im März 1881 zu Michel=
ſtadt
aus dem Leben raffſte. Es war ein guter Gedanke, durch dieſe
Gedächtnisfeier die Gemüter einmal von der verwirrenden und be=
drückenden
Gegenwart abzulenken und durch den Hinweis auf die über=
windende
Kraft wahren Heldentums zu ſtärken und zu erheben.
Turngemeinde Beffungen 1865 e. V., Darmſtadt. Zur Belebung
der Unterhaltungsabende hatten die Redewarte ſich bemüht, für Sams=
tag
Herrn Pol.=Ob.=Lt. Götzinger für einen Vortrag über ſeine Erleb=
niſſe
bei Lettow=Vorbeck zu gewinnen. Das Thema lockte ziemlich viel
Turner und Turnerinnen. Nach Eröffnung des Abends und kurzer Be=
grüßung
des Vortragenden wurde gemeinſam das Eröffnungslied ge=
ſungen
. Hierauf erhielt Herr Pol.=Oh.=Lt. Götzinger das Wort. Sein
lehrreicher und überſichtlicher Vortrag gliederte ſich in zwei Teile, und
zwar in den der Vorkriegszeit und in die Kriegszeit. Der Vortragende
verſtand es meiſterhaft, an der Hand einer großen Karte von Afrika
die wirtſchaftlichen Vorzüge des früheren Deutſch=Oſtarika zu ſchildern,
und kam zu dem Schluß, daß Deutſchland unbedingt Kolonialſtaat ſein
muß. Dies iſt allerdings nur möglich durch Reviſion des Verſailler Ver=
trages
. Die lebenswahren Schilderungen ließen deutlich erkennen, daß
Deutſchland es an gutem Willen, das Beſte zu leiſten, nie fehlen ließ,
den Charakter der Eingeborenen zu erkennen, um mit denſelben möglichſt
reibungslos zu leben. Dieſe Maßnahmen hatten Erfolg, die Neger
hatten Zutrauen zu Deutſchland. Klar wies der Vortragende nach, daß
die Eingeborenen auch andere Kulturträger kennen lernten und deren
Maßnahmen zu verſpüren bekamen, die allerdings anders waren. Herr
Pol.=Ob.=Lt. Götzinger hat es verſtanden, den Laien zu überzeugen, daß
ein gutes Einvernehmen zwiſchen Weiß und Schwarz beſtand. Dieſes
Verhältnis hat ſich auch in der Kriegszeit erhalten, denn es ſind Fälle
bekannt, wo die Neger eine Treue zu Deutſchland bewieſen, die wirklich
nicht auf deutſches Barbarentum zurückzuführen iſt. Die Kriegszeit ſelbſt
iſt ſo reich an einzelnen Epiſoden, daß es ſchwer iſt, alles zu ſchildern,
wie es ſich zugetragen hat, nur das eine ſei geſagt, heldenhaft ſchlug
ſich die kleine Schar Lettow=Vorbecks. Engländer, Franzoſen und Bel=
gier
haben ihre Kampfesart zur Genüge kennen gelernt. Herr Pol.=
Ob.=Lt. Götzinger ſchilderte großartig ſein Selbſterlebtes, und hat in
dankenswerter Weiſe ſich bereit erklärt, am Samstag, abends 9 Uhr,
ſeinen hochintereſſanten Vortag fortzuſetzen. Alle Turner und Tur=
nerinnen
ſind jetzt ſchon gebeten, recht zahlreich zu erſcheinen.
Vogelsberger Höhen=Klub. Nächſten Sonntag, den 9. d. M. fin=
det
die plaumäßige Septemberwanderung ſtatt. Das Nähere iſt in den
bekannten Aushangſtellen zu erfahren.
Orpheum. Der außerordentliche Erfolg, von dem die Gaſtſpiele
des Neuen Operettentheaters Frankfurt a. M. begleitet waren, hat die
Direktion des Orpheums veranlaßt, einen weiteren Gaſtſpielzyklus mit
genannter Bühne abzuſchließen, der bereits an dieſem Freitag ſeinen
Anfang nimmt. Diesmal bringen uns die Frankfurter Gäſte eine der
ſchönſten Operetten von Eduard Künnecke: Der Vetter aus
Dingsda. Sämtliche namhaſten Operettenbühnen Deutſchlands
haben dieſes entzückende Werk herausgebracht und zwar ausnahmslos mit
durchſchlagendem Erfolg. Man darf alſo auch den hieſigen Erſtauffüh=
rungen
am Freitag, Samstag und Sonntag, die unter der Spielleitung
des Oberregiſſeurs Engelbert Höfle vonſtatten gehen, mit Spannung ent=
gegenſehen
. Kapellmeiſter Albert Miſchel iſt Dirigent des verſtärkten
Orcheſters. (Siehe Anzeige.)
Gibt es einen Schutz vor der Geldentwertung? Es war in der
guten alten Zeit, als wir an Waren und Bedarfsgütern nur das kauften,
was wir gerade notwendig brauchten. Alles übrige Geld ſparten wir:
Wir brachten es zur Bank oder zur Sparkaſſe, oder kauften ſichere
Staatspapiere. Und heute? Die verſtändliche Angſt vor der Geldentwer=
tung
hat es mit ſich gebracht, daß jeder unmittelbar nach Empfang ſeiner
Einkünfte in allerhand Waren, Lebensmittel und wer beſondere kauf=
männiſche
Kenntniſſe und Beziehungen hat in Aktien und fremde
Valuten flüchtet‟. Die Sorge um die Werterhaltung ſeiner Einkünfte
raubt jedem Deutſchen noch die letzten wenigen Minuten der Ruhe in
ſeinem täglichen Daſeinskampfe. Sie blendet ihm den Blick dafür, daß
er durch ſeine Käufe den Warenpreiſen einen neuen Auftrieb gibt, daß
er dadurch die Notenflut vermehren hilft, die wiederum den Wert ſeiner
zukünftigen Einnahmen gefährdet. Es wird dabei vollkommen vergeſſen,
daß die Flucht in die Ware das Sparen und das Werterhalten, wie es in
der alten Zeit üblich war, nicht erſetzen kann. Denn wenn er in Zeiten
noch größerer Not das Erſparte wieder abſtoßen will, dann wird er ſtets
die Erfahrung machen, daß er als Erlös nicht den erwarteten Wert er=
hält
. Und wer ſich von der Wertbeſtändigkeit der Aktien uſw. ein Bild
machen will, der braucht nur den Kurszettel mit ſeinem Auf und Ab zu
betrachten. Nicht jeder hat das Geſchick, immer auf der Börſenwelle
zu ſitzen. Außerdem gehört zum Sparen im alten Sinne der Zinsgenuß.
Er iſt mit wenigen Ausnahmen verſchwunden und damit eine der Haupt=
triebfedern
zum Sparen. Es iſt daher für jeden Kaufmann, Landwirt,
Angeſtellten, Arbeiter und Beamten von größter Tragweite, daß ihm
das Reich durch Ausgabe der zur Zeichnung aufliegenden Wertbeſtän=
digen
Anleihe endlich die Möglichkeit gibt, wieder im alten Sinne zu
ſpaven. Durch den Erwerb der Wertbeſtändigen Anleihe kann er ſich
ſeine erſparten oder auch nur vorübergehend freien Mittel in ihrer
Kaufkraft und das iſt ja die Hauptſache erhalten. Und darüber
hinaus erhält er Zinſen, die wie das Kapital ebenfalls wertbeſtändig
geſtellt ſind, ſodaß er ſich zu ſeinem Arbeitseinkommen wieder wie früher
einen in der Kaufkraft ſich gleichbleibenden Zuſchuß aus dem Erſparten
füir die Zukunft ſichern kann. Man könnte einwenden, wie der kleine
Sparer den Gegenwert von 1 Dollar das iſt das kleinſte Stück der
Anleibe heute von ſeinem Einkommen aufbringen ſoll. Auch dieſem
Sparer iſt dadurch geholfen, daß ihm jede Sparkaſſe ein Goldkonto er=
öffnet
, auf dem er bis zu einem Zehntel Dollar herunter Einzahlungen
wertbeſtändig machen kann.

Erhaltung von Wohnungen und Reichsmietengeſetz.

Von Beigeordneten Buxbaum.

Das Heſſiſche Miniſterium für Arbeit und Wirtſchaft hat die Hun=
dertſätze
für den Monat September wie folgt feſtgeſetzt (Darmſtädter
Zeitung vom 28. Auguſt 1923):
500 9
a) für Steigerung der Zinſen
299 500 N
b) für Betriebskoſten (Hausverwaltung)
c) für die laufenden Inſtandſetzungsarbeiten 9 000 000
() für die großen Unterhaltungsarbeiten . . 6 000 000 %
zuſ. 15 300 000 %
der Grundmiete.
Die Berechnung der reichsgeſetzlichen Miete für den Monat Sep=
tember
erfolgt demnach wie folgt:
Septembermiete Grundmiete mal 153 001

12
Damit iſt zum erſtenmal erreicht, daß die Zuſchläge für die Unter=
haltungsarbeiten
dem § 3 des RMG. entſprechend in ausreichender Höhe
feſtgeſetzt worden ſind. Eines der Hauptziele des RMG. iſt
bekanntlich die Erhaltung der vorhandenen Häuſer
und Bzohnungen. Dieſes ſowohl im Intereſſe der Vermieter wie
der Mieter liegende Ziel iſt nur zu erreichen, wenn dem Vermieter aus=
reichende
Mittel für die Erhaltung der Häuſer und Wohnungen zur
Verfügung geſtellt werden. Das ſeitherige Syſtem, die Zuſchläge nied=
riger
zu bemeſſen, iſt aus wohlerwogenen Gründen verlaſſen worden.
Eine niedrigere Feſtſetzung darf für die Folge nicht mehr damit be=
gründet
werden, daß gewiſſe Gruppen der Bevölkerung nur ſchwer in
der Lage ſein werden, die höhere Miete zu bezahlen. Es iſt nicht Auf=
gabe
der Hausbeſitzer, dieſe Gruppen durchzuſchleifen. Es muß vielmehr
Aufgabe der für die Fürſorge zuſtändigen Stellen ſein, im Rahmen der
verfügbaren Mittel helfend einzugreifen. Für die Höhe der Zuſchläge
des Reichsmietengeſetzes dürfen nur wirtſchaftliche Geſichtspunkte ent=
ſcheidend
ſeit.
Sache der Hausbeſitzer iſt es nun aber auch die ihnen gebotenen
Mittel zur Erhaltung des Hauſes und zur Inſtandſetzung der Wohnun=
gen
voll und ganz zu verwenden. Der Inſtandſetzungsausſchuß wird
darüber zu wachen haben, daß dies überall geſchieht. Dabei kann es dem
Hausbeſitzer indeſſen nicht zugemutet werden, über die ihm zur Ver=
fügung
geſrellten Mittel hinaus ſofort größere Arbeiten zu veranlaſſen.
Mit den jetzt bewilligten Unterhaltungsmitteln kann er aber ſchon weit
eher daran denken, den berechtigten Wünſchen der Mieter entgegenzu=
kommen
. Dem Hausbeſitzer gehören neben der Grundmiete nur die
Zuſchläge für die Steigerung der Zinſen und für die Betriebskoſten
(Vervaltungskoſten), während die Zuſchläge für die Inſtandſetzungsar=
beiten
und für die großen Unterhaltungen ihm nicht gehören, ſondern
für Zwecke der Unterhaltung verwendet werden müſſen. Geſchieht das
überall, dann wird die Zahl der Erwerbsloſen aus dem Baugewerbe
bald zurückgehen.
Das Arbeitsamt regiſtrierte am 1. September 1923 zuſammen
1137 Erwerbsloſe. Darunter befanden ſich 355 ungelernte Arbeiter,
80 aus dem Bekleidungsgewerbe, 89 aus der Holzinduſtrie, 178 Metall=
arbeiter
, 90 aus dem Baugewerbe, 25 aus dem Gaſtwirtsgewerbe und
164 Kaufleute ſowie Techniker, während die übrigen aus ſonſtigen Be=
rufen
ſtammten. Die 90 Erwerbsloſen aus dem Baugewerbe ſetzen ſich
zuſammen aus: 19 Maurern und Stukkateuren, 13 Zimmerleuten,
38 Weißbindern, Malern und Anſtreichern, 4 Glaſern und 16 Dach=
deckern
, Ofenſetzern und Sonſtigen. Mit einigem guten Willen können
die Hausbefitzer hier helfend eingreifen. Reichen die Zuſchläge für eine
größere Reparatur im Augenblick nicht aus, ſo wird in ſolchen Fällen
auf Antrag der Inſtandſetzungsausſchuß eingreifen und nach Lage der
Fälle die Mittel unter Umſtänden vorlegen. Anträge ſind an den
Inſtondſetzungsauſchuß (Grafenſtraße 30) zu richten. Das Heſſiſche Ge=
ſamtminiſterium
hat weiter am 20. Auguſt 1923 eine Verordnung er=
laſſen
, mit der die heſſiſche Ausführungsverordnung zum RMG. vom
13. Juni 1922 abgeändert wird. Die weſentlichen Aenderungen ſind die
Folgenden:
Sämtliche Betriebskoſten, mit Ausnahme der Verwaltungskoſten,
ſind auf die Bewohner des Hauſes umzulegen. Die Gemeindebehörde
kann nähere Beſtimmungen hierüber treffen. Sie kann unter anderem
anordnen, daß das Waſſergeld nach der Kopfzahl oder in anderer Weiſe
berechnet werden ſoll, oder daß die Verſicherungskoſten auf ein beſtimm=
tes
Maß bearenzt werden ſollen.
Unter Verwaltungskoſten im Sinne des vorigen Abſatzes ſind ſolche
Koſten zu verſtehen, die dem Hausbeſitzer durch die notwendige Beauf=
ſichtigung
des Hauſes und die hiermit zuſammenhängenden Arbeiten,
auch ſolche in Erfüllung öffentlich rechtlicher Auflagen oder Einziehung
behördlicher Gefälle uſw. erwachſen.
Eine Anlegung von Hauskonten findet nicht mehr ſtatt. Etwa ein=
gezahlte
und unverwendet gebliebene Beträge ſind, zurückzuvergüten.
Bei der fortſchreitenden Geldentwertung hat ſich die Anlegung der Haus=
konten
als eine unmögliche Maßregel erwieſen. Das Geld, ,das im Okto=

ber v. J. auf das Hauskonto eingezahlt wurde und unverwendet blieb,
hat heute keinen Wert mehr. Der Hausbeſitzer hat für die Folge ſelbſt
für die Anlage des Geldes zu ſorgen, und die Mieter ſind berechtigt,
über die richtige Verwendung dieſer Mittel ein wachſames Auge zu
halten.
Ein Zuſchlag für Räume, die zu gewerblichen Zwecken hergeſtellt
oder mit Zuſtimmung der Gemeindebehörde für gewerbliche Zwecke ver=
wendet
werden, wird nicht bewilligt. Dieſe Anordnung betrifft den
8 10, Abſatz 2. des RMG. Sie bedeutet eine ganz erhebliche Verkürzung
der Nechte der Hausbeſitzer, die in der Mieterſchutzgeſetzgebung keine
Grundlage findet, die vielmehr nach den Grundſätzen des Reichsmieten=
geſetzes
hätte vermieden werden müſſen. Der Standpunkt des Heſſ.
Miniſteriums für Arbeit und Wirtſchaft wird für die Dauer nicht zu
halten ſein. Heute liegt die Sache ſo, daß der Hausbeſitzer für ſein
Haus lediglich die Grundmiete in Anſpruch nehmen darf und zwar in
einer Hühe von 4 Prozent des Goldwertes, und dieſe 4 Prozent werden
ihm auch noch in Papiermark ausbezahlt, alſo in einem gänzlich entwer=
teten
Gelde. Für die jährliche Geſamtgrundmiete von 100 Vierzimmer=
wohrungen
kann ſich der Hausbeſitzer heute gerade ein Brötchen kaufen.
Da3 iſt die Folge der Zwangswirtſchaft, unter der niemand mehr leidet,
wie der Hausbeſitzer. Wenn man für gewöhnliche Wohnungen das aus
ſozialen Gründen in Kauf nehmen muß, ſo kann es der Hausbeſitzer
aber andererſeits als ſein gutes Recht verlangen, daß für einen Betrieb
(Bankgeſchaft, Kaffee, Weinſtube und dergl.) beſondere Zuſchläge feſt=
geſetzt
werden, wenn der Betrieb aus, dem Goldwert des Hausbeſitzers
(Laden) beträchtlichen Nutzen zieht. Wenn das Reichsmietengeſetz nun
die Möglichteit gibt (8 10, Abſatz 2) und die Gemeindebehörde den ge=
werblichen
Zuſchlag für notwendig und berechtigt hält, ſo kann doch wohl
das Miniſterium für Arbeit und Wirtſchaft nicht erklären, daß ein ſolcher
Zuſchlag als unnötig und unbillig bezeichnet werden müßte.
Die Durchführung eines ſolchen Zuſchlags wäre nicht allzu ſchwie=
rig
. Es könnten z. B. 5 verſchiedene Klaſſen gebildet und eine Kom=
miſſion
ernannt werden, die auf Antrag die Einreihung der einzelnen
gewerblichen Betriebe in die 5 Klaſſen vornimmt. Eine ſolche Kom=
miſſion
, beſtehend aus anerkannten Fachleuten, wäre zweifellos, im
Stande, die Einreihung richtig vorzunehmen, denn es gibt ebenfo wie
bei der Steuerbehörde auch hier Sachverſtändige, die imſtande ſind,
jedes einzelne Geſchäft nach ſeiner Klaſſifizierung zu beurteilen. Von
einer rigoroſen Ausnutzung der Hausbeſitzer kann alſo gar keine Rede
ſein. Daß ſeither nur wenig Gebrauch von dieſem Zuſchlag gemacht
worden iſt, liegt an der ſeitherigen heſſiſchen Ausführungsverordnung,
denn man kann den gewerblichen Zuſchlag nämlich nicht allgemein für
alle Geſchäfte gültig feſtſetzen. Man muß ihn vielmehr im einzelnen
Falle nach gewiſſen Richtlinien bemeſſen.
Die in den 88 3und 7 des RMG. bezeichneten Hundertſätze werden
für die Folge von dem Heſſiſchen Miniſterium für Arbeit und Wirt=
ſchaft
nach Anhörung der Intereſſenten und Sachverſtändigen nach Be=
darf
feſtgeſetzt und in der Darmſtädter Zeitung veröffentlicht. Eine Be=
ſchwverde
gegen die Feſtſetzung findet nicht ſtatt. Danach ſcheiden für die
Folge im ganzen Lande die Gemeindebehörden aus. Auch die Kreis=
ämter
haben für die Folge nichts mehr mit der Feſtſetzung zu tun. Ein
Unterſchied in der Behandlung der großen und kleinen Gemeinden wird
für die Folge nicht gemacht. Das iſt auch nicht nötig, weil die Verſchie=
denheiten
bereits in der Grundmiete zum Ausdruck kommen, im übri=
gen
aber die Steigerung der Löhne prozentual die gleiche bleibt. Das
neue Verfahren bedeutet gewiß eine große Vereinfachung. Schon im
Hinblick derauf, daß Tauſende von Sitzungen und Beſprechungen im
ganzen Lande für die Folge überflüſſig geworden ſind.
Ganz weſentlich iſt die neue Verordnung über die Feſtſetzung der
Untermiete. Die Feſtſetzung der Untermiete bleibt für die Folge der
freien Vereinbarung der Vertragsteile vorbehalten. Kommt eine Ver=
einbarung
nicht zuſtande, oder beſtehen Streitigkeiten, ſo ſetzt das Miet=
einigungsamt
auf Anrufung eines Vertragsteiles die Untermiete feſt,
Bei der Berechnung der Untermiete iſt zu berückſichtigen:
a) der monatliche Mietwert für leere Räume unter Berückſichtigung
der Lage und baulichen Ausſtattung;
b) eine Entſchädigung für die Ueberlaſſung von Einrichtungsgegen=
ſtänden
;
e) eine Vergütung für Ueberlaſſung von Wäſche, die der Abnutzung
des Materials und dem aufgewendeten Arbeitslohn für Reinigung
entſpricht:
d) eine Vergütung für Licht und Heizung nach den Selbſtkoſten:
e) ein ettvaiges Bedienungsgeld, das dem 15ſtündigen ortsüblichen
Lohn einer Lauffrau (für jeden Raum) entſpricht;
Alle den vorſtehenden Beſtimmungen etwa entgegenſtehenden An=
ordnungen
der Gemeindebehörden werden aufgehoben. Es ſind demnach
aufgehoden die Ortsſatzung über die Einrichtung von Hauskonten und
die Anordnungen der Stadtverwaltung vom 23. September 1922. Die
neuen Anordnungen werden demnächſt erlaſſen.

Das Jubiläum der Firma Heinrich Keller Sohn
Darmſtadt, und ihres Inhabers, Herrn Kommerzienrat Hickler, am
1. September geſtaltete ſich zu einer erhebenden Feier. Herr Hick=
ler
jr. begrüßte die Anweſenden und berichtete über den Werdegang
der Firma, wie ſie ſich von kleinen Anfängen, trotz mancher Rückſchläge,
zu höchſter Blüte entwickelte und heute eine der größten Weltfirmen
dieſes Geſchäftszweiges geworden iſt. Anſchließend daran ergriff Herr
Prokuriſt Thiem im Namen des Perſonals das Wort, beleuchtete das
ſtets gute Einvernehmen zwiſchen Chef und Perſonal und ſprach den
Dank des letzteren für die namhaften Stiftungen, die Herr Kommerzien=
rat
Hickler aus Anlaß des Jubiläums machte, aus. Herr Profeſſor
Dr. Borgmann, Dekan der philoſ. Fakultät der ehrwürd. Ludwigs=
Univerſität in Gießen, überbrachte die Glückwünſche derſelben und hob
die Verdienſte des Herrn Kommerzienrats Hickler um die deutſche Forſt=
wirtſchaft
und das deutſche Weidwerk hervor. Zum Schluß ſeiner Aus=
führungen
verlas er folgendes Diplom: Unter dem Rektorat des ordent=
lichen
Profeſſors der Rechtswiſſenſchaft Dr. jur. Otto Eger ernennt die
philoſophiſche Fakultät der Ludwigs=Univerſität durch ihren Dekan
Du. phil et vec. publ. Wilhelm Borgmann, ordentlichen Profeſſor der
Forſtwiſſenſchaft, Herrn Kommerzienrat Guſtav Hickler in Darmſtadt,
den langjährigen Leiter eines für die Pflege des Waldes lebenswich=
tigen
Unternehmens, den erfolgreichen Vorkämpfev auf dem Gebiete der
Waldſamenprovenienz, den um das Weidwerk ſeines engeren und wei=
teren
Vaterlandes in vorbildlicher Tat, in Wort und Schrift verdien=
ten
deutſchen Mann ehrenhalber zum Doktor der Philo=
ſophie
. Herr Oberbürgermeiſter Dr. Gläſſing ſprach die Glück=
wünſche
der Stadt Darmſtadt aus, die ſtolz ſei auf ſolche Männer, wie
ſie die Familie Hickler hervorgebracht habe. Er betonte beſonders die
Verdienſte, die ſich der Vater des Herrn Kommerzienrats Hickler um
die Stadt erworben habe, und teilte den Beſchluß der Stadtverwaltung
mit, daß demnächſt zu Ehren der Familie Hickler eine Straße mit deren
Namen benannt werden ſolle. Nach weiteren Anſprachen, unter denen
diejenigen des Herrn Majors Müller=Hickler, der im Namen
der Familie ſprach, des Herrn Direktors Kredel von der Darmſtädter
und Nationalbank, des Herrn Legationsrats Dr. Edward und des
Darmſtädter Mundartdichters Herrn Nob. Schneider erwähnt ſeien,
ergriff Herr Kommerzienrat Hickler das Wort, um für die ihm zu=
teil
gewordenen außerordentlichen Ehrungen Dank zu ſagen, die ihn
doppelt freuten, da er in ihnen eine Anerkennung der Verdienſte der ſo
viel angefeindeten Klengbetriebe und des Samenhandels überhaupt er=
kenne
. Er ſchloß mit einem Dank an ſein Perſonal für deſſen treue
Mitarbeit. Die Feier, der ein zeitgemäßes, einfaches Frühſtück folgte,
war von Darbietungen des Darmſtädter Kammerorcheſters und eines
Waldhornquartetts umrahmt.
Lokale Veranſtaltungen.
Die hierunter erſchelnenden Notizen ſind ausſchſießlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten,
in keſnem Falle irgendwie als Beſprechung oder Krik.
Deutſcher Beamtenbund. Donnerstag, 6. September,
abends 8 Uhr, im Saalbau: Kundgebung.
Platanenhain. Heute abend findet Promenadenkonzert
unter Obermuſikmeiſter Weber ſtatt. Im Programm: Leuthner: Feſt=
ouvertüre
. Wagner: Lohengrin. Offenbach: Orpheus in der Unter=
welt
. Suppé: Die Liebe zum Volke (Piſton=Solo: Herr Virtuoſe Bus=
lau
). Waldteufel: Eſpana=Walzer. Moderne Einlagen. (S. Anz.)
Aus den Parteien.
Frauenausſchuß der Deutſchen Volkspartei.
Kommenden Samstag, den 8. ds. Mts., findet nachmittags 4 Uhr im
Rummelbräu die regelmäßige Zuſammenkunft der Frauen der D.V.P.
ſtatt. Ein Vortrag über die wirtſchaftliche Frage dürfte von allgemeinem
Intereſſe ſein. Mögen ſich unſere Mitglieder und Freunde, beſonders
unſere ausgewieſenen Freundinnen, zahlreich einzufinden. Gebäck mit=
bringen
.
Jugendgruppe der Deutſchen Volkspartei. Für
heute wird eingeladen zu einem zwangloſen Abend bei Spiel und Muſik.
Gleichzeitig werden Anmeldungen erbeten zum badiſchen Landesjugend=
tag
am 16. d. M. in Karlsruhe ſowie zu einer in Ausſicht genommenen
mehrtägigen Wanderung in den Herbſtferien.

II. Eberſtadt, 4. Sept. Bekämpfung der Wohnungsnok.
Am Mittwoch, den 5. September, hält Herr Regierungsbaumeiſter Runge
von der Bauſtoffbeſchaffungs= und Beratungsſtelle hier in Eberſtadt
einen Vortrag über die Bekämpfung der Wohnungsnot und die Finan=
zierung
von neuen Kleinwohnungsbauten. Ein Volk, das nicht baut,
ſtirbt! Aus dieſer Erkenntnis heraus werden immer wieder neue Wege
geſucht, um das Bauen zu ermöglichen und ſo die größte geſundheitliche
und moraliſche Gefahr der Wohnungsnot vom Volk abzuwenden. Ge=
rade
in der letzten ſchwerſten Zeit iſt beſonders viel zur Neubelebung
des Kleinwohnungsbauweſens getan worden. Auf dem Gebiet der Fi=
nanzierung
der Neubauten ſind ganz neue Wege eingeſchlagen worden,
wie ſie ja auch Herr Gemeinderat Heißt in der Gemeinderatsſitzung am
9. ds. Mts. durch ſeinen Hinweis auf die wertbeſtändigen Hypotheken an=
gedeutet
hat. Ueber all dieſe neuen Beſtrebungen, Finanzierungs= und
Baumöglichkeiten will Herr Regierungsbaumeiſter Runge ſprechen und
die Wege, die Jedem das Bauen ermöglichen, weiſen. Alle Wohnungs=
ſuchenden
, Siedler und Bauintereſſenten ſind herzlichſt eingeladen.
-6- Noßdorf, 3. Sept. Milch=Verſorgung. Zur
Sicherſtellung des Milchbezuges für die Stadt Darmſtadt hat der
hieſige Gemeinderat beſchloſſen, das Hamſtern von Milch
zu unterbinden. Es ſollen deshalb von jetzt ab 50 Pro=
zentdes
Stallpreiſes als Oktroi von ſämtlicher am Ort
abgeholter Milch erhoben werden. Die Polizei und ein
beſonderer Kontroll=Ausſchuß ſind mit der Durchführung dieſer
Beſchlüſſe beauftragt. Ferner iſt hier ein Ueberwachungs= Aus=
ſchuß
für Gegenſtände des täglichen Bedarfes gebildet worden.
X Zwingenberg a. d. B., 4. Sept. Man ſchreibt uns: Ein Aus=
ſchuß
plant hier eine Kriegerehrung in Form eines Heldenhains.
Das Orbistal ſoll nach fachmänniſchen Entwürfen vom Eingang bis zum
ſog. Orbistempel zu einer Talwieſe angelegt, zu den Seiten und über
dem Tempel ſollen Eichengruppen mit Ruhebänken zur Erinnerung an
die im Kriege gefallenen Zwingenberger gepflanzt werden. Der Ge=
danke
des Heldenhaines und die landſchaftliche Planung ſtammen von
Herrn Gärtnereibeſitzer Kalb, der ſeinerzeit auch den Bergſträßer Obſt=
verwertungsverein
ins Leben gerufen und dadurch den Wohlſtand im
hieſigen Bezirk ſehr gefördert hat. Da es ſich bei der Anlage der Tal=
wieſe
um eine werbende Ausgabe handelt, wird auch hier das aufzu=
wendende
Kapital gute Zinſen bringen. Die Arbeiten könnten unter
Leitung des Herrn Kalb von Erwerbsloſen ausgeführt werden, die ohne=
hin
beſchäftiat werden müſſen. Soweit die erforderlichen Gelder nicht
durch freiwillige Spenden aufgebracht werden, könnte alſo wohl die pro=
duktive
Erwerbsloſenfürſorge in Frage kommen.
- Groß=Umſtadt, 3. Sept. Jungbauern=Verſammlung.
Am Sonntag mittag fand hier im Rheiniſchen Hof eine Kreisverſamm=
lung
der Jungbauern des Kreiſes Dieburg ſtatt. Die Verſammlung
wurde von dem Jungbauer Hch. Sauerwein=Schaafheim geleitet. Lan=
desgeſchäftsführer
Dr. Kleinkurt=Frankfurt referierte über die Notwen=
digkeit
der Jungbauernbewegung.
Offenbach, 4. Sept. Der Stadtkaſſe wurden heute morgen zwei
Eine Million=Scheine der Stadt Offenbach vorgelegt, die ſich
als Fälſchungen erwieſen. Die Nummer war nicht mit ſchwarzer,
ſondern mit violetter Stempelfarbe aufgedruckt. Das gelbe Papier war
ſchlechter, weniger geleimt. Die gefälſchte Unterſchrift des Bürgermei=
ſters
Nech war auch fakſimiliert wie auf dem echten Schein, aber dünner
geſchrieben. Der Text des Gutſcheins war überhaupt in dünnerer
Schrift geſetzt.
ut. Offenbach, 3. Sept. Ein Schwindler, der auch ſchon an=
derwärts
aufgetreten iſt, treibt ſeit Tagen hier ſein Unweſen. Er nennt
ſich Eugen Fiſcher aus Frankfurt, tritt in einer Phantaſie=Uniform als
Oberbergkugppſchafts=Verbandshauptmann, auf und macht Propa=
ganda
für eine angebliche Siedlungsgeſellſchaft, für die er ſich Gelder
zu derſchaffen weiß. (F. war auch ſchon in Darmſtadt tätig‟. Er ſoll
geiſteskrank ſein.)
Worms, 4. Sept. Am Sonntag beging der von Worms gebürtige,
am 26. Auguſt durch den Herrn Biſchof von Mainz zum Prieſter ge=
weihte
Herr Leonh. Hammerſtein ſeine Primizfeier in der
St. Martinskirche, die aus dieſem Anlaß im Feſtſchmuck prangte. Die
Feſtpredigt hielt Herr Prof. Hattemer=Worms unter dem Vorſpruch:
Was ihr auf Erden löfen werdet, ſoll auch im Himmel gelöſt ſein, und
was ihr auf Erden binden werdet, ſoll auch im Himmel gebunden ſein.
Der Beſuch des Feſtgottesdienſtes, namentlich des Hochamtes, war ſehn
ſtari.

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[ ][  ][ ]

Nummer 245.

Darmſtädter Tagblatt, Mittſvoch, den 5. September 1923

Seite 5.

Elternbund auf dem Land.
Von Georg Schmidt, Hainſtadt i. O.
Die Schule, ihre Aufgabe und ihre Arbeitsleiſtung werden in weiten
Volkskreiſen, beſonders auf dem Lande, noch recht niedrig eingeſchätzt.
Es gibt leider heute noch viele Leute, welche die hohe Bedeutung einer
guten Schulbildung noch nicht zu würdigen wiſſen, und ſolche, die den
Lehrer als einen Mann, der auf bequeme Weiſe ſein Geld verdient,
hinſtellen. Von ſeiner Arbeit, von ſeinen Mühen und Plagen und von
ſeiner unendlichen Geduld weiß man ſelten ein Wörtlein zu ſagen.
Woher das kommt, läßt ſich ſchwer feſtſtellen. Der Hauptgrund dürfte
wohl in einer nicht richtigen Einſchätzung geiſtiger Arbeit liegen. Eine an=
dere
Urſache ſehe ich jedoch darin, daß der Laie in die Werkſtatt, die man
Schule nennt, kaum einen Einblick gewinnt. Er kann nicht wiſſen,
wie dort gearbeitet, gerungen und geſtrebt wird! Fleiß und Mühe, die
nun einmal notwendig ſind, um Kinderſeelen in ihrer Entwickelung
günſtig zu fördern, verbergen ſich hinter den Wänden der Schmlſtube,
Selbſt die Eltern der Kinder verſpüren nur wenig davon. Wie un=
natürlich
! Schule und Elternhaus, dieſe wichtigen Erziehungsfaktoren,
ſtehen ſich fremd gegenüber. Sie, die zur gemeinſamen Arbeit ſich die
Hende reichen ſollten, ſtreben gar manchmal einander entgegen. Welch
ein Mißſtand! Kein Weg, kein Mittel darf unverſucht bleiben, die bei=
den
Erzieher einander näher zu bringen! Doch wie? Soll man die
Elternſchaft bitten, daß ſie gelegentlich den Unterrichtsſtunden beiwohnt?
Dem läßt ſich mit Recht entgegnen, der Unterrichtsbetrieb könne darunter
leiden. Soll der Lehrer mit den Eltern Erziehungsfragen beſprechen
und das Wohl der Schüler beraten? Dieſer Weg kann unter Umſtänden
gangbar ſein. Mir perſönlich gaben obige Erwägungen den Anſtoß zur
Einrichtung von Elternabenden. Ich ſuchte und jand hierin ein Mittel,
das zwiſchen Elternhaus und Schule beſtehende Band enger zu knüpfen.
Weil, wie ſchon geſagt, den Eltern der Einblick in die Schule fehlt, galt
es mir vor allen Dingen, zu zeigen, daß man heute in der Schule doch
etwas mehr lernt als nur Leſen, Rechnen, Schreiben, daß die Pflege
des Seelenlebens, die Herz= und Gemütsbildung im Vordergrund ſteht,
die Aneignung von Kenntniſſen und Fertigkeiten erſt in zewviter Linie
in Betracht kommt. Abende, die ganz in dieſem Sinn eingeſtellt waren,
konnten die beabſichtigte Wirkung nicht verfehlen. Wir nannten ſie
Elternabende, weil ſie zunächſt für die Elternſchaft berechnet waren; doch
luden wir das ganze Dörfchen dazu ein. Volksbildungsabende wären
ebenſo berechtigt geweſen. Alles Gebotene wurde nämlich zuvor ſo aus=
gewählt
, daß man nichts darreichte, was nicht aus dem Füllhorn des
Wahren, Schönen und Guten geſchöpft war, alſo bildenden Wert
beſaß. Der Bevölkerung des Dorfes ſollten das war ein weiterer
Zweck einige Stunden edlen Genuſſes für wenig Geld bereitet wer=
den
. Alles, was den Anſchein lehrmeiſterlicher Aufdringlichkeit erwecken
könnte, wurde ſtreng gemieden. Hier ſollten auch keine Theorien ent=
wickelt
, noch wohlgeformte Ratſchläge erteilt werden. Gefühlsmäßiges
Miterleben! Unbewußte Beeinfluſſung! Die Elternabende bedurften
langer und gründlicher Vorbereitung. Dieſe fielen keineswegs in die
Schulzeit hinein, vielmehr wurde eine ſtattliche Zahl freier Nachmittags=
und Abendſtunden dazu benutzt. Mit großer Begeiſterung traten die
Kinder an ihre Aufgaben heran, eines das andere im Wetteifer über=
bietend
. Di ſeitens des Lehrers aufgewandte Mühe lohnte ſich bald.
Der Verkeh" wiſchen den Schülern und ihrem Lehrer wurde herz=
licher
, ungezbungener und freier. Schüchternheit verſchwand. Der
Lehrer wurde zum väterlichen Freund. In der freiwillig übernomme=
nen
Arbeit reifte die Klaſſe zur Einheit, zur Arbeitsgemeinſchaft. Ein
Segen ſtrömt von da auf den Unterricht über. So ebnete dieſes gemein=
ſame
Schaffen der Arbeitsſchule den Weg. Die Erziehung, beſonders
die Selbſterziehung, wurde begünſtigt. Eine Freude war es, wie die
Kinder ſich einander aneiferten, ſich ſelbſt verbeſſerten, den Säumigen
gebührend zurechtwieſen. Außerdem ſei noch erwähnt, daß die benutzten
Stoffe auf mannigfache Weiſe im Unterricht Verwertung fanden (z. B.
freie Aufſätze). Die Elternabende mit ihrer Vorarbeit, der kamerad=
ſchaftliche
Verkehr, das Zuſammengehörigkeitsgefühl, die Einwirkungen
auf den Unterricht, ſie alle trugen ihr Teil dazu bei, daß meine Schüiler
den Schulbeſuch nicht als läſtigen Zwang empfinden.
Nun zu den Darbietungen ſelbſt. Muſikvorträge, Geſänge, Dekla=
mationen
und theatraliſche Aufführungen wechſelten in harmoniſcher
Reihenfolge. Die Auswahl des Stoffes und die Aufſtellung des Pro=
gramms
geſtalteten ſich oft recht ſchwierig, ſollten die Abende doch ein
geſchloſſenes Ganze, dem ein beſtimmter Leitgedanke zugrunde lag, bil=
den
. Mehrere Schüler und Schülerinnen traten als Geigenſpieler auf.
Der Lehrer begleitete am Klavier. Auf dieſe Weiſe wurden z. B. vor=
getragen
: Largo von Händel, Frühlingslied von Mendelsſohn,
Serenade von Haydn uſw. Die meiſt dreiſtimmigen Chöre, darunter
recht ſchwierige Schöpfungen, ſtellten an die jugendlichen Sänger große
Anforderungen. Nur ausdauernder Fleiß und freudige Hingabe ließen
alles gelingen. Beſonderen Anklang fanden bildliche Darſtellungen eini=
ger
Lieder, ſo z. B. des Wiegenliedes von C. M. von Weber, was wie=
derholt
gezeigt werden mußte. Man vergegenwärtige ſich den Inhalt
dieſes bekannten Liedes und ſtelle ſich vor: Auf der Bühne eine alte
Wiege aus Urgroßmutters Zeiten; darin als Kind eine große Puppe.
Neben der Wiege ſitzt die Mutter. Sie trägt Odenwälder Volkstracht,
ſpinnt, bewegt von Zeit zu Zeit die Wiege und ſingt: Schlaf, Herzens=
ſöhnchen
, mein Liebling biſt du! Der Geſang wird ſchwächer, die
Hände ſinken in den Schoß, die Mutter ſchläft ein. Hinter der Bühne
ertönt aus weiten Fernen der Kinderchor: Guten Abend, gut! Nacht!
Den Worten des Bildes entſprechend erſcheinen Engel. Sie tragen
Roſen und Nelken in den Händen, die ſie auf dem Bettchen ablegen und
ſegnend niederknien; vergl.: Mit Roſen bedacht, mit Näglein be=
ſteckt
uſw. Dieſe Liedſzene ſteht in keinem Buch. Wir haben ſie uns
ſo ausgedacht. Wenn ich hier von wir ſpreche, ſo iſt meine Frau mit
einbegriffen, die mir mit früher geſammelten Erfahrungen in Rat und
Tat zur Seite ſtand. Ach, ſo vieles mußten wir uns ſelbſt ſchaffen, und
gerade dies brachte uns die meiſte Freude! Die Deklamationen be=
ſchränkten
ſich auf Gedichtperlen, die dem jeweiligen Leitgedanken des
Abends Rechnung trugen. So hieß ein Abend Aus dem Sonnenland
der Kindheit. Hier waren Lieder und Gedichte alle recht kindlich
Im Mittelpunkt ſtand eine Rede über den Werdegang des Kindes und
die Einflüſſe auf ſeine Seele bis zur Schulentlaſſung. Dieſer Abend
war zugleich Schulentlaſſungsfeier. Es wäre noch ſo manches zu ſagen
von Reigenvorführungen, von Theaterſtücken, von den Vühnenverhält=
niſſen
, von den Koſtümen, die man ſich ſelbſt zurechtnäht, und vielem
anderen. Doch möchte ich dieGeduld des Leſers nicht länger bean=
ſpruchen
.
Im Schuljahr 192021 veranſtalteten wir einen, im Jahre 192223
dier Elternabende. Die Zahl wuchs mit der Zunahme des Bedürfniſſes
und der Erfahrungen. Die Erfolge übertrafen die Erwartungen. Jedem
Lehrer, dem an einem harmoniſchen Verhältnis zwiſchen Elternhaus und
Schule gelegen iſt, möchte ich zu einem Verſuch raten. Es werden große
Opfer von Arbeitskraft und Zeit verlangt, doch der Erfolg und die
Freude daran bleiben nicht aus. Auch dieſe Arbeit in freier Hingebung
unſerem Volk und ſeinen beſten Gütern!
th. Worms, 3. Sept. Oberbürgermeiſter Köhler hätte
am 1. September ſein 25jähriges Dienſtjubiluäm als erſter Beamter
der Stadt Worms feiern können, wenn er nicht vor Wochen von den
Franzoſen aus Worms ausgewieſen worden wäre. Oberbürgermeiſter
Köhler trat am 1. September 1898 ſein Amt an.
j-. Bingen, 3. Sept. Schiffs=Unfall. Der an den Lan=
dungsbrücken
der Köln=Düſſeldorfer und Niederländiſchen Reederei auf
den Anker eines holländiſchen Schleppers geſtrandete De Gruiterkel
iſt in mehreren Räumen ſchwer beſchädigt worden und mußte geleichtert
werden.
Bingen, 3. Sept. Funde aus der Römerzeit. Bei der
Aushebung eines Fundaments für ein Haus in der Druſusſtraße ſtieß
man hier auf ein römiſches Mauerwerk von beſonderer Dicke. Außer
großen und kleinen Steinornamenten mit ſchönen Verzierungen, fand
man auch Gefäße und Münzen aus der Zeit Konſtantins (150 nach
Chriſti).
Alzey, 4. Sept. Von einem ſchrecklichen Brandunglück wurde
der Mühlenbeſitzer Wilhelm Meitzler in der Heſſenſteigermühle (obere
Mühle) betroffen. Am Freitag mittag gingen die Knechte nach dem
Mittagsbrot in die Stallungen, während die Familie ſich zu Tiſch ſetzte.
Kurz darauf ſtürzte einer der Knechte ins Haus und rief: Im Gäuls=
ſtall
brennt’s. Lichterloh brannte der Pferdeſtall, die Pferde riſſen ſich
lo3 und liefen in den Hof, das jüngere ging über die Felder davon, das
ältere rannte wieder in den Stall hinein und verbrannte. In der Decke
des Stalles befand ſich ein Loch zum Herabwerfen von Stroh und Heu.
Durch dieſes Loch ſchlugen die Flammen und ſetzten das ganze Anweſen
in Brand, das ſamt Scheune, Ställen, Mühle und Wohnhaus in kurzer
Zeit in Aſche gelegt wurde. Die Oekonomiegebäude waren mit den
kürzlich eingebrachten Erntevorräten gefüllt, die dem Feuer, das man
ſtundenweit wahrnehmen konnte, reichliche Nahrung boten. Der Scha=
den
der den Beſitzer trifft, iſt unberechenbar. Schwer verun=
glückt
iſt bei einer Fahrt in die Praxis Herr Dr. Schlink von hier.
Er war mit ſeinem Motorrad unterwegs, als er auf der Kettenheimer
Chauſſee mit einem Fuhrwerk kollidierte. Die Pferde ſchlugen aus,
Herr. Dr. Schlink wurde vom Rad geſchleudert und blieb bewußtlos
liegen. Ein Kettenheimer Fuhrwerk brachten den Verunglückten nach
Hauſe, wo er ſchwerkrank darniederliegt.
Ci-. Groß=Karben, 3. Sept. Brunnenjubiläum. Heute
ſind es gerade 50 Jahre her, daß der Taunusbrunnen ſeinen Verſand
eröffnete. Er wurde durch den verſtorbenen Bergdirektor Müller= Mar=
chand
, einem geborenen Frankfurter, erprobt. Im Jahre 1872 wurde
die Quelle von dem Hotelbeſitzer Friedrich aus Köln erworben, 1887
ging ſie an eine engliſche Geſellſchaft über, bis ſie ſpäter von Direktor
Krug übernommen wurde. Die Brunnen=Anlagen haben bereits ſeit
25 Jahren eigenen Bahnanſchluß.

R. Gießen, 3. Sebt, Bauern=Verſammlung. Heute mit=
tag
fand im Eiſenbahnhotel eine Vertrauensmännerverſammlung ſtatt,
die von der Geſchäftsſtelle Friedberg des Heſſ. Bauernbundes einberufen
war. Der Landesvorſitzende, Dr. v. Helmolt, erſtattete ausführlichen
Bericht. Eingehende Erörterungen wurden beſonders über Steuerfra=
gen
, Feldſchutz und die Milch= und Kartoffelverſorgung gepflogen.

Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt.
Die Kommuniſten hatten für Sonntag große Demonſtrations=
verſammlungen
einberufen. Sie erlebten dabei einen glatten Mißer=
folg
. Zu einzelnen Verſammlungslokalen war ein geſchloſſener Anmarſch
kleinerer Gruppen meiſt jugendlicher Kommuniſten mit roten Fahnen
verſuct worden. Dieſe Gruppen von 20 bis höchſtens 600 Mann wur=
den
überall mühelos durch die Schutzpolizei auseinandergebracht; zum
Teil löſten ſie ſich von ſelbſt auf, ſobald überhaupt nur Schutzpolizei=
beamte
ſichtbar wurden. Nur an einer Stelle in der Schwedter Straße
war Demonſtranten gegenüber ein nachdrückliches Einſchreiten der Po=
lizei
nötig. Der Beſuch der Verſammlungen war ſehr ſchwach und
bließ überall hinter dem früherer Demonſtrationsverſammlungen erheb=
lich
zurück.
Eine große Anzahl wertvoller Bücher iſt aus dem Zim=
mer
241 des Hauptgebäudes der Univerſität verſchwunden. Es=iſt
dies ein Lefeſaal, der auch während der Ferien Studenten und anderen
Leuten zugänglich iſt. Die geſtohlenen Bücher betreffen hauptſächlich alt=
und neuteſtamentariſche Forſchungen, Werke von Harnack und anderen
Gelehrten deutſcher Univerſitäten. Es iſt möglich, daß die Werke zum
Teil auch ohne Diebſtahlsabſicht unberechtigt mitgenommen worden ſind.
Es wird darauf hingewieſen, daß alle Bücher der Univerſität deren
Nundſtempel tragen, oft an mehreren Stellen. Wer von dem Auftauchen
ſolcher Vücher im Handel etwas merkt, wird erſucht, Kriminalkommiſſar
Nitſchke beim Polizeiamt Mitte Nachricht zu geben.
Sonntag vormittag wurde der Weſthafen feierlich eröffnet. Den auf
dem Platz vor dem ſtattlichen Verwaltungsgebäude ſich verſammelnden
Feſtteilnehmern bot ſich ein farbenprächtiges Bild. Von den im Hafen
liegenden Schiffen grüßte der bunte Schmuck der Fahnen und Wimpel.
Mitglieder des Magiſtrats und der Stadtverordnetenverſammlung, Ver=
treter
der Staatsregierung, Männer des Handels und der Induſtrie
nahmen an der Feier teil. In ſeiner Weiherede wies Oberbürgermeiſter
Böß auf die Erſchwerungen hin, die dem von Stadtbaurat Krauſe be=
gonnenen
, von Stadtbaurat Hahn zu Ende geführten Werk durch den
Krieg und dem wirtſchaftlichen Zuſammenbruch bereitet worden ſind.
Ueber Berlin hinaus ſollen die Wirkungen ſich erſtrecken, die von dieſem
Werk erwartet werden. Nicht Wettbewerb mit anderen Hafenplätzen iſt
beabſichtigt, ſondern in gemeiſamer Arbeit mit ihnen wird Berlin zur
Förderung von Handel und Induſtrie beitragen. Die Verpachtung der
Häfen Berlins an die Berliner Hafen= und Lagerhausgeſellſchaft ( Be=
hala
) ſoll die notwendige Zuſammenfaſſung der Kräfte ermöglichen.
Generaldirektor Ulderup von der Behala dankte namens der Belegſchaft
des Hafens den Behörden der Stadt. Für die Staatsregierung und zu=
gleich
für die Reichsregierung ſprach Handelsminiſter Siering. Auf das,
was hier die Stadt trotz der Not der Zeit geſchaffen hat, kann Berlin
ſtolz ſein. Berlins Bedeutung als Hafenplatz für den Umſchlagverkehr
iſt durchaus nicht ſo gering, wie es manchem ſcheinen mag. Trotz allem
Schweren, das uns noch bevorſteht, wollen wir nicht die Hoffnung auf=
geben
, daß es mit der deutſchen Wirtſchaft wieder vorwärts gehen wird.
An die Feier ſchloß ſich ein gemeinſamer Rundgang durch das Hafen=
gelände
.
Ein Raubüberfall von unſäglicher Rohheit wurde in der
vergangenen Nacht in Tempelhof von fünf Burſchen auf einen Deutſch=
amerikaner
Lothar Kühn verübt, der ſich ſtudienhalber in Berlin auf=
hält
. Nach einer kurzen Anrempelung fielen die Kerle mit dem Meſſer
über Kühn her und brachten ihm Stichwunden am Hinterkopf und über
dem linken Auge bei. Während der Ueberfallene am Boden lag, begoſſen
ſie ihn mit Säure, ſodaß er die Beſinnung verlor. Als er wieder zu
ſich kam, waren die Wegelagerer verſchwunden. Sie hatten ihm die Brief=
taſche
mit 175 amerikaniſchen Dollar und 150 Millionen in deutſchem
Gelde geraubt. Die Verbrecher ſind ungehindert entkommen,
Eiſenbahnattentat.
Am Freitag, 24. Auguſt, wurden von unbekannten Tätern Steine
auf das Bahngleis der Nebenbahn GrafingWaſſerburg am
Inn bei Kilometer 5,3, zwiſchen Station Steinhöring und Haltepunkt
Neuhauſen bei Ebersberg aufgelegt und dadurch der Zug Grafing
Waſſerburg (Grafing an 12.45 Uhr nachm.) gefährdet. Der Zug hielt
nach rechtzeitiger Wahrnehmung des Hinderniſſes vor dieſem an und
ſetzte nach Entfernung der Steine die Fahrt fort. Zur Ermittlung der
Tärer wird ſeitens der Reichsbahndirektion eine Belohnung von 50 Mil=
lionen
Mark ausgeſetzt.
Graf Paul Hoensbroich .
Wie erſt jetzt bekannt wird, iſt Mitte voriger Woche Paul von und
zu Hoensbroich in Lichterfelde im Alter von 71 Jahren geſtorben. Seine
Beifetzung hat bereits in aller Stille ſtattgefunden. Graf Paul ent=
ſtammt
einem alten Adelsgeſchlecht, das der Kirche manchen hervorragen=
den
Mann geſchenkt hat. Sein Vater Franz Egon überließ ſein Schloß
in den Niederlanden während des Kulturkampfes den aus Deutſchland
vertriebenen Jeſuiten. Graf Paul, der am 29. Juli 1852 geboren war,
hat ſeine Ausbildung zum größten Teil bei den Jeſuiten genoſſen. Er
trat dann in den preußiſchen Juſtiydienſt ein, wandte ſich aber ſpäter
dem theologiſchen Studium zu und wurde Mitglied der Geſellſchaft Jeſu,
der er 14 Jahre angehörte. Im Jahre 1893 trat er aus dem Jeſuiten=
orden
aus, und von dieſem Zeitpunkt an bekämpfte er mit ſteigendem
Fanatismus die katholiſche Kirche und beſonders den Orden, dem er ſo
viele Jahre gedient hatte. In der Todesanzeige der Familie wird als
letzter Wunſch des Verſtorbenen mitgeteilt, daß er bis zum letzten
Atemzuge, allen Hinderniſſen zum Trotz, gegen das widerchriſtliche
deutſch= und kulturfeindliche Papſttum mit ſeiner Stoßtruppe, dem Je=
ſuitenorden
, gekämpft hat.
Ein eigenartiger Prozeß.
Wir entnehmen der auf dem United=States=Lines=Dampfer Preſi=
dent
Harding erſcheinenden Zeitung folgenden amüſanten Bericht: Die
Beſitzerin eines chineſiſchen Seidenpintſchers, Edith Conway=Evanns,
hatte gegen den Chefredakteur eines Hundefachblattes, in Mancheſter,
Mr. Henderſon, einen Prozeß auf Schadenerſatz und Rehabilitierung
angeſtrengt, weil dieſer es im September vorigen Jahres gewagt hatte,
ihren auf der Ausſtellung mit dem erſten Preiſe prämiierten Hund in
ſeinem Blatte durch die Behauptung herabzuwürdigen, daß dieſes Tier
nicht auf ſeinen Füßen ſtehen könne‟. Der Richter ſtellte bei der Ver=
handlung
die verfängliche Frage an die Klägerin, ob ſie oder der Hund,
der den ſchönen Namen Peke=Klan=Wee=Wu führt, die Klage vertrete?
Dieſe Bemerkung rief unter den Anweſenden lebhafte Heiterkeit hervor,
mit Ausnahme gewiſſer Damen, die nicht verſtehen konnteen, mit welchem
Recht ein Beamter es ſich erlauben dürfe, über einen derart heiklen Fall,
wie ihn die Reputation eines reinraſſigen Hundes darſtelle, zu ſpaßen.
Man verhörte darauf ſofort eine Abordnung von Tierärzten. Die
einen behaupteten, daß der Hund vollkommen wohlgebaut ſei, die an=
deren
meinten, das Tier müſſe rachitiſch ſein. Der Verhandlungstag
brachte noch eine Senſation, die ſtürmiſche Lachſzenen hervorrief. Der
Richter beſtand nämlich darauf, den beleidigten Hund ſelbſt zu verhören.
Seine Herrin brachte ihn auch unter größter Sorgfalt in das Gerichts=
lokal
, wo Peke=Klan=Wee=Wu, als Ritter ohne Furcht und Tadel, vor
der Naſe des Richters grapitätiſch auf= und abſpazierte, wahrſcheinlich
um zu beweiſen, daß er nicht bloß auf eigenen Füßen ſtehen, ſondern
auch gehen könne.
Der Markenkönig.
Der Eigentümer der ſeltenſten Briefmarken der Welt iſt, wie das
Philatelic Magazine berichtet, der Amerikaner Arthur Hind. Der Ge=
nannte
iſt nicht nur Käufer aller irgendwie erreichbaren teuerſten Rari=
täten
, ſondern beſitzt auch eine Sammlung, die an Vollſtändigkeit bald
an der Spitze aller Sammlungen der ganzen Welt ſtehen dürfte. Hind
hat auch einen weſentlichen Teil der Seltenheiten, aus der berühmten
Ferrari=Sammlung an ſich gebracht, für ein Stück bezahlte er die un=
geheure
Summe von 7600 Pfund Sterling. Für ein Paar der 1 und 2p.
Poſt Office Mauritius, das ſich auf einem Umſchlag befand und der
Argentiere=Sammlung angehörte, bezahlte Hind 11 000 Pfund Sterling.
Hind ſammelt ſeit 30 Jahren.
Ein neues afrikaniſches Raubtier.
Einem amerikaniſchen Sportsmann namens Burge glückte es, nörd=
lich
vom Kilimandſcharo ein ſeltſames Tier zu erlegen, das in der wiſſen=
ſchaftlichen
Welt noch ganz unbekannnt iſt und von den Eingeborenen
Mandi=Bär oder Keket genannt wird. Es iſt eine wilde Beſtie, die
den Menſchen mit unerhörter Kühnheit angreift, und äußerlich Aehnlich=
keit
mit der Hhäne hat, von der ſie ſozuſagen eine verkleinerte. Ausgabe
darſtellt. Der Mandi=Bär beſitzt Nacken, Kiefer und Gebiß, die mächtiger
ſind als die des Löwen, und er hat ein Fell, das wie das der Hyäne ge=
ſtreift
iſt. Der Rücken iſt breit und fällt nach hinten ab. Den Hals
umgibt eine ſtarre Mähne, deren Haare, wenn das Tier gereizt wird,
ſich aufrichten und wie die Stacheln eines wütenden Stachelſchweins em=
vorragen
. Beim Angriff läßt das Tier ein lautes pfeifendes Geräuſch
hören. Das Exemplar, das Burge zur Strecke brachte, hatte kurz bevor
er zum Schuß kam, vor ſeinen Augen einen Ochſen zerriſſen und ein
Dutzend Meter im Rachen fortgeſchleppt, wobei es mit der Beute ein
mehr als 1½ Meter hohes Hindernis überſprang.

Schwimmen.

Schwimmfeſt des Bezirks Darmſtadt des Deutſchen Schwimmverbandes
im Städt. Hallenbad am 9. September.
Zu dem am 9. September, vormittags 92/ Uhr und nachmittags
3 Uhr, im Städt. Hallenſchwimmbad ſtattfindenden Bezirksſchwimmfeſt
der drei Darmſtädter Schwimmvereine, die dem deutſchen Schwimmver=
bande
angehören, ſind die Meldungen überraſchend zahlreich ausgefallen.
Die Beſetzungen der einzelnen Kämpfe ſind als durchweg gut zu be=
zeichnen
, und iſt ein Beſuch dieſer ſportlichen Veranſtaltung um ſo mehr
zu empfehlen, als man hier die ſeltene Gelegenheit hat, unſere Darm=
ſrädter
Schwimmer gleichmäßig am Start zu ſehen. Insbeſondere ſind
Jugendwettkämpfe auf dem Plan, was um ſo intereſſanter iſt, weil die
Jugend durchweg vorzüglich in Form iſt und der Zuſchauer ſich ein Bild
von der guten Entwicklung des Schwimmſportes in unſerer Vaterſtadt
zu machen imſtande iſt.
Wir geben nachſtehend das Meldergebnis bekannt:
Vormittags 9/s Uhr:
1. Jugendbruſtſtaffel 4 X 50 Meter: 1. Turngemeinde 1846 (T. G.D.
184
2. S. S. Möve (S. S.M.); 3. S.=Cl. Jung=Deutſchland
(D. S. C. J.=D.). 2. Knabenſeite, 50 Meter: 5 Teilnehmer.
3. Mädchen=Bruſt, 50 Meter: 12 Teilnehmer. 4. Jugend=Jun.=
Rücken, 100 Meter: 4 Teilnehmer. 5. Knaben=Springen: 12 Teil=
nehmer
. 6. Damenjungendjun.=Bruſt, 100 Meter: 8 Teilnehmer.
7. Junioren=Lagenſtaffel, 4 X 50 Meter: 1. D.S. C. J.=D.; 2. S. S.M.;
3. T. G.D. 1846. 8. Knaben=Rücken, 50 Meter: 6 Teilnehmer.
9. Mädchen=Bruſtſtaffel, 4 X 50 Meter: 1. I. D.S. C.J.=D.; 2. T. G.D.
1846 I.; 3. T.G.D. 1846 II.; 4. D.S. C.J.=D. II. 10. Jugend=
ſpringen
: 2 Teilnehmer. 11. Damenjugendjun.=Rücken, 100 Meter:
3 Teilnehmer. 12 Jugendjun.=Seite, 100 Meter: 7 Teilnehmer.
Nachmittags 3 Uhr:
1. Jugendlagenſtaffel: 1. D.S. C.J.=D.; 2. T. G.D. 1846. 2. Da=
menjuniorbruſtſtaffel
, 4 X50 Meter: fällt aus. 3. Knabenbruſt,
50 Meter: 15 Teilnehmer. 4a. Mädchen=Rücken, 50 Meter: 8 Teil=
nehmer
. 4b. Knabenlagenſtaffel /4 X 50 Meter: 1. D. S. Cl. J. D.z
2. S. S.M.; 3. T. G.D. 1846. 5. Jugendjuniorbruſt, 100 Meter:
3 Teilnehmer. 6. Damenjugendbruſtſtaffel, 4 X 50 Meter: 1. II.
T. G. D. 1846; 2. D.S. C. J.D.; 3. I. T. G.D. 1846. 7. Junioren=
bruſtſtaffel
, 4 X 50 Meter: 1. S. S.M.; 2. T. G.D. 1846. 8. Kna=
ben
, bel. 50 Meter: 6 Teilnehmer. 9. Jugendjun., bel. 100 Meter:
3 Teilnehmer. 10. Damenjugendjun., bel. 100 Meter: 3 Teilneh=
mer
. 11. Knabenbruſtſtaffel, 4 X 50 Meter: 1. I. D.S. C.J.=D.;
2. L. G.D. 1846; 3. S. S.M. 4. II. D.S. C.J.=D. 12. Junioren, bel.
Staffel, 3 X 50 Meter: 1. T. G.D. 1846; 2. D.S. C.J.=D. 13. Ju=
gend
, bel. Staffel: 1, D.S. C.J.=D.; 2. T. G.D. 1846. Waſſerball=
ſpiel
: Vormittag: komb. Möve komb. T. G.D. 1846. Nachmittag:
Jugend: Jung=Deutſchland T. G.D. 1846.
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Springer, 1923).
Die Geldentwertung in der Praxis des deutſchen Rechtslebens. 172 Sei=
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lichkeit
in den Uebungsbezeichnungen auf Grund von Beſchlüſſen des
Turnausſchuſſes der Deutſchen Tunerſchaft, bearbeitet von Arno
Kunath, Oberturnwart der Deutſchen Turnerſchaft. Vierte Auflage.
(Verlag: Verſandhaus der Deutſchen Turnerſchaft, Erich Eberhardt,
Leipzig.)
Sportgymnaſtik. Uebungen zur allgemeinen Vorbildung für Turnen,
Spiel und Sport. Von G. von Donop. Vierte Auflage. Mit 25 Ab=
bildungen
. (Spiel= und Sportbibliothek des Union=Verlags, Stutt=
gart
.)
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffentlſchungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaktlon keinerlei Ver=
antwortung
; für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfange
der Einſender verantwortlich.) Einſendungen, die nicht verwendet werden, fönnen nicht
zurückgeſandt, die Ablebnung nicht begründet werden.
Die Hunde
haben in Darmſtadt eine derartige Zunahme erfahren, daß es ange=
bracht
erſcheint, die zuſtändigen Stellen auf dieſe Tatſache und die damit
zuſammenhängende unerträgliche Verſchmutzung der Straßen aufmerk=
ſam
zu machen. Auch über nächtliche Ruheſtörungen durch Hundegeheul
wird wieder vielfach Klage geführt. Es darf berechtigter Zweifel gehegt
werden, daß alle die Hunde in Darmſtadt, wie es geſetzlich vorgeſchrieben,
polizeilich angemeldet ſind. Es läge im Allgemeinintereſſe, wenn jeder,
dem die Tatſache der Nichtmeldung eines Hundes bekannt wird, davon
auf dem Rathauſe Mitteilung macht. Auch junge Hunde müſſen an=
gemeldet
werden.
Briefkaſien.
Betrifft: Anfrage über Leiſtungen der Betriebskrankenkaſſe E. Merck
und beſonderen Ortskrankenkaſſe Merkur.
Beide in Frage ſtehende Kranenkaſſen gewähren die ihnen nach den
geſetzlichen Beſtimmungen obliegenden Verpflichtungen und weit darüber
hinaus auch Mehrleiſtung, die andere Krankenkaſſen bei ſehr viel höheren
Beiträgen nicht gewähren. Den unvernünftig anſpruchsvollen Wünſchen
einzelner Mitglieder kann ſelbſtverſtndlich nicht entſprochen werden. Zu
jeder weiteren Auskunft ſind die beiden zuſtändigen Kaſſen allezeit bereit.
J. A.: W. Schnellbächer.

17. Quittung.

Für die Darmſtädter Nothilfe iſt folgender Betrag in der
Geſchäftsſtelle des Darmſtädter Tagblattes eingegangen:
Von Herrn Miniſterialrat Schäfer von Verwandten aus der Schweiz
17390 000 Mr.

gegen Nervenschwäche, Erschöpfungs-
BatyrIn zustände, BoF. Neurasthente ein anregen-
des
und kräftigendes Vohimbin-Hormon-Präparat der Akt.-
Ges. Hormona, Düsseldorf-Grafenberg. Fachärztlich begut-
achtet
und sehr empfohlen. Prospekte gratis. Erhältlich-
in
allen Apotheken!
(I,4586

Anunſer verehrl. Leſer!
Das Einholen des Bezugsgeldes geſchieht
für jeden Monat
in der Zeit vom 1. bis 6.
Unſere Trägerinnen ſind angewieſen, die
Gelder bis ſpäteſtens 6. abzuliefern. Wir bitten
unſere verehrl. Leſer, das Bezugsgeld bereit
zu halten, damit die Ablieferung bis zu dem
genannten Termin beſtimmt erfolgen kann.
Verlag des Darmſtädter Tagblatt.

Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für Donnerstag, 6. Septembert
Wolkig bis heiter, trocken, ziemlich warm.
Bei Hochdruckwetterlage iſt mit ziemlich beſtändigem Wetter zu
rechnen.

Tageskalender.
Lichtbildervortrag der Pfadfinderortsgruppe Darmſtadt: Von
Konſtanz bis Berchtesgaden, 8 Uhr, Techn. Hochſchule, Hörſaal 326.
Union=, Reſidenz=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Stadt und Land
Reich und Ausland: Max Streeſe; für den Inſeratenteil:
J. V. A. Fleiſcmann, ſämtlich in Darmſtadt.
Dis hentige Aymmer hat 8 Geiten.

[ ][  ][ ]

Seite G.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 5. September 1923.

Rummer 245.

25)

Die Finanzen des Großherzogs.
Roman von Frank Heller.
Copyright bei Georg Müller Verlag, München.
(Nachdruck verboten.)

Philipp lächelte dankbar.
Jetzt ſind Sie wieder ebenſo höflich wie gewöhnlich, Mr.
Jſaaes. Wenn Sie mir geſtatten, mir eine Zigarre anzuzünden,
werde ich Ihnen ſofort erzählen, was ich getan habe."
Mr. Jſaaes reichte ihm ſtumm ſein Futteral, Herr Colin
bediente ſich, ließ ſich in einen Fauteuil ſinken und begann:
Als ich Sie verließ, Mr. Jſaaes, hatte ich drei Pläne, um
Ihre Briefe von Hornſtein wiederzubekommen. Der erſte war
Einbruch es gibt Präjudikate dafür, ſintemalen Sherlock Hol=
mes
ſelbſt bei einem ähnlichen Anlaß nicht davor zurückſcheute.
Was der zweite war, iſt gleichgültig, denn zur Ausführung kam
der dritte Plan.
Als ich Sie verließ, ging ich direkt zu mir nach Hauſe und
nahm eine kleine Veränderung an meinem Aeußeren vor. Ich
hatte mich entſchloſſen, den Löwen in ſeiner Höhle aufzuſuchen
den Schakal, ſollte ich eigentlich ſagen. Ich koſtümierte mich
meinem Plan entſprechend als arbeitsfreier Bedienter eines
beſſeren Hauſes, und unter uns geſagt, war es ganz geglückt.
Furlong Lanx 12, das Haus, wo Hornſtein wohnte, entpuppte
ſich als ein ziemlich verfallenes Gebäude in einer Nebengaſſe von
Lloyds Avenue; Hornſteins Wohnung lag im Erdgeſchoß. Ich
klingelte, und die Türe wurde von einem großen, vierſchrötigen
Geſellen mit blatternarbigem Geſicht geöffnet, offenbar dem
Cerberus des Lokals. Er ſah auch danach aus, ſeinen würdigen
Herrn verteidigen zu können, wenn eines ſeiner Opfer etwa bei
einem Beſuche bei ihm die Beſinnung verlieren ſollte. Beſagter

Cerberus warf einen mißtrauiſchen Blick auf mich, aber ließ mich
ohne Widerſpruch zu Hornſtein ein.
Ich ſtellte mich Hornſtein als Charles Ferguſon, Bedienter
bei einem ſehr bekannten konſervativen Staatsmann vor, ich
deutete an (was die Welt aus den Zeitungen weiß), daß der Lord
und ſeine Gemahlin nicht auf beſtem Fuße miteinander ſtünden,
und daß die Frau allen Grund zur Scheidung habe. Hornſtein
ſpitzte ſofort die Ohren, aber war äußerſt vorſichtig, und fragte,
worauf ich hinaus wolle. Ich erwiderte, ich hätte von ihm durch
Arthur Sanders gehört, der Bedienter bei Lady Virchell war
ſein Name ſtand ja in den Zeitungen, und er iſt tot, ſo daß ich
nichts riskierte. Dann ging ich gerade aufs Ziel los und fragte,
was er für die kompletten Beweiſe gegen Lord ja, gegen den
betreffenden Lord geben wolle. Er wurde noch intereſſierter,
noch eifriger und zudringlicher enfin ich brachte ihn auf, den
Siedepunkt, aber verſchanzte mich hinter den Preis. Er bot
hundert Pfund, ich lachte, und verlangte zweitauſend. Er brach
in die furchtbarſten Flüche aus, und ich ging auf fünfzehnhundert
herab genug, damit er nicht ja ſagte. Dann verabſchiedete ich
mich, wobei er ſich höchſt zudringlich und beinahe drohend zeigte.
Ich verſprach, mir die Sache noch zu überlegen und ging meiner
Wege.
Sie fragen vielleicht, was ich mit all dem beabſichtige. Nichts
anderes, als Mr. Hornſteins Geſicht in allen Einzelheiten zu
ſtudieren und einen Ueberblick über den Schauplatz zu bekommen.
Ich dachte mit keinem Gedanken daran, ihm auch nur irgend=
welche
wertloſe Briefe zu verkaufen, obgleich das ja ein duter
Witz geweſen wäre. Nach dieſem Interview ließ ich dier Tage
vergehen, die ich anderen Dingen widmete Ihre kleine Affäre
eilte ja nicht ſo ſehr (Mr. Iſaaes betrachtete ſeinen Gaſt vor=
wurfsvoll
). Dann, geſtern, ſchickte ich Hornſtein ein Billett und
bat ihn um eine Zuſammenkunft im Kaffee Monico. Ich wußte,
daß er keinen Anſtand nehmen würde, ſich in einem ſo bekannten
Lokale einzufinden. Ich bat ihn, mich da zwiſchen 4 und 5 Uhr

zu erwarten, da es unſicher ſei, wann ich beim Lord frei bekäme.
Ich hegte nicht den geringſten Zweifel, daß er kommen würde,
da ich andeutete, daß ich bereit wäre, achthundert zu nehmen,
und meine Ware mitbringen würde.
Um halb 4 Uhr, als ich vermutete, daß Mr. Hornſtein ſich
für das Rendezvous in Ordnung brachte, begann ich ſelbſt zu
Hauſe in meiner Wohnung meine Vorbereitungen, und zehn
Minuten über vier fand ich mich mit Lavertiſſe in Furlong
Lanx 12 ein habe ich Ihnen ſchon von meinem alten Freunde
und Mithelfer Lavertiſſe erzählt? Ein wunderbarer Mann in
ſeiner Art! was Verſtändnis für Antiquitäten und Gehör
angeht, habe ich nie etwas Aehnliches getroffen. Ich klopfte an
die Türe, und der Cerberus öffnete. Mir ſcheint, ich habe ver=
geſſen
, zu ſagen, daß ich mich ſelbſt zu einer ziemlich getreuen
Kopie von Mr. Hornſtein gemacht hatte. Wie Sie wiſſen, iſt es
übrigens um dieſe Zeit ſchon halb dunkel, und ſo war ich meines
Erfolges ſo ziemlich ſicher. Ueberdies hatte ich eine Vollmacht
mitgenommen, Cerberus und ſeinen Herrn zu arretieren und
das Lokal zu unterſuchen. Wo ich ſie her hatte? wollten Sie
fragen? Mr. Jſaaes! Ich habe immer gefunden, was ein rechter
Kerl iſt, der hilft ſich ſelbſt am beſten.
Cerberus öffnete alſo. Ich wies auf Lavertiſſe und ſagte
mit einer recht guten Imitation von Hornſteins dicker Stimme:
Ich habe es mir überlegt, wie Du ſiehſt. Ich und dieſer Herr
haben etwas miteinander zu beſprechen. Ich muß den Schlüſſel
auf dem Schreibtiſch vergeſſen haben. Du bekommſt für eine
Stunde frei.
Cerberus verſchwand, ohne ſich auch nur zu bedanken, und
Lavertiſſe und ich eilten in Hornſteins Arbeitszimmer.
(Fortſetzung folgt.)

Familiennachrichten
Die glückliche Geburt eines ge-
sunden
Jungen zeigen an
Dipl.-Ing.
Kurt Hesse u. Frau
Erika, geb. Köhler


Darmstadt, 4. Sept. 1923.
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geb. Kiewe
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Darmstadt Worms a. Rh.
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Am 4, September verſchied nach
kurzem, ſchwerem Krankenlager
unſere liebe Mutter, Schwieger=
mutter
, Großmutter, Schweſter,
Tante und Schwägerin (*24169

geb. Vogel
im 82. Lebensjahre,
Im Namen der
trauernden Hinterbliebenen:
Siegfried May.
Darmſtadt, den 4. Sept. 1923.
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Die Beerdigung findet Donnerstag,
vormittags 1120 Uhr, von der
Leichenhalle der Iſrael, Religions=
geſellſchaft
aus ſtatt.
Blumenſpenden dankend verbeten.

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inne; ſie be=
ſteht
aus 35000
Goldmark. Das
Darlehen kann je=
doch
in einem
kleineren Betrag
oder auch in Teil=
beträgen
gewährt
werd. Gute Ver=
zinſung
wird zu=
geſichert
. Inter=
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[ ][  ][ ]

Darmſtädter Tagblatt

Die Lage der Banken in den
Pereinigten Staaten.
Nach den Ausweiſen der dem Bundesreſerve=Syſtem ange=
ſchloſſenen
(Member=) Banken, die über rund Dreiviertel des in
den Vereinigten Staaten für Handels= und Wirtſchaftszwecke in
Frage kommenden Kredites verfügen, überſteigt gegenwärtia die
Inanſpruchnahme des Kredits alles dageweſene. Die geſamten,
von dieſen Banken gewährten Anleihen, zuſammen mit den von
ihnen gemachten Inveſtierungen, ſind ſeit März dieſes Jahres
bis Anfang Auguſt um 2,9 Milliarden Dollar geſtiegen und be=
laufen
ſich auf über 26,3 Milliarden; das ſind 600 Millionen Doll.
mehr als im Frühjahr 1920. Trotzdem ſind, wie dem Monats=
bericht
der New=Yorker Guaranty Truſt Company zu entnehmen
iſt, die Mittel der Banken beineswegs ſcharf in Anſpruch genom=
men
, wie das vor drei Jahren der Fall geweſen war. Die Zins=
ſätze
in den Vereinigten Staaten ſind für dortige Verhältniſſe
relativ niedrig. Ziemlich ſicher iſt in letzter Zeit mehr an indu=
ſtrieller
Produktion finanziert worden als ſonſt wohl. Nach dem
Produktions=Index des Bundesreſerveamtes ſtand die Fertigung
an grundwichtigen Waren im April bereits um 8 Prozent über
dem Höchſtſtand von 1920 und iſt ſeither eher noch geſtiegen. Der
bezeichnendſte Unterſchied zwiſchen der jetzigen Kreditlage und der
von 1920 iſt der geringe Umfang der gewährten Kredite gegen=
über
der Anlage in Wertpapieren. Die von den Member=Banken
am 3. April gegebenen Anleihen blieben um 1,387 Millionen
Dollar under dem Maximum von 1920.
In der Finanzierung eines an Umfang größeren Geſchäfts
bei geringerer Gewährung von Krediten ſpiegelt ſich einerſeits
das gegenwärtig niedrige Preis=Niveau, andererſeits das Vor=
handenſein
größerer Goldbeſtände im Lande wieder. Die Gold=
zufuhr
vom Ausland hat eine größere Anhäufung von Depoſiten=
geldern
möglich gemacht, d. h. von Depoſitengeldern, die nicht aus
Darlehen an die Kundſchaft der Banken ihren Urſprung haben.
Die Depoſiten der Member=Banken ſind jetzt um 1,835 Millionen
Dollar über dem Maximun von 1920.
Während des Deflationsjahres 1921 waren die wachſenden
Goldbeſtände von den Member=Banken dazu benutzt worden, ihre
Schulden bei den Bundesreſervebanken zu begleichen, die auf
dieſe Weiſe auf einen relativ geringen Umfang zuſammen=
ſchrumpften
. Da im Laufe des Jahres 1922 die Depoſitengelder
ſtärker zunahmen als der Kreditbedarf der Kundſchaft, wurden
die überſchüſſigen Mittel in Wertpapieren angelegt, die in ihrer
Geſamtheit nunmehr auf eine Höhe gelangt ſind, wie ſie 1919 er
reicht worden war, bevor die Banken ihren Wertpapier=Beſitz an=
fingen
zu liquidieren, um Mittel für den gewöhnlichen Bedarf.
von Handel und Induſtrie frei zu machen.
Hinſichtlich der Wertpapierbeſtände der Banken beſtehen gegen=
über
1919 erhebliche Underſchiede, inſofern heute der Beſitz an
Staatspapieren geringer und der Beſitz an Schuldverſchreibungen
uſw. für Bauzwecke und an ſonſtigen Anleihen von Geſellſchaften
größer iſt als damals. Demgemäß würden ſich die Anlagen als
weniger flüſſig erweiſen, wenn ſich auf Grund von Goldausfuh=
ren
oder einer Inflation der Preiſe eine Liquidierung notwendig
machen ſollte: für eine ſolche beſtehen aber einſtweilen keinerlei
Ausſichten. Die Bankverhältniſſe in der Union ſind gegenwärtig
als durchaus geſund zu betrachten und dürften dies auch ferner=
hin
bleiben, wenn jene vorſichtige Haltung der Banken weider
beibehalten wird, die, ohne daß eine allgemeine Inflation einge=
treten
wäre, ein Geſchäft möglich gemacht hat, das ganz oder faſt
ganz an das je erreicht geweſene Maximum heranreicht.
Die gleichzeitige Zunahme der gewährten Anleihen und des
Beſitzes an Wertpapieren ſeit etwa März 1922 hat die Struktur
des Kredits der Member=Banken auf ein Niveau gebracht, das
über dem vom Jahre 1920 liegt. Sie verfügen über Mittel, die
über das Maß des gewöhnlichen Kreditbedarfs von Handel und
Induſtrie hinausgehen, mit der Folge, daß der Wertpapierbeſitz
der Banken jetzt um 33 Prozent größer iſt, als im November
1920, als der ſtarke Umfang der gewährten Kredite und nicht die
Inveſtierungen der Banken in Staats= und Wertpapieren eine
Neuordnung der Kreditverhältniſſe nötig gemacht hatten.
Wie ſchon erwähnt, iſt die ſtarke Zunahme der Depoſiten
gegenüber den gewährten Anleihen mitbeeinflußt durch die ſtarke
Zunahme der Goldbeſtände in den Vereinigten Soaaten. Wäh=
rend
der Kriegsjahre hatte die Netto=Einfuhr von Gold eine Mil=
liarde
Dollars überſtiegen. Im Jahre 1919 hatte eine Nettoaus=
fuhr
von 300 Millionen Dollar ſtattgefunden; die ſeitherigen Ein=
fuhren
haben eine Milliarde längſt wieder überſtiegen und
halten, wenn auch vermindert, noch an. Das meiſte von dieſem
Golde iſt als deren Depoſit bei den Member=Banken, zu einem
Teil der Reſerven der Bundesreſervebanken geworden. Es
könnte zur Grundlage eines noch ſtark zu erweiternden Bank=
kredits
werden. Die Golddeckung bleibt weiterhin ungewöhn=
lich
hoch; ſollte aus irgend einem Anlaß die Goldausfuhr wie=
der
aufgenommen werden müſſen, ſo könnte das ohne Gefähr=
dung
des Bankkredits vor ſich gehen.
Wiriſchaftliche Rundſchau.
wb. Die Fankfurter Handelskammer gibt bekannt:
Die Ultimotage für das Jahr 1924 werden wie folgt feſtge=
ſetzt
: Donnerstag, 31. Januar, Donnerstag, 28. Februar, Montag,
31. März, Mittwoch, 30. April, Dienstag, 27. Mai, Montag, 30. Juni,
Donnerstag, 31. Juli, Donnerstag, 28. Auguch, Donnerstag, 25. Sep=
tember
, Donnerstag, 30. Oktober, Donnerstag, 27. November, Dienstag,
30. Dezember.
l.. Pfälziſche Mühlenwerke, Mannheim. Die auf
Freitag nachmittag einberufen geweſene außerordentliche Generalver=
ſammlung
kam dahin überein von einer Beſprechung der Tagesord=
nung
Abſtand zu nehmen, da ſich die Verhältniſſe in der Mühlenbranche
infolge der rapiden Geldentwertung der letzten Tage geradezu über=
ſtürzten
. Die Erledigung der Tagesordnung bleibt einem ſpäteren
Zeitpunkt vorbehalten.
h. Venz u. Cie. Rheiniſche Automobil= und Moto=
renfabrik
A.=G., Mannheim. In der außerordentlichen Gene=
ralverſammlung
am 1. September, vertreten durch 13 Aktionäre mit
71 825 Stammaktien und 4000 Vorzugsaktien, wurde die Kapitals=
erhöhung
um 250 auf 350 Mill. Mk. beſchloſſen. Es werden ausgegeben
125 000 Stück zu je 1000 Mk. und 25 000 Stück zu je 5000 Mk., gewinn=
berechtigt
ab 1. Mai 1923. Das geſetzliche Bezugsrecht iſt ausgeſchloſſen,
die neuen Aktien werden der Verwaltung zur beſtmöglichen Verwer=
tung
überlaſſen. 150 Mill. Mk. werden an zwei Großaktionär=Gruppen
abgegeben. Die Uebernahmebedingungen werden vom Aufſichtsrat noch
näher beſtimmt.
h. Vrown, Boberi u. Cie., A.=G., Mannheim. Die an=
ſtelle
des verhinderten Aufſichtsratsvorſitzenden W. Boveri am 1. Sept.
abgehaltene ordentliche Generalverſammlung, in der 13 Aktionäre
173 617 Stamn= und 75 984 Vorzugsaktien vertraten, genehmigte ein=
ſtimmig
die Anträge der Verwaltung, wonach 6 Prozent Dividende auf
die Vorzugs= und 150 Proz. auf die Stammaktien zur Verteilung kom=
men
. Die ausſcheidenden Aufſichtsratsmitglieder wurden wiedergewählt.
h. Onternationale Baumafchinenfabrik A.=G.
Neuſtadt a. d. H. Der Betriebsgewinn beträgt 112,92 Mill. Mk. (i.
V. 5,65 Mill. Mk.). Nach Abzug aller Unkoſten und 3,8 Mill. Mk. Ab=
ſchreibungen
verbleibt ein Reingewinn von 30,1 (1,8) Mill. Mk., woraus
ein Zehntel Prozent Golddividende 10 000 Mk. pro Aktie (i. V. 40
Proz.) verteilt, der Rücklage II 4,2 Mill. Mk. zugewieſen und 5,68 Mill.
Mk. neu vorgetragen werden. In der Bilanz erſcheinen Bank= und lau=
fende
Verbindlichkeiten 265,41 Mill. Mk., flüſſige Mittel 18,89 Mill. Mk.,

Außenſtände 72,27 Mill. Mk. und Vorräte 208,5 Mill. Mk.

Handelsblatt

5. September 4923 Nr. 245

h. Karlsruher Nudelfabrik G. m. b. H., Karlsruhe.
Das mit 500 Mill. Mk. errichtete Unternehmen bezweckt die Herſtellung
und den Vertrieb von Teigwaren jeglicher Art und verwandter Artikel.
h. Motorenwerk München Mannheim. Die Kapi=
talserhöhung
um 80 auf 160 Mill. Mk. erfolgt durch Ausgabe von 4000
Inhaberaktien zu je 20000 Mk. mit Gewinnberechtigung für das lau=
fende
Geſchäftsjahr. Sie werden zum Nennwert einem Konſortium
überlaſſen, das 2000 Stück den alten Aktionären im Verhältnis von 2:1
zum Bezug anzubieten hat, während es die reſtlichen 2000 Stück nach
Weiſung des Aufſichtsrates zu verwerten hat. Die derzeit beſtehenden
Namensaktien werden in Inhaberaktien umgewandelt. Der geſamte bis=
herige
Aufſichtsrat trat zurück. Der dann neugewählte Aufſichtsrat be=
ſteht
aus folgenden Herren: Kaufmann Kurt Eimer=Heidelberg, Ritt=
meiſter
Hugo Reinhard=München, Geſandter z. D. Karl Graf Moh=
München, Geh. Juſtizrat Grimm, Dr. F. J. Sedlmayr=München und
Kaufmann Pfaffmann=Saarbrücken.
Zuckerfabrik Kruſchwitz A.=G. Die Geſellſchaft wurde
am 20. Auguſr von einem Schadenfeuer heimgeſucht, bei dem das Ma=
gazin
mit Betriebsmaterialien und Säcken völlig ausbrannte, die Fabrik
ſelbſt jedoch gerettet wurde. Verbrannt ſind u. a. 90000 Säcke, alle
Riemen und ſonſtige Packungen, Schmieröl uſw. Trotz der Erhöhung
der Verſicherungsſumme um 400 Prozent im Juli d. J. waren die ver=
nichteten
Gegenſtände nur mit 3,25 Milliarden polniſche Mark ver=
ſichert
, während der Geſamtſchaden auf 1214 Milliarden polniſche
Mark geſchätzt wird. Die Rübenverarbeitung iſt durch den Brand nicht
in Frage geſtellt.
Terra, A.=G. für Samenzucht, in Aſchersleben. Die
G.=V. ſetzte die Dividende auf 2000 Prozent feſt und genehmigte die
beantragte Kapitalserhöhung um 5 Mill. Mk. Stamm= und 700 000 Mk.
Vorzugsaktien auf insgeſamt 25,7 Mill. Mk. Die neuen Aktien werden
von einem Konſortium, unter Ausſchluß des geſetzlichen Bezugsrechts
der Aktionäre, übernommen.
h. Kaliwerke Beuthe A.=G. In der außerordentlichen Gene=
ralverſammlung
der Kaliwerke Beuthe A.=G. in Hannover wurde be=
ſchloſſen
, das Aktienkapital um 398 Mill. Mk. auf 400 Mill. Mk. zu er=
höhen
. Die jungen Aktien dienen zur Verſtärkung der Betriebsmittel
und zu Angliederungszwecken.
* Dresdener Schnellpreſſenfabrik Naundorf
Die Geſellſchaft ſchloß im abgelaufenen Geſchäftsjahr, das als eines der
entwickelungsreichſten ſeit der Gründung der Firma, die am 1. April
ds. Js. auf ein 25jähriges Beſtehen zurückblicken konnte, einen Vertrag
mit der Leipziger Schnellpreſſenfabrik vorm. Schmiers A.=G., Werner
u. Stein ab, nachdem ſämtliche Aktien und Fabrikationszweige der Leip=
ziger
Geſellſchaft von ihr übernommen werden. Es handelte ſich haupt=
ſächlich
um die Ueberlaſſung ſämtlicher Patente, Fabrikationsrechte und
Lizenzen der Firma G. O. Mann u. Co., Ltd. London. Zur Auswertung
der Patente wurde im Vorjahr ein Neubau für die Fabrikation der
Gummidruckpreſſen begonnen, der inzwiſchen in vollem Umfang in Be=
trieb
genommen iſt. Auf das Ergebnis des abgelaufenen Geſchäftsjah=
res
jedoch hat die Aufnahme der Fabrikation in dem neuen Werk wenig
eingewirkt. In Anbetracht des lebhaften Intereſſes und der umfang=
reichen
Beſtellungen ſeitens der größten Firmen des Druckgewerbes im
Inland und Ausland ſind recht günſtige Erfolge erzielt worden. Die
Geſellſchaft weiſt einen Bruttogewinn von 1559 Mill. Mk. gegen 23,038
Mill. Mk. im Vorjahr auf, von dem nach Abzug der Unkoſten und
Steuer in Höhe von 810,508 Mill. Mk. (i. V. 8 Mill. Mk.) ein Roh=
gewinn
in Höhe von 748,8 Mill. Mk. gegen 15 Mill. Mk. im Vorjahr
verbleibt. Zu berückſichtigen iſt jedoch, daß dem Delkrederefonds vorweg
ein Betrag zugeführt wurde, der in Höhe von 80,878 Mill. Mk. von
10 Mill. Mk. i. V. aufgefüllt, und daß ein Betrag von 263 Mill. Mk.
für Rückſtellung vorweg abgeſetzt wurden. Außer den regulären Ab=
ſchreibungen
in Höhe von 73,592 Mill. Mk. (i. V. 3,495 Mill. Mk.) hat
die Geſellſchaft noch Ueberteuerungsabſchreibungen im Zuſammenhang
mit dem Neubau in Höhe von 64,348 Mill. Mk. (7,683 Mill. Mk.) vor=
genommen
. Aus dem Reingewinn in Höhe von 610,997 Mill. Mk.
(i. V. 2,848 Mill. Mk.) wird ein Betrag von 420 Mill. Mk. zur Ver=
teilung
einer 1000proz. Dividende auf das erhöhte Aktienkapital ver=
wandt
werden. 8,625 Mill. Mk. ſind zur Vollzahlung der 11,5 Mill. Mk.
Stammaktien vorgeſehen, die anläßlich der Kapitalserhöhung vom April
1923 den Aktionären mit 25 Prozent Einzahlung angeboten wurden.
Für Aufſichtsrat= und Vorſtands=Tantiemen werden 115,47 Mill. Mk.
verwandt (i. V. 0,350 Mill. Mk.), für Beamte und Arbeiter 45 Mill.
Mk., für Wohlfahrtszwecke 10 Mill. Mk. und der Reſt von 11,901 Mill.
Mk. auf neue Rechnung vorgetragen. In der Bilanz ſind ſämtliche An=
lagekonten
mit ihren teilweiſe recht beträchtlichen Zugängen faſt auf den
Mindeſtwert abgeſchrieben. Vorräte aus den Werken Naundorf und
Leipzig erſcheinen mit 364,874 Mill. Mk. (i. V. 31,004 Mill. Mk.), wobei
bemerkt wird, daß die Vorräte mit der gebotenen Vorſicht aufgenommen
wurden. Die Debitoren ſind von 22,047 Mill. Mk. auf 2134 Mill. Mk.
geſtiegen, worunter ſich 1525 Mill. Mk. Außenſtände und 517,655 Mill.
Mk. Bankguthaben befinden. Andererſeits betragen Kreditoren 1822
Mill. Mk., worunter Anzahlungen von Kunden mit 760,07 Mill. Mk.
enthalten ſind. Im Vorjahr wurden noch Bankſchulden in Höhe von
3,.152 Mill. Mk. aufgeführt. Der Reſervefonds iſt durch das Agio der
Kapitalserhöhung von 7,263 Mill. Mk. auf 105,041 Mill. Mk. geſtiegen.
wobei zu berückſichtigen iſt, daß die finanzielle Abwickelung der nicht
zum Bezug angebotenen Aktien aus der letzten Kapitalserhöhung (i. V.
7 Mill. Mk.) im abgelaufenen Gechäftsjahr noch nicht voll erledigt war.
Außerdem werden Wechſel mit 294 Mill. Mk., Effekten und Beteiligun=
gen
mit 5,409 Mk. aufgeführt. Die Geſellſchaft nimmt, wie bereits be=
richtet
, Kapitalserhöhung um 33 Mill. Mk. auf 75 Mill. Mk. vor.
* Die Tätigkeit des allrufſiſchen Lederſyndi=
kats
. Im Mai dieeſs Jahres hat das ruſſiſche Lederſyndikat das Recht
erhalten, ſich eigene Auslandsvertretungen zu halten. In der Zeit vom
1. Mai bis zum 1. Auguſt hat das Syndikat ins Ausland Waren für
2 190 229 Goldrubel ausgeführt. Unter dieſen Waren nahm Pelzwerk
mit 1668 605 Goldrubel die erſte Stelle ein, an zweiter Stelle ſtand Roh=
leder
mit 342 970 Goldrubel und an dritter Stelle folgten Borſten mit
178 654 Goldrubel. Außerdem hat das genannte Syndikat in Moskau
an eine reiche deutſche Firma Pelzwerk für 435 500 Goldrubel verkauft.
Im ſelben Zeitraum hat das Syndikat nach Rußland Waren für
2 679 877 Goldrubel eingeführt, und zwar Gerbſtoffe, ſchweres Rohleder,
Maſchinenteile uſw.
* Das einjährige Jubiläum der Warenbörſen in
Rußland. Aus Helſingfors wird uns geſchrieben: Am 23. Auguſt
d. J. konnten die ruſſiſchen Warenbörſen auf ihr einjähriges Beſtehen
zuruckblicken. Anläßlich dieſes Jubiläums weiſt die bolſchewiſtiſche Preſſe
auf die Ergebniſſe der ruſſiſchen Warenbörſen hin. Am 23. Auguſt 1922
hatte der Sowjet für Arbeit und Landesverteidigung zwecks Organiſie=
rung
des Angebots und der Nachfrage das Reglement über die Waren=
börſen
erlaſſen, das als Grundgeſetz des geſamten Börſenhandels be=
zeichnet
werden kann. Doch gab es ſchon vor dem Erſcheinen dieſer
Verordnung 35 Warenbörſen auf dem Territorium der Sowjetrepublik.
Der Vörſenumſatz der Moskauer Wakenbörſen betrug im Auguſt 1922
etwa 1800 000 Warenrubel und erreichte im Juni d. J. die koloſſale
Summe von 54 571000 Rubel. Aehnlich haben ſich die Provinzbörſen
entwickelt, wenn auch nicht in ganz demſelben Maße. Der Umſatz von
17 Provinzbörſen betrug im Auguſt 1922 1 291 000 Warenrubel und im
Juni d. J. bereits 9 035 000 Warenrubel.
Dividendenvorſchläge.
h. Papier= und Tapetenfabrik A.=G., Rammen=
thal
. Der Aufſichtsrat beſchloß, der auf den 27. September einzube=
rufenden
ordentlichen Generalverſammlung die Ausſchüttung einer Divi=
dende
von 400 Prozent vorzuſchlagen und 13 457 457 Mk. auf neue Rech=
nung
vorzutragen.
Meſſen.
ABC. Deutſchland auf der Allruſſiſchen Land=
wirtſchaftlichen
Ausſtellung. Aus Helſingfors wird uns
geſchrieben: Die Moskauer Zeitungen widmen der Auslandsabteilung
der Allruſſiſchen Landwirtſchaftlichen Ausſtellung ausführliche Beſpre=
chungen
und weiſen darauf hin, daß Deutſchland am ſtärkſten, und zwar
mit 109 Firmen, vertreten iſt. Beſonders hervorgehoben werden die
Firmen Krupp, Lanz=Mannheim, Daimler, Komnick, Liepmann, Mer=
cedes
, Siemens=Schuckert, Junkers, Rhein=Metall, A.E.G. uſw. Auch
Frankreich und Belgien haben ſich in letzter Stunde zu einer Beteii=
ligung
an der Ausſtellung entſchloſſen. Da aber weder in Frankreich
noch in Belgien ein Bureau des ruſſiſchen Ausſtellungsbureaus exiſtierte,
konnten die franzöſiſchen Firmen ſich über die Ausſtellung lange nicht
ſo gut vrientieren wie die deutſchen und öſterreichiſchen Firmen. Durch
dieſe Tatſache ſind die franzöſiſchen und belgiſchen Ausſteller bedeutend
ins Hintertreffen geraten.

Neugründungen.

Manuheim, 2. Sept. OrienthandelsA.=G. Mit dem
Hauptſitz in Berlin wurde die Orienthandels=A.=G. Berlin zum Zwecke
des planmäßigen Wiederaufbaues der Handelsbeziehungen zum Orient,
insbeſondere zur Türkei, gegründet. Die Geſellſchaft macht es ſich zur
Aufgabe, an dem Wiederaufbau der türkiſchen Wirtſchaft tatkrfätig mit=
zuarbeiten
und der deutſchen Induſtrie den ihr gebührenden Einfluß zu
ſichern. Zu dieſem Zwecke übernahm die Geſellſchaft vorwiegend die
Vermittlung und Finanzierung von Warenlieferungen und die Errich=
tung
von Projektbüros und Reparaturwerkſtätten; außerdem iſt be=
abſichtigt
, in den verſchiedenen Hauptplätzen des Orients Zweigbüros zu
errichten. Es haben bereits erſte deutſche Induſtriefirmen der Orient=
handelsgeſellſchaft
(Ohag) ihre Handelsvertretung für den Orient über=
tragen
. Das Aktienkapital beträgt 50 Millionen Mark und iſt in 500
Aktien über je 10 000 Mark eingeteilt. Außerdem beſteht ein Organiſa=
tions
= und Unkoſtenfonds in Höhe von 25 000 Goldmark. Dem 1. Auf=
ſichtsrat
gehören an: Dir. Emonds, Mannheim, Rechtsanwalt M. Adil
Bey, Staatsſekretär a. D., Konſtantinopel, und Direktor Krömer,
Mannheim, die über hervorragende Verbindungen im Orient verfügen.
Der Vorſtand beſteht aus den Herren Dipl.=Ing. Mümtas Fasli, Kon=
ſtantinopel
, und Kaufmann J. Derichsweiler, Köln. Beide beſitzen enge
Verbindungen im Orient und in Deutſchland. In Mannheim, wie in
anderen deutſchen Großſtädten werden Zweigbüros mit eigener Verwal=
tung
errichtet.
h. Geno=Schuhfabrik A.=G., Raſtart. Mit 20 Mill.
Mk. Kapital wurde vorſtehendes Unternehmen als Familiengründung
errichtet. Das Aktienkapital ſoll in nächſter Zeit erhöht werden.

Verſicherungsweſen.

E=d= Konkordia, Kölniſche Lebensverſicherungs=
geſellſchaft
. In der außerordentlichen Generalverſammlung der
Konkordia, Kölniſche Lebensverſicherungsgeſellſchaft, teilte die Verwal=
tung
mit, die G.=V. vom 30. November 1922 habe beſchloſſen, daß, nach=
dem
die neue Konkordia ihren Betrieb eröffnet hätte, zu gleicher Zeit die
alte Konkordia aufhören ſolle, neue Verſicherungen abzuſchließen. Die
nue Konkordia habe ihren Betrieb am 1. Januar 1923 aufgenommen,
ſomit ſei die alte Konkordia in Liquidation getreten. Dieſer Beſchluß
müſſe aber in einer demnächſt ſtattfindenden Generalverſammlung noch
formell gefaßt werden. Die außerordentliche G.=V. beſchloß dann einige
Satzungsänderungen, die den Liquidationsbeſchluß formell erleichtern
ſollen.
Warenmärkte.
* Der Ferkelmarkt in Gernsheim a. Rh. am 3. Sep=
tember
war beſchickt mit 118 Ferkeln, 2 Einlegern. Preis pro Stück
Ferkel 1235 Mill. Mk., Einleger wurden nicht verkauft. Tendenz und
Verkauf gut. Am Montag, den 17. September 1923 wird der nächſte
Ferkelmarkt abgehalten.
h. Mannheimer Produktenbörſe. Die Preisſteigerung
machte bei zurückhaltender Kaufluſt und anziehenden Deviſen weitere
Fortſchritte. Material war genügend angeboten. Gefordert wurden
pro 100 Kilo für Weizen 5052, für Roggen 3628, alte Sommergerſte
3536, neue Sommergerſte 3738, neue Wintergerſte 3637, Hafer
3031 Millionen Mark ab Station Mannheim. Der Mehlmarkt zeigte
ebenfalls weiter feſtes Gepräge. Als Richtpreis für Weizenmehl Spezial=
Null wurden 90 Mill. pro Doppelzentner genannt, während die zweite
Hand zu 85 Mill. Mk. und für Roggenmehl zu 65 Mill. Mk. Abgeberin
war. Futtermittel lagen ebenfalls im Preiſe höher bei feſter Tendenz.
Kleie koſtete /1820 Mill. Mk., Malzkeime und Biertreber 1820 Mill.
Mk. und Weizen=Futtermehl 24 Mill. Mk. pro 100 Kilo bahnfrei Mann=
heim
. In der Kolonialwarenabteilung beſtand die feſte Tendenz fort.
Man notierte: Kaffee Santos, roh 88,9, gewaſchen 9,49,9, Tee, mittel
1516, gut 1618, fein 1821, inländiſcher Kakao 4,5, ausländiſcher
5,2 und Burma=Reis 1,1 Mill. Mk. pro Kilo ab Mannheim. Kaffeezoll
1,599 Mill. Mk., Teezoll 4,1584 Mill. Mk., Kakaozoll 3,03432 Mill. Mk.
h. Mannheimer Schlachtviehmarkt. Für den Schlacht=
viehmarkt
am Montag betrug der Auftrieb: 220 Ochſen, 132 Bullen,
200 Kühe und Rinder, 144 Kälber, 24 Schafe, 459 Schweine. Bezahlt
wurde pro Pfund Lebendgewicht: Ochſen 1. Kl. 900950, 2. Kl. 800
bis 850, 3. Kl. 750800, 4. Kl. 600700 Mk.; Bullen 1. Kl. 820860,
2. Kl. 800850, 3. Kl. 750800 Mk.; Kühe und Rinder 1. Kl. 920950,
2. Kl. 850900, 3. Kl. 800850, 4. Kl. 700750, 5. Kl. 600650 Mk.;
Kälber b 16001700, c 15001600, d 13001400 Mk.; Schafe a 900 bis
1000, b 850900, C 700800 Mk. in Tauſenden von Mark. Schweine
wurden nicht notiert. Tendenz: Mit Großvieh und Kälbern lebhaft ge=
räumt
, mit Schweinen mittelmäßig, ausverkauft.
h. Mannheimer Pferdemarkt. Dem Pferdemarkt am
Montag waren zugetrieben: 119 Arbeitspferde und 35 Schlachtpferde.
Bezahlt wurde pro Stück für Arbeitspferde 1,54 Milliarden, für
Schlachtpferde 200400 Millionen. Tendenz: in allen Gattungen mittel=
mäßig
.
wb. Berliner Produktenbericht. Unter dem Einfluß
der hohen Freiverkehrskurſe für Deviſen zeigte ſich für Produkten vor=
mittags
ſehr ſtarke Nachfrage. Es wurden weſentlich höhere Preiſe be=
zahlt
. Die Käufer wurden aber zurückhaltend, als die Deviſenpreiſe ſich
etwas abſchwächten. Weizen war von den Mühlen ſtark begehrt und
Roggen wurde gleichzeitig allfeitig zu weſentlich höheren Preiſen ge=
kauft
. Auch Hafer und Gerſte ſtellten ſich teuer, Hülfenfrüchte und Fut=
terartikel
erhöhten ihren Preisſtand gleichfalls namhaft.
Börſen.
wb. Berliner Börſenbericht. Im Deviſenfreiverkehr
maclte ſich allſeitige ſtarke Nachfrage geltend. Der Döllar zog auf
13 500 000 an bei geringem Angebot. Gegen Mittag wurde die Häl=
tung
etwas unſicher da man wiederum mit einem Eingreifen der Reichs=
bank
bei der amtlichen Kursfeſtſetzung rechnen zu müſſen glaubte. Dieſe
Annahme fand dann auch hier ihre Beſtätigung, aber die Ermäßigung
der Kurſe war verhältnismäßig nur geringfügig. Das Pfund Sterling
vurde mit 58 500 000 notiert nach 62 000 000 im Freiverkehr. Späterhin
befeſtigten ſich die Preiſe wieder.
w. Deviſenmarkt, Frankfurt a. M., 4. Sept. Telegr. Auszahlungen:

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Brüſſel=Antwerpen ..
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Kopenhagen ....."
Stockholm .
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Schweiz.
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Buenos=Aires. .. . . .."
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Sofia. ... . . . .. ....."

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1596000.
1795500.
2593500.
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9675750.
543625.
1745625.
1296750.
13665.
281267.
683,67
3112200.
91770.
4738125.
327675.
104737.
423937.

3809500.
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551375.
1754375.
1303250.
13735.
2457
33133
3127
92230
4761675.
932325.
105263
426063.-

3037250
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2094750.
239 4900.
3491250.
359100.
558600.
58353730.
12907500.
738150.
2344125
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[ ][  ]

Seite 8.

Darmſtädter Tagblatt, Miltwoch, den 5. September 1923.

Nummer 245.

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