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Hefſiſche Neueſte Nachrichten
RR
Morgenzeitang dei Landesnaupfſtaut
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 237
Dienstag, den 28. Auguſt 1923
186. Jahrgang
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Aufruhr, Streik uſw., erliſcht jede Verpflichtung
auf Erfüllung der Anzeigenaufträge und Leiſtung
von Schadenerſatz. Bei Konkurs oder gerichtlichee
Beitreibung fällt jeder Rabatt weg. Bankkonto:
Deutſch= Bank und Darmſtädter 8 Nationalbauk.
Finanzpolitik und Beamtenbeſoldung.
Von der Leitung des Heſſiſchen
Beamtenbun=
des und des Landeskartells Heſſen des
Deut=
ſchen Beamtenbundes wird uns geſchrieben: In der
letz=
ten Sonntagsnummer des Darmſtädter Tagblatts erſchienen im
Leitaufſatz unter der Ueberſchrift „Unſere Finanzpolitik”
Aeußerungen, die in der geſamten Darmſtädter und heſſiſchen
Beamtenſchaft eine tiefgehende Erregung hervorriefen. Auch in
anderen führenden Tageszeitungen wird es ſo darzuſtellen
ver=
ſucht, als ſei das „rieſige Beamtenheer” die einzige Urſache
unſe=
res finanziellen Elends. Die geſamte Reichs=, Staats= und
Ge=
meindebeamtenſchaft erhebt gegen derartige Anſichten und eine
etwa daraus folgende Hetze ſchärfſten Einſpruch.
Die Beamtenſchaft und ihre Organiſationen ſind nicht ſchuld
daran, daß die Zahl der Beamten erhöht worden iſt. Sie ſind
an einer Beamtenvermehrung gar nicht intereſſiert, im
Gegen=
teil, ſie wiſſen, daß eine Vermehrung der Zahl die Ausſichten
auf ein auskömmliches Gehalt mindert. Die neuzeitliche
Ent=
wickelung hat den Aufgabenkreis in ungeahnter Weiſe erweitert
und die Arbeitskraft der Beamten wird ſtärker ausgenutzt als je.
Gleichwohl iſt die Beamtenſchaft bereit, die Frage prüfen zu
hel=
fen, ob ſich nicht durch Abbau der Aufgaben und Vereinfachung
der Geſchäftsgänge die Zahl der öffentlichen Angeſtellten
vermin=
dern läßt.
Die Schuld an unſerem Finanzelend liegt ebenfalls nicht an
der deutſchen Beamtenſchaft, ſondern außenpolitiſch an dem
Schandvertrag von Verſailles und innenpolitiſch in
der Verſchleppung der Steuerreform ſeit 1916.
Die Beamten können mit gutem Gewiſſen von ſich ſagen, daß
ſie weder Kriegsgewinnler noch Revolutionsgewinnler ſind. Sie
haben jahrelang Werte zugeſetzt und haben durch den Krieg und
ſeine Folgen weit mehr gelitten als andere Stände.
Welcher andere Stand hätte es ſo geduldig wie die
Beamten=
ſchaft ertragen, auf ein Drittel=, ein Viertel=, ja ein Fünftel=
Friedenseinkommen zu ſitzen? Welcher andere Stand hätte es ſich
gefallen laſſen, auf Nachzahlungen 3, 4, 5 und noch mehr Wochen
zu warten? Es ſind heute noch aktive Beamte da, die ihre
Juli=
nachzahlung noch nicht erhalten haben. Die Penſionäre und
Witwen haben ſich heute noch mit Monatsnachzahlungen von
1—2 Millionen abzufinden.
Es iſt unwahr, daß „den Beamten am 17. Auguſt
die Teuerungszulagen gleich bis Ende
Septem=
berausgezahlte wurden. Angeordnet war die
Aus=
zahlung für den 23. Auguſt, aber heute, den 27. Auguſt, haben
die Beamten das Geld noch nicht in den Händen. Daß die
Beam=
ten „doppelt bezahlt werden, ja ſogar dreifach”,
iſt eine allen Tatſachen ins Geſicht ſchlagende
Behauptung, die nur geeignet iſt, in ihrer merkwürdigen
Faſſung die Oeffentlichkeit gegen die Beamtenſchaft aufzubringen.
Wo bleibt die deutſche Einheitsfront, wenn man ihr das
Rück=
grat bricht? Wo bleibt die Wahrheit, wenn man, überglücklich,
endlich einen Sündenbock gefunden zu haben, mit Schlagworten
über einen einzelnen Stand herfällt?
Der Lebenshaltungsinder ſtand ſchon für die vorige Woche
1:753 733: die Zeitungen haben ihren Bezugspreis um das
600 000fache erhöht. Die Schlüſſelzahl des Buchhandels iſt
1000 000. Ein Meter Anzugſtoff koſtet das 2=Millionenfache der
Friedenszeit, ein Paar Stiefelſohlen das 2½=Millionenfache, ein
Pfund Margarine das 2½==Millionenfache, ein Ei das 2=
Millio=
nenfache, ein Pfund Kartoffeln das 600 000=fache, ein Pfund
Wurſt das 4=Millionenfache, Gemüſe weit über das 1=
Millionen=
fache, Kohlen das 3=Millionenfache.
Dabei ſetzen viele Kreiſe, die ſich jetzt ſo ſehr über die
Beam=
tenſchaft entrüſten, den Friedensgrundpreis höher ein, als er im
Frieden wirklich war, und laſſen dadurch den Multiplikator höher
erſcheinen. Die Beamtenſchaft kann es mit Recht verſchmähen,
ihre Verhältniſſe in dieſer Weiſe umzufrieſieren: Ein mittlerer
Beamter, der im Frieden ein Monatseinkommen von 320
Gold=
mark hatte, bezog für Auguſt, vorausgeſetzt, daß er die
Nach=
zahlung auch ſchon erhalten hat, 154 000 000 Papiermark, das iſt
das 480 000fache. (Die 10 Prozent Steuer ſind hier noch nicht
abgezogen.)
Damit vergleiche man die oben angegebenen, von jedem
nachprüſbaren Preisſteigerungen unumgänglicher
Lebens=
bedürfniſſe.
Die deutſche Beamtenſchaft iſt ſich ihrer Stellung innerhalb
des Volksganzen genau bewußt. Sie iſt auch bereit, an dem
Un=
glück des Vaterlandes mitzutragen und einen „
Verelendungs=
faktor” zu übernehmen. Sie will aber dabei gehört ſein und
wird es ſich nicht nehmen laſſen, auf Grund von Tatſachen
die Oeffentlichkeit in ihrem Sinne aufzuklären. Dabei wird
ſie ſich aber nicht den Schlußſatz dieſes Artikels zu eigen machen
und alle anderen Rückſichten fallen laſſen. Denn dafür beſitzt
die deutſche Beamtenſchaft zu viel Verantwortungsgefühl.
Die Auszahlung der Beamtengehälter.
* Berlin, 27. Aug. (Priv.=Tel.) Die Vorauszahlungen
der Beamtengehälter auf ein Vierteljahr haben jetzt zu
erheb=
lichen Schwierigkeiten geführt. Die Regierung iſt, wie uns
ge=
meldet wird, nicht in der Lage, die erforderlichen Mittel, die in
die Billionen gehen, rechtzeitig zur Verfügung zu ſtellen. Von
verſchiedenen Seiten iſt nun die Forderung erhoben worden, daß
man in dieſer wirtſchaftlich ſo unüberſichtlichen Zeit von dem
bisherigen Syſtem der dreimonatlichen Vorauszahlung der
Be=
amtengehälter abſehen und an die Stelle dieſes Verfahrens eine
Zahlungsweiſe ſetzen möge, die in Handel und Induſtrie üblich
iſt. Es wird alſo verlangt, daß die Beamten, wie jeder
Privat=
angeſtellte längſtens für vier Wochen das Gehalt vorauserhalten
ſollen. Die Beamten wehren ſich gegen dieſe neue Methode
mit=
allen Mitteln, da, wie man uns aus Beamtenkreiſen verſichert,
dieſe neue Zahlungsmethode nicht nur ſchädigend für die
Be=
amtenbank ſei, die ſich auf die dreimonatliche Vorauszahlung
der Gehälter gründe, ſondern daß dieſe neue Zahlungsmethode
auch die ſchwerſten wirtſchaftlichen Folgen für die
Beamtenkon=
ſumgenofſenſchaft nach ſich ziehen würde.
Das Reichsfinarzminiſterium hat, nachdem die
Angelegen=
heit das Kabinett bereits ausführlich beſchäftigt hat, ſich jetzt
ernſtlich mit dieſer Frage beſchäftigt und zunächſt ein Gutachten
des Reichsjuſtizminiſteriums eingeholt. Von ſeiten der Beamten
iſt gegen eine Abänderung der Gehaltszahlung Proteſt erhoben
worden. Dieſer Proteſt wird damit begründet, daß die
viertel=
jährliche Vorauszahlung mit zu den ſogen, wohlerworbenen
Rechten der Beamtenſchaft gehöre, und es ſind von den Beamten=
Vom Tage.
Mit Wirkung vom 27. Auguſt 1923 ab iſt die Verdienſt= und
Ein=
kommensgrenze in der Krankenverſicherung auf 1,5 Milliarden und im
beſetzten Gebiet auf 1,8 Milliarden feſtgeſetzt worden.
Der Preußiſche Staatsrat tritt am 3. September zu
einem neuen Tagungsabſchnitt zuſammen. Zur Beratung gelangen
neben kleineren Vorlagen das Gewerbeſteuergeſetz, das Geſetz über die
Erhebung von Abgaben für die Wegebenutzung und die neue
Kreis=
ordnung.
und Perſonenverkehr noch in dieſen Tagen feſtgeſetzt werden.
Was die Gütertarife anbetrifft, ſo werde ihre Vedoppelung
für angemeſſen erachtet. Die Perſonentarife würden um 400
Prozent geſteigert. Die neuen Tarife würden am Freitag in Kraft
treten.
Die Preisentwickelung zeigt auf allen Gebieten des
Lebensmittel=
marktes noch immer eine beängſtigend ſteigende Tendenz. Die
Groß=
handelspreiſe in der Berliner Zentralmarkthalle betrugen für Butter
1,6 Millionen, Schmalz 950 000 Mk., Margarine 735—780 000 Mk. Ein
Schock Eier, das am Samstag noch 6 Millionen koſtete, mußte heute mit
7,2 Mill. Mk. bezahlt werden.
Die Ausgabe ſtädtiſchen Notgeldes in
Ludwigs=
hafen und Kaiſerslautern iſt nach Verhandlungen mit den
Beſatzungsbehörden genehmigt worden.
Das franzöſiſche Militärgericht in Kaiſerslautern hat
den verantwortlichen Schriftleiter der Pirmaſenſer Zeitung,
Verlags=
direktor Zobel, wegen Veröffentlichung eines die Beſatzungstruppen
angeblich beleidigenden Artikels zu acht Tagen Gefängnis und
fünf Millionen Mark Geldſtrafe, im Nichteinbringungsfalle zu 1 Jahr
Gefängnis verurteilt.
Nach einer Havasmeldung aus Athen prüft die Regierung einen
Vorſchlag des deutſchen Geſchäftsträgers, der den
Ab=
ſchluß eines vorläufigen Handelsabkommens von
ſechsmonati=
ger Dauer betrifft. Durch dieſes Abkommen ſoll die Einfuhr von
grie=
chiſchen Tabaken und Weinen nach Deutſchland gegen die Einfuhr von
Drogen, hauptſächlich Chinin, und deutſchen landwirtſchaftlichen
Werk=
zeugen ſichergeſtellt werden.
Das engliſche Parlamentsmitglied Kennworth hat ſich zur
Unterſuchung der politiſchen Lage nach Berlin
be=
geben.
Nach einem Telegramm aus Angora ſoll eine engliſche
Finanz=
gruppe in Unterhandlungen wegen des Ankaufs der deutſchen Auteile
an der Bagdadbahn eingetreten ſein. Die beteiligten deutſchen Kreiſe
ſollen zur Abtretung ihrer Anteile bereit ſein.
Die belgiſche Antwortnote iſt heute vormittag dem engliſchen
Bot=
ſchafter in Brüſſel überreicht worden und befindet ſich auf dem Wege
nach London. Ihr Text wird heute bereits in Brüſſel veröffentlicht
werden. Die belgiſche Regierung hat gleichzeitig Abſchriften der Note
an die engliſche Botſchaft in Paris zur Uebermittlung an Baldwin in
Aix les Bains und Lord Curzon in Bagnol abgeſchickt.
In dieſer Woche ſind bereits die erſten Delegationen der Dominions
auf der Reiſe nach London unterwegs, wo ſie an der britiſchen
Reichs=
konferenz und Reichswirtſchaftskonferenz teilnehmen werden. Die
Vor=
bereitungen für dieſe beiden Konferenzen ſind ziemlich beendet. Die
Konferenzen werden Anfang Oktober beginnen und einige Wochen in
Anſpruch nehmen.
Die Antwort der bulgariſchen Regierung auf die
Note Tſchitſcherins, worin dieſer namens der Sowjetregierung
wegen der gegen die Mitglieder des bolſchewiſtiſchen Roten Kreuzes
ergriffenen Maßnahmen proteſtierte, wurde nach Moskau übermittelt.
Frankfurter Dollarkurs 6 433875
organiſationen nach dieſer Richtung hin Gutachten namhafter
Rechtsgelehrter eingeholt worden. Man ſtellt ſich in der
Beam=
tenſchaft auf den Standpunkt, daß ohne Geſetzes= und
Verfaſ=
ſungsänderung die Frage nicht zuläſſig ſei und daß ein einfaches
Dekret des Reichsfinazminiſters nicht genüge, ein Syſtem zu
än=
dern, deſſen Modifizierung lediglich dem Parlament vorbehalten
bleiben müſſe.
Inzwiſchen hat das Reichsfinanzminiſterium am heutigen
Montag die Beamtenorganiſationen zu einer Beſprechung über
dieſe Angelegenheit geladen, die vorläufig unverbindlichen
Cha=
rakter tragen ſoll und in der man ſich über prinzipielle Fragen
unterhalten wird. Von dem Ausgang der Beſprechung hängt es
ab, ob hier eine Verſtändigung in Güte möglich iſt, oder ob die
Beamten gegen die Abſicht der Regierung, die Gehaltszahlungen
auf eine andere Baſis zu ſtellen, opponieren werden. Es hat
augenſcheinlich den Anſchein, als ob man in führenden
Beamten=
kreiſen ſelbſt der Anſicht ſei, daß die vierteljährlichen
Voraus=
zahlungen die Finanzen des Reiches in verhängnisvollſter Weiſe
belaſten, und daß zum Teil Remedur geſchaffen werden müſſe.
Denn man vertritt in leitenden Kreiſen der Beamtenſchaft die
Anſicht, daß in der Tat nicht alle Beamten Anſprüche auf die
Vorauszahlungen erheben können, und daß mindeſtens bei den
auf Privatvertrag angeſtellten Beamten die Frage ſtrittig ſei, ob
für ſie die gleichen Rechte wie für die lebenslänglich angeſtellten
Beamten Geltung haben.
Unſeres Erachtens handelt es ſich heute nicht um die Frage,
ob wohlerworbene Rechte oder nicht, ſondern für das
Geſamt=
wohl iſt einzig und allein die Frage von Bedeutung, ob die
bis=
herige Zahlungsmethode unter den heutigen Verhältniſſen für
den Stadt, das iſt die Allgemeinheit, tragbar iſt oder nicht. Wir
leben in einer Zeit der Not. Das deutſche Volk in ſeiner
Ge=
ſamtheit ſtellt heute eine Notgemeinſchaft dar. Alle Volkskreiſe
müſſen ihre Anſprüche auf das für die Volksgeſamtheit erträgliche
Maß einſtellen. Die letzte Gehaltsaufbeſſerung für die Beamten
und Reichsarbeiter hat die Reichsbank in eine arge Verlegenheit
gebracht. Durchſchnittlich erhalten die Beamten eine Zulage von
100 Millionen Mark, deren Bereitſtellung zunächſt kaum möglich
erſchien. Das Reichsbankdirektorium erklärte ſich den Vertretern
der Beamtenorganiſationen gegenüber für vollkommen überraſcht,
obwöhl von den Beamten darauf hingewieſen wurde, daß die
jetzt fällig werdenden Erhöhungen der Gehälter im
Reichs=
beſoldungsblatt vom 26. und 27. Juli angekündigt worden ſind,
und daß die Reichsbank inzwiſchen Vorſorge dafür hätte treffen
müſſen, daß die erforderlichen Mittel bereitgeſtellt würden. Man
einigte ſich dahin, daß am Ende der vorigen Woche den Beamten
50 Millionen, am heutigen Montag wiederum 50 Millionen und
die Reſtbeträge am 1. September ausbezahlt würden.
Wie uns aus Beamtenkreiſen der Stadt Darmſtadt
mitge=
teilt wird, findet noch im Laufe dieſer Woche eine Verſammlung
ſämtlicher Beamtenorganiſationen Heſſens ſtatt, die ſich nicht
allein mit den Beamtengehältern, ſondern auch mit dem
Zah=
lungsmodus beſchäftigen wird.
Kroatien am Scheidewege.
Von
Profeſſor Dr. Melchior Palagyi.
Die Lage in Kroatien iſt kritiſch, denn das auf ſeine alte
Autonomie ſtolze kroatiſche Volk wird durch die großſerbiſche
Politik immer härter bedrängt. Es iſt ſo weit gekommen, daß
die Geſamtheit der kroatiſchen Abgeordneten den Beſchluß faßte
Wie wir erfahren, ſoll der neue Multiplikator für Güter= in notgedrungener Verteidigung der kroatſſchen Autonomie alle
Beziehungen zu Belgrad abzubrechen. Dadurch
hat ſich der Jahr und Tag beſtehende Verfaſſungsſtreit zwiſchen
Belgrad und Agram, der das junge S.H.S. Reich in ſeinen
Grundfeſten erſchüttert, in entſcheidender Weiſe verſchärft! Der
Führer der kroatiſchen Nation iſt bekanntlich Raditſch, der
ſich im letzten Augenblick der ihm ſeitens Serbien bevorſtehenden
Verhaftung geſchickt zu entziehen wußte und landesflüchtig
wurde. Er begab ſich über Wien nach Italien und pflegt
der=
zeit in London, im Auftrage ſeines Vaterlandes
diplomatiſche Verhandlungen über die eventuelle
Separation Kroatiens vom S.H. S. Reiche. Raditſch iſt ein
eben=
ſo temperamentoller und kühner, wie gewandter Politiker und
Diplomat, der auf ungewöhnlichen Wegen emporſtieg und neben
dem die übrigen Parteiführer des Landes raſch verblaßten. Er
war der einzige unter den kroatiſchen Politikern, der früh erkannt
hatte, daß die kroatiſche Selbſtändigkeit ſich nur auf
republi=
kaniſcher Grundlage dem rohaliſtiſchen Serbien
gegen=
über wirkſam verteidigen laſſe. Auch verſtand er es, durch dieſe
kühne Stellungnahme die kroatiſche Bauernſchaft für ſich zu
ent=
flammen, im übrigen ſorgte aber Serbien dafür, ihn durch
Ver=
folgung und mehrfache Kerkerſtrafen zum Vorkämpfer und
Mär=
tyrer des kroatiſchen Gedankens zu ſtempeln, ſo daß er ſich
als=
bald zum Führer des kroatiſchen Mittelſtandes und der ganzen
Intelligenz emporſchwang. Ja ſein Einfluß breitete ſich weit
über die Grenzen Kroatiens hinaus, denn es gelang ihm, die
ſchwer bedrückten Oppoſitionen in Slowenien, Bosnien und
Dal=
matien als Bundesgenoſſen zu gewinnen und einen ſtarken
Widerſtandsblock gegen die großſerbiſchen Machtgelüſte Belgrads
zu ſchaffen. Man erinnert ſich wohl der Niederlage der
zen=
traliſtiſchen Paſchitſchpartei bei den letzten Wahlen zur Skupſtina
und an das Bündnis, das Raditſch mit dem Slowenenführer
Koroſchetz und dem Führer der Bosnier Spako ſchloß. Es kam
damals zu langwierigen Verhandlungen zwiſchen Raditſch und
den Serben, die jedoch zerſchellten. Dann verſchärften ſich die
gefährlichen Gegenſätze immer mehr, wie dies die blutigen
Zu=
ſammenſtöße zwiſchen den kroatiſchen Jungverbänden „Hanao”
und den Mitgliedern des ſerbiſchen Nationalvereins „Orjuna”
zeigten. Jetzt nähert ſich die Kriſe des jugoſlawiſchen Reiches
ihrem ausgeſprochenen Höhepunkte.
Die jugoſlawiſche Kriſe hat wegen ihrer Verflechtungen mit
den Intereſſen der Großmächte eine weit größere allgemein=
poli=
tiſche Bedeutung, als man dies auf den erſten Blick hin glauben
möchte. Die inzwiſchen erfolgte Reiſe des führenden
ſerbiſchen Staatsmannes Paſchitſch nach Paris
läßt dies deutlich erkennen. Herr Poincaré ſoll im Namen
der Erhaltung des europäiſchen Friedens, alſo der franzöſiſchen
Vorherrſchaft über den Kontinent, herangezogen werden, um die
bedrohte „Einheit” Jugoſlawiens zu ſchützen. Unterdeß iſt
Raditſch in London bemüht, das engliſche Intereſſe an dem
kon=
tinentalen wirtſchaftlichen und politiſchen Leben für ſich zu
ge=
winnen und wird in dieſer Miſſion durch Italien ſehr
nachdrücklich unterſtützt. Denn es leuchtet ein, daß
Italien an der kroatiſchen Selbſtändigkeit, wie an dem
Zuſtande=
kommen einer kroatiſch=ſloweniſch=bosniſch=dalmatiniſchen
Repu=
blik, die durch Raditſch geplant wird, im höchſten Grade
intereſ=
ſiert iſt. Denn Großſerbien drängt mit aller Lebensenergie und
mit allen ſeinen Zukunftshoffnungen nach der Adria hin und iſt
dadurch zum gefährlichſten Rivalen der italieniſchen
Lebens=
intereſſen an der Adria geworden. Wie einſt durch das
Habs=
burgerreich, ſo fühlt ſich heute Italien durch die großſerbiſchen
Seemachtanſprüche beengt und beunruhigt, wie dies die in Rom
ſtattfindenden Verhandlungen über Fiume, die
man=
chen ſcharfen Gegenſatz in ſich bergen, nur allzu fühlbar zeigen.
Eine kroatiſche Republik, d. h. eine Zweiteilung des ſüdſlawiſchen
Reiches, wäre offenſichtlich ein denkbar größter Erfolg der
Außenpolitik Muſſolinis.
Große europäiſche Intereſſen fordern hier eine den realen
Verhältniſſen entſprechend natürliche und bleibende Schlichtung.
Es zeigt ſich zum erſtenmale mit vollendeter Deutlichkeit, daß die
Schaffung der ſogenannten „Nachfolgeſtaaten” der einſtigen
Donaumonarchie im Rate der ſiegenden Großmächte mit einer
geradezu beiſpielloſen Unkenntnis der wirklichen Verhältniſſe
durchgeſetzt wurde. Ein „einheitliches” Südſlawien
hatte, ja geſchichtlich niemals beſtanden, und iſt
mit Rückſicht auf den ausgeſprochenen kulturellen Gegenſatz
zwi=
ſchen dem katholiſchen, durchaus abendländiſch und beſonders
auch deutſch orientierten Kroatien und dem griechiſch
orien=
taliſchen, khrilliſchen Serbien ein geradezu unſinniger Gedanke.
„Balkaniſieren ſie uns nicht!” rief Raditſch den Serben zu und
in dieſen wenigen Worten ſpricht ſich das ganze kroatiſche
Selbſt=
bewußtſein aus, das auf ſeine höhere Kultur pocht und deſſen
ausgezeichnete militäriſche Eigenſchaften und unzähmbares
Tem=
perament durch keinerlei ſerbiſche Gewaltſamkeit gebrochen
wer=
den können. Die Serben glaubten durch eine geſchickte
Kreis=
einteilung der Verwaltung, durch planmäßig ſtiefmütterliche
Be=
handlung der kroatiſchen Kulturanſtalten (insbeſondere der
Agramer Univerſität und Akademie), ſowie durch ſyſtematiſche
Schädigung der lebenswichtigſten wirtſchaftlichen und
Verkehrs=
intereſſen des Landes, es zu einer blutarmen Provinz
herab=
drücken und dem zentraliſtiſchen K.H.S. Staat einverleiben zu
können, aber dieſe unverſtändige Machtpolitik hat die zwei
leiden=
ſchaftlichen ſüdſlawiſchen Völker für immer entzweit. Kroatien
genoß ſchon während ſeiner hiſtoriſchen Zugehörigkeit zum Reiche
der ungariſchen Stefanskrone einen hohen Grad von
Selbſtän=
digkeit, es hatte ſeinen eigenen „Banus” und ſei eigenes
par=
lamentariſches Leben, durfte alſo mit Recht erwarten, daß ihm
im neuen S.H. S. Reiche zumindeſt der gleiche Grad von
Auto=
nomie zugeſichert würde. Nun iſt es mit dieſem „ſüdſlawiſchen
Traume” allem Anſcheine nach für immer vorbei.
Freilich wird der Führer der „Kleinen Entente‟ Herr
Dr. Beneſch, der Verbündete Jugoſlawiens, alle ſeine
takti=
ſchen Künſte aufbieten, um den Bruch zwiſchen Kroatien und
Serbien, der zugleich einen Zuſammenbruch der Kleinen Entente
bedeuten würde, zu verhüten, aber es ſtehen ſich in dieſer großen
Frage von rechts und links ſo ſtarke gegenſätzliche Kräfte gegen=
Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 28. Auguſt 1923.
Nummer 237.
über, daß man auf den Ausgang des Kampfes recht ſehr
gge=
ſpannt ſein darf. Die neue Konferenz der Kleinen Entente, die
demnächſt in Prag abgehalten werden ſoll, wird ſich zweifellos
auch mit dem ſchickſalsſchwangeren krogtiſchen Problem
beſchäſ=
tigen müſſen.
Streſemann einig mit Knilling.
* Paris, 26. Aug. (Priv.=Tel.) Zwiſchen Raditſch
und dem Prinzen Georg von Serbien (dem älteren Bruder
des ſerbiſchen Königs, der ſeinerzeit durch Paſchitſch zur
Ab=
dankung gezwungen wurde. Die Red.) finden, wie verlautet,
in London Verhandlungen ſtatt, die zu einem endgültigen
Uebereinkommen geführt haben ſollen. Prinz Georg wäre bereit,
ſeine Anſprüche auf den ſerbiſchen Thron, wieder geltend zu
machen, auf Kroatien, Slowenien und Dalmatien zu verzichten
und ſich mit der bloßen Annexion Montenegros zufrieden zu
geben. Das ſerbiſche Heer, das von jeher am politiſchen Leben
ſtarken Anteil hatte, ſei auch heute noch dem Prinzen Georg mit
Leib und Seele ergeben und der Unterjochung anderer
ſelbſtän=
diger ſlawiſcher Völker durch die Serben durchaus abhold. Trifft
dies zu, ſo ſtünde Jugoſlawien am Vorabend großer
Um=
wälzungen.
Die Not des Zeitungsgewerbes.
Eiſenach, 27. Aug. (Wolff.) Die im Verein deutſcher
Zeitungsverleger, Kreis Mitteldeutfchland,
organi=
ſierten Zeitungsherausgeber traten geſtern auf der
Wartburg zu einer außerordentlich ſtark beſuchten
Hauptver=
ammlung zuſammen. Das Ergebnis der von O. Zweck
(Bernburg) geleiteten langen und ernſten Beratungen war
über=
aus entmutigend. Es wurde feſtgeſtellt, daß die
Kapital=
kraft und Betriebsmittel der Zeitungsunternehmungen nicht
ausreichen, um die eingetretenen und beſtimmt noch eintretenden
Belaſtungen erſtens an Löhnen, die auf Grund des
Diktats des Reichsarbeitsminiſters, zum Teil
mit der falſchen Indexpolitik, weit über die
Goldmark=
friedenslöhne hinausſtiegen, zweitens an
Papier=
preiſen, die bei rückſichtsloſen Zahlungsbedingungen in
Goldmark zu entrichten ſind, auch nur die allernächſte
Zeit hindurch zu tragen. Die Zeitungsverleger ſtehen
auf dem Boden des Reichstarifs. Sie halten es
aber als ehrliche Arbeitgeber für ihr moraliſche Pflicht,
offen zu bekennen, daß ſie die Arbeitskräfte
ihrer Gehilfen unter den geltenden
Tarifbe=
dingungen nicht, in Anſpruch nehmen können,
weil ihre Einnahmen die Lohnlaſten nicht zu
decken vermögen. Sie ſehen deshalb nicht als
Demon=
ſtration, ſondern aus innerer Notwendigkeit ſich
gezwungen, ihrem Perſonal zu kündigen oder
die Kündigung zum nächſten Termin
auszu=
ſprechen.
Die Zeitungen ſind ſich ihrer Verantwortung der Nation
und Wirtſchaft gegenüber bewußt. Sie werden nur im äußerſten
Notfall zu Betriebsſtillegungen ſchreiten, die aber unmittelbar
bevorſtehen, wenn nicht eine Erleichterung der bezeichneten
Laſten eintritt und auch die Leſerſchaft in vollem Maße
Ver=
ſtändnis für die Notwendigkeit der Erhaltung einer
ſelbſtändi=
gen Preſſe bei den bevorſtehendem ſtarken Preisſteigerungen für
Abonnement und Anzeigen beweiſt. — An den
Reichsarbeits=
miniſter und die zuſtändigen Demobilmachungskommiſſare wird
das Erſuchen gerichtet, die für die Stillegung der Betriebe
vor=
geſehenen 4 Wochen Sperrfriſt für die Zeitungen
aufzuheben. Vom Reichsfinanzminiſter wird erwartet, daß
er mit der Organiſation der Zeitungsverleger einen Weg findet,
um die Beſchaffung des notwendigen Zeitungspapiers noch zu
ermöglichen.
TU Stettin, 27. Aug. Die Zeitungskataſtrophe hat die
gewerblichen Vertetungen, der in Frage kommenden
Berufs=
kategorie veranlaßt, beim Regierungspräſidenten in Stettin
gegen die Maſſenkündigungen Einſpruch zu erheben. Sämtliche
Provinzverleger haben beſchloſſen, vom Mittwoch ab keine
Zei=
tungen mehr herauszugeben. Die jetzt erfolgte Kündigung, die
mit einigen Ausnahmen das geſamte buchdrucktechniſche Perſonal
umfaßt, dürfte eine Stillegung des geſamten Stettiner
Zeitungs=
weſens bedeuten, wenn nicht rechtzeitig Mittel und Wege
ge=
ſchaffen werden, um dieſen Schlag gegen das geſamte
wirt=
ſchaftliche und politiſche Leben und gegen das Zeitungsgewerbe
abzuwehren.
Ausſperrungen in Kaſſel.
Kaſſel, 27. Aug. (Wolff.) Der Verband der
Metallindu=
ſtriellen Kaſſels und der benachbarten induſtriellen Bezirke gibt
bekannt, daß ſich die Kaſſeler Induſtrie gezwungen ſehe, wegen
Anberechtigter Lohnforderungen allen Arbeitern und
Arbeiterin=
uen zum 15. September zu kündigen. Heute nachmittag finden
miter dem Vorſitz des Oberpräſidenten
Einigungsverhandlun=
gen ſtatt.
TU. Berlin, 27. Aug. Wie man hört, hat ſich
Reichs=
kanzler Dr. Streſemann, der heute vormittag von ſeiner Reiſe
nach Bayern wieder in Berlin eingetroffen iſt, über das
Ergeb=
nis ſeines Beſuches beim bayeriſchen Miniſterpräſidenten v.
Knil=
ling ſehr befriedigt geäußert. Es hat den Anſchein, als ob die
Mittenwalder Beſprechung auf beiden Seiten den Wunſch
ge=
weckt hat, häufiger derartige mündliche Ausſprachen ſtattfinden
zu laſſen, und es iſt anzunehmen, daß Reichskanzler und
bayeri=
ſcher Miniſterpräſident dauernd in perſönlicher Berührung
blei=
ben werden.
Auch Belgien von Streſemann befriedigt.
TU. London, 27. Aug. Eine amtliche belgiſche
Perſönlich=
keit erklärte dem Brüſſeler Berichterſtatter der „Times”: Berlin
iſt anſcheinend gewillt, ſeine Haltung zu ändern. Dies kann nur
Befriedigung hervorrufen, wenn man ehrlich von dem Wunſch
beſeelt iſt, nicht nur unter den Alliierten, ſondern auch mit
Deutſchland zu einer Verſtändigung zu gelangen. Wir müſſen
es als ein Zeichen des Taktes und der Vorſicht betrachten, daß
der Reichskanzler die Frage des paſſiven Widerſtandes nicht
er=
wähnt hat. Man hat das Gefühl, daß der Kanzler in dieſer
ſchwierigen Frage Ausſichten zukünftiger Verhandlungen nicht
durch Erklärungen zu beeinträchtigen wünſcht.
Italien und das Streſemann’ſche Programm.
TU. Rom, 27. Aug. Die Rede Streſemanns hat hier einen
guten Eindruck gemacht. Es wird betont, daß ſie ſich von der
Unbeſtimontheit der Vorgänger fernhalte und der wahren
Sach=
lage mutig ins Geſicht blicke. Streſemann berdiene bei ſeiner
Verſicherung des Zahlungswillens Deutſchlands Vertrauen. Die
nächſten Konferenzen müßten erweiſen, ob London und Berlin
mit der durch ihre Worte herbeigeführten Entſpannung nun
tat=
ſächlich auch einer Verſtändigung den Weg geöffnet hätten.
Der Eindruck der Rede Poincarés in London.
TU. Paris, 27. Aug. Einer Meldung des Londoner
Kor=
reſpondenten des „Petit Journal” zufolge haben, die beiden
Reden Poincarés von geſtern einen guten Eindruck in London
hervorgerufen, zumal in England der Optimismus über die
Ent=
wickelung der Dinge die Oberhand bekommen habe und auch die
letzten Erklärungen Streſemanns hier eine gute Wirkung
aus=
gelöſt haben. Außerdem knüpft man große Hoffnungen an die
belgiſche Note und betrachtet ſie als einen Faktor, der geſtatten
wird, die gelockerten Bande zwiſchen den Verbündeten neu zu
knüpfen. Das, was aber in erſter Linie zur Aufhellung des
Horizonts beitage, ſei die Tatſache, daß Poincaré, Baldwin und
Curzon ſich demnächſt in Frankreich begegnen werden.
Vermutungen über die belgiſche Antwort.
* London, 27. Aug. (Priv.=Tel.) Die Gerüchte verſtärken
ſich hier, daß die belgiſche Note möglicherweiſe zu einer
Ver=
mittelung zwiſchen Paris und London führen könnte. Die Note
die im übrigen den franzöſiſchen Standpunkt aufrecht erhält, ſoll
in ſehr entſchiedener Weiſe die Notwendigkeit eines gemeinſamen
Vorgehens der Alliierten betonen und den Zuſammentritt einer
Alliierten=Konferenz auregen. Di: Grundlage zu einer Einigung
unter den Alliierten will man in Brüſſeler amtlichen Kreiſen
darin erblicken, daß England der deutſchen Regierung die
Ein=
ſtellung des paſſiven Widerſtandes anraten ſoll. In dieſem
Zu=
ſammenhang verdienen einige Informationen Erwähnung, die
die Evening News von amtlicher engliſcher Seite erhalten haben
will. Das Blatt ſchreibt: In amtlichen Kreiſen iſt man nach
der gemäßigten Rede Streſemanns bereit, das Heraufziehen
eines neuen Geiſtes in Deutſchlend anzuerkennen, was dazu
bei=
tragen könne, die engliſche Haltung zu beeinfluſſen. Ueber
Ver=
handlungen deutſcher Induſtrieller mit franzöſiſchen Behörden im
Ruhrgebiet zum Zwecke einer Zuſammenarbeit oder über
ver=
ſchiedene Vorſchläge einzelner beutſcher Parteien hat man hier
keinerlei amtliche Kenntnis. Die etigliſche Regierung würde
jedoch ſolche Beſtrebungen mit wohlwollendem Intereſſe
betrach=
ten, da ſie vor allem davon überzeugt iſt, daß Frankreich, falls
es derartige Verhandlungen für angebracht halten ſollie, die
Intereſſen der Alliierten in ihrer Geſamtheit im Auge beha ten
dürfte. Man glaubt nicht, daß Poincaré zu irgend einem
Vor=
gehen ſeine Zuſtimmung geben würde, das nicht die Garandie der
deutſchen Negierung umfaſſen würde. Poincaré hat Baldwin
wiſſen laſſen, daß die franzöſiſche Regierung nicht einen Schritt
von ihrer gegenwärtigen Haltung abgehen werde, ſolange der
paſſive Widerſtand nicht fallen gelaſſen werde. Wieweit dieſe
Informationen der Evening Nems zutreffend ſind, iſt in miehr
als einer Hinſicht nicht zu ſegen. Man ſcheint ſich hier bei
einigen Stellen in dem Irrtum zu befinden, daß England infolge
der verſöhnlicheren Haltung der neuen deutſchen Regierung die
Möglichkeit, in Berlin die Auſyabe des paſſiven Widerſtandes
anzuraten, in Erwägung ziehen könnte.
Die belgiſche Note an England überreicht.
TU. London, 27. Aug. Dem engliſchen Botſchafter im
Brüſſel, Sir Brahan, iſt heute vormittag die belgiſche
Antwort=
note überreicht worden. Sie befindet ſich jetzt auf dem Wege
nach London. Die belgiſche Regierung hat gleichzeitig in
zuvor=
kommender Weiſe zwei Abſchriften an den engliſchen Botſchafter
in Paris überſandt mit der Bitte, dieſe dem engliſchen
Miniſter=
präſidenten Baldwin in Aix=les=bains und Lord Curzon in
Bag=
nolles zu übermitteln. Da das engliſche Parlament jetzt die
franzöſiſche und die belgiſche Antwort vorliegen hat, ſo wird es
jetzt in der Lage ſein, den Erfolg der engliſchen Aktion zu
prü=
fen. Der Wunſch in engliſchen Kreiſen, auf einen Modus
vivendi zu kommen, iſt ſehr ſtark.
Das „unmaßgebliche” Inſtitut.
Berlin, 27. Aug. In der geſtrigen Rede hat Poincarg
von einem ihm unbekannten Inſtitut geſprochen, das ſogar im
offiziellen Handbuch von Waſhington unauffindbar ſei und deſſen
Aufſtellungen über die bisher von Deutſchland geleiſteten
Zah=
lungen und über die weitere Zahlungsfähigkeit Deutſchlands
deshalb für ihn nicht maßgebend ſein könnten. Es handelt ſich
um den Bericht des Inſtitte of Economies in Waſhington über
Deutſchlands Zahlungsfähigkeit, der von dem früheren Miniſter
Roſenberg und dann von Reichskanzler Dr. Streſemann
aus=
führlich zitiert worden iſt, während ihn Poincaré glatt
ver=
leugnet. Dieſes Inſtitut, das zwar als unabhängiges
wiſſen=
ſchaftliches Inſtitut keinen amtlichen Ckarakter hat, iſt auch im
Auftrag der größten wiſſenſchaftlichen Autoritäten Amerikas mit
anderen weltwiſſenſchaftlichen Unterſuchungen beſchäftigt, u. a.
über Frankreichs auswärtige Schulden. Das Inſtitut wurde erſt
im Oktober 1922 eröffnet als ein Teil der Carnegie=Stftung.
aus der es zwei Millionen Dollar zugewieſen erhielt. Dem
Vor=
ſtand des Inſtituts gehören neben Brooking u. a. an: D. S.
Hou=
ſton, der vorige Finanz= und Landwirtſchaftsminiſter, A. Lowell,
Präſident der Havarduwiverſität, Dr. A. T. Hadley, der frühere
Präſident der Yale=Univerſität, Ajderwann, der Kanzler der
Univerſität von Virginia, Kinley, der Präſident der Univerſität
von Illionois, und Gayne, Präſident des amerikaniſchen Roten
Kreuzes und Bevollmächtigter Geſchäftsführer in Mexiko.
Außer=
dem gehören dem Inſtitut viele bekannte Finanzleute und
Juriſten an. Der Deutſchland=Bericht dieſes Inſtitutes, der von
den größten amerikaniſchen Zeitungen in 6 bis 7 Spalten
wieder=
gegeben wurde, iſt verfaßt von H. G. Moulton, Profeſſor der
Unäverſitä Chicago, und Mac Guiro, vormals Havard=Profeſſor
und jetzt Mitglied der interamerikaniſchen Hohen Kommiſſion.
Herr Poincaré iſt zu gelehrt, um dieſe Autoritäten neben ſich
beſtehen zu laſſen. Sie ſind ihm unbekannt, weil ihr
Berich=
nicht in ſeine Pläne gefügt werden kann.
Frankreichs Pläne.
Paris, 27. Aug. (Wolff.) Nach einer Havas=Meldung
hat der Miniſter für die befreiten Gebiete Reibel geſtern in
einer Rede in Arras erklärt, daß Frankreich keinen Haß gegen
Deutfchland habe, ſondern daß es nur die von der Gerechtig
leit geforderten Reparationen wolle. Frankreich habe
bereits 55 Milliarden für den Wiederaufbau verwendet, der noch
ungefähr 45 Milliarden erfordere. Frankreich, das man
impe=
rialiſtiſch nenne, wünſche vor allem Ordnung und Friede und
ſei entſchloſſen, ſich gegen jedermann zu wenden, der die
Schreck=
niſſe wieder aufleben laſſen wollte, wie die, unter denen es ſo
ſchwer gelitten habe.
Paris, 27. Aug. (Wolff.) Hervé beſchäftigt ſich in der
Victoire mit dem Kabinett Streſemann und meint, daß
am Rande des Abgrundes die Deutſchen, die noch nicht völlig
den Kopf verloren hätten, ſich endlich entſchloſſen hätten, ihre
Zuflucht zur großen Koalition zu nehmen. Das neue
Ka=
binett habe nur die Wahl zwiſchen zwei Wegen.
Der eine ſei der Weg des Widerſtandes gegen den Verſailler
Friedensvertrag, die Fortſetzung des paſſiven Widerſtandes, bei
dem die engliſche Regierung die Infamie — man könne auch,
wenn man das vorziehe, Dummheit ſagen — gehabt habe, ihn
zu ermuntern. Man brauche nicht Hexenmeiſter zu ſein, um zu
vermuten, wohin dieſer Weg führe: zum Wiederaufleben der
Inflation, zu Ausſtänden, die durch das teure Leben
hervor=
gerufen werden würden, zu einem monarchiſtiſchen Staatsſtreich,
dem eine bewaffnete Erhebung gegen Frankreich folge, zu einer
diesmal raſchen und vollſtändigen militäriſchen
Vernichtung Deutſchlands durch Frankreich und
ſeine Verbündeten auf dem Kontinent, zur Einverleibung
von Danzig und Oſtpreußen in Polen und zur
Bildung eines völlig unabhängigen Rhein=
und Ruhrſtaates, d. h. zur Zerſtückelung
Deutſch=
lands, möge das nun Lord Curzon oder Lloyd George
ge=
fallen oder nicht. Der zweite Weg, den Deutſchland gehen
könne, ſei der Weg der lohalen Ausführung des Verſailler
Friedensvertrages mit ſofortiger Einſtellung des
Widerſtandes im Ruhrgebiet. Dieſer Weg führe zur
Chineſiſche Keramik.
Ausſtellung im Frankfurter Kunſtgewerbemuſeum,
Juni bis Ende September.
Von Dr. Zeh=Heppenheim a. d. B.
III.
Die ſueichen Bleiglaſuren der Han= und Diangzeit werden nun
in der Sungzeit (960—1279) von den zahlreichen Varianten der
Scharffeuerglaſuren meiſt auf ſteinzeugartigem Scherben
ver=
drängt. Auf die Seltenheit und noch recht problematiſche
Datie=
rung der Sungtöpfereien wurde bereits hingewieſen. Doch
lernen wir auf der Frankfurter Ausſtellung vorzügliche
Quali=
tätsarbeiten der einzelnen von chineſiſchen Kennern aufgeſtellten
Gruppen kennen. Wir werden bekannt mit den einfarbigen oder
geſlammten Kupferoxydglaſuren des Chün=yao (Chün=chou iſt
der Ort der Herſtellung; hao bebeutet Töpferofen, Gebranntes,
Tonware), mit dem großzügig bemalten Tzu=chou=hao (T’zu=chou
iſt der Ort der Herſtellung), den ſo zarten Schöpfungen des dem
Porzellan ſchon recht naheſtehenden eremefarbigen Ting=hao
(Ting=chou iſt der Ort der Herſtellung), mit den Arbeiten des
Lung=chüan (ein Kreis in der Provinz Che=kiang”) yao mit ihrer
kräftigen, aus dem Material ſich ergebenden Nitz= und
Schnitt=
ornamentik, mit zwei prachtvollen Beiſpielen (Nr. 169, 170) des
von den Teemeiſtern beſonders begehrten Chien (Chien=an iſt der
Herſtellungsort) hao, deſſen Glaſuren man verglich mit der
Farbe eines Haſenfells, werden auch bekannt mit den herrlichen
Töpfereien Koreas aus der Koraidynaſtie (924—1392), fraglos
ſicheren Stücken, die wir als wertvolle Ergänzung der
Sung=
keramik ganz beſonders hoch einſchätzen müſſen. Es iſt eine
Kollektion von einer ganz außergewöhnlich künſtleriſchen Höhe, die
wohl jeden von der ſeelenloſen Uebertechniſierung der
Gegen=
wart noch unberührten Keramiker zur uneingeſchränkten
Be=
wpunderung hinreißen wird. Wer vermöchte ſich noch ein edleres
keramiſches Erzeugnis vorzuſtellen als jenes Schälchen Nr. 215
mit ſeiner in den Scherbengrund eingeſchnittenen, durch die
graugrüne Glaſur ſo unendlich weich hindurchſchimmernden
*) Man nannte die Lung=chüan=hao Waren mit ihren
grün=
lichen Glafuren, einſt ein hervorragender Exportartikel Chinas,
auch Seladone, eine Bezeichnung, die zurückgeht auf die in ein
zartgrünes Gewand gekleidete Figur des Schäfers Seladon
in einem am Anfang des 17. Jahrhunderts erſchienenen Roman
von Aſtuge PArfé.
FI
*
Lovosrankenornamentik ſeiner ſubtilen, durch radiale Einſchnitte
blumendelchartig gegliederten Form! Nicht die mit feinſter
orna=
mentaler Empfindung vorgetragenen Motive an ſich ſind es, die
uns dieſe Töpfereien ſo unvergeßlich machen, ſondern es iſt die
rein keramiſche, geſund handwerkliche Art, wie dieſe Zierweiſen
durchaus den Bedingungen des Werkſtoffes untergeordnet
wer=
ben, daß ſie nicht wie bloße Zutaten, ſondern vielmehr wie
Aus=
ſtrahlungen eines im Material verborgenen immanenten
Seelen=
tumns erſcheinen.
Erſt in der Mingzeit (1368—1643) gelang die fabrikatoriſche
Herſtellung des weißen, durchſcheinenden, geſinterten Scherbens
des Porzellans. Damit ſetzte auch die ausgeſprochen vielfarbige
Malerei auf dem neuen keramiſchen Produkt ein. Die
Frank=
furter Ausſtellung vermag gut Auffchluß zu geben über den recht
langſamen Entwicklungsprozeß von der gewöhnlichen poröſen
Töpferware zum harten Steinzeug, vom Steinzeug und
kaolin=
haltigen ſteingutartigen Produkten (Ting=hao) zum Porzellan in
unſerem Sinne. Es bedarf des Hinweiſes, daß die chineſiſche
Terminologie nicht, ſo ſcharf wie wir unterſcheidet zwiſchen
Irdenware, Fayence, Steinzeug, Steingut und Porzellan.
Wich=
tiger als die von uns am höchſten geſchätzte Lichtdurchläſſigkeit
des Porzellans erſcheinen dem Chineſen, wie ſchon erwähnt,
Härte und Klang des Scherbens, Farbe und Oberflächenſtruktur
der Glaſuren. Der Entſtehungsprozeß vom bereits kaolinhaltigen
Steinzeug bis zur fabrikatoriſchen Herſtellung des
durchſcheinen=
den Porzellans in der Mingzeit (1368—1643) zog ſich durch
Jahr=
hunderte hin. Ob die keramiſchen Erzeugniſſe des um die
Wende des 6. nachchriſtlichen Jahrhunderts lebenden Ho=chou,
von denen gerühmt wird, daß ſie vom wirklichen Glas nicht zu
unterſcheiden wären, des Tao Yü, der am Beginn der
Diang=
dynaſtie (618—906) „künſtliche Jadevaſen” hergeſtellt haben ſoll,
des Ho=chung=chu, der im Jahre 621 weiße Töpferwaren, „
glän=
zend wie Jade”, erfand, wirklich echtes Porzellan waren, kann
mit Sicherheit nicht ausgeſprochen werden. Und wenn dem ſo
war, nahm der einzelne Meiſter wohl das Geheimnis der
Her=
ſtellung mit ins Grab. Eines wiſſen wir aber beſtimmt auf
Grund chemiſcher Analyſen, daß ſo viele Töpferarbeiten der
Vormingzeit bereits Kaolin, die Grundſubſtanz des echten
Por=
zellans, enthalten. Aber ſelbſt ein kaolinhaltiger Scherben iſt
eben nach unſerer Terminologie noch kein Porzellan; es fehlt
ihm noch die Lichtdurchläſſigkeit, die ſogen. Transparenz, die
erſt durch einen entſprechenden Zuſatz von Feldſpat, einem
her=
vorragenden keramiſchen Flußmittel, erreicht ird. Allerdings
haben ſich in dem mit Sicherheit dem 9. Jahrhundert
zugeſchrie=
benen Scherbenfund vom Ruinenfeld des einſtigen
Kalifen=
palaſtes in Samarra Bruchſtücke von chineſiſchen Schalen gefun=
den, die wenigſtens an dünnen Stellen durchſcheinend ſind. Aber
ſolche Erzeugniſſe dürſten in jener Zeit recht ſelten und
keines=
wegs die marktgängige Ware geweſen ſein; das Steinzeug hatte
noch unbeſtritten die Führung. Aber ebenſo ſicher dürfen wir
annehmen, daß man wohl immer wieder verſucht hat,
lichtdurch=
läſſige Tonwaren herzuſtellen, die als Erſatz für die ſo
hochge=
ſchatzten, in einem reinen Weiß ſo ſeltenen, an den Kanten ebenfalls
transparenten Jadearbeiten angeſprochen werden konnten. Doch
erſt in der Mingzeit (1368—1643) ſcheint man reſtlos die techniſchen
Grundlagen erkannt zu haben, welche die Herſtellung des echten
Porzellans und damit erſt das Aufblühen der polychromen
Ma=
lerei auf dieſem nun führenden keramiſchen Produkt ermöglichten.
Zahlreiche, zum Teil neue, zum Teil ſchon in der vorangehenden
Sung= (960—1279) und Yüandynaſtie (1280—1367) auftretende,
aber noch zaghaft angewandte dekorative Techniken, wie
Unter=
glaſur= und Schmielzfaubenmalerei — auf der Ausſtellung findet
man einige ſehr ſeltene Stücke aus dieſer noch
experimentieren=
den Zeit (Nr. 142, 144, 171, 172) — werden nun dem Porzellan
dienſtbar gemacht.
Man unterſcheidet hauptſächlich folgende techniſche Gruppen
der farbigen Behandlung des chineſiſchen Porzellans:
Unter=
glaſurmalerei, Email auf Biskuit, Ueberglaſurmalerei. Die
Palette der Unterglaſurfarben iſt recht beſchränlt. Müſſen doch
dieſe Farben, die auf den in China noch lufttrockenen, alſo nicht
wie beim europäiſchen Porzellan vorverglühten Scherben gemal=
und nach der Bemalung noch mit dem Glaſurbrei bedeckt
wur=
den, die große Hitze des Garbrandes mit aushalten. Nur wenige
Metalloxyde vertragen, ohne zerſtört zu werden, dieſe hohen
Temperaturen des Glattbrennfeuers: ſo das Kobaltoxyd mit
ſeiner blauen, das Kupferoxyd mit ſeiner roten Farbe, ein
Sela=
dongrün und ein Kaffeebraun. Die in Unterglaſurblau bemalten
„Porzellane haben zuerſt den Ruf des chineſiſchen Porzellans in
Europa begründet. Man nimmt an, daß dieſe beſonders unter
dem Kaiſer Wan=Li (1573—1619) in beſonderer Blüte ſtehende
Spezialität des chineſiſchen Porzellans (wan achte auf die mit
der Blaumarke Wan=Lis ſignierten Vaſen Nr. 360—362 der
Aus=
ſtellung) der islamiſchen Keramik entſcheidende Anregungen
ver=
dankt. Wichtig für die Datierung dieſer Blauporzellane ſind
einige Stücke, die wegen ihrer damaligen Seltenheit und
Koſt=
barkeit meiſt von deutſchen Goldſchmieden in Edelmetall gefaßt
wurden (Nr. 356, 365, 367, 370, 371, 380 der Ausſtellung). Damit
iſt die Möglichkeit einer ſicheren Datierung vor der zeitlich in
der Regel genau feſtzulegenden Faſſung gegeben. Eine recht
feine Unterglaſurmalerei in Rot findet man auf der Flaſchen
vaſe (Nr. 723) und auf der Kumme (Nr. 726). Die
dieſer mit der Blaumarke des Kaiſers
Rf
Rummer 237.
Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 28. Auguſt 1923.
Seite 3.
unſichtbaren Beſetzung des Ruhrgebietes, zur ſchrittweiſen
Räu=
mung, ſobald Deutſchland ſeine Zahlungen begonnen habe, zu
Verhandlungen zwiſchen der lothringiſchen Eiſeninduſtrie und
der deutſchen Kohleninduſtrie des Ruhrgebiets, zur Bildung
einer autonomen rheiniſchen Republik, die nicht
mehr zu Preußen gehöre, aber mit dem Reſt der deutſchen
Republik verbündet ſei, und ſchließlich einmal zu einer
fran=
zöſiſch=deutſchen Wiederannäherung.
Hardings Nachlaß.
TU. Paris, 27. Aug. Havas meldet aus Waſhington:
In einem Brief, den Präſident Harding am 15. Juni geſchrieben
hat, wird die Zuſtimmung zu einem Plan ausgeſprochen, in dem
verſchiedene amerikaniſche Autoritäten zugunſten des Eintritts
Amerikas in die außeramerikaniſche Politik vorgeſchlagen hatten.
Präſident Harding ſchreibt in dieſem Brief: Ich war lange
da=
von überzeugt, daß die Vereinigten Staaten weder dem
Völker=
bund beitreten könnten noch einen Beitritt beabſichtigen dürften.
Aber dieſe Ueberzeugung hat ſich in mir erſchüttert. Meine
Hoffnung iſt es, daß ſich ein Weg finden möge, eine Geſellſchaft
der Staaten zu ſchaffen. Harding erklärt, ſein Gewiſſen laſſe es
nicht mehr zu, gegenüber den politiſchen Einwirkungen der
übri=
gen Welt gleichgülzig zu bleiben und das amerikaniſche Volk
dürfe nicht mehr weiterhin in ſeiner Iſolierung verharren.
Prä=
ſident Harding gina mit dem Plane um, einen Weltkongreß
zu=
ſammenzuberufen, als der Tod ſeinen Plan zunichte machte.
Kein Abbruch des Ruhrwiderſtandes.
Paris, 27. Aug. (Wolff.) Gegenüber der Meldung der
Sozialdemokratiſchen Parlamentskorreſpondenz, daß die deutſche
Regierung bereits Schritte unternommen habe, den Ruhrkonflikt
durch Verhandlungen zu löſen, und der Meldung der Daily
News, daß Stinnes ſeine Zuſammenarbeit mit der
Eiſenbahn=
regie im Rheinland angeboten habe, ſtellte der Temps in ſeinem
heutigen Leitartikel feſt, daß die franzöſiſche Regierung weder
mit dem Sohn von Stinnes noch mit Stinnes ſelbſt verhandelt
habe, und wenn von der deutſchen Regierung bereits Schritte
unternommen worden ſeien, ſo ſei dies nicht in Paris geſchehen.
Metallarbeiter=Internationale und Ruhrkrieg.
Bern, 26. Aug. (Wolff.) Im Berner Rathauſe trat heute
vormittag das Zentralkomitee der Metallarbeiter=
Internationale zu einer vorausſichtlich drei Tage
dauern=
den Sitzung zuſammen. Vertreten ſind elf Länder. Der
Sekre=
tär des Bundes, Nationalratz Ilg (Bern) betonte in dem
Tätigkeitbericht, daß mangels genüngender Vorbereitungen von
Seiten der franzöſiſchen und belgiſchen Arbeiter es auf der
Amſterdamer Konferenz mit den Berg= und Transportarbeitern
nicht zu der erwartenden direkten Aktion gegen die
Ruhr=
beſetzung kam, deren Charakter er als kriegeriſch
be=
zeichnete.
Dißmann (Deutſchland) führte u. a. aus, die
Ruhr=
beſetzung ſtöre und zerſtöre nun ſchon ſeit acht Monaten die
geſamte Wirtſchaft. Für die Beſatzungsmächte handle es ſich
hier nicht mehr um die Erfüllung des Verſailler Vertrages.
Man müſſe die Ententeregierungen fragen, was alles mit den
ungeheuren Summen aufgebaut werden könnte, die die Beſetzung
verſchlinge. Er forderte die Delegation auf, nach ihrer Rückkehr
in die Heimat auf ſchleunige Aufnahme von Verhandlungen
hinzuwirken. Der Sehnſuchtsſchrei des deutſchen Proletariats,
das ſeine Bereitwilligkeit zur Reparationsleiſtung erwies,
werde von der Bourgeoiſie der verſchiedenen Länder nicht
ge=
hört, ſchlimmer als der Hunger ſei der in Deutſchland innerhalb
der Arbeiterſchaft durch die ſtarke Geldentwertung geſchaffene
Seelenzuſtand. Man müſſe ſich dabei nur wundern, daß ſich
die Arbeiterſchaft noch nicht völlig zur Verzweiflung habe
hin=
reißen laſſen. Die Haltung des internationalen
Gewerkſchafts=
bundes in der Ruhrfrage könnte nicht befriedigen. Man hätte
von ihm größere Aktivität erwarten ſollen. Der Fluch des
Ver=
ſagens des internationalen Gewerkſchaftsbundes und der
Zu=
ſammenbruch Deutſchlands werde die Arbeiterſchaft aller
Län=
der in verſchlechterten Arbeitsbedingungen zu verſpüren
bekom=
men. Man dürfe nicht vergeſſen, daß der Nationalismus in
jedem Lande der größte Feind des Proletariats ſei.
Der engliſche Vertreter Hodge führte aus, die engliſche
Bourgeoiſie ſehe jetzt ein, daß ein vernichtetes Deutſchland ein
verarmtes Europa nach ſich ziehen werde. Sie müüſſe jetzt
an=
erkennen, daß die Reparationen denen zum Unheil gereichen,
die ſie empfangen. Hodge erklärte: „Wir wollen nicht, daß die
deutſchen Arbeiter im Elend untergehen”. Buocci (Italien)
erklärte ſich mit der Kennzeichnung der Ruhrbeſetzung, wie ſie
Dißmann gab, einverſtanden. Labe (Frankreich) beſtritt, daß
das franzöſiſche Proletariat nationaliſtiſch geſinnt ſei. Es leide
genau ſo unter der Ruhrbeſetzung wie die deutſche Arbeiterſchaft.
Es ſehe ſeine erſte Aufgabe darin, mit dem internationalen
Pro=
letariat zuſammen zu arbeiten und werde dabei keine
finanziel=
len Opfer ſcheuen.
Zuſammenſtöße mit Sonderbündlern.
München=Gladbach, 27. Aug. (Wolff.) Geſtern
nach=
mittag kam es vor der Kaiſer=Friedrichhalle, in der eine
Verſamm=
lung, zu der auch auswärtige Sonderbündler eingeladen waren,
ſtattfinden ſollte, zwiſchen den Bewohnern von München=
Glad=
bach und den hier eingetroffenen auswärtigen Sonderbündlern
zu einem Zuſammenſtoß. Verſchiedene Perſonen wurden
verletzt. Die grün=weiß=rote Sondlerbündlerfahne wurde
zer=
riſſen und verbrannt. In der Verſammlung, in der Dr. Dorten,
der urſprünglich ſprechen wollte, nicht erſchienen war, wurde eine
Entſchließung angenommen, die den ſonderbündleriſchen
Stand=
punkt vertritt.
Weiter wird gemeldet, daß von ſeiten der
Sonderbünd=
ler aus einem Hauſe auf die Menge geſchoſſen wurde,
wodurch die Erregung unter den Einwohnern aufs höchſte ſtieg,
ſo daß die Polizei bei der Aufrechterhaltung der Ordnung einen
ſchweren Stand hatte. Einer der Sonderbündler, die unter der
Führung des hieſigen Apothekers Klützſch ſtanden, wurde wegen
verbotenen Waffentragens verhaftet.
Mord und Vergewaltigung.
Trier, 27. Aug. (Wolff.) In der Nacht vom Sonntag
wurde der Poſtſchaffner Reuter und ſeine Schwägerin von drei
Marokkanern überfallen, die mit ihren Gewehrkolben Reuter
totſchlugen und ſeine Schwägerin in einen Graben zerrten, um
ſie zu vergewaltigen. Als die Frau um Hilfe ſchrie, verſetzten
ihr die Verbrecher einen Schlag auf den Kopf und entflohen erſt,
als ein Auto und eine Anzahl Leute herbeieilten, nach dem
Bahn=
damm, wo ſie zuvor Poſten geſtanden hatten. Sie hatten das
Geſicht mit Tüchern verbunden, um nicht wiedererkannt zu
wer=
den. Die Frau mußte dem Krankenhaus zugeführt werden.
10000 Goldmark Geldſirafe.
Dortmund, 27. Aug. Der Kraftfahrer Wilhelm
Ehring=
haus in Dortmund ſoll franzoſenfeindliche Flugblätter am
Bis=
marckdenkmal angeklebt haben. Er leugnete es. Als er verhaftet
worden war, fand man bei ihm aber ſolche Flugblätter.
Außer=
dem war er im Beſitze von Patronen. Das Urteil lautete auf
drei Jahre Gefängis und 10000 Goldmark.
Richtlinien zur Lohnfrage.
* Berlin, 27. Aug. (Priv.=Tel.) Die Spitzenverbände
der deutſchen Arbeitgeber= und Arbeitnehmer=Organiſationen
haben ſich in mehreren Sitzungen der letzten Tage eingehend mit
dem Lohnproblem befaßt. Ein Ergebnis ihrer Beratungen iſt
ein Tarifvertrags=Entwurf, der Richtlinien über
Lohnverhand=
lungen gibt. Als Komponente für die Lohnzahlungen iſt ein
Grundlohn und ein Multiplikator vorgeſehen, und zwar derart,
daß der jeweilige Lohn ſich aus Grundlohn mal Multiplikaror
zuſammenſetzt. Bei den Arbeitern iſt er wöchentlich, bei den
Angeſtellten dekadenweiſe zu entrichten. Ferner iſt vorgeſehen,
daß die Kaufkrafterhaltung des Verdienſtes in der
Verbrauchs=
woche ſichergeſtellt werden ſoll. Bei den Verhandlungen ging man
von der Vorausſetzung aus, daß bei der rapiden Geldentwertung
der letzten Wochen die Reallöhne zahlreicher
Arbeitnehmerkate=
gorien eine Entwicklung genomen haben, die einer gerechten
Abwägung der Indereſſen der Arbeitnehmer und Arbeitgeber
nicht entſprach. Bei den Richtlinien handelt es ſich um eine
weitere Uebergangsmaßnahme zur Schaffung von Feſtmark, da
bei der Handhabung in den letzten Wochen Unmöglichkeiten
ent=
ſtanden ſind. Zum Teil kamen Löhne über den
Friedensnormal=
lohn und ſogar über den Friedensreallohn hinaus. Die
Betriebs=
fähigkeit der deutſchen Wirtſchaft erlitt dadurch Erſchütterungen,
und die Betriebseinſchränkungen und Stillegungen liegen
keines=
wegs im Intereſſe der Arbeiter. Von Arbeitgeberſeite wurde
darauf hingewieſen, daß das Gleichgewicht in der Wirtſchaft
un=
bedingt wieder hergeſtellt werden müßte und daß die Hebung der
Produktion mit der Löſung der Lohnfrage unbedingt verknüpft
ſei. Die Differenzierung in Grundlohn und Multiplikator hat
den Sinn, daß der Grundlohn als Exponente der Wirtſchaft und
Konjunktur und der Multiplikator der Lebenshaltungsexponente
gerecht werde. Dem Arbeitgeber ſoll die neue Regelung die
Mög=
lichkeit geben, durch den Rückgang des Reallohnes bedingte
Uner=
träglichkeiten zu verhindern. Was die Feſtſtellung der
Kauf=
krafterhaltung der Verdienſte in der Verbrauchswoche angeht, ſo
iſt man ſich darüber klar, daß die Vorwegſetzung der Teuerung
eine Spekulation auf weitere Markbaiſſe ſei. Bei ſpäterer
Kor=
rektur will man in der Angleichung der Differenzbeträge den
Aus=
gleich ſchaffen. Es iſt dies das kleinere Uebel, da ohne
wert=
beſtändige Zahlungsmittel die Wertbeſtändigkeit des Lohnes
überhaupt nicht garantiert werden kann.
Die Urteilsverkündung im Mordprozeß Baur.
TU. München, 27. Aug. Nach einſtimmiger Bejahung
bezw. Verneinung der Schuldfrage verkündete heute das
Volks=
gericht München das Urteil in dem Prozeß wegen des politiſchen
Mordes an dem Studenten Baur.
1. Der Hochſchulſtudierende Auguſt Zwengauer aus
München wird wegen Vergehens des Mordes zum
Tode und zu dauernder Aberkennung der bürgerlichen
Ehren=
rechte verurteilt.
2. Der Kaufmann Johann Berger wird wegen
Ver=
gehens der Begünſtigung zu 6 Monaten Gefängnis unter
Ab=
rechnung von 2 Monaten Unterſuchungshaft verurteilt.
3. Der Hilfsarbeiter Ernſt Berger ſowie der
Schrift=
ſteller und Privatgelehrte Dr. Arnold Ruge werden von der
An=
klage der Begünſtigung freigeſprochen.
4. Dr. Ruge wird wegen Vergehens der Aufforderung zum
Morde zu einer Gefängnisſtrafe von einem Jahr unter
Anrech=
nung von zwei Monaten Unterſuchungshaft verurteilt.
5. Ernſt Berger wird auf freien Fuß geſtellt.
Der Konflikt bei der Reichsbank.
TU. Berlin, 27. Aug. Die Notendrucker der Reichsbank
arbeiten wieder weiter. Am letzten Samstag hat bekanntlich in
einer Konferenz der Funktionäre des graphiſchen Gewerbes und
der Angeſtellten der Reichsbank ein Vertreter der Notendrucker
erklärt, daß wegen der Stellungnahme gegen die Haltung des
Reichsbankdirektoriums die Notendrucker zunächſt die Leiſtung
von Ueberſtunden und Montagsarbeit verweigern würden. Wie
wir von zuſtändiger Seite erfahren, ſteht der Betriebsausſchuß
der Notendrucker und der Reichsdruckerei auf dem Standpunkt,
daß im Intereſſe der Allgemeinheit das Betriebsperſonal ſeine
Arbeit in gewohnter Weiſe weiter verrichten werde. Tatſächlich
wurde nur in einzelnen Privatdruckereien dieſer Beſchluß
durch=
geführt. Es ſteht feſt, daß der Vertreter der Reichsdruckerei in
der fraglichen Konferenz im Gewerkſchaftshaus die Befugniſſe
ſeines Mandats erheblich überſchritten hat, als er im Namen der
geſamten Notendrucker die Erklärung über die
Arbeitsverweige=
rung abgab, die in weiteſten Kreiſen große Unruhe hervorgerufen
hat. Im übrigen iſt man auf allen Seiten mit der Beilegung
des Konflikts bemüht. Sowohl der Schlichtungsausſchuß von
Groß=Berlin wie auch das Reichsarbeitsminiſterium werden ſich
mit der Angelegenheit beſchäftigen.
Barfrankierung:
Berlin, 27. Aug. (Wolff.) Auf Grund von
Zeitungsmel=
dungen, wonach die Poſtverwaltng aus Erſparnisgründen die
Briefmarken abſchaffen wolle, teilt die Poſtverwaltung mit, daß
ſie nicht daran denke. Nur bei Poſtpaketen, Poſtanweiſungen
und Zahlkarten, die am Poſtſchalter aufgeliefert werden müſſen,
ſei Barzahlung der Frankierung vorgeſehen. Für den
Briefver=
kehr ſei die Einrichtung zugeſtanden, daß auch bei weniger als
100 Briefſendungen für Barfrankierung Firmen ein Freiſtempel
überlaſſen wird und bei der Auflieferung am Schalter die
Bar=
frankierung vorgenommen werden kann.
Fällige Steuern.
Berlin, 27. Aug. (Wolff.) Nach dem Geſetz über die
Beſteuerung der Betriebe hat die Landwirtſchaft, Forſtwirtſchaft
und die gärtneriſchen Betriebe für die Monate September 1923
bis einſchließlich Februar 1924 eine am 1. jeden Monats, alſo
am 1. September fällig werdende Abgabe zu entrichten. Dieſe
Abgabe beträgt für je 2000 Mk. der für jedes Grundſtück
feſt=
geſtellten oder feſtzuſtellenden Wehrbeitragswerte 1,56
Gold=
wark. Bei verpachteten Grundſtücken iſt der Eigentümer und
Pächter nur je zur Hälfte abgabepflichtig. Wird die Abgabe in
Papiermark entrichtet, ſo iſt ſie mit dem für den Tag der
Zah=
lung miaßgebenden Umrechnungsſatz zu vervielfachen. Der
Um=
rechnungsſatz wird am Donnerstag jeder Woche bekanntgegeben
und gilt vom Sonnabend der vorausgehenden Woche bis
ein=
ſchließlich Freitag der folgenden Woche. Zahlungen, die bis
einſchließlich 30. Auguſt für die Landabgabe geleiſtet werden,
werden von den Finanzämtern zu dem Umrechnungsſatz von
872 000 Mark für eine Goldmark angenommen.
Die Verdienſtgrenze für die Verſicherungspflicht.
TU. Berlin, 26. Aug. Durch eine Verordnung des
Ar=
beitsminiſters wird die für die Verſicherungspflicht der
Be=
triebsbeamten, Angeſtellten uſw. maßgebende Verdienſtgrenze
auf 1500 Millionen feſtgeſetzt. Für die beſetzten Gebiete beträgt
dieſe Grenze 1800 Millionen.
ſignierten Kumme mit drei roten Fiſchen erinnert noch an jenen
ſo zarten und diskreten Porzellandekor, wie wir ihn kennen
lernten in dem berühmten Album des Malers und Sammlers
Yuan=Pien, der in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts
lebte und die koſtbarſten, bereits vor ſeiner Zeit entſtandenen
und ſchon damals als Sammlerobjekte heiß begehrten Porzellane,
von denen in europäiſche Sammlungen bis jetzt kaum ein Stückh
gekommen ſein dürfte, in farbigen Abbildungen zuſammenſtellte.
Die „Emails auf Biskuit” ſind farbige Bleiglaſuren, die in
einem mittleren Feuer auf Biskuit, d. h. auf den unglaſierten,
aber bereits gar gebrannten Porzellanſcherben aufgeſchmolzen
wurden. Vorherrſchend iſt der Farbenakkord: Grün, Gelb,
Aubergine (ein Violett). In der Regel wurden dieſe Emails
in großen Flächen als Glaſurüberzüge aufgebrannt, ſo daß man
weniger von einer ausgeſprochenen Bemalung reden kann. Die
Ausſtellung iſt reich an hervorragenden Beiſpielen dieſer Technik:
ein beſonders koſtbares Stück iſt die ſo geſchloſſen modellierte
Sta=
tuette des Arztes Tung=Feng (Nr. 387). Es gibt aber auch richtige
Emailmalerei auf Biskuitdekor. So iſt z. B. der Torſo einer
Vierkantvaſe (Nr. 616) auf hellblau grünem Grund in Grün,
Aubergine, Gelb und einem opalen Weiß mit Blumen, Vögeln
und Inſekten in einer an die Aquarelltechnik erinnerenden
duf=
tigen Weiſe bemalt. Derartig reich polychromierte Porzellane
tehen bekanntlich am höchſten in der Schätzung der nichtchineſiſchen
Sammler. Aber auch noch auf einem fayenceartigen Scherben
finden dieſe Dreifarbenglaſuren (San=tſai genannt) Verwendung.
Von dieſer Gattung zeigt uns die Frankfurter Ausſtellung in
lebendig ſtiliſierten Dachziegelfiguren und Statuetten recht gute
Beiſpiele. Zwei betende Mönche (Nr. 263/64) erinnern in ihrer
ruhigen Haltung wieder an die Grabfiguren der T’angzeit. Die
Dachfigur eines Dämonen (Nr. 272) ruft uns jene grotesken, in Gelb,
Grün und Braun glaſierten koboldartigen hochgotiſchen Figuren
auf den Firſtziegeln der abgebrannten Kreuzkirche in Schwäbiſch=
Gmünd (jetzt in der Sammlung Figdor) in die Erinnerung
zurück. Einige Häuſer in oberheſſiſchen Dörfern trugen noch vor
wenigen Jahren derartigen originellen Dachſchmuck.
Faſt unbegrenzt iſt nun die Palette der in einem ſchwachen
Muffelfeuer eingebrannten, gegen hohe Hitzegrade ſo empfindlichen
Ueberglaſurfarben, die ſich aus den Dreifarbenglaſuren
entwickel=
ten. Man nannte dieſe mehrfarbige Aufglaſurmalerei „Wu=tſai”
(Fünffaxbenmalerei), eine Bezeichnung, die aber ganz allgemein
für den Schmelzfarbendekor auf der Glaſur gebraucht wird, mag
es ſich um eine Bemalung mit nur 4 oder mehr als 5 Farben
handeln. — Unter dem Kaiſer Kiang=hſi (1662—1722), der
be=
reits der Ching=Dynaſtie (1644—1912) angehört, erlebte das
chineſiſche Porzellan ſeine klaſſiſche Blütezeit. Alle Techniken
werden nun mit vollkommener Meiſterſchaft ausgeübt. Eine
beſondere Vorliebe für ein leuchtendes Smaragdgrün wird in
der auf der Ausſtellung ſehr gut vertretenen ſogen. „famille
verte” herrſchend. Größter Schätzung erfreuten ſich aber nach
wie vor die einfarbigen oder auch koloriſtiſch fein abgeſtimmten
Scharffeuerglaſuren, die jetzt meiſt einen Porzellanſcherben
dechen. Wohl kaum noch einmal wird in Deutſchland eine
ſolche reiche und durch erleſene Schauſtücke ſich auszeichnende
Kollektion zuſammengeſtellt werden können, wie es in Frankfurt
am Main möglich war. Den farbigen Reichtum zu ſchildern,
der ſich da vor unſeren Augen entfaltet, vom teils blütenweißen,
teils eremefarbigen, in der Provinz Fu=kien hergeſtellten „Blano
de chine” bis zum ſprühenden Kolorismus der
Transmutations=
glaſuren, geht weit hinaus über den Umfang eines
Ausſtellungs=
berichtes.
Am Ende der Entwicklung der chineſiſchen Keramik ſteht die
beſonders unter dem Kaiſer Yung=cheng (1723—1735) und
Kien=
lung (1736—1795) blühende „kamille rose” Gruppe des
deko=
rierten Porzellans mit ihren zarten, undurchſichtigen
Farben=
ſchmelzen, von denen ein aus dem Niederſchlag von Goldchlorid
und Zinnchlorür gewonnenes Roſa die koloriſtiſche Führung
über=
nimmt, und ihrer dekadenten duftigen Zeichnung. Die techniſche
Spezialiſierung auf induſtrieller Grundlage in den kaiſerlichen
Fabriken von King=té=chen, die zur Zeit ihrer höchſten
quantita=
tiven, künſtleriſch aber ſinkenden Produktivität Millionen von
Händen beſchäftigte, hat den Sieg über die einſtige ſchöpferiſche
individuelle Geſtaltung davongetragen. Die Nachahmungen von
Achat, Marmor, gemaſertem Holz uſw., die mit Lack überzogenen
und mit Perlmutter, Silber= und Goldplättchen inkruſtierten
Porzellane haben mit keramiſchen Schöpfungen nichts mehr zu
tun; es ſind die letzten Verirrungen einer zügellos gewordenen,
in techniſchen Aeußerlichkeiten entarteten Induſtrialiſierung.
Vorbei iſtes mit der eſoteriſchen Bildung der Tiang= und Sungzeit
An die Stelle des inneren Reichtums iſt wie in jedem
ziviliſatori=
ſchen Zeitalter der ſeelenloſe ſnobiſtiſche Prunk getreten. Man
war ſchon lange untreu geworden jener alten Weisheit: „Wahre
Schönheit wird nur von dem geſchaut, der das Unvollendete im
Geiſte (nicht in einer nur äußerlichen Technik) vollendet.” Man
wußte nichts mehr von dem tiefen Sinn, der ſich in den Worten
des größten Geiſtes Chinas, des Laotſe, ausſpricht: „Aus Ton
entſtehen Töpfe. Aber das Leere in ihnen wirkt das Weſen des
Topfes.‟ Die Chineſen nannten die bereits unter dem Kaiſer
Kang=hſi aufkommende weichliche Farbenſtimmung der
„kamille rose” eine „Malerei in fremden Farben‟ Damit geben
ſie ſelbſt den fremden europäiſchen Einfluß zu, der ſich ſeit dieſer
Zeit im Verein mit dem Amerikanismus in zunehmendem
Maße ſo übel in China bemerkbar machte und mit dazu beitrug,
eine der urſprünglichſten und älteſten Kulturen der Welt vollends
zu zerſetzen.
Wenn wir auch die hohe techniſche Meiſterſchaft des ſogen.
klaſſiſchen Porzellans aus der ſpäten Ming= (1368—1643) und
frühen Ch’ing=Dynaſtie (1644—1912), die Harmonie der
Farben=
gebung, den Schwung und die Phantaſie der Bemalung
rück=
haltlos bewundern, ſo bekennen wir uns doch lieber zu der
ur=
alten Lehre im Kuan=tſu, einem Werke der ſpäteren Chou=Zeit
(1122—256 v. Chr.), nach der „jede Dekoration eines keramiſchen
Gegenſtandes von ſeiner Schönheit ablenke‟. Welch ein
ſar=
kaſtiſches Urteil würde wohl jener Weiſe über die üppige,
disziplin=
loſe Abziehbilderdekoration unſerer keramiſchen Induſtrie gefällt
haben?
Den Veranſtaltern der Frankfurter Ausſtellung ſei das
un=
eingeſchränkte Lob zuteil, daß ſie halten, was ſie mit dem
ſchwer=
wiegenden Titel „Chineſiſche Keramik” verſprochen haben. Dieſe
Ausſtellung, die im Vorwort des Katalogs mit Recht den Ruhm
für ſich in Anſpruch nimmt, „die erſte größere Spezialausſtellung
chineſiſcher Keramik, die in Deutſchland veranſtaltet worden iſt”
zu ſein, wird und muß jedem ernſthaften Bewunderer
oſtaſiati=
ſcher Keramik jene Anſchauung vermitteln, die keine noch ſo
glänzend illuſtrierten und wiſſenſchaftlich auf der Höhe ſtehenden
Abhandlungen zu erſetzen vermögen. Muſtergültig iſt die ſtreng
wiſſenſchaftlich durchgeführte chronologiſche Verteilung der 1237
Objekte, ohne daß dabei der äſthetiſche Eindruck zu kurz kam
oder eng zuſammenhängende techniſche Gruppen
auseinander=
geriſſen wurden. Es war unmöglich, in dieſem Bericht die innere
Einheit dieſer Ausſtellung zu analyſieren. Der mit
wiſſenſchaft=
licher Gründlichkeit, aber auch weiſer Zurückhaltung
ausgear=
beitete, mit 46 z. T. farbigen Tafeln reich illuſtrierte Katalog
erfüllt dieſe Aufgabe vorzüglich. Beſonders zu rühmen iſt an
dieſem für den Beſuch der Ausſtellung ſo wichtigen Führer, daß
der lichten Dispoſition, durch die ſich die knappe vorzügliche
Ein=
leitung von Prof. Dr. R. Schmidt auszeichnet, auch die Anlage
der mit naturwiſſenſchaftlicher Gründlichkeit durchgeführten
Katalogiſierung entſpricht.
Alles in allem! Der Ausſtellungsausſchuß und die Herren
Prof. Dr. R. Schmidt, Karl Bacher und Alfred Oppenheim, die
das geſtellte Programm mit unermüdlicher Hingabe und
ſorg=
ſamſter Sachkenntnis durchführten — von der Schwere dieſer
Aufgabe vermögen ſich ja nur Fachleute eine Vorſtellung zu
machen —, können ſtolz ſein auf dieſe außergewöhnlich
zugkräf=
tige Veranſtaltung im künſtleriſchen Leben der alten Reichsſtadt
Frankfurt.
Seite 4.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 28. Auguſt.
Die Frage der Marktbelieferung.
— Die in letzter Zeit immer ſchlechter werdende Belieferung Rheintor bleibt noch einige Tage geöffnet.
des hieſigen Marktes mit Gemüſe und Kartoffeln und die damit
eingehend zu beſprechen.
Anweſend waren Vertreter der Erzeuger, Händler,
Verbrau=
cher, ſowie die Mitglieder der Kontrollkommiſſion. Nachdem
Herr Volk und Herr Nordmann einen Ueberblick über das Zu= genommen.
ſtandekommen des Brotpreiſes gegeben hatten, erſtattete Herr
der Kontrollkommiſſion. In der darauffolgenden Ausſprache
wandfrei feſtgeſtellt werden konnte, von gewiſſen Menſchen (die verſehen haben in der Behandlung der katholiſchen Kirche und Schule,
alle Urſache haben, die Kontrollkommiſſion zu fürchten)
vorge=
ſchoben zu ſein, um ein frivoles Spiel zum Nachteil der reellen
Händler und des kaufenden Publikums zu treiben, um alle dar= ſenen, aber auch die Bereitwilligkeit, ihre Leiden zu erleichtern. Das
aus entſtehenden Mißſtände dem Kontrollausſchuß an die
Rock=
ſchöße zu hängen, ſomit einen Pogrom gegen letzteren zu
ent=
fachen, ſelbigen zu Fall zu bringen, und um dann ſein gemeines
Weſen unbehelligt weitertreiben zu können. Es ſei darum
noch=
miſſion (7) mit Ausweiſen verſehen ſind, welche ſie bei, ihrer
Tätigkeit und auf Verlangen vorzuzeigen haben. Auf die Frage
und der Preisgeſtaltung der in Frage kommenden Produkte
übergehend, fand die Bildung einer Marktnotierungskommiſſion
allgemeine Zuſtimmung. Aufgabe dieſer Notierungskommiſſion
der Kontrollkommiſſion, ſowie Vertretern der Griesheimer
Händ=
ler zuſammenſetzt) ſoll es ſein, unter Berückſichtigung der
gegen=
bringen und deren Preiſe ſo zu geſtalten, daß dem Erzeuger.
Händler, ſowie dem Verbraucher Rechnung getragen wird. Die
allgemeine Auffaſſung ging dahin, daß, wenn die Warenpreiſe
auf geſunder Grundlage den Verhältniſſen angepaßt würden, ein
belieferten Markt feſitſtellen zu können.
eine katholiſche Lehrerin an der Volksſchule in Viernheim (Kr.
Heppen=
heim). Dienſtwohnungen ſind nicht vorhanden. Mietwohnungen für
Familien zurzeit nicht zu beſchaffen; eine Lehrerſtelle für einen evang.
Lehrer an der Volksſchule in Brauerſchwend (Kreis Alsfeld),
Dienſtwohnung iſt vorhanden.
— Zum Mitglied der Reichsdiſziplinarkammer in Darmſtadt iſt
Herr Oberpoſtſekretär Kolb ernannt worden.
— Die Höchſtſätze der Erwerbsloſenunterſtützung betragen
vom 22. Auguſt 1923 ab wochen täglich
1. für männliche Perſonen
A
a) über 21 Jahre, ſofern
Mk.
ſie nicht im Haushalt,
eines anderen leben . 1000 000
b) über 21 Jahre, ſofern
ſie in dem Haushalt
eines anderen leben . 830 000
unter 21 Jahren . . . 600 000
2. für weibliche Perſonen
a) über 21 Jahre, ſofern
ſie nicht im Haushalt
830000
eines anderen leben
b) über 21 Jahre, ſofern
ſie in dem Haushalt
eines anderen leben
680 000
e) unter 21 Jahren ..
460 000
8. als Familienzuſchläge für
a) den Ehegatten
350 000
b) die Kinder und ſonſtige
unterſtützungsberechtigte
Angehörige . .. . . 220 000
in den Ortsklaſſen
B O Du. L. Mk. Mk. Mk. 940000 880 000 820 000 770000 710 000 650 000 550 000 510000 460 000 770 000, 710 000 650 000 630 000 580 000 430000 400 000 370 000 320000 290 000 260 000 260 000 230 000 200 000 Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 28. Anguſt 1923.
— Ausſtellung Deutſche Kunſt Darmſtadt 1923. Die
Aus=
ſtellung auf der Mathildenhöhe hat geſtern nachmittag vorzeitig
geſchloſſen werden müſſen, weil für den 1. September eine
wei=
tere Frachtkoſtenerhöhung in Ausſicht ſteht, deren Laſten die
Ge=
ſchäftsleitung nicht zu tragen vermag, da alle eingeladenen Werke
frachtfrei zurückgeliefert werden müſſe.. Die Ausſtellung am
V. HI.
— Kirchengeſangverein der Stadtkirche. Die regelmäßigen Proben
verbundene Erbitterung der notleidenden Bevölkerung veranlaßte, nehmen am Dienstag, den 4. September, abends 8 Uhr, im Gemeinde= ſten und erfolgreichſten Schwänke. Schon ſeit vielen Jahrzehnten
die ſtädtiſche Preisprüfungsſtelle, unter dem Vorſitz des Herrn, haus Kiesſtraße 17 unter Leitung des Herrn Stadtorganiſten Born= geht „Charleys Tante” über alle Bühnen und unverändert freut
Bürgermeiſters Mueller in einer am Freitag, den 24. Auguſt, gäſſer wieder ihren Anfang. Mit Rückſicht auf das am 16. Sept.
zu Roßdorf ſtattfindende Kirchengeſangsfeſt des Dekanats Darmſtadt iſt, man ſich an den tollen Einfällen und dem knalligen Humor. Auch
eigens dazu einberufenen Sitzung die Macktbelieferungsfrage volzähliges Erſcheinen der Mitalieter dringend erwünſcht. Neuan= in der heutigen Aufführung wurde das Publikum wieder
ge=
meldungen zum Verein, der im nächſten Jahre das Feſt ſeiner 50jähri= rüttelt und geſchüttelt und oft übertönte das Lachen die
Vor=
gen Wirkſamkeit feiern kann, werden von dem Dirigenten, ſowie von gänge auf der Bühne.
den Pfarrern Lautenſchläger und Vogel jederzeit gerne entgegen=
Dr. Krichbaum (Preisprüfungsſtelle) Bericht über die gegenwär= nachmitag fand im Konkordiaſaal eine ſehr ſtark beſuchte Verſammlung Publikum in ſeinen Strudel. Der junge Lord Bapperley, der
tige Marktlage, die Belieferung des Marktes und die Tätigkeit hon ausgewieſenen Katholiken ſtatt, die in Darmſtadt, an der Berg= wider Willen plötzlich die Tante ſeines Freundes Charley
fin=
ſtraße und im Odenwald Unterkunft gefunden haben. Es galt,
den=
billigte man im allgemeinen die Haltung der Kontrollkommiſſion, ſie Liebe haben und dies, ſoweit es in ihren Kräften ſteht, auch durch erlaubt viele Möglichkeiten. Harprecht arbeitete, wenn auch nicht
Die Vorwürfe über angebliche Preisdiktatur auf dem Markte, die Tat zeigen wollen; auch ſollte den Vertriebenen eine Gelegenheit ſtörend, etwas zu viel auf den Effekt hin und auf dieſe Note
die von der Kommiſſion ausgeübt würde, mußten von ſeiten, geboten werden, ihre Wünſche, die ſie als Katholiken hegten, zum war auch das ganze Stück geſtellt. Was Wunder, wenn die
an=
letzterer zurückgewieſen werden unter dem Hinweiſe, daß, wenn Ausdruck zu bringen. In dem erſten der beiden Vorträge, den ein deren Mitſpielenden mehr oder minder abfielen, weil bei ihnen
Mißſtimmungen auf dem Markte zu verzeichnen geweſen ſeien, auswärtigen Ordensmann hielt, behandelte der Redner die Lage des die Künſtlerſchaft nicht gerecht ausgleichen konnte. Eine
Aus=
dieſe auf die ſogenannten wilden Kommiſſionen zurückzuführen. Latholiken in der Verbannung, wie er ſie beurteilt nach den Grund= nahme war Frieda Eichelsheim als die richtiggehende Tante
ſätzen ſeines Glaubens, und wie er ſich ſchützt gegen die Gefahren der
ſind, die ſich aus gewiſſen Elementen zuſammenſetzen, Mit denen ſclaubensgleichgültigkeit, die aus der plötzlichen Verbflanzung in neue Charlehs, durchaus wärdige, vornehme Dame. Wie ein
Struwwel=
die vernünftig denkende Arbeiterſchaft und die Erwerbsloſen Verhältniſſe erwachſen. Der zweite Redner rief die Geſchichte als peter=Mohr hupfte und grimaſſierte Theo Bögelals der Diener
nichts gemein haben. Erwähnte Leute ſcheinen, wie ein= Lehrmeiſterin auf, damit wir erkennen, weſſen wir Katholiken uns zu Braſſet, eine köſtliche, feine Luſtſpielgeſtalt.
wenn der Einfluß der Franzoſen am Rhein übermächtig groß würde, gute Auswahl der Stücke, die Harprecht uns geboten, und die
In der Ausſprache offenbarte ſich der Ernſt der Lage der Ausgewie= künſtleriſche Wiedergabe, die im allgemeinen weit über dem
„Die heute, am 2. Auguſt im Konkordigſaal zu Darmſtadt ſehr zahl= dankbar, weil er durch ſeine Darbietungen, uns oft über das
Kirche und dem Heiligen Vater Papſt Pius Tl. Die Verſammlung und froher in den anderen Tag hineingingen.
mals darauf hingewieſn, daß alle Mitglieder der Kontrollkom= dankt dem H. Vater von ganzem Herzen für ſeine Bemühungen, die
Leiden der Bevölkerung im beſetzten Gebiet zu lindern, und für die
bäterliche Mahnung, durch gegenſeitige Verſtändigung ganz Eurova
der vollen Belieferung des Marktes mit Gemüſe und Kartoffeln den wahren Frieden wieder zu gehen. Die Verſammlung wendet ſich Die dierunſer erſcheſnenden Noiſzen ſind ausſchließlich als Hinweſſe auf Anzeſgen zu betrachten,
auch an die Katholiken der ganzen Welt mit der Bitte, der großen
Leiden ihrer Glaubensbrüder und =ſchweſtern in Deutſchland und
ins=
beſondere im beſetzten Gebiet zu gedenken, ſie zu unterſtützen, und nichts halb 10 Uhr wiederum Abend=Promenadekonzert mit elektriſcher
Be=
unverſucht zu laſſen, dahin zu wirken, daß die Friedensbemühungen leuchtung. Ein Abend im Platanenhain mit hübſcher Muſik und ohne
(welche ſich paritätiſch aus Händlern, Erzeugern und Mitgliedern des Papſtes nicht ungehört verhallen. Die Verſammlung iſt überzeugt, Reſtauration entſpricht dem Wunſch des weitaus größten Teils des hieſi=
Verſtändigung zu kommen. Zu einer Verſtändigung, die dem deutſchen (Siehe Anzeige.)
wärtigen wirtſchaftlichen Verhältniſſe Waren auf den Markt zu Volke und insbeſondere dem Volke am Rhein und Ruhr, die volle
Freiheit wiedergibt. Die Verſammlung erwartet von der Regierung,
daß als Vorausſetzung bei einer Verſtändigung ſein muß die
Möglich=
keit der Rückehr der Tauſende zu Unrecht von Haus und Heimat
Ver=
triebenen und deren Familien; daß den wegen ihrer Treue zum Vater= auf die heute abend im Saalbau ſtattfindende öffentliche Verſammlung
Anreiz geſchaffen ſei, der die Gewähr böte, demnächſt einen gut= wiedergegeben und die zum Tode Verurteilten begnadigt werden. Den Thema „Alter und neuer Kurs” ſprechen wird. Nach Schluß des Vor=
Verbannung die beſten Grüße, mit dem Erſuchen, in Gottvertrauen, in kleinen Saal des „Goldenen Anker” in der Großen Ochſengaſſe eine
Ruhe und Beſonnenheit die ſchweren Leiden weiter zu ertragen, dem Zuſammenkunft von Ausgewieſenen mit Pfarrer Korell ſtatt.
— Erledigt ſind je eine Schulſtelle für einen katholiſchen Lehrer und Vaterlande die Treue zu bewahren, bis der Tag kommt, wo wir uns
wieder begrüßen können in der Heimat, au goldenen ſchönen deutſchen Dienstag, den 28. Auguſt, Sammeln am Saalbau 1,8 Uhr zwecks Aus=
Darbietungen und Abſingen gemeinſchaftlicher Lieder eine angenehme gemeine Ausſprache.
Abwechflung.
— Die Ziehung der Heſſiſchen Pferde=Sammel=Lotterie findet am
Mittwoch, den 29. Auguſt, nachmittags 3 Uhr, im Kaiſerſaal ſtatt, tag abend begeht in Geſtalt eines Kommerſes die hieſigen Ortsgruppe
— Die Behandlung der franzöſiſchen Kriegsgefangenen in Deutſch= des Deutſchen Handlungsgehilfen=Verbandes, die
land nach franzöſiſchem Urteil. In dem kürzlich in München erſchienenen Feier ihres 25jährigen Beſtehens. — Gleichzeitig begeht am Samstag
Juliheft der verdienſtvollen „Süddeutſchen Monatshefte”, die ſich be= und Sonntag unter Teilnahme auswärtiger Vereine der
Mando=
kanntlich eine unermüdliche Bekämpfung der feindlichen Lügenpropa= linen= und Zitherklub. Eberſtadt das Feſt der Bannerweihe.
ganda zur beſonderen Aufgabe gemacht haben, teilt Generalarzt a. D.
Dr. Felir Butterſack in einer ausführlichen Abhandlung über wird uns geſchrieben. Am letzten Samstag abend wurde bekannt, daß
„Deutſche Menſchlichkeit im Krieg” auf Seite 191 und 192 — allerding” die Gaſtwirteinnung von Meſſel beſchloſſen hat, den Apfelweinpreis um
ohne Quellenangabe — eine Reihe von Briefen franzeſiſcher Kriegs= 100 Prozent zu erhöhen, alſo pro Glas auf 100 00 Mk. Dies hat jedoch
0 gefangener im Wortlaut mit, die Geheimer Sanitätsrat Dr. Hoffmann
in Nr. 154 unſeres Blattes vom 4. Juni 1919 veröffentlicht hat. Es bei den „Kerweborſch” große Entrüſtung hervorgerufen, zumal dieſer
ſind Briefe von verwundeten Franzoſen, die im Jahre 1914 im hieſigen Aufſchlag gerade vor der Kerb erfolgen mußte; ſonſt iſt man ja
gedul=
o alten Garniſonlazarett an der Dieburger Straße, dem damaligen Ne= dig. Man kam in den verſchiedenen Lokalitäten zuſammen, gründete
ſervelazarett I. Aufnahme gefunden hatten und dankerfüllt ihren An= eine Kerweborſchkommiſſion, die dazu beſtimmt war, einen annehmbaren
gehörigen in der Heimat die ihnen zuteil gewordene Pflege und Ve= Preis feſtzuſetzen. Man einigte ſich dann auf 70 000 Mk. Dies wurde
handlung nicht genug rühmen und loben können. „Sollteſt Du je mit Sonntag früh 10 Uhr zu äußern, ob ſie mit dem Preis einverſtanden
deutſchen Gefangenen zu tun haben, ſo erweiſe ihnen im Andenken an ſei. Die Gaſtuirteinnung verhielt ſich jedoch paſſiv und blieb auf ihrer
mich die gleiche Behandlungo; ich wäre ſehr glücklich darüber”, ſo ſchrieb
Georges Leger am 5. Oktober 1914 an ſeinen Bruder Henri Leger 2, die Straßen paſſiert hatten, wurde der hartnäckigen Innung der Nücken
Rue St. Placide, Paris. Das war ein frommer Wunſch= und wie
wurde und wie wird er noch heute befolgt! Von den fraglichen Briefen gekehrt und der Zug bewegte ſich unter dem Klange der Muſik in den
540 000 war damals vor ihrer Weiterbeförderung Abſchrift genommen worden, nahe gelegenen Park. Darauf hat die Innung ihren Preis um 20000
Regimentsnachrichten.
— Die Heſſ. Regimentsverein e: 115, 116, 117 118, 23,
24, 25, 61. 18, Jäger zu Pferde Nr. 3, Marineverein, Kavallerieverein findet das Dekanats=Miſſionsfeſt für das Dekanat Groß=
und die Offiziersvereinigungen veranſtalten am Samstag, den 1. Sept., Umſtadt hier ſtatt. Der Feſtgottesdienſt beginnt um 2 Uhr.
Feſtpredi=
einen Bierabend mit Familien in der Brauerei Fah.
Rummer 232.
Sommerſpielzeit Bruno Harprecht.
Kleines Haus. — Montag, den 27. Auguſt.
Charletys Tante.
Schwank von Brandon Thomas.
Die Harprechtſche Sommerära ſchließt mit einem der luſtig=
Bruno Harprecht ſchwamm in ſeinem Element. In der
Verkleidung der Titelrolle entwickeln ſich alle Fähigkeiten ſeiner
C. Verſammlung der ausgewieſenen Katholiken. Am Sonntag Komik, er ſprüht von Leben und reißt die Mitſpieler wie das
ſelben zu zeigen, daß ihre Glaubensgenoſſen im unbeſetzten Gebiet für gieren muß, iſt für Künſtler eine beliebte Rolle, ihre Auffaſſung
Rückblickend auf die Sommerſpielzeit ſei dankbar anerkannt die
Ergebnis derſelben wurde in folgende Entſchließung zuſammengefaſt: Nibeau ſonſtiger Sommerbühnen ſtand. Wir ſind beſonders
reich verſammelten ausgewieſenen und verdrängten Katholiken aus Schwere der gegenwärtigen Zeit hinweggeholfen hat, indem wir
Heſſen geloben auf das neue unverbrüchliche Treue der katholiſchen für Stunden Vergeſſen fanden und im Lachen und Freuen leichter
-Fis.
Lokale Veranſialtungen.
in keinem Falle irgendwie als Befprechung oder Krſi.
— Platanenhain. Morgen Mittwoch abend von halb 8 bis
daß die deutſche Regierung nichts unverſucht läßt, um zu einer gerechten gen Puhlikums. Die Leitung hat Herr Obermuſikmeiſter M. Weber,
Aus den Parteien.
Deutſche Demokratiſche Partei. Es wird noch einmal
lande in den Gefängniſſen ſchmachtenden Volksgenoſſen die Freiheit hingewieſen, in der Reichstagsabgeordneter Pfarrer Korell über das
Volksgenoſſen im beſetzten Gebiet entſenden die Verſammelten aus der trags findet freie Ausſprache ſtatt. — Nachmittags 4 Uhr findet im
Deutſche Demokratiſche Jugendgruppe. Heute
Nhein.” — Die Verſammlung erfuhr durch eine Anzahl muſikaliſcher übung der Kontrolle. — Mittwoch, 29. Auguſt: Heimabend. All=
v. Eberſtadt, 27. Aug. Stiftungsfeſt. Am kommenden Sams=
Meffel, 27 Aug. Auch die Kerweborſch ſind organiſiert; ſo
nun ſchriftlich der Gaſtwirteinnung mitgeteilt mit dem Hinweis, ſich bis
Forderung beſtehen. Darauf wurde geſtreikt. Nachdem die Kerbzüge
Mark ermäßigt. Noch rechtzeitig iſt dieſe Kunde in den Park gelangt,
denn gerade war man im Begriff, nach dem nahe gelegenen Offenthal
abzuziehen, um dort die Meſſeler Kerb feiern zu können.
— Wiebelsbach bei Heubach, 27. Aug. Sonntag, den 2. September.
ger: Miſſionar Rottmann aus Darmſtadt.
* Uſrich von Hutten.
Zum 400. Todestag.
Von Hans Otto Becker.
In Herbſt des Jahres 1523, in deſſen Frühjahr Franz von
Sickingen den Kriegertod ſtarb, fand auch ſein Freund und
Mit=
ſtreiter auf politiſchem und religiöſem Gebiet, Ulrich von Hutten,
die ewige Ruhe nach einem ſtürmiſchen Leben. An die beiden
deutſchen Ritter erinnert heute das gemeinſame Denkmal auf
der Ebersburg im Nahetal, wo Sickingen — in der „Herberge
der Gerechtigkeit” — dem bedrängten Geſinnungsgenoſſen
Unter=
kunft gewährte; wie beide auf dem Denkmal vereinigt ſind, hat
ihr Leben und Geſchick, ihr Streben und Ningen viel
Gemein=
ſames. Während Sickingen jedoch ausſchließlich der
Kriegs=
mann iſt, führt Hutten neben dem Schwert die Feder als Dichter
und Politiker, er gehört zu den beſten Vertretern des
Humanis=
mus, jener Geiſtesrichtung, die wir als die Rengiſſance der
antiken Literatur kennen: aber darüber hinaus darf Hutten
als der erſte deutſche Publiziſt gelten, ſo mächtig iſt ſein Wirken
als politiſcher Schriftſteller, und hätte man damals an Stelle
der Flugſchriften ſchon regelmäßig erſcheinende Zeitungen
ge=
habt, ſo wäre Hutten ſicher der erſte deutſche Journaliſt geweſen
— das Zeug dazu, Begabung, Bildung, Temperament, hatte er
gewiß.
Zur Charakteriſtik der Zeitverhältniſſe darf heute noch
ein=
mal auf den am 6. Mai in Nr. 124 des „Darmſt. Tagbl.”
ver=
öffentlichten Aufſatz „Sickingens Tod” verwieſen werden, der die
politiſchen Gegenſätze zwiſchen Rittertum und Fürſtentum zu
Anfang des 16. Jahrhunderts behandelt. In dieſen Gegenſatz
wurde auch Ulrich von Hutten geſtellt, aber noch weit größere
Bedeutung gewannen für ihn die geiſtigen Kämpfe des
Refor=
mationszeitalters, an denen er lebhaften Anteil nimmt.
Ge=
boren wurde Hutten gerade an der Grenze zweier großer
Kultur=
bewegungen, der Gotik und der Rengiſſance. Wohl hatte die
Gotik jene fromme Verſenkung der Seele, die Myſtik mit ihren
heiligen Schauern gebracht, aber damit auch eine beklagenswerte
Abkehr von der Natur, unſerer Urquelle, eine Abtötung alles
Menſchlichen, eine Verbannung alles Schönen aus dem Leben.
Demgegenüber ſtand aber bei der großen Maſſe des Volkes eine
furchtbare Roheit und Derbheit, Maßloſigkeit in allen ſinnlichen
Genüſſen, Dunmheit, Aberglaube — kurz das „finſtere
Mittel=
alter”, das nach der ſchönen, glanzvollen Periode der höfiſchen
Dichtung und des Frauendienſtes heraufkam. Auf dieſe dunkle
Nacht des ausgehenden Mittelalters folgt die helle Morgenröte
der Wiedererweckung reiner lichter Schönheit der antiken Kultur,
Kunſt, Philoſophie und Wiſſenſchaft, die von Italien
aus=
gehend, auch unſer deutſches Volk mit einer auch heute noch
in unverminderter Stärke wirkſamen Bewegung aus den
Ban=
den der geiſtigen Hörigkeit befreite. „Es blühen die Studien,
die Geiſter regen ſich. Es iſt eine Luſt zu leben” — das iſt ſo
recht die Charakteriſtik der Renaiſſance. Und der dieſen
Jubel=
ruf ausſtieß, war Ulrich von Hutten.
Hutten iſt am 21. April 1488 auf der väterlichen Burg
Steckelberg in der fränkiſchen Landſchaft Buchonia geboren; ſein
Vater hieß gleichfalls Ulrich, ſeine Mutter war Ottilia von
Eber=
ſtein, Rhön und Vogelsberg, Taunus und Speſſart erblickt
man von der Burg, die ſechs Stunden von Fulda entfernt liegt.
Obwohl der junge Ulrich als Erſtgeborener das Recht der
Nach=
folge in das (Würzburgiſche) Lehen des Vaters gehabt hätte,
wurde er aus uns unbekannten Gründen zum geiſtlichen Beruf
beſtimmt und ſo kam er 1499 in die Kloſterſchule nach Fulda.
Allein 1506 entfloh er, 17 Jahre alt, noch bevor er irgend welche
Gelübde abgelegt hatte, aus dem Kloſter, vor allem unter dem
Einfluß des gelehrten. Nitters und Kurbrandenburgiſchen Rates
Eitelwolf vom Stein, der ihm abriet, Benediktiner zu werden.
In Köln und Erfurt ſtudierte er die alten Sprachen, gewaun
die Freundſchaft des ſpäteren Dichters Eobamus Heſſe, ſiedelte
dann, ſeinem Lehrer Johann Nhagius folgend, nach Frankfurt
a. d. O. und Leipzig über, wurde in Frankfurt Baccalaureus und
entfaltete dort auch zuerſt ſein poetiſches Talent in lateiniſchen
Diſtichen. 1509 trieb ihn ſein unruhiger Geiſt in die Ferne:
den fahrenden Rittern, die dreihunderte Jahre früher durch das
Land zogen, ganz ähnlich, fährt auch der junge Dichter Hutten
durch die Welt. Bis nach Pavia kommt er 1512, wo er in die
Reihen der kaiſerlichen Landsknechte tritt, als die Not ihn
über=
wältigt. Als Herzog Ulrich von Württemberg einen Verwandten
Huttens, Hans von Hutten, ermorden ließ, ſchreibt er fünf Reden
gegen den Fürſten, die durch ihre ſchonungsloſe Aufdeckung die
Aechtung des Herzogs herbeiführten; ſpäter beteiligte er ſich au
dem Feldzug des ſchwäbiſchen Bundes gegen Ulrich (1519) Die
Angriffe, die Reuchlin durch die Kölner Dominikaner erfuhr,
ver=
anlaßten Hutten zu einem ſcharfen Kampfgedicht gegen die Feinde
der Wiſſenſchaft und der Aufklärung, die er noch weit
wirkungs=
voller in den (neuen) „Briefen der Dunkelmänner” (Epistolge
virorum obseurorum) bekämpft.
1517 fand er in Augsburg durch Kaiſer Maximilian die
höchſte Anerkennung als Dichter und Univerſitätsredner, und
dort ſetzte ihm Willibald Pirkheimers Tochter den Dichterkranz
auf. Bald darauf trat er in den Dienſt des Erzbiſchofs Albrecht
von Mainz. Dieſer, ein Brandenburger Prinz, iſt eine der
intereſſanteſten Geſtalten der Reformationszeit; er ſympathiſierte
ſtark mit der neuen Bewegung, trug ſich mit dem Gedanken,
ſein geiſtliches Kurfürſtentum zu ſäkulariſieren und zu heiraten,
und unterſtützte mauchen Vertreter der neuen Zeit. So fand
auch Hutten an ſeinem Hofe Aufnahme. Von dort aus ſchrieb
er gegen Rom. Dann trat er zu Sickingen in nähere Beziehungen
und wandte ſich Luther zu, deſſen Lehre er mit Ungeſtüm
ver=
focht. 1520 ging er, um noch kräftiger wirken zu können, an den
Hof des Königs Ferdinand in den Niederlanden, wo man gerade
den neu erwählten Kaiſer, Karl V., erwartete, aber auf den Rat
EhnnEEEHHEE
die ſchwer beleidigte römiſche Kurie auf Nache ſann. Jetzt
ge=
währte ihm Sickingen, da auch Kurfürſt Albrecht von Mainz
auf=
gefordert worden war, Huttens Frechheit zu beſtraſen, Unterkunft
auf der Ebernburg, von der aus er weiter ſeine Schriften gegen
Rom ausſandte, jetzt zum erſten mal deutſch zu ſeinem Volke
redend. Es iſt verſtändlich, daß Luthers Auftreten auf dem
Reichstag zu Worms und das dort über den Reformator gefällte
Verdikt Hutten aufs höchſte erregte. Vergeblich war Huttens
Bemühen, einen Bund der Ritter und Städte zu ſchaffen. Der
Herbſt 1522 brachte den verunglickten Feldzug Sickingens gegen
den Erzbiſchof von Trier, der Sickingen auf die überlegene
Fürſtenkoalition ſtoßen ließ. Für Sickingen und damit natürlich
noch mehr für ſich Schlimmes befürchtend, verließ Hutten ſeine
Zufluchtsſtätte, die im folgenden Frühling denn auch in die Hand
der verlündeten Fürſten fiel, und ging nach Baſel. Dort erlebte
er eine ſchwere Enttäuſchung, als ſein langjähriger Mitſtreiter,
Erasmus von Rotterdam, ihm die erbetene Aufnahme verſagte.
Dagegen gewährte ihm Zwingli bereitwillig eine Zuflucht.
Huttens Kraft aber war gebrochen. Zehn Jahre lang zehrte
an ihm eine furchtbare Krankheit — höchſtwahrſcheinlich die aus
dem neu entdeckten Amerika eingeſchleppte Lues, die im alten
Europa ſchrecklich hauſte — von der er vergeblich Heilung in
den warmen Bädern von Pfäſers ſuchte. Die letzten Monde
ſeines kurzen, aber ſo ſtürmiſch und kampfesfroh verlaufenen
Lebens brachte Hutten auf der Inſel Ufnau im Züricher See zu,
wo der Feuergeiſt in den letzten Tagen des Auguſt oder Anfang
September 1523 erloſch. Wohl war Hutten noch unausgeglichen,
auch war er nicht einer der tieften Denker, und formal ſind
Luther und Erasmus ihm überlegen, aber ek war ein Mann der
Tat — „Ich hab’s gewagt” war ja ſein Wahlſpruch — und ein
Held geiſtiger Freiheit, und, obwohl ein Gelehrter, doch kein
Mann der Bücherweisheit, ſondern in engſter Fühlung mit Welt
und Leben der Menſchen. So war er ein Deutſcher, in
deſſen Seele aber auch die heitere Schönheit Griechenlands lebte.
Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
— Erich Kleiber Generalmuſikdirektor der
Berliner Staatsoper. Nach einer amtlichen Mitteilung
der Generalintendanz der Berliner Staatsoper wurde der
Kapell=
meiſter Erich Kleiber aus Mannheim als Nachfolger Leo Blechs
für fünf Jahre als Generalmuſikdirektor berufen. — Erich
Kleibers künſtleriſche Laufbahn begann in Darmſtadt; im Jahre
1912 brachte Intendant Dr. Eger den jungen Korrepetitor als
3. Kapellmeiſter mit nach hier, und bis zum Jahre 1919 iſt dieſer
hier tätig geweſen. Kleiber ging dann als Opernchef nach
Elber=
feld=Barmen, von dort nach einem Jahr nach Düſſeldorf,
über=
nahm nach abermals einem Jahr Furtwänglers Platz in
Mannheim.
Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 28. Auguſt 1923
Seite 5.
Nummer 232.
k. Münſter bei Dieburg, 27. Aug. Turnfeſt. Am Samstag und
Sonntag beging der hieſige Turnverein E.V. ſein 25jähriges
Stiftungs=
feſt in echt turneriſcher Weiſe. Abends fand nach einem Fackelzug ein
Kommers auf dem geräumigen eigenen Turnplatz des Vereins ſtatt.
Der Feſtpräſident Göbel, gedachte in ſeiner Begrüßungsanſprache
beſonders der 14 noch lebenden Gründer des Vereins, die beſonders
geehrt wurden. Mit dem Feſt war das Gau=Wertungsturnen des Jahn=
Starkenburg=Gaues (S.T.B.) verbunden, das von Turnwart Kratz=
Dudenhofen geleitet wurde. Erſte Sieger wurden in Ober= und
Unter=
ſtufe Mitglieder der Tgde. Dietzenbach und Tſch. Ober=Roden. Erſte
Siegerin der Turnerinnen wurde Grete Geiß, Tgſ. Eberſtadt. Erſte
Siegerin im Stafettenlauf wurde die Läufermannſchaft des Turn=Athl.=
Vereins Eppertshauſen. Mittags bewegte ſich durch den ſauberen, hübſch
geſchmückten Ort ein gut geordneter Feſtzug. Auf dem Platz
angekom=
men, überreichte die Feſtdame eine wertvolle, von Frau Göbel=Offenbach
geſtiftete und geſtickte Fahnenſchleife. Die Feſtanſprache hielt
Bundes=
vorſitzender Hz. Hch. Roth=Eberſtadt über die Bedeutung der
Leibes=
übungen in der heutigen Zeit. Sein „Gur Heil!” galt dem
Jubelder=
ein. Gegen Abend fand die Preisverteilung ſtatt. Das Feſt iſt ſo in
kleinem Rahmen würdig verlaufen.
Groß=Umſtadt, 27. Aug. In Verbindung mit dem alljährlich in
Groß=Umſtadt ſtattfindenden Pferde= und Zuchtviehmarkt
der dieſes Jahr am Donnerstag, den 20. September, abgehalten wird
und mit Schauen über die aufgeſtellten Zuchttiere verbunden iſt,
ver=
anſtaltet der Landwirtſchaftskammer=Ausſchuß am gleichen Tage einen
Ziegenzuchtmarkt. Der Markt wird in der Hauptſache mit
Zuchttieren aus den Groß=Umſtadt naheliegenden Verbänden und zwar
vorausſichtlich ſtark beſchickt werden, zählen doch weitbekannte und
leiſtungsfähige Zuchtvereine zu dieſen Verbänden. Es wird für
Ge=
meinden reichlich Gelegenheit gegeben ſein, auf dieſem Markt den
Be=
darf an Zuchttieren, insbeſondere an Jungböcken der Starkenburger
Edelziege (weiße hornloſe Saanenraſſe) zu decken und kann daher der
Beſuch dieſes Marktes allen Kaufliebhabern beſtens empfohlen werden.
Heubach i. O., 27. Aug. Man ſchreibt uns: Um der von ſeiten
der hieſigen Gemeinderatsmehrheit betriebenen Hetze gegen: Herrn
Bür=
germeiſter Brücher von hier zu ſteuern, wurde nachfolgende Erklärung
in unſerer Gemeinde in Umlauf gebracht; ſie lautet: „Wir
Unterzeich=
neten, Wähler und Wählerinnen Heubacls, erklären hiermit, daß wir
mit der von der jetzigen Mehrheit des hiengen Gemeinderats gegen
unſer langjähriges Ortsoberhaupt betriebenen Hetze unter keinen
Um=
ſtänden einverſtanden ſind. Wir verwahren uns gegen eine ſolche
Me=
thode, die nur dazu angetan iſt, Anſehen und Kradit der Gemeinde
Heubach auf das furchtbarſte zu untergraben, und ſprechen hiermit
Herrn Bürgermeiſter Brücher in dieſer ernſten Stunde das vollſte
Ver=
trauen aus.” — Heubach hat ungefähr 600 Wähler und Wählerinnen,
davon haben genau 400 Wähler und Wählerinnen dieſe Erklärung
unterzeichnet. Etwa 90 weitere Wähler und Wählerinnen
unterfchrie=
ben zwar nicht, ſicherten aber der Perſon des Herrn Bürgermeiſters
wohlwollendſte Neutralität zu. Von Belang iſt die Tatſache, daß zum
Beiſpiel von vier Lehrern drei mit ihren Frauen unterſchrieben. —
Die unterzeichnete Erklärung wurde mit gleicher Poſt dem Heſſiſchen
Miniſterium des Innern zugeſandt.
z. Erzhauſen, 26. Aug. Hier in unſerem Orte wurden in der letzten
Zeit ſeitens der Arbeits= und Erwerbsloſen ſchon viele gemeinheitliche
Arbeiten ausgeführt. Die Wege wurden hergeſtellt und teilweiſe
ver=
legt, die Gräben ausgehoben, woran jetzt noch gearbeitet wird. Das
Siedlungsſtück in den vier Morgen, welches oft bei ſtarkem Regenwetter
durch den Ausgang des Heegbaches unter Waſſer geſtellt wird, wird
jetzt dieſer Gefahr nicht mehr ſo ausgeſetzt werden, da der Heegbach
von den vier Morgen ab tiefer gelegt und die Hemmungskrümmungen
etwas beſeitigt wurden. Das Straßenpflaſter iſt auch wieder
ausge=
beſſert und teilweiſe umgepflaſtert worden. Die Brühlſtraße wurde
ganz umgepflaſtert und die Floßrinnen verlegt und der Graben, welcher
durch die Vollhardſche Hofraite ging, beſeitigte, ein Wunſch ſeit langer
Zeit. Der Vorſprung des Hofes an der Vollhardſchen Hofraite wurde
zurückgeſetzt, die Straßenflucht iſt jetzt gerade und die Brühlſtraße hat
hierdurch ein viel ſchöneres Ausſehen. — An den Neubauten wird durch
die Bauarbeiter weiter gearbeitet, daß dieſe, wenn das nötige Material
vorhanden iſt, auch bald unter Dach ſein dürften. Es wird alles getan,
um die Zeit möglichſt auszunützen, doch wäre es ſehr erwünſcht, daß
die Zeit der Arbeitsloſigkeit bald behoben und der Verkehr wieder in
ſeine alten Bahnen geleitet würde.
z. Erzhauſen, 27. Aug. Ein in der hieſigen Gemeinde untauglicher
Faſel wurde verkauft. Auch drei hieſige Metzger machten ihr Angebot.
Der Ortsvorſtand zog es vor, den Faſel den hieſigen Metzgern ſogar
unter anderem Angebot zu überlaſſen, wobei der Bürgermeiſter ſie
dar=
auf hinwies, daß den hieſigen Einwohnern auch ein Stückchen Fleiſch
und zwar zu ermäßigtem Preis zu teil werde. Am Freitag begann der
Fleiſchverkauf per Pfund zu einer Million; jetzt glatte Rechnung. Als
dies die Einwohnerſchaft hörte, begann eine vollſtändige Entrüſtung
und Anſturm gegen die Metzger und die Preisprüfungskommiſſion
ſtellte feſt, daß der Preis entſchieden zu hoch ſei. Die Metzger ſtellten
ihre Berechnung bei der Bürgermeiſterei auf und teilten mit, daß ſie
das Fleiſch nicht billiger abgeben könnten. In der Erwerbsloſen=
Ver=
ſammlung wurde Proteſt dagegen erhoben und beſchloſſen, daß ſich
nie=
mand unterſtehen ſolle, den Metzgern Fleiſch abzukaufen. Am Samstag
gegen Mittag wurde durch die Ortsſchelle bekannt gemacht, daß das
Pfund Fleiſch zu 900000 Mark abgegeben würde. Auch die
Kartoffel=
frage wurde erörtert, es wurde eine Kommiſſion beſtimmt, welche ſich
mit den Landwirten in Verbindung ſetzen ſoll, daß die Kartoffeln an
einer Stelle abgeliefert werden, damit jedem Gelegenheit geboten iſt,
zu Kartoffeln zu kommen. Der Bürgermeiſter wies mit mahnenden
Worten darauf hin, daß mit verſtändnisvollem Vorgehen und
Solidari=
tät mehr erreicht würde, als mit Diktatur.
k. Langen, 27. Aug. Sportplatzweihe. Am geſtrigen
Sonn=
tag nahm ohne jeden Prunk in einfacher Weiſe der hieſige eurn= und
Sportverein (Main=Rodgau) die ſchon ſeit längerer Zeit immer wieder
verſchobene Einweihung ſeines Sportplatzes vor.
Die Finanzen des Großherzogs.
Roman von Frank Heller.
Copyright bei Georg Müller Verlag, München.
(Nachdruck verboten.)
18)
Luis Ton, als er dieſe Worte rief, war von
bedeutungs=
vollem Pathos. Er war kein ſchlechter Redner; und nachdem ſeine
Zuhörer für einen Augenblick vor den Konſequenzen ſeiner Worte
zu ſchaudern ſchienen, brach ein ſchriller Jubelſturm der
Stim=
mung los. Luis hörte errötend vor Befriedigung zu und
betrach=
tete ſelbſtzufrieden Herrn Bekker. Nur der in der Kutte und der
Sergeant verhielten ſich bei dieſer Demonſtration kalt. Herr
Bekker, dem nichts entging, fragte:
„Sie ſtimmen nicht ein, meine Heren? Sie billigen die Worte
Ihres Freundes nicht?”
Der erſtere nickte ein kurzes „doch”, und der Sergeant folgte
ſeinem Beiſpiel, aber mit einem raſchen Blick auf Senjor Luis
Hernandez, der Herrn Bekker in ſeinem Schlangenherzen lächeln
ließ. Unſer Freund Luis, dachte er, mag ein vortrefflichen Nedner
ſein, aber ich fürchte, ſeine Präſidentenwürde iſt etvas wacklig.
Er ließ den Lärm durch eine Gebärde verſtummen und
er=
griff wieder das Wort.
„Ich ſehe, Sie gedenken gründlich zu Werke zu gehen,
Sen=
jors. Das iſt gut, das iſt das einzig Richtige. Bedenken Sie, daß
Manuel den Portugieſen noch immer Scherereien macht, während
Alexander von Serbien ſchon längſt vergeſſen iſt. Luis hat recht:
Sie dürfen nicht ſoviel ungeſchehen laſſen wie die Portugieſen,
und das iſt überhaupt die einzige Bedingung, unter der ich Ihnen
das Geld gebe.”
Herr Bekker machte eine kurze Pauſe, um ſeine Worte wirken
zu laſſen, und fuhr dann fort:
„Aber eine andere Sache iſt noch zu erledigen. Ich bin
Ge=
ſchäftsmann, und Sie werden alſo verſtehen, daß ich nicht ſo
ohnen weiteres Geld in ein ſolches Unternehmen wie das Ihre
ſtecke. Ich bin bereit vorzuſchießen, was ich für notwendig halte,
aber ich verlange Sicherheit dafür. Die einzige Sicherheit, die
Sie haben, und mit der ich mich einverſtanden erklären kann, iſt
Grundbeſitz. Ich habe mich auf der Inſel umgeſehen, und da iſt
ein Platz, der mir zuſagt. Nämlich das Schloß Punta Hermoſa.
Das verlange ich als Sicherheit für das Geld, das ich Ihnen
vor=
ſchieße.
Ich habe einen Kontrakt mitgebracht, der von Ihnen allen
als Führern des Unternehmens, unterzeichnet werden ſoll. Darin
erkennen Sie das Ziel dieſer Verſchwörung an und beſtätigen,
daß Sie mir für die Beträge, die ich Ihnen vorſtrecke, Punta
Hermoſa verpſändet haben. Die Summe habe ich nicht
ausge=
füllt. Laſſen Sie mich hören, was Sie Ihrer Anſicht nach
brauchen."
Es wurde ſtill, in alle Geſichter der wunderlichen
Verſamm=
lung trat ein und derſelbe Ausdruck, der der Geldgier, ein jeder
Parlamentariſches.
Darmſtadt, N. Aug. Dem Landtage ſind folgende Anfragen
zugegangen:
Anfrage der Abgeordneten Wünzer und Dr. Oſann, betr. die
Kraftwagen=Verbindung Bensheim— Lindenfels.
Die Oberpoſtdirektion Darmſtadt hat ſeit einigen Tagen die
Kraftwagen=
verbindung, die um die Mittagszeit von Bensheim nach Lindenfels
ging, eingeſtellt. Dieſe Maßnahme iſt für die Lindenfelſer
Einwohner=
ſchaft und die ganze Gegend von ſchwerſtem Nachteil, zudem in der
Hochſaiſon. — Wir fragen an, ob die Regierung ſchleunigſt mit der
oberen Poſtbehörde in Verbindung treten will, um die gefährdeten
Intereſſen Lindenfels” und Umgegend zu ſchützen?
Anfrage der Abg. Hattemer, betr. Auszahlung der Bezüge
der Penſionäre und Hinterbliebenen. Sehr viele
Pen=
ſionäre und Witwen ſind bis jetzt noch nicht im Beſitz ihrer Nachzahlung
ür Juli und Auguſt. Teilweiſe ſcheint dieſe Verzögerung auf
ver=
ſpätete Berechnung und verſpätete Auszahlung durch die Kaſſe oder
Poſt zu beruhen. Mitwirken mag dabei auch das derzeitige
umſtänd=
liche Verfahren. Die Schäden und Nachteile, die den Penſionären und
Witwen daraus erwachſen, ſind ſehr groß und unerſetzlich. — Ich frage
an, was gedenkt die Regierung zur Beſeitigung dieſer Mißſtände zu
un, damit dieſe Verzögerung vermieden und den Betreffenden ihre
Bezüge rechtzeitig gezahlt werden?
* Bezahlt Eure Aerzte gleich!
In jenen märchenhaften Zeiten, als man für eine Mark noch ein
Pfund Fleiſch kaufen fonnte, und noch nicht an der Spitze der Zeitungen
der Dollarkurs prangte, da war es ein ſchönes Vorrecht des Arztes,
jederzeit bereit zu ſein für ſeine Kranken, ohne Rückſicht auf die eigenen
wirtſchaftlichen Verhältniſſe. Reichtümer zu ſammeln, war nur
Weni=
gen beſchieden; Regel war es, daß der Arzt bis in ſein hohes Alter mit
Befriedigung ſeinen Beruf ausübte, ohne Rückſicht auf Stand und Rang.
Leitend für ihn war der Gedanke, ſeinen Kranken zu helfen,
Krank=
heiten zu heilen, und wo er das nicht mehr konnte, zu lindern, ſo weit
ihm das möglich war. Häufig war er der vertraute Freund des Hauſes
und der treue Berater der Familie in ſo vielen nicht rein ärztlichen
Fragen. Manche Gutgeſtellte gaben ihm jährlich unaufgefordert ein
angemeſſenes Honorar für ſeine Bemühungen in guten und ſchlimmen
Tagen. Anderen ſandte er ſeine Rechnung am Ende des Jahres oder
auch in kürzeren Zeiträumen. Dabei zahlte der Begüterte mehr, der
Minderbemittelte weniger und der Arme ging wohl leer aus.
Kauf=
männiſch war das nicht gedacht, aber menſchlich. Heute iſt, wie über ſo
viele, die Not auch über die Aerzteſchaft hereingebrochen. Hilflos ſtehen
auch die Aerzte der Teuerungsſturmflut gegenüber. Das Erſparte iſt
n ein Nichts zuſammengeſchrumpft. Sie müſſen ausharren in ihrem
verantwortungsvollen Beruf und ſehen, wie ſie mit ihrem Idealismus
der Not Herr werden. Viele ihrer treuen Patienten ſind ſelbſt
ver=
armt, andere ſind in die Krankenkaſſen geflüchtet, um die Vorteile der
billigen Honorare zu genießen; nur noch ein kleiner Teil kommt als
Selbſtzahler in Betracht. Gar manche von dieſen verkennen die Lage
und ſehen in ihrem Arzt noch immer den wohlhabenden Mann. Für
Bequemlichkeiten haben ſie Geld genug. Wenn das höchſte irdiſche Gut,
die Geſundheit, auf dem Spiele ſteht, da vertraut man deren
Wieder=
herſtellung dem Arzte an und erhofft wirkſame Hilfe. Bei der
Bezah=
lung aber geht man oft häufig recht kritiſch zu Werke. Es gehört wohl
zu den größten Seltenheiten, daß heute noch jemand das Arzthonorar
zu niedrig anſieht und aus freien Stücken und aus Dankbarkeit eine
Erhöhung eintreten läßt, wenn die Rechnung etwas zu beſcheiden
aus=
gefallen iſt.
Hier muß Wandel geſchaffen werden. Es kann dem Arzt nicht
zu=
gemutet werden, wenn er zu einem ſchweren Unglücksfall, an ein
Kran=
kenbett oder zu einem dem Tode Nahen gerufen wird, zu ſagen: Wollt
ihr mich nicht gleich bezahlen?. Ich habe Frau und Kinder zu Hauſe.
Er kommt, wenn man ihn mitten in der Nacht ruft und fragt nicht erſt:
Könnt oder wollt ihr mich bezahlen? Er folgt ſeiner Pflickt und geht,
ob Arm oder Reich, wenn es die Not gebietet; er weiß, wie ihm oft
hinterher gedankt wird. Jeder ältere Arzt hat darüber ſeine
Erfah=
rungen. „Kommen Sie ſchnell, helfen Sie, das Geld ſpielt keine Rolle,
hat es nur zu oft geheißen; nur zu gut weiß er, wie kurz das
Gedächt=
nis der Menſchen ſein kann.
In der Sprechſtunde iſt ſchon ſeit Jahren die Varzahlung
einge=
führt und jeder Arzt verpflichtet, Barzahlung zu fordern. Immerhin iſt
es für ihn peinlich, ſeine Patienten trotz des aushängenden Plakats
daran erinnern zu müſſen. Was nirgends mehr üblich iſt, dem Arzte
mutet es das Publikum zu, und nicht einmal das minderbemittelte,
ſon=
dern gerade das zahlungsfähige. In der Beſuchspraxis iſt heute die
Barzahlung noch nicht ſo allgemein üblich geworden; e3 beſteht da noch
eine gewiſſe Scheu, ſowohl des Patienten, wie der Aerzte. In anderen
Ländern kennt man dieſes Vorurteil nicht, und ich hoffe und wünſche,
daß auch bei uns ſich unter dem wirtſchaftlichen Druck der Zeit die
Er=
kenntnis durchſetzen wird, daß bei ſofortiger Barzahlung, deren
Vor=
teile: Erſparniſſe an Zeit, Papier, Porto, Aerger u. dgl., auf der Hand
liegen, das Vertrauensverhältnis zwiſchen Arzt und Patient nicht zu
leiden braucht. Kein vernünftiger Arzt wird es ſeinen Patienten
übel=
nehmen, wenn er ſich vorher erkundigt, wieviel ihm die ärztliche
Be=
handlung koſten wird. Selbſtverſtändlich kann man weder dem Arzt
noch ſeinem vielleicht ſchwer kranken Patienten zumuten, daß vor
Be=
ginn der ärztlichen Tätigkeit ein Vortrag über die Berechnung der
Honorare gehalten wird. Die Anregung ſollte immer von der
Patien=
tenſeite ausgehen. Heute werden es die meiſten Aerzte dankbar
be=
grüßen, wenn ſie wenigſtens nach Abſchluß der Behandlung gleich
be=
zahlt werden. Für das Publikum hätte das gewiſſe Vorteile inſofern,
als es nach dem gerade geltenden letzten Teuerungsindex bezahlen kann,
während im anderen Falle der Index des Tages der Rechnungſtellung
zu Grunde gelegt wird und außerdem verlangt werden kann, daß der
Entwertungsfaktor am Tage der Zahlung Berückſichtigung ſindet, und
S.
in Zukunft auch wohl eine Aufwertung gefordert wird.
ging mit ſich ſelbſt zu Rate, welchen Betrag er wagen ſollte, zu
nennen. Luis Augen brannten vor Habgier, ebenſo die des
Kuttenträgers und des Schankwirtes Amadeo. Nur der
ſchwarz=
bartige Sergeant ſchien unberührt. Er hatte vielleicht andere
Beweggründe für ſeine Beteiligung als nur Gewinnſucht. Nach
ein paar Augenblicken zog Luis den Kuttenträger beiſeite und
begann mit ihm eine Unterredung im Flüſterton, ſo allmählich
wurden auch die anderen hineingezogen. Luis ſchrieb und
no=
tierte Ziffern auf ein Papier, wobei er offenbar einen jeden nach
ſeinen Forderungen befragte. Hier und da entſtand ein kurzer,
aber heftiger Wortwechſel zwiſchen ihm und den anderen. Es
ſah aus, als verſuchte er ihre Forderungen herabzudrücken, und
als wäre keiner ſo recht geneigt, ſeine Führerrolle anzuerkennen,
die doch eben erſt nach ſeiner Rede eine gegebene Sache zu ſein
ſchien. Zu allerletzt winkte Luis Senjor Poſada, aber dieſer
ignorierte ſeine Aufforderung gänzlich und zog nur die
Ober=
lippe über die Zähne. Luis errötete und ſchien im Begriff
auf=
zubrauſen, als Herr Bekker in ſeinem gewöhnlichen
befehlshabe=
riſchen Tone ſagte:
„Na ſind Sie noch nicht fertig? Ich kann doch nicht die ganze
Nacht daſtehen und warten. Was iſt Ihre Forderung?”
„Senjor Bekker,” ſagte Luis einſchmeichelnd, „wir haben
überlegt, was für die Sache unumgänglich notwendig iſt. Und
wir ſind zu dem Reſultat gekommen — Sie müſſen das Riſiko
für uns alle bedenken — daß 100 000 Peſetas ...."
„Hol’ euch der Teufel,” unterbrach Herr Bekker. „Hol’ euch
alle miteinander der Teufel! Hunderttauſend Peſetas! Warum
nicht gleich eine Million? Hunderttauſend, um dieſes
Dreck=
fürſtentum zu ſtürzen! Glaubt ihr, ich bin verrückt? Verflucht
noch einmal, die glauben, ich bin wahnſinnig! Und dieſer Herr
er wies auf Senjor Poſoda — der iſt wohl noch gar nicht
Wieviel bekommt denn der? Auch
hundert=
auf dem Regiſter
tauſend? Was?”
Herr Bekker fixierte herausfordernd den ſchwarzen
Serge=
anten, deſſen Brauen ſich tief über die Augäpfel ſenkten,
wäh=
rend er langſam erwiderte:
„Ganz recht, Senjor. Hunderttauſend Peſetas iſt das
min=
deſte, was ich beanſpruche, um mich an Ihrem Unternehmen zu
beteiligen. Warten Sie, Senjor, underbrechen Sie mich noch
nicht! Bedenken Sie, ohne mich können Sie nichts ausrichten,
nichts, Senjor! Die Baſtion beherrſcht die Stadt, und unſere
Kanonen ſind gottlob in Ordnung. Und bedenken Sie, Senjor,
daß zweihundert Mann in Waffen immer einige Chancen gegen
Amadeos Geſindel und Vater Jgnazios Freude vom Lande
haben. Hunderttauſend Peſetas, Senjor. Antworten Sie mir,
wenn Sie das zuviel finden!“
Herr Bekker erfüllte dieſen Wunſch ſofort in einem Spaniſch,
das von den pittoreskeſten Flüchen ſtrotzte, doch der ſchwarze
Sergeant brachte ihn mit einer drohenden Geſte zum Schtveigen
und ſagte:
Neue Vorſchläge gegen die Baunot.
* Auch von Regierungsſeite wird heute zugegeben, daß die
Zuſchußwirtſchaft im Bauweſen ein Fehlſchlag war. Was ſoll
nun an ihre Stelle geſetzt werden? Daß der unvermittelte
Ueber=
gang zur freien Wirtſchaft auf dem Wohnungsmarkt nicht zum
Ziele führen kann, wird von denjenigen, die ſich
unvoreingenom=
men mit der Frage beſchäftigt haben, als feſtſtehend angeſehen.
Von den Vorſchlägen, die in der letzten Zeit gemacht worden
ſind, um zu einer Umſtellung zu gelangen, verdient eine
Aeuße=
rung des Regierungsrats im Reichsarbeitsminiſterium H. Heuher
Beachtung, die er in der „Bauwelt” veröffentlicht. Hier wird eine
geſetzliche Tilgungspflicht gefordert. Die Lebensdauer eines
nor=
malen Wohnhauſes nimmt man zu hundert Jahren an. Danach
würde alſo alljährlich eins vom Hundert ſeines Sachwertes
ver=
braucht werden. Für dieſen Verbrauch bringt der Nutznießer der
Wohnung heute (in der Regel) keinen entſprechenden Gegenwert
auf. Dieſen unwirtſchaftlichen Zuſtand ſoll die vorgeſchlagene
Tilgungspflicht beſeitigen, wobei die Tilgungsbeträge, die in der
Form der Miete mit eingehoben werden, für die Neubautätigkeit
geſichert werden ſollten. Ueher das Ergebnis dieſer Maßnahme
tellt der Verfaſſer folgende Berechnung an: Der geſamte
Ge=
bäudewert wurde vor dem Kriege auf etwa 65 Milliarden
Gold=
mark geſchätzt. Er muß heute bei einer fünftauſendfachen
Ver=
teuerung mit 325 Billionen Papiermark angenommen werden.
Eine jährliche Tilgungsrate in Höhe von eins vom Hundert
die=
er Summe würde alſo 3250 Milliarden Papiermark ergeben,
womit die Finanzierung von 150 000 Wohnungen geſichert wäre.
Die Tilgungsquote auf das einzelne Haus ſoll nach dem
Vorſchlage des Verfaſſers Eigentum des Hausbeſitzers bleiben;
er ſoll nur für die Dauer der augenblicklichen Notlage gewiſſe
Eigentumsbeſchränkungen in den Kauf nehmen, inſofern, als er
geſetzlich zu verpflichten wäre, die Tilgungsbeträge vierteljährlich
an ein Geldinſtitut abzuführen, das unter Aufſicht des Staates
die aufkommenden Summen für Neubauzwecke ausleiht. Als
Sicherheit für ſeine Forderung an das Geldinſtitut würde er eine
wertbeſtändige Schuldverſchreibung erhalten, die börſenfähig und
beleihbar ſein müßte und im übrigen ſo auszugeſtalten wäre,
wie es der jeweiligen Wirtſchaftslage entſpricht. Zum
minde=
ten würde ſie zum vollen Werte auszuloſen oder in gewiſſen
Zeiträumen mit entſprechenden Quoten zu tilgen ſein. Eine
irgendwie nennenswerte Höhe der Verzinſung kann natürlich
zunächſt nicht in Frage kommen, weil ſie mit der Wirtſchaftslage
nicht zu vereinbaren wäre. Um die Wertbeſtändigkeit der
Be=
ſeihung zu ſichern, iſt es natürlich erforderlich, daß auch die
Be=
leihung der Neubauten, die mit Hilfe der Tilgungsbeträge
er=
richtet werden würden, in wertbeſtändiger Form und mit der
Verpflichtung zur Tilgung erfolgt.
Bei dieſem Verfahren würden die Koſten für neue und alte
Wohnungen auf den gleichen wirtſchaftlichen Grundlagen
ermit=
telt werden und kaum noch nennenswert voneinander abweichen.
Damit entfiele auch die ungleiche Belaſtung für die Miete in
neuen und alten Häuſern. Es würden ſich aber auch, wie der
Verfaſſer annimmt, die Ausſichten ſteigern, durch Einführung
der wertbeſtändigen Hypothek Privatkapital in einem Umfang
auf den Baumarkt heranzuziehen, daß davon ein, weſentlicher
Einfluß auf die Wohnungsnot erwartet werden könnte. Die
Frage, welche Belaſtung die hier vorgeſchlagene Tilgung für den
Mieter bringen würde, beantwortet der Verfaſſer durch ein
Bei=
ſpiel: Angenommen, ein Mietshaus mit 20
Zweizimmerſvohnun=
gen habe einen Friedenswert von 100 000 Goldmark. Sein
heu=
tiger Sachwert betrüge 500 Millionen Papiermark. Der einzelne
Mieter würde alſo mit 250 000 Papiermark, d. h. alſo dem 600 Betrage der Friedensmiete, belaſtet. — Einen anderen
Vorfchlag macht Architekt Franz Maſſer=Berlin. Dieſer
Vor=
ſchlag kommt auf eine Art Zwangsſparkaſſe hinaus, deren
Spar=
gelder zum Wohnungsbau verwendet werden. Im einzelnen
wird gefordert, daß eine zu erhebende Wohnungsbauabgabe ſich
automatiſch dem Einkommen anpaßt. Es wird davon
ausgegan=
gen, daß das Geſamteinkommen des deutſchen Volkes vor dem
Kriege rund 25 Milliarden jährlich betrug. Es wird heute nicht
mehr als die Hälfte, alſo 12,5 Milliarden, betragen. Eine
Ab=
gabe von 5 v. H. von dieſem Einkommen würde demnach 625
Gold=Millionen erbringen, wovon rund 156 000 Wohnungen
jährlich bezuſchußt werden könnten, wenn der Zuſchuß auf 4000
Goldmark für die Wohnung feſtgeſetzt wird. Die Abgabe iſt von
jedem Einkommen zu leiſten. Von der Abgabe zahlen alle
Arbeitnehmer die Hälfte, die Arbeitgeber die andere Hälfte.
Bei dem ſelbſtändigen Einkommen trägt der Steuerzahler die
Abgabe allein. — Die Verwaltung der Abgabe ſoll nach dem
Vorſchlage des Verfaſſers den Landesverſicherungsanſtalten
zu=
gewieſen werden, von denen auch der Bauzuſchuß ausgezahlt
wird. Das Geſetz über die Alters= und Invalidenberſicherung
kann dafür aufgehoben werden, da es bei den jetzigen
Geldver=
hältniſſen doch längſt überholt iſt. Dafür erhalten alle
Abgaben=
zahler beim Eintritt in ein geſetzlich feſtzulegendes Alter den
von ihnen gezahlten Wohnungsbauabgabebetrag zurück.
„Nur keine großen Worte, Senjor! Zweimalhunderttauſend
wären ein billiger Preis für Punta Hermoſa — meinen Sie
nicht ſelbſt? Wer weiß, ob Sie es vom Großherzog für eine
halbe Million bekommen könnten — mein Schweſtersſohn iſt
Küchenjunge bei Joaguin auf dem Schloß, Senfor. Und er
war der gegenteiligen Anſicht. Nicht für eine Million, ſagte er
— Sie wiſſen ja, dieſe Jungen ſtecken ihre Naſe in alles,
Senjor!“
Senjor Poſadas ſprach mit boshafter Betonung, und Herr
Bekker erbleichte jäh. Zum Teufel!, Hatte dieſer Sergeant von
ſeiner Vormittagsviſite im Schloß Wind bekommen? Verdammt!
Hatten die anderen verſtanden, was er meinte. Er ſtarrte ſie
nervös an, um ſich davon zu überzeugen. Gott ſei Dank, ſie
chienen nicht zu kapieren. Hatte der elende Sergeant recht? War
es richtig, daß der alte Schutthaufen dort droben die Stadt
be=
herrſchte? Ja, tauſend Teufel, unmöglich war es nicht, und auf
jeden Fall konnte der Sergeant den Plan verraten. Aber 200 000,
zweimalhunderttauſend, für dieſe Verbrecherbande! Und alles
wegen des Beſuchs beim Großherzog und Paqueno — der Teufel
ſollte ſie und den Schweſterſohn des Sergeanten holen! Aber
Punta Hermoſa — er mußte Punta Hermoſa haben — da lagen
Millionen, und warteten darauf, eingeſteckt zu werden. Seien
Sie ganz ruhig, Herr Sergeant, und Sie Luis und ihr anderen.
Herr Bekker wird ſie einſtecken — und die zweimalhunderttauſend
auch — aus euren Taſchen zurück! Verlaßt euch darauf, ihr
Ha=
lunken! Jetzt gibt er 200 000, weil er muß, aber es wird nur auf
kurze Zeit ſein.
Herr Bekker, deſſen Erwägungen kaum mehr als eine halbe
Minute in Anſpruch genommen, zündete ſich ruhig an einer der
qualmenden Kerzen eine Zigarre an und ergriff wieder das Wort.
Er erklärte kurz und bündig, daß er 200 000 für einen lächerlichen
Betrag anſehe, um ein ſolches Herzogtum, wie Minorca, zu ſtürzen
(die Verſammlung murrte); aber ehe er riskierte, daß ſie ſich
blamierten, wollte er darauf eingehen, ihnen 200 000
vorzu=
ſchießen. Was die Verteilung betraf, mochten ſie das ſelbſt nach
beſtem Wiſſen und Gewiſſen ordnen (ein wilder Lärm erhob ſich
unter den Verſammelten); wenn ſie damit fertig wären, könnten
ſie ihn wieder hereinrufen: er ziehe es vor, unterdeſſen ſeine
Zigarre in Vater Jgnazios Gärdchen zu rauchen. Noch einmal,
200 000, aber auch nicht eine Peſeta mehr!
Herr Bekker, vielleicht ein beſſerer Diplomat, als er wußte,
verſchwand in einer Tabakswolke und überließ es den Wölfen,
die Beute ſelbſt zu teilen. Seine Promenade im Mondſchein
währte zwanzig Minuten, dann erſchien Luis, rot und erhitzt,
um unter vielen unſchmeichelhaften Ausdrücken über Senjor
Po=
ſada 250 000 vorzuſchlagen. Offenbar war der ſchwarzbärtige
Führer nicht ſo leicht herumzukriegen. Herr Bekker weigerte ſich
aufs entſchiedenſte, ein Centime mehr als 200 000 zu geben. Luis
hörte ſeine Weigerung mit mürriſchem Schweigen an.
(Fortſetzung folgt.)
Seite 6.
Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 28. Auguſt 1923.
Nummer 237
Reich und Ausland.
Die Bluttat in Frankfurt.
Der Ueberfall am Römerhof, deſſen Opfer der Vorſitzende der
Frankfurter Kreisbauernſchaft, Carl v. Goſen, am Donnerstag nacht
wurde, iſt durch die Frankfurter Kriminalpolizei raſch der Aufhellung
näher gebracht worden. Beamte der Kriminalpolizei begaben ſich am
Samstag vormittag nach Griesheim, da es von Anfang an feſtſtand,
daß die Felddiebe dort im beſetzten Gebiet zu ſuchen waren. In
ge=
meinſchaftlichem Vorgehen mit der dortigen Polizei wurden 7
Bau=
arbeiter, nahe dem Wald von Ried, feſtgenommen, und auf Grund ihrer
Ausſagen noch 7 Perſonen in ihren Wohnungen verhaftet und nach
Frankfurt geſchafft. Es handelt ſich dabei um Perſonen, die, zum
größten Teil verheiratet, in der Mehrzahl auskömmlichen
Wochenver=
dienſt haben und keineswegs eine beſondere Notlage als Vorwand ihrer
Kartoffeldiebſtähle vorſchützen können. Der Ueberfall auf das Gut und
die Perſon des Pächters iſt durch die Geſtändniſſe der Haupttäter faſt
lückenlos aufgeklärt; es ſteht auch feſt, wer den tödlichen Schuß auf
Herrn v. Goſen abgegeben hat, und verſchiedene Geräte, mit denen
die Felddiebe gegen die Leute vom Gut vorgingen, ſind ermittelt
wor=
den. Am Samstag abend kamen die Verhafteten ins Gerichtsgefängnis;
zwei weitere Perſonen wurden noch am Sonntag in Griesheim
ver=
haftet.
Deutſches Leben in Rußland.
D.A. I. Ein allruſſiſcher deutſcher Kulturverein wurde im Juli in
Moskau gegründet. Der Verein iſt aus dem deutſchen Kultur= und
Wirtſchaftsverbande hervorgegangen, deſſen Satzungen von der
Regie=
rung nicht beſtätigt wurden, und bezweckt die Erhaltung und Förderung
der deutſchen Kultur und Sprache unter den Deutſchen in Rußland, vor
allem unter den deutſchen Koloniſten. Es iſt beabſichtigt, Zweigvereine
in allen größeren deutſchen Kolonien Rußlands ins Leben zu rufen,
womit bereits teilweiſe begonnen wurde. Seine Haubtaufgabe ſieht der
Verein in der Wiederaufrichtung und Förderung des deutſchen
Schul=
reſens; er hat ſich mit dem „Verlag für Weſtvölker” in Moskau in
Ver=
bindung geſetzt, der eine Reihe deutſcher Schul= und Leſebücher
heraus=
geben ſoll. Einige deutſche Schulbücher für die erſte und zweite Stufe
ſind bereits im Druck. Die Bücher ſind in erſter Linie für die deutſchen
Koloniſten beſtimmt und werden auch landwirtſchaftliche Fachfragen
be=
handeln. Für Ende dieſes Jahres iſt die Herausgabe eines großen
deutſchen Bauernkalenders für 1924 geplant. Ferner iſt die Gründung
einer großen deutſchen Zeitung für Rußland beabſihtigt, die im
Gegen=
ſatz zu den wenigen bisher beſtehenden parteikommuniſtiſchen Organen
(„Die Arbeit”, Moskau, „Unſere Wirtſchaft” und „Nachrichten”
Po=
krowsk, „Der Landmann”, Omsk. „Die Landarbeit”, Tiflis) den
allge=
meinen deutſchen Intereſſen dienen ſoll. — Schließlich nimmt ſich der
Verein auch der deutſchen Dorfſchullehrer an, deren Bildungsgrad in
den letzten Jahren ſehr ſtark zurückgegangen iſt; ſie ſollen durch
allge=
meine und ſpezielle deutſche Kurſe in Moskau, Omsk, Saratow,
Slaw=
gorod und Priſchib eine Nachſchulung erfahren. Das deutſche
pädago=
giſche Lehrer=Inſtitut in Moskau wird vergrößert und wahrſcheinlich
nach Saratow verlegt werden. Eine deutſche Regierungsſchule erſter
und zweiter Stufe für 100 Schüler in Odeſſa und eine ſolche erſter Stufe
für 50 Schüler in Omst, die im Herbſt eröffnet werden ſoll, wird auch
eine deutſche Abteilung aufweiſen. — Wir verzeichnen dieſe
Nachrich=
ten, die wir der „Rigaſchen Rundſchau” entnehmen, als die erſten
Regungen neuen deutſchen kulturellem Lebens in Rußland.
Stimmen aus dem Leſerkreife.
(Für die Deröffenilſchungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmi die Rehaftion leinartel
Der=
antwortung; für ſie bieibt auf Grund des 5 24 Abf. 2 des Ppeſſegeſches in vollem Aufunge
der Einſender verontwortſich.) — Einſendungen, die micht verwendet werden, Vöme nicht
zurückgefandt, die Ablebnung nicht bearündet werden.
iſ*
Keine Almoſen, ſondern Recht!
Den Notruf der Schriftſtellerin von der Bergſtraße habe ich mit
Intereſſe geleſen, gleichzeitig erfahre ich aus einer Zeitungsnotiz, daß
in Berlin ein Staatsbeamter der 13. Gehaltsklaſſe das
Durchſchnitts=
gehalt von 300 Millionen im Auguſt (alſo 3 Milliarden 600 Millionen
im Jahre) nun erhält — von einem Staat, der ſich in höchſter Not
be=
findet! Nehmen wir an, daß dieſer Beamte ein Akademiker, 1914 etwa
7700 Mk. Gehalt bezog und ſtellen wir dieſem einen Angehörigen der
freien Berufe von gleicher Vorbildung gegenüber, etwa einen
Rechts=
anwalt, Arzt oder Apotheker, der ſich mit einem oft unter Opferung
der Geſundheit erſparten Vermögen von 200000 Mk. 1914 zur Ruhe
ſetzte, glaubend, hiermit ſeine Familie vor jeder Not geſchützt zu
haben. Hat jener Rentner die Summe im Vertrauen auf die
Vertrags=
treue des Staats — auch in der Not — in „mündelſicheren” 4prozentigen
Staatspapieren angelegt, ſo erhält er heute noch wie 1914, daraus 8000
Mark Zinſen und kann damit verhungern. Die Summe von 200 000
Mark entſprach 1914 50 000 Dollars, welche heute zu 4 Prozent 9
Mil=
liarden Mark ergeben. Wenn der Staat dieſen Opfern der Inflation
auch heute noch nur 8000 Mk. in Papier zahlt, ſo iſt dies ein ſchlechter
Dank an ſeine Gläubiger, die ſeine Stütze waren und von deven
Steuern mancher Beamter bezahlt werden konnte. Eine ſolche
Zins=
zahlung iſt nur noch eine ſymboliſche Handlung, welche Arbeitsbraft
koſtet und nichts erreicht. Jener Rentner iſt der öffentlichen
Wohltätig=
keit anheimgefallen. Auf das Mitleid jedoch wollen wir nicht angewieſen
ſein, ſondern wir begehren Innehaltung und würdige Auslegung der
Schuldverträge. Selbſtredend kann der heutige Staat keine Goldzinſen
für das in Gold gegebene Kapital aufbringen, aber er kann denen, die
im Inland den längeren Beſitz jener deutſchen Obligationen nachweiſen
(noſtrifizierte Stücke), denjenigen Zinszuſchuß gewähren, der etwa dem
Lohnzuſchuß eines mittleren Staatsbeamten (zum Grundgehalt,
ent=
ſprechend der Markentwertung) entſpricht; er kann den Notenſegen
gleichmäßiger verteilen.
L.
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für den 29. Auguſt:
Wolkig, kühl, einzelne Negenſchauer.
Sport, Spiel und Zurnen.
Turnen.
Feldberg=Turnfeſt 1923.
— Am Sonntag fand auf dem früheren Exerzierplatze bei Bad
Homburg das diesjährige Feldbergfeſt ſtatt. Lachender Sonnenſchein
lag auf dem waldumſäumten Platze, auf dem ſich bald ein buntes
Treiben entfaltete. Turner Röbig, Vorſitzender des Feldbergausſchuſſes,
begrüßte die Wettkämpfer und begrüßte, daß trotz Geldentwertung und
Verkehrshinderniſſen 1500 Teilnehmer zu dem Bergfeſte gemeldet ſind.
Mit einem kräftigen „Gut Heil” auf die Deutſche Turnerſchaft fand
die Begrüßung ihren Abſchluß. Es folgten die Frejübungen der Turner
und daran anſchließend die der Turnerinnen, welche bei den Zuſchauern
großen Beifall fanden. Jetzt kam das Wetturnen. Für alle Klaſſen
war ein Vierkampf vorgeſchrieben, der aus Laufen, Weitſprung,
Kugel=
ſtoßen und einer Frejübung beſtand. Sieger iſt jeder Teilnehmer, der
54 Punkte erreicht hatte.
Von den Teilnehmern der Turngeſellſchaft Darmſtadt
1875 konnten folgende Turner mit dem Eichenkranz zurückkehren:
Altersklaſſe, Jahrg. 1883 und ältere: Ludwig Mulch
75 Punkte und 1. Sieger der Altersklaſſe; Ludw. Schwarz 60 Punkte.
Oberſtufe, Männer: Ludw. Lich 64 Punkte; Wilh. Kunz
56 Punkte.
Jugendturnen: Ferd. Schupp 66 Punkte; Friedr. Hotz
59 Punkte.,
K.0.
Frauen=Ahteilung der Turngeſellſchaft Darmſtadt.
Bei den leichtathl. Wettkämpfen der Berliner Turnerſchaft auf der
Grunewaldbahn am 12. Auguſt errang die zur Zeit in Berlin weilende
Turnerin Wilhelmine Schubkegel bei zahlreicher Beteiligung den
3. Preis im Dreikampf (200 Meter=Lauf, Weitſprung und Kugelſtoßen).
Turngemeinde Darmſtadt 1846.
Zahlreich fanden ſich vergangenen Freitag die Mitglieder aller
Abteilungen zu einer der früher ſo beliebten
Mannſchaftsverſammlun=
gen ein. Das turneriſche Lied ſowie turneriſche Geſinnung ſollen ſie
hochhalten und pflegen. Darum bildeten Turnerweiſen Einleitung und
Ausklang der Verſammlung. Mittelpunkt des Abends aber war einer
der Abſchnitte aus dem herrlichen Buche „Turnerjugend” von Brüning,
das Preſſewart Müller unter viel Beifall vortrug. — Anſchließende
Bemerkungen ſowie Mitteilungen, die einzelnen Abteilungen betreffend,
füllten neben einem meiſterhaften Klaviervortrag des Turners Ploch
den übrigen Teil des Abends aus. Auch die markigen Worte eines
Würzburger Turnbruders ſollen nicht vergeſſen ſein! — Alles in allem
ein abwechſlungsreicher Abend, bei dem Mancherlei zu lernen war.
Mögen ihm noch recht viel ähnliche Abende folgen zum beſſeren und
tieferen Verſtändnis des bis jetzt ſelbſt von vielen guten Turnern falſch
verſtandenen deutſchen Turnens Jahnſcher Art.
T. H.
Fußball.
„Verein für Raſenſpiele” e. V., Darmſtadt.
1. Mannſchaft — 1. Mannſchaft V.f.B.=Oberramſtadt 5:2. — 2.
Mannſchaft — 2. Mannſchaft „Germania”=Eberſtadt 1: 1. — 3.
Mann=
ſchaft — 3. Mannſchaft „Germania”=Eberſtadt 4:2. — 1.
Jugendmann=
ſchaft — 1. Jugendmannſchaft „Germania”=Pfungſtadt 1:0. (
Ent=
ſcheidungsſpiel um die Meiſterſchaft im Bezirk Darmſtadt B). — 2.
Jugendmannſchaft—2. Jugendmannſchaft Sportv. 98=Darmſtadt 2:0
(Spiel um die Gaumeiſterſchaft, Sportv. 98 Gaumeiſter). — 3.
Jugend=
mannſchaft — 1. Jugendmannſchaft F. C. U7=Bensheim 0:7.
Eintracht=Darmſtadt 1.—Union 1., F.=A. der T. G. Beſſungen 3:3 (3:0).
Auf dem Eintrachtplatze trafen ſich obige Mannſchaften. Mit
An=
ſtoß von Union beginnt ein ſchnelles Spiel, das bis zum Schluß mit
Ausnahme von wenigen Momenten durchgefüührt wird, und zwar auf
beiden Seiten. Eintracht legt bis zur Pauſe in gleichmäßigen
Ab=
ſtänden 3 Tore vor. Nach Halbzeit findet ſich Union beſſer zuſammen
und kann dank ſeiner eifrigen Spielweiſe ausgleichen, ſo daß das
End=
ergebnis 3:3 lautet. Bei Eintracht gefielen Rupp und Günther
ins=
beſondere, während bei Union Gerſtemayer in der Verteidigung die
Hauptſtütze war. Das fortwährende Reklamieren der Unionſpieler beim
Schiedsrichter wirkte ſehr häßlich und hätte unbedingt unterbleiben
müſſen.
Am Samstag abend ſpielte Eintracht in geſchwächter Aufſtellung
gegen eine kombinierte Mannſchaft des F.Kl. Bensheim und gewann
nach durchweg überlegenem Spiele mit 6:1 Toren.
Eintracht 2 — Viktoria=Mannheim 2 1:0 (0:0); Eintracht 1. Jgd.
gegen F.Kl. König 1. Jugend 7:1.
H. H.
Sportverein Jugendheim—Germania=Eſchollbrücken 1:4.
Dieſes Spiel wurde geſtern auf dem Platze in Alsbach ausgetragen.
Bis zur Pauſe konnte Eſchollbrücken mit 1:0 Toren führen. Jedoch
wegen des tiefen Sandbodens und da die Mannſchaft nur mit 10 Mann
angetreten war wird das Ergebnis 1:4.
Hocken.
Die Sportvereinigung 04, Arheilgen,
hatte am verfloſſenen Sonntag einen großen Tag. Waren doch nicht
weniger wie 6 Hockeymannſchaften der Turngeſellſchaft Mannheim und
des Turnvereins 1865 Frankfurt, ferner der gern geſehene Müllerſche
Mädchenchor aus Langen ihre Gäſte. Der veranſtaltete Werbe=Hockey=
Tag kann als gelungen gelten, indem von allen Mannſchaften ſehr
in=
tereſſante, in lebhaftem Tempo durchgeführte Spiele vorgeführt
wur=
den. Die alle Teile des Körpers gleichmäßig in Ainſpruch nehmende
und ſomit anſtrengende Tätigkeit beim Hockey kam klar zur Geltung
und bewieſen auch die Damen durch ihr friſches flottes Spiel, daß
Hockey ſehr nützlich iſt. Frankreich gewann ſämtliche Spiele, und zwar
die Damenelf mit 9:0, die erſte Mannſchaft mit 6:1, die 2. mit 5:3
Toren. — Abends erfreute man ſich herzlich im vollbeſetzten Saale
„Zum Löwen” an den Geſängen und Tänzen des Müllerſchen
Mädchen=
chores, dem man nur zu gerne länger und öfter zuhören möchte.
Die erſte Mannſchaft brachte das erſte Ausſcheidungsſpiel um die
Liga gegen Griesheim in Griesheim zum Austrag und gewann
über=
raſchend mit 6:0 Toren.
Schwimmen.
— Am 9. September findet als Abſchluß des Sommerhalbjahrs
im Woog das Bezirks=Schwimmfeſt der hieſigen
Verbands=
vereine ſtatt, welches die Turngemeinde 1846 übernommen hat. Am
Samstag, den 8. September werden die Schulen Darmſtadts in zwei
Staffeln zu 10 Schülern gegenſeitig die Kräfte meſſen. Zu dieſen
neu=
artigen Wettkämpfen ſind Wanderpreiſe geſtiftet, und es wird für jede
Schule ein erſtrebenswertes Ziel ſein, ihren Namen recht oft auf dieſen
ſtehen zu ſehen. Die übrigen Wettkämpfe werden vom Schwimmklub
Jungdeutſchland, dem Schwimmſportverein „Möve” und der Turn=
R. G.
gemeinde 1846 beſtritten.
* Der Ausbau des Weſtluftverkehrs.
Die Entwicklung der Welthandels=Lufrfahrt iſt jetzt bereits in ein
Stadium getreten, das in Anbetracht, daß alles in den letzten vier
Jahren geſchehen iſt, große Hoffnungen für die Zukunft geſtattet. Einen
Ueberblick über das bisher Erxeichre und die Pläne in der nahen
Zu=
kunft veröffentlicht die Timeé auf Grund von Angaben des britiſchen
Luftminiſteriums und gibt auch anſchauliche Karten heraus. Die
ſtärk=
ſten Anſtrengungen ſind in Europa gemacht worden, während in den
Vereinigten Staaten eine Luftpoſtverbindung auf lange Strecken
be=
ſteht, zwei außerordentlich wichtige lange Luftſtrecken in Auſtralien
vor=
handen ſind, einige nur militäriſche Luftdienſte im nahen Oſten,
kurze Luftſtrecken in Mittel= und Südamerika und eine Ausdehnung
des europäiſchen Verkehrs nach Nordafrika. All dieſe Strecken ſind noch
nicht in regelmäßiger Benutzung, aber die Pläne ſehen einen täglichen
Dienſt vor, und auf der Mehrzahl der Routen wird ein Verkehr
zweimal in der Woche durchgeführt. Der Luftverkehr in Europa wird
in der Hauptſache von engliſchen, franzöſiſchen und deutſchen
Geſell=
ſchaften beſtritten. Ueberall verſucht man, die langen internationalen
Routen zu entwickeln, und zwei Beiſpiele dieſer Art ſind die
Ausdeh=
nung der deutſchen Luftlinie von Berlin nach Moskau über eine
Ent=
fernung von 1700 Km. und der engliſche Verſuch, den Verkehr von
Köln bis Prag fortzuſetzen. Die Franzoſen verfolgen dieſelbe Politik
und bemühen ſich, einen regelmäßigen Luftdienſt zwiſchen Paris und
Konſtantinopel über Prag, Wien, Budapeſt und Bukareſt in einer
Entfernung von 2500 Km. durchzuführen. Frankreich hat
über=
haupt weitere Luftlinien entwickelt als die meiſten anderen Länder und
plant jetzt, ſeine nordweſtafrikaniſchen Kolonien mit der Heimat zu
verbinden. Ein täglicher Luftdienſt von Toulouſe nach Caſablanca iſt
im Entſtehen, und ebenſo ſind Verkehrswege vorgeſehen von
Mar=
ſeille nach Algier und von Antibes nach Tunis im Seeflugzeug,
wäh=
rend die Caſablanca=Linie an der weſtafrikaniſchen Küſte entlang nach
Dakar in Senegal ausgedehnt und nach den Kanariſchen Inſeln
weiter=
geführt werden ſoll. Die Zuſchüſſe des Staates zu dieſen
Unterneh=
mungen ſind in dieſem Jahre mit 50 Millionen Frs. beziffert. In
Deutſchland beſtehen gegenwärtig 8 Luftlinien und der Verkehr
mit Rußland ſoll beſonders ausgebaut werden; außerdem will man
Deutſchland mit Dänemark und Skandinavien überhaupt durch die
Luft näher verbinden. Polen hat 2 Luftlinien, ebenſo viele
Eſt=
land, während Dänemark den Anſchluß an die deutſchen Linien von
Hamburg aus ſucht. Belgien führt eine kurze Linie für
Waren=
verkehr von Brüſſel nach Lympne, Holland hat 2 Linien, eine nach
London und eine nach Paris. In Spanien, iſt nach verſchiedenen
vergeblichen Verſuchen wenigſtens eine Linie, die von Sevilla nach
La=
rache, im Gang. In Italien gibt es gegenwärtig noch keine
Luft=
verkehrslinie, aber eine, die von Brindiſi nach Aegypten führen ſoll, iſt
im Entſtehen. Aſien iſt ohne regelmäßigen Handelsluftverkehr, mit
Ausnahme von Siam, wo eine Poſtlinie zwiſchen Korat und Ubon
beſteht. Die Linien, die die Franzoſen und Engländer im mittleren
Oſten und in Irak aufrecht erhalten, dienen hauptſächlich militäriſchen
Zwecken. Amerika, das nicht in demſelben Maße wie England,
Deutſchland und Frankreich die Erfahrungen des Krieges ausnutzen
konnte, hat ſeinen Luftdienſt noch nicht genügend ausgebildet. Der
einzige Verkehr quer durch das Land iſt die Poſtlinie der Regierung,
während ſonſt nur kurze Strecken für den Luxusverkehr unregelmäßig
geflogen werden. Südamerika hat einige kleine Dienſte.
Argen=
tinien richtet jetzt einen Poſtdienſt mit Seeflugzeugen zwiſchen Buenos
Aires und Montevideo ein; Braſilien plant eine Luftroute zwiſchen
Rio de Janeiro und Porto Alegro; in Columbien wird mit deutſcher
Hilfe eine Linie eingerichtet, die etwa 1000 Km. zwiſchen Beranquilla
und Cartagna, St. Marta und Girardot führen wird. Kanada hat
ſeine Luftfahrzeuge bisher nur für Ueberwachungs= und pbotographiſche
Zweck verwendet. Aber es iſt hier gelungen, mit dem Flugzeug
un=
zugängliche Berawerkslager zu erreichen und in einem Falle eine
Luft=
reiſe in zweieinhalb Tagen zurückzulegen, zu der man ſonſt II Tage
braucht. Auſtralien hat 2 wöchentliche Dienſte im Gange, einen in
Weſtauſtralien und einen in Queensland, die bedeutende Strecken von
mehr als 1000 Km. überfliegen. Vier weitere Linien ſind im Werden.
In Neuſeeland arbeiten 3 Geſellſchaften an der Einrichtung von
Luftlinien. Von den neun Staaten Europas bis zu den kleinen
ſüd=
amerikaniſchen Republiken iſt kaum einer, der ſich nicht mit Luftplänen
trägt. Große Unternehmungen, die geplant werden, ſind z. B. die
Luftlinie von Holland nach Oſtindien, die von Sevilla bis Buenos
Aires und die von England nach Italien über Aegypten. Wird der
Luftverkehr erſt ſo beliebt ſein, daß er auch Gewinne abwirft — was
bisher nicht der Fall iſt — ſo dürften wir einen gewaltigen Aufſchwung
erleben.
Tageskalender.
Sommerſpielzeit Bruno Harprecht (Kleines Haus), 7½
Uhr abends: „Charlehs Tante‟. — Deutſche Demokratiſche
Partei abends 8 Uhr im Saalbau Vortrag Pfarrer Korell.
Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, „Stadt und Land”.
„Reich und Ausland”: Max Streeſe; für den Inſeratenteil:
J. V. A.. Flciſcmann, — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Rummer hat 8 Seiten
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Ver=
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Dank.
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Geſchwiſter Dambmann
Eberſtadt, 27. Aug. 1923. Apotheke.
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(7109
Für die Beweiſe liebevoller
Teil=
nahme in der Trauer um unſere
liebe Mutter
Frau Johanna Fiſcher
geb. Bertholdt
(*23586
ſagen herzlichſten Dank.
Laurenz Fiſcher
Emma Fiſcher
Darmſtadt, den 27. Auguſt 1923.
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Verſchiedenes. (*259
Näh. Geſchäftsſtelle.
Knabenrad,
vollſtän=
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28. Auguſt 1923 Nr. 237
Goldrechnung und Einzelhandel.
Man ſchreibt uns: Der Hanſa=Bund hat in eingehenden
Darlegun=
gen an den Reichskanzler und den Reichswirtſchaftsminiſter darauf
hin=
gewieſen, daß es nicht angeht, im gegenwärtigen Umſtellungsprozeß der
geſamten wirtſchaftlichen Rechnungsmethoden auf die Baſis der
Gold=
währung die Schranken aufrecht zu erhalten, die Einzelhindel und
Kleingewerbe an einer Preisgeſtaltung hindern, durch die er Anteil
nimmt an der durch die Inflation in den volkswirtſchaftlichen
Zirku=
lationsprozeß hineingepumpten zuſätzlichen Kaufkraft. Mit der
nun=
mehr durchgeführten Valoriſierung der Steuerzahlungen und der
wert=
beſtändigen Anpaſſung der Löhne an die Geldentwertung darf die
bis=
her geforderte Begrenzung der Kalkulation auf die Geſtehungskoſten
nicht mehr aufrecht erhalten werden, ſoll nicht ein wertvoller Beſtandteil
der deutſchen Wirtſchaft vernichtet werden. Der Hanſa=Bund hat damit
erneut auf die von den Spitzenverbänden des Einzelhandels
aufgeſtell=
ten Forderungen hingewieſen und hat deren Anerkennung als eine
ſelbſtverſtändliche Folgerung aus der vom jetzigen Reichskabinett
ein=
geleiteten Finanz= und Währungspolitik bezeichnet.
Handel und Wandel in Heſſen.
h. Landwirtſchaftliche Warenzentrale. A. G. in
Darmſtadt. Das mit 500 Mill. Mk. Grundkapital errichtete
Unter=
nehmen bezweckt den Betrieb von Großhandelsgeſchäften und
Unter=
nehmungen aller Art, die Beſchaffung landwirtſchaftlicher
Gebrauchs=
gegenſtände und Einrichtungen, ſowie den Aufkauf, die Verarbeitung,
Lagerung und Verwertung landwirtſchaftlicher Erzeugniſſe, die
Finau=
zierung des genoſſenſchaftlichen Warengeſchäfts im Bezirk des Verbands
der Heſſiſchen Landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaften. Das Grundkapital
iſt eingeteilt in 10 000 Aktien je 20000 Mk., 20 000 je 10 000 Mk., 18000
je 5000 Mk. und 10 000 je 1000 Mk., die auf den Inhaber lauten, mit
Ausnahme von 8000 Aktien je 1000 Mk., die als Namensvorzugsaktien
ausgegeben werden mit 6 Prozent Vorzugsdividegi= und 20fachem
Stimmrecht. Alle Aktien werden zu 115 Prozent zusgegeben. Zum
Vorſtand wurden beſtellt Direktor Georg Berg uud Direktor Joſeph
Strasburger, beide in Darmſtadt. Die Gründer, die ſämtliche Aktien
übernommen haben, ſind: die Landwirtſchaftliche Zentcalgenoſſenſchaft
e. G.m.b. H., Darmſtadt, die Landesgenoſſenſchaftsbank e. G.m. b.H.,
Darm=
ſtadt, Gutsbeſitzer Karl Wilhelm Jakob Walter in Lengfeld, Landwirt
und Molkereigenoſſenſchaftsdirektor Johannes Keipp 1. in Wallenrod
und Beigeordneter Georg Philipp Kopp 4. in Reinheim. Den erſten
Aufſichtsrat bilden Gutsbeſitzer Fritz Beiſer 5. in St. Johann (
Rhein=
heſſen), Oekonomierat Otto. Dettweiler in Wintersheim, Bürgermeiſter
Karl Schröder in Elbenrod, Bürgermeiſter Georg Möbs in Gettenau,
Profeſſor Dr. Hermann Biedenkopf in Groß=Umſtadt, Landwirt Wilh.
Kredel 1. in Steinbuch, Gutspächter Adolf Müller in Georgenhauſen.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
h. Waren=VermittlungsA. G., Frankfurt a. M. Mit
200 Mill. Mk. Aktienkapital wurde in Frankfurt a. M. dieſe Geſellſchaft
gegründet. Gegenſtand des Unternehmens iſt die Vermittlung von
Warengeſchäften, insbeſondere in landwirtſchaftlichen Produkten. Dem
erſten Aufſichtsrat gehören an: Staatsrat a. D. Fritz Schön,
General=
direktor der Bad. Landwirtſchaftlichen Hauptgenoſſenſchaft zu
Karls=
ruhe, Handelsrichter Max Nubſtadt=Frankfurt a. M., Dr. Aengenheiſter,
Generaldirektor der Zentral=Bezugs= und Abſatzgenoſſenſchaft des Bad.
Bauernvereins zu Freiburg i. B., Siegfried Eulau=Frankfurt a. M.,
Max Fiſch=Mannheim, Alexander Herlinger= Frankfurt a. M., Stadtrat
Valentin Liebmann, Vorſtand des Konſumvereins für Frankfurt a. M.,
Emil Schmitz, Direktor der Pfälziſchen Mühlenwerke in Mannheim.
* Merkur A.=G., Wiesbaden. Die Verwaltung beantragt
Kapikalserhöhung um 100 Mill. (Ao. G.=V. am 19. September
Chemiſche Fabrik Harburg=Staßfurt, vorm.
Thörl, Heidtmann A.=G., Harburg. Die a. v. G.=V.
bean=
tragt Kapitalserhöhung um 8 auf 15,5 Mill. 7,5 Mill. werden den alten
Aktionären im Verhältnis 1:1 zu 100 000 ₰ zum Bezug angeboten
werden.
Hanſa, Automobil= und Fahrzeugwerke A.=G.,
Varel i O. Die Verwaltung beantragte Kapitalserhöhung um 35
Mill. auf 135 Mill. Auf Antrag eines Aktionars ſoll dieſer Vorſchlag
dahin geändert werden, daß ſtatt 35 Mill., 60 Mill. neue Stammaktien
geſchaffen werden.
„
Banken.
h. Die Baheriſche Vereinsbank veröffentlicht eine
Kundgebung über die Gewinn= und Verluſtrechnung und die Bilanz.
Danach beträgt der Rohgewinn 3 488 000000 Mk., der Reingewinn
1245 660 000 Mk. (i. V. 46,78 Mill. Mk.). Der auf den 17. September
einberufenen Generalverſammlung wird vorgeſchlagen, 637,8 Mill. Mk.
der Reſerve zuzuführen und 475,8 Mill. Mk., das ſind 200 Prozent,
auf die Stammaktien und 6 Prozent auf die Vorzugsaktien zu verteilen.
Anleihen.
h. Werrbeſtändige Holzanleihe der Stadt Baden=
Baden. Die Stadt wird eine wertbeſtändige Holzanleihe im
Höchſt=
betrage von 50 000 Feſtmeter Nadelnutzholz, verzinslich zu 6 Prozent in
Stücken zu ½, 1, 2 und 5 Feſtmeter auflegen. Aus der Anleihe ſollen
Mittel zur Förderung des Wohnungsbaues, für Maßnahmen zur
Be=
kämpfung der Arbeitsloſigkeit uſw. gewonnen werden, und gleichzeitig
ſoll aus dem Erlös der Anleihe eine Schuld von Schweizer Franken
abbezahlt werden.
Kreichgauer Maſchinen 1,5 Mill., Mez Söhne 2,5 Mill., Tiag
Ufa 1 750 000—2 000 000.
750 000,
Dividendenvorſchläge.
* Eiſenwerk Marienhütte b. Kotzenau, A.=G. Die
Geſellſchaft beruft auf den 15. September G.=V. Für das abgelaufene
Geſchäftsjahr iſt eine Dividende von 1000 % gegen 300, im Vorjahr
vorgeſehen. Eine Kapitalserhöhung iſt zurzeit nicht in Ausſicht
genom=
men. Ob und inwieweit die unausgeſetzte Steigerung der Löhne und
Materialpreiſe ſowie die neuen gewaltigen Steuerbelaſtungen zu einer
Einſchränkung führen wird, muß ſich nach Anſicht des Aufſichtsrates bald
herausſtellen. Es iſt zu befürchten, daß die durch die genannten
Fak=
toren bedingte enorme Verteuerung der Erzeugniſſe den Export in
kürzeſter Zeit unmöglich machen wird.
wb. Berliner Börſenbericht. Die Geldflüſſigkeit und die
Steigerung der Deviſenkurſe im Vormittagsverkehr haben wieder eine
erhebliche Kaufluſt hervorgerufen. Vielfach werden auch die großen
Gehaltszahlungen an die Beamten zu Anlagezwecken benutzt.
Infolge=
deſſen ſetzte, eine ſcharfe Aufwärtsbewegung ein, die namentlich au:
Montanmarkt eine große Kursſteigerung bewirkte. Einzelne Papiere,
wie Deutſch=Luxemburger, Gelſenkirchen, Phönix und auch Harpener,
gewannen weitere 20—30 Millionen Prozent. Von Maſchinenaktien
hatten Orenſtein und Koppel eine weitere Kursſteigerung um 9,5 Mill.
Prozent und waren weiter bevorzugt. Auch Schuckertaktien erfuhren
eine erhebliche Beſſerung. Valutapapiere wurden entſprechend der
De=
viſenſteigerung teuer bezahlt. Das Geſchäft war anfangs ſehr lebhaft
und ſpäter machten ſich durch gewiſſe, Realiſierungen der Spekulation
Abſchwächungen bemerkbar.
w. Deviſemmarkt. Frankfurt a. M., 27, Auguſt Telegr. Auszahlungen:
Warenmärkte.
wb. Berliner Produktenmarkt. Unter dem Einfluß
der ſtarken Deviſenſteigerung verſtärkte ſich die Feſtigkeit im
Produkten=
markt weiter. Die geringe Verfügbarkeit des inländiſchen Angebots
trug auch mit zur Aufwärtsbewegung der Pxeiſe bei. Weizen aus
deutſchen Mühlen zu hohem Preis angeboten, wird geſucht, zumal da
Mehl ſich teurer ſtellte. Roggen wurde für das weſtliche Deurſchland
geſucht. Gerſte, ebenſo wie Hafer ſtiegen bei lebhafter Nachfrage weiter,
ebenſo Oelſaaten und gleicherweiſe Futterſtoffe.
Auf dem Lebensmittelmarkt in Berlin zeigt ſich auf allen Gebieten
eine ſteigende Tendenz. Auf dem Schlachtviehmarkt ſind die Preiſe
gegen Samstag weſentlich höher. Für Schweine iſt ſeit voriger Woche
der Freihandel eingeführt, wodurch der Auftrieb zwar reichlicher war,
die Preiſe aber bedeutend höher ſtiegen. Die Großhandelspreiſe für Fett,
Eier, Gemüfe und Obſt ſind weiter im Steigen. Nur Kaxtoffeln waren
zut underänderten Preiſen zu haben.
Börſen.
* Frankfurter Börſenbericht vom 27. Aug. (Eigener
Bericht.) Die rieſige fortſchreitende Verſchuldung des Deutſchen Reichs
und die immer ſtärker anſchwellende Notenflut, die ſich nach dem
neue=
ſten Reichsbankausweis wieder einmal verdoppelt hat, ſowie die vielfach
vertretene Meinung, daß bei unſerer zur Zeit mehr verzehrenden, als
prodnzierenden Wirtſchaft durch die neuen Maßnahmen die Regierung
zunächſt keine tiefgehende Aenderung zu erwarten ſei, veranlaßten das
Publikum und die Spekulation zu weiteren Aufkäufen von Aktien der
deutſchen Groß=Induſtrie. Die heute wieder eingetretene weitere
Ver=
ſchlechterung der Mark — der Dollar kam mit 6450 000 Mk. zur Notiz
gab der Effektenſpekulation einen kräftigen Impuls. Im
Vorder=
grunde des Intereſſes ſtand heute der Chemieaktienmarkt. Die weitaus
größte Steigerung hatten hier Goldſchmidt zu verzeichnen, die ihren
Kursſtand um zirka 13 Millionen zu verbeſſern vermochten;
Scheide=
anſtalt profitierten 10 Millionen. Farbſtoffe, voran Badiſche Anilin.
mit plus 5 Millionen, hatten Kurserhöhungen von 3—5 Millionen zu
verzeichnen. Der Montanaktienmarkt erzielte bei weniger großem
Ge=
ſchäft die ſtärkſten Kursſteigerungen, ſo Buderus 20 Millionen, Deutſch=
Luxemburger plus 25 Millivnen, Gelſenkirchener plus 35 Millionen,
Harpener 24 Millionen. Die übrigen Werte im allgemeinen 10—20
Millionen höher. Am Elektr. Markt waren die Kurserhöhungen
be=
ſcheidener und betrugen im allgemeinen 2—4 Mill. Voigt u. Haeffner
bewegten ſich bei lebhafter Nachfrage 400 000 Proz. nach oben. Größeres
Geſchäft entwickelte ſich auch am Zuckeraktienmarkt bei Kursſteigerungen
von 1—2 Mill. Maſchinen= und Metallaktien lagen feſt bei mäßigen
Kurserhöhungen — eine Ausnahme machten Metallgeſellſchaft, die
5 Millionen höher rationiert wurden. Spinnereiwerte befeſtigt. A.Z.A.
plus 8 Mill. höher gefragt. Schiffahrtsaktien anziehend.
Auslands=
renten erholten ſich durchgehend von dem letzten Rückfchlag. Stark
ge=
fragt waren 5 % Bosnier mit 6,6 Mill. Der Markt der wertbeſtändigen
Anleihen tendierte ebenfalls nach oben. Der Einheitsmarkt hatte
eben=
falls eine feſte Tendenz aufzuweiſen. Bemerkenswert feſt waren
Frank=
furter Allgemeine Verſicherungs=Aktien auf Gerüchte von einer Freigabe
der amerikaniſchen Guthaben. Erſtmals notiert Emelka mit 850 000.
Der freie Verkehr bekundet gleichfalls recht feſte Tendenz — man hörte
hier: Allgemeiner Bankverein 200 000, Beckerſtahl 10,5—12 Millionen,
Beckerſteinkohle 11, —12,5 Mill., Benz 4,5—5,5 Mill., Brown Boveri
1,7 Mill., Frankfurter Handelsbank 200 000, Georgi 375 000, Growag
490 000, Hanſa Lloyd 1 450 000, Helvetia 1Mill., Kayſer Waggon 575 000,
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12000009
29500000
10000000
7250000
5200000
14000000
7000000
31000001 200. 660
500000
25000000
Darmſtädter und Nationalbank, Kommandit=Geſellſchaft auf Aßtien.
Frankfurter Kursbericht vom 27. Auguſt 1923.
Europäiſche Staatspapiere,
a) Deutſche
Reichsanleihe. . . . . . . . . . . .
ooooo.-
3½½ „ ....."
8‟
.......
½% IV. und V. Schatzanweiſ.
HI.—TX.
4)
Sparprämienanleihe .... . ...."
4½ Preuß. Konſols ........."
.........
8½½ „
.....
2 Bad. An. unk. 1935......
v. 1907... . . .
8½%
% Bahern Anleihe .........
9 Heſſen unk. 1924 ...... .."
8½%„ .............."
........
22 m
4% Württemberger ........"
b) Ausländiſche.
50 Bosnien L.=E.=B. v. 1914
„ L.=Inveſt.=Anl.v. 1914
4½% „ v. 1902..... . . . . .."
„....
6% Bulgar. Tabak 1902 .....
4% Griech. Monopol ......"
Oeſt. Staatsrente v. 1913
4½%
b 1918 ..............."
½%0 Oeſt. Schatzanweiſ., ſtfr.
v. 1914 ..................
4% Oeſt. Goldrente .. ... .. . ."
4% „ einheitl. Rente .....
6% Num. am. Nente v. 03 ...
% „ Goldrente v. 13 ...
4% „ am. „ konv. ....
„ „ „ v. 05 „A.
420 Türk (Admin.) v. 1903 ...
49 (Bagdad) Ser. I..
II..
4% „ v. 1911, Zollanl. ..
4½%0 Ung. Staatsr. v. 14....
% „ Goldrente ......."
Staatsr. v. 10 ...."
„ Kronenrente ....."
4%
Außereuropäiſche.
6% Mexik. amort. innere. . . ..
konſ. äuß. v. 99 ..
Gold v. 04, ſtfr. . .
konſ. innere .... . .
Irrigationsanleihe.
4½0
6% Tamaulipas, Seriel ....
Oblig. v. Transportanſt.
4% Eliſabethbahn ſtfr. . . . . . . .
g Gal. Car: Ludw.=Bahn ..
%0 Oeſt. Südb. (Lomb.) ſtfr.
Alte Oeſtr. Südb. (Lomb.).
2.
2.6
„Neue „
6 Oeſt. Staatsb. v. 1883....
%0 Oeſt. Staatsb. 1. b. 8. Em.
9. Em. ...
3% „
24. 8.
5000.—
00 000
60 000
00.-
79
200.—
00—
40000.—
32000—
10.—
25 00
4000000.
1300000
1500 000.
14000000
625 000
880 000.1
3400 00c.
500 000.,
2500 000.
4500 000.
1700 000.
4000 000.
13000000
13750000
13750000
12500000
900000.
2200 000
62000000
62 000.—
27. 8
200.—
120 000
75 000.—
100-
0000.—
Ae
25 0
1500 000
675 000.
800 000.
2000 000
15800000
Oblig. v. Transportanſt. (Ftſ.)
% Oeſt. Staatsb. v. 1885 ...
2o Oeſt. Staatsb. b. Erg. Netz
v. 1595 ...
8 Rudolfb. (Salzkammerg.)
½% Anatolier I.......
% Salon Conſt. Jonction.
n. ..
9o
Salonique Monaſtir ....."
%o Tehuantepec . . . . . . . . . . . .
„ .
4½%
Pfandbriefe.
4% Frankf. Hyp.=Bank 1920...
30
Frankf. H. Krd.=Ver. 192
ein, Hyp.=Bank 1922.
922 ...
fälz. „
1923 ..
hein. „
erl. ..
2½
Südd. Boden=Cred.=Ban
München 1906 ............"
24. 8.
180000.
360 000
8000 300
50 00 0.—
8500 000.
40 Heſſ. Ldhyv.=Bank Pfdbr.
6600 000. 3½% Heſſ. Ldhyp.=Bk. Pfdbr.
4% Heſſ. Ldhyp. Kom. Obl....
Deutſche Städte.
9 Darmſt. v. 1919 bis 1925..
3½% Darmſt. b. 1905 .......
Frankfurt b. 1913.......
v. 1903.......
4%0 Mainz. v. 1919 bis 1926..
Bank=Aktien.
3700 000.* Bank für Brauinduſtrie ......"
500 000, Barmer Bankverein ........."
Berliner Handelsgeſellſchaft ..
kommerz= und Privatbonk ..
5500 000 Darmſtädter u. Nationalbank.=
1700 000 Deutſche Bank .....f.ffff!
DeutſcheEffekten= u. Wechſelban!
deutſche Vereinsbank ........"
14500000
Disconto=Geſellſchaft .. . . . . . . .
15550000 Dresdener Bank ............
Frankfurter Bank ..... ......"
Metallbank. . . . . . . . . . .. . ....."
1300 000.5 Mitteldeutſche Creditbank ....."
2600 100
eſterreichiſche Creditanſtalt ..
5500 00
Reichsbank=Ant. ...........
ſhein. Creditbank .........."
Süddeutſche Disconto=Geſellſch.
Wiener Bankverein, ........."
Bergwerks=Aktien.
Berzelius ... .. .. .. ....... ..
Bochumer Bergb. .... . ... ..."
—
Buderus. .. . . . . . . . . . . . .... .."
58 000.— 7 Dt. Luxemburger ...."
......
Eſchweiler,
Bergwerk=
r.....
Gelſenkirchen Bergw. .... . ..
350 000 ) Harpener Bergbau ..........
450 00
Kaliwerke Aſchersleben .. .. ..
zu00 000
Weſteregeln .......
60 000.
Lothringer Hütte .. .. . .. .. .. .
10500000
Mannesmann Nöhren........
Mansfelder .. ..... . .........
1350 000 ) Oberbedarf .................
Oberſchleſ. Eiſen (Caro) ......"
— Phönix Bergbau ............
1800 000.
Rti
50000.—
00g
810060
150000
80000
3500 000
6000 000.
8000 000.
2800 000.
730 000.
9000 00
00 000.
709 000.
1700000
300 000.
775 00
2300 000
150 009.
3500 00.
600 000.
9500000
27. 8.
18000000
350 000,
Bergwerks=Aktien (Fortſ.)
Rhein. Stahlwerke ..... ....."
Riebeck Montan.. . . . . . . . . . . .
Tellus Bergb.= u. Hütten=Akt.
Ver, Laurahütte . . . . . . . . . . . . .
Aktien induſtr. Unternehmung.
—
Brauereien
60 000.— Henninger Kempf=Stern . . . . . .
Löwenbräu München ......."
Schöfferhof (Binding) ........
Werger ...................."
12000.—
15 0
1000000
50 000.
8000000K
4000 000.
50000
1000000
3450 000
800 00
450000
5300 00
71000
21000000
1550 000
1100 000.
2050 000
1700000.
4500 000
800 000
9000 000.
18000000
70000000
4500c000
65000000
75500000
17000000
95500000
100000000
27000000
39000000
43000000
2500000
3000000
32000000
Merde
10000u0ß
40000000
600000k
20000800
3300000
40000000
Min Meie nee
Adler & Oppenheimer .. . . . . .
Adlerwerke (v. Kleher)......."
1. E. G. Stamm. . . . . . . . . . . . .
glo=Continental=Guano ....
Aſchaffenburger Zellſtoff .....
Badenia (Weinheim) .. . . . . . . .
Badiſche Anilin= u. Sodafabrik
ad. Maſchf. Durlach ........"
Bad. Uhrenfabr. Furtwangen.
ſt Nürnberg ............."
Bahriſch. Spiegel ...........
Beck & Henkel CCaſſel) .......
Bergmann El. Werke .... ..."
ſing. Metallwerke. .........
Zlei= u. Silberh. Braubach .."
Brockhues, Nieder=Walluf. . . . .
gementwerk Heidelberg ......"
„ Karlſtadt ........"
Lothringen (Metz).
Chem. Werke Albert . ........"
„ Griesheim Elektron ...."
Weiler=ter=mer ... . . . ..
Daimler Motoren .........."
Deutſch. Eiſenhandel) Berlin ..
Dt. Gold= u. Silberſcheideanſt.
Dingler, Zweibrücken ......."
Dresdener Schnellpreſſen .....
Dürkoppwerk (Stamm)... . ..
Düſſeld.=Ratinger (Dürr.) ..."
Dyckerhof & Widm. Stamm.,
Eiſenwerk Kaiſerslautern ....."
Eiſenwerk L. Meher fr. ......
Elberfelder Farb. v. Baher ...
Elektr. Lieferungs=Geſ......
Licht und Kraft ......"
Elſäſſ. Bad. Wolle.. ...... . . . ."
Emag, Frankfurt a. M.. ... ..
Emaill- & Stanzw. Ullrich ....
Enzinger Werke ........... ..
Eßlinger Maſchinen ........."
Ettlingen Spinnerei ........"
Faber, Joh., Bleiſtift.. . . . . . . ."
Faber & Schleicher... . . . . . .."
Fahr, Gebr., Pirmaſenz.. . . . .
Felten & Guilleaume, Carlsw.
Feinmechanik (Jetter) .. . . . .."
Feiſt Sektkellerei Frankf. a. M.
Frankfurter Gas... . . . . . . .. ..
Frankfurter Hof ............
Fkf. Maſch. Pokorny & Wittek.
69000000 Fuchs Waggon Stamm. . . . . .
24 8.
51000000
2700 000.
Ke
3000 000.
1900000
5500 000.
2500 000.
1150000.
1275000
7000 000.
6000 000.
2500 000.
3000 00
1250000
1800 000.
6500 000.
4000 000.
4000000.
27000000
10600000
9500 000.
1600 000.
400 000.
14090000
4000 000.
2800 000.
—
5000000.
1500 000.
2300 000
25000G0
2500 0(
100000
2800 000.
750 000.
3800 000
3270000.
5000000.
7700000.
400 000
2975000.
37000000
204000001
1100 000.
2400 000.
500 000.
390 000.
1700000.
27. 8.
600000od
78000000
3600 000.
2000 000.
24000000
—
—O
2800 000.
750 000
20 000.—
17500000ß
1450000 1
17500000
8000 000
00
2900 0
50000
2150000.
6600 000.
5500 000
4500 000.
3500 000.
4000000d
15000000
300 000.
6000 000.
24000
100 000
3400 000
3500 000
5400 000.)
1800000
3000 000
1.000000
4300 000
575 0 000.
1000000
3100 000.
4500 000
3000 000
8000 000.
1850 000.
2800 000
14000000
900009
2700 000.
4000 600
1400 000.9
2700 000.*
Ganz, Ludwig, Mainz ......."
Geiling & Cie. ..............
Gelſenkirchen Gußſtahl .......
Goldſchmidt Th.. .... . . ....."
Greffenius, Maſchinen Stamm
Gritzner Maſchin. Durlach ....
Hammerſen (Osnabrück)......
Hanfwerke Füſſen .........."
Heddernheimer Kupfer .......
Hehligenſtaedt, Gießen .......
Hilpert Armaturenf. . . . . . . . . . .
Hindrichs=Auffermann .. . . .. .
Hirſch Kupfer u. Meſſ.... . .. . .
Hoch= und Tiefbau .........
höchſter Farben .............
Holzmann, Phil. .... ........"
Holzverk =Induſtr. . .. ... . . . . .
Hotel A.=G., München .......
Hydrometer Breslau... . .. . . .
Fnag. .. . . . . ...... .. . ..... ..
Junghans Stamm. . . . . . . . . . .
Karlsruher Maſchinen . . . . . . . .
Klein, Schanzl. & Becker .....
Konſervenfabrik Braun ......
Krauß & Co., Lokom. . . . . . . . .
Lahmeyer & Co. .......... ..
ech Augsburg .............
Lederw. Nothe ............."
Lederwerke Spicharz ........"
Löhnberger Mühle ..........
Lüdenſcheid Metallw ........
Lux ſche Induſtrie ..........."
Mainkraftwerke Höchſt......."
Meguin, Butzbach ..........."
Metall (vorm. Dannhorn) Nrbo
Meyer, Dr. Paul. . . . . . . . . .."
Riag, Mühlenb., Frankf. a. M.
oenus Stamm. . . . . . . . . . . . .
Totorenfabr. Deutz.... . . . . ..
Motorenfabrik Oberurſel .....
Reckar ulmer Fahrzeugwerke ..
Neckarwerke Eßl. Stamm.. . . .
Niederrhein Lederfabr. (Spier)
Oleawerke Fran ſurt a. M. ...
Peter=Union=Frankfurt .. . . . . .
Pfälz. Nähm., Kayſer ...... .."
Philipps A.=G... . . . . . . . . . . ..
Porzellan Weſſel ............
Reiniger, Gebbert & Schall ..
Rhein. Elektr. Stamm. . . . . . .
Rhein. Maſch. Cahen=Leudesdff.
Metall Vorzüge .. . . . . .
Rhenania, Aachen ...........
Riedinger Maſchinen .....
Rückforth, Stettin ....... . . . ."
Rütgerswerke ....... ........"
Schleußner (Frankfurt a. M.) ..
Schneider & Hanau .........
Schnellpreſſen Frankenthal. . . .
Schramm Lackfabrik. . . . . . .
Schuckert Elektr. (Nürnberg)...!
24. 8.
120000
53000
4000000
14950000
1200 000.
15000000
5900 000.
6000000.
4000 000.
2850 000.
B
2900 000.
160000
1000000
2100 00
730000
2400 000.
2000 000.
1450000
4500 000.
800 000.
3900 000.
1000 000.
4800 000.
4100 000.
700 000.
2000 000.
3000 000.
5800 000.
2600 00(
4500 000.
13000000
990 000.
2400 000.
1700 000.
10000000
4000 000.
1500 000.
3650 000
1400 000.
2000000.
2200 000.
1475 000.
2000 000.
6300 08
3500 00
13000000
1090000
600 000,
1190 000
1300 000.
6000 000.
3500 000.
700000001
27. 8.
1100 000.
660 000..
280000000
1600 000.
TO
6900 00(
6500 0001
950 000
2900 000
3450 000.
2000 000
14000
770000
10500000
2700000
3800 0,0.5
1800000.
4350 000
4000 000.
4000 000.
1300 000.
7500 000.
6000 000.5
800 000
Aangn4
2000 000
6700 009.
3800 000
5100 000.
17500000)
1200 000.
2800 006
2u00 000.
9000 000.
4500 000.
1750 000
Schuhfabrik Berneis=Weſſe. ..
Schuhfabrik Herz............"
Schuhf Leander Offenbach ...
Seilinduſtrie Wolff.........."
Sichel & Co., Mainz ........"
Siemens Elektr. Betriebe ....
Siemens Glasinduſtrie .. .. ..
Siemens & Halske ........."
Stöckicht=Offenbach=Gummi ...
Süddeutſche Immobilien .....
Thüringer elekt. Lief.=Geſ., Gotha
Uhrenfabr Furtwängler .. . . . 4500000
Veithwerke in Sandbach ..."
Verein f. Chem. Induſtr. Mainz
Verein. deutſch. Olfabr. Mannh. 5000000.
Gummifabr. Bln.=Frkf.
Pinfelfabr. Nürnberg ..
Ultramarin . . . . . . . . . . ."
Zellſtoff, Berlin. . . . . .
Vogtländ. Maſch. Vorzüge.. ..
Stämme..
Voigt & Haeffner Vorzüge ....
Stämme. . . .
Voltohm Seil .............."
Wahß & Frehtag ............"
Wegelin Rußfabrik ...... ...."
Zellſtoff Waldhof Stamm. . . . .
Zuckerfabr. Waghäuſel ......."
Frankenthal ......
Heilbronn ........
Offſtein ........."
„ Rheingau ........"
Stuttgart ........
„
4000000.
1500000
7000 00
2300 000
2000 000
35000
5000 000.
50
2a
500 000.
1200 000
1600000/
1000000
1500 000.
7000 000
5000 000.
750000004
Kue
Schantung E. B. ...........
Süddeutſche Eiſenbahn=Gei...
Hapag (Paketfahrt) .........."
Nordd. Lloyd ...............
Oeſterr.=Ungariſche Staatsbahn
Uunotierte Aktien.
Beckerkohle .............. ..."
Beckerſtahl .. . . . . ..........."
Benz......
...
Brown Boveri ............."
Cont. Handelsbank ..........
Hanſa Lloyd ..............."
Kabel Rheydt ..............
Karſtadt R. .............. ..
Petroleum, Dtſche. .........
Naſtatter Waggon ...........
Text.=Ind. (Barmen (Tiag) ...
Ufa Film . . . . . . . . . . ... .. ...
Mee e
Bahnbedarf................"
Dampfkeſſel Rodberg.........
Helvetia Konſervenfabrik. . . . .
Zebr. Lutz ............"
otorenfabrik Darmſtadt
Gebr. Roeder .........."
Venuleth & Ellenberger .
Growag. .. .. .. . . . . . . ..
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Darmſtadt, den 27. Aug. 1923. (st7114
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bis auf weiteres eingeſtellt. Die Wagen
nach dem Waldfriedhof verkehren von
dieſem Tage an ab Schloß von 17 bis
5” Uhr und ab Waldfriedhof von 148
bis 54 Uhr nachmittags in 30 Minuten=
(7113
folgen.
Darmſtadt, den 27. Auguſt 1923.
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Die gegenwärtig zur Erhebung
kom=
menden Strompreiſe von 150 000 Mark
für Lichtſtrom und 100 000 Mk. für
Kraft=
ſtrom entſprechen nicht den Kohlenpreiſen
vom 15. Auguſt, ſondern ſind auf Grund
eines Durchſchnittspreiſes aus dem
Ver=
brauchsmonat berechnet unter der
Vor=
ausſetzung, daß eine Abſchlagszahlung
für den laufenden Monat geleiſtet wird.
Auf Grund der am 15. Auguſt
gül=
tigen Kohlenpreiſe hätten die
Strom=
preiſe für Lichtſtrom 220000 Mk., für
Kraftſtrom 150 000 Mk. betragen müſſen.
Ab 20. Auguft iſt eine neue
Kohlen=
preiserhöhung von 63,3% eingetreten
(39992 außerdem ſind die Frachten um 20000
erhöht werden. Unter Berückſichtigung
deſſen kommen Strompreiſe von 400 000
Mark für Lichtſtrom und 270000 Mk.
für Kraftſtrom in Frage. Dieſe Preiſe
ſind für den laufenden Monat
keines=
falls endgültig, ſondern werden, wenn
A.G. f. d.Papierfach, weitere Kohlenpreisſteigerungen
eintre=
ten, entſprechend erhöht.
Iſt eine Abſchlagszahlung nicht
ge=
leiftet worden, dann wird der
Strom=
gläſ. geg. Obſt. (*23602 verbrauch nicht zu einem Durchſchnitts=
Eggersſ,Annaſtr. 16, pt. preis berechnet, ſondern zu dem Preis,
Guterh. Winter= der ſich aus dem am Ende des
Ver=
brauchsmonats gültigen Kohlenpreis
ergibt.
Bei der ſtetig weiter zunehmenden
Markentwertung ſind wir nicht in der
Lage, Rückſtände für Stromverbrauch
und Zählermiete aus früheren Ableſe=
Perioden noch zu den ehemaligen Preiſen
133 Gſchſt. (7*”ic auszugleichen, dieſelben werden vielmehr
zu den Preiſen umgerechnet, die am Tage
der Bezahlung Gültigkeit haben.
Falls eine Ableſung wegen
Abweſen=
zu kauf. geſ. Angeb. u. heit des Stromabnehmers ausgefallen
iſt, wird es denſelben anheimgeſtellt
den Zählerſtand unſerer Verrechnungs=
Gleichſtrommotor ſtelle, Luiſenſtraße 22, innerhalb drei
Tagen mitzuteilen und gleichzeitig die
Rechnung einzulöſen. Sollte dies
unter=
zu tauſchen geſ. (=soe laſſen werden, dann wird bei der
näch=
ſten Ableſung der geſamte
Stromver=
brauch nebſt Zählermiete zu den dann
geltenden Preiſen berechnet.
(7096
Darmſtadt, den 25. Aug. 1923.
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Darmſtadt.
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