Darmstädter Tagblatt 1923


08. Juli 1923

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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
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Nummer 186
Sonntag, den 8. Juli 1923
186. Jahrgong

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Die Sowſeiverfaſſung von der Union=
Exekutive beſtätigt.
Lenin, Vorſitzender des Rates der Volks=
kommiſſare
. Die neuen Volkskommiſſare.
Moskau, 6. Juli. (Wolff.) Die zweite Tagung der
Union=Exekutive beſtätigte die Verfaſſung der Sowjetregierung,
die nunmehr ſofort in Kraft tritt. Lenin iſt einſtimmig zum
Vorſitzenden des Rates der Volkskommiſſare der Union gewählt
worden. Zu Stellvertretern Lenins wurden Kamenew, Rykow,
Zjurupa, Tſchubar und Orachelaſchwili gewählt, zu Volkskom=
miſſaren
: Tſchitſcherin (Auswärtiges), Trotzki (Krieg), Kraſſin
(Außenhandel), Dſcherſchinski (Verkehr), Smirnow (Poſt), So=
kolnikow
(Finanzen), Emihyſchew (Inſpektion), Schmidt (Arbeit),
Brjuchanow (Verſorgungsweſen) und als Vorſitzender des
Volkswirtſchaftsrates: Rykow.
4 Milliarden geraubt.
Paris, 7. Juli. (Wolff.) Nach einer Havas=Meldung aus
Düſſeldorf hat die belgiſche Behörde in der Reichsbankfiliale
Duisburg 4 Milliarden Mark beſchlagnahmt, um die Geldbuße
von 30 Milliarden Mark zu decken, die der Stadt nach dem Eiſen=
bahnunglück
an der Hochfelder Brücke auferlegt wurden.
Havas meldet aus Düſſeldorf: Bei einer Beſchlagnahme in
den Mannesmannwerken ſei eine ungeheure Menge von Metall=
fahrikaten
entdeckt worden.
Hovas meldet aus Witten: Der Bürgermeiſter hat den Be=
ſatzungsbehörden
den neuen Polizeichef vorgeſtellt, der verſuchs=
weiſe
für einen Monat akzeptiert worden ſei.

Vom Tage.
Wie wir erfahren, wird der Reichskohlenrat am Montag
nachmitag zu einer Sitzung zuſammentreten, um die infolge der jüng=
ſten
Lohnerhöhung im Kohlenbergbau notwendig gewor=
dene
Erhöhung der Kohlenpreiſe feſtzuſetzen.
Der Präſident der Vereinigten Staaten hat an
Millerand, ein Telegramm gerichtet, in dem er die Wünſche des
franzöſiſchen Präſidenten, die dieſer ihm anläßlich der Unabhängigkeits=
feier
zum Ausdruck brachte, mit Worten des Dankes erwidert.
Die Zahl der ausſtändigen engliſchen Dockarbeiter
iſt auf 50 000 geſtiegen.
Nach einer Havasmeldung aus Sofia wird von autoriſierter Seite
die ausländiſche Blättermeldung dementiert, die Frau des ehe=
maligen
Miniſterpräſidenten Stambulinſki wäre nach der Rückehr
nach Sofia verhaftet worden.
Nach einer Havasmeldung aus Peking iſt der Finanzmini=
ſter
nach Tientſin abgereiſt und hat von dort aus dem Kabinett mit=
geteilt
, daß er die Geſchäfte nicht weiterführen könne, da er
keine Kapitalien finde.
Nach einer Havasmeldung aus Peking haben chineſiſche und
koreaniſche Räuber die Grenze überſchritten und
einen chineſiſchen Polizeipoſten angegriffen. Die Räuber wurden über
die Grenze zurückgeworfen. Die Poliziſten hatten zwei Tote und meh= wigs XIVl. und Napoleons I. der lang erſehnten Verwirklichung
rere Verwundete.
Nach einer Havasmeldung aus Tokio wird angenommen, daß die
rufſiſch=japaniſchen Verhandlungen über Sachalin und
die Entſchädigung für Nikolajew auf einem toten Punkt an=
gekommen
ſind, weil die für den 6. Juli angeſetzte Sitzung nicht
ſtattgefunden hat.
Amtlicher Oollarkurs 176000

Die Boche.
Seit Tagen ergeht ſich die europäiſche Preſſe und insbeſon=
dere
die der zunächſt beteiligten Mächte Großbritannien und
Frankreich, in Erörterungen darüber, ob und eventuell in welcher
Form die franzöſiſche Regierung den engliſchen Fragebogen be=
antworten
werde. Kein Zweifel kann darüber beſtehen, daß die
Beziehungen der beiden Weſtmächte eine überaus ernſte Kriſis
durchmachen, und wenn Lord Curzon dieſer Tage dem franzöſi=
ſchen
Botſchafter zu verſtehen gab, daß die Geduld des engliſchen
Volkes und des engliſchen Parlaments nahezu erſchöpft ſei, ſo
iſt das in Anbetracht der franzöſiſchen Verſchleppungstaktik recht
verſtändlich. Vier Jahre nach dem ſogenannten Friedensſchluß
iſt Europa an einem neuen Wendepunkt angelangt, und bei der
Tragweite der jetzt zu faſſenden Entſchlüſſe iſt es wohl zu ver=
ſtehen
, daß man ſich in London über alle Möglichkeiten Rechen=
ſchaft
abzulegen verſucht. Die letzten Aeußerungen Herrn Poin=
carés
, der es mit Geſchick verſtanden hat, ſeine innerpolitiſche
Poſition während der letzten 14 Tage erheblich zu verſtärken,
gibt den engliſchen Staatsmännern wenig Veranlaſſung zu
irgendwelchen Illuſionen. Frankreich, das Frankreich Poin=
carés
, hält ſeine Stunde für gekommen, in der die Pläne Lud=
zugeführt
werden können. Daß eine Verwirklichung dieſer Pläne
einen kaum zu ertragenden Schlag für die wirtſchaftliche und
politiſche Machtſtellung Großbritanniens in Europa bedeuten
würde, braucht nicht nochmals näher ausgeführt zu werden, eben=
ſowenig
, daß man ſich über den Ernſt der Lage in führenden
engliſchen Kreiſen durchaus klar iſt. Die Frage iſt nur, ob und
welche Möglichkeiten für die Engländer beſtehen, um die franzö=
ſiſchen
Pläne unter den gegebenen Verhältniſſen noch in letzter
Stunde zu durchkreuzen. Ungünſtig von vornherein für Eng=
land
iſt die Situation inſofern, als Frankreich brutal auf ſeine
militäriſche Macht pocht, und daß es die Engländer gegenwärtig
under keinen Umſtänden auf einen Waffengang gegen den frühe=
ren
Bundesgenoſſen ankommen laſſen können, ungünſtiger noch,
weil das die Franzoſen natürlich ſehr genau wiſſen. Auf der
anderen Seite würde für England ſehr wohl die Möglichkeit be=
ſtehen
, ſich mit Deutſchland direkt zu einigen, eine Löſung, die
für Paris beſonders unangenehm ſein würde, wenn es der eng=
liſchen
Politik gelingen würde, in dieſes engliſch=deutſche Ab=
kommen
die übrigen europäiſchen Staaten, oder wenigſtens die
Mehrzahl von ihnen, einzubeziehen und dadurch Frankreich ſicht=
barlich
für alle Welt zu iſolieren. In dieſer Beziehung bedeuten
die Ereigniſſe der letzten Zeit zweifellos einen gewiſſen Erfolg
Englands. Weder Italien noch ſelbſt Belgien zeigen Neigung,
die antiengliſche Politik Poincares weiterhin bedingungslos mit=
zumachen
. Der ſinkende Kurs ſowohl des belgiſchen Franken
wie der italieniſchen Lira unterſtützen in Brüſſel und Rom er=
heblich
die Sehnſucht nach der Wiederkehr geſunder wirtſchaft=
licher
Verhältniſſe in Europa.
Die belgiſche Miniſterkriſis iſt beendet. Herr Theunis iſt
als Miniſterpräſident zurückgekehrt, aber das Reſultat der erſten
Kammerabſtimmung (94 Stimmen für die Regierung, 63 gegen ſie
bei 12 Stmmenenthaltungen) zeigt, daß dieſes Kabinett nicht ge=
rade
auf ſehr ſtarken Füßen ſteht. Die lebhaften Bemühungen
der Belgier, in der engliſch=franzöſiſchen Auseinanderſetzung zu
verhauren, erſcheinen bei dieſer Lage durchaus verſtändlich.
Der Papſt hat keine Autorität in weltlichen Dingen, und
ſein Brief an den Kardinal Gaſparri kann alſo keine politiſche
Bedeutung haben und belaſtet das Gewiſſen der franzöſiſchen
Katholiken, ſo gläubig ſie auch ſein mögen, in keiner Weiſe.
Herr Poincaré fühlt ſich offenbar recht ſtark und möchte den An=
ſchein
erwecken, als könne er den Einſpruch des Papſtes gegen die
franzöſiſche Gewaltpolitik mit einer leichten Handbewegung bei=
ſeite
ſchieben. Aber ſeine Kammerrede vom Freitag, in der er
auch die oben erwähnte Aeußerung tat, beweiſt doch, daß man
in franzöſiſchen Regierungskreiſen das Eingreifen des Papſtes
ſehr unangenehm empfunden hat. Anders iſt der Verſuch, den
Schritt Pius XI. in Berlin direkt in ſein Gegenteil umzufäl=
ſchen
, kaum zu verſtehen. Nach dem erſten Schritt, den Vorſtel=
lungen
in Paris und Brüſſel, hatte der Papſt den Nuntius Pa=
celli
beauftragt, die Berliner Regierung zu einer Kundgebung
gegen die Sabotageakte im Ruhrgebiet zu veranlaſſen. Von
authentiſcher Seite wird dazu mitgeteilt, daß der Heilige Stuhl
nur ſolche Handlungen von der deutſchen Regierung verurteilt
wiſſen wollte, die einen verbrecheriſchen Charakter
tragen. Daß in dieſer Aufforderung keine Verurteilung
des paſſiven Widerſtandes eingeſchloſſen iſt, iſt durch
eine offiziöſe Verlautbarung aus dem Vatikan zudem noch be=
ſonders
beſtärkt worden. Wenn alſo Herr Poincaré in ſeiner
Kammerrede behauptet, Pius XI. habe erklärt, daß er den ver=
brecheriſchen
Widerſtand Deutſchlands nicht billige, und daß er
hinzugefügt habe, daß, wenn das Reich ſich nicht bemühe, das
Vertrauen ſeiner Gläubiger zu gewinnen, dann hätte der Wider=
ſtand
keine Daſeinsberechtigung, ſo iſt das nichts anderes als der
plumpe Verſuch einer glatten Fälſchung. Im übrigen wird die
Stellungnahme des Papſtes noch weiter geklärt durch die Anwei=
ſung
der Kurie an die Nuntiaturen in Paris und Brüſſel, bei der
franzöſiſchen und belgiſchen Regierung vorſtellig zu werden, daß
man keine Maßregeln ergreife, die zu noch ſtärkerer Erbitterung
der Gemüter führen könnten.
Dieſer Mahnung des Papſtes wird wenig Erfolg beſchieden
ſein. Mit allen Mitteln brutaler Gewalt verſucht Herr Poincars
an Rhein und Ruhr den deutſchen Widerſtand zu brechen, um
England vor vollendete Tatſachen ſtellen zu können. Die völlige
Abſchnürung der beſetzten Gebiete vom übrigen Deutſchland, für
die die noch durchaus ungellärte Sprengung der Duisburger
Rheinbrücke nur ein fadenſcheiniger Vorwand war, war lange
beabſichtigt und vorbereitet, aber weder die Verſuche wirtſchaft=
licher
Erdroſſelung der Lande an Rhein und Ruhr, noch die blu=
tige
Juſtiz der Schergen Poincarés (General Degoutte wurde
einen Tag nach der Beſtätigung der ſieben Mainzer Todesurteile
mit dem Großkreuz der Ehrenlegion ausgezeichnet!) werden den
einmütigen Widerſtand des deutſchen Volkes zu brechen ver=
mögen
.
Soziale Kämpfe allerdings vermag das deutſche Volk wäh=
rend
dieſes Kampfes um ſein Leben nicht zu ertragen. Im
Reichsarbeitsminiſterium hat am Dienstag die Kommiſſion der
Arbeitgeber und Arbeitnehmer über die Einführung wertbeſtän=
diger
Löhne verhandelt. Da ein endgültiges Ergebnis noch nicht
erzielt wurde, wird ſich nunmehr das Reichskabinett unmittelbar
mit der Frage befaſſen. Trotz ihrer Kürze eine inhaltſchwere

Reichsregierung und Sabotage.
Die Duisburger Kataſtrophe. Franzöſiſch=belgiſche Vorſtellungen im Auswärtigen Amt.
Der Standpunkt der Reichsregierung.

TU. Berlin, 7. Juli. Nach Abſchluß der Unterredungen
zwiſchen dem Reichskanzler und dem Apoſtoliſchen Nuntius über
die Sabotageakte haben geſtern der belgiſche Geſandte
und nach ihm der franzöſiſche Botſchafter im Aus=
wärtigen
Amt den Vorfall auf der Rheinbrücke
bei Duisburg mündlich zur Sprache gebracht.
Beide Miſſionschefs haben die Auffaſſung ihrer Regierung
dargelegt, daß ſich die Reichsregierung durch ihre Verordnungen
für den paſſiven Widerſtand und durch Beleidstelegramme auch
für die aktiviſtiſchen Erſcheinungen des Widerſtandes verant=
wortlich
gemacht habe. Aus dieſem Grunde müßten die belgiſche
und die franzöſiſche Regierung fordern, daß die Reichsregierung
das Attentat auf der Duisburger Brücke mißbillige und alles
unternehme, um die Täter zu ermitteln und zur Verantwortung
zu ziehen. Zum Beweis für die Beteiligung von Deutſchen hat
der belgiſche Geſandte mitgeteilt, daß auf der Brücke Bruchſtücke
einer Exploſivbombe gefunden worden ſeien.
K
Die deutſche Antwort.
Der Reichsminiſter des Auswärtigen hat den
beiden Vertretern in folgendem Sinne geantwortet: Der Vorfall
bei Duisburg ſei der deutſchen Regierung bisher nur aus Zei=
tungsmeldungen
bekannt. Ihre Verſuche, ſich ein klares Bild
davon zu verſchaffen, ſeien geſcheitert, was nicht zu verwundern
ſei, da die deutſchen Lokalbehörden keinerlei Möglichkeit hatten,
den Sachverhalt an Ort und Stelle nachzuprüfen. Aber ſelbſt
wenn an dem Vorfall Deutſche beteiligt geweſen ſein ſollten,
könne nicht zugegeben werden, daß die deutſche Re=
gierung
irgend eine Verantwortung dafür
trage oder in irgend einer Weiſe zu derartigen Akten ermutigt
habe. Die von der deutſchen Regierung zu Beginn der Ruhr=
aktion
erlaſſenen Verordnungen ſeien nicht die Urſache, ſondern
die Folge des ſpontan aus der Seele der Bevölkerung empor=
gewachſenen
Widerſtandes. Die Beileidstelegramme im Falle
Schlageter ſeien eine durchaus natürliche und ſelbſtverſtänd=
liche
Kundgebung, nachdem ein deutſcher Mann von einem frem=
den
Kriegsgericht auf deutſchem Boden für eine wirklich nicht
aus ehrloſen Motiven begangene Handlung widerrechtlich verur=
teilt
und hingerichtet worden ſei. Es ſtehe doch außer Zweifel,
daß ſeine Abſicht nicht auf Bluwergießen, ſondern darauf ge=
richtet
geweſen ſei, den Beſatzungstruppen die unrechtmäßige Be=
nutzung
deutſcher Verkehrsmittel unmöglich zu machen.
öü ſrd
Eine Umdrehung der Begriffe
ſei es, wenn ſich jetzt Frankreich und Belgien für berechtigt hiel=
ten
, Deutſchland für die Folgen ihres rechtswidrigen Einmarſches
in das Ruhrgebiet und für die Folgen des maßloſen Terrors
der Beſatzungstruppen veranwwortlich zu machen. Man dürfe
nicht vergeſſen, daß bevor irgend einem Belgier oder Franzoſen
im beſetzten Gebiet auch nur ein Haar gekrümmt worden ſei, be=
reits
mehr als 20 Deutſche ſchuldlos ihr. Leben
unter den Kugeln der Beſatzungstruppen eingebüßt hätten.
Ein Gewaltakt, wie er nach der belgiſchen und franzöſi=
ſchen
Darſtellung auf der Duisburger Brücke begangen worden
ſei, liege nicht in der Abſicht und der Politik der
deutſchen Regierung, die nichts unterlaſſe, um die gepei=
nigte
Bevölkerung zu beſonnenem Verhalten auf der Linie des
paſſiven Widerſtandes zu bewegen. Die Angabe, daß man am
Orte der Tat Trümmer einer Bombe gefunden habe, könne jedoch
niemals genügen, um die deutſche Regierung von einer verbreche=
riſchen
Beteiligung Deutſcher zu überzeugen. In dieſem Zu=
ſammenhange
muß z. B. daran erinnert werden, daß ſich nach
franzöſiſchen Meldungen in letzter Zeit wiederholt Fälle ereignet
hätten, wo franzöſiſche Soldaten von ihren eignen Kameraden
erſchoſſen worden ſeien. Was die deutſche Mitwinkung bei der
weiteren Behandlung des Falles anbelange, ſo werde ſich die
Reichsregierung dazu äußern, ſobald ihr in konkreter und ſub=
ſtantiler
Form das Ergebnis der bisherigen Unterſuchung vor=

gelegt wird. Im übrigen ſei zu bemerken, daß die deutſche Re=
gierung
in mehreren Fällen gefordert habe, einer deutſchen Be=
hörde
zu einer Unterſuchung an Ort und Stelle Gelegenheit zu
geben. Dieſer Forderung iſt niemals entſprochen worden.
Ebenſo wenig habe die franzöſiſche Regierung auf den wieder=
holten
Vorſchlag, eine internationale Unterſuchungskommiſſion
zur Feſtſtellung des Tatbeſtandes einzuſetzen, eine Antwort
erteilt.
Kein Burgfriede in Belgien.
Die belgiſchen Katholiken gegen die fran=
zöſiſche
Ruhrpolitik.
Paris, 7. Juli. (Wolff.) Zu den Londoner interalliierten
Verhandlungen ſchreibt der ſozialiſtiſche Populaire: Brüſſel
iſt geſtern in eine große Erregung verſetzt worden durch einen
Artikel der katholiſchen Libre Belge, der ſich klipp und klar gegen
die franzöſiſche Ruhrpolitik ausſpricht. Es wird ſogar in Brüſſel
ſo weit gegangen, zu behaupten, daß dieſer Artikel von dem
Außenminiſter Jaſpar inſpiriert worden ſei. Die bel=
giſche
Negierung werde ſelbſwerſtändlich dieſen Artikel
dementieren, und es ſei möglich, daß der Miniſter dieſe
beginnende Kampagne nicht gefördert habe, aber es liege nichts=
deſtoweniger
auf der Hand, daß in Belgien kein Burgfriede zu=
gunſten
der Außenpolitik herrſche angeſichts des Umſtandes, daß
die Arbeiterpartei, die in der Oppoſition die Hauptrolle ſpiele,
das zweite Kabineit Theunis heftiger denn je angreife.
Weitere Bemühungen des Papſtes.
Berlin, 7. Juli. (Wolff.) Die Abendblätter melden,
In den Kreiſen, die mit den Auffaſſungen der Kurie vertraut
ſind, gewinnt die Anſicht immer mehr und mehr an Boden, daß
die Aktion des Papſtes, die mit dem Brief an Gaſpari begann,
und mit dem Telegramm an den Nuntius Pacelli fortgeſetzt
wurde, und nun auch zu neuen Inſtruktionen an die Nuntien
in Paris und Brüſſel führten, fortgeſetzt werden ſollen. Der
Papſt will ſich über dieſes in einer Encyklika, die Gelegenheit
der 600jährigen Wiederkehr der Heiligſprechung des Heiligen
Thomas von Aquin am 18. Juli veröffentlicht wird, außer mit
den religiöſen auch mit den politiſchen Zeitfragen beſchäftigen.
Der Papſt ſei diesmals feſt entſchloſſen, ſeiner Stimme Gehör
zu verſchaffen. Die Zeit für die neue Regelung der politiſchen
Methode der Nachkriegszeit ſei gekommen.
Neubelebung der Lauſanner Konferenz.
Berlin, 7. Juli. (Wolff.) Die Inſtruktionen der alliierten
Kabinette ſind in der letzten Nacht eingetroffen. Die alliierten
Delegationen haben daraufhin am heutigen Vormittag eine ge=
meinſame
Beſprechung mit den Sachverſtändigen angeſetzt, in
der ſie beſchloſſen, die türkiſche Delegation heute nachmittag 3 Uhr
zu einer offiziellen Sitzung einzuladen. Dieſe vollſtändige Neu=
belebung
der Konferenz erregt beträchtliches Aufſehen und führt
in gewiſſen Konferenzkreiſen bereits zu optimiſtiſchen Kommen=
taren
. So heißt es gerüchtweiſe, daß auf Grund eindringlicher
engliſcher Vorſtellungen Frankreich auf eine neue türkiſche An=
nahme
des Dekrets von Muharem über die ottomaniſchen Schul=
den
verzichten würde, ohne daß der Friede gefährdet ſei. Man
erfährt gleichzeitig, daß die amerikaniſchen und polniſchen Son=
derverhandlungen
mit der Türkei ihrem Abſchluß entgegengehen.

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Seite 2.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 8. Juli 1923.

Nummer 186.

Meldung, die beſagt, daß in dieſer ungeheuer wichtigen Frage
eine Verſtändigung der beiden Parteien leider noch nicht herbei=
geführt
werden konnte, und das iſt überaus bedauerlich, denn
dieſe Verſtändigung muß erfolgen. Sie iſt eine nationale Not=
wendigkeit
, und je eher ſie erfolgt, umſo weniger werden Ver=
ſtimmungen
und Gegenſätze das deutſche Volk innerlich ſchwächen.
Daß rein volkswirtſchaftlich betrachtet die wertbeſtändigen
Löhne überaus bedenklich ſind, ſteht außer aller Frage. Viel
ſchneller als bisher wird die Angleichung aller Preiſe an den
Weltmarktpreis erfolgen, die Konkurrenzfähigkeit der deutſchen
Produkte auf dem Welwarkt wird gefährdet, und die ernſten Er=
fahrungen
, die man in Oeſterreich unter günſtigeren Verhält=
niſſen
gemacht hat, machen eine eingehendere Erörterung in
dieſer Richtung überflüſſig. Die volle Würdigung der ſchweren
wirtſchaftlichen Gefahr, welche die Einführung wertbeſtändiger
Löhne in ſich trägt, darf aber nicht. dazu führen, daß man die
ſpziale Seite des Problems verkennt. Die ſprunghafte Entwer=
tung
der deutſchen Mark hat die Lebenshaltung aller derjenigen,
die auf ein feſtes Arbeitseinkommen angewieſen ſind, aufs
äußerſte gefährdet. Die Lebenshaltung weiter Schichten aber
ſteht bereits auf einem Niveau, welches eine weitere Senkung
nicht verträgt. Das Beſtreben der Arbeitnehmerkreiſe, der Ge=
fahr
eines weiteren Abgleitens in die Tiefe durch automatiſche
Angleichung des Lohnes an die Geldentwertung zu begegnen,
iſt daher durchaus verſtändlich, und es iſt beſonders bemerkens=
wert
, daß auch der Verband der leitenden Angeſtellten letzthin
ſich in dieſem Sinne äußerte, trotzdem die Mitglieder gerade die=
ſes
Verbandes doch wohl die entgegenſtehenden wirtſchaftlichen
Bedenken in ihrer Tragweite durchaus zu überſehen vermögen.
Das negative Ergebnis der Markſtützungsaktion zeitigt ſeine
Folgen, und von den Arbeitgebern muß unbedingt erwartet wer=
den
, daß ſie das notwendige ſoziale Verſtändnis gerade in dieſen
Zeiten der Not nicht vermiſſen laſſen. Auf. der anderen Seite
kann gar nicht nachdrücklich genug betont werden, daß es nicht
nur ein Verbrechen am Volke, ſondern auch eine unerhörte Kurz=
ſichtigkeit
ſein würde, wenn von ſeiten der Arbeitnehmer die
nationale Not dazu benutzt werden ſollte, um unberechtigte
Vorteile gewaltſam durchzuſetzen, die auf die Dauer nur die
eigene Exiſtenz auf das ſchwerſte gefährden müßten. Der Ber=
liner
Metallarbeiterſtreik iſt ein überaus unerfreulicher Beweis
dafür, daß wirtſchaftliche Vernunft und nationales Gewiſſen
ſich nicht immer durchzuſetzen vermögen.
A..

Ein Danziger Sieg vor dem Völkerbund.
Kein Erfolg der Beſetzungspolitik.

Die Londoner Beſprechungen.
Das bisherige Ergebnis.
U. London, 7. Juli. Das Ergebmis der geſtrigen Be=
ſprechungen
zwiſchen Lord Curzon und den Bot=
ſchaftern
Ftankreichs, Italiens und Belgiens
läßt ſich dahin zuſammenfaſſen: Italien iſt bereit, Eng=
lands
Ausgleichsverſuche zu unterſtützen. Bel=
gien
wird ſich bemühen, die engliſch=franzöſiſchen Meinungsver=
ſchiedenheiten
zu mildern oder aus dem Wege zu räumen. Frank=
reichs
bisher erteilte Anwport iſt in grundſätzlicher Beziehung
dem engliſchen Standpunkt nicht weſentlich entgegengekommen.
Italien an der Seite Englands.
* London, 7. Juli. (Priv.=Tel.) Italien iſt eifrig be=
müht
, im engſten Einvernehmen mit der engliſchen Auffaſſung,
in der Reparations= und in der Ruhrfrage zu einer möglichſt
ſchnellen Löſung zu kommen. Die italieniſche Regierung wird
ſich deshalb von nun an bei den diplomatiſchen Konferenzen in
London über die Reparationsfrage und die Ruhrbeſetzung be=
teiligen
laſſen.
Kein Entgegenkommen Frankreichs.
TU. Paris, 7. Juli. Ueber den Inhalt der Beſprechung,
die der franzöſiſche Botſchafter geſtern mit Lord Curzon führte,
verlautet vorläufig nichts. Sowohl von franzöſiſcher wie von
engliſcher Seite wird ſtrengſtes Stillſchweigen bewahrt. In=
deſſen
darf ruhig verſichert werden, daß St. Aulaire den fran=
zöſiſchen
Standpunkt in allen Einzelheiten, wie ſie der engliſche
Fragebogen verlangt, dem engliſchen Außenminiſter darlegte.
Dieſe Erklärungen dürften nicht den Beifall von Lord Curzon
gefunden haben. Angeſichts der unverändertem politiſchen Hal=
tung
Frankreichs iſt mit einem Bruch zwiſchen den beiden Län=
dern
ſehr wohl zu rechnen. England, ſo begreift mam hier, wünſcht
jetzt aus Gründen wirtſchaftlicher Notwehr der augenblicklichen
Lage ein Ende zu machen. Es muß indeſſen zugefügt werden,
daß, da die Angaben von St. Aulgire nicht offiziell im Namen
der franzöſiſchen Regierung abgegeben wurden, Frankreich even=
tuell
nach Kenntnisnahme des engliſchen Standpunktes ſich zu
irgendwelchen Konzeſſionen bereit finden wird.

Genf, 7. Juli. (Wolff.) Der Völkerbundsrat ſchloß heute
in öffentlicher Sitzung die große Danzig=polniſche Debatte vom
letzten Mittwoch ab, indem er die inzwiſchen vom ſpaniſchen Be=
richterſtatter
Quinones de Leon ausgearbeiteten Vorſchläge ge=
nehmigte
, die auf eine Ablehnung der polniſchen Forderungen
hinausgehen, und im allgemeinen der vom Völkerbundskommiſ=
ſar
und der freien Stadt Danzig vertretenen Auffaſſung voll=
kommen
gerecht wird.
So ſetzt ſich der Rat über die polniſchen Forderungen nach
einer Reviſion der geſamten Beziehungen zwiſchen Danzig und
Polen in einer grundſätzlichen Erklärung hinweg, in der er
feſtſtellt, daß er entſchloſſen ſei, die Rechte Polens der freien
Stadt Danzig gegenüber aus dem Vertrag zu wahren, wobei
jedoch die Satzungen der freien Stadt Danzig unangetaſtet blei=
ben
müſſen. Danzigs Intereſſen ſeien eng an Polen gebunden.
Die Rechte Polens und die Intereſſen Danzigs müßten daher
durch gegenſeitige Verſtändigung geſichert werden. Was die
Löſung der gegenwärtigen Streitfälle zwiſchen den beiden Re=
gierungen
betrifft, ſo ſeien ſie dem Völkerbundskommiſſar in
Danzig zu überweiſen. Der Völkerbund ſei bereit, die Mitarbeit
der Beamten des Völkerbundsſekretariats zur Beilegung der
Streitigkeiten zur Verfügung zu ſtellen; falls der Völkerbunds=
kommiſſar
es wünſche, könnten die Verhandlungen zwiſchen bei=
den
Parteien auch in Genf ſtattfinden. Auf jeden Fall dürfe
aber den Entſcheidungen durch keinerlei direktes Vorgehen eines
der betreffenden Beteiligten vorgegriffen werden.
Ueber die wichtige Frage der Rechtsgültigkeit der Danzig=
polniſchen
Konvention, die Polen zu Gunſten einer einſeitigen
Auslegung des Verſailler Vertrages anſehen wollte, fällte der
Rat ebenfalls einen der Danziger Auffaſſung gerecht werdenden
Spruch. Danach bildet die Konvention die völlig rechtliche
Grundlage für die Beziehungen zwiſchen Polen und Danzig,
Im Falle eines Zweifels über irgendeine Klauſel der Konven=
tion
könne man jedoch auf Artikel 104 des Verſailler Vertrages
zurückgreifen, auf Grund deſſen die Konvention abgeſchloſſen
wurde. Zu der von Polen beſtrittenen Zuſtändigkeit des Völ=
kerbundskommiſſars
in Danzig, erklärt der Bericht ein abſchlie=
ßendes
Urteil für unnötig, da der Völkerbundskommiſſar grund=
ſätzlich
ſelbſt darüber zu entſcheiden habe, ob er bei einem
Streitfalle zwiſchen Polen und Danzig zuſtändig ſei. Uebrigens
ſei es in der Praxis leicht, den Anſchein von Einmiſchung in
innere Angelegenheiten, für die die Gerichte beider Staaten zu=
ſtändig
ſind, zu vermeiden. Falls bei irgendeiner Gelegenheit
die eine oder andere Partei die Zuſtändigkeit des Völkerbunds=
kommiſſars
beſtreite, könnten ſie bekanntlich ſtets an den Rat ap=
pellieren
. Der Rat ſpricht die Hoffnung aus, daß die letzten
Schwierigkeiten von vorübergehender Natur waren, und daß
das vom Völkerbundskommiſſar bisher gehandhabte Verfahren
gemeinſamer Konferenzen mit den Vertretern beider Regierun=
gen
ſich auch in Zukunft glatt erledigen werde. Der Völker=
bundskommiſſar
Mac Donnell, der polniſche Vertreter Plu=
einsky
und der Präſident der freien Stadt Danzig Sahm, ſchloſ=
ſen
ſich dem Bericht an.
Die Behandlung verſchiedener weiterer Danzig=polniſcher
Angelegenheiten wurden auf die nächſte Tagung des Rates im
Auguſt verſchoben. Soweit die Fragen unter den Parteien
ſelbſt geregelt werden können, ſoll das in den für die nächſten
Tage angeſetzten Verhandlungen erfolgen und zwar zwiſchen
dem Vertreter Polens und Danzigs unter der Anweſenheit
eines Völkerbundskommiſſars und des Generalſekretärs. .l
Wölkerbundsrat und Saarregierung.
Genf, 7. Juli. (Wolff.) Der Völkerbundsrat faßte heute
nachmittag eine Entſchließung über die Saarfrage, indem er den
Charakter der Regierungskommiſſion im Saargebiet als Vertre=
ter
des Völkerbundsrats in einem Kollektivantrag feſtſtellte, ſo=
wie
die Erwartung auf Aufhebung der Ausnahmebeſtimmungen
zu geeigneter Zeit ausſprach. Die Gründe für die Einführung
der Frankenwährung werden anerkannt und der Ausbau der
lokalen Gendarmerie, die laut Vertrag an Stelle der fremden
Militärs treten ſoll, anempfohlen. Der Rat ſichert der Regie=
rungskommiſſion
ſeine Unterſtützung bei ihren weiteren Aufgaben
zu. Lord Robert Ceeil und Branting erläuterten in langen Aus=
führungen
den Sinm der Entſchließung. Der Völkerbundsrat
beſchloß trotz lebhaften Einſpruch des franzöſiſchen Vertreters
auf Lord Cecils Antrag die Auslegung des Art. 4 des Minder=
heitenvertrags
dem internatiowalen Gerichtshof zu überweiſen.
Der Gerichtshof hat ſich zunächſt über die Zuſtändigkeit des Völ=
kerbundes
auszuſprechen und im bejahenden Fall ſofort ſein
Gutachten über den Art. 4 zu fällen.

Neo
Vertagung der Völkerbundratsſitzung.
Genf, 7. Juli. (Wolff.) Der Völkerbundsrat be=
endete
heute ſeine 25. Tagung, nachdem er noch eine Reihe der
auf der Tagesordnung ſtehenden Fragen erledigt hatte. Er ord=
nete
die Herausgabe eines Jahrbuches für militäriſche Infor=
mationen
an, um die Abrüſtungsarbeiten zu erleichtern, und be=
ſchloß
auf Antrag Hanotaux, Aegypten, Marokko und Tunis zu
der Vollkonferenz am 15. Oktober einzuladen.

Paris, 6. Juli. (Wolff.) Zum Stande der Londoner fran=
zöſiſch
=engliſchen Beſprechungen ſchreibt der Figaro: Der
ſpringende Punkt der Verhandlungen iſt heute die Frage, wie
jange ſie andauern würden. In Frankreich ſei man geneigt,
abzuwarten, bis die Beſetzung des Ruhrgebietes Früchte trage.
Jn England aber wolle man nicht mehr warten. Das Wieder=
erſtehen
des Handels, habe geſtern die Times geſchrieben, iſt
für Großbritannien eine unbedingte Notwendigkeit. Mit dieſer
Auffaſſung ſtehe England nicht allein da, ſie ſei in der ganzen
Welt allgemein verbreitet. Man wolle Schluß! Wie ſei es mög=
lich
, dahin zu kommen? Es fehle leider nicht an Leuten, die
Frankreich für den ganzen Wirrwarr verantwortlich machten.
Daß ein Land wie Schweden, das in ſeinem Reichtum erſticke
und dem durch die Ruhrbeſetzung eine Kataſtrophe drohe, ſo
ſpreche, ſei nicht verwunderlich, und daran ſei man gewöhnt, daß
aber die Londoner Geſchäftsleute ſo kurzſichtig ſeien, um ſich vor=
zuſtellen
, daß die Dinge dann beſſer gehen würden, wenn Frank=
reich
zurückweiche, das ſei nahezu unglaublich. Die Wahrheit ſei,
daß ſich vor den Augen der Zeitgenoſſen ein ungeheuerliches
Phänomen abſpiele, deſſen Größe ſelbſt verhindere, es genau zu
erkennen. Ein Deutſchland liege am Sterben, während ein ande=
res
Deutſchland geboren werde. Das Deutſchland der Nieder=
lage
, das alte Deutſchland liege im Todeskampf. Sein Mittel=
ſtand
, der die Seele des alten Deutſchland geweſen ſei, exiſtiere
nicht mehr, aber ein neues anderes Deutſchland, ein nicht mehr
politiſches, ſondern ein wirtſchaftliches Deutſchland, ſei im Ent=
ſtehen
begriffen, deſſen Rüſtungen die großen Induſtriekonzerne
eien. Welches Geſicht das neue Ungeheuer tragen werde, nie=
mand
wiſſe es, aber die Engländer ſollten ſeine Exiſtenz mit der
gleichen Beſorgnis betrachten wie die Franzoſen.
Der ſozialiſtiſche Populgire ſchreibt: Der weſentliche
Punkt liegt klar vor unſeren Augen. Unſere Ruhrpolitik verliert
in allen Ländern die wenigen Anhänger, die ſie anfangs hatte.
Man ſieht nur die negativen Ergebniſſe unſerer
Beſetzungspolütik, aus dem einfochen Grunde, weil
keine poſitiven Ergebniſſe vorhanden ſind und
weil ſie nicht vorhanden ſein können. Solange wir weiter die
Kapitulation Deutſchlands verlangen und nur eine in ferner Zu=
kunft
liegende Räumung verſprechen, und dieſe wieder abhängig
machen von den deutſchen Zahlungen, die Deutſchland zu leiſten
immer unfähiger wird, werden wir es weder England möglich
machen, ſeine ablehnende Stellung aufzugeben, noch dem Reichs=
banzler
Cuno, uns einen Schritt entgegenzukommen. Und über=
all
, beſonders aber in Deutſchland, werden wir denjenigen Krei=
ſen
, die ſich lohal um ein Kompromiß zwiſchen den vorliegen=
den
Forderungen bemühen, die letzte Hoffnung nehmen.
Engliſch=amerikaniſche Annäßerung.
v
London, 7. Juli. (Wolff.) Bei einem Feſteſſen zu Ehren
des Sollicitor General führte Churchill in einer Rede aus,
er glaube, ſagen zu können, daß die Einſichten und Sympathien
der Engländer und Amerikaner immer mehr in Uebereinſtim=
mung
kämen gegenüber den ſchwierigen Problemen Europas ſeit
Beendigung des Krieges. Die Engländer und Ameri=
kanerverſtänden
einander; ſie hätten kein anderes
Ziel, als die Entwickelung und Wiederbelebung
Europas zu fördern und die furchtbaren Gefühle des Haſſes
zu beſänftigen, die, wenn ſie andauerten, den Geneſungsprozeß
auf unabſehbare Zeit verhindern würden.
Ungariſche Fragen vor der Reparationskommiſſion.
Paris 7. Juli. (Wolff.) Die Reparationskom=
miſſion
hat in einer geſtern abgehaltenen Sitzung über die
Mandate beraten, die der demnächſt nach Ungarn zu entſen=
denden
Kommiſſion erteilt werden ſollen. Es handelt ſich
um die von Ungarn nachgeſuchte Aufhebung des Privilegs der
Reparationskommiſſion auf den ungariſchen Beſitz. Der Enquete=
ausſchuß
der Reparationskommiſſion ſoll an Ort und Stelle die
Finanzlage des Landes unterſuchen.
Mf. 4
A4
Der griechiſch=türkiſche Friedensvertrag.
TU. Paris, 7. Juli. Aus Lauſanne wird gemeldet;
Heute ſoll den Vertretern der vereinigten Mächte in Lauſanne
eine Abſchriſt des zwiſchen Griechenland und der Türkei zu=
ſtande
gekommenen Vertrages zugehen. Dieſer enthält folgende
Punkte:
1. Die Türkei läßt ihre Forderung fallen, wonach Griechen=
land
die Koſten für die Verteidigung in Anatolien hätte bezah=
len
müſſen.
2. Griechenland gibt alle türkiſchen Schiffe, die es ſeit dem
Waffenſtillſtand von Mudanig beſchlagnahmte, an den erſten
Eigentümer zurück.
3. Die Näumung von Karragatſch durch die griechiſche Be=
völkerung
wird noch im einzelnen geregelt.
4. Die Türkei gewährt Griechenland dieſelben Vorteile des
Handelsabkommens, wie ſie den anderen Balkanſtaaten zugeſtan=
den
ſind. Es handelt ſich um einen Zeitraum von zwei Jahren.
5. Das griechiſche Demodica muß an den Laſten der öffent=
lichen
türkiſchen Schuld teilnehmen.

* Die deutſche Kunſiſchau des Jahres 1923
in Darmſtadt.
Von Dr. E. Zeh, Heppenheim a. d. B.
I.
Ars una, species mille.
Die Darmſtädter Kunſtſchau des Jahres 1923 iſt ein Spiegel=
bild
der kaleidoſkopartigen Struktur des deutſchen Kunſülebens
der Gegenwwart. Um ſo mehr gilt es, aus der verwirrenden Fülle
der künſtleriſchen Produktion feſtſtehende Stationen und ihre
durch oft kraus verſchlungene Pfade vermittelte, Wechſelwirkung
aufzuzeigen. Eine ſolche Orientierung kann nur als ein Verſuch
angeſehen werden. Ihr Ziel iſt nicht Wertung, ſondern Infor=
mation
. Richtungen werden als Zeitausdruck, als Schickſal un=
erer
Zeit genommen; eine kritiſche Wertung muß ſich demnach
nur auf den Einzelfall beſchränken. Zudem wird ſich jede ge=
wiſſenhafte
zeitgenöſſiſche Kritik ihrer in ſich widerſpruchsvollen
zweifachen Determinierug bewußt ſein; der Kritiker lebt in
ſeiner Zeit und kann ſich von ſubjektiven Empfindungen niemals
gauz löſen gegenüber der künſtleriſchen Produktion ſeiner eigenen
Zeit. So gerät er nur zu oft in einen quälenden Widerſpruch
mit ſeiner Hauptaufgabe, einer neutralen objektiven Stellung=
nahme
.
Ein raſches Durchwandern von Saal zu Saal, von Bild zu
Bild der Darmſtädter Ausſtellung kann nur zu einer trockenen
peripheren Katalogiſierung führen. Bei einer Ausſtellung von
der Vielſeitigkeit der diesjährigen Darmſtädter, wo es galt, ein
o überkompliziertes Gebilde wie das deutſche Kunſtſchaffen der
Gegenwart letzten Endes doch als ein untrennbares Ganzes or=
ganiſatoriſch
auszubauen, ſollte eigentlich vorher eine Karenzzeit
für die Berichterſtattung vereinbart wenden. Daß eine Geſamt=
ſchau
mit einem ſo umfaſſenden Titel Deutſche Kunſt 1923 ſtets
ein Kompromiß bleiben muß, heute mehr denn je, bringt einem
ein Gang von der Kunſühalle und der Mathildenhöhe zur Nolde=
ausſtellung
im Kupferſtichkabinett des Landesmuſeums ganz be=
ſſonders
zum Bewußtſein. Hier das, wenn auch nur auf be=
ſtimmte
techniſche Spezies beſchränkte Werk eines reifen, in ſich
geſchlöſſenen führenden Meiſters, in dem ſich zwanglos Schöpfung
an Schöpfung reiht, dort ein Aufeinanderprallen von Gegen=
ſätzen
man ſtelle nur einmal etwa Klee und Dix, Beckmann und
Schlemmer, Feininger und Eberz gegenüber, Gegenſätze, die
wohl in jedem Beſucher der Mathildenhöhe einen ſtändigen
Spannungs= und Reizzuſtand hervorrufen, der an die Umſtel=

lungsbereitſchaft außergewöhnliche Anſſorderungen ſtellt. Gerade
die diesjährige Darmſtädter Ausſtellung ſteht wie kaum eine frü=
here
Schau im Zeichen des Individwalisms, jener zentrifugalen
Lebensdynamik des deutſchen Menſchen gegenüber der zentri=
petalen
Lebensform der franzöſiſchen Nation. Dem Franzoſen
bedeutet ein Bild eine Sache für ſich, ein Cadre, organiſiert
durch Form, alſo ein Formproblem. Dem. Deutſchen dagegen
wird die Kunſt ein Mittel zur Konfeſſio, zur Entladung einer
individuellen ſeeliſchen Spannung. Was ſagt doch Meidner
(ſiehe Katalog der Ausſtellung Nr. 339341) von ſeiner Zeichen=
kunſt
: Dein Strich muß aus innerem Leben hervorbrechen. Du
mußt einen hölliſchen Wind in deinen Nerven haben. Du Mond=
Toller, dein Blurt ſoll ein kochendes Meer ſein. Aus dieſem
gefühlsbetonten deutſchen Individualismus, der jeder rationalen
Typiſierung des geiſtigen Lebens auf die Dauer, jeder wationalen
formalen Bindung widerſtrebt, ein ſtändiges Hin= und Her=
ſchwanken
zwiſchen Klaſſik und Romantik, zwiſchen innerem
Geſetz und innerer Freiheit in der deutſchen Hunſt hervorrief,
reſultiert in Zeiten geiſtiger Geſchloſſenheit wie im Mittelalter
ein Kulturorganismus von unvergleichlicher polyphoner Fülle,
während in Zeiten der Lockerung, ja des drohenden Zuſammen=
bmiches
des ſozialen Lebens wie in der Gegenwart die Projek=
tion
dieſes individuellen ſſeeliſchen Dranges in die Außenwelt
jede Fixierung veuliert, der Willkür mitlaufender Scheinkünſtler
Tür und Tor geöffnet werden, das Handwerkliche, die Grund=
bedingung
für jedes geſunde künſtleriſche Schaffen derart in ſei=
ner
Tradition erſchüttert wird, daß Geiſtiges nicht mehr ſinnlich
dargeſtellt und organiſiert zut werden vermag, während umgekehrt
dem Nur=Techniſchen ddie geiſtige Durchſlutumg mangelt, ſo daß
es wie das Künſüleriſche ein von der Totalität des menſchlichen
Lebens abgeſprengter Sonderakt bleibt. Bei dieſer Loslöſung
des künſtleriſchen Lebens von der völkiſchen Gemeinſchaft, von
einer über dem Einzelnen ſtehenden kultrethiſchen Direktive,
ein Prozeß, der bereits in der Renaiſſance einſetzt, wächſt die
allgemeine Unſicherheit den künſtleriſchen Werten der eigenen
Zeit gegenüber derart, daß die Kunſt wur zu einer dekorativen
Angelegenheit des geſellſchaftlichen Lebens herabzuſinken droht.
Ein unerträglicher Zuſtand bildet ſich heraus: die im entfeſſelten
Subjektivismuts des Einzelnen entſpringende künſtleriſche
Produktion wächſt ins Schrankenloſe, ohne irgendwie mehr
in einer die Geiſter bindenden gemeinſamen Idee ver=
ankert
zu ſein, während das kunſtempfängliche, einſt ja
ſelbſt kunſtſchöpferiſche Laientum immer mehr ſchwindet,
An ſeine Stelle treten Kunſtkenner und Kunſtſpekulanten,
Hier ragt die Klippe, an der die Kunſtrichtungen der

Gegenwar und Zukunft eines Tages ſcheitern können, ja ſchei=
ern
müiſſen. Denn nicht um der Kunſt, ſondern um des Men=
ſchen
, um der Wirkung willen auf Empfangende wird das echte
Kunſtwerk geſchaffen. Nun ſteht ja die Erweckung des allgemein
Menſchlichen im Mittelpunkt der gegempärtigen deutſchen Kunſt=
bewegung
; nur erſchallt von der zerſplitterten Folie unſeres
ragwürdig kulturellen Lebens kein Echo enehr zurück auf das
zudem noch zerſtreute Rufen der Einſamen.
Lange ſtand umd ſteht noch das deutſche Geiſtesleben unter
dem Druck des engliſch=amerikaniſchen Pragmatismus, der das
menſchliche Leben nur nach dem Nützlichkeitsprinzip wertet. See=
liſche
Regungen finden in dieſer Weltanſchauung, der das ganze
Leben nicht mehr gilt als eine einzige große Geſchäftsabwick=
lung
, kein Betätigungsfeld. Ebenſo ging die künſtleriſche Pa=
rallelbewegung
, die Malweiſe des Impreſſionismus, allen ſee=
liſchen
Konflikten aus dem Wege. Die Wiedergabe des optiſch ſinn=
lichen
maleriſchen Eindrucks, der Impreſſion, drängte geiſtige In=
halte
mehr als billig zurück. Aber das Ausſchalten ſeeliſcher Ener=
gien
iſt nicht gleichbedeutend mit ihrer Vernichtung. Im Gegen=
teil
! Die Spannungszuſtände weuden immer ſtärker, ſummieren
ſich nicht, ſondern potenzieren ſich. Ihre plötzliche Entfeſſelung
gleicht dem tobenden Ausbruch eines ſcheinbar erloſchenen Vul=
ſtans
. Wie Feuerbrände brachen nun aus den Tiefen der deut=
ſchen
Seele in der expreſſioniſtiſchen Kunſtbewegung als gegen=
poliger
Aktion zur Sinnenhunſt der impreſſioniſtiſchen Aera die
ekſtatiſchen Sehnſüchte nach einem Ueberſinnlichen hervor, daß
die an die Mechaniſierung bereits gewöhnten oder ihr frönenden
Zeitgenoſſen vor dieſer Glut, in der die ſinnliche Welt wie ver=
zehrt
erſcheint, geblendet zurüchſchrecken.
Die Darmſtädter Ausſtellung gibt nun einen faſt lückenloſen
Ueberblick über dieſe elementare Aktion in der deutſchen Kunſt,
die auch von außen her Impulſe empfing. Gewiß ſind auf der
Darmſtädter Schau des Jahres 1923 einige führende Meiſter
nur dürftig vertreten; das gilt beſonders für die noch leben=
den
Bannerträger des Impreſſionismus; von Lieberann, Sle=
wogt
, Corinth ſind nur einige graphiſche Arbeiten ausgeſtellt, da
größere Malwerke nicht erreichbar waren; die Bilder Thomas
wirken nur wie eine ſchwache repräſentative Geſte; einige Künſt=
ler
von Rang fehlen ganz, ſo daß es in einem zuſammenfaſſenden
Bericht manche kahle Stelle aufzuforſten gilt. Welch ein Maß
von organiſatoriſcher Arbeit der diesjährigen Darmſtädter Aus=
ſtellung
aber zugrunde liegt, kann nur ermeſſen, wer die innere
Struktur dieſes Ausſtellungskomplexes darzuſtellen verſucht. Erſt
im Verlauf einer ſolchen kritiſchen Arbeit erhellt die grund=
ſätzliche
Bedeutung der Darmſtädter Kunſtſchau. Der Zuſawmen=

[ ][  ][ ]

Mummer 186.

*Kehraus im Reichstag.
Reichstagsſtimmungsbild.
* Von unſerer Berliner Redaktion.
Eine Dauerſitzung von 10 Stunden hat den Reichstag der
Bewältigung ſeines Penſuns um einen großen Schritt näher
gebracht. Die Steuervorlage wurde kurz vor Mitternacht unter
Ablehnung der Mineralwaſſerſteuer endgültig angenommen, und
die Sehnſucht der Sozialdemokraten nach einer außenpolitiſchen
Ausſprache, ein Wunſch, der, wie ſich ſpäter herausſtellte, mehr
propagandiſtiſche Ziele verfolgte und ſich gern überſtimmen ließ,
wurde durch das geſchickte Eingreifen Dr. Streſemanns bekämpft.
So war die Vertagung für den Samstag ſichergeſtellt. Immer=
hin
, die Tagesordnung blieb noch reichhaltig genug. Sie wies
nicht weniger als 16 kleinere Vorlagen auf, an die ſich zum
Schluß noch die Ausſprache über den ſozialdemokratiſchen An=
trag
für die Wertbeſtändigkeit der Löhne ſchließen ſollte. Da die
Neigung, nach Hauſe zu fahren, recht groß iſt, hielt es Präſident
Loebe für angebracht, das Hohe Haus darauf aufmerkſam zu
machen, daß die Sitzung bis mindeſtens ſpät in den Nachmittag
hinein andauern würde. Er bat deshalb um Geduld, die denn
auch auf eine harte Probe geſtellt wurde, als es durch die Fülle
der kleineren Vorlagen hindurchging. Von einer Ergänzung des
Ruhr=Notgeſetzes über das deutſch=niederländiſche Abkommen und
die Erhöhung des Notenausgaberechts für Privatbanken, eigent=
lich
über alle Gebiete des Wirtſchaftslebens hinweg ging es, ſo
wurde es denn ſchon ziemlich ſpät, als endlich der ſozialdemo=
kratiſche
Antrag auf Währungsſchutz und auf die Wertbeſtändig=
keit
der Löhne zur Beratung kam. Das Zentrum, das ja auf ſei
nen linken Flügel Rückſicht nehmen muß, hatte einen beſonderen
Antrag eingebracht, der in der Tendenz mit dem ſozialdemo=
kratiſchen
Antrag übereinſtimmte, ſich aber dadurch unterſcheidet,
daß über die Einzelheiten des Anpaſſungsverfahrens die Ver=
tragsparteien
ſich einigen dürften. Der frühere Reichswirt=
ſchaftsminiſter
Wiſſell begründete den ſozialdemokratiſchen An=
trag
. Er iſt ein Vertreter der milderen Tonart und begnügte
ſich deshalb auch mit dem Verſuch einer volkswirtſchaftlich
nachweisbaren Lohnanpaſſung, der allerdings nicht zu ſehr in
die Tiefe ging. Für das Zentrum ſprach weſentlich kürzer und
beweiskräftiger der Abg. Erſing. Für die Reichsregierung ſprach
der Reichsarbeitsminiſter Brauns, der die Frage mehr allgemein
behandelte. Das Reich ſteht dem Grundgedanken des Antrags
ſehr freundlich gegenüber. Umſtritten iſt nur die beſte Form
der Durchführung. Der Arbeitsminiſter will deshalb von einem
jähen Eingriff nichts wiſſen, ſo lange nicht der Verſuch einer
Verſtändigung zwiſchen Arbeitgebern und Arbeitnehmern ge=
ſcheitert
iſt, iſt aber im Gegenteil der Meinung, daß zwiſchen
beiden Parteien in der letzten Zeit eine entſchiedene Annäherung
erfolgt ſei. Die übrigen Pärteien begnügten ſich mit kurzen, zu=
ſtimmenden
Erklärungen, weil man allgemein den Wunſch hatte,
nun endlich nach Haufe zu kommen. Nur der Kommuniſt Fröh=
lich
nahm darauf keine Rückſicht, ſondern hielt ſeine übliche
Tixede. Das Ergebnis war ſchließlich das erwartete. Der An=
träg
Marx wurde angenommen, der ſozialdemokratiſche Antrag
wurde der Regierung überwieſen. Die Sozialdemokraten be=
kamen
nun plötzlich den Wunſch nach einer neuen Bayern=
Dkatte. Von der Deutſchen Volkspartei wurde aber dagegen
erklärt, daß dann auch die Interpellation wegen der Lage in
Sachſen gleichzeitig zur Beratung geſtellt werden müßte. Da
das aber nicht möglich ſei, wäre es am zweckmäßigſten, die An=
gelegenheit
bis nach den Ferien zu vertagen. Damit erklärten
ſich die Sozialdemokraten einverſtanden, nachdem der Reichsmini=
ſter
Oeſer namens der Reichsregierung eine Aufforderung zur
Einigkeit und Geſchloſſenheit erlaſſen hatte mit dem Hinzufügen,
daß in den wiederholten Beſprechungen mit den Miniſterpräſi=
denten
der Länder trotz der verſchiedenen Anſichten immer eine
Uebereinſtimmung erzielt worden ſei. Nur der Abg. Ledebour
hat den Wunſch, daß am Montag eine weitere Sitzung ſtattfinden
ſoll. Der Antrag wurde abgelehnt, und ſo war man am Ende
der Tagesordnung angelangt. Zum erſtenmal ſeit längerer Zeit
wurde auf einen früheren Brauch zurückgegriffen, der dem Präſi=
denten
den Dank des Hauſes für ſeine Geſchäftsführung aus=
ſprach
, worauf Präſident Loebe mit der Hoffnung erwiderte, daß
die Not unſeres Vaterlandes bald ein Ende haben möge.
Geplante Verlängerung der Verkehrsſperre.
Trier, 7. Juli. (Wolff.) Wie uns von zuverläſſiger Seite mit=
geteilt
wird, beabſichtigen die Franzoſen, nach Ablauf der vier=
zehntägigen
Sperre dieſe um etwa ſechs Wochen
zu verlängern, und zwar mit der Begründung, man habe
die Urheber des Duisburger Attentats noch
nicht gefunden.
Frankfurt a. M., 7. Juli. (Wolff.) Für alle Reiſen
zwiſchen dem unbeſetzten Deutſchland und dem engliſch
beſetzten Gebiet ſind bis auf weiteres beſondere Be=
ſcheinigungen
erforderlich, die der engliſche Kreisoffizier
ausſtellt. Zunächſt werden nur berückſichtigt Reiſeanträge aus

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 8. Juli 1923.

V

elieferte Re
ohlen Die fanz. Beuteabfuhr
vom 11Januar-31 Mai 1922
1923 vom 4 Januar-31Mai

Anlaß von Todesfällen oder zur Erledigung beſon=
ders
eiliger öffentlicher, dienſtlicher und privater Ange=
legenheiten
. Die Anträge ſind unter Beifügung von Be=
legen
an das Städtiſche Verkehrsamt in Köln, Domhof 28, zu
richten.
Das Wüten der Kriegsgerichte.
Buer, 7. Juli. (Wolff.) Das Kriegsgericht in
Sterkerade verurteilte den Schriftleiter Diebold von der
Buerſchen Volkszeitung zu 1 Jahr Gefängnis und fünf
Millionen Mark Geldſtrafe. Die Verurteilung erfolgte
auf Grund eines Berichtes über die Erſchießung von Tombrink,
in dem geſagt wurde, daß der Schuß um 5 Minuten vor 8 Uhr
fiel, obwohl erſt von 8 Uhr ab die Verkehrsſperre in Kraft trat.
Neuregelung der Beamtengehälter.
Berlin 7. Juli. (Wolff.) Die Regierung verhandelte
mit den Spitzenorganiſationen über die Erhöhung der Bezüge
der Reichsbeamten und =angeſtellten. Die Verhandlungen führ=
ten
heute mittag zu einer Verſtändigung. Der Teuerungszuſchlag
wird auf 237 Prozent ab 1. Juli erhöht, die Frauenzulage beirägt
50 160 Mark.
Berlin, 7. Juli. (Wolff.) Die geſtrigen Verhandlungen
im Reichsfinanzminiſterium mit den Spitzenorganiſationen der
Reichsarbeiter führten in ſpäter Abendſtunde zu einer Einigung.
In der Ortsklaſſe A ſoll der Stundenlohn ohne die Ortszulagen
für Handwerker 8208 Mark, für die ungelernten Arbeiter 7689
Mark ab 1. Juli betragen. Der höchſte Satz der Ortszulagen be=
trägt
künftig 50 Prozent. Die Verhandlungen über die Bezüge
der Reichsbeamten und Angeſtellten werden morgen vormittag
geführt. Die eingeleiteten Verhandlungen über die Erhaltung
des Lohnwertes ſollen baldigſt fortgeführt werden.
Die Frage der Ortsſonderzuſchläge.
Berlin 7. Juli. (Wolff.) Im Reichsfinanzminiſterium
fand am Freitag eine Beſprechung mit den Länderregierungen
über die Frage der örtlichen Sonderzuſchläge an Orten mit be=
ſonders
ſchwierigen Verhältniſſen ſtatt. Da die Behandlung der
Frage für das geſamte Reichsgebiet längere Zeit erforderte, an=
dererſeits
eine Regelung im beſetzten und Einbruchsgebiet und
in den angrenzenden Gebieten ſobald als möglich erfolgen muß,
ſolten die letztgenannten Gebiete vorweg behandelt werden. Im
Anſchluß hieran ſoll alsbald die Frage der örtlichen Sonder=
zuſchlläge
für das übrige Reichsgebiet erneut geprüft werden. Die
Prüfung ſoll ſich insbeſondere darauf erſtrecken, inwieweit ſich
der Unterſchied in den Beamtenbezügen an einzelnen Orten, die
durch die örtlichen Sonderzuſchläge entſtanden ſind, ſei es durch
Abbau der jetzigen Zuſchläge, ſei es durch Ausdehnung des Krei=
ſes
der Orte, ausgleichen laſſen.
Kardinal Faulhaber über ſeine Amerikareiſe.
TU. München, 7. Juli. Kardinal Faulhaber hat geſtern
vor einem großen Kreiſe, zu dem auch die Mitglieder der bayeri=
ſchen
Regierung gehörten, einen Vortrag über ſeine Amerika=
Reiſe gehalten. Dem Präſidenten Harding hat der Kardinal er=
klärt
, daß die Völker von heute in einer Schickſalsgemeinſchaft
ſtehen. Wenn heute ein Volk untergehe, ſo werde dieſer Unter=
gang
ſeine Wellen auch in das Leben der anderen Völker hin=
einwerfen
. Die Notlage Deutſchlands werde nach den Beob=
achtungen
des Kardinals in weiten Kreiſen Amerkas trotz allem
noch wenig erkannt und geglaubt. Die große Mehrzahl der
Amerikaner habe den Grundſatz: Hilf dir ſelbſt. Der Kardinal
gab der Meinung Ausdruck, daß er durch ſeine Amerika=Reiſe
ſeinem Volke, beſonders den Armen ſeines Volkes, einen Dienſt
erwieſen habe.

Hang der hier zuſammenlaufenden Richtungen der deutſchen Ma=
lerei
erfreut ganz gewiß nicht durch einen reinen Akkord
woauf unſerer Erde tönt heute noch friedlich Flöte und Syrinx?
aber Diſſonanzen haben auch die Kraft, zu erſchüttern, den
ſtumpfen Sinn zu treffen, auch jäh aufzuſchrecken, damit die
Organe des Leibes und der Seele wieder empfänglicher werden
für die Stimmen von oben, für den Anruf von Menſch zu
Menſch. Die Gegner der expreſſioniſtiſchen Bewegung mögen der
Worte eingedenk ſein: Ars non habet osorem, nisi ignoran-
tem
. Keiner Kunſt ein Feind erſteht, außer wer ſie nicht ver=
ſteht
. Aber mit Spott iſt in beiden Lagern nichts getan. Man
verſuche es einmal mit der Lehre Hamanns in den Sibyllini=
ſchen
Blättern des Megus: Ein Engel fuhr herab zu ſeiner Zeit
und bewegte den Teich Bethesda, in deſſen fünf Hallen viel
Kranke, Blinde, Lahme, Dürre lagen und warteten, wenn ſich
das Waſſer bewegte. Ebenſo muß ein Genie ſich herablaſſen,
Regeln zu evſchüttern; ſonſt bleiben ſie Waſſer: und man
muß der erſte ſein, hereinzuſteigen, nachdem das Waſſer bewegt
wird, wenn man die Wirkung und Kraft der Regeln ſelbſt
erleben will. Der eſotoriſche Anſpruch der expreſſioniſtiſchen
Kunſt, mit dem geiſtigen inneren Auge Erſchautes ſo nach außen
als Kunſtform zu projizieren, daß an Stelle der ſinnlich geſchau=
ten
Wahrnehmungsbilder der Impreſſioniſten nur Vorſtellungs=
bilder
treten, iſt bis zu einem gewiſſen Grade ſogar einer phh=
iologiſchen
Deutung zugänglich. Man leſe nur einmal J. Mül=
lers
Phyſiologie des Geſichtsſinnes, eine zwar ſchon 1826 er=
ſchienene
, aber gerade für unſere moderne Kunſt recht aufſchluß=
reiche
Abhandlung, die ſich durchaus deckt mit der Anſchauung
und perſönlichen Erfahrung Goethes: In unſerem Auge ſpie=
felt
ſich von außen die Welt, von innen der Menſch. Goethe
pricht von einem Eigenleben des Auges, unabhängig vom
tußerlichen Sehen, von einem Sehen in ſubjektiver Hinſicht
Schopenhauer von den Aktionen des Auges. Von dieſem
Standpunkt aus ſind auch P. Klees Farbendſionen durchaus ver=
händlich
. Die Frage bleibt nur die, unter welchen Voraus=
etzungen
dieſem in der Tat beſtehenden geiſtigen Schauen die
Praft zur künſtleriſchen Geſtaltung innewohnt. Gerade Goethe
at in einem Aphorismus von kosmologiſchem Ausmaß
ie ineinander verzahnten Grenzlinien der impreſſioniſti=
chen
und expveſſioniſtiſchen Weltanſchauung vorweggezogen,
venn er ſagt: Alles, was im Subjekt iſt, iſt im Objekt, und
ioch etwas mehr (Impreſſionismus). Alles, was im Objekt iſt,
ſt im Subjekt, und noch etwas mehr (Expreſſionismus). Auf
ie Herausſtellung und Geſtaltung des mehr im Subjekt, des
leberdinglichen, kommt es dem expreſſioniſtiſchen Künſtler an.
Das letzte Ziel künſtleriſchen Schaffens aber möchte und muß

man ſehen in der harmoniſchen Vereinigung des inneren Seh=
vermögens
der Geiſtesaugen mit dem äußeren Sehvermögen der
leiblichen Augen.
Wenn ſtarke Geiſteskraft
Die Elemente
An ſich gerafft,
Kein Engel trennte
Geeinte Zwienatur
(Fauſt, II. Teil.)
Der inigen beiden.
Ein Letztes bleibt im Impreſſionismus wie im Expreſſio=
nismus
ungelöſt: hier das tiefe ruhige Anſchauen der Natur,
dort ihre Vergeiſtigung aus dem Zentrum der menſchlichen Seele
heraus. So muß das innere Erlebnis des expreſſioniſtiſchen
Künſtlers eine ungewöhnliche Stärke beſitzen, die bei der künſt=
leriſchen
Umſetzung die mangelnde Objektivität auszugleichen
vermag. Objektivität ſchafft Gemeinſamkeit zwiſchen den Ver=
einzelten
deshalb erfreuen ſich auch mindere Werke einer im
Gegenſtändlichen verharrenden Kunſt der allgemeinen Schätzung,
während die Schöpfungen der expreſſioniſtiſchen Seite ſeit der
Entgottung der Welt man denke an die wechſelnde Schätzung
von Gotik, Barock, Romantik hart und leidenſchaftlich um ihre
Anerkennung ringen mußten. Und ſo werden auch nur jene
Werke der Gegenwartskunſt, die einem Müſſen, einem unent=
rinnbaren
Drang, nicht einem bloßen Wollen, unergründlichen
Tiefen, die weder dem Senkblei des Pſychologen noch des Aeſthe=
tikers
zugänglich ſind, nicht einem krankhaften Unterbewußtſein
ihren Urſprung verdanken, als Meilenzeiger in der Geſchichte
der deutſchen Kunſt aufgerichtet bleiben.

So ſtelle ich Nolde an die Spitze meines Berichtes über die

aus als ein nordiſcher Lebensdrang anzuſehen iſt, ſondern weil
die Kollektivausſtellung im Kupferſtichkabinett, die ſich auf Aqua=
relle
und Graphik beſchränkt, gerade das innere Müſſen dieſes
expreſſioniſtiſchen Klaſſikers ſo deutlich fühlbar werden läßt, ob=
wohl
Noldes Kraft ſeeliſcher Charakteriſtik erſt in ſeinen Ge=
mälden
religiöſen Inhalts zum vollen Durchbruch kommt.
Auch das ſei beſonders hervorgehoben. Gerade die Schöp=
fungen
Noldes lehren, daß der Impreſſionismus keines=
wegs
nur noch die Stellung eines lebloſen Foſſils im Kunſt=
leben
der Gegenwart einnimmt. Er hat vielmehr im höchſten
Sinn qualifizierte techniſche Ausdrucksmittel dem Expreſſionis=
mus
vererbt. Und daß die impreſſioniſtiſche Tendenz, die rein
maleriſche Erſcheinung der Natur zu bannen, auch heute noch

Seite 3.

Die Kirchenpatronate.
Von
Prof. D. Schian, M. d. L.
Die letzte Tagung des Evangeliſchen Landeskirchentags
brachte im Anſchluß an eine Eingabe der Kirchengemeinde
Rothenberg eine Ausſprache über den Stand der Patronats=
frage
. Die Sache iſt wichtig genug, um gründlich erwogen und
geklärt zu werden.
In Heſſen beſtehen etwa 130 kirchliche Patronate, darunter
ſind etwa 80 ſtandesherrliche; die übrigen ſind Privatpatronate.
Sie umfaſſen alſo einen ſehr erheblichen ungefähr den drit=
ten
Teil der heſſiſchen Gemeinden. Da bei Patronatsgemein=
den
die Präſentation des Pfarrers dem Patron zuſteht, ſo greifen
die Patronatsrechte tief in das Leben der Kirchengemeinden ein.
Da es ſich dabei um Vorrechte einzelner Perſonen handelt, ſo
iſt eine Stimmung, die die Aufhebung der Patronate wünſchte,
immer wieder zum Ausdruck gekommen. Inlius Friedrich ſagt
in ſeinem Kirchenrecht der evangeliſchen Kirche im Großherzog=
tum
Heſſen (Bd. 1,S. 194) vom Patronat: Es iſt ein Reſiduum
aus teils mittelalterlichen, teils landeshoheitsrechtlichen Anſchau=
ungen
, deren Vorausſetzungen nicht mehr gegeben ſind. . . Es
mehren ſich die Stimmen, die auf Abſchaffung des Patronats
drängen, da man es je länger, je mehr als mit der kirchlichen
Selbſtverwaltung unvereinbar empfindet. Nicht alle denken ſo,
aber doch viele.
Die Revolution 1918 ſtärkte die Abneigung gegen die Patro=
nate
. So war es zu verſtehen, daß die neue Verfaſſung des heſſi=
ſchen
Staates vom 12. Dezember 1919, ſo ſehr ſie ſonſt im Rah=
men
der allgemeinen Beſtimmungen blieb, dieſer ſpeziellen Frage
alsbald einen eigenen Abſchnitt widmete (FIII). Die beiden
erſten Abſätze betreffen auch das Kirchenpatronat, der letzte nur
das Schulpatronat. Jene Abſätze lauten:
Art. 63. Die ehemals landesherrlichen, die ſtandesherr=
lichen
und grundherrlichen Patronate ſind, ſoweit ſie nicht nach=
weislich
Privatpatronate ſind, aufgehoben.
Die Aufhebung oder Ablöſung der Privatpatronate erfolgt
durch beſonderes Geſetz bis ſpäteſtens 31. Dezember 1924.
Danach muß dem Landtag in abſehbarer Zeit in Geſetz über
die Aufhebung oder Ablöſung der Privatpatronate vorgel:gt
werden. Die Bindung an einen beſtimmten Termin war nicht
ſehr vorſichtig; wie denn, wenn ſich der Verabſchiedung des Ge=
ſetzes
parlamentariſche Hinderniſſe in den Weg ſtellen? Es gibt
Beiſpiele genug dafür, daß Geſetze, die ſehr dringend waren,
nicht zuſtande kamen! Jedenfalls muß, da die Dauer des gegen=
wärtigen
Landtags im November 1924 abläuft, der Geſetzentwurf
päteſtens im Sommer 1924 vorgelegt werden. Die wichtigſte
Frage, die bei der Beratung zu entſcheiden ſein wird, wird nach
der Verfaſſung die ſein, ob Aufhebung oder Ablöſung. Aber
dieſe Frage kann gar keine Frage ſein. Es kann ſich ſelbſtver=
ſtändlich
nach den Grundſätzen der Gerechtigkeit nur um Ablöſung
handeln. Mit dem Patronat iſt in der Regel eine Patronatslaſt
verbunden. Sie ſtellt ein Recht der Kirchengemeinde gegenüber
dem Patron dar. Dieſes Recht einfach aufzuheben, würde ein
Unrecht bedeuten.
Durch Art. 63. Abſatz 1, ſind die ſtandesherrlichen
und landesherrlichen Patronate für aufgehoben erklärt. An den
Wortlaut dieſes Artikels ſchloß ſich der oben erwähnte Fall
Rothenberg an. Eine Patronatsgemeinde wollte aus dieſer
Aufhebung die praktiſche Konſequenz ziehen. Sie drang damit
nicht durch; wie mir ſcheint, mit Recht. Denn der Art. 63 ſtellt
ſo, wie er iſt, kein ohne weiteres ausführbares
Recht dar. Erſtens iſt er in ſeinem Wortlaut durchaus un=
beſtimmt
. Er erkjärt jene Patronate für aufgehoben, ſoweit ſie
nicht nachweislich Privatpatronate ſind‟. Er trägt damit der
Tatſache Rechnung, daß die Entſcheidung, ob ein Patronat landes=
herliches
oder ſtandesherrliches oder aber Privatpatronat iſt,
keineswegs immer ganz einfach iſt. Es kann u. U. der Nachweis
verſucht werden, daß das letztere zutrifft, auch wo das Vorliegen
eines ſtandesherrlichen Patronats vermutet wird. Alſo muß
eine genaue Prüfung dieſe: Frage bei allen in Betracht kommen=
den
Patronaten vorausgehen. Unter Umſtänden kann hier vielleicht
ſogar der Rechtsweg beſchritten werden. Dieſe Erwägung hat
dazu beigetragen, daß die zuſtändigen kirchlichen Inſtanzen die
Rechtswirkungen der Patronate bisher nicht als aufgehoben an=
geſehen
haben. Wenn nun 1924 ein Geſetz auch über die Auf=
hebung
der Privatpatronate zuſtande kommt, ſo wird die Frage,
ob aufgehoben oder nicht, gegenſtandslos werden. Man wird
ſie daher kaum vorher zu entſcheiden ſuchen. Dann hätte aller=
dings
der ganze Artikel 63 ruhig anders gefaßt, ſein erſter Abfatz
in den zweiten hineingearbeitet werden können.
Zweitens iſt Artikel 63 auch deswegen nicht ohne weite=
res
ausführbar, weil er kein Wort über die Ablöſung der Laſten
der Patronate ſagt. Es handelt ſich dabei um Rechte, die unmög=
lich
den Kirchengemeinden mit einem Federſtrich genommen wer=
den
können. Das Eigentum iſt ja doch geſchützt. Die Art der
Ablöſung dieſer Rechte aber bedarf ſorgfältiger Erwägung. Da
bei der Beſeitigung der Privatpatronate die Ablöſungsfrage nach
allen Richtungen zu klären ſein wird, ſo ergibt ſich die, wie mir
ſcheint, zwingende Folgerung, daß die ganze Angelegenheit auf
einmal, im Laufe des Jahres 1924, zu behandeln ſein wird. Bis
dahin kann die Aufhebung von Patronaten nach Art. 63 Abſ. 1
noch nicht praktiſch werden.

Werke von ſtarker ſinnlicher Anziehungskraft zu ſchaffen vermag,
zeigt das farbig ſo fein, abgeſtimmte Gemälde Sommertage
(Nr. 62 des Katalogs) von Fr. Fiedrichs. Die glühenden Far=
ben
Noldes, ihre reiche Differenzierung, die ſouveräne Beherr=
ſchung
aller techniſchen Möglichkeiten des Pinſelſtriches, all das
iſt ohne vorangegangene impreſſioniſtiſche Sehweiſe gar nicht
denkbar: aber bei Nolde wird die Farbe nicht in den ausſchließ=
lichen
Dienſt der Oberflächenſchilderung geſtellt, ſondern als Mit=
tel
gehandhabt, ſubjektives Sehen, Sehen mit Geiſtesaugen ins
Sichtbare zu übertragen. Auch zertrümmert Nolde nicht die
Formen, er überſteigert ſie nur zugunſten einer ſtärken Gefühls=
wirkung
. So wandeln ſich unter ſeinen Händen Blumen in ihrer
ſtrahlenden Farbenpracht zu Paradiesgewächſen, ohne ſich zu
blaſſen Schemen zu verflüchtigen. Auf einem Eingeborenen=
idyll
aus der Südſee werden nun ein paar ſchwarze und grüne
Flecken hingeſetzt, und wie eine Fata Morgana taucht dor unſe=
ren
Augen eine exotiſche Welt auf, wie ſie uns kein Traumbild
glühender, geheimnisvoller vortäuſchen könnte. Es iſt für Nol=
des
Expreſſionismus bezeichnend, daß ſeine Darſtellungen vom
Eingeborenenleben Neu=Guineas wegen ihrer ſchlagenden Cha=
rakteriſtik
, nicht etwa wegen ihrer künſtleriſchen Haltung, vom
Reichskolonialamt erworben wurden. Ein Sonnenuntergang in
fernen Gewäſſern! Himmel und Waſſer ein einzig flammend
Rot, auf dem in erſchütternder Einſamkeit ein Segler geiſterhaft
wie in einem Blutmeer dahintreibt. Nolde ſtürmt über die
Natur nicht hinweg wie ein Springinsfeld: er ſaugt ſie vielmehr
in ſich ein, um ſie in der Glut ſeiner nordiſchen Seele von allen
Schlacken zu reinigen. Nolde ſteht auch an der Spitze der
deutſchen Graphik, ein deutſcher Munch. Nicht der Schilderung
des Einzelfalles gelten ſeine vielſeitigen graphiſchen Ausdrucks=
mittel
; er zaubert vielmehr vor unſer Vorſtellungsvermögen
Viſionen, die uns wie aus fernen ſchweigenden Welten beſchwo=
rene
Weſen des Urſeins umſchweben. Da ſchreitet hart am Bild=
rand
einer Radierung ein Bauer über ſeine Scholle. Ein deut=
ſcher
Bauer? Ja und Nein! Denn dieſe Geſtalt iſt der Bauer
an ſich, der ſchollenliebende, erdverwurzelte Menſch, den du
indeſt auf deutſchem Marſchenboden, in der Unendlichkeit der
ruſſiſchen Flachländer, an den grünenden Ufern des Yang= tſe=
kiang
. Unwillkürlich kommen einem die unperſönlichen Typen
Strindbergs: der Soldat, der Arzt, der Bettler, die Aeb=
tiſſin
, in den Sinn. Das ganze Werk Noldes durchpulſt die
innere Dynamik einer Künſülerperſönlichkeit, die an Kraft bis
heute noch nicht abgenommen hat, die nicht kreuz und quer ex=
perimentierte
, nirgends eine das Werk beſchwerende Anleihe auf=
genommen
, deren Hochſpannung zwiſchen Natur und Geiſt durch=
(Fortſetzung folgt.)
gehalten hat.

[ ][  ][ ]

Seite 4.

Darmſtädter Dagblatt, Sonntag, den 8. Juli 1923.

Rummer 186.

Sommerſpielzeit Bruno Harprecht.
Kleines Haus. Samstag, den 7. Juli.
Henne im Korb.
Ein poſſierliches Spiel=von Bruno Frank.
Als Luſtſpiel zu poſſenhaft und als Poſſe doch wieder zu gut,
iſt dieſes poſſierliche Spiel eine prächtige Unterhaltung für zwei
Stunden. Was dem Stück ſeinen Wert verleiht, iſt weniger die
harmloſe Handlung als die famoſe Parodie auf die Anthro=
poſophie
. Es iſt einfach unbezahlbar, wie hier Rudolf Steiner
und ſein Werk, hier die Buddha, G. m. b. H., mit viel Witz
und auch zuweilen ganz geiſtreich verhohnpiepelt wird. Selbſt=
verſtändlich
kann nur Bruno Harprecht dieſen großen Mei=
ſter
, genannt Comilius, ſo famos wiedergeben. Seine Erſchei=
nung
und in jeder Geſte ſo beredtes Spiel zeigen einen Heilsver=
künder
, auf den die Frauen, ach ſo gern, hereinfallen. Neben
ihm ſtand Frieda Eichelsheim mit ihrem mächtigen, oft zu
drohender Größe anſchwellenden Organ auf gleicher kunſtleriſcher
Höhe. Ihre ſtark parodiſtiſche Rolle der Frau Gundermann
ſpielte ſie einheitlich und ohne Verzerrung ins Lächerliche. Ge=
rade
hierdurch wurde das künſtleriſche Niveau des Stückes ge=
halten
. In Rudolf Sang lernen wir einen jugendlichen Lieb=
haber
mit guter Befähigung kennen. Friſch, natürlich und luſtig,
belebt ſeine Gegenwart ſtets die Szene. Seine Freundin Ga=
briele
wurde von Charlotte Chriſtann im munteren Spiel
zum Freund Gabriel verwandelt, die für das Luſtſpiel nötige
Metamorphoſe. Fini Klee und Maria Hillburg vermochten
nicht ihren allerdings blutarmen Rollen viel Leben zu verleihen.
Hermann Schüler erlebten wir zum erſtenmal in einer grö=
ßern
Rolle, der des Dr. Fecht; ſeine offenbar gute Beanlagung
wird noch mißbraucht zur Uebertreibung, die dann recht unnatür=
lich
wirkt; weniger groteskes Spiel auch in dieſer Poſſe wäre
fünſtleriſcher.
Die Henne im Korb, iſt keineswegs ein literariſches Werk
von irgendwelcher Bedeutung, aber ſie macht für Stunden fröh=
lich
und läßt einen lachen; dafür iſt man immer dankbar. Fis.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 8. Juli.
Die Abfindung des früheren Großherzogs. Man ſchreibt
uns: In dem bekannten Rechtsſtreit zwiſchen dem Staat und
dem früheren Großherzog hat das Gericht während der wieder=
holten
Verhandlungen den Parteien eine Einigung dringend
nahegelegt. Die Parteien haben dieſer Anregung inſofern ent=
ſprochen
, als ſie ſich dazu bereit erklärten, in Verhandlungen
wegen einer Verſtändigung einzutreten. Eine ſolche Verſtän=
digung
würde indeſſen aus verfaſſungsmäßigen Gründen erſt
möglich ſein, wenn Finanzausſchuß und Landtag im Herbſt
wieder zuſammentreten. Im Einklang mit der Stellungnahme
der Parteien hat das Gericht bei dieſer Sachlage zunächſt nur
eine einſtweilige Verfügung erlaſſen, die unter Zugrundelegung
der Verbindlichkeiten, welche dem Kläger gegenüber ſeinen Be=
amten
und Bedienſteten obliegen, für die Zwiſchenzeit die Lei=
ſtungen
des Beklagten vorläufig feſtlegt. Im übrigen ruht der
Rechtsſtreit vorerſt.
Ausſtellung Deutſche Kunſt 1923 Darmſtadt. Die Verkaufs=
kraft
der Ausſtellung iſt im Wachſen begriffen. Bekannte Kunſt=
kenner
, umſichtige Kunſtfreunde ſichern ſich ſchnell gute Werke,
an denen kein Mangel, deren Wert ſich in kurzer Zeit verviel=
facht
. Die lobende Anerkennung in der auswärtigen Preſſe
Rheiniſch=Weſtfäliſche, Saarbrücker, Voſſiſche Zeiung und aller
auswärtigen Beſucher mehrt ſich. Die Darmſtädter Ausſtellung
hat kraft ihrer Qualität alle gleichartigen in Südweſtdeutſchland
geſchlagen.: Es wurden neuerdings verkauft: Stilleben 1923 V.,
Oelgemälde von Alexander Kanoldt=Paſing; Stilleben 1923 VI.,
Oelgemälde von Alexander Kanoldt=Paſing; zwei Terrakotta=
Statuetten von Alfred Lörcher=Stuttgart; Mondnacht, Oel=
gemälde
von Joſef Eberz=München.
v. H.
Gewerbemuſeum. Der Verband Deutſche Frauenkleidung und
Frauenkultur hat zuſammen mit dem Verlag Otto Beyer in Leipzig
einen Spielzeug=Wettbewerb und der Verlag Otto Beyer außerdem
einen Wettbewerb für Handarbeiten veranſtaltet. Die Bedingungen
ſind im Leſeſaal des Gewerbemuſeums, Neckarſtraße 3, zu erfragen.
Sommerſpielzeit Bruno Harprecht. Heute Abend findet die
erſte Wiederholung von Henne im Korb, ein poſſierlich Spiel von
Bruno Frank ſtatt. Dieſes amüſante Spiel, das in anderen Städten
monatelang Serienaufführungen mit außerordentlichem Erfolg erlebte,
kann hier im Rahmen der Sommerſpielzeit nur einige Tage gegeben
werden.
Morgenfeier der Volkshochſchule. Die Ernſt Toller gewid=
mete
Morgenfeier heute Sonntag findet bei günſtigem Wetter an dem
Goethefelſen (Herrgottsberg) um 11.15 Uhr pünktlich ſtatt; nur
bei ſchlechtem Wetter zuu ſelben Zeit in der Aula der Landesbaugewerk=
ſchule
. Zutritt für jedermann frei.
m. Bauſtoffbeſchaffungsſtelle für Starkenburg. Um bei den zurzeit
herrſchenden Verkehrsſchwierigkeiten den Bauintereſſenten der Provinz
Starkenburg die Inanſpruchnahme der ſtaatlichen Bauſtoffbeſchaffungs=
und Beratungsſtelle für Heſſen zu ermöglichen, iſt eine beſondere Stelle
für die Provinz Starkenburg eingerichtet worden, die ſich in Darm=
ſtadt
im Alten Palais (Eingang Wilhelminenſtraße) befindet.
Ein Kapitalverbrechen. Man ſchreibt uns: Als am Freitag
nachmittag ein im Elektrizitätswerk (am Dornheimer Weg) wohnender
Schüler der Liebigs=Oberrcalſchule zum Unterricht gehen wollte, fand
er das nächſte Tor (Elektrizitätswerks=Tor) verſchloſſen und, um nicht
Zeit zu verlieren und zum anderen Tor hinauszugehen, ſtieg er über,
wie er das ſchon oft tat. Die franzöſiſche Wache bemerkte dies,
eilte ihm nach, verhaftete ihn und hielt ihn ſo lange gefangen, bis
es, einem Offizier gefällig war, den Sachverhalt ſich erklären zu laſſen
und den Jungen (14 Jahre alt) frei zu laſſen, da er das ver=
meintliche
Verbrechen doch ſchließlich als ganz einfältig erkannte.
Verkehrsnachrichten. Infolge Verkehrsſperre nach dem beſetzten
Gebiet fallen ab 5. Juli d. Js. die Züge D 153/154 zwiſchen Frankfurt
a. M. Hbf. und Köln Hbf. bis auf weiteres aus. D. 48 verkehrt nörd=
lich
Frankfurt a. M. im Plane des D 82.
Einziehung der Fernſprechgebühren. Wie uns mitgeteilt wird,
wird am 10. Juli mit der Einziehung der Fernſprechgebühren begonnen
werden.
N. D.V. Weitere Erleichterung von Entſchädigungsanträgen. Um
der Oeffentlichkeit die Erledigung von Entſchädigungsantragen nach
Möglichkeit zu erleichtern, iſt die Zuſtändigkeit der Eiſenbahnverkehrs=
ämter
erweitert worden: ſie entſcheiden künftig ſelbſtändig über An=
träge
auf Erſtattung von Fahrgeld, Gepäckfracht, Wagenſtandgeld und
ſonſtigen Nebengebühren bis zu einem Betrage von einer Million Mk.
und über Anträge auf Entſchädigung aus dem Frachtvertrage über die
Beförderung von Gütern, Gepäck uſw. bis insgeſamt 2 Millionen Mk.
Entſchädigungen aus dem Frachtvertrage über die Beförderung von
Gütern uſw. im Reichsbahnbinnenverkehr werden von den größeren
Gepäck= und Güterabfertigungen bis 100 000 Mk. ſelbſtändig erledigt.
Brutale Gewalt. Nachdem ſeit etwa acht Tagen das Gebiet
unterhalb der Eiſenbahnbrücke von den Franzoſen als beſetzt erklärt
worden war, iſt nun erneut ein Plakat angeſchlagen worden, das die
in der früheren Funker= und Luftſchifferkaſerne wohnenden deutſchen
Eiſenbahnbedienſteten auffordert, ſich bei Strafe der Ausweiſung inner=
halb
acht Tagen der franzöſiſch=belgiſchen Regie zur Verfügung zu ſtel=
len
. Die Tore ſind durch Marokkaner beſetzt. Es handelt ſich faſt aus=
ſchließlich
um im Bahnhof Darmſtadt Bedienſtete, die durch den brutalen
Willkürakt betroffen werden. Der in äußerſt mangelhaftem Deutſch ab=
gefaßte
Anſchlag hat folgenden Wortlaut:
Sämtliche Beamten und Angeſtellten der deutſchen Eiſenbahnver=
waltung
, wohnhaft in die ehemaligen Kaſernen ſind aufgefordert, den
Dienſt für die franzöſiſch=belgiſche Regie zu übernehmen. Eine Dauer
von 8 Tagen iſt Ihnen überlaſſen, um ſich bei dem Direktor zu ſtellen.
Dieſes Datum iſt am 14. Juli um 7 Uhr abends fällig. Die Beamten
und Angeſtellten, die ſich während dieſer Zeit nicht gemeldet haben,
werden dieſes Datum vorbei aus dem beſetzten Gebiet ausgewieſen.
Bis auf weiteres darf kein Mobiliar von den Wohnungen fortgenom=
men
werden.
Im Lager Griesheim, den 6. Juli 1923.
Le lieutenant colonel (Unterſchrift).

Aus den Parteien.
Deutſche Demokratiſche Partei. In der ſehr ſtark
beſuchten Sitzung des Beamten= und Arbeitnehmer=Ausſchuſſes am 5. 7.
ſprach nach Erledigung der geſchäftlichen Angelegenheiten Herr Staats=
anwalt
Dr. May über das Thüringiſche Staatsbeamtengeſetz vom 14. 3.
1923. Der Referent beſprach die einzelnen Beſtimmungen des Geſetzes,
die in manchen Punkten recht fortſchrittlich ſind, in anderen dagegen
ſtarke Einſeitigkeit zeigten. Ein Mitbeſtimmungsrecht, wie es die Be=
amtenſchaft
überall fordert, gewährt dieſes Geſetz den Beamten nicht.
Es verlangt von den Beamten eine aktive Betätigung für die Republik.
Stark zu beanſtanden ſind die Beſtimmungen, daß jeder Beamte von
Gruppe 7 an jederzeit in den Warteſtand verſetzt werden, ſowie vom
65. Lebensjahre an penſioniert werden kann. Damit iſt die Möglichkeit
von Willkür gegeben. Selbſtredend muß der Staat die Möglichkeit
haben, renitente Beamte, die Politik auf eigene Fauſt machen, ſowie
politiſche Beamte jederzeit zu entfernen. Aber mit den angeführten Be=
timmungen
iſt der Beamte ſtark entrechtet. Das Geſetz iſt durchweht
von einem ſtarken Mißtxauen gegen die Beamtenſchaft. In der Dis=
kuſſion
fanden die Ausführungen des Referenten ſtarke Zuſtimmung;
babei wurde lebhaft dem Wunſche Ausdruck gegeben, es möchte recht
bald auch in Heſſen ein Beamtengeſetz kommen. Die Verſammlung
proteſtierte gegen den Verſuch einer Verſchleppung des Reichsgeſetzes
über die geſetzlichen Feiertage; ſie wünſcht die Erhebung des 11. Auguſt
zum Nationalfeiertag noch für dieſes Jahr.
Am Mittwoch, den 11. Juli, abends 8 Uhr, findet in unſerem
Heim (Waldſtr. 45) ein Unterhaltungsabend ſtatt.

Lokale Veranſtaltungen.
Die bierunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten,
keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritik.
Zu dem heute ab 11 Uhr vormittags ſtattfindenden Prome=
nadekonzert
im Herrngarten werden u. a. folgende Muſikſtücke
zum Vortrag gelangen: Jubel=Ouvertüre von Bach, Fantaſie aus Der
fliegende Holländer von Wagner, Tartajeda=Walzer eſpagnole von
Morena, Angereihte Stück aus Das Glöcklein des Eremiten von Mai=
lart
, Schmeichelkätzchen, Charakterſtück von Eilenberg, Friderieus Rex=
Marſch.
In Schuls Felſenkeller findet heute von ehemaligen
Militärmuſikern ein großes Konzert ſtatt. Der ſchöne ſchattige Garten
bietet Gelegenheit, ſich eine Erholungsſtunde zu verſchaffen (S. Anz.)

+ Arheilgen, 6. Juli. Infolge der Geldentwertung iſt auch die
hieſige Gemeinde gezwungen, zur Erhöhung des Betriebskapitals eine
Anleihe aufzunehmen. Laut Beſchluß des Gemeinderats iſt dieſelbe in
einer Höhe von 20 Mill. Mk. vorgeſehen. Die Zeichnung wird inner=
halb
der Gemeinde in der Zeit vom 5. bis 31. d. Mts. aufgelegt. Die
Verzinſung beträgt 15 Proz. Die Zeichnung kann in jeder Höhe er=
folgen
, doch müſſen ſich die Beträge durch 10 000 teilen laſſen. Für bis
zum 1. Auguſt d. Js. gezeichnete Beträge beginnt die Verzinſung mit
dem 1. Juli d. Js. Die Zinszahlung erfolgt alljährlich im Januar.
Bis 1. April 1926 iſt die Anleihe unkündbar. Von da ab beginnt die
Tilgung durch Ausloſung mit 5 Prozent, zuzüglich erſparter Zinſen.
Die Gemeinde ſieht einer regen Beteiligung der geſamten Einwohner=
ſchaft
nach Kräften mit Vertrauen entgegen. Auch in dieſem Jahre
werden die 50jährigen eine gemeinſame Geburtstagsfeier veranſtailten.
Die nötigen Vorbereitungen ſind im Gange und werden dieſelben
von einem Ausſchuſſe geleitet.
+Arheilgen, 6. Juli. Der Gedenkſtein für unſere im Weltkriege
Gefallenen iſt fertig geſtellt und ſoll die Einweihung desſelben am
Sonntag, den 15. d. Mts. ſtattfinden. Der Stein zeigt auf ſeiner Vor=
derſeite
eine trauernde Frauengeſtalt und die Inſchrift: Den tapferen
Helden des Weltkrieges 191418 gewidmet von der dankbaren Gemeinde
Arheilgen. Auf den beiden Seiten und der Rückwand ſind die Namen
von 202 gefallenen reſp. an den Folgen des Krieges geſtorbenen Arheil=
ger
Söhnen eingemeiſelt. Rundum ſind noch gärtneriſche Anlagen im
Entſtehen begriffen, und wird das Ganze eine Zierde unſeres Fried=
hofes
bilden und die Gegenwart und Zukunft daran erinnert, welchen
Anteil an Opfern auch unſere Gemeinde an dem Weltkriege hatte. Durch
die enorme Geldentwertung reichen jedoch die vorhandenen Mittel zur
Deckung der Koſten nicht aus und ſoll darum eine nochmalige Haus=
ſammlung
vorgenommen werden. Darum ſei ein Appel an die hieſige
Einwohnerſchaft gerichtet, den Sammlern eine offene Hand zu zeigen,
und je nach Vermögen nochmals eine Gabe zu opfern, die es uns er=
möglicht
, unſeren gefallenen Vätern, Gatten und Brüdern ein würdi=
ges
Denkmal zu ſetzen. Der Dank der ganzen Gemeinde wird ihnen
gewiß ſein.
+ Offenbach, 6. Juli. Eine Goldanleihe für die evgl.
Kirchengemeinde. Die hieſige edgl. Kirchengemeinde leidet fort=
geſetzt
unter der leidigen Tatſache, daß die ausgeſchlagenen Steuern ſehr
verſpätet und damit natürlich ſehr entwertet eingehen. Auf die
Steuern nach dem Einkommen von 1922 iſt wohl vor November nicht
zu rechnen. Da für die laufenden Bedürfniſſe keinerlei Mittel zur Ver=
fügung
ſtehen, hat der Kirchenvorſtand beſchloſſen, eine Anleihe bis
zu 200 Millionen Papiermark aufzunehmen. Die Anleihe ſoll innerhalb
zehn Jahren zurückgezahlt werden. Als Sicherheit ſtehen, von den Kir=
chengebäuden
abgeſehen, Liegenſchaften der Kirchengemeinde im Werte
von 400 000 Goldmark zur Verfügung. Gezeichnet wird in Goldmark,
die am ſechſten Tage nach der Zeichnung in Goldmark umgerechnet und
mit 1 vom Goldwert verzinſt werden. Die Mindeſtzeichnungsgrenze iſt
eine Goldmark. Die Rückzahlung erfolgt in Papirmark in Höhe des
gezeichneten Geldwerts. Durch die Anleihe haben die Glieder der evange=
iſchen
Gemeinde Gelegenheit, ihre etwaigen flüſſigen Mittel wert=
beſtändig
und zu einem verhältnismäßig günſtigen
Zinsſatze anzulegen, ſo daß an einem Erfolge nicht zu zweifeln iſt.
k. Wieſeck, 5. Juli. Ein Kriegerdenkmal ſoll hier errichtet
werden. Regierungsbaumeiſter Schneider=Gießen iſt mit Herſtellung
eines Entwurfes beauftragt worden. Mehrere Einwohner bauen ſich
neue Wohnungen, die Gemeinde liefert dazu koſtenlos Bauholz und
Steine. Zwei neue Schulſäle ſollen erbaut werden.
k. Klein=Linden, 5. Juli. Goldene Hochzeit feiert nächſten
Sonntag das Ehepaar Heinrich Knapp. H. Knapp iſt Altveteran von
1866 und 1870/71; über 40 Jahre war er an der Eiſenbahn beſchäftigt.
Trotz ſeiner faſt 80 Jahre erfreut er ſich beſter Geſundheit.
k, Ober=Beſſingen, 5. Juli. Altveteran Johannes Oerth ſtarb im
Alter von 76 Jahren. Er hat den Feldzug 1870/71 als heſſiſcher Jäger
mitgemacht.
k. Büdingen, 5. Juli. Mit der Erbauung eines Kreisamtsgebäudes
iſt begonnen worden. Bis zum Herbſt wird es iim Rohbau vollendet.

Odenwaldſängerfahrt des Lehrergeſang=
vereins
Karlsruhe.
Als wir noch ein aufrechtes freies Volk waren, waren größere und
kleinere Sängerfahrten bei den meiſten Geſangvereinen ſich regelmäßig
wiederholende Erſcheinungen. Faſt jeder Verein machte alljährlich ſeine
Reiſe, die in fernere oder nähere Gegenden des deutſchen Vaterlands
häufig aber auch ins Ausland führte. Wir ſind beſcheidener geworden.
Die Knechtſchaft, die uns der Verſailler Schandvertrag auferlegt hat
und in die wir uns mit immer wachſender furchtbarer Klarheit mehr
und mehr verſtrickt ſehen, hat uns auch bei Sängerfahrten Beſcheiden=
heit
und Beſchränkung auferlegt. Und ſo war es immerhin für den
Lehrergeſangverein Karlsruhe ein Ereignis, als er
zum erſtenmal nach dem Krieg wieder, wenn auch nicht nach der Schweiz,
nach Tirol oder nach Wien, ſo doch, einer freundlichen Einladung der
Geſellſchaft der Muſikfreunde im Odenwald (Sitz
Erbach i. O.) folgend, nach dem benachbarten Waldgebirge des Oden=
waldes
kam, um hier in gleicher Weiſe Erholung und Anregung zu
ſuchen, wie auch die Gaſtfreunde durch ſeine Lieder zu erfreuen und
zu erheben.
In einer Stärke von 120 Köpfen kamen die Sänger, durchweg
Lehrer der badiſchen Landeshauptſtadt Karlsruhe und ihrer Umgebung,
am vergangenen Samstag abend in Erbach und Michelſtadt an, wo ſie
zum größeren Teil, trotz der beſtehenden Schwierigkeiten, die durch die
Notwendigkeit der Aufnahme zahlreicher Ausgewieſenen noch erhöht
wurden, dank der Opferwilligkeit hieſiger Muſikfreunde in Privatquar=
tier
unterkamen. Der ſpäte Abend bereits ſah die Sänger am Werk:
Im für muſikaliſche Veranſtaltungen wie geſchaffenen wundervollen
mittekalterlichen Kellereihof zu Michelſtadt, den zahlreiche Kerzer
magiſch erleuchteten, fanden ſich die Sänger zum Abendſtändchen, dem
erſten der drei geplanten Konzerte, ein. Unter Profeſſor Heinr, Kaſpar
Schmids, des Direktors des Badiſchen Konſervatoriums in Karls=
ruhe
, überragender Leitung offenbarte der Chor ſchon beim erſten Lied,
dem wundervollen Chor. In der Ferne von Thuille, dem großen
Münchener Meiſter, ſeine hohen Eigenſchaften. Die im Abendſtändchen
weiter dargebrachten Geſänge, die Volkslieder An der Saale hellem
Strande‟, Ein Sträußchen am Hute, Lebe wohl Drunten im Un=
terland‟
Der Jäger aus Kurpfalz, ſowie die herrliche Zugabe, das
Rheinlied, waren den meiſten Hörern wohl vertraut, ſo daß der Genuß
infolge der vollendeten Wiedergabe beſonders eindringlich war. Die

Diſziplin des Chores, der in allen Stimmen über ausgezeichnetes Ma=
terial
verfügt, iſt ganz außerordentlich; die Sänger gehorchen dem leiſe=
ſten
Wink ihres Dirigenten, eines begnadeten Muſikers. Die Einheit
der künſtleriſchen Wirkung iſt ſo groß, daß der Chor wie ein einziges
edles Inſtrument wirkt, das von Meiſterhand meiſterlich geſpielt wird.
Im Rahmen des Abendſtändchens gelangte noch ein Satz eines Streich=
quartetts
von Mozart, von Karlsruher Künſtlern trefflich geſpielt, mit
beſter Wirkung zum Vortrag. Am ſpäten Abend, nach dem Ständchen,
verſammelten ſich die Karlsruher Sänger mit hieſigen Kunſtfreunden
im Saale von Schmerkers Garten zu einem geſelligen Zuſammenſein,
bei dem der Vorſitzende der Geſellſchaft der Muſikfreunde im Odenwald,
Kreisamtmann Dr. Roeſener=Erbach, namens der Geſellſchaft der
Muſikfreunde und namens des Odenwaldes den Sangesbrüdern aus
dem Nachbarlande Baden Gruß und Willkomm entbot. Hauptlehrer
Fiſcher=Karlsruhe, der erſte Vorſitzende des Lehrergeſangvereins,
dankte in einer herzlichen Erwiderung, in der er betonte, wie gerne die
Karlsruher Sänger dem Ruſe in den Odenwald, der in muſikaliſchen
Kreiſen ein ſehr hohes Anſehen genöſſe, gefolgt ſeien. Rektor Weber
(Erbach) begrüßte die Karlsruher Lehrerſänger im Namen der Lehrer=
ſchaft
des Odenwaldes. Gemeinſame Lieder, ſowie ſonſtige muſikaliſche
und deklamatoriſche Vorträge verſchönten die gemütliche Feier brüder=
lichen
Zuſammenſeins.
Der Sonntagvormittag ſah die Sänger zur Kirchlichen Morgen=
muſik
in der Stadtkirche zu Erbach verſammelt. Profeſſor Schmid, ein
Meiſter auch auf der Königin der Inſtrumente, präludierte in köſtlicher
Weiſe frei auf der Orgel. Der Chor brachte hierauf Harre des Herrn
von Malan, und wundervoll duftig Mozarts ewiges Ave verum zum
Vortrag. Einem Andante von Handel für Orgel, zwei Violinen und
Cello, folgte der außerordentlich ſchwierige, aber köſtlich gelungene
ſiebenſtimmige Chor des alten Italieners Gabrieli Exaudi Deus. Nach
einer Arie von Stradella, von Profeſſor Schmid für Orgel und Streich=
quartett
eingerichtet, leitete zu den letzten Chören über, zu Bruchs
Chriſt und der Tod, Bachs Biſt du bei mir und zu Nägelis Motette
Der Menſch lebt und beſteht nur eine kleine Zeit, die in ein wunder=
volles
Amen austönt.
Am Sonntag nachmittag fah man eine ſtattliche Schar von Kunſt=
freunden
, die ſich bei klarem und weniger regendrohendem Wetter
zweifellos noch ſtark vermehrt hätte gar mancher, von dem man Ver=
ſtändnis
für edle Kunſt erwarten kann, hatte ſich zu ſeinem eigenen
Schaden durch die regenſchwarzen Wolken abhalten laſſen! , nach dem
Schloßhof von (Fürſtenau pilgern, um dem Großen Konzert anzu=
wohnen
. Das Wetter hatte ſchließlich ein Einſehen und ließ die viel=
hundertköpfige
Hörerſchar, von einigen ſtaublöſchenden Spritzern ab=
geſehen
, unbehelligt dem ſeltenen Genuß lauſchen, den die auserwählte
Sängerſchar in dem wundervollen Rahmen des altehrwürdigen Tor=
bogens
bot. Den Beginn des mit außerordentlichem Geſchmack zuſam=
mengeſtellten
Programms machte der Deutſche Volksruf, ein überaus
wertolles Werk des in Oeſterreich lebenden Joſeph Reiter, auf deſſen
Männerchöre die Geſangvereine nicht nachdrücklich genug hingewieſen
werden können. Der traurige Jäger, ein düſter=ernſtes Lied von
Thuille, ſchloß ſich an, dem das friſche Mailied von Zuccalmaglio
folgte. Thuille, dem die Karlsruher Sänger im vergangenen Winter
einen ganzen Abend gewidmet hatten und deſſen Werke die Beachtung
weiteſter Kreiſe verdienen, war noch mit zwei weiteren, ſehr ſchönen
Chören: Rewelge und Hinaus vertreten. Von Volksliedern hörte
man noch den beſonders ſchön geſungenen Jägermarſch, Die Heimat,
Schön iſt die Jugend, ſowie den eigens für das Konzert von Prof.
Schmid ſehr ſchön geſetzten Chor Es ſteht ein Baum im Odenwald,
der in dieſer Faſſung ſeine Uraufführung mit großem Erfolg erlebte.
Um ein Gegengewicht gegen die herbe Kunſt des Männergeſanges zu
bieten, waren zwiſchen die Männerchöre einſtimmige Volkslieder mit
Begleitung von Streichinſtrumenten eingelegt, die dem Volksliederſpiel
H. K. Schmids Finden und Meiden entnommen waren und durch den
kleinen Frauenchor der Geſellſchaft der Muſikfreunde und Inſtrumenta=
liſten
aus Karlsruhe und Erbach unter des Komponiſten Leitung vor=
trefflich
vorgetragen wurden. Bei aller Einfachheit ſind die von Dr.
Maas=Michelſtadt mit Hingebung und beſtem Erfolg einſtudierten Lie=
der
, deren Begleitung meiſterlich geſetzt iſt, von hoher künftleriſcher
Wirkung, ſo daß ſie gerade im Gegenſatz zu den machtvollen Männer=
chören
zu beſter Geltung kamen. Wie Abendſtändchen und Kirchliche
Morgenmuſik wurde auch das Große Konzert zu einem vollen Er=
folg
für die Sängerſchar und ihren ausgezeichneten Leiter, welch letzterer
durch Ueberreichung eines Eichenkranzes gebührend gefeiert wurde. Da
die Karlsruher Sänger bald nach dem Konzert wieder nach ihrer Hei=
mat
abfahren mußten, konnte das Zuſammenſein bei einem Glaſe treff=
lichen
Wörner=Bieres im Park zu Fürſtenau, den der kunſtſinnige Graf
zu Erbach=Fürſtenau gleich dem Kellereihof und dem Schloßhof in
liebenswürdigſter Weiſe zur Verfügung geſtellt hatte, nur von kurzer
Dauer ſein. Die Zeit genügte aber, um die Gefühle zum Ausdruck zu
bringen, die die Karlsruher und die hieſigen Kunſtfreunde verbindet,
die Geſinnung herzlicher Freundſchaft im Dienſte der Kunſt, Offenbar
von den beſten Eindrücken beſeelt, verließen die Sänger leider zu früh
den Odenwald, wie wir annehmen zu können glauben, mit den beſten
Eindrücken und dem Wunſche, recht bald einmal wieder hierher zu kom=
men
. Dieſer Wunſch wird von uns durchaus geteilt, und wir hoffen,
daß die Odenwald=Sängerfahrt des Lehrergeſangvereins Karlsruhe ein
Band ſein wird, das den beſſiſchen Odenwald mit dem benachbarten und
befreundeten Baden dauernd und feſt verbindet. In dieſem Sinne
rufen wir auch den Karlsruhern ein herzliches Auf Wiederſehen zu.
Und zuletzt und doch nicht an letzter Stelle wollen wir gerne dieſe
Gelegenheit benutzen, um dem Leiter der veranſtaltenden Geſellſchaft
der Muſikfreunde‟, Kreisamtmann Dr. Roeſener=Erbach, für die
vielen Mühen, die er bei all dieſen Veranſtaltungen hatte, unſeren herz=
lichſten
Dank auszuſprechen und zu ſagen, was wir eigentlich ja alle
wiſſen, daß wir im Odenwald dieſe Kunſtgenüſſe, um die uns manche
Städter beneiden können, ohne ihn nicht hätten.

Reich und Ausland.
w. Wiesbaden, 7. Juli. Vor der hieſigen Strafkammer hatten ſich
am Mittwoch ſieben Angeklagte wegen großer Lebensmitteldiebſtähle
aus dem vergangenen Winter zu verantworten. Nach zehnſtündiger
Verhandlung, während der es im Zuhörerraum zu Zwiſchenfällen kam,
o daß bis zur Urteilsverkündung die Oeffentlichkeit ausgeſchloſſen wer=
den
mußte, erkannte das Gericht gegen den Kraftwagenführer Joſef
Manow wegen dreier ſchwerer Diebſtähle und Hehlerei auf zweieinhalb
Jahre Zuchthaus und 5 Jahre Ehrverluſt, gegen den Former Karl
Schwarz wegen ſchweren Diebſtahls auf 1 Jahr 3 Monate Gefängnis
gegen den Büroangeſtellten Henry Nanvier und den Artiſten Gaſton
Ouvrier wegen ſchweren Diebſtahls auf je 1 Jahr Gefängnis und gegen
einen Händler wegen Hehlerei auf 6 Monate Gefängnis; die angeklagte
Frau Manow und der Maler Karl Koch wurden freigeſprochen.
Tagung des Deutſchen Evangeliſchen Kirchenausſchuſſes.
Der Deutſche Evangeliſche Kirchenausſchuß, die ſtändige Vertretung
des von ſämtlichen Landeskirchen am 25. Mai 1922 gegründeten Deut=
ſchen
Evangeliſchen Kirchenbundes, hielt in Eiſenach eine mehrtägige
Sitzung, an der als Vertreter der heſſiſchen evangeliſchen Landeskirche
der ſtellv. Präſident Dr. Bernbeck teilnahm. Die Leitung konnte
über eine rege Tätigkeit berichten. Die Entſendung offizieller Vertreter
zu den Tagungen großer Verbände der evangeliſchen Jugend=, Schul=
und Frauenbewegung, ſowie zum Deutſchen Tag in Flensburg und
Hamburg zeigte, wie lebendig der Kirchenbund durch ſeinen Ausſchuß
und deſſen Leitung an allem teilnimmt, was der inneren Erneuerung
des Volkslebens dient. Die an die evangeliſchen Kirchen des Auslandes
gerichtete Kundgebung vom 27. Februar d. Js. gegen den Einbruch ins
Ruhrgebiet hat weithin Widerhall gefunden. Wie der Evangel. Ober=
kirchenrat
in Berlin hat auch der Kirchenausſchuß in Wort und Tat der
Bevölkerung an Rhein und Ruhr zur Seite geſtanden. Wichtige Be=
ratungen
galten der Vorbereitung des erſten ordentlichen Deutſchen
Evangeliſchen Kirchentages, der am 5. Oktober in Bethel= Biele=
feld
zuſammentreten ſoll. Zur Verhandlung werden dort u. a. kom=
men
die Stellung des evangeliſchen Chriſtentums zu Familie und Be=
ruf
, die Schulfrage, ſowie ein Diaſpora= und Bundesbeamtengeſetz. Mit
dem Kirchentag ſoll eine 400jährige Gedächtnisfeier des
evangeliſchen Kirchenliedes verbunden werden. Eingehende
Beſprechungen fanden ſtatt über Maßnahmen des Reiches und der Län=
der
zur Linderung der wirtſchaftlichen Not der Religionsgeſellſchaften
und insbeſondere über das Schulweſen. Die Verzögerung der Verhand=
lungen
über das Reichsſchulgeſetz wurde einſtimmig als unerträglich an=
erkannt
. Der Ernſt der damit geſchaffenen Lage, die das Herannahen
neuer ſchwerer Kämpfe befürchten läßt, wurde voll gewürdigt. Endlich
wurden Mittel und Wege beſprochen, den kirchlichen Einfluß in der
Oeffentlichkeit zu fördern, namentlich durch Vorträge und durch die
Preſſe. Mit wärmſtem Dank wurde auch deſſen gedacht, was evange=
liſche
Bruderliebe im Ausland, namentlich in Schlveden und in der
Schweiz, zu tun nicht müde wird. Seit November haben 1600 ſchwedi=
ſche
Gemeinden durch die Samaritergabe im Betrage von 523 000 Kr=
N.=V.
den kirchlichen Notſtänden zu ſteuern geſucht.
R93

[ ][  ][ ]

Rummer 186.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 8. Juli 1923,

Umleitung von Schnell= und Perſonenzügen.
Wegen Sperrung der Strecke Frankfurt a. M.Hbf.=Darmſtadt durch die Beſatzungsbehörde werden ab 9. Juli 1923 folgende
Schnell= und Perſonen=Züge über DieburgBabenhauſen-Hanau=Oſt bezw. über OffenbachOber=RodenDieburg nach und von
Frankfurt umgeleitet.

Richtung HeidelbergDarmſtadt Frankfurt
D 307 Darmſtadt an 1221 ab 1225 Hanau=O. 1225/23 Frankfurt=H. an 252 ab 398
533 540
72530
*
806
*
543
553
654/705
740

Px 903
D 281
in Hanau=Oſt umſteigen auf einen beſonderen Zug D 281 nach KaſſelHolland
Px 921 Darmſtadt an 740 ab 831 Hanau
945/48 Frankfurt=H. an 1023
D 175. Heidelberg ab 1032. Darmſtadt 114750. Hanau 1247/49 Frankfurt=H. an 116/48
Px 991 Darmſtadt an 1010 ab 1018 Offenbach 1154/55 Frankfurt=H. 1212 an
D. 85

1229 1232 Hanau
132/40
206
in Hanau=Oſt umſteigen nach Richtung Berlin und Hamburg und in Anſchlußzug nach Friedberg (Heſſ.) zum Anſchluß an D 175
nach Schwerte

D 135
D 1

Px 961 Darmſtadt an 706 ab 728 Hanau 840/50 Frankfurt=H. an 938 * 811 815 * 912 916

D 159 Darmſtadt an 430 ab 450 Hanau 555/57 Frankfurt=H. 623 nachmittags an
D 75 Mannheim ab 624 Darmſtadt 728/41 Offenbach 917/18 Frankfurt=H. an 938/1093
915/17
954
1012/30
119
in Hanau=Oſt Wagenübergang an D 1 FrankfurtBerlin
Pz 999 Darmſtadt an 1040 ab 1050 Hanau 1292/03 Frankfurt 236 an
in Hanau=Oſt an beſchleunigten Px 869 nach Berlin Anſchluß.
Richtung FrankfurtDarmſtadt-Heidelberg.
Wo Fahrzeiten über Darmſtadt hinaus nicht angegeben ſind, bleibt der bisherige Fahrplan beſtehen.
D 282 Frankfurt=H. ab 1035 Hanau=O. 1103/25 Darmſtadt an 1218/22
in Hanau Anſchluß von D 282 Holland-Kaſſel
M.) 330/31. Darmſtadt 455/513
D 308 Franfſurt=H. an 92 ab 34 Offenbad (0. Darmſtadt. 653 00
Pz 998
H. (W) ab 405 Offenbach (W) 42
(8) ab 440
*
(S) 459 501

Pz 916
D 136
D 2
D 76
D 156
Px 936
D 176
D. 86

ab 552
*
ab 612
*
ab 708
Heidelberg an 941/50 Karlsruhe
Frankfurt=H. ab 939 Offenbach
Mannheim
Frankfurt=H. ab 1052 Offenbach
ab 1220
ab 339
Heidelberg
Frankfurt=H. ab 420 Hanau

*
*
1244/55 Karlsruhe
635/32 Karlsruhe

609,/11
745/51
*
629130
800/10

720 21
838/40
1045/1100 B.=Baden an 1145
951f52 Darmſtadt 1133/36
157/210, B.=Baden an 254
110405 Darmſtadt 1233/44
1238/39
2081220
351,52
507/15
739 55 B.=Baden 841
446/502 Darmſtadt 551/54

in Hanau=Oſt Aufnahme der Anſchlüſſe aus D 86 und D 42 von Hamburg und Berlin.
beſchl. Px 992 Frankfurt=H. ab
701. Offenbach
71812 Darmſtadt 915 12
Heidelberg
1037/45 Karlsruhe an 1145. Stuttgart
118
Ps 964 Frankfurt=H. ab 74 Offenbach
757 58 Darmſtadt 950 1094
Außerdem ſind einige Fahrplanänderungen eingetreten, die auf den Stationen zu erfahren ſind.
Reichsbahndirektion Mainz.

74
S.
Sphtt, Shiet und" Tafnen.

Leichtathletik.
*=e= Vorgeſtern hielt der Sportverein Darmſtadt 1898
E.V. als Abſchluß ſeiner 25jährigen Beſtehensfeier im Fürſtenſaal ſeine
diesjährige Hauptverſammlung ab. Die Verſammlung war zahlreich
beſucht und zeigte in einmütiger Beſchlußfaſſung den guten Geiſt, der
alle Mitglieder für eine ideale Sache beſeelt. Der erſte Vorſitzende des
Vereins, Herr Sanitätsrat Dr. Mickel, gab zu Beginn der Ver=
ammlung
einen Ueberblick über das abgelaufene Vereinsjahr und ſtell=
eſt
, daß im Verlaufe des vorausgegangenen und am Anfang des jetz
bgelaufenen Geſchäftsjahres die ſportlichen Leiſtungen in allen Abte
ungen des Vereins ſich im Nückgange befanden, der dem Verein u. a.
ſen Verbleib in der Bezirksliga des Verbandes Süddeutſcher Fußball=
vereine
koſtete. Es gelte, mit erhöhter Anſtrengung den Verein in die=
em
Jahre durch die Kreisliga durchzuringen, um den Anſchluß nach
ben wieder zu erhalten. Der Abſchluß des alten und der Anfang des
teuen Geſchäftsjahres ließen das Beſte hoffen. Zu den anderen Ver=
inen
werden weit über Darmſtadts Mauern hinaus gute Beziehungen
ſepflegt. Auch in geſellſchaftlicher Beziehung genieße der Verein einen
juten Ruf. Aus der Fülle der Berichterſtattungen der einzelnen Unter=
uusſchüſſe
ſei beſonders hervorgehoben, daß der Verein im abgelaufenen
Heſchäftsjahr 10 aktive, 4 Jugend= und 2 Schüler= Fuß=
allmannſchaften
ſtellen konnte. An Erfolgen iſt auch die
Leichtathletikabteilung gegen frühere Jahre zurückgegan=
ſen
; der Nachwuchs ſoll dieſe Lücke wieber ausfüllen. Der Verein war
n der Lage, zwei gut trainierte Handball=Mannſchaften ins
Feld ſtellen zu können. Die Tennisabteilung konnte auch dies
Jahr wieder nur auf einem Platz ſpielen. Die Platzkommiſſion war in
orbildlicher Weiſe beſtrebt, das Kleinod des Vereins, die Sportplätze
m Böllenfalltor, wenn auch unter großen Koſten, inſtand zu halten.
der Vergnügungsausſchuß gab über eine anſprechende Tätigkeit Bericht.
In regelmäßigen Monatsverſammlungen, 48 Vorſtandsſitzungen und in
ahlloſen Ausſchußſitzungen wurde das Vereinsſchiff in eigenen Ver=
insräumen
gut geleitet. An Geräten und Materialien hat der Verein,
ank der Fürſorge ſeiner Führer, einen guten und reichlichen Beſtand.
die Kaſſenverhältniſſe ſind trotz der außerordentlich hohen Ausgaben
ünſtig, ſo daß der Verein zum erſtenmal ſeit ſeinem Beſtehen ohne
Fehlbetrag in ein neues Geſchäftsjahr eintreten kann. Der Mitglieder=
eſtand
beträgt zur Zeit 930, an Jugendmitgliedern ſind weitere 230
ingeſchrieben. Die anläßlich des 25jährigen Beſtehens vom Verein
eſtiftete Ehrennadel erhielten 23 Herren, teils als Gründer des
Zereins, teils für jahrlange hingebende Mitarbeit. Bei der Vor=
andswahl
wurden die Herren Dr. Mickel zum 1. Vorſitzenden,
k. Schmidtmann 2. Vorſitzenden, Karl Schreiber 1. Schrift=
ührer
, Heinrich Schmall 2. Schriftführer, Roni Elſeſſer 1. Kaſ=
ierer
Heinrich Krebs 2. Kaſſierer, Karl Keil 3. Kaſſierer, als Vor=
itzender
des Fußballausſchuſſes Fritz Schmitt, der Leichtathletikab=
eilung
Dr. Klös, der Tennisahteilung Albert Kuhn, der Jugend=
bteilung
Dr. Grünewald, der Handballabteilung Hermann
Schließmann, der Platzkommiſſion Fritz Schreiber und des
Zergnügungsausſchuſſes Reinhold Grab gewählt. Alle dieſe, Herren
ieten Gewähr mit einem guten Stamm von Mitarbeitern.

Turnen.
Bunter Abend der Turngemeinde Darmſtadt 1846.
* Die jugendliche Hauskapelle eröffnete mit flotter Varieté= Streich=
muſik
den geſtrigen Bunten Abend. Es folgten die Pflicht= und Kür=
Frejübungen für das Münchener Turnfeſt. Wie im Rhythmus eines
Gedichtes, klangen die einzelnen Uebungen aneinander. Gewandt und
elegant waren die Sprünge der Mädchen über das Pferd mit dem
Schleuderbrett. Da in einem richtigen Varieté=Programm auch der
Humor nicht fehlen darf, brachte ein ſtimmbegabter Turner intereſſante
Indienfahrten zum Vortrag. Ein prachtvoller Kraftakt reihte ſich an.
Zwei Turner halten eine Reckſtange, an der ein dritter mit ebenmäßig
durchgebildetem Körper prachtvolle Uebungen zeigt. Eine Reihe von
Gruppen läßt auserleſenes Material an Turnern Vorzügliches leiſten.
War bei den ſeitherigen Uebungen Kraft und Ueberlegung angewandt
worden, ſo ſollten auch Anmut und Schönheit nicht fehlen. Frohe Wal=
zerklänge
begleiteten anmutige Reigen friſcher Mädchen. Nach der
Pauſe eine echte Varieté=Nummer in echtem Koſtüm, doch ſcheint’s mit
dem Inhalt nicht ganz zu ſtimmen. Zwei erwachſene Turner und zwei
Buben von 11 und 13 Jahren vollführen dann eine Reihe von Uebun=
gen
, in denen die beiden Jungturner Erſtaunliches leiſten. Es folgen
prachtvolle Volkstänze, an die ſich eine luſtige Turnfahrt nach Ober=
bayern
mit Schnadahüpferln und Reckübungen anreiht. Die Schluß=
Nummer, das Flammenſchwingen, findet, wie auch alle anderen Dar=
bietungen
, viel Beifall.
Waſſerſpori.
R.D.V. Die Süd=Oſtpreußiſche Kampfſpielwoche.
Die jährlich Anfang Juli ſtattfindende und mit Erinnerungsfeiern an
den bſtpreußiſchen Abſtimmungsſieg vom 11. Juli 1920 endende Süd=
Oſtpreußiſche Kampfſpielwoche wird in dieſem Jahre in Lyck und in
Lötzen, inmitten Maſurens, des Landes der tauſend Seen, abgehalten;
im Anſchluß an die Ruder= und Segelregatten der Kampfſpiele finden
mehrtägige Segel= und Ruderwettfahrten in das maſuriſche Seengebiet
ſtatt. Ende Juli veranſtaltet der Deutſche Ruderverband eine Oſt=
preußenfahrt
, bei der mehrere Hundert Ruderer aus allen Teilen des
Reiches das Seengebiet in Booten bereiſen. Beſonders genußreich iſt
eine Fahrt im Paddelboot, in dem auch die in tiefer Waldeinſamkeit
liegenden kleineren Seen zu befahren ſind. Auskünfte über Wanderun=
gen
und Reiſen durch den Verkehrsverband für das ſüdliche Oſtpreußen,
Allenſtein, Rathaus.
Flugſport.
Thea Frenſſen als Fliegerin. Die bekannte Ber=
liner
Eislaufkünſtlerin, die mehrere Jahre hindurch die deutſche Mei=
ſterſchaft
im Eiskunſtlaufen gewann und ſich nun dauernd in der Schweiz
niedergelaſſen hat, hat ſich dort dem Flugſport zugewandt. Auf dem
Flugplatz Dübendorf bei Zürich hat Thea Frenſſen vorige Woche ihre
erſten Alleinflüge ausgeführt, und iſt damit die erſte Dame, die auf
Schweizer Boden ein Flugzeug ſelbſtändig zu ſteuern imſtande iſt.

Seite 5.

Für die Reiſe.

Die Auskunfterteilung im Reiſeverkehr.
Der Reichsverkehrsminiſter hat, wie die Reichszentrale für Deut=
ſche
Verkehrswerbung mitteilt, für die Auskunfterteilung auf den
Bahnhöfen der Reichsbahn neuerdings Richtlinien aufgeſtellt: zur
Erteilung von Auskünften auf kleineren und mittleren Bahn=
höfen
ſind, die Pförtner, Bahnhofsſchaffner (Sperrebeamten),
Aufſichtsbeamten, die Fahrkartenausgaben und das Zugbegleit=
perſonal
ermächtigt. Auf großen Bahnhöfen ſind beſonders ge=
kennzeichnete
Auskunftsſtellen eingerichtet oder Beamte aufge=
ſtellt
, die an einer gelben Armbinde zu erkennen ſind. Die Aus=
kunfterteilung
erſtreckt ſich in der Hauptſache auf Zugverbindun=
gen
, Verſpätungen, Anſchlüſſe, Wartezeiten, auf alle Beſtimmun=
gen
des Perſonen= und Gepäckverkehrs, ſowie auf die Gültigkeit
der Fahrkarten.
RDV. Neue Fahrpreiſe im Seebäderdienſt der
Oſt= und Nordſee. Die Dampferfahrpreiſe der Seebäder=
dienſte
mußten, um der Geldentwertung zu folgen, mit Wirkung
vom 1. Juli wie folgt feſtgeſetzt werden: Hamburg-Cuxhaven
48 000 Mk. (Sonntag=Hin= und Rückfahrt 50 000 Mk.), Cuxhafen
Helgoland 70000 Mk. (Sonntag=Hin= u. Rückf. 100000 Mk.),
HamburgHelgoland 115000 Mk. (150 000 Mk.), Hamburg Hel=
goland
-Nordernetz 188 000 Mk., Cuxhaven-Norderney 140000
Mark, CuxhavenHelgoland-Bremerhaven 120 000 Mk., Stet=
tin
Swinemünde 15 000 Mk., StettinRügen 50 000 Mk., Swi=
nemünde
Rügen 40 000 Mk., Swinemünde-Pillau 75000 Mk.,
SwinemündeZoppot (=Danzig) 75000 Mk., Zoppot-Pillau
50 000 Mk.

a
Chokolade-Ckör
Motsettes
R
DER BEVORZUGTE UKOR DER DAME
Landauers Macholl

HEIIBRONN

Geſchäftliches.
Aus der Automobil=Induſtrie. Die Nenn= und
Turnierveranſtaltungen der letzten Wochen haben den Beweis erbracht,
daß die deutſche Automobilinduſtrie, die durch den Krieg und ſeine
Folgen zurückgeworfen worden war, ihre Vorrangſtellung in heißem
Ringen wiedergewonnen hat. Nicht zuletzt hat ſie dies dem Brennſtoff
Ikolin und dem Autoöl Ikaol zu danken, die die Chemiſche Fabrik
M. Jakobi A. G. in Frankfurt a. M. herſtellt. Der Disi=Weltrekord,
die 20 000 Kilometer=Ohnehaltfahrt auf der Avusbahn wurden ausſchl.
mit Ikolin und Ikaol erfochten. Auch die drei Sieger mit Steiger=
wagen
im Geſamtklaſſement des Homburger Automobil=Turniers ſind
mit dieſem wertvollen Betriebsſtoff gefahren.
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für den 9. Juli:
Heiter, ſpäter wolkig, erhöhte Gewitterneigung.

Tageskalender.
Sommerſpielzeit Br. Harprecht (Kleines Haus), abends
7½ Uhr: Henne im Korb. Orpheum, abends 734 Uhr: Der
letzte Walzer. Herrngarten, 11 Uhr: Promenade=Konzert.
Konkordiaſaal, nachm. 6 Uhr: Tanz. Heſſ. Fecht=
verein
Waiſenſchutz, ½4 Uhr: Sommerfeſt im Saalbau.
Reichsbund deutſcher Feldeiſenbahner= Kriegs=
teilnehmer
, vorm. 11 Uhr: Verſammlung im Reſtaurant Stadt
Koburg. Rummelbräu: Konzert und Tanz. Schuls Fel=
ſenkeller
: Konzert. Hoſpiz, Vereinshaus Ludwigshalle,
3 Uhr nachmittags: Vereinsboxen. Sportplatz=Reſtaurant
am Böllenfalltor: Konzert. Im Saal der Loge (Sandſtr. 10),
abends 8 Uhr ſpricht George Williams. Union=, Reſidenz=, Zentral=
Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
Verſteigerungskalender Montag, 9. Juli:
Holzverſteigerung vormittags 9 Uhr im Reſtaurant Heilig=
Kreuz.

Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik,
Wirtſchaft und Feuilleton: Rudolf Mauve; für Stadt und Land,
Reich und Ausland: i. V.: Andreas Bauer; für den Inſeraten=
teil
: i. V.: Ad. Fleiſchmann, ſämtlich in Darmſtadt.

Die heutige Rummer hat 7. Seiten.
und Nnterhaltungsblatt.

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Deutſche Piano=Handels=A.=G.
HamburgerKakao=u. Schokolad.
Neptun Spedition A.=G.. .

Geld 150000 150060 2000% 300000% 10000% 3500% G. 35009 3000 % G. 1600% B. 15000%

Brief
180009
1800%

12000%
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Nahe Darmſtadt zu berkaufen!
Alsbald beziehbares Landhaus, 6 Zimmer,
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12000 Goldmark; ferner nicht beziehbares
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100 Millionen Papiermark.
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Wohn= und Geſchäftshäuſer
(II,5734
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geſucht, gegen Tauſch
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Geſchäftsſt. (*19391

Siermarkt

Schöne Ferkel
zu verkaufen (*19349
Eberſtadt
Heidelbergerſtraße 2.

[ ][  ][ ]

Darmſtädter Tagblatt, Sonutag, den 8. Juli 1973.

Nummer 186.

Der junge Tod.

Roman von Fritz Demuth.
(Der Abdruck erfolgt mit Genehmigung des Herrn Verfaſſers und
der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung Nachf. in Stuttgart u. Berlin.)
52)
(Nachdruck verboten.)
Marie Louiſe teilte den Tag gut ein, daß ich Ruhe und Ab=
wechflung
zugleich fand, dabei ordnete ſie es ſo, als folge ſie
lediglich ihren eigenen Wünſchen. Glaubte ſie, daß ich ermüdet
ſei von dem kurzen Spaziergange zu der Bank, von der aus man
die hübſche Ausſicht über das tiefe Tal und die Mühle hatte,
dann ſchlug ſie vor, wir wollten noch ein Stück nach unten
weitergehen, nur inzwiſchen uns ein wenig ausruhen, und klagte,
wenn wir ſaßen, über einen Schmerz im Fuß, widerſprach, als
ich mit Rückſicht auf dieſen nachher nicht weitergehen wollte, und
fügte ſich erſt nach einigem Hin und Her darein. Sie war
drollig in dieſer Betulichkeit, und ich lernte, wieder zu lächeln.
Es war aber auch hübſch, ſo auf der Bank zu ſitzen, zu atmen,
zu ſchauen und zu ſchweigen. Grüne Wälder und blauer Him=
mel
und die ſanft abſteigenden Linien der Hügel, das war gut
und milde und beruhigend.
Langweilſt Du Dich, Marie Louiſe?
O nein.
Was tuſt Du denn?
Ich denke daran, wie das alles geweſen iſt. Und Du?
Ich freue mich, daß ich lebe.
Marie Louiſe ſagte: Früher habe ich mich oft gelang=
ſpeilt
, manchmal auch, wenn wir beide zuſammen waren. Jetzt
iſt das anders, ich glaube, ich könnte ſtundenlang ſtillſitzen und
mir überlegen, ob. Du nun wohler ausſiehſt als geſtern, wie
ſich Dein Geſicht verändert hat in den letzten Wochen, und mich
freuen, ſo unglaublich freuen, daß es Dir wieder gut geht. Ich
habe Dich ja ſo lieb gehabt, als Du krank warſt, ach Gott, ganz
alt ſchauteſt Du aus, aber nun wirſt Du wieder wie früher,
und das iſt wundervoll zu beobachten, wie Du manchmal von
Stunde zu Stunde mehr zu Kräften kommſt
In dem bequemen Wagen fuhren wir am Nachmittage durch
denk Wald, um im Forſthauſe zu beſpern. Nur da gab es Erd=
beeren
mit Milch, und die hatte Marie Louiſe ſich in den Kopf
geſetzt, die mußte ſie haben. Abends war ſie dann zeitig ſehr
müde, aber ſie konnte doch nicht ins Bett gehen, bevor ich mich
zur Ruhe gelegt hatte.

Aus Berlin kamen Sendungen mit Lebensmitteln, mir war
es peinlich um der Wirte willen, die ihr Beſtes taten, mich zu
pflegen; wenn ich auch zugeben mußte, daß es an manchem man=
gelte
. Marie Louiſe erklärte ſich bereit, zu ſchreiben, damit die
Sendungen aufhörten, ein paar Male vergaß ſie es, und dann
hatte ihr Brief angeblich keinen Erfolg.
Marie Louiſe, Du beſchwindelſt mich ja. Sie widerſprach,
aber ich blieb dabei, nun bekam ſie einen roten Kopf und wurde
beinahe heftig. Sei mir nicht böſe, aber das iſt wirklich häß=
lich
, wenn Du ſo etwas ſchwindeln nennſt, das iſt kein Schwin=
deln
, ſchwindeln iſt etwas Schlechtes, und ich weiß, daß das,
was ich hier tue, nicht ſchlecht iſt.
Ich lenkte ein. Ich habe ja geſagt: Du ſchwindelſt, und
nicht: Du lügſt. Da habe ich doch Anfpruch auf mildernde Um=
ſtände
.
Ich lachte, aber Marie Louiſe erklärte ernſthaft, ihr ſei
gar nicht nach Scherzen zumute. Mir tat die Verwöhnung
wohl, daß ich keine Luſt hatte, über die Moral ſolcher Streiche
nachzudenken.
Dann konnten wir weitere Wanderungen machen, ich trug
den Arm feſt geſchient, Marie Louiſe ſtützte ſich auf den linken,
es mache ihr Freude, ſo mit mir zu geben, und das mochte wohl
zutreffen, die Hauptſache war ihr aber doch, daß ſie mich ſo ge=
leitete
und vor einem etwaigen Straucheln ſchützte.
Wir gingen durch den Wald, zu den Anhöhen, auf den
Berg, von deſſen Gipfel man in Süden und Norden die Ebene
mit ihren Dörfern am Fuße der Waldeshöhen erblickte.
Auf einer Wieſe ſetzten wir uns nieder, Marie Louiſe pflückte
Blumen, ordnete ſie zu einem Strauß, ſteckte hier eine blaue
Glockenblume, dort roten Mohn hinein und freute ſich an dem
bunten Gelingen, leiſe ſummte ſie ein Lied vor ſich hin, und
nun ſang ſie, als wir unſeren Weg fortſetzten, einfache Lieder,
mit hübſcher Stimme, die war nicht groß, aber warm und ſüß.
Friſchauf! ſang Marie Louiſe im Zuſammenhange des
Liedes und hüpfte und lief auf der Landſtraße voran und riß
mich, da ſie mich untergefaßt hatte, voran. Ich lief mit, und ich
wunderte mich, wie gut es ging.
Ach je, rief Marie Louiſe und blieb ſtehen, da habe ich
eine ſchöne Dummheit gemacht.
Ich kann wieder laufen, Marie Louiſe, wirklich!
Wirklich? Aber natürlich, Du biſt wieder geſund, und
wenn man ſo laufen kann, dann iſt doch gar kein Zweifel mehr
möglich.

Wir ſaßen beim Frühſtück unter der Linde vor dem Gaſt=
hof
. Heute nacht, ſagte ich, habe ich eine techniſche Erfindung
gemacht. Ich hätte mir auch nicht träumen laſſen, daß mir ſo
etwas gelingen würde.
Was denn?
Ich habe mir ausgedacht, wie ich mir in Zukunft trotz des
Verbandes das Fleiſch ſelber ſchneiden kann.
So, ſagte Marie Louiſe, dann wirſt Du Dir auch den
Rock ſelber anziehen können und die Stiefel zuſchnüren?
Nach einiger Uebung hoffentlich.
Das iſt ausgeſchloſſen, ſagte Marie Louiſe, dann über=
anſtrengſt
Du Deinen geſunden Arm und tuſt Dir nur Schaden.
Nein wirklich, es wird gehen, und ich zeigte Marie Louiſe,
wie ich Meſſer und Gabel handhaben wollte. Es ging ganz gut.
Das Mädchen machte ein betrübtes Geſicht. Dann wirſt
Du mich bald überhaupt nicht mehr nötig haben.
Ihre Enttäuſchung tat mir leid, ich ſchnitt mir ein paar
Biſſen und legte das Beſteck hin. Es iſt doch nichts, ſagte ich.
Es dauert zu lange‟. Marie Louiſe war gleich wieder gut ge=
launt
. Das ſchadet nicht, ſagte ſie, nun biſt Du eben noch
einige Tage vorſichtig, und dann iſt alles in Ordnung.
Als wir von einem Spaziergang heimkamen, wurde uns
die Poſt gebracht. Dabei war ein Brief für Marie Louiſe, aus
der Aufſchrift glaubte ich Frau Pfeils Hand zu erkennen. Sie
nahm das Schreiben eilig, öffnete es mit unſicherer Bewegung
und las ſchnell den Inhalt. Gott ſei Dank! ſagte ſie erleichtert.
Was denn? fragte ich.
Ach, von Günter war lange keine Nachricht da, jetzt iſt ſie
gekommen, er iſt wohlbehalten und geſund.
Warum haſt Du mir denn nichts davon geſagt?
Nein, hier ſollteſt Du nichts vom Kriege hören.
(Fortſetzung folgt.)

Kinderwagen
sind weltberühmt und unerreicht .
Jeder Wagen trägt dle Fabrikmarke Bemache
Ueberall erhältllch

Familiennachrichten

Meine ltebe Feau Lifly,
geb. Hennes, schenkte
mir heute einen gesun-
den
Jungen.
In dankbarer Frende
Karl Scherer

Darmstadt, den 7. Juli 1923.
Friedrichstr. 141,

Ai

Marie Hartherz
Karl Hahn
VERLOBTE

(M,5256

Statt Karten.
Ihre Vermählung beehren ſich ergebenſt
anzuzeigen
Rechtsanwalt Dr. Fr. Knoepfel
und Frau Ilſe, geb. von Oelffen

Darmſtadt, 7. Juli 1923
Heinrichſtraße 120.

Wiis )

inte
Chemie=Unterr.
o. 2 Abitur. geſ. Ang.
m. Anſpr. unt. A 48
Geſchäftsſt. (*19407
AVerilaren g
Brieftaſche
mit Inhalt, Brot=
marken
, Notizbuch ete
auf der Chauſſee (*ins
Seeheim=Darmſtadt
v. Arbeiter verloren.
Abzugeb. gegen 50000
Mk. Belohn. Nieder=
Ramſtädterſtr. 29, Helfrich

8. VII. 23

Wienerstr. 60

Wienerstr. 77

Wst 3

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme beim Hinſcheiden meiner
lieben Gattin, unſerer herzensguten,
unvergeßlichen Mutter ſagen wir allen,
insbeſondere Herrn Prediger Voigt
für die tröſtenden Worte unſeren
(*19439
innigſten Dank.
Darmſtadt, den 8, Juli 1923.
Heidelbergerſtr. 26,
Die tieftrauernden Hinterbliebenen:
Heinrich Adrian und Kinder.

Heute entſchlief unerwartet
meine unvergeßliche Frau, unſere
treue Mutter, Schweſter, Schwä=
gerin
und Tante
van Kormſt
Fluu Aesdihle Eaſtein
geb. Graef
im 50. Lebensjahr.
Bensheim, Monsheim, Fried=
berg
, den 6. Juli 1923.
Im Namen der Hinterbllebenen:
Eckſtein
Kreisdirektor,
Die Beiſetzung fand in der
Stille ſtatt. Von Beileidsbeſuchen
bittet man Abſtand nehmen zu
(5757
wollen,

Meine liebe Mitarbeiterin

ohgung Schaaf

Gott dem Allmächtigen, hat es
gefallen, unſere gute, immer=
ſorgende
Mutter
Frau
dner
de
Welgänee Mürtbitr
geb. Schröck
nach langem ſchweren Leiden am
7. Juli 1923 zu ſich in die Ewig=
keit
abzurufen.
(5764
Aachen, Saarbrücken, 7. 7. 23.
Regierungsbaumeiſter
Dipl.=Ing. Philipp Kandner,
Baugewerkſchuldirektor
Joſef Otto Kandner, Stellvertr,
Intendant und Oberſpielleiter,
Erna Maria Kandner, geb. Katz,
Beerdigung: 9. Juli um 3 Uhr,
Friedhofsleichenhalle Nied.= Ram=
ſtädter
Str. Seelenmeſſe: 9. Juli,
vormittags 6½ Uhr, Kapelle der
Barmherzigen Schweſtern, Nied.=
Ramſtädter Str. Blumenſpenden
nicht im Sinne der Entſchlafenen,

Die
erkauf
=
Automobit- Ormaſsgef.
Zeil m. b. H.
Frankfurt a. M., Zeil 49
hat zum Verkauf:
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Tachometer, elektr. Licht, 5fach
bereift.
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faſt fabrikneu
1Struco=Leichtmotorrad
1½ PS., fabrikneu
1 Diamant, 3 PS., wenig gef.
1 NSU SApS.
1 Wanderer=Motorrad
5½ PS., 2 Zyl.; Gepäcktaſchen,
Soziusſitz, 2 Gänge, Leerlauf,
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Pankratiusſt. 14½, II.
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S.=Mantel
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ſchuhe
z. vk. Stiftſt 103,
I., von 11-1. (*19410

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v.H. u. W., neu, mol
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Kranichſteinerſtr. 37, B,II.

Großes passendes
Anwesen
für
(*19431
Apfelwein-Kelterei
gegen Barauszahlung
zu kaufen gesucht.
Ang. und. A 62 Geschäftsst.

wurde mir vor wenigen Tagen plötzlich durch den Tod
entriſſen. Ich verliere in der Verewigten eine bis
zum Tod pflichtgetreue Beamtin, der ich ein ehrendes
Andenken bewahren werde.
Ferd. Adolf Pertſch.
(5718
Darmſtadt, den 7. Juli 1923.

Nachruf.

Am 3. d8. Mts. wurde unſere Kollegin
Fräulein Johanna Schaaf
unerwartet durch den Tod aus unſerer Mitte hinweggerafft.
Die Verewigte hatte ſich durch ihr ruhiges Weſen und ihre
ſtets gleichbleibende Freundlichkeit die Zuneigung aller Kolleginnen
und Kollegen erworben; auch iſt ſie uns durch ihren Fleiß und
ihre Zuverläſſigkeit zum nachahmenswerten Vorbild geworden.
Wir werden ihr Andenken ſtets in Ehren halten.
Die Angeſtellten der Ferd. Adolf Pertſch
Conventionsbureau G. m. b. H.
G717
Darmſtadt, den 7. Juli 1923.

Statt jeder beſonderen Anzeige.
Heute abend 6 Uhr entſchlief
ſanft im 79. Lebensjahre unſere
liebe gute Mutter, Großmutter und
(219423
Tante

Witwe des Oktroi=Erhebers t. R.
Darmſtadt, den 6. Juli 1923.
Moosbergſtraße 90.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Familien Stumpf. Beck
und Weber.
Die Beiſetzung findet Montag,
den 9. Juli 1923, nachmittags
4 Uhr, vom Portale des Fried=
hofs
in der Nieder= Ramſtädter=
ſtraße
ſtatt.

Muit

Kohlenpreiſe der Grube
Prinz von Heſſen
Von Montag, 9. d8. Mts., ab betragen
die Preiſe je Zentner ab Grube: (st5749
Großſtückige Hausbrandkohle Mk. 25000
Kleinftückige
22000
Induſtriekohle . . . . . . . 1500
5000
Feinkohle ..
Der Fuhrlohn beträgt z. Zt. M. 3000.
je Ztr. freibleibend.
Darmſtadt, den 7. Juli 1923.
Berwaltung der ſtädtiſchen Braun=
kohlengrube
Prinz von Heſſen
bei Darmſtadt.

SCHNELLDIENST
FÜR PASSAGIERE UND FRACHT

CUBA-MERIto
HAVANA, VERA CRUZ, TAMPIC0
PUERTO MERIc0
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(Staatszimmerflucht.)zweiterKlasse
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Pfungstadt, Jakeb Limbrieh, Eberstädterotr.
Darmstadt, Adolpb Rady, Limmerstrasse.

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7 Obſt und Gemüſe ?
(*1938e
täglich friſch
56 Eliſabethenſtraße 56
Nähe der Neckarſtraße
g. Mein Prinzip: Gleiche Preiſe, aber
mögl. billiger als a. d. Wochenmarkt.
Sststesellsessssseorss

In Dr. Unblutigs Sprechstunde
5.
(Aufheben!)
(Forsetzung folgt.)
Seit ich als schmerzloser Hühneraugen-
Doktor in Mode gekommen bin, leiden ja
erstaunlich viele Damen an diesem Uebel.
Schon wieder eine, diesmal ganz junger
Jahrgang. Mich aber interessieren mehr als
die schönsten Vergißmeinnichtaugen die
Jühneraugen, obgleich man ja immer noch
eine repräsentable, flotte Erscheinung ist,
und es den armen, kleinen Mädchen nicht
verdenken kann, wenn da das Herzchen
rebellisch wird. Aber ich kann Ihnen in
solchen Fällen nicht helfen, denn ich kuriere
keine Herzen, auch wenn ich sie selbst ge-
brochen
habe, sondern nur Hühneraugen,
und zwar mit dem in vielen Millionen Fällen
bewährten Kukirol. Ein Kukirol-Fußbad
dann ein Kukirol-Pffaster aufgelegt, einige
Tage Geduld und weg ist das Hühnerauge.
Also, kleines Fräulein, gehen Sie jetzt gleich
in die nächste größere Apotheke odel
Drogerie und kaufen Sie sich eine Schachtel
Kukirol. Die Gebrauchsanweisung liegt bei=
Nochmals zu kommen brauchen Sie niche
Das Hühnerauge verschwindet bestimmt i
wenigen Tagen, denn wie sagt der Dichter!
Hühneraugen klein und groß, wirst durel
Kukirol Du los. Aber nehmen Sie auell
gleich eine Packung Kukirol-Fußbad min
denn wer so viel unterwegs ist wie Sie, d0
leidet oft an Fußschweiß, Wundlaufen und
Brennen der Füße, und das Kukirol-Fußbad
beseitigt diese Uebel. Es kräftigt aber audl
die Nerven und Sehnen und macht die Füße
widerstandsfähiger. Lassen Sie sich noeh
heufe, die lehrreiche und überaus wichtge.
Broschüre Die richtige Fußpflege
kommen. Die Zusendung erfolgt gratis une
portofrei durch die
Kukirol-Fabrik Groß-Salze 303 b. Masdebuke
Lassen Sie sich niemals etwas andere
als auch sehr gut aufreden,,sondern gelel
Sie, wenn ein Geschäft die millionenlaßt
bewährten Kukirol-Fabrikate nicht führt
in das nächste. Die kleine Mühe lohnf Siet
(II,572*
bestimmt.

[ ][  ][ ]

ſit ſo

Nummer 186.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 8. Juli 1923.

Seite 2.

des

Steuer=Rundſchau

J

Aus Entſcheidungen des Reichsfinanzhofs.
Altersrenten auf Grund der Reichsverſiche=
rungsordnung
unterliegen der Einkommen=
ſteuer
. Beſchwerdeführer iſt mit dem nicht aus Arbeitslohn
beſtehenden Einkommen, darunter einer Altersrente, zur Ein=
kommenſteuer
veranlagt worden. Die Rechtsbeſchwerde richtet
ſich lediglich gegen die Mitveranlagung der Altersrente zur Ein=
kommenſteuer
, da dieſe Rente nach dem Willen des Geſetzgebers,
nicht durch die Steuer gekürzt, dem Bezieher zur Beſtreitung des
Lebensunterhalts zur Verfügung ſtehen ſolle. Der Rechts=
beſchwerde
kann nicht ſtattgegeben werden. Nach §§ 4, 5 des
Einkommenſteuergeſetzes ſollen alle einem Steuerpflichtigen zu=
fließenden
Einkünfte zur Beſteuerung herangezogen werden, ſo=
weit
ſie nicht ausdrücklich von der Beſteuerung ausgenommen
ſind. § 12 erklärt nun in Nr. 25 Kapitalabfindungen, die an
Stelle der näher bezeichneten Bezüge treten, und in Nr. 10 Be=
züge
aus einer Krankenverſicherung als ſteuerfrei, erwähnt aber
hierbei nicht die Bezüge aus Invaliden= und Altersverſicherung.
§ 45 Abſ. 2 Eink. St. G. in der Faſſung des Geſetzes vom 11. Juli
1921 hatte ſogar die Beſteuerung der Bezüge aus ſolcher Ver=
ſicherung
im Wege des Steuerabzugs ausdrücklich vorgeſchrie=
ben
. Wenn dieſe Beftimmung durch das Geſetz vom 20. Dezem=
ber
1921 wieder beſeitigt wurde, geſchah dies nur geshalb, weil
es ſich nicht um Arbeitslohn handle und die Durchführung des
Steuerabzugs erhebliche Schwierigkeiten bereitete. Hätte der
Geſetzgeber die Bezüge aus der ſozialen Verſicherung, die an
ſich als Renten zu den Einkünften im Sinne des 8 11 Nr. 1 zu
rechnen ſind, aus ſozialen Gründen ſchlechthin von der Beſteue=
rung
verſchonen wollen, ſo wäre es nahegelegen, nicht bloß die
Bezüge aus der Krankenverſicherung im § 12 Nr. 10 aufzuführen,
wie denn auch beim Abzug von Verſicherungsbeiträgen im § 13
Nr. 3 die Beiträge für Invalidenverſicherung neben denen für
Krankenverſicherung angeführt ſind. Die Reichsgeſetzgebung folgt
früheren Landeseinkommenſteuergeſetzen; insbeſondere war im
Art. 16 Nr. 5 des bayeriſchen Einkommenſteuergeſetzes die Be=
ſteuerung
der Verſicherungsrenten allgemein vorgeſchrieben und
davon nur für die Leiſtungen aus einer Krankenverſicherung an
den Verſicherten im Art. 8 Nr. 7 eine Ausnahme gemacht. Auch
die Reichsverſicherungsordnung enthält keine gegenteilige Be=
ſtimmung
.
Keine Hinzurechnung der halben Grund=
erwerbsſteuer
zum Preiſe beim Erwerb eines
Grundſtücks in der Zwangsverſteigerung. Das
Meiſtgebot beträgt im Streitfalle 200 000 Mark. Dieſem hat das
Finanzamt die Hälfte der Grunderwerbsſteuer nebſt Zuſchlägen
mit 6185 Mark hinzugerechnet und aus 206 185 Mark die Grund=
erwerbsſteuer
auf 8247 Mark 40 Pfg. berechnet, weil der Er=
ſteher
die Koſten des Zuſchlagsbeſchluſſes übernommen hat. Dies
iſt nicht zuläſſig. Im Zwangsverſteigerungswerfahren iſt für die
Grunderwerbsſteuer und ein Steuerſchuldner, nämlich der Er=
werber
, vorhanden. Wenn er die Steuer zahlt, kann alſo von
der Uebernahme einer einem Dritten (dem Veräußerer) obliegen=
den
Schuld im Sinne des § 12 Abſ. 2 des Grunderwerbsſteuer=
geſetzes
keine Rede ſein. Die Reichsſteuer beträgt daher vorlie=
gend
nur 4 Prozent von 200000 Mark 8000 Mark. In § 20
Abſ. 1 Satz 2 heißt es auch deutlich: Beim Erwerb im Zwangs=
verſteigerungsverfahren
kann die Steuer von demjenigen, gegen
den ſich das Verfahren richtete, nicht gefordert werden. Linde=
mann
in ſeinem Kommentar bemerkt: Bei der Zwangsverſteige=
rung
iſt der Subhaſtat, bei der Enteignung der Expropriierte nicht
ſteuerpflichtig, vielmehr nur der Erſteher bezw. der Erwerber
des enteigneten Grundſtücks.
Verpflichtung desSteuerpflichtigen zurVor=
legung
von Urkunden. Nach § 204 Abg.O. hat das
Finanzamt die ſteuerpflichtigen Fälle zu erforſchen und von
ſich aus die tatſächlichen und rechtlichen Verhältniſſe zu ermit=
teln
, die für die Steuerpflicht und die Bemeſſung der Steuer
weſentlich ſind. Ergibt ſich die Möglichkeit, eine beſtimmte Steuer
zu erheben, ſo kann das Finanzamt Vorlegung der ihm erforder=
lich
erſcheinenden, in den Händen des Steuerpflichtigen befind=
lichen
Urkunden verlangen. (§ 173 Abſ. 2.) Wenn letztere Vor=
ſchrift
ſich auch nur auf die Prüfung einer Steuererklärung zu
beziehen ſcheint, ſo muß ſie doch in den Fällen des § 204 ( Er=
unittlungs
= und Feſtſetzungsverfahren) ſinngemäß angewendet
werden. Wird ein Steuerpflichtiger zur Vor=
legung
einer Urkunde aufgefordert, ſo müſſen
ihm in entſprechender Anwendung des § 172
Abſ. 1 Satz 1außer der Steuerart die Tatſachen
mitgeteilt werden, die auf eine beſtimmt um=
grenzte
Steuer lauten. Unzuläſſig iſt es, die
Vorlegung von Urkunden nur zu verlangen um
feſtzuſtellen, ob etwa ſteuerpflichtige Rechts=
geſchäfte
irgendwelcher Art in ihr beurkundet
ind. Es muß mitgeteilt werden, welche Steuern in Betracht
kommen. Becker bemerkt im ſeinem Kommentar zu 8 172: In

allen dieſen Fällen wird der Steuerpflichtige vor dem Finanz=
amt
nur dann zu erſcheinen brauchen, wenn ihm vorher
mitgeteilt iſt, worum es ſich handelt. Iſt dies
unterblieben, ſo kann er nicht nach § 202 (durch Strafen) zum
Erſcheinen gezwungen werden. Ebenſo wird er es, wenn er zur
Vernehmung erſchienen iſt, ablehnen können, unvorbereitet, d. h.
ohne vorherige ſchriftliche Mitteilung der Punkte, auf die es an=
kommt
, auf Fragen Auskunft zu geben, die mit dem Gegenſtand
ſeiner Vorladung nicht zuſammenhängen.
Eine wichtige Entſcheidung betr. die Heran=
ziehung
der Auslandsdeutſchen zum Notopfer
bedarſ eingehenderer Darſtellung. Der Beſchwerdeführer lebt
ſeit 1892 im Ausland, betreibt dort ein Handelsgeſchäft und be=
wirtſchaftet
eine Kaffeepflanzung. Im Jahre 1912 kam er zu
ärztlicher Behandlung und Erholung nach Deutſchland. Wegen
der Erkrankung und des im Jahre 1913 eingetretenen Todes ſei=
nes
Vaters und der Regelung des väterlichen Nachlaſſes ver=
ſchob
er die Rückkehr bis zum Jahre 1914. Im Jahre 1920 kam
er zu kurzem Beſuch nochmals nach Deutſchland. Das Finanz=
amt
veranlagte ihn als unbeſchränkt notopferpflichtig. Sein Ein=
ſpruch
und Berufung wurden zurüchgewieſen. Die Rechts=
beſchwerde
hatte Erfolg. Das Finanzgericht verneinte die An=
wendbarkeit
der Ausnahmebeſtimmung im § 2 Abſ. 1 Nr. 1
RNOG., weil durch die in 1912 erfolgte Rückkehr nach Deutſch=
land
der Aufenthalt im Ausland in den letzten zwei Jahren
vor dem 31. Juli 1914 unterbrochen worden ſei. Dieſer Geſetzes=
auslegung
kann indeſſen nicht beigetreten werden. Es kommt
auf die Auslegung des Begriffs des ununterbrochenen Aufent=
halts
nicht in erſter Linie an. Die Ausnahme von der unbe=
ſchränkten
Notopferpflicht iſt in § 2 von der doppelten Voraus=
ſetzung
abhängig gemacht: einerſeits von dem mindeſtens zwei=
jährigen
ununterbrochenen, des Erwerbs wegen oder ans an=
deren
zwingenden Gründen veranlaßten, vor dem 31. Juli 1914
liegenden Aufenthalt im Ausland ohne Beibehaltung eines
Wohnſitzes im Inland, andererſeits entweder von der Fortdauer
des Wohnens im Ausland am Stichtag für das Notopfer oder
der Rückverlegung des Wohnſitzes ins Ausland zum Zwecke des
Erwerbes innerhalb beſtimmter Friſt nach Friedensſchluß. Dieſe
Vorausſetzung hat, rein wörtlich genommen, der Beſchwerde=
führer
erfüllt; denn er hat ſich ohne Wohnſitz im Inland un=
unterbrochen
von 1892 bis 1912 im Ausland aufgehalten und
auch am 31. Dezember 1919 dort gewohnt. Die Anwendung der
Befreiungsvorſchrift auf ihn wird nun deshalb abgelehnt, weil
der Aufenthalt in den letzten zwei Jahren vor dem Kriege unter=
brochen
worden ſei. Dieſe Begründung läuft auf die Anſicht
hinaus, daß der Vorkriegsaufenthalt, vom 31. Juli 1914 an zu=
rückgerechnet
, mindeſtens zwei Jahre umfaſſen müſſe. Indes iſt
zu ſagen: Der Geſetzgeber wollte als Auslands=
deutſche
die Perſonen vom Notopfer ausneh=
men
, die vor wie nach dem Kriege ihren Lebens=
mittelpunkt
im Ausland hatten. Hierfür iſt es aber
offenbar ohne Belang, ob der ausländiſche Aufenthalt gerade
kurz vor dem Kriege beſtand, oder ob er zu dieſer Zeit zufällig
einem inländiſchen vorübergehend gewichen war: denn entſchei=
dend
iſt allein, ob Vor= oder Nachkriegsaufenthalt dergeſtalt als
ein zuſammengehöriges Ganzes angeſehen werden müſſen, daß
daraus der Wille, dauernd im Auslande zu verbleiben, ohne
Widerſpruch mit den tatfächlichen Verhältniſſen hergeleitet wer=
den
kann. Iſt dies der Fall, ſo genügt es, wenn auch ohne un=
mittelbaren
Anſchluß an dieſen Zeitpunkt, den 31. Juli 1914, der
ununterbrochene mindeſtens zweijährige Auslandsaufenthalt be=
ſtanden
hat. Entſcheidend kann alſo nur ſein, ob die Rückkehr
nach Deutſchland einen derartigen Charakter hatte, daß aus ihr
die Abſicht, den mehr als zweijährigen ununterbrochenen Aus=
landsaufenthalt
zu beendigen, hervorging. Dazu genügt eine
vorübergehende Anweſenheit im Inlande nicht, wenn von vorn=
herein
die Abſicht beſtand, nur zeitweilig dort zu bleiben und
nach Erreichung des mit dem inländiſchen Aufenthalt verfolgten
Zweckes wiederum in das Ausland zurückzukehren. Hiernach
war die Veranlagung als unbeſchränkt Steuerpflichtiger nicht
gerechtfertigt.
Der Konkursverwalter iſt nicht verpflichtet,
vorkonkursliche Weinſteuerſchulden eines Wein=
handelsbetriebs
, den er nach Konkurseröff=
nungweitergeführt
hat, als Maſſeſchulden aus
den Mitteln der Konkursmaſſe zu zahlen. § 85
R.Abg.O. auf den Konkursverwalter angewendet beſagt nur, daß
er die ſteuerlichen Pflichten zu erfüllen hat, die der Konkursmaſſe,
wenn ſie handlungsfähig wäre, obliegen würden. Welche ſteuer=
lichen
Pflichten die Konkursmaſſe und damit auch den Verwalter
treffen, iſt aus den einzelnen Steuergeſetzen und den ſonſtigen
geſetzlichen Vorſchriften zu entnehmen. Der Umſtand, daß der
Konkursverwalter den Weinhandelsbetrieb fortgeſetzt hat, be=
gründet
keine Steuerſchuld der Konkursmaſſe für die vorkonkurs=
rechtlichen
Steuerſchulden. Ins beſondere greift § 96 R.Abg.O.
nicht Platz, denn in der Konkurseröffnung liegt keine Veräuße=

rung des Unternehmens im Ganzen‟. Der gegen den Verwal=
ter
erlaſſene Steuerbeſcheid beſteht nicht zu Recht, weil ein An=
ſpruch
gegen ihn nicht geſetzlich gegeben iſt. Damit entfällt auch
die auf § 90 Abg.O. geſtützte perſönliche Haftung des Verwalters.
Die Viehaufkäufe, die ein Altmetzger im In=
tereſſe
ſeines Sohnes, dem er ſeine Metzgerei
abgetreten hat, ohne beſonderes Entgelt aus=
übt
, ſind, auch wenn der Vater ſonſt noch als
Viehaufkäufer tätig iſt, unter Umſtänden als
außerhalb der gewerblichen Tätigkeit des Va=
ters
fallend anzuſehen und daher als umſatz=
ſteuerfrei
zu behandeln. Der Beſchwerdeführer beſtritt
die Umſatzſteuerpflicht der für den Sohn getätigten Aufkäufe mit
dem Bemerken, daß er hierbei nur aus Gefälligkeit für den Sohn
tätig geworden ſei und von ihm nur die baren Auslagen erſtattet
erhalten habe. Während ſein Einſpruch und Berufung erfolglos
blieben, wurde ſeiner Rechtsbeſchwerde ſtattgegeben. § 1 U. St. G.
1919 erfaßt nur die Tätigkeit als umſatzſteuerpflichtig, die in=
nerhalb
ihrer gewerblichen Tätigkeit gelegen iſt. Es genügt
alſo für die Steuerpflicht nicht, daß jemand überhaupt eine ge=
werbliche
Tätigkeit enwwickelt hat. Das U. St. G. ſchließt vielmehr
nicht aus, daß eine eine gewerbliche Tätigkeit ausübende Per=
ſon
nebenbei noch Handlungen ausführt, die aus dem Kreiſe
ihrer gewerblichen Leiſtungen herausfallen. Das iſt dann der
Fall, wenn die Leiſtungen dem Privatleben angehören. Dies
trifft aber nach der Auffaſſung des Senats hier zu. Denn es iſt
durchaus natürlich und glaubwürdig, wenn Beſchwerdeführer
geltend macht, er habe die Viehaufkäufe für den Sohn, wozu er
als Vater und als früherer Inhaber der Metzgerei und bei der
ihm innewohnenden größeren Sachkunde beſonders geeignet er=
ſcheint
, nur als deſſen Geſchäftsſührer zufolge unentgeltlichen
Auftrags, nicht als Geſchäftsmann getätigt. Der Sachverhalt
ſei ähnlich wie bei einem Landwirt, der auf ſeinem Altenteil
ſitzt und für ſeinen Sohn noch Leiſtungen in deſſen Wirtſchaft
ausführt. Solche dem im Betriebe nachfolgenden Sohne gegen=
über
ausgeführten Leiſtungen ſehe auch die allgemeine Verkehrs=
auffaſſung
nicht als gewerbliche Leiſtungen an; ſie ſpielen ſich
im Zweifel im Kreiſe des Familienlebens ab, wie es unter
engen Verwandten üblich iſt. Der feſtgeſtellte Tatbeſtand ſteht
dieſer Auffaſſung nicht entgegen, insbeſondere nicht die Feſt=
ſtellung
der Vorinſtanz, daß Beſchwerdeführer im eigenen Na=
men
, auf fremde Rechnung und nachhaltig als Viehaufkäufer
tätig war. Wenn die Vorinſtanz weiter ausgeführt hat, der Be=
ſchwerdeführer
müßte auch im eigenen Namen handeln, da er
allein die Handelserlaubnis zum ſelbſtändigen Einkauf von
Vieh und zum Verkaufe des Viehs an die Metzgereien hatte, ſo
trägt auch dieſer Grund die angefochtene Entſcheidung nicht; er
erklärt, warum gerade der Vater ſich zu den unentgeltlichen
Dienſtleiſtungen bereitgefunden hat. Zum Kommiſſionär würde
der Beſchwerdeführer durch jene Tätigkeit erſt, wenn er ſie
was aber nicht vorliegt gewerblich ausüben würde.
Im Beſchwerdeverfahren über die Anord=
nung
eines Arreſtes iſt nach der Reichsabgaben=
ordnung
nur darüber zu befinden, ob der Arreſt
ſo, wie geſchehen, zur Zeit ſeiner Anordnung
erlaſſen werden durfte. Die erlaſſene Entſcheidung des
Finanzgerichts beruht anſcheinend auf dem in der bürgerlichen
Rechtſprechung herrſchenden Grundſatz, daß bei der Entſcheidung
über die Rechtmäßigkeit des Arreſtes die Verhältniſſe ſo zu be=.
rückſichtigen ſind, wie ſie zur Zeit der Fällung des Urteils liegen.
Auf das Arreſtverfahren der Reichsabgabenordnung kann der
Grundſatz dieſer Rechtſprechung und der Standpunkt nicht ohne
weiteres übertragen werden. Beim Fehlen eingehender Vor=
ſchriften
über das Arreſwerfahren in der Reichsabgabenordnung
iſt zwar die im Zivilprozeß getroffene Regelung zur Ergänzung
heranzuziehen, doch gilt dies nur inſoweit, als die Reichs=
abgabenordnung
Zweifel übrig läßt. Nun unterſcheiden ſich aber
gerade in dem hier entſcheidenden Punkte die beiderſeitigen Ge=
ſetzesbeſtimmungen
voneinander. Während die Zivilprozeßord=
nung
eine Widerſpruchsklage und in ihr eine Entſcheidung über
die Rechtmäßigkeit des Arreſtes allgemein kennt, gibt § 351
Abg.O. dem Schuldner nur eine Beſchwerde gegen die Anord=
nung
des Arreſtes als ſolchen, und auch dieſe iſt in der jetzt gel=
tenden
Form erſt durch dem Ausſchuß der Nationalverſammlung
eingefügt. Wie deshalb Zuſtändigkeit von Finanzgericht und
Reichsfiuanzhof eine andere Grundlage haben als im Berufungs=
verfahren
, ſo ergeben ſich auch für eine Beſchwerdeentſcheidung
darüber, ob eine Anordnung des Finanzamtes mit Recht er=
laſſen
iſt, andere Vorausſetzungen, als für ein Urteil über die
Rechtmäßigkeit der angeordneten Ausnahme. Letzteres erſtreckt
ſich auf die Berechtigung des Fortbeſtehens der Maßnahme,
erſtere beſchränkt ſich auf die Prüfung, ob das Finanzamt ſo
handeln durfte, wies es getan hat. Für eine ſolche Prüfung
können nur die Umſtände von Einfluß ſein, wie ſie zur Zeit des
Erlaſſes der Anordnung vorlagen, nicht aber Ereigniſſe, die erſt
ſpäter eingetreten ſind.

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1.

[ ][  ][ ]

Darmfkädfer Tagblatt

Danderodtt

8. Juſi 1923 Nr. 186

* Die Technik des Oevifenverkehrs in Deutſchland.
Der internationale Deviſenmarkt war ſchon in der Vor=
kriegszeit
das komplizierteſte und feinfühligſte Inſtrument der
geſamten Weltwirtſchaft. Damals allerdings nahm Deutſchland
an dieſem Verkehr nicht mit jenem Intereſſe Anteil wie heute,
denn die Valuten der wichtigſten mit uns im Warenaustauſch
ſtehenden Länder unterlagen vor dem Kriege ſelbſt innerhalb
längerer Zeiträume kaum nennenswerten Schwankungen, und
auch die deutſche Mark ſelbſt erfreute ſich einer außerordentlichen
Wertbeſtändigkeit. Zu jener Zeit war London der wichtigſte
Deviſenmarkt der ganzen Welt, da dort auch die Zahlungsmittel
jener Länder gehandelt wurden, deren Auslandskredit infolge
beſonderer wirtſchaftlicher und politiſcher Verhältniſſe nicht ganz
ſtabil blieb. Die Hauptſtütze eines gut funktionierenden Deviſen=
marktes
blieb ein ebenſo zuverläſſiger wie ausgedehnter inter=
nationaler
Nachrichtendienſt. Ueber dieſen verfügte England
mehr als jeder andere Staat dank ſeiner Kolonien in allen Welt=
teilen
und dank ſeines rieſigen Kabelbeſitzes. Infolgedeſſen
fand man an der Londoner Börſe die beſten und erfahrenſten
Deviſenhändler der Welt, während die Börſen des europäiſchen
Feſtlandes in der Bewertung der ausländiſchen und beſonders
der exotiſchen Zahlungsmittel in der Regel den Londoner Kurſen
folgten. Der Deviſenhandel war in Deutſchland trotz der im=
merhin
großen Umfätze ein Nebenzweig der bankmänniſchen
Tätigkeit. In der Nachkriegszeit ſind in dieſer Beziehung ſtarke
Veränderungen erfolgt. Die Führung am internationalen
Deviſenmarkte wird der Londoner Börſe mehr und mehr von
Neu=York ſtreitig gemacht, da Amerika dank ſeiner maßloſen Be=
reicherung
im Kriege und der Anhäufung koloſſaler Goldbeſtände
zum erſten Geldverleiher der ganzen Welt geworden iſt. Trotz
des hohen Intereſſes, das die deutſche Wirtſchaft in der Nach=
kriegszeit
dem Deviſengeſchäfte entgegenbringen mußte, blieb
eine gewiſſe Rückſtändigkeit der deutſchen Börſen gegenüber den
großen Auslandsplätzen inſofern beſtehen, als man das inter=
nationale
Nachrichtenmaterial größtenteils erſt aus zweiter Hand
empfing. Auch fehlt es den deutſchen Großbanken an erfahrenen
Deriſenſpezialiſten, da man wie geſagt in der Vorkriegs=
zeit
dieſen Geſchäftszweig mehr nebenbei betrieben hatte. Durch
die neueſten Verordnungen iſt der freie Deviſenmarkt Deutſch=
lands
lahmgelegt worden. Die amtliche Notierung der auslän=
diſchen
Zahlungsmittel erfolgt unter ſtarker Einſchränkung der
freien Dispoſition der beteiligten Kreiſe. Die Elaſtizität des
Deviſenmarktes iſt auf ein Minimum begrenzt. Für den Groß=
handel
und die auf die Rohſtoffe angewieſene Induſtrie ergeben
ſich zweifellos hieraus ſtarke geſchäftliche Schwierigkeiten, die je=
doch
mit Rückſicht auf die augenblicklihe Lage getragen werden
müſſen. Am ſchwerſten betroffen wird die Wirtſchaft der großen
Hafenplätze und des beſetzten Gebietes, die in hohem Maße ab=
hängig
ſind von den Kursſchwankungen der ausländiſchen Zah=
lungsmittel
und von einer hinreichenden Verſorgung mit Devi=
ſen
. Um den in Betracht kommenden Kreiſen die geſchäftlichen
Dispoſitionen zu erleichtern) hat die Reichsbank unter Zuſtim=
mung
der Reichsregierung bereits in Köln, Frankfurt und Ham=
burg
eine Art Vor=Clearing geſchaffen, das darin beſteht, daß an
den betreffenden Plätzen täglich Kauf= und Verkaufsaufträge ge=
ſammelt
und rechtzeitig an die Reichsbank nach Berlin weiter=
gegeben
werden, die dieſe Aufträge bei der Feſtſetzung der amt=
lichen
Kurſe berückſichtigt. Außerdem wird aber im amtlichen
Verkehr ſoweit als möglich zwiſchen in= und ausländiſchen Auf=
trägen
unterſchieden. Bei Materialmangel wird in erſter Linie
der tatſächliche Bedarf der inländiſchen Wirtſchaft berückſichtigt.
Leider iſt es in der letzten Zeit auch nicht immer möglich geweſen,
dem deutſchen Einfuhrhandel die nötige Summe ausländiſcher
Zahlungsmittel zur Verfügung zu ſtellen, ſo daß der Import
wichtiger Rohſtoffe bereits ſtark nachgelaſſen hat. Neben den
vorerwähnten Plätzen ſoll jetzt auch Mannheim, das Wirtſchafts=
zentrum
des Oberrheins, eine Deviſenvorbörſe nach Frankfurter
Müſter erhalten, und hofft man, der aus der Deviſenverordnung
ſich ergebenden Schwierigkeiten Herr werden zu können.
Dollarſchatzanweiſungen ſtatt Deviſen.
In Beantwortung einer Aufforderung der Reichsregierung, in der
Emiſſion der noch nicht gezeichneten Beträge der Dollar= Schatzanweiſ=
ungen
die Regierung in ihren Bemühungen zu unterſtützen, hat der
Zentralverband des deutſchen Großhandels an den Reichskanzler ein
Schreiben gerichtet, in dem ſeitens des Zentralverbandes ſtärkſte Ein=
wirkung
auf die angeſchloſſenen Fachverbände und einzelnen Mitglieder
in Ausſicht geſtellt wird, um die größtmögliche Abnahme von Dollar=
ſchatzanweiſungen
gegen Deviſen durch den Großhandel ſicher zu ſtellen.

h. Fahrzeugfabrik Weinheim A. G., Weinheim an
der Bergſtr. Die Verwaltung ſchlägt Kapitalserhöhung bis auf 20,8
Millionen Mk. Stammaktien und Stimmrechtserhöhung der Vorzugs=
aktien
vom 10fachen auf das 20fache vor.
h. Pfälziſche Nähmaſchinen= und Fahrräder=
fabrik
vorm. Gebr. Kayſer in Kaiſerslautern. Der
Aufſichtsrat ſchlägt der auf den 23. Juli einzuberufenden Generalver=
ſammlung
die Erhöhung des gegenwartig 27 Mill. Mk. betragenden
Aktienkapitals um 1,5 Mill. Mk. Vorzugs= und 36,5 Mill. Mk. Stamm=
aktien
auf 65 Mill. Mk. vor. Das geſetzliche Bezugsrecht ſoll wieder
ausgeſchloſſen, jedoch denſelben durch die übernehmende Rheiniſche
Creditbank die Vorzugsaktien im Verhältnis von 2:3 und die Stamm=
aktien
im Verhältnis von 1:1 angeboten werden. Der Reſt ſoll im
Intereſſe der Geſellſchaft Verwendung finden.
F. H. Knorr A.=G., Heilbronn. Von der jüngſt mitge=
teilten
Kapitalserhöhung von 60 Mill. bietet die Geſellſchaft jetzt den
alten Aktionären 30 Mill. ab 1. 4. 23 dividendenberechtigte neue Stamm=
Aktien zum Bezuge an. Auf nom. Mk. 2000 alte entfällt 1 neue zu
nom. Mk. 1000 zu 2000 Proz. zuzüglich eines Koſtenbeitrages von 500
Prozent (einſchließlich Bezugsrechtsſteuer und aller Koſten und Speſen).
Das Bezugsrecht iſt bis 25. Juli einſchließlich auszuüben.
n. Badiſche Metallwarenfabrik. A.=G. in Pforz=
heim
. Im erſten Geſchäftsjahr konnte die Geſellſchaft einen Rein=
ge
inn von 147 897 060 Mark verzeichnen, über deren Verwendung
nichts mitgereilt wird.
Rhein. Möbelſtoff=Weberei vorm. Dahl u.
Hunſche A.=G., Barmen. Laut Mitteilung iſt beabſichtigt, das
Aktien=Kapzital von 22,5 Mill. auf 63,5 Mill. zu erhöhen. Nähere Einzel=
heiten
ſind, weiter nicht bekannt geworden.
* R. Stock u. Co., Spiralbohrer=, Werkzeug= und
Maſchinen=Fabrik, A.=G., Berlin. Die Aktien, die an den
letzten Börſentagen ſich einer lebhaften Nachfrage erfreuten, konnten
ſelbſt bei einem Kurſe von 300 000 Proz. nicht zur Notiz gelangen. Die
Gerüchte über eine ſchwebende Kapitals=Transaktion der Geſellſchaft
ſollen ſich gerüchtweiſe vorerſt nicht verwirklichen, da zurzeit ein
größerer Kapitalsbedarf bei dem Unternehmen nicht beſtehe. Die Aktien=
Majorität der Geſellſchaft befindet ſich im Beſitz der elektr. Licht= und
Kraft=Anlagen=A.=G. Der Geſchäftsgang ſei im Inlande und Auslande
recht flott.
h. Gebrüder Heinemann A.=G., St. Georgen im
Schwarzwald. Die ſeit 60 Jahren beſtehende Werkzeugmaſchinen=
fabrik
wurde mit 15 Mill. Mk. Aktienkapital in eine Aktiengeſellſchaft
umgewandelt. Dem erſten Aufſichtsrat gehören an: Bankier Edgar Pick
(Stuttgart), Bankdirektor Kommerzienrat Lotz (Mannheim) und Fabri=
kant
Heinemann ſenior (St. Georgen),
h. Vereinigte Schuhſtoffabriken, Fulda. Die Ver=
waltung
ſchlägt Kapitalserhöhung um 6 Mill. Mk. vor.
h. Diskonterhöhung in Ungarn. Das ungariſche ſtaat=
liche
Noteninſtitut hat, wie uns aus Budapeſt gemeldet wird, den Zins=
fuß
von 12 auf 18 Prozent erhöht.
Anleihen.
H. Neue Dresdener Anleihe. Die Stadt Dresden gibt
mit miniſterieller Genehmigung eine mit 1 Prozent unter dem jeweiligen
Reichsbankdiskontſatz, mindeſtens aber mit 8 Prozent und höchſtens mit
18 Prozent verzinsliche Markanleihe und eine 5proz, wertbeſtändige
Roggenwertanleihe aus. Die Anleihen ſind von dem Bankhauſe Gebr.
Arnhold, Dresden=Berlin, teils feſt, teils optionsweiſe übernommen
worden. Die Zeichnung findet in der Zeit vom 6. bis 21. Juli ſtatt.
Dividendenvorſchläge.
h. Terra=Film=A.=G. Die Terra beabſichtigt, in der General=
verſammlung
eine Dividende von mindeſtens 300 Prozent bei Rückſtel=
lungen
von 1,5 Milliarden Mark vorzuſchlagen.
Banken.
h. Neue Majoritätskäufe der Wiener Union=
bank
. Die Unionbank in Wien hat von der Firma Karl Spaether=
Baſel=Hannover 4200 Aktien der Veitſcher Magneſitwerke erworben. Die
Unionbank ſelbſt hat bisher 3500 Stück beſeſſen. Zuſammen mit dem
Privatbeſitz des Präſidenten Boſel verfügt ſie nunmehr über die knappe
Majorität. Außerdem beſitzt Schneider=Creuzot 6000 Aktien von ins=
geſamt
20 000, die gleichfalls im Syndikat gebunden ſind.
Preisaufſchläge.
*d- Der Verband deutſcher Mützenfabrikanten hat,
wie die Textilwoche erfährt, für die nach dem 3. Juli zum Verſand ge=
langenden
Verkäufe folgende Lohnzuſchläge feſtgeſetzt: Vom 1. bis 15.
Januar 123½ Prozent, vom 16. bis 31. Januar 113½ Prozent, vom
31. Januar bis 12. Mai 73½ Prozent, vom 13. Mai bis 8. Juni 63½
Prozent, vom 9. bis 16. Juni 381/ Prozent, vom 17. bis 25. Juni
26½ Prozent und vom 26. Juni bis 3. Juli 101 Prozent.
h. Die Konvention der deutſchen Erzeuger von Beleuch=
tungskörpern
hat mit Wirkung vom 4. Juli ab den Multiplika=
tor
auf 2100 feſtgeſetzt, und zwar einheitlich für Beleuchtungskörper in
Eiſen=, Meſſing= und Bleigußausführung.
Warenmärkte.

Handel und Wandel in Heſſen.
* Heſſiſche Wollwarenfabrik A.=G. vorm. Albert
Loeb. Wie wir erfahren, iſt am 6. Juli die Firma Albert Loeb
Wollwarenfabrik Darmſtadt in eine Aktiengeſellſchaft unter der Be=
zeichnung
Heſſiſche Wollwarenfabrik Aktiengeſell=
ſchaft
vormals Albert Loeb, umgewandelt worden. Das
Stammkapital beträgt Mk. 10 500 000, Gründer ſind die Herren:
Fabrikant Albert Loeb zu Darmſtadt, Kaufmann Carl Jſay zu Ham=
burg
, Fabrikbeſitzer Martin Eichelgrün zu Frankfurt a. M., Kauf=
mann
Leopold Fiſchl i. Fa. Willy Schwab, Darmſtadt, Rechtsanwalt
S. Levi, Darmſtadt. Der Aufſichtsrat ſetzt ſich zuſammen aus
den Herren: Fabrikbeſitzer Martin Eichelgrün, Frankfurt a. M.,
Bankdirektor B. Pfotenhauer (Darmſtädter u. Nationalbank),
Darmſtadt, Fabrikbeſitzer Ludwig Arzt, Michelſtadt i. O. Den Vor=
ſtand
bilden die Herren Albert Loeb und Carl Jſay.
h. Lederwerke vorm. Spicharz in Offenbach am
Main. Aus 35,69 Mill. Mk. Reingewinn werden 100 Proz. auf die
alten und 50 Proz. auf die jungen Stammaktien vorgeſchlagen. Ferner
foll das Stimmrecht der 1 Mill. Mk. Vorzugsaktien erhöht werden.

4ät
Wertſchaftliche Rundſchau.
wb. Die Frankfurter Handelskammer zur Frage
er Goldmarkbilanzen. Wegen Anerkennung der Goldmark=
dſilanzen
als Bilanzen im Sinne des Handelsgeſetzbuchs und der Steuer=
jeſetze
hat die Handelskammer den Spitzenverbänden von Induſtrie und
ſewerbe ihre Stellungnahme unterbreitet.
h. Rückverſicherungsgeſellſchaft Providentia,
Frankfurt a. M. Die Generalverſammlung am 25. Juli ſoll über
en mit der Allianz abgeſchloſſenen Vertrag Beſchluß faſſen, demzufolge
das Vermögen der Provibentia unter Ausſchluß der Liquidation an die
lllianz übergeht. Im Umtauſch von Aktien ſoll auf eine Allianz= eine
Providentia=Aktie fallen.
Rheiniſche Elektrizitäts=A.=G., Mannheim.
Auf Antrag des Bankhanſes L. Ladenburg in Frankfurt a. M. und der
Diskontogeſellſchaft, Filiale Frankfurt a. M., ſind 20 Millionen Mark
proz. Inhaber=Vorzugsaktien Nr. 60 00180 000, 60 Millionen Mark
1000 und 40 Millionen Mark 5proz.
eue Stammaktien Nr. 81 001
Teilſchuldverſchreibungen von 1922 Nr. 115 400 zum Handel und zur
kotierung an der Frankfurter Börſe zugelaſſen worden.
h. Carl Mez Söhne A.=G., Freiburg i. B. Von den durch
ſeneralverſammlungsbeſchluß vom 24. Mai d. J. beſchloſſenen 42 Mil=
ionen
Mark neuen Stammaktien werden den alten Aktionären auf 5000
Nark alte Stammaktien eine neue Stammaktien zu 200 Proz. zum Be=
uge
angeboten. Das Bezugsrecht iſt vom 5. bis 20. Juli bei der Süd=
ſeutſchen
Diskontogeſellſchaft in Mannheim und deren Filialen aus=
ſtühen
.
h. Zuckerfabrik Frankenthal A.=G. in Frankenthal.
die Rheiniſche Kreditbank und die Süddeutſche Diskontogeſellſchaft in
Nannheim beantragen die Zulaſſung von zuſammen 193,2 Millionen
Nark voll eingezahlter Inhaberſtammaktien Nrn. 36 00157 000 und
59 601167 600 zur Mannheimer Börſe.

h. Mannheimer Wochenberichte. Getreide. Neuer=
dings
haben wieder die deutſchen Getreide=Artikel die Bewertung der
ausländiſchen übertroffen, was ſich die Eigner geſtatten können, da den
Importeuren nicht genügend Deviſen zur Verfügung geſtellt werden,
um genügend Ware hereinbringen und ſo auf den deutſchen Markt einen
Druck ausüben zu können. Aber trotz der über Weltparität ſtehenden
Preisforderungen iſt das Angebot in deutſchen Produkten klein, dagegen
legt das Ausland immer mehr Offerten vor und nur verwandtſchaft=
liche
oder von früher her beſtehende gute Beziehungen der Mannheimer
Getreidehandelsfirmen mit überſeeiſchen Firmen ermöglichen einen
Kauf. Daß ſich unter dieſen Verhältniſſen die Käufer gegenüber der
deutſchen Ware größte Zurückhaltung auferlegen, iſt wohl ſelbſtverſtänd=
lich
, und ſoweit es zu Abſchlüſſen gekommen iſt, dürfte es ſich ausſchließ=
lich
um ausländiſches Getreide handeln. Wie man ſchon nicht anders
gewvohnt iſt, ſind die Preiſe weiter enorm geſtiegen und werden bald
die erſte Million erreicht haben. Inländiſcher Weizen verbeſſerte ſei=
nen
Preis von 650 000 auf 925 000 Mk., ausländiſcher Weizen von
800850 000 auf 925950 000 Mk., wobei aber zu beachten iſt, daß
dieſer in der Qualität beſſer iſt als der deutſche, Roggen von 40
0= bis
425 000 auf 700 000 Mk., Braugerſte von 400450 000 auf 700725 000
Mk., Hafer inländiſcher von 350400 000 auf 550650 000 Mk., Mais
war mit 800825 000 Mk. angedient, alles pro hundert Kilo ab Mann=
heim
.
Mehl. Die ſüddeutſchen Mühlen ſind mit Angeboten nicht mehr
im Markt und geben deshalb auch keine Richtpreiſe aus. Ihnen ſind
gegenwärtig die Getreidepreiſe zu hoch und halten ſich deshalb vom
Geſchäft zurück, das jetzt faſt ausſchließlich von der zweiten Hand be=
ſtritten
wird. Der Weizenmehlpreis hat in raſchem Tempo die erſte
Million überfchritten und die Höhe von 1 350 000 Mk. pro Doppelzent=
ner
erreicht. Im Detailhandel koſtet gegenwärtig das Pfund Mehl
8000 Mk. Der Konſum iſt trotz großen Kartoffelmangels ſehr gering;
da jetzt erſt die letzten Vorräte in den Haushaltungen aufgebraucht wer=
den
, ehe man an dieſen hohen Preis herangeht, iſt der Umſatz des
Handels klein.
Futtermittel. Der Markt verkehrte in durchweg feſter Ten=
denz
. Angebot, aber auch Nachfrage halten ſich in mäßigen Grenzen.
Rohmelaſſe wurde zu 300 000 Mk., Biertreber und Malzkeime zu
400 000 Mk., Weizenkleie zu 350400 000 Mr. angeboten. Der Rauh=
futtermittelmarkt
hält jetzt wieder Schritt mit der allgemeinen Teuer=
ung
. Heu hat im Preiſe etwas mehr angezogen wie Stroh. Rotklee=
heu
koſtete 100110 000 Mk., Luzernekleeheu 100120 000 Mk., Preß=
ſtroh
100110 000 Mk., alles pro Doppelzentner waggonfrei Mannheim.
Kolonialwaren. Obwohl an dem Hamburger Hauptwaren=
arkt
lebhaftes Geſchäft herrſchte, blieb es hier ruhig und unſicher.
Die Tendenz war aber feſt, und die Preiſe haben eine beträchtliche
Steigerung erfahren. So nannte man Kaffee Superior roh mit
106 600108 600 Mk. gegen 7779 000 Mk., gewaſchen mit 121 800 bis
126 000 gegen 9092500 Mk., bei 37 911 gegen 21 463 Mk. Zoll, Tee
gut mit 170180 000 gegen 145 000 Mk., mittel mit 181200 000 gegen
160 000 Mk., Tee fein mit 201240 000 gegen 180000 Mk., inländiſcher
Kakao mit 38000 gegen 30000 Mk., holländiſcher Kakao mit 44 000
Mk., Burma=Reis mit 13 500 gegen 9000 Mk., in der Vorwoche pro
Kilo ab Mannheim. Angebote an Auslandszucker fehlten, obwohl ge=

rade jetzt Bedarf danach beſteht, da die Zuteilung in Inlandszucker
zur Einmachzeit nicht ausreicht.
Tabak. Das Wetter hat ſich jetzt gebeſſert, ſo daß die Pflanzen
nun bei der Hitze raſch im Wachstum gefördert werden. Viele Nach=
ſetzungen
müſſen allerdings erfolgen. Nach pfälziſchen Tabaken herrſcht
ſtarke Nachfrage. Bezahlt wurden auch dieſe Woche pro Zentner 1½
Mill. Mk. und mehr. Die Pflanzer geben aber ſelbſt zu dieſen hohen
Preiſen nichts ab und bleiben auf ihrem wertbeſtändigen Tabak ſitzen.
Rippen ſind gleichfalls ſtark gefragt, und die Preiſe ſteigen weiter. In
Fertigfabrikaten fand flotter Abſatz ſtatt, doch haben viele
Fabrikanten den Verkauf wieder geſperrt, da ihnen die Lage zu
undurchſichtig iſt. Die Detailgeſchäfte ſind deshalb in den billigeren
Sorten zu Repartierungen der Kundſchaft geſchritten und geben meiſt
nicht über 10 Stück ab.
Obſt. Auf dem Pfälzer Obſtmarkt in Freinsheim ſtand mäßiger
Anfuhr große Nachfrage gegenüber, obwohl die Ausfuhr nach dem un=
beſetzten
Gebiet unmöglich iſt. Man verlangte für Kirſchen 37000
Mk., Johannisbeeren 25003000 Mk., Stachelbeeren 26003200 Mk.,
Erdbeeren 57000 Mk. pro Pfund im Großhandel. Württembergiſche
Ware ſtellte ſich in Stuttgart: Kirſchen 45000 Mk., grüne Stachel=
beeren
3000 Mk., reife 4000 Mk., Himbeeren 7000 Mk., Johannisbeeren
35004200 Mk., Heidelbeeren. 5000 Mk.
Holz. Bei den Holzverſteigerungen gibt es anſcheinend keine
Grenzen mehr in der gegenſeitigen Ueberbietung. Die Höhe der
Summe ſpielt keine Rolle, wenn man nur Holz bekommt. So wurden
von der Waldinſpektion Freudenſtadt Stangen zu 1642100 Mk. ausge=
boten
und 22 505 338 Mk., bei einem anderen Ausgebot zu 39 850 Mk.
451 000 Mk., Reiſig bei 4000 Mk. Ausgebot 1160 000 Mk. erlöſt.
Wein. Das warme Wetter hat nun überall die Reben zur Blüte
gebracht. Schnecken und anderes Ungeziefer haben wohl einige Schäden
angerichtet, die aber jetzt bei der Trockenheit verſchwinden werden. Vom
Handel und Verſteigerungen wurde nichts bekannt, da das linksrheiniſche
Hauptweingebiet und =Handelsſtätte vollſtändig abgeſchnitten iſt und
alle Nachrichten von dort ausbleiben.
wb. Berliner Produktenbericht. Die außerordentliche
Feſtigkeit des Produktenmarktes hielt auch heute an. Bei der geringen
Zuteilung für Hauptdeviſen können keine Importgeſchäfte abgeſchloſſen
werden, trotzdem die Auslandsforderungen weit unter den deutſchen Ge=
treidepreiſen
ſtehen. Der dringende Bedarf bleibt daher faſt vollſtändig
auf das winzige und von Tag zu Tag abnehmende Inlandsangebot an=
gewieſen
. Bei dieſen Zuſtänden und zurzeit gerade durch ſie veranlaßt,
tritt der Konſumbedarf in Weizen= und Roggenmehl dringend und
augenſcheinlich über den laufenden Bedarf hinaus täglich mit Kaufauf=
trägen
an den Markt, wobei, um Werte zu erhalten, die Gebote willig
erhöht werden. Der Handel ſucht ſich ebenſo wie die Müllerei dem=
gegenüber
einzudecken. Dieſe Umſtände veranlaſſen die anhaltende täg=
liche
Steigerung der Getreidepreiſe. Auch für Gerſte und Hafer und
alle anderen Erzeugniſſe beſtand bei ſteigenden Preiſen dringende Ver=
brauchsnachfrage
.
* Vom Schmierenmittelmarkt. Durch die Unterbindung der
wilden Spekulationen bewegt ſich das Geſchäft auf ebeneren Bahnen,
Es wurde mäßig gekauft, was ſich weniger mit ſchwachem Bedarf be=
gründet
, als mit der Unmöglichkeit, den jeweils zum Kaufe notwendigen
Betrag an Deviſen voll zu erhalten. Der Hamburger Import notiert
auf Dollarbaſis 160000 ungefähr wie folgt:

Berzollt Unverzollt Naßdampf=Zylinderöle: Visk. 45/100 Flp. 240 11240 . 8500 45/100 270/80 11800 8900 45/100 280/90 12000 9000 Heißdampf=Zylinderöle: 45/100 290/300 14900 n
11700 56/100 ca. 320
15600 12700 8/100 330/35 20000 17000 Amerik. filtr. Zylinderöl, Marke Continer
ital‟ .... 16000 13000 Maſchinenöl=Raffinate: Visk. 23/50 Flp. 150/60 9600 6600 45/50 180 13000 10300 45150 üb. 200 13900 11000 56/50 ca. 180 12800 10100 67/50 180/90 13500 10700 78/50 üb. 200 13900 11200 78/50 230/40 14000 11300 89/50 210 14000 11300 Maſchinenöl=Deſtillate:
56/50 180 9760), 7000 78/50 180 10300 7700 Maſchinenfett, hellgelb, unbeſchwert, Tropfp. 80/90 11000 11200 alles per kg Reingewicht, verzollt, reſp. unverzollt, ab Lager Hamburg;

We
Rr
Jorſen.
* Börſenbericht vom 2. bis 7. Juli 1923. (Mitgeteilt
von der Deutſchen Bank, Filiale Darmſtadt.) Die Reichsbank beſchränkte
ihre Markſtützungsaktion bis jetzt darauf, an den inländiſchen Börſen
die Kurſe für ausländiſche Zahlungsmittel durch ſchärfſte Rationierung
der Nachfrage und völlige Unterbindung des freien Deviſenhandels auf
einem möglichſt niedrigen Niveau zu halten. Es ergaben ſich aus dieſer
Taktik in der Berichtswoche dauernd erhebliche Unterſchiede zwiſchen
den inländiſchen Deviſenkurſen und der Parität der Marknotierungen
an den ausländiſchen Börſenplätzen, an denen die Entwertung der Mark
weitere Fortſchritte machte. Die künſtlich niedrig gehaltenen Deviſen=
kurſe
verloren bereits auf einzelnen Gebieten des Großhandels ihre
Bedeutung, für die Preisgeſtaltung. Auch die Tendenz der Effekten=
börſe
machte ſich völlig, frei von ihrem Einfluß. Die Unmöglichkeit,
Kapitalsanlagen in ausländiſcher Währung vorzunehmen, ſteigerte an
den Wertpapiermärkten ſogar noch erheblich die Nachfrage und trug hier
mit zu der ſtürmiſchen Aufwärtsbewegung der Kurſe bei. Zu Beginn
der Woche war die Stimmung noch uneinheitlich, da die verſchärfte Lage
am Geldmarkt vielfach zu Poſitionsänderungen nötigte. Es kam am
Montag nicht unerhebliches Material an den Markt und die Kurſe zeig=
ten
auf faſt allen Gebieten eine weichende Tendenz. An den folgenden
Tagen verringerte ſich jedoch das Angebot mehr und mehr, während
der Börſe Kaufaufträge wieder maſſenhaft zugingen. Es kam ſchon an
der Mittwochbörſe und noch mehr an der Freitagsbörſe zu neuen teil=
weiſe
gewaltigen Kursſprüngen. Das größte Intereſſe beanſpruchten
dabei die Valutawerte, wie türkiſche, mexikaniſche Renten, öſterreichiſche
Staats= und Eiſenbahn=Anleihen und Kolonialwerte. Von deutſchen
Werten waren beſonders Schiffswerte um ihrer Valutaeinnahmen willen
ſtark begehrt, daneben auch alle Montanwerte ſowie die Papiere der
Chem. und elektr. Groß=Induſtrie. Auch am Bank=Aktien=Markt ent=
wickelte
ſich im Verfolge der Transaktion beim Barmer Bankverein ſehr
lebhaftes Geſchäft, wobei beſonders die Aktien einiger Großbanken, wie
Diskonto=Geſ., Deutſche Bank und Darmſtädter Bank ſehr bedeutende
Kursſteigerungen erfuhren. Am Einheitsmarkt machte ſich der Material=
mangel
wieder am ſtärkſten bemerkbar, da trotz erheblich geſteigerter
Kurſe in ſehr vielen Fällen eine volle Befriedigung der Nachfrage nicht
möglich war.
wb. Berliner Börſenbericht. Da die Nachfrage nach De=
viſen
aller Art und Banknoten in undermindertem Grade anhält, war
es der Reichsbank nur bei abermaligen ſcharfen Repartierungen, die ſich
zwiſchen 5 und 25 Prozent und für Nebenplätze darüber bewegten, mög=
lich
, die Deviſenkurſe auf, dem geſtrigen Stande zu halten. Für nor=
diſche
Plätze mußten jedoch Erhöhungen vorgenommen werden. Für
Effekten ſcheint nach Auskünften von verſchiedener Seite mit einem An=
dauern
der Nachfrage und damit auch der feſten Stimmung zu rech=
nen
ſein.
Oeviſenmarkt.

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50 2
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[ ][  ][ ]

Rummer 186.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 8. Juli 1923.

Seite 9.

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am Donnerstag, den 26. Juli 1923, vormittags 11 Uhr
im Gebäude unserer Abteilung Behrenstraße zu Berlin, Behrenstr. 68/69, abzuhaltenden
ordentlichen Generalversammlung.
Tagesordnung:
1. Erstattung des Geschäftsberichts für 1922.
2. Beschlußfassung über die Genehmigung der Bilanz nebst Gewinn- und Ver-
lustrechnung
für 1922 und die Gewinnverteilung.
3. Beschlußfassung über die Entlastung der persönlich haftenden Gesellschafter
und des Aufsichtsrats.
4. Aufsichtsratswahlen.
5. Beschlußfassung über die Feuerversicherung der Bankgebäude und des Mobiliars.
Zur Stimmenabgabe sind diejenigen Kommanditisten berechtigt, welche ihre Aktien
oder den von einem Notar oder von der Reichsbank oder von dem Giro-Effekten-
Depot der Bank des Berliner Kassen-Vereins über dieselben ausgestellten Hinterlegungs
schein spätestens drei Werktage vor der Generalversammlung bei einer der nach
bezeichneten Stellen deponieren, und zwar:
bei unseren Hauptniederlassungen in Berlin, Bremen, Darmstadt;
2. bei unse en sämtlichen Filialen und Zweigniederlassungen;
3. in Breslau bei den Herren Eichborn & Co.,
Cassel bei den Herren Fiorino & Sichel,
Coblenz bei Herrn Leopold Seligmann,
Danzig bei der Danziger Bank für Handel und Gewerbe, Aktien- 12 33 Geſchſt. (*19420
gesellschaft,
Dresden bei den Herren Albert Kuntze & Co.,
Essen a. d. Ruhr bei den Herren Gebrüder Hammerstein,
bei Hermn Simon Hirschland,
Frankfurt a. M. bei der Deutschen Effekten- und Wechselbank, u. Weißbinderarbeit.
bei den Herren Otto Hirsch & Co.,
bei Herrn Jacob S. H. Stern,
bei den Herren Gebrüder Sulzbach
Göttingen bei den Herren H. F. Klettwig &. Reibstein,
Hamburg bei den Herren L. Behrens & Söhne,
bei den Herren M. M. Warburg & Co.,
Köln bei dem Bankhaus A. Levy,
Leipzig bei der Allgemeinen Deutschen Credit-Anstalt,
Magdeburg bei den Herren Dingel & Co.,
München bei der Bayerischen Vereinsbank,
bei den Herren Merck, Finck & Co.,
Stuttgart bei den Herren Stuber & Co.
Berlin, den 3. Juli 1923.
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eingeteilt, mit Speisesaal, Rauchzimmer und Damen-
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der früheren I. u. II. Klasse der älteren Dampfer.
Die Expedition im Anschluß an die von England
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abfahrenden Dampfer erfolgt
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Bremen jeden Mittwoch und Sonnabend.

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AIa 4

arr

Wrn Hannnt6

Ehmmiangsdintt

Gfr7,7.5,75. 7.55

Nummer 27

Darmſtädter Tagblatt

Kade

8. Juli 1923

Gott.
Von Erich Bockemühl.
Dies aber iſt die letzte Stille, der letzte Traum und das
letzte Glück, daß ich leiſe dein Lied ſinge, mein Gott, mit trun=
kenen
Augen in der Morgenfrühe, wenn der klare Tau rieſelt
aus meiner Geliebten kühlem Haar.
Ich will dein Lied ſingen in den tiefen Nächten, denn aller
Dinge Glanz iſt wirr meinen Gedanken. Nur die Nacht iſt Eins:
Ein dunkles Rauſchen deines heilgen Blutes, ein Geſang der
Dinge in das Licht, denn alle Dunkelheit iſt leuchtend in dtr . . .
Ein Gebet unendlicher Tiefe iſt die Nacht, der Weltenblume
Kelch: Und du bift die Blüte, mein Gott.
Ich will ſingen mein Lied in Abenden, daß es blüht wie das
Herz meiner Geliebten in Stille und Traum, wie eine rote
Sommerroſe in Schönheit.
Ich will dein Lied in der Wüſte ſingen, daß die ſtillen Hirten
in den Morgen ſehn.
Ich will dein Lied in der Wüſte ſingen, daß ſie aus der Ar=
beit
Eiſenhallen in die Lüfte horchen daß ſie ſich anſchaun
wie in anderer fremder Welt.
*
O, ich will dein Lied ſingen am Tage, da ſoll es klingen
wie unendlicher Orgel Ton. Da ſoll es brauſen wie Orkan, wie
Weltenſturm, wie Waſſerſtürze, da ſoll es dröhnen über alle
Grenzen, daß es deiner Nachtverhüllung Wolken auseinander=
treibt
, daß dein Antlitz heller wie die Millionen Sonnen auf
uns niederſtrahlt . . . Und wie Goldſtaub wird dann meine
Seele zittern, meiner Seele Orgeldom in deinem Glanz . . . und
es wird ein Schreiten ſein im Frühlingstag, den ſchwalen Wie=
ſenpfad
am Waldes Blütenhang.
*
Aber ſo frage dennoch ich: Was ſoll ich ſingen deiner Seele
Lied? Du aus allen Wieſenblumen blühend und duftend
glitzernd auf des Baches Liederwellen atmend tief im Nebel=
grund
des Tales, wenn der Vögel ſchwirrendes Morgenlied her=
niederſingt
?
O, aller Wälder tauſend Stimmen klingen in der einen
Harmonie deines Liedes. . . .
Was ſoll ich ſingen deiner Seele Lied, da mir die Geliebte
ſpricht, daß du die Liebe biſt! Unſere Liebe, aller Weſen Liebe
meiner Mutter Unvergeßlichkeit. . ..
O, in den Lüften iſt ein goldnes Leuchten über allem Blühn
und das biſt du.
*
Da ich wanderte im dunklen Tal des Abends, fühlte ich
eine milde Hand auf meiner Seite ... da ich aufſah in des
Abendrotes Flammen, war ich allein, in Furchtſamkeit allein,
denn es lohte in der Berge Glut um deine Dunkelheit, du wan=
derteſt
in Unermeßlichkeit.
Wir Menſchen können nicht die Grenzen überſchreiten. Das
iſt nur dir, zu ſchweben im unendlich weiten Raum.
*
Es war, daß ich alle Wände meines Schloſſes behing mit
Bildern da aus jedem ein Etwas deiner Seele ſtrahlte.
Es war, daß ich meinen Thron umſingen ließ mit Liedern,
da in jedem ein Etwas deiner Seele ſang.
Und Jünglinge ſchritten mir vorüber, nackt mit reinem Leib,
und Jungfrauen, unberührt in Schönheit, und ich ſah, wie in
ihrer Liebe, ihrer Sehnſucht ein Etwas deiner Seele brannte.
Ich hab im Leid die Blüte deines Glücks geſehen den
reinſten Duft von deinem Weſen habe ich geatmet und dennoch
weiß ich, daß es nur ein Etwas iſt, daß deiner großen Einheit
nur in wachen Seelen eine Ahnung iſt.
*
Es klingt aus fernen Tagen dunklen Traums dein Lied
aus unermeßlichen Vergangenheiten pocht der Hammer deines

Lebe mit Zweck,
Wirf dich nicht weg,
Gib dich den andern hin
Mit eignem Sinn! Richard Dehmel.

Herzen2. O. Gott, du biſt die Fülle eines Sommertages und
eines Winters Nichts und Zeitenleere . . . biſt alles und doch
ſelber aller Dinge Widerſpruch und ewiges Sein. . .."
Es ſind die Seelen, die in Nächten horchen, die wiſſen Dei=
ner
Allheit ſelige Umhüllung.
Es ſind die Seelen, die in Nächten horchen: die Hirten auf
dem Feld, die Sehnenden. Da öffnet ſich des Himmels ewige
Verſchloſſenheit der Klarheit des Herrn, die alle ſelig macht.
Es iſt ein Kindlein in der Wiege, Weltenkind . . . es geht
ein Einſam=Dunkler in den Horizont . . es iſt ein Offenbaren
aller Ewigkeit . . . und ein Erfüllen in der Liebe, die die finſtere
Erſtarrung aller Welten löſt.
Allen Seelen, die wie Kinder ſind, iſt die Schönheit aufge=
tan
: Alle Wunder glühn in Gottes Ewigkeit.
Dies aber iſt die Stille, daß ich leiſe gehe, ſo über Berg
und in den Frühlingstälern und in der Wüſten dunkle Toten=
grüfte
, das iſt die Gottesſtille meiner Seele, daß ich mit Lächeln
gehe, dies iſt das letzte Glück, die letzte Schönheit . . ., auf daß
ich meine Lieder leiſe ſage in meiner Seele ſeligem Gewiſſen des
Gottesſeins und aller Welten Liebe.
Dies iſt die letzte Stille, der letzte Traum und iſt das letzte
Glück: deine Schönheit.

Annaaaaedt

Janngaded

Jinnggggeeee


Wiſſenſchaft und Technik

2. 5

nk. Naturkundliche Lehrwanderungen. Im Naturkunden=
unterricht
ſpielen die Lehrwanderungen eine große Rolle. Ein
Unterricht, der ganz auf Anſchauung baſiert, wird der Vorweiſun=
gen
und der Lehrſtunden in der freien Natur am lebenden Ob=
jekt
, ſoll er erſprießlich geſtaltet werden, nie entraten können. Bei
dieſer unbeſtrittenen Bedeutung der Lehrwanderung im natur=
wiſſenſchaftlichen
Lehrplan verdienen beherzigenswerte Ausfüh=
rungen
von Fachlehrer Heinrich Vokolek, die er anläßlich
eines Aufſatzes über die Flora der Praterauen in den Blättern
für Naturkunde aus Naturſchutz gibt, die größte Beachtung.
Eine Lehrwanderung muß vor allem gut vorbereitet ſein, ſchreibt
Vokolek, der Lehrer ſoll den einzuſchlagenden Weg genau wiſſen
und alle Naturobjekte genau kennen, die er beſprechen will.
Naturkundlich gut vorgebildete Lehrkräfte ſind eine Notwendig=
keit
. Der Lehrer muß ſich auch ein beſtimmtes unterrichtliches
Ziel ſetzen; und da zeigt ſich in der Beſchränkung wahrhaftig der
Meiſter. Nichts iſt verderblicher, als Kinder von 1014 Jahren
zu vielen Eindrücken auszuſetzen. Vor allem können die Schüler
noch gar nicht richtig ſchauen, ihr Intereſſe wird durch alles mög=
liche
abgelenkt. Auch an das Gedächtnis wird eine ziemlich
große Anforderung geſtellt. Die Faſſungskraft iſt aber bald über=
ſchritten
und dan iſt es zwecklos, ja ſogar ſchädlich, die Schüler
weiter zu belaſten, da ſie ſtumpf und intereſſelos werden. Der
Lehrer verabſäume es ja nicht, den Schülern immer wieder Be=
obachtungsaufgaben
zu ſtellen, die Selbſttätigkeit der Schüler in
jeder Weiſe anzuregen. Schließlich ſei noch eindringlich davor
gewarnt, Bäume und Sträucher dureh die Schüler ſinnlos plün=
dern
zu kaſſen. Dieſer Vandalismus iſt für das Gedeihen des
Unterrichts ganz bedeutungslos und muß gerade durch die

Schule in erſter Linie bekämpft werden. Jede ſolche Lehrwan=
derung
ſei ein Tier= und Pflanzenſchutztag im wahrſten Sinne
des Wortes.
nk. Akuſtiſche Tiefenmeſſung. Die verſchiedenen Verfahren,
durch Lotung auf geometriſchem Wege die Meerestiefen zu
meſſen, kranken ſämtlich daran, daß ſie umſtändlich, zeitraubend
und meiſt ziemlich ungenau ſind. Außerdem laſſen ſie ſich nur
bei günſtigem Wetter anwenden. Man hat daher bereits mehr=
fach
den Verſuch gemacht, auf indirektem Wege, z. B. durch
Meſſung der Zeit, innerhalb welcher nach Erzeugung eines
Schalles die vom Meeresboden zurückgeworfenen Schallwellen
die Oberfläche wieder erreichen, durch Beſtimmung der Fallzeit
eines ſchweren Körpers, durch Ermittelung des Waſſerdrucks
am Meeresboden, durch Schwerkraftmeſſungen uſw. Tiefen=
meſſungen
auszuführen. Von dieſen Verfahren iſt das akuſtiſche
nach einem Bericht der Schweizeriſchen Zeitſchrift Natur und
Technik neuerdings ſo vervollkommnet worden, daß eine pral=
tiſche
Anwendung keinerlei wiſſenſchaftliches Perſonal an Bord
eines Schiffes verlangt, ſondern von der Schiffsbemannung ohne
weiteres betätigt werden kann. Es handelt ſich dabei um das von
A. Behm in Kiel konſtruierte Echolot, bei ſeiner Einrichtung
genügt es, nacheinander auf drei Knöpfe zu drücken, worauf ein
Lichtſtrich an einer Skala ohne merkbare Verzögerung die Waſſer=
tiefe
anzeigt, die ſich im Augenblick des Druckes auf den dritten
Knopf unter dem Kiel des Schiffes befindet. Die Genauigkeit
der Aigaben beträgt etwa einen viertel bis einen halben Tieſen=
meter
, iſt alſo nicht nur für praktiſche, ſondern wohl auch für alle
wiſſenſchaftlichen Zwecke ausreichend.

nk. Storch, Krähe und Grille. In der Societas entomo=
logica
wird von einem verheerenden Auftreten der ſchwarzen
Grille auf dem Gute des Barons Bela Tallian in Törrökkanizza
(Urgarn) berichtet. In der zweiten Maihälfte überfielen dieſe
Inſ kten in ungezählten, heuſchreckenartigen Schwärmen die Ta=
bak
= und Kürbispflänzchen und richteten bedeutenden Schaden
an. Als Retter in der Not erſchienen bald Saatkrähen, die ſich,
wie Gewölle= und Magenunterſuchungen zeigten, in der Zeit der
Invaſion faſt ausſchließlich von den Grillen nährten. Auch die
weißen Störche beteiligten ſich mit den Krähen um die Wette
bei der Vertilgung der Schädlinge. Mittels des Fernrohrs
wurde beobachtet, daß ein jagender Storch in der Minute bis
30 Grillen auflas. Durch dieſe tatkräſtige linterſtützung des Mei=
ſchen
durch die Bögel konnte die Grillenplage bald als beſeitigt
gelten.
nk. Gibt es bienenſchädliche Vögel? Fliegenſchnäpper, Rotz=
ſchwänzchen
, Schwalben u. a. werden von den Bienenzüchtern für
ſchädlich gehalten, weil ſie zahlreiche Bienen wegfangen ſollen,
während die meiſten Ornithologen behaupten, daß ſolche Vögel
gar nicht imſtande ſind, die mit einem Giftſtachel bewehrten
Arbeitsbienen ungeſtraft zu verſchlucken, daß ihnen alſo nur die
ohnehin überflüſſigen Drohnen oder bienenähnliche Inſekten zum
Opfer fallen. Planmäßige und wiſſenſchaftlich ſtichhaltige Unter=
ſuchungen
über dieſe intereſſante Frage ſind aber eigentlich kaum
noch argeſtellt worden. Die Süddeutſche Vogelwarte
(Stuttgart, Obere Birkenwaldſtraße 217) möchte nun dieſe Lüchke
ausfüllen und ruft dazu zur Mitarbeit auf. Fliegenſchnäpper
und Rotſchwänzchen ſeien ja unverdauliche Nahrungsreſte in
Form winziger kugeliger Gewölle wieder aus. Da gerade dieſe
Vogelarten zäh an ganz beſonderen Lieblingsplätzen feſthalten
und hier auch ihre Gewölle von ſich geben, ſind dieſe in vieken
Fällen ohne große Schwierigkeiten in ziemlicher Anzahl zu ſach=
meln
. Man wolle dies namentlich da tun, wo Bienenſtände ſich
in der Nähe befinden, und dann die Gewölle unter genauer Au=
gabe
der Vogelart, des Ortes und der Jahreszeit an die Vocel=
warte
einſenden.

Das Ruhrkind.
Von Magda Trott.
en
den ſauren Apfel beißen. Schon der anderen wegen. Böttchers in hellem Entzücken aufkeuchteten.
haben ein Kind genommen, Landsbergers haben neulich bei
einem Beſuch im Armenhaus fünfzigtauſend Mark für die Ruhr= entſchädigt. Dieſe prieſen die große Güte und Menſchenfreund=
linder
gegeben, immerfort werde ich durch die Blume gefragt,
ob ich nicht auch etwas für unſere bedrängten Landsleute im Tochter hielten,
Ruhrgebiet tun will es geht wirklich nicht anders. Auch wir
werden ein Nuhrkind aufnehmen müſſen.
Aber, beſte Charlotte, bedenke doch! Ein Kind in unſerem alles an der Ruhr geſchehen ſei.
Haushalt! Wir ſind derart durch Geſelligkeit und ſonſüge Ver=
nicht
bekümmern können. Und nehmen wir des Kindes wegen
eine bezahlte Hilfskraft an, ſo wird man das auch bekriteln.
Aber, lieber Egon
immer viel Unruhe mit ſich
Wir brauchen ja keinen Säugling zu nehmen. Die Ruhr=
kinder
gibt es in den verſchiedenſten Altern.
ſtiften, liebe Frau, aber ein Kind nein, das würde unſeren
ganzen Haushalt auf den Kopf ſtellen.
ſich aber vor, hei nächſter Gelegenheit wieder davon anzufangen.
Wenn man ſolch ein heimatloſes Kindchen ins Haus nahm, dann floh. Das konnte ſie nicht hören, das tat zu weh.
würden alle Bekannten anerkennende Worte für die Hochherzig=
keit
des Bankiers Dillbach und deſſen Gattin finden. Es war
doch immerhin eine edle Tat!
Es wäre doch ſo ſchön, wenn die zahlreichen Bekannten dieſe
Menſchenfreundlichkeit Dillbachs prieſen! und Mühe machte es
wahrhaftig nicht. Man engagierte eben ein Kinderfräulein. Auf
das bißchen Lohn kam es nun wirklich nicht an. Die Läſterzungen
würden dann endlich zum Schweigen gebracht werden, die immer
wieder behauptet hatten, daß Herr und Frau Dillbach gefühlloſe
Protzen ſeinen. Nun konnte man beweiſen, daß man ein Herz
im Leibe hatte.
Das Ruhrkind mußte unter allen Umſtänden in den fendalen
Haushalt aufgenommen werden!
Und Frau Charlotte ſetzte ihren Willen auch richtig durch.
Der Gatte gab endlich nach, hatte ſich aber zur Bedingung ge=
macht
, daß das Kind nicht allzu klein ſein dürfe.
Es war kein Kind, das man ihr zuwies, es war ein ſtilles,
junges Mädchen, mit verträumten Zügen. Viel, ſehr viel Leid
war jetzt darin zu leſen: die Mutter vor Gram geſtorben, der
Vater von den Franzoſen fortgeſchleppt, der Bruder erſchoſſen.
Irene wwar allein zurückgeblieben und, da man ihr die Wohnung
genommen, nach dem öſtlichen Deutſchland gekommen, auf die
Gnade Glücklicherer angewieſen.
Die Bankiersgattin frohlockte. Irene war eine gebildete

jedesmal gleich den Beweis edelmütiger Geſinnung allen Gäſten
vor Augen führen: ſeht, dieſe Dame, dieſes Ruhrkind. . . .
Man überſchüttete das junge Mädchen vom erſten Tage an
mit Geſchenken. Frau Dillbach kaufte Geſellſchafts= und Straßen=
toiletten
, Mäntel, Hüe, Schleier, Schirme und wunderte ſich
Es geht nicht anders, Egon. Wir müſſen nun einmal in eigentlich ein wenig, daß die Augen ihres Ruhrkindes gar nicht
Sie wurde durch die Anerkennung ihrer Bekannten reichlich
lichkeit des Bankiers und ſeiner Gattin, die Irene Koch wie eine
Sie mußte teilnehmen an jeder Geſelligkeit, wurde oft zum
Mittelpunkt der Aufmerkſamkeit gemacht, ſie ſolle erzählen, was
Und kaum einer achtete darauf, daß der kleine rote Mund
anſtaltungen in Anſpruch genommen, daß wir uns um ein Kind, vor verhaltenem Weinen zitterte, daß die Stimme ſchwankend
wurde, wenn ſie mit leiſer, leiſer Stimme einen kurzen Bericht
gab. Es war ja ſo intereſſant, zuzuhören!
Eine glänzende Feſtlichkeit jagte die andere. Irene blieb
Dazu das Kindergeſchrei. Solch ein kleiner Knabe bringt kaum Zeit, an das Vergangene zu denken. Aber bisweilen ſtieg
doch wild und verlangend eine Sehnſucht in ihr auf nach dem
ſtillen, traulichen Stübchen daheim, in dem der Bruder, der an=
gehende
Künſtler, ſeine Hände über die Taſten des Flügels hatte
Ich bin gern erbötig, abermals zwanzigtauſend Mark zu gleiten laſſen. Eine Sehnſucht nach edler Muſik, die man daheim
ſo ſehr gepflegt.
Im Salon des Bankiers ſtand ein prachtvoller Flügel mit
Für heute ſagte Frau Charlotte nichts weiter. Sie nahm elektriſchem Antrieb, der trommelte oft die neueſten Schlager her=
unter
, ſo daß Irene aufgeſcheucht in eiens der hinteren Zimmer
Auch jetzt war ſie wieder davongelaufen vor dieſen ſeelen=
loſen
Klängen und drückte ſich in eine Erkerniſche.
Aus dem Salon drang frohes Lachen und Scherzen zu ihr.
Die Gäſte waren in beſter Laune. Und dann vernahm ſie ganz
in ihrer Nähe eine Stimme:
Sie ſind beneidenswert, gnädige Frau. Wie ſchön muß
es ſein, Ihr Ruhrkind froh und glücklich zu machen! Mit wel=
chem
Gefühl mögen Sie das Aufleuchten dieſer Augen ſehen!
Wie arm ſind wir dagegen, die wir für unſere unglücklichen
Brüder und Schlveſtern nichts tun können.
Aber, mein lieber Herr Schulz, ich weiß doch, daß gerade
Sie ſich ſehr freigebig bei den Sammlungen zeigten.
Kann ich durch eine Geldſpende todtraurige Augen zum
Leuchten bringen? Kann kaltes Geld das Herz eines Unglück=
lichen
, dem man die Heimat nahm, höher ſchlagen machen? Nein,
gnädige Frau, dieſe Nuhrſpenden ſind wohl ſehr gut, aber das
Geben von Herz zu Herzen hat doch ganz anderen Wert. Sie
haben in Ihr Haus eine junge Dame genommen, Sie verſuchen
ihr die Heimat, das Elternhaus zu geben ich bin dazu nicht
in der Lage, und das macht mich traurig. Es bedrückt mich, daß
ich mit ſo leeren Händen dieſer Not gegenüberſtehe.
Frau Dillbach lächelte. Es wird niemand von Ihnen ver=
langen
, daß auch Sie ein Ruhrkind zu ſich nehmen.
Das kann ich leider nicht, gnädige Frau. Ich bin froh, daß
junge Dame, man konnte ſie in der Geſellſchaft zeigen, konnte ich armer Muſikſtudent ein beſcheidenes Zimmer gefunden habe.

Nun lachte die Millionärin hellauf. Sie ſind zu beſcheiden.
Sie armer Muſikſtudent! Man ſagt doch, daß in Ihnen oin
großer Künſtler ſteckt. In wenigen Jahren wird Ihr Name einer
ganzen Welt bekannt ſein.
Scheu lugte Irene aus ihrem Verſteck hervor. Sie ſah einen
jungen Menſchen von höchſtens zweiundzwanzig Jahren mit
blitzenden klugen Augen. Das lange dunkelblonde Haar hatte
er glatt über den Kopf zurückgeſtrichen, nur eine einzige kleine
Strähne fiel ihm ins Geſicht. Mit ſeiner ſchöngeformten Hand
ſtrich er ſie zurück.
Nun habe ich aber gleich noch eine Bitte, mein lieber Herr
Schulz, fuhr Frau Charlotte fort. Erfreuen Sie meine Gäſte
wieder durch den auf ſo mannigfache Arten variierten Schlager.
Wollen Sie?
Er wehrte ab, aber ſchließlich wanderte der junge Künſtler
doch mit der Hausfrau in das Mufikzimmer.
Langſam folgte Irene. Heiß ſtieg es ihr ins Geſicht, als
ſich Willy Schulz, der junge, vielverſprechende Künſtler am Flü=
gel
niederließ.
Er ſpielte, ſpielte unter dem jauchzenden Lachen der Gäſte
den neueſten Schlager als Tanzſtück, als Trauermarſch, als
Etüde, im Stile Verdis, Wagners und Strauß.
Da war Irene ſtill davongeſchlichen. Sie hätte am liebſten
geſeint.
Acht Tage ſpäter ſtand ſie ihm gegenüber. Er machte einen
kurzen Beſuch im Hauſe des Bankiers, und da die Hausfrau
noch bei der Toilette war, empfing ihn Irene.
Er ſah ihre müden Augen, die von unendlichem Leid ſpra=
chen
, und ein grenzenloſes Erbarmen erfaßte ihn. Das Am=
fortasthema
aus dem Parſifal ging ihm durch den Sinn.
Er wußte ſelbſt nicht, wie es kam, daß er mit ihr von Muſik
ſprach. Und aus ihren leiſen Worten hörte er eine wilde Sehn=
ſucht
heraus.
Dann trat er zum Flügel, der im Nebenſaal ſtand, öffnete
den Deckel, ſchaute Irene an und unter ſeinen Händen klang
feierlich und aus herrlichſtem Können geboren das gewaltige
Vorſpiel des Wagnerſchen Bühnenweih=Feſtſpiels.
Und Willy Schulz, dieſer Jünger der Kunſt, vergaß Zeit
und Raum, führte Irenes Gedanken weit fort, wandelte die ſtille
Trauer ihrer Augen in ein ſehnſuchtsvolles Leuchten.
Als er geendet, ſah er zu ihr hinüber. Sie hatte das Geſicht
in die Hände gedrückt.
Er erſchrak; dann aber begriff er. Seit Wochen hatte ſich
das Ruhrkind nach ſolchen Tönen geſehnt, nach Weiſen, die ihr
das Elternhaus vor Augen zauberten, nach Klängen, die das
Herz höher ſchlagen ließen. Und nun hatte dieſer, dieſer Eine
ihr alles gegeben, was ſie ſo bitter entbehrt hatte.
Dank, Dank, ſtammelte Irene überwältigt. Was haben
Sie mir heute geſchenkt!
Da ſtrömte es dem jungen Künſtler heiß zum Herzen. Ohne
es ſelbſt zu wiſſen, hatte er heute ſein ganzes gewaltiges Können
offenbart. In ſtummer Dankbarkeit ſenkte er den Kopf: Heilige,
heilige Kunſt!

[ ][  ]

Nummer 27

Unterhaltungsblatt und Frauenzeitung

Jahrgang 1923

J

Le
G8: Die Welt der Frau

W...

Handarbeiten.
bejahen müſſen. Aber in einem Punkte hat die Maſchine die Hand=
arbeit
, die weibliche und häusliche Handarbeit, nie erſetzen und nie
verdrängen können: in der Poeſie!
Und es klingt gewiß abſonderlich, daß gerade in unſerer techniſch
ſo hochſtehenden Zeit die weibliche Handarbeit auserkoren iſt, mehr
denn je den Hauch der Familienpoeſie in unſere Zimmer zu tragen und
in die Herzen der heranwachſenden weiblichen Generation zu ver=
pflanzen
.
Zu Mutters und zu Großmutters Zeiten galt eine ſelbſtgearbeitete
Dann wurde es plötzlich Mode, weniger Selbſtgearbeitetes zu ſchen=
ken
, als zu den ſvohlfeilen Büchern, kunſtgewerblichen Gegenſtänden,
Blumenarrangements und Süßigkeiten zu greifen. Wer häkelte, ſtrickte
oder ſtickte, galt als altmodiſch, und die buntgeſtickten Pantoffeln, das
ſamtene Hauskäppchen mit der Goldtroddel oder das nadelgeſtickte Milien
waren in Verruf und wurden verlacht. Plötzlich iſt es wieder anders
geworden: Handarbeit ſteht momentan in hoher Gunſt und wird als
Schatzkäſtlein geworden, aus dem Stoffe, Reſte, Bänder und Spitzen
herausgeholt werden, die mit Fleiß und Phantaſie zu Wunderwerken der
Handarbeit umgearbeitet werden. Der Cinfluß, den das moderne Kunſt=
gewerbe
dabei auf die häusliche Handarbeit ausübt, iſt unverkennbar.
Entwurf, Farbenzuſammenſtellung, Kombinationen man geht heute
künſtleriſcher zu Werke wie ehedem, da man einfach nach Vorlagen
arbeitete. Eine Handarbeit, bei der der Geiſt zur Vorſtellung des
Schönen und des Aeſthetiſchen angeregt wird, ſtellt immer der eigent=
lichen
Arbeit einen künſtleriſchen Reiz zur Seite, der mit Genugtuung
erfüllen muß. Man leiſtet ein Werk, wenn Faden ſich an Faden reiht,
wenn Maſche ſich zur Maſche fügt, wenn das kleine Beinſchiffchen hin=
und herſchießt. . . . Bei dieſen Handarbeiten leiſtet ſich der weibliche
Charakter ſeine größte Geduldprobe, eine Probe, die die beſte Medizin
gegen unſere nervöſe Zeit iſt.
Gegen die Handarbeit haben Frauen und Männer Stellung ge=
nommen
mit der Begründung, daß Handarbeit zum Nachſinnen, Nach=
denken
, ja ſogar zur Schwermut führen kann. Gewiß! je nach der
Veranlagung des handarbeitenden Mädchens oder der handarbeitenden
Frau werden ſich in die Handarbeit Gedanken, Schwärmereien, Träu=
mereien
und auch praktiſche Vorſtellungen mit einarbeiten. Denkt denn
der Mann nicht bei der Arbeit? Warum will man es den Frauen ver=
bieten
? Laßt doch das junge Mädchen, das ſich die Ausſteuer arbeitet,
vom Märchenritter träumen, der es holen kommt es kommt ja doch
an ſeiner Stelle das praktiſche Leben, das den erträumten Zauber raſch
genug entzwei reißt.
Handarbeit! Die Weltgeſchichte zieht vorüber. Die erſten Men=
ſchen
, die ſchon Arbeitsteilung vornahmen: dem Mann die Welt, der
Frau das Haus und die häusliche Arbeit. Und ſie tauchen alle auf, die
handarbeitenden Frauen, die emſig am Kleide wirkende Penelope, das
ſpinnende Gretchen, Großmütterleins Bienenfleiß . . . und alle, alle
nicken uns zu, die der Zeit und dem Leben durch die Handarbeit Ro=
mantik
und Poeſie gegeben haben.
Die weibliche und häusliche Handarbeit im Edelſinn des Wortes
und in der Bedeutung, den geduldigen Frauen und den heranwachſen=
den
Töchtern eine gewiſſe Weihe als hehre Hüterin des häuslichen
Herdes zu geben, die Handarbeit! ſie führt das weibliche Geſchlecht
immer wieder zurück in jene Sphäre, in der wie die alten Barden
ſingen Roſenfinger Leinewand und Leben webten . . . ."
Karl Meitner=Heckert.
Aus der Kinderſtube.
Kleinkindern während des Schlafes die notwendige Kühlung
zu bringen. An heißen Sommertagen finden kleine Kinder der
Wärme wegen nur ſchwer den erwünſchten erquickenden Schlaf.
Selbſt kühle Betten, nur auf Matratze, mit einfacher Barchent=
oder
Wollſchlafdecke zum Verhüllen, genügt in dieſen Fällen
nicht, da die zu hohe Temperatur die Kinder immer wieder be=
läſtigt
und am feſten Schlaf verhindert. Da hat ſich nun erfah=
rungsgemäß
das Umkleiden der hohen Gitterbetten mit in Waſſer
benäßten Tüchern außerordentlich wirkunsvoll erwieſen. Hand=
oder
Bettücher von ſtarkem, aufſaugfähigen Stoff werden dazu in
Waſſer ausgewunden, aber noch ziemlich naß gelaſſen, ſodaß ſie
gerade nicht mehr tropfen. Dieſe werden nun rings über Seiten=
wände
, Kopf= und Fußende des Bettes gehängt, ſodaß ſie halb
nach innen, halb nach außen herabhängen. Das verdunſtende
Die arabiſche Volksſeele.
Von Dorothea G. Schumacher.
Des Arabers Kultur hatte ihren Höhepunkt erreicht, und
ſie war gebrochen an jenem Tage, an welchem der letzte Naßride
von den Spaniern aus Kordöba vertrieben wurde. Dieſer Ab=
ſtieg
aber vollzog ſich viel langſamer als der Aufſtieg zu jener
Kulturhöhe: denn ſechs Jahrhunderte ſind ſeitdem vergangen,
und noch immer iſt der Araber, wenn auch nicht mehr ſchöpferiſch,
ſo doch ſtark und eigenartig geiſtig veranlagt. Dies kommt haupt=
ſächlich
in ſeinen Stegreifdichtungen und ſeinem Handwerk zum
Ausdruck. Es ſind dies aber nur die letzten Funken ſeiner einſt
hell aufflackernden Kultur, die jahrhundertelang ihren warmen
Schein in das damals noch geiſtig umdüſterte Europa warf.
Dieſelben Eigenſchaften, die ihn einſt ſo erhoben, zeigt der
Araber im geringen Maße noch heute. Grundlegend für ſeine
Charakterbildung wurde die Wüſte, in deren einſamer, herber
Größe ſeine guten Kräfte, ſein Edelmut, ſeine Kampfesfreude,
daneben auch ſeine Liebe zur Grübelei und zur Dichtung im ihm
reiften.
Es gibt heute weit weniger echte Araber als ehedem. Die
Vermiſchung mit kulturell unter ihm ſtehenden Berberinern,
Negern, Nubiern, Kurden iſt überall ſchon ſehr vorgeſchritten, tiſche oder eine familiäre. Er iſt opfernfillig, wirft lachend ſein
Raſſenreine Araber finden ſich faſt nur noch in einigen Gebieten Leben um einen großen, ihn erfüllenden Gedanlen hin. Sein
von Mittelarabien. Auch die marokkaniſchen Araber halten ſich
für ſolche und achten ängſtlich darauf, daß unter ihnen keine Ver=
miſchungen
vorkommen. Viele Beduinenſtämme, die in Nord=
arabien
, Oſtjordanland und an den ägyptiſchen Grenzen ſchwei=
fen
, komnten dem reinen arabiſchen Typ noch ſehr nahe, dagegen
verdieni der arabiſch ſprechende, ſeßhafte, bürgerlich tätige
den ſich in jener Religion, deren Schöpfer Mohammed, der
Mann aus der arabiſchen Menge, wurde. Statt eingehender Be= Fähigkeit, in ſich ſelbſt ſich eine ſchöne, flimmernde Wetl zu er=
ſchreibung
ihrer Denkweiſe möchte ich lieber ein Gedicht des
biſchen Frühzeit:
Sag’ meinen Freunden, die mich tot finden
und eine Weile weinen und trauern:
Ich bin unſterblich dies war nur mein Leib,
Lange Jahre mein Haus und Kleid zum Wechſeln.
Ich bin ein Vogel mein Körper war der Käfig
Ich bin entflogen und ließ den Käfig zurück!
Ich bin eine Perle! Mein Leib war die Muſchel,
Die nun zerbrochen wertlos zurückbleibt.
Nun halte ich Zwieſprach’ mit den Seligen
Und ſchaue ſie, die entſchleierte Gottheit,
Schaue in den Spiegel, ſehe und leſe
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft!
Glaubt nicht, daß dies Sterben der Tod ſei!!
Ich ſehe euch alle ſchon als unſterbliche Geiſter,
Sehe, daß euer Los dasſelbe iſt und ihr wie ich.
großen Kräfte in dieſem Volke ſammelte; Kräfte, die dann nach ſein muß.

Waſſer kühlt die Temperatur innerhalb des Bettchens in ganz
kurzer Zeit derart ab, daß die Beläſtigung des Kindes durch zu
große Wärme aufhört und es in tiefen, erquickenden Schlaf ſinkt.
In Krankheitsfällen, wo das Kind durch Fieber gepeinigt wird,
ſollte dieſes vorzügliche äußerliche Abkühlungsmittel ſofort in
Anwendung kommen.
Kalmuseinreibungen ſind für ſkrophulöſe Kinder ſehr heil=
* In unſerer Zeit ſchafft die Maſchine alles: näht, ſtrickt, ſpinnt, ſam. Da der käufliche Kalmusſpiritus ziemlich teuer iſt, tut man
webt, kehrt, entſtaubt, ſchreibt und muſiziert. Die Maſchine, ſagt man, gut, ſich ihn ſelbſt herzuſtellen. Zerſchnittenen Kalmus, im Herbſt
arbeitet billiger. Aber beſſer? Auch dies wird man in vielen Fällen/ friſch in den Markthallen, getrocknet, aber jederzeit in den Dro=
gerien
erhältlich, ſchneidet man recht klein, gibt auf 100 Gramm
Kalmuswurzeln 500 Gramm 68prozentigen Weingeiſt, läßt beides
8 Tage ziehen, filtriert es dann, füllt es in Flaſchen und bewahrt
dieſe verkorkt in dunkler Ecke bis zum Gebrauch.
Dr. II.
Für die Küche.
Verwendungvon Fiſchreſten. Fiſchköpfe und Grä=
ten
geben eine vorzüglich ſchmeckende Suppe. Wichtig iſt, daß die
Geburtstags= oder Feſttags=Ueberraſchung als das koſtbarſte Geſchenr. Köpfe gut gereinigt, die Kiemen ausgebrochen und alle blutigen
Hautteile entfernt werden. Nach dem ſchnellen, aber gründlichen
Waſchen werden Köpfe und Gräten mit kaltem Waſſer aufgeſetzt,
Suppengemüſe und etwas Gewürz hinzugefügt und das Ganze
eine viertel bis eine halbe Stunde gekocht. Durch längeres
Kochen wird der Fiſchleim zu ſehr ausgelaugt und der gute Ge=
ſchmack
der Brühe beeinträchtigt. Salz darf immer erſt an die
fertige Suppe gegeben werden, denn die in den Fiſchknochen
Geſchenk hoch bewertet. Jede Hausfrauenlade iſt infolgedeſſen zum enthaltenen Nährſalze kochen nur in ungeſalzenem Waſſer aus.
Die Fiſchbrühe iſt zu den derſchi=denſten Suppen zu verwenden.
Anle tung zur Herſtellung von Fiſchgerichten gibt das 43
Rezepte enthaltende Seefiſchkochbüchlein, das von der Geſchäfts=
ſtelle
des Wirtſchaftlichen Verbandes der deutſchen Hochſeefiſche=
reien
(E. V.) in Geeſtemünde=Fiſchereihafen auf ſchriftliche An=
forderung
koſtenfrei an jeden Verbraucher verſandt wird.
Der zeitgemäße Haushalt.
Buntfarbige Seidenſtrümpfe zu reinigen. Bei
dieſem nach Art und Farbe gleich empfindlichen Gewebe muß darauf
geachtet werden, daß jedes Stück ohne vorheriges Einweichen ger inigt
und ſofort nachgeſpült und zum Nachtrocknen eingeſchlagen, alſo
nicht aufgehängt wird. Man wäſcht ſie nur lauwarm in einer hand=
warmen
Miſchung von 1 Kaffeelöffel Perſil auf 3 Liter Waſſer ge=
rechnet
. Drückt zunächſt den Strumpf mehrmals darin durch, reibt den
Füßling leicht zwiſchen den Händen, drückt wiederum im Waſchwaſſer
durch und ſpült ſofort in lauem Eſſigwaſſer, das wie Salatſoße ange=
ſäuert
wurde. In dieſem ausgedrückt, werden ſie glatt in Form ge=
zogen
, auf einem Handtuch ausgebreitet, ein zweites darüber gedeckt,
das Ganze zuſammengerollt und nach einer Stunde mit mäßig heißem
Eiſen gebügelt. Bei dieſer Behandlung bleiben ſie weich und ſchmieg=
ſam
, glänzend und in ihrer urſprünglichen Farbe erhalten.
L.
Pilze auf einfachſte Weiſe zu konſervieren. Im
allgemeinen muß dabei beachtet werden, daß zum Konſervieren immer
bei trockenem Wetter geerntete Pilze verwendet werden, da die nach
ſtarkem Regen geernteten ſich raſcher zerſetzen. Junge Pilze mit feſtem
Fleiſch ſind größeren mit weichem ebenfalls vorzuziehen; während die
letzterem immer noch zu ſofortigem Gebrauch zu verwenden ſind, ſofern
ſie nicht faulig und wurmzerfreſſen ſind. Die Haut der Pilzköpfe braucht
nur bei älteren Pilzen und beim Semmelpilz und Grünreizker entfernt
zu werden. Lamellen und Nöhrchen dagegen ſind bei jungen Pilzen
zu trocknen. Dazu werden ſie ſauber geputzt, größere in Scheiben
geſchnitten und auf ſtarke Zwirn= oder Baumwollfäden aufgereiht, mög=
lichſt
in der Luft aufgeſpannt und im Schatten getrocknet.
H.
Pilzpulver kann aus allen kleinen Pilzen und =abfällen be=
reitet
werden. Dieſe werden dazu auf Teller oder mit Pergamentpapier
belegten Horden an der Luft getrocknet, dann im Mörſer fein zerſtoßen
und in weithalſiger Flaſche gut verkorkt aufbewahrt. Je mehr Arten
Pilze dazu verwendet werden, deſto würziger das Pulver.
Eingeſchrumpfte und welkgewordene Kartof=
feln
werden wieder voll und rund, wenn man ſie nach ſauberem Ab=
bürſten
an einigen Stellen von der Schale befreit und über Nacht mit
kaltem Waſſer bedeckt ſtehen läßt. Dieſes Verfahren friſcht nicht nur die
Kartoffeln auf, ſondern entzieht ihnen auch das ſich in ihnen entwickelnde
e.
Solgnin (Gift).
Speiſenzettel:
Sonntag: Bierkaltſchale mit Roſinen. Kalbszunge in dickem Reis.
Grüner Salat.
Montag: Kartoffelbällchen mit Rhabarberkompott.
Dienstag: Eierkuchen mit grünem Salat.
Mittwoch: Kartoffelmus mit Pilzhaſchee.
Donnerstag: Rhabarbergraupen (ſauerſüß).
Freitag: Kartoffelſalat mit jungem Lauch und geb. Schellfiſch.
Samstag: Möhren mit Kartoffeln und Peterſilie.
ſchnellen, beiſpiellos erfolgreichen Beutezügen zur Entfaltung werden die Aufgaben mit + (oder Schlagen ſchwarzer Figuren) im erſten
kamen in der arabiſchen Kulturzeit in Spanien, Bagdad und Zug ſelten ſein, da man meiſt ohne ſolches auskommt. N. Sch. Auf=
Aegypten. Dort ging alsbald im Rauſche blühender Kunſt, reich= gabe 5. Gegen Db4:? hilft nur a6c5! Die von Ihnen angegebenen
Lebensführung verloren. Nirgends wurden ſchönere Feſte ge= 2. Te6 +7 (2. Lf7 g8! 3. Te6 +) Kd4 3. Lb6 + c5 oder Sc5;
hafter als in Aegypten, und nirgends fand ſich mehr freies Ge= Dr. W. in N. Aufgabe 9. Sie geben an: 1. Sf3 ++ Df31 2. Te6aber
lehrtentum zuſammen, als in Spanien der arabiſchen Zeit. gleich Te6 ).
Jene Bagdadiner Nachtfeſte aber waren der Anfang vom Ende.
Dort trat wohl am erſten die Entſittlichung in die arabiſche Welt
ein und untergrub dieſe allmählich, bis ſie unaufhaltſam
dahinſiechte.
Noch heute iſt der Araber ein geiſtig ſehr begabter Menſch
mit zum Teil ſehr trefflichen Eigenſchaften, neben denen freilich
ſeine wachſende Lebensnot und Vermiſchung mehr und mehr
auch übele Seiten herausgebildet hat. Er mag bettelarm ſein
und nichts beſitzen als ſeinen Wollmantel und ein zerriſſenes
Zelt und doch an Haltung und Sprache königlich, geiſtvoll und
gewählt bleibend. Keine ungünſtigen Verhältniſſe können ihm deutung zu bilden: 1. Berggipfel im ſchweizeriſchen Kanton Zürich.
ſeinen erhabenen Seelenfrieden vernichten. Vermag er nichts 2. Jsraelitiſcher König. 3. Provinz in Spanien. 4. Naturerſcheinung.
mehr, ſo wird er zu ſterben wiſſen mit gläubigem Blick zu
den Sternen. Auch der ärmſte Araber vermag ſich für eine gute unten geleſen, die im Volksmund übliche Benennung eines altbe=
Sache voll und ganz einzuſetzen, ſei ſie eine religiöſe, eine poli= kannten Darmſtädter Brauereilokals.
Glaube iſt ebenſo innig wie ſein Haß es unter Umſtänden ſein / 531. Stelle dieſelben zwei Laute vor Che, vor Ecke, vor Eller
kann. Er iſt lieber arm und ganz frei von irdiſcher Habe und
ſeines Beſitzes, was ihm in der Tat das läſtigſte von allem iſt.
Ein habgieriger Araber wird ſtets ein Miſchling ſein.
Auch der ärmſte Araber hängt an ſeiner Familie mit einer
Aegypter kaum den Namen eines Arabers. Deſſen gute rührenden Innigkeit. Daß er rauh gegen ſie ſein kann, hat nichts
Eigenſchaften fehlen ihm zumal. Des Arabers beſte Züge fin= damit zu tun. Und ſein Leben kann das ödeſte und ärmſte ſein
er iſt dennoch ein ſtill zufriedener Geſelle, denn er hat die
denken. Zu ihm ſpricht die Natur überall. Das Raſcheln der
Achmed Ghazali hierherſetzen, jenes Dichterphiloſophen der ara= Palmen und Eukalypten im Nachtwind, der Weg des Mondes
für ihn der Inbegriff des Schönen durch die Wolken, die
erſten Vogelſtimmen bei Sonnenaufgang, alles ſagt ihm etwas,
und er, das arme Kind der Oede, verſteht es, denn ſeine Seele
iſt noch immer reich und tief. Hier und da erſtehen auch wohl
Fähigkeit, in ſich ſelbſt ſich eine ſchöne, flimmernde Welt zu er=
ſagen
haben. Ihr Wort aber würde in der Wüſte verhallen,
denn niemand glaubt mehr an ſie. So wendet er ſich, wenn er
Glück und Mittel hat, nach Kairo oder Konſtantinopel, wo denn
heute auch alles, was arabiſcher Geiſt und Kunſtſinn noch ſchafft,
ſeine Stätte findet. Die ganze türkiſche Kultur beruht auf der
arabiſchen. In den letzten Jahren iſt die ältere arabiſche Hand=
werkskunſt
neu belebt worden und ſomit wurde eine ſchon halb
verſunkene Welt ſchöner Formen gerettet. Der Reiz der arabi=
ſchen
Kunſt lag ſozuſagen in ihrem geiſtigen Gehalt. Ihre Linien
ſind wie ein Gedankenſpiel, deſſen ſcheinbare Verwirrung ſich am
Ende durch ein paar kluge Wendungen auflöſt. Der äußerſt fein
entwickelte Farben= und Formenſinn deutet darauf hin, daß Ferge, 529. Balkan, Balken, Balkon, 530. Einkauf; ein Kauf.
Die karge Lebenshaltung ihrer Frühzeit war es, welche die dieſes Volkes auch in ſeeliſchen Dingen ſehr feinfühlig geweſen.

Uideddenddnnduaaneeeene
: gogago

Laageg!
666o68: Mannigfaltiges
*
3668 !
Evmvmmwrnwwwmmmmwmvwwwmwwmwmmwvmmnvwwvvvwwwwwvme!
Allerlei Weisheit.
In Südafrika gibt es eine Stern von Bethlehem ge=
nannte
riſpenartige, faſt ganz weiße Blume, die ſich, wenn ab=
geſchnitten
, noch zehn Wochen in einer Vaſe mit Waſſer friſch
erhält.
Torf hat noch einmal ſo viel Heizkraſt wie Holz, aber nur
halb ſo viel wie Steinkohle.
Die Gelehrten haben ungefähr 560 verſchiedene Farbtöne
des Blattgrüns feſtgeſtellt.
Das kleinſte Geldſtück der Welt beſitzt nur einen Wert von
drei Zehntel Pfennigen. Es iſt das portugieſiſche Drei=Reis=
Stück.
In jeder einzelnen kleinen Zungenpapille ſind bis zu 500
Endfaſern von Geſchmacksnerven eingeſchloſſen.

Jannonnnanennngngnne

Schach

Nmmer 8
Aufgabe 15
Walther Freiherr von Holzhauſen in Magdeburg
(Urdruck)
d
a
b
e
f g

Prüfſtellung: Weiß: Kg1 Dd3 Tb5 h4 Lg2 Bb6 (6);
Schwarz; Ka4 Db4 Ba5 b7 h5 (5); 2+,
Unſeren heutigen Zweier, ein älteres, bisher noch nicht beröffent=
immer
verwendbar. Am leichteſten ſind natürlich größere Mengen Pilze lichtes Stück aus dem Jahr 1904, hat uns der Verfaſſer freundlichſt zur
Verfügung geſtellt. Freiherr von Holzhauſen iſt vielleicht der bedeutendſte
lebende deutſche Aufgabenverfaſſer jedenfalls einer der Größten auf dieſem
Gebiete überhaupt. Die meiſten ſeiner Aufgaben von denen wir
demnächſt einige hier vorführen werden zeichnen ſich durch hervor=
ragend
geiſtreiche Gedanken aus. v. Holzhauſen iſt auch als ſtarker Spieler
bekannt. Nach dem Krieg hielt er ſich vorübergehend in Darmſtadt auf
und ſteht von dieſer Zeit her in hieſigen Schachkreiſen noch in beſter
Erinnerung.
Aufgabe 16
Dr. Friedrich Palitzſch in Dresden
(Deutſches Wochenſchach 1913)
Weiß: Ke8 Dh1 Lb6 Bb5 c4 d6 g4 (7);
Schwarz: Ka8 Te4 Lf2 Ba4 c5 d7 e6 f5 f7 g5 (10).
Matt in drei Zügen.
Briefkaſten.
A. L. Aufgabe 5: Dd12 Sd2! Löſung von6 auch verfehlt. B. u. Sch.
in R. 9 richtig. Die Löſung von 3 haben Sie aus der vorigen Nummer
erſehen. 1. Sd8: ſcheitert an Tc71 L. G. in M. Aufgabe 5. 1. Dd12
Sd21 2. Da1 (wie Sie angeben) Ke4: 3. wie matt? Es darf bei
Schachaufgaben ſchon im 1. Zug Schach geboten werden. Manche ſchöne
Gedanken laſſen ſich ohne ein Schach im erſten Zug gar nicht zu einer
Aufgabe verarbeiten, und es iſt nicht einzuſehen, warum ein Aufgaben=
verfaſſer
, beliebig aufgeſtellter Kunſtgeſetze halber, von der Darſtellung
eines ſolchen Gedankens abſehen ſollte. Es gibt eine Richtung, die Schach=
bieten
und Schlagen eines ſchwarzen Steins im erſten Zug als unſchön
ſtreng verpönt, dieſe iſt aber nicht zur Herrſchaft gelangt. Immerhin
ſter Lebensfreude das alte arabiſche Ideal ſchlichter freier Fortſetzungen führen nebenbei auch nicht zum Matt: 1. Db4: 7 aup?
feiert als in Bagdad; nirgends erblühte die Architektur traum= 1Db4:? Ke4:? 2. De1 +72.Ld3 F13. De1+)Kf5 3. De6+de.
der T wird doch einfach vom ſchwarzen Lg8 geſchlagen (ſonſt ginge ja

Darmſtädter Silbenräfſel.
a, bel, hab, hörn, na, ne, li, ra, var.
Aus obenſtehenden Silben ſind 4 Wörter von folgender Be=
Die Anfangs= und Endbuchſtaben ergeben, beide von oben nach
Aug. Thomas.
Rätſel.
Ferner vor Erbe und Stern, ſo entſtehen ſtets richtige Wörter.
mit ihr verbundener Arbeit, als reich und der Diener und Hüter / 532. Ein weiblicher Name, ein Verg, ein Ort: Die ſämtlichen drei
nennt dasſelbige Wort.
533. Sei ſtets das erſte Silbenpaar! Stets munter, wie die dritte
iſt. Das Ganze, wie die Dritte, war Ein jedes einſt ein
Komponiſt.
Auflöſungen.
Zuſammenſetz=Aufgabe.

Rätſel: 527. Laus, Itz, Lau, Sitz, Lauſitz. 528. Felge, Feige,
Verantwortlich: Max Strs81g.