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zug des Bezugspretſes. Beſiellungen und Abbefteie
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 193
Sonntag, den 15. Juli 1923
186. Jahrgang
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auf Erfüllung der Anzeigenaufſträge und Leiſtung
von Schadenerſatz. Bei Konkurs oder gerichtlicher
Beitreihumg fäüt jeder Rabatt weg. Bankkonto=
Deutſche Bank und Darmſtädter 8 Nationalbank.
Deutſch immerdar.
ſpazier=
Wien, 14. Juli. (Wolff.) Die Reichsparteileitung und
der Abgeordnetenverband der Großdeutſchen Volkspartei
erlaſ=
ſen einen Wahlaufruf, in dem ſie darauf hinweiſen, daß die
Partei ſtets eine Politik der Treue und erfolgverſprechender
Ar=
beit verfolgte. Der Aufruf ſchließt: Gevade die unterdrückten
Brüder im Reich werden uns im kommenden Wahlkampf ein
Anſporn ſein, lauter denn je zu erklären, daß wir eins ſind mit
ihnen im Sinne von Deutſchland, Deutſchland über alles, im
Un=
glück nun erſt recht!
Der Reichskanzler an den Saarverein.
Berlin, 14. Juli. (Wolff.) Der Reichskanzler hat heute
an den Bund „Saauverein” anläßlich ſeiner dritten Tagung in
Karlsruhe am 14. und 15. Juli folgendes Telegramm gerichtet:
Namens der Reichsregierung überſende ich dem Saarverein
zu ſeiner diesjährigen Tagung herzliche Grüße. Mit wärmſter
Anteilnahme verfolgt die Reichsregierung das Geſchick der
Saar=
bevölkerung und anerkennt voll Dank die unwandelbare Treu
zum Vaterland.
mſtaht,
Paris, 14. Juli. (Wolff.) Nach einer Havas=Meldung
aus Aachen hat das helgiſche Briegsgericht in Aachen drei
Deutſche, die in der Meldung ohne nähere Angaben als
Sa=
boteure bezeichnet werden, zum Tode verurteilt. Ihre
Namen ſind: Graf von Keller, Ludwig Schultz und
Cin=
gender. Ein vierter Angeklagter namens Lyrbeer wurde
zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt. er
*
An Berliner amtlicher Stelle liegen noch keinerlei
Nachrich=
ten über das neue Bluturteil und über die den Verurteilten
zur Laſt gelegten Handlungen vor. So wenig wie in früheren
Fällen ſteht aber auch diesmal, wie von vornherein betont
wer=
den muß, fremden Militärgerichten bei ihrer angemaßten
Tätig=
leit Recht und Geſetz zur Seite. Die Warnungen vor
Ueber=
anſpannung des Bogens ſchlugen die Organe der
Einbruchs=
nächte erneut in den Wind. Sie legen es erſichtlich darauf an,
daß ihre Maßregeln zu einer noch ſchärferen
Erbitte=
ungder bedrückten Bevölkerung führen. Auch
die=
es neue Bluturteil — zwölf Deutſche wurden nunmehr von den
remden Kriegsgerichten den Henkersknechten ausgeliefert —
ge=
ſört zu dem kaltblütig durchgeführten Syſtem, wodurch die
Be=
ölkerung endgültig in ihrem Widerſtand gebrochen werden ſoll,
ſevor eine Löſung des Konflikts herbeigeführt werden kann.
Die Bevölkerung muß darauf gefaßt ſein, daß in der nächſten
Zeit durch verſtärkte Drangſalierung die politiſchen Ziele der
ranzöſiſchen Regierung erzwungen werden ſollen. Sie wird
ruch dieſen Verſuchen gegenüber ihre alte, jetzt doppelt wirkſame
Standhaftigkeit beweiſen und ſich auch durch gehäufte Terrorakte
licht von dem einmal aufgenommenen Widerſtand abbringen
aſſen.
Begnadigung zweier algeriſcher Schützen.
Mainz, 14. Juli. (Wolff.) Zwei Angehörige des
6. algeriſchen Schützen=Regiments waren vom
ranzöſiſchen Kriegsgericht in Landau wegen Ermordung des
kaufmanns Rungen aus Pirmaſens, zum Tode bezw. zu
ebenslänglicher Zwangsarbeit verurteilt worden. Auf
einge=
egte Berufung wurde das Urteil aufgehoben, und in der
noch=
taligen Verhandlung verurteilte das Kriegsgericht beide zu
ebenslänglicher Zwangsarbeit und
Degra=
ation.
1,9 Miſſiarden Mark beſchlagnahmt.
Paris 14. Juli. (Wolff.) Nach einer Havas=Meldung
us Eſſen ſind dort 1950 000 000 Mark beſchlagnahmt worden,
ie zu Lohnzahlungen an Eiſenbahner beſtimmt geweſen ſeien.
Schikanen.
Mannheim, 13. Juli. (Wolff.) Am 9. Juli aus der
ſegend von Zweibrücken gewaltſam abbeförderte 18 Eiſenbahner
rhielten auf dem Transport von 5 Uhr früh bis nachmittags
Uhr trotz der großen Hitze keinerlei Getränke. Als die Leute
n der Brücker von Germersheim um Waſſer baten, wurden ſie
uf den Rhein verwieſen, in dem Waſſer genug ſei. Bei der
ollreviſion hat ein Soldat einem Beamten 50 Zigarren
abge=
ommen.
Zur Beſetzung von Limburg.
Paris, 14. Juli. (Wolff.) Der Ere Nouvelle erſcheint die
idgültige Beſetzung von Limburg a. d. L. im
gegen=
härtigen Augenblick zum mindeſten bedauerlich. Es ſei zu
efürchten, daß der engliſche Oberkommiſſar in Koblenz, Lord
ilmarnock, ſeine Regierung ganz beſonders auf dieſe
Be=
tzung und ihr Zuſammentreffen mit der Erklärung des
Pre=
rierminiſters Baldwin hinweſen werde, denn die Koblenzer
one intereſſiere Großbritannien unmittelbar. Ehemals
ameri=
miſch, ſeit der Beſetzung des Ruhrgebiets franzöſiſch, ſei dieſe
one, die an den engliſchen Bezirk von Köln anſtoße, nach wie
or Beſitz der Rheinlandkommiſſion. Es frage ſich, ob Lord
Kil=
larnock noch weiter in ihr verbleiben werde, wenn er die ſtumme
ferſon dabei ſpielen ſolle.
Vom Tage.
Zu dem geplanten oſtoberſchleſiſchen Katholikentag
hatten auf Wunſch des kirchlichen Oberhirten die deutſchen Katholiken
ihre Beteiligung zugeſagt. Nunmehr veröffentlichen die deutſchen
Mit=
glieder des Zentralkomitees eine Erklärung, worin ſie die
Beteili=
gung der deutſchen Katholiken abſagen, da der Terror
gegen die deutſchen katholiſchen Vereine und die deutſchen Katholiken
ein öffentliches Auftreten nicht geſtatte.
Der gemeinſame Ausſchuß für internationale Fragen des
General=
rates des Gewerkſchaftskongreſſes und des
Vollzugsaus=
ſchuſſes der parlamentariſchen Arbeiterparteien in London faßte den
Beſchluß, die Zuſtimmung zur Regierungserklärung
auszuſprechen.
Londoner Meldungen zufolge wird das Londoner
Kabi=
nett erſt am kommenden Mittwoch mit dem Entwurf auf die deutſche
Antwort ſich beſchäftigen. Es wird angenommen, daß am Donnerstag
der Entwurf den verſchiedenen Mächten zugehen wird.
Der franzöſiſche Miniſterrat ſoll ſich für die
Verhand=
lungstaktik entſchieden haben, was durchaus wahrſcheinlich iſt, da die
Verhandlungstaktik in jedem Falle als gleichbedeutend mit
Ver=
ſchleppungstaktik zu gelten hat.
Rakowski, der Stellvertreter des Volkskommiſſars für
auswär=
tige Angelegenheiten der Sowjetunion wurde zum Vorſitzenden der
Konzeſſionskommiſſion, in London ernannt.
Der Völkerbund ſoll entſcheiden.
Paris, 14. Juli. (Wolff.) Die Ere Nouvelle will wiſſen,
daß der geſtrige Kabinettsrat es nicht abgelehnt
habe, ſich an einer gemeinſamen Antwort an
Deutſch=
land zu beteiligen. England ſuche einen
Schieds=
ſpruchdes Völkerbundes, wie man jetzt in Paris
anzu=
nehmen ſcheine. Der Schlüſſel der künftigen Politik in der
Re=
parationsfrage liege alſo nicht in Paris, London oder Brüſſel,
ſondern in Genf.
Frankreich auf der Lauer.
Paris, 14. Juli. (Wolff.) Wie das Journal mitteilt, hat
geſtern der Miniſterrat, der ſich mit der franzöſiſchen
Haltung angeſichts der britiſchen Erklärung beſchäftigte,
be=
ſchloſſen, der britiſchen Aktion Zeit zur
voll=
kommenen Entwicklung zu laſſen, damit man
als=
dann in voller Kenntnis handeln könne.
Es ſei, ſchreibt der Außenpolitiker des Blattes, zwar lockend,
ſofort die Offenſive zu ergreifen, da das zu erwartende engliſche
Dokument leicht von vornherein zu widerlegen wäre, man wolle
aber mit Ruhe den engliſchen Entwurf abwarten, da es ja
mög=
lich wäre, daß er die weſentlichen Direktiven der
franzöſiſch=
belgiſchen Politik einnehme, ſo die Notwendigkeit einer
vor=
herigen deutſchen Kapitulation. Wenn der Entwurf ferner
er=
kläre, daß die Ruhrbeſetzung bis zur vollkommenen Regelung
der Reparationsfrage fortgeſetzt werde, und wenn er als das
Minimum der Zahlungen das annehme, auf das ſich
Frank=
reich und Belgien feſtgelegt hätten, ſo könne wan in den
Ver=
handlungen fortfahren. Im gegenteiligen Falle aber werde
Frankreich ſich nicht zu einer diplomatiſchen Aktion verſtehen, die
ſchon von vornherein zur Unfruchtbarkeit verdammt ſei.
Frank=
reich habe eine ſtarke Stellung und es werde warten, bis
Eng=
land ihm den Beweis für ſeine Methode gebracht habe. Das
werde nicht lange dauern.
Belgiens Standpunkt.
TU. Paris, 14. Juli. Der erſte Optimismus, den die
Er=
klärungen Baldwins am Donnerstag abend in Brüſſel
hervor=
riefen, hat ſich einer Meldung des Oeuvre zufolge nachträglich
beſtätigt. Ein in der internationalen Politik ſehr beſchlagener
Belgier habe dem Korreſpondenten des Blattes erklärt, es ſei
möglich, Poinoarés Standpunkt mit dem engliſchen in Einklang
zu bringen. Man ſolle nur die Reparationskommiſſion und ihre
Rechte unangetaſtet kaſſen und die Ernennung einer gewiſſen
Reihe Perſönlichkeiten ſowohl alliierter wie neutraler
Finanz=
leute vornehmen, wobei die Alliierten allerdings die Mehrheit
auswachen würden. Die Reparationskommiſſion könne ſodann
ihre Entſcheidung treffen, doch müſſe außerordentlich vorſichtig
zu Werke gegangen werden, daß das Gutachten der in Frage
kommenden Sachverſt2ndigen ſo viel Stimmen erhalten würde,
daß die Delegierten der Kommiſſion es nicht zurückzuweiſen
vermöchten.
Weitere engliſche Preſſe=Kommentare.
London, 14. Juli. (Wolff.) Die Pall Mall. Gazette
nennt die Regierungserklärung den wertvollſten Beitrag zur
Sache des europäiſchen Friedens, der jemals gemacht worden
ſei. Mit Ausnahme von Paris, ſei Baldwins Rede
überall in der Welt günſtig aufgenommen worden;
ſo=
gar die Kommentare aus Brüſſel ſeien nicht feindſelig.
Frank=
reich dagegen habe ſeine erſte Antwort auf die Erklärung
ſchon abgegeben, nämlich durch die Beſetzung von
Elber=
feld und Barmen.
Evening Standard ſchreibt: Die Rede hat enteder gar
keine Bedeutung oder ſie beſagt, daß Frankreichdas
Ruhr=
gebiet räumen müſſe. Da es nicht die Gewohnheit der
britiſchen Regierung iſt, lange Erörterungen um ihrer ſelbſt
willen abzugeben, muß man den Schluß ziehen, daß das
Kabi=
nett ſich endgültig entſchloſſen hat, die unnormale Lage,
die ſeit Anfang dieſes Jahres herrſcht, zubeenden. Die
Er=
eigniſſe entwickeln ſich alſo in der Richtung einer ſehr ernſten
Kriſe. Man darf ſich durch die formelle Höflichkeit der
miniſte=
riellen Erklärung nicht über die wirklichen Gefahren täuſchen
laſſen.
Die Woche.
Genau ein halbes Jahr nach dem franzöſiſchen Friedens:
bruch ſprach von der Tribüne des engliſchen Unterhauſes
Groß=
britanniens Premierminiſter ein vernichtendes Urteil über die
Ruhraktion Herrn Poincarés. Mit dürren Worten wurde der
völlige wirtſchaftliche Mißerfolg des Unternehmens verzeichnet,
und zum erſten Male fand auch eine autoritatve engliſche Stelle
Worte für die ungeheuerlichen Leiden der deutſchen Bevölkerung,
die unter fremdem Joch ſeufzt. Ein halbes Jahr hat England,
„beſeelt von dem Geiſte aufrichtiger Lohalität, der unſeres
Er=
achtens die Hauptſicherheit für den europäiſchen Frieden war
und iſt” tatenlos beiſeite geſtanden, und nur ſchweren Herzens
offenbar hat man ſich in London entſchloſſen, neue Wege
einzu=
ſchlagen. Politiſche und wirtſchaftliche Erwägungen neben dem
Druck der öffentlichen Meinung in England haben auf die
Lon=
döner Regierung offenbar einen ſtarken Einfluß ausgeübt. Von
den wirtſchaftlichen Erwägungen ſprach Stanley Baldwin
in ſeiner Rede vor dem engliſchen Unterhaus. „In dem Maße,
wie die produküven Kräfte Deutſchlands erſchöpft werden,
ſchwindet die Wiederherſtellung ſeines Kredits und die Zahlung
ſeiner Schulden in einer ungewiſſe Zukunft. Den Preis für
die=
ſen Gang der Dinge bezahlt jedes europäiſche Land: Ein Land
mit dem Sinken ſeiner Wechſelkurſe, ein anderes mit der
Ab=
nahme ſeines Handels, ein drittes mit zunehmender
Arbeits=
loſigkeit, und es iſt keine Uebertreibung, wenn man ſagt, daß die
Wiederherſtellung der Welt in Gefahr iſt, und daß der Friede,
für den ſo große Opfer gebracht wurden, auf
dem Spiel ſteht.” Von den politiſchen Erwägungen
wurde dagegen nicht geſprochen. Mit Stillſchweigen überging
man die Gefahr, die England aus der mapoleoniſchen Politik
Poincarés erwächſt, und mit großer Wärme wurde betont, wie
großen Wert man in England auf die Entente cordiale mit dem
franzöſiſchen Nachbar legt. Nur jemand, deſſen politiſches Urteil
durch keinerlei Sachkenntnis getrübt iſt, konnte etwas anderes
er=
warten, und daher konnte die Erklärung der engliſchen
Regie=
rung auch bei niemandem in der Welt irgendwelche
Ueber=
raſchung hervorrufen. In England ſelbſt hat die
Regierungs=
erklärung faſt überall ſtarke Zuſtimmung gefunden, wenn man
von den Untenwegten abſieht, die, wie zum Beiſpiel die
Mor=
ning Poſt, dann, wenn es ſich um Frankreich handelt, meiſt noch
empfindlicher zu ſein pflegen wie die Franzoſen ſelbſt. In
Paris, wo man vor der engliſchen Regierungserklärung
reich=
lich vervös geworden war (die Anfragen des franzöſiſchen
Bot=
ſchafters noch am Vorabend ließen das erkennen!), hält man ſich
zwar offiziell ſtark zurück, aber eine gewiſſe Erleichterung iſt doch
unverkennbar. Daß man den praktiſchen Vorſchlägen der
Eng=
länder nach wie vor ablehnend gegenüberſteht, iſt natürlich eine
Selbſwerſtändlichkeit.
In Deutſchland bewahren Regierung und Preſſe eine
be=
merkenswerte Zurückhaltung, und das iſt entſchieden zu
be=
grüßen. Wenn auch die Erklärung der engliſchen Regierung
die Möglichkeit in ſich trägt, daß die Dinge nunmehr
end=
lich etwas mehr in Fluß kommen, ſo liegt doch zu irgendwelchen
Illuſionen keinerlei Veranlaſſung vor. Gewiß, die engliſche
Re=
gierung erklärt, daß die Vorſchläge des deutſchen Memorandums
geprüft und unterſucht werden müßten, und man ſtellt in
Aus=
ſicht, daß England durch eine Antwort auf die deutſche Note die
Iwitiative ergreifen wolle, um einen Fortſchritt zu erzielen.
Bevor aber dieſe engliſche Initiative zur Tatſache geworden,
be=
vor die Note Englands in Berlin eingetroffen, wäre es
durch=
aus verfehlt, kommende Möglichkeiten allzu optimiſtiſch zu
beur=
teilen. Ein weſentlicher Punkt iſt der, daß die engliſche Note
ſobald als möglich den „Alliierten”, alſo Frankreich,
Bel=
gien und Italien zur Rückäußerung unterbreitet werden
ſoll, und daß Stanley Baldwin die Hoffnung ausſprach, daß
man in bezug auf die Faſſung zu einer
Eini=
gunggelangen werde. Gerade dieſe Stelle der engliſchen
Erklärung iſt durchaus geeignet, unangebrachten Optimismus
zu beſeitigen. Daß Frankreich keiner Antwort ſeine Zuſtimmung
geben wird, die wirkliche Löſungsmöglichkeiten in ſich birgt, liegt
von vornherein auf der Hand, und es iſt die große Frage, was
die engliſche Regierung zu tun gedenkt, wenn eine Eimigung über
die Deutſchland zu erteilende Antwort nicht erzielt wird. Daß
die Regierung Muſſolinis den Engländern bei ihrer Initiative
keine unüberwindliche Schwierigkeiten in den Weg legen wird,
beweiſt das freundliche Echo, welches die Baldwin=Rede in
Ita=
lien fand. Fraglicher muß ſchon die Haltung Belgiens
erſchei=
nen, das bekanntlich ſehr ſtark an Frankreich gebunden iſt.
Vol=
lends unſicher aber iſt es, ob die Amerikaner ſich geneigt zeigen
werden, ſich bei einer Sanierung Europas zu beteiligen, und die
lakoniſche Antwort des engliſchen Premierminiſters auf die
dies=
bezügliche Anfrage Ramſey Macdonalds brachte das zu
be=
redetem Ausdruck. Der jetzige Schritt der engliſchen Regierung
wird alſo nur dann einen wirklichen Fortſchritt bedeuten, wenn
man in London entſchloſſen iſt, im Falle einer weiteren
Hals=
ſtarrigkeit der Franzoſen allein zu handeln. Geſagt allerdings
darf werden, daß die einmütige Zuſtimmung der Oppoſition im
Unterhaus eine ſolche Entſchloſſenheit andeuten könnte. Die
liberale Preſſe, insbeſondere ſoweit ſie Lloyd George naheſteht,
nimmt ſcharf dagegen Stellung, daß die engliſche Regierung nicht
ſchon am Donnerstag entſchiedenere Töne gefunden hat.
Darüber kann kein Zweifel beſtehen, daß Herr Poincaré den
Verſuch machen wird, ſeine bisher mit Erfolg gekrönte
Ver=
ſchleppungstaktik auch weiterhin durchzuführen in der Hoffnung,
in der Zwiſchenzeit entſcheidende Vorteile an der Ruhr zu erreichen.
Bei der Beurteilung der Geſamtlage darf jedoch nicht
über=
ſehen werden, daß in Lauſanne die Diplomatie Lord
Cur=
zons einen unzweifelhaften Sieg über Frankreich davongetragen
hat, und wenn es dort gelingt, den in letzter Stunde
unternom=
menen Störungsverſuchen erfolgreich zu begegnen, wenn es den
Engländern gelingt, den Orientkonflikt durch eine vorläufige
Regelung auf abſehbare Zeit zu vertagen, ſo würde dadurch die
Stellung Großbritanniens in Europa weſentlich geſtärkt werden.
Die Folgerungen, die wir Deutſchen aus der gegenwärtigen
Lage zu ziehen haben, liegen auf der Hand. Der einmütige
Widerſtand den fremden Eroberern gegenüber muß ſich, ſoweit
das überhaupt noch möglich iſt, noch verſteifen. Jeder, auch der
kleinſte Erfolg der Gewaltpolitik Poincarés würde dieſem neue
Trümpfe in die Hände ſpielen. Das deutſche Volk iſt es,
das um ſein Leben kämpft, und nicht noch einmal darf es die
ihm in die Hände gegebenen Waffen vorzeitig niederlegen. U.
Seite 2.
Amerikas Intereſſe an der Reparationsfrage.
Frankreich zu Konzeſſionen bereit nach
Auf=
gabe des Widerſtandes.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 15. Juli 1923.
Paris 14. Juli. (Wolff.) Der Neu=York Herald
berich=
tet auf Grund von Mitteilungen der von ihm häufig erwähnten
hochſtehenden franzöſiſchen Perſönlichkeiten:
Wenn der engliſche Entwurf der an Deutſchland zu
richten=
den Antwort auf die Vorſchläge vom 7. Juni die Aufgabe
der Politik des Widerſtandes verlange und es ſo
Poincaré ermögliche, zu erklären, daß er in dem Punkte die
Oberhand behalten habe, in dem das franzöſiſche
Par=
lament ihm das Vertrauen ausgeſprochen habe, ſei
Frankreich bereit, ſowohl in der Frage der Ruhrbeſetzung
als in der Frage der interalliierten Schulden gewiſſe
Konzeſſionen zu machen.
Der Neu=York Herald will wiſſen, daß der Quai d’Orſay
dergangene Woche offizielle Zuſicherungen von Waſhington
er=
halten habe, denen zufolge die amerikaniſche Regierung an dem
von der engliſchen Preſſe angekündigten Entſchluß der Londoner
Regierung keinerlei Anteil habe und nicht beabſichtige, in die
Reparationsfrage einzugreifen. Von maßgebenden
Perſönlich=
keiten am Quai d’Orſay werde vielmehr verſichert, daß die
Re=
gierung der Vereinigten Staaten „die franzöſiſchen
Anſtrengun=
gen mit höchſter Sympathie verfolge” Poincaré hoffe, daß das
Staatsdepartement ſich ſchriftlich im Sinne der von dem
franzö=
ſiſchen Botſchafter in Waſhington und dem amerikaniſchen
Bot=
ſchafter in Paris ihm zugegangenen Inſormationen über die
jüngſten Vorgänge äußern werde, wodurch die Gefahr pariert
würde, daß der Plan Baldwins den deutſchen Widerſtand
beſtärke.
Nach einer Meldung der Chicago Tribune aus Waſhington
iſt England in der Reparationsfrage noch nicht an
die Vereinigten Staaten herangetreten.
Uebertriebene Hoffnungen auf Amerika.
TU. München, 14. Juli. Der frühere Miniſterpräſident
Graf Lerchenfeld berichtete im Konferenzſaal der Münchener
Neueſten Nachrichten über ſeine amerikaniſchen Reiſeeindrücke.
Er ſagte u. a., daß man in Amerika noch immer an die Schuld
Deutſchlands glaube, und ſelbſt in der Ruhrfrage habe man
hören können, Deutſchland wolle nicht zahlen, die Franzoſen
könnten nicht getadelt werden, wenn ſie ſich auf dieſe Weiſe
be=
zahlt machen. Man könnte ein Buch ſchreiben über die
Entſtel=
lungen, Verdrehungen und unrichtigen Urteile, die in Amerika
noch immer herrſchen. Wenn ſich die Aenderung der Meinung ſo
langſam vollziehe, ſo ſei daran auch der Begriff von Europa
überhaupt ſchuld. Man kümmere ſich nicht mehr viel darum,
und es entſtehe eine weitverbreitete Gleichgültigkeit. Wir
dür=
fen uns keiner Täuſchung über eine Intervention Amerikas
hin=
geben, daran ſei jetzt noch nicht zu denken. Was die
deutſch=
amerikaniſchen Kreiſe anlange, ſo hat auf dieſe die deutſche
Einigkeit einen guten Eindruck gemacht, und das Ziel aller
Deutſchen in Amerika drüben ſei überhaupt die
Erhal=
tungder deutſchen Einheit.
Das Waſhingtoner Abrüſiungsabkommen.
Freude in Amerika über die Ratifikation
Frankreichs.
Paris 14. Juli. (Wolff.) Nach einer Havas=Meldung
aus Waſhington hat Staatsſekretär Hughes den Journaliſten
folgende Erklärung abgegeben:
Die Ratifikation des Waſhingtoner Flottenabkommens und
Viermächte=Vertrages ſei im höchſten Grade befriedigend.
Sämt=
liche anderen Signatare hätten bereits ratifiziert und es handle
ſich nur noch um den Austauſch der Urkunden, der in jedem
be=
liebigen Zeitpunkt ſtattfinden könne, da die übrigen
Ratifikatio=
nen bereits in Waſhington eingegangen ſeien. Die amerikaniſche
Regierung habe die Ratifikation Frankreichs
unge=
duldig erwartet, und das Werk der Konferenz von Waſhington
ſei jetzt auf das glücklichſte vervollſtändigt. Beſonders erfreulich
ſei die Feſtſtellung, daß Kammer und Senat ſich mit ſtarker
Mehrheit für die Verträge ausgeſprochen hätten. Die
amerika=
niſche Regieruug habe die feſte Hoffnung, daß in naher Zukunft
auch die übrigen auf der Waſhingtoner Konferenz vereinbarten
Verträge angenommen würden.
Beneſch auf Information.
* Prag, 14. Juli. (Priv.=Tel.) In hieſigen gut
unter=
richteten Kreiſen wird zu den Meldungen über die Aufgabe, der
ſich Dr. Beueſch in Paris und London unterzogen haben ſoll,
feſtgeſtellt, daß von einem Plan Dr. Beneſch oder auch einer
ge=
heimnisvollen Miſſion keine Rede ſein könne. In
tſchechoſlowa=
kiſchen Kreiſen werden alle in den letzten Tagen in der
auslän=
diſchen Preſſe verbreiteten Kombinationen ſchon deshalb als
unbegründet bezeichnet, weil Dr. Beneſch ſich ſowohl in Paris
als auch in London damit begnügt hat, ſich über die politiſche
Lage zu inſormieren, ebenſo über deren Wirkung auf die
Tſchechoſlowakei und ihre nähere Umgebung.
Engliſcher Außenhandel.
London, 14. Juli. (Wolff.) Im Juni betrug der Wert
der Einfuhr 89 307 683 Pfund Sterling, das bedeutet eine
Zu=
nahme um 5030 782 Pfund gegenüber der gleichen Zeit des
Vor=
jahres. Der Wert der Ausfuhr beziffert ſich auf 62883559
Pfund, oder um 10 737 608 Pfund mehr als im Vorjahre.
* Die deutſche Kunſiſchau des Jahres 1923
in Darmſtadt.
III.
Von Dr. Zeh=Heppenheim a. d. B.
Im Jahre 1913 ſchloß ſich in München eine beſondere
Künſtler=
grudpe unter dem phantaſtiſchen Titel „Blauer Reiter” um den
im Kriege gefallenen Fr. Marc und den Ruſſen Kandinsky
zuſam=
ten. Später trat in dieſen Kreis noch Campendonk ein, von
em die Darmſtädter Ausſtellung eines ſeiner reifſten. Werke
(Nr. 24) zeigt, in dem wie in einer Sammellinſe faſt ſämtliche
ſachimpreſſioniſtiſchen und expreſſioniſtiſchen Richtungen
zuſam=
menlaufen. Dieſes Bild vereinigt in ſich die diſziplinierte
Moſaiktechnik” Cezannes mit einem gemäßigten kubiſtiſchen
Einſchlag, die Gefühlsinnigkeit van Goghs mit dem abſtrakten
xpreſſionismus des „Blauen Reiters”, der nach Fr. Mares
Worten eingeſtellt iſt auf „myſtiſch=innerliche Konſtruktion”, d. h.
uf die Herausſtellung der geiſtigen Exiſtenz der Dinge; ja ſelbſt
ein Reſt des italieniſchen Futurismus, der unſer techniſiertes
Leben ganz zeitgemäß nur noch als wirbelndes Spiel zeitlich
auseinandergeriſſener Eindrücke, ſozuſagen in einer auf der
Mal=
fläche fixierten Kinematographie darzuſtellen verſucht, iſt in
die=
ſem Bilde noch verſpürbar. Durch eine ſolche Analyſe könnte
Campendonk in den Verruf eines geriſſenen Eklektikers kommen.
Dieſer Vorwurf wäre unberechtigt; denn Campendonk fand im
„Blauen Reiter” ſeine eigene, ſchon längſt in ſeiner Kunſt
wirk=
ame Intuition nur theoretiſch begründet. Ein Blitzen und
Fun=
keln ſtrahlt von dieſem Bilde aus, als glühten heimliche Lichter
hinter den reinen Farbenflächen, die in ihrer bildmäßig
ange=
rdneten Harmonie das Streben des Künſtlers nach ſtrenger
Selbſtzucht verraten. Campendonk begann nicht umſonſt ſeine
Künſtlerlaufbahn bei einem der größten Meiſter der Glasmalerei,
bei Thorn=Prikker. In ſeiner kriſtallhaft organiſierten Form
ge=
hört Campendonks Bild mit zu dem koſtbarſten Schmuckſtück der
Ruſſiſch=bulgariſcher Zwiſchenfall.
Gewalttaten von Wrangelleuten an ruſſiſchen
Heimkehrern. — Abberufung der
Rückwande=
rungskommiſſion des ruſſiſchen Ruten Kreuzes
aus Bulgarien.
Moskau, 13. Juli. (Ruſſiſche Telegraphenagentur.)
In=
folge der von Wrangelleuten an ruſſiſchen Heimkehrern in
Bulgarien unter Teilnahme der neuen bulgarichen Behörden
verübten Gewalttaten, insbeſondere infolge der Ermordung
des Bevollmächtigten für die Rückwanderung, Schlepugin, in
Plewna wurde die Rückwanderungskommiſſion des ruſſiſchen
Roten Kreuzes aus Bulgarien abberufen. Die ruſſiſche
Regie=
rung erſuchte Nanſen, die Fürſorge für die Heimkehrer zu
über=
nehmen und der bulgariſchen Regierung mitzuteilen, daß ſie für
die Gewalttaten und das weitere Schickſal der Heimkehrer
ver=
antwortlich gemacht würde.
Atempauſe in Lauſanne.
Lauſanne, 14. Juli. (Wolff.) Man hört, daß die
alli=
ierten Delegierten noch heute nacht oder morgen zu der ſeit
Donnerstag herrſchenden Kriſe Stellung nehmen werden,
ent=
weder in einer Mitteilung an die Preſſe oder in einer Note an
die türkiſche Delegation. Man glaubt, daß dieſer Schritt
irgend=
wie die Wiederaufnahme der abgebrochenen
Schlußverhandlun=
gen anbahnen dürfte. Eine direkte Fühlungnahme zwiſchen den
beiden Parteien hat heute allerdings ebenſo wenig wie geſtern
ſtattgefunden. Auch beteiligte ſich Ismet Paſcha nicht an den
Gratulationsbeſuchen bei General Pellet anläßlich des
franzöſi=
ſchen Nationalfeſtes, ſondern er begnügte ſich damit, ſeine Karte
abzugeben. Andererſeits wurde ein für Sonntag geplanter
ge=
meinſamer Ausflug aller Delegierten abbeſtellt. Dagegen hat
zweifellos eine indirekte Fühlungnahme zwiſchen den Alliierten
und den Türken eingeſetzt, und es ſcheint, daß der amerikaniſche
Vertreter Grewe, der heute ſowohl mit General Pellet als auch
mit Ismet Paſcha längere Unterredungen hatte, dabei die Rolle
des Vermittlers übernehmen wird.
Franzöſiſche Kammerferien.
Paris, 14. Juli. (Wolff.) Ueber die Schließung der
Parlamentsſeſſion gerade in dem Augenblick, in dem
die engliſche Regierungserklärung verleſen wurde, urteilt der
Quotidien wie folgt: Wann hat man unter einem angeblich
demokratiſchen Regime die Reſignation, die Demut, die Schwäche
erlebt, daß zwei angeblich ſouveräne Parlamente
ſich in die Ferien ſchicken laſſen? Keine Stimme, die dem
Mini=
ſterpräſidenten erklärt hätte: „Warten Sie noch 24 Stunden ab,
meine Herren! In dieſem Augenblick, in dem Sie uns
verabſchie=
den wollen, ſteht das Schickſal des Landes, das wir vertreten,
das Schickſal Europas und das Schickſal des
Friedens auf dem Spiel! Wir wollen wiſſen, welche
Wege England geht, was es von uns verlangt, was es uns
bie=
et, was uns droht. Und wir wollen auch wiſſen, was Sie ihm
antworten werden, über welche Waffen Sie verfügen. Morgen
werden wir vielleicht bereit ſein, abzureiſen, heute gebietet uns
unſere Pflicht gegenüber Frankreich, deſſen Mandatare wir ſind,
zu bleiben. Wir bleiben!“ — Aber nein! Das
Still=
ſchweigen der großen Herde, die Gefügigkeit
von Sklaven! Oh, Verfall der Freiheit!
Antimilitariſtiſche Kundgebung in Paris.
* Paris, 14. Juli. (Priv.=Tel.) Hier ereignete ſich geſtern
eine antimilitariſtiſche Szene. Als eine militäriſche Abteilung
aus dem Ruhrgebiet, die augenblicklich in Pars weilt, vor dem
Gebäude der Humanité vorbeiging, wurde ſie von dem
Geſchäfts=
führer der Humanité und zwei Kommuniſten beleidigt und
be=
ſchimpft, ein Führer der Abteilung wurde ſogar angegriffen.
Die drei Kommuniſten ſind verhaftet worden und ſollen vor die
Strafkammer geſtellt werden.
Muſſolini gegen die Preſſefreiheit.
Rom 14. Juli. (Wolff.) Angeſichts der Mängel in den
Ausführungsbeſtimmungen zur alten Preſſeverordnung, die zu
Mißbräuchen der Preſſefreiheit geführt haben, hat der
Miniſter=
rat Beſtimmungen angenommen, die vor allem die
Veröffent=
lichung von Falſch= oder Tendenzmeldungen verbieten, und auch
ſolche Meldungen unmöglich machen, die die diplomatiſchen
Be=
ziehungen der Regierung zum Ausland erſchweren oder dem
Landeskredit im In= oder Auslande ſchaden. Die
Beſtimmun=
gen verbieten auch die Veröffentlichung von Artikeln, die zum
Klaſſenhaß und Ungehorſam gegen die Geſetze anreizen, die die
Polizeibeamten und die Organe der öffentlichen Verkehrsmittel
in der Ausübung ihrer Tätigkeit hindern wollen, die die
Reli=
gion, den Papſt, den König und die Staatseinrichtungen, ſowie
befreundete Mächte beleidigen.
Beſchränktes Frauenſtimmrecht in Italien.
* Paris, 14. Juli. (Priv.=Tel.) Wie aus Rom gemeldet
wird, ſoll Muſſolini erklärt haben, daß er bereit ſei, der Kammer
einen Geſetzentwurf zugehen zu laſſen, der den Frauen in
Verwaltungsſachen das Stimmrecht gibt, jedoch
nicht in politiſchen Fragen.
Ausſtellung. Immer wieder zieht es den Blick auf ſich. Das
Märchenhafte des Inhalts berührt erſt an zweiter Stelle.
Cam=
pendonks Menſchen und Tiere möchten wie mit buntfarbigen
gläſernen Zauberglöckchen in eine lieblich glitzernde Welt der
Wunder und Fabeln locken. Aber gerade hier iſt die Stelle, wo
Campendonk letzten Endes doch verſagt. Denn dem ſo
Schmuck=
haften ſeiner Malerei fehlt die Anſchaulichkeit. Gerade im
Mär=
chen, das unſere Phantaſie ſo ſtark in Bewegung ſetzt, muß die
Anſchaulichkeit eine beſonders lebendige ſein. Bei Campendonk
verſinkt aber das Märchenhafte in einer Arabeske von allerdings
beſtrickendem Zauber. — Campendonks Kunſt verwandt ſind die
durch einen famtenen Ton beſtechenden Radierungen Chagalls
(Nr. 227—230) mit ihrer grotesken „Struwelpeterromantik”
Auch Crodels Bilder (Nr. 25—28) kann mam hier einreihen. Aber
dem juwelenhaften Funkeln der Kunſt Campendonks entſpricht
eine gedämpfte, teppichartige Farbengebung, die ſich als
ſelbſtän=
dige Malform wegen dieſes kunſtgewerblichen Einſchlags nicht
zut behaupten vermag. — Haben Mare und Campendonk im
Kreiſe des „Blauen Reiters” als Vertreter eines beſeelten
ab=
ſtrakten Expreſſionismus zu gelten, ſo ſteht Kandinsky als der
konſequente Verfechter eines abftrakten, auch von myſtiſchen
Ele=
menten gereinigten Expreſſionismus, einer ſog. abſoluten
Ma=
kerei, auf dem äußerſten linken Flügel der modernen Kunſt.
Kla=
rer als in ſeinen bekannten programmatiſchen Schriften ſprach
ſich Kandinsky einmal anläßlich einer Kollektivausſtellung über
ſeine künſtleriſchen Abſichten aus: „Ich perſönlich kann keine
Muſik malen wollen, da ich eine ſolche Malerei für
grundunmög=
lich und grundunerreichbar halte. Und meine Seelenzuſtände
zu malen, kann ich keine Luſt bekommen, da ich feft überzeugt
bin, daß ſie andere nichts angehen, ihnen unintereſſant ſein
dürften. Mein Ziel iſt: durch maleriſche Mittel, die ich über
alle anderen Kunſtmittel liebe, ſolche Bilder zu ſchaffen, die als
rein maleriſche Weſen ihr ſelbſtändiges intenſives Leben führen.”
Solange ſolche durchaus abſtrakten Gebilde noch von wahrhaft
geiſtiger, nicht nur konſtruktiver Bewegung erfüllt ſind, gleich der
iſlamiſchen Arabeske, die aber niemals um ihrer ſelbſt willen
als reine Kunſtform erſcheint, ſondern ſtets nur als ein
ſubordi=
niertes dekoratives Element, mögen feinnerdige Naturen auch
die Abſtraktionen Kandinskys noch als äußerſte Kunſtformen an=
Ein Schiedsſpruch Calonders.
Beuthen, 14. Juli. (Wolff.) Der Präfident der
gemiſch=
ten Kommiſſion für Oberſchleſien, Bundesrat Calonder, hat
die erſte Entſcheidung in einer deutſch=polniſchen Streitſache
ge=
fällt. Es handelt ſich um Schulverhältniſſe der in Oberſchleſiem
gelegenen Kreisſtadr Rybnik. Die Entſcheidung des
Präſiden=
ten ſprach ſich unziveideurig zugunſten des beſchwerdeführendem
deutſchen Schulvereins aus und weiſt die vorläufige
Entſchei=
dung des polniſchen Minderheitenamtes als irrig zurück. In
den Ausführungen Calonders wird das Verhalten der Rybniker
Ortsbehörden gegenüber der deutſchen Minderheitsſchule
miß=
billigt. Die Behörden werden verpflichtet, ſofort den von ihnen
aufgehobenen Schulen entweder die früheren Gebäude wieder
herzurichten oder ihnen andere gleichwertige Räume zu geben,
Verhaftungen in Leipzig.
Leipzig, 14. Juli. (Wolff.) In der vergangenen Nacht
verſuchten ſünf Männer, die Fahnenſtange des franzöſiſchen
Kon=
ſulats herunterzureißen. Sie wurden jedoch auf friſcher Tot von
zwei Schutzpoliziſten erfaßt und verhaftet. Die Verhafteten ſind
ein Hauptmann a. D. der Landespolizei, ein Student, zwei
Handlungsgehilfen und ein Bankbeamter, alle aus Leipzig. Sie
begründeten ihr Vorhaben damit, daß ſie verhindern wollten,
daß am heutigen Nationalfeiertag der Franzoſen die franzöſiſche
Flagge gehißt würde.
Um die wertbeſtändigen Löhne.
Berlin 14. Juli. Zwiſchen dem Reichsarbeitsminiſter
Brauns und Vertretern der vereinigten deutſchen
Arbeitgeber=
verbände fanden geſtern Beſprechungen über die Einführung
wertbeſtändiger Löhne ſtatt, mit dem Ergebnis, daß
die Arbeitgebervertreter der Entſchließung des
Reichswirtſchafts=
rats über die wertbeſtändigen Löhne zuſtimmten. Das
Reichs=
arbeitsminiſterium wird nun die Zuſtimmung der
Gewerkſchaf=
ten zu der Entſchließung herbeizuführen ſuchen, um ſo eine
Grundlage für den Abſchluß von Tarifverträgen zu ſchaffen.
Die Laſienverteilung im Finanzausgſeichsgeſetz
vom 23. Juni 1923.
I. Die Länder erhalten vom Reich für ſich und ihre
Gemein=
den Zuſchüſſe in Höhe von 75 v. H. der Mehraufwendungen,
die für die Erhöhungen der Beamtengehälter, der
Verſorgungs=
bezüg: der Ruhegehaltsempfänger, der Wartegeldempfänger und
der Beamtenhinterbliebenen ſowie der Vergütungen der
Ange=
ſtellten ſeit 1. Januar 1921 erwachſen. Beamte und Angeſtellte
der Verwaltungen der werbenden Betriebe bleiben außer
Be=
tracht. Sparkaſſen gelten nicht als werbende Betriebe (Abſ. 1).
Die Mehraufwendungen werden nach dem Unterſchiede zwiſchen
den jeweiligen Ausgaben für Beſoldungen, Bezüge und
Ver=
gütungen und den Beträgen berechnet, die von Ländern und
Gemeinden für Beſoldungen, Bezüge und Vergütungen vor
1. Januar 1921 aus eigenen Mitteln zu tragen waren. Bei
Be=
ſoldungen, Bezügen und Vergütungen der Beamten und
Ange=
ſtellten, die von Ländern und Gemeinden infolge von
Zuwei=
ſung neuer oder weſentlicher Erweiterung beſtehender Aufgaben
durch das Reich oder infolge der Uebernahme von Aufgaben
angeſtellt worden ſind, die bisher von Beamten und Angeſtellten
des Reichs erfüllt wurden (oder gemäß § 19 R.Abg.O. zu
erfül=
len geweſen wären), tritt anſtelle des Standes vom 1. April 1922
der Stand bei erſtmaliger Durchführung der zugewieſenen oder
übernommenen Aufgaben. Die Länder ſind berechtigt,
die Ueberweiſungder Zuſchüſſe an die
Gemein=
den unter dem Geſichtspunkt des Ausgleichs
und des Abbaues der Zahl der Beamten und
An=
geſtellten vorzunehmen. Einer Verminderung
der Zahl der Angeſtellten in Ländern und
Ge=
meinden ſtehen die reichsrechtlichen
Sonder=
vorſchriften über Einſtellung und Entlaſſung
von Angeſtellten nicht entgegen. Vorſchüſſe, die
Länder und Gemeinden bis zum Ablauf des Rechnungsjahres
1922 zur Beſtreitung der im Abſ. 1 bezeichneten
Mehraufwen=
dungen erhalten haben, ſind nur zu erſtatten, ſoweit ſie 80
Pro=
zent der letzteren überſteigen. Zuſchüſſe, die die Länder für die
Zeit vom 1. Januar bis 30. September 1921 erhalten haben,
ver=
bleiben ihnen in voller Höhe. Dieſe für Gemeinden geltenden
Beſtimmungen gelten nach dem Haushaltsplan auch für
Reli=
gionsgeſellſchaften (Art. 137 R. V.). Anſtalten und Einrichtungen,
die Aufgaben der öffentlichen Wohlfahrtspflege oder des
öffent=
lichen Schal= und Bildungsweſens erfüllen und auf die keine
Zuſchüſſe nach obigen Ausführungen entfallen, erhalten
Zu=
ſchüſſe in entſprechender Höhe. Reichsregierung beſtimmt
ein=
ver ehmlich mit Reichsrat und Reichstagsausſchuß die
Grund=
ſätze, nach denen Anſtalten und Einrichtungen als
zuſchußberech=
tigt anzuſehen und die Zuſchüſſe zu gewähren ſind: Wenn
Län=
der oder Gemeinden Unternehmungen auf kulturellem,
wirt=
ſchaftlichem oder ſozialem Gebiete betreiben, deren Bedeutung
ſich auf das Reichsgebiet oder größeren Teil des Reichs über die
Grenze des Landes hinaus erſtreckt, ſo wird das Reich im
Be=
vürfnisfall zu den Koſten einen Zuſchuß leiſten oder die
Unter=
nehmung im Enverſtändniſſe mit Land und Gemeinden
über=
jehmen. Gleiches gilt von ſonſtigen Einrichtungen, deren Koſten
allein zu tragen ein Land auch bei völliger Ausſchöpfung der
eigenen Einnahmequellen außerſtande iſt. Die Länder ſind
ge=
halten, für einen Laſtenausgleich zwiſchen ihren Gemeinden,
ins=
beſondere auf dem Gebiete der Armen=, Schul= und
Poli=
zeilaſten, zu ſorgen.
erkennen. Aber die Sackgaſſe, in die Kandinskys Kunſttheorie
mit logiſcher Konſequenz führen muß, kann nur im Vakuum des
Nihilismus enden. Wie die Luft um Kandinskys Formenſprache
immer dünner wird, zeigt beſonders das Motiv „Durchgehender
Strich” (Nr. 100). Anſtelle ſeiner „maleriſchen Etüden” die in
dem Betrachter wenigſtens noch Aſſoziationen von elemendaren
Naturſchauſpielen zu erwecken vermögen, treten nüchterne lineare
Gebilde, die an die mikroſkopiſche Wunderwelt oder an den
Mechanismus des Kaleidoſkops erinnern. Vom rein formalen
Standpunkt aus haben wir es mit einer Wandlung vom
Male=
riſchen ins „Klaſſiziſtiſche” zu tun; damit berühren wir eine im
europäiſchen Kunſtleben in den letzten Jahren ſich durchſetzende
allgemeine Tendenz, die noch Anlaß zu beſonderen Erörterungen
geben wird.
Gelangt Kandinsky auf intellektuell=theoretiſchem Weg zu
ſeinem „arabeskenhaften Expreſſionismus” — ſtreng genommen
kann hier überhaupt nicht mehr von einem Expreſſionismus
ge=
ſprochen werden, da die maleriſchen Darſtellungsmittel zum
Selbſtzweck geworden ſind, ſo ſtehen hinter dem farbigen
Ara=
beskenſpiel P. Klees (Nr. 117—119) immer noch Erlebniſſe
ſinn=
licher oder überſinnlicher Art, mögen ſie auch noch ſo traumhaft
unbeſtimmt ſein. In Kandinskys Gebilden herrſcht letzten Endes
doch die kalte Abſtraktion vor, in den Traumſpielen Klees
gei=
ſtert wenigſtens noch Phantaſtik, nicht ſo ſehr allerdings auf
dem Bilde „Kioskarchitektur” (Nr. 119), einer Farbenklangtafel
von ſtrengerem Gefüge. Klee wird über= und unterſchätzt. Weder
Bahnbrecher noch Vollender, iſt er jedenfalls im wirbelnden
Rei=
gen der gegenwärtigen Kunſt ein origineller Hexenmeiſter, der
mit ſeinem Zauberſtäbchen Weltallgeiſterchen zu beſchwören weiß,
deren noch nie gehörte Flüſterſtimmchen mitſummen in der
ſpiri=
tiſtiſch gefärbten Kammermuſik ſeiner Traumfarben.
Sämtliche Richtungen der europäiſchen Kunſt der
Gegen=
wart könnte man auf zwei Generalnenner bringen: die nordiſche
Kunſt wird beſtimmt von dem Drang, inneres Erleben zu
geſtal=
ten, die romaniſche Kunſt ſtrebt der Löſung von Formproblemen
zu. Der Schwerpunkt der romaniſchen Kunſt liegt heute im
Zen=
trum Paris. Auch die franzöſiſche Kunſt iſt nicht frei von
Schwankungen. Sie bewegt ſich zwiſchen den Polen Ingres und
HAi
Hadet
Wa
Sgeſetz
n
Nummer 193.
Konſequenzen.
Ein Schlußwort zum Urteil im Hochverrats=
Prozeß Fuchs und Genoſſen.
Von unſerem Münchener Mitarbeiter.
g. München, 13. Juli.
prangerung Poincargs und ſeines militariſtiſchen
An=
hangs —, wo ſie überhaupt zum Ausdruck kam, in einem Wuſt
Namentlich der ſozialiſtiſchen und ihrer geſinnungs= und
geiſtes=
ausgeklügelten und zielbewußt durchgeführten franzöſiſchen
Pla=
nes zur Sprengung der deutſchen Einheit, des letzten Erbes aus
einer großen Zeit, noch nicht zum Bewußtſein gekommen, daß
weit zurücktreten müſſen, wie es möglich ſei, dem in München
er=
neut in ſeiner ganzen Gefährlichkeit entlarvten Streben der
fran=
zöſiſchen Imperialiſten, das Reich zu zertrümmern, mit einiger
Ausſicht auf Erfolg entgegenzuwirken. Wenn heute hier
noch=
mals auf dieſes Urteil und die politiſchen Nebenlöſungen dieſes
Prozeſſes zurückgekommen wird, ſo ſoll vorangeſtellt werden, daß
vor für uns unverrückbar die wuchtige Anklage beſtehen bleibt,
dem heuchleriſchen Geſicht vor der Geſchichte und der Mitwelt
weggeriſſen hat. Wenn die deutſche Diplomatie von heute aus
zen zu ziehen weiß, was wir nicht annehmen wollen. — erſt
dann hätten wir ein Recht, nicht nur an einem gewiſſen Teil
des deutſchen Volkes von heute, ſondern an der Zielſtrebigkeit
ſeiner veranwortlichen Führung in dem letzten
Entſcheidungs=
kampf um Leben und Beſtand der deutſchen Nation zu
ver=
zweifeln.
Nicht minder bedeutſam erſcheinen uns die Schlaglichter, die
in dieſem Verfahren auf die Gefahr im Oſten geworfen
wurden. Jedermann weiß, daß in den kritiſchen Tagen der
ge=
planten ſeparatiſtiſchen Aktion in Bayern die Tſchechei des
ebenſo „friedliebenden” Herrn Beneſch eine Teilmobiliſierung
durchgeführt hatte. Es iſt hier nicht der Raum, die Gründe im
dacht nahelegen, daß Herr Richert ſeine erwieſenen
Beziehun=
gen zu dem franzöſiſchen Chef des tſchechiſchen
General=
ſtabes dazu verwertet hat, neben der franzöſiſchen Beſetzung der
Mainlinie auch die weiter Teile Oſtdeutſchlands durch die
Tſchechei vorzubereiten. Dieſe Fäden auf diplomatiſchem Wege
wenigſtens dem Verſuch einer Klärung zuzuführen, erſcheint
uns als die zweite hochpolitiſche Konſequenz dieſes Prozeſſes,
die nicht ungenutzt bleiben dürfte. Nach Weſten und Oſten
aber ſollten wir allmählich lernen, die Augen offen und den
Willen ſtark zu erhalten, den deutſchen Willen zur
Selbſt=
behauptung, der an der Ruhr und am Rhein den Schwächlingen
in gewiſſen innerdeutſchen Konventikeln zum Trotz noch immer
ungebrochen iſt.
Daneben aber muß ſich der Blick ſelbſwerſtändlich auch
nach innen richten. Vielen in Deutſchland wird es geradezu
grotesk erſchienen ſein, daß hochverräteriſche Beſtrebungen von
dem gigantiſchen Ausmaß der eines Richert und ſeiner
Helfers=
helfer ſich in Bayern monatelang auswirken konnten, ohne daß
eine baheriſche Behörde davon Kenntnis erhielt; daß ein Richert
von der gleichen Behörde, die zur Wahrung der Staatsſicherheit
in erſter Linie berufen iſt, durch Vermittlung ſeines Komplizen
Fuchs einen Paß erhalten konnte, mit dem er mindeſtens zehnmal
in Bahern aufzutauchen in der Lage war. Hier liegen ſträfliche
den Förderung” ſeparatiſtiſcher Tendenzen frankophiler
Prä=
gung, wohl aber aus einem mangelnden Zuſammenarbeiten der
hier in Frage kommenden Inſtanzen erklären können. Hier
nach dem Rechten zu ſehen, derartige geradezu ſtaatsgefährliche
Leichtfertigkeeit für die Zukunft unmöglich zu machen, hat das dem Obſerver ans Tageslicht gezogenen Geheimberichts
zuſtändige Miniſterium allen Anlaß.
nennen, willige Helfer finden konnten, iſt an dieſer Stelle noch
würdigt worden. Wir haben dieſer Stellungnahme auch heute
weder etwas zuzufügen noch abzuſtreichen. Die Perſonen dieſes
ſicherlich nur „dabei war”, weil er glaubte, an dieſem „Geſchäft”
in irgend einer Form verdienen zu können, endlich die durch
Selbſtmord der irdiſchen Verantwortung entflohenen Mach= die Akten zu ſchließen. Mancherlei wird noch zu ſtreifen ſein,
haus und Dr. Kühles, die das Gericht, den einen als
halt=
tiſten, zweifellos nicht zu hart beurteilt hat — wollen uns als
nachzuſchicken wären. Als Produkte der Zeit und in ihrem
Verhältnis zur Umgebung gewertet, erſcheinen ſie ſämtlich als
verlorene Exiſtenzen, die nur in dieſen Zeiwerhältniſſen und
Entwickelung und Durchführung ſeiner Aktion zutrauen durfte, deuten Poinearé.”
NE H n
maleriſchen Stil. Der maleriſche Stil hat im Impreſſionismus,
der alles Stoffliche, Körperhafte, linear Begrenzte in
verſchwim=
mende lichte Farbennuancen auflöſt, ſeinen Höhepunkt um 1890
erreicht. Gegen dieſen rein maleriſchen Stil ſetzte nun mit Cezanne
eine von Jahr zu Jahr ſich ſteigernde Reaktion ein. Cezanne iſt
der Angelpunkt, um den ſich die ganze nachimpreſſioniſtiſche
fran=
zöſiſche Malerei dreht. Er brachte wieder Feſtigkeit in die Bildfläche,
indem er dem flimmernden Chaos von Farbtönen ſein Prinzip
der „Tongegenſätze” gegenüberſtellte. Das Geſetzmäßige der
Farbe wird ſo wieder in ſein Recht eingeſetzt, und auf dieſe
Weiſe mit in ſich geſchloſſenen, aber gegenſeitig ausgewogenen
kleinen Farbflächen ein architektoniſch geſchichteter und zugleich
rhythmiſierter Bildaufbau erreicht. In dieſer Richtung führte
Matiſſe das Werk Cezannes weiter. Im Jahre 1908 bekennt
Matiſſe: „Ich will eine Kunſt des Gleichgewichts und der
Rein=
heit, die weder beunruhigt noch erregt. Ich will, daß der
er=
müdete, erſchlaffte und gehetzte Menſch vor meiner Malerei Ruhe
und Frieden empfindet. Ich will dem Bilde etwas wiedergeben,
was es verloren hat. Ein raſcher Ueberblick über die Landſchaft
gibt von ihr nur einen Moment aus ihrer Dauer. Indem ich
ihren Charakter herausarbeite, will ich mich gern der Gefahr
ausſetzen, an Reiz zu verlieren und dafür an Stabilität zu
ge=
winnen.” (Nach Grautoff.) Auf Cezanne geht aber auch außer
ſeiner Lehre von den Tongegenſätzen in der Malerei der
folgen=
ſchwere Ausſpruch zurück, „alles in der Natur modelliere der
Sphäre, dem Konus und dem Zylinder gemäß; man müſſe
ler=
nen, nach dieſen einfachen Figuren zu malen; ſpäterhin könne
man dann alles machen, was man wolle‟. Durch Pablo Picaſſo
und G. Braque wurde dieſer Lehrſatz zu dem allmächtigen
Syſtem des Kubismus erhoben, der ſeit 1910 ſeinen Siegeszug
über ganz Europa antrat. Sowohl die Schule des Matiſſe mit
ihrer Betonung einer organiſierten, in ſich ruhenden
Flächen=
malerei gegenüber dem verſprühenden Fluidum der
impreſſio=
niſtiſchen Malweiſe als auch der Kubismus, alſo in erſter Linie
Formprobleme, haben beſonders deutſche Künſtler ſtark in ihren
Bann gezogen, wie auch einſt Albrecht Dürer von der Natio der
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 15. Juli 1923.
Wir haben ſchon unterſtrichen, daß nur auf die
entſetzen=
erregende Unkenntnis der politiſch und wirtſchaftlich anders
ge=
lagerten Verhältniſſe des deutſchen Nordens gegenüber dem
agrariſchen Süden, auf die unbeſtreitbar vorhandene Neigung zu
hemmungsloſer Aktivität, wenn es nur gegen den „
bolſchewiſti=
ſchen Norden” gehe: Pläne wie die eines Richert und Fuchs
auf=
gebaut werden konnten. Und wir ſind auch heute der Meinung,
daß die vordringlichſte Aufgabe einer weit
ausſchauen=
den Staatspolitik im Innern die wäre, gegen die bewußte
volks=
verhetzende und vergiftende Arbeit gewiſſer Parteirichtungen
mit allem Nachdruck einzuſchreiten. Dies zu ermöglichen, hat
Es iſt ein bedauerliches Zeichen unſerer kranken Zeit, daß man die Notverordnung vom 11. Mai erlaſſen. Es hieße den
in einer großen Reihe von Aeußerungen zum Urteil im Mün= Kopf in den Sand ſtecken, wollte behauptet werden, daß dieſe über die Flucht des Kapitänleutnants Ehrhardt wird noch
chener Hochverratsprozeß die einzige überragende Tat= Verordnung in allen Fällen ſo angewandt worden wäre, wie
ſache von welthiſtoriſcher Bedeutung — die An= es auch in weiten bürgerlichen Parteikreiſen erwartet wurde, die vorgeſetzte Behörde an, Helfershelfer, die anſcheinend
Tatſächlich hat ja auch die regierende Bayeriſche Vollspartei
mhr als einmal Veranlaſſung gehabt, im Landtag ſolcher
Kri=
von innenpolitiſchen Nebenſachen dieſes Prozeſſes unterging, tik an den ihrem Parteifreund Dr. Schweyer reſſortmäßig
unter=
ſtehenden Polizeibehörden Ausdruck zu verleihen. Wir möchten
verwandten Preſſe iſt offenbar auch angeſichts dieſes raffiniert wünſchen, daß dieſe Kritik bald poſitive Früchte zeitige, denn es unterſtützt haben. Jedenfalls liegt hier eine große Fahrläſſigkeit
könnte ſein, daß auch hier ein „Zu ſpät” ſich bitter rächen vor, denn die Wächter hatten ausdrücklich Anweiſung, den
Ge=
wird.
alle dieſe Fragen hinter der großen Schickſals= und Lebensfrage, Beendigung des Prozeſſes, ein wahrer Schmutzkübel von Be= um angeblich ſeine Seife zu holen, ſo mußte der Wächter
unbe=
ſchimpfungen und Verdächtigungen losgelaſſen wird, werden
für ihr Teil manches zu lernen haben. Zum erſten, daß es
an=
gezeigt iſt, ſich die Leute recht genau anzuſehen, die Aufnahme
heiſchend oder als „Förderer” ideeller oder finanzieller Art an
ſie herankommen. Daß ein Machhaus in einer Organiſation wie
als weſentlichſtes Ergebnis dieſes Verfahrens nach wie dem Blücherbund, dem nur bewußte parteidoktrinäre Infamie Um alſo ins Freie zu gelangen, mußte Ehrhardt die Türen
paſ=
als ſolchem die vaterländiſche Note und Grundeinſtellung ab= ſieren. Bei der Schnelligkeit, mit der er die Flucht
bewerkſtel=
die dem friedfertigen” Frankreich von heute die Maske von ſprechen und frankophile Tendenzen unterſtellen kann, Eingang
finden konnte, nachdem er bei den Hitlerleuten abgewirtſchaft=t
dieſer Grundtatſache nicht die entſprechenden Konſequen= weiſe noch viel zu jungen Leute. Daß ſeine Gelder unbeſehen geſetzt.
genommen wurden, und — wir bezweifeln das nicht — für
vater=
ländiſche Ziele, wie ſie ſich in dieſen jungen Gehirnen darſtellen,
Verwendung fanden, hat auch das Gericht als einen häßlichen
Fleck auf der an ſich unbedingt als vaterländiſche Tat zu
werten=
den Entlarvung der „Helden” dieſes Komplotts mit Fug und
getünſcht, daß ſich dieſe bedauerliche Feſtſtellung erübrigt hätte, bracht wird, daß das ſächſiſche Miniſteriunn von der Flucht erſt
Und endlich: Die Leute, die ſich einem „Führer” unbeſehen
ver=
anſehen. Es iſt Wahnſinn, wenn Kadavergehorſam blieben ſei. Der Gefängnisdirektor iſt ſofort vom
glaubt, dem Führer” auf allen ſeinen Wegen unbedingt folgen
einzelnen aufzuzeigen, die zum mindeſten den dringenden Ver= zu müſſen. Dieſe innere Reinigung der an ſich nur begrüßens= Wirtſchaftsminiſter Felliſch mit einem Stab von Geheimräten
geſtern und beute eingeſetzt hat, wird durch die Lehren des zur Flucht verholfen haben, und ſie dafür zu beſtrafen, und über
lich iſt, weil er gegenüber der internationaliſierenden und als aus einem bayeriſchen Gefängnis geflohen
ſolcher niemals bewußt nationalen und nur nationalen
So=
zialdemokratie und dem nach Moskau nud nur dorthin
blicken=
den Bolſchewismus an die einzigen Wurzeln deutſcher Kraft
glaubt und ſie allein der Maſſe einhämmert: das nationale
Bewußtſein, die Selbſtbeſinnung auf deutſche Größe und
deutſche Kraft.
eine Gemeinſchaft hochgeſtellter Perſönlichkeiten mit den jetzt ab= Die Nachricht von der Flucht Ehrhardts wurde ſofort durch
Fun=
geurteilten Hochverrätern auch nicht der Schatten eines Beweiſes
erbracht werden konnte. Das Gericht hat alle dieſe Lügen des weitergegeben. Die Flucht wurde, ſoweit ſich dies hier beurteillen
Loſſow und Möhl, den bayeriſchen Miniſterpräſidenten, oder ſichtsperſonals begünſtigt. Gegenüber der in einzelnen Blätteen
wen auch ſonſt in Verbindung mit dieſen unſauberen Angele= aufgeſtellten Behauptung, daß Ehrhardt ſich im
Reichsgerichts=
genheit zu bringen ſuchen, als ſolche gekennzeichnet, nur dazu
beſtimmt, den in Todesangſt ſchwebenden Verbrecher mit einem ein eigenes Gefängnis nicht beſitzt. Die in Leipzig befindlichen
riſer Fahrten des Fuchs, auf die hier bereits eingegangen wurde.
Unterlaſſungen, ſträfliche Leichtfertigkeiten vor, die ſich — nicht, Hintergründe hatten, auf die einzudringen das Gericht in dem
wie links behauptet wird! aus einer gewiſſen „wohlwollen= konkreten, ſeiner Beurteilung allein unterſtehenden Unternehmen fand ſich dort in Haft und unterſtand damit ausſchließlich der
gar keine Veranlaſſung hatte. Hier muß an eine mindeſtens
auf=
fällige Tatſache erinnert werden; daß die Preſſe der Bayeri= Vorwurf, daß das Verfahren gegen Ehrhardt grundlos verzögett
ſchen Volkspartei, ſoweit wir ſie in ihren bedeutenderen
Teilen kontrollieren konnten, gerade die Behauptungen des von langten nach Abſchluß der vom Unterſuchungsrichter geführten
Dirards bislang ihren Leſern vorenthielt, die ſich auf an=
Die Frage, wie es überhaupt möglich war, daß die fran= gebliche Verhandlungen Dr. Heims mit Dorten und
zöſiſchen Vernichtungspläne in Leuten, die ſich „vaterländiſch” die angebliche Einwirkung Dards auf die Beſchlüſſe des
im Laufe des Verfahrens als rein politiſche Frage ge= Intereſſe einer Reinigung der politiſchen Atmoſphäre hätten wir und dem Angeklagten zu einer Erklärung auf die Anklageſchriſt
es begrüßt, wenn dieſe ungeheuerlichen Aufſtellungen einer eine Zeit von 4 Wochen gewährt. Am Tage des Ablaufs der
Trauerſpiels — der politiſche Streber Fuchs, der ſeiner Geld= würdigt worden wären. Wir haben allen Anlaß, zu glauben,
not und ſeinem verbrecheriſchen Ehrgeiz ſein deutſches Volkstum daß dieſe Aeußerung in abſehbarer Zeit vor Gericht erfolgen 10. Juli in Ausſicht genommenen Termin auf den 23. Juli an.
zum Opfer brachte, der kalt berechnende Tſcheche Munk, der wird, und enthalten uns daher heute einer Stellungnahme hierzu.
Damit ſcheint uns die Möglichkeit für den Augenblick
ge=
geben, über dem Trauerſpiel, das jetzt ſeine Sühne gefunden hat,
wenn das Landesparlament zu dem politiſchen Komplex der
auf=
loſe verbrecheriſche Exiſtenz, den anderen als bewußten Separa= gerollten Fragen Stellung nimmt. Wir möchten wünſchen, daß
auch dieſe Debatte ſich nicht in unweſentlichem Beiwerk verliere, nung des Reichsarbeitsminiſters wird die Grenze für
verſiche=
ſolche zu unbedeutend bedünken, als daß ihnen tiefgründige ſondern das Urteil herausarbeite und erneut in die Welt, die rungspflichtiges E.nkommen in der Angeſtelltenverſicherung im
pſychologiſche Betrachtungen in das wohlverdiente. Zuchthaus es hören will, hineinrufe, das wir mit dem Gericht zu unſerem unbeſetzten Gebiet auf 27 Millionen Mk. und im beſetzten und
eigenen gemacht haben:
„Der Hauptſchuldige in dieſem Reichszertrümmerungs= ſchriften für die Erwerbsloſenfürſorge beſtehen, auf 34 Millionen
prozeß iſt der franzöſiſche Imeprialismus, vertreten Mark feſtgeſetzt. Für die Krankenverſicherung wird die
Ein=
nur auf dieſem Boden gedeihen konnten, dem Richert die durch die franzöſiſche Staatsregierung und ihren Miniſterpräſi= kommeusgrenze auf 20 Millionen Mk. im unbeſetzten und auf
Vmnnnmmmnnnm
Wie Bertha Morriſof und Gva Gonzales dem großen Werk
der franzöſiſchen Impreſſioniſten einen beſonderen Liebreiz
verliehen, ſo ſchmiegte ſich dem Kreiſe der Matiſſeſchule die
jetzt in Düſſeldorf lebende Marie Laurinein an, die mit
einigen ungemein zarten Lithographien (Nr. 326—328) auf
der Ausſtellung vertreten iſt. Mit nur ein paar Linien —
ſchwarze Samtaugen, ſchmaler Saum der Lippen —
zau=
bert ſie Köpfe von beſtrickender Anmut auf das Papier —
Ein direkter Schüler von Matiſſe war Otto Moll. Seine Bilder
(Nr. 134—136) ſind leuchtende Flächen, in reinen Farben
erſtrah=
lende Harmonien von „ambroſiſcher Heiterkeit”, eine ſinnenfrohe
Boudoirkunſt, deren künſtleriſcher Wert wohl am beſten mit dem
Begriff „sensibilité” umſchrieben wird. Will man
Gegenſätz=
liches einmal greifbar vor Augen haben, dann blicke man von
den Bildern Molls zu Pechſteins „Celloſpieler” hinüber. Es
gibt kaum eine aufſchlußreichere Gegenüberſtellung. — Auch in
den Bildern Achmanns (Nr. 1—6) iſt das Prinzip der
flächen=
haften Aufteilung des Malgrundes herrſchend. Aber Achmann
iſt weit robuſter wie Moll; der Einſchlag eines volkskünſtleriſchen
Elementes — man könnte an bäuerliche Hinterglasmalereien
den=
ken — iſt unverkennbar. Das Selbſtbildnis (Nr. 6) verrät in
ſeiner mit ſparſamen Mitteln erreichten Geſchloſſenheit eine nicht
geringe Konzentrationsfähigkeit, die ſich aber nur bei ſtrenger
handwerklicher Schulung vor plakathafter Verflachung bewahren
dürfte. — Dem Kreiſe von Matiſſe gehört auch Pürrmann an.
Das von ihm ausgeſtellte Bild (Nr. 157), gewiß auffallend durch
ſeine lichte freudige Farbengebung — man vergleiche damit einmal
die Bilder H. Thomas —, vermag keine Vorſtellung von der
fein=
nervigen Malerei zu geben, die in ſeinen Landſchaften und ganz
beſonders in ſeinen Stilleben ein empfängliches Auge zu
ent=
zücken vermag. Seine Radierungen (Nr. 358—361) erfreuen
durch eine knappe, zarte, beſonders das Volumen ſeiner Figuren
ſicher umſchreibende Strichführung. — Auch Ahlers Heſtermann
(Nr. 7—9) war ein Matiſſe=Schüler. Doch ſcheint der Einfluß
von Cézanne der beſtimmendere geweſen zu ſein. Die rein
male=
riſche Quglität ſeiner Landſchaft (Nr. 9), die ſich durch wohl=
Seite 3.
Dann — und nur dann — wenn alle im deutſchen Volke
ſich der furchtbaren Drohung bewußt geworden ſein werden, die
in den franzöſiſchen, hier aufs neue ans Licht gezogenen Plänen
liegt, wenn alle nach außen und innen die Konſequenz ziehen,
die ſie jedem aufzwingen müßten, wird auch das beſchämende
Schauſpiel dieſes Hochverrats am deutſchen Geſchick eine
Wende zum Beſſeren bedeuten können.
Die Flucht Ehrhardts.
* Leipzig, 14. Juli. (Priv.=Tel.) Zu den Einzelheiten
folgendes berichtet: Zweifellos hatte Chrhardt, das nimmt auch
der Organiſation ( angehören. Die Unterſuchung wird auch
dahin geführt, ob Ehrhardt nicht auch mit Gefangenen und
An=
geſtellten in Verbindung getreten war, die ihn bei der Flucht
fangenen nicht einen Augenblick außer Acht zu laſſen. Wenn
Die vaterländiſchen Organiſationen, über die heute, nach Ehrhardt ſich vom erſten Stock wieder in den Baderaum begab,
dingt mitgehen. Ehrhardt mußte bei ſeiner Flucht zwei eiſerne
aus dieſem Trauerſpiel — das muß feſtgeſtellt werden — auch und eine hölzerne Tür paſſieren. Dieſe Türen ſind nur vom
Amtsgerichtsgebäude aus aufſchließbar und nicht von der
Ge=
fangenenanſtalt aus. Wer alſo die Anſtalt verlaſſen wollte,
mußte unbedingt ein Klingelzeichen geben, damit ein innerhalb
des Gebäudes befindlicher Beamter die Tür aufſchließen mußte.
ligte, iſt als ſicher anzunehmen, daß im Augenblick, wo Ehrhardt
an einer der verſchloſſenen Türen anlangte, ihm auch ſchon
ge=
hatte, ſpricht Bände für die Vertrauensſeligkeit dieſer vorzugs= öffnet wurde. Die weitere Unterſuchung wird fieberhaft fort=
Die ſächſiſche Regierung peinlich berührt.
* Dresden, 14. Juli. (Priv.=Tel.) Die Flucht
Ehr=
hardts aus Leipzig iſt der ſächſiſchen Regierung
Recht bezeichnet. Dieſes Verrätergeld als „Beutegeld” anzu= außerordentlich peinlich. Darum veröffentlicht das
zuſprechen, ſcheint uns etwas weitherzig gedacht, und wir hätten Juſtizminiſterium eine Kundgebung wo n zum Ausdruck
ge=
heute vormittag durch die Preſſe Nachricht erhalten habe, und
ſchreiben, ſollten ſich dieſen Mann auf ſeine Ziele recht genau von der Direktion des Gefängniſſes ohne jede Mitteilung ge=
Dienſt dispenſiert worden, und außerdem hat ſich der
werten vaterländiſchen Bewegung als ſolcher, die nicht erſt ſeit nach Leipzig begeben, um diejenigen Beamten feſtzuſtellen, die
Fuchs=Prozeſſes neuen Antrieb erhalten — und ſie wird dazu die Durchführung aller angeordneten Maßnahmen ſtrengſtens zu
beitragen können, aus dieſer Bewegung einen Faktor erſtehen wachen. Man dürfte geſpannt ſein, was die
ſäch=
zu laſſen, der für den Wiederaufſtieg Deutſchlands unentbehr= ſiſche Regierung geſagt hätte, wenn Ehrhardt
wäre.
Aus den Ehrhardt=Akten.
Berlin, 14. Juli. (Wolff.) Amtlich. Gegen den
ent=
flohenen Korvettenkapitän Ehrhardt hat der Oberreichs=
Es bleibt übrig, gegenüber allen Konſtruktionen und bewuß= anwalt einen Steckbrief erlaſſen und auf die Ergreifung des
ten Unwahrheiten klar und eindeutig herauszuſtellen, daß für Flüchtlings eine Belohnung von 25 Millionen Mark ausgeſetzt.
kentelegraphie an alle in Betracht kommenden Polizeibehörden
Fuchs, mochten ſie den Kronprinzen, die Reichswehrgenerale läßt, zum mindeſten durch eine Fahrläſſigkeit des
Gefängnisauf=
gefängnis befunden habe, iſt feſtzuſtellen, daß das Reichsgericht
„Schutzpanzer” zu gürten. Anders die Frage, ob nicht die Pa= Unteruchungsgefangenen des Reichs= und Staatsgerichtshots
zum Schutze der Republik werden vielmehr in dem ſächſiſchen
Landesgefängnis in Leipzig untergebracht. Auch Ehrhardt be=
Ueberwachung der ſächſiſchen Beamten. Der vereinzelt erhobene
wurde, entbehrt jeder Grundlage. Die Akten gegen Ehrhardt ge=
Ermittelungen in den erſten Apriltagen an den Sachberater ver
Reichsanwaltſchaft. Von dieſem wurde das ungewöhnlich
um=
fangreiche Aktenmaterial ſofort in Bearbeitung genommen und
die Anklageſchrift am 28. April fertiggeſtellt. Nach Brü=
Bamberger Kongreſſes der Baheriſchen Volkspartei bezogen. Im fung durch die Mitberichterſtatter wurde dem Oberreichsanwalt
Aeußerung der maßgebenden Parteikreiſe und ihrer Preſſe ge= geſtellten Friſt beantragte die Verteidigung Verlängerung. Der
Vorſitzende des Staatsgerichtshofs beraumte dafür den für den
Von einer Verzögerung des Verfahrens kann bei dieſer
Sach=
lage nicht die Rede ſein.
Erhöhung der Verſicherungsgrenze.
Berlin, 13. Juli. (Wolff.) Nach einer neuen Verord=
Einbruchsgebiet und in dem Gebiete, in dem beſondere Vor=
24 Millionen Mk. im beſetzten uſw. Gebiet erhöht.
ausgeglichene und doch lockere Schichtung der Farbzellen
auszeich=
net, belebt er noch durch eine unaufdringliche ſtereometriſche
Sti=
liſierung. Ahlers Heſtermann verdanken wir auch ein flott
ge=
ſchriebenes Eſſah über den internationalen Künſtlerkreis des
„Café du döme” der ſich um die ſog. „Fauves”, ein Spottname
für die Matiſſeſchule, gruppierte. — Auch R. Großmann hat hier
Anregungen empfangen. Großmanns Zeichnungen (Nr. 263—268)
gehören zu den Ausnahmefällen deutſcher Zeichenkunſt. Sie
grü=
beln nicht, es ſpricht vielmehr aus ihnen eine weltmänniſche
Ueberlegenheit der Umgebung gegenüber, ohne daß Weſentlichem
dabei aus dem Wege gegangen wird.
Hatte die nachimpreſſioniſtiſche Schule um Matiſſe deutſche
Künſtler direkt nach Paris gezogen, ſo wirkte der franzöſiſche
Kubismus auch außerhalb Frankreichs mit der ganzen Stoßkraft
ſeiner radikalen Theorie. Er hat ſozuſagen den nordiſchen
Ex=
preſſionismus abgekühlt. Das wird beſonders klar bei Kanoldt.
Noch einmal ſei es betont! Der Kubismus iſt formal
konſtruk=
tiv, in keiner Weiſe tranſzendental gerichtet. Selbſt der orphiſche
Kubismus eines Delauny vermag nicht darüber
hinwegzutäu=
ſchen. Der Kubismus ſteht geradezu in einem Gegenſatz zum
nordiſchen Expreſſionismus. Was die beiden Richtungen
ge=
meinſam haben, iſt allein die Deformation der Naturformen,
hier zugunſten eines inneren ſeeliſchen Erlebniſſes, dort
zu=
guzſten eines Formproblems. Erſt im deutſchen
Expreſſionis=
mus werden die rationaliſtiſchen Grundlagen des „Kubismus
romantiſiert. Das zeigen beſonders die kubiſtiſchen Städtebilder
Feiningers, von dem einige Aquarelle nachträglich die
Ausſtel=
lung bereicherten. Feininger verſteht es, beſonders mit Hilfe
einer phantaſtiſchen Lichtführung, die nur Hell und Dunkel, aber
keinen natürlichen Schatten kennt, ſeine kubiſtiſchen Städtebilder
mit einer dem franzöſiſchen Kubismus fremden Myſtik zu
be=
ſeelen, daß ſich Häuſer in ſpukhafte Weſen verwandeln. — Mehr
dekorativ ausgewertet iſt der Kubismus von Erbslöh (Nr. 47
bis 50). Wenn auch die Farbengebung auf kubiſtiſchen Bildern
ſekundäre Bedeutung beanſprucht, ſo iſt die Palette von Erbslöh
mit ihrem ſcharfen Grün und Blau doch gar zu karg und gsketiſch.
(Fortſetzung folgt.)
Darmſtädter Dagblatt, Sonntag, den 15. Juli 1923.
Nummer 193.
Von Major a. D. Krauße d’Avis.
Je mehr ſich die Schwierigkeiten an der Weſtgrenze des
Deutſchen Reiches für uns häufen, je unbändiger der polniſche
Größenwahn an deutſchen Gebieten ſich vergreifen will, um ſo
mehr wird immer wieder die Frage einer deutſch=ruſſiſchen
Zu=
ſammenarbeit erörtert. Die folgenden Zeilen ſollen hierzu
einige geſchichtliche Unterlagen und Zukunftsausblicke geben, aus
denen ſich dann leicht erſehen läßt, wie ſich die deutſch=ruſſiſchen
Beziehungen geſtalten können.
Die Natur hat beſtimmte Geſetze geſchaffen, die nicht
umzu=
ſtoßen ſind. Alles hat einen beſtimmten vorgeſchriebenen Gang
der Entwicklung, wie das einzelne Lebeweſen, ſo auch ganze
Völ=
ker, bei denen man ganz genau Jugend, Blütezeit und Alter
unterſcheiden muß. Wird der Entwicklungsgang unnatürlich
be=
einflußt, ſo entſtehen Ausartungen, gegen die die Natur wieder
ankämpft. Von einem Kinde kann man nicht verlangen, daß es
ſich benimmt wie ein gereifter Mann, an ein junges Volk kann
man nicht Anforderungen ſtellen, die es erſt in ſeiner vollen Reife
bewältigen kann. Ein typiſches Beiſpiel, wie bei einem Volke
gegen die Natur gearbeitet wurde, bietet Rußland.
Auf dem Territorium des ruſſiſchen Kaiſerreiches fanden ſich
in vorgeſchichtlicher Zeit Teile ariſcher und mongoliſcher Raſſen
zuſammen, die ſogenannten einſilbigen Mongolen, hauptſächlick
im Norden und Oſten, und Slawen, beſonders im Weſten und
Süden. Aus dieſen verſprengten Raſſeelementen entſtanden
bodenſtändige Völker, die ſich je nach ihrer Zuſammenſetzung
verſchieden entwickelten, bis in den letzten zwei Jahrhunderten
das Moskowitiſche Volk nach erfolgreich geführten
Eroberungs=
feldzügen die Welt glauben laſſen wollte, daß es im Oſten
Europas nur ein Volk gäbe, die Ruſſen. Im 1. Jahrtauſend nach
Chriſti Geburt, nachdem ſich die Wogen der Völkerwanderung
ge=
glättet hatten, ſchritten die Völker zu neuer Staatenbildung. Da
der Släwe im Gegenſatz zum Mongolen keine Führernatur, kein
Herrenmenſch iſt, ſchickten die vorwiegend ſlawiſchen Völker Ge=
ſandtſchaften aus, um ſich Herren zu holen. Sie gingen an die
Wiege des Europäiſchen Herrenvolkes, der Germanen, nach
Skandinavien und ſagten: „Kommt, und herrſcht über uns!”
Und die Söhne ſkandinaviſcher Edler (jüngere
Fideikommiß=
ſöhne würde man heute fagen) zogen nach Südoſten und
über=
nahmen die Herrſchaft in den Staaten zwiſchen Oſtſee und
Schwarzem Meer. Der bedeutendſte von ihnen war Rurik, der
ſich die Herrſchaft des Moskowiterreiches ſicherte. Mit dieſen
germaniſchen Herren begann überhaupt erſt das eigentliche
ſtaat=
liche Leben. Die erſten Jahrhunderte einer Staatengründung
ſind immer mit Kriegen als Selbſtzweck ausgefüllt, junge
unbän=
dige Kraft, die ſich austoben muß. Es war die Prüfung, wer
von allen dieſen der ſtärkſte war. Den Sieg errang im Laufe
eines Jahrtauſends das Reich der Moskowiter, das alle anderen
unterjochte, wohl hauptſächlich deshalb, weil es am meiſten mit
kriegeriſchem mongoliſchen Erobererblut durchſetzt war.
Dieſe Raufperiode iſt die Vorgeſchichte eines jeden Volkes,
ehe es anfängt, ſich die Möglichkeit einer kulturellen Entwicklung
zu ſchaffen. Dann beginnt erſt die eigentliche Vorperiode der
Kulturzeit. Zum Vergleich wollen wir die deutſche Geſchichte
nehmen. Eine altgermaniſche Kultur mit darauffolgender
Zivili=
ſationszeit, etwa um 2000 v. Chr. iſt feſtgeſtellt, aber in
Ge=
ſchichtszahlen nicht feſtzulegen. Aus dieſen kulturmüden
germa=
niſchen Stämmen entwickelten ſich neue Völker, die ſich noch in
der vorrömiſchen Zeit heftig befehdeten. Dann gewannen
allmählich die Franken die Ueberhand und bemächtigten ſich
Galliens. Dieſe Merowinger=Zeit bis zur Herrſchaft der
Karo=
linger entſpricht etwa der ruſſiſchen Epoche von Iwan III., der
um 1480 die Tatarenherrſchaft abſchüttelte, bis auf Peter den
Großen (1689—1725). Nun tritt bei beiden ein großes
geſchicht=
liches Ereignis ein, das mit den Perſonen zweier Herrſcher
zu=
ſammenfällt, denen die Geſchichte den Namen „Der Große”
ge=
geben hat. Es handelt ſich um die Frage: Soll das Volk ſeine
Geſchichte weiter entwickeln auf Grund ſeines eigenen
volks=
tümlichen Empfindens, aus dem ſich eine eigene Kultur
ent=
wickeln kann, oder kann man ihm fremde Kulturen aufpfropfen?
Beide Herrſcher haben ſich aus verſchiedenen Beweggründen zu
demſelben Entſchluß bekannt, aber wieder mit verſchiedenem
Er=
folg. Karl der Große erkannte, daß ein Arbeiten gegen das
Chriſtentum unmöglich war, daß er aber mit dem Chriſtentum
als Vorſpann ein Machtmittel in der Hand habe, das ihm die
Herrſchaft des Abendlandes bringen könne. Deshalb wütete der
Germane Karl mit Krummſtab und Schwert gegen alles, was
in ſeinem Reich germaniſch war. Seine Menſchenſchlächtereien
ſtehen in der Geſchichte des Abendlandes einzig da. Da es aber
„nur Heiden” waren, die er abſchlachtete, wurde er von ſeiner
Kirche in die Zahl der Heiligen aufgenommen. Als Erſatz für
Germaniſches bot er byzantiniſch=arabiſche Kultur. Er hatte aber
Erfolg, da er ſeinen Willen ohne Rückſicht auf Widerſtände
durch=
zuſetzen verſtand, und die Geſchichte hat ihm mit Recht den
Bei=
namen „der Große” gegeben. Andere Gründe waren es bei
Peter Romanow. Die Macht hatte er. Aber er ſah den
unge=
heuren Abſtand, der ſein Volk von den Kulturvölkern des
Abendlandes trennte. Um neben den anderen Staaten Europas
auch in Aeußerlichkeiten beſtehen zu können, zwang er
ſeinem Volke eine ihm weſensfremde Kultur auf. Auch er hat
ſeinen Willen durchgeſetzt, hat ſein Reich groß und mächtig
ge=
macht; aber ſein naturfremdes Handeln ſollte ſich fürchterlich
rächen. Hier zeigt ſich der Gegenſatz zwiſchen den Reichen der
beiden großen Herrſcher. In den Germanen ſteckte noch ſoviel
altes unbewußtes Kulturempfinden, daß es durch die Tat eines
Herrſchers nicht ausgelöſcht werden konnte. Der Aachener Dom
ſollte eine Moſchee in Germanien werden. Er ſtellt das
Zwitter=
ding dar: er wurde keine Moſchee mehr, ward aber auch noch
kein Dom. Nach Karls Tode brach das germaniſche Empfinden
ungehindert durch. Es entwickelte ſich der urgermaniſchſte aller
Stile, den die Kunſtgeſchichte fälſchlicherweiſe den „romaniſchen”
nennt, und in folgerichtiger Ablöſung die Gotik. Anders in
Rußland. Dieſes Volk hatte keine Erinnerungen an eine frühere
Kulturepoche. Widerwillig nahm es das ihm Weſensfremde auf.
Und da es nichts anderes dagegen zu ſtellen hatte, blieb das
fremde — aber nicht als Kultur, die nur am Orte ihres
Ent=
ſtehens blühen kann, ſondern als lächerlicher Abklatſch
abend=
ländiſchen Weſens.
Um ein unfertiges in fremder aufgezwungener Faſſung
ge=
haltenes Reich lebensfähig zu halten, bedurfte es eines
außer=
gewöhnlich ſtarken führenden Geiſtes, deſſen Gedanken auch noch
für ſeine Nachfolger Richtlinien bleiben mußten. Und eine ſolche
Natur war Peter der Große! Weit vorausſehend war ſein Blick.
Nur durch klug geleitete Außenpolitik konnte das notdürftig
zu=
ſammengefügte unfertige, eines eigenen kulturellen Haltes
ent=
behrende Reich weiterbeſtehen.
Das kaiſerliche Rußland ſtand die letzten beiden
Jahrhun=
derte unter dem Zwange des von dem großen Peter
aufgezwun=
genen weſteuropäiſchen Kulturfirnis. Seine normale
Kultur=
entwicklung konnte Rußland deshalb nicht nehmen. Auf dem in
allen Völkern geſchichts= und kulturloſen Bauernſtande, der
völ=
kiſchen Kraftquelle, hätte ſich ein Führer= und Herrenſtand bilden
müſſen. Von ihm hätten die im Volksempfinden ruhenden
Kul=
turkeime gepflegt und zur Blüte gebracht werden müſſen. Bei
den Germanen ſehen wir das Rittertum als Kulturträger des
Abendlandes. Wo Germanen ſind, ſind ſie die Herren und die
gleiche Kultur, nur unbedeutend örtlich beeinflußt, kommt hoch.
Deshalb iſt es ein Unſinn, von deutſcher und franzöſiſcher Gotik
zu ſprechen. Erſt Jahrhunderte ſpäter hatten ſich die Völker als
ſolche entwickelt. Damals beſtanden Reiche mit dynaſtiſchen
Grenzen, in denen eine germaniſche Oberſchicht und eine oft ganz
raſſenverſchiedene kulturell bedeutungsloſe Unterſchicht lebten. Daß
die Oberſchicht oft die Sprache der Maſſen annahm, hat nichts zu
bedeuten. Die ungeheure Kraft, die junge Kulturvölker in ihrer
erſten Periode beſitzen, zeigte ſich im Abendlande in dem
ge=
ſunden Ventil, das die Kreuzzüge boten. Da der normale
Werdegang dem ruſſiſchen Volke genommen war, erfolgte die
Kraftexploſion nach innen.
Die alte ruſſiſche Herrenſchicht germaniſchen Blutes war
durch die jahrhundertlangen Kleinkriege faſt verſchwunden. Nur
noch wenige Adelsfamilien konnten ihre Herkunft von den alten
Warägern ableiten. Der übrige Adel zeigte, ſoweit er
mongoli=
ſchen Blutes war, noch brauchbare Führereigenſchaften. Die
Maſſe aber waren Sklaven, die auf ihres Zaren Befehl über
Nacht neunhundert Jahre kultureller Entwicklung überſpringen
mußten und dabei völlig verſagten. Abendländiſcher
Ziviliſa=
tionskitſch war alles, was man an dem ruſſiſchen Adel (mit
wenigen Ausnahmen) wahrnehmen konnte. Die Haupttugend
des führenden Herrenmenſchen fehlte vollſtändig: das
Pflicht=
bewußtſein, das mit der Führerſtelle zuſammenhängt. Ein
un=
reifes tiefſtehendes Volk, eine minderwertige Herrenſchicht und
dazu Reformen, die unzeitgemäß waren! Ein typiſches Beiſpiel
dafür iſt die Aufhebung der Leibeigenſchaft. Der Bauer an
Sklaverei gewöhnt, wird plötzlich, 1864, von dem Zarbefreier
Alexander II. befreit! Die Wirkung war, als wenn man in der
Gefangenſchaft geborene Tiere aus dem Käfig ins Freie läßt.
Herauslaufen, tun ſie; aber was ſie draußen machen ſollen,
wiſſen ſie nicht. Es liegt mir fern, den Zuſtand der Sklaverei
als den richtigen für Rußland hinzuſtellen. Ehe man aber die
Sklaverei abſchafft, muß erſt geſorgt werden, daß die Menſchen
auch leben können wie es ſich gehört. Aber da in Rußland nichts
ſeinen natürlichen Gang hatte, war für die „befreiten” Bauern
nichts geſchehen. Nach ihrer „Befreiung” lebten ſie womöglich
noch tieriſcher als vorher. Ganz anders war es in den baltiſchen
Provinzen. Dort lebte ebenſo eine lettiſche und eſtniſche Unter=
ſchicht, aber eine hochſtehende deutſch=germaniſche Herrenſchicht,
die ſich ihrer hohen und heiligen Herrenpflichten ſtets bewußt
war. Als die Zeit reif war, hoben ſie aus eigenem Entſchluß
die Leibeigenſchaft auf, weil für jeden einzelnen geſorgt war.
Das alles 50 Jahre vor der Befreiung in Rußland. Infolge
dieſer Erziehung war der lettiſche und eſtniſche Bauer von jeher
dem ruſſiſchen weit überlegen. Oft wurden ſie einfach als
Deutſche angeſprochen. Der Sozialdemokrat Winnig, 1918
Ober=
präſident in Königsberg, ſchreibt, daß er auf den Gütern der
Balten die vorbildlichſten, ſozialſten Einrichtungen getroffen
habe, die man ſich nur denken könne.
Daß der Werdegang des eigentlichen Rußland voll von
Naturwidrigkeiten war, empfand jeder Ruſſe. Der Adel tröſtete
ſich in Monte Carlo und das halbgebildete Proletariat begann
revolutionären Ideen nachzuhängen. In den zweihundert
Jah=
ren der Vorkultur hat Rußland faſt nichts geleiſtet. Die Führer
verbrauchten ihre Kräfte auf falſchen Bahnen und die
Unter=
ſchicht fühlte die Entfremdung. In dem Augenblick des
Frei=
werdens des erſten größeren Kräfteüberſchuſſes fehlte die
Ver=
bindung zwiſchen Führer= und Unterſchicht. Die
Sicherheits=
ventile der Kriege mit Japan und Deutſchland genügten nicht
— die Exploſion erfolgte nach innen.
Heute ſehen wir in Rußland ein führerloſes Volk. Die von
Natur beſtimmten Führer hat es weggejagt — um dafür (mit
wenigen Ausnahmen) den Ausſchuß aller Verbrecher als Herren
zu haben. Ein Extrem löſt das andere ab. Erſt unnatürliche
Ueberſpringung des normalen Werdeganges, dann unnatürlicher
Rückfall in tieriſche Urzuſtände. Normal iſt nur ein noch ganz
beſcheidener Anklang an kommende Kultur auf dem Gebiete der
Muſik und der Dichtung (Doſtojewski). Normal iſt ferner das
tiefreligiöſe Empfinden des geſamten Volkes, an dem auch der
Bolſchewismus zerſchellen wird. In dem Stadium der
Vor=
kultur gibt es keine Städte. Rußland hat — ſo paradox es
klingen mag — nur eine Stadt gehabt: Petersburg, und
dieſe iſt dem ruſſiſchen Volke von jeher als weſensfremd
ver=
haßt geweſen. Ja ſelbſt die Millionenſtadt Moskau iſt
eigent=
lich nur ein großes Dorf mit einer Pfalz, dem Kreml. Eine
Stadt, ein in ſich geſchloſſenes kulturförderndes Zentrum, kann
es garnicht geben, weil Rußland noch gar keinen geſchichtlich
begründeten Bürgerſtand beſitzt.
Was ſoll nun aus Rußland werden? Aus dem
vorgehen=
den iſt geſagt, daß Peter der Große durch ſeine Uebernahme
landesfremder Kultur ſein Land in ſeiner natürlichen
Ent=
wicklung direkt gehemmt hat. Bekommt jetzt das Land ſeine
in=
nere Freiheit wieder, dann wird es alles Falſche abſchütteln
und eigenes nationales dafür ſetzen. Dann wird anſtelle der
von Byzanz übernommenen Kuppelbauten nationale Kunſt
tre=
ten — Rußland wird in das Stadium unſerer Gotik eintreten,
wenn es im Stande iſt, eine Führerſchicht heranzubilden.
Ich bin mir bewußt, daß meine Ausführungen in den
Krei=
ſen der ruſſiſchen Emigranten ſchärfſten Widerſpruch erregen
werden. Denn wer hätte je zugegeben, daß er nicht ein
vorbild=
licher Kulturmenſch ſei? Nach meiner Erfahrung geben das
nur die zu, die wirkliches Kulturempfinden haben. Wer ſeine
Grenze kennt, iſt meiſt dann zur Führung reif.
Aus den heutigen Zuſtänden unerhörteſten roten Terrors
wird ſich eine Diktatur entwickeln, die zum Ordnungsſtaat führt.
Der neue Staat wird in der Hauptſache auf Erhaltung ſeiner
Lebensfähigkeit bedacht ſein müſſen, alſo einen anderen Staat
ſuchen, der ihn wirtſchaftlich ergänzt. Und das iſt Deutſchland.
Deutſchlands Intereſſen gehen den ruſſiſchen gleichlaufend, ſo
daß ſich ganz von allein eine gemeinſame Arbeit entwickeln wird.
Beide Staaten müſſen zuſammenhalten, weil ihre
Lebensnot=
wendigkeit das vorſchreibt. Kann es aber eine deutſch=ruſſiſche
Freundſchaft geben?. Ich ſage niemals! Der Ruſſe muß in den
nächſten Jahrhunderten der Todfeind des Deutſchen bleiben! Die
Gründe ſind in der Geſchichte zu ſuchen. Durch die Revolution
hat er alles fremde von ſich abgeſchüttelt und wird mit
über=
triebener Empfindlichkeit jeden Verſuch, ihm wieder etwas
frem=
des zu bringen, abweiſen. Der Deutſchenhaß 1914 war echt und
volkstümlich. Er kam nicht von oben, ſondern aus den Reihen
der ſogenannten Demokratie. Der Zar hat von jeher die
deut=
ſchen Koloniſten und Balten geachtet. Der von unfen kommende
Deutſchenhaß war der Vorbote der Repolution, die ſich gegen das
aufgezwungene Fremde wandte und in den Deutſchen das erſte
Angriffsziel ſah. Eine Volksbewegung fragt nie nach
Vernunfts=
gründen. Das ruſſiſche Volk wird nie wiſſen wollen, ob wir
Deutſche an ſeiner Ueberfremdung ſchuld ſind. Es wird uns
haſſen mit dem natürlichen Neide des in der Entwicklung
Zu=
rückgebliebenew, der ſeinen ihm überlegenen Nachbarn ſieht.
Nie hat es ein Freundſchaftsverhältnis zwiſchen einem jungen
und einem benachbarten alten Kulturvolke gegeben. Der
wirt=
ſchaftliche Zuſammenſchluß wird das ruſſiſche Volk nicht
hin=
dern, immer Frankreich ſeine Sympathien zu ſchenken. Die
Fran=
zoſen ſind ein für ſie unſchädliches ſterbendes Kulturvolk, das
weit=
ab liegt. Aber es liegt an Deutſchlands anderer Grenze und iſt
für eine Zangenbildung notwendig. Bei allen gemeinſamen
Intereſſen wird Rußland immer neidiſch auf ein ſtarkes
Deutſch=
land ſehen, das auch aus Selbſterhaltungstrieb ruſſiſche
Expan=
ſionsgelüſte an der Oſtſee unmöglich machen muß.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 15. Juli.
Von der Preisprüfungsſtelle
Rentenzahlungsverkehr beim Poſtamt I Darmſtadt. Auf Grund
der fünften Verordnung über Erhöhung von Zulagen und Geldbeträgen
in der Unfallverſicherung vom 29. Mai 1923 zahlt das Poſtamt den für
Juli zahlbaren Betrag am 18. ds. Mts. noch einmal. Vom 1. Auguſt
an wird der laufende Monatsbetrag verdoppelt, ſodaß der Auguſtbetrag
der gleiche iſt wie die beiden im Juli fälligen Beträge zuſammen. Es
wird dringend erſucht, die Beträge an den Fälligkeitstagen abzuheben.
Zuſatzrente für Militärrentner. Nach Mitteilung der amtlichen
Fürſorgeſtelle für Kriegsbeſchädigte und Kriegshinterbliebene der Stadt
Darmſtadt werden die laufenden Zuſatzrenten (ſeither Teuerungszuſchüſſe)
für Monat Juli ds. Js. für nicht im Erwerbsleben ſtehende
Schwer=
beſchädigte, Hinterbliebene, Altrentner und Altrentnerinnen am
Mitt=
woch, den 18. Juli ds. Js., vormittags von 8½—12)= Uhr auf der
Stadt=
kaſſe ausgezahlt.
Städtiſche Sparkafſe. Mit Rückſicht auf die ſtarke Zunahme des
Geſchäftsverkehrs bei der Ueberweiſungsabteilung hat die
Städtiſche Sparkaſſe beſchloſſen, die Geſchäftsräume dieſer Abteilung mit
Wirkung vom Dienstag, den 17. I. Mts. ab, bis auf weiteres in das
Erdgeſchoß zu verlegen. Die Kunden der Sparkaſſe werden auf dieſe
Aenderung, die in erſter Linie im Intereſſe einer raſcheren Abfertigung
des Publikums getroffen wurde, auch an dieſer Stelle hingewieſen.
— Die Gas= und Waſſerpreiſe werden infolge eines Beſchluſſes der
Stadtverordnetenverſammlung künftig erſt zu Ende eines jeden Monats
auf Grund der in dem betreffenden Monat gültigen Kohlenpreiſe
feſt=
geſetzt. Die Direktion der ſtädtiſchen Betriebe gibt die für den
Ver=
brauchsmonat Juni feſtgeſetzten Preiſe im heutigen Anzeigenteil bekannt.
wird uns geſchrieben: Die ſtädtiſche Preisprüfungsſtelle wurde im
ver=
gangenen Monat Juni wieder lebhafter in Anſpruch genommen, als
dies im Monat Mai der Fall war. Die Zahl der Beſchwerdefälle war
von 104 auf 130 geſtiegen. In mehreren Fällen mußte Anzeige bei der
Staatsanwaltſchaft wegen Preistreiberei und Wucher erſtattet werden.
In anderen Fällen hat die unmittelbar vorgenommene Nachprüfung
er=
geben, daß der betreffende Verkäufer trotz einer Erhöhung des Preiſes
ordnungsmäßig kalkuliert hatte. Was hierunter zu verſtehen iſt und
worauf es dabei ankommt, ſoll kurz erläutert werden.
Nach der Rechtsſprechung unſeres oberſten Gerichtshofes, des
Reichs=
gerichts in Leipzig, iſt der Verkäufer berechtigt, den urſprünglichen
Ein=
kaufspreis bei der Kalkulation des Verkaufspreiſes nach Lage der
Geld=
entwertung zu berichtigen, denn die Preistreibereiverordnung will nur
einer Preisſteigerung bei gleichbleibendem Werte der Mark durch
un=
lautere Machenſchaften ſteuern, nicht einer bloßen zahlenmäßigen
Er=
höhung der Markbeträge infolge Verminderung des Markwertes. Hatte
z. B. ein Kaufmann eine Ware im Februar d8. Js. zum Preiſe von
3000 Mk. eingekauft, ſo durfte er dieſem Einkaufspreis bei der
Kal=
kulation des Verkaufspreiſes im Monat Juni der Geldentwertung
ent=
ſprechend auf 4332 Mk. erhöhen, ſodaß er alſo berechtigt war, ſeiner
Kalkulation anſtatt 3000 Mk. die Summe von 4332 Mk. zugrunde zu
legen und dazu noch den handelsüblichen Aufſchlag, der die allgemeinen
Unkoſten und den Gewinn zu decken hat, hinzuzurechnen.
Anders dagegen verhält es ſich bei den Waren, für die ein
Markt=
preis beſteht, der ſelbſtverſtändlich wieder eine normale Marktlage
vorausſetzt. In dieſem Falle iſt, wie das Reichsgericht ſagt, der
Markt=
preis maßgebend, und ein übermäßiger Gewinn kann in einem ſolchen
Preiſe in der Regel nicht gefunden werden. Gleiches gilt auch von den
Verbandspreiſen, die auf den tatſächlichen durchſchnittlichen
Geſtehungs=
koſten der Verbandsmitglieder beruhen. Beruht der Preis nicht auf
den tatſächlichen Durchſchnittskoſten der Verbandsmitglieder, paßt er ſich
vielmehr den ungünſtig arbeitenden Betrieben an, um dieſe
durchzu=
ſchleppen, ſo kann von einem Preisausgleich als Kennzeichen einer
nor=
malen Marktbeſchaffenheit nicht geſprochen werden. Ein ſolches
Ver=
fahren wird in der Regel als Ausfluß und Ausnutzung einer
Monopol=
gewalt anzuſehen ſein. Derartige Verbandspreiſe dürfen vom Verkäufer
nicht ohne eigene Nachprüfung der Angemeſſenheit gefordert werden.
Etwaige Bindungen durch die Verbandsſatzungen befreien ihn von der
Verantwortung gegenüber dem Geſetze nicht.
Was die ordnungsmäßige Marktlage anbelangt, ſo iſt jeweils
nach=
zuprüfen, ob ſie bereits beſteht oder nicht. Sie iſt daran zu erkennen,
daß zahlreiche Angebote in annähernd gleicher Preishöhe (marktgängige
Angebote) vorliegen, woraus das Beſtehen einer preisausgleichenden
Konkurrenz und das Fehlen einer abſoluten Ueberlegenheit des
Ver=
käufers über den Käufern zu folgern iſt. Nach den Richtlinien des
Reichswirtſchaftsminiſteriums zur Feſtſtellung des angemeſſenen Preiſes
iſt eine ordnungsmäßige Marktlage zu verneinen, ſobald durch
Waren=
mangel oder durch erhebliche Schwierigkeiten Waren auf den Markt zu
bringen oder durch unlautere Machenſchaften eine Notmarktlage
ge=
ſchaffen iſt. Hierbei kommt es gar nicht darauf an, ob ſich die
Not=
marktlage auf das ganze Reichsgebiet erſtreckt, ſondern ſie kann örtlich
oder zeitlich beſchränkt ſein. Wenn auch nach Beendigung des Krieges
ſich bei vielen Gegenſtänden eine normale Marktlage herausgebildet
hatte, ſo läßt ſich aber nicht beſtreiten, daß die Vorausſetzungen für eine
normale Marktlage immer mehr im Abnehmen begriffen ſind. So kann
z. B. von einer normalen Marktlage auf dem Gebiete der Kartoffel=
und Fleiſchverſorgung heute noch nicht die Rede ſein. Während die
Nachfrage nach Kartoffeln ſehr ſtark iſt, zeigt ſich nur ein ſehr ſchwaches
Angebot, das keinesfalls geeignet iſt, irgendwie preisausgleichend zu
wirken. Dasſelbe läßt ſich auch von den Fleiſchpreiſen ſagen. Auf dem
hieſigen Schweinemarkt werden nur ſo wenig Schweine angeboten, daß
der Bedarf der Metzger nicht einmal gedeckt werden kann. Mehrere
Metzger ſind gezwungen, ſich ihre Schweine ſonſtwo zu beſorgen. Die
Folge iſt naturnotwendig, daß die Preiſe faſt diktiert werden und von
den Metzgern, wenn ſie überhaupt Schweine haben wollen, gezahlt
wer=
den müſſen. So iſt es z. B. vorgekommen, daß die Landſchweine um
4000 Mk. das Pfund billiger waren. Selbſtverſtändlich kann unter
der=
artigen Verhältniſſen von einer normalen Marktlage nicht die Rede
ſein, und ebenſowenig von einer preisausgleichenden Konkurrenz. In
allen dieſen Fällen macht ſich her Verkäufer ſtrafbar, wenn er den von
ihm verlangten Preis ſo hoch anſetzt, daß darin ein übermäßiger
Ge=
winn enthalten iſt.
Ganz beſonders halten wir es für angebracht, darauf hinzuweiſen,
daß es dem Verkäufer nach dem bekannten Reichsgerichtsurteil vom
19. Dezember v. Js. nicht geſtattet iſt, den Verkaufspreis unmittelbar
dem Wiederbeſchaffungspreis anzupaſſen. Es würde hier zu weit
füh=
ren, die eingehende Begründung des Reichsgerichts ausführlich
darzu=
tun. Es ſoll nur geſagt werden, daß die Anerkennung des
Wieder=
beſchaffungspreiſes nur für einen Teil unſeres Volkes zu einer
kataſtro=
phalen Entſcheidung führen müßte, da der viel größere Teil nicht in der
Lage iſt, ſein Einkommen täglich der Geldentwertung anzupaſſen. Im
Intereſſe der Erhaltung unſeres ganzen Staates iſt es daher unbedingt
erforderlich, auf diejenigen Kreiſe Rückſicht zu nehmen, die höchſtens.
ſchrittweiſe der Geldentwertung folgen können. In der letzten Zeit
mehren ſich die Fälle, in denen der Wiederbeſchaffungspreis begehrt
wird, und zwar dadurch, daß der Verkaufspreis täglich dem Stande der
ausländiſchen Währung, in der die betreffende Ware vom Fabrikanten
verkauft wurde, angepaßt wird.
Die Preisprüfungsſtelle hat ſich im vergangenen Monat
insbeſon=
dere mit der Kartoffelfrage und den Preiſen auf dem hieſigen Schweine=
und Kälbermarkt beſchäftigt, aber auch den allgemeinen Wochenmarkt
nicht aus dem Auge gelaſſen. Durch unſere Tätigkeit war es gelungen,
die Schweinepreiſe in voriger Woche um 4000 Mk. pro Pfund
herunter=
zudrücken, wobei aber hervorzuheben iſt, daß der Verkäufer immer noch
auf ſeine Rechnung gekommen iſt. Wenn auch das Schweinefleiſch im
Preiſe höher war als in der Woche vorher, ſo lag dies in erſter Linie
an der ſprunghaften Entwertung unſeres Geldes. Tatſache iſt aber,
daß ohne unſere Tätigkeit die Preiſe noch bedeutend höher geworden
wären. Auch vom Kälbermarkt iſt ähnliches zu berichten.
Wenn ſo die Preisprüfungsſtelle ſich hauptſchlich um die Preiſe
ge=
kümmert hat, ſo mag aber nicht unerwähnt bleiben, daß wir uns ſchon
vor einem Monat auch um die Kartoffelverſorgung bemüht haben.
Lei=
der mußten wir aber überall auf unſere Anfragen die Antwort
ent=
gegennehmen, daß die Kartoffelvorräte zum größten Teil ausverkauft
ſind und größere Mengen nicht mehr zur Verfügung geſtellt werden
können. Es ſoll aber noch ein letztes Mittel verſucht werden, um die
Kartoffelnot einigermaßen zu lindern.
Wie wir uns aber perſönlich überzeugt haben, ſind im ganzen
Oden=
wald, insbeſondere auf den großen Gütern keine Kartoffelmengen mehr
vorhanden, die einen Waggonverſand nach Darmſtadt überhaupt
ermög=
lichen würden, dazu kommt noch die Schwierigkeit, daß die Kartoffeln
heute keinen längeren Transport mehr vertragen. Wir müſſen daher
auf die Frühkartoffeln verweiſen, die nach Beurteilung der Landwirte
im vorderen Odenwald in bereits 3 Wochen zu haben ſind.
Unſer Appell richtet ſich wiederum an die geſamte Bevölkerung, uns
alle Fälle, in denen eine Uebervorteilung vermutet wird, unverzüglich
mitzuteilen. Wir halten es für unſere vornehmſte Pflicht, Aufklärung
über eine erfolgte Preiserhöhung zu geben, aber auch in allen Fällen,
in denen ein Verſtoß gegen die Preistreibereiverordnung nachweisbar
ſt, rückſichtslos Strafanzeige zu erſtatten.
nae
3
Ver=
des
Freiſes
Varen
arkt zu
e
Not=
örtlit
uf den
Sommerſpielzeit Bruno Harprecht.
Kleines Haus. — Samstag, den 14. Juli.
Der Meiſierboxer.
Schwank von Otto Schwarz und Carl Mattern.
Heiß war’s! — Müde Geſtalten ſchleppten ſich langſam zum
Kleinen Haus, um dort ſchon beim Eintritt durch die angenehme
Kühle überraſcht zu werden. Es war ſo erfriſchend kühl, daß
man ſchon nach einigen Minuten glaubte, eine Gruppe
Frei=
übungen einlegen zu müſſen. Aber die Leitung der
Luſtſpiel=
zeit hatte in ihrem Programm Zwerchfellerſchütterung
vorge=
ſehen, ſo daß es auf die Dauer des Abends mit der Abkühlung
nichts mehr war. Bruno Harprecht als Meiſterboxer! Haha!
Er hat es ihnen gezeigt, wie man es macht. Haha!
Imponie=
ren ließ er ſich nicht, auch wenn er vorübergehend vor dem zarten
Geſchlecht Angſt haite. Haha! Ihm konnte niemand! Mehr
will ich jetzt aber nicht verraten, denn ſonſt wär’s mit der
Ueber=
raſchung vorbei. Nur eins kann ich ſagen: ſie kriegen ſich alle,
wie ſichs gehört.
Die Rolle des Friedrich Breitenbach iſt Bruno Harprecht
wie auf den Leib geſchrieben. Er zeigt den ſtaunenden Seinen,
wie man die Meiſterſchaft im Boxen erringt, höchſte Ehren
ein=
heimſt und an all den Erfolgen doch ſo unſchuldig iſt.
Sprudeln=
des, prickelndes Leben ging von ſeinem ganzen Spiel aus, das
mit manchem wirkungsvollen Impromptu gewürzt war. Die
ge=
täuſchte und immer im Irrtum befangene Gattin wurde von
Frieda Eichelsheim mit Größe gegeben, während ihr
Ana=
logon Eliſabeth Wigge arg dilettantenmäßig ihre Rolle
wie=
dergab. Der Jimmytänzer Fritz und ſeine Schweſter Lotte
wur=
den friſch und munter von Karl Lindt und Eva Biſchoff
geſpielt, wie auch Herr Bögel mit draſtiſcher Komik ein Opfer
des Vegetarismus wurde. Charlotte Chriſtann zeigte
reich=
lich viel Temperament in der Nolle der italieniſchen Tänzerin
Corolani, deren Tanzkoſtüm aus einem halben Meter Chiffon
beſteht, das ſie aber trotz des warmen Julitages auf der Bühne
nicht trug. In ſeinem heutigen Auftreten als richtiggehender
Meiſterboxer bot Hermann Schüler eine gute und für andere
Rollen vielverſprechende Leiſtung. Zum Schluß bleibe dann
auch Fini Klee nicht unerwähnt als Roſa, die Trampel vom
Lande.
Der Schwank iſt mit viel Bühnenwirkung geſchrieben und
muß überall einſchlagen, wo er ſo gut aufgeführt wird wie hier
mit Harprecht und ſeinen Mitſpielern. Groß war daher auch der
Beifall nach jedem Aktſchluß.
—vis.
* Rückerſtattung von Angeſtelltenverſicherungsbeiträgen bei Heirat
weiblicher Angeſtellter. Während die Invalidenverſicherung nach der
R.V.O. bei der Verheiratung weiblicher Verſicherter keine Beiträge
zu=
rückerſtattet, gewährt die Angeſtelltenverſicherung eine Rückzahlung der
Hälfte der Beiträge. Nach dem bisherigen Wortlaut war eine ſolche
Rückzahlung nur möglich für die bis zur Verheiratung gezahlten
Bei=
träge und auch dann nur, wenn der Anſpruch binnen einem Jahre
gel=
tend gemacht wurde. Da indeſſen viele Frauen heute noch längere Zeit
nach der Verheiratung aus wirtſchaftlichen Gründen tätig ſein müſſen,
nahm der Reichstag folgenden Antrag auf Anregung des Verbandes
weiblicher Handels= und Bureauangeſtellten an: Heiratet eine weibliche
Verſicherte nach Ablauf der Wartezeit für das Ruhegeld und ſcheidet ſie
binnen drei Jahren nach der Verheiratung aus der
verſicherungspflich=
tigen Beſchäftigung aus, ſo ſteht ihr ein Anſpruch auf Erſtattung der
Hälfte der für ſie bis zum Ausſcheiden geleiſteten Beiträge zu. Der
Anſpruch verfällt, wenn er nicht binnen drei Jahren nach der
Verhei=
ratung geltend gemacht wird.
— Bühnenvolksbunb. Die Aufforderung zur Einzeichnung in die
Liſte unſerer Theatergemeinde hatte einen erfreulichen Erfolg. Doch
fehlen noch viele unſerer ſeitherigen Mitglieder in den Liſten; auch ſie
müſſen ſich wieder einſchreiben. Zur Füllung des Großen Hauſes fehlt
aber noch mancher Name. Unſere Ideen laſſen ſich nur in Maſſen
ver=
wirklichen, und der Spielplan der kommenden Spielzeit des
Landes=
theaters wird nur dann unſeren Wünſchen Rechnung tragen, wenn wir
die Häuſer füllen und dazu eigene Vorſtellungen veranſtalten oder
aus=
ſuchen können. Darum zählt jeder Zeichner. Auch an die uns
ange=
ſchloſſenen Verbände ergehr der Ruf zur Meldung ihrer Teilnehmer an
die Geſchäftsſtelle. Keine Außenſeiter, ſondern Sammlung aller
chriſt=
lich=deutſchen Verbände zur Förderung unſerer Weltanſchauung bei der
Ausgeſtaltung des Spielplans.
— Die Stenographenvereinigung „Gabelsberger”, Eliſabethenſtr. 52,
eröffnet am Dienstag, den 17. Juli ds. Js., abends 7 Uhr, in ihren
Un=
terrichtsräumen neue Kurſe in Stenographie und Maſchinenſchreiben
unter Leitung ſtaatlich geprüfter Lehrer. Auf die heutige Anzeige wird
beſonders hingewieſen.
Der Brotpreis mußte wegen der weiteren Steigerung der Löhne,
des Brennmaterials uſw. abermals erhöht werden. Der große Laib
koſtet jetzt 3800 Mk., ein Brötchen aus gemiſchtem Brotmehl 170 Mk.
(Siehe Anzeige.)
A.G. Rettung aus Lebensgefahr. Von der Deutſchen
Lebens=
rettungsgeſellſchaft, Bezirk Darmſtadt, wird uns geſchrieben:
Am Mittwoch abend konnte im Woog durch das tatkräftige Zugreifen
des Schwimmwarts des Schwimmſportvereins „Möwe” Herrn Hedtler
ein junger Mann vom Tode des Ertrinkens gerettet werden. Der
Vor=
fall iſt beſonders bemerkenswert durch den Umſtand, daß Herr Hedtler
einige Minuten vorher für die Prüfung II der Deutſchen
Lebens=
rettungsgeſellſchaft eine Stunde geſchwommen hatte, um gleich darauf
ſeine Kenntniſſe im Retten Ertrinkender praktiſch in die Tat
umzu=
ſetzen. Der Vorfall zeigt wieder, wie nötig die Ausbildung von
Schwim=
mern im Retten Ertrinkender iſt.
— Die Herrngarten=Promenadenmuſik am heutigen Sonntag leitet
Obermuſikmeiſter Hauske. Es werden u. a. geſpielt: Altniederländiſches
Dankgebet, Motive aus Gounods „Fauſt” (Margarete);
Frühlingslied=
chen von E. Bach; Ouvertüre zur „Schönen Galathe” von Suppé; Stücke
aus Zigeunerbaron, Grigri, Dorfkomteſſe, Porta Hungarica, (S. Anz.)
Ferienwanderungen.
Der Oberbürgermeiſter beabſichtigt,
Ferienſpäzier=
gänge für die Kinder der Schulen unſerer Stadt ſchon für die
kommenden Ferien durchzuführen und dieſe Wanderungen zu
einer ſtändigen Erholungseinrichtung für die Zukunft zu machen
Die ungeheuerliche Geldentwertung, die damit verbundene
Teue=
rung, machen es leider kaum noch möglich, Kinder in Kurorten
zu Erholungszwecken unterzubringen. Das Herz und Gemüt
unſerer Jugend bedarf einer Auffriſchung, die Geſundheit
unſe=
rer Kinder leidek unter den Folgen der Nachkriegszeit ſehr not.
Die Verwaltung will in die zu ſchaffende Organiſation auch die
Kinder der höheren Lehranſtalten einbeziehen. Perſönlichkeiten
aller Kreiſe unſerer Bevölkerung, die bereit wären, bei der
Füh=
rung und Leitung von Spielen mitzuwirken, ſind uns
willkom=
men. Sie ſind gebeten, ihre Adreſſe im Stadthaus, Zimmer 41,
anzugeben. Das Unternehmen erfordert größere Mittel. Wenn
es ſich auch nur um kleine Wanderungen und Spiele handelt,
ſo muß doch den Kindern eine Erfriſchung geboten werden
neben dem Frühſtück, das ſie von zu Hauſe mitnehmen. Schon
jetzt fließen Beiträge für dieſe Hilfe. Es wird nochmals auf den
Aufruf des Oberbürgermeiſters, betreffend Jugendhilfe,
ver=
wieſen und gebeten, reichlich und unberzüglich Beiträge für das
Unternehmen zu ſtiften.
Aus den Parteien.
— Deutſche Demokratiſche Jugendgrubpe. Am
kommenden Heimabend, Mittwoch, den 18. Juli, abends 8 Uhr, ſpricht
in unſerem Heim (Waldſtraße 45) Herr Lehrer Hilsdorf über: „Was
verſteht man unter Arbeitsſchule?” Alle Parteifreunde, insbeſondere
Lehrer und Lehrerinnen, ſind hierzu herzlich eingeladen.
Lokale Veranfkaltungen.
Die hlermter erfcheinenden Nottzen (ind ausſchſiedſich els Hmwelſſe auf Anzeigen zu betrachten,
in ſeinem Falle irgendwie afs Betrechung oder Kritit.
— Im Schuls Felſenkeller findet heute großes Konzert
bei freiem Eintritt ſtatt. Die Leitung übernimmt Herr Böhme. (Siehe
Anzeige.)
* Offenbach, 13. Juli. In der geſtrigen Stadtverordnetenſitzung
teilte der Oberbürgermeiſter mit, daß das Geſamtminiſterium es
ab=
gelehnt habe, das Schulgeld an der Höheren Mädchenſchule ſtaffeln zu
laſſen. Das Schulgeld für die noch beſtehenden Klaſſen der Mittelſchule
wurde der Geldentwertung angepaßt und auf jährlich 400 000 Mark
feſt=
geſetzt. Die Verwaltungsdeputationen wurden ermächtigt, während der
Pauſe in den Stadtverordnetenſitzungen Gebühren, Verpflegungsſätze
und Abgaben an die Geldentwertung anzupaſſen. Die Ermächtigung
er=
ſtreckt ſich nur auf fünf Wochen. Die Wohnungsbauabgabe wurde auf
jährlich 228 Mark für je 100 Mark Gebäudewert erhöht, und für
Bau=
ten, die nicht Wohnzwecken dienen, werden Sonderzuſchläge dazu
er=
hoben. Ein Antrag des Oberbürgermeiſters verlangte die Kündigung
der Reſtbeträge ſämtlicher ſtädtiſchen Anleihen aus der Vorkriegszeit
(1898 bis 1914). Auf eine Anfrage erklärte der Oberbürgermeiſter, daß
die Anregung dazu von dem Deutſchen Städtetag ausgehe. Es handelt
ſich um 23,52 Millionen Goldmark. Stadtverordneter Joſt der
Deut=
ſchen Volkspartei wendete ſich ſehr entſchieden gegen dieſe
eigen=
tumsfeindliche Maßnahme. Er wies darauf hin, daß die Stadt
beabſichtige, unter dem Scheine des Rechts das Vermögen ihrer
Gläu=
biger an ſich zu ziehen. Die 23,52 Millionen Goldmark könnten nach
dem gegenwärtigen Stande der Mark mit ebenſoviel Papiermark
(846,72 Goldmark) zurückgezahlt werden. Die Stadt verſuche damit
einen Gewinn von 23 519 000 Goldmark zu machen. Die Oberrealſchule
am Friedrichsplatz ſei mit einer dieſer Anleihen gebaut. Die 700000
Goldmark Baukoſten würden mit 25 Goldmark abzutragen verſucht.
Für ein Anleiheſtück von 1000 Goldmark bekäme der Inhaber nur 0,036
Goldmark als Abfindung angeboten. Am 1. April 1924, auf welchen
Tag die Anleihen gekündigt werden ſollten, bekämen ſie vielleicht nur
noch ein Zehntel davon. Man dürfe die armen Kleinrentner nicht des
Troſtes berauben, bei einem Steigen der Mark, das die
Stadtverwal=
tung zu fürchten ſcheine, vielleicht doch wieder zu einem ſtarken
Bruch=
teil ihrer ehemaligen Spargroſchen zu kommen. Der Oberbürgermeiſter
verteidigte ſich damit, die Verwaltungskoſten für die vielen kleinen Stücke
ſeien zu groß, und es gingen ja auch alle übrigen Städte in der gleichen
Weiſe vor. Bei der Abſtimmung wurde die Kündigung gegen drei
Stimmen gutgeheißen. Ein Antrag des Stadtv. Kaul, die Kommiſſion
zur Unterſtützung des Wohnungsamtes bei der Zuteilung von
Woh=
nungen durch drei Stadtverordnete zu ergänzen, führte das vorzeitige
Ende der Sitzung herbei. Die Kommiſſion beſteht zurzeit aus dem
Vorſitzenden des Wohnungsamtes, zwei Hausbeſitzern und zwei Mietern.
Die Zuwahl der drei Stadtverordneten würde die Mehrheitsbildung
erſchweren, die Kommiſſion politiſieren und den Sozialdemokraten einen
verſtärkten Einfluß ſichern, da die Wahl von zwei Sozialdemokraten
ſicher wäre. Der Berichterſtatter gab offen zu, daß der Antrag Kaul
den Einfluß des Geſchäftsführers des Hausbeſitzervereins in der
Kom=
miſſion brechen ſolle. Dieſer, Stadtverordneter Weiſer, ziehe auch
geldliche Vorteile aus den Tatſachen, die er in der Kommiſſion erfahre.
Stadtverordneter Weiſer nannte in der Ausſprache, die nun folgte, die
gleiche Behauptung des Abendblattes eine niederträchtige
Verleum=
dung. Stadtverordneter Kaul, der verantwortliche Schriftleiter des
Abendblattes, ſchwieg zu dieſem Ausdruck. Während des Redekampfes
verließen die Deutſchnationalen, die Hausbeſitzer und die Deutſche
Volks=
partei bis auf einen Mann den Sitzungsſaal. Dieſer ſtellte nun den
Antrag, zwei oder vier Stadtverordnete zuzuwählen und dieſe paritätiſch
auf Mieter und Vermieter, die Sozialkemokraten und das Bürgertum
in der Verſammlung zu verteilen. Da die Sozialdemokratie zu dieſem
Antrag keine Stellung nahm, bezweifelte der Antragſteller vor der
Ab=
ſtimmung die Beſchlußfähigkeit des Hauſes. Es waren nur noch 23
von 47 Stadtverordneten anweſend. Von 21 Sozialdemokraten
fehl=
ten allein acht. Auf den Widerſpruch der Sozialdemokraten, die geltend
machten, es genüge die Beſchlußfähigkeit zu Beginn der Sitzung, ſtellte
der Oberbürgermeiſter an der Hand der Städteordnung feſt, daß die
Anzweifelung berechtigt ſei, und ſchloß die Sitzung. In lebhafter
Er=
regung ging die Verſammlung auseinander.
Reich und Ausland.
18 Bauernhäufer und 6 kleinere Gebäude abgebrannt.
Hamburg. Wie die Hamburger Morgenpreſſe meldet, entſtand
vorgeſtern in Scholenfloth bei Haſeldorf, wahrſcheinlich durch
Selbſtentzündung von Heu, Großfeuer. Im ganzen wurden 18
Bauernhäuſer und 6 kleinere Gebäude eingeäſchert.
Wichtig für alle Nordamerikaauswanderer.
DAI. Einen „Appell an alle guten Amerikaner” richtet ein
frü=
herer Beamter der Schiffahrtsbehörde der Vereinigten Staaten von
Amerika, Albert C. Maynard aus Cincinnati (Ohio) in der
Cincin=
natier Freien Preſſe vom 12. Juni. Darin heißt es: „Es iſt hohe Zeit,
daß treue, lohale Amerikaner, hier geborene ſowohl als auch
naturali=
ſierte, welche Gerechtigkeit lieben und für gerechte Behandlung
eintre=
ten, ſich einmal mit den Fällen von Tauſenden junger Deutſchen
beſchäf=
tigen, die unter allerlei Verſprechungen von blanken Dollars, die ſich
mit ſolcher Leichtigkeit in Tauſende deutſcher Mark verwandeln laſſen,
von ihren Heimen weggelockt wurden, nur um bei ihrer Ankunft hier
wie Sklaven behandelt zu werden, zu wenig Bezahlung erhalten und
von den ſogenannten patriotiſchen Bürgern der U. S.A. in jeder Weiſe
ausgenützt werden. Es iſt Zeit, hohe Zeit, daß dieſem Treiben Einhalt
geboten wird, und ich hoffe, daß dieſer Appell nicht auf taube Ohren
fällt.” Als Beiſpiel führt er dann einen Fall an, in dem ein junges
deutſches Mädchen, das während der letzten drei Jahre dauernd in
Furcht vor den farbigen franzöſiſchen Soldaten gelebt hatte, veranlaßt
wurde, ihren Vater und ihr gemütliches Heim in Trier zu verlaſſen
und ihre Zukunft in Amerika zu ſuchen. Die Anzeige in der Zeitung
war vielverſprechend, die Ausſichten erſchienen gut, ja ſehr gut. Sie
hatte den amerikaniſchen Dough Boy geſehen, und aus ſeinem
Beneh=
men in Trier ſchloß ſie darauf, was Amerika jedem wohlmeinenden
Einwanderer bieten werde. Und doch, als ſie in Amerika landete, wurde
ſie gezwungen, in einem Zuſtand der Halbſklaverei zu leben; ſie ſollte
keinerlei Lohn erhalten, bis ſie die Koſten ihrer Reiſe abbezahlt hatte.
Sie mußte vom frühen Morgen bis zum ſpäten Abend ohne Verdienſt
arbeiten. Ihr Fall iſt nicht etwa ein vereinzelter, ſondern einer von
vielen Tauſenden. Der Schreiber appelliert nun an das amerikaniſche
Volk, die amerikaniſche Arbeiter=Föderation, ja ſogar an die American
Legion, der ſchrecklichen anti=amerikaniſchen Propaganda durch
rückſichts=
loſe Arbeitgeber Einhalt zu gebieten. Laßt uns alle Amerikaner
ver=
urteilen ungeachtet ihrer Abſtammung, welche es verſuchen, aus der
unruhigen Lage in Deutſchland zu ihrem eigenen Vorteil Nutzen zu
ziehen.”
Kontrakte aller Art, welche auf der anderen Seite des Ozeans
ab=
geſchloſſen wurden, haben in Amerika keine Gültigkeit, ausgenommen in
ganz beſonderden Fällen, wie z. B. bei Vortragsreiſen, Künſtlern und
Lehrern.
Dieſer Appell wiegt beſonders ſchwer, da er nicht etwa von einem
Deutſchen, nicht einmal von einem Amerikaner deutſcher Abſtammung,
ſondern von einem kanadiſchen Kriegsveteranen ſtammt, der „nicht
daran glaubt, daß ein Mann, wenn er am Boden liegt, noch mit
Fuß=
tritten bearbeitet werden ſoll.”
Die Oſtaſien=Deutſchen zur Ruhrſpende.
DAI. Die Deutſchen in Oſt= und Südoſtaſien haben gewaltige
Be=
träge für die Ruhrſpende geſammelt. In China ſind bis jetzt 7324
Pfund, 1184 Dollar und 500 000 Mk. zuſammengekommen, wozu noch
600 Pfund kommen, die die deutſchen Firmen Tientſins im Anſchluß
an ihre eigene Sammlung bei ihren chineſiſchen Geſchäftsfreunden
ge=
worben haben. In Japan ſind insgeſamt 7325 Yen und 630 Pfund
geſammelt worden, und in Niederländiſch=Indien ſind nach
der Schätzung des Deutſchen Bundes etwa 25—30000 Gulden
zuſam=
mengebracht werden. Angeſichts der wirtſchaftlichen Verhältniſſe in
ganz Oſtaſien, der Kapitalsarmut der erſt wieder im Aufbau
befind=
lichen deutſchen Firmen und der harten Konkurrenz, unter der ſi4
arbeiten, ſind diefe Ergebniſſe geradezu glänzend zu nennen und
zeu=
gen von der tiefen Heimatliebe unſerer Oſtaſien=Deutſchen.
* Das 13.
Die feierliche Eröffnung.
Von unſerem Sonderberichterſtatter.
g. München, 14. Juli.
Schier unüberſehbar iſt die Zahl der Turner und Turnerinnen, die
aus allen Teilen des deutſchen Sprachgebietes, und ſelbſt über das
Welt=
meer, nach München gekommen ſind, und immer noch hinzukommen.
Nachdem ſchon 100 Sonderzüge bis zum Samstag nachmittag in
Mün=
chen angekommen ſind, erwartet man immer noch große Scharen zu der
gewaltigſten vaterländiſchen Kundgebung, die die letzten Jahre geſehen
haben. Die Zahl der Teilnehmer und Gäſte dieſes Feſtes wird,
abge=
ſehen von der Münchener Bevölkerung, mit 350—400000 Menſchen
nicht zu hoch gegriffen ſein. Die bayeriſche Landeshauptſtadt prangte
heute im Feſtkleid; in den einzelnen Straßenzügen, die der
Hauptfeſt=
zug berühren wird, herrſchen die bunten Farben vor. Alles ſteht heute
im Zeichen dieſes deutſchen Feſtes, das mit der offiziellen Uebergabe
des Banners der Deutſchen Turnerſchaft an die Stadt München zur
Weiterleitung an den Ausſchuß der Deutſchen Turnerſchaft auf dem
Königsplatz eine würdige und in ihrer Einfachheit überwältigende
Ein=
leitung fand. Schon am Freitag war eine Kundgebung
vor=
ausgegangen, die mit einen Hochpunkt dieſes Feſtes darſtellt, die
Hul=
digung der Münchener Turnerſchaft an die
Sarr=
turner, die aufs neue die unauflösliche Verbundenheit der deutſchen
Grenzgebiete mit dem unbeſetzten Deutſchland kundgab. Am frühen
Vormittag des Samstag begannen die Wettkämpfe im 12=, 10=,
5=, 9= und 3=Kampf für Turner und Turnerinnen, zu denen nach dem
bisherigen Meldeergebnis 10 605 Männer 2986 Frauen gemeldet haben.
Zu den Einzelkämpfen liegen Meldungen von 479 Männern und 111
Frauen vor.
Noch während ſich auf dem Gelände des Turnfeſtes die letzten
Vor=
kämpfe abſpielten, nahm das Feſt ſeine
offizielle Eröffnung
auf dem Königsplatz, der mit Blumen in grün und gelb eine
farben=
prächtige Umrahmung erhalten hatte. Hier hatten die Abordnungen
der Deutſchen Turnerſchaft und die Ehrengäſte mit den Vertretern der
Regierung, der Stadt München, der militäriſchen Kommandobehörden
und der Landesverbände Aufſtellung genommen. Pünktlich zu der
vor=
geſehenen Zeit, um halb 6 Uhr abends, rückten die Abteilungen des
Turnfeſtgaues Leipzig auf den von Tauſenden von Menſchen
um=
ſäumten Platz.
Brauſende Heilrufe grüßten das Banner der Deutſchen
Turner=
ſchaft, das, von einer beſonderen Ehrenwache von Turnern geleitet,
ſodann ſichtbar wurde. Als erſter Redner begrüßte, nachdem
Fanfa=
ren die Feier eingeleitet hatten, der Münchener Oberbürgermeiſter
a. D. Dr. Borſcht die deutſchen Turner in München, wobei er
be=
tonte, daß es in München gelte, namens der größten nationalen
Ver=
einigung der Welt den Treuſchwur dem geknechteten, dafür aber um
ſo teueren Vaterlande, mit feierlichem Gelöbnis zu bekräftigen: „
Wi=
wollen ſein ein einig Volk von Brüdern, in keiner Not uns trennen
und Gefahr!‟ Das Bekenntnis des großen Bayernkönigs Ludwigs I.,
die Deurſchen möchten nie vergeſſen, was die Befreiungskriege
notwen=
dig machte und wodurch ſie ſiegten, möge als ein geheiligtes
Vermächt=
nis auch den Teilnehmern des Deutſchen Turnfeſtes in die Herzen
geſchrieben ſein. — Darauf übernahm der Vorſitzende der Deutſchen
Turnerſchaft Dr. Berger die Leitung des Feſtes. Er
ge=
dachte dankbar der Verdienſte des verſtorbenen Vorſitzenden der
Deut=
ſchen Turnerſchaft Götz und gab der Erwartung Ausdruck, daß der
Verlauf des Feſtes der Stadt München, der deutſchen Turnſache und
dem Vaterlande zum Nutzen gereichen möge. Haß und Rache — ſo
führte der Redner aus — haben unſeren geknechteten Volksgenoſſen im
beſetzten Gebiet die Teilnahme an dieſem deutſchen Feſt unmöglich
ge=
macht. Wir blicken auf unſere Brüder und rufen ihnen zu, daß wir
heute alle mit unſeren Gedanken und Herzen ihnen danken für ihre
beiſpielloſe Aufopferung.
Der baheriſche Staatspräſident Dr. Knilling hieß im Namen
der bayeriſchen Staatsregireung die deutſchen Turner herzlich
will=
kommen. Folgende Hauptgedanken hoben ſich aus ſeiner Anſprache
her=
vor: Wir haben an jenen Tag zu denken, an dem Haß und Rachſucht
den Friedsvertrag geſchaffen hat, der Deutſchland durch das Verbot der
allgemeinen Wehrpflicht die vorher muſtergültige Ordnung geraubt hat.
In der deutſchen Turnbewegung iſt die Strömung zu erblicken, die
dahin führen kann, Deutſchland wieder frei zu machen. Es iſt das
Bekenntnis zum großen einigen Vaterlande. Nachdem der
Miniſter=
präſident unter ſtürmiſchem Beifall der Zehntauſend geendet hatte,
ent=
bot als Vertreter der Stadt München der Zweite Bürgermeiſter
Hüf=
ter den deutſchen Turnern Willkommengrüße der bayeriſchen
Landes=
hauptſtadt. Auch er nannte das 13. Deutſche Turnfeſt die Grundlage
zu Deutſchlands Wiedererſtarkung. Im Namen der Stadt München
übernahm dann der Redner das Banner der Deutſchen
Tur=
nerſchaft in treue Obhut. — Nach ihm ſprach ein Vertreter des
Stadtrats, der ein in den Turnfarben gehaltenes Band an das Ban=
ner knüpfte. Brauſend erklang das altehrwürdige Lied der Deutſchen
Turnerſchaft: „O Deutſchland hoch in Ehren!” über den Platz, in das
Zehntauſend” begeiſtert einſtimmten.
Den Hochpunkt dieſes erſten Haupttages des Deutſchen Turnfeſtes
bildete die offizielle Eröffnungsfeier in der ſchon Stunden vor Beginn
überfüllten Feſthalle. Hier waren es beſonders die Turner aus den
abgetrennten Gebieten, dann aus den deutſchen
Sprachge=
bieten des Auslandes, die erſchienen waren. Stürmiſche
Heil=
rufe grüßten das Bundesbanner, das vom Königsplatze in feierlichem
Zug zur Feſthalle geleitet worden war. — Kultusminiſter Dr. Mat
entbot namens der Staatsregierung den Willkommengruß den
deut=
ſchen Turnern. Alle möchten die Ueberzeugung gewinnen, daß auch in
Bayern treudeutſche Herzen ſchlagen und daß Bayern gewillt ſei, mit
dem Reich tren zuſammen zu ſtehen, bis einſt wieder das deutſche Volk
mächtig daſtehen wird. — Dann wandte ſich der erſte Vorſitzende der
Deutſchen Turnerſchaft Dr. Berger an die Tauſende und mahnte
ſie zur Einigkeit in der deutſchen Turnbewegung, unbeachtet aller
Partei=
beſtrebungen, nur dem Vaterlande zu dienen, und ſich zum Wohle des
großen Werkes unterzuordnen.
Dem Kampf zwiſchen Turnen und Sport gegenüber nahm der
Red=
ner eine berſöhnende Stellung ein. Er betonte, daß die Deutſche Tur
nerſchaft keinem ſportlichen Verband ſeinen Aufſtieg neide und daß ſie
bereit ſei, mit ihm verbunden zuſammen zu gehen zum Heil der Nation.
Aber, „wer das Wort Vaterland klein ſchreibt, hat keinen Platz in der
Deutſchen Turnerſchaft”.
Der zweite Vorſitzende der Deutſchen Turnerſchaft, Profeſſor
Bartſch, richtete ſeine Grüße namentlich an die Gäſte aus Deutſch=
Böhmen und aus den Ländern über dem fernen Weltmeer. Namens
der Reichsregierung überbrachte Grüße und herzliche Wünſche der
Miniſterialrat im Miniſterium des Innern Dr. Bellengar, deſſen
Verſicherung, daß noch manches für die Deutſche Turnerſchaft geſchehen
werde und geſchehen müſſe, mit beſonderm Beifall aufgenommen wurde.
Nochmals legte der Erſte Bürgermeiſter von München ein offenes
Be=
kenntnis zur Einheit des Reiches ab. Nachdem noch namens des
Haupt=
ausſchuſſes Dr. Fügner geſprochen hatte, und dieſes Feſt als an alle
deutſche Herzen und auch an das Weltgewiſſen gerichtet bezeichnet hatte,
nahm das Feſtſpiel „Friſch auf mein Volk” ſeinen Anfang, das
bei den Tauſenden einen brauſenden Beifall fand.
Der Verlauf dieſes erſten Tages in ſeiner gewaltigen
Eindringlich=
keit legt Zeugnis davon ab, daß in der Deutſchen Turnerſchaft der
Ge=
danke, daß ſich das deutſche Volk nur ſelbſt zum Aufſtieg führen kann,
herrſchend ſei. Das Bekenntnis zur nationalen Einheit iſt das
Be=
kenntnis zur Abwehr des Feindes. Dieſer Gedanke wird weit über
die deutſchen Herzen ſeinen Widerhall in der ganzen Welt finden und
ſeinen Eindruck auf die Feindmächte nicht verfehlen können.
Schwimmen.
S.V. Mannheim—,Jung=Deutſchland‟ Darmſtadt.
Heute hat der D.S. C. „Jung=Deutſchland” Gäſte aus Mannheim,
mit denen er das Rückſpiel zu dem im März in Mannheim
ausgetra=
genen Klubwettkampf austrägt. Auch diesmal verſpricht das Programm
wieder hochintereſſante Kämpfe. Frl. M. Ritz=Mannheim, die wohl
zur=
zeit beſte ſüddeutſche Freiſtilſchwimmerin, trifft erſtmalig über 100 Meter
mit den Darmſtädter Vertreterinnen zuſammen. Drei Damenſtaffeln
werden über die augenblickliche Form der Darmſtädter Damen wichtige
Fingerzeige geben. Auch die Jugendmannſchaft des Darmſtädter
Schwimmklubs, die am nächſten Sonntag in Göppingen an den Start
geht, wird ſich im Kampfe mit den guten Mannheimer Jugendſtaffeln
über ihr Können ausweiſen. Da infolge der augenblicklich im Woog
herrſchenden Zuſtände jedes geregelte Training vollkommen unmöglich
iſt, ſind dieſe Wettkämpfe von doppelter Bedeutung. Die Darmſtädter
Senioren tragen gleichzeitig ihre Klubmeiſterſchaften aus, und noch nie
ſeit Beſtehen des Vereins wird es ſo erbitterte Kämpfe gleichwertiger
Gegner geben, wie in dieſem Jahre. Ueber 100 Meter Bruſt treffen
ſich W. Kalbfleiſch, Enders, Gennes, Rellensmann, Gils, über 100 Meter
Seite Schul, H. Kalbfleiſch, Fasler, Federlin, Ihrig, über 100 Meter
Rücken Enders, Berges, Gennes, Rellensmann, und 100 Meter freier
Stil Berges, Scriba, Schmuck, H. Kalbfleiſch.
Den Beſchluß der Wettkämpfe bildet ein Waſſerballſpiel.
Radfahren.
Gemeinſames „Rund um Darmſtadt” der Darmſtädter Radſportvereine.
Ein von allen Radſporttreibenden und Radſportanhängern lange
gehegter Wunſch nach einem gemeinſamen „Rund um Darmſtadt” aller
Darmſtädter Radſportvereine ſcheint in dieſem Jahre in Erfüllung zu
gehen.
„Rund um Darmſtadt” — vom V. C.D. diesjährig zum 15. Male
ausgefahren — iſt offen für alle dem Bunde Deutſcher Radfahrer
an=
gehörenden Darmſtädter Radſportler. Das Rennen iſt auf kommenden
Sonntag, 22. Juli, feſtgelegt, und hat der V. C. D. dem D. R. C. bereits eine
Einladung zu einer Sitzung der beiden Vereinsvorſtände zugehen laſſen.
Dieſe Beratung findet am Montag, den 16. Juli, ſtatt, und hat der
D.R. C. ſein Erſcheinen zugeſagt.
Hoffen wir im Intereſſe des Darmſtädter Radſports, daß dieſe
Sitzung beiderſeits von berſöhnlichem Geiſt durchzogen iſt.
Seite G.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 15. Juli 1923.
Rummer 193.
Für die Reiſe.
RDV. Das neue Mitropa=Kursbuch. Das von
der Mitropa herausgegebene „Mitropa=Kursbuch” für den
Som=
merverkehr iſt ſoeben erſchienen; es iſt kein Fahrplanheft, das
auf lückenloſe Aufzählung aller Eiſenbahnſtrecken Anſpruch
er=
hebt, ſondern es will ein knappes Taſchenbuch für den Reiſenden
ſein, der ſich raſch und bequem über Verbindungen zwiſchen
den größeren Städten des Reiches und Mitteleuropas
unterrich=
ten will. So ſtellt es vor allem die deutſchen
Schnellverbindun=
gen in einem originellen, höchſt überſichtlichen Syſtem zuſammen,
zählt alle D=Züge, Eilzüge und beſchleunigte Perſonenzüge auf,
wobei die Reiſebequemlichkeiten, wie Schlaf= und Speiſewagen,
beſonders berückſichtigt werden. Das ganze Reichsbahngebiet iſt in
7 Streckenüberſichten eingeteilt, ſo daß ein einziger Blick genügt,
ſich über Abfahrt= und Ankunftszeit der gewünſchten
Reiſever=
bindung zu unterrichten: Einzelfahrpläne ergänzen die
Ueber=
ſichten, und ein alphabetiſches Stationsverzeichnis erleichtert den
Gebrauch des außerordentlich handlichen Heftes. Das „Mitropa=
Kursbuch”, das durch alle Vertretungen des Mitteleuropäiſchen
Reiſebureaus oder die Direktion der Mitropa, Berlin NW. 7,
zu beziehen iſt, kann im Jahresabonnement beſtellt
wer=
den; den Abonnenten werden alle Fahrplanänderungen auf
gum=
mierten Klebezetteln zugeſandt.
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
Gür die Veröffeniſſchungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaltſon kelnerſei
Ver=
antwortung; für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in voſlem Umfange
der Einſender verantwortlich.) — Einſendungen, die nicht verwendet werden, können nicht
zurückgefandt, die Ablebnung nicht begründet werden.
— Ende vorigen Monats gab der: Herr Oberbürgermeiſter die
Mietzuſchläge für Jun; 1923 bekannt, die aber — trotzdem ſie in
ihrer Höhe weit unter den geſetzlichen Anforderungen, wie der Herr
Oberbürgermeiſter ſelbſt zugeben muß, bleiben — bis heute noch nicht
genehmigt ſind. Diejenigen Vermieter, die im voraus fällige Mieten
erheben, wiſſen heute noch nicht, was ſie zu fordern haben. Die
Ent=
rechtung des Hausbeſitzers hat doch im heutigen „Rechtsſtaat” ſchon
ſolche unleidliche Formen angenommen, daß die Behörden bei der
täg=
lich ſteigenden Mißſtimmng in den Kreiſen der Hausbeſitzar dieſen doch
wenigſtens das, und zwar rechtzeitig, geben ſollte, was ſie nicht
für ſich, ſondern im Intereſſe der Allgemeinheit zur geſetzlichmn
Unter=
haltungspflicht der Wohnungen brauchen! Oder will man die
Woh=
nungsnot noch weiter vergrößern?
Ein Hausbeſitzer.
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7½ Uhr: Der Meiſterboxer. — Orpheum, abends 734 Uhr: „Der
letzte Walzer”, Herrngarten: vorm. 11 Uhr
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Sportplatz=Reſtaurant, 4—7 und 8—11 Uhr: Konzert.
Kurhaus Trautheim: Sommerfeſt. — Schwimmklub
Jungdeutſchland, 3½ Uhr: Schwimmfeſt im Woog. —
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gemeine Pfoſtenſchau von Hunden aller Raſſen von vorm.
9 Uhr ab auf dem Gelände des Pferdemarkts. — Heſſ.
Motor=
radklub: „Rund um die Ludwigshöhe”, Prüfungsfahrt für
Mo=
torräder vorm. 6.30 Uhr. — Große Kaninchenſchau des
Kaninchen=Zuchtklubs von 8 Uhr ab im Hanauer Hof. —
Finanz=
beamtenkartell: vorm. 11 Uhr Tagung in Jugenheim.
Verein für Raſenſpiele: nachm. 3 Uhr internes Sportfeſt.
— Krankenkaſſe für Gewerbetreibende, Kaufleute und Beamte,
nachm. 3 Uhr Generalverſammlung im Heſſiſchen Hof. —
Rum=
melbräu, 4—7 und 8—11 Uhr: Konzert. — Schuls
Felſen=
keller, von 4—11 Uhr Konzert.
Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik,
Wirtſchaft und Feuilleton: Rudolf Mauve; für Stadt und Land”
„Reich und Ausland”: i. V.: Andreas Bauer; für den
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teil: i. V.: Ad. Fleiſchmann, — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Rummer hat 10 Seiten
und Unterhaltungsblatt.
Curt Schüppel
Grete Schüppel
verw. Balles, geb. Ewald
grüßen als
VERMAHLTE
Darmstadt, Jult 1923.
(*20014
Todes=Anzeige.
Heute vormittag 5 Uhr verſchied
ſanft unſere innigſtgeliebte Mutter,
Schwiegermutter, Großmutter und
(5962
Tante
Jegine dimon
geb. Fſaak
im 91. Jahre ihres ſegensreichen
Lebens.
Die tieftrauernden Hinterbliebenen.
Darmſtadt, 14, Juli 1923.
Die Beerdigung findet in der
Stille ſtatt. Von Beileidsbeſuchen
und Blumenſpenden bittet man
abzuſehen.
Dankſagung.
Für die überaus wohltuende
Anteilnahme und die vielen
Blumen=
ſpenden bei unſerem ſchweren
Ver=
luſt unſeres lieben Herzenskindes
Hildegard
ſowie für die liebevolle Pflege der
Barmherzigen Schweſtern ſagen wir
Allen unſeren herzlichſten Dank.
Darmſtadt, 14. Juli 1923. (5963
Die tieftrauernden Hinterbliebenen:
Familie Michael Fiſcher.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme beim Heimgang unſerer
lieben Entſchlafenen innigen Dank.
Bensheim, Monsheim, Friedberg.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Eckſtein, Kreisdirektor.
(5911
Rähtiſchchen zu
kaufen. (*20013
äger, Luiſenſtr. 34,
Ein wß. Tüllkleid zu
verkaufen (*2004
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Am 9. ds. Mts. verſtarb plötzlich und unerwartet in Berlin
nach kurzer, ſchwerer Krankheit meine innigſtgeliebte Gattin, die
treuſorgende Mutter ihres Kindes, unſere liebe Tochter,
Schwieger=
tochter und Schwägerin
Krau Himt Bom.
Die tieftrauernden Hinterbliebenen
i. d. N.:
Wilhelm Hock.
Darmſtadt, den 14. Juli 1923.
Die Beiſetzung fand in aller Stille ſtatt. Von Beileidsbeſuchen
(*20106
bittet man abſehen zu wollen.
Todes=Anzeige.
Heute verſchied mein innigſtgeliebter Gatte,
unſer treuſorgender Vater
Ober=Telegr.=Inſp.
Karl Germann
Die Hinterbliebenen.
Darmſtadt, den 14. Juli 1923. (*20113
Einſegnung: Eliſabethenſtift Montag ½3 Uhr.
Beerdigung: Dienstag ½3 Uhr, Kirch=Brombach i. O.
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In Dr. UnhlutigsSprechstunde
G.
(Aufheben!)
(Fortsetzung folgt.)
Aber lieber Freund! Wenn man solche
Hühneraugen operieren wollte, so brauchte
man Säge und Meißel. Das sind ja keine
Hühneraugen mehr, sondern schon eher
Telephonglocken. Da könnten Sie eine
G.m.b.H. zur Verarbeitung von Horn drauf
gründen. Wenn es das in vielen Millionen
Fällen bewährte Kukirol nicht gäbe, s0
wüßte selbst ich, Dr. Unblutig und
Profes-
sor der Kukirologie, keinen Rat. Aber mit
Kukirol ist es eine Kleinigkeit, auch Sie
von Ihren Hühneraugen zu befreien.
Mer-
ken Sie sich den Vers: „Hühneraugen klein
und groß, wirst durch Kukirol Du los.‟
Kaufen Sie sich jetzt gleich in der nächsten
größeren Apotheke oder Drogerie eine
Schachtel Kukirol, und nach einigen Tagen
werden vor Ihnen zwei Stücke Leder liegen,
welche ehemals zwei Hühneraugen an Ihrem
linken Fuße waren, Ich empfehle Ihnen
auch, gleich eine Packung Kukirol-Fußbad
mitzukaufen. Das Kukirol-Fußbad
erleich-
tert solchen Riesenhühneraugen den
Ab-
schied sehr verhütet aber auch
Fuß-
schweiß, Wundlaufen und das lästige
Bren-
nen der Füße. Außerdem stärkt es Nerven
und Sehnen. Lassen Sie sich noch heute
die lehrreiche und interessante Broschüre:
„Die richtige Fußpfege” kommen. Die
Zusendung erfolgt gratis und portofrei
durch die
Kukirol-Fabrik Gross-Salze 303 b. Hagdeburg.
Lassen Sie sich niemals etwas anderes
als „auch sehr gut” aufreden, sondern gehen
Sie, wenn ein Geschäft die
millionen-
ach bewährten Kukirol-Fabrikate nicht
führt, in das nächste, Die kleine Mühe
(V.5955
lohnt sich bestimmt.
Rummer 193,
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 15. Juli 1923.
Seite
einſchl.
(St.5971
hr: „Der
rolle
Der junge Tod.
Roman von Fritz Demuth.
(Der Abdruck erfolgt mit Genehmigung des Herrn Verfaſſers und
der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung Nachf. in Stuttgart u. Berlin.)
(Nachdruck verboten.)
58)
Am Sonntagmorgen ging ich mit Marie Louiſe durch den
Garten, den die Herbſtſonne warm, wie im Sommer, beſchien.
Die Blätter der Bäume waren zum größten Teil ſchon verfärbt,
die große Buche dunkelrot, die Eichen goldgelb und braun,
da=
zwiſchen war noch manches Grün, ein paar Aſternbeete blühten
weiß und blau und rot.
„Wie iſt das ſchön,” ſagte ich, „dieſe letzte glühende Bejahung
mit all ihrer Sonne und Wärme und Farbigkeit, wie freut ſich
das am Leben, — und bald wird es Winter ſein.”
„Ich fürchte mich vor dem Winter,” ſagte Marie Louiſe. „Ich
mag den Winter nicht, — und dann: wie wird es uns im Kriege
ergehen, ich hab’ ſolche Angſt um das, was Mutter geſagt hat.”
„Man muß hoffen,” ſagte ich.
Marie Louiſe ſchauderte. „All das Unheil ſollte ſchließlich
umſonſt erlitten ſein?”
Wir gingen langſam nebeneinander auf dem gelben Wege,
in deſſen Kies die Sonnenſtrahlen ſpiegelten. Ich ſah zu Boden
und achtete auf das Flimmern.
„Dies Prangen quält mich,” ſagte Marie Louiſe, „es kommt
mir beinahe wie eine Verhöhnung vor.”
„Kind, gerade heute muß man ſich ſo guter Gaben dankbar
freuen können. Ein ſchöner Tag iſt viel wert.”
„Ich kann es nicht!”
„Marie Louiſe, Du haſt auch Gutes erlebt in dieſer Zeit.”
„Was denn?”
„Daß ich geſund bin, daß ich zum guten Teile geſund wurde
durch Deine Pflege.”
„Ach Vater,” ſagte Marie Louiſe, „mein Tun war wohl nicht
ſo wichtig dabei.”
„Daß Du ein braver, reifer Menſch geworden biſt über Deine
Jahre hinaus, iſt das nichts, iſt das nicht ein Glück?” fuhr ich
fort. „Ich verlange kein Heldentum von Dir, aber ein Menſch,
wie Du jetzt einer biſt, muß den Kopf oben behalten, ich würde
mich freuen darüber, wenn Du’s täteſt, und ich kann auch Freude
gebrauchen heutzutage. Und ſieh mal, Marie Louiſe, die Aſtern
da in ihrer bunten Fülle, wie ſie ſo in der Sonne ſtehen, die ſind
doch ſchön, nicht wahr?”
„Ja, Vater, Du haſt Recht, ſie ſind ſchön.”
Marie Louiſe hatte einen ſchweren Tag hinter ſich, ich holte
ſie vom Lazarett ab. Als ich ihr die noch nicht veröffentlichte
Nachricht von einem Siege in Rumänien mitteilte, lebte, ſie auf.
„Schade, daß das nicht übermorgen gekommen iſt,” rief ſie, „zu
Deinem Geburtstag! Aber den müſſen wir diesmal ordentlich
feiern trotz allem, ich möchte ſo gerne wieder einmal verſuchen,
froh zu ſein.”
Ich ſah, mein Zureden hatte genützt, und ich überlegte, wie
die Feier am beſten vor ſich gehen könne.
„Das war doch fein in Italien,” ſagte Marie Louiſe, „die
Feſte und Geſellſchaften, und wenn man denkt, daß die Leute im
Auslande heute noch ſo leben, ſchöne Kleider und gutes Eſſen
und Tanzen, die haben’s gut.”
„Aber Mutter war mir diesmal ganz fremd,” fuhr ſie fort.
„Vater, das iſt ſchlimm.”
„Es konnte wohl nicht anders ſein.”
„Ganz fremd,” ſagte Marie Louiſe.
Günter Pfeil kam auf Urlaub nach Berlin, Marie Louiſe
hatte ihn ſehr lange nicht geſehen, er war Ende 1914 ins Feld
gegangen, hatte 1915 einen Urlaub bei ſeinem Vater verbracht,
der in der Etappe Dienſt tat und dorthin auch die Gattin
zeit=
weilig nachkommen ließ, war im Frühjahr 1916 nur kurze Zeit
in der Heimat geweſen, um an einem Kurs teilzunehmen, und
hatte damals Berlin, nicht berührt. Bald nach ſeiner Ankunft
beſuchte er uns, er war größer geworden, breiter, hatte
offenſicht=
lich viel erlebt, war ernſter, männlicher als früher. Marie Louiſe
hegrüßte er freundlich, ohne die gewiſſe lieberlegenheit des
gro=
ßen Bruders, die er früher gelegentlich zur Schau getragen hatte.
Marie Louife fragte Günter nach ſeinen Kriegserlebniſſen,
und der erzählte von Schwierigkeiten und Abenteuern, die er als
junger Soldat auf Beobachtungspoſten, als Telephoniſt und
ſpä=
ter als Geſchützführer erlebt hatte, er ſprach friſch, ohne
An=
maßung, ehrlich, man ſah, daß er ſeinen Mann geſtellt hatte, er
war auch inzwiſchen zum Offizier befördert worden und hatte
das Eiſerne Kreuz erhalten.
Marie Louiſe war aufmerkſam und freundlich gegen Günter,
beobachtete ihn genau und hörte achtſam ſeinen Erzählungen zu.
„Es iſt ſo ſonderbar” ſagte Günter Pfeil, „nun haße ich
Jahr und Tag dieſes Leben geführt, jetzt endlich ſitze ich in
einem ſchönen Zimmer, und anſtatt mich darüber zu freuen,
er=
zähle ich und erzähle von den Dingen da draußen.”
„Haſt Du Dich nach Hauſe geſehnt?” fragte Marie Louiſe.
„Geſehnt, nein, das wäre nicht recht geweſen, aber
vor=
geſtellt habe ich mir oft, wiebiel beſſer es ſein könnte. Nun
mußt Du nicht glauben”, er lachte, „daß meine Phantaſie einen
allzu hohen Flug nahm, o nein, der Gedanke an ein ſauberes
Bett oder gar an ein warmes Bad, einen friſchen Anzug, das
war ſo in der Regel das Höchſte. Aber ich will mich nicht
un=
höflicher, machen, als ich bin; wenn wir in Ruheſtellung waren
und Muße hatten und wieder etwas Atem kriegten, dann habe
ich auch an — andere Dinge gedacht, an mein Elternhaus und —
an unſere, Tanzſtunde, ja, auch daran, gewiß, und ich habe mir
auch gedacht, daß es eigentlich ſehr hübſch wäre, wenn wir beide
mal wieder zuſammen tanzen könnten. Doch nun will ich
wirk=
lich nicht mehr von mir ſprechen”, er wandte ſich an mich, „das
muß ich noch ſagen, oft habe ich an unſere Unterhaltung über
Italien gedacht. Und die ſchönen Bilder, die ich bei meinem
letzten Beſuche hier geſehen habe, die möchte ich wirklich gern
einmal wieder betrachten. In einer Sommernacht, als wir
drau=
ßen waren, in einer ganz ſternenklaren Nacht, mitten beim
Ge=
fecht, da fiel mir ſo ganz deutlich ein, wie Marie Louiſe von
Italien geſchwärmt hatte, wir wurden ganz toll beſchoſſen.
Wa=
rum ich gerade in dem Augenblick darauf gekommen bin, das
weiß ich nicht.”
Ich zeigte eine Veröffentlichung über Kunſtſchätze aus dem
beſetzten Gebiet, die demnächſt erſcheinen ſollte, beſchrieb und
er=
klärte Einzelheiten, die von dem Dargeſtellten in das Gebiet der
großen Künſtler hier und da hinüberwieſen. Die beiden
hörten zu.
Um Marie Louiſe eine Freude zu machen und Günter, nahm
ich ihn und ſeine Schweſter mit uns in ein Konzert, das im
Opernhauſe ſtattfand. Der junge Mann war geblendet von dem
warmen Prunke des Raumes mit ſeinen edlen Linien, ſeinem
milden und dennoch feſtlichen Lichte, ſeinen gemäßigten ſatten
Farben. Er fuhr ſich über die Stirn, als wolle er etwas
hin=
wegwiſchen, und ſagte: „Daß man ſo ewas wiederſieht.”
Die Muſik ſpielte eine Ouvertüre von Weber mit dem
Schwunge und erleſenen Wohllaut, die dem Orcheſter dieſes
Hauſes zu eigen ſind, angefeuert von der Perſönlichkeit des
Meiſters, der leitete.
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Die Eiſen= und Stahlwaren=Induſtrie
im Monat Juni.
Nach Mitteilung des Eiſen= und Stahlwaren=
Indu=
ſtriebundes (Elberfeld) ſtellte ſich die Lage der Eiſen= und
Srahltrareninduſtrie in den einzelnen Bezirken im Monat Juni
tuie folgt:
Hagener Bezirk.
Die Folgen der Ruhrbeſetzung wachſen ſich in immer ſchärferer
Weiſe auch für das Ausſtrahlungsgebiet des Hagener Bezirkes aus.
Wenn auch gegen Mai ein nennenswerter
Auftragsrück=
gang nicht zu verzeichnen iſt, ſo veranlaßt das Fehlen von
Roh=
materialien eine ganze Anzahl Firmen zum Einſchränken bzw.
Still=
liegen der Betriebe. Die Werke würden ſich mit engliſcher Kohle und
Koks in genügendem Umfange helfen können, wenn die Eiſenbahn in
etwas weiterem Entgegenkommen das Heranbringen dieſer Kohlen= und
Kokszüge unterſtützen wollte. Da aber ſcheinbar dieſe Möglichkeit,
ver=
anlaßt durch andere notwendige Arbeiten der Bahn, nicht verwirklicht
werden kann, ſo dürfte die Lage der Induſtrie des Hagener Bezirts
ſich immer ſchwieriger geſtalten. Trotzdem iſt man aber in allen
Kreiſen bereit, ſich weiterhin mit der Lage abzufinden, möge ſie auch
noch ſo ſchlecht werden, wenn dadurch der Widerſtand geſtärkt werden
kann, der notwendig iſt, um der Wirtſchaft und dem Lande das
Ruhr=
gebiet zu erhalten.
Remſcheider Bezirk.
Die Lage hat ſich gegenüber dem Vormonat nicht weſentlich
ver=
ändert. Neue Aufträge aus dem Auslande gehen nur ſpärlich ein,
und das Inland beſtellt nur kurzfriſtig das, was es im Augenblick
be=
darf. Die Mehrzahl der Firmen arbeitet auf Lager, zumal die
Ver=
ſandſchwierigkeiten nicht nachgelaſſen haben. Die Kundſchaft des
un=
beſetzten Gebietes zeigt gerade für Verſanderſchwerungen und dadurch
bedingte größere Speſen außerordentlich wenig Verſtändnis und macht
ſich über die Verhältniſſe im beſetzten Gebiet leider immer noch ein
ver=
kehrtes Bild. Löhne und Gehälter mußten den Verhältniſſen angepaßt
und bedeutend erhöht werden. Die ſchnelle Folge der Materialpreiſe
und der Lohnerhöhungen macht ſich in der Kalkulation ſehr ſtörend
bemerkbar und beunruhigt das ganze Geſchäft ſehr erheblich.
Velberter Bezirk.
Die Lage der Velberter Schloß= und Beſchlägeinduſtrie im Monat
Juni hat ſich gegen Mai kaum verändert. Das Ausland hält mit
Be=
ſtellungen ſehr zurück, die Nachfrage aus dem Inland iſt ſehr gering.
Die Hauptſchwierigkeit für die Velberter Induſtrie iſt die
Transport=
frage, die ſich mit der neuerlichen Abſchnürung des beſetzten Gebietes
noch mehr verſchärft hat.
Solinger Bezirk.
In der Lage des Solinger Induſtriebezirks im Monat Juni iſt
kaum eine Aenderung gegenüber Mai eingetreten. Die weiter
fort=
ſchreitende Markentwertung hat zwar das Geſchäft etwas
be=
lebt, jedoch hat die hieſige Induſtrie nach wie vor mit der
Beſchaf=
fung von Rohmaterialien und Verſendungsſchwierigkeiten der
Fertig=
fabrikate ſtark zu kämpfen. Zwar hat die Arbeitsloſigkeit etwas
nach=
gelaſſen, doch iſt damit zu rechnen, daß bei der neuen Verſchärfung der
Abſchnürung dies nur eine ganz vorübergehende Erſcheinung geweſen
iſt. Da die Beſchlagnahme der Waren ſeitens der
Franzoſen erheblich zugenommen hat, iſt den meiſten Fabrikanten
allmählich die Luſt vergangen, das weitere Herausſchaffen von Waren
zu verſuchen, zumal auch das Entſchädigungsverfahren
ſeitens der Regierungsſtellen ſehr langwierig gehandhabt
wird und vielfach zu berechtigten Klagen Anlaß gibt.
Schmalkalder Bezirk.
Ueber den verfloſſenen Monat Juni iſt wiederum leider nicht viel
Gutes zu ſagen. Die Beſchäftigung hat ſich zwar in einigen
Artikeln, die nur für den Export in Betracht kommen, gehoben,
während die Inlandsaufträge immer noch ſehr ſpärlich eingehen. Der
außerordentlich raſch fortſchreitende Verfall unſerer Währung zieht
Lohnerhöhungen nach ſich, die in ihrem Ausmaß und in ihrer raſchen
Aufeinanderfolge jede Kalkulation unmöglich machen. Die
Verkaufs=
preiſe ſteigen demgemäß auch in ungeheuerem Maße, können aber
trotz=
dem vielfach mit der Verteuerung durch die Löhne und geſtiegenen
Ma=
terialpreiſe nicht Schritt halten. Auch Materialmangel macht ſich im
Bezirk mehr und mehr geltend. Die Ausſichten für die Zukunft ſind
jedenfalls ſchlecht.
Der deutſch=ſchweizeriſche Handel.
*-d- Die Ruhrbeſetzung hat eine ſtarke Wirkung auf den
deutſch=
ſchweizeriſchen Handel ausgeübt. Der deutſche Export nach der Schweiz
iſt zwar nur um 10—15 Prozent im erſten Vierteljahr 1923 gegenüber
dem gleichen Zeitraum des Vorjahres zurückgegangen, dagegen hat ſich
die Ausfuhr der Schweiz nach Deutſchland um ungefähr 40 Prozent im
erſten Quartal gegenüber dem Vorjahr vermindert. Beſonders iſt die
Textilausfuhr nach Deutſchland zurückgegangen. Baumwollwaren
wur=
den im erſten Quartal 1923 nur noch für 8,6 Millionen Franes
gegen=
über 21,6 Millionen Franes im erſten Quartal 1922 nach Deutſchland
ausgeführt. Auch in Seide= und Baumwollhalbfabrikaten iſt ein charkes
Sinken des Exportes erfolgt.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
wb. 550 000 Mk. für ein Zwanzigmarkſtück. Der
Ankauf von Gold für das Reich durch die Reichsbank und Poſt erfolgt
vom 16. Juli ab bis auf weiteres unverändert zum Preiſe von 550 000
Mark für ein Zwanzigmarkſtück, 275 000 Mk. für ein Zehnmarkſtück.
Für ausländiſche Goldmünzen werden entſprechende Preiſe gezahlt. Der
Ankauf von Reichsſilbermünzen durch die Reichsbank und Poſt erfolgt
bis auf weiteres unverändert zum 11 000fachen Betrag des Nennwertes.
* Waldorf=Aſtoria=Zigarettenfabrik in
Stutt=
gaut. Die Geſellſchaft erzielte im abgelaufenen Geſchäftsjahr einen
Reingewinn von 25,7 Mill. gegen 2 Mill. i. V. In der Bilanz
er=
ſcheinen Außenſtände mit 297,5 Mill. (i. V. 28,8 Mill.), Vorräte mit
1004 100 000 Mk. (i. V. 58,6 Mill.), Bankguthaben mit 245,3 Mill. Mk.
(i. V. 8,9 Mill.), Bankſchulden mit 1 005,9 Mill. (i. V. 65,6 Mill.). Der
Abſatz konnte laut Bericht etwas geſteigert werden, verlief aber recht
unregelmäßig. Die Preisgeſtaltung war eine derartige, daß nicht
weni=
ger als 12 Erhöhungen eintreten mußten. Trotz Schwierigkeiten der
Deviſenbeſchaffung konnte eine entſprechende Ergänzung der
Lager=
beſtände erreicht werden.
* Chemiſche Fabriken Haarburg=Staßfurth,
vorm. Thörl u. Heidtmann, Haarburg a. d. Elbe. Die
a.v. G.=V. vom 21. Auguſt ſoll über Kapitalserhöhung um 8 auf 15,5
Millionen, ſowie über Erhöhung des mehrfachen Stimmrechts der
Vor=
zugsaktien auf 40 Stimmen je nom. 200 Mk. Nennwert Beſchluß faſſen.
Fränk. Ueberlandwerk A. G., Nürnberg. Die G.=V.
ſetzte die Diridende auf 25 % feſt.
Allgemeine Häuſerbau A. G. Die Geſellſchaft
beab=
ſichtigt Kapitalserhöhung auf 75 Mill. Der Erlös aus den Kapitals=
Transaktionen bzw. die Aktien ſelbſt ſollen zur Angliederung weiterer
Produktionsſtätten dienen.
* Ilſe Bergbau A. G. Die Geſellſchaft beruft auf den 2.2.
a.v. G.=V., die über Erhöhung des Grundkapitals um 100 Mill. Mk.
Stammaktien Beſchluß faſſen ſoll. Die neuen Aktien ſollen unter
Aus=
ſchluß des Bezugsrechts der Aktionäre als Schutzaktien Verwendung
finden. Außerdem wird beantragt, 200 000 Stück Genußſcheine zu je
1000 Mk. zu beſchaffen, von denen 155 000 Stück in der Weiſe begeben
werden, daß auf 1 Stammaktie 1 Genußſchein und auf nom. 2000 Mk.
Vorzugsaktien 1 Genußſchein gegen Einzahlung von 1000 Mk. bezogen
werden kann. Die Genußſcheine ſollen hinſichtlich der Erträgniſſe und
des Liquidationsanſpruchs den Stammaktien gleichgeſtellt werden.
h. Rheiniſche Kreditbank, Mannheim. Der
Geſchäfts=
bericht für das Jahr 1922 weiſt eingangs auf die großen
Schwierin=
keiten hin, denen die Banken zu begegnen hatten, und auf die ſtarke
Inflation, die den Banken ſehr viel Arbeit gebracht habe. Der ſtarke
Kreditbedarf von Handel und Induſtrie habe ſich in bisher nie
gekann=
tem Maße fühlbar gemacht, und erſt die Wiedereinführung des
Waren=
wechſels habe eine Erleichterung auf dem Geldmarkte gebracht, aber
auch eine außerordentliche Belebung des Effekten und Börſenverkehrs.
Zu den vielen deutſchen Käufern habe ſich noch ein großer Kreis von
Ausländern geſellt, die in den guten deutſchen Effekten eine ſichere und
billige Geldanlage zu finden hofften. Die Hochflut der eingehenden
ier Wreranegein eſchnfſiteien eiſhaiern. ie Siche Segeaiſ
trauen zurückerworben und neue gute Kundſchaft erworben haben. Am
31. Dezember führte die Bank rund 190 000 Konten. Die Umſätze
wei=
ſen eine Zunahme von rund drei Billionen auf. Sie betragen
3 345 545 538 000 Mk. (320 534 422000 Mk.). Die Debitoren ſind um
13 510 Mill. Mk., die Avaldebitoren um 5740 Mill. Mk. geſtiegen. Das
Konto „Bankgebäude” hat ſich um 16 Mill. Mk. erhöht. Das
Aktien=
kapital iſt gegenüber dem Vorjahr verdoppelt, die geſetzliche Reſerve
auf 50, die außerordentlichen Reſerven auf 22 Mill. Mk. angewachſen.
Der ordentlichen Reſerve wird aus der letzten Kapitalserhöhung von
240 auf 420 Mill. Mk. ein Agio von 489 Mill. Mk. zufließen, während
zur weiteren Stärkung der Reſerven die Zuwendung von 819 Mill. M.
aus dem diesjährigen Gewinn vorgeſchlagen werden ſoll. Die
Reſer=
ven würden dadurch eine Höhe von 1380 Mill. Mk. erreichen. Die
Kre=
ditoren ſind um rund 42 auf rund 45 Milliarden Mk. geſtiegen. Das
Akzeptkonto zeigt ein Plus von 132 Mill. Mk. Das Gewinn= und
Ver=
luſtkonto hat einſchließlich 1 Million Mk. Vortrag einen Bruttogewinn
von 3 784 325 716 (131 453 300) Mk., alſo ein Plus von 3 652 872416 M.
erbracht. Die Handlungsunkoſten ſind von 75 auf 2072 Mill. Mk.
an=
gewachſen. An Steuern mußten 302 (21) Mill. Mk. gezahlt werden
und betragen jetzt 21,4 % vom Reingewinn oder rund 125 % des
Aktienkapitals. Der Reingewinn beträgt einſchl. Vortrag 1 409 551 410
(35 012 516) Mk. Von dem Reingewinn werden ſatzungsgemäß 4 %
Dividende abgeſetzt, 196 % Superdividende verteilt, 50 Mill. Mk. der
Beamtenpenſionskaſſe, 819 Mill. Mk, den offenen Reſerven überwieſen,
an Aufſichtsrat und die ſtändige Kommiſſion 59 551 410 Mk. ausgezahlt
und 1 Mill. Mk. auf neue Rechnung vorgetragen. Im einzelnen
be=
trugen die Umſätze: im Kaſſenverkehr 591 024 033000 (68 550 679 000)
Mk., im Kontokorrentverkehr 1 800 674 146 000 (182 665 647 000) Mk., im
Wichſelverkehr 873 340 229 000 (54 520 068 000) Mk., im
Wertpapierver=
kehr 80 507 128 000 (14 798 026 000) Mk. In den Bilanzkoſten haben
Kaſſe, fremde Geldſorten, Zinsſcheine, ſowie Guthaben bei Noten= und
Abrechnungsbanken eine Zunahme von rund 2063 Mill. Mk., Wechſel
und unverzinsliche Schatzanweiſungen um 6274 Mill. Mk.,
Neſtrogut=
haben bei Banken und Bankfirmen um über 20 Mill. Mk., Lombards
gegen börſengängige Wertpapiere um 720 Mill. Mk., eigene Effekten
um rund 355 Mill. Mk., Konto „Vorſchüſſe auf Waren und
Waren=
verſchiffungen” um 236 Mill. Mk. und Konſortialbeteiligungen um rd.
107 Mill. Mk. erfahren.
h. Deutſche Effekten= und Wechſelbank
Frank=
furt a. M. Die Verwaltung beantragt, aus 339,27 Mill. Mk.
Rein=
gewinn 150 % Dividende zu verteilen und 153 Mill. Mk. der Reſerve
zuzuweiſen.
Ed- Die Schweizeriſche Nationalbank wird in den
nächſten Tagen den Diskontſatz von 3 auf 4 Prozent erhöhen. Man
hofft, dadurch der ſtarken Kapitalabwanderung aus der Schweiz, der
nan die Schuld an dem ſtarken Rückgang des Schweizer Franken
gegen=
über Dollar, Pfund, holländiſchem Gulden und ſchwediſcher Krone
bei=
mißt, Einhalt zu gebieten.
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Die G.=V. genehmigte den Abſchluß für das erſte Geſchäftsjahr. Es
wurde ein Reingewinn in Höhe von 48 Mill. erzielt. Hiervon erhalten
die Aktionäre 100 % Dividende in bar und weitere 100 % auf Kapital=
Einzahlungskonto gutgeſchrieben, ſo daß die Aktien nunmehr mit 50 %
eingezahlt ſind. Fernev wurde Erhöhung des Kapitals um 60 auf 100
Mill. beſchloſſen, wobei den alten Aktionären ein Bezugsrecht im
Ver=
hältnis 2: 1 zu 550 % angeboten werden wird. Die Aufnihme des
Aufruhr=Verſicherungsgeſchäfts wurde genehmigt.
* Frankonia, Rück= und Mitverſicherungs=A. G.,
Berlin. Die Geſamtprämieneinnahme ſtellte ſich für 1922 auf Mk.
5 505 281 195 Mk. (i. V. 226 807 496 M.). Die Prämienreſerve,
Prämien=
aufträge und Schuldenreſerven ſind von 84 807 495 Mk. auf 6 319 059 678
Mk. angewachſen. Ungünſtig verlief die Haftpflicht=Rückverſicherung
und die Hagel=Rückverſicherung in Oeſterreich, der Tſchechoflowakei und
Rumänien und das deutſche Feuerverſicherungsgeſchäft. Der
Reinge=
winn belief ſich auf 13 429347 Mk. gegen 1113 970 Mark i. V. Die
Dividende wurde mit 500 Mk. ab 27. Juni zahlbar geſtellt. An Stelle
des verſtorbenen Geh. Oberregierungsrats Generaldirektor a. D. Hehl
wurde der Direktor der Süddeutſchen Diskonto, Mannheim, Dr. Heſſe,
neu gewählt.
Dividendenvorſchläge.
* Hohenlohe=Werke A. G., Hohenlohehütte
Ober=
ſchleſien. Der Aufſichtsrat beſchloß, in der auf den 31. Auguſt
einzu=
berufenden G.=V. aus einem Bruttogewinn von 165,755 Mill. (i. V.
6,277 Mill.) 31,723 Mill (i. V. 5,343 Mill.) für Abſchreibungen, 20
(i. V. 3) Mill. für Beamten= und Arbeiter=Wohlfahrtszwecke zu
ver=
wenden, ſowie 95 Mill. (i. V. 5,6 Mill.) als 100 % Dividende auf
Stammaktien auszuſchütten und reſtliche 4,6 Mill. auf neue Rechnung
vorzutragen.
h. Erneute Erhöhung der Roheiſenpreiſe. Die
Roheiſenpreiſe für Lieferungen ab 8. Juli ſind wie folgt erhöht
wor=
den: Roheiſen, welches aus inländiſchen Brennſtoffen erblaſen wird,
Hamatid, Cuannes=Stahleiſen und Temperroheiſen von 3 499 000 auf
4 787 000 Mk., Siegerländer Stabeiſen von 4 068 000 auf 5 641000 Mk.,
Spiegeleiſen 8—10proz. Mn. von 4 470 000 auf 6 125 000 M. Der
Durch=
ſchnittspreis für das mit deutſchen und engliſchen Brennſtoffen erblaſene
Hämatid wird auf 4 958000 Mk. feſtgeſetzt. Die Preisſpanne zwiſchen
Hämatid=Gießerei=Roheiſen I und III und Gießereieiſen Luxemburger
Qualität bleibt im bisherigen Ausmaße beſtehen.
Warenmärkte.
h. Mannheimer Wochenberichte. Getreide: Die
abgelaufene Woche war durch die ſchlechten Markmeldungen aus dem
Auslande bis kurz vor Schluß ſehr feſt geſtimmt und die Preiſe
über=
ſchritten die Million=Grenze, wobei ſie ſich ziemlich mit der Weltparität
hielten. Das Geſchäft blieb ſehr klein, einmal wegen des ganz
minima=
len Angebots in einheimiſcher Ware, des anderen aus Mangel an
De=
viſen, die zum Bezuge des ſehr ſtark angebotenen ausländiſchen
Ge=
treides notwendig ſind. Erſt kurz vor Toresſchluß trat ein
Tendenz=
umſchwung auf beſſere ausländiſche Markmeldungen ein, der ſich auf
die Erklärungen Baldwins im engliſchen Unterhauſe hoffentlich noch
verſchärfen wird. Mitbeſtimmend, für den Eintritt der ſchwächeren
Stimmung waren Baiſſeberichte aus den ausländiſchen
Produktenmärk=
ten. Von einem Preisrückgang dagegen war wenig zu verſpüren; nur
zeigten ſich die wenigen Abgeber eher geneigt, auf Angebote der Käufer
einzugehen. Zu bedeutenden Abſchlüſſen konnte es aber trotzdem nicht
kommen, da es bei inländiſcher Ware nicht nur an Ware, ſondern auch
an flüſſigem Geld bei den großen Summen, die heute notwendig ſind,
mangelt, und bei ausländiſcher Ware an ausländiſchen Zahlungsmitteln.
Die Hoffnung auf ein beſſeres Geſchäft ſetzen die Intereſſenten auf die
neue Ernte, die nicht mehr ſehr fern iſt. Bei der großen Hitze ſind
Weizen und Roggen fehr raſch reif geworden, die Aehren ſind voll, ſo
daß man auf einen ordentlichen Ertrag rechnen kann. Mit größerem
Angebot und bei ſteigender Markbeſſerung, drückenden Auslandsofferten
werden die Preiſe wieder einen Stand bekommen, die einen lebhafteren
Umſatz ohne zu großes Riſiko ermöglichen. Die Preiſe weiſen im
Laufe der Woche folgende Steigerungen auf: Weizen von 925 000 auf
1,2—1,4 Mill. Mk., ausländiſcher Weizen von 925—950 000 auf 1,4 Mill.
Mk., Roggen von 700 000 auf 1 Mill. Mk., Braugerſte von 700—725000
auf 950 000—1,1 Mill. Mk., inländifcher Hafer von 550—650 000 auf
0,9—1 Mill. Mk., und Mais von 800—820 000 auf 1 Mill. Mk. — alles
pro 100 Kilo bahnfrei Mannheim, alſo durchſchnittlich 3—400 000 Mk.
15. Zuli 4923 Nr. 193
höher. Allerdings einen derarlig ſchnellen Rückgang zu erwarten, wäre
derfehlt; dazu liegen die politiſchen Verhältniſſe noch zu ſchlecht und
die ſchweren Reparationslaſten bleiben auf der deutſchen Wirtſchaft
laſten, mögen die Verhandlungen innerhalb der Entente und mit
Deutſchland noch ſo günſtig ausfallen.
Mehl: Die ſüddeutſchen Mühlen waren auch dieſe Woche nicht
am Markt, da ſie nichts zu verkaufen haben. Für inlandiſches Mehl
fehlte es ihnen an Rohware und für ausländiſches Mehl an Deviſen
zum Erwerb des überſeeiſchen Getreides. So wurde nur mitteldeutſches
Weizenmehl angeboten, von den dortigen Mühlen zu 2 Millionen Mk.
ab dortige Stationen, von der hieſigen zweiten Hand zu 1,9—2 Mill.
Mk. pro Doppelzentner ab Mannheim verkauft. Der Umſatz war
natur=
gemäß klein infolge ſehr geringer Nachfrage ſeitens des Konſums.
Kolonialwaren: Der Einkauf wird auch hier ſehr beengt
durch die geringe Zuteilung von Deviſen. Er iſt auch nicht ſo
drin=
gend notwendig, da heute der Konſum nicht mehr pfundweiſe einkauft,
ſondern meiſtens nur noch in Viertelpfund=Packungen, der Detailhandel
nicht mehr in Zentnern und Doppelzentnern, ſondern in 10= und 20=
Pfundquantitäten. Der Umſatz in Mengen iſt daher ſehr klein, in
Zahlen dagegen bei den hohen Preiſen ſehr hoch. Die Preisſteigerung
hielt ſich die vergangene Woche in etwas mäßigeren Grenzen als in
der Vorwoche. Kaffee Santos Superior roh koſtete 107—123000 Mk.
gegen 106 600—108 600 Mk., gewaſchen 141—158000 Mk. gegen 121. 800
bis 126 000 Mk., Tee gut 200—210 000 gegen 170—180 000 Mk., Tee
mittel 215—230 000 gegen 181—200 000 Mk., fein 231—280 000 gegen
201—240 000 Mk., inländiſcher Kakao 53—55 000 gegen 38000 Mk.,
aus=
ländiſcher Kakao 60 000 gegen 44 000 Mk., und Burma=Reis 17000 Mk.
gegen 13 500 Mk. in der Vorwoche — alles pro Kilo ab Mannheim.
Futtermittel. Durch die große Heuernte iſt der
Rauhfutter=
mittelmarkt in den Vordergrund getreten und alles Kaufintereſſe
kon=
zentriert ſich eben auf Heu, von dem jetzt der Winterbedarf ſeitens der
Fuhrhalter und Pferdebeſitzer eingedeckt wird. Aber trotz des großen
Angebots ſteigt der Preis mit der allgemeinen Teuerung, ſo
Wieſen=
heu von 100—110 000 auf 120—150 000 Mk., Luzernekleeheu von 100 000
bis 120 000 auf 130—160 000 Mk., Preßſtroh von 100—110 000 Mk. auf
140—150 000 Mk. der Doppelzentner waggonfrei Mannheim. Da die
Landwirte nicht alles Heu unterbringen können, verfüttern ſie jetzt mehr
als ſonſt dieſes Futter und ſehen deshalb don dem Einkauf anderer
Futtermittel ab, für die geringe Nachfrage beſtand. Angeboten waren
Rohmelaſſe zu 500 000 Mk., Weizenkleie zu 650—675 000 Mk.,
Biertre=
ber zu 450—500 000 Mk., Trockenſchnitzel zu 3—400 000 Mk., vollwertige
Zuckerſchnitzel zu 4—500 000 Mk. je 100 Kilo. Frachtparität Mannheim.
Tabak: Nach den kühlen, regenreichen Tagen iſt jetzt eine
Hitze=
periode ohne jeden Niederſchlag gefolgt, die die Entwickelung der
Tabak=
pflanzen gleichviel hemmt, und viele Pflanzen auf leichtem Sandboden
verdurſten läßt. Jetzt noch einmal eine Nachpflanzung vorzunehmen,
iſt ſehr ſchwer und zu riskant, da im heißen Juli ein Anwachſen kaum
zu hoffen iſt. Dann fehlt es auch an Setzlingen. Im großen und
gan=
zen ſind alſo bis jetzt nach Lage der Dinge die Ernteausſichten als
un=
günſtig zu bezeichnen. Selbſt wenn erfriſchende Gewitterregen
nieder=
gehen und die noch gutſtehenden Pflanzen ſich gut entwickeln ſollten, ſo
bleibt doch der Ausfall des Ertrags der eingegangenen und nicht mehr
nachgeſe)ten Pflanzen. Alte Tabake ſind ſehr gefragt und die Preiſe
ſtiegen auch dieſe Woche weiter. Bei mangelnder Ware und
Zurück=
haltung der Eigner wurde von Kaufabſchlüſſen nichts bekannt. Auch
Rippen ſind ſtark gefragt.
Obſt: Die Zufuhren zu den pfälziſchen Obſtmärkten ſind ſehr groß,
reichen aber immer nicht zur Befriedigung der Nachfrage aus. Der
Abſatz erfolgt immer reißend ſchnell und die Preiſe gehen
ſelbſtverſtänd=
lich auch rapid in die Höhe. Für Kirſchen wurden bezahlt bis 8200 Mk.,
Johannisbeeren bis 3500 Mk., Stachelbeeren bis 4500 Mk., Heidelbeeren
bis 7000 Mk., Erdbeeren bis 7000 Mk., Pfirſiche 10—12 000 Mk., Birnen
7000 Mk. — alles pro Pfund im Großhandel ab Markt.
Wein: Nach den Berichten aus den deutſchen Weinbaugebieten
haben durch die Nachtfröſte im April und Mai die Fruchtaugen und
Triebe der Reben erheblich gelitten. In den tiefen Lagen ſind die
Triebe zum Teil erfroren, dagegen iſt in den hochgelegenen Weinbergen
der Stand günſtiger. Der Stand der Reben wird als gur bis mittel,
teilweiſe auch bis gering beurteilt. Ungeziefer wie Rebenſtichler,
Spinnwürmer, Schildläuſe und Oidium wurde vereinzelt infolge der
naſſen Witterung feſtgeſtellt. Die Weinverſteigerungen ſind ſpärlicher
geworden. Die vereinigten Weinbergsbeſitzer Herxheim am Berg
er=
löſten für 1000 Liter 1922er Natur=Weißweine 26,4—40,9 Mill. Mk.,
für 1921er Natur=Weißweine 44,1—87 Mill. Mk., für 1922er Rotweine
13,6—17 Mill. Mk.; die Winzergenoſſenſchaft Hochheim in Rheinheſſen
erlöſte pro Halbſtück 7,2—12,2 Mill. Mk., und die Vereinigung
Hoch=
heimer Naturweinverſteigerer pro Halbſtück 1922er 5,8—14 Mill. Mk.
für 1921er Halbſtück 10—10,7 Mill. Mk., für ein Viertelſtück 1922er 5,8
Mill. Mk., für 1921er 13,6—30 Mill. Mk., Rotwein 6,3 Mill. Mk., für
1920er Halbſtück 16,6 Mill. Mk., für Viertelſtück 11—25 Mill. Mk.
wb. Berliner Produktenbericht. Im Handel mit
In=
landserzeugniſſen iſt die Tendenz wieder außerordentlich feſt geworden,
da ſich die Mark im Auslande weiter verſchlechtert hat. Dies gab den
Varenbeſitzern Veranlaſſung, mit Offerten bei gleichzeitiger ſcharfer
Erhöhung der Forderungen außerordentlich zurückzuhalten, größere
Geſchäftsluſt beſtand nicht, die Umſätze hielten ſich für alle Artikel in
engen Grenzen bei überwiegend höheren Notierungen. Das Andauern
der ungewöhnlichen Hitze verurſachte einen nur geringen Beſuch der
Börſe.
Börſen.
* Börſenbericht vom 9.—13. Juli. (Mitgeteilt von der
Deutſchen Bank, Filiale Darmſtadt). Der Deviſenmarkt zeigte während
der ganzen Berichtswoche das gleiche Bild: ſchärfſte Rationierung der
Nachfrage bei nur ganz geringfügigen Kursveränderungen. An den
ausländiſcher: Börſenplätzen machte die Entwertung der Markt zunächſt
noch weitere Fortſchritte, doch trat hier im Zuſammenhange mit der
engliſchen Regierungserklärung ſpäter ein Tendenzumſchwung ein, ſo
daß ſich die ausländiſchen Marknotierungen der Parität der von der
Reichsbank feſtgeſetzten Deriſenkürſe wieder bis auf eine geringe
Diffe=
renz annäherten.
An den Wertpabiermärkten war die Tendenz nicht mehr ſo
einheit=
lich feſt wie in der Vorwoche. Es trat hier in ſteigendem Maße
Nei=
gung zur Realiſation hervor, was wohl in erſter Linie auf die
an=
dauernd geſpannte Lage des Geldmarktes zurückzuführen iſt. Beſonders
an der Berliner Börfe machte ſich wachſende Geldknappheit bemerkbar, die
Befürchtung iſt nicht von der Hand zu weiſen, daß ſich die Lage hier
noch weſentlich verſchärfen wird, wenn am Deviſenmarkt die
Rationie=
rungen aufhören ſollten und reguläre Verhältniſſe wiederkehren.
Zu Beginn der Woche bot der im internationalen Verkehr
weiter=
gehende Markſturz der Börſe noch einen ſtarken Anreiz, was beſonders
in einer ſehr lebhaften Nachfrage nach allen Valutawerten zum
Aus=
druck kam. Es waren in erſter Linie wieder türkiſche Renten, die
koloſ=
ſale Kursſteigerungen erzielten; ſpäter auch Rumänen, ſowie alle
Kolo=
nialpapiere. An den Märkten der inländilſchen Induſtriepapiere wurde
das Geſchäft etwas ruhiger und beſchränkte ſich mehr auf Spezialgebiete,
doch blieb zunächſt die Nachfrage noch ſehr ſtark und das
herauskom=
mende Material genügte in vielen Fällen wieder nicht zu ihrer vollen
Befriedigung. Auch an der Freitagsbörſe, die bereits unter dem
Ein=
druck der höheren Markmeldungen ſtand, kam es zu keinem
Tendenz=
umſchwung. Die Stimmung blieb vielmehr im ganzen feſt und das
Angebot war nirgends ſo groß, daß es zu ſtärkeren Kurseinbußen
geführt hätte. Die Kursgeſtaltung war an dieſem Tage beſonders
un=
einheitlich, doch hielten ſich die Veränderungen nach beiden Richtungen
hin im allgemeinen in engen Grenzen.
wb. Keine Feſtſetzung der Deviſen und
Bank=
notenkurſe. Wegen Beſchränkung der Notierungstage für
Deviſen und Banknotenkurſe nur auf Vollbörſentage finden jetzt
Beratungen des Börſenvorſtandes ſtatt. Für heute erfolgt
be=
reits keine Feſtſetzung der Deviſen und Banknotenkurſe.
Einzel=
heiten folgen nach Beendigung der Sitzung.
* Ueber die geſtrige Sitzung des Berliner
Börſenvor=
ſtandes, die ſich mit dem Antrage der Stempelvereinigung wegen
der techniſchen Schwierigkeiten der Durchführung der verſchiedenen
Ver=
ordnungen und vor allem der Arbeirsüberhäufung, die Notierung von
Deviſen und Banknoten nur an Vollbörſentagen vorzunehmen, zu
be=
faſſen hatte, und der Vertreter der Reichsbank beiwohnten, erfahren wir
daß die Schwierigkeiten eingehend erörtert wurden, ein Beſchluß aber
erſt in einer neuen Sitzung des Börſenvorſtandes gefaßt werden ſoll,
die am Montag ſtattfinden wird. Der Reichsminiſter der Finanzen
und der Reichswirtſchaftsminiſter ſind zur Teilnahme hieran
aufgefor=
dert worden.
Bankgeschaft
Fernsprecher 1308, 1309
1—P2 —FUT1
Aktien / Renten / Delisen / Sorten
DartTIStde-
1 Luisenplatz 1
(3478a
[ ← ][ ][ → ]Rummer 193.
Darmftädter Tagblatt, Sonntag, den 15. Juli 1923.
Seite 9.
Gebühren=Ordnung
zur Friedhofs= und
Begräbnisord=
nung für die Stadt Darmſtadt.
Die neue Gebühren=Ordnung zur
Friedhofs= und Begräbnisordnung iſt
für die nächſten 8 Tage an den für
öffent=
liche Anſchläge beſtimmten Stellen zur
allgemeinen Kenntnis ausgehängt.
Die Gebühren=Ordnung tritt mit dem
1. Juli 1923 in Kraft.
(st5975
Darmſtadt, den 3. Juli 1923.
Der Oberbürgermeiſter.
Z. V.: Ritzert.
Moenania
A.=6. für chem. u. pharm. Erzeugniſſe.
Bilanz 31. Dezember 1922
Aktiva.
Grundſtück und Gebäude
Maſchinen und
Feuerungs=
anlage Viernheim . . . .
Gleisanſchluß . . .
Fäſſer und Faßmaterial
Viernheim.
Werkzeuge . .
Keſſelwagen
Fuhrpark . . .
Mobilien".
Maſchtinen=Konto Darmſtadt
Bau=Konto Viernheim,
Kaſſe ...
Poſtſcheck.
Bankguthaben
Warenbeſtand
Forderungen" .
„
948 566.—
2045176.—
3—
2.—
1.—
1.—
1—
24 400000.—
1167 637.45
930 743.61
593 000.—
22 282033.—
175 480 051.35
227847307.61
Paſſiva.
Aktienkapital . . ..
Reſervefonds . . ..
Aktienkapitaleinzahlungs=
Konto
Bankverbindlichkeiten . . .
Schulden . . . . . . . . .
Reingewinn:
Tantieme an den
Vorſtand . . 889307.—
4½ Dividende
aus 12000000,K 480 000—
Tantieme an den
Aufſichtsrat 565 900.—
46%
Buſatz=
dividende aus
12000 000 ℳ 6520000.—
Vortrag auf
neueRechnung 987866.—
„
12000000.—
2330 400.—
18 200 000.—
65510 950.—
121412784,61
8 393 073.—
227847207.,61
Die auf 50% für Stamm= und
Vorzugs=
aktien feſtgeſetzte Dividende gelangt ſofort
bei der Deutſchen Vereinsbank Darmſtadt
oder unſerer Geſellſchaftskaſſe, Darmſtadt,
Friedrichſtr. 86, zur Auszahlung. (5869
Darmſtadt, den 11, Juli 1928.
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und Waſſerpreiſe jeweils erſt zu Ende
eines jeden Verbrauchsmonats auf Grund
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Kohlenpreiſe nach der eingeführten
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monat Juni mußten durch die inzwiſchen
eingetretenen Kohlenpreis= und
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erhöhungen die Gas= und Waſſerpreiſe
wie folgt feſtgeſetzt werden:
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.. 20000.—
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mit Halbmond= und Viereck=Lochung.
Bei Ableſung der Meſſerſtände erfolgt
Verrechnung des Unterſchiedsbetrages.
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Darmſtadt, den 12. Juli 1923.
Direktion der ſtädtiſchen Betriebe.
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III
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„ IV 2
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[ ← ][ ][ → ] Heute Honntag, den
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Darmſtädter Tagblatt
15. Juli 1923
Deutſche Gegenwartsſchriftſtellerinnen.
Von Dr. Ella Menſch.
VI.
*Ricarda Huch.
Die Lyrikerin, die Romanſchriftſtellerin, die
Literarhiſtori=
kerin und die Philoſophin vereinigen ſich in dieſer ſeltſamen
Frau zu einem Gefamtbilde, in dem das philoſophiſche
Moment entſchieden den Grundton ſtellt. Denn der ganzen
in=
neren Veranlagung der Huch entſpricht es, nicht bei der
Außen=
ſeite der Erſcheinungen ſtehen zu bleiben, ſondern deren letzten
Zuſammenhängen nachzuſpüren und auf die Frage: „Leben, was
will du von mir?” immer von neuem eine Antwort zu ſuchen.
Viele Jahre hat man an Ricarda Huch hauptſächlich die
Romanſchriftſtellerin mit der klaren Linienführung ihrer
Ge=
ſtalten und der Vertiefung der Probleme geſchätzt. „
Erinne=
rungen von Ludolf ursleu” nimmt unter ihren
frühe=
ren Werken einen erſten Platz ein. In ihm erſcheint die
Rätſel=
frage: Wie iſt es nur möglich, daß eine Liebe, um die man
ge=
litten und gekämpft, die man zum Inhalt ſeines Lebens gemacht
hatte, ſich doch ausbluten, von einem neuen Eindruck verlöſcht
werden kann?! Der Rahmen für die Menſchen und ihre
Schick=
ſale gibt das Milieu eines Hamburger Patrizierhauſes, das die
Dichterin romantiſch ſtiliſiert, ohne deshalb völlig den Boden
der Wirklichkeit zu verlaſſen. Richard M. Meyer trifft den Sinn
des Romans wenn er ſagt: „Die Adelsmenſchen, die er ſchildert,
könnten glücklich ſein, wenn ſie ſich mit dem Leben im äußeren
Sinne des Wortes abzufinden wüßten. Aber das können ſie
nicht. Durch lange Ueberlieferung hat ſich in ihnen ein Vorrat
von Begabungen und Anſprüchen aufgeſpeichert, dem eine ruhige
Exiſtenz zu eng iſt. Ihre ſtarken Naturen verlangen unbewußt
nach Geſchicken, die ſie bilden und entwickeln könnten. Sie haben
ein Anrecht auf das Unglück, denn nur dieſes kann die ganze
Tiefe der in ihnen ſchlummernden Fähigkeiten erwecken. Ihre
Sehnſucht verlangt nach tiefen Erſchütterungen, ſie werden ihnen
bis zur Vernichtung.”
Dieſe Sehnſucht, welche die Dichterin mit den Geſchöpfen
ihrer Enbildungskraft teilt, hat ſie zur berufenſten Auslegerin
der Romantik gemacht, die ſie in ihrer Blütezeit, ihrer
Aus=
breitung und ihrem Verfall ſchildert, nicht mit dem Rüſtzeug
der Gelehrſamkeit, das ihr natürlich auch zur Verfügung ſteht,
ſondern mit dem Einfühlungsvermögen des poetiſchen Schauens.
Man hätte meinen können, daß Riearda Huch die nüchterne,
mit Glaubensſtreitigkeiten, dynaſtiſchen Händeln und brutalem
Schlachtgetöſe erfüllte Zeit des Dreißigjährigen Krieges
unend=
lich ferne läge. Und doch hat ſie dieſem ſpröden Stoff
Wirkun=
gen abgewonnen, welche ſie in die erſte Reihe moderner
Chroni=
ſten weiſt. Conrad Ferdinand Meyers und Gottfried Kellers
Technik ſind nicht ſpurlos an ihr vorübergegangen, aber ſie lebt
doch keineswegs nur im Schatten dieſer großen Schweizer. Sie
trägt ihre eigenen Farben. Breit wie das heldiſche Epos iſt die
Anlage des Ganzen und erinnert auch darin an den alten epiſchen
Stil des Heliand und der Nibelungen, daß Figuren kommen
und gehen und ſehr oft eine bei Seite geſchoben wird, wenn
ihr Weſen für den Verlauf der Entwicklung belanglos erſcheint.
Es ſind aber nicht etwa nur die großen heroiſchen Geſtalten
eines Guſtav Adolf, Wallenſtein, Bernhard von Weimar, die
ſich liebevoller Ausführung erfreuen. Dieſe wird ebenſo den
Dutzendmenſchen und kleinen Seelen vom Schlage des bigotten
Ferdinand und des ſchwachen Winterkönigs zuteil. Ganz
vor=
züglich geſchildert ſind die Szenen, in welchen der unglückliche
und unfähige Pfälzer Friederich vergeblich an die Türen ſeiner
proteſtantiſchen Verwandten pocht und überall nur bedauerndes
Achſelzucken und ſchlecht verhehlten Unmut empfängt. Die Figur
des Wallenſtein hat Nicarda Huch noch zum Gegenſtand einer
beſonderen Studie gemacht, aus welcher auf die rätſelhafte
Ge=
ſtalt des Friedländers neues Licht fällt. Als Vorarbeit zu dem
1912 im Inſel=Verlag erſchienenen dreibändigen Werk „Der
große Krieg, in Deutſchland” können die ſechs Jahre
vorher veröffentlichten „Geſchichten von Garibaldi”
angeſehen werden. Garibaldi, der ſich ſo bedeutende Verdienſte
um die Einigung Italiens erworben hat, iſt für Ricarda Huch
eine Perſönlichkeit von ganz großen Ausmaßen. Auch bei
an=
deren Gelegenheiten greift ſie auf dieſen Heros als Typ immer
wieder zurück.
Wir können ihr in dieſer Hinſicht mit unſeren deutſchen
Ge=
fühlen nicht ganz folgen und heute weniger als fe. Das
demo=
kratiſche Ideal des Alten von Caprera, der der dritten
franzö=
ſiſchen Republik ſeine Freiſchar zuführte, war ſo fadenſcheinig,
wvie all die Redensarten, mit welchen während und nach dem
Krieg Feinde und ſogenannte Neutrale gegen den „preußiſchen
Militarismus” Sturm liefen. — Als Denkerin bewährt Ricarda
Huch ſich vornehmlich in den drei Büchern: „Luthers
nannaananannnannannanzagngannnnnnnnnnnnn
Ach, welch” ein Unterſchied iſt es, ob man ſich oder
andere beurteilt.
Goethe.
znunnnnnnannarennnnnnnnnnnnnnnnnnngennans
Glaube” „Der Sinn der heiligen Schrift” und
„Entperſönlichung”.
Die Zeitläufte waren wohl dazu angetan, um angeſichts des
gewaltigen Abſturzes, den das deutſche Volk erfahren hat und
der Friedloſigleit, die über die ganze Erde geſemrten iſt,
nach=
zuſiunen über die Wege, die GBott mit dem Einzelnen wie mit
den Schickſalen eines ganzen Volkes einſchlägt. Von den
Neun=
malweiſen, war Gott ja „überwunden” worden. Nicarda Huch
hält ſich mit aufgeſchloſſenem Herzen und Vernunſtkräften an
die uralte Weisheit: „Ohne Gott könnt ihr nichts tun! Der
entperſönlichten modernen Wiſſenſchaft uritt die Weltanſchauung
entgegen, welche den Menſchen auffaßt als aus der Natur
her=
vorwachſend, von ihr lernend und zugleich ſie beherrſchend, aber
immer ein hilfloſes, auf Gottes Lenkung angewieſenes Geſchöpf.
Entzieht er ſich dieſer Lenkung, dann bricht der Irrtum herein
und die Verwirrung. Unſer Unglück beſteht in dem
Ueberwie=
gen des Erhaltungstriebes über den Trieb, zu wachſen und den
Trieb, zu opfern. Eine Gottheit hatten wir vergeſſen
anzu=
beten den Tod. Wir verſtanden nicht mehr, daß rechtzeitiges
Sterben Ueberwindung dieſes Todes zur Auferſtehung iſt.
Durch das Dunkel der Verwandlung führt uns der Tod zu neuen
Lebensformen. Wir haben nur die Wahl zwiſchen Erſtarrung
und Verwandlung. Wir ſind noch nicht am Ende des
Welt=
krieges: die Zukunft gehört demienigen Volke, das die meiſte
Fähigkeit hat, ſich verwandeln zu laſſen. Ein Volk muß nimmer
untergehen, außer wenn ſeine einzelnen Organe erſtarren, ſo
daß ein Zuſammenwirken aller Organe nicht mehr möglich iſt.
Es lohnt ſich, in Geſellſchaft von Ricarda Huch
nachzuden=
ken über unſere nächſten, wichtigſten Aufgaben. Stets wirkt ſie
anregend, auch da, wo man ihr nicht unbedingt beipflichten
möchte.
Unſere Kenntniſſe vom Atombau.
Von Prof. Dr. J. Frank Weihenſtephan.
nk. Es iſt ein altes Ziel der Wiſſenſchaft, ſich nicht mit der
Annahme der Unteilbarkeit der Atome zu begnügen, ſondern den
inneren Aufbau des Atoms zu ergründen. Den erſten
bedeu=
tungsvollen Schritt in dieſer Hinſicht dürfte Prout im Jahre
1815 gemacht haben, der die Hypotheſe aufſtellte, daß alle Atome
aus Waſſerſtoffatomen aufgebaut ſeien.
Unſere jetzige Vorſtellung über die Zuſammenſetzung der
verſchiedenen Atome, die wir uns aus einer größeren oder
klei=
neren Zahl von Elektroner: beſtehend denken, die ſich um den der
Elektronenzahl entſprechend geladenen poſitiven Kern
planeta=
riſch bewegen, derdenken wir in erſter Linie dem däniſchen
For=
ſcher N. Bohr=In dankenswerter Weiſe hat Dr. Hugo
Stin=
zig die grundlegenden Arbeiten von Bohr in deutſcher
Ueber=
ſetzung herausgegeben. (Abhandlungen über den Atombau aus
den Jahren 1913—1916. Fr. Vieweg u. Sohn, Braunſchweig.)
Dies Buch iſt für uns um ſo werwvoller, weil es nur wenigen
vergönnt iſt, die in ausländiſchen Zeitſchriften erſchienenen
Ori=
ginglarbeiten nachzuleſen, ferner weil es eine bisher nicht
ver=
öffentlichte Arbeii von Bohr enthält, und ſchließlich weil es eine
wertvolle Ergänzuug des ſchon in zweiter Auflage erſchienenen
ausgezeichneien Buches von A. Sommerfeld über „
Aiom=
bau und Spektrallinien” bildet.
In dem vorlegenden Buche folgen einem Geleitwort von
Bohr die erſten drei Abhandlungen über die Konſtitution von
Atomen und Molekülen, die durch Rutherfords Verſuche
über die Streuung der Alphaſtrahlen hervorgerufen wurden. Die
vierte Arbeit ſpricht, angeregt durch Berſuche von Fowler,
von den Spektren des Waſſerſtoffs und Heliums, davon handel!
auch das 7. und 8. Kapitel. Die fünfie Abhandlung betrifſt
Atommodelle und X=Strahlenſpektra, und die ſechſte gibt eine
Erklärung des Stark= und des Zeemann=Effektes. In der ſehr
intereſſanten neunten Abhandlung wird die Planckſche
Quan=
tentheorie zur Klärung der Struktur des Atoms herangezogen.
Die letzte Abhandlung über die Anwendung der Quantentheorie
auf periodiſche Syſteme, die allerdings zum Teil durch
Sommer=
felds Arbeiten überholt iſt, gibt einen Einblick in die
Entwick=
lung der allgemeinen Geſichtspunkte für unſere jetzige Vorſtellung
vom Atombau.
C.K. Warnungsſignale in der Tierwelt. Alle Tiere, die in
Gemeinſchaften leben, haben irgendeine Methode ausgebildet,
um ihre Gefährten beim Eintritt einer Gefahr zu warnen. Dafür
teilt der engliſche Naturforſcher F. C. Bridges einige Beiſpiele
auf Grund ſeiner langen Beobachtungen mit. Wenn ſich ein
Menſch einem Fuchsbau nähert, vor dem junge Füchſe ſpielen,
und die Alte wittert Gefahr, dann hört man ſofort regelmäßige
dumpfe Laute, die wie Schläge auf einer kleinen Trommel
klin=
gen. Die Füchſin ſchlägt den harten Boden zweimal
hinter=
einander mit einem ihrer kräftigen Hinterbeine, und ſofort ſind
die Kleinen im Bau verſchwunden. Einen ähnlichen Signaldienſt
unterhalten die Biber. Sobald irgendetwas Verdächtiges zu
ver=
ſpüren iſt, klatſcht eines der alten Männchen mit ſeinem flachen
Schwanz auf das Waſſer, und dieſer Laut, der weithin ſein Echo
findet, veranlaßt die andern ſofort dazu, unterzutauchen und ſich
in den ſolide gebauten Burgen in Sicherheit zu bringen.
Sied=
lungen des Präriehundes findet man noch vielfach in den
mitt=
leren Staaten Amerikas. Der Präriehund iſt ein
murmeltier=
artiges Geſchöpf, das ſich tief in den Grund eingräbt und von
Gras lebt. Ueberall rund um dieſe unterirdiſchen Anſiedlungen
ſitzen aufmerkſame kleine Hunde als Schildwachen, um
aufzu=
paſſen, während die übrigen gemächlich im Sonnenſchein ihre
Nahrung einnehmen. Naht ſich irgendein ungewohntes Tier
oder macht ſich ein anderes Zeichen der Gefahr bemerkbar dann
ſtößt die Schildwache, die das beobachtet, ſogleich, ein ſcharfes,
aber leiſes Bellen aus, das von den anderen Wachen
aufgenom=
men und wiederholt wird. Dann iſt plötzlich die weite
Gras=
fläche, die eben noch braun von Präriehunden war, vollkommen
leer; ſie haben ſich alle unter die Erde gerettet. Der korſikaniſche
Mouflon und andere wilde Gebirgsſchafe ſind außerordentlich
ſcheu und vorſichtig. Auch wenn die Herde auf den
unzugäng=
lichſten Höhen weidet, ſteht doch immer ein altes Tier auf der
höchſten Spitze und hält Umſchau. Das leiſeſte Anzeichen einer
drohenden Gefahr wird der Herde durch ein ſcharfes Aufſtampfen
des Wächters angezeigt, und ſogleich verläßt ſie ihre
Weide=
plätze. Die Wildpferde Aſiens, die in großen Gemeinſchaften
weiden, ſtellen ebenfalls eine Schildwache auf, wenn ſie graſen
oder ſich zur Ruhe niederlegen. Die Schildwache würde nie der
Verführung erliegen, die die üppigſte Weide bietet, ſondern ſie
blickt ſich aufmerkſam um und gibt durch ein kurzes Stampfen
und Wiehern den übrigen das Warnungsſignal. Bei Affen
findet man dieſe Vorſicht ſeltener; doch wandern die
ſüdafrikani=
ſchen Affen ſtets mit einer Vorhut, die mit einem heiſeren Bellen
die andern vor dem Weitermarſch warnt, wenn es nicht geheuer iſt.
Mannigfaltiges
nk. Rieſen der Vorwelt. Gibt es für den Naturfreund, der
ſich bei jedem Gang durch die Natur erfreut an den heutigen
For=
men der Tierwelt, wohl einen anregenderen Genuß, als ſich durch
die Studien vorweltlicher Geſchöpfe den Werdegang der Fauna
in früheren Erdpochen klarzumachen? Die Linien zu erkennen,
welche die Tierwelt in ihrer ſteten fortſchreitenden Entwicklung
gegangen iſt, in Jahrmillionen und abermals Jahrmillionen?
An Hand eines vor Kurzem erſchienenen Büchleins des
bekann=
ten Paläontologen Prof. Dr. Th. Arldt („Tiere der Vorwelt,
Bilder aus der Saurierzeit”, 32 Abbildungen, 144 S. Th.
Tho=
mas, Verlag, Leipzig) wird es jedem naturwiſſenſchaftlich
In=
tereſſierten leicht gemacht, ſich in dieſe Entwicklungsgeſchichte der
Tiere zu vertiefen und gerade die geſpenſteriſchen Erſcheinungen
der vorweltlichen Tierwelt, die Saurier oder wie Arldt ſie nennt,
die Drachen werden dem Lefer durch die anſchauliche Darſtellung
nahegebracht. Die erſten Vierfüßler, nahmen ihren Ausgang
vom molchartigen Weſen, den Panzermolchen, bald traten aber
auch Reptilien neben dieſen in die Erſcheinung, und nun beginnt
ein glänzender Aufſtieg des Drachengeſchlechtes. Die
Faunen=
drachen und Schildkrötendrachen waren die erſten Formen, dieſe
Urdrachen wurden abgelöſt von den Säugetierdrachen,
Urkroko=
dilen, deren Entwicklung weiterging zu den Landdrachen, den
Schreckensechſen, den Vogeldrachen, den Floſſendrachen,
urwelt=
lichen Rieſen, die an ihrer Ungelenkigkeit und rohen Kraft, die
nicht im Banne ftand eines denkenden, leitenden nervöſen
Or=
ganes, ſelbſt zugrunde gingen. Aber alle dieſe Rieſengeſchlechter,
deren furchtbarſte Geſtalten zweifellos die Panzerdrachen
dar=
ſtellten, haben doch ihre Nachkommen durchgerettet bis auf unſere
Zeit. Schildkröten und Krokodile nennen dieſe Saurier ihre
Ahnen.
Dr. 6. Kr.
Verkämpft.
Unter dieſem Titel geben wir eine Epiſode aus dem
launig=friſchen Jagdidyll von Maximilian Böttcher „Das
Liebesfeſt des Waldfreiherrn” (Verlag Ernſt Keils Nachf.,
Leipzig). Inniges Verſtändnis für das Leben der Natur
und Tiere erſchließt uns die intimſten Geheimniſſe des
fern=einſamen Waldes, und feſſelnd reihen ſich ſchöne
Na=
turſchilderungen und ſpannende Jagdabenteuer in den
vielgeſtaltigen Rahmen des famoſen Tierbuches.
Wie ein raubender Kater ins Gras ſich duckend, jede
Boden=
velle, jeden Graben ausnützend, ſchlich Adolar auf das
Liebes=
därchen los, legte ſich ſogar, als „ſie” einmal ſichernd aufwarf.
zlitzſchnell nieder und verharrte, den Hals auf den Boden
ge=
rückt, keinen Blick von ihr wendend, an ihrer Schönheit ſeinen
paß ſchürend, ſo lange, bis ſie mit Frühſtücken fortfuhr. Dann
roch und ſchlich er weiter und, während des Austauſches einer
teuen ſtürmiſchen Zärtlichkeit unerlauſcht und unerſpäht bis auf
napz zehn Gänge herangekommen, ſprang er plötzlich zur Flucht
in, um den Todfeind zu überrumpeln, ihm mitten in wildeſter
Fahrt ſein Gehörn in die Flanke zu rennen. Von links her
nußte das geſchehen, wie er ſich in all ſeiner Wut doch noch zu
iberlegen wußter denn die Stoßſproſſe ſeiner linken Stange war
eeſonders lang und kräftig und an der Spitze ſo ſcharf wie ein
Dolchmeſſer.
Beinahe wäre der Anſchlag geglückt. Im Höhepunkt der
Ge=
ahr indeſſen bekam Mäuschen eine Naſe voll verdächtigen
Win=
es, ſtieß einen kurzen Warnungslaut aus, der den Geliebten
u einer blitztzſchnellen Halbdrehung veranlaßte, und ſo fuhr
ſie Dolchſproſſe nicht in die zum Ziel geſetzte Weiche, ſondern
raf die vorletzte Rippe in der Höhe ihrer Wölbung, brach bei
em heftigen Anprall wie Glas entzwei und ſchrammte, mit
hrem zerſplitterten Stumpf Mordaxts ganzen Bruſtkaſten
ent=
ang, einen langen Streifen der dunklroten Decke, wie einen
Fetzen Baumrinde mit ſich reißend.
„Hollah!” rief der Baron, der vom Wermutduft Mäuschens
und ihren Zärtlichkeiten noch immer ganz berauſcht wat, fuhr
nit geſenkter Krone herum und ſtieß ins Leere. Denn Adolar
obſchon ihm vom krachenden Bruch der Kampfſproſſe der
Schädel brummte — war doch bei ſeinem bedächtig und von
lan=
ger Hand vorbereiteten Angriff genügend Herr ſeiner Sinne
geblieben, um einem Gegner, der entſchieden nicht voll auf der
Höhe war, geſchickt ausweichen zu können. Im Ausweichen ſchon
überlegte er, daß er mit der beſchädigten linken Stange auf große
Erfolge kaum würde rechnen dürfen, daß er alſo verſuchen müſſe,
dem Gegner die rechte Seite abzugewinnen. Dies war jedoch
nicht ganz leicht; denn der Waldfreiherr warf, von Schmerz und
Zorn geſtachelt, ſeine Benommenheit raſch in den Morgenwind,
der eben mit erfriſchendem Hauch durch die Wieſen gezogen kam,
erſpähte richtig den Moment, in dem Adolar in ſchiefer,
einge=
bochener Haltung an ihm vorbeizukommen ſtrebte, und rannte ihn
mit einem kräftigen Stoß in die Blattgegend über den Haufen.
„Pecheſel, Pecheſel — bö!” höhnte er.
Aber während der Pecheſel ſich überkugelte, bot er keine
be=
ſonders günſtige Angriffsfläche, und er kugelte ſich auch nach der
anderen Seite hin ſofort wieder auf die Läufe, wich ein paar
Schritte zurück und ging nun wirklich von rechts her zu neuem
Stummaugriff vor.
Mordaxt fühlte, wie ihm der Schweiß gleich einer warmen
Flut aus der langen und tiefen Schramme über den Bruſtkorb
herniederrieſelte. Er, der bei ſeinen Liebſten kein Blut ſehen
konnte, war auch bei ſich ſelbſt lein Freund von unnötigem
Blut=
verluſt; denn er wußte, daß ſeine Muskeln und Sehnen den roten
Saft nötiger brauchten als das Gras, auf das er hintrippte und
=floß. Edel von Gemüt und im Bewußtſein ſeiner
Ueberlegen=
heit liebte er es eigentlich nicht, eiferſüchtige Gegner kurzerhand
abzutun. Er pflegte ihnen nur ein paar gehörige Hiebe an
empfindlichen aber nicht gerade tödlichen Stellen zu verſetzen
und ſie ſo raſch und nachhaltig auf den Trab zu bringen. Mit
Abolge im befonderen ſpürte er nach allem, was ihm Mäuschen
erſt vor einem Weilchen über ſein bejammernswertes Schickſal
erzählt hatte, ſogar etwas wie Mitleid. Darum beſchränkte er
ſich, in einer Art von gutmütiger Schwäche, ihm gegenüber auf
die Verteidigung. Als der Wüterich ihm jedoch eine zweite
klaf=
fend: Wunde am Halsanſatz beigebracht hatte, ging es denn doch
mit ſeiner Geduld zu Ende. Mitleid hin, Mitleid her, dachte er;
hier muß ein Ende gemacht werden!
Er wußte und hatte es ja erſt kürzlich an dem alten Herrn
von Plattkopf erprobt, daß für die Stoßkraft und Härte ſeiner
Mordaxt kein Schädel zu dick war, und ſagte ſich: Da hilft nun
alles nichts, Adolar. Wenn du’s denn durchaus nicht anders
haben willſt, dann werde ich dich eben mitten ins Leben treffen
— mit einem Loch, das in keinem Waſſer und in keinem Moor
wieder zuheilt.
Langſam, wie im tändelnden Spiel zog er ſich vor dem ihn
in raſenden Angriffen bedrängenden Pecheſel zurück, plänkelte
eine Weile hin und her, wartete auf den günſtigſten Augenblick,
erſpähte ihn und ſtieß jählings mit gewaltigem Anprall ſeine
wuchtige Baffe nach Adolars Schädel, dorthin, wo unterhalb
des Roſenſtocks hart neben der Augenhöhle die Gehirnſchale
dünn und von poröſer Durchläſſigkeit zu ſein pflegt.
Aber — hatte er nun doch nicht genau genug gezielt, oder
war Adolar aufmerkſam und gewandt genug geweſen, den Stoß
zu parieren —, ſtatt mit der Kampfſproſſe in die Schädeldecke
fuhr Mordaxt mit beiden wuchtigen Stangen ſeines Gehörns
mitter zwiſchen die prahleriſchen, biegſamen Gehörnſtangen
Adolars hinein, die ſich wie zwei ſtählerne Spangen, um die
ſchöne und ſtolze Krone herumlegten und ſie wie in federnden
Klammern feſthielten. Vor Schreck und Entſetzen waren die
bei=
den Gegner ſogleich wie betäubt. Kraft des hellen Inſtinkts,
den die Natur ihren wildlebenden Geſchöpfen verliehen hat,
wußten ſie ſofort: Sie hatten ſich verkämpft! Gleich den beiden
Hirſchen, die nach der Brunſt im vorigen Spätherbſt mit ihrem
Geſtöhne und Gepraſſel acht Tage lang das Grauen aller
Wald=
bewohner geweſen waren, würden auch ſie nun unlöslich
an=
einander gefeſſelt ſein, der Todfeind immer nur mit dem Willen
des Todfeindes imſtande, das Haupt zu bewegen, einen Biſſen
Aeſung aufzunehmen, einen Lauf vor oder neben den anderen
zu ſetzer, rettungslos dem Verhungern preisgegeben, mitten im
blühendſten Leben zu einem qualvollen und elenden Tode
ver=
urteilt. Und doch war es der Geifer des Haſfes, nicht der Geifer,
der Angſt, der ihnen in weißen Flocken aus den ſchäumenden
Aeſern troff, während ſie bei dem verzweifelten Verſuch, wieder
voneinander loszukommen, ſich faſt die Halswirbel verdrehten,
der eine dem andern faſt den Kopf abriß.
Numier
Unterhaltungsblatt und Frauengeirang
Mch
Sich Ausſeben in höherer Form.
Iu unſerer Zeit des Modernismus vermeint man auf allen
Gebieten ein kräftiges Ausleben des einzelnen Individuums
be=
fürworten zu müſſen. Wenn ſchon mit dieſer Forderung die
Perſönlichkeit des Einzelnen in ein grelleres Licht gerückt ſteht,
ſo iſt damit ohne Zweifel auch die Frage der Erziehung des
Einzelheiten brennender denn je geworden.
Sich Ausleben! Welch ſtolzes und erſchöpfendes Wort!
Welcher Reichtum von Begriffen, Ideen, von Phantaſie und
edler Leidenſchaft, ſeinem Wollen und Streben, ſeinem Denken
und Fühlen den Ausdruck ſichtbarer Kraft zu verleihen, liegt im
ſich Ausleben! Der Gedanke iſt geradezu göttlich, trotzdem er
modern iſt. Aber — ich halte dafür — daß nichts ausgelebt
werden kann, was nicht vorher eingelebt worden iſt. Letzteres
iſt daher in den Vordergrund unſeres Intereſſes zu ſtellen, iſt
als die wichtigſte kulturelle Aufgabe innerhalb des
Familien=
lebens anzuſprechen, woraus ſich von ſelbſt ergibt, daß es die
Frau ſein wird, welche ſich dieſer Kulturaufgabe zu unterziehen,
welche ſie zu löſen hat.
In dem Beſtreben nach individueller Betätigung iſt das
Einzelweſen ſchon zu wahrhaft bedrohlichen Zerrgeſtalten
her=
angewachſen, in manchen Fällen iſt das Ausſtrömen der
Perſön=
lichkeit zu ſolch falſchen Auffaſſungen ausgeartet, daß es einem
Gießbache gleicht, der alles mit ſich fortreißt. Niemand mehr
als der Frau, der ſanften, diplomatiſchen Prieſterin des
deut=
ſchen Herdes, der tätigen Mitarbeiterin am öffentlichen Leben,
keinem anderen als ihr ſteht es zu, gerade dieſe Bahnen vor
Entgleiſungen zu ſchützen, dieſe Frage zu ſanieren, und für
jene Ausſaat zu ſorgen, die eine erfreuliche Ernte ſichert und
eine fruchtbringende Verteilung ermöglicht. Gleichviel, welches
Gebiet es betreffen kann, der Einfluß der Frau ſoll der
Ariadne=
faden ſein, der letzten Endes fröhliche Lichtblicke bietet, mag
das zu überwindende Labyrinth noch ſo weit verzweigt ſein.
Die Veredelung der Perſönlichkeit iſt von jeher von der Preſſe,
der Schule, von der Kunſt, in dankenswerter Weiſe
aufgegrif=
aus den Niſchen des Laronaltars herabgeſtiegen iſt, der Familie
Aus allem Edlen und Schönen der Welt ſoll die Frau das
Köſt=
aber nicht nur dieſe Bienenmiſſion obliegt ihr, es gibt auch Viele der ſchadhaften Ledertäſchchen bedürfen aber dieſer Er=
Gebiete, die ſich nur mit ausgewählten Waffen erobern laſſen, neuerungsarbeiten nicht einmal und können, wenn das Leder
Waffen auch die gebührende Weihe nicht mangeln, und und ſie
wird überall ernſteſte Beachtung finden — auch ohne orcierte
Schauſtellung ihres Arbeitsfeldes. Die Kunſt der Diplomatie
auf lulturellem Gebiet wird aber leider von der Frau noch zu und Wohnungstür. Um ſich vor dem Einbruch durch die
wenig gebflegt. Leiſe und weiſe, mit offenen Augen und Ohren
ſoll die Frau tätig ſein und nicht mit Projekten, ſondern mit
Produkten an die Oeffentlichkeit treten; das würde die
Frauen=
fangsſtadien iſt, ſollte der Einblick in das Atelier nur ſehr
vor=
ſichtig geſtattet werden.
Durch die Heranbildung der Frau zum Eigenweſen. zu
er=
höhter Selbſtändigkeit auf berechtigter Grundlage, erſchließt ſich
ihr eine Fülle von Erziehungsmöglichkeiten im „Leben, ſo daß
der Wert ihres Einfluſſes zu immer gewichtigerer Bedeutung
auch im Leben des Staates werden muß.
Erſt aber geſunde eigene Fundamente! Nur die ſtrengſte
Glauben an ihren erzieheriſchen und ſchöpferiſchen Wert
heran=
zubilden. Mag dann das Leben auch die Baugeſetze nicht genau erhältlich.
beachten, mögen Stürme am Bauwerk rütteln, eine Einſturzge=
4.8.
fahr wird nicht mehr drohen.
Die Mode von heute.
Das Schneiderkleid als neueſte Modeform.
In Schwarz, Dunkelblau, =braun, =grün und einem feinen
Rot=
braun, dem ſogenannten Buchenlaubfarbig, präſentiert ſich das
wieder modern gewordene Schneiderkleid in ſeiner ſchlichten,
un=
lich langen und mäßig weiten, nur fußfreien Rock wird eine nur
die auffällig ſchmalen Umlegkragen und ebenſolche, bis zur
Mitte der Bruſt herabreichende Revers als Halsabſchluß zeigt. Salat dazu.
Zumeiſt mit drei feinen Hornknöpfen geſchloſſen, beſteht der
ein=
zige, allerdings auch erſtklaſſige Qualitätsarbeit verratende
Schmuck in einem feinen ſchmalen ſeidenen Bordeneinſatz rings Sonntag: „Peterſilienſuppe. Stangenſargel und
Hammel=
um Jackett und Kragen und dem ebenſo eingefaßten, zehn bis
zwölf Zentimeter hohen Aufſchlage, mit ein bis zwei Knöpfen Montag: Semmelabſtechklöße mit Musſoße.
als Beſatz. Nur an einem Modell erhöhte noch ein ſchräg
an=
geſchnittenes Bruſtäſchchen mit winzigem, ſpitzenbeſetztem wei= Mittwoch: Arme Ritter und Nhabarber.
ßen Batiſttüchelchen die geſuchte Einfachheit der anderen Koſtüme
dieſer Art ohne Schmuck. Ein kleiner Dreiſpitz mit feinem Donnerstag: Porreegemüſe mit Bratkartoffeln.
pliſſierter Kokarde mit einem anderen gleichartigen dunklen
Schneberliecd getragenes Aokerüchen mit Staeliogtf fiunf
Zentimeter breitem Seidenſtreifen um dieſen gelegt und
eben=
ſolcher ſtraff beſpannter Krempe mit einer großen, tiefroten
Seidenroſe als einziger Schmuck vorn keck am Kopf aufgerichtet,
und einem Unterkrempenfutter in der gleichen Roſenfarbe,
ſchie=
nen beweiſen zu wollen, daß auch der Hut zu dieſen Koſtümen
ſorgſam gewählt ſein muß, um ein einheitliches, durch nichts
Ab=
lenkendes zerſtörtes, ruhiges vornehmes Ganze zu bilden. S.,St.
Bolerojäckchen wieder modern. Als ſchützende
Hülle für kühle Abendſtunden, wie auch für die des Tages,
an denen in dieſen regneriſchen Sommerwochen bisher kein
Man=
gel war, iſt ein kurzes Bolerojäckchen ſehr modern, das, bis zur
natürlichen Taillenlinie reichend, im Rücken bei mäßiger Weite
faſt ohne Schweifung in der Seite gerade herabfallen, über der
Bruſt dagegen nur in der Mitte zuſammenſtößt, dann aber mehr
denn handbreit mit runden, eckigen, oder zu ſtumpfen Zipfeln
verlängerten Vorderteilen auseinanderfällt. Die Aermel ſind
faſt immer nur dreiviertellang gehalten, mäßig weit ohne
Auf=
ſchlag entweder durch Stickerei wie der Rand des Jäckchens
beſetzt oder mit einer Reihe dichtgeſetzter Knöpfe bis zum
Ell=
bogen geſchmückt. Ein ſchmaler Schal= oder Umlegkragen am
Querrande mit Schnurſchlingen dicht benäht und mit
darüber=
ſitzenden Knöpfen garniert, ſchließt das Jäckchen am Halſe ab
und ein flottes Bruſtäſchchen, namentlich an Jäckchen mit eckigen
Vorderteilen, nimmt zumeiſt ein ſehr buntgefärbtes
Seiden=
tüchelchen auf. Immer muß dieſes Bolerojäckchen mit dem Kleid
harmonieren, wenn es völlig modegerecht ſein, ſoll. Zumeiſt iſt
es bei zweifarbigen Kleidern vom. Stoff des Rockes gearbeitet,
läßt alſo vom abſtechenden Leibchenſtoff nur die Hüftpartie und
die vordere Mitte ſichtbar werden.
St.
Der zeitgemäße Haushalt.
Abgenutzte Damenhandtäſchchen zu erneuern.
Ein Reſt neuer oder noch gut erhaltener Rips, Samt, einfarbige
oder gemuſterte Seide oder Moiree findet ſich wohl noch in jedem
Haushalt, um damit die ſchadhaft gewordene Handtaſche von
Neuem zu bekleiden. Wird der obere loſe Nand zuvor einmal
mehrere gegenſeitige Falten geordnet, unter dem Vügel mit
un=
umgeſchlagen, und nach der jetzt modernen Form der Stoff in
ſichtbaren Stichen in paſſender Seide der ſchadhaften Taſche
auf=
genäht, ſo kann ſelbſt ein aufmerkſames Auge dieſe Erneuerung
fen worden; vor allem iſt es aber Pflicht der Frau, die längſt nicht entdecken, wenn ſie recht akurat vorgenommen wird. In
gleicher Weiſe iſt natürlich auch das Innenfutter durch kräftig
und dem Volke eine Quelle des Schönen und Guten zu werden, eingefärbten Satin zu erſetzen. Ein zuvor in dieſem
Futterman=
tel rechts und links aufgeſtepptes Täſchchen ermöglicht die
Auf=
lichſte ſaugen, um es umgewertet der Welt wieder zu ſchenkeni nahme von Straßen= oder Bahnfahrkarten, Notizbuch u. ä. m.
Und dieſe Waffen drücken ſich von ſelbſt in die Hand, ſobald ſie nur abgetragen und zerkratzt iſt, durch dünnes, gleichmäßiges
ihr Erziehungswerk auf die Erfolge ihrer eigenen ſtrengen Ueberziehen mit Vilbra (Drogerie), und glänzend gebürſtet
Selbſterziehung zu ſtützen vermag. Dann wird dem Geiſt ihrer oder Reiben nach dem Trocknen desſelben, in allen modernen
Farben wie neu aufgefriſcht werden.
H. S.
Einfache praktiſche Sicherung für die Haus=
Haus= und Wohnungstür zu ſichern, ſollte man ſich des Abends,
wenn man die Tür verſchloſſen hat, eines eiſernen Hakens
be=
dienen, der über den Drücker gehängt, während der untere Teil
bewegung kräftig laneieren. Solange die Arbeit in den An= des Hakens durch den Ring des Türſchlüſſels geſteckt wird. Durch
dieſe Vorrichtung ſitzt der Schlüſſel feſt im Schlüſſelloch und kann
von außen nicht herausgeſtoßen werden. Durch den feſtſitzenden
Schlüſſel iſt es aber auch unmöglich geworden, das Schloß von
außen zu öffnen, ein Verfahren, das bekanntlich für einen
Sach=
verſtändigen ein Leichtes iſt, wenn im Schloß der Schlüſſel fehlt.
Durch Hinter= und Kellertüren, die in den Garten vder auf den
Hof hinausgehen, Zimmertüren, die zu Bäumen im Erdgeſchoß
führen, an die zum Beiſpiel eine offene Veranda grenzt, durch
deren Tür Diebe ſehr leicht ins Innere des Hauſes gelangen
Selbſterziehung kann die Frau befähigen, auch Andere zum können, ſollte man des Abends gleichfalls mit dieſer
Schutzvor=
richtung verſehen. Die eiſernen Haken ſind beim Eiſenhändler
J. 8.
Dem aufdringlichen Geſchmack des Mandel=
5ls, der manchem Gaumen nicht zuſagt, kann dadurch
vorge=
beugt werden, daß man 2—3 Tropfen des Mandelöls in ein
Fläſchchen mit Waſſer füllt und von dieſer Miſchung, zuvor gut
geſchüttelt, einen Teelöffel voll als Würze verwendet. II.
Heſſiſche Gulaſchkartoffeln. Ein halbe Taſſe
klein=
geſchnittene Zwiebeln werden in Fett gedämpft, 2 Taſfen Waſſer,
reichlich mit Paprika. 1 Meſſerſpitze Appels eingedickte Würze,
auffälligen Form und äußerſt exakten Verarbeitung. Zum ziem= Salz, vier bis fünf Tomaten kleingeſchnitten, eine Meſſerſpitze 534. Es brachte das getrennte Wort — Die Sangesbrüder nach dem
Thymian und 1½. Pfund rohe, geſchnittene Kartoffeln beigefügt,
wenig über halblange, mäßig geſchweifte Schneiderjacke getragen, das Ganze eine Viertelſtunde auffflottem Feuer kochen gelaſſen 535. Mit L und 3 hats jedermann, — Auch wenn er noch mit 9
und noch 1½ Stunden in die Kochkiſte geſtellt. Man reicht grünen
Speiſezettel.
koteletts. Rhabarberkompott.
Dienstag: „Makkaroni mit Cornedbeef gebacken, grüner Salat.
Strohkopf und ſeidenbeſpannter Krempe, rechts ſeitlich mit fein= Freitag: Kartoffelſalat mit Bücklingsrührei und grünem Salat. 532. Malchen, 533, pffen, Bach. Offenbach, Bach.
Samstag: Heſſiſche Gulaſchkartoffeln.
Schach
un
Mee
Aufgabe 17
A. Ellermann in Buenos Aires.
(Good Companion 1921)
4
b
Weiß zieht und ſetzt in zwei Bügen matt,
Prüfſtellung: Weiß: Ka7 Dh1 Taß h5 Lf7 18 Sc5 e6 Bb5 13 (10);
Schwarz; Kd5 Df5 Tg8h4 Le5 Be4 d6e3f6h2(10);2 +;
Aufgabe 18
W. Roeſe in Hamburg.
(Deutſche Schachblätter 1928)
Weiß: Kb7 Te4 1.d8 Ba6 b3 46 e3 17 83 9)3
Schwarz: Kb5 L.f5 Ba7 b4 b6 e4 g4 (7).
Matt in drei Bügen.
In der nächſten Nummer erſcheinen die Löſungen der Aufgaben 5—10,
Brieftaſten.
K. Sch. Der von Ihnen angegebene Weg zur Löſung von Aufgabe1
iſt nicht der richtige, er führt erſt im vierten Zug zum Matt. — A. 5.
Aufgabe 11: 1. Sd5? b6! 2. S- Tc6! 3. Da1+ Tc1. Doch Sie ſind
auf dem richtigen Weg. — F. B. in G. Aufgabe 12: Ohne Bg5 ginge
1. Kg5, ohne Bh4 1. Kg3, Bh3 dient dazu, Bh4 feſtzuſetzen. Bg2 wäre
wohl nicht unbedingt nötig, er zielt anſcheinend auf die Verführungen
1. 83 und 1. g4 ab.
Spiel und Rätſel
Zahlen=Rätſel.
Man ſchreibe die Zahlen 13,
17. 20, 30, 40, 60 und 80 mit
Buch=
ſtaben in die Quadrate der Figur,
ſodaß 1. die Summe der Zahlen
in den Reihen 1—4 gleich iſt jener
der Zahlen in den Reihen 5.——7,
2. die Summe der Zahlen in den
Reihen 1 und 2 gleich iſt jener
der Zahlen in den Reihen 5 und 6;
3. die punktierte Diagonale wieder
eine Zahl nennt, die gleich iſt der
Summe der Zahlen in den Reihen
Garl Deubel.
Rätſel.
Ort. — Sie ſammelten ſich da ſofort und hielten das vereinte Wort.
fängt an. — Mit B gebraucht mans als Salat, — mit Res
jeder Wagen hat.
536. Ein Körperteil und eine Frucht: — Wer die vereint bekommt,
der flucht. — Ein Körperteil mit Tonſignal: — Wer die
be=
kommt, flucht allemal.
Auflöſungen.
Darmſtädter Silbenrätſel:
1. Hörnli, 2. Ahab, 3. Navarra, 4. Nebel: „Hannibal”.
Rätſel: 531. Mu, Mühe, Mücke, Müller, mürbe, muſtern.
Verantwortlich: Max Streeſe.
Der Sprung auf den Turm.
Von Karl Lütge.
Der Sprung auf den Turm Ich erinnere mich noch gut
eines alten, verwitterten Seemannes auf Borkum, der ſtetig
die=
ſen Ausſpruch tat. „Es ſei nichts unmöglich auf der Welt,”
meinte er immer, „und ſelbſt auf einen Turm könne man
hinauf=
ſpringen, wenn es ſein müſſe....
Der Alte war ſchwer zugänglich, und es bedeutete für mich
keine geringe Mühe, ihn zu einer Deutung ſeines unklaren
Aus=
ſpruches zu bewegen. Aber endlich, in einer rauhen Herbſtnacht,
in der menſchenleeren Wirtsſtube des alten Broders, hatte ich
ihn ſo weit. Und der alte Kaptn rückte ſich zum Erzählen
zu=
recht. Mit liſtigem Augenzwinkern meinte er zuvor:
„Kopp hoch! Dat is noch immer de Hauptſach; und es geiht
allens. Wenn nicht ſo — dann annersrum. Dat is allens.
Jawoll.
Dann kam zur Bekräftigung dieſer mir noch unklar
ſcheinen=
den Worte ſeine eigenartige Geſchichte vom Sprung auf den
Turm, die mir unvergeßlich bleiben wird und wert ſein dürſte,
ſie hier zu erzählen.
Weit draußen auf einer ragenden Felſenklippe, faſt gänzlich
umſchloſſen vom brandenden Meer, ſtand ein Leuchtturm, auf
dem John Huckebein in den ſiebziger Jahren Dienſt verſehen
hatte. Ein ungemütlich Amt war das geweſen; aber die
Nau=
heiten des ſonſtigen Lebens dazumalen ließen den noch rüſtigen
Fünfziger das Wachen über See und Schiffe leicht ſcheinen. Weit
lieber freilich hätte er wieder ein Schiff unter den Füßen gehabt.
Aber da war der Knacks im Bein ſeit einem Schiffsunglück bei
Liſſabon, und dann gab es dazumalen auch noch herzlich wenig
Schiffe, wie er ſie ſich wünſchte.
Das mit dem Bein war eine verflixte Geſchichte, und der alte
Kaptn ſchimpfte mörderiſch, wenn es ihn darob packte. Schön
war nämlich ſeine Gangart nicht zu nennen.
„Ein olles abgetakeltes Wrack im Sturm,” pflegte er immer
ſelbſt zu ſagen.
Andere meinten, daß der Name Huckebein in Humpelbein
ungleich treffender umgeändert werden könne. Das ſagte man
aber nicht mehr laut, ſeit der alte Kaptn einen derartigen
Schwätzer bös verdroſchen hatte. —
P4
Wieder einmal in einer furchtbaren Sturmnacht ſaß der alte
John Huckebein auf ſeinem Leuchtturm und würde trüben
Ge=
danken nachgegangen haben, wenn ihn nicht ſein
verantwor=
tungsvoller Beruf über die Maßen in Anſpruch genommen häte.
Es war im Sinne des Wortes ein verrücktes Wetter. Manch
einer, der, mit zarten Nerven von der Mutter Natur ausgeſtattet,
in dieſen Wellen herumlief, konnte den Verſtand bei dem
jäm=
merlichen Heulen, Brauſen und Pfeifen verlieren.
Träge ſchlich die Zeit. Unten am Turme klapperte
unauf=
hörlich die Türe, die der Wind offenbar losgeriſſen hatte.
Oder kam jemand und war von dieſem die Tür nicht
ordent=
lich geſchloſſen worden?
John Huckebein hatte ſo das Gefühl, als ſei ein Menſch in
ſeiner Nähe. Es mußte alſo ſchon jemand zu ihm heraufkommen.
Offenbar ein Verirrter, der Zuflucht ſuchte. Nun, die fand er
hier. Wirklich kamen tapſende langſame Schritte die
Wendel=
treppe herauf. Und da öffnete ſich die Tür.
John Huckebein, der Leuchtturmwächter, fuhr etwas zurück.
Was war das für ein Menſch?!
Von der Tür erklang es drohend: „Verhalten Sie ſich ruhig!
Ganz ruhig!”
Ein Fremder ſtand an der Tür. Ein großer, kräftiger Menſch.
Zerzauſt, mit Augen, die irr blickten. In der Hand einen
Eiſen=
ſtab, mit drohender Gebärde.
Im Nu hatte John Huckebein die Situation erkannt: Das
war da ein Wahnſinniger! Ein armer Unglücklicher.
„He, guter Freund — mich beſuchen, wie? Ungemütlich
draußen, he?. Setzen wir uns doch. Ein ſteifer Grog gefällig?”
Die Lockung verfing nicht.
„Sie haben in meinem Hauſe nichts zu melden! Seien Sie
ganz ruhig. Da draußen die Schlacht, Sie erbärmlicher Wicht,
achten Sie nicht? Gut!”
Der Irre kam näher.
„Rühren Sie ſich nicht von der Stelle!”
Kaptn Huckebein war kein Feigling. Aber hier wurde es
ihm doch ſeltſam zumute. Mit Gewalt konnte er gegen den
Irren nichts ausrichten. Das einzige blieb, daß er auf alle
Ideen einging.
„Nun, guter Freund?” ſcherzte er krampfhaft.
„Ich bin nicht Ihr guter Freund! Sagen Sie Herr zu mir!
und machen Sie ſich bereit. Ich habe eine Idee. Der Weg über
D
Weg finden! Sie ſollen ihn ſuchen. Und zwar werden Sie von
hier oben herunterſpringen und mir dann ſagen, wie weit der
Weg iſt. Haben Sie mich verſtanden?”
Dem alten Manne rann ein Gruſeln über den Rücken. Er
verſuchte ein ganz unwahrſcheinliches Lächeln.
„Ein guter Scherz, Herr!. Bei Gott — ein guter Scherz!
Aber wollen Sie jetzt nicht den Grog, Herr..
„Schweigen Sie! Ich ſcherze nie! Allons — machen Sie ſich
bereit! Ah — Sie humpeln. Sehen Sie an. Das paßt
aus=
gezeichnet! Wie lange müſſen Sie da die Treppe herauf und
herunter ſteigen?”
Dem alten Leuchtturmwächter kam blitzſchnell ein Gedanke.
Ganz heiter und mit überzeugender Stimme ſagte er:
„Recht gern führe ich den Sprung aus, lieber Herr.
Natür=
lich lockt das auch mich, einen kürzeren Weg zu finden!“
„Alſo gut, gehen wir hinaus. Aber die Schlacht da
drau=
ßen darf Sie nicht ſtören.”
„Bewahre! Einen alten Scemann! Aber noch einen
Augen=
blick, Herr! Der Sprung hinab iſt eigentlich zu einfach und
leicht. Wenn wir da erſt einmal probierten, wie lauge mau von
unten nach oben ſpringt!?”
„Ha .!"
„Iſt das nicht eine köſtliche Idee Herr? Sie treten hier
hin=
aus und erwarten mich. Ich will gleich eilen. Sie ſollen ſehen,
es wird ein Hauptſpaß!”
Der andere war ganz gefangen von der Idee.
„Gut. Alſo los nun
Eilends ſprang der alte John Huckebein an dem
Fürchter=
lichen vorbei, zur Türe hinaus und polterte mit einer Eile die
Wendeltreppe hinunter, wie er es bei geſunden Beinen nicht
ſchneller hätte tun können. Unten nahn er dann einen Balken
und verrammelte die Tür. Der Irre durfte den Turm uicht
ver=
laſſen. Er richtete ſonſt noch irgendwelches andere Unheil an=
Nach einer Stunde war es gelungen, den Unglücklichen zu
übertältigen und der Anſtalt wieder zuzuführen, der er in der
Sturmnacht entflohen war. Man fand ihn, noch inmer auf den
Sprung nach oben wartend, und er fuhr ernſtlich erzürnt auf
den wortbrüchigen Kaptn Huckebein ein.
Aber die Schifferfäuſte hielten feſt..