Darmstädter Tagblatt 1923


30. August 1923

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Einzelnammter 23000 Mark

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ſtellungen
nehmen entgegen: die Geſchäftsſielle Rhein=
ſfr
. 23 (Fernſprecher 4, 2390 u. 2394), die Agenturen und
alie Poſfämter. Verantwortlichkeit für Aufnahme von
Anzeigen an beſimmten Tagen wird nicht übernom=
men
. Nſchterſcheinen einzelner Nummern infolge
höherer Gewalt berechtigt den Bezieher nicht zur Kür=
zung
des Bezugspreiſes. Beſtellungen und Abbeſtel=
jungen
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſt. Tagbl. geſkattet.
Nummer 239
Donnerstag, den 30. Auguſt 1923 186. Jahrgang

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Aufruhr, Streik uſw., erliſcht jede Verpflichtung
auf Erfüllung der Anzeigenaufträge und Leiſtung
von Schadenerſatz. Bei Konkurs oder gerichtlicher
Beitreibung fällt jeder Rabatt weg. Banßkonto:
Deutſche Bank und Darmſtädter 8 Nationalbauk.

Von Rhein und Ruhr.
Es bleibt beim paſſiven Widerſtand.
U. Berlin, 29. Aug. Die im geſtrigen Vorwärts wieder=
gegebenen
Eindrücke des engliſchen Arbeitervertreters Shawüber
die Lage und Stimmung im Ruhrgebiet ſind vielfach Anlaß zu
Mißverſtändniſſen geworden. Heute iſt von den zuſtändigen
Arbeiterkreiſen des Ruhrgebietes eine Reſolution eingelaufen,
die durchweg auf dem Standpunkt ſteht, daß man an dem paſſiven
Widerſtand in der bisherigen Form feſthalten müſſe.
Paris, 29. Aug. (Wolff.) Wie Havas aus Düſſeldorf
meldet, ſind am 27. Auguſt nachmittags. Arbeiter aus Reckling=
hauſen
, die ſich auf der Landſtraße aufgeſtellt hätten, um die
Durchfahrt von mit Koks beladenen Wagen zu kontrollieren, die
für ein Bavaillon beſtimmt waren, von den Franzoſen vertrieben
worden. Der leitende Offizier hat den Inſpektor Halzop ver=
haftet
, der der Leiter der Bewegung zu ſein ſcheine.
Nach Havas verhinderte eine Dragonerpatrouille in der Nähe
von Puttenburg den Weiterbau von Flößen über die Lippe, die
den Zweck gehabt hätten, den Uebertritt aus dem beſetzten in das
nichtbeſetzte Gebiet zu erleichtern.
Beſtialiſche Mißhandlungen.
TU. Dortmund, 29. Aug. Die beſtialiſche Behandlung
der an der Grenze Verhafteten dauert fort. Die Bevölkerung
von Berghofen konnte des Nachts wegen der Schmerzensſchreie
und der Hilferufe, die aus den Gefangenenlagern kommen, nicht
ſchlafen. Da von den Franzoſen neuerdings das Schlagen ver=
boten
worden iſt, ſtoßen ſie ihren Gefangenen jetzt mit dem Ge=
wehrkolben
in die Magengegend. Rote Kreuz=Hilfe iſt unbedingt
erforderlich.
Münſter, 29. Aug. (Wolff.) Auf der Bahnſtrecke
Hammerſtein-Vohwinkel w. en geſtern von den Franzoſen 50
Perſonen, die im Beſitz engliſcher Geleitſcheine waren, feſtgenom=
men
, ſchwer mißhandelt und in das unbeſetzte Gebiet abgeſchoben.
Die engliſchen Päſſe wurden zerriſſen. Das Zollamt Vohwinkel
wurde von den Franzoſen beſetzt. Der Zollinſpektor und vier
weitere Beamte ſind feſtgenommen worden.
Zeitungsverbote.
TU. Eſſen, 29. Aug. Der franzöſiſche kommandierende
General verbot eine Reihe von Zeitungen, darunter das Rhei= am Sonntag nach Stuttgart fahren werde, trifft, wie mitgeteilt wird,
niſche Volk bis zum 3. November, den Bayriſchen Kurier bis nicht zu.
zum 4. November, die Rheiniſche Tageszeitung bis 3. November,
die Niederrheiniſche Arbeiterzeitung bis 6. Februar 1924, die der Eiſenbahnſtrecke KoblenzTrier, Trier eingeſchloſſen, iſt wegen der
Alldeutſchen Blätter und die Deutſchen Nachrichten.
Millia;denxaub.
TU. Eſſen, 29. Aug. Nachdem die Franzoſen bereits am
Montag bei der Druckerei E. Krüwell in Dortmung 100 Milliar=
liarden
fort.
Paris 29. Aug. (Wolff.) Wie Habas aus Düſſeldorf der Angelegenheit des ſogen. Reichswehrblocks Roßbach in Magde=
tigt
, im beſetzten Gebiet die Summen zu beſchlagnahmen, die wieder eingeſtellt worden, da ſich eine Beteiligung Roßbachs an jenen
nach franzöſiſcher Auffaffung zur Aufrechterhaltung des paſſi= Vorgängen nicht nachweiſen ließ.
ven Widerſtandes und als Zuwendungen für nicht arbeitende
Eiſenbahner und Beamte beſtimmt ſind. So ſeien allein geſtern deutſchen Generalmajor Otto von Jeger, Kommandeur der 9.
in Königshalle (foll wohl heißen Königsſteele) wegen Nichtbezah= maciam zum Tode verurteilt.
lung von 360 Dollar beſchlagnahmt worden, die der Stadt Steele
am 19. Mai auferlegt worden waren. Wie Havas weiter mit= ten franzöſiſchen Gelbbuchs veröffentlicht worden.
teilt, iſt die Düſſeldorfer Sparkaſſe beſetzt worden, weil ſie im
Verdacht ſtehe, der Reichsbank als Zweigſtelle zu dienen und den nahme der Londoner Tanger=Konferenz für den 28. September in Aus=
Eiſenbahnern Lohn auszuzahlen, ein Verdacht, der ſich nach ſicht genommen iſt.
Havas beſtätigt habe. Deshalb, ſollten die für den paſſiven
Widerſtand beſtimnten Geldmittel konfisziert werden, doch wür=
den
die Beſtände, die die Höhe der Einzahlungen deckten, den chiſchem Gebiet in einen Hinterhalt gefallen und ermordet worden.
Kaſſen belaſſen werden, um, wie Havas hinzufügt, den kleinen
Sparern keine Schäden zuzufügen.

Angeſchoſſen und beraubt!
FU. Frankfurt a. M., 29. Aug. Beim heimlichen Ueber=
ſchreiten
der Beſetzungsgrenze wurde der Schloſſer Felix Kager=
meier
aus München in der Frühe des 24. Auguſt in der Nähe
von Rödelheim von einem franzöſiſchen Poſten angeſchoſſen und
ſo ſchwer verletzt, daß er bewußtlos zuſammenbrach. Als er wie=
der
zu ſich kam, war ſein Koffer, in welchem ſich u. a. 14 Millio=
nen
in deutſchem und franzöſiſchem Gelde befanden, ver=
ſchwunden
.
Sanktionen.
Berlin, 29. Aug. (Wolff.) Aus dem Ruhrgebiet wird
gemeldet: Wegen angeblicher, an Telephonleitungen verübter
Sabotageakte wurden gegen Hattingen folgende Sanktionen ver=
hängt
: 1. Schließung ſämitlicher Wirtſchaften in Hattingen und
Niederweningen vom 26. Auguſt bis 2. September. 2. Verkehrs=
ſperre
auf den Straßen HattingenTiefenbach und Hattingen
Holthauſen von 8 Uhr abends bis 5 Uhr vormittags. 3. Verbot
ſämtlicher Verſammlungen. 4. Auslieferung der Täter, widri=
genfalls
neue Sanktionen erfolgen.
Weitere Einſchränkung des Perſonenverkehrs.
TU. Berlin, 29. Aug. Halbamtlich wird mitgeteilt: Die
Rückwirkungen der Ruhrbeſetzung und die Beförderung der
lebenswichtigſten Güter, beſonders der Ernte, zwingen die Eiſen=
bahn
, zur Bewältigung des Güterverkehrs alle Kräfte auf das
äußerſte anzuſpannen. Dieſe Notwendigkeit zwingt einerſeits
zu Einſchränkungen des Perſonenverkehrs, deſſen Anſchwellen
Unmittelbar auf den Güterverkehr einwirkt und zu einem erheb=
lchen
Teil auf wirtſchaftlich nutzloſe Fahrten zurückzuführen iſt.

Vom Tage.
Nach den Feſtſtellungen des Statiſtiſchen Reichsamts iſt in der
Woche vom 20. bis 27. Auguſt der Teuerungsindex um 57 Prozent ge=
ſtiegen
. Der Reichsindex der Lebenshaltung (Ernährung, Wohnung,
Heizung. Beleuchtung, Kleidung) beträgt demnach für den Anfang der
laufenden Woche 1 183 434 gegenüber 753 733 in der Vorwoche.
In den nächſten Tagen iſt die Veröffentlichung der Ausführungs= Kreiſen Englands
die Deviſenablieferung zu erwarten. Außerdem ſteht die
Veröffentlichung noch weiterer Beſtimmungen der Reichsregierung für
verordnung zwar zu Leiſtungen, nicht aber zu Deviſenablieferung ver=
pflichtet
ſind.
Der Reichsanzeiger veröffentlicht eine Bekanntmachung des Mini=
ſteriums
für Volkswohlfahrt, betr. die Gebührenordnung von appro=
bierten
Aerzten und Zahnärzten vom 10. Dezember 1922.

Der Reichspräſident hat das Mitglied des Reichstags Dr. Höfle
zum Reichspoſtminiſter ernannt.

Wertbeſtändige Anleihe
des Deutſchen Reiches

Sie ſichert dem einzelnen Kapital und Zins
entſprechend dem jeweiligen Stande des Oollars.
Keine Börſenumſatzſteuer keine Erbſchaftsſteuer
für das ſelbſtgezeichnete Stück.
Beſte Anlage auch
für kleine Beträge.
(J,7150

Wie wir erfahren, iſt zum Staatsſekretär im Miniſterium des
Innnern der Geh. Regierungsrat Zweigert in Ausſicht genommen.
Die Meldung eines Berliner Mittagsblattes, daß der Reichskanzler
Die Annahme von Poſtpaketen nach Koblenz und nach den Orten
Beſchlagnahmegefahr eingeſtellt worden.
Die Berliner ſtädtiſchen Betriebe, an der Spitze die Gas= und
Elektrizitätswerke, befinden ſich in einer ſehr ſchwierigen finanziellen
Lage, ſo daß mit ihrer Schließung, zum mindeſten aber mit ſtarker Ein=
ſchränkung
zu rechnen iſt.
Nach einer Matin=Meldung aus Brüſſel hat die Regierung be=
den
Mark fortgenommen hatten, nah uen fie jetzt weitere 50 Mil= ſchloſſen, alle Geſetze Erlaſſe uſw., die nicht in flämiſcher Sprache vor=
handen
ſind, ins Flämiſche zu überſetzen.
Das Verfahren, das gegen den Oberleutnant a. D. Roßbach in
meldet, iſt die franzöſiſche Kriminalzolizei eifrig damit beſchäf= burg eingeleitet worden war, iſt vom Oberreichsanwalt Ebermayer
Wie gemeldet wird, hat das Kriegsgericht in Nauch geſtern den
insgeſamt 431 Milliarden Mark beſchlagnahmt worden. Weiter bayeriſchen Infanterie=Brigade, wegen Brandſtiſtung, Bandenplünder=
ſind
ab 22. Auguſt 2529 Millionen Mark im Bürgermeiſteramt ung und Gewalttätigkeiten, die ihm vorgeworfen wurden, in contu=
Wie der Matin meldet, iſt ſoeben eine engliſche Ausgabe des letz=
Der ſpaniſche Außenminiſter Alba erklärte, daß die Wiederauf=
Nach einer Habasmeldung aus Athen ſind geſtern 20 italieniſche
Mitglieder der Grenzkommiſſion für die albaniſche Grenze auf grie=
Frankfurter Oollarkurs 8079250
Spendet weiter zum deutſchen Volksopfer!
Berlin, 29. Aug. (Wolff.) Die Erhebung der Rhein= und
Ruhrabgabe ruft vielfach die Auffaſſung hervor, daß die Auf=
gaben
, die das Deutſche Volksopfer (Rhein= und Ruhrſpende)
bisher erfüllt habe, nun aus den Erträgniſſen der neuen Steuern
finanziert werden. Demgegenüber muß darauf hingewieſen wer=
den
, daß die Sammlungsgelder des Deutſchen Volksopfers nicht
zur Deckung ſtaatlicher Ausgaben für das beſetzte Gebiet, wie
Kreditgewährung, Sicherſtellung der Lebenshaltung, beſtimmt
ſind. Alle Ausgaben dieſer Art wurden auch vor dem Erlaß der
neuen Steuergeſetze aus Reichsmitteln beſtritten. Das Deutſche
Volksopfer dient rein caritativen Zwecken. Würden die Spen=
den
zum Deutſchen Volksopfer aufhören, ſo würde das große
Gebiet der Wohlfahrtspflege, das nach Berichten aus dem beſetz=
ten
Gebiet überhaupt der Tätigkeit des Deutſchen Volksopfers
ſein Fortbeſtehen verdankt, ſchwer leiden, vielleicht überhaupt
zum Erliegen kommen. Das Deutſche Volksopfer bedarf deshalb
zur Fortführung der Wohlfahrtsaufgaben unbedingt weiterer er=
heblicher
Geldmittel. Die notleidenden Kinder, Ge=
fangenen
und Ausgewieſenen haben ein Recht,
ein Opfer zu fordern. Die wirtſchaftliche Not, die auch
im unbeſetzten Gebiet alle betroffen hat, iſt immer noch gering
gegenüber den Leiden, die die Volksgenoſſen im beſetzten Gebiet
zu erdulden haben. Helfe darum auch weiterhin
jeder nach Kräften!

Von

Profeſſor Dr. Hermann Levh=Berlin.
In den letzten Tagen ſcheint man in gewiſſen politiſchen
einmal mit dem Schlagwort zu ope=
beſtimmungen
zu der Notverordnung der Reichsregierung über rieren, England, inne ſich unter umſtänden an
Europa wirtſchaftlich völlig desintereſſieren.
diejenigen wirtſchaftlichen Kreiſe bevor, die auf Grund der Deviſen= Bei den diesbezüglichen Stimmen iſt es nicht erſichtlich, ob es
ſich mit dieſer Phraſe um ein politiſches Manöver handelt
Frankreich oder auch Deutſchland gegenüber oder ob die eng=
liſchen
Kolonialimperialiſten aus der immer ſchlimmer werden=
den
Verfaſſung Mitteleuropas Kapital ſchlagen wollen. Tatſache
iſt jedenfalls, daß man wieder einmal in England davon ſpricht,
daß der europäiſche Markt in ſeiner jetzigen Verarmung Eng=
land
ſo wenig biete, daß es überflüſſig und ſchädlich ſein könne,
ſeinetwegen politiſche Komplikationen zu wagen und daß man
beſſer täte, ſich von neuem und noch intenſiver als bisher um
die Wirtſchaft außerhalb Euroyas zu kümmern.
Dieſe Strömung hat auch zur Zeit der Entſtehung des Ver=
ſailler
Vertrages eine gewiſſe Rolle geſpielt. Die ernſthaften
Warnungen, daß man mit dieſem Vertrage Deutſchland ruinieren
und mit Deutſchlands Ruin andere engliſche Abſatzmärkte ver=
nichten
werde, wurden damit abgefertigt, daß man das alles über
See und in den Kolonien wieder einholen werde. Heute iſt man
in England ſo weit, daß man in wichtigen Kreiſen zu bereuen
anfängt, die Wirtſchaft damals der Politik geopfert zu haben,
zumal ja bekanntlich die überſeeiſchen Märkte ſeit Jahren gar
nicht in der Lage ſind, dem engliſchen Handel, die Schiffahrt und
der Induſtrie die nötigen Aufträge zu geben. Aber es ſcheint
einige ganz kluge Leute zu geben, die wirklich noch glauben, Eng=
land
könne auf Europa ganz verzichten und die Verluſte über See
einbringen. Wie ſteht es in Wirklichkeit?
Zunächſt einmal: die Dominions Im Jahre 1922 führte
England für 336,2 Millionen Pfund Sterling nach fremden Län=
dern
aus, dagegen für 198,5 Millionen nach den Kolonien. Man
ſieht, daß der Handel mit den Kolonien bei weitem das Sekun=
däre
war. Nach Europa gingen allein 184,9 Mil=
lionen
Pfund Sterling, annähernd ſo viel wie
nach den Kolonien. Alſo es war gewiſſermaßen der ge=
ſamte
koloniale Exporthandel Englands gleich viel wert wie der
Ausfuhrhandel nach Europa. Zu der entwicklungsfähigen Kurve
aber ſchrieb am 25. Januar 1923 der Mancheſter Guardian:
Man wird bemerken, daß eine markante Tat=
ſache
unſeres Handels im Jahre 1923 die be=
trächtliche
Steigerung unſerer Ausfuhr nach
Europa war. Trotz des Fallens der Preiſe ſteigerte ſich
die Ausfuhr nach Europa um faſt 29 Mill. Pf. St. im Ver=
gleich
zu 1921, was allein dem geſamten Anwachſen
unſerer Ausfuhr in dem betreffenden Jahre
gleichkam.
Mit anderen Worten: die Steigerung der Ausfuhr nach Europa
hatte ein Minus auf anderen Gebieten wettgemacht. Ohne ſie
hätten die Geſamtausfuhrziffein im Jahre 1922 einen Rückgang
gegenüber 1921 bedeutet. Abgenommen hatte die Ausfuhr nach
Indien, nach Ceylon und den Straits, nach Südafrika und
Aegypten.
Man weiß in der Tat nicht, wenn man die weltwirtſchaft=
lichen
Verhältniſſe des Augenblicks überſieht, wie man in Eng=
land
gerade die Ausfuhr nach den Kolonien ſteigern will. Durch
Zuſammenkünfte kolonialer Premiers, imperialiſtiſche Konfe=
renzen
mit ſentimentalen Treueſchwüren wird ſich der Handel
nicht ſteigern. Es iſt nämlich nicht zu überſehen, daß auch
die überſeeiſchen Länder unter der Abſatz=
verſchlechterungnach
Europaleiden. Auſtralien will
Wolle und Metalle, Indien Tee und Reis, Weſtafrika Palmkerne
und Kakao uſw. nach Europa verkaufen. Die Verelendung
Deutſchlands und Oeſterreichs, Polens und der Randſtaaten, der
immer noch ausbleibende Wiederaufbau Rußlands, die Konſum=
einſchränkung
in Ländern mit zwar geſunder Währung, aber doch
von Mitteleuropa abhängiger Ausfuhr, wie der Schweiz, Hol=
land
, Skandinavien das alles bedeutet für die Rohſtoffländer
über See immer weitere Abſatzverminderungen, damit alſo ge=
ſchwächte
Kaufkraft gegenüber denjenigen Ländern, die wiederum
an die Kolonien verkaufen wollen. Wer aber leidet under dieſer
geſchwächten Kaufkraft mehr als gerade England? Dazu kommt,
daß China infolge der inneren Wirren immer noch ein ſchlechter
Kunde iſt und daß der nahe Oſten ſeit der Orientkriſis ebenfalls
ein unſicherer Abnehmer geworden iſt. Es iſt darum gar nicht
erſtaunlich, daß die Kolonien mehr und mehr ſchutz=
zöllneriſch
werden, um wenigſtens in der Hochzüchtung
der Weiterverarbeitung einen Abſatz für ihre nicht wie früher
unterzubringenden Rohſtoffe zu finden. England aber iſt wie=
derum
in erſter Linie der Geſchädigte dieſer Zollpolitik, denn ſie
bedeutet Abſatzverminderung nach den Kolonien. Wollte man
alſo die Kolonien kauffähiger für engliſche Waren machen,
ſo wäre das Verblutenlaſſen Europas der geeig=
netſte
Weg, das Gegenteil zu erreichen. Gerade die
einſchneidende Desorganiſation der Weltwirtſchaft nach 1918 hat
gründlichſt gezeigt, daß man nicht einfach vom grünen Tiſch aus
die wirtſchaftliche Welt in zwei Hälften teilen kann, nämlich in
eine europäiſche und eine überſeeiſch=koloniale. Gerade weil man
dieſe Teilung engliſcherſeits in Verſailles zuließ, befindet ſich
heute England in ſchwerer Wirtſchaftsnot. Das Kunſtſtück, die
kolonialen Handelswege zu erweitern, wenn Europa völlig rui=
niert
iſt, wird dem begeiſterten Befürworter des Greater Bri=
tain
nicht gelingen, weil es nicht im Bereich der weltwirtſchaft=
lichen
Geſetze liegt.
Das Desintereſſement an der europäiſchen Wirtſchaft wäre
der Nagel zum Sarge der engliſchen Weltwirtſchaft. Man kann
ſich nicht von einem Teil der Weltwirtſchaft löſen, wie man
etwa irgendwelche unliebſam gewordenen Geſchäftsbeziehungen
durch einen Brief abbrechen kann. Man kann es nicht, weil
die Weltwirtſchaft ein Organismus iſt und nichts
zufällig Zuſammengeſtückeltes. Sollten dieſe unumſtößlichen
Grundſätze in den Köpfen engliſcher Wirtſchaftler verloren ge=
gangen
ſein, ſo wäre das ein bedenkliches Zeichen national=
ökonomiſchen
Verfalls,

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Seite 2.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 30. Auguſt 1923.

Rummer 239.

* Berlin 29. Aug. (Priv.=Tel.) Die Deviſen= Notver=
ordnung
des Reichsfinanzminiſters war, wie wir ſeinerzeit an=
kündigten
, nur der erſte Schritt auf dem Wege zur Geſundung
unſerer Verhältniſſe, den die neue Regierung zu gehen beab=
ſichtigt
. Ueber die weiteren Pläne wird man vermutlich erſt am
Freitag etwas erfahren, wo der Wirtſchaftsminiſter von Raumer
im Reichswirtſchaftsrat über ſein Programm ſprechen wird. Die
Grundlage zu einer Geſundung unſerer Verhältniſſe iſt auch die,
daß nicht nur in den Finanzen, ſondern auch in der geſamten
Volkswirtſchaft das Verhältnis zwiſchen Einnahmen und Aus=
gaben
wieder hergeſtellt wird, daß vor allem eine vernünftige
Preispolitik herbeigeführt wird, die verhütet, daß unſere
Preiſe über den Weltmarktpreis gehen und dadurch unſer Export
vollkemmen erdroſſelt wird. Dazu iſt auf der einen Seite
Steigerung der Produktion nötig, auf der anderen
Seite der Abbauder Exportabgaben, die bei der gegen=
wärtigen
Lage unſerer Wirtſchaft ihren Zweck und Sinn verfehlt
haben. Hand in Hand muß damit natürlich auch eine Sanie=
rung
der Preiſe unſerer Schlüſſelinduſtrien gehen, vor allem
der Kohle, weil von der Kohle aus die rieſige Preiswelle geht,
die ſchließlich alle unſere Erzeugniſſe über den Weltmarktpreis
hinauftreibt. Die Reichsregierung beabſichtigt deshalb auch, hier
den Heb=l einzuſetzen. Sie iſt bereit, ein finanzielles Opfer zu
bringen und die Kohlenſteuer weiterhin abzubauen, wenn dafür
die Kohleninduſtrie die Verpflichtung übernimmt, die Kohlen=
preiſe
ſo herabzuſetzen, daß ſie nicht mehr über den engliſchen
liegen. Man darf hoffen, daß dieſer Vorſchlag Zuſtinamung
finden und dadurch ein Anfang zum Abbau unſerer geſamten
Preisrevolution gemacht wird.
Einſtelſung der vierteljährlichen Gehalts=
vorauszahlungen
.
Vorübergehende Aenderung des Zahlungs=
modus
während der Inflation. Einrich=
tung
von Sperrkonten.
TU. Berlin, 29. Auguſt. Der Geſamtverband
deutſcher Beamten=Gewerſchaften hatte am 28. Auguſt
eine Beſprechung mit dem Reichsfinanzminiſter Dr. Hilfer=
ding
über die Vorauszahlung der Beamtengehälter. Der
Reichsfinanzminiſter erklärte, daß alle Aeußerungen über
Maßnahmen, die ihm unterſtellt worden ſeien, unzutreffend ſind,
bis auf den Plan, daß das Reichsfinanzminiſterium beabſichtige,
die vierteljährlichen Gehaltsvorauszählungen während der jetzi=
gen
finanziellen Kriſe des Reiches vorläufigaußer Kraft
zu ſetzen. Andere Einzelheiten ſind weder ſchriftlich noch münd=
lich
beſprochen worden.
*Berlin 29. Aug. (Priv.=Tel.) Die Frage einer Aende=
rung
der Gehaltszahlung an die Beamten beſchäftigt nicht nur
Regierung, Reichsfinanzminiſterium und maßgebende Kreiſe der
Finanzen, vielmehr iſt auch innerhalb der Beamtenſchaft über
die notwendig werdende Umſtellung der Zahlungsweiſe in den
letzten Tagen ſehr lebhaft debattiert worden. Bei den geſtrigen
Verhandlungen über die Erhöhung der Reichsarbeiterlöhne im
Reichsfinanzminiſterium hat eine Ausſprache zwiſchen dem
Reichsfinanzminiſter Dr. Hilferding und den Vertretern der gro=
ßen
Orgamiſationen über dieſe Frage ſtattgefunden. Die Beamten=
vertreter
haben ſich dabei, wie wir erfahren, auf den Standpunkt
geſtellt, daß eine grundſätzliche Aenderung der vierteljährlichen
Vorauszahlung der Beamtengehälter als eine Verletzung wohl=
erworbener
Rechte betrachtet würde, und haben dem Finanz=
miniſter
Mitteilungen über eine ſehr ſtarke Erregung ge=
macht
, die wegen dieſer Angelegenheit die ganze Beamtenſchaft
im Reiche, vor allem aber in den beſetzten Gebieten ergriffen
habe. Trotz alledem wurde ſeitens der Organiſationen verſichert,
daß under der Vorausſetzung, daß die Regierung nicht beab=
ſichtige
, das Syſtem der Vorauszahlungen grundſätzlich abzu=
bauen
, die Beamten mit einer vorübergehenden Aende=
rung
des Zahlungsmodus während der Inflation einverſtanden
ſein würden.
* Von anderer Seite wird uns hierzu ergänzend mitgeteilt, daß
die Beunruhigung der Beamten namentlich in den beſetzten Ge=
bieten
keineswegs unterſchätzt werden dürfe, daß vor allem die
Beamtenorganiſationen ohne Ausnahme Vertreter nach dem
Rheinland und dem Nuhrgebiet entſandt hätten, um dort die
zum Teil falſch informierten Beamten aufzuklären und vor Un=
beſonnenheiten
zurückzuhalten. Der Verſuch, die Vierteljahrs=
zahlung
auf geſetzlichem Wege jetzt abzuſchaffen, wird nach An=
ſicht
von Gewerkſchaftlern, die durchaus auf gemäßigtem Stand=
punkt
ſtehen, mit einem allgemeinen Streik der Be=
amten
beantwortet werden. Es ſei deshalb dringend notwen=

dig, daß die Regierung erkläre, ſie wolle an dieſem Rechte der
Beamten nicht rütteln, ſie wolle vielmehr nur für die Ueber=
gangszeit
bis zur Errichtung wertbeſtändiger Gehälter und Löhne
eine andere Zahlungsweiſe einführen. So ſteht man den von
maßgebenden Kreiſen vorgeſchlagenen monatlichen oder ſechs=
wöchentlichen
Gehaltszahlungen in leitenden Beamtenkreiſen nicht
unfympathiſch gegenüber. Man wäre dort mit der Regelung ein=
verſtanden
, daß die Regierung den Beamten das Vierteljahres=
gehalt
auf Bankkonten überweiſt, daß aber eine Konten=
ſperre
durchgeführt werden ſoll, die es den Staatsbeamten
nur möglich macht, von Monat zu Monat ein Drittel der für ſie
eingezahlten Bezüge abzuheben. Die Organiſationen wollen zu
dieſem Vorſchlag noch beſonders Stellung nehmen und werden
am kommenden Dienstag bei den Verhandlungen im Reichs=
finanzminiſterium
dann ihrerſeits in Vorſchläge eintreten, die
auf eine vorübergehende Aenderung der Gehaltszahlungen hin=
zielen
.
Scharfe Durchführung der Oeviſenverordnung
Berlin, 29. Aug. (Wolff.) Die Deviſenbeſchaffungsſtelle
weiſt darauf hin, daß ihr in den letzten Tagen verſchiedene Fälle
zur Kenntnis gekommen ſind, in denen Banken zahlreiche Poſten
von Reichswarkbeträgen bis in Höhe von 10 Pfund Sterling
gleichzeitig an einem Tag zugunſten der ausländiſchen Adreſſen
zur Verſendung gebracht haben. Hierbei iſt unzweideutig unter
Ausnutzung der formalen Freigrenze für Kleinüberweiſungen
Umgehung des Markverkaufsverbots beabſichtigt. Die Deviſen=
beſchaffungsſtelle
wird derartige, ihr zur Kenntnis kommende
Umgehungsverſuche unnachſichtlich zur ſtrafrechtlichen Verant=
wortung
ziehen.
Dr. Streſemann für Verſtändigung.
TU. London 29. Aug. Der Sonderberichterſtatter des
Daily Graphic hatte eine Unterredung mit dem Reichskanzler,
in der dieſer lebhaft für eine gemeinſame Verſtändigung zwiſchen
Frankreich, England und Deutſchland eintrat. Ein derartiges
gemeinſames Uebereinkommen wäre der einzige Weg zur Wieder=
herſtellung
der Ordnung, des Friedens und der Wohlfahrt in
Europa. Laſſen Sie uns, ſagte der Kanzler, gemeinſam arbeiten
an der ſchnellen Löſung der entſetzlichen Kriſe, an dem Wieder=
aufbau
eines neuen Europas.
Verbot der Sedansfeiern im Freiſtaat Sachſen.
Dresden, 29. Aug. (Wolff.) Das Miniſterium des
Innern macht bekannt: Alle zur Feier des Sedantages im Frei=
ſtaat
Sachſen geplanten Veranſtaltungen werden verboten, und
zwar die unter freiem Himmel auf Grund des Art. 123 Abſ. 2
der Reichsverfaſſung und die in geſchloſſenen Räumen auf Grund
des § 1 Abſ. 2 des Vereinsgeſetzes, weil nach den letzten Kund=
gebungen
der Hitler=Anhänger in München und im übrigen
Deutſchland die Beſorgnis begründet iſt, daß dieſer Tag benutzt
werden ſoll, die Arbeiterſchaft zu reizen und Zuſammenſtöße mit
ihr zu provozieren.
Italieniſche Kritik an der Repko.
Mailand, 29. Aug. (Wolff.) Der Secolo bedauert die
Vorbehalte der Reparationskommiſſion gegenüber der deutſchen
Goldanleihe und ſagt, die Kommiſſion hätte im Gegenteil
Deutſchlands Initiative unterſtützen und ermutigen müſſen, da
die beiderſeitigen Intereſſen niemals gleichartiger geweſen ſeien.
Die Kommiſſion müßte reformiert werden und ihren Sitz nach
Berlin verlegen.
Mailand, 29. Aug. (Wolff.) Der von ſeiner Reiſe in
das Ruhrgebiet zurückgekehrte Abgeordnete Gronchi (Katholiſche
Volkspartei) erklärte einem Vertreter der Stampa: Wenn die
Regierungen genau über die Gemütsverfaſſung des deutſchen
Volkes und über die Wirtſchaftslage Deutſchlands informiert
wären, könnten ſie nicht eine Woche vergehen laſſen, ohne eine
konkrete Löſung ins Auge zu faſſen. Der kritiſche Augenblick ſei
gekommen. Frankreich wolle die Gefahr, die in der Fortdauer
des gegenwärtigen Zuſtandes liege, nicht ſehen. Die von ihm
befragten franzöſiſchen Autoritäten im Ruhrgebiet und Rhein=
land
ſagten das Ende des paſſiven Widerſtandes und die Los=
löſung
des Rheinlandes vom Reich voraus, die, wie ſie zugeben,
von ihnen gefordert werde. Frankreich begehe einen großen
Irrtum, da alle Parteien gewillt ſeien, auszuhalten. Deutſch=
land
wiſſe, daß es jetzt nur auf ſich ſelbſt geſtellt ſei, und das Ka=
binett
Streſemann ſei der Ausdruck des Willens, Deutſchland
auf der Grundlage von Geſetzlichkeit und Ordnung zu retten.

Die engliſche Preſſe gegen die Geheim.

London, 29. Aug. (Wolff.) Die Weſtminſter Ga
zette ſchreibt: Die belgiſche Note erweckt den Eindruck
daß es zwecklos ſei, den Notenaustauſch fortzu.
ſetzen. Auch durch freundſchaftliche und diskrete Unterredun.
gen zwiſchen den alliierten Miniſtern könnten die Meinungsver.
ſchiedenheiten nicht überbrückt werden. Es wäre beſſer, die
Ruhrbeſetzung einzuſtellen, damit Deutſchland ſichk
induſtriell neu organiſieren und die Bezahlung der Reparationen
wieder aufnehmen könne. Es wäre weiterhin beſſer, ſofort an=
zuerkennen
, daß weder die franzöſiſche noch die belgiſche Note
irgend eine wirkliche Annäherung an den engli,
ſchen Standpunkt hinſichtlich der Beſetzung des Ruhrge=
bietes
, der Feſtſtellung der deutſchen Leiſtungsfähigkeit und der
Regelung der interalliierten Schulden bedeute. Der britiſche
Standpunkt ſei bereits deutlich genug dar=
gelegt
worden. Jetzt habe die Welt ihr Urteil
über die verſchiedenen politiſchen Auffaſſun=
gen
abzugeben. Man dürfe jedoch nicht den Dingen ihren
Lauf laſſen. Da keine Ausſicht beſtehe, mit Frankreich und Bel=
gien
zu einer gemeinſamen Regelung zu kommen, müſſe Eng=
land
eine eigene Aktion unternehmen.
Die Times, die die belgiſche Note mit derſelben Zurück=
haltung
beurteilt wie ſeinerzeit die franzöſiſche, ſchreibt, die Hal=
tung
Belgiens gegenüber der Ruhrfrage und dem allgemeinen
Reparationsproblem ſei nicht unbedingt identiſch mit der Hal=
tung
des franzöſiſchen Alliierten. Es ſei bemerkenswert, daß die
belgiſche Note eine Rechtfertigung der Ruhr=
beſetzung
unterlaſſe. Die belgiſche Note trete vielleicht
etaws vorſichtig und ſchüchtern, in einer Vermittlerrolle,
auf; das Ziel ſei, die Aufmerkſamkeit auf die wenigen Punkte
des finanziellen Programms zu konzentrieren. Wenig=
ſtens
in finanzieller Hinſicht ſei ein gewiſſer Fortſchritt erzielt.
Die Differenzierung in verſchiedene Vorſchläge könne aber über=
wunden
werden durch die Erörterung der Tatſache, daß
Deutſchland Garantien und produktive Pfän=
der
angeboten habe. Dieſes Angebot ſei durch Streſe=
mann
nachdrücklich betont und in weiteſtem Sinne aus
gelegt worden, obgleich er ſeparate Verhandlungen über das
Rheinland und das Ruhrgebiet ablehne. Das Ruhrproblem
ſei akuti man müſſe zu Verhandlungen ſchrei=
ten
. Es ſei notwendig, den Ruhrbezirk für ſeine frühere Tätig=
keit
wieder herzuſtellen, damit er ſeinen Platz im Wirtſchafts=
organismus
des vereinigten Deutſchland wieder einnehmen
könne, das jetzt endlich bereit ſei, ſeine Induſtrie und ſeine Wirt=
ſchaftstätigkeit
für die Bezahlung einer endgültigen Reparations=
ſumme
zu verpfänden.
Das Daily Chronicle überſchreibt ſeinen Leitartikel
Ein beſſerer Ton, der jedoch keine Ausſichten
eröffnet‟. Das Blatt erklärt, die Brüſſeler Note enthalte
einen Vorſchlag, der kaum erfolgverſprechend ſei,
nämlich den, daß geheime Erörterungen zwiſchen den
alliierten Miniſtern ſtattfinden ſollten. Dies wäre nichts an=
deres
als die Rückkehr zu den diplomatiſchen Methoden, wie ſie
im Mai und Juni erſchöpfend, aber äußerſt erfolglos angewandt
worden ſeien. Das beſondere Verdienſt der Initiative Bald=
wins
ſei geipeſen, daß er die Verhandlungen aus dieſer Phaſe
herausgebracht habe. Der Notenaustauſch habe die Frage
wenigſtens in die Oeffentlichkeit, vor das Forum der Völ=
ker
gebracht; es könne nicht Englands Wunſch
ſein, ſo ſehr es auch derjenige Poincarés ſein möge, das Pro=
blem
wieder in der früheren Geheimhaltung
zu begraben.
Nichtoffizielle interalliierte Verhandlungen.
London, 29. Aug. (Wolff.) Reuter erfährt mit Bezug
auf den in der belgiſchen Note enthaltenen Vorſchlag, infor=
melle
Unterredungen zwiſchen den alliierten Mimiſtern über
die Reparationsfrage ſtattfinden zu laſſen, aus nichtoffi=
zieller
, aber gut unterrichteter Quelle, daß die bri=
tiſche
Regierung durchaus bereit wäre, an derartigen Unter=
redungen
teilzunehmen, wenn Ausſicht beſtünde, daß dieſe Unter=
redungen
Erfolg hätten. Man ſei aber der Anſicht, daß, wenn
Frankreich und Belgien auf dem in ihren bisherigen Noten dar=
gelegten
Standpunkt verharrten, ſolche Undervedungen
ſchlimmer als zwecklos ſein würden. Der engliſche
Standpunkt könne bei Verhandlungen nur ge=
winnen
wenndieſeöffentlich ſeien. Großbritannien
könne der Wiederaufnahme der diplomatiſchen Erörterungen nur
dann zuſtimmen, wenn die Alliierten klar das Verlangen nach
einem Uebereinkommen und die Bereitſchaft ausdrückten,
ihre Stellungnahme ſo zu ändern, wie es die
Lage erfordere.

eren
am
daß an
wirtſchaf
einer R
auf die
Irt
d
bo
für

* Aus dem Tagebuch einer Schweizerreiſe 1923.
Von Walter Georgi.
(Schluß.)
Die Gotthardtbahn hat in dieſem Sommer nicht unter Ueber=
füllung
der Züge zu leiden. Mitunter führt ein Zug nur wenige
Fahrgäſte. Mancher Wagen iſt völlig leer. Die ſtark erhöhten
Fahrpreiſewie der Rückgang des Fremdenverkehrs im allgemei=
nen
ſind ſchuld daran. Es reiſt ſich wirgends beſſer als auf der
Gotthardtbahn, die heute elektriſch betrieben wird. Schnelles,
ſtoßfreies Fahren und peinliche Sauberkeit der Wagen erhöhen
den Genuß einer Fahrt. Von Flüelen aus folgt die Bahn dem
Tal der ſchäumenden Reuß und nähert ſich der mächtigen Pyra=
mide
des Bürſtenſtockes. Bei Erſtfeld beginnt der Aufſtieg.
Immer wilder und kühner türmen ſich die Felſen, die ſteilen Ge=
birgsmaſſen
beginnen den Himmel zu ſtürmen. Der Zug hält
in Göſchenen vor dem dunklen Loch des Gotthardttunnels. Das
Bahnhofsreſtaurant, in dem einſt der Dichter Ernſt Zahn als
Bahnhofswirt die Proſa des Alltags in klingende Münze um=
ſetzte
, iſt heute verwaiſt. Die Einrichtung von Speiſewagen in
den Durchgangszügen hat die lukrative Einnahmequelle dieſer
Bahnhofswirtſchaft verſiegen laſſen. Mancher Italienreiſende
wird ſich noch des Wetteſſens erinnern, das hier alltäglich zur
Mittagszeit beim Maſchinenwechſel ſtattgefunden hat. . . .
Die Serpentinen der Straßen ſteigen zur Paßhöhe hinan.
Die Reuß bäumt ſich auf in wilden Fällen. Die jähen Felswände
tücken zu enger Schlucht zuſammen. Die Teufelsbrücke ſpringt
mit kühn überlegtem Satze über ſie hinweg. Und die wilden
Waſſer klemmen ſich aufbrüllend zwiſchen ihren Schenkeln hin=
durch
. Du verſtehſt deine eigene Stimme nicht mehr. Es iſt,
als ob hier unter Weh der Fluß geboren würde. Hinter dem
Urnerloch ſteht gegen den blauen Himmel das Gotthardmaſſid,
der Vater von Reuß, Rhein, Rhone und Teſſin. Von den Fal=
ten
ſeines Gewandes gehen drei Kulturen aus: Germanen, Gal=
lier
und Römer. Wie Zügel hält er ſie in der Hand. Er iſt
nehr als ein Paß, der den Namen eines deutſchen Biſchofs trägt.
Er iſt Kulturſcheide und Kulturbrücke zugleich.
Im Tal des Teſſin, der ſeine Waſſer nach dem Mittelmeer
führt. Airolo, der erſte Dorfname mit italieniſcher Muſik. Be=
malte
Häuſer tauchen auf, oft einen Palazzo vortäuſchend. Auf
den ſtaubigen Chauſſeen brütet die Hitze des Südens. Albergo,
Trattoria, der erſte Campanile neben einem verſchüchterten Kirch=
lein
, wieder Bruder neben der Schveſter. Maulbeerbäume,
Weingärten mit dem grünen Rebendach auf grauen Steinſtützen.
Menſchen voll ſüdlichen Temperaments. Edle Kaſtanien, flache
Ziegeldächer, Faſſaden mit Feuſterbalkons, Springbrunnen mit
Marmorbecken, hier und da verfallene und verlaſſene Häuſer,

von Epheu überwuchert, auf einem Bergkegel mitten im Tal ein
Caſtello. Italien nähert ſich uns. . .
Unter meinem Balkon die roten Dächer von Lugano, der
blaue Spiegel des Sees und die letzten Berge der lombardiſchen
Ebene. Die Kirchenglocken hämmern zur Abendmeſſe. Kurze,
zerſchlagene Klänge und doch melodiſch. Aus den Gärten ſteigt
ſchwerer Duft. In den Gaſſen und unter den Laubgängen hängt
die verbrauchte Luft des Tages. Die Naſe wittert Italien.
Salami, Chianti und Knoblauch. Der Kellner bringt Maccaroni,
Früchte und roten Wein. Feuriges Blut, das aus Korbflaſchen
quillt. Ich denke an Deutſchland, an den Weltkrieg und an Ita=
lien
. Und an jene glücklichen Zeiten, wo ſo mancher Deutſche
über die Alpen wanderte und im Süden Erfüllung ſeiner an=
geborenen
Sehnſucht fand.
Es iſt Nacht geworden. Dunkel umhüllt den Schlaf der
Stadt. Wie Perlenſchnüre leuchten die Lichter an der Serpen=
tinenſtraße
zum Gipfel des Monte Bré. Irgendwo in den Gaſſen
ſingt einer ein Lied. . . . Italien!
Nach ſtundenlangem Warten im Konſulat erhält man das
italieniſche Viſum. Man zahlt ein paar Franken. Dann iſt die
Formalität erledigt. Dann darf man bei Ponte Treſa über die
Brücke und die italieniſche Grenze. Der Zöllner iſt höflich und
verzichtet auf Reviſion; doch die Grenzſoldaten mit den Kriegs=
orden
auf der Bruſt ſind gewiſſenhafter, als der Paß den Deut=
ſchen
verrät. Sie laſſen ſich die genaue Unterſuchung des Ge=
päcks
nicht nehmen. Selbſt die Zahnpaſta wird mißtrauiſch be=
trachtet
. Dann läßt man mich mürriſch mit einem ſchiefen Sei=
tenblick
ziehen. Ich mache mir meine Gedanken. Vielleicht auch
dieſe Bundesgenoſſen von einſt, die Höhen von Tolmein und
der Tagliamento. . .
Durch ein Bergtal führt die Schmalſpurbahn nach Luino
am Lago Maggiore. Engländer ſind im gleichen Abteil. Die
Männer wie Lords welcher Engländer gleicht nicht einem
Lord?! Ihre Frauen ſind von einer bezaubernden Liebens=
würdigkeit
gegen jeden Bahnbeamten und Gepäckträger. Höhere
Politik bis in die unteren Volksſchichten hineingetragen?! . . .
Man muß ſich wieder daran gewöhnen, mit höheren Zahlen
zu rechnen. Vier Lire entſprechen einem Franken. Die Folgen
des Krieges nagen auch an der italieniſchen Valuta. Viele
Krüppel ſieht man im Lande. Der Weltkrieg ſteht im Hinter=
grund
. Die wirtſchaftlichen Folgen im Touriſtenverkehr ſind
hier die gleichen wie in der Schweiz. Die großen Hotels in
Pallanza ſind verödet. Iſola Bella, Iſola Madre wiſſen nichts
mehr von deutſchen Hochzeitsreiſenden. Jedes Schiff bringt ein
paar Fremde, aber das Gros, das früher der deutſche Mittelſtand
ſtellte, fehlt heute vollkommen. In Streſa ſchimpft der Ober=
kellner
auf die Franzoſen, die den Italienern das Geſchäft ver=
derben
. Man warte ſehnſüchtig auf die Deutſchen, die nicht kom=

men, nicht kommen können, da die franzöſiſche Politik ihre Va=
luta
zerſtöre. Man möchte wieder zu normalen Zuſtänden
zurückkehren, aber Frankreich bildet ein Hindernis. Wohin man
hört, entdeckt man eine ſtarke Animoſität gegen Frankreich, den
Störenfried. Keine Liebe zu Deutſchland, aber Abneigung gegen
die Franzoſen. Die wirtſchaftliche Einſtellung iſt beſtimmend.
Italien liegt hinter mir. Der Simplonexpreß jagt nach
Norden. Iſelle iſt die letzte Station auf italieniſchem Boden.
Vor zwanzig Jahren überſchritt ich hier die italieniſche Grenze,
zu Fuß, vom Simplonpaß kommend. Damals war der Tunnel
noch nicht durch den Berg gebrochen. Heute iſt man in zwanzig
Minuten in Brig. Heimatlich weht es den Deutſchen an. Der
Palazzoſtil weicht dem ſchlichten Wohnhaus, die welſche Roman=
tik
der inneren Heimat. Seltſam, wie die Sehnſucht nach ſüd=
licher
Kultur ſich wieder dankbar zurückfindet in den Schoß der
eigenen Mutter.
Der Zug klettert an den Nordhängen des Rhonetals empor.
Eine Zeit lang begleitet er auf der Höhe den Fluß drunten im
Tal. Die graden Chauſſeen, die Dörfer liegen wie ein Rieſen=
ſpielzeug
unter ihm. Dann wendet er ſich durch eine Schlucht
jäh nach Norden und bohrt ſich durch den Lötſchbergtunnel. Bei
Kanderſteg tritt er wieder in den blauen Tag hinaus. Die Eis=
maſſen
der Blümlisalp ſtürmen von den Gipfeln. Die Luft flim=
mert
unter dem prallen Licht der Sonne und den weißen Schnee=
feldern
an den Hängen. Der Eiſenbahnzug, die Hütten und die
Menſchen ſchrumpfen in der Hand der Berge zu mikroſkopiſcher
Winzigkeit zuſammen. Der Alltag entkleidet ſich in ſeiner ganzen
Nichtigkeit. Ein Stück monumentaler Schöpfungsgeſchichte be=
herrſcht
den Augenblick.
Von Bern ab iſt der Zug überfüllt. Schweizer aus allen
Ständen ſtreben nach dem billigen Deutſchland. Selbſt auf
den Gängen drängen ſich die Reiſenden. Man möchte ſich einmal
für zwei Franken im Tag amüſieren können. Die deutſche Frem=
deninduſtrie
kommt dabei noch auf ihre Koſten und begrüßt den
Ausländerſtrom. Die Größe des Umſatzes läßt vielleicht noch
einen beſcheidenen Gewinn.
Und dennoch, wenn ich Schweizer wäre, bliebe ich daheim in
meinen Bergen, wenigſtens in dieſem Jahre, wo der Daſeins=
kampf
das Brudervolk im Norden zerwühlt. Wo Unraſt und
Sorge um den nächſten Tag das Weſen des Volkes verſchleiern
und verdüſtern. Noch niemals aber habe ich die Berge der
Schweiz, ihre Täler und Seen vom internationalen Touriſten=
lärm
ſo unberührt geſehen, wie in dieſen Tagen. Das Land hat
an herber Keuſchheit gewonnen. Die Stille im Fremdenverkehr
hat ihm die Quellen der Urſprünglichkeit wieder freigelegt, von
denen manche zu verſiegen drohte.
Wenn ich Schweizer wäre, bliebe ich daheim in meinen Ber=
gen
wenigſtens in dieſem Jahre.

[ ][  ][ ]

Seite 3

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Rummer 239.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 30. Auguſt 1923.

Die amerikaniſche Einwanderung
als internationales Problem.
Von
Virgil Jordan, Newyork.
(F.P.S.) Auch jetzt noch, wo ſie allmählich zu Jahren ge=
kommen
ſind, leidet die Behandlung, die die Vereinigten Staaten
ihren politiſchen, wirtſchaftlichen und ſozialen Angelegenheiten
angedeihen laſſen, unter einer gewiſſen allzu jugendlichen Manier,
die, um einen Lieblingsausdruck der Amerikaner zu gebrauchen,
man als bohiſh (jungenhaft) bezeichnen kann und der man
ſeitens der anderen Länder nur zu vieles nachgeſehen hat, ſo daß
die Union jetzt in manchem den Eindruck eines verzogenen Kindes
macht. Sie kann es noch immer nicht recht über ſich gewinnen,
die in manchen Fragen wohlbegründeten Standpunkte der an=
deren
älteren Staaten der Welt als berechtigt anzuerkennen und
jenes Endgegenkommen zu bezeigen, das ein friedliches Zu=
ſamenleben
der Staaten erſt gewährleiſtet. Dieſe Mißachtung
der Gewohnheiten und Rechte anderer Nationen hat ſich am deut=
lichſten
gezeigt bei der Durchführung der Prohibitionsgeſetze und
beſonders der Frage der Mitführung von Alkohol an Bord nicht=
amerikaniſcher
Schiffe.
Gegenüber anderen Problemen haben ſich jedoch die Ver=
einigten
Staaten in zunehmendem Maße zu einem ſozialeren
Standpunkt bekehrt. Die Art, wie ſich ihre öffentliche Meinung
zur Einwanderungsfrage ſtellt, iſt ein deutliches Anzeichen dafür,
daß in dieſem Belang wenigſtens die Vereinigten Staaten Ver=
nunft
anzunehmen im Begriffe ſind, d. h. daß man anerkennt,
daß an die Einwanderungspolitik mit internationalen, menſch=
lichen
Rückſichten anſtatt nur immer mit politiſchen, lokalen oder
wirtſchaftlichen Motiven herangetreden werden muß und daß ſie
einer Regelung ſehr wohl zugeführt werden bann, wenn man
auf die mannigfachen völkiſchen, pſychologiſchen und ſozialen
Fragen eingeht und den internationalen, d. h. zwiſchenſtaatlichen
Rechten und Empfindungen Rechnung trägt und wenn man in
dem Einwanderer in allererſter Linie den nach einem freieren
Leben und freierer und lohnenderer Betätigung ſich ſehnenden
Menſchen erblickt.
Derlei Erwägungen werden für jede künftige Regelung zur
Folge haben, daß nicht ſo ſehr auf eine zahlenmäßige Beſchrän=
kung
der Einwanderung geſehen werden muß, als auf eine Aus=
wahl
der geeignetſten und erwünſchteſten Elemente unter den
Einwanderungsluſtigen. Dieſe poſitive Auswahl, im Gegenſatz
zu der bisherigen rein zahlenmäßigen negativen, würde am
beſten und auf die menſchlichſte Weiſe durchgeführt durch eine
Art Selektionsprozeß vor der Abfahrt. Die Härten, die in der
Zurückhaltung der Einwanderer auf Ellis Island und ihrer
Rückweiſung lagen, ſind nur zu bekannt; der einzige Verſuch,
ſie zu vermeiden, beſteht in Vorſchriften der jetzt gültigen Ein=
wanderungsgeſetze
, durch welche die Schiffahrtsgeſellſchaften,
wenn ſie Einwanderer über die Höchſtzahl der Zugelaſſenen hin=
aus
nach den Vereinigten Staaten bringen, mit ſchweren Strafen
belegt werden. Dieſe Maßnahmen haben jedoch ihren Zweck
verfehlt; die Geſellſchaften haben wohl diejenigen, denen eine
Zurückweiſung ſicher war, von ſich aus vom Transport ausge=
ſchloſſen
, aber ihre Prüfungsmethoden ſind höchſt oberflächlicher
Natur geblieben. Die amerikaniſche Konſulatsbehörde dagegen
hat ſelbſt bei offenkundiger Ungeeignetheit des um ein Viſum
Nachſuchenden keinerlei Möglichkeit, die Ausſtellung des Viſums
zu verhindern; ausgenommen ſind nur Fälle, wo es ſich um
Anarchiſten oder ſolche Perſonen handelt, von denen zu befürchten
ſteht, daß ſie der Fürſorge in den Vereinigten Staaten zur Laſt
fallen werden.
Zu welch bedenklichen Folgen das geführt hat, zeigt ſich in
der großen Zahl der zu Beginn des neuen Rechnungsjahres an
den Eingangshäfen Zurückgehaltenen und von dort zum Teil
nach ihren Heimatländern Zurückgeſandten. Im letzten Rech=
nungsjahr
wurden 13 731 Einwanderer zurückgehalten. Jeder
von dieſen hat den amerikaniſchen Konſulatsbehörden 10 Dollars
für ein Viſum gezahlt und ſich der ärztlichen Unterſuchung von
ſeiten der Schiffsgeſellſchaften underzogen. 1662 von ihnen muß=
ten
zurüchgewieſen werden, weil die Quoten für ihre Länder er=
ſchöpft
waren, ohne daß die Berräge für die Viſa zurückvergütet
werden konnten. In manchen Fällen war die Not der Zurück=
gewieſenen
ſo groß und ſo offenkundig, daß die Behörden ſich
genötigt ſahen, im erwähnten Jahr 2508 Einwanderer über die
Höchſtquote hinaus zuzulaſſen.
Zur Abhilfe iſt vorgeſchlagen worden, die Einwanderer nach
den Vereinigten Sügaten ſchon im Heimatland entweder durch
amerikaniſche Beamte oder durch Behörden der Heimatländer an
Hand der amerikaniſchen Bedingungen auf ihre Zulaſſung zu
prüfen. Die meiſten Regierungen, an die die Vereinigten
Staaten mit dem erſten der beiden Vorſchläge herangetreten
waren, haben dagegen natürlich proteſtiert und manche von ihnen

haben die zweite Möglichkeit in Gegenvorſchlag gebracht; das
wird jedenfalls im neuen Kongreß zur Sprache kommen und viel=
leicht
zur Einberufung einer internationalen Einwanderungs=
konferenz
den Anſtoß geben. Eine ſolche Konferenz iſt im jetzigen
Einwanderungsgeſetz ſchon vorgeſehen, aber aus irgendwelchen
Gründen iſt ſie bis jetzt nicht in praktiſche Erwägung gezogen
worden.
Anlaß zu einer ſolchen Konferenz läge zur Genüge vor und
nicht nur auf ſeiten der Vereinigten Staaten; England und
Italien verſuchen die Auswanderung zu fördern, beide, um
ihren überzähligen Arbeitskräften Beſchäftigung zu ſchaffen;
andere wiederum, wie Kanada und Auſtralien und in gewiſſer
Weiſe auch Frankreich, ſuchen die Einwanderung nach ihren Ge=
bieten
zu ziehen. Erleichtert würde das Zuſtandekommen der
Konferenz für Amerika durch den Umſtand, daß, wenn im Dezem=
ber
dieſes Jahres der Kongreß zuſammentritt, die ſtärkſte wirt=
ſchaftliche
Erwägung bei der Frage der Einwanderung, die Frage
der Verſorgung des amerikaniſchen Arbeitsmarktes, in Wegfall
gekommen ſein wird, teils weil dann der Bedarf gedeckt, teils
weil mit der winterlichen Jahreszeit die Nachfrage auf dem
Arbeitsmarkt automatiſch nachläßt.

Die Londoner Interpretation der belgiſchen Note.
* London 29. Aug. (Priv.=Tel.) Man fühlt hier allge=
mein
eine ziemliche Enttäuſchung darüber, daß Belgien in ſeiner
Note nicht, wie man gehofft hatte, endgültige und prak=
tiſche
Vorſchläge zur Löſung der gegenwärtigen Situation ge=
macht
hat. Trotzdem glaubt man, daß die belgiſche Note eines
ernſten und eingehenden Studiums bedarf, da ſie zweifellos
deſſen würdig ſei.
Der Daily Telegraph ſchreibt: Wir ſind davon überzeugt,
daß die belgiſche Regierung ebenſo wie unſere eigene daran
intereſſiert iſt, zu einer gemeinſamen Verſtändigung der Alli=
ierden
zu kommen, da dann eine gemeinſame Antwort an Deutſch=
land
eine Leichtigkeit iſt. Aber gerade darum iſt es um ſo be=
dauerlicher
, daß ſie nicht den konſtruktiven Plan einer ſchritt=
weiſen
Räumung des Ruhrgebiets vorſchlägt, den man vor
wenigen Tagen noch von der belgiſchen Antwortnote erwartet
hatte. Wir müſſen darum annehmen, daß der franzöſiſchen Re=
gierung
ein ſolcher Plan wider den Strich gehen würde. Die bel=
giſche
Regierung hat ihn anſcheinend deshalb nicht veröffentlicht.
Die allgemeine Lage leidet ſchwer darunter. Die Nichtveröffent=
lichung
iſt offenſichtlich dadurch begründet, auf die franzöſiſche
Weigerung in bezug auf die Ruhrfrage, auch wur die leiſeſte
Konzeſſion zu machen oder ſich in die geringſte Erörverung ein=
zulaſſen
. Die belgiſche Note iſt leider ein Echo der franzöſiſchen
und beſtätigt nicht das geringſte Anzeichen dafür, daß ſie in der
Hoffnung auf eine konſtruktive Löſungsmöglichkeit Fortſchritte
will. Auf die in den letzten Tagen ſo oft erörterte Frage einer
Zuſammenkunft der leitenden Staatsmänner geht Belgien aus=
führlich
ein. Die Frage bleibt aber müßig, ſolange die Neigung,
nur zu nehmen, aber nicht zu geben, wie ſie aus den franzöſiſchen
und belgiſchen Dokumenten hervorgeht, keine Aenderung erfährt.
Auch die liberale Preſſe äußert ſich ähnlich.
Die übertriebenen belgiſchen Anſprüche.
* London, 29. Aug. (Priv.=Tel.) Die Kommentare der
engliſchen Preſſe zur belgiſchen Note ſind nach wie vor ſehr
freundlich gehalten, verhehlen aber trotzdem nicht die Enttäu=
ſchung
darüber, daß in der belgiſchen Note nicht der geringſte
Fortſchritt zu einer Löſung der ſchwebenden Probleme zu finden
ſei. Bei der Beſprechung der finanziellen Seite der belgiſchen
Note macht die engliſche Preſſe darauf aufmerkſam, daß nach bel=
giſcher
Anſicht eine Reduktion der früheren Anſprüche an Deutſch=
land
von 132 Milliarden Goldmark vorgenommen werden ſoll,
daß dieſe Anſprüche ſich jedoch, wenn man die franzöſiſchen und
italieniſchen Schulden an Amerika, England und andere Ver=
bündete
mit in Betracht ziehe, auf ungefähr 80 Milliarden Gold=
mark
beziffern. Nach Anſicht amtlicher engliſcher finanziellen
Kreiſe iſt Deutſchland nicht imſtande, eine derartige Summe zu
zahlen. Feſtzuſtellen, wie hoch die deutſche Leiſtungsfähigkeit
ſei, ſei nach Anſicht engliſcher Kreiſe einzig und allein Aufgabe
einer unparteiiſchen Kommiſſion, und man bedauert in London
allgemein, daß die belgiſche Note dieſen Vorſchlag der engliſchen
Regierung zu erwähnen nicht der Mühe wert findet. Das Ruhr=
problem
wird in London als das Rückgrat aller Schwierigkeiten
betrachtet. In der belgiſchen Note jedoch ſei keinerlei Anſtren=
gung
gemacht, dieſe Frage zu löſen.

Pariſer Stellungnahme zur belgiſchen Note.
Paris, 29. Aug. (Wolff.) Zur belgiſchen Note
nehmen die Morgenblätter nur vereinzelt Stellung. Der Petit
Pariſien ſchreibt, die Löſung, die die belgiſche Note empfehle.
finde ſich bis auf einige Einzelheiten auch zwiſchen den Zeilen
der letzten franzöſiſchen Note.
Das Echo de Paris findet, daß die belgiſche. Note
enge Uebereinſtimmung mit Frankreich und den
Verſuch einer Löſung zum Ausdruck bringt.
Die Ere Nouvelle findet die Note nuancenrei=
cher
und freundſchaftlicher im Tone als die franzö=
ſiſche
Note, und ſchreibt, Frankreich dürfe nicht den Anſchein er=
wecken
, als ſei es das einzige Land, das nicht plaudern wolle.
Theunis habe, indem er zugunſten einer Wiederaufnahme der
interalliierten Verhandlungen Stellung genommen habe, diskret,
aber entſchloſſen gegen denfranzöſiſchen Grund=
ſatz
Stellung genommen.
Der Gaulois findet, daß das, was an der Note beſon=
ders
intereſſant und neu ſei, das Syſtem ſei, deſſen Anwendung
ſie für die Verteilung ſpäterer Zahlungen Deutſchlands vor=
ſchlage
. Dieſe Methode häte offenſichtlich den Erfolg, den An=
teil
Belgiens zu erhöhen und den Englands zu vermindern. Es
ſei wenig wahrſcheinlich, daß ein derartiger Vorſchlag Ausſicht
habe, angenommen zu werden. Trotzdem ſcheint dem Blatte eine
Vereinbarung noch immer möglich.
Ermordung der italieniſchen Militär=
kommiſſion
.
TU. Rom, 29. Aug. Aus Valona iſt die Nachricht ein=
getroffen
, daß die in Albanien mit der Abſteckung der
Südgrenze Albaniens beſchäftigte italieniſche
Militärkommiſſion auf griechiſchem Gebiet von
der Vevölkerung überfallen und niedergemacht
worden iſt. General Tellini, ein Oberſt und drei Offiziere
ſind getötet worden. Die italieniſche Regierung habe
bereits die nötigen Maßnahmen ergriffen, um ſtrenge
Sanktionen und die ſofortige Beſtrafung der
Schuldigen zu fordern und durchzuſetzen.
Rom, 29. Aug. (Wolff.) Die auf der Straße Janina=
Santi Quaranta ermordeten italieniſchen Mit=
glieder
der Grenzfeſtſetzungskommiſſion für die
griechiſch=albaniſche Grenze ſind. General Tellini, Stabsarzt
Corti, Leutnant Bonacini, Dolmetſcher Craveri und Chauffeur
Farneti. Der Agenzia Stefani zufolge macht das Verbrechen in
ganz Italien tiefſten Eindruck. Die albaniſche Regie=
rung
ſprach dem Miniſterpräſidenten Muſſolini ihr Bei=
leid
aus.
Der Generalſekretär der interalliierten Militärkommiſſion
zur Feſtſetzung der griechiſch=albaniſchen Grenze berichtete der
Botſchafterkonferenz in Paris telegraphiſch über den
Vorfall. Danach wurde das Atentat öſtlich des griechiſchen
Grenzpoſtens von Kamadia an der Stelle verübt, wo die Straße
durch einen dichten Wald führt. Der albaniſche Delegierte fuhr
dem italieniſchen Automobil voraus. Wenige Minuten, nachdem
er die Stelle paſſiert hatte, mußte das italieniſche Automobil die
Fahrt verlangſamen und anhalten, weil ein Baumſtamm
über die Straße gelegt war. In dieſem Augen=
blick
wurde das Automobil beſchoſſen. Von einem
in der Nähe liegenden Grenzpoſten aus wurden dreißig bis
vierzig Schüſſe gehört. Stabsarzt Corti wurde im Wagen ge=
tötet
, die vier anderen konnten noch ausſteigen und einige
Schritte weitergehen. Die Leiche des Generals Tellini wurde
etwa zwanzig Meter vom Automobil im Straßengraben gefun=
den
. Der griechiſche Oberſt Bozakis, der dem italieniſchen
Kraftwagen in großem Abſtande folgte, traf an der Unglücksſtelle
erſt ein, als alles vorüber war; die Täter waren bereits
geflüchtet. Die Leichen der Ermordeten wurden nach Ja=
nina
gebracht. Der franzöſiſche und der engliſche Kom=
miſſar
, die ſich im Gebirge am nördlichen Teil der Grenze be=
finden
, wurden von dem Geſchehenen in Kenntnis geſetzt.
Italien fordert Genugtuung.
* Rom, 29. Aug. (Priv.=Tel.) Es verlautet, daß Muſſo=
lini
in der vergangenen Nacht ſich bis 3 Uhr morgens mit der
Prüfung der durch den Mord von Janina geſchaffenen ſchwie=
rigen
Lage befaßt und die nötigen Maßnahmen ergriffen hat, um
Italien für dieſe Beleidigung Genugtuung zu verſchaffen.
An die italieniſchen Botſchafter in Athen, Paris und London
ſollen entſprechende Inſtruktionen geſandt worden ſein, über die
jedoch allerſtrengſtes Stillſchweigen bewahrt wird. Sämtliche ita=
lieniſchen
Blätter äußern Empörung und Entrüſtung über den
Mord.

Münchener Kunſtbrief.

München ſteht im Zeichen der Feſtſpiele. Wenn auch
jetzt keine Zeit iſt, Feſte zu feiern, ſo tut uns mehr denn je die
Erhebung Not, die die Kunſt uns gewährt. Freilich ſind es meiſt
valutaſtarke Ausländer, die ſich dieſe erhabenen Genüſſe leiſten
können, nicht immer zu ihrem vollen Verſtändnis. Der überwie=
gende
Teil unſeres deutſchen kunſtliebenden und kunſtverſtän=
digen
Volkes muß verzichten. Mögen unſere Feinde uns noch
ſo droſſeln, die deutſche Kunſt können und werden ſie nie
vernichten. Das lehrte uns als Auftakt wieder die glänzende
Aufführung der Meiſterſinger von Nürnberg. Sie
waren wie ein Symbol vorangeſtellt worden mit Hans Sachſens
Mahnung, die deutſche Kunſt, die deutſchen Meiſter zu ehren.
Hans Knappertsbuſch brachte das Werk in ſeinem ganzen
ſtrahlenden Elanze heraus, ſo daß es die Zuhörer, ſo weit es
Deutſche waren, mit neuem Mute erfüllte, unſerem Schickſal
ſtandhaft zu widerſtehen. Friedrich Broderſen ſang den
Hans Sachs prachtvoll und voll tiefen Gemütes, wie dies ſeine
Eigenart iſt, Wolf als Walter von Stolzing und Nelly Merz
als Evchen ſtanden ihm ebenbürtig zur Seite.
Dann kam der Ring des Nibelungen geleitet von
Dr. Karl Muck, einem der wenigen, noch aus der Zeit Wag=
ners
ſtammenden Dirigenten, der dieſer Ringaufführung eine ſel=
tene
künſileriſche Bedeutung verlieh. Er iſt ein Dirigent von
Größe und Erhabenheit ebenſo wie von ſorgſamſter Kleinarbeit.
An dem von ſeinem berühmten Führer geleiteten Orcheſter wuchs
der Geſang leuchtend empor. Im Rheingold ſang Eliſabeth
Feuge die Freia, Wilhelm Rode den Wotan, Sigrid One=
gin
die Fricka, Hedwig Furtmüller die Erda, Depſer
den Froh, Hermann Wiedemann den Alberich, Sterneck
den Fafolt, Gleß den Fafner und Erb den Loge.
In der Walküre ſang Gabriele Englerth die Brün=
hilde
, Nelly Merz die Sieglinde, Wolf den Siegmund, Gleß den
Hunding, Rode und Sigrid Onegin das Götterpaar Wotan
und Fricka. Unter Mucks Leitung wuchs das Drama zur
Vollendung auf. Welch überragender Geſtalter Muck iſt, bewies
die Aufführung des Siegfried. Sie ſtellte das Höchſte dar,
was man an nachſchaffender Kunſt erleben kann. Auch hier ſang
Rode den Wotan, während Reinfeld, dieſer junge ſtrahlende
Tenor, den Siegfried darſtellte und Hedwig Furtmüller die
Erda. Das gleiche Lob gilt von der Götterdämmerung
und dem unvergleichlichen Zwiegeſang Gabriele Englerths
als Brünhilde und Reinfelds als Siegfried.
Waren die Zuhörer nach der Aufführung des Ringes in
toſenden Beifall ausgebrochen, ſo erfüllte ſie nach derjenigen von
Triſtan und Iſolde andächtige Ergriffenheit. Es war in
der Tat das Vollendetſte was man hören konnte: Bender als
König Marke, Gabriele Englerth als Jſolde und Wolf als Tri=
ſtan
leiſteten neben Sigrid Onegin als Brangäne Unübertreff=

liches, von Hans Knappertsbuſch zu ihren höchſten Leiſtungen
befeuert.
Zwiſchen Parſifal und Triſtan erfüllte. Mozarts Figaros
Hochzeit die Räume des Reſidenztheaters mit ihren ſprühenden
Klängen. Mozart gerade in dieſem Theater zu hören, wo er
ſelbſt einſt dirigiert hatte und das in ſeinem entzückenden Barock
den gegebenen Rahmen dafür bildet, iſt an ſich ein Ereignis von
unngchahmlicher Stimmung. Wenn erſt ein ſo feinſinniger Or=
cheſterleiter
wie Knappertsbuſch den Taktſtock führt, eine Maria
Jvogün die Suſanne, Lola Artot de Padilla den Cherubin, Bro=
derſen
den Grafen und Nelly Merz die Gräfin ſingt, ſo iſt des
Jubels kein Ende.
Von zeitgenöſſiſchen Werken, die den heurigen Feſtſpielplan
vervollſtändigen, kam als erſtes Pfitzners Paleſtrina zur
Aufführung unter der Leitung Robert Hegers. Die Beſetzung
mit Erb als Paleſtrina, Maria Jvogün als Jghino, Fein=
hals
als Barromeo, Heinrich Rehkemper als Morone und
Depſer als Novagerio machte die Aufführung zu einer unver=
gleichlichen
. Karl Erbs Paleſtrina, tief durchgeiſtigt und ins
Transzendentale erhoben, iſt eine unerreichte Meiſterleiſtung.
Dazu kommt noch die Schönheit des Orcheſterſpiels und die groß=
artige
Infzenierung. Es gehört zum Ruhme Münchens, als eine
der erſten deutſchen Städte den Genius Pfitzners erkannt zu
haben, er hat auch hier eine dauernde würdige Heimſtätte.
Der größte Meiſter der Tonkunſt, den München ſelbſt hervor=
gebracht
hat, Richard Strauß, iſt mit vier ſeiner Werke ver=
rreten
: Salome, Ariadne auf Naxos, Der Roſenkavalier und
Elektra. Die beiden erſteren fanden eine glänzende Wiedergabe,
die letzteren ſtehen noch bevor. Knappertsbuſch, von Straußſchem
Geiſte erfüllt, entlockte dem Orcheſter ſeine herrlichſten Klänge,
Margot Leander ſang die Salome, Wilhelm Rode den Jo=
changan
, Depſer den Herodes und Sigrid Onegin die Hero=
dias
, während Nelly Merz ihre ſchönen Mittel der Ariadne
lieh und Maria Ivogün eine geradezu vollendete Zerbinetta
war.
Im Ganzen war alles im Rahmen der Feſtſpiele Gebotene
von einer künſtleriſchen Vollendung, die Münchens feſtgegründe=
ten
Nuf vor aller Welt und es iſt ja alle Welt hier befeſtigt.
Iin Reſidenztheater wurde das Luſtſpiel Jan der Wun=
derbare
von dem größten Schauſpieler der Gegenwart und
feinſinnigen Dichter Friedrich Kaßler gegeben. Es iſt
eine luſtige Schabernackgeſchichte in altniederländiſchem Rahmen,
voll Situationskomik und Witz, voll Spannung bis zuletzt. Die
Bühnenbilder ſind wie aus dem Rahmen Teniers geſchnitten, die
Luſtigkeit der erdichteten Geſtalten ſteckt die Zuſchauer an. Von
Fritz Baſie, der zugleich die Rolle des Willem Deutz, eine
echte Brouwer=Figur, darſtellte, mit feinem Geſchmack inſzeniert,
von den Damen Herterich und Wimplinger den Herren
Kellenhals, Gura und Putſcher mit hinreißender Laune
geſpielt, errang das übermütge Scherzſpiel einen ſtürmiſchen
Erfolg.
Clara Ebert.

Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
Die Städtiſchen Schauſpiele in Baden=
Baden bereiten eine intereſſante Uraufführung vor. Am
5. September wird die komiſche Oper Abenteuer einer Nacht
des engliſchen Komponiſten Percy Colſon ihre erſte Aufführung
erleben. Der Dext iſt nach einem Luſtſpiel Oliver Coldſmiths
von Alfred Kaliſch geſchrieben. Die muſikaliſche Einſtudierung
und Leitung beſorgt Alfred Lorentz.

C.K. Das Merkmal. Der Oberkellner im Speiſeſaal des
Strandhotels ſo wird in Reclams Univerſum erzählt er=
kennt
totſicher die Gäſte, die die zahlungsfähigſten ſind und denen
man die größten Rechnungen machen kann. Er teilt auch ſein
Geheimnis mit. Ja, ſehen Sie, meint er, früher waren un=
ſere
beſten Gäſte die, denen es peinlich geweſen wäre, nach dem
Eſſen zu rauchen, ſolange noch eine Dame die Mehlſpeiſe nicht
genommen hatte. Er ſeufzt: Jetzt ſind unſere beſten Gäſte die,
die gleich mit einer qualmenden Zigarre oder Zigarette in den
Speiſeſaal kommen.
() Eine Petroleumkanne als Denkmal. Es gibt nur ein
einziges Denkmal in der Welt, deſſen Hauptſchmuck eine Petro=
leumkanne
iſt. Dieſes merkwürdige Denkmal befindet ſich in
Madrid und wurde zur Einnerung an einen Vorgang errichtet,
der ſich während des ſpaniſchen Krieges auf Kuba ereignete.
Während der Kämpfe mit den Aufſtändiſchen wurde ein Haus
von den ſpaniſchen Soldaten belagert, in dem ſich eine feindliche
Schar verbarrikadiert hatte. Da man den Gegnern auf keine
Weiſe beikommen konnte, kam ein Soldat auf den Gedanken,
des Nachts mit einer Petroleumkanne und einer Schachtel Streich=
hölzer
auf das Dach zu klettern, das Petroleum anzuſtecken und
dann die Kanne in das Haus zu werfen, um die Feinde auf
dieſe Weiſe auszuräuchern‟ Die Gefahr, ſelbſt mit zu ver=
brennen
, war für den Wagemtigen ſehr groß, und um möglichſt
ſchnell wieder herunterzukommen, ſchlang er ſich ein langes Seil
um den Leib, das ſeine Kameraden halten ſollten und an dem
er heruntergleiten wollte, wenn nicht das Seil vorher Feuer fing.
Das Unternehmen glückte, und zum Andenken an die kühne Tat
wurde in Madrid ein Denkmal errichtet, auf dem die Petroleum=
kanne
in monumentaler Größe aus Stein dargeſtellt iſt, nebſtz
dem Seil und dem Helden ſelbſt, dem die Ehrung galt.
( Walfiſchangriff auf ein Schiff. Der engliſche Walfiſch=
dampfer
Brown iſt in ſchwer beſchädigtem Zuſtande nach demn
kanadiſchen Hafen Viktoria gekommen. Das Schiff wurde
von einem rieſigen Potwal angegriffen, etwa 60 Kilometer weſt=
lich
von der Vancouver=Inſel. Das gewaltige Tier war von
einer Harpune getroffen worden, hatte getaucht und war dann
plötzlich ganz nahe bei dem Schiff an die Oberfläche gekommen,
worauf es mit voller Wucht gegen den Schiffskörper anrannte.
Dadurch wurde die Schraube ſchwer beſchädigt und das Schiff
kam mit Mühe und Not in den Hafen.

[ ][  ][ ]

Seite 4.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 30. Auguſt 1923.

Rummer 239.

Stadt und Land.
Darmſtadt, 30. Anguſt.
Die neuen Eiſenbahnfahrpreiſe vom 1. Sept.
RDV. Die Schlüſſelzahl für die erſte Septemberhälfte zur
Berechnung der Perſonenfahrpreiſe iſt auf 600 000 feſtgeſetzt.
Die Grundpreiſe, die in der 3. und 4. Klaſſe genau
den Vorkriegsſätzen entſprechen, für die 2. und 1. Klaſſe jedoch
gegenüber ſtark erhöht wurden, betragen: für 1 Em im Perſonen=
oder
Eilzug (ſogen. Einheitsſätze) in der 4. Kl. 2,2 Pfg.,
3. Kl. 3,3 Pfg., 2. Kl. 9,9 Pfg., 1. Kl. 19,8 Pfg.
Die ſich hieraus ergebenden Grundpreiſe werden bis 10 Mk.
auf 10 Pfg., über 10 bis 40 Mk. auf 20 Pfg. und darüber hinaus
auf volle Mark abgerundet und dann mit der Schlüſſelzahl ver=
vielfacht
.
Die Mindeſtfahrpreiſe betragen in den vier Klaſſen:
1,80 Mk., 0,90 Mk., 0,30 Mk. bezw. 0,20 Mk.
Schnellzugszuſchläge: 1. Kl.
2. Kl. 3. Kl.
1. Zone (bis 75 km)
.. 3,00 Mk. 1,50 Mk. 0,50 Mk.
2. Zone (über 75 bis 150 k). 6,00 3,00 100
3. Zone (über 150 km) . . . 9,00 4,50 150
Zuſchläge für BD=Züge (die vorausſichtlich erſt wieder im
Sommer verkehren):
Für lange Strecken (BerlinMünchen oder Köln) 1. Klaſſe
20 Mk., 2. Klaſſe 10 Mk.
Für kurze Strecken (Berlin-Hamburg) 1. Klaſſe 10 Mk.,
2. Klaſſe 5 Mk.
Reiſegepäck: Für je 10 km auf 1 k 0,85 Pfg.: Mindeſt=
fracht
0,60 Mk.
Platzkarten für D=Züge (viertägiger Vorverkauf in allen
MER=Büros): 1. Kl. 1,60 Mk., 2. Kl. 0,80 Mk., 3. Kl. 0,25 Mk.
Bahnſteigkarte: 0,20 Mk.
Bettkarten für Schlafwagen: 1. bis 3. Klaſſe werden
zunächſt nicht nach Grundpreiſen berechnet.
Aus dieſen Grundpreiſen, die unverändert bleiben ſollen,
ergeben ſich durch Vervielfachung mit der Schlüſſelzahl die jeweils
gültigen Fahrpreiſe; die Schlüſſelzahl ſoll, je nach den Schwan=
kungen
des Geldwertes, alle Halbmonate oder jeden Monat neu September, vorm. 9.30 Uhr, beginnende Tagung des hieſigen Schwur=
feſtgeſetzt
werden.
Bemerkenswert bei den neuen Grundpreiſen iſt das ver= öffentlicher Sitzung der Ferienzivilkammer des Landgerichts die nach=
2: 3:4,5: 6), das heute ſo ausſieht: 2:3:9: 18, d. h. die zweite
Klaſſe koſtet das Dreifache der dritten (früher das Andert=
halbfache
), die erſte Klaſſe das Doppelte der zweiten, das Sechs=
fache
der dritten und das Neunfache der vierten, während früher meinderechner Philipp Kunz 4. in Schneppenhauſen, Eliſabeth Keßler,
die erſte Klaſſe nur das Dreifache der vierten betrug.
Ernannt wurden: am 6. April der Lehrer Heinrich Büttner
zu Mainz zum Rektor an der Volksſchule zu Mainz; am 9. Juli der
Schulamtsanwärter Otto Stellwagen aus Framersheim zum
Lehrer an der Volksſchule zu Kelſterbach (Kreis Groß=Gerau); am 23. Gerlach in Ober=Roden, Landwirt Johannes Karl Grünewald in Roß=
Auguſt der Lehrer Wilhelm Wolf zu Metzlos zum Lehrer an der dorf, Beigeordneter Adam Poth 3. in Neutſch, Fabrikant Karl Ziegler
Volksſchule zu Götzenhain (Kreis Offenbach).
Kirchliche Dienſtnachrichten. Am 21. Auguſt wurde dem Pfarrer
zu Worfelden und am 23. Auguſt dem Pfarrer Peter Bock zu Meiches weg 16, Kaufmann Chriſtian Kullmann in Darmſtadt, Roquetteweg 4,
die evangeliſche Pfarrſtelle zu Ober=Mockſtadt übertragen.
Erledigt iſt eine Lehrerſtelle für einen evangeliſchen Lehrer an
der Volksſchule in Arheilgen (Kreis Darmſtadt). Dienſtwohnung ter 1. in Lengfeld. Taglöhner Valentin Amend 2. in Haſſenroth i. O.,
iſt nicht vorhanden; Mietwohnung kann nicht beſchafft werden. Be=
werbungen
ſind an das Kreisſchulamt Groß=Gerau zu richten.
Mietanmeldungen. Die Neuanmeldungen zu den Mieten 1923=
1924 ſind abgeſchloſſen. Eine kleine Anzahl bisheriger Mieter hat noch
nicht über ihren Platz entſchieden. Sie werden gebeten, ihren Ent=
ſcheid
ſofort der Mietabteilung mitzuteilen, und zwar ſchriftlich, da
keine Sprechſtunden mehr ſind. Die Benachrichtigung über die Zu=
teilung
der Plätze wird den Mietern Mitte nächſter Woche zugehen.
Die Nachverſteuerung von Zündwaren und Leuchtmitteln. Wer
am 1. September 1923 zur gewerbsmäßigen Veräußerung beſtimmte
Zündwaren im Sinne des 8 1 des neuen Zündwarenſteuergeſetzes, ſo= ſowie die Uhr von einem Diebſtahl herrühren, werden alle Jutereſſen=
wie
Leuchtmittel, die nach dem neuen Leuchtmittelſteuergeſetz ſteuerbar
ſind, im Gewahrſam hat, muß ſie ſpäteſtens bis 6. September 1923 bei
der zuſtändigen Zollbehörde zur Nachverſteuerung anmelden. Zünd=
waren
, die ſich am 1. September unterwegs befinden, ſind vom Emp= etwa 1 Meter lang und 40 Zentimeter breit und hoch. An den beiden
fänger anzumelden, ſobald ſie in ſeinen Gewahrſam gelangt ſind. We=
gen
der Einzelheiten wird auf die Veröffentlichungen im Reichsgeſetz=
blatt
Nr. 75 vom 24. Auguſt 1923, S. 807 und 809, verwieſen. Aus= trägt loſen Radreifen, der zum Teil mit Draht umbunden iſt. Der
künfte erteilen die Zollſtellen.

* Das evangeliſche Kirchenlieb, ſieht im kommenden Jahre dem
Gedächtnis ſeines 400jährigen Beſtehens entgegen. Auf Anregung des
Deutſchen Epangeliſchen Kirchenausſchuſſes ſoll bereits gelegentlich des Motorradfahrer überfahren und erheblich verletzt worden. Der Motor=
diesjährigen
Deutſchen Kirchentags in allen Kirchen Deutſchlands am
Sonntag, den 7. Oktober, dieſe Tatſache gottesdienſtlich gefeiert wer=
den
. Die Kirchengeſangvereine und Kinderchöre werden dabei berufen
ſein, durch Vortrag geeigneter Chorgeſänge aus der Reformationszeit
der Gemeinde zum Bewußtſein zu bringen, welch unermeßlich großes
Gut mit dem evangeliſchen Kirchenlied unſerem Volk geſchenkt worden.
iſt. Die erſten evangeliſchen Geſangbücher erſchienen im Jahre 1524,
aber bereits vorher im Jahre 1523 war Luthers Märtyrerlied
Ein neues Lied wir heben an und ſein köſtlich tiefes und frohes Nun Was letzteren betrifft, ſo wurde der Fabrikarbeiter Johann Georg
freut euch, lieben Chriſtengmein, bekannt geworden.

Dienſtfubiläum. Fräulein Luiſe Weiße, Tochter des den älte= e
ren Theaterbeſuchern wohlbekannten verſtorbenen Hoftheaterdieners
25jähriges Juhiläum als Verkäuferin bei der Firma D. Faix u. Söhne, d
hier.
(

Jugendbewegung. Die Jugend von heute iſt eine andere als
früher. Sie hat einen ganz anderen Hunger nach Leben, nach Freube.
Freilich verwechſeln auch viele Appetit, jenes ſpieleriſche, nicht ernſt zu
nehmende Gelüſten nach geiſtreichem Reden, auffallendem Tun und
genießeriſchem Verkehr mit jenem echten Hunger nach Wahr=
heit
, nach Tat und nach Gemeinſchaft. Von dieſem Hunger
nach Brot ſprach unter dem Thema Die Entſcheidungsſtunde der
Jugendbewegung am vergangenen Samstag abend der bekannte
Jugendführer Pfr. Dr. W. Stählin aus Nürnberg, der Leiter des
Bundes deutſcher Jugendvereine in der Johanneskirche vor vielen
hieſigen Bünden, welche die Jugendvereinigungen der Johannesge=
meinde
zu dieſem Vortrag eingeladen hatten. Zum Beginn ſang die
Kurrende ein Abendlied; den Beſchluß machte Frl. Dr. Noack mit
mit einem Bachſchen Satz. Der Abend wird manchem jungen Streben=
den
ein Stücklein weitergeholfen haben ins Land der Wirklichkeit.
An der Zeitung ſparen? Die Evangel. Preſſekorreſp. ſchreibt:
Bei dem raſenden Geſchwindſchritt der Geldentwertung beſinnt man ſich
in jeder Haushaltung wieder, wie man ſparen kann, und mancher der=
fällt
darauf, an der Zeitung zu ſparen. Zuerſt hat man vielleilſt
das chriſtliche Blatt abgeſchafft, jetzt folgt die Tageszeitung nach. Was
ſie koſtet, geht ja monatlich in die Tauſende! Aber daran ſparen, iſt
doch ſchlecht geſpart. Das ſtellt ſich bald heraus. Man weiß nicht
mehr, was vorgeht; man erfährt wichtige Bekanntmachungen, Preiſe,
Wohlfahrtseinrichtungen, Verſammlungen aller Art gar nicht oder zu
ſpät; man fällt beängſtigenden Gerüchten und Schwindlern zum Opfer;
man kann ſich nicht mehr mit Verſtändnis beteiligen an den wirtſchaft=
lichen
, politiſchen, gemeinnützigen und religiöſen Beſtrebungen der
Zeit kurzum man wird zum Sonderling, und wer den Schaden hat,
darf für den Spott nicht ſorgen. Es lohnt ſich ſpahrhaftig, einer gut=
geleiteten
Zeitung, die ein wahrer Hausfreund iſt, die Treue zu hal=
ten
. Und wenn man berechnet, was Lebensmittel, Kleider und andere
Waren koſten, ſo wird man die überraſchende Entdeckung machen, daß
die Zeitung immer noch verhältnismäßig billig iſt.
Möblierte Zimmer. Die von dem Miniſterium für Arbeit und
Wirtſchaft für September angeordnete Erhöhung der Zuſchläge zur
Grundmiete auf 15,3 Millionen Prozent (im Auguſt waren es 255 100
Prozent) wird ihre Wirkung auf die Berechnung der damit gewaltig ſtei=
genden
Mieten der möblierten Zimmer nicht verfehlen. Für die Zimmer=
vermieter
empfiehlt es ſich, ſich über dieſe Berechnung rechtzeitig zu
unterrichten. Zu dieſem Zwecke wird die Beratungsſtelle des Verbandes
der Zimmervermieter Montag und Donnerstag, 45 Uhr, in den Räu=
men
des Hausfrauenbundes, alte Artilleriekaſerne, Heidelberger Straße,
Eingang Wilhelmſtraße, jetzt wieder regelmäßig geöffnet ſein. Auch den
Mietern möblierter Zimmer wird hier gern unentgeltlich Nat erteilt.
n. Ausloſung der Geſchworenen. Für die am Montag, den 24.
gerichts, deſſen Vorſitz Landgerichtsrat Dr. Werner führt, wurden in
änderte Verhältnis der Klaſſen untereinander (Friedensſatz; ſtehenden Geſchworenen durch das Los gezogen: Zimmermann Philipp
Sturmfels 4. in Semd, Bierbrauer Georg Ludwig Gans in Groß= Um=
ſtadt
, Frau Oberamtsrichter Fetzberger in Höchſt i. O., Bauunternehmer
Philipp Müller 8. in Sprendlingen, Drehermeiſter Joh. Morgenſtern
in Offenbach a. M., Metzger Adam Nungeſſer 6. in Pfungſtadt, Ge=
Ehefrau des Architekten Ludwig Keßler, in Bensheim, Architekt Jakob
Karl Sauer in Eberſtadt, Kaufmann Adam Keller 1. in Lampertheim,
Witwe Georg Treber 11., Pridatin in Rüſſelsheim, Buchdrucker Peter
Scherer 1. in Rüſſelsheim, Bürgermeiſter Peter Kern 4. in Wiebels=
bach
, Metzgermeiſter Konrad Joſt in Meſſel, Bäckermeiſter Friedrich
in Darmſtadt, Heidelberger Straße 108, Inſtallateur Karl Stein in
Darmſtadt, Hochſtraße 10, Dachdeckergehilfe Geoug Spichart in Darm=
Dr. Jakob Batteiger zu Dittelsheim die evangeliſche Pfarrſtelle ſtadt, Schützenſtraße 9. Profeſſor Albin Müller in Darmſtadt, Nikolai=
Krankenkaſſenbeamter Anton Klotz in Darmſtadt, Pankratiusſtr. 21
Beigeordneter Adam Krämer 2. in Eſchollbrücken, Landwirt Karl Wal=
Wagner Philipp Fiſcher 8. in Biſchofsheim, Landwirt Georg Bauch 5.
in Götzenhain, Bürgermeiſter Georg Ludwig Seip in Hetzbach, und
Kunſtmaler Arnold Friſche in Bensheim.
Eigentümer geſucht! Bei der hieſigen Kriminalabteilung be=
findet
ſich ein herrenloſes Fahrradgeſtell mit Kette. Auf
dem Geſtell iſt die Marke Pfeil erſichtlich. Desgleichen eine ſilberne
Zylinder=Damenuhr, Schweizer Format mit Lederarmband. Das Ge=
häuſe
iſt verziert, mit dem Stempel Galonne verſehen und hat einen
Rückendeckel ohne Charnier. Das Zifferblatt hat deutſche Zahlen, dar=
rüber
gelbe Pünktchen. Da zu vermuten iſt, daß das Geſtell mit Kette,
ten, die glauben, Anſpruch erheben zu können, gebeten, ſich umgehend
bei der Kriminglabteilung, Zimmer 7, zu melden. Auf dem fünften
Polizeirevier befindet ſich ein herrenloſer Handleiterwagen,
Hinterrädern ſind zwei eiſerne Streben angebracht. Die vordere Quer=
latte
iſt links mit einem Bindfaden gebunden, das linke vordere Rad
Wagen iſt ohne Anſtrich.
E Zeugen geſucht! Am Donnerstag, den 23. Auguſt, vormittrgs
gegen 7 Uhr, iſt auf dem Marktplatz ein Dienſtmädchen von einem
radfahrer iſt eiligſt davongefahren, ohne ſich um die Verletzte zu küm=
mern
. Um den Sachverhalt klarzuſtellen, werden alle Perſonen, ins=
beſondere
derjenige Herr, welcher den Namen des Lenkers, ſowie die
Nummer des Rades kennen will, gebeten, zweckdienliche Mitteilungen
an die Kriminalabteilung, Zimmer 8, gelangen zu laſſen.
n. Ferienſtrafkammer. In zwei unter Ausſchluß der Oeffentlichkeit
verhandelten Sachen lautete die Anklage auf tätliche Beleidigung, wozu
ſich in dem einen Falle aus Tröſel i. O. noch Bedrohung ergeben hatte.
Maier für beide Vergehen, die er nach früherem Leugnen nunmehr
einräumt, zu insgeſamt 6 Wochen Gefängnis abzüglich 5 Wochen
Unterſuchungshaft verurteilt. Er war einem jungen Mädchen zu nahe
Ludwig Weiße, begeht am kommenden Samstag, den 1. September ihr getreten und hatte alsdann deſſen Vater einzuſchüchtern verſucht. In
der anderen Verhandlung focht der ſchöffengerichtlich mit 7 Monaten
Gefängnis bedachte Auguſt K. von Sprendlingen zwecks Freiſpruches

dieſes Urteil an, erreichte aber nur die Ermäßigung auf 3 Monate nebſt
der Ausſicht, daß die bedingte Begnadigung befürwortet werden ſoll.
Nach dem neuerdings erſtatteten gerichtsärztlichen Gutachten iſt der
Angeklagte als Pſychopath und gemindert zurechnungsfähig anzuſehen,
und man faßte deshalb in zweiter Inſtanz fein zum öffentlichen Aerger=
nis
gewordenes Verfahren weſentlich milder auf, obwohl derartige Per=
verſität
einen gewiſſen gemeingefährlichen Charakter zu haben pflegt.
Die Teuerung in Heſfen: das 970 414 fache der Vorkriegszeit.
Auf Grund der Preiſe vom 22. Auguſt dieſes Jahres ſtellen ſich nach
den Berechnungen der Heſſiſchen Zentralſtelle für die Landesſtatiſtik
die Lebenshaltungskoſten im Durchſchnitt der fünf größten Städte
Heſſens auf das 970 414fache der Vorkriegszeit. Die Steigerung gegen=
über
den Lebenshaltungskoſten vom 8. Auguſt (306 589) beträgt ſomit
216 vom Hundert.
DAI. Deutſche Mädchen, reiſt nicht in die franzöſiſche Schweiz!
Von maßgebender Seite wird dem Deutſchen Auslands=Inſtitut mit=
geteilt
, daß deutſche Mädchen in der Schweiz, beſonders in dem fran=
zöſiſchen
Teil, mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Ganz
abgeſehen davon, daß die Aufenthaltsbewilligung ſehr ſchwer erteilt
wird, ſind auch die Gehälter trotz der verlockenden Schweizer Franken
durchaus nicht glänzend. Häufig kamen Mädchen, die erkrankten oder
ihre Stellung verloren, in großes Elend, und mußten ſchließlich auf
Staatskoſten heimbefördert werden. In der franzöſiſchen Schweiz wer=
den
Mädchen oft in rückſichtslofeſter Weiſe ausgenützt und beſchimpft
(Boches). Selbſt die Erlernung der franzöſiſchen Sprache, die ohne
Vorkenntniſſe ſchwer zu erreichen iſt, wiegt die großen Nachteile, denen
ſich die Mädchen ausſetzen, nicht auf.
Die Frankfurter Kunſtmeſſer wird in dieſem Herbſt vom 16.30.
September ſtattfinden und eine vorzügliche Ausſtellung württembergi=
ſcher
Kunſt bringen. In der Ständeabteilung werden, wie auf der
letzten Frübjahrsmeſſe, neben dem Kunſthandel auch Künſtlerverbände
und Künſtlergruppen zugelaſſen werden. Intereſſenten wollen ſich jo=
fort
an die Geſchäftsſtelle der Frankfurter Kunſtmeſſe im Römer, Wedel=
gaſſe
Nr. 3, wenden.
RDV. Der Preismultiplikator für Bäder und Sommerfriſchen. Eine
Reihe von Anfragen veranlaſſen die Reichszentrale für Deutſche Ver=
kehrswerbung
, eine Ueberſicht über die Bewegung des Preismultiplika=
tors
für Bäder und Sommerfriſchen zu geben; der Tag der Veröffent=
lichung
iſt gleichzeitig der Tag des Inkrafttretens (alſo nicht der erſte
Tag der folgenden Woche): 24. März bis 6. April: 2600, 7. April bis
4. Mai: 2800, 5. bis 18. Mai: 3000, 19. Mai: 3200, 26. Mai: 4200,
2. Juni 4600, 9. Juni 5600, 16. Juni: 6500, 23. Juni: 8000, 30. Juni:
11000, 5. Juli: 15 000, 12. Juli 23 000, 19. Juli: 2000, 26. Juli:
42000, 2. Auguſt: 85 000 9. Auguſt: 180 000, 16. Auguſt: 450 000,
20. Auguſt: 580 000, 23. Auguſt: 800 000.
Lokale Veranſtaltungen.
Die hierunter erſcheinenden Notſzen ſind aueſchſießlich als Hinweiſe auf Anzelgen zu betrachten,
in keinem Faſle irgendwie als Bewrechrg oder Krick.
Verein für naturgemäße Lebens= und Heil=
weiſe
. Da in dieſem Jahre infolge der unbeſtimmten Witterung die
monatlichen Waldſpaziergänge ausfallen mußten, laden wir unſere Mit=
glieder
am nächſten Sonntag, den 2. September 1923, zu einem frohen
Nachmittag im Luft=Lichtbade ein. Der Nachmittag ſoll vor allem un=
ſerer
Jugendgruppe Gelegenheit geben, zu zeigen, was ſie in den
wöchentlichen Spielſtunden lernte. Lieder zur Laute, Waldhornſolo,
ernſte und heitere Vorträge gehen einem ſchönen Freilicht=Märchenſpiele
voran. Ein Vortrag über die Bedeutung der Vereine für naturgemäße
Lebens= und Heilweiſe wird manchen Fernſtehenden für unſere Sache
werben. Bei ungünſtiger Witterung findet das Jugendfeſt im Verein
Feierabend, Stiftſtraße 51, ſtatt. (S. Anz.)
Evang. Jugendgemeinſchaft. Die nächſte Verſamm=
lung
findet am Donnerstag, den 30. Auguſt, nach 6 Uhr in dem Ge=
meindehaus
der Kiesſtraße ſtatt.
Kaffee Fürſt Bismarck. Freitag, den 31. Auguſt 1923, findet
im Kaffee Fürſt Bismarck das Abſchiedskonzert des Obermuſikmeiſters
Math. Weber bei verſtärkter Hauskapelle ſtatt. (Näh. ſ. Anz.)
Regimentsnachrichten.
Offiziersverein 25. Samstag, 1. September, 8 Uhr
abends, Vereinszimmer, Vortrag von Baurat Hofmann: Geſchichte und
Umbau des Schloſſes. Damen willkommen.
Die Heſſ. Regimentsvereine 115, 116, 117, 118, 23, 24,
61, 18, ferner Jäger zu Pferde Nr. 3, Marineverein und Kavallerie=
verein
veranſtalten am Samstag, den 1. Sept., einen Bierabend mit
Familien in der Brauerei Fay, Ballonplatz.
Verband Heſſiſcher Regimentsvereine. Der
Vaterländiſche Ring Darmſtadt hat eingeladen zu einem vaterländiſchen
Abend Montag, 3. September, 8 Uhr abends, Saalbau. Unter anderem
Lichtbildervortrag: Wir und die Franzoſen im Laufe der Jahrhunderte
und heute durch Kamerad Oberſtlt. v. Hagen. Eintrittskarten gegen
Vorlage der Mitgliedskarten uſw. 5000 Mk. freibleibend in den Zigarren=
geſchäften
Ludwig, Karlſtr., Mylius, Ecke Karlſtraße=Herdweg, Friſeur
Opp, Riegerplatz, Verkehrsbureau, Abendkaſſe (erhöhter Preis).
Der Verein ehem. 6ler fordert ſeine Mitglieder auf,
ſich an dem am Samstag, den 1. September, abends 8 Uhr, ſtattfinden=
den
Bierabend in der Brauerey Fay, Ballonplatz, recht zahlreich zu be=
teiligen
. Den Mitgliedern ſei nochmals bekannt gegeben, daß der Abend
mit Damen ſtattfindet.
Parlamentariſches.
* Landtagsabgeordneter Köhler=Worms (Dtſch. Vpt.) hat fol=
gende
Anfrage an den Landtag gerichtet: Iſt es richtig, daß der Ver=
treter
Heſſens im Reichsrat bei der Beſchlußfaſſung über die Umgeſtaltung
der örtlichen Sonderzuſchläge bei den Beamtengehältern zwar wegen der
Nichtgleichſtellung von Mainz mit Mannheim Beſchwerde geführt
hat, nicht aber auch bezüglich der Stadt Worms, obwohl die Arbeitgeber
in Worms mit Rückſicht auf die Teuerung fortwährend zur Zahlung
höherer Löhne als in Mainz gezwungen ſind und die Teuerung und
nicht die Größe der Stadt die Höhe der Gehälter und Löhne beſtimmt2
Iſt die Regierung bereit, ihren Vertreter in dieſer Richtung zur Ver=
hinderung
der Benachteiligung der Beamten der Stadt Worms zu in=
formieren
?

Die Finanzen des Großherzogs.
Roman von Frank Heller.
Copyright bei Georg Müller Verlag, München.
(Nachdruck verboten.)
20)
Herr Bekker ſtarrte den Sergeanten an. Gott im Himmel, mit
dem war nicht gut Kirſchen eſſen. Er mußte den Großherzog
noch mehr haſſen als Herr Bekker ſelbſt. Scharfrichter! Vermut=
lich
drückten Herrn Bekkers Augen aus, was er dachte, denn der
Sergeant warf einen kurzen Blick auf ihn und ſagte:
Vor vier Jahren, Senjor, hatte ich einen Bruder, der auch
bei der Leibwache angeſtellt war. Er beging einen kleinen Fehl=
tritt
, und der Lahme ließ ihn vor der Truppe hängen.
Er brach ebenſo plötzlich ab, als er begonnen hatte. Herr
Bekker betrachtete ihn noch einmal mit einem erſtaunten Blick
und ging dann, von Luis gefolgt, langſam auf die Türe zu ..."
Die Nacht draußen war kalt; ein letzter Strahl des Mond=
lichtes
ruhte auf dem Dachgeſims des alten Schloſſes.
Hinter Herrn Bekker und Luis hörte man das Trappeln der
übrigen Verſchworenen, die wieder der Stadt zuwanderten.
Dieſe ſchlief ruhig wie die Dörfer und Häuſer ringsum in Mi=
norca
, ruhig, wie ſie tauſend Jahre geſchlafen hatte.
Sollte ihr Schlummer von Herrn Bekker und ſeinen Freun=
den
geſtört werden?
Das wollen wir eben ſehen.
Fünftes Kapitel,
worin ein Fahrzeug Minorca verläßt.
Es war gegen 6 Uhr am Abend des 28. Februar, und die
Glocken in Mahons Kathedrale dröhnten ſchwer, als man zwei
in weite Mäntel gehüllte Geſtalten das großherzögliche Schloß
verlaſſen ſehen konte.
Sie durchquerten mit raſchen Schritten den Schloßhof und
gingen dann ſchweigend dem Hafen zu.
Der eine dieſer Wanderer war klein, und trug eine Reiſe=
taſche
, der andere, der rieſengroß war, hinkte leicht. In der
Hand hielt er einen Handkoffer von beſcheidenen Dimenſionen.
Der Kleinere brach das Schweigen:
Hoheit hätten Auguſte den Handkoffer tragen laſſen ſollen.
Hoheit überanſtrengen ſich
Unſinn, Paqueno, mitz dieſem Köfferchen. Wo ich ſo viele
Jahre hindurch die Sorgen des Staates und ein belaſtetes Ge=
wiſſen
getragen habe. Ueberdies erregt es Aufſehen, wenn wir
zahlreich auftreten. Ich will micht, daß jemand etwas von meiner
Abreiſe erfährt,

Aber wollen Hoheit nicht mich .
Lieber, guter, alter Eſteban, ſeien Sie ſo freundlich und
machen Sie ſich keine Sorgen. Meine großherzögliche Würde
leidet nicht darunter, wenn ich einen Handkoffer trage. Schade
nur, daß er kein Gold enthält. In dieſem Falle könnte ich die
ſtärkſte Feſtung einnehmen.
Der Großherzog verſtummte und fügte hinzu:
Niemand wird nämlich leugnen können, daß ich ein erſt=
klaſſiger
Eſel bin und immer war.
Daß dieſer Iſaaes in London auch Nein ſagen mußte,
murmelte Senjor Paqueno, offenbar ſeinen eigenen Gedanken=
gang
fortſpinnend. Wir haben ihm doch ſo gute Bedingungen
geboten.
Zu ſeine Firma, Paqueno.
Aber er hat doch Serbien geliehen, Hoheit.
Daraus folgt noch nicht, daß er uns leihen will. Wir haben
weder Morde noch Revolutionen gehabt. Nun müſſen wir unſere
Hoffnung darauf ſetzen, daß es mir perſönlich gelingt, Marcowitz
zu überreden oder anderswo Geld aufzutreiben. Kann ich das
nicht, dann iſt dieſe Reiſe verfehlt und wir können uns auf=
hängen
. Auf welcher Seite des Hafens lag doch das Boot,
Pagueno?
An der Oſtſeite, Hoheit, hier unden. Ich fürchte, wir wer=
den
eine ſchlechte Ueberfahrt haben."
Der Großherzog ſah zum Himmel auf. Die Wolken jagten
über das Firmament, ſie bedeckten es ganz, und wenn ſich eine
Falte bildete, ſo wirbelten die Sterne vorbei wie die Funken
eines Induktionsapparates. Die Stadt Mahon ſchien ausgeſtor=
ben
; das Gaswerk, das ſeit drei Wochen untätig war, ließ die
Straßen in Dunkelheit, und kein Menſch ließ ſich blichen.
Schon recht, je weniger Leute uns ſehen, deſto beſſer,
murmelte der Großherzog. Sie verhalten ſich immer ruhiger,
wenn ſie glauben, daß ihr guter Herrſcher über ſie wacht. Uebri=
gens
, weiß Gott, von der unruhigen Sorte, ſind ſie überhaupt
nicht.
Senjor Paqueno, der ſeinen Kneifer aufgeſetzt hatte, blickte
mit vorgeſtrecktem Kopfe durch das Dunkel des Gäßchens, das
ſie durchſchritten. Es führte gerade zum Hafen hinunter, deſſen
Waſſer man aus der Ferne gluckſen hörte. Wo das Gäßchen auf=
hörte
, ſah man die dunkle Silhouette einer Schiffstakelung, die
ſich vom Horizont dahinter abzeichnete. Plötzlich flammte eine
Lalerne an einem der Maſte auf, und Senjor Paqueno zupfte
ſeinen Herrn am Aermel.
Da liegt das Fahrzeug, Hoheit, ſagte er. Joaguins
Vetter hat verſprochen, um dieſe Zeit eine Laterne anzuzünden.
Der Großherzog und er beſchleunigten den Schritt und

waren bald am Hafenkai angelangt. Eine kleine Fiſcherbarke
ſchaukelte ſich heftig auf und nieder und riß ungeduldig an den
Stricken. Ein unterſetzter Mann in Schifferkleidern kam auf den
Großherzog und ſeinen Begleiter zu, muſterte ſie und grüßte
dann ehrfurchtsvoll.
Alles iſt fertig, Hoheit, ſagte er.
Schön, mein vortrefflicher Domingo. Du biſt der Vetter
meines Ehrenkochs Joaquim?
Jawohl, Hoheit.
Majorcaner? Ach, dieſe Majorcaner!
Hoheit, ich bin in Majorca geboren wie mein Vater und
Joaquim, aber im Herzen bin ich ein guter Minorcaner.
So wie ſie, das ſcheint in der Familie zu liegen. Du ſollſt
ſeinem Beiſpiel folgen und in meine Dienſte treten, um Deine
Geſinnung zu dokumentieren. Dein Vater wollte nicht einmal
Hoflieferant werden.
Hoheit . . . der Mann wandte ſich.
Der Großherzog brach in Lachen aus.
Nun, nun, Dowingo, ich ſcherze nur. Es iſt Joaquims
eigene Schuld, daß er mich nicht verlaſſen will Augenblicklich er=
weiſeſt
Du mir den größten Gefallen, wenn Du uns ſo bald als
möglich nach Barcelona bringſt.
Sofort, Hoheit, ſofort. Wir können in 10 Minuten fahren.
Nach einer tiefen Verbeugung ſprang der Mann an Bord.
Offenbas war er mehr als erſtaunt über die Paſſagiere, die ſeine
einſache Schute an dieſem Abend befördern ſollte. Als er am
Vormittag im Hafen von Linorca landete, hatte ihn ſein Veiter,
der Koch des Großherzogs, aufgeſucht, ihn beiſeit genommen und
ihm dieſen Vorſchlag gemacht, der ihn anfangs mit tiefſtem Miß=
trauen
erfüllt hatte und dann mit einer Verwunderung, die ſich
noch nicht gelegt hatte. Was in aller Welt wollte der Großherzog
in Barcelona? Oder richtiger, warum fuhr er mit ihm, Domingo,
hin, in einer ſimplen Fiſcherbarke? Flüchtete er aus Minorca?
Joaguin hatte alle dieſe Fragen mit kategoriſcher Verſicherung
beantwortet, daß das die Sache Seiner Hoheit ſei, die niemand
anderen etwas angehe Seine Hoheit wünſchte unter keiner
Bedingung, daß ſeine Abreiſe bekannt werde; und nach noch
einigem Hin= und Herreden war Domingo auf den Vorſchlag
eingegangen, obgleich Barcelona eigentlich von ſeiner Route.
ablaa, die ſich auf die baleariſchen Inſeln beſchränkte.
Und ſo empfing er nun am Abend den Großherzog und Pa=
queno
, höchſt myſtifiziert und halb überzeugt, daß der arme
Herzog ſeiner Stellung müde geworden war und wie ſo mancher
Minorcaner vor ihm ſeine heimatliche Inſel verließ, um anders=
wo
ſein Glück zu probieren.
(Fortſetzung folgt.)

[ ][  ][ ]

Rummer 239.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 30. Auguſt 1923.

Seite 5

* Die Meſſe Merkurs und der Muſen.
Von Fritz Hanſen.
Eingehender als früher iſt in jetziger Zeit die Frage der Produk=
tion
und des Abfatzes deutſcher Bücher erörtert worden. Dabei mußte
ſanerkannt werden, daß Deutſchland auch heute noch unbeſtritten in
der Büchererzeugung und im Bücherabſatz an erſter Stelle ſteht. Aber
die Herſtellung der Bücher iſt ebenſo wie deren Verkauf weſentlich
anders geworden als früher. Bücher gehören heute zu den ſo belieb=
ten
Sachwerten, und ſoweit ihr Abſatz aus Deutſchland beſchränkt
iſt, gilt oft der Merkſpruch Felis Dahns:
Bücher ſchreiben iſt leicht, es verlangt nur Feder und Tinte
Und das geduldige Papier. Bücher zu drucken iſt ſchon
Schwerer, weil oft das Genie ſich erfreut unleſerlicher Handſchrift.
Bücher zu leſen iſt noch ſchwerer von wegen des Schlafs.
Aber das ſchwierigſte Werk, das ein, ſterblicher Mann bei den Deutſchen
Auszuführen vermag, iſt: zu verkaufen ein Buch.
Die Schwierigkeit des Bücherverkaufs in Deutſchland tritt noch
mehr in den Vordergrund, wenn man berückſichtigt, daß unſer Buch=
gewerbe
lange Zeit unter dem Schlagwort Billig und ſchlecht zu lei=
den
hatte. So fehr man auch die Leiſtungen der deutſchen Wiſſenſchaft
anerkannte, die Form, in der die Bücher gekleidet waren, fand keinen
Beifall. Schon Ludwig Börne hat in ſeinen Schilderungen der erſten
Induſtrieausſtellungen im Loupre der Meinung Ausdruck gegeben, da
es viel dazu beitragen würde, die damals ſchwache Neigung für Büche.
in Deutſchland zu heben, wenn die deutſche Buchbinderei ganz allge=
mein
mehr ausgebildet werden würde. Auch auf dieſem Gebiete hat
die kunſtgewerbliche Bewegung in letzter Zeit erfolgreich Wurzel ge=
ſchlagen
, und die Erneuerung, ſoweit ſie auf künſtleriſche Geſtaltung
der Bucheinbände abzielt, könnte mit der Maſſenherſtellung in Ein=
klang
gebracht werden. Allerdings handelte es ſich dann nicht darum,
ſchöne Einzelerzeugniſſe zu ſchaffen, ſondern die Maſſenherſtellung zu
veredeln. Die Maſſenbände zu bekämpfen, iſt natürlich nutzlos. Wollte
man der minderwertigen Ausſtattung entgegentreten und lediglich den
Geſchmack heben, ſo müßte das geſamte Gewerbe von der Ueberzeu=
gung
durchdrungen ſein, daß auch das allereinfachſte und billigſte Buch
ſchön ſein kann in dem Sinne, daß die Ausſtattung zweckmäßig und in
geſchmacklicher Hinſicht einwandfrei iſt. Die Grundſätze, nach denen
die Bewegung zur Geſchmackbildung im Buchgewerbe arbeitete, brach=
ten
ſehr treffend zum Ausdruck, daß die Maſſenware bei der Buchaus=
ſtattung
nicht ſchlecht ſein müſſe, daß vielmehr auch bei ihr die For=
derungen
erfüllt werden können, die vom Dürerbund und vom Deut=
ſchen
Werkbund aufgeſtellt wurden. Die gute Ausſtattung muß ſich in
Form und Stoff dem Juhalt anpaſſen. Der Käufer ſoll nicht durch
falſchen Schein getäuſcht werden. Jeder Stoff wird zu der Form=
gebung
verwandt, die ſeiner Beſchaffenheit entſpricht. Papier ſoll als
Papier, nicht als Leinen oder Leder erſcheinen; kurz, alles ſoll als das
wirken, was es iſt. Die Form ſoll dem Gebrauchszweck angepaßt ſein.
Verzierungen ſollen nur dem Schmuck dienen, ohne aufdringlich zu
wirken. Um aber eine ſolche Zweckmäßigkeit, Treue und Aufrichtig=
keit
in Form und Stoff zu erreichen, genügt es nicht, die Herſteller
der Bücher von der Notwendigkeit dieſer Forderung zu überzeugen,
ſondern es müßte auch der Buchhändler und der Käufer dafür ge=
wonnen
werden.
Unter dieſem Geſichtsſvinkel betrachtet, gewinnen die Meſſen als
Abſatzgebiete für den Buchhandel beſondere Bedeutung. Niemals war
es ſo nötig, daß deutſche Bücher ins Ausland kommen, wie jetzt. Be=
ſonders
wiſſenſchaftliche Werke müſſen ausgeführt werden, damit der
Name des deutſchen Schrifttums durch die Arbeiten unſerer Gelehrten
wieder hergeſtellt wird. Dafür beſitzt Frankfurt a. M. auf ſeiner Meſſe
ein außerordentlich wichtiges Hilfsmittel. Denn die Frankfurter Buch=
meſſe
, wie ſie ſich jetzt wieder in der Zeit vom 23.29. September prä=
ſentiert
, iſt eine Wiederbelebung der alten Frankfurter Büchermeſſe,
die von 1462 bis 1792 ein getreues Spiegelbild, des deutſchen Kultur=
lebens
gaben.
Was die alte Frankfurter Büchermeſſe auszeichnete, war die enge
Verbindung zwiſchen Wiſſenſchaft, Buchhändler und Buchdrucker, deren
Altmeiſter Fuſt und Schöffer als Begründer der Buchhändlermeſſen
angeſehen werden können.
Die geographiſchen Lage und politiſche Bedeutung Frankfurts hatte
aber zur Folge, daß aus Italien, Holland, Belgien, Frankreich, der
Schweiz und England die Buchhändler ſich zur Frankfurter Meſſe im
Quartier des Buchhandels, der Buchmeſſe, einfanden.
Hier wurde der Grundſtock für viele in= und ausländiſche Biblio=
theken
gelegt, und die Frankfurter Verleger ſtellten ſich mehr und mehr
auf die Befriedigung der Bedürfniſſe der internationalen Kundſchaft
ein. In einer Zeit, in der es noch ein geiſtiges Weſteuropa gab, wurde
deſſen Bücherbedarf hauptſächlich auf der Frankfurter Meſſe gedeckt.
Als das literariſche Uebergewicht des Südens nachließ, die latei=
niſche
Gelehrtenliteratur infolge der Wirren des 30jährigen Krieges
nicht mehr begehrt wpurde, und auch der Meſſeverkehr überflüſſig wurde,
ging die alte Frankfurter Büchermeſſe zugrunde. Das Buchgewerbe
ſuchte neue Formen des geſchäftlichen Verkehrs. Als aber in unſerer
Zeit die Meſſen in der Form der Muſtermeſſe wieder erſtanden, hat
Frankfurt erfolgreich an ſeine alte Tradition angeknüpft und in der
neuen Frankfurter Büchermeſſe eine Einrichtung geſchaffen, die Meſſe
und Ausſtellung als Verkaufsorganiſation und bloße Schauſtellung im
Anbau des Hauſes Werkbund glücklich vereinigt. Daß man darüßer
hinaus dem Buchgewerbe beſondere Beachtung ſchenkte, zeigte die Aus=
ſtellung
. Das deutſchen Buch und Das ſchöne niederländiſche Buch
auf den letzten Meſſen.
Dabei handelt es ſich um eine Ergänzung der Meſſe, in der nicht
nur der Buchhändler, ſondern auch das Buch zur Geltung kam, ſeine
Entſtehung und Bedeutung in einer Milieuausſtellung gezeigt wurde.
Durch ihr Hans der Bücher und die damit zuſammenhängenden
Veranſtaltungen wird die Frankfurter Meſſer gewiſſermaßen durch=
geiſtigt
; ſie wird, wie ſchon der Pariſer Gelehrte und Buchdrucker
Henri Etienne 1474 von der alten Frankfurter Reichsmeſſe ſchrieb, die
Meſſe Merkurs und der Muſen.
+ Arheilgen, 29. Aug. Bei dem geſtern über unſere Gemarkung
ziehenden Gewitter ſchlug der Blitz in das Wolfſche Anweſen, ohne
jedoch zu zünden. Ein zweiter Blitzſtrahl fuhr in die an der Dreſch=
halle
am Weiterſtädter Wege ſtehende Lokomobile und wurde der dieſe
bedienende Heizer, Heinrich Heß, getroffen und ſcheinbar gelähmt in
die elterliche Wohnung gebracht. Doch glaubt man, daß er keinen
dauernden Schaden davontragen wird. Geſtern wurde die Bahnſtrecke
von Darmſtadt in der Nähe der Blockſtation Birnbaum auf etwa 25
Meter von den Franzoſen aufgeriſſen und dadurch unfahrbar gemacht.
Heute erſchien wiederum eine Abteilung und machte die Straße von
hier nach Kranichſtein durch Aufreißen des Fahrdammes für den Verkehr
unbenutzbar. Wie man hört, ſoll mit Ende dieſer Woche auch der Ver=
kehr
nach Darmſtadt hin vollſtändig unterbunden werden.
r. Babenhauſen, 29. Aug. Geſtern nachmittag iſt der Rottenarbeiter
Karl Fleiſchmann von hier tödlich verunglückt. Er war
mit anderen Arbeitern mit dem Einbau einer Weiche beſchäftigt. Durch
einen unglücklichen Zufall traf ihn die Kurbel eines Hebekranes ſo
ſtark auf den Hinterkopf, daß er bewußtlos zuſammenbrach. Aerzt=
liche
Hilfe war wohl ſofort zur Stelle, an inneren Verblutungen iſt der
Verunglückte jedoch noch abends ſeinen Verletzungen erlegen. F. ſtand
im 34. Lebensjahre, war Vater von 3 kleinen Kindern und erfreute
ſich hier allgemein großer Beliebtheit. Der vom Schickſal ſo ſchwer
heimgeſuchten Familie bringt man große Teilnahme entgegen.
N* Offenbach, 28. Aug. Der Gaspreis wurde von der Stadt=
verordnetenverſammlung
auf 130 000 Mark für das Kubikmeter feſtge=
ſetzt
. Dabei wurde von der Verwaltung betont, eine genaue Prüfung
der Unkoſten habe ergeben, daß man mit dieſem Preiſe durchaus auf
ſeine Rechnung komme. Auffallend iſt jedoch, daß der Preis für elek=
triſche
Kraft aus dem ſtädtichen Werk doppelt ſo ſtark geſtiegen iſt als
das Gas, wenn man den Friedenspreis zu Grunde legt. Elektriſches
Licht wird weniger als Gaslicht gebrannt, und es ſcheint bei der Be=
meſſung
des Preiſes für Gaslicht und elektriſches Licht doch auch die
Zahlkraft der Abnehmer eine gewiſſe Rolle zu ſpielen. Bei weiterem
Anſteigen der Kohlenpreiſe wird der Preis für das Gas folgen müſſen.
Nachdem die Nord=Südlinie, der Straßenbahn bereits eingeſtellt iſt,
wird der Betrieb der Hauptlinie, die den Verkehr mit Frankfurt ver=
mittelt
, ebenfalls eingeſchränkt. Es wird nur noch in den verkehrsſtarken
Zeiten gefahren, und der Einmannwagen wird in ſtärkerem Maße
verkehren. Es iſt gar kein Zweifel, daß damit der Anfang der Still=
legung
des geſamten Betriebes gemacht iſt. Die 30 Straßenbahner, die
überflüſſig werden, nimmt das Gaswerk auf. Die Straßenbahn weiſt
gegenwärtig im Monat einen Fehlbetrag von acht Milliarden auf.
* Mainz, 29. Aug. Aus der Haft entlaſſen. Der am
14. März von dem franzöſiſchen Kriegsgericht in Mainz zu 6 Monaten
Gefängnis verurteilte Tel.=Leitungsaufſeher Sichork, aus Mainz iſt
am 22. Auguſt nach Verbüßung ſeiner Strafe aus der Haft entlaſſen
worden.
Mainz, 29. Aug. Die Teuerung im beſetzten Gebiet.
Die Indexzahl des hieſigen ſtatiſtiſchen Amtes für den 28. Auguſt iſt
1239 755 gegen 660 528 am 21. Auguſt. Die Zunahme innerhalb der
letzten Woche beträgt alſo 87,6 Prozent.
R. Grünberg (Oberh.), 28. Aug. Ein Gaunertrick. Ein an=
geblich
aus Höchſt a. M ausgewieſener Eiſenbahner fand auf ſeine in=
ſtändigen
Bitten bei einem hieſigen Finanzbeamten mit Frau und Kind
für eine Nacht Unterkunft. Dabei ſtahl er viele Wäſcheſtücke, ſowie
Lebensmittel, die er auf einem in der Nachbarſchaft geliehenen Wäge
chen zur Bahn fuhr, wo er ſich drei Fahrkarten nach Frankfurt löſte.

Die deutſche Aerzteſchaft vor der Entſcheidung.

Die ärztlichen Mitteilungen ſchreiben:
Es hieße ſchmerzhafte Wunden berühren, wollten wir ausführen,
in welchem Tempo und bis zu welchem Grade die Verelendung der
Aerzteſchaft in den letzten Wochen zugenommen hat. Der Tiefpunkt
menſchlicher Daſeinsbedingungen iſt erreicht, zum Teil bereits über=
ſchritten
. Eine Flucht aus den Reihen der deutſchen Aerzte in andere
Berufe hinein hat eingeſetzt. Die Ausharrenden ſind der Exiſtenzmittel
entblößt, ſie arbeiten, ohne entſchädigt zu werden; denn die kümmer=
lichen
Abſchlagszahlungen der zum großen Teil völlig ausgebluteten
Kaſſen haben nicht mehr den Wert von Friedenspfennigen, wenn ſie in
die Hände der Kollegen gelangen. Die große Arbeitgeberin, die ſoziale
Verſicherung, ſteht im Begriff, zahlungsunfähig zu werden, das kann
und darf nicht verkannt werden. Die neueſte Verordnung über den
Grundlohn wirkt nicht von heute auf morgen. Der Beitragszufluß
wird erſt von Woche zu Woche wieder ſtärker ſtrömen; die neue Grund=
lohnverordnung
wird aber nach der Meinung der Kaſſenſachverſtändigen
nicht geeignet ſein, das Gleichgewicht zwiſchen Ausgaben und Einnahmen
wieder herzuſtellen. Mit Recht klagen die Blätter der Kaſſenverbände
immer wieder die Reichsregierung an, die viel zu ſpät und ſtets mit
halben Maßnahmen eingegriffen habe. Der Ortskrankenkaſſenverband
hatte verlangt, daß die Höchſtgrenze des Grundlohnes überhaupt aufzu=
heben
ſei, oder aber, daß nicht das Vierfache, ſondern das Sechsfache
des jeweiligen Reichsteuerungsindex als Grundlohnhöchſtgrenze angeſetzt
werden müſſe. Am weiteſten geht ein Vorſchlag desſelben Verbandes,
der ſich mit einer ſeit langem von der Aerzteſchaft aufgeſtellten Forde=
rung
deckt; die Kaſſenbeiträge nach dem wirklichen Arbeitsverdienſt zu
berechnen. Die Erfüllung dieſer Forderung wird in der Tat die einzige
Löſung der Frage ſein: wie ſin die zur Aufrechterhaltung der ſozialen
Verſicherung erforderlichen ungebeuxen Mittel aufzubringen? Hier hat
die Hilfe der Reichsleitung einzuſetzen, des Reichsarbeitsminiſteriums,
des Reichstages. Sie mögen iſſen: daß die aufs Aeußerſte geſpannte
innerpolitiſche Lage mag im Augenblicke auch eine verdächtige, un=
heimliche
Stille eingetreten ſein eine weitere Belaſtung nicht ver=
trägt
. Eine Regierung, unter deren Aegide ſich die Notwendigkeit einer
Einſchränkung oder gar Aufhebung der beſtehenden ſozialen Einrichtun=
gen
ergibt, würde das Rieſenheer der Verſicherten, insbeſondere der
gegen Krankheit und Invalidität verſicherten Angehörigen des Arbeiter=
ſtandes
zu erbitterten Gegnern haben! In dem jetzigen Augenblick, der
den deutſchen Aerzteſtand unter dem Druck der wirtſchaftlichen Ver=
hältniſſe
zuſammenbrechen ſieht, muß endlich die Frage lauten: wie er=
höhe
ich meine Einnahmen, um Deckung für meine Ausgaben zu haben,
nicht aber wie bisher: wie ſetze ich meine Ausgaben herab, um mit
meinen Einnahmen auskommen zu können?!
Es ſei hier vor aller Oeffentlichkeit feierlichſt und ohne Vorbehalt
erklärt: die deutſche Aerzteſchaft wird davon ſind wir feſt überzeugt
der Krankenverſicherung ihre Dienſte verweigern, wenn ſie nicht die
unbedingte Gewähr dafür hat, binnen kürzeſter Friſt eine ausreichende,
pünktlich gezahlte Entſchädigung für ihre Arbeit zu erhalten. Mag
verantwortlich ſein für die jetzige oder zukünftige Zahlungsunfähigkeit
der Krankenkaſſen, wer will: der gegenwärtigen unerhörten Wirtſchaft
wird ein Ende gemacht werden. Mögen diejenigen, auf denen die Ver=
antwortung
für die Aufrechterhaltung unſerer ſozialen Einrichtungen
der öffentlichen Ordnung und der Ungeſtörtheit des Wirtſchaftslebens
laſtet, ſich endlich bequemen, der harten Wirklichkeit Rechnung zu tragen
und Hilfsmaßnahmen für die Kaſſen in die Wege zu leiten. Tun ſie es
nicht oder glauben ſie, auch jetzt wieder ein Verſchleppungsverfahren
einſchlagen zu dürfen, ſo kommen die Folgen des unvermeidlichen Zu=
ſammenbruchs
der Krankenverſicherung über ihr Haupt.
Darüber iſt kein Zweifel möglich: die Ausgaben der Krankenkaſſe
für die ärztliche Tätigkeit werden nicht unerheblich größer werden. Das
wertbeſtändige Honorar iſt eine Forderung des primitivſten Gerechtig=
keitsgefühls
. Ihre Nichtgewährung würde jeder geſunden Auffaſſung
von der ſozialen Gleichberechtigung aller Staatsbürger ins Geſicht
ſchlagen. Wertbeſtändiges Arbeitseinkommen wertbeſtändige Kaſſen=
beiträge
wertbeſtändige Arzthonorare: eine Folgerung von einwand=
freier
Logik und zwingender Selbſtverſtändlichkeit.
Jedes Wort der Kritik an dem bisher üblichen, mittelalterlich an=
mutenden
Zahlungsverfahren iſt überflüſſig. Es iſt nicht zuviel geſagt,
wenn wir behaupten, daß die unerhörte Verzögerung in der Auszah=
lung
der ärztlichen Honorare die Aerzte binnen wenigen Wochen an den
Bettelſtab gebracht hat. Jede Kreditgewährung iſt in der heutigen Zeit
dem faſt völligen Verzicht auf die Bezahlung gleich zu ſetzen. Das
heutige Wirtſchaftsleben kennt keinen Zahlungsaufſchub mehr, es ſei
denn, daß der geforderte Ausgleich der Geldentwertung ſeine Wirkungen
aufhebt. Der Staatsbeamte erhält im Voraus ſein Gehalt, der Ar=
beiter
halbwöchentlich ſeinen Lohn, der Kaufmann noch vor Abgabe
ſeiner Ware das Kaufgeld. Die Aerzte allein Stiefkinder des Staa=
tes
und der Wirtſchaft leiſten hochwertige, mit ſachlichen Unkoſten
verbundene Arbeit und laſſen ſich von Monat zu Monat auf den Zahl=
tag
vertröſten. Dank ernten ſie für ihren beiſpielloſen Langmut und
ihre törichte Beſcheidenheit nicht, endloſe, mit neuen Koſten verbundene
Kämpfe rauben ihnen Zeit und Arbeitskraft. Mit dieſem Verfahren
zu brechen, iſt für die Verſicherungsträger eine einfache Pflicht des ge=
ſchäftlichen
Anſtandes. Wöchentliche Vorauszahlungen allein ſind im
Stande, wenn nicht der Geldentwertung vorzubeugen, ſo doch die durch
ſie entſtehenden Verluſte weſentlich herabzuſetzen.
Die Entſcheidung darüber, ob die ſoziale Verſicherung zuſammen=
brechen
oder lebensfähig zu erhalten, ſein wird, fällt innerhalb der
nächſten Tage. Die weitere Mitarbeit der Aerzte an allen ihren Auf=
gaben
hängt einzig und allein ab von dem Ausgang der bevorſtehenden
Verhandlungen. Mögen Regierung, Geſetzgebung und Verſicherungs=
träger
nach Mitteln ſuchen, den wankenden Bau zu ſtützen und zu hal=
ten
auf die Geduld der Aerzteſchaft in Zukunft zu bauen, haben ſie
keine Veranlaſſung mehr. Möge der ſchwerverdienende Verſicherte durch
eine dem wahren Arbeitslohne entſprechende Beſteuerung zur Erfüllung
ſeiner Pflichten ſich ſelbſt, ſeiner Familie und der Allgemeinheit gegen=
über
angehalten werden der Arzt hat die ſelbſtloſe Erfüllung ſeiner
Pflichten der Krankenverſicherung gegenüber mit dem wirtſchaftlichen
Ruin bezahlt, er iſt am Ende ſeiner Leiſtungsfähigkeit angelangt. Da=
vor
aber wird er ſich zu bewahren wiſſen, daß der Arbeitgeber zah=
lungsunfähig
nach eigenem Eingeſtändnis, mit oder ohne eigene Schuld
ſeine letzten Kräfte ausnutzt und ihm bis zum unvermeidlich erſcheinen=
den
endgültigen Bankrott den wohlverdienten Lohn ſchuldig bleibt. Die
Veröffentlichungen in der Tagespreſſe über den in Baden und Bayern
vorbereiteten Generalbehandlungsſtreik der Aerzte laſſen keinen Zweifel
über den erſchütternden Ernſt der Lage zu. Der bertragloſe Zuſtand
iſt bereits an einzelnen Orten ausgebrochen, ſeine weitere Verbreitung
iſt nur eine Frage der Zeit.
Die Ablehnung unerer Forderungen wird das Signal ſein zur Er=
greifung
der tatkräftigſten Maßnahmen der Selbſthilfe durch die Ver=
bandsleitung
. Dieſe Maßnahmen ſind vorbereitet und werden unver=
züglich
in die Tat umgeſetzt, wenn unſere Unterhändler mit ungenügen=
den
Ergebniſſen aus Berlin zurückkommen. Zu ihrer Durchführung be=
darf
es nur dieſer Vorausſetzungen: der lückenloſen Geſchloſſenheit der
geſamten Aerzteſchaft, der uneingeſchränkten, unbeirrbaren Gefolgſchaft
aller Mitglieder des Verbandes, des allerſtärkſten, unbeugſamen
Willens zum Durchhalten. Entbrennt ein Kampf, ſo iſt er geboren aus
der Verzweiflung und gerichtet gegen die würgende Not der Zeit, er
wird zu führen ſein mit unnachſichtlicher Schärfe und wenn es ſein
muß mit allen, auch den ſchärften Waffen, die einer feſtgefügten
Organiſation zur Verfügung ſtehen. Der Einſatz rechtfertigt jeden
Schritt: es geht um das nackte Leben.

Die Not der Aerzte.
Von Seiten der Krankenkaſſen ichreibt man uns zu dieſem Thema:
In der letzten Zeit erſchienen in der Tagespreſſe verſchiedene Artikel
aus Aerztekreiſen, die ſich mit der Not der Aerzte beſchäftigten. Dabei
wurden auch die Krankenkaſſen erwähnt, die die Kaſſenärzte ſo ſchlecht
und auch ſo ſpät bezahlten, ſo daß die Aerzte entwertetes Geld bekämen,
mit dem ſie nichts mehr anfangen könnten. Früher und noch bis vor
kurzem war vertragsmäßig mit den Aerzten vereinbart, daß ſie nach
Aufſtellung und Einſendung ihrer Rechnungen innerhalb eines Monats
ihr Honorar zu bekommen hatten. Später wurde zentral vereinbart,

daß allmonatlich am Schluß des Monats die Aerzte den mutmaßlichen
Teil ihres Honorars für den Monat ausbezahlt bekamen. Durch die
rieſige Entwertung der Mark iſt dieſe Zahlungsweiſe nicht mehr an=
gängig
, da die Aerzte mit dem entwerteten Geld nicht mehr viel an=
fangen
können. Es war daher geboten, daß eine andere Zahlungsweiſe
ſeitens der Kaſſen eintrete, damit die Aerzte mit dem Honorar kauf=
kräftig
bleiben. In normalen Zeiten war der Arzt nicht ſo ſehr auf
die Kaſſenhonorare angewieſen, da er durch die Privatpraxis ſein volles
Auskommen hatte und das Honorar aus der Kaſſenpraxis zum größten
Teil zurücklegte. Die Zeiten haben ſich infolge der Not der Zeit ſo ge=
ändert
, daß die Privatpraxis faſt vollſtändig, für die Aerzte aufgehört
hat, da die früher zahlungskräftigen Kreiſe jetzt ſelbſt notleidend ge=
worden
ſind. Das Einkommen dieſes Publikums hat nicht mit der
Entwertung gleichen Schritt gehalten und infolgedeſſen iſt es nicht mehr
in der Lage, die ärztliche Hilfe ſo in Anſpruch zu nehmen, wie es
früher der Fall war. Die Krankenkaſſen ſind daher jetzt die überwiegend
oder faſt ausſchließliche Verſorger der Aerzte geworden, weil in Heſſen
die freie Arztwahl beſteht, und infolgedeſſen kann jeder Arzt, ſelbſt
wenn er direkt ohne weitere praktiſche Ausbildung von der Hochſchule
kommt, oder wenn er ſeinen vorgeſchriebenen Ausbildungsgang voll=
endet
hat, an der Kaſſenpraxis teilnehmen. Es iſt jedoch ganz un=
möglich
, daß die Krankenkaſſen für alle Aerzte in Heſſen,eine
Exiſtenzmöglichkeit ſchaffen können. Dazu reichen auch die Mittel der
Kaſſen nicht aus. Es iſt nicht richtig, wenn von Seiten der Aerzte be=
hauptet
wird, 80 Prozent der Bevölkerung ſeien in der
Krankenkaſſe verſichert. Richtig iſt vielmehr, daß zurzeit nur 26,67
Prozent der heſſiſchen Einwohnerſchaft in der Krankenkaſſe
pflicht= und freiwillig verſichert iſt, denn Heſſen hat nach der Ein=
wohnerzählung
vom 8. 10. 1919 1 290 988 Einwohner. Die ſämtlichen
Krankenkaſſen in Heſſen hatten nach der letzten amtlichen Reichsſtatiſtik
im Jahre 1921 344 000 Mitglieder. Im Jahre 1913 hatten die Kranken=
kaſſen
in Heſſen 312 136 Mitglieder, die Einwohnerzahl Heſſens betrug
nach der Einwohnerzählung vom 1. 12. 1910 1 282061. Im Jahre
1913 waren demnach von je 100 Einwohnern 24,32 verſichert. Die Ein=
wohnerzahl
Heſſens hat ſich vom Jahre 1913 bis zum Jahre 1921 um
0,62 vermehrt, die Mitgliederzahl der Krankenkaſſen hat ſich in gleicher
Zeit um 9,,6 Prozent vermehrt. Die Aerzte haben ſich jedoch in gleicher
Zeit um 49 Proz. vermehrt, denn im Jahre 1913 praktizierten
in Heſſen 450 Aerzte, es kam auf 2850 Einwohner 1 Arzt, darunter 694
Kaſſenmitglieder, im Jahre 1923 betrug die Zahl der praktizieren! n
Aerzte dagegen 670, es kamen alſo auf 1927 Einwohner, darunter 514
Kaſſenmitglieder (nach der Volkszählung von 1919) 1 Arzt. Nach der
Zahl der im Jahre 1913 praktizizerenden Aerzte (auf 2850 Einwohner
1 Arzt) waren in Heſſen für die Kaſſenmitglieder notwendig: 110 Aerzte.
Selbſt wenn man die 49prozentige Vermehrung der Aerzte vom Jahre
19131923 auch für die Kaſſen gelten laſſen will, ſo wiren für die heute
vorhandenen 344 000 Kaſſenmitglieder (unter zu Grundelegung von 1927
Einwohnern für 1 Arzt) von 670 zurzeit in Heſſen praktizierenden
Aerzten nur 178 Aerzte notwendig, die übrigen 73,33 Prozent der
Aerteſchaft iſt für die Krankenkaſſen überflüſſig, es ſei denn, daß Kran=
kenkaſſen
die Familienhilfe eingeführt hätten, für die der eine Teil der
überſchießenden Aerzte in Anſpruch genommen werden könnte. Selbſt
wenn alle Krankenkaſſen die Familienhilfe eingeführt hätten, könnte
höchſtens noch, wie ſtatiſtiſch nachgewieſen iſt, für rund 344 000 Familien=
mitglieder
auch bei den Krankenkaſſen noch einmal 178 Aerzte beſchäftigt
werden. Dann wären immer noch 314 Aerzte mehr vorhanden, als
nötig ſind. Es ſoll jedoch die Familienhilfe vorläufig außer Betracht
gelaſſen werden, obgleich für die Familienhilfe die gleichen Honorare ge=
zahlt
werden müſſen wie für die Kaſſenmitglieder ſelbſt, weil auch nur
ein kleiner Teil der Kaſſen dieſe Familienhilfe aufrecht erhalten kann.
Die Kränkenkaſſen Heſſens zahlen zurzeit für die Beratung ein
Honorar von 600 000 Mark, und für den gewöhnlichen Beſuch in der
Wohnung des Mitglieds 1 200 000 (die Zahlen, in den verſchiedenen
Artikeln, die von Aerzten herrühren, ſind aus früheren Zeiten und daher
nur irreführend für das Publikum); außerdem zahlen ſie für jede
Sonderverrichtung den Mindeſtbetrag der Gebührenordnung nebſt
Teuerungszuſchlag, der zurzeit 599 900 Prozent beträgt. Nach dieſem
bis jetzt feſtgeſetzten Honorar muß jede Krankenkaſſe für ein Mitglied
im Monat ein Honorar von rund 705 000 Mk. zahlen; für die 344000
Mitglieder alſo insgeſamt ein monatliches Honorar von 242 520 000 000
Mark. Es entfällt alſo auf je einen der 178 für die Krankenkaſſenmik=
glieder
notwendigen Aerzte ein monatliches Honorar von 1 362 500 000
Mark. Wenn dieſes Honorar ſtatt nur auf 178 Aerzte, die nur not=
wendig
ſind, auf alle 670 Aerzte, die an der Krankenkaſſenpraxis be=
teiligt
, aber nicht notwendig ſind, verteilt werden, dann kommen natür=
lich
nur 362 000 000 Mk. monatlich auf einen Arzt. Es geht daraus
hervor, daß die Krankenkaſſen in Heſſen den Aerzten genügend Honorar
zahlen und daß die Not der Aerzte nur von der Ueber=
füllung
des Aerzteſtandes und von der Zurückhaltung in
der Inanſpruchnahme der ärztlichen Behandlung ſeitens des Privat=
Publikums herrührt. Es kann den Krankenkaſſen nicht zugemutet wer=
den
, allen Aerzten die Exiſtenzmöglichkeit zu verſchaffen aus den Mitteln
der Arbeitgeber und Verſicherten. Das iſt unwirtſchaftlich, denn die
Gelder der Krankenkaſſen dürfen nicht verſchleudert werden.
Jeder Betrieb, der mehr Arbeiter beſchäftigt, als notwendig, iſt
von vornherein finanziell bankerott.
Es kann den Krankenkaſſen nicht zugemutet werden, daß ſie von
ihren Mitgliedern Beiträge erheben, nur um den nicht benötigten 492
Aerzten eine Exiſtenzmöglichkeit zu verſchaffen. Wenn die nicht ver=
ſicherte
, weitaus größere Zahl der Einwohnerſchaft Heſſens, die 492 von
den Krankenkaſſen für ihre Mitglieder nicht benötigten Aerzte, nicht
ernähren kann, dann müſſen dieſe Aerzte ſich ein anderes
Wirkungsfeld ſuchen.
Im Jahre 1913 haben 78 Prozent Krankenkaſſen 1½/ 3 Prozent
an Beiträgen erhoben, (es muß jedoch hierbei eingeflochten werden, daß
ſeinerzeit faſt der ganze Lohn erfaßt wurde), heute erhebt der größte
Teil der Kaſſen 810 Prozent an Beiträgen, alſo über den dreifachen
Prozentſatz. Von den Gſamtausgaben für Krankenunterſtützung kamen
im Jahre 1913 rund 23 Prozent auf Arzthonorar, von den Beiträgen
mit höchſtens 3 Prozent entfielen auf Arzthonorar 0,69 Prozent.
Die Aerzte verlangen nun das Honorar nach, dem Reichs=
teuerungsindex
und 50 Prozent Berufsindexzu=
ſchlag
. Der Index betrug für die Woche vom 14. Auguſt bis 19.
Auguſt 1923 753 733, die Krankenkaſſen müßten alſo für eine Beratung
bezahlen: 754 000 + 377 000 1031000 Mk. Bei einer Beratungs=
gebühr
von 600 000 haben ſie für das Mitglied monatlich 705 000 Mk.
Arzthonorar zu zahlen. Bei einer Forderung von 1 031 000 Mk. Be=

670 Aerzte in Heſſen eine monatliche Einnahme von 622 Millionen
Mark allein von den Kaſſenmitgliedern. Das iſt eine Einnahme
aus 26,67 Prozent der Bevölkerung Heſſens. Würden die übrigen
73,33 Prozent der Einwohnerſchaft, die nicht in der Krankenkaſſe ver=
ſichert
ſind, dasſelbe Honorar zahlen können oder müſſen, dann
müßte jeder Arzt in Heſſen nach der von den Aerzten geltend ge=
machten
Forderung, eine monatliche Einnahme von rund
8334235000 Mark haben.
Ein Beamter der Beſoldungsgruppe XII. Gehaltsſtufe V, Ortsklaſſe
A, erhält in Darmſtadt nach der neueſten Feſtſetzung monatlich, wenn
er verheiratet iſt, rund 288 000 000 Mk. Hat er 2 Kinder, dann erhält
er monatlich 330 000 000 Mk. Der Arzt will jedoch ein Einkommen von
monatlich 2 334 235 000 Mark haben, alſo über das Sieben=
fache
. Dabei iſt zu berückſichtigen, daß jeder Arzt, wenn er von der
Hochſchule kommt, dieſes durchſchnittliche Einkommen haben will, wäh=
rend
der Beamte in Gruppe 12 erſt nach längerer Dienſtzeit (d. h. im
50. Lebensjahr) dieſes monatliche Einkommen hat.
Selbſt, wenn der Berufsindexzuſchlag von 50 Prozent der Lebens=
haltungsindex
, den die Aerzte fordern, nicht gezahlt würde, iſt den=
noch
nach der Forderung der Aerzte ein Einkommen von monatlich
1556 160 000 Mk. feſtzuſtellen. Dies wäre auch das Einkommen, das
die Krankenkaſſen an die von ihr für die Behandlung ihrer Kaſſen=
mitglieder
benötigten 278 Aerzte zahlen müßten, alſo monatlich mit
Berufsindexzuſchlag 2334 235 000 Mk., ohne Berufsindexzuſchlag
1556 160 000 Mk. Dieſe Forderung geht entſchieden zu weit.
Die Krankenkaſſen geben den Aerzten mit der derzeitigen Beratungs=
gebühr
von 600 000 Mark, ſofern ſie nur ſoviel Aerzte zur Praxis zu=
laſſen
würden, als zur Behandlung der Kaſſenmitglieder notwendig
ſind, ein Einkommen von monatlich 1 362 500 000 Mk., während der Be=
amte
der Beſoldungsgruppe 12, Gehaltsſtufe 5, Ortsklaſſe A, monatlich
nur höchſtens 330 Millionen Mark, alſo nur 24 Prozent hat. Dabei
iſt weiter noch zu berückſichtigen, daß das Honorar ſich erhöht, wenn die
Beratungsgebühr höher feſtgeſetzt wird. Da für die Familienmitglieder
dasſelbe Honorar wie für die Mitglieder zu zahlen iſt, ſo kann die Be=
trachtung
hierüber wegbleiben.
Aus allem geht hervor, daß die Krankenkaſſen die Forderungen der
Aerzte nicht erfüllen können, und daß die überzähligen Aerzte, da das
Privatpublikum ihnen die Exiſtenzmöglichkeit nicht verſchaffen kann, ſich
einen anderen Beruf wählen müſſen.

[ ][  ][ ]

Seite d

Rummer 239

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 30. Auguſt 1923.

Aufruf
an ſämtliche unmittelbar und mittelbar in der Volksbildungs= und
Jugendpflegearbeit tätigen Vereine, ſowie alle Volksgenoſſen im
Heffenlande.
(Volksbildungs=, Geſang=, Turn=, Sport=, Spiel=, Wander=, Jugend=,
Jünglings=, Jungfrauen=, Mädchen=, konfeſſionelle, Frauen=, Männer=,
Geſellen=, Arbeiter=, Bauern=, Handwerker=, Bürger=, Gewerbe=,
Krieger=, Schützen=, Feuerwehr=, Preſſe=, Standes=, Wohlfahrts=, wirt=
ſchaftliche
Vereine uſw., Bildungsausſchüſſe der Gewerkſchaften,
der Parteien, der Kirchen, der inneren Miſſion uſw., ſowie Ortsgrup=
pen
des Reichsbundes der Kriegsbeſchädigten u. ſ. f.)
Deutſchland iſt für die geſamte Kulturwelt der Vorort einer durch=
greifenden
Erneuerung und Veredelung der kunſtgewerb=
lichen
Form. Seit drei Jahrzehnten läuft das deutſche Bemühen
um die geſchmackliche Hebung der induſtriellen Produktion, um das
ſchöne Heim, um die künſtleriſche oder doch geſchmackvolle Geſtaltung
des Hausrates und aller, auch der unſcheinbarſten Gegenſtände des
Handwerkes. Gerade Heſſen hat durch ſeinen früheren Großherzog
und durch die Arbeit ſeiner Hauptſtadt Weſentliches zu dieſer Erneue=
rung
beigetragen; insbeſondere durch die epochemachende Darmſtädter
Ausſtellung von 1901, durch die Darmſtädter Möbelinduſtrie und durch
die zahlreichen anregenden Veröffentlichungen des Kunſtverlags A. Koch.
Um ſo bedaeurlicher iſt es, daß noch in vielen Winkeln des öffent=
lichen
und privaten Lebens jene wahrhaft ausſchweifenden Geſchmacks=
ſünden
gepflegt werden, die man unter der Bezeichnung Vereins= und
Hauskitſch zuſammenfaſſen kann. Man denke z. B. an jene Diplome
und Ehrenurkunden, die von Vereinen oder Körperſchaften bei
Jubiläen, Preisverleihungen. Wettſingen, langjähriger Mitgliedſchaft
oder auch zur Betätigung beſonderer Verdienſte erteilt zu werden
pflegen. Faſt jedes Haus weiſt eine derartige Verlautbarung auf, und
faſt jede iſt der Ausführung nach ein ſchlechtes prahleriſches Machwerk,
ohne handwerkliches Können von einer beliebigen Druckerei als Maſſen=
ware
zuſammengeſtoppelt oder von einem Dilettanten, der weder zeich=
nen
, noch malen, noch ſchreiben kann, mühſelig zu Papier gebracht.
Gewöhnlich macht ſich da eine geſpreizte allegoriſche Figur bemerkbar,
die mit einer Poſaune oder einem Lorbeerkranz über einem elend ge=
ſetzten
Schriftkörper herumfuchtelt; iſt das Motiv ein anderes, ſo bleibt
die geſchmackliche Qualität doch die gleiche. Nicht dringend genug kann
den Vereinen ans Herz gelegt werden, auf dieſem Gebiet einmal gründ=
lich
nach dem Rechten zu ſehen. Jeder Einzelne iſt ja mitverantwortlich
für die Kulturhöhe des Geſamtvolkes, und zumal Vereine haben es in
der Hand, durch Dinge der erwähnten Art auf einen größeren Kreis
von Perſonen geſchmackveredelnd, oder geſchmackverderbend einzuwirken.
Heute, wo jede beſſere Druckerei in der Lage iſt, eine anſtändige typo=
graphiſche
Arbeit zu liefern, braucht man wirklich nicht mehr zu ge=
wiſſenloſer
Maſſenware zu greifen. Wir haben in Heſſen graphiſche
Künſtler genug, die ein Diplom in künſtleriſcher und vornehmer Weiſe
ausführen können. Man denke nur an die Offenbacher Schreiber, die
unter Führung des unübertrefflichen Schriftkünſtlers Rudolf Koch Her=
vorragendes
leiſten; man denke an die zahlreichen Zeichner und Spezial=
graphiker
im ganzen Lande. Die Vereine, die auf dieſem Gebiet Ver=
antwortungsgefühl
und Qualitätsanſprüche bewähren, erwerben ſich ein
Verdienſt um die Kunſt= und Geiſtpflege des ganzen Landes
Man denke in gleichem Siinne an die ſo zahlreich verbreiteten
Vereins abzeichen, an die Fahnen, Banner und Stan=
darten
, an die Preiſe und Ehrengaben, an die Ver=
loſungsgegenſtände
. Wie oft macht ſich da der wildeſte Un=
geſchmack
breit und ergießt eine wahre Flut von Hausgreueln in die
Wohnſtätten des Landes! Alles ſoll nach etwas ausſehen und dabei
möglichſt wenig koſten; das heißt auf deutſch, es ſoll Schwindel= und
Schundware ſein, die etwas vorlügt und nichts iſt. Gewiſſenloſe
Fabrikanten beuten die künſtleriſche Ahnungsloſigkeit des Volkes in der
unerhörteſten Weiſe aus. Setze jeder Verein fortan ſeinen Stolz da=
rein
, die Deutſchheit ſeiner Geſinnung und das bedeutet; die Ge=
diegenheit
, Wahrhaftigkeit und Tüchtigkeit ſeiner Geſinnung auch
darin zu bewähren, daß er in keiner Weiſe das Verlogene und Prahle=
riſche
fördert, ſondern nur Echtes, Geſchmackvolles und Brauchbares
bietet.
Aber auch im Ginzelhandel gibt es in dieſer Hinſicht Vieles,
das beanſtandet werden muß. Da denken wir z. B. an den Wand=
ſchmuck
in Stadt und Land, wir denken an den Unfug der Nipp=
ſachen
und der Erzeugniſſe der ſogenannten Haus= oder Dilet=
tantenkünſte
(Brandmalerei, Kerbſchnitt u. dgl.). Ganze Indu=
ſtrien
leben von der fortwährenden Betölpelung und geſchmacklichen
Verrohung breiter Volkskreiſe und ſtreuen ihre minderwertige, ab=
ſcheuliche
Schundware über das ganze Land. An jeder Wand kann man
die greulichen Oeldrucke ſehen, ſei es, daß ſie bekannte Perſönlichkeiten
darſtellen, ſei es, daß ſie ein ſüßliches, genrehaftes oder landſchaftliches
Motiv bringen, das in der Regel der geſunden, kräftigen Sinnesweiſe
unſeres Volkes glatt ins Geſicht ſchlägt. Bei unſerenn Vätern und
Großvätern, ſah man noch bedeutende Perſönlichkeiten der Geſchichte
mannhaft von der Wand blicken, in derben Kupferſtichen oder Holz=
ſchnitten
ausgeführt; oder man ſah in bunten luſtigen Farben Jäger,
Begräbnis oder die Lebensalter rohe, aber kräftige und markige
Dinge, die etwas Tüchtiges erzählten zur Beluſtigung oder zum Nach=
denken
. Heute iſt faſt überall an ihre Stelle der Kitſch, die leere Prah=
lerei
oder das zimperliche Getue getreten. Fort mit dieſen Haus=
greueln
! Es gibt eine Ueberfülle von Gutem und inhaltsreichem Mate=
rial
für den Wandſchmuck, der Kitſch iſt nicht nur verderblich, ſondern
auch gänzlich überflüſſig. Das haben früher der Heſſiſche Volksſchriften=
verein
und Herr Pfarrer Meiſinger in Fränkiſch=Crumbach durch ihre
ſchönen Bilderausſtellungen bewieſen. Das gleiche gilt von den elenden
Niepſachen in ſchlechtem Porzellan oder in Rotguß, Tombak oder gar
in Gips mit ſchreiender Vergoldung und Bemalung. Fort auch mit
dieſem Kram aus jeder Häuslichkeit, wo man Redlichkeit und Echtheit
ſchätzt und dem Schwindel, der Lüge, der Aufſchneiderei abhold iſt!
Der unterzeichnete Leiter der Zentralſtelle zur Förderung der Volks=
bildung
und Jugendpflege in Heſſen hat vielfach bei ſeinen Dienſtreiſen
Gelegenheit gehabt, feſtzuſtellen, daß das Schlechte, das geſchmacklich
Unanſtändige in Stadt und Land noch viel zu ſehr verbreitet iſt. Die
Zentralſtelle zur Förderung der Volksbildung und Jugendpflege in
Heſſen ruft alle Volksgenoſſen, Vereine, Körperſchaften, Gruppen und
Privatperſonen auf, mehr als bisher auch dieſe Seite der Volkskultur
ins Auge zu faſſen und endlich eine geſchloſſene Phalanx gegen das
Minderwertige und künſtleriſch Anſtößige zu bilden. Die Zentralſtelle
erklärt ſich gerne bereit, in allen Bedarfsfällen Rat und Anregung koſten=
los
zu erteilen. Sie macht auf Wunſch Vorſchläge für beſtimmte Fälle.
Sie weiſt Bezugsquellen für gute Ware nach, ſie übernimmt gegebenen=

falls die Vermittlung zwiſchen Auftraggebern und Künſtlern. Mache
jeder ſich dieſe Beratung zu Nutze, wirke jeder in ſeinem Verein und in
ſeinem Haus zur Vertreibung des Schlechten und zur Beförderung des
Guten, ſo werden wir auch auf dieſem Gebiet endlich einen Schritt vor=
wärts
kommen.
(Nachdruck und weiteſte Verbreitung dringend erbeten.)
Darmſtadt, (Mathildenplatz 17, Fernruf 513), im Auguſt 1923.
Zentralſtelle zur Förderung der Volksbildung und Jugendpflege
in Heſſen.
Der Direktor: Haſſinger.

Reich und Ausland.
Giftige Pilze.
Opfer von Pilzvergiftungen ſind in den letzten Tagen fünf Perſonen
in Berlin geworden, und zwar der Müller Heinrich Hirſch aus der
Schleſiſchen Straße 27e und ſeine Frau, die Hauseigenkümerin Frau
Pauline Oberländer aus der Sorauer Straße 19 und ihre 40 Jahre
alter Tochter, und der Arbeiter Fröhde aus der Sorauer Straße 19.
Frau Fröhde liegt noch ſchwerkrank darnieder; auch an ihrem Auf=
kommen
wird gezweifelt. Es handelt ſich um zwei verſchiedene Fälle,
die miteinander nicht im Zuſammenhang ſtehen. Der Müller Hirſch
ging am Sonntag vor acht Tagen im Plänterwald in Treptow ſpäzie=
ren
und ſammelte dabei eine größere Menge Wieſengrünlinge, die dort
häufig vorkommen. Seine Frau kochte ſie, und beide Eheleute aßen das
Gericht. Sie erkrankten bereits am Montag darauf an Vergiftungs=
erſcheinungen
, glaubten aber, ſich mit Hausmitteln helfen zu können.
Erſt nach Tagen zogen ſie einen Arzt zu Rate, der ſie jetzt im letzten
Augenblick nach dem Krankenhaus am Urban bringen ließ. Es war
aber ſchon zu ſpät, und beide Eheleute erlagen der Vergiftung. Der
Arbeiter Fröhde beſuchte am vergangenen Donnerstag den Plänterwald
und brachte ebenfalls eine Menge Wieſengrünlinge mit nach Hauſe.
Einen Teil gab er der Hauswirtin Frau Oberländer und deren Tochter
ab. Fröhde ſelbſt keine Pilze, ſondern genoß nur die Suppe. Seine
Frau nahm von den Pilzen nur eine Koſtprobe. Beide erkrankten eben=
falls
bald unter Vergiftungserſcheinungen, blieben aber auch in ihrer
Wohnung. Dort ſtarb Frohde am Sonntag. Auch Frau Oberländer
und Tochter erkrankten nach dem Genuß des Pilzgerichts. Die alte Frau
ſtarb am Samstag vormittag. Der Tochter, die in einem anderen
Zimmer lag, wurde der Tod der Mutter verheimlicht. Man brachte ſie
jetzt ſchnell noch nach dem Krankenhaus am Urban, und dort ſtarb ſie
bereits im Verlauf des Nachmittags ebenfalls. Die Kriminalpolizei hat
gleich auf Grund der erſten Meldung die Ermittelungen aufgenommen
und die Vorgänge feſtgeſtellt. Auch das Geſundheitsamt beſchäftigt ſich
jetzt mit den Todesfällen. Das Publikum kann nicht dringend genug
vor dem Genuß von Pilzen, die es nicht ganz genau kennt, gewarnt
werden.
Chriſtentum und Notbilfe.
Caſſel. Die Reichstagung des Deutſchen Bundes für chriſtlich=
ebangeliſche
Erziehung in Haus und Schule, die vom 25. bis 28. Aug.
hier tagte, nahm nach einem mit lebhaftem Beifall aufgenommenen
Referat des Volkswirtes der Techniſchen Nothilfe, Herrn Schreiber=
Stoltze=Kaſſel, folgende Entſchließung an: Die Delegierten des Deut=
ſchen
Bundes für chriſtlich=evangeliſche Erziehung in Haus und Schule‟
ſind ſich der Notwendigkeit der Techniſchen Nothilfe in unſerer von
wir ſchaftlichen und politiſchen Kämpfen überſpannten Gegenwart voll=
auf
bewußt. Sie ſtehen auf dem Standpunkte, daß es gerade in dem
heutigen Deutſchland, deſſen Träger der Geſamtwille des deutſchen Vol=
kes
iſt, doppelt Pflicht eines jeden von Verantwortung erfüllten Staats=
bürgers
ſein muß, als freiwilliger Helfer in lebenswichtigen Betrieben
tätig zu werden, wenn durch deren Lahmlegung Volk und Vaterland in
höchſte Lebensnot geraten. Eine ganz beſondere Verpflichtung obliegt
aber dem Staatsbürger chriſtlicher Weltanſchauung. Er wird nicht dul=
den
wollen, daß z. B. durch Entziehung von Gas, Waſſer und Elektrizi=
tät
ſeine Mitmenſchen in Lebensgefahr geraten oder gar dem Hunger
preisgegeben ſind, weil da oder dort ſelbſt die landwirtſchaftliche Pro=
duktion
durch Unterlaſſung von Notſtandsarbeiten dem Wirtſchaftskampf
hingeopfert wird. Die Delegierten der Reichstagung bitten daher ihre
Mitglieder, das ſegensreiche und vaterländiſche Werk der Techniſchen
Nothilfe überall da zu unterſtützen, wo Hilfe im Geſamtintereſſe not=
tut
. Da die Mitgliedſchaft zur Nothilfe mit keinerlei Koſten verbunden
iſt, iſt jedem Deutſchen die Möglichkeit gegeben, an ſeinem Teil mitzu=
helfen
an der Sicherſtellung der Grundlagen unſeres wirtſchaftlichen
und ſtaatlichen Lebens als der Vorausſetzung zu neuer Blüte unſeres
ſchwer geprüften Vaterlandes.
Polniſche Juftiz.
D.A.I. Der frühere Chefredakteur der Bromberger Deutſchen
Rundſchau, Richard Contag, ſitzt ſeit dem 29. März d. J. in Unter=
ſuchungshaft
, angeblich wegen Fluchtverdachts‟. Die Reviſionsinſtanz
hat bekanntlich keines der Urteile, die zu ſeiner Verhaftung führten,
rechtskräftig werden laſſen. Zum Teil wurden die Urteile aufgehoben,
zum Teil werden die Fälle nochmals verhandelt. Inzwiſchen iſt am
24. Juli auch ein Amneſtiegeſetz rechtskräftig geworden, das auf ſämt=
liche
Contag=Prozeſſe Anwendung zu finden hätte, da es ſich bei ihnen
durchweg um Vergehen handelt, die aus politiſchen und völkiſchen Grün=
den
, und zwar vor dem 30. März d. J. begangen wurden, liegen doch
die angeblichen Straftaten ſchon im Jahre 1921. Aber Richard Contag
ſitzt noch immer im Unterſuchungsgefängnis und alle Haftentlaſſungs=
anträge
feines polnifchen Verteidigers ſind bis heute abgelehnt worden.
Polniſche Juſtiz!
Eine moderne Menſchenſalle.
Vor einiger Zeit iſt durch die Zeitungen die Nachricht gegangen,
daß in der nordamerikaniſchen Stadt Paterſon ein Bankbeamter zum
Scherz einen Kollegen in ein Stahlgewölbe eingeſperrt hatte; erſt
nach mehrſtündigem Bohren durch die Stahlwände, bei denen es ein
Wettrennen mit dem Tode galt, konnte der Eingeſchloſſene, der ſchon
dem Erſticken nahe war, befreit werden. Die Rettung war nur dadurch
ermöglicht worden, daß der Spaßmacher das Vorkommnis ſofort zur
Anzeige gebracht hatte, und unverzüglich Bohrmaſchinen angefordert
worden waren. Dieſer Fall hat neuerdings die Aufmerkſamkeit der
Banken auf die Gefahren gelenkt, die die modernen Sicherheitsein=
richtungen
, dieſe luftdichten und oft gegen alle Bohrer undurchläſſigen
Stahlgewölbe, mit ſich bringen können. Um vollkommene Sicherheit
für die in Verwahr befindlichen Koſtbarkeiten zu gewährleiſten, müſſen
dieſe Gewölbe waſſer= und feuer= und ſomit luftdicht ſein, Je nach
ihrer Geräumigkeit kann der Eingeſchloſſene mit einer Luftverſorgung
für zwei bis höchſtens fünf Stunden rechnen. Nach dem Mechanismus
des Schloſſes iſt es aber erſt nach weit längerer Zeit möglich, die zwi=

ſchen 20 und 40 Tons ſchweren Stahltüren wieder zu öffnen, die faſt
ſämtlich über ein Zeitſchloß verfügen, daß nur in ganz beſtimmten Zeit=
abſchnitten
eine Oeffnung erlaubt. Angeſichts dieſer Gefahren ſind die
amerikaniſchen Großbanken zu einem umfaſſenden Syſtem von Sicher=
heitsmaßnahmen
übergegangen. Die Neu=Yorker Guaranty Truſt Com=
pany
hat in ihren neu eingerichteten Safe=Einrichtungen dieſer Gefahr
durch eine Reihe von weitgehenden Vorſichtsmaßnahmen Rechnung ge=
tragen
. Zunächſt erfolgt vor der Schließung eine gründliche Durch=
ſuchung
, wobei eine Wand von Spiegeln am Ende jeden Korridor3
dem Nachprüfenden erlaubt, auch alle Vorgänge in ſeinem Rücken zu
überwachen. Im ganzen Gewölbe ſind keinerlei Pfeiler, ſo daß weder
ein Verſtecken noch ein Ueberſehen möglich iſt. Erſt nach einer ſolchen
genauen Durchſuchung ſchließt ſich unter Alarmgeläut die große acht=
unddreißig
Tonnen ſchwere Stahltür; iſt dieſe geſchloſſen, ſo ſetzt das
Zeitſchloß ein, das in der Regel ein Oeffnen des Gewölbes nicht vor
Geſchäftsbeginn am nächſten Tage zuläßt. Es iſt nur von der Innen=
ſeite
her zu regulieren; die Manipulation iſt jedoch dem Eingeſchloſ=
ſenen
in der Regel nicht bekannt, ſo daß er erſt nach Anweiſung von
außen her von der Einrichtung Gebrauch machen kann. Die einzige
Lampe, die nach dem Verſchließen der Gewölbe weiter brennt, verweiſt
den Eingeſchloſſenen auf ein Telephon, mit deſſen Hilfe er den Nacht=
wachdienſt
alarmieren kann. Dieſer wiederum muß zwei Angeſtellte
der Bank herbeirufen, die zuſammen die Zeigerſtellung angeben können,
auf die hin erſt die große Stahltür geöffnet werden kann.

Sport, Spiel und Turnen.
Radfahren.
Todesſturz eines Radfahrers. Wie wir am Montag meldeten,
ſtürzte Adolf Huſchke bei der Radfahrt Rund um Berlin. Der
bekannte Rennfahrer hatte ſich hierbei einen Bluterguß ins Gehirn
zugezogen, dem er nun erlegen iſt. Adolf Huſchke war, wie ſein Bru=
der
Richard Huſchke, einer unſerer beſten Straßenfahrer. Er gewann
unter anderem 1921 die Straßenmeiſterſchaft von Deutſchland und
1922 den über 1000 Klm. führenden Großen Preis von Deutſchland,
Pferdeſport.
C.K. Wertlauf der ſchnellſten Pferde der Welt.
Der bekannte amerikaniſche Rennſtallbeſitzer Auguſt Bellmont hat einen
Preis von 100 000 Dollar für den Gewinner und 25 000 Dollar für den
Verlierer ausgeſchrieben in einem Wettrennen zwiſchen dem beſten eng=
liſchen
Dreijährigen Papyrus, dem diesjährigen Derby=Sieger, der
für das ſchnellſte Pferd der Welt gilt, und einem noch zu beſtimmen=
den
amerikaniſchen Dreijährigen. Bellmont iſt der Beſitzer des Vaters
von Papyrus Tracery und hat natürlich an dem Ruhm dieſes Ab=
kömmlings
ſeines Stalles ein großes Intereſſe. Man hofft zu dieſem
Wettrennen auch den beſten franzöſiſchen Renner, den unbeſiegten
Epinard, zu gewinnen. Das Rennen wird als der Wettkampf der
ſchnellſten Pferde der Welt in den Vereinigten Staaten ſtark pro=
pagiert
; aber es beſteht nicht viel Ausſicht, daß es zuſtande kommt. Es
iſt nämlich ſehr unwahrſcheinlich, daß die Beſitzer von Papyrus und
Epinard die große Gefahr auf ſich nehmen, ihre koſtbaren Vollblüter
nach Amerika zu bringen, wo ſie ſich vielleicht niemals richtig akklima=
tiſieren
werden. Hat man doch ſchon häufig die Erfahrung gemacht,
daß ſelbſt die kurze Fahrt über den Kanal ein Pferd vollkommen
außer Form bringt, und manches engliſche Pferd, hätte ſeinen fran=
zöſiſchen
Nebenbuhler geſchlagen, wenn es nicht in Longchamp, ſondern
in Newmarked gelauſen ware.

Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
Gür die Versffentlichungen unter dieſer Ceberſchrift übernimmi die Rebaktion ſeilneriei Der=
antwortung
; für ſſte bleißt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfange
der Einfender vexantwortlich.) Einſendungen, die nicht verwendet werden, können micht
zurückgeſandt, die Ablebnung nicht begründet werden.
Kein Almoſen, ſondern Recht!
Hierzu erwidere ich folgendes: Ein Beamter, der wie ſehr
venige 1914 ein Gehalt von 7700 Mk. jährlich bezog, erhält heute
nur einen Bruchteil davon. Zur Ruhe ſetzen konnte er ſich nicht, da
er natürlich die für 1914 hübſche Summe von 200 000 Mk. (heute 300
Milliarden) niemals nicht einmal in Gedanken erſparen konnte,
wie der erwähnte Rechtsanwalt, Arzt oder Apotheker. Es iſt ja eine
alte bekannte Geſchichte, wie der Beamte mit ſeinem Monatsgehalt
immer ſehr ſcharf rechnen mußte von den heutigen Zeiten ganz zu
ſchweigen. Die geringen, bei größter Einſchränkung gemachten etwai=
gen
Erſparniſſe ſind als Hypotheken oder Staatspapiere ebenſo ent=
wertet
wie diefenigen des Rentners, der ſich 1914 zur Nuhe ſetzen konnte,
ohne dem Staat jemals gedient zu haben. Es iſt nicht verſtändlich, wie
man zwei grundverſchiedene Dinge vergleichen kann,
R.

Briefkaſten.
Druckfehlerberichtigung. In unſerer geſtrigen Notiz
ſt ein Druckfehler unterlaufen. Es muß in Zeile 9 ſelbſtverſtändlich
Reichsverſicherungsamt anſtelle von Reichsverſorgungsamt heißen.

Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für den 31. Auguſt:
Regenſchauer, wechſelnde Bewölkung, kühl.

Tageskalender.
Sommerſpielzeit Bruno Harprecht, 7½ Uhr abendst
Charleys Tante‟.
Verſteigerungskalender. Freitag, 31. Auguſt.
Mobiliar=Verſteigerung vorm. ½10 und nachm. ½3 Uhr
Ernſt=Ludwigſtr. 9.

Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Stadt und Land,
Reich und Ausland: Max Streeſe; für den Inſeratenteil:
J. V. A.. Fleiſchmann, ſämtlich in Darmſtadt.

Die heutige Rummer hat 8 Seiten

Wer poliert
Klavier
auf? Angeb. m. Preis
u. M64ds. Bl. (*23813

Pianino in gute
Hände z. verm. Ang.
u. M 47 Geſchſt. (*wic

Hasierkliungen
werd. auf neu geſchliff.
Stück 5000.- Mk. (70229
Parfümerie Tillmann
Eliſabethenſtr. 21.

MAdUT Narze

gibt allen Suppen, Gemüsen, Soßen
Fleischgeschmack!

Man verlange ausdrücklich MAGGls Würze.

Familiennachrichten

Todes=Anzeige.
Am 22. d8. Mts. entſchlief ſanft
nach langem, ſchwerem, mit größter
Geduld ertragenem Leiden unſer
lieber, herzensguter Bruder

Kgl. Preuß. Geh. Baurat i. R.,
Ritter hoher Orden.
In tiefem Schmerz
Die trauernden Geſchwiſter.
Darmſtadt, den 29, Auguſt 1923,
Die Beerdigung hat in aller Stille
ſtattgefunden.

Am 28. Auguſt morgens ent=
ſchlief
ſanft nach kurzer, ſchwerer
Krankheit unſer über alles ge=
liebter
Sohn und Bruder (*23816

r Guent

im hoffnungsvollen Alter von
18 Jahren.
In tiefſtem Schmerz
Walther Guenther,
Major a. D.,
Leny Guenther,
geb. Manntz,
Giſela Guenther.
Darmſtadt, Weyprechtſtr. 3.
Die Trauerfeier und Einäſcherung
findet Freitag, den 31. Auguſt,
3 Uhr nachm., auf dem Wald=
friedhofe
ſtatt.

(V,7006
Vorteilhaftester Bezug in großen Originalflaschen Nr. 6.
Man achte auf unversehrten Plombenverschluß.

Todes=Anzeige.
Nach langem, ſchwerem Leiden
entſchlief am 28, 8. 23 mein innigſt=
geliebter
Gatte, unſer guter Vater,
Schwiegervater, Großvater, Bruder
und Onkel
23798

Eiſenbahnmagazinmeiſter
im Alter von 66 Jahren.
Im Namen dertrauernd. Hinterbliebenen:
Betty Heldmann,
geb. Spenaler,
Viktoriaſtraße 66.
Die Beerdigung findet Freitag,
den 31. d. Mts., nachm. 2½ Uhr,
vom Portal des alten Friedhofes
(Nieder=Ramſtädterſtr.) aus ſtatt.

Da es unmöglich iſt, für die uns
gelegentlich der Hochzeit und
Silbernen Hochzeit übermit=
telten
Geſchenke und bewieſenen
Aufmerkſamkeiten auch durch
die Singmannſchaft der T.=G.
Beſſ. einzeln zu danken, ge=
ſtatten
wir uns, auf dieſem Wege
aufrichtigen Dank zum Ausdruck
zu bringen.
Friedrich Karl Bertaloth
u. Frau Louiſe,
geb. Kuntze, z. Zt. Riedholz.
Friedrich Kuntze u. Frau,
geb. Schüler,

Orangerieſtraße 12.

GGaüd

P
ſportwagen m. Verd.
zu vk. Näh. Lichten
bergſtr.80, III., I, (*22

Me Rue
ſportwagen preistr
z. verk. Alexanderſtr. 8
1, Stock. ( 23814

Graue Wildl.= Halb=
ſchuhe
(Gr.37) zuverk.
od. zu tauſchen geg.
braune Leder= Halb=
oder
Spangenſchuhe
(Größe 38). Näheres
Geſchäftsſt. (*23634id

Neuer ſchw. Naglan
mittlere Figur, ſowie
Stoff f. einen Anzug
prsw. abzug. (*23802
Kaupſtraße 49 II.,r.

Guterh. D.=Winter
mantel, 1 P. Dam.
Halbſchuhe Gr. 37 u.
1 P. Mädch.=Stiefel
Gr. 33, braun, zu vk.
Näh. Geſchſt. (*23823

Schreibmaſchine
(Torpedo), Schreib=
tiſch
, 2 Schreibmaſchinen=
tiſche
faſt neu
wegen Auswande
rung zu verk. An
geb. unt. M 4 an d.
Geſchäftsſt. /(*23667mc

1 P. n. Dam.=Spang.=
Schuhe, br. Chevr.;
Gr. 4041, preisw. z.
verk. Anzuſ. 84 Uhr
Friedrichſtr. 14 III. (*

Entflogen

Zahmer, junger
Waldkauz
entflogen. Bei Zu=
fliegen
bitte alsbald
Nachricht nach Oſann=
ſtr
. 8, II., da künſtl.
Fütterung erforderl.
Belohnung. (7153

6 junge Hunde zu
verkaufen. (*23756
Beſſungerſtr. 72, I.r.,

4 ſechs Wochen alte
u. ein 1½jähr. (*23818
Foxterrier
zu verk. ESerſtadt;
Heidelbergerſtr. 37.

HHferTN
gymn. erteilt. Laute=
ſchlägerſtr
. 22 I. (*Boo

Freibank Schlachthof
Donnerstag, vorm.
von 8 Uhr ab (7137
Pferdefleiſch.

Woog, 29. Aug. 19234
Waſſerhöhe 3,85 m.
Luftwärme 182 C.
Waſſerwärme vorm;
7 Uhr 16 CC.
Woogs=Pol.=Wache,

[ ][  ][ ]

Darmſtädter Tagblatt

DDezdt

30. Auguſt 1923 Nr. 239

Wertbeſtändige Anleihe des DeutſchenReiches.
Die Zeichnungen gehen, wie wir von unterrichteter Seite hören, in
recht befriedigender Weiſe ein. Es ſcheint, daß die ernſten Ermahnun=
gen
, die von Regierungsſtellen, von wirtſchaftlichen Organiſationen und
von hervorragenden Perſönlichkeiten aus Handel und Induſtrie an Ka=
pital
und Wirtſchaft ergangen ſind, auf fruchtbaren Boden fallen, und
daß immer mehr die Erkenntnis durchdringt, daß ein günſtiges Ergeb=
nis
der Zeichnung im dringenden allgemeinen Intereſſe liegt, das in
dieſem Falle mit den privaten Intereſſen auf das engſte verknüpft iſt.
Aber auch die Vorteile der Anleihe werden immer mehr erkannt: die
geſamte Wirtſchaft ſowie jeder, der über ſteuerpflichtiges Vermögen ver=
fügt
, haften für Kapital und Zinſen der Anleihe. Ihre Sicherheit ſteht
daher außer Zweifel. Durch die Wertbeſtändigkeit bleiben erſparte oder
mur vorübergehend anzulegende Mittel in ihrer Kaufkraft erhalten.
In Ermangelung ſicherer wertbeſtändiger Anleihen haben häufig Kreiſe,
die dem Börſengeſchäft fernſtanden, zum Zwecke der Erhaltung ihrer
Vermögensſubſtanz Spekulativgeſchäfte getätigt. Das große Riſiko ſol=
cher
Geſchäfte kann durch die Anlage berfügbarer Gelder in der Wert=
beſtändigen
Anleihe des Deutſchen Reiches vermieden werden. Speſen
entſtehen nicht, da bei der Zeichnung keine Gebühren zu entrichten ſind.
Bei der heute erforderlichen ſtarken Belaſtung der Steuerzahler
ſind die mit der Zeichnung verbundenen wichtigen und wertvollen Privi=
legien
von nicht zu unterſchätzender Bedeutung Erbſchaftsſteuerfrei=
heit
, falls die Anleiheſtücke ſelbſtgezeichnet ſind.
Einen weiteren Vorteil bietet die ſofortige Beleihbarkeit bei den
Darlehenskaſſen, ſowie die Möglichkeit der Hinterlegung für Kautions=
zwecke
.
Die Anleihe iſt für alle Kreiſe geeignet und wird einen ſehr großen
Markt erhalten. So hat zum Beiſpiel der Landwirt die beſte Gelegen=
heit
, die Wertbeſtändige Anleihe gegen wertbeſändige, aber verderb=
liche
und Zufällen ausgeſetzte Waren zu über men. Er kann dann
zu jeder ihm genehmen Zeit durch die Ve= ä ing der Anleihe not=
wendige
Betriebsmittel ſich verſchaffen.
Mit der Ausgabe der Stücke wird i. Kürze begonnen werden.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
* Weſtbank A.=G. Frankfurt a. M. Die Ao. G. V. be=
ſchloß
Kapitalserhöhung um 300 auf 800 Millionen. Ein Teilbetrag
von 100 Millionen wird den alten Aktionären im Verhältnis 5:1 zu
50 000% zum Bezug angeboten, der Reſt einem Konſortium zur Ver=
fügung
der Geſellſchaft überlaſſen.
* Vereinigte Chemiſche Werke Charlottenburg.
Die Abſchlußarbeiten für das am 30. Juni zu Ende gegangene Ge=
ſchäftsjahr
ſollen, ſo weit beendet ſein, daß Anfang September die
Bilanzſitzung ſtattfinden wird. Es ſoll mit einem recht günſtigen Er=
gebnis
(50 %) zu rechnen ſein. Infolge der Geldentwertung dürfte ſich
die Geſellſchaft dazu gezwungen ſehen, eine neue Kapitalserhöhung vor=
zunehmen
, die vorausſichtlich einen größeren Umfang annehmen wird.
Ein größerer Aktienpoſten des Unternehmens befindet ſich bekanntlich
im Beſitz der A.=G. für chemiſche Produkte vorm. M. Scheidemantel.
Ueber den laufenden Geſchäftsgang wird berichtet, daß er in letzter Zeit
ruhiger geworden iſt, ſodaß die Geſellſchaft ſogar in beſchränktem Um=
fang
zu Entlaſſungen ſchreiten mußte.
* Held u. Franke A.=G. Die Geſellſchaft beruft auf den 7.
September a.v. G.=V., die über Kapitalserhöhung um 179 Mill. Stamm=
und 6 Mill. Aktien Litera B Beſchluß faſſen ſoll.
* C. W. Kemp Nachf. Stettin. Die Geſellſchaft beruft zum
15. September eine a.v. G.=V., die über Kapitalserhöhung von 75,9
Mill. Mk. um bis zu 175 Mill. Mk. Beſchluß faſſen ſoll.
* Düſſeldorfer Eiſenbahnbedarf vorm. Karl
Weyer u. Co. Der am 20. September d. T. einberufenen a.o. G.=V,
iſt die Erhöhung des Aktienkapitals um 20 Mill. Mk. vorgeſchlagen.
wb. Amtliche Notierungen der Frankfuurter Getreidebörſe vom
29. Auguſt 1923 (Getreide, Hülſenfrüchte, Biertreber ohne Sack. Wei=
zenmehl
, Roggenmehl und Kleie mit Sack. Alsbaldige Lieferung.
Parität Frankfurt a. M. Preis je 100 Kilo): Weizen, Wetterauer alt
2426 Mill., desgleichen neu 2729 Mill., Roggen 2021 Mill., Hafer
inländiſcher 1920 Mill., Weizenmehl ſüddeutſches Spezial Null (bei
Waggonbezug ab Mühlenſtation): 5054 Mill., Roggenmehl 3436
Mill. Mk. Weizen= und Roggenkleie 1213 Mill. Mk. Tendenz feſt.

Anleihen.
* Wertbeſtändige Holzanleihe der Stadt Baden=
Baden. Die Stadtverordnetenſitzung beſchloß auf Antrag das Stadt=
rates
eine wertbeſtändige Holzanleihe im

Anfeſſe folln Aitel zur Forderung des Vohnungsbaues, Spermaſ=
nahmen
zur Bekämpfung der Arbeitsloſigkeit uſw. gewonnen werden.
Aus dem Erlös dieſer Anleihe ſoll eine Schuld in Schweizer Franken
bezahlt werden.

Dividendenvorſchläge.

* F. W. Buſch A. G., Lüdenſcheid. Die Geſellſchaft wird
für das abgelaufene Geſchäftsjahr eine Dividende von 1000 Prozent
(i. V. 45) vorſchlagen. Ferner iſt Kapitalserhöhung um 7 Mill. Mk.
Stamm= ſowie 6 Mill. Mk. Schutzaktien auf insgeſamt 22 Miſl. Mk.
beabſichtigt. Die neuen Aktien ſollen durch ein Bankenkonſortium unter
der Führung des Barmer Bankvereins mit der Verpflichtung über=
nommen
werden, 2 Mill. Mk. den alten Aktionären im Verhältnis 3:1
zu 220 000 Prozent anzubieten, und die reſtlichen 4 Mill. im Intereſſe
der Geſellſchaft beſtmöglichſt zu verwerten. Die bisherigen 900 000 Mk.
Vorzugsaktien ſollen gegen Zuzahlung von 50 000 Prozent in Stamm=
aktien
umgewandelt tverden. Die 6 Millionen Mk. Schutzaktien werden
mit 25 Prozent eingezahlt und einer Verwaltungsgeſellſchaft übergeben.
Die Ausgabe von neuen Vorzugsaktien iſt nicht beabſichtigt. Die Geſell=
ſchaft
plant einen weiteren Ausbau der Fabrikation, und zwar iſt der
Bau von Spezialautomobilen in Ausſicht genommen.

Warenmärkte.

wb. Berliner Produktenbericht. In Rückwirkung der
ſcharfen Aufwärtsbewegung der Deviſenpreiſe und auf Getreidekäufe
Weſtdeutſchlands herrſchte am Produktenmarkte wieder eine ſehr feſte
Stimmung. Die Preife ſtellten ſich durchweg höher als geſtern. Von
Roggen war bahnſtehende Ware angeboten, und für Verladung vor
dem 1. September beſtand wegen der an dieſem Termin eintretenden
Frachtenerhöhung lebhafter Begehr. Weizen ſtieg im Zuſammenhang
mit lebhaftem Begehr für Weizenmehl. Für Gerſte war namentlich der
Weſten Käufer, ebenſo für Hafer. Kleie begegnete allſeitiger Kaufluſt.
Auch Oelſagten und Futterartikel wurden teurer bezahlt.

Börſen.

Meſſen.

tu. Von der Leipziger Meſſe. Am letzten Dienstag
trafen noch zahlreiche neue Meſſeeinkäufer ein, was ſich ſowohl in dem
Beſuch der Meſſehäuſer, wie auch im Straßenleben bemerkbar machte.
Die Qualität der Meſſebeſucher ſteht diesmal beſonders hoch, da nur
gekommen iſt, was wirklich kaufen und nicht nur ſehen will.

* Frankfurter Börſenbericht vom 29. Auguſt 1923.
(Eigener Bericht.) Die heutige Börſe ſtellte ſich als ein Hauſſeetag
erſter Ordnung dar. Die Effektenkurſe drängten mit Macht nach oben,
begünſtigt durch die weitere Markverſchlechterung Dollar zur Notiz
Mk. 8 100 000 ſowie die größere Geldflüſſigkeit. Die ſtärkeren
Steigerungen erlebte heute der Chemieaktienmarkt,
wo die Kurſe ſich bei großem Materialmangel faſt verdoppelten. Mon=
tanwerte
erzielten Kurserhöhungen von 520 Millionen, Harpener
gewannen ſogar 40 Millionen. Am Schiffahrts=Aktienmarkt
profitierten Hapag 11 Mill., Nordd. Lloyd 5 Mill. Von Elektr.
Werten hatten Felten u. Guilleaume bei großem Materialmangel
wieder die ſtärkſten Steigerungen aufzuweiſen der Kurs ſtieg um 13
Mill. Licht und Kraft verdoppelten ihren Kurs und AEG. gewannen
3 Mill. Auch Voigt u. Haeffner plus 1 Mill. ſtark hauſſierend.
Zuckeraktien im Allgemeinen um 3 Mill. gebeſſert. A.Z.P. plus
7 Mill. rat. Zellſtoff Waldhof plus 8 Mill. Von Maſchinen=
werten
Karlsruher und Krauß Lokomotiven plus 3 Mill. Am
Banken=Aktienmarkt hatten Deutſche Bank die größte Steige=
rung
, nämlich 7 Mill. zu verzeichnen, wodurch ſich die ſeitherige Ver=
nachläſſigung
ziemlich ausgeglichen hat. Eine ganz beſonders ſtarke
Nachfrage hatten Gummipeter pl. 1,3 Mill. rat., da ſie als ſtark zu=
rückgeblieben
gelten. Der Kaſſamarkt verkehrte in außerordent=
lich
feſter Haltung bei einer Unmenge von Rationierungen. Als be=
ſonders
geſteigert ſind zu nennen: Chem. Albert plus 15 Mill., Leder
St. Ingbert plus 5 Mill., Ultramine plus 6 Mill. Erſtmal notiert
wurden Leder= und Riemenfabrik Reerimk mit 1,25 Mill. rat. Orders
von 1 bis 3 voll zugeteilt, jedoch erhielt jedes Bankhaus im ganzen
nur 15 Stück. Der Markt der wertbeſtändigen An=
leihen
hatte gleichfalls große Kursgewinne aufzuweiſen. Bad.
Kohlen 54 Millionen. Im freien Verkehr hoben ſich Api und
Deutſche Petroleum durch beſondere Feſtigkeit hervor, man hörte hier:
Allgemeiner Bankverein 220 000, Api 1315 Mill., Beckerſtahl 17= bis
18,75 Mill., Beckerkohle 1718,5 Mill., Benz 5,5 Mill., Brown Boveri
2,93 Mill., Kontobank 450 000, Frankfurter Handelsbank 195 000,
Georgi 405 000, Growag 600 000, Hanſa Lloyd 1,6 Mill., Hanſa Bank
470 000, Kayſer Waggon 730 000, Kreichgauer 1,84 Mill., Petroleum
24 Mill., Ufa 2,8 Mill. Die Nachbörſe verkehrte in feſter Haltung.

wb. Berliner Börſenſtimmungsbild. Beſtimmend für
die Haltung des Effektenmarktes war ausſchließlich die ſcharfe Steige=
rung
der Deviſenkurſe. Allſeitig ſtürzte man ſich auf erhältliche Werte,
und es wurde jeder Preis bezahlt. Unter dieſen Umſtänden bildeten
am Montanmarkte Steigerungen um 20 bis 30 Millionen die Regel.
Eſſener Steinkohle ſetzten ſogar um 44 Millionen und Kattowitzer um
34 Millionen Prozent höher ein. Sehr lebhaft gefragt waren chemiſche
Werte, von denen einige ihren Kursſtand annähernd verdopelten, ſo
Elberfelder Farben, chemiſche Griesheim und chemiſche Heyden. Von
Metallwerten waren Hirſch Kupfer mit einer Beſſerung um zirka 18
Millionen Prozent bevorzugt. Valutapapiere wurden entſprechend der
Devifenſteigerung höher bezahlt. Von deutſchen Anleihen waren nament=
lich
Preuß. Konſols höher. Gelegentliche Gewinnrealiſierungen drückten
nur ganz vorübergehend leicht, da auch der Umſtand immer wieder zu
Käufen anreizte, daß am Deviſenmarkt die amtliche Notierung keine
irgendwie erhebliche Abſchwächung brachte und die Zuteilungen ſehr
gering ausfielen.
w. Deviſenmarkt. Franffurt a M., 29. Auguſt Telegr. Auszahlungen:

Ae Vf Antwerpen=Brüſſel 334187.50 325812,50 374072.50 375937.50 Holland. 27032,5. 716/75. 3 192000 3 208000 London .. 3117185. 31388115. 36658 125. 36 84 1875. Paris... 396005 25 393493 75 438875. 45 1125 Schweiz. 1216875. 1253125 1421437.50 1428562.50 Spanien 915206. 25 919793 75 1047375. 105262) Italien 2943 295737.75 339150. 340850. Liſſabon=Spo Dänemark. 1259333, 75 1265656. 25 1496250 1503750. Norwegen .. 1 122187 50 1127814,50 1295750. 1303250 Schweden 1820437.50 1829562.50 20½750. 2105250. Helſingfors 193515. 194485. 20½475. 210525. New=Yor 6882750. 6917250. 8079750 8 120250 Deutſch=Oſterreich 9725. 9775. 11097.20 11152.80 Budapeſt 369. 10. 370.90 399. 401 Prag".. 207480. 208520 236407.50 237592.50 Agt 64837 50 65162.50 79800. 80200.

rat.

w. Deviſenmarkt. Berlin, 29. Auguſt Telegr. Auszahlungen für:

. Nine
Geld fe
Beid Amſterdam=Rotterdam ... 2493.350. 2506250. 2932650. 2947350 Brüſſel=Antwerpen ........."
Chriſtiania.. 215 260. 2Wr40. 359100 360900. 1043393. 1040619.1 1210950. 1223050. Kopenhagen 1177055. 1182950. 1396500. 14/3500. Stockholm. 1695750. 1704251. 1995000. 2105000. Helſingfors
Italien.. 175560. 176440. 209475. 210325. 275310. 270890. 323190. 324810. London 28327500 29172500 33915000. 34085000. New=York
Paris.. 6384000.
363030. 64 16000.
3649 10. 7481500.
430920. 7518500.
433030. 1 Schweiz. 1147125. 1152-75. 1356600. 1363400. Spanien 869820. 674 180.- 1007475 1012525. r. abg.)
Wien (in Deutſch=O 8977. 90B. 10573. 10627. Prag 187530. 188470 219450. 220550. 1 Budapeſt 361.09 362.91 41895. 42105. Buenos=Airet 2054875. 2055125. 2403975. 2416025. Bulgarien 59850. 60150. 77805. 78195 Japan .. 3122200. 3127800. 3640-75. 3639/25. Rio de Janeiro ........ 574560. 577440. 68290. 685710. Belgrad.
...
.- 67330. 68170 77805. 78195. Liſſabonn.
... 264337. 265663. Sofia.

Verliner Kurſe. (Eigene telegr. Meldung.)

27. 8. 29. 8.

ero00000 40000oool
B1s000001

7000000
5500000/30 000000

Aktiengef. ur Anilinfr. /15 000000 2500000
Aſchaffenburger Zellſtoff. 19000000 232000,10
Ausgb.=Rürnö. Maſch. 1=2000000 25 000000
Bex.=Anbalt Maſchinen / 53060001 850000(
Fk. ſ. Fleftr. W. vorzug. 7201 000 13 00000
Bismarckhütte ......
Braunkohlen=Brifett
Bremer Bulkan
Wolle..
Chem. Henden.
Weiler
S1030001000000
Deutſch=Atlant. Tel.,
Deutſche Maſchinen . .. 5000000 9600000
50 00040
Deutſch=Niedld. Tel.
J.6000000l750000o0
Deutſche Erdöl ....
Deutſche Vetroleum 1775000 12500000
Dt. Kaliwerke .
204 00 5006000 000
Berlin Karlsruher Ind. 5100000063000000
Dounersmarckhütte .
50000000
Dynamit Nobel ...
170000001 400000dl
Elberfelder Farben
6000000
4000003
Clektr. Lieferung
R. Friſter
370/ 0091 6000000
Gaggenau Vorz.
500000 750 001015
Gelſenk. Gußſtahl
18000000 2500000N
Geſ. f. elektr. Untern. i2huu0bol1 600 00001
Halle Maſchinen
100000 100

Han. Maſch.=Egeſt.. . .
Hanſa Dampfſch.. . . . . .!
Hemoor Zement
Hirſch Kupfer.
Höſch Eiſen
Hohenlohe Werke
Kahla Porzellan;
Lindes Eismaſch.
Lingel Schuh
Linke & Hofmann
L. Loewe
C. Lorenz
Meguin
N. Lauſitze
Nordd. Gun
Orenſtein
Rathgeber 2
Rombacher H.
Roſitzer Zucker
Rütgerswerk
Sachſenwerk
Sächſiſche Gußſtal
Siemens Glas
Volrſtedter Porzellan
Weſtf. Eiſen Langendree=
Wittener Gußſtahl ....!

Wanderer=Werke.

27. C. 1 29. 8.
5000000
1010000 f25300000

f53000000
16es 0oo00
Bsuuoe uu/47500000
17000000/1 0000000
T 37000001 7000000
1450000, 1800000
71000000/4 000000
39 0000 1430 00000
370000, 5800000
120000000l24 000000
k2000000l8100000 0
1000no0/ is 0000
12600e 000 ko0ctr 00
r 20000 vul1 s0000uc
29g30 000 114000000
1000000
1725 00002 4250000

114000000
7000000
200 060
8500000
2500000/

1520000c 7500000
eug00000
Fr 2000000

5000000
7100000

Darmſtädter und Nationalbank, Kommandit=Geſellſchaft auf Aßtien.

Frankfurter Kursbericht vom 29. Auguſt 1923.

Europäiſche Staatspapiere.
a) Deutſche
5% Neichsanleihe. .
.........:
4%
.....
4½½ IV. und V. Schatzanweiſ.
½% VI.IK.

parprämienanleihe
% Preuß. Konſols
8½%
8%
% Bad. An. unk. 1935.. ..
v. 1907......
8½9
4% Bahern Anleihe ........."

zo Heſſen uni. 1924 ........
½2% .............

2 Württemberger. ........) Ausländiſche.
5% Bosnien L.=E.=B. v. 1914
% L.=Inveſt.=Anl.v. 1914
2% v. 1902.........
Ze
...
Bulgar. Tabak 1902 ...
12% Griech. Monopol ...
½%0 Oeſt. Staatsrente v. 1913
ab 1918 .............."
½%0 Oeſt. Schaßanweiſ., ſtfr.
v. 1914 ............."
% Oeſt. Goldrente ......"
2a einheitl. Rente ...."
2 Rum. am. Rente v. 03
(½% Goldrente v. 13.
2o am. konv. .
% v. 05 ..."

27. 8
5200.
120 000.
75 000.

3100
50000.
45 000.
68 000.
25 000.

20 Türt (Admin.) v. 1903 ..
(Bagdad) Ser. I..
I..
v. 1911, Bollanl. ..
49
g. Staatsr. v. 14....
Goldrente ......."
Staatsr. v. 10...."
Kronenrente ....

Außereuropäiſche.
Mexik. amort. innere. . . .."
fonſ. äuß. v. 99 ..
Gold v. 04, ſtfr. . .
konſ. innere ....."
4½% Frrigationsanleihs.
5%0 Tamaulipas, Serie 1 ....
Oblig. v. Transportanſt.
4% Eliſabethbahn ſtfr. . . . . . .
4o Gal. Car: Ludw.=Bahn
5% Oeſt. Südb. (Lomb.) ſtfr.
42
2,6% Alte Oeſtr. Südb. (Lomb.).
2,6%Neue
4% Oeſt. Staatsb. v. 1883...
3% Oeſt. Staatsb. 1. b. 8. Em.
9. Em. ...
3%

6600 000.
1500 000.

675 00
800 000.
2700 000.
500 00 0.
2000 000.
5500 000.
1700 000.
14500000
15550000
15900000
1300 000
2600 000.

29. 8.
5200.
15000
100 000
1450.
2100.
3100
60 000.
50 000.
120 000.

41000.
25 000.
400
8500 000
1800000

650 000
900 000.
3e00 000
600 000.

5700 000.
1800 000

18000000 f
21000000
14500000
2700 000.
5000 000

85 000.
350 000.
450 000.
8000 000.
60 000.
10500000
1350 000.

350000.
600 003.
1000 0.
18000004
150000 G

Oblig. v. Transportanſt. (Ftſ.)
3% Oeſt. Staatsb v. 1885 ..
8% Oeſt Staatsb. b. Erg. Netz
v. 1895 ..
42 Rudolfb. (Salzkammerg.).
4½% Anatolier I.
..-
3% Salon Conſt. Jonction. . .
32 Salonique Monaſtir ....."
5% Tehuantepe‟ ..
......
4½%
.
Pfandbriefe.
49 Frankf. Hyp.=Bank 1920..
...
40 Frankf. H. Krd.=Ver. 1921
42o Mein. Hyp.=Bank 1922...
4% Pfälz.
1922...
42 Rhein.
1923 ...
3½%
verl. ...
4% Südb. Bobden=Cred.=Bank
München 1906 ..... . .. ...

4 Heſſ. Ldhyp.=Bank Pfdbr.
3½0 Heſſ. Ldhyp.=Bk. Pfdbr.
4½ Heſſ. Ldhyp. Kom. Obl....
Deutſche Städte.
42 Darmſt. v. 1919 bis 1925..
3½0 Darmſt. v. 1905 .......
4% Fronkfurt v. 1913 .......
v. 1903 ......."
3½%
4% Mainz. v. 1919 bis 1926..
Bank=Aktien.
Bank für Brauinduſtrie ... . . ."
Barmer Bankverein ........."
Berliner Handelsgeſellſchaft ..
Commerz= und Privatbank ..."
Darmſtädter u. Nationalbank.
Deutſche Bank .............."
DeutſcheEffekten= u. Wechſelbank
Deutſche Vereinsbank ...
...
Disconto=Geſellſchaft . ..
Dresdener Bank ...
Frankfurter Bank ...
Metallbank. . . . . . . . . . . . . . ..
Mitteldeutſche Creditbank ...
Oeſterreichiſche Creditanſtalt ..
Reichsbank=Ant.
..
Rhein. Creditbank ..........."
Süddeutſche Disconto=Geſellſch.
Wiener Bankverein .........
Bergwerks=Aktien.
Berzelius .................."
Bochumer Bergb. .... .. . . . . ."
Buderus.. ........... ......"
Dt. Luxemburger ............
Eſchweſler Berowerks-Akt.....
Gelſenkirchen Bergw. ..
Harpener Bergbau ......"
Kaliwerke Aſchersleben".
Weſteregeln".
Lothringer Hütte ..
Mannesmann Röhre
Mansfelder.
Oberbedarf ............
Oberſchleſ. Eiſen (Caro) ....."
Phönix Bergbau ............"

27. 8.
18000000
350 600,
60 000.
12000.
15000

1000000
1650 000.
38000000
4000 000.
7250 000.
10000000
3450 000.
800 000.
14500000
5300 000.
710000
21000000
1550 000
1100 000.
2050 000.
1700 000.
4500 000.
800 000.
9000 000.
38250000
95000000
25500000
100000000
27000000

40000000
60000000
20000000
3o000000
4000000
69000000

29. 8.
240000004

2600 000.
14000000
80 000.

25 000.
8500 000.

20000.

Bergwerks=Aktien (Fortſ.)
Rhein. Stahlwerke .
Riebeck Montan.. . . . . . . . .
Tellus Bergb.= u. Hütten=Akt.
Ver. Laurahütte . . . .
Aktien induſtr. Unternehmung.
Brauereien
Henninger Kempf=Stern .. . . . .
Löwenbrän München . . . . . . .
Schöfferhof (Binding) ........"
........"
Werger ..

1300 000
3000 000.
4000000
5500 000.
8000 00 J.
16750000
4000 000.
975 000.
18500000K
7800 000
950 000.
32000000
3800 000.
1500 000.
2800 009.
3e00 000.
5500 000.
1000000

25000000
36500004
100000000

11000000
132000000
4800000(
5000000
7100000.
6950000
45000000
52000000
6700000.

Akkumulat. Berlin sss
Adler & Oppenheimer .. . . . .."
Adlerwerke Gv. Kletzer) ......"
A. E. G. Stamm. . . . . . . . . . . . .
Anglo=Continental=Guano ...."
Aſchaffenburger Zellſtoff ....."
Badenia (Weinheim) .. . . . . . . ."
Badiſche Anilin= u. Sobafabrik
Bad. Maſchf. Durlach ........"
Bad. Uhrenfabr. Furtwangen.
Baſt Nürnberg

Bahriſch. Spiegel ...........
Beck & Henkel CCaſſel).
..
Bergmann El. Werke.
...
Bing. Metallwerke. .........
Blei= u. Silberh. Braubach ..."
Brockhues, Nieder=Walluf. . . . .
gementwerk Heidelberg ..
Karlſtadt .. . . . . . .
Lothringen (Metz).
Chem. Werke Albert ....... ..
Griesheim Elektron ...."
Weiler=ter=mer .....
Daimler Motoren ...........
Deutſch. Eiſenhandel) Berlin..
Dt. Gold= u. Silberſcheideanſt..
Dingler, Zweibrücken ........
Dresdener Schnellpreſſen .....
Dürkoppwerk (Stamm)......
Düſſeld.=Ratinger (Dürr.) ...""
Oyckerhof & Widm. Stamm.,
Eiſenwerk Kaiſerslautern .....
Eiſenwerk L. Meher fr. ......
Elberfelder Farb. v. Baher ...
Elektr. Lieferungs=Geſ. .... . ..
Licht und Kraft ......"
Eiſäſſt Bad. Wolle. . ..........
Emag, Frankfurt a. M. .... ..
Emaill= & Stanzw. Ullrich....
Enzinger Werke .... . . . .. .. .."
Eßlinger Maſchinen .........
Ettlingen Spinnerei ...."
Faber, Joh., Bleiſtift. . . .
Faber & Schleicher........."
Fahr, Gebr., Pirmaſenz. . . . . .
Felten & Guilleaume. Carlsw.
Feinmechanik (Fetter)
Feiſt Sektlellerei Frankf. a. M.
Frankfurter Gas..
Frankfurter Hof .........
Frſ. Maſch. Pokorny & Wittek..
Fuchs Waggon Stamm.. . . . .

27. 8.
60000000
73006000
3600 000.

2000 000.
24000000
2800 000.
8750 000.
20 000.
17500000
1450000
17500000
8000 000

5000 000.
2900 000.
16500000
2150000.
6600 000.
5500 000
4500000
3500 000
40000000
15000000
2300 000
6000 000
24000300
4000 000
3400 000
3500 000
5400 000.
1800000.
3000 000
1.000600
4300 000.
575 0 000.
1000 000.
3100000
S
4500 000.
8000 000
8000 000.
1850 000.
2800 000.
13000000
900000
2700 000.
4000 000
1400 000.
2700 000.

29 8.
65000000

000 000.
35000000

30000000
4000 000.I
3800 000
1125000
25000000
17000001
30000000
10000000
180000001
O

4000 000.)
2300000 0
4200 000.

7000 000.1
6300000 1
5400 000,
55000000N
28040000
30000000
7600 000.
800 000
27000000
450 0 000.
3400 000.
S
4200 000.
8000000.
2600 000.
5000 0001
300000Go
6300 0( 0.
10000000
7000000.
1800 000.
4000 006 1
G
6500 000.
9000000
14000000
2100 0u0
3500 000
5500 000
1200 000
4000 000
4000 000.1
2400 000.
3200 000.*

Ganz, Ludwig, Matnz.
Geiling & Cie......"
Gelſenkirchen Gußſtahl
Holdſchmidt Th......."

Gritzner Maſchin. Durlach u
Hammerſen (Osnabrück). .. . . . 6900 000
Hanfwerke Füſſen ...........
Heddernheimer Kupfer .......
Hehligenſtaedt, Gießen ......."
Hilpert Armatureni. . . . . . . . . . .
Hindrichs=Auffermann .......
Hirſch Kupfer u. Meſſ..... ...
Hoch= und Tiefbeu ........
Höchſter Farben ............"
Holzmann, Phil. .... .......
Holzverk =Induſtr. ..... .. . . ."
Hotel A.=G., München .......
Hydrometer Breslau.... .. . . .
Fnag. . . . . . .. .............
Junghans Stamm. . . . . . . . . .
Karlsruher Maſchinen .. . . . . . .
Klein, Schanzl. & Becker .....
Konſervenfabrik Braun ......
Krauß & Co., Lokom. . . .. . ..
Lahmeher & Co. ..........."
Lech Augsburg ............"
Lederw. Rothe .............
Lederwerke Spicharz ......."
Löhnberger Mühle ........."
Lüdenſcheid Metallw ......."
Lux ſche Induſtrie ..........
Mainkraftwerke Höchſt......
Meguin, Butzbach ........."
Metall (vorm. Dannhorn) Nrbg
Meher, Dr. Paul. .. . .
Miag, Mühlenb., Frankf. a. M. 2800 000
Moenus Stamm. . . . . . . . . . . . . 2000 000.

Motorenfabrik Oberurſel ...
Neckar ulmer Fahrzeugwerke",
Neckarwerke Eßl. Stamm.. ..

Oleawerke Fran lurt a. M.

Peter=Union=C Kanpſer .
Philipps A.=G... ..
Porzeilan Weſſel ..........
Reiniger, Gebbert & Schall
Rhein. Elektr. Stamm. . .
Rhein. Maſch. Cahen=Leudesdff.
Metall Vorzüge.
Rhenania, Aachen ..
Riedinger Maſchinen
Rückforth, Stettim
Rütgerswerke ....

Schneider & Hanau

SEranm Latſchanffenchat.
Schuckert Elektr. (Nürnberg).

27. 2. 29. 8. 1100000 1530 000,1 660 000 450 000 15000000 28000000 320000001 1600 000 2500 000. S 8000 000. 6500 000. 8 5000 000 2950 000 3600 000, 2900 000. 2000 000 3450 000. 4900 000 52000000 2000 000. 3500 000 4 14000000 2400000 2700000 4000 000. 10500000 17000000b 2700000 3800 030.I 5000 000 1800000 3200 000. 4950 000 5200 000. 4000 000 7500 000. 4000 000 8000 000. 1300 000. 1700 0001 7500 00 0. 11500004 6000 000. 7000 000. su0e 000 7000 000. 27000000 2400 000. 2800 000 2000 000. 6700 000 7000 000. 3800 000 6500 000 5100000 6000 000 17500000 19000000 1200 000. 2400 000 5900 00 0. 3000 000. 9000 000. 10000000 4500 000. 6000 000. 1750 000 2000 000. 4000 000. 1500 000. 2800 000. 7000 000. 8400 000. 2300 000. 2800 000. S 2000 000. 3000 009. 2250 000. 4500 000. f. 5000 000. 6000 000. 5000 000 10000000 18600000 2300000dt 4500 000. 6000 000. 1200 000 2400 000 16000000 2650000 1000 000. 1200 000 1500 000. 1600 000.1 7000 000.
5000 000. 9u60 000.1
6700 000 75000000 86r00000r

Schuhfabri Berneis=Weſſe ..
Schuhfabrik Herz
Schuhf seander Offenbach ...
Seilinduſtrie Wolff ....."
Sichel & Co., Mainz
..
Siemens Elektr. Betriebe ...."
Siemens G’asinduſtrie .......
Siemens & Halske .........."
Stöckicht=Offenbach=Gummi ..
Süddeutſche Immobilien .....
Thüringer clekt. Lief.-Geſ., Gothe
Uhrenfabr Furtwängler .....
Veithwerke in Sandbach .
Verein f. Chem. Induſtr. Mainz
Verein. deutſch. Olfabr. Mannh
Gummifabr. Bln.=Frrf.
Pinſelfabr. Nürnberg ..
Ultramarin .........."
Zellſtoff, Berlin. . . . . . .
Vogtländ. Maſch. Vorzüge...
Stämme. . .
Boigt & Haeffner Vorzüge ....
Stämme. . . .
Voltohm Seil ...............
Wahß & Freytag
..
Wegelin Rußfabrik ........"
Zellſtoff Waldhof Stamm.
Zuckerfabr. Waghäuſel.
Frankenthal ....."
Heilbronn...
Offſtein .......
Rheingau .......
Stuttgart .

Juuue
Schantung E. B. ....."
Süddeutſche Eiſenbahn=Gei.
Hapag (Paketfahrt) ..
Nordd. Lloyd
...........
Oeſterr.=Ungariſche Staatsbahn
Annotierte Aktien.
Beckerkohle ..."
..
Beckerſtahl ..............."
Benz.................."
Brown Boveri .............
Cont. Handelsbank .........."
Hanſa Lloyd ...............
Kabel Rheydt ..............
Karſtadt R. .............. ..
Petroleum, Dtſche. ...... . ..
Raſtatter Waggon ...........
Text.= Ind. (Barmen (Tiag) ...
Ufa Film .. . . . . .. . ....."
..

Me ete
Bahnbedarf
Dampfkeſſel Rodberg.
Helvetia Konſervenfabrik. .
Gebr. Lutz
.
Motorenfabrik Darmſtadt ...
Gebr. Roeder ...............
Venuleth & Ellenberger ......
Growag. .. . ."

27. 8.
1600 000.
1603 000
1750 000,
2300 000
7000 800
1300 000.
Sle
250 000
9 0000
1300000
4500 000.
3000 000.
1000000
6000000
2300 000
7500 000
1200000
3000 000.
200 000.
2000 000.
2500 000.
3500 000.
3900 000.
6000 000
8000 000
5500 000.
520/ 000
5200 000.
5000 000.
6000 000.
5200000

29. 8.
2000 000.
2600 000.
2000 000.
3300 000.
10000000
E 00 000.
9200 000.
1200 000.
1200 000.
1800 000.
5000 000.
4500 000.
17750000
8000000.
3000 000.
10006000
18000000
4000 000.
6
3500 000.
3500 000,
4500 000.
5000 000.
9000 000.
16000000
8000 000.
7500 000.
8000 000.
G
8000 000.

1020 000 1650 000.
S/4500 000.
43000000 54000000
10600000 14750000

13000000
13000000
1800000
360 000.
1400 10%.
13000000
950 000
1600000(
(
1000 000.
1950 000

18000000
18000000
8000 060.
2800 100.
450 000 c
1775 000.
17000000
1250 000.
24000000
4500 000.
1200 000.
3000 000.

Nachfr.
1930000
1990 000
2000 000
14990000
6990 030
2990 000.
2000 600
460 000

Mi
2010000.
2010 000.
15010000
7010 000.
301 0 000.
620 000.

Bankgeschaft
Fernsprecher 1308, 1309

11Der 2FUTN
Aktien / Renten / Deuisen / Sorten

Darmstadt
1 Luisenplatz

[ ][  ]

Seite 8.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 30. Auguſt 1923

Rummer 239.

Palast-Lichtspiele

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Johannes Riemann
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täglich 7½ Uhr: (700a
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Am Montag, den 3. September, abends
8 Uhr, im Saalbau:
Vortrag
des Oberſtleutnants a. D. von Hagen über:
Wir und die Franzoſen im Laufe
der Jahrhunderte und heute‟

mit Lichtbildern.
Eintrittspreis voraueſichtlich 30 000 Mk., an
der Abendkaſſe erhöhter Preis,
Vorverkauf: Zig.=Geſch. Ludwig, Karlſtr.,
Zig.=Geſch. Mylius, Karlſtr.=Ecke Herd=
weg
, Friſ.=Geſch, Opp, Riegerpl., Ber=
kehrshäuschen
.
(*23766
6
Kein Trinkzwang!
Kein Trinkzwang!
Vaterländiſcher Ring Darmſtadt.

Freitag, den 31. Auguſt 1923

des Obermuſikmeiſters M. Weber
bei verſtärkter Hauskapelle.
(70991d)

Saalbau=Garten.
Donnerstag, den 30. Auguft, abends 8 Uhr:

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Taſche
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Vei ungünſtiger Witterung findet das
Konzert im großen Saal ſtatt.
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Zu dem am Sonntag, den 2. Sept. 1923
nachm. 3 Uhr, im Luftbade am Lichtr
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