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ſtellungen nehmen entgegen: die Geſchäftsſielle
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ſfr. 23 (Fernſprecher 4, 2390 u. 2394), die Agenturen und
alie Poſfämter. Verantwortlichkeit für Aufnahme von
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſkattet.
Nummer 239
Donnerstag, den 30. Auguſt 1923 186. Jahrgang
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auf Erfüllung der Anzeigenaufträge und Leiſtung
von Schadenerſatz. Bei Konkurs oder gerichtlicher
Beitreibung fällt jeder Rabatt weg. Banßkonto:
Deutſche Bank und Darmſtädter 8 Nationalbauk.
Von Rhein und Ruhr.
Es bleibt beim paſſiven Widerſtand.
U. Berlin, 29. Aug. Die im geſtrigen Vorwärts
wieder=
gegebenen Eindrücke des engliſchen Arbeitervertreters Shawüber
die Lage und Stimmung im Ruhrgebiet ſind vielfach Anlaß zu
Mißverſtändniſſen geworden. Heute iſt von den zuſtändigen
Arbeiterkreiſen des Ruhrgebietes eine Reſolution eingelaufen,
die durchweg auf dem Standpunkt ſteht, daß man an dem paſſiven
Widerſtand in der bisherigen Form feſthalten müſſe.
Paris, 29. Aug. (Wolff.) Wie Havas aus Düſſeldorf
meldet, ſind am 27. Auguſt nachmittags. Arbeiter aus
Reckling=
hauſen, die ſich auf der Landſtraße aufgeſtellt hätten, um die
Durchfahrt von mit Koks beladenen Wagen zu kontrollieren, die
für ein Bavaillon beſtimmt waren, von den Franzoſen vertrieben
worden. Der leitende Offizier hat den Inſpektor Halzop
ver=
haftet, der der Leiter der Bewegung zu ſein ſcheine.
Nach Havas verhinderte eine Dragonerpatrouille in der Nähe
von Puttenburg den Weiterbau von Flößen über die Lippe, die
den Zweck gehabt hätten, den Uebertritt aus dem beſetzten in das
nichtbeſetzte Gebiet zu erleichtern.
Beſtialiſche Mißhandlungen.
TU. Dortmund, 29. Aug. Die beſtialiſche Behandlung
der an der Grenze Verhafteten dauert fort. Die Bevölkerung
von Berghofen konnte des Nachts wegen der Schmerzensſchreie
und der Hilferufe, die aus den Gefangenenlagern kommen, nicht
ſchlafen. Da von den Franzoſen neuerdings das Schlagen
ver=
boten worden iſt, ſtoßen ſie ihren Gefangenen jetzt mit dem
Ge=
wehrkolben in die Magengegend. Rote Kreuz=Hilfe iſt unbedingt
erforderlich.
Münſter, 29. Aug. (Wolff.) Auf der Bahnſtrecke
Hammerſtein-Vohwinkel w. „en geſtern von den Franzoſen 50
Perſonen, die im Beſitz engliſcher Geleitſcheine waren,
feſtgenom=
men, ſchwer mißhandelt und in das unbeſetzte Gebiet abgeſchoben.
Die engliſchen Päſſe wurden zerriſſen. Das Zollamt Vohwinkel
wurde von den Franzoſen beſetzt. Der Zollinſpektor und vier
weitere Beamte ſind feſtgenommen worden.
Zeitungsverbote.
TU. Eſſen, 29. Aug. Der franzöſiſche kommandierende
General verbot eine Reihe von Zeitungen, darunter das Rhei= am Sonntag nach Stuttgart fahren werde, trifft, wie mitgeteilt wird,
niſche Volk bis zum 3. November, den Bayriſchen Kurier bis nicht zu.
zum 4. November, die Rheiniſche Tageszeitung bis 3. November,
die Niederrheiniſche Arbeiterzeitung bis 6. Februar 1924, die der Eiſenbahnſtrecke Koblenz—Trier, Trier eingeſchloſſen, iſt wegen der
Alldeutſchen Blätter und die Deutſchen Nachrichten.
Millia;denxaub.
TU. Eſſen, 29. Aug. Nachdem die Franzoſen bereits am
Montag bei der Druckerei E. Krüwell in Dortmung 100
Milliar=
liarden fort.
Paris 29. Aug. (Wolff.) Wie Habas aus Düſſeldorf der Angelegenheit des ſogen. Reichswehrblocks Roßbach in
Magde=
tigt, im beſetzten Gebiet die Summen zu beſchlagnahmen, die wieder eingeſtellt worden, da ſich eine Beteiligung Roßbachs an jenen
nach franzöſiſcher Auffaffung zur Aufrechterhaltung des paſſi= Vorgängen nicht nachweiſen ließ.
ven Widerſtandes und als Zuwendungen für nicht arbeitende
Eiſenbahner und Beamte beſtimmt ſind. So ſeien allein geſtern deutſchen Generalmajor Otto von Jeger, Kommandeur der 9.
in Königshalle (foll wohl heißen Königsſteele) wegen Nichtbezah= maciam zum Tode verurteilt.
lung von 360 Dollar beſchlagnahmt worden, die der Stadt Steele
am 19. Mai auferlegt worden waren. Wie Havas weiter mit= ten franzöſiſchen Gelbbuchs veröffentlicht worden.
teilt, iſt die Düſſeldorfer Sparkaſſe beſetzt worden, weil ſie im
Verdacht ſtehe, der Reichsbank als Zweigſtelle zu dienen und den nahme der Londoner Tanger=Konferenz für den 28. September in Aus=
Eiſenbahnern Lohn auszuzahlen, ein Verdacht, der ſich nach ſicht genommen iſt.
Havas beſtätigt habe. Deshalb, ſollten die für den paſſiven
Widerſtand beſtimnten Geldmittel konfisziert werden, doch
wür=
den die Beſtände, die die Höhe der Einzahlungen deckten, den chiſchem Gebiet in einen Hinterhalt gefallen und ermordet worden.
Kaſſen belaſſen werden, um, wie Havas hinzufügt, den kleinen
Sparern keine Schäden zuzufügen.
Angeſchoſſen und beraubt!
FU. Frankfurt a. M., 29. Aug. Beim heimlichen
Ueber=
ſchreiten der Beſetzungsgrenze wurde der Schloſſer Felix
Kager=
meier aus München in der Frühe des 24. Auguſt in der Nähe
von Rödelheim von einem franzöſiſchen Poſten angeſchoſſen und
ſo ſchwer verletzt, daß er bewußtlos zuſammenbrach. Als er
wie=
der zu ſich kam, war ſein Koffer, in welchem ſich u. a. 14
Millio=
nen in deutſchem und franzöſiſchem Gelde befanden,
ver=
ſchwunden.
Sanktionen.
Berlin, 29. Aug. (Wolff.) Aus dem Ruhrgebiet wird
gemeldet: Wegen angeblicher, an Telephonleitungen verübter
Sabotageakte wurden gegen Hattingen folgende Sanktionen
ver=
hängt: 1. Schließung ſämitlicher Wirtſchaften in Hattingen und
Niederweningen vom 26. Auguſt bis 2. September. 2.
Verkehrs=
ſperre auf den Straßen Hattingen—Tiefenbach und Hattingen—
Holthauſen von 8 Uhr abends bis 5 Uhr vormittags. 3. Verbot
ſämtlicher Verſammlungen. 4. Auslieferung der Täter,
widri=
genfalls neue Sanktionen erfolgen.
Weitere Einſchränkung des Perſonenverkehrs.
TU. Berlin, 29. Aug. Halbamtlich wird mitgeteilt: Die
Rückwirkungen der Ruhrbeſetzung und die Beförderung der
lebenswichtigſten Güter, beſonders der Ernte, zwingen die
Eiſen=
bahn, zur Bewältigung des Güterverkehrs alle Kräfte auf das
äußerſte anzuſpannen. Dieſe Notwendigkeit zwingt einerſeits
zu Einſchränkungen des Perſonenverkehrs, deſſen Anſchwellen
Unmittelbar auf den Güterverkehr einwirkt und zu einem
erheb=
lchen Teil auf wirtſchaftlich nutzloſe Fahrten zurückzuführen iſt.
Vom Tage.
Nach den Feſtſtellungen des Statiſtiſchen Reichsamts iſt in der
Woche vom 20. bis 27. Auguſt der Teuerungsindex um 57 Prozent
ge=
ſtiegen. Der Reichsindex der Lebenshaltung (Ernährung, Wohnung,
Heizung. Beleuchtung, Kleidung) beträgt demnach für den Anfang der
laufenden Woche 1 183 434 gegenüber 753 733 in der Vorwoche.
In den nächſten Tagen iſt die Veröffentlichung der Ausführungs= Kreiſen Englands
die Deviſenablieferung zu erwarten. Außerdem ſteht die
Veröffentlichung noch weiterer Beſtimmungen der Reichsregierung für
verordnung zwar zu Leiſtungen, nicht aber zu Deviſenablieferung
ver=
pflichtet ſind.
Der Reichsanzeiger veröffentlicht eine Bekanntmachung des
Mini=
ſteriums für Volkswohlfahrt, betr. die Gebührenordnung von
appro=
bierten Aerzten und Zahnärzten vom 10. Dezember 1922.
Der Reichspräſident hat das Mitglied des Reichstags Dr. Höfle
zum Reichspoſtminiſter ernannt.
Wertbeſtändige Anleihe
des Deutſchen Reiches
Sie ſichert dem einzelnen Kapital und Zins
entſprechend dem jeweiligen Stande des Oollars.
Keine Börſenumſatzſteuer — keine Erbſchaftsſteuer
für das ſelbſtgezeichnete Stück.
Beſte Anlage auch
für kleine Beträge.
(J,7150
Wie wir erfahren, iſt zum Staatsſekretär im Miniſterium des
Innnern der Geh. Regierungsrat Zweigert in Ausſicht genommen.
Die Meldung eines Berliner Mittagsblattes, daß der Reichskanzler
Die Annahme von Poſtpaketen nach Koblenz und nach den Orten
Beſchlagnahmegefahr eingeſtellt worden.
Die Berliner ſtädtiſchen Betriebe, an der Spitze die Gas= und
Elektrizitätswerke, befinden ſich in einer ſehr ſchwierigen finanziellen
Lage, ſo daß mit ihrer Schließung, zum mindeſten aber mit ſtarker
Ein=
ſchränkung zu rechnen iſt.
Nach einer Matin=Meldung aus Brüſſel hat die Regierung
be=
den Mark fortgenommen hatten, nah uen fie jetzt weitere 50 Mil= ſchloſſen, alle Geſetze Erlaſſe uſw., die nicht in flämiſcher Sprache
vor=
handen ſind, ins Flämiſche zu überſetzen.
Das Verfahren, das gegen den Oberleutnant a. D. Roßbach in
meldet, iſt die franzöſiſche Kriminalzolizei eifrig damit beſchäf= burg eingeleitet worden war, iſt vom Oberreichsanwalt Ebermayer
Wie gemeldet wird, hat das Kriegsgericht in Nauch geſtern den
insgeſamt 431 Milliarden Mark beſchlagnahmt worden. Weiter bayeriſchen Infanterie=Brigade, wegen Brandſtiſtung,
Bandenplünder=
ſind ab 22. Auguſt 2529 Millionen Mark im Bürgermeiſteramt ung und Gewalttätigkeiten, die ihm vorgeworfen wurden, in contu=
Wie der Matin meldet, iſt ſoeben eine engliſche Ausgabe des letz=
Der ſpaniſche Außenminiſter Alba erklärte, daß die Wiederauf=
Nach einer Habasmeldung aus Athen ſind geſtern 20 italieniſche
Mitglieder der Grenzkommiſſion für die albaniſche Grenze auf grie=
Frankfurter Oollarkurs 8079250
Spendet weiter zum deutſchen Volksopfer!
Berlin, 29. Aug. (Wolff.) Die Erhebung der Rhein= und
Ruhrabgabe ruft vielfach die Auffaſſung hervor, daß die
Auf=
gaben, die das Deutſche Volksopfer (Rhein= und Ruhrſpende)
bisher erfüllt habe, nun aus den Erträgniſſen der neuen Steuern
finanziert werden. Demgegenüber muß darauf hingewieſen
wer=
den, daß die Sammlungsgelder des Deutſchen Volksopfers nicht
zur Deckung ſtaatlicher Ausgaben für das beſetzte Gebiet, wie
Kreditgewährung, Sicherſtellung der Lebenshaltung, beſtimmt
ſind. Alle Ausgaben dieſer Art wurden auch vor dem Erlaß der
neuen Steuergeſetze aus Reichsmitteln beſtritten. Das Deutſche
Volksopfer dient rein caritativen Zwecken. Würden die
Spen=
den zum Deutſchen Volksopfer aufhören, ſo würde das große
Gebiet der Wohlfahrtspflege, das nach Berichten aus dem
beſetz=
ten Gebiet überhaupt der Tätigkeit des Deutſchen Volksopfers
ſein Fortbeſtehen verdankt, ſchwer leiden, vielleicht überhaupt
zum Erliegen kommen. Das Deutſche Volksopfer bedarf deshalb
zur Fortführung der Wohlfahrtsaufgaben unbedingt weiterer
er=
heblicher Geldmittel. Die notleidenden Kinder,
Ge=
fangenen und Ausgewieſenen haben ein Recht,
ein Opfer zu fordern. Die wirtſchaftliche Not, die auch
im unbeſetzten Gebiet alle betroffen hat, iſt immer noch gering
gegenüber den Leiden, die die Volksgenoſſen im beſetzten Gebiet
zu erdulden haben. Helfe darum auch weiterhin
jeder nach Kräften!
Von
Profeſſor Dr. Hermann Levh=Berlin.
In den letzten Tagen ſcheint man in gewiſſen politiſchen
einmal mit dem Schlagwort zu
ope=
beſtimmungen zu der Notverordnung der Reichsregierung über rieren, England, inne ſich unter umſtänden an
Europa wirtſchaftlich völlig desintereſſieren.
diejenigen wirtſchaftlichen Kreiſe bevor, die auf Grund der Deviſen= Bei den diesbezüglichen Stimmen iſt es nicht erſichtlich, ob es
ſich mit dieſer Phraſe um ein politiſches Manöver handelt —
Frankreich oder auch Deutſchland gegenüber — oder ob die
eng=
liſchen Kolonialimperialiſten aus der immer ſchlimmer
werden=
den Verfaſſung Mitteleuropas Kapital ſchlagen wollen. Tatſache
iſt jedenfalls, daß man wieder einmal in England davon ſpricht,
daß der europäiſche Markt in ſeiner jetzigen Verarmung
Eng=
land ſo wenig biete, daß es überflüſſig und ſchädlich ſein könne,
ſeinetwegen politiſche Komplikationen zu wagen und daß man
beſſer täte, ſich von neuem und noch intenſiver als bisher um
die Wirtſchaft außerhalb Euroyas zu kümmern.
Dieſe Strömung hat auch zur Zeit der Entſtehung des
Ver=
ſailler Vertrages eine gewiſſe Rolle geſpielt. Die ernſthaften
Warnungen, daß man mit dieſem Vertrage Deutſchland ruinieren
und mit Deutſchlands Ruin andere engliſche Abſatzmärkte
ver=
nichten werde, wurden damit abgefertigt, daß man das alles über
See und in den Kolonien wieder einholen werde. Heute iſt man
in England ſo weit, daß man in wichtigen Kreiſen zu bereuen
anfängt, „die Wirtſchaft” damals der Politik geopfert zu haben,
zumal ja bekanntlich die überſeeiſchen Märkte ſeit Jahren gar
nicht in der Lage ſind, dem engliſchen Handel, die Schiffahrt und
der Induſtrie die nötigen Aufträge zu geben. Aber es ſcheint
einige ganz kluge Leute zu geben, die wirklich noch glauben,
Eng=
land könne auf Europa ganz verzichten und die Verluſte über See
einbringen. Wie ſteht es in Wirklichkeit?
Zunächſt einmal: die „Dominions” Im Jahre 1922 führte
England für 336,2 Millionen Pfund Sterling nach fremden
Län=
dern aus, dagegen für 198,5 Millionen nach den Kolonien. Man
ſieht, daß der Handel mit den Kolonien bei weitem das
Sekun=
däre war. Nach Europa gingen allein 184,9
Mil=
lionen Pfund Sterling, annähernd ſo viel wie
nach den Kolonien. Alſo es war gewiſſermaßen der
ge=
ſamte koloniale Exporthandel Englands gleich viel wert wie der
Ausfuhrhandel nach Europa. Zu der entwicklungsfähigen Kurve
aber ſchrieb am 25. Januar 1923 der „Mancheſter Guardian”:
„Man wird bemerken, daß eine markante
Tat=
ſache unſeres Handels im Jahre 1923 die
be=
trächtliche Steigerung unſerer Ausfuhr nach
Europa war. Trotz des Fallens der Preiſe ſteigerte ſich
die Ausfuhr nach Europa um faſt 29 Mill. Pf. St. im
Ver=
gleich zu 1921, was allein dem geſamten Anwachſen
unſerer Ausfuhr in dem betreffenden Jahre
gleichkam.”
Mit anderen Worten: die Steigerung der Ausfuhr nach Europa
hatte ein Minus auf anderen Gebieten wettgemacht. Ohne ſie
hätten die Geſamtausfuhrziffein im Jahre 1922 einen Rückgang
gegenüber 1921 bedeutet. Abgenommen hatte die Ausfuhr nach
Indien, nach Ceylon und den Straits, nach Südafrika und
Aegypten.
Man weiß in der Tat nicht, wenn man die
weltwirtſchaft=
lichen Verhältniſſe des Augenblicks überſieht, wie man in
Eng=
land gerade die Ausfuhr nach den Kolonien ſteigern will. Durch
Zuſammenkünfte kolonialer Premiers, imperialiſtiſche
Konfe=
renzen mit ſentimentalen Treueſchwüren wird ſich der Handel
nicht ſteigern. Es iſt nämlich nicht zu überſehen, daß auch
die überſeeiſchen Länder unter der
Abſatz=
verſchlechterungnach Europaleiden. Auſtralien will
Wolle und Metalle, Indien Tee und Reis, Weſtafrika Palmkerne
und Kakao uſw. nach Europa verkaufen. Die Verelendung
Deutſchlands und Oeſterreichs, Polens und der Randſtaaten, der
immer noch ausbleibende Wiederaufbau Rußlands, die
Konſum=
einſchränkung in Ländern mit zwar geſunder Währung, aber doch
von Mitteleuropa abhängiger Ausfuhr, wie der Schweiz,
Hol=
land, Skandinavien — das alles bedeutet für die Rohſtoffländer
über See immer weitere Abſatzverminderungen, damit alſo
ge=
ſchwächte Kaufkraft gegenüber denjenigen Ländern, die wiederum
an die Kolonien verkaufen wollen. Wer aber leidet under dieſer
geſchwächten Kaufkraft mehr als gerade England? Dazu kommt,
daß China infolge der inneren Wirren immer noch ein ſchlechter
Kunde iſt und daß der nahe Oſten ſeit der Orientkriſis ebenfalls
ein unſicherer Abnehmer geworden iſt. Es iſt darum gar nicht
erſtaunlich, daß die Kolonien mehr und mehr
ſchutz=
zöllneriſch werden, um wenigſtens in der Hochzüchtung
der Weiterverarbeitung einen Abſatz für ihre nicht wie früher
unterzubringenden Rohſtoffe zu finden. England aber iſt
wie=
derum in erſter Linie der Geſchädigte dieſer Zollpolitik, denn ſie
bedeutet Abſatzverminderung nach den Kolonien. Wollte man
alſo die Kolonien kauffähiger für engliſche Waren machen,
ſo wäre das „Verblutenlaſſen Europas” der
geeig=
netſte Weg, das Gegenteil zu erreichen. Gerade die
einſchneidende Desorganiſation der Weltwirtſchaft nach 1918 hat
gründlichſt gezeigt, daß man nicht einfach vom grünen Tiſch aus
die wirtſchaftliche Welt in zwei Hälften teilen kann, nämlich in
eine europäiſche und eine überſeeiſch=koloniale. Gerade weil man
dieſe Teilung engliſcherſeits in Verſailles zuließ, befindet ſich
heute England in ſchwerer Wirtſchaftsnot. Das Kunſtſtück, die
kolonialen Handelswege zu erweitern, wenn Europa völlig
rui=
niert iſt, wird dem begeiſterten Befürworter des „Greater
Bri=
tain” nicht gelingen, weil es nicht im Bereich der
weltwirtſchaft=
lichen Geſetze liegt.
Das Desintereſſement an der europäiſchen Wirtſchaft wäre
der Nagel zum Sarge der engliſchen Weltwirtſchaft. Man kann
ſich nicht von einem Teil der Weltwirtſchaft „löſen”, wie man
etwa irgendwelche unliebſam gewordenen Geſchäftsbeziehungen
durch einen Brief abbrechen kann. Man kann es nicht, weil
die Weltwirtſchaft ein Organismus iſt und nichts
zufällig Zuſammengeſtückeltes. Sollten dieſe unumſtößlichen
Grundſätze in den Köpfen engliſcher Wirtſchaftler verloren
ge=
gangen ſein, ſo wäre das ein bedenkliches Zeichen
national=
ökonomiſchen Verfalls,
Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 30. Auguſt 1923.
Rummer 239.
* Berlin 29. Aug. (Priv.=Tel.) Die Deviſen=
Notver=
ordnung des Reichsfinanzminiſters war, wie wir ſeinerzeit
an=
kündigten, nur der erſte Schritt auf dem Wege zur Geſundung
unſerer Verhältniſſe, den die neue Regierung zu gehen
beab=
ſichtigt. Ueber die weiteren Pläne wird man vermutlich erſt am
Freitag etwas erfahren, wo der Wirtſchaftsminiſter von Raumer
im Reichswirtſchaftsrat über ſein Programm ſprechen wird. Die
Grundlage zu einer Geſundung unſerer Verhältniſſe iſt auch die,
daß nicht nur in den Finanzen, ſondern auch in der geſamten
Volkswirtſchaft das Verhältnis zwiſchen Einnahmen und
Aus=
gaben wieder hergeſtellt wird, daß vor allem eine vernünftige
Preispolitik herbeigeführt wird, die verhütet, daß unſere
Preiſe über den Weltmarktpreis gehen und dadurch unſer Export
vollkemmen erdroſſelt wird. Dazu iſt auf der einen Seite
Steigerung der Produktion nötig, auf der anderen
Seite der Abbauder Exportabgaben, die bei der
gegen=
wärtigen Lage unſerer Wirtſchaft ihren Zweck und Sinn verfehlt
haben. Hand in Hand muß damit natürlich auch eine
Sanie=
rung der Preiſe unſerer Schlüſſelinduſtrien gehen, vor allem
der Kohle, weil von der Kohle aus die rieſige Preiswelle geht,
die ſchließlich alle unſere Erzeugniſſe über den Weltmarktpreis
hinauftreibt. Die Reichsregierung beabſichtigt deshalb auch, hier
den Heb=l einzuſetzen. Sie iſt bereit, ein finanzielles Opfer zu
bringen und die Kohlenſteuer weiterhin abzubauen, wenn dafür
die Kohleninduſtrie die Verpflichtung übernimmt, die
Kohlen=
preiſe ſo herabzuſetzen, daß ſie nicht mehr über den engliſchen
liegen. Man darf hoffen, daß dieſer Vorſchlag Zuſtinamung
finden und dadurch ein Anfang zum Abbau unſerer geſamten
Preisrevolution gemacht wird.
Einſtelſung der vierteljährlichen
Gehalts=
vorauszahlungen.
Vorübergehende Aenderung des
Zahlungs=
modus während der Inflation. —
Einrich=
tung von Sperrkonten.
TU. Berlin, 29. Auguſt. Der Geſamtverband
deutſcher Beamten=Gewerſchaften hatte am 28. Auguſt
eine Beſprechung mit dem Reichsfinanzminiſter Dr.
Hilfer=
ding über die Vorauszahlung der Beamtengehälter. Der
Reichsfinanzminiſter erklärte, daß alle Aeußerungen über
Maßnahmen, die ihm unterſtellt worden ſeien, unzutreffend ſind,
bis auf den Plan, daß das Reichsfinanzminiſterium beabſichtige,
die vierteljährlichen Gehaltsvorauszählungen während der
jetzi=
gen finanziellen Kriſe des Reiches vorläufigaußer Kraft
zu ſetzen. Andere Einzelheiten ſind weder ſchriftlich noch
münd=
lich beſprochen worden.
*Berlin 29. Aug. (Priv.=Tel.) Die Frage einer
Aende=
rung der Gehaltszahlung an die Beamten beſchäftigt nicht nur
Regierung, Reichsfinanzminiſterium und maßgebende Kreiſe der
Finanzen, vielmehr iſt auch innerhalb der Beamtenſchaft über
die notwendig werdende Umſtellung der Zahlungsweiſe in den
letzten Tagen ſehr lebhaft debattiert worden. Bei den geſtrigen
Verhandlungen über die Erhöhung der Reichsarbeiterlöhne im
Reichsfinanzminiſterium hat eine Ausſprache zwiſchen dem
Reichsfinanzminiſter Dr. Hilferding und den Vertretern der
gro=
ßen Orgamiſationen über dieſe Frage ſtattgefunden. Die
Beamten=
vertreter haben ſich dabei, wie wir erfahren, auf den Standpunkt
geſtellt, daß eine grundſätzliche Aenderung der vierteljährlichen
Vorauszahlung der Beamtengehälter als eine Verletzung
wohl=
erworbener Rechte betrachtet würde, und haben dem
Finanz=
miniſter Mitteilungen über eine ſehr ſtarke Erregung
ge=
macht, die wegen dieſer Angelegenheit die ganze Beamtenſchaft
im Reiche, vor allem aber in den beſetzten Gebieten ergriffen
habe. Trotz alledem wurde ſeitens der Organiſationen verſichert,
daß under der Vorausſetzung, daß die Regierung nicht
beab=
ſichtige, das Syſtem der Vorauszahlungen grundſätzlich
abzu=
bauen, die Beamten mit einer vorübergehenden
Aende=
rung des Zahlungsmodus während der Inflation einverſtanden
ſein würden.
* Von anderer Seite wird uns hierzu ergänzend mitgeteilt, daß
die Beunruhigung der Beamten namentlich in den beſetzten
Ge=
bieten keineswegs unterſchätzt werden dürfe, daß vor allem die
Beamtenorganiſationen ohne Ausnahme Vertreter nach dem
Rheinland und dem Nuhrgebiet entſandt hätten, um dort die
zum Teil falſch informierten Beamten aufzuklären und vor
Un=
beſonnenheiten zurückzuhalten. Der Verſuch, die
Vierteljahrs=
zahlung auf geſetzlichem Wege jetzt abzuſchaffen, wird nach
An=
ſicht von Gewerkſchaftlern, die durchaus auf gemäßigtem
Stand=
punkt ſtehen, mit einem allgemeinen Streik der
Be=
amten beantwortet werden. Es ſei deshalb dringend notwen=
dig, daß die Regierung erkläre, ſie wolle an dieſem Rechte der
Beamten nicht rütteln, ſie wolle vielmehr nur für die
Ueber=
gangszeit bis zur Errichtung wertbeſtändiger Gehälter und Löhne
eine andere Zahlungsweiſe einführen. So ſteht man den von
maßgebenden Kreiſen vorgeſchlagenen monatlichen oder
ſechs=
wöchentlichen Gehaltszahlungen in leitenden Beamtenkreiſen nicht
unfympathiſch gegenüber. Man wäre dort mit der Regelung
ein=
verſtanden, daß die Regierung den Beamten das
Vierteljahres=
gehalt auf Bankkonten überweiſt, daß aber eine
Konten=
ſperre durchgeführt werden ſoll, die es den Staatsbeamten
nur möglich macht, von Monat zu Monat ein Drittel der für ſie
eingezahlten Bezüge abzuheben. Die Organiſationen wollen zu
dieſem Vorſchlag noch beſonders Stellung nehmen und werden
am kommenden Dienstag bei den Verhandlungen im
Reichs=
finanzminiſterium dann ihrerſeits in Vorſchläge eintreten, die
auf eine vorübergehende Aenderung der Gehaltszahlungen
hin=
zielen.
Scharfe Durchführung der Oeviſenverordnung
Berlin, 29. Aug. (Wolff.) Die Deviſenbeſchaffungsſtelle
weiſt darauf hin, daß ihr in den letzten Tagen verſchiedene Fälle
zur Kenntnis gekommen ſind, in denen Banken zahlreiche Poſten
von Reichswarkbeträgen bis in Höhe von 10 Pfund Sterling
gleichzeitig an einem Tag zugunſten der ausländiſchen Adreſſen
zur Verſendung gebracht haben. Hierbei iſt unzweideutig unter
Ausnutzung der formalen Freigrenze für Kleinüberweiſungen
Umgehung des Markverkaufsverbots beabſichtigt. Die
Deviſen=
beſchaffungsſtelle wird derartige, ihr zur Kenntnis kommende
Umgehungsverſuche unnachſichtlich zur ſtrafrechtlichen
Verant=
wortung ziehen.
Dr. Streſemann für Verſtändigung.
TU. London 29. Aug. Der Sonderberichterſtatter des
„Daily Graphic” hatte eine Unterredung mit dem Reichskanzler,
in der dieſer lebhaft für eine gemeinſame Verſtändigung zwiſchen
Frankreich, England und Deutſchland eintrat. Ein derartiges
gemeinſames Uebereinkommen wäre der einzige Weg zur
Wieder=
herſtellung der Ordnung, des Friedens und der Wohlfahrt in
Europa. Laſſen Sie uns, ſagte der Kanzler, gemeinſam arbeiten
an der ſchnellen Löſung der entſetzlichen Kriſe, an dem
Wieder=
aufbau eines neuen Europas.
Verbot der Sedansfeiern im Freiſtaat Sachſen.
Dresden, 29. Aug. (Wolff.) Das Miniſterium des
Innern macht bekannt: Alle zur Feier des Sedantages im
Frei=
ſtaat Sachſen geplanten Veranſtaltungen werden verboten, und
zwar die unter freiem Himmel auf Grund des Art. 123 Abſ. 2
der Reichsverfaſſung und die in geſchloſſenen Räumen auf Grund
des § 1 Abſ. 2 des Vereinsgeſetzes, weil nach den letzten
Kund=
gebungen der Hitler=Anhänger in „München und im übrigen
Deutſchland die Beſorgnis begründet iſt, daß dieſer Tag benutzt
werden ſoll, die Arbeiterſchaft zu reizen und Zuſammenſtöße mit
ihr zu provozieren.
Italieniſche Kritik an der Repko.
Mailand, 29. Aug. (Wolff.) Der „Secolo” bedauert die
Vorbehalte der Reparationskommiſſion gegenüber der deutſchen
Goldanleihe und ſagt, die Kommiſſion hätte im Gegenteil
Deutſchlands Initiative unterſtützen und ermutigen müſſen, da
die beiderſeitigen Intereſſen niemals gleichartiger geweſen ſeien.
Die Kommiſſion müßte reformiert werden und ihren Sitz nach
Berlin verlegen.
Mailand, 29. Aug. (Wolff.) Der von ſeiner Reiſe in
das Ruhrgebiet zurückgekehrte Abgeordnete Gronchi (Katholiſche
Volkspartei) erklärte einem Vertreter der „Stampa”: Wenn die
Regierungen genau über die Gemütsverfaſſung des deutſchen
Volkes und über die Wirtſchaftslage Deutſchlands informiert
wären, könnten ſie nicht eine Woche vergehen laſſen, ohne eine
konkrete Löſung ins Auge zu faſſen. Der kritiſche Augenblick ſei
gekommen. Frankreich wolle die Gefahr, die in der Fortdauer
des gegenwärtigen Zuſtandes liege, nicht ſehen. Die von ihm
befragten franzöſiſchen Autoritäten im Ruhrgebiet und
Rhein=
land ſagten das Ende des paſſiven Widerſtandes und die
Los=
löſung des Rheinlandes vom Reich voraus, die, wie ſie zugeben,
von ihnen gefordert werde. Frankreich begehe einen großen
Irrtum, da alle Parteien gewillt ſeien, auszuhalten.
Deutſch=
land wiſſe, daß es jetzt nur auf ſich ſelbſt geſtellt ſei, und das
Ka=
binett Streſemann ſei der Ausdruck des Willens, Deutſchland
auf der Grundlage von Geſetzlichkeit und Ordnung zu retten.
Die engliſche Preſſe gegen die Geheim.
London, 29. Aug. (Wolff.) Die Weſtminſter Ga
zette ſchreibt: Die belgiſche Note erweckt den Eindruck
daß es zwecklos ſei, den Notenaustauſch fortzu.
ſetzen. Auch durch freundſchaftliche und diskrete Unterredun.
gen zwiſchen den alliierten Miniſtern könnten die Meinungsver.
ſchiedenheiten nicht überbrückt werden. Es wäre beſſer, die
Ruhrbeſetzung einzuſtellen, damit Deutſchland ſichk
induſtriell neu organiſieren und die Bezahlung der Reparationen
wieder aufnehmen könne. Es wäre weiterhin beſſer, ſofort
an=
zuerkennen, daß weder die franzöſiſche noch die belgiſche Note
irgend eine wirkliche Annäherung an den engli,
ſchen Standpunkt hinſichtlich der Beſetzung des
Ruhrge=
bietes, der Feſtſtellung der deutſchen Leiſtungsfähigkeit und der
Regelung der interalliierten Schulden bedeute. Der britiſche
Standpunkt ſei bereits deutlich genug
dar=
gelegt worden. Jetzt habe die Welt ihr Urteil
über die verſchiedenen politiſchen
Auffaſſun=
gen abzugeben. Man dürfe jedoch nicht den Dingen ihren
Lauf laſſen. Da keine Ausſicht beſtehe, mit Frankreich und
Bel=
gien zu einer gemeinſamen Regelung zu kommen, müſſe
Eng=
land eine eigene Aktion unternehmen.
Die Times, die die belgiſche Note mit derſelben
Zurück=
haltung beurteilt wie ſeinerzeit die franzöſiſche, ſchreibt, die
Hal=
tung Belgiens gegenüber der Ruhrfrage und dem allgemeinen
Reparationsproblem ſei nicht unbedingt identiſch mit der
Hal=
tung des franzöſiſchen Alliierten. Es ſei bemerkenswert, daß die
belgiſche Note eine Rechtfertigung der
Ruhr=
beſetzung unterlaſſe. Die belgiſche Note trete vielleicht
etaws vorſichtig und ſchüchtern, in einer Vermittlerrolle,
auf; das Ziel ſei, die Aufmerkſamkeit auf die wenigen Punkte
des finanziellen Programms zu konzentrieren.
Wenig=
ſtens in finanzieller Hinſicht ſei ein gewiſſer Fortſchritt erzielt.
Die Differenzierung in verſchiedene Vorſchläge könne aber
über=
wunden werden durch die Erörterung der Tatſache, daß
Deutſchland Garantien und produktive
Pfän=
der angeboten habe. Dieſes Angebot ſei durch
Streſe=
mann nachdrücklich betont und in weiteſtem Sinne aus
gelegt worden, obgleich er ſeparate Verhandlungen über das
Rheinland und das Ruhrgebiet ablehne. Das Ruhrproblem
ſei akuti man müſſe zu Verhandlungen
ſchrei=
ten. Es ſei notwendig, den Ruhrbezirk für ſeine frühere
Tätig=
keit wieder herzuſtellen, damit er ſeinen Platz im
Wirtſchafts=
organismus des vereinigten Deutſchland wieder einnehmen
könne, das jetzt endlich bereit ſei, ſeine Induſtrie und ſeine
Wirt=
ſchaftstätigkeit für die Bezahlung einer endgültigen
Reparations=
ſumme zu verpfänden.
Das Daily Chronicle überſchreibt ſeinen Leitartikel
„Ein beſſerer Ton, der jedoch keine Ausſichten
eröffnet‟. Das Blatt erklärt, die Brüſſeler Note enthalte
einen Vorſchlag, der kaum erfolgverſprechend ſei,
nämlich den, daß geheime Erörterungen zwiſchen den
alliierten Miniſtern ſtattfinden ſollten. Dies wäre nichts
an=
deres als die Rückkehr zu den diplomatiſchen Methoden, wie ſie
im Mai und Juni erſchöpfend, aber äußerſt erfolglos angewandt
worden ſeien. Das beſondere Verdienſt der Initiative
Bald=
wins ſei geipeſen, daß er die Verhandlungen aus dieſer Phaſe
herausgebracht habe. Der Notenaustauſch habe die Frage
wenigſtens in die Oeffentlichkeit, vor das Forum der
Völ=
ker gebracht; es könne nicht Englands Wunſch
ſein, ſo ſehr es auch derjenige Poincarés ſein möge, das
Pro=
blem wieder in der früheren Geheimhaltung
zu begraben.
Nichtoffizielle interalliierte Verhandlungen.
London, 29. Aug. (Wolff.) Reuter erfährt mit Bezug
auf den in der belgiſchen Note enthaltenen Vorſchlag,
infor=
melle Unterredungen zwiſchen den alliierten Mimiſtern über
die Reparationsfrage ſtattfinden zu laſſen, aus
nichtoffi=
zieller, aber gut unterrichteter Quelle, daß die
bri=
tiſche Regierung durchaus bereit wäre, an derartigen
Unter=
redungen teilzunehmen, wenn Ausſicht beſtünde, daß dieſe
Unter=
redungen Erfolg hätten. Man ſei aber der Anſicht, daß, wenn
Frankreich und Belgien auf dem in ihren bisherigen Noten
dar=
gelegten Standpunkt verharrten, ſolche Undervedungen
ſchlimmer als zwecklos ſein würden. Der engliſche
Standpunkt könne bei Verhandlungen nur
ge=
winnen wenndieſeöffentlich ſeien. Großbritannien
könne der Wiederaufnahme der diplomatiſchen Erörterungen nur
dann zuſtimmen, wenn die Alliierten klar das Verlangen nach
einem Uebereinkommen und die Bereitſchaft ausdrückten,
ihre Stellungnahme ſo zu ändern, wie es die
Lage erfordere.
eren
am
daß an
wirtſchaf
einer R
auf die
Irt
d
bo
für
* Aus dem Tagebuch einer Schweizerreiſe 1923.
Von Walter Georgi.
(Schluß.)
Die Gotthardtbahn hat in dieſem Sommer nicht unter
Ueber=
füllung der Züge zu leiden. Mitunter führt ein Zug nur wenige
Fahrgäſte. Mancher Wagen iſt völlig leer. Die ſtark erhöhten
Fahrpreiſewie der Rückgang des Fremdenverkehrs im
allgemei=
nen ſind ſchuld daran. Es reiſt ſich wirgends beſſer als auf der
Gotthardtbahn, die heute elektriſch betrieben wird. Schnelles,
ſtoßfreies Fahren und peinliche Sauberkeit der Wagen erhöhen
den Genuß einer Fahrt. Von Flüelen aus folgt die Bahn dem
Tal der ſchäumenden Reuß und nähert ſich der mächtigen
Pyra=
mide des Bürſtenſtockes. Bei Erſtfeld beginnt der „Aufſtieg.
Immer wilder und kühner türmen ſich die Felſen, die ſteilen
Ge=
birgsmaſſen beginnen den Himmel zu ſtürmen. Der Zug hält
in Göſchenen vor dem dunklen Loch des Gotthardttunnels. Das
Bahnhofsreſtaurant, in dem einſt der Dichter Ernſt Zahn als
Bahnhofswirt die Proſa des Alltags in klingende Münze
um=
ſetzte, iſt heute verwaiſt. Die Einrichtung von Speiſewagen in
den Durchgangszügen hat die lukrative Einnahmequelle dieſer
Bahnhofswirtſchaft verſiegen laſſen. Mancher Italienreiſende
wird ſich noch des Wetteſſens erinnern, das hier alltäglich zur
Mittagszeit beim Maſchinenwechſel ſtattgefunden hat. . . .
Die Serpentinen der Straßen ſteigen zur Paßhöhe hinan.
Die Reuß bäumt ſich auf in wilden Fällen. Die jähen Felswände
tücken zu enger Schlucht zuſammen. Die Teufelsbrücke ſpringt
mit kühn überlegtem Satze über ſie hinweg. Und die wilden
Waſſer klemmen ſich aufbrüllend zwiſchen ihren Schenkeln
hin=
durch. Du verſtehſt deine eigene Stimme nicht mehr. Es iſt,
als ob hier unter Weh der Fluß geboren würde. Hinter dem
Urnerloch ſteht gegen den blauen Himmel das Gotthardmaſſid,
der Vater von Reuß, Rhein, Rhone und Teſſin. Von den
Fal=
ten ſeines Gewandes gehen drei Kulturen aus: Germanen,
Gal=
lier und Römer. Wie Zügel hält er ſie in der Hand. Er iſt
„nehr als ein Paß, der den Namen eines deutſchen Biſchofs trägt.
Er iſt Kulturſcheide und Kulturbrücke zugleich.
Im Tal des Teſſin, der ſeine Waſſer nach dem Mittelmeer
führt. Airolo, der erſte Dorfname mit italieniſcher Muſik.
Be=
malte Häuſer tauchen auf, oft einen Palazzo vortäuſchend. Auf
den ſtaubigen Chauſſeen brütet die Hitze des Südens. Albergo,
Trattoria, der erſte Campanile neben einem verſchüchterten
Kirch=
lein, wieder Bruder neben der Schveſter. Maulbeerbäume,
Weingärten mit dem grünen Rebendach auf grauen Steinſtützen.
Menſchen voll ſüdlichen Temperaments. Edle Kaſtanien, flache
Ziegeldächer, Faſſaden mit Feuſterbalkons, Springbrunnen mit
Marmorbecken, hier und da verfallene und verlaſſene Häuſer,
von Epheu überwuchert, auf einem Bergkegel mitten im Tal ein
Caſtello. Italien nähert ſich uns. . .
Unter meinem Balkon die roten Dächer von Lugano, der
blaue Spiegel des Sees und die letzten Berge der lombardiſchen
Ebene. Die Kirchenglocken hämmern zur Abendmeſſe. Kurze,
zerſchlagene Klänge und doch melodiſch. Aus den Gärten ſteigt
ſchwerer Duft. In den Gaſſen und unter den Laubgängen hängt
die verbrauchte Luft des Tages. Die Naſe wittert Italien.
Salami, Chianti und Knoblauch. Der Kellner bringt Maccaroni,
Früchte und roten Wein. Feuriges Blut, das aus Korbflaſchen
quillt. Ich denke an Deutſchland, an den Weltkrieg und an
Ita=
lien. Und an jene glücklichen Zeiten, wo ſo mancher Deutſche
über die Alpen wanderte und im Süden Erfüllung ſeiner
an=
geborenen Sehnſucht fand.
Es iſt Nacht geworden. Dunkel umhüllt den Schlaf der
Stadt. Wie Perlenſchnüre leuchten die Lichter an der
Serpen=
tinenſtraße zum Gipfel des Monte Bré. Irgendwo in den Gaſſen
ſingt einer ein Lied. . . . Italien!
Nach ſtundenlangem Warten im Konſulat erhält man das
italieniſche Viſum. Man zahlt ein paar Franken. Dann iſt die
Formalität erledigt. Dann darf man bei Ponte Treſa über die
Brücke und die italieniſche Grenze. Der Zöllner iſt höflich und
verzichtet auf Reviſion; doch die Grenzſoldaten mit den
Kriegs=
orden auf der Bruſt ſind gewiſſenhafter, als der Paß den
Deut=
ſchen verrät. Sie laſſen ſich die genaue Unterſuchung des
Ge=
päcks nicht nehmen. Selbſt die Zahnpaſta wird mißtrauiſch
be=
trachtet. Dann läßt man mich mürriſch mit einem ſchiefen
Sei=
tenblick ziehen. Ich mache mir meine Gedanken. Vielleicht auch
dieſe Bundesgenoſſen von einſt, die Höhen von Tolmein und
der Tagliamento. . .
Durch ein Bergtal führt die Schmalſpurbahn nach Luino
am Lago Maggiore. Engländer ſind im gleichen Abteil. Die
Männer wie Lords — welcher Engländer gleicht nicht einem
Lord?! — Ihre Frauen ſind von einer bezaubernden
Liebens=
würdigkeit gegen jeden Bahnbeamten und Gepäckträger. Höhere
Politik bis in die unteren Volksſchichten hineingetragen?! . . .
Man muß ſich wieder daran gewöhnen, mit höheren Zahlen
zu rechnen. Vier Lire entſprechen einem Franken. Die Folgen
des Krieges nagen auch an der italieniſchen Valuta. Viele
Krüppel ſieht man im Lande. Der Weltkrieg ſteht im
Hinter=
grund. Die wirtſchaftlichen Folgen im Touriſtenverkehr ſind
hier die gleichen wie in der Schweiz. Die großen Hotels in
Pallanza ſind verödet. Iſola Bella, Iſola Madre wiſſen nichts
mehr von deutſchen Hochzeitsreiſenden. Jedes Schiff bringt ein
paar Fremde, aber das Gros, das früher der deutſche Mittelſtand
ſtellte, fehlt heute vollkommen. In Streſa ſchimpft der
Ober=
kellner auf die Franzoſen, die den Italienern das Geſchäft
ver=
derben. Man warte ſehnſüchtig auf die Deutſchen, die nicht kom=
men, nicht kommen können, da die franzöſiſche Politik ihre
Va=
luta zerſtöre. Man möchte wieder zu normalen Zuſtänden
zurückkehren, aber Frankreich bildet ein Hindernis. Wohin man
hört, entdeckt man eine ſtarke Animoſität gegen Frankreich, den
Störenfried. Keine Liebe zu Deutſchland, aber Abneigung gegen
die Franzoſen. Die wirtſchaftliche Einſtellung iſt beſtimmend.
Italien liegt hinter mir. Der Simplonexpreß jagt nach
Norden. Iſelle iſt die letzte Station auf italieniſchem Boden.
Vor zwanzig Jahren überſchritt ich hier die italieniſche Grenze,
zu Fuß, vom Simplonpaß kommend. Damals war der Tunnel
noch nicht durch den Berg gebrochen. Heute iſt man in zwanzig
Minuten in Brig. Heimatlich weht es den Deutſchen an. Der
Palazzoſtil weicht dem ſchlichten Wohnhaus, die welſche
Roman=
tik der inneren Heimat. Seltſam, wie die Sehnſucht nach
ſüd=
licher Kultur ſich wieder dankbar zurückfindet in den Schoß der
eigenen Mutter.
Der Zug klettert an den Nordhängen des Rhonetals empor.
Eine Zeit lang begleitet er auf der Höhe den Fluß drunten im
Tal. Die graden Chauſſeen, die Dörfer liegen wie ein
Rieſen=
ſpielzeug unter ihm. Dann wendet er ſich durch eine Schlucht
jäh nach Norden und bohrt ſich durch den Lötſchbergtunnel. Bei
Kanderſteg tritt er wieder in den blauen Tag hinaus. Die
Eis=
maſſen der Blümlisalp ſtürmen von den Gipfeln. Die Luft
flim=
mert unter dem prallen Licht der Sonne und den weißen
Schnee=
feldern an den Hängen. Der Eiſenbahnzug, die Hütten und die
Menſchen ſchrumpfen in der Hand der Berge zu mikroſkopiſcher
Winzigkeit zuſammen. Der Alltag entkleidet ſich in ſeiner ganzen
Nichtigkeit. Ein Stück monumentaler Schöpfungsgeſchichte
be=
herrſcht den Augenblick.
Von Bern ab iſt der Zug überfüllt. Schweizer aus allen
Ständen ſtreben nach dem „billigen Deutſchland”. Selbſt auf
den Gängen drängen ſich die Reiſenden. Man möchte ſich einmal
für zwei Franken im Tag amüſieren können. Die deutſche
Frem=
deninduſtrie kommt dabei noch auf ihre Koſten und begrüßt den
Ausländerſtrom. Die Größe des Umſatzes läßt vielleicht noch
einen beſcheidenen Gewinn.
Und dennoch, wenn ich Schweizer wäre, bliebe ich daheim in
meinen Bergen, wenigſtens in dieſem Jahre, wo der
Daſeins=
kampf das Brudervolk im Norden zerwühlt. Wo Unraſt und
Sorge um den nächſten Tag das Weſen des Volkes verſchleiern
und verdüſtern. Noch niemals aber habe ich die Berge der
Schweiz, ihre Täler und Seen vom internationalen
Touriſten=
lärm ſo unberührt geſehen, wie in dieſen Tagen. Das Land hat
an herber Keuſchheit gewonnen. Die Stille im Fremdenverkehr
hat ihm die Quellen der Urſprünglichkeit wieder freigelegt, von
denen manche zu verſiegen drohte.
Wenn ich Schweizer wäre, bliebe ich daheim in meinen
Ber=
gen — wenigſtens in dieſem Jahre.
Seite 3
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Rummer 239.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 30. Auguſt 1923.
Die amerikaniſche Einwanderung
als internationales Problem.
Von
Virgil Jordan, Newyork.
(F.P.S.) Auch jetzt noch, wo ſie allmählich „zu Jahren”
ge=
kommen ſind, leidet die Behandlung, die die Vereinigten Staaten
ihren politiſchen, wirtſchaftlichen und ſozialen Angelegenheiten
angedeihen laſſen, unter einer gewiſſen allzu jugendlichen Manier,
die, um einen Lieblingsausdruck der Amerikaner zu gebrauchen,
man als „bohiſh” (jungenhaft) bezeichnen kann und der man
ſeitens der anderen Länder nur zu vieles nachgeſehen hat, ſo daß
die Union jetzt in manchem den Eindruck eines verzogenen Kindes
macht. Sie kann es noch immer nicht recht über ſich gewinnen,
die in manchen Fragen wohlbegründeten Standpunkte der
an=
deren älteren Staaten der Welt als berechtigt anzuerkennen und
jenes Endgegenkommen zu bezeigen, das ein friedliches
Zu=
ſamenleben der Staaten erſt gewährleiſtet. Dieſe Mißachtung
der Gewohnheiten und Rechte anderer Nationen hat ſich am
deut=
lichſten gezeigt bei der Durchführung der Prohibitionsgeſetze und
beſonders der Frage der Mitführung von Alkohol an Bord
nicht=
amerikaniſcher Schiffe.
Gegenüber anderen Problemen haben ſich jedoch die
Ver=
einigten Staaten in zunehmendem Maße zu einem ſozialeren
Standpunkt bekehrt. Die Art, wie ſich ihre öffentliche Meinung
zur Einwanderungsfrage ſtellt, iſt ein deutliches Anzeichen dafür,
daß in dieſem Belang wenigſtens die Vereinigten Staaten
Ver=
nunft anzunehmen im Begriffe ſind, d. h. daß man anerkennt,
daß an die Einwanderungspolitik mit internationalen,
menſch=
lichen Rückſichten anſtatt nur immer mit politiſchen, lokalen oder
wirtſchaftlichen Motiven herangetreden werden muß und daß ſie
einer Regelung ſehr wohl zugeführt werden bann, wenn man
auf die mannigfachen völkiſchen, pſychologiſchen und ſozialen
Fragen eingeht und den internationalen, d. h. zwiſchenſtaatlichen
Rechten und Empfindungen Rechnung trägt und wenn man in
dem Einwanderer in allererſter Linie den nach einem freieren
Leben und freierer und lohnenderer Betätigung ſich ſehnenden
Menſchen erblickt.
Derlei Erwägungen werden für jede künftige Regelung zur
Folge haben, daß nicht ſo ſehr auf eine zahlenmäßige
Beſchrän=
kung der Einwanderung geſehen werden muß, als auf eine
Aus=
wahl der geeignetſten und erwünſchteſten Elemente unter den
Einwanderungsluſtigen. Dieſe poſitive Auswahl, im Gegenſatz
zu der bisherigen rein zahlenmäßigen negativen, würde am
beſten und auf die menſchlichſte Weiſe durchgeführt durch eine
Art Selektionsprozeß vor der Abfahrt. Die Härten, die in der
Zurückhaltung der Einwanderer auf Ellis Island und ihrer
Rückweiſung lagen, ſind nur zu bekannt; der einzige Verſuch,
ſie zu vermeiden, beſteht in Vorſchriften der jetzt gültigen
Ein=
wanderungsgeſetze, durch welche die Schiffahrtsgeſellſchaften,
wenn ſie Einwanderer über die Höchſtzahl der Zugelaſſenen
hin=
aus nach den Vereinigten Staaten bringen, mit ſchweren Strafen
belegt werden. Dieſe Maßnahmen haben jedoch ihren Zweck
verfehlt; die Geſellſchaften haben wohl diejenigen, denen eine
Zurückweiſung ſicher war, von ſich aus vom Transport
ausge=
ſchloſſen, aber ihre Prüfungsmethoden ſind höchſt oberflächlicher
Natur geblieben. Die amerikaniſche Konſulatsbehörde dagegen
hat ſelbſt bei offenkundiger Ungeeignetheit des um ein Viſum
Nachſuchenden keinerlei Möglichkeit, die Ausſtellung des Viſums
zu verhindern; ausgenommen ſind nur Fälle, wo es ſich um
Anarchiſten oder ſolche Perſonen handelt, von denen zu befürchten
ſteht, daß ſie der Fürſorge in den Vereinigten Staaten zur Laſt
fallen werden.
Zu welch bedenklichen Folgen das geführt hat, zeigt ſich in
der großen Zahl der zu Beginn des neuen Rechnungsjahres an
den Eingangshäfen Zurückgehaltenen und von dort zum Teil
nach ihren Heimatländern Zurückgeſandten. Im letzten
Rech=
nungsjahr wurden 13 731 Einwanderer zurückgehalten. Jeder
von dieſen hat den amerikaniſchen Konſulatsbehörden 10 Dollars
für ein Viſum gezahlt und ſich der ärztlichen Unterſuchung von
ſeiten der Schiffsgeſellſchaften underzogen. 1662 von ihnen
muß=
ten zurüchgewieſen werden, weil die Quoten für ihre Länder
er=
ſchöpft waren, ohne daß die Berräge für die Viſa zurückvergütet
werden konnten. In manchen Fällen war die Not der
Zurück=
gewieſenen ſo groß und ſo offenkundig, daß die Behörden ſich
genötigt ſahen, im erwähnten Jahr 2508 Einwanderer über die
Höchſtquote hinaus zuzulaſſen.
Zur Abhilfe iſt vorgeſchlagen worden, die Einwanderer nach
den Vereinigten Sügaten ſchon im Heimatland entweder durch
amerikaniſche Beamte oder durch Behörden der Heimatländer an
Hand der amerikaniſchen Bedingungen auf ihre Zulaſſung zu
prüfen. Die meiſten Regierungen, an die die Vereinigten
Staaten mit dem erſten der beiden Vorſchläge herangetreten
waren, haben dagegen natürlich proteſtiert und manche von ihnen
haben die zweite Möglichkeit in Gegenvorſchlag gebracht; das
wird jedenfalls im neuen Kongreß zur Sprache kommen und
viel=
leicht zur Einberufung einer internationalen
Einwanderungs=
konferenz den Anſtoß geben. Eine ſolche Konferenz iſt im jetzigen
Einwanderungsgeſetz ſchon vorgeſehen, aber aus irgendwelchen
Gründen iſt ſie bis jetzt nicht in praktiſche Erwägung gezogen
worden.
Anlaß zu einer ſolchen Konferenz läge zur Genüge vor und
nicht nur auf ſeiten der Vereinigten Staaten; England und
Italien verſuchen die Auswanderung zu fördern, beide, um
ihren überzähligen Arbeitskräften Beſchäftigung zu ſchaffen;
andere wiederum, wie Kanada und Auſtralien und in gewiſſer
Weiſe auch Frankreich, ſuchen die Einwanderung nach ihren
Ge=
bieten zu ziehen. Erleichtert würde das Zuſtandekommen der
Konferenz für Amerika durch den Umſtand, daß, wenn im
Dezem=
ber dieſes Jahres der Kongreß zuſammentritt, die ſtärkſte
wirt=
ſchaftliche Erwägung bei der Frage der Einwanderung, die Frage
der Verſorgung des amerikaniſchen Arbeitsmarktes, in Wegfall
gekommen ſein wird, teils weil dann der Bedarf gedeckt, teils
weil mit der winterlichen Jahreszeit die Nachfrage auf dem
Arbeitsmarkt automatiſch nachläßt.
Die Londoner Interpretation der belgiſchen Note.
* London 29. Aug. (Priv.=Tel.) Man fühlt hier
allge=
mein eine ziemliche Enttäuſchung darüber, daß Belgien in ſeiner
Note nicht, wie man gehofft hatte, endgültige und
prak=
tiſche Vorſchläge zur Löſung der gegenwärtigen Situation
ge=
macht hat. Trotzdem glaubt man, daß die belgiſche Note eines
ernſten und eingehenden Studiums bedarf, da ſie zweifellos
deſſen würdig ſei.
Der Daily Telegraph ſchreibt: Wir ſind davon überzeugt,
daß die belgiſche Regierung ebenſo wie unſere eigene daran
intereſſiert iſt, zu einer gemeinſamen Verſtändigung der
Alli=
ierden zu kommen, da dann eine gemeinſame Antwort an
Deutſch=
land eine Leichtigkeit iſt. Aber gerade darum iſt es um ſo
be=
dauerlicher, daß ſie nicht den konſtruktiven Plan einer
ſchritt=
weiſen Räumung des Ruhrgebiets vorſchlägt, den man vor
wenigen Tagen noch von der belgiſchen Antwortnote erwartet
hatte. Wir müſſen darum annehmen, daß der franzöſiſchen
Re=
gierung ein ſolcher Plan wider den Strich gehen würde. Die
bel=
giſche Regierung hat ihn anſcheinend deshalb nicht veröffentlicht.
Die allgemeine Lage leidet ſchwer darunter. Die
Nichtveröffent=
lichung iſt offenſichtlich dadurch begründet, auf die franzöſiſche
Weigerung in bezug auf die Ruhrfrage, auch wur die leiſeſte
Konzeſſion zu machen oder ſich in die geringſte Erörverung
ein=
zulaſſen. Die belgiſche Note iſt leider ein Echo der franzöſiſchen
und beſtätigt nicht das geringſte Anzeichen dafür, daß ſie in der
Hoffnung auf eine konſtruktive Löſungsmöglichkeit Fortſchritte
will. Auf die in den letzten Tagen ſo oft erörterte Frage einer
Zuſammenkunft der leitenden Staatsmänner geht Belgien
aus=
führlich ein. Die Frage bleibt aber müßig, ſolange die Neigung,
nur zu nehmen, aber nicht zu geben, wie ſie aus den franzöſiſchen
und belgiſchen Dokumenten hervorgeht, keine Aenderung erfährt.
Auch die liberale Preſſe äußert ſich ähnlich.
Die übertriebenen belgiſchen Anſprüche.
* London, 29. Aug. (Priv.=Tel.) Die Kommentare der
engliſchen Preſſe zur belgiſchen Note ſind nach wie vor ſehr
freundlich gehalten, verhehlen aber trotzdem nicht die
Enttäu=
ſchung darüber, daß in der belgiſchen Note nicht der geringſte
Fortſchritt zu einer Löſung der ſchwebenden Probleme zu finden
ſei. Bei der Beſprechung der finanziellen Seite der belgiſchen
Note macht die engliſche Preſſe darauf aufmerkſam, daß nach
bel=
giſcher Anſicht eine Reduktion der früheren Anſprüche an
Deutſch=
land von 132 Milliarden Goldmark vorgenommen werden ſoll,
daß dieſe Anſprüche ſich jedoch, wenn man die franzöſiſchen und
italieniſchen Schulden an Amerika, England und andere
Ver=
bündete mit in Betracht ziehe, auf ungefähr 80 Milliarden
Gold=
mark beziffern. Nach Anſicht amtlicher engliſcher finanziellen
Kreiſe iſt Deutſchland nicht imſtande, eine derartige Summe zu
zahlen. Feſtzuſtellen, wie hoch die deutſche Leiſtungsfähigkeit
ſei, ſei nach Anſicht engliſcher Kreiſe einzig und allein Aufgabe
einer unparteiiſchen Kommiſſion, und man bedauert in London
allgemein, daß die belgiſche Note dieſen Vorſchlag der engliſchen
Regierung zu erwähnen nicht der Mühe wert findet. Das
Ruhr=
problem wird in London als das Rückgrat aller Schwierigkeiten
betrachtet. In der belgiſchen Note jedoch ſei keinerlei
Anſtren=
gung gemacht, dieſe Frage zu löſen.
Pariſer Stellungnahme zur belgiſchen Note.
Paris, 29. Aug. (Wolff.) Zur belgiſchen Note
nehmen die Morgenblätter nur vereinzelt Stellung. Der „Petit
Pariſien” ſchreibt, die Löſung, die die belgiſche Note empfehle.
finde ſich bis auf einige Einzelheiten auch zwiſchen den Zeilen
der letzten franzöſiſchen Note.
Das „Echo de Paris” findet, daß die belgiſche. Note
enge Uebereinſtimmung mit Frankreich und den
Verſuch einer Löſung zum Ausdruck bringt.
Die „Ere Nouvelle” findet die Note
nuancenrei=
cher und freundſchaftlicher im Tone als die
franzö=
ſiſche Note, und ſchreibt, Frankreich dürfe nicht den Anſchein
er=
wecken, als ſei es das einzige Land, das nicht plaudern wolle.
Theunis habe, indem er zugunſten einer Wiederaufnahme der
interalliierten Verhandlungen Stellung genommen habe, diskret,
aber entſchloſſen gegen denfranzöſiſchen
Grund=
ſatz Stellung genommen.
Der „Gaulois” findet, daß das, was an der Note
beſon=
ders intereſſant und neu ſei, das Syſtem ſei, deſſen Anwendung
ſie für die Verteilung ſpäterer Zahlungen Deutſchlands
vor=
ſchlage. Dieſe Methode häte offenſichtlich den Erfolg, den
An=
teil Belgiens zu erhöhen und den Englands zu vermindern. Es
ſei wenig wahrſcheinlich, daß ein derartiger Vorſchlag Ausſicht
habe, angenommen zu werden. Trotzdem ſcheint dem Blatte eine
Vereinbarung noch immer möglich.
Ermordung der italieniſchen
Militär=
kommiſſion.
TU. Rom, 29. Aug. Aus Valona iſt die Nachricht
ein=
getroffen, daß die in Albanien mit der Abſteckung der
Südgrenze Albaniens beſchäftigte italieniſche
Militärkommiſſion auf griechiſchem Gebiet von
der Vevölkerung überfallen und niedergemacht
worden iſt. General Tellini, ein Oberſt und drei Offiziere
ſind getötet worden. Die italieniſche Regierung habe
bereits die nötigen Maßnahmen ergriffen, um ſtrenge
Sanktionen und die ſofortige Beſtrafung der
Schuldigen zu fordern und durchzuſetzen.
Rom, 29. Aug. (Wolff.) Die auf der Straße Janina=
Santi Quaranta ermordeten italieniſchen
Mit=
glieder der Grenzfeſtſetzungskommiſſion für die
griechiſch=albaniſche Grenze ſind. General Tellini, Stabsarzt
Corti, Leutnant Bonacini, Dolmetſcher Craveri und Chauffeur
Farneti. Der Agenzia Stefani zufolge macht das Verbrechen in
ganz Italien tiefſten Eindruck. Die albaniſche
Regie=
rung ſprach dem Miniſterpräſidenten Muſſolini ihr
Bei=
leid aus.
Der Generalſekretär der interalliierten Militärkommiſſion
zur Feſtſetzung der griechiſch=albaniſchen Grenze berichtete der
Botſchafterkonferenz in Paris telegraphiſch über den
Vorfall. Danach wurde das Atentat öſtlich des griechiſchen
Grenzpoſtens von Kamadia an der Stelle verübt, wo die Straße
durch einen dichten Wald führt. Der albaniſche Delegierte fuhr
dem italieniſchen Automobil voraus. Wenige Minuten, nachdem
er die Stelle paſſiert hatte, mußte das italieniſche Automobil die
Fahrt verlangſamen und anhalten, weil ein Baumſtamm
über die Straße gelegt war. In dieſem
Augen=
blick wurde das Automobil beſchoſſen. Von einem
in der Nähe liegenden Grenzpoſten aus wurden dreißig bis
vierzig Schüſſe gehört. Stabsarzt Corti wurde im Wagen
ge=
tötet, die vier anderen konnten noch ausſteigen und einige
Schritte weitergehen. Die Leiche des Generals Tellini wurde
etwa zwanzig Meter vom Automobil im Straßengraben
gefun=
den. Der griechiſche Oberſt Bozakis, der dem italieniſchen
Kraftwagen in großem Abſtande folgte, traf an der Unglücksſtelle
erſt ein, als alles vorüber war; die Täter waren bereits
geflüchtet. Die Leichen der Ermordeten wurden nach
Ja=
nina gebracht. Der franzöſiſche und der engliſche
Kom=
miſſar, die ſich im Gebirge am nördlichen Teil der Grenze
be=
finden, wurden von dem Geſchehenen in Kenntnis geſetzt.
Italien fordert Genugtuung.
* Rom, 29. Aug. (Priv.=Tel.) Es verlautet, daß
Muſſo=
lini in der vergangenen Nacht ſich bis 3 Uhr morgens mit der
Prüfung der durch den Mord von Janina geſchaffenen
ſchwie=
rigen Lage befaßt und die nötigen Maßnahmen ergriffen hat, um
Italien für dieſe Beleidigung Genugtuung zu verſchaffen.
An die italieniſchen Botſchafter in Athen, Paris und London
ſollen entſprechende Inſtruktionen geſandt worden ſein, über die
jedoch allerſtrengſtes Stillſchweigen bewahrt wird. Sämtliche
ita=
lieniſchen Blätter äußern Empörung und Entrüſtung über den
Mord.
Münchener Kunſtbrief.
München ſteht im Zeichen der Feſtſpiele. Wenn auch
jetzt keine Zeit iſt, Feſte zu feiern, ſo tut uns mehr denn je die
Erhebung Not, die die Kunſt uns gewährt. Freilich ſind es meiſt
valutaſtarke Ausländer, die ſich dieſe erhabenen Genüſſe leiſten
können, nicht immer zu ihrem vollen Verſtändnis. Der
überwie=
gende Teil unſeres deutſchen kunſtliebenden und
kunſtverſtän=
digen Volkes muß verzichten. Mögen unſere Feinde uns noch
ſo droſſeln, die deutſche Kunſt können und werden ſie nie
vernichten. Das lehrte uns als Auftakt wieder die glänzende
Aufführung der „Meiſterſinger von Nürnberg”. Sie
waren wie ein Symbol vorangeſtellt worden mit Hans Sachſens
Mahnung, die deutſche Kunſt, die deutſchen Meiſter zu ehren.
Hans Knappertsbuſch brachte das Werk in ſeinem ganzen
ſtrahlenden Elanze heraus, ſo daß es die Zuhörer, ſo weit es
Deutſche waren, mit neuem Mute erfüllte, unſerem Schickſal
ſtandhaft zu widerſtehen. Friedrich Broderſen ſang den
Hans Sachs prachtvoll und voll tiefen Gemütes, wie dies ſeine
Eigenart iſt, Wolf als Walter von Stolzing und Nelly Merz
als Evchen ſtanden ihm ebenbürtig zur Seite.
Dann kam der Ring des Nibelungen geleitet von
Dr. Karl Muck, einem der wenigen, noch aus der Zeit
Wag=
ners ſtammenden Dirigenten, der dieſer Ringaufführung eine
ſel=
tene künſileriſche Bedeutung verlieh. Er iſt ein Dirigent von
Größe und Erhabenheit ebenſo wie von ſorgſamſter Kleinarbeit.
An dem von ſeinem berühmten Führer geleiteten Orcheſter wuchs
der Geſang leuchtend empor. Im Rheingold ſang Eliſabeth
Feuge die Freia, Wilhelm Rode den Wotan, Sigrid
One=
gin die Fricka, Hedwig Furtmüller die Erda, Depſer
den Froh, Hermann Wiedemann den „Alberich, Sterneck
den Fafolt, Gleß den Fafner und Erb den Loge.
In der Walküre ſang Gabriele Englerth die
Brün=
hilde, Nelly Merz die Sieglinde, Wolf den Siegmund, Gleß den
Hunding, Rode und Sigrid Onegin das Götterpaar Wotan
und Fricka. Unter Mucks Leitung wuchs das Drama zur
Vollendung auf. Welch überragender Geſtalter Muck iſt, bewies
die Aufführung des Siegfried. Sie ſtellte das Höchſte dar,
was man an nachſchaffender Kunſt erleben kann. Auch hier ſang
Rode den Wotan, während Reinfeld, dieſer junge ſtrahlende
Tenor, den Siegfried darſtellte und Hedwig Furtmüller die
Erda. Das gleiche Lob gilt von der Götterdämmerung
und dem unvergleichlichen Zwiegeſang Gabriele Englerths
als Brünhilde und Reinfelds als Siegfried.
Waren die Zuhörer nach der Aufführung des Ringes in
toſenden Beifall ausgebrochen, ſo erfüllte ſie nach derjenigen von
Triſtan und Iſolde andächtige Ergriffenheit. Es war in
der Tat das Vollendetſte was man hören konnte: Bender als
König Marke, Gabriele Englerth als Jſolde und Wolf als
Tri=
ſtan leiſteten neben Sigrid Onegin als Brangäne Unübertreff=
liches, von Hans Knappertsbuſch zu ihren höchſten Leiſtungen
befeuert.
Zwiſchen Parſifal und Triſtan erfüllte. Mozarts Figaros
Hochzeit die Räume des Reſidenztheaters mit ihren ſprühenden
Klängen. Mozart gerade in dieſem Theater zu hören, wo er
ſelbſt einſt dirigiert hatte und das in ſeinem entzückenden Barock
den gegebenen Rahmen dafür bildet, iſt an ſich ein Ereignis von
unngchahmlicher Stimmung. Wenn erſt ein ſo feinſinniger
Or=
cheſterleiter wie Knappertsbuſch den Taktſtock führt, eine Maria
Jvogün die Suſanne, Lola Artot de Padilla den Cherubin,
Bro=
derſen den Grafen und Nelly Merz die Gräfin ſingt, ſo iſt des
Jubels kein Ende.
Von zeitgenöſſiſchen Werken, die den heurigen Feſtſpielplan
vervollſtändigen, kam als erſtes Pfitzners Paleſtrina zur
Aufführung unter der Leitung Robert Hegers. Die Beſetzung
mit Erb als Paleſtrina, Maria Jvogün als Jghino,
Fein=
hals als Barromeo, Heinrich Rehkemper als Morone und
Depſer als Novagerio machte die Aufführung zu einer
unver=
gleichlichen. Karl Erbs Paleſtrina, tief durchgeiſtigt und ins
Transzendentale erhoben, iſt eine unerreichte Meiſterleiſtung.
Dazu kommt noch die Schönheit des Orcheſterſpiels und die
groß=
artige Infzenierung. Es gehört zum Ruhme Münchens, als eine
der erſten deutſchen Städte den Genius Pfitzners erkannt zu
haben, er hat auch hier eine dauernde würdige Heimſtätte.
Der größte Meiſter der Tonkunſt, den München ſelbſt
hervor=
gebracht hat, Richard Strauß, iſt mit vier ſeiner Werke
ver=
rreten: Salome, Ariadne auf Naxos, Der Roſenkavalier und
Elektra. Die beiden erſteren fanden eine glänzende Wiedergabe,
die letzteren ſtehen noch bevor. Knappertsbuſch, von Straußſchem
Geiſte erfüllt, entlockte dem Orcheſter ſeine herrlichſten Klänge,
Margot Leander ſang die Salome, Wilhelm Rode den
Jo=
changan, Depſer den Herodes und Sigrid Onegin die
Hero=
dias, während Nelly Merz ihre ſchönen Mittel der „Ariadne
lieh und Maria Ivogün eine geradezu vollendete Zerbinetta
war.
Im Ganzen war alles im Rahmen der Feſtſpiele Gebotene
von einer künſtleriſchen Vollendung, die Münchens
feſtgegründe=
ten Nuf vor aller Welt — und es iſt ja alle Welt hier — befeſtigt.
Iin Reſidenztheater wurde das Luſtſpiel Jan der
Wun=
derbare von dem größten Schauſpieler der Gegenwart und
feinſinnigen Dichter Friedrich Kaßler gegeben. Es iſt
eine luſtige Schabernackgeſchichte in altniederländiſchem Rahmen,
voll Situationskomik und Witz, voll Spannung bis zuletzt. Die
Bühnenbilder ſind wie aus dem Rahmen Teniers geſchnitten, die
Luſtigkeit der erdichteten Geſtalten ſteckt die Zuſchauer an. Von
Fritz Baſie, der zugleich die Rolle des Willem Deutz, eine
echte Brouwer=Figur, darſtellte, mit feinem Geſchmack inſzeniert,
von den Damen Herterich und Wimplinger den Herren
Kellenhals, Gura und Putſcher mit hinreißender Laune
geſpielt, errang das übermütge Scherzſpiel einen ſtürmiſchen
Erfolg.
Clara Ebert.
Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
— Die Städtiſchen Schauſpiele in Baden=
Baden bereiten eine intereſſante Uraufführung vor. Am
5. September wird die komiſche Oper „Abenteuer einer Nacht”
des engliſchen Komponiſten Percy Colſon ihre erſte Aufführung
erleben. Der Dext iſt nach einem Luſtſpiel Oliver Coldſmiths
von Alfred Kaliſch geſchrieben. Die muſikaliſche Einſtudierung
und Leitung beſorgt Alfred Lorentz.
C.K. Das Merkmal. Der Oberkellner im Speiſeſaal des
Strandhotels — ſo wird in „Reclams Univerſum” erzählt —
er=
kennt totſicher die Gäſte, die die zahlungsfähigſten ſind und denen
man die größten Rechnungen machen kann. Er teilt auch ſein
Geheimnis mit. „Ja, ſehen Sie,” meint er, „früher waren
un=
ſere beſten Gäſte die, denen es peinlich geweſen wäre, nach dem
Eſſen zu rauchen, ſolange noch eine Dame die Mehlſpeiſe nicht
genommen hatte.‟ Er ſeufzt: „Jetzt ſind unſere beſten Gäſte die,
die gleich mit einer qualmenden Zigarre oder Zigarette in den
Speiſeſaal kommen.”
() Eine Petroleumkanne als Denkmal. Es gibt nur ein
einziges Denkmal in der Welt, deſſen Hauptſchmuck eine
Petro=
leumkanne iſt. Dieſes merkwürdige Denkmal befindet ſich in
Madrid und wurde zur Einnerung an einen Vorgang errichtet,
der ſich während des ſpaniſchen Krieges auf Kuba ereignete.
Während der Kämpfe mit den Aufſtändiſchen wurde ein Haus
von den ſpaniſchen Soldaten belagert, in dem ſich eine feindliche
Schar verbarrikadiert hatte. Da man den Gegnern auf keine
Weiſe beikommen konnte, kam ein Soldat auf den Gedanken,
des Nachts mit einer Petroleumkanne und einer Schachtel
Streich=
hölzer auf das Dach zu klettern, das Petroleum anzuſtecken und
dann die Kanne in das Haus zu werfen, um die Feinde auf
dieſe Weiſe „auszuräuchern‟ Die Gefahr, ſelbſt mit zu
ver=
brennen, war für den Wagemtigen ſehr groß, und um möglichſt
ſchnell wieder herunterzukommen, ſchlang er ſich ein langes Seil
um den Leib, das ſeine Kameraden halten ſollten und an dem
er heruntergleiten wollte, wenn nicht das Seil vorher Feuer fing.
Das Unternehmen glückte, und zum Andenken an die kühne Tat
wurde in Madrid ein Denkmal errichtet, auf dem die
Petroleum=
kanne in monumentaler Größe aus Stein dargeſtellt iſt, nebſtz
dem Seil und dem Helden ſelbſt, dem die Ehrung galt.
( Walfiſchangriff auf ein Schiff. Der engliſche
Walfiſch=
dampfer „Brown” iſt in ſchwer beſchädigtem Zuſtande nach demn
kanadiſchen Hafen Viktoria gekommen. Das Schiff wurde
von einem rieſigen Potwal angegriffen, etwa 60 Kilometer
weſt=
lich von der Vancouver=Inſel. Das gewaltige Tier war von
einer Harpune getroffen worden, hatte getaucht und war dann
plötzlich ganz nahe bei dem Schiff an die Oberfläche gekommen,
worauf es mit voller Wucht gegen den Schiffskörper anrannte.
Dadurch wurde die Schraube ſchwer beſchädigt und das Schiff
kam mit Mühe und Not in den Hafen.
Seite 4.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 30. Auguſt 1923.
Rummer 239.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 30. Anguſt.
Die neuen Eiſenbahnfahrpreiſe vom 1. Sept.
RDV. Die Schlüſſelzahl für die erſte Septemberhälfte zur
Berechnung der Perſonenfahrpreiſe iſt auf 600 000 feſtgeſetzt.
Die Grundpreiſe, die in der 3. und 4. Klaſſe genau
den Vorkriegsſätzen entſprechen, für die 2. und 1. Klaſſe jedoch
gegenüber ſtark erhöht wurden, betragen: für 1 Em im
Perſonen=
oder Eilzug (ſogen. „Einheitsſätze”) in der 4. Kl. 2,2 Pfg.,
3. Kl. 3,3 Pfg., 2. Kl. 9,9 Pfg., 1. Kl. 19,8 Pfg.
Die ſich hieraus ergebenden Grundpreiſe werden bis 10 Mk.
auf 10 Pfg., über 10 bis 40 Mk. auf 20 Pfg. und darüber hinaus
auf volle Mark abgerundet und dann mit der Schlüſſelzahl
ver=
vielfacht.
Die Mindeſtfahrpreiſe betragen in den vier Klaſſen:
1,80 Mk., 0,90 Mk., 0,30 Mk. bezw. 0,20 Mk.
Schnellzugszuſchläge: 1. Kl.
2. Kl. 3. Kl.
1. Zone (bis 75 km)
.. 3,00 Mk. 1,50 Mk. 0,50 Mk.
2. Zone (über 75 bis 150 k). 6,00 „ 3,00 „ 100 „
3. Zone (über 150 km) . . . 9,00 „ 4,50 „ 150 „
Zuſchläge für BD=Züge (die vorausſichtlich erſt wieder im
Sommer verkehren):
Für lange Strecken (Berlin—München oder —Köln) 1. Klaſſe
20 Mk., 2. Klaſſe 10 Mk.
Für kurze Strecken (Berlin-Hamburg) 1. Klaſſe 10 Mk.,
2. Klaſſe 5 Mk.
Reiſegepäck: Für je 10 km auf 1 k 0,85 Pfg.:
Mindeſt=
fracht 0,60 Mk.
Platzkarten für D=Züge (viertägiger Vorverkauf in allen
MER=Büros): 1. Kl. 1,60 Mk., 2. Kl. 0,80 Mk., 3. Kl. 0,25 Mk.
Bahnſteigkarte: 0,20 Mk.
Bettkarten für Schlafwagen: 1. bis 3. Klaſſe werden
zunächſt nicht nach Grundpreiſen berechnet.
Aus dieſen Grundpreiſen, die unverändert bleiben ſollen,
ergeben ſich durch Vervielfachung mit der Schlüſſelzahl die jeweils
gültigen Fahrpreiſe; die Schlüſſelzahl ſoll, je nach den
Schwan=
kungen des Geldwertes, alle Halbmonate oder jeden Monat neu September, vorm. 9.30 Uhr, beginnende Tagung des hieſigen
Schwur=
feſtgeſetzt werden.
Bemerkenswert bei den neuen Grundpreiſen iſt das ver= öffentlicher Sitzung der Ferienzivilkammer des Landgerichts die nach=
2: 3:4,5: 6), das heute ſo ausſieht: 2:3:9: 18, d. h. die zweite
Klaſſe koſtet das Dreifache der dritten (früher das
Andert=
halbfache), die erſte Klaſſe das Doppelte der zweiten, das
Sechs=
fache der dritten und das Neunfache der vierten, während früher meinderechner Philipp Kunz 4. in Schneppenhauſen, Eliſabeth Keßler,
die erſte Klaſſe nur das Dreifache der vierten betrug.
— Ernannt wurden: am 6. April der Lehrer Heinrich Büttner
zu Mainz zum Rektor an der Volksſchule zu Mainz; am 9. Juli der
Schulamtsanwärter Otto Stellwagen aus Framersheim zum
Lehrer an der Volksſchule zu Kelſterbach (Kreis Groß=Gerau); am 23. Gerlach in Ober=Roden, Landwirt Johannes Karl Grünewald in Roß=
Auguſt der Lehrer Wilhelm Wolf zu Metzlos zum Lehrer an der dorf, Beigeordneter Adam Poth 3. in Neutſch, Fabrikant Karl Ziegler
Volksſchule zu Götzenhain (Kreis Offenbach).
— Kirchliche Dienſtnachrichten. Am 21. Auguſt wurde dem Pfarrer
zu Worfelden und am 23. Auguſt dem Pfarrer Peter Bock zu Meiches weg 16, Kaufmann Chriſtian Kullmann in Darmſtadt, Roquetteweg 4,
die evangeliſche Pfarrſtelle zu Ober=Mockſtadt übertragen.
— Erledigt iſt eine Lehrerſtelle für einen evangeliſchen Lehrer an
der Volksſchule in Arheilgen (Kreis Darmſtadt). Dienſtwohnung ter 1. in Lengfeld. Taglöhner Valentin Amend 2. in Haſſenroth i. O.,
iſt nicht vorhanden; Mietwohnung kann nicht beſchafft werden.
Be=
werbungen ſind an das Kreisſchulamt Groß=Gerau zu richten.
— Mietanmeldungen. Die Neuanmeldungen zu den Mieten 1923=
1924 ſind abgeſchloſſen. Eine kleine Anzahl bisheriger Mieter hat noch
nicht über ihren Platz entſchieden. Sie werden gebeten, ihren
Ent=
ſcheid ſofort der Mietabteilung mitzuteilen, und zwar ſchriftlich, da
keine Sprechſtunden mehr ſind. Die Benachrichtigung über die
Zu=
teilung der Plätze wird den Mietern Mitte nächſter Woche zugehen.
— Die Nachverſteuerung von Zündwaren und Leuchtmitteln. Wer
am 1. September 1923 zur gewerbsmäßigen Veräußerung beſtimmte
Zündwaren im Sinne des 8 1 des neuen Zündwarenſteuergeſetzes, ſo= ſowie die Uhr von einem Diebſtahl herrühren, werden alle
Jutereſſen=
wie Leuchtmittel, die nach dem neuen Leuchtmittelſteuergeſetz ſteuerbar
ſind, im Gewahrſam hat, muß ſie ſpäteſtens bis 6. September 1923 bei
der zuſtändigen Zollbehörde zur Nachverſteuerung anmelden.
Zünd=
waren, die ſich am 1. September unterwegs befinden, ſind vom Emp= etwa 1 Meter lang und 40 Zentimeter breit und hoch. An den beiden
fänger anzumelden, ſobald ſie in ſeinen Gewahrſam gelangt ſind.
We=
gen der Einzelheiten wird auf die Veröffentlichungen im
Reichsgeſetz=
blatt Nr. 75 vom 24. Auguſt 1923, S. 807 und 809, verwieſen. Aus= trägt loſen Radreifen, der zum Teil mit Draht umbunden iſt. Der
künfte erteilen die Zollſtellen.
* Das evangeliſche Kirchenlieb, ſieht im kommenden Jahre dem
Gedächtnis ſeines 400jährigen Beſtehens entgegen. Auf Anregung des
Deutſchen Epangeliſchen Kirchenausſchuſſes ſoll bereits gelegentlich des Motorradfahrer überfahren und erheblich verletzt worden. Der
Motor=
diesjährigen Deutſchen Kirchentags in allen Kirchen Deutſchlands am
Sonntag, den 7. Oktober, dieſe Tatſache gottesdienſtlich gefeiert
wer=
den. Die Kirchengeſangvereine und Kinderchöre werden dabei berufen
ſein, durch Vortrag geeigneter Chorgeſänge aus der Reformationszeit
der Gemeinde zum Bewußtſein zu bringen, welch unermeßlich großes
Gut mit dem evangeliſchen Kirchenlied unſerem Volk geſchenkt worden.
iſt. Die erſten evangeliſchen Geſangbücher erſchienen im Jahre 1524,
aber bereits vorher — im Jahre 1523 — war Luthers Märtyrerlied
Ein neues Lied wir heben an” und ſein köſtlich tiefes und frohes „Nun Was letzteren betrifft, ſo wurde der Fabrikarbeiter Johann Georg
freut euch, lieben Chriſtengmein”, bekannt geworden.
— Dienſtfubiläum. Fräulein Luiſe Weiße, Tochter des den älte= e
ren Theaterbeſuchern wohlbekannten verſtorbenen Hoftheaterdieners
25jähriges Juhiläum als Verkäuferin bei der Firma D. Faix u. Söhne, d
hier.
(
— Jugendbewegung. Die Jugend von heute iſt eine andere als
früher. Sie hat einen ganz anderen Hunger nach Leben, nach Freube.
Freilich verwechſeln auch viele Appetit, jenes ſpieleriſche, nicht ernſt zu
nehmende Gelüſten nach geiſtreichem Reden, auffallendem Tun und
genießeriſchem Verkehr mit jenem echten Hunger nach
Wahr=
heit, nach Tat und nach Gemeinſchaft. Von dieſem Hunger
nach „Brot” ſprach unter dem Thema „Die Entſcheidungsſtunde der
Jugendbewegung” am vergangenen Samstag abend der bekannte
Jugendführer Pfr. Dr. W. Stählin aus Nürnberg, der Leiter des
Bundes deutſcher Jugendvereine” in der Johanneskirche vor vielen
hieſigen Bünden, welche die Jugendvereinigungen der
Johannesge=
meinde zu dieſem Vortrag eingeladen hatten. Zum Beginn ſang die
„Kurrende” ein Abendlied; den Beſchluß machte Frl. Dr. Noack mit
mit einem Bachſchen Satz. Der Abend wird manchem jungen
Streben=
den ein Stücklein weitergeholfen haben ins Land der Wirklichkeit.
— An der Zeitung ſparen? Die Evangel. Preſſekorreſp. ſchreibt:
Bei dem raſenden Geſchwindſchritt der Geldentwertung beſinnt man ſich
in jeder Haushaltung wieder, wie man ſparen kann, und mancher
der=
fällt darauf, an der Zeitung zu ſparen. Zuerſt hat man vielleilſt
das chriſtliche Blatt abgeſchafft, jetzt folgt die Tageszeitung nach. Was
ſie koſtet, geht ja monatlich in die Tauſende! Aber daran ſparen, iſt
doch ſchlecht geſpart. Das ſtellt ſich bald heraus. Man weiß nicht
mehr, was vorgeht; man erfährt wichtige Bekanntmachungen, Preiſe,
Wohlfahrtseinrichtungen, Verſammlungen aller Art gar nicht oder zu
ſpät; man fällt beängſtigenden Gerüchten und Schwindlern zum Opfer;
man kann ſich nicht mehr mit Verſtändnis beteiligen an den
wirtſchaft=
lichen, politiſchen, gemeinnützigen und religiöſen Beſtrebungen der
Zeit — kurzum man wird zum Sonderling, und wer den Schaden hat,
darf für den Spott nicht ſorgen. Es lohnt ſich ſpahrhaftig, einer
gut=
geleiteten Zeitung, die ein wahrer Hausfreund iſt, die Treue zu
hal=
ten. Und wenn man berechnet, was Lebensmittel, Kleider und andere
Waren koſten, ſo wird man die überraſchende Entdeckung machen, daß
die Zeitung immer noch verhältnismäßig billig iſt.
— Möblierte Zimmer. Die von dem Miniſterium für Arbeit und
Wirtſchaft für September angeordnete Erhöhung der Zuſchläge zur
Grundmiete auf 15,3 Millionen Prozent (im Auguſt waren es 255 100
Prozent) wird ihre Wirkung auf die Berechnung der damit gewaltig
ſtei=
genden Mieten der möblierten Zimmer nicht verfehlen. Für die
Zimmer=
vermieter empfiehlt es ſich, ſich über dieſe Berechnung rechtzeitig zu
unterrichten. Zu dieſem Zwecke wird die Beratungsſtelle des Verbandes
der Zimmervermieter Montag und Donnerstag, 4—5 Uhr, in den
Räu=
men des Hausfrauenbundes, alte Artilleriekaſerne, Heidelberger Straße,
Eingang Wilhelmſtraße, jetzt wieder regelmäßig geöffnet ſein. Auch den
Mietern möblierter Zimmer wird hier gern unentgeltlich Nat erteilt.
n. Ausloſung der Geſchworenen. Für die am Montag, den 24.
gerichts, deſſen Vorſitz Landgerichtsrat Dr. Werner führt, wurden in
änderte Verhältnis der Klaſſen untereinander (Friedensſatz; ſtehenden Geſchworenen durch das Los gezogen: Zimmermann Philipp
Sturmfels 4. in Semd, Bierbrauer Georg Ludwig Gans in Groß=
Um=
ſtadt, Frau Oberamtsrichter Fetzberger in Höchſt i. O., Bauunternehmer
Philipp Müller 8. in Sprendlingen, Drehermeiſter Joh. Morgenſtern
in Offenbach a. M., Metzger Adam Nungeſſer 6. in Pfungſtadt, Ge=
Ehefrau des Architekten Ludwig Keßler, in Bensheim, Architekt Jakob
Karl Sauer in Eberſtadt, Kaufmann Adam Keller 1. in Lampertheim,
Witwe Georg Treber 11., Pridatin in Rüſſelsheim, Buchdrucker Peter
Scherer 1. in Rüſſelsheim, Bürgermeiſter Peter Kern 4. in
Wiebels=
bach, Metzgermeiſter Konrad Joſt in Meſſel, Bäckermeiſter Friedrich
in Darmſtadt, Heidelberger Straße 108, Inſtallateur Karl Stein in
Darmſtadt, Hochſtraße 10, Dachdeckergehilfe Geoug Spichart in Darm=
Dr. Jakob Batteiger zu Dittelsheim die evangeliſche Pfarrſtelle ſtadt, Schützenſtraße 9. Profeſſor Albin Müller in Darmſtadt, Nikolai=
Krankenkaſſenbeamter Anton Klotz in Darmſtadt, Pankratiusſtr. 21
Beigeordneter Adam Krämer 2. in Eſchollbrücken, Landwirt Karl Wal=
Wagner Philipp Fiſcher 8. in Biſchofsheim, Landwirt Georg Bauch 5.
in Götzenhain, Bürgermeiſter Georg Ludwig Seip in Hetzbach, und
Kunſtmaler Arnold Friſche in Bensheim.
Eigentümer geſucht! Bei der hieſigen Kriminalabteilung
be=
findet ſich ein herrenloſes Fahrradgeſtell mit Kette. Auf
dem Geſtell iſt die Marke „Pfeil” erſichtlich. Desgleichen eine ſilberne
Zylinder=Damenuhr, Schweizer Format mit Lederarmband. Das
Ge=
häuſe iſt verziert, mit dem Stempel „Galonne” verſehen und hat einen
Rückendeckel ohne Charnier. Das Zifferblatt hat deutſche Zahlen,
dar=
rüber gelbe Pünktchen. Da zu vermuten iſt, daß das Geſtell mit Kette,
ten, die glauben, Anſpruch erheben zu können, gebeten, ſich umgehend
bei der Kriminglabteilung, Zimmer 7, zu melden. — Auf dem fünften
Polizeirevier befindet ſich ein herrenloſer Handleiterwagen,
Hinterrädern ſind zwei eiſerne Streben angebracht. Die vordere
Quer=
latte iſt links mit einem Bindfaden gebunden, das linke vordere Rad
Wagen iſt ohne Anſtrich.
E Zeugen geſucht! Am Donnerstag, den 23. Auguſt, vormittrgs
gegen 7 Uhr, iſt auf dem Marktplatz ein Dienſtmädchen von einem
radfahrer iſt eiligſt davongefahren, ohne ſich um die Verletzte zu
küm=
mern. Um den Sachverhalt klarzuſtellen, werden alle Perſonen,
ins=
beſondere derjenige Herr, welcher den Namen des Lenkers, ſowie die
Nummer des Rades kennen will, gebeten, zweckdienliche Mitteilungen
an die Kriminalabteilung, Zimmer 8, gelangen zu laſſen.
n. Ferienſtrafkammer. In zwei unter Ausſchluß der Oeffentlichkeit
verhandelten Sachen lautete die Anklage auf tätliche Beleidigung, wozu
ſich in dem einen Falle aus Tröſel i. O. noch Bedrohung ergeben hatte.
Maier für beide Vergehen, die er nach früherem Leugnen nunmehr
einräumt, zu insgeſamt 6 Wochen Gefängnis abzüglich 5 Wochen
Unterſuchungshaft verurteilt. Er war einem jungen Mädchen zu nahe
Ludwig Weiße, begeht am kommenden Samstag, den 1. September ihr getreten und hatte alsdann deſſen Vater einzuſchüchtern verſucht. — In
der anderen Verhandlung focht der ſchöffengerichtlich mit 7 Monaten
Gefängnis bedachte Auguſt K. von Sprendlingen zwecks Freiſpruches
dieſes Urteil an, erreichte aber nur die Ermäßigung auf 3 Monate nebſt
der Ausſicht, daß die bedingte Begnadigung befürwortet werden ſoll.
Nach dem neuerdings erſtatteten gerichtsärztlichen Gutachten iſt der
Angeklagte als Pſychopath und gemindert zurechnungsfähig anzuſehen,
und man faßte deshalb in zweiter Inſtanz fein zum öffentlichen
Aerger=
nis gewordenes Verfahren weſentlich milder auf, obwohl derartige
Per=
verſität einen gewiſſen gemeingefährlichen Charakter zu haben pflegt.
— Die Teuerung in Heſfen: das 970 414 fache der Vorkriegszeit.
Auf Grund der Preiſe vom 22. Auguſt dieſes Jahres ſtellen ſich nach
den Berechnungen der Heſſiſchen Zentralſtelle für die Landesſtatiſtik
die Lebenshaltungskoſten im Durchſchnitt der fünf größten Städte
Heſſens auf das 970 414fache der Vorkriegszeit. Die Steigerung
gegen=
über den Lebenshaltungskoſten vom 8. Auguſt (306 589) beträgt ſomit
216 vom Hundert.
DAI. Deutſche Mädchen, reiſt nicht in die franzöſiſche Schweiz!
Von maßgebender Seite wird dem Deutſchen Auslands=Inſtitut
mit=
geteilt, daß deutſche Mädchen in der Schweiz, beſonders in dem
fran=
zöſiſchen Teil, mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Ganz
abgeſehen davon, daß die Aufenthaltsbewilligung ſehr ſchwer erteilt
wird, ſind auch die Gehälter trotz der verlockenden Schweizer Franken
durchaus nicht glänzend. Häufig kamen Mädchen, die erkrankten oder
ihre Stellung verloren, in großes Elend, und mußten ſchließlich auf
Staatskoſten heimbefördert werden. In der franzöſiſchen Schweiz
wer=
den Mädchen oft in rückſichtslofeſter Weiſe ausgenützt und beſchimpft
(Boches). Selbſt die Erlernung der franzöſiſchen Sprache, die ohne
Vorkenntniſſe ſchwer zu erreichen iſt, wiegt die großen Nachteile, denen
ſich die Mädchen ausſetzen, nicht auf.
— Die Frankfurter Kunſtmeſſer wird in dieſem Herbſt vom 16.—30.
September ſtattfinden und eine vorzügliche Ausſtellung
württembergi=
ſcher Kunſt bringen. In der Ständeabteilung werden, wie auf der
letzten Frübjahrsmeſſe, neben dem Kunſthandel auch Künſtlerverbände
und Künſtlergruppen zugelaſſen werden. Intereſſenten wollen ſich
jo=
fort an die Geſchäftsſtelle der Frankfurter Kunſtmeſſe im Römer,
Wedel=
gaſſe Nr. 3, wenden.
RDV. Der Preismultiplikator für Bäder und Sommerfriſchen. Eine
Reihe von Anfragen veranlaſſen die Reichszentrale für Deutſche
Ver=
kehrswerbung”, eine Ueberſicht über die Bewegung des
Preismultiplika=
tors für Bäder und Sommerfriſchen zu geben; der Tag der
Veröffent=
lichung iſt gleichzeitig der Tag des Inkrafttretens (alſo nicht der erſte
Tag der folgenden Woche): 24. März bis 6. April: 2600, 7. April bis
4. Mai: 2800, 5. bis 18. Mai: 3000, 19. Mai: 3200, 26. Mai: 4200,
2. Juni 4600, 9. Juni 5600, 16. Juni: 6500, 23. Juni: 8000, 30. Juni:
11000, 5. Juli: 15 000, 12. Juli 23 000, 19. Juli: 2000, 26. Juli:
42000, 2. Auguſt: 85 000 9. Auguſt: 180 000, 16. Auguſt: 450 000,
20. Auguſt: 580 000, 23. Auguſt: 800 000.
Lokale Veranſtaltungen.
Die hierunter erſcheinenden Notſzen ſind aueſchſießlich als Hinweiſe auf Anzelgen zu betrachten,
in keinem Faſle irgendwie als Bewrechrg oder Krick.
— Verein für naturgemäße Lebens= und
Heil=
weiſe. Da in dieſem Jahre infolge der unbeſtimmten Witterung die
monatlichen Waldſpaziergänge ausfallen mußten, laden wir unſere
Mit=
glieder am nächſten Sonntag, den 2. September 1923, zu einem frohen
Nachmittag im Luft=Lichtbade ein. Der Nachmittag ſoll vor allem
un=
ſerer Jugendgruppe Gelegenheit geben, zu zeigen, was ſie in den
wöchentlichen Spielſtunden lernte. Lieder zur Laute, Waldhornſolo,
ernſte und heitere Vorträge gehen einem ſchönen Freilicht=Märchenſpiele
voran. Ein Vortrag über die Bedeutung der Vereine für naturgemäße
Lebens= und Heilweiſe wird manchen Fernſtehenden für unſere Sache
werben. Bei ungünſtiger Witterung findet das Jugendfeſt im Verein
Feierabend, Stiftſtraße 51, ſtatt. (S. Anz.)
Evang. Jugendgemeinſchaft. Die nächſte
Verſamm=
lung findet am Donnerstag, den 30. Auguſt, nach 6 Uhr in dem
Ge=
meindehaus der Kiesſtraße ſtatt.
Kaffee Fürſt Bismarck. Freitag, den 31. Auguſt 1923, findet
im Kaffee Fürſt Bismarck das Abſchiedskonzert des Obermuſikmeiſters
Math. Weber bei verſtärkter Hauskapelle ſtatt. (Näh. ſ. Anz.)
Regimentsnachrichten.
— Offiziersverein 25. Samstag, 1. September, 8 Uhr
abends, Vereinszimmer, Vortrag von Baurat Hofmann: Geſchichte und
Umbau des Schloſſes. Damen willkommen.
Die Heſſ. Regimentsvereine 115, 116, 117, 118, 23, 24,
61, 18, ferner Jäger zu Pferde Nr. 3, Marineverein und
Kavallerie=
verein veranſtalten am Samstag, den 1. Sept., einen Bierabend mit
Familien in der Brauerei Fay, Ballonplatz.
Verband Heſſiſcher Regimentsvereine. Der
Vaterländiſche Ring Darmſtadt hat eingeladen zu einem vaterländiſchen
Abend Montag, 3. September, 8 Uhr abends, Saalbau. Unter anderem
Lichtbildervortrag: „Wir und die Franzoſen im Laufe der Jahrhunderte
und heute” durch Kamerad Oberſtlt. v. Hagen. Eintrittskarten gegen
Vorlage der Mitgliedskarten uſw. 5000 Mk. freibleibend in den
Zigarren=
geſchäften Ludwig, Karlſtr., Mylius, Ecke Karlſtraße=Herdweg, Friſeur
Opp, Riegerplatz, Verkehrsbureau, Abendkaſſe (erhöhter Preis).
— Der Verein ehem. 6ler fordert ſeine Mitglieder auf,
ſich an dem am Samstag, den 1. September, abends 8 Uhr,
ſtattfinden=
den Bierabend in der Brauerey Fay, Ballonplatz, recht zahlreich zu
be=
teiligen. Den Mitgliedern ſei nochmals bekannt gegeben, daß der Abend
mit Damen ſtattfindet.
Parlamentariſches.
* Landtagsabgeordneter Köhler=Worms (Dtſch. Vpt.) hat
fol=
gende Anfrage an den Landtag gerichtet: Iſt es richtig, daß der
Ver=
treter Heſſens im Reichsrat bei der Beſchlußfaſſung über die Umgeſtaltung
der örtlichen Sonderzuſchläge bei den Beamtengehältern zwar wegen der
Nichtgleichſtellung von Mainz mit Mannheim Beſchwerde geführt
hat, nicht aber auch bezüglich der Stadt Worms, obwohl die Arbeitgeber
in Worms mit Rückſicht auf die Teuerung fortwährend zur Zahlung
höherer Löhne als in Mainz gezwungen ſind und die Teuerung und
nicht die Größe der Stadt die Höhe der Gehälter und Löhne beſtimmt2
Iſt die Regierung bereit, ihren Vertreter in dieſer Richtung zur
Ver=
hinderung der Benachteiligung der Beamten der Stadt Worms zu
in=
formieren?
Die Finanzen des Großherzogs.
Roman von Frank Heller.
Copyright bei Georg Müller Verlag, München.
(Nachdruck verboten.)
20)
Herr Bekker ſtarrte den Sergeanten an. Gott im Himmel, mit
dem war nicht gut Kirſchen eſſen. Er mußte den Großherzog
noch mehr haſſen als Herr Bekker ſelbſt. Scharfrichter!
Vermut=
lich drückten Herrn Bekkers Augen aus, was er dachte, denn der
Sergeant warf einen kurzen Blick auf ihn und ſagte:
Vor vier Jahren, Senjor, hatte ich einen Bruder, der auch
bei der Leibwache angeſtellt war. Er beging einen kleinen
Fehl=
tritt, und der Lahme ließ ihn vor der Truppe hängen.”
Er brach ebenſo plötzlich ab, als er begonnen hatte. Herr
Bekker betrachtete ihn noch einmal mit einem erſtaunten Blick
und ging dann, von Luis gefolgt, langſam auf die Türe zu ..."
Die Nacht draußen war kalt; ein letzter Strahl des
Mond=
lichtes ruhte auf dem Dachgeſims des alten Schloſſes.
Hinter Herrn Bekker und Luis hörte man das Trappeln der
übrigen Verſchworenen, die wieder der Stadt zuwanderten.
Dieſe ſchlief ruhig wie die Dörfer und Häuſer ringsum in
Mi=
norca, ruhig, wie ſie tauſend Jahre geſchlafen hatte.
Sollte ihr Schlummer von Herrn Bekker und ſeinen
Freun=
den geſtört werden?
Das wollen wir eben ſehen.
Fünftes Kapitel,
worin ein Fahrzeug Minorca verläßt.
Es war gegen 6 Uhr am Abend des 28. Februar, und die
Glocken in Mahons Kathedrale dröhnten ſchwer, als man zwei
in weite Mäntel gehüllte Geſtalten das großherzögliche Schloß
verlaſſen ſehen konte.
Sie durchquerten mit raſchen Schritten den Schloßhof und
gingen dann ſchweigend dem Hafen zu.
Der eine dieſer Wanderer war klein, und trug eine
Reiſe=
taſche, der andere, der rieſengroß war, hinkte leicht. In der
Hand hielt er einen Handkoffer von beſcheidenen Dimenſionen.
Der Kleinere brach das Schweigen:
„Hoheit hätten Auguſte den Handkoffer tragen laſſen ſollen.
Hoheit überanſtrengen ſich
„Unſinn, Paqueno, mitz dieſem Köfferchen. Wo ich ſo viele
Jahre hindurch die Sorgen des Staates und ein belaſtetes
Ge=
wiſſen getragen habe. Ueberdies erregt es Aufſehen, wenn wir
zahlreich auftreten. Ich will micht, daß jemand etwas von meiner
Abreiſe erfährt,
„Aber wollen Hoheit nicht mich .
„Lieber, guter, alter Eſteban, ſeien Sie ſo freundlich und
machen Sie ſich keine Sorgen. Meine großherzögliche Würde
leidet nicht darunter, wenn ich einen Handkoffer trage. Schade
nur, daß er kein Gold enthält. In dieſem Falle könnte ich die
ſtärkſte Feſtung einnehmen.”
Der Großherzog verſtummte und fügte hinzu:
„Niemand wird nämlich leugnen können, daß ich ein
erſt=
klaſſiger Eſel bin und immer war.”
„Daß dieſer Iſaaes in London auch Nein ſagen mußte,”
murmelte Senjor Paqueno, offenbar ſeinen eigenen
Gedanken=
gang fortſpinnend. „Wir haben ihm doch ſo gute Bedingungen
geboten.”
„Zu ſeine Firma, Paqueno.”
„Aber er hat doch Serbien geliehen, Hoheit.”
„Daraus folgt noch nicht, daß er uns leihen will. Wir haben
weder Morde noch Revolutionen gehabt. Nun müſſen wir unſere
Hoffnung darauf ſetzen, daß es mir perſönlich gelingt, Marcowitz
zu überreden oder anderswo Geld aufzutreiben. Kann ich das
nicht, dann iſt dieſe Reiſe verfehlt und wir können uns
auf=
hängen. Auf welcher Seite des Hafens lag doch das Boot,
Pagueno?”
„An der Oſtſeite, Hoheit, hier unden. Ich fürchte, wir
wer=
den eine ſchlechte Ueberfahrt haben."
Der Großherzog ſah zum Himmel auf. Die Wolken jagten
über das Firmament, ſie bedeckten es ganz, und wenn ſich eine
Falte bildete, ſo wirbelten die Sterne vorbei wie die Funken
eines Induktionsapparates. Die Stadt Mahon ſchien
ausgeſtor=
ben; das Gaswerk, das ſeit drei Wochen untätig war, ließ die
Straßen in Dunkelheit, und kein Menſch ließ ſich blichen.
„Schon recht, je weniger Leute uns ſehen, deſto beſſer,”
murmelte der Großherzog. „Sie verhalten ſich immer ruhiger,
wenn ſie glauben, daß ihr guter Herrſcher über ſie wacht.
Uebri=
gens, weiß Gott, von der unruhigen Sorte, ſind ſie überhaupt
nicht.”
Senjor Paqueno, der ſeinen Kneifer aufgeſetzt hatte, blickte
mit vorgeſtrecktem Kopfe durch das Dunkel des Gäßchens, das
ſie durchſchritten. Es führte gerade zum Hafen hinunter, deſſen
Waſſer man aus der Ferne gluckſen hörte. Wo das Gäßchen
auf=
hörte, ſah man die dunkle Silhouette einer Schiffstakelung, die
ſich vom Horizont dahinter abzeichnete. Plötzlich flammte eine
Lalerne an einem der Maſte auf, und Senjor Paqueno zupfte
ſeinen Herrn am Aermel.
„Da liegt das Fahrzeug, Hoheit,” ſagte er. „Joaguins
Vetter hat verſprochen, um dieſe Zeit eine Laterne anzuzünden.”
Der Großherzog und er beſchleunigten den Schritt und
waren bald am Hafenkai angelangt. Eine kleine Fiſcherbarke
ſchaukelte ſich heftig auf und nieder und riß ungeduldig an den
Stricken. Ein unterſetzter Mann in Schifferkleidern kam auf den
Großherzog und ſeinen Begleiter zu, muſterte ſie und grüßte
dann ehrfurchtsvoll.
„Alles iſt fertig, Hoheit,” ſagte er.
„Schön, mein vortrefflicher Domingo. Du biſt der Vetter
meines Ehrenkochs Joaquim?”
„Jawohl, Hoheit.
„Majorcaner? Ach, dieſe Majorcaner!”
„Hoheit, ich bin in Majorca geboren wie mein Vater und
Joaquim, aber im Herzen bin ich ein guter Minorcaner.”
„So wie ſie, das ſcheint in der Familie zu liegen. Du ſollſt
ſeinem Beiſpiel folgen und in meine Dienſte treten, um Deine
Geſinnung zu dokumentieren. Dein Vater wollte nicht einmal
Hoflieferant werden.”
„Hoheit . . .‟ der Mann wandte ſich.
Der Großherzog brach in Lachen aus.
„Nun, nun, Dowingo, ich ſcherze nur. Es iſt Joaquims
eigene Schuld, daß er mich nicht verlaſſen will Augenblicklich
er=
weiſeſt Du mir den größten Gefallen, wenn Du uns ſo bald als
möglich nach Barcelona bringſt.”
„Sofort, Hoheit, ſofort. Wir können in 10 Minuten fahren.”
Nach einer tiefen Verbeugung ſprang der Mann an Bord.
Offenbas war er mehr als erſtaunt über die Paſſagiere, die ſeine
einſache Schute an dieſem Abend befördern ſollte. Als er am
Vormittag im Hafen von Linorca landete, hatte ihn ſein Veiter,
der Koch des Großherzogs, aufgeſucht, ihn beiſeit genommen und
ihm dieſen Vorſchlag gemacht, der ihn anfangs mit tiefſtem
Miß=
trauen erfüllt hatte und dann mit einer Verwunderung, die ſich
noch nicht gelegt hatte. Was in aller Welt wollte der Großherzog
in Barcelona? Oder richtiger, warum fuhr er mit ihm, Domingo,
hin, in einer ſimplen Fiſcherbarke? Flüchtete er aus Minorca?
Joaguin hatte alle dieſe Fragen mit kategoriſcher Verſicherung
beantwortet, daß das die Sache Seiner Hoheit ſei, die niemand
anderen etwas angehe — Seine Hoheit wünſchte unter keiner
Bedingung, daß ſeine Abreiſe bekannt werde; und nach noch
einigem Hin= und Herreden war Domingo auf den Vorſchlag
eingegangen, obgleich Barcelona eigentlich von ſeiner Route.
ablaa, die ſich auf die baleariſchen Inſeln beſchränkte.
Und ſo empfing er nun am Abend den Großherzog und
Pa=
queno, höchſt myſtifiziert und halb überzeugt, daß der arme
Herzog ſeiner Stellung müde geworden war und wie ſo mancher
Minorcaner vor ihm ſeine heimatliche Inſel verließ, um
anders=
wo ſein Glück zu probieren.
(Fortſetzung folgt.)
Rummer 239.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 30. Auguſt 1923.
Seite 5
* Die Meſſe Merkurs und der Muſen.
Von Fritz Hanſen.
Eingehender als früher iſt in jetziger Zeit die Frage der
Produk=
tion und des Abfatzes deutſcher Bücher erörtert worden. Dabei mußte
ſanerkannt werden, daß Deutſchland auch heute noch unbeſtritten in
der Büchererzeugung und im Bücherabſatz an erſter Stelle ſteht. Aber
die Herſtellung der Bücher iſt ebenſo wie deren Verkauf weſentlich
anders geworden als früher. Bücher gehören heute zu den ſo
belieb=
ten „Sachwerten”, und ſoweit ihr Abſatz aus Deutſchland beſchränkt
iſt, gilt oft der Merkſpruch Felis Dahns:
Bücher ſchreiben iſt leicht, es verlangt nur Feder und Tinte
Und das geduldige Papier. Bücher zu drucken iſt ſchon
Schwerer, weil oft das Genie ſich erfreut unleſerlicher Handſchrift.
Bücher zu leſen iſt noch ſchwerer von wegen des Schlafs.
Aber das ſchwierigſte Werk, das ein, ſterblicher Mann bei den Deutſchen
„Auszuführen vermag, iſt: zu verkaufen ein Buch.
Die Schwierigkeit des Bücherverkaufs in Deutſchland tritt noch
mehr in den Vordergrund, wenn man berückſichtigt, daß unſer
Buch=
gewerbe lange Zeit unter dem Schlagwort „Billig und ſchlecht” zu
lei=
den hatte. So fehr man auch die Leiſtungen der deutſchen Wiſſenſchaft
anerkannte, die Form, in der die Bücher gekleidet waren, fand keinen
Beifall. Schon Ludwig Börne hat in ſeinen Schilderungen der erſten
Induſtrieausſtellungen im Loupre der Meinung Ausdruck gegeben, da
es viel dazu beitragen würde, die damals ſchwache Neigung für Büche.
in Deutſchland zu heben, wenn die deutſche Buchbinderei ganz
allge=
mein mehr ausgebildet werden würde. Auch auf dieſem Gebiete hat
die kunſtgewerbliche Bewegung in letzter Zeit erfolgreich Wurzel
ge=
ſchlagen, und die Erneuerung, ſoweit ſie auf künſtleriſche Geſtaltung
der Bucheinbände abzielt, könnte mit der Maſſenherſtellung in
Ein=
klang gebracht werden. Allerdings handelte es ſich dann nicht darum,
ſchöne Einzelerzeugniſſe zu ſchaffen, ſondern die Maſſenherſtellung zu
veredeln. Die Maſſenbände zu bekämpfen, iſt natürlich nutzlos. Wollte
man der minderwertigen Ausſtattung entgegentreten und lediglich den
Geſchmack heben, ſo müßte das geſamte Gewerbe von der
Ueberzeu=
gung durchdrungen ſein, daß auch das allereinfachſte und billigſte Buch
ſchön ſein kann in dem Sinne, daß die Ausſtattung zweckmäßig und in
geſchmacklicher Hinſicht einwandfrei iſt. Die Grundſätze, nach denen
die Bewegung zur Geſchmackbildung im Buchgewerbe arbeitete,
brach=
ten ſehr treffend zum Ausdruck, daß die Maſſenware bei der
Buchaus=
ſtattung nicht ſchlecht ſein müſſe, daß vielmehr auch bei ihr die
For=
derungen erfüllt werden können, die vom Dürerbund und vom
Deut=
ſchen Werkbund aufgeſtellt wurden. Die gute Ausſtattung muß ſich in
Form und Stoff dem Juhalt anpaſſen. Der Käufer ſoll nicht durch
falſchen Schein getäuſcht werden. Jeder Stoff wird zu der
Form=
gebung verwandt, die ſeiner Beſchaffenheit entſpricht. Papier ſoll als
Papier, nicht als Leinen oder Leder erſcheinen; kurz, alles ſoll als das
wirken, was es iſt. Die Form ſoll dem Gebrauchszweck angepaßt ſein.
Verzierungen ſollen nur dem Schmuck dienen, ohne aufdringlich zu
wirken. Um aber eine ſolche Zweckmäßigkeit, Treue und
Aufrichtig=
keit in Form und Stoff zu erreichen, genügt es nicht, die Herſteller
der Bücher von der Notwendigkeit dieſer Forderung zu überzeugen,
ſondern es müßte auch der Buchhändler und der Käufer dafür
ge=
wonnen werden.
Unter dieſem Geſichtsſvinkel betrachtet, gewinnen die Meſſen als
Abſatzgebiete für den Buchhandel beſondere Bedeutung. Niemals war
es ſo nötig, daß deutſche Bücher ins Ausland kommen, wie jetzt.
Be=
ſonders wiſſenſchaftliche Werke müſſen ausgeführt werden, damit der
Name des deutſchen Schrifttums durch die Arbeiten unſerer Gelehrten
wieder hergeſtellt wird. Dafür beſitzt Frankfurt a. M. auf ſeiner Meſſe
ein außerordentlich wichtiges Hilfsmittel. Denn die Frankfurter
Buch=
meſſe, wie ſie ſich jetzt wieder in der Zeit vom 23.—29. September
prä=
ſentiert, iſt eine Wiederbelebung der alten Frankfurter Büchermeſſe,
die von 1462 bis 1792 ein getreues Spiegelbild, des deutſchen
Kultur=
lebens gaben.
Was die alte Frankfurter Büchermeſſe auszeichnete, war die enge
Verbindung zwiſchen Wiſſenſchaft, Buchhändler und Buchdrucker, deren
Altmeiſter Fuſt und Schöffer als Begründer der Buchhändlermeſſen
angeſehen werden können.
Die geographiſchen Lage und politiſche Bedeutung Frankfurts hatte
aber zur Folge, daß aus Italien, Holland, Belgien, Frankreich, der
Schweiz und England die Buchhändler ſich zur Frankfurter Meſſe im
Quartier des Buchhandels, der Buchmeſſe, einfanden.
Hier wurde der Grundſtock für viele in= und ausländiſche
Biblio=
theken gelegt, und die Frankfurter Verleger ſtellten ſich mehr und mehr
auf die Befriedigung der Bedürfniſſe der internationalen Kundſchaft
ein. In einer Zeit, in der es noch ein geiſtiges Weſteuropa gab, wurde
deſſen Bücherbedarf hauptſächlich auf der Frankfurter Meſſe gedeckt.
Als das literariſche Uebergewicht des Südens nachließ, die
latei=
niſche Gelehrtenliteratur infolge der Wirren des 30jährigen Krieges
nicht mehr begehrt wpurde, und auch der Meſſeverkehr überflüſſig wurde,
ging die alte Frankfurter Büchermeſſe zugrunde. Das Buchgewerbe
ſuchte neue Formen des geſchäftlichen Verkehrs. Als aber in unſerer
Zeit die Meſſen in der Form der Muſtermeſſe wieder erſtanden, hat
Frankfurt erfolgreich an ſeine alte Tradition angeknüpft und in der
neuen Frankfurter Büchermeſſe eine Einrichtung geſchaffen, die Meſſe
und Ausſtellung als Verkaufsorganiſation und bloße Schauſtellung im
Anbau des Hauſes „Werkbund” glücklich vereinigt. Daß man darüßer
hinaus dem Buchgewerbe beſondere Beachtung ſchenkte, zeigte die
Aus=
ſtellung. Das deutſchen Buch” und „Das ſchöne niederländiſche Buch”
auf den letzten Meſſen.
Dabei handelt es ſich um eine Ergänzung der Meſſe, in der nicht
nur der Buchhändler, ſondern auch das „Buch” zur Geltung kam, ſeine
Entſtehung und Bedeutung in einer Milieuausſtellung gezeigt wurde.
„Durch ihr Hans der Bücher und die damit zuſammenhängenden
Veranſtaltungen wird die Frankfurter Meſſer gewiſſermaßen
durch=
geiſtigt; ſie wird, wie ſchon der Pariſer Gelehrte und Buchdrucker
Henri Etienne 1474 von der alten Frankfurter Reichsmeſſe ſchrieb, die
„Meſſe Merkurs und der Muſen”.
+ Arheilgen, 29. Aug. Bei dem geſtern über unſere Gemarkung
ziehenden Gewitter ſchlug der Blitz in das Wolfſche Anweſen, ohne
jedoch zu zünden. Ein zweiter Blitzſtrahl fuhr in die an der
Dreſch=
halle am Weiterſtädter Wege ſtehende Lokomobile und wurde der dieſe
bedienende Heizer, Heinrich Heß, getroffen und ſcheinbar gelähmt in
die elterliche Wohnung gebracht. Doch glaubt man, daß er keinen
dauernden Schaden davontragen wird. — Geſtern wurde die Bahnſtrecke
von Darmſtadt in der Nähe der Blockſtation Birnbaum auf etwa 25
Meter von den Franzoſen aufgeriſſen und dadurch unfahrbar gemacht.
Heute erſchien wiederum eine Abteilung und machte die Straße von
hier nach Kranichſtein durch Aufreißen des Fahrdammes für den Verkehr
unbenutzbar. Wie man hört, ſoll mit Ende dieſer Woche auch der
Ver=
kehr nach Darmſtadt hin vollſtändig unterbunden werden.
r. Babenhauſen, 29. Aug. Geſtern nachmittag iſt der Rottenarbeiter
Karl Fleiſchmann von hier tödlich verunglückt. Er war
mit anderen Arbeitern mit dem Einbau einer Weiche beſchäftigt. Durch
einen unglücklichen Zufall traf ihn die Kurbel eines Hebekranes ſo
ſtark auf den Hinterkopf, daß er bewußtlos zuſammenbrach.
Aerzt=
liche Hilfe war wohl ſofort zur Stelle, an inneren Verblutungen iſt der
Verunglückte jedoch noch abends ſeinen Verletzungen erlegen. F. ſtand
im 34. Lebensjahre, war Vater von 3 kleinen Kindern und erfreute
ſich hier allgemein großer Beliebtheit. Der vom Schickſal ſo ſchwer
heimgeſuchten Familie bringt man große Teilnahme entgegen.
N* Offenbach, 28. Aug. Der Gaspreis wurde von der
Stadt=
verordnetenverſammlung auf 130 000 Mark für das Kubikmeter
feſtge=
ſetzt. Dabei wurde von der Verwaltung betont, eine genaue Prüfung
der Unkoſten habe ergeben, daß man mit dieſem Preiſe durchaus auf
ſeine Rechnung komme. Auffallend iſt jedoch, daß der Preis für
elek=
triſche Kraft aus dem ſtädtichen Werk doppelt ſo ſtark geſtiegen iſt als
das Gas, wenn man den Friedenspreis zu Grunde legt. Elektriſches
Licht wird weniger als Gaslicht gebrannt, und es ſcheint bei der
Be=
meſſung des Preiſes für Gaslicht und elektriſches Licht doch auch die
Zahlkraft der Abnehmer eine gewiſſe Rolle zu ſpielen. Bei weiterem
Anſteigen der Kohlenpreiſe wird der Preis für das Gas folgen müſſen.
— Nachdem die Nord=Südlinie, der Straßenbahn bereits eingeſtellt iſt,
wird der Betrieb der Hauptlinie, die den Verkehr mit Frankfurt
ver=
mittelt, ebenfalls eingeſchränkt. Es wird nur noch in den verkehrsſtarken
Zeiten gefahren, und der Einmannwagen wird in ſtärkerem Maße
verkehren. Es iſt gar kein Zweifel, daß damit der Anfang der
Still=
legung des geſamten Betriebes gemacht iſt. Die 30 Straßenbahner, die
überflüſſig werden, nimmt das Gaswerk auf. Die Straßenbahn weiſt
gegenwärtig im Monat einen Fehlbetrag von acht Milliarden auf.
* Mainz, 29. Aug. Aus der Haft entlaſſen. Der am
14. März von dem franzöſiſchen Kriegsgericht in Mainz zu 6 Monaten
Gefängnis verurteilte Tel.=Leitungsaufſeher Sichork, aus Mainz iſt
am 22. Auguſt nach Verbüßung ſeiner Strafe aus der Haft entlaſſen
worden.
Mainz, 29. Aug. Die Teuerung im beſetzten Gebiet.
Die Indexzahl des hieſigen ſtatiſtiſchen Amtes für den 28. Auguſt iſt
1239 755 gegen 660 528 am 21. Auguſt. Die Zunahme innerhalb der
letzten Woche beträgt alſo 87,6 Prozent.
R. Grünberg (Oberh.), 28. Aug. Ein Gaunertrick. Ein
an=
geblich aus Höchſt a. M ausgewieſener Eiſenbahner fand auf ſeine
in=
ſtändigen Bitten bei einem hieſigen Finanzbeamten mit Frau und Kind
für eine Nacht Unterkunft. Dabei ſtahl er viele Wäſcheſtücke, ſowie
Lebensmittel, die er auf einem in der Nachbarſchaft geliehenen Wäge
chen zur Bahn fuhr, wo er ſich drei Fahrkarten nach Frankfurt löſte.
Die deutſche Aerzteſchaft vor der Entſcheidung.
— Die ärztlichen Mitteilungen ſchreiben:
Es hieße ſchmerzhafte Wunden berühren, wollten wir ausführen,
in welchem Tempo und bis zu welchem Grade die Verelendung der
Aerzteſchaft in den letzten Wochen zugenommen hat. Der Tiefpunkt
menſchlicher Daſeinsbedingungen iſt erreicht, zum Teil bereits
über=
ſchritten. Eine Flucht aus den Reihen der deutſchen Aerzte in andere
Berufe hinein hat eingeſetzt. Die Ausharrenden ſind der Exiſtenzmittel
entblößt, ſie arbeiten, ohne entſchädigt zu werden; denn die
kümmer=
lichen Abſchlagszahlungen der zum großen Teil völlig ausgebluteten
Kaſſen haben nicht mehr den Wert von Friedenspfennigen, wenn ſie in
die Hände der Kollegen gelangen. Die große Arbeitgeberin, die ſoziale
Verſicherung, ſteht im Begriff, zahlungsunfähig zu werden, das kann
und darf nicht verkannt werden. Die neueſte Verordnung über den
Grundlohn wirkt nicht von heute auf morgen. Der Beitragszufluß
wird erſt von Woche zu Woche wieder ſtärker ſtrömen; die neue
Grund=
lohnverordnung wird aber nach der Meinung der Kaſſenſachverſtändigen
nicht geeignet ſein, das Gleichgewicht zwiſchen Ausgaben und Einnahmen
wieder herzuſtellen. Mit Recht klagen die Blätter der Kaſſenverbände
immer wieder die Reichsregierung an, die viel zu ſpät und ſtets mit
halben Maßnahmen eingegriffen habe. Der Ortskrankenkaſſenverband
hatte verlangt, daß die Höchſtgrenze des Grundlohnes überhaupt
aufzu=
heben ſei, oder aber, daß nicht das Vierfache, ſondern das Sechsfache
des jeweiligen Reichsteuerungsindex als Grundlohnhöchſtgrenze angeſetzt
werden müſſe. Am weiteſten geht ein Vorſchlag desſelben Verbandes,
der ſich mit einer ſeit langem von der Aerzteſchaft aufgeſtellten
Forde=
rung deckt; die Kaſſenbeiträge nach dem wirklichen Arbeitsverdienſt zu
berechnen. Die Erfüllung dieſer Forderung wird in der Tat die einzige
Löſung der Frage ſein: wie ſin” die zur Aufrechterhaltung der ſozialen
Verſicherung erforderlichen ungebeuxen Mittel aufzubringen? Hier hat
die Hilfe der Reichsleitung einzuſetzen, des Reichsarbeitsminiſteriums,
des Reichstages. Sie mögen iſſen: daß die aufs Aeußerſte geſpannte
innerpolitiſche Lage — mag im Augenblicke auch eine verdächtige,
un=
heimliche Stille eingetreten ſein — eine weitere Belaſtung nicht
ver=
trägt. Eine Regierung, unter deren Aegide ſich die Notwendigkeit einer
Einſchränkung oder gar Aufhebung der beſtehenden ſozialen
Einrichtun=
gen ergibt, würde das Rieſenheer der Verſicherten, insbeſondere der
gegen Krankheit und Invalidität verſicherten Angehörigen des
Arbeiter=
ſtandes zu erbitterten Gegnern haben! In dem jetzigen Augenblick, der
den deutſchen Aerzteſtand unter dem Druck der wirtſchaftlichen
Ver=
hältniſſe zuſammenbrechen ſieht, muß endlich die Frage lauten: wie
er=
höhe ich meine Einnahmen, um Deckung für meine Ausgaben zu haben,
nicht aber wie bisher: wie ſetze ich meine Ausgaben herab, um mit
meinen Einnahmen auskommen zu können?!
Es ſei hier vor aller Oeffentlichkeit feierlichſt und ohne Vorbehalt
erklärt: die deutſche Aerzteſchaft wird — davon ſind wir” feſt überzeugt
— der Krankenverſicherung ihre Dienſte verweigern, wenn ſie nicht die
unbedingte Gewähr dafür hat, binnen kürzeſter Friſt eine ausreichende,
pünktlich gezahlte Entſchädigung für ihre Arbeit zu erhalten. Mag
verantwortlich ſein für die jetzige oder zukünftige Zahlungsunfähigkeit
der Krankenkaſſen, wer will: der gegenwärtigen unerhörten Wirtſchaft
wird ein Ende gemacht werden. Mögen diejenigen, auf denen die
Ver=
antwortung für die Aufrechterhaltung unſerer ſozialen Einrichtungen
der öffentlichen Ordnung und der Ungeſtörtheit des Wirtſchaftslebens
laſtet, ſich endlich bequemen, der harten Wirklichkeit Rechnung zu tragen
und Hilfsmaßnahmen für die Kaſſen in die Wege zu leiten. Tun ſie es
nicht oder glauben ſie, auch jetzt wieder ein Verſchleppungsverfahren
einſchlagen zu dürfen, ſo kommen die Folgen des unvermeidlichen
Zu=
ſammenbruchs der Krankenverſicherung über ihr „Haupt.
Darüber iſt kein Zweifel möglich: die Ausgaben der Krankenkaſſe
für die ärztliche Tätigkeit werden nicht unerheblich größer werden. Das
wertbeſtändige Honorar iſt eine Forderung des primitivſten
Gerechtig=
keitsgefühls. Ihre Nichtgewährung würde jeder geſunden Auffaſſung
von der ſozialen Gleichberechtigung aller Staatsbürger ins Geſicht
ſchlagen. Wertbeſtändiges Arbeitseinkommen — wertbeſtändige
Kaſſen=
beiträge — wertbeſtändige Arzthonorare: eine Folgerung von
einwand=
freier Logik und zwingender Selbſtverſtändlichkeit.
Jedes Wort der Kritik an dem bisher üblichen, mittelalterlich
an=
mutenden Zahlungsverfahren iſt überflüſſig. Es iſt nicht zuviel geſagt,
wenn wir behaupten, daß die unerhörte Verzögerung in der
Auszah=
lung der ärztlichen Honorare die Aerzte binnen wenigen Wochen an den
Bettelſtab gebracht hat. Jede Kreditgewährung iſt in der heutigen Zeit
dem faſt völligen Verzicht auf die Bezahlung gleich zu ſetzen. Das
heutige Wirtſchaftsleben kennt keinen Zahlungsaufſchub mehr, es ſei
denn, daß der geforderte Ausgleich der Geldentwertung ſeine Wirkungen
aufhebt. Der Staatsbeamte erhält im Voraus ſein Gehalt, der
Ar=
beiter halbwöchentlich ſeinen Lohn, der Kaufmann noch vor Abgabe
ſeiner Ware das Kaufgeld. Die Aerzte allein — Stiefkinder des
Staa=
tes und der Wirtſchaft — leiſten hochwertige, mit ſachlichen Unkoſten
verbundene Arbeit und laſſen ſich von Monat zu Monat auf den
Zahl=
tag vertröſten. Dank ernten ſie für ihren beiſpielloſen Langmut und
ihre törichte Beſcheidenheit nicht, endloſe, mit neuen Koſten verbundene
Kämpfe rauben ihnen Zeit und Arbeitskraft. Mit dieſem Verfahren
zu brechen, iſt für die Verſicherungsträger eine einfache Pflicht des
ge=
ſchäftlichen Anſtandes. Wöchentliche Vorauszahlungen allein ſind im
Stande, wenn nicht der Geldentwertung vorzubeugen, ſo doch die durch
ſie entſtehenden Verluſte weſentlich herabzuſetzen.
Die Entſcheidung darüber, ob die ſoziale Verſicherung
zuſammen=
brechen oder lebensfähig zu erhalten, ſein wird, fällt innerhalb der
nächſten Tage. Die weitere Mitarbeit der Aerzte an allen ihren
Auf=
gaben hängt einzig und allein ab von dem Ausgang der bevorſtehenden
Verhandlungen. Mögen Regierung, Geſetzgebung und
Verſicherungs=
träger nach Mitteln ſuchen, den wankenden Bau zu ſtützen und zu
hal=
ten — auf die Geduld der Aerzteſchaft in Zukunft zu bauen, haben ſie
keine Veranlaſſung mehr. Möge der ſchwerverdienende Verſicherte durch
eine dem wahren Arbeitslohne entſprechende Beſteuerung zur Erfüllung
ſeiner Pflichten ſich ſelbſt, ſeiner Familie und der Allgemeinheit
gegen=
über angehalten werden — der Arzt hat die ſelbſtloſe Erfüllung ſeiner
Pflichten der Krankenverſicherung gegenüber mit dem wirtſchaftlichen
Ruin bezahlt, er iſt am Ende ſeiner Leiſtungsfähigkeit angelangt.
Da=
vor aber wird er ſich zu bewahren wiſſen, daß der Arbeitgeber —
zah=
lungsunfähig nach eigenem Eingeſtändnis, mit oder ohne eigene Schuld
— ſeine letzten Kräfte ausnutzt und ihm bis zum unvermeidlich
erſcheinen=
den endgültigen Bankrott den wohlverdienten Lohn ſchuldig bleibt. Die
Veröffentlichungen in der Tagespreſſe über den in Baden und Bayern
vorbereiteten Generalbehandlungsſtreik der Aerzte laſſen keinen Zweifel
über den erſchütternden Ernſt der Lage zu. Der bertragloſe Zuſtand
iſt bereits an einzelnen Orten ausgebrochen, ſeine weitere Verbreitung
iſt nur eine Frage der Zeit.
Die Ablehnung unerer Forderungen wird das Signal ſein zur
Er=
greifung der tatkräftigſten Maßnahmen der Selbſthilfe durch die
Ver=
bandsleitung. Dieſe Maßnahmen ſind vorbereitet und werden
unver=
züglich in die Tat umgeſetzt, wenn unſere Unterhändler mit
ungenügen=
den Ergebniſſen aus Berlin zurückkommen. Zu ihrer Durchführung
be=
darf es nur dieſer Vorausſetzungen: der lückenloſen Geſchloſſenheit der
geſamten Aerzteſchaft, der uneingeſchränkten, unbeirrbaren Gefolgſchaft
aller Mitglieder des Verbandes, des allerſtärkſten, unbeugſamen
Willens zum Durchhalten. Entbrennt ein Kampf, ſo iſt er geboren aus
der Verzweiflung und gerichtet gegen die würgende Not der Zeit, er
wird zu führen ſein mit unnachſichtlicher Schärfe und — wenn es ſein
muß — mit allen, auch den ſchärften Waffen, die einer feſtgefügten
Organiſation zur Verfügung ſtehen. Der Einſatz rechtfertigt jeden
Schritt: es geht um das nackte Leben.
Die Not der Aerzte.
Von Seiten der Krankenkaſſen ichreibt man uns zu dieſem Thema:
In der letzten Zeit erſchienen in der Tagespreſſe verſchiedene Artikel
aus Aerztekreiſen, die ſich mit der Not der Aerzte beſchäftigten. Dabei
wurden auch die Krankenkaſſen erwähnt, die die Kaſſenärzte ſo ſchlecht
und auch ſo ſpät bezahlten, ſo daß die Aerzte entwertetes Geld bekämen,
mit dem ſie nichts mehr anfangen könnten. Früher und noch bis vor
kurzem war vertragsmäßig mit den Aerzten vereinbart, daß ſie nach
Aufſtellung und Einſendung ihrer Rechnungen innerhalb eines Monats
ihr Honorar zu bekommen hatten. Später wurde zentral vereinbart,
daß allmonatlich am Schluß des Monats die Aerzte den mutmaßlichen
Teil ihres Honorars für den Monat ausbezahlt bekamen. Durch die
rieſige Entwertung der Mark iſt dieſe Zahlungsweiſe nicht mehr
an=
gängig, da die Aerzte mit dem entwerteten Geld nicht mehr viel
an=
fangen können. Es war daher geboten, daß eine andere Zahlungsweiſe
ſeitens der Kaſſen eintrete, damit die Aerzte mit dem Honorar
kauf=
kräftig bleiben. In normalen Zeiten war der Arzt nicht ſo ſehr auf
die Kaſſenhonorare angewieſen, da er durch die Privatpraxis ſein volles
Auskommen hatte und das Honorar aus der Kaſſenpraxis zum größten
Teil zurücklegte. Die Zeiten haben ſich infolge der Not der Zeit ſo
ge=
ändert, daß die Privatpraxis faſt vollſtändig, für die Aerzte aufgehört
hat, da die früher zahlungskräftigen Kreiſe jetzt ſelbſt notleidend
ge=
worden ſind. Das Einkommen dieſes Publikums hat nicht mit der
Entwertung gleichen Schritt gehalten und infolgedeſſen iſt es nicht mehr
in der Lage, die ärztliche Hilfe ſo in Anſpruch zu nehmen, wie es
früher der Fall war. Die Krankenkaſſen ſind daher jetzt die überwiegend
oder faſt ausſchließliche Verſorger der Aerzte geworden, weil in Heſſen
die freie Arztwahl beſteht, und infolgedeſſen kann jeder Arzt, ſelbſt
wenn er direkt ohne weitere praktiſche Ausbildung von der Hochſchule
kommt, oder wenn er ſeinen vorgeſchriebenen Ausbildungsgang
voll=
endet hat, an der Kaſſenpraxis teilnehmen. Es iſt jedoch ganz
un=
möglich, daß die Krankenkaſſen für „alle Aerzte” in Heſſen,eine
Exiſtenzmöglichkeit ſchaffen können. Dazu reichen auch die Mittel der
Kaſſen nicht aus. Es iſt nicht richtig, wenn von Seiten der Aerzte
be=
hauptet wird, 80 Prozent der Bevölkerung ſeien in der
Krankenkaſſe verſichert. Richtig iſt vielmehr, daß zurzeit nur 26,67
Prozent der heſſiſchen Einwohnerſchaft in der Krankenkaſſe
pflicht= und freiwillig verſichert iſt, denn Heſſen hat nach der
Ein=
wohnerzählung vom 8. 10. 1919 1 290 988 Einwohner. Die ſämtlichen
Krankenkaſſen in Heſſen hatten nach der letzten amtlichen Reichsſtatiſtik
im Jahre 1921 344 000 Mitglieder. Im Jahre 1913 hatten die
Kranken=
kaſſen in Heſſen 312 136 Mitglieder, die Einwohnerzahl Heſſens betrug
nach der Einwohnerzählung vom 1. 12. 1910 1 282061. Im Jahre
1913 waren demnach von je 100 Einwohnern 24,32 verſichert. Die
Ein=
wohnerzahl Heſſens hat ſich vom Jahre 1913 bis zum Jahre 1921 um
0,62 vermehrt, die Mitgliederzahl der Krankenkaſſen hat ſich in gleicher
Zeit um 9,,6 Prozent vermehrt. Die Aerzte haben ſich jedoch in gleicher
Zeit um 49 Proz. vermehrt, denn im Jahre 1913 praktizierten
in Heſſen 450 Aerzte, es kam auf 2850 Einwohner 1 Arzt, darunter 694
Kaſſenmitglieder, im Jahre 1923 betrug die Zahl der praktizieren! n
Aerzte dagegen 670, es kamen alſo auf 1927 Einwohner, darunter 514
Kaſſenmitglieder (nach der Volkszählung von 1919) 1 Arzt. Nach der
Zahl der im Jahre 1913 praktizizerenden Aerzte (auf 2850 Einwohner
1 Arzt) waren in Heſſen für die Kaſſenmitglieder notwendig: 110 Aerzte.
Selbſt wenn man die 49prozentige Vermehrung der Aerzte vom Jahre
1913—1923 auch für die Kaſſen gelten laſſen will, ſo wiren für die heute
vorhandenen 344 000 Kaſſenmitglieder (unter zu Grundelegung von 1927
Einwohnern für 1 Arzt) von 670 zurzeit in Heſſen praktizierenden
Aerzten nur 178 Aerzte notwendig, die übrigen 73,33 Prozent der
Aerteſchaft iſt für die Krankenkaſſen überflüſſig, es ſei denn, daß
Kran=
kenkaſſen die Familienhilfe eingeführt hätten, für die der eine Teil der
überſchießenden Aerzte in Anſpruch genommen werden könnte. Selbſt
wenn alle Krankenkaſſen die Familienhilfe eingeführt hätten, könnte
höchſtens noch, wie ſtatiſtiſch nachgewieſen iſt, für rund 344 000
Familien=
mitglieder auch bei den Krankenkaſſen noch einmal 178 Aerzte beſchäftigt
werden. Dann wären immer noch 314 Aerzte mehr vorhanden, als
nötig ſind. Es ſoll jedoch die Familienhilfe vorläufig außer Betracht
gelaſſen werden, obgleich für die Familienhilfe die gleichen Honorare
ge=
zahlt werden müſſen wie für die Kaſſenmitglieder ſelbſt, weil auch nur
ein kleiner Teil der Kaſſen dieſe Familienhilfe aufrecht erhalten kann.
Die Kränkenkaſſen Heſſens zahlen zurzeit für die Beratung ein
Honorar von 600 000 Mark, und für den gewöhnlichen Beſuch in der
Wohnung des Mitglieds 1 200 000 (die Zahlen, in den verſchiedenen
Artikeln, die von Aerzten herrühren, ſind aus früheren Zeiten und daher
nur irreführend für das Publikum); außerdem zahlen ſie für jede
Sonderverrichtung den Mindeſtbetrag der Gebührenordnung nebſt
Teuerungszuſchlag, der zurzeit 599 900 Prozent beträgt. Nach dieſem
bis jetzt feſtgeſetzten Honorar muß jede Krankenkaſſe für ein Mitglied
im Monat ein Honorar von rund 705 000 Mk. zahlen; für die 344000
Mitglieder alſo insgeſamt ein monatliches Honorar von 242 520 000 000
Mark. Es entfällt alſo auf je einen der 178 für die
Krankenkaſſenmik=
glieder notwendigen Aerzte ein monatliches Honorar von 1 362 500 000
Mark. Wenn dieſes Honorar ſtatt nur auf 178 Aerzte, die nur
not=
wendig ſind, auf alle 670 Aerzte, die an der Krankenkaſſenpraxis
be=
teiligt, aber nicht notwendig ſind, verteilt werden, dann kommen
natür=
lich nur 362 000 000 Mk. monatlich auf einen Arzt. Es geht daraus
hervor, daß die Krankenkaſſen in Heſſen den Aerzten genügend Honorar
zahlen und daß die Not der Aerzte nur von der
Ueber=
füllung des Aerzteſtandes und von der Zurückhaltung in
der Inanſpruchnahme der ärztlichen Behandlung ſeitens des Privat=
Publikums herrührt. Es kann den Krankenkaſſen nicht zugemutet
wer=
den, allen Aerzten die Exiſtenzmöglichkeit zu verſchaffen aus den Mitteln
der Arbeitgeber und Verſicherten. Das iſt unwirtſchaftlich, denn die
Gelder der Krankenkaſſen dürfen nicht verſchleudert werden.
Jeder Betrieb, der mehr Arbeiter beſchäftigt, als notwendig, iſt
von vornherein finanziell bankerott.
Es kann den Krankenkaſſen nicht zugemutet werden, daß ſie von
ihren Mitgliedern Beiträge erheben, nur um den nicht benötigten 492
Aerzten eine Exiſtenzmöglichkeit zu verſchaffen. Wenn die nicht
ver=
ſicherte, weitaus größere Zahl der Einwohnerſchaft Heſſens, die 492 von
den Krankenkaſſen für ihre Mitglieder nicht benötigten Aerzte, nicht
ernähren kann, dann müſſen dieſe Aerzte ſich ein anderes
Wirkungsfeld ſuchen.
Im Jahre 1913 haben 78 Prozent Krankenkaſſen 1½/ — 3 Prozent
an Beiträgen erhoben, (es muß jedoch hierbei eingeflochten werden, daß
ſeinerzeit faſt der ganze Lohn erfaßt wurde), heute erhebt der größte
Teil der Kaſſen 8—10 Prozent an Beiträgen, alſo über den dreifachen
Prozentſatz. Von den Gſamtausgaben für Krankenunterſtützung kamen
im Jahre 1913 rund 23 Prozent auf Arzthonorar, von den Beiträgen
mit höchſtens 3 Prozent entfielen auf Arzthonorar 0,69 Prozent.
Die Aerzte verlangen nun das Honorar nach, dem
Reichs=
teuerungsindex und 50 Prozent
Berufsindexzu=
ſchlag. Der Index betrug für die Woche vom 14. Auguſt bis 19.
Auguſt 1923 753 733, die Krankenkaſſen müßten alſo für eine Beratung
bezahlen: 754 000 + 377 000 — 1031000 Mk. Bei einer
Beratungs=
gebühr von 600 000 haben ſie für das Mitglied monatlich 705 000 Mk.
Arzthonorar zu zahlen. Bei einer Forderung von 1 031 000 Mk. Be=
670 Aerzte in Heſſen eine monatliche Einnahme von 622 Millionen
Mark allein von den Kaſſenmitgliedern. Das iſt eine Einnahme
aus 26,67 Prozent der Bevölkerung Heſſens. Würden die übrigen
73,33 Prozent der Einwohnerſchaft, die nicht in der Krankenkaſſe
ver=
ſichert ſind, dasſelbe Honorar zahlen können oder müſſen, dann
müßte jeder Arzt in Heſſen nach der von den Aerzten geltend
ge=
machten Forderung, eine monatliche Einnahme von rund
8334235000 Mark haben.
Ein Beamter der Beſoldungsgruppe XII. Gehaltsſtufe V, Ortsklaſſe
A, erhält in Darmſtadt nach der neueſten Feſtſetzung monatlich, wenn
er verheiratet iſt, rund 288 000 000 Mk. Hat er 2 Kinder, dann erhält
er monatlich 330 000 000 Mk. Der Arzt will jedoch ein Einkommen von
monatlich 2 334 235 000 Mark haben, alſo über das
Sieben=
fache. Dabei iſt zu berückſichtigen, daß jeder Arzt, wenn er von der
Hochſchule kommt, dieſes durchſchnittliche Einkommen haben will,
wäh=
rend der Beamte in Gruppe 12 erſt nach längerer Dienſtzeit (d. h. im
50. Lebensjahr) dieſes monatliche Einkommen hat.
Selbſt, wenn der Berufsindexzuſchlag von 50 Prozent der
Lebens=
haltungsindex, den die Aerzte fordern, nicht gezahlt würde, iſt
den=
noch nach der Forderung der Aerzte ein Einkommen von monatlich
1556 160 000 Mk. feſtzuſtellen. Dies wäre auch das Einkommen, das
die Krankenkaſſen an die von ihr für die Behandlung ihrer
Kaſſen=
mitglieder benötigten 278 Aerzte zahlen müßten, alſo monatlich mit
Berufsindexzuſchlag 2334 235 000 Mk., ohne Berufsindexzuſchlag
1556 160 000 Mk. Dieſe Forderung geht entſchieden zu weit.
Die Krankenkaſſen geben den Aerzten mit der derzeitigen
Beratungs=
gebühr von 600 000 Mark, ſofern ſie nur ſoviel Aerzte zur Praxis
zu=
laſſen würden, als zur Behandlung der Kaſſenmitglieder notwendig
ſind, ein Einkommen von monatlich 1 362 500 000 Mk., während der
Be=
amte der Beſoldungsgruppe 12, Gehaltsſtufe 5, Ortsklaſſe A, monatlich
nur höchſtens 330 Millionen Mark, alſo nur 24 Prozent hat. Dabei
iſt weiter noch zu berückſichtigen, daß das Honorar ſich erhöht, wenn die
Beratungsgebühr höher feſtgeſetzt wird. Da für die Familienmitglieder
dasſelbe Honorar wie für die Mitglieder zu zahlen iſt, ſo kann die
Be=
trachtung hierüber wegbleiben.
Aus allem geht hervor, daß die Krankenkaſſen die Forderungen der
Aerzte nicht erfüllen können, und daß die überzähligen Aerzte, da das
Privatpublikum ihnen die Exiſtenzmöglichkeit nicht verſchaffen kann, ſich
einen anderen Beruf wählen müſſen.
Seite d
Rummer 239
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 30. Auguſt 1923.
Aufruf
an ſämtliche unmittelbar und mittelbar in der Volksbildungs= und
Jugendpflegearbeit tätigen Vereine, ſowie alle Volksgenoſſen im
Heffenlande.
(Volksbildungs=, Geſang=, Turn=, Sport=, Spiel=, Wander=, Jugend=,
Jünglings=, Jungfrauen=, Mädchen=, konfeſſionelle, Frauen=, Männer=,
Geſellen=, Arbeiter=, Bauern=, Handwerker=, Bürger=, Gewerbe=,
Krieger=, Schützen=, Feuerwehr=, Preſſe=, Standes=, Wohlfahrts=,
wirt=
ſchaftliche Vereine uſw., Bildungsausſchüſſe der Gewerkſchaften,
der Parteien, der Kirchen, der inneren Miſſion uſw., ſowie
Ortsgrup=
pen des Reichsbundes der Kriegsbeſchädigten u. ſ. f.)
Deutſchland iſt für die geſamte Kulturwelt der Vorort einer
durch=
greifenden Erneuerung und Veredelung der
kunſtgewerb=
lichen Form. Seit drei Jahrzehnten läuft das deutſche Bemühen
um die geſchmackliche Hebung der induſtriellen Produktion, um das
ſchöne Heim, um die künſtleriſche oder doch geſchmackvolle Geſtaltung
des Hausrates und aller, auch der unſcheinbarſten Gegenſtände des
Handwerkes. Gerade Heſſen hat durch ſeinen früheren Großherzog
und durch die Arbeit ſeiner Hauptſtadt Weſentliches zu dieſer
Erneue=
rung beigetragen; insbeſondere durch die epochemachende Darmſtädter
Ausſtellung von 1901, durch die Darmſtädter Möbelinduſtrie und durch
die zahlreichen anregenden Veröffentlichungen des Kunſtverlags A. Koch.
Um ſo bedaeurlicher iſt es, daß noch in vielen Winkeln des
öffent=
lichen und privaten Lebens jene wahrhaft ausſchweifenden
Geſchmacks=
ſünden gepflegt werden, die man unter der Bezeichnung „Vereins= und
Hauskitſch” zuſammenfaſſen kann. Man denke z. B. an jene Diplome
und Ehrenurkunden, die von Vereinen oder Körperſchaften bei
Jubiläen, Preisverleihungen. Wettſingen, langjähriger Mitgliedſchaft
oder auch zur Betätigung beſonderer Verdienſte erteilt zu werden
pflegen. Faſt jedes Haus weiſt eine derartige Verlautbarung auf, und
faſt jede iſt der Ausführung nach ein ſchlechtes prahleriſches Machwerk,
ohne handwerkliches Können von einer beliebigen Druckerei als
Maſſen=
ware zuſammengeſtoppelt oder von einem Dilettanten, der weder
zeich=
nen, noch malen, noch ſchreiben kann, mühſelig zu Papier gebracht.
Gewöhnlich macht ſich da eine geſpreizte allegoriſche Figur bemerkbar,
die mit einer Poſaune oder einem Lorbeerkranz über einem elend
ge=
ſetzten Schriftkörper herumfuchtelt; iſt das Motiv ein anderes, ſo bleibt
die geſchmackliche Qualität doch die gleiche. Nicht dringend genug kann
den Vereinen ans Herz gelegt werden, auf dieſem Gebiet einmal
gründ=
lich nach dem Rechten zu ſehen. Jeder Einzelne iſt ja mitverantwortlich
für die Kulturhöhe des Geſamtvolkes, und zumal Vereine haben es in
der Hand, durch Dinge der erwähnten Art auf einen größeren Kreis
von Perſonen geſchmackveredelnd, oder geſchmackverderbend einzuwirken.
Heute, wo jede beſſere Druckerei in der Lage iſt, eine anſtändige
typo=
graphiſche Arbeit zu liefern, braucht man wirklich nicht mehr zu
ge=
wiſſenloſer Maſſenware zu greifen. Wir haben in Heſſen graphiſche
Künſtler genug, die ein Diplom in künſtleriſcher und vornehmer Weiſe
ausführen können. Man denke nur an die „Offenbacher Schreiber”, die
unter Führung des unübertrefflichen Schriftkünſtlers Rudolf Koch
Her=
vorragendes leiſten; man denke an die zahlreichen Zeichner und
Spezial=
graphiker im ganzen Lande. Die Vereine, die auf dieſem Gebiet
Ver=
antwortungsgefühl und Qualitätsanſprüche bewähren, erwerben ſich ein
Verdienſt um die Kunſt= und Geiſtpflege des ganzen Landes
Man denke in gleichem Siinne an die ſo zahlreich verbreiteten
Vereins abzeichen, an die Fahnen, Banner und
Stan=
darten, an die Preiſe und Ehrengaben, an die
Ver=
loſungsgegenſtände. Wie oft macht ſich da der wildeſte
Un=
geſchmack breit und ergießt eine wahre Flut von „Hausgreueln” in die
Wohnſtätten des Landes! Alles ſoll „nach etwas ausſehen” und dabei
möglichſt wenig koſten; das heißt auf deutſch, es ſoll Schwindel= und
Schundware ſein, die etwas vorlügt und nichts iſt. Gewiſſenloſe
Fabrikanten beuten die künſtleriſche Ahnungsloſigkeit des Volkes in der
unerhörteſten Weiſe aus. Setze jeder Verein fortan ſeinen Stolz
da=
rein, die „Deutſchheit” ſeiner Geſinnung — und das bedeutet; die
Ge=
diegenheit, Wahrhaftigkeit und Tüchtigkeit ſeiner Geſinnung — auch
darin zu bewähren, daß er in keiner Weiſe das Verlogene und
Prahle=
riſche fördert, ſondern nur Echtes, Geſchmackvolles und Brauchbares
bietet.
Aber auch im Ginzelhandel gibt es in dieſer Hinſicht Vieles,
das beanſtandet werden muß. Da denken wir z. B. an den
Wand=
ſchmuck in Stadt und Land, wir denken an den Unfug der „
Nipp=
ſachen” und der Erzeugniſſe der ſogenannten Haus= oder
Dilet=
tantenkünſte (Brandmalerei, Kerbſchnitt u. dgl.). Ganze
Indu=
ſtrien leben von der fortwährenden Betölpelung und geſchmacklichen
Verrohung breiter Volkskreiſe und ſtreuen ihre minderwertige,
ab=
ſcheuliche Schundware über das ganze Land. An jeder Wand kann man
die greulichen Oeldrucke ſehen, ſei es, daß ſie bekannte Perſönlichkeiten
darſtellen, ſei es, daß ſie ein ſüßliches, genrehaftes oder landſchaftliches
Motiv bringen, das in der Regel der geſunden, kräftigen Sinnesweiſe
unſeres Volkes glatt ins Geſicht ſchlägt. Bei unſerenn Vätern und
Großvätern, ſah man noch bedeutende Perſönlichkeiten der Geſchichte
mannhaft von der Wand blicken, in derben Kupferſtichen oder
Holz=
ſchnitten ausgeführt; oder man ſah in bunten luſtigen Farben „Jäger,
Begräbnis” oder die „Lebensalter” — rohe, aber kräftige und markige
Dinge, die etwas Tüchtiges erzählten zur Beluſtigung oder zum
Nach=
denken. Heute iſt faſt überall an ihre Stelle der Kitſch, die leere
Prah=
lerei oder das zimperliche Getue getreten. Fort mit dieſen
Haus=
greueln! Es gibt eine Ueberfülle von Gutem und inhaltsreichem
Mate=
rial für den Wandſchmuck, der Kitſch iſt nicht nur verderblich, ſondern
auch gänzlich überflüſſig. Das haben früher der Heſſiſche
Volksſchriften=
verein und Herr Pfarrer Meiſinger in Fränkiſch=Crumbach durch ihre
ſchönen Bilderausſtellungen bewieſen. Das gleiche gilt von den elenden
Niepſachen in ſchlechtem Porzellan oder in Rotguß, Tombak oder gar
in Gips mit ſchreiender „Vergoldung” und Bemalung. Fort auch mit
dieſem Kram aus jeder Häuslichkeit, wo man Redlichkeit und Echtheit
ſchätzt und dem Schwindel, der Lüge, der Aufſchneiderei abhold iſt!
Der unterzeichnete Leiter der Zentralſtelle zur Förderung der
Volks=
bildung und Jugendpflege in Heſſen hat vielfach bei ſeinen Dienſtreiſen
Gelegenheit gehabt, feſtzuſtellen, daß das Schlechte, das geſchmacklich
Unanſtändige in Stadt und Land noch viel zu ſehr verbreitet iſt. Die
Zentralſtelle zur Förderung der Volksbildung und Jugendpflege in
Heſſen ruft alle Volksgenoſſen, Vereine, Körperſchaften, Gruppen und
Privatperſonen auf, mehr als bisher auch dieſe Seite der Volkskultur
ins Auge zu faſſen und endlich eine geſchloſſene Phalanx gegen das
Minderwertige und künſtleriſch Anſtößige zu bilden. Die Zentralſtelle
erklärt ſich gerne bereit, in allen Bedarfsfällen Rat und Anregung
koſten=
los zu erteilen. Sie macht auf Wunſch Vorſchläge für beſtimmte Fälle.
Sie weiſt Bezugsquellen für gute Ware nach, ſie übernimmt gegebenen=
falls die Vermittlung zwiſchen Auftraggebern und Künſtlern. Mache
jeder ſich dieſe Beratung zu Nutze, wirke jeder in ſeinem Verein und in
ſeinem Haus zur Vertreibung des Schlechten und zur Beförderung des
Guten, ſo werden wir auch auf dieſem Gebiet endlich einen Schritt
vor=
wärts kommen.
(Nachdruck und weiteſte Verbreitung dringend erbeten.)
Darmſtadt, (Mathildenplatz 17, Fernruf 513), im Auguſt 1923.
Zentralſtelle zur Förderung der Volksbildung und Jugendpflege
in Heſſen.
Der Direktor: Haſſinger.
Reich und Ausland.
Giftige Pilze.
Opfer von Pilzvergiftungen ſind in den letzten Tagen fünf Perſonen
in Berlin geworden, und zwar der Müller Heinrich Hirſch aus der
Schleſiſchen Straße 27e und ſeine Frau, die Hauseigenkümerin Frau
Pauline Oberländer aus der Sorauer Straße 19 und ihre 40 Jahre
alter Tochter, und der Arbeiter Fröhde aus der Sorauer Straße 19.
Frau Fröhde liegt noch ſchwerkrank darnieder; auch an ihrem
Auf=
kommen wird gezweifelt. Es handelt ſich um zwei verſchiedene Fälle,
die miteinander nicht im Zuſammenhang ſtehen. Der Müller Hirſch
ging am Sonntag vor acht Tagen im Plänterwald in Treptow
ſpäzie=
ren und ſammelte dabei eine größere Menge Wieſengrünlinge, die dort
häufig vorkommen. Seine Frau kochte ſie, und beide Eheleute aßen das
Gericht. Sie erkrankten bereits am Montag darauf an
Vergiftungs=
erſcheinungen, glaubten aber, ſich mit Hausmitteln helfen zu können.
Erſt nach Tagen zogen ſie einen Arzt zu Rate, der ſie jetzt im letzten
Augenblick nach dem Krankenhaus am Urban bringen ließ. Es war
aber ſchon zu ſpät, und beide Eheleute erlagen der Vergiftung. — Der
Arbeiter Fröhde beſuchte am vergangenen Donnerstag den Plänterwald
und brachte ebenfalls eine Menge Wieſengrünlinge mit nach Hauſe.
Einen Teil gab er der Hauswirtin Frau Oberländer und deren Tochter
ab. Fröhde ſelbſt aß keine Pilze, ſondern genoß nur die Suppe. Seine
Frau nahm von den Pilzen nur eine Koſtprobe. Beide erkrankten
eben=
falls bald unter Vergiftungserſcheinungen, blieben aber auch in ihrer
Wohnung. Dort ſtarb Frohde am Sonntag. Auch Frau Oberländer
und Tochter erkrankten nach dem Genuß des Pilzgerichts. Die alte Frau
ſtarb am Samstag vormittag. Der Tochter, die in einem anderen
Zimmer lag, wurde der Tod der Mutter verheimlicht. Man brachte ſie
jetzt ſchnell noch nach dem Krankenhaus am Urban, und dort ſtarb ſie
bereits im Verlauf des Nachmittags ebenfalls. Die Kriminalpolizei hat
gleich auf Grund der erſten Meldung die Ermittelungen aufgenommen
und die Vorgänge feſtgeſtellt. Auch das Geſundheitsamt beſchäftigt ſich
jetzt mit den Todesfällen. Das Publikum kann nicht dringend genug
vor dem Genuß von Pilzen, die es nicht ganz genau kennt, gewarnt
werden.
Chriſtentum und Notbilfe.
Caſſel. Die „Reichstagung des Deutſchen Bundes für
chriſtlich=
ebangeliſche Erziehung in Haus und Schule”, die vom 25. bis 28. Aug.
hier tagte, nahm nach einem mit lebhaftem Beifall aufgenommenen
Referat des Volkswirtes der Techniſchen Nothilfe, Herrn Schreiber=
Stoltze=Kaſſel, folgende Entſchließung an: „Die Delegierten des „
Deut=
ſchen Bundes für chriſtlich=evangeliſche Erziehung in Haus und Schule‟
ſind ſich der Notwendigkeit der Techniſchen Nothilfe in unſerer von
wir ſchaftlichen und politiſchen Kämpfen überſpannten Gegenwart
voll=
auf bewußt. Sie ſtehen auf dem Standpunkte, daß es gerade in dem
heutigen Deutſchland, deſſen Träger der Geſamtwille des deutſchen
Vol=
kes iſt, doppelt Pflicht eines jeden von Verantwortung erfüllten
Staats=
bürgers ſein muß, als freiwilliger Helfer in lebenswichtigen Betrieben
tätig zu werden, wenn durch deren Lahmlegung Volk und Vaterland in
höchſte Lebensnot geraten. Eine ganz beſondere Verpflichtung obliegt
aber dem Staatsbürger chriſtlicher Weltanſchauung. Er wird nicht
dul=
den wollen, daß z. B. durch Entziehung von Gas, Waſſer und
Elektrizi=
tät ſeine Mitmenſchen in Lebensgefahr geraten oder gar dem Hunger
preisgegeben ſind, weil da oder dort ſelbſt die landwirtſchaftliche
Pro=
duktion durch Unterlaſſung von Notſtandsarbeiten dem Wirtſchaftskampf
hingeopfert wird. Die Delegierten der Reichstagung bitten daher ihre
Mitglieder, das ſegensreiche und vaterländiſche Werk der Techniſchen
Nothilfe überall da zu unterſtützen, wo Hilfe im Geſamtintereſſe
not=
tut. Da die Mitgliedſchaft zur Nothilfe mit keinerlei Koſten verbunden
iſt, iſt jedem Deutſchen die Möglichkeit gegeben, an ſeinem Teil
mitzu=
helfen an der Sicherſtellung der Grundlagen unſeres wirtſchaftlichen
und ſtaatlichen Lebens als der Vorausſetzung zu neuer Blüte unſeres
ſchwer geprüften Vaterlandes.
Polniſche Juftiz.
D.A.I. Der frühere Chefredakteur der Bromberger „Deutſchen
Rundſchau”, Richard Contag, ſitzt ſeit dem 29. März d. J. in
Unter=
ſuchungshaft, angeblich wegen „Fluchtverdachts‟. Die Reviſionsinſtanz
hat bekanntlich keines der Urteile, die zu ſeiner Verhaftung führten,
rechtskräftig werden laſſen. Zum Teil wurden die Urteile aufgehoben,
zum Teil werden die Fälle nochmals verhandelt. Inzwiſchen iſt am
24. Juli auch ein Amneſtiegeſetz rechtskräftig geworden, das auf
ſämt=
liche Contag=Prozeſſe Anwendung zu finden hätte, da es ſich bei ihnen
durchweg um Vergehen handelt, die aus politiſchen und völkiſchen
Grün=
den, und zwar vor dem 30. März d. J. begangen wurden, liegen doch
die angeblichen Straftaten ſchon im Jahre 1921. Aber Richard Contag
ſitzt noch immer im Unterſuchungsgefängnis und alle
Haftentlaſſungs=
anträge feines polnifchen Verteidigers ſind bis heute abgelehnt worden.
Polniſche Juſtiz!
Eine moderne Menſchenſalle.
Vor einiger Zeit iſt durch die Zeitungen die Nachricht gegangen,
daß in der nordamerikaniſchen Stadt Paterſon ein Bankbeamter zum
Scherz einen Kollegen in ein Stahlgewölbe eingeſperrt hatte; erſt
nach mehrſtündigem Bohren durch die Stahlwände, bei denen es ein
Wettrennen mit dem Tode galt, konnte der Eingeſchloſſene, der ſchon
dem Erſticken nahe war, befreit werden. Die Rettung war nur dadurch
ermöglicht worden, daß der Spaßmacher das Vorkommnis ſofort zur
Anzeige gebracht hatte, und unverzüglich Bohrmaſchinen angefordert
worden waren. Dieſer Fall hat neuerdings die Aufmerkſamkeit der
Banken auf die Gefahren gelenkt, die die modernen
Sicherheitsein=
richtungen, dieſe luftdichten und oft gegen alle Bohrer undurchläſſigen
Stahlgewölbe, mit ſich bringen können. Um vollkommene Sicherheit
für die in Verwahr befindlichen Koſtbarkeiten zu gewährleiſten, müſſen
dieſe Gewölbe waſſer= und feuer= und ſomit luftdicht ſein, Je nach
ihrer Geräumigkeit kann der Eingeſchloſſene mit einer Luftverſorgung
für zwei bis höchſtens fünf Stunden rechnen. Nach dem Mechanismus
des Schloſſes iſt es aber erſt nach weit längerer Zeit möglich, die zwi=
ſchen 20 und 40 Tons ſchweren Stahltüren wieder zu öffnen, die faſt
ſämtlich über ein Zeitſchloß verfügen, daß nur in ganz beſtimmten
Zeit=
abſchnitten eine Oeffnung erlaubt. Angeſichts dieſer Gefahren ſind die
amerikaniſchen Großbanken zu einem umfaſſenden Syſtem von
Sicher=
heitsmaßnahmen übergegangen. Die Neu=Yorker Guaranty Truſt
Com=
pany hat in ihren neu eingerichteten Safe=Einrichtungen dieſer Gefahr
durch eine Reihe von weitgehenden Vorſichtsmaßnahmen Rechnung
ge=
tragen. Zunächſt erfolgt vor der Schließung eine gründliche
Durch=
ſuchung, wobei eine Wand von Spiegeln am Ende jeden Korridor3
dem Nachprüfenden erlaubt, auch alle Vorgänge in ſeinem Rücken zu
überwachen. Im ganzen Gewölbe ſind keinerlei Pfeiler, ſo daß weder
ein Verſtecken noch ein Ueberſehen möglich iſt. Erſt nach einer ſolchen
genauen Durchſuchung ſchließt ſich unter Alarmgeläut die große
acht=
unddreißig Tonnen ſchwere Stahltür; iſt dieſe geſchloſſen, ſo ſetzt das
Zeitſchloß ein, das in der Regel ein Oeffnen des Gewölbes nicht vor
Geſchäftsbeginn am nächſten Tage zuläßt. Es iſt nur von der
Innen=
ſeite her zu regulieren; die Manipulation iſt jedoch dem
Eingeſchloſ=
ſenen in der Regel nicht bekannt, ſo daß er erſt nach Anweiſung von
außen her von der Einrichtung Gebrauch machen kann. Die einzige
Lampe, die nach dem Verſchließen der Gewölbe weiter brennt, verweiſt
den Eingeſchloſſenen auf ein Telephon, mit deſſen Hilfe er den
Nacht=
wachdienſt alarmieren kann. Dieſer wiederum muß zwei Angeſtellte
der Bank herbeirufen, die zuſammen die Zeigerſtellung angeben können,
auf die hin erſt die große Stahltür geöffnet werden kann.
Sport, Spiel und Turnen.
Radfahren.
— Todesſturz eines Radfahrers. Wie wir am Montag meldeten,
ſtürzte Adolf Huſchke bei der Radfahrt Rund um Berlin. Der
bekannte Rennfahrer hatte ſich hierbei einen Bluterguß ins Gehirn
zugezogen, dem er nun erlegen iſt. Adolf Huſchke war, wie ſein
Bru=
der Richard Huſchke, einer unſerer beſten Straßenfahrer. Er gewann
unter anderem 1921 die Straßenmeiſterſchaft von Deutſchland und
1922 den über 1000 Klm. führenden Großen Preis von Deutſchland,
Pferdeſport.
C.K. Wertlauf der ſchnellſten Pferde der Welt.
Der bekannte amerikaniſche Rennſtallbeſitzer Auguſt Bellmont hat einen
Preis von 100 000 Dollar für den Gewinner und 25 000 Dollar für den
Verlierer ausgeſchrieben in einem Wettrennen zwiſchen dem beſten
eng=
liſchen Dreijährigen „Papyrus”, dem diesjährigen Derby=Sieger, der
für das ſchnellſte Pferd der Welt gilt, und einem noch zu
beſtimmen=
den amerikaniſchen Dreijährigen. Bellmont iſt der Beſitzer des Vaters
von Papyrus „Tracery” und hat natürlich an dem Ruhm dieſes
Ab=
kömmlings ſeines Stalles ein großes Intereſſe. Man hofft zu dieſem
Wettrennen auch den beſten franzöſiſchen Renner, den unbeſiegten
„Epinard”, zu gewinnen. Das Rennen wird als der „Wettkampf der
ſchnellſten Pferde der Welt” in den Vereinigten Staaten ſtark
pro=
pagiert; aber es beſteht nicht viel Ausſicht, daß es zuſtande kommt. Es
iſt nämlich ſehr unwahrſcheinlich, daß die Beſitzer von „Papyrus” und
„Epinard” die große Gefahr auf ſich nehmen, ihre koſtbaren Vollblüter
nach Amerika zu bringen, wo ſie ſich vielleicht niemals richtig
akklima=
tiſieren werden. Hat man doch ſchon häufig die Erfahrung gemacht,
daß ſelbſt die kurze Fahrt über den Kanal ein Pferd vollkommen
„außer Form” bringt, und manches engliſche Pferd, hätte ſeinen
fran=
zöſiſchen Nebenbuhler geſchlagen, wenn es nicht in Longchamp, ſondern
in Newmarked gelauſen ware.
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
Gür die Versffentlichungen unter dieſer Ceberſchrift übernimmi die Rebaktion ſeilneriei
Der=
antwortung; für ſſte bleißt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfange
der Einfender vexantwortlich.) — Einſendungen, die nicht verwendet werden, können micht
zurückgeſandt, die Ablebnung nicht begründet werden.
Kein Almoſen, ſondern Recht!
Hierzu erwidere ich folgendes: Ein Beamter, der — wie ſehr
venige — 1914 ein Gehalt von 7700 Mk. jährlich bezog, erhält heute
nur einen Bruchteil davon. Zur „Ruhe ſetzen” konnte er ſich nicht, da
er natürlich die für 1914 hübſche Summe von 200 000 Mk. (heute 300
Milliarden) niemals — nicht einmal in Gedanken — erſparen konnte,
wie der erwähnte Rechtsanwalt, Arzt oder Apotheker. Es iſt ja eine
alte bekannte Geſchichte, wie der Beamte mit ſeinem Monatsgehalt
immer ſehr ſcharf rechnen mußte — von den heutigen Zeiten ganz zu
ſchweigen. Die geringen, bei größter Einſchränkung gemachten
etwai=
gen Erſparniſſe ſind als Hypotheken oder Staatspapiere ebenſo
ent=
wertet wie diefenigen des Rentners, der ſich 1914 zur Nuhe ſetzen konnte,
ohne dem Staat jemals gedient zu haben. Es iſt nicht verſtändlich, wie
man zwei grundverſchiedene Dinge vergleichen kann,
R.
Briefkaſten.
Druckfehlerberichtigung. In unſerer geſtrigen Notiz
ſt ein Druckfehler unterlaufen. Es muß in Zeile 9 ſelbſtverſtändlich
„Reichsverſicherungsamt” anſtelle von „Reichsverſorgungsamt” heißen.
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für den 31. Auguſt:
Regenſchauer, wechſelnde Bewölkung, kühl.
Tageskalender.
Sommerſpielzeit Bruno Harprecht, 7½ Uhr abendst
„Charleys Tante‟.
Verſteigerungskalender. — Freitag, 31. Auguſt.
Mobiliar=Verſteigerung vorm. ½10 und nachm. ½3 Uhr
Ernſt=Ludwigſtr. 9.
Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, „Stadt und Land”,
„Reich und Ausland”: Max Streeſe; für den Inſeratenteil:
J. V. A.. Fleiſchmann, — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Rummer hat 8 Seiten
Wer poliert
Klavier
auf? Angeb. m. Preis
u. M64ds. Bl. (*23813
Pianino in gute
Hände z. verm. Ang.
u. M 47 Geſchſt. (*wic
Hasierkliungen
werd. auf neu geſchliff.
Stück 5000.- Mk. (70229
Parfümerie Tillmann
Eliſabethenſtr. 21.
MAdUT Narze
gibt allen Suppen, Gemüsen, Soßen
Fleischgeschmack!
Man verlange ausdrücklich MAGGls Würze.
Familiennachrichten
Todes=Anzeige.
Am 22. d8. Mts. entſchlief ſanft
nach langem, ſchwerem, mit größter
Geduld ertragenem Leiden unſer
lieber, herzensguter Bruder
Kgl. Preuß. Geh. Baurat i. R.,
Ritter hoher Orden.
In tiefem Schmerz
Die trauernden Geſchwiſter.
Darmſtadt, den 29, Auguſt 1923,
Die Beerdigung hat in aller Stille
ſtattgefunden.
Am 28. Auguſt morgens
ent=
ſchlief ſanft nach kurzer, ſchwerer
Krankheit unſer über alles
ge=
liebter Sohn und Bruder (*23816
r Guent
im hoffnungsvollen Alter von
18 Jahren.
In tiefſtem Schmerz
Walther Guenther,
Major a. D.,
Leny Guenther,
geb. Manntz,
Giſela Guenther.
Darmſtadt, Weyprechtſtr. 3.
Die Trauerfeier und Einäſcherung
findet Freitag, den 31. Auguſt,
3 Uhr nachm., auf dem
Wald=
friedhofe ſtatt.
(V,7006
Vorteilhaftester Bezug in großen Originalflaschen Nr. 6.
Man achte auf unversehrten Plombenverschluß.
Todes=Anzeige.
Nach langem, ſchwerem Leiden
entſchlief am 28, 8. 23 mein
innigſt=
geliebter Gatte, unſer guter Vater,
Schwiegervater, Großvater, Bruder
und Onkel
23798
Eiſenbahnmagazinmeiſter
im Alter von 66 Jahren.
Im Namen dertrauernd. Hinterbliebenen:
Betty Heldmann,
geb. Spenaler,
Viktoriaſtraße 66.
Die Beerdigung findet Freitag,
den 31. d. Mts., nachm. 2½ Uhr,
vom Portal des alten Friedhofes
(Nieder=Ramſtädterſtr.) aus ſtatt.
Da es unmöglich iſt, für die uns
gelegentlich der Hochzeit und
Silbernen Hochzeit
übermit=
telten Geſchenke und bewieſenen
Aufmerkſamkeiten — auch durch
die Singmannſchaft der T.=G.
Beſſ. — einzeln zu danken,
ge=
ſtatten wir uns, auf dieſem Wege
aufrichtigen Dank zum Ausdruck
zu bringen.
Friedrich Karl Bertaloth
u. Frau Louiſe,
geb. Kuntze, z. Zt. Riedholz.
Friedrich Kuntze u. Frau,
geb. Schüler,
Orangerieſtraße 12.
GGaüd
P
ſportwagen m. Verd.
zu vk. Näh. Lichten
bergſtr.80, III., I, (*22
Me Rue
ſportwagen preistr
z. verk. Alexanderſtr. 8
1, Stock. ( 23814
Graue Wildl.=
Halb=
ſchuhe (Gr.37) zuverk.
od. zu tauſchen geg.
braune Leder=
Halb=
oder Spangenſchuhe
(Größe 38). Näheres
Geſchäftsſt. (*23634id
Neuer ſchw. Naglan
mittlere Figur, ſowie
Stoff f. einen Anzug
prsw. abzug. (*23802
Kaupſtraße 49 II.,r.
Guterh. D.=Winter
mantel, 1 P. Dam.
Halbſchuhe Gr. 37 u.
1 P. Mädch.=Stiefel
Gr. 33, braun, zu vk.
Näh. Geſchſt. (*23823
Schreibmaſchine
(Torpedo),
Schreib=
tiſch, 2
Schreibmaſchinen=
tiſche — faſt neu
wegen Auswande
rung zu verk. An
geb. unt. M 4 an d.
Geſchäftsſt. /(*23667mc
1 P. n. Dam.=Spang.=
Schuhe, br. Chevr.;
Gr. 40—41, preisw. z.
verk. Anzuſ. 8—4 Uhr
Friedrichſtr. 14 III. (*
Entflogen
Zahmer, junger
Waldkauz
entflogen. Bei
Zu=
fliegen bitte alsbald
Nachricht nach
Oſann=
ſtr. 8, II., da künſtl.
Fütterung erforderl.
Belohnung. (7153
6 junge Hunde zu
verkaufen. (*23756
Beſſungerſtr. 72, I.r.,
4 ſechs Wochen alte
u. ein 1½jähr. (*23818
Foxterrier
zu verk. ESerſtadt;
Heidelbergerſtr. 37.
HHferTN
gymn. erteilt.
Laute=
ſchlägerſtr. 22 I. (*Boo
Freibank Schlachthof
Donnerstag, vorm.
von 8 Uhr ab (7137
Pferdefleiſch.
Woog, 29. Aug. 19234
Waſſerhöhe 3,85 m.
Luftwärme 182 C.
Waſſerwärme vorm;
7 Uhr 16 CC.
Woogs=Pol.=Wache,
Darmſtädter Tagblatt
DDezdt
30. Auguſt 1923 Nr. 239
Wertbeſtändige Anleihe des DeutſchenReiches.
Die Zeichnungen gehen, wie wir von unterrichteter Seite hören, in
recht befriedigender Weiſe ein. Es ſcheint, daß die ernſten
Ermahnun=
gen, die von Regierungsſtellen, von wirtſchaftlichen Organiſationen und
von hervorragenden Perſönlichkeiten aus Handel und Induſtrie an
Ka=
pital und Wirtſchaft ergangen ſind, auf fruchtbaren Boden fallen, und
daß immer mehr die Erkenntnis durchdringt, daß ein günſtiges
Ergeb=
nis der Zeichnung im dringenden allgemeinen Intereſſe liegt, das in
dieſem Falle mit den privaten Intereſſen auf das engſte verknüpft iſt.
Aber auch die Vorteile der Anleihe werden immer mehr erkannt: die
geſamte Wirtſchaft ſowie jeder, der über ſteuerpflichtiges Vermögen
ver=
fügt, haften für Kapital und Zinſen der Anleihe. Ihre Sicherheit ſteht
daher außer Zweifel. Durch die Wertbeſtändigkeit bleiben erſparte oder
mur vorübergehend anzulegende Mittel in ihrer Kaufkraft erhalten.
In Ermangelung ſicherer wertbeſtändiger Anleihen haben häufig Kreiſe,
die dem Börſengeſchäft fernſtanden, zum Zwecke der Erhaltung ihrer
Vermögensſubſtanz Spekulativgeſchäfte getätigt. Das große Riſiko
ſol=
cher Geſchäfte kann durch die Anlage berfügbarer Gelder in der
Wert=
beſtändigen Anleihe des Deutſchen Reiches vermieden werden. Speſen
entſtehen nicht, da bei der Zeichnung keine Gebühren zu entrichten ſind.
Bei der heute erforderlichen ſtarken Belaſtung der Steuerzahler
ſind die mit der Zeichnung verbundenen wichtigen und wertvollen
Privi=
legien von nicht zu unterſchätzender Bedeutung —
Erbſchaftsſteuerfrei=
heit, falls die Anleiheſtücke ſelbſtgezeichnet ſind.
Einen weiteren Vorteil bietet die ſofortige Beleihbarkeit bei den
Darlehenskaſſen, ſowie die Möglichkeit der Hinterlegung für
Kautions=
zwecke.
Die Anleihe iſt für alle Kreiſe geeignet und wird einen ſehr großen
Markt erhalten. So hat zum Beiſpiel der Landwirt die beſte
Gelegen=
heit, die Wertbeſtändige Anleihe gegen wertbeſändige, aber
verderb=
liche und Zufällen ausgeſetzte Waren zu über men. Er kann dann
zu jeder ihm genehmen Zeit durch die Ve= ä ing der Anleihe
not=
wendige Betriebsmittel ſich verſchaffen.
Mit der Ausgabe der Stücke wird i. Kürze begonnen werden.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
* Weſtbank A.=G. Frankfurt a. M. Die Ao. G. V.
be=
ſchloß Kapitalserhöhung um 300 auf 800 Millionen. Ein Teilbetrag
von 100 Millionen wird den alten Aktionären im Verhältnis 5:1 zu
50 000% zum Bezug angeboten, der Reſt einem Konſortium zur
Ver=
fügung der Geſellſchaft überlaſſen.
* Vereinigte Chemiſche Werke Charlottenburg.
Die Abſchlußarbeiten für das am 30. Juni zu Ende gegangene
Ge=
ſchäftsjahr ſollen, ſo weit beendet ſein, daß Anfang September die
Bilanzſitzung ſtattfinden wird. Es ſoll mit einem recht günſtigen
Er=
gebnis (50 %) zu rechnen ſein. Infolge der Geldentwertung dürfte ſich
die Geſellſchaft dazu gezwungen ſehen, eine neue Kapitalserhöhung
vor=
zunehmen, die vorausſichtlich einen größeren Umfang annehmen wird.
Ein größerer Aktienpoſten des Unternehmens befindet ſich bekanntlich
im Beſitz der A.=G. für chemiſche Produkte vorm. M. Scheidemantel.
Ueber den laufenden Geſchäftsgang wird berichtet, daß er in letzter Zeit
ruhiger geworden iſt, ſodaß die Geſellſchaft ſogar in beſchränktem
Um=
fang zu Entlaſſungen ſchreiten mußte.
* Held u. Franke A.=G. Die Geſellſchaft beruft auf den 7.
September a.v. G.=V., die über Kapitalserhöhung um 179 Mill. Stamm=
und 6 Mill. Aktien Litera B Beſchluß faſſen ſoll.
* C. W. Kemp Nachf. Stettin. Die Geſellſchaft beruft zum
15. September eine a.v. G.=V., die über Kapitalserhöhung von 75,9
Mill. Mk. um bis zu 175 Mill. Mk. Beſchluß faſſen ſoll.
* Düſſeldorfer Eiſenbahnbedarf vorm. Karl
Weyer u. Co. Der am 20. September d. T. einberufenen a.o. G.=V,
iſt die Erhöhung des Aktienkapitals um 20 Mill. Mk. vorgeſchlagen.
wb. Amtliche Notierungen der Frankfuurter Getreidebörſe vom
29. Auguſt 1923 (Getreide, Hülſenfrüchte, Biertreber ohne Sack.
Wei=
zenmehl, Roggenmehl und Kleie mit Sack. Alsbaldige Lieferung. —
Parität Frankfurt a. M. Preis je 100 Kilo): Weizen, Wetterauer alt
24—26 Mill., desgleichen neu 27—29 Mill., Roggen 20—21 Mill., Hafer
inländiſcher 19—20 Mill., Weizenmehl ſüddeutſches Spezial Null (bei
Waggonbezug ab Mühlenſtation): 50—54 Mill., Roggenmehl 34—36
Mill. Mk. Weizen= und Roggenkleie 12—13 Mill. Mk. Tendenz feſt.
Anleihen.
* Wertbeſtändige Holzanleihe der Stadt Baden=
Baden. Die Stadtverordnetenſitzung beſchloß auf Antrag das
Stadt=
rates eine wertbeſtändige Holzanleihe im
Anfeſſe folln Aitel zur Forderung des Vohnungsbaues,
Spermaſ=
nahmen zur Bekämpfung der Arbeitsloſigkeit uſw. gewonnen werden.
Aus dem Erlös dieſer Anleihe ſoll eine Schuld in Schweizer Franken
bezahlt werden.
Dividendenvorſchläge.
* F. W. Buſch A. G., Lüdenſcheid. Die Geſellſchaft wird
für das abgelaufene Geſchäftsjahr eine Dividende von 1000 Prozent
(i. V. 45) vorſchlagen. Ferner iſt Kapitalserhöhung um 7 Mill. Mk.
Stamm= ſowie 6 Mill. Mk. Schutzaktien auf insgeſamt 22 Miſl. Mk.
beabſichtigt. Die neuen Aktien ſollen durch ein Bankenkonſortium unter
der Führung des Barmer Bankvereins mit der Verpflichtung
über=
nommen werden, 2 Mill. Mk. den alten Aktionären im Verhältnis 3:1
zu 220 000 Prozent anzubieten, und die reſtlichen 4 Mill. im Intereſſe
der Geſellſchaft beſtmöglichſt zu verwerten. Die bisherigen 900 000 Mk.
Vorzugsaktien ſollen gegen Zuzahlung von 50 000 Prozent in
Stamm=
aktien umgewandelt tverden. Die 6 Millionen Mk. Schutzaktien werden
mit 25 Prozent eingezahlt und einer Verwaltungsgeſellſchaft übergeben.
Die Ausgabe von neuen Vorzugsaktien iſt nicht beabſichtigt. Die
Geſell=
ſchaft plant einen weiteren Ausbau der Fabrikation, und zwar iſt der
Bau von Spezialautomobilen in Ausſicht genommen.
Warenmärkte.
wb. Berliner Produktenbericht. In Rückwirkung der
ſcharfen Aufwärtsbewegung der Deviſenpreiſe und auf Getreidekäufe
Weſtdeutſchlands herrſchte am Produktenmarkte wieder eine ſehr feſte
Stimmung. Die Preife ſtellten ſich durchweg höher als geſtern. Von
Roggen war bahnſtehende Ware angeboten, und für Verladung vor
dem 1. September beſtand wegen der an dieſem Termin eintretenden
Frachtenerhöhung lebhafter Begehr. Weizen ſtieg im Zuſammenhang
mit lebhaftem Begehr für Weizenmehl. Für Gerſte war namentlich der
Weſten Käufer, ebenſo für Hafer. Kleie begegnete allſeitiger Kaufluſt.
Auch Oelſagten und Futterartikel wurden teurer bezahlt.
Börſen.
Meſſen.
tu. Von der Leipziger Meſſe. Am letzten Dienstag
trafen noch zahlreiche neue Meſſeeinkäufer ein, was ſich ſowohl in dem
Beſuch der Meſſehäuſer, wie auch im Straßenleben bemerkbar machte.
Die Qualität der Meſſebeſucher ſteht diesmal beſonders hoch, da nur
gekommen iſt, was wirklich kaufen und nicht nur ſehen will.
* Frankfurter Börſenbericht vom 29. Auguſt 1923.
(Eigener Bericht.) Die heutige Börſe ſtellte ſich als ein Hauſſeetag
erſter Ordnung dar. Die Effektenkurſe drängten mit Macht nach oben,
begünſtigt durch die weitere Markverſchlechterung — Dollar zur Notiz
Mk. 8 100 000 — ſowie die größere Geldflüſſigkeit. Die ſtärkeren
Steigerungen erlebte heute der Chemieaktienmarkt,
wo die Kurſe ſich bei großem Materialmangel faſt verdoppelten.
Mon=
tanwerte erzielten Kurserhöhungen von 5—20 Millionen, Harpener
gewannen ſogar 40 Millionen. Am Schiffahrts=Aktienmarkt
profitierten Hapag 11 Mill., Nordd. Lloyd 5 Mill. Von Elektr.
Werten hatten Felten u. Guilleaume bei großem Materialmangel
wieder die ſtärkſten Steigerungen aufzuweiſen — der Kurs ſtieg um 13
Mill. Licht und Kraft verdoppelten ihren Kurs und AEG. gewannen
3 Mill. Auch Voigt u. Haeffner plus 1 Mill. ſtark hauſſierend.
Zuckeraktien im Allgemeinen um 3 Mill. gebeſſert. A.Z.P. plus
7 Mill. rat. Zellſtoff Waldhof plus 8 Mill. Von
Maſchinen=
werten Karlsruher und Krauß Lokomotiven plus 3 Mill. Am
Banken=Aktienmarkt hatten Deutſche Bank die größte
Steige=
rung, nämlich 7 Mill. zu verzeichnen, wodurch ſich die ſeitherige
Ver=
nachläſſigung ziemlich ausgeglichen hat. Eine ganz beſonders ſtarke
Nachfrage hatten Gummipeter pl. 1,3 Mill. rat., da ſie als ſtark
zu=
rückgeblieben gelten. Der Kaſſamarkt verkehrte in
außerordent=
lich feſter Haltung bei einer Unmenge von Rationierungen. Als
be=
ſonders geſteigert ſind zu nennen: Chem. Albert plus 15 Mill., Leder
St. Ingbert plus 5 Mill., Ultramine plus 6 Mill. Erſtmal notiert
wurden Leder= und Riemenfabrik Reerimk mit 1,25 Mill. rat. Orders
von 1 bis 3 voll zugeteilt, jedoch erhielt jedes Bankhaus im ganzen
nur 15 Stück. Der Markt der wertbeſtändigen
An=
leihen hatte gleichfalls große Kursgewinne aufzuweiſen. Bad.
Kohlen 54 Millionen. Im freien Verkehr hoben ſich Api und
Deutſche Petroleum durch beſondere Feſtigkeit hervor, man hörte hier:
Allgemeiner Bankverein 220 000, Api 13—15 Mill., Beckerſtahl 17= bis
18,75 Mill., Beckerkohle 17—18,5 Mill., Benz 5,5 Mill., Brown Boveri
2,9—3 Mill., Kontobank 450 000, Frankfurter Handelsbank 195 000,
Georgi 405 000, Growag 600 000, Hanſa Lloyd 1,6 Mill., Hanſa Bank
470 000, Kayſer Waggon 730 000, Kreichgauer 1,8—4 Mill., Petroleum
24 Mill., Ufa 2,8 Mill. — Die Nachbörſe verkehrte in feſter Haltung.
wb. Berliner Börſenſtimmungsbild. Beſtimmend für
die Haltung des Effektenmarktes war ausſchließlich die ſcharfe
Steige=
rung der Deviſenkurſe. Allſeitig ſtürzte man ſich auf erhältliche Werte,
und es wurde jeder Preis bezahlt. Unter dieſen Umſtänden bildeten
am Montanmarkte Steigerungen um 20 bis 30 Millionen die Regel.
Eſſener Steinkohle ſetzten ſogar um 44 Millionen und Kattowitzer um
34 Millionen Prozent höher ein. Sehr lebhaft gefragt waren chemiſche
Werte, von denen einige ihren Kursſtand annähernd verdopelten, ſo
Elberfelder Farben, chemiſche Griesheim und chemiſche Heyden. Von
Metallwerten waren Hirſch Kupfer mit einer Beſſerung um zirka 18
Millionen Prozent bevorzugt. Valutapapiere wurden entſprechend der
Devifenſteigerung höher bezahlt. Von deutſchen Anleihen waren
nament=
lich Preuß. Konſols höher. Gelegentliche Gewinnrealiſierungen drückten
nur ganz vorübergehend leicht, da auch der Umſtand immer wieder zu
Käufen anreizte, daß am Deviſenmarkt die amtliche Notierung keine
irgendwie erhebliche Abſchwächung brachte und die Zuteilungen ſehr
gering ausfielen.
w. Deviſenmarkt. Franffurt a M., 29. Auguſt Telegr. Auszahlungen:
rat.
w. Deviſenmarkt. Berlin, 29. Auguſt Telegr. Auszahlungen für:
. NineGeld fe
Beid Amſterdam=Rotterdam ... 2493.350.— 2506250.— 2932650.— 2947350— Brüſſel=Antwerpen ........."
Chriſtiania.. 215 260.— 2Wr40.— 359100 — 360900.— 1043393.— 1040619.—1 1210950.— 1223050.— Kopenhagen 1177055.— 1182950.— 1396500.— 14/3500.— Stockholm. 1695750.— 1704251.— 1995000.— 2105000.— Helſingfors
Italien.. 175560.— 176440.— 209475.— 210325.— 275310.— 270890.— 323190.— 324810.— London 28327500 29172500 33915000. 34085000. New=York
Paris.. 6384000.—
363030.— 64 16000.—
3649 10.— 7481500.—
430920.— 7518500.—
433030.— 1 Schweiz. 1147125.— 1152-75. 1356600.— 1363400.— Spanien 869820.— 674 180.- 1007475 — 1012525.— r. abg.)
Wien (in Deutſch=O 8977.— 90B.— 10573.— 10627.— Prag 187530.— 188470 — 219450.— 220550.— 1 Budapeſt 361.09 362.91 41895.— 42105.— Buenos=Airet 2054875.— 2055125.— 2403975.— 2416025.— Bulgarien 59850.— 60150.— 77805.— 78195— Japan .. 3122200.— 3127800.— 3640-75.— 3639/25.— Rio de Janeiro ........ 574560.— 577440.— 68290.— 685710.— Belgrad.
...
.- 67330.— 68170— 77805.— 78195.— Liſſabonn.
... 264337.— 265663.— Sofia.
Verliner Kurſe. (Eigene telegr. Meldung.)
27. 8. 29. 8.
ero00000 40000oool
B1s000001
7000000
5500000/30 000000
Aktiengef. ur Anilinfr. /15 000000 2500000
Aſchaffenburger Zellſtoff. 19000000 232000,10
Ausgb.=Rürnö. Maſch. 1=2000000 25 000000
Bex.=Anbalt Maſchinen „/ 53060001 850000(
Fk. ſ. Fleftr. W. vorzug. 7201 000 13 00000
Bismarckhütte ......
Braunkohlen=Brifett
Bremer Bulkan
Wolle..
Chem. Henden.
Weiler
S1030001000000‟
Deutſch=Atlant. Tel.,
Deutſche Maſchinen . .. 5000000 9600000
50 00040
Deutſch=Niedld. Tel.
J.6000000l750000o0
Deutſche Erdöl ....
Deutſche Vetroleum 1775000 12500000
Dt. Kaliwerke .
204 00 5006000 000
Berlin— Karlsruher Ind. 5100000063000000
Dounersmarckhütte .
50000000
Dynamit Nobel ...
170000001 400000dl
Elberfelder Farben
6000000
4000003
Clektr. Lieferung
R. Friſter
370/ 0091 6000000
Gaggenau Vorz.
500000 750 001015
Gelſenk. Gußſtahl
18000000 2500000N
Geſ. f. elektr. Untern. i2huu0bol1 600 00001
Halle Maſchinen
100000 100
Han. Maſch.=Egeſt.. . .
Hanſa Dampfſch.. . . . . .!
Hemoor Zement
Hirſch Kupfer.
Höſch Eiſen
Hohenlohe Werke
Kahla Porzellan;
Lindes Eismaſch.
Lingel Schuh
Linke & Hofmann
L. Loewe
C. Lorenz
Meguin
N. Lauſitze
Nordd. Gun
Orenſtein
Rathgeber 2
Rombacher H.
Roſitzer Zucker
Rütgerswerk
Sachſenwerk
Sächſiſche Gußſtal
Siemens Glas
Volrſtedter Porzellan
Weſtf. Eiſen Langendree=
Wittener Gußſtahl ....!
Wanderer=Werke.
27. C. 1 29. 8.
5000000
1010000 f25300000
—
f53000000
16es 0oo00
Bsuuoe uu/47500000
„17000000/1 0000000
„T 37000001 7000000
1450000, 1800000
71000000/4 000000
39 0000 1430 00000
370000, 5800000
120000000l24 000000
k2000000l8100000 0
1000no0/ is 0000
12600e 000 ko0ctr 00
r 20000 vul1 s0000uc
29g30 000 114000000
1000000
1725 00002 4250000
114000000
7000000
200 060
8500000
2500000/
1520000c 7500000
eug00000
Fr 2000000
5000000
7100000
Darmſtädter und Nationalbank, Kommandit=Geſellſchaft auf Aßtien.
Frankfurter Kursbericht vom 29. Auguſt 1923.
Europäiſche Staatspapiere.
a) Deutſche
5% Neichsanleihe. .
.........:
4%
.....
4½½ IV. und V. Schatzanweiſ.
½% VI.—IK.
„
parprämienanleihe
% Preuß. Konſols
8½%
8%
% Bad. An. unk. 1935.. ..
v. 1907......
8½9
4% Bahern Anleihe ........."
zo Heſſen uni. 1924 ........
½2% „ .............
2 Württemberger. ........) Ausländiſche.
5% Bosnien L.=E.=B. v. 1914
% „ L.=Inveſt.=Anl.v. 1914
2% „ v. 1902.........
Ze
...
Bulgar. Tabak 1902 ...
12% Griech. Monopol ...
½%0 Oeſt. Staatsrente v. 1913
ab 1918 .............."
½%0 Oeſt. Schaßanweiſ., ſtfr.
v. 1914 ............."
% Oeſt. Goldrente ......"
2a „ einheitl. Rente ...."
2 Rum. am. Rente v. 03
(½% „ Goldrente v. 13.
2o am. „ konv. .
% „ „ „ v. 05 ..."
27. 8
5200.—
120 000.
75 000.—
3100—
50000.—
45 000.—
68 000.—
25 000.—
20 Türt (Admin.) v. 1903 ..
„ (Bagdad) Ser. I..
I..
v. 1911, Bollanl. ..
49
g. Staatsr. v. 14....
Goldrente ......."
Staatsr. v. 10...."
Kronenrente ....
Außereuropäiſche.
Mexik. amort. innere. . . .."
fonſ. äuß. v. 99 ..
Gold v. 04, ſtfr. . .
konſ. innere ....."
4½% Frrigationsanleihs.
5%0 Tamaulipas, Serie 1 ....
Oblig. v. Transportanſt.
4% Eliſabethbahn ſtfr. . . . . . .
4o Gal. Car: Ludw.=Bahn
5% Oeſt. Südb. (Lomb.) ſtfr.
42
2,6% Alte Oeſtr. Südb. (Lomb.).
2,6%Neue „
4% Oeſt. Staatsb. v. 1883...
3% Oeſt. Staatsb. 1. b. 8. Em.
9. Em. ...
3%
6600 000.
1500 000.
675 00
800 000.
2700 000.
500 00 0.
2000 000.
5500 000.
1700 000.
14500000
15550000
15900000
1300 000
2600 000.
29. 8.
5200.—
15000
100 000
1450.—
2100.—
3100 —
60 000.—
50 000.—
120 000.
41000.—
25 000.—
400—
8500 000
1800000
650 000
900 000.
3e00 000
600 000.
5700 000.
1800 000
18000000 f
21000000
14500000
2700 000.
5000 000
85 000.—
350 000.
450 000.
8000 000.
60 000.—
10500000
1350 000.
350000.
600 003.
1000 0.
18000004
150000 G
Oblig. v. Transportanſt. (Ftſ.)
3% Oeſt. Staatsb v. 1885 ..
8% Oeſt Staatsb. b. Erg. Netz
v. 1895 ..
42 Rudolfb. (Salzkammerg.).
4½% Anatolier I.
„..-
3% Salon Conſt. Jonction. . .
32 Salonique Monaſtir ....."
5% Tehuantepe‟ ..
......
4½%
„.
Pfandbriefe.
49 Frankf. Hyp.=Bank 1920..
...
40 Frankf. H. Krd.=Ver. 1921
42o Mein. Hyp.=Bank 1922...
4% Pfälz.
1922...
42 Rhein.
„ 1923 ...
3½%
verl. ...
4% Südb. Bobden=Cred.=Bank
München 1906 ..... . .. ...
4‟ Heſſ. Ldhyp.=Bank Pfdbr.
3½0 Heſſ. Ldhyp.=Bk. Pfdbr.
4½ Heſſ. Ldhyp. Kom. Obl....
Deutſche Städte.
42 Darmſt. v. 1919 bis 1925..
3½0 Darmſt. v. 1905 .......
4% Fronkfurt v. 1913 .......
„ v. 1903 ......."
3½%
4% Mainz. v. 1919 bis 1926..
Bank=Aktien.
Bank für Brauinduſtrie ... . . ."
Barmer Bankverein ........."
Berliner Handelsgeſellſchaft ..
Commerz= und Privatbank ..."
Darmſtädter u. Nationalbank.
Deutſche Bank .............."
DeutſcheEffekten= u. Wechſelbank
Deutſche Vereinsbank ...
...
Disconto=Geſellſchaft . ..
Dresdener Bank ...
Frankfurter Bank ...
Metallbank. . . . . . . . . . . . . . ..
Mitteldeutſche Creditbank ...
Oeſterreichiſche Creditanſtalt ..
Reichsbank=Ant.
..
Rhein. Creditbank ..........."
Süddeutſche Disconto=Geſellſch.
Wiener Bankverein .........
Bergwerks=Aktien.
Berzelius .................."
Bochumer Bergb. .... .. . . . . ."
Buderus.. ........... ......"
Dt. Luxemburger ............
Eſchweſler Berowerks-Akt.....
Gelſenkirchen Bergw. ..
Harpener Bergbau ......"
Kaliwerke Aſchersleben".
Weſteregeln".
Lothringer Hütte ..
Mannesmann Röhre
Mansfelder.
Oberbedarf ............
Oberſchleſ. Eiſen (Caro) ....."
Phönix Bergbau ............"
27. 8.
18000000
350 600,
60 000.—
12000.—
15000—
1000000
1650 000.
38000000
4000 000.
7250 000.
10000000
3450 000.
800 000.
14500000
5300 000.
710000
21000000
1550 000
1100 000.
2050 000.
1700 000.
4500 000.
800 000.
9000 000.
38250000
95000000
25500000
100000000
27000000
40000000
60000000
20000000
3o000000
4000000
69000000
29. 8.
240000004
2600 000.
14000000
80 000.—
25 000.—
8500 000.
20000.—
Bergwerks=Aktien (Fortſ.)
Rhein. Stahlwerke .
Riebeck Montan.. . . . . . . . .
Tellus Bergb.= u. Hütten=Akt.
Ver. Laurahütte . . . .
Aktien induſtr. Unternehmung.
Brauereien
Henninger Kempf=Stern .. . . . .
Löwenbrän München . . . . . . .
Schöfferhof (Binding) ........"
........"
Werger ..
1300 000
3000 000.
4000000
5500 000.
8000 00 J.
16750000
4000 000.
975 000.
18500000K
7800 000
950 000.
32000000
3800 000.
1500 000.
2800 009.
3e00 000.
5500 000.
1000000
—
25000000
36500004
100000000
—
11000000
132000000
4800000(
5000000
7100000.
6950000
45000000
52000000
6700000.
Akkumulat. Berlin sss
Adler & Oppenheimer .. . . . .."
Adlerwerke Gv. Kletzer) ......"
A. E. G. Stamm. . . . . . . . . . . . .
Anglo=Continental=Guano ...."
Aſchaffenburger Zellſtoff ....."
Badenia (Weinheim) .. . . . . . . ."
Badiſche Anilin= u. Sobafabrik
Bad. Maſchf. Durlach ........"
Bad. Uhrenfabr. Furtwangen.
Baſt Nürnberg
Bahriſch. Spiegel ...........
Beck & Henkel CCaſſel).
..
Bergmann El. Werke.
...
Bing. Metallwerke. .........
Blei= u. Silberh. Braubach ..."
Brockhues, Nieder=Walluf. . . . .
gementwerk Heidelberg ..
Karlſtadt .. . . . . . .
Lothringen (Metz).
Chem. Werke Albert ....... ..
Griesheim Elektron ...."
„ Weiler=ter=mer .....
Daimler Motoren ...........
Deutſch. Eiſenhandel) Berlin..
Dt. Gold= u. Silberſcheideanſt..
Dingler, Zweibrücken ........
Dresdener Schnellpreſſen .....
Dürkoppwerk (Stamm)......
Düſſeld.=Ratinger (Dürr.) ...""
Oyckerhof & Widm. Stamm.,
Eiſenwerk Kaiſerslautern .....
Eiſenwerk L. Meher fr. ......
Elberfelder Farb. v. Baher ...
Elektr. Lieferungs=Geſ. .... . ..
Licht und Kraft ......"
Eiſäſſt Bad. Wolle. . ..........
Emag, Frankfurt a. M. .... ..
Emaill= & Stanzw. Ullrich....
Enzinger Werke .... . . . .. .. .."
Eßlinger Maſchinen .........
Ettlingen Spinnerei ...."
Faber, Joh., Bleiſtift. . . .
Faber & Schleicher........."
Fahr, Gebr., Pirmaſenz. . . . . .
Felten & Guilleaume. Carlsw.
Feinmechanik (Fetter)
Feiſt Sektlellerei Frankf. a. M.
Frankfurter Gas..
Frankfurter Hof .........
Frſ. Maſch. Pokorny & Wittek..
Fuchs Waggon Stamm.. . . . .
27. 8.
60000000
73006000
3600 000.
2000 000.
24000000
2800 000.
8750 000.
20 000.
17500000
1450000
17500000
8000 000
5000 000.
2900 000.
16500000
2150000.
6600 000.
5500 000
4500000
3500 000
40000000
15000000
2300 000
6000 000
24000300
4000 000
3400 000
3500 000
5400 000.
1800000.
3000 000
1.000600
4300 000.
575 0 000.
1000 000.
3100000
—S
4500 000.
8000 000
8000 000.
1850 000.
2800 000.
13000000
900000
2700 000.
4000 000
1400 000.
2700 000.
29 8.
65000000
000 000.
35000000
30000000
4000 000.I
3800 000
1125000
25000000
17000001
30000000
10000000
180000001
— O
—
4000 000.)
2300000 0
4200 000.
7000 000.1
6300000 1
5400 000,
55000000N
28040000
30000000
7600 000.
800 000
27000000
450 0 000.
3400 000.
— S
4200 000.
8000000.
2600 000.
5000 0001
300000Go
6300 0( 0.
10000000
7000000.
1800 000.
4000 006 1
— G
6500 000.
9000000
14000000
2100 0u0
3500 000
5500 000
1200 000
4000 000
4000 000.1
2400 000.
3200 000.*
Ganz, Ludwig, Matnz.
Geiling & Cie......"
Gelſenkirchen Gußſtahl
Holdſchmidt Th......."
Gritzner Maſchin. Durlach —u
Hammerſen (Osnabrück). .. . . . 6900 000
Hanfwerke Füſſen ...........
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Hehligenſtaedt, Gießen ......."
Hilpert Armatureni. . . . . . . . . . .
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Hirſch Kupfer u. Meſſ..... ...
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Holzmann, Phil. .... .......
Holzverk =Induſtr. ..... .. . . ."
Hotel A.=G., München .......
Hydrometer Breslau.... .. . . .
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Junghans Stamm. . . . . . . . . .
Karlsruher Maſchinen .. . . . . . .
Klein, Schanzl. & Becker .....
Konſervenfabrik Braun ......
Krauß & Co., Lokom. . . .. . ..
Lahmeher & Co. ..........."
Lech Augsburg ............"
Lederw. Rothe .............
Lederwerke Spicharz ......."
Löhnberger Mühle ........."
Lüdenſcheid Metallw ......."
Lux ſche Induſtrie ..........
Mainkraftwerke Höchſt......
Meguin, Butzbach ........."
Metall (vorm. Dannhorn) Nrbg
Meher, Dr. Paul. .. . .
Miag, Mühlenb., Frankf. a. M. 2800 000
Moenus Stamm. . . . . . . . . . . . . 2000 000.
Motorenfabrik Oberurſel ...
Neckar ulmer Fahrzeugwerke",
Neckarwerke Eßl. Stamm.. ..
Oleawerke Fran lurt a. M.
Peter=Union=C Kanpſer „.
Philipps A.=G... ..
Porzeilan Weſſel ..........
Reiniger, Gebbert & Schall
Rhein. Elektr. Stamm. . .
Rhein. Maſch. Cahen=Leudesdff.
„ Metall Vorzüge.
Rhenania, Aachen ..
Riedinger Maſchinen
Rückforth, Stettim
Rütgerswerke ....
Schneider & Hanau
SEranm Latſchanffenchat.
Schuckert Elektr. (Nürnberg).
5000 000. 9u60 000.1
6700 000 75000000 86r00000r
Schuhfabri” Berneis=Weſſe ..
Schuhfabrik Herz
Schuhf seander Offenbach ...
Seilinduſtrie Wolff ....."
Sichel & Co., Mainz
..
Siemens Elektr. Betriebe ...."
Siemens G’asinduſtrie .......
Siemens & Halske .........."
Stöckicht=Offenbach=Gummi ..
Süddeutſche Immobilien .....
Thüringer clekt. Lief.-Geſ., Gothe
Uhrenfabr Furtwängler .....
Veithwerke in Sandbach .
Verein f. Chem. Induſtr. Mainz
Verein. deutſch. Olfabr. Mannh
Gummifabr. Bln.=Frrf.
Pinſelfabr. Nürnberg ..
Ultramarin .........."
Zellſtoff, Berlin. . . . . . .
Vogtländ. Maſch. Vorzüge...
Stämme. . .
Boigt & Haeffner Vorzüge ....
Stämme. . . .
Voltohm Seil ...............
Wahß & Freytag
..
Wegelin Rußfabrik ........"
Zellſtoff Waldhof Stamm.
Zuckerfabr. Waghäuſel.
Frankenthal ....."
Heilbronn...
Offſtein .......
Rheingau .......
Stuttgart .
Juuue
Schantung E. B. ....."
Süddeutſche Eiſenbahn=Gei.
Hapag (Paketfahrt) ..
Nordd. Lloyd
...........
Oeſterr.=Ungariſche Staatsbahn
Annotierte Aktien.
Beckerkohle ..."
..
Beckerſtahl ..............."
Benz.................."
Brown Boveri .............
Cont. Handelsbank .........."
Hanſa Lloyd ...............
Kabel Rheydt ..............
Karſtadt R. .............. ..
Petroleum, Dtſche. ...... . ..
Raſtatter Waggon ...........
Text.= Ind. (Barmen (Tiag) ...
Ufa Film .. . . . . .. . ....."
..
Me ete
Bahnbedarf
Dampfkeſſel Rodberg.
Helvetia Konſervenfabrik. .
Gebr. Lutz
.
Motorenfabrik Darmſtadt ...
Gebr. Roeder ...............
Venuleth & Ellenberger ......
Growag. .. . ."
27. 8.
1600 000.
1603 000
1750 000,
2300 000
7000 800
1300 000.
— Sle
250 000
9 0000
1300000
4500 000.
3000 000.
1000000
6000000
2300 000
7500 000
1200000
3000 000.
200 000.
2000 000.
2500 000.
3500 000.
3900 000.
6000 000
8000 000
5500 000.
520/ 000
5200 000.
5000 000.
6000 000.
5200000
29. 8.
2000 000.
2600 000.
2000 000.
3300 000.
10000000
E 00 000.
9200 000.
1200 000.
1200 000.
1800 000.
5000 000.
4500 000.
17750000
8000000.
3000 000.
10006000
18000000
4000 000.
—6
3500 000.
3500 000,
4500 000.
5000 000.
9000 000.
16000000
8000 000.
7500 000.
8000 000.
— G
8000 000.
1020 000 1650 000.
— S/4500 000.
43000000 54000000
10600000 14750000
13000000
13000000
1800000
360 000.
1400 10%.
13000000
950 000
1600000(
— (
1000 000.
1950 000
18000000
18000000
8000 060.
2800 100.
450 000 c
1775 000.
17000000
1250 000.
24000000
4500 000.
1200 000.
3000 000.
Nachfr.
1930000
1990 000
2000 000
14990000
6990 030
2990 000.
2000 600
460 000
Mi
2010000.
2010 000.
15010000
7010 000.
301 0 000.
620 000.
Bankgeschaft
Fernsprecher 1308, 1309
11—Der 2FUTN
Aktien / Renten / Deuisen / Sorten
Darmstadt
1 Luisenplatz
Seite 8.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 30. Auguſt 1923
Rummer 239.
Palast-Lichtspiele
143 don0 drou dor Liobe
Drama in 6 Akten, mit (neid
Johannes Riemann
Garlchen u. Professor Steinach
Sommerfpielzeit
Brund Harprecht
täglich 7½ Uhr: (700a
Tharleys Tante.
Preisliſte
Am Montag, den 3. September, abends
8 Uhr, im Saalbau:
Vortrag
des Oberſtleutnants a. D. von Hagen über:
„Wir und die Franzoſen im Laufe
der Jahrhunderte und heute‟
mit Lichtbildern.
Eintrittspreis voraueſichtlich 30 000 Mk., an
der Abendkaſſe erhöhter Preis,
Vorverkauf: Zig.=Geſch. Ludwig, Karlſtr.,
Zig.=Geſch. Mylius, Karlſtr.=Ecke
Herd=
weg, Friſ.=Geſch, Opp, Riegerpl.,
Ber=
kehrshäuschen.
(*23766
6
Kein Trinkzwang!
Kein Trinkzwang!
Vaterländiſcher Ring Darmſtadt.
Freitag, den 31. Auguſt 1923
des Obermuſikmeiſters M. Weber
bei verſtärkter Hauskapelle.
(70991d)
Saalbau=Garten.
Donnerstag, den 30. Auguft, abends 8 Uhr:
Schre
Taſche
Rechen
Maſchiner
Additions=
Maſchinen
repariert, reinigt
auch im Abonnemen
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Konzert im großen Saal ſtatt.
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Zu dem am Sonntag, den 2. Sept. 1923
nachm. 3 Uhr, im Luftbade am Lichtr
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