Einzelnummer 100000 Mark
 vir m 
4a700. 
14e 
gen nad 
ſoeſe 9 
Ba7d 
nfch 
4f4 Dei 
d6—d7 
741 
Tum 
19
ei, li,
 werſct. 
R e
Par
 imn nach 
ſtädtet
cgeſct
Bezugspreis:
 Bel wöchenil 7 maligem Erſcheinen (reiblelbend) 
            monat=
ſch 1410000 M und 90000 M. Abtragegebühr Abholen 
1450000 durch dieAgenturen 4500000 M frei Haus 
            B=
ſellungen nehmen entgegen: die Geſchäftsſtelle 
            Rhein=
fir. 23 /Fernſprecher 4, 2390 u. 2394), die Agenturen und 
ſe poſtämter. Verantwortichkeſt für Aufnahme von 
Anzeigen an beſtimmten Tagen wird nicht 
            übemom=
men. Nſchierſcheinen einzelner Nummern infolg 
höherer Gewalt berechtigt den Bezieher nicht zur 
            Kür=
zung des Bezugspreiſes. Beſelungen und 
            Abbeſel=
jungen durch Fermruf obne Verbindlichkeſt für uns. 
Poſiſcheckonto: Franffurt a. M. 43041.
 Heſſiſche Neueſte Nachrichten 
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt 
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſtattet. 
Nummer 243 
Montag, den 3. September 1923 186. Jahrgang
 Anzeigenpreis: 
27 mm breite Zeile im Kreiſe Darmſtadt 140000 M. 
Finanz=Anzeigen 220000 M., Reklamezeile (92 mm 
breit 8000 M. Anzeigen von auswants 20000 
Finanz=Anzeigen 300000 M., 92mm breite 
            Reklame=
zeile800000 M. Anzeigen nehmen entgegen. 
            Geſchäfts=
ſtelle Rheinſtraße 23, die Agenturen und 
            Anzeigen=
grpeditionen. Im Falle höherer Gewalt, wie Krieg, 
Aufruhr. Streiß uſw., erliſcht jede Verplichtung 
auf Erfüllung der Anzeigenaufträge und Leiſtung 
von Schadenerſatz. Bei Konkurs oder gerichtlicher 
Beitreibung fält jeder Rahatz weg. Bankkonto= 
Deutſche Bank und Darmſtädter 8 Nationalbank.
Deutſchland zu ſchweren Opfern bereit!
 Eine Rede des Reichskanzlers. — Die Souverainität von Rhein und Ruhr — Ziel unſerer Außenpolitik. — Stellung 
noduktier Pfänder.— Deuſchland braucht ein Morgtorium.— Eingiſſein dieVermögensſuobſſanz.— Wertſbeſtändiges 
Geld. — Entweder ein Volk der Arbeit oder Untergang.
 Stuttgart, 2. Sept. (Wolff.) Zu der Rede, die heute der 
Reichskanzler in dem dichtbeſetzten Saal des Sieglehauſes über 
zahlreiche Vertreter von Induſtrie und Handel Württembergs, 
ſowie zahlreiche Vertreter aus württembergiſchen Arbeitnehmer= 
und Arbeitgeberorganiſationen erſchienen. Bevor der Reichs= ſich darüber klar ſein werde, 
kanzler das Wort ergriff, ſprach 
Staatspräſident Dr. v. Hieber 
folgende Begrüßungsworte: 
Namens der württembergiſchen Regierung und des 
            würt=
tembergiſchen Volkes begrüße ich den Reichskanzler aufs wärmſte 
in unſerer Landeshauptſtadt. Wir wiſſen es zu ſchätzen, daß er 
heute unſere Stadt als Ort für eine große politiſche Ausſprache 
gewählt hat. Wir ſehen in dem Reichskanzler neben dem 
            Reichs=
präſidenten den oberſten Vertreter der deutſchen Einheit, die uns 
niemand rauben oder antaſten ſoll. Ich habe in den letzten 
            Jah=
ren keine Gelegenheit vorübergehen laſſen, um es immer wieder 
in aller Oeffentlichkeit mit der größten Entſchiedenheit zu 
            beto=
nen, daß in Württemberg kein halbwegs ernſt zu nehmender 
Menſch daran denkt, an der Einheit des Beiches zu rütteln. Wir 
wiſſen uns ein für allemal mit dem Reich auf Gedeih und 
            Ver=
einmal zu ſagen, aber es gibt auch in der Politik Wahrheiten, 
die nicht oft genug geſagt werden können, und ſo ſei es denn 
auch heute ausgeſprochen. Jede geſchich’liche Betrachtung lehrt, 
daß dem deutſchen Volke Blüte und Gedeihen nur beſchieden war, 
wenn es einig war in ſeinen Stämmen. Der ſchlimmſte 
Feind, den Deutſchland hatte, war immer die Geſinnung derer, 
die Sonderintereſſen über die geſamten Intereſſen 
            ſtell=
ten, ob nun eine ſolche Geſinnung in Höfen oder Dynaſtien, bei 
einzelnen Stämmen und Volksteilen oder bei wirtſchaftlichen 
            In=
tereſſengruppen oder politiſchen Parteien ſich auswirkten. 
            Vol=
lends in einer ſo ernſten Zeit müßten Parteihader, müßten alle 
Klaſſen= und Stammesintereſſen zurücktreten vor der Majeſtät 
des Unglücks, wie einſt Moritz Arndt vor hundert Jahren das 
Weſen der deutſchen Einheit nannte, und wie wir auch heute 
            un=
ſere Lage nennen müſſen. Nur durch unbedingtes Bekenntnis zur 
deutſchen Einheit und nur durch unbedingte Treue zu der dieſe 
Einheit verbürgenden Verfaſſung können, wir überhaupt 
hoffen, wieder zu der Stellung als Staat und Volk zu gelangen, 
auf die wir nach unſerer Geſchichte im Kreiſe der Völker 
            An=
ſpruch haben. Wer an dieſer Einheit und an dieſer Verfaſſung 
rüttelt, der bedroht die Zukunft des deutſchen Volkes, der leiſtet 
bewußt oder unbewußt der Politik unſerer Gegner und im 
            In=
nern der Politik der Verzweiflung Vorſchub, der entzieht den 
Maſſen des deutſchen Volkes den Glauben an unſer geſchichtliches 
Recht und die Hoffnung auf unſere Zukunft. 
Der 
Reichskanzler 
der nach den Begrüßungsworten des württembergiſchen 
            Staats=
präſidenten Dr. v. Hieber an das Rednerpult trat, ging ſofort 
auf die Beſprechung der außenpolitiſchen Lage ein. 
Er entwarf ein Bild des ſtarken außenpolitiſchen Druckes, 
der gegenwärtig durch die Beſetzung des größten deutſchen 
            Wirt=
ſchatsgebietes an Rhein und Ruhr auf Deutſchland laſte, wobei 
er der württembergiſchen Bevölkerung ſeinen Gruß entbot und 
auf die Schaffung des Miniſteriums der beſetzten Gebiete 
            hin=
wies, die übrigens ein äußeres Zeichen der engen 
            Verbunden=
heit zwiſchen Reichsregierung und dem Rheinland darſtelle. Jede 
Außenpolitik des Deutſchen Reiches könne nur das Ziel haben, 
ſo erklärte der Reichskanzler, ſtets die Souveränität über 
die Gebiete an Rhein und Ruhr zu haben. Wir ſind bereit, 
auch die ſchwerſten materiellen Laſten auf uns 
zu nehmen, um zu dieſem Ziele zu kommen. 
Wir ſind bereit, auf dem Boden der Stellung produktiver 
Pfänder zu ſtehen. 
Wir haben Reichsbeſitz und Privateigentum als un= dürfniſſe des Staates gedeckt werden. Der Friede könne nur 
            er=
ſere faktiſchen Reparationsleiſtungen angeboten. 
Der Kanzler wies ſodann die Behauptung des Temps 
            zu=
rück, daß ſeine letzten Vorſchläge keine, gleichwertige Leiſtung 
gegenüber den von Frankreich aufgeſtellten Forderungen 
            enthiel=
ten. Er erklärte, Frankreichs Pfänderpolitik beziehe ſich auf die 
Bildung einer internationalen Bahngeſellſchaft 
und auf die Uebereignung deutſcher Bergwerke an 
der Ruhr. Wenn Frankreichs Ziele nicht poliüiſcher Art ſind, 
drängt es mich, zu erklären, daß die Garantie der 
            geſam=
ten deutſchen Wirtſchaft dem Herausziehen einzelner 
Der Kanzler erinnerte in dieſem Zuſammenhang an die 
            Ant=
wortnote der belgiſchen Regierung an England, in der 
            ausge=
ſprochen iſt, daß die Ruhrbeſetzung nur bis zu dem Augenblick 
zu dauern brauche, bis die deutſchen produktiven Pfänder effektiv 
werden. 
Jede Fortführung der Diskuſſion werde die Reichsregierung 
dankbar begrüßen. 
Der Gegenſatz zwiſchen Forderung und Leiſtungsfähigkeit werde 
bei der Löſung des Reparationsproblems nur überbrückt werden 
Völker, die auf induſtriellem Gebiet aufeinander angewieſen 
ſind. Wirtſchaftliche Verbundenheit der Völker, ſo fuhr der 
politiſcher Gegenſätze, als es politiſche Formeln zu ſein vermögen. 
Deutſchland braucht ein Moratorium für ſeine Leiſtungen. 
Es kann ſeine Reparationsverpflichtung zunächſt nur als eine des Staates nicht erhalten laſſes. Man möge ſich anch fragen,
 Zinſenverpflichtung aufnehmen. Wolle man dieſe 
            Zin=
ſenverpflichtung kapitaliſieren, ſo könne dies nur auf dem Wege 
die grundlegenden Fragen der inneren und äußeren Politik hielt, einer internationalen Anleihe geſchehen, für die die zahlung erlaſſen würden. 
waren außer den Mitgliedern der württembergiſchen Regierung deurſchen Pfänder die Garantie bildeten. Deutſchland werde aber 
in ſeinem gegenwärtigen Wirtſchaftsverfall keine ausländiſche 
Anleihe in nennenswerter Höhe erreichen. Erſt wenn die Welt 
daß die Beendigung des Ruhrkonflikts gleichzeitig der 
            Be=
ginn einer neuen Friedensära iſt, 
werden die Alliierten im Verein mit Deutſchland die 
            Anleihe=
frage löſen können, die zur Befriedigung Europas vielleicht 
            er=
hältlich, aber zur Fortführung des 
            Zerſtörungs=
werkes niemals zur Verfügung ſtehen werde. Im Beſitz 
ſeiner Souveränität und ſeiner zrtſchaftlichen Hilfsquellen 
würde Deutſchland bei Annahme dieſer Grundſätze wohl in der 
Lage ſein, die Garantie der Zinſenverpflichtung 
zuübernehmen, auf der ſich dann eine Grundlage für den 
europäiſchen Frieden aufbauen könnte. 
Bei Beſprechung der von Frankreich geforderten 
            Sicher=
heiten auf politiicher Baſis ſagte der Reichskanzler: 
Daß Deutſchland hereit iſt, auf die Frage der Sicherheiten 
            ein=
zugehen, hat es bei früheren Gelegenheiten bereits zum Ausdruck 
derben verbunden. Ich ſchäme mich beinahe, dies hier heute noch gebracht. Wenn es ſich dar m handelt, daß die am Rhein 
            inter=
eſſierten, Stagten ſich vereinigen, um die 
Unverſehrtheit des gegenwärtigen Gebietszuſtandes 
auf einer zu beſtimmenden Baſis ſich gegenſeitig zu ſichern, ſo 
wird Deutſchland jederzeit bereit ſein, einem ſolchen Bündnis 
beizutreten. Ein wirtſchaftlich mit Frankreich 
            ver=
bundenes Dautſchland wird für die Durchführung 
            ſol=
cher Friedensidee die denkbar größte 
            Friedensſicher=
heit bieten. Eine Zerſtückelung Deutſchlands oder der Verſuch 
einer wirtſchaftlichen oder verkehrstechniſchen Beherrſchung 
            ſei=
ner Grenzmarken würde dem Geiſt eines ſolchen Abſchluſſes 
direkt entgegenwirken. Will Frankreich keine Annexionen, 
dann hat es die Möglichkeit, ſeine Auffaſſung in die Wirklichkeit 
umzuſetzen. Man will die Eröffnung offizieller Verhandlungen 
abhängig machen von der Wiederherſtellung der 
            Ar=
beit im Ruhrgebiet. Jeder ehrliche Menſch im 
            Ruhr=
gebiet und am Rhein, ſo erklärte der Kanzler in dieſem 
            Zuſam=
menhang, ſehne ſich nach der Stunde, in der dieſe aufblühenden 
deutſchen Lande der alten regen wirtſchaftlichen Tätigkeit 
            wie=
dergegeben werden. Dieſe Stunde wird gekommen ſein, wenn 
wir die Sicherheit haben, daß auf den Grundlagen 
der deutſchen produktiven Pfandleiſtungen die 
Löſung des Konflikts möglich iſt, die der Sinn unſeres 
            paſſi=
ven Widerſtandes war. Er war niemals Uebermut oder 
Selbſtzweck, ſondern ſollte dazu dienen, uns den Zuſtand der 
Freiheit des Ruhrgebietes wieder zu verbürgen. 
Wir ſind bereit zu ſchweren materiellen Opfern, aber wir 
ſind nicht bereit, die Freiheit deutſchen Bodens irgend 
jemanden preiszugeben. 
Den zweiten, innerpolitiſchen Fragen. gewidmeten 
Teil ſeiner Rede begann der Reichskanzler mit einem Hinweis 
auf den Zuſtand höchſter wirtſchaftlicher Not 
            Deutſch=
lands, aus dem er weder dem Inland noch dem Ausland 
            gegen=
über ein Hehl machen wolle. Die Ausfuhr ſei in wenigen 
Monaten von 600 Millionen auf 106 Millionen Goldmark 
            zurück=
gegangen, während Deutſchland vor dem Kriege eine Ausfuhr 
von 10 Milliarden Goldmark hatte. Das zeige deutlich, daß 
Deutſchland ohne Ruhr und Rhein nicht 
            lebens=
fähig und ohne die Verfügung über dieſe Gebiete zu 
            irgend=
welchen Reparationsleiſtungen außerſtande iſt. Der Zuſtand an 
Rhein und Ruhr ſei unzweifelhaft kein Friedenszuſtand. Der 
Kanzler kam dann auf die Wehrpflicht des Beſitzes zu 
ſprechen, die aber auch in gleicher Weiſe für die Arbeiter und das 
Beamtentum gelte. Die verlangten Opfer ſeien in den heutigen 
normalen Zeiten eine Notwendigkeit. Durch ſtarke 
            Ein=
griffe müßten die außenpolitiſchen und innenpolitiſchen 
            Be=
reicht werden, wenn die Wirtſchaft das garantiere, was 
            Deutſch=
land anſtelle der produktiven Pfänder brauche. Heute habe 
            nie=
mand das Recht, zu erwarten, daß ihm der Staat den Zuwachs 
des Beſitzes garantiere. Was die Wehrpflicht der Arbeit 
            anbe=
treffe, ſo brauche man da, wo lebenswichtige Notwendigkeiten 
des States vorliegen, die Ueberarbeit für das 
            Allge=
meinwohl. Zu den Klagen über das Eingreifen des Staates der Staat braucht. 
in die wohlerworbenen Rechte der Beamten erklärte der 
Reichskanzler, daß die Reichsregierung der Kritik gegen das 
            Be=
ſondern auf wirtſchaftlichem und finanziellem Gebiete liegen, ſo amtentum fernſtehe, daß der Staat aber auch in dieſer Frage 
            zu=
erſtan ſich ſelber denken müſſe. Die Staatsautorität müſſe 
geſtärkt werden, und die Regierung werde die Staats= 
Teile aus dieſem geſamten Komplex mindeſtens gleichwertig iſt. autorität durchſetzen. Sie ſei nicht geſonnen, Schind= und England erkennten heute an, was die Deutſchen in den 
            Kolo=
luder mit ihr treiben zu laſſen. Die Gegenleiſtung des Staates nien geleiſtet hätten. Wir haben eine ehrliche und unbefleckte 
für die Wehrpflicht beſtehe in der Schaffung von Sicherheit und 
Ordnug im Innern. Zur 
Steuerfrage 
übergehend, bemerkte der Reichskanzler, er kenne die Härten der 
letzten, vom Reichstag beſchloſſenen Steuern wohl, die in eine 
Zeit der Wirtſchaftskriſe in der Induſtrie und harter 
            Anſpan=
nung des Kredits in der Landwirtſchaft fallen. Es ſei Vorſorge werden, wie Deutſchland ſeine Archive im Bewußtſein ſeines 
getroffen worden, daß durch die beſtehenden Staatsorganiſatio= guten Rechtes und ſeines guten Gewiſſens geöffnet habe. 
können durch eine wirtſchaftliche Verbundenheit der nen Kredite für Getreidelieferungen gegeben 
            wer=
den. Gegenüber der Kritik an den Steuern müſſe daran erinnert, von lebhaftem Beifall unterbrochen worden war, dankte der 
            würt=
werden, daß die Steuern nicht dem Kabinett, ſondern dem Reich 
Reichskanzler fort, iſt vielleicht auch eine beſſere Ueberbrückung bewilligt werden. Bei mancher dieſer Maßnahmen handele es 
ſich um Eingriffe in die Subſtanz. Aber was bleibt 
denn von der Subſtanz der Wirtſchaft, wenn ſich die Subſtanz
 wo die Subſtanz des geiſtigen Deutſchlands geblieben 
ſei. Auf keinen Fall gehe es an, daß Aufrufe gegen Steuer= 
Wer in dieſer Zeit eine Sabotierung der Steuer organiſiere, 
gehöre hinter Schloß und Niegel. 
Mit vollem Recht könne man aber verlangen, daß die Steuern 
vereinfacht und überſichtlich gemacht werden. Es werde 
            unbe=
dingt nötig ſein, das Konglomerat von 
            Steuervor=
lagen auf eine gewiſſe primitive Form einzelner 
Steuern zurückzuführen. Den Ländern und Kommunen 
werde gleichzeitig eine größere Selbſtändigkeit in der 
Erhebung der Steuern gegeben werden müſſen. Durch eine 
            ſtär=
kere Selbſtändigkeit der Steuergeſetzgebung der Länder und 
            Ge=
meinden würden auch die Beziehungen zwiſchen den Ländern 
und dem Reich, die manchmal vielleicht beſſerungsbedürftig ſeien, 
ſich beſſer geſtalten können. 
Die Bekämpfung des 
Verfalls der deutſchen Währung 
ſei abhängig von der außenpolitiſchen Lage und von der Lage 
der inneren Wirtſchaft. Techniſche Mittel reichten nicht aus, um 
das gut zu machen, was ſich als Folge erkläre von einem 
            Wirt=
ſchaftszuſtand, bei dem das Reich die geſamten Gehälter und 
Löhne und weitere Unterſtützungen an beinahe das ganze 
            Rhein=
land und Ruhrgebiet aus der Staatskaſſe ohne die geringſte 
produktive Gegenleiſtung zahlen müſſe. Die Wirkung des 
            Wäh=
rungsverfalls zeige ſich in der Vernichtung des Spaarſinnes und 
in dem Tanz um den Dollar. Wir hätten, ſo erklärte der 
            Kanz=
ler, längſt ein 
wertbeſtändiges Geld 
ſchaffen müſſen, um aus Spekulation und Deviſenhamſterei 
herauszukommen. Auch die Vorauszahlung von Gehältern an 
Lie Beamten würde damit auf eine ganz andere Grundlage 
            ge=
ſtellt. Wir haben die Abſicht, das heißt, es iſt unſere nächſte — 
zeitlich geſagt, die übernächſte — Aufgabe, ein ſolches 
            wertbeſtän=
diges Geld in Deutſchland zu ſchaffen, ſo ſchwer es uns wird, 
damit zuzugeſtehen, daß die Mark Zahlungsmittel iſt, aber nicht 
mehr eine feſte Währung darſtellt. Wir wollen die Goldmark 
wieder ſchaffen in der Hoffnung, daß man damit den 
            Gold=
pfennig in Deutſchland wieder ehren lernt. Nach Schaffung der 
wertbeſtändigen Anleihe gibt es kein Recht mehr auf 
            De=
biſenbeſitz im deutſchen Volke. Die Deviſen gehören 
dem Reich, das der Wirtſchaft das Notwendigſte zur Verfügung 
ſtellt. Aber die private Deviſenſpekulation, die im weſentlichen 
mit zur Zerrüttung der Mark von innen beigetragen hat, muß 
aufhören. 
Wir brauchen die Deviſen für die Lebensmitteleinfuhr, für 
die Markſtützung und die Fortführung des Ruhrkampfes. 
Der Reichskanzler erinnert dann an die „Ausführungen des 
Reichswirtſchaftsminiſters und des Reichsfinanzminiſters und 
erklärt: Wir ſtehen vor einer großen Arbeitsloſigkeit in 
Deutſchland, die uns neue finanzielle Laſten in der 
            Erwerbs=
loſenfürſorge bringen wird. Es darf nur eine produktive 
Erwerbsloſenfürſorge geben. Jede unproduktive 
            Erwerbsloſen=
fürſorge muſt demoraliſierend wirken. Der Staat muß das Recht 
haben, dem Unterſtützungsbedürftigen die Arbeit zu geben, deren 
der Staat bedorf. 
Im Hinblick auf die Beſchaffung des Hausbrandes für 
den kommenden Winter regte der Kanzler an, eine 
            Ueber=
ſtunde im Bergbau zu leiſten und gleichzeitig das 
            Erträg=
nis daraus als Kohle für den Winter den Bedürſtigen zu geben, 
damit einmal in dieſer Beziehung das Volk dem Volke 
etwas gibt. 
Im weiteren Verlauf ſeiner Rede wandte ſich Streſemann 
gegen jede Art von Schlemmerleben und betonte die 
            Wich=
tigkeit der ſittlichen Kraft, die für den Wieleraufſtieg des 
deutſchen Volkes maßgebend ſei. Deutſchland gehe fehr 
            ſchwe=
ren Zeiten entgegen, ſo daß man ſich ein müheloſes und 
            arbeits=
loſes Einkommen in Deutſchland in Zukunft nicht mehr zu 
            den=
ken vermöge. Deutſchland müſſe entweder ein Volk der 
Arbeit ſein oder untergehen. Er warnte vor jedem 
Peſſimismus. 
Deutſchland ſtehe allein in der Welt und es habe keinen 
außenpolitiſchen Sekundanten. 
Bundesgenoſſen bekomme Deutſchland nur, wenn die Welt 
            ein=
ſehe, daß es den Mut habe, von dem Volke das zu fordern, was 
Der Kanzler erinnerte ſchließlich an die Pioniere des 
deutſchen Geiſtes und der deutſchen Wirtſchaft im 
            Aus=
lande, die auch die Träger unvergeßlicher Taten in den 
            deut=
ſchen Kolonien waren. Deutſchland brauche nicht das Haupt 
zu ſenken, wenn es an ſeine koloniale Tätigkeit denke. Frankreich 
Fahne hinterlaſſen, als wir die Kolonien aufgeben mußten. Zum 
Schluſſe ſeiner Ausführungen begrüßte der Kanzler alle 
            Beſtre=
bungen in Deutſchland, die die Aufklärung über die 
Entſtehung des Weltkrieges verbreiten wollen, und 
forderte die Wahrheitsſucher aller Nationen auf, darauf zu 
            drin=
gen, daß alle Archive für ihre Forſchungen ſo geöffnet. 
Nach der Rede des Reichskanzlers, die an zahlreichen Stellen 
tembergiſche Staatspräſident Dr. v. Hieber dem Kanzler für ſeine 
Ausführungen und ſchloß darauf die Verſammlung.
Unſere heutige Nummer enthält den Sport des Sonntags
[ ← ][ ][ → ]Seite 2
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 3. September 1923.
Rummer 243.
 Der italieniſch=griechiſche Konſikt. 
Scharfes Vorgehen Italiens. 
Paris, 2. Sept. (Wolff.) Aus Athen erfahren die 
            Blät=
ter: Der Admiral Bellini ſoll den griechiſchen Schiffen die 
            Durch=
fahrt durch die Meerenge von Otranto verboten haben. Alle 
griechiſchen Schiffe werden in den italieniſchen Häfen 
            zurückge=
halten. Alle griechiſchen Schiffahrtsgeſellſchaften haben die Fahrt 
nach Italien eingeſtellt. Die griechiſche Regierung geſtattet 
weiterhin allen italieniſchen Schiffen, die griechiſchen Häfen 
            an=
zulaufen. Ein italieniſches Unterſeeboot hat einen griechiſchen 
Dampfer in der Merenge von Korfu angehalten und 
            beſchlag=
nahmt. 
Berlin, 2. Sept. (Wolff.) Die italieniſche Botſchaft hat 
am 1. September amtlich mitgeteilt, daß in den Gewäſſern um 
die Inſel Leros, welche zum Dodekanes gehört, im Umkreis von 
drei Seemeilen Minen ausgelegt worden ſind. Ein 
            Piloten=
dienſt iſt eingerichtet worden, um die Schiffe zu den Ankerplätzen 
an der Küſte zu geleiten. 
Italiens Gründe gegen eine Intervention 
des Völkerbundes. 
Paris, 2. Sept. (Wolff.) Nach einer Meldung der „
            Chi=
cago Tribune” aus Rom ſoll um Mitternacht von maßgebender 
dem italieniſch=griechiſchen Konflikt den Schiedsſpruch des 
            Völker=
bundes nicht annehmen werde. Dahingehende Inſtruktionen 
ſeien dem italieniſchen Delegierten in Genf telegraphiſch 
            über=
mittelt worden. Der Grund für dieſe Entſcheidung ſei in erſter 
Linie, daß die Italiener nicht die Abſicht haben, Griechenland den 
Krieg zu erklären, und weiterhin, daß der Völkerbund für ein 
Eingreifen in die Angelegenheit nicht zuſtändig ſei, da die grie= 
Italien dementiert. 
* Rom, 3. Sept. (Priv.=Tel.) Eine offizielle Meldung 
            de=
mentiert die Nachricht von der Beſetzung der Inſel 
Samos. 
U. Athen, 3. Sept. Der italieniſche Militärattache, der 
zur Unterſuchung über den Mord an der italieniſchen Miſſion 
nach Janina eniſandt worden iſt, wurde von der italieniſchen 
            Re=
gierung eiligſt zurückberufen. 
Eine Spur der Attentäter? 
Sonderberichterſtatter des „Giornale” konnte eine Reihe 
            Feſt=
ſtellungen machen. Der Berichterſtatter glaubt, daß die 
            Verant=
wortung für die Ermordung der italieniſchen Mitglieder der 
Grenzfeſtſetzungskommiſſion bei der griechiſchen 
            Militärkommif=
ſion liegt. Der Berichterſtatter weiſt auf die Differenz zwiſchen 
General Tellini und dem Oberſten Botzaris hin und klagt dieſen 
der Mitſchuld und der Mitwiſſenſchaft bei dem Verbrechen an. 
Der Berichterſtatter meldet folgendes: Als der albaniſche 
            Dele=
gierte Beretti ſehr unruhig wurde, weil er den Kraftvagen der 
einem griechiſchen Offizier verhindert, der 
            ita=
lieniſchen Delegation in der Richtung nach Devinaki e .gegen= einer Stefani=Meldung dankbar averkannten, zeigen die Blätter 
zugehen. 
Paris, 2. Sept. (Wolff.) Havas meldet aue Lhen: Die 
griechiſche Regierung läßt die italieniſche Geſendtſchaft in Athen tuagen werde. Unter Vorbehalt vertritt der Temps in ſeiner 
            heu=
durch eine Abteilung von 300 Mann bewachen. 
Korfu zu Unrecht beſchoſſen. 
aus beſtimmter Quelle zu wiſſen, daß die griechiſchen Behörben 
in Korfu zum Aufziehen der weißen Flagge ver der 
            italieni=
ſchen Beſchießung keine Zeit hatten, weil die italieniſche Flotte 
während ein von ihr beauftragter Offizier mit den griechiſchen 
Behörden unterhandelte, bereits das Feuer eröffnete. 
Paris, 3. Sept. (Wolff.) Die grie=ilche Antwort 
auf die Note der Botſchafterkonierenz iſt geſtern ! geſtern die plötzliche Ankunft Lord Curzons, der mittags vom 
Antwortnote weiſt auf die bereits von Griechenland berichteten 
Regierungsmaßnahmen hin und ſchlägt ver, eine Unterſuchung 
durch eine internationale Kommiſſion für den öglieniſch=
            griechi=
ſchen Konflikt vornehmen zu laſſen. Die Note ſchließt mit der 
Erklärung, daß Griechenland ſich jeder Entſceidung der Viertelſtunde unterhielt. Dieſe Unterredung mußte dann abge= 
Botſchafterkonferenz über die Frage de: Wiedergut= brochen werden, weil Poincaré um 9 Uhr ſeine Reiſe in die 
machung unterwerfen würde. 
Rr
 Vom Tage. 
Der Reichsanzeiger veröffentlicht eine Verordnung über die 
            Um=
rechnung fremder Währungen bei der Berechnung der Wechſelſteuer, 
eine Verordnung über den Grundlohn und der Krankenverſicherung, 
eine Bekanntmachung über die Höchſtſätze in der Erwerbsloſenfürſorge 
und eine Verordnung über künſtliche Düngemittel. 
Das bis zum 30. September verlängert geweſene deutſch=ſpaniſche 
vorläufige Handelsübereinkommen (modus vivendi) wurde bis zum 
30. November einſchließlich verlängert. 
Der Schlichtungsausſchuß Köln hatte für die Metallinduſtrie einen 
Schiedsſpruch gefällt, der einen Stundenlohn für Handwerker von 
2 200 000 Mk. vorſah. Die Regierung lehnte es ab, den Schiedsſpruch 
für verbindlich zu erklären. Neue Verhandlungen über eine 
            ander=
weitige Lohnregelung ſtehen bevor. 
Auf Einladung der Stadt Genf hat ſich die öſterreichiſche 
            Regie=
rung damit einverſtanden erklärt, daß die Wiener Staatsoper anläßlich 
der vierten Völkerbundsverſammlung einige Vorſtellungen in Genf gibt. 
Wi aus Madrid gemeldet wird, iſt das Kabinett wegen 
            Unſtimmig=
keiten in der Marokkofrage nunmehr zurückgetreten. 
Die Preſſe meldet, daß der ſpaniſche Miniſterrat die Abſendung 
einer Proteſtnote an Frankreich wegen Waffenſchmuggels in Marokko 
beſchloſſen habe. 
Offiziell wird mitgeteilt, daß die griechiſche Regierung 
die Verfafſungswahlen auf den 28. Oktober anberaumt hat.
 Seite mitgeteilt worden ſein, daß die italieniſche Regierung in Vermittelung nur auf beiderſeitigen Wenſch. 
TU. London, 2. Sept. Der Londoner Korreſpondent des 
„Echo de Paris” berichtet ſeinem Blatte, daß man in den Kreiſen 
des Foreign Office und des Marineamtes einer Intervention 
im griechiſch=italieniſchen Konflikt nicht abgeneigt ſei. Das 
            er=
kläre ſich daraus, daß England als erſte Mittelmeermacht ſich 
durch die Initiative Muſſolinis bedroßt fühle und daß man für 
chiſche Regierung vom Völkerbund nicht anerkannt worden ſei, die Sicherheit Maltas und Cyperns Befürchtungen habe. Man 
glaubt, daß die Beſetzung Korfus nur der erſte Schritt einer 
            Po=
litik ſei, die darauf abziele, die italieniſche Herrſchaft im 
            Mittel=
meer zu ſichern. Der italieniſche Botſchafter hatte am Freitag eine 
längere Unterredung im Foreign Office. 
Jungſlawien beſetzt die früheren öſterreichiſchen 
Südbahnen. 
TU. Wien, 2. Sept. Hier iſt die ſehr überraſchende 
            Nach=
richt eingetroffen, daß die jugoſlawiſche Regierung geſtern nacht 
ſämtliche Linien der früheren öſterreichiſchen Südbahnen, die auf 
jugoſlawiſchem Gebiet liegen, in den Staatsbetrieb übernommen 
hat. Man vermutet, daß ſtrategiſche Rückſichten Jugoſlawien zu 
Rom, 2. Sept. (Wolff.) Ein an Ort und Stelle geſandter dieſem Schritt veranlaßt haben. Formell iſt Jugoſlawien de 
zeit noch nicht berechtigt, die Südbahnen in eigenen Betriel= u 
übernehmen, weil das Südbahn=Kommando, das zwiſchen . . 
intereſſierten Mächten getroffen worden iſt, noch nicht die 
            Zuſtim=
mung Itzliens und Oeſterreiche gefunden hat. 
Die Holtung der Bariſer Preſſe. 
* Paris, 3. Sept. (Priv.=Tel.) Die geſamte Pariſer Preſſe 
verfolgt mit der größten Aufmerkſamkeit die Entwicklung des 
italieniſchen Delegation nicht kommen ſah, wurde er ,or. italieniſch=griechiſchen Konfliktes. Im Gegenſatz zu dem 
            italie=
niſchfneundlichen Ton der letzten Tage, den die Italiener nach 
jetzt eine bewußt unparteiiſche Beurteilung. Die Mehrzahl 
wünſcht, daß dem Völkerbund die Beilegung des Konfliktes 
            über=
tigen Abendausgabe gleichfalls dieſen Standpunkt. 
* Paris, 3. Sept. (Priv.=Tel.) Die Behauptung 
            Muſſo=
linis, daß die Beſetzung von Korfu nicht als kriegeriſche Hand= 
FU. Athen, 3. Sept. Die Griechiſche Agentur verſichert, lung zu gelten habe, wird hier ziemlich ſkeptiſch aufgefaßt, doch 
habe man letzten Endes nichts dagegen einzuwenden, denn man 
zwird mit der Tatſache des Kriegszuſtandes ſich abfinden müſſen. 
Beſprechung mit Poincaré. 
TU. Paris, 2. Sept. Das Tagesereignis für Paris war 
mittag dem franzöſiſchen Geſchäftsträger überehen orden. Die / Badeort Bagnolles abreiſte und um 6 Uhr in Paris eintraf. Der 
engliſche Miniſter des Aeußern begab ſich nach ſeiner Ankunft 
ins Hotel Riz, wo er die neueſten, bei der engliſchen Botſchaft 
            ein=
gelaufenen Informationen zur Kenntnis nahm. Lord Curzon 
fuhr dann zum Quai d’Orſay, wo er ſich mit Poincaré eine 
Bretagne zur Teilnahme an der Renanfeier antreten mußte.
 Lord Curzon in Paris. 
Paris, 2. Sept. (Wolff.) Havas meldet: Lord Curzon 
ſtattete geſtern abend Poincaré einen kurzen Beſuch ab. Die 
Unterredung dauerte etwa 20 Minuten. Poincaré entſchuldigte 
ſich, daß er die Unterhaltung nicht länger ausdehnen könne, weil 
er mit dem Abendzug nach Treguier abreiſen müſſe, wo er den 
Vorſitz bei der Jahrhundertfeier für Renan am Sonntag führe. 
Der Beſuch Curzons war übrigens nach Havas ein reiner 
Höflichkeitsbeſuch. Der engliſche Miniſter legte 
            anſchei=
nend lediglich darauf Wert, vor der Weiterreiſe nach London den 
Leiter der franzöſiſchen Regierung zu begrüßen. Poincaré war 
von dieſem Schritt ſehr gerührt. Es iſt indeſſen nach Havas 
            mög=
lich, daß im Laufe der Unterhaltung die Fragen der 
            Repara=
tionen, der Ruhrbeſetzung und der 
            italieniſch=
griechiſchen Kriſe, wenn auch nur einen Augenblick, 
            be=
rührt wurden. Die Unterhaltung war ſehr freundſchaftlich. 
            An=
geſichts der knappen Zeit, die den Staatsmännern zur 
            Verfü=
gung ſtand, ſei es verſtändlich, daß kein bedeutſamer Beſchluß 
habe gefaßt werden können. Nach dem Matin ſchnitten die beiden 
Staatsmänner die meiſten der ſchwerwiegenden Probleme an, 
mit denen ſich die beiden Regierungen beſchäftigen müßten, ohne 
daß ſie Muße gehabt hätten, auf irgend einen Gegenſtand näher 
einzugehen. Der Aufenthalt Curzons in Paris wird anſcheinend 
nur ſehr kurz ſein. Eine Zuſammenkunft zwiſchen Baldwin und 
Poincaré liegt nach 
            dem=
mehr  denn je im Bereiche des 
Möglichen. 
Von Ruhr und Rhein. 
Vorrücken der Franzoſen im Frankfurter Stadtwald. 
TU. Frankfurt a. M., 2. Sept. Die Franzoſen haben 
im Stadtwald von Frankfurt unerwarteterweiſe ihre Poſten 
            vor=
geſchoben. Infolgedeſſen ſind im Laufe des geſtrigen Tages 
viele Deutſche, die ſich in das bisher unbeſetzte Waldgebiet 
            be=
gaben, von den Franzoſen ihrer geſamten Geldvorräte beraubt 
tvorden. So wurden auch der britiſche Generalkonſul Mr. 
            Gos=
ling und ſeine Frau, als ſie im Frankufrter Stadtwald ſpäzieren 
fuhren, wiederholt von marokkaniſchen Poſten aufgehalten und 
beläſtigt. 
Unruhen. 
TU. Aus dem Ruhrgebiet, 2. Sept. Auf der Zeche 
„Friedrich der Große” Schacht 4, in Herne kam es nach der 
            kom=
muniſtiſchen „Arbeiterzeitung” zu Zuſammenſtößen zwiſchen 
            Gru=
benbeamten und der Polizei einerſeits und der Belegſchaft 
            an=
tererſeits. Dabei ſoll es nach dem kommuniſtiſchen Blatt einen 
Toten und vier Schwerverletzte gegeben haben. 
Kommuniſtiſcher Aufruhr in Eſſen. 
TU. Köln, 2. Sept. Geſten morgen zogen kommuniſtiſche 
Hundertſchaften zur Zeche „Guſtav” in Eſſen=Altſtadt und 
            verſuch=
ten die Belegſchaft zur Arbeitsniederlegung zu zwingen. Als 
zwei Wagen mit Lebensmitteln die Straße paſſierten, wurden 
die Wagen angehalten. Ein größeres Polizeiaufgebot verſuchte 
Ordnung zu ſchaffen, wurde aber von den Aufrührern 
            ange=
griffen. Die Polizei ging mit der blanken Waffe vor. Als die 
Menge nicht weichen wollte, gaben die Polizeibeamten einige 
Schreckſchüſſe ab, worauf ſie die Straßen räumen konnten. Die 
Arbeitsloſen belagerten gleichzeitig in unüberſehbarer. Menge 
das Eſſener Rathaus, um die Diktatur des Proletariats 
            aufzu=
richten. Die weitere Entwickelung der Dinge muß man 
            ab=
warten. 
Sanktion für eine Bierflaſche! 
TU. Bochum, 2. Sest. In Bochum hat der franzöſiſche 
Kommandant die Räumung von drei Häuſern angeordnet, weil 
aus einem nahegelegenen Hauſe einem franzöſiſchen Soldaten 
angeblich eine Bierflaſche an den Kopf geworfen worden ſei. 
Die Sonderhündler von farbigen Truppen beſchützt. 
Paris, 2. Sevt. (Wolff.) Wie Havas aus Düſſeldorf 
            mel=
det, hat geſtern in Düren eine Verſammlung der Sonderbündler 
ſtattgefunden, an der etwa 800 Perſonen teilgenommen haben 
ſollen. Dr. Doxten und Dr. Kremer hätten troß der 
            Unterbre=
chungen durch einige Störenfriede, die prompt vor die Tür 
            ge=
ſetzt worden ſeien, Reden gehalten. Das Stadttheater, in dem 
die Verſammlung ſtattfand, und die angrenzenden Straßen ſeien 
von marokkaniſchen Truppen bewacht worden. Es ſeien einige 
Schüſſe abgefeuert worden, um einige Manifeſtanten zu 
            er=
ſchrecken, die ſich ſchnell zurückgezogen hätten.
 Dewlesker Bargaben. 
Von der Zigeuneriſchen Traumdenjung. 
Von Engelbert Wittich (Cannſtai==Stuttgart). 
Der Verfaſſer iſt ſelbſt Zigener. Seine 
            folklori=
ſtiſchen Arbeiten ſind von der Wiſſenſchaft als äußerſt 
wertvoll anerkannt worden. Wir geben die Skizze 
ohne ſtiliſtiſche Verbeſſerung — um dem Original 
nicht den Reiz der Perſönlichkeit zu nehmen. 
* Nicht nur die Zigeuner, ſondern auch alle fonſtigen Völker, 
ob auf der höchſten oder niederſten Kulturſtufe ſtehend, ob ſie nun 
der weißen oder ſchwarzen Raſſe, gelben oder roten, angehören, 
glauben an die Bedeutung der Träume ſür das zukünftige 
            Schick=
ſal der Menſchen und deren Einfluß auf das menſchliche Leben. 
Wie das älteſte Buch der Bücher, die Bibel, ja ſchon berichtet, 
reicht dieſe Bedeutung und Wichtigkeit, die man dem Traume 
            zu=
ſchiebt, bis ins graue Altertum zurück. Heutzutage ſind ja ſchon 
namhafte Gelehrte daran, dem Traume auf wiſſenſchaftliche Art 
„beizukommen‟. Es iſt deshalb auch gar kein Wunder, wenn bei 
einem ſolchen abergläubiſchen Volke, wie das der Zigeuner, die 
Traumdeuterei in voller Blüte ſteht! Aber nicht nur legen ſie 
ihre Träume oder die anderer aus, ſondern ſie ſelbſt ſind 
            über=
zeugt, daß ſich ihnen die Zukunft im Traume enthüllt. 
Ein alter Zigeuner erzählte einmal: „Heute nacht hatte ich 
einen ſehr ſchweren Traum. Der Totenvogel ſaß auf einer hohen 
Eiche. Was mag dies bedeuten?” Erklärung iſt folgende: Der 
Totenvogel iſt nämlich gemäß dem zigeuneriſchen Volksglauben 
das Käuzchen und wird deshalb von ihnen auch nur „Mulenger 
Tſchirklo” (Totenvogel) genannt. (Mulo — Tot, Tſchirklo — 
            Vo=
gel.) Der Schrei dieſes Vogels bedeutet auch den nahen Tod 
eines Menſchen. Wenn man aber von ihm träumt, zeigt dies das 
Ableben eines Bekannten an. Auch einen Todesfall in der 
            Fa=
milie gibt es, wenn jemand im Traume die Zähne alle ausfallen. 
Zwetſchgen von einem Baume brechen bedeutet wieder den Tod 
eines nahen Verwandten. Eier bedeuten Unfrieden, Zank und 
Streit in der Familie. Von Toten träumen iſt nichts Gutes. 
Von Zigeunern: in Not und große Armut kommen. Kohl 
            be=
deutet viel Geld verdienen oder einnehmen. Läuſe: gute Geſchäfte 
machen und auch Neuigkeiten erfahren. Blühende Bäume 
            zeiti=
gen bei Eheleuten Streit, bei ledigen dagegen ſpäteres 
            Zuſam=
menkommen (Heiraten) an. Schmutziges Waſſer weiſt auf 
            Un=
glück, helles aber auf Glück hin. Mühle bedeutet Reichtum, Mehl 
dagegen Schrecken. Dornen zeigen Unglück und Verleumdung 
an. Krebſe ſehen iſt geſchäftlicher Mißerfolg. Leiter: in Gefahr 
kommen. Hund: in Unglück geraten. Hunde bellen hören: 
            uner=
wartetes Ereignis. Von Hunden angefallen werden: 
            Todes=
gefahr. Poſtwagen: Geld bekommen. Poſtbote: unverhofft zu 
Gelde gelangen. Gendarmen, Poliziſten bedeuten Verhaftung
 und Arretierung. Blumen im Traume meinen es auch nicht gut 
mit ihnen. Umſomehr Jäger und Jagdleute, welche gute Zeiten 
prophezeien, wo kein Nahrungsmangel ſein wird. Hexe ſehen: 
auf der Hut ſein. Poſtillon: nach langer Zeit eine unerwartete 
Begegnung. Große Feuerbrunſt: eine geliebte Perſon verlieren. 
Hochzeit oder Taufe bedeutet, wenn der Blitz in ein Haus 
            ein=
ſchlägt. Verwundung, Verletzung zeigt fallen an und Flucht 
ſchweben oder fliegen. Pfarrer ſehen: Unheil. Krüppelhafter 
Menſch: Eingehen von Tieren. Eine unbekleidete weibliche 
            Per=
ſon zeigt Schaude und Elend an. Glocke ſchlagen hören bedeutet 
ſchnelle Abreiſe. Wagen umfallen ſehen: Schwere Verletzung 
durch fallen oder ſtürzen. Auf lebensgefährliche Verletzung durch 
Streit und Händel weiſt hin, wenn man eine Schußwaffe 
            ab=
ſchießen will und dieſe geht nicht los. Baden bedeutet 
            Geſund=
heit, und ſich ſelbſt als tot ſehen, ein langes Leben. Durchgehende 
Pferde wiederum, einen ſchlechten Handel eingehen. Die Loſung 
eines Jgels ſehen iſt ein gutes Zeichen, ein ſchlechtes aber, wenn 
man die Igel ſelbſt ſieht. Merkwürdig iſt, daß die Zigeuner für 
die Bachſtelze, welche ſie als ihren ausgeſprochenen Zigeunervogel 
anſehen und ihn auch ſo (Romano Tſchirklo — Zigeunervogel) 
nennen, kein einziges Traumbild vorhanden haben. Ebenſo nur 
zwei vom Jgel, wo ſie doch ſo oft mit ihm umgehen und ſich mit 
ihm beſchäftigen, da der Jgel mit Vorliebe und leidenſchaftlich 
gerne gegeſſen wird, und ihr eigentliches Nationalgericht iſt. 
Einen Traum, den Liebich berichtet, und der zeigt, wie ſehr das 
Herz des deutſchen Zigeuners am Igel hängt, kann ich mir nicht 
verſagen hier anzuführen. Cine alte Zigeugerin erzählte ihm 
einen Traum, nach welchem ſie oder einer ihrer Vorfahren nach 
dem Tode ſich wiedergefunden habe, in einem großen, ſchönen 
Garten, der mit zahlloſen fetten Igeln bevölkert geweſen ſei 
dem Paradies der Zigeuner. Lediglich der Traum iſt angeführt, 
eine Deutung fehlt gänzlich. Nach Wliskocki bedeutet für die 
            un=
gariſchen Zigeuner, wenn ſie von Bienen träumen, Zank und 
Streit, ſieht man ſolche fliegen, eine Feuersbrunſt. Drachen 
ſehen: Feindſchaft. Eulen weiſen auf nahen Gelderwerb, 
            da=
gegen eine Eule, ſchreien hören, auf ſchlechte Nachrichten hin. 
Flöhe zeigen bevorſtehenden Kummer, Fröſche aber guten Erfolg 
an. Fiſche bedeuten eine Krankheit oder eine Todesnachricht. Die 
Zigeuner glauben auch, daß die Träume in der Oſternacht 
            un=
bedingt in Erfüllung gehen, wenn man abends vor dem zu Bett 
gehen Fiſche gegeſſen hat. Aepfel eſſen bedeutet Gefahr, Aepfel 
bekommen aber Glück. Aufgehängt werden Glück und Ehre. 
Abendlicht iſt Tmuer, Brücke Fortſchritt, Bild große Freude, Bett 
Glück, dagegen im Bette liegen Gefahr. Grüne Bäume deuten 
Wohlergehen, dürre aber Unglück an. Baum umhauen: einen= 
Freund durch den Tod verlieren. Blaue Farbe bedeutet gute 
Nachrichten und gelbe Neid und Verfolgung. Dreſchen: 
            uner=
wartet zu Geld kommen. Waſſer aus einem Brunnen ſchöpfen 
zeigt Verluſt und Krankheit an, und einen Brunen ſehen 
            Scha=
den. Hand bedeutet in allen Dingen Glück. Haare und Himmel 
Wohlergehen. Hanf Unglück und Feuer. Todesfall in der Fa=
 milie bedeuten Garben, dagegen Garten und Wald bevorſtehende 
Familienvermehrung. Nahe Freunde zeigen Kerker und 
            Krank=
heit an. Kaiſer und König bedeuten große Freude. Kühe und 
Rinder weiſen auf Reichtum und Glück in der Liebe. Ein ſchlechtes 
Zeichen iſt, wenn man träumt, man komme um den Kopf oder 
ſieht Blut. Licht bedeutet Freude und Geſundheit. Mond und 
Menſchen: Sorgen. Nackt gehen oder Näſſe zeigen baldige 
            Krank=
heit oder Mißerfolg an. Ebenſo die Naſe verlieren oder 
            ver=
wunden. Gattin ſehen bringt Glück und Gatte Mißerfolg. Geld 
weiſt auf Tränen und Geige auf große Freude. Nägel bedeuten 
Streit mit der Frau oder der Geliebten. Neue Kleider anziehen 
aber Glück in der Liebe. Während Ohr Trauer, Pfeife Zwietracht 
und Zorn anzeigen, bedeuten Pferde in jeder Beziehung das 
höchſte Glück. Von Füchſen träumen bringt Geſundheit und von 
Feinden: Gewinn. Unglück in allen Unternehmungen hat, wer 
eine Frau ſieht, mit ihr ſpricht oder küßt. Dagegen bedeutet 
            Er=
folg in allen Unternehmungen, wer von Holz und Ruten träumt. 
Lärm und Poltern zeigen Angſt und Schrecken an. Regen aber 
Glück und Freude. Sonne und Sterne, Salz und Schwämme 
bedeuten Freundſchaft und Liebe. Schuhe, Pantoffel, überhaupt 
jede Fußbekleidung zeigen Familienvermehrung durch Heirat und 
Geburt an. Schlange und Specht bedeuten Verleumdung, Schnee 
und Schmalz Verluſt und Angſt. Dagegen Tauben und Vögel, 
auch Schießen und Nießen gute Nachrichten anzeigen. Neſſeln 
            be=
deuten Geld und Erfolg. Nebel und Rauch Krankheit und Tod. 
Teufel ſehen weiſt auf bevorſtehendes großes Glück hin. Ofen 
            be=
deutet Freude und Hemd nahen Schrecken. Gänſe ſehen iſt 
            Ge=
ſundheit und Ehre. Die Füße waſchen oder jung ſein bedeutet 
Krankheit. Schlechte Nachrichten zeigen Uhr, Zopf, Zaun an. 
Ebenſo Ruß und Hühner. Mücken bedeuten viele Feinde, und 
Heiraten weiſt auf Schaden. Eine Erbſchaft macht, wer 
            Tier=
leichen ſieht. Zu Wohlſtand gelangt, wer ſolche ſchindet. Reben 
und Rüben, Jubeln und Jauchzen zeigen Tränen an. Rauchen 
und Würmer aber Feindſchaft. Band ſehen weiſt auf eine Reiſe 
in die Fremde. Ohne Kopfbedeckung gehen bedeutet 
            Hintenan=
ſetzung. Betteln zeigt nahen Gewinn, und Birnen eſſen guten 
Erfolg an. Eine Hochzeit oder baldigen Familienzuwachs zeigt 
dienen an. Und Donner hören gute Nachricht. Blindheit iſt 
naher Kummer. Eis bedeutet Mißerfolg; Eſſig trinken dagegen 
guten Verdienſt. Kinder zeigen Aerger an. Eine Schmiede: 
ſchlechte Nachrichten. Eſſen bedeutet Wohlergehen. Unglück und 
Schaden trifft, wer Eiſen verkauft. Dagegen bringt Eiſen kaufen 
Glück. Furcht zeigt Unglück und Frucht Reichtum an. Fahren 
bedeutet in jeder Lage Mißerfolg. — Beſonders auffallend iſt 
hier, daß gar kein Traumbild weder auf den Zigeunervogel noch 
den Jgel hinweiſt. 
Zum Schluß ſei noch erwähnt, daß die Zigeuner glauben, 
daß alle Träume von Gott ſelbſt kommen, zur 
munterung für die Menſchen. Auch haben die 
            Zigeun=
rd 
Traum den ſchönen Namen „Dewle 
grußt
Rnunmer 243.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 3. September 1923.
Seite 3.
Die übliche Sonntagsrede Poincarés.
 Paris, 2. Sept. (Wolff.) Havas meldet: Bei der 
            Ein=
weihung eines Kriegerdenkmals in Contrieux tries Poincaré 
darauf hin, daß die Söhne der Bretagne mit dazu beigetragen 
hätten, die deutſchen Eindringlinge zu verjagen und Frankreichs 
unverſehrte Freiheit wieder herzuſtellen, und die Provinzen, die 
es verloren hatte, wieder zurückzugewinnen, ſowie Frankreich in 
der Welt den Ruhm wieder zu verſchaffen, der ſeiner 
            Vergangen=
heit würdig ſei. Er ſchloß ſeine Rede mit den Worten: Wo ſind 
die Güter des Sieges, den wir davongetragen haben? Sie haben 
durch Ihre Selbſtverleugnung den gewaltigſten Krieg gewonnen, 
der je geführt worden iſt. Wir bewundern Ihr Beiſpiel und 
können nicht zugeben, daß Ihre Opfer vergeblich gebracht 
            wor=
den wären. Sicherlich war es nicht die Liebe zu einem 
            militäri=
ſchen Raub, die Sie angetrieben hat, Sie träumten nicht von 
            Er=
oberungen und Feldzügen durch die ganze Welt. Sie haben ganz 
einfach den Hilferuf des angegriffenen Frankreich gehört und 
eilten herbei, um es zu verteidigen.
Rücktritt des ſpaniſchen Kabinetts.
 Paris, 2. Sept. (Wolff.) Wie aus Madrid gemeldet wird, 
iſt das Kabinett wegen Unſtimmigkeiten in der Marokkofrage 
nunmehr zurückgetreten. 
Paris, 2. Sept. (Wolff.) Wie aus Madrid zum Rücktritt 
des Kabinetts gemeldet wird, haben ſich nach einer amtlichen 
Mitteilung bei der Beratung der Vorſchläge des Generalſtabs 
über Marokko im Schoße des Kabinetts 
            Meinungsver=
ſchiedenheiten ergeben, die nicht ausgeglichen werden 
            konn=
ten. Der König hat die Demiſſion des Kabinetts 
            ange=
nommen und den bisherigen Miniſterpräſidenten Garcia 
Prieto mit der Bildung des neuen Kabinetts beauftragt. Wie 
der Petit Pariſien erfährt, wird das Kabinett nur umgebildet.
Miniſierwechſel in Polen.
 Warſchau, 2. Sept. (Wolff.) Der Präſident der 
            polni=
ſchen Republik hat das Rücktrittsgeſuch des Handelsminiſters 
Kucharski, des Finanzminiſters Linde und des Miniſters für 
öffentliche Fürſorge Baronski angenommen. Zum 
            Handelsmini=
ſter wurde Szydlowski, zum Finanzminiſter Kucharski und zum 
Miniſter für öffentliche Arbeiten Smulski ernannt.
Worin beſieht die deutſche Schuld:
Vom
 (rdbeben in Japan. 
Ookohama, Tokio in Flammen.
 Paris, 2. Sept. (Wolff.) Ueber das Erdbeben in 
Japan meldet Havas noch folgendes: Das Erdbeben war 
            be=
ſonders heftig in der Nachbarſchaft des Fuji. Ueber Tokio ſind 
Wolkenbrüche niedergegangen. Die Stadt wurde von 
            wieder=
holten Stößen heimgeſucht. Nach einer drahtloſen Meldung 
brennt Tokio. Zahlreiche Gebäude ſind eingeſtürzt. Die 
Waſſerleitungen ſind zerſtört und die Eiſenbahnlinien im 
            Um=
kreis von 100 Meilen in Unordnung. Mehrere Züge, die auf der 
Fahrt nach Tokio waren, wurden durch das Erdbeben zerſtört. 
In Tokio ſoll der kaiſerliche Palaſt brennen. 
TU. San Franzisko, 3. Sept. Unter dem Einfluß des 
ſcharfen Windes haben ſich die Flammen, die überall in 
            Yoko=
hama ausgebrochen ſind, von Stadtviertel zu Stadtviertel 
            ver=
breitet und die Bambushäuſer in Brand geſetzt. Gewiſſe 
            Stadt=
vierdel, die von Kanälen umgeben ſind, wurden bisher von den 
Flammen verſchont. Man glaubt, daß allein in Yokohama 1000 
Perſonen umgekommen ſind. Der Turm Aſohura iſt 
            zuſammen=
geſtürzt. Auf der Reede von Yokohama iſt eine Springflut 
            ein=
getreten. Mehrere Schiffe gingen under. 
TU. Berlin, 3. Sept. Eine drahtloſe Nachricht aus San 
Franzisko teilt mit, daß infolge des Erdbebens Tokio 
            voll=
ſtändig in Flammen ſtehe. Zahlreiche Gebäude ſind 
            zuſam=
wengeſtürzt, die Waſſerleitungen ſind zerſtört, viele Verwundete 
füllen die Straßen. Die Stadt iſt in ein Flammenmeer gehüllt. 
Der Stadtteil Schiwa von Tokio iſt vorläufig von den Flammen 
verſchont. Weitere Meldungen aus Tokio berichten, daß 
            zahl=
reiche Züge, die auf Tokio zufuhren, von den Schienen ſtürzten 
und zerſtört worden ſind. Alle Eiſenbahnlinien, die nach Tokio 
führen, ſind in einem Umkreis von 100 engliſchen Meilen zerſtört. 
Der kaiſerliche Palaſt in Tokio ſteht in Flammen. Prinzvegent 
Hiro Hito ſowie die ganze kaiſerliche Familie ſind gerettet worden.
 Senatspräſidenten a. D. Robert Schmölder, Kaſſel. 
(Schluß.) 
Welche Folgen hat nun die, auf einem Mangel des Intellekts 
beruhende, Schuld Deutſchlands gehabt? Oeſterreich=Ungarn 
hat für ſein Vorgehen zunächſt den richtigen Zeitpunkt verpaßt. 
Es hat ſeine Note nicht unter dem friſchen Eindruck der allgemein 
verabſcheuten Mordtat, ſondern erſt drei Wochen ſpäter, am 
21. Juli 1914, den Serben zugeſtellt, und dann mit einer Schärfe 
die nun als ein Ausfluß kalter Ueberlegung allgemein 
            gemiß=
billigt worden iſt. Gemißbilligt iſt die Note an Serbien auch 
von den Leitern des Deutſchen Reiches, als ſie dieſen 
            machträg=
lich (D. D. Nr. 61, 77, 106, 153, Anh. TX, Oeſterr. Rotbuch 1919, 
I Nr. 27 u. v. Jagow: Urſachen und Ausbruch des Weltkrieges, 
Berlin 1919, S. 109 und 110) vorgelegt war. Oeſterreich=Ungarn 
hat ſodann die Antwort der Serben ungebührlich lang 
            zurück=
behalten. Als ſie dann endlich in Berlin eintraf, wurde ſie dort 
als zufriedenſtellend bezeichnet. Inzwiſchen hatte aber 
            Oeſter=
reich=Ungarn ſchon die diplomatiſchen Beziehungen zu Serbien 
abgebrochen. Am 28. Juli hat es, ohne Verhandlungen mit 
Deutſchland, den Serben den Krieg erklärt. Mit dem Vormarſch 
hat es dann wieder bis zum 10. Auguſt gewartet, um am 
20. Auguſt von den Serben ſich eine Niederlage zu holen. 
Dahei iſt der Gedanke, der Deutſchland geleitet hat, nicht 
verborgen geblieben. Am 24. Juli hat der ruſſiſche 
            Geſchäfts=
träger in Paris (Telegramm 184 des unverfälſchten ruſſiſchen 
Orangebuches) ſeiner Regierung gemeldet: 
„Deutſchland wünſcht heiß die 
            Lokaliſie=
rung des Konfliktes, da die Einmiſchung einer 
            an=
deren Macht unberechenbare Folgen nach ſich ziehen würde.” 
Von London aber mußte der deutſche Botſchafter am 25. Juli 
Nr. 168 DD.) melden: 
„Hier iſt der Eindruck der Note an Serbien geradezu 
verniehtend. Hier iſt auch die Auffaſſung verbreitet, daß uns 
jedenſalls eine moraliſche Mitverantwortung trifft, da ohne 
unſere Ermutigung eine derartige Note undenkbar wär= 
Ausweislich der deutſchen Dokumente, des öſterreichiſchen 
            Rot=
buches und des engliſchen Blaubuches ſind nun die Leiter des 
Deutſchen Reiches zur richtigen Einſicht gekommen. Sie ſind 
aus ihrer Paſſivität herausgetreten und haben ſeit dem 28. Juli 
anhaltenh zwiſchen Petersburg und Wien vermittelt, auch die 
engliſchen Vermittlungsvorſchläge befürwortend nach Wien 
weitergegeben. Am 30. Juli (396 DD.) haben ſie ſchließlich den 
Herren in der Hofburg ſagen laſſen: 
„Wir ſind zwar bereit, unſere Bündnispflicht zu 
            er=
füllen, müſſen es aber ablehnen, uns von Wien leichtfertig 
und ohne Beachtung unſerer Ratſchläge in einen Weltbrand 
hineinziehen zu laſſen.” 
Dementſprechend haben die „Times” unter dem 30. Juli 
erklärt: 
Esiſteinoffenes Gebeimnis, daß 
            Deutſch=
land ſein Möglichſtes tut, umden Draht 
            zwi=
ſchen der ruſſiſchen und der öſterreichiſchen 
Hauptſtadt wieder anzuknüpfen.” 
So wäre nach menſchlichem Ermeſſen der Welthrand doch noch 
einmal, wieder dank der Friedensliebe Deutſchlands 
vermieden, wenn nicht Rußland am ſelben 30. Juli gegen das 
vermittelnde und ſich jeder Provokation enthaltende Deutſchland 
mobiliſiert hätte. Die ruſſiſche Mobiliſation bedeutete, nach den 
Beſtimmungen der franzöſiſchruſſiſehen Militärkonvention, den 
Krieg, und dieſer Krieg war von Frankreich und Rußland von 
langer Hand verbereitet. 
Marcel Sembat und Euſtabe Hervé haben in ihren, im 
Jahre 1913 erſchienenen, Büchern auch ausgeführt: 
„Die Deutſchen fühlen, daß wir auf der Lauer liegen, 
bereit, die Gelegenheit zu benutzen, die zum Kriege führt. 
Ich frage jeden ehrlichen Franzoſen, ob ſie Unrecht haben 
und: „Bei uns wird die ganze Generation in 
den Schulen im Haß gegen Deutſchland und 
in der Idee erzogen, daß das Elſaß wieder 
franzöſiſch werden müſſe.” 
Unter dem 16. Januar und dem 8. Mai 1914 hat der belgiſche 
Geſandte in Paris, Baron Guilleaume, ſeiner Regierung 
berichtet: 
„Poincaré, Delcaſſé, Millerand und ihre 
Freunde treiben eine militäriſche Politik. 
Sie bilden eine Gefahr für Europa,” und: „Die dreijährige 
Dienſtzeit iſt von der Militärpartei durchgeſetzt. Das Land 
kann ſie nicht ertragen. Sie muß zum Kriege füh= 
„ 
ren, innerhalb zweier Jahre 
Am 13. Juli, alſo noch vor dem Mord in Serajewo und jedem 
ſchuldhaften Verhalten Deutſchlands, hat die „Birſchewija 
            Wjedo=
moſti”, das Organ des ruſſiſchen Kriegsminiſters Suchomlinow, 
einen Artikel gebracht, der unter der Aufſchrift: 
„Rußland iſt bereit, Frankreich muß es 
auch ſein”. 
nachweiſt, daß Rußland es zu einer Armee gebracht habe, die 
            bei=
nahe viermal ſo groß ſei wie die deutſche. 
Am 22. Juli 1914, bei dem Feſt, das der Zar ſeinem Gaſt 
Poincaré in Peterhof gegeben hat, hat die Großfürſtin 
Anaſtaſia dem franzöſiſchen Botſchafter Paleologue,
 nach ſeinen Memoiren in der „Revue des deux Mondes”, 
            zuge=
rufen: 
„Wir erleben hiſtoriſche, heilige Tage. Ende des Monats 
haben wir Krieg. Unſere Armeen werden ſich in Berlin 
treffen.” 
In dem kritiſchen Julimonat hat man in Paris nur einmal, 
am 29., gewagt, eine Friedensverſammlung anzuberaumen. Dieſe 
Verſamlung iſt, nach dem ruſſiſchen Orangebuch, 
            Tele=
gramm 207, von Viviani verboten worden, und der Einberufer 
der große Jean Jaures, mußte zwei Tage ſpäter als erſtes 
Kriegsopfer in Paris ſein Leben von Mörderhand laſſen. In 
Berlin ſind dagegen, nach dem „New Staatsman” vom 25. Auguſt 
1914, Friedensverſammlungen unter dem Schutze der Regierung 
und bis zum letzten Augenblick abgehalten worden.
 Trotz alledem ſollen wir den Krieg unſeren friedlichen 
            Nach=
barn aufgezwungen haben, ſollen wir, als die Alleinſchuldigen 
am Kriege, die größten Verbrecher an der Menſchheit ſein. An 
dieſe Lüge glaubt in den 27 Siegerſtaaten kein 
Vernünftiger mehr. In Frankreich durfte Leon Blum 
im „Populaire” vom 17. Januar 1922 erklären: 
„Wenn wir die Männer ſuchen, die aus Europa von 
1900 ohne jede Kriegsgefahr das Europa von 1912—1914 
gemacht haben, in dem der gering”e Anlaß die 
            Welt=
kataſtrophe entfeſſeln konnte, wenn wir von dieſen 
Männern Rechenſchaft fordern, dann darf der Name 
Poincaré nicht fehlen, das iſt die Bedeutung des 
Wortes: Poincaré — la guerre,” 
und der bereits genannte Erneſt Renauld ſeinen Herrn und 
Gebieter Poincaré als den „erſten Totengräber 
Europas” bezeichnen. In England durfte E. D. Morel 
ſchreiben: 
„Deutſchland hat den Krieg nicht geplant, 
eshat ihn gefürchtet.” 
Wiraber ſind, nachdem wir im Vertrauen auf den Ruf 
unſerer Feinde: „Wir kämpfen für Freiheit und Recht. Wir 
kämpfen auch nicht gegen das deutſche Volk, ſondern nur gegen 
die deutſche Regierung, gegen Imperialismus und 
            Militaris=
mus” und im Vertrauen auf die 14 Punkte Wilſons die Waffen 
geſtreckt haben, bereits derartig verſklavt, daß wir, 
um nur unſer Leben friſten zu dürfen, um nur nicht 
            unange=
nehm aufzufallen, den Widerruf des von uns nach 
Räuberart erpreßten Zugeſtändniſſes 
            unter=
laſſen, daß wir uns deh= und wehmütig immer 
venneuem zuunſerer Schuld bekennen, und uns 
uniere Kinder und Kindeskinder zu Zahlungen 
verpflichten, weit über die Grenzeunſerer 
            Zah=
lungsfähigkeit hinaus. 
In London ſollte kürzlich ein internationaler 
            Opthalmologen=
kongreß dagen. Da die Welt der deutſchen Wiſſenſchaft nicht 
            ent=
behren kann, ſollten zu ihm auch wieder Deutſche hinzugezogen 
werden. Die Franzoſen und die Belgier haben 
ſich geweigert mit deutſchen Verbrechern an 
einen Tiſch zu ſitzen. Dieſer Weigerung hat man 
die Berechtigungnichtabgeſprochen, und 
            Deutſch=
and, das an noch ſchlimmere Fußtritte und an die größten 
Willkürlichkeiten und Uebergriffe übermütiger Sieger bereits 
            ge=
wöhnt iſt, ſchweigt und hofft weiter auf Gnade und 
beſſere Behandlung. 
Das ertrage, wems gefällt. 
„Beſſer der Tod, als Sklaverei!”
Deutſcher Tag in Nürnberg.
 * Nürnberg, 3. Sept. (Priv.=Tel.) Der von den 
            natio=
nalen Verbänden Deutſchlands am Samstag und Sonntag in 
Nürnberg zum Andenken an die alte Wehrmacht und zur 
            Erinne=
rung der im Kriege Gefallenen veranſtaltete Deutſche Dugl 
geſtaltete ſich zu einer großen vaterländiſchen Kundgebung. Die 
Beteiligung aus allen Teilen des Reiches, auch aus den beſetzten 
Gebieten und aus Oeſterreich war ſo groß, daß die 
            Unterbrin=
gung der Teilnehmer nur unter größter Opferwilligkeit der 
            Be=
völkerung möglich war. Am Samstag hielten in den größten 
Sälen der Stadt führende Männer Anſprachen. Beſonders 
            ge=
ſeiert wurden Ludendorff, Eſcherich und andere. Am Sonntag 
fand feierlicher Gottesdienſt zu Ehren der Gefallenen ſtatt. Nach 
dem Gottesdienſt nahmen die führenden Perſönlichkeiten auf 
dem Hauptmarkt die Parade aller Feſtteilnehmer ab, die ſich 
dann zu einem gewaltigen Feſtzuge, der über zwei Stunden 
dauerte, ordnete. Da der Reichswehrminiſter eine Teilnahme der 
Reichswehr verboten hatte, hatte die bayeriſche Landesregierung 
eine große Abteilung Landespolizei aus München 
            abkomman=
diert, die von der Bevölkerung beſonders herzlich begrüßt wurde. 
Zu Störungen irgendwelcher Art iſt es nicht gekommen.
Ein Generalkommiſſar für Rhein und Ruhr.
 TU. Berlin, 2. Sept. Der Reichspräſident hat den 
            bis=
herigen Kommiſſar des Reichskanzlers für die Ruhrabwehr, den 
Bürgermeiſter von Düſſeldorf Schmid, zum Stellvertreter des 
Reichsminiſters für die beſetzten Gebiete unter Beilegung der 
Amtsbezeichnung „Generalkommiſſar für Rhein und Ruhr und 
ſtändiger Vertreter des Reichsminiſters für die beſetzten 
            Ge=
biete” ernannt.
Der Opern=Spieſplan des Landestheaters.
 — Die Spielzeit 1923/24 eröffnet das Landestheater am 
12. September im Großen Ha us mit einer vollſtändigen 
Neueinſtudierung des „Roſenkavalier” von Rich. Strauß, 
deſſen „Ariadne auf Naxos” zu den meiſtgeſpielteſten Werken der 
letzten Spielzeit gehörte und gleich nach Eröffnung des Kleinen 
Hauſes in teilweiſer Neubeſetzung wieder aufgenommen werden 
ſoll. Dem „Roſenkavalier” folgt als eine der nächſten 
            Auffüh=
rungen im Großen Haus die „Elektra”, ſo daß gleich im erſten 
Monat der Spielzeit drei Werke des größten zeitgenöſſiſchen 
Komponiſten im Spielplan ſtehen. Im Laufe das Winters ſoll 
dann auch die „Frau ohne Schatten” wieder einſtudiert 
werden und möglichſt auch die Jugendoper des Meiſters „
            Gun=
tram” die Darmſtädter Erſtaufführung erfahren.
 Die Mozartpflege, in der Darmſtadt mit München ſeit 
Eröffnung des Kleinen Hauſes an der Spitze der Bühnen ſteht, 
wird durch Neuineſzenierung von drei Werken eine große 
            Erwei=
terung erfahren: es ſollen im Großen Haus „Die 
            Zauber=
löte” und „Idomeneo” und im Kleinen Haus „Die 
Gärtnerin aus Liebe” zur Aufführung kommen. Mit 
„Coſi fantutte” die letztes Jahr im Spielplan fehlte, wird 
die dieswinterliche Spielzeit im Kleinen Haus am 22. September 
eröffnet. 
Als erſte Opern=Neuinſzenierungen nach den 
            Eröffnungs=
vorſtellungen kommen im Großen Haus Verdis „Falſtaff” und 
im Kleinen Haus Cimarozas „Heimliche Ehe” zur 
            Dar=
ſtellung. 
Von Richard Wagner werden Neuaufführungen des 
„Rienzi” und „Lohengrin” beabſichtigt, von weſentlichen 
deutſchen Werien weiter „Der Widerſpenſtigen 
            Zäh=
mung von Götz, „Hans Heiling” von Marſchner, der „
            Or=
pheus” und die „Iphigenie” von Gluck. 
Das Verdirepertoire ſoll außer durch den „Fallſtaff” durch 
eine eine Wiederaufführung des lange nicht gegebenen „
            Er=
nami” vervollſtändigt werden. Von Verdis Vorgänger 
            Che=
rubini wird der „Waſſerträger” im Kleinen Haus zur 
Einſtudierung kommen, und von dem Neuitaliener Puccini 
ſeine Frühoper „Manon Lescaut” im Großen Haus, die 
trotz ihres größeren Wertes gegen die Maſſenetſche Oper gleichen 
Titels in Deutſchland nicht durchdringen konnte. Die „But=
 terfly” gegen Ende der vorigen Spielzeit neu einſtudiert, 
wird als eine der erſten Vorſtellungen wieder erſcheinen. 
Von großen zeitgenöſſiſchen Komponiſten ſoll Pfitzner der 
in Darmſtadt bisher überhaupt nicht auf der Bühne, ſondern 
nur im Konzertſaal zu Gehör kam (zuletzt beim Muſikfeſt mit der 
Kantate „Von deutſcher Seele”) mit dem „Paleſtrina”, für 
deſſen viele Partien das Landestheater endlich eine Beſetzung 
hat, die Darmſtädter Erſtaufführung erleben. 
Von Schreker, deſſen „Ferner Klang” zu den großen 
            Er=
folgen der letzten Spielzeit gehörte, und der beim Muſikfeſt mit 
einer Kammerſinfonie ſtark intereſſierte, wird beabſichtigt, 
            un=
mittelbar nach der Kölner Uraufführung ſein neues Muſikdrama 
„Irrelohe” zu bringen. 
Mit Krenek, nach den Aufführungen ſeiner Werke auf den 
Muſikfeſten zu unſeren größten Hoffnungen zählend, ſchweben 
Verhandlungen über die Uraufführung einer einaktigen Oper, zu 
der ihm Franz Werfel den Text geſchrieben hat.
Franzöſiſche Waldſchändung.
 In einer ſeiner „Anekdoten” erzählt Heinrich v. Kleiſt: „Zu 
dem franzöſiſchen General Holin kam während des Krieges ein 
Bürger und gab behufs einer kriegsrechtlichen Beſchlagnahmung 
zu des Feindes Beſten eine Anzahl im Pontonhof liegender 
Stämme an. Der General ſagte: „Nein, mein Freund, dieſe 
Stämme können wir nicht annehmen.” — „Warum nicht?” fragte 
der Bürger. „Es iſt doch königliches Eigentm.” 
— „Eben 
darum,” ſprach der General, indem er ihn flüchtig anſah. „Der 
König von Preußen braucht dergleichen Stämme, um ſolche 
Schurken hängen zu laſſen wie er.” Sa achteten vor hundert 
Jahren die franzöſiſchen Eroberer doch noch das deutſche Gut. 
Die heutigen Räuber und Mordbrenner der „grgßen Nation” 
ſind endartete Nachkommen dieſer napoleoniſchen Soldaten und 
kennen keine Achtung mehr vor dem Eigentum. Durch die 
            ſorg=
fältig gepflegten rheiniſchen Staatswälder ziehen ihre Banden 
und rauben wahllos Baum um Baum. In einem Aufſatz des 
„Rheiniſchen Beobachters” wird dieſe franzöſiſche Waldſchändung 
angeprangert. Sechs Monate ſind vergangen, ſeit die 
            Fran=
zoſen die Staatsforſten des beſetzten Gebietes beſchlagnahmten, 
um die vorbildliche deutſche Forſtwirtſchaft, die ihnen ein Dorn 
im Auge war, zu vernichten. Mit gewohnter Rückſichtsloſigkeit
 ſind ſie zuwege gegangen. Zunächſt verſuchten ſie, die deutſchen 
Forſtbeamten für ſich zu gewinnen, aber kein deutſcher Grünrock 
bot dem Erbfeinde die Hand. Daraufhin erfolgte Ausweiſung 
faſt ſämtlicher Oberförſter und eines großen Teiles der Förſter. 
Nun aber nahm der Holzdiebſtahl in erſchreckender Weiſe 
            über=
hand, und da die Franzoſen für ihre Beute zu fürchten anfingen, 
hörten ſie mit den Ausweiſungen auf und holten aus Frankreich 
ihre wenigen eigenen Förſter heran, die die Arbeiten tun mißten. 
Dann kam der nächſte Schritt. Die Franzoſen verſuchten, das 
noch von der deutſchen Forſwerwaltung geſchlagene Holz zu 
            ver=
kaufen. Aber kein anſtändiger deutſcher Holzhändler wollte 
ihnen bei dieſer Henkerarbeit behilflich ſein, und ſo verſchrieben 
ſie ſich Holzhändler aus Frankreich und Belgien, denen ſie das 
gute deutſche Holz zu Schleuderpreiſen verkauften. Die fremden 
Händler wurden jedoch ihres guten Geſchäftes nicht froh, denn 
es fanden ſich keine Holzhauer und Fuhrleute, ſo daß das meiſte 
Holz noch im Walde liegt. Kamen die Franzoſen ſo nicht zu 
hrem Ziel, ſo arbeiteten ſie ſyſtematiſch an der Vernichtung des 
deutſchen Waldes. Sie ſuchten die beſten, zum großen Teil noch 
unreifen Beſtände aus und verkauften ſie an ausländiſche 
            Holz=
händler auf dem Stamm. Dieſe ſind jetzt dabei, die Bäume, 
meiſt Fichten, mit Hilfe von Verbrechern aus aller Welt 
            nieder=
zuſchlagen. Allein in den beiden Oberförſtereien des herrlichen 
Soon=Waldes ſind ſchon über 300 Morgen beſter Fichten 
            abge=
holzt. Gerade die landſchäftlich ſchönſten Stellen wählen die 
Franzoſen aus, um auf dieſe Weiſe die deutſche Natur zu 
            ver=
unſtalten. Am ſchlimmſten iſt in der Nähe der Oberförſterei 
Entenpfuhl gehauſt, worden, wo das der deutſchen Jägerei 
            ge=
widmete Denkmal des „Jägers aus der Kurpfalz” ſteht. Die 
Folgen des Zerſtörungswerkes werden auf Jahre hin ſich 
            aus=
wirken. Dadurch, daß in dieſer überhaupt ſturmgefährdeten 
Gegend die Beſtände an der Weſtſeite abgehauen ſind, wird dem 
Winde ungehinderter Zutritt gewährt, und ungeheure 
            Wind=
würfe ſind unausbleiblich. Durch die großen Talſchläge werden 
ich die forſtſchädlichen Inſekten maſſenhaft vermehren und in den 
nächſten Jahren das Zerſtörungswerk fortſetzen. 
            Selbſtverſtänd=
lich ſtellen die Franzoſen auch dem Wilde in ſchlimmſter Weiſe 
nach. Ohne Rückſicht auf die Regeln der Weidgerechtigkeit 
chießen ſie alles ab, was ihnen in den Weg kommt. Die 
            Hirſch=
kuh wird vom Kalb, die Ricke vom Kitz weggeſchoſſen, und 
            grin=
ſend ſtecken farbige Soldaten tragende Häſinnen in ihre 
            Koch=
töpfe ..7. 
B.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 3. September 1923.
Rummer 243.
 Stadt und Land. 
* Die Hausfeau und ihre Angeſtellte. 
ungen zwiſchen den betr. Arbeitgeber= und Arbeitnehmer=Organiſationen haupt ein Fehler, daß viele Ziegenhalter für ſich allein fortwurſteln, ſich 
deren heſſiſchen Städten hat man ſtatt eines eigentlichen Tarifvertrages, mit anderen Züchtern, ſind die Pflicht eines jeden, dem es um Hebung 
Richtlinien für die Gehaltsſätze aufgeſtellt, was inſofern eine glück= der für die Städter ſo überaus wichtigen Ziegenzucht zu tun iſt. Die 
werblichen Arbeiterin. Wer da weiß, wie ſtark das Glück und das Tiere zu ſehen. 
Wohlbehagen einev Familie durch die menſchlichen Eigenſchaften der 
Angeſtellten erhöht oder aber beeinträchtigt wird, der weiß auch, daß hier zu 100 000 Mark ſtellt jetzt die Reichsdruckerei in Offſetdruck in roter
 armſtädter Tagblat, Montag, den 3. September 19. 
Abſtreichen mit warmem Waſſer nichts ſchaden. Tritt ungeziefer auf, 
ſo iſt ſelbſtverſtändlich ſofort dagegen vorzugehen. Am meiſten geſün= 
Darmſtadt, 3. September, digt wird gegen die Hufpflege. Da die ſtädtiſche Ziege meiſt keine 
            Ge=
legenheit hat, ſich das Horn der Hufe abzulaufen, wächſt es zu 
            unförmi=
gen Gebilden heran, wenn es nicht regelmäßig mit ſcharfem Meſſer 
            zu=
rückgeſchnitten wird. Wer ſich nicht ſelbſt traut, es zu tun, wende ſich 
Man ſchreibt uns: In den letzten Wochen haben mehrfach Beſprech= an einen Schmied oder an einen ſachkundigen Bekannten. Es iſt 
            über=
ſtattgefunden, um eine gleichmäßigere, den Zeitverhältniſſen mehr ent= mit drei bis vier Schoppen Milch zufrieden geben. Beitritt zu einem 
ſprechende Eutlohnung der Hausangeſtellten zu erreichen. Wie in an= Ziegenzuchtverein, Beſuch deſſen Verſammlungen, Erfahrungsaustauſch 
liche Löſung der Frage bedeutet, als der Beruf der Hausgehilfin ſich am nächſten Sonntag im Orangeriegarten veranſtaltete Ziegenſchau wird 
ſchwer in ſo feſte ſchematiſche Formen bringen läßt, wie der einer ge= jedermann Gelegenheit geben, wohlgepflegte, geſunde und reinraſſige 
Eine deutſche 100 000=Mark=Briefmarke. Eine Priefmarke 
nicht nur die körperliche Areitsleiſtung ſondern ebenſo Gemüt und Farbe nach dem Entwurf von Haas in großer Form her. Ueberdruck= 
Charakter der Betreffenden in Rechnung geſtellt werden müßten. Wer marken werden jetzt verfertigt zu 5000 Mark auf der Marke zu 40 Pfg. 
kann aber dieſe Werte oder Unwerte auf Heller und Pfennig berechnen? in der Ziffernausgabe, zu 30 000 Mk. auf 10 Mk. und zu 15 000 Mk. 
— Immerhin iſt es gut, daß eine allgemeine Lohnvereinbarung ſtattge= auf 40 Mk., beide auf Landarbeitermarken, ferner 15 000 Mk. in 
            Buch=
funden hat und die aufgeſtellten Sätze müſſen auch von den Arbeitgebern, druck im kleinen Format in grüner Farbe. An Dienſtfarben verden 
als wirtſchaftlich berechtigt anerkannt werden. Unſere Geldentwertung arßer der erſchienen Marke zu 20 000 Mk. noch ſolche zu 75 000 Mk. 
macht freilich ſo rapide Fortſchritte, daß ein Vetrag, der heute recht hoch, durch einen Ueberdruck der Dienſtmarke zu 50 Mk. mit dem Adler und 
erſcheint, morgen beträchtlich geſunken iſt. So ſpielen auch jetzt im Lohn= zu 5000 Mk. auf der Marke zu 5. Mk. hergeſtellt. 
verhältnis der Hausangeſtellten die Sachtzerte, die der Verminderung 
n. Ferienſtrafkammer. Der ſchon ſeit läugerem im Rufe der Wilderei 
nicht ſo ſchnell unterliegen, eine bedeutende Koll. Vielfach wird ein, ſtehende, aber nach dieſer Richtung bisher unbeſtrafte 48jähr. Schneide= 
Haus, das Kleider und Schuhe ſtellt, einei ſolchen mit viei höherem Johann Georg Götz von Hähnlein wurde am 17. Juni d. J. auf 
Barlohn vorgezogen. Auch Möbelſticke, die für Mädchen, die heiraten friſcher Tat abgefaßt und zuar nunmehr des gewerbsmäßigen Wilderns 
wollen, ganz unſchätzbar ſind, könn z unter Liei= S werte aufgenom= beſchuldigt. Außer ſeiner damaligen Ausrüſtung mit Kugelbüchſe, 
men und in freier Vereinbarung mit dem Barlohn verrechnet werden. Feldſtecher uſw. liegen noch eine ganze Anzahl auf das fragliche Ver= 
Dieſe Geſichtspunkte wurden in den Verhandlungen, der beiderſeitigen gehen hindeutender Gegenſtände, darunter auch eine für ſolche Zwecke 
Vertreter ausdrücklich erwähnt und beſprochen. Fine einigermaßen beſonders beliebte, ganz unserfänglich erſcheinende Stockflinte als 
            Er=
finanziell geſicherte Lage muß ja für die Hausanreſtellten geſchaffen wer= gebnis der Hausſuchung vor, und der Angeklagte iſt dieſer Belaſtung 
den auch darum, damit der an ſich ſo ſegensreihe Beruf einen Anreiz gegenüber geſtändig. Bedrängte Verhältniſſe als Familienvater haben 
für die jungen Mädchen unſeres Volkes behält und nicht gänzlich der ihn angeblich auf den Abweg gebracſt, und er räumt die Aneignung 
gewerblichen Arbeit zum Opfer fäillt. Das liegt beſonders auch im In= von Fallwild, ſowie das Erlegen eines Rehes ein. Der in gleicher 
tereſſe unſerer weiblichen Jugend, der gute hauswirtſchaftliche Kenntniſſe Veiſe mitangeklagte, 39 jährige Betonarbeiter, Philipp Seib aus 
in einem geordneten Haushalt erworben und jahrelang geübt, unberechen= Hähnlein beſtreitet die Beſchuldigung entſchieden, obwohl er ebenfalls 
baren Wert für ihr Lebensglück bedeuten. Die vielen zerrütteten Ehen verdächtig iſt und daher wie Götz verhaftet war. Er verkehrt mit 
heute ſind in zahlreichen Fällen ſchlechter Wirtſchaftsfüihrung der Frauen letzterem, ſoll, als G. in die Hände des Forſtſchutzes geriet, vorher 
zuzuſchreiben. 
mit G. den Gang verabredet haben und bei anderer Gelegenheit durch 
So manche einſichtige Hausfrau wird nun dieſen Ausführungen bei= einen Jagdhüter von ferne als Wilderer erkannt worden ſein. 
            Immer=
bflichten müſſen, trotzdem aber unter der Bürde der ungehenren Aus= hin reichte Beſagtes zur Ueberführung nicht aus, weshalb Freiſpruch 
gaben für den Unterhalt der eigenen Familie ſeufzen: Ich kann keine maugels Beweiſes erfolgte und S. dengemäß jetzt aus der 
            Unter=
größere Belaſtung mehr ertragen! Denn gerade in den Kreiſen, die vor ſuchungshaft entlaſſen wurde. Zum Heimſchaffen eines gefallenen Rehes 
aus dem Walde war dem Angeklagten Götz ſein Schwiegerſohn, der 
dem Kriege die trefflichſten Lehrmeiſterinnen junger Mädchen abgaben, 93jährige Maſchinenarbeiter Valentin Götz 3. von Hähnlein, 
            hehilſ=
haben ſich die Verhältniſſe in einer Weiſe verſchlechtert, daß die 
            Haus=
frauen dazu übergehen mußt. , ihre Angeſtellten zu entlaſſen und alle lich, und dieſe Beihilfe trug ihm nunmehr 5 Millionen Mark 
            Geld=
ſtrafe, ebentl. 2 Wochen Gefängnis ein. Ferner wurde der 49jährige 
Arbeiten ſelbſt zu verrichten. das junge Mädchen der wohlhabenden Geflügelhändler Heinrich Kraus aus Groß=Zimmern, weil er dem 
Stände früher felten zu ſtar” „verlicher Arbeit angehalten und darin J. G. Götz das Fell eines gewilderten Rehes unter gegenſeitiger 
            Zu=
geübt wurde, ſo reichen die z. ider gereiſten Frau und Muter heute ſicherung des Schweigens abgekauft hat, wegen Hehlerei zu 10 Mill 
den erhöhten Anforderunger nuht ſtand und wir haben das traurige Mark Geldſtrafe, ebentl. 4 Wochen Gefängnis verurteilt. Gegen ihn 
Schauſpiel, daß dieſe Familienmütter an Körper und Geiſt zermürben hatte die Anklage auf gewerbsmäßige Hehlerei gelautet, ſo daß als 
und unter der Laſt faſt zuſammenbrechen. Es iſt eine dringende Pflicht Mindeſtrafe 1 Jahr Zuchthaus drohte, doch verneinte das Gericht das 
aller ſozial arbeitenden Frauen, nachzuſinnen, wie hier helfend einge= Qualifikationsmoment. Der erſterwähnte Angeklagte Götz erhielt im 
griffen werden kann, um dieſen Kräftezerfall ihrer Mitſchweſtern aufzu= Sinne der Anklage 4 Monate Gefängnis abzüglich 2 Monate 
            Unter=
halten. Aber die Aufgabe iſt ſehr ſchwer. Denn jeder leiſtungsfähige ſuchungshaft, was er anerkannte. — Die mit Ausſchluß der Oeffent= 
Menſch will heute ſeine Arbeit möglichſt hoch belohnt ſehen. Die herr= lichkeit geführte Verhandlung gegen den 58jährigen Schuhmacher 
liche Tugend der Barmherzirkeit findet ſich leider zu ſelten auch unter Georg Kronenberger von Biblis endigte mit Verurteilung aus 
ſolchen Menſchen, die finanziell geſichert daſtehen! Wie freut man ſich, 
88 176 Abſ. 3, 173 St. G.B. zu 1 Jahr Gefängnis, abzüglich 6 Wochen 
wenn man hört, daß die Tochter eines wohlſituierten Arbeiters einer Unterſuchungshaft. — Weiter verwarf man die Berufung des 
            ſchöffen=
kränklichen Nachbarsfrau freiwillig und unentgeltlich Hilfe im Haushalt gerichtlich wegen einfachen und ſchweren Diebſtahls mit insgeſamt 
leiſtet, oder daß ein anderes gemütvolles Mädchen aus Offizierskreiſen 1 Jahr 1 Monat Gefängnis belegten Dienſtknechts Jakob Fiſcher 4. 
einem armen Blinden Führerdienſte tut. Zur Ehre der Hausangeſtell= aus Nieder=Ramſtadt, der einem Mitknecht in Lengfeld mehrmals 
            Bar=
ten ſei hervorgehoben, daß auch unter ihnen ſich noch ſo manche findet, geld und andere Sachen (zum Teil mittels Erbrechen eines 
            Behält=
die in Treue bei ganz geringem Lohn in einer verarmten Mittelſtands= niſſes) entwendet hatte und Milderung in zweiter Inſtanz anſtrebte, 
familie aushält. Ehre dieſen Braven! Ihre Namen ſollten öffentlich 
            be=
kannt gegeben werden. Naturgemäß können dieſe Perlen ihres Berufs 
Eberſtadt, 2. Sebt. Die Ernte iſt ſotzeit beendet. Die mann 200 000 Mk. Frau Hel. Bechthold 3500 Mk. Enoch, Alexanderſty 
nur zu den Seltenheiten zählen und es iſt einem jungen aufſtrebenden Dreſchmaſchine am Griesheimer Weg hat das öffeuntliche Dreſchen ein= 
Menſchen nicht zu verdenken, wenu er redliche Arbeit auch entſprechend 
belohnt ſehen will. Aber es wird Aufgabe der Hausangeſtellten=Organi= geſtellt;, ſie fährt jetzt in die einzelnen Hofreiten, um dort zu dreſchen. 
Aus der Schule. Herr Lehrer Göllner, der ſchon vor Oſtern 
ſationen ſein, in der weiblichen Jugend, die heute den Verführungen zu Dekret als definitiver Lehrer hierher erhalten häte, aber ſeither wegen 
Leichtſinn und Vergnügungsſucht beſonders zugänglich iſt, die Einſicht zu Mangels einer Wohnung ſſelbſt die Amtswohnung war anderwpeitig 
verſtärken, daß guter Entlohnung auch gute Leiſturſien zutſprechen müſ= beſetzt geweſen) ſeine neue Stelle nicht antreten kounte, iſt erſt in dieſen 
ſen; dann wird in den Familien, die in guter geſicherter Lage ſind, die Tagen mit ſeiner Familie nach hier überſiedelt. — Brottreiſe, tung 410 530 Mk., 7. Quittung 515 080 Mk., 8. Quittung 1 251 261 Mk., 
Hausangeſtellte ihr befriedigendes Auskommen finden. 
Ein Markenbrot koſtet gegenwärtig 90000 Mk. markenfreies Brot 2. Quittung 688 429 Mk., 10. Quittung 11461
 Ficherf. ”. Scht. Die Aof der Tages, eit 
Die hier erſcheinende „Neue Tageszeitung” und der „Oberheſiſche 
            An=
zeiger” ſowie die „Butzbacher Zeitung” haben weſentliche 
            Einſchrän=
kungen in der Herausgabe vorgenommen. 
P. Gießen, 2. Sept. Betriebseinſtellung im 
            Bauxit=
bergbau. Nach der vor einigen Wochen erfolgten 
            Betriebseinſtel=
lung der Bauxitwerke A.=G. Gießen, die faſt 80 Prozeet der 
            ober=
heſſiſchen Bauxitförderung kontrolliert, haben jetzt auch die 
            Ober=
heſſiſche Grubengeſellſchaft (Tellus) und die Gewerkſchaft Nabenau= 
Gießen wegen Unrentabilität geſchloſſen. Mit Ausnahme der 
            Bauzit=
bergwerke Mühleiſen u. Co., die vorerſt noch in Betrieb iſt, iſt damit 
der ganze heſſiſche Bauxitbergbau zum Erliegen gekommen. 
j. Gießen, 2. Sept. Die Straßenbahntarife ſind 
            wie=
derum erhöht worden. Für die billigſte Fahrt ſind jetzt 40 000 Mk. 
zu zahlen. 
R. Schotten (Oberheſſen), 2. Sept. Jubiläum. Dieſer Tage 
konnte Herr Lehrer Linck in Rüdingsheim auf eine 25 jährige 
            Tätig=
keit als Vorſitzender des Bezirks=Leyrervereins Schotten zurückblicken. 
Aus dieſem Anlaß fand in dem ehemaligen Lehrerheim eine ſchlichte 
Feier ſtatt, bei der auch der Vorſitzende des Heſſiſchen Landes=
            Lehrer=
vereins, Herr Nektor Bach, zugegen war.
 — Der Steinach=Film, eine allgemein=verſtändliche Darſtellung der 
Forſchungen und Verſuche des berühuten Wiener Gelehrten Profeſſor grurpe des Deutſchnationalen Handlungsgehilfen=Verbandes leging am 
Haus des Landestheaters vorgeführt. 
DDer Brotpreis mußte wegen der Erhöhung des 
            Mehl=
preiſes und der weiteren Steigerung der Lohne, des Brenn= Saran von der Gaugeſchäftsſtelle die Feſtanſprache. Er überbunchte 
materials uſw. abermals erhöht werden. Der große Laib koſtet, die Glückwünſche des Gaues und des Verbandes, entwickelte ein zuappes 
Mark. (Siehe Anzeige.) 
8 4 der Durchführungsbeſtimmungen zum Geſetz über die Beſteuerung Treue zum Verband an. Die Gründer der Eberſtädter Otsgruppe 
Arbeitgeber als Lohnſteuer in der Zeit vom 1. 9. 1933 bis 99. 2. 1994 diplomen und Ehrenbriefen. Seine Anſprache klang aus in der 
            Auf=
die vor dem 1. September 1923 im Marken= oder Ueberweiſungsver= zuſammenzuſtehen, allen Gewalten zum Trotz, dus Vaterland zu lieben 
fahren vom Arbeitslohn (Gehalt) einzubehalten waren und bis zum und den alten deutſchen Kaufmannsſchild blank zu halten von 
            Ein=
flüſſen, die mit der deutſchen Kaufmannsehre nicht vereinbar ſeien.
 900 000 Mk. Ab Montag tritt eine neue Brotpreiserhöhung in Kraft. 
HI. Gberſtadt, 2. Sept. Gründungsfeier. Die hieſige Orts= 
Eugen Steinach, wird von heute ab täglich um 5 und 8 Uhr im Kleinen / geſtrigen Abend in würdiger Weiſe in Saale zum „Darmſtädter Hof” 
(Laun) die Feier ihres 25 jährigen Beſtehens. Nachdem der Vert= 
            uens=
mann der Ortsgruppe, Kaufmann Jakob Dächert II., die Anweſenden, 
insbeſondere die auswärtigen Gäſte, herzlichſt begrüßt hatte, hielt Koll. 
jetzt 280 000 Mk., ein Brötchen aus gemiſchtem Brotmehl 12000 Bild über die 25jährige Entwicklung der Handlungsgehilfenbewegung 
innerhalb des Verbandes und der Ortsgruppe, würdigte in warmen 
Beſteuerung der Betriebe. 2) Arbeitgeberabgabe. Nach Porten die Tatkraft ihrer Kämpen und feuerte zur Nacheiferung und 
der Betriebe beträgt die Abgabe das Doppelte der Beträge, die ein ehrte er in einer markigen Anſprache durch Ueberreichung von 
            Ehren=
jeweils an das Reich abzuführen hat. Hierzu gehören auch die Beträge, forderung, in der ſchweren wirtſchaftlichen Not unſeres Volkes treu
 31. Auguſt 1923 aus betriebstechniſchen oder ſonſtigen Gründen noch 
nicht abgeführt waren — b) Landabgabe. Der 
            Goldumrechnungs=
ſatz beträgt für die Woche vom 1. September bis 7. September 1923 
einſchließlich 1 290 000 Papiermark für eine Goldmark. Der 
            Goldum=
rechnungsſatz wird wöchentlich feſtgeſetzt. Bei nicht rechtzeitiger Zahlung 
der Landabgabe ſind Zinſen und Koſten der Zwangsvollſtreckung, 
            rück=
ſtändige Beträge, außerdem nach dem Umrechnungsſatz des 
            Zahl=
tages zu entrichten. 
— Ziegenſchau. Die Nachkriegszeit hat eine ſtarke Vermehrung der 
Zahl der in den Städten gehaltenen Ziegen gebracht, ſehr zum Vorteil 
der Volksgeſundheit. Wenn trotzdem gar viele ſich enttäuſcht von der 
Ziegenhaltung wieder abwandten, ſo liegt das an dem mangelnden 
            Ver=
ſtändnis für die Pflege der Ziege. Von der Fütterung iſt an dieſer 
Stelle ſchon oft die Rede geweſen, ebenſoſehr aber beeinfluſſen auch 
            an=
dere Momente das Wohlbefinden und damit die Milchleiſtung des Tieres. 
Gar zu oft findet man in einem Stalle, der für ein Tier ausreichen 
würde, zwei oder drei zuſammengepfercht. Der Beſitzer bedenkt nicht, 
daß ein Tier, das ſich frei bewegen kann, ihm vielleicht die gleiche 
Milchmenge wie ſeine beiden eng angebundenen bringen kann, ihm aber 
nur das halbe Futter koſtet. Wer viele und wohlſchmeckende Milch 
haben will, ſorge für ſorgfältige Hautpflege ſeiner Tiere. Striegel und
 Unaufgefordert erhob ſich hierauf die Feſtverſammlung und mächtig 
brauſte das Deutſchland=Lied durch den Saal. Nachdem noch weitere 
Redner der Ortsgruppe Glückwünſche überbracht hatten, dankte Jafob 
Dächert I. namens der übrigen dier Jubilare in bewegten Worten 
für die ſchöne Ghrung und ſtreifte die Schwierigkeiten, mit der die 
Ortsgruppe anfangs zu kämpfen hatte. Sein Appell galt der Jugend. 
Der Zahlſtelleninhaber wurde für treue Arbeit mit der ſilbernen 
            Ver=
bandsnadel dekoriert. Bei guter Muſik, ſchönem Geſang ernſten und 
heiteren Rezitationen ſowie einem Tänzchen am Schluſſe des Feſtes 
verlief das Feſt aufs Beſte. 
kl. Beerfelden i. O., 2. Sept. Zeitungsnöte. Die hier 
            er=
ſcheinende „Starkenburger Preſſe” erſcheint im September nur noch 
wöchentlich zweimal. 
hi. Gau=Odernheim (Rheinh.), 2. Sept. Todesfall. 
            Bürger=
meiſter Edmund Diehl iſt nach längerem Leiden geſtorben. Er hätte 
noch in dieſem Jahre ſein 25 jähriges Dienſtjubiläum begehen können. 
Diehl war früher Landtags= und Kreistagsmitglied. 
ut. Bingen, 2. Sept. Schiffs=Unfall. Vor dem Binger 
Loch erlitt der Schleppdampfer „Ludwig” einen Schraubenbruch. 
            Ob=
wohl ihm dazu auch noch der Notanker verloren ging, konnte er 
            glück=
lich landen.
 Reich und Ausland. 
Erdbeben. 
FV. Frankfurt a. M. Samstag vormittag 4,11 Uhr 
            mittel=
europiiſcher Zeit verzeichneten die Inſtrumente auf dem 
            Taunus=
obſeevato=ium ein ſchweres Fernbebei. Die Bodenbewegung, die im 
Maximum stwa 0,7 mm betrug, kam erſt gegen 7.30 Uhr zur Ruhe. 
Die Entfernung des Bebenherdes beträgt etwa 9600 Kilometer. Der 
Herd dürfte wahrſcheinlich im nördlichen pizifiſchen Ozean zu 
ſuchen ſein. 
Norbſeeſtürme. 
wb. Hamburg. Die Stürme des dergangenen Tages haben 
auf See großen Schaden angerichtet. Der engliſche Dampfer „Ferhill”, 
mit Kohlen nach Hamburg unterwegs, derlor dei Terſchelling einen 
Mann und kam mit ſtauker Backbordſchlagſeite, beſchädigter Brücke und 
zerſchlagenen Luken im Hafen an. Eu befand ſich während des Sturmes 
in der Nähe des geſunkenen Dampfers „Klüpfel‟. Der engliſche 
Dampfer „Horſeferry”, mit Kohlen nach Hamburg unterwegs, büßte 
die Ruderkette ein, ferner die Anker und die Boote und verlor zwei 
Mann. Der mit Koks nach Hambura beladene engliſche Dampfer 
„Loandido” verlor die halbe Brücke und eine Deckladung mit Koks. 
Der deutſche Dampfer „Duisburg”, nach New=Caſtle beſtimmt, 
            mußte=
mit ſchweren Nuderſchäden zurückehren. Man befürchtet, daß mehrere 
Dampfer dem Sturm zum Opfer gefallen ſind. — In Hamburg wurde 
der Segellogger „Kurprinz” aus Emden in ſchwerbeſchädigtem 
            Zu=
ſtande von einem Fiſchdampfer in den Altonger Hafen eingeſchleppt. 
Bei einem orkanartigen Sturm in der Nordſee hatte ein ſchwerer 
Brecher ſieben Mann der Beſatzung über Bord geſpült. Die 
            Rettungs=
boote wurden zerſchlagen. Der Kapitän wurde ſo ſchwer verletzt, daß 
er ſtarb. Das Schiff hatte über 3000 Faß Heringe an Bord.
60. Quittung
 über in der Geſchäftsſtelle des Darmſtädter Tagblatts eingegangene 
Spenden für die geſchädigte Ruhrbevölkerung: 
9b Mittelſchule 1 180 000 Mk., Klaſſe 4e der Jägertorſchule 179 500 
Mk., Ungenannt 20 000 Mk., Marie Roeger Schülerin Klaſſe 3a, 
Eleonorenſchule) 100 00 Mk., Klaſſe 92 (Fortbild=Kl.) der Mädchen= 
Mittelſchule 1 465 000 Mk., Frau Martin Lucra, Toscana, Pragga 
            Scal=
pelini 2, 5 Lire, Ungenannt 1400 Mk., N. N. 5000 Mk., 2. 
            Ausbildungs=
gruppe Landes=Polizeiſchule 1 665 000 Mk., Gunſchmann 100 000 Mk., 
Klaſſe 6e. Bezirksſchule 4, 60 580 Mk. Stadtbibliothekar Noack, 7. Gabe, 
200 000 Mk. Reallehrer i. R. W. Eſcher 9. Gabe, 10 000 Mk., 
            Un=
genannt 10 000 Mk. Eleonorenſchule, Klaſſe 7b, 360 000 Mk., W. Kauf= 
8 Rate, 20 000 Mk., K. B., Niedeſelſtr., 500 000 Mk. Ungenannt 100 000 
Mk. Steueramtmann Rink, 5. Rate, 50 000 Mk., Emil=Schule, Klaſſe 53, 
660 000 Mk. 
1. Quittung 336 810 Mk., 2. Quittung 382 210 Mk., 3. Quittung 
490 850 Mk., 4. Quittung 578 495 Mk., 5. Quittung 689 703 Mk., 6. Quit= 
38 Mk., 11. Quittung 
525 881 Mk., 12. Quittung 557 984 Mk., 13. Quittung 1 577 273 Mk., 
14. Quittung 597 25 
55 Mk., 15. Quittung 834 316 Mk., 16 Quittung 
477 914 Mk., 17. Quittung 627 518 Mk., 18. Quittung 494 353 Mk., 19. 
Quittung 765 358 Mk., 20. Quittung 570 580 Mk., 21. Quittung 936 478 
Mk., 22. Quittung 2 736 219 Mk., 23. Quittung 504 042 Mk., 24. 
            Quit=
tung 341 900 Mk., 25. Quittung 620 271 Mk., 26. Quittung 439 447 Mk. 
27. Quittung 536 085 Mk., 28. Quittung 631 221 Mk., 29. Quittung 
240 065 Mk., 30. Quittung 719 317 Mk., 31. Quittung 393 980 Mk., 
32. Quittung 457 470 Mk., 33. Quittung 780 100 Mk., 34. Quittung 
619 721 Mk. und 3 Silberkronen, 35. Quittung 937 138 Mk., 36. 
            Quit=
tung 129 115 Mk. 37 Ouittung 933 835 Mk., 38, Qnittung 366 149 Mk., 
39. Quittung 638 300 Mk., 40. Quittung 524 525 Mk., 41. Quittung 
G75 076 Mk., 42. Quittung 936 935 Mik. 43. Quittung 647 375 Mk., 
44. Quittung 798 986 Mk., 45. Quittung 502 500 Mk., 46. Quittung 
1368 305 Mk., 47. Quittung 740 030 Mk., 48. Quittung 485 000 Mk., 
49. Quittung 1 655 450 Mk., 50. Quittung 939 360 Mk. und 20 Dollar. 
5l. Quittung 908 850 Mk., 52. Quittung 964 000 Mk., 53. Quittung 
1 371 070 Mk., 54. Quittung 2 419 880 Mk., 55. Quittung 1 428 980 Mk., 
56. Quittung 609 030 Mk., 57. Quittung 8 395 000 Mk., 58. Quittung 
4 061 400 Mk., 59. Quittung 4 913 255 Mk., 60. Quittung 4889 480 Mk. 
und 5 Lire. 
zuſ. 65 672254.— Mk. 
D ehse 
Vaterländiſcher Abend, um 8 Uhr im Saalbau. — 
            Ver=
einigte Geſellſchaft, 6 Uhr nachmittags: 
            Mitgliederver=
ſammlung. — Union=, Reſidenz=, Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: 
Kinovorſtellungen. 
Verſteigerungskalender — Dienstag, 3. September: 
Grummetgrasverſteigerung vorm. 9 Uhr im Teichhauſe 
Neinheimer Teich, Reinheim.
 Dic ie ehte e e elieihe eteni ien Auntaice 
Wirtſchaft: Rudolf Mauve;, für Feuilleton, „Stadt und Land”, 
„Reich und Ausland”: Max Streeſe; für den Jaſeratenteil: 
7 V. A. Fleiſchmann, — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Rummer hat 6 Seiten
Bankdescha RIEDRICH ZAUMNf. Darmstadt Fernsprecher 1308, 1309 * Aktien / Renten / Deuisen / Sorten S 1 Luisenplatz 1 Af
 Wohnungstauſch 
Tübeck=Darmſtadt 
3 Zimmer und Küche in Darmſtadt 
zum 1. Oktober geſucht. 
Angebote unter N 1 an die 
            Geſchäfts=
ſtelle d. „Tagbl.” erbeten. (7225osd
 Schreibmaschinen 
und sämtliche Büromaschinen 
werden rasch und fachmännisch 
repariert bei 
A. Lächler, Bürobedarf 
Karlstrasse 
Darmstagt 
Telephon 1489. (7066a
 Mehl= und Brotpreſſe. 
Wegen der Erhöhung der 
            Getreide=
preiſe und der weiteren Steigerung der 
Unkoſten wurden die Preiſe für Mehl und 
Brot durch die Beſchlüſſe der 
            zuſtändi=
gen Ausſchüſſe vom 3. September ds, 3s. 
ab wie folgt feſtgeſetzt: 
A. Mehlpreis. 
Abgabepreis der Mehlverteilungsſtelle. 
Einheitspreis für ſämtliche 
Mehlarten für d. 
            Doppel=
zentner ohne Sackpfand Mk. 12634400 
B. Brotpreis. 
1 1600 g Brot . . . . . Mk. 280000.— 
2. 800 g Brot.. 
.. Mk. 140000.— 
3. Brötchen aus gemiſchtem 
Brotmehl im Gewicht von 
.. . . Mk. 12000.— 
50 g..... 
Darmſtadt, den 31. Aug. 1923. 
Lebensmittelamt. (st7230
 Gardinenwagen, 
            Mö=
belrolle. Möbelwagen 
wird tageweisverliehen. 
Hlgeltr. 15,Laden Goig
Offene Stellen
 Weiblich 
Geſtictingtes Sau 
2 Perſ.)n. auswärts 
e. Köchin od. ſelbſt. 
Küchenmädchen 
ſowie ein in 
            Zimmer=
arb. u. Bügeln erfahr. 
que. 
Buusmadchen 
gegen zeitentſpr. 
            be=
ſtändig ſteigend Lohn. 
Kleder und Schuhe 
werd, geſtellt. 
            Waſch=
u. Putzfrau vorhand. 
Angeb. mit 
            Zeuguis=
abſchr. unter M 122 
a. d. Geſchäftsſt. (7216
 „M 
nach auswärts 
zu älterem Ehepaar 
eine gebildete. 
Damel 
die im ganzen 
            Haus=
weſen bewandert u. 
gerne ſelbſt tätig iſt. 
Mädchen vorhand. 
Angeb= unter B4 121 
a. d. Geſchäftsſt. 7213 
iche 
Tüchtiger— 
            Lohn=
buchhalter 
für einen größeren 
Betrieb ſofort geſucht. 
Angebote mit 
            Zeug=
niſſen und 
            Lebens=
lauf unter M 131 an) 
die Geſchſt, (722080)
 Zurück 
Dr. Thau 
Facharzt f. innere 
            Krans=
heiten Hoffmannſtr. 20, 
Tel, 2340 (4230 5o 
En
 SCHNIERECK 
TOSORDRDEA 
(66678)
R
 Balcheu* 
Aweingroßhandl K 
PEPLOHK 
Karlſtraße 454 
Sel. 1188. (.
 Große Auswahl in 
Kind.=Klappwag. 
m. Verd. w. i. Ladenpr. 
Kaffenberger, 
Riedeſelſtr. 39,. (24020
 Kolter, faſt neue D.= 
Strickjacke/44) getr. H.= 
Wintermantel zu vk. 
Kranichſteinerſtr. 59, 
darterre, Iks. (22403
 Schreibmaſchinenk 
neu und gebraucht — in jeder 
            Preis=
lage ſofort lieferbar (6934a 
Carl Winkel 
Darmſtadt, Rheinſtr. 28, Tel. 1435.
 a aach 
ing 
Kleine Villa 
bei Darmſtadt, zum 
Alleinbewohnen, 
            ſo=
gleich beziehbar, für 
30 Tauſend Goldmark!. 
zu verkauf. Auch kann 
Käufer die Möbel auf 
Wunſch mit 
            überneh=
men. Angebote unter 
M1. 140 a, d. Geſchſt. 
erbeten, (723180B
 
            Gummi=
ſohlen 
            Gummi=
abſätze 
kaufen Sie am billigſten 
im Spezialgeſchäftbei 
Carl Abt 
Aerandesſtr. 16. (45852
Darmftädter Tagblat
 43 
Der! 
porr des Sonntag
3. Sept. 1923 Nr. 243
 Darmſtädter Straßenrennen. — Deutſchland gewinnt den leichtathletiſchen Länderkampf gegen die Schweiz. — 
            Schluß=
runde um den Medenpokal.—Ane Borg ſtell drei neie Weltekorde im Schwimmen auf.
Radfahren.
Leichtathletik.
 * Rennbahnpropaganda=Flieger= und Motorradrennen. 
Die Darmſtädter Rad= und Motorradſportvereine, die ſeit 
nunmehr fünf Jahren um die Wiedererlangung bzw. Herrichtung 
ihrer Rennbahn an der Heidelberger Straße kämpfen, 
            veranſtal=
teten zu Zwecken der Propaganda für dieſen Kampf am 
            geſtri=
gen Sonntag auf der Straße nach Eſchollbrücken große Flieger= 
und Motarradrennen. Die ausgezeichnet organiſierte und 
            durch=
geführte große ſportliche Veranſtaltung hatte einen vollen 
            Er=
folg in mehrfacher Richtung zu verzeichnen. Vor allem dürfte 
der Zweck der Propaganda voll erreicht ſein, wenn anders 
            da=
mit gemeint ſein ſollte, den Beweis zu erbringen, daß dem 
            Rad=
ſport mehr wie je Intereſſe in allen Kreiſen der Bevölkerung 
entgegengebracht wird, daß alſo ein ſtarkes Bedürfnis nach 
            der=
artigen Sportveranſtaltungen im Publikum beſteht, denn die 
Rennen hatten einen Beſuch zu verzeichnen, wie kaum eine 
            ähn=
liche Veranſtaltung ſeit Jahren. Faſt die ganze, zwei Kilometer 
lange Rennſtrecke war zu beiden Seiten der Straße dicht mit 
            Zu=
ſchauern beſtanden, ſo daß es aller Anſtrengungen der 
            Renn=
leitung bedurfte, die Rennſtrecke frei zu halten, um Gefährdung 
des Publikums und der Fahrer zu vermeiden. Dieſe Tatſache 
und die Schwierigkeiten bewieſen aber auch überzeugend, daß 
es ein Unding iſt, dieſe Rennen künftig oder auch nur in 
            abſeh=
barer Zeit auf der Straße abzuhalten, denn ſchließlich gelingt 
es nicht immer, die Ordnung ſo gut aufrecht zu erhalten, und 
wenn der Andrang noch ſtärker werden ſollte, erſt recht nicht. 
An eine Unterbindung derartiger ſportlicher, Veranſtaltungen 
wird im Ernſt kein Menſch in Darmſtadt, das zu einer Hochburg 
des Sports zu werden auf dem beſten Wege iſt, denken können, 
wenn er nicht öffentliche und die Intereſſen der Induſtrien 
ſchwer ſchädigen will. So ſcheint die Rennbahn tatſächlich eine 
Notwendigkeit zu ſein, beſonders wenn man, was auch für die 
Rentabilitätsberechnung ſehr ins Gewicht fällt, in Rückſicht zieht, 
daß dieſe Bahn in Darmſtadt für den ganzen Gau IA des 
            Bun=
des Deutſcher Radfahrer von größter Bedeutung iſt, der alle 
ſeine bedeutenden Rennen hier abhalten müßte, da die 
            Renn=
bahnen der umliegenden Städte faſt reſtlos durch die Beſetzung 
ſtillgelegt ſind. Es wird allerdings zuzugeben ſein, daß die 
Koſten für die Wiederherſtellung der Rennbahn an der 
            Heidel=
berger Straße hoch ſein werden, aber daran ſollte man doch ein 
für Darmſtadt wichtiges Problem nicht ſcheitern laſſen, denn daß 
die Rennbahn dauernd einen ſtarken Zuſtrom von auswärts 
nach hier ziehen würde, ſcheint außer Zweifel. Wie verſichert 
wird, hat auch der Ausſchuß für Leibesübungen dieſe 
            Notwen=
digkeit der Wiedererichtung der Rennbahn anerkannt und 
            befür=
wortet, ſo daß doch Hoffnung vorhanden iſt, die noch beſtehenden 
Widerſtände zuſtändiger Behörden und die der Geldbeſchaffung 
zu überwinden. Je ſchneller das geſchieht, je vorteilhafter und 
beſonders billiger wird ſich das Problem verwirklichen laſſen. 
In ſportlicher Beziehung waren die geſtrigen 
            Veranſtaltun=
gen ſehr intereſſant. Die Vereinigung ſämtlicher in Frage 
            kom=
menden Vereine hatte nicht nur den großen Zuſtrom der 
            Zu=
ſchauer, ſondern auch eine große Anzahl Nennungen zu den 
            ein=
zelnen Rennen im Gefolge. Beſonders die Radrennen waren 
ſehr ſtark belegt. Sie brachten als wichtigſtes Ereignis das 
Hauptfahren, in dem die beiden Darmſtädter Favoriten Wolf 
und Walkenhorſt zuſammentrafen, der beſte Dauerfahrer und 
der ſüddeutſche Meiſter auf der Bahn über kurze Strecken. Nach 
dem Trainingzuſammentreffen der Beiden und nach den 
            Vor=
läufen ſchien der Sieg noch durchaus zweifelhaft, und es gab 
ſchon Wettluſtige, die ſtark auf Wolf ſetzten. In den 
            Hauptent=
ſcheidungen erwies ſich dann aber doch der ſüddeutſche Meiſter 
ſtark überlegen und er konnte ſeine Rennen ſicher nach Hauſe 
fahren. Im Seniorenzuſammentreffen mußte ſich Wolf ſogar 
mit dem driten Platz begnügen. Jedenfalls erwieſen ſich beide 
als tüchtige, gut durchtrainierte Fahrer von Stil. Auch unter 
dem jungen Nachwuchs waren gute Reſultate zu verzeichnen. So 
fuhr Bender im Erſtfahren ein ausgezeichnetes Rennen. Im 
Motorfahren waren leider einige Stürze zu verzeichnen. Benz 
fuhr gegen einen Steinhaufen und verlor dadurch die Herrſchaft 
über ſeine Maſchine. Er erlitt nicht unerhebliche 
            Kopfverletzun=
gen und mußte im Auto nach Hauſe gefahren werden. Bei einem 
zweiten Sturz blieb es erfreulicherweiſe bei Beſchädigungen der 
Maſchine. Beim Rennen mit Maſchinen über 4 PS überraſchte 
der jugendliche Motorfahrer Wieſt durch ein ausgezeichnetes 
            Fah=
ren, das ihm einen überlegenen Sieg ſicherte. 
Die Reſultate: 
1. Erſtfahren, 1 Klm., vier Vorläufe, zwei Zwiſchenläufe, 
            End=
lauf: 1. W. Bender, V.C. D., 2. P. Neſter, D. R.C., 3. P. Molke, 
V.C. D., 4. A. Thöt, V. C. D. 
2. Motorradrennen, 2 Klm., offen für Motorräder bis 
2 P.S.: 1. A. Langer Marletz Davidſon 79 P.S., 2. Rennert, 
3. K. Bürtz. 
3. Motvrradrennen bis drei P.S.: Das gleiche Reſultat. 
3. Hauptfahren, 1 Klm., vier Vorläufe, zwei Zwiſchenläufe: 
M. Walkenhorſt. V. C. D., 2. E. Wolf, V. C. D., 3. M. Viſcher, 
D.R.C., 4. G. Marlos, V. C.D. 
4. Motorradrennen, 2 Klm., offen für Motorräder bis 
4 PS.: 1. M. Ludwig (Helios 4 P. S.), 2. G. Hahn (N. S.U. 4 P. S.), 
3. W. Storck (N.S.u. 6 P.S.). 
5. Motorradrennen, 2 Klm., offen für Motorräder über 
vier P.S.: 1. G. Wieſt (Wanderer), 2. Arzt, 3. Benz (geſtürzt). 
6. Seniorenfahren (Fahrer über 40 Jahre), 1 Klm.: 1. J. 
Haller, D. A. C., 2. R. Schuhmacher, D. A. C., 3. Raab, V. C.D. 
7. Vorgabefahren, 1 Klm.: 1. H. Walkenhorſt, 2. E. 
Wolf, Beide vom Mal, 3. L. Ganß, D.R.C., 5 Mtr. Vorg,, 4. H. 
Fiſcher, D. R. C., 15 Mtr. Vorg. 
8. Seniorfahren (Fahrer 32 bis 40 Jahre), 1 Klm.: 1 G. 
Becker, V.C.D., 2. F. Walkenhorſt, V. C.D., E. Damus, V. C.D., 
W. Hermes, V. C.H. 
9, Troſtfahren, offen für alle Fahrer, die in keinem Rennen 
einen Platz belegt haben, 1 Klm.: 1. J. Enders. DR.C., 2. H. 
Dienſt, D. R.C., 3, G. Fuchs, V. C. D., 4. G. Hottes, V. C.D. 
10. Match über 1 Klm. zwiſchen den Siegern der Junioren= und 
Seniorenklaſſe: 1. H. Walkenehorſt, 2. G. Becker, V.C. D., 3. E. 
Wolf, V. C. D, 4. F. Walkenhorſt, V. C. D. 
11. Ein außer Konkurrenz gefahrenes Match zwiſchen Langer und 
Wieſt endete mit dem knappen Siege des Erſteren. 
12. Ein TandemMatch zwiſchen Walkenhorſt—Wolf (V. C.D) und 
Dieter—Offenthal (D.R.C.) wurde wegen mehrfachen Defektes an den 
N. 8t. 
Maſchinen aufgegeben. 
Fahrradrennen rund um Hanau. 
162 Km.t 1. Romold=Gerolshofen 5:56 Stunden, 2. Gugau, 
            Velo=
zibedklub Frankfurt, 6:02, 3. Dehmel=Frankfurt 6:04, 4. Schwarz, 
            Velo=
zipedklub Frankfurt (Handbreite), 5. Knappke, Germania=Frankfurt, 6:08. 
Altersfahrer: 1. Libecki=Frankfurt 6:41, 2. Weſtenlage 6:54 St. 
Tennis. 
Rot=weiß-Leipziger Sportklub 9:0. 
Nachdem am Samstag in der Vorſchlußrunde der Leipziger 
            Sport=
tlub gegen den Tennisklub Mannheim überlegen geſiegt hatte, trat am 
Sonntag in der Schlußrunde Leipzig gegen Berlin Rot=wveiß au. Auch 
dieſes Spiel verlief erwartungsgemäß. Rot=weiß gewann ſämtliche 
Einzel= und Doppelſpiele und ſiegte mit 2:0,
 Sportverein unterliegt gegen Eintracht im Jugendenbkampf 
mit 83:107. 
Sportverein hatte ſich keinen leichten Gegner in der Eintracht 
            aus=
geſucht; hatte Sportverein im Mai mit Sportklub Frankfurt mit 40 
Punkten Unterſchied verloren, ſo unterlagen die Darmſtädter diesmal 
gegen Eintracht mit 20 Punkten Verluſt, nachdem Eintracht vor kurzem 
Sportklub Frankfurt im Klubzweikampf geſchlagen hatte. Darmſtadt 
hatte ſeine geſamte Mannſchaft aufzubieten, um die 17 Wettkämpfe 
            be=
ſtreiten zu können und dem überreichen Frankfurter Material überall 
Gegner zu ſtellen. Das konnte nicht in allen Konkurrenzen gelingen, da 
die Wettkampfarten erſt kurze Tage vor dem Klubkampf feſtgeſetzt 
            wur=
den ſo daß Darmſtadt der Kürze der Zeit halber auf Manchen 
            ver=
zichten mußte. 
Die Hauptſtärke der Darmſtädter war in dem Jugendjahrgang 
05/06, während die Frankfurter in den anderen Jahrgängen gut 
            ver=
treten waren. Die Verluſtpunkte von Darmſtadt ruhren von den 
            Staf=
feln her, die durch Erſatzleute nicht ihre erſte Beſetzung hatten. 
Jahrgang 09 und jünger. 
50 Meter: 1. Tſcherter, Eintracht, 7,3 Sek., 2. Mergelsberg, 
Sportverein, 7,4 Sek., 3. Bünte, Sportverein, 7,5 Sek., 4. Schulz, 
            Ein=
tracht. 
Weitſprung aus Stand 1. Tſcherter Eintracht, 2, 36 
Mtr., 2. Bünte, Sportverein, 2,24 Mtr., 3. Mergelsberg, Sportverein, 
2.17 Mtr. 4. Kraus, Sportverein, 2,04 Mtr. 
Ballwerfen: 1. Bünte, Sportverein, 56,40, 2. Mergelsberg, 
Sportterein, 48,80, 3. Geuder, Eintracht, 48,40, 4. Schulz, Eintracht, 
45,20. 
Jahrgang 07108. 
100 Meter: 1. Kaufmann, Eintracht, 12,8, 2. Michaelis, 
            Ein=
tracht, 1 Mtr. zurück, 
3. Merkamm, Sportverein, 4 Mtr. zurück, 
Gräſer, Sportverein, 2 Mtr. zurück. 
4X100 Meter: 1. Eintracht, 2. Sportverein, 15 Mtr. zurück. 
Speerwerfen: 1. Michaelis Eintracht, 31,70 Mtr., 2. Gräſer, 
Sportverein, 30,90 Mtr., 3. Uderſtadt, Eintracht, 29,10 Mtr. 4. 
Mergelsberg, Sportverein, 26,10 Mtr. Gräſer hat den beſten Wurf, 
fällt aber über. 
Weitſprung: 1 Michaelis, Eintracht, 5,/43 Mtr., 2. Grube, 
Eintracht, 5,00 Mtr., 
Merkamm, Sportverein, 4,81 Mtr., 3. 
            Mergels=
berg, Sportverein, 4,67 Mtr. 
Jahrgang 05/06. 
100 Meter: 1. Pabſt, Sportverein, 12,2 Sek., 2. Küch, 
            Sport=
berein, 1. Mtr. zurück, 3. Stärker, Eintracht, Bruſtbreite, 4. Albrecht, 
Eintracht, 1 Mtr. zurück. 
Das wichtigſte Rennen löſte die größte Spannung aus, die erſt am 
Zielband endete. Zwei Darmſtädter in Front, diesmal Pabſt als 
            Sie=
ger. Küch konnte den Eintrachtler Stärker noch hinter ſich laſſen. Ein 
Muſterrennen der Jugendlichen. Aus dem Zuſchauerraum wird die 
Zeit als 11,4 reklamiert! Es war jedenfalls das ſchnelſte Rennen des 
Tages. 
300 Meter: 1. Leunia. Eintracht, 40,2 Mtr., 2. Numrich, 
            Sport=
verein, 2 Mtr. zurück, 3, Albrecht. Eintracht, 4. Schupp, Sportverein. 
Numrich arbeitet ſich an den Führenden heran und verteidigt hart 
ſeine Poſition. 
R100: 1. Eintracht, 47,5 Sek., 2. Sportverein, Bruſtbreite zurück. 
Der Erſatzmann der Darmſtädter koſtete der Mannſchaft einige 
Meter, die der Schlußmann Küch bis Bruſtbreite aufholte. — Zum 
zweitenmale horchte die Tribüne über die Darmſtädter auf. 
381000 Meter: 1. Eintracht, 8 Min, 587, 2. Darmſtadt, 100 
Meter zurück. 
Darmſtadt mit einem Erſatzmann für den erkrankten Schlußmann 
kann gegen den Schlußläufer Leunig nichts ausrichten. 
bochſprung: 1. Bauer, Sportverein, 1,60 Mtr. (Stockmaß 
156), 2. Weſtermann, Eintracht, 150, 3. Schupp, Sportverein, 4. 
Albrecht, Eintracht. 
Kugelſtoßen: 1. Numrich, Sportverein, 10,52 Mtr., 2. 
            Hem=
merich, Eintracht, 9,69 Mtr., 3. Heinz, Sportverein, 9,68 Mtr. 4. 
            Bich=
ler, Eintracht, 9,19 Mtr. 
Diskus; Hemmerich, Eintracht, 34,10 Mtr. 2. Albrecht, 
            Ein=
tracht, 32,60 Mtr., 3. Portner, Sportverein, 3030 Mtr., 4. Heinz, 
Sportvereit, 9.10 Mtr. 
Die Frankfurter überbieten mit den beiden letzten Würfen die vorn 
liegenden Darmſtädter. 
Weitſprung: 1. Pabſt. Sportverein, 5.41 Mtr., 2. Küch, 
            Sport=
verein, 5,37 Mtr., 3. Hemmerich, Eintracht, 5,22 Mtr., 4. Albrecht, 
            Ein=
tracht, 504 Mtr. 
Jahrgang 03/04. 
100 Meter: 1. Gentſch, Eintracht, 12 Sek., 2. Engelhardt, 
            Sport=
verein, Bruſtbreite, 3. Horn, Eintracht, 4. Menger, Sportverein. 
Engelhardt zeigte eine überraſchende Leiſtung und bedrängte den 
Sieger hart. 
3000 Meter: 1. Fein, Eintracht, 9 Min. 37, 2. Harres, 
            Sport=
verein, 120 Mtr. zurück, 3. Wolf, Eintracht, 30 Mtr. zurück, 4. 
            Horn=
ſchuch, Sportverein. 
Die Leiſtung des Fraukfurter verdient Beachtung. Harres iſt auf 
ſeiner Leiſtung von früher ſtehen geblieben. 
Schwedenſtaffel (400. 300 200, 100 Mtr.): 1. Eintracht, 2 
Min. 14 Sek., 2. Sportverein, 50 Mtr. zurück. 
In dieſer Staffel mußten die Darmſtädter die Ueberlegenheit der 
Frankfurter fühlen. 
In der Pauſe des Fußballſpiels (Eintracht—Hertha=Berlin) wurde 
noch eine 20,X200 Meter=Staffel gelaufen: 1. Eintracht 8 Min. 59 Sek., 
2. Dermſtadt 9 Min, 15 Sek. Nur dem Entgegenkommen der 
            Darm=
ſtädter war die Staffel möglich. Es mußten gegen die großen 
            Frank=
furter zwei 13jährige laufen, außerdem auch ein Läufer zweimal, um 
die Staffel überhaupt zuſammen zu bringen. Die Staffel konnte 
            des=
halb keinen ernſtlichen Kampf bringen. Trotzdem taten ſich einige 
            Darm=
ſtädter hervor, ſo daß die Darmſtädter ſogar des ſeltenen 
            Tribünenbei=
falls teilhaftig wurden. 
Laufen und Gehen quer durch Magbeburg (20 Km.) 
Laufen: 1. Scholz=Breslau; 2. Brandt=Chemnitz; 3. Burkhardt= 
Berin. 
Gehen: 1. Hähnel=Ilversgehoven; 2. Müller=Berlin (750 Meter 
zurück) 
Im leichtathletiſchen Länder=Wettkampf Deutſchland—Schweiz ſiegte 
Deutſchland knapp mit 70,5 zu 67,5 Punkten. Die Einzelergebniſſe ſind 
folgende: 
100=Meter=Lauf: 1. Imbach (Schweiz! 10,9 Sek.: 2. Strebi 
(S.) 1½ Meter zurück; 3. Ehms (Deutſchland) 4 Meter zurück; 4. 
            Söhn=
gen (D.)1 Meter zurück. 
200=Meter=Lauf: 1. Imbach (S.) 22,5 Sek. 2. Strebi 
S.) 3 Meter zurück; 3. Ehms (D.) 1 Meter zurück; 4. Weider (D.). 
Imbach (S.) 51 Sek.; 2. Mattonet 
400=Meter=Lauf: 1 
(D),3 Meter zurück; 3. Renell (S.) 2 Meter zurück: 4. Reinle (D.) 
1 Meter zurück. 
800=Meter=Lauf: 1. Martin (S.) 1:55,2 Min.; 2. Pelser 
(D.) 15 Meter zurück; 3. Gaß (S.) 50 Meter zurück; 4. Klotz (D.) 
80 Meter zurück. 
1500=Meter=Lauf: 1. Schärer (S.) 4:09 Min.; 2. Peltzer 
(D.) 25 Meter zurück; 3. Martin (S.) 40 Meter zurück; 4. Klotz (D.). 
5000=Meter=Lauf: 1. Walwert (D.) 15:55,2 Min.; 2. Marthe 
(S.); 3. Gaſchen (S.). 
4X100=Meter=Staffel: 1. Deutſchland (Weider, Söhngen, 
Mattonet, Ehms) 52 Sek.; 2. Schweiz Moriaud, Schuler, Strebi, 
Imbach). 
Olympiſche Staffel: 1. Schweiz (Schärer, Martin. Strebi, 
Moſer); 2. Deutſchland (Peltzer. Mattonet, Weider, Söhngen). 
Diskuswerfen: 1. Steinbrenner (2.) 42,96 Meter; 2. 
            Hähn=
chen (D.) 39,2 Meter; 3. Bucher (S.) 37,4 Meter; 4. Garnus (S.) 
34,37 Meter. 
Speerwerfen: Lübecke (D.) 56,25 Meter; Salmon 50,62 
Meter; Vogel; Gerſpach. 
Kugelſtoßen; 1. Wenninger (D.), 13,65 Mtr.; 2. Vogel (S.), 
12.45 Mtr.; 3. Hähnchen (D.), 19 Mtr.: 4. Garnus (S.), 11,96 Mtr. 
Weitſprung: 1. Wenk (S.) 6,83 Mtr.; 2. Schumacher (D.), 
6,82: 3. Hotz (D.), 6,74; 4. Pawei (S.), 
Gochfdrung: 1. Moſer (S.), 180 Mtr.: 2. Schumacher (D.). 
180 Mtr.; 3. Hotz (2.), 1,80 Mtr.z 4. Pawei (S.), 1,75 Mtr. (Durch 
Stechen entſchieden). 
Stabhochſprung: 1. Reeg (D.), 3,60 Mtr. 2. Gerſpach (S.), 
3.40 Mtr.; 3,. Schumacher 3,40 Mtr.:; 4. Pawei (S.), 3,30 Mtr.
 Fußball. 
V.ſ.R. Darmſtadt—,Olympia”=Lorſch 1:1 (1:0). 
* Im letzten Augenblick füllte der A.=Klaſſen=Kreismeiſter eine Lücke 
im Programm des V.fR., die durch die Wbſage Erbachs entſtanden. 
Wie bisher führten die beiden harten Rivalen um den A.Meiſtertitel 
auch diesmal ein intereſſantes Spiel vor. Hinter früheren Treffen ſtand 
es um einiges in Technik und im Zuſammenpiel zurück, was auf den 
beiderſeitigen Erſatz, dem immerhin zugeſprochen werden muß, daß er 
mit Geſchick und Aufopferung ſeine Poſten füllte, und auf die Pauſe 
zurückgeführt werden muß. An ſpannenden Momenten, prächtigen 
            Ein=
zelleiſtungen mangelte es indeſſen nicht, und deshalb fand es allgemein 
Anklang. Dem Verlauf des Spieles, d. h. dem beiderſeitigen 
            Kräfte=
verhältnis, entſpricht das Unentſchieden; den reicheren Torchaneen, 
            ins=
beſondere den ſogenannten „totſicheren”, wäre ein knapper Sieg des 
VfR. gerechter. Zu den beſten Leiſtungen zählten die der beiden 
            Mit=
telläufer, die die Hauptlaſt des Spieles zu tragen hatten. Ferner 
            ver=
dient der Torwächter Lorſchs Erwähnung, der prächtige Schüſſe ebenſo 
meiſterte. 
V.f.R., der jeweils zu Beginn der beiden Spielhälften in Front 
lag, ließ gegen Schluß derſelben nach. Er erzielte durch ſeinen 
            Links=
außen in der 18. Minute das Tor, mußte ſich aber 25 Minuten nach der 
Pauſe den Ausgleich, einen durch Kopfball verwandelten Eckball des 
Lorſcher Halbrechten, gefallen laſſen. — Herr Elſeſſer vom hieſigen 
Sportverein 98 war dem Spiel ein aufmerkſamer Leiter. 
A.H. 
Geſellſchaftsſpiele: Süddeutſchland. 
Sportverein Frankfurt—,Hertha”=Berlin 4:1. 
„Eintracht”=Frankfurt—,Gertha‟=Berlin 2:0. 
V. f. N. Frankfurt—,Helvetia”Frankfurt 3:3. 
„Germania”=Frankfurt—,Helvetia”=Frankfurt 1:1. 
Kickers=Offenbach-Hanau 94 9:1. 
Männerturnverein Fürth—Spielvereinigung Fürth 1:1 (
            Verbands=
ſpieh. 
Hanau 93—,Phönix”=Karlsruhe 3:2. 
„Viktoria’=Aſchaffenburg—Sportklub Bürgel 4:1. 
„Phönis=Ludwigshafen—,Pfalz”=Ludwigshafen 2:1. 
„Union =Ludwigshafen-Ludwigshafen 94 0:1. 
Kickers=Würzburg—Feuerbach 2:1. 
„Jahn”=Regensburg—Regensburg 1861 0:0. 
Berlin. 
Berlin=Nord 08—„Union”=Potsdam 3:0. 
Sportverein Berlin—Tennis Boruſſia 5:2. 
Nord=Nordweſt—Weidenſee 1900 2:1. 
„Union”=Oberſchöneweide-Ballſpielverein Luckenwald 2:1. 
Alemanig—Südchern 1:1.
 * 
Auf ſeiner Schweizerreiſe unterlag der Hamburger Sportverein
 gegen Aoung BohsBern 130. 
In Kiel ſchlug der Fußballklub Nürnberg „Holſatia”=Kiel mit 6:0.
Handball.
 Die Handballmeiſterſchaft für Frauen wurde von 
der Sportvereinigung Siemens gegen M.T.V. mit 11:0 (Halbzeit 6:0) 
gewönnen.
Schwimmen.
 Ein Schwimmkampf zwiſchen Kopenhagen 08 und 1883 
Berlin wurde von der Berliner Mannſchaft leicht gewonnen. 
Weltrekorde im Schwimmen. 
Drei neue Weltrekorde im Schwimmen ſtellte der ſchwediſche Meiſter 
Arne Borg in Kopenhagen auf. Die neuen Zeiten ſind: 800 Meter 
in 11:08,3, 1000 Yards in 12:47,4, 1000 Meter in 14:00,5; durch die 
letzte Leiſtung verbeſſerte er den von ihm ſelbſt im vergangenen Jahr 
aufgeſtellten Weltrekord um 7.1 Sekunden.
Pferdeſport.
 Hoppegarten. 
Hoppegartener Ehrenpreis, 30000 Mk., 1600 Meter: 
1. Famulus, 2. Rotdorn, 3. Aberglaube. Ferner: Konſtanze, Flüchtling, 
Graf Ferrh. Totaliſator 38:10; Platz 20, 67:10: 1 L. 34 L. 
Omnium, 30 000 Mk. 3000 Meter: 1. Rinaldo, 2. Claudius, 
3. Hampelmann. Ferner: Lämmergeier, Paris, Perikles, Simplieit, 
Willana, Raſtelbinder. Totaliſator 77:10. Platz 22, 20, 32:10; Iſ. L., 
Kopf. 
BadenBaden. 
Heidelberg=Ausgleich 10000 Mk.. 2800 Meter: 1. Stall 
Neos Caſſioveia, 2. Kirchbach, 3. Taugenichts. Ferner: Notung, Metis, 
Markgraf. Totaliſator 16:10; Stall 14. 30:10; 1 Lg.,7ſo 2. 
Glogius=Platz=Farina=Preis, 17000 Mk. 1600 Meter: 
Stall Lewins Staffelſtab, 2. Mainberg, 3. Logenbruder. Ferner; 
Faun. Totaliſator 11:10, Platz 10, 10:10: 2 L., 4 9. 
Großes Baden=Badener Jagdrennen, 15000 Mk., 
5000 Meter: 1. Pipin, 2. Snob, 3. Paleſtrina. Totaliſator 33:10; 
1½9 L., 2 L.
Regatten.
 4. Frankfurter Herbſtregatta. 
Jugend=Gig=Vierer: gedeckte Gigboote, Mindeſtbreite 78 
Zeutiueter, Dollenbord=Außenkante. 1. 
Frankfurter Ruderverein von 
1865; 2. Ruderverein Hellas=Offenbach; 3. Frankfurter Ruderklub von 
1884; 4. Ruderverein=Fechenbach. 
Jugend=Gig=Vierer: Offene Gigboote, 87. Zentimeter: 1. 
Offenbacher Ruderverein; 2. Frankfurter Rudergeſellſchaft Germania; 
3. Ruderklub Elektron=Frankfurt a. M.; 4. Frankfurter Ruderverein, 5. 
Ruderverein Hellas=Offenbach. 
Jugend=Gig=Achter, 1. Frankfurter Ruderverein; 2. 
            Offen=
bacher Ruderverein; 3. Frankfurter Ruderverein; 4. Rudergeſellſchaft 
Germania=Frankfurt; 5. Offenbacher Rudergeſellſchaft Undine. 
Altherren=Vierer; 1. Frankfurter Rudergeſellſchaft 
            Ger=
mania; 2. Frankfurter Ruderverein; 3. Ruderverein Caſſel. 
Stoeckicht=Vierer: 
Offenbacher Rudergeſellſchaft Undine: 
2. Frankfurter Rudergeſellſchaft Germania; 3. Ruderklub Naſſau. 
Mainpokal Einer): 1. Offenbacher Rudergeſellſchaft 
            Un=
dine (Fritz Wagner); 2. Frankfurter Ruderverein (Fritz Wels); 3. 
Offenbacher Nuderverein (Hans Sauer). 
Herausforderungs=Vierer: 1. Offenbacher 
            Rudergeſell=
ſchaft Undine: 2. Frankfurter Ruderverein; 3. Frankfurter 
            Rudergeſell=
ſchaft Germania. 
Junior=Einer: 1. Frankfurter Ruderverein (Fritz Welz); 2. 
Offenbacher Ruderverein (Fritz Starke), 
Altherren=Achter (Wanderpreis): 1. Rudergeſellſchaft 
            Ger=
mania=Frankfurt: 2. Frankfurter Ruderverein. 
Jungmann=Achter: 1. Frankfurter Kuderderein; 2. 
            Grank=
furter Nuderklub. 
Junior=Achter: 1. Frankfurter Rudergeſellſchaft Oberrad; 2. 
Frankfurter Ruderklub; 3. Offenbacher Rudergeſellſchaft Undine. 
Oſthafen=Achter=Rennen. 
Der Oſthafen=Achter (Wanderpreis der Stadt Frankfurt), um den 
alljährlich die Prankfurter Vereine des ſüddeutſchen Ruderverbandes 
kämpfen, kam geſtern zum Austrag. Erſter wurde Ruderſportverein 
Amieitig, vor Boruſſia, Undine und Alemannig.
Seite 6.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 3. September 1923.
Rummer 243.
 Kanen 
andwirtſchaft, Gartenbau, Kleintierzucht und Siedlungsweſen
Kohlhernie.
 Das uns überſandte Exemplar Kohlrabi leidet, wie 
            Ein=
ſender richtig vermutet, an Kohlhernie. Eine Bekämpfung der 
rankheit in dieſem vorgeſchrittenen Stadium iſt natürlich nicht 
nehr möglich. Wenn Kohlhernie auf den regelmäßig mit Kohl 
lepflanzten Beeten auftritt, kann der Krankheit nur durch 
            vor=
beugende Maßnahmen entgegengetreten werden. Wohl läßt ſich 
das Auftreten der Krankheit vermindern, indem man mehrere 
Jahre hintereinander den Kohlbau aufgibt. Bei unſeren 
            Klein=
gärten dürfte dies aber unmöglich ſein. Hier hilft nur die 
            Be=
ämpfung mit Uſpulun oder Segetan, beides Mittel, wie ſie auch 
zur Bekämpfung verſchiedener Brandkrankheiten von Getreide 
zur Anwendung kommen. Man kann hierbei auf mehrere Weiſe 
verfahren, indem man einmal den Samen oder auch die Erde 
mit Uſpulun= oder Segetanbrühe behandelt. Uſpulun iſt ein 
Queckſilberpräparat, das in Pulverform im Handel (Drogerien, 
Gartenbaugenoſſenſchaft oder landw. Zentralgenoſſenſchaft in 
Darmſtadt) zu beziehen iſt. Segetan iſt ein Präparat, das in 
flüſſiger Form im Handel von den genannten Stellen zu 
kaufen iſt. 
Die Behandlung der Samen iſt folgende: In 1 Liter Waſſer 
werden 2,5 Gramm Uſpulun aufgelöſt und in einer Waſchſchüſſel 
der Samen etwa ½ bis 1 Stunde liegen gelaſſen. Darauf wird 
der Samen getrocknet und ſpäter in das Anzuchtbeet oder ins 
Freiland geſät. Wichtig iſt die Desinfektion der Erde zwecks 
Bekämpfung der Kohlhernie, indem man die Anzuchterde mit 
Uſpulunlöſung begießt. Die Beete woerden mit einer 05proz. 
Uſpulunlöſung gleichmäßig begoſſen, und zwar derart, daß auf 
den Quadratmeter Erdoberfläche 7 bis 8 Liter Löſung entfallen. 
Darauf wird das Beet umgegraben, gehackt und 14 Tage ſpäter 
mit der gleichen Menge Uſpulunlöſung begoſſen. Es iſt darauf 
zu achten, daß die Flüſſigkeit nicht abläuft, ſondern den Boden 
möglichſt gleichmäßig durchdringt. Die Desinfektion der Beete 
erfolgt am beſten 4 Wochen vor der Ausſaat. 
Man kann auch die Erde mit Uſpulunpulver vermiſchen, 
Je 1 Kilogramm Erde wird mit ½ Gramm Ufpulun (trocken) 
vermiſcht. Dieſes geſchieht am zweckmäßigſten ſo, daß man das 
Uſpulun erſt mit einer kleinen Menge Erde gleichmäßig vermiſcht 
und den Reſt der Erde unter ſtändigem Durchmiſchen zugibt. 
Bei 1 Quadratmeter Erdoberfläche ſind bei etwa 20 Zentimeter 
Tiefe etwa 120 Gramm Uſpulun erforderlich. 
Das vorhin genannte Segetan kommt nur in flüſſiger Form 
zur Anwendung, durch Begießen der Erde in den Anzuchtbeeten 
bzw. dem Freiland. Ein halbes Liter des käuflichen Segetans 
wird in 50 Litern Waſſer verdünnt und mit dieſer Flüſſigkeit 
der Same bzw. der Boden wie oben behandelt. 
Der Kartoffelkrebs. 
Herr C. Hampel veröffentlicht im „Praktiſchen” ſehr 
beachtenswerte Ausführungen über dieſen ſo überaus 
            gefähr=
lichen Kartoffelſchädling; leider aber vergißt er bei ſeinen 
            Be=
kämpfungsvorſchriften die Hauptſache, und möchte ich das doch 
im Intereſſe unſerer Leſer nachholen. Der Erreger der 
            Krank=
heit, der Pilz Criptostiotis entoblotiso, beſitzt eine 
            außer=
ordentlich große Lebensfähigkeit, ſo daß es bisher nicht gelungen 
iſt, ihn durch Beſpritzen oder Beſtäuben mit Mitteln, die andere 
Pilzſporen vernichten, vollſtändig abzutöten, und auch alle 
anderen direkten Bekämpfungsmittel, die Herr Hampel angibt, 
haben bisher keinen durchſchlagenden Erfolg gehabt, da ſie die 
Pilze nicht reſtlos vernichten konnten. Das einzige Mittel, das 
bisher mit Erfolg angewandt wurde und das ich deshalb auch 
allen Betroffenen dringend empfehlen möchte, war die peinliche 
Auswahl des Saatgutes durch Verwendung von geſunden 
Knollen und Sorten, die vom Kartoffelkrebs nicht oder doch 
nur in ſehr geringem Maße befallen werden. Es iſt nämlich 
durch die Praxis erwieſen, daß die verſchiedenen Kartoffelſorten 
ſich gegen die Krebskrankheit recht verſchieden anfällig zeigen, 
und daß wir Sorten beſitzen, die faſt immer krebsfrei bleiben. 
Es empfiehlt ſich deshalb, an Orten, wo ſich die 
            Kartoffelkrank=
heit zeigt, Saatgut aus anerkannt krebsfreien Gegenden zu 
            be=
ziehen und nur Sorten anzupflanzen, die ſich als 
            widerſtands=
fähig gegen den Krankheitserreger gezeigt haben. Da es 
            natür=
lich wichtig iſt, die krebsfeſten Sorten zu kennen, ſo nenne ich 
nachfolgend diejenigen, die ſich nach meinen Erfahrungen nach 
dieſer Richtung hin ausgezeichnet haben: Arnica und Beſeler 
Züchter v. Kamecke), Brocken (Züchter Breusker!. Dannſier 
(Züchter, Dolkomki), Deutſchland (Züchter Paulſen), Eunice 
(Züchter Dolkomki), Hindenburg (Züchter v. Kamecke), Ideal, 
Juli und Iſolde (Züchter Paulſen), Jubel und Juwel (Züchter 
Richter), Lech (Züchter Dolkomki). Magdeburger Blaue (Züchter 
Thiele), Marſchall Vorwärts (Züchter Paulſen), Nephrit (Züchter 
Cimbal), Roſe, Delikateß und Roma (Züchter v. Lochow) 
            Ver=
beſſerte Sechswochen und Verbeſſerte Tannenzapfen (Züchter 
Breuſtedt), Wohlgeſchmack (Züchter Trog), Zeppelin (Züchter 
Richter). Daß daneben auch die von Herrn Hampel angegebenen 
Vorſichtsmaßregeln eingehalten werden müſſen, iſt wohl 
            ſelbſt=
verſtändlich. 
Paul Kaiſer, Berlin NO. 43. 
Ausſaat der Obſiſamen. 
Die Anzucht der Obſtwildlinge aus Samen kann gleich nach 
der Ernte der Früchte eingeleitet werden. Bei der Wahl der 
Obſtſamen iſt vor allem darauf zu ſehen, daß ſie vollkommen reif 
und gut geformt ſind. Ferner ſollen die Kerne nur von ſolchen 
Sorten ſtammen, die ſich durch kraftvollen, geſunden Wuchs 
            her=
vortun. Aepfelkerne müſſen dunkelbraun, groß und ſchwer ſein, 
Birnenkerne desgleichen, nur daß hier die Färbung bei völliger 
Neife faſt ſchwarz iſt. Unveredelte Vogelkirſchen geben den beſten 
Kirſchſamen, der ſogleich nach der Reife mit dem Fleiſche zu ſäen 
iſt, da er ſonſt ein Jahr liegt, ehe er keimt. Die Kerne von Wal= 
und Haſelnüſſen ſind erſt dann zur Ausſaat geeignet, wenn ſie 
aus den Schalen fallen. Es empfiehlt ſich ſehr, die Obſtſamen 
entweder ſofort nach völiger Reife, mindeſtens aber im Herbſt 
in die Erde zu bringen. Auch das Aufbewahren dieſer in einem 
Topfe mit feuchtem Sand, der im Keller oder in die Erde 
            ein=
gegraben, zu überwintern iſt, genügt, um das Vorkeimen der 
Kerne zu veranlaſſen. Getrocknete Sawen gehen im Frühjahr 
meiſt ſchlecht auf, ja manche davon verlieren völlig ihre Keim= 
Lraft. Hauptſächlich Nüſſe müſſen auf jeden Fall im Herbſt geſät 
vder in Sand aufbewahrt werden. Das Vorkeimen der Samen 
iſt außerordentlich vorteilhaft, da die Saat nicht durch Mäuſe 
und andere Nager beſchädigt wird und das Keimen noch ſicherer 
iſt, als bei der Ausſaat ins freie Land vor dem Winter, 4. I. 
Die Wahl der Samenträger bei den 
Gemüſearten. 
Bei einer richtigen Wahl hat man zu beachten, daß nur 
vollkommen ausgebildete, wohlgeformte Pflanzen oder Früchte 
auch wieder gleiche Nachzucht liefern. Es iſt ganz verkehrt, von 
Pflanzen, die vorzeitig in Blüte ſchießen, Samen, ernten zu 
wollen. Die Folge wäre eine Degeneration, d. h. die Rückbildung 
in den Urzuſtand. Eine ſtrenge Zuchtwahl hat man beſonders 
bei den Salat=, Frührettich=, Gurken= Kürbis=, Melonen= und 
Tomatenſorten anzuwenden. Die Kohl= und Wurzelgewächſe 
liefern erſt im zweiten Jahre nach froſtfreier Ueberwinterung 
Samen, während die zuerſt genannten, mit Ausnahme der 
Winterrettiche, ſchon im Jahre, der Ausſaat zur Samenreiſe 
gelangen. Man hat dieſen Umſtand ſchon bei der Ausſaat der 
Pflanzen zu berückſichtigen und muß dieſe demnach ſo zeitig wie 
möglich vornehmen, damit die Zeit, der Samenbildung in die 
Sommermonate Juli und Auguft fällt.
 Die Ernte der Tomate. 
Die Reife der Frucht erkennt man äußerlich an der kräftigen 
roten oder gelben Färbung der Schale, an der Weichheit, welche 
durch leichten Fingerdruck wahrnehmbar iſt. Reife Früchte 
ſchmecken angenehm ſäuerlich, manche Sorten haben auch einen 
milden, ſüßſäuerlichen Geſchmack und das eigenartige Aroma, 
das auch der Eierfrucht und der Judenkirche (Phyſalis Alkekengi) 
anhaftet. Dieſes iſt allerdings nicht jedermann angenehm und 
viele Eſſer müſſen ſich erſt daran gewöhnen. 
Die Reife der Früchte tritt bei den Frühſorten an Pflanzen, 
die im freien Lande gezogen werden, im Juni/Juli ein. Reife 
Früchte halten ſich im Sommer bei kühler Aufbewahrung eine 
Woche und länger. Man muß ſie aber dann vor der Vollreife 
pflücken. Die Haupterntezeit fällt in den Auguſt und 
            Septem=
ber. Wenn im September und Oktober noch unreife Früchte 
an den Stauden ſind und Froſt zu befürchten iſt, werden die 
Pflanzen ausgeriſſen und in einem hellen, froſtfreien Raume 
zum Nachreifen aufgehängt; was bereits gefärbt war, reift noch 
leicht, die grümen muß man einmachen. 
In den Gärtnereien legt man die notreifen und grünen, 
aber vollſtändig entwickelten Früchte auf die Hängebretter der 
Glashäuſer oder auf eine Brettunterlage ins Frühbeet zum 
            Nach=
reifen. Auch das Einſchichten in eine Kiſte mit Zwiſchenlagen 
von Breyneſſeln befördert die Reife. Die Früchte erwärmen ſich 
dabei. Das Nachreifen in der Sonne unter Glas verurſacht 
vielfach Brandflecken, wodurch die Früchte für den Verkauf 
            wert=
los werden. Die nachgereiſten Früchte, laſſen ſich bis in den 
Winter hinein aufbewahren. 
C. E. 
Vom Bohnenkraut. 
Vom Bohnenkraut, Pfefferkraut oder Kölle (Satureja 
            hor=
tenſis) gibt es zwei verſchiedene Arten, das einjährige und das 
perenierende. In den Gätten wird das einjährige am häufigſten 
angebaut. Man ſät es im April direkt an Ort und Stelle; es 
wächſt in jedem Boden, liebt aber eine ſonnige, warme Lage. 
Es eignet ſich auch zum Zwiſchenbau und kann unter Zwiebeln, 
Möhren u. a. geſät werden. Man verwendet es ſchon als junge 
Pflanze in der Suppe, an grüne Bohnen uſw., es wird aber auch 
in getrocknetem Zuſtand verbraucht. Kurz vor der Blüte 
            wer=
den die Pflanzen abgeſchnitten, in Bündel gebunden und an 
einem luftigen Ort aufgehängt, wo ſie bald abtrocknen. Wo 
Bohnenkraut einmal geſtanden, pflanzt es ſich durch Ausfallen 
der Samen leicht ſelbſt wieder ein. 
Beachtenswerte Winke für Pilzſammler. 
1. Man ſammle nicht bei Regenwvetter und meide feuchte 
Stellen, weil feucht eingeſammelte Pilze ſehr ſchmell in Fäulnis 
übergehen. 2. Man zerſchlage oder zertrete alle giftigen Pilze, 
damit dieſe ſich nicht auf Koſten der durch das Einſammeln ſtark 
verminderten eßbaren Arten vermehren und ſchließlich den 
            gan=
zen Waldboden in Beſitz nehmen. 3. Man laſſe alte Stöcke 
            eß=
barer Arten unberührt; ſie geben meiſt doch keine wohlſchmeckende 
Speiſe, ſind ſehr oft ſchon angegangen oder von Schnecken, 
Käfern und Würmern befallen; auch müſſen ja Stämme zur 
Fruchtbildung ſtehen bleiben, 4. Von den aufgenommenen 
            Pil=
zen ſchneide man an Ort und Stelle alle angefaulten 
und angefreſſenen Partien weg, weil der Fäulnisprozeß ſonſt 
ſehr ſchnell auch die noch geſunden Teile ergreift; man würde ſich 
ja auch unnötig belaſten. 5. Sammelt man Pilze zu ſofortigem 
Gebrauche, ſo begnüge man ſich mit einer knappen Mahlzeit, denn 
bekanntlich dürfen Pilzgerichte nicht aufgewärmt werden. 
6. Beim Nachhauſekommen iſt die Ausbeute ſofort an einem 
kühlen Orte auf einer trockenen Unterlage auszubreiten und im 
Verlauf der nächſten Stunden zu putzen. 7. Weil faulende 
            Ei=
weißſtoffe ſtets ſtarke Gifte bilden, iſt beim Putzen jede auch nur 
einigermaßen verdächtige Stelle wegzuſchneiden. 8. Je wärmer 
und feuchter die Luft iſt, deſto ſchneller tritt die Fäulnis ein, um 
ſo früher müſſen die Pilze auf den Tiſch gebracht werden. 
9. Beim Einſammeln laſſe man die Knaben und Mädchen 
            mit=
helfen; ſo lernen ſie am ſicherſten und ſchnellſten die brauchbaren 
Stöcke von den unbrauchbaren unterſcheiden. 
I. 
Kleintier=, Geflügel= und Bienenpflege im September. 
Die größte Sorge des Kleintierhalters iſt jetzt der 
            Futtervor=
rat für den Winter. Alle Möglichkeiten, Winterfutter 
            heranzu=
ſchaffen und aufzubewahren, muß er ausnutzen. 
* 
Im Geflügelhof ſind die Tiere der Mauſer wegen jetzt 
            ge=
ſchützt zu halten, da ſie ſich ſonſt leicht erkälten. Eine 
            Vernach=
läſſigung in der Pflege rächt ſich ſpäter bitter. Mit allen Mitteln 
hat der Züchter darauf bedacht zu ſein, daß ſeine Tiere ſo ſchnell 
wie möglich wieder das Winterkleid bekommen. 
Was nur irgend zur Federbildung dienlich iſt, muß 
            verab=
reicht werden: Knochenſchrot, phosphorſaurer Kalk, Garneelen, 
Brenneſſeln. Löwenzahn, überhaupt reichlich Grünfutter. Dazu 
ſind die mauſernden Tiere warm und trocken zu halten, alſo 
            mög=
lichſt ausgiebige Beſchäftigung im Scharraum, vornehmlich an 
naßkalten Tagen. Unter den Jungtieren erfolgt jetzt die letzte 
Auswahl. In den Zuchtſtamm gehört nur das Beſte vom Beſten. 
Man nehme nur ſoviel Tiere mit in den Winter hinein, wie man 
wirklich durchfüttern kann (lieber zwei zu wenig als eins zu viel). 
Wenn es möglich iſt, ſchicke man ſeine Tiere auf die abgeernteten 
Stoppelfelder, dadurch ſpart man nicht nur bedeutend an Futter, 
ſondern die Tiere vertilgen auch eine Menge Schädlinge. Zum 
Ankauf iſt jetzt die beſte Zeit; denn einmal ſind die Tiere im 
Herbſt ſtets am billigſten, weil der Züchter vor Beginn des 
            Win=
ters abſetzea muß, andererſeits iſt die Beurteilung der Tiere jetzt 
am leichteſten. Neugekauftes Geflügel darf aber nicht gleich mit 
den Tieren des eigenen Beſtandes vereinigt werden, ſondern iſt 
erſt einige Tage geſondert zu halten und auf ſeinen 
            Geſundheits=
zuſtand zu beobachten. Im September nimmt man auch am 
beſten eine umfaſſende Reinigung aller Ställe, Aufenthaltsräume 
und Ausläufe vor. Das Sammeln eines Grünfuttervorrats, für 
den Winter wird fortgeſetzt, ebenfalls ſammle man Beeren und 
Früchte, die dem Geflügel dienlich ſind, Truthühner, wie auch 
Gänſe und Enten treibe man auf die Stoppelfelder. Sie werden 
abends mit gefülltem Kropf nachhauſe kommen. Eine 
            Zufüt=
terung wird dadurch kaum nötig. Iſt die Ausbeute nicht mehr 
ausreichend, gebe man abends noch Zufutter aus geſchnittenen 
Möhren, Rüben und dergleichen. Wer ſeine Gänſe rupfen will, 
nehme nur die völlig reifen Federn. Damit die Flügel nicht ihren 
Halt verlieren, laſſe man die Seitenfedern unberührt. Tauben 
halte mag möglichſt zum Feldern an. Die im Schlage oder in 
Gehegen gehaltenen Tiere ſind ausreichend zu füttern. Auch ſie 
ſtehen jetzt in der Mauſer und bedürfen der Kräftigung. Brüten 
laſſe man nicht mehr. Nach der Mauſer wird auch der 
            Tauben=
ſchlag gründlich gereinigt. 
Die Ziegen und Kaninchen verlieren die Sommerhaare und 
ſind deshalb vor Zug zu ſchützen. An ſchönen trockenen Tagen 
laſſe man die Ziegen aber noch regelmäßig ein paar Stunden 
ins Freic. Gar manches Kräutlein reift jetzt ſeinen Samen, der 
der Liege wohlſchmeckt und dabei hohen Nährwert beſitzt. Mit 
Rückſicht auf die herannahende Deckzeit iſt der Pflege der 
            Zucht=
böcke beſondere Aufmerkſamkeit zu widmen. Auch ſie müſſen 
            Ge=
legenheit haben, ſich im Freien zu bewegen. Mit der 
            Verfüt=
terung von Hafer muß jetzt unbedingt begonnen werden, wenn 
es nicht ſchon geſchehen iſt. Die Kaninchenhäſinnen werden nicht 
mehr belegt. Die Grünfütterung hört nach und nach auf. In der 
Uebergangszeit werden Rüben und andere in dieſem Monat 
            ge=
erutete Knollengewächſe gefüttert. Rübenblätter erzeugen leicht 
Durchfall. Man darf ſie nur mit Heu zuſammen reichen. Auch 
Mohrrübenkraut iſt nur in kleinen Mengen zu geben. Iſt 
            Ueber=
fluß an Gemüſeblättern, ſo trocknet man ſie. Alle Tiere, die nicht 
zur Zucht dienen ſollen, müſſen jetzt ihr Leben laſſen.
 Der Imker denkt bereits an die Einwinterung. Das 
            Haupt=
augenmerk gilt dabei dem Honigvorrat, der Beſchaffenheit des 
Honigs, der Königin und der Wohnung. Ende des Monats 
ſollte die Herbſtauffütterung beendet ſein. Zucker iſt nur 
            Notbe=
helf, wenn zu wenig Honig oder zur Ueberwinterung 
            ungeeigne=
ter Honig vorhanden iſt. Das Füllmaterial wie Holzwolle, Moos 
und dürres Laub iſt bereit zu halten und gut auszutrocknen. Je 
ſchwächer das Volk, deſto ſtärker muß die Verpackung ſein. 
Die beſie Schlachtzeit des Junggeflügels. 
Wie es unwirtſchaftlich iſt, Federvieh zu alt werden zu 
laſſen, ebenſo unvorteilhaft iſt es, die Jungtiere zu früh zu 
ſchlachten. In dem Beſtreben, möglichſt früh Fleiſch zu liefern, 
werden mitunter Hähnchen auf den Markt gebracht, die erſt ſechs 
bis acht Wochen alt ſind. Solche Tiere ſiſtd aber noch nicht reif 
für die Küche. Nicht bloß um das Geld für ſie iſt es ſchade, 
ſondern auch um die Zutaten, die zu ihrer Zubereitung nötig 
ſind. Ein junger Hahn der ſogengnnten leichten Raſſen oder 
der raſſeloſen Hühner, wie ſie meiſt in landwirtſchaftlichen 
            Be=
trieben gehalten werden, muß mindeſtens zehn Wochen alt ſein, 
ehe er ans Meſſer kommt. Junghähne der mittelſchweren Raſſen 
ſollten nicht unter zwölf und die der ſchweren Raſſen nicht unter 
fünfzehn Wochen geſchlachtet werden. — Junge Enten läßt man 
merkwürdigerweiſe meiſt zu alt werden. Sie ſind bei 
            ausreichen=
der Koſt mit zwölf Wochen ſchlachtreif. Vor dem Federwechſel, 
bei dem ſie doch nicht zunehmen, wohl aber viel freſſen, müſſen 
ſie in die Bratpfanne wandern. Bei den Gänfen kommt es 
            dar=
auf an, ob es ſich um Weidetiere handelt oder um Gänſe, die auf 
dem Hofe oder im Stalle bei reichlichem Futter aufgezogen 
            wur=
den. Jene ſind mit fünf Monaten ſchlachtreif, dieſe 
            durchſchnitt=
lich mit vier. Wer die jungen Puter vor Januar ſchlachtet, 
            ſchä=
digt ſich ſehr denn ſie ſetzen erſt in den Wintermonaten Fleiſch 
an. Wenn ſie auch ſchon groß ausſehen, ſo ſind ſie doch leicht 
und bringen, nach Gewicht verkauft, wenig Geld ein. Die jungen 
Tauben werden auch meiſt zu früh auf den Markt gebracht und 
lohnen dann das Geld nicht, das ſie koſten. Man ſollte ſich 
            über=
zeugen, ob die auf der unteren Seite der Flügel ſitzenden kleinen 
Federn ausgebildet ſind. Das iſt meiſt nach vier Wochen der 
Fall. Vorher die Tiere zu ſchlachten, iſt verkehrt. 
Gänſe im Obſigarten. 
In vielen Obſtgärten gibt der Raſen unter den Bäumen 
keinen nennenswerten Grasertrag, ſolche Gärten eignen ſich 
außerordentlich für die Nutzung als Gänſeweide. Der Garten iſt 
umzäunt und man ſpart einen Hütejungen. Mit reichlich Waſſer 
für den Tag verſehen, können die Gänſe ſich ſelbſt überlaſſen 
werden. Morgens werden ſie einsetrieben, abends in den Stall 
zurückgebracht. Gut iſt es, wenn ſie in den erſten Wochen, bis 
die Federn gewachſen ſind, hier im Stalle einige gekochte, mit 
Kleie vermengte Kartoffeln vorfinden. Später kann man ſich die 
Mühe ſparen. Trotzdem entwickeln ſich die Tiere vortrefflich. 
Das erklärt ſich daraus, daß die Gänſe im Obſtgarten nicht nur 
Grasnahrung haben, ſondern die Gänſe finden dort auch das 
Fallobſt, und dies iſt ihnen ſehr zuträglich. Sie ſind gierig 
            dahin=
ter her. Bald haben ſie heraus, welcher Baum ihnen am meiſten 
ſpendet. Erwartungsvoll marſchieren ſie unter ihm auf und ab, 
mit ſchiefgehaltenem Kopfe ſehnſuchtsvolle Blicke nach den 
            Früch=
ten werfend. Sobald eine Birne oder Pflaume herabfällt, ſtürzen 
ſie ſich auf die Beute, um ſie ſchnell zu verzehren. 
Das Ergebnis der Aufzucht wird natürlich noch beſſer, wenn 
man im Herbſt Stoppelweide zur Verfügung hat oder zerſtoßene 
Möhren und ſpäter Getreidekörner als Maſtfutter geben kann, 
aber auch wer darauf verzichten muß, wird aus dem Obſtgarten 
ſchöne Fleiſch= und Fettgänſe erzielen. Geſchützt werden müſſen 
die unter den Bäumen graſenden Gänſe vor Ungeziefer, das von 
den Bäumen fällt. Beſonders das Frühjahr iſt in dieſer 
            Hin=
ſicht gefährlich. Verzehren die Gänſe das Ungeziefer mit dem 
Gras, erkranken ſie oft tötlich. Nur eine ſofortige Verſetzung auf 
eine baumloſe Weide kann ſie noch retten. 
Waben mit Pollen längere Zeit 
            aufzu=
bewahren. 
Man beſprenge die Waben mittels Zerſtäubungsapparates 
mit Salzwaſſer (1 Eßlöffel Kochſalz auf 1 Liter Waſſer). Auf 
dieſe Weiſe behandelt, ſollen ſich die Waben nicht nur ſehr gut 
erhalten, ſondern es ſoll auch alles Ungeziefer davon fernbleiben, 
während anderſeits das Salz in ſo geringen Quantitäten den 
Bienen in der Blutperiode gut zuſtatten kommt. Derart 
            ein=
geſalzene Waben verderben weder in der Wärme, noch in der 
Kälte, ja nicht einmal in dumpfen, einem Luftzuge verſchloſſenen 
Räumen. 
Bei ſchlechter Sommertracht 
verſage man den Bienen die nötige Fürſorge nicht, denn ihre 
Schuld iſt es nicht, wenn bei anhaltender naßkalter Witterung 
alle Honigquellen verſiegen und die aufgeſpeicherten Vorräte zu 
Ende gehen. Auch für die Herbſttracht, ſowie zur gedeihlichen 
Einwinterung braucht man ſtarke Völker. Wo alſo der 
            Brut=
anſatz im Sommer zurückgeht oder ganz eingeſtellt zu werden 
droht, da verſäume der Bienenzüchter nicht, dieſem Uebelſtande 
durch Not= oder Spekulativfütterung vorzubeugen. Als beſtes 
Futtermittel gilt ſelbſtverſtändlich Honig, in Ermangelung deſſen 
gebe man aufgelöſten Kandiszucker. Kann man dieſem etwas 
Honig beimengen, um ſo beſſer. Auf Räuberei habe man bei 
Trachtmangel ein beſonders wachſames Auge und verenge 
            vor=
ſichtshalber allen Schwächlingen das Flugloch. 
Ratgeber. 
— Behandlung von Schweinen, die an 
            Rheu=
matismus leiden. Solche Schweine ſind am leichteſten zu 
behandeln, wo Schafe gehalten werden. Da ſuche man ſich im 
Schafſtalle eine Stelle aus, wo der Dung recht hoch liegt, und 
            er=
richtet hier eine Bucht für die kranken Tiere. Dieſe wühlen ſich 
ſehr bald in den feuchtwarmen Dung ein und genießen ſo die 
Wohltaten eines Moorbades. Wo keine Schafe ſind, kann man 
durch Uebereinanderſchichten von Pferdedung dasſelbe erreichen. 
Dabei ſind Gaben von Antipyrin acht Tage nacheinander in der 
Höhe von 0,2—0,75 (je nach dem Alter des Tieres) in warmer 
Milch zu geben. Bei andauernder Erkrankung muß abgeſchlachtet 
werden, da rheumatiſche Schweine ſchlechte Futterverwerter ſind. 
1— 
Schnupfen und Katarrh der Kaninchen. Die 
Kaninchen leiden vielfach an Erkältungskrankheiten, die in vielen 
Fällen zum Tode führen. Der Schnupfen iſt mehr läſtig als 
            ge=
fährlich. Er zeigt ſich durch das häufige Nieſen der Tiere an, 
wobei zuerſt ein wäſſeriger, ſpäter ein weißlicher Schleim 
            abge=
ſondert wird. Dieſer wird meiſt abgeleckt und verſchluckt, 
            wo=
durch die Heilung am meiſten verzögert wird. Es iſt 
            wahrſchein=
lich eine Infektionskrankheit, die durch Erkältungen einen 
            gün=
ſtigen Boden erhält. Begünſtigt wird die Krankheit durch 
ſchlechte Luft. Ein ſicheres Gegenmittel iſt nicht bekannt. 
            Ab=
ſperren der Tiere und Abſchlachten iſt das Beſte. Das Fleiſch iſt 
genießbar. Schlimmer iſt der Katarrh, welcher oft ſchnell zur 
Lungenentzündung und zum Tode führt. Er iſt kenntlich an dem 
Räuſpern und Huſten der Tiere, wobei auch ein Schleimausfluß 
aus der Naſe tritt. Urſache: Erkältung, ſchlechte, feuchte 
            Stall=
luft. Luftmangel. Behandlung: Stallungswechſel, reichlich 
trockene Streu, als Trinkwaſſer lauwarmes Honigwaſſer (ein 
Teelöffel Honig auf ein Glas Waſſer). In ſchlimmen Fällen 
Tötung des Tieres, gründliche Reinigung und Desinfektion des 
Stalles. Beide Krankheiten ſind ſehr anſteckend und müſſen 
Tiere, die auch nur die erſten Anzeichen kundgeben, ſofort von 
den anderen getrennt und iſoliert werden. Wie ein 
            befreunde=
ter Züchter mitteilt, werden Kaninchen, die kalkhaltiges Futter 
bekommen, ſelten oder gar nicht befallen.