Darmstädter Tagblatt 1923


03. August 1923

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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
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Nummer 212
186. Jahrgang
Freitag, den 3. Auguſt 1923

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Zarückweichen Englands vor FranFreich.
Boldwins und Curzons Erklärungen im engliſchen Parlament. England rät Deutſchland zur Aufgabe des paſſiven Widerſtandes.
Furcht vor Deutſchlands wirtſchaftlichem Erſiarken. Für Deutſchland nur zwei Möglichkeiten: Kapitulation oder Zuſammenbruch?
Immerhin hat die engliſche Regierung feſtgeſtellt, daß ſich in auf die die engliſche Regierung außerordentlichen Wert legen
Sie engliche gegierungsantwort. dem Gegenſatz zu der franzöſichen Ruhrpoltik die engliſchen und würde. In der Tat wird der Entwurf der engliſchen
deutſchen Lebensintereſſen verbinden. Wie hoch der engliſche Regierung in der franzöſiſchen und belgiſchen

Von unſerer Berliner Redaktion.
Um es vorweg zu nehmen: Wenn man die von der ganzen
Lelt mit Spannnung erwartete engliſche Regierungserklärung
sſt und insbeſondere den Inhalt der geplanten engliſchen Ant=
vort
in Deutſchland erfährt, dann weiß man, daß für das deut=
he
Volk allein der Satz gilt: Hilf Dir ſelbſt, dannhilft
ir Gott!
Dieſe engliſche Regierungserklärung iſt ein trauriges Ge=
ächs
von Nichtwollen und Nichtkönnen, von Halbheiten, wie ſie
e engliſche Geſchichte bisher nicht kannte. Wer Sinn für
e Tragik in der Geſchichte hat, der hat Mitleid mit dem
nſtmals ſo ſtolzen, herriſchen, ſeiner Macht bewußten Albion,
ſſen Weisheit letzter Schluß heute in einer Auseinanderſetzung
it Frankreich nichts anderes iſt, als den Fluchtverſuch in die
fentliche Weltmeinung. Uns ſcheint, als ob es in der engliſchen
eſchichte ariſtokratiſche Perioden gegeben hat, wo die Leiter
r. Geſchicke Englands auf die öffentliche Weltmeinung
pfiffen haben. Und wenn es noch eines Beweiſes bedurft hätte,
ohin der kleine Schulmeiſter Lloyd George mit ſeiner Phraſen=
magogik
und ſeinem ihn völlig beherrſchenden Inſtinkt für die
aſſen das Weltreich England geführt hat, ſo erbrachte ihn die
iterhausdebatte vom 2. Auguſt 1923.
Das kommt davon, wenn man in ſeinem Krämergeiſt vergeſſen
t, daß Macht Macht, eine Kanone eine Kanone, ein Flugzeug
* Flugzeug iſt. Der eine lieferte ſeine geſamte Rüſtung gleich
t einem internationalen pazifiſtiſchen Freudenjauchzer ab, der
dere legt ſie beiſeite und pflegt ſie nicht mehr, der Dritte aber
hält das Schwert in der Fauſt, und ſo kommt es, daß Deutſch=
id
die franzöſiſche Faüſt an der Gurgel ſpürt und England
Iht das Gefühl los werden kann, von Frankreich behandelt
werden, wie in der engliſchen Regierungserklärung ſteht. In
Tat wird der Entwurf der engliſchen Regierung in der fran=
iſchen
Antwort nicht einmal erwähnt!
Wir wiſſen, daß im engliſchen Kabinett eine bewegte Aus=
anderſetzung
geweſen iſt, wie weit England in ſeiner Politik
enüber Frankreich gehen wollte. Den Nagel auf den Kopf
roffen hat wohl die Frage von Lloyd George, ob England zu
em Kriege mit Frankreich bereit ſei, und vor dieſer Konſe=
nz
mußte das engliſche Kabinett aus begreiflichen Gründen
ückſchrecken, denn ein Flugzeug iſt ein Flugzeug! Da es
er diefen Umſtänden nicht riskieren wollte, eine iſolierte Ant=
t
an Deurſchland zu geben, ſo bleibt alſo noch der Weg in die
ntliche Meinung. Allerdings auch dies noch mit der Ein=
änkung
, daß England Franireich bitten wird, daß es der Ver=
ntlichung
des Notenwechſels und aller Feſtſtellungen, auf die
die Allierten in dieſen Noten beziehen, zuſtimme.
Was bleibt von der engliſchen Hilfe übrig? England will
* Weltmeinung von der Notwendigkeit überzeugen, daß eine
einſame Aktion die Reparationsfrage löſen würde. In der
* gezeit wird alſo die Rechtsfrage des Ruhreinfalls eine
Undere Rolle ſpielen. Wobei darauf hingewieſen ſei, daß die
iſche Regierung bislang das Rechtsgudachten ſeiner Kron=
2 ten, das den franzöſiſchen Ruhreinfall als Rechtsbruch
Uichnet, zurückgehalten hat. Wie ſich England die Löſung des
rkonfliktes und der Reparationsfrage gedacht hat, davon gibt
E Inhalt der geplanten Antwortnote an Deutſchland, wie ihn
Swin in der Regierungserklärung angedeutet, einen Begriff.
Sr macht ſich England den deutſchen Vorſchlag einer Sach=
Eändigenkonferenz zu eigen, aber ſchon bei den Garantien
ht der Antwortenzwurf, von einer internationalen
anzkontrolle für Deutſchland. Eine Großmacht von
S Nillionen Einwohner ſoll ſich eine internationale Finanz=
k
olle gefallen laſſen, die die Türkei von ſich abgeſchüttelt hat!
Der entſcheidende Paſſus aber iſt der: Der engliſche Ant=
t
cutwurf ſchließt mit dem Rat an die deutſche Regierung, ſo=
fr
ihre Befehle und Anordnungen zurückzuziehen, durch
dider paſſive Viderſtand organiſiert und verdichtet
IL en ſei, und unzweideutig alle Akte von Heftigkeit und Sabo=
t
5 zu mißbilligen, die dieſen Widerſtand in verſchiedenen Fäl=
IS zegleitet haben. Dieſe Vorſchläge macht England allein in
d: Hoffnung, daß eine derartige Aktion von deutſcher Seite die
Spationsmächte einer Wiederaufnahme der Verhandlungen
o4 eine Aenderung der Beietzungs gebiete und eine Rückkehr
zu nem normalen induſtriellen Leben im Ruhrgebiet geneigt
u2 en möge. Nun, das Blut der hingemordeten deutſchen Brü=
de
die Leiden einer beſtialiſch gequälten Bevölkerung, die
S ach der von ſchwarzen Franzoſen vergewaltigten Frauen
u:Ninder ſchreit an Ruhr und Rhein gen Himmel und ſind ein
* auf jede Kultur und Ziviliſation, aber das chriſtliche Eng=
IE hat kein Wort der Mißbilligung für alle dieſe franzöſiſchen
W rechen, und keine Forderungen an die franzöſiſche Regierung,
al jeſe Akte unzweideutig zu mißbilligen. Deutſchland kann
er tlich froh ſein, daß die franzöſiſche Nichtbeachtung des eng=
4 7 Antwortentwurfs die deutſche Regierung der Beant=
witung
dieſer unannehmbaren Vorſchläge
lands enthoben hat.
Las aber bleibt für Deutſchland übrig? In
de ngliſchen Regierungserklärung wird als Beweggrund für
diingliſche Politik in der Reparations= und Ruhrfrage ange=
S,daß Englands Zukunft an einer alsbaldigen Löſung inter=
fei
, und daß die europäiſche Situation, wenn die Allierten
Inw länger über dieſe oder jene Einzelheit mit ſamt allen Re=
pS
ionszahlungen, an denen alle Verbündeten gleichmäßig in=
ert
ſeien, uneinig gehen, immer mehr dem unvermeidlichen
entgegenſchreiten muß. Schärfer kann der Grad der eng=
1 Intereſſiertheit nicht ausgedrückt werden. In ſchärfſtem
Bifatz dazu ſteht allerdings das, was England bisher für
di ſeine Intereſſen tat und nach der neuen Regierungserklär=

un will,

Machtfaktor eigentlich einzuſchätzen iſt, haben wir anfangs aus=
geführt
. Für die Verteidigung unſerer Lebensintereſſen bleibt
uns Deutſchen allein noch der Satz: Hilf Dir ſelbſt, dann
hift dir Gotti, die Fortführung des paſſiven Widerſtandes
an Ruhr und Rhein. Der Vorwärts hat heute in einem Artikel
Verſtändigung mit Frankreich in klarer Weiſe zum Ausdruck
gebracht, daß es für Deutſchland eine Kapitulation in der Frage
des paſſiven Widerſtandes nicht geben kann, weil jede Kapitu=
lation
die deutſche Lage nur verſchlechtern kann. Es iſt ein er=
freuliches
Symptom für die Stellungnahme des deutſchen Vol=
kes
zum paſſiven Widerſtand, daß dieſer ſozialdemokratiſche Ar=
tikel
an dem gleichen Tage erſcheint, an dem die engliſche Negie=
rung
mit ihrer Erklärung den weſentlichen Inhalt ihrer Ant=
wortnote
an Deutſchland kundgab.
Die Verhandlungen im Anterhaus.
TU. London, 2. Aug. Die mit großer Spannung erwar=
tete
miniſterielle Erklärungüber die letzten Verhand=
lungen
zwiſchen der engliſchen Regierung und
den Verbündeten in der Reparations=und Ruhr=
frage
wurde heute mittag im Parlament abgegeben. Wie bei
früheren anderen Gelegenheiten gibt Baldwin im Unterhaus
und Lord Curzon im Oberhaus identiſche Erklärungen ab. Die
Erklärung lautet folgendermaßen:
Am 7. Juni dieſes Jahres ſandte die deutſche Regierung als
Antwort auf die von den Allierten auf ihre Note vom 2. Mai
eingetroffenen Erwiderungen ein weiteres Memorandum an die
alliierten Regierungen, in dem ſie neue Vorſchläge in der
Reparations= und Ruhrfrage unterbreitete. Zwiſchen den alli=
ierten
Regierungen hat daraufhin ein Meinungsaustauſch
zur Aufklärung und Feſtſtellung ihrer Anſchauungen über
dieſe Frage ſtattgefunden. Insbeſondere ſtanden die fran=
zöſiſche
und die belgiſche Regierung in einem beſonderen
Meinungsaustauſch mit der engliſchen Regierung. Am 12. Juni
wurden im Parlament Erklärungen über die von der eng=
liſchen
Regierung eingenommene Haltung abgegeben. Es
wurde darin die dringende Notwendigkeit betont, eine Aktion
zur baldigen Klärung der Situation zu unternehmen, die eine
Gefahr ſowohl für den europäiſchen Frieden wie für alle inter=
eſſierten
Parteien bedeute. Gewiſſe Vorſchläge wurden daraufhin
von der engliſchen Regierung als Grundlage für eine derartige
Aktion anerkannt, und die Erklärung ſchloß damit, daß ſofortige
Schritte bei den alliierten Regierungen unternommen werden
ſollten. Die engliſche Regierung war der Anſchauung, daß die
im deutſchen Memorandum enthaltenen Vorſchläge einer Prü=
fung
würdig ſeien, und daß dieſe Erwiderung tunlichſt eine ge=
meinſchaftliche
der Alliierten ſein müßte. Da die franzöſiſche und
belgiſche Regierung ſich aber nicht geneigt zeigten, die Initiative
zu einer derartigen Antwort zu ergreifen, erklärte die engliſche
Regierung, ſie wolle ſelbſt die Verantwortung dafür übernehmen
und einen Antwortentwurf ihren Verbündeten zur Prüfung über=
mitteln
. Die engliſche Regierung hat nunmehr einen derartigen
Entwurf hergeſtellt und ihn am 20. Juni mit einer Mantelnote
den Regierungen von Frankreich, Belgien. Japan und Italien
überſandt. In dieſem Entwurf machte ſich die engliſche Regie=
rung
entſchieden die von Deutſchland in ſeinem Memorandum
aufgeſtellten Vorſchläge zu eigen, unter anderem bekannte ſie ſich
zu der deutſchen Auffaſſung, daß, ohne daß dadurch irgendwie
der Friedensvertrag verletzt werden könnte, die deutſche Zah=
lungsfähigkeit
von einem unparteiſchen Sachverſtändigen=
gremium
in Zuſammenarbeit mit der Reparationskommiſſion
feſtgelegt werden müſſe. Was die Frage der von Deutſchland an=
gebotenen
Garantien anbetrifft, ſo drückte die engliſche Regie=
rung
ihre Meinung dahingehend aus, daß der ökonomiſche Wert
dieſer Garantien von ſolchen Faktoren abhängig gemacht werden vorgelegt wurden.
müßte, wie ſie das deutſche Memorandum nicht erörtere, als da
ſind: Stabiliſierung der Mark und Ausbilanzie=
rung
des deutſchen Budgets, und daß alle Garantien
ſolange wirkungslos bleiben müßten, bis die deutſche
teralliierte Kontrolle geſtellt werde. Der engliſche
Antwortentwurf ſchloß mit dem Rat an die deutſche Re=
gierung
, wenn ſie die Wiederaufnahme von Verhandlungen
hen, durch die der paſſive Widerſtand organiſiert worden
ſei, und unzweideutig alle Akte von Sabotage zu mißbil=
ligen
, die dieſen Widerſtand in verſchiedenen Fällen begleitet
artige Aktion von deutſcher Seite den okkupierenden Mächten eine
Antwortnotenentwurf begleitenden Mantelnote erſtrebte die eng=
liſche
Regierung noch eingehende Aufklärung über die dieſer
ihre Verbündeten, ſo bald wie möglich dieſe Fragen entweder
in einer Konferenz oder auf andere Weiſe zum Abſchluß zu brin=
gen
und einen umfaſſenden Plan zur allgemeinen und endgül=
tigen
Löſung auszuarbeiten.
Die allierten Antworten auf dieſe Anregungen ſind nunmehr
eingetroffen. Die ſchriftliche Antwort Italiens ſteht noch aus,
aber die italieniſche R gierung hat ihre volle Uebereinſtimmung
mit den Anſichten und Vorſchlägen der engliſchen Regierung mit=
geteilt
. Die franzöſiſche und belgiſche Regierung hat,
von einander unabhängig, Erwiderungen geſandt. Die engliſche
Regierung hat dieſen Erwiderungen ihre ſorgfältigſte Aufmerk=
ſamkeit
gewidmet, und obwohl ſie erneut die freundſchaftliche
Sprache anerkennt, in der ſie abgefaßt ſind, bedauert ſie, in
ihnen nichts finden zu können, das eine gemeinſame über. Dies alles erſchwvert die Einbringung von Reparationen,
Antwort an Deutſchland möglich machen könnte.

Antwort nicht einmal erwähnt. Weder auf eine bal=
dige
Aenderung in der Ruhrokkupation noch auf neue Beziehun=
gen
könne man ſchließen, die die engliſche Regierung ſo ſehnlich
erſtrebe. Es liegt auf der Hand, daß viele Wochen, wenn nicht
ſogar noch längere Zeit, verſtreichen würden, wenn die verbün=
deten
Regierungen auf der Grundlage der ſoeben verbreiteten
Auffaſſungen in einen Meinungsaustauſch treten würden, ehe
ein wirkſamer Schritt zur Beendigung der heutigen Situation
unternommen werden könnte. Die engliſche Regierung kann nicht
oft genug wiederholen, daß ſie ſich hierin mit ihren Allierten ver=
bunden
fühlt und ebenſo wie ihre Verbündeten vor jeder Aktion
zurückſchreckt, die dazu angetan ſein könnte, auf eine Uneinigkeit
zwiſchen ihnen ſchließen zu laſſen. Trotz dieſer Auffäſſung
glauben wir, daß die Löſung des Problems nicht mehr zu ver=
meiden
iſt und daß die europäiſche Situation, wenn die Allierten
noch länger über dieſe oder jene Einzelheit mitſamt allen Repa=
rationszahlungen
, an denen Deutſchland und alle Verbündeten
gleichmäßig intereſſiert ſeien, uneinig gehen, immer weiter dem
unvermeidlichen Ruin entgegentreiben müſſe. Unter dieſen Um=
ſtänden
hat die engliſche Regierung beſchloſſen, dem Parlament in
der kürzeſt möglichen Zeit die Schriftſtücke vorzulegen, in denen
ihre Auffaſſung niedergelegt iſt, und ihre Allierten aufzufordern,
ſie möchten einer Veröffentlichung des Schriftwechſels
zuſtimmen. Die engliſche Regierung hofft, daß die Veröffent=
lichung
dieſer Schriftſtücke dazu beitragen werde, die wahren
Dimenſionen des ernſten Problems zu zeigen, dem ſich die Alli=
ierten
gegenüber befinden, und daß die Welt von der eiſernen
Notwendigkeit überzeugt wird, es durch eine gemeinſame ſofor=
tige
Aktion aus der Welt zu ſchaffen.
In beiden Häuſern folgte dieſer Erklärung eine Debatte, die
im Augenblick noch im Gange iſt.
Die Oebatte.
Nach der Erklärung Baldwins ergriff der frühere Schatz=
kanzler
Sir Robert Horne das Wort und erklärte, Deutſchland
habe ſich ſeit dem Waffenſtillſtand auf Koſten der Allierten wie=
der
herausgemacht. Deutſchland habe ungehindert eine Politik
betrieben, die auf die Umgehung ſeiner Verpflichtungen hinge=
zielt
habe. Deutſchland habe ſeine geſamten induſtriellen Be=
triebe
reorganiſieren können. Wenn man die Reparationsver=
pflichtungen
plötzlich auslöſche werde ſich Deutſchland wieder
den Weltmarkt erobern, und mit noch beträchtlicherem Effekt, als
es vor dem Kriege bereits der Fall geweſen ſei. Er hoffe, daß
die engliſche Negierung ſich in ihrer Haltung insbeſondere von
der Betrachtung jener Wirkungen leiten laſſen werde, die auf
die Arbeitslage in England ausgeübt werden müßte, wenn man
Deutſchlands Verpflichtungen zu ſehr erleichtern werde.
London, 2. Aug. (Wolff.) Nachdem Baldwin die Regie=
rungserklärung
abgegeben hatte, ergriff der Führer der Oppo=
ſition
, Maedonald, das Vort. Er gab ſeiner tiefen Ent=
täuſchung
über die Antworten Frankreichs und Belgiens Aus=
druck
. Einen Anlaß zur Zufriedenheit gebe es allerdings, näm=
lich
, daß die Regierung ſich entſchloſſen habe, eine eigene Politik
zu formulieren und durchzuführen. Dem Syſtem der Geheim=
haltung
müſſe ein Ende gemacht werden. Wenn die Regierung
feſt bleibe, werde ſie mehr Ausſicht auf Erfolg haben.
Auſten Chamberlein fragt, ob Macdonald wolle, daß
man auf die deutſchen Reparationszahlungen verzichte? Er
wendet ſich gegen die Anregung, Deutſchland Kredite zu gewäh=
ren
. Asguith erſucht un Mitteilung, ob die Regierung
weiteres Material vorlegen wolle und ob ſie das Parlament ein=
berufen
werde, bevor ſie ernſte und unwiderrufliche Entſcheidun=
gen
treffen werde. Zurzeit tappe man völlig im Dunkeln. Es ſei
bedauerlich, daß außer dem Inhalt der Note keine Dokumente
Eine zweite Rede Baldwins.
In Erwiderung auf dieſe Ausführungen ergriff Premier=
Finanzverwaltung unter irgendeiner Form unter in= miniſter Baldwin nochmals das Wort und führte aus: Nur
der Mangel an Zeit hat es verhindert, daß dem Hauſe die frag=
lichen
Dokumente vorenthalten wurden. Ueber die gegen die paſ=
ſive
Haltung der Regierung Bonar Laws gerichteten Angriffe
wünſche, ſofort den Befehl und die Anordnungen zurückzuzie= ſagte Baldwin, der Grund ſei, daß Bonar Law anders zum Ziel
gelangen wollte. Er hatte deutlich erklärt, welche Einwendungen
er gegen die franzöſiſchen Abſichten habe, und ſich darauf be=
ſchränkt
, einſtweilen die Ergebniſſe abzuwarten. Es ſei klar, daß
haben. Es wurde dem Glauben Ausdruck verliehen, daß eine der= dieſe paſſive Haltung nur zeitweilig ſein konnte, und daß Bonar
Law, wenn er im Amte geblieben wäre, dieſe Abſichten hätte zu
Wiederaufnahme der Verhandlungen über die Aenderung ihrer Ende bringen müſſen. Als er, Baldwin, Bonar Laws Nachfolger
Beſetzungsmethode und eine Rückkehr zu einem normalen Ver= wurde, habe er verſucht, einen Schritt vorwärts zu machen, um
hältnis im Ruhrgebiet leichter machen müſſe. In der dieſen möglicherweiſe ſchreckliche Ereigniſſe in der Zukunft zu verhin=
dern
. Die Reglerung habe darum keine Zeit verloren, nachdem
die deutſche Note am 7. Juni eingegangen war, um das gemein=
Frage gegenüber eingenommenen Geſichtspunkte und drang in ſame Ziel zu erreichen und angemeſſene Reparationszahlungen
zu erhalten. Die Franzofen ſeien anderer Anſicht. Dies ſei eine
ehrliche und aufrichtige Meinungsverſchiedenheit. Er ſei aller=
dings
überzeugt, daß die Ruhrbeſetzung kein kluger Schritt ge=
weſen
ſei, weil ſie die Zahlungen von Reparationen verzögert
und den Handel Englands und der Welt direkt in Mitleidenſchaft
ziehe. Je länger dieſe dauern werde, deſto ſtärker werden ſich
die Folgen fühlbar machen, nicht nur in europäiſchen Feſtlaude.
ſondern auch in England und Amerika. Einige oberflächliche Be=
obachter
ſagten, der gegenwärtige Stand der Dinge ſei gut. Für
den britiſchen Handel aſt das falſch. Ein paar einzelne Beſtellun=
gen
auf Kohlen ſeien kein Erſatz für Beſtellungen, die verloren
gingen. Das freie Kapital Deutſchlands vermindere ſich, und
ſeine induſtriellen Anteile gingen in die Hände von Ausländern,
wenn die Zeit dafür gekommen ſei. Wohin das ſchließlich führen

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Seite 2.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 3. Anguſt 1923.

Nummer 21

ſoll, kann nicmand vorausſagen. Man habe behauptet, daß die
Aktion Englands den deutſchen Widerſtand ſtärke. England will
den deutſchen Widerſtand ganz und gar nicht ſtärken, weil es ge=
nau
wiſſe, daß, je länger er dauere, die Lage umſo hoffnungs=
loſer
ſei. Was auch immer die Folge eines deutſchen Zuſammen=
bruchs
ſein würde, auf jeden Fall werde er die Verringerung der
deutſchen Reparationen bedeuten. Das deutſche Finanzſyſtem
werde längere Zeit zur Wiederherſtellung brauchen, wenn es zum

Zuſammenbruch oder zur Kapitulation käme, was nur ein Zei=
chen
einer vollkommten hoffnungsloſen Stimmung ſein würde.

Dann werde Deutſchland jede Forderung unterſchreiben und wie=
derum
in Verzug geraten. Man müſſe ſich alſo auf eine endloſe
Kette ähnlicher Ereigniſſe wie die in den letzten drei Jahren ge=
faßt
machen. Die Regierung iſt ſich deſſen ſo vollſtändig bewußt,
daß ſie jede Einmiſchung unterlaſſe und die Hoffnung nicht auf=
gegeben
habe, eine Einigung unter den Parteien zu erreichen.
Wenn es dazu käme, werde England in Zukunft auf induſtriellem
Gebiete vor ſchwierigen Fragen ſtehen. Es gibt dann zwei Mög=
lichkeiten
: entweder werde England ſich wieder dem ſtärkſten Geg=
ner
gegenüberſehen, den es je gehabt habe, oder der Welthandel
werde ſich dermaßen entwickeln, daß die Exportgüter, deren Ge=
winn
den Reparationszahlungen diene, alles auf natürliche Weiſe
abſorbieren würde. Die Regierung hofft, daß dieſer letztere Fall
eintrete. Die größte Abſatzmöglichkeit in Europa biete der ruſſi=
ſche
Markt. Früher oder ſpäter werde der deutſche Export in
ausgedehntem Maße nach Rußland gehen. Im gegenwärtigen
Augenblick werde die Regierung zu erwägen haben, in welcher
Form ſie den Alliierten antworten ſoll. Es ſei ihm leider nicht
möglich, darüber mehr zu ſagen, nachdem verſchiedene Richtlinien
für die Antwort in Frage kämen. Das Haus möchte ſich aber
darauf verlaſſen, daß die Regierung ſich klar darüber ſei, daß ſie
nicht eine Partei, ſondern die ganze Nation zu vertreten habe
(Beifall), und daß ſie keinen Verſuch unterlaſſen werde, die
Kräfte der Alliierten zuſammenzuhalten, von Deutſchland direkte
Zahlungen zu erhalten und ſobald wie möglich eine endgültige
Regelung zuſtande zu bringen. Sollte in irgend einem Augen=
blick
eine Trübung unſerer Beziehungen entſtehen, wovor uns
Gott bewahren möge, dann werde ich nicht zögern, das Parla=
ment
zuſammenzurufen. Ich bin immer von der Annahme aus=
gegangen
, daß das Ziel der Alliierten bei Aufrollung der Ruhr=
frage
die Einbringung der Reparationen ſei. Es wurde oft ge=
ſagt
, daß weitergehende Beweggründe im Spiele ſeien. Ich
möchte das nicht glauben. Wenn es ſich aber ſo verhält, möchte
ich folgendes ſagen: Tief im Grunde des Herzens des britiſchen
Volkes liegt das ſtarke Gefühl für das, was es für Recht erkannt
hat. Wenn im Laufe der Zeit das engliſche Volk die Empfindung
bekommt, daß die Wunde Europas offen gehalten ſtatt geheilt
werde, dann möchte leicht eintreten, was ich zuallerletzt in der
Welt wünſchen würde: nämlich die Entfremdung der Herzen zwi=
ſchen
unſerem Volk und jenen, die den entgegengeſetzten Stand=
punkt
einnehmen. Ich hoffe und glaube, daß nichts derartiges ge=
ſchehen
wird. Aber als einer, der ein warmer Freund Frank=
reichs
iſt, denke ich, daß es lediglich ein Zeichen der Freundſchaft
iſt, dies zu ſagen. So tief ich wünſche, daß dieſe Freundſchaft
fortbeſtehe, wünſche ich ein raſches Ende der Wirren, die heute
Europa foltern.
Nach Baldwin ergriff Lloyd George das Wort. Er kri=
tiſiert
die paſſive Haltung der engliſchen Politik ſeit der Ruhr=
beſetzung
. Der franzöſiſche Miniſterpräſident habe ausdrücklich
geſagt, daß er nicht beabſichtige, mit Deutſchland zu verhandeln,
bevor es kapituliert habe und, was noch furchtbarer ſei, daß
Frankreich das Ruhrgebiet nicht verlaſſen würde, bevor die letzte
Zahlung erfolgt iſt. Es ſei nicht anzunehmen, daß man Poincaré
durch Abſendung weiterer Noten veranlaſſen werde, von ſeiner
Politik abzugehen. Ein Miniſterpräſident, der ſich derartig feſt=
gelegt
habe, könne nicht mehr zurück. Dadurch befinde ſich die
engliſche Regierung in einer ſchwierigen Lage. Die franzöſiſche
Flagge ſei nun einmal im Ruhrgebiet gehißt und die Ehre des
Landes ſei verpfändet. Da gebe es nur zwei Möglichkeiten: daß
Deutſchland kapituliert oder zuſammenbricht.

TU. London 2. Aug. Die heutige Erklärung der Regie=
rung
im Parlament hat einen überaus tiefen Eindruck gemacht.

In den Wandelgängen des Unterhauſes wurde aus der Miß=
ſtimmung
über die Lage kein Hehl gemacht. Insgeſamt iſt man
über die Art und Weiſe empört, in der die franzöſiſche und die
belgiſche Regierung den engliſchen Antwortentwurf behandelte.

Peſſimismus in Paris.

Paris, 2. Aug. (Wolff.) Der Temps beurteilt die eng=
liſche
Regierungserklärung wie folgt:
Es ſei leicht, auf den Vorwurf zu antworten, daß die fran=
zöſiſche
und belgiſche Regierung ſich nicht über den engliſchen
Entwurf einer Antwort an Deutſchland ausſprechen. Bevor die
Abänderung zu dem Endentwurf vorliege, hätten Frankreich und
Belgien wiſſen müſſen, worauf England hinauswolle. Jetzt
kündige die engliſche Regierung an, daß ſie ſich an die Meinung
der ganzen Welt wende und ihrem Urteil die zwiſchen den Gläu=
bigern
eingeleitete Debatte unterbreiten werde. Die engliſche Re=
gierung
ſchmeichte ſich nun, die Meinung der ganzen Welt mit
ſich reißen zu können. Aber dies könne leicht auch zur Folge
haben, daß eine unter den Gläubigern nicht wieder gut zu
machende Uneinigkeit in ganz Europa und in der ganzen Welt
ausbreche. Wer könnte eine derartige Entwicklung rechtfertigen?
Anſtatt einer Klärung würde im allgemeinen angegeben, daß
das Kabinett Baldwin gehalten ſei, verſchiedenen Notwendig=
keiten
Rechnung zu tragen, und zwar finanziell, politiſch und
wirtſchaftlich. Dieſe Notwendigkeiten erläutert der Temps unter
Benutzung gewiſſer engliſcher Meinungsäußerungen. Seine
Schlußfolgerung iſt, es gäbe keinen Grund, den die eng=
liſche
Regierung mit gutem Gewiſſen eingeſtehen könne und der
ſie zwingen könne, ſich von Frankreich zu trennen. Das
ſei hervorgehoben in dem Augenblick, in dem die Erklärung
Baldwins und Lord Curzons die ganze Welt
gegen die Franzoſen mobil zu machen ver=
ſuchten
.
* Paris, 2. Aug. (Priv.=Tel.) Die Kriſe zwiſchen Paris
und London hat heute ihren Höhepunkt erreicht, was auch ſchon
äußerlich dadurch in Erſcheinung tritt, daß der franzöſiſche Fran=
ken
heute überhaupt ſeinen tiefſten Stand erreicht hat. Das eng=
liſche
Pfund wurde nachbörslich mit 80 und der Dollar mit 17,50
Franken gehandelt. An der Börſe bemüht man ſich, den erſten
ungünſtigen Eindruck der engliſchen Regierungserklärung etwas
abzuſchwächen und betonte lediglich, daß dadurch kein Grund vor=
handen
ſei, die Verhandlungen nunmehr abzubrechen und man
ſucht ſogar, wie auch der Temps heute ausſpricht, finanzielle, po=
litiſche
und wirtſchaftliche Eeeſchuldigungsgründe für Baldwin
geltend zu machen. Finanziell inſofern, als Curzon ſich ver=
pflichtet
fühlt, der deutſchen Regierung die belgiſchen Zinſen zu
erlaffen, politiſch, weil Baldwin die angefangene Verſtändigung
zu Ende führen müſſe und wirtſchaftlich, weil die Zunahme der
engliſchen Arbeitsloſigkeit die engliſche Regierung mit weiterer
Beſorgnis entgegenſchauen läßt. Auf alle Fälle iſt feſtzuſtellen,
daß die Erklärung großes Aufſehen erregt hat. So wurde bei dem
heutigen Preſſeempfang des Quai d’Orſay mitgeteilt, daß die
Veröffentlichung der engliſchen Note und das Anſinnen an die
Verbündeten ihre Zuſtimmung mit der Veröffentlichung der bel=
giſchen
und franzöſiſchen Antwort zu erteilen, einen ſehr unange=
nehmen
Eindruck gemacht habe. Nicht Frankreich ſei iſoliert, ſo
erklärt man, ſondern England. De Ruhraktion ſei unter tatkräf=

tiger Mitwirkung Belgiens und unter Zuſtimmung Italiens zu=
ſtande
gekommen, während England ſich damals ferngehalten
habe und dieſen Standpunkt auch heute noch beibehalte. Es ſei
alſo grundfalſch, Poincaré immer vorzuwerfen, er ſuche eine Jſo=
lierung
Frankreichs. Er habe ſeit dem 1. Januar mit Nachdruck
darauf hingewieſen, daß Frankreich jetzt mehr denn je entſchloſſen
iſt. feſt zu bleiben und nun überhaupt nicht mehr nachzugeben.
Hierdurch werde natürlich Belgiens Lage außerorbentlich er=
ſchwert
, das nun zwiſchen zwei Feuer geriete und ſich bald ent=
ſcheiden
müſſe, welcher Politik es folgen wolle, einer Politik der
Vernunft oder einer Politik machthaberiſcher Proſperität. Mit
großer Spannung ſieht man auf Amerika und erwartet mit
Spannung den angekündigten Beſuch von Mellon bei Poincars
im Laufe des morgigen Freitag. Deutſchland ſollte nun aber
nicht in den alten Fehler verfallen, aus dieſen tiefgehenden Mei=
nungsderſchiedenheiten
zwiſchen Paris und London unmittelbare
Vorteile für ſich zu erhoffen, bei irgend einer Einigung zwiſchen
Paris und London, und zwar lediglich auf Koſten Deutſchlands,
die dann ſicher dochz uſtande komme. Irgend eine Entſcheidung,
oder eine Entfpannung der Lage iſt durch die heutige Regie=
rungserklärung
Baldwins und durch die entſchiedene Erklärung
der franzöſiſchen Freunde in London in weite Ferne gerückt.

Das geplante Sondervorgehen Englands.

TU. Paris, 2. Aug. Aus London wird berichtet: Der
Neu=York Herald ſchreibt, daß Baldwin und die Mehrzahl ſeiner
Mitarbeiter den Standpunkt vertreten, daß eine weitere Rück=
ſprache
mit Paris ſich angeſichts der durchaus unbefriedigenden
franzöſiſchen Antwort erübrige. In den der Regierung nahe=
ſtehenden
Kreiſen halte man ein engliſches Sondervorgehen für
unvermeidlich und glaube, daß die engliſche Regierung in einer
Note an die Pariſer Regierung zu verſtehen geben werde, daß
England an den Verhandlungsmöglichkeiten mit Deutſchland
auf Grund der letzten Vorſchläge des Reiches feſthalten werde
und unmöglich die Berliner Regierung darüber länger im Zwei=
fel
laſſen könne.
Nach einer Meldung der B. Z. aus London ſoll das engliſche
Kabinett, das geſtern ſpät abends eine baldige Sonderantwort an
Deutſchland einſtimmig beſchloſſen hat, der Abfendung einer Vor=
note
an Frankreich, unter der Aufforderung, ſich England anzu=
ſchließen
, nicht abgeneigt ſein.

Muſſolinis Anſicht.

TLi. Rom 2. Aug. Wie ein Berliner Berichterſtatter aus
guter Quelle erfährt, bezeichnete Muſſolini die Kundgebung der
engliſchen Regierung als ſehr geeignet wirklichen Eindruck auf
die Franzoſen zu machen. Leider ſei es verſchiedenen Kreiſen ge=
lungen
die guten Abſichten Baldwins, der unbedingt an ſeinen
Geſichtspunkten feſthalten wollte, in Einzelheiten zu durchkreuzen.
Der ganze Notenwechſel habe anſcheinend keinerlei praktiſches
Ergebnis. Zudem zeigten alle Staatsmäner anſcheinend eben
große Luſt in die Sommerferien zu gehen.

Das kommende engliſche Weißbuch.

IU. London, 2. Aug. Zur Veröffenulichung des inter=
alliierten
Schriftwechſels hat die engliſche Regierung, wie der
Daily Mail verſichert wird, bei den in Betracht kommenden frem=
den
Mächten bereits Schritte unternommen. Falls einer der
Staaten gegen die Veröffendlichung Einſpruch erheben ſollte
würde das engliſche Kabinett die britiſchen Dokumente allein ver=
öffentlichen
, die, wie Baldwin geſtern im Unterhaus auf die An=
frage
eines Arbeiterabgeordneten erklärte, eine ungewöhnlich
große Zahl aufweiſen. Der Neu=York Herald bemerkt, daß die
Geheimhaltung des inveralliierten Notenwechſels in engliſchen
Kreiſen ſchon deshalb als ſehr mißlich empfunden werde, weil
auf dieſe Weiſe der Welt verborgen bliebe, wie weit England der
Pariſer Regierung in der Frage des Reparationsproblems ent=
gegengekommen
iſt.

TU. Paris, 2. Aug. Die Abſicht Englands, die geheimen
Schriftſtücke zu veröffenulichen, iſt natürlich dem Pariſer Kabi=
nett
außerordentlich unangenehm. In Paris tut man
daher alles, um das Londoner Kabinett von der Veröffentlichung
abzuhalten. Ein ſolcher Schritt, erklärt man in Paris, erſchwere
die Fortführung der Verhandlungen oder mache ſie ſogar un=
möglich
. Reuter veröffentlicht eine Erklärung des Pariſer Kabi=
netts
, die beſagt, wenn England die ihm zugegangenen Antwor=
ten
veröffentliche, ſo beweiſe es dadurch, daß es die Verhandlun=
gen
mit Frankreich nicht fortführen wolle. Frankreich verſucht
offenbar, von vornherein die Schuld von ſich abzuwälzen, falls
die Verhandlungen ſcheitern ſollten.

TU. Paris, 2. Aug. Der belgiſche Botſchafter in London
ſprach auf dem Foreign Office vor und erklärte, daß eine ſolche
Veröffentlichung, wie die von Baldwin im Unterhaus angekün=
digte
den diplomatiſchen Gepflogenheiten widerſpräche (!).

Franzöſiſche Beeinfluſſungsverſuche
auf England.

TU. Paris, 2. Aug. Petit Pariſien meint, es ſei wahr=
ſcheinlich
, daß Baldwin ſchon heute die künftige Haltung Eng=
lands
in ſcharfen Umriſſen zeichnen werde, da er ernſthaft mit
dem Gedanken umgehe, an Deutſchland eine Sondernote zu rich=
ten
und der Unterſtützung der Dominions ſich vergewiſſern
möchte. Im übrigen ſpekuliert der Petit Pariſien auf eine mög=
liche
Meinungsverſchiedenheit innerhalb des engliſchen Kabinetts
und hofft, daß die franzoſenfreundlichen Miniſter einen Fort=
gang
der Beſprechungen ermöglichen werden (d. h. eine weitere
Verſchleppung. Red. d. TU.) Der Matin berichtet, daß in ver=
ſchiedenen
engliſchen Kreiſen eine Zuſammenkunft Lord Curzons
mit Poincaré gewünſcht werde. Die Daily Mail behauptet, daß
man am Quai d’Orſay der engliſchen Behauptung, Italien gehe
auf die Politik Groß=Britanniens ein, ſehr ſkeptiſch gegenüber=
ſtehe
.

Die franzöſiſche Note veröffentlicht.

TU. Paris 2. Aug. Poincaré hat heute als Antwort auf
die engliſche Parlamentserklärung die franzöſiſche Note veröffent=
licht
, die am Montag dem engliſchen Außenminiſterium über=
geben
wurde. Die franzöſiſche Regierung erklärte ſich darin zu=
nächſt
bereit, ſofort mit dem engliſchen Kabinett die deutſchen
Vorſchläge vom 7. Juni zu prüfen und feſtzuſtellen, daß der
deutſche Vorſchlag nicht die Verpflichtung enthalte, den paſſiven
Widerſtand, durch den ſie jetzt volle 6 Monate ſich der Ausführung
des Friedensvertrages von Verſailles widerſetze, zu beenden.
Die franzöſiſche Regierung hat ſich feſt entſchloſſen, auf die ver=
ſchiedenen
Fragen, die ihr das engliſche Kabinet ſtellt, zu ant=
worten
. Wenn dieſes weitere Fragen an ſie zu richten habe,
ſo ſei ſie bereit, neue Antworten zu erteilen. So erinnerte die
franzöſiſche Regierung daran, daß Frankreich und Belgien das
Ruhrgebiet nur nach Maßgabe der von Deutſchland geleiſteten
Zahlungen räume, nachdem ſie vier Jahre warteten und Ver=
ſuche
aller Art unternähmen, wirkungsloſe Ultimata ſtellten, ſo=
wie
in Konferenzen einwilligten, die die britiſche Regierung vor=
ſchlug
, und Deutſchland wiederholt Moratorien gewährt hätten.
Was den paſſiven Widerſtand anbelange, ſo werde Frankreich,
wenn Deutſchland ihn unmittelbar einſtelle, an der Ruhrbeſetzung
verſchiedene Abänderungen vornehmen, die mit der Sicherheit
der Truppen und der Ingenieure in Einklang zu bringen ſeien.
Durch die Ruhrbeſetzung wollte die franzöſiſche Regierung in
Deutſchland die Bereitwilligkeit zur Zahlung herſtellen. Sie habe
die Ueberzeugung, daß, wenn die britiſche Regierung mit Frank=

reich übereinſtimme, Deutſchland nachgeben und die ſuh
in Europa wiederhergeſtellt würde. Die franzöſiſche
rung ſtimmt mit der engliſchen darin überein, daß Deutſ and
die verwüſteten franzöſiſchen Gebiete wiederherſtellen müſſe ein
Währung ſtabiliſieren und ſeinen Staatshaushalt ins ( eich=
gewicht
bringen ſowie ſeine Produktion ſteigern müſſe. Es Jan=
dele
ſich hier um Rarſchläge, die die Alliierten Deutſchlan
1920 erteilten. Doch wären alle dieſe Anſtrengungen verg lich
weil der gegenwärtige Ruin Deutſchlands nicht eine Ausw un
der Ruhrbeſetzung iſt, ſondern vom Reich ſelbſt herbeig ihr
wurde. Betreffend den britiſchen Vorſchlag, durch die Ve Hür
deten einen allgemeinen Plan zur Prüfung der Leiſtunge und
zur definitiven Löſung der Reparationsfrage aufſtellen zu
wünſcht die franzöſiſche Regierung zu erfahren, ob die Fra
inveralliierten Schulden darin einbegriffen ſei.

Die franzöſiſche Preſſe.

Paris, 2. Aug. (Wolff.) Zum Stand der Verhandl.
in London ſchreibt der Petit Pariſien, es ſei höchſt bel ter
lich, daß man in London nicht früher begriffen habe, daß 7 ink=
reich
und Belgien ſich in der Ruhrfrage an die beiden in X
aufgeſtellten Grundſätze halten würden und die Verhandli ge
in der Richtung auf eine gemeinſame Antwort an Deutſe ind
und der Annahme einiger deutſcher Vorſchläge vom 7. u
orientiert habe. Dadurch habe man die Verhandlungen üb di
allgemeine Reparationsfrage nur erſchweren können, die die an
zöſiſche Regierung zu erörtern ſich ſtets bereit erklärt habe,
der Bedingung, daß mit ihr die Frage der interalliierten C ul=
den
verbunden werde. Mehr als alles andere müßte abe di
Fortſetzung und den Erfolg der Verhandlungen gefährden,
in London der Notenwechſel veröffentlicht würde. In dem
Falle würde kurz geſagt, das eintreten, was bereits au
Pariſer Konferenz im Januar ds. Js. nach der Veröffentli
des Planes Bonar Laws eingetreten ſei. Man müſſe alſe
fen, daß die geſtern anſcheinend von mehreren Mitglieder
engliſchen Kabinetts entwickelten Argumente ſich ſchließlich Lch=
ſetzen
würden. Nicht durch ſeparate Aktionen der Alliierten, n
dern durch die Aufrechterhaltung ihrer Einheitsfront würde
dem deutſchen Widerſtand ein Ende machen und erreichen,
Deutſchland ſeine Verpflichtungen erfülle. Der Me

chreibt, der Verſailler Vertrag gebe Frankreich und Belgier
Recht, das Ruhrgebiet zu beſetzen. Sie hätten davon Geb
gemacht. Der Verſailler Vertrag ſetze feſt, daß Deutſchlandi,
nerlei Herabſetzung ſeiner Schuld zugeſtanden werden k.
ohne einmütige Zuſtimmung ſeiner Gläubiger. Auch von d
Recht werde Frankreich Gebrauch machen, obwohl es der am
ſten beteiligte Gläubiger ſei. Begreife England, das prakt
das Land der Geſchäftsleute, das in finanziellen Berechnu
gewiegte Land, nicht, daß es ein ungeheuerliches Privileg
langt, wenn es mit ſeinem 25prozentigen Reparationsanteil
anderen Gläubigern ſeinen Willen aufzwingen wollte?

Der Petit Pariſien ſchreibt, was der gegenwär
Kriſe einen beſonderen eigenen Charakter verleihe, ſei der
ſtand, daß in England die Regierung und die öffentliche Mei=
ſich
darauf verſteifen, die Ruhrfrage in den Vordergrund
Verhandlungen zu rücken anſtatt die Beſetzung als eine Tat
anzuſehen und eine Verſtändigung über die Regelung der
parationsfrage anzuſtreben. Mit anderen Worten: Die Verh
lungen ſeien von engliſcher Seite am falſchen Ende aufger
men worden. Auf dieſe Weiſe ſei die Beſetzung des Ruhrg
tes zu einer Preſtigefrage geworden. Anders wären die 2
verlaufen, wenn Frankreich und Belgien in den erſten Mon
nach der Beſetzung die Initiative ergriffen und ihre Frieder
dingungen mitgeteilt und ſich den Vorteil der Offenſive geſ.
hätten dadurch, daß ſie in London praktiſche und beſtimmte
ſchläge für die Regelung der deutſchen Zahlungen unterbreit
Der Streit hätte ſich dann auf ſeinen eigenen Gegenſtand kon
triert und da die Beſetzung des Ruhrgebietes dann in
Hintergrund geſchoben worden wäre, hätte niemand mehr
feln können, daß ſie für Frankreich ein Mittel und keinen 3
darſtellte. Iſt es wirklich zu ſpät, fragt das Blatt, für ei
Verſuch, die Intereſſen mit einander auszuſöhnen, anſtatt
nütz ſich auf die Frage zu verſteifen, wer recht und wer unr
hat?
Das Oeuvre ſchreibt: Wird die engliſche Regierung
glatt Deutſchland zuwenden und in dem Streit um die Beſetzt
des Ruhrgebietes und die Reparationen auf dieſe Weiſe Pa
ergreifen? Gewiſſe Leute kündigen es an. Was uns anlangt
glauben wir es nicht, und die wenigen Männer, die in Deut
land ihren klaren Kopf behalten, machen ſich darüber keine J.
ſionen. Ueberdies könnte die engliſche Regierung keinerlei fin
zielles Abkommen mit Deutſchland treffen, ohne den Verſai
Vertrag zu kündigen. Die unabhängige Politik wäre alſo, fe
ſie auf einen Appell an, den Völkerbund hinausliefe, eine Pol
des Abwartens und der Iſolierung. Die franzöſiſch=engliid
Beziehungen würden ſich dann raſch ſehr ſchlecht geſtalten. We
aber die Verhandlungen fortgeſetzt würden, müßte man bei uns
Frankreich um jeden Preis auf Methoden verzichten, die uns
raden Wegs ins Unglück führten.
Die Ere Nouvelle ſchreibt: Der Fehlſchlag des belgiſch
Vermittlungsverſuchs zieht notgedrungen den völligen Fehlſch!
der Verhandlungen nach ſich. Die franzöſiſch=engliſche Ausſ!
nung könnte nur durch Brüſſel erfolgen.

Keine Meinungsverſchiedenheiten in der
Rheinlandfrage.

TU. Berlin, 2. Aug. In der franzöſiſchen Preſſe wi
mitgeteilt, daß die franzöſiſche Regierung den Wunſch ause
ſprochen hat, den Kundgebungen Dortens in Koblenz keine ube
triebene Bedeutung beizumeſſen. Tatſächlich haben aber die me
ſten franzöſiſchen Blätter die Dorten=Kundgebung für ſo wicht
erachtet, daß ſie eigene Berichterſtatter nach Koblenz ſandten I!
ſpaltenlange Berichte veröffentlichten. Nach dieſen Umſtände
kann angenommen werden, daß die franzöſiſche Regierung"
die Erfüllung ihrer Bitte nicht im Geringſten Wert legti,
wünſcht nur, daß ihre Bitte ſelbſt bekannt würde, damit ſie A.
dieſe Weiſe ein Zeugnis über ihre ſogenannte Neutralität,
hielte. Die gleichzeitigen Bemühungen, die Machenſchaften 9
Sonderbündler als eine rheiniſche Angelegenheit hinzuſtele.
werden nicht die gewünſchte Wirkung haben. Die finanzien
Beziehungen des franzöſiſchen Vorſitzenden der Rheinlanotl,
miſſion Tirard zu den Separatiſten ſind erſt kürzlich in der Qul
nité enthüllt worden, dazu kommen die Mitteilungen des 2
ſervers, die trotz einem formellen franzöſiſchen Dementi nicht.""
kräftet worden ſind. Dazu kommt weiter die Denkſchrift Dall
die ebenſo eindeutig die franzöſiſchen Ziele im Rheinland i."
ſtellt. Die Franzoſen ſind aber nicht bei bloßen Plänen.."
Denkſchriften ſtehen geblieben. Die Betätigung des Mallt
Richert im Saargebiet und an anderen Orten, die politiſche 20.
keit des Generals Mangin und Gerard zeigen allein ſchon, ee
Frankreich ſich der Separatiſten nur bedient, um ſeine eige.
Ziele verfolgen zu können. Je nach der poſſitiſchen Lage wet.
die Separatiſtenführer von den Pariſer Regierungsſtellen Küct
fangen odr es werden alle Zuſammenhänge mit ihnen abge..
net. Im Rheinland ſelbſt iſt man über dieſe Zuſammenyſl.s
durchaus unterrichtet und wertet demgemäß das Treiben.
ſeparatiſtiſchen Landesverräter. Alle Welt weiß, daß ale."
mit franzöſiſcher Hilfe unternommenen Putſchverſuche an de
Treue und dem feſten Abwehrwillen der Rheinländer ſche.
werden. Keine deutſche Regierung, mag ſie ausſehen wie ſie be
wird eine andere Politik in der Rheinlandfrage vertreten k0ll.
als ſie die Regierung Cuno vertritt. In dieſer Hinſicht beſteh*
zwiſchen den politiſchen Parteien nicht die geringſten Meinlt.
verſchiedenheiten.

[ ][  ][ ]

Rummer 212.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 3. Auguſt 1923

Seite 3

* Deutſchlands verfehlte politiſche
Methoden.
Von
Dr. Walther Croll, Berlin.

Die Tatſache, daß ſvohl kaum einer unter den Kritikern der
heutigen deutſchen Staatsmänner ſeine Aufgabe beſſer erfüllt
hätte, wenn man ihn an die Spitze der Reichsregierung geſtellt
hätte, darf kein Vorwand ſein, die begangenen Irrtümer zu ver=
tuſchen
. Solche Kritik iſt nicht dazu beſtimmt, dem Pöbel Steine
zuzuſchieben, mit denen er die Führer von geſtern und heute be=
werfen
könnte. Sie ſoll vielniehr die Tatſache erklären, warum
einem Wirtſchaftsführer vom Range Dr. Cunos und einer Steuer=
kapazität
von der Bedeutung Dr. Beckers bisher das Ziel ihres
Strebens: die politiſche Rettung Deutſchlands und die Bewah=
rung
unſerer Währung und Wirtſchaft vor weiterer Auflöſung,
verſagt geblieben iſt.
Der Hauptgrund, warum wir mit jedem neuen Monat
u ſchlechter ſtehen als im vorhergehenden, iſt natürlich die konſe=
quent
betriebene Vernichtungspolitik unſerer weſtlichen Nachbarn.
Aber ſelbſt innerhalb der durch dieſe außenpolitiſchen Gegeben=
heiten
beſtimmten Grenzen war die innere Reformpolitik in den
letzten acht Monaten genau ſo erfolglos, wie ſie es in den vor=
hergegangenen
vier Jahren geweſen war. In der Oeffentlichkeit
wird dieſe Kritik meiſt in die Form gekleidet: das Kabinett Cuno
hätte früher mit der ordnungsmäßigen Finanzierung des Rhein=
und Ruhrkampfes beginnen und dieſe oder jene finanz= und
wirtſchaftspolitiſche Maßnahme durchführen ſollen. In der Tat
ſcheint der Reichskanzler die Ueberzeugung gehabt zu haben, der
Ruhrkampf werde nur wenige Wochen oder Monate dauern;
denn ſonſt hätte er nicht verſuchen dürfen, das Ringen gegen
Poincaré und Theunis mit der Produktion der Notenpreſſe zu
ſinanzieren. Die Ueberzeugung indeſſen, daß der Ruhrkampf nur
von kurzer Dauer ſein werde, herrſchte überall dort, wo ſich das

Kabinett wegen der im Abwehrkampf anzuwendenden Taktik Rat
holte: in den Kreiſen der Wirtſchaft und Finanz, im Parlament
ind in den Aemtern. Es galt ſchon vorher als ſehr vorſichtig
ind peſſimiſtiſch, wenn von einer Dauer des Ruhrkampfes bis
n den Sommer hinein geſprochen wurde. Die Gründe für die=
en
Glauben waren übrigens ſehr verſchieden. Einige glaubten
in eine baldige Revolte der franzöſiſchen und belgiſchen öffent=
ichen
Meinung gegen Poincaré und Theunis, andere an eine
Intervention der anderen Weltmächte, wieder andere an ein end=
iches
Unterliegen und eine förmliche Kapitulation Deutſchlands.
Seit Jahre beſteht im deutſchen Volk ein ſeltſames Gemiſch von
Optimismus und Peſſimismus, Optimismus in bezug auf das,
vas die anderen Länder (natürlich zu unſeren Gunſten) tun
verden, Peſſimismus in bezug auf das, was wir erſtreben und
eiſten können. Hierdurch iſt es geſchehen, daß wir für die Durch=
ihrung
des Notwendigen Zeit verloren und bei der Be=
häftigung
mit Ueberflüſſigem Zeit bergeudet haben.
Unſere Finanz= und Wirtſchaftsbureaukratie in den Aemtern
at ſich bisher von überkommenen und heute nicht mehr anwend=
aren
Normen nicht loszumachen vermocht. Was iſt für eine Un=
imme
von Arbeit aufgewandt worden, um gänzlich unwirkliche
tatberechnungen, ungenügende Poſt= und Bahntarife, ſoziale
autelen für Steuerprojekte uſw. zu ſchaffen, während das
nzig Wichtige: die Anpaſſung der öffentlichen Einnahmen an
e Ausgaben, unterblieb! Der Bureaukrat wird zu ſeiner Recht=
rtigung
einwenden, die formale Ordnung im öffentlichen Haus=
alt
müſſe ſein; weiter ſei es Pflicht der Reichsbetriebe geweſen,
arch ihre Tarifpolitik die Teuerung zu mildern, aber nicht ihr
orauszueilen und dadurch vorwärts zu treiben; ſchließlich habe
ich die Volksvertretung darauf beſtanden, daß in die Steuer=
ſetze
Schutzbeſtimmungen für die ſchwachen Exiſtenzen einge=
oben
würden. Das iſt nach den normalen Vorſtellungen
thiger Zeiten richtig. Wir leben aber gar nicht in ruhigen
eiten, ſondern in ſchwerſter Not! Es iſt ja gerade der Beweis,
iewenig der beamtete und der nichtbeamtete Deutſche von heute
n Zeit verſtanden hat, wenn er der Ueberzeugung iſt, man
nne mit den normalen Mitteln der zünftigen Politik und Ver=
altungspraxis
die Lage meiſtern! Die ins Einzelne gehenden
Tlatberechnungen ſtimmten rechneriſch genau; aber in der
iaxis waren es leere, wirklichkeitsfremde Zahlenkonſtruktionen,
ren einziger Wert darin beſtand, daß ſie den ungeheueren Grad
3 Irrtums und der Selbſttäuſchung veranſchaulichten, der in
utſchen Behörden und Volksvertretungen geherrſcht hat. Was
t denn weiter die Beſchränkung in der Tarifpolitik bei Poſt
d Eiſenbahn genützt?! Das ſichtbare Ergebnis ſind Billionen=
hlbeträge
. Der Fachmann wird feierlich erklären, es ſei tech=
ch
unmöglich, Tarife durchzuführen, die ſich ſelbſttätg der
Identwertung anpaſſen. Irre ich mich nicht, ſo hat Oeſterreich
vorigen Jahre wit Erfolg gleitende Verkehrstarife durchge=
Irt. Mit den überkommenen Methoden langwieriger Tarif=
3ſchußſitzungen und mongtelanger Vorankündigungen ging es
erdings nicht, ſondern nur durch die Schaffung einer ſchnell
d energiſch arbeitenden Exekutive. Hieran hat es gefehlt. Man
ubte, es würde ohne außergewöhnliche Anſtrengungen und
ttel gelingen, die Situation zu weiſtern; man hat den alten
pf weiter wuchern laſſen, ſtatt ihn entſchloſſen abzuſchneiden.
radezu grotesk iſt die ſoziale Fürſorge, die bei der Formu=

Das Volk des paniſchen Schreckens.
* Das Verhalten der Franzoſen in den letzten Jahren, das
aus einer Kette von Vergewaltigungen, Wut= und Haßaus=
chen
zuſammenſetzt, macht es uns ſchwer, den Charakter dieſes
lkes, das zu einer Rotte von grauſamen Peinigern geworden
ſein ſcheint, zu verſtehen. Einen Schlüſſel zum Begreifen der
ele dieſer ſo ganz anders gearteten Nation gibt uns ein her=
ragender
Kenner des Franzoſentums in die Hand, der Ro=
niſt
der Berliner Univerſität, Prof. Eduard Wechßler, in
em Aufſatz Die ſchreckhafte Einbildungskraft im franzöſiſchen
lk den er in den Preußiſchen Jahrbüchern veröffentlicht. In
ſem Volke der Welt finden ſich ſo ſtarke Gegenſätze wie im
izöſiſchen. Wohlabgewogene Reden und rohe Wutausbrüche,
iches Benehmen und zerſtörender Wahnwitz folgen ſich, wenn
emeine Erregung die Maſſen packt, mit ſo jähem Umſchlag,
der Nachbar in all dem die Einheit des Charakters nicht zu
ſen weiß. Die Erklärung aber findet ſich in der Einbildungs=
t
, die bei dem Franzoſen und bei dem Deutſchen etwas völlig
eres iſt. Während die Phantaſie unſeren Denkern und Dich=
die
edle Himmelstochter iſt, die befreit und tröſtet, iſt ſie
Franzoſen eine dämoniſche Macht, die ihn in Grauſen und
recken ſtürzt. Daß dem franzöſiſch=galliſchen Volkscharakter
Anfang an eine Anlage zu ſchreckhaftem Wahngebilde mit=
ben
iſt, beweiſt die ganze franzöſiſche Geſchichte. Die antiken
riftſteller berichten dieſes plötzliche Auftauchen eines pani=
1 Schreckens ſchon von den alten Galliern. Camille Jullian
eibt in ſeiner großen Hiſtoire des Gaules von ſeinen Vor=
en
: Der Mut und Scharfſinn dieſer trotzigen Völkerſchaften
gelähmt, ſobald ſie, wie es oft geſchah, von banger Angſt
fallen wurden. Dann ſchrien ſie Verrat, ermordeten ihre
rer und waren zu jeder Unbeſonnenheit fähig. Eine ſolche
ſchweifung der Einbildungskraft ſind auch die Greuel der
rtholomäusnacht. Ein Mordanſchlag der Königin=
lter
Katharina auf Coligny war mißlungen; die vielen
enotten verlangten Beſtrafung der Schuldigen. Der blinde
m von einer Verſchwörung dieſer waffengeübten Edelleute
inigte die Pariſer Bürgerſchaft mit der katholiſchen Partei
em Entſchluß, die geladenen Gäſte ihres Königs nächtlich in
fn Betten zu ermorden. Ebenſo ſind die furchtbarſten Aus=
itungen
der Revolutionszeit nur aus ſolchen paniſchen
decken zu erklären, die das Volk hauptſächlich dann ergriff,
n Feinde dgs Land bedrohten. Die Schreckensmänner raſten

Vom Tage.
Infolge des ungünſtigen Wetters hat eine Maſſenflucht der Kur=
gäſte
aus den Nordſeebädern eingeſetzt, ſo daß die Bahnverwaltung
gezwungen war, für die Rückbeförderung der Heimwärtsſtrebenden Son=
derzüge
einzulegen.
Gegen den Redakteur der Oſtfrieſiſchen Zeitung in Emden, Burgen=
meiſter
, iſt ein Verfahren wegen Aufreizung zum Klaſſenhaß von der
Staatsanwaltſchaft eingeleitet worden.
Der bekannte Publiziſt und ehemalige Abgeordnete Brizon, der
während des Krieges an der Kienthaler Sozialiſtenkonferenz teilnahm,
iſt im Alter von 45 Jahren geſtorben.
Geſtern begann vor dem Ständigen Internationalen Gerichtshof im
Haag die öffentliche Verhandlung über die Streitfrage, ob Polen
berechtigt war, die deutſchen Anſiedler und Pächter aus
ihren Stellen zu vertreiben. Polen iſt durch den Grafen Michtel
Koatworoſki und früheren engliſchen Generalſtaatsanwalt Sir Erneſt
Pollock, Deutſchland durch Reichsminiſter a. D. D. Schiffer vertreten.
Die Verhandlungen werden vorausſichtlich mindeſtens eine Woche lang
dauern.
Miniſterpräſident Baldwin teilte im Unterhaus mit, daß England
in der nächſten Generalverſammlung des Völkerbundes durch Lord
Nobert Cecil, Herrn Gvod und dem Präſidenten des Erziehungsamtes
Sir Rennel Rodd vertreten werde.
Havas meldet aus San Franzisko, Harding habe in der vergan=
genen
Nacht normalen Schlaf gehabt.
Nach einer Havasmeldung aus Waſhington beſtätigt ſich die Nach=
richt
, daß die Vereinigten Staaten durch Vermittelung des deutſchen
Botſchafters in Verhandlungen mit Deutſchland über einen Handels=
vertrag
auf der Grundlage der Meiſtbegünſtigung eingetreten ſind. Zu
gleicher Zeit wird der Abſchluß einer Handelskonvention mt Finnland
und anderen europäiſchen Staaten veröffentlicht.
Die japaniſche Botſchaft in Paris wendet ſich gegen eine chineſiſche
Darſtellung, wonach bei der Bildung des chineſiſchen Bandenunweſens
japaniſchen Intrigen mitſpielen.

lierung der Steuergeſetze aufgewandt wurde: Was man dem
Einzelnen an Pfennigen nachließ, konfiszierte man ihm in Tau=
ſenden
von Mark, indem man der Entwertung der auf nominale
Beträge lautenden Vermögen untätig zuſah, und dieſer Entwer=
tung
ſogar noch Vorſchub leiſtete, indem man die öffentlichen
Finanzen immer weiter in Verfall geraten ließ. Die wirkungs=
loſen
Kautelen in den Steuergeſetzen haben die Finanzwirtſchaft
aufs äußerſte kompliziert und verlangſamt.
Man ſpricht von neuen Männern, die kommen und das
Reichsſchiff aus den umringenden Klippen herausſteuern ſollen.
Wenn der Reichstag am 8. Auguſt aus ſeinen ſehr unzeit=
gemäßen
Sommerferien nach Berlin kommen wird, ſoll die Ent=
ſcheidung
fallen. Es iſt jedoch völlig gleichgültig, ob dieſer oder
jener Mann die Zügel ergreift und ſich dabei auf die große‟
die kleine oder gar keine Koalition ſtützt. Die Hauptſache iſt,
daß er einen kräftigen Wind entfacht, der überall in die Amts=
ſtuben
, Parlamente, Bureaus und Privaträume hineinfährt und
dort die ſo bitter notwendige Ueberzeugung ſchafft: Ohne
ganz neue politiſche Methoden kann auch dieſer
Rettungsverſuch nicht gelingen!

Teuerungskundgebungen.
Mainz, 2. Aug. (Wolff.) Die Lage der hieſigen Stadt ver=
ſchlimmert
ſich von Tag zu Tag. Geſtern und vorgeſtern ſtattge=
fundene
Zuſammenrottungen von Arbeitsloſen konnten durch die
Polizei noch rechtzeitig aufgelöſt werden, ehe ſie größeren Umfang
annahmen. Die meiſten Geſchäfte, darunter auch viele Lebens=
mittelgeſchäfte
, ſind ganz geſchloſſen oder täglich nur auf einige
Stunden geöffnet wegen Mangel an Waren‟. Die Preiſe ſteigen
von Stunde zu Stunde. Auch der Markt iſt ſehr ſchlecht befahren.
Kartoffeln ſind ſchon ſeit einigen Tagen überhaupt nicht mehr er=
hältlich
.
München. 2. Aug. (Telunion.) Die Steigerung der Lebens=
mittelpreife
von geſtern auf heute hat die bisherigen Preisſtei=
gerungen
weit hinter ſich gelaſſen. Infolgedeſſen bemächtigte ſich
heute vormittag der einkaufenden Hausfrauen große Erregung.
An verſchiedenen Stellen der Stadt kam es zu aufgeregten Sze=
nen
. Eine Gruppe von Hausfrauen ſammelte ſich auch vor dem
Miniſterium des Aeußern auf dem Paradeplatz, um die Aufmerk=
ſamkeit
der Regierung auf die Not der Bevölkerung zu lenken.
Die Frauen verſuchten ſpäter auch Einlaß in den Landtag zu
erhalten, um auch hier ihrer Mißſtimmung Ausdruck zu geben.
Scharfe Heraufſetzung des Reichsbankdiskonts.
Berlin, 2. Aug. (Telunion.) Der Zentral=Ausſchuß der
Reichsbank trat heute vormittag zuſammen, um Beſchluß zu faſ=
ſen
über eine Heraufſetzung des Diskontſatzes. Die letzthin bean=
tragte
Erhöhung von 18 auf 25 Prozent fand nicht die Zuſtim=
mung
der führenden Großbanken und wurde deshalb vom Zen=
tral
=Ausſchuß verworfen. Nachdem ſich unſere Wirtſchaftsver=
hältniſſe
weiter verſchlechtert haben, glaubte man mit dem bis=
herigen
Diskontſatz nicht mehr auszukommen. Mit ſofortiger
Wirkung iſt deshalb der Diskontſatz auf 30 Prozent und der Lom=
bardſatz
auf 31 Prozent heraufgeſetzt worden.

am wildeſten, als die Oeſterreicher auf 40 Meilen an Paris
herangerückt waren. Als Ludwig XVI. 1793 hingerichtet wurde,
wurden die Landleute von einem paniſchen Schrecken vor Räu=
berbanden
befallen und blieben wochenlang Tag und Nacht unter
Waffen.
Dieſelbe plötzliche Verblendung haben wir bei Ausbruch des
Krieges erlebt, wo die Volkswut in jedem deutſchen Kinderfräu=
lein
eine Spionin ſah und beſonders die Frauen ſich zu den
ſchlimmſten Mißhandlungen Deutſcher hinreißen ließen. Aus die=
ſer
eigentümlichen Anlage wird es erklärlich, daß in Frankreich
in der Stunde der Gefahr der Ruf Verrat ſo ſchnell Glauben
findet, daß man ſofort von allen Seiten Schrecken, Verſchwörun=
gen
und Angriffe wittert, auch wenn nicht der geringſte Anlaß
dazu vorhanden. Nur ſo können wir auch verſtehen, daß die
Reden der franzöſiſchen Miniſter, die von den in Kellern und
Scheunen verborgenen deutſchen Waffen uſw. fabeln, nicht nur
bloße Rhetorik und böswillige Hetze ſind, ſondern wirklich ge=
glaubt
werden. Dieſer Glaube an ſchreckliche Wahngebilde offen=
bart
ſich auch in der Literatur, ebenſo in den ins Tragiſche um=
ſchlagenden
Komödien Molieres wie in Werken Corneilles und
Racines, beſonders aber in den Dichtungen der Romantik, die
das Schaurigſte, Grauſigſte und Schrecklichſte häufen und darin
die deutſche Romantik weit hinter ſich gelaſſen haben. Der Ge=
ſelligkeitstrieb
des Franzoſen iſt aus der Scheu vor ſelbſterzeug=
ten
Schreckgeſichten zu erklären, aus dem Schrecken vor der Ein=
ſamkeit
der von franzöſiſchen Nervenärzten beſonders viel be=
obachtet
worden iſt. Dieſe ſchreckhafte Einbildungskraft iſt kein
Mangel an Mut. Gerade im Gegenteil reißt dieſe Schreckhaftig=
keit
den Franzoſen zu Taten der Verzweiflung, zu unbegreiflichen
Grauſamkeiten hin und ſtärkt zugleich ſeinen Willen zur Selbſt=
behauptung
. Bei anderen Völkern ſind ſolche Ausbrüche eines
paniſchen Schreckens nicht in dem Maße zu finden, beſonders bei
uns Deutſchen nicht, die ſtets eine gewiſſe Ruhe und Gleichmäßig=
keit
des Temperaments bewahrt haben. Das zeigt ja beſonders
der franzöſiſche Einfall ins Ruhrgebiet, der von uns mit bewun=
derungswürdiger
Selbſtbeherrſchung ertragen wird, während ein
ähnliches Vorgehen unter Franzoſen einen Hexenſabbat der Wut
und des Aufſtandes entfeſſelt hätte. So beſitzen die Franzoſen
ein gefährliches Doppelweſen, und noch heute gilt wie vor hun=
dert
Jahren, was der Graf Joſeph de Maiſtre zu einem Franzo=
ſen
ſagte: Ihr ſeid eine ſchreckliche Macht! Sicherlich, niemals
gab es eine Nation, die bereiter war, zu täuſchen, ſchwieriger zu
enttäuſchen, nie eine, die mächtiger war, andere zu täuſchen.

Die Tage im Ruhrgeviet.
Eſſen, 2. Aug. (Wolff.) Die Lage im Ruhrgebiet
wird von Tag zu Tag, ja faſt von Stunde zu Stunde ernſter.
Infolge der franzöſiſchen Grenzvorrichtungen und=Beſtimmungen
wird der Grenzverkehr immer mehr beſchränkt. Neue Stempel
auſ die Päſſe werden nur in ſeltenen Fällen bewilligt und ſollen
in Kürze überhaupt nicht mehr ausgegeben werden, ſo daß dann
nur noch Perſonen über die Grenze kommen, die jetzt bereits im
Beſitz des franzöſiſchen Stempels ſind. Waren kommen nur
in geringen Mengen oder gar nicht in das beſetzte Gebiet. In=
folgedeſſen
ſind ſehr viele Geſchäfte ausverkauft, viele Läden
ſind ganz geſchloſſen. Weiterhin wirkt die ungeheuerliche Mark=
entwertung
kataſtrophal. Die Preiſe werden täglich erhöht,
mauchmal mehrfach am ſelben Tage und ſind unerſchwinglich.
Alle Waren werden rationiert; die vielfach verarmten Käufer
müſſen wieder in Reihen anſtehen. Die Märkte ſind ſehr ſchlecht
beſchickt; die vorhandene Waxe kann wegen der nominell hohen
Forderungen von den Käufern nicht bezahlt werden. Männer
und Frauen ziehen in Scharen durch die Straßen und ſuchen in
den Läden das zum Leben Notwendigſte zu erhaſchen. Die Er=
werbsloſen
, die zumeiſt durch die Maßnahmen der Franzoſen ihre
Arbeitsgelegenheit verloren haben, ſtellen immer höhere Forde=
rungen
. So verlangt der Eſſener Arbeitsloſenrat vierſtündige
Arbeitszeit bei Achtſtundenbezahlung für die Notſtandsarbeiter,
außerdem pro Kopf der Erwerbsloſen 10 Meter Hemdentuch, drei
Meter Anzugſtoff, billige Schuhe, Stundung der Gasrechnung,
Belieferung mit Kohlen, Speck, Schmalz und Kartoffeln. An
verſteckten Drohungen im Falle der Nichtbewilligung fehlt es
nicht.
Die Kartoffelverſorgung des Ruhrgebietes würde bis zum
Eintreffeu der erſten deutſchen Frühkartoffeln dadurch geſichert
ſein, daß in Holland eine Menge von 20000 Zentnern Frühkar=
toffeln
für das Einbruchsgebiet gewonnen worden iſt. Die Haus=
brandverſorgung
des Induſtriegebietes muß durch Einfuhr eng=
liſcher
Kohle aus dem unbeſetzten Gebiet aufrecht erhalten werden.
Erſchoſſen Verhaftet Ausgewieſen Beſetzt.
Mülheim (Ruhr), 2. Aug. (Wolff.) In der Nacht zum
Mittwoch wurde hier der 18jährigesArbeietr Joſef Roth von
einem belgiſchen Poſten erſchoſſen. Er ſoll ſich nach den Angaben
der Beſatzungsbehörden mit einem Begleiter in einem Gebüſch
in der Nähe des Poſtens aufgehalten haben und auf den Anruf
des Poſtens geflohen ſein. Die Ermittlungen haben bisher er=
geben
, daß ſich die Einſchußſtelle vorn über der linken Bruſtwarze
befindet, ſo daß alſo der Schuß nicht auf der Flucht abgegeben
worden ſein kann. Die Polizei bemüht ſich um Aufklärung des
Sachverhalts.
Mülheim (Ruhr), 2. Aug. (Wolff.) Der Direktor der
Mülheimer Thyſſenwerke Dr. Haerle iſt verhaftet und nach Bre=
deney
gebracht worden, weil die Direktion angeblich eine draht=
loſe
Station benutzt hat.
TU. Eſſen, 2. Aug. Der Bahnhof Sterkerade iſt am 30.
Juli abends von den Belgiern beſetzt worden, angeblich, weil
Truppenverſchiebungen ſtattfinden. Der deutſche Verkehr endet
in Holten.
FU. Hörde, 2. Aug. Die Belegſchaft der Zeche Hanno=
ver
bei Grünningfeld hat erklärt, daß ſie, ſo lange die Franzoſen
die Zeche beſetzt halten, nicht arbeite.
Der ſozialdemokratiſche Parteivorſtand
beim Reichskanzler
Berlin 2. Aug. (Priv.=Tel.) Geſtern nachmittag wur=
den
die Vertreter des ſozialdemokratiſchen Parteivorſtandes in
der Reichskanzlei empfangen. Auf ſeiten der Reichsregierung
nahmen an den Verhandlungen Reichskanzler Cuno, Reichs=
finanzminiſter
Hermes, Reichswirtſchaftsminiſter Becker und Wie=
deraufbauminiſter
Albert teil. Die ſozialdemokratiſchen Reichs=
tagsabgeordneten
trugen die finanzpolitiſchen Reformvorſchläge
der ſozialdemokratiſchen Partei vor. Die allgemeine Ausſprache
ergab laut Vorwärts Uebereinſtimmung über die Urſachen der
Finanzmiſere und ebenſo über die Richtung, in der Abhilfe ge=
ſucht
werden müſſe. Die ſozialdemokratiſchen Vertreter ſtellten
den Steuervorlagen der Regierung die Vorſchläge ihrer Partei
entgegen. Dem Blatte zufolge erklärten die Regierungsvertreter,
daß in kürzeſter Friſt durch Ausbau des Steuerſyſtems Millionen=
beträge
zum Fließen gebracht werden müßten, wenn die furcht=
baren
Wirkungen der Inflation gehemmt werden ſollten. In der
Beratung wurden auch die Schwierigkeiten der Ernährung her=
vorgehoben
und von den ſozialdemokratiſchen Vertretern dringend
Abhilfe verlangt.
Freigabe des Oeviſenverkehrs.
FU. Berlin 2. Aug. Wie die B. 3. erfährt, iſt die Ver=
ordnung
, die die Freigabe des Deviſenverkehrs zum Gegenſtand
hat, bereits ausgearbeitet und liegt dem Reichspräſidenten im
Augenblick zur Unterſchrift vor. Nach Unterzeichnung werden mit
ſofortiger Wirkung, d. h. evtl. von heute nachmittag wieder, Devi=
ſen
wie vor dem 23. Juni gehandelt werden können.

* Militäriſche Spielereien. Am Samstag, den 21. Juli,
wurde die Pariſer Earniſon zwiſchen 7 Uhr abends und 3 Uhr
morgens munter gemacht. Aus Stellen im Umkreiſe ſtrömten
Infanteriſten im Helm mit geſchultertem Gewehr, Brotbeutel,
Patronentaſche, Bajonett an der Seite zuſammen, ebenſo mit
Säbeln ausgerüſtete Dragoner, Jäger, Gardiſten und Feuerwehr=
leute
, dazu 1200 Trompeter, Horniſten und Militärmuſiker. Als
alles verſammelt war, übergab man der Infanterie ein langes
Bambusrohr, das mit drei Lampions verſehen war, die Reiter
erhielten harzige Fackeln und die Feuerwehr Azetylenleuchter.
Und dieſer ganze kriegeriſche Mummenſchanz, die Männer im
Schweiße gebadet hinter dem lärmenden Trompetengeſchmetter,
brauchte, um zu den Tuilerien zu gelangen, zwei Stunden. Dort
gab das Komitee der Feſte von Pavis unter dem Patronat des
Kriegsminiſters Maginot ein großes Feſt. Beim Vorbeimarſch
der Soldaten trank die Menge, die auf den Terraſſen der Cafés
ſaß, Fäſſer Bier. In den Tuilerien tanzte die müßige Menge,
weitere Fäſſer Bier wurden geleert. Die Garniſon hatte für die
Limonade gekämpft!
* Der Sonnenfinſternis=Reiſende. Zwei merkwürdige Stecken=
pferde
beſitzt der Chicagoer Bankier E. Francois Hyde, der ſich
ſeit einiger Zeit von ſeinen Geſchäften zurückgezogen hat. Eines
ſeiner Hauptvergnügen iſt es, von Amerika nach Europa und
wieder zurück zu fahren. Obwohl er ſchon 81 Jahre alt iſt, ge=
währt
ihm das die größte Erfriſchung und er iſt kürzlich das 100.
Mal über den Atlantiſchen Ozean gefahren. Noch wunderlicher
aber iſt ſein Beſtreben, möglichſt jede Sonnenfinſternis an dem
dafür geeignetſten Punkte zu beobachten. Selbſt nach Japan iſt
er ſchon zu dieſem Zwecke gefahren. Nunmehr reiſt er eine
Strecke von etwa 12 000 Kilometer von Europa nach San Diego
in Kalifornien, um dort von der großen Sternwarte aus die Son=
nenfinſternis
am 10. September ſich anzuſehen. Wenn er dieſes
Schauſpiel genoſſen hat, wird er ſogleich ſeine Vorbereitungen
trefſen, um bei der darauf folgenden Sonnenfinſternis rechtzei=
tig
an Ort und Stelle zu ſein.
Am Altar vom Blitz erſchlagen. Während des Gottes=
dienſtes
in der proteſtantiſchen Kirche des ungariſchen Ortes
Nyregyhaza in der Nähe von Toky, als gerade die Gemeinde ein
Kirchenlied ſang, ſchlug der Blitz ein und tötete den Paſtor am
Altar ſowie zwei Andächtige. Das Leben vieler wurde durch die
hohen Lederſtiefel gerettet, die die Bauern zum Nationalkoſtüm
tragen, denn der Blitz fuhr den Fußboden entlang und ver=
brannte
nur das Leder,

[ ][  ][ ]

Seite 4.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 3. Auguſt 1923.

Rummer 21

Stadt und Land.
Darmſtadt, 3. Auguſt.
* Wie ſoll man ſich bei Eiſenbahnunglücken verhalten?

Die furchtbare Eiſenbahnkataſtrophe von Kreienſen führt
uns wieder einmal die Gefahren vor Augen, denen wir trotz der
hohen Betriebsſicherheit bei Eiſenbahnfahrten ausgeſetzt ſind.
So viele Vorrichtungen und Sicherungen man auch empfohlen kanntmachung nun auf 4740 Prozent angegeben. Mit der Bekanntmach=
hat
, ſo laſſen ſich nun einmal Unglücksfälle, ſolange die menſch=
liche
Unvollkommenheit mitſpricht, nicht ganz vermeiden. Wie ſoll
ſich nun der Reiſende bei ſolch einem Unglück verhalten? Dar= lichen Bekanntmachung vom 16. Jali in Einklang gebracht werden kann.
über hat man in England eine Umfrage veranſtaltet, bei der ſich Dies um ſo mehr, als nach Art. 4 der Heſſ. Verordnung vom 13. Juni
verſchiedene hervorragende Fachleute geäußert haben. Bei den
meiſten Eiſenbahnkataſtrophen hat die Unterſuchung der zertrüm=
merten
Wagen gezeigt, daß der untere Teil in der Regel am ſtärk=
ſten
beſchädigt iſt, auch die verunglückten Reiſenden erleiden
hauptſächlich ſchwere Beinverwundungen und Schenkelbrüche.
Das rührt daher, daß ſich die Sitzbänke bei Zuſammenſtößen
gegeneinander ſchieben. Deshalb wird vielfach ein Emporziehen
der Beine im Falle der Gefahr angeraten. Ein Reiſender, der
bei drei ſchweren Eiſenbahnkatſtrophen dabei war, rettete ſich bei
den beiden letzten durch einen Sprung ins Gepäcknetz. Von ver=
ſchiedenen
Ingenieuren wird der Standpunkt vertreten, man
ſolle ſich flach auf den Boden des Abteils werfen und unter den
Sitzbänken Schutz ſuchen. Da die beiden Sitzbänke im Augen=
blick
der Kataſtrophe gewöhnlich aufeinander geſchleudert werden,
ſo bieten ſie eine Art Schirmdach, unter dem man Verletzungen
entgeht. Die Chronik der Eiſenbahmunfälle weiſt eine ganze Reihe
von Beiſpielen auf, bei denen ſich Lokomotivführer und Heizer
dadurch retteten, daß ſie im letzten Augenblick vom Zuge ſpran=
gen
. Aber zu einem ſolchen Sprung aus dem dahinbrauſenden
Schnellzug gehört viel Mut und Geſchicklichkeit, wenn man nicht
aus dem Regen in die Traufe, d. h. aus der Möglichkeit einer
Verwundung in den ſicheren Tod geraten will. Das Abſpringen
in der Fahrtrichtung wie bei der Straßenbahn iſt in dieſem
Falle deshalb falſch, weil man bei dem ſtarken Anprall auf die
Erde wieder emporgeſchleudert wird und dann meiſt mit ge=
brochenen
Gliedmaßen liegenb leibt. Der Sprung aus dem Zuge
muß ein flaches Sichfallenlaſſen in möglichſt horizontaler Lage
ſein, um die Wucht des Anpralls auf alle Glieder zu verteilen.
So verſchiedenartig dieſe Ratſchläge ſind, ſo haben doch alle Un=
terſuchungen
früherer Eiſenbahnunglücke gezeigt, daß der größte
Teil der Todesfälle und ſchweren Verwundungen durch den plötz=
lichen
Stoß hervorgerufen werden, der den Reiſenden mit furcht= Anwendung.
barer Gewalt gegen die Wände des Kupees ſchleudert. Daher
dürfte ein richtiger Hinweis ſein, im Falle der Kataſtrophe feſt Vorſchrift in Artikel III, 6, Abſatz 2 des Geſetzes vom 13. Juli 1933 in
den, um dem Stoß zu widerſtehen. Dazu gehört aber viel Gei=
ſtesgegenwart
und Stärke.

RDV. Aufenthaltsgbühren in deutſchen Ländern. Preſſemeldungen

wiſſen davon zu berichten, daß jeder nicht in Deutſchland Wohnende nach
ſeiner Einreiſe in Deutſchland am Zielort eine Nachgebühr für das Ein=

reiſeviſum (Aufenthaltsgebühr) zu entrichten habe, die, je nach der Dauer
des Aufenthalts, fortan nach Goldmark berechnet werde. Dieſe Mel=
dungen
ſind, wie die Reichszentrale für Deutſche Verkehrswerbung mit=
teilt
, nicht zutreffend. Allerdings haben vor längerer Zeit Verhandlungen
zwiſchen den einzelnen Ländern des Deutſchen Reiches ſtattgefunden, die
darauf abzielten, eine Vereinheitlichung in der Erhebung und Berech=
nung
der Aufenthaltsgebühren für ganz Deutſchland zu erreichen. Tat=
ſächlich
iſt auch ein ſolcher einheitlicher Berechnungsmodus nach Gold=
markſätzen
aufgeſtellt worden, aber es iſt nichts davon bekannt geworden,
daß die einzelnen Länder nun auch eiheitlich nach dieſen Richtlinien der
Konſerenz verfahren. Es haben ſich im Gegenteil ſehr erhebliche Wider=
ſtände
dagegen geltend gemacht; ſo z. B. erheben zur Zeit Preußen und
die Hanſaſtädte Nachgebühren auf Einreiſeviſa überhaupt nicht, ebenſo=
wenig
die ſchleſiſchen Bäder und auch Heſſen (Bad Nauheim) nicht. An=
dere
Länder, wie Baden, Bayern, Württemberg, Thüringen, Sachſen,
Oldenburg, halten zwar an den dort bereits vorhandenen Aufenthalts=
gebühren
nach wie vor feſt, ohne ſie aber in Einklang gebracht zu haben
mit den Goldmarkſätzen der erwähnten Konferenz. In Baden z. B.
werden zur Zeit weſentlich niedrigere Gebühren erhoben. Von einer
allgememen oder gar einheitlichen Erhebung nachträglicher Gebühren
auf Einreiſeviſa kann alſo demnach keine Rede ſein. Nichtsdeſtoweniger
wäre zu wünſchen, daß die Aufenthaltsgebühren dort, wo ſie heute noch
erhoben werden, ſo bald wie möglich ganz verſchwinden, denn ſie ſind in
jedem Falle fremdenverkehrsfeindlich, ob ſie nun in dem einen Lande
niedriger oder höher, oder ob ſie einheitlich geregelt ſind.
* Neue Schnellzüge. Mit dem 1. Auguſt verkehren zwiſchen Karls=
ruhe
und Baſel folgende neue Schnellzüge über die Strecke Pforzheim
Freudenſtadt Haußach Triberg Donaueſchingen Höllentalbahn
Freiburg: Karlsruhe ab 8.12 Uhr nachm., Baſel an 5.46 Uhr vorm.
und Baſel ab 11.45 Uhr nachm., Karlsruhe an 8.52 Uhr vorm. Dieſe
neuen Züge ſtehen durch die Schnellzüge SchwerteBaden=Baden in
gutem Anſchluß nach Darmſtadt. Nach Baſel: Darmſtadt ab 5.15 Uhr
nachm., von Baſel: Darmſtadt an 11.47 Uhr vorm. Näheres findet man
in der am 1. Auguſt erſchienenen neuen Ausgabe des Darmſtädter Fahr=
plans
.
RDV. Die Schwebenzüge‟. Während der Hauptreiſezeit, (bis zum
19, September) verkehrt von Berlin nach den Rügenbädern außer den
fahrplanmäßigen Schnellzügen D 13/18 (ab Berlin Stett. Bhf. 9.30 Uhr
vorm., an Saßnitz 3.47 Uhr nachm., an Berlin, Stett. Bhf. 8.25 Uhr
nachm.), die den Verkehr nach TrelleborgStockholm vermitteln, ein an=
deres
Schnellzugspaar D 9/10 (ab Berlin Stett. Bhf. 8.35 Uhr vorm.
über NeubrandenburgStralſund, an Saßnitz 3.21 Uhr nachm., ab 10.31
Uhr vorm., an Berlin 5.19 Uhr nachm.); eine möglichſt gleichmäßige
Belaſtung dieſer beiden D=Zugpaare läßt ſich nur erreichen, wenn der
Rügenverkehr vom Schwedenverkehr getrennt wird; deshalb iſt der
Schnellzug D 13, der ſogenannte Schwedenzug, für Reiſende nach
Stralſund und nach Rügen geſperrt, und ſie müſſen D 9 (der eine Stunde
früher abfährt!) benutzen. Auf der Rückreiſe hält D 18 in Saßnitz=
Bergen und Stralſund nur zum Ausſteigen, damit die Rügenreiſenden
den andern Schnellzug D 10 benutzen, der beſonders für dieſe Reiſenden
eingelegt wurde. In der Zeit des ſchwächeren Reiſeverkehrs haben die
ſog. Schwedenzüge‟ D 13/18 den Rügenverkehr mit zu bedienen. Dieſe
Maßnahme bezweckt nicht die unzuläſſige Bevorzugung der Ausländer,
ſondern nur eine möglichſt reibungsloſe und geordnete Bewältigung des
Maſſenverkehrs, in dem für Reiſen, die auf Rügen enden und für Reiſen
über Saßnitz hinaus je ein beſonderer Zug eingerichtet iſt.

Eiſenbahnverkehr zur Leipziger Herbſtmeſſe. Kürzlich hat im
Sitzungsſaal des Hauptbahnhofs Leipzig auf Einladung der Reichsbahn=

direktion Halle eine Beſprechung über den Eiſenbahnverkehr zur dies=
jährigen
Leipziger Herbſtmeſſe (26. Auguſt bis 1. September) ſtattge=
funden
, an der u. a. Vertreter faſt ſämtlicher Reichsbahndirektionen, fer=
ner
der Däniſchen Staatseiſenbahn, der Niederländiſchen Eiſenbahnver=
waltung
, des Prager Eiſenbahn=Miniſteriums ſowie des Leipziger Meſſe=
amts
teilnahmen. Es wurde in Ausſicht genommen, den Verkehr etwa
in den zur Frühjahrsmeſſe gewählten Bahnen zu kegeln. Wie gewaltig
dieſer Verkehr war, ergibt ſich daraus, daß zur Leipziger Frühjahrsmeſſe
709 Sonder= Vor= und Nachzüge gefahren worden ſind.
I. Getränkeſteuerverordnungen der Gemeinden, die bis 15. Auguſt
beſchloſſen oder erlaſſen ſind, können ab 1. Juli in Kraft geſetzt werden.
RDV. Eine neue Ausgabe des Notfahrplans für das Rheingebiet.
Für den Reichsbahnbezirk Köln und die Fernverbindungen iiſt ein neuer
Taſchenfahrplan erſchienen, der auch über alle Verkehrsmöglichkeiten im
beſetzten Gebiet unterrichtet; er iſt durch die Bahnhofsbuchhandlung
Köln Hauptbahnhof zu beziehen. Wie der Reichzentrale für Deutſche
Verkehrswerbung aus Köln berichtet wird, iſt der Rheindampfer=
Verkehr in vollem Betrieb; zwiſchen Uerdingen und Köln ver=
kehrt
je ein Schiff täglich (ab Uerdingen 11,00 vorm., an Köln 5,10 nchm.,
ab 3,00 nchm., an Duisburg 7,40 nchm. Von Köln fahren fünf Schiffe
täglich: ab 6,15 vorm., Bonn 8,45, Coblenz 1,40 nchm.; Eilſchiff ab
8,00 vorm., an Coblenz 2,50 nchm., Bingen 7,25 nchm., Biebrich 9,20
nchm., Mainz 9,45 nchm.; ab 10,00 vorm. bis St. Goar; ab 12,00 mittags
bis Coblenz; ab 3,00 nchm. bis Coblenz. Von Mainz verkehrt außerdem
ein Schiff, ab 6,25 vorm., nach Ludwigshafen, an 11,15 vorm. Ab Mainz
Nichtung Köln: 9,15 vorm 1200 mittags und 3,30 nchm., ab Biebrich
außerdem 9,.2 vorm.; ab Coblenz 6,00, 9,00 vorm., 1.,45, 3,00 und 4,50
nchm. Von Coblenz beſteht auf der Moſel Schiffsverbindung nach
Trier: ab Coblenz 9,00 vorm. und 1,00 nchm., an Bullatz 8,00 nchm., be=
ziehungsweiſe
an Cochem 7.30 nchm.; ab Bullaty 2,00 nchm., ab Cochem
5,00 vorm., an Coblenz 8,00 bezw. 9,00 nchm. Von Bullay verkehrt die
Moſeltalbahn dreimal täglich bis Trier.
m Geſetzliche Mietzuſchläge. Wie wir hören, hat das Heſſiſche
Miniſterium für Arbeit und Wirtſchaft die vom Kreisamt für
die Stadt Darmſtadt feſtgeſetzten Zuſchläge, für die geſetzliche
Miete im Monat Auguſt in Höhe von 255 000 Prozent be=
anſtandet
. Den Mietern wird daher empfohlen, etwaige Miet=
zahlungen
nur unter Vorbehalt einer teilweiſen Rückzahlung zu
bewirken,

Neichsmietengeſetz. Am 16. Juli 193 beröffentlichte die Stadt=
verwaltung
, daß mit Genehmigung des Miniſteriums für Arbeit und
Wirtſchaft für die Folge bei der Feſtſetzung der Zuſchläge zur Grund=
miete
für die Betriebskoſten lediglich die Koſten der Hausverwaltung an=
genommen
, dagegen alle übrigen von den Mietern zu tragenden Laſten
auf ſie nach Verhältnis ihrer Grundmieten ausgeſchlagen würden. Am
28. Juni wurde als Zuſchlag zu den Betriebskoſten für Juli 860 Proz.,
am 16. Juli für Auguſt 1600 Prozent (alſo faſt das Doppelte) feſtgeſetzt,
letztere Veröffentlichung wurde nun ſonderbarer Weiſe am 31. Juli
kurzerhand für ungültig erklärt; die Betriebskoſten ſind in letzterer Be=
ung
vom 16. Juli iſt dies in keiner Weiſe in Einklang zu bringen, und
die Stadtverwaltung wie das Kreisamt haben allen Anlaß, unverzüglich
darüber Aufklärung zu erteilen, wie dieſe Erhöhung mit der ſtadtamt=
1922 unter Verwaltungskoſten nur ſolche Koſten zu verſtehen ſind, die
dem Hausbeſitzer durch die notwendige Beaufſichtigung des Hauſes, Ein=
ziehung
behördlicher Gefälle uſw. erwachſen.
Milchpreiſe. Trotz der vom Lebensmittelamt bekannt ge=
gebenen
Verkaufspreiſe für Milch ſind einige Milchhändler dazu
übergegangen, ſich bedeutend höhere Preiſe zahlen zu laſſen,
Gegen dieſe Händler iſt bereits ein Strafverfahren wegen Preis=
treiberei
eingeleitet, auch werden dieſelben vom Handel mit Milch
ausgeſchloſſen. Aber auch die Verbraucher, die höhere Preiſe
zahlen, machen ſich ſtrafbar. Es muß daher dringend vor ſolchen
Preisüberſchreitungen gewarnt werden. Das am 28. Juli d. J.
im Reichsgeſetzblatt veröffentlichte Wuchergeſetz hat ganz erheb=
liche
Strafen für derartige Handlungen vorgeſehen.
I. Ruhegehalte und Hinterbliebenenverſorgung der heſſiſchen Notare,
Notare, die nicht zugleich Anwälte ſind oder waren, haben Anſpruch
auf Ruhegehalt und Hinterbliebenenverſorgung in gleicher Höhe und
unter den gleichen Vorausſetzungen wie die Nichter, die den Beſoldungs=
gruppen
10 und 11 angehören. Die allgemeinen, für Penſionierung der
Beamten und Verſorgung von deren Hinterbliebenen geltenden Vor=
ſchriften
finden entſprechende Anwendung. Ein Notar, der zugleich
Anwalt iſt oder war, hat im Falle der Penſionierung einen Anſpruch
auf vollen Nuhegehalt nur dann, wenn er als Notar voll beſchäftigt
war. Nach miniſteriellen Richtlinien entſcheidet im Einzelfall unter
Ausſchluß des Rechtswegs die Notarkammer, in welchem Umfange ein
Notar als beſchäftigt anzuſehen iſt. Gegen die Entſcheidung der Kammer
ſteht den Beteiligten und dem Juſtizminiſterium eine Beſchwerde an
eine Kommiſſion zu, die ſich zuſammenſetzt aus dem Oberlandesgerichts=
präſidenten
als Vorſitzenden, ſowie einem von dem Juſtizminiſterium
beſtimmten Beamten, dem zuſtändigen Präſidenten des Landgerichts und
zwei von der Notarskammer für je zwei Jahre zu wählenden Notaren
als Beiſitzern. Die Beſtimmungen finden auf die Hinterbliebenenver=
ſorgung
entſprechende Anwendung. Das am 31. Juli in Kraft getretene
Geſetz findet auf bereits im Ruheſtand befindliche Nokare entſprechende
Beiträge zur Invalidenverſicherung. Am 20. Juli ds. Js. iſt die
auf ſeinem Platz zu bleiben und die ganze Muskelkraft anzuwen= Kraft getreten, wonach die ſeitherigen Lohnklaſſen 112 geſperrt ſind.
Eine Ausnahme hiervon iſt lediglich bezüglich der Lehrlinge unter acht=
zehn
Jahren gemacht, für die die Lohnklaſſen 812 noch beſtehen blei=
ben
. Für alle anderen Verſicherten einſchließlich der freiwillig Verſicher=
ten
ſind dementſprechend vom 20. vor. Mts, ab nur noch Marken der
Kohnklaſſe 13 zu verwenden. Vom 20. Auguſt 1923 ſind die Bei=
träge
nach den neuen Lohnklaſſen 1323 des Geſetzes vom 13. vor. Mts.
zu erheben.
ERuhrhilfe. Bei der Stadt gingen weiter für die Ruhrhilfe ein:
Rechnungsrat Keſting (5. Nate) 10 000 Mk. Reichsentſchädigungsamt für
Kriegsſchäden, Bweigſtelle Darmſtadt (5. Spende) 359 000 Mk. Sühne=
amt
, Sühnegelder, 60 000 Mk., Ungenannt 1000 Mk., Oberinſpektor Rup=
pel
(7. Rate) 10 000 Mk., Rechnungsrat Keſting (6. Rate) 30 000 Mk.,
Pfarrer N. N. 50 000 Mk., Sühneamt, Sühnegelder, 300 000 Mk.,
Deutſche Vereinsbank: Vergütung der Angeſtellten der Deutſchen Ver=
einsbank
, Filiale Darmſtadt, Beiträge für Juli 2 485 505 Mk., Vergütung
N.N. 20 000 Mk.
* Die Braunen werben gehamſtert. Die alten braunen Tauſend=
markſcheine
werden zurzeit gehamſtert. Es geht das Gerücht, ſie ſeien
weit wertvoller als die neueren; es ſoll ſogar Leute geben, die das Mehr=
fache
des Nennwertes für die Scheine geben. Die alten Tauſendmark=
ſcheine
haben ſelbſtverſtändlich keinen höheren Kurswert als 1000 Mark,
wer mehr gibt, tut es aus Liebhaberei; irgend eine Bank oder öffentliche
Kaſſe zahlt nicht mehr.
E Poſtſcheckfälſchungen. Kürzlich iſt in den Zeitungen vor
einem Schwindler gewarnt worden, der auf Grund von gefälſch=
ten
Schecken aus einem Poſtſcheckheft einer Mainzer Firma von
Frankfurter und Offenbacher Firmen Waren erſchwindelt hat.
Der Schwindler treibt noch immer ſein Unweſen, aber mehr in
anderen Städten, als in Frankfurd a. M., wo er früher faſt aus=
ſchließlich
gewirkt hat. Vor ihm wird deshalb erneut gewarnt.
Die Turngeſellſchaft Darmſtadt 1875 veranſtaltek am Sonntag,
den 5. Auguſt, in ſämtlichen Näumen des Mathildenhöhſaales ihr dies=
jähriges
Sommerfeſt. Von nachmittags 48 Uhr findet im Garten und
Nebenſaale großes Konzert, ausgeführt von einer gut beſetzten Muſik=
kapelle
, ſtatt. Geſangsvorträge, turneriſche Vorführungen, Kinder= Be=
luſtigungen
uſw., bilden das reichhaltige Programm. In der Tombola
winken dem glücklichen Gewinner insbeſondere wertvolle Gegenſtände
für den täglichen Gebrauch als Preis. Die Vereinsleitung hat weder
Mühe noch Koſten geſcheut, die Tombolg beſonders reichhaltig auszu=
ſtatten
. (Näh. ſ. Anz.)
tag, 3. Auguſt, abends 811 Uhr, ſtatt. Das für den Platanenhain vor= zu bemerken, daß die Zahl der Geburten im Vergleich zum Vorjahre
geſehen geweſene Konzert wird wegen ungeeigneter Beleuchtung und um 13 zurückgegangen iſt und das weibliche Geſchlecht überwiegt.
tümlichen Charakter. (Siehe auch Anzeige.)
Orpheum. Zu dem zweitägigen Operettengaſtſpiel Wannſeelieb=
chen
am Samstag, den 4., und Sonntag, den 5. Auguſt, ſei bemerkt, grabens in den Landgraben läßt die Gemeinde gegenwärtig einen Bade=
daß
infolge der dreiwöchentlichen Pauſe die Kartennachfrage ſehr ſtark platz errichten. An der betr. Stelle wird das Bachbett verbreitert und
iſt. Den Orpheumsbeſuchern ſei daher empfohlen, ſich rechtzeitig mit tiefer gelegt. Damit geht ein ſchon lange erſehnter Wunſch ſeiner Er=
guten
Plätzen zu verſehen. (Siehe Anzeige.)
Schuls Felſenkeller. Es iſt der Wunſch ausgeſprochen worden, groß.
nochmals ein großes Konzert zu geben, da es vom Publikum vor 14
Herrn Obermuſikmeiſter Aug. Rühlemann. (Siehe Anzeige.)
Abende am Freitag, den 3., Samstag, 4., und Sonntag, 5. Auguſt, ſtatt. Wirtſchaftsplan über den Gemeindewald für 1924.
Bei guter Witterung auf herrlich dekorierten und illuminierten Terraſſen,
ſonſt in den inneren Räumlichkeiten. (Näh. ſ. Anz.)

gehei heute für die Erhebung drauf durch das Beamtenheer, da fur
Kontrolle des Zigarrenhandels aufgeboten wird. Durch dieſes
werde der Zigarrenhandel geradezu vor die Wahl zwiſchen Armer zus
und Zuchthaus geſtellt. Heute drehe es ſich für den Zigarrenhande um
die ganze Exiſtenz. In Frankfurt z. B. ſtünden heute ſchon viel vor
dem Ruin; wenn es ſo weiter gehe, hätten bis Weihnachten alle 7 ar=
renhändler
keine Zigarre oder Zigarette mehr im Laden. Bei de Be=
ſteuerung
werden die Tabakwaren als Luxusartikel, von der W ſer=
polizei
dagegen als Gegenſtand des täglichen Bedarfs angeſehen, ach
Anſicht des Redners gehe die jetzige Aufrechterhaltung der Steue auf
Einflüſſe der Induſtrie zurück. Im Juni 1923 hat die Tabakſteuer ber
100 Milliarden eingebracht, die auch vom Raucher mitzutragen nd.
wodurch der Konſum bedeutend zurückgegangen iſt. Die traurige jae
ſei nur deshalb gekommen, weil der Handelsſtand, der zum gr ten
Teil dem Mittelſtand angehöre, bisher geſchlafen habe. Wenn der
Tabakhandel genau ſo geſchloſſen daſtünde wie die Induſtrie, würde uch
der Tabakhandel von der Regierung anders behandelt und nicht ſur
ſchöne Worte ernten. Zu den ſchwebenden Verhandlungen bemerkt der
Referent, daß es erſte Pflicht jedes Händlers ſei, ſich zu organiſ en
um dabei überhaupt etwas zu erreichen. Nach der Anſicht des Rei e
ten wird die Banderole gegenwärtig durch die Ausſicht auf die che
Errichtung eines Monopols in nächſter Zukunft aufrecht erhalten. (it
aller Macht müſſe man deshalb auf den Wegfall der Nachbanderole nd
weiter dann der Banderole überhaupt dringen, und die erſte Forde nig
immer wieder lauten: Weg mit der Nachverſteuerung! Mit der
forderung zur Stärkung der Organiſation ſchloß der Redner unter b=
haftem
Beifall.
Der zweite Vorſitzende, Herr Steinberg, unterſtrich die
führungen des Vorredners und betonte ebenfalls die Notwendigkeit er
Organiſation.
In der weiteren Ausſprache erklärte Herr Laudenheime es
ſei nicht richtig, daß die Zigarreninduſtrie an der Aufrechterhaltung
Nachbanderole ein Intereſſe habe, dagegen ſei die Banderol ei
dem jetzigen Geldbedarf des Reiches vorläufig unmöglich zu beſeit n.
Herr Dr. Schäfer dankte im Namen der Handelskammer, ie
ſich ſeit Jahren mit der einſchlägigen Frage beſchäftige, für die
ladung. Aus den ganzen Verhandlungen der Heſſiſchen Handelskan u
mit Vertretern der heſſiſchen und der Reichsregierung habe er den
druck, daß die gegen die Induſtrie erhobenen Einwürfe nicht zutrei,
Gerade die Induſtrie und die Induſtriearbeitnehmerſchaft (die Ger
ſchaften) haben zu Anfang dieſes Jahres gegen die Banderole ener
angekämpft. Was heute der Tabakhandel am meiſten ſpüre, ſei
die Banderole, ſondern ein Denkfehler der Regierung, inſofern heute
mit dem gleichen Wertbegriff der Mark wie vor der Geldentwert f
gerechnet wird. Im Gegenſatz zu dem ſogen. Auffüllungsv
fahren müſſe das der Geldentwertung Rechnung tragende ſo
Aufwertungsverfahren an die Stelle treten. Dieſen 2
fehler mache die Regierung noch heute; es ſei aber nicht Böswillig
anderer Kreiſe, daß dieſer Denkfehler noch heute beſtehe. Der Pr.
des Ladenſchluſſes allein genüge nicht, in der Offentlichkeit und in
geſetzgebenden Körperſchaften müſſe das Verſtändnis für den Kernzu
der Frage geweckt werden. Die Handelskammer werde den Ka
gegen die Nachbanderole mit allen Mitteln unterſtützen, weil dieſe p
zivielle Frage für alle Erwerbskreiſe von gleich großer Bedeutung
und die Erhaltung eines geſunden und kräftigen Handels und des 4
telſtandes zur Geſundung Deutſchlands notwendig ſei.
Herr Schubkegel betonte, daß es ſich hier nicht um einen Kau
gegen die Induſtrie, ſondern nur gegen die ungerechtfertigte Vorg
bezahlung an die Fabrikanten handle. Im weiteren Verlauf
Ausſprache wies Herr Stadtv. Sames auf das gemeinſame Inter
der Fabrikaniten und Händler hin. Herr Stadtv. Schnauber
für die Rhein=Main=Gruppe des Gaſtwirteverbandes die Verſicher!
der Unterſtützung des Proteſtes durch die Wirte. Herr Klump
tonte die Notwendigkeit des Erwachens für den Mittelſtand und
Stärkung der Organiſation. Herr Landtagsabg. Dr. Oſann
ſprach Unterſtützung der Proteſtbewegung bei ſeinen Freunden
Reichstag; nach der heutigen Verſammlung könne er keinen Grund
für einſehen, daß bei der Beſteuerung die Fabrikanten ein Ziel *
ſechs Monaten haben, während von den Händlern Barzahlung geford
werde. Zur Erhaltung des dem Untergang ausgelieferten Mittelſtar
müſſe jedes Mittel ergriffen werden. Nach weiterer Ausſprache,
noch manche wertvolle Anregung bot, wurde am Schluſſe der einmü
und machtvoll verlaufenen Proteſtkundgebung einſtimmig folgende

Proteſt des Tabakwarenhandels.

Als über das ganze Deutſche Reich ausgedehnten Proreſt gegen
die unhaltbare wirtſchaftliche Belaſtung, inſonderheit durch die neuer=
liche
Nachbanderole, hatten geſtern die Zigarren= und Tabakladeninhaber
im ganzen Reiche ihre Läden geſchloſſen. Am Vorabend hielt die Orts=
gruppe
Darmſtadt des Verbandes Deutſcher Zigarrenladeninhaber eine
ſtark beſuchte Proteſtverſammlung ab, an der auch andere Ge=
werbetreibende
, die durch die Banderoleſteuer betroffen werden, zahlreich
teilnahmen. Vertreter der Handelskammer, der Stadt uſw. waren eben=
falls
erſchienen.
Die Verſammlung wurde vom erſten Vorſitzenden der Ortsgruppe
Herrn Gg. Schubkegel, geleitet. Er begrüßte zunächſt mit Dank
die Erſchienen, beſonders die behördlichen Vertreter und Groſſiſten, und
teilte dann mit, daß Verhandlungen mit den Reichstagsabgeordneten
ſchweben, die ſich bereits an den Reichsfinanzminiſter wegen Beſeitigung
der unerträglichen Steuer wandten; auch mit dem Reichsfinanzminiſter
würden Verhandlungen gepflogen.
Der Referent, Herr Kunkelmann=Frankfurt, wies darauf hin,
daß heute der Tabakhandel, einſt ein weitgeachtetes Gewerbe, unter dem
Tarif der letzten Putzfrau in ſeinen Durchſchnittseinnahmen ſtehe. Mit
der Schließung der Geſchäfte am morgigen Tage wende ſich der Stand
an die Oeffentlichkeit mit dem Rufe: So kann es nicht weiter gehen!
Der Tabakhandel ſei von jeher das beſondere Objekt der Geſetzgebung
geweſen. Der Redner gab einen kurzen geſchichtlichen Ueberblick über
die bisherige Tabakbeſteuerung. 1906 kam die Banderole. Sie war der
Anfang vom Ende. Als die Nationalverſammlung in Weimar ein neues
Tabakſteuergeſetz machte, wurde durch die Banderole der Tabakhandel
am meiſten getroffen. Man hätte das Geſetz wohl nicht in dieſer Weiſe
abgefaßt, wenn man die ſpätere Geldentwertung geahnt hätte, denn dies
Geſetz war auf ganz ſtabile Verhältniſſe zugeſchnitten. Wenn das Tabak=
gewerbe
heute untergeht, ſo trägt insbeſondere die Nachbanderole
die Schuld daran. An einem bezeichnenden Beiſpiel erläutert Redner
zahlenmäßig die unſinnige Wirkung dieſer Verſteuerungsart, die ge=
radezu
ein Unikum nach Schema F darſtelle. Der Zigarrenhandel war
immer gegen die Banderole, nicht aus Steuerſcheu, ſondern weil dieſe
Steuer einen Stand ruiniert, ohne dem Staat zu nützen. Milliarden

Entſchließung
angenommen, gerichtet an den Reichspräſidenten, den Reichskanzler,
Reichsfinanzminiſter, die Landesregierung und den Präſideut=n
vorläufigen Reichswirtſchaftsrats in Berlin:
Die ſtark beſuchte Verſammlung der Intereſſenten des
handels, wie Zigarrenladeninhaber, Gaſtwirte, Friſeure und 8
warenhändler von Darmſtadt und Umgebung proteſtiert en
gegen die Tatſache, daß es bis heute nicht gelungen iſt, im d
Rechtsſtaat die unſinnigen Beſtimmungen des Tabakſteuergeſetzes det
Nachbanderole zu beſeitigen. Wir erwarten, daß Geſetzgebung un
Regierung endlich die erforderlichen Aenderungen des Geſetzes treffen.

Regimentsnachrichten.

Verein ehem. Leib=Dragoner. Auf die am kommen
den Samstag, abends 8.30 Uhr, ſtattfindende Kameradſchaftliche Ver
ſammlung des Untffz.=Vereins ehem. Heſſ. Leib.=Dragoner Nr. 24 wir.
aufmerkſam gemacht.

v. Eberſtadt, 2. Aug. Vom Standesamt. Im erſten Halb
jahr 1923 wurden folgende Eintragungen im Standesamts=Regiſter vor=
Konzert (Infanteriemuſik) im Heſſiſchen Hof findet heute, Frei= genommen: 77 Geburten, 36 Eheſchließungen, 87 Geſtorbene. Hierzu iſt
früh einſetzender Dunkelheit in den Heſſiſchen Hof verlegt und dürfte all= Die Ernte iſt auch hier in vollem Gange. In der Nähe des Gries=
gemein
intereſſieren, da dasſelbe abwechſelnd von den Obermuſikmeiſtern heimer Weges hat eine Dreſchmaſchine Aufſtellung genommen. Ar=
Mickley, Hauske und Weber geleitet wird. Das Programm hat volks= beitsmarkt. Arbeitslos ſind 25 Perſonen, Kurzarbeiter 230 und
als Rhein=Ruhrhilfs=Arbeitsloſe ſind 30 Perſonen zu bezeichnen.
ch. Griesheim, 1. Aug. Badeplatz. Am Einfluß des Küchler=
füllung
entgegen. Das eigentliche Schwimmbecken wird 7 auf 60 Meter
ch. Griesheim, 1. Aug. Die Vorlage über die Erhebung vorläufiger
Tagen mit großer Begeiſterung aufgenommen wurde. Der dritte Teil Grund= und Gewerbeſteuer für das Rechnungsjahr 1923 iſt
bringt wiederum hiſtoriſche Märſche, geleitet wird das Konzert von dem Gemeinderat zugegangen. Die beiden erſten betr. Ziele ſollen um
das Sechsfache erhöht werden. Der Gemeinderat hat ſich mit der Vor=
Im Kurhaus Trautheim finden drei vornehme Venezianiſche lage einverſtanden erklärt. Außerdem genehmigte der Gemeinderat den
0- Groß=Gerau, 1. Aug. Naturallöhne. Die Mühlen= Ver=
einigung
des Kreiſes Groß=Gerau hat beſchloſſen, ihre Mahllöhne in Zu=
kunft
in Natur durch Molter zu entnehmen. Bei Bezahlung wird der
auf der Frankfurter Börſe gültige Roggenpreis feſtgeſetzt.
ot. Reinheim i. O., 1. Aug. Bau eines Finanzamtes.
Der Gemeinderat hat dem Bau eines Finanzamtes zugeſtimmt. Der
Bauplatz wird von der Gemeinde geſtellt.
Mainz, 2. Aug. Am hellen Tage von einem Straßenräuber über=
fallen
wurde ein älterer Mann aus Wackernheim. Ein 34 Jahre alter
Schiffer aus Aſtheim nahm dem alten Mann einen Korb mit ein Paar
neuen Schuhen und anderen Sachen gewaltſam ab. Dem Ueberfallenen
gelang es, die geraubten Sachen wieder zu bekommen und zu entfliehen,
er wurde jedoch von dem Schiffer verfolgt und das zweite Mal über=
fallen
. Auf ſeine Hilferufe erſchien ein Schutzmann, der den Straßen=
räuber
feſtnahm.
Worms, 2. Aug. Staatspräſident Ulrich hat an den Landtagsabge=
ordneten
Oberbürgermeiſter Köhler aus Worms aus Anlaß ſeiner
Ausweiſung aus dem beſetzten Gebiet das folgende Schreiben gelangen
laſſen: Sehr geehrter Herr Oberbürgermeiſter! Es iſt mir ein Bedürſ=
nis
, Ihnen anläßlich Ihrer Ausweiſung aus dem beſetzten Gebiet den
Dank der Heſſiſchen Regierung für Ihre Tätigkeit als Oberbürgermeiſter
der Stadt Worms auszuſprechen. Die unter dem Drucke der Beſatzung
ſchwer leidende rheinheſſiſche Bevölkerung und insbeſondere die Ein=
wohnerſchaft
der Stadt Worms, hat in Ihnen ſtets den Vorkämpfer für
ihr gutes Recht und die deutſche Sache geſehen. Möge die Wilkür, die
Sie aus Ihrer liebgewordenen Tätigkeit geriſſen hat, an dem einheit=
lichen
Willen zum Widerſtand, den Sie ſo trefflich zu ſtärken wußten,
bald ihr Ende finden. Das ſtolze Gefühl, daß Sie auch weiterhin an
führender Stelle unſerer guten Sache dienen können, wird Ihnen de
ſchwere Zeit, die durch die Ausweiſung über Sie und Ihre Familie her=
eingebrochen
iſt, erleichtern. Ich brauche Ihnen im übrigen nicht zu ver=
ſichern
, daß die heſſiſche Regierung die gegen Sie und die übrigen Volls=
genoſſen
ergangenen Ausweiſungsbefehle nicht widerſpruchslos hinneh=
men
wird. Indem ich der Hoffnung Ausdruck gebe, daß Sie bald 30
Ihrer liebgewordenen Tätigkeit zurückkehren können, bitte ich Sie, den
Ausdruck meiner aufrichtigen Hochachtung zu genehmigen. Ihr ſehr e*
gebener Ulrich, Staatspräſident.
Worms, 2. Aug. Ein Kamin von einer Windhol

umgeriſſen. Im Induſtriegebiet des Rheinhafens wurde L
Schornſtein der Mühle von Baruch und Schönfeld umgeriſſen von Eile.

Windhoſe, die in unſerer Gegend gewütet hat. Die Trümmer ſtürzie,

[ ][  ][ ]

Rummer 212.
Steinmaſſen zuſammenbrach. Ein Teil der Anlagen wurde vollſtändig Kubikmeter.
verſchüttet. In der Umgebung wurden die Getreidegarben in die Luft
wurde umgeriſſen. In der Stadt ſelbſt war von der Windhoſe wenig zu
verſpüren, doch herrſchte dort etwa 10 Minuten ein ſtarker gewitterar=
tiger
Sturm.
Worms, 2. Aug. Ein ſchwerer Autounfall ereignete ſich
geſtern nachmittag gegen 2 Uhr auf der Kreisſtraße Worms= Lampert=
heim
im Roſengarten. Ein Opelperſonenwagen des Bankhauſes Görtz
u. König in Saarbrücken befand ſich auf der Fahrt nach Mannheim,
als plötzlich deſſen Steuerung brach. Der Wagen fuhr infolgedeſſen mit
ſolcher Gewalt gegen einen ſtarken Baum, ſo daß dieſer mitſamt dem
Wurzelwerk aus der Erde herausgeriſſen wurde. Mit erſchütterndem
Krachen zerbarſt der Wagen, der ſich überſchlug und dann quer zur
Fahrſtraße ſtellte. Die 4 Inſaſſen wurden aus dem Wagen herausge=
ſchleudert
, von denen eine Dame Fräulein Leiner, eine ſchwere Gehirn= Wegen Wohnungsſchwindels im großen wurde ein 23
erſchütterung und ſonſtige Verletzungen erlitt. Ein weiterer Inſaſſe
trug ſchwere Quetſchungen der linken Rückenſeite davon, während die unangemeldet in der Schwedterſtraße aufhielt. Pudlas machte ſich an
beiden übrigen Mitfahrenden ſowie der Lenker des Wagens nur leich=
tere
Quetſchungen und Hautabſchürfungen erlitten. Die erſte Hilfeleiſt=
ung
wurde den Veunglückten durch den zurzeit in Erholungsurlaub
einem herbeigerufenen Sanitätsauto in ein Mannheimer Krankenhaus und zog Millionen an Vorſchüſſen ein. Eine Wohnung in der Kolo=
überführt
. Die Verletzungen dieſer Dame ſind nicht lebensgefährlich,
ſo daß jede Hoffnung beſteht, ſie am Leben zu erhalten. Der durch
Rückenquetſchungen ſchwer verletzte Herr befindet ſich bereits auf dem dem Verhafteten 30 Schwindeleien nachgewieſen. Weitere Betrogene
Wege der Beſſerung. Der Opelwagen bildet einen wüſten Trümmer=
haufen
; mit Ausnahme des Kühlers iſt nicht ein einziger Teil mehr heil
geblieben. Für die Inſaſſen iſt der Unfall recht glimpflich abgelaufen.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 3. Auguſt 1923.
auf das Dach des Maſchinen= und Keſſelhauſes, das unter der Wucht der eine Münze freigegebene Gasmenge beträgt im allgemeinen 05 bis 10
In der Gasmeſſerfabrik von Elſter u. Co. in Mainz beſitzt Heſſen
geſchleudert und auf die Hafenſtraße getrieben. Ein Teil, der Bäume das größte unternehmen in Deutſchland zur Erzeugung von Gasmeſſern bald 1000 Jahren von Moſel und Niederrhein nach Siebenbürgen aus=
ten
Maſchinen hergeſtellt werden, ſowie die Kontrolle jedes Teiles vor
dem Zuſammenbau ermöglichen es, daß dieſes Meßgerät bei kleinſter, die Tagung des Zentralverbandes der Siebenbürger Sachſen in den Ver=
ſtark
wechſelnder Belaſtung ſtets gleichmäßige Meſſung ergibt.

Seite 5.

Der Gasmeſſer.
Von Dr. P. Stautz=Mainz.
V.Z. In faſt allen ſtädtiſchen und ſchon recht zahlreichen ländlichen
Haushaltungen dient heute das Gas zu den verſchiedenſten Zwecken. Die
Beleuchtung und vor allem die Heizung mit Gas bietet ſo viele Vorteile.
daß nicht nur die Hausfrau in der Küche durch die Verwendung des
Gasherdes zum Kochen der Speiſen, infolge der viel geringeren Wärme=
entwicklung
und der ſtets gebrauchsfertigen Kochvorrichtung, entlaſtet iſt,
ſondern auch Handwerk und Induſtrie haben ſich dieſe Wärmequelle
teils zum Betrieb von Gasmotoren, hauptſächlich aber zur Heizung der
verſchiedenſten Arten von Oefen zunutze gemacht, zumal die Gasflamme
neben den anderen Vorzügen auch noch durch ihre begueme Einſtelbar=
keit
den Vorzug einer genau zu bemeſſenden Wärmeerzeugung er=
möglicht
.
Das Gas wird in mehr oder weniger ausgedehnten Fahriken für
eine Gemeinde oder einen großen Bezirk in vielen Fällen als Unter=
nehmen
der Gemeindeverwaltung ſelbſt gemeinſam erzeugt und durch
lange Leitungen den Verbrauchern zugeführt. Zur Beſtimmung der
Meuge des verbrauchten Gaſes iſt bei jedem Abnehmer eine Gasuhr
aufgeſtellt. Bis vor wenigen Jahrzehnten bediente man ſich ausſchließ=
lich
der ſogen, naſſen Gasmeſſer, die bis zu einer beſtimmten Höhe mit
Waſſer gefüllt ſein müſſen. Auch heute iſt dieſe Art von Gasmeſſern
noch viel im Gebrauch, doch haben ſie den Nachteil, daß ſie froſtſicher
aufgeſtellt ſein müſſen und daß das Waſſer ſtets nachgefüllt werden muß.
Emil Haas, der als Direktor des Gaswerks in Mainz die Fehler
der verſchiedenen Gasmeſſer im praktiſchen Gebrauch kennen gelernt
hatte, gründete 1876 die Gasmeſſerfabrik in Mainz, die heute unter der
Fiuma Elſter u. Co, weit über Deutſchlands Grenzen hinaus bekannt
iſt und in Luzern, Mailand. Rotterdam und Brüſſel eigene Zweigunter=
nehmen
betreibt. Die Konſtruktion des trockenen Gasmeſſers durch Emil
Haas, die den Gedanken verwirklichte, die verbrauchte Gasmeuge in
Meſſern ohne Anwendung einer Flüſſigkeit als Sperrmittel zu meſſen,
hat erſt zur allgemeinen Einführung des Gaſes verholfen.
In ſeiner heutigen Konſtruktion beſteht der Haasſche Gasmeſſer aus
dem Gehäuſe, den Meßgefäßen, dem Steuermechanismus und dem Zähl=
werk
. Das Gehäuſe von prismatiſcher Form mit nach innen abgerunde=
ten
lotrechten Rauten beſteht aus verzinntem Eiſenblech. Nachdem das
Blech auf großen Scheren zugeſchnitten iſt, werden die Vorder= und
Rückhälfte auf großen Exzenterpreſſen auf die entſprechende Form ge=
preßt
und die Hälften dann durch gasdichten Falz an den beiden Schmal=
ſeiten
miteinander verbundenz der Boden und der Deckel werden auf=
gelötet
. Für große Gasmeſſer werden die Gehäuſe aus dicken Eiſen=
blechen
hergeſtellt und verſchraubt.
Den unteren Teil des Gehäuſes bis zu zwei Drittel der Höhe neh=
men
die beiden Meßkaſteu ein, die ebenfalls aus verzinntem, ſeltener
aus verbleitem Eiſenblech hergeſtellt ſind. Sie werden auf Spezial=
maſchinen
gepreßt, ſo daß ihr Inhalt ſtets unveränderlich bleibt. Jeder
Meßkaſten iſt durch eine leichtbewegliche Scheidewand aus beſtem und
ehr weichem gasdichtem Leder in zwei Kammern geteilt; es ſind alſo
usgeſamt vier Kammern vorhanden. Die trennende Ledermembrane
zeſteht aus einem einzigen Stück und iſt durch eine große Metallſcheibe,
die beinahe die ganze Fläche überdeckt, verſtärkt. Auf der inneren Seite
ſer beweglichen Scheidewand ſitzt, durch ein Gelenk damit verbunden, je
in Hebel, der eine an der Schmalſeite des Meßkaſtens ſitzende lotrechte
lchſe je nach der Bewegung der Ledermembrane um einen Winkel von
5 hin= und herdreht. Dieſe Achſen führen gasdicht aus dem Meß=
aſten
in den oberen Teil des Gehäuſes, in dem ſich der Steuermechanis=
nus
des Gasmeſſers befindet, der auf einer abnehmbaren Platte auf=
nontiert
iſt. Jede dieſer Achſen trägt einen Hebelz an jedem dieſer
debel iſt eine Schub= und Zugſtange für einen in einer Führung gas=
icht
gleitenden Schieber und eine Stange zum Antrieb einer kleinen
eurbel, die mit einer horizontalen, von vorne nach hinten gehenden
lchſe verbunden iſt, befeſtigt.
Die Umdrehungen dieſer Kurbelwelle werden auf das Zählwerk
bertragen. Dieſes zeigt neben dem Zeiger mit Zifferblatt zum Meſſen
es Literverbrauches auch die Einer, Zehner und Hunderter in Kubik=
retern
hindurchgeſtrömten Gaſes an. Das Zählwerk ſitzt auf dem eigent=
chen
Gehäuſe des Gasmeſſers an der Vorderſeite und wird nicht vom
das durchſtrömt. Eine Glasplatte, die durch ein Schutzblech überdeckt
erden kann, ſchützt das Zählwerk vor dem Verſtauben und geſtattet ein
equemes Ableſen.
Beim Gebrauch tritt das Gas durch das mit Eingang bezeichnete
ohr in das Gehäuſe ein. Durch die von dem Schieber freigegebene
effnung ſtrömt dann das Gas in einen Meßkaſten und durch die beweg=
che
Lederwand zur Seite. Während ſich alſo die eine Meßkammer des
keßkaſtens füllt, tritt das Gas aus der zweiten Meßkammer des gleichen
keßkaſtens durch das Ableitungsrohr in die Gasleitung. Iſt die eine
ammer gefüllt, die zweite entleert, ſo hat ſich durch die Bewegung der
cheidewand mittlerweile auch die Lage des Schiebers geändert, und
üller und Entlerer der beiden Kammern des Meßkaſtens erfolgen in
ngekehrter Reihenfolge; entſprechend arbeiten auch die beiden Kam=
ern
des anderen Meßkaſtens.
Da eine Meßkammer immer eine ganz beſtimmte Gasmenge faßt
id bei jeder Füllung und Eutleerung die Triebwelle des Zählwerkes
ne Umdrehung ausführt, kann die den Meſſer durchſtrömende Gas=
enge
genau beſtimmt werden.
Die Gasmeſſerfabrik Elſter u. Co. in Mainz, welche die Haasſche
onſtruktion des trockenen Gasmeſſers ausführt, ſtellt alle zur Montage
s Meſſers notwendigen Teile im eigenen Betrieb her. Sie verfügt zu
eſem Zweck über eine große, mit den modernſten Maſchinen einge=
htete
Dreherei, in der alle für das Zählwerk notwendigen Zahnräder
gedreht, die Zähne eingefräßt werden, auf Automaten die Schrauben
d andere zum Bau des Gasmeſſers notwendigen Teile in großen
aſſen und mit ſtets gleichbleibender Genauigkeit hergeſtellt werden.
e Meſſinggußteile und die aus einer Zinklegierung beſtehenden Schie=
r
werden in eigenen Gießereien gegoſſen. Dort entſtehen auch die
m Anſchluß des Gasmeſſers notwendigen Verſchraubungsſtücke und
Gashaupthähne. Das Formen der einzelnen Teile erfolgt mit Form=
tten
in Sand.
Die durch die Preſſen vorgeformten Blechteile werden in großen
ilen zuſammengelötet. Die Fertigmontage und das genaue Einrichten
Schieber des Steuermechanismus, wie überhaupt die ganze Zuſam=
nfaſſung
ſind durch beſonders geübte Arbeiter ausgeführt, die in lang=
riger
Uebung die nötige Geſchicklichkeit erlangt haben. Jeder Meſſer
rd in einer eigenen Anlage auf ſeine Nichtigkeit geprüft und zunächſt
rgeeicht. Die ſtaatliche Eichung erfolgt darauf ebenfalls im Hauſe
rch eine Zweigſtelle des Cichants. Neben den einfachen Gasmeſſern,
7 den kleinſten für drei Flammen bis zu den größten für 3000 Flam=
n
, werden auch die heute in vielen Haushaltungen aufgeſtellten Gas=
romaten
von der Gasmeſſerfabrik in Mainz hergeſtellt. Dieſe unter=
eiden
ſich von den Meſſern nur dadurch, daß ein beſonderer Mechanis=
S den Durchgang des Gaſes im allgemeinen federnd abſchließt. Die
dem Einwurf einer Münze verbundene kleine Drehung des ſogen.
halters öffnet jedoch das Ventil auf ſolche Weiſe, daß das Zählwverk
h einer beſtimmten Anzahl von Drehungen die Feder wieder freigibt
2 alſo das Ventil wieder verſchließt. Es können bis 12 Münzen im
raus eingeworfen werden. Bei jedem Münzeneinwurf dreht ſich
Schaltrad um den beſtimmten Winkel weiter, und jede ſolche Stufe
größert die Anzahl der Drehungen, die das Zählwerk ausführen
6, um dem Ventil die Schlußſtellung freizugeben. Die Münze fällt
b Betätigung des Schaltrades in die Kaſſe, welche verſchloſſeu und
e dem Gaswerk zugänglich iſt. Anders als durch Einführung einer
ſeuden Münze kann das Pentil uicht geöffnet wverden. Die durch

Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt.
Jahre alter Friedrich Pudlas verhaftet, ein verheirateter Mann, der ſich
Leute heran, die durch Anzeigen zu einer Wohnung zu kommen ver=
ſuchten
, verſprach ihnen alles, was ſie nur wünſchten, machte ſeine An=
gebote
durch gefälſchte Mietsverträge, die er mit einem von ihm ſelbſt
weilenden Arzt Dr. Kohl zuteil. Fräulein Leiner wurde alsbald mit angefertigten Stempel des Wohnungsamtes verſehen hatte, glaubhaft
nieſtraße 14 vergab er zweimal, ohne daß die Wirtin auch nur das
geringſte von einer Verfügung über ihre Näume wußte. Bisher ſind
können ſich bei Kriminalkommiſſar Wächter, Dienſtſtelle B. II, 3. im
Zimmer 392a des Polizeipräſidiums melden. Einem Manne hatte Pud=
las
in Neukölln eine Wohnung auf einem Grundſtück angeboten, das gar
nicht beſteht. Dieſer Schwindler war aber nicht bloß Wohnungsver=
mittler
, ſondern auch richtiger Verwalter mehrerer Häuſer. Hier be=
währte
er ſich ebenſo. Er zog die Mieten pünktlich ein, lieferte ſie aber
niemals ab. Gas= und Waſſergeld, das ohnehin ſchon hoch genug iſt,
ſteigerte er bei der Abrechnung auf eigene Fauſt und für ſeine Taſche
noch weiter, indem er der richtigen Zahl noch ein paar Nullen anhängte.
Zur Ermordung Dr. Haas.
Frankfurt. Der Polizeibericht meldet: Als die Hauptbeteilig=
ten
an der Ermordung des Staatsanwalts Dr. Haas wurden bisher der
2ljährige Dreher Pbilipp Bender aus Hauſen und der zurzeit erwerbs=
loſe
51 Jahre alte Schreiner und ehemalige Hilfspoliziſt Karl Bräuning
von Frankfurt feſtgenommen. Unter dem Druck der Ermittelungen der
Kriminalpolizei hat Bräuning zugegeben, daß er die beiden verhängnis=
vollen
Schüſſe abgegeben hat, welche den Anfang der Ausſchreitungen
des Pöbels verurſachten. Bräuning hat die beiden Schüſſe in Richtung
nach dem Hauſe des ermordeten Staatsanwalts Dr. Haas abgegeben,
nicht nach der Menge hin. Die Polizei nimmt daher an, daß Bräuning
geſchoſſen hat, um den Dr. Haas, der ſich in dieſem Augenblick nach
Ausſagen der feſtgenommenen Hauptbeteiligten im Vorgarten ſeines
Hauſes mit einem Revolver in der Hand befunden haben ſoll, bei der
Menge in den Verdacht zu bringen, daß er, Dr. Haas, geſchoſſen habe.
Der feſtgenommene Bender gibt zu, daß er dabei mitgewirkt habe, Dr.
Haas aus ſeiner Wohnung zu holen. Zuſammen mit ihm angeblich un=
bekannten
Perſonen, will er Dr. Haas an Armen, Kopf und Beinen die
Treppe heruntergeſchleift und auf die Straße geſchafft haben. Hier
habe ihm die wütende Menge Dr. Haas entriſſen. Während Bender
dann den Dr. Haas mit Hilfe bisher noch nicht ermittelter Perſonen
auf die Straße ſchleppte, iſt, nach den Ausſagen eines glaubwürdigen
Zeugen, ein Mann hinter Dr. Haas hergegangen, der den Nevolver des
Dr. Haas hoch vor der Menge zeigte und rief: Er hat doch geſchoſſen,
Hier iſt der Revolver! Nach Angaben glaubwürdiger Zeugen ſoll un=
ter
der Menge gerufen worden ſein: Schlagt den Judenknecht tot,
henkt ihn, lyncht ihn nur!. Durch dieſe Zurufe aufs äußerſte aufge=
peitſcht
, fiel die Menge über Dr. Haas her, ſchlug ihn nieder, drang in
ſein Haus ein und fing an zu blündern. Bezeichnend iſt, daß ſämtliche
Feſtgenommenen behaupten, nicht auf Dr. Haas eingeſchlagen, im Gegen=
teil
ſogar verſucht zu haben, ihn vor der Wut der Menge zu ſchützen.
Es ſteht einwandfrei und unwiderleglich feſt, daß Dr. Haas nicht ge=
ſchoſſen
und auch ſonſt die Menge in keiner Weiſe gereizt hat. Nach
Anſicht der Polizei haben lediglich die Schüſſe, welche von Bräuning in
der Abſicht, Tumulte heraufzubeſchwören, abgegeben wurden, den An=
ſtoß
zu dem unglückſeligen Ausgang des Vorfalles gegeben.
Ein verzwickter Joppenhandel.
S. u. H. Heidelberg. Die Tragödie eines überliſteten Geſchäfts=
mannes
erzählt der hieſige Pfälzer Bote wie folgt:
Schauplatz: Heidelberger Hauptſtraße.
Mitwirkende: 2 Poſtler, 1 Poliziſt, 1 Konfektionär, das böſe Ge=
wiſſen
(ſtumme Rolle).
Georg: Man muß ſein Geld wertbeſtändig anlegen, ſagt Dr.
Mahr: der Mann hat Recht; ich hab mir da vor 20 Minuten zum Bei=
ſpiel
bei M. . (nennt ein Geſchäft!) zwei Joppen gekauft, das Stück
zu 85000 Mk. Ich glaube, das war ein Schnit (zeigt die Ware.
Seppl: Do ſoll doch das Donnerwetter fünfmal dreinſchlagen;
ich komme auch vom M... mir hat der Kerl für eine Joppe ganz ge=
nau
160 000 Mark verlangt, dabei iſt ſie egal wie deine. Das iſt Ober=
wucher
. Das laß ich mir nicht bieten. Gehſt mit, wir gehen zur
Polizei!
(Der Poliziſt notiert ſich den Fall; beide Käufer gehen mit einem
Blaurock nach dem Laden.)
Der Geſchäftsmann wird kreidebleich, als er des Jüngers der hl.
Hermandad anſichtig ward. Zur Rede geſtellt, ſtottert er Entſchuldi=
gungen
, man hört ſo etwas von Irrtum, Bedauern, Frau oder Lehr=
junge
, die angeblich die Waren verkaufſt haben, ohne den Preis zu
wiſſen
Der Poliziſt fordert den Kaufmann auf, die dem Poſtler um
160 000 Mark verkaufte Joppe um 85 000 Mark abzugeben, andernfalls
er ſeiner Pflicht gemäß.
Der Kaufmann erklärt ſich (aufatmend!) bereit.
Der Poliziſt: Haben Sie vielleicht noch ein Stück derſelben
Ware zum gleichen Preis?
Der Kaufmann bejaht es und eilt, ſie zu holen.
Poliziſt: Bitte, packen ſie die Joppe für mich ein. Zahlt, grüßt
höflich und geht mit den Poſtlern. Schmunzeln der Befriedigung!
Wut des Hereingefallenen!
Fliegende Raſierſtuben in Mannheim.
Mannheim. Die ſtreikenden Mannheimer Friſeurgehilfen rich=
ten
an die Arbeiter= und Beamtenſchaft einen Aufruf, in dem zum Be=
ſuch
der fliegenden Raſierſtuben der ſtreikenden Gehilfen aufgefordert
wird. Wie aus dem Aufruf hervorgeht, ſind zwei derartiger Raſier=
ſtuben
eingerichtet, während in einer ganzen Anzahl Geſchäfte die Ar=
beitsverhältniſſe
als geregelt bezeichnet werden, die ebenfalls beſucht
werden können.
Selbſtmordverſuch am Strandbad.
Ludwigshafen. Ein 17 Jahre alter Arbeietr von Worms
ſprang geſtern abend 11.15 Uhr beim Strandbad hier in ſelbſtmörderi=
ſcher
Abſicht in den Rhein. Er konnte von vorübergehenden Perſonen
gerettet werden, und wurde ins Krankenhaus gebracht.
Ein Kriegsinvalide als Lebensretter.
Speyer Vom Tode des Ertrinkens rettete in der Rheinbade=
anſtalt
der Aſſeſſor Dr. Winzenhörlein einen des Schwimmens unkundi=
gen
Mann, der bereits untergegangen war. Die Tat iſt um ſo höher
einzuſchätzen, als der Retter im Kriege den ganzen linken Arm verlouen Sabbatausgang 9 Uhr 00 Min.
hat und Gefahr beſtand, daß er mit dem Ertrinkenden durch die Ström=
ung
unter die Tragfäſſer geriſſen würde.
Brand in der Pulverfabrik Rottweil.
Rottweil. Im Ablageraum der Pulverfabrik Rottweil ent=
ſtand
Feuer, das auch auf das Trockenhaus überſprang. Drei Arbeiter 12 Uhr 30 Min.
erlitten ſo ſchwere Verletzungen, daß zwei bereits ihren Wunden er=
legen
ſind. An dem Aufkommen des dritten wird gezweifelt. Die Eut=
ſtehungsurſache
des Brandes iſt unbekannt.
Verbrannt.
dem hieſigen Hüttenwerk. Infolge einer Exploſion im Martinwerk er= letzten Tage wieder ſtören wird.
hielten drei Arbeiter ſchwere Brandwunden. Zwei ſind bereits ihren
Wunden erlegen; der Zuſtand des dritten iſt hoffnungslos.
Tod durch Vergiftung.
der bei der Firma J. Glatz, Papierfabrik, beſchäftigte Maſchinenführer Schuls Felſenkeller; Konzert.
Georg Kobel. Mit noch einigen Arbeitskollegen war er vergangenen Frei=
tag
damit beſchäftigt, eine Maſchine mittels ſäureartigen Reinigungs=. Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Poltik und
mitels zu ſäubern. Lurz vor Feierabend fühlte er ſich, wahrſcheinlich Wirtſchaſt: Rudolf Maupe;, für Feuilleton, Stadt und Land Säurebämpfe, unwohl und mußte ſofort ärztliche Hilfe in Anſpruch Reich und Ausland; Max Streeſe; für den Inſergtenteil: i. V.:
nehmen. Tags darauf, in der Frühe gegen 5 Uhr, verſchlimmerte ſich
das Unwohlſein und nach einigen Minuten trat der Tod ein. Durch
Obduktionsbefund der Gerichtskommiſſion wurde Vergiftung der At=
mungsorgane
feſtgeſtellt.

Die Siebenbürger Sachſen in Amerika.
D. 4. I. In wie ſtarkem Maße die Deutſchen, deren Vorfahren vor
wanderten, und deren Nachkommen teilweiſe dann in ſpäterer Zeit aus
trockener Bauart. Die hohe techniſche Vollendung, die genaue Einhaltung wirtſchaftlichen oder politiſchen Gründen über das Meer nach Amerika
von Normalien für alle Cinzelteile, die auf beſonderen hierfür gebau= gewandert ſind, dort ihre Treue zum ſiebenbürgiſch=ſächſiſchen und deut=
ſchen
Volkstum bewahrt haben, geht aus dem folgenden Bericht über
Raumbeanſpruchung eine hohe Leiſtungsfähigkeit beſitzt und auch bei einigten Staaten von Amerika hervor: Der Zentralverband der Sieben=
bürger
Sachſen in den Vereinigten Staaten von Amerika hielt in der
Hauptſtadt des Staates Ohio Ende Mai ſeine 21. Konvention ab, die bei
der zahlreichen Teilnahme von Gäſten aus allen Teilen der Staaten
einen großartigen Verlauf nahm. Begrüßt vom Geſang des wackeren
Germanig=Turn= und Geſangvereins, wurde die Tagung von Pfarrer
Prof. L. Fritſch von der Youngſtowner Honterusgemeinde mit einer be=
geiſterten
Anſprache eingeleitet, in welcher er zu treuem Feſthalten an der
alten ſächſiſchen Heimat und ihren Sitten mahnte. Der nächſte Tag
brachte die Sitzungen der Abgeordneten der angeſchloſſenen Vereine, die
den verſchiedenſten wirtſchaftlichen und kulturellen Fragen gewidmet
waren. Auf der anſchließenden Volksratsſitzung, die zum Großpräſiden=
ten
des Verbandes Herrn Michael Kraus erwählte, berichtete Dr. Miſch
Schneider über die Verhältniſſe in Siebenbürgen und über das uner=
hörte
Unrecht der rumäniſchen Agrarreform. Die Verſammlung ſtelte
ein Komitee auf, das mit der Regierung Verbindung halten und die In=
tereſſen
der Siebenbürger Sachſen, vor allem beim Arbeitsſekretär, ver=
treten
ſoll. Für den Fall, daß in dieſem Jahre eine Konferenz des ge=
ſamten
Deutſchtums der Vereinigten Staaten ſtattfinden, ſoll, wurden
zwei Herren als Vertreter der Siebenbürger Sachſen ſchon jetzt auser=
ſehen
. Die Tagung, die in einem feſtlichen Zuſammenſein ausklang,
gab allen Teilnehmern die Sicherheit engſten Zuſammenhalts des Sach=
ſentums
in Amerika.
Sport, Spiel und Turnen.
Fußball.
Verein für Raſenſpiele e. V., Darmſtadt.
Nach vierwöchentlicher Ruhe kommt der Fußballſport wieder zum
Wort. V.fR. eröffnet am Samstag nachmittag die Spielzeit 1923/94
mit einem Spiel ſeiner erſten Mannſchaft gegen die Ensgraber= Mann=
ſchaft
des Sportv. 98 Darmſtadt, das auf ſeinem Platz ſtattfindet.
Das Vorſpiel in der Jubiläumsſportwoche des Sportv. 98 ſteht noch
in beſter Erinnerung nach ausgeglichenem Spiel, bei dem V.fR. auf
einige ſeiner beſten Kräfte verzichten mußte, ſendete es mit 2:1 Toren zu
Gunſten der Ensgrabermannſchaft‟ Auch diesmal iſt wohl mit einem
in gleicher Weiſe intereſſanten Spiel zu rechnen.
Eine Reihe weiterer Freundſchaftstreffen, dazu angetan, das Mate=
rial
zu ſichten, mit dem VfR. di. Verbandsſpiele des Jahres 1923/94
jene Spiele, die über Auf= und Abſtieg zur höheren oder niederen
Klaſſe oder Verbleib in der bisherigen Klaſſe, entſcheiden, kurz, die
Spielſtärke feſtſtellen beſtreitet, und die in etwa vier Wochen
ihren Anfang nehmen, ſchließen ſich an. Es gilt, jene Zeit
ſo auszufüllen, daß ein ehrenvolles Abſchneiden im neuen Verbands=
ſpieljahr
gewährleiſtet wird.
Noch iſt die Frage nicht entſchieden, ob die neue Kreiseinteilung,
wonach der bisherige Odenwaldkreis in zwei Kreiſe zergliedert
wurde, nicht auch eine Verſchiebung in der Klaſſeneinteilung mit ſich
bringt und ob der V.fR. auf Grund ſeiner bisherigen Leiſtungen in
der 4=Klaſſe der nächſt höheren Klaſſe, der Kreisliga, die die zweite
Stelle in der Klaſſifizierung der Vereine des Südd. Fußballverbandes
einnimmt, zugeteilt wird. Das werden die nächſten Tage entſcheiden.
Große Hoffnungen ſetzt er auf eine Verbreiterung der Klaſſen, weil ſie
die Fußbalbewegung in die Breite und Tiefe zu führen, unter den heu=
tigen
Verhältniſſen das Einzige iſt. Dieſe Einſicht ſollte bei den Führern
der Bewegung ſtark genug ſein, als daß ſie mit gegenteiligen Maßnah=
men
die Bewegung in ihrer Entwicklung hemmen, vielleicht gar zum
A. H.
Stilſtand bringen.
Schwerathletik.
* Roßdorf. Kürzlich veranſtaltete der Kraftſportverein
Deutſche Eiche einen Mannſchaftskampf im Ringen, und zwar
die Jugendmannſchaft gegen die gleiche des Sportvereins See=
heim
. Die einzelnen Kämpfe waren durch die ſchwüle Witterung ſehr
beeinflußt, ſo daß, da auch die meiſten Teilnehmer gleichwertig waren,
die meiſten Kämpfe als unentſchieden nach 10 Minuten abgebrochen wer=
den
mußten. Die Entſcheidung führten die Teilnehmer der B=Klaſſe
herbei, zumal Roßdorf in dieſer Klaſſe allein 5 Siege verbuchen konnte.
Auch die 4=Klaſſe Roßdorfs hielt ſich diesmal tapfer; dagegen verſagte
die C=Klaſſe volſtändig. Mit einem knappen Siegverhältnis 24 30
konnte Roßdorf den Sieg an ſich reißen. Bei den darauffolgenden Her=
ausforderungen
Kleber (Ober=Namſtadt) Menzen (Roßdorf) ſiegte der
letztere nach einem ſchönen techniſchen Kampfe von 3 Minuten. Kiuchner
(Roßdorf) ſiegt in der gleichen Zeit über Hoffmann (Ober=Namſtadt) ringen Ludw. Poth (Jugend) gegen Hoffmann=Seeheim ( Feder=
gewicht
) 10 Minuten unentſchieden.
Die deutſchen Schwerathletikmeiſterſchaften.
* Heute beginnen in Erfurt die deutſchen Schwerathletik=
meiſterſchaften
, die in der Zeit vom 3. bis 6. Auguſt zum Aus=
trag
kommen. Die Darmſtädter Kraftſportler, die, wie wir höven, ſich
an verſchiedenen Wettkämpfen beteiligen werden, haben gute Ausſichten
auf Erwerb des Meiſtertitels.

Anunſre verehrl. Leſer!
Das Einholen des Bezugsgeldes geſchieht
für jeden Monat
(40a
in der Zeit vom 1. bis 6.
Unſere Trägerinnen ſind angewieſen, die
Gelder bis ſpäteſtens 8. abzuliefern. Wir bitten
Wue erchi eie des cengeh eiſht
zu halten, damit die Ablieferung bis zu dem
genannten Termin beſtimmt erfolgen kann.
Verlag des Darmſtädter Tagblattes.

Gottesdienſt der iſraelitiſchen Religionsgemeinde.
Hauptſynagoge (Friedrichſtraße).
Probe=Vortrag eines auswärtigen Kantors.
Freitag, den 3, Aug. Vorabendgottesdienſt 7 Uhr 30 Min.
Samstag, den 4. Aug. Morgengottesdienſt 8 Uhr 30 Min.
Gottesdienſt an den Wochentagen: Morgens 7 Uhr. Abends 7 Uhr,
Gottesdienſt in der Synagoge der Iſrael. Religionsgeſellſchaft.
Samstag, den 4. Aug. Vorabend 7 Uhr 20 Min. Morgens
7 Uhr 45 Min. Nachm. 5 Uhr. Sabbatausgang 9 Uhr 00 Min.
Wochengottesdienſt: Morgens 6 Uhr. Abends 7 Uhr 15 Min,
Donnerstag, den 9. Aug. Jaum Kippur Koton. Nachm.

Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für den 4. Auguſt:
Ueber Island iſt ein neues Tief erſchienen, das bei weiterem Vor=
Dilkingen Saar. Ein ſchweres Unglück ereignete ſich auf dringen nach Oſten den heiteren und trockenen Witterungscharakter der

Sogelander.
Sommerſpielzeit Bruno Harprecht (Kl. Haus), abends
7½ Uhr: Komteß Gucker! Union=, Reſidenz=, Central=
Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen. Heſſ.
Neidenfels. Auf tragiſche Weiſe um das Leben gekommen iſt Hof, 8 Uhr abends: Konzert (Leitung Hauske, Mickley, Weber).
Ad. Fleiſchmann, ſämtlich in Darmſtadt.
D
Die beutige Rummer hat 8 Seiten,

[ ][  ][ ]

Seite 6.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 3. Auguſt 1923.

Runtuter 212

Der junge Tod.

Roman von Fritz Demuth.
(Der Abdruck erfolgt mit Genehmigung des Herrn Verfaſſers und
der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung Nachf. in Stuttgart u. Berlin.)
77)
(Nachdruck verboten.)

Was hattet Ihr denn? fragte ich Marie Louiſe, als wir
allein waren.
Sie entſchloß ſich ſchwer zum Reden, aber wie ſtets in ſolcher
Lage ſiegte ihr Wille, keine Geheimniſſe mir gegenüber zu haben.
Ich habe Günter alles geſagt mit Gioffredo, daß ich ihn gern
hatte und wie das war. Vater, früher habe ich manchmal gedacht,
ich hätte ihn lieber gehabt als Günter, das iſt lange her, nur in
ein paar Momenten, wie wir zur Jagd in die Campagna ritten
und einmal, als wir zuſammen tanzten, und das hat mich bis=
weilen
gedrückt, und ich hatte immer das Gefühl, ich müſſe es
Günter ſagen. Und nun, wie ich das tat, da hab’ ich geſehen, daß
das gar nicht ſtimmte, daß das mit Gioffredo, er war ein ſehr
lieber Menſch, ganz anders war und lange nicht ſo viel und ſo
groß, wie jetzt. Und, Vater, Günter hat mir zugeredet, er war
lieb und ſo reif und verſtändig, und gedankt hat er mir für mein
Vertrauen, das wäre für ihn nun geradezu eine Krönung. Es
tſt ja häßlich gegen, den armen Gioffredo, aber ich habe mich
darüber namenlos gefreut.
Liebling: Gioffredo, das war die ganze Situation, die Dich
gefangennahm, Rom, Kunſt, Muſik, Geſelligkeit, der arme Junge
war nicht viel dabei.
Vater, ob ich mit Günter nochmal nach Italien komme?
Mit Günter? Du weißt nun gut, laſſen wir das. Ja,
ich glaube, daß Du noch einmal nach Italien kommſt.
Wird es bei uns einmal wieder ſo werden, wie’s früher
wwar, mit Muſik und Tanz und ſchönen Kleidern? fragte Marie
Louiſe.
Das kommt wieder.
Vater, es iſt ja ſo herrlich, zu leben. Ich möchte nicht
wieder immerfort an den Tod denken und an den Krieg, ich
möchte das nicht.
Nein, mein Kind, das ſollſt Du auch nicht.
Zeig mir doch Deine Bilder von Neapel und von Amalfi.
Weißt Du noch, wie Du mir das Tuch kaufteſt?
Ich weiß, Marie Louiſe, komm herein, da wollen wir die
Bilder anſehen.
Und wir gingen in mein Arbeitszimmer, aber zur Betrach=
tung
der Bilder kam es nicht, Marie Louiſes Herz war zu voll,
fie mußte ſich ausſprechen. Was habe ich heute erlebt, ſolch eine
Menge von Dingen. Und ſo iſt es jetzt jeden Tag. Welch ein
Reichtum iſt das, ein Tag iſt immer ſchöner als der andere.
Gewiß, in wenigen Tagen müßte Günter eigentlich fort,
und ich ſollte traurig ſein darum, aber ich bin es nicht. Es iſt
eine ſichere Zuverſicht in mir, Vater, ich möchte es Dir ſagen,

aber Du mußt mich nicht auslachen oder böſe ſein: ich glaube,
er wird nicht gehen.
Wie das ſein ſollte? Nun, ſein Urlaub kann verlängert
werden aus irgendwelchen Gründen, wenn er ſich zum Beiſpiel
den Fuß verſtaucht, das iſt nicht ſo ſchlimm; es kann unerwartet
zum Frieden kommen, es kann ſo mancherlei geſchehen. Gewiß,
man ſoll nicht ſo reden und empfinden, Du wirſt es vielleicht
feige nennen, wenn ich es tue, wie einer, der die Augen ſchließt,
um nicht zu ſehen, was los iſt. Ich kann mir nicht helfen, ich
glaube daran, daß Günter nicht von mir weggeht.
Vater, ich bin ja ſo glücklich. Und Vater, ich denke jetzt ſo
viel an Italien, es war doch unendlich ſchön da.
Erneſtine Pfeil, die ich auf der Straße traf, machte nochmals
einen Vorſtoß. Ich verſtehe ja Ihre Stellungnahme, ſagte ſie.
Aber wenn der Junge wieder auf Jahr und Tag an der Front
iſt, dann iſt das doch ſo gleichgültig, ob ſie verlobt ſind oder nicht.
Ich will ja nur eins: er ſoll da draußen an ſeine geliebte Marie
Louiſe denken können als an einen feſten geſicherten Beſitz, das
ſoll ihm Ruhe geben in allen Lagen, die kommen können, und
was da kommen kann, das wiſſen Sie ja.
Nein, das wollte ich nicht.
Er iſt ſo glücklich mit dem Mädchen und ſie mit ihm, ſagte
Erneſtine Pfeil, ich verſtehe Sie nicht.
Nein, ich habe die Grenze erreicht.
Als ich abends nach einem Ausgang zurückkam, war in
Marie Louiſes Zimmer Licht, ich ging zu ihr hinein, ſie lag wach
im Bett, ich nahm mir einen Stuhl und ſetzte mich zu ihr, ſie
ſagte: Eigentlich iſt ſolch Abend noch ſchöner als der Morgen.
Da liege ich ganz ſtill und will nichts mehr und denke nicht mehr,
und um mich herum iſt alles, was ich geſehen habe, woran ich
mich gefreut habe am Tage. Das iſt ganz wunderbar.
Vater, ſagte Marie Louiſe, ich habe Günter ſehr lieb.
Ich ſtreichelte ihre Stirn und ihr Haar.
Vater, mach das Licht aus und bleib dann bei mir ſitzen,
wie Du’s früher getan haſt, als ich klein war.
Ich tat, was ſie wollte, und nun ſaß ich bewegungslos im
Dunkeln und hielt ihre Hand in der meinen. Sie atmete ruhig
und immer tiefer, ich meinte, ſie ſchliefe.
Da ſprach ſie leiſe: Vater, was ich mir denke würdeſt
Du Dich nicht freuen, wenn Du einen Enkel hätteſt?
Da dachte ſie an ihr Kind, an ihr und Günters Kind.
Ja, Marie Louiſe, ich würde mich freuen.
So glücklich wäre ich. So glücklich wäre ich, wenn ich mir
das vorſtelle
Und ich dachte an ihr Kind, ein Kind, das ihr gliche und
heranwüchſe, gehegt von ihr und mir.
Ueberwältigt von Rührung beugte ich mich hinab, kniete ich
vor dem Bette nieder und küßte Marie Louiſes Hände. Marie
Louiſes weiche ſchlanke Finger glitten liebkoſend und beruhigend
ber mein Haupt und mein Geſicht.
Das Regenwetter hielt an mit unveränderter Kraft, wie es
vor ein
gen nach dem Gewitter eingeſetzt hatte, Tag und

Nacht floſſen ineinander zu einem trüben, grauen, unerfreulicn
Einerlei.
Marie Louiſe ſchritt umher mit dem freien Gange ei s
von höchſter Kraft beſeelten Menſchen, all ihr Weſen war
einen freundlichen Schein von Wärme und Innigkeit und
friedenheit getaucht.
Erneſtine Pfeil telephonierte, daß Günter erkrankt ſei, r
habe ſich eine Grippe zugezogen. Das war nicht weiter wund
bar, den viele Menſchen lagen an der Krankheit danieder,
eine ſeuchenartige Verbreitung gefunden hatte. Die Zahl r
Fälle, die mit ſchweren Nebenwirkungen auftraten, ja, die t
lich verliefen, war nicht gering, aber Günter in ſeiner Juge d
und Friſche, ſo nahm ich an, würde ſchon leicht darüber hinw=
kommen
. Marie Louiſe war entſchloſſen, den Kranken auf
ſuchen, ich warnte wegen der Anſteckungsgefahr, das wies
zurück, ſie ſei nicht ängſtlich, und ſolche Beſorgnis würde ſich
eine Krankenpflegerin, die ſie nun einmal ſei, nicht ſchicken,
werde ſich auch gut in acht nehmen und desinfizieren.
Als ich nachmittags vom Dienſte zurückkehrte, war Ma
Louiſe noch nicht zu Haus; ich machte mich auf den Weg zu d
Kranken, um ſie abzuholen.
Erneſtine Pfeil empfing mich im Eßzimmer neben de
Schlafraume Günters, ſie hatte geweint. Nun iſt der Jun
glücklich den Gefahren da draußen entronnen, ſagte ſie, dar
er hier von ſolcher tückiſchen Seuche befallen wird. Auf mei
Frage wegen des Befindens teilte ſie mir mit, daß nach Anſi
des Arztes das Herz nicht ganz ordentlich funktioniere.
tröſtete Frau Pfeil, Aerzte übertrieben oft, und Günter ſei de
ſo geſund und kräftig.
Frau Pfeil ging zu Günter, um mir Marie Louiſe
ſchicken, die trat ein, ſie war etwas nervös, aber ihre Bewegu
gen und ihre Sprache verrieten keine Beſorgnis; ſie ſagte: T.
Arzt hat angeordnet, daß Günter nicht allein bleibt, ich habe n
ſeiner Mutter verabredet, daß wir beide uns zunächſt in 1
Pflege teilen.
Marie Louiſe, das geht nicht, Du kannſt hier nicht ein
jungen Mann pflegen, ſagte ich. Das Mädchen ſah mich a
als verſtehe ſie den Sinn meiner Worte nicht, ſie ſagte: De
muß ich doch, das iſt doch ſelbſtverſtändlich. Nein, das iſt
mir fiel kein beſſeres Wort ein unpaſſend. Aber Vater
ſagte Marie Louiſe, darauf kommt es doch nicht an. Ich ſchi
telte mißbilligend den Kopf. Marie Louiſe, das mache ich nie
mit, das erlaube ich nicht, dazu liegt auch keine Notwendi
keit vor.
Erneſtine Pfeil trat ein. Ich glaube, das Fieber ſteigt;
ich noch einmal dem Arzt telephoniere? Sie ſah uns beide a
Was iſt denn? fragte ſie. Ich ſetzte ihr meine Anſicht au
einander. Sie haben nicht daran gedacht, was das für ei
Gerede geben kann, was da möglicherweiſe für Folgerunge
gezogen werden, natürlich, Sie hatten anderes im Kopf.

(Fortſetzung folgt.)

Statt besonderer Anzeige.
Die glückliche Geburt
P) Harn Bannnden Jannen

zeigen in dankbarer Freude

Dr. med. Ferdinand Sachs
u. Frau Else, geb. Hatthes

Darmstadt, am 1. August 1923
Heidelbergerstr. 7.
A0

Gott dem Allmächtigen hat es
gefallen, meinen lieben, unvergeß=
lichen
Mann, den treuſorgenden
Vater ſeiner Kinder, unſeren Sohn,
Bruder, Schwager und Onkel

Peter Stephan

Poſtſchaffner

geſtern plötzlich im Alter
42 Jahren zu ſich zu rufen.

von

Die tieftrauernden Hinterbliebenen:
Familie Stephan
Beſſungerſtraße 15, (*21967

Die Beerdigung findet ſtatt Sams=
tag
2 Uhr vom Waldfriedhof aus.

Todes=Anzeige.

Nach Gottes unerforſchlichem Ratſchluß wurde
uns unſer einziger lieber, unvergeßlicher Sohn,
Bruder, Schwager, Onkel und Enkel

Muſiker

bei dem ſchweren Eiſenbahnunglück in Kreienſen
am 31. Juli durch einen grauſamen Tod entriſſen
und bitten um ſtille Teilnahme

In tiefer Trauer:
Guſtav Mahler, Zugführer, u. Frau
Reinhold Mahler Wwe., Großmutter
Lud. Schneider u. Frau, geb. Mahler
und Kinder
Chr. Fey und Frau, geb. Mahler.

Die Beerdigung findet Samstag, 4. Auguſt, nachm.
½4 Uhr, auf dem Waldfriedhof ſtatt.
(6497

Dankſagung.

Dankſagung.

Für die überaus große Anteilnahme
und die vielen Blumenſpenden bei
dem Heimgang unſeres lieben Ent=
ſchlafenen

Georg Kirſch, Maler

ſowie für die troſtreichen Worte des
Herrn Pfarraſſiſtenten Gerſtenmeier,
ferner für die liebevolle Pflege der
Barmherzigen Schweſtern der Beſ=
ſunger
Gemeinde, dem Geſangverein
Liederhort für ſeine erhebenden
Grabchöre, der ſchönen Worte des
1. Vorſitzenden Herrn Schmidt und
ſeinen vier Sangesbrüdern und
Freunden, die ihn zur letzten Ruhe=
ſtätte
trugen, ferner der Firma Ludw.
Alter, ſowie ſeinen Arbeitskollegen
für die ihm bewieſene Aufmerkſamkeit
während, und nach ſeiner Krankheit,
dem Holzarbeiterverband und allen
den vielen, die ihm die letzte Ehre
erwieſen, ſagen wir auf dieſem Wege
unſeren tiefgefühlten, aufricht. Dank.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Babette Kirſch, geb. Gröhl.
Darmſtadt, den 2. Auguſt 1923
(*21949
Beſſungerſtraße 92.

Für die vielen Beweife herz=
licher
Anteilnahme bei dem Heim=
gange
unſerer lieben Entſchlafenen
ſagen allen auf dieſem Wege tief=
gefühlteſten
Dank. Insbeſondere
danken wir Herrn Pfarrer Goethe
für die troſtreichen Worte am
Grabe und den beiden Schweſtern
der Johannesgemeinde für die
aufopfernde Pflege während der
(*21906
Krankheit.
Die trauernd Hinterbliebenen:
J. d. N.
Adam Maul,
Poſtaſſiſtent.
Darmſtadt, den 2. Auguſt 1923.

F Bett
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gut erh. Näh Gſchſt.

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Statt Karten.

Für die überaus zahlreichen Be=
weiſe
aufrichtiger Teilnahme an
unſerem ſchweren Verluſte, ſowie
für die vielen Kranzſpenden ſpreche
ich hiermit im Namen aller Hinter=
bliebenen
meinen herzlichſten Dank
(*21892
aus.

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[ ][  ][ ]

Darmſtädter Tagblaft

3. Auguſt 1923 Nr. 212

Handeisbia

Zunahme des amerikaniſchen Handels mit Europa.
Von O. P. Auſtin, Statiſtiker der National City Bank,
New=York.
(F.P.S.) Die Prophezeiungen, daß die europäiſchen Staa=
ten
in Zukunft wenig mehr an die Vereinigten Staaten zu ver=
kaufen
haben und daß ſie deswegen dort nicht viel zu kaufen in
der Lage ſein würden, haben ſich nicht erfüllt. Vielmehr iſt
in dem mit Juni geendigten Fiskaljahr die Einfuhr aus Europa
größer geweſen als in jedem anderen Jahre der amerikaniſchen
Geſchichte, mit der einzigen möglichen Ausnahme des anormalen
Jahres 1920. Nach den erſten elf Monaten des Fiskaljahres 1923
zu urteilen, für welche die genaueren Außenhandelsſtatiſtiken
vorliegen, dürfte ſich im ganzen letzten Fiskaljahr die Geſamtein=
fuhr
der Vereinigten Staaten aus Europa auf 1,175 Mill. Doll.
belaufen haben gegen 830 Mill. Doll. im Fiskaljahr 1921/22 und
895,65 Mill. Doll. im Fiskaljahr 1913/14; ſeitdem war der Wert
dieſer Einfuhr auf 373 Mill. Doll. im Jahre 1918/19 herabge=
ſunken
geweſen, dann wieder auf 1,179 Mill. Doll., im Jahre
1919,20, auf 938 Mill. Doll. im Jahre 1920/21 und 830 Mill.
Doll. im Jahre 1921/22 geſtiegen. Gleichzeitig hat auch die Ein=
fuhr
der europäiſchen Länder aus den Vereinigten Staaten in
ſtarkem Maße wieder zugenommen. Im Fiskaljahr 1922/23 wird
ſie ſich ihrem Werte nach auf etwas mehr als zwei Milliarden
Doll. belaufen gegen 1,486 Mill. Doll. im Fiskaljahr 1913/14, ſo
daß auf ihren beiden Seiten die amerikaniſche Außenhandels=
bilanz
größere Poſten aufweiſt als in ſämtlichen Vorjahren. Ihrem
Anteil an der Geſamteinfuhr der Vereinigten Staaten nach war
die Einfuhr aus Europa von 42 Proz. im Jahre 1913/14 auf
18 Proz. im Jahre 1917/18 geſunken, um im Jahre 1922/23 wie=
der
auf 31 Proz, zu ſteigen gegen 12 Proz, im Jahre 1918/19,
23 Proz. im Jahre 1919/20 und 26 Proz. im Jahre 1920/21. Die
Ausfuhr nach Europa machte im Jahre 1919/20 50 Proz. der
amerikaniſchen Geſamtausfuhr aus gegen 62 Pro=, im Jahre
1913/14, wobei der Geſamtwert der amerikaniſchen Ausfuhr nach
Europa im Jahre 1922/23 um rund 33 Proz. größer iſt als der
im Fiskaljahr 1913/14.
Wie aus den vorſtehenden Zahlen erſichtlich, nähert ſich die
amerikaniſche Ausfuhr nach Europa und die Einfuhr von dorther
einander immer mehr: Die Einfuhr aus Europa im letzten Fis=
kaljahr
war dem Vorjahr gegenüber um 45 Proz, im Werte ge=
ſtiegen
, die Ausfuhr dorthin jedoch nur um 5 Proz. Der An=
teil
Europas an der Geſamteinfuhr der Vereinigten Staaten
dürfte ſich im letzten Fiskaljahr auf 31. Proz, belaufen haben
gegen 36 Proz. im Jahre 1920/21, 23 Proz, im Jahr 1919/20 und
12 Proz, im Jahre 1918/19. In normalen Vorkriegsjahren be=
trug
der Anteil Europas rund 50 Proz, im letzten Jahre vor
dem Krieg 47 Proz.
Die ſtarke Zunahme der amerikaniſchen Einfuhr aus Europa
bezieht ſich auf faſt ſämtliche europäiſche Staaten mit der Aus=
nahme
Rumäniens und der Schweiz. Die Zunahme der Einfuhr
aus Frankreich iſt verhältnismäßig gering geweſen, noch nicht
10 Proz. In den elf Monaten des letzten Fiskaljahres, für die
ſpezifizierte Angaben vorliegen, wurde eingeführt aus Großbri=
tannien
für 405 Mill. Doll. gegen 243 Mill. Doll. in der gleichen
Zeit des voraufgegangenen Fiskaljahres, aus Deutſchland für
131 Mill. Doll. (im Vorjahr 86 Mill. Doll.), aus Italien für 76
Mill. Doll. (im Vorjahr 57 Mill. Doll.), aus den Niederlanden
W für 71 Mill. Doll. (im Vorjahr 47 Mill. Doll.), aus Spanien für
31 Mill. Doll, im Vorjahr 25 Mill. Doll.) und aus den ſkanding=
viſchen
Ländern für 58 Mill. Doll. (im Vorjahr 36 Mill. Doll.),
aus der Schweiz hingegen nur für 32 125 000 Doll. gegen von 146 892 046 Mk. gegen 4 724 435 Mk. im Vorjahr verbleibt, der ſich
38396 000 Doll. in den gleichen elf Monaten des Fiskaljahres
Elland blieb mit einem Werte von 887 000 Doll. recht gering; rein
prozentual iſt jedoch gegenüber der gleichen Zeit des Vorjahrs,
Zunahme feſtzuſtellen.
Vom ruſſiſchen Wirtſchaftsleben.
Eierausfuhr. Die ruſſiſche landwirtſchaftliche Zentralgenoſ=
enſchaft
Selskoſojus iſt gegenwärtig eifrig mit der Vorbereitung der
Ausfuhr von rufſiſchen Eiern und ruſſiſcher Butter
zeſchäftigt. Einige Waggons mit Eiern ſind bereits nach England ber=
chwankt
eben auf den ausländiſchen Märkten zwiſchen 4,50 und 5 Pfd.
der Ausfuhr von Pelzwerk begonnen. Nach Amerika und nach Deutſch=
and
ſind bereits die erſten Fuchs= und Zobelfelle abgegangen.
Ungaben ſind im Laufe des Monats Juni aus Nawaroſſiſk nach Lon=
end
nach Ungarn 629 235 Pud Naphtha.
Verbot der Kadiarausfuhr aus Rußland. Aus Erhöhung mit der Notwendigkeit, angeſichts der heutigen Verhältniſſe,
Zelſingfors wird geſchrieben: Das Volkskommiſſariat für Außenhandel
Sowjetrepublik verboten. Dieſe Verfügung iſt darauf zurückzuführen,
die Kaviarpreiſe im Auslande eine ſinkende Tendenz zeigen.
Die Tätigkeit des Petersburger Handelshafens.
Bährend der erſten zehn Tage des Monats Juli ſind im Petersburger Geldmittel verfüge, u. a. auch über Deviſenvorräte. Der Grund zur
jandelshafen 21 Dampfer eingetroffen. Dieſe Dampfer haben u. a.
ber 11 000 To. Kohle, über 1000 To. Lokomotiven, 1716 To. Baum= die Hände zu bekommen wünſche, um das Stimmenverhältnis zu ihren
zolle, 650 To. Salpeter uſw. eingeführt.
ffizielle bolſchewiſtiſche Preſſe veröffentlicht ſoeben intereſſante Berichte
ber die Lage der Induſtrie im Gouvernement Niſhni Nowgorod. Das insgeſamt 1 777013 Stimmen angenommen. Das Stimmrecht der Vor=
Froduktionsprogramm für das Jahr 1922 ſah die Herſtellung von Wa= zugsaktien wurde von dem 35fachen auf das 45fache erhöht. Gegen
en im Werte von 17 343 000 Goldrubel vor. Das Programm iſt nur ſämtliche Beſchlüſſe gab die Oppoſition Proteſte zu Protokoll.
t 69 Prozent erfüllt worden. Die Produktivität eines einzelnen Ar=
eiters
betrug in der Metallinduſtrie 40 Prozent der Vorkriegsproduk=
on
, und in der Schwerinduſtrie 35 Prozent. Das Operationsjahr
hloß mit einem Verluſt von 160 000 Goldrubel.
Die ruſſiſch=öſterreichiſchen Handelsbeziehun=
en
. Angeſichts der Beſtätigung der ruſſiſch=öſterreichiſchen Handels=
irektor
des öſterreichiſch=ruſſiſchen Syndikats Müller zu Vertretern der
olſchewiſtiſchen Preſſe über die Ausſichten des ruſſiſch=öſterreichiſchen
er Auguſt=Ausſtellung für Landwirtſchaft in Moskau mit einer großen
nzahl öſterreichiſcher Erzeugniſſe auftreten werde.
elſingfors wird geſchrieben: Das Volkskommiſſariat für Außenhandel
eröffentlicht ſoeben in der Ekonomitſcheskaja Shiſn die endgültigen Er= G. m. b. H. in Zwickau, in dem am 30. Juni 1922 abgelaufenen Ge=
ſtik
betrug der Wert der Ausfuhr 32 800 000 Goldrubel. An erſter
telle muß unter den Ausfuhrwaren Pelzwerk genannt werden, das für
880000 Rubel ausgeführt worden iſt. An zweiter Stelle ſtehen Naph= der Tüllweberei hat das Geſchäft merklich angezogen.
ſgerzeugniſſe mit 7 407 000 Goldrubel. Es folgt Getreide mit über
r Ausfuhr ſind allein 45,6 Prozent nach Deutſchland gegangen,
ach Amerika, 4.7 Prozent nach Finnland, 4.1 Prozent nach Polen, 2.1
rozent nach Belgien und 15 Prozent nach der Türkei uſtw. Von den
eſtgebiet und dem Südoſtgebiet uſw. Die ſtagtlichen Organe waren von Mannheim nach Sinsheim a. d. Elſenz beſchloſſen.

Der Rückgang der franzöſiſchen Roheiſen= und
Stahl Erzeugung infolge des Ruhreinbruchs.

143 und die gemiſchten Geſellſchaften mit 78 Prozent. Auf Privat=
runden
Zahlen 17 250 000 Goldrubel. Die Handelsbilanz war alſo aus=
geſprochen
aktiv. Auch bei der Einfuhr ſteht Deutſchland, mit
6 708 000 Goldrubel an erſter Stelle; es folgen England mit 6 409 000,
Schweden mit 1601 000 und Finnland mit 437 000 Goldrubel. In wei=
tem
Abſtand folgen dann Eſtland. Perſien, Polen, die Türkei, Lettland,
die Tſchechoflowakei, Amerika, Oeſterreich und Norwegen. An der Ein=
fuhr
waren die ſtaatlichen Organe mit 90 Prozent beteiligt, die gemiſch=
die
Genoſſenſchaften mit 2 Prozent. An erſter Stelle bei der Cinfuhr
ſtehen Halbfabrikate für die Textilinduſtrie mit über 8 Millionen Gold=
rubel
; es folgen Brennſtoffe mit 1 646 000 und Produkte für die Mon=
taninduſtrie
mit 1 168 000 Goldrubel. An fertigen Metallen wurden für
722000 und an Papier für 428000 Goldrubel eingeführt.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
1924 volldividendenberechtigte Stammaktien werden den Beſitzern der
6000 Mk. alte Stammaktien nom. 1000 Mk. neue zu 600 % zuzüglich
Bezugsrechtsſteuerpauſchale und Börſenumſatzſteuer bezogen werden
können. Das Bezugsrecht iſt bis zum 22. Auguſt inkl. auszuüben.
Eh. Klein, Schanzlin u. Becker A. 6., Frankenthal
(Pfalz). Die Geſellſchaft beruft auf den 25. Auguſt eine außerordentliche
Generalverſammlung nach Heidelberg ein zwecks Erhöhung des Grund=
kapitals
um 20 Mill. Mk. durch Ausgabe von 20 000 neuen, ab 1. Jan.
1923 dividendenberechtigten Stammaktien zu 1000 Mk. Nennwert und
Erhöhung des Stimmrechts der Vorzugsaktien.
* Tafel=, Salin= und Spiegelglasfabriken A. G.,
Fürth. Die G.=V. vom 27. Juli genehmigte den Abſchluß und ſetzte
die Dividende mit 400 % auf Stammaktien und 6 % auf Vorzugsaktien
feſt. Für das abgelaufene Geſchäftsjahr weiſt der Abſchluß einen Wa=
rengewinn
von 194 200 630 (i. V. 14 071 812) Mk. aus. Pachterträgniſſe
lieferten 187 791 Mk., für Unkoſten wurden 45 831 246 Mk., für Ab=
ſchreibungen
1 665 129 Mk. verwandt, ſo daß ein Reingewinn in Höhe
einſchließlich Vortrag auf 147 171 834 Mk. ſtellt. In der Bilanz erſcheinen
1921/22Die gleichzeitige Einfuhr aus dem europäiſchen Ruß= Vorräte mit 225 637 070 Mk. Debitoren mit 667 209 224 Mk. Kaſſe mit
3 634 976 Mk. Effekten mit 2 047 947 Mk. Andererſeits hatten Kreditoren
464 217 914 Mk. zu fordern. Der Geſchäftsbericht teilt mit, daß für den
Inlandsabſatz die Preiſe nicht immer mit der ſich überſtürzenden Ent=
als
die Einfuhr ſich auf 22000 Doll. belaufen hatte, eine ſtarke, wicklung der Geſtehungskoſten Schritt zu halten vermochten, daß dagegen
durch das Auslandsgeſchäft ein entſprechender Ausgleich geſchaffen wer=
den
konnte. Der Geſchäftsgang war im allgemeinen gut. Der Un=
gaben
für Werkerneuerung, welche auf allen Anlagen ruhen, und denen
gegenüber die Beſtandsziffern der Anlagen Nichtigkeiten ſind, ſind die
ſämtlichen Anlagepoſten auf 1 Mk. abgeſchrieben. Aus der gleichen Er=
wägung
heraus erſchien es notwendig, die Rückſtellung für Werkerhal=
auft
worden, und zwar entweder direkt aus Petersburg nach London tung und Ofenerneuerung unter gleichzeitiger Ueberführung nicht mehr 112,78), alſo um 187,3 Mill. Mk. mehr.
oder durch Kommiſſionäre in Niga. Der Preis für eine Kiſte Eier bedingter Reſervenkonten auf 25 Millionen Mk. zu erhöhen. Ueber die
Ausſichten des neuen Geſchäftsjahres läßt ſich bei der Erſchütterung aller
Sterling. Die genannte genoſſenſchaftliche Organiſation hat auch mit Grundlagen der deutſchen Wirtſchaft nichts Beſtimmtes vorausſagen, verſammlung ein, um über die Kapitalserhöhung von 600 auf 1800
Bisher iſt der Geſchäftsgang rege geweſen.
* Sachſenwerk A. G., Niederſedlitz. Die a.v. G.=V.
Die Naphtha=Ausfuhr. Nach offiziellen bolſchewiſtiſchen vom 31. Juli brachte wieder eine Oppoſition. Die Verwaltung bean=
von
und Konſtantinovel 1038 575 Pud Benzin ausgeführt wurden denberechtigter Stammaktien auf 350 Mill. Mk. Als Mindeſtausgabe= den unſicheren politiſchen und wirtſchaftlichen Verhältniſſen nicht gerecht=
Vorratsaktien, ſei es zur Verwertung oder zum Umtauſch, zur Verfüg=
ſat
ſoeben durch Zirkular die Ausfuhr von Kaviar aus der geſamten ung zu halten. Der Geldbedarf ſei zur Zeit noch nicht dringend. R.=A. der gleichen Anſicht ſei ſie wäre aber durch Vorverträge, die bereits
für ganz ungenügend: er ſei gegen die Erteilung einer Blankovollmacht,
da ihm bekannt ſei, daß die Geſellſchaft augenblicklich über genügende Zeit einen neuen Antrag auf Kapitalserhöhung einbringen werde.
Kapitalserhöhung ſei wohl nur der, daß die Verwaltung neue Aktien in
Gunſten verſchieben zu können. Die Verwaltung erwiderte hierauf
Die Kage der Induſtrie in Niſhni Nopgorod. Die nichts, und auch die übrigen Aktionäre hüllten ſich in Schweigen. Die erbielt die Genehmigung zur Ausgabe von 500 Mill. Mk. 12prozent,
Verwaltungsanträge wurden dann ſämtlich gegen 207 067 Stimmen von
* David Richter A. G., Chemnitz. Die Geſellſchaft erzielte
eine Dividende von 300 % auf ein Aktienkapital von 6.7 Mill. Mk.
in Braifeit engs beiſchit durch ie Soperediermng iar Iic der Leltang dergiſlagen Bicht. 10 Miloner Mt. weidert berſchierer 1. fir Dachaude nit Der. Uer. UDer und Dr- Neuneltergute
vorgetragen. Ju der Bilanz erſcheinen Außenſtände einſchl. Bankgut=
andels
geäußert. Herr Müller betonte, daß die neue Geſelſchaft in haben mit 275868 Mk. ſi. V. 11,863 Mill.) und Waren nebſt Material= Goldmark für den Quadratmeter. Die Preiſe verſtehen ſich für den
lernächſter Zeit mit ihrer Tätigkeit beginnen werde und bereits auf beſtänden mit 7336 Mill. (i. V. 5,769 Mill) Mk. Andererſeits betragen waggonweiſen Bezug frei Verſandſtation bei ſofortiger Barzahlung in
Der Außenhandel Sowjetrußlands im Mai. Aus erhöhung von 0330 Mill. Mk. auf 62 Mill, erhöht worden. Der Bericht Dollargeldkurſes am Tage vor der Zablung=
teilt
weiter mit, daß das Zweigwverk, die Zwickauer Spitzenweberei
bniſſe des ruſſiſchen Außenhandels im Monat Mai. Nach dieſer Sta= ſchäftsjahre mit Verluſt gearbeitet, wogegen das laufende Geſchäftsjahr
ſehr hohe Erträgniſſe gebracht hat. Die Geſellſchaft iſt in der Abteilung
Maſchinenfabrik noch für viele Monate mit Aufträgen verſehen; auch in
Milionen Nubel und Faſerſtoff mnit rund 4.4000 Gobrubel. Zon Amerikaniſchen Fetroleum=A. G. wurden, neu im den Aufe, hohen Znsſtzen weniger geneigt zu Abſchlüſen wurden. Fir Neu=
ſichtsrat
gewählt: Heinrich A. v. Riedemann=Zürich, A. Stein=Kopen=
74 Prozent nach England, 128 Prozent nach Lettland, 11,9 Prozent hagen und Rechtsanwalt Liebmann=Bremen. Dr. jur, Heinrich=Bremen
wurde zum Mitglied des Vorſtandes gewählt.
*h. Univerſum A. 6., Geſelſchaft zur Beſchaffung von Be= t
usfuraitern kauen 5 Aruzent us Meskau, 129 Pronent aus der tzieböniteln fir Hntel und Fdltrie. Die außerarbentiche Geierls Delſaten waren ſehr feſt terartkel logen für nehe Feruufe ife
kraine, 5.4 Prozent aus Sibirien und je 24 Prozent aus den Nord= berſammlung am 30. Jult hat die Verlegung des Sitzes der Geſellſchaſt ſbätere Lieferungen feſt. Deviſen und Vanknoten wurden hente nicht

Fh. Hamburg, 1. Aug. Die Generalverſammlung der Man=
gan
=Erzwerke A. G. in Hamburg genehmigte den Abſchluß des
erſten Geſchäftsjahres und beſchloß die Erhöhung des Grundkapitals um
60 auf 84 Mill. Mk. Die Aktien werden von einem Konſortium unter
Führung des Bankhauſes Louis Berndt Nachfolger in Berlin übernom=
men
und den Aktionären im Verhältnis von 4: 1 angeboten zum Kurs
von 4000 %. Die Geſellſchaft hat im erſten Halbjahre 1923 einen Nein=
gewinn
von 775 Mill. Mk. erzielt und produziert jetzt monatlich Erze im
Werte von vielen Milliarden. Sie bedarf daher größerer Mittel.
Eh. Bremen, 1. Aug. Die Handelskammern in Bremen, Lübeck
und Hamburg haben ihre bekannten Einwände gegen die Debiſenver=
ordnung
, die ſie bereits in verſchiedenen Eingaben einzeln geltend ge=
macht
haben, in gemeinſamer Sitzung zuſammengefaßt und dem Reichs=
kanzler
übermittelt. Gleichzeitig haben ſie ſich über die Richtung, in der
die wirkſame Abhilfe unſerer finanziellen Not geſucht werden muß,
geäußert.
* Walter Kellner A.=G., Barmen. Die Geſellſchaft er=
zielte
einen Rohgewinn von 331,48 Mill. Mk., gegen 4,25 Mill. Mk. i.
V. Für Abſchreibungen werden 4,2 Mill. Mk. verwandt. Die Dividende
foll in Höhe von 300 Proz, auf ein Aktienkapital von 54 Mill. Mk. zur
Verteilung gelangen (i. V. 12 Proz. auf 18 Mill. Mk.) Der Vorſtand
teilt mit, daß trotz des Ruhreinbruches und der damit verbundenen
Schlwierigkeiten in der Materialbeſchaffung ſowie im Verſand der Er=
zeugniſſe
, es doch gelungen ſei, den ſtörungsfreien Fabrikarionsbetrieb
auſrecht zu erhalten. In der Abteilung Pavierverarbeitungsmaſ hinen
wurden eine Anzahl neuer Konſtruktionen aufgenommen, die ſich in der
Peaxis bewährt und einen guten Abſatz gefunden hätten. In der Ab=
teilung
automatiſche Kartonnagenmaſchinen wurde die Serienfabrikation
eingeführt. Die Druckmaſchinenabteilung ſtand während des Jahres in
teller Beichäftigung. Ein großer Teil der Fabrikation entfiel auf den
an der Ausfuhr mit 75,6 Prozent beteiligt, die Genoſſenſchaften mit Esport. Im November wurde die Zweigſtelle in Hamm unter der
Furma Kelner Elektro A.G. in eine ſelbſtändige A.=G. mit dem Sitz in
verſonen entfielen nur 23 Prozent. Die Einfuhr betrug in Hamm ungewandelt. Die Geſellſchaft führte zu Beginn des Jahres
Kapitalzerhöhung durch, ſo daß die Bilanz verhältnismäßig flüſſig er=
ſcheint
. Debitoren ſind mit insgeſamt 1 031 Mill. Mk. (i. V. 14,9 Mill.
Mk.) aufgeführt, worin 222 Mill. Mk. Bankguthaben enthalten ſind,
während in den mit 794 Mill. Mk. (i. V. 32 Mill. Mk. ausgewieſenen
Verpflichtungen nur 3,8 Mill. Mk. Bankſchulden enthalten ſind. Die
Warenvorräte erſcheinen mit 344 Mill. Mk. (i. V. 41 Mill. Mk.). Die
Anlagen, die im vergangenen Jahr noch mit 5 Mill. Mk. zu Buche
ſtanden, ſind auf den Mindeſtwert amortiſiert. Der Reſerbefonds iſt
ten Geſellſchaften mit 5.5 Prozent, Pribatperſonen mit 2,6 Prozent uud durch Zuführung des Agios aus der Kapitalzerhöhung von 2,9 Mill=
Mk. auf 185 Mill. Mk. geſtiegen. Der Delerederefonds iſt von 0,9 Mill.
Mk. auf 30 Mill. Mk. erhöht worden, anſcheinend im Voraus aus dem
Gewinn des abgelaufenen Geſchäftsjahres. Bezüglich der Gewinnvertei=
lung
iſt noch zu erwähnen, daß 14,8 Mill. Mk. dem Reſerbefonds über=
wieſen
und 119,8 Mill. Mk. für Körperſchaftsſteuer zurückgeſtellt wurden,
*h. Deutſch=Südamerikaniſche Export= und Im=
port
=A. G., Mannheim. Die Geſellſchaft beabſichtigt, bei einer
demnächſt einzuberufenden außerordentlichen Generalverſammlung die
Gebr. Junghans A. G. 10 666 Mill. Mk. neue, für 1923= Erhöhung des Aktienkapitals um.30 Mill. Mk. Stammaktien mit Divi=
dendenberechtigung
für das vom 1. Mai bis 31. Dezember laufende Ge=
alten
Stammaktien derartig zum Bezug angeboten, daß auf nominal ſchäftsjahr vorzuſchlagen. Der Ausgabekurs der neuen Aktien iſt noch
nicht feſtgeſetzt, weil dies von den wirtſchaftlichen Verhältniſſen zur Zeit
der Generalverſammlung abhängt. Für die alten Aktionäre iſt ein
Bezugsrecht von etwa 2: 1 in Ausſicht genommen.
* Deutſch=Rumäniſche Petroleum A.=G. Von den
zur Ausgabe gelangenden 180 Mill. Mk. ab 1. Juli 1923 dividendenbe=
rechtigter
Stammaktien wird ein Teilbetrag von 20 Mill. Mk. den alten
Aktionären zum Bezug angeboten. Auf nominal 3000 Mk. alte entfallen
nominal 1000 Mk. junge zu 1000 Proz, zuzüglich Börſenumſatzſteuer.
Das Bezugsrecht iſt bis zum 18. Auguſt einſchließlich auszuüben.
Banken.
* Rheiniſche Hypothekenbank, Mannheim. 10,1232
Mill. Mk. neue auf 1. Juli 1923 dividendenberechtigte Stammaktien wer=
den
den alten Aktionären zum Bezug angeboten. Auf Nominal 9600
Mk. alte entfallen nominal 2 400 Mk. junge zu 2 700 Proz, zuzüglich
Börſenumſatz= und Bezugsrechtsſteuerpauſchale. Das Bezugsrecht iſt bis
zum 30. Auguſt einſchließlich auszuüben.
Pfälziſche Hypothekenbank. Auf einen Teilbetrag von
8,25 Mill. Mk. neue ab 1. Juli 1923 dividendenberechtigte Stammaktien
wird den ſeitherigen, Stammaktionären in der Weiſe ein Recht einge=
räumt
, daß auf nominal 8000 Mk. alte nominal 2000 Mk. junge zu
2700 Proz. entfallen. Das Bezugsrecht iſt bis zum 30. Auguſt auszuüben.
*h. Pfälziſche Hypothenkenbank, Ludwigshafen
a. Rh. Die erſte Halbjahrsbilanz 1923 weiſt einen Pfandbriefumlauf
ſicherheit aller Verhältniſſe wurde bei der Aufſtellung der Bilanz nach von 551,13 Mill. Mk. (Ende 1922 473,52) auf und hat ſomit eine Zu=
Möglichkeit Rechnung getragen. Mit Rückſicht auf die enormen Aus= nahme bis 30. Juli von 7761 Mill. Mk. erfahren. Der Beſtand au
Regiſterhypotheken beziffert ſich auf 472,78 und Erſatzdeckung auf 87.47
Mill. Mk. (Ende 1922 465,56 und 15,88), der Umlauf an Kommunalobli=
gationen
auf 262,36 EEnde 1922 109,66), alſo eine Vermehrung um 152,7
Mill. Mk. der Beſtand an Kommunaldarlehen auf 30008 (Ende 1922
h. Die Hamburger Handelsbank, Kommanditgeſellſchaft
in Hamburg, beruft auf den 23. Auguſt eine außerordentliche General=
Mill. Mk. Beſchluß zu faſſen. In der g.o. G.=V. am 21. Juni wurde,
wie damals gemeldet, der gleiche Antrag auf Kapitalserhöhung mit
Stimmenmehrheit abgelehnt. Die Oppoſiton gab in der Verſammlung
tragte Kapitalserhöhung um 100 Mill. M. ab 1. Januar 1923 dibiden= der Anſicht Ausdruck, daß die Kapitalserhöhung in dieſem Umfange bei
kurs wurden 101 % vorgeſchlagen. Die Verwaltung begründete die fertigt ſei. Auch ſei die Geſchäftslage der Bank ſo günſtig, daß eing
Kapitalserhöhung nicht nötig erſcheine. Von der Verwaltung wurde er=
klärt
, daß ſie die Gründe der Gegenſeite wohl würdige, auch teilweiſe
Dr. Neumark, als Vertreter eines Aktionärs, erklärte dieſe Begründung vor Monaten abgeſchloſſen worden ſeien, zu dem Antrag genötigt. Nach
Ablehnung des Antrags teilte die Verwaltung mit, daß ſie zu gegebener
Anleihen.
* Neue Stadtanleihen. Die Stadtgemeinde Ludwigshaſen
Schuldverſchreibungen.
Preisaufſchläge.
Vom Verband Deutſcher Dachpappenfabrikan=
im
abgelaufenen Geſchäftsjahr einen Nohgewinn von 30,891 Mill. Mk. ten wird uns geſchrieben: Richtpreiſe in Goldmark für Dachpappe.
(i. V. 4,599 Mill.). Nach Abſchreibung in Höhe von 93 605 Mk. ver= Die in ſchnelſtem Tempo fortſchreitende Geldentwertung hat es auch für
bleibt ein Reingelvinn von 30,873 Mill. Mk. (i. V. 1,896 Mill.), aus dem die Dachpappeninduſtrie unumgänglich gemacht, für die Folge die Preiſe
in Goldmark feſtzuſetzen. Der Verband Deutſcher Dachpappenfabrikan=
(i. V. 40. % auf 3,7 Mill. Mk.) und 7 % auf die Vorzugsaktien zur Ver= ten hat daher die folgenden Goldmarkrichtpreiſe am 31. Juli feſtgeſetzt:
Unterſtützungskaſſen zugeführt und 0,752 Mill. Mk. auf neue Rechnung 069, 058, 040 und 0,32 Goldmark, für den Quadratmeter; 2. für
Iſolierpappe mit 80er, 100er, 125er Rohpappeneinlage 126. 0,95, 0,79
die Verbindlichkeiten und Anzahlungen 253,122 Mill. (i. V. 8,878 Mill.) Papiermark. Die Umrechnung der Goldmarkpreiſe in Paviermark er=
Mark. Die geſetzliche Rücklage iſt durch das Agio aus der Kapitals= folgt über den Dollar, und zwar unter Zugrundelegung des jeweiligen
Warenmärkte.
Berlin, 2. Aug. (Wolff.) Am Produktenmarkt wird
die Unternehmugsluſt durch die Knappheit des Geldes recht erſchwert.
Die Zurückhaltung wurde durch die plötzliche Diskonterhöhung der
*g= Hamburg 31. Juli. In der a.o. G.=V. der Deutſch= Reichsbank noch erhöht, ſo daß die Käufer bei den ſchon außerordentlich
bleibt das verfügbare Material bei anhaltend ſtarker Nachfrage nach
Weizenmehl knapp. Roggen war dagegen wieder ziemlich viel bei etwas
niedrigeren Preiſen am Markte. Für Gerſte erhöht ſich der Preisſtand
teilweiſe weiter. Aehnlich war dies auch für Hafer. Mais blieb ruhig,
notiert.

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Seite 8.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 3. Auguſt 1923.

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des Darmſtädter Tagblattes und den üblichen Verkaufsſtellen zu haben.

3454

Es iſt feſtgeſtellt worden, daß de
Bekanntmachung vom 10. Juli ds. fs.
wonach auch der von Privaten b ge=
ſtellte
Wein, Obſt= und Beerenwein er=
brauchsabgabepflichtig
iſt, vielfach ſcht
entſprochen wurde. Ich bringe des alb
nachfolgend die hierfür gültigen Be m=
mungen
nochmals zur allgemeinen K nt=
nis
mit dem Bemerken, daß ich d
drücklichſt gegen diejenigen mit Sti ſen
vorgehen werde, die gegen dieſe Be m=
mungen
verſtoßen.
(st 112
Der in der Stadtgemarkung ſr=
geſtellte
Wein, Obſt= und Beeren ſin
unterliegt der Verbrauchsabgabe.
Wer Wein, Obſt= oder Beeren in
herſtellt, hat dies vor Beginn der I=
terung
im Stadthaus, Zimmer 0,
ſchriftlich oder mündlich anzuze en
unter gleichzeitiger Angabe, an wel en
Tagen die Kelterung begonnen id
beendet werden ſoll. Ueber die ſ=
zeige
wird eine Beſcheinigung ert t,
die im Kelterhauſe aufzubewahren d
den mit der Aufſicht beauftragten ſ=
amten
auf Verlangen vorzuzeigen t.
Die Kelterung wird, wenn es k
um größeren Mengen handelt, d.h
die Aufſichtsbeamten überwacht, e
berechtigt ſind, die Menge des bere=
ten
Moſtes ſowohl im Kelterhaus 5
im Keller jederzeit feſtzuſtellen.
dieſer Feſtſtellung darf von dem
wonnenen Moſt nichts verbraucht r;
entfernt werden.
Nach beendeter Kelterung wird
Abgabe von dem hergeſtellten W
nach den Sätzen der Gebührenordn=
berechnet
und erhoben.
Zuwiderhandlungen gegen v
ſtehende Beſtimmungen werden e
weder nach § 15 der Verbrauchs
gabeordnung vom 24. Auguſt 1832
Hinterziehung beſtraft, oder, falls
Betrag der hinterzogenen Abgabe ni
feſtgeſtellt werden kann, mit Ordnung
ſtrafen geahndet.
Darmſtadt, den 1. Aug. 1923.
Der Oberbürgermeiſter.

Grube Prinz v. Heſſen

Infolge der fortſchreitenden Gelder
wertung können wir in Zukunft nur nr
gegen Vorauszahlung liefern. Beſte
lungen bis zu 200 Zentnern ſind nur
Stadtkaſſe, Zahlſtelle 3, bei gleichzeitig
Zahlung zum Tagespreiſe aufzugebe
Abſchlüſſe über größere Mengen ſindm
der Grubenverwaltung zu tätigen. Lief
rung erfolgt ſchnellſtens. Für Selbſtal
holer erfolgt der Barverkauf an de
Grube nach wie vor.
(st651
Darmſtadt, den 2. Aug. 1923.
Verwaltung der ſtädtiſchen Braun
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