Darmstädter Tagblatt 1923


10. August 1923

[  ][ ]

(nummer 8000 Mark

Bezugspreis:
Bel wöchentl. 7maligem Erſcheinen (reibleibend) monai=
ſch
85000 M und 5000 M. Wbragegebühr, Abholen
gr0g0, durch d. Agenturen 90000 M. frei Haus. Beſtelle
ungen nehmen enigegen: die Geſchäfteſtelle Rheinſtr. 23
(Fernſprecher 1, 2390 und 2394), die Agenturen und
alle poſtämter. Verantwortlichkeit für Aufnahme von
Anzeigen an beſtimmten Tagen wird nicht übernom=
mei
. Mcheſcheinen, engeler. Dumnmem Molge
höherer Gewalt berechigt den Bezieher nicht zur Kür=
zung
des Bezugspreiſes. Beſtellungen und Abbeſel=
lungen
durch Fermruf ohne Verbindlſchleit für une.
Poſſcheckonto: Franfurt a. M. 4304.

Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſt. Tagbl. geſtattet.
186. Jahrgang
Nummer 219
Freitag, den 19. Auguſt 1923

R
27 mm breite 7 4
Finanz Anzeic
breit, 7000 FK
Finanz= An=e!
zeile 1000009
ſtelle Rheinſt
erveditionen.
Aufruhr, Sty
auf Erfüllung E
von Schadenerſ.
Beitreibung fäll.
Deutſche Bank und

tung
1ſtung
Miche
Meuntge
albank.

Ein erhebendes Bild deutſcher Entſchloffenheit.
Einigkeit aller Parteien im Reichstag. Einverſtändnis mit der Außenpolitik des Kabinetts Cuno. Deutſch der Rhein und deutſch die
Ruhr. Eine eindrucksvolle Rede des deutſchen Außenminiſters.
(Lebhafte Zuſtimmung.) Auch den engliſchen Staatsmännern
müſſe geſagt werden:
Die Ausſprache
Ein großer Tag.
Deutſcher Zuſammenbruch und engliſche Arbeitsloſigkeit ſind
Von unſerer Berliner Redaktion.
identiſch, deutſcher Bolſchewismus iſt engliſcher Bolſchewismus.
über die Regierungserklärung.
Wenn Deutſchland ſtirbt, ſo ſtirbt auch Europa.
* Berlin, 9. Aug. (Priv.=Tel.) Der heutige zweite Tag

der Reichstagsſitzung war der Stellungnahme der Parteien vor=
behalten
. Die Fraktionsführer, die zu Worte kamen, beſchränk=
ten
ſich auf verhältnismäßig kurze Ausführungen, obwohl ge=

ſad ſtern der Antrag angenommen war, die Redezeit auf 1½ Stunden
zu verlängern. Alle Redner brachten den gleichen, unbeugſamen
a Willen zum Ausdruck, Durchgreifendes zu tun, um den Verfall
anſerer Währung und den Ruin unſerer Wirtſchaft aufzuhalten.
Man kann deshalb die Reden der Füührer der Sozialdemo=
räten
, der Demokraten, des Zentrums, der Deutſchen und der
Deutſchnationalen Volkspartei in erſter Linie betrachten als eine
MNundgebung nach außen, daß der Reichstag gewillt iſt, in der
irnſteſten Stunde der deutſchen Republik ſeine Pflicht zu tun.
(binter den Kuliſſen wird fieberhaft gearbeitet, um die Steuer=
ſi
otlagen der Regierung geſetzfertig zu machen und dafür zu ſor=
9. ſen, daß die Wertbeſtändigkeit der Einnahmen garantiert wird
ind daß die Einnahmen ausreichen. Es ergibt ſich, daß von
ſze 5 Ulen Seiten, von den Sozialdemokraten bis zu den Deutſch=
1a dationalen, die Parteien in ihren Steuerforderungen noch über
u ie Forderungen der Reichsregierung hinausgehen. Waht=
Su aft, es iſt ein erhebendes Bild deutſcher Entſchloſſenheit!
Daneben wird hinter den Kuliſſen auch erwogen, wie durch
luswechſelung gewiſſer Perſonen im Kabinett, insbeſondere in
er Beſetzung des Finanzminiſteriums, das Kabinett Cuno, mit
eſſen Außenpolitik man allerſeits einverſtanden iſt, auch im
Innern zu ſtabiliſieren ſei.
Ueber die Sitzung im einzelnen iſt folgendes zu ſagen: Der
bg. Müller=Franken, der für die Sozialdemokraten
rach, tadelte all das, was in der letzten Zeit an Maßnahmen
erſäumt worden ſei. Seine Angriffe richteten ſich beſonders
egen die Politik der Reichsbank. Es fehlte auch nicht an den
blichen Auseinanderſetzungen mit den Deutſchnationalen. Was
7üller=Franken zu den Vorlagen der Regierung ſagte, ergab,
die Sozialdemokraten im Grunde mit den Vorlagen der Re=
erung
einverſtanden ſind, ihre Forderungen eher noch darüber
nausgehen. Die Stellung der Sozialdemokraten zur Re=
erung
formulierte Abg. Müller=Meiningen etwa ſo,
er ſagte: Wir ſind nicht gegen das Finanzprogramm der
egierung, wir bedauern im Gegenteil, daß es ſo ſpät gekom=
en
iſt, und daß es zu ſeiner Ergänzung noch weiterer notwen=
ger
Maßnahmen bedarf.
Der Abg. Marx gab für das Zentrum eine kurze Erklärung
, die ebenfalls ein Einverſtändnis mit den Vorlagen aus=
ückte
, und forderte unverzügliche Inangriffnahme geſetzlicher
kaßnahmen im Intereſſe der Finanz und Wirtſchaft der deut=
jen
Republik. Auch das Zentrum ſteht ſelbſtverſtändlich weiter,
ie die Sozialdemokratie, hinter der Aufrechterhaltung des paſſi=
n
Widerſtandes.
Den Höhepunkt in der Debatte bildeten die Ausführungen
s Abg. Streſemann, die oft von lebhaftem Beifall be=
eitet
waren. Streſemann faßte die Lage in die Worte zuſam=
en
, daß es im Augenblick um die Aufrechterhaltung der ver=
ſſungsmäßigen
Zuſtände im Reich und um das Schickſal des
eiches gehe, daß der Ruhrkampf nicht aufgegeben werden
nne, weil hier tatſächlich Kapitulation und Zuſammenbruch
engſten Zuſammenhang ſtehen. Großen Eindruck machte es,
3 Streſemann ausführte: Wir wiſſen, daß in dem
ampf um Freiheit und Vermögen das Ver=
ögen
das Geringere und die Freiheit das
rößere iſt. Nach tiefempfundenen Worten für das Hel=
ntum
der Bevölkerung an Ruhr und Rhein, beſonders das
ldentum der Ausgewieſenen, ſchloß Streſemann mit einem
iſten Bekenntnis zum heutigen Staat.
Die Ausführungen des Führers der Deutſchnationalen,
ergt, bewegten ſich in der gleichen Linie wie die ſeiner Vor=
zner
. Hergt forderte energiſche Maßnahmen der Negierung
d Einſatz des Letzten für den Freiheitskampf des deutſchen
olkes an Ruhr und Rhein. Wir, die Deutſchnationale Partei,
d bereit, die Steuervorſchläge zu unterſtützen.
Ueberraſchenderweiſe ergriff dann für die Regierung noch
imal der Reichsminiſter des Aeußern v. Roſenberg das
ort. Seine Ausführungen, die von dem ganzen Hauſe mit
ößter Spannung angehört wurden, löſten bei allen Parteien
ſtürmiſche Zuſtimmung aus und gaben dem Vertrauen Aus=
ck, daß der Reichstag in ſeiner überwältigenden Mehrheit für
Außenpolitik des Kabinetts ſteht. v. Roſenberg rechnete in
ffender Weiſe noch einmal mit Frankreich ab und führte gegen=
er
der franzöſiſchen Aufſtellung über das, was Deutſchland an
parationen geleiſtet hat, eine amerikaniſche Statiſtik an, die
im weſentlichen mit der deutſchen Rechnung deckt. Was
ſenberg über die deutſche außenpolitiſche Aktivität ſagte, fand
Reichstag Verſtändnis. Auch das, wie er ausführte, daß
dieſem Stadium die Reichsregierung ſich nicht in dem Maße
Oeffentlichkeit anvertrauen könne, wie ſie es wohl gerne ge=
Ult hätte. Eine ausgezeichnete Abrechnung führte Roſenberg
dem Völkerbund. Er erinnerte an all die Enttäuſchungen,
dem deutſchen Volke von dem Völkerbund bereitet wurden,
daß man ſich nicht wundern kann, daß das Vertrauen, des
1tſchen Volkes für dieſen Völkerbund nur gering ſein kann.
un ſprach der Außenminiſter über die Schuldfrage und
lärte unter ſtürmiſchem Beifall, daß das deutſche Volk das
teil der Geſchichte nicht zu ſcheuen habe, und nicht gewilt ſei,
moraliſche Schuld an dem Kriege zu tragen.
Nach den Ausführungen v. Roſenbergs, die ungeteilten Bei=
C fanden, und zu denen noch geſagt ſei, daß ſie nicht durch
Eiſchenrufe geſtört wurden, vertagte ſich das Haus.

Berlin, den 9. Auguſt.
Am Regierungstiſche: Reichskanzler Dr. Cuno, Außen=
miniſter
v. Roſenberg, Wirtſchaftsminiſter Dr. Becker,
Ernährungsminiſter Dr. Luther.
Präſident Loebe teilt mit, daß wegen der Sperre im be=
ſetzten
Gebiet der Abg. Dr. Moſt (D. Bpt.) nicht an den Ver=
handlungen
des Reichstages teilnehmen kann.
Abg. Müller=Franken (Soz.) weiſt darauf hin, daß
in den breiten Maſſen des deutſchen Volkes eine Erbitterung
entſtanden iſt, wie man ſie bisher nicht gekannt habe. Er erklärt,
ein Alarmartikel der Germania vom 27. Juli wäre nur mög=
lich
geweſen, weil nicht nur im Zentrum, ſondern auch in den
anderen Parteien ſich Zeichen der Erregung geltend machten.
Die wirtſchaftlichen Verhältniſſe ſind unhaltbar. Die Haus=
frauen
erhalten auf den Märkten nichts mehr für ihre vielen
Papierſcheine, die der Volksmund bereits Havenſteinrubel
getauft hat. (Hört) hört!). Die Reichsbank habe jede Umſicht
vermiſſen laſſen. In einer ſolchen Zeit ſei eine Predigt des
Reichskanzlers mit der Ermahnung, weniger zu konſumieren,
mehr zu ſparen und zu arbeiten, nichts nützend. (Beifall links.)
Für ſolche Mahnungen haben die Maſſen kein Verſtändnis.
Durch die Politik der Reichsbank ſei der Sparbetrieb des deut=
ſchen
Volkes ertötet. An der ſchlechten Lebensmittelverſorgung
trage die vollkommene Freigabe des Lebensmittelmarktes die
Schuld. Der Appell an die Landwirtſchaft hätte keinen Erfolg
gehabt. Poinears habe bei den Deutſchnationalen gute Bundes=
genoſſen
. Die reiche Kartoffelernte des Vorjahres ſei verfuttert
und verfuſelt worden. Eine Verwirklichung der Rheinlandpläne
Poincares würde ſich bitterſchwer rächen.
Die Rheinlande laſſen ſich nicht entdeutſchen!
(Beifall.) Bedauerlich ſeien die Zuſtände in Bayern, an denen
die franzöſiſchen Separatiſten ihre helle Freude haben müßten.
(Lebh. Zuſtimmung links. Zurufe rechts: Sachſen, Thüringen!)
Ein verfaſſungstreuer Bayer brauche nicht ins Ruhrgebiet zu
gehen, um ſich erſchießen zu laſſen; er könne das auch in Bayern
haben. Der bayeriſchen Regierung ſei es ganz gleich, ob die
Pfalz verloren gehe. (Unruhe.) So lange Fechenbach im Zucht=
haus
ſitze, müſſe jeder deutſche Appell an das Weltgewiſſen wir=
kungslos
verhallen. Notwendig iſt die ſchleunige Erledigung
der Steuervorlagen. Sie müſſen ergänzt werden durch eine
Roggenſteuer der Landwirtſchaft und durch eine Lohn=
ſummenſteuer
von Induſtrie, Handel und Bankweſen.
Daneben brauchen wir eine neue Stützung der Mark.
Unter Umſtänden müſſen durch Zwangsmaßregeln Deviſen aus
der Induſtrie herausgebolt werden. Die Einfuhr muß teil=
weiſe
erdroſſeltwerden. Der Redner fordert eine Vert=
beſtändigkeit
der Entlohnung und beſpricht dann die
Vertrauensfrage, die der Reichskanzler im Zuſammenhang mit
dem Finanzprogramm geſtellt hat. Der Redner erklärt ſich be=
reit
, dieſes durch neue Finanzvorſchläge zu ergänzen und erklärt:
Vir werden zu jeder Regierung Vertrauen haben,
die mit uns bereit iſt, unſer Finanzprogramm durchzuführen.
Schnelle Arbeit muß geleiſtet werden. In dieſer Hinſicht müſſen
wir den Volkswillen vollſtrecken.
Abg. Marx (Ztr.) gibt im Namen des Zentrums eine Er=
klärung
ab, in der es heißt, daß die Lage nie ernſter und
gefahrdrohender geweſen ſei als jetzt. Alle verfügbaren
Kräfte der Nation müßten einheitlich zuſammengefaßt werden.
Dies werde gelingen, wenn der Wille überall geweckt und ohne
Zeitverluſt begonnen wird. Die beſtehenden Möglichkeiten für
eine Beſſerung unſerer Verhältniſſe müßten energiſch und
umſichtig ausgenutzt werden. Dazu ſei erforderlich: 1. Unver=
zügliche
Aufbringung eines ausreichenden Goldſchatzes,
deſſen Zweckbeſtimmung ſein ſoll die Beſchaffung von
Lebensmitteln und Beruhigung unſerer Währung. Nicht
unbedingt lebensnotwendige Einfuhr muß ausgeſchaltet werden.
2. Schaffung wertbeſtändiger Anleihemöglich=
keiten
, und 3. Ordnung im Reichshaushalt und
Sparmaßnahmen.
Vor dem Eingriff in die Vermögensſubſtanz
darf nicht zurückgeſchreckt werden.
Der Zugriff ſei unvermeidbar. Das Leben der Nation müſſe
über allem ſtehen. (Lebh. Zuſtimmung im Zentrum.) Die Reichs=
regierung
müſſe unverzüglich Maßnahmen ergreifen. Beklagens=
wert
ſei, daß weite Kreiſe unſeres Volkes unſere Lage noch
nicht begriffen hätten. Alle Opfer ſeien geringfügig im Vergleich
zu den Leiden, die unſere Brüder und Schweſtern im beſetzten
Gebiet erdulden müſſen. Sie müſſen ein leuchtendes Vorbild
für uns ſein. Das Zentrum gebe den Gedanken zur Verſtän=
digung
nicht auf, und habe den ehrlichen Willen zum endlichen
Frieden, den nicht nur Deutſchland, ſondern auch ganz Europa
ſo nötig habe.
Abg. Dr. Streſemann (Deutſche Volkspartei) erklärt,
daß die Entſcheidung, um die es heute gehe, nicht durch
einen Kabinettswechſel geſchehen könne. Es gehe um die
Aufrechterhaltung des verfaſſungsmäßigen Zu=
ſtandes
im Reich. Weun er nicht mehr beſtünde, ſtehe das
ganze Reich in Frage. Zweifellos denke man in der Welt an=
ders
über den paſſiven Widerſtand, als man das ausſpreche. Der
paſſive Widerſtand werde geführt zur Wiederherſtellung vertrags=
mäßiger
internationaler Zuſtände, für eine Löſung der Repa=
rationsfrage
, die uns die Eriſtenz ermögliche. Er ſei
der ſtumme Aufſchrei eines unerhört geknechteten Voikes.

Die Kommuniſten hätten in Deutſchland keine Macht, wenn
ihnen nicht die Zerſtörung aller ethiſchen und ſittlichen Kräfte zu
Hilfe käme. Frankreich arbeite mit Abſicht auf unſere Zerſtörung
hin. Der: Eingrif in die ſür die Reparationen erforderliche
Subſianz habe Frankreich ſelbſt verſchuldet.
Ueber das Deutſchtum der Ruhrbevölkerung ſoll ſich Frankreich
nicht täuſchen.
Wie es Schönherr in Glaube und Heimat ſchildere, ſo leide
und opfere heute die Ruhrbevölkerung für ihr Vaterland.
Wenn dieſes Reich, das ſeinen Bürgern nichts
geben kann, trotzdem viele Hunderttauſande
veranlaßt, Haus und Hof zu opfern, um die
Treue für Deutſchland zu bekunden, dann brau=
chen
wir nicht an der Zukunft dieſes Reiches zu
verzweifeln. (Stürmiſcher Beifall.) Der Haß gegen
Frankreich ſei erſt das Produkt der franzöſiſchen Nachkriegspoli=
tik
. Selbſt während des Krieges habe er nicht beſtanden, Frank=
reich
laſſe ſich in ſeinem Vernichtungswillen gar nicht dadurch
beeinfluſſen, ob wir demokratiſch, republikaniſch oder von rechts
regiert werden. Kein Opfer werde uns für die Wiederherſtel=
lung
des Friedens zu hoch ſein. Unſere Exiſtenz hänge nicht
davon ab, ob wir eine Goldmilliarde mehr bezahlen, aber davon,
daß Rhein, Ruhr und Saar bei Deutſchland bleiben. (Stürm.
Beifall.)
Frankreich kann uns das Rheinland vielleicht mit Gewalt
entreißen; aber es darf nicht glauben, daß wir uns jemals
dieſen Raub gefallen laſſen würden.
(Stürmiſcher Beifall und Händeklatſchen.) Auf der anderen
Seite beſtehe aber eine unerhörte Wilkürpolitik gegenüber
Deutſchland. Ob wir Verbündete bekommen, hängt nicht von
uns ab. Verbündete aus Mitleid gäde es nicht. (Zuftimmung.)
Tatſächlich ſei unſere Lage, auch die wirtſchaftliche, nicht ſo hoff=
nungslos
, wie man vielleicht annehme. Der Schrei nach dem
Diktator ſei unſinnig. Eine ſtarke Perſönlichkeit werde ſich auch
im parlamentariſchen Syſtem durchſetzen können. Der Redner
tritt für möglichſt ſchnelle Durchführung der
neuen Steuergeſetze, auch der Kopfſteuer, ein.
Wenn die Autonomie der Reichsbank einer finan=
ziellen
Beſſerung im Vege ſtehe, müſſe ſie eben
fallen. Die Reichsbank dürfe kein Staat, im
Staate ſein. Es ſei dankbar anzuerkennen, daß ſich die
deutſche Wirtſchaft zur Garantie für die Goldanleihe bereit er=
klärt
habe. Auch wertbeſtändige Löhne und Gehäl=
ter
ſeien endlich erforderlich. Der Redner wendet ſich dann da=
gegen
, daß die Welt auf jedes neugebaute Schiff durch rauſchende
Stapellauf=Feiern aufmerkſam gemacht werde. Erfreulich ſei
die Verbindung der Verfaſſungsfeier mit der Kundgebung für
Rhein und Ruhr. Das deutſche Volk müſſe ſich wieder auf den
Staatsgedanken beſinnen und dafür ſorgen, daß dieſer Staat
all den Haß von außen und die Wühlarbeit von innen überwin=
den
kann; das würde die beſte Verfaſſungsfeier des deutſchen
Volkes ſein. (Stürmiſcher Beifall und Händeklatſchen auf den
Tribünen.)
Abg. Koenen (Komm.) beantragt darauf die Sitzung zu
unterbrechen und Delegationen von Betrieben aus Berlin und
dem Ruhrredier anzuhören. (Lautes Gelächter rechts.)
Der Präſident erklärt, daß ein ſolcher Antrag unzuläſſig
ſei, da Nichtmitglieder des Reichstags hier nicht zu Worte kom=
men
können.
Abg. Hergt (Deutſchnatl.) bedauert die Quertreibereien
gegen das Kabinett Cuno. Heute komme es auf Taten an. Die
Regierung habe zu ſehr auf das engliſche Pferd geſetzt. Nach=
dem
der Verſailler Vertrag durch Frankreich zerriſſen worden ſei,
hätten wir unſere militäriſchen Rüſtungen wieder verſtärken
müſſen. (Zuſtimmung rechts.) Der Redner betont, daß auch die
Deutſchnationalen eine erträgliche Verſtändigung begrüßen wür=
den
. Aber es ſei gegen die Ehre, in dieſem Augenblick Frank=
reich
ein Angebot zu machen. Das würde der Triumph Poincares
und died Kapitulation Deutſchlands ſein. Die energiſche
Fortſetzung des paſſiven Widerſtands, die der
Reichskanzler angekündigt habe, ſei zu begrüßen. Aber um ſo be=
dauerlicher
ſei die Warnung vor ſinnloſen Attentaten‟. Auch
die Deutſchnationalen wollten ſolche Anſchläge nicht, aber der
Widerſtand müſſe ſich ganz nach dem Angriff richten. Je inten=
ſiver
der Angriff, deſto intenſiver müſſe auch der Widerſtand
ſein. Jedes erforderliche Opfer müſſe gebracht werden. Er
ſtimme daher neben dem Ruhropfer auch der Kopfſteuer
zu, die aber noch einer vernünftigen Ausgeſtaltung bedürfe.
Mit dem Luxus müſſe aufgeräumt werden, bei der Eiſenbahu,
aber auch bei den vom Staat veranſtalteten Feiern. Die vielen
Anklagen, die gegen Bayern erhoben würden, ſeien bisher nicht
erwieſen (Lachen links), aber es liege klar vor Augen, wie von
Sachſen die Reichseinheit durchbrochen werde. (Unruhe links.)
In Sachſen ſei niemand mehr ſeines Lebens ſicher. (Lärn bei
den Kommuniſten. Die kommuniſtiſchen Abgeordneten drängen
gegen die Rednertribüne vor. Präſident Loebe erſucht die Ab=
geordneten
, ihre Plätze wieder einzunehmen) In Sachſen
beſtehe ſchon ein einſeitiger Bürgerkrieg. Die Haupt=
ſache
ſei jetzt die rechtzeitige Einbringung der Ernte, deshalb
müſſe die Polizei bei dem Landarbeiterſtreik beſſer auf dem Po=
ſten
ſein. (Lärm links.) Die Mahnungen des Reichskanzlers
an die Landwirtſchaft ſeien auf fruchtbaren Boden gefallen.
Die getroffenen Vereinbarungen werden eine rechtzeitige Verſor=
gung
des deutſchen Volkes mit Lebensmitteln ſicherſtellen. Mit
der Selbſtverwaltung kommen wir weiter als mit der Zwangs=
wirtſchaft
. Der Ruf nach dem Diktator beweiſe, daß die verfaſ=

[ ][  ][ ]

Seite 2.

ſungsmäßigen Inſtitutionen ihre Schuldigkeit nicht getan hätten.
Die Regierung müſſe jetzt Führerwillen zeigen und
ſtark ſein. Selbſt iſt der Mann! Das müſſe die Richtlinie für
uns ſein. Selbſt iſt das deutſche Volk! (Lebhafter Beifall
rechts.)
Außenminiſter von Roſenberg
erklärt, daß die Eigenart der Stunde darin liege, daß bedeut=
fame
Veröffentlichungen für die brennendſten Probleme des
Tages vor der Tür ſtehen und denen wichtige Schritte anſchei=
nend
folgen werden. Ein Wendepunkt in der europäiſchen Ge=
ſchichte
ſei vielleicht bevorſtehend, deshalb ſei Zurückhal=
tung
peinliche Pflicht. Jedes zu früh oder zu laut ge=
ſprochene
Wort könne nur ſchaden. Die Schweigſamkeit nach der
Abſendung des letzten Memorandums ſei für die Regierung
ſelbſt ein Opfer und für das Volk eine ſchwere Belaſtung ge=
weſen
. Die Politik dürfe aber nicht mit Geſchäftigkeit, ge=
ſchweige
mit Untätigkeit verwechſelt werden. Ueber die franzö=
ſiſchen
Ziele beſtehe heute kein Zweifel mehr. Man wolle das
wirtſchaftliche, politiſche und ſoziale Chaos in Deutſchland, um
mehr Geld herauszuholen. Als im Jahre 1919 Rumänien unga=
riſches
Eigentum angreifen wollte, habe der Oberſte Rat es ver=
hindert
. Was man damals ſchwarz interpretierte, interpretiere
man heute weiß, und niemand in der Welt proteſtiere
gegen dieſe Rechtsverhöhnung. Die Ruhrbeſetzung iſt
wegen geringfügiger Rückſtände verfügt worden, obwohl
Deutſchland ſchon 45 Milliarden Goldmark geleiſtet hatte. Ein
Gutachten des volkswirtſchaftlichen Inſtituts in
Waſhington habe die deutſche Rechnungsweiſe
gegenüber der der Reparationskommiſſion als die richtigere
anerkannt. Seit der Note vom 2. Mai ſind Schritte zur Ver=
ſöhnung
getan worden. Daß ihre Form nicht für ihre Ableh=
nung
entſcheidend war, wird dadurch erwieſen, daß auch das
Memorandum vom 7. Juli bis heute noch unbeantwortet ge=
blieben
iſt. (Hört! Hört!) Das Beſtreben, ein Band fried=
licher
Verſtändigung um die Völker zu ſchlagen, begegnet
auch in Deutſchland ungeteilter Sympathie. Der
Völkerbund kann als Verkörperung dieſes Ge=
dankens
nicht angeſehen werden, zumal nicht nach den Er=
fahrungen
, die Deutſchland mit ihm gemacht hat. (Zuſtimmung.)
Seit der Aera des Völkerbundes wird ſchwerer Mißbrauch ge=
trieben
, als Europa ſeit langem geſehen hat. Unbedingtes Ver=
trauen
zu einer unparteiiſchen Gerechtigkeit ſei die einzige ſichere
Grundlage für den Völkerbund, ſolange das Ziel nicht erreicht
werde, werde weder ein wahres Band zwiſchen den Völkern
zuſtande kommen, noch ein wahrer Friede in die Welt einkehren.
Der Miniſter erklärt, daß nicht Mangel an deutſcher Bereitſchaft
daran ſchuld ſei, wenn Deutſchland den ihm gebührenden Platz
im Völkerbundsrat heute noch nicht eingenommen hat. Der Mi=
niſter
gedenkt noch des Ablebens des Präſidenten Harding. Er
verſpricht, die Forſchung nach der hiſtoriſchen Wahrheit über die
Kriegsſchuld fortzuſetzen. Den Fehlſpruch von Verſailles habe
man nicht ändern können, den wahren Spruch der Geſchichte hät=
ten
wir nicht zu ſcheuen. Die Sache, die die Bevölkerung an
Rhein und Nuhr ſtärkt, wird ſiegreich ſein gegenüber der Mili=
tärmacht
, die die Unterwerfung will.
Das Ziel unſerer Politik
ſei: Unverſehrtheit des deutſchen Landes, ſeine Rückkehr in freie
deutſche Verfügung, Wiederherſtellung vertragsmäßiger Zuſtände
im Rycinland, Befreiung der Verhafteten, Rückkehr der Vertrie=
benen
und eine Löſung des Reparationsproblems, die unſere
wrtſchaftliche und ſoziale Exiſtenz nicht zerſtört.
Der Miniſter ſchließt: Dafür, daß die Kraft der
beſetzten Gebiete nicht erlahme, dafür haben
wir im unbeſetzten Deutſchland zu ſorgen. ( Leb=
hafter
Beifall!)
Darauf wird die Beratung abgebrochen. Reichstagspräſi=
dent
Loebe teilt mit, daß er infolge des Andrangs des Publi=
kums
die Zulaſſung zum Hauſe einſchränken müſſe, auch die von
Abgeordneten ausgeſtellten Legitimationen.
Nächſte Sitzung Freitag 12 Uhr: Große und kleine An=

fragen, Weiterberatung. Schluß 6½ Uhr.

Die neuen Steuervorlagen.
* Berlin, 9. Aug. (Priv.=Tel.) Heute vormittag haben
die Ausſchußberatungen über die neuen Steuervorlagen begon=
nen
, die geſtern die Regierung dem Reichstag vorgelegt hatte.
Wie ſich dabei herausſtellte, handelt es ſich hierbei nicht nur um
die bereits bekannten Vorlagen, fondern um ein Bukett weiterer
Steuern, die in den nächſten Tagen noch dem Reichstag zugehen
ſollen. Ueber das Schickſal der Vorlagen herrſcht kaum ein Zwei=
fel
. Es iſt nicht anzunehmen, daß von irgend einer Seite Oppo=
ſition
gemacht wird.
Ergänzung des Kabinetts Cuno.
* Berlin 9. Aug. (Priv.=Tel.) In parlamentariſchen
Kreiſen verlautet, daß der Reichskanzler im engen Kreiſe den
Wunſch geäußert hat, im Hinblick auf die Dringlichkeit der Ge=
ſchäfte
, um ihn zu entlaſten, die zurzeit nicht vorhandene Einrich=
tung
eines Väzekanzlers erneut einzuführen. Beſonders
denkt man hierbei eine Perſönlichkeit zu finden, die in der Lage
iſt, den Kanzler in ſeinem Verkehr mit dem Parlament wirkſam
zu unterſtützen, da es ſich gezeigt hat, daß dem Kanzler in dieſer
Beziehung langjährige Erfahrungen mit den Parteien nicht zur
Verfügung ſtehen. Gerüchtweiſe verlautet, daß man den Reichs=
miniſter
Dr. Albert in Ausſicht genommen, der das Amt aller=
dings
kaum annehmen dürfte, da auch ihm parlamentariſche Er=
fahrungen
in dieſem Sinne fehlen.
Einigung über wertbeftändige Löhne im Bergbau.
* Berlin, 9. Aug. (Priv.=Tel.) Zwiſchen den Organi=
ſationen
der Arbeitgeber und Arbeitnehmer im Kohlenbergbau
iſt über die wertbeſtändigen Arbeiterlöhne eine Vereinbarung
zuſtande gekommen, die die monatliche Feſtſetzung eines aus=
reichenden
Tariflohnes unter Berückſichtigung der Teuerungs=
und Wirtſchaftsverhältniſſe der betreffenden Reviere vorſieht. So
lange die Geldentwertung im gegenwärtigen Tempo fortſchreitet,
ſollen wöchentlich zum Minimaltarif Zuſchläge vereinbart wer=
den
, die die Wertbeſtändigkeit bis zum Auszahlungstag gewähr=
leiſten
. Der durch den Zuſchlag erhöhte Tariflohn ändert ſich
von Woche zu Woche, entſprechend der Reichsindexziffer, die ge=
trennt
für das beſetzte und unbeſetzte Gebiet feſtgeſetzt nerden
ſoll, wobei die Sätze für das beſetzte Gebiet aber nicht niedriger
ſein dürfen als für das unbeſetzte Deutſchland. Ein großer
Teil des Verdienſtes der abgeſchloſſenen Lohnwoche ſoll grund=
fätzlich
noch am Montag in die Hände der Arbeiter gelangen;
außergewöhnliche Teuerungsverhältniſſe ſollen durch beſondere
Vereinbarungen berückſichtigt werden. Vorausſetzulig für die
ganze Vereinbarung iſt das Zugeſtändnis, daß durch entſpro=
chende
Erhöhung der Kohlenpreiſe ein Ausgleich für die aus
der Neuregelung der Löhne entſtehenden Laſten erfolgt. Die
heutigen Lohnverhandlungen werden bereits auf dieſer Grund=
lage
erfolgen. Aehnliche Vereinbarungen ſind auch für die Eiſen=
erz
= und Metallerzbergwerke vorgeſehen, wo die Verhandlungen
darüber in den nächſten Tagen ſtattfinden.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 10. Auguſt 1923.

Rummer 2

Vom Tage.

Ein Ruhrkindertransport, der heute morgen von Bochum über
Hattingen nach der Inſel Rügen abgehen ſollte, wurde an der Hattinger
Brücke von der franzöſiſchen Beſatzungsbehörde zurückgewieſen.

In Eſſen wurde die Kaſſe der Erwerbsloſen von der Beſatzungs=
behörde
beſchlagnahmt.

Als erſte Folge der zugunſten der Beförderung der lebenswichtigen
Güter angekündigten Einſchränkung im Perſonenverkehr werden die
Schnellzüge BerlinMünchen und BerlinAltona ausfallen.

Die Völkerbundsverſammlung für die Einſchränkung der Rüſtungen
hat geſtern ihre letzte Sitzung abgehalten. Nach Beendigung derſelben
wurde der Text des Garantievertragsentwurfs der Oeffentlichkeit über=
geben
.
Nach einer Havasmeldung aus Madrid iſt der König unerwartet
nach Madrid zurückgekehrt, wahrſcheinlich wegen des Berichts des Ober=
kommifſars
von Marokko und wegen der Beratungen des Miniſter=
rates
über dieſe Frage. Andere Kreiſe vermuten ſogar, daß eine Ka=
binettskriſe
zu erwarten iſt, doch wird dieſe Nachricht an amtlichen
Stellen dementiert.

Die italieniſche Regierung hat für alle amtlichen und privaten
Bezeichnungen das Wort Dirol verboten.

Der kroatiſche Bauernführer Raditſch iſt in Begleitung zweier Par=
teigenoſſen
im Auto aus Thrazien geflohen und hat ſich nach Ungarn
begeben, wo er mit thraziſchen Emigrierten und ungariſchen Nationali=
ſten
in Fühlung treten wird.

Die geſtern erfolgte Auflöſung des ſüdiriſchen Parlaments ſtürzt das

haben. Au der Wahl werden ſich vorausſichtlich vier Parteien beteiligen

Der Zug mit der Leiche Hardings iſt geſtern abend nach Marion
(Ohio) abgegangen, wo am Freitag die Beiſetzung in der Hardingſchen
Familiengruft erfolgt.

Von Rhein und Ruhr.

Das Urteil gegen Krupp endgültig beſtätigt.

Paris, 9. Aug. (Wolff.) Nach einer Havasmeldung hat
der Kaſſationshof das Kaſſationserſuchen im Krupp=Prozeß ab=
gelehnt
und zwar mit derſelben Begründung, wie ſeinerzeit beim
Thyfſenprozeß. Auch das Kaſſationsgeſuch des Betriebsratsmit=
gliedes
Müller wurde zurückgewieſen.

Geſpenſie. furcht.

Paris, 9. Aug. (Wolff.) Havas meldet aus Trier einen
angeblichen Sabotageverſuch auf der Eiſenbahnſtrecke Trier
Türkismühle zwiſchen Hermeskeil und Bierfeld. Man habe un=
ter
den Schienen ein Loch gefunden, das zur Unterbringung
einer Bombe beſtimmt geweſen ſei. Ein Zünder habe an Ort
und Stelle gelegen.

25 Milliarden geraubt.

TU. Recklinghauſen, 9. Auguſt. Die geſtern in Reck=
linghauſen
beſchlagnahmten Gelder, die als Löhne für die fran=
jöſiſchen
Eiſenbahner dienen ſollen, betragen 2025 Milliarden
Mark.

Heſchlagnahme der Einrichtung eines Seuchenheims.

Gelſenkirchen, 9. Aug. Die Franzoſen haben in dem
ſtädtiſchen Seuchenheim Schränke, Stühle, Betten, Tiſche und die
Einrichtung des Aerztezimmers beſchlagnahmt.

Zur Beſchlagnahme der Rheindampfer in
Mannheim durch die Franzoſen.
Mannheim 9. Aug. Von den durch die Franzoſen be=
ſchlagnahmten
Rheindampfern ſind bis jetzt die Raddampfer
Haniel XTV Rheinſtrom X. und Badenia VIII. von Mann=
hein
nach Ludwigshafen abgeſchleppt worden. Die Beſchlag=
rahme
wird, wie berichtet, damit begründet, daß die Dampfer
zur Ausführung von Reparationstransporten notwendig ſeien.
Auf Grund des Friedensvertrags von Verſailles müßte bekannt=
lich
eine große Anzahl deutſcher Dampfer der Rheinflotille an
die Franzoſen ausgeliefert werden. Da Frankreich über kein
ausgebildetes Schiffs= und Maſchinenperſonal für die ausgelie=
ferten
Rheindampfer verfügte, wurden die Dampfer unter fran=
zöſiſcher
Flagge von deutſchem Perſonal gefahren. Nach dem
Ruhreinbruch weigert ſich das deutſche Perſonal der unter fran=
zöſiſcher
Flagge fahrenden Schleppdampfer, weiterhin Dienſt zu
tun und Neparationsgut zu ſchleppen und legte die Arbeit nie=
der
. Die Franzoſen verſuchten daraufhin, mit eigenem Perſonal
die Rheinſchleppſchiffahrt wieder in Gang zu bringen. Es wur=
den
zu dieſem Zweck damals ſchon Dampfer deutſcher Reede=
reien
beſchlagnahmt. Wie aus zuverläſſiger Quelle verlautet,
ſiid die franzöſiſchen und damals beſchlagnahmten deutſchen
Dampfer in der Zwiſchenzeit bis auf einige wenige vollſtändig
gebrauchsunfähig geworden, weil das franzöſiſche Maſchinenper=
ſonal
die Maſchinen nicht richtig bedienen kann und es dem Deck=
perſonal
und vor allem den Schiffsführern an den nötigen navi=
gatoriſchen
Kenntniſſen für die Rheinſchiffahrt fehlt. Die Fran=
zoſen
ſuchen ſich nunmehr dadurch zu helfen, daß ſie nunmehr
deutſche Dampfer beſchlagnahmen, um ſie anſtelle ihrer beſchädig=
ten
und unbrauchbar gewordenen Schiffe in Dienſt ſtellen zu
können.
Verurteilte Eiſenbahner.
Kehl, 9. Aug. Vor dem franzöſiſchen Militärpolizeigericht
in Kehl waren 22 Perſonen, zum größten Teil Eiſenbahnbeamte
und Arbeiter, angeklagt, weil ſie gegen die Verkehrsvorſchriften
verſtoßen und gleichzeitig Gehalts= und Lohnbeträge für Eiſen=
bahner
des Offenburger Bezirks transportiert haben ſollen. Die
franzöſiſche Anklage erblickte darin eine Unterſtützung des paſſi=
ven
Widerſtandes. Unter Freiſprechung eines großen Teils der
Angeklagten von der Beſchuldigung des Vergehens gegen die
Verkehrsvorſchriften wurden Strafen in Höhe von 200000 bis
2 200 000 Mark ausgeſprochen.

Beurlaubung ausgewieſener Landwirte ins
beſetzte Gebiet.

Darmſtadt, 9. Aug. Einer Reihe von Landwirten, die
in der letzten Zeit aus dem beſetzten Gebiet ausgewieſen wur=
den
, iſt auf Erſuchen bei der Interalliierten Rheinlandkommiſ=
ſion
zur Einbringung der Ernte ein vierwöchiger Aufenthalt in
ihrer Heimat geſtattet worden. Nach Ablauf dieſer Zeit müſſen
je das beſetzte Gebiet wieder verlaſſen.

Eine engliſche Stimme zur Ruhrbeſetzung.

London, 9. Aug. (Wolff.) Die Friedensgeſellſchaft hat
ein Manifeſt über die Reparationsfrage veröffentlicht, in dem
die britiſche Regierung aufgefordert wird, eine ſtarke und end=
gültige
Politik zu bekunden und ſich zu bemühen, die öffentliche
Meinung der Welt zur Förderung der Beziehungen der Nationen
mobil zu machen. Die Fortdauer der Beſetzung des Ruhr=
gebiets
, ſo heißt es in dem Manifeſt, rückt die Beratung der
Reparationsfrage in die Ferne und verurſacht eine Erbitte=
rung
, welche den Frieden von ganz Europa gefährdet. Dieſer
Geiſt bilde eine Gefahr für die zukünftige Sicherheit Frankreichs,
auf welche die franzöſiſche Politik ſolchen Wert lege.

Das Echo der Kanzlerred

Von der Londoner Morgenpreſſe beſchäftigen ſich n/ die
Times, die Morning Poſt und die Daily Mail im Leitarti / mit
der Rede des Kanzlers.
Times heben hervor, daß es in doppeltem Sinne fᛋ die
engliſche Regierung erfreulich ſei, daß der deutſche Reichs: ſizler
an den engliſchen Vorſchlägen Kritik geübt habe. Dadurch ürde
der franzöſiſche Vorwurf hinfällig, daß England der Ve keier
Deutſchlands ſei. Es ſei ferner weſentlich wichtig, daſ das
deutſche Volk erkenne, welche Stellunig England zu dem ſuhr=
konflikt
einnehme. Der Tatſache, daß die engliſche Regierun ent=
ſchieden
und mit Nachdruck gegen die Ruhrpolitik Fran eichs
Stellung genommen habe, ſei von der deutſchen öffentlicher Mei=
nung
übertriebene Bedeutung beigelegt worden. Ein Vol das
in verzweifelter Lage ſei, nehme unvermeidlicherweife au daß
alle diejenigen, die nicht gegen es kämpfen, voll und ganz m ihm
übreinſtimmen, in ſeinem Haß und auch in ſeinem Glauk; an
die Sache. Es ſei gut, daß dieſe Illuſionen zerſtört wurder weil
ſie einen lähmenden Einfluß in Deutſchland gehabt hätten. Das
Blatt ſagt weiter, daß die große Schwierigkeit, mit der Er ſand
bei ſeinen Bemühungen, die Ruhrfrage zu löſen, gegen f nzö=
ſiſche
Hartnäckigkeit zu kämpfen hatte, Deutſchlands unglat liche
Hilfloſigkeit ſei. Das Blatt ſchließt ſeinen Artikel mit folender
Bemerkung über die Wirkſamkeit der vorgeſchlagenen der chen
Steuern: Es wäre wenigſtens eine Beruhigung unſerer C iſten
Beſorgniſſe, wenn wir feſtſtellen könnten, daß Deutſchland urch
irgendwelche Mittel im Begriff iſt, ſeine Untätigkeit zu ber=
winden
.
Die Morning Poſt drückt die Freude der Franzoſenft nde
darüber aus, daß Baldwin vom deutſchen Reichskanzle eine
ſchroffe Entgegnung erhalten habe.
Die Daily Mail beſchäftigt ſich in ihrem Artikel faſt mus=
ſchließlich
mit dem Verſuch, nachzuweiſen, daß die deutſch Jn=
duſtrie
die Kaufkraft der Mark abſichtlich zerſtört habe, u ſich
von den Reparationsleiſtungen in der nächſten Zukunft z be=
freien
.
Pariſer Kommentare.

* Paris 9. Aug. (Priv.=Tel.) In den Kommentare der
Pariſer Preſſe zur Rede Dr. Cunos, wird vor allem die or=
derung
nach der Räumung der Induſtriegebiete als Geg lei=
ſtung
für die Einſtellung des paſſiven Widerſtandes au das
ſchärfſte zurückgewieſen. Der Petit Pariſien ſchreib die
Rede Cunos hat in Frankreich keinen Umſchwung hervor fen
können. Cuno habe ſogar erklärt, daß die Aufgabe des pa den
Widerſtandes beſtimmte Zuſicherungen inbezug auf die Räu ng
des beſetzten Induſtriegebietes zur Vorausſetzung haben iſſe.
Das kommt einer glatten Zurückweiſung der von Poincar ge=
ſtellten
Vorbedingung für die Aufnahme jeglicher Verhan in=
gen
mit Deutſchland gleich. Wir erblicken darin die Beſtäting
für die Richtigkeit unſerer Auffaſſung. Die Regierung Cur iſt
feſt entſchloſſen, nur dann ihren Verpflichtungen nachzukon en,
wenn ſie dazu gezwungen wird. Frankreich und Belgien en
alſo nur weiter an ihrer Politik feſthalten. Der Men
ſchreibt, Cuno hat geſprochen, wie Ludendorff 1918. Er hat ne
arrogante Sprache geführt, die heroiſch hat klingen ſollen, ob hl
der gegenwärtige Kampf nicht um einen Sieg geht, ſondern e ig
darum, ſich den Zahlungen zu entziehen, was eine wenig r=
reiche
Sache iſt. Echo de Paris erhebt die Forder g,
Frankreich ſolle nunmehr viel energiſcher vorgehen, die Fr=
beſetzung
ſei nur ein notwendiges Vorſpiel. Es könne ſich n
niemand wundern, wenn die franzöſiſche Reaierung jetzt mi i=
deren
Mitteln an die Verwirklichung ihrer Pläne gehe.

Kabinettsrat in London.
Der britiſche Antwort=Entwurf.

* London,, 9. Aug. (Priv.=Tel.) Das engliſche Kab E
iſt heute früh unter dem Vorſitz des Premierminiſters zuſamu
getreten und hat eingehend die franzöſiſch=belgiſche Note gep
Wie verlautet, ſoll man ſich bei dieſer Gelegenheit dar
ſchlüſſig geworden ſein, wann die interalliierten Schriftſtücke
auf die deutſche Antwort Bezug nehmen, veröffentlicht we
ſollen. Lord Robert Cecil fand ſich heute morgen um 9 Uh
Downingſtreet ein, und es heißt, daß er ſofort vom Pren
miniſter empfangen wurde und dieſem über ſeine Pariſer U1
redungen mit Millerand und Poincaré Bericht erſtattet I
Im Anſchluß an dieſe Ausſprache mit Baldwin nahm Ceci.
der Kabinettsſitzung teil. Man verſichert, daß die in Vorb
tung befindliche Note des engliſchen Kabinetts von dem Wu
getragen ſei, die Unterhaltung zwiſchen England und Fr
reich fortzuſetzen. Die britiſche Note enthält die Antwort
die letzten franzöſiſchen Mitteilungen, und man vernimmt,
London ſich bemüht, die Alliierten zu einer gemeinſamen
wort an Deutſchland zu bewegen. An gutunterrichteter S
wird verſichert, daß die engliſche Regierung auf irgend
Weiſe den wirtſchaftlichen Zuſammenbruch Deutſchlands zu
hindern wünſche. In hieſigen Kreiſen, die der franzöſiſchen
ſchaft naheſtehen, wird angenommen, daß Deutſchland ei
neuen Feldzug unternehme, um England über ſeine finanz
Lage in Unruhe zu verſetzen und gleichzeitig ſeine Zulaſſung
dem Völkerbund vorzubereiten. Der Londoner Korreſpont
des Temps findet, daß der Standpunkt der engliſchen Regiert
wie er während der heutigen Kabinettsſitzung zum Ausd
kam, wie folgt gekennzeichnet werden kann: 1. die engliſche
gierung kann die Beſetzung des Ruhrgebietes nicht autheif
2. Vor Einbruch des Winters iſt eine ſchwere wirtſchaftliche K=
vorauszuſehen
. 3. Man darf es auf keinen Fall zu einer C
zweiung mit Frankreich kommen laſſen. Der Kabinetts
dauerte zweieinviertel Stunden, und man glaubt zu wiſſen, 1
weder für heute noch für morgen neue Zuſammenkünfte
Kabinetts geplant ſind.
* London, 9. Aug. (Priv.=Tel.) Wie Reuter mitteilt,
im Laufe des engliſchen Kabinettsrats der Entwurf einer A
wort an Frankreich feſtgeſtellt worden, und es iſt wahrſchein!
daß die Miniſter noch ein= oder zweimal vor der endgültie
Feſtſetzung des Wortlautes zuſammentreten. Iu intereſſier
engliſchen Kreiſen erklärt man ſich damit zufrieden, daß Deuiſ
land, wie aus der Rede des Reichskanzlers Cuno hervorge
nichts von England erwarte. Man verweiſt darauf, daß es
Irrtum ſei, anzunehmen, daß England Deutſchland aus ſeil
ſchlechten Lage, in die es durch eigene Schuld geraten, heral
helfen wolle. Immerhin glaubt man, daß England der Berlik
Regierung die bedingungsloſe Aufgabe des paſſiven Widerſtand
ticht anraten müßte. Da England, heißt es, die Ruhrbeſetzung nie
billige, könne es keine Partei ergreifen; nicht einmal für ſei
Verbündeten. Getrennte Verhandlungen zwiſchen Deutſchla!
und England faßt man für die nächſte Zeit nicht ins Auge,
doch wird die Verſicherung für unbegründet erklärt, wonach 2
Möglichkeit einer getrennten Antwort an Deutſchland nicht el
mal in Frage käme. In offiziellen britiſchen Kreiſen hertk!
man nach wie vor den Standpunkt, daß England eine Annwd
auf das deutſche Angebot abſenden müſſe, doch wünſcht me
daß ſie von ſämtlichen Alliierten abgegeben würde.

Belgiſche Palutaſorgen.
Paris, 9. Aug. (Wolff.) Nach einer Meldung des Marl
aus Brüſſel wird binnen kurzem die Finanzkommiſſion des Si
nats zuſamentreten, um ſich mit den nötigen Maßnahmen, be
Einſchränkung der fortſchreitenden Entwertung des belgiſſe:
Franken zu beſchäftigen.

[ ][  ][ ]

Rummer 219.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 10. Auguſt 1923.

Seite 3

fint
Cun
omant
käm

Buchdruckerſtreik in Berlin.
* Berlin, 9. Aug. (Priv.=Tel.) Die Funktionäre der
Buchdrucker und Hilfsarbeiter des Berliner graphiſchen Gewer=
bes
nahmen zu den zwiſchen den Arbeitgebern und Arbeitneh=
mern
im Reichsarbeitsminiſterium getroffenen Vereinbarungen
Stellung, nach denen für die laufende Woche der Lohn 3,2 Mill.
Mark betragen ſoll, während die Lohnverhandlungen, für die
folgenden Wochen von einer paritätiſch zuſammengeſetzten Kom=
miſſion
aufgrund der Reichsindexziffer vom 6. und 13. Auguſt
erfolgen ſoll. Die Vertreter, der Organiſationen empfahlen die
Annahme des Abkommens, jedoch lehnte die Funktionärder=
ſammlung
dieſe Lohnregelung als viel zu niedrig ab. Sie for=
derte
für die laufende Woche 150 Prozent Zuſchlag zu dem gel=
ten
Lohn. Vom 11. Auguſt ab verlangen die Funktionäre einen
Wochenlohn von 20 Goldmark, andernfalls ſolle Freitag früh in
Streik getreten werden. Der Ausſtand ſoll auf alle Berliner
Buch= und Zeitungs=Großdruckereien, mit Ausnahme der Arbei=
terpreſſe
, ausgedehnt werden. Heute vormittag fand in den
Betrieben Urabſtimmung ſtatt, als deren Reſultat ſpät abends
bekannt wurde, daß die erforderliche Zweidrittelmehrheit ſich
für den Streik entſchloſſen habe. Dieſer Ausſtand iſt inſofern
von wirtſchaftlicher Bedeutung, als auch eine Anzahl Noten=
druckereien
davon betroffen werden, ſo daß der kataſtrophale
Geldmangel dadurch noch vergrößert wird. Ob auch die Reichs=
druckerei
von dem Streik betroffen wird, ſteht noch nicht feſt.
In einer heute vormittag abgehaltenen Arbeiterverſammlung,
die einen ſehr erregten Verlauf nahm, wurde unter anderem
Lohnzahlung in Gold und mindeſtens zweimalige Auszahlung
wöchentlich verlangt. Wie wir weiter erfahren, ſtellten heute vor=
mittag
die Arbeiter der Vulkanwerft wegen Lohndifferenzen die
Arbeit ein.

Nerven!

Der neue Präſident der Vereinigten Staaten
Calvin Coolidge.

Kein Wechſel in der Waſhingtoner Regierung.
Paris, 9. Aug. (Wolff.) Nach einer Meldung des Neu=
York Herald aus Waſhington wurde vom Weißen Hauſe geſtern
nachmittag ofiziell erklärt, daß bereits acht Mitglieder des Ka=
banetts
Harding in aller Form erſucht worden ſeien, unter Präſi=
dent
Coolidge ihr Amt beizubehalten, und daß die beiden übri=
gen
Mitglieder, Schatzſekretär Mellon und Arbeitsſekretär Da=
vis
, aufgefordert würden, und zwar durch Kabel, ebenfalls ihre
Aemter zu behalten. Auch Botſchafter Harvey werde ſeinen Poſten
in London behalten. Hinſichtlich des amerikaniſchen Botſchafters
in Paris, Herrick, werde keine Entſcheidung getroffen werden,
bis er in Waſhington eingetroffen ſei. Botſchafter Herrick iſt
bereits am vergangenen Samstag nach den Vereinigten Staaten
abgereiſt.

Die Anſtimmigkeiten im engliſchen Kabineit beſeitigt?
Die Unſicherheit im beſetzten Gebiet.

1, obm
ern eit

derauf
Rit

Berlin, 9. Aug. Auf eine von dem Reichstagsabgeord=
neten
Adams der Deutſchen Volkspartei geſtellte Anfrage wegen
der Ermordung des Hilfsheizers Baum durch einen Marokka=
ner
in Düren wurde vom Reichsminiſterium des Innern fol=
gende
Antwort erteilt: Die Ermittelungen, die infolge der im
beſetzten Gebiet herrſchenden Zuſtände erſt jetzt abgeſchloſſen wer=
den
konnten, hatten folgendes Ergebnis: In der Nacht vom
19. zum 20. Auguſt 1922, gegen 2 Uhr, fuhr der am 26. Juli 1899
geborene Lokomotivheizer Joſef Baum mit ſeinem Fahrrad von
ſeiner Dienſtelle auf dem Staatsbahnhof Düren nach ſeinem in
der Nähe gelegenen Heimatsort Rommelsheim. Auf dieſem
Wege kam er an einer mit Marokkanern belegten Kaſerne in
Düren vorbei. Wie Baum ſelbſt ſpäter angegeben hat, wurde
er dort von dem auf Poſten ſtehenden Marokkaner angerufen.
Da er aus den Worten des Poſtens annehmen zu müſſen
glaubte, daß er ſeinen Perſonalausweis vorzeigen ſolle, ſtieg
er vom Rade ab und ging auf den Poſten zu, um den Ausweis
vorzuzeigen. Der Marokkaner verſetzte dem Baum darauf mit
dem Bajonett einen Stich in den Unterleib. Baum ſetzte ſich
zur Wehr, brach aber bald zuſammen. Er wurde alsbald in
das Städtiſche Krankenhaus gebracht. Dort iſt er in der darauf=
folgenden
Nacht geſtorben.
Der Regierungspräſident in Aachen hat in einem Schreiben
vom 1. September 1922 beim franzöſiſchen Bezirksdelegierten
in Bonn die Beſtrafung des Täters und Schadenerſatz gefordert.
In dem von den Franzoſen gegen den Marokkaner eingeleiteten
Strafverfahren hat dieſer angegeben, Baum ſei auf ſeinem
Fahrrad mit brennender Zigarre an einem von dem Poſten be=
tpachten
Pulverlager vorbeigefahren. Da an der Stelle das
Rauchen verboten ſei, habe er dem B. gemäß ſeiner Inſtruktion
Halt zugerufen. B. ſei dann abgeſtiegen und auf den Poſten
zugegangen. Da er ſich trotz zweimaliger weiterer Haltrufe dem
Poſten weiter näherte, habe dieſer einen Angriff befürchtet und
daher mit dem Bajonett auf B. losgeſtochen.
Auf Grund dieſer Entlaſtung hat das franzöſiſche Kriegs=
gericht
in Bonn den Schützen Sabah Ben Mohamed, in der
Sitzung vom 17. November 1922 mangels Beweiſes von der
jegen ihn erhobenen Anklage des Mordes freigeſprochen. Der
n Bonn zur Abſchätzung von Beſatzungsſchäden eingeſetzte ge=
niſchte
Ausſchuß hat am 18. Januar 1923 dem Vater einen
Schadenerſatz von 4 013200 Mark zugebilligt. Dieſer Betrag,
er nach Anſicht der Franzoſen einen Teil der von Deutſchland
u tragenden Beſatzungskoſten bildet, iſt dem Geſchädigten von
en deutſchen Behörden ausgezahlt worden. Der vorliegende
Fall beweiſt aufs neue, welche Gefahren für die rheiniſche Bevöl=
erung
die Verwendung farbiger Kolonialtruppen durch Frank=
eich
bedeutet. Die deutſche Regierung wird auch weiterhin die
zurückziehung dieſer Truppen fordern.
Dem Verdienſt die Krone.
Paris, 9. Aug. Die heute veröffentlichte Liſte der Er=
ennung
von Offizieren der Ehrenlegion enthält vier bekannte
anzöſiſche Journaliſten, deren Verdienſte um eine wirkſame
eutſchenhetze offenbar anerkannt werden ſollen, nämlich
ean Herbette, Philippe Milet, Jules Sauerwein und Mevil.

* Franzöſiſche Mentalität.
Von Major a. D. Krauße d’Avis.
Das Verhalten der franzöſiſchen Truppen im beſetzten
eutſchland erſcheint derartig ſinnlos, daß viele ſich fragen,
ann den endlich bei den Franzoſen die Vernunft zu ihrem
echt käme. Nur wer Frankreich und ſein Volk wirklich kennt,
ird auch ſein Handeln verſtehen.
Das franzöſiſche Fühlen und Denken des Einzelmenſchen iſt
Is Ergebnis der von oben geleiteten Erziehung und Bildung.
em Franzoſen wird die Geſchichte ſeines Vaterlandes ſo ge=
hrt
, daß alles Gute auf der Welt von Frankreich ſeinen Aus=
ng
nahm und alles Schlechte von ſeinen Feinden ausging.
renzenloſe Aufgeblaſenheit iſt die erſte Folge dieſer geſchicht=
hen
Bildung. Da die Franzoſen unter den chriſtlichen Völkern
e Meiſter der Geſchichtsfälſchung ſind, derſtehen ſie es auch, die
Herlichſten Behauptungen mit Beweiſen zu umkleiden. Als
=ankreich den abſteigenden Aſt ſeiner kulturellen Entwicklung
trat, erkannte es inſtinktiv in dem öſtlichen Nachtbar ſeinen
ilturnachfolger, den es infolgedeſſen mit allen Mitteln in den
tgen der Welt herabzuſetzen ſuchte. Jede Lüge war dazu recht.
ein ganzes Volk mußte gegen den kommenden Konkurrenten
obil gemacht werden; es mußte ihn haſſen und möglichſt auch
rachten lernen. In der Schule wurde den Kindern der Deut=
e
derartig hingeſtellt, daß die Leute ihr ganzes Leben lang in
ui die Verkörperung alles Verabſcheuungswürdigen ſahen. Wie
iſt es den Kriegsgefangenen in Frankreich begeguet, daß
anzoſen ſie erſtaunt anſahen und ſagten: Ja, Ihr ſeid, ja
enſchen wie wir! Eine ſolche Verwunderung iſt begreiflich,
nn man Einzelheiten lieſt, die während des Krieges die Zei=
rgen
brachten. So ſchrieb einmal eine führende Provinz=
tung
zur Aufklärung ihrer Leſer: Die Ulanen ſind eir. Volks=
mm
, der in Oſtpreußen am Fuße des Rieſengebirges wohnt
5 ſich noch von Menſchenfleiſch nähren ſoll! Was den Kin=
n
auf der Schule als Kommentar zu ſolchen Behauptungen
ählt wird, kann man ſich denken. Als im Kriege don deutſchen
Haververwertungsanſtalten geſprochen wurde, ſchrieb der
ups, die erſte Zeitung Frankreichs: Jetzt habe man endlich
r Beweis, daß die Deutſchen ſich kaum von den Kanibalen
ſtraliens unterſchieden. Auf Befehl des Kaiſers wurden dem
ctſchen Volke die Leichen der gefallenen Soldaten als Nahrung
geſetzt! Jede ſolche Nachricht endet natürlich mit einer

* London, 9. Aug. (Priv.=Tel.) Nachdem in den letzten
Tagen die offenbaren Gegenſätze im engliſchen Kabinett ſich
immer mehr ſchon zu Gerüchten über eine Kriſis im Kabinett
Baldwin verdichtet hatten, hören wir heute, daß es Baldwin
durch private Beſprechungen mit ſeinen Kollegen gelungen ſei,
die in ſeinem Kabinett beſtehenden Meinungsverſchiedenheiten
aus dem Wege zu räumen. Der für geſtern angeſetzte Kabinetts=
rat
werde heute um 11 Uhr zuſammentreten. In ſeinem Ver=
lauf
werden ſich die Miniſter mit dem genauen Wortlaut der
Antworten befaſſen, die an die verſchiedenen alliierten Regierun=
gen
gelangen ſollen. Es heißt, daß die Botſchafter Frankreichs,
Belgiens und Italiens die Antwortſchriftſtücke am Freitag, ſpä=
teſtens
am Samstag, aus den Händen des engliſchen Außen=
miniſters
empfangen werden. Man hoft, daß Lord Robert Cecil
noch rechtzeitig in London eintrifft, um an der Kabinettsſitzung
teilnehmen zu können. Man mißt ſeinen Anſichten infolge der
Rückſprache, die er mit dem franzöſiſchen Präſidenten ſowie mit
dem franzöſiſchen Miniſterpräſidenten hatte, große Bedeutung bei.
Anm. d. Red.: Von entſcheidender Bedeutung wird es aller=
dings
ſein, ob es Baldwin nunmehr gelungen iſt, die Oppoſi=
tion
der Diehards, der Franzoſenfreunde, um jeden Preis zu
überwinden.
Keine weiteren Zugeſtändniſſe.
London, 9. Aug. (Wolff.) Der diplomatiſche Korreſpon=
dent
des liberalen Star ſchreibt, es ſei keine Rede davon, daß
die Regierung der extremen konſervativen Gruppe der Unent=
wegten
nachgeben werde, deren Anſicht ſei, daß Großbritannien
in der Ruhrfrage gemeinſame Sache mit Frankreich und Belgien
machen und die bedingungsloſe Aufgabe des paſſiven Wider=
ſtandes
von Deutſchland verlangen ſolle. Die Empfindung
werde nicht nur in den maßgebenden Kreiſen, ſondern auch im
ganzen Lande immer allgemeiner, daß die Grenze der engliſchen
Zugeſtändniſſe an die franzöſiſche Haltung erreicht ſei. Es ſei
unmöglich, noch weiter zu gehen, und der Vorſchlag, Groß=
britannien
ſolle unverzüglich eine Vereinbarung erſtreben, könne
keinem verünftigen Zwecke dienen.
Offiziöſe Beſprechungen in Paris.
Paris 9. Aug. (Wolff.) Miniſterpräſident Poincaré hat
geſtern nachmittag nacheinander Lord Robert Ceeil und den
ſchwediſchen Völkerbundsvertreter Branting empfangen. Die Be=
ſprechung
hatte nach den Morgenblättern in erſter Linie den Ent=
wurf
des allgemeinen Hilfsvertrags zum Gegenſtand, den der
zeitweilige Ausſchuß des Völkerbunds für die Einſchränkung
der Rüſtungen geftern nachmittag fertiggeſtellt hat. Nach dem
Petit Pariſien liegt jedoch Grund zu der Annahme vor, daß
ziviſchen Lloyd Robert Cecil und Poincaré in ihrer nahezu ein=
ſtändigen
Unterredung auch ſämtliche Fragen zur Sprache ge=
kommen
ſeien, über die gegenwärtig zwiſchen Paris und London
verhandelt werde, und daß Miniſterpräſident Poincaré Anlaß ge=
habt
habe, ſich von neuem über die Auffaſſung der franzöſiſchen
Regierung in beſtimmter Form auszuſprechen. Wahrſcheinlich
werde Lord Robert Cecil, der heute nach London zurückkehrt,
ſeinen Kollegen über die Unterredung Bericht erſtatten.
Apotheoſe auf Frankreich, dem allein die Welt Kultur und Zivili=
ſation
verdankt. Alles, was wir Deutſche taten, mußte dieſer
Lügenpropaganda zur fanatiſchen Volksverhetzung dienen. In
einem Kriegsgefangenenlager hatten ſich die Deutſchen, ſoweit
möglich, mit Büchern verſehen, und arbeiteten. Ein franzöſiſcher
Sergeant blieb eines Tages vor einem leſenden deutſchen Offi=
zier
ſtehen und ſagte: Ja, ja, es iſt doch wahr, die Deutſchen
lernen! Natürlich, ſagte der andere, wir benutzen unſere
freie Zeit, um zu lernen und uns fortzubilden! Tellergroße
Augen voll Verſtändnisloſigkeit. Plötzlich ein verſchmitztes
Lächeln: Meine Landsleute haben doch recht, wenn ſie ſagen:
Die Deutſchen lernen nur, um andere Völker vernichten zu
können. Es iſt wahr, ich habe es jetzt ſelbſt mit eigenen Augen
geſehen. Und er ging fort als Zeuge für die Wahrheit der
ſiunloſeſten Lüge. Widerſinnig erſcheint es, daß die Franzoſen
vor dem Können der deutſchen Aerzte großen Reſpekt haben auf
Grund der Leiſtungen unſerer Aerzte im Kriege 70/71. Aber
auch hier ſagt die volksverhetzende Lüge: Die Boches brauchen
die Aerzte nur, um ſpäter ihre Feinde vergiften zu können.
Daß bei einer ſolchen ſyſtematiſchen Verlogenheit der ein=
zelne
Franzoſe ſchließlich doch einen Teil dieſes Unſinns glauben
muß, iſt klar. Und nun ſtelle man ſich ein Volk vor, das ſich für
das beſte und edelſte der Welt hält und in ſeinem Nachbar die
Verkörperung alles Widerwärtigen ſehen muß. Und dieſer
Nachbar hat nun tatſächlich die Rückſichtsloſigkeit, fleißiger und
tüchtiger zu arbeiten als andere; überall, wo er ſich
zeigt, Gutes zu leiſten und Geld zu verdienen da be=
darf
es doch nur eines minimalen Anſtoßes, um den Haß zur
Exploſion zu bringen. Und dieſer deutſche Nachbar maßte ſich
an, Elſaß=Lothringen, das die Franzoſen aus nichts zu einem
Kulturland gemacht haben, wieder in den Barbarismus zurück=
zuführen
! Lange, ehe in Deutſchland die ernſte Möglichkeit
eines Krieges ins Auge gefaßt wurde, war in Frankreich ſchon
die Propaganda über Deutſchlands Schuld am Kriege fix und
fertig ausgearbeitet. Was auch kommen mußte Deutſchland
war ſchuld daran! So wollte es Frankreichs Volk. Nach jahr=
hunderte
langer traditioneller Verhetzung mußte auch der ge=
mäßigte
Franzoſe zum Deutſchenhaſſer werden, beſonders noch,
wenn der deutſche Michel ſich im Auslande nicht genug über=
bieten
konnte, franzöſiſch zu ſprechen, und damit ſeine eigene
Minderwertigkeit unterſtrich. Wie ſich dieſer Haß bei dem Volke,
von dem wir Vernunft erwarten, äußerte, ſoll ein Beiſpiel zei=
gen
. Im ſogenannten Hoſpital in Grenoble (Lycée des gargons)

Daß die Kataſtrophe der deutſchen Mark das Publikum aufs
äußerſte beunruhigt, kann nicht Wunder nehmen. Verhängnis=
voll
, unabſehbar in ſeinen Folgen würde es aber ſein, wenn
dieſe allgemeine Nervoſität zu Ausſchreitungen führen würde,
die unbedingt nur das Gegenteil des Beabſichtigten zur Folge
haben müßten.
Der ſprunghafte Verfall der Mark erſchwert ſelbſtverſtänd=
lich
jede Geſchäftsführung aufs äußerſte. Daß ein Geſchäfts=
wann
an jedem Verkauf verliert, wenn er am nächſten Tage das
gleiche Quantum Ware zum doppelten Preis wieder ein=
kaufen
muß, iſt auch für den wirtſchaftlichen Laien ſo einleuch=
tend
, daß es ſich wohl erübrigt, dieſe Selbſtverſtändlichkeit noch
näher zu erörtern. Der Geſchäftsmann, mag er nun der In=
duſtrie
, dem Großhandel oder dem Einzelhandel angehören, iſt
alſo genötigt, mit ſeinem Preis der Markentwertung zu
folgen. Dabei iſt es im Endeffekt ziemlich gleichgültig, ob man
den Wiederbeſchaffungspreis berechnet oder den Preis einer
Ware auf Grund der Geldentwertung feſtſetzt.
Nun darf aber nicht überſehen werden, daß im Augenblick,
in Zeiten, in denen der Wert der deutſchen Mark binnen 24
Stunden um die Hälfte ſinkt, auch bei der vorſichtigſten Berech=
nung
der Geſchäftsmann ein außerordentliches Riſiko bei jedem
Verkauf trägt. Dem muß jeder Einſichtige Rechnung tragen.
Auf der anderen Seite darf dieſes Riſiko natürlich unter keinen
Umſtänden zu einem wirtſchaftlichen Kampf aller gegen alle
führen. Wenn bei dem Weg, den die Ware vom Produzentem
über Großhandel und Einzelhandel zum Konſumenten macht,
jeder der Beteiligten nur darauf ſieht, daß ſein Riſiko nach
Möglichkeit ganz ausgeſchaltet wird, ſo würde das ſehr ſchnell
dazu führen, daß das Publikum überhaupt keine Waren mehr
zu kaufen bekommt. Geſagt werden muß, daß, wenn heute
Warenmangel ſchon mehr und mehr in Erſcheinung tritt, den
Einzelhandel jedenfalls kaum eine Schuld daran trifft. Indu=
ſtrie
und Großhandel rechnen eine Tatſache, die bedauerlich,
aber durch die gegenwärtigen Verhältniſſe bedingt iſt faſt
ausſchließlich in Deviſen. Um nur ein Beiſpiel herauszugreifen:
Die deutſche Fettinduſtrie (Margarine, Palmin uſw.) muß ihre
geſamten Rohmaterialien aus dem Auslande beziehen und ſelbſt=
derſtändlich
auch in Deviſen bezahlen. Die Reichsregierung trägt
dieſer Tatſache dadurch Rechnung, daß dieſer Induſtrie die
jeweils erforderlichen Deviſen zur Verfügung geſtellt werden.
Daß der Preis des Fabrikats unter dieſen Umſtänden ausſchlag=
gebend
durch den Deviſenkurs beſtimmt wird, iſt ebenfalls ſelbſt=
verſtändlich
. Unzuläſſig und verhängnisvoll aber in der Wir=
kung
iſt es, wenn Induſtrie und Großhandel, um das Riſiko für
ſich auszuſchalten, vom Einzelhandel Bezahlung in Deviſen ver=
langen
. Es iſt wohl keine Frage, daß wir in abſehbarer Zeit zu
einer Art Feſtmark als Berechnungsgrundlage im Wirtſchafts=
leben
kommen müſſen. Je ſchneller es der Fall iſt, um ſo beſſer
wird es ſein. Solange aber dies noch nicht der Fall iſt und der
Einzelhandel nicht die Deviſenbeträge überwieſen bekommen
kann, die er nötig haben würde, um ſeinen Warenbedarf mit
ihnen zu bezahlen, weil dies der deutſchen Mark ihren letzten
Reſte geben werde, darf die Deviſenberechnung im Verkehr zwi=
ſchen
Induſtrie, beziehungsweiſe Großhandel und Einzelhandel,
nicht platzgreifen.
In Zeiten der Not treten immer menſchlich recht unerfreu=
liche
Züge in Erſcheinung. Kann man zum Beiſpiel noch von
einer anſtändigen Geſchäftsgebarung ſprechen, wenn ein geſchäft=
licher
Unternehmer einem Einzelhändler gegen ſofortige Voraus=
bezahlung
die Lieferung eines beſtimten Quantums von
Waren zuſagt, und wenn dann der Beſteller nach vier Wochen
den ſeinerzeit vorausbezahlten, inzwiſchen nur noch einen
Bruchteil des damaligen Wertes bedeutenden Markbetrag mit
dem Bemerken zurückerhält, daß die Lieferung leider nicht er=
folgen
könne? Einzelfälle gewiß, die aber doch zeigen, wie
ſchwierig insbeſondere heute die Lage des deutſchen Einzelhan=
dels
iſt, und auch das Publikum ſollte dem unter allen Um=
ſtänden
Rechnung tragen, da es in ſeinem Intereſſe liegt, daß
der Handel, der es mit dem Notwendigſten verſorgt, dieſer über=
aus
wichtigen Aufgabe gewachſen bleibt. Wenn aber in Darm=
ſtadt
wie auch anderwärts Konſumenten den Händler zwingen
wollen, Ware mit Verluſt zu verkaufen, ſo muß das mit Not=
wendigkeit
dazu führen, daß der Einzelhändler in Zukunft dar=
auf
verzichtet, ſolche Waren noch weiter zu führen. Kann man
es nicht verſtehen, daß ſich gerade des anſtändigen Einzelhänd=
lers
, und das iſt doch die überwiegende Mehrzahl, nach und nach
eine tiefe Erbiterung bemächtigt, wenn er von ſeinen Kundem
tagtäglich, und zwar häufig nicht in den angenehmſten Formen,
für Dinge verantwortlich gemacht wird, für die gerade wohl ihn
die geringſte Verantwortung trifft?
Nur bei gutem Willen auf allen Seiten und gegenſeitigem
Verſtändnis wird die moraliſche Belaſtung tragbar ſein, welche
die Währungskataſtrophe für das deutſche Volk bedeutet. II.
ſtarb im Jahre 1916 ein deutſcher Kriegsgefangener. Die Frage
ſeiner Kameraden, wann und vvo er beerdigt würde, blieb zu=
nächſt
unbeantwortet. Nach einer Woche forderte eine junge
Schweſter vom franzöſiſchen Roten Kreuz einen deutſchen Solda=
ten
auf, ihr zu folgen. Sie führte ihn in den Keller und zeigte
ihm den von Ratten halb zerfreſſenen Leichnam ſeines Kamera=
den
. So ſollt Ihr Deutſchen beerdigt werden; Ihr Barbaren
verdient es nicht anders. Wie ſelbſt gutmütige Franzoſen
(ſoweit man den Ausdruck bei dieſem Gezücht überhaupt an=
wenden
darf) denken, erklärt das Benehmen eines Unteroffiziers
im Gefangenenlager in Barraux. Im Zidilberuf war er Lehrer,
Ein deutſcher Offiizer hatte von ſeinen Angehörigen eine Weck=
doſe
mit guten deutſchen Kartoffelklößen erhalten. Der dienſt=
tuende
Unterofizier ſah das Paket durch, und da die Franzoſen
Kartoffelklöße nicht kenne, verlangte er zu wiſſen, was die Büchſe
enthalte. Die richtige Erklärung wies er entrüſtet zurück: ein
Gericht, das die franzöſiſche Küche nicht kenne, gäbe es nicht.
Endlich verlor der deutſche Offizier die Geduld und ſagte: Es
iſt Menſchenfleiſch! Entſetzt ließ der Franzoſe die Büchſe fallen
und trat einen Schritt zurück. Der Deutſche verſchwand mit
ſeinem Eigentum. Während ſonſt jede Kleinigkeit geſtraft
wurde, blieb dieſe Bemerkung ungerügt. Ganz traurig und kopf=
ſchüttelnd
ſah der Franzoſe von dieſem Tage den deutſchen Offi=
zier
an. Alſo auch der war einer von den richtigen Boches!
Die Franzoſen haben die Schrecken des Krieges im eigenen
Lande kennen gelernt. Immer und immer hat man es ihnen
geſagt, daß die Boches an allem ſchuld ſeien und daß ſie ſich
weigerten, den Schaden zu erſetzen. Wie kann man dann ver=
langen
, daß bei dieſem Volke Vernunft zu finden iſt, daß es
ſich anders benimmt als es tatſächlich der Fall iſt. Die deutſche
Preſſe bringt zwar franzöſiſche Zeitungsſtimmen, die gegen das
Abenteuer an der Nuhr predigen. Man muß dieſe Proteſte
aber nur als das betrachten, was ſie tatſächlich ſind: Meiſt Kriti=
ken
von Leuten, die alles beſſer wiſſen wollen, und das Gegenteil
genau ſo ſcharf angreifen würden; nur, um ſich wichtig zu
machen. Dazu kommt der Proteſt derjenigen Kriegsſchieber, die
nicht gerade auf die Baiſſe Deutſchlands geſetzt haben, und be=
fürchten
, durch Poincarés Politik etwas weniger Geld zuſam=
menkratzen
zu können. Dieſe Art der Zeitungsſtimmen qualifi=
zieren
ſich ſelbſt. Aber man lieſt auch noch Proteſte der fran=
zöſiſchen
Sozialiſten, und dieſe Artikel haben Erfolg aber nur
in Deutſchland! Der franzöſiſche Sozialdemokrat iſt Franzoſe,
voll und ganz Franzoſe und uuterſcheidet ſich in nationglem

[ ][  ][ ]

Seite 4.
Stadt und Land.

Darmſtadt, 10. Auguſt.
EI Kartoffelverſorgnug. Infolge der ungünſtigen Witterung
im Mai und Anfang Juni d. Js. iſt die Ernte um etwa vier
Wochen gegenüber ſonſtigen Jahren im Rückſtand. Dieſe Ver=
zögerung
macht ſich bei der Lebensmittelverſorgung der Bevöl=
kerung
ganz beſonders fühlbar hinſichtlich der Frühkartoffelernte,
die ſonſt im allgemeinen ſchon einſetzte, wenn die Beſtände alter
Kartoffeln bei der Bevölkerung zur Neige ging. Da die Kartof=
feln
vorjähriger Ernte im weſentlichen aufgebraucht ſein wer=
den
und die etwa auf dem Lande noch vorhandenen Vorräte, in=
ſoweit
ſie nicht dem Eigenbedarf der Erzeuger dienen, nicht
mehr transportfähig ſind, ergeben ſich gegenwärtig Schwierig=
keiten
in der Kaxtoffelverſorgung, die in dieſen Tagen im
Miniſterium für Arbeit und Wirtſchaft den Gegenſtand von Ver=
handlungen
mit Vertretern der landwirtſchaftlichen Organiſa=
tionen
und Städte des Landes bildeten. Hierbei wurde feſt=
geſtellt
, daß mit dem Ausmachen der Frühkartoffel erſt jetzt be=
gonnen
wurde und daß noch einige Tage vergehen werden, bis
Kartoffeln in ausreichender Menge auf den Markt gebracht wer=
den
können. Die Vertreter der Organiſationen haben jedoch zu=
geſagt
, ſich bei ihren Mitgliedern dafür einſetzen zu wollen, daß
jede verfügbare Menge alsbald dem Verbrauch in den Städten
zugeführt wird. Da der Anbau von Frühkartoffeln in Heſſen
nur gering iſt, war die Kartoffelverſorgung in dieſer Jahreszeit
von jeher auf die Zufuhr von außen angewieſen. Da auch dieſe
Transporte, insbeſondere aus der Magdeburger Gegend, be=
gonnen
haben, dürfte in Kürze mit einer ausreichenden Beliefe=
rung
des Marktes zu rechnen ſein.
Verfaſſungsfeier im Großen Haus des Landestheaters. Für die
Feier iſt noch eine beſchränkte Anzahl Karten beim Verkehrsbüro er=
hältlich
.
Kirchliche Dienſtnachrichten. Den durch den Dekanatstag des
Dekanats Worms auf die Dauer von 6 Jahren vollzogenen Wahlen des
evangeliſchen Pfarrers Otto Fertſch zu Heppenheim a. d. W. zum
Dekan und des evangeliſchen Pfarrers Dr. Jakob Batteiger zu
Dittelsheim zum Stellvertreter des Dekans des Dekanats Worms wurde
die Beſtätigung erteilt.
Sommerſpielzeit Bruno Harprecht. Die beiden letzten Vorſtel=
lungen
der Hamburger Filiale finden heute Freitag und mor=
gen
Samstag ſtatt. Wer ſich alſo noch einmal tüchtig auslachen will,
verſäume nicht, eine der beiden Vorſtellungen zu beſuchen, und ſich recht=
zeitig
Karten zu beſorgen. Wie ſchon kurz mitgeteilt, findet am
Samstag abend als erſte Abſchiedsvorſtellung von Frau Eliſabeth Horn
eine nochmalige Wiederholung der Galanten Nacht ſtatt. Am
Sonntag folgt als zweite Abſchiedsvorſtellung nochmals auf vielſeitigen
Wunſch Komteß Guckerl, das entzückende Luſtſpiel von Schön=
than
und Koppel=Ellfeld, das vorige Woche wegen anderweitiger Ver=
pflichtungen
nur fünf Tage im Spielplan gehalten werden konnte. Für
Montag iſt als Erſtaufführung für Darmſtadt Der Wauwau mit
Bruno Harprecht in der Titelrolle vorgeſehen.
Ausſtellung Deutſche Kunſt 1923 Darmſtadt. In den letz=
ten
8 Tagen wurden verkauft: Magnolien und Exoden I
Oelgemälde von Kurt Kempin aus Darmſtadt, Mädchen mit
Hund, Oelgemälde von Alexander Poſch aus Darmſtadt, Treib=
hausbild
von Anna Bornemann aus Darmſtadt, Märchen
Oelbild von Ernſt Eimer aus Darmſtadt, An der Sempt,
Bleiſtiftzeichnung von Eugen Kirchner aus München, Ober=
moos
in Oberheſſen, Oelbild von Mathilde Stegmayer aus
Darmſtadt. Es ſind nunmehr 75 Kunſwwerke verkauft worden,
52 auf der Mathildenhöhe, 23 im Rheintor. Weitere Verkäufe
v. H.
ſtehen bevor.
Städtiſche Arbeiter im Ruheſtand und Arbeiter=Witwen
erhalten Montag, den 13. I. M., auf der Stadtkaſſe eine Vor=
auszahlung
auf die Auguſt=Bezüge.
Ausgabe von Gutfcheinen der Stadt Darmſtabt. Die heſſiſchen
ſtaatlichen Kaſſen im Kreis Darmſtadt ſind ermächtigt, die Gutſcheine der
Stadt Darmſtadt in Zahlung zu nehmen. (Näh. ſ. Bekanntmachung.)

Erhöhung der Erwerbsloſenunterſtützung. Die Höchſtſätze
der Erwerbsloſenunterſtützung betragen vom 6. Auguſt 1923 ab
B
A
O Du. E
in den Orten der Ortsklaſſen

1. für männliche Perſonen
a) über 21 Jahre, ſofern ſie
nicht im Haushalt eines
andern leben . ..
b) über 21 Jahre, ſofern ſie
im Haushalt eines an=
dern
leben . , = *
c) unter 21 Jahren . =
2. für weibliche Perſonen
a) über 21 Jahre, ſofern ſie
nicht im Haushalt eines
andern leben
b) über 21 Jahre, ſofern ſie
im Haushalt eines an=
dern
leben . . = *
c) unter 21 Jahren.
3. als Familienzuſchläge für
a) den Ehegatten . . .
b) die Kinder und ſonſtige
unterſtützungsberechtigte
Angehörige . . .

90000 84000 78000 72000 75 000
54000 70000
50 000 65 000
46 000 60 000
42000 75 000 70000 65 000 60 000 60 000
43000 56000
40 000 52 000
37000 48000
34000 33000 31000 29000 27000 27000 25 000 23000 21000

Handeln durch nichts von ſeinen Landsleuten anderer Parteien.
Die Partei iſt ihm notwendig für die innere Politik. Nach außen
geht er mit den extremſten nationaliſtiſchen Fanatikern Hand in
Hand. Wenn er ſeine Proteſte losläßt, ſo fällt in Frankreich
niemand darauf herein. Im Gegenteil, man weiß, daß dieſe
Schlagworte der heutigen Politik nützen. Der deutſche Sozial=
demokrat
ſoll wieder einmal auf den Leim der internationalen
Parteiverbrüderung gelockt werden, damit das deutſche Volk un=
einig
bleibe. Divide et impera! So ſind die aus Freikreich
kommenden Zeitungen zu bewerten.
Man wird fragen: ja, wie ſoll es denn werden, wenn man
den Franzoſen keine Vernunft beibringen kann? Die Frage kann
durch ein Gleichnis beantwortet werden. Der Beſucher eines
Kohlenbergwerks ſah die unter Tage lebenden Grubenpferde und
wunderte ſich, daß die Pferde in den niederen Stollen ſo geſchickt
gingen, ohne mit dem Kopf an die Decke zu ſtoßen. Der ſonſt
ganz kluge Mann fragte den ihn begleitenden Oberſteiger, wie
man das den Pferden beibrächte, daß ſie den Kopf tief trügen.
Sehr einfach, ſagte der Führer, die Pferde rennen ſich halt
ſo lange den Kopf an der Decke an, bis ſie merken, daß es
ſchlauer iſt, ihn tief zu tragen. Unterricht bekommen ſie keinen.
Mit vor Wut blinden Augen rennt der Franzoſe an den Fels=
block
des Ruhrgebiets. Er ſchlägt an, daß es Knochenſplitter
koſtet! Aber dieſer eine Verſuch wird ſicher nicht genügen. In
ſeiner fanatiſchen Verbiſſenheit wird er immer wieder anrennen,
bis er es bleiben läßt nicht, weil er vernünftig geworden iſt
(das wird ein Franzoſe nie!), ſondern, weil er nicht mehr kann
und ſich verblutet hat.
An uns Deutſchen iſt es jetzt, dafür zu ſorgen, daß der deut=
ſche
Felsblock genügend ſcharfe Kanten hat. Das Anrennen
beſorgt der Franzoſe ſchon ganz allein!

Bruckner bei Richard Wagner.
* Anton Bruckner, der letzte große Klaſſiker der öſterreichi=
chiſchen
Muſik, war ein leidenſchaftlicher Verehrer Richard Wag=
ners
, den er den Meiſter aller Meiſter nannte. Sein Beſuch
bei ſeinem Abgott in Bayreuth, der gerade vor einem halben
Jahrhundert ſtattfand, war das größte äußere Ereignis in ſei=
nem
Leben, das ſonſt nur von den inneren Erſchütterungen
ſeines Schaffens ausgefüllt war. Eine ausführliche Schilderung
der denhwürdigen Begegnung der beiden größten Muſikſchöpfer

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 10. Auguſt 1923.

Nummer 20.

Wb. Die Reichsindexziffer für die Lebenshaltungskoſten ſtellt ſich
nach den Berechnungen des Statiſtiſchen Reichsamts für den 6. Auguſt
auf das 149 531fache der Vorkriegszeit. Die Steigerung gegenüber der
Vorwoche (71 476) beträgt ſomit 109,2 Prozent.
Ziegenzuchtverein. Unter Vorſitz des Stellvertreters der Land=
wirtſchaftskammer
fanden am Montag im Vereinslokal zum Laubfroſch
Vorbeſprechungen über die am 9. September im Orangeriegarten abzu=
haltende
Ziegenſchau, Prämiierung und Körung ſtatt. Stadtverwaltung,
Landwirtſchaftskammer und Umgebung wurden hierzu geladen. Zweck
und Nutzen der Körung wurden beleuchtet, Zweifel behoben und For=
derung
an die Zucht, beſtehend in Farbe, Ausſehen, Behaarung, Euter=
bildung
und Milchergiebigkeit eingehend beſprochen. Die Ausſtellung
ſoll in 6 Klaſſen erfolgen und ſomit die Erforderniſſe an Jung= und
Alttiere vor Augen geführt werden. Eingehend wurden die Richtlinien
für eine ſyſtematiſche Hebung der Ziegenzucht beſprochen.
Orpheum. Am Samstag, den 11. und Sonntag, den 12 Auguſt
zeigt ſich das Original=Budapeſter=Poſſenenſemble Max und Moritz
Direktion Linné und Herrnfeld zum erſtenmale dem Darmſtädter
Publikum in den beiden urkomiſchen einaktigen Poſſen Villa Adolfy
und Nathan der Weiſe‟ Zwiſchendurch: Bunter Teil. Das er=
wähnte
. Enſemble gaſtiert ſeit längerer Zeit mit beſtem Erfolg im
A. Schumanntheater zu Frankfurt a. M. Der Kartenverkauf findet
in den bekannten Verkaufsſtellen, Verkehrsbüro und de Waal, Rhein=
ſtraße
14, ſtatt.
Teuerungsunruhen. Mittlvoch abend kam es in der Altſtadt zu
einem Zuſammenſtoß zwiſchen Erwerbsloſen und der Polizei. Der
Anlaß zu dieſer Sache war die Heraufſetzung des Schmalzpreiſes von
700 000 Mk. am Vormittag gegen 1000 000 Mk. (1,2 Millionen) am
Nachmittag durch den Metzgermeiſter H. Die Menge war darüber der=
art
in Erregung geraten, daß ſie das Geſchäft ſtürmen wollte. Dem
Metzgermeiſter gelang es noch rechtzeitig, das Geſchäft zu ſchließen und
die Polizei zu verſtändigen, die ſofort zur Abſperrung des Geländes
ſchritt, ſodaß fürs erſte irgend welcher Schaden nicht angerichtet werden
kennte. Die Zuſammenrottung von größeren Gruppen hielt noch bis
nach Mitternacht an. Heute vormittag zeigte ſich gleich wieder dasſelbe
Bild. Die Polizei hält den Bezirk abgeſperrt, das Geſchäft iſt geſchloſſen
und die Oeffnung wird von der Menge verlangt. Der Inhaber erklärt,
kein Schmalz mehr zu beſitzen.
RDV. Die wertbeſtändigen Tarife bei der Reichsbahn und Reichs=
voſt
. In den letzten Tagen iſt der Reichseiſenbahnrat einberufen wor=
den
, um über die Neugeſtaltung der Eiſenbahntarife zu beraten; ſpä=
teſtens
bis zum 1. September ſollen die ſogenannten wertbe=
ſtändigen
Tarife eingeführt werden. Die Frachtſätze werden auf feſte
Grundzahlen (Grundtarif) zurückgeführt, die in Verbindung mit beweg=
lichen
Schlüſſelzahlen die zu zahlenden Frachten ergeben. Jeden Mo=
nat
, im Notfalle auch alle Halbmonate, wird die Schlüſſelzahl, der
Reichsbahn bekannt gegeben, mit denen dann die Grundpreiſe zu mul=
tiplizieren
ſind; dieſe neue Art der Berechnung erſpart viel Druckwerk,
und die Tarife können raſcher und reibungsloſer der Geldentwertung
angepaßt werden. Die Reichspoſt bereitet ebenfalls einen Ent=
wurf
für wertbeſtändige Gebühren vor und hat den Verkehrsbeirat für
die zweite Hälfte des Auguſt zur Beratung einberufen; um jedoch be=
reits
zum 1. September die durch die Geldentwertung entſtande=
nen
Mehrausgaben decken zu können, ſollen zu dieſem Termin die Poſt=
gebühren
zunächſt um rund 200 Prozent erhöht werden
(Fernbrief 3000 Mk., Poſtkarte 1200 Mk.).
RDV. Erhöhte Schlafwagenpreiſe ab 15. Auguſk. Mit Wirkung
vom 15. Auguſt werden, unabhängig von den Eiſenbahntarifen, die
Schlafwagenpreiſe erhöht; und zwar koſtet eine Bettkarte 1. Klaſſe
(Einzelabteil) 1 200 000 Mk., 2. Klaſſe (zwei Perſonen in einem Abteil)
600 000 Mk., für Liegewagen 3. Klaſſe 240 000 Mk. Zu dieſen Preiſen
tritt eine Vormerkgebühr von 10 Prozent. Die neuen Preiſe gelten
im Vorverkauf bereits vom 8. Auguſt ab. Vielfach beſteht die Anſicht,
Kinder unter 10 Jahren, die auf der Reichsbahn nur halbe Fahrpreiſe
zahlen, könnten in Schlafwagen ohne Bettplatzgebühr mitgenommen
werden, wenn für ſie kein beſonderes Bett beanſprucht wird; dieſer
irrigen Auffaſſung gegenüber wird darauf hingewieſen, daß für Kinder
über vier Jahre auch dann eine Bettkarte gelöſt werden muß, wenn
ihnen ein Bett zur alleinigen Benutzung nicht zur Verfügung geſtellt
werden kann.
Lokale Veranſialtungen.
Die Merunter erſcheinenden Noilzon ſind ausſchſießtich ats Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten,
in leinem Falle igendwie al Beſprochuag oder Kriti.

Saalbau. Am kommenden Samstag findet im Garten und
in den Sälen eine große Volksbeluſtigung ſtatt. Im Garten wird ein
großes Orcheſter unter Leitung des Herrn Obermuſikmeiſter Mickley
konzertieren, während ein Ballorcheſter in den Sälen die neueſten Tänze
zum Tanz ſpielen wird. (Siehe Anzeige.)
In Schuls Felſenkeller, findet heute abend großes
Streichkonzert ſtatt und wird beſonders darauf hingewieſen. (S. Anz.)
Aus den Parteien.

Deutſche Demokratiſche Partei. Für die Verfaſſungs=
feier
auf der Feſte Otzberg am Sonntag, den 12. Auguſt, iſt ein wür=
diges
, dem Ernſt der Zeit entſprechendes Programm aufgeſtellt. Auf
die gleichzeitig ſtattfindende Kundgebung für die Freiheit von Rhein
und Ruhr iſt durch Auswahl der Redner und der gemeinſamen Ge=
ſänge
Rückſicht genommen, ſo daß eine wuchtige Demonſtration zuſtande
kommen wird. An der Feier können alle auf dem Boden der Verfaſſung
Stehenden teilnehmen. Die Abfahrt von Darmſtadt erfolgt ab Haupt=
bahnhof
1.15 Uhr, bezw. Oſtbahnhof 1.37 Uhr, mit Sonntagsfahrkarte
bis Wiebelsbach=Heubach, da für Station Lengfeld Sonntagskarten nicht
aufliegen. Der Abgang vom Bahnhofplatz Lengfeld erfolgt um 2.20

Uhr. Die Feier auf dem Otzberg beginnt um 3 Uhr.

Demokratiſche Jugendgruppe Otzbergfeier
1923. Die demokratiſche Jugendgruppe fährt Sonntag, den 12. Auguſt,
morgens 10.38 Hauptbahnhof oder 10.55 Oſtbahnhof nach Lengfeld zu
Sonntagsfahrkarten Wiebelsbach. Samstag abend Feier im Landes=
theater
.

Aufruf

an ſämtliche unmittelbar und mittelbar in der Volksbildun / un
Jugendpflegearbeit tätigen Vereine des Heffenlandes.
(Volksbildungs=, Geſang=, Turn=, Sport=, Spiel=, Wander=, igen
Jünglings=, Jungfrauen= Mädchen= konfeſſionelle= Frauen=, 2inner=
Geſellen=, Arbeiter=, Bauern=, Handwerker= Bürger= C verbe=
Krieger=, Schützen=, Feuerwehr=, Preſſe= Standes=, Wohlfahrt / wirt,
ſchaftliche Vereine uſw., Bildungsausſchüſſe der Gewerkſchaft,
Parteien, der Kirchen, der inneren Miſſion uſw., ſowie Ortsgru en des
Reichsbundes der Kriegsbeſchädigten uff.)
Trotz vielfacher Beſſerungsvorſchläge und Beſſerungsverſuch bauer
in unſerem Volksleben ein Mißſtand fort, der jedem Beobachte in die
Augen ſpringt und im höchſten Grad bekämpfenswert iſt: Die g hmack=
loſe
, häufig geſchmackswidrige Art der Volksunterhaltung. Wir 1 ſtehe
darunter in dieſem Zuſammenhang Stiftungsfeſte, Fahne ſeihe
Theateraufführungen, Jubiläumsfeſte, Begrüßungsabende, T erhal=
tungsabende
, Sommerfeſte, kurz alle jene Feiern und Veranſta unge
die von Vereinen aller Art, teils in regelmäßig wiederkehrende Weiſe.
teils aus beſonderen Anläſſen abgehalten zu werden pflegen. e ver=
ſchiedenen
Beobachtungen, die der unterzeichnete Leiter der Zen ilſtelle
zur Förderung der Volksbildung und Jugendpflege in Heſſen g. ide in
unſerem Heimatland in den letzten Jahren zu ſammeln die Gel enheit
hatte, geben ihm Veranlaſſung, an alle Vereinigungen, die hier i Frag
kommen, mit einer ernſten, nachdrücklichen Mahnung heranz reten.
Man kann ſagen, daß dieſe Mahnung an faſt alle Vereine i Stadt
und Land gerichtet werden muß, denn alle ergreifen ſie gern je ſich
bietende Gelegenheit, ihre Mitglieder geſellig zu vereinigen un dabei
ihrem Unterhaltungsbedürfnis mit mehr oder weniger Aufn d z
dienen. Es muß feſtgeſtellt werden, daß die Darbietungen, die h un=
ſer
Volk bei ſolchen Gelegenheiten gefallen laſſen muß, vielfach i keiner
Weiſe dem Ernſt der Gegenwart entſprechen und häufig beſ mend
wenig Geſchmack, Sinn für Anmut und feineren Takt verrater Der
gröbſte Dilettantismus macht ſich breit, die plumpſten Scherze inden
Anklang, der ungewählteſte Kitſch, die gröbſte Derbheit in t riger
Vermiſchung mit falſcher, peinlicher Rührſeligkeit wagen ſich 1: das
Publikum. Faſt nie fehlt dabei der ſogenannte Humoriſt, der x lei
der noch auf einer großen Anzahl ſelbſt beſſerer Variété= ihnen
floriert und der durch widerlich witzloſe dafür aber eindeutig cham=
loſe
Couplets eine höchſte verdächtige Sorte Heiterkeit zu vecken
ſucht. Nicht ſelten wartet dann derſelbe Mund, der eben ein keler=
regendes
Couplet zum beſten gegeben hat, im nächſten Augenb. mit
einem ſentimentalen Schmachtfetzen oder mit einem patriotiſcher Sing=
ſang
auf. Mit allem Nachdruck muß geſagt werden, daß dieſ Miß
ſtände beſchämend ſind, nicht nur für den betreffeden Verein, dern
auch für das ganze Volk, zu deſſen Kulturhöhe dieſe Geſchmacklof eiten
in einem ſchreienden Mißverhältnis ſtehen. Mit tiefer Trauer ſie ma
Angehörige eines Volkes, das in alten Tagen ſo gute Feſte zu eien
verſtand, in dieſen Niederungen des Geſchmacks ſich bewegen. Wir
Deutſche tun uns gern etwas zu gut auf das höhere Maß vr Bil=
dung
, daß uns anderen Völkern gegenüber auszeichnet. Dazu aben
wir in der Tat auch guten Grund. Aber unſeren Volksunterhal ngen
merkt man leider ſehr wenig von dieſer Bildung an. Da herr die
Roheit, oder doch wenigſtens die künſtleriſche Verſtändnisloſigke faſt
unumſchränkt. Dieſer Zuſtand iſt unerträglich. Man kann auf men
Gebiet ſo deutlich wie auf dieſem ableſen, wie weit unſer Volk ſ. von
einer alten gediegenen Weſensart entfernt hat, wie ſehr es dur die
moderne Entwicklung in ſeinen Inſtinkten geſtört und beirrt rden
iſt. Statt daß die Veranſtalter das zur Vorführung bringen, 1X ſit
können, und was ihnen liegt, werden ſchlechte hauptſtädtiſche Mu= m
elender, unzulänglicher Weiſe nachgeahmt. Statt, daß auf lich=
oder
landſchaftliche Ueberlieferung zurückgegriffen wird, will m
zeitgemäß, ſo modern, ſo großſpürig und artfremd wie 1flich
ſein. Und während in den Theatern unſerer Großſtädte einfache ind=
liche
Liedtänze, die jeder Lehrer jedem Dorfkind beibringen kan mit
größtem Beifall aufgeführt werden, während die ganze deutſche Jnd=
bewegung
auf das alte Volksdrama, auf das Volkslied zurückgrei und
mit dieſen Dingen die ſchönſten Erfolge erzielt, ſchämen ſich lär che,
aber leider auch ſtädtiſche Vereine nicht, ihrem Publikum einer äg=
lichen
, ſchlechten Abklatſch unvolkstümlicher, kitſchiger Unterhal gs=
programme
vorzuſetzen, wie ſie in der Gründerzeit bei uns Mo ge=
worden
ſind.
Es iſt nicht nötig, weiter ins Einzelne zu gehen. Jeder Be hei
ſolcher Darbietungen kennt die Mißſtände, von denen hier die Re iſt,
Die Zentralſtelle zur Förderung der Volksbildung und Ju ad=
pflege
in Heſſen hält es für ihre dringliche Pflicht, ihre Stimme ; e=
heben
und zur Abſtellung dieſer beſchämenden Gepflogenheiten fu=
fordern
. Die Geſinnung, daß für das Volk das Schlechteſte gerat ut
genug ſei, iſt eine ſchlechte, unſolide und undeutſche Geſinnung, eit
langem bekämpfen wir den Schund in Wort und Bild. Aber aue 18
der Volksunterhaltung muß der Schund verſchwinden. Ein Voll 7s
innerlich ſo gediegen angelegt iſt wie das deutſche, muß auch aus
Unterhaltungen und Vergnugungen die Roheit, die Leichtfertigkei I.
Talmikram verbannen.
An alle Vereine unſeres Heſſenlandes ergeht daher die herzliche 2,
ihr Augenmerk mehr als bisher darauf zu richten, daß ihren Cex
nur geſchmackvolle und kernige Unterhaltungskoſt geboten wird, d
nerlich ſtärkt und erhebt. Heiterkeit, ſogar Mutwille und Ausgel=
heit
laſſen ſich ſehr wohl auch mit einer gediegenen Qualität verbi
In Stelle der mattherzigen Rührſeligkeit ſoll ein erhebender Ernſ
ten, anſtelle des Zweideutigen und Widrigen das Muntere und Lu
das Spiel, die Freude. Es bedarf dazu keineswegs größerer Mi
im Gegenteil. Nur Geſchmack, Takt, ein wenig künſtleriſches E
müſſen bei der Aufſtellung des Programms mitwirken. Man ſorg
Spielplätze, wo hübſche Leiſtungen aller Art vorgeführt werden .
Man ſammle die überall vorhandenen Talente zum Theaterſpielen,
mache, aus den Unterhaltungen, wo es angebracht iſt, echte, be
Volksfeſte, man knüpfe an Landesart und =Sitte, an örtliche Geſch
Bräuche und Trachten an. Man befreie die Veranſtaltungen auch
rgend möglich, aus den Banden des Alkohols, zeige, welch ſtimm
volle Feſte ſich auch ohne dieſen Dämon feiern laſſen, und wecke ir
frühreifen Jugend das Gefühl, daß es beſchämend für ſie iſt, in
ind Zigaretten ſchon ſo gut Beſcheid zu wiſſen.
Bei dieſer Mahnung will es aber die Zentralſtelle nicht bewe
laſſen. Sie iſt jederzeit bereit, allen Vereinen mit Rat und Tat au

ihrer Zeit gibt Max Auer in ſeiner großen Bruckner=Biographie,
die ſoeben im Amalthea=Verlag zu Wien erſchienen iſt. Es
war im Sommer 1873. Bruckner hatte ſeine 3. Sinfonie voll=
endet
und wollte ſie durchaus Wagner widmen. Trotzdem der
Meiſter auf das Erſuchen, ihm ſeine letzten Werbe vorlegen zu
dürfen, nicht geantwortet hatte, begab er ſich von Marien=
bad
i. B. aus nach Bayreuth, um Wagner ſeine Bitte vorzu=
tragen
. Es war zirka Anfang September 1873, hat er ſelbſt
in einem Briefe an Wolzogen darüber erzählt, als ich den Mei=
ſter
bat, meine 2. C=Moll und 3. D=Moll vorlegen zu dürfen.
Der Hochſelige weigerte ſich wegen Mangel an Zeit (Theaterbau)
und ſagte, er könne jetzt die Partitur nicht prüfen, da ſelbſt die
Nibelungen auf die Seite gelegt werden mußten. Ich er=
widerte
: Meiſter, ich habe kein Recht, Ihnen auch nur eine
Viertelſtunde zu rauben, und glaubte, bei dem hohen Scharfblick
des Meſters genüge ein Blick auf die Themen, und der Meiſter
wiſſe, was an der Sache iſt. Darauf ſagte der Meiſter, mich auf
die Achſel klopfend: Alſo kommen Sie, ging mit mir in den
Salon und ſah die 2. Sinfonie an. Recht gut, ſagte er, ſchien
aber doch zu zahm geweſen zu ſein (denn in Wien hatte man
mich anfangs zuſammengeſchreckt) und nahm die 3. vor; und
mit den Worten: Schau, ſchau a was, a was ging er die
ganze erſte Abteilung derſelben durch (die Trompete hat Hoch=
derſelbe
beſonders erwähnt) und ſagte dann: Laſſen Sie mir
dieſes Werk hier, ich will es nach Tiſch noch genauer beſichtigen.
Darf ich meine Bitte vorbringen, dachte ich mir, wozu mich der
Wagner aufforderte. Recht ſchüchtern und pochenden Herzens
ſagte ich dann zu dem heißgeliebten Meiſter: Meiſter! Ich habe
etwas am Herzen, was ich mir nicht zu ſagen getraue! Der
Meiſter ſagte: Heraus damit, Sie wiſſen doch, wie lieb ich Sie
habe. Hierauf brachte ich meine Bitte vor, aber nur für den
Fall, daß der Meiſter einigermaßen zufrieden ſein ſollte, da ich
ſeinen hochberühmten Namen nicht entheiligen wolle. Der Mei=
ſter
ſagte: Abends 5 Uhr ſind Sie in Wahnfried geladen, da
werden Sie mich treffen, und nachdem ich die D=Moll=Sinfonie
bis dahin genau angeſehen habe, wollen wir dann über dieſen
Punkt ſprechen.
Später hat Bruckner oft erzählt, wie ihm zumute war, als
Wagner die Partituren durchſah: Mir iſt dabei grad ſo ge=
weſen
, wie einem Schulbuben, dem der Lehrer das Heft korri=
giert
, und jedes ſchau, ſchau habe ich für einen roten Strich
gehalten. Weil ich aber ſchon einmal im Bitten war, ſo habe
ich halt auch noch herausgeſtottert, daß er die Widmung der
Sinfonie annehmen möge, denn ſie ſei die einzige, aber auch die
größte Auszeichnung, die ich von der Welt verlange. Bis zur

Stunde der Einladung irrte Bruckner in Bayreuth herum
geriet an den Platz, wo das Feſtſpielhaus gebaut wurde. T
war er ſo intereſſiert, daß er unter den Arbeitern herumklett
und Wagner einen Diener nach ihm ausſchicken mußte.
fand ihn auf dem Gerüſt, mit verſtaubtem Anzug. Brud
war außer ſich, daß er ſich verſpätet hatte, und rief einmal ül
andere Mal: Putzt’s mi ab, Leut’n, putzt’s mi ab!"
dürftig gereinigt, langte er in Wahnfried an und wird
Wagner herzlich empfangen. Zuerſt hat man gar ni
g’redt, berichtet Bruckner, nur um den Hals iſt er mir gfa.
und abküßt hat er mich ein übers andere Mal. Ich hab' na=
lich
gleich weinen müſſen, und das iſt auch dann nicht beſſer
worden, wie er mir endlich geſagt hat: Lieber Freund, mit
Dedikation hat es ſeine Richtigkeit. Sie bereiten mir mit 4
Werk ein ungemein großes Vergnügen. Zweieinhalb Stum
bin ich dann ſo glücklich geweſen, neben dem Meiſter zu ſik
wo er die muſikaliſchen Verhältniſſe Wiens beſprach, mir X
entgegenbrachte, mich in den Garten führte und mir ſein G.
zeigte!!! Dann mußte (vielmehr durfte) ich, der Hochbeglue
den Meiſter in ſein Haus begleiten. Der Bildhauer Kietz,
damals Frau Coſima modellierte, war bei dieſem Geſpräch
bei und erzählt in ſeinen Erinnerungen, wie Wagner Bruck!
beſtändig eingeſchenkt habe, während dieſer abwehrte und rI
Um Gottes willen, Meiſter, das kann ich nicht, und es wi
mein Tod, ich komme ja ſoeben aus Marienbad. Aus E=
furcht
vor dem hohen Spender des Weihenſtephan trank
aber ein großes Glas nach dem andern, und kam dann am na.
ſten Morgen zu Kietz geſtürzt, wobei er ihm klagte, er ſei
unglücklichſte Menſch, denn er habe dem Meiſter mehrere S
fonien zur Widmung vorgelegt, und nun könne er ſich nicht me
entſinnen, welche Wagner ausgewählt habe. Als ihm Rl
ſagte, es ſei beſtändig von einer Sinfonie in D=Moll die Re.
geweſen, da umarmte ihn Bruckner ſtürmiſch, küßte ihn und
immer dazwiſchen: Ach, lieber Herr Hofrat, wie dante
Ihnen! Jawohl, die D=Moll hat der Meiſter angenomme
Ach, welches Glück, daß ich nun weiß, welche von den zweie!
Er ſchwankte aber doch noch und fragte Wagner an, ob es 4
D=Moll=Sinfonie ſei, was der Meiſter mit herzlichem Gruß L.
jahte. So wurde Bruckners Dritte zur Wagner=Sinfonle
wie auf dem in der Wiener Hofbibliothek befindlichen Mall.
ſkript zu leſen iſt. Als Widmung aber ſetzte er auf das *
Blatte: Symfonie in D=Moll, Sr. Hochwohlgeboren 9e‟‟
Richard Wagner, dem unerreichbaren, weltberühmten und
habenen Meiſter der Dicht= und Tonkunſt in tiefſter Ehrſut
ge idmet von Anton Bruckner.

[ ][  ][ ]

wo

Mit 2
i

M3
ige
Ui
nafßt

Rummer 219.
Hand zu gehen, ſie ſtellt gerne Muſterprogramme zur Verfügung, ar=
beitet
Programme für beſondere Fälle aus, weiſt entſprechende Litera=
tur
und ſonſtige Hilfsmittel nach kurz, ſie will jeden Verein, der
das Beſtreben zeigt, ſeine Veranſtaltungen beſſer und gediegener, freier
und anregender zu machen, nach Kräften unterſtützen. Sie ſpricht den
bringenden Wunſch aus, daß alle in Betracht kommenden Organiſa=
tionen
unſeres Landes ihren Rat und ihre Hilfe bei der Aufſtellung
von Feſtprogrammen einholen, in der Ueberzeugung, daß die Arbeit,
die auf dieſem bisher ſo ſehr vernachläſſigten Gebiet geleiſtet wird,
am Ende eben doch auch dem Ganzen der Volksbildung und Volksgeſun=
dung
zugute kommt.
(Nachdruck und weiteſte Verbreitung dringend erbeten).
Zentralſtelle zur Fürderung der Volksbildung und Jugendpflege
in Heſſen.
Der Direktor: Haſſinger.
Reinheim, 9. Aug. Nach längeren Vorbereitungen und Ueber=
windung
verſchiedener Schwierigkeiten iſt es nunmehr auch hier ge=
lungen
, auf dem Friedhof ein Denkmal für die im Weltkrieg gefalle=
nen
Krieger zu errichten. Der Entwurf hierzu iſt nach Begutachtung
durch das Heſſ. Miniſterium für Denkmalpflege durch Herrn Bildhauer
Blum=Ober=Ramſtadt und Maurermeiſter Heinrich Stühlinger ausge=
führt
. Eine fünf Meter hohe Säule aus rotem Odenwälder Sandſtein,
gekrönt mit einem Kreuz, erinnert an die großen Heldentaten der Ge=
fallenen
und noch lebenden Kriegsteilnehmer. Um die Säule ſchließt
ſich auf der Rückſeite in offenem Rechteck eine Mauer aus gleichem Ma=
terial
, in der Broncegußtafeln mit den 99 Namen der Gefallenen aufge=
nommen
ſind. Die ganze Anlage wird von einer lebenden Hecke um=
zäunt
und im Hintergrund durch eine Baumgruppe abgeſchloſſen. Die
erforderlichen Mittel wurden zum Teil durch freiwillige Sammlungen
aufgebracht, auch wurden die erforderlichen Fuhren koſtenlos ausgeführt.
Die Einweihung des Denkmals findet vorausſichtlich am Sonntag, den
28. Auguſt, nachmittags 31, Uhr, ſtatt.
Groß=Bieberau, 9. Aug. Der Gemeinderat hat den Voran=
ſchlag
der hieſigen höheren Bürgerſchule für 1924/25 genehmigt. Infolge
der jetzt herrſchenden Hitze ſind die Sommerferien der Bürgerſchule um
1 Woche verlängert worden. Der Unterricht beginnt ſomit erſt am
Montag, den 20. Auguſt 1923, nachmittags 1 Uhr.
ot. Beerfelben i. O., 9. Aug. Amerikaſpende. Die Familie
Ihrig, geborene Beerfelder, haben zum Ausbau des Heldenhains, außer
einer Spende vor längerer Zeit jetzt 10 Millionen Mark geſtiſtet.
r Babenhauſen, 9. Aug. Der Gemeinderat, war geſtern
abend zu einer Dringlichkeitsſitzung geladen. In der letzten nichtöffent=
lichen
Sitzung war, um die Ebbe in der Stadtkaſſe wegzubringen, be=
ſchloſſen
worden, vier der Gemeinde gehörige neue Häuſer öffentlich
meiſtbietend zu verſteigern. Da die inzwiſchen abgegebenen Gebote
durchaus nicht der Geldentwertung entſprechen, wurde der Häuſerver=
kauf
vom Gemeinderat nicht genehmigt. 200 Raummeter Holz ſollen
nach öffentlichem Ausſchreiben demnächſt zum Verkauf kommen. Eine
wertbeſtändige Anleihe aufzulegen. Dem Holzſchneider H. Hinkelbein
tverden 983 Quadratmeter Baugelände, das Qugdratemter zu 50 Pfen= lich hohen Kulturwertes verbunden, nicht nur die Kraft und die
nigen Goldwert, abgetreten. Vom 1. Auguſt d. J. an gibt die Gemeinde
den Einheitsſarg zum Preiſe von einer halben Million Mark ab.
Offenbach, 9. Aug. Poſaunenfeſt am 11. und 12.
Auguſt. Die Feſtleitung dankt all den lieben Chören von Nah und
ſtimmt bei jeder Witterung ſtattfindet. Auch von Darmſtadt und Um=
gebung
beteiligen ſich faſt alle Chöre. Es empfiehlt ſich, den Zug 1.52
Uhr am Samstag nachmittag zu benutzen, da bereits um 6ſ. Uhr die
fenigen, die Sonntags morgens fahren, benutzen den Zug 603 Uhr ab
Hauptbahnhof.
A Offenbach, 9. Aug. Die ſozialdemokratiſche Stadtverordnete
Martha Klopfer iſt zurückgetreten, und ihr Nachfolger ſollte der
Bewerkſchaftsbeamte Karl Kuhn im Stadtteil Bürgel werden. Dieſer
hört. Widmann iſt der erſte Erſatzmann, der in die Stadtverordneten= ſtrengſten Verſchwiegenheit, aus Angſt vor der Umwelt, wird
verſammlung eintritt.
Worms, 8. Aug. Goldenes Prieſterjubiläum. Am Frei=
rag
, 10. Auguſt, ſind 50 Jahre verfloſſen, ſeitdem der hochw. Herr Dom=
oropſt
und Dekan Schreiber die hl. Prieſterweihe empfangen hat. Sonn=
Segangen werden. Auf Wunſch des Jubilars, wird das Feſt in der
Hauptſache auf eine kirchliche Feier beſchränkt bleiben müſſen. Zur Vor=
gereitung
auf das Jubiläumsfeſt finden in der laufenden Woche abends um
drieſter ſtatt. Am Feſtag ſelbſt iſt vormittags um 6 Uhr eine hl. Meſſe
nit Generalkommunion der Pfarrangehörigen. Um 9 Uhr iſt das feier= Krankenverſicherung hat ſie eine immer höhere Bedeutung für
iche Hochamt. Während desſelben wird der Domchor eine neueinſtudierte
Neſſe von A. Caldara ſingen. Daran anſchließend findet im Pfarrhauſe
ine kleine Gratulation ſtatt, an der jedoch nur die zuſtändigen Vertreter
er Katholiken und der katholiſchen Organiſationen teilnehmen können.
ochw. Jubilars. Die Eltern werden dringend gebeten, ihre Kinder
icht in das Hochamt, ſondern in den Gottesdienſt um halb 8 Uhr zu
hicken. Jeder Katholik muß es als ſeine Ehrenpflicht betrachten, mit= ſätze erreicht. Jetzt aber, nach dem Kriege, wo eine ſoziale Um=
ahelfen
, daß dieſes ſchöne und ſeltene Feſt in der würdigſten Weiſe ver= ſchichtung der Bevölkerung ſich vollzogen hat und eine Reihe
em Jubilar, der ſich durch ſein verſöhnendes und gewinnendes Weſen
Ugemeine Hochachtung und Ehrerbietung erworben hat, zu ſeinem Prie= Krankenkaſſe verſichert waren, durch die freiwillige Weiterver=
erjubiläum
die herzlichſten Glückwünſche dar.
lter Landwirt ſo unglücklich in das Meſſer einer Mähmaſchine, daß
m der linke Unterarm direkt abgeſchnitten wurde. Der Bedauerns=
erte
mußte in ein Frankfurter Krankenhaus überführt werden.
R. Gießen, 9. Aug. Die Ohmtalbahn iſt von der Reichs=
ahndirektion
Frankfurt gepachtet und in Reichsbahnbetrieb genommen die Verordnung vom 5. Juli 23 feſtgeſetzt wurden, zu Grunde,
orden. Sie wird als Kleinbahn weiter betrieben werden.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 10. Auguſt 1923.

Seite 5.

Cdehroletarſer!

Die Finanzen des Großherzogs.
Roman von Frank Heller.
Copyright bei Georg Müller Verlag, München.
(Nachdruck verboten.)
Unter Pinien und Palmen.
Erſtes Kapitel,
ſorin bewieſen wird, daß die Geſchichte des Großherzogtumes
Minorca ſtets die ſeiner Großherzoge war.
Schläft Seine Hoheit?
Seine Hoheit hat eben zu erwachen geruht.
Iſt Seine Hoheit aufgeſtanden?
Ich bin ihm gerade bei der Toilette behilflich, Joaquin.
Fragen Sie ihn doch, was er zum Frühſtück haben will,
uguſte!
Was iſt denn zum Frühſtück da, Joaguin?
Hm Radieschen, Rettich, Sellerie, Salat, Pefferoni. . ."
Ja, hören Sie mal, das iſt doch kein Frühſtück, das Sie da
ſchreiben, Joaguin, das iſt ja ein botaniſcher Garten.
.. Sardinen, Moules und Kaninchen.
Als Frühſtück betrachtet, leicht, Foaguin!
Leicht, aber gut!
Hm, aber wenn nichts anderes da iſt, brauche ich ja nicht
ſt zu fragen.
Es ſieht immer artiger aus, Auguſte. Ein abſoluter Fürſt
U immer in allen Dingen befragt werden, die nichts mit der
egierung zu tun haben.
Das oben angeführte Geſpräch wurde an einem milden Fe=
uartag
des Jahres 1910 auf Oynaſtie Ramiros recht ſchwere
gefügt. Es war halbzehn Uhr. Die Sonne ſchien durch ge=
irkte
fadenſcheinige Vorhänge in einen kleinen Raum, deſſen
jände in gleichen Zwiſchenräumen ſechszackige heraldiſche Kro=
n
zeigten, abwechſelnd mit noch heraldiſcheren Löwen, die mit
ringeltem Schweif eine Hellebarde zwiſchen den Tatzen hielten.
ahinter leuchtet ein fünfzackiger Stern, der mit urſprünglich
ldenen, nunmehr ſilberweißen Strahlen die edlen Tiere be=
nien
. Die übrige Einrichtung war im Stil der Draperie und
r verbleichenden Wappenſterne Sofas und Stühle im Empire=
I ſtanden um einen Tiſch in Rokoko; ein Gueridon in Louis
uinze ſchloß die Einrichtung ab, und ganz unabhängig vom
eitalter trugen all dieſe Möbel dasſelbe antiquariſche Gepräge.
ad wenn es einem uneingeweihten Betrachter, nicht gelungen
äre, den Löwen= und Sternrebus zu löſen, ſo mußte ihn doch
e Kombination der großherzoglichen Krone, der fadenſcheinigen

Von einem Arzt wird uns geſchrieben:
Eine Gärung geht durch die Aerzteſchaft. Die wirtſchaftliche
Notlage derſelben hat eine Höhe erreicht, die unerträglich ge=
worden
iſt. Dumpfe Verzweiflung hat ſich weiter Kreiſe uuter
den Aerzten bemächtigt. So kann es nicht weitergehen. Oeffent=
lichkeit
und die berufenen Stellen ſtanden bisher der ganzen
Lage, die ſich zu einem Verhängnis für die Allgemeinheit aus=
zuwachſen
droht, verſtändnislos gegenüber. Im Reichstage, im
Reichswirtſchaftsrat, in den einzelnen Landtagen iſt auf die Not=
lage
der Aerzte hingewieſen worden. Geſchehen iſt ſo gut wie
nichts.
In der Preſſe konnte man leſen, daß Aerzte ſich aus Nah=
rungsſorgen
das Leben genommen haben, daß immer mehr
Aerzte gezwungen ſind, in andere Berufe abzuwandern, daß ſie
als Klavierſpieler, Zeitungsverkäufer, Buchhalter, Wurſtver=
käufer
, Nachtwächter, Arbeiter in Fabriken und Bergwerken ihr
Leben friſten. Welcher Verluſt an materiellem und geiſtigem
Aufwand! Aber wie viele gibt es, die hierfür ſchon zu alt und
zu müde ſind, die dieſen Mut nicht mehr beſitzen; die ſich um die
Hoffnung betrogen ſehen, im Alter die Früchte einer vielleicht
40jährigen Praris zu ernten. Mit ſtiller Reſignation ſehen ſie
ihr ſchwer Erworbenes täglich mehr ſchwinden und blicken mit
Grauen dem Tag entgegen, an dem ſie vor dem Nichts ſtehen
werden. In den größeren Städten nimmt die Zahl derjenigen
Aerzte immer mehr zu, die gezwungen ſind, Erwerbsloſenunter=
ſtützung
zu beziehen. Ein großer Teil der Aerzte lebt von der
Hand zum Mund und iſt gezwungen, nicht nur Wertgegenſtände
zu verkaufen, ſondern auch Inſtrumente, ſo daß es ihn immer
ſchwerer wird, ſeinen Beruf weiter auszuüben.
Weitaus die meiſten Aerzte arbeiten nur, um das tägliche
Brot für ſich und ihre Angehörigen zu verdienen; aber auch dazu
langt es nicht mehr in vielen Fällen. Erkranken ſie, ſo hilft
ihnen keine Kaſſe. Sterben ſie, ſo ſtehen Frauen und Kinder
mittellos da. Das Elend unter den Witwen und Waiſen iſt
himmelſchreiend.
Profeſſor Stier=Somlo an der Handelshochſchule in Köln,
der früher wiederholt Stellung gegen die Aerzte genommen hatte,
ſchrieb vor einiger Zeit in einem Aufſatz über die Not der
Aerzte: Wie ſich heute die Dinge geſtaltet haben, beſteht die Ge=
fahr
, daß der Aerzteſtand als ſolcher in Deutſchland zugrunde
längere Ausſprache beſchäftigte ſich mit dem Plan, eine kurzfriſtige, geht. Damit iſt nicht nur die Vernichtung eines außerordent=
Leiſtungsfähigkeit der ärztlichen Kunſt in Deutſchland und da=
mit
auch der ganzen Welt ſchwer betroffen, ſondern auch der
Niedergang der Volkshygiene, die fortſchreitende Ver=
elendung
der großen Maſſen beſchloſſen, der Ausbruch der Epi=
Fern für die zahlreichen Anmeldungen und teilt mit, daß das Feſt be= demien begünſtigt, der verheerende Verlauf der Seuchen gerade=
zu
herausgefordert.
Der Vorſitzende der Berliner ärztlichen Unterſtützungskaſſe
Vertreterverſammlung im Gemeindehaus, Sandgaſſe 45, beginnt. Die= berichtete: Das Durchſchnittseinkommen der Aerzte aus dem
Berufe ſteht tief unter dem des ungelernten Arbeiters und reicht
nicht annähernd zur Ernährung, Kleidung, Wohnung und Er=
ziehung
der Kinder, geſchweige noch für Bücher, Inſtrumente
und Fortbildung. Die Zahl der Hilfloſen, die ſich an uns wen=
dat
jedoch aus rechtsgültigen Gründen abgelehnt. An ſeine Stelle tritt den, wächſt in erſchreckendem Maße. Noch hält Verſchämtheit
der Parteiſekretär Wilhelm Widmann, der auch dem Landtage ange= dieſe Verelendung vielfach geheim, und nur bei Zuſicherung der
der Schleier den Vertrauten gegenüber ein wenig gelüftet. Viele
Aerzte, die jahrelang ehrenamtlich in Fürſorgeſtellen und Wohl=
fahrtsvereinen
tätig waren und manche arme Patienten um=
rag
, 12. Auguſt, wird dieſel ſeltene Jubiläum in der feierlichſten Weiſe ſonſt behandelten, ſind nun ſelbſt fürſorgebedürftig geworden. zu kaufen. Tagtäglich komme ich in Familien, die ich früher
Heute iſt die Kaſſenarztfrage für die deutſche Aerzteſchaft
die wichtigſte Frage des Standes geworden. Bei Beginn der
Krankenverſicherung handelte es ſich um eine Art Armenverſiche=
Uhr im Dome Konferenzpredigten durch einen auswärtigen Ordens= rung. Durch die immer größer werdende Ausdehnung der Jahre für meine geſamte Kaſſenarbeit erhalten habe. Dabei bin
die Aerzte gewonnen durch die dadurch bedingte Abnahme der
Die ganz unzulängliche Bezahlung der Aerzte von ſeiten
Im 3 Uhr nachmittags iſt feierliche Veſper, mit einer Anſprache des der Krankenkaſſen iſt allgemein bekannt und geradezu ſprichwört= Lage geweſen, mich und meine Familie durchzubringen. Statt
lich geworden. Schon vor dem Kriege wurden ſelten die Armen=
kuſt
und zu einem Freudenfeſt im wahrſten und tieſſten Sinne des von Leuten in Krankenkaſſen verſichert ſind, die den Arzt privat ber, als man für den Dollar 45000 zahlte. Vom 1. Januar bis
Fortes wird. Auch die evangeliſche Bevölkerung von Worms bringt bezahlen könnten, ſind die Verhältniſſe ganz beſonders ſchlimm 1. Auguſt 23 erhielt iſt 2½ Millionen ausbezahlt. Für den Juli
geworden. Ganz unrecht iſt, daß die Leute, die einmal in einer
ſicherung Kaſſenmitglieder bis an ihr Ende bleiben können, auch
P. Vilbel, 8. Aug. Unfall. In Maſſenheim geriet ein 60 Jahre wenn ſie zu grußem Reichtum gekommen ſind. Man kann hier reichte eben aus, um ein Paar Schuhe ſohlen zu laſſen.
wohl von einer Ueberſpannung des Verſicherungsgedankens
ſprechen.
Legt man die Gebühren der preußiſchen Taxe, wie ſie durch
ſo werden dadurch die Gebühren der Kaſſenärzte auf ein Drittel
Dch
Möbel und der verblichenen Draperie darüber aufklären, wo er
ſich befond.
Denn ach (und warum ſollten wir nicht ausſprechen, was
ganz Europ, ſchon lange wußte und was nun für immer behoben Lebenswandel und ſtarb plötzlich (an Apoplexie) im Jahre 1721.
gangenheit. Die Zeit, die alle Wunsen heilt, hatte dem Preſtige
der großherzoglichen Dynaſtie Ramiros recht ſchwere zugefügt.
Es gab eine Zeit, wo die Großherzoge von Majorca und Mi=
norca
, Grafen von Bethlehem und Beſchützer des heiligen Gra=
bes
, der Schrecken aller Seefahrer, im weſtlichen Mittelmeer
von der Republik Genua einhoben und Künſte und Wiſſenſchaften
ermunterten. Aber dieſe Zeit war längſt vorbei.
Schon um die Mitte des 16. Jahrhunderts wurde ihre Flotte
von dem türkiſchen Oberadmiral Daoud Paſcha vernichtet. Dies
war der erſte Schlag gegen das Preſtige der Dynaſtie, und ihm
folgten raſch andere. Im Jahre 1602 kam der ſchlimmſte. Nicht
damit zufrieden, daß der regierende Großherzog Don Jaime der
Zehnte Künſte und Wiſſenſchaften ermunterte und ſich dreizehn
Hofpoeten hielt, erhob ſich die Bevölkerung auf Majorca, auch
für eigene Rechnung einige Ermunterung verlangend, wie ein
Minorca, und nachdem er ſich vorſichtig vergewiſſert hatte, daß volleres Verſtändnis von Seiten des Volkes gefunden.
die Bevölkerung dort die Anſichten der Nachbarinſel nicht teilte,
darauf ſtellte ſich die Inſel Majorca unter ſpaniſches Protektorat
Aber ſelbſtverſtändlich weigerten ſich ſowohl Don Jaime wie ſeine
Nachfolger, die Rebolution anzuerkennen, und das Jahrhundert
hindurch trugen ihre Staatsdokumente und die ſtets weniger zahl=
reichen
Produkte ihrer Münze weiter die Inſchrift: Großherzog
von Majorea und Minorea, Graf von Bethlehem, Beſchützer des
heiligen Grabes. Am Ausgang des 17. Jahrhunderts war das
Großherzogtum dem Ruin ſo nahe, als ein Staat nur ſein kann
(und nicht ſein will); und in ſeiner Not ſehen wir ſeine Herrſcher
Lage zu verbeſſern Methoden, die uns unleugbar etwas vor
den Kopf ſtoßen. Don Louis der Zehnte ein Fürſt, der be=
ſtimmt
war, in Deutſchland Schule zu machen zögerte alſo
nicht, im ſpaniſchen Erbfolgekriege ſeine ſämtlichen Truppen an
Spanien zu verkaufen. Sie nahmen mit Ehren an dem Feld= e
zuge gegen Gibraltar teil und wurden nach dem Frieden zu Ut=
recht
nach Weſtindien verſchifft, wo ſie Tapferkeit gegen die Ein=
geborenen
zeigten aber Minoreas Zitronenhaine und das
blaue Mittelmer ſahen ſie niemals wieder. Nicht zufrieden mit ſ
dieſer erſten Transaktion wiederholte Don Louis ſie einige Jahre

E Frichensgcklilfen herälgebrich. ke 23g
Kaſſeneinnahmen Bruttoeinnahmen ſind, indem hierfür die ganz
erheblichen Berufsunkoſten, die unverhältnismäßig geſtiegen
ſind, in Abzug gebracht werden müſſen. Es ergibt ſich dazu ein
ſchreiendes Mißverhältnis zwiſchen Einnahmen und Ausgaben.
Biel ſchlimmer aber trifft die Aerzteſchaft der Umſtand, daß
die an ſich ganz unzulänglichen Gebühren vielfach erſt nach
Monaten, oft nach einem halben Jahr bezahlt werden. Dadurch
wurden die Aerzte bei der fortgeſetzten Geldentwertung des letz=
ten
Jahres um neun Zehntel ihres Lohnes verkürzt. Den Vor=
teil
haben die Kaſſen, den Schaden mußten die Aerzte ganz allein
tragen.
Es unterliegt keinem Zweifel, daß ſich die Krankenkaſſen
ſelbſt in finanziellen Schwierigkeiten befinden infolge der ſtän=
digen
Geldentwertung und der außerordentlichen Steigerung
der Ausgaben. Dieſe ſchlechte Finanzlage der Krankenkaſſen iſt
weſentlich verſchuldet durch das ſchlechte Beitragsſyſtem, das bei
der zunehmenden Geldentwertung immer nachhinkt. Die Geſetz=
gebung
kommt ſtändig zu ſpät, ſo daß die Krankenkaſſen, welche
bei Erlaß einer neuen Verordnung zwar ſofort die erhöhten
Leiſtungen gewähren müſſen, nicht aber zur gleichen Zeit die
erhöhten Beiträge in Händen haben. Auch iſt die Grundlohn=
grenze
ſtets viel zu niedrig, ſo daß die beſſer entlohnten Arbeiter
und Angeſtellten relativ weniger Beiträge zu zahlen haben als
die ſchlechter Entlohnten.
Aber auch den Krankenkaſſen iſt ein gerüttelt. Maß von
Schuld=an dieſen Verhältniſſen zuzuſprechen. Lange genug ſchon
haben die Aerzte auf dieſe unhaltbaren Zuſtände hingewieſen
und ſich immer bereit erklärt, mit den Kaſſen gemeinſam ihren
ganzen Einfluß aufzubieten, um bei den Regierungen mit allem
Nachdruck ihre Beſeitigung zu veranlaſſen. Lange Zeit aber
haben die Krankenkaſſen die Lage verkannt und, anſtatt mit den
Aerzten einig zu gehen, dieſe für alles Kaſſenelend verantwort=
lich
gemacht. Ja, man hat es erlebt, als im vergangenen Früh=
jahr
der Grundlohn heraufgeſetzt wurde, daß es Kaſſen gegeben
hat, die nichts eiligeres zu tun wußten, als die Beiträge von
10 Prozent auf 8½ Prozent herabzuſetzen. Dieſe Differenz allein
ſchon hätte genügt, um den Aerzten ihr Honorar rechtzeitig aus=
zahlen
zu können. Es muß einmal geſagt ſein, daß die Kaſſen
in den Aerzten vielfach noch ihre Gegner ſehen, und daß ſie ihre
alten Streitigkeiten mit denſelben nicht vergeſſen können. Es
liegt nicht nur an dem Können, ſondern häufig auch an dem
gütten Villen der Kaſſen. So gut wie ſie bisher imſtande ge=
weſen
ſind, ihre Beamten in angemeſſener Weiſe und rechtzeitig
zi bezahlen, hätten ſie auch Mittel und Wege finden müſſen,
ihren Verpflichtungen gegenüber den Aerzten nachzukommen.
Kaſſen und Aerzte ſind nun einmal auf Gedeih und Verderb
miteinander verbunden.
Wenn die Krankenkaſſen gelegentlich behaupten, die hohen
Arztkoſten ſeien ſchuld an ihrem Elend, ſo möchte ich dem die
Ausführungen eines älteren hieſigen Kaſſenarztes gegenüber=
ſtellen
:
Ich bin ſeit langen Jahren hier tätig. Trotz der geringen
Bezahlung hatte ich im Frieden mein Auskommen, und bei
meiner beſcheidenen Lebensführung konnte ich mir jedes Jahr
ſo viel zurücklegen, daß ich ſpäter mich und meine Familie vor
Not geſichert glaubte. Die Hälfte meiner Einnahmen ſtammte
aus der Privatpratis und aus den Zinſen der Erſparniſſe in
über 20 Jahren. Da kam der Krieg. Was ich an Erſparniſſen
hatte, ſtellte ich dem Vaterland zur Verfügung. Viele hunderte
von Familien habe ich, ohne einen Pfennig zu beanſpruchen,
unentgeltlich behandelt. Dank habe ich nicht begehrt. Heute
habe ich nicht das Geld zur Verfügung, um mir das Nötigſte
unentgeltlich behandelte, und ſehe, was dieſe ſich leiſten können
und leiſten. Dabei wird geklagt, und doch bringen Einzelne an
einem Freitag mehr Geld heim, als ich im ganzen letzten halben
ich ein gut beſchäftigter Arzt und von früh bis ſpät für meine
Patienten bereit. Meine Kaſſeneinnahmen bleiben hinter der
Privatpraxis. Zurzeit umfaßt die Krankenverſicherung min= Unterſtützung eines Erwerbsloſen, dank der verſpäteten Aus=
deſtens
drei Viertel der geſamten Bevölkerung Deutſchlands. zahlung, zurück. Hätte ich nicht noch Nebeneininahmen und die
Unterſtützung von Freunden gehabt, ſo wäre ich gar nicht in der
langer Aufſtellungen ein paar Tatſachen! Die erſte Abſchlags=
zahlung
für meine Kaſſenleiſtungen im Jahre 1922, geleiſtet bei
einem Dollarſtand von durchſchnittlich 500, erhielt ich im Novem=
hatte
ich bis dahin noch keinen Pfennig geſehen. Die Reſtzah=
lungen
für April, Mai und Juni ſtehen auch noch aus. Im
Juli erhielt ich die Schlußzahlung für das erſte Vierteljahr, die
So ſieht es aus bei einem Arzte, dem nachgeſagt wird, daß
er eine gute Praxis habe.
Das Grundübel für die Not der Aerzte ſind neben den viel
zu niedrigen Gebühren und der raſchen Geldentwertung die
verſpäteten Zahlungen der Krankenkaſſen. Für eine Unterſuch=
ſpäter
, indem er die 10 nächſten heranwachſenden Jahrgänge von
Minorcas Jugend bei den Wucherern in Barcelona verpfändete;
das eingegangene Geld verſchwendete er bei einem leichtſinnigen
iſts), die Zukunſt des Großherzogtums Minorca lag in der Ver= Ihm folgte ſein Sohn Don Ramon der Siebzehnte, und ſelten
ſind die guten Abſichten eines Fürſten ſchlechter gelohnt worden.
Kaum hatte er den Thron beſtiegen, als er den Kontrakt ſeines
Vaters mit den Wucherern für ungültig erklärte. Minorcas
Jugend war vor dem Verkauf gerettet. Aber was war die Folges
Die Wucherer, die ſich zu allen Zeiten durch ihren Zuſammen=
waren
, die Araber in Marokko und Spanien bekriegten, Steuer halt ausgezeichnet haben, weigerten ſich wie ein Mann, Don Na=
mon
auch nur einen einzigen Dukaten zu leihen, nicht nur die
in Barcelona, ſondern ihre ſämtlichen Kollegen von Cadix bis
Amſterdam. Vermutlich infolgedeſſen wurde dieſer Fürſt in ſich
gekehrt und grübleriſch. Nach einem freudearmen Mannesalter,
verbracht mit dem Schreiben trochäiſcher Verſe (korrigiert von
ſeinem Hofdichter Emanuel von Oporto) verſchied er im Jahre
1740, und ihm folgte ſein Sohn Don Feronimo der Erſte, genannt
der Glückliche.
Nie iſt der Apfel weiter vom Stamm gefallen. Nie, ſagt
der Geſchichtsſchreiber Carlos von Coimbra (ein Neffe des Ema=
nuel
von Oporto) nhat ein Fürſt es beſſer verſtanden, ſein Volk
Mann gegen ihren Fürſten. Hals über Kopf floh dieſer nach zu großen Taten anzufeuern, nie hat der Eifer des Fürſten liebe=
Nie (ſoviel iſt ſicher) war das Großherzogtum Minorca in
landete er in Mahon und übernahm die Regierung. Das Jahr einer beſſeren Finanzlage als in den erſten Regierungsjahren
Don Jeronimos. Da iſt nur eines, das der vortreffliche Chroniſt
und war damit auf immer für das Haus Ramiros, verloren, in ſeiner Geſchichte des Großherzogtums Minorea zu erwähnen
vergißt: die Art der Anſtrengungen, in denen Volk und Fürſt ſich
ſo glücklich begegneten. Recht begreiflich im übrigen, denn es
war Seeräuberei, weder mehr noch minder, wodurch Don Jero=
nimo
der Glückliche ſich imſtande ſah, 49 Jahre ein Hofleben zu
führen, das ſich nur mit dem Ludwigs des Fünfzehnten verglei=
chen
ließ, und dabei noch die Staatsſchulden des Großherzogtums
notdürftig zu amortiſieren. Der Betrieb ging glänzend und hätte
die Kaſſagewölbe eines weniger verſchwenderiſchen Fürſten ge=
zu
den verſchiedenſten Methoden greifen, um die verzweifelte füllt, nie die Don Jeronimos des Glücklichen. Ju Jahre 1789
verſchied er bei der Nachricht von der franzöſiſchen Nevolution,
und ihm folgte ſein Sohn, Don Jeronimo der Zweite, mit Recht
der Unglückliche genannt, unglücklich, weil er in einer Zeit ge=
boren
war, die er nicht verſtand. Sechs lange Jahre verbrachte
er unter den Engländern, die er ärger als die Peſt ſcheute, da=
mit
, täglich den Franzoſen und ihrem ewig ſiegreichen Laiſer zu
fluchen. Endlich kam das Jahr 1814: Don Jeronimo kehrte in
raſchen Tagmärſchen zu ſeinem getreuen Volke zurück und ver=
ſtändigte
es, nach berühmtem Muſter, daß die ausſtändige Zibil=
liſte
für die letzten 12 Jahre nachzubezahlen ſei. (Fortſ. folgt.)

[ ][  ][ ]

Seite 6.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, deu 10. Auguſt 1923.

Rummer 2 b.

wne Ee e Hle eee
ten zahlen 1000 Mk. Die Auszahlungen erfolgten aber erſt nach
Wochen und Monaten, teilweiſe ſtehen ſie auch heute noch aus.
Was bedeutet das? 1000 Papiermark hatten einen Wert am
15. Mai von rd. 15 Friedenspfennigen,
15. Juni rd. 5
15. Juli rd. 2
1. Auguſt . rb.
9. Auguſt . rd. 1½o
Es iſt alſo eine Entwertung des ſchuldigen Betrages um
das 300fache eingetreten. Welcher Stand hätte ſich ſolche Ver=
hältniſſe
gefallen laſſen? Rund herausgeſagt, die Aerzte fühlen
ſich um ihren wohlverdienten Lohn einfach geprellt. Auch für ten Schneefeldern. Langſam ſchmilzt der Schnee, kommt auch
den Monat Juli ſind nur geringfügige Beträge bezahlt worden.
Würden die Kaſſen ihren Verpflichtungen heute ſämtlich nach= Mit Donnergetöſe ſtürzen die Schneemaſſen über eine Felswand
kommen, ſo wären trotzdem die Aerzte wiederum um 2⁄o ver=
kürzt
.
Neben dem ganzen Elend der troſtloſen Einkommensver=
hältniſſe
der Aerzte iſt es der dumpfe Druck der algemeinen Not, haft=ſchöne Naturſinfonie!. Vor kurzem noch ſo erzählt man
der auf der ſittlichen Kraft des ganzen Standes laſtet, und das auf der Hütte wurde ein Bergführer von einer Steinlawine
Bewußtſein, daß das Anſehen des Standes gegenüber früher
geſunken iſt. Früher war der Arzt ein geachteter Mann und
gehörte zu den angeſeheneren Schichten der Bevölkerung. Heute
muß er ein mitleidiges Wort hören von Leuten, die auf leichte
Beiſe ihr Geld verdienen. In dieſer ſchwveren Notlage der
Aerzte iſt die Gefahr einer Lockerung der Standesſitten, des Ab=
weichens
von den Geboten der Standesehre in erhöhtem Maße
gegeben. Bernhard Shaw hat recht, wenn er ſagt: Das Ge=
fährlichſte
für ſeine Mitwelt iſt ein armer Arzt.
Noch iſt es Zeit. Noch haben die Krankenkaſſen und die
Regierungen des Reiches und der einzelnen Länder es in der
Macht, den Aerzten hilfreich die Hand zu bieten, und zu ver=
hüten
, daß ein dem Staate unentbehrlicher Stand dem Unter=
gange
verfällt. Wo mit einem Federſtrich Billionen für Beamte
und Staatsarbeiter flüſſig gemacht werden, da kann man ſich
nicht auf die Behauptung, daß keine Mittel vorhanden ſind, zu=
rückziehen
.
Die Not hat unter den Aerzten zur Zeit eine Hochſpannung
erzeugt, die mit elementarer Macht zur Selbſthilfe drängt. Von
den verſchiedenſten Gegenden des Reichs kommt die Kunde einer
Bewegung, die diesmal nicht von der ärztlichen Hauptorgani=
ſation
ausgeht. Maßnahmen ſind geplant, vor denen vor eini=
gen
Jahren noch die meiſten Aerzte zurückgeſchreckt wären. Heute
iſt der Gedanke ſiegreich; mit fliegenden Fahnen ſtellen ſich auch lichen Folgen ſeiner unfreiwilligen Abfahrt.
die bisherigen Warner unter ſein Banner. Es geht um Sein
und Nichtſein. Ein anderes Mittel bleibt nicht. Läßt die Re=
gierung
auch diesmal die Aerzte im Stich, dann hat ſie die Ver=
mit
dem Bewußtſein, daß ſie kämpfen für ſich und ihre Familie, aus in die große ſtille Alpenwelt ſieht. Ringsum ſchweiſt Dein
für die Erhaltung eines tüchtigen Standes, der ſich mehr als
und der alles verſucht hat, um dem Unheil vorzubeugen, das
aus ſeinem Vorhaben entſpringen kann.
Reich und Ausland.
Einweihung der Fliegergedenkſtätte in der Rhön.
Als Abſchluß des Rhön=Segelflugwettbewerbes findet am 30. Auguſt
auf der Waſſerkuppe bei Gersfeld in der Nhön der Deutſche Flieger= aber die größere Gefährlichkeit des Abſtiegs muß wohl oder übel
gedenktag 1933 und die feierliche Weihe der dort errichteten Deutſchen
Flieger e. V. dem die meiſten Luftfahrtvereine und ehemaligen Kriegs= delegabel war es ein beſchwerliches Stampfen Schneeanhäu=
flieger
angehören, errichtet worden zum Andenken an die Männer, die fungen von 2 bis 3 Meter Höhe waren keine Seltenheit zur
im Krieg und Frieden für Deutſchlands Größe in der Luft den Tod ge=
funden
haben. Errichtet an der Geburtsſtätte der Segelfliegerei, ſoll
ſie den jungen Flieger, der dort lernt, mahnen, den Toten nachzueifern,
und das wiederaufzubauen und weiterzuentwickeln, was ſie unter Auf=
opferung
ihres Lebens begründeten. Der Vorſitzende des Denkmalsaus=
ſchuſſes
iſt Generalfeldmarſchall von Hindenburg. Die Weihe beginnt kirchen für Oberbayern: Eine vielbeſuchte Sommerfriſche, die
am 30. Auguſt, 11.30 Uhr vormittags, mit Ehrenrunden der von der
deutſchen Flugzeuginduſtrie geſtellten Flugzeuge. Nach Salutſchießen Menſchen aus aller Herren Länder ſelbſt in weiß=duftende
der Stadt Gersfeld fällt unter den Klängen des Niederländiſchen Dank=
gebetes
die Hülle des Denkmals. Nach Uleberrahme der Ftiegergedenk= Sommerkleider geſteckte Japanerinnen fehlen nicht geben ſich
ſtätte durch den Ring der Flieger ſchließen muſikaliſche Darbietungen hier ein Stelldichein. Der Charakter einer Sommerfriſche ver=
den
Veiheakt. Abends findet Zuſammenſem der Teilnehmer in Gers= blaßt immer mehr hinter dem eines lauten Kur= und Mode=
feld
ſtatt. An die Mitglieder der Reichsregierung und an die Regie= platzes, und wir durften uns glücklich preiſen, als wir nach ſtun=
rungen
der Länder ſind Einladungen ergangen. Der Ring der Flieger
lädt weiterhin jeden, der Intereſſe an der deutſchen Luftfahrt hat
vor allem die Angehörigen gefallener Flieger zu der Feier herzlich
ein. Anfragen ſind gegen Erſtattung der Portokoſten an die Geſchäfts=
ſtelle
des Ninges der Flieger. Gersfeld im der Rhön, zu richten. Die noch nicht in ſo großen Schwärmen die Berge beleidigten, ſoll
Zuweiſung von Quartieren, die allerdings, den örtlichen Verhältniſſen es anders geweſen ſein. Aber: Tempora mutantur!
der Waſſerkuppe entſprechend, ſehr primitiv ſein werden, iſt bei der zu
erwartenden ſtarken Beteiligung möglichſt frühzeitig zu begntragen, falls
beabſichtigt wird, nach der Feier zu übernachten.
Wildweſtraub im Hannoverſchen.
amten mit einem Fuhrwerk nach Afeld geſandt, um von der dortigen herauf. Andere, beſonders Unerfahrene, machten den ſchwieri=
Reichsbanknebenſtelle Lohngelder in Höhe von 930 Millionen zu holen.
Als ſie ſich mit dieſem Geld auf der Rückfahrt auf einem Waldweg be= gen Aufſtieg durch das Höllental, ein um ſo gefährlicheres Be=
hielten
das Geſpann feſt. Angeſichts der Uebermacht der Räuber ſetzten rungsſeil teilweiſe ganz vom Schnee bedeckt wird. Es darf
Näuber noch nicht habhaft werden.
Deutſche Einwanderung in Chile.
bekannt, daß die Ausſichten für Auswanderer nach Chile nicht günſtig
beträgt. Die Regierung ſelbſt unterſtützt die Eiwanderung in keiner Tod über die Schultern ſehen. Seine Satzungen ſind Satzungen
Weiſe. Freies Land für Anſiedler gibt es in Chile nicht. Jeder, der
ſich anſiedeln will, muß es käuflich erwerben. Handwerker finden Be= lernt, erfahren ſein. Anton Fendrich ſagt in ſeinem bekannten
ſchäftigung, müſſen aber die Reiſekoſten ſelbſt aufbringen und über Buche. Der Sport, der Menſch und der Sportsmenſch: Wer
etwas Kapital verfügen. Kaufleuten wird abgeraten, auf eigene Koſten
nach Chile auszuwandern; dagegen wird ihnen empfohlen, ſich mit deut= von den Auchalpiniſten will wider ihn zeugen?
ſchen Esportfirmen und Banken in Verbindung zu ſetzen, die in Deutſch=
land
vertreten ſind und in Chile Filialen unterhalten. Durch deren
finden nur in ſehr beſchränktem Maße Anſtellungen, da die Zahl der was ſagen uns die Nawen? Nicht ſie, ſondern die Berge ſpre=
deutſchen
Schulen gering iſt. Landarbeiter erhalten nur ſehr ſchwer
in Chile Beſchäftigung, etwas günſtiger liegen die Verhältniſſe für
Induſtriearbeiter. Beſonders wird darauf hingewieſen, daß es ſo gut
wie ausgeſchloſſen iſt, die Reiſekoſten erſetzt oder im voraus vergütet
zu erhalten.
Metche
Sommerſpielzeit Bruno Harprecht, 7½ Uhr abends:
Hamburger Filiagle‟. Reichsbund der Kriegsbeſchä= kößliche Naß, lächelt uns von verräucherten Wänden das Mün=
digten
und Hinterbliebenen, abends 8 Uhr, im Hanauer
Hof: Mitgliederverſammlung. Union=, Reſidenz=, Zentral=Theater,
Palaſt=Lichtſpiele: Kino=Vorſtellungen.
Weiterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorasuſage für Samstag, den 11. Auguſt.
Anhalten der Hochdruckwetterlage.

Eine Bergfahrt.
III. (Schluß.)
Waltenberger Haus, 30. Juni 1923.
Wieder ſitzen wir im Waltenberger Haus zu Gaſt, aber mit
uns diesmal viele andere, die das prächtige Wetter herangelockt
hat. Draußen vor der Hüttentür ſitzen wir, ſchauen ins Tal
hinab und wollen kaum glauben, daß wir vor einigen Tagen
bei Schnee und Regen nur mit Müh und Not die Waltenberger
Hütte gefunden hatten.
Es iſt um die Mittagszeit. Sonnenglut laſtet auf den wei=
Leben in die weiße, bisher bewegungsloſe Maſſe. Da, ſchaut!
in die Tiefe. Krachend poltert der Steinſchutt hinterher. Das
iſt ein Ziſchen und ein Donnern zwiſchen den Bergwänden, wenn
in kurzen Zeitabſtänden die Lawinen herabſauſen! Eine ſchreck=
erſchlagen
. Kenut Ihr den Tod in den Bergen?
Ein anderes Naturſchauſpiel, ein friedliches Bild, feſſelt uns
bald darauf: Gemſen, ein ganzes Rudel, die in mutwilligen
kühnen Sätzen drüben ein ſteiles Schneefeld traverſieren. Bis
20 Tiere zählen wir. Mit einem gewiſſen Neid unſerer eige=
nen
Ohnmacht bewußt bewundern wir unter Zuhilfenahme des
Fernglaſes ihre Kletterkünſte. Leider hat der Menſch durch ſei=
nen
Vernichtungswillen auch dieſe flinken Vertreter der Alpen=
tierwelt
ſtark dezimiert, und in nicht allzu langer Zeit wird die
letzte Gemſe als Sehenswürdigkeit irgend ein Muſeum ſchmücken,
und die Berliner Gemſe (Hausziege), wie ein Sachſe die oft
bewundernswerten zoologiſchen Kenntniſſe der Spreebewohner
ironiſiert, wird auch nur ein ſchwacher Troſt ſein.
Kemptener Hütte, Ende Juni.
Vom Waltenberger Haus zur Bockkarſcharte (Scharte zwi=
ſchen
Bockarkopf und Mädelegabel). Ein anſtrengender Aufſtieg
auf verharſchtem Schnee, der auch einem jugendlichen, halb=
erwachſenen
Burſchen, der, wie ſo viele andere, ohne jede Berg=
ausrüſtung
und =erfahrung die Alpen aufſuchte, zum Verhängnis
wurde. Er glitt aus, kam auf dem hart gefrorenen Schnee ins
Rutſchen und laudete nach mehrmaligem Ueberſchlagen einige
hundert Meter unterhalb der Abrutſchſtelle. Ein zerriſſenes
Wams und ein zerſchundener Oberkörper waren die unausbleib=
Auf dem Gipfel der Mädelegabel erlebten wir eine Feier=
ſtunde
. Es gibt wundervolle Alpenpanoramei, von Künſtler=
augen
erſchaut, aber der Eindruck, den dieſes Bild hinterlaſſen,
antwortung zu tragen. Die Aerzte aber müſſen ſich tröſten verblaßt in dem Augenblick, wo dieſer ſelbſt von hoher Warte
Blick, und er wandert von Spitze zu Spitze, von Horn zu Horn,
irgend einer bisher in den Dienſt der Menſchlichkeit geſtelt hatte, die alle in die Bläue des Firmaments hineinragen, Und mit
etwas Mitleid und Wehmut ſchauſt Du auch ins grüne Tal hinab,
aus dem die Anſiedelungen der Menſchen gleich kleinen Schach=
teln
hervorlugen. Wir vergaßen Zeit, Welt und Leid über die
Freiheit, die wir in vollen Zügen atmen durften, und wir glaub=
ten
, daß die Freiheit noch eine Wohnſtätte in dieſen Bergen habe,
eine letzte Zufluchtsſtätte auf dieſer Welt.
Beim Abſtieg beſchwor der unter der Mittagsſonne auf=
geweichte
Schnee manchmal recht kritiſche Augenblicke herauf,
Fliegergedenkſtätte ſtatt. Die Fliegergedenkſtätte iſt vom Ring der in Kauf genommen werden. Ueber den Schneeferner der =
Kemptener Hütte, die uns für die kommende Woche beherber=
gen
ſoll.
Partenkirchen, 1. Juli 1923.
Was Oberſtdorf für das Algäu iſt, iſt Garmiſch= Parten=
heute
mehr als ſonſt einen ſtark internationalen Anſtrich zeigt.
denlangem Suchen am ſpäten Abend Unterkunft gefunden hatten
. zu nangemeſſenen Preiſen‟. O, Sänger, ſchweig! In frü=
heren
glücklicheren Zeiten, als Deviſenprotzen und Edelvalutarier
Münchener Haus (Zugſpitzenweſtgipfel), 3. Juli 1923.
Während des Aufſtiegs zur Zugſpitze lernten wir den
Maſſenalpinismus in ſeiner ſchlimmſten Form kennen. Berg= Philipp Wilhelm 50 000 Mk. Ungenannt 60 000 Mk.
ſteiger jeglichen Alters und Geſchlechts, in allen möglichen und
Alfeld. Die Deutſche Spiegelglas=A.=G. hatte zwei ältere Be= unmöglichen Gewandungen, vilgerten den Weg durchs Raintal
fanden, fielen fünf maskierte Männer den Pferden in die Zügel und ginnen, als zurzeit noch ſehr hoher Schnee liegt und das Siche= 14. Quittung 597255 Mk., 15. Quittung 834 316 Mk., 16. Qu
die Beamten keinen Widerſtand entgegen. Die Räuber bemächtigten ſich denn auch nicht wundernehmen, daß allein in den letzten Tagen
des Geldes und verſchwanden damit im Walde. Die Polizei konnte der dieſer alpine Unfug mehrere Todesopfer forderte. Viele ſtrömen Mk., 22. Quittung 2 736 219 Mk., 23. Quittung 504 042 Mk., 34.
von den oberbayeriſchen Seen dem nahen Gebirge zu, um en
paſſant die Zugſpitze, den höchſten Gipfel der deutſchen Alpen,
mitzunehmen. Wo immer ſich im Sport derartige Auswüchſe
D. 4. I. Der Deutſch=chileniſche Bund in Conepcion (Chile) gibt zeigen, iſt ſchärfſte Kampfanſage durch Wort und Schrift am
ſind. Das Land leidet noch immer ſchwer unter einer heftigen Wirt= Platze. Der Alpinismus iſt ein ernſter Sport, und inmitten tung 129 115 Mk., 37, Quittung 973 855 Mk., 38. Quittung 366 149
ſchaftskriſis, ſo daß die Zahl der Arbeitsloſen immer noch etwa 20000 der tieffarbigen Blumenpracht eines Berghanges kann Dir der 39. Quittung 638 300 Mk., 40. Quittung 524 525 Mk., 41. Qni
des Herzens. Das Verhalten in den Bergen muß ſtudiert, er=
Doch die Zupſpitze beſchert auch Bergſteigerfreuden. So= 56. Quittung 609 030 Mk.
weit das Auge reicht, erſchaut es die wilden Zacken und Schuee=
Vermittlung iſt es vielleicht möglich, eine Anſtellung zu finden. Lehrer hörner der Stubaier, Zillertaler, Oetztaler, Bernina uſw. Aber
chen zu uns, ſtumm und gewaltig.
München, 5. Juli 1923.
Kehraus!. Zu Ende iſt Freiheit und hohe Daſeinsluſt. Im erklärung. Sabbatausgang 8 Uhr 45 Min.
Trubel der Bier= und Reiſeſtadt, die eben zum großen Deutſchen
Turnfeſt rüſtet, ſammeln wir letzte Eindrücke. Auch das Hof=
bräuhaus
, das, wie immer, in Alkohol ſchwimmt, kann ſolche 7 Uhr 45 Min. Nachm. 5 Uhr. Sabbatausgang 8 uhr 45 M1
vermitteln. Noch einmal kredenzen uns uralte Kellnerinnen das
chener Kind! zu, und dann: Ade ...
Durchs Land der Franken führt uns Bergjünger der Zug
in die Heimat, in die kampfdurchtoſte, ſchwerleidende Heimat. Reich und Ausland: Max Streeſe; für den Inſeratenteil: i.
Meine beiden Gefährten aus dem beſetzten Gebiet ſitzen ſtill
und ſtumm. Die Grenzen ſind geſperrt, und es drückt ſie die
Sorge, ob ihnen die Umgehung des Verkehrsverbots gelingen

wird. Ich gebe ihnen ein letztes, etwas gepreßtes Beheil
mit auf den Weg in die ſchöne, altehrwürdige Stadt am hein
An die Alltagsmaſchine zurückgekehrt, umbrauſt mict heut
wieder die bunte Fülle großſtädtiſchen Lebens, das unſere irven
ſo ſelten zur Ruhe kommen läßt. Aber in ſtillen Stunde wer=
den
liebe Erinerungen wach, und ich denke an das were
Abſchiednehmen:
Ihr Berge lebt wohl!
H. Tillenburg, Mann) m.
G Lrch
Leichtathletik.
Drittes Jugend= und leichtathletiſches Gau=Sportfeſt in Roß rf.
Kommenden Samstag und Sonntag findet zu Roßdorf, da dritte
Jugend= und leichtathletiſche Gau=Sportfeſt des Odenwa faues
2. Kreis (Mittelrhein), Deutſcher Athletik=Sportverband 1891,
ſtatt, das dem Kraftſportverein Deutſche Eiche‟=Roßdorf üb rag
wurde. Am Samstag abend wird die Austragung eines aus Man
beſtehenden Maunſchaftskampfes im Ningen zwiſchen den erſten ſann=
ſchaften
von Offenbach a. M. und Roßdorf erfolgen. Da bei Ve
eine über gute Kräfte verfügen, dürften ſpannende und inte ſſant
Kämpfe zu erwarten ſein. Der Sonntag wird mit den Wett npfen
ausgefüllt und zwar im Ringen für Schüler, Stemmen und Rinn für
die Juniore. Den Hauptteil des Tages dürften, die leichtath iſchn
Wettkämpfe in Anſpruch nehmen. Dieſe werden im Laufen. ſwin=
men
, Schleuderball= Speer= und Diskuswerfen, Hoch= und Weit rung
Stein= und Kugelſtoßen ausgetragen. Für die Juniore iſt ei Drei=
kampf
ſowie Schwimmen vorgeſehen. Bis heute haben zahlreie Ver=
eine
des Gaues ihre Beteiligung zugeſagt, darunter beſonder, gute
Kräfte, ſo daß mit ſtarker Konkurrenz um die erſten Preiſe rech
nen iſt.
Wandern.
Der Schwimm=Sportverein Möwe‟, Drm
ſtadt, e. V. hat ſeine Mitglieder zu einer am Freitag begiu nden
10tägigen Schwarzwaldwanderung aufgerufen. Erfreulicherweiſe der
Zuſpruch verhältnismäßig ſtark geweſen, ſodaß der Verein in 2 Lag=
iſt
, mit der geplanten Wanderung einer ganzen Anzahl ſeiner Mi jeder
viele der ſchönſten Teile des ſüdlichen Deutſchlands zu zeigen. Au=
gangspunkt
iſt Triberg. Von hier geht es an den Triberger Waſſ ällen
vorbei, durch das Gutachtal-Höllental-Ravennaſchlucht nach de Til=
ſee
, von wo aus der Auftieg auf den Feldberg erfolgt; dann ſeiter
durch das wildromantiſche Albtal nach dem Rheinfall von Schaff uſen.
Das Ziel der Wanderung iſt der Bodenſee. Die Heimreiſe find über
UlmStuttgart ſtatt, deren Sehenswürdigkeiten in Anbetracht de jehr=
ſtündigen
Aufenthaltes beſucht werden. Da es dem Verein gelunt
für die erforderliche Bahnfahrt Ermäßigung zu erwirken, wer. die
Koſten auf das Mindeſtmaß beſchränkt ſein. Gs iſt dies die zwe arſ=
ßere
Wanderung in dieſem Jahr, die, wie die vorhergegangenen: die
folgenden, den Zweck hat, bei den teilnehmenden jungen Leuten engn
der Verein durch volkstümliches und ſportliches Schwimmen bere: kör=
perliche
Ausbildung bietet, Sinn und Liebe für unſere ſchöne 1 tſche
Heimat zu erwecken.
Radfahren.
Der Velocipedklub beim 40. Bundestag in Leipzig erfolgreie
Das 40. Bundesfeſt des Bundes Deutſcher Radfahrer in bz
brachte dem V. C. D. 1899 weitere beachtenswerte Erfolge. Zu den aal=
meiſterſchaften
hatte der Klub die Kunſtreigenmannſchaft, beſtehe, au
den Herren Frahnert, Schneider, Menges, Rühl, K. Göttmann 1
Göttmann, entſandt, die dort mit weiteren 6 Meiſterſchaftsmann ften
in den Endkampf um die höchſte Ehre die Deutſche Meiſterſch
eintrat. Bereits vergangenes Jahr hatte ſich dieſe Mannſcha nach
kaum zweifährigem Beſtehen die Berechtigung zur Teilnahme der
Meiſterſchaft geſichert und wurde damals auf den 6. Platz ver ſen
Dank fleißigem Training ging es dieſes Jahr weiter vorwärts u der
3. Platz den Darmſtädtern zuerkannt, ein Erfolg, der bei den tüg=
lichen
Mannſchaften die meiſt ſchon jahrzehntelang um dieſe hoh hre
kämpfen umſo größere Beachtung verdient. Nur ſo weiter u der
Sieg wird nicht ausbleiben. Einen erſten Sieg brachte die Ten=
riege
, beſtehend aus den Damen M. Brändel, C. Wedekind, K. ab,
M. Neinhard. L. Raab, K. Reinhard, E. Lehe und P. Schnell fer,
mit nach Hauſe, die ſich ihren Konkurrenten als bedeutend überleg er=
wies
. Auch der Große Feſtkorſo am Sonntag, der weit übe 70
Vereine zählte und ganz Leipzig auf die Beine brachte, ſah den 9
1899 erfolgreich. Hier wurde dem V.C. D. der vierte Preis zue rk.
Allem in allem war das Bundesfeſt auch dieſes Jahr für den V.C. in
voller Erfolg, und der Darmſtädter Radſport würdig vertreten.

56. Quittung

über in der Geſchäftsſtelle des Darmſtädter Tagblatts eingega
Spenden für die geſchädigte Ruhrbevölkerung:
Zentralſtelle für die Landesſtatiſtik 109 030 Mk. N. N., Dar
5000 Mk., Reg.=Rat Ewald 100 000 Mk., Frau Lippold (7. Gabe)
Mk., Sand. Eiſenb.=Oberinſpektor (6. Gabe) 20 000 Mk., K. u. M.
Mk. Reg=Rat Ed. Sch. 50 000 Mk., Enoch, Alexanderſtr. 6 (.
10 000 Mk., Hz. (7. Rate) 1000 Mk., das Kollegium der Knabeu=g
ſchule I (6. Rate) 134 000 Mk. Steuerrat Nies, Inſelſtr. 18, 20000
1. Qnittung 336 810 Mk., 2. Quittung 382 210 Mk., 3. Qu
490 850 Mk., 4. Quittung 578 495 Mk., 5. Quittung 689 703 Mk., 6.
tung 416 536 Mk., 7. Quittung 515 080 Mk., 8. Quittung 1251 261
9. Quittung 688 429 Mk., 10. Quittung 1 146 238 Mk., 11. Qu
525 881 Mk., 12. Quittung 557 984 Mk., 13. Quittung 1577 273
477 914 Mk., 17. Quittung 627 518 Mk., 18. Quittung 494 358 M1
Quittung 765 358 Mk., 20. Quittung 570 580 Mk., 21. Quittung 9
tung 341 300 Mk., 25. Quittung 620 271 Mk., 26. Quittung 439 441
27. Quittung 536 085 Mk., 98. Quittung 631 221 Mk., 29. Qui
240 065 Mk., 30. Quittung 719 917 Mk., 31. Quittung 393 980
32. Quittung 457 470 Mk., 33. Quittung 780 100 Mk., 34. Qui
619 721 Mk. und 3 Silberkronen, 35. Quittung 937 138 Mk., 36.
675 076 Mk., 42. Quittung 936 935 Mk., 43. Quittung 647 373
44. Quittung 798 986 Mk., 45. Quittung 502 500 Mk., 46. Qui
1388 305 Mk., 47. Quittung 740 030 Mk., 48. Quittung 485000
49. Quittung 1 655 450 Mk., 50. Quittung 932 360 Mk. und 20 D.
5l. Quittung 908 850 Mk., 52. Quittung 964 000 Mk., 53. Qui=
1 371 070 Mk., 54. Quittung 2 419 880 Mk., 55. Quittung 1 428380
zuſ. 43 413119. Mk.

ge

Gelechdien der Feoseliſchen Melckandgenesnde-
Hauptſynagoge (Friedrichſtraßel.
Freitag, den 10. Aug. Vorabendgottesdienſt 7 Uhr 30 Min
Samstag, den 11. Aug. Morgengottesdienſt 8 Uhr 30 Min. Sch
Gottesdienſt an den Wochentagen: Morgens 7 Uhr. Abends 7
Gottesdienſt in der Synagoge der Iſrgel. Religionsgeſellſchaf
Samstag, den 11. Aug. Vorabend 7 Uhr 10 Min. Mor=
Wochengottesdienſt: Morgens 6 Uhr. Abends 7 Uhr 00 Mi
Sonntag, den 12., und Montag, den 13. Aug.: Rauſch Ch.
deſch Erul.

Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Poltik
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Stadt und La1
Ad. Fleiſchmann, ſämtlich in Darmſtadt.

Die heutige Rummer hat 8 Seiten

2 Pgar w. Schuhe
(Größe 38 u. 39) billig
zu verkaufen (r22428
Liebfrauenſtr. 75, I.

Neue Klatzpwagen
mit Verdeck noch bill
Riedeſelſtraße 39
4. Stock. (r22448

Gebrauchtes Herren=

Mntae
Sportanzug ſchl.
Figur), 1 H.Mantel,
1 neue Kinderbade=
wanne
: anzuſ. v. 8.10
u. v. 2-4 Uhr. (*22351
Schießhausſtr. 80, II.

2 weißl., eiſ. Kinder=
betten
mit Matr. z. vk.
Schützenſtraße 8
1. Stock, r. (22441

Fahrrad preisw. zu 10 k9 Leinöl
verkaufen Erbacher= bill. z. vk. Schleier=
jr
. 12, Laden, (*22459 macherſt,17, H.,p.r. (*

Mhe
1 ſchwarzes Kleid,
1 ſeidene, ſchwarze
Bluſe, 4 Bluſen für
Werktags, 2. Röcke,
12Erſtlingshemdchen,
1 wollenes Jäckchen,
1 Kinderwagendecke,
1 Partie Schiller= u.
Stehkragen f. Knab.,
1 Paar Damenhaus=
ſchuhe
. Zu erfragen
in der Geſchäftsſtelle
ds. Blattes. (r22429

R
neues Herrenrad
zwei Rahmenbau, zu
verkaufen. (r22431
Näh. Geſchäftsſtelle.

T. Träger
2 Stck.,3,10 m X 0,13,
1. 3,20 8047,
11. 2,20 n R 0/13,
11 2,20 X 0,10
2 120 n X 0,10,
1 1,40 X 0,10,
zu verk. Heinheimer=
ſtraße
13, (22454

15 000 Bogen
mifein Kanzlei=Papier,
Gr. 68/86, ſowie Büro=
einrichtung
geg. Höchſt=
gebot
zu verk. An=
geb
. ut. I 8 an d.
Geſchäftsſt. (*22438

Komplette
Küche
wie neu, preisw.
*22451 aldſtr. 7, II.

e
Salonſeſſel. 1 Tiſch
mit roter Plüſchdecke
billig zu verk (*22462
Näh. Geſchäftsſtelle,

Boſepune
und Rohre
ſowie Feldbahngleiſe
zu kaufen geſ. An=
geb
. mit Maßen u.
Preiſen u. 1 13 an
gldie Geſchſt, (6710 (

Wohnhaus
3ſtöckig, gegen bar
zu verkauf, Angeb. u.
J 22 an die Ge=
ſchäftsſtelle
. (*22463

Acker=
grundſtücke

Etagenhaus
3 X3 3., Küche uſw.,
in gutem Zuſtand für
600 Millionen zu ver=
kaufen
. Ang. unter
J 45 an die Ge=
ſchäftsſtelle
.

Achtung!
Gutgehendes
ifſt
Fahrradgeſchäl. Jungedrahthaarigs
geg. Gebot zu verk. zu verkauf. Näh. bei

Kapital=
anlage
!
Wald, 3 Morgen, bei
Darmſtadt gelegen,
40jähr, Beſtand, geg
Debiſen zu verkaufen
Ang. unt. II 147 an
die Geſchſt. (6703ds
Siermarkt g

Foxe 7
Näheres unt. J 18 Knöll, Red.=Ramſtadt, billig zu verkaufen.
Geſchäftsſtelle, (6714 Stiftſtr, 50, ( 22404fsINäh. Geſchſt, (*22442

Wolsrüt
raſſerein, 2 Jahre
und gut erzogen,
zu verkaufen (22
Pfungſtadt. Wobdſt

[ ][  ][ ]

Darmſtädter Tagblaft

Handelsbia

10. Auguſt 1923 Nr. 219

Die Amwandlung der ſpaniſchen Wertzölle in ſpezifiſche Zölle.

Vom Eiſen= und Stahlwaren=Induſtriebund in Elberfeld wird uns
geſchrieben:
Durch das Geſetz vom 22. April 1922 war die ſpaniſche Regierung
ermächtigt, die gegenwärtigen Wertzölle in gleichwertige ſpezifiſche Zölle
umzuwandeln, wenn ſich das bisherige Verfahren als nachteilig oder
ſchädlich für die Belange des Staates oder der ſpaniſchen Wirtſchaft
herausſtellen ſollte. Um von dieſer Ermächtigung Gebrauch machen zu

ausſchuſſes und der für Anwendung der Wertzölle durch Dekrek vom
1. Februar 1922 eingerichteten Sonderamtsſtelle einholen. Dieſes iſt
wohl ſeitens der ſpaniſchen Regierung geſchehen, denn am 14. Juni 1923
erſchien in der Gacetta de Madrid ein königl. Dekret vom 12. Juni 1923,
wonach auf Grund der Ermächtigung unter Ziffer 3 des Geſetzes vom
22. April 1922 die Wertzölle der in dem geltenden Tarif bezeichneten
Nummern in die nachſtehenden ſpezifiſchen Zölle umgewandelt
werden.

1. 2. Tarif=
nummer
Gegenſtand Maßſtab Tarif Tarif Art der
Verzollung Maßſtab Tarif
Pe= Tarif
Pe= Art der
Verzollung W Wen Rsn 2 548 Schneideiſen, Scheren . . . . . . . . . . . . . . alt Schneckenbohrer, Drillbohrer . . . . . . .. v. W. 40 20 549 Schneideiſen, je Stückgewicht bis 1 kg..." 30 15 neu Schneideiſen, je Stückgewicht über 1 kg 10 15 Scheren . . . . . . . . . . .. 1 Schneckenbohrer . . . . . . . . . . 3 Drillbohrer bis 15 mm Durchm. . . . 40 20 Drillbohrer 1640 mm Durchm. 20 10 Drillbohrer m. als 40 mm Durchm. . . 10 5 549 Fräsmaſchinen mit Fräſer . . alt mit gefräſten Zähnen . . . . .. 50 25 549 Fräsmaſchinen
... 1.50 neu Fräſer mit gefräſten Zähnen . . .. . . .. 40 20 550 Hinterdrahte Stufenfräſer . . . . . . . . . . .. 60 30 40 20 569 Mäh= und Schneidmaſchinen . . .
Erntemaſchinen . . . . . . . . . . . . . . ... 20 10 100 40 20 rh. 570 Dreſchmaſchinen, Auskörnmaſchinen, Kornſchwing= maſchinen ſowie alle Arten Maſchinen zum Bear= beiten und Beſtellen der Felder und für Ernte= zwecke, in ander. Tarif=Nummern nicht einbegriffen. 30 15 40 20 572 Häckſelmaſchinen u. Schneidmnaſchinen für Wurzel= früchte ſowie ſonſtige Maſchinen für Zubereitung und Erhaltung von Viehfutter, auch Teile zum Auswechſeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 15 50 25

Der genannte Vertragszoll ſoll auf die Länder Anwendung finden,
ie mit Spanien Handelsübereinkommen abgeſchloſſen haben, ſobald ſie
en Wunſch auf Anwendung der feſtgeſetzten ſpezifiſchen Zölle äußern.
Es verſteht ſich, daß ſich dieſe Wahl auf alle umgewandelten Tarifnum=
nern
zu erſtrecken hat und unbeſchadet der in dieſer Hinſicht etwa ſtatt=
indenden
Verhandlungen.
Das Dekret vom 1. Februar 1922, welches Regeln für die Wertberech=
ung
der wertzöllpflichtigen Waren vorſchreibt, wird aufgehoben. Das
finanzminiſterium wird die notwendigen Maßnahmen, welche es für an=
emeſſen
erachtet, zum Wohle der öffentlichen Belange treffen, bis dieſe
Jätze verſchwinden.
Die in dem gegenwärtigen Dekret feſtgeſetzten ſpezifiſchen Zölle wer=
en
vom 1. Juli 1923 ab erhoben.
Wie oben ſchon angegeben, konnte eine Umwandlung der Wert= in
gezifiſche Zölle nur eintreten, wenn ſich die zuſtändigen Stellen gut=
tlich
dahin äußerten, daß ſpaniſche wirtſchaftliche Intereſſen geſchädigt
urden. Unſere von dieſer Zollumwandlung betroffenen Fabrikanten
erden an Hand der obigen Gegenüberſtellung leicht errechnen können
b ſich dieſe Zolländerungen günſtig oder ungünſtig für ihre Erzeugniſſe
erſchoben haben. Die deutſche Einfuhr in Spanien iſt anderen Ländern
sgenüber an und für ſich ſchon ſtark mit Zöllen belaſtet, und bei ge=
auerer
Unterſuchung dieſer neuen Wertzollumwandlung wird ſicherlich

Wirtſchaftliche Rundſchau.

Wie der Ausweis der Reichsbank vom 31. Juli zeigt,
iben die Anſprüche an das Zentralnoteninſtitut zum letzten Monats=
ſa
luß angeſichts der ſprunghaften Steigerung des geſamten Preis= und
uch ohnniveaus eine neue anßerordentlich ſtarke Zunahme erfahren. Die
eſtände der Bank an diskontierten Reichsſchatzanweiſungen wuchſen um
655.3 auf 53 752 Milliarden Mark, das Wechſelportefeuille um 4383.9
F 18 314.3 Milliarden Mark und die Lombardforderungen um 2287.7
f 2553.1 Milliarden Mark. Für die geſamte Kapitalanlage ergab ſich
rit eine Erhöhung um nicht weniger als 21 327 auf 74 620.9 Milliar=
n
Mark. Den fremden Guthaben bei der Bank floſſen weitere 7454.9
illiarden Mark zu, ihr Beſtand vermehrte ſich dadurch auf 27 857.1
illiarden Mark.
Trotz energiſcher Steigerung der Banknotenherſtellung reichten die
n der Bank bereitgeſtellten Notenmengen in der letzten Juliwoche
ht aus, der enorm anſchwellenden Nachfrage nach Zahlungsmitteln in
Uem Umfange zu genügen. Die Zunahme des Banknotenumlaufs
g. von 6333.1 Milliarden Mark in der Vorwoche auf 11 769.9 Milliar=
Mark in der Berichtswoche, ſo daß der Geſamtumlauf die Ziffer
43 594.7 Milliarden Mark erreicht hat. Der Umlauf an Darlehns=
ſenſcheinen
hielt ſich weiter auf 11.9 Milliarden Mark.
Von dem im Ausland ruhenden Teil des Goldbeſtandes ſind wie=
um
20 Millionen Goldmark veräußert worden. Das Golddepot im
Slande hat ſich infolgedeſſen auf 90 Millionen Goldmark vermindert.
r Goldkaſſenbeſtand änderte ſich nicht. Die Beſtände der Bank an
ſnzen aus unedlem Metall gingen um 0.1 auf 23.8 Milliarden Mark
rück.
Die Darlehnskaſſen des Reiches vermehrten ihre Ausleihungen um
7.7 auf 3999.5 Milliarden Mark. Sie führten einen dieſer Zunahme
ſprechenden Betrag an Darlehnskaſſenſcheinen an die Reichsbank ab,
en Beſtände an ſolchen Scheinen demgemäß auf 3987,5 Milliarden
ark anwuchſen.
TU. Lohnerhöhung und neue Schlüfſelzahl für
s Buchdruckgewerbe. Der Deutſche Buchdruckerverein teilt
*: Infolge perſönlichen Eingreifens des Reichsarbeitsminiſters ſind
Löhne im Buchdruckgewerbe in der ab 4. Auguſt laufenden Lohn=
che
um 33½ Prozent erhöht worden. Dieſe Erhöhung und die in=
ge
der Steigerung des amtlichen Teuerungsindex für die Woche ab
Auguſt eintretende weitere Lohnerhöhung bedingt in Verbindung
der außerordentlichen Materialpreisſteigerung eine Erhöhung der
ylüſſelzahl für das Buchdruckgewerbe ab 9. Auguſt auf 16000.
* Adlerwerke, vorm. Heinrich Kleyer. Die Firma
go Stinnes ſoll der Köln. Ztg. zufolge Aufkäufe in den Aktien
Adlerwerke, vorm. Heinrich Kleyer, die ſie ihrer Gruppe anzuglie=
n
beabſichtigt, vornehmen. Bereits früher hat Stinnes die Adler=
ke
in ſeinen Intereſſenkreis einzuziehen verſucht. Die Verhandlungen
en damals beinahe abſchlußreif geweſen ſein, ſich indeſſen kurz vor
* Zuſtandekommen bindender Abmachungen zerſchlagen haben.
* Wie die Verwaltung der Glashütte vormals Gebrüder Sieg=
rrt
u. Co., Stolberg, mitteilt, liefen im verfloſſenen Jahr zeit=
iſe
die Aufträge in Fenſterglas ſo zahlreich ein, daß die dem Verein
rheiniſch=weſtfäliſchen Tafelglashütten angeſchloſſenen Hütten häufig
yt in der Lage waren, die Aufträge prompt zu erledigen. Die Aus=
ten
für das laufende Geſchäftsjahr ſind recht trübe. Die Fenſterglas=
ſtellung
mußte Anfang Februar und die Abteilung Gußglas Anfang
ri wegen der großen Schwierigkeiten des Bezugs der Rohmaterialien
d der Unmöglichkeit des Verſands der außerordentlich geringen Menge
liegender Aufträge eingeſtellt werden. Es wird die Verteilung einer
vidende von 300 (35) Prozent vorgeſchlagen.
* Portland=Cementwerke Heidelberg Mann=
im
, Stuttgart, A.=G., Heidelberg. 34 Mill. neue Aktien
Geſellfchaft wurden zur Frankfurter Börſe zugelaſſen.
Der Parallelſchraubſtockverband. Hagen i. W., hat die
Tandspreiſe für Parallelſchraubſtöcke um 100 Prozent erhöht.
Der Winden=Verband zu Hagen i. W. berechnet mit Wir=
g
ab 3. Auguſt auf die Grundpreiſe ſeiner Liſte A. und B. als Gold=
rk
einen Nabatt von 70 Prozent. Die Umrechnung erfolgt über den
illingskurs des letzten Börſentages vor Fälligkeitstag.
Der Axt= und Beil=Verband zu Hagen i. W. berechnet mit
rkung ab 3. Auguſt auf die Grundpreiſe ſeiner Liſte A. und B. als
Tdmark einen Rabatt von 85 Prozent. Die Umrechnung erfolgt über
Schillingskurs des letzten Börſentages vor Fälligkeitsiag.
* Lingnerwerke A.=G., Dresden. Die Geſellſchaft hat in
nizig ein Zweigunternehmen unter der Firma Odol=Co. A.=G. ge=
ndet.

die Tatſache feſtgeſtellt, daß auch dieſes Mal, wie gewöhnlich bei den
ſpaniſchen Zolltarifänderungen, deutſche Erzeugniſſe, beſonders die der
Eiſen= und Stahlwareninduſtrie, davon hart betroffen werden. Es iſt
zur Genüge bekannt, wie es franzöſiſcher Einfluß fertig brachte, daß die
ſpaniſchen Zollmaßnahmen Deutſchland gegenüber rigoros in Anwen=
dung
gelangten. Hoffentlich hat die deutſche Regierung die Gelegenheit
des letzten ſpaniſch=franzöſiſchen Zollkrieges benutzt, derartig erfolgreich
vorzuarbeiten, daß die faſt prohibitiv wirkende Zollbelaſtung der deut=
ſchen
Einfuhr in Spanien in irgend einer Weiſe eine Aenderung erfährt,
die einen ungehinderten deutſchen Wettbewerb auf den ſpaniſchen Märk=
ten
mit anderen ausländiſchen Erzeugniſſen gewährleiſtet. In Spanien
ſind gewiſſe Intereſſengruppen, die in der Minderheit ſyſtematiſch unter
ganz nichtigen Gründen wirtſchaftlicher Schädlichkeit die Einfuhr deut=
ſcher
Fertigfabrikate zu erſchweren oder zu verhindern ſuchen. Es wäre
intereſſant, die Gründe zu erfahren, die zu dem Dekret über Umwand=
lung
der Wert= in ſpezifiſche Zölle geführt haben. Da dieſe Umwand=
lung
nur möglich war, wenn ſich das bisherige Verfahren als nach=
teilig
oder ſchädlich für die Belange des Staates oder der ſpaniſchen
Wirtſchaft herausſtellen ſollte, ſo muß unbedingt angenommen werden,
daß auch hier wieder einſeitig intereſſenbevorzugte Orientierung der
ſpaniſchen Regierung der deutſchen Ausfuhr einen fühlbaren Stoß
verſetzt.

* Gruſchwitz=Textilwerke A.=G., Neuſalz a. d. Oder.
Die Auszahlung der Dividende in Höhe von 140 Prozent kann nach
Wahl des Aktionärs in der Weiſe erfolgen, daß aus wertbeſtändiger
Anlage der Geſellſchaft, gegen je 75 Prozent Gewinnanteilſcheine, eine
5 Dollar=Schatzanweiſung ausgehändigt wird.
* Chemiſche Fabrik auf Aktien, vorm. F. Schering,
Berlin. Ein Teilbetrag von den neu zur Ausgabe gelangenden
16 800 Stück ab 1. Januar 1923 dividendenberechtigten Genußſcheinen
wird den alten Stammaktionären in der Weiſe zum Bezug angeboten,
daß auf je 5 Stück Aktien über je 1000 Mk. ein Genußſchein von nominal
1000 Mk. zu pari zuzüglich eines Bezugsrechtſteuerpauſchales frei von
Bezugsrechtſteuer bezogen werden kann. Das Bezugsrecht iſt in der Zeit
vom 6. bis 25. Auguſt einſchließlich auszuüben.
* Im Gerling=Konzern hat eine abermalige Neugründung
ſtattgefunden. Unter dem Namen Verſicherungs=A.=G. Deutſcher Hotel=
betriebe
iſt mit dem Sitz in Köln am 1. Auguſt 1923 in Anlehnung an
den Gerling=Konzern und im Einvernehmen mit maßgebenden Organi=
ſationen
des Hotelgewerbes eine neue Aktiengeſellſchaft gegründet wor=
den
. Das Aktienkapital beträgt 100 Mill. Mk. in 1000 Aktien zu 100 000
Mk. mit 25 Proz. Einzahlung. Außerdem ſind für Organiſations= und
Sicherheitsbeſtand 15 000 Mk. auf jede Aktie mit zuſammen 15 Mill. Mk.
eingezahlt worden. Mit diefer Neugründung iſt dem Gerling=Konzern
eine weitere berufsſtändige Zuſammenfaſſung gelungen, nachdem vor
zwei Wochen die Eiſen= und Stahlverſicherungs=A.=G. in Gerling durch
ihn ins Leben gerufen worden iſt.
* Turbo Maſchinenbau=A.=G., Niederehe u. Co.,
Ueberlingen. Bei der zum Schiele= und Bruchſaler Induſtriekon=
zern
Baden=Baden gehörigen Geſellſchaft war die Nachfrage nach ihren
Erzeugniſſen, insbeſondere nach Milchſeparatoren, das ganze Jahr hin=
durch
rege. Durch Vergrößerung des Unternehmens wurde eine weſent=
liche
Erhöhung der Produktion ermöglicht. Erhebliche Schwierigkeiten
begegneten der Materialbeſchaffung, doch konnte der Betrieb ohne Ein=
ſchränkung
voll aufrechterhalten werden. Der Rohgewinn beträgt 93,47
Mill. Mk., nach Abzug von 61,90 Mill. Mk. Unkoſten und 4,38 Mill. Mk.
Abſchreibungen der Reingewinn 27,18 Mill. Mk., woraus 250 Proz.
Dividende und 250 Proz. Bonus ausgeſchüttet, 4,5 Mill. Mk. dem Re=
ſervefonds
, 1 Mill. Mk. für ſoziale Zwecke, 6,2 Mill. Mk. Tantieme an
Vorſtand und Aufſichtsrat überwieſen und 480 000 Mk. auf neue Rech=
nung
vorgetragen werden. In der Bilanz ſtehen 126,22 Mill. Mk. greif=
baren
Mitteln, 77,86 Mill. Mk. Vorräten, 159,19 Mill. Mk. Verbind=
lichkeiten
gegenüber.
* Abrundung der Banküberweiſungen auf durch
100 teilbare Markbeträge. Anſchließend an einen Runderlaß
betr. Abänderung der Pfennigbeträge verfügt das Preußiſche Finanz=
miniſterium
folgendes: Bei der Bezahlung der Koſtenrechnung an
Empfänger die ein Bankkonto und ein eigenes Poſtſcheckkonto beſitzen, iſt,
falls es ſich um Beträge handelt, die nicht auf volle 100 Mark lauten,
in der Regel der ganze Betrag auf das Poſtſcheckkonto des Empfängers
zu überweiſen. Hat der Empfänger nur ein Bankkonto, ſo bleibt nichts
anderes übrig, als den ſpitzen (nicht abgerundeten) Betrag auf ſein
Bankkonto zu überweiſen. Die ſtaatliche Kaſſe hat mit der Ueberweiſung
des Betrags auf das Bankkonto in Schuld getilgt. Dienſtbezüge und
Verſorgungsgebührniſſe ſind ſtets in durch 100 teilbare Markbeträge auf
ein Bankkonto zu überweiſen; die etwa verbleibenden Spitzen ſind als
Steuerabzug zu behandeln.
* M. Melliand, Chemiſche Fabrik A.=G., Mannheim.
In der kürzlich unter dem Vorſitz von Bankdirektor Reiß im Sitzungs=
ſaal
der Mannheimer Bank abgehaltenenau ßerordentlichen Generalver=
ſammlung
waren 1312 Aktien und Stimmen vertreten. Die von der Ver=
waltung
beantragte, durch die allgemeine Geldentwertung erforderlich
gewordene Erhöhung des Grundkapitals um 25 Millionen auf 50 Mil=
lionen
Mark durch Ausgabe von 15 000 Stück auf den Inhaber lauten=
den
Stammaktien über je 1000 Mk. und von 1000 Stück auf den Inhaber
lautenden Stammaktien über je 10 000 Mk. mit Dividendenberechtigung
vom 1. Januar d. J. ab, wurde einſtimmig genehmigt. Das Bezugsrecht
der Aktionäre bleibt ausgeſchloſſen. Die neuen Aktien werden von einem
Konſortium unter Führung der Mannheimer Bank übernommen und
hiervon 16 Millionen den alten Aktionären zum Kurſe von 1100 Prozent
plus Bezugsrecht und Schlußnotenſtempel zum Bezug angeboten derart,
daß auf drei alte zwei junge Aktien entfallen. Die reſtlichen 9 Millionen
Mark werden von der Verwaltung im Intereſſe der Geſellſchaft beſt=
möglichſt
verwertet und ſollen u. a. auch zur Einführung an den Börſen
in Mannheim und Frankfurt Verwendung finden. Aufſichtsrat und
Vorſtand wurden mit der Feſtſetzung der Modalitäten beauftragt. Die
durch die Kapitalserhöhung notwendig gewordenen Statutenänderungen
wurden gleichfalls einſtimmig genehmigt.

* Der kommunale Berliner Giroverkehr hat ſich, wie der
deutſche Zentral=Giroverband im Geſchäftsbericht für 1922 ausführt, ſehr
günſtig entwickelt. Ueber die heftig umſtrittene Frage, ob die Giro=
Zentralen ſich auf dem Gebiet des privaten Kredits betätigen ſollen, iſt
eine grundſätzliche Entſcheidung gefallen und zwar nach der Rihtung,
daß die Hingabe von Privatkrediten in ſatzungsmäßigem Rahmen nicht
nur erwünſcht, ſondern unbedingt erforderlich iſt. Selbſtverſtändlich
kommt eine Gewährung von Privatkrediten nur in dem Umfange in
Frage, als es die berfügbaren Mittel geſtatten, ohne daß dadurch die Be=
friedigung
des Kommunal=Kreditbedürfniſſes beeinträchtigt werde. In
engeren Kreiſen haben auch Beſprechungen über die Frage einer Verein=
fachung
der Organiſation des deutſchen Zentral=Giroverbandes ſtattge=
funden
, die jedoch noch nicht zum Abſchluß gelangt ſind, da die Löſung
dieſer Frage mit der ebenfalls noch ſchwebenden Frage einer Verſchmel=
zung
der drei Spitzenverbände des Deutſchen Sparkaſſenverbandes,
des Deutſchen Verbandes der kommunalen Sparkaſſen und des Deutſchen
Zentral=Giroverbandes zuſammenhängt.
* Terra A.=G. für Samenzucht. Der Aufſichtsrat beſchloß
eine Verteilung einer Dividende von 20 Goldpfennigen zum Kurs von
100 000 Prozent 2000 Prozent Papiermark (i. V. 40 Proz.) vorzu=
ſchlagen
. Ferner wird beantragt, die nominal 300 000 Mark Vorzugs=
aktien
auf nominal 1 Million Mark zu erhöhen und mit dem zehnfachen
Stimmrecht auszuſtatten. Weitere 5 Mill. Mk. Schutzaktien mit 25 Pro=
zent
Einzahlung ſollen einer der Geſellſchaft naheſtehenden Treuhand=
geſellſchaft
überlaſſen werden.
* Dresdener Strickmaſchinenfabrik, vorm. Irm=
ſcher
u. Witte A.=G., Dresden. Die ao. G.=V. ſtimmte dem
Kapitalserhöhungsbeſchluß um 75 auf 100 Mill. durch Ausgabe von 72
Mill. Stamm= und 3 Mill. Vorzugsaktien mit Dividendenberechtigung
ab 1. Juli 1923 zu. Bei der Kapitalserhöhung handelt es ſich um Schaf=
fung
ſogenannter Vorratsaktien. Ein Bezugsrecht für die Aktionäre
kommt vorerſt nicht in Frage. Insbeſondere iſt geplant, die neuen
Aktien zu Erweiterungszwecken bezw. Anbahnung von Intereſſengemein=
ſchaften
und Angliederungen zu verwerten. Soweit die neuen Aktien
für dieſen Zweck nicht verwendet werden, ſoll das Bezugsrecht an die
Aktionäre nicht geſchmälert werden. Mitgeteilt wurde, daß der Auf=
ſichtsratsvorſitzende
ſich demnächſt nach Amerika begeben wird, um einen
großen, über 300 Milliarden hinausgehenden Auftrag zum Abſchluß zu
bringen. Aber auch ohne dieſen amerikaniſchen Auftrag ſei die Geſell=
ſchaft
nach wie vor vollbeſchäftigt und arbeite in Doppelſchichten.
* Hildebrandtſche Mühlenwerke A.=G., Bollberg
bei Halle a. d. Saale. Die Geſellſchaft nimmt Kapitalserhöhung
um 11 Mill. Stamm= und 500 000 Mk. Vorzugsaktien auf 22,5 Mill. vor.
Den alten Aktionären wird ein Bezugsrecht auf 10 Mill. Stammaktien
in der Weiſe eingeräumt, daß auf eine alte eine junge zu 25 000 Proz.
bezogen werden kann, während 1 Mill. zur beſtmöglichſten Verwertung
dem Halleſiſchen Bankverein übergeben wird. Der Geſchäftsgang ſei
zurzeit ſehr rege.
Banken.
* Die Reichsbank hat lt. B. T. den Druck von Noten zu
10, 20, 50 und 100 Millionen vorbereitet. Das Finanzminiſterium hat
die Beſtimmungen über die Norgeldausgabe der Städte gelockert.
* Dresdener Bank. Die G.=V. ſetzte, die Dividende auf
200 Prozent feſt.

Anleißen.

* Wertbeſtändige Anleihen. Der Kreditanſtalt ſächſiſcher
Gemeinden wird die Ermächtigung zur Ausgabe von 5 Mill. Obliga=
tionen
erteilt; der Staalichen Kreditanſtalt Oldenburg zur Ausgabe
von fünfprozentigen Roggen=Pfandbriefen im Geſamtbetrag von 3 Mill.
Kilogramm Roggen. Die Kommunale Elektrizitätslieferungsgeſellſchaft
in Sagan hat eine wertbeſtändige, auf oberſchleſiſche Flamm= Stück=
kohlen
abgeſtellte, mit 6 Proz. verzinsliche Kohlenanleihe im Betrag
von 20 000 Tonnen mit einem Bankkonſortium abgeſchloſſen.
* Wertbeſtändige Anleihe des Hamburger Staa=
tes
. Hamburg nimmt eine ſechsprozentige wertbeſtändige Anleihe
von 1 Million Pfund Sterling auf. Davon werden zunächſt 300 Pfund
Sterling begeben, die mit 2 Prozent jährlich tilgbar ſind. Die getilg=
ten
Stücke und Zinſen ſind zahlbar in Hamburg, Berlin, Frankfurt,
London, New=York.
Warenmärkte.
*Mannheimer Produktenbärſe vum 9. Aug. Die
Produktenbörſe verkehrte wieder bei Zurückhaltung der Käufer und Ver=
käufer
. Verlangt wurden für die 100 Kilogramm bahnfrei Mannheim
(alles in Millionen Mark): Weizen 1516, Roggen 11,512, Brau=
gerſte
10,512, Hafer 9,511, Luzernekleeheu 0,60,7, Wieſenheu 0,55
bis 0,65 Preßſtroh 0,45,0,55, geb. Stroh 0,400,55, Rohmelaſſe 4,5
nominell, Weizenkleie 6, Raps 1415, Weizenmehl zweithändig 2325.
* Mannheimer Kleinviehmarkt vom 9. Aug. Zum
Kleinviehmarkt am Donnerstag waren zugeführt und wurden pro
Pfund Lebendgewicht bezahlt: 22 Kälber 145 000165 000, 7 Schweine,
Preis nicht genannt, 413 Ferkel und Läufer pro Stück 1,2 bis 4 Mill.
Tendenz mit Kälbern lebhaft, mit Ferkeln und Läufern ruhig
wb. Berliner Produktenmarkt. Am Produktenmarkt
zeigte ſich auf eine Markbeſſerung aus Neu=Lork das Angebot etwas
nachgiebiger, es kam aber nur zu geringen Umſätzen, da die Käufer vor=
ſichtig
waren und Geld ſich außerordentlich knapp machte. Für Weizen
blieb nahe Ware geſucht zu den geſtrigen Notierungen. Roggen war
zum Teil etwas unter den geſtrigen Notierungen feſtgeſetzt. Gerſte war
bei vermehrtem Angebot im weſentlichen unverändert, ebenſo Hafer.
Mais gab auf ſpätere Lieferungen etwa nach. Mehl war ruhiger. Für
Raps beſtand überwiegend Nachfrage. Andere Artikel waren ruhig.
Börſen.
wb. Berliner Börſenſtimmungsbild. Am Deviſen=
markt
herrſchte heute vormittag bei größter Geſchäftsſtille eine feſte
Stimmung vor. Es wurden auf einem etwas ermäßigten Niveau Geld=
kurſe
genannt, die allmählich bis ungefähr auf die geſtrige Höhe anzogen.
Die amtlichen Kurſe wurden mit Ausnahme von Buenos und Liſſabon
mit ungefähr den gleichen Repartierungen wie geſtern feſtgeſetzt.
w. Deviſenmarkt. Frankfurt a M., 9. Auguſt Telegr. Auszahlungen:

Antwerpen=Brüſſel:
Holland .."
London".
Paris..
Schweiz.
Spanien
Italien
Liſſabon=Oport
Dänemark
Norwegen,
Schweden.
Helſingfors
New=York.
Deutſch=Oſterreie
Budapeſt.
Prag".
Agram. .

Of
Geld
Briel

215460.
1945125.
22 43000.0
276308.
867825.
673312.50
207480
88e78.
778050.
1276800.
4882750.
6982.50
24937.50
151121.25

H
Geld

21840.
1954875.
22857000.0
277692.
872175
676887.
208520.

887212.
781350.
1283200.
4912250.
70/7.50
25062.50
151878.75
4438750 45112.50

219450.
2060812.50
23 940000 0
279300.
867825.
678300.
209475.
879795.
778050.
1276800.
134662.50
5 187000.
6982.50
24983.

229550.
2080197.50
23 060000.0
281/700.
872175.
681700
210525.

884205
781950.
1283200.
135337.50
5 213009.
7017.50
25063.
150662.50 151337.50

/arat.

w. Deviſenmarkt. Berlin, 9. Auguſt Telegr. Auszahlungen für:

Amſterdam=Motterdam
Brüſſel=Antwerpen ....
Chriſtiania..
Kopenhagen.
Stockholm ..
Helſingfors
Italien.
London
New=York
Paris..
Schweiz.
Spanien".
Wien (in Deutſch=Oſterr.
Prag ...."
Budapeſt.
Buenos=Aires
Bulgarien ..
Japan ..
Rio de Janeiro ....
Belgrad. . . .
Liſſabonn. . . .
Sofia. ... . ."

Ofe

1895250.
215460.
778050.
881790.
1276800.
134662.
207480.
2194500
48 17850.
275410.
867825.
673312.50
6982.50
149625.
24937.
1596000.
44887.
2394000.
482787.50
61870.

1904750.1 1895250.
216540.1 521460.
781050./ 778050.
886e10.-/ 881790.
1283200. 1276300.
135338./ 134662.
208520.) 207480.

Kfe
o rat.
Geid

22055000
4872150.
276690.
872175.
676887.5
7017.50
150375.
25063.
1604000.
45113.
2406000.
4862 12.5
52130.

21845000.
4847850.
275310.
867825.
673312.50
6982.50
149625.
249.37
1546125.
44887.
2394000.
483787.50
51870.
166532.

1904750.
216540.
621950.
886210.
1283200.
135338.
208520.
22055000.
4872150.
276690.
874165.
676687.50
7017.50
150375.
250.63
1052625.
45113.
2405000.
486212 50
52130.
187468.

Bankgeschäft
1 V1L2 1OrN
Fernsprecher 1308, 1309
Aktien / Renten / Deuisen / Sorten

Darmstadt
1 Luisenplatz 1

[ ][  ]

Werner Oberlin
Marie Oberlin
geb. Lerch
VERMAHLTE
Haltingen
Darmstadt
Pallaswiesenstr. 41

August 1923

22213

Thre am Samstag, 11. August 1923,
* nachm. 21/, Uhr, in der Martins-
kirche
stattfindende TRAUUNG
bsehren stch anzuzefgen
Hertha Hinkel
Georg Klump
Darmstadt Schlossgartenstr. 49,
(*22436

Amn 5, Auguſt 1923 entſchlief in
Gießen unſere liebe, treuſorgende
Mutter, Schwiegermutter und
Großmutter
Marie Cellarius Bitwe
geb. Schäfer
im nahezu vollendeten 73. Lebens=
jahre
.
(*22420
Im Namen der trauernd. Hinterbliebenen:
Carl Cellarius, Reg.=Baurat
Darmſtadt, Gießen, Köln, Erfurt und
Offenbach, den 8. Auguſt 1923.

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlichſter
Teilnahme, ſowie für die reichen
Blumenſpenden bei dem Heimgange
9 meines unvergeßlichen Mannes, unſeres
guten Vaters
(*22433
Herrn
Otto Zierau
ſowie die troſtreichen Worte des Herrn
Pfarrer Göthe, die liebevolle Pflege der
Schweſtern der Johannesgemeinde,
ferner der Direktion, den Beamten
und Arbeitern der Firma Venuleth,
Ellenberger & Leuchs A.=G., dem Werk= M
meiſter=Verband, ſowie allen lieben
Freunden und Bekannten ſagen wir

hiermit unſern herzlichſten Dank.
Im Nameu der trauernden Hinterbliebenen:
Frau Eliſe Zierau Witwe.

Mittl. Staatsb.,
ev., mit eigen. Heim
(4 Z.=W.) ſucht d. Be=
kanntſchaft
e. jg., geb.
häusl. erzog. Dame
i. A. von 2225 J.
(Wtw. v. K. nicht aus=
geſchl
.) zwecks Heirat.
Anonym zwecklos.
Zuſchriften, mögl. m.
Bild, das ſof. ehrenw.
zurückgeſ. w., unter
HI 148 an die Ge=
ſchäftsſt
. Verſchwiegen-
heit
Ehrenſache. (*22417

Die Einäſcherung und Beiſetzung
im Darmſtädter Familiengrab
fanden in der Stille ſtatt.

Heute entſchlief nach langem,
ſchwerem Leiden mein geliebter
Mann, unſer treuer, guter Vater

Sanitätsrat

Die trauernden Hinterbliebenen:
Augufte Nahm, geb. Olff
Auguſt Nahm
Edi Nahm
Marg. Nahm. geb. Dintelmann
Darmſtadt, den 8. Auguſt 1923.
Die Beerdigung finder Samstag,
den 11. Auguſt, vormittags 12 Uhr,
von Portale des Friedhofs Nieder=
Ramſtädterſtraße aus ſtatt, (*22465

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe warmer
Teilnahme bei dem Heimgang meiner
lieben Frau, unſerer guten Mutter
ſagen herzlichen Dank.
Rechnungsrat Heinrich Jockel
und Familie
Roßdörferſtraße 21, (*22418

Verkauf von
Buumalekiätien.
20 000 faſt neue Ringofenſteine, 10 cbm
Bauholz, 200 qm Bretter, 10 Türen, 10
Fenſter, Thonrohre 20 cm, 15 cm, 12,5 und
10 cm weit, Abzweige und Bogen hierzu:
ferner: 2 ſchmiedeeiſerne Waſſerbehälter,
je 1 cbm Inhalt, 15 gußeiſerne Abortſitze,
6 Entlüftungsſchlote, etwa 50 m Waſſer=
leitungs
= und Abflußrohre verſchiedener Ab
meſſungen gegen bar zu verkaufen.
Einſichtnahme ab Mittwoch, den
8. Auguſt 1923, an der Abbruchſtelle weſt=
lich
des Exerzierhauſes auf dem Exerzierplatz.
Zugang durch das ehem. Train=Depot.
Abgabe der Angebote bis ſpäteſtens
Samstag, den 11. Auguſt, vormittags
10 Uhr, an der Bauſtelle oder Saalbau=
ſtraße
65 (Wirtſchaft Geßner). (*2223Imf
Schreihmaschinen u

neu und gebraucht, für Büro und
(1682a
Reise stets vorrätig.
Reparatur-
1. Lächler, werkstätte.
Telephon 1489.
Karlstraße 1.

Fahnen
zu verleihen (*22431
A. J. Schlegel,
Luiſenſtraße 10.

Heute früh entſchlief ſanft nach kurzer, ſchwerer
Krankheit meine liebe Frau, unſere gute Mutter,
Großmutter, Schweſter, Schwägerin und Tante
Frau Mathilde Lehmann
geb. Neu
im 54. Lebensjahre,
In tiefer Trauer:
Hermtann Lehmann
Joſef May und Frau, geb. Lehmann
Max Heppenheimer und Frau, geb. Lehmann.
Darmſtadt, Mannheim, Weinheim, Alzey, 8, Auguſt 1923
Bismarckſtraße 80,
Die Beerdigung findet Freitag, den 10. Auguſt, vor=
mittags
12 Uhr, vom Portale des Friedhofes der iſrael,
Religionsgeſellſchaft aus ſtatt.
Blumenſpenden dankend verbeten. (6708

SABh

SCHlLIERECK
WONORRADER.
5721.

Ke
ig
Motor= u. Radfahrer!
Hier finden Sie die
billigſten und fach=
männiſchſt
. Reparat.
und Umbaue. (*22428
Werkſtätte
Karl Göbel
Pankratiusſtraße 27.

Geb. Fräulein
a. g. Fam., eb., 30 J
hübſch, wünſcht mi
geb. Herrn, 30-45 J.
auch Wwr., Briefw
zwecks Ehe.
Näh. mit Bild, das
zurütckgegeb. wird, u.
F. T. 2192A. anAla
Haaſenſtein &Vogler,
Frankfurt a. M. (II,6711 Dam.=Halbſchuhe
(39), 1X getr., gegen
Gr. 36 zu tauſchen geſ.
Liebfrauenſtr. 98, I. (*22125 Zwecks Umzugsber=
billigung
(s5:2
verleihe tageweiſe
Möbelrolle, Möbelwa=
gen
, Gardinenwagen.
Hügelſtr. 15, Laden. Woog, 9. Aug. 1923,
Waſſerhöhe , 3,85 m.
Luftwärme . 20 C.
Waſſerwärme vorm.
7 Uhr 220 C.
Woogs=Pol.=Wache, Ne
u Klavierlehrerin
erteilt gew. Unterricht.
Hügelſtraße 37
(*22435
2. Stock. Wer ert. i. d. Abend=
ſtunden
Unterricht in
Buchführung
Ang. m. Pr. u J 11
an die Geſchſt. (*22447 Unterricht
in anorg. Chemie
(Vorbereitung z. V.=
Prüf.) geſucht. An=
geb
. unt. J 21 an d.
Geſchäftsſt. (*22460 Wer er=
teilt
Unterricht
gründlich u. ſchnelt,
in Engliſch? Ang. an
Poſtamt I, Poſtſchließ=
fach
156. Wer er=
teilt
Unterricht
in Stenogr, u. Ma=
ſchinenſchr
. geg. gute
Bezahlung? Angeb.
mit Preis unt. J 23
Geſchäftsſt. (*22470 Verloren R Hohe Belohnung.
Verloren Mittwoch,
8. Aug., längliche
Brillantbroſche.
Da Andenk., verliert
ſehr ſchmerzlich. Irm=
gard
Overhoff bei Frau
Stade, Prinz Chri=
ſtianweg
19. (*22439 Led.=Brieftaſche
ohne Geldinhalt von
N.=Ramſtadt n. Böl=
lenfalltor
verl. Geg.
hohe Belohn. Pickes,
Nied.=Ramſtadt. (*22458 mit Silber
Nadel gefaßtem
Brillant verloren
Nied.=Ramſtädterſtr.
Gute Belohn. Heinr.
Wingertsweg 3. (B274 Aogerräumeß

Elmo, der Furchtlose
Originalamerik. Sens.-u. Abenteurerfilm
5. Teil: Angesichts des Todes‟
6. Teil: LImo, der Fureltlosc
12 Akte, m. Elmo Lineolm (

Schuls Felſenkeller
Dieburgerſtraße 85
( a
Heute Freitag, abends 8 Uhr
Großes Streichkonzert
ausgeführt von dem Beamtenverein ehe=
maliger
Militärmuſiker. Kein Bieraufſchlag
Sonntag groß.
Konzert Kavalleriemuſik.

Oafé

Rheinstr. 2
Rheinstr. 2
Freitag, 10. August (6704

Sonntags
von 111 Uhr: Frühkonzert.

AUSSERST BILLIG:
AnZUg
Mante
HetZ
Kostüm
lege nach Anzahlung zurück.
W Hein Laden!
Ernst-Ludwigstr. 5, II.

Städtiſche Verkaufsvermittlung
von Wertgegenſtänden aller Art
insbeſondere Bronzen, Marmorgegenſtän=
den
, Gemälden, Teppichen. altem Porzellan,
Zinngeſchirren, Antiquitäten uſw.
Grafenſtraße 30 (Laden).
Geöffnet vorm. v. 81/,12½,.
(st6707

Groß. Lagerraum
m. Büro ſof. frei. Ang.
u. J10 Geſchſt. (*22449

Statt beſonderer Anzeige.
Heute verſchied nach furzer, ſchwerer Krankheit mein innigſt=
geliebter
Gatte, unſer Vater und Bruder
Miniſterialrat
Mr Oimermmt
Oarmſtadt, den 9. Auguſt 1923.
Maria Emmerling, geb. Schueler
Ernſt und Friederike Emmerling
Martin und Kaethe Emmerling
Madeleine Bachmann.
Die Einäſcherung findet auf Wunſch des Entſchlafenen in aller Stille ſtatt.
Von Beileidsbeſuchen bittet man abſehen zu wollen. (6718

Aeußerſt rentables, und gutgehendes
Verlags=Unternehmen
welches mit ſeinem Verlagserzeugnis
glänzende Erfolge aufzuweiſen hat,
verkauft für Heſſen, Heſſen=Naſſau
und Waldeck
(1,6720

Lizenz.

Reflektanten, die über nötiges Ka=
pital
verfügen, bietet ſich ſichere
Exiſtenz. Sehr hohe Verdienſte.
Riſiko vollſt. ausgeſchl. Ausführl.
Angaben und Unterlagen ſtehen gern
zu Dienſten. Gefl. Angeb. unter
J. A. 273 an Rudolf Moſſe, Gera=R.

Bekanntmachung
betreffend die Ausgabe von Gut,
ſcheinen der Stadt Darmſtadt.
Die heſſiſchen ſtaatlichen Kaſſen im
Kreis Darmſtadt ſind ermächtigt, die
Gutſcheine der Stadt Darmſtadt in Zah=
(6722
lung zu nehmen.
Darmſtadt, den 9. Auguſt 1923.
Miniſterium der Finanzen.
J. V.: Schäfer.

Mangel an Zahlungsmitell.
Städtiſche Gutſcheine, die von Kaſſen,
Banken und Verkaufsgeſchäften in Zah.
lung genommen worden ſind, können be
der Stadtkaſſe alsbald gegen Ueberwei=
ſungsſchecks
eingelöſt werden. (st6723
Darmſtadt, den 9. Aug. 1923.
Der Oberbürgermeiſter.

Kohlenpreiſe der Grube
Prinz von Heſſen
Von Donnerstag, den 9. d8. Mts., ab
betragen die Preiſe je Zentner ab Grube
Großſtückige Hausbrandkohle Mk. 30000
Kleinſtückige
280000
Induſtriekohle . . . . . . . . 180000
Feinkohle . . . . . . . . . 60 000
Beſtellungen werden an der Stadt
kaſſe, Schalter 3, und auf der Grube ge=
gen
ſofortige Zahlung entgegengenommen.
Darmſtadt, den 9. Aug. 1923. (st6719
Verwaltung der ſtädtiſchen Braun=
tohlengrube
Prinz von Heſſen
bei Darmſtadt.
Laut Beſchluß der Arbeitsgemein=
ſchaft
treten am 10. Auguſt folgende
Milchpreiſe je Liter in Kraft: (st6725
Stallpreis . . . . . . . . . 30 000 Mk.
Rampenpreis . . . . . . . 34500 Mk.
Kleinverkaufspreis . . . . . 43 000 Mk.
Darmſtadt, den 9. Auguſt 1923.

Lebensmittelamt.

Samstag, 11. u.
Honnt., 12. Auguſt,
abds. 348 Uhr:
Gaſtſpiel d. Original
Budapeſter=
Poſſen=Bühne
Dir.: Linné und
Herrnfeld
f. d. beid. Einaktern:
Villa Fidoly u.
Nathan d.Weiſe‟
Zwiſchendurch:
Bunter Zeil!
Kartenvorverhauf:
wie behannt. (6715

Sommerſpielzeit
Brund Harprecht
tägl. 7½ Uhr: (6547a
Hamburger
Filiale.
Stellengeſuche

Der Graf von Monte Chris
1. Der Schatz vonMonte
6 Akte. Das größte Nord, L.
Er. Sie und Hamlet,
Zirkus Grey. Eddie Polo
R-T.
Zwischen Himmel u.
Dr. Palmore, 4 Akte
Der Graf v. Monte Christe
G-1. Das Geheimnis eines St
6 Akte. Die Kette klirrt, 6

Betreff. Verhütung von
Ueberſchwemmun en.
In den für den Aushang E ſtäd,
Bekanntmachungen beſtimmter /Kaſt,
ſind auf einige Tage die zur A hütun
von Grundſtücks=Ueberſchwet nun
naßgeblichen Vorſchriften verö mtlich=
Darmſtadt, den 6. Aug. 1923 (st679
Städt. Tiefbauamt.

Weiblich

Frl. ſucht Stellung
als Stütze oder zu
Lindern. Angebote
unter J 12 an die
Geſchäftsſt. (*22446

Männlich

Bankbeamter
z Zt. in ungekündigt.,
gehobener Stellung
(Unterſchrift !) i. Groß=
bank
in Frankf. a. M.,
ſucht infolge d. Eiſen=
bahnverkehrsſperre

gleichartig.ausſichtsr.
Poſten in Darmſtadt,
event. auch in guter
Induſtrie= oder Han=
delsfirma
.
Ang. unt. J 2 an
die Geſchſt. (*22415fs

Offene Stellen

Weiblich

Wir ſuchen zum
möglichſt ſpfort. Ein=
tritt
eine gewandte
und erfahrene

die in der Lage iſt,
ille vorkommenden
Büroarbeiten in ein=
wandfreier
Weiſe zu
erledigen. (6653mdf
Eiſengießerei
Schlenker & Co.
Bensheim a. d. Bergſtr.

Junge
Mädchen
für leichte Arbeit ge=
ſucht
Kunſtanſtalt
Eda, Elias & Co.,
Martinſtr. 34, (*22468

Tüchtige
Friſeuſe
u. Lehrmädchen geſ.
G. Kanzler
Schulſtr. 12. (*22421

Mädchen oder Fran
23 Std. vorm. geſ.
Heidelbergerſtr. 9½
1. Stock. (*22348

Putzfrau
tägl. für einige Std.
bei guter Bezahl. geſ.
Müller, Nikolai=
weg
16.
Bſtt

Lücht. Mädchen
fürKüche u. Haus,evtl.
Aushilfe geſ. Saalbau=
ſtraße
81, pt. (*22437

Saubere Lauffrau
für 3 St. vormittags,
evtl. bis nach d. Spül.
geſ. Orangerieſtr. 14,
parterre.
(*22422

Saub., fleißiges

zu 7 Monate altem
Kinde geſ. Zimmer=
machen
und etwas
Nähen erford, (6709
Georg Merck
Dieburgerſtraße 49.

Für gutes Haus auf
d. Lande (ohne Land=
wirtſchaft
) ordentlich.
Mädchen oder Frau
geſucht. Näh Wil=
helmſtr
. 40, pt. (*224

Kein Laden! Kein Perſ jall

Darum enorm billig!
Stuffe, andage, 2u
Edmund Papy=
Grafenſtraße 31, 1. Stock, Hinte ſaus.

90

Riataie
inwirkungsvoller Ausfüh ng

befert
T. C. Wittich, Darmſt
Rheinſtraße 23

Zunges Mädchen
bis nach d. Spül. geſ.
Rheinſtr. 3, I. (*22423

Mintch

Kontokorrent=

Buchhalter
oder

Buchhalterin
zum baldmöglichſten
Eintritt geſucht. (6721
Angebote m. Zeug
nisabſchriften nebſt
Angabefrüheſten Ein=
tritts
erbeten an
Rodberg, A.=G.
Darmſtadt.

Hief. Großhandlung
ſucht für die
Rechnungs=
kontrolle

eine durchaus zu=
verläſſige
, ſchnell u.
ſicher arbeitende
männl. oder weibl.
Kraft. Angeb. m.
Lebensl. u. Zeug=
nisabſchr
. unt. J C
Geſchäftsſt. (*22440

Ordentlicher

Laufjunge
aus ehrbarer Familie
van hieſ. Bank geſ.
Angebote u. J 19
Geſchäftsſtſt. (22456

Einige tüchtige
Einlegerinnen
für Buchdruck
werden ſofort eingeſtellt.

2. C. Wittich ſche Druckerei.

3nmieteng

Solid. Priva mtet
(Dauermiete icht
groß., gutml im.
m. od. ohne P per
ſof. od. ſpäter Ing.
u. H132 Geſck set

Ich ſuche
ein eleg. 31 14
mit elektr.
gutem und r em
Hauſe geg. ſe ut
Bezahlung. 9 7d,
Hotel Schmitz, Ɨn=
ſtraße
50.
E5

2

mit elektriſcher St,
möglichſt in de G
desFabrikviert uf
15. Auguſt zu 2
geſucht. Ange ri.
Preis unt. J 5 Te
Geſchäftsſtelle.

Chin. St½=
ſucht
2 eleg. 3
nruhig. Lage (
lerkolonie u. T
viertel bevorz.)
Wendelſtadtſtr. 2

Berufstätiges *S
Fräulein ſucht e G
möbl. Zimn
Martinsviertel
zugt. Genehn 2
des W.=A. vorl E=
Eilangeb. u. y T
die Geſchſt.

Büfet
m. Stühlen, e
uuch einzeln, zu
geſ. Ang. m. Pr.
Geſchäftsſt.

Die unterzeichneten Banken und Bankiers beehren sich darauf hinzu-
weisen
, daß sie eine Haftung in allen Fällen, in denen aus Verzögerungen
oder Fehlleitungen von Ueberweisungen, Gutschritten, Belastungen, Zah-
lungen
, Zurverfügungstellungen und dergl. ein Schaden wegen Markent-
wertung
geltend gemacht wird, nicht übernehmen.
Darmstadt, im August 1923.
(P6713

Darmstädter und Nationalbank
Kommanditgesellschaft auf A4tien.
Beutsole Bank, Filiale Darnistadt.
Direktion der Diseoato-Gesellschaft
Fitiale Darmstadt.
Deutsche Vereinsbank, Filiale
Darmstadt.

Darmstädter Volksbank e. G. m. b. H.
Hess. Landes -Hxpothenhank A.-G.
Landesgengsseuschaftsbank
g. G. m. b. H.
Firma Nauheiu & Co., Darmstadt.

Riemenſche
2700 Dchm., 32
etwa 100-150 B.
Wellen, kleerere
menſcheiben,
u. Kollergänge,
u. Niemen, Roll)
gleiſe, Kippw
eiſerne Träger,
Eiſen= u. Holzf
von einem Mah
zu kaufen geſuck
Angeb. u. H 5.
die Geſchſt.

Heller
Sportwag
zu kaufen geſ.
geb. unt. J 6 ar
beſchäftsſt.

Ende Mait
gut. Ackerland 3.
geſ. Angeb. u.
Geſchäftsſt. (*2
Einmach=Gläſer
Appar. zu kauf.
Angeb. unt, J 1
die Geſchſt, (*2