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 Morgenzeitung der Landeshauptſtadt 
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Nummer 228 
Sonntag, den 19. Auguſt 1923 
186. Jahrgang
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von Schadenerſatz. Bei Konkurs oder gerichtlicher 
Beitreibung fällt jeder Rabatt weg. Bankkonto: 
Deutſche Bank und Darmſtädter 8 Nationalbank.
 Ein Aufruf des Miniſters für die 
beſetzten Gebiete. 
Berlin, 18. Aug. (Wolff.) Der Reichsminiſter für das 
ſetzte Gebiet, Dr. Fuchs, erläßt folgenden Aufruf für die 
eutſchen an Ruhr und Rhein: 
In ſchwerſter Zeit bin ich dem Rufe des Reichspräſidenten 
folgt und habe, geſtützt auf das Vertrauen der Volksvertretung, 
ein Amt als Reichsminiſter für die beſetzten Gebiete 
            ange=
eten. Die Schaffung des neuen Miniſteriums ſoll, wie der 
eichskanzler in ſeiner Antrittsrede feierlich erklärte, den 
            be=
ßten Gebieten zeigen, daß ihre Intereſſen beſonders pfleglich 
handelt werden. Durch meine Abſtammung und bisherige 
ätigkeit mit dem Rheinland eng verwachſen, werde ich auch in 
eſer Stellung meine ganzen Kräfte daran ſetzen, der in 
            uner=
äglicher Bedrängnis um die Zukunft des völkiſchen Weſens 
igenden Bevölkerung zu helfen, der Not zu ſteuern und die 
iden zu lindern. Ich bitte das Vertrauen in mich zu ſetzen, 
ß nichts unverſucht bleiben wird, der Bevölkerung das ihr 
ferlegte ſchwere Geſchick zu erleichtern. Die nicht 
            abzuwenden=
n Leiden wollen wir gemeinſam tragen, und wir vereinigen 
8 in der Hoffnung, daß der Tag, der uns einen gerechten 
1Sgleich bringen muß, der uns Ruhe und Frieden und dem 
drohten Europa die Möglichkeit des Wiederaufbaues geben 
*d, nicht mehr allzu ferne iſt. Je ſchwerer die Laſt und je 
ößer die Not, um ſo feſter zeigt ſich die Treue der beſetzten 
ebiete an Rhein und Ruhr. In dieſer Gewißheit übernehme 
mein Amt. 
Ein Aufruf der Deutſchen Oemokratiſchen Partei. 
TU. Berlin, 18 Aug. Der Hauptvorſtand der Deutſchen 
mokratiſchen Partei erläßt folgenden Aufruf: 
Das Deutſche Reichiſt in Gefahr, das deutſche 
olkiſt in Not. Ein erbarmungsloſer Feind hemmt 
            Deutſch=
id beide Schlagadern des Lebens! Ein Schrei, ein Volk! 
impfen wir um unſer Leben, um unſer Daſein, um unſere 
            Teil=
hme an den kulturellen Aufgaben. Wir werden gewinnen 
er verſinken, wir werden niedergehen oder auferſtehen aus 
eſer Stunde der Not und der Bedrückung! Nach ſeiner Treue 
ſich ſelbſt, nach ſeiner Opferbereitſchaft für den Staat, als 
meinſames Lebensorgan aller Bürger ſoll jeder beſtehen in der 
tſcheidenden Probeſtunde unſeres Deutſchtums. Unſere Brüder 
Rhein und Ruhr geben ſeit faſt acht Monaten ein glänzendes 
iſpiel der Opferwilligkeit, denn ſie haben die Achtung und den 
auben an Deutſchlands Kraft in der ganzen Welt errungen. 
ir ihnen ſchon haben Oberſchleſien und Weſtpreußen ein 
euebekenntnis zur deutſchen Republik vor der Welt abgelegt. 
größer die Not wird, umſo größer muß die Opferwilligkeit 
rden. Jetzt gilt es, zu zeigen, daß das deutſche Volk nicht nur 
ne Geſinnung dem Vaterlande weiht, ſondern ſein Geld und 
tt. Die Forderung der Stunde iſt die 
            allge=
ine Wehrpflicht des Beſitzes. In Ueberwindung 
herer Fehler hat der Reichstag ſchwere Steuern bewilligt. Die 
ſt iſt groß, aber ſie muß getragen werden. Jeder muß opfern, 
S zum Fortgang ſeiner Wirtſchaft nicht unbedingt nötig iſt. 
e Einkommen= und Körperſchaftsſteuer muß reibungslos und 
nktlich eingehen. Die geſetzlichen Ausnahmebeſtimmungen für 
einbetriebe und Mittelſtand haben wir dem 
            Reichsfinanzmini=
zur beſchleunigten Erledigung empfohlen. 
Die neue wertbeſtändige Anleihe des Reichs 
iß aus politiſchen Gründen ein großer Erfolg ſein. Sie 
            ver=
nt aus geſchäftlichen Gründen das höchſte Vertrauen, weil ſie 
ſicherſter Grundlage ruht. Bürgerinnen und Bürger! 
            Demo=
tie heißt, daß jeder Bürger mit Vertrauen für den Staat 
            han=
t. Demokratiſche Gleichberechtigung haben unſere Brüder an 
ein und Ruhr in der Geſchichte einzig daſtehende Leiſtungen 
lbracht. Ohne deutſche Freiheit gibt es niemals wieder eine 
ttſche Wirtſchaft. Nur der verdient ſich Freiheit und das 
            Le=
i, der täglich ſie erobern muß. 
ſebelung von Induſtrie und Handel im Saargebiet. 
U. Saarbrücken, 18. Aug. Durch die Maßnahmen der 
einlandkommiſſion ſind im Saargebiet Zuſtände geſchaffen 
rden, die ſich bei längerer Dauer für die rheiniſche Induſtrie 
einer Kataſtrophe auswirken. Nachdem die Induſtrie durch 
reiks zu monatelangem Stilliegen verurteilt war, kann ſie 
t ihre Produkte wegen der ungenügenden Aufnahmefähigkeit 
ankreichs und der Abſperrung von Deutſchland nicht abſetzen. 
e muß deshalb in kürzeſter Friſt ihre Produktion entweder 
            ein=
ränken oder ganz ſtillegen. Gleichzeitig ſieht ſich der Handel der 
öglichkeit beraubt, die Bevölkerung mit billigen Waren zu 
            ver=
gen. Der Wirtſchaftsverein des Saargebiets hat deshalb an 
Regierungskommiſſion die Aufforderung gerichtet, mit aller 
ergie gegen die Abſchnürung des Saargebiets von Deutſchland 
zugehen. 
Blutige Unrußen in Datteln. 
Darteln, 18. Aug. (Wolff.) Geſtern iſt es hier wieder zu 
utigen Unruhen gekommen, die auf das Schuldkonto 
Kommuniſten zu ſetzen ſind. Der Kommuniſtenführer 
engerich hatte für den Vormittag auf den Beiſenkamplatz 
e Belegſchaftsverſammlung der verſchiedenen Zechen 
            einbe=
en. Nach einem von ihm vorgezeigten Schriftſtück ſollte die 
rſammlung von der franzöſiſchen Beſatzungsbehörde in Hörde 
rehmigt ſein. In Wirklichkeit beſtand jedoch ein 
            Anſammlungs=
bot. Die blaue Polizei, die den Auftrag hatte, jede 
            Anſamm=
kg zu verhindern, wurde von der zahlreichen Menge mit 
            Stei=
beworfen und beſchoſſen. Es blieb den Beamten, die in eine 
ke Bedrängnis gerieten, nichts anderes übrig, als von der 
Ifſe Gebrauch zu machen. Bei der gegenſeitigen Schießerei gab 
wie bisher feſtgeſtellt wurde, auf ſeiten der Angrei= 
*drei Tote und acht Verletzte. Unter den Getöteten 
indet ſich ein Familienvater mit ſieben Kindern. Das 
            verant=
rtungslofe Treiben des Kommuniſten Wengerich wurde offi= 
UI klargeſtellt. Die Amtsverwaltung ſtellte Wengerich der fran= 
Eſchen Ortskommandantur gegenüber. Hierbei ſtellte ſich her= 
S, daß der franzöſiſche Kommandant im Gegenſatz zu der Be= 
4ptung Wengerichs eine Verſammlungserlaubnis nicht erteilt 
ke. Das Schriftſtück, mit dem Wengerich die 
            Belegſchaftsver=
kimlung irreführte, enthielt lediglich die franzöſiſche Aufforde= 
T9, die in ſeinem Beſitz befindlichen Waffen abzuliefern. Dieſe 
Flofderung iſt ihm jetzt erneut zugegangen,
Vom Tage.
 Die Berliner Verkehrsdeputation des Magiſtrats Berlin hat in 
ihrer geſtrigen Sitzung beſchloſſen, dem Magiſtrat zu empfehlen, die 
Berliner Straßenbahn wegen ihrer Unrentabilität nach Ablauf einer 
14tägigen Kündignugsfriſt für das Perſonal ſtillzulegen. 
Der zurückgetretene Reichskanzler Dr. Cuno hält ſich in Aumühle 
auf ſeiner Beſitzung auf. Im Aufſichtsrat der Hamburg=Amerika=Linie 
werden über ſeine Rückberufung in dieſe Schiffahrtsgeſellſchaft bereits 
lebhafte Erörterungen geführt. 
National Tidende glaubt zu wiſſen, daß Stinnes ſich in einigen 
Tagen, wenn es die Lage in Deutſchland erlaubt, in England 
            ein=
ſchiffen wird, um ſich ſpäter auch nach der ſchwediſchen Hauptſtadt zu 
begeben. 
Wie der Matin mitteilt, wird die franzöſiſche Note am 
Montag oder ſpäteſtens am Dienstag in London unterbreitet 
werden, nachdem die belgiſche Regierung ſich zu der Note geäußert hat. 
Nach dem Petit Pariſien iſt der franzöſiſche Geſandte in Bern 
de Coppet zum franzöſiſchen Geſandten in Helſingfors ernannt worden. 
Wie die Morgenblätter melden, hat Poincaré den franzöſiſchen 
Botſchafter in Waſhington Juſſerand empfangen. 
Wie der Matin mitteilt, ſollten geſtern die Sachverſtändigen 
zur Ausarbeitung eines Statuts für Tanger und Umgegend in 
London zuſammentreten. Auf Verlangen der engliſchen Regierung ſei 
dieſe Konferenz wegen der Ferien bis Ende September vertagt worden. 
Die ſeit langen Monaten zwiſchen Frankreich und der 
            Tſche=
choſlowakei geführten Verhandlungen über ein neues 
            Handelsab=
kommen ſind zum Abſchluß gelangt. Der paraphierte Entwurf ſoll in 
den nächſten Tagen den beiden Ländern zur Unterſchrift unterbreitet 
werden. 
Nach einer HabasMeldung aus Konſtantinopel iſt der frühere 
Miniſter des Innern im Kabinett Ferid Paſcha, Dſchemal 
Bey, der ſich letzthin geflüchtet hatte, nach Konſtantinopel zurückgekehrt. 
Beim Anlandgehen iſt er aber von der Polizei verhaftet worden. 
Nach einem vorläufigen Verhör iſt er nach Angora abtransportiert 
worden. 
Nach einer Meldung des Neu=York Herald haben die Vereinigten 
Staaten und Mexiko in ihrem ſoeben abgeſchloſſenen Vertrag den 
            Haa=
ger Gerichtshof als Schiedsgerichtshof für dieſen Vertrag anerkannt.
Die Sackgaſſe.
 Konferenz der Ernährungsminiſter. 
Berlin, 18. Aug. (Wolff.) Die Konferenz des 
            Reichs=
ernährungsminiſters mit den Ernährungs= und 
            Landwirtſchafts=
miniſtern der Länder beſchäftigte ſich geſtern mit den 
            Schwierig=
beiten auf verſchiedenen Gebieten der Ernährung und den 
            not=
wendigen Maßnahmen für die Verſorgung. Die Konferenz war 
einhellig für eine Verlängerung der Markenbrotverſorgung vom 
19. September bis 15. Oktober, die bereits beim Reichstag 
            an=
geregt ſei. Ferner für eine Erhöhung der für das 
            Wirtſchafts=
jahr 1923 auf 1924 beabſichtigten Reſerve von 1 Million Tonnen 
ſowie eine beſondere Sicherung der großen Verbraucherbezirke 
über den 15. Oktober hinaus. Die Mehrheit der Konferenz 
lehnte die von einzelnen Ländern angeregte Erneuerung der 
            Um=
lage ab. Die Ausſichten für die Kartoffelernte ſind, eine warme 
Witterung vorausgeſetzt, nicht ungünſtig. Es wurde Mitteilung 
gemacht von der Gründung einer Kartoffelkreditbank zur 
            Finan=
zierung des Kartoffelhandels. Mit den Städten iſt Fühlung 
            ge=
nommen, damit ſie mit dem ortsangeſeſſenen Handel gleichfalls 
die Finanzierung regeln können. Mit dem Verkehrsminiſterium 
beſteht ein enges Einvernehmen zwecks möglichſter 
            Beſchleuni=
gung des Transports im Herbſt. Die Bahn wird Kartoffeln und 
Getreide an erſter Stelle befördern. Auf eine Anfrage erklärte 
der Reichsminiſter, daß noch nicht 2 Prozent der vorjährigen 
Kartoffelernte zu Brennereizwecken derwendet worden ſeien. 
Die Herſtellung von Spiritus zu gewerblichen Zwecken ſei eine 
wirtſchaftliche Notwendigkeit, aber die Freigabe von Kartoffeln 
zu dieſem Zweck würde nur nach ſorgfältiger Prüfung erfolgen. 
Uebereinſtimmend wurde die Notwendigkeit, der Hebung des 
Zuckerrübenanbaues erörtert. Die Bemühungen des 
            Reichs=
miniſteriums, in Verbindung mit der Reichsbank Deviſen für 
die Einfuhr von Fetten zu beſchaffen, wurde anerkannt. Die 
Konferenz betonte einmitig, daß für die Verſorgung mit der 
            not=
wendigen Menge an Fetten eine Zuteilung von Deviſen unbedingt 
erfolgen müſſe. In der Erörterung über die Milchverſorgung 
wurde mehrfach das Bedauern ausgeſprochen, daß die 
            Verhält=
niſſe in der Verſorgung und in der Preisgeſtaltung im Reich ſehr 
verſchieden ſeien. Es wurde anerkannt, daß die Mittel, die 
für die Verbilligung zur Verfügung geſtellt worden ſind, für 
einen Teil der Bevölkerung Erleichterung gebracht haben und 
daß eine weitere Bereitſtellung derartiger Mittel notwendig 
            er=
ſcheine. 
Um Havenſtein. 
Berlin, 18. Aug. Am 15. Auguſt iſt der Vorſitzende des 
Betriebsrates der Reichsbank, Großmann, 
            entlaſ=
ſen worden, weil er nach Angabe des Kündigungsſchreibens am 
10. Auguſt den Verſuch gemacht hat, den Druck eines Plakates 
zu verhindern, in dem die Reichsbank mitteilte, daß ſie 
            in=
folge des Buchdruckerſtreiks nicht die nötigen Barmittel beſitze, 
um Lohnzahlungen zu vollziehen. Als zweiter Grund der 
            Ent=
laſſung wurde angegeben, daß Großmann am 13. Auguſt an den 
Präſidenten des Reichsbankdirektoriums, Havenſtein, die 
Aufforderung gerichtet habe, ſein Amt ſofort niederzulegen. 
Eine große Verſammlung von Reichsbankangeſtellten nahm 
geſtern zu der Entlaſſung Großmanns Stellung. Der Entlaſſene 
erklärte in einer Rede, daß er nicht den Verſuch gemacht habe, 
den Druck des Plakates zu verhindern. Auch habe er nicht den 
Präſidenten Havenſtein aufgefordert, ſein Amt niederzulegen, 
ſondern er habe nur dem Präſidenten eine dahingehende 
            Forde=
rung von 30 Gewerkſchaftsdelegierten, die bei ihm 
vorgeſprochen hätten, übermittelt. Vertreter der Reichsdruckerei 
erklärten darauf, daß die Belegſchaft der Reichsdruckerei erneut 
den Notendruck einſtellen werde, falls es der Angeſtelltenſchaft 
der Reichsbank nicht gelinge, die Kündigung des 
            Betriebsrats=
vorſitzenden rückgängig zu machen. Es wurde eine Entſchließung 
angenommen, in der Großmann das Vertrauen ausgeſprochen, 
die Zurücknahme der Entlaſſung gefordert und der aktive 
            Ab=
wehrkampf gegen den Schritt des Reichsbankdirektoriums 
            ange=
kündigt wird. — Wie wir hören, wird am Montag vom 
            Reichs=
arbeitsminiſterium der Verſuch unternommen werden, den 
Streitfall zu ſchlichten,
 In der Göteborgs Handels= och Sjöfartstidning 
befaßt ſich Profeſſor Dr. Segerſtedt, einer der 
            her=
vorragendſten ſchwediſchen politiſchen Publiziſten, in 
einem längeren Artikel unter obigem Stichwort mit der 
Ruhrfrage. Der Artikel verdient allgemeines 
            In=
tereſſe, da er charakteriſtiſch iſt für die ſchwediſche 
            Ein=
ſtellung zu der augenblicklichen politiſchen Wirrnis. 
Die Ruhr iſt eine Sackgaſſe der europäiſchen 
Politik geworden. Frankreich hat ſich dort feſtgeſetzt. Es 
hat ſich dort ſo gründlich feſtgeſetzt, daß die freundſchaftlichen 
            An=
ſtrengungen ſeiner Alliierten, ihm wieder herauszuhelfen, ſich als 
fruchtlos erwieſen haben. Das iſt kein zufälliges Unglück, das 
den franzöſiſchen Staatsleuten zugeſtoßen iſt. Es war 
            unaus=
bleiblich, daß der Verſailler Frieden ſich in einen ſolchen 
            unhalt=
baren Zuſtand auswirken würde. Daß die Sackgaſſe gerade Ruhr 
heißen mußte, beruht auf verſchiedenen, vielleicht nicht ganz 
            zu=
fälligen Umſtänden geographiſcher und wirtſchaftlicher Natur. 
Aber das iſt nur von ziemlich ſekundärer Bedeutung im 
            Verhält=
nis zum Verſailler Frieden. Dort hat der Weg, der in der 
            Sack=
gaſſe ausmündet, ſeinen Anfang genommen. 
Die Urſache des Unglücks iſt, daß der Friedensvertrag nicht 
den herrſchenden wirtſchaftlichen und ſozialen Verhältniſſen 
            an=
gepaßt iſt. Zum Teil iſt er auf allgemeine Lebensbedingungen 
aufgebaut, wie ſie vor einigen Jahrhunderten herrſchten, zum Teil 
auf ökonomiſchen Zuſtänden, die es niemals gegeben hat. Die 
wirtſchaftlichen Lebensbedingungen, die es möglich machen 
            könn=
ten, während eines Menſchenalters aus einem Volke den letzten 
Tropfen als Tribut herauszupreſſen, dieſe Lebensbedingungen 
hat es niemals gegeben. Dieſe Auspreſſungspolitik wird darüber 
hinaus völlig grotesk, wenn ſie mit Maßregeln verbunden iſt, die 
darauf abſehen, die Erwerbsmöglichkeiten des tributpflichtigen 
Volkes zu erſticken. 
Wenn man alle Fiktionen beiſeite ſchiebt, liegt die Sache 
ganz einfach ſo, daß ein großes Volk, deſſen Wirtſchaftsleben ſich 
in ſo blühendem Zuſtande befindet, daß es jedes Jahr dem 
            Aus=
lande einen Tribut von vielen Milliarden bezahlen kann, 
            wahr=
ſcheinlich ſehr bald wieder zu Kräften kommen wird. Wenn das 
geſchehen iſt, wird es ſich wahrſcheinlich nicht länger zwingen 
laſſen, ſeine Erſparniſſe anderen auszuliefern. Solange es 
            an=
dererſeits ſo ſchwach iſt, daß es ſich nicht zu weigern wagt, den 
Tribut zu erlegen, ſo kann es das nicht tun, weil ſeine Schwäche 
nur die andere Seite ſeiner wirtſchaftlichen Ohnmacht iſt. 
Daß Frankreich nach dem Kriege von 1870/71 die Entſchädigung 
bezahlen konnte, welche der Sieger forderte, beruhte darauf, daß 
es ſich um eine einmalige Bezahlung handelte: die Summe war 
feſtgeſetzt und konnte auf dem Anleihewege aufgetrieben werden. 
Aber ſich zu denken, während einer unbegrenzten Anzahl von 
Jahren aus einem Volk von 60 Millionen alles herauspreſſen zu 
können, was ſeine Induſtrie und ſein Handel einbringt, das iſt 
der reine Blödſinn. Der Charakter dieſes Planes 
            ver=
ändert ſich nicht, wenn man die wirtſchaftlichen Sachverſtändigen 
der ganzen Welt ihre allerſachkundigſten Gutachten von dem 
            ein=
flechten läßt, was Deutſchland bezahlen kann. Auch hier ſitzt man 
in einer Sackgaſſe feſt. 
Frankreich hat ſich jetzt entſchieden und den 
            Entſchädigungs=
plan durch die Beſitzergreifung deutſchen Landes erſetzt. Es hat 
damit auf die veraltete Politik zurückgegriffen, die vor einigen 
Jahrhunderten zeitgemäß war. Zu jener Zeit ließen die Völker 
ſich von dem einen Staate lostrennen und dem anderen 
            anglie=
dern. Das Nationalbewußtſein war weniger ſtark enwickelt als 
jetzt. Es ließ ſich eine iſolierende Grenze aufrichten. Das Volk 
konnte nicht ſchreiben und leſen. Sie entbehrten daher des 
            Mit=
tels zur Hebung des Nationalbewußtſeins, das im gedruckten 
Wort gegeben iſt. Jetzt iſt die ganze Kultur von Grund aus 
            ver=
ändert. Alle Bevölkerungsſchichten ſind ſich ihrer Sprache und 
ihrer nationalen Eigenart bewußt. Die Zeiten ſind 
            unwider=
ruflich vorbei, da man in einem Menſchenalter einen 
            Bevölke=
rungsteil zwingen konnte, Geſinnung und Sprache zu ändern. 
So entwickelt, wie die moderne Geſellſchaft iſt und ſo 
            inein=
ander verflochten, wie die Fäden des Wirtſchaftslebens zwiſchen 
den verſchiedenen Ländern heute ſind, iſt es völlig undenkbar, 
mit dem Schwerte ein Stück aus dem einen Lande 
            herauszuſchnei=
den, ohne daß dadurch Unordnung in das Wirtſchaftsleben der 
ganzen Welt gebracht wird. Man kann ſich ebenſogut einbilden, 
daß man alle Telephon= und Telegraphendrähte, alle Waſſer= und 
Gasleitungen rund um eine große Stadt abſchneiden könnte, ohne 
daß dieſe irgendwelche Ungelegenheit erleidet. 
Da ſteht nun Frankreich an der Ruhr. Es hat eine grobe 
Eiſenſtange in einen äußerſt ſinnreichen und verwickelten 
            Mecha=
nismus geſtoßen und ſteht nun da und wundert ſich, daß er nicht 
länger funktioniert. Das ſind die böſen Deutſchen, die ihre 
            Ar=
beit ſabotieren. Wenn nur die deutſche Regierung das Aufhören 
des paſſiven Widerſtandes befehlen würde, ſo würde gleich die 
Maſchine zu ſchnurren beginnen. Daß jemand glaubt, die 
            Eiſen=
ſtange hätte Schuld, beruht nur darauf, daß er ein Opfer der 
heimtückiſchen deutſchen Propaganda geworden iſt. Daß das 
Wirtſchaftsleben aller Länder, nicht zum mindeſten unſer eigenes, 
an den Verluſten teilnehmen muß, die ſich aus dieſer 
            wunder=
lichen Art, die Induſtrie zu fördern, ergeben, wird nicht als 
            hin=
reichender Grund angeſehen, um ihnen ein Recht zu geben, ſich 
in der Frage zu äußern. 
Wir übrigen Völker haben keine Genugtuung davon, zu 
ſehen, wie Frankreich ſeine eigenen Finanzen zerſtört. Für uns 
alle werden Schwierigkeiten aus dem finanziellen Unglück 
            erwach=
ſen, in welches Frankreich ſich verwickelt. Seine einheimiſchen 
Schulden belaufen ſich jetzt auf faſt 300 Milliarden Franken und 
ſeine ausländiſchen auf etwa 105 Milliarden, wenn man nach 
dem augenblicklichen Kurs die offiziellen 39 Milliarden 
            umrech=
net. Seine Schulden mehren ſich jährlich und monatlich, während 
die franzöſiſche Eiſeninduſtrie wegen Koksmangels ſtille liegt. 
Es iſt und bleibt ausſichtslos, zu verſuchen, die Kohlengruben an 
der Ruhr mit franzöſiſchen Bajonetten zu bearbeiten. 
Was ſoll nun geſchehen? Ja, man kann kaum 
mehr tun als abwarten. An dem Tage, wo die 
deutſche Regierung die Kontrolle über die 
            Er=
eigniſſe verliert — und dahin treiben ja die 
            Franzo=
ſen —, wird ſichirgend etwas an der Ruhr 
            ereig=
nen. Eine Bombe wird geworfen oder einige 
            Frei=
ſchärler, wenn die Nationaliſten oder Bolſchewiſten eine Rolle 
ſpielen, greifen einige franzöſiſche Poſten an. Dann wird der 
Funken überſpringen und zünden. Dann wird 
es ein Rieſenfeuer geben, zu welchem Aie Ges
Seite 2.
 ſchichte unſeres Weltteiles nicht viele 
            Gegen=
ſtücke hat. Eswird nicht eher verlöſchen, bis es 
alles Brennbare verzehrt hat. Wenn Englands 
Außenminiſter auf eine Frage, was die Regierung jetzt unter=
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 19. Auguſt 1923.
Die engliſche Preſſe über die Politik Coolidges.
 Rummer 228. 
Ein gewerkſchaftlicher Reparationsplan.
 * Paſſivität nicht beibehalten 
            wer=
den kann. 
Das Unglück Europas iſt hervorgerufen durch die Verſuche 
Frankreichs, in der heutigen Politik Methoden anzuwenden, die 
auf längſt verſchwundene Zuſtände berechnet ſind. Seine 
            ver=
altete Staatskunſt hat es in die Sackgaſſe geführt, in der es jetzt 
feſtſitzt. Während die ganze Welt Zeuge ſeiner fruchtloſen 
            An=
ſtrengungen iſt, wieder herauszukommen, beteuert es hoch und 
heilig, daß dieſer Weg der einzig richtige iſt. Wir werden ſehen, 
wie lange die franzöſiſche auswärtige Leitung das ihrem eigenen 
Volke einbilden kann. Wir anderen haben allmählich aufgehört, 
zu lächeln, wenn wir es hören. Uns grauſt vor dem, was 
            kom=
men muß. 
Die Haltung Amerikas. 
Eine Note an Deutſchland und die Entente. 
TU. Neu=York, 18. Aug. Nach einer Meldung der Neu= 
York Times aus Waſhington hat Staatsſekretär Hughes den 
Regieru ngen von Deutſchland, England, 
            Frank=
reich, Belgien und Italien eine identiſche Note zugehen 
laſſen, in der klar gemacht wird, daß durch den 
            Präſidentenwech=
el kein Wechſel der amerikaniſchen Haltung gegenüber der 
            Nepa=
rationsfrage eingetreten ſei. Die damit verbundene erneute 
            Un=
terbreitung des Vorſchlags, Deutſchlands Zahlungsfähigkeit durch 
interntionale Sachverſtändige zu prüfen, wird dem Vernehmen 
nach als Vorſichtsmaßregel getroffen, um die Mächte von der 
            un=
veränderten Haltung der amerikaniſchen Regierung zu 
            unter=
richten. 
General Allen für amerikaniſche Beteiligung. 
Neu=York, 18. Aug. (Wolff. Durch Funkſpruch.) Wie 
aus Williamstown (Maſſachuſetts) gemeldet wird, ſagte der 
            frü=
here Kommandeur der amerikaniſchen Streitkräfte in Koblenz, 
General Allen, in einer Rede vor dem Inſtitut für Politik, 
worin er die ſofortige amerikaniſche Beteiligung 
an der Löſung des europäiſchen Problems 
            befür=
wortete, er habe dem Staatsdepartement einen Plan zur Löſung 
der Schwierigkeiten des Ruhrproblems unterbreitet. Er 
habe dieſen Plan mit dem Staatsdepartement erörtert und ſei 
der Anſicht, daß derſelbe in Erwägung gezogen werde, deshalb 
zögere er, ihn jetzt ſchon bekannt zu geben. Aber die Löfung ſei 
möglich und ſollte in Angriff genommen werden. Amerika 
            ris=
kiere bei den europäiſchen Wirren weniger, als wenn es noch 
weiter zuwarte angeſichts einer immer zunehmenden Gefahr und 
des Elends, das mit dem Verzug verbunden ſei. Die 
            Ruhr=
beſetzung ſtelle ſich als größter Wirtſchaftskrieg 
der modernen Zeit dar, der von unnennbarem Elend für 
Hunderttauſende ſei. Bisher habe das dritte franzöſiſche 
            Vor=
rücken keine Reparationen ergeben, die im Verhältis ſtänden 
zu den Koſten, und es ſei auch nicht möglich, daß dies geſchehen 
werde. Man dürfe nicht ſagen, daß es ſich nur noch um einen 
Endkampf handele, denn es ſei unmöglich, die Erbitterung eines 
62 Millionen ſtarken Volkes für lange Zeit zurückzuhalten. Es 
ei angebracht, daß Amerika zuſammen mit den 
anderen dabei mitwirke, eine vernünftige 
            Re=
gelung zu fordern, die beiden Teilen Sicherheit gewähre und 
angemeſſene Reparationen für die den Siegern zugefügten 
            Schä=
den bringe. 
Nach der Neu=York Times aus Waſhington haben die 
            maß=
gebenden Beamten des Staatsdepartements es abgelehnt, eine 
Erklärung über den Plan Allens abzugeben. Es ſei auch 
            mit=
geteilt worden, daß unter dem Präſidenten Coolidge keine 
            Aen=
derung in der Frage der Reparationspolitik eingetreten ſei. 
Amerika und ſeine Schuldner. 
Paris, 18. Aug. (Wolff.) Wie der Newyork Herald aus 
Waſhington berichtet, hat geſtern der kürzlich aus Europa 
zurückgekehrte Senator Smoot erklärt, daß er anfangs nächſter 
Woche dem Schatzſekretär Mellon nahelegen werde, den 
            Schuld=
nern der Vereinigten Staaten noch einmal die Vollmachten der 
amerikaniſchen Schuldenfundierungskommiſſion zu notifizieren, 
der ſowohl Mellon als Smoot als Mitglieder angehören. Dieſer 
Entſchluß Smoots wird auf ſeine Reiſeeindrücke zurückgeführt, 
die ihn davon überzeugt hätten, daß gewiſſe Staaten 
nicht daran dächten, in abſehbarer Zeit zu 
            be=
zahlen, wenn nicht von der amerikaniſchen 
Regierung ein kräftiger Druck auf ſie ausgeübt 
werde.
 London 18. Aug. (Wolff.) Zu der Note des 
            amerikani=
ſchen Staatsſekretärs Hughes an die amerikaniſchen Vertreter 
in Europa, worin er die Politik Coolidges in der 
            Re=
parationsfrage auseinanderſetzt, ſchreibt Daily 
            Tele=
graph in einem Leitartikel, der Hauptzweck der amerikaniſchen 
Note ſei anſcheinend, den Regierungen Europas den von Hughes 
in ſeiner Rede in Newhaven gemachten Vorſchlag von neuem zu 
unterbreiten, daß die amerikaniſche Regierung die unparteiiſche 
Feſtſetzung der deutſchen Zahlungsfähigkeit, Reparationen zu 
zahlen, durch eine internationale Kommiſſion begünſtige, und, 
„wenn eingeladen” Vertreter ernennen werde. Falls die Worte 
„wenn eingeladen” die einſtimmige Einladung bedeuteten, was 
auch der Neu=Yorker Berichterſtatter des Daily Telegraph 
            aus=
drückte, ſo wird dem Blatt zufolge durch Poincarés Annahme 
oder Verwerfung der britiſchen Vorſchläge die Kommiſſion „neue 
Bedeutung” annehmen. Denn, wie klar erſichtlich ſei, werde die 
interntionale Kommiſſion ohne amerikaniſchen Vertreter viel von 
ihrer Autorität und ihrem Wert verlieren. 
Auch die Morning Poſt erinnert in ihrem Leitartikel 
daran, daß die Vereinigten Staaden ihre Unterſtützung der 
            ge=
planten internationalen Kommiſſion zur Unterſuchung der 
            deut=
chen Zahlungsfähigkeit nicht geben werden, wenn die 
            Ein=
ladung nicht von allen Alliierten kommt. Die amerikaniſche 
            Re=
gierung werde ſich, kurz geſagt, nicht einmal zu dieſem milden 
Intereſſe an den europäiſchen Angelegenheiten verpflichten, bis 
Großbritannien und Frankreich ihre Differenzen ſoweit regeln, 
daß ſie ein gemeinſames Erſuchen um amerikaniſche Beteiligung 
ſtellen können. Hughes ſei ſchlau genug, um zu ſehen, daß bei 
einer Spaltung Großbritanniens und Frankreichs die 
            Unter=
ſuchungskommiſſion nur einen Zeitverluſt bedeuten werde. Das 
Diehard=Organ erklärt: Wir erwarten alle von 
            Poin=
caré eine milde Antwort, die den Zorn 
            beſei=
tigt, und ſchreibt weiter, es beſtehe jetzt glücklicherweiſe kein 
Grund zu der Annahme, daß die augenblickliche britiſche 
            Regie=
rung trotz des Shlußſatzes der letzten Note den geringſten 
Wunſch habe, mit Frankreich zu brechen. 
Die franzöſiſche Note. 
Paris, 18. Aug. (Wolff.) Wie Milet im Petit Pariſien 
mitteilt, werde das Wichtigſte in der neuen franzöſiſchen Note 
ſein, daß ſie geſtatten werde, genau die Entfernung abzumeſſen, 
die den engliſchen Standpunkt von demjenigen Frankreichs und 
Belgiens, der ſelbſtverſtändlich unabänderlich bleibe, trenne. Dem 
Anſcheine nach ſeien die Meinungsverſchiedenheiten derartig, daß 
eine Vereinbarung nicht möglich erſcheine, denn 
            Frank=
reich halte ſeinen Standpunkt bezüglich der Rechtmäßigkeit der 
Ruhrbeſetzung, des Datums der Räumung der Ruhr und der 
Zahlungsfähigkeit Deutſchlands aufrecht. Schließlich könnte man 
noch eine vierte Meinungsverſchiedenheit bezüglich der Ziffer der 
franzöſiſchen Anſprüche verzeichnen, da in der letzten franzöſiſchen 
Note ſich ein Satz befinde, der die Ziffer von 26 Milliarden 
            Gold=
mark, die die allergeringſte Mindeſtſumme der franzöſiſchen 
            For=
derungen ſei, beſtreite. Wenn man ſich die Sache aber näher 
            an=
ſehe, ſo komme man vielleicht zu einem ganz anderen Schluß. 
Da England erklärt habe, daß es 14,2 Milliarden beanſpruche, ſo 
ſei es leicht zu ſehen, daß, ſelbſt wenn man die Anſprüche der 
übrigen Gläubiger Deutſchlands berückſichtige, von den 50 
            Mil=
liarden, die nach Anſicht Frankreichs von Deutſchland verlangt 
werden müßten, ein genügender Teil übrig bleibe, England 
von Deutſchland die ganzen 14,2 Milliarden, die es verlange, 
erhalte. Es ſei das ein Punkt, den die franzöſiſche Note 
            zweifel=
los nicht nebenbei zu erwähnen unterlaſſen könne. Der 
            engliſch=
franzöſiſche Gegenſatz ſei alſo, wenn man, wie das letzthin die 
ranzöſiſche Regierung vorgeſchlagen habe, die Regelung der 
amerikaniſchen Anleihen und gleichzeitig die Feſtſetzung der 
            deut=
ſchen Schuld, die ihnen entſpreche, auf ein ſpäteres Datum 
            ver=
ſchiebe, weniger unüberbrückbar ſei als es den Anſchein habe. Nach 
Milet würde es auch wahrſcheinlich nicht ſchwieriger ſein, ſich 
über die Bedingungen eines Moratoriums für Deutſchland zu 
unterhalten und die Vorſchläge, die die franzöſiſche Regierung 
bezüglich dieſes Punktes gemacht habe, enthielten keinerlei Härten. 
Engliſche Bedenken. 
London 18. Aug. (Wolff.) Der diplomatiche 
            Bericht=
erſtatter des Daily Telegraph ſchreibt: Der optimiſtiſche 
Ton, der in gewiſſen britiſchen Kreiſen in den letzten Tagen 
vorherrſchte, war geſtern weniger entſchieden bemerkbar. Man 
ſehe ein, daß der Gedanke, Poincaré werde der Ernennung einer 
unparteiiſchen Kommiſſion zur Feſtſetzung der deutſchen 
            Zah=
lungsfähigkeit zuſtimmen oder die Feſtſetzung von 50 Milliarden 
als Deutſchlands Geſamtverpflichtung annehmen, ein Trugſchluß 
iſt. Außerdem ſei es vollkommen klar, daß der franzöſiſche 
            Pre=
mierminiſter auf ſeinen produktiven Pfändern verharrt, während 
ich die britiſche Regierung unwiderruflich widerſetzt.
 TU. Berlin, 18. Aug. In einer Konferenz der Vereinig 
ten Sozialdemokratiſchen Partei des beſetzten weſtlichen Weſt 
falens hielt Shaw, ein Abgeordneter aus England des Inter 
nationalen Gewerkſchaftsbundes, eine Anſprache, in der er dar 
auf hinwies, daß die franzöſiſchen, belgiſchen, italieniſchen Ge 
noſſen in Berlin eine Löſung des Reparationsproblems aus 
gearbeitet hätten, wonach Deutſchland 30 Milliarden Goldmar 
zahlen, aber vorher drei Jahre Zeit haben ſolle, um ſeine Finan 
zen und ſeine Wirtſchaft in Ordnung zu bringen. 
Alſo doch keine 300 Millionen. 
Paris, 18. Aug. (Wolff.) Eine offiziöſe Havasnote be 
ſtätigt, daß der franzöſiſche Finanzminiſter ſich mit dem Direktr 
der Belgiſchen Nationalbank, Lepreux, über die Ausgabe eine 
400 Millionen Franken=Anleihe auf dem Parf 
ſer Markt geeinigt hat. 
Franzöſiſche Fühler. 
Die Pariſer Preſſe über eine Verſtändigun 
mit Deutſchland. 
Paris, 18. Aug. (Priv.=Tel.) Die Möglichkeit einer ba 
digen Zuſammenkunft zwiſchen Balwin, der ſich am 25. 
            Aug=
nach Aix=les=Baines zu begeben gedenkt, und dem franzöſiſch 
Miniſterpräſidenten werden viel kommentiert. In Paris beſtel 
Hoffnung auf eine Aufrechterhaltung der Entente. Man iſt 
indeſſen klar, daß zur Erreichung dieſes Zieles über kurz od 
lang eine Verſtändigung mit dem Kabinett Streſemann zuſtan) 
kommen muß. Man verfolgt die Haltung der neuen Berlin 
Regierung, die zurzeit noch als große Unbekannte bewertet wir 
mit geſpannteſtem Intereſſe. Die großen Schwierigkeiten, d 
Streſemann bei der Verwirklichung ſeiner Finanzreform und 
der Einleitung einer verſöhnlicheren Außenpolitik entgege 
ſtehen, werden zwar hier zugegeben, nichtsdeſtoweniger beklage 
ſich einige Blätter doch darüber, daß die Atempauſe, die d 
Uebergabe der franzöſiſchen Antwort und der morgigen Re 
Poincarés vorhergeht, nicht ausgenutzt wurde, um poſitive E 
danken hinſichtlich einer Verſtändigung zwiſche 
Deutſchland und den Verbündeten auszudrücke 
Dasſelbe bedauert auch der Temps, der in ſeiner beutigen Aben 
ausgabe ſchreibt: Als Strefemann die Reichstagsrede am letzt 
Dienstag verlas, hat er keine neuen Vorſchläge ausgeſproche 
Man könnte dem indeſſen entgegenhalten, daß ein Miniſter 
            ni=
vor Erhalt des Vertrauensvotums irgendwelche Vorſchläge au 
ſtellen könnte. Das Stillſchweigen des neuen Reichskanzle 
nach Erhalt des Vertrauensvotums werde indeſſen immer u 
verſtändlicher. Im übrigen hält der Temps die Unruhe, die 
der Berliner Regierung angeſichts des Einſpruches der Repar 
tionskommiſſion gegen die Goldanleihe bemächtigt hat (!), 
nachdem für begründet oder nicht. Wenn Deutſchland ſei 
Finanzen zum Zwecke ſeiner Erfüllungspolitik aufrichte, ſo l 
ſtehe für Frankreich ein augenſcheinliches Intereſſe, es dar 
nicht zu behindern und ihm vielleicht dabei ſogar an die Har 
zu gehen. Wenn die finanzielle Reorganiſation des Reiches i 
deſſen direkt oder indirekt darauf abziele, den Kampf geg 
Frankreich fortzuſetzen und folglich die Zahlung von 
            Repar=
tionen zu verſchleppen, ſo werde Frankreich nicht verſäumen, d 
Hilfsquellen, deren ſich Deutſchland gegen Frankreich bedien 
möchte, mit Beſchlag zu belegen. Es ſteht alſo in der Macht 
deutſchen Regierung, ſo ſchreibt das Blatt, ſich mit ſeiner Anle 
Frankreich gegenüber freundlich oder feindlich zu ſtellen. 
Ein ruſſiſches Ultimatum an Bulgarien. 
TU. Sofia, 18. Aug. Die ſowjetruſſiſche Regierung 
an die bulgariſche Regierung einen drahtloſen Proteſt mi ult 
mativem Charakter gegen die Ermordung, Verhaftung und Mit 
handlung von Sowjetvertretern in Bulgarien gerichtet und fo 
dert die ſtrenge Beſtrafung der dafür verantwortlichen Behörd 
und droht mit Gegenmaßnahmen. Der Proteſt bezieht ſich a. 
die Verhaftung uſw. der Mitglieder des ſowjetruſſiſchen Rot 
Kreuzes, die wegen der Rückbeförderung ruſſiſcher Flüchtlinge 
Sofia weilten, ſich aber ſchwerſter Spionage verdächtig macht 
Ein politiſcher Prozeß in Bulgarien. 
Sofia, 18. Aug. (Wolff.) Vor dem Gericht erſter Inſte 
in Plewna fand der Prozeß gegen 85 Angeklagt 
die nach dem Sturze des Kabinetts Stambulinſki der 
            E=
pörung gegen die geſetzmäßige Regierung b. 
chuldigt waren, ſein Ende. Vier Angeklagte wu 
den zum Tode verurteilt, zwei zu lebenslänglich 
Zuchthaus, 62 zu Gefängnisſtrafen von 2 bis 12 Jahren. Ne 
Angeklagte wurden freigeſprochen. Das Urteil hat keinen 
            e=
gültigen Charakter. Die Verurteilten können innerhalb z! 
Wochen Berufung einlegen.
 Aus den Erinnerungen an einen großen 
Rokokomaler. 
C.K. Johann Friedrich Auguſt Tiſchbein iſt aus dem ſo 
überaus zahlreichen Künſtlergeſchlecht der „Tiſchbeine” der größte 
Maler geeſen, bedeutender auch als ſein Neffe, der Goethe= 
Tiſchbein, der ihn lange an Berühmtheit überſtrahlt hat. Die 
Kunſtgeſchichte, die erſt jetzt anfängt, ſich eingehender mit der 
Malerei des deutſchen Rokoko zu beſchäftigen, findet in den 
            Por=
träts Friedrich Auguſts die höchſte koloriſtiſche Vollendung, 
wenn ihn auch an pſychologiſcher Vertiefung der andere große 
Bildnismaler der Zeit, Graff, überragt. Außerordentliche 
            wert=
volle Erinnerungen an dieſen großen Rokokomeiſter hat ſeine 
Tochter Karoline Tiſchbein hinterlaſſen, die von Profeſſor Adolf 
Stoll bei Strecker u. Schröder in Stuttgart in überaus 
            ſorg=
fältiger Weiſe herausgegeben und zu einem Lebensbild 
            Tiſch=
beins und ſeiner Familie abgerundet werden. Friedrich Auguſt, 
der ſich während ſeiner Lehr= und Wanderjahre in Paris und 
Italien bildete, war ſelbſt eine echte Rokokoerſcheinung. „Es 
zeigte ſich in ſeiner Geſtalt eine ſehr gefällige Gewandtheit,” 
            be=
richtet ſeine Tochter, „er war, inſofern der Ausdruck für einen 
Mann paßt, graziös in allen ſeinen Bewegungen und konnte 
auch an anderen ungefüge Bewegungen nicht wohl leiden; ſo 
            er=
innere ich mich, daß er bei uns Kindern genau darauf achtete, 
wie wir Hände und Arme hielten, ob wir uns gerade trugen 
und auswärts gingen.‟ Ein echtes Rokokobildchen iſt auch die 
Verlobung Tiſchbeins, der als Hofmaler des Fürſten Friedrich 
zu Waldeck in Arolſen angeſtellt war, mit dem ſchönſten 
            Mäd=
chenzder Stadt, mit Sophie Müller: „Der Vater tanzte mit der 
Mütter ein Menuett. Als ſie nach der Eingangstour ſich wieder 
vereinigten, benutzte der Vater den kurzen Moment, um die 
Mutter zu fragen, ob ſie geneigt ſei, mit ihm durch das Leben 
zu tanzen. Zeit zur Antwort geſtattete die Figur des Tanzes 
nicht, als ſie aber in der Schlußtour ſich wiederfanden, 
            antwor=
tete die Mutter: „O ja!”, und der Bund war geſchloſſen.” 
            Tiſch=
bein unternahm große Reiſen nach dem Auslande und durch 
ganz Deutſchland, um Fürſtlichkeiten und hervorragende 
            Perſo=
nen zu vorträtieren. Seine Bilder von Wieland, Herder, 
            Schil=
ler ſind ja bekannt. Aus Weimar erzählt Karoline: „Bei 
            Her=
ßer ar ich einmal mit den Eltern zum Kaffee; ich war, ohne 
natürlich damals ſchon etwas von ihm geleſen zu haben, begierig, 
einen ſo berühmten Mann, wie ich ihn nennen hörte, zu ſehen, 
und gaß recht genau Achtung auf ihn. Sein Aeußeres war nicht 
gerade innehmend. Er hatte etwas rötliche, trübe Augen, ſprach 
lang’ai und feierlich, wie auch ſeine Haltung war. Ich dachte, 
als wir weggingen, ein berühmter Mann müßte eigentlich ein
 bißchen hübſcher ausſehen. Einſt nahmen die Eltern mich mit 
ins Theater, und ich erhielt einen Platz neben einem ſchönen, 
ſtattlichen Manne. Was gegeben wurde, weiß ich nicht mehr, 
wohl aber, daß ich ſehr entzückt war und dadurch meinem 
            Nach=
bar auffiel, der anfing, ſich mit mir freundlich zu unterhalten, 
mir Bonbons anbot, und immer freundlicher wurde, je offener 
ich mich ausſprach. Nachher erfuhr ich, daß ich neben Goethe 
            ge=
ſeſſen hatte. Dieſer berühmte Mann gefiel mir ſchon beſſer. 
            Selt=
ſam war es, daß Goethe gegen den Vater eine Animoſität zeigte, 
die darauf beruhte, daß Goethe einen jungen Künſtler, Meyer, 
protegierte, der nach ſeiner Meinung die hohen Herrſchaften 
malen ſollte.” 
Auch zu den Romantikern trat Tiſchbein in nahe Beziehung 
durch ſeine Bekanntſchaft mit den Schlegels. Seine Bildniſſe 
der berührten Karoline und ihrer Tochter Auguſte, des „Kindes 
der Romantik”, ſind die koſtbarſten Zeugniſſe von der 
            Erſchei=
nung der beiden faſzinierenden Frauen. Von „Dame Luzifer” 
wvie Schiller „Madame Schlegel” nannte, erzählt Karoline 
            Tiſch=
bein: „Sie war gar nicht ſchon, kaum hübſch, aber ihre nette, 
            ge=
wandte kleine Geſtalt war graziös wie ihr ganzes Weſen, und in 
dem von Pockennarben etwas beſchädigten Antlitz lag ſo viel 
Einnehmendes, in ihren dunklen Augen leuchtete ſo viel Geiſt, 
und ihre Lippen zeigten, wenn ſie ſich öffneten, ſo ſchöne Zähne, 
daß man allenfalls die Neigung begreifen kann, welche nicht bloß 
Schlegel, ſondern auch viele andere Männer ihr maßlos 
            wid=
meten.‟ Es ging ſehr ungezwungen und lebhaft damals bei 
Schlegels in Jena zu, und die Erinnerungen entwerfen davon 
ein lebendiges Bild; ſo auch von Friedrich Schlegel: „Gegen 
Ende unſeres Aufenthalts in Jena kam Friedrich Schlegel an. 
Seine erſte Erſcheinung befremdete mich ſehr. Ich ſtand im 
Speiſezimmer am Fenſter, als eine kurze, gedrungene Geſtalt, 
bewaffnet mit einem tüchtigen Knotenſtock, in höchſt 
            unſchein=
barem, ja unſauberem Anzug, mit dem Ranzen auf dem Rücken, 
keck zur Haustür herein und in eben der Manier in das 
            Eß=
zimmer trat. Ich erſchrak und ſah in ihm einen dreiſten Bettler, 
Er bemerkte es lächelnd und hätte ſich wohl mit meiner 
            Verlegen=
heit längere Zeit Spaß erlaubt, wäre nicht gerade ſeine 
            Schwä=
gerin eingetreten und hätte ihn bewillkommnet.” In Heidelberg 
hat Tiſchbein ſpäter den Gegner der Romantiker, den alten 
            Jo=
hann Heinrich Voß und ſeine Frau, gemalt: „Der Phyſiognomie 
des berühmten Dichter=Veterans konnte er durchaus keine 
poetiſche Seite abgewinnen, und die liebe Mutter Voß war bei 
all ihrer ſonſtigen Trefflichkeit ungewöhnlich häßlich. Und nun 
gar die Toilette der alten Dame, ihre Haube, ihr ſteifes Halstuch! 
Alle Künſte des Verſchönerungsſyſtems, welches der Vater ſo 
gut inne hatte, reichten hier nicht aus.”
 Liſzt’s Liebltngsſchüſer. 
* Dem zu früh dahingeſchiedenen großen Klavierſpieler 1 
Dirigenten Bernhard Stavenhagen ſind die Erinnerun 
gewidmet, die Sophie Lederer=Eben in Weſtermanns Mone 
heften veröffentlicht. Stavenhagen, der früh ein großes muſ 
liſches Talent zeigte, wurde der letzte und der eigentliche 
            L=
lingsſchüler Franz Liſts. Als er zu dem Meiſter nach Weit 
kam, fand er nur ſich ſelbſt beſtätigt. „Ich kannte alles,” ſchre 
er nach Hauſe, „und doch war alles Offenbarung.” Liſzt fand 
ihm eine Begabung, die der ſeinen innigſt verwandt war, 
liebte dieſen Schüler, wie man ſeine eigene Jugend liebt. Di 
das Studium in Weimar wurde der junge Künſtler zur Vol 
dung emporgehoben. „Liſzt läßt den Jüngling nicht mehr 
ſich,” erzählt die Verfaſſerin, „auf allen Reiſen muß er ihn 
gleiten. Im Umgang mit dem größten aller Klavierſpieler, 
dem er im vertraulichen Verhältnis ſteht, ſpringen dem Jüng 
überall lebensfriſche Quellen auf, Briefe von größter Lebe 
ülle, von ſtarker Plaſtik der Anſchauungs= und Ausdrucksſk 
berichten nach Hauſe. Wie hellrotes Herzblut ſchäumt 
Lebensfreude, ſo, wenn er in Chiemſee, wo er mit dem Me 
auf der reizenden Fraueninſel weilt, übermütige Freude an kl 
ſchen Verkleidungsſzenen der Baurn und Fiſcher findet, ode 
Rom in der Italieniſchen Oper, trotz ſehr kritiſcher Einſtell 
mitſchreit, „oft nur des Schreiens halber”, aus Freude am 
allslärm. Entzückend, wie er in einem kleinen Ort, wo er ſp! 
oll, das einzige zur Verfügung ſtehende Klavier auseinan 
nimmt, es mit glühenden Wangen verbeſſert zuſammenſeßt, 
glücklich nach Hauſe ſchreiben zu können: „Chopin und 
haben eingeſchlagen!” In London, wo er mit des Meiſters 
Dur=Klavierkonzert Stürme von Jubel entfeſſelt, darf er 
dieſem Hand in Hand vor die erſchütterte Menge treten. 
Colpack, dem fürſtlichen Schloß des Malers Muncacih, IP 
Liſzt das ergriffene Wort: „Er iſt mein Erbe! Als ſolcher 
Stavenhagen auf der letzten gemeinſamen Reiſe in Bahreur9 
Meiſters Totenwache halten. Von nun an wird er des A 
beteten Meiſters Bannerträger, ſo in England, ſo in Berlin 
er eine Totenfeier durch Aufführung der Werke Liſzts veran 
tet. Die Kritik rühmt ſein geiſtvolles Spiel, die Süßigkeit ſe 
Tons, die Mannigfaltigkeit ſeiner Klangſchattierungen im Pi 
eine verblüffende Technik, die alle Probleme des modernen 
vierſpiels mühelos löſt, ohne doch jemals Selbſtzweck zu wei 
Otto Leßmann nennt ihn „das letzte große Vermächtnis des 
ſters an ſeine Kunſt‟. Er gilt bald als der bedeutendſte Vert 
des modernen, hochromantiſchen Liſztſtils.”
Rummer 228.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 19. Anguſt 1923.
Seite 3.
 Die Minderheitenfrage 
auf der Interparlamentariſchen Konferenz. 
Bei der heutigen Beratung der Minderheitenfrage auf dem 
Fnterparlamentariſchen Kongreß erklärte der 
            Reichstagsabgeord=
jete Heile, er empfehle, die vorgelegten Reſolutionen 
            anzu=
tehmen. Es müſſe die Aufgabe des in Permanenz zu 
            erklären=
en Ausſchuſſes der Interparlamentariſchen Union ſein, darüber 
u wachen, daß den ſo proklamierten Grundrechten nach und nach 
nehr materieller Inhalt gegeben werde. Wie einſt die 
            Prokla=
tierung der Menſchenrechte den Auftakt gebildet habe zu einer 
emokratiſchen Entwicklung, welche aus bloßen Untertanen 
Itaatsbürger gemacht habe, ſo müſſe es auch mit der Sicherung 
er Rechtsverhältniſſe für die nationalen Minderheiten werden. 
die Souveränität ſei für die Völker und Staaten, was die 
            Frei=
eit für den Einzelnen ſei. Auch dieſe Freiheit habe ihre 
            Gren=
en, indem niemand das Recht haben dürfe, Unrecht zu tun und 
ie Freiheit Anderer zu verletzen. Höher als die Wahrung der 
gatlichen Souveränitätsrechte ſtehe die Solidarität der Völker, 
je nicht bloß Rechte, ſondern auch Pflichten kennten. Gewiß 
ürfe die ſchwere Frage der Minderheiten nicht bloß von dieſen 
handelt werden, ſondern die Staaten ſelbſt und ihre 
            Mehr=
eiten hätten hier eine gewiſſe Aufgabe, aber nicht die Aufgabe, 
ngſtlich zu bremſen, ſondern beſſere Politik zu treiben und 
ſſeres Recht zu ſchaffen. So erkläre er namens des deutſchen 
olkes, das in der ſtaatlichen Organiſation des Reiches infolge 
s Vertrages von Verſailles zwar kaum noch nennenswerte 
(inderheiten habe, aber um ſo mehr Volksgenoſſen außerhalb 
s Reiches als Minderheiten in fremden Staaten, daß Deutſch= 
und gern ein Minderheitsrecht anerkennen und aufs lohalſte 
irchführen würde, wie es von der Kommiſſion vorgeſchlagen ſei. 
r hoffe, daß die übrigen Staaten, große wie kleine, das gleiche 
n würden. 
Lukges (Ungar) führte aus, er müſſe mit Bedauern feſt= 
Uen, daß der Völkerbund die Erwartungen, die man auf ihn 
ſetzt habe, nicht erfüllt habe. Der Völkerbund habe nichts im 
ntereſſe des allgemeinen Einvernehmens ausgerichtet. Indeſſen 
olle Ungarn ſich nicht vom Völkerbund abwenden, ſondern auf 
ine Verbeſſerung und Vervollkommnung hinarbeiten, ſo daß 
werden könne, was er ſein ſolle, nämlich ein freier 
            Zuſammen=
luß der Nationen. Hinſichtlich der Entſchließung Nr. 2, betr. 
erweiſung von Streitfragen an Paritätskommiſſionen, meinte 
r Redner, daß es möglich ſein müßte, falls es dieſen 
            Kommiſ=
inen nicht glücken ſollte, zu einer Entſcheidung zu gelangen. 
e Frage an ein internationales Forum zu verweiſen. 
Heile (Deutſchland) hob hervor, daß niemand, wie hoch er 
ch ſtehen möge, das Recht habe, Unrecht zu tun. Das gelte 
ch auf dem Gebiete der Minderheiten. 
Burton (Amerika) wollte weder für noch gegen die 
            Reſo=
ionen ſtimmen. Schul= und Kirchenfragen ſeien in Amerika 
eivatſache, daher ſeien die geſtellten Reſolutionsvorſchläge für 
nerika ohne Intereſſe. 
Dembinſki (Polen) erklärte, daß der gute Wille zur Löſung 
eſer Frage in allen Ländern vorhanden ſei. Der einzige Weg 
r rationellen Löſung der Frage ſei, ſie durch die einzelnen 
            Län=
r löſen zu laſſen. Ein internationaler Ausſchuß könne nur 
je beratende Rolle ſpielen. Seien Konflikte zu entſcheiden, ſo 
inte das durch den internationalen Gerichtshof im Haag 
            ge=
ehen. 
Schluß der Interparlamentariſchen Union. 
TU. Kopenhagen, 18. Aug. Die Interparlamentariſche 
tion ſchloß geſtern abend ihre Tagung in Kopenhagen mit einem 
ſtbankett, das die Däniſche Parlamentariergruppe für die 700 
elegierte und ihre Damen veranſtaltete. Die Konferenz nahm 
von Dr. Uſteri (Schweiz) eingebrachte Reſolution, betreffend 
Rechte und Pflichten der nationalen Minderheiten, an. Der 
trag des engliſchen Generals Spears, nach dem das 
            Exe=
ibkomitee eine Sonderkommkiſſion zur gegenwärtigen Lage in 
ropa und beſonders in den entmilitariſierten Zonen ernennen 
I, die vor allem auch eine Kampagne für eine allgemeine und 
rkungsvolle Rüſtungsbeſchränkungsmöglichkeit ſein ſollte, 
irde der betreffenden Kommiſſion überwieſen, ebenſo die 
            ähn=
ſen Anträge Dr. Munclas=Dänemark und Butlers=England. 
* Tage vorher wurden durch das Studienkomitee drei 
            wiſſen=
aftliche Reſolutionen eingebracht. Die erſte plädiert für die 
ckkehr zu einer geſunden Finanzpolitik der Staaten, vor allem 
rch eine vernünftige Bilanzierung der Budgets, und fordert 
Staaten, deren finanzielle Lage zu ſchwach iſt, als daß ſie ſich 
ie fremde Hilfe wieder hoch bringen könnten, die Möglichkeit, 
edite zu erlangen. Die 2. Reſolution, betreffend das 
            Repara=
nsproblem, die 3. Reſolution, eingebracht von dem Schweden 
idhagen, fordert die Vereinigten Staaten auf, in den Völker= 
7d einzutreten.
 Zwangswirtſchaft zu Dantes Zeit. 
Zeiten der Not haben ſtets auch Notmaßnahmen gefordert, 
d deshalb iſt die Zwangswirtſchaft, die die wichtigſten Mittel 
n Leben ſicherſtellt, beſonders für die Nahrungsverſorgung, 
h in früheren Zeiten immer angelvendet worden. Der 
            Flo=
tiniſche Staat, der im ſpäteren Mittelalter einen ſo raſchen 
fſchwung nahm und nicht nur in Dante und Giotto die erſten 
ßen Künſtler der neueren Zeit hervorbrachte, ſondern auch 
wirtſchaftlicher Hinſicht ſpätere Entwickelungen vorausnahm, 
auch die Sorge für die Ernährung ſeiner wachſenden 
            Be=
kerung energiſch in die Hand genommen. Der 
            Geſchichts=
eiber von Florenz, Robert Davidſohn, ſchildert uns dieſe 
ißnahmen ausführlich im 4. Bande ſeines großen 
            Geſchichts=
kes, der die Frühzeit der Florentiner Kultur behandelt. Die 
eraufſicht über das Getreideweſen lag in den Händen der 
Herren für die Verſorgung mit Nahrungsmitteln”, der ſogen. 
ei della Vieda”. In der volkreichen und gewerbetätigen Stadt 
r vor allem die Zufuhr von Getreide und Salz notwendig. 
ht ſelten hinderten Kriege die Herbeiſchaffung des 
            notwen=
en Brotkorns oder die Ernte war mangelhaft: Adas Salz 
ßte ſtets aus weiter Ferne beſchafft werden. Die Aecker des 
rentiner Gebietes gaben ſelbſt in normalen Jahren an 
            Kör=
frucht nur fünf Zwölftel von dem her, was die Bevölkerung 
7 Leben brauchte. In friedlichen Zeiten, bei guten Ernten, 
ſich die Deckung des Bedarfs durch den freien Handel 
            bewerk=
igen, doch in Zeiten der Not und des Krieges mußten bei 
fenügender Vorſorge die ſchwerſten Gefahren erwachſen. Das 
rentiner Nahrungsmittelamt ſuchte ſich deshalb rechtzeitig 
großen Getreidemengen einzudechen; ſolche bedeutenden 
käufe der Gemeinden ſind ſeit 1258 nachweisbar. Jede 
            Behin=
ung der Zufuhr von Brotkorn galt als todeswürdiges 
            Ver=
chen. Leute, die ſich ſolcher Untat ſchuldig machten und 
            er=
ffen wurden, endeten unter dem Beil des Henkers oder auf 
7 Scheiterhaufen; ihr Bild wurde zu abſchreckender 
            Erinne=
ig an die Mauer des Stadtpalaſtes gemalt. Jede 
            Aufſpeiche=
ig von Brotfrucht war verboten, und wer ſeine Ware zurück= 
It, um höhere Preiſe zu erlangen, wurde mit dem Feuertode 
kraft. 
Die Florentiniſchen Geſetze befahlen, daß Getreide, Gemüſe, 
, Käſe, Schlachtvieh aus dem eigenen Landbezirk nur nach 
Hauptſtadt gebracht und hier verkauft werden durſten. Die 
Sfuhr aus dem Florentiner Gebiet war, wie dies teilweiſe 
allen toskaniſchen Gemeinden der Fall war, ſtreng unterſagt. 
iandem war erlaubt, unter dem Vorgeben eigenen Bedarfs 
hr als das für ein Jahr Notwendige aufzukaufen: den Händ= 
** war verboten, Korn anderswo als auf dem Hauptmarkt von
  
Mtiſtel. 
Reichsmietengeſetz und möblierte
 Von der Stadtverwaltung wird uns geſchrieben: 
Die kataſtrophale Geldentwertung der letzten Wochen hat ſo 
ziemlich alles auf den Kopf geſtellt, was ſeither bei der 
            Preis=
bemeſſung rechtens und üblich war. Die Vermieter möblierter 
Räume haben erklärt, daß ſie mit den zurzeit bewilligten Sätzen 
nicht auskommen könnten, und daß ſie mit dem Geld, das ſie 
ſchließlich nach geraumer Zeit für ihre Räume und, für ihre 
Dienſte erhielten, ſo gut wie nichts mehr kaufen könnten. 
            In=
folge dieſer Klagen, deren Berechtigung jedem Eingeweihten klar 
iſt, hat die Stadtverwaltung Vermieter und Mieter möblierter 
Zimmer am 17. Auguſt d. J. zu einer Beſprechung eingeladen 
und dabei die ganze Frage nach einmal eingehend beſprochen. 
Wie vorauszuſehen war, iſt eine volle Einigung der beiden 
            Par=
teien in allen Punkten nicht erzielt worden. Die Ausſprache hat 
aber zu einer Klärung inſofern beigetragen, als die derzeitige 
Vergütung für die Bedienung neu geregelt werden muß. Bei 
der letzten Feſtlegung war für Bedienung für jeden Monat und 
Raum 200 Prozent des Anſatzes angenommen worden, der für 
den leeren Raum berechnet werden kannn. Es hat ſich erwieſen, 
daß dieſe 200 Prozent angeſichts der unzureichenden Höhe der 
Reichsmiete nur ſoviel monatlich ergibt, daß damit im normalen 
Falle ein Achtel Pfund Vutter gekauft werden kann. Deshalb 
ſoll der Anſatz für die Bedienung für die Folge derart geregelt 
werden, daß für ein normales möbliertes Zimmer durchſchnittlich 
monatlich 20 Stunden berechnet werden ſollen, und zwar zu dem 
ortsüblichen Durchſchnittslohn einer Putzfrau, die ohne 
            Verpfle=
gung zu arbeiten hat. Zurzeit beträgt dieſer Durchſchnittslohn 
20000 bis 30000 Mark pro Stunde. Für die Bedienung im 
Auguſt kann deshalb ein Betrag von durchſchnittlich 20X25000 — 
500 000 Mark angeſetzt werden, denn mit 25 000 Mark pro Stunde 
iſt der Durchſchnittslohn im Auguſt etwa anzunehmen. Zur 
            Be=
dienung gehört nur das tägliche Reinigen, Aufwaſchen, 
            Bett=
machen, der jährlich zweimal ſtattfindende große Zimmerputz 
und der Zeitaufwand für den Verkehr mit dem Mieter. Nicht 
dazu gehört das Stiefelputzen, das Kaffeekochen u. dgl. Derartige 
beſondere Bemühungen ſind beſonders zu vergüten. 
Es wurde weiter darüber Klage geführt, daß die Vermieter 
vielfach nicht in der Lage ſind, monatlich den Preis der Zimmer 
neu zu berechnen. Es ſoll deshalb für die Folge monatlich, und 
zwar etwa am 25. jeden Monats, eine Berechnung der 
            Stadtver=
waltung veröffentlicht werden, die über die Preisbildung 
            Auf=
ſchluß gib. 
Weiter wurde Klage darüber geführt, daß die Vermieter in 
der Regel das Entgelt für ihre Räume und Dienſte erſt zu einem 
Zeitpunkt erhalten, wo ſie infolge der Geldentwertung nichts 
mehr daſür erhalten können. 
Bei der derzeitigen Lage auf dem Geldmarkt iſt es ein 
            bil=
liges Verlangen, wenn der Vermieter Vorauszahlung für 
            je=
weils einen Monat fordert, ſoweit der Mietpreis bekannt iſt. 
Die endgültige Abrechnung kann dann am Ende des Monats 
ſtattfinden. 
Zur Klarſtellung diene das folgende Beiſpiel: 
Es ſoll der Preis eines möblierten Zimmers in einer 
            Vier=
zimmerwohnung berechnet werden. Das Haus hat vier 
            Stock=
werke. Der Brandverſicherungswert beträgt 40000 Mark, der 
Steuerwert 50 000 Mark, die Grundmiete 584 Mark. 
1. Die reichsgefetzliche Miete der ganzen Wohnung für den Monat 
Auguſt beträgt deshalb 9442551 
. .. . . 124 200 Mk. 
12
 2. Die Wohnungsbauabgabe für den Monat Auguſt 
beträgt. 2 000P152. 
... 
48100 
3. Die Grundſtener beträgt für den Monat 
50 000X12.. 
 
4X100 
4. Die Schornſteiufegergebühr beträgt monatlich 
140424475 000........ 
4R12 
5. Der Brandverſicherungsbeitrag beträgt monatlich 
40 000X2000
15 200
1500
52 500
17000
 ....... 
4X100X12 
6. Der Waſſerverbrauch beträgt monatlich 4 chm a. 
8000 Mk. — 
32000 
7. Der Anteil an ſonſtigen Koſten, Haftpflicht uſw. 
1000 
monatlich . . . . . . . .....
243 400 Mk.
 Florenz bei Or San Michele feilzuhalten. Die Mengen an 
Nahrungsmitteln, die man über die eigene Erzeugung hinaus 
brauchte, wurden überall her bezogen, bald aus Apulien und 
aus der Romagna, dann aus Genua und Piſa, aus Sizilien 
und Sardinien, aus der Provence und aus Tunis, ſowie aus 
anderen Ländern der nordafrikaniſchen Küſte. Die 
            Gemeinde=
keſſe ſuchte mit dieſen Ankäufen nie einen Gewinn zu erzielen; 
ihr einziges Ziel war, eine möglichſt billige und ausreichende 
Verſorgung mit Nahrungsmitteln zu erzielen, um die unteren 
Schichten der Bevölkerung bei guter Stimmung zu erhalten. Die 
Getreidebamten, die über große Machtvollkommenheit verfügten, 
hatten auch die Aufſicht und Gerichtsbarkeit auf dem Markt, 
konnten alſo bei irgendwelchen wucheriſchen Maßnahmen ſofort 
einſchreiten. Sie regelten die Zufuhren von Weizen, Roggen, 
Spelz, Hirſe, Bohnen und anderen Hülſenfrüchten, die in der 
Loggia von Or San Michele feilgehalten wurden. Ebenſo hatten 
ſie die Oberaufſicht über den ganzen Kleinhandel mit 
            Nahrungs=
mitteln. Die Getreidekaufleute, Bäcker, Fiſch= und 
            Geflügel=
verkäufer, die Höker und Hökerinnen mit Obſt und Gemüſe hatten 
ihnen Rechenſchaft über ihre Preiſe zu geben, und wurden von 
ihnen beſtraft, wenn ſie den einzelnen Vorſchriften 
            zuwiderhan=
delten. In Zeiten der Not wurde die Macht der „Herren Sechs” 
noch ſtark erweitert; ſie konnten dann Getreidehändler auf den 
bloßen Verdacht hin, daß ſie Kornvorräte verheimlichten, 
            gefan=
gen ſetzen und foltern laſſen. Die Florentiner Chroniken 
            ſchil=
dern uns höchſt eindrucksvoll das Walten dieſer 
            Ernährungs=
diktatoren in Zeiten der Not: „Das Schreien, Fluchen, Weinen 
der Halbverzweifelten, die die Sechs bald um Mitleid anflehten, 
bald als Räuber und angebliche Spießgeſellen der 
            Getreide=
händler beſchimpften, die das Volk dem Hunger preisgäben, das 
Toben der bis zur Sinnloſigkeit erregten Volksmenge ließ oft 
befürchten, daß es zu Plünderungen des Marktes, zur 
            Ausrau=
bung der ganzen Stadt kommen werde. Beil und Block, die auf 
dem Markt aufgeſtellt waren, und neben ihnen die Henker, die 
zum ſofortigen Abſchlagen von Händen und Füßen bereit waren, 
ſcheinen die Klagenden und Anklagenden nur wenig geſchreckt 
zu haben. An Tagen beſonderen Anſturms ließen die Sechs die 
Zugänge zu dem überfüllten Markt ſperren, an anderen ließen 
ſie die Knaben unter 15 Jahren aus der Gegend von Or San 
Michele veriagen, wobei dann gelegentlich bis zu 1000 Männer 
mit vom Markte getrieben wurden. Wie viel Mißſtimmung die 
Getreideherren auch in einzelnen Fällen erregten, im ganzen hat 
das Amt der Bevölkerung durch umſichtige Maßnahmen in 
ſchweren Zeiten große Dienſte geleiſtet, durch Bezug und 
            Ver=
kauf von Getreide regulierend auf die Preiſe eingewirkt, und 
häufig hat es verſtanden, drohender Not vorzubeugen.”
 Die Geſamtkoſten der Wohnung betragen demnach einſchl. 
Waſſergeld im Monat Auguſt rund 244000 Mark. 
Nehmen wir an, das möblierte Zimmer hätte ein Viertel 
der ganzen Wohnungsfläche. Es entfällt demnach: 
1. Auf den leeren Raum 244 000:4 
61000 Mk. 
2. Dazu kommt der Zuſchlag für Ueberlaſſung der 
Möbel mit 100 Prozent. . 
61000 „ 
3. Für Bedienung 20 Stunden à 25000 Mk. . . . 500 000 „ 
622 000 Mk. 
Ein normales Zimmer koſtet demnach im Monat Auguſt 
etwa 622 000 Mark ohne Licht, Heizung und Verpflegung, jedoch 
einſchließlich Steuern und Abgaben. Iſt das Zimmer größer als 
ein Viertel der Wohnfläche, ſo wäre entſprechend mehr zu 
            be=
rechnen. 
Handelt es ſich um Räume mit beſonders wertvollen Möbeln, 
wertvollen Vorhängen, wertvollen Teppichen, Klavier uſw., ſo 
kann ein höherer Anſatz verlangt und vereinbart werden. 
            Eini=
gen ſich die Parteien nicht über einen höheren Anſatz, ſo 
            entſchei=
det das Mieteinigungsamt auf Anruf über die Zuläſſigkeit der 
Forderung. Das Mieteinigungsamt wird dabei die ſozialen 
            Ver=
hältniſſe ſowohl des Mieters wie des Vermieters berückſichtigen. 
Es ſoll damit vor allem einer unberechtigten Ausbeutung von 
Mietern auf der einen Seite vorgebeugt werden, auf der anderen 
Seite aber wird dem Vermieter nicht die Möglichkeit genommen, 
ſich ſchadlos zu halten gegenüber Mietern, die wohl in der Lage 
ſind, für die beſſere Ausſtattung auch entſprechend höhere Preiſe 
zu zahlen. 
Im übrigen bleibt es bei der ſeitherigen Regelung. Kurz 
angeführt ſei, daß beſonders zu vergüten iſt das Waſchen, Bügeln, 
Flicken und Beſorgen der Wäſche ſowie Verpflegung jede Art, 
und zwar alles nach gegenſeitiger Vereinbarung. Wäſche und 
Handtücher hat der Untermieter ſelbſt zu 
            ſtel=
len, andernfalls iſt der Preis für die Benutzung 
beſonders zu vereinbaren. 
Für Küchenmitbenutzung iſt (ohne Gas, Elektrizität, Waſſer, 
Kohle, Holz, Streichhölzer uſw.) die Hälfte des Satzes für den 
leeren Raum und die Ausſtattung eines einfachen Zimmers zu 
berechnen. 
Der Gas= und der Stromverbrauch kann nicht nach feſten 
Regeln berechnet werden. 
Eine Gasglühlampe erfordert pro Stunde: 
a) 100 kerziger Sparglühkörper . 135 Liter Gas pro Stunde
 B „ „ „ 
n 
O „ „ „ 
m 
n 
95 
n 
„ v 
n 
w 
n 
n 
„ 
Ein Gaskocher erfordert pro Stunde mit allen 
            Flammen=
kränzen 420 Liter, mit dem großen Flammenkranz allein 300 
Liter, mit dem kleinen Flammenkranz allein 120 Liter, klein 
            ge=
ſtellt 60 Liter. 
Der Gaspreis beträgt zurzeit 20000 Mark pro Kubikmeter, 
der Strompreis ab 15. Juli 1923 150 000 Mark für die 
            Koliwatt=
ſtunde. Eine elektriſche Lampe erfordert pro Stunde: 
150 000 — 2500 Mk. 
bei 16er Birnengs Km. und koſtet heute etwa —ß9
e) 100 „
 b) 50 „ Sparglühkörper 
c) 20 „ Sparglühkörper 
d) 100 „ Hängeglühkörper . . 120 „ „ „ 
Mundusglühkörper 
5) 50= „ Hängeglühkörper . : 85 „ „ „ 
g) 30 „ Hängeglühkörper . . 45 „
 50000 — 3750 
bei 25er Birnen;, Kw. und koſten heute etwa 
40 
150 000 — 7500 
bei 50er Birnen;; Kn. und koſten heute etwa —30 
Mit der Einführung ausreichender Hundertſätze gemäß 
Reichsmietengeſetz wird ſelbſtverſtändlich auch die Vergütung für 
die Benutzung der Möbel eine höhere. Anerkannt muß werden, 
daß dieſe Vergütung heute eine gänzlich unzureichende iſt. Das 
iſt aber ein Schickſal, das die Hausbeſitzer in gleicher Weiſe, ja 
ſogar in erhöhtem Maße trifft. Denn auch dieſe erhalten heute 
noch mit dem Anſatz oon 4 Prozent ihres Geldwertes eine 
            Ent=
ſchädigung, die ganz unberechtigt gering iſt, zumal die 4 Prozent 
auch noch in Papiermark ausgezahlt werden. 
Das Miniſterium für Arbeit und Wirtſchaft beſchäftigt ſich 
zurzeit mit dieſer Frage und wird vom 1. September 1923 ab 
die Hundertſätze allgemein für das ganze Land feſtlegen. 
Kunſi, Wiſſenſchaft und Leben. 
— Das Programm des 
            Muſikwiſſenſchaft=
lichen Kongreſſes der Deutſchen 
            Muſikgeſell=
ſchaft, der in Leipzig vom 15. bis 20. Oktober 1923 unter dem 
Vorſitz von Profeſſor Dr. Hermann Abert tagen wird, ſieht zwei 
Opernabende, ein Kirchenkonzert unter Dr. Straube, ein 
            Ge=
wandhauskonzert unter Wilhelm Furtwängler, ferner ein 
            Kam=
mer= und ein Kammerorcheſterkonzert und eine Feſtmotette in 
der Thomaskirche vor. Namhafte Gelehrte Deutſchlands und 
des neutralen Auslandes werden eine Reihe öffentlicher 
            Vor=
träge halten, während der ſpezielleren wiſſenſchaftlichen Arbeit 
die Tagungen von 15 einzelnen Sektionen für alle Gebiete der 
Muſik gewidmet ſein werden, die ebenfalls unter der Leitung 
            be=
kannter Gelehrter ſtehen. 
C. K. Die Frau des lebenden Buddha vergiftet. Von einer 
geheimnisvollen Tragödie, die ſich am Hofe des „lebenden 
Buddha”, des Beherrſchers der Mongolei, abgeſpielt haben ſoll, 
wird aus Peking berichtet. Depeſchen aus Urga, der 
            mongoli=
ſchen Hauptſtadt, melden, daß die Frau des Hutuktu, des 
            Be=
herrſchers der Mongolei, der im Jahre 1912 zum „lebenden 
Buddha” proklamiert wurde, von Beamten des Hofes vergiftet 
wurde, die von den Bolſchewiſten beſtochen ſein ſollen. Der 
mongoliſche Herrſcher gilt ſtets für die Verkörperung Buddhas 
und heißt daher der lebende Buddha; ſeine Gemahlin iſt der 
weibliche Buddha. Die jetzige Herrſcherin führt den „Namen 
Debtſun Dampa und war eine heftige Gegnerin der Ruſſen, die 
vor einiger Zeit die Mongolei zu einem der Bundesſtaaten von 
Sowjetrußland gemacht ohne die Zuſtimmung von China. In 
den letzten zwei Jahren hatte die Gemahlin des Buddha eine 
ausſchlaggebende Rolle in der mongoliſchen Politik geſpielt, und 
es war bekannt, daß ihr ganzes Streben danach ging, die 
            Mon=
golei wieder frei und ſelbſtändig zu machen und von der 
            ruſſi=
ſchen Herrſchaft zu befreien. Sie ſoll es geweſen ſein, die einen 
Adjuanten des Koſakenführers Semenoff, den Baron v. Ungern= 
Sternberg, 1921 ins Land rief. Ungern=Sternberg zwang den 
lebenden Buddha, die Unabhängigkeit der Mongolei zu erklären, 
aber er wurde bald von den Bolſchewiſten gefangen genommen 
und hingerichtet. Dieſer Aufſtand gab den Bolſchewiſten 
            will=
kommenen Anlaß, ihre Oberherrſchaft über die Mongolei zu 
            er=
klären. Aber die Frau des lebenden Buddhas wußte dieſen bald 
wieder von dem Sowjeteinfluß zu befreien und zettelte 
            Ver=
ſchwörung gegen die Sowjets an. Daraufhin ſoll man die 
            ge=
fährliche Frau durch Gift beſeitigt haben, und zwar ſollen die 
verhafteten Giftmörder, bevor ſie hingerichtet wurden, geſtanden 
haben, daß ſie im Auftrage der Bolſchewiſten handelten.
Seite 4.
Darmſtädter Dagblatt, Sonntag, den 19. Anguſt 1923.
Rumier 228.
 Darmſtadt, 19. Auguſt. 
Darmſtädter Schiedsgericht. 
Die Heſſiſche Handelskammer Darmſtadt und mit ihr die 
Heſſiſche Handwerkskammer hatten zu einer Verſammlung im 
Fürſtenſaal auf Donnerstag, den 16. Auguſt d. J., abends, 
            ein=
geladen. Es ward über das Darmſtädter Schiedsgericht berichtet. 
Unter Leitung des Vorſitzenden der Handelskammer, Herrn 
Fabrikant Schenck, wurden Zweck und Ausbau dieſes neu 
            errich=
teten Schiedsgerichts erläutert. Handel, Induſtrie und Handwerk 
haben dringendes Intereſſe an ſofortiger Schlichtung und 
            Er=
ledigung einitetender Streitfragen. Es iſt dies nötig, um nach 
Möglichkeit der Geldentwertung endgegenzutreten. Keinem 
            Ge=
ſchäftsmann iſt damit gedient, daß er nach längerer Zeit, unter 
Umſtänden erſt nach einem zweiten Prozeß, einen 
            Entwertungs=
ſchaden erhält, während er bei der heutigen Geldknappheit auf 
den ſofortigen Eingang ſeiner Ausſtände angewieſen iſt. 
Das Schiedsgerichtsverfahren hat den weiteren Vorteil, 
unter Hinzuziehung ſachverſtändiger Beiſitzer ebenfalls eine raſche 
Entſcheidung zu gewährleiſten. Aus dieſen Gründen iſt es 
            wün=
ſchenswert, wenn Handel und Verkehr für Streitfragen über 
Qualitätsmängel oder Zahlungsweigerung ſich dieſer ſchnell 
            ar=
beitenden Schiedsgerichte bedienen. Nach der gegenwärtigen 
Rechtslage muß das Schiedsgericht beſonders vereinbart werden. 
Es reicht aus, wenn der Kaufmann oder Gewerbetreibende dieſe 
Vereinbarung „Darmſtädter Schiedsgericht” in ſein 
            Vertrags=
angebot, ſeine Lieferungs= und Zahlungsbedingungen, in ſeine 
Abſchlußbetätigung aufnimmt. Ein Aufdruck auf der dem 
            Ver=
trag nachfolgenden Rechnung hat ſolche Wirkung allein nicht, 
            ſon=
dern nur, wenn die Rechnungsformulare mit ſolchem Aufdruck 
in längerer Geſchäftsverbindung mit dem Vertragsgegner 
            be=
nutzt ſind. 
Um den verſchiedenen Bedürfniſſen Rechnung zu tragen, 
werden mehrere Schiedsgerichiskammern geſchaffen. Zunächſt eine 
für Kaufleute, eine für Handwerker und eine dritte für 
            Rechts=
ſtreitigkeiten zwiſchen dieſen beiden Berufsgruppen und ähnliche 
Fälle. Für beſonderer Beſchleunigung bedürftige und einfache 
Sachen iſt ein raſches Verfahren vor einer am beſtimmten 
Wochentage tagenden Schiedskammer vorgeſehen. Hier ſoll den 
Parteien die Möglichkeit gegeben werden, bei gleichzeitigem 
            Er=
ſcheinen eine ſofortige Entſcheidung zu erhalten. 
Das Verfahren vor dem Schiedsgericht iſt im allgemeinen 
formlos, lehnt ſich aber an bewährte geſetzliche Vorſchriften des 
ordentlichen Gerichtsverfahrens an. Verſchleppungsmöglichkeiten 
wird durch beſondere Vorſchriften vorgebeugt. 
Die Berichterſtattung über die erfolgte Errichtung des 
            Darm=
ſtädter Schiedsgerichts wurde von den Anweſenden mit Beifall 
aufgenommen. Es iſt zu hoffen, daß die Kreiſe, für die es 
            ge=
ſchaffen iſt, von dieſer Einrichtung im Bedarfsfalle Gebrauch 
machen. Dieſem Wunſche gaben ſowohl der Vorſitzende der 
            Han=
delskammer, wie die ſich an der Diskuſſion beteiligenden 
            Vertre=
ter der Handwerkskammer und der ſonſtigen vertretenen 
            Berufs=
gruppen Ausdruck. Nähere Auskunft erteilen Handelskammer, 
Handwerkskammer und Anwaltsverein in Darmſtadt. 
— Ernannt wurden: am 10. Auguſt der Lehrer Heinrich Muhl 
zu Vilbel zum Rektor an der Volksſchule daſelbſt; der Lehrer Jakob 
Friedrich zu Reichelsheim (Kreis Erbach) zum Rektor an der 
            Volks=
ſchule daſelbſt; am 14. Auguſt der Schulamtsanwärter Peter Keil 
aus Asbach zum Lehrer an der Volksſchule zu Weiten=Geſäß (Kr. 
            Er=
bach); am 16. Auguſt der Lehrer Hugo Diehl zu Heidelbach (Kreis 
Alsfeld) zum Lehrer an der Volksſchule zu Düdelsheim (Kr. Büdingen). 
— In den Ruheſtand verſetzt wurden: am 8. Auguſt der Rektor an 
der Volksſchule zu Pfungſtadt (Kreis Darmſtadt) Heinrich Klamm 
auf ſein Nachſuchen unter Anerkennung ſeiner dem Staat geleiſteten 
Dienſte vom 1. September 1923 ab; am 15. Auguſt der 
            Vermeſſungs=
infpektor Karl Friedrich Nierſtheimer zu Gießen mit Wirkung 
vom 1. September an auf ſein Nachſuchen unter Anerkennung ſeiner 
dem Staat geleiſteten Dienſte. 
— Sommerſpielzeit Bruno Harprecht. Die heutige 
            Sonntagsvor=
ſtellung gilt dem Abſchied Eliſabeth Horns. Die ſcheidende Künſtlerin, 
die einem ehrenvollen Ruf an das Stadttheater Zürich Folge leiſtet, 
verabſchiedet ſich in einer ihrer beſten Rollen, die ſie während der 
Sommerſpielzeit geſpielt hat, als „Komteß Guckerl” in dem 
            gleich=
namigen Luſtſpiel. Anfang 7½ Uhr. Ab Montag kommt der Einakter= 
Abend: „Lore”, „Sittliche Forderung” und „Abſchied vom Regiment” 
von Otto Erich Hartleben als Abendvorſtellung zur Aufführung. 
— Anmeldungen für die Mieten im Hefſiſchen Landestheater. Für 
die Erledigung der Mieten iſt vom Landestheater im grünen Foher 
(Eingang Weſtſeite) des Großen Hauſes eine Mietabteilung eingerichtet, 
die vom Dienstag, 21. Auguſt, ab täglich nachmittags von 3—6 Uhr 
geöffnet iſt. Die Anmeldungen für bisherige Mieter können ſchriftlich 
oder mündlich bis zum 25. Auguſt, für neu hinzutretende Mieter nur 
mündlich bis zum 28. Auguſt abgegeben werden. 
Vortragsabend des Evangeliſchen Bundes. Der Evangeliſche Vund 
nimmt ſeine Vortragsabende wieder auf. Nächſten Dienstag, 
abends 8½ Uhr, wird Profeſſor D. Matthes im Realgymnaſium 
einen Vortrag halten über die Frage: „Worin iſt die chriſtliche Moral 
der der anderen Religionen und Weltanſchauungen überlegen?‟ Es iſt 
eine merkwürdige Erſcheinung der Gegenwart, daß heute zu den am 
meiſten gekauften Büchern die über Fragen der Weltanſchauung und 
Lebensgeſtaltung gehören. Darum kann dieſer, Vortrag beſonderes 
Intereſſe erwarten, der in Fragen einführt, die Jeden angehen, und die 
für das Volksleben, Erziehung und Schule von der wichtigſten 
            Vedeu=
tung ſind. Insbeſondere wird der Vortrag zu der Forderung des reinen 
Moralunterrichts Stellung nehmen. Der Eintritt iſt frei. 
Te. Stadtmiſſion. Zu dem Vortrag in der heute ſtattfindenden 
Mitgliederverſammlung Beginn 8 Uhr) hat jedermann einigungsamts gleichgeſtellt. — Einem Antrag des Lehrers Röſch um 
Zutritt. Danach beginnen die nichtöffentlichen geſchäftlichen Beratungen. 
— Bei der Philadelphia=Konferenz am 29. Auguſt ſpricht am 
            Nachmit=
tag und Abend an Stelle des am Erſcheinen verhinderten Referenten 
Pfr. Dr. Eichhorn der als Schriftſteller bekannte Pfarrer a. D. 
            Ober=
lehrer Weller=Frankfurt. 
— Herrngarten. Heute ab 11 Uhr kommt folgendes Programm zur 
Aufführung: Choral „Näher mein Gott zu Dir”; Ouvertüre zur Oper und Georg Göriſch an dieſe erklärt ſich der Gemeinderat einverſtanden. 
„Maurer und Schloſſer” von Auber; „Das iſt a einfache Rechnung”, 
Lied aus dem „Raſtelbinder” von Lehär; „Anna, was iſt denn mit beuneweg 2 freiwerdenden Räume des ſeitherigen Mehllagers zu Woh= 
Dir?”, Walzer aus „Der liebe Auguſtin” von Fall; 
            Geburtstagsſtänd=
chen von Lincke: Unter dem Grillenbanner”, Marſch von Lindemann, in die Beratung von Wohlfahrtsſachen eingetreten. 
Aenderungen bleiben vorbehalten. 
die dritte ordentliche dieſes Jahres, wird am Montag, den 24. Sept., 5 Uhr im Schweizerſaal des Hotels „Zur Krone” in Auerbach ein 
vormittags 9.30 Uhr, unter dem Vorſitz des Landgerichtsrats Dr. 
in Mainz, ſowie in Gießen ihren Anfang, und es iſt zum Vorſitzenden Gerhard (Bariton), Herr Böſe (Violine) und Herr Muſikdir. Döbert, 
Landgerichtsrat Du. Oſtern, zum Vorſitzenden des Schwurgerichts genuß verſpricht, arrangiert. Zahlreicher Beſuch ſteht zu erwarten. 
Gießen Landgerichtsrat Strack ernannt. 
Lokale Veranſialtungen. 
Die hlerunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten, 
in keinem Falle irgendwie als Beſprechnng oder Kriti. 
— In Schuls Felſenkeller findet heute Konzert mit 
freiem Eintritt ſtatt. (S. Anzeige.) 
Stimmen aus dem Leſerkreiſe. 
(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaltion leinerlei 
            Ver=
antwortung; für ſie bleibt auf Grund des 5 21 Abſ. 2 des Prefſegeſetzes in vollem Umfange Mit Wirkung vom nächſten Montag ab hat der Kommunalverband des 
der Einſender verantworilich.) — Einſendungen, die nſcht verwendet werden, lönnen nicht 
zurückgeſandt, die Ablehnung nicht begründet werden. 
fiel nach offiziöſer Bekanntmachung wegen Verhinderung vieler 
            Mit=
glieder aus. Wir dächten, dieſe Behinderung ſei für eine Tagung in 
dieſer Woche zu beheben geweſen. Denn es wäre, ſollte man meinen, 70 000 Mk., Glas Spezialbier, 2/zo Liter, 90 000 Mk., eine Flaſche 
            Lager=
doch reichlich Stoff zu Erörterungen allein ſchon in unſerer 
            wirtſchaft=
lichen Notlage vorhanden, ſodaß die Stadtverwaltung Anlaß hätte ein Glas Wein 150 000 Mk. — Die Kohlenhändler in 
            Bens=
nehmen ſollen, die Stadtväter erneut zu berufen, wenn nicht aus dieſer heim verlangen jetzt bei Beſtellungen von Kohlen und Briketts eine 
Körverſchaft heraus Art. 100, Abſ. 2 St.=O. heranzuziehen war. Die Vorauszahlung von einer Million pro Zentner. Die Kohlenhändler 
Geldknappheit allein ſchon wirkt ſo auf alle Verhältniſſe, daß über die ſind gezwungen, dieſe Zahlungsweiſe einzuführen, da ſie ebenfalls 
Frage des Einzugs und der Stundung geſchuldeter Gelder für Gas, 
die gewählte Städtevertretung nicht ſäumen ſollte,
 Neue Umſatzſieuervorſchriften. 
Im Anſchluß an die in Nr. 227 des Darmſt. Tagbl. gebrachte Notiz Handhabung der Paß= und Grenzkontrolle. 
„Umſatzſteuerzahlungen” wird uns von fachmänniſcher Seite 
geſchrieben: Die tief in unſer Wirtſchaftsleben eingreifende Bedeutung 
der von dem Reichsminiſter der Finanzen auf Grund des Notgeſetzes Sitzung nach der Sommerpauſe geſtaltete ſich äußerſt beweg 
vom 24. Februar 1923 veröffentlichten Verordnung über die Die Verwaltung ſchlug zunächſt vor, den Deputationen bis auf weiter 
Leiſtung von Abſchlagszahlungen auf die Umſatz= 
Teil der Leſer dieſes Blattes von zu weitgehenden Folgerungen be= zu großen Zwiſchenräumen tage. Die Linke lehnte dieſen Antrag g 
gleitet, um nicht eine kurze Ergänzung der erwähnten Notiz zweckdien= weil ſie darin eine Beeinträchtigung der Rechte der Stadtverordnete 
lich erſcheinen zu laſſen. In erſter Linie ſei daher darauf hingewieſen, Verſammlung ſieht. Der Stadt werden nun Millionenverluſte entſtehe 
daß monatliche Vorauszahlungen auch für die Abgabe nach § 2 des 
Geſetzes über Maßnahmen gegen die wirtſchaftliche 
Not der Preſſe vom 11. Juli 1922 (Holzverkaufsabgabe) 
geleiſtet werden müſſen. Ferner ſei — und zwar ſo eindringlich wie 
möglich — betont, daß die Löſung des Problems: „Wie kann durch beihilfe von 25 Millionen zu geben, ihnen wöchentlich fortlaufend dr 
ſchärfere Steuererfaſſungsmaßregeln künftig mehr noch als bisher unſer Laib Brot, 10 Pfund Kartoffeln, ein Pfund Fleiſch und ein Pfu. 
Volk vor der lawinenartigen Markentwertung geſchützt werden?”, das 
ausſchlaggebende Moment für alle Rettungsaktionen auf 
            wirtſchaft=
lichem Gebiete darſtellt. Von dieſem Geſichtspunkte aus iſt der Ent= Forderungen, die ſich in heftigem Redekampf zwiſchen Kommuniſten u 
ſchluß des Reichsminiſters der Finanzen, vom September dieſes Jahres Sozialiſten abſpielte, miſchten ſich die Zuhörer wieder in den Gang d 
ab die Umſatzſteuererträge ſchon jeweils am 10. jedes Monats dem Verhandlungen. Der Kommuniſt Härtle, ein kaum 30 jähriger Mar 
Reich zur Verfügung ſtellen zu können, zu verſtehen. 
Die grauſamen Schlingen einer unſere Zahlungsmittel von Tag zu 
Tag illuſoriſcher geſtaltenden Politik zwingen die maßgebenden Stellen 
des Deutſchen Reiches gebieteriſch zum raſcheſten Erfaſſen der Steuer= träge gingen ſchließlich an den Finanzausſchuß. Bei der Beratung 4 
beträge. Selbſtverſtändlich auch bei der Umſatzſteuer! 
Darauf allein iſt die obengenannte Verordnung, die, „der Not gehor= von drei Stadtverordneten zu ergänzen, kam es zu lärmenden A. 
chend, nicht dem eignen Triebe”, die vorgeſchriebenen Beſtimmungen zu 
der Erzielung monatlicher Voranmeldungen und Vorauszahlun= andern und der Oberbürgermeiſter den Redner mit Lungenkraft 
gen allen Finanzämtern zur ſtrengſten Pflicht gemacht hat, bei der Um= übertönen. Dem Oberbürgermeiſter wurde geſagt, er möge gee 
ſatzſteuer=Neuregelung aufgebaut. Und nur auf finanzorganiſatoriſchem Aeußerungen der Rechten nicht zu empfindlich ſein, was der Oberbürg 
Gebiete iſt die Ausnahmebeſtimmung, wonach die erforder= meiſter wieder zurückwies. Die Stadtverordneten bildeten ſchließ! 
liche Abſchlagszahlung im Auguſt erſt bis zum 25. d. M. zu leiſten Gruppen im Saale, die heftig aufeinander einredeten, ſo daß der Ob 
iſt, zurückzuführen. 
Wer ſeine fällige Zahlung nicht pünktlich leiſtet, wird bald 
            verſpii=
ren, daß jetzt vor jeder Steuerzahlungs=Verſchleppungspolitik eine der Lärm gelegt hatte, ſchritt man zur Abſtimmung. Der weit 
Schranke errichtet iſt, deren Nichtbeachtung zum mindeſten ebenſo teuer gehende Antrag, die Wohnungszuteilungskommiſſion ganz aufzuhel 
zu ſtehen kommt als das Spekulieren mit dem Fortſchreiten der 
            Mark=
entwertung. Nur die Steuerpflichtigen, die dem Finanzamt den Be= der Rechten angenommen. Die Demokraten enthielten ſich der Abſti 
weis erbringen, daß ihr Umſatz im Jahre 1922 anderthalb Millionen 
nicht überſtieg, haben ihre Umſatzſteuer=Voranmeldungen und =
            voraus=
zahlungen, wie bisher, vierteljährlich zu leiſten. Sonſt aber gibt es 
keine Ausnahme mehr, darf es nicht mehr geben. Dies ſoll ſich jeder des Hausbeſitzervereins, kaltzuſtellen. Sie forderten ihn auf, ſein 9 
rechtlich und moraliſch denkende Bürger ſelbſt ſagen, 
wenn er nicht eine Art Helfer ſein will bei dem vor 
unſerer Nation ſich öffnenden Grab völliger 
            Ver=
elendung und Sklaverei!
 v. Eberſtadt, 18. Aug. Die Hundertſätze zur Miete für 
Auguſt betragen auf Grund der Vereinbarung zwiſchen den beiden 
            In=
tereſſentengruppen zuſammen 100 000 Prozent. Für die Steigerung 
der Zinſen wurden 150 Proz., für Betriebskoſten 2850 Proz, für 
            lau=
fende Inſtandſetzungen 65 000 Proz., und für große 
            Inſtandſetzungs=
koſten 32 000 Proz. angeſetzt. Außerdem ſind 2000 Proz. für Jauche= 
Abfuhr, 900 Proz. für Kehrichtabfuhr, 1300 Proz. für Straßen= und 
Hofreinigung und 700 Proz. für Treppenbeleuchtung feſtgeſetzt. — Die 
Kartoffelnot iſt auch hier groß. An manchen Tagen waren bei 
den Händlern keine Kartoffeln zu erhalten. Nach Beendigung der 
Kornernte geht man mit Hochdruck an die Ernte der Frühkartoffeln. 
Viele Frauen verdienen ſich mit dem Kartoffelausmachen Naturallohn. 
Sie erhalten pro Tag 10 Pfund. 
Ober=Ramſtadt, 17. Aug. Gemeinderatsſitzung. In der 
geſtrigen Sitzung wurde zur Feſtſetzung der Pachtpreiſe für verpachtete 
Gemeindegrundſtücke geſchritten. Als Unterlage diente ein Vorſchlag 
der Verwaltung, welcher ſich auf eine ſchriftliche Aeußerung der 
            Land=
wirtſchaftskammer zu dieſer Frage ſtützt. Hiernach wurden die 
            Pacht=
preiſe für das Pachtjahr 1923 klaſſenweiſe nach der Bonität der 
            Grund=
ſtücke, wie letztere aus dem Ortsgrundbuch hervorgehen, zum 
            Natural=
wert feſtgeſetzt. — Für die Jagdpachten der Gemeinde ſoll für das Jahr 
1923 ein Nachtragspachtpreis erhoben werden, der ſich nach dem 
            mut=
maßlichen Schußergebnis an Haſen in den einzelnen Bezirken (Bezirk 1 
640 Stück, Bezirk 2 420 Stüick, Bezirk 3 380 Stück) errechnet. 
            Maß=
gebend für die Berechnung iſt weiter der Durchſ hnittspreis der Haſen 
in der Zeit vom 1. bis 15. Oktober 1923. — Die Allemendbeſtandgelder 
für 1922 werden nachträglich um das zehnfache erhöht. — Die 
            Futter=
beſchaffung für die Faſeltiere ſoll auch in dieſem Jahre im 
            Umlage=
verfahren erfolgen, und zwar derart, daß für die Haferablieferung 
ſämtliche Tierhalter, für die Ablieferung von Heu, Stroh und 
            Kar=
toffeln nur ſolche mit einem Grundbeſitz von 6 Morgen ab herangezogen 
werden. Die zu liefernden Qualitäten werden den Lieferungspflichtigen 
demnächſt angefordert. Die mit der Zahlung des Sprunggeldes ſofort 
fällig werdende Haferlieferung beträgt bei einer Kuh oder einem Rind 
40 Pfund, einer Ziege 4 Pfund, einem Mutterſchwein 30 Pfund und 
wird ebenfalls zum Tagespreis vergütet. Die Bezahlung der 
            geliefer=
ten Futtermittel erfolgt zum Tagespreis. Heu und Stroh ſind ſpäteſtens 
bis 1. Oktober, Kartoffeln ſpäteſtens bis 1. November Ifd. Js. 
            abzu=
liefern. Gleichzeitig ſetzte der Gemeinderat mit Wirkung vom 20. Auguſt 
ds. Js. ein bei Vorführung in die Faſelhofreite an den Faſelwärter 
ſofort zu entrichtendes Sprunggeld von 200 000 Mk. für eine Kuh oder 
ein Rind 240 000 Mk. für ein Mutterſchwein und 20 000 Mk. für eine 
Ziege feſt. Das Sprunggeld wird einmalig, und zwar beim erſten 
Sprung, erhoben. Bleibt ein Muttertier nicht trächtig, ſo wird die 
Hälfte des Sprunggeldes nach Ablauf der Trächtigkeitsdauer dem 
            Be=
ſitzer zurückerſtattet. — Die Einführung der Getränkeſteuer in der 
            Ge=
meinde Ober=Ramſtadt wurde abgelehnt. — Als vorläufige 
            Gemeinde=
umlage ſoll der zwölffache Steuerbetrag von 1922 als erſtes und zweites 
Ziel 1923 ſofort erhoben werden. — Die mit Beſchluß vom 7. März 1923 
genehmigten 14 Ortsbürgeraufnahmen ſollen nunmehr zu einem 
            Ein=
kaufsgeld von 250 000 Mk. ſtattfinden. — In den 
            Preisüberwachungs=
ausſchiß für Gegenſtände des täglichen Bedarfs werden gewählt: 
Gemeinderat Bendorf und Fiſcher und die Herren Georg Göriſch, Erich 
Thiele, Friedrich Neubert II., Karl Wentzel, Heinrich Keller VIII. und 
Franz Radomicki. — Wegen Bereitſtellung von Frühkartoffeln für die 
Bevölkerung wird Gemeinderat Fiſcher mit den Vorſtänden der hieſigen 
landwirtſchaftlichen Vereine Rückſprache nehmen. — Die Vergütung des 
jeweiligen Protokollführers bei Gemeinderatsſitzungen und Sitzungen 
der Wohnungskommiſſion wird derjenigen des Protokollführers des Miet= 
Abgabe des Gemeindegrundſtückes Flur 43 Nr. 132 am Schmeerofen zu 
Bauzwecken will der Gemeinderat unter der Bedingung entſprechen, daß 
Geſuchſteller zwei näher bezeichnete andere Grundſtücke der Gemeinde 
zur Verfügung ſtellt. 
Der Abgabepreis für die bei der 
            Bürger=
meiſterei erhältlichen Ueberſichtspläne der Gemeinde wird mit ſofortiger 
Wirkung von 6000 auf 100 000 Mk. für die vier Kartenblätter erhöht. 
— Mit der Ueberſchreibung der Baugrundſtücke des Jakob Burger III. 
— Mit der Frage des Umbaues der demnächſt im Gemeindehaus 
            Lang=
nungen ſoll ſich die Baukommiſſion alsbald befaſſen. — Hierauf wurde 
r. Bensheim, 18. Aug. Wohltätigkeitskonzert. Zum 
n. Schwurgericht. Die nächſte Tagung des hieſigen Schwurgerichts, Beſten der Kinderhilfe des Kreiſes findet morgen Sonntag nachmittags 
Soliſten=Konzert ſtatt. Es wirken dabei mit: Frl. Keilmann (Sopran), 
Werner beginnen. Am gleichen Tage nehmen auch die Verhandlungen Herr Kammerſänger Troitzſch (Bariton), Herr Seitz (Tenor), Herr 
des Schwurgerichts Mainz, deſſen letzte Seſſion bekanntlich ausfiel, Herr Kreisſchulrat Bauder hat dieſes Konzert, das einen großen 
            Kunſt=
h. Bensheim, 18. Aug. Wie wir von zuverläſſiger Seite erfahren, 
haben die Seminariſten des hieſigen Seminars, die im 
            kommen=
den Frühjahr abgehen, an das Landesbildungsamt in Darmſtadt eine 
Eingabe gerichtet, in welcher ſie um Entlaſſung ſchon im Herbſt bitten. 
Der Grund iſt, daß viele der jungen Leute die ungeheuren Mittel nicht 
mehr aufbringen können, die bis zum Frühjahr noch erforderlich ſind. 
zh. Auerbach a. d. B., 18. Aug. Der Gemeinderat befaßte 
ſichein ſeiner letzten Sitzung mit dem Voranſchlagsetat für das erſte 
Halbjahr 1923. Tas Deſizit beträgt bei einer Ausgabe von 1 Milliarde 
628 Millionen. Dieſe Summe ſoll durch Umlage gedeckt werden, über 
deren Verteilung ſich eine längere Ausſprache entſpann. 
Von der Bergſtraße, 17. Aug. Die Schraube ohne Ende. 
Kreiſes Bensheim den Preis des Markenbrotes (1800 Gramm) 
auf 92000 Mk. erhöht. Der Sack Mehl wird den Bäckern zum Preiſe 
Die für den 9. d. M. anberaumte Stadtverordnetenverſammlung von 1950 000 Mk. berechnet. Im Kleinverkauf koſtet das Pfund Mehl 
11500 Mk. — Der Gaſtwirteverein von Bensheim hat 
ſeine Getränkepreiſe wie folgt feſtgeſetzt: Glas Lagerbier, 2y0 Liter, 
bier über die Straße 150 000 Mk. eine Flaſche Spezialbier 200 000 Mk., 
Vorauszahlungen zu leiſten haben. — Die Zwangsinnung der Friſeure 
Waſſr und elektriſches Licht in der breiten Oeffentlichkeit zu ſprechen, des Kreiſes Bensheim hat ihre Bedienungspreiſe abermals um 100 
Prozent erhöht.
 ub. Langen, 18. Aug. Streiftatrouillen. In der hief 
gen Umgegend unternehmen die Franzoſen ſeit kurzem ſcharfe Strei 
patrouillen, teils ſogar zu Pferde. Es handelt ſich dabei um ſtrene 
— Offenbach, 17. Aug. Die erſte Stadtverordneten 
die Befugnis zuzuſprechen, die Preiſe für Gas, Waſſer uſw. dem geſu 
ſteuer — vom 4. Auguſt 1923 — iſt zu groß und für einen wichtigen kenen Geldwert anzupaſſen, da die Stadtverordneten=Verſammlung 
Der Gaspreis beträgt jetzt 64 000 Mark und wird nach Mitteilung d 
Verwaltung in ben nächſten Tagen weiter ſteigen. Die Kommuniſt 
beantragten dringlich, jedem Erwerbsloſen eine einmalige Wirtſchaft 
Schmalz zu reichen. Die Erwerbsloſenunterſtützung ſoll außerdem de 
Tariflohn der Arbeiter gleich ſein. Während der Beſprechung dieſ 
ſchlug mit der Fauſt kräftig auf den Tiſch, als der Oberbürgermeiſt 
den Zuhörern mit Räumung und Schluß der Sitzung drohte. Die 9 
Antrags Kaul, die Wohnungszuteilungskommiſſion durch die Zuwe 
tritten zwiſchen den Stadtverordneten unter ſich. Einer ſuchte d 
bürgermeiſter die Sitzung auf einige Minuten vertagte. Nachdem 
und demnächſt ganz anders zuſammenzuſetzen, wurde gegen die Stimn 
mung, ebenſo ein Zentrumsmann, der andere ſtimmte mit der Link 
Die Sozialdemokraten verfolgen mit dem Beſchluß, wie ſie offen 
gaben, die Abſicht, den Stadtverordneten Weiſer, den Geſchäftsfüh 
als Mitglied der Wohnungszuteilungskommiſſion und ſchließlich a 
als Mitglied der Stadtverordneten=Verſammlung niederzulegen. 2 
ſehr man die Sachkenntnis des Stadtverordneten Weiſer fürchtet, g 
aus einer gelegentlichen Aeußerung des Oberbürgermeiſters hert 
Weiſer beherrſche bis zu 60 v. H. den Wohnungsmarkt der St 
Offenbach. 
nt. Offenbach a. M., 16. Aug. Steuerſtrafe. Wegen Hin 
ziehung von Tabakſieuer wurde der hieſige Tabakhändler Moldau 
zu einer Geldſtrafe von 200 000 Mk. und zu den beträchtlichen Ko 
des Verfahrens verurteilt. 
si= Worms, 17. Aug. Die Monakskarten der Straßenbe 
werden jetzt wegen der fortſchreitenden Tariferhöhungen nur noch 
14 Tage ausgegeben. — Feſtgenommen wurden hier drei ſu: 
etwa 20 Jahre alte Bürſchchen, die mehrere Lederdiebſtähle began 
haben. Der Wert des geſtohlenen Leders beläuft ſich auf ca. 
Milliarden. 
th. Oppenheim a. Rh., 18. Aug. Ein bedauerlicher Zh 
ſchenfall hat ſich im benachbarten Dexheim ereignet. Dort f 
ein Erwerbsloſer, der Vater mehrerer Kinder iſt, bei den Landwir 
nach Kartoffeln. Da er aber keine bekommen konnte, ſogar verſe 
dentlich abgewieſen wurde, ſuchte er ſich ſolche ſelbſt auf dem Feld. 
er gerade auf einem Acker mit dem Ausmachen von Kartoffeln beſch 
tigt war, kam der Beſitzer des betreffenden Grundſtücks hinzu und ſch 
ihm mit einer Hacke derart auf den Kopf, daß er an den Folgen 
Schlages verſchied. Als die Kunde von dieſem Geſchehnis 
            hie=
drang, ſammelte ſich eine größere Anzahl von Erwerbsloſen aus Op 
heim und demolierten in ihrer Erregung das Haus des Bruders 
betreffenden Landwirts, der verhaftet wurde. 
Reich und Ausland. 
Ein Emifſär des Ku=Klux=Klan in Frankreich. 
XX. Nach einer Meldung aus St. Nazaire ereignete ſich kürz 
folgender Vorfall. Vor der Abfahrt des Paketbootes „Eſpagnia” 
dierte die Zollbehörde das Gepäck eines Reiſenden von ſehr elega 
Aeußeren. Gleich bei Beginn der Reviſion war der Betreffende 
ſchwunden. Das Erſtaunen der Behörden war groß, feſtzuſtellen, 
es ſich um ein Mitglied des Ku=Klux=Klan handelte, der anſcheinend 
propagandiſtiſchen Zwecken nach Frankreich gekommen war, da 
Flugſchriften und zahlreiches ſonſtiges Werbematerial in ſeinen Eff 
vorfand. Eine ſofortige Verhaftung des Flüchtlings, der mit 
Schiff nicht abgereiſt iſt, wurde angeordnet, ohne bisher zu einem 
folg geführt zu haben. Man legt großen Wert auf die Auffindung 
myſteriöſen Reiſenden, wodurch ſich laut Matin große Ueberraſchut 
und Folgen ergeben könnten, die zurzeit noch nicht abzuſehen ſind. 
Auch eine Antwort! 
D.4.I. Der Deutſche Klub in Seim iſt von der polni 
Regierung au feinige ſeiner Interpellationen im Seim einer Ant 
gewürdigt worden. Die Antwort iſt ganz ſchematiſch immer dieſ 
Die Erledigung verzögert ſich, da die „Erhebungen” noch nicht 
ſchloſſen ſind. Es handelt ſich um acht Interpellationen aus den M 
ten März, April und Mai über die Ausweiſung evangeliſcher C 
licher durch den Wojewoden in Thorn, über die Aufhebung der Zwe 
verwaltung über den Männerturnverei in Tuchel, um das Ve 
deutſcher Theateraufführungen in Soldau, um das Vorgehen der 
hörden gegen die deutſchen Vereine und ihre Leiter, um die Liquide 
deutſcher Güter, um die Beſchränkung der deutſchen Preſſe, um 
Wegnahme von Grundſtücken deutſcher Schulgemeinden uſw. Went 
jetzige Antwort auch nur rein formal iſt, ſo iſt es doch wenigſtens 
Anfang — auf zahlreiche andere Interpellationen iſt der Deutſche 
überhaupt ohne jede Antwort geblieben. 
Neuregelung der Einkommenſteuer in Rußland. 
Aus Helſingfors wird uns geſchrieben: Durch Verordnung 
zentralen Exekutivkomitees und des Sowjets der Volkskommiſſare 
Bundes der ſozialiſtiſchen Sowjetrepublik iſt das Einkommenſteuert 
vollkommen neu geregelt worden. Die geſamten Einnahmen wie 
der Steuerbetrag werden von nun an in Goldrubel umgerechnet. 
einem Einkommen von mehr als 150 Goldrubel bis 20 Goldrube 
jedes halbe Jahr wird ein Steuerbetrag von zwei Goldrubeln erh 
Die Steuerbeträge ſteigen progreſſiv und betragen z. B. bei e 
Einkommen von mehr als 1000 Rubel bis 1250 Goldrubel halbjäl 
gerechnet 45 Goldrubel. Das Exiſtenzminimum, das nicht beſteuert 
wird für jedes halbe Jahr auf geſetzgeberiſchem Wege feſtgeſetzt. 
bunden mit der Einkommenſteuer iſt eine Vermögensſteuer, deren 
rigſter Satz 1½ Goldrubel erreicht bei einem Vermögen von 5000 
ribel. Ueberſteigt das Vermögen 5000 Goldrubel, ſo ſind für 
500 Goldrubel weitere Steuerbeträge von 60 Goldrubel zu zahlen. 
das Steuerhalbjahr vom 1. April bis 30. September 1923 iſt das ſt 
freie Einkommenminimum für die Hauptſtädte und die Städte der * 
Zone auf 250 Goldrubel feſtgeſetzt worden und für die übrigen 
ſchaften des rufſiſchen Reiches auf 150 Goldrubel. Das ſteuerfreie ? 
mum des Vermögens beträgt für dieſelbe Zeit 150 Goldrubel. 
Das koſtſpielige Europa. 
(F.P.8) In einer jener Berechnungen über das, was Amerike 
Europa getan hat, die in ihrem Endeffekt zumeiſt darauf berechnet 
* 
einesteils dem amerikaniſchen Selbſtgefühl zu ſchmeicheln, ander. 
durch den Hinweis auf das Mißverhältnis zwiſchen dem Geleiſteten 
dem Erreichten immer erneut wieder anzuraten, von Europa die F 
zu laſſen und bei der Politik der Fernhaltung (aloofneß) zu behe 
in einer dieſer Berechnungen ſtellt der Newyork Sunday 
rald feſt, daß ſeit dem Waffenſtillſtand Europa von Amerika 11 
liarden Dollar „bekommen” hat, was einer Auslage von rund 100 2 
pro Kopf der Bevölkerung der Vereinigten Staaten entfpricht. 
Summe ſetzt ſich wie folgt zuſammen; von der Regierung ſeit Nove 
1918 gewährte Kredite 2ſ. Milliarden, nicht gezahlte Zinſen der 
leihen aus der Kriegszeit 4 Milliarden, von Regierungs= und pri 
Stellen für Unterſtützungszwecke verausgabt 2½4 Milliarden, Dar 
für Private in Europa 1 Milliarde, von amerikaniſchen Touriſte 
Europa verausgabt 1½ Milliarden. Dieſe Beträge haben nicht 
tun mit den ſeitens der Vereinigten Staaten ſelbſt im Kriege ve 
gabten Summen, währenddeſſen 7 Milliarden an europäiſche St 
ausgeliehen und rund 50 Milliarden von den Vereinigten Stagte. 
ihre eigene Kriegführung aufgewendet worden ſind.
Rummer 228.
Dattuſtädter Dagblatt, Sonntag, den 19. Auguſt 1923.
Seite 5.
 Sport, Spiel und Turnen. 
Leichtathletik. 
Die Deutſchen Leichtathletik=Meiſterſchaften. 
Wieder zwei Nekorde. 
wb. Frankfurt a. M., 18. Aug. Der heutige zweite Tag der 
zeutſchen Leichtathletik=Meiſterſchaften ſtand unter dem Zeichen ſehr 
ngünſtiger Witterung, wodurch die Leiſtungen, namentlich im Laufen, 
eträchtlich beeinflußt wurden. Immerhin wurden auch heute wieder 
wei neue deutſche Rekorde aufgeſtellt, und zwar im Speerwerfen für 
amen, wo Frl. BraunſcheidMinden 33,73 Meter warf, und 
            da=
it den deutſchen Rekord über 1 Meter verbeſſerte. Außerdem ſtellte 
r der 3X1000 Meter=Staffel der Turn= und Sportverein München 
860 mit 7:56,4 Minuten eine neue Hochleiſtung auf. Die Ergebniſſe 
nd im übrigen: 
800=Meterlauf: 1. Belzer=Stettin 2:01, 2. Klotz=Köln, 
Langkutſch=Zehlendorf. 
100=Meterlauf: 1. Hounten=Krefeld 11,3 Sek., 2. 
            Mattonet=
üren, 3. Weider=Frankfurt. 
Kugelſtoßen für Damen: 1. Frl. Henoch=Berlin 8,9 Meter, 
Frl. Höppner=Krefeld 8,79, 3. Frl. Haux=Frankfurt 8,15. 
Speerwerfen für Damen: 1. Frl. Braunſcheid=Minden 
7„73 Meter (neuer deutſcher Rekord, gleichzeitig auch Weltrekord), 2. 
rl. Bald=Münſter, 3. Frl. Hübner=Krefeld. 
Diskuswerfen: 1. Steinbrenner=Frankfurt 41,55. 
Hochſprung: 1. Huhn=Jena 1,74 Meter, 2. Holz=Berlin 1,73 
keter. 
400 Meter=Hürdenlauf: 1. Troßbach=Frankfurt, 2. Hebel= 
Tannheim, 3. Amberger=Karlsruhe, 
Weitſprung: 1. Schumacher=Hamburg 7,07 Meter, 2. 
            Lam=
echk=Hannover 6,97 Meter, 3. Holz=Berlin 6,90 Meter. 
48100 Meter=Staffellauf: 1. S.C. Charlottenburg 
„5 Sek., 2. Turnverein Kiel, 3. B. S.C. Berlin. 
3X1000 Meter=Staffel: 1. T. u. Spp. München 1860 
56,4, 2. H. S.V. Hamburg, 3. H.S.V. 96=Hannover. (Die Zeit des 
jegers iſt neuer deutſcher Nekord.) 
Fußball. 
Verein für Raſenſpiele Darmſtadt. 
— Die 1. Maunſchaft des V.f.R. begibt ſich heute nach Bürſtadt, 
n mit der Ligamannſchaft des dortigen V.f.R. ihre Kräfte zu meſſen. 
Heimiſchen Fußlallfreunden geben zwei intereſſante Jugendſpiele 
ufſchluß über das Können unſerer Jugend im Gau Bergſtraße. 
            Wäh=
nd vormittags auf dem Stadion des Sportvereins 98 deſſen zweite 
ggendmannſchaft und die des V.f.R. (2. Bezirksmeiſter) ſich um den 
aumeiſtertitel im Vorſpiel ſtreiten, ſtehen nachmittags die 1. 
            Jugend=
annſchaften des J.8. Germania 03=Pfungſtadt und des V.f.R. auf der 
ennbahn um 3 Uhr ſich gegenüber, um ſich den Bezirksmeiſtertitel des 
ezirks Darmſtadt B zu ſichern. 
Spielabteilung „Union” der Tgde. Beſſungen 65 e. V. gegen 
Tb. Schwetzingen 64 (Ligamannſchaften). 
— Noch in ſehr guter Erinnerung ſteht das Vorſpiel in 
            Schwetzin=
u, das die Unioniſten nach einem ſchönen fairen Spiel zu ihren 
            Gun=
n entſcheiden konnten. Flink und reich an Kombinationen von Anfang 
3 zu Ende ſtempelten es zu dem ſchönſten Freundſchaftsſpiele der 
vielabteilung „Union”. Wir wollen hoffen, daß das Rückſpiel in 
            der=
ben Art und Weiſe zum Austrag kommt zugunſten unſeres 
            Fußball=
orts und ſeinen Anhängern. Nach dem Ligaſpiel, das um 4 Uhr 
ginnt, treffen ſich die 1. Schülermannſchaften Unions und Ober=
            Ram=
dts. 
 
F.V. Homburg gegen Eintracht. 
Heute mittag um 3 Uhr treffen ſich auf dem Sportplatz am 
            Finanz=
nt die Ligamannſchaft des F.V. Homburg v. d. H. und die 1. 
            Mann=
ſaft der Eintracht. Eintracht, die in letzter Zeit ihre Form weſentlich 
rbeſſert hat, iſt hier Gelegenheit gegeben, zu beweiſen, daß ſie auch 
gen einen derartigen Gegner ehrenvoll abſchneiden kann.
 Zur Bewegung in der Aerzteſchaft. 
Von maßgebendem Einfluß auf die Entlohnung der kaſſenärztlichen 
Tätigkeit iſt das preußiſche Wohlfahrtsminiſterium. Dieſes Miniſterium 
hat bisher verſagt. Der feſte Entſchluß der Berliner Aerzteſchaft, zur 
Selbſthilfe zu greifen, mag es veranlaßt haben, die Hand zu bieten zur 
Löſung der die Aerzteſchaft bewegenden Fragen. Es hat nunmehr die 
Spitzenverbände der Aerzte und der Krankenkaſſen zu Verhandlungen 
für den 18. Auguſt nach Berlin eingeladen und die Entlohnung der Aerzte 
auf die Tagesordnung geſetzt. 
Das Ergebnis der bevorſtehenden Verhandlungen wird 
            bedeutungs=
voll ſein für die Sicherſtellung der ärztlichen Verſorgung des ganzen 
Volkes. Werden die Exiſtenz und die Leiſtungsfähigkeit des 
            Aerzteſtan=
des jetzt nicht ſichergeſtellt, ſo iſt mit der Einſtellung der Heil= und 
            Für=
ſorgetätigkeit der Aerzte als mit einer unvermeidlich eintretenden Folge 
zu rechnen. Die Befürchtung, daß die Aerzteſchaft nicht davon 
            abzuhar=
ten ſein werde, zur Selbſthilfe zu greifen, hat ſich bewahrheitet. Auch 
die Aerzteſchaft Badens hat den Generalbehandlungsſtreik beſchloſſen für 
den Fall, daß ſich der Durchführung, des kürzlich in Baden gefällten 
Schiedsſpruches Schwierigkeiten entgegenſtellen. 
Mitlerweile hat der Verband der Aerzte Deutſchlands folgendes 
Schreiben an das Reichsarbeitsminiſterium in Berlin gerichtet: „Im 
Anſchluß an unſer heutiges Telegramm geſtatten wir uns nochmals auf 
die geradezu unhaltbare Lage hinzuweiſen, die nicht allein durch die 
völlig unzureichende Höhe, ſondern auch durch die viel zu ſpäte 
            Aus=
zahlung der kaſſenärztlichen Honorare geſchaffen wird. Noch immer kommt 
es vor, daß Aerzten beſonders bei Pauſchalverträgen, das ganz 
            unge=
nügende Honorar erſt nach Wochen und Monaten ausbezahlt wird. Die 
Aerzte geraten hierdurch, zumal bei den ſprunghaft in die Höhe 
            ſchnel=
lenden Koſten der ganzen Lebenshaltung mit ihren Familien in die 
größte Notlage. Verſchärft wird ihre Notlage weiterhin noch, weil ſie 
infolge der verſpäteten Auszahlung für ihre Dienſtleiſtungen ſtark 
            ent=
wertetes, meiſt nur einen Bruchteil des verdienten und urſprünglich 
            be=
rechneten Kaſſenhonorars darſtellendes Geld erhalten. Nachgerade 
            un=
erträglich iſt zudem das Verfahren, des preußiſchen 
            Wohlfahrtsmini=
ſteriums geworden, das die für die Kaſſenhonorare maßgebenden Sätze 
der ärztlichen preußiſchen Gebührenordnung nicht der wirklichen Teuerung 
anpaßt, ſondern weit dahinter zurückbleibt. 
Alles dies hat eine unhaltbare Lage geſchaffen, ſodaß nach den von 
allen Seiten ſtändig einlaufenden Berichten zu befürchten iſt, daß die 
Aerzte in ihrer Verzweiflung zur Selbſthilfe greifen, falls keine 
            durch=
greifenden Schritte zur Beſſerung der ganz unhaltbar gewordenen Lage 
ſeitens der Regierung ergriffen werden. Als einer der ſchwerſten 
            Miß=
ſtände hat ſich ſeit langem die Art der Feſtſetzung der Grundlöhne für 
die Erhebung des Mitgliedsbeitrages ſeitens der Krankenkaſſen erwieſen; 
denn ebenſo wie die Sätze der preußiſchen Gebührdenordnung weit hinter 
der wirklichen Teuerung nachhinken, hinkt die Feſtſetzung der 
            Grund=
löhne hinter der tatſächlichen Höhe der Löhne her. Die Kaſſen ſind 
            in=
folgedeſſen vielfach nicht in der Lage, ihren Verpflichtungen den Aerzten 
gegenüber nachzukommen. Eine große Zahl von Kaſſenvorſtänden hat 
den örtlichen ärztlichen Organiſationen gegenüber erklärt, ſie ſeien zur 
ſofortigen Zahlung wertbeſtändiger Honoraw bereit, ſobald man ihnen 
das Recht zur Erhebung wertbeſtändiger Beiträge gewähren würde. Die 
Berechtigung dieſer Forderung haben die Ereigniſſe der letzten Zeit 
            voll=
kommen erwieſen. Sollen nicht unabſehbare und auch für die 
            Volks=
geſundheit ſehr bedenkliche Folgen aus den jetzigen unhaltbaren 
            Zuſtän=
den entſtehen, ſoll nicht am Ende das ganze Krankenverſicherungsweſen 
einer Kataſtrophe zutreiben, ſo ſcheint es uns unumgänglich notwendig, 
daß endlich mit der bisherigen Gepflogenheit halber und völlig 
            unge=
nügender Maßnahmen aufgeräumt wird, und daß Einrichtungen 
            getrof=
fen werden, die den Kaſſen die durchaus unentbehrlichen Einnahmen 
zur Erfüllung ihrer Verpflichtung verſchaffen, wie auch den Aerzten eine 
Vergütung ihrer ärztlichen Leiſtung in einer Art und in einem Umfang 
gewährleiſten, die ihnen in gleicher Weiſe wie den Angehörigen anderer 
Berufe, den Arbeitern, Angeſtellten uſw. eine der Teuerung wirklich 
            ent=
ſprechende Vergütung für ihre ärztlichen Dienſtleiſtungen gewährleiſtet 
und ſie dador ſchützt, da ſie ſchließlich auch noch durch Bezahlung in 
            ent=
wertetem Gelde zum großen Teil um das an ſich ſchon völlig ungenügende 
Kaſſenhonorar gebracht werden. Zu verhüten iſt dies bei dem 
            unauf=
haltſam fortſchreitenden und rapiden Verfall des Markwertes nur durch 
wöchentliche Zahlungen oder durch Vorausbezahlungen — mindeſtens 
eines Teils, des ärztlichen Kaſſenhonorars. Wir bitten das 
            Reichsarbeits=
miniſterium um recht baldigen Beſcheid, wie es ſich zu unſeren 
            Darlegun=
gen ſtellt, damit wir, wie wir hoffen, in die Lage verſetzt werden 
auf 
die Aerzteſchaft beruhigend einwirken zu können, ehe es zu ſpät iſt.” 
Der ganze Ernſt der gegenwärtigen Lage wurde grell beleuchtet 
durch die Verhandlungen innerhalb der badiſchen ärztlichen Landes=
 zentrale am 5. Auguſt 1923, in Radolfzell. Wer dieſer Tagung 
            beige=
wohnt hat, der weiß, daß die Zeiten der Entſchließungen, der 
            Beſchwer=
den und des gläubigen Vertrauens auf Hilfe „von oben” vorüber ſind. 
Ein beachtenswerter Teil der deutſchen Aerzteſchaft, der beſonders ſtraff 
organiſiert iſt und in unerſchütterlicher Einigkeit hinter ſeinen Führern 
ſteht, iſt entſchloſſen, mit außergewöhnlichen Mitteln ſeine Ziele zu 
            ver=
folgen. Müßig wäre es, über die Berechtigung eines ſolchen Kampfes 
Betrachtung anzuſtellen. Wer die Verantworkung zu tragen bereit iſt 
für den wirtſchaftlichen Untergang eines für die Allgemeinheit 
            unent=
behrlichen Standes, der wird auch die Verantwortung übernehmen 
müſſen für alle die bedauerlichen Folgen, die ſich aus der 
            Arbeitsnieder=
legung für die Allgemeinheit ergeben. Müßig iſt es auch, die Frage zu 
ſtellen und zu beantworten, ob die Geſamtorganiſation hemmend 
            ein=
greifen kann und darf. Derartigen mit elementarer Wucht eintretenden 
Ereigniſſen gegenüber hört jeder Einfluß auf. Keine Wacht, auch nicht 
der Wille der Führer wird ſtark genug ſein, um der Selbſthilfe der 
Aerzteſchaft Einhalt zu bieten, wenn die Verzweiflung zur alleinigen 
Triebfeder des Handelns wird. Kommt es aber dahin, daß die 
            Anwen=
dung des äußerſten Mittels zur Selbſthilfe nicht zu vermeiden iſt, dann 
wird die Geſamtorganiſation, mit allen ihr zur Verfügung ſtehenden 
Mitteln die Kämpfenden unterſtützen, ſei es in Baden, wo die Bewegung 
zuerſt einſetzte, ſei es in Heſſen, wo die Aerzteſchaft in Bereitſchaft ſtehk, 
oder in Württemberg oder Bayern, wo die Teilnahme an der badiſchen 
Aktion erwogen wird. Oder in Frankfurt oder Kaſſel und anderen 
zahlreichen Verbänden, die ſich ebenfalls ihr Recht, durch tatkräftiges 
Handeln verſchaffen wollen. Die Bewegung iſt herbeigeführt worden
 Lebensbedingungen. 
Krankenkaſſen und Aerzte ſind aufeinander angewieſen, ſolange es 
eine Krankenverſicherung in Deutſchland gibt. Beide bebürfen der Hilfe: 
die Krankenkaſſe der finanziellen Sicherſtellug durch Anpaſſung ihrer 
Einnahmen an die neuen wirtſchaftlichen Verhältniſſe, die Aerzte der 
Gewährung ausreichender Exiſtenzmittel. Kommt dieſe Hilfe nicht, 
kommt ſie nicht bald, ſo iſt das Schickſal der ſozialen Verſicherung 
Deutſchlands entſchieden: ſie geht zu Grunde.
 Buchanzeigen. 
Otto Soyka: Eva Morſini, die Frau, die war . . . Roman. Drei= 
Masken=Verlag, München 19B.) 
Die von Deutſchland nach dem Friedensvertrage von Verſailles 
            abge=
tretenen Orte und Eiſenbahnſtationnen mit Poſtanſtalten mit ihren 
früheren und jetzigen Namen. Grundzahl 1,50 Mk., mal Schlüſſelzahl 
des Börſenvereins. (Gea=Verlag. G. m. b. H., Berlin W 35.) 
Handbuch für das Berufs= und Fachſchulweſen. Im Auftrag des 
            Zentral=
inſtituts für Erziehung und Unterricht in Berlin herausgegeben von 
Geheimrat A. Kühne. 788 Seiten. (Verlag von Quelle u. Meher in 
Leipzig, 1923.) 
Skizze des Minerakreiches. Von Prof. Dr. A. Sachs. 46 Seiten. (
            Ver=
lag von Quelle u. Meher in Leipzig. 1923.) 
Geſellſchaftslehre. Von Prof. D. Spann. Zweite, verbeſſerte Auflage, 
566 Seiten. (Verlag von Quelle u. Meher in Leipzig, 1923.) 
Kultur und Erziehung. Von Prof. Ed. Spranger. Zweite, weſentlich 
erweiterte Auflage. B1 Seiten. (Verlag von Quelle u. Meher in 
Leipzig, 1923.)
 Mache 
Sommerſpielzeit Bruno Harprecht (Kl. Haus), 7½ Uhr 
abends: „Komteß Guckerl”. — Orpheum, 734 Uhr: „Die tolle 
Lola”. — Sportplatz an der Heidelberger Straße, 4 Uhr: Tv. 
Schwetzingen gegen „Union” der Tade. Beſſungen 65 e.V. — 
            Fa=
milienabend der Geſellſchaft „Viola” im Hoſpiz (Obergaſſe), 
Anfang 6 Uhr. — Konzerte: Herrngarten 11 Uhr Rummelbräu 
4 Uhr und 8 Uhr; Heſſiſcher Hof 8 Uhr; Schuls Felſenkeller. 
Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen. 
Verſteigerungskalender — Montag, 20. Auguſt. 
Mobiliarverſteigerung Ernſt=Ludwigſtraße 9 vormittägs 
halb 10 Uhr und nachmittags halb 3 Uhr.
 Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und 
Wirtſchaft: Rudol 
Mauve; für Feuilleton, „Stadt und Land”, 
„Reich und Ausland”: Max Streeſe; für den Inſeratenteil: 
Ad. Fleiſchmann, — ſämtlich in Darmſtadt.
 Die heutige Rummer hat 8 Seiten 
und Unterhaltungsblatt. 7.
 TDertorſattt 
 
TabTatitetht
 Jedermann legt 
heute ſein Gei weribeſtanoig
 an, indem er die Wertbeſtändige 
            An=
leihe des Deutſchen Reiches zeichnet.
 4,20 Gold=Mark — 1 
Einteilung 
8,/40 Gold=Mark — 2 
der Stücke 34,— Gold=Mark — 5.
 Dollar 
Dollar 
Dollar
 rückzahlbar 
zu 17000
 ferner Stücke mit 
6% Zinſen:
 42 
105 
210
 Gold=Mark — 
Gold=Mark — 
Gold=Mark —
 10 Dollar 
25 Dollar 
50 Dollar
 420 Gold=Mark 
2100 Gold=Mark= 
4200 Gold=Mark
 100 Dollar 
300 Dollar 
1000 Dollar
Das kleinſte Stück lautet alſo auf den Gegenwertvon 1 Dollar
 Auch der kleine Sparer kann mithin den Wert ſeines Geldes für die Zukunft ſicherſtellſen. 
Die Rückzahlung der Anleihe erfolgt nach 12 Jahren zum Dollarkurſe.
De Zeichnungspreis betägt bis auf weiteres .00½
 A 
Bei Einzahlung von Oeviſen oder Dollarſchatzanweiſungen 
Fl 
Die Sicherheit der Zinſen und Rückzahlung der Anleihe iſt 
            reichsgeſetz=
ſich gewährleſſet duch die Geſamicheſt der deutſchen Privolvermögen. 
Die größeren Anleiheſtücke tragen Zinsſcheine, der Zinsſatz iſt 62- Die Zinsſcheine werden 
Jährlich am 1. September in Mark zum jeweiligen Dollarſtande eingelöſt. Kauf und Verkauf der 
Anleihe ſind frei von der Börſenumſatzſteuer. Sie iſt beleihbar bei den Darlehnskaſſen 
des Reiches.—Schſe 
Jedes Geldinſiitut wird 
gezeichnete Anleihe iſt 11er o0n Ber Eloſchaflsſteuel. Auskunft erteilen. 
können bei der Reichsbank und bei den im Proſpekt angegebenen Stellen, ſowie bei dieſen durch 
ZeicNungen Vermittlung ſämtlicher Banken, Bankiers, Sparkaſſen und Kreditgenoſſenſchaften bewirkt werden. 
(J,6907
 Darmſtädter Tagblatt 
Goldmarkrechnungen im Aktienweſen. 
das davon 23334 Stück im Verhältnis 3: 1 den alten Aktionären an= Bindung auf. 10 Jahre beſchloſſen. 
bietet. Um das Agio möglichſt voll auszunützen und nicht durch ein 
Fortſchreiten der Geldentwertung juährend der Bezugsfriſt auſ Beträge, 
friſt für junge Aktien auf 1,05 Goldmark (14 Dollar) feſtgeſetzt. Die ein Teilhetrag von 21 199 200 Mk. derart zum Bezug angeboten, daß 
Bezugsfriſt läuft vom 20. Auguſt bis 3. September. Die Umrechnung 
an den folgenden Tagen ausgeübten Bezugsrechte. 
Handel und Wandel in Heſſen. 
h. Lämmerſpieler Metallwaren= und 
            Schrauben=
fabrik Malber u. Co. A.=G., Lämmerſpiel bei Offen= 
Mill. Mk. Den alten Aktionären wird ein Bezugsrecht von 1: 1 
            ein=
geräumt. 
Wirtſchaftlicke Rundſchaz. 
wb. Der Ankauf von Naisfilbermünzen durch die 
Reichsbankanſtalten findet vom 2. Augzſ= ab his auf weiteres 
            unver=
ändert zum 300 000fachen Betrag des Niennivettes ſtatt. — Gold in 
Münzen und Barren bei Monueu bis 0.5 dilo fein wird für Nechnung 
des Neichs durch die Nei /29zn 53ſltei, 1i3 auf toeiteres unter 
            Zu=
grundelegung des zuletz” ſeſtzeſ 4te7 Mitteltirſes für Auszahlung Neu= 
York an der Berliner Börie 7u9ekzulſt, unſo zuvar zum Preiſe von 840 
Dollar für 1 Kilo fein. Deutnen”3) jpürden Dei einen Dollarmiſtelkurſe 
von 3,2 Millionen Mk. für ein Zwanzigmarkſtück 14 68: 000 Lſk. geza!l!t 
verden. Bei Mengen über 0,5 Nilo fein iſt der Preis hei den 
            Neiclts=
bankanſtalten zu erfragen. 
* Malzfabrik, Stuttgart A. 6. (jetzt BauiFr 
Mälzerei A. G.) Die Geſellſchaft fordert zurr Bezut 1.½ it zur 
Ausgabe gelangenden, ab 1. Oktober 1922 dividendenbereſn jete u Ziftzeit 
auf. Auf eine alte entfällt eine neue zu 3000 % zuzügli1 119 . 
            Ste=
ſenpauſchale und zuzüglich Börſenumſatz= und Bezugsrecſtsſtef:. Das 
Bezugsrecht iſt bis zum 3. September auszuüben. 
* Dender u. Nio grande Neorganiſation. Die Friſt 
für die Hinferlegung von Denver u. Nio grande Neorganiſctionen 
5.% Refunding Vonds mit Kupon3 der 1. Segtember 1932 und 
            ſolgen=
den bei der Pharmas Leaſt u. Truſt Comp. Neu=York (
            Hinterlegungs=
ſtelle Perkings Kommitees) iſt bis zum 7. September d. Js. verlängert 
worden. 
* Sächſiſche Malzfabrik. Von den zur Ausgabe 
            gelan=
genden 13,5 Mill. Mk. ab 1. Sebtember 1922 dividendenberechtigten 
Stammaktien wird ein Teilbetrag von 7,5 Mill. derart den alten 
            Aktio=
nären zum Bezug angeboten, daß auf nom. 1000 Mk. eine neue Atie 
über 5000 Mk. zu 10 000 % zuzüglich Börſenumſatz= und 
            Bezugsrechts=
ſteuer bezogen werden kann. Das Bezugsrecht iſt bis zum 27. Auguſt 
einſchließlich auszuüben. 
* Siegen=Solinger Gußſtahl=Aktienverein in 
Solingen. Die Geſellſchaft beruft a.o. G.=V. auf den 1. September 
ein, die über Erhöhung des Grundkapitals um 150 Mill. Mk. Beſchluß 
faſſen ſoll. (Die letzte Kapitalserhöhung erfolgte Mitte Februar d. J. 
auf insgeſamt 231 Mill.) 
Kurſächſiſche Braunkohlenwerke A. G. Eine am 
6. September ſtattſindende a.o. G.=V. ſoll über Erhöhung des 
            Aktien=
kapitals um 33 Mill. Mk. Stamm= und 2 Mill. Mk. Vorzugsaktien, 
beide mit Dividendenberechtigung ab 1. Januar 1923, Beſchluß faſſen. 
Die neuen Stammaktien ſollen in Stücken zu nom. 1000 Mk. 5000 Mk., 
10000 Mk. und 20 000 Mk. ausgegeben werden. Die 
            Dividendenberech=
tigung der Vorzugsaktien ſoll geändert werden. Die Geſellſchaft, deren 
Aktien im Freiverkehr der Berliner Börſe gehandelt werden, nahm 
zuletzt Kapitalserhöhung um 21 auf 42,5 Mill. Mk. vor. 
Die Frage des zwangsweiſen Deviſeneinzugs 
gegen Goldanleihe. Im Verfolg der vom 
            Reichswirtſchafts=
miniſter Dr. Becker im Steuerausſchuß des Reichstages gebrachten 
            Vor=
ſchläge der Uebernahme von Goldanleihebeträgen gegen Deviſen und 
zu einem erhöhten Kurs geſetzlich vorzuſchreiben, falls nicht bis zu 
einem beſtimmten Zeitpunkt ein beſtimmter Anleihebetrag durch 
            Ein=
zahlungen von Deviſen erworben iſt, hat die ſozialdemokratiſche 
            Reichs=
tagsfraktionen einen Geſetzentwurf über finanzpolitiſche Vollmachten der 
Reichsregierung eingebracht, der unter anderem folgenden Wortlaut 
enthalten ſoll: Soweit nicht bis zum 15. September d. J. 200 Mill. 
5 % Refunding Bonds mit Kupons per 1. September 1922 und 
            folgen=
ſoll die Reichsregierung ermächtigt ſein, die Aufbringung des 
            Fehl=
betrags herbeizuführen und hierzu nähere Beſtimmungen, insbeſondere 
über die Einzahlung in ausländiſchen Zahlungsmitteln, zu treffen. Des 
weiteren ſoll der Geſetzentwurf jedermann verpflichten, auf amtliches 
Verlangen Auskunft über die ausländiſchen Zahlungsmittel zu erteilen, 
über die er zu verfügen berechtigt iſt. Verweigerung der Auskunft 
oder der eidesſtattlichen Verſicherung, die gleichfalls gefordert iſt, foll 
mit Geldſtrafe bzw. Gefängnis beſtraft werden. 
Milderung der Vorauszahlungen auf die 
Einkommen= und Körperſchaftsſteuer. Vom Hanſa= 
Bund wird uns geſchrieben: Die außerordentliche Erhöhung der 
            Vor=
auszahlungen auf die Einkommen= und Körperſchaftsſteuer in 
            Verbin=
dung mit der Erhebung des Doppelten der vorauszuzahlenden Beträge 
als Nuhr= und Rheinopfer hat insbeſondere diejenigen Kreiſe der 
            Wirt=
ſchaft auf das ſtärkſte beunruhigt, die zurzeit durch die ungünſtige 
            Wirt=
ſchaftslage auf das ſchwerſte getroffen werden. Zum Ausgleich unbilliger 
Härten iſt in dem „Geſetz über die Erhöhung der Vorauszahlungen auf 
die Einkommen= und Körperſchaftsſteuer vom 9. Juli 1923” (8 1 Abſ. 
vorgeſehen, daß, falls vorausſichtlich, das Einkommen im Jahre 1923 als vier Fünftel des Einkommens von 1922, multipliziert mit 
400 (bei Körperſchaften 600), betragen wird, die Stundung eines Teiles 
der Abgabe beantragt werden kann. Automatiſch würden ſich damit auch 
dann die Beträge für das Rhein= und Ruhropfer ermäßigen. Soweit 
alſo z. B. bei einem Einkommenſteuerpflichtigen das Einkommen 
            voraus=
ſichtlich weniger als das 320 fache des vorjährigen Einkommens betragen 
wird, wäre die Vorausſetzung für die Ermäßigung obiger Zahlen 
            ge=
geben. Der Hanſa=Bund hat an das Reichsfinanzminiſterium die Bitte 
gerichtet, möglichſt ſchnell in Ausführungsvorſchriften die Grundſätze 
bekanntzugeben, nach denen Anträge zur Erlangung obiger 
            Steuer=
milderungen überprüft werden. 
h. Rombacher Hüttenwerke A.=G. in Koblenz. In 
der in Hannover unter dem Vorſitz des Geheimen Kommerzienrats von 
Oswald abgehaltenen außerordentlichen Generalberſammlung war ein 
Aktienkapital von 88 105 000 Mk. vertreten. Der Vorſitzende 
            begrün=
dete den Antrag auf Kapitalserhöhung mit der Notwendigkeit, Mittel 
für den Ausbau der Werke und der Terrain=Unternehmungen, 
            nament=
lich der im beſetzten Gebiet, und Betriebsmittel bereitzuſtellen. Bei der 
dauernden Geldentwertung ſei es erforderlich, daß durch Bereitſtellung 
von Aktien, die alsdann nach Bedarf verwertet werden ſollen, eine 
            wert=
beſtändige Rücklage zu ſchaffen. Das Bezugsrecht der Aktionäre müſſe 
daher auf einen verhältnismäßig kleinen Teil der Aktien beſchränkt 
werden. Hierauf wurde beſchloſſen, das Aktienkapital um 45 Mill. Mk. 
Stammaktien, die ab 1. Juli d. J. dividendenberechtigt ſind, zu erhöhen. 
12 Mill. Mk. Aktien ſollen den alten Aktionären im Verhältmis von 
10:1 zum Kurſe von 100 000 Prozent zuzüglich Bezugsrechts= und 
Börſenumſatzſteuer angeboten werden. Der Reſt ſoll im Intereſſe der 
Geſellſchaſt beſtens verwertet werden. Sodann wurde beſchloſſen, den 
Sitz der Geſellſchaft von Koblenz nach Hannover zu verlegen. 
A. G. für pharmazeutiſche Bedarfsartikel vorm. 
Georg Wenderoth, Kaſſel. Unſerer kürzlich veröffentlichten 
Meldung über Erhöhung des Aktienkapitals der Geſellſchaft tragen wir 
aus der a.o. G.=V. folgendes nach: Die Geſellſchaft wird 
            Kapitalserhöh=
ung um 20 Mill. Mk. Stammaktien und 750 000 Mk. 20ſtimmige 
            Vor=
zugsaktien vornehmen. Von den neuen Stammaktien, die für 1923,/24 
dividendenberechtigt ſind, finden 2,5 Mill. zur Hereinnahme des 
            insge=
ſamt 2 Mill. Mk. betragenden Aktienkapitals der Paulus u. Thewald 
A.,G. Verwendung. Die reſtlichen 17,5 Mill, werden von einem 
            Bank=
konſortium zu 2000 % übernommen, das hiervon weitere 2,5 Mill. an 
die genannte Geſellſchaft zu 2200 % überlaſſen wird. 10 Mill. wverden 
den alten Aktionären im Verhältnis 1:1 zu 2200 % zuzüglich 
            Bezugs=
rechtsſteuer angeboten, und der Reſt von 5 Mill. zu 
            Angliederungs=
zwecken bzw. zu freier Verwertung der Verwaltung geſtellt.
 Handelsblat 
h. Maſchinenbau=A. G. vorm. Beck u. Henkel, Kaſſel. 
Die außerordentliche Generalverſammlung erhöhte das Aktienkabital 
um 8 Mill. Mk. Die neuen Aktien übernimmt ein Baukenkonſortium 
Die Bahernwerke für Holzverwertung A. G. in zu 140 % und bietet davon 4 Mill. M. den alten Aktionären im Ver= 
Mänchen ninnt Kabitalserhöhung um 55 Mill. Mk. Inhaber iktien hältnis von 411 zu 15000 % an; der Reſt wird beſtens verwertet, 
vor. Sämtliche Aktien werden von einem Konſortium übernomnen, Außerdem wurde die Ausgabe von 500 000 Mk. Vorzugsaktien mit feſter 
* Allgemeine Häuſerbau A. G., Berlin. Von 59,1 
die der Geſellſchaſt zufließen ſollen, zu verzichten, wurde die Bezugs= Mill. Mk. ab 1. Juli 1923 dividendenberechtigten neuen Aktien wird Beſſerung unſerer Mark im Ausland zur Folge hatte, kam wieder 
auf nom. 3 600 Mk. alte Stammaktien nom. 4800 Mk. neue zu 1000 % 
erfolgt nach dem amtlichen Berliner Briefkurs für Auszahlung an vier zuzüglich Börſenumſatz= und Bezugsrechtsſteuer, ſowie 1000 Mk. Koſten= Nachfrage beſonders nach ſofort greifbarer Ware ein, um ſie vor 
Stichtagen (am 18., 24., 30. Auguſt und 3. September) für die jeweils pauſchale bezogen werden können. Das Bezugsrecht iſt bis zum 31. 8. 
auszuüben. 
* Engliſche Kohleneinfuhr über Hamburg. Im 
Hamburger Hafen ſind nach dem Znduſtrie=Kurier vom 28. Juli bis 10. 
Auguſt 288 840 To, engliſche Kohle eingetroffen, (vom 14.—2. Juli Ernte der vier Getreidearten drängte ſich zuſammen, die Reife trat 
280 657 To.). 
* Brauhaus Nürnberg A. G. Die a.v. G.=V. beſchloß 
            Kepi=
bach. Die Generalverſammlung erhöhte das Aktienkapital auf 25,5 talzerhöhung um 17,8 auf 30 Mill. Mk. Stammaktien. Ferner ſell 
Mill. Mk. Borzugsaktien mit 20fachem Stimmrecht geſchaffen werden. 
ſin Teil der Stammaktien wird im Verhältnis 4:1 zu 4000. % den 
Aktionären zum Bezug angeboten werden.
19. Auguſt 4923 Nr. 2.
 Kencaeif dur Kaunfch den euertaifen gurflſander einglifcf. 
daß jedoch Auszablungen ſabgeſehen von vielleicht einigen beſonders
 Uie e eh e euiſeh e e ein eun e ie 
diejenigen, die ihr in Amerika beſchlagnahmtes Vermögen noch nicht 
reklamiert haben, hierzu zu veranlaſſen. Etwaige Meldungen, denen 
alle Unterlagen beizufügen ſind, nimmt der Hanſa=Bund, Berlin NW. 7, 
Dorotheenſtraße 3ö, nach wvie tor entgegen. 
* Der Zentralderband des Deutſchen 
            Großhan=
dels teilt mit: Auf eine entſprechende Anfrage des Zentralverbands 
des Deutſchen Großhandels hat das Reichswirtſchaftsminiſterium geaent= 
Fortet, daß unter Berückſichtigung der vorliegenden Verhältniſſe 
            heab=
ſi=htigt iſt, die Geltungsdauer der Beſtimmungen in Ziffer 4 der 
            zwei=
ten Aenderung der Ausführungsbeſtimmungen zur 
            Valutaſpekulations=
verordnung vom 24. Juli 1923 bis zum 9. September 1923 zu 
            verlän=
gern. Es handelt ſich um die Beſtimmung, nach der für Cinfuhrwaren 
und Waren, die überiviegend aus eingefüürtem Material hergeſtellt 
ſind, Deviſen, die im Beſitze der Abnehmer ſind, unter näher 
            beſtimm=
ten Vorgusſetzungen in Zahlung genommen und gegeben werden 
dürfen. 
* Die Lage des amerikaniſchen Eiſen= und 
            Stahl=
marktes. Das amerikaniſche Fachblatt Fron Trade Review, 
            Cleve=
land, Ohio, kabelt über die Lage des amerikaniſchen Eiſen= und 
            Stahl=
marktes: Die Rohblockproduktion war im Juli die geringſte in dieſem 
Jahr, erreichte und betrug durchſchnittlich arbeitstäglich 140 000 To., 
insgeſamt 3 515 000 To., während die Höchſtproduktion im April, mit 
157 000 To. arbeitstäglich erreicht wurde. Der Stahltruſt wie auch andere 
Verke beginnen in dieſer Woche mit der Abſchaffung der 12 Stunden= 
Schicht. Die hiermit verbundenen Mehrkoſten und Produktionsausfälle 
werden zu einer Verſteifung des Marktes führen. Die Kaufluſt hält an 
bei feſteren Preiſen. Die Norfolk Weſtern Eiſenbahngeſellſchaft kaufte 
50 000 To. Schienen zur Lieferung im nächſten Jahre. Geſteigerte 
            Nach=
frage nach Roheiſen hält die Preiſe auf ihrer bisherigen Höhe. Von 
den kaiſerlich=japaniſchen Eiſenbahnen liegt eine Anfrage auf 11000 To. 
Schienen vor. Die Nippon Oel=Geſellſchaft beſtellte 20 000 To. 
            Weiß=
bleche davon zwei Drittel bei amerikaniſchen ein Drittel bei engliſchen 
Werken. Der Ferromangan=Zwiſchenhandel bietet 5,00 8 unter 
            heimi=
ſchen und britiſchen Preiſen an. 
4BC. Der Kursdes Sowjetrubels. Die offizielle 
            Notie=
rungskommiſſion in Moskau zahlte am 2. Auguſt für einen Goldrubel 
115 Millionen Sowjetrubel und für einen Silberrubel 57500 000 
            Sowjet=
rubel. Am 3. Auguſt ſtieg an der Petersburger Fondsbörſe der Kurs 
des engliſchen Pfund auf 1 160 000 000 Rubel, und der amerikaniſche 
Dollar wurde, mit 252 000 000 Rubel notiert. Jür 100 ſchwediſche 
Kronen wurden 6300 000 000 Rubel gezahlt, für 1000 000 deutſche 
Reichsmark 150 000 000 Sowjetrubel. Der Kurs der Banknoten der 
ruſſiſchen Staatsbank ſchwankte zwiſchen 1 180 000 000 und 1 182000 000 
Nubel. Am 8. Auguſt wurden für einen Goldrubel bereits 125000 000 
Rubel gezahlt. Das engliſche Pfund Sterling ſtieg an der 
            Peters=
burger Börſe bis auf 1 230 000 000 und der Dollar auf 267 000 000 Rubel. 
Neugründungen. 
* Gründung einer Getreidekredit A. G. für die 
Rheinprovinz. In Düſſeldorf erfolgte mit einem 
            Gründungs=
kapital von 3 Milliarden die Gründung einer Getreide=
            Kreditaktien=
geſellſchaft. Die Aktien wurden zum Kurs von 200 %o begeben. Die 
Geſellſchaft unterhält Niederlaſſungen in Düſſeldorf und Köln. Zweck 
des Unternehmens iſt die Finanzierung. Lombardierung uſw. von 
            Ge=
ſchäften des Fachhandels in landwirtſchaftlichen Erzeugniſſen und 
            Be=
darfsſtoffen, der damit verbundenen Induſtrien und verwandter Zweige 
und die Beteiligung an Unternehmungen ähnlicher Art. Die Aktien, 
die weit überzeichnet waren und ſtark repartiert werden mußten, 
            tunr=
den nur bei den beteiligten Banken und den Intereſſentenkreiſen 
untergebracht. 
h. Süddeutſche Eiſen= und Metall=A.=G. „Semag”, 
Frankfurt a. M. Die Geſellſchaft wurde mit 100 Mill. Mk. 
            Grund=
kapital errichtet. Zu den Gründern gehört die Eiſengroßhandlung Katz 
u. Sohn in Fulda. Dem Aufſichtsrat gehören an: A. Katz (Fulda), S. 
Freudenberger (Frankfurt a. M.), Rechtsanwalt Dr. Rapp (Hanau). 
Banken. 
* Berliner Hypothekenbank A. G. Die Geſellſchaft 
            be=
ruft a.d. G.=V. zum 8. Sebzt., die über Kapitalsverdoppelung von 50 
auf 100 Mill. Mk. Beſchluß faſſen ſoll. Die letzte Kapitalzerhöhung 
erfolgte Anfang dieſes Jahres, und zwar von 22,7 auf 50 Mill. 
h. Arbeitsgemeinſchaft Süddeutſcher 
            Hypothe=
kenbanken. Die an die Gründung der Süddeutſchen Feſtwertbank 
A.=G. in Stuttgart anſchließende Entwickelung der Arbeitsgemeinſchaft 
Süddeutſcher Hypothekenbanken hat dahin geführt, daß dieſe 
            Arbeits=
gemeinſchaft nunmehr aus folgenden Hypothekenbanken beſteht: Baheriſche 
Hypotheken= und Wechſelbank in München, Frankfurter Hypothekenbank 
in Frankfurt a. M., Pfälziſche Hypothekenbank in Ludwigshafen a. Nh., 
Rheiniſche Hypothekenbank in Mannheim, Süddeutſche Bodenkreditbank 
in München, Württembergiſche Hypothekenbank in Stuttgart. An der 
Konſtruktion und den Zwecken der Arbeitsgemeinſchaft hat ſich nichts 
geändert. 
Dividendenvorſchläge. 
h. Rheiniſche Eiſengießerei und Maſchinenfabrik 
A.=G. Mannheim. Die Ende vorigen Jahres aus den Firmen 
P. Hoffmann u. Städen Maſchinenfabrik und Ciſengießerei G. m. b. H. 
Kommanditgeſellſchaft Mannheim und Brinck u. Hüber G. m. b. H. 
Mannheim mit Wirkung vom 1. Januar 1922 hervorgegangene neue 
Geſellſchaft erzielte im Geſchäftsjahr 1922/23 einen Fabrikationsgewinn 
von 78,7 Mill. Mk. Nach Abzug von 362 Mill Mk. Handlungsunkoſten, 
15 Mill. Mk. Steuern, 3 Mill. Mk. Zinſen, 5 Mill. Mk. Abſchreibungen 
und 3 Mill. Mk. Unterſtützungsrücklage verbleibt noch ein Reingewinn 
von 15,9 Mill. Mk., woraus 28 Proz. Dividende auf die Vorzugsaktien 
und 50 Proz. auf die Stammaktien verteilt, 1 Mill. Mk. der geſetzlichen 
Rücklage überwieſen und 800 000 Mk. auf neue Rechnung vorgetragen 
werden ſollen. Der Geſellſchaft iſt es gelungen, auf ihren 
            Spezial=
gebieten eine Reihe von zweckmäßigen Neukonſtruktionen 
            herauszubrin=
gen, die ſich bewährt haben. Wegen Aufnahme weiterer lohnender 
Artikel, die in den Rahmen der Fabrikation paſſen, ſchweben 
            ausſichts=
reiche Verhandlungen.
 Warenmärkte. 
h. Mannheimer Wochenberichte Getreide. 
Lebensmittelunruhen und der Rücktritt des Kabinetts Cuno brachten 
Produktenbörſen in eine ſehr unſichere Verfaſſung. Es trat die gr 
Zurickhaltung ein und die Unternehmungsluſt war volſtändig geſcht 
den, obwohl die Preiſe ſich um einige Millionen geſenkt hatten. 
mit der Neubildung des Kabinetts durch Streſemann, das auch 
alte Zuverſicht, die trotz aller Schwierigkeiten glücklicherweiſe noch 
ganz getötet worden iſt, zum Vorſchein. Es ſtellte ſich immer r 
Frachterhöhung noch an Ort und Stelle bringen zu können, während 
ſpätere Termine wenig Kaufluſt beſtand. Das Eingehen von Kar 
ſchlüſſen wurde noch erleichtert durch die inzwiſchen eingetretene grö 
Geldflüſſigkeit. Dem ſtand aber der Mangel an Ware gegenüber. 
ihnen zu gleicher Zeit ein, und ſo mußte alles nacheinander heimgeb 
werden, die Aecker bei der vorgerückten Zeit wieder neu beſtellt wer 
Die Landwirte hatten deshalb keine Zeit, Roggen oder Weizen 
dreſchen zu laſſen, um ſie an den Markt zu bringen. Auch Gel 
zuvingt ſie nicht wie früher zum ſchnellen Verkauf. Der Preisrück 
blieb aber trotz der ſtärkeren Nachfrage im Einklang mit den 
rigeren Deviſen und der dadurch entſtandenen Konkurrenz der 
            au=
diſchen Ware beſtehen, und ſo wurde zuletzt Weizen mit 11—125 g 
15—16 Mill. Mk., Roggen mit 8—8,5 gegen 11,5—12 Mill. Mk., 7 
gerſte mit 8,5—9,5 gegen 10,5—12 Mill. Mk., Hafer mit 8—9 g 
9,5—11 Mill. Mk. in der Vorwocke pro 100 Kilo bahnfrei Mann 
gehandelt. Weizen und Roggen ſtanden wie bei der Steigerung, ſo 
auch beim Rückgang an de: Spitze, Gerſte und Haſer, von denen 
Ware noch gar nicht au den Aarkt gekommen iſt, alſo ausſchließlich 
alter Crnte zu rechnen iſt, öaren in der geringeren Maſſe gedrückt 
Mehl. Am Mehlmaikt traten die gleichen Momente wie bei 
treide in die Erſcheinung. Auf dem ermäßigten Preisniveau kar 
wieder eher zu Käufen, Rogzenniehl wurde zu 10—11 Mill. 
Weizenmehl zu 20 Mill. Mk. ab zuitteldeutſche Stationen, ſüddeut 
Weizenmehl Spezial=Nzll aus zwveite: Hund zu 21,5—22 Mill. Mk. 
geboten, aber nur mit 18—29 7 
2. pro Doppelzentner bez 
Dementſprechend wurde auch ju ic udel zuter Ankündigung 
großen Preisabſchlags Weizerfue!! Vi. aligeörten. 
Futtermittel. Nach arfüngiiſſer Verflauung des Ma 
befeſtigte ſich dieſer wieder, die Preiſe blieben aber auf dem ermäß 
Niveau. Weizenkleie koſtete 4,5—5 gegen 6 Mill. Mk. in der Vorn 
Biertreber und Malzkeime 5.5—6 Mill. Mk., Weizenfuttermehl 7 
Mill. Mk. pro 100 Kilo ab Abgangsſtationen. Eine Ausnahme m 
aber wieder der Rauhfuttermittelmarkt, der bei der gewaltigen A 
ſteigerung zurückgeblieben iſt, und dies nun nachholte, indem ſich 
ihm die Preiſe anſtatt zu ſenken noch um ein Drittel bei Heu und 
drei Viertel bei Stroh erhöhten. Stroh ſteht nun in der Preisb 
tung dem Heu wieder ziemlich gleich. Loſes Wieſenheu koſtete 750 
gegen 550—650, Luzernekleeheu 800—850 gegen 600—700, Preß 
800—850 geigen 450—550 und Bundſtroh 700—800 gegen 400—50 
der Vorwoche, alles in Tauſenden von Mark, waggonfrei Mannheit 
Raps blieb mit 14—14,5 Mjül Mk. pro 100 Kilo ziemlich unverär 
Kolonialwaren. Die Tendenz war die ganze 
            Berich=
hindurch ausgeſprochen feſt. Die Preisbewegung war ſtets nach auft 
gerichtet, da ſie im Gegenſatz zu den anderen Produkten ſich nur 
ſam der Geldentwertung anpaßt, dieſe nun aber auch ausgeglichen 
Die Erhöhung betrug mehr als 100 Prozent, bei Kaffee Santos rob 
812—966 000 auf 2370 000 Mk., gewaſchen von 1 032 000—1 160 00 
2880 000—3 068 000 Mk. und 67 860 gegen 141 960 Mk. Zoll, Tee 
von 2 auf 4 Mill. Mk., mittel von 22 auf 4,5 Mill. Mk. und fein 
2,5 auf 5 Mill. Mk. und 242 000 Mk. Zoll, inländiſcher Kakav 
525 000 auf 1 Mill. Mk., holläudiſcher Kakao auf 1,15 Mill. Mk. 
176 000 Mk. Zoll, Burma=Reis von 130 000 auf 320 000 Mk., alles 
Kilo ab Mannheim. 
Tabak. Die tropiſche Hitze hat die Pflanzen weiter gut entn 
und die Pflanzen ſtehen im großen und ganzen gut. Der Boden iſt 
ſtark ausgetrocknet, die ſtarken Gewitterregen haben aber nur die 
fläche befeuchtet, und ſo wäre ein langſamer, aber einweichender 9 
bei allerdings warmer Witterung notwendig. Dann würden die 
und grün daſtehenden Frühpflanzen einen brauchharen Tabak e. 
In alten Tabaken herrſcht große Hauſſe. Die Nachfrage iſt ſtar 
zum Einkauf von ausländiſchen Tabaken die Deviſen fehlen. Für 1 
Bauerntabake wurden 35—36 Mill. Mk. pro Zentner bezahlt, ein 2 
den niemand var einiger Zeik glaubte anlegen zu können. Die da 
hergeſtellten Fabrikate werden ſehr teuer ſein. Rippen ſind weiter 
ſucht und im Preiſe anziehend. 
Wein. Die günſtige Witterung hat das im Mai und Juni 
ſäumte nachgeholt. Die Trauben haben Erbſengröße erreicht 
hängen ſich, Portugieſer ſind nahezu ausgelrachſen. Der Behang iſt 
ganz verſchieden; es gibt Weinberge mit einem vollen, andere mit 
einem viertel oder fünftel Herbſt. Das Ungeziefer hat dank des eif 
Spritzens nicht weiter um ſich gegriffen. Der Handel iſt, da die W. 
jetzt ſtark beſchäftigt ſind, ruhig, die Preiſe halten ſich. 
Obſt. Auf den pfälziſchen Obſtgroßmärkten iſt andauernd 
Zufuhr, aber auch ſtarke Nachfrage, Verlangt wurden für 2 
8—36 000 Mk., Birnen 8—36 000 Mk., Zwetſchgen 10—20 000 Mk., 9 
bellen 40—70 000 Mk., Reineklauden 10—16 000 Mk., Pflaumen 5. 
Mk. Pfirſiche 40.—80 000 Mk., türkiſche Kirſchen 12—15 000 Mk. H 
beeren 100— 110 000 Mk., Pertrico 12—16 000 Mk., alles pro Pfun 
Großhandel ab Markt. 
mb. Berliner Produktenbericht. Am Produkten: 
macht ſich mehr Angebot als in den letzten Tagen geltend, und 
meiſt in bahnſtehender Ware oder in ſolcher, die noch zu dem 
Tarif gefordert werden kann. Immerhin aber wurden für Weizen 
Roggen noch etwas höhere Preiſe als geſtern erzielt, da die Feſt 
der Deviſenkurſe ſtützend wirkte. Gerſte, ſowie Hafer mußten 
falls etwas teurer bezahlt werden. Für Mehl wurden höhere 9 
gefordert. Mais behauptete ſeinen Preisſtand. Kleie war ruhio 
andere Artikel ſtill. 
Börſen. 
* Frankfurter Börſenbericht vom13. bis 18. Au 
1923 (mitgeteilt von der Deutſchen Bank, Filiale Darmſtad.). 
Umbildung der Reichsregierung, die am vergangenen Sonntag 
geführt wurde, hat eine gewiſſe Entſpannung der innerpolitiſchen 
gebracht und auch für die weitere Entwickelung der äußeren 9 
einige Hoffnungen geweckt, die in einer beſſeren Bewertung der 
zum Ausdruck kamen. Die Kurſe am Deviſenmarkt gingen an den 
Tagen der Woche auf etwa die Hälfte ihres höchſten Standes zurüc 
die Situation auf dieſem Gebiete äußerte ſich auch inſofern, als ei 
Material herauskam, ſodaß zum erſten Male ſeit längerer Zeit vo 
geteilt werden konnte. Gegen Ende der Woche ſetzte allerdings u 
eine neue Befeſtigung der Deviſenkurſe ein. An den Effektenmi 
herrſchte am Montag eine ausgeſprochen ſchwache Tendenz. Hier 
nicht nur der Kursrückgang der Deviſen, ſondern vielleicht in 
höherem Maße die Befürchtung, daß die Durchführung des 
Steuerprogramms ſehr ſtarke Anforderungen an den Geldmarkt 
und die Löſung zahlreicher Effekten=Poſitionen erzwingen könnte. 
kam an dieſem Tage auf allen Gebieten zu Kursabſchlägen, die aß 
zwar bedeutend waren und in mehreren Fällen ſogar das Kursn 
auf die Hälfte ſeines vorigen Standes herabdrückte, im groß 
ganzen jedoch nicht mehr als die Kursgewinne von 1—2, der ve 
gegangenen Börſentage abſorbierten. An der Mittwochsbörſe, d: E 
niedrigſten Debiſennotierungen der Woche brachte, ſetzte ſich die 
läufige Bewegung der Kurſe noch vielfach fort, und insbeſondere 
alle Valutawerte an dieſem Tage ſtark gedrückt, doch machte ſich an 
ſeits bereits eine Gegenſtrömung bemerkbar, da der Geldmarkt 
die vorausgegangenen Realiſationen eine gewiſſe Erleichterung erf 
hatte, und der Speknlation die Mittel zu neuen Engagements bot. 
Kursgeſtaltung war daher ſehr uneinheitlich und wies neben zahlr 
weiteren Kurseinbußen auch bereits eine beträchtliche Anzahl von 
tigen Erholungen auf. Die Erwägung, daß das hiermit erreichte 
nibeau, beſonders bei den Induſtrieaktien, in keinem rechten Verh 
zu dem inneren Werte der Pahiere ſtehe, führte dann am Freita 
Börſe erneut zahlreiche Kaufaufträge zu, ſodaß auf allen Gebieten 
Kursſteigerungen zu verzeichnen waren, und die in der erſten Hälf. 
Woche erlittenen Abſchläge in den meiſten Fällen wieder ausgeg 
wurden. Entſprechend der feſten Tendenz am Deviſenmarkt konnte 
auch die Valutawerte kräftig erholen.
 Bankgeschaft 
Fernsprecher 1808, 1809
  
VEDRICH ZAUM 
Aktien / Renten / Delisen / Sorten
 Darmstadt 
1 Luisenplatz
(3478a
[ ← ][ ][ → ]Rummer 228.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 19. Auguſt 1923.
Seite 7.
 Die Finanzen des Großherzogs. 
Roman von Frank Heller. 
Copyright bei Georg Müller Verlag, München. 
(Nachdruck verboten.)
 Der Großherzog erhob ſich. Der Schatten eines Lächelns 
g um ſeine Mundwinkel. 
„Sie nehmen alſo zurück, Herr Bekker,” ſagte er. „Das 
be ich mir gedacht. Sie ſind ein unbedachter Menſch, und 
ahrſcheinlich meinen Sie ebenſo wenig 100000 wie 300 000. Sie 
ben vermutlich überhaupt nicht die Abſicht, den Beſitz zu 
utfen. Sie wöllten ſich mal auf unſere Koſten amüſieren. Ich 
dauere, daß ich Sie auch nur einen Augenblick ernſt genommen 
be, und wünſche einen guten Morgen 
Er machte ein paar Schritte auf die Türe zu, wie um Herrn 
kler hinzubegleiten. In die Züge dieſes Herrn trat ein jäher 
isdruck des Schreckens. 
„Hoheit,” ſagte er haſtig. „Sie mißverſtehen mich völlig. 
enn ich ſcherzte, ſo war es jetzt, als ich von Uebereilung und 
walt ſprach. Es iſt ja möglich, daß das Ding nicht mehr als 
000 wert iſt, wie Sie ſagen, aber zum Teufel, ich habe nun 
mal ein Faible dafür, charmante Lage, für mich iſt es 300000 
t. Ich bin reich, und ein paar Lappen mehr oder weniger .. 
tehe zu meinem Wort 
Er betrachtete den Großherzog mit einem Ausdruck geſpann= 
Erwartung. Deſſen Geſicht war undurchdringlich, als er 
            er=
erte: 
„Verzeihen Sie mir, Herr Bekker. Ich ſehe ein, daß Sie ein 
er Geſchäftsmann ſind und daß es ja möglich iſt, daß Punta 
moſa für Sie 300 000 wert iſt. Ich bin ſogar davon überzeugt 
nehme alſo Ihr Anerbieten in dem Geiſte auf, in dem es 
acht wurde . . . (es zuckte unwillkürlich um Herrn Bekkers 
ben), aber es gibt ein „aber” Aus den Gründen, die ich 
ten eben auseinanderſetzte, iſt das Schloß für Senjor 
            Pa=
no und mich viel mehr wert, als 300000. Sollten wir es 
            ver=
en, ſo wäre der niedrigſte Preis, hören Sie wohl, der 
            nied=
e, nicht 300000, ſondern eine halbe Million. 
us Senjor Paquenos Bruſt erhob ſich ein ſchwerer Seufzer 
Verzweiflung. Schon hatte er ſich frei von Semjon Marco= 
und dem Ruin, der von ihm drohte, geſehen, und er war 
iber ſo glücklich, daß er kaum zuhörte, was Don Ramon 
ſondern nur darauf wartete, daß er das unbegreiflich 
gebige Angebot des verfluchten Kerls annahm. Was ſchadete 
wenn ſie ohne Zufluchtsort daſtanden? Sie hatten ja immer 
Kloſter in Barcelona — und nun verdarb Seine Hoheit 
indem er den Bogen zu ſtraff ſpannte. Natürlich würde 
unerhörte Forderung den Mann zu einem glatten Nein 
en. Eine halbe Million — ſchon der bloße Gedanke war 
erlich. Er betrachtete vorwurfsvoll ſeinen Herrn, deſſen 
icht hart und unerforſchlich war wie eine Eiſenmaske. Dann 
dte er ſeine. Blicke Herrn Bekker zu, um ſeine düſteren
 Ahnungen beſtätigt zu finden . . und zuckte vor Staunen 
            zu=
ſammen. 
Die Züge des Mannes waren eine Studie der menſchlichen 
Leidenſchaften. Seine kleinen, blinzelnden Aeuglein hingen 
wie verhext an Don Ramons kaltem Geſicht, ſeine dicken Finger 
zerknüllten das Tuch unter dem Tiſch, und es zuckte unaufhörlich 
um ſeine Mundwinkel, bald aus Enttäuſchung und Wut, bald 
aus Unſchlüſſigkeit, bald aus augenblicklich aufflammender 
Energie. Eine Minute ſah es aus, als wollte er mit einem 
            kal=
ten Hohnlachen über die Unverſchämtheit des Großherzogs 
            auf=
ſpringen; in der nächſten ſchien er anderen Sinnes geworden zu 
ſein und auf halbem Wege, ja zu ſagen, um wieder unſchlüſſig 
zu werden und den Großherzog in enttäuſchter Wut anzuſtarren. 
Senjor Paqueno traute ſeinen Augen nicht. Er zögerte, er hatte 
noch nicht nein geſagt. 
Plötzlich machte der Großherzog eine kleine Bewegung, wie 
um ſich zu erheben, und zog die Augenbrauen in die Höhe, als 
wollte er ſagen: Ich wußte ja, der Preis wird Ihnen zu hoch 
ſein. Im ſelben Augenblick erſtarrte Herrn Bekkers Antlitz zu 
einer Maske der Entſchloſſenheit. Er räuſperte ſich und ſagte 
mit ſchlecht geſpielter Ueberlegenheit: 
„Na wahrhaſtig, mit Ihnen iſt nicht gut Kirſchen eſſen! 
Eine halbe Million, das iſt keine Kleinigkeit. Mir ſcheint, Sie 
glauben, Sie müſſen den erſten ehrlichen Spekulanten, mit dem 
Sie es ſeit langer Zeit zu tun haben, tüchtig ausſackeln? Haha, 
es iſt Ihr Glück, daß Sie da auf einen ſo gutmütigen Menſchen 
ſtoßen wie mich. Der Preis iſt lächerlich, abſurd, mein Lieber, 
kein anderer würde eine Minute daran denken, ihn zu bezahlen, 
aber wahrhaftiger Gott, ich werde mir die Sache überlegen. Ja, 
Sie glauben mir wohl nicht. Aber hol' mich der Teufel; ich gebe 
Ihnen Ihre halbe Million für das Schloß. Was ſagen Sie jetzt 
dazu, was? Das heißt, ſich ordentlich in Ihre Inſel vergaffen, 
wie?" 
Senjor Paqueno hörte nicht mehr zu, er ſank keuchend in 
ſeinen Fauteuil zurück: Madre de Dios, die Zeit der Wunder 
war alſo noch nicht vorbei! Eine halbe Million — eine halbe 
Million. Semjon Marcovitz bezahlt und das Größherzogtum 
mit 200 000 Bargeld! Im nächſten Augenblick, fuhr er in die 
Höhe. 
Der Großherzog hatte ſich zurückgeworfen und ſchüttelte ſich 
vor Lachen. Der Boden zitterte förmlich unter ſeinem ſchweren 
Körper. Herr Bekker, der verſtummt war, glaubte, daß er einen 
Wahrſinnigen vor ſich hatte — einen Menſchen, der vor lauter 
Freude übergeſchnappt war. Er ſchien ſchon im Begriffe, ſein 
übereiltes Verſprechen raſch zurückzunehmen, aber ehe er noch 
etwas ſagen konnte, hörte der Großherzog zu lachen auf, und 
indem er ſich an den freigebigen Käufer wendete, ſagte er ganz 
einſt: 
„Herr Bekker, Herr Bekker, warum haben Sie ſich Ihren 
Schnurrbart abnehmen laſſen 
Herr Bekker wurde vor Wut feuerrot. Er ſprang auf und 
brüllte zornig:
 „Was kümmert das Sie? Tauſend Teufel, ich frage, was 
kümmert das Sie?" 
Der Großherzog betrachtete ihn ernſt 
„Aber Herr Bekker, nur keine Aufregung! Ich frage ja nur 
aus Intereſſe für Sie. Sie haben eine kapitale Dummheit als 
Geſchäftsmann gemacht, als Sie ſich ſo glatt raſieren ließen. Es 
iſt möglich — ich bin nicht neugierig — es iſt möglich, daß Sie 
Ihre Vergangenheit dadurch zu verbergen ſuchen — aber dafür 
enthüllen Sie Ihr Inneres allzu ſehr. Nach dem, was ich von 
Ihren Lippen geſehen, nicht, was ich von ihnen gehört habe, 
erkläre ich, daß für Sie weder eine halbe noch eine ganze Million 
hinreicht, um Punta Hermoſa zu kaufen. Nur reinen Wein, 
Herr Bekker! Hier ſteckt etwas dahinter. Es iſt ſonnenklar, daß 
Punta Hermoſa einen Wert für Sie beſitzt, der nichts mit der 
Lage zu tun hat. Sie ſehen mir wahrhaftig nicht nach einem 
Naturſchwärmer aus, Herr Bekker — ſagen Sie mir nun, um 
was es ſich handelt, dann können wir vielleicht ein Geſchäft 
            mit=
einander machen." 
Herr Bekker war noch immer feuerrot vor Wut an ſeinem 
ganzen kurzhaarigen Kopfe. 
„Der Menſch redet irre,” ſchrie er. „Holl mich der Teufel, 
der Menſch redet irre! Ich gebe einen Preis, der wahnſinnia iſt, 
und er antwortet mit einer Beleidigung: Eigentlich ſollte ich 
ihn fordern! Ich frage Sie zum letztenmal: wollen Sie den 
Preis nehmen, den ich biete, oder wollen Sie nicht? 
Vei jedem Worte, das Herr Bekker ſprach, erzitterte Senjor 
Paqueno in ſeinem Fauteuil wie bei einem elektriſchen Schlag. 
„Soll ich Ihnen vielleicht ein bißchen nachhelfen? 
            Nautr=
ſchwärmer ſind Sie nicht, Herr Bekker, und Sie ſagten vorhin 
ſelbſt, daß Sie ſich nicht für Geſchichte und Antiquitäten 
            inter=
eſſieren. Aber wie war es doch? Haben Sie drüben in Amerika 
nicht ein bißchen in allerlei ſpekuliert — unter anderem auch in 
Bergiverken? Wie iſt es, haben Sie vielleicht auf Ihren kleinen 
Touriſtenausflügen einen Fund in Punta Hermoſa gemacht?” 
Herr Bekker erbleichte, aber er machte einen letzten Verſuch, 
an ſeinem Tone feſtzuhalten. 
Zum Geier,” begann er. Dann verſtummte er plötzlich, 
Der Großherzog hatte ſich erhoben und betrachtete ihn in einer 
Weiſe, die ſeine Seele mit Schrecken erfüllte. 
„Herr Bekker,” ſagte er kalt, „haben Sie die Güte und legen 
Sie ſofort dieſen Ton ab, er paßt möglicherweiſe nach Mexiko, 
aber durchaus nicht nach Minorca. Geſtatten Sie mir, Sie darauf 
aufmerkſam zu machen, daß man mich Hoheit nennt und daß ich 
abſoluter Tyrann auf dieſer Inſel bin. Sie verſtehen — 
            Allein=
herrſcher. Alleiniger Chef der Firma, wie Sie ſich auszudrücken 
beliebten. Ich bin ein milder Tyrann, aber wenn ich will, kann 
ich Sie binnen zehn Minuten über die Grenze ſchaffen laſſen 
— ohne Boot, Herr Bekker — oder Sie ins Gefängnis werfen, 
wegen grober Verunglimpfung des Staatsoberhauptes. Unſere 
Kaſematten ſind von der Zeit etwas mitgenommen; aber Ihre 
Lebensdauer können Sie ſchon noch aushalten.” 
(Fortſetzung folgt.)
 Feurio iſt mild und ohne Schärfe, 
ſchont daher die Wäſche. 
Feurio enthält 80% Zett, 
iſt daher ſparſam im Gebrauch. 
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Familiennachrichten
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Boris Perlis
VERLOBTE
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Für die vielen Beweiſe herzlicher 
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meines lieben Mannes, unſeres 
Sohnes, Bruders, Schwiegerſohnes, 
Schwagers und Onkels 
Heinrich Kraft 
ſagen wir hiermit unſeren beſten 
Dank, insbeſondere Herrn Pfarrer 
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 InDr Urklutiss Spzechstunde. 
9. 
(Aufheben!) 
(Fortsetzung folgt.) 
Was, schneiden soll ich Ihnen das 
            Hühner-
auge? Ja, junger Herr, wissen Sie denn nicht, 
daß man das nicht mehr tut? In der Schule 
müßten Sic doch schon den Vers gelernt 
haben: „Hühneraugen klein und groß, wirst 
durch Kukirol Du los.” Schneiden kann sie 
jeder Hühneraugen-Operateur. Sie können 
es sogar selbst, wenn Sie eine wundétschöne 
Blutvergiftung haben wollen, aber ich, Dr. 
Unblutig und Professor der Kukirologie, 
            be-
seitige sie nur mit dem in vielen Millionen 
Fällen bewährten Kukirol. Lassen Sie sich 
aber nichts anderes in die Hand drücken, 
sondern achten Sie ausdrücklich auf die 
Schutzmarke: „Hahn mit Fuß‟. Bekommen 
Sie Kukirol in einem Geschäft nicht, so 
gehen Sie in das nächste. Binnen 3 Tagen 
werden Sie dann nicht mehr ein so 
            jämmer-
liches Gesicht machen wie heute, und Sie 
werden der Liebling des ganzen Personals 
werden, wenn Sie ihm verraten, wodurch 
Sie Ihre Hühneraugen so schnell 
            losgewor-
den sind. 
(UV,6908 
Fußpflege, Fußpflege, 
das ist, was in Ihrem Berufe not tut. Das 
dauernde Gehen und Stehen in warmen 
Häumen mit engem, undurchlässigem 
            Schuh-
werk nimmt die Füße furchtbar mit. Kaufen 
Sie sich deshalb auch gleich eine Packung 
Kukirol-Fußbad mit. Es verhütet das lästige 
Brennen der Füße, beseitigt außerdem aber 
auch Wundlaufen und Schweißgeruch. Lassen 
Sie sich noch heute die überaus wichtige 
Broschüre „Die richtige Fußpflege” gratis 
und portofrei kommen von der 
Kukipol-Fabrik Groß-Salza 808 bei Haseburg.
Seite
 Palast-Lichtsplele 
Der Meisterdieb
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 19. Anguſt 1923.
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Eintritt frei! 
Eintritt fr 
Im 
            Feſt=
ſaal: Großes Tanzfeſt 
Saalöffnung 5 Uhr. 
Ende 1 Uh
Heſſiſcher Hof.
abends 8 Uhr:
Leitung: Herr Rühlemann. (
 Schuls delfenlener 
Dieburgerſtraße 85
Eintritt frei.
 Friedrichſtraße 30. 
Honntag, den 19. Auguſt 1923, 
nachmittags 6 Uhr:
DA
 Freunde und 
kommen.
 Gönner herzlich wi. 
229 
Der Vorſtand.
Darmſtadt, gegr. 1910
 Heute Sonntag, den 19. Auguſt 
Familien=Abend 
mit Tanz und Ueberraſchungen
 Vereinshaus Hoſpiz, 
Anfang 6 Uhr!
Obergaſſe
 (*2306 
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Der Vorſtand.
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aaaeaee22saase----- Honntagskart: Ver=
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3/Mbis12½, Orph.=Kaſſe
ab 3 Uhr,
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Dreisehraubendampfer „Pittsburgh‟ (nener Dampfer) 
16394 1 11. Sept. „ 
Doppolschranbendampfer „Cauoplo” 12267t 28. Sopt. „ „ 
Drelsohranbendampfer „Pittsburgh‟ (nener Dampfer) 
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befördern Paasagiere in Kafüte und III. Klasse. 
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Dampfer löschen in New Vork Gity (Manhattan) 
Bremen -— Halifax (Canada) 
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Regelmäßige Verbindung ab Liverpool, bezw. 
Southarnpton nach 
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Maiestie 56551t Olymplc 46 439t 
Homerie 34356 * Adriatic 24541t 
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luxuriösesten Hotels; die III. Klasse in Kammern 
eingeteilt, mit Speisesaal, Rauchzimmer und 
            Damen-
salon, entspricht auf diesen Dampfern der 
            Einrich-
tung der (rüheren I. u. II. Klasse der älteren Dampfer. 
Die Expedition im Anschluß an die von England 
abfahrenden Dampfer erfolgt 
(TV,5664 
von Hamburg jeden Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend 
Bremen jeden Mittwoch und Sonnabend.
 Auskunft über Passage: 
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Bremen, Philosophenweg! 
Telegr.-Adr.: „Olympie‟
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Kräfte gegen feſte Vergütung. (st6449 
Fernruf Nr. 2477.
 Bekanntmachung. 
Durch rechtskräftigen Strafbeſcheid des 
Finanzamts Darmſtadt-Land vom 26. 
Oktober 1922 wurde der Viehhändler 
und Metzgermeiſter Wolf Flehinger in 
Roßdorf, Schwanengaſſe 11, wegen 
            vor=
ſätzlicher Umſatzſteuerhinterziehung für 
1921 zu einer Geldſtrafe von 14250 Mk. 
und zu den Koſten des Verfahrens 
            ver=
urteilt. 
Die Beſtrafung iſt auf Koſten des 
            Be=
ſchuldigten zu veröffentlichen im 
            Darm=
ſtädter Tagblatt und im Heſſiſchen 
Volksfreund. 
Kf4 
Darmſtadt, den 11. Auguſt 1923. 
Finanzamt Darmſtadt-Land.
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Die neue Gebühren=Ordnung 
Friedhofs= und Begräbnisordnung i 
die nächſten 8 Tage an den für ö 
liche Anſchläge beſtimmten Stellen 
allgemeinen Kenntnis ausgehängt. 
Die Gebühren=Ordnung tritt mit 
1. Auguſt 1923 in Kraft. 
Darmſtadt, den 10. Aug. 1923. 
Der Oberbürgermeiſter. 
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Beſtellungen werden an der S 
kaſſe, Zahlſtelle 2, und auf der Grub 
gen ſofortige Zahlung angenommen. 
Darmſtadt, den 18. Aug. 1923. (s 
Verwaltung der ſtädtiſchen Bri 
Rohlengrube „Prinz von Heſ 
bei Darmſtadt.
 Bekanntmachun 
Durch rechtskräftigen Strafbeſcheil 
Finanzamts Darmſtadt—Land vor 
Oktober 1922 wurde der Viehhck 
und Metzgermeiſter Friedrich Heidelb 
in Roßdorf, Erbacherſtraße 20, n. 
vorſätzlicher Umſatzſteuerhinterziehur 
1921 zu einer Geldſtrafe von 2166 
und zu den Koſten des Verfahrens 
urteilt. 
Die Beſtrafung iſt auf Koſten de! 
ſchuldigten zu veröffentlichen im D 
ſtädter Tagblatt und im Heſſ 
Volksfreund. 
Darmſtadt, den 11. Auguſt 1923. 
Finanzamt Darmſtadt-Lan
 a4. 
O4
Tauenze
Nummer 33
Darmſtädter Tagblatt
19. Auguſt 1923
K
utſche Gegenwartsſchriftſtellerinnen.
 Von Dr. Ella Menſch. 
VIII. 
* Enrica von Handel=Mazetti. 
Nicht nur in der katholiſchen Welt hat der Name dieſer 
rreicherin einen ſtarken vollen Klang. Wenn Bücher, 
            geſchrie=
us warmherziger Geſinnung und objektiver Klarheit 
            her=
imſtande wären, die Kluft zwiſchen den beiden chriſtlichen 
eſſionen auszugleichen, ſo hätten es die Romane der 
            Handel=
tti tun müſſen. Anna von Krane hat ſie einmal in einem 
ollen Eſſay die „Sängerin der Kirche” genannt. Das iſt ſie 
Zweifel, und ihr umfangreiches Buch „Der deutſche Held”. 
ttelbar erſchienen nach unſerem furchtbaren Zuſammenbruch, 
vört nicht nur die Geſtalt des liederumklungenen Siegers 
4, 
lſpern herauf, des Erzherzogs Karl, ſamt den Kriſen, welche 
terreichiſche Geſellſchaft gleich nach Abſchüttelung des 
            Napo=
chen Jochs durchwühlten, ſondern kündet auch von einer 
s= und Weltanſchauung, die nur in einer ſtarkgläubigen 
iſchen Seele reifen konnte. Deswegen berührt es ſo 
            wun=
daß dieſe nämliche Seele ein ganz einzig daſtehendes 
hlungsvermögen zeigt für die inneren geiſtigen Prozeſſe, 
DE= die evangeliſche Chriſtenheit bewegten, als im 17. Jahrhun 
SlFin öſterreichiſchen Landen die Gegenreformation mit furcht= 
Druck einſetzte. Einſeitige Menſchen, die nicht verſtehen 
, daß man ein frommer Katholik bleiben und doch dabei 
nehmen kann an den Mitmenſchen, die im anderen Lager 
, hatten der Dichterin dieſes energiſche Eintreten zu 
            Gun=
er Evangeliſchen bitter verargt. Aber es lag ihr ganz fern, 
wa in Kampfſtellung zu ihrer Kirche zu begeben. Bei ihrem 
ſprochenen hiſtoriſchen Bewußtſein, zu dem ſich die große 
dsmoral geſellte, erſchien das Eintreten für Verfolgte und 
ngte als etwas Selbſtverſtändliches. Handel=Mazetti 
            ge=
u den ſtarken Naturen, die auch vor Marter und Blutgeruch, 
dieſer als notwendiger Beſtandteil des Stoffes erſcheint, 
zurückbeben. Scheue, ängſtliche Gemüter, die ſanft angefaßt 
vollen, empfinden ihre Art oft als zu kraß. 
ur einer ganz erſten Formungskraft konnte die ergreifende 
lung „Die arme Margaret” gelingen. Künſtleriſch 
net dieſer Roman vorläufig wohl den Höhepunkt im 
            Schaf=
r genialen Oeſterreicherin, den ſie mit keinem anderen Buch 
erreicht hat. 
tan hat die Frage aufgeworfen, ob die Gedanken und das 
a von Karl Schönherrs viel beſprochener und überall 
ührter Tragödie „Glaube und Heimat” hier nicht 
im Original behandelt worden ſeien, ſich das Verhältnis 
Fordenker und Nachdenker in dieſem Fall einmal zugunſten 
au verſchoben habe. Von einem „Plagiat” darfman abernicht 
Schon in früheren Bühnenarbeiten hatte Schönherr 
            be=
bSl, daß er ein Könner und ſelbſtändiger Erfinder ſei. 
je beiden Dichter ſind eben zufällig die gleiche Strecke 
            ge=
aſc ert und haben aus dem Buch der Vergangenheit geſchöpft, 
em einen wie dem anderen zugänglich war. Ton und 
            Cha=
ſtik ſind aber bei beiden ganz verſchieden geſtimmt. Bei der
 ti ſind ſie weniger ſtarr und zeigen größere Mannigfaltig= 
Aus der „Armen Margaret” wird niemand den Sinn her=
 en, in welchem der Literat K. Heinemann tatſächlich den 
von „Glaube und Heimat” findet: Beide, Katholiken und 
tanten, ſind in dem Wahn befangen, daß ihr Glaube der 
wahre und richtige iſt, beide ſind unfreie Menſchen, deren 
ungen allein durch die Furcht vor den Höllenſtrafen 
            be=
werden. Die erſchütternde Tragödie zeigt, welch eine 
ſare Geißel der Menſchheit dieſer religiöſe Wahn 
            ge=
iſt.” 
tarkes Feſthalten am religiöſen Bekenntnis iſt für Enrika 
andel=Mazetti doch etwas mehr als „Wahn”. 
m glücklichſten erbaut ſich ihre Phantaſie an der 
            Vergangen=
nd ihren landſchaftlichen Zeugen. So, wenn ſie das ſtatt= 
Benediktinerkloſter Kremsmünſter, unweit Wels, ſchildert, 
ruen Altertum vom Bayernherzog Thaſſilo gegründet. In 
Stift gelangt irrtümlich als Zögling zu Anfang des 
hrhunderts der Sohn eines engliſchen Barons, das Kind 
frommen evangeliſchen Mutter und eines rationaliſtiſchen 
3, für den das Chriſtentum ein „längſt überwundener 
punkt” iſt. Der ſchlichte und gütige Pater Meinrad 
ſich des kleinen Ketzers liebreich an und vertritt ihn ſogar 
geiſtlichen Vorgeſetzten gegenüber. Wie der junge Scholar, 
rchaus nicht zum Beſuch der Meſſe zu bringen iſt und ſogar 
tem Schulfeſt Aergernis erregt, und die fromme Seele des 
igen Mönchs ſich ſehr bald auf einander einſtellen — das iſt 
—er Mazetti mit feinſter pſychologiſcher Kunſt entwickelt, und
 em Stil, der volkstümlich genannt werden kann. Deshalb 
S ein glücklicher Gedanke, der Stutgarter Verlagsanſtalt
dienemann, aus dem kulturhiſtoriſchen Roman „Meinrad
 dergers denkwürdiges Jahr”, für das Jungmädchenbuch 
Auszug zu veranſtalten, der die Erlebniſſe im Stiſt enthält. 
Forführung eines Theaterſpiels im Kremskloſter anläßlich
Die alte Anna.
4
4
 Von Hanns Heidſieck. 
ie alte Anna wohnte in der Abteiſtraße Nr. 10, Hinterhaus, 
ppen hoch links. 
in vom Roſt zerfreſſenes Schildchen kennzeichnete ihren 
n. „Anna Oldenkott” las man in altertumlicher Schrift. 
daneben Klingelzug und ein Briefkaſten. In dem Kaſten 
eit Jahr und Tag kein Brief mehr erſchienen; das 
            ſchwind=
ge Glöckchen erhob ſeine Stimme alle Jubeljahre nur 
rI. 
Nit der alten Anna ging es jetzt ſchon auf das 73. zu. Aber 
Menſch hätte, vor die Frage geſtellt, richtig antworten 
n. Denn mit ihren kleinen ſchelmiſchen Aeugelchen guckte 
ute noch ſo keck und friſch in die Welt wie ein Mädchen 
jebzehn, und von den zahlreichen Falten und Fältchen ihres 
ts ſchien ſie gar nicht berührt zu werden. 
Norgens um 7 Uhr, wenn die beiden Jüngſten vom 
            Tüncher=
r Herrmans zur Schule gingen, ſtand ſie regelmäßig in 
üre und nickte ihnen freundlich zu. Dann huſchte ein 
            Leuch=
ber die kleinen Geſichter. Der Bub ſtreckte ihr vertraulich 
and hin, während ſein Schweſterchen, einen Finger in der 
vergrabend, mit einem etwas ängſtlichen Lächeln dabei
5
 Macht’s gut, Kinder,” ſagte die Alte, indem ſie der Kleinen 
Röckchen raſch noch einmal zurechtzog, „wenn ihr eure 
en beim Lehrer gekonnt habt, gibt’s wieder Bonbons!” 
Das wußten die Kleinen wohl. Voll Eifer liefen ſie die 
ende Stiege hinunter. 
UInna ſtieg mit einem Milchtöpfchen hinterher. Zwiſchen dem 
r und dem zweiten Stock pflegte ihr der Brieſträger zu 
            be=
en. Bei dieſer Gelegenheit wiederholte ſich folgendes 
eſpiel: 
ammer noch nichts vom Chriſtian?” 
Heuer noch nicht, Frau Anna, aber morgen könnt’s ja ſchon 
en!” 
2s ſtimmte, daß vor 13 Jahren der einzige Sohn der Anna
Hf
 Was einer für ſich ſelbſt iſt, was ihn in die Einſamkeit 
begleitet, und was keiner ihm geben oder nehmen kann, iſt 
offenbar für ihn we entlicher, als alles, was er beſitzen oder
auch was er in den Augen anderer ſein mag! Schopenhauer.
 des Beſuchs des Fürſtbiſchofs von Paſſau veranſchaulicht uns den 
Stil jener Schulkomödie, in deren Einſtudierung ſich gerade 
            vor=
nehme Klöſter und Jeſuitenſtifte hervortraten. 
Den Boden der Märchendichtung hat die Handel=Mazetti 
            zeit=
weiſe auch betreten in „Vom König, den Dracheneiern und der 
Prinzeſſin Caritas‟. Den ſozialen Fragen iſt ſie nachgegangen in 
der Wiener Erzählung „’s Engerl‟. Das Wiener Milieu iſt 
in dieſer ſowie in dem Roman „ Brüderlein=
            Schweſter=
lein” gut getroffen, aber die Stärke der Dichterin liegt nicht in 
der medernen Stoffwelt. Darin unterſcheidet ſie ſich von ihrer 
großen verſtorbenen Kollegin und Freundin, der Marie von 
Cbner=Eſchenbach. Der Seelenbund, den dieſe beiden 
genialen Frauen mit einander geſchloſſen hatten, und der in dem 
Brieſwechſel, veröffentlicht unter dem Namen „Der Dichterinnen 
ſtiller Garten” (Herder, Freiburg i. B.) feſſelnden Ausdruck 
            ge=
waun, iſt eine gar ſeltene Erſcheinung in der literariſchen Welt. 
Die ſoziale Schicht, das Volkstum, die religiöſe Weltanſchauung 
hatten die beiden mit einander gemein — aber das hätte nicht 
allein ausgereicht, die Sympathie zu erklären, welche die im Alter 
ſo Ungleichen aneinander kettete, wenn nicht eben die innere 
Wahlverwandtſchaft hinzugekommen wäre.
Der Naturfreund
Witterung und Vogelgeſang.
Von Dr. H. W. Frickhinger=München.
 nk. Der tägliche Beginn des Frühgeſanges der Vögel erfolgt 
nach einer ganz beſtimmten Reihenfolge der „Vogeluhr”, es 
fangen der Reihe nach zu ſingen an: Rotkehlchen und die beiden 
Rotſchwänzchenarten; „Singdroſſel und Amſel; Kuckuck, 
            Kohl=
meiſe, Pirol, Weidenlaubvogel und Schwarzplättchen; Buchfink, 
Girlitz, Sperling. Dieſe große Regelmäßigkeit, ferner das 
            gele=
gentlich beobachtete allgemeine. Verſpäten bei trübem Wetter 
ließen eine Geſetzmäßigkeit vermuten und wieſen vor allem auf 
die Unterſuchung der Helligkeitsverhältniſſe hin. Dr. Albrecht 
Schwan vom Naturhiſtoriſchen Muſeum in Darmſtadt hat ſich 
etliche Monate hindurch der Mühe unterzogen, 
            allmorgend=
lich die Anfangszeiten des Geſanges der einzelnen Vögel 
            aufzu=
zeichnen und gleichzeitig durch genau meteorologiſche 
            Beobach=
tungen den Einfluß der Witterung auf die Zeit des Beginnes 
des Geſanges feſtzuſtellen, Verſuche, über die der Forſcher in den 
„Verhandlungen, der Ornithologiſchen Geſellſchaft in Bayern” 
berichtet hat. 
Der Vergleich der Helligkeitswerte mit den Anfangszeiten 
            be=
wies ſehr bald, daß die Helligkeit das Erwachen und damit den 
Frühgeſang auslöft. Einmal beweiſt das der vollkommen 
            paral=
lele Verlauf, der Anfangszeiten mit dem Sonnenaufgang: die 
früheſten Anfänge ſind Mitte Juni, zur Zeit der längſten Tage. 
Vergleicht man weiterhin die Anfangszeiten von zwei 
            Nachbar=
tagen, von denen der eine infolge dunkler Bewölkung eine 
            ver=
ſpätete Dämmerung hat, ſo gehen die Anfangszeiten dieſem 
            Hel=
ligkeitsverlauf parallel. Die einzelnen Vogelarten ſind demnach 
auf eine gewiſſe Helligkeitsſtufe abgeſtimmt, die durch das 
            Photo=
meter beſtimmbar iſt. So beginnt z. B. die Singdroſſel und auch 
die Amſel bei durchſchnittlich 0.1 Meterkerzen ihren Geſang, die 
Kohlmeiſe bei 1,8 Meterkerzen, der Pirol bei 4 Meterkerzen, der 
Sperling bei 20 Meterkerzen uſw. Die Angehörigen einer Art 
beginnen faſt gleichzeitig, alſo bei derſelben Helligkeit. 
Dieſe Beobachtung Dr. Schwans konnte ich ſelbſt bei einigen 
Käfigvögeln beſtätigen: ſo beginnt mein Zeiſig alltäglich mit 
Sonnenaufgang ſein Gezwitſcher, ihm folgt etwas ſpäter das 
Schwarzplättchen mit ſeinen Flötentönen. Als letzter beginnt 
dann endlich von meinen Zimmergenoſſen der Star ſeinen 
Geſang. 
Der Geſang der Vögel iſt weiterhin vom Wetter abhängig: 
ſchlechtes Wetter äußert ſich in einer ſchlechten Geſangsſtimmung 
und dieſe wieder in einem ſpäten Anfang und umgekehrt. Dieſe 
Wetterempfindlichkeit ſteht ja im Tierreich durchaus nicht 
            verein=
zelt da, und auch wir Menſchen ſind in unſerer ganzen 
            Stim=
mung, Arbeitsluſt und Arbeitsfähigkeit ſtark vom Wetter 
            ab=
hängig. 
Auch noch andere atmoſphäriſche Einflüſſe konnte Dr. Schwan 
feſtſtellen; ſo wirkt hoher Luftdruck angenehmer als niederer;
  
gab nur einen einzigen Mann in der Stadt, der Näheres davon 
wußte. Mehr ſogar als die Mutter ſelbſt. Das war der 
            Haupt=
lehrer Hupfeld aus der Armintusſtraße. 
Chriſtian war von früh auf Hupfelds Liebling geweſen. 
Hupfeld war ein großer Botaniker, und Chriſtian trat in 
            die=
ſelbe Spur. Das hatte Lehrer und Schüler miteinander 
            ver=
kettet. Menſchen, die ſich ſonſt vielleicht niemals gefunden hätten, 
können durch eine beſondere Liebhaberei auf Tod und Leben 
            ver=
bunden werden. So war es auch hier. 
Hupfeld nahm ſich des Jungen nach dem Tode des alten 
Buchbinders Oldenkott mit ganz beſonderem Eifer an, und mehr 
als einmal ſuchte er ſogar den Jungen in ſeiner eigenen 
            Woh=
nung auf. Dann kam es gewöhnlich zu einer recht munteren 
Unterhaltung, in die auch Chriſtians Mutter ihre Scherze 
            hinein=
warf, denn die alte Anna war immer gut aufgelegt. Hiervon 
zeugte auch äußerlich ein gewiſſer ſchelmiſcher Zug, der ſich um 
ihren breiten Mund gelegt hatte. 
Ihre großen Augen waren in ſteter Bewegung und lugten 
blinzelnd hinter den runden Brillengläſern hervor. 
Dann war dem Chriſtian eines Tages Amerika in den Kopf 
geſtiegen. Weder die alte Mutter noch der Hauptlehrer Hupfeld 
vermochten es, ihn von der Ueberzeugung, daß er dort ſein Glück 
machen werde, abzubringen. 
Anfangs kamen aus den Vereinigten Staaten auch wirklich 
erfreuliche Nachrichten. Chriſtian brachte es bald ſo weit, daß 
er ſich eine eigene Druckerei kaufen konnte. 
Aber dann wurde er plötzlich krank, und nun erhielt der 
            be=
ſorgte Lehrer von einem Freunde des Jungen folgendes 
            lako=
niſche Schreiben: 
„Chriſtian iſt geſtern geſtorben. Er bat mich, Ihnen, aber 
nicht ſeiner Mutter, das mitzuteilen. Sie würden das der Alten 
beſſer beibringen können.” 
Dies Schreiben hatte den Alten gerührt, wie ein Schlag. 
Stundenlang ſaß er da und hat nichts zu ſich genommen. Dann 
überlegte er, wie er es der Freundin am beſten beibringen ſollte. 
Er wollte nicht handeln, bevor er zu einem feſten Entſchluß 
gekommen, und dieſer Entſchluß rückte immer mehr in die Ferne.
 Temperaturzunahme ebenſo. Eng mit der Temperatur hängt die 
Feuchtigkeit zuſammen; hohe Grade der Feuchtigkeit erſchweren 
beim Vogel die Feuchtigkeitsabgabe der Haut und verhindern 
ſo einen Wärmeverluſt. Der Vogel kennt offenbar das 
            Unange=
nehme des. Naßkalten” infolge ſeines Federkleides nicht. Wind 
wirkt einmal abkühlend und als ſolcher in Uebereinſtimmung mit 
dem Temperatureinfluß. Beſonders empfindlich gegen dieſe drei 
Komponenten des Temperaturgefühls ſind Droſſel, Kohlmeiſe. 
Luftbewegung wirkt außerdem noch rein mechaniſch, als 
            Luftbe=
wegung an ſich, namentlich bei größeren Windſtärken. 
            Außeror=
dentlich empfindlich iſt die Amſel, während bei Droſſel und 
            Wei=
denlaubvogel faſt keine Reaktion beobachtet werden konnte. Regen 
wirkt erſt von größerer Stärke an. Helle und geringe Bewölkung 
wirkt angenehmer auf die Stimmung als dunkle Wolken, offenbar 
infolge der dann vorhandenen größeren Lichtintenſität. Während 
bei den echten Sängern alſo Aufwachen und Geſangesanfang 
            zu=
ſammenfällt, iſt das nicht immer der Fall beim Kuckuck, 
            Grün=
ſpecht, Ringeltaube und wahrſcheinlich auch bei den Grasmücken. 
Völlig regellos iſt der Anfang beim Haus= und Pfauhahn und 
bei den Enten, etwas regelmäßiger bei den Haustauben. Doch 
ſpielen bei dieſen Haustieren offenbar Domeſtikationsfolgen eine 
gewiſſe Rolle.
 CK. Wilde Tiere der Heimat. Wir ſind gewohnt, die „
            wil=
den”, d. h. gefährlichen und reißenden Tiere in fernen Ländern zu 
ſuchen, während wir meinen, daß in unſeren ziviliſierten 
            Gegen=
den, i: denen die urſprüngliche Natur ſo ſtark zurückgedrängt iſt, 
ſich nur noch Tiere finden, die den Menſchen ſehr viel mehr 
            fürch=
ten als er ſie. Es gibt aber auch bei uns noch eine ganze Reihe 
von Tieren, die dem Menſchen gefährlich werden können. So 
wird aus England von einem ſchottiſchen Viehzüchter berichtet, 
der von einer Wildkatze angegriffen und ſehr ſchwer verletzt 
wurde. Aus dieſem Anlaß erzählt Walter Gallichan von allerlei 
Beſtien, die ſehr viel wilder und ſchädlicher ſind, als wir glauben. 
Wildkatzen zeigen ſich verhältnismäßig ſelten in der Nähe der 
meuſchlichen Wohnungen, und man darf annehmen, daß die 
            mei=
ſten Wildkatzen, die geſchoſſen werden, urſprünglich Hauskatzen 
ſind, die davongelaufen ſind und dann in der freien Natur, die 
alten Raubgewohnheiten angenommen haben; es gibt auch 
            Kreu=
zungen zwiſchen wilder und zahmer Katze. Gerade dieſe 
            Kreu=
zungen ſind beſonders wütend, biſſig und gefährlich, und man 
muß ſich vor ihnen in acht nehmen. Weibliche Ottern, die ihre 
Jungenr ſchützen, ſind ein höchſt unangenehmer Gegner, der den 
Menſchen angreifen kann. So wurde z. B. vor kurzem ein Fiſcher 
in Angleſey, der ſich ahnungslos ihren Jungen näherte, von einer 
Otter angefallen und ſchwer verletzt. Ein anderer Fiſcher, der mit 
einem Fiſchhaken beim Licht einer Laterne einen Lachs fangen 
wollie, ſah ein dunkles Ding im Waſſer und beſchloß, es zu 
faugen. Aber ſtatt des Lachſes brachte er eine große Otter 
            her=
auf, die ihm eine große Wunde im Bein beibrachte, und nachdem 
ſie ihn gebiſſen hatte, ins Waſſer zurückkehrte. Füchſe greifen 
ſelten Menſchen an, wenn ſie allein ſind; aber zu Paaren wenden 
ſie ſich gegen den Menſchen und werden ſehr gefährlich. Der Dachs 
iſt eines der „wildeſten” Tiere, die es in unſerer Fauna gibt; auch 
das Wieſel iſt kein verächtlicher Gegner; beſitzt es doch ſogar die 
Kraft, einen Turmfalken, mit dem es in Kampf gerät, zu töten.
Allerlei Weisheit.
 Manche exotiſche Vögel bauen beſondere geſchmückte „
            Ver=
gnügungs=Neſter”, die niemals zum Brüten, ſondern nur zu 
            ge=
ſeligen Zuſammenkünften dienen. 
Es gibt Waſſervögel die bis zu ſechs Minuten unter Waſſer 
bleiben können. 
62 Prozent der Weltmeere haben eine Tiefe von mehr als 
3600 Metern. 
Die deutſche Artillerie verfeuerte im Kriege 1870—71 
            insge=
ſamt nur zirka 817 000 Schuß. 
Jeder Menſch atmet täglich gegen 1000 Gramm Kohlenſäure 
aus. 
Die Mole von Brügge iſt aus Betonblöcken zuſammengeſetzt, 
von denen jeder 200 000 Zentner wiegt. 
Je ſchlechter man bei Nebelwetter auf dem Meere ſieht, deſto 
beſſer hört man. Nebelhörner hört man bei Regenſturm ſechzig 
mal weiter als bei ſchönem Wetter.
 Hartſpann, nicht Herzſpann, heißt eine ſehr ſtraffe Starre 
der Genickmuskeln, bei der die Stränge am Nacken und 
            Hinter=
kopf ſo hart geſpannt ſind, daß man ſie mit dem Finger nicht 
            ein=
drücken und den Kopf nicht bewegen kann. Nun bedeutet aber 
hart im Platt nicht nur hart, ſondern auch Herz. Daher die 
falſche Ueberſetzung Herzſpann, wo doch das Herz mit der Sache 
gar nichts zu tun hat.
 Ene 
nichts davon ſage, denn er glaubte, dadurch ihr ganzes heiteres 
Weſen zerſtören zu müſſen. 
So erfuhr ſie nichts und glaubte endlich, daß ihr Junge 
verſchollen ſei, aber doch eines Tages wieder bei ihr auftauchen 
werde. 
Infolgedeſſen hielt ſie die kleine Kammer, in der er als 
Junge hauſte, immer in Ordnung. Auch ſorgte ſie dafür, daß 
ſtets ein kleiner Blumenſtrauß in der bunten Vaſe auf, dem 
Schreibtiſch zu finden, und daß dieſe Vaſe, ebenſo wie ſein 
Waſchgeſchirr, mit friſchem Waſſer gefüllt war. 
Ueber dem Bett hing ein Bild ſeines Vaters, des 
            Buchbin=
ders Oldenkott. Er ſchaute etwas ſchnauzbärtig, aber doch 
            wie=
der gutmütig aus dem ſilbernen Rahmen hervor, und die Alte 
nickte ihm zu: 
„Gelt, Niclas — — im Kämmerchen muß es doch hübſch 
ſein, wenn unſer Chriſtian wiederkommt. Weißt, biſt auch zu 
früh von uns gegangen, du!” 
Das warf ſie ihm täglich aufs neue vor. Aber den Alten
 ſchien es gar nicht zu rühren. Er behielt immer den gleichen, 
etwas weltüberlegenen=ſpöttiſchen Zug um den Mund.
 Wenn die alte Anna morgens in aller Frühe, ihre Milch 
holen ging, kaufte ſie auch häufig für die Nachbarkinder 
            Bon=
bons ein. Nicht nur die Kinder des Tünchermeiſters, euch 
            an=
dere wurden von ihr mit Leckereien bedacht. Aber nur, wenn 
ſie ſchön ſittſam über die Straße kamen und nach empfangener 
Gabe „Danke ſchön” ſagten. 
Dem Tünchermeiſter begegnete ſie auf dem Heimweg. Der 
Mann hatte immer ein ſorgenvolles Geſicht und blickte nur noch 
unter einer gefurchten Stirn hervor in die Welt hinein. 
Aber ſonderbarerweiſe hellten ſich ſeine Züge doch etwas auf, 
wenn er der Alten begegnete. 
„Nun, Hermann, ſchon wieder einen Topp. unterm Arm. 
Alleweil immer ſo fleißig. Sich regen, bringt Segen — — hat 
mein ſeliger Alter immer geſagt. Sie kannten ihn ja noch, lieber 
Herr Hermann! Uebrigens entwickeln ſich Ihre beiden Gören 
ganz prächtig! 
Und ſo was ſchwatzte ſie wie ein Waſſerfall.
Nummer 33
11.
Jahr any 192
der Frau
 Wer zufällig die Ausführungen einer Reihe bekannter Frauen 
über dieſe Frage in der hauptſtädtiſchen Preſſe las, ohne ſich ein= 
und das dem Sinne nach in die wenigen Worte zuſammengefaßt 
werden kann: „Wo die heutige wirtſchaftliche Not die Ehefrau 
zur Erwerbsarbeit zwingt, müſſen alle Bedenken ſchweigen.” 
mehr, die andere weniger — dahin ausgeſprochen, daß nur in gefürchteten Hitzperiode, da kann es ſelbſt die ſtark rechnende 
wenigen Ausnahmefällen die Erwerbstätigkeit der Frau auch 
Volkskultur ſein könne. Immer würden es nur wenige, 
            beſon=
ders hervorragende, phyſiſch und pſychiſch über das Mittelmaß 
hinausragende Frauen ſein, die trotz einer mit Hingabe und 
Einſetzung aller geiſtigen und ſeeliſchen Kräfte ausgeübten Be= verändertem Appetit verſpeiſt wird. 
rufstätigkeit auch ihrer Familie, Mann und Kindern, noch das zu 
ſein vermöchten, was dieſe von ihr erwarten oder erwarten 
            müß=
ten, wenn ſie auch an ihrem Teile die Volkskultur fördern wolle. 
Das „Unnormale” iſt aber leider in der Mehrzahl aller 
            Fami=
lien des Mittelſtandes — und um deſſen Frauen kann es ſich ja 
immer nur handeln, wenn von der Förderung der Volkskultur 
durch erwerbstätige Frauen und Mütter geſprochen wird — das 
heute Gegebene und Gebotene. Angeſichts dieſes unerbittlichen 
Zwanges erſcheint uns deshalb beſonders wichtig, was Dr. 
            Leo=
nere Kühne in zwei knappen Sätzen in dieſem Falle fordert. 
„Möglickſſte Berückſichtigung der Lebensbedingungen der 
            erwerbs=
tätigen rerheirateten Frauen von ſeiten der Arbeitgeber (in 
bezug auf Arbeitsverteilung, Zeitdauer, Tageszeit, Erledigung im 
Hauſe); dies iſt bei ſozial verſtändnisvoller Handhabung und 
            we=
uiger Anbetung des hl. Bürokratius in vielen Fällen möglich. 
Und grundſätzliche und gründliche Umſtellung der Pſyche des 
Eheherrn, angeſichts, der veränderten Belaſtung der Frau, 
vor allent in bezug auf Reiſe= und Erfriſchungsbedürfnis der 
            er=
werbs= und haustätigen Frau.” 
Wäre die erſte dieſer Forderungen aber durchzuführen? Wir 
ſagen ja, wenn — die Arbeitgeber alleſamt von der Notwendigkeit 
der Förderung der Kultur durch die Frau zu überzeugen wären. 
Wie und wodurch das geſchehen könnte, iſt eine andere Frage. 
lind weiter: Iſt zu erwarten, daß die Ehemänner mit Bezug und 
Nückſicht auf die erwerbstätige Lebensgefährtin ſamt und ſonders 
im gewüinſchten Sitine umlernen? Die zweite Frage iſt unſeres 
Erachtens und bei unſerer Kenntnis der tatſächlichen 
            Verhält=
niſſe leichter wie die erſte zu beantworten. Von zahlreichen 
            Aus=
nahmen natürlich abgeſehen, wird der Ehemann immer mit 
einem gründlichen Ausſpannen und ebenſolcher Erholung ſeiner 
durch Bexufsarbeit und Ehe doppelt belaſteten Frau 
            einverſtan=
den ſein. Ganz anders wie in früherer Zeit, lernte er durch den 
Mangel au Dienſtboten und dadurch gebotene gelegentliche 
            Mit=
arbeit im Haushalt, die früher ziemlich gering geſchätzte. 
            Haus=
arbeit bewerten. Dieſe Kenntnis wird ihn dazu veranlaſſen, die 
Hauptausübende der für das Wohlergehen der Familie ſo 
            wich=
tigen Verrichtungen, ſo leiſtungsſähig wie möglich zu erhalten, 
ſelbſt wenn nicht innigſtes Verbundenſein mit ihr und völlige 
            ſee=
liſche Harmonie die Triebfeder ſeines Handelns wäre. Uns 
            er=
ſcheint alſo die Antwort auf die oben geſtellte Frage nicht ſo 
ſchwierig, wie ſie wohl anfangs erſcheint, ſondern wir kommen 
bei gründlicher Vertieſung in dieſe zu dem Ergebnis, wie wohl 
ungezähite unſerer Leſerinnen; werden die pſychiſchen und 
            phy=
ſiſchen Kräſte der erwerbstätigen Frau nicht über Gebühr 
            ange=
ſpannt und ausgebeutet, findet ſie bei ihrer Familie: dem 
            Ehe=
niann und den erwachſenen Kindern, das nötige Verſtändnis und 
jedwede Uinterſtützung zur Entlaſtung im Haushalt, dann wird 
ſie ungleich wertvollere Kulturarbeit für das Volksganze durch 
das Ausreifen ihrer eigenen Perſönlichkeit leiſten, als die „Nur= halten, beſtäube oder beſtreiche man dieſe mit Waſſer, in dem 
Hausfran”, der es das Uebermaß häuslicher Pflichten und die man Eiſenvitriol auflöſte. Auf einen halben Liter genügt ein 
unnnterbrochene Einſetzung aller Kräfte zur alleinigen 
            Be=
wältigung derſelben, ganz unmöglich macht, ſich irgendwo, wie 
und wann mit öffentlichen Fragen zu beſchäftigen oder gar, an 
ihrer Löſung, und ſei es auch nur in beſcheidenem Maße, 
            mitzu=
arbeiten. 
* 
— Die Not unſerer Tage, vermag nicht die Phantaſie der 
Mode einzuſchränken, ſie in ihrem Lauf aufzuhalten. Die Mode 
iſt im wirklichen Sinne des Wortes international. Dieſes, gerade 
in unſerer Gegenwart oft ſo ſträflich mißbrauchte Wort iſt einfach 
freie Ausblicke, ſie darf nicht eng umzirkelt ſein, will man ſie nicht, ſchnitten, in Mehl gewendet, in heißem Zwiebelfett unter 
            ſtän=
ihres Reizes berauben. Jedem Volk bleibt es vorbehalten, die 
nur möglich, wenn man jederzeit über modiſche Dinge gut unter= 
Kleidung hält, für die neue Herbſt= und Wintermode ein 
            zuver=
läſſiger Natgeber ſein? Nach wie vor die beliebten Beyers Mode= 
Führer, die auch in dieſem Jahr eine große Anzahl von Vorlagen 
in auserwähltem Geſchmack bringen. Da locken neben einfachen 
und eleganten Bluſen= und Straßenanzügen reizende 
            Nachmit=
tagskleider in der neuen drapierten Form, elegante 
            Geſellſchafts=
kleider und ſchier eine ganze Sammlung all der reizenden 
            nichtig=
pflegt. Es ſind zwei Bände erſchienen, der erſte bringt gegen tag: Spinat mit Bratkartoffeln. — Freitag: Heringskar= 
300 Modelle von Damenkleidung, der zweite etwa die gleiche An= tofſeln. — Samstag: Hefeplinſen und geſchmorte Kirſchen.
 zaßl reizender Verlasen für n inn hen= und in erti ing 
für jedes Alter. Beiden Bäuden ſind koſtenlos 20 der bezehrteften 
Schnitte auf großem Bogen beigegeben. Grundpreis: Band 
1.25 Mark, Band II 1 Mark. In allen Buchhandlungen und den 
Beher=Schnittverkaufsſtellen erhältlich, auch unter Nachnahme 
vom Verlag Otto Beyer, Leipzig B. 
Wenn die Gurke reift ..... 
* Was wir gemeiniglich unter Gurken, oder beſſer „
            Saure=
gurkenzeit” verſtehen, iſt eigentlich die Zeit der Hundstage, wo 
gehender mit dem Thema zu beſchäftigen, kam vielleicht zu dem der Menſch vor Hitze kaum ſich zu retten weiß und verzweifelt 
gleichen Ergebnis wie Gabriele Reuter, das dieſe in ihrer bekaun= nach Kühlung lechzt, ſofern der Wettergott nicht launiſcherweiſe 
ten treffenden Art, kurz und knapp gefaßt zur Frage beiſteuerte das Gegenteil eintreten läßt. Wiediel uns in ſolchen Tagen 
ein herzhaft gewürzter, kühlender Gurkenſalat, als 
            hochwill=
kommene Labung ſür den Körper bedeutet, haben wir alle ja 
ſchon längſt erfahren. Aber ſobald die ſchlanke, grüne Frucht 
Im Ganzen genommen, haben ſich alle Frauen — die eine auf dem Mark erſcheint, und das iſt zumeiſt lange, vor jener 
ſparſame Hausfrau nicht laſſen, ſie öfter einmal auf den Tiſch 
fördernd für die Familienkultur und damit zugleich auch für die zu bringen, obwohl ſie anfäuglich, und namentlich heuer zumeiſt 
noch hoch im Preiſe ſteht. In der „Saiſon” aber vergeht dann 
faſt kein Tag, wvo nicht eine Portion Gurkenſalat auf dem 
Mittags= oder Abendtiſch erſcheint und immer wieder mit un= 
Aber noch mehr Liebhaber wie bei uns in Deutſchland 
findet die Gurke bei den Nuſſen, grün oder ſauer wird ſie von 
ihnen gleich ſtark begehrt. Die Slaven ſind wohl überhaupt 
diejenigen geweſer, die die Gurkenkultur in Deutſchland 
            ein=
führten und verbreiteten. Wie weit die Kultur der Gurke 
            zu=
rückreicht, iſt nicht genau feſtzuſtellen. In Oſtindien wächſt ſie 
noch heute auf weiten Strecken wild, und man nimmt an, daß 
ſie dort ſchon ſeit mehr denn 3000 Jahren bekannt iſt. Bei den 
alten Aegyptern dagegen war ſie noch völlig unbekannt, und 
die Griechen lernten ſie erſt im 7. Jahrhundert kennen, wo ſie 
von Kleinaſien her eingeführt und im Städtchen Mekon (
            Mohn=
ſtadt) bei Korinth derart ſtark kultiviert wurde, daß dieſe bald 
den Namen Shkion (Gurkenſtadt) erhielt. Kaiſer Tiberius ließ 
für ſeinen eigenen Bedarf die Gurken, die ſeine beſondere 
            Lieb=
haberei waren, im Treibhaus ziehen, um ſich jederzeit an ihnen 
erquicken zu können, und 150 Jahre ſpäter, um Jahr 200 n. 
Chr., waren ſchon ſowohl Salz=, wie Senfgurken bekannt, ein 
Beweis dafür, welche eingehenden Verſuche man mit dieſem 
„ſeltſamen grünen Gewächs”, wie es Plinius einmal nannte, 
anſtellte. Karl der Große erwarb ſich das Verdienſt, ihnen 
auch im ſüdweſtlichen Deutſchland weiteſten Eingang zu 
            der=
ſchaffen, nachdem ſie in anderen Teilen des Landes ſchon durch 
die Slaven kultiviert wurden. 
Heute werden in Deutſchland, namentlich bei Berlin, in 
Lübben (Spreewald), Liegnitz und Calbe ungeheuere Mengen 
von Gurken erzeugt. In Oeſterreich, bzw. der heutigen Tſchecho= 
Slowakei, in Znaim in Mähren und Saaz in Böhmen, in 
Ungarn in Moderndorf bei Tyrnau und in Holland in 
            Rotter=
dam, von wo aus alljährlich, im zeitigen Frühjahr ſchon, ein 
ſtarker Export nach England ſtattfindet. Trotzdem die Gurke 
hauptſächlich nur einen Erfriſchungswert beſitzt, ob man ſie Ludwig Hornung in Zell i. O. (auch 16); Adam Wolf in Kolmbae 
nun als grüne Gurke zu erquickendem Salat mit oder ohne 
Bohnen, Tomaten, Sellerie, Kopfſalat und die verſchiedenen 
Würzkräuter wie: Schnittlauch, Zwiebellauch, Kerbel, Dill, 
Peterſilie, Eſtragon bereitet oder ſpäter als Senf=, ſaure, Eſſig=, nimmt, könnte man die Stellung Kf1 Dd3 Tb5 h4 Bb6 (42) e‟ 
Salz= oder Pfeffergurke konſerviert, mehr als appetitreizende 
Fleiſch= und Bratenzuſpeiſe genießt, immer kann ſie ſich faſt 
ungeteilter Zuneigung jeglichen Volkes, ob arm, ob reich, er= dem Ig2 kein Argernis und ziehe die zuerſt überſandte Stellun 
freuen. Ihr feiner Artgeſchmack geht freilich unter der 
            Ein=
wirkung der angeführten verſchiedenen Zutaten faſt ganz 
            ver=
loren. Jener Eigengeſchmack, der dem Salat von friſchen 
grünen Gurken wohl immer ſeine vorherrſchende Stellung unter 8 
allen anderen Salaten ſichert. 
Der zeitgemäße Haushalt. 
Um Spinnen aus Winkeln und Ecken fernzu= 
Eßlöffel voll. 
HI. 
Gerade und kleine dreieckige Riſſe in 
            Klei=
dern und Knabenanzügen, die ſich nur ſchwer unſichtbar ſtopfen 
laſſen, plätte man auf einfache Weiſe zu. Man legt den Riß mit 
Dr. Hertha Eiſenſchmidt, der rechten Seite nach unten auf das Plättbrett, ſchiebt mit einer 
Nadel die Fäden gleichmäßig, wie das Gewebe, deckt ein Stückchen 
Guttapercha (in Drogerien erhältlich) darüber, auf dieſes ein 
Stück gleichen Stoff, wie das Garderobenſtück und plättet die 
Stelle mit heißem Eiſen. Meiſt iſt der Riß nicht mehr zu ſehen. 
Pikantes Schweizer Leberli. Ein halbes Pfund 
nicht von dem Begriff Mode zu trennen. Denn Mode braucht Rindsleher wird in daumenlange und halbfingerdecke Streifen 
            ge=
digen Rühren auf flottem Feuer gar gedünſtet. Darauf ’/= Liter unten geleſen, den Namen eines uralten Baumes in der Nä. 8 
Weltmode ſeiner Eigenart gemäß zu beeinfluſſen. Das iſt aber kochendes Waſſer, 1 Teelöffel Zitronenſaft, 1 Teelöffel Appels Kranichſteiner Jagdſchloſſes. 
Suppenwürze, die ſchon gedünſtete Zwiebel und 1 Eßlöffel 
            ein=
richtet iſt. Ver wird der Frauenwelt, die auf geſchmackvolle gedickte Milch oder geriebener Schweizerkäſe beigefügt, das ganze 
noch 10 Minuten dünſten gelaſſen, da ſonſt die Leber hart wird. 
Ganz vorzüglich zu dick ausgequollenem Reis paſſend. 
L. 
Speiſezettel. 
Sonntag: Schweizer Leberli. — Montag: 
            Schwamm=
klöſe mit Heidelbeeren. — Dienstag: Grüne Erbſen mit 
wichtigen. Dinge, mit denen uns Frau Mode zu überraſchen Karotten. — Mittwoch: Grüne Bohnen. — Donners=
 O9C.909 
(OG2G68
Annd
G‟
Nummer 14
 Aufgabe 27 
W. Roeſe in Hamburg 
(Urdruck) 
d e f
 Der Tünchermeiſter ließ ſich’s gefallen, obwohl er es eilig 
hatte. Er empfand es, wie andere, als eine Erholung, dieſer 
Frau zuzuhören, die immer Zeit und nie etwas zu 
            verſäu=
nen hatte. 
Er blickte ihr nach, wie ſie immer noch gerade und aufrecht 
über den Hof ſchritt. Und wußte, daß ſie auch oben bei ſeiner 
Frau zu einem Schwätzchen vorſprechen werde. 
Oft machte ſie auch in der ganzen Nachbarſchaft ihre Viſite. 
Uieberall freundlich empfangen, denn ſie empfanden es alle, hier 
war ein Menſch, und der hatte Zeit. Man war ihr inſtinktiv 
dankbar für den Beweis, daß man auch in unſerer raſchlebigen 
zeit und Kulturepoche noch — Zeit haben konnte. Und nicht 
zum wenigſten hörte auch jedermann aus ihren Worten 
            her=
aus, daß dieſe Frau ein Schickſal hinter ſich hatte, dem ſie 
            nie=
nials irgendwie ausgewichen, aber in heiterer Ruhe begegnet war. 
Eigentlich konnte niemand an dieſer Buchbinderwitwe etwas 
Beſonderes finden. Sie war eine Erſcheinung, wie ſie uns 
            Hun=
ſerte alle Tage begegnen. Trotzdem übte ſie in ihrer Güte und 
Zeſcheidenheit einen größeren Einfluß aus als manche 
            ſoge=
nannte Perſönlichkeit, die ſich zum Tagesgötzen irgendeiner 
            Rich=
ung erhebt, um ebenſo ſchnell, wie ſie aufgetaucht, auf 
            Nimmer=
wielerſehen zu entſchwinden. 
Es war, als bringe ſie überall Sonne mit; und wenn die 
beiden Kinder des Tünchermeiſters ſpäter etwas Brauchbares 
burden, ſo dankten ſie das auch zum großen Teil dieſer Frau, 
die ſo teilnehmend nach ihren kleinen Sorgen zu fragen verſtand 
ind durch ihren ſüßen Lohn ihren Schulehrgeiz aufs äußerſte 
angeſpannt hatte. 
Auch in der Kirche war ſie des Sonntags eine regelmäßige, 
allen Beſuchern vertraute Erſcheinung. Sie hatte ihren Platz 
in der drittvorderſten Bank und wandte ihren Blick nur ſelten 
von den Lippen des Pfarrers ab, deſſen tröſtliche Worte ſie mit 
Wohlgefallen in ihr Innerſtes aufnahm. 
Es fiel dabei außerordentlich auf, als eines Tages dieſer 
ſlieb. 
Pla” 
jedene Bekannte von ihr ſchlugen ſofort nach dem 
ſt die Richtung nach der Abteiſtraße ein. 
Tünchermeiſter, den man befragen wollte, ſtand verſtört 
in der Haustür. Er hatte einen fleckigen Rock, den er wohl in
 der Eile übergeworfen, und eilte, wie er behauptete, um einen 
Arzt zu benachrichtigen. 
Seine Frau hatte die alte Anna in ihrer Wohnung im 
            Ster=
ben gefunden. 
Da lag ſie in ihtem weißen Häubchen auf den ſauberen 
Kiſſen und lächelte immer noch. 
„Kinder,” meinte ſie zu den verſchiedenen Nachbarsleuten, 
die ſich an ihrem Lager zuſammengefunden, als drehe ſich’s hier 
um eine teure Verwandte, „Kinder — 
— nun geht’s halt doch 
mal ans Sterben. Bleibt mir hübſch einig zuſammen, gelt, und 
ſchaut zu, daß ich auf dem Friedhof neben dem Alten zu liegen 
komme. Und wenn mein Jung, der Chriſtian, ſollte nach Hauſe 
finden, ſo grüßt ihn ſchön von der Mutter und ſagt ihm, länger 
zu warten wäre mir nicht vergönnt geweſen. Geht — — ſetzt 
mir nicht ſo verſauerte Mienen auf. Einmal muß halt jeder 
dran glauben — — 
Sie plauderte, wenn auch mühſam, ſo doch ganz 
            unver=
droſſen, und es war umgekehrt, wie es in der Regel an einem 
ſolchen Lager zu ſein pflegt: die Sterbende ſprach den Lebenden 
Troſt zu. 
Einige Stunden ſpäter war ſie verſchieden. 
Tagelang blieb es totenſtill in den Höfen. Das vielfache 
Singen und Pfeifen ringsum hatte nun aufgehört. Selbſt die 
Kinder lärmten lange nicht ſo, wie es ſonſt ihre Art war —. 
und wagte es doch einmal ſolch ein Kleines, im Uebermut laut 
zu werden, ſo hieß es gleich von verſchiedenen Seiten: 
„Bſt — — Tante Anna muß ſchlafen —‟ 
Die kärglichen Mittel, die man bei der alten Anna 
            gefun=
den, hätten bloß zu einem jämmerlichen Begräbnis gelangt. 
Aber jeder von ihren Nachbarn empfand es als eine Sache 
perſönlicher Ehre, hier einzuſpringe, und ſo kam am Eude ein 
prächtiger Leichenzug mit vielen blühenden Kränzen zuſtande. 
Auf der Straße blieben die Leute ſtehen. Man wunderte 
ſich allgemein und fragte, wer da begraben werde. 
Selten wußte jemand Beſcheid zu geben. Dann dachten die 
Leute bei ſich: „Es muß eine bedeutende Per önlichkeit ſein— 
Als die erſten Schaufeln Erde polternd auf den Sarg der 
alten Anua hinunterfielen, ſtanden alle mit feuchten Augen 
daror.
 Weiß zieht und ſetzt in drei Zügen matt. 
Prüfſtellung: Weiß: Ke8 Te7 Le5Se4h2 (5); 
Schwarz: Kg1 Lh1 Sa8 Bg2 h3 (5); 3 +. 
Ein alter Gedanke in neuer, hübſcher Faſſung, 
Aufgabe 28 
Joſ. C. J. Wainwright in Needham. 
(Tours de force 1906). 
Weiß: Ka8 De3 Ta5 18 Ld8 e2 Sb8 g4 (8); 
Schwart: Kd6 Td1 g6 Uh2 Sb7 es (6). 
Matt in zwei Zügen. 
Berichtigung: Die Aufgaben, die in der letzten Nummer b. m 
Löſungen von 13—15 angeführt wurden, ſind teilweiſe verdruckt, er 
Brunner, M. N. N. 1912, zu 13, ſtehen die weißen 8 auf es und o 
auf k2 k4; in der Aufgabe von Guidelli, G. C. 1919, zu 14, ſte 
e2 noch ein weißer T: v. Holzhauſen, D. W. 1904 (nicht 1905) zu 1 
weißen Be3, ſtatt e2, und ſchwarzen Bh6, ſtatt k6—, In 16 ſteht 
ſelbſtverſtändlich auf h1 (nicht a1). 
Nachtrag zur Löſerliſte, Aufgaben 11—16: H. F., Walter & 
(alle); Jakob Balß in Gadernheim (auch 15, 16); Rolf Schmidthof 
Briefkaſten J. B. in G. Die Löſungen wie immer vollſ 
richtig. In 15 dient der L.g2 zur Darſtellung des„Zugwechſel‟=Geda 
Der Verfaſſer ſchreibt uns darüber: „Wenn man an dem I.g29 
Db4 Ba5 b7 h5 wählen. Der in Klammer geſetzte Bauer ſo 
dazu dienen, dem K das Feld el zugänglich zu machen, die Hau 
führung beſtände dann in 1. e2—e3— Ich perſönlich nehme jed. 
wir veröffentlicht haben) vor. Der Verführungszug 1. Kg1—f1 E 
mir beſſer als 1. e2—e3.” — H. B. Aufgabe 22: 1. De72 Kh 
A. D. Aufgabe 19: 1. Dc32 Tc8:! (auch k6—15)2. Db3- T 
g. Sch. Ihr Schreiben vom 22. Juli beanworten wir brieflich, Eel 
Löſungsverſuche der Aufgaben in Nummer 12 führen nicht zun k. 
Aufgabe 23: 1. Tb2 Tb7:1 2. Dh8 Te7 — (Sie geben an 
Tb7—e2 +, der Zug iſt doch unmöglich) 3. T62 + Tg7 oder T 
hindert das dreizügige Matt, 24: 1. Sce4 +Te3 2. Dc3.+: Dh. B 
Anfragen, Beiträge, Löſungen u. dal. nur an die Schriſt g 
des Darmſtädter Tagblatts mit der Aufſchrift „Schach”,
Spiel und Rätſel
 Darmſtädter Silbenrätſel. 
au, bach, bos, del, do, ge, gei, i, laub, les, ur, ven, wa, 
Aus vorſtehenden Silben ſind 6 Wörter von folgender Bed/G 
zu bilden: 1. Inſel an der kleinaſiatiſchen Küſte. 2. AndereB 
nung für Ferienzeit. 3. Fluß in Holſtein. 4. Stadt in Ge F. 
5. Berühmte Pianofortefabrik. 6. Muſikinſtrument. 
Die Anfangs= und Endbuchſtaben ergeben, beide von obei m 
Aug. 25 
Arithmogriph.
 1 7 8 4 2 7 3. Aſiatiſches Reich 
2 8 87 3 
etwas Menſchliches 
3 2 456 7 
Mauervertiefung 
4 12 3 3 7 3. Waffe der Gliederfüßer 
5 6 2 3 2 3 
Heilmittel 
67237 
Deutſcher Lyriker 
7 256 
Laubbaum 
82117 
Körperteil. 
1—8 (Anfangsbuchſtaben) nennen eine Hundegattung. Carl ſel 
Rätſel. 
550. Männlich iſt’s in jedem Haus. — Weiblich iſt’s im Freien IB 
551. Das Wort iſt eine ſaft’ge ſchwarze Frucht, — Doch nich A 
die zwei letzten Silben ſagen, — Wer Silbe Eins iſt u a‟ 
Wort verſucht, — Wird bald gewaltig über Bauchweh T. 
552. Koſtbar iſt immer die erſte, noch koſtbarer oft die zwei an! 
Aber, das koſtbarſte ſcheinet das Ganze, rein wörtli!e 
nommen. — Wie es uns einmal berichtet die gri 
Sagengeſchichte, — Sonſt iſts ein Zierſtrauch mit leuch F 
Blüten und giftigem Laube. 
Scherzfrage: Welcher Prophet iſt im Münchner Hofbr ſch 
beliebteſten? — 
— Amos (a Moß). 
Zahlenwunder: Die Summe der k erſten Würfe El 
(d. ſ. Zahlen von der Form a. 4. 4, z. B. 1—1.1.1: 8— 
E. 
27—3 3. 3; 64—4. 4. 4 uſw. iſt immer eine Geviertzahl (a. 2 
49—7.7; 81—9.9), nämlich k(r—1).r(k+1) z. B. 1184:* 
1.2 1.2 
1125—225— 5. 6, 5. 6 —15.15. 
1.2 1.2 
Auflöſungen. 
Silbenrätſel: 
1. David, 2. Inge, 3. Eder, 4. Adam, 5. Urga, 6. Tm. 
7. Salzach, 8. Tibeſti, 9. Erdal, 10. Laband, 11. Laute, 12 M 
13. Nazareth, 14. Gorgo, 15. Aloe, 16. Urberach, 17. ſ 
„Die Ausſtellung auf der Mathildenhöhe‟. 
Streichholz=Rätſei.
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 Rätſel: 547. Beinwell. 548, ſorgenlos, ſorglos. 549. Wieſe 
Verantwortlich: Max Streeſe
C.