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und 800 M. Abtragegebühr, durch die Agenturen
20000 M. frei Haus. Beſtellungen nehmen ente
gegen: die Geſchäftsſielle Rheinſtraße 23 (
Fern=
ſprecher 4, 2390 und 2394), die Agenturen und alle
Poſtämter. Verantwortlichkeit für Aufnahme von
Anzeigen an beſtimmten Tagen wird nicht übernome
men. Nichterſcheinen einzelner Nummern infolge
höherer Gewalt berechtigt den Bezieher nicht zur
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zung des Bezugspreiſes. Beſtellungen und
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Nachduck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſit. Tagbl.” geſtattet.
186. Jahrgang
Sonntag, den 1. Juli 1923.
Nummer 179
27 mm breite Zeile im Kreiſe Darmſtadt 1000 M.
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zeile 6000 M. Anzeigen nehmen entgegen:
Geſchäfts=
ſtelle Rheinſtraße 23, die Agenturen und
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expeditionen. Im Falle höherer Gewalt, wie Krieg,
Aufruhr, Streik uſw., erliſcht jede Verpflichtung
auf Erfüllung der Anzeigenaufträge und Leiſtung
von Schadenerſatz. Bei Konkurs oder gerichtlicher
Beitreibung fällt jeder Rabatt weg.: Bankkonto:
Deutſche Bank und Darmſtädter 8 Nationalbank.
Ergänzungen zur Oeviſenveordnung.
Ein Erlaß an die Regierungen der Länder.— Verhändlungen
über Deviſenverkäufe im In= und Ausland.
* Berlin, 30, Juni. (Priv.=Tel.) Duch das Anwachſen
der großen, an die Reichsbank geſtellten Aſprüche, ſah ſich
dieſe veranlaßt, durch ihren Deviſendirektor Fuchs folgende
Erklärung an die Deviſenhändler abzugeben. Die ſtark
geſkei=
gerten Anſprüche machen es im Intereſſe derdeutſchen Wirtſchaft
und der Stützung der Mark notwendig, von Montag ab ſtark
zwiſchen den Ordres des Inlandes und denen des Auslandes zu
unterſcheiden Infolgedeſſen ſollen die Kafaufträge getrennt
für In= und Ausland aufgegeben werden, pährend die
Reichs=
bank bemüht ſein wird, den reellen Bedarf bllig zu befriedigen,
wogegen ſie bei Auslandsaufträgen eher zu Einſchränkungen
ſchreiten wird. Außerdem behält ſich die Rechsbank vor, die
ge=
eigneten Maßnahmen gegen den Auslandserkehr zu ergreifen.
Berlin, 30. Juni. (Wolff.) In einen Rundſchreiben des
Reichswirtſchaftsminiſters an die Regierunen der Länder
emp=
fiehlt er ſtärkere Handhabung bei der Erteſung von
Erlaubnis=
ſcheinen zum Deviſenankauf (Handelshmmerbeſcheinigung).
Bisher ſind dieſe Erlaubnisſcheine in vielzu weitem Umfange
erteilt worden. Der Beſitz der Handelskamerbeſcheinigung
ge=
ſtattet in unbegrenztem Maße den Kauf m Deviſen. Da nach
der Erteilung der Handelserlaubnis eine ſontrolle faſt
unmög=
lich iſt, hängt alles davon ab, die Beſchenigung nur den
Fir=
men zu erteilen, die unbedingte Gewährbieten, daß kein die
Allgemeinheit ſchädigender Mißbrauch dmit getrieben wird.
Der Deviſenkauf muß in den Grenzen desmbedingt Nötigen
ge=
führt werden und ſoll nicht über den Beduf der nächſten Wochen
hinausgehen. Die Handelskammern müſſn daher vor Erteilung
der Beſcheinigung an Hand von Belegu ſorgfältige Prüfung
vornehmen und dürfen auch nicht davor ſrückſchrecken, die
Be=
ſcheinigung zu verſagen, wenn es ſich umFirmen handelt, deren
Zuverläſſigkeit nicht einwandfrei feſtſteht. Der
Reichswirtſchafts=
miniſter empfiehlt den Regierungen der Ander, in dieſem Sinne
auf die Handelskammern einzuwirken. Hollte ſich dieſer Weg
als erfolglos erweiſen, ſo könne die Reisregierung gezwungen
ſein, mit dem Syſtem der Handelskamyrbeſcheinigungen
über=
haupt zu brechen und in irgendeiner form eine Vorprüfung
für alle Fiimen einzuführen.
Vom Tage.
Reichskanzler Dr. Cuno begab ſich zu kurzem Aufenthalt auf ſeine
Beſitzung Aumühle bei Hamburg. Die Rückkehr nach Berlin erfolgt
An=
fang nächſter Woche.
Die Hamburger Bürgerſchaft ſtimmte dem Senatsantrage auf
Er=
höhung der Wohnungsbauabgabe auf 150 Prozent der Friedensmiete zu.
Der Norddeutſche Lloyd hat den gleich nach Kriegsausbruch von den
Engländern beſchlagnahmten Dampfer „Derfflinger” durch Rückkauf
wie=
der erworben. Der 1913 erbaute, 9200 Tonnen große Dampfer wird,
wie ehemals, in den oſtaſiatiſchen Dienſt eingeſtellt werden und trifft
vor=
ausſichtlich in der nächſten Woche auf der Weſer ein.
Nach einer Meldung der Chicago Tribune aus Düſſeldorf ſoll eine
franzöſiſche Infanteriekompagnie Hohenſyburg
beſetzt haben.
Die im April geführten Verhandlungen zwiſchen der
eſtländi=
ſchen und der deutſchen Regierung über die Regelung der aus dem
Kriege ſtammenden Streitfragen und über den Abſchluß eines
vorläu=
figen Wirtſchaftsabkommens ſind zu einem befriedigenden
Ende gekommen. Die Unterzeichnung des Vertrags fand am 27.
Juni ſtatt.
Der amerikaniſche Staatsſekretär Mellons iſt in England
eingetroffen. In einer Unterredung erklärte er daß ſeinem
Beſuch keine offizielle Bedeutung beizumeſſen ſei.
Nach einer Havas=Meldung aus Brüſſel veröffentlicht der
Moni=
teur eine Verordnung, die beſagt, daß der König die Demiſſion
der Miniſter des Kabinetts Theunis abgelehnt habe.
Nach dem Echo de Paris wird der franzöſiſche Vertreter im
Völ=
kerbundsrat, Hanotaux in der am 2. Juli beginnenden
Tagung eine Reviſion der Gehälter für das Perſonal
des Generalſekretariats des Völkerbundes und des
inter=
nationalen Arbeitsamts fordern.
Nach einer Havas=Meldung aus Konſtantinopel haben die
Kandidaten der Partei der nationalen
Verteidi=
gung (Regierungspartei) in Konſtantinopel einen
vollſtändigen Erfolg erzielt, da die Oppoſition kaum 200
Stimmen aufgebracht hat.
Amtlicher Oollarkurs 154113
Mitglieder des Hanſeatiſche Freikorps wegen Sabotage vor dem Kriegsgericht in Mainz.
2 Todesurteile.— Ein Urteil lautet auf lebenslängliches Zuchthaus.
Paris, 30. Juni. (Wolff.) ach einer Havasmeldung
aus Mainz hat geſtern morgen vodem dortigen
franzö=
ſiſchen Kriegsgericht der Preß gegen die
Mitglie=
der des Hanſeatiſchen Freikeps wegen verſchiedener,
ihnen zur Laſt gelegten Sabotageakt ſtattgefunden. Die
An=
geklagten hatten zuerſt geleugnet unſerklärt, die Befehle ſeien
ihnen aus Augsburg von einem Hen Dr. Frank, der der
So=
zialdemokratiſchen Partei angehört /d der das Korps leitete,
zugegangen. Das Kriegsgericht veurteilte die ſieben
Angeklagten zum Tode. S heißen: Saſe, Maurer,
Gruber, Hahne, Schneider, Freyer, frey. Ein weiterer
An=
geklagter mit Namen Lauth wurden lebenslänglichem
Zucht=
haus und ein neunter namens ſoegler zu fünf Jahren
Gefängnis verurteilt.
Nach dem Echo de Paris ſind 9 Angeklagten bei der
Ver=
kündung des Urteils zuſammengebrhen.
Aufſehenerregen) Ausſagen.
Verdächtigung der deutchen Polizei durch
einen Angelagten.
Mainz, 30. Juni. (W.B.) n langer Sitzung hatten ſich
neun Angeklagte vor dn Kriegsgericht des
Generalſtabs der franzöſiſchen Minarmee unter der
An=
klage der Verübung volSabotageakten, im
beſetzten Gebiet bzw. Beih) und Begünſtigung hierzu
zu verantworten. Es waredies der Platzmeiſter Paul
Saſe genannt Schütz, 23 Jahrelt, aus Röhlingshauſen bei
Weimar, zuletzt in Frankfurt wohaft; 2. der 26 Jahre alte
Uhrmacher Friedrich Maurer & Augsburg; 3. der 23
jäh=
rige Maſchinenſchloſſer Georg Gaber aus Augsburg; 4.
der 26 Jahre alte Schloſſer Maxſahne aus Berlin; 5. der
18jährige Hausdiener Alfred Sſneider aus Reutlingen;
6. der 22 Jahre alter MechanikerVilhelm Freyer aus
Eich=
walde; 7. der 27jährige Kaufmn Lauth aus Frankfurt
a. M.; 8. der 21 Jahre älte Yer Karl Frey und 9. der
45 Jahre alte Gaſtwirt Peter Kigler, beide aus
Boden=
heim bei Mainz.
Die erſten ſieben ſind beſchdigt, aktive Mitglieder einer
zum Zwecke der verbrecheriſcheniſenbahnſabotage im
unbe=
ſetzten Gebiet gebildeten Geheimganiſation Oberland (Gruppe
Han=Ecke, hanſeatiſches Freikory zu ſein und dadurch
Per=
ſonen und Eigentum der franſiſchen Beſatzungstruppen
ge=
fährdet zu haben. Saſe, Mauu Hahne, Schneider und
Gru=
ber ſollen in der Nacht zum 26. bril in der Gemarkung
Boden=
heim ein 1,50 Meter langes ſück Eiſenbahnſchiene in das
Herzſtück einer Weiche gekeilt hen, um den um 4.10 Uhr früh
die Station Bodenheim paſſienden Schnellzug Wiesbaden—
Paris zur Entgleiſung zu brien. Frey und Koegler ſollen
hierzu Beihilfe geleiſtet haben. faſe und Freyer ſollen dadurch
verbrecheriſche Sabotage verülhaben, daß ſie in der Nacht
zum 30. April in der Gemalng Hinterweidenthal (Strecke
Bingen-Koblenz) eine Eiſenhn=Telephonzelle durch
Beſchä=
digung unberauchbar gemacht ſben. Lauth und Freyer
wur=
den am 15. Mai feſtgenomma als ſie zur Ausführung einer
Schienenſprengung bei Niedenmbach Dynamit von Frankfurt
in das beſetzte Gebiet zu Fuß transportierten. Koegler ſoll den
Sabotageakten in Bodenheim dadurch Vorſchub geleiſtet haben,
daß er den Saboteuren an zwei Tagen Nachtquartier gab,
ohne die vorgeſchriebenen Eintragungen in das Fremdenbuch
und die polizeiliche Anmeldung der Gäſte vollzogen zu haben.
Bei der Vernehmung legte Saſe in weinerlichem Ton das
Geſtändnis ab, die Frankfurter Oberland=Leitung habe ihm
den Auftrag gegeben, unter den ſich dort aufhaltenden
erwerbs=
loſen Perſonen zu werben, die ſich verpflichteten, im beſetzten
Gebiet mit Dynamit Eiſenbahnſabotageakte zu unternehmen.
Das Werbebureau ſei ein „Kaffee Landſturm” in Frankfurt.
Maurer beſtätigt die Angaben Saſes. Gruber, der Hahne
und Schneider zum Zwecke des Geldverdienens bei der
franzö=
ſiſchen Gendarmerie in Höchſt verraten hatte, macht u. a. die
Angabe, er und mehrere andere Mitglieder hätten den
Spezial=
auftrag gehabt, Kohlenzüge in die Luft zu ſprengen. Er und
Saſe ſeien von der Frankfurter Polizei wegen
des Beſitzes von Dynamit feſtgenommen, aber
wieder freigelaſſen worden, nachdem ſie erklärt
hätten, der Sprengſtoff diene Sabotageakten
im beſetzten Gebiet.
Nach dieſer ſenſationellen Erklärung des
Angeklagten machte der Vorſitzende des
Gerichts=
hofes die Bemerkung, daraus gehe hervor, daß die
Frankfurter deutſche Polizei und die deutſche
Reichsregierung die Sabotageakte begünſtigen.
Aufſehen erregte auch die Ausſage Schneiders, daß
auch in Zivil gekleidete Reichswehrſoldaten
Sabotageakte im beſetzten Gebiet verübten.
Jeder der Beteiligten hätten einen Vorſchuß von 60 000 Mark
aus den Mitteln des Geſamtbundes Oberland bekommen.
Kög=
ler will von den Plänen der Saboteure nichts gewußt haben.
Die Einſchreibung ins Fremdenbuch und die polizeiliche
An=
meldung habe er aus Vergeßlichkeit unterlaſſen. — Einer der
Hauptbeſchuldigten, Schied, iſt ins unbeſetzte Gebiet entkommen.
In der Nachmittagsſitzung ſchilderte ein franzöſiſcher
Eiſen=
bahnbeamter die Sabotage bei Bodenheim. Der in die Weiche
eingetriebene Schienenteil ſei vom zweiten Rad der
Lokomo=
tive des Schnellzuges herausgeſchleudert und ſo eine
Entglei=
ſung verhindert worden."
Der Militärſtaatsanwalt beantragte gegen
ſämtliche Angeklagten mit Ausnahme von
Koeg=
ler die Todesſtrafe. Es ſei Ehrenpflicht der deutſchen
Regierung, gegen Schied und die Auftraggeber der Sabotage
auf Grund der deutſchen Strafgeſetze vorzugehen, da es ſich um
Kapitalverbrechen handele. Die Verteidiger traten für
die Bewilligung mildernder Umſtände ein.
Das Urteil lautete gegen Saſe, Maurer, Gruber, Hahne,
Schneider, Freyer und Frey auf Todesſtrafe, Lauth
lebens=
längliche Zwangsarbeit und Koegler auf fünf Jahre Zuchthaus.
Ein Oementi des Frankfurter Polizeipräfidenten.
Der Frankfurter Polizeipräſident Ehrler, erklärte einem
Vertreter des W. T.B., daß die Ausſagen des Groube auf
Un=
wahrheit beruhen. Er ſtehe wie der Miniſter des Innern auf
dem Standpunkte, daß derartige Sabotageakte durchaus
ver=
werflich ſeien und nicht im Intereſſe der deutſchen Sache lägen.
Die Toche.
In einem ſehr bemerkenswerten Aufſatz ſchrieb der
diplo=
matiſche Mitarbeiter des Daily Telegraph dieſer Tage, daß es
keineswegs überraſchend ſein könne, daß, wenn das —
möglicher=
weiſe unvermeidbare — Fehlen einer formellen oder
nichtfor=
mellen alliierten Antwort auf den britiſchen Fragebogen
an=
dauere, eine engliſche Regierungserklärung erfolge. Angeſichts
der belgiſchen Kriſe ſei eine derartige Erklärung ſeitens der
engliſchen Regierung natürlich immer wieder verſchoben worden.
Sie könne jedoch in Anbetracht ſowohl der
Dringlichkeit der europäiſchen Kriſe wie auch
der Notwendigkeit für die engliſche Regierung,
die allgemeinen und beſonderen
Vertrags=
intereſſen Englands zu wahren, nicht weiter
verſchoben werden. Klar kommt in dieſen Ausführungen
zum Ausdruck, daß man ſich in England nachgerade des Ernſtes
der Lage bewußt geworden iſt. Die franzöſiſche
Verſchleppungs=
taktik, die mit Erfolg jede Beantwortung jenes engliſchen
Frage=
bogens ungefähr 14 Tage hinauszuſchieben vermochte, hat
ſicher=
lich auch das Ihrige zur Klärung der Situation beigetragen.
Zwei Ereigniſſe ſind es, die das Verhältnis, welches im
Augen=
blick zwiſchen England und Frankreich beſteht, ſcharf beleuchten.
Der Obſerber veröffentlichte letzthin einen Geheimbericht, der
von einer dem franzöſiſchen Oberkommiſſar der Rheinlande
naheſtehenden Seite an die Pariſer Regierung geſchickt wurde
und der auch die letzten Schlejer von den franzöſiſchen
Annexions=
gelüſten hinwegzog, und am Dienstag bewilligte das engliſche
Unterhaus eine Vermehrung der engliſchen Luftflotte um 1090
Flugzeuge. Der franzöſiſche Geheimbericht ſagte den politiſchen
Kreiſen in England ſelbſtverſtändlich nichts Neues. In London
weiß man ſeit geraumer Zeit ebenſo wie bei uns in
Deutſch=
land, worauf die Politik Herrn Poincarés abzielt. Während
man aber bisher derartige Unliebſamkeiten „im Intereſſe der
Entente” mit dem Mantel chriſtlicher Liebe bedeckte, hält man
es jetzt für an der Zeit, der Katze die Schelle umzuhängen. Nicht
nur der Inhalt des franzöſiſchen Geheimdokuments berechtigt
das ungeheuere Aufſehen, welches die Veröffentlichung des
Obſerver in der ganzen Welt erregt hat, ſondern die Tatſache,
daß die führende engliſche Preſſe, ſicherlich nicht ohne Wiſſen der
engliſchen Regierung, die Abſichten der Franzoſen vor aller Welt
bloßſtellte. Folgenſchwerer aber vielleicht noch iſt der ſchon
er=
wähnte Beſchluß des engliſchen Unterhauſes. Schon vor einer
Woche führten wir an dieſer Stelle aus, daß die gegenwärtige
politiſche Situation eine verzweifelte Aehnlichkeit mit der zu
Anfang dieſes Jahrhunderts habe, nur mit dem Unterſchied,
daß heute nicht Deutſchland, ſondern Frankreich der Rivale
Eng=
lands ſei. Die Verſtärkung der engliſchen Luftſtreitkräfte iſt
der Anfang eines neuen militäriſchen Wettrüſtens, und gerade
die engliſchen Kreiſe, welche bisher die eifrigſten Verfechter des
Zuſammengehens mit Frankreich waren, fühlen ſehr deutlich,
daß nichts verhängnisvoller für die engliſche öffentliche Meinung
iſt, als die Tatſache, daß England von Frankreich zu einem
Wettrüſten gezwungen wird. „Ein Ohrenzeuge erzählte mir,”
ſo ſchrieb der bekannte Admiral Mac Kerr im Evenina Standard,
„er habe gewiſſe Reibungen, die ſich zwiſchen zwei alliierten
Na=
tionen ergeben hätten, mit dem Luftminiſter dieſes Landes
be=
ſprochen. Dieſer Miniſter hatte in letzter Zeit viel für die
Ver=
beſſerung der Luftrüſtungen ſeines Landes getan und antwortete
dem Frageſteller im Bewußtſein ſeiner Macht: Es iſt uns egal,
was unſer: Feinde denken oder was ſie von uns wünſchen. denn
wir haben die Herrſchaft über die Luft!‟ Die Freundſchaft
zwi=
ſchen Frankreich und England iſt nicht mehr ſehr groß, und auch
der recht optimiſtiſche Vertreter der Times in Paris ſchrieb am
28. Juni, daß es nicht leicht ſei, ſeinen Mut zu bewahren, und
in ihrem Leitartikel ſchrieb die Zeitung am gleichen Tage: In
dieſem kritiſchen Augenblick, vier Jahre nach der Unterzeichnung
des Verſailler Vertrages, finden ſich die Alliierten im Gegenſatz
bezüglich der Methoden, durch die das von beiden erwünſchte
Ziel erreicht werden könnte. Während drei Wochen haben ihre
Regierungen bisher ohne Erfolg diskutiert, ohne daß ein
Weg entdeckt worden iſt, um ihre Differenzen
auszugleichen. Die Franzoſen beſtehen auf allem, was in
ihrer Ruhraktion eingeſchloſſen liegt. Unſere Regierung
wider=
ſpricht. Inzwiſchen befindet ſich Deutſchland, der Gegenſtand
aller Diskuſſionen, in offenſichtlicher Ausführung. Und der
Artikel kommt zu dem Schluß, daß England, wenn Frankreich
gemeinſames Handeln unmöglich mache, der Verantwortlichkeit
ins Geſicht ſehen müſſe, auf eigene Rechnung einen
Verſuch zu machen, die zerſtörenden Vorgänge
aufzuhalten, bevor es zu ſpät ſei.
Inzwiſchen hält die deutſche Reichsregierung das Steuer
des Staatsſchiffes in feſten Händen. Die programmatiſche
Er=
klärung, die der Reichskanzler Dr. Cuno vor dem Rheiniſchen
Provinziallautage abgegeben hat, zeigt das mit erfreulicher
Deutlichkeit. „Es gibt keine Rheinlandfrage für die deutſche
Re=
gierung, es gibt deshalb keinen Kompromißweg, den wir in
dieſer Frage betreten können.” . . . „Das deutſche Volk im
be=
ſetzten und unbeſetzten Gebiet muß beſonnen und feſt bleiben.
Unbeſonnenheit von deutſcher Seite, mag ſie nun von rechts
oder von links kommen, verurteile ich im gleichen Maße. Alle
Dinge, die die Staatsautorität gefährden, alles, was
Partei=
hader und Zwieſpalt in das Volk hineintragen kann, muß
zu=
rücktreten hinter der großen Frage: Wie rette ich mein
Vater=
land, wie gebe ich mein Alles hin für mein Vaterland?”
Ungeheuer ſchwere Aufgaben ſind der Reichsregierung aus
der kataſtrophalen Entwertung der deutſchen Mark erwachſen.
Da, ſo lange der Ruhrkrieg dauert, ſo lange die Franzoſen
nicht nur deutſches Geld rauben, ſondern auch fälſchen, mit einer
endgültigen Stabiliſierung unſerer Währung kaum noch zu
rechnen ſein dürfte, müſſen Mittel und Wege gefunden werden,
um den breiten Maſſen eine einigermaßen erträgliche
Lebens=
haltung zu ſichern. Die Anpaſſung der Arbeitslöhne an den
jeweiligen Geldwert iſt damit in den Mittelpunkt der
Erörte=
rung geſtellt. Die in unſerem Volk vorhandenen
Reibungs=
flächen müſſen möglichſt abgeſchliffen werden, ſelbſt wenn dies
nur unter großen Opfern geſchehen könnte. Die grundſätzliche
Ablehnung wertbeſtändiger Arbeitseinkommen iſt immer mehr
verſchwunden. Nur über die Grundlagen der Bemeſſung des
Arbeitslohnes beſtehen noch lebhafte Gegenſätze. Reichsinder,
Großhandelsindex und Dollarkurs können nicht als geeignete
Grundlage angeſehen werden. Daß der Vorſchlag, Löhne und
Seite 2.
Darmſtädter Dagblatt, Sonntag, den 1. Juli 1923.
Nummer 129.
Gehälter dem Dollarkurs anzupaſſen, gänzlich indiskutabel iſt,
braucht kaum erörtert zu werden. Der innere Wert der Mark
iſt weſentlich höher wie der äußere und die Zugrundlegung des
Dollarkurſes als Berechnungsbaſis, für Löhne und Gehälter
würde demnach eine ſehr erhebliche Beſſerung der
Lebenshal=
tung des deutſchen Volkes über den Vorkriegsſtand hinaus
be=
deuten. Eine Unmöglichkeit für ein ganz verarmtes, mit
ſchweren Schulden beladenes Volk. Der Großhandelsindex
ſteht bekanntlich weit über dem Lebenshaltungsindex. Er ſetzt
ſich aus dem Engrospreis einer Reihe von wichtigen Waren
zuſammen, und zwar auf dem freien Markt. Bewirtſchafteter
Bedarf, wie z. B. die Wohnungen, ſind im Großhandelsinder
nicht enthalten. Außerdem enthält er einen beſonders hohen
Prozentſatz von Auslandsgütern, deren Preiſe ſich naturgemäß
ſehr ſchnell den Deviſenkurſen anpaſſen. Der
Lebenshaltungs=
index aber umſaßt trotz ſeiner Verbeſſerung im vergangenen
Jahre auch heute noch in keiner Weiſe den vollen
Lebensauf=
wand einer Durchſchnittsfamilie. Die Abſicht, den Arbeitslohn
in zwei Teile zu teilen, von denen der eine nach dem
Lebens=
haltungsinde, der andere aber nach dem Großhandelsinder zu richteten Beſchädigung und über die Höhe der Zahl der Toten
bemeſſen wäre, ſcheint daher einen gangbaren Weg zu einer
Löſung zu bieten.
Auf der anderen Seite antworten die verantwortlichen In= Beſatzung faſt ausſchließlich über dieſe Brücke geleitet.
ſtanzen an einer Zuſammenfaſſung und Veränderung der
be=
ſtehenden Vorſchriften über Preistreiberei, Schleichhandel,
ver=
botene Ein= und Ausfuhr, unzuläſſigen Handel, Höchſtpreiſe,
Preisprüfung, Auskunftspflicht über wirtſchaftliche Verhältniſſe,
Preisaushang und andere Beſchränkungen des Handels und
Gewerbes. Die Befürchtungen insbeſondere innerhalb der
Verbände des kaufmänniſchen und gewerblichen Mittelſtandes,
daß es ſich dabei darum handele, eine neue Aera der Zwangs= Duisburg berichtet: Heute vormittag 2 Uhr explodierte
wirtſchaft herauszuführen, iſt jedenfalls durchaus unbegründet. auf der Linie Duisburg—Friemersheim in der belgiſchen Zone
Wichtig für die Beurteilung iſt, daß es ſich dabei zum über= im Innern eines Wagens eines Urlauberzuges kurz nach der
wiegenden Teil nicht um neugeſchaffene Vorſchriften, ſondern
um bereits beſtehendes Recht handelt, und es darf nicht
ver=
geſfen werden, daß Zeiten der Not unter Umſtänden auch
be=
ſondere geſetzgeberiſche Maßnahmen notwendig machen. Wenn
trauen und im Vertrauen zur Führung, ſo iſt, wie der
Reichs=
kanzler in ſeiner letzten ſchon erwähnten Rede ausführte, kein
Anlaß zu Kleinmut und Schwäche vorhanden.
A.
30 bis 60 Tote unter den Trümmen der Brücke.
Ein neues Weißbuch über die Ruhrgreuel.
* Berlin, 30. Juni. (Priv.=Tel.) Dem Reichstag iſt ein
zweites Weißbuch der Sammlung eidlicher
Ausſagen über die Gewaltakte der
franzöſiſch=
belgiſchen Truppen im Ruhrgebiet zugegangen. Das
Weißbuch umfaßt 30 Fälle von Erſchießungen,
Verwundun=
gen, Mißhandlungen, Beraubungen und anderen
Gewalttätig=
keiten der Einbruchsarmee.
Die Reichsregierung zum Bluturteil.
Berlin, 30. Juni. (Wolff.) Nach Eingang der Meldung
über die Mainzer Todesurteile hat die Reichsregierung, wie wir
erfahren, ſofort die erforderlichen Schritte zur Aufklärung des
Tatbeſtandes und zum Schutze des Lebens der Verurteilten
ein=
geleitet.
Perliner Preſſeſtimmen zum Mainzer Bluturteil.
Berlin, 30. Juni. (Wolff.) Zu dem Todesurteil des
franzöſiſchen Kriegsgerichts in Mainz gegen ſieben Deutſche
ſchreiben die Abendblätter, daß das angeblich dem Urteil zu=.
grunde liegende Eiſenbahnattentat ſehr ſtark nach
Lockſpitzel=
arbeit ausſehe und daß der Oberſtleutnant Richert,
deſſen Treiben zufällig aufgedeckt wurde, wohl nicht der einzige
Provokateur im Dienſte der franzöſiſchen Politik ſein
werde. Die Blätter hoffen, daß dieſes neue Bluturteil eines
franzöſiſchen Militärgerichts auf deutſcher Erde gegen deutſche
Menſchen endlich auch in Frankreich die Empörung auslöſen
werde, die es in Deutſchland hervorruft. Denn es kann doch
für ein Volk keine größere moraliſche Demütigung geben. Die
Blätter erklären, die deutſchen Sozialiſten können keine
Sinnes=
gemeinſchäft mit denen haben, die die Dynamitattentate und
Sprengverſuche machen werden, und bekämpfen ſie daher in jeder
Form, weil ſie die Störer des paſſiven Widerſtandes ſind. Aber
die franzöſiſchen Kriegsgerichtsurteile haben nicht eine Spur
des Rechts für ſich. Der franzöſiſche Militarismus handelt wie
ſeine Brüder in allen Ländern. Aber das militariſtiſche Syſtem
erzeugt überall als Gegenwehr: Haß und Verachtung.
Die ſieben Todesurteile werden dieſe Stimmung in Deutſchland
ſowohl gegen den franzöſiſchen Militarismus als auch gegen
die politiſchen Machthaber in Frankreich, die mit den einzelnen
Menſchenleben wie mit dem Schickſal ganzer Völker ein frivoles
Spiel treiben, noch vermehren.
* Berlin, 30. Juni. (Priv.=Tel.) Aus dem Nuhrgebiet
wird gemeldet: In der Nacht zum Samstag iſt die große
Ruhr=
brücke Duisburg— Hochfeld mit ungeheuereu Krach in
die Luft geflogen, gerade in dem Augenblick, als ein Zug
der Beſatzung die Brücke paſſierte. Es ſollen 50 bis 60 Tote
unter den Trümmern der geſprengten Brücke liegen. Die
Be=
ſatzungstruppen haben die Brücke in weitem Umkreiſe
abge=
ſperrt. Ueber den wahren Umfang der durch die Exploſion
ange=
konnte nichts Genaues feſtgeſtellt werden. Der Verſand der
be=
ſchlagnahmten Ruhrkohlen aus dem Ruhrbezirk wurde von der
Ein Bomben=Attentat in einem Urlauberzug.
10 Tote. — 25 Schwerverletzte.
Paris, 30. Juni. (Wolff.) Der Havasagentur wird aus
Ausfahrt aus Duisburg auf der Rheinbrücke eine Bombe,
Ein Wagen wurde vollkommen pulveriſiert. Neun belgiſche
Soldaten wurden getötet und 25 ſchwer verwundet. Ein
Wacht=
alle Kreiſe des Volkes zuſammenarbeiten in gegenſeitigem Ver= poſten, der die Brücke bewachte, wurde durch ein Eiſenſtück
getötet.
Berlin, 30. Juni. (Wolff.) Wie uns zu der Havasmeldung
über die Exploſion im Zuge auf der Linie Duisburg=
Friemers=
heim von unterrichteter Seite aus dem Ruhrgebiet mitgeteilt
wird, können bei dieſem Vorfall irgendwelche Sabotage= oder
Sprengungsakte von deutſcher Seite nach Lage der Dinge nicht
in Frage kommen, da die Eiſenbahnbrücke unter militäriſcher
Bewachung ſteht. Uebrigens ſoll nach einer ſpäteren Duisburger
Havasmeldung das Unglück durch die Exploſion eines
Gas=
behälters verurſacht ſein.
Sanktionen.
Feſtinahme von Geiſeln.
Köln, 30. Juni. (Wolff.) Die Beſatzungsbehörden haben
im Laufe des Vormittags im Zuſammenhang mit dem
Eiſen=
bahnunglück bei der Ruhrbrücke Duisburg—Friemelsheim eine
Reihe von Duisburger Bürgern als Geiſeln
feſt=
genommen, und zwar, ſoweit bis jetzt bekannt: die beiden
allein auf dem Rathaus anweſenden Magiſtratsmitglieder Dr.
Weitz und Creners, ferner Regierungsrat Eylers, der
bereits geſtern vorübergehend verhaftet war, die
Oberſtaatsan=
wälte Dr. Bach und Dr. Fudickar, den
Landesgerichtspräfi=
denten Dr. Brand, den Führer der Zentrumspartei Dr.
Feldhaus und den Herausgeber der Rhein= und Ruhrzeitung
Lukow. Es wird vermutet, daß auch die übrigen
Partei=
führer als Geiſeln feſtgenommen werden ſollen.
Der Oberbefehlshaber der Beſatzungstruppen hat, für
Duis=
burg folgende Maßnahmen unter Androhung hoher
Strafen angeordnet: Verhaftung von 20 Bürgern als
Gei=
ſeln, Schließung der Kaffeehäuſer, Theater, Kinos und ſonſtiger
öffentlicher Lokale, Verbot des Straßenbahnverkehrs innerhalb
der Stadt Duisburg, Verbot des Verkehrs von
Perſonenkraft=
wagen, Laſtkraftwagen, Motorrädern, Verbot des
Fußgänger=
verkehrs von 10 Uhr abends bis 5 Uhr morgens, Einſtellung der
Erteilung von Paſſierſchein und Fahrtbeſchränkung für Wagen
aller Art für Perſonen.
Verkehrsſperre in Rheinheſſen.
Mainz, 30. Juni. (Wolff.) Wegen der in der Wormſer
Gegend begangenen Sabotageakte haben die
Beſatzungs=
behörden den Verkehr mit Kraftwagen,
Motor=
rädern und Fahrrädern auf der Straße Mainz—
Boden=
heim—Oppenheim—Guntersblum-Woms verboten. Der
allgemeine Verkehr iſt auf dieſer Straße von 8.30 Uhr abends
bis 5 Uhr morgens verboten.
Der Fußgängerverkehr über die beiden
Eiſenbahn=
brücken oberhalb und unterhalb. Mainz iſt ſeit
heute geſperrt.
Das Schuldregiſter der Franzoſen.
Eine deuſche Antwort auf Poincarés Rede.
Berlin,30. Juni. (Wolff.) Zu der Rede des franzöſiſchen
Miniſterpräſidet im Senat wird uns von maßgebender Seite
geſchrieben: I ſeiner geſtrigen Sengtsrede hat Poincaré mit
ungewähnlich ſlumpem Hohn der franzöſiſchen Einbruchsarmee
die Aufgabe zuewieſen, die deutſche Republik ſelbſt gegen ihre
Verirrungen zuverteidigen. Seitdem die franzöſiſche Armee als
Bedeckung eine einfachen Ingenieurmifſion mit 50 000 Mann in
das Ruhrgebie eingefallen iſt, haben die franzöſiſchen Trußpen
vielerlei zu venichten: Bankraub,
Fabrikplünderun=
gen, gewalſſame Austreibung zahlreicher
Fa=
milien, Meſchenjagden, Hinrichtungen und
Maſſentötugen. Daß wir in allen dieſen barbariſchen
Aktion eine Veneidigung der deutſchen Republik zu ſehen
hät=
ten, iſt uns bisher von Poincaré noch nicht zugemutet worden.
Mit dieſer Bemrkung hat Poincaré zweifellos den Höhepunkt
ſcheinheiliger Rutorik erreicht. Uebrigens aber ſtellt ſich ſeine
Rede in unverhüter Brutalität als ein neuer Verſuch dar. Nach
innen wendet e ſich gegen diejenigen Franzoſen, die an der
Zweckmäßigkeit ſer Ruhraktion zweifeln. Nach außen pfeift
Poincaré auf all die auf eine vernünftige Löſung des
Repara=
tionsproblems ud auf eine endliche Beendigung der Leiden
Europas hinarbeſen. Beſonders ſucht er natürlich in
Deutſch=
land Eindruck zumachen, wo man es noch immer wagt, das
Recht auf Leben md Daſein mit den Mitteln zu verfechten, die
einem waffenloſel Volke im paſſiven Widerſtand gegeben ſind.
Die von Poincaß angewandten Gewaltmethoden ſind,
ſo viel er auch di Gegenteil behauptet, ergebnislos geblieben.
Wirtſchaftlich ſinddie Franzoſen keinen Schritt vorwärts
ge=
kommen, trotz alle Opfern an moraliſchem Anſehen, mit denen
ſie die Politik Pncaré beſchönigen. Zum hundertſten Male
ſucht Poincaré di Berechtigung der Ruhraktion nachzuweiſen,
und er bleibt dali, daß ſie nicht vertrags= und
völkerrechts=
widrig iſt. Vergelſch bemüht er ſich, den paſſiven Widerſtand
der Ruhrbevölkeru zu diskreditieren und die von ihm dagegen
ergriffenen Mittel /s die normalſte Sache der Welt hinzuſtellen.
Wenn er ſich rühn, 16 000 pflichttreue Beamte vertrieben zu
haben, ſo erreicht r freilich noch nicht einmal die Wahrheit.
Bis heute mußenüber 65 000 Menſchen aus dem
Rhein=und Rurgebiet Haus und Hofverlafſen.
Gewiß ein überwüigender Beweis der Entſchloſſenheit der
Bevölkerung zum Asharren in dem aufgedrungenen Kampfe.
Die Arklagen Poimrés ändern nichts an der Tatſache, daß
die Bevölkerung die fraft zu dieſem Widerſtand und ihr
Rechts=
bewußtſein und den Willen zur Selbſtbehauptung gegen eine
Politik der Zenörung ſetzt. Die widerrechtlichen
furcht=
baren Bluturteiſe, zu denen die franzöſiſchen
Militär=
gerichte ſchreiten, ſinſein weiterer Beweis dafür, daß die
Poli=
tik Poincares den 3ſtand der Gewalt und des Unrechts
ge=
ſchaffen hat, der nichtndauern darf. Poincaré ſagt, daß er
die=
ſen Zuſtand auf ungſehbare Zeit aufrechterhalten wolle. Die
von Deutſchland zur ßeendigung des Ruhrkonflikts gemachten
Vorſchläge würdigt ekeiner Antwort. Ganz bewußt und
ab=
ſichtlich verſperrt er ſen Weg der Annäherung, weil erlnur die
Kapitulation w. Bei aller Heuchelei und aller
Ver=
drehung iſt ſeine Sprche in dieſem Punkte völlig klar. Ebenſo
klar lauter daher digmtwort: Ausharren im
Abwehr=
kampfe!
Der Stand des fälziſchen Eiſenbahnbetriebs.
Mannheim, 30Juni. (Wolff.) Von amtlicher Seite
wird uns gemeldet: ſelegentlich der Berichterſtattung über
einen Anſchlag aueinen Arbeiterzug bei
Land=
ſtuhl war auch behctet worden, es habe ſich dabei um
einen der Züge gehand, die von deutſchen
Eiſenbah=
nern aus dem beſetzt Saargebiet gefahren würden. Dies
iſt nicht zutreffen und in einer Darſtellung des
Rhein=
landsdelegierten für de Bezirk Kaiſerslautern, die in den
pfälziſchen Zeitungen jöffentlicht worden war, wird ſelbſt
geſagt, daß der fraglhe Arbeiterzug von der
fran=
zöſiſchen Regie geſtet worden ſei. Ueber den
gegen=
wärtigen Stand 8pfälziſchen
Eiſenbahnbe=
triebes kann folgens mitgeteilt werden: Von ſämtlichen
pfälziſchen Strecken, di von der Reichseiſenbahn betrieben
wurden, ſind die deutſch Eiſenbahner verdrängt worden. Die
Strecken werden entwedevon der Regie gefahren oder ſie ſind
ftillgelegt. Nur auf derstrecke Homburg—
Glanmünch=
weiler—Einoed beihren einige Perſonenzüge, die von
deutſchen Eiſenbahnern /s dem Saargebiet gefahren werden.
* Die Loſſen’ſche Klinik.
Ein Gedenkblatt zu ihrem Untergang im Silberjahr des Beſtehens
von
Dr. medl. Heinz Loſſen,
Vorſtand der Röntgenabteilung am Hoſpital zum Heiligen Geiſt
in Frankfurt a. M.
Nicht nur Nöten der Zeitläufte, nachrevolutionären Stürmen
und wirtſchaftlicher Verelendung der Geiſtesariſtokratie auf
Koſten des Mammonismus fällt nach 25 Jahren chriſtlich=
charita=
tiver Arbeit die Gründung Hermann und Maria Loſſens
in der ſtillen Steinſtraße zum Opfer. Es iſt beſchloſſene
Tat=
ſache, daß die weiten Räume, in denen ſo viele neues Leben
fanden, andern die Geſundheit der Seele wie des Körpers
ge=
ſtärkt wurde und die dem unerbittlichen Tode Verfallenen
Lin=
derung und Troſt nicht umſonſt ſuchten, Zwecken zugeſührt
wer=
den, für die ſie niemals beſtimmt waren und für die der
Idealis=
mus Loſſens und ſeiner Gattin nie einen Finger gerührt
hätte. Daß nun das reiche Inventar in alle Welt achtios
ver=
ſtreut wird, dazu hätte es nicht all der Mühen der ſo früh
Ver=
ſiorbenen bedurft. Die Verſteigerung beſiegelt für immer das
Schickſal einer Schöpfung, die in ihrer Art und Anlage nicht
l icht anderswo gefunden werden mag.
Es drängt mich, in dieſen Blättern, die heimiſcher Geſchichte
ſo ſriten Raum geben, e rige Gedanken zu ſkizzieren.
In den Buchenioiſten des naſſauiſchen Landes wurde
Her=
mann Loſſen am 20. Oktober 1864 auf der Emmershäuſer
Hütte bei Camberg geboren, wo die Familie*) ſeit mehr als
einem halben Jahrhundert anſäſſig war. Roſen waten ihm
nicht auf den erſten Lebenswegen geſtreut. Nach Abſchluß der
Schulzeit im hieſigen Ludwig=Georg=Gymnaſium ſtudierte er
mit einer Reihe Darmſtädter Freunde, wie dem ſo früh
ver=
ſtorbenen Dr. Albrecht Weber, Sohn des bekannten
Augen=
arztes, auf der damals hochberühmten Univerſität zu Heidelberg
Freunden der Familiengeſchichte ſei bekannt gegeben, daß ein
gedruicter Stambaum der Familie Loſſen vorhanden iſt.
Medizin. 1888 beſtand er das Staatsexamen und ſiedelte nach
Alexandrien in Aegypten über, wo er eine Reihe von Jahren
als Hoſpitalarzt tätig war. Dorthin holte er ſich auch ſeine
Gat=
tin Maria, die Tochter des Darmſtädter Maſchinenfabrikanten
Heinrich Roſenbaum. Die Jahre 1893—96 ſahen Loſſen
bei emſigem Studium an deutſchen und ausländiſchen
Univerſi=
täten, vor allem in Stockholm.
Am 1. Oktober 1897 konnte er das Darmſtädter
mediko=
mechaniſche Inſtitut eröffnen, an das ſich im Jahre 1902 ein
Klinikbau namentlich für Unfallverletzte anfügte, der 1905
be=
deutend erweitert wurde. Nach langer Krankheit raffte den kaum
Sechsundvierzigjährigen am 3. November 1910 der Tod dahin.
Sein Werk, bei dem ihm Dr. Max Krahn, jetzt Stadtſchularzt
in Elberfeld, ein treuer Mitarbeiter war, hatte noch nicht die
letzte Vollendung, wie ſie ſeinem Gründer vorſchwebte, erhalten.
Allen Widerwärtigkeiten zum Trotz führte ſeine Witwe Maria
Loſſen faſt ein Jahrzehnt lang das Unternehmen weiter. In
manch banger Stunde ernſter Sorge widmete ſie ſich neben der
gewiſſenhaften Erziehung ihrer vier Kinder voll und ganz dem
Ausbau und der Erhaltung des Erbes ihres Gatten und brachte
es muſte, gültig durch harte Kriegsjahre. Am 6, Juni 1918 ſchloß
auch ſie für immer die Augen. Unter dem Schatten des
hoch=
ragenden Bronzekreuzes an der ſüdlichen Mauer des alten
Fried=
hofes ſchlummern die beiden edlen Menſchen, die, zeitlebens
aller Ehrung abhold, nur die Pflicht raſtloſer Arbeit kannten.
Unvollſtändig würde dieſe flüchtige Erinnerung ſein, dächte
ſie nicht der Mutter Maria Loſſens, der Frau Heinrich
Roſenbaum, geb. Eliſe König. Was dieſe hochgeſinnte
ſtille Dame zeitlebens der Anſtalt und ihren Gründern geweſen
iſt, das wiſſen nur die wenigſten und dieſe nur ſehr lückenhaft.
Reichliche finanzielle Förderung verband ſie mit dem klugen Rat
des Alters, hier tröſtend, dort ermutigend, hatte ſie ſtets eine
offene Hand für die Bedürftigen. Trotz ihrer 80 Jahre half ſie
während des Weltkrieges rüſtig im Lazarettbetrieb der Klinik
mit. Sie überlebte ihre Kinder und ſah deren Lebensarbeit ohne
einen Lichtblick auf ſchönere Zukunft verfallen. Dieſen Kummer
mußte ſie mit ſich nehmen, als ſie am 15. Februar 1922 ſtarb.
II.
Die achtziger Jahre, des vergangenen Jahrhunderts hatten
die ſoziale Geſetzgebung geſchaffen. Deutſchland gebührt
unſtreitig das Verdienſt, Initiative wie Führung übernommen
zu haben. Der grundlegende Gedanke, den „wirtſchaftlich Schwa=
chen” von ſeiten des Staes in Krankheit und Alter wie nach
Beſchädigungen infolge 8 Erwerbslebens Hilfe durch Geld
wie Sachleiſtungen zu göähren, entſprang den Bemühungen
um Arbeiterſchuß. Die wiſchaftliche und induſtrielle
Aufwärts=
bewegung im modernen Kturſtaat durfte nicht mehr dieſe
Auf=
gabe den Gemeienden ode gar Privaten überlaſſen, wollte er
ſeine Pflichten gegen die ntertanen nicht vernachläſſigen.
Sollten ſich dieſe Moahmen, die ihren geſetzgeberiſchen
Ausdruck letzten Endes iner Reichsverſicherungsordnung
fan=
den, voll und ganz auswiln, dann bedurfte es nachdrücklichſter
Mitarbeit von ſeiten der Azteſchaft. Dabei boten Kranken= und
auch Invalidenverſicheruncem Verſtändnis nicht die
Schwie=
rigkeiten wie die Unfallgeſgebung. Mit ihr wurde der
Aus=
bau eines neuen Zweiges dHeilkunde nötig, der in der
Privat=
verſicherung in erſten Anſän ſeit Jahrzehnten ein beſcheidenes
Daſein führte, die Unforheilkunde. Auf Einzelheiten
kann hier natürlich nicht eingangen werden. Nur aufdie beiden
Probleme, vor die ſich die ſedizin geſtellt ſah, ſei hingewieſen.
Erſtens galt es, den „Ufall” tatſächlich nachzuweiſen bezw.
ſeinen Zuſammenhang mit m als Folgen derſelben
angeſchul=
digren Verletzungen bezw. Grankungen. Nur der Arzt, der das
geſamte mediziniſche Wiſſeyebiet überſah, konnte mitarbeiten
und Erſprießliches leiſten, eben den Fähigkeiten zur
Krank=
heitserkennung mußte er e mehr theoretiſchen Grundlagen
krankhaften Geſchehens, die thologiſche Anatomie und
Phyſio=
logie, die wieder die Kennis der Norm zur Vorausſetzung
hatte, beherrſchen. Das Eebnis dieſer diagnoſtiſchen
Tätigkeit wurde in der Beguchtung der Verletzten niedergelegt.
Die obiektive Befundfeſtſtellut hatte beſonders Hermamn
Loſ=
ſens Intereſſe geweckt. Ein reichen Apparat an Hilfsmitteln,
wertvollſte Meßinſtrumente btiler Art ſowie die
Lichtphoto=
graphie zog er heran. Stiſt nd Aquarellpinſel ſkizzierten die
gemachten Beobachtungen. V) unſchätzbarem Wert für die
Un=
fallmedizin erkannte Loſſe die 1895 gemachte Entdeckung
Röntgens. Er hat wohl 0 erſter, mindeſtens mit als erſter
in Darmſtadt und in Deutſand die Röntgenſtrahlen
an=
gewandt.
An zweiter Stelle, abernicht minder wichtig erkannte
Loſſen die Behandlun der Unfallverletzten. Galt es
doch, ſowoh: die ſtrukturellen Gäden des Skeletts und der
Or=
gane neben der Wundheilungöglichſt vollkommen zu
beſei=
tigen, als auch den ungeſtörte Gebrauch der Gliedmaßen zu
erhalten bezw, wieder zu ger
ten. Dieſer Geſundungsprozeß
Rummer 129.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 1. Juli 1923.
Seite 3
Proteſt der Heſſiſchen Regierung.
Ein Trupp Marokkaner hat heute morgen gegen 6 Uhr den
Bahnhof Langen beſetzt und die ſämtlichen Haupt= und
Neben=
gleiſe des Bahnhofs aufgeriſſen. Der direkte Zugverkehr zwiſchen
Darmſtadt und Frankfurt iſt damit unterbrochen. Am Abend
des 28. Juni 1923 hat ein franzöſiſches Kommando die
Rhein=
fähre bei Gernsheim unter Verletzung der Rheinſchiffahrtsakte
beſchlagnahmt und damit den Verkehr von Gernsheim über den
Rhein in das beſetzte Gebiet geſperrt. — Am 26. Juni 1923 hat
die Befatzungsbehörde auf allen Straßen und Wegen für alle
deutſchen Untertanen den Verkehr zwiſchen dem beſetzten und
unbeſetzten Gebiet unterſagt, ſoweit ſie nicht im Beſitze eines
Paſſes ſind, der nach dem 26. Juni ausgeſtellt iſt.
Mit Empörung wird das heſſiſche Volk von dieſen neueſten
Gewaltakten der Beſatzungsmacht Kenntnis nehmen, die den
Zweck verfolgen, den Verkehr mit dem beſetzten Gebiet lahm zu
legen, das Wirtſchaftsleben zu erſchweren und zu ſchädigen und
damit den paſſiven Widerſtand zu ſchwächen.
Dieſer Zweck wird nicht erreicht werden. Jeder neue
Gewalt=
akt macht dem deutſchen Volke erneut klar, daß nur der eiſerne
Wille zum Widerſtand, wie er im beſetzten und unbeſetzten
Deutſchland unverändert auch heute noch, nach bald ſechs Monate
langen ſchwerſten Drangſalierungen beſteht, zur Freiheit unſeres
Volkstums und unſeres Staatsweſens führen kann.
Durch Häufung der Drangſalierungen hofft vielleicht der
Gegner, uns zu unüberlegten Handlungen hinreißen zu können.
Auch das darf und wird ihm nicht gelingen. Die Empörung,
die alle Volkskreiſe erfüllt, iſt verſtändlich, wenn man ſieht, wie
brave deutſche Männer, die gerade in den letzten Tagen zu
Tau=
ſenden aus dem beſetzten heſſiſchen Gebiet vertrieben wurden,
verjagt mit Frau und Kind unter Zurücklaſſung ihrer Habe, weil
ſie ſich rechtswidriger Gewalt nicht beugen wollten, wenn man
hört, daß unſchuldige deutſche Staatsbürger monatelang im
fran=
zöſiſchen Unterſuchungsgefängnis ſchmachten müſſen, um dann
für Jahre ihrer Freiheit beraubt zu werden, weil ſie ihr
Vater=
land nicht verraten wollten. Dazu noch die völlige Rechtloſigkeit
der Bewohner des beſetzten Gebiets, die Willkür und die brutale
Gewalt dort, wohin man ſieht, die ſchweren Hemmungen des
Verkehrs, die ſchweren wirtſchaftlichen Folgen der franzöſiſchen
Gewaltpolitik, nicht zu vergeſſen die dunklen Machenſchaften, die
unſere Volksgenoſſen jenſeits des Rheins unter Ausnutzung ihrer
ſchweren Lage mit trügeriſchen Verſprechungen zum Abfall vom
Vaterland verleiten wollen.
Trotz alldem heißt es, ruhig und beſonnen zu bleiben! Nicht
die unverantwortlichen Handlungen einzelner unbeſonnener
Ele=
mente, die mit ihren Taten dem Vaterland keinen guten Dienſt
erweiſen, führen uns zur Freiheit und zur Rückkehr
menſchen=
würdiger Verhältniſſe, ſondern nur der beſonnene einmütige
Widerſtand aller Volkskreiſe, wie er bei Beginn des Ruhrkampfes
ſpontan einſetzte, und wie er bis zum guten Ende bleiben wird
und muß, tvollen wir nicht untergehen.
Die Heſſiſche Regierung proteſtiert gegen die neueſten
Ge=
waltakte. Sie verlangt Rückgängigmachung der franzöſiſchen
Maßnahmen und unbehinderten Verkehr mit den beſetzten
Ge=
bietsteilen und auf der Strecke Darmſtadt—Frankfurt. Sie
er=
hebt aber auch erneut feierlichen Proteſt gegen Gewalt und
Will=
kür, die ein blühendes Land mit arbeitſamen, friedlichen
Bewoh=
nern in Not, Bedrängnis und Verzweiflung geſtürzt haben, und
die uns mit Mitteln, wie ſie ein auf hoher Kulturſtufe ſtehendes
Volk noch nicht hat über ſich ergehen laſſen müſſen, unfrei und
ehrlos machen wollen.
Darmſtadt, den 29. Juni 1923.
Heſſiſches Geſamtminiſterium.
Uilrich.
Zum engliſch=belgiſchen Zwiſchenfall.
Paris, 30. Juni. (Wolff.) Zu den engliſchen
Blätter=
meldungen über die Beläſtigungen des
Oberkom=
mandierenden am Rhein, des Generals Godley,
durch belgiſche Zollbeamte in Aachen meldet
Ha=
vas aus Brüſſel, daß der belgiſchen Regierung keine
Be=
ſchwerde über dieſen angeblichen Zwiſchenfall zugegangen ſei.
Allerdings, ſo heißt es weiter, habe die belgiſche
Regie=
rung mittelbar erfahren, daß der General von belgiſchen
Zollbeamten nicht mit der gebührenden Rückſicht behandelt
wor=
den ſei. Sie habe deshalb unaufgefordert eine
Un=
terſuchung der Angelegenheit eingeleitet.
Engliſche Beunruhigung über die franzöſiſchen
Luftrüſtungen.
TU. London, 30. Juni. Daily Expreß berichtet, daß in
politiſchen Kreiſen große Ueberraſchung über den plötzlichen
Ent=
ſchluß Frankreichs ausgedrückt wird, die franzöſiſchen
Luftſtreit=
kräfte ſo beträchtlich zu erhöhen. Amtliche engliſche
Perſönlich=
keiten hätten erklärt, Frankreich ſei vollkommen berechtigt, ſeine
Luftſtreitkräfte für Verteidigungszwecke zu erhöhen. Aber es
ſei unverſtändlich, wenn es die Bildung eines großen
Luftdien=
ſtes forderte.
mußte ſo vollkommen, aber auch ſo raſch wie möglich vor ſich
gehen im Intereſſe der Erwerbsfähigkeit und damit der
Renten=
höhe. In erſter Linie waren die phyſikaliſchen Heilmethoden,
wie gleich noch auszuführen ſein wird, berufen, hier ſegensreich
zu wirken. So ſchuf Loſſen ſein Darmſtädter mediko=
mecha=
niſches Inſtitut mit ſeiner ausgedehnten Badeabteilung. Sollte
das Heilverfahren möglichſt ausgenutzt werden, war das nur
in einer eigens dazu beſtimmten Klinik denkbar, die auch die
Gelegenheit zu operativen Eingriffen geſtattete. So entſtand die
Ernſt=Ludwigs=Heilanſtalt, wie Loſſen ſie nach Heſſens
regie=
rendem Fürſten benannte, als Unfallverletztenheim.
Auf zahlreichen Kongreſſen des In= wie Auslandes teilte
Loſſen dank ſeiner reichen Sprachkenntniſſe ſeine Erfahrungen
mit, und ſeine Feder lieh er oft und gerne Arbeiten in
wiſſen=
ſchaftlichen Journalen der internationalen Wiſſenſchaft.
III.
Daß die ſog, phyſikaliſchen Heilmethoden bei
der Behandlung Verletzter eine ſehr große Rolle ſpielen, wurde
erwähnt. Aber auch zahlreiche andere krankhaften Erſcheinungen,
die heute zum großen Teil von der in den letzten Jahrzehnten
mächtig aufgeblühten Orthopädie behandelt werden, können nur
mit ihrer Hilfe weiteſtgehend beeinflußt werden. Ich nenne
lediglich die angeborene oder erworbene
Wirbelſäulenverkrüm=
mung (Skolioſe). Loſſen ſtellte ſeine Einrichtungen
weit=
ſchauend auch in den Dienſt dieſes Leidens. Zahlreiche Kranke,
meiſt Jugendliche, von fern und nah verdanken ihm Rat und
Hilfe.
Die phyſikaliſche Therapie iſt in ihrer folgerichtigen
An=
wendung ganz ein Kind des 19. Jahrhunderts, das einen nie
geahnten Aufſchwung der exakten Wiſſenſchaften ſah. Neben
der Chemie waren es vor allem die Phyſik und ihre
Sonder=
gebiete, wie die Elektrizität und der Magnetismus, denen die
gewaltigſte Entwicklung beſchieden war. Das Experiment in
Laboratoriun= und Klinik ſtellte die Ergebniſſe auf ſichere Baſis
und löſte auch die Heilkunde in einſchneidendſter Weiſe aus
ſpekulativen Ueberlegungen.
Gewiß war der Einfluß der Elemente: Wärme, Waſſer,
Licht uſw., ſchon den alten Aerzten bekannt. Viele Vertreter der
Schulmedizin vergaßen aber über kunſtvolle und gekünſtelte
Re=
zepte die Zuſammenhänge des menſchlichen Organismus mit
der Natur, der der Menſch doch gleichfalls zugehörte. So konnten
Die belgiſche Kabinettskriſe gelöſt.
Das neue Kabinett Theunis.
TU. Brüſſel, 30. Juni. Das belgiſche Kabinett ſetzt
ſich wie folgt zuſammen: Premier= und Finanzminiſter
Theu=
nis, Juſtizminiſter Maſſon, liberaler Kriegsminiſter
De=
vez, liberaler Innenminiſter Berryer, katholiſcher
Außen=
miniſter Neujean, liberaler Miniſter der Wiſſenſchaft und
Künſte Prof. Noll, liberaler Kolonialminiſter Franck,
Land=
wirtſchaftsminiſter „Rucette katholiſcher
Volkswirtſchafts=
miniſter und Miniſter der zerſtörten Gebiete van de Vyvere,
katholiſcher Induſtrie= und Arbeitsminiſter Meyersven.
Die engliſche Auffaſſung.
London, 30. Juni. (Wolff.) Die Beendigung der
belgi=
ſchen Kabinettskriſe wird in London ſehr begrüßt, daß ſie ein
bedeutendes Hindernis für die Beantwortung des engliſchen
Fragebogens zu beſeitigen ſcheint. Es wird erwartet, daß dieſe
Antwort nicht länger verzögert wird. Es wird ferner
ange=
nommen, daß die franzöſiſche Antwort in ſchriftlicher Form
übermittelt wird.
Die Pariſer Preſſe über das neue Kabinett Theunis.
* Paris, 30. Junz. (Priv.=Tel.) Das neue
Kabi=
nett Theunis findet heute in der Pariſer
Morgen=
preſſe durchaus nicht den Empfang, den man eigentlich hätte
erwarten ſollen. Die Blätter der äußerſten Rechten wie der
Lin=
ken ſtimmen darin überein, daß dieſe Löſung nur ein Proviſorium
darſtellt, zu dem man ſich lediglich mit Rückſicht auf die
außen=
politiſche Lage habe entſchließen müſſen, daß die innere Kriſe
in Belgien damit aber keineswegs aus der Welt geſchafft ſei,
ſondern über kurz oder lang erneut wieder ausbrechen werde.
Das kann man z. B. im Echo National leſen. Die Republique
Francaiſe meint, daß nur der Ernſt der äußeren Lage und die
zwingende Notwendigkeit, das Reparationsproblem zu löſen,
die belgiſchen Liberalen und die Katholiken eine Art
Waffen=
ſtillſtand habe ſchließen laſſen. Das Petit Journal meint, die
vorübergehende Löſung der Kriſe ſei lediglich der Perſon des
Herrn Poincaré zu verdanken, und erinnert daran, daß vor
einem Jahre unter de Facta eine ganz ähnliche Lage geherrſcht
habe, bis der Faſzismus die endgültige Löſung herbeigeführt
hätte. In Belgien würde man aber vergeblich einen Muſſolini
finden. Die einzigen Schwarzhemden in Belgien ſeien die
Berg=
arbeiter, und die ſeien Manns genug, um ihre Freiheit zu
ver=
teidigen, wenn es darauf ankommen ſollte. Unter der
Ueber=
ſchrift „Das Kabinett Theunis, ein nur ſehr zerbrechliches
Ka=
binett” ſchreibt die Ere Nouvelle u. a.: „In jeder Beziehung hat
die weſtfäliſche Aktion ſchwer gelitten. Zur Stunde, wo der Brief
des Papſtes das Gewiſſen der belgiſchen Katholiken verwirrt,
kann man ſchwerlich annehmen, daß ein Miniſterium, geboren
aus einer Reihe von Konzeſſionen, die nötige Autorität haben
wird, um die Zerſetzungsbeſtrebungen gewiſſer Gegner
neutrali=
ſieren zu können. Nach dem, was ſich in Brüſſel ſoeben ereignet
hat, können wir nur noch auf uns ſelbſt rechnen. Ein ſo
zer=
brechliches Kabinett kann der „Ruhraktion nicht den Charakter
einer interallierten Operation geben, der notwendig wäre.”
Frankreichs Finanzgebarung für 1924.
Paris, 30. Juni. (Wolff.) In der geſtrigen Sitzung,
die bis 2 Uhr dauerte, beſchloß die Kammer mit 410 gegen 168
Stimmen, das Budget für 1923 auch der Finanzgebarung für
1924 zugrunde zu legen. Poincaré ſelbſt trat für dieſes
Pro=
viſorium ein. Er erklärte, was das Parlament während des
Krieges getan habe, könne es auch jetzt tun. Poincaré griff
zweimal in die Ausſprache ein. Die Oppoſition führte Andrae,
Lefevre und Herriot.
Franzöſiſch=belgiſche Antwort auf Englands
Fragebogen.
Paris, 30. Juni. Wie der Matin berichtet, wird die
franzöſiſch=belgiſche Antwort auf den engliſchen
Fragebogen, betreffend die Ruhr= und Reparationspolitik, durch
die Botſchafter der beiden Länder am Montag in
Lon=
don übermittelt werden. Es ſei aber wenig
wahrſchein=
lich, daß dieſe Note auf ſchriftlichem Wege an die engliſche
Re=
gierung abgehen werde. Der Gedanke einer gemeinſamen
Antwort an die Deutſchen werde in der Antwort gut
aufgenommen unter der Bedingung jedoch, daß
vor=
her die Beendigung des paſſiven Widerſtands
verlangt werde und daß die Räumung nur gegen
tatſäch=
liche Zahlungen zugeſtanden werde.
ſich kräuterkundige Weibchen und quackſalbernde Bader oft genug
rühmen, mit Erfolg „natürliche” Mittel anzuwenden. Der
Wan=
del im mediziniſchen Denken durch die oben angedeuteten
Um=
wälzungen des Zeitalters der Naturwiſſenſchaften ließ Einkehr
halten und den Sinn erneut wecken für eine Phyſiotherapie.
Daß es nun zu Reibungen kam zwiſchen Naturheilkundigen
und den Vertretern der Anwendung natürlicher Heilmittel durch
approbierte Aerzte, iſt menſchlich begreiflich. Heute, wo nach aller
Auffaſſung Fachwiſſen und Fachkönnen auf jedem Gebiet allein
Vollwertiges leiſten kann, ſollte der Streit aus den Tagen der
Laienärzte wie Kneipp, Felke u. a. zu der letzteren
Un=
gunſten entſchieden ſein. Nur der Berufsarzt beſitzt von hoher
Warte genügend Weitblick, um zu verſtehen, daß nicht ein
Mittel, ſei es Waſſer, ſei es Lehm, den Kranken Geneſung
bringt. Und doch iſt der Kampf nicht ausgekämpft, ſelbſt die
Politik ſpielt dabei eine Rolle!
Loſſen hatte von Anfang an die Bedeutung und alleinige
Berechtigung der unter ärztlicher Leitung zur
An=
wendung kommenden phyſikaliſchen
Heilmetho=
den erkannt. Muſtergültig ſtattete er ſeine Anſtalt mit allen
einſchlägigen Einrichtungen aus, die er in der Folgezeit ſtets
auf der Höhe der Wiſſenſchaft zu erhalten wußte. Jede Art von
Bädern, warme, kalte, mit Zuſätzen wie Kohlenſäure, den
man=
nigfaltigſten Salzen und Extrakten konnten verabfolgt werden.
Der ganze Schatz elektriſcher Stromanwendungen im Bad oder
ohne ein ſolches ſtand den Kranken zur Verfügung. Luftbäder,
Wärmeapplikation, Röntgen= und Lichttherapie, für alles war
geſorgt. Ganz beſondere Aufmerkſamkeit ſchenkte Loſſen der
maſchinellen Körperbewegung nach dem Syſtem von Zander
Herz, Kruckenberg u. a. Auf die richtige Doſierung dieſer
Uebungen im Zuſammenhang mit anderen äußeren oder inneren
Mitteln legte der Gründer dieſes Darmſtädter Therapeutikums
größten Wert. Er hob hervor, daß die individuelle Maſſage
aus techniſchen Gründen unmöglich in dem Ausmaße angewandt
werden kann, wie es nötig wäre. Der Mangel an geeignetem
Perſonal verbietet dies. Das verſchlägt aber nichts, weil ein
vollwertiger Erſatz in der mechaniſchen Arbeit ſinnvoll erdachter
Maſchinen zur Verfügung ſteht. Welche Methode im Einzelfalle
die richtige iſt, wie mehrere Verfahren vorteilhaft
zuſammen=
wirken müſſen, das vermag eigentlich nur der Facharzt in idealer
Weiſe zu entſcheiden. Bei der Fülle theoretiſcher Vorausſetzungen
muß das ſelbſt dem Laien nach dem hier Skizzierten verſtändlich
erſcheinen.
Der Papſtbrief.
Poincaré will in der Kammer antworten.
Paris, 30. Juni. (Wolff.) Vor Beendigung der
heuti=
gen Nactſitzung der Kammer erklärte ſich Miniſterpräſident
Poincaré bereit, die vorliegenden drei Interpellationen der
Abgeordneten Dumesnil, Mace, Sengidier und
Ma=
gallon über den Brief des Papſtes in der
Repara=
tionsfrage, ſowie die Interpellation des Abgeordneten
Rollin über die Legitimitär der franzöſiſchen
Schuldenforderung an Deutſchland und die
Not=
wendigkeit deren Zahlung zu erringen, am kommenden
Frei=
tag zu beantworten.
Neue Teuerungszuſchläge für Beamte.
* Berlin, 30. Juni. (Priv.=Tel.) Die
Spitzenorganiſa=
tionen der Beamten und Staatsarbeiter haben
ange=
ſichts der ſteigenden Teuerung beſchloſſen, das
Reichsfinanz=
miniſterium um Einleitung von neuen
Deuerungs=
verhandlungen zu erſuchen. Am nächſten Montag findet
eine Vorbeſprechung der Gewerkſchaften ſtatt. Die eigentlichen
Verhandlungen werden vorausſichtlich erſt nach der Beratung der
amtlichen Indexziffer für Juni ſtattfinden, die nicht vor dem 6.
Juni zu erwarten iſt. Das Reichsfinanzminiſterium
hat ſich bereits dahin ausgeſprochen, daß die
Teue=
rungsziffern erhöht werden müßten und daß auch die
Kinderzuſchläge zu gering ſeien.
Heraufſetzung der Angeſtelltenpflichtgrenze.
* Berlin, 30. Juni. (Priv.=Tel.) Die
Reichsverſicherungs=
anſtalt für die Angeſtellten teilt uns mit: Die durch Verordnung
des Reichsarbeitsminiſters vom 1. Juni 1923 auf 18 Millionen
„Mark bezw. 22,5 Millionen Mark erhöhte
Verſicherungs=
pflichtgrenze hat ſich als zu niedrig erwieſen. Der
Reichsarbeitsminiſter hat daher unterm 22. Juni 1923 die
Ver=
ſicherungspflichtgrenze in der
Angeſtellten=
verſicherung im unbeſetzten Gebiet auf 27 Millionen
Mark, im beſetzten und im Einbruchsgebiet ſowie in dem
Ge=
biet, in dem beſondere Vorſchriften für die Erwerbsloſenfürſorge
gelten, auf 34 Millionen Mark vom 1. Juni 1923
an feſtgeſetzt. Wer dieſe Grenzen überſchreitet, ſcheidet erſt
mit dem erſten Tage vom 4. Monat nach der Ueberſchreitung
der Verſicherungsgrenze aus der Verſicherungspflicht aus. Die
beabſichtigte Einführung neuer Gehaltsklaſſen tritt erſt ſpäter in
Kraft. Es ſind alle zu verſichern, deren Entgelt mehr als 60 000
Mk. monatlich beträgt. Die Beträge zu Klaſſe 13 ſind monatllich
mit 4840 Mk. zu entrichten.
Eine neue Blutverordnung.
TU. Dortmund, 30. Juni. Der franzöſiſche
Beſatzungs=
general hat folgende Verordnung erlaſſen: In anbetracht
der in letzter Zeit gegen die Wachen und Patrouillen verübten
Attentate wird die Zone von 200 Metern rechts und links der
Schienenwege und der beſchlagnahmten Kanäle zwiſchen 8 Uhr
abends und 5½ Uhr morgens vollſtändig geſperrt. Die Wachen
und Patrouillen werden auf jede Perſon ſchießen, auch ſolche,
die in den Häuſern wohnen, die innerhalb der verbotenen Zone
liegen, wenn ſie nicht auf den erſten Anruf ſtehen bleiben und
die Hände hochheben.
Zweierlei Maß.
TU. Berlin, 30. Juni. Das franzöſiſche Kriegsgericht in
Werden, das durch ſeine drakoniſchen Urteile bekannt
gewor=
den iſt, hatte am 28. Juni über zwei franzöſiſche Soldaten zu
verhandeln, die unter der Anklage der Notzucht begangen an
einem 15jährigen jungen Mädchen, ſtanden. Das Mädchen konnte
in der Verhandlung alle Einzelheiten der Tat auf das genaueſte
wiedergeben. Die Mutter verſichert, daß das Mädchen bisher
vollſtändig unberührt und unſchuldig geweſen ſei. Das
Mäd=
chen konnte ſeine Ausſagen durch das Atteſt eines deutſchen
Arz=
tes belegen. Die Angeklagten hatten zu ihrer Verteidigung nichts
anzuführen, als daß ſie nur den Verſuch gemacht hätten, ſich dem
Mädchen zu nähern, ſie hätten auch keine Gewalt angewandt.
Trotz des erdrückenden Beweismaterials ſprach das Gericht die
Wüſtlinge frei. Es iſt dasſelbe Gericht, das das Urteil gegen
Krupp und die Direktoren gefällt hat und das auch ſonſt wegen
ſeiner drakoniſchen Urteile in der ganzen Umgebung bekannt iſt.
Ein neues Eiſenbahnunglück.
TU. Elberfeld, 30. Juni. Wie erſt jetzt bekannt wird,
fuhr am 27. Juni gegen 8½ Uhr morgens in der Nähe Weddau
uuf der von den Beſatzungstruppen betriebenen Eiſenbahnſtrecke
ein von Weddau kommender Proviantzug mit einem von
Lin=
trof kommenden Güterzug zuſammen.
Man hat ſchließlich darauf hingewieſen, daß Darmſtadt bei
der Erbauung des Schwimmbades ähnliche Einrichtungen
ge=
ſchaffen hat. Gewiß iſt das Beſtreben der Kommunen, in
hygie=
niſcher Hinſicht für die Allgemeinheit Beſtes zu leiſten,
begrü=
ßenswert. Eine ſolche Löſung dürfte aber über das Ziel
hinaus=
ſchießen. Nur allzu leicht wird der Badewärter verſucht ſein,
ärztliche Ratſchläge zu erteilen, und man bedenkt nicht, wie
ge=
fährlich die Anwendung phyſikaliſcher Heilmittel ohne
ſpezial=
ärztliche Anweiſung und ſpezialärztliche Aufſicht
ſein kann.
TV.
Wie die Loſſenſche Klinik ſich heute darftellte, iſt ſie
vor=
wiegend ein Krankenhaus mit freier Arztwahl. In
etwa hat Loſſen das von Anfang an beabſichtigt, indem er
ausdrücklich die Aerzte der Stadt einlud, ihre Patienten mit
ihm zuſammen in ſeinem Inſtitut den phyſikaliſchen
Heilver=
fahren zu unterziehen. Ein ganz moderner Gedanke!
Zwar gibt es Kreiſe, die das Vertrauen der Kranken zu
einem beſtimmten Arzt als einen Zopf anſehen, den die neue
Zeit einmal überwinden muß. Der Arzt wird Beamter mit
be=
ſtimmten Dienſtſtunden, den die Patienten beiſpielsweiſe „mit
den Anfaugsbuchſtaben F, G und H des Nordbezirks, begrenzt
von den und den Straßen”, zu konſultieren haben. Von dieſem
ſozialiſtiſchen Ziel, Utopie genannt, ſind wir gottlob noch weit
entfernt.
Die Loſſenſche Klinik bot jedem Arzt Gelegenheit, ſeine
Krauken ſelbſt zu behandeln, und verwirklichte ſomit ein
Be=
ſtreben namentlich der Fachärzte.
Daß letzten Endes der katholiſchen Bevölkerung
Darm=
ſtadts Gelegenheit gegeben war, von Schweſtern der eigenen
Konſeſſion — ein doch durchaus verſtändlicher Wunſch —
ge=
pflegt zu werden, ſoll hier nur geſtreift ſein.
Am 1. Juli d. J. werden wir ein Werk, das Idealismus
gegründet, Begeiſterung für Wiſſenſchaft und chriſtliche Charitas
ausgebaut hat, einem Zeitgeiſt zum Opfer fallen ſehen, der
Men=
ſchenrechte und Kampf für wirtſchaftlich Schwache wie
Unter=
drückte bewußt in den Vordergrund rückt. Ja, gerade eine
Re=
gierung bietet dazu die Hand, deren Mitglieder teils das
Wort „ſozial”, teils das Wort „chriſtlich” betont auf ihre Fahnen
geſchrieben haben. Jronie des Schichſals!?
Darmſtadt, 1. Juli.
* Das Elektrizitätswerk II am Dornheimer Weg.
Wenn einmal plötzlich alle Räder ſtille ſtehen, wenn in
den Haushalten, Gewerbebetrieben und großen Induſtriewerken
plötzlich der Kraft ſpendende Strom ausbleibt, an deſſen
ge=
heimnisvolles Wirken wir ſo gewöhnt ſind, daß wir uns ſeiner
Kraft bedienen, ohne zu fragen, wo kommt er her, wie entſteht
er, dann erinnert ſich wohl auch der Laie einmal der Tatſache,
daß irgendwo ein Werk ſteht, das dieſen Strom erzeugt, das
ihn in die Häuſer und Wohnungen, in die Arbeitsräume und
Werkſtätten, in die Straßenbahn und Fernbahnbetriebe, kurz
überall dahin leitet, wo Licht und wo Kraft gebraucht werden, die
wir heute ſo ſelbſtverſtändlich hinnehmen, wie Tag und Nacht,
wie Sonne und Mond, ohne daran zu denken, daß es ſich hier
nicht um ſelbſttätige Naturkräfte, ſondern um Menſchenwerk
han=
delt, an deſſen Entſtehen bis zur Gebrauchsabgabe unendlich
viele weitverzweigte Einheiten täglich und ſtündlich am Werk
ſind. Eine dieſer Einheiten, und zwar die wichtigſte, die
eigent=
lche Stromerzeugungsſtätte, iſt das Elektrizitätswerk, und zwar
für uns in Darmſtadt das Weik am Dornheimer Weg.
Wer vor Jahren nach der Inbetriebnahme dieſes Werkes
Gelegenheit hatte, es zu beſichtigen, ſtand vor unerhört Großem
und konnte ſich des Eindrucks nicht erwehren, hier Vollendetem
gegenüber zu ſtehen. Dieſe gewaltigen Heizkeſſel, dieſe neuartige
ſelbſttätige Beheizung der Keſſel, dieſe gewaltigen Turbinen
waren vor 15 Jahren das Vollendetſte. Inzwiſchen aber ſchritt
die Technik und mit ihr die Induſtrie unaufhaltſam weiter
fort, neue Verbeſſerungen, neue Erfindungen kamen, und mit
ihnen wurde alles Neue alt, alles Vollendete primitiv. Im Laufe
der Jahre aber auch hatte das Elektrizitätswerk am Dornheimer
Weg durch die ſtändig ſteigende Stromabgabe eine Belaſtung
er=
fahren, nicht zuletzt durch die enorme Ausdehnung des Stadt=
und Ueberlandnetzes, daß die vorhandenen Keſſel= und
Ma=
ſchinenreſerven zeitweiſe nicht mehr ausreichten und ſich ſchon
im Jahre 1921 die Notwendigkeit einer Vergrößerung und
Er=
weiterung des Werkes herausſtellte. Dieſe Erweiterung iſt
in=
zwiſchen fertiggeſtellt und nunmehr dem Betrieb übergeben
worden.
Wir hatten Gelegenheit, das nunmehr wieder in modernſtem
Sinne und mit den neueſten techniſchen Vollkommenheiten
ar=
beitende Werk zu beſichtigen, und wollen verſuchen (nur um einen
Verſuch kann es ſich handeln), den Eindruck wiederzugeben, den
dieſe Beſichtigung unter Führung des Herrn Oberingenieurs
Rauſch vermittelte.
Grundprinzip aller Neuerungen iſt gerade in der
Elektrizi=
tätsinduſtrie peinlichſt genaues Arbeiten mit automatiſcher
Sicherheit und Präziſion, reſtloſe Ausnutzung aller Kräfte, die
irgendwie erzeugt werden, zu neuen Kräftequellen, größtmögliche
Erſparung von Zeit und menſchlicher Arbeitskraft.
Das A und O der Elektrizitätserzeugung iſt die Kohle, die
täglich in vielen tauſend Tonnen hier verſpeiſt wird. Die
Reichs=
bahn bringt die Züge heran, und im Güterbahnhof ſtehen ſie zur
Verfügung des Werkes. Hier ſchon beginnt das Sparen. Die
Lager= und Warenpreiſe ſind hoch, und die Kohlenzüge müſſen
ſo ſchnell wie möglich entladen werden. Eine eigene feuerloſe
Lokomotive, mit im Werk erzeugtem Dampf geſpeiſt, holt die
Züge auf eigenem Gleiſe heran und führt ſie zu den Halden
bezw. direkt zu den Feuerungsſtätten der Keſſel. Eine
außer=
ordentlich ſinnreiche und leiſtungsfähige Förderanlage
wurde hierzu von der Firma Heinzelmann u. Sparmberg,
Han=
nover, neu erſtellt. Zwei Mann genügen zur Bedienung der
ganzen Anlage. „Aus einem hoch oben quer über die
Schienen=
gleiſe hin und her fahrenden Eiſengerüſt taucht ein rieſiger Arm
hernieder in die offenen Kohlenwagen. Seine Hand iſt ein
boppelſeitiger Schneckengang, der die Kohlen im Waggon zur
Mitte ſchaufelt, wo ſie einem Becherwerk zugeführ werden, das
unaufhaltſam die Kohlen nach oben befördert, ſelbſttätig auf ein
endlos laufendes Band entleert, das ſie wiederum
weiterbeför=
dert, entweder direkt in die Bunker, die das Becherwerk ſpeiſen,
das zu den Keſſeln bezw. deren Heizflächen führt, oder die
Koh=
len in die Lagerhalden entleert, die zu beiden Seiten des
Bahn=
gleiſes errichtet ſind. Gleichwie aus den Waggons, die auf
dieſe Weiſe ſauber entladen werden, ohne daß auch nur ein
Ar=
beiter mit der Schaufel in Tätigkeit zu treten braucht, werden
die Kohlen aus den Halden entnommen und an die
Feuerungs=
ſtätten geleitet. Dieſe Anlage fördert in der Minute bis 600
Kilogramm Kohle. Da die Kohlenſtücke für die Keſſelheizung,
die ebenfalls genaueſtens automatiſch geregelt iſt, eine beſtimmte
Größe haben müſſen, werden die Kohlen auch ſofort ſortiert, die
zu großen Stücke einem Kohlenbrecher zugeführt, der mit der
Förderanlage verbunden iſt. Dieſen Kohlenbrecher hat die
Firma Eitle, Stuttgart, erſtellt. Die Stückkohlen werden von
der Transportanlage in den Kohlenbrecher geſchafft, hier
zer=
kleinert und fallen dann in die einzelnen Silos. Die Anlage iſt
bereits ſeit längerer Zeit im Betrieb und hat ſich für alle
Kohlen=
ſorten gut bewährt.
Gehen wir den Weg der Kohle weiter ins Innere des
Wer=
kes, verſolgen wir weiter die Tatſache, daß die Kohle, ohne daß
rund 20 Millionen Mark für die Ladung erhöht.
Die kataſtrophale Teuerung und die dadurch notwendige
ungeheuerliche Steigerung aller Materialien, Löhne und
Gehälter bedingen eine mehrfache Erhöhung der Bezugs=
und Anzeigenpreiſe ſämtlicher Zeitungen. Wir bitten die
Leſer, dieſer Sachlage Rechnung zu tragen.
Kreisverein Deutſcher Zeitungsverleger
für Heſſen=Naſſau und Heſſen.
Der Bezugspreis des „Darmſtädter Tagblattes” beträg
vom 1. Juli an 20000 Mk. einſchließlich Trägerlohn.
eine menſchliche Hand ſich regt, hoch oben um die ganze
Heiz=
anlage herumgeführt wird, unterwegs eine automatiſche Wage
paſſiert, die genaueſtens den Verbrauch jedes einzelnen Keſſels
regiſtriert, und endlich die erforderlichen Mengen direkt den
Heizflächen, den Feuerungen zuführt. Die geſteigerte
Inan=
ſpruchnahme des Werkes hat die Erſtellung zweier neuer rieſiger
Keſſel erforderlich gemacht, die die Firma Dampfkeſſelfabrik
A. Rodberg A.=G., Darmſtadt, erbaut hat. Dieſe zwei
Hoch=
leiſtungskeſſel haben je 500 Quadratmeter Heizfläche bei
13,5 Atmoſphären Ueberdruck und 350 Grad Celſius
Ueber=
hitzung. Sie ſind verbunden mit einer Saugzuganlage der
Firma Dr. Cruſe, Berlin. Dieſe Rieſenkeſſel, deren
Röhren=
ſyſtem tollſtändig ummauert iſt und die faſt die Größe kleiner
Einfamilienhäuſer haben, ſind ungleich leiſtungsfähiger als die
bisher im Gebrauch befindlichen, und ſind dabei viel ſparſamer
im Gebrauch. Jeder Keſſel hat ſeinen eigenen elektriſchen
An=
trieb. Dieſer Antrieb regelt die Kohlenzuführung, die Höhe der
zur Verbrennung beſtimmten Kohlenſchicht auf dem ſelbſttätigen
Wanderroſt, die in Verbindung mit der Saugzuganlage die
ge=
naue Regulierung der Hitzegrade, die erzeugt werden ſollen,
er=
möglicht. Keine überſchießende Kraft darf vergeudet werden.
Wie in der Bedienung und Speiſung der Keſſel, iſt auch in ihren
Leiſtungen alles auf größte Sparſamkeit und Höchſtleiſtung
ein=
geſtellt. Das Rohwaſſer iſt kalkhaltig und würde bald Keſſelſtein
anſetzen. Keſſelſtein aber bedingt größere Heizkraft zur
Dampf=
erzeugung. Das Waſſer muß alſo, bevor es dem Keſſel zugeführt
wird, gereinigt werden. Die zur Waſſerreinigung
vor=
handene Anlage wurde für die neuen Keſſel von der Firma
P. H. Müller, Stuttgart, umgebaut bezw. für eine Leiſtung von
30 Kubikmeter pro Stunde vergrößert. Die Waſſerreinigung
wird ſtändig kontrolliert, und es iſt für den Laien erſtaunlich,
welche Mengen von Kalk und ſonſtigen Sübſtanzen hier in
Form von Schlamm abgeſondert werden. Das gereinigte Waſſer
wird, vorgewärmt, den Keſſeln zugeführt. Als Dampf ſpeiſt es
die rieſigen Turbinen, wird, nachdem es hier ſeine Schuldigkeit
getan, gekühlt und wiederum zu Waſſer verwandelt, um ſo in
ewigem Kre’slauf Verwendung zu finden zur Krafterzeugung.
Nur die Menge Waſſers, die auf dem Wege der Um= und
Rück=
wandlung verdunſtet, geht verloren und muß erſetzt werden.
Ein verſchwindend kleines Quantum im Verhältnis zur Menge
des benötigten Waſſers. Die Vergrößerung machte auch die
Auf=
ſtellung einer neuen Rückkühlanlage erforderlich, die von
der Firma Deutſche Luftfilter=Baugeſellſchaft, Berlin, ausgeführt
wurde und eine Stundenleiſtung von 2000 Kubikmeter ermöglicht.
In langen Leitungen wird durch dieſe Anlage Waſſer bezw.
Dampf aus dem Werk heraus in die Kühltürme gepumpt. Auch
hier iſt der neue Turm bei viel höherer Leiſtungsfähigkeit
be=
deutend kleiner und gefälliger als die beiden alten Türme. In
dieſen Kühltürmen wird das Waſſer geſammelt, durch Röhren
auf breite Flächen geworfen, hierdurch zu Regentropfen
ver=
ſpritzt und abgekühlt, unten in Reſervoirs geſammelt und ſofort
wieder der Vorwärmeanlage bezw. den Keſſeln zugeführt.
Den Mittelpunkt der Neuanlagen und ihr Hauptſtück iſt die
neue gewaltige Dampfturbine, d. h. gewaltig und rieſig
kann ſie nur in ihren Leiſtungen genannt werden. In ihren
Ausmaßen iſt ſie bedeutend kleiner als die vorhandenen älteren
Turbinen. Das neue Wunderwerk deutſcher Technik iſt eine
Dampfturbine mit direkt gekoppeltem Drehſtromgenerator für
eine Leiſtung von 5000 Kilowatt, Fabrikat der Firma Brown,
Boweri u. Co., Mannheim=Käfertal. Die Turbine iſt bei einer
Höchſtleiſtung von 7000 Kilowatt etwa halb ſo groß als die
vor=
handene, die eine Höchſtleiſtung von 2000 Kilowatt hat. Die
gewaltige Umdrehungsziffer von 3000 in der Minute erzeugt
eine ſo ſtarke Erſchütterung, daß es erforderlich war, dieſe
Tur=
bine auf einem beſonderen Boden einzubauen, der mit dem
übrigen Fußboden nicht in Verbindung ſteht. Die eingehendere
Beſchreibung dieſer Maſchine würde zu ſehr ins Fachmänniſche
ſehen müſſen, um hier verſtändlich zu wirken. Ebenſo die der
modernen Schaltanlagen mit den neueſten automatiſchen
Re=
gulierungen und ſelbſttätigen Aus= und Einſchaltungen bei
Nummer 1739.
Störungen im Betrieb, die gefährlich werden könnten, die
Be=
rechnungen des Blindſtromes und dergleichen mehr.
Zur aushilfsweiſen Belieferung des im Stadtnetz und in
den Eiſenbahnwerkſtätten benötigten Gleichſtromes wurde
end=
lich ein Umformer, gleichfalls Fabrikat der Firma Brown,
Boweri u. Co., eingebaut, deſſen Leiſtung gleichſtromſeitig ſich
auf 600 Kilowatt bei 230 Volt ſtellt.
Durch dieſe Erweiterung iſt das Darmſtädter
Elektrizitäts=
werk am Dornheimer Weg wieder in die Reihe der erſtklaſſigen
und Muſterwerke aufgerückt und ſeine Leiſtungsfähigkeit auf
eine ganze Reihe von Jahren geſichert.
M. St.
* An alle Leſer und Mitarbeiter. Wir bitten
dringend, Einſendungen an unſere Schriftleitung nicht
perſönlich zu adreſſieren, da dadurch unter Umſtänden
ganz erhebliche Verzögerungen eintreten. Im übrigen machen
wir nochmals darauf aufwerkſam, daß die
Telephon=
nummer der Schriftleitung 2392 iſt.
— In den Ruheſtand getreten. Dem langjährigen Leiter des
Poſt=
amts 2 (Hauptbahnhof), Hern Poſtdirektor Blaß, hier, iſt geſtern
an=
läßlich ſeiner Beurlaubung und Verabſchiedung vom Amt beim
bevor=
ſtehenden Uebertritt in den Ruheſtand eine Ehrung durch das zahlreiche
Perſonal zuteil geworden, in der ſeiner verdienſtvollen Tätigkeit und
ſeiner vorbildlichen Eigenſchaften als Amtsvorſteher durch Anſprachen
rühmend gedacht und er durch Ueberreichung von Blumen nebſt einem
ſinnigen Gedicht und einer Erinnerungsgabe gefeiert wurde. Herr
Poſt=
direktor Blaß gab darauf ſeinen Dank und ſeine Nührung in bewegten
Worten den Verſammelten kund, verabſchiedte ſich und ſchloß ſeine
vor=
trefflichen, zu Herzen gehenden Ausführungen — eingedenk der Not der
Zeit — mit einem begeiſtert aufgenommenen Hoch auf das Vaterland.
— Erledigt iſt eine Stelle für einen Fortbildungsſchullehrer an der
Fortbildungsſchule in Seligenſtadt, Kreis Offenbach. Wohnung
iſt nicht vorhanden und ſehr ſchwe= zu beſchaffen.
— Diplomprüfung. Der Diplom=Ingenieur Günter Worch aus
Charlottenburg hat ſich an der Techniſchen Hochſchule Darmſtadt der
mündlichen Doktor=Ingenieur=Prüfung im Bauingenieurfach unterzogen
und dieſelbe mit „Auszeichnung” beſtanden. — Die gleiche Prüfung
be=
ſtand der Diplom=Ingenieur Marx Schmeckel aus Parchim (Abt.
f. Arch.) mit der Note „ſehr gut”.
— Sommerſpielzeit Bruno Harprecht. Heute abend wird das
Luſt=
ſpiel „Das ſtärkere Band”, mit Frieda Eichelsheim, Eliſabeth Horn,
Richard Jürgas und Bruno Harprecht in den Hauptrollen, zum erſten
Male wiederholt.
— Ausſtellung „Deutſche Kunſt Darmſtadt 1923‟ Die
Reichsregie=
rung (Notgemeinſchaft für deutſche Kunſt) hat in der Kunſthalle, am
Rheintor außer den bereits gemeldeten Ankäufen noch das Oelbild
„Münchener Straßenbild im Regen” von Anna May=Haas (Darmſtadt)
erworben. Außerdem wurden verkauft: „Bildnis Trübners”,
Radie=
rung von Lovis Corinth=Berlin; „Gewitterlandſchaft” Steinzeichnung
von Adolf Erbslöh=München; „S. Gimignano 1921‟, Steinzeichnung von
Alexander Kanoldt=Paſing vor München (zum zweiten Male); „Tanz des
Irren”, Steinzeichnung von Heinrich Davringhauſen=München. v. H.
— Der Bühnenvolksbund ſchreibt uns: Einen weſentlichen Teil des
Erfolges der Aufführung von „Jedermann” verdanken wir dem
Hoh=
ſchulring deutſcher Art. Der Verband hat nicht nur die Koſten der
Auf=
führung mit uns beſtritten, ſondern ſeine Mitglieder ſind bei der
Vor=
bereitung, der Führung und Beherbergung ihrer Marburger
Komili=
tonen vorbildlich uns zur Hand gegangen. Wir hoffen auf weitere
ge=
meinſame Erfolge. In unſerer Geſchäftsſtelle bei Chriſtian Arnold,
Muſikalienhandlung am Weißen Turm, liegen zwei Liſten auf: eine zur
Einzeichnung als Mitglied des Bühnenvolksbundes und die zweite zum
Eintrag als Mitglied unſerer Theatergemeinde. Wenn ſich ſo viele
Mit=
glieder zu uns bekennen, daß wir das Theater füllen, dann ſind wir in
der Lage, eine Vorſtellung zu veranſtalten oder aus dem „Spielplan
auszuwählen. Der Beſuch und der Erfolg der letzten Aufführung
be=
rechtigen uns zu dieſer Hoffnung. Ueber Preiſe der Theaterplätze
kön=
nen allerdings noch keine Angaben gemacht werden. Telephoniſche
Aus=
kunft unter Nrn. 1283, 1416, 1865. (Anm. der Red.: Es wäre zu
begrü=
ßen, wenn die Beſtrebungen des Bühnenvolksbundes auch in Darmſtadt
immer mehr tatkräftige Anhänger finden würden.)
— Lichtbildvortrag Nürnberg. Im Anſchluß an die Vorträge über
München ſpricht am Donnerstag, den 5. Juli, und Montag, den 9. Juli,
abends 8 Uhr, im Saal 326 der Techniſchen Hochſchule. Herr K. H.
Ruppel über Nürnberg. Im erſten Vortrag zeigt uns ein
Rund=
gang die Stadt mit ihren alten Straßen und Häuſern, Türmen und
Mauern, Brunnen und Kirchen; Erinnerungen an Dürer, Hans Sachs
und andere Meiſter werden lebendig. Der zweite Vertrag bringt die
Schätze des Germaniſchen Nationalmueſums, die ſich auf ganz
Deutſch=
land erſtrecken. Karten für jeden Vortrag zu 1000 Mark für jedermann
nur in der Geſchäftsſtelle, Wilhelminenſtraße 3 II, täglich von 11—1 und
4—7 Uhr. Mitglieder der Volkshochſchule haben gegen Vorzeigen der
grünen Mitgliedskarte freien Zutritt.
— Hausfrauenbund. Um Mißverſtändniſſe zu vermeiden, ſei noch
einmal bemerkt, daß die neue Kleiderverkaufsſtelle Alexanderſtraße 27
nur an drei Tagen der Woche geöffnet iſt, am Montag, Mittwoch
und Freitag. An den Nachmittagen von 3—6 Uhr wird verkauft,
vormittags von 10—12 Uhr werden Sachen angenommen und die
ver=
kauften Gegenſtände bezahlt. — Zugleich wird mitgeteilt, daß in den
Sprechſtunden des Hausfrauenbundes Montags und Donnerstags von
3—4 Uhr außer über häuslichen Hilfsdienſt auch in Fragen der
Heim=
arbeit Rat erteilt wird. Leider muß wegen Perſonalerkrankungen die
Küche Heidelberger Straße 47 vom 3. bis 7. Juli geſchloſſen
bleiben.
e— Stadtmiſſion. Das Rücksbrünnchen, an dem heute nachmittag
3 Uhr ein Volksmiſſionsfeſt ſtattfindet, liegt im Darmſtädter Oberwald
und iſt vom Mühl=, Scheftheimerweg, vom Judenpfad und vom
Ober=
waldhaus leicht zu erreichen, der Verſammlungsort am Nachmittag auch
durch den Pofaunenſchall leicht zu finden.
* MitPickel und Stemmeiſen im Kampf
gegen die Lava.
Von Emil Herold=München.
Lava, die Berge durchtunnelt. — Weinberge, die auf der Lava
ſchwimmen. — Der Lavaſee an der Stadtmauer von Catania.
— Eine Breſche von 50 Metern. — Barrikaden gegen die Lava.
— Der geniale Aderlaß. — Ein Dorf, das den Rettern in den
Rücken fällt. — Der Tod der Stadt.
Von der Art der Ereigniſſe, die ſich jetzt vor den Augen
der zitternden Welt auf Sizilien abſpielen, machen ſich wohl
die wenigſten einen richtigen Begriff, und die ſich anſcheinend
widerſprechenden Nachrichten — „Der Lavaſtrom nur noch 100
Meter von Linguagroſſa!” und einen Tag ſpäter: „
Lingua=
groſſa grettet!” — werden von dem größten Teil der Leſer
nicht=
begriffen und für Meldungen gehalten, von denen die zweite
die erſte als „Ente” bloßſtellt. Das kommt aber nur davon, da
wir gewohnt ſind, bei dieſen urweltlichen Naturereigniſſen alles
dem Begriffe „feuerſpeiender Berg” unterzuordnen. Lava, ſo
weiß man, iſt nichts als feurig=flüſſige Geſteine, die aus den
Vulkanen hervorquellen, und als endloſer Feuerſtrom die
Städte, die ſie erreichen, in Brand ſetzen und ihre Trümmer
dann überdecken.
Aber Feuer und Hitze in der Lava ſind es nicht, die die
große Gefahr für die Dörfer am Fuße des Aetna bilden.
Ge=
fährlicher als ſie iſt die Kraft, die in ihr ſchlummert. Wie
eine Rieſenſchlange umarmt der Lavaſtrom die Städte und die
Dörfer und brennt ſie nicht nieder, ſondern erdrückt ſie. Wohl
iſt die Lava, wenn ſie aus den Kratern kommt, feurig=flüſſig,
und von einer ſolchen Gluthitze, daß alles Brennbare in einer
Entfernung von hundert Metern im Nu zur Flamme und zur
Aſche wird. Aber je weiter ſie ſich talwärts wendet, deſto mehr
ereilt ſie das Schickſal jedes feurig=flüſſigen Körpers: ſie fängt
an, zu erſtarren. Freilich nur ſehr, ſehr langſam. An ihrer
Oberfläche bildet ſich gewiſſermaßen eine pech= oder
aſphalt=
artige Haut. Aber dieſe Haut iſt nicht ſehr tief, und im Innern
bleibt die Lava glut=flüſſig. Welche Glut ſich in dieſem
lang=
ſam vorwärtsrollenden Sack birgt, das mag einem die
Tat=
ſache zeigen, daß dieſe Lavaſtröme oft mehrere hundert Meter
breit und zehn bis fünfzehn Meter hoch ſind!
Da mag man begreifen, daß dieſer Glutſtrom ſich auch
durch Felſen zu freſſen vermag. Ja, man kennt ſogar
einen Fall, daß der Lavaſtrom durch einen Berg hin=
durchgefloſſen iſt. Das war bei dem Aetna=Ausbruch
des Jahres 1669 der Fall, der ununterbrochen über ein
Viertel=
jahr Lavamaſſen um Lavamaſſen vorſchob, die ſchließlich die
auch heute wieder gefährdete Stadt Catania zum guten Teil.
zerſtörte. Dieſer Ausbruch iſt wohl der größte geweſen, den
der Aetna in geſchichtlicher Zeit „verübt” hat. Und er iſt in
ſeiner Großartigkeit thpiſch für jene alles brechende Kraft der
Lava. In den erſten Märztagen war der Aetna ſehr unruhig
geweſen und ſtarke Beben gingen dem Ausbruch ſelbſt voran.
Ungeheuere Lavamaſſen ſchoben ſich talabwärts. Man hoffte
und hoffte, daß ſich der Feuerberg endlich ausgetobt hätte. Tage
verſtrichen, Wochen vergingen. Niemand glaubte am Anfang,
daß auch Catania, die Stadt am Meere, gefährdet werden
könne. Aber immer näher rückte die Glutenſchlange. An dem
Monte Pilieri ſchien ihr endlich ein Halt geboten. Man atmete
auf in Catania. Aber die Freude währte nicht lange. Der
Feuerſee an dem Berge ſtieg höher und höher, und auf einmal
brach der Lavaſtrom an der Südwand des Berges durch. Die
Glut hatte den Berg untertunnelt! Und nun ſchob ſich die
Lava mit größerer Schnelligkeit auf die angſterfüllte Stadt. Wie
ein Strom, der aus den Ufern getreten iſt, wälzte die Lava
große Erdſchollen, ganze Teile von Weinbergen, auf
ſeiner Oberfläche mit fort. Es muß ein ſonderbares
Bild geweſen ſein, dieſe auf der Lava ſchwimmenden Weinſtöcke,
die wohl angeſengt waren, aber erſt dann brannten, wenn die
Erdſchollen zerfielen oder umkippten.
Noch hatte man eine zweite Hoffnung, einen kleinen See,
die Gurna d’Anigito. Aber auch der war bald ausgefüllt. Am
15. April näherte ſich die Lava den nordweſtlichen Baſtionen
der Stadt. Die boten ein gutes Bollwerk. Die Mauer an der
Stelle war zehn bis fünfzehn Meter hoch und ſehr ſorgfältig aus
großen alten Lavaquadern gebaut. Das Tor an jener Seite,
die Porta del Tindaro, hatte man in Eile, aber eben ſo
ſorg=
ſam vermauert. Mit Bangen ſtanden die Catanier auf den
Zinnen und ſahen mit jedem Tage die heiße Flut vor den
Mauern höher ſteigen. Ein paar Bauten, die vor den Toren
lagen, ſah man verſinken und ertrinken. Am 22. April erreichte
die Lava die Mauern ſelbſt und — man glaubte ſich gerettet!
— floß an den Mauern entlang ins — Meer. Aber dieſer
Ab=
fluß war für die Nieſenmaſſen, die ſich immer drohender
her=
anſchoben, nicht genügend. Die Lavaflut ſtieg und ſtieg und
drückte mit furchtbarer Gewalt gegen die Mauern. Eine Woche
lang hielt ſie ſtand. Da, am 22. April, vormittags, drückte der
Lavaſtrom eine 50 Meter breite Breſche in die
Mauer, und um die unglückliche Stadt war’s geſchehen. In
faſt ſtürmiſchem Anlauf warf ſie ein paar Häuſer nie=
der die verbrannten, und drang bis auf den Korſo vor. Aber
die Catanier gaben den Kampf nicht auf. Mit Hammer und
Kelle bauten ſie Barrikade um Barrikade, und wenn die Lada
eine niedergebrannt hatte, ſtand ſchon zwanzig Meter davor
eine neue. Es war ein direkter Barrikadenkampf gegen
die Lava, der über eine Woche in der Stadt tobte.
In dieſer höchſten Not kam ein Catanier, Don Diego
Pap=
palardo, unterſtützt von dem Maler Platania, auf einen klugen
Gedanken. Man mußte dem Lavaſtrom die Stoßkraft rauben,
und das ging nur, wenn man, grob geſagt, den Schlauch
an=
ſchnitt, der die innen glutflüſſige Lava, die ja die treibende
Kraft war, ausfließen ließ. Der Gedanke, von der höchſten Not
diktiert, war zu kühn und gefährlich, um gelingen zu können.
Aber er gelang. Weit draußen vor der Stadt zapfte man
den Lavaſtrom an. Eine große Anzahl von Arbeitern,
in naſſe Felle gehüllt, griff, ſich in kurzen Zeiträumen ablöſend,
die dicke Haut des Lavaſtroms mit Pickeln und Brecheiſen und
Hämmern und Hacken an. Es war eine harte Arbeit. Auf
einmal — die Arbeiter wären um ein Haar verbrannt — ſchoß
die leichtflüſſige, glühende Innen=Lava aus dem angeritzten
Schlauch heraus wie die Winde aus den Schläuchen des
Odyſ=
ſeus. Als ſich die Arbeiter von dem erſten Schrecken erholt
hatten, ging man mit Erfolg daran, das Loch zu vergrößern.
Mit ziemlicher Kraft floß ein Teil der Lava nach Weſten gegen
Paterno ab. Und wenn es auch nur ein Teil war, ſo bildete
dieſe Kraftabzapfung für die tapferen Barrikadenkämpfer im
Innern der Stadt doch eine Entlaſtung, die um ſo bemerkbarer
werden mußte, je größer die Breſche vor der Stadt wurde.
Aber nun kam ein neues Verhängnis, ein Verhängnis,
das dieſen mutigen Kampf zu einer Tragikomödie machte.
Während die Catanier im Schweiße ihres Angeſichts mit Pickel
und Stemmeiſen die Breſche erweiterten, heulten im nahen
Paterno die Sturmglocken durch die Nacht. Und nach ewa einer
halben Stunde eilten im Sturmſchritt mit Trommeln
und Trompeten etwa 500 Leute aus Paterno hervor und
drohten, die Handvoll Catanier dem Moloch der Innen=Lava
in den Rachen zu werfen, wenn ſie mit dem Aderlaß nicht
auf=
hörten, der nun ihr Dorf zu überſchwemmen drohte. Und die
Catanier mußten fliehen. Zu einem ähnlichen Kampf ſcheint
es jetzt zwiſchen den Leuten des geretteten Linguagroſſe und
einem Nachbardorf gekommen zu ſein. Dieſer Eingriff der
Leute von Paterno in die Rettungsaktion hat das Schickſal von
Catania endgültig beſiegelt: in den erſten Junitagen floß die
Lava in einem neuen, breiten Arm in das Meer. Nicht mehr an
den Mauern entlang: über eine tapfere, aber
un=
glückliche Stadt hinweg.
Nummer 179
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— Ehrenvoller Auftrag. Die Gemeinde Kröffelbach hat den hieſigen
Bildhauer W. Götze beauftragt, ein vor der idhlliſch gelegenen Kirche in
einer Mauerniſche zu errichtendes Kriegerdenkmal zu entwerfen und
aus=
zuführen. Der Entwurf, der von der ganzen Gemeinde gebilligt und
zur Ausführung vorgeſchlagen wurde, iſt in ſchlichter Ansführung
ge=
dacht, der einzige Schmuck iſt eine lebensgroße trauernde weibliche Figur,
zu beiden Seiten die Schrifttafeln, die die 16 Namen tragen. Das
Denk=
mal wird in ſeiner vornehmen Auffaſſung eine Zierde der Gemeinde
und Umgegend werden.
w. Heſſiſcher Sängerbund. Man ſchreibt uns: Zahlreiche
Erfahrun=
gen haben den verſchiedenen heſſiſchen Sängerbünden und den
Geſang=
vereinen die Notwendigkeit eines Zuſammenſchluſſes zur Wahrung
ge=
meinſamer Intereſſen immer wieder nahegelegt. Auswahl und Austauſch
von Programmen, Fragen der Vergnügungsſteuergeſetzgebung,
Ver=
mittlung von Notenwerken, Regelung der Probleme des Preis= und
Wertungsſingens fordern geradezu das Zuſammengehen heraus, denn
alle dieſe Dinge betreffen die allereinfachſten Grundlagen des
Geſang=
vereinsweſens. Iſt es nicht nutzloſe Kraftvergeudung, wenn dieſe
ge=
meinſamen Angelegenheiten immer und immer wieder von jedem der
bielen Hunderte von Geſangvereinen in Heſſen für ſich beſonders — und
dazu in vielen Fällen erfolglos — behandelt werden? Die
Arbeiter=
geſangvereine haben die Zweckmäßigkeit und Notwendigkeit eines
der=
artigen Zuſammenſchluſſes ſchon lange erkannt und ſich im Heſſiſchen
Arbeiterſängerbund zuſammengefunden. Die Männergeſangvereine
wollen ihnen folgen. Im Januar d. J. traten daher im Landtag die
Vertreter der heſſiſchen Sänger zuſammen. Bei dieſer Tagung wurden
die Grundlagen beſprochen. Damals noch ſah es faſt aus, als ob der
erhoffte Zuſammenſchluß noch in weiter Ferne ſtände. Es wurde aber
mit aller Macht weiter gearbeitet — und mit Erfolg, ſo daß der Wille
zur Verſtändigung im dauernden Wachſen iſt. Heute kann ſchon geſagt
werden, daß das Zuſtandekommen des Heſſiſchen Sängerbundes geſichert
iſt. Am letzten Montag traten im „Hanauer Hof” die Vertreter der
Darmſtädter Männer=Geſangvereine zuſammen. Ober=Regierungsrat
Dr. Siegert hatte das Referat übernommen, ſchilderte den
Aufbau=
plan für einen Heſſiſchen Sängerbund und bewies in klaren Worten den
Wert der Gründung für die Erweiterung des Einfluſſes des geſamten
deutſchen Männergeſangweſens. Von der Zentralſtelle für Volksbildung
nahm Direktor Haſſinger als Gaſt an der Verſammlung teil und trat
ebenfalls voll und ganz den Ausführungen des Referenten bei. Eine
beinahe zweiſtündige Ausſprache brachte außer mannigfachen Wünſchen
und Anregungen vor allem reſtloſe Zuſtimmung aller neunzehn Vereine,
die bei der Verſammlung vertreten waren. Die Anteilnahme im ganzen
Lande an dieſem bemerkenswerten Einigungserfolg beweiſt, daß der
Wille nach einem organiſatoriſchen Zuſammenſchluß zur Bearbeitung
gemeinſamer Belange ſehr ſtark iſt. Schon jetzt arbeitet der
vorberei=
tende Ausſchuß in einer Intereſſengemeinſchaft mit dem Heſſiſchen
Ar=
beiterſängerbund. Es wurde ein Fachausſchuß bei der Zentralſtelle für
Volksbildung eingerichtet, der ſeitens der Landesregierung anerkannt
iſt. Neben anderem hat er bei Vergnügungsſteuerangelegenheiten von
Geſangvereinen Gutachten abzugeben. Das iſt ſchon ein
vielverſprechen=
der Anfang. Um aber die Wirkſamkeit noch zu erhöhen, iſt es
not=
wendig, daß der Heſſiſche Sängerbund bald zuſtande kommt. Ohne daß
in das Eigenleben und in die Eigenrechte der Vereine eingegriffen wird,
ſoll die Intereſſenverbindung in gemeinſamen Sachen allen den
Weg ebnen.
— Verband der Erwerbs= und Wirtſchaftsgenoffenſchaften für
Star=
kenburg und Oberheſſen. Der urſprünglich für Babenhauſen in
Aus=
ſicht genommene Verbandstag findet am 15. d. in Darmſtadt (
Fürſten=
ſaal) ſtatt. Als Vertreter der Anwaltſchaft iſt Geh. Juſtizrat Dr.
Al=
berti=Wiesbaden (zurzeit in Heidelberg) bezeichnet. Der von ihm
an=
gekündigte Vortrag behandelt: „Wirtſchaftspolitik und Genoſſenſchaften”.
Direktor Fredenbreuker=Frankfurt a. M. (Dresdener Bank) ſpricht über
„Schutzmaßnahmen der Genoſſenſchaften gegen die Folgen der
Geld=
entwertung und über wertbeſtändige Anlagen”
— Darmſtädter Betachungsgeſellſchaft. Wie wir hören, iſt durch das
erſte Eingreifen eines Wachbeamten der Darmſtädter
Bewachunsggeſell=
ſchaft m. b. H., Debewag, die Feuerwehr alarmiert und ſomit die Firma
Wehner u. Fahr vor großem Schaden bewahrt worden.
Die Tagesordnung der Stadtverordnetenverſammlung am
Don=
nerstag, den 5. Juli, nachmittags 5 Uhr, umfaßt folgende Punkte: 1.
An=
ſchaffungen für das Krankenhaus. 2. Herſtellung eines
Steinzeugrohr=
kanals in der Lagerhausſtraße, 3. Umwandlung von Anlagegelände
auf der Mathildenhöhe in Baugelände, 4. Zuſchuß zu den Koſten der
Kleinkinderſchulen und Krippen. 5. Erhebung der Wohnungsbauabgabe
für 1923 und Erlaß einer bezüglichen Ortsſatzung. 6. Erhebung der
Grund= und Gewerbeſteuer für 1923. 7. Mitteilungen.
I. Gebühren der Schornſteinfeger. Die Teuerungszuſchläge ſind ab
18. Juni: für Mainz, Darmſtadt, Offenbach und Gießen 80 000 Prozent,
für die übrigen Kehrbezirke 26 000 Prozent. Die Gebühren betragen
einſchließlich Teuerungszuſchläge in den genanten Städten das 801fa he,
in den übrigen Kehrbezirken des Landes das 961fache der
Grundgebüh=
renſätze (Bek. vom 88. Mai 1922). Die Geſamtgebührenbeträge können
auf volle 10 Mark nach oben abgerundet werden.
— Erhöhung des Sparkaffenzinsfußes. Wie aus der Anzeige in
heutiger Nummer erſichtlich, hat die Städt. Sparkaſſe die Zinſen der
Spareinlagen und ſonſtigen Guthaben mit Wirkung vom 1. Juli 1923
ab in angemeſſener und beweglicher Weiſe erhöht.
Zoologiſcher Garten in Frankfurt a. M. Sämtliche Fiſchbehälter
des Aquariums wurden in letzter Zeit völlig neu hergerichtet und
bie=
ten nun prächtige Unterwaſſerbilder. Die Beſtände an heimiſchen
Fiſchen, Amphibien und Reptilien wurden weſentlich ergänzt. — Eine
vorziigliche Beſetzung bietet zurzeit auch das Inſektenhaus. Die demſelben
angegliederte neuartige „Abteilung für Schädlingskunde” erregt
fort=
geſetzt das größte Intereſſe der Beſucher. Geſchenkt wurden von der
Odenwaldſchule, Ober=Hambach: 4 Ringeltauben, 2 Hohltauben und eine
Heſſiſches Landestheater.
Kleines Haus. — Samstag, den 30. Juni.
Das ſtärkere Band.
Luſtſpiel von Felix Salten.
Die heutige Eröffnungsvorſtellung der ſommerlichen
Luſt=
ſpielzeit unter Bruno Harprechts Leitung war
vielverſpre=
chend. Eine glückliche Wahl hierfür war Saltens Luſtſpiel „Das
ſtärkere Band”. Im erſten und letzten Akt voller ſprudelnder
Einfälle, im zweiten Akt mehr getragenes Schauſpiel, zeigt
die=
ſes Stück das bekannte Schickſal eines zur Regierung Geborenen
in ſeinem Kampf zwiſchen Liebe und Pflicht. Nach tollen
Strei=
chen in einem öden Garniſonsneſt wird der Erbprinz hier durch
die Liebe eines einfachen Mädchens wieder in ſittſame Bahnen
gebracht, aber die Pflicht ruft ihn auf den Thron des Vaters.
Die Spannung, welches Band das ſtärkere iſt, wird erſt zum
Schluß gelöſt.
Daß die Vorſtellung auf guter Höhe ſtand, iſt in erſter Linie
der Mitwirkung namhafter Künſtler zu danken. Forſch und
friſch, mit der von ihm ſtets gewohnten jugendlichen
Lebendig=
keit ſpielt: Bruno Harprecht den Erbprinzen Georg; ſeine
Künſtlerſchaſt verſteht es, zu aller Lebendigkeit auch ſeeliſches
Erleben ſcharf herauszuarbeiten. So war die ſchönſte Leiſtung,
die über dem üblichen Luſtſpielniveau ſtand, wie ſcharf das
Pſy=
chologiſche im zweiten Akt herausgemeißelt war, in den Szenen
mit Elſabeth Horn, die in der Rolle der Hedwig Müller eine
ebenſo beſeelte wie bewegliche liebende Frau geſtaltete. Ihre
freie Rede gegenüber der Herzogin war ſtets mit feinem Takt
durchgeführt. Frieda Eichelsheim ſpielte die Herzogin, der
die Gedanken ſo ſchwer fallen, gewandt und mit Würde. Ihre
Gedankengänge bezw. =ſprünge ſind typiſch weiblich, ſie
ver=
blüffen durch ihre Umgehung der Logik immer aufs neue, ſind
aber in natura glücklicherweiſe in ſolchem Maße doch nicht gar
fo häufig. Der alte Herzog lag in bewährter Hand von Richard
Jürgas, der ſich hierfür eine famoſe Maske geſchaffen hatte.
Ein vornehmer alter Herr, mit viel Ausdruck in Sprache und
Spiel. Von den anderen Mitſpielenden hob ſich Herr Bögel
hervor in der kleinen Rolle des Dr. Schwimmer.
Reicher Beifall und viele Blumen dankten den Künſtlern,
aber leider war das Haus nicht ſo beſucht, wie es die Güte der
Vorſtellung verdiente.
—vis.
Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
— Ingenieurbauten. Das Badiſche Landesgewerbeamt
er=
öffnet am 1. Juli in Karlsruhe auf die Dauer von 4 Wochen
eine Ausſtellung „Die Schönheit des Ingenieurbaues”. Aus
Anlaß der Ausſtellung findet am 3. Juli abends in der Aula
der Techniſchen Hochſchule ein Vortrag von Profeſſor Schultze=
Naumburg über die Phyſiognomie der Ingenieurbauten und
am 11. Juli ein Vortrag von Appellationsgerichtspräſident Prof.
Dr. Börlin, Baſel, über Waſſerkraftanlagen und Heimatſchutz
in der Schweiz ſtatt. In den erſten Tagen der Ausſtellung
ver=
anſtalter das Landesgewerbeamt Führungen durch den Vertreter
des Bundes Deutſcher Heimatſchu
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 1. Juli 1923.
Felſentaube; von Hans Hyſſen: 3 junge Steinkäuzchen; von der
Rieder=
waldſchule: ein Turmfalke; von Heinrich Naumann, Gettenau: 5 junge
Hermeline; von unbekanntem Geber: 2 Füchſe, und von Gundersheim=
Salmünſter: 2 Jungtiere der ſchwanzloſen Hauskatzenraſſe von der
Inſel Man= Geboren wurden 5 chineſiſche Maskenſchweine.
— Grundſteinlegung eines Kriegerdenkmals auf dem Hirtenböhl.
Wie die Plettenberger Zeitung ſchreibt, fand am 24. Juni bei
herrlich=
ſtem Sommerwetter auf Stelzer Höhe des Hirtenböhls bei Plettenberg,
umgeben von knorrigen Eichen, unter dem Geläute ſämtlicher
Kirchen=
glocken der Stadt die feierliche Grundſteinlegung des Kriegerdenkmals
unter Mitwirkung ſämtlicher Krieger=, Geſang= uſw. Vereine ſtatt. Der
Denkmalsentwurf ſtammt von Herrn Architekt und Studienrat
Stumpf=Darmſtadt und deſſen Mitarbeiter Walter
Spenne=
mann, welcher ſeinerzeit bei dem Wettbewerb mit dem 1. Preis
ausge=
zeichnet wurden. Stumpfs Hammerſchläge bei der Grundſteinlegung
waren: „Wir Meiſter, die bauen — auf einen höheren Meiſter,
ver=
trauen‟. Das Denkmal erhält einen Durchmeſſer von 7,5 Meter und
eine Geſamthöhe von 15 Metern. Dasſelbe wird einſt die ganze
Um=
gebung Plettenbergs beherrſchen und in ſeiner Art und Größe alle
an=
deren des Sauerlandes übertreffen.
Dieſer ſtille, ſtumme, zähe
Abwehr=
kampf muß zum Sieg führen!
Er wird es dann, wenn nicht nur
die Frontkämpfer ihre Pflicht tun
und feſt bleiben, ſondern auch die
in der Etappe und weit vom Schuß.
Darauf kommt es an: nicht müde
werden, einig bleiben, den Willen
zum Sieg haben und behalten.
Das ſind goldene Worte eines Ausgewieſenen.
Gebt zum deutſchen Volksopfer!
Lokale Veranſtaltungen.
Dſe hierunter erſcheinenden Nofizen ſind ausſchſießlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten,
in keinem Falſe irgendwie als Beſprechung oder Kritik.
— Herrngarten=Konzert. Auf das heutige Herrngarten=
=Konzert ſei beſonders hingewieſen, da das Orcheſter bedeutend verſtärkt
iſt und mit ehemaliger Militärmuſik zur Ausführung gelangt.
Aus den Parteien.
— Beamten= und Arbeitnehmer=Ausſchuß der
Deutſchen Demokratiſchen Partei. Der für Montag
ange=
ſetzte Votrag des Herrn Staatsanwalts Dr. May über: „Das neue
thü=
ringiſche Beamtenrecht im Lichte moderner und freiheitlicher
Beamten=
rechtsforderung” mußte auf Donnerstag, den 5. Juli, verſchoben werden.
Deutſche Demokratiſche Partei.
Kommunal=
politiſcher Abend. Im Parteilokal (Waldſtr. 45), abends 8½
Uhr, findet am Montag, den 2. Juli, ein Kommunalpolitiſcher Abend
ſtatt. Tagesordnung: Erhöhung der Grund= und Geſerbeſteuer”. Alle
Mitglieder ſind freundlichſt eingeladen.
— DeutſcheDemokratiſche Partei. Wir machen auf die
am Dienstag, den 3. Juli, ſtattfindende Vorſtandsſitzung aufmerkſam.
Abends 8½ Uhr.
— Demokratiſche Jugendgruppe. Am Mittwoch findet
in unſerem Heimabend die Fortſetzung des Vortrags über „
Parlamen=
tarismus” ſtatt. Der Redner iſt Herr Landtagsabg. Reiber.
— Arheilgen, 30. Juni. Laut Beſchluß der Darmſtädter
Stadtver=
ordnetenverſammlung wurde die Verſorgung unſerer Gemeinde mit
elek=
triſchem Strom der Heſſiſchen Eiſenbahn=Aktien=Geſellſchaft übertragen.
Hoffentlich kommt dieſes Projekt baldigſt zur Ausführung und auch
Ar=
heilgen erſtrahlt endlich im Glanze des elektriſchen Lichts. Wird es
dann auch zum Umbau unſerer Straßenbahn kommen?. Eine Frage, auf
deren Beantwortung ganz Arheilgen wartet. Gegenwärtig wird der
Fußſteig der Frankfurter Straße Darmſtadts von der ſogenannten
Zen=
tralwerkſtätte nach der Nordbahnhofbrücke erhöht und erfährt dieſe
Straße=
dadurch eine bedeutende Verbeſſerung, die beſonders bei regneriſchem
Wetter von größtem Werte ſein wird. Aber auch die Fortſetzung nach
unferem Ort bedarf unbedingt einer Ausbeſſerung. Der Unterbau iſt
hier an einzelnen Stellen ſo zutage getreten, daß die ſo teuren
Stiefel=
ſohlen ganz außerordentlich notleiden. Auf dem Fahrdemm findet
zur=
zeit eine Ausbeſſerung des Kleinpflaſters ſtatt. Dem Fußſteig mußte
unbedingt durch Ueberfahren mit einer Kiesdecke etwas aufgeholfen
wer=
den und wären ſicher die vielen täglichen Paſſanten für die Erfüllung
dieſes Wunſches ſehr dankbar.
Auerbach, 30. Juni. Ueber das Hotel „Zur Krone” in Auerbach
ſind in der letzten Zeit in der Tagespreſſe Lokalnachrichten erſchienen
über den Verkauf oder über ſeine Verwertung als Beamtenheim oder
zur teilweiſen anderweitigen induſtriellen Ausnützung. Dieſe
Nachrich=
ten ſind von unberufener Seite willkürlich, vielleicht böswilligerweiſe,
von den Urhebern verbreitet worden. Die Eigentümer der Krone hatten
ſtets die Abſicht, das Hotel in ſeinem ſehr guten Rufe nach der
bewähr=
ten Leitung ſeines Vorbeſitzers zu führen. Aus dieſem Grunde haben
die Eigentümer auch den bisherigen Pächter abgefunden und entlaſſen
und den Hotel= und die angeſchloſſenen Betriebe in eigene Regie unter
bewährter Leitung geſtellt. Es wäre in der Tat ein Verluſt für die
Gemeinde Auerbach und die Allgemeinheit, wenn das weit und breit
bekannte vornehme Penſions=Hotel, ſeit mehreren Jahrhunderten durch
die Familie Diefenbach als Kur= und Erholungsheim in anerkannt beſter
Weiſe geleitet, einer anderen Zweckbeſtimmung zugeführt worden wäre.
ds. Hepenheim a. d. B., 30. Juni. In der letzten Stadtratsſitzung
wurde u. a. beſchloſſen, wiederum die Deckgebühren zu erhöhen, und zwar
werden dieſe wie folgt feſtgeſetzt: für eine Kuh 10 Liter Milch, für ein
Schwein 20 Liter Milch, für Kleinvieh (Ziegen) 2 Liter Milch zum
jewei=
ligen Stallpreis. Für von auswärts eingeführte Tiere ſollen 100 Prozent
mehr erhoben werden. — Wegen der Preisfeſtſetzung für Findlingsſteine
in den ſtädtiſchen Wäldern wird der Preis für Diorit auf 15 000 Mark
und für Granit auf 10 000 Mark pro Kubikmeter vorläufig feſtgeſetzt
— Für Benutzung der ſtädtiſchen Wage wird folgende Gebühr
aufge=
ſtellt: Für 50 Kilo 30 Mark, jedoch mindeſtens 500 Mark, auf der Vieh.
wage für ein Stück Großvieh 3000 Mark, für ein Stück Kleinvieh 500
Mark. — Für den demnächſt ſtattfindenden Jugendfeiertag werden
100 000 Mark aus der Stadtkaſſe bewilligt. — An Stelle des bisherigen
jetzt zum Beigeordneten gewählten ſtädtiſchen Kontrolleurs Rupp wurde
der Gemeinderat Peter Guthier als Kontrolleur gewählt.
ds. Von der Bergſtraße, 30. Juni. Kurze Freude. Nicht lange
durfte ſich ein junger Spitzbub ſeiner ſchmackhaften, knuſperigen Beute
erfreuen. Als Knecht bei dem Landwirt Eckſtein in Laudenbach a. d. B.
angeſtellt, fiel dem Beſitzer morgens auf, daß mit ſeinem Knecht heute
früh auch 3 prachtvolle Schinken, diverſe leckere Würſte, 2 Laib Brot
ver=
ſchwunden waren, die der ungetreue Knecht Fridolin zur Atzung auf
ſei=
nem Weg hatte mitgehen heißen. Doch das Verhängnis ſchreiter ſchnell.
Schon in der nächſten Station, Heppenheim, ſtieg der junge Ausreißer
mit ſeiner Beute in früher Morgenſtunde aus, ſeine koſtbare, leckere
Veute in einem großen Sacke auf dem Rücken tragend. Dies erregte
die Neugierde zweier patrouillierender Nachtſchutzleute, wlche ihn
an=
hielten, ſich liebevoll den Sack öffnen ließen und Spitzbube und Sack mit
Inhalt vor den Kadi aufs Rathaus ſchleppten, wo er weh= und demütig
alles eingeſtand. Der telephoniſch herbeigerufene Beſitzer holte
hoch=
erfreut ſeine guten Sachen wieder ab, der Spitzbube blieb aber hinter
Schloß und Riegel.
ds. Aus dem Odenwald, 30. Juni. Aufhebung der
Schon=
zeit für weibliches Rotwild. Das Kreisamt Heppenheim gibt
bekannt, daß auf Antrag der Vereinigung der Rotwildjäger im ſüdlichen
Odenwald zur Verminderung, ds Wildſchadens auf Grund des § 5 der
Verordnung, die Ausführung des Jagdgeſetzes, insbeſondere
Anordnun=
gen wegen der Hegezeit betr., vom 29. April 1914, die Schonzeit für
weibliches Rotwild im ſüdlichen Odenwald, und zwar in den Bezirken
der Oberförſtereien Hirſchhorn, Wald=Michelbach, Rothenberg und
Beer=
felden, bis auf weiteres aufgehoben werden.
fr. Gau=Köngernheim (Rheinheſſen), 28. Juni. Hohes Alter.
Der frühere Feldſchütze und Gemeindediener, Chriſtoph Stumpf,
voll=
endete Anfang dieſer Woche ſein 100. Lebensjahr.
Dotel zut Kroue, Auerbac un der Dergſtruße
in eigener Regie der Eigentümer mit erſtklaſſiger Küche und guter
Be=
dienung bei mäßigen Preiſen, iſt ein ſehr empfehlenswerter Kur= und
Erholungsort für alle Stände. Die Zimmer ſind mit allen
Bequem=
lichkeiten ausgeſtattet. Das Haus hat eigene Parkanlage, ſchöne Säle
zu Feſtlichkeiten, Geſellſchaften, Konferenzen geeignet. Auto=Garrage
und eigene Landwirtſchaft und Weinbau. Die Lage bietet reizende
Naturſchönheiten direkt am Fuße des Odenwalds bequem erreichbar,
Station Auerbach, Strecke Darmſtadt—Heidelberg—Mannheim.
Auerbach a. d Bergſtr. (5468god) Telephon Amt Bensheim Nr. 10.
Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt.
„Fräulein Doktor”. Auf die Hilfsbereitſchaft ihrer
Mit=
menſchen hatte es die 25jährige, unverheiratete Hertha Voges abgeſehen.
Vier Jahre lang führte ſie auf Koſten Notleidender ein ürpiges Leben,
und es werden ihr nicht weniger als 4000 Fälle des Betrugs
vorgeworfen. Unter dem Namen eines Fräulein Doktor Margot Frank
hatte ſie ſich auf das Sammeln von Hilfsgeldern verlegt. Sie ging
da=
bei immer mit der Zeit mit. Zunächſt ſammelte ſie für die vertriebenen
Oſtflüchtlinge und Elſaß=Lothringer, ſpäter die Oberſchleſien=Hilfe und
zuletzt für die Ruhrbewohner. Von Potsdam her kannte ſie die Adreſſen
vieler Adels= und Offiziersfamilien und nutzte das weidlich aus. Unter
allen möglichen hochtönenden Namen trat ſie auf, erzählte von dem
Reichtum ihre Familie und verübte auch zahlreiche
Darlehensſchwin=
deleien. Hübſch und jung, wie ſie war, trat ſie auch vielfach mit den
geſchädigten Herren in nähere Beziehung, ſo daß viele von ihnen es
für gut befanden, von einer Strafanzeige Abſtand zu nehmen.
Rechts=
anwalt Dr. Treitel ſtellte unter Beweis, daß die Angeklagte eine
ſchwere Morphiniſtin ſei und ſich bis, zu 30 Spritzen
täglich verabfolgt habe. Im Morphiumrauſch will die Angeklagte
ihre Schwindeleien begangen haben. Die 9. Strafkawmer des
Land=
gerichts I verurteilte die Voges zu 1 Jahr 2 Monaten Gefängnis unter
Anrechnung von 3 Monaten Unterſuchungshaft.
Von einem Spießgeſellen niedergeſchoſſen. In
der Paulsborner Straße zu Wilmersdorf wurde ein Mann mit einem
Oberſchenkelſ huß aufgefunden. Die polizeilichen Ermittelungen ergaben,
daß man es mit einem gewiſſen Narowski zu tun hatte, einem Mitglied
der berüchtigten Maikolonne, die in der Wilmersdorfer Gegend ſchon
ſeit längerer Zeit ihr Unweſen treibt. Verſchiedene Mitglieder dieſer
Kolonne hatten, wie weiter feſtgeſtellt werden konnte, mehrere Lokale
aufgeſucht, dort getrunken, Gäſte beleidigt, um ſchließlich auf dem
Heim=
wege untereinander in Streit zu geraten. Dieſer endete damit, daß
Na=
rowski von einem Spießgeſellen niedergeſchoſſen wurde.
Schwerer Unglücksfall der Junkersexpedition
in Südamerika. Wie die Junkers=Werke mitteilen, iſt ihnen eine
kurze telegraphiſche Nachricht zugegangen, daß ihre in Südamerika
be=
findliche Expedition ein ſchwerer Verluſt betroffen hat. Werner
Jun=
kers, der älteſte Sohn von Profeſſor Junkers, der als Flugzeugmonteur
der Expedition angehörte, und Flugzengführer Müller, einer der
älte=
ſten und bewährteſten Piloten der Junkers=Werke, ſind dem Unglück
zum Opfer gefallen. Ob es ſich um den Unfall eines Flugzeuges oder
um einen Unfall in der Werkſtätte handelt, iſt noch nicht aufgeklärt.
Unter Kohlen erſtickt.
In dem Maſchinenraum der Brauerei F. A. Ulrich in Leipzig
be=
findet ſich oberhalb der Keſſelanlage der Kohlenbunker, durch den die
Kohlen automatiſch in die Feuerung gelangen. Durch die Witterung
der letzten Tage war die Kohle naß geworden und dadurch wurde das
Nachrutſchen der Kohle in die Keſſelanlage ſtark beeinträchtigt. Als die
Kohlenzufuhr in die Feuerung wieder ſtockte, ging der ſeit vielen Jahren
in der Brauerei beſchäftigte Arbeiter Schönfelder nach dem
Kohlen=
bunker, um die Kohle zu lockern. Er war kaum einige Schritte auf den
kohlen gegangen, als die Maſſe nachgab und den Arbeiter unter ſich
begrub. Der Vorfall ſpielte ſich mit einer ſolchen Schnelligkeit ab, daß
es dem Verunglückten nicht einmal möglich war, einen Hilferuf
auszu=
ſtoßen. Trotzdem das Unglück ſogleich bemerkt und die Feuerwehr
alar=
miert wurde, kam Hilfe zu ſpät. Die Arbeiter des Betriebs und
Feuer=
wehrleute ſchaufelten den Verunglückten frei und verſuchten, den
be=
dauernswerten Mann durch Anwendung von Sauerſtoffapparaten zum
Leben zurückzurufen. Alle Bemühungen waren erfolglos; der Tod war
bereits eingetreten.
Sport, Spiel und Turnen.
Fußball.
* Das für heute angekündigte Wettſpiel zwiſchen Sportverein 1898
und Alemania=Worms muß leider ausfallen, da die Wormſer
Sportskameraden infolge neuer Sperrverordnungen der Franzöſen keine
Möglichkeit haben, aus dem beſetzten Gebiet herauszukommen. Es iſt
dies um ſo bedauerlicher, als der Kontakt zwiſchen den Veveinen des
beſetzten und unbeſetzten Gebietes ſehr innig iſt: „Aber auch dieſe
fran=
zöſiſchen Maßnahmen können keine Lockerung der Beziehungen
hervor=
bringen.
Leichtathletik.
Spielplatz=Werbetag am 8. Juli.
Der Ausſchuß für Leibesübungen in Darmſtadt, der alle hieſigen
Sportvereine umfaßt und dem auch ſämtliche Schnlen als Mitglieder
angeſchloſſen ſind, veranſtaltet am 8. Juli einen Spielplatz=Werbetag,
deſſen Hauptakt um 11½ Uhr dor dem Landesmuſeum ſtattfindet,
wo=
bei zu nachdrücklicher Wirkung alles zuſammengefaßt iſt, was für
Leibes=
übungen arbeitet. Nach der den Vereinen und Schulen dieſer Tage
zugegangenen Ordnung ſammeln die Schulen die Schüler bei ihren
An=
ſtaltsgebäuden und laſſen ſie von den Lehrern nach dem Treffpunkt
füh=
ven. Die Vereine marſchieren zumeiſt von ihren Vereinsheimen aus mit
Fahnen nach dem Marienplatz, von da um 11 Uhr in geſchloſſenem
Zuge mit Muſik, von dem Radſport=Klub umgeben, an der Spitze die
Fechter, durch Neckar= und Rheinſtraße zum Muſeum. Der Platz wird,
ſoweit nötig, von den Radlern und der Schupo abgegrenzt. Nach
Auf=
ſtellung des Zuges der Vereine und der Sonderzüge der Schulen
tref=
fen von allen Seiten die Läufer ein, die ſternförmig von Außenpunkten
durch Hauptſtraßen der Stadt eilen, um auf dieſe Weiſe überall die
Aufmerkſamkeit auf die Veranſtaltung zu lenken. Wie wir hören, wird
die Techniſche Hochſchule, die ſchon am Freitag und Samstag
Wett=
kämpfe aller Art austrägt, in beſonders ſtarkem Maße auch Läufer
ſtellen. Die einzelnen Läufergruppen ſind gebildet: Weſtgruppe (
Ob=
mann Deuker) Ver. f. Raſenſport, durch die Rheinſtraße, Südweſtgruppe
(Rühl) Turngemeinde Beſſungen, Tv. Eberſtadt, Sportverein
Eber=
ſtadt, Südweſtgr. (Freher) Schupobeamte, Südgr. (Schröck) von der
Her=
mannsſchule: Sportverein 1898, Jugendgruppe der Paulusgemeinde,
Süüdoſtgruppe (Söllinger) Studierende der Techn. Hochſchule, Oſtgruppe
(Imbeſcheid) Turngemeinde 1846, Schwimmklub Jungdeutſchland und
Möve, Nordoſtgruppe (Aßmuth) Turngeſellſchaft, Kraftſportvereinigung.
Weitere Vereinigungen ſchließen ſich zwanglos der nächſten Gruppe an.
Die Läufer kommen, ſoweit nicht anders geſagt, in den Heimen des
erſtgenannten Vereins jeder Gruppe zuſammen. Alles übrige regeln
die Vereine bezw. Obleute für den Sternlauf. Um 11,30 Uhr vorm.
wird der Vorſitzende des Ausſchuſſes die Wünſche nach Spiel=, Sport=
und Turnplätzen darlegen und Vertreter der Regierung und der Stadt
werden hierzu Stellung nehmen.
BUMLOR
K4
Sotz
Im Gebrauch die billigste Bereifung
Die Weltmarke bürgt für Oualität!
Darmſtädter Tagblatt
2
Die Transaktionen in der deutſchen
Petroleuminduſtrie.
Der Wiederaufbau der deutſchen Petroleuminduſtrie, der Hand
iü Hand geht mit einer großzügigen Umſtellung auf Gewinnung und
Weiterverarbeitung von Mineralölen durch Verſchwelung von
bitu=
minöfer Kohle nähert ſich einem gewiſſen Abſchluß. Nachdem die
bei=
den Petroleumkonzerne der Deutſchen Erdöl=A. G. und der Deutſchen
Petroleum=A. G. durch den Friedensſchluß ihre geſamte ausländiſch=
Produktionsbaſis und einen großen Teil ihrer übrigen ausländiſchen
Intereſſen verloren hatten, trug man ſich zuwächſt mit dem Gedanken,
beide Unternehmungen unter Hinzuziehung holländiſchen Hapitals zu
dineinigen. Diesbezügliche Verhandlungen haben ſich jedoch ſehr bald
zerſchlagen. Beide Geſellſchaften haben beſonders durch enge
Anleh=
nung an die inländiſche Montaninduſtrie verſucht, ſich eine neue Baſis
und produktionstechniſche Organiſation zu ſchaffen. Gegm Ende des
vergangenen Jahres erfolgte die Rückbildung der Deutſchen Erdöl=A. G.,
der Trägerin der Petroleumintereſſen der Diskonto=Geſellſchaft, zu
einem ſelbſtändigen Unternehmen, das ſich in der Hauptſache auf den
ausgedehnten Kohlenbeſitz und die wertvollen Patente der Noſitzer
Braumkohlenwerke=A.G. und einigen anderer Unternehmungen des
ſächſiſch=thüringiſchen Braubnkohlenbergbaues in den
Oberbergdirek=
tionen Altenburg und Borna ſtützte. An reinen Erdölunternehmungen
allerdings von untergeordneter Bedeutung, gehören zum Konzern noch
die Mineralölwerke Wietze und eine Reihe von Raffineriegeſellſchaften
in Berlin, Hamburg, Köln uſw. An Verkaufs= und
Transportunter=
nehmungen ſind hauptſächlich zu nennen: Die Olex A.G. für
Mineral=
ölproduktion in Wien, mit Tochtergeſellſchaften in verſchiedenen Teilen
Deutſchlands und der Deutſche Mieralblverkaufsverein A.G. Berlin.
Durch die vor einigem Tagen erfolgte Angliederung des
Steinkohlen=
bergwerks Gewerkſchaft Graf Bismarck zu Bismarck=Gelſenkirchen iſt
eine gewiſſe Abvundung des geſamten Konzerns der Deutſchen Erdöl=
A. G. erfolgt. Die Deutſche Petroleum=A.G., die Ende 1922 mit der
Deutſchen Bank fuſionierte, und gleichzeitig auf veränderher Baſis neu
entſtand, verfügt über eine Reihe Erdöl= und Erdgasunternehmungem
in Holſtein und Hannover, über zwei argentiniſche
Petroleumgeſell=
ſchaften und verſchiedene Bebeiligungen an Unternehmungen der
Erd=
öl= und Erdgasinduſtrie im Auslande, ſowie inländiſche
Schürfgevecht=
ſame uſw. Ihre Kohlenbaſis iſt zur Zeit noch weſentlich kleiner als
die der D.E.A. Sie beſteht hauptſächlich in deu Baheriſchen
Braun=
kohleninduſtrie Schwandorf, dem Torfwerk Schwaneburg und der
Bay=
riſchen Bremnſtoffvergaſung=G.m.b/H. Ferner gehörem zum Konzern
die Europäiſche Petroleum=Union (nebſt Bohrgeſellſchaften), die
Dana=
bia für Mineralölinduſtrie A.G. in Regensburg, die A.G. für
Tief=
bau, Technik und Maſchinenbau vorm. Franzl u. Co. in Wien, die
Bohr= und Schachtbau=A. G. in Berlin, das Zewont= und Bohrwerk in
Möſſingen und wertvolle Beteiligungen an den ruſſiſchen
Petroleum=
geſellſchaften des Nobel= und Notchſchild=Konzerns. Als Grittar großer
Petroleum=Konzern iſt im Mai d. Js. die Hugo Suinnes=
Rie=
beck=Montan= umd Oelwerke A. G. entſtanden, in der die
Stinnesſchen Oelintereſſen einſchließlich der Oleſawerke A. G. in
Frank=
furt a. M. und die A.G. für Petroleuminduſtrie in Bewlin mit den
A. Riebeckſchen Montanwerken im Halle zuſammengefaßt ſind. Gewiſſe
Vorgänge an der Börſe laſſen darauf ſchließen, daß in der nächſten
Zeit noch gewiſſa bedeutſame Transaktionon in der Richtumg einer
An=
näherung des letztgenannten Konzerns an die Gruppe der Deutſchen
Petroleum=A. G. erfolgen werden. Damit wäre die
Konzentrations=
bewegung auf dieſem Gebiete finanziell und produktionstechmiſch zu
einem gewiſſen Abſchluß gekommem.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
wb. Reichsbankausweis. Bei der ſtark fortgeſchrittenen
Geldentwertung erfuhren die an die Reichsbank herantretenden
An=
ſprüche an Krediten und an Zahlungsmitteln in der 3. Juniwoche
neue rieſenhafte Steigerungen, zumal die Vorbereitungen für
den Halbjahrsſchluß in dieſe Woche hineinſpielten. Infolge der
un=
unterbrochen anhaltenden Anforderungen des Reiches wuchſen die
Be=
ſtände der Bank an diskontierten Reichsſchatzanweiſungen, wie der
Bank=
ausweis vom 23. d. M. ergibt, um 2 471,5 auf 12 898,1 Milltaxden Mk.
Daneben ſtieg das Wechſelkonto um 879,7 auf 5 913,8 Milliarden Mk.,
das Lombardkonto um 19 auf 101,77 Milliarden Mk. Gleichzeitig zeigen
die fremden Gelder der Bank eine Vermehrung um 1 272,7 auf 7 414,4
Milliarden Mk. Die Banknotenausgabe ſchwoll in der Berichtswoche um
den ungeheuren Betrag von 2 186,6 auf 13 091,7 Milliarden Mk. an. Der
Umlauf an Darlehnskaſſenſcheinen ſtellte ſich bei einem geringfügigen
Rückgang um 22,4 Millionen Mk. auf 12,3 Milliarden Mk. Im
Gold=
beſtand waren keine Aenderungen zu verzeichnen. Den Beſtänden der
Bank an Münzen aus unedlem Metall floſſen weitere 2 Milliarden Mk.
zu. Die Darlehenskaſſen des Reichs wurden nach dem Rückgang der
Ausleihungen während der Vorwoche diesmal in Höhe von 226,2
Mil=
liarden Mk. neu in Anſpruch genommen, ihr Darlehnsbeſtand hob ſich
demgemäß auf 2398,2 Milliarden Mk. Die Darlehnskaſſen führten
einen dieſer Zunahme entſprechenden Betrag an Darlehnskaſſenſcheinen
an die Reichsbank ab, ſo daß ſich deren Beſtände an ſolchen Scheinen
auf 2 385,9 Milliarden Mk. erhöhten,
wb. Ein Zwanzig=Mark=Stück gleich 550000 Mk.
Der Ankauf von Gold für das Reich durch die Reichsbank und Poſt
er=
folgt vom 2. Juli ds. Js. ab bis auf weiteres zum Preiſe von Mark
550 000 für ein Zwanzigmarkſtück, Mk. 275 000 für ein Zehnmarkſtück.
Für ausländiſche Goldmünzen werden entſprechende Preiſe gezahlt. Der
Ankauf von Reichsſilbermünzen durch die Reichsbank und Poſt erfolgt
bis auf weiteres zum 11 000fachen Betrag des Nennwertes.
* Terrain A.=G., Holzhauſen=Park, Frankfurt am
Main. Die G.=V. beſchloß Liquidation, da mit dem Verkauf der
letz=
ten Parzellen die Tätigkeit der Geſellſchaft beendet iſt. Der verfügbare
Saldo=Vortrag ſtellt ſich auf 4,61 Mill. bei 2 Mill. Aktienkapital.
* Badiſche Anilin= und Sodafabrik. Die Bilanz per
31. 12. weiſt folgende Zahlen auf: Liegenſchaften, Gebäude, Apparate,
Utenſilien Mk. 416 918 657, Beteiligungen an fremden Unternehmungen
Mk. 313 720 019, Vorräte Mk. 2351 487 799, Debitoren Mark
44 080 338 586, Kaſſe, Wechſel, Guthaben bei Banken, Effekten Mark
4 083 102 972. Bei einem Aktien=Kapital von 880 Mill. Stamm= und 60
Mill. Vorzugs=Aktien, wovon 22,5 Mill „noch nicht einbezahlt waren,
betrug die geſetzliche Reſerve Mk. 272 497 804, die außerordentliche
Re=
ſerbe Mk. 36 340 000. Kreditoren erſcheinen in Höhe von 45 606 470 641
Guthaben der Angeſtellten=Penſionskaſſe und vorübergehende Rückſtellung
Mk. 405 092 449. Obligationsſchuld iſt mit Mk. 64 369 000 ausgewieſen,
Beamten= und Arbeiterunterſtützungs=Fonds Mk. 9,689 179, Kriegs=
In=
validen=Fonds mit Mk. 3 292 312, Arbeiter=Penſions=Ergänzungs=Fonds
mit Mk. 13 895 335 und Beamten=Penſions=Ergänzungs=Fonds mit
2 610 830. Der Brutto=Gewinn einſchließlich Gewinn=Vortrag aus 1921
in Höhe von Mk. 5 034 029 ſtellte ſich auf Mk. 5 250 363 920. General=
Unkoſten erforderten Mk. 1 184 677 826, Abſchreibungen Mk. 156 333 340,
Anleihe=Zinſen Mk. 2907 911, ſo daß ein Reingewinn von Mk.
3 906 444 841 verbleibt, aus dem 300 Proz. Dividende zur Verteilung
gelangten.
h. Eiſenwerk und Maſchinenbau=A.=G.,
Düſſel=
dorf=Heerdk. Die G.=V. genehmigte die ſofort zahlbare Dividende
von 200 %. Es wurde Kapitalserhöhung um 4 Millionen Mk. auf 12
Millionen Mk. vorgeſchlagen. Die neuen, ab 1. Januar 1923
dividen=
denberechtigten Aktien werden den Aktionären als Freiaktien im
Ver=
hältnis 2: 1 angeboten.
* Triumph=Werke A. G., Nürnberg. Die G.=V.
be=
fchlloß die Ausgabe von 40 000 Genußſcheinen zum Nennſwerte von
1 Million Mk., welche an der Dividende in gleichemr Verhältnis wie
Die Aktien teilnehmen, nicht aber die übrigen Rechte der
Stamm=
aktien genießen. Es iſt ein Bezugsrecht für die Aktionäre in Ausſicht
genommen, und zwar entfallen auf eine Stammaktie zwei
Genuß=
ſcheine zu 150 %. Außerdem iſt Erhöhung des Aktienkapitals um
9 Millionen Mk. auf 22,25 Millionen Mk. vorgeſehen, und der
Ver=
waltung das Recht eingeräumt, die Ausaab==Modalitäten der neuem
Aktien noch zu beſchließen. Dieſe neuen Aktien dienen zur
Einfüh=
rung an der Berliner Börſe. Nach Mitteilung der
Direk=
tion iſt das Unternehmen in allen Abteilungen überbeſchäftigt.
* Matthäus Müller Komm.=Geſ., Eltville a. Rh.
Die Geſellſchaft beſchloß die Verteilung einer Dividende von 250 Proz.
Laut Geſchäftsbericht haben, die allgemeine Lage und beſonders die
Verkehrsſchwierigkeiten den Abſatz eingeſchränkt.
* Brückenbau Flender A.=G., Benrath. Die G.=V.
ſetzte die Dividende auf 200 Proz. feſt.
* Sudenburg, Maſch.=Fabrik u. Eiſengießerei
A.=G., Magdeburg. Die Geſellſchaft weiſt für das abgelaufene
Ge=
ſchäftsjahr einen Reingewinn von 54,3 Mill. auf, woraus 150 Proz.
Dividende für Stamm= und 6 Proz. für Vorzugs=Aktien zur Verteilung
gelangen.
* Berliniſche Feuerverſicherungsanſtalt. Aus
einem Reingewinn von 28,29 Mill, ſoll eine Dividende von 100 Proz.
zur Verteilung gelangen.
* A.=G. für Induſtrie=Werte (Agfi), Luzern. Die
zum Sichel=Konzern gehörige Geſellſchaft erzielte einen Reingewinn in
Höhe von Frs. 760 000, woraus 5 Proz. Dividende zur Ausſchüttung
ge=
langen. Frs. 50 000 werden dem Reſervefonds überwieſen und Frs.
82 409 auf neue Rechnung vorgetragen. Die Beſchäftigung der
Geſell=
ſchaft wird als günſtig bezeichnet. Erwähnt wird noch die neue
Betei=
ligung bei zwei Argentiniſchen Petroleum=Geſellſchaften.
* A. Schaaffhauſen’ſcher Bankverein. Für das
ab=
gelaufene Geſchäftsjahr ſollen 150 Proz. Dividende zur Verteilung
ge=
langen. Der Abſchluß zeigt folgendes Bild: Aus einem Reingewinn von
1,020 Milliarden ſollen 850 Mill. für beſondere Rücklagen Verwendung
finden. Die Brutto=Gewinne ſind folgendermaßen ausgewieſen:
Provi=
ſion 1,187 Milliarden, Zinſen=Diskont 1,001 Milliarden, andererſeits
er=
forderten Handels=Unkoſten 1,101 Milliarden. Der Bericht betont die
weitbegünſtigſte Berückſichtigung der für legitime Zwecke benötigten
Mittel. Fremde Gelder haben ſich auf 54,799 Milliarden erhöht. Kaſſe
iſt mit 2,504 Milliarden, Wechſel und Schatzanweiſungen mit 6,120
Mil=
liarden, Noſtro=Guthaben, in denen ein erheblicher Teil der Deviſen=
Guthaben enthalten ſein dürfte, ſind mit 29,494 Milliarden, Repord und
Lombards 167 Mill., Warenvorſchüſſe mit 302 Mill., eigene
Wert=
papiere mit 56 Mill., Konſortial=Beteiligungen mit 37 Mill. und
Schuldner mit 17,428 Milliarden ausgewieſen. Der Umſatz betrug 1916
Milliarden gegen 251 Milliarden i. V.
. Meſſen.
wb. Die Landwirtſchaftsausſtellung der
deut=
ſchen Oſtmeſſe in Königsberg nimmt, wie das Meſſebüro
mitteilt, für die Ausſteller einen über Erwarten guten Verlauf. Die
Reichhaltigkeit und die hohe Qualität der ausgeſtellten Maſchinen und
Geräte ſowie der hohe Wert des dargebotenen wiſſenſchaftlichen
Ma=
terials finden bei allen Fachleuten höchſte Anerkennung. In
landwirt=
ſchaftlichen Maſchinen und Geräten aller Art ſowie in Chemikalien
werden große Umſätze erzielt. Als Käufer tritt in erſter Linie die
oſt=
deutſche Landwirtſchaft auf, doch werden auch Geſchäfte mit den
Oſtſtaa=
ten einſchließlich Rußlands und der Ukraine abgeſchloſſen. Groß= und
Kleinviehauktionen, die hervoragendes Material auf den Markt
brach=
ten, gingen unter regſter Beteiligung vonſtatten. Das Intereſſe für die
Ausſtellung hält unvermindert an. Die Zahl der Beſucher iſt in
ſtändi=
gem Wachſen begriffen.
Preisaufſchläge.
— Die Vertriebsgeſellſchaft Deutſcher
Baum=
wollnähfadenfabriken, München, hat den Aufſchlag auf
die Preisliſte vom 12. 3. 23 mit Wirkung vom 22. Juni auf 12000 Proz.
feſtgeſetzt, mit Wirkung vom 26. Juni auf 10500 Proz. ermäßigt und
vom 27. 6. ab auf 11500 erhöht.
Ab 29. 6. beträgt der Zuſchlag 15 300 Proz., ſo daß ſich bei einem
Grundpreis von Mk. 220 für die 1000 Meterrolle, dieſelbe auf Mk.
33 880 ab Fabrik ſtellt. Die weiteren Kurserhöhungen bringen
automa=
tiſch auch hier noch höhere Preiſe.
Warenmärkte.
h. Mannheimer Wochenberichte. Getreibe. Die
Deviſenderordnung hat noch größere Unſicherheit in den Handel
ge=
bracht, als vorher beſtand. Früher wurde verkauft und gekauft zu dem
jeweiligen Stand der Deviſen bei Abſchluß des Geſchäftes, heute wartet
alles auf den amtlichen Kurs, der in der Provinz erſt am Nachmittag
bekannt wird. Die Zeit iſt zu kurz, da die auswärtigen Börſenbeſucher
bei den eingeſchränkten Verkehrsverhältniſſen ſchon früh wieder
abfah=
ren müſſen, um noch nach Haus zu kommen. Und am anderen Morgen
wird ſchon nicht mehr mit dem Kurs vom Tage vorher gerechnet, da
richtet man ſich auf den kommenden Kurs ein. Die Geſchäfts= und
Börſenzeit iſt alſo weſentlich eingeſchränkt worden, wenn auch nicht
zeit=
lich, ſo doch durch die Umſtände bedingt. Der Umſatz war deshalb ſehr
klein, die Stimmung aber unverändert feſt. Während zu Anfang der
Berichtswoche eher etwas ſchwächere Kurſe als in der Vorwoche zu
ver=
zeichnen waren, ſprangen die Preiſe mit der Devifenſteigerung wieder
enorm in die Höhe, bei Weizen von 450—470 000 auf 650 000 Mk., bei
Roggen von 350 000 auf 400—425 000 Mk., bei Gerſte von 320—350000
auf 400—450 000 Mk. und bei Hafer von 270—300 000 auf 350—400 000
Mk. pro hundert Kilo bahnfrei Mannheim. Weizen hat alſo mit ſeiner
Steigerung von bis 200 000 Mk. alle anderen Getreidearten weit hinter
ſich gelaſſen.
Mehl wurde nur ſehr wenig gehandelt. Das Angebor iſt auch
ſehr klein, und man kann zeitweiſe ſogar von einem Mehlmangel
ſpre=
chen, da manche Detailgeſchäfte ihrer Kundſchaft erklären, kein Mehl
zu haben. Ob es hiesbei aber vielleicht auch um Zurückhaltung oder
um Mangel an Geld handelt, iſt ſchwer feſtzuſtellen. Die zweite Hand
kommt gleichfalls mit faſt gar keinen Angeboten an den Markt. Die
ſüddeutſchen Mühlen haben ihren Richtpreis für Weizenmehl Spezial=
Null von 850 000 auf 900—950 000 Mk. pro Doppelzentner erhöht.
Wenn die Preisſteigerung bei Mehl nur 50—100 000 Mk., bei 200000
Mk. höherem Weizenpreis beträgt, ſo iſt zu beachten, daß der
Weizen=
mehlpreis ſelbſt bei ermäßigtem Deviſenſtand und ſtehendem
Weizen=
preis ſich ſtandig geſteigert hat.
Kolonialwaren. Die Tendenz war ſehr unſicher. Die
ver=
ſchiedenen Artikel machten eine mehr oder weniger ſtarke Abwärts= und
dann wieder Aufwärtsbewegung im Einklang mit den Deviſen durch.
Der Abſatz erſtreckte ſich wiederum nur auf den reinen Bedarf. Man
nannte Kaffee Santos roh mit 77—79 000 gegen 78 900—80 900 Mk.,
ge=
waſchen 90—92500 Mk. gegen 92—94 200 Mk., bei 21 463 gegen 18 616
Mk. Zoll, Tee gut 145 000 gegen 160—170 000 Mk., mittel 160 000 gegen
175—185 000 Mk. und fein 180 000 gegen 190—210 000 Mk., inländiſcher
Kakao mit 30000 Mk., Burma=Reis mit 9000 gegen 10 500 Mk. in der
Vorwoche, alles pro Kilo ab Mannheim. Auslandszucker kam nicht zum
Angebot. Die Preiſe haben aber inzwiſchen ihren Rückgang wieder
aus=
geglichen.
Futtermittel. Der Markt war ſehr ruhig, die Tendenz
je=
doch unverändert feſt. Bei den hohen Preiſen wagt man es kaum, mit
Angeboten herauszukommen. Weizenkleie wurde zu 190—200000 Mk.
gegen 160—170 000 Mk., letzte Notiz, pro 100 Kilo, Biertreber zu 190 200 000 Mk. offerierk. Letzterer Artikel wird von den Brauereien
an die Landwirte direkt nur rationiert abgegeben, da ſie bei der kühlen
Witterung und durch die hohen Bierpreiſe geringen Abſatz und daher
auch nur kleinen Anfall an Biertreber haben. Auf dem
Rauhfutter=
mittelmarkt kommt in Heu immer mehr neue Ware an den Markt. Der
Preis für neues Heu hat um 5—8000 Mk. pro Doppelzentner angeboten,
ſteht aber immer noch um 15—17 000 Mk. unter dem Preis für zuletzt
angebotene alte Ware. Neues Wieſenheu koſtete 65—70 000 gegen 60 62000 Mk. in der Vorwoche und gegen 82—85 000 Mk. alte Ware,
neues Luzernekleeheu 70—75 000 gegen 65—67 000 Mk. zuletzt und altes
Preßſtroh 90 000 gegen 80—81 000 Mk. in der Vorwoche.
Tabak. Die Tabakpflänzchen haben unter der kalten Witterung
arg gelitten und mußten vielfach durch friſche erſetzt werden, was bei
dem Preis von 100 Mk. pro Setzling für die Landwirte einen großen=
Schaden bedeutet. Die Tendenz für deutſche Tabake iſt ſehr feſt, die
Nachfrage ſeitens der Fabrikation groß und kann nicht voll befriedigt
werden, da die Läger der Händler geräumt ſind und die Pflanzer für
ihre Reſtbeſtände in 1922er Tabaken zu hohe Forderungen ſtellen. Die
verkauften Tabake der Händler an Fabrikanten per Juni werden
gegenwärtig in den Lagern verpackt und kommen noch vor Erhöhung
1. Juli 4923 Nr. 179
der Frachten zum Verſand. Verkauft wurden von Händlern an
Fabri=
kanten einige hundert Zentner 1922er Tabake zu 1½—2 Millionen Mt.
Die 1922er Tabake weiſen ein hohes Decalo auf, was ſtets bei leichten
Jahrgängen der Fall iſt. Für Rippen iſt die Marktlage unverändert
feſt. Die Fabrikation iſt ſehr gut beſchäftigt und gibt auch wieder Ware
ab, nachdem ſie ihre Preiſe der Geldentwertung angepaßt hat.
Holz. Auf dem württembergiſchen Holzmarkt in Winnenden war
reichliche Zufuhr. Für den Quadratmeter Bretter wurden 18—23000
Mk., für Bödſeiten 32—34 000 Mk., für den laufenden Meter Latten
420—450 Mk., für 100 Stück Pfähle 16—18000 Mk., für Bauholz,
be=
ſchlagen, 800 000 Mk. pro Kubikmeter bezahlt.
Obſt. Die Anlieferungen zu den Obſtmärkten der Pfalz ſind
wei=
ter ſehr ſtark. Die Nachfrage iſt groß und die zugeführten Waren
fin=
den ſchlanken Abſatz. Bezahlt wurden erhöhte Preiſe, für Kirſchen 3000
bis 4000 Mk., Stachelbeeren 1800—3200 Mk., Johannisbeeren 2000 bis
2600 Mk., Erdbeeren 5000—7000 Mk. und Heidelbeeren 3500 Mk. pro
Pfund im Großhandel.
Wein. Die Witterung blieb äuch die abgelaufene Woche recht
un=
günſtig für die Reben. Die Ausſichten für die diesjährige Ernte fallen
immer mehr zurück. Bei den Weinverſteigerungen finden die
Ausge=
bote ſtets flotten Abſatz bei geſteigerten Preiſen. Der Winzerverein
Kallſtadt in der Pfalz erlöſte für 1922er Weißweine 33,1—52 Mill. Mk.,
für 1922er Portugieſer Weißkelterung 11—20,2 Mill. Mk., für 1922er
Rotweine 11,4—16,9 Mill. Mk. pro 1000 Liter. Die Vereinigung
Ba=
characher Weingutsbeſitzer erlöſten für 19Ber Weißwein pro
Halb=
ſtück 11,2—13,8, für 1921er pro Viertelſtück 28,8—67,7 Mill. Mk. Das
Herzogl. Rentamt in Stuttgart verſteigerte aus den früheren königl.
Weinbergen 1921er Portugieſiſche Rotweine zu 61—69 000 Mk.,
Trollin=
ger zu 86—88000 Mk., Rotgemiſch zu 103—107 000 Mk., p. Ltr., 1921er
Weißweine in Flaſchen zu 106—116000 Mk., bezw. 143—161 000 Mk.
bezw. 182—210 000 Mk. bezw. 220—240 000 Mk. pro Liter, 1922er
Trol=
linger zu 22000 Mk., Rot= und Weißgemiſch zu 19—22 000 Mk. Steigerer
waren meiſtens Händler, Kur= und andere Hotels.
wb. Berliner Produktenbericht. Infolge der niedrigen
Markkurſe im Auslande rechnete man vormittags mit einer weſentlichen
Steigerung der Deviſenpreife, ſo daß das Angebot wieder ſehr gering
und dementſprechend die Forderungen aufs neue höher lauteten. Als
aber die amtlichen Debiſenpreiſe ſich nur wenig veränderten, ließ auch
die dringliche Nachfrage nach, doch änderten ſich die Preiſe
verhältnis=
mäßig gegen vormittags nur wenig.
* Vom Schmiermittelmarkt. In abſehbarer Zeit werden
die Beſprechungen über die Ausführungsbeſtimmungen zur neuen
Devi=
ſenberordnung beendet ſein. Es bleibt zu erwarten, wie ſich der
Reichs=
verband der Deutſchen Induſtrie zu dem Plane ſtellt, weitere Kreiſe
des Wirtſchaftslebens an der Dollarſchatzanleihe zu beteiligen. —
Wi=
ſind der Anſicht, daß die Deviſenverordnung einen gleichmäßigeren
Ge=
ſchäftsgang bedingt, und erwarten fomit eine erquicklichere
Arbeitsmög=
lichkeit wie auch geregelteren Abſatz. — Der Hamburger Import notiert
auf Dollarbaſis 125000 ungefähr wie folgt:
Naßdampf=Zylinderöle: Visk. 4—5/100 Flp. 240
„ 4—5/100 270/80 9500 8650 „
4—5/100 „ 280/90 9750 „ 8950
Heißdampf=Zylinderöle:
1—6/100
8/100 „ 330/35 15500 „ 14700
Amerik. filtr. Zylinderöl, Marke „Continental‟ . . . . 12500 „ 11500 „
Maſchinenöl=Raffinate: Visk. 2—3/50 Flp. 150/60 7350 „ 6400 „
180
4—5/50
„ 4—5/50 „ üb. 200 11000 „ 10200
5—6/50 „ ca. 180 9900 9100
6—7/50
7—8/50
7—8/50
8—9/50
210 11750 „ 9750
Maſchinenöl=Deſtillate: „ 5—6/50
180 8000 „ 6000.
7—8/50 „ 180
8500 „ 6500
Maſchinenfett, hellgelb, unbeſchwert, Tropfp. 80/90 8000
8750 „
alles per Kg. Reingewicht, verzollt, reſp. unverzollt, ab Lager Hamburg.
Börſen.
* Börſenbericht für die Zeit vom 25. bis 30. Juni
1923 (mitgeteilt von der Deutſchen Bank, Filiale Darmſtadt.). Die
Börſe zeigte in der Berichtswoche inſofern ein ungewöhnliches Bild, als
ſich die Tendenz der Effektenmärkte nicht mehr völlig mit der des
Dedi=
ſenmarktes deckte. Auf dem letzteren Gebiete führte das Inkrafttreten
der neuen Deviſenverordnung zunächſt zu einem erheblichen Rückgang
der Kurſe — der Dollar kam am Montag, nachdem die New=Yorker
Parität vom Samstag ſich auf 100 000 geſtellt hatte, mit etwa 114 000 zur
Notiz. An den folgenden Tagen bewirkte zwar eine ſehr ſcharfe
Nach=
frage nach ausländiſchen Zahlungsmitteln ein erneutes Anziehen der
Deviſenkurſe, doch gelang es der Reichsbank durch größere Abgaben und
Rationierungen die Kursſteigerungen zunächſt in gewiſſen Grenzen zu
halten. Völlig unbeeinflußt hiervon, ſetzte ſich an den
Wertpapier=
märkten die Hauſſebewegung weiter fort und nahm beſonders gegen
Ende der Woche ſehr ſtürmiſche Formen an. Die Kurſe wurden uter
lebhafteſter Beteiligung von Spekulation und Publikum auf allen
Ge=
bieten in wilden Sprüngen in die Höhe getrieben und die
Abgabensig=
ung war ſo gering, daß täglich maſſenhafte Rationierungen nötig wexen
und ſehr häufig das Fehlen ausreichenden Materials eine Notie ung
überhaupt unmöglich machte. Die Urfſache dieſer außerordentlich ſtarken
Nachfrage nach Wertpapieren dürfte vor allem in der raſch
fortſchreiten=
den Inflation zu ſuchen ſein, die weiteſten Kreiſen immer wieder
erheb=
liche Mittel an die Hand gibt, und gleichzeitig eine möglichſt raſche
An=
lage dieſer Beträge in irgendwelchen „Sachwerten” ratſam erſcheinen
läßt. Daneben mag auch der Umſtand mitgewirkt haben, daß durch die
neue Deviſenverordnung eine gewiſſe Abſchwenkung der Berufs=
Speku=
lation vom Deviſenmarkt auf das Gebiet der Wertpapiere veranlaßt
wurde und außerdem ſcheinen weitere große Käufe für ausländiſche
Rechnung getätigt worden zu ſein. Das Letztere glaubte die Börſe
be=
ſonders auch am Markte der deutſchen Renten beobachten zu können, wvo
unter Führung der Preuß. Conſols eine ganze Reihe von Werten z. T.
ungeheure Kursſteigerungen erzielten und bezeichnender Weiſe ſogar die
Hproz. Kriegsanleihe bei einem Kurſe von 200 Proz. und dann bei 475
rationiert werden mußte. An den Aktienmärkten war das Intereſſe
wieder hauptſächlich den ſchweren Werten der Montan=, Chemie= und
Elektriſchen=Induſtrie zugewandt, von denen bereits eine ganze Reihe
den Kurs von 1 Mill. erreicht haben, daneben waren eine ſehr große
Anzahl ovn Aktien, deren Kurſe als zurückgeblieben galten, beſonders
von Publikumsſeite, ſtark gefragt. Die Börſe ſchloß au Freitag in
wei=
ter außerordentlich feſter Stimmung zu den höchſten Kurſen.
wb. Berliner Börſenſtimmungsbild. Unter dem
Ein=
fluß der fortſchreitenden Inflation, wie ſie in dem heutigen Ausweis der
Reichsbank und in der Zunahme des Umlaufes an diskontierten
Schatz=
anweiſungen zu Tage tritt, ſowie der jeder Verſtändigung mit
Deutſch=
land ablehnende Haltung Frankreichs in der Ruhrfrage, war mit einer
weſentlichen Steigerung der Deviſenpreiſe zu rechnen. Dieſe trat jedoch
nicht ein, da die Reichsbank die verlangten Beträge hergab, ſo daß die
Kurſe mit venig Ausnahmen auf dem geſtrigen Stande gehalten
wer=
den konnten. Sie ſtellten ſich infolge dieſer Intervention der
Reichs=
bank weſentlich unter Parität mit dem Auslande. Für Effekten rechnet
man in Bankkreiſen mit einem Andauern der feſten Haltung, zumal das
Publikum weitere Kaufaufträge erteilt hat und noch viele unerledigte
Kaufaufträge von geſtern vorliegen.
Oeviſenmarkt.
Geld
Briel M. 5.
Bite Ve
Brief Antwerpen=Brüſſel........., 8054.50 8095.50 8054.50 8095.50 Holland ... ....... ... .. . . ... 6/348.50 60151.50 60348.50 60651.50 London .." 708225.— 711775.— 708225 — 711775.— Paris... 9501. — 9549.— 9501.— 9549.— Schweiz
27431.— 27569.— 27431.— 27569.— Spanien".
D. 22643.— 22757.— 33643.— 22757.— Italien ..
o-- 6857.50 6392.50 6857.50 689250 Liſſabon=Oporto. .. . . . . . . . . . ." Dänemark . ..
.. 27881.50 M418.50 2881.50 2741850 Norwegen.
- 25336.50 25463.50 25336.50 25463.50 Schweden.
40797.50 41002.50 40797.50 41002.50 Helſingfors
.... 1249.— 4271.— 4249.— 4271.— New=York
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Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 1. Juli 1923.
Seite 9.
Der junge Tod.
Roman von Fritz Demuth.
(Der Abdrun erfolgt mit Genehmigung des Herrn Verfaſſers und
der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung Nachf. in Stuttgart u. Berlin.)
45)
(Nachdruck verboten.)
Dä nahm ſie ſich zuſammen und wurde ruhiger. Ich ging zu
meinem Stuhle zurück und ſetzte mich. „Nun wollen wir
über=
legen, was mit Dir wird, Marie Louiſe; es kann doch ſein, daß
ich lange abweſend bin, da muß vorgeſorgt werden. Fräulein
Kernke bleibt natürlich bei Dir, ein paar Monate lang kannſt Du
mit ihr allein ſchon auskommen, für die Erledigung der
geſchäft=
lichen Angelegenheiten werde ich einen Bevollmächtigten finden,
aber was wird mit Dir, wenn ich — ſehr lange fortbleibe? Ich
hatte daran gedacht, Dich für dieſen Fall bei der Tante
unterzu=
bringen, was meinſt Du dazu?”
„Nein,” Marie Louiſe ſchüttelte den Kopf, „ich will nicht mit
Leuten zuſammenſein, die nicht ganz und gar zu Dir gehören,
und das tut die Tante doch nicht.” Sie ſtutzte und ſagte dann,
erſtaunt über die Kühnheit des Einfalls: „Helene Berndt, mit
der möchte ich zuſammen ſein.”
Die Vorſtellung, was nun in dieſer Zeit, in der
Muſikſtun=
den und ähnliche Erwerbsmöglichkeit fortfallen würden, aus
Helene werden ſollte, hatte mich in den letzten Tagen beſchäftigt;
ich ſagte: „Das wäre zu überlegen.”
Marie Louiſe tat die Ausſicht, Helene Berndt wiederzuſehen,
wohl, ſie trug zu ihrer Beruhigung bei. Aber noch einmal
ver=
ſuchte ſie, gegen das drohende Unheil anzukommen. „Iſt denn
dieſer ſchreckliche Krieg wirklich unvermeidbar?” fragte ſie, und
als ich ihr die Gründe auseinanderſetzte, warum dem ſo ſei, ſagte
ſie: „Dann kann doch Deutſchland nachgeben.”
Ich machte ihr klar, daß es ſich hier um ein Nachgeben nicht
handle, ſondern um einen Kampf auf Leben und Tod. „Du
meinſt alſo, wenn wir verlieren, wird Deutſchland aufhören,
eine Rolle zu ſpielen.” Ich nickte mit dem Kopfe. „Nein, das
möchte ich nicht,” ſagte Marie Louiſe, „es war ja in Italien ſehr
ſchön, aber es war eben doch nicht zu Hauſe da, nein, um Gottes
willen, Deutſchland darf nicht verlieren. Dann würde es uns ja
allen ſchlecht gehen, Dir und allen unſeren Freunden. Und hier
in Berlin würden fremde Soldaten ſein, ja, du mein Gott, ich
habe mir gar nicht klar gemacht, was das alles bedeutet. Und
wir ſind doch mehr als die anderen, neulich habe ich erſt einen
Vortrag gehört, daß unſere Induſtrie und Technik der ganzen
Welt überlegen iſt, davon verſtehe ich nichts, aber, das kann ich
ja beurteilen, wir haben unſere Muſik, der kann kein Volk irgend
etwas Gleiches zur Seite ſtellen, ſo etwas wie Bach, Beethoven
oder Wagner gibt’s doch überhaupt nicht mehr.”
Wir ſprachen vom Deutſchtum, von deutſcher bildender Kunſt,
von Goethe; Marie Louiſe hatte den Fauſt in der Schule geleſen,
ſie ſagte: „Sieh mal, Vater, Goethe, den gibt’s doch auch nur
einmal in der Welt.”
„Und Luther und Friedrich den Großen und Bismarck,”
ſagte ich. „Und die deutſche Wiſſenſchaft und deutſchen Fleiß,
deutſche Ordnung und deutſches Pflichtgefühl.”
„Vater, wir werden ja ſiegen,” ſagte Marie Louiſe.
„Wir wollen’s hoffen, und jedenfalls muß jeder ſein Beſtes
dazu tun.”
Marie Louiſe ſtand auf. „Leiſten kann ich ja nichts, aber
vielleicht iſt das auch etwas,” ſagte ſie. „Ich verſpreche Dir,
nun traten ihr wieder die Tränen in die Augen, aber ſie ſchluckte
ſie wacker hinunter, „biſt Du — da — draußen, dann will ich
immer ſo ſein, daß Du mit mir zufrieden wärſt, wenn Du mich
ſäheſt.”
Nun wurde ich gerührt und nahm Marie Louiſe in meinen
Arm, aber ich wollte die Erregung eindämmen, die ihre und
meine: mit halbem Lächeln ſagte ich: „Was für eine Patriotin
Du biſt, Du halbe Polin!“
Marie Louiſe machte ſich aus meiner Umarmng los. „Das
bin ich nicht,” ſagte ſie, „ich bin Dein Kind, ich bin ganz deutſch,
nein, Vater, jetzt, wo Deutſchland in Gefahr iſt, da ſehe ich es,
wie lieb ich Deutſchland habe.”
Ich dachte nachher daran: ſtimmte das, war ſie wirklich ſo
deutſch? Ich erinnerte mich meines Eindrucks, den ich beim
Tanzſtundenball Marie Louiſens gehabt hatte; damals hatte ich
ſie mir als eine kleine Wiener Komteſſe halbpolniſcher Herkunft
vorgeftellt. Sicher, in ihrem Temperament, in ihrer äußeren
Er=
ſcheinung war manches Polniſche, dennoch, ſie hatte Recht, dies
gerade, warmherzige Mädchen, von ernſtem Wollen beſeelt,
hin=
gebend, gut und nützlich zu ſein, in ihrer weithin
aufnahme=
fähigen und dennoch immer wieder das Gemüt betonenden Art,
die war deutſch.
Ich ſchrieb an Helene Berndt, deren Adreſſe ich erkundet
hatte:
„Liebe. Helene!
Ich werde nächſter Tage zu meinem Regiment und dann
vermutlich an die Front gehen, das bedeutet die Trennung von
meinem Kinde auf längere Zeit oder auf immer. Marie Louiſe
hat, als ich ſie fragte, mit wem ſie zuſammen ſein möchte, wenn
ich ums Leben käme, nur einen Namen genannt, den Ihren. Mir
bleibt nichts übrig, als Ihnen dies mitzuteilen, Wünſche Ihnen
gegenüber kann ich nicht äußern.
„Um Marie Louiſens willen ſind wir beide
auseinander=
gekommen, nun ſchreibe ich Ihnen dies.”
Ich las den Brief nicht durch, ſteckte ihn in den Umſchlag
und ſandte ihn ſogleich ab. Ich habe niemals verſucht, ihn mir
ins Gedächtnis zurückzurufen, aber ich glaube, daß ich ihn dennoch
genau wiedergegeben habe.
Mein Schwager, der außerhalb ein Regiment führte, wurde
nach Berlin berufen, die Hotels waren überfüllt, er wohnte bei
uns und erzählte viel von dem, was vorging. Er ſollte einem
Armeeoberkommando zugeteilt werden und erfuhr mehr von dem
wahren Verlauf der Dinge als wir anderen. Der ernſte Mann,
dem bei ſtrenger militäriſcher Auffaſſung alle Schneidigkeit
zu=
wider war, der eigentlich ſelten oder nie in meiner Gegenwart
gelacht hatte, war aufgeräumt und heiter. „Wir, werden es
ihnen zeigen, ſo wie es hier bei uns klappt, iſt es nirgends in
der Welt. Die Maſchine funktioniert und die Menſchen, dieſe
herrlichen Menſchen! Ich kenne doch meine Jungens, die aus
den weſtfäliſchen Bauernhöfen, ebenſo wie die ſchnoddrigen
Berliner aus ihren Fabriken. Jeder gibt ſeinen letzten
Bluts=
tropfen her, ohne mit der Wimper zu zucken. Und unſere
Offi=
ziere, Ihr werdet Euch wundern, wie ſchnell die Monokel und
Bügelfalten vergeſſen. Gefund alles und echt im Kern, das iſt
es. Die Leitung beſte Schule des alten Moltke, Schlieffen; ſicher,
mancher Günſtling iſt dazwiſchen, Majeſtät hat nun einmal ſeine
beſonderen Neigungen, aber die bläſt der erſte Wind davon.”
Wie der Onkel ſich auf den Krieg freut,” ſagte Marie Louiſe,
als wir allein waren.
„Es iſt ſein Beruf, ſein ganzes Leben hat er damit zugebracht,
ihn vorbereiten zu helfen. Nun freut er ſich auf die Prüfung.”
Einige militäriſche Angelegenheiten waren zu erledigen, ich
zog meine Huſarenuniform an, die ich ſo lange nicht getragen
hatte, ſtand vor dem Spiegel und ſchaute hinein, ob. alles in
Ordnung ſei.
Erinnerungen kamen: Einjährigendienſtzeit, erſter Tag in
Leutnantsuniform, Felddienſtübungen, Hindernisreiten, ein paar
Rennen, die ich mitgemacht hatte, Parforcejagden.
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[ ← ][ ][ → ]Seite 10.
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V.
* Clara Viebig.
Wem es ſo ginge, daß er noch nie etwas von dieſer
Schrift=
ſtellerin gehört oder geleſen hätte und nun plötzlich durch
Zufall auf eines ihrer letzten Bücher geriete, etwa aus der Serie
„Müller und Söhne” die in trilogiſcher Form „Töchter der
Hekuba‟, „Das rote Meer” und „Unter dem Freiheitsbaum”
umfaßt, zu welchem Urteil würde er kommen, wofern ihm
litera=
riſches Verſtändnis anhaftet? Doch wohl zu dem: hier ſteht eine
erſte Kraft vor uns, die nicht nur ihrer Technik gewiß iſt, ſondern
auch über immer neue Anſchauungsmöglichkeiten verfügt.
Seit den zwanzig Jahren, da ſie uns einmal in
Darm=
ſtadt in der Literariſch=Künſtleriſchen Geſellſchaft aus ihren
kürzeren Sachen vorlas, iſt Clara Viebig ſtändig gewachſen, hat
ſich ungeachtet ihrer reichen Produktion nie „ausgeſchrieben” nur
greifbar in ihrem Können befeſtigt. Es iſt wirklich nicht ſo, wie
der Held des Lönsſchen Buches „Das zweite Geſicht” behauptet:
„Schafft ein Mann etwas Mittelmäßiges, ſo zerreißen wir ihn
nach allen Regeln der Kunſt; bei einem Weibe finden wir
die=
ſelbe Leiſtung rieſig. Warum? Weil Weiber im Durchſchnitt
nicht produktiv ſind bei ihrer rein rezeptiven Veranlagung, und
uns jede Ausnahme davon als Rieſenleiſtung vorkommt
Künſtleriſch produktiv iſt auch der Durchſchnittsmann nicht. Der
Maßſtab, deſſen ſich der vorurteilsfreie Kritiker bedient, iſt ein
ganz anderer. Er läßt das Buch nach Form und Inhalt auf ſich
wirken und fragt gar nicht, ob der Autor ein Mann oder ein
Weib iſt. Um ſolche Vorurteilsloſigkeit der Beurteilung zu
er=
zielen, wählten früher viele Schriftſtellerinnen ein männliches
Pſeudonym als Deckſchild. Heute haben ſie es nicht mehr nötig.
Und Clara Viebig kam ſchon in eine Zeit hinein, wo ſich ſolch
Verſtcckſpielen übexlebt hatte. Sie hat an keinem Vorgänger
ab=
gefärbt, ſteht ganz auf eigenen Füßen, wenn natürlich die gute
Schule unſerer erſten Romanſchriftſteller, die Ueberlieferung, die
Freytag, Spielhagen, Heyſe, Fontane geſchaffen, nicht an ihr
vor=
übergegangen iſt.
Charakteriſtiſch iſt an Clara Viebig der ſtarke, breite
Pinſel=
ſtrich, und das große Format. Ihre Geſtalten prägen ſich dem
Gedächtnis ein. Beſonders, wenn ſie aus dem Boden des
Eifel=
landes herauswachſen, das ſie auch in ihrem jüngſten Opus
Unter dem Freiheitsbaum” mit wenigen Strichen dem
Leſer anſchaulich vor die Augen zu ſtellen weiß: „Es lag etwas
Unbegrenztes, Freies, Schrankenloſes über dieſem Hochland, das
empfangensſehnſüchtig ſein Antlitz dem Kuß des Himmels
ent=
gegenhob. Abwärts lagen Wälder genug, dunkel und
undurch=
dringlich, geheimnisvolle Wildniſſe, und von Schluchten ein
Meer, ſo tief und verſunken, als ginge nie eines Menſchen
Fuß dort.”
Ich weiß, wenn ich jemals nach Manderſcheid und drüber
hinaus, dort, wo der Schienenſtrang aufhört, hinkäme, immer
würde ich das Gefühl haben, auf den Spuren Clara Viebigs zu
wandern. Denn es iſt ſpeziell ihre Landſchaft, die ſie uns
ent=
deckt hat, genau ſo, wie Anzengruber und Roſegger das mit
ihrer öſterreichiſchen Heimat, die Skowroneks mit Litauen getan
haben. — Der umfangreiche Roman „Unter dem Freiheitsbaum”
führt in die Zeit der franzöſiſchen Invaſion, unmittelbar nach
der großen Revolution, als die Soldateska die Dome an Rhein
und Moſel in Futtermagazine verwandelte, als kein hübſches
Mädchen ſicher war vor den Lüſtlingsaugen der Fremden, als
das ſaubere Kurfürſtentum Trier ein Haufen Dreck geworden
war und die allenthalben auftauchenden Strauchdiebe das
fort=
nahmen, was der fremde Eindringling noch übrig gelaſſen hatte.
Das Stolzſein auf die Heimat hatte aufgehört. Die einen läſſig
und gleichgültig, die anderen kriechend und mantelträgeriſch, die
dritten in den Tag hinein lebend, die vierten unter fremder
Herrſchaft auch die Herrſchaft über ſich ſelbſt verlierend.
Von welcher Zeit berichtet Clara Viebig das? Aus dem
letzten Dezennium des 18. Jahrhunderts! Gibt es Geſpenſter,
auch im Völkerleben, die wiederkehren?!
Das dichteriſche Schauen der Viebig iſt ſowohl rückwärts wie
vorwärts gewandt. Das macht, weil ſie ſo feſt und deutlich die
Gegenwart erfaßt hat. Wer die Menſchen kennt, mit denen
er zuſammen wandelt, hat auch Verſtändnis für die
Generatio=
nen, die ſchon längſt unter der Erde ruhen. Er ſpürt es ferner
auch, wenn ſchwere Ereigniſſe ihre Schatten voraufſchicken. Solch
Witterungsgefühl zeigte ſich in dem Buch „Das ſchla=;
oooooeogeoeoooooeooooeeoooooooeoooeoseee
Man kann immer ſicher ſein, daß Frauen, die ſich für
ihre Angehörigen ſchmücken, ein ſehr zartes Gefühl beſitzen.
Marie Colban.
ooooooeoeooeooooobeoooenoooeeoneooosoeeee
fende Heer” Als es erſchien, wurde ſelbſtverſtändlich die
Realiſtik und Beobachtungstreue der Autorin gerühmt. Als
Warnungsſignal nahm man den Roman jedoch nicht auf.
Als ich mit der Autorin gelegentlich des 25jährigen Beſtehens
des Berliner Schriftſtellerinnenvereins gerade über dieſes Buch
ſprach, geſtand ſie, daß die kraſſe Erfüllung ihrer dunklen
Ahnun=
gen ſie mit großem Kummer erfüllt habe und mit jenem
vater=
ländiſchen Schmerz, den wir alle, die wir einſt noch in jüngeren
Jahren, auf der Schulbank ſitzend, Geibelſche und Freiligrathſche
Siegeslieder lernend, nun wohl nicht mehr loswerden können.
„Das rote Meer” iſt Clara Viebigs Verſuch, an
Men=
ſchen und Vorkommniſſen während des erſchütternden Krieges,
in dem auch ſie den einzigen Sohn an der Front hatte, zu zeigen,
wie allmählich hinter den Schützengräben die Hoffnung ſank, der
Mut zerbrach, und die allgemeine Depreſſion offene Türen bot
für Täuſcher draußen und drinnen. Soweit ein Menſch, der all
das mit wachen Sinnen erlebt hat, nicht bloß als unbeteiligter
Zuſchauer, objektiv in der Auffaſſung der Geſchehniſſe bleiben
kann, ohne doch kalt zu werden, iſt die Viebig es geblieben.
Ihrer kraftvollen Darſtellungsgabe geſellt ſich auch die
Vor=
tragskunſt. Ihre eigenen Sachen ſind gut bei ihr aufgehoben.
Für uns iſt es jedesmal eine Freude, wenn es heißt: Clara
Vie=
big wird im Lyzeum=Klub leſen.
bz.
Wiſſenſchaft und Technik
— Die nützliche Schmeißfliege. Die Fliege iſt heute überall
als Krankheitsverbreiterin verſchrien, und viele Hygieniker
pre=
digen den Kampf gegen ſie. Wie nützlich und wichtig die
Schmeißfliege iſt, zeigen die neuen Forſchungen Geh. Rat
Prof. Dr. Olts über welche er in der Umſchau, illuſtrierte
Wochenſchrift über die Fortſchritte in Wiſſenſchaft und Technik
(Frankfurt a. M.), berichtet: Schon 24 Stunden nach der
Ei=
ablage ſind die Larven in lebhafter Bewegung; ſie beſitzen ein
feines Wärmegfühl und ausgezeichneten Geruchſinn, ſo daß ſie
friſches Fleiſch verlaſſen, wenn fauliges in der Nähe liegt, in
dem ſie ihre beſten Lebensbedingungen finden. Der vordere
Rand der Leibesringe iſt mit ſehr ſpitzen, meſſerſcharfen
Chitin=
ſchuppen beſetzt, die das Eindringen in tieriſches Gewebe
er=
leichtern. Kreuz und quer durchwandern ſie das Gewebe und
zerraſpeln es mit ihren Zähnen in feinen Brei. Durch Verſuche
hat Olt feſtgeſtellt, daß 125 Gramm Maden in 4 Stunden 200
Gramm feſte Muskulatur reſtlos verflüſſigen. Eine wirkſame
Hilfe bei ihrem Werk leiſtet ihnen der Luftſauerſtoff. Daher
iſt der Fäulnisgeruch bei Gegewwart der Maden geringer als
bei ihrem Fehlen. Mit der Nahrung werden zugleich
Unſum=
men von Fäulnisbakterien aufgenommen und alle ohne
Unter=
ſchied verdaut. Selbſt die krankheitserregenden Bakterien, z. B.
Milzbrandbazillen, werden im Darm der Made innerhalb zwei
Stunden gelöſt, und ſogar die ungemein widerſtandsfähigen
Milzbrandſporen werden verdaut. Auch die wachsähnliche
Leibesſubſtanz der Tuberkelbazillen wird vom Fliegendarm
vollkommen aufgelöſt. Olt hat Impfungen an Meerſchweinchen
vorgenomen, um feſtzuſtellen, ob durch die Verdauung der
Bak=
terien die Anſteckungsfähigkeit erloſchen iſt, und fand, daß die
Verſuchstiere geſund blieben. Die Maden beſitzen alſo ein
En=
zym von höchſter Wirkung, das unterſchiedslos alle Bakterien
auflöſt. — Die Larve der Schmeißfliege beſeitigt ſomit
verdor=
benes Fleiſch und Abfälle, indem ſie zugleich alle
Krankheits=
erreger unſchädlich macht.
nk. Ein neuer Fliegerfilm. Die durch ihre Metallflugzeuge
bekannt gewordenen Junkers=Flugzeugwerke arbeiten zurzeit, ſo
leſen wir in den „Kinematographiſchen Monatsheften”, an der
Herſtellung eines großen Flieger=Filmes, der ſich mit den
Ge=
bieten des Flugzeugbaues und des Luftverkehres eingehend
be=
faßt. Zum erſten Male wird hier der Verſuch unternommen,
den Beſchauer mit den Geheimniſſen der modernen
Metallflug=
zeug=Fabrikation bekannt zu machen. Wir folgen dem Operatuer
in die Forſchungsanſtalt, beobachten die Meſſungen im
Wind=
kanal, laſſen uns die Prinzipien des freitragenden dicken Profils
erklären, wohnen verſchiedenen Belaſtungsverſuchen bei und
ver=
folgen ſpäter den Werdegang der Maſchine von der Helling bis
zum fertigen Flugzeug. Einige aktuelle Aufnahmen aus dem
europäiſch internationalen Luftverkehr, ein Flug in die Tiroler
und Schweizer Alpen mit einer Umkreifung der bedeutendſten
Berggruppen beſchließen dieſen hochintereſſanten Film.
nk. Das leichteſte Holz. Balſa, das Holz des Balſabaumes,
iſt das leichteſte Holz, das wir bis jetzt kennen. Seine Heimat
kiegt, entnehmen wir einem Aufſatz von E. Küſer in der „
Um=
ſchau in Wiſſenſchaft und Technik”, Frankfurt a. M., in den
tro=
piſchen Wäldern Zentral= und Südamerikas; der Baum gleicht
dem amerikaniſchen Baumwollbaum, hat eine weiche Rinde. Die
Eingeborenen bauen ſich aus den Stämmen Flöße, die ſie häufig
mit Segeln verſehen, und zum Rudern einrichten. Daher erhielt
der Baum von den Spaniern ſeinen Namen Balſa d. h. Floß.
Im Durchſchnitt wiegt ein Kubikdezimeter des Holzes zirka. 140
bis 160 Gramm, alſo ein Drittel weniger als Kork, ja man fand
ſogar Sücke, deren Gewicht nur 70 Gramm per Kubikdezimeter
betrug. Seine außerordentliche Leichtigkeit verdankt das
Balſa=
holz dem beſonderen Bau der Zellen, der ſich von allen anderen
Hölzern unterſcheidet. Die Zellwände umſchließen in weiten
zlindriſchen Zellen tote, nicht zirkulierende Luft, die beinahe 92
Prozent des ganzen Volumens dieſes Holzes bildet. Infolge
ſeiner Leichtigkeit und hervorragenden Iſolierfähigkeit eignet ſich
das Balſaholß ganz beſonders für die Herſtellung von
Schwimm=
weſten, Rettungsgürteln, Bojen, Pontons, für Waſſerflugzeuge,
von Kühlanlagen, Eisſchränken. Früher ſtand, der allgemeinen
Anwendung des Balſaholzes der Umſtand im Wege, daß es leicht
fault. Nach langjährigen Forſchungen fand aber nunmehr eine
amerikaniſche Geſellſchaft einen geeigneten Konſervierungsprozeß,
wodurch das Holz mit einer waſſerabſtoßenden Subſtanz getränkt
wird, die es vor Verfaulen ſchützt und auch gegen das Aufſaugen
von Waſſer unempfindlich macht. Seitdem hat der Abſatz des
Holzes in Amerika, wo ſich während des Krieges eine große
In=
duſtrie entwickelte, einen ungeahnten Aufſchwung genommen.
Mannigfaltiges
nk. Sollen wir Kleintabakbau treiben? Bei den heutigen
hohen Tabakpreiſen wird ſicherlich mancher Landwirt und
Gar=
tenbeſitzer ſich fragen, ob er nicht einen Verſuch machen ſoll, ſeinen
Bedarf an Tabak durch Eigenbau zu decken. Von den deutſchen
Landwirtſchaftskammern, Obſt= und Gartenbau= und
Imkerver=
bänden wird ſeit vorigem Jahre der Kleintabakbau dringend
an=
geraten; denn er verſpricht jetzt ſehr befriedigenden und
lohnen=
den Erfolg, wenn die Winke des Anbaues und das richtige
Gä=
rungsverfahren, die von den amtlichen deutſchen
Tabakbauſach=
verſtändigen empfohlen werden, befolgt werden. Die Gärung
oder Fermentation wird nach dem Tabeizinverfahren des
Tabak=
chemikers Heber vorgenommen, mit dem man auf einfache Weiſe
einen guten, milden und angenehmen Tabak erhält, der dem im
Großen hergeſtellten völlig gleichwertig iſt. Wem alſo das
Rau=
chen gekaufter Rauchware zu teuer iſt, kann ſich jetzt unter
Beob=
achtung obiger Vorausſetzungen mit befriedigendem Erfolge
ſeinen Bedarf an Tabak durch Eigenbau decken. Er benötigt
da=
zu freilich zur Anleitung des Tabakbaues ein brauchbares
Tabak=
buch. Als ſolche ſind zu empfehlen: „Der deutſche Tabakbau”
vom amtl. Tabakbauſachverſtändigen Oekonomierat Hoffmann,
Speher, „Der Tabakbau in der Heimat” vom amtl.
Tabakbau=
ſachverſtändigen für Norddeutſchland, Schulte=Altenroxel,
Mün=
ſter (Weſtf.), oder „Winke und Erfahrungen für den kleinen
Ta=
bakpflanzer” vom Tabakchemiker Heber=München.
Maulaffen halten oder feil halten, iſt eine unverſtändliche
Redensart, denn es gibt ja gar keine Maulaffen. Sie ſtammt
aus dem Plattdeutſchen und heißt dort als Ausdruck des
Er=
ſtaunens, der Verwunderung u. ä. „Mul apen hollen”, was, ins
Hochdeutſche übertragen, einfach heißt „Maul offen halten‟. Nun
bedeutet aber „apen” (a zwiſchen a und o geſprochen) ein Platt
ſowohl offen wie Affen und daher die Verballhornung Maulaffen.
Die Maulwurfsgrille oder Werre heißt im Niederdeutſchen
Rietworm (Reißwurm), weil ſie durch ihre Gänge den Erdboden
ähnlich aufreißt wie der Maulwurf, und nicht Riedworm —
Reit=
wurm, wie ſie in manchen Gegenden Deutſchlands
fälſchlicher=
weiſe genannt wird.
Ein ſchwarzer König und ſeine Frauen.
Hinter der Felsſpitze waren drei Eingeborene gerade damit
beſchäftigt, mit Handnetzen zu fiſchen. Wir ſtellten das Rudern
ein und redeten ſie an. Sie antworteten unbefangen und ruhig,
ohne jede Regung von Gier und Gehäſſigkeit. Sie hatten
offen=
bar den guten Willen, ſich freundlich zu zeigen, denn in ihrer
Antwort kam wiederholt das Wort „Ndu” („Bruder”) vor.
Sie führten uns auf einen Lagerplatz am Fuß der
gras=
bedeckten braunen Hochebene von Bolobo, mitten in einen lichten
Hain von Bäumen. Dort ſchloſſen ſie mit uns Brüderſchaft und
ließen ſich auch zum Austauſch kleiner Geſchenke bereit finden.
Zwei von ihnen fuhren dann über den Strom nach Tſchumbiri
hinüber. Sie wollten dem König von Tſchumbiri ſagen, daß
friedfertige Fremde mit ihm Freundſchaft zu ſchließen wünſchten.
Es ſchien, als ob ſie uns dem König als Leute von ſehr
einneh=
mendem Weſen geſchildert und ihn neugierig gemacht hätten,
uns kennen zu lernen. Denn alsbald kamen auf drei Kanus
un=
gefähr 40 Mann zu uns herüber, unter ihnen drei Söhne des
Königs. Als Angebinde zukünftiger Freundſchaft überreichten ſie
uns den königlichen Speer und verſchiedene koſtbare Geſchenke,
darunter eine Ziege, Palmwein, Bananen und ein Hähnchen. Sie
beſtellten uns vor allem ein herzliches Willkommen des
könig=
lichen Vaters und überbrachten uns die frohe Botſchaft, daß uns
der Herrſcher am nächſten Tage ſelbſt beſuchen wolle.
Am letzten Februartag, um 9 Uhr vormittags, erſchien denn
auch der König mit Glanz und köſtlichem Gepränge.
Flinten=
tragende Krieger bildeten ſeine Begleitung. Er war ein Mann
in mittleren Jahren; er hatte kleine, feurige Augen, eine
wohl=
gebildete Naſe und dünne Lippen. Er zeigte ein ruhiges,
ge=
felliges und menſchenfreundliches Benehmen; huldvoll ſprach er
uns mit ſanfter Stimme an, aber aus ſeinen Augen leuchtete die
liſtige Verſchlagenheit eines gewinnſüchtigen Kaufmanns. Sein
Hut war aus Faſern der Hyphänepalme geflochten und ſo dauer=
*) Mäit Erlaubnis des Verlags Brockhaus entnehmen wir dieſen
intereſſanten Abſchnitt dem ſoeben erſcheinenden Werk Stanley
„Auf dem Kongo bis zur Mündung” (Band 21 der bekannten
Samm=
lung „Reifen und Abenteuer”). Stanley, „der Held des dunklen
Weltteils”, iſt auch heute noch bekannt genug, als daß zum Lob
ſei=
mes ſpannenden Raiſeberichts Beſonderes zu ſagen wäre. Der Band
behandelt die an Abenteuern überreiche, gefahrvolle Reiſe auf und
längs des mächtigen Kongoſtroms. Durch dieſe über ein Jahr
darernde Reiſe wurden die größten Fragen der Afrikaforſchung zum
Abſchluß gebracht. Der Band reiht ſich eng an Band 18 der Reiſen
und Abenteuer (Stanley, „Mein erſter Weg zum Kongo”) an und iſt
Ebemſo empfehlenswert wie dieſer.
haft, daß er wohl ein Jahrhundert Dienſt tun konnte. Von der
linken Schulter des Königs fiel ein breites Band über die Bruſt,
an dem ſeine Waffe hing, ein Schwert von hippenartiger Form.
Seine linke Schulter überragten die Borſten eines
Elefanten=
ſchwanzes, in der Hand trug er den Schwanz eines Büffels. Er
hatte ihn zu einem Fliegenwedel zurecht gemacht, um damit die
Mücken von dem königlichen Antlitz zu verjagen. An ſeinem
Handgelenk waren allerlei kleine, merkwürdige Dinge befeſtigt,
die zu tragen ihn der Aberglaube nötigte: kleine Zauberkürbiſſe,
Zauberpulver, eine Sammlung hölzerner, in roten und
ſchwar=
zen Flanell gewickelter Altertümer; außerdem hatte er ein
Kürbisgefäß mit Schnupftabak und ein kleines Bündel
Tabak=
blätter bei ſich.
Seine Untertanen waren ihm anſcheinend treu ergeben, und
beſonders ſeine Söhne zeigten eine auffallende Unterwürfigkeit.
Der kleine Schnupftabakkürbis wurde fortwährend in Umlauf
geſetzt; der König nahm unmäßig große Priſen, er ſog
teelöffel=
große Portionen Schnupftabak von der inneren Handfläche mit
einem Zuge ein und drückte dabei ſeine arme Naſe ſo gewaltig,
daß es ſchien, als wollte er ſie in die Stirn hineinpreſſen. Dann
ſtopfte einer ſeiner Söhne ſeinen Tſchibuk voll Tabak, eine
bei=
nahe zwei Meter lange Rieſenpfeife, die mit Meſſingſtiften und
einer aus Tuch geflochtenen Quaſte verziert war. Der
Pfeifen=
kopf war von Eiſen und groß genug, um etwa 20 Gramm Tabak
aufzunehmen. Der König tat zwei, drei mächtige Züge, wobei
ſich ſeine Backen zu Halbkugeln aufblieſen, dann nahmen die
Söhne ihm die Pfeife ab und blieſen nun in gleicher Weiſe die
Backen auf, als ob ſie platzen ſollten. Alle ſchienen durch ihr
Rauchen nur den einen Zweck zu verfolgen, die kleinen
Zauber=
mittel, die ſie an den Handgelenken trugen, anzurauchen. Dieſer
Tſchibuk ging ohne Unterlaß im Kreis herum.
Unſer Verkehr mit dem König geſtaltete ſich ſehr freundſchaft
lich; es war offenbar, daß auch er an uns Gefallen hatte. Der
einzige Fehler, den ich als Fremder an ihm finden konnte, war
ſeine teufliſche Liſt und Schlauheit. Er hatte anſcheinend Betrug
und Falſchheit als beſondere Künſte gelernt, aber er war leutſelig
wie ein Schmeichler.
Er lub uns ein, ihn in ſeinem Dorf zu beſuchen und uns
dort häuslich niederzulaſſen. Da wir hungrig waren und
außer=
dem die unangenehme Ausſicht hatten, daß wir uns wieder
ein=
mal gefährlichen Waſſerfällen näherten, kam uns die Einladung
des Königs ſehr gelegen. Wie willkommen wäre uns vor allem
genaue Kunde von allem geweſen, was wir auf unſeren weiteren
Stromfahrt zu erwarten hätten: welche Länder, Völker, Stämme,
Dörfer und Flüſſe wir noch würden zu ſehen bekommen, ob die
Stämme in dem unbekannten Land unſeren Bitten um Speiſe
und Trank Gehör geben und ob noch Katarakte den Lauf des
Kongo unterbrechen würden. Wir nahmen alſo die Einladung
mit Freuden an und ſetzten über den Strom. Trommeln und
Doßpelglocken verkündeten den Bewohnern Tſchumbiris, daß eine
friedliche Flottille herannahe.
Wir waren ſtolz auf den Empfang, der uns von ſeiten der
Frauen Tſchumbiris zuteil wurde. Ihrem König ergeben und
unterwürfig, erwieſen ſie uns Fremden liebenswürdige
Aufmerk=
ſamkeiten. Wir hielten großen Markt, breiteten unſere
Habſelig=
keiten vor ihnen aus und eroberten uns die Herzen der
Eingebo=
renen durch unſere Freigebigkeit. Ich war mit der Verteilung
der Rationen an unſere Leute ſchon mehrere Tage im Rückſtand
geblieben und zahlte ihnen jetzt beträchtliche Verpfgegungsgelder
aus; ſie gingen mit dem Geld durchaus nicht ſparſam um. Wir
waren im ſicheren Haſen angelangt, und vom Wetter
mitgenom=
mene Seereiſende haben im allgemeinen eine ſehr offene Hand,
wenn ſie nach Sturm und Wetternot im ſchützenden Hafen
ein=
gelaufen ſind.
Sie waren wirklich hübſch, von einer tiefbraunen Hautfarbe;
viele von ihnen waren großäugig und von ſchönem Wuchs.
Lei=
der waren ſie Sklaven der Mode. Alle trugen meſſingene
Hals=
ringe von mehr als ſieben Zentimeter Stärke, die völlig ihren
Hals bedeckten. Man denke ſich als Halsſchmuck eine um den
Hals zuſammengelötete Meſſingmaſſe von 15 Kilo Gewicht, die
nicht mehr entfernt oder etwa abends abgelegt werden kann.
Und dieſe Laſtträgerinnen ſtanden in Tſchumbiris Gunſt am
höchſten, und ſie hatten Freude an ſolch ſeltſamem Schmuck! Der
König rühmte ſich des Beſitzes von „viermal zehn” Weibern, und
jeder einzelnen war auf Lebenszeit ein ſo unförmiger Meſſing
ring um den Hals gelegt. Ich ſtellte eine ungefähre Berechnung
an und ſchätzte das Meſſing, das des Königs Frauen bis in den
Tod um den Hals trugen, auf mindeſtens 400 Kilo. Seine ſechs
Töchter trugen je 60, ſeine Lieblingsklavinnen ungefähr 100
Kilo=
gramm. Rechnet wan noch drei Kiolgramm Meſſingdraht als
Arm= und Beinſchmck auf jede Frau und Tochter, ſo gelangt
man zu dem erſtaunlichen Ergebnis, daß Tſchumbiri als „
beweg=
liches” Gut einen Meſſingvorrat von beinahe 700 Kilo beſaß!
Ich fragte Tſchumbiri, was er mit dem meſſingenen
Hals=
ſchmuck anfange, wenn deſſen Trägerinnen geſtorben ſeien.
Tſchumbiri lächelte. Er ſah mich blinzelnd an, als hätte er
mich wegen dieſer ſcharfſinnigen Frage noch mehr liebgewonnen.
Er fuhr in vielſagender Weiſe mit ſeinem Finger über ſeine
Kehle. Er betrachtete das Meſſinggeſchmeide ſeiner Frauen als
gute Kapitalanlage, aber ins Grab gab er ſeine Schätze keiner
ſeiner Frauen mit.
Unterhaltungsblatt und Frauenzeitung
Nummer 26
Jahrgang 1923
Modebäder und Badegäſte in alter Zeit.
Wenn wir, heute den Beſuch eines der zahlreichen deutſchen
Bäder planen, dann denken wir wohl in erſter Linie an Erholung
und Kräftigung, die ſie uns bringen ſollen. Als aber die erſten
öffentlichen Badeanſtalten zur Zeit der Kreuzzüge als Folge der
im Morgenlande kennen gelernten Sitte entſtanden, da ſollten
jene in erſter Linie der Reinlichkeit dienen. Wie bald ſie freilich
zu Stätten der Luſtbarkeit, Zerſtreuung und des Vergnügens
wurden, geht aus den zeitgenöſſiſchen Berichten hervor, die
außer=
ordentlich anſchaulich das Leben und Treiben, Muſizieren,
Sin=
gen, Tanzen und die überaus üppigen Schwelgereien beſchreiben,
denen darin gehuldigt wurde. Kein Wunder, daß ſie ſchließlich
der vorkommenden Ausſchreitungen wegen in Verruf kamen und
das öffentliche Baden gänzlich eingeſtellt wurde. Inzwiſchen
woar aber auch durch die neuentdeckten „Wildbäder” wie die
Mineralbäder früher genannt wurden, ein äußerſt wertvoller
Erſatz für die öffentlichen Badeſtuben und =häuſer gefunden
wor=
den. In raſcher Folge wurden eine Reihe wirkſamer Quellen
und Bäder in Deutſchland, der Schweiz, Oeſterreich uſw. entdeckt.
So 1083 Pfäffers in der Schweiz. Bald darauf Baden im Argau,
Karlsbad, deſſen heiße Quellen Kaiſer Karl IV. 1347 auf einer
Jagd entdeckt haben ſoll. 1556 Pyrmont, während eine ganze
Reihe anderer Bäder, wie Baden=Baden, Wiesbaden, Teplitz,
Gaſtein u. a. zu erneutem Anſehen gelangten, nachdem unter
ihnen einige mit ihren heilkräftigen Quellen ſchon bei den
Rö=
mern bekannt und geſchätzt waren. Zu all dieſen Wildbädern,
die raſch zu einer Wallfahrtsſtätte für alt und jung, arm und
reich wurden, zogen „ungezählte Scharen, unter denen ſich viele
ſchöne Frauenzimmer ohne Männer, ohne Verwandte, nur in
Begleitung ihrer Mägde, eines Dieners oder eines alten
Mütter=
chens oder Muhme befanden.” Sie alle ſuchten ebenſo wie die
vielen „Nonnen, Aebte, Mönche, Ordensbrüder und =Prieſter
Freiheit und Vergnügungen, tragen Kränze und vergeſſen jeden
Zwang der Gelübde”, wie es in einer Schilderung über das
Badeleben, im Luxusbad. Baden im Argau heißt. Namentlich
die Frauenwelt ſuchte bei ihrem Erſcheinen im Wildbad
einan=
der zu übertrumpfen in koſtbarer Kleidung, in der Menge
edel=
ſten Schmuckes, von welch letzterem ſie ganze Truhen mit ſich
führten, wohlbehütet von ihrer Dienerſchaft. Sobald ein neues
Bad in Mode kam und die Kunde davon durch das Land eilte,
wendete ſich ihm auch ſofort in erſter Linie die Gunſt der
Frauen=
welt zu, die mit ihrem tatſächlichen oder eingebildeten Leiden
ihm zuſtrömte, die Stärke und Heilkraft ſeiner Quellen an Ort
und Stelle zu erproben. Dieſes, teils aus Neugier, teils aus
Heilbedürfnis gemiſchten Intereſſes konnte ſich auch das einſt
ſehr raſch in Mode gekommene Bad Pyrmont erfreuen, über
deſſen wunderwirkende Stahl= und Kochſalzquellen ein gewiſſer
Metobius in folgender Weiſe berichtet: „Die Vögel in Lüften,
auch andere vierfüßige Tiere, die von dieſem Waſſer trinken,
ſterben dahin, als ob ſie vergiftet wären. Und das vernimmt
ein armer, elender Mann, der Tag und Nacht keine Ruhe hat.
Er gedachte vor großen Schmerzen, du willſt auch von dieſem
Waſſer trinken, ſo ſtirbſt du auch gleich wie die Tiere und Vögel
und kommſt ab von deiner Marter, Not und Angſt. Wie er nun
hingeht und das Waſſer trinkt, wird es etwas, beſſer um ihn.
Und er denkt bei ſich ſelbſt, du wirſt noch mehr von dem Waſſer
trinken, vielleicht wird es noch beſſer. Und trinkt von dem Waſſer
eine Zeitlang, waſchet auch ſeinen ganzen Leib damit. Er geneſt
vollſtändig, verläßt ſeine Krücken, lobt Gott den Herrn und geht
fort. Welches er nun kund getan hat jedermann. Und es iſt
jetzt ſo ein großes Zulaufen dahin von allen Orten und Enden,
von den armen Krüppeln, Lahmen, Tauben, Blinden und
Be=
ſeſſenen, ja auch was ſie ſonſt für Krankheiten haben, daß man
nicht Herberg noch Behauſung genug haben mag, ſondern auf dem
Felde Hütten machen muß, gleichwie in einem Lager.”
Aber dem neuen Modebade wurde ſein Erfolg auch raſch
ge=
neidet und ein Arzt Tabernaemontanus verſuchte ſtatt deſſen den
Badeort Schwalbach zu empfehlen und möglichſt auf ihn den
Hauptſtrom aller Heilungs= und Zerſtreuungsbedürftigen
abzu=
lenken. Ein Beſtreben, das ſo viel Erfolg zeitigte, daß tatſächlich
im 16. Jahrhundert das ſo raſch aufgeblühte Modebad Pyrmont
in teilweiſe Vergeſſenheit geriet, aus der es aber dank ſeiner
außerordentlich wirkſamen Quellen und ſeiner wahrhaft
para=
dieſiſchen Naturſchönheiten ſich bald von neuem zu einem
Mode=
bad entwickelte, das alljährlich neben den Heil= und
Kurbedürf=
tigen auch ungezählte Scharen bewundernder Naturfreunde
an=
zieht und auch unter den heutigen Modebädern wieder einen
erſten Platz einnimmt.
Bemerkenswerterweiſe wurde der Wert der Seebäder erſt
ſehr ſpät erkannt, und zwar war es England, das im 18.
Jahr=
hundert auch ſie in Mode brachte. Nachdem 1754 als erſtes
deutſches Seebad Dobberan eröffnet wurde, erlangten in raſcher
Folge auch eine ganze Reihe anderer Anſehen und Bedeutung
und heute erfreuen ſich ja neben den Mineralbädern die Oſt= und
Nordſeebäder gleicher Beliebtheit, die zurzeit freilich durch die ſo
erhöhten Fahrpreiſe ſtark beeinträchtigt wird.
Aus der Kinderſtube.
Licht=Luftbäder als Abhärtungs= und Kräftigungsmittel für
unſere Kinder. Welche überängſtliche Mutter iſt wohl nicht
ent=
ſetzt, wenn man ihr zumutet, dem Säugling die Wohltat eines
Luftbades zukommen zu laſſen und hält es direkt für ein
Ver=
brechen an der Geſundheit des zarten Organismus. Das ſo viel
beklagte „Bloßſtrampeln, zu dem das Kleine jede Gelegenheit
benutzt, ſollte ihr jedoch zu denken geben, iſt dieſes doch ein Be=
AR
Sinnſpruch.
Schönheit, du biſt nur ſchön, wenn dein Inneres adelt
das Ganze.
Gleich dem edlen Metall, das durch die Reinheit gekrönt.
Elſe Marlott Seitz.
AƗFFFTI
weis für den Bedarf des Kindes nach ungehinderter, freier
Luft=
zufuhr, dem es auf dieſe Weiſe nachzukommen ſucht. Es iſt daher
ſehr zweckmäßig, das Kleine mehrmals am Tage, je nach der
Witterung, 5—10 Minuten lang nackend auf den Bauch zu legen.
Iſt es kräftiger geworden, ſo laſſe man es nach freiem Belieben
umherkriechen. Notwendig iſt jedoch, die nötige Vorſicht walten
zu laſſen, wenn man das Kleine nackend den direkten
Sonnen=
ſtrahlen ausſetzt, da auf der ſo zarten Haut leicht Verbrennungen
entſtehen können. Iſt das Kind ſchon in der Kunſt des Laufens
geübt, ſo laſſe man es unmittelbar nach dem Aufſtehen und vor
dem Zubettgehen nackend im Zimmer umherſpringen, eine
Ge=
wohnheit, die ungemein zur Stärkung der Nerven beiträgt und
die ſo gefürchtete Diphtheritis fernhält. Von noch beſſerer
Wir=
kung wie dieſe Zimmerluftbäder ſind für dieſe Kleinen auch die
Luftbäder in freier Luft, und jede Mutter, die ein Gärtchen am
Hauſe beſitzt, ſollte ihre Kinder in leichteſter Kleidung, die nur
aus einer Spielſchürze aus durchläſſigem Stoffe beſtehen kann,
umhertummeln laſſen.
Dr. 8.
Der zeitgemäße Haushalt.
Will man in tapezierten Räumen die Nägel
unter völliger Schonung der Tapete einſchlagen, ſo macht man
an der vorher bezeichneten Stelle einen kleinen Kreuzſchnitt mit
ſpitzem Meſſer, biegt die vier Ecken um und ſchlägt den Nagel ein.
Wird er wieder entfernt, ſo drückt man einfach die Ecken über
G.
dem Loch zuſammen.
Gegen Ameiſen in den Wohnräumen helfen
ver=
ſchiedene Mittel: 1. Streue man in die Stellen, wo ſie
ein=
dringen, Alaun, wodurch ſie über Nacht verſchwinden. 2. In
die Winkel, aus denen ſie hervordringen, gieße man
Salmiak=
geiſt oder ſtreue Buchenaſche. 3. Vergrabe man tote Fiſche in die
Erde vor dem Haus, wo ſie eindringen, und ſie weißen die Stelle
für immer meiden.
A.
Beim Bereiten von Kartoffelſalat hängt der
Wohlgeſchmack ſehr von der Zubereitung, dem guten Miſchen ab.
Am beſten „durchzieht” der Salat, wenn man die geſchälten und
geſchnittenen Kartoffeln noch heiß mit der Eſſigmiſchung miſcht,
oder wenn die Kartoffeln bereits erkaltet ſind, mit heißer
Eſſiglöſung anmacht. In beiden Fällen füge man dieſer gut
ab=
geſchmeckten Eſſiglöſung gleich das Salz bei, da es ſich auf dieſe
Weiſe gleichmäßig dem Salat mitteilt. Auch reibe man die
Zwiebel (ſofern man nicht junge grüne Zwiebeln verwendet),
da ſich der Zwiebelgeſchmack dem Salat viel intenſiver mitteilt,
als wenn man ſie gewürfelt beifügt.
V.
Gurkengemüſe zu Bratkartoffeln. Eine
mittel=
große Gurke ſchneidet man nach dem Schälen auf dem Eiſen in
Scheibchen, ſalzt dieſelben ein und läßt ſie zugedeckt ſtehen.
In=
zwiſchen bereitet man von Margarine oder Oel und Mehl eine
helle Einbrenne, läßt ſie 15 Minuten ausquellen, um ſie dann mit
Salz, Eſſig und Zucker ſäuerlich=ſüß abzuſchmecken. Dann gibt
man die Gurkenſcheibchen hinein und läßt ſie darin heiß werden,
ja nicht kochen, da das Gemüſe ſonſt gkaſig wird und an
Ge=
ſchmack verliert.
Gurken=Miſchgericht. Zu dieſem pikanten Gericht
verwendet man gleiche Teile Kartoffeln und Gurken. Nachdem
man die Gurken geſchält hat, ſchneidet man ſie in Würfel,
des=
gleichen auch die geſchälten Kartoffeln. Nun ſetzt man dieſelben
zum Kochen auf und läßt ſie ziemlich weich werden, dürfen alſo
nicht zerfallen. Dann fügt man die Gurkenwürfel bei und läßt
beides langſam noch 15 Minuten dämpfen. Sollte ſich von den
Gurken nicht genügend Saft gebildet haben, ſo gießt man noch
etwas Waſſer bei. Mit Salz und Pfeffer gewürzt, ſchmeckt man
das ſämige Gericht mit Eſſig und Zucker ſauerſüß ab und richtet
es mit gebratener Zwiebel an.
HI.
Gefüllte Gurken. Schöne zarte, ſog. Spargelgurken
ſchält und teilt man in zwei Hälften, um das Kerninnere
auszu=
höhlen. Dann bereitet man aus gewiegten Braten= und
Koch=
fleiſchreſten oder Gehacktem ſowie geriebenen gekochten
Kartof=
feln, Salz, geriebener Muskatnuß, Pfeffer, Kümmel und Zwiebel
eine feſte, kräftig abgeſchmeckte Maſſe, die man in die beiden
Hälften füllt. Dann klappt man ſie aufeinander, umbindet ſie
zweimal mit Faden und kocht die Gurken in leichtem Salzwaſſer
weich, ſie dürfen jedoch nicht glaſig werden. Die Brühe verkocht
man mit angequirltem Mehl zu einer ſämigen Soße, die man
mit Salz, Pfeffer, Zitronenſaft und evtl. etwas friſcher Butter
würzig abgeſchmeckt.
I. E.
Speiſezettel.
Sonntag: Rhabarberſuppe mit Semmelbröckchen. Geſpickte
Leber in Reisrand.
Montag: „Gurkengemüſe zu Bratkartoffeln.
Dienstag: Gebackene Nudeln mit Obſt.
Mittwoch: Kartoffelbällchen mit Rhabarberkompott.
Donnerstag: Reis mit Pilzhaſchee.
Freitag: Schellfiſch mit Sardellenſoße. Grüner Salat.
Samstag: Buttermilchkartoffeln.
Dgs Wunder.
Eine Legende von Fritz Martin Rintelen.
Er ſtand und ſah das Wunder. Nach Jahrzehnten täglicher
Not und nächtlichen Jammers ſahen ſeine müden Augen das
Wunder: Seine bitteren Lippen öffneten ſich zu frohem Ruf. Er
hob die zerſchürften Hände leicht in das Frühlingslicht; ſtürzte
ſchon von der zerriſſenen Kette des Krans, der über ihm fuhr,
ein Stahlblock auf ihn herab. Als die Erſcheinung vor ſeinen
entzückten Augen ſich vollendet hatte, war er tot.
Er hatte aber ſeine Heimat wieder geſehen, das heitere Land
ſeiner Kindheit, die kleinen weißen Marienblumen auf den
Mai=
wieſen, die blauen Blumen Vergißmeinnicht bei kühlen
Oſter=
quellen, die Lerchen im Morgenlicht, die bunten Falter an den
Wildroſenbüſchen vor dem Wald, das Flimmern der Mittagsluft
auf den goldenen Sommerfeldern, die alten Windmühlen am
Himmelsrand ſchwarz in der roten Abendſonne, die tanzenden
Glühkäfer über dem Dorfteich und die unzähligen Sterne über
dem Kirchturm in traumſchönen Nächten, die gelben Aepfel am
herbſtlichen Baum neben dem Hoftor, die roten Bänder der
Knechte und Mägde bei den ſchweren Erntewagen, ſeinen Vater
in der ſtillen Bauernſtube am Tiſch vor dem Großvaterbild, ſeine
ſchweigſame Mutter am Spinnrad, während der Winterwind an
den Fenſterläden, rüttelte und im Kamin pfiff. Er hatte ſeine
Heimat wiedergeſehen, die ihm noch kein erſehnter gütiger Traum
einmal wiedergebracht hatte, ſeit ſie dem Jüngling nach dem
jähen Tod ſeiner Eltern verloren gegangen war. Er war aber
ſeitdem in kargem Tagelohn alt geworden, krumm unter eiſernen
Laſten, faſt erblindet unter grellen Lampen und vor den
Feuerun=
gen der Dampfkeſſel, ſtumm und faſt ertaubt im Gelärm der
Ma=
ſchinen. Er hatte ſeit Jahrzehnten keinen blühenden Baum mehr
geſehen und keine Aehre. Auf dem düſteren Hof des ſchwarzen
Hauſes, darin er in einer kahlen Kammer ſchlief, konnte nicht
ein=
mal ein Grashalm gedeihen. Von dem ſchwarzen Haus zur
Fabrik und zurück von der Fabrik zum ſchwarzen Haus ging er
zwiſchen ſteinernen Wänden, auf gepflaſterten Staßen, ſah nur
einen ſchmalen Himmelsſtrich über ſich und an den Abenden die
falſchen Lichter. Er war ſo alt und krumm geworden, daß Gott
ſeines ſtummen Elends ſich erbarmte und ſandte den Engel des
Todes, damit er den armen Mann erlöſte. Der Engel des Todes
breitete ſeine ſchweren Flügel aus als ſchwarze Wolken vor der
Sonne, flog unter dem Himmel über die Erde, ſah den Alten, der
nun ſterben ſollte, über den Platz der Fabrik von einer
brauſen=
den Hälle zur anderen gehen, ſenkte ſich neben ihm nieder als ein
dunkler Schatten des Stahlblocks, der an der knirſchenden Kette
des Krans ſchwebte. Den Engel des Todes jammerte des alten
Menſchen, der krumm geworden war unter eiſernen Laſten, faſt
erblindet unter grellen Lampen und vor den Feuerungen der
Dampfkeſſel, ſtumm und faſt ertaubt im Gelärm der Maſchinen.
Der gütige Engel des Todes bewirkte das Wunder. Der
Tage=
löhner ſtand wie erſchreckt, ſah inmitten der Steinhaufen,
Holz=
ſtapel, Eiſenberge einen verkrüppelten Baum, deſſen einziger Aſt
in das Frühlingslicht neue Knoſpen trieb. Auf dem
ſchwanken=
den äußerſten Zweig ſaß ein Vogel und ſang, daß der Lärm der
Fabrik verſtummte. Um den verkrüppelten Baum breitete ſich
weithin vor den entzückten Augen des alten Mannes die Heimat
aus. Seine verbitterten Lippen öffneten ſich zu frohem Ruf. Er
hob die zerſchürften Hände leicht in das Frühlingslicht. Er ſah
wieder den Pflug auf ſchwarzem Acker, blühende Wieſe,
ſommer=
grünen Wald, Schnitter im Aehrenfeld, die alten Wände ſeines
väterlichen Hauſes. Er hörte die Stimmen der Vögel, das
Rau=
ſchen der Quellen, die Lieder der Mädchen am Sommerabend,
den Herbſtſturm, den Klang der Glocken am Sonntagmorgen. Die
Jahrzehnte ſeiner täglichen Not und ſeines, nächtlichen Jammers
waren vergeſſen. Aber ein lachendes Nädchen erwartete ihn bei
den Wildroſenbüſchen vor dem Wald. Er ſah einen Strauß
blauſamtener Veilchen an rotem Mieder. Er ſah einen weißen
Falter auf wehendes braunes Haar fliegen. Der Kuckuck ſchrie.
Hoch ſtand die Sonne im funkelnden Blau.
Der Engel des Todes lächelte mild, winkte, ſchon von der
zerriſſenen Kette des Krans, der über dem Entzückten fuhr, ſtürzte
der Stahlblock herab. Als das Wunder vor den ſeligen Augen
des alten Tagelöhners ſich vollendet hatte, war er tot.
Schach
—
innnnnnnunnnnnn
Nummer 2
Aufgabe 13
Erich Brunner in Askona
(Akademiſche Monatshefte für Schach 1912)
Weiß zieht und ſetzt in drei Zügen matt,
Prüfſtellung: Weiß: Kf8 Db2 Lf4 Sb6 ei (5).
Schwarz: Ke6 Td1 Lb1 Se8 Bc615 f6 g4 (8) 3 +.
Ein bekanntes Stück, das jedoch unſeren Löſern, ſoweit ſie nicht mit
der neudeutſchen Richtung vertraut ſind, ſchwer vorkommen wird,
Aufgabe 14
Dr. Walter Preiswerk in Berlin=Lankwitz.
(5.ehrende Erwähnung im Turnier des ,„ Teplitz=Schönauer Anzeigers/1922)
Weiß: Kb1 De4 Tb8 d2 Ld5 Sg4 h8 Bf6 (8).
Schwarz: Kh7 Tf3 Lf5 Sa1 c1 Bb2 e6 f4g3 (9).
Matt in zwei Zügen,
Löſungen der Aufgaben 1—4.
1. Dr. Kraemer, Urdruck (Kg2 Dd6 Lc3; Ka5 Tb4 La3 Ba4 b5
C4 d3; 3 +). 1. Kg2—h2 d3—d21 2. Lc3—f6.
Schwarz am Zug befände ſich im Zugzwang (1. .. . . d2 2. Lf6). Dieſe
Zugzwangſtellung kann nur durch einen Abwartezug des weißen K
auf=
rechterhalten werden. Auf allen 7 Feldern, die dem K außer h2 zur
Verfügung ſtehen, wäre er im zweiten Zug nach 2. Lf6 einem Schach
des Schwarzen ausgeſetzt (1.Kf27 d2 2. Lf6 d1 S-+). Sehr ſchön,
wie mit wenig Mitteln die Idee dargeſtellt iſt. — Man beachte auch
die hübſche Verführung 1. Dc6 (dr. 2. Db7 3. Dc7-) Lc1l 2. Db7 Le3!
2. Zepler, Kockelkorn=Ged.=Turn. 1921 (Kh8 De7 Tc2 e3 Lgl g2
Sd8: Kd4 Dg4 Td1 d5 Le8 h6 Sg3 Bb5 c4 g7 h5; 2 +).
1. De7—a3 dr. Te4+.
Auf 7 verſchiedene Räumungszüge des Td5 7 verſchiedene Wendungen,
„In großzügigem Stile komponiert, bietet reichen Inhalt und einen nicht
ganz leicht zu findenden Einleitungszug”. (Urteil der Preisrichter.)
3. Altman, D. W. 1917 (Kh1 Tf1 g5 Lb5 Sc6 e4 Bd3 18 h23
Kd5 Dd8 Ta7 Ba3 b6 d4 d6 e5 g6: 3 +).
1. Tg5—g21 dr. 2. Sb4+ 3. Sg5 +;
Der I muß das Feld g5 für den S räumen. Er darf aber nicht nach
h5, g4, g3 oder g1, ſondern muß nach g2 ziehen, damit nach der feinen
Verteidigung 1. .. . . Da8 2. Sb4+ Ke6 nunmehr der Se4 nicht
ge=
feſſelt iſt. Daß dieſe Verteidigung erſt nach der Räumung der Diagonale
a8—h1, der drei Punkte c6, d5, e4 und erſt beim dritten weißen Zug
erkennbar wird, erſchwert die Aufgabe. — Nebenſpiele 1. ... . Ta4,
Ke6 2. Sd8: (+) 1. ... . Df6: 2. Tf6:
4. White, G. C. 1918 (Ka6 Dd7 Te4 h2 Lc6 Sa3 Bd2; Kd3 Dd8
Lg7 Bc7 e6: 2 —). 1. Te4—b4. Zugzwang; ſehr ſchön.
Löſerliſte: Heinz Flander, Prof. Dr. Reutzel (alle); Max Forbach;
Jakob Balß in Gadernheim (1, 2, 4); G. Peter (1, 2); Auguſt Lehmann=
H. Sixt (1), Guſtav Bauer in Arheilgen, Philipp Geidel, Ludwig Groll II,
in Michelſtadt (2, 4).
Anfragen, Beiträge, Löſungen u. dgl. nur an die Schriftleitung
des Darmſtädter Tagblatts mit der Aufſchrift „Schach”.
Spiel und Rätſel
Zuſammenſetz=Aufgabe.
Vorſtehende neun Teile ſind zu einem Rechteck zuſammenzuſetzen,
deſſen ſchwarze Teile einen elaſtiſchen Körper bezeichnen, der für
die Luſtſchiffahrt unentbehrlich iſt.
Carl Deubel.
Rätſel.
526. Mit a eine Jüdin, mit e eine Seite, mit i ein Geſtein, — Mit
o ein Mann, mit u ein Tier. Was kann das ſein?
527. Häng’ an ein ſechsbeinig Tier einen fränkiſchen Fluß, ſo erhältſt
Du — Flugs eine Landſchaft im Oſten des jetzigen Deutſchen
Reiches. — Nimm zwiſchen kalt und warm und nimm zwiſchen
Stand und Liege. — Schau! Dieſe beiden zuſammen ergeben
dieſelbige Landſchaft.
528. Mit I genau in der Mitte, dann iſt es am Rad, — Mit i eine
Frucht, mit r ein Mann. Nun rat!
529. Mit a ein Gebirge, mit e im Haus — Und an ihm mit r. Wer
bringt es heraus?
530. Geht mal die Hausfrau zum vereinten Wort, — So eilt ſie
mit Bedacht von Ort zu Ort — Und überall wird eifrig fort
und fort — Von ihr betätigt das getrennte Wort.
Auflöfungen.
Füll=Rätſel: 1. Aderklaa. 2. Uleman. 3. Makrele. 4. Bachſtelze.
5. Gefälle. 6. Schaukel. 7. Gerſtäcker. 8. Ural. 9. Toni. 10. Erec.
11. Nachtigall. 12. Calderon. 13. Amazone. 14. Die Walküre.
15. Antimon. 16. Moskau. 17. Stanniol. „Der häusliche Zwiſt”
Dichter=Rätſel: Glocke, Oberon, Enoch Arden, Taſſo, Heimat,
Emilia Galotti. „Goethe‟.
Rebus: Weichſel.
Rätſel: 523. E, Sau, Eſau. 524, Oſtereier, Oſterfeier. 525. Ein
Druck, Eindruck.
Verantwortlich: Max Streels