Darmstädter Tagblatt 1923


20. August 1923

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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshaupiſtadt
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Nummer 229
Montag, den 20. Auguſt 1923
186. Jahrgang

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auf Erfüllung der Anzeigenaufträge und Leiſtung
von Schadenerſatz. Bei Konkurs oder gerichtlichee
Beitreibung fällt jeder Rabatt weg. Bankkonto
Deutſche Bank und Darmſtädter 8 Nationalbank=

Jeſſerung der Lebensmittelverſorgung des
Ruhrgebietes.
. Gelſenkirchen, 19. Aug. Die Lebensmittellage beſſert
von Tag zu Tag und infolgedeſſen nimmt auch die Beruhi=
z
der Bevölkerung ſichtbar zu. Wie jetzt bekannt wird, hat
franzöſiſche Generalſtab bei der Oberkommiſſion eine Ein=
eingebracht
, worin er die Beſetzung von 14 weiteren
ſten im Ruhrgebiet für erforderlich hält.
Vernichtung von Reichsbahnnoigeld.
TII. Koblenz, 19. Aug. Die Reichsbahnderwaltung hat
intlich vonr Finanzminiſter die Ermächtigung erhalten,
ine über eine Million auszugeben. Die Rheinlandkommiſ=
hat
nunmehr beſchloſſen, den Umlauf dieſer Scheine im
zten Gebiet zu verhindern. Scheine dieſer Art, die in das
zte Gebiet kommen, werden beſchlagnahmt und vernichtet,
Entſchädigung für die Beſitzer.

Vom Tage.

Zum Polizeipräſidenten von Braunſchweig iſt der Stuttgarter Rechts=
anwalt
Dr. Guido Haas, ein Demokrat, berufen worden.
Der Temps veröffentlicht eine Londoner Debeſche, wonach der
frühere Reichskanzler Dr. Cuno in den nächſten Wochen erwartet wird,
wohin er durch Mitglieder der engliſchen Botſchaft in Berlin, die ſich
augenblicklich auf Urlaub in London befinden, eingeladen worden ſei.
Das Straßburger Landgericht hat der Beſchwerde des Barons
Klaus Zorn von Bulach wegen Verhängung des Konkurſes über ſein
Vermögen ſtattgegeben.
Die Chicago Tribune meldet aus Panami: Nach noch nicht beſtätig=
ten
Telegrammen ſollen ſiebzehn amerikaniſche Marineſoldaten bei einem
Aufſtand in San Domingo getötet worden ſein. Der amerikaniſche
Dampfer Rocheſter ſei dorthin abgegangen.
Nach einer Havasmeldung aus Madrid ſind am 18. Auguſt in Spa=
niſch
=Marokko Operationen eingeleitet worden, um die Umgebung von
Tiaraui und Afraiu von Rebellen zu ſäubern, wobei die Spanier Ver=
luſte
in Höhe von 200 Toten und Verwundeten erlitten.

Franzöſiſche Stimmungsmache.
nearés Eintreten für Englands Teilnahme an der Ruhrpolitik. Das,,friedfertige Frankreich

Paris, 19. Aug. (Wolff.) Während ſeines Aufenthalts
harleville ergriff Poincaré dreimal das Wort. Nach
s hat er zunächſt bei dem Empfang im Rathaus zu Charle=
an
die Schreckniſſe der deutſchen Beſetzung erinnert und
anderem erwähnt, daß Charleville der Sitz des Haupt=
tiers
geweſen ſei. Der Kaiſer, der König von Sachſen, der
skanzler, viele Generäle und Admirale hätten ſich hier in
Stadt vier Jahre lang aufgehalten. Das ſeien Erinne=
en
, die man nicht vergeſſen könne. Behalten wir die Er=
uing
daran, nicht um zu ſchmähen, nicht um zu haſſen, ſon=
um
beſſer zu verſtehen, beſſer zu begreifen und beſſer auf
Hut zu ſein.
Poincaré begab ſich dann in den Generalrat des Ardennen=
rtements
, wo er nach einer Begrüßungsanſprache das Wort
Dff und ſeine Freude, über die außerordentlichen
rengungen ausdrückte, die das Departement zum
deraufbau ſeiner Ruinen gemacht habe.
In einer ausführlichen Rede nahm dann Poincaré das
bei der Einweihung des Kriegerdenkmals. In dieſer
ſchilderte er die Kämpfe um Charleville, die ſchließlich zur
erbefreiung der Stadt führten. Er ſagte: Welche Tage
u noch heute für die befreiten Gebiete! Der Sieg ſtand
yren Augen in vollem Glanze. Sie ſahen ihn, fühlten ihn.
ielten ihn in der Hand und waren überzeugt, daß er nie=
mehr
entſchwinden würde. Die Alliierten ſchienen ſo einig,
Iz aufeinander, ſo bewußt ihrer Solidarität und der gegen=
en
Grundſätze, die ſie ſich verſprochen hatten. Es ſchien
offenſichtlich, daß die Alliierten, nachdem ſie zuſammen für
4 emeinſchaftliche Sache ſo langwierige und ſchwere Opfer
Acht hatten, ſich nicht mehr trennen könnten, daß ſie Seite
eite im Frieden das Werk vollenden würden, deſſen Grund=
ie
auf den Schlachtfeldein gelegt hätten. Sie verkündeten
zrundſätze, die die Verantwortlichkeit Deutſchlands aus=
en
und das Recht der verbündeten Mächte, insbeſondere
om Einbruch betroffenen Länder, auf Reparationen der
nen Schäden wurde feierlichſt bekräftigt.
ie Bündniſſe überlebten den Krieg. Die Alliierten konnten
, daß das Monument, das ſie mit ihrem Blut errichteten,
m: aufrecht beſtehen bleiben würde, unzerſtörbar und nicht
ß3ſchüttern. Die Nationen aber und die Menſchen begreifen
roßen Zuſammenbrüchen und großen moraliſchen Kriſen
lotwendigkeit einer Einigung beſſer, als wenn ſie ſich im
Ee herzlicher Freundſchaft und der Wiedergeneſung befinden.
taliener haben ein Sprichwort, das auf die ganze Menſch=
Oingewendet werden könnte: Paſſeta in pericollo gabbato
Unto. Das bedeutet, man könne von Freundſchaft ſagen,
eſelbſt, wenn ſie feierlichſt verkündet wird, bisweilen ein
vernachläſſigt wird, wenn der erſte Rauhreif darauf fällt.
anze öffentliche Meinung der Völker muß ſich gegen einen
igen Egoismus auflehnen, denn er iſt unheilvoll für ihre
in und ſtändigen Intereſſen. Wenn der Bund uns das
gerettet hat, wenn er das Leben nicht nur Frankreichs
ſondern das Leben aller Alliierten insgeſamt und jedes
2 Inen insbeſondere gerettet hat, ſo iſt es nicht möglich, daß,
das Leben gerettet iſt, der Bund vernichtet wird. Was
Aanbetrifft, ſo würden wir jedes Wort und jede Tat, die
f ausginge, dieſen Bund zu zerſtören, verurteilen. Wir
alle Anſtrengungen gemacht, um unſere eigenen Leiden
leichtern, und wir werden auch gerne daran mitarbeiten,
die Leiden aller unſerer Verbündeten erleichtert werden.
land beklagt ſich z. B. über eine lange und ſchmerzliche
eitsloſigkeit. Wie ſollten wir nicht den Wunſch
zu fehn, daß England ſeine wirtſchaftliche Tätigkeit in
7 Umfange ſieder aufnimmt? Wir erlauben uns nur den
iken, daß die engliſche Regierung ſich täuſcht, wenn ſie ſich
det, daß dieſe Arbeitsloſigkeit eine direkte oder indirekte
ge der Ruhrbeſetzung iſt. Als ich mich im vergan=
Jahre um dieſe Zeit in London befunden habe, ſtanden
richt im Ruhrgebiet, es gab aber damals in England und
chottland mehr Arbeitsloſe als gegenwärtig. Greifen wir
ens nach der letzten Handelsſtatiſtik, die die engliſche Re=
E ug veröffentlicht hat. Sie zeigt, daß ſeit unſerem Ein=
* h in das Ruhrgebiet, alſo ſeit Januar. bis Ende Juli, die
und Ausfuhr Großbritanniens an Gewicht und Wert gegen=
der
Ein= und Ausfuhr in den erſten ſieben Monaten des
ngenen Jahres zugenommen hat. Ja noch mehr, der
ſitverkehr durch England, das heißt das, was für die eng=
Schiffahrt das größte Intereſſe hat, iſt im Vergleich zu
Jahre 1922 um 13,5 Prozent geſtiegen. Ich will daraus
aus nicht ſchließen, daß England aus der Ruhr=
tzung
Nutzen gezogen hat. Ich hätte gewollt, daß
and aus dieſer Beſetzung einen großen Nutzen gezogen
und zwar an unſerer Seite. Aber ich habe das Recht, es
ſprechen, daß, wenn es in England Arbeitsloſe gibt, dies
raus nicht die Schuld des Generals Degoutte iſt. Ebenſo=
A iüt es möglich, an Hand irgendwelcher Dokumente die

Geſetzmäßigkeit unſerer Kampfergreifung zu beſtreiten. Es iſt
zu einfach, darauf mit verſchiedenen Artikeln des Friedens=
vertrages
von Verſailles und mit früheren gemeinſchaftlichen
Abmachungen unter den Alliierten zu antworten und die Ge=
ſetzmäßigkeit
unſeres Vorgehens zu beweiſen. An=
ſtatt
vielmehr Streitigkeiten dieſer Art zu entfeſſeln, wiſſen wir,
daß der eine wie der andere beſſer daran tun würde, eine prak=
tiſche
Löſung für ein Problem zu ſuchen, das für jeden der
Alliierten von großem Intereſſe iſt. Europa wird ſein wirt=
ſchaftliches
und ſein moraliſches Gleichgewicht erſt an dem Tage
wiederfinden, an dem der Friede in Europa auf ſolider Grund=
lage
aufgebaut iſt und an dem die Gerechtigkeit, die unſere
Armeen zur Führung des Krieges bewaffnet hat, endlich in
Sicherheit darin herrſchen können wird. Die unterzeichneten
Verträge und die Gerechtigkeit fordern, daß die angerichteten
Schäden in voller Höhe bezahlt werden. Frankreich verlangt
nichts anderes und kann nichts anderes wollen. Wir werden
uns alſo, habe ich nicht recht, ſchließlich verſtändigen müſſen. In=
dem
wir unſere Wege fortſchreiten, hoffen und wünſchen wir
uns durchaus nicht von unſeren Verbündeten zu trennen, und
wir ſind ſicher, daß wir nicht nur für das Wohlergehen Frank=
reichs
, ſondern auch für den Wiederaufbau ganz Europas han=
deln
. Wenn ſich übrigens die Dinge an Hand der zahlloſen
Zeugniſſe beurteilen laſſen, ſo begreift die öffentliche Meinung
der ganzen Welt jeden Tag beſſer die Aufrichtigkeit unſerer Ab=
ſichten
und wird, in ſteigendem Maße, für uns günſtig. Die
öffentliche Meinung beginnt ſelbſt den Vorwurf des Im=
perialismus
ein wenig ſcherzhaft oder lächerlich
zu finden, mit dem ſeit drei Jahren gegen uns zu Felde ge=
zogen
wird und den man in verſchiedenen Anklagereden von
überquellender Bitterkeit in den letzten Monaten noch zu ver=
ſtärken
verſucht hat. Wie oft hat man nicht verſucht, die Schatten
Ludwigs XIV und Naßoleons aus ihren Gräbern wieder auf=
erſtehen
zu laſſen, um es ſo darzuſtellen, als leiteten ſie auch
heute noch das republikaniſch=demokratiſche Frankreich. Sogar
im Reichstag hat Streſemann am Vorabend vor ſeiner Er=
hebung
zur Würde des deutſchen Reichskanzlers uns den Vor=
wurf
gemacht, daß wir Napoleon nachzuahmen ſuchten
und daß wir die deutſche Seele nicht verſtänden und ſie durch
imperialiſtiſche Provokationen reizten. Sind indeſſen wir es,
von denen die Herausforderungen kommen? Wer hat denn ſeit
der Unterzeichnung des Verſailler Friedensvertrages ſich gewei=
gert
, die hauptſächlichſten Klauſeln dieſes Vertrages zur Aus=
führung
zu bringen? Wer hat ſich der Auslieferung der Kriegs=
ſchuldigen
entzogen? Wer hat bewußt die Kontrolle der Ent=
waffnungskommiſſion
verhindert? Wer hat ſich den Kopf zer=
brochen
, um ſich zahlungsunfähig zu machen? Ich will, um
ein Wort Ronans zu ergreifen, zugeben, daß die Haltung Napo=
leous
den germaniſchen Völkern gegenüber nicht immer frei von
Ungeſchicklichkeit geweſen iſt, indeſſen waren es, wie dies Albert
Sorge ausgezeichnet dargelegt hat, jedesmal, wenn der Kaiſer
mit den Beſiegten Verträge abgeſchloſſen hat, die europä=
iſchen
Koalitionen, die ihn dazu geführt haben,
den Kriegwieder von neuem anzufangen. In Wirklich=
keit
war es der Geiſt der Revolution, den Preußen
in uns zu bekämpfen ſuchte. Von dem Tage an, an dem
ſich der nationale Geiſt in Deutſchland mit dem preußiſchen Im=
perialismus
verband, konnte Deutſchland an Frankreich nichts
mehr verſtändlich finden. Der organiſierte Feudalismus in
Preußen und Pommern wandte ſich gegen die modernen Ideen
in Frankreich. Eine Macht, die nach ihrem Inſtinkte ein Feind
der franzäſiſchen Grundſätze war, erhob ſich dort an den Ufern
der Oſtſee und haßte in Napoleon, vor allem den Sohn der
Rebolution. Warum hat denn Deutſchland unter dem Vorwand,
ſeine Einheit ſchneller durchzuführen und ſie für die Zukunft zu
befeſtigen, trotz der treuerffüllten Proteſte ihrer Bewohner zwei
Provinzen geknechtet? War dies nicht ein Verbrechen, das 44
Jahre hindurch auf die allerſchwerſte Art auf der Ruhe und dem
Frieden Europas laſtete? Und als Deutſchland, verwirrt durch
eine Art von Größenwahnſinn, der die Völker, der die Menſchen
verwirrt, im Jahre 1914 zu dem tollen Angriff auf Bel=
gien
und uns ſchritt, hat ſich da ein einziger unter unſeren Ver=
bündeten
gefunden, der unſer Recht auf die Wiedereinverleibung
von Elſaß und Lothringen beſtritten hätte? Seit 1870 hatte
ſich alſo das Gewiſſen der Menſchheit noch nicht an dieſe Unge=
rechtigkeit
gewöhnt und keine Verjährung hatte ſich bilden
können. Wollten doch heute unſere Freunde, wollten auch die,
die nicht an unſerer Seite gekämpft haben, an dieſe Lehre der
Geſchichte denken. Ein auf der Ungerechtigkeit ge=
gründeter
Friede iſt immer gefährdet und un=
erträglich
, ein Friede aber, den man auf die Gerechtigkeit
hätte gründen wollen und den man dann aus dem Rahmen
herausgleiten ließ, iſt noch unbeſtändiger. Rühren wir nicht an
dem Friedensvertrage und faſſen wir den Entſchluß, der klug,
vernünftig und friedfertig iſt, nämlich die eingegangenen Ver=
pflichtungen
zu achten und ihnen Achtung zu verſchaffen.

Der Schrei nach dem Rhein.
Unter der Ueberſchrift Franzöſiſche Mordbrenner am deut=
ſchen
Rhein hat ein Alt=Eiſäſſer aus zeitgenöſſiſchen Berichten
und Bildern eine eiſchütternbe Chronik der Leiden zuſammen=
geſtellt
, denen das Rheinland durch franzöſiſche Raubzüge in den
letzten 5 Jahrhunderten ausgeſetzt war, und deren Darſtellung
gerade heute, in den Tagen eines Rückfalls der franzöſiſchen Ge=
walthaber
in dem ſo oft angewandten Vandalismus, von beſon=
derem
Intereſſe iſt. Das feſſeind geſchriebene und mit vielen den
Sadismus der franzöſiſchen Soldateska Ludwigs XIV. und an=
derer
Rheinverwüſter illuſtrierenden Bilder geſchmückte Buch
endet der Verfaſſer mit folgenden Betrachtungen:
Le eri du Rhin Der Schrei nach der Rheingrenze, geht,
wie wir geſehen haben, als kreiſchende Note durch die europäiſche
Geſchichte, ſolange Frankreich beſteht. Sobald die Franzoſen ſich
ſtark genug fühlen, ſo oft Deutſchland, das aus keinem Unglück
lernt, in ſeiner heilloſen inneren Uneinigkeit eine Schwäche zeigt,
iſt der Franzoſe auf dem Marſche nach dem Rhein, und wenn er
am Rheine ſteht, über den Rhein.
1797 hat Frankreich die Rheingrenze erreicht. Aber genau
wie ſchon Ludwig XüV. nicht ohne Kehl und Philippsburg auf
der rechten Stromſeite ausgekommen iſt, finden jetzt die Fran=
zoſen
, daß die alte Grenze Galliens in dieſem Punkte mittel=
mäßig
ſei. Sie brauchen Brückenköpfe bis an die Grenzen Meck=
lenburgs
und bis nach Danzig hin, und es hängt auch heute nur
von dem Grade deutſcher Zerriſſenheit und Ohrmacht ab, ob zu
dem wiedererſtandenen linksrheiniſchen Saar= und Donnersberg=
Departement ein erneuertes Departement de la Roer das Auf=
marſchgelände
wird, das ihnen wieder den Weg bis zur. Elbe
öffnet.
Auch nachdem ein Weltbund der mißhandelten Völker den
Franzoſen 1815 die geraubten deutſchen Rheinlande wieder ent=
riß
, außer dem Elſaß, das ihnen als Einfallstor nach Deutſch=
land
verblieb, nahm Frankreich, dem ein ſo glimpflicher Friede
bewilligt worden war, ſeine alte Politik wieder auf. So oft die
Regierungen des Landes wechſein, die Begierde nach dem Rhein
bleibt.
Mitten im ſcheinbar ungetrübten Frieden ſind von ſüddeut=
ſchen
Dichtern, die aus den von Mélac und den Sanscoulotten
verwüſteten Ländern ſtammten, die Trotzlieder geſungen worden:
Sie ſollen ihn nicht haben, den freien deutſchen Rhein! und: Zum
Rhein, zum Rhein, zum deutſchen Rhein, wer will des Stromes
Hüter ſein! Es ſind Verteidigungslieder, kein Wort vom Angriff
iſt in dieſen deutſchen Kriegsgeſängen enthalten.
Ob Napoleon III., der ſchon 1857 dem engliſchen Prinz=
gemahl
geſtanden hat, er brauche die Rheingrenze, um ſich in der
Herrſchaft zu erhalten, die Franzoſen mit dem kaiſerlichen Glanze
ſeines Oheims lockt; ob ſein Gegenſpieler und ſpäterer Erbe,
der kleine Thiers, der 1840 Deutſchland den Krieg erklären will,
um die Rheingrenze zu gewinnen, eine Ablenkung der gärenden
Volksſtimmung nach außen braucht: in nichts ſind ſie einig, als
in dieſer Forderung der Rheingrenze.
Als 1870 dieſer Angriff erfolgt, der zur Ueberraſchung der
Franzoſen diesmal ein darauf gerüſtetes Deutſchland trifft,
täuſcht ſich niemand auf der Welt darüber, welches das wahre
Ziel dieſes neuen franzöſiſchen Friedensbruches iſt.
Die Times ſchreiben am 16. Juli 1870:
Das größte nationale Verbrechen, das ſeit dem erſten
franzöſiſchen Kaiſerreich geſchehen, iſt nun vollzogen. Ein un=
gerechter
, abſichtlich angelegter Krieg iſt erklärt. Den Zweck
dieſes traurigen Krieges kennt die Welt jetzt: es iſt das linke
Rheinufer . . lleber das eine kann gegenwärtig kein Zweifel
beſtehen: daß aller Welt Sympathien ſich jetzt dem angegriffe=
nen
Preußen zuwenden.
Napoleon hat ſich zu einer unpolitiſchen und verbreche=
riſchen
Tat hinreißen laſſen; die Gedanken des erſten Kaiſer=
reichs
ſcheinen der Fluch des zweiten werden zu wollen.
Die Daily News urteilen am 16. Juli 1870:
Von franzöſiſcher Seite iſt der Krieg nur Ehrſucht und
Angriff. Der ſcheußliche Kommentar der Zeit zu der groß=
artigen
Prahlerei, daß das Kaiſerreich der Friede ſei. Der
Kaiſer möchte ſeinen Oheim nachahmen und ſein Reich bis an
den Rhein ausdehnen. . . . . Der 15. Juni 1870 wird in der
Geſchichte als der Tag eines großen Verbrechens verzeichnet
ſtehen.
Zu ganz ähnlichem Ergebnis kommen auch die engliſchen
Wochenſchriften, ſo die Saturday Review:
Der veraltete Ehrgeiz, das linke Rheinufer zu nehmen,
iſt in all der alten Unwiſſenheit auf dem Gebiete der Geogra=
phie
, der Geſchichte und der praktiſchen Möglichkeit wieder=
belebt
worden. Die Wühler, welche gegen die Unäbhängigkeit
eines benachbarten Nebenbuhlers loseifern, haben noch zu ler=
nen
, daß Deutſchland eine große und patriotiſche Nation iſt,
die hinter Frankreich weder in den Künſten des Friedens noch
des Krieges zurückſteht und an Zahl überlegen iſt. Und zu
glauben, daß Deutſchland ſelbſt wenn es vom Glück ver=
laſſen
werden ſollte ſich einer Zergliederung fügen werde,
bloß weil ein großer Strom ſein Gebiet durchſchneidet, iſt eine
veraltete Selbſttäuſchung .
Einen veralteten Ehrgeiz hat 1870 die Saturday Review
die franzöſiſche Gier, ſich den Rhein zu nehmen, genannt. Er
iſt leider heute ſo wenig veraltet wie je. Aber es macht in.
manchen Kreiſen vielleicht doch nachdenklich, daß am 7. Juli 1916
im Oeuvre, alſo in jener Zeitung, die von deutſchen Verſtän=
digungsfreunden
ſo gern angeführt wird, Lorin ſchreiben durfte:
Das Publikum muß endlich die Gültigkeit der zugleich
franzöſiſchen und europäiſchen Theſe anerkennen, daß Deutſch=
land
am Rheine endigt. Dieſe natürliche Grenze zu gewinnen,
iſt die unwiderſtehliche Tendenz unſeres nationalen Weſens.
Die Geſchichte lehrt, daß die preußiſche Herrſchaft über die
Rheinlande ſeit 1815 eine für die Ruhe der Welt mörderiſche
Widerſinnigkeit iſt. Wenn wir dieſe okzidentale Frage nicht
löſen, ſichern wir unſere Kinder nicht gegen die Schrecken eines
neuen Krieges. Der Rhein iſt nicht preußiſch, er iſt ein alter
galliſcher Strom.
Unſere heutige Nummer enthält den Sport des Sonntags

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Nummer 229.

Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 20. Auguſt 1923.

Seite 2.

Von der mörderiſchen Widerſinnigkeit, daß deutſches Land
beutſch iſt und deutſch bleiben will, bis zu dem Anerbieten, in
dieſes Land als Befreier einzurücken, iſt der Weg des Gedan=
kens
nicht weit. Spielen ſie ſich nicht auch heute wieder an der
Saar, in der Pfalz, am Rhein und an der Ruhr als Befreier
auf, wie ſie als Befreier in das Elſaß kommen wollten? Wagen
nicht die Franzoſen, deren Arbeiterfürſorge die rückſtändigſte,
deren Kapitalismus der kleinbürgerlich=raffgierigſte iſt, deren
innere Politik ganz auf den Rentner und Kapitaliſten zugeſchnit=
ten
iſt, heute ſchon wieder dem deutſchen Arbeiter das Lied von
der Befreiung vorzuſpielen? Es iſt ihre älteſte Lügenphraſe,
mit der ſie ihre Räubereien zu decken verſuchten. Immer haben
ſie die Deutſchen befreit. Schon Heinrich II. verſichert, er rücke
nur ein zum Schutze deutſcher Freiheit, wie Gott bezeugen
möge und befreit die Deutſchen von den drei Bistümern Metz,
Toul und Verdun. Und nach gelungenem Raube empfiehlt er
ſich abermals als Schützer des Heiligen Römiſchen Reiches und
Rächer der Freiheit Germaniens. Als Schützer der Reichsfrei=
heit
greift Frankreich in den Dreißigjährigen Krieg ein. Will es
etwa das Elſaß, die zehn Reichsſtädte rauben? Mazarin erklärt,
Frankreich trüge den größten Teil der Kriegslaſt nur für die
Freiheit Deutſchlands. Als 1670 Marſchall Créqui mordend und
ſengend in Lothringen einfällt, läßt er ausblaſen: Der aller=
chriſtlichſte
König nimmt das Land in ſeinen Schutz! und
brennt das Herzogsſchloß in Nanzig nieder. Nur für die deutſche
Freiheit waren die Sanseulotten nach dem Rheinlande gekom=
men
wie ſie gehauſt haben, haben wir erfahren . nur um
deutſcher Freiheit zu dienen, gründeten ſie damals die eisrhena=
niſche
Republik, wie ſie heute die Rheiniſche Republik gründen
wollen, und befreien Deutſchland vom linken Rheinufer. Und
noch Napoleon III. entſinnt ſich der altbewährten Rattenmelodie,
als er 1870 in der Kriegsproklamation an ſein Volk verkündet:
Wir führen nicht Krieg gegen Deutſchland, deſſen Unabhängig=
keit
wir achten.
Das alles war Lug und Trug, Seelenfang mit hohlen Wor=
ten
. Sie ſagten Freiheit und brachten Sklavenketten. Mord,
Brand, Plünderung und Schändung waren ihre Taten, unaus=
ſprechliches
Elend ihr Andenken, Schande der Lohn derer, die
ihnen glaubten.
Deutſches Volk! Wirſt du durch tauſendjährigen Schaden
nicht klug werden?
Senator Huberts Ergänzung zur Poincarérede
TU. Paris, 19. Aug. Bei der heutigen Denkmalsenthüllung
in Charleville ergriff auch der Senator Hubert das Wort. Seine
Ausführungen verdienen eine gewiſſe Beachtung, da ſie, wie
verſchiedentlich angenommen wird ,als Ergänzung zur Rede
Pomcares aufzufaſſen ſind: Wir wollen Deutſchland weder zer=
ſtören
, noch zugrunde richten. Wir verlangen nur, daß es ſich
nicht an unſeren Sicherheiten vergreift. Wir haben uns nie ge=
weigert
, die Unterhandlungen aufzunehmen, ſelbſt wenn unſere
Verbündeten uns allein laſſen wollen" bin ich meinerſeits der
Anſicht, daß wir im Intereſſe der geſamten Welt nicht das Recht
haben, unter dieſen Bedrohungen Verhandlungen zu unterneh=
men
. Wir haben es nicht auf die deutſche Demokratie abgeſehen,
wir bekämpfen vielmehr die induſtrielle Kaſte, die bald ebenſo
zu fürchten iſt wie die militäriſche Kaſte von einſt, die Deutſch=
land
anführt, und die, wenn der geſunde Verſtand des Volkes
eines Tages zur Geſinnung kommt, erſterben wird. Es iſt ein
neues Lebeweſen, welches durch ſeine Selbſtſucht das Land dem
Verderben entgegenführt, da bereits jenſeits des Rheines die
Anzeichen der kommenden Kataſtrophe auftauchen. Deutſchland
verbleibt nur ein Rettungsmittel, die Lohalität. Wir vernehmen
wohl die Stimme, welche uns zum Verzicht auffordert. Wir ken=
nen
die Stimmen der Finanzleute, die die Zahlungsfähigkeit
Deutſchlands verlangen. Deutſchland wuß uns bezahlen und es
kann uns bezahlen. Frankreich hat eine außerordentliche An=
ſtrengung
vollbracht als es den Sieg davontrug. Es iſt Zeit, daß
Dertſchland endlich zur Wiederherſtellung unſerer Trümmer et=
was
beiträgt.
Der Temps zur Charleviller Rede.
Paris, 20. Aug. (Priv.=Tel.) Die geſtrige Rede Poincarés
hat in eingeweihten Kreiſen keine Ueberraſchung hervorgerufen.
Nach den unverbindlichen Erklärungen Streſemanns im Reichs=
tage
, auf die der Temps vom Samstag antwortete, kommt nun
die Rede Poincarés. Der Temps erklärt in ſeiner geſtrigen
Abendausgabe, er begreift die Inhaltsloſigkeit der Ausführungen
Poincarés, abgeſehen natürlich von denen, die ſich auf England
beziehen. Die Rede des Miniſterpräſidenten ſei vor allem intereſ=
ſant
durch das, was er in ihr eigentlich hätte ſagen wollen und
was zu verſchiedenen Vermutungen Anlaß gebe. Manche glauben,
daß die Rede des Senator Hubert in dieſem Sinne bezeichnend
ſeien. Ganz allgemein wird aber angenommen, daß Poincaré
ſich heute mit Rückſicht auf die dem deutſchen Reichskanzler Dr.
Streſemann drohenden Schwierigkeiten, von denen die Lebensge=
fahr
, in der der Kanzler ſich befinde, nicht als die geringſte an=
zuſehen
ſei. Deshalb habe ſich Poincaré eine große Zurückhaltung
auferlegt, und es heißt, daß der franzöſiſche Miniſterpräſident ihn
nicht aufgeben wolle, bis Streſemann das Viſier geöffnet und ſein
wahres Geſicht gezeigt habe. Der Temps von geſtern abend fin=

Kanalſchwimmer in 3 Jahrzehnten.
* Die Durchſchwimmung des Aermelkanals, die dem Ameri=
kaner
Süllivan gelungen iſt, bedeutet eine Leiſtung, die bisher
nur einmal vollbracht wurde und die man ſeit einem halben
Jahrhundert mit den allergrößten Anſtrengungen vergebens er=
ſtrebt
hat. Die Verſuche, den Kanal zu durchſchwimmen, waren
jeden Sommer vor dem Kriege in England Gegenſtand der größ=
ten
Aufregung, und einige dieſer unermüdlichen Kanalſchwimmer
genoſſen eine große Popularität. Die Ueberwindung des Kanals
war für die Briten faſt zu einer fixen Idee geworden, und der
Jubel über das zweite Gelingen nach faſt 50 Jahren dürfte ihnen
ſehr durch die Tatſache getrübt werden, daß der kühne Schwim=
mer
ein Amerikaner war. Der erſte und bis auf Sullivan uner=
reichte
Kanaldurchſchwimmer war der Kapitän Matthew
Webb. der am 23. Auguſt 1873 den Sieg über die heimtückiſche
Waſſerſtraße errang. Bei ſeinem erſten Verſuch wurde Webb,
nachdem er 13½ engliſche Meilen zurückgelegt hatte, von einer
Strömung fortgeriſſen, die ihn ſoweit abtrieb, daß er den Ver=
ſuch
aufgeben mußte: 12 Tage ſpäter erreichte er dann glücklich
die Küſte von Calais, nachdem er 21½ Stunden im Waſſer ge=
weſen
war. Sullivan hat 27 Stunden 23 Minuten gebraucht.
Webb, ein Rieſe mit einem gewaltigen Bruſtkaſten, ſchildert die
letzten Stunden ſeines Schwimmens als einen langen Kampf
mit der Ohnmacht, bei dem jeder Stoß ihm der letzte zu ſein
ſchien, den er noch machen könnte‟. Webb war für ſeine Leiſtung
von Profeſſor Bibbero trainiert worden, der ſeine Schüler 24
Stunden ohne jeden Aufenthalt gehen ließ. Er war der Anſicht,
daß jemand, der nicht 24 Stunden hintereinander marſchieren
kann, niemals fähig ſein wird, die gleiche Zeit zu ſchwimmen.
Außerdem wurde Webb regelmäßia Meerwaſſer in den offenen
Mund gegoſſen, um die Schlingmuskeln an eine automatiſche
Verſchließung gegen das Waſſer zu gewöhnen, dem der Schwim=
mer
bei unruhiger See nicht entgehen kann. Nach Webb haben
Jahrzehnte hindurch immer wieder Schwimmer die Durchque=
rung
unternommen und ſind mehr oder weniger früh vor dem
Ziel geſcheitert. Bei manchem waren es nur noch zwei, eine ſo=
gar
eine halbe engliſche Meile, die ſie vom Sieg trennte, aber
ſtets wurden ſie durch einen Unfall an der Vollendung gehin=
dert
, entweder von widrigen Strömungen abgetrieben, durch
ſchlechtes Wetter mutlos gemacht oder von Seekrankheit, Krampf
oder Erſchöpfung befallen. Die berühmteſten Kanalſchwimmer
nach Webb waren Holbein, Weidmann und Burgeß. Holbein
machte ſeinen erſten Verſuch 1901; im folgenden Jahr nahm er

det die Haltung Poincarés durchaus verſtändlich, da die deutſche
Regierung den Wunſch nach Beendigung des deutſch=franzöſiſchen
Konflikts nicht laut genug betont habe. Der Miniſterpräſident
habe aber auch nicht direkt geantwortet auf die Erklärungen, die
Herr Streſemann vor ſeinem Antritt des neuen Amtes ausge=
ſprochen
habe. In dem Buch der franzöſiſch=deutſchen Beziehun=
gen
, ſo fügt der Temps hinzu, ſei das Blatt Streſemann noch
unbeſchrieben.
Die Aufnahme in Berlin.
EU. Berlin 19. Aug. In unterichteten Kreiſen wird
die Rede Poincarés mit einer gewiſſen Enttäuſchung aufgenom=
men
. Man betont, daß ſie gar keine Diskuſſionsbaſis biete und
daß ihr anſcheinend das übliche Mittel zugrunde liegt, Zeit zu ge=
winnen
. Eine Erklärung der Reichsregierung über die Rede wird
nicht erfolgen, doch erſcheint es nicht ausgeſchloſſen, daß Reichs=
kanzler
Dr. Streſemann auf einige von Poincaré berührte Punkte
zurückkommen wird.
Der Temps gegen die Goldanleihe.
Paris, 18. Aug. (Wolff.) Der Temps ſchreibt in einem
Leitartikel über die Stellung Frankreichs zur deutſchen
Goldanleihe: Man erzähle, daß Streſemann durch
die Note der Reparationskommiſſion unangenehm überraſcht
worden ſei. Das ſeien aber ganz ungerechtfertigte Eindrücke.
Was das Privileg anbetreffe, an das die Reparationskommiſſion
mit gutem Recht erinnert habe, ſo ſei ein ſolches Privileg nur
für eine deutſche Regierung hinderlich, die ſchlechten Wil=
lens
ſei. Wenn Deutſchland ſeine Finanzen wieder in Ord=
nung
bringe, in der Abſicht, ſeine Reparationen zu bezahlen,
dann gebiete es das offenſichtliche Intereſſe, daß Frankreich die
deutſche Regierung gewähren laſſe, ihr eventuell ſogar be=
hilflich
ſei. Wenn aber die finanzielle Reorganiſation
Deutſchlands den Zweck oder die Beſtimmung habe, dem
Kampf gegen Frankreich Nahrung zu geben und damit
die Zahlung von Reparationen zu verzögern, dann dürfe Frank=
reich
nichts vernachläſſigen, um die Hilfsmittel in die Hand zu
bekommen, deren man ſich gegen Frankreich bedienen möchte. Es
hänge alſo von der deutſchen Regierung ab, ob Frankreich ſich
der Goldanleihe günſtig oder feindlich gegenüberſtellen werde.
Botſchafter Kreſtinski beim Reichspräſidenten.
TU. Berlin 19. Aug. Der Reichspräſident empfing ge=
ſtern
den ruſſiſchen Botſchafter Kreſtinski, der als nunmehriger
Vertreter des Bundes ſozialiſtiſcher Sowjetrepubliken ſein Be=
glaubigungsſchreiben
überreichte. Der Botſchafter gab in einer
Anſprache der Erwartung Ausdruck, daß ihm dieſelbe wohl=
wollende
Unterſtützung in ſeiner neuen erweiterten Tätigkeit zu=
teil
werde, die er während ſeiner zweijährigen Wirkſamkeit in
Berlin gefunden habe. Der Reichspräſident begrüßte in ſeiner
Erwiderungsanſprache den Botſchafter mit dem Wunſch, daß die
neue ſtaatsrechtliche Form dem Aufbau der Beziehungen zwi=
ſchen
Deutſchland und Rußland förderlich ſein werde.
Nach Strafverbüßung ausgewieſen.
Der Obertelegrapheninſpektor Ditter und der Telegraphen=
inſpektor
Horn aus Worms, die am 6. April von den Fran=
zoſen
verhaftet worden ſind, ſind am 14. Auguſt zu je 4 Monaten
Gefängnis und 5 Millionen Mark Geldſtrafe bzw. weiteren
6 Monaten Gefängnis verurteilt worden. Die Unterſuchungs=
haft
iſt auf die Strafe angerechnet und die Beamten ſind nach
Zahlung der Geldſtrafe am 16. Auguſt aus der Haft entlaſſen
und ausgewieſen worden.
Von den Franzoſen erſchoſſen.
TI. Recklinghauſen, 19. Aug. Am 17. Auguſt wurde
der Tiſchler Guſtav Werne unter der Eiſenbahnbrücke Friedrich=
ſtraße
von einem franzöſiſchen Poſten erſchoſſen, weil er
angeblich auf den Anruf Halt nicht ſtehen geblieben war.

Zwei Franzoſen im Streit getötet.
TU. Ausdem Ruhrgebiet, 19. Aug. In Lünen ſind
zwei franzöſiſche Kriminalbeamte im Verlauf von Streitigkeiten
mit Deutſchen getötet worden. Einzelheiten über den Vorfall
fehlen noch.
Kommuniſtiſche Oenunzianten.
U. Oberhauſen, 19. Aug. Auf Veranlaſſung von
Kommuniſten ſind 11 Feuerwehrleute von den Franzoſen ver=
haftet
worden, weil ſie Piſtolen bei ſich trugen.

Dortens Pläne.
TU. Paris, 18. Aug. Der Berichterſtatter des Matin im
Rheinland ſuchte geſtern Dr. Dorten in Wiesbaden auf und
hatte folgendes Interview:
Frage: Was gedenken Sie im einzelnen zu tun?
Antwort: Wir müſſen den Verbündeten zunächſt beweiſen
daß wir ein Werk der Erfüllung und des Friedens im Aug
haben. Wir Rheinländer wollen, daß Frankreich und Belgie
angemeſſene Reparationen erhalten. Wir ſind bereit, die Laſte=
zu
übernehmen, die uns zufallen; doch verſetzt uns Berlin in di
Unmöglichkeit einer Erfüllungspolitik.
Frage: Welche Pläne haben Sie?
Antwort: Zunächſt wollen wir die Emiſſion eine
rheiniſchen Währung erwirken. Ich möchte mich nick
auf Einzelheiten über dieſen Plan einlaſſen, da Berlin die Ge
legenheit wahrnehmen würde, unſeren Plan zu ſabotieren. D
das Reich die Rheinlande auch weiterhin terroriſiert, denken w
daran, die Verbündeten um Hilfe zu bitten in der Art, daß d
offiziellen franzöſiſchen und belgiſchen Banken dieſe Emiſſio
garantieren. Ich glaube, daß die Franzoſen und Belgier dab
ſehr gut fahren werden, ſobald einmal die erſten Schwierigkeite
dieſes Unternehmens überwunden ſein werden.
Frage: Wie werden Sie das Wirtſchaftslebe
in Ordnung bringen?
Antwort: Um gegen die augenblickliche Kriſis anzukämpfe
halten wir es für wünſchenswert, uns an der Verwaltun
des Landes, zu beteiligen. Wir beabſichtigen daher, ein
rheiniſchen Wirtſchaftsausſchuß zu ſchaffen, um d
Schwierigkeiten einer ſtändig heikler werdenden Situation abz
helfen. Unſere Steuern dürfen fortan nicht mehr nach Berlin z
Stärkung des paſſiven Widerſtandes geſchickt werden, denn n
Sie vielleicht wiſſen, kommt dieſes Geld nach dem Rheinland
die Kaſſe der Ruhrhilfe zurück und wird dazu verwandt, ſowo
unſere Bevölkerung zu beſtechen wie auch den zur Vorbereitu
der Revanche dienenden Haß zu nähren.
Frage: Und die Frage der Sicherung?
Antwort: Auch damit werden wir uns befaſſen, denn
ſelbſt haben das größte Intereſſe daran, einen künftigen Kri
der unſer Land verwüſten würde, zu vermeiden. Wir wünſch
daher, mit Frankreich und Belgien eine dauern
und freundſchaftliche Fühlungnahme herzuſtell
Frage: Wenn Preußen aber einen Uebelrfa
im Rheinland wagen würde ?
Antwort: Das iſt eine ſehr beänaſtigende Frage.
Frage: Wird Preußen an den Rhein zurückkehren?
Die Antwort kann nicht ich, ſondern Marſcha
Foch geben. Wir unſererſeits müſſen uns damit begnüg
aus dem Geiſte unſeres Volkes, die Idee zu vertreiben, 1
Preußen noch allmächtig iſt und imſtande, die Franzoſen v
Rhein zu verjagen. Es handelt ſich hierbei um das Anſel
Frankreichs am Rhein, und um dieſen Gedanken mündlich kI
zuſtellen, hatte ich meinen letzten Pariſer Aufenthalt drei Mor
in die Länge gezogen.

Franzöſiſche Wirtſchaft.

Eſſen, 19. Aug. (Wolff.) Nach Meldungen ſteht
Zeche Elbe wo die Franzoſen den Verſuch machten,
Kokereien in eigenen Betrieb zu übernehmen, vor dem Ve
ſeuchen. Die ganze Arbeiterſchaft iſt in den Ausſtand get
ten. Eine Reihe Angeſtellter, in der Hauptſache Feuerwehrlei
wurden verhaftet.

Diebſtähle.

Eſſen, 18. Aug. (Wolff.) Am Mittwoch wurden einem
ſtädtiſchen Kaſſenboten 5 Milliarden ſtädtiſches Notgeld von fran=
zöſiſchen
Kontroll=Beamten geraubt.
Eſſen, 18. Aug. (Wolff.) Beamte der Reichsbankneben=
ſtelle
Witten wurden auf dem Wege von der Bahn zu ihrem
Geſchäftslokal um 50 Milliarden Mark von den Franzoſen
beraubt.

Syſtematiſcher Raub.
Düſſeldorf 19. Aug. (Wolff.) Die Franzoſen beſch
nahmten geſtern bei der Bankleitung des Stummkonzerns 1
eine Milliarde Lohngelder. Gleichzeitig haben ſie die Druck
Bagel beſetzt und ſämtliche Vorräte an Reichs= und Stadte
fortgenommen. Auf Vorſtellungen aus Wirtſchaftskreiſen
wortete der franzöſiſche General, die Beſatzung werde von j
ab Geld überall da nehmen, wo ſie es finde. Die hieſige Reid
bankſtelle iſt von den Franzoſen wieder freigegeben.
Gegen den Glreik.
Berlin, 19. Aug. (Wolff.) In einer Vollverſamml
der gewerkſchaftlichen Organiſationen und des Afabundes
Berlin wurde beſchloſſen, an die Mitgliedſchaften und die a=
ſchloſſenen
Verbände die dringende Forderung zu richten, a
von unverantwortlichen Stellen angeſtrebten wilden Streiks
ſchiedenen Widerſtand entgegenzuſetzen.
Spaniſche Verluſie in Marokko.
Paris 18. Aug. (Wolff.) Nach einer Havasmeldung
Madrid wird amtlich aus Melilla gemeldet, daß bei einem N
gefecht bei Taferſit ein ſpaniſcher Hauptmann und drei Sold
verwundet wurden. Ein Bataillon der Fremdenlegion, das
Wiederherſtellung der Telephonlinie nach Fahra vornel
wollte, wurde von Riffleuten beſchoſſen. Zwei Leutnants
ſieben Soldaten wurden getötet, ein Hauptmann, ein Oben
nant und 50 Soldaten wurden verwundet.

den Kampf wieder auf und ſchwamm ſogar länger als Webb,
nämlich 22½ Stunden. Bei anderen Verſuchen ſchwamm Holbein
Strecken, die größer waren, als die Entfernung der beiden
Kanalküſten hin und zurück beträgt. Einmal ſchwamm er in
weniger als 12½ Stunden 43 engliſche Meilen, ein andermal in
13 Stunden 47 Minuten über 45 Meilen. Auch nach dieſer Lei=
ſtung
war er noch friſch, aber am Sieg hinderten ihn immer
widrige Umſtände. Die Hochſaiſon der Kanalſchwimmerei war
um 1904. In dieſem Jahre wurden nicht weniger als fünf Ver=
ſuche
gemacht, und die beſte Leiſtung vollbrachte Weidmann,
der damals zuerſt von dem Rieſen Burgeß begleitet war.
Dieſer wurde dann einige Jahre lang der Hauptchampion, und
machte mehr als ein Dutzendmal den Verſuch, ohne je den Mut
zu verlieren, aber freilich auch ſtets, ohne ans Ziel zu gelangen.
Neben ihm trat in den letzten Jahren vor dem Krieg J. Wolff
hervor, der mehr als 20 Verſuche unternommen hat, um die ver=
hältnismäßig
ſchmale und doch ſo gefährliche Waſſerfläche zu
überwinden. Wie jetzt wieder mit Sullivan eine Frau um den
Preis rang, ſo haben ſich auch ſonſt ſchon Frauen am Kanal=
ſchwimmen
beteiligt. Die berühmteſte unter ihnen war An=
nette
Kellerman, die einmal ziemlich nahe am Ziel war
und nur infolge eines ſchweren Anfalls von Seekrankheit das
Weiterſchwimmen aufgeben mußte.
ck.

C.K. Eine drahtloſe Schulprämie. Die allgemeine Vor=
liebe
für die drahtloſe Telephonie, die beſonders unter der Ju=
gend
herrſcht, hat ſich der Lehrer einer höheren Pariſer Schule
zunutze gemacht. Da er bemerkte, daß die Jungens an nichts
größerem Vergnügen fanden als an dem telephoniſchen Zu=
hören
, ſo legte er in ſeinem Arbeitszimmer eine Empfangs=
ſtation
an, und zweimal in der Woche geſtattete er denjenigen
Schülern, die ſich durch die beſten Leiſtungen ausgezeichnet hat=
ten
, bei ihm die muſikaliſchen Darbietungen mitanzuhören, die
vom Eiffelturm aus geſendet werden. Dieſe drahtloſe Schul=
prämie
rief in der Klaſſe den lebhafteſten Wettbewerb hervor=
jeder
wollte an dem Vergnügen teilnehmen. Die Unaufmerk=
ſamen
und Faulen beſſerten ſich zuſehends und die ganze Klaſſe
leiſtete Vorzügliches.
C.K. Der Tod eines großen ſpaniſchen Malers. Joanuin
Sorolla Baſtida, der jetzt im Alter von 50 Jahren in Cercedilla
geſtorben iſt, galt ſeinen Landsleuten für den größten ſpaniſchen
Maler der Gegenwart. Wenn er auch in Kunſtkreiſen des Aus=
landes
nicht den Ruhm erlangte, wie andere moderne Meiſter,
ſo z. B. Zuolaga oder der zum Franzoſen gewordene Picaſſo, ſo

war er dafür in ſeiner Heimat als der Lieblingsmaler S
Madrider Hofes der gefeiertſte Meiſter. Seine Hauptſtärke
im Porträt, und man hat ihn daher den ſpaniſchen Sar
genannt. Bekannt wurde er zuerſt durch brillant gegebene
nen aus dem ſpaniſchen Volksleben. Dann wandte er ſich
und mehr der Bildnismalerei zu und porträtierte die Mitgl
des Hofes und der höchſten ſpaniſchen Ariſtokratie. Seine
niſſe, die eine glänzende Technik und elegante Repräſent
aufwieſen, fanden in den angelſächſiſchen Ländern viel Be=
und ſeine Werke haben in Amerika einen guten Markt. Er
ſich aus dürftigſten Anfängen emporgearbeitet, war ſchore
zwei Jahren Waiſe geworden, da ſeine Eltern durch
Cholera=Epidemie zu gleicher Zeit fortgerafft wurden.
* Die Trauer von Hardings Hund. Den rührendſten
druck in dem großen Trauergeleit, das die ſterblichen Uebe
des Präſidenten Harding in Mario (Ohio) zu Grabe b.
rief ſein Lieblingshund, ein kleiner Foxterrier, hervor.
Trauer des Hundes erinnerte an einen ähnlichen Vorfall
Begräbnis König Edwards, bei dem ſein Lieblingshund (
untröſtlich über den Tod ſeines Herrn, als einſamer Ver
des Tierrreichs zwiſchen den glänzenden Uniformen der
denträger gleich hinter dem Sarge herſchlich. Hardings
erſchien uneingeladen bei dem Begräbnis und miſchte ſich
die Beamten, Generale und Admirale, die hinter dem
herſchritten. Er hatte ſofort nach dem Tode ſeines Herr!!"
große Niedergeſchlagenheit an den Tag gelegt und ſchie **
wiſſen, daß ſich in dem Behältnis, das da fortgetragen n.
ſein alter Freund befand. Schließlich legte er ſich in du
Verzweiflung gerade am Eingang des Mauſoleums niede
verfolgte mit blinzelnden Augen die Beſtattungsfeierlich
Niemand wagte ihn fortzutreiben. Als der Augenblick kau
der Sarg in dem Gewölbe aufgeſtellt werden ſollte, ſtell *
der Hund in den Weg. Eine allgemeine Bewegung ging
die Trauergeſellſchaft, man wollte ihn beiſeite, ſchieben,
Frau Harding geſtattete das nicht, ſondern bat den Sekrete
Präſidenten, Chriſtian, den Hund mit freundlichen Worter
zulocken. Dies geſchah auch, und der Sarg wurde in den
chengewölbe aufgeſtellt. Als dann alle fortgegangen t**
kehrte der Adjutant des verſtorbenen Präſidenten, Ke
Andrews, noch einmal zurück und fand hier den Foxterrie 2
immer bor dem Grabe ſitzen, als treuen Wächter ſeines .
von dem er ſich nicht trennen wollte. Frau Harding er
daß ihr nichts ſo viel Troſt und Erhebung gegeben habe w.
Anblick dieſes kleinen Lieblings des Verſtorbenen inmitté
glänzenden Trauerverſammlung.

[ ][  ][ ]

die ſozialdemofratiſchen Reichsminiſter über
ihre Aufgaben.
U. Berlin, 19. Aug. Der Vorwärts hat die vier ſozial=
mokratiſchen
Reichsminiſter gebeten, ſich über ihre Aufgaben
Szuſprechen. Drei von ihnen ſind dieſer Aufforderung ge=
at
, während Dr. Hilferding auf die Auffätze verweiſt, die
erſt in letzter Zeit vor Annahme des Amtes im Vorwärts ver=
fentlicht
hat.
Vizekanzler Robert Schmidt, Miniſter für Wiederaufbau,
tont u. a., daß es ſich jetzt darum handele, die Störungen auf=
m
Lebensmittelmarkt zu beſeitigen oder erheblich zu mildern
rch Erhöhung der Einfuhr und Bereitſtellung von Zahlungs=
tteln
. Ausführlich äußert ſich der Miniſter über den Zweck
Goldanleihe. Er knüpft daran die Hoffnung, daß ſich der
Idmarkt erleichtern und der Markkurs beſſern werde. Gelänge
auf dieſem Wege nicht, Deviſen herauszuholen, werde die Re=
rung
andere Maßnahmen ergreifen müſſen, um unter allen
iſtänden das angeſtrebte Ziel zu erreichen. Die Steuerreform
ine mit den bisher beſchloſſenen Maßnahmen nicht beendet
rden. In der Erfüllung ſozialer Aufgaben ſeien bereits ge=
ſſe
Vorarbeiten im Gange. Zum Schluß führte der Miniſter
s, daß die Stellung des Kabinertts nur dann haltbar ſein
rde, wenn es gelinge, durch Taten Vertrauen bei den breiten
aſſen zu erwerben.
Reichsminiſter Sollmann betont den unerſchütterlichen
illen, die Reichsverfaſſung gegen alles zu ſchützen, und weiſt
rauf hin, daß Unruhen und Streiks die finanziellen und wirt=
aftlichen
Pläne der Regierung ſtören.
Reichsjuſtizminiſter Dr. Radbruch machte nähere Angaben
eine Juſtizreform, beſonders des Strafgerichts und des bür=
lichten
Rechts.
eberreichung der franzöſiſchen Antwortnote.
T7. Paris, 19. Aug. Es wird beſtätigt, daß die franzö=
he
Antwortnote, die 26 Seiten umfaßt, und zurzeit noch in
üſſel ſtudiert wird, am Montag in die Hände des Grafen St.
laixe gelangen wird. Die Blätter verſprechen ſich einen großen
folg von ihr.
Im übrigen verfolgt die Preſſe die Haltung der neuen Ber=
er
Regierung mit geſpannteſtem Intereſſe.
Paris, 19. Aug. (Wolff.) Wie Havas mitteilt, wird die
nzöſiſche Antwort auf die engliſche Note wahrſcheinlich am
enstag der engliſchen Regierung übergeben werden. Die Ver=
entlichung
der Antwort wird am Mittwoch erfolgen.
Der Temps glaubt nach hier erhaltenen Informationen zu
ſen, daß die belgiſche Regierung keinerlei Einwendun=
t
gegen die franzöſiſche Antwort mache, weder bezüglich des
halts noch der Form. Man rechnet in Paris damit, die Ant=
rt
der belgiſchen Regierung noch heute in der Hand zu haben.
Rußland und England.
Moskau 18. Aug. (Wolff.) Die Sowjetregierung über=
chte
dem britiſchen Vertreter Peters eine Note fol=
iden
Inhalts: Vor einer Woche, am 2. Auguſt, teilte Herr
ters dem Volkskommiſſar des Aeußern den Wunſch der bri=
chen
Regierung mit, Rakowski möge ſeine Abreiſe nach London
eſchieben. Die Nichtigkeit der Motive, mit denen dieſer Vor=
lag
begründet wurde, war auch Peters von Anfang an voll=
nmen
klar. Er konnte ſich ſelbſt davon überzeugen, daß Ra=
vski
die ihm von der Morning Poſt zugeſchriebenen Worte
cht ausgeſprochen hat und daß die von der Morning Poſt an=
führten
Zeitungen ſolche Ausſprüche nicht enthielten. Der An=
iff
der Morning Poſt auf Rakowski iſt ſomit nachweisbar voll=
mimen
unbegründet. Die Flugſchrift England und Rußland
e von Peters erwähnt wurde, enthält nur eine Rede Rakows=
vom
15. Mai, vor ſeiner Ernennung für den Londoner
oſten, in der Zeit der höchſten engliſch=ruſſiſchen Spannung.
it der Verbreitng dieſer Rede in Form einer Flugſchrift hat
der das Kommiſſariat noch Rakowski etwas zu tun. Später
nen Nachrichten über die im Unterhaus gemachten Aeußerun=
n
, bei denen leider die Tradition in bezug auf die ausländi=
en
Vertretungen nicht beachtet wurde. Die bei dieſer Gelegen=
it
im Unterhauſe aufgeſtellten Behauptungen waren falſch.
rtſächlich wurde Rakowsli weder jemals aus Frankreich aus=
wieſen
, noch hatte er während des Weltkrieges Frankreich be=
ht
. Die Behauptungen über Englandfeindlichkeit Rakowskis
rden ausdrücklich beſtritten. Die Ernennung eines der her=
rragendſten
Politiker des Sowjetbundes, der fünf Jahre lang
der Spitze der ukrainiſchen Regierung geſtanden hat, für den
ndoner Poſten im Verein mit den Zugeſtändniſſen, die die
dwjetregierung während der engliſch=ruſſiſchen Kriſe machte und
* der Bereitſchaft der Sowjetregierung, das Abkommen über
2 Meerengen zu unterzeichnen, zeigt offenſichtlich den Wunſch
r Sowjetregierung, die politiſchen und wirtſchaftlichen Be=
hungen
mit Großbritannien zu entwickeln und die Abſurdität
r gegen Rakowski erhobenen Beſchuldigungen der England=
ndlichkeit
. Der Volkskommiſſar des Aeußern, Tſchitſcherin,
nn nicht umhin, ſein Erſtaunen über die lange Verzögerung
r Antwort in der augenſcheinlich einfachen Frage auszudrücken,
id iſt feſt davon überzeugt, daß das Mißverſtändnis baldigſt
tfgeklärt wird.

Lockerung der Zwangswirtſchaft auf dem
Gebiete des Wohnungsweſens.
Von Direktor L. Schrauth.
Unter der Herrſchaft des geltenden Wohnungsmangelgeſetzes
kann über keinen Wohnraum und über keine Wohnung, auch nicht über
andere zu Wohnzwecken geeignete Räume ohne Zuſtimmung der Ge=
meindebehörde
(des Wohnungsamtes) verfügt werden. Die Praxis
führte zwar bisher ſchon Milderungen ein. So kam man immer dann
entgegen, wenn ein Wohnungsinhaber Räume freiſvillig zur Verfügung
ſtellte, wenn ein Hausbeſitzer etwa Dachgeſchoſſe oder Geſchäftsräume
zu Wohnungen auf eigene Koſten umbaute, oder wenn Wohnungsin=
haber
zuſammenzogen, um ſo Wohngelegenheiten zur Unterbringung
Wohnungsloſer verfügbar zu machen. In ſolchen Fällen wurde es den=
jenigen
, die den Wohnungsmarkt aus freier Entſchließung bereicherten,
überlaſſen, beſtimmte Vorſchläge für die Zuweiſung von Mietern zu
machen, und in der Regel entſprach das Wohnungsamt dieſen Vorſchlä=
gen
. Die Erfahrung hat gelehyt, daß eine ſelche Handhabung der geſetz=
lichen
Beſtimmungen der Linderung der Wohnungsnot außerordentlich
förderlich war. Nun wurde mit Datum vom 26. Juli 1923 eine Novelle
zum Wohnungsmangelgeſetz verkündet, die dieſe Praxis der Wohnungs=
ämter
ausdrücklich ſanktioniert. Wer vom 1. September 1923 ab der
Gemeindebehörde (dem Wohnungsamt), Wohnräume, die eine abge=
ſchloſſene
Wohnung nicht darſtellen, oder abgeſchlofſene Wohnungen, die
durch Teilung oder Ausbau einer Wohnung gewonnen werden, bevor
eine Beſchlagnahme erfolgt iſt, freiwillig zur Verfügung ſtellt, dem iſt
geſtattet, ſeinen Mieter dafür nach freiem Ermeſſen auszuwählen; nur
muß der Mieter in der Wohnungsliſte der Gemeindebehöros verzeichnet
ſein, vor dem 1. Januar 1914 in Deutſchland ſeinen Wohnſitz gehabt
haben oder falls dieſe Vorausſetzung nicht zutrifft zu den Deut=
ſchen
gehören, die aus dem Auslande oder aus einem beſetzten oder
infolge des Friedensſchluſſes aus dem Reichsgebiete ausgeſchieden oder
einer anderen Verwaltung unterſtehenden Landesteilen vertrieben wur=
den
ſind. Hierfür müſſen aber amtliche Beſcheinigungen beigebrecht
werden. Für dieVerwertung ſolcher Wohnungen wird das Wohnungs=
amt
eine angemeſſene Friſt ſetzen und nur, wenn ein Mietvertrag inner=
halb
dieſer vorgeſchriebenen Friſt abgeſchloſſen wird, gilt das Auswahl=
recht
des Verfügungsberechtigten. Dieſe geſetzliche Nachgabe gilt auch
für den Fall, daß ein einmal ſo zur Verfügung geſtellter Wohnraum
durch Aufhebung des Mietvertrages wieder frei wird.
Auch das Land und die Körperſchaften des öffentlichen Rechtes, ſo=
wie
Verwaltungen gemeinnütziger Anſtalten und Stiftungen und ge=
meinnütziger
, nicht auf Erwerb gerichteter Organiſationen oder Einrih=
tungen
, die religiöſen oder anerkannt gemeinnützigen oder mildtätigen
Zwecken dienen, bedurften bisher der Zuſtimmung des Wohnungsamts,
wenn ſie für ihre Zwecke Wohnräume oder für Wohnzwecke geeignete
Räume ermieten wollten. Vom 1. September 1923 ab ſind Verträge
der genannten Körperſchaften und Einrichtungen nicht mehr der Geneh=
migung
der Gemeindebehörden unterſtellt, falls ſie die Ermietung von
Gebäuden oder Gebäudeteilen zu öffentlichen Zwecken zum Gegenſtand
haben.
Der Wohnungstauſch unterliegt nach wie vor der Genehmigung der
beteiligten Gemeindebehörden. Wollen Perſonen, die vor dem 1. Jan.
1914 in Deutſchland ihren Wohnſitz hatten, oder Ausgewieſene, Ver=
triebene
und Verdrängte in ſelbſtändigen, benutzten Wohnungen
innerhalb des Reichsgebietes miteinander tauſchen, ſo haben ſie hierzu,
unter Beifügung ſchriftlich gegebener Zuſtimmung der Vermieter, und
zwar vor Durchführung des Tauſches, die Genehmigung der beteiligten
Wohnungsämter einzuholen. Wird die Zuſtimmung verſagt, ſo ent=
ſcheidet
das Mieteinigungsamt. Unter dieſen Vorausſetzungen iſt die
Genehmigung innerhalb einer Friſt von 14 Tagen zu erteilen; bei
Ueberſchreitung dieſer Friſt gilt die Genehmigung als erteilt. Die Vor=
ſchriften
über die zuläſſige Belegung und Benutzung behalten aber
Gültigkeit.
Klargeſtellt iſt nunmehr auch, daß in gewiſſen Fällen die ſo=
genannten
Werkwohnungen nicht mehr der Verfügungsgewalt der
Wohnungsämter unterliegen. Unter Werkwohnungen werden verſtan=
den
Räume, die zur Unterbringung von Angehörigen eines Betriebes
von dem Inhaber des Betriebes errichtet oder vor dem 1. Juli 1918
zu Eigentum erworben oder gemietet ſind. Die Verfügungsgewalt der
Wohnungsämter greift hinſichtlich der Werkwohnungen nur dann in Zu=
kunft
Platz, wenn ſolche Räume länger als vier Wochen nicht benutzt
ſind und keine ſichere Ausſicht auf die Benutzung innerhalb der nächſten
vier Wochen beſteht. Auch dann bedarf der Inhaber der Werkwohnung
der Zuſtimmung des zuſtändigen Wohnungsamts, wenn er Perſonen
darin unterbringen will, die vor dem 1. Januar 1914 keinen Wohnſitz
in Deutſchland hatten oder nicht zu den Ausgewieſenen, Vertriebenen
und Verdrängten gehören. Nur dann kümmern ſich auch in dieſem
Falle die Wohnungsämter nicht mehr um die Werkwohnungen, wenn
es ſich um die Benutzung von Räumen handelt, die für die beſonderen
Zwecke der Unterbringung von Wanderarbeitern oder ähnlichen Per=
ſonen
errichtet ſind.
Im übrigen bleibt es auch zukünftig bei der Vorſchrift, daß auf
Neubauten oder durch Um= oder Einbauten neugeſchaffene Räume die
Vorſchriften des Wohnungsmangelgeſetzes keine Anwendung finden,
wenn ſie nach dem 1. Juli 1918 bezugsfertig geworden ſind oder künftig
bezugsfertig werden.
Im Eigentum von gemeinnützigen Baugeſellſchaften oder Bau=
genoſſenſchaften
ſtehende Wohnungen und Wohnräume können erſt dann
von den Wohnungsämtern beanſprucht werden, wenn die Geſellſchaften
oder Genoſſenſchaften die Räume nicht innerhalb der ihnen geſtellten
Friſt an Wohnungsſuchende vergeben, die bereits ſeit mindeſtens einem
Jahre den Geſellſchaften oder Genoſſenſchaften als Mitglieder ange=
hören
.
Eine Verſchärfung des bisherigen Rechtszuſtandes bedeuten die Be=
ſtimmungen
über die Erhaltung von Gebäuden oder Gebäudeteilen,
beſonders der Räume für Wohnzwecke, die bis zum 1. Oktober 1918 zu
Wohnzwecken beſtimmt oder benutzt waren. Bisher war es den Ge=
meinden
überlaſſen, zu beſtimmen, daß ſolche Baulichkeiten zu anderen
als Wohnzwecken nicht benutzt werden dürfen. Nunmehr iſt dieſes

Verbot durch Reichsgeſetz ausgeſprochen, und es iſt beſtimmt, daß Aus=
nahmen
von der Gemeindebehörde nur in beſonderen Fällen zugelaſſen
werden dürfen unter der Vorausſetzung, daß für den zu Fabrik=, Lager=,
Werkſtätten= und andere Zwecke beanſpruchten Raum neuer Wohn=
raum
erſtellt werden muß. Die Praxis verfuhr ja bisher
ſchon entſprechend.
Nach wie vor bleiben die Beſtimmungen in Geltung, daß Ver=
fügungsberechtigte
unverzüglich Anzeige zu erſtatten haben, ſobald
eine Wohnung oder Fabrik=, Lager=, Werkſtätten=, Dienſt= oder Ge=
ſchäfts
= und ſonſtige Räume unbenutzt ſind, und daß den Beauftragten
der Gemeindebehörde (des Wohnungsamtes) über die unbenutzten Woh=
nungen
und Räume, ſowie über deren Vermietung Auskunft zu er=
teilen
und die Beſichtigung zu geſtatten iſt. Als unbenutzt gelten Woh=
nungen
und Räume der bezeichneten Art, wenn ſie völlig leerſtehen oder
nur zur Aufbewahrung von Sachen dienen, ſofern dem Verfügungs=
berechtigten
eine andere Aufbewahrung ohne Härte zugemutet werden
kann, oder wenn der Verfügungsberechtigte ſeinen Wohnſitz dauernd
oder zeitweilig ins Ausland verlegt hat. Unberührt von den Neuerun=
gen
der Novelle bleibt zunächſt auch noch die Verordnung des Reichs=
präſidenten
über die vorläufige Unterbringung Ausgewieſener vom
14. Juni 1923; ſie verpflichtet die Gemeinden, die aus den beſetzten
rheiniſchen Gebieten oder dem Einbruchsgebiet verdrängten oder durch
unmittelbaren Zwang entfernten oder aus ihren Wohnungen ausgeſetz=
ten
Deutſchen und ihre Familien unterzubringen und alle hierzu erfor=
derlichen
Vorkehrungen zu treffen. Zu dieſem Zwecke ſind die Ge=
meinden
berechtigt, zur Unterbringung Räume jeder Art, ſoweit ſie ſich
zu Wohnzwecken eignen, auch möblierte, in Anſpruch zu nehmen und
zur wohnlichen Unterbringung der Ausgewieſenen unbedingt erforder=
liche
, für den Betroffenen ſelbſt entbehrliche Einrichtungsgegenſtände
anzufordern. Dieſe Ausnahmeverordnung wird erſt aufgehoben wer=.
den können, wenn die Ausgewieſenen die Möglichkeit erhalten, in ihre
Heimat zurückzukehren.

Reich und Ausland.
Zuſammentritt des lutheriſchen Weltkonvents in Eiſenach.
TU. Eiſenach, 20. Aug. Unter Beteiligung von etwa 200 Ab=
geordneten
aus allen Ländern und zahlreichen Gäſten trat geſtern abend
der erſte lutheriſche Weltkonvent zuſammen. Faſt ſämtliche lutheriſche
Kirchen der Welt waren vertreten. Deutſchland, Nordamerika, Skan=
dinavien
, die alpinen Länder, Rußland, Polen, Tſchechoſlowakei, Un=
garn
, Oeſterreich ſogar Indien durch zwei Eingeborene, Auſtralien und
China. Hervorragende Führer des Luthertums, Biſchöfe, Prälaten,
Univerſitätsprofeſſoren ſind zahlreich zugegen, unter ihnen Landesbiſchof
D. Ihmels=Dresden, der bayeriſche Kirchenpräſident, Zeitz=München, der
Erzbiſchof von Upſala und mit ihm mehr als die Hälfte der lutheriſchen
Biſchöfe der Welt, Profeſſor Morehead, Neu=York, der bekannte Führer
der amerikaniſchen Lutheriſchen, und zahlreiche andere. Der Zweck des
Konvents, der zum erſten Male zuſammentritt, iſt die Ausſprache über
gemeinſame Ziele des Luthertums und die Einrichtung einer Zentral=
ſtelle
des Luthertums. Mit einem feierlichen Gottesdienſt am geſtrigen
Abend wurde die Tagung eröffnet. Für heute iſt ein Vortrag More=
heads
vorgeſehen, am Dienstag beginnen die Verhandlungen, die ſich auf
mehrere Tage erſtrecken Für heute iſt ein feierlicher Bekenntnisakt auf
dem Hof der Wartburg vorgeſehen.
Das Deutſchtum Siebenbürgens unter rumäniſcher Herrſchaft.
XK. In einem Aufſatz der Times werden die Verhältniſſe geſchil=
dert
, die ſich für die ſogenannten Sachſen Siebenbürgens, deren kul=
turellen
Hochſtand die Times beſonders hervorheben, unter dem rumä=
niſchen
Regiment herausgebildet haben. Es heißt in dem Artikel:
Wie ergeht es nun dieſen hochziviliſierten Leuten, ſeit ſie Rumänien
einverleibt wurden? Unter der Herrſchaft Ungarns bildeten ſie halb=
autonome
Gemeinweſen. Die obrigkeitliche Beamtenſchaft ſtammte aus
ihrer eigenen Mitte oder aus jener der benachbarten Ungarn, die ſie
kannten und verſtanden. Nun ſind ſie einer unfähigen Zentralbehörde
unterſtellt, die ihre Straße vernachläſſigt und ihnen nicht geſtattet, ſelbſt
danach zu ſehen. Ihre Kirchengemeinden, die in ihrem ſozialen Leben
eine große Rolle ſpielen, wurden ihrer Einkünfte durch das landwirt=
ſchaftliche
Reformgeſetz beraubt. Eine ihrer hauptſächlichſten Klagen iſt,
daß ſie nicht in der Lage ſind, die Gemeindeſteuern ſelbſt zu beſtimmen.
Vor allem haben ſie ſich an die Wege der rumäniſchen Gerichtsarkeit zu
gewöhnen, in der das Backſchiſch eine hervorragende Rolle ſpielt. Gleich=
wohl
beklagen ſie ſich nicht. Sie hatten ſtets eine privilegierte Stellung
inne. Im vorkriegszeitlichen Ungarn verfolgten ſie keine politiſchen
Ziele, wie die Kroaten, Serben, Rumänen. Ihr Mutterland war von
ihnen viel zu weit entfernt, als daß es ihnen möglich geweſen wäre,
eine Irredenta zu bilden. All ihre Wünſche gingen dahin, gute Bürger
zu ſein und demgemäß behandelt zu werden. Dieſe Beziehungen ſind
unverändert geblieben, obgleich die Regierung nunmehr rumäniſch,
ſtatt wie bisher ungariſch iſt. Gleichwohl bildet der wachſende rumä=
niſche
Chauvinismus eine Gefahrquelle. Früher bedeutete in dieſem
Teil des Landes das Wort Rumäne einen Viehhirten, einen Holz=
fäller
oder eine Dienſtmagd. Jetzt bedeutet es die Regierung. Die
neue herrſchende Nationalität möchte ſich in Siebenbürgen wirklich da=
heim
, was jetzt nicht zutrifft, fühlen. Die Ungarn hielten es niemals
für erforderlich, daß die Straßentafeln deutſcher Ortſchaften in ungari=
ſcher
Sprache abgefaßt ſeien, aber die Rumnäen führten dies in rumä=
niſcher
Sprache durch. Deutſch adreſſierte Briefe werden von dem
rumäniſchen Poſtbeamten den Abſendern mit dem Bedeuten zurückgeſchickt,
die Adreſſen rumäniſch zu ſchreiben. Wenn die Regierung nicht da zu=
ſieht
, daß die deutſchen Bürger mit mehr Einſicht behandelt werden,
ſo wird es über kurz oder lang eine proteſtierende nationale Minderheit
mehr geben, die ſich an den Völkerbund um Hilfe wendet.
Die Arbeitsloſigkeit in Rußland.
In der Stadt Petroſadowſk gibt es, wie die Ekonvmitſhiskaja Shiſn
berichtet, 1000 Arbeitsloſe. 12 Prozent der Arbeitsloſen ſind unge=
lernte
Arbeiter, 33 Prozent frühere Sowjetangeſtellte und 15 Prozenk
Hausangeſtellte. Petroſadowſk iſt eine der kleinſten Gouvernements=
ſtädte
Rußlands und dürfte eben kaum mehr als 20000 Einwohner
haben.

Die Finanzen des Großherzogs.
Roman von Frank Heller.
Copyright bei Georg Müller Verlag, München.
(Nachdruck verboten.)
Unterſtehen Sie ſich, begann Herr Bekker, aber verbeſſerte
h raſch. d . . . das würden . . . Hoheit nicht wagen. Ich
ich .. wende mich ſofort an unſeren Konſul.
Der Großherzog lächelte verbindlich.
Sie beſſern ſich, Herr Bekker. Aber ach, Ihr unglück=
liger
Bart! Warum haben Sie ſich ihn abraſieren laſſen? Ich
rauche nur Ihr Kinn anzuſehen, um gar nicht ſo überzeugt zu
in, daß Sie ſich an irgend einen Konſul wenden können.
Herr Bekter wurde noch bleicher, und der Großherzog fuhr
rtig fort:
Sie ſehen, ich verſuche ein vernünftiges Wort mit Ihnen
t reden nichts wäre leichter für mich, als einen Gruben=
Perten aus Barcelona kommen zu laſſen. Wollen wir alſo auf=
chtig
ſein, Herr Bekker? Bedenken Sie, Geſchäft iſt Geſchäft.
Itweder mit mir oder gar nicht. Alleiniger Chef der Firma,
err Bekker. Und kommt es zu einem Geſchäft, ſo werde ich Sie
otz Ihres Auftretens lohal behandeln darauf haben Sie
rein Wort.

Herrn Bekkers Geſicht war wieder eine Studie, eines Forain
burdig. Unſchlüſſigkeit, Angſt und Gier kämpften um die Herr=
haft
in ſeiner Seele. Tauſend Teufel! Er ſeufzte auf. Es blieb
Im doch wenigſtens eines übrig. Die beſten Bedingungen
erauszuſchlagen, die zu erreichen waren.
Nun, ſagte er mühſam es iſt vielleicht ſo, wie Sie
owie Hoheit ſagen. Das heißt
Das heißt, ermunterte ihn der Großherzog.
Ich glaube, daß ich einen kleinen Fund in der Umgegend
On Punta Hermoſa gemacht habe . .
Wenn ein Mann wie Sie ſo etwas glaubt, ſagte Don
Namon höflich, dann verhält es ſich gewiß ſo.
Hm ja, es iſt ja möglich, ich hoffe, daß ich mich nicht irre.
Sicher bin ich ja meiner Sache noch nicht ich hatte ja gedacht,
Tich ſbäter davon zu überzeugen . . . nach dem Kauf ..
Und mir eine kleine Ueberaſchung zu bereiten, nicht wahr,
Darf der Großherzog hin.
ma gewiß, ganz wie Sie .. . ganz wie Hoheit ſagen. Nun
Diu ich aufrichtig ſein, wie Hoheit es wünſchen.

Vortrefflich, Herr Bekker. Das iſt entſchieden das beſte, was
Sie tun können. Beeilen Sie ſich nur ein bißchen damit.
Ich habe ja in letzter Zeit einige kurze Beſuche in Punta
Hermoſa gemacht ..
Ich bin ganz Ohr.
Die Gegend erinnert mich an andere, die ich in Amerika
geſehen habe nicht das Schloß natürlich, aber einige Partien
an der Küſte, an dieſem Berge wie heißt er doch?
Monte Cartagen?"
Ja, gewiß, Hoheit haben ganz recht. Monte Cartagen, ent=
zückende
Lage im Walde!
Verlieren Sie ſich nicht in Naturſchwärmereien, Herr
Bekker. Zur Sache!
Ich habe da einige Unterſuchungen vorgenommen ganz
flüchtig, durchaus nicht maßgebend
Sie ſind zu beſcheiden, Herr Bekker, und?
Ich war höchſt enttäuſcht.
So? Und in Ihrer Enttäuſchung beſchloſſen Sie, Punta
Hermoſa zu kaufen.
Haha! Ich hatte erwartet, Silber zu finden Silber iſt
immer meine Spezialität geweſen, Hoheit.
Sie ſind beneidenswert. Ich wünſchte, ich könnte dasſelbe
von mir ſagen."
Aber ich fand kein Silber, ſondern aber Hoheit verſtehen,
daß ich meiner Sache nicht ſicher bin?
Ich verſtehe es und bewundere noch einmal Ihre Selbſt=
unterſchätzung
.
Sondern ich glaube vielmehr, Schwefel gefunden zu haben.
Schwefel, Herr Bekker! Pech und Schwefel Ich be=
greife
, daß Sie überraſcht waren. Sie glaubten natürlich noch
lange nicht, zum Fundort dieſer Dinge zu kommen.
Na, Hoheit begreifen, daß das durchaus nicht ſicher iſt. Aber
wenn ich mich nicht irre, muß dieſe Ader ſchon bearbeitet worden
ſein.
Sie überraſchen mich, Herr Bekker.
Ja, vor ſehr langer Zeit. Es finden ſich Spuren einer ſehr
altmodiſchen Bearbeitung, Calceronen, wie man es nennt, Gru=
ben
, wo der Schwefel bearbeitet wurde, wie es manchmal noch
heutzutage geſchieht. Aber ſie ſind von der Zeit ſo gut wie ver=
wiſcht
. Sie müſſen ſchon ſehr lange nicht mehr in Gebrauch
geweſen ſein."
Der Großherzog betrachtete Herrn Bekker gedankenvoll.
Sie ſind ein eigentümlicher Typus, ſagte er. Sie kom=
men
hierher warum, wiſſen die Götter machen Ihre kleinen

Ausflüge in der Umgegend und finden, bums, etwas, was uns
Jahrhunderte vor der Naſe gelegen iſt. Schwefel! Monte Car=
tagen
. . . Eine alte vulkaniſche Gegend ſo wie Sizilien.
Und Monte Cartagen . . Haben Sie von Carthago etwas ge=
hört
, Herr Bekker?
Carthago, gewiß . . Carthago.." Herrn Bekkers Stimme
deutete an, daß ſeine Kenntniſſe über Carthago nicht gerade über=
wältigend
waren.
Die Einwohner von Carthago waren die erſten, die dieſe
Inſel hier koloniſierten, Herr Bekker. Sie legten Portus Mago=
nis
an, die heutige Stadt Mahon, und trieben da einen um=
faſſenden
Handel. Sie machten auch in Sizilien Geſchäfte. Und
eine der Waren, in denen ſie ſpekulierten, war Schwefel., Und
ihr alter Fundort, der ſchon zur Römerzeit in Vergeſſenheit ge=
raten
ſein muß, iſt alſo jetzt von Herrn Theodor Bekker wieder
entdeckt worden . . .

Der Großherzog fuhr fort, Herrn Bekker mit demſelben ge=
dankenvollen
Blick zu betrachten, und dieſer, der ſeinen Schreck
von eben erſt ſchon wieder vergeſſen hatte, machte einen Verſuch,
ſeinen früheren Ton wieder anzuſchlagen.
Ja, und ich werde es auch verſtehen, die Sache
auszunützen. Ich habe die Grube gefunden. Sie haben
mir Ihr Wort gegeben, und ohne mich können Sie
ſie nicht in Betrieb ſetzen, und wenn Sie zehnmal Großherzog
von Minorca ſind. Wo würden Sie eine Peſeta zu annehmbaren
Bedingungen dafür herbekommen? Wenn man überhaupt noch
Geld an Sie riskieren will. Ich bin Geſchäftsmann, aber ich
bin bereit, Ihnen ſagen wir mal 20 Prozent des Reingewinns
zu geben. Aber den Betrieb will ich ſelbſt einrichten geſchäfts=
mäßig
, ſonſt wird nichts aus der Sache, nichts, verſtehen Sie
mich?"
Herrn Bekkers Sicherheit wuchs, während er ſo ſprach, und
er fixierte nun den Großherzog mit einem herausfordernden
Blick, offenbar höchſt zufrieden mit ſich ſelbſt trotz des Miß=
geſchicks
eben erſt. Ohne ſeine Art zu beachten, fragte der Groß=
herzog
: Geſchäftsmäßig? Was verſtehen Sie darunter?
Herr Bekker, kicherte heftig bei dieſer Frage. Was man
unter geſchäftsmäßig verſtand!

Das können Sie ruhig mir überlaſſen, ſagte er kurz. Das
Kapital muß ſich verzinſen, das iſt die erſte Bedingung. Die
Arbeitskräfte dürften hier billig ſein.
Ohne etwas zu erwidern, ſagte Don Ramon:
Sind Sie in Sizilien geweſen, Herr Bekker?
Nein. Alſo bringen wir jetzt die Sache ſo raſch in Gang,
als es in dieſem verſchlafenen Lande möglich iſt. (Fortſ, folgt!

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Seite 4.

Darmſtädter Tagblatt, Montag, deu 20. Auguſt 1923.

Stadt und Land.
Darmſtadt, 20. Auguſt.
Einführung des Herrn Prälaten D. Dr. Diehl.
Der am 9. Juni ds. Js. vom Landeskirchentag gewählte
Prälat der heſſiſchen Landeskirche, Herr Profeſſor D. Dr. Diehl,
deſſen Verpflichtung unmittelbar nach ſeiner Wahl ſtattgefunden
hatte, iſt geſtern in der hieſigen Stadtkirche im Gottesdienſt
feierlich in ſein hohes Amt eingeführt worden. Zur Einführung
waren erſchienen der frühere Landesbiſchof der heſſiſchen Lan=
deskirche
, der Großherzog und die Großherzogliche Familie, die
Kirchenregierung, eine Reihe von Abgeordneten des Landes=
kirchentags
, die Geiſtlichkeit von Darmſtadt, einige andere heſ=
ſiſche
Geiſtliche, die Spitzen der Staatsregierung und der ſtädti=
ſchen
Verwaltung, die Kirchenvorſtände von Darmſtadt und eine
überaus zahlreiche Gemeinde. Unter den Klängen des Wart=
burgpoſaunenchors
wurde der hochwürdige Herr Prälat von der
im Ornat an der Feier teilnehmenden Geiſtlichkeit in die Kirche
geleiter. An der Spitze des Zuges ſchritten die Pfarrer der
Stadtgemeinde Darmſtadt. Darauf folgte der frühere Prälat,
Herr Superintendent D. Euler, der die Einführung vornahm.
Hinter ihm ging Herr Prälat D. Dr. Diehl, geleitet von den bei=
den
geiſtlichen Mitgliedern der Kirchenregierung, den Herren
Pfarrern D. Waitz und Wagner I. Den Schluß des Zuges bil=
deten
die übrigen zur Feier erſchienenen Pfarrer. Herr Super=
intendent
D. Euler und die geiſtlichen Mitglieder der Kirchen= mals erhöht werden. Der große Laib Brot koſtet jetzt 96000
regierung ſchritten zum Altar; der Herr Prälat ſtand vor den
Stufen des Altars und die übrigen Geiſtlichen nahmen rechts
und links vom Altar Platz. Zu Beginn der Feier ſangen die
unter Leitung des Herrn Stadtorganiſten Borngäſſer ſtehenden
ſämtlichen Kirchengeſangvereine der Stadt, zu einem die ganze Genoſſenſchaft, hat in ihrer geſtrigen Halbjahrsverſammlung den
Orgelempore füllenden Chor vereinigt, zwei Strophen des Lie=
des
Komm; heiliger Geiſt, Herre Gott. Herr Superintendent
D. Euler ſprach Votum, Eingangsſpruch und Gebet und hielt
ſodann die Einführungsrede. Anknüpfend an das Wort
Römer 8, 31: Iſt Gott für uns, wer mag wider uns ſein? hob
der Herr Superintendent die geſchichtliche Bedeutung der Stunde
hervor. Er würdigte das Wirken derer, die früher an der Spitze
der heſſiſchen Kirche geſtanden hatten, und führte aus, wie nun
in anders gewordener Zeit das Vertrauen auf den durch das
Kreuz Chriſti ſich offenbarenden Gott Grundlage der Kirche,
Führer und Helfer deſſen ſein müſſe, der jetzt an die Spitze der
Kirche berufen ſei. Mit feinen, die Verbindung zwiſchen Ver= Weiſe eingeweiht werden.
gangenheit und Gegenwart betonenden Worten legte der Herr
Superintendent als der Letzte derer, die in der alten Zeit das
Prälatenkreuz getragen hatten, dem neuen Herrn Prälaten das
Zeichen ſeines hohen Amtes an. Während die Gemeinde im
Geſang des Liedes, Komm, heiliger Geiſt, erfüll die Herzen
deiner Gläubigen für den neuen Führer der heſſiſchen Kirche Syſtem Gabelsberger ins Leben gerufen worden.
betete, ſegneten beim Geläute der Glocken der frühere Prälat
Prälat D. Dr. Diehl unter Handauflegung. Nachdem die beiden
afſiſtierenden Geiſtlichen, Pfarrer D. Waitz und Wagner, ihre
Here Superintendent die feierliche Einführung mit Gebet. Zur
Einleitung des zweiten Teiles der Feier ſpielte der Poſaunen=
chor
einen Vers des Liedes Herr, wie du willſt, ſo ſchick’s mit
mir‟. Die Gemeinde ſang mehrere. Verſe des Liedes Jeſu,
meine Freude, und dann predigte Herr Prälat D. Dr. Diehl
über Haggai 2, 110. Aus dem auch an geſchichtlichen Hinweiſen
wie der Herr Prälat auf Grund des erſten Teiles ſeines Textes
daß die Kirche in einer auch religiös ſo bewegten Zeit wie der
gegenwärtigen ihre hohe Aufgabe habe. In der Lage, in der
wir uns befinden, gilt es, die Verheißung und die Mahnung zu
vernehmen, die in dem Wort des Herrn enthalten iſt: Sei getroſt
alles Volk im Lande, ſpricht der Herr und arbeitet; denn ich bin
mit euch! Der geſpannt auf die Worte des Herrn Prälaten
lauſchenden Gemeinde war deutlich anzumerken, daß ſie gepackt
war von der geſchichtlichen, kraftvollen Art deſſen, der zu ihr
ſprach, und daß ſie Vertrauen zu dem Mann gewonnen hat, der
in ernſter Stunde ſein hohes Amt übernommen hat. Nach dem
meine Freude verſah der Herr Prälat den Schlußaltardienſt,
der durch den Chor des Kirchengeſangvereins Wirf dein An=
liegen
auf den Herrn erweitert worden war. Es war eine
ſchlichte, aber erhebende Feier, in der das neue Oberhaupt der Jahre in Anbetracht der Zeitverhältniſſe aus.
heſſiſchen Landeskirche in ſeinen Dienſt eingeführt wurde. Möge
vertrauensvoll aufſchaut und deſſen in der Stunde ſeiner Ein=
führung
in allen heſſiſchen Gemeinden gedacht worden iſt, vom
h.
Segen Gottes begleitet ſein!
ſchließlich Donnerstag wird der Hartleben=Abend. 3 Einakter Lore,
Die ſittliche Forderung und Abſchied vom Negiment wiederholt
üblich um 71 Uhr
Fahrplanänderung. Vom Dienstag, den 21. Auguſt wird zur
den Umleitungsweg ein weiteres, täglich verkehrendes Perſonenzugpaar eine Unterkunftsſtätte zu errichten.
in folgenden Plänen neu eingelegt: Pz. 938 Frankfurt (M.) Hbf. ab 2.56
nachm., Süd 3,04/3,05 nachm., Offenbach (M.) 3.13/3.15 nachm., Dieburg
4.05/4,07 nachm., Darmſtadt an 4.30 nachm. Pz. 945 Darmſtadt ab 3.32
Oſt 4.40/4.45 nachm., Offenbach Hbf. 5.00/5,01 nachm., Frankfurt=Süd
5095.10 nachm., Frankfurt Hbf. an 5.18.
Zur Erleichterung des Grenzverkehrs (Umgehung der franzöſiſchen
Kontrolle in Weſthofen) erhalten von Samstag, den 18. Auguſt 1923 ab langen der Regierung, daß nach der Konzeſſionsurkunde drei Zugpaare
die zwiſchen RenchenFrankfurt-Köln und umgekehrt verkehrenden z
D 307/308 (D 307 Frankfurt a. M. ab 308 vorm., D 308 Frankfurt
D 307/308 ändekt ſich wie folgt: D 307 Letmathe an 7.49. ab 7.50 vorm.,
Kabel an 804, ab 8.10 vorm. und weiter wie bisher. D 308 bis Kabel
wie bisher an 9.k1 nachm., ab 9.13, Letmathe an 9.38, ab 9,29 nachm.
und weiter wie bisher.

Gedächtnisfeier für die Gefallenen von 1870/1. Am 18. Auguſt,
dem Tag von Gravelotte, an welchem ſich die heſſiſche Diviſion zuſammen
mit anderen deutſchen Stämmen unverwelkliche Lorbeeren gepflückt hat,
hielt der Kriegerverein Darmſtadt auf dem alten Friedhof an der Nie=
der
=Ramſtädter Straße eine Gedächtnisfeier zu Ehren der Toten ab,
die vor 53 Jahren das Reich erſtritten und mit Blut gegründet hatten.
Eine Anzahl Vereine und Verbände waren der ergangenen Einladung
gefolgt und beteiligten ſich mit Abordnungen an der Feier. Für den
durch auswärtige Dienſthandlungen verhinderten Herrn Staatspräſi=
denten
Ulrich war Herr Kreisdirektor Dr. Gaßner erſchienen. Das
Präſidium der Haſſia war durch Hern Ober=Reg=Nat Lindenſtruth
vertreten. Unter den Klängen des Chopinſchen Trauermarſches bewegte
ſich der Zug zum Ehrenfriedhof und nahm dort Aufſtellung, die um=
florten
Fahnen des Kriegervereins zu beiden Seiten, der Feldkanzel,
Herr Pfarrer Wagner=Beſſungen, hielt die Trauerrede auf die Toten,
deren Erbe, das Deutſche Reich, mit aller Hingabe zu erhalten, denn
ſetzet ihr nicht das Leben ein, nie wird euch das Leben gewonnen ſein!,
Als rechte Deutſche hätten wir nur Gott zu fürchten, ſonſt niemanden
auf der Welt. Die Nede klang unter Glockengeläut aus in den Herzens=
ſchrei
: Herr, mach uns frei! Nach einem Spruch des Altveteranen
Kam Wörner: Bauet das deutſche Haus, erfolgte unter den Klängen
des Ich hatt einen Kameraden die Kranzniederlegung, den Toten zum
Dank und zur Ehre, den Lebenden zur Nacheiferung. Grüßend ſenkten
ſich dabei die Fahnen. Ich bete an die Macht der Liebe ſchloß die er=
hebende
Feier ab, der eine zahlreiche Zuhörerſchaft tief ergriffen bei=
wohnte
. Ein Kranz wurde ebenfalls auf den Heldengräbern des Bſſun=
ger
Friedhofs niedergelegt. Möchte im nächſten Jahr die Beteiligung
der Vereine noch zahlreicher ſein.
Teuerung ohne Ende! Der Brotpreis mußte wegen der
weiteren Steigerung der Löhne, des Brennmaterials uſw. aber=
Mark, ein Brötchen aus gemiſchtem Brotmehl 5000 Mark. (Siehe
Anzeige)
v. Eberſtadt, 18. Aug. Die Landw. Bezugs= und Abſatz=
Geſchäftsanteil auf 1 Mill. Mk. nach dem Vorſchlag des Vorſtandes
erhöht. Bannerweihe. Der Zither= und Mandolinenklub feiert
Anfang kommenden Monats in einfacher Weiſe das Weihefeſt ſeines hier nicht in dem von der Gattin betrogenen Hauptmanne
Vereinsbanners, das aus eigener Kraft erworben iſt. Der Geſang=
verein
Germania hat den Oberpoſtdirektor a. D. Johannes Stähle
anläßlich ſeines 70. Geburtstages zu ſeinem Chrenmitglied ernannt.
II. Bensheiu a. b. B., 17. Aug. Die Fettverſorgung iſt
von der Stadt wieder in eigene Negie übernommen worden, um den
Bedarf der Bevölkerung zu erträglichen Preiſen ſicherzuſtellen.
kl. Neinhein i. O., 18. Aug. Das hieſige Kriegerdenkmal
zum Andenken an die Gefallenen von 1914/18 geht ſeiner Vollendung
entgegen. Es ſoll am Sonntag in acht Tagen in ſchlichter, feierlicher
zh. Reichenbach i. O., 18. Aug. Die Kirchweihe ſoll in dieſem
Jahre in anbetracht der ſchlechten Zeitverhältniſſe nicht abgehalten vorſtellung.
werden.
kl. Meſſel, 17. Aug. Stenographiſches. Hier iſt unter bem
Vorſitz des Herrn Niebſchläger ein Stenographenverein nach dem
r. Babenhauſen, 17. Aug. Vergangene Nacht ſtatteten Diebe der
und die beiden geiſtlichen Mitglieder der Kirchenregierung Herrn breiten Treibriemen und große Mengen an Delfrüchten. Der Schaden
beträgt Milliarden. Gendarmerie mit Polizeihunden ſtellte heute früh
Nachforſchungen an. Die Stur der Einbrecher wies uach Dudenhofen.
Segenswünſche in Bibelworten ausgeſprochen hatten, ſchloß der Eine Vorführung von Polizeihunden hält der Polizei= und Sache, was Guſtah Kadelburg hier aus der ſchon ſo pft verarbeit.
Schutzhundeverein am kommenden Sonntag auf dem Exerzier=
platz
dahier ab. Ausarbeiten fremder Spuren auf 1000 Meter, Gehor= vom Schwiegervater aſſiſtiert und von der Schwiegermutter ervi
Mann iſt im Main ertrunken.
rh. Mainz, 18. Aug. Raölerunfall. Im Stadtteil Kaſtel
reichen Inhalt der eindrucksvollen Predigt ſei hervorgehoben, zjähriges Kind ins Nad hinein. Die Frau ſtürzte mit dem Aad hin. und Ueberraſchungskomik die Operette bringt. Als Libretto bearbe
bie gegenwärtige Not der Kirche ſchilderte, um dann zu zeigen, während die Radfahrerin einen komplizierten doppelten Armbruch da= Hirſch. Eine Muſik, die weniger großen Vert auf unbedingte D1
vontrug.
verſchiedenen Stellen die Maul= und Klauenſeuche unter den Nind=
viehbeſtänden
ausgebrochen.
rh. Budenheim bei Mainz, 18. Aug. Unfall. An dem Eiſen= jeden Fall: Man amüſiert ſich köſtlich!
bahnübergang wurde ein mit zwei Pferden beſpanntes Fuhrwerk von
einem Zuge erfaßt und überfahren. Das Gefährt gehörte einem hieſt= den Erfolg auf ihr Konto zu nehmen. Unter der Spielleitum t
gen Obſthändler, der es ſelbſt lenkte und ſchwer verletzt wurde. Die
anderen Inſaſſen des Wagens kamen mit dem Schrecken davon. Da= wird mit einer Noutine geſpielt, mit einem Temperament und ein
gegen wurden die beiden Pferde getötet.
von der Gemeinde geſungenen Schlußvers des Liedes Jeſu, 74.Jahre alte Frau überfallen und ſie mit der Senſe bearbeitet, daß an die ehemalige Geliebte gebundenen jungen Chemanns unübertreff
davongetragen. Näheres wird die Unterſuchung ergeben.
rh. Vilbel, 17. Aug. Der Vilheler Markt fällt in dieſem
R. Friedberg, 18. Aug. Die Landwirte können in dieſem
das Wirken deſſen, zu dem die ganze ebangeliſche Kirche Heſſens. Jahre mit der Ernte zufrieden ſein. Die meiſten Feldfrüchte ſtehen Laune iſt dieſe Tänzerin Lola Cornero, die jeder Situation gewad
ausnahmsweiſe gut. Gerſte und Korn ſind eingebracht; Weizen und iſt, und das Stück hält. Jegnette Ermel verkörpert die Tilly der
Hafer ſind ſchnittreif geworden.
r. Gießen, 1i. Aug. Notgeld. Die Provinzialdirektion Ober=
heſſen
hat die Ausgabe von 70 000 Stück Notgeldſcheinen zu je 1 Mill. von überzeugender Charakteriſtik und grotesker Konik. Engell
Sommerſvielblan Bruno Harprecht. Ab heute Montag bis ein= angeordnet. Auch die Meguin=Werke in Butzbach haben eige= Höfle verkörpert den alten Dornwald den ſchviegeruäterli
nes Notgeld zur Bezahlung ihrer Arbeiter herausgegeben.
P. Gießen, 17. Aug. Im Kreisort Beuern heſchloß der Gemeinde= daß jeder Griesgram mittun muß. Die kleineren Nollen liegen
Die heutige Vorſtellung iſt die letzte der Montagsmiete und beginnt wie rat, im Hinblick auf die ſchlechten Zeiten dieſes Jahr keine Kirchweihe Heinz Hammanns, der auch bei den Tänzen wirkſam tätig iſt, 8
abzuhalten.
R. Herchenhain (Oberheſſen), 17. Aug. Herberge. Die Jugend= guten Händen. Die flotten und originellen, immer temperament
Verbeſſerung der Verbindung zwiſchen Frankfurt und Darmſtadt über abteilungen des V. H. C. (Vogelsberger Höhenklubs) beabſichtigen hier len Tänze hat Steffi Höfle=Walter einſtudiert. Vie wir .
Ettingshauſen 17. Aug. Die Butzbach-Licher Bahn hat
wieder einmal den Verkehr ſehr beſchränkt. Es fahren nur noch die
Morgen= und Abend=Arbeiterzüge nach Ettingshauſen und der Zug
nachm., Dieburg 3,58/4,00 nachm., Babenhauſen 4./12/4, 14 nachm. Hanau= 9.20 Uhr ab Lich nach Grünberg, der aber als gemiſchter Zug haupt=
ſächlich
für den Güterverkehr in Betracht kommt und zur Perſonen=
beförderung
wegen ſeines unſicheren Fahrplans unbenutzbar iſt. Dies
iſt die Antwort der Firma Lenz, der Betriebsleiterin, auf das Ver=
zu
fahren ſind. Die an der Eiſenbahn intereſſierte Bevölkerung iſt nun
geſpannt, wie ſich die Negierung zu dieſer neuen, ganz offenbaren Ver= Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik
M. ab 232 vorm) Aufenthalt, in Letmathe. Der Fahrplan der tragsverletzung ſtellt. Sie verlangt zum mindeſten die Arbeiterzüge, Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Stadt und Lau
den 7 Uhr=Zug nach Grünberg und zurück und den Nachmittaaszug. Reich und Ausland: Max Streeſe; für den Inſeratent
Oh heif. Nanſt 192s einſchl.
Nr. 94 und 85 mit je 8o0 gn Brot.
(stögs

Nummer 229.
Sommerſpielzeit Bruno Harprecht.
Kleines Haus. Samstag, 18. Auguſt. Nachtvorſtellung
Hartleben=Abend.
Otto Erich Hartleben kam heute nicht zu großen Ehren.
lag an der Wahl der Stücke und der teilweiſe unglücklic
Rollenbeſetzung.
Zuerſt das Luſtſpiel Lore; es iſt die Geſchichte vom
geriſſenen Knopf, eine recht witzloſe Begebenheit zwiſchen 4
Junggeſellen und einem Berliner Gör. Marie Hillbu
verſuchte, der Lore zu friſchem Leben zu verhelfen, es blieb a
bei einer recht farbloſen Geſtaltung, denn hierfür paßt nur e
echte Berliner Pflanze. Nudolf Sang als Studio, oder
er ſein ſoll, war eher ein Friſeurjüngling am Sonntag abe
Dies inbezug auf ſeine Auffaſſung der Rolle; anerkannt a
ſei ſein ſtets mit reichem Leben erfülltes Spiel. Theo Bög
ein guter Fred, Franz Sauer hatte für einen 26jährigen 9
ter eine gar zu alte Maske und zu ſteifes Spiel.
Am bekannteſten und bühnenwirkſamſten iſt die Sittl
Forderung. Nita Nevera, eine Wintergartengröße mit in
eſſanter Vergangenheit und Gegenwart, ſoll einen braven Ke
mann in der Kleinſtadt heiraten. Bei aller Achtung vor
großen Kunſt Frieda Eichelsheims. die Rita Revera
langt mehr Leichtigkeit und mehr zur Schau getragene Soub
tenſtimmung; in ſchweren Momenten, wo das ſtark Seeliſche !
vortritt, iſt ſie natürlich die große Künſtlerin. Ihr Partner, E.
Langheinz, fand ſich recht gut ab mit der ob der ihr
haftenden Spießbürgerlichkeit unſympathiſchen Rolle.
Als dritter Einakter kam der Abſchied vom Regiment
in Hartlebens Schaffen recht unbedeutendes Werkchen. Es
eine dramatiſche Skizze, die mit einem plumpen Schlußeffekt *
harmoniſch ausklingt. Selbſt Bruno Harprecht vermo
bemerkenswerte Leiſtung zu bieten. Ein betrunkener Offiz
der in ſpäter Nacht mit ſeiner Frau die große Ausſprache herl
führt, iſt künſtleriſch eine undankbare Sach=. Wenn doch
dieſem Stück Momente waren von einiger Größe, ſo war
Frieda Eichelsheim, die der Rolle der Gattin viel Inn
lichkeit zu verleihen vermochte. Rudolf Sang, Herme
Schüler und Theo Bögel hatten kleine Rollen als Offizi
Die Aufführung der drei Einakter verriet die große M=
der
Einſtudierung, doch entſprach der Erfolg nicht der Erwartu
Die Vorſtellung währte bis 1 Uhr, alſo eine richtige Na
Orpheum. Opereiten=Gaſtſpiel.
* Frankfurter Gäſte brachten Die tolle Lola nach Darmſ
mit einem Erfolg, wie er kaum je einer Operette beſchieden war.
hieſigen Oelmühle einen Beſuch ab. Sie ſtahlen einen großen, Haus, wie es kaum ausverkaufter (ſoweit dieſes ſchöne Wort
Steigerung zuläßt) ſein konnte, und eine Stimmung, die alles an
eher erwarten läßt als die Tatſache, daß es uns ſchlecſt geht
Deutſchland. Das alles erzielte Die tolle Lola‟. Eine wirklich t
Tatſache eines kleinen ehelichen Seitenſprunges, bei dem der Spring
ſamsübungen und Mannarbeit werden dem Publikum gezeigt werden, wird, fabriziert hat. Die tolle Lola iſt natürlich eine raſſige ſponi
mr. Offenbach, 17. Aug. Ertrunken. Ein 16jähriger junger Tänzerin, die ihren Liebhaber zur Heirat mit einer anderen nur f
gegeben hat unter der Bedingung, daß jeder 365. Lag jeden Jahres
alten Liebe gehört. Und an einem dieſer 365. Tage ſpielt dieſes St.
lief einer Radlerin, als dieſe gerade im Begriffe war, abzuſteigen, ein Man kann ſich leicht ausmalen, welche Fülle von tollſten Situatio
Das kleine Kind kam wie durch ein Wunder ziemlich unverletzt davon, hat den Stoff Arthur Rebner, und die Muſik dazu ſchrieb H
nalität legt als auf gefällige flüſſige Wirkung von ſehr geſchickt an
th. Worms, 18. Aug. Viehſeuche. Im Kreiſe Worms iſt an andergereihten Motiven, aus denen eine ganze Reihe von Tänzen,
ſonders Walzern, ſich derart ſchmeichelnd den Ohr einklingen, daß
ſchon vom zweiten Akt an vom Publikum uitgeſummt werden.
Im weſentlichen hat allerdings die ganz ausgezeichnete Aufführt
Engelbert Höfle und der muſikaliſchen Leitung von Albert Miſch
Laune, die kaum zu übertreffen iſt und mitreißen muß. Allen vor
ei. Wörrſtadt, 17. Aug. Ein Winzer hat bei Eichloch eine Arthur Hell als Hugo Bendler, der in der Darſtellung des vertrag
ſie auf dem Platze blieb. Die Frau hat einen doppelten Armbruch iſt: der ſpielt, ſingt, tanzt und turnt mit einer liebenswürdi
Luſtigkeit und Routine, die jeden Erfolg von vornherein verbü
Uebertroffen wird er nur noch an Temperament von Elſa Sim=
ſeiner
Partnerin, der tollen Lola. Ganz Naſſe, ganz Leidenſchaft, g
Tanz und entzückendes Koſtüm, und bei alledem ganz ſprudel
daß ſie überzeugend den jungen Chegemahl aus dem Banne der t.
Lola erlöſt, und Marie Palick iſt ein Feldwebel (Schwiegermut
Schwverenöter, in gleicher Weiſe komiſch und heiter. Lachen kann
Bauermann, Mas Skell und Käthe Kappenmacher
ſoll das Gaſtſpiel rlängert werden.
Oe
Sommerſpielzeit Bruno Harprecht (Kleines Haus),
Uhr abends: Hartlebenabend.
Verſteigerungskalender Dienstag, 21. Auguſt.
Mobiliarverſteigerung Ernſt=Ludwigſtraße 9 vormitt
halb 10 Uhr und nachmittags halb 3 Uhr.

Ad. Fleiſchmann, ſämtlich in Darmſtadt.

Die heutige Rummer hat 6 Seiten.

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Nachruf.

Am 18. Auguſt wurde
liebe Schulkameradin

unſere

unerwartet aus unſerer Mitte
hinweggerafft. Die Verewigte
hatte ſich durch ihr ruhiges Weſen
und ihre ſtets gleichbleibende
Freundlichkeit die Zuneigung aller
Kolleginnen erworben. Wirwerden
ihr Andenken ſtets in Ehren halten,
Ihre tieftrauernden
Schulkameradinnen.
Darmſtadt, 20, Auguſt 1923.

Mehl= und Brotpreſſ.
Wegen der weiteren Steigerung der
Unkoſten wurden die Preiſe für Mehl und
Brot durch die Beſchlüſſe der zuſtändi=
gen
Ausſchüſſe vom 20, ds. Mts, ab wie
folgt feſtgeſetzt:
A. Mehlpreis.
Abgabepreis der Mehlverteilungsſtelle.
Einheitspreis für ſämtliche
Mehlarten für den Doppel=
zentner
ohne Sackpfand. Mk. 2602400
B. Brotpreis.
1. 1600 g Brot . . . . . Mk. 96000.
2. 800 g Brot . . . . . Mk. 48000.
3. Brötchen aus gemiſchtem
Brotmehl im Gewicht von
50 g. . . . . . . . . Mk. 5000.
Darmſtadt, den 17. Aug. 1923.
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[ ][  ][ ]

Darmffädter Tagblatt

20. Aug. 1923 Nr. 220

Wenningers neuer deutſcher Rekord. Berlin gegen Prag 3:3. Schöne Erfolge der Darmſtädter Schwimmer.
Nadwelimneſſeſchaſt in Zunich. Ein neuer Sieg Aluſc.

Deutſche Leichtathletikmeiſterſchaften.
wb. Frankfurt a. M., 19. Aug. Auch am heutigen dritten
age der Deutſchen Leichtathletik=Meiſterſchaftskämpfe wurde wieder
n neuer deutſcher Rekord aufgeſtellt, und zwar im Kugelſtoßen durch
fenninger=Pirmaſens, der den alten Rekord von 13:47 Meter auf
1:06,5 Meter verbeſſerte. Im übrigen wurden folgende Ergeb=
iſſe
erzielt:
Hochſprung für Damen: 1. Frl. Müller=Torgau 141 Meter,
Frl. Junker=Kaſſel 1,30 Meter, 3. Frl. Schmäing=Münſter.
Speerwerfen: 1. Lüdeke=Berlin 5893 Meter, 2. Buchgeiſter=
reiburg
57,29, 3. Zimmermann=Zehlendorf 53,98.
10GMeterlaufen für Damen: 1. Frl. Haux=Frankfurt
2 Sek., 2. Frl. Weber=Bruchſal 13,3, 3. Frl. Hiſche=Hannover,
andbreite zurück.
1500=Meterlaufen: 1. Peltzer=Stettin 4:07,9, 2. Kleekamp=
tünchen
8:08,9, 3. Otto=Magdeburg 1,5 Meter zurück.
Weitſprung für Damen: 1. Pieper=Münſter 5,12 Meter,
Frl. Haux=Frankfurt 4,98, 3. Frl. Hennoch=Berlin 4,97.
Stabhochſprung: 1. Lehninger=Charlottenburg 3,70 Meter,
Schumacher=Hamburg 3,70 Meter berührt, 3. Grain=München 3,70
eter berührt.
200=Meterlauf: 1. Houben=Krefeld 22,8 Sek., 2. Dr. Rein=
rdt
=Hamburg 229, 3. Thumm=Berlin (Handbreite).
110=Meter=Hürdenlauf: 1. Troßbach=Frankfurt a. M.
7 Sek., 2. Kaſten=Berlin 15,8, 3. Stein=Hannover, 3,5 Meter zurück.
Kugelſtoßen: 1. Wenninger=Pirmaſens 14,65 Meter (neuer
utſcher Rekord), 2. Haymann=München 14,45, 3. Schröder=Waltrop.
400=Meterlauf: 1. RenellVerlin 51,6 Sek., 2. Gberſtein=
rmburg
51,7, 3. Mattonet=Düren (dichtauf).
Diskuswerfen für Damen: 1. Frl. Hennoch=Berlin 24,91
eter, 2. Frl. Mäder=Bernau 22,78 Meter, 3. Höppner=Krefeld.
10 000=Meterlaufen: 1. Bedarff=Düſſeldorf 32,49 Min.,
Walpert=Kaſſel 33:12,9, 3. Scholz=Breslau.
4X100 Meter=Staffellauf: 1. Eintracht=Frankfurt 43,1
k., 2. Deutſcher Sportklub Berlin 433 Sek., 3. F.9. Preußen=
efeld
.
Die Siegerin im geſtern gemeldeten Speerwerfen für Damen iſt
I. Pröſchold=Minden.
Fußball.
Eintracht Darmſtadt I Komb. Sportverein 98 0:6 (0:3).
F.=V. Homburg hatte abgeſagt, und ſtellte ſich Sportverein mit
er komb. Mannſchaft in anerkennenswerter Weiſe zur Verfügung.
Spielverlauf: Mit Sportvereins Anſtoß beginnt ſofort ein
znes Spiel und Eintrachts Verteidigung muß ſchon eingreifen, Sport=
ein
iſt weiterhin etwas im Vorteil, doch kann ſein Sturm vorerſt
1t8 zählbares erreichen. Bald erzielt Müllmerſtadt durch unverhofften
den erſten Treffer, dem Bärenz kurz darauf den zweiten folgen
t. Eintracht kommt nun mehr in Schwung und Frey verſiebt eine
ere Sache unmittelbar vor dem Tor. Auch Mühlbach I ſchießt frei=
ſend
übers Tor, Skortverein drängt wieder wobei Müllmerſtadt
ch ſchönen Kopfball den dritten Erfolg bucht. Mit 3:0 für Sport=
ein
geht es in die Pauſe.
Eintracht ſpielt die zweite Hälfte nur noch mit 9 Mann, da Rupp
ausgeſtellt und Rauſch II beruflich das Spiel nicht mehr zu Ende
machen konnte. Die Folge iſt, daß Sportverein drängt. Heß erzielt
z bald das 4. und 5. Tor. Bauer, in der Eintracht Verteidigung,
d nunmehr unfair und der Schiedsrichter diktiert Elfmeter. Pock=
bt
hält den ſcharf geſchoſſenen Ball. Eintrachts Mannſchaft ſpielt
z ſeiner neun Mann unentwegt weiter und ſchafft noch man he kri=
ſen
Momente vor dem gegnneriſchen Tor, doch Ellenbeck und Stephan
riteln jeden Erfolg. Kurz vor Schluß kommt Heß wiederum durch
kann das 8. Tor für ſeine Farben erzielen. Mit 6:0 für Sport=
ein
trennen ſich beide Gegner.
H.
Der Schiedsrichter konnte nicht befriedigen.
V.f. R. BürſtadtV. f. R. Darmſtadt 8: 0 (3:0), Ecken 3: 2.
Obiges Spiel fand in Bürſtadt auf der herrlich gelegenen neuen
itzanlage des dortigen VfR. ſtatt. Beide Mannſchaften lieferten
ein faires Spiel. Bürſtadt zeigt eine leichte Ueberlegenheit. Beide
nnſchaften mit je drei Mann Erſatz. Darmſtadt ohne Friedmann,
ng und Nungeſſer.
C.H.=Mannſchaft Sp. Kl. 04=ArheilgenT.= u. Sp.Kl. Feudenheim.
Anläßlich des 2jährigen Stiftungsfeſtes weilte die Alte Herren=
nnſchaft
von Arheilgen in Feudenheim. Feudenheim und Arheilgen
lten 190607 um die Meiſterſchaft in der C=cklaſſe. In den beiden
5.=Mannſchaften ſpielten noch 15 Spieler von den damaligen Mann=
ften
. Die beiden A.H.=M. zeigten ein ziemlich ſchnelles Spiel, wo=
ſich
Arheilgen mit Rückſicht darauf, daß Feudenheims A.H.M. im
en Jahre Meiſter in der Mannheimer Gegend war, von der beſten
te zeigte. Reſultat 3:1 für Feudenheim.
Städtekampf Berlin-Prag im Deutſchen Stadion zu Berlin. 3:3 un=
Gieben. Bei Halbzeit hatte Berlin die Führung mit 2:1.
Nürnberg 1948 Kilia=Kiel 2:1.
Jahn=Regensburg Kilia=Kiel 2:2.
M. T. V.=Fürth T.=V. 1860=Fürth 2:2.
Sportklub=Stuttgart Sportfreunde 2:1.
Phönix=Mannheim Feuerbach 3:2.
Feudenheim Waldhof 4:4.
Lindenhof Sandhofen 2:1.
Pfalz=Ludwigshafen W. A. C.=Wien 1:0.
Verein für Bewegungsſpiele ZweibrückenW. A. C. Wien 3:6.
Ludwigshafen 03 V. f. R.=Frieſenheim 2:1.
* Der Länderkampf SchweizDeutſchland, der am 2. September
Baſel ſtattfinden ſollte, iſt von Deutſchland infolge der hohen Reiſe=
1 anderer Unkoſten abgeſagt worden.
* Der Wettkampf um den Fußball=Wandervokal 1923/24 begimnt
15. Oktober mit den Vorrunden, für die die Ausloſung bereits vor=
vmmen
wurde. Es treffen ſich in Hamburg Weſt= und Norddeutſch=
d
, in Königsberg Brandenburg und Baltenland, in Breslau Mittel=
Südoſtdeutſchland, Süddeutſchland iſt ſpielfrei.
Der Bundestag des D.F.B. findet im Oktober in München ſtatt.
Schwimmen.
Die Aſchaffenburger Schwimmwettkämpfe.
Bei den geſtern ausgetragenen kreisoffenen Wettkämpfen ſiegte
Darmſtädter Schwimmklub Jung=Deutſchland in zehn Wettkämpfen.
derlin (Jung=Deutſchland), der außerdem das 2. Seniorſpringen mit
Lunkten Vorſprung vor Gerbig (Tade, 46) gewann, wurde auf Nekla=
tion
des Mannſchaftsführers der Tade, Herrn Graßmann, wegen
es durch einen Sprungrichter verurſachten Formfehlers disqualifi=
rt
. Kommentar überflüſſig.
Petry (T.G.D. 46) gewann das Jugendſeite, Radke (Möbe) wurde
beiter im Juniorſpringen.
Nachſtehend die Refültate:
Damenjugend bel. 100 Meter: 1. Walter, Moenns=Offen=
B 14; 2. Nagel J.=D, 1:47,ſ.

Jugendbruſt 100 Meter: 1. Orlemann, J.=D., 1,39.
Juniorfpringen: 1. Fiſcher, J.=D., 30 Punkte, 2. Radke,
Möve, 291. Punkte.
Juniorſeite 100 Meter: 1. Fuchs, Offenbach 96, 1:25,4,
2. Schröder=Frankfurt, 1:30z 3. Ihrig, J.=D., 1:306.
Junior bel. 1000 Meter: 1. Grützner, Moenus=Offenbach,
18:32, 2. Schmuck, J.D., 19:07.
II. Bruſt 200 Meter: 1. Kalbfleiſch J.=D. 3:21,2, 2. Gennes,
V.f.v. S.=München 3:26.
Junior 50 Meter bel.: 1. Ihrig J.:D. 31:6, 2. Fuchs=
Offenbach 96. 634 Teilnehmer.)
Jugend 400 Meter bel.: 1. Orlemann J.=D. 6:56,
2. Bauer, Moenus=Offenbach, 7:13.

II. Rücken 100 Meter: 1. Jeniſch=Frankfurt 1:27, 2. Endres
J.=D. 1:28.
Juniorlagenſtaffel 4X50; 1. Jung=Deutſchland 2:35,6
(Müller, Ihrig, Schmuck, Bach), 2. Gießen 2:39,4.
I. Senior bel. 100 Meter: 1. Berges, J.=D., 1:10,8, 2.
Becker, MoenusOffenbach, 1:14.
II. Senior=Springen: 1. Gerbig, T. G.D. 46, 33 Punkte,
2. Lann, J.=D., 32 Punkte; Federlin, J.D., als ſicherer Sieger diſtanz.
II. Seniorſtaffel 4X50 Meter bel.: 1. J.D. 2:09 (Gils,
H. Kalbfleiſch, Ihrig, Bach), 2. Offenbach 96, 2:25.
Jugendſeite 100 Meter: 1. Petry, T. G.D. 46, 1:30,
II. Damenrücken 100 Meter: 1. H. Müller, J.D., 1:51,2,
2. Müller=Frankfurt.
Juniorbruſt 200 Meter: 1. Gennes, V.f.v. S.=München,
3:312, 2. Gils, J.D., 3:32,8.

II. Seniorlagenſtaffel 4X50 Meter: 1. J.D. 2:28,6
W. und H. Kalbfleiſch, Berges, Ihrig), 2. Offenbach 96 2:336, 3.
Gießen 2:34.

Der Waſſerballgegner von Aſchaffenburg, der S.V. Ludwigsburg,
war ausgeblieben.
Sch.
Turngemeinde Darmſtadt.

Beim kreisoffenen Schwimmfeſt (Kreis V Süddeutſchland) des S.V.
Aſchaffenburg erzielten Martin Gerbig im zweiten Senior=
ſpringen
und Heini Petry im Jugend=Seiteſchwimmen 100 Meter je
einen 1. Preis, ſowie Fritz Weiß den 3. Preis im beliebig=Schwimmen
50 Meter für Junioren.

Deutſche Schwimmeiſterſchaften in Straubing.
Die deutſchen Strommeiſterſchaften für Herren und Damen ſahen
geſtern die beſten deutſchen Langſtreckenſchwimmer in Straubing, wo der
Wettbewerb auf einer Strecke von einer deutſchen Meile ausgetragen
wurde.
Herrenmeiſterſchaft 7,5 Kilometer: 1. Vierkötter=Köln,
51:59,8. Min.; 2. Siebert=Berlin, 1:02:51,8 St.; 3. Olles=Freiburg,
1:04:05,6 St.
Damenmeiſterſchaft: 1. Fräulein Köbler=Köln, 1:08:26,6
St.; Fräulein Etting=Fürth, 3 Meter zurück.
Radfahren.
Den großen Straßenpreis von Heſſen über 240 Kilometer Start
und Ziel in Kaſſel, gewann Guckau, Velozipedklub=Frankfurt vor
Knappke, Germania=Frankfurt, Roſenheim=Berlin, Deckel=Kaſſel, Renold
und Schröck=Gerolzhofen.
Großer Garbada=Preis in Leipzig.
185 Kilometer. 1. Schugk=Leipzig, 6:27,30 Stunden. 2. Aebe=Leipzig.
3. Rodis=Leipzig (dicht auf.
Rund um Hannover.
226 Kilometer. 1. Zieſens=Hannover, 8:13,23 Stunden, 2. Witzack=
Hannover, 3. Müller=Hannover.
In Zürich kamen die Weltmeiſterſchaften zum Austrag. Die deut=
ſchen
Teilnehmer ſchieden bereits in den Vorrennen des Samstag aus.
Weltmeiſterſchaft für Amateure, 1 Kilometer: 1. Mi=
chard
=Frankreich; 2. Macaiae=Holland; 3. Peter=Holland; 4. van Dra=
cenſen
=Holland.
Weltmeiſterſchaft für Berufsfahrer, 1 Kilometer:
1. Moeskops=Golland; 2. Poulin=Frankreich; 3. Kaufmann=Schweiz;
4. Szears=Auſtralien,
Wandern.
Turngemeinde Darmſtadt 1846 Wanderabteilung.
Ein unfreundlicher, regneriſcher Morgen begrüßte geſtern die Turner=
ſchar
der T.G.D. 1846, die ſich zur Auguſtwanderung zuſammenfand.
Ueber Traiſa und Breitenſtein ging es in flottem Marſche der Neun=
kircher
Höhe zu. Wind und Wetter zum Trotze erklangen die kraft=
vollen
Turner= und Volksweiſen. Lebenſprühende Turnſpiele ließen alle
Unbilden vergeſſen. Sie begeiſterten und erzeugten prachtvolle Stim=
mungen
und glühende Wangen. Freundlicher zeigte ſich der Mittag,
Lachende Sonne brach durch die Wolken. Hinter der Knodener Höhe
fand ſie das fröhliche Völkchen auf einer Wieſe. Bald lagen alle im
Kreiſe und lauſchten den kraftvollen Worten Dr. Begers und Otto
Brünings an die deutſchen Turner. Einer der Glücklichen, der in Mün=
chen
dieſe großen Männer hören durſte, las aus den herrlichen Berichten
vor. Klangvolle Lieder ſchloſſen die andachtsvolle Stunde ab. Auch
die Jugend wollte nun ihr Recht. An munteren Volkstänzen fand ſie
ihre helle Freude. Schließlich rief die Stunde der Heimkehr. Hoch=
befriedigt
ging es nach Bensheim zur Bahn. Geſungen und gelacht
wurde noch viel. In den Augen namentlich der Jüngeren aber ſtand
es zu leſen: Schön war der Tag, ein Erleben! Und ſo wollen wir noch
recht oft hinauswandern in unſere herrliche Heimat mit hohen Gedanken
im Sinne, einem frohen Liede auf den Lippen und verſtändnisvoller
Liebe und Dankbarkeit für all das Schöne im Herzen!
I.4.

Aus der Wander=Abteilung der Turngeſellſchaft 1875 Darmſtadt.
Der Wanderausſchuß ladet für den 16. September zum zweiten
Male die Mitglieder zu einer gemeinſamen Wanderung mit der Turn=
geſellſchaft
Aſchaffenburg ein. Im vorigen Jahre führte
der Weg nach Miltenberg am Main, wo bei dem Turnvereine Milten=
berg
angenehme Stunden verbracht wurden. In dieſem Jahre führt
uns die Wanderung über die Burg Otzbera nach dem Breuberg bei
Neuſtadt i O. Hier treffen ſich die beiden Vereine. Den Teilnehmern
vom vorigen Jahre werden noch die ſchönen Stunden in guter Erin=
nerung
ſein, und der Wanderausſchuß hofft, daß die Zahl am 16. Sep=
tember
noch größer ſein wird. Die Marſchzeit unſerer Wanderung be=
trgät
nur 31, Stunden. Wir richten daher auch an unſere älteren
Mitglieder den Ruf: Beteiligt Euch an der Wanderung mit unſerem
Patenverein, der Turngeſellſchaft Aſchaffenburg e. V.

Turnen.

Turngefellſchaft 1875 Darmſtadt.
Am 26. Auguſt findet, wie alljährlich, das diesjährige Feldberg=
feſt
der D. T. ſtatt. Gezwungen durch die Beſetzung des Feldberges,
muß das Wetturnen auf dem waldumſäumten Exerzierplatze bei Bad=
Homburg abgehalten werden. Die Turngeſellſchaft 1875 ſendet zu dieſem
Wetturnen, welches aus einem Vierkampfe beſteht (Laufen, Kugelſtoßen,
Weitſyrung und Freiübung) ihre beſten volkstümlichen Turner. Die
Einteilung zerfällt in drei Klaſſen, Turner unter 18 Jahre, Turner
über 18 Jahre und über 40 Jahre. Die Altersklaſſe wird durch vier
Turner vertreten, in der Klaſſe über 18 Jahre beteiligen ſich ebenfalls
vier Turner, während in der Unterſtufe drei Turner zum Wettkampfe
antreten werden. In allen Klaſſen iſt ſiegberechtigt, weu die vorge=
ſchriebene
Punktzahl (55) erreicht hat, und es werden bei dieſem Wett=
turnen
keine geringen Anforderungen an die Teilnehmer geſtellt. Die
Abfahrt der Teilnehmer erfolgt am Samstag nachmittag.

Pferdeſport.
Frankfurter Auguſt=Rennen. Letzter Tag.
Preis von Hochheim. 7000 Mk., 1200 Meter: 1. Stall Hal=;
mas Moloch (Raſtenberger), 2. Estino, 3. Sapinntia. Ferner liefen;
Frecher Teufel, China, Serjieth, Wildfeder, Staufia. Totaliſator:
16:10, Platz 14, 33, 16:10; 1 Länge, ½Länge.
Preis von Fürſtenberg. 8000 Mk., 1800 Meter: 1. Opels
Kairos, 2. Pellargonie, 3. Achill. Ferner liefen: Emilio, Perpetua,
Struma. Totaliſator: 18:10, Platz 11, 12:10; 1½ Länge, 1 Länge.
Vogelsberg=Jagdrennen. 7000 Mk., 2200 Meter;
1. Fürſtenbergs Blücher, 2. Winna, 3. Yvonne. Ferner liefen: Fliegen=
der
Aar, Valte, Belladonna. Totaliſator: 12:10, Platz 13, 18:10z
3 Längen, 4 Längen.
Wäldchesrennen. 26 000 Mk., 2500 Meter: 1. A. und C.
Weinbergs Graf Ferry, 2. Notung. Ferner lief Frangäne. Totaliſator:
10.:10. Platz Bild.
Feiſt=Kabinett=Jagdrennen. 10000 Mk., 4500 Meter:
1. Dr. R. Lindenbergs Orne, 2. Carlsminda, 3. General. Ferner liefen:
Paulus, Alarich, Wolaca, die zu Fall kamen. Totaliſator: 132:10, Platz
42, 46:10. 2 Längen, 4 Längen.
Pergolapreis. 21000 Mk., 1200 Meter: 1. Weinbergs Aulis,
2. Thebis, 3. Farmer. Ferner liefen: Hanſeat, Abwehr, Luſtgarten,
Falſung. Totaliſator: 11:10, Platz 11, 13, 12:10; 34 Länge, ½ Länge.
Abſchiedsausgleich. 8000 Mk., 1400 Meter: 1. Goldſchmidts
Eierpflaume, 2. Ingeborg II, 3. Humbold. Ferner liefen: Hexenmeiſter,
Karmanzei, Donnerwetter, Diana, Faun, Frivora, Terrgkotta. Totali=
ſator
: 39:10, Platz 18, 22, 25:10; ½ Länge, Ia Länge.
R.D.V. Die große Woche in Baden=Baden. Am 24.
Auguſt beginnen in Baden=Baden die Rennen auf der Iffezheime=
Rennbahn, die am 26., 28, 31. Auguſt und am 2. September fortgeſetzt
werden. Der Kampf um den Großen Preis von Baden=
Baden wird am 31. Auguſt ausgetragen. Eine große Zahl von
Nennungen liegt bereits vor. Die Kurverwaltung hat für die Große
Woche ein beſonderes Programm künſtleriſcher und geſellſchaftlicher
Veranſtaltungen vorgeſehen.
* Mannheimer Herbſtpferderennen. Nennungsſchluß der Ausgleich=
rennen
. Die Handicaps für das Mannheimer Septemberrennen hat
vorzügliche Nennungsergebniſſe zu verzeichnen. Aus den bisherigen
Nennungen geht hervor, daß nicht nur alle Ställe, die in Frankfurt
vertre waren, nach Mannheim kommen werden, ſondern, daß auch
noch andere Ställe eigens die Reiſe nach Mannheim antreten werden.
Im Herbſtpreisrennen iſt die große deutſche Steeplerklaſſe vertreten.
Von Berlin kommen noch Lilienſtein und Schaumſchläger. Die übrigen
Ausgleiche ſind Flachrennen. Im Mainausgleich iſt allerbeſte Klaſſe
vertreten. Es ſeien genannt: Achill und Notung Pferde von großem
Können. Aus dem Stall Opel rennen Rib. Hazcar, Perſikus. Eins
der prominenteſten Pferde des deutſchen Turfs Ingebora2, die in
Frankfurt Enfer auf der Strecke ſchlug. Im Donauausgleich laufen
Gildenmeiſter und Zwirn. Auch im Naheausgleich laufen Ovzelſche
Pferde, darunter Frivora und Wolaca, weiter die Graditzer Wirbel
und Fehlerlos, die nur um einen Kopf in Frankfurt gegen Farneſing
unterlag.
Italien und die Körpererziehung.
Der italieniſche Miniſterpräſident hat beſchloſſen, die körperliche Er=
ziehung
der Mittelſchüler einem ſelbſtändigen Amte im Unterrichts=
miniſterium
zu übertragen. Alle Zöglinge der Mittel= und Normal=
ſchulen
ſind verpflichtet, an Nachmittagen oder freien Vormittagen an
den Ausbildungsſtunden, die von dieſem Amte unmittelbar veranſt iltet
werden, teilzunehmen. Für jedes Gebiet verſchiedener Schulen ſind
Laufbahnen, Spielplätze, Ringplätze und die entſprechenden hygieniſchen
Einrichtungen zu ſchaffen. Das neue Amt wird in Mailand in An=
lehnung
an die dortige Univerſität errichtet.

Unſere ſportlichen Mitarbeiter und Prefſewarte der Vereine bitten
wir dringend, die knapp gefaßten Vorberichte zu den Veranſtaltungen
des Samstag und Sonntag ſpäteſtens bis zum Freitag nachmittag an
uns einſenden zu wollen, damit dieſe in dem einzig hierfür zur Ver=
fügung
ſtehenden Raum, die ſportliche Vorſchau, eingereiht werden
können.

Reiſen und Wandern.
(Die Schlüſſelzahl für Bäder, Kurorte und
Sommerfriſchen beträgt für die laufende Woche 180 000.
Dieſer Preismultiplikator ſoll künftig, auch für Jahresbetriebe,
alſo für alle Hotels und Reſtaurants angewendet werden und
wird von jetzt ab als Preismultiplikator des Reichsverbandes
der deutſchen Hotels, Reſtaurants und verwandter Betriebe ver=
öffentlicht
. Die Grundlagen der Berechnung bleiben dieſelben.
RDV. Bad Wimpfen am Neckar. In dem ſeit 90 Jah=
ren
beſtehenden und als Mathildenbad bekannten Solbad
Wimpfen ſind das Kurhotel, die Badebetriebe und die Kuranla=
gen
in den Beſitz einer Aktiengeſellſchaft übergegangen, die durch
Um= und Neubauten bequeme und moderne Unterkunft zu ſchaf=
fen
ſich bemüht; das 60 Meter hoch ſteil über dem Neckar gele=
gene
Kurhotel mit prächtiger Fernſicht von der Teraſſe hat einen
neuen Seitenflügel mit Dampfheizung und fließendem Waſſer
erhalten. Die Bäder, die von der Saline Ludwigshall geſpeiſt
werden, ſind nach Bad=Nauheimer Muſter umgewandelt worden;
im Winter ſollen weitere Neubauten errichtet werden.
Vier paßfreie Verbindungen nach Danzig.
Die paßfreie Reiſe nach Danzig iſt durch zwei ſehr günſtige
Schiffsverbindungen bedeutend erleichtert und verbeſſert
worden. Von Marienburg und von Elbing beſteht, wie
die Reichszentrale für Deutſche Verkehrswerbung mitteilt, ſeit
einiger Zeit ein regelmäßiger Dampferverkehr nach Danzig: Ab
Berlin (Bhf. Friedrichſtraße) 10.16 nachm. (Schlafwagen) und
1025 nachm. (nur bis 30. 9.), an Marienburg 638 vorm. bzw.
7.00 vorm.; ab Marienburg=Schwimmbrücke Montags, Mittwochs
und Freitags 10.30 vorm, an Danzig etwa 4.30 nachm. Ab Dan=
zig
(Grünes Tor) Dienstags, Donnerstags und Samstags 9.15
vorm., an Marienburg etwa 3.15 nachm. Ueber Elbing: ab
Berlin (Bhf, Friedrichſtraße) 10.16 nachm. und 10.25 nachm. (bis
30. 9.), an Elbing 7.19 vorm. bzw. 7.41 vorm.; ab Elbing Mon=
tags
und Donnerstags 8.30 vorm., an den übrigen Werktagen
10.00 vorm. Auch die Reiſe BerlinDanzig über Marienburg
oder Elbing zu Schiff dauert nur 15 Stunden, und es gibt
jetzt vier paßfreie Verbindungen (ohne polniſches Viſum; nur
deutſcher Perſonalausweis mit Lichtbild)); Berlin Swine=
münde
mit dem Dampfer des Oſtpreußendienſtes nach Zoppot=
Danzig; BerlinMarienburg und mit der Kleinbahn nach
Danzig (14 Stunden); BerlinMarienburg oder Elbing und
dann zu Schiff nach Danzig. Das nolniſche Durchreiſe=
viſum
für die direkten Züge BerlinDanzig koſtet jetzt für die
einfache Fahrt 50, für Hin= u. Rückfahrt 100 franzöſiſche Franken.

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Seite G.

Darmſtädie: 2.,blatt, Montag, den 20. Auzuſt 1923.

Numuter 2291

Sind friſches Heu und naſſes Grünfutter
für Kaninchen ſchädlich?
Von Herm. Ziemer.
Dieſe Frage wird von den meiſten Züchtern mit ja beant=
vottet
werden. Bevor z. B. das Heu nicht einen Gärungsprozeß, in kleinen Stücken vorgeſetzt werden können. Von Kartoffeln
durchgemacht, bevor es nicht geſchwitzt habe, ſei es unbedingt
ſchädlich für die Kaninchen. Man glaubt faſt allgemein, daß die
Verfütterung des friſchen Heues Trommelſucht herbeiführe. Ich
habe dieſer Frage ſeit einigen Jahren meine beſondere Aufmerk=
ſamkeit
gewidmet und kann heute ſagen, daß friſches Heu durch= Als Kraftfutter ſind Kleie, Schrot und dergleichen, ſowie ge=
aus
an und für ſich unſchädlich für die Kaninchen iſt.
Cs war ja auch früher ein Leitſatz für den Kaninchenzüchter, wird empfohlen, überhaupt keine Tränke zu geben, doch iſt dies
daß man betautes oder naſſes Gras nicht an die Tiere geben nicht zweckmäßig, da die Erfahrung gelehrt hat, daß eine Ver=
dürfe
. Aber die allgemeine Gültigkeit dieſes Satzes hat man längſt
beſtritten. In Wirklichkeit muß eben ein geſundes Tier, deſſen
Verdauungsorgane richtig funktionieren, ſolches Grünfutter ohne
Schaden davon zu haben, vertragen können. Tut es das nicht, ſo
ſtimmt ſonſt etwas nicht. Das Kaninchen nimmt bei der Ver=
dauung
eine ſcharfe Trennung zwiſchen den feſten und wäſſerigen
Teilen der Nahrung vor. Je feſter alſo der Kot iſt, deſto beſſer
war die richtige Verdauung. Am ſichtbarſten iſt dies bei, den
Junatieren, wo der Kot unter dem Einfluß der Muttermilch (die Salz (ieden zweiten Tag ein Teelöffel voll) fehlen. Dies iſt be=
die
Stoffe für eine normale Verdauung enthält) fgſt ſteinhart iſt.
Es iſt nun klar, daß je waſſerhaltiger ein Futter iſt, um ſo größere
Anforderungen an die Tätigkeit der Nieren geſtellt werden. Dieſe
Tätigkeit der Nieren können wir durch gewiſſe Stoffe unterſtützen.
Ueber die Bedeutung des Salzes (Chlornatrium) für eine nor=
male
Verdauung habe ich mich an dieſer Stelle ſchon wiederholt
geäußert. Als pflanzenfreſſendes Tier bedarf das Kaninchen un=
bedingt
des Kochſalzes. Dies iſt beſonders dann der Fall, wenn
die Nahrung viel Kali enthält. Als weiterer Stoff für eine regel=
rechte
Verdauung bedarf das Kaninchen der Gerbſäure. Dieſe ſich im Freien auszutummeln. Natürlich darf es auch nicht an
finden wir in verſchiedenen Pflanzen. Der Einfluß dieſes Stof=
fes
beſieht in der vermehrten Harnabſonderung. Gerbſäure iſt
z. V. in dem Laub der Eiche enthalten. Man kann das Laub
grün füttern oder trocknen. Die Wirkung auf den richtigen
Gang des Stoffwechſels wird die gleiche ſein. Kaninchen, denen
die beiden genannten Stoffe zur Verfügung ſtehen, werden ſelten
unter Verdauungsſtörungen zu leiden haben, auch dann nicht,
wern ſie naſſes Grünfutter tagelang erhielten.
Iſt der Kot dann trotzdem nicht ganz feſt, ſo kann man auf
Anweienheit von Würmern ſchließen. Hier wären dann wurm=
abtreibende
Mittel am Platze. Es gibt natürlich auch noch Fälle, dürfen die jungen Enten allerdings nicht ins Freie gelaſſen wer=
denen
der Züchter machtlos gegenüberſteht (z. B. Darmgeſchwü= den, ein warmer Stall muß ihnen Schutz gewähren, und das
Sind die vorſtehenden Grundbedingungen vom Züchter be=
achtet
, ſo ſteht auch der Verfütterung von friſchem Heu nichts im
Wege. Will ich friſches Heu verfüttern, ſo lege ich es einen Tag
dünn ausgebreitet für ſich, damit es nicht ſchwitzt, ſondern luft= unbeſorgt ſich im Freien tummeln laſſen, am beſten in den dann
trocken iſt. In dieſer Form haben meine ſämtlichen Kaninchen,
von den älteſten bis zu den jüngſten, das friſche Heu ohne jeden
Schaden vertragen.
Wir Züchter müßten uns überhaupt viel mehr Mühe geben,
unſere Tiere genauer zu beobachten, das würde uns vor manchen
unliebfamen Zwiſchenfällen bewahren. Wir würden oft auch
finden, daß es manchmal ganze Kleinigkeiten ſind, die den
Grund bilden, daß unſere Zucht nicht recht klappen will. Aber ich
habe gefunden, daß ſo manche Züchter dies nicht recht einſehen
wollen und lieber zu ihrem eigenen Schaden weiter wurſteln, von Brüterinnen und Führerinnen in ſo ſchwerer Jahreszeit.
Sie ſtehen nun einmal im Banne der Kokzidioſe und tröſten
ſich damit, daß es dagegen angeblich kein Heilmittel gäbe. Ein
geſunder Körper aber wird ſich der maſſenhaften Vermehrung von
Kokzidien ſtets erwehren können. Eine ſolche Vermehrung kann
nur da ſtattſinden, wo die Grundbedingungen dazu vorhanden
ſind, d. h. alſo nur dort, wo die natürlichen Schutzſtoffe fehlen. Kok= man ſich von ihrer Bereitwilligkeit überzeugt hat, um ihr dann
zidioſe iſt deshalb immer nur die Wirkung, niemals aber die Ur= die Enteneier unterzulegen. Oder man wendet ein etwas draſti=
daß
meine Anſchauungen in direktem Gegenſatz zu den offiziellen, die Eier die juckende Bauchſtelle kühlen, nimmt die Henne die
Anſichten ſtehen. Aber meine Zuchterfolge geben mir recht, und
Pflege und Fütterung gar nicht ſo empfindlich iſt, wie vielſach gutem Dach verſehen iſt und im Freien aufgeſtellt wird. Die
behauptet wird. Und darum hoffe ich, daß ſich mancher wieder Tür ſoll aus Flechtwerk oder feinmaſchigem Drahtgewebe be=
der
Zucht dieſes fleiſch= und fellerzeugenden Haustieres zuwenden
wird, nachdem er weiß, auf wie einfache Art er ſich vor Verluſten
ſchützen kann. Mir haben meine Kaninchen in dieſer ſchweren
Zeit wirtſchaftlich eine große Erleichterung geboten. Das kann Fleiſchlieferanten allein in Betracht kommen, kann man der
jeder andere auch haben, vorausgeſetzt, daß er ſich vor der not=
wendigen
Arbeit nicht fürchtet.
* Die Fütterung der Ziegen.
Es iſt bekannt, daß ein Tier im Verhältnis zu ſeinem
Körpergewicht um ſo mehr Futter braucht, je kleiner es iſt. Wiegt
man z. B. 10 Ziegen, und vergleicht man das Gewicht derſelben
Ziegen kaum ſo ſchwer ſind wie die Kuh. Zehn Ziegen freſſen
nach genauen Beobachtungen gemacht. Trotzdem kann die Ziege der Igel eine herabfallende Frucht aufnimmt. Schaden ſtiſtet
die Kuh des kleinen Mannes genannt werden, da ſie das ver=
Melkperiode liefert die Kuh an Milch das 6Sfache ihres Ge=
alle
Ziegen eine ſo hohe Milchlieferung auf, aber auch unter den denen man ja in gewiſſem Grade vorbeugen kann, hinwegſehen
reichen.
Von den Kühen wird nicht nur die Milcherzeugung gefor=
Maſtfähigkeit uſw. Von der Ziege erwartet man dagegen nur recht, was ihm von tieriſchen Lebeweſen vor die ſpitze Schnauze
einſeitige Milchleiſtung. Der Ziegenbeſitzer muß darum auſ kommt. Seine Vorliebe für Kreuzottern iſt bekuannt. Nackt= und
muß die Fütterung ſo einrichten, daß die Ziege zur größtmögli=
chen
Steigerung ihrer Leiſtung veranlaßt wird. Eine gewiſſe Fröſche, Schwaben nichts iſt vor ihm ſicher. Als Mäuſefeind
Menge von Futter iſt von vornherein notwendig, um das Tier iſt er beſonders ſchätzenswert. Er lauert den Tieren nicht wie
ſchen Berechnung braucht eine Ziege im Gewicht von 1 Zentner, man an einer abſeits gelegenen Stelle einen Haufen aus allerlei
2 Kilogramm Trockenmaſſe, 310340 Gramm Eiweiß, 6070
Gramm Fett und 1 Kilogramm Stärke und Zucker.
Milch geben ſollen, müſſen auch mit guten Futtermitteln vek= den Bewohnern auf und muß dann hungern.
ſorgt werden, alſo mit Grünfutter, Heu, Futterrüben, Kartoffeln
und Schrot von verſchiedenen Körnern, weil nur bei Kraftfütte=
rung
hohe Leiſtungsfähigkeit erwartet werden darf.
Das Grundfutter für die Stallfütterung der Ziegen bildet
blätterreiches Heu, das auch hartſtengelig ſein und von unge= Eiſenbahndämmen u. dal. m., wo ſich die eine oder die andere
laſſen ſich an die Ziegen ſowohl rohe als auch gekochte Kartoffeln

verfüttern. Als Futterkartoffeln kommen jetzt höchſtens gefro=
rene
Kartoffeln in Betracht, die am beſten gekocht verabreicht wer=
den
. Da durch größere Stücke häufig Schlundverſtopfungen, die
den Tod zur Folge haben, auftreten, dürfen die Kartoffeln nur
klein zerſtampft gereicht werden. Auch alle Arten von Nüben,
Runkeln ſowohl als Kohlrüben und gelbe Rüben, werden von
den Ziegen aufgenommen und ſind ein gutes Futter, wenn ſie
oder Runkeln reichen für die Ziege täglich 2 Kilogramm, die als
Mengfutter gegeben werden. Häufig wird auch ein Teil der
Kartoffeln fein zerquetſcht und in Form von Tränken verwendet.
trocknete Biertreber zu empfehlen. Von verſchiedenen Züchtern
abreichung von warmen Getränken eine Steigerung der Milch=
leiſtung
hervorruft. Zu große Mengen von wenig gehaltvoller
Tränke wirken jedoch erſchlaffend auf die Verdauungsorgane der
Wiederkäuer ein. Eine Tränke von 1½ bis 2 Litern trägt da=
gegen
nicht nur zur Erhöhung der Milchleiſtung, ſondern auch
zum Wohlbefinden der Tiere bei.
Die Fütterung der Ziegen muß regelmäßig zur beſtimmten
Stunde erfolgen. Zu beachten iſt, daß weder Futterkalk noch
ſonders dann nötig, wenn das verfütterte Heu von kalkarmen
Böden ſtammt. Außerdem liebt die Ziege auch die Abwechſe=
lung
, was ſie durch erhöhte Milchleiſtung belohnt. Abwechſelung
erreicht man ſchon dadurch, daß mit den Kraftfuttermitteln öfter
gewechſelt wird. Auch das Heu kann durch im Sommer geſam=
meltes
und getrocknetes Baumlaub (Eichen=, Ebereſcheu= und
Buchenlaub, letzteres iſt Lieblingsſpeiſe) erſetzt werden. Das
Tier wird ſich vohl befinden, wenn es regelmäßig und rein aus=
gemolken
und wenn ihm im Sommer Gelegenheit gegeben wird,
der nötigen Reinlichkeit im Stalle fehlen.
Entenkücken im Herbſi.
Die Aufzucht junger Enten lohnt ſich auch noch im Herbſt,
jedenfalls iſt ſie zu ſo ſpäter Zeit bei weitem leichter durchzu=
führen
als beim Huhn. Die Entenkücken ſind weniger empfind=
lich
gegen rauhe Witterung und nicht ſo leicht Erkältungskrank=
heiten
unterworfen als Hühnerkücken, ſobald ſie nur die erſten
acht Tage überſtanden haben. Während dieſer erſten Lebenstage
ren). Doch ſind dieſe Fälle immerhin als ſelten zu bezeichnen, ihnen in flachen Näpfchen vorzuſetzende Waſſer muß erwärmt
ſein. Nachher hat man nicht mehr ſo viel Mühe und Zeit zu
verwenden, als dies bei den Hühnerkücken notwendig iſt.
Man kann die Jungenten, ſolange nicht Froſtwetter eintritt,
abgeernteten Gärten, wo für ſie der Tiſch noch reichlich gedeckt
iſt. Um dieſe Zeit finden ſie außer allerlei friſchem Grün, das
zur Anregung des Appetits ſo werwoll iſt, noch viel Würmer,
Schnecken und andere animaliſche Nahrung. Dadurch verringern
ſich die allgemeinen Aufzuchtskoſten ſchon ganz bedeutend und
begünſtigen den Gewinn, wenn man zugleich bedenkt, daß die
Enten ſchnell wachſen und ſchon nach acht bis zehn Wochen
ſchlachtbar werden.
Die einzige Schwierigkeit beſteht nur in der Beſchaffung
Enten ſind dann zum Brüten nicht mehr zu bewegen, auch brü=
tende
Hennen ſchwerlich zu haben. Es bleibt nur übrig, die
Truthenne zu benutzen, die immer zum Brüten bereit iſt. Man
ſetzt die Henne abends in einem ziemlich dunklen Raume in einen
Deckelkorb auf wertloſe Eier und hält den Deckel geſchloſſen, bis
ſoche einer Erkrankung. Bei der Geſunderhaltung unſerer Tiere ſches, aber durchaus unſchädliches und ſelten erfolgloſes Mittel ſie ſchon im April aus, ſo ſind die Rübchen bereits im Septet
iſt dies von ausſchlaggebender Bedeutung. Ich ſpreche hier als an, die Brutluſt der Henne anzuregen, indem man ihr die Bauch=
Züchter mit 25jähriger Erfahrung und bin mir wohl bewußt, federn nimmt und die kahle Stelle mit Brenneſſeln reibt. Da
Eier an und bleibt ſitzen. Da die Truthühner aber viel Frei= welche im Juli blüht. Die Blüten ſtehen in Trauben beiſan
das iſt doch der ſpringende Punkt und nicht die reine Theorie. Hätte luft brauchen und bei längerem Aufenthalt in geſchloſſenem
die Wiſſenſchaft recht, ſo könnten wir Züchter ruhig einpacken engen Raume abfallen und leicht zu Erkrankungen neigen, ſo iſt
und unſere Zucht kurzerhand an den Nagel hängen. Ich ſtehe es zweckmäßiger, von dem Brutkorbe abzuſehen und jede brü= Pflanze wird hauptſächlich in Anlagen und Landſchaftsg *.
aber nicht an zu behaupten, daß das Kaninchen bei richtiger tende Truthenne in einen kleinen Kaſten zu ſetzen, der mit
ſtehen, alſo luftig ſein. Während die Bruthenne ſich Bewegung
Von den ſchweren Entenſchlägen, die als nutzbringende
Truthenne 1520 Eier unterlegen, von der Hausente bis zu 25. werden dann ins Freie geſetzt und im nächſten Frühjahr a. t
Dieſe eignen ſich indeſſen für Spätbrüten nicht, da ſie im Ver=
hältnis
zu den Aufzugskoſten zu wenig Fleiſch liefern.
Der Igel als Garienwächter.
Noch viel zu wenig bekannt iſt das überaus nützliche Wirken im Herbſt die Herbſtrettiche guten Erſatz. Man ſät ſie in
des Igels als Vertilger aller Arten von Ungeziefer und Schäd= Monaten Juli bis September in die nach der erſten Gemüſe
mit dem einer ſtärkeren Kuh, ſo ſtellt es ſich heraus, daß die 10 lingen der Gartenpflanzen. Vielfach wird er leider noch ſelber
als Schädling angeſehen indem man ihm Neigung zu Obſtdieb= und ſät die Körner in Reihen nicht allzu dicht. Nach etwe
aber das doppelte Futter einer Kuh. Dieſe Feſtſtellung wurde ſtählen andichtet. In Wirklichkeit kommt es ſehr ſelten vor, daß
er höchſtens dadurch, daß er Eier und Jungvögel der Boden= durch häufiges Ueberbrauſen der Pflänzchen mit Waſſer,
zehrte Futter viel beſſer ausnützt als die Kuh. Innerhalb einer brüter verzehrt. Auf dieſe Weiſe fällt ihm auch mitunter ein überhaupt bei Rettichen Befeuchtung viel zum Wachstum
Hühnerkücken zum Opfer, der Nutzen, den er im übrigen ſtiftet, trägt. Wenn oft darüber geklagt wird, daß ſie pelzig werden
wichts, die Ziege aber das 1520fache. Natürlich weiſen nicht iſt jedoch ſo groß, daß man über ſolche unliebſame Frrungen, frühzeitig in Samen aufſchießen, ſo iſt meiſt mangelhaft
Lühen gibt es ſolche, die die angebene Milchleiſtung nicht er= kann. Der als ungeſchickt und ſchwerfällig verſchriene ſtachlige
Geſell iſt in Wirklichkeit ein ſehr gewandter Mäuſe= und Ratten= fehlenswert ſind für die Herbſternte die ſogenannten Müne
jäger und räumt unter dieſem Gelichter innerhalb ſeines Bereiches. Herbſtrettiche, die in den ſeltenſten Fällen die Erwartunge
hert, ſondern man verlangt von ihnen z. B. auch Zugleiſtungen, in erſtaunlich kurzer Zeit völlig auf. Außerdem iſt ihm alles
dieſe Leiſtung der Ziegen ſein Hauptaugenmerk wenden. Er Gehäuſeſchnecken, Raupen, Drahtwürmer, Engerlinge. Maul= hinein für die Küche ſchmackhafte Knollen. Am empfe
wurfsgrillen, Schmetterlinge, Heuſchrecken, Käfer, Regenwürmer, werteſten iſt der ſogenannte halblange Münchener Vierretti
am Leben und bei Geſundheit zu erhalten. Erſt eine Mehrmenge die Katze auf, ſondern wühlt ſie aus ihren Gängen heraus. Man in Sand einſchlagen.
ſetzt das Tier in die Lage, Milch zu erzeugen. Nach der Kühn= kann den wertvollen Gartenfreund leicht ſeßhaft machen, indem
Strauchwerk von Roſen, Stachelbeeren, Kern= und Steinobſt= Huhn ein Ei nicht legen, weil das Ei zu groß iſt oder quer i
bäumen zuſammenträgt. Solche Schlupfwinkel ſucht der Igel leiter liegt oder weil deſſen Schleimhaut entzündet und geſe
Gewöhnlich wird in den Lehrbüchern über Ziegenzucht emp= ſogleich auf und richtet ſich darin häuslich ein. Auch Steinhaufen len iſt, ſo hilft in leichten Fällen Einſtrömenlaſſen warmer
fohlen: Der Schwerpunkt der Ernährung von Stallzigen iſt hat er gern. Im Winter braucht er freilich ein froſtfreies Quar= ſerdänpſe in den Aſter und Eileiter oder Einhüllen des H.
auf die Verabreichung von Wirtſchaftsabfällen zu legen. Was tier, da er ſehr kälteempfindlich iſt. Wo er nicht geſtört wird, in ein ſtark erwärmtes wollenes Tuch, beſonders das Erwi
aber unter Wirtſchaftsabfällen verſtanden werden ſoll, wird nicht wird er bald vertraut und läßt ſich dann auch durch ihm bekannte des Bauches. In hartnäckigen Fällen wendet man folg
geſagt. Es iſt eigentlich zu verwundern, daß nicht mehr Ziegen Menſchen nicht auf ſeinen Gängen ſtören. Behandelt man ihn Verfahren an; man legt das Huhn auf den Nücken, läßt e
an den gefütterten Wirtſchaftsabfällen zugrunde gegangen ſind, freundlich, wird er ſogar recht zahm und nimmt gelegentlich ein einem Gehilfen feſthalten und ölt und fettet den Legedart
denn Wirtſchaftsabfälle eignen ſich als Futter mehr für Schweine Schüſſelchen Milch an. Einſperren darf man ihn nicht in ge= einer Feder gut ein. Hierauf verſucht man durch Sceber
und Hunde. Ziegen jedoch, die entſprechend gute und reichliche ſchloſſene Räume, wie Keller uſw. Er räumt ſehr bald unter Drücken von außen das Ei herauszubefördern. Iſt das
Verbeſſert eure Bienenweiden!
Dieſe Mahnung kann man den Bienenzüchtern nicht oft ten herauszubringen. Dabei iſt beſondere Sorgfalt gebote,
vor allen Dingen das Heu. Am liebſten iſt den Ziegen kurzes, genug zurufen. Es gibt noch genug Plätzchen an Wegrändern, mit das Tier nicht nutzlos gequält wird,
düngten Flächen ſtammen darf. Täglich braucht eine Ziege ½ Honigpflanze anſiedeln läßt. Auch jetzt iſt es noch Zeit heitserreger kennt man noch nicht. Der Umſtand, daß die
bis 34 Kilogramm Heu. Nicht unbedingt erforderlich iſt es, daß für die Anpflanzung bezw. Anſaat irgendeiner Pflanzenart, tigkeit Heilung bringt, hat das eidgenöſſiſche Veterinärang
die ganze aufgeführte Heumenge zur Verfütterung kommt. Ein, die während des Sommers und Nachſommers noch Honig bezw. anlaßt, aus der Nachgeburt und dem Fruchtwaſſer ein S
Drittel des Rauhfutters kann durch Hafer= oder Gerſtenſtroh oder Pollen ſpenden kann. Auf die Anſaat oder Anpflanzung guter herzuſtellen, mit dem demnächſt die erſten Impfungen vorg .
Häkſel aus ſolchem Stroh erſetzt werden. Von den Hackfrüchten Honigpflanzen an geeigneten Stellen ſollte man übrigens ſowohl men werden ſollen. Möglicherweiſe enthalten dieſe Teill
im Frühjahr wie im Herbſt ſein Augenmerk richten.

Ertrag der Bienenzucht.
Der Durchſchnittshonigertrag eines rationell bewirtſchaft
Bienenvolkes kann auf 20 bis 25 Pfund berechnet werden.
Wert eines Mobilvolkes ſamt Wohnung, Geräten und Gebrau
gegeuſtänden ſei mit 100 000 Mk. angenommen. Da als Reinel
von einem Stock 50 000 Mk. erzielt wird, ſo ergibt das eine ſehr
Verzinſung des Anlagekapitals. Der Ertrag kann ſich, abgef
vor der Art und Weiſe des Betriebes und da der Blütenflor
oder minder von der Gunſt oder Ungunſt der Witterung abhä
iſt, in einzelnen Jahren verdoppeln, ſelbſtredend jedoch auch
bedeutend vermindern. Ein gleichmäßiger, ſicherer Gewinn,
ihn ein regelrecht betriebenes ſonſtiges Geſchäft abwirft, iſt
der Bienenzucht nicht zu erwarten. Ebenſo wie der Getreide=
Nühenbauer, der Vieh= oder Obſtzüchter gute und ſchlechte J.
zu verzeichnen haben, ſo auch der Bienenzüchter. Man ſagt,
fünf Jahre komi t ein Fehljahr, in welchem auf Ertrag nich
rechnen iſt, ſondern die Bienen obendrein noch gefüttert we
müſſen. Daneben können Krankheiten, wie Faulbrut, in k.
Zeit auch einen Stand gänzlich vernichten. Gleichwohl aber
fen Mißerfolge ebenſowenig den Imker veranlaſſen, die
gleich ins Korn zu werfen, wie etwa der Bauer nach einer
ernte die Landwirtſchaft an den Nagel hängt oder infolge
Schwweineſeuche die Schweinezucht aufgibt.
Wahlzucht.
Bei jedem größeren Bienenſtande kann man die Erfah
machen, daß ſelbſt unter gleichraſſigen und gleichſtarken V
ein gar wefentlicher Unterſchied im Honigertrage iſt. Ohne
man äußerlich einen Unterſchied herausfindet, zeigt ſich be
Ernte, daß ein Volk bis zu 1009 mehr Honig haben kann al
anderes gleichſtarkes. Das ſind die wahren Honigbienen in
Wortes beſter Bedeutung, und ſolche Völker ſich zu ſichern,
das Beſtreben eines jeden Imkers ſein. Wahlzucht heißt die
thode, durch welche man die Bienen in bezug auf Ertragsfäh
zu derdollkommnen ſucht. Das Verfahren beſteht darin, daß
alljäahrlich die allerbeſten Honigſtöcke ausſucht und von d
mehrere junge Königinnen, ſei es durch Verwendung aller
flüſſigen Weiſelzellen nach dem Schwärmen, oder durch Bil
von kleinen Ablegern mittels Brutwaben, nachzieht. Der d
iſt freilich nicht immer gleich ſicher, da ſich die Drohn
ebenfalls ausſuchen laſſen: aber im Laufe mehrerer Jah.
merklicher Erfolg ſolcher Betriebsweiſe unbedingt ſicher.
Wenig bekannte Gemüſearten.
Der Meerfenchel (Crithum maritimum) iſt eine
würzpflanze, die hauptſächlich an den Felſen der Meere=
wächſt
und ſelten in den Gemüſegärten gebaut wird. Er iſt
dauernd, wächſt niedrig, faſt kriechend, vieläſtig. Die Blätter
zwei= oder dreimal geteilt, die weißlichen Blumen klein
büſchelförmig beiſammenſtehend. Man ſammelt ihn an
Meeresküſte, kann ihn aber auch im Garten ziehen, wenn die
lich harten Samen im Herbſt ins Freie geſät und im Winter
die Kälte geſchützt werden. Es iſt ratſam, die Pflanzen zie
mager zu halten und ſie möglichſt auf recht ſteinigem Boden
an den Fuß einer Mauer zu ſetzen. Man gebraucht die B
ähnlich wie die des Eſtragons zum Würzen des Eſſigs.
Pflanze iſt bei uns ſehr ſelten zu finden und wird nur i,
beſſeren Herrſchaftsgärtnereien gebaut, wo man beſonderen E
auf ihre Verwendung in der feinen Küche legt.
Die Rapunzelrübe (Campanula rapuneulus). Die
weſtlichen Deutſchland heimiſche Gemüſeart iſt zweijährig, .
man ſat die ſehr feinen Samen im Juni oder Juli mit
trockener Erde vermiſcht nur etwa 2½ Zentimeter tief au
lockeres Gartenbeet. Sind die Pflanzen 5 Zentimeter ho
werden ſie auf 15 Zentimeter Abſtand verzogen und ſpäter
derholt behackt. Im nächſten Frühjahr ſind die fingergr=
fleiſchigen
, zylindriſch geformten Rüben verwendbar. Sit
zum Verbrauch geignet.
Die Kermesbeere (Phytolacca eseulenta und gei
iſt eine 2 bis 3 Meter hoch wachſende Staude aus Nordam
und ſind anfangs weiß, dann zartroſa und ſchließlich dun *
gefärbt. Ebenſo ſind die Beeren purpur oder ſchwarzviolet.
zwviſchen Sträucher und auf große Gruppen gepflanzt, auch * oder zu mehreren beiſammen auf großen Raſenflächen k=
wendet
. Die Kermesbeere gedeiht in jedem Gartenboder T
Deutſchland iſt eine gute Laubdecke im Winter notwendig E
macht und Futter einnimmt, müſſen die Eier bedeckt werden. doch nützlich. Die Vermehrung geſchieht durch Teilung e
Stöcke, häufiger aber durch Anzucht aus Samen. Die Au ck
erfolgt, im Frühjahr bis Sommer in Töpfe. Die Pflärfr
und Stelle gepflanzt. Die Blätter werden als Spinat ver
det, die roten Beeren zum Rotfärben in Konditoreien,

Herbſirettiche.
Für die Radieschen des Frühjahrs und Sommeks I
brachliegenden Gartenbeete. Man lockert den Boden rei
Tagen iſt die Saat aufgeſproſſen, und nun gilt es in erſter
die läſtigen Erdflöhe fernzuhalten. Man erreicht dies am
wäſſerung oder zu harter Boden ſchuld. Im allgemeiner
meide man, die Rettiche zu dick werden zu laſſen. Sehr
Gartenfreunde täuſchen. Wenn auch die Herbſtkultur der Re
nicht ſolche gewichtigen Exemplare hervorbringen kann wie
Mai ausgeſäten, ſo liefert ſie immerhin bis in den Nove
hält ſich bis Weihnachten in freiem Beet, wenn die Pf.
mit trockenem Laub bedeckt ſind. Auch kann man ihn im
Naffahnen bei ſtchenot der Flhles, ſa
einer Falte der Eileiterſchleimhaut feſtgeklemmt, aber von
ſichtbar, ſchiebt man eine lange reine Haarnadel dicht übe
unrer dem Ei mit dem ſtumpfen Ende aufwärts in den E.
und verſucht durch vorſichtiges Drücken das Ei über dieſen
I. Agalaktie der Ziegen und Schafe. Den
Heilſoff.