Darmstädter Tagblatt 1923


17. Juni 1923

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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Auffätze und eigenen Nochrichten nur mit Quellenangabe Darmſt. Tagbl. geſtattet.
Sonntag, den 17. Juni 1923
Nummer 165
186. Jahrgang

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Beitreibung ſällt jeder Rabatt weg

Der Kohlenraub.
Fiasko trotz alledem.
Eſſen, 16. Juni. (Wolff.) Aus einer amtlichen Ueberſicht
über die Kohlen= und Koksabfuhr aus dem Ruhrbezirk über die
Brücken bei Duisburg=Hochfeld=Süd und Düſſeldorf und auf
dem Rhein in Richtung Frankreich und Belgien vor dem Ruhr=
einbruch
und im Mai 1923 ergibt ſich, daß dieſe beiden Länder
monatlich auf der Eiſenbahn und auf den Waſſerſtraßen durch
Deutſchland an Reparationskohle und =Koks vor dem Ruhrein=
bruch
(an 25 Arbeitstagen) 58 750 Wagen erhalten hätten, wäh=
rend
ſie im Monat Mai auf der Eiſenbahn und auf dem Rhein
(Schiffsladungen ſind in Wagenladungen umgerechnet) nur
20 569 Wagen nach Frankreich und Belgien abfahren konnten.
Die Abfuhr von Kohlen und Koks nur auf der Eiſenbahn durch
Deutſchland nach Frankreich und Belgien vor dem Ruhreinbruch
betrug 46 250 Wagen, dagegen betrug die Abfuhr von Kohlen
und Koks auf der Eiſenbahn durch Frankreich und Belgien im
Monat Mai 1923 nur 18069 Wagen. Die deutſche Beladung
eines Eiſenbahnwagens iſt durchſchnittlich 17,8 Tonnen, wäh=
rend
die franzöſiſch=belgiſche Beladung eines Wagens auf 10
bis 12 Tonnen zu ſchätzen iſt. Wenn der Ruhreinbruch der
Franzoſen und Belgier nicht erfolgt wäre, wären im Monat Mai
an Reparationskohle und =Koks von Deutſchland nach Frank=
reich
und Belgien aus dem Ruhrgebiet über die Brücken bei
Düſſeldorf und Duisburg 1850 Wagen arbeitstäglich abgefahren
worden, während nach dem Ruhreinbruch durch die Beſatzung
über die beiden Brücken nur täglich durchſchnittlich 582 Wagen
abgefahren wurden.

Vom Tage.
Der Wirtſchaftsbeirat der Bayeriſchen Volkspar=
tei
gab eine Denkſchrift heraus, welche die ſelbſtändige
Verwaltung des bayeriſchen Eiſenbahnnetzes fordert,
da die in dem deutſchen Garantieangebotz enthaltene Bürgſchaft den
deutſchen Reichseiſenbahn ſchwere Gefahren für die Eigenart und Staat=
lichkeit
in ſich berge.
Am Dienstag tritt der Ausſchuß des Eiſenbahnraus im Verkehrs=
miniſterium
zuſammen, um in Gemeinſchaft mit der Zentralſtelle über
einen neuen Tarif, für den Perſonen= und Güterver=
kehr
zu bergten, der bereits am 1. Juli eingeführt werden ſoll.
Das Echo de Paris berichtet, daß der vom Mainze Kriegs=
gericht
zum Tode verurteilte Landwirtſchafts=
lehrer
Görges gegen das urteil Reviſion einge=
legt
hat.
Der Kommuniſt Höllein iſt geſtern vormittag, von Paris kom=
mend
, in Berlin eingetroffen.
Unter der Teilnahme der Delegierten von 31 Staaten fand in
Budapeſt der zweite internationale Kongreß des Stu=
denten
=Werkbundes ſtatt, der ſich hauptſächlich mit Wohl=
fahrtsfragen
beſchäftigte.
Der Tertreter der Regierung Angoras, Adnan Bey, teilte den
allierten Oberkommiſſaren mit, daß das türkiſche Geſetz gegen
den Alkohol von jetzt ab zur Anwendung gebracht wird.
Muſchir ed Dauleh iſt vom Schah mit der Bildung des
neuen Kabinetts in Teheran beauftragt worden.
Havas berichtet aus Waſhington, angeſichts der immer grö=
ßer
werdenden Zahl von Fremden, die im Geheimen nach den Ver=
einigten
Staaten abwandertern, werde Präſident Harding nahrſcheinlich
vom nächſten Kongreß verlangen, daß er beſondere Maßnahmen erlaſſe.
Dollarkurs in Frankfurt am 16. Juni,
abends ½ TUhr: 115225.

Die Woche.
In der Oxford Union Debatte wird dieſer Tage eine Dis=
kuſſion
ſtattfinden über den Friedensvertrag von Verſailles, für
welche der Liberale Pringle die Rolle des Angreifers über=
nommen
hat, während als Verteidiger einer ſeiner Schöpfer,
beſſer geſagt: einer der Mitſchuldigen, auftreten wird David
Lloyd George. Einer der glänzendſten Redner der Welt iſt Eng=
lands
ehemaliger Premierminiſter, aber auch der Dialektik eines
Lloyd George dürfte es ſchwer werden, in einer ernſthaften
wiſſenſchaftlichen Beweisführung jene Friedensſchlüſſe des
Jahres 1919 zu verteidige,:, deren verhängnisvolle Folgen täglich
deutlicher in die Erſcheinung treten und welche die grauſige Ge=
fahr
heraufbeſchworen, daß die europäiſche Ziviliſation wenn
nicht in zwölfter Stunde noch d., ührenden Staatsmänner den
Mut zur Umkehr finden auf= ene in einem Meer von Blut
und Tränen verſinkt.
Eine neue Aera des Friedens und der Menſchlichkeit ſollten
bekanntlich die Friedensſchlüſſe von Verſailles, St. Germain,
Trianon, Neuilly und Sevres einleiten. Mit tönenden Phraſen
wurde es der Welt verſichert, der Welt, die den Wilſonſchen
Heilsbotſchaften zugejubelt hatte und welche die milde aus=
gedrückt
Skepſis aller Kundigen nur allzu gern als von bös=
williger
Intereſſenpolitik diktiert beiſeiteſchob. Und was beſteht
von dieſem Friedenswerk heute noch nach vierjährigen Kriſen
an allen Ecken und Enden der Welt, nach unſäglichem wirtſchaft=
lichen
Elend nicht nur in den Ländern der Beſiegten, nach einer
ununterbrochenen Kette grauenvoller Gewalttaten? Zur Auf=
rechterhaltung
des Verſailler Diktats iſt Poincarés Soldateska
ins Ruhrgebiet eingebrochen, in Lauſanne verhandelt man ſeit
Monaten über eine Regelung der brennenden Fragen des nahen
Orients, nachdem die Macht der Tatſachen das Dokument von
Sevres ohne weiteres zerriſſen; die Verträge von St. Germain
und Trianon haben ſich als ebenſo unmöglich erwieſen, und aus
Belgrad und Bukareſt ertönen ſeit Tagen Alarmrufe, daß die
neuerliche Umwälzung in Sofia den Vertrag von Neuilly ge=
fährde
. Ein Raunen von neuer Kriegsgefahr geht durch Europas
Lande vier Jahre nach dem formalen Abſchluß des Welt=
krieges
. Die Drachenſaat reift heran. Zu neuem Leben erwacht
verhängnisvoll für eine ganze Welt die düſtere Geſtalt
Shyloks.
Die Notwendigkeit, zu der deutſchen Ergänzungsnote Stel=
lung
zu nehmen, hat die ſcharfen Gegenſätze zwiſchen London und
Paris von neuem zutage treten laſſen, trotz aller mehr oder
weniger offiziöſen Ueberkleiſterungsverſuche. Wir Deutſchen, die
wir paſſiv bei dieſen Auseinanderſetzungen am ſtärkſten be=
teiligt
ſind, neigen naturgemäß dazu, die Fragen, die uns in
erſter Linie und unmittelbar berühren, bei der Erörterung in
den Vordergrund zu ſchieben, und es iſt daher gut, zu betonen,
daß das Problem der deutſchen Kriegsentſchädigungen zwar im
Brennpunkt des Intereſſes ſteht, daß aber die Politik der euro=
päiſchen
Kabinette keineswegs ausſchließlich durch die Repara=
tionsfrage
beſtimmt wird. Die Ereigniſſe im Weſten dürfen nicht
vergeſſen laſſen, daß gerade gegenwärtig wieder die Oſtfragen
ſo urgeheure Bedeutung gewonnen haben, daß man insbeſondere
die engliſche Politik nur dann richtig beurteilen kann, wenn man
die ſich hieraus ergebenden Bindungen entſprechend in Rech=
nung
ſtellt.
Ein Rußland, deſſen grundſätzliche außenpolitiſche Umorien=
tierung
durch die Verlegung der Hauptſtadt von Petersburg nach
Moskau treffend ſymboliſiert wird, iſt nicht nur eine Zukunfts=
gefahr
für das engliſche Weltreich. Trotzdem wird man aber in
London, die Augen nicht verſchließen können, vor der täglich
wachſenden Gefahr, welche der Ausbau der franzöſiſchen Macht
für das Inſelreich bildet. Die Neigung der Regierung Baldwin,
den Franzoſen das Ruhrgebiet in die Hände zu ſpielen, iſt dem=
nach
vorerſt auch nicht ſehr groß. Daß trotzdem von beiden
Seiten ſehr ernſthaft an einer Löſung gearbeitet wird, bedarf
natürlich keiner weiteren Ausführungen. Die Taktik der Fran=
zoſen
läuft ganz offenbar darauf hinaus, Zeit zu gewinnen,
weil man hofft, durch entſprechende Bearbeitung den engliſchen
Bundesgenoſſen mürbe zu machen.
Der engliſche Fragebogen der einige recht unbequeme
Fragen enthält (z. B. wann die Räumung des Ruhrgebietes be=
ginnen
würde und welche wirtſchaftlichen Maßnahmen Frank=
reich
gegebenenfalls zu ergreifen gedenke), wird daher voraus=
ſichtlich
zunächſt nicht ſchriftlich beantwortet werden, wenn natür=
lich
auch über dieſe Formfrage lebhaft debattiert wird. Am Quai
dOrſay beſtätigt man, daß Frankreich vor Beantwortung des
Fragebogens von England gewiſſe Zuſicherungen verlangen
werde, daß England im Falle einer Einigung zwiſchen Paris
und London der deutſchen Regierung die Einſtellung des paſ=
ſiven
Widerſtandes nahelegt. Die Verzögerung, die ohnehin in=
folge
der belgiſchen Miniſterkriſis unvermeidlich iſt, kommt alſo
Herrn Poincaré keineswegs ungelegen. Sehr wenig nach Wunſch
der Franzoſen laufen dagegen die Dinge in Rom, wo Herr
Muſſolini nur überaus geringe Neigung zeigt, der franzöſiſchen
Politik Vorſpanndienſte zu leiſten, was allerdings angeſichts der
Balkanpolitik des Quai dOrſay einigermaßen verſtändlich
erſcheint.
Ob es den Franzoſen gelingen wird, den engliſchen Stand=
punkt
dem ihrigen anzunähern, darüber eine Prognoſe zu ſtellen,
erſcheint müßig. Auch wenn eine Einigung auf unſere Koſten
nicht ohne weiteres zuſtande kommen ſollte, bleibt die Lage
Deutſchlands in Anbetracht der franzöſiſchen Gewaltpolitik über=
aus
ernſt. Wenn man glaubte, daß die Brutalität der franzöſi=
ſchen
Soldateska im Ruhrgebiet nicht mehr überboten werden
könnte, ſo muß man bekennen, daß man ſich in dieſer Hinſicht
ſchwer getäuſcht hat. Wegen einer Frau geriet ein Deutſcher mit
zwei franzöſiſchen Unteroffizieren in Dortmund in Streit und
erſchoß ſie ſchließlich in der Notwehr. Das aber war die Ver=
anlaſſung
, daß ſechs friedliche Dortmunder Bürger, ohne daß ſie
im geringſten beteiligt geweſen wären, auf der Straße einfach
ermordet wurden. Der Fall iſt ſo ungeheuerlich, daß wir die
eidliche Ausſage eines Augenzeugen hiermit wiedergeben. Sie
bildet gerade in ihrer trockenen ſchlichten Sprache ein erſchüttern=
Jes Zeugnis der Leiden unſerer Ruhrbevölkerung:
Am Sonntag, den 10. d. M., kam ich von Barop nach Dort=
mund
zurück und paſſierte die Große Heimſtraße. Kurz vor der

Uine neue Auntage des Malngee Prozeſſes M Beroen=
Insgeſamt 33 Jahre Gefängnis und 1640 Milliarden Mark Geldſirafen gegen acht
Zechendirektoren verhängt.

Werden, 15. Juni. Das ſtille Ludgerosſtädtchen an der
Ruhr ſieht heute ein neues Schauſpiel. Vor den Schergen der
franzöſiſchen Soldateska haben ſich wiederum deutſche Männer
zu verantworten, die es abgelehnt haben, an ihrem Vaterlande
zum Verräter zu werden. Dem Prozeß wird allgemein natürlich
nicht das Intereſſe entgegengebracht wie dem Krupp=Prozeß,
doch war der kleine Raum des Amtsgerichts, in dem eine er=
ſtickende
Luft herrſchte, von einer Zuſchauermenge dicht gefüllt,
und viele fanden keinen Einlaß mehr. Auch war die Preſſe zahl=
reich
vertreten. Verhandelt wurde vor dem hieſigen Kriegsgericht
gegen den Bergaſſeſſor a. D. Direktor Hermann Kellermann
von der Gutehoffnungshütte=Oberhauſen, den Aſſeſſor a. D.
Direktor Wilhelm Falke, von den Rombacher Hüttenwerken
(Zeche Konkordia=Oberhauſen) und den Prokuriſten Peter
Friedmann von der Adler Akt.=Geſ. für Bergbau in Kupfer=
dree
. Der Prozeß iſt eine neue Auflage des bekannten Mainzer
Prozeſſes.
Werden, 15. Juni. Das Werdener Kriegsgericht verur=
teilte
heute drei Zechendirektoren wegen der Nichtlieferung von
Kohlen. Direktor Kellermann von der Gutehoffnungs=
hütte
in Oberhauſen wurde zu, fünf Jahren Gefängnis
und 168 Milliarden Mark Geldſtrafe verurteilt, Di=
rektor
Falke von den Rombacher Hüttenwerken zu ebenfalls
fünf Jahren Gefängnis und 42½ Milliarden
Mark, Prokuriſt Friedmann von der Adler A.=G. zu 57
Milliarden Mark Geldſtrafe.
Eſſen, 16. Juni. (Wolff.) Im Anſchluß an die geſtrigen
Verhandlungen vor dem hieſigen franzöſiſchen Kriegsgericht gegen
eine Reihe von Zechendirektoren wurden heute eben=
falls
wegen Nichtbefolgung der Verordnung 33 ( Kohlenliefe=
rungsbefehl
) verurteilt: Generaldirektor Hein von der Gewerk=
ſchaft
Langenbrahm in Eſſen=Rüttenſcheid zu 5 Jahren Ge=
fängnis
und 3,6 Millionen Franes (rund 24 Milliarden
Mark) Geldſtrafe; Bergwerksdirektor Heinrichs von der Ge=
werkſchaft
Zollverein in Katernberg zu fünf Jahren Gefängnis
und 62 Millionen Franes (rund 430 Milliarden Mark)
Geldſtrafe; Generaldirektor Dr. Winkhaus vom Köln= Neu=
eſſener
Bergwerksverein in Alteneſſen zu 5 Jahren Gefängnis
und 62 Millionen Franes (rund 430 Milliarden Mark)
Geldſtrafe; Bergwerksdirektor Niegiſch von der Gewerkſchaft
Vereinigte Helene und Amalie in Bergeborbeck zu 5 Jahren
Gefängnis und 42 Millionen Franes (rund 287 Milliar=
den
Mark) Geldſtrafe, Bergwerksdirektor Kampers von
den Mannesmannwerken zu 5 Jahren Gefängnis, 30 Millionen
Francs (rund 200 Milliarden Mark) Geldſtrafe. Sämt=
liche
Strafen wurden in Abweſenheit der Angeklagten verhängt.
Feierlicher Proteſi gegen die Schandurteile.
Gelöbnis der Zechenarbeiter und =beamten, im
Abwehrkampf durchzuhalten.
Eſſen, 16. Juni. (Wolff.) Gegen die geſtern erfolgte
Verurteilung des Direktors Kellermann von der Gute=
hoffnungshütte
erlaſſen die Vertreter des geſamten Betriebs=
rates
der Bergbauabteilung der Gutehoffnungshüte einen
Proteſt, in dem die geſamte Arbeiter= und Beam=
tenſchaft
der Gutehoffnungshütte ohne Unterſchied der Par=

teirichtung ihrem Direktor Kellermann für ſein ein=
wandfreies
, echt deutſches Verhalten gegenüber
dem franzöſiſchen Befehl auf Lieferung von Reparationskohle
ihre ehrlichſte Anerkennung ausdrückt und in dem mit
lauter Stimme gegen die Verurteilung und Einkerkerung des
Direktors Kellermann, der nichts anderes begangen habe,
als daß er Befehle ſeiner Regierung befolgte und
nicht zum Verräter an ſeinem Vaterland werden wollte, vor aller
Welt feierlichſt Einſpruch erhoben wird. Wir erklären
ſo heißt es weiter in dem Proteſt , daß keine Ausweiſungen,
Gefängnis=, Zuchthaus= oder Todesſtrafen imſtande waren und
ſein werden, uns zu Reparationsleiſtungen zu zwingen. Würde
ſich ein Direktor dazu hergeben, einen franzöſiſchen Befehl an
ſeine Untergebenen weiter zu geben, ſo könnte er der Ablehnung
ſeitens aller Beamten und Arbeiter ſicher ſein. Die Reparations=
leiſtungen
können unſerer Ueberzeugung nach erſt dann wieder
aufgenommen werden, wenn in Verhandlungen zwiſchen ſämt=
lichen
am Friedensvertrag beteiligten Nationen, an denen
Deutſchland als gleichberechtigter Staat teilzunehmen hat, das
Maß deſſen, was Deutſchland zu leiſten imſtande iſt, feſtgelegt
wird. Zum ſichtbaren Zeichen des unverbrüchlichen Wil=
lens
der Arbeiter= und Beamtenſchaft, durchzu=
halten
in dem begonnenen Abwehrkampfe, und
zum Proteſt gegen die Verurteilung des von uns hochgeſchätzten
Direktors Kellermann beſchließt der geſamte Betriebsrat, am
Samstag, den 16. Juni, auf allen Zechen der Gutehoffnungshütte
die Arbeit ruhen zu laſſen.
Goerges zum Geſtändnis gepreßt.
Berlin, 16. Juni. Das Echo du Rhin veröfentlicht einen
Bericht über die Verhandlung des Mainzer Kriegs=
gerichts
gegen den Landwirtſchaftslehrer an der Badiſchen
Anilin= und Sodafabrik Goerges, aus dem hervorgeht, daß
Goerges nicht, wie urſprünglich von franzöſiſcher Seite behauptet
wurde, auf friſcher Tat ertapppt wurde. Die Anklage ſtützt ſich
vielmehr auf einen Indizienbeweis. Nach dem franzö=
ſchen
Blatt ſoll Goerges frei von jedem Zwang während der Ver=
handlung
nochmals das Geſtändnis des Attentatsverſuchs
auf die militariſierte Bahnſtrecke. LudwigshafenSchifferſtadt
abgelegt haben. Demgegenüber ſtellen die Blätter feſt, daß das
erſte Geſtändnis infolge des durch unerhörte Mißhandlung er=
folgten
Nervenzuſammenbruchs des Angeklagten gemacht wurde,
und weiter, daß zwei deutſche Zeugen, die das Alibi für
Goerges einwandfrei nachweiſen konnten, von dem franzöſiſchen
Kriegsgericht nicht vernommen wurden. Ueberdies wurde der
Bruder des Angeklagten von dem Verhandlungstermin ſo ſpät
benachrichtigt, daß er nicht mehr rechtzeitig in Mainz eintreffen
und als Entlaſtungszeuge autfreten konnte.
Bombenanſchlag auf den D=ZugParis-Mainz.
Verhaftungen. Verkehrsverbot für Buden=
heim
-Heidesheim.
Mainz, 16. Juni. (Wolff.) Wie das Echo du Rhin be=
richtet
, explodierte vorgeſtern abend zwiſchen Buden=
heim
und Uhlerborn (Strecke BingenMainz) eine unter
die Schiene gelegte Bombe, in dem Augenblick, als der
D=Zug ParisMainz die Stelle paſſierte. Von
Der Exploſion wurde der letzte Wagen des D=Zuges betroffen.
Die Fenſter des Wagens wurden zertrümmert, die Türen be=
ſchädigt
und durch die Splitter zehn Reiſende verletzt; einige
mußten ins Krankenhaus verbracht werden. Vier Perſonen wur=
den
unter dem Verdacht der Täterſchaft verhaftet. Die Be=
ſatzungsorgane
haben infolgedeſſen jeden Verkehr
auf dem Abſchnitt an der Bahnlinie Budenheim Hei=
desheim
verboten. Die dort aufgeſtellten Wachen haben
Befehl erhalten, bei Nichtbefolgung einmaligen Anrufs von der
Waffe Gebrauch zu machen.

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Darmſt ſidter Dagblatt, Sonntag, den 17. Juni 1928,

Seite 2.
Müllerbrücke erſchien eine Schützenlinie von etwavier
bis acht Mann, geführt von einem Offizier, genqu kann ich
allerdings nicht ſagen, daß es ſich um einen Offizier handelte, im
Laufſchritt in den an der Großen Heimſtraße belegenen Gärten.
Auf der Straße ſelbſt bewegte ſich eine größere Kolonne von
40 bis 60 franzöſiſchen Soldaten, die ſich im Laufſchritt befand.
Von dem Führer der Truppe, welcher ſich an der Spitze der vor=
genannten
Schützenlinie befand, wurde ich mit meiner Familie
auf Franzöſiſch angerufen. Ich blieb dann auch ſofort ſtehen.
Als die Schützenlinie ſowie die geſchloſſene Kolonne an uns
herangekommen war, wurde meine Frau mit meinen beiden
Kindern fortgeſchickt, wogegen ich in die Kolonne reingeſteckt und
mit abgeführt wurde. Im ſelben Moment kam dann eine mir
unbekannte männliche Perſon ahnungslos des Weges. Sie
wurde von dem Führer der Truppe, welcher in der linken Hand
eine Reitpeitſche und in der rechten Hand eine Piſtole trug, mit
der Reitpeitſche ſchwer mißhandelt und ebenfalls zu mir geſteckt.
Im ſelben Moment wurden dann noch zwei des Weges kom=
mende
männliche Zivilperſonen feſtgenommen und mit abgeführt.
Ein junges Mädchen von zirka 20 bis 23 Jahren wurde eben=
falls
mit uns abgeführt und von den hinter uns gehenden Fran=
zoſen
mit Fußtritten traktiert. In der Sonnenſtraße kam uns
eine männliche Perſon auf der rechten Seite des Bürgerſteiges
von der entgegengeſetzten Seite entgegen. Sie wurde ohne jeg=
liche
Veranlaſſung von dem Führer der Truppe mit zwei
Piſtolenſchüſſen niedergeſtreckt. Dieſe Perſon war
ſofort tot. Wir mußten, nachdem die Kolonne Halt gemacht
hatte, dieſelbe mit vier Manan im Laufſchritt vom Bürgerſteig
holen und in der Kolonne mitführen. Dieſe von mir mitge=
tragene
Leiche wurde von den hinter uns gehenden Soldaten ge=
treten
. Einige Meter weitergegangen, kam wiederum eine männ=
liche
Zivilperſon uns entgegen. Sie wurde ebenfalls ohne jeg=
liche
Veranlaſſung von dem franzöſiſchen Offizier bezw. Truppen=
führer
durch zwei Piſtolenſchüſſe niedergeſtreckt.
Die niedergeſchoſſene Perſon blieb dann liegen, wogegen der
Offizier mit ſeiner Truppe und uns in die Baroper Straße ein=
bog
. Eine ebenfalls ahnungslos uns entgegenkommende männ=
liche
Perſon, die ſich auf der rechten Seite des Bürgerſteiges be=
fand
, wurde von dem vorgenannten Führer mit zwei Pi=
ſtolenſchüſſen
niedergeſtreckt. Dieſe Perſon war eben=
falls
direkt tot. Sie mußte von vier inzwiſchen zu uns geſchickten
Mandolinenſpielern es waren junge Leute aufgerafft und
mitgetragen werden. Wir mußten dann, unter Mitführung der
zwei Leichen, bis zur Mündung der Baroper und Wilhelm=
ſtraße
es iſt direkt gegenüber dem Städtiſchen Krankenhauſe
marſchieren, woſelbſt wir die zwei Leichen an dem Ort nieder=
legen
mußten, und zwar mit dem Kopf zur öſtlichen, mit den
Füßen zur weſtlichen Seite, wo in der Nacht vom 9. zum
10. d. M. die zwei franzöſiſchen Adjutanten erſchoſſen worden
waren. Wir die Feſtgenommenen ſtanden mitten zwiſchen
den franzöſiſchen Soldaten und dem Truppenführer. Nachdem
wir die Leichen hingelegt hatten, blieben meine Leidensgenoſſen
auf der Seite, wo die Soldaten ſtanden. Als ich ſah, daß dieſe
ſofort mit Kolbenſchlägen von den franzöſiſchen Soldaten
mißhandelt wurden, ging ich zur Seite, wo der Führer der
Truppe ſtand. Hinter dem Rücken des Führers entfloh ich dann.
Ich hörte noch zwei Schüſſe fallen, die meines Erachtens
mir gelten ſollten. Erwähnen möchte ich, daß der Führer der
Truppe, welcher dauernd in ſeiner rechten Hand die Piſtole ſchuß=
fertig
hatte, bevor wir an den Ort kamen, woſelbſt wir die Lei=
chen
niedergelegt hatten, mit den hinter uns kommenden fran=
zöſiſchen
Soldaten leiſe ſprach, woraus ich entnahm, daß dieſe
uns hinterrücks erſchießen bezw. erſchlagen ſoll=
ten
. Ich habe dann Dortmund heimlich verlaſſen, weil ich
annehmen mußte, daß ich als übriggebliebener Zeuge von den
Franzoſen ebenfalls ermordet werden würde. Der Zeuge hat
ſeine Ausſage gemäß § 65 Abſ. 3 vorſchriftsmäßig beſchworen.
Das gleiche Kriegsgericht, das ſchon den Juſtizmord im Falle.
Krupp von Bohlen=Halbach auf dem Gewiſſen hat, hat in Wer=
den
den Direktor Kellermann von der Gute Hoffnungshütte zu
170 Milliarden Mark Geldſtrafe und 10 Jahren
Gefängnisverurteilt. Will angeſichts dieſer Ungeheuer=
lichkeiten
irgendein Menſch in der ganzen Welt glauben, daß
irgendein Regierungsbefehl die bis aufs Blut gepeinigte Be=
völkerung
zur Aufgabe ihres Widerſtandes gegen den fremden
Unterdrücker veranlaſſen könnte?
Die Kölniſche Zeitung veröffentlichte dieſer Tage einen
Frägebogen, den man im Sommer 1920 einem Agenten des
franzöſiſchen Nachrichtendienſtes übergeben hatte und der ſchon
damals in die Hände der deutſchen Regierung fiel. Bis ins ein=
zelne
gehend werden in dieſem Fragebogen Bahnhofspläne,
Adreſſen der Behörden, Stimmungsberichte der Einwohner einer
etwaigen Beſetzung des Ruhrgebietes durch die Entente gegen=
über
uſw. verlangt, und ſchon damals verſuchte man die Namen
von Perſönlichkeiten in Erfahrung zu bringen, die ſich gegebenen=
falls
als Vaterlandsverräter mißbrauchen laſſen würden. Wenn
irgend jemand noch eine Beſtätigung der franzöſiſchen Abſichten
brauchte, der unwiderlegliche Beweis, daß man das Ruhrunter=
nehmen
ſchon ſeit Jahren vorbereitet hat, dürfte ſie einwandfrei
liefern. Dem Sklavenjoch fremder Unterdrücker wird ſich das
deutſche Volk niemals beugen, und auch ein neues Ultimatum der
Entente würde auf den gleichen unbeugſamen Widerſtand des
ganzen Volkes ſtoßen, wie der Ruhreinbruch der Franzoſen. M.

Nummer 165.
Vertrauensootum für Poincaré.
Die Kammer ſprach mit 325 gegen 200 Stimmen der Regierung das Pertrauen aus.

TU. Paris, 16. Juni. Nach einer außerordentlich be=
wegten
Sitzung, die geſtern um 3 Uhr nachmittags begann und
erſt heute früh gegen 44 Uhr zu Ende ging, hat die Kammer
mit 375 gegen 200 Stimmen der Regierung das Vertrauen aus=
geſprochen
.
Poincarés Stellung unerſchüttert.
* Paris, 16. Juni. (Priv.=Tel.) Die geſtrige Kammer=
ſitzung
, die Poincars ein Vertrauensvotum in der inneren Po=
litik
brachte, findet bei den regierungstreuen Blättern eine be=
geiſterte
Auſnahme. Die Mehrheit betrug indeſſen nicht mehr
als 375 gegen 200 Stiyimen, ein Beweis, der überdies dadurch
an moraliſcher Kraft verliert, daß die Abſagegruppe der Radi=
kalſozialiſten
, die Gruppe Herriot, mit überwiegender Mehrheit
(58 von 82 Stimmen) gegen die Regierung ſtimmte. Da Poin=
caré
in ſeiner Rede erklärte, mit den republikaniſchen Mittel=
parteien
unter Ausſchluß der extremen Kreiſen arbeiten zu wol=
len
, iſt eine ſo bedeutende Abſage aus den Kreiſen des linken
Blocks ebenfalls nicht gleichgültig. Das Gewicht dieſer Abſage
iſt vielmehr ſo groß, daß ſich ſofort nach Schluß der Kammer=
ſitzung
die Frage ergeben konnte, ob nicht die im Kabinett Poin=
caré
ſitzenden Mitglieder der radikalſozialiſtiſchen Gruppe zur
Demiſſion gezwungen ſein werden. Dadurch würde die hier
herrſchende Koalition ein Ende finden und Poincaré gezwungen
ſeien, ein reines Kabinett des nationalen Blocks
zu bilden. Von verſchiedenen Seiten war dies bereits als
Tatſache gemeldet. Doch wird dies in den Kreiſen der genannten
Parteien als unwahrſcheinlich bezeichnet. Das Kabi=
nett
Poincaré wird vielmehr unerſchüttert bleiben.
Die geſtrige Sitzung wird nur noch ein Nachſpiel im Se=
nat
finden, wo der Miniſterpräſident mit ſeiner überlegen küh=
len
Haltung gegenüber den Linksparteien nicht ſo leichtes Spiel
haben wird. Im Senat haben dieſe Parteien nämlich die Mehr=
heit
. Man erwartet, daß Poincaré bei einer demnächſt ſtattfin=
denden
Iuterpellationsdebatte im Senat ſeine Ausführungen,
die in der geſtrigen Sitzung die Linksparteien ſo ſehr verſtimmt
haben, daß ſie gegen ihn Stellung nahmen, korrigieren wird.
Eine offiziöſe Havas=Mitteilung.
Paris, 16. Juni. (Wolff.) Die Havasagentur urteilte in
einer offenbar beeinflußten Mitteilung an die Preſſe noch vor
Beendigung der heutigen Nachtſitzung der Kammer über den
Ausgang der Debatte über die innere Politik der Regierung
wie folgt:
Die Klarheit der Erklärungen Poincarés geſtattet ſogar, vor
Beendigung der Debatte zu erklären, daß die Vertrauenstages=
ordnung
mit einer beträchtlichen Mehrheit, aus der ſich jeden=
falls
die meiſten Radikalſozialiſten ausſchließen werden, ange=
nommen
wird, da der Miniſterpräſident formell erklärte, daß
ſeine Mehrheit weder die Sozialiſten noch diejenigen, die ſich
bemühten, mit ihnen zu paktieren, in ſich ſchließen könne. Die
Rede Poincarés enthalte aber auch zwei wichtige Stellen über
die äußere Politik. Die erſte betreffe den Entſchluß des Vatikans
über die Schaffung religiöſer Genoſſenſchaften gemäß dem fran=
zöſiſchen
Geſetz, die zweite Stelle ſei diejenige, die ſich auf die
Notwendigkeit beziehe, den Druck Frankreichs auf
Deutſchland zu verſtärken.
Franzöſiſche Preſſeſtimmen zu Poincares Politik
Paris, 16. Juni. (Wolff.) Die heute erfolgte Abſtim=
mung
in der Kammer hat dem von Poincaré entwickelten
Programm eine große Mehrheit gegeben. Da die Sitzung
erſt gegen 3 Uhr morgens zu Ende war, äußern ſich noch nicht alle
Blätter dazu. Das Echo de Paris ſchreibt: Die Rede
Poincarés war einentſcheidender Akt. Er hat die
innere Politik von Zweideutigkeiten befreit. Wenn Poincarg
aus ſeiner Mehrheit alle nicht aufrichtigen Republikaner des
nationalen Blocks ausſchließt, verſchließt er aber nicht nur den
extremen Gruppen nach links und rechts die Tür, ſondern auch den
Radikalen, die ſich ſchmeicheln, mit den Revolutionären zu pak=
tieren
. Das iſt ein Hieb, der der Linie Herriot=Painlevé=Caillaux
verſetzt wird.
Das Petit Journal ſchreibt, Poincaré habe klar aus
der Mehrheit die Sozialiſten und die, die mit ihnen paktieren,
ausgeſchloſſen. Ein Drittel der Kammer habe auf
ſeine Erklärung ſtillgeſchwiegen.
Das Oeuvre ſchreibt: Poinearés Rede war klar. An=
ſtatt
teilweiſe dem einen oder anderen Teil der Kammer recht
zu geben, hat er erklärt, in welchem Sinne er einen Kontrakt ab=
ſchließen
wolle, der bis zu den Wahlen dauert. Er hat nicht nur
die extremen Parteien von rechts und links, ſondern auch die
ausgeſchloſſen, die mit den extremen Parteien gehen. Das habe
ſich auch auf die Partei Arago, die Freunde Daudets, beziehen

können. Aber wie ſei es möglich, daß jedermann begriffen habe,
daß Poincarg einen Appell an dieſe Partei gegen die Linke ge=
richtet
habe? Das Oeuvre iſt nicht ſicher, ob Poincaré nicht ſelbſt
über das Ergebnis ſeiner Rede erſtaunt geweſen iſt. Auch
die Ere Nouvelle ſchreibt, daß Poincaré mit der Formel, daß
er die Sozialiſten und die, die ſich ſchmeicheln, mit ihnen zu pak=
tieren
, aus ſeiner Mehrheit ausſchließen wolle, trotz der dunklen
Haltung die Radikalen gemeint habe, die für einen Pakt der
Linken ſeien. Der Miniſterpräſident möge ſich nicht täuſchen;
er werde die Radikale Partei nicht ſprengen, denn ſie ſei in
ihrem Kampfe gegen den nationalen Block einig und folge ein=
mütig
ihrem Führer Herriot.
Paris, 16. Juni. (Wolff.) Zu der geſtrigen Kammer=
debatte
ſchreibt das Journge Inbuſtrielle, der per=
ſönliche
Erfolg Poincargs werde morgen nicht mehr
als die voraufgegangenen Erfolge verhindern, daß die Rivali=
täten
die Vorurteile und der Haß im Parlament und um das
Parlament herum ſich weiter entwickelten. Dem Miniſterium
habe man einen neuen Kredit bewilligt; dieſen Kredit wollten
die Parteien ſich gegenſeitig nicht gewähren. Nichts habe
ſich alſo geändert. Die beiden Gruppen ſeien nur ein
wenig ſchärfer in die Erſcheinung getreten, nämlich die Gruppe,
bei der der Miniſterpräſident ſtehe, und die Gruppen, von denen
ſich diejenigen nicht loslöſen könnten, die wiedergewählt wer=
den
wollten.
Der Eclair erklärt, die Mehrheit, auf die ſich Poincaré
ſtütze, umfaſſe weder einen Gegner des Regimes, noch irgend ein
antinationales und demokratiſches Element. Das ſei eine ver=
ringerte
, aber eine ſolide Mehrheit, die, wie wir erwarten and
wie wir hoffen, uns aus dem politiſchen Wirrwarr heraus=
führen
wird.
Der Figaro ſchreibt, unter den Radikalen hätten,
geſtern viele ein unſchlüſſiges Geſicht gemacht,
weil ſie zweifellos paktieren wollten. Sie würden mit Blum und
Cachin gehen, aber Poincaré bleibe bei dem Block derer, die ſich
bei militäriſchen Fragen nicht der Abſtimmung enthielten und
die ohne Vorbehalte die Ruhrkredite bewilligten.
Franzöſiſch=engliſche Beſprechungen.
Paris, 16. Juni. (Wolff.) Der Londoner Berichterſtatter
des Petit Pariſien meldet, die Unterredung, die der
franzöſiſche Botſchafter geſtern mit Lord Curzom hatte, habe
wahrſcheinlich zum Ziele gehabt, zu erfahren, welches die Hal=
tung
der engliſchen Regierung gegenüber der
deutſchen Regierung in der Frage des paſſiven Wider=
ſtandes
ſei, wenn die eingeleiteten Verhandlungen zu einem Er=
gebnis
führten.
Das britiſche Memorandum.
London, 16. Juni. (Wolff.) Der diplomatiſche Korre=
ſpondent
der Daily News ſchreibt, das britiſche Memoran=
dum
entſpreche keiner der ins einzelne gehenden Verſionen, die
bisher in der Preſſe darüber erſchienen ſeien. Es beſtehe in erſter
Linie aus Anfragen darüber, was Frankreich ſich unter der Auf=
gabe
des paſſiven Widerſtandes vorſtelle und unter welchen Be=
dingnngen
es die Räumung des Ruhrgebietes beabſichtige. Das
Memorandum gebe der Vermutng keine Nahrung, daß die bri=
tiſche
Regierung bereit ſei, den Deutſchen anzuraten, den paſſiven
Widerſtand aufzugeben. Ein ſolcher Schritt könnte, höchſtens er=
wogen
werden, falls England in die Lage verſetzt werden würde,
Deutſchland angemeſſene feſte Zuſicherungen zu geben mit Bezug
auf die Behandlung, die ihm zuteil werden würde, wenn es ſeine
letzte Waffe aufgebe, ſowie mit Bezug auf die Art der Repara=
tionsforderungen
, die dann an Deutſchland geſtellt werden wür=
den
. Ein anderer Punkt, über den eine Vereinbarung erzielt
werden müſſe, ſei die Frage, welches Moratorium Deutſchland
gewährt werden müſſe und ob es ein wirklicher Aufſchub ſein
ſolle, der ihm geſtatte, ſich finanziell zu erholen, was einer der
hauptſächlichſten ſtrittigen Punkte zwiſchen Frankreich und Groß=
britannien
im letzten Januar in Paris geweſen ſei. Alle dieſe
Fragen müßten klar entſchieden werden, bevor irgendeine Füh=
lungnahme
mit den Deutſchen möglich ſei, und die britiſche Re=
gierung
habe im Bewußtſein der Notwendigkeit eines vollſtän=
digen
und umfaſſenden Verſtändniſſes für die franzöſiſche Lage
Poincaré Anfragen unterbreitet, die weitreichend genug ſeien,
um zum Ausdruck zu bringen, daß, wenn ſie eine angemeſſene
Antwort erhielte, ein neuer und voll umgearbeiteter Repara=
tionsplan
aufgeſtellt werden müſſe. Dem Korreſpondenten zu=
folge
werde das vielleicht einige Zeit zur Vorbereitung in Frank=
reich
und zur Prüfung in England brauchen.

Führer zur Kunſt und Kultur Aſiens.
Von Dr. Zeh, Heppenheim a. d. B.
VII.
Daß Diez auch auf die einzelnen Darſtellungskreiſe der oſtaſia=
tiſchen
Kunſt eingegangen iſt) auf den konfuzianiſchen, buddhiſti=
ſchen
und taoiſtiſchen Kreis, verdient beſonders hervorgehoben
zu werden. Eine etwas weitergehende Einführung in die Ent=
ſtehung
und ſpirituellen Schemata des buddhiſtiſchen Pantheons,
wie ſie in ſo klarer Weiſe erſt jüngſt With in ſeinem prachtvollen
Aufſatz Japaniſch=buddhiſtiſche Plaſtik in dem neuen Jahrbuch
Schöpſung (Furcheverlag) gegeben hat, wäre ſehr von Nutzen
geweſen. Den rein religiöſen Darſtellungen der oſtaſiatiſchen
Kunſt wird der Europäer ohne eine Kenntnis der Heiligen=
geſchichte
ganz hilflos gegenüberſtehen. Zum Zentrum eines
Kunſtwerkes wird gewiß nur der vordringen, der in den Be=
ſonderheiten
der Kunſtform, ſozuſagen in der Struktur des
Kunſtleibes das Medium der Realiſierung des künſtleriſchen
Schöpfungsaktes erkennt; aber im Kunſtleib, muß auch eine
Kunſtſeele durch die Form hindurch lebendig nach außen hin
wirken. Ein Kunſtwerk iſt eben ſtets ein Komplex von Aus=
drucksproblemen
ſo gut wie von Formproblemen‟. Dringend
nötig iſt zur Zeit die Hevausgabe einer mit Illuſtrationen ver=
ſehenen
, lexikographiſch angeordneten Ikonographie der oſtaſia=
tiſchen
Kunſt.
Während wir uns von der in den Quellen geprieſenen
chineſiſchen Hiſtorienmalerei nur eine ſchwache Vorſtellung
machen können, nach den Reliefdarſtellungen der Hanzeit, hat
dieſer Zweig der Malerei in Japan in der ſog. Toſaſchule
eine klaſſiſche Blütezeit während der Fujiwara= und Ka=
razeit
(900 bis 1400) erlebt. Diez gibt eine unüber=
fliche
Charakteriſtik dieſer auf pſychiſch=differenzierte und
roßartig maleriſche Effekte ausgehenden Kunſt mit den Worten:
Naturformen vereinigten ſich mit abſtrakten Ornamenten, Lokal=
farben
mit Goldgründen zu glaubhaften harmoniſchen Geſamt=
wirkungen
. Götter konnten den Menſchen in nächſter Nähe er=
ſcheinen
, ohne ihr Milieu zu verlaſſen; denn Himmel und Erde
wurden ineinander verſchränkt.
Uneingeſchränktes Lob, und Nachfolge verdient noch der den
einzelnen Bildtafeln beigegebene zuverläſſige Kommentar, der
erſt zur bleibenden Vertiefung des Textes weſentlich beizutragen
vermag. Das zeugt von dem hohen Verantwortlichkeitsgefühl
des Autors gegenüber den Leſern ſeines Buches.

Diez hat in ſeinem Buche das Kunſtgewerbe nur an den
notwendigſten Stellen berückſichtigt. Hier hat nun Cohn=Wiener
in ſeinem muſtergültigen Buche Kunſtgewerbe des Oſtens
einen Erſatz geſchaffen. Was dieſes Buch über alle bisherigen
zuſammenfaſſenden Kompendien der kunſtgewerblichen Literatur
hinaushebt und ihm ſeinen außergewöhnlichen Wert verleiht,
iſt eine die chronologiſche Anordnung des Stoffes durchgehend
begleitende formpſtchologiſche Deutung des kunſtgewerblichen
Schaffens des geſamten aſiatiſchen Kontinents einſchließlich
Aegyptens, das ja einſt eine hervorragende Vermittlerrolle zwi=
ſchen
Morgenland und Abendland geſpielt hat. Von der Rieſen=
maſſe
des zu bewältigenden Stoffes konnte bei dem ſo weit ge=
ſpannten
Thema nur das Allernotwendigſte berückſichtigt wer=
den
; aber der Verfaſſer hatte in der Auswahl der Beiſpiele eine
durchaus glückliche Hand, da nur die koſtbarſten Leitfoſſilien aſia=
tiſchen
Kunſtgewerbes in vorzüglicher Wiedergabe dem Buche eine
von jedem Kliſcheebetriebe gereinigte ſichere Grundlage geben.
Nur im erſten dem ägyptiſchen Kunſtgewerbe gewidmeten Kapitel
vermißt man eine mit dem Tatbeſtand ſich reſtlos deckende
formpſychologiſche Interpreuation. Wenn es da z. B. heißt, daß
die Klarheit des Lebensgefühls und der künſtleriſchen Geſtaltung
Aegyptens auch der gewerblichen Kunſt ihren Charakter gibt,
daß ſie immer ſachlich iſt, ſo widerſprechen dem ſchon die Erzeug=
niſſe
der frühen Töpferei, die gerade oft im Widerſpruch zu dem
verwendeten Material ſtehen, indem ſie ſich mit den koſtbaren
Steingefäßen, ſelbſt mit Flechtarbeiten identifizieren. Gerade
im ägyptiſchen Kunſtgewerbe iſt nur zu oft der Zweckgedanke,
den wir in einer Periode anarchiſtiſcher induſtrieller Materialver=
ſchleuderung
an ſinn= und nutzloſe Dinge zum Generalgeſetz
kunſtgewerblichen Schaffens erhoben haben, durch ein über=
ſprudelndes
äſthetiſches Verlangen durchbrochen worden. In den
Salblöffelchen z. B. gibt es Geſtaltungen, die von unſerer Zweck=
theorie
aus geſehen Undinge ſind, aber doch, um mit H. Schäfer
zu reden, zu den entzückendſten Erzeugniſſen des ägyptiſchen
Kunſtgewerbes gehören. Auch in demn Kapitel Das alte Vorder=
aſien
, deſſen ſo verwickeltes kunſtgewerbliches Schaffen an dieſer
Stelle übrigens zum erſtenmal in einer zuſammenfaſſenden Dar=
ſtellung
behandelt wird, iſt die formpſychologiſche Deutung noch
nicht klar genug. Gerade dieſe beiden erſten Kapitel zeigen, welch
eine ſchwere Aufgabe ſich der Verfaſſer geſtellt hat. Das Ziel
einer ſolchen durchgeiſtigten, den reinen Hiſtorismus überragen=
den
funſtgeſchichtlichen Betrachtungsweiſe dürfte doch letzten
Endes das ſein, die Analyſe der objeltiven Formbeſtände als
ſynonym mit dem eigenen ſubjektiven Kunſtgenuß zu erweiſen.

Einer ſolchen Darſtellung ſind nur ſchöpferiſch veranlagte Men=
ſchen
fähig. Es bedarf geradezu eines in die Vergangenheit zu=
rückſchauenden
Hellſehens, wenn ſubjektive Ausdeutungen kunſt=
gewerblicher
Erzeugniſſe auch dem in den Objekten gebundenen
Gefühlsleben der Erzeuger, ihrer Auseinanderſetzung von Ich
und Welt, entſprechen ſollen. Man beziehe dieſe kritiſchen Be=
merkungen
nur einmal auf folgende großzügige Feſtſtellungen
Cohn=Wieners: Die altbabyloniſche Kunſt ſtiliſiert nicht wie der
Aegypter von der abſtrakten Linie her, ſondern von der Sinn=
lichkeit
der plaſtiſchen Form. . . . Der Schmuck iſt nicht zweck=
dienliche
Dekoration, ſondern geſehene Umwelt. Völlig ein=
verſtanden
kann man ſein mit der univerſalgeſchichtlichen Wer=
tung
der Völkerwanderungskunſt. Barbaren waren es, die in
der Völkerwanderung die kultivierte helleniſtiſche Eleganz hin=
wegſchwemmten
. Aber im Sinne der Weltgeſchichte iſt die
Völkerwanderung ſo ſchöpferiſch geweſen, wie vorher der Helle=
nismus
. Wie ſeit dem 4. vorchriſtlichen Jahrhundert helleniſche
Kultur durch die Pforte, die Alexander d. Gr. geöffnet hat, ihren
Einzug in den Oſten hält, ſo hat 700 Jahre ſpäter die Völker=
wanderung
den Boden Europas ſo gelockert, um in ihn den
Samen des Oſtens zu ſtreuen. Die Völkerwanderungskunſt
bleibt in der Iſolierung von ihrer zentralaſiatiſchen Heimat
gänzlich unverſtändlich. Selbſt die gotiſche Ornamentik hat ja
ihre verblüffenden Parallelen in Zentralaſien. Nicht reſtlos
teilen wir mit dem Verfaſſer die etwas geringſchätzige Wertung
der perſiſchen Saſanidenkunſt (226636 bezw. 642). Bildete doch
das hochentwickelte Kunſtgewerbe der Saſaniden eine wichtige
Brücke zwiſchen Antike und Mittelalter, zwiſchen Europa und
Aſien! Man braucht ja nur an die berühmten Goldfunde von
Nagy=Szent=Miklos (Ungarn) und Petreoſa (Rumänien), die
ja auch Elemente des Völkerwanderungsſtiles aufweiſen, zu er=
innern
. Der Ruf der ſaſanidiſchen Arbeiten war international.
Die ganze damals kultivierte Erde ſtand unter der Bormäßig=
keit
der neuperſiſchen Muſter auf Seidenwebereien und
Treibarbeiten aus Edelmetall. Cohn=Wiener weiſt ſelbſt darauf
hin, daß im Jahre 642, als das Saſanidenreich dem Iſlam erlag,
die Eroberer in der Neſidenz Kteſiphon ungeheuere Schätze an
Gold= und Edelmetall fanden und jenen koſtbaren Teppich, der
den Hauptſaal des Palaſtes, einen Raum von 1175 Quadrat=
metern
, bedeckte, in zahlreiche Beuteſtücke zerſchnitten. Das ſpricht
doch für ein blühendes Kunſtgewerbe, mag ſich auch unter den
ja maſſenhaft ausgeführten Beſtänden manches ſtilſchwache Stück
finden,

[ ][  ][ ]

Darmſädter Tagblatt, Sonntag, den 17. Jun 1923.

Seite 3.

Der Saarfranken.
Die Regierungskommiſſion des Saargebiets hatte am 18. Mai
beſchloſſen, daß mit Wirkung vom 1. Juni der franzöſiſche Frank
als geſetzliche Währung im Saargebiet eingeführt wird. Dieſer
Vorgang iſt von großer politiſcher und wirtſchaftlicher Trag=
weite
. Handelt es ſich doch um keine plötzlich beſchloſſene Maß=
nahme
, ſondern um eine Angelegenheit, die in den letzten Mo=
naten
ſehr häufig erwogen worden war und von deren Durch=
führung
man bis dahin nur deshalb Abſtand genommen hatte,
weil ſie eine weitere Kursminderung des franzöſiſchen Franken
nach ſich zu ziehen drohte. Dieſe Bedenken ſind jetzt aber ganz
unerwarteter Weiſe zwar nicht beſeitigt, jedoch angeſichts der
großen Vorteile, welche die Frankenwährung im Saargebiet den
Franzoſen bringen ſoll, zurückgeſtellt worden.
Bisher beſtand im Saargebiet die Marbwährung genau in
derſelben Form wie im übrigen Deutſchland. Ihre Nachteile
ſind offenbar, denn die Mark iſt kein brauchbarer Wertmeſſer
mehr. Wirkliches Geld muß ſelbſt einen gewiſſen inneren Wert
beſitzen und außerdem auch wertbeſtändig ſein. Die Papiermark
unterliegt, da ſie beide Bedingungen nicht erfüllt, fortdauernden
Schwankungen; ſie beeinträchtigt dadurch die ganze wirtſchaft=
liche
Tätigkeit Deutſchlands, denn die Preiſe der Waren paſſen
ſich dem ſchwankenden Wert der Mark verſchieden ſchnell an.
Dieſe Unausgeglichenheit führt hier zu großen Verluſten, dort
zu großen Gewinnen; ſie macht eine ordentliche ſyſtematiſche
Kalkulation zur Unmöglichkeit; ſie läßt häufig eine Scheinkon=
junktur
entſtehen, während andererſeits bei ſtabilem Wert
Stockungen im Abſatz eintreten, wie die Ereigniſſe im März und
April d. J. gezeigt haben. Man empfindet jetzt in Deutſchland
alle dieſe Nachteile beſonders ſchwer und ſucht nach Hilfsmitteln
aller Art. Man hatte die Einführung der Goldwährung vor=
geſchlagen
; es ſollte alſo die ganze Preisgeſtaltung ſich auto=
matiſch
nach dem Goldwert der Mark richten, die Zahlung aller=
dings
ſtets in Papiermark erfolgen. Dieſe Vorſchläge ſind jedoch
abgelehnt, weil durch ſie eine eventuell mögliche Wertſteigerung
der Mark von vornherein verhindert wird. Man behilft ſich in=
folgedeſſen
im deutſchen Wirtſchaftsleben jetzt mit ausländiſchen
Währungen, ſoweit das geſetzlich geſtattet iſt. Der deutſche Staat
hat nämlich in dieſer Hinſicht verſchiedene ſtrenge Verbote er=
laſſen
, um die Ablehnung ſeines Geldes im Inlande zu verhin=
dern
; insbeſondere iſt im Kleinhandel die Anwendung auslän=
diſcher
Währungen verboten. Bei langfriſtigen Verträgen und
Krediten bedient man ſich der Warenpreiſe als Hilfsmittel. Man
bemißt die Höhe der Zahlungen nach dem Preis einer beſtimm=
ten
Menge Roggen, Kohle, Kali oder dergleichen. Aber alle dieſe
Hilfsmittel ſind unvollkommen und vermögen nicht einen voll=
wertigen
Erſatz für wirkliches Geld zu bieten; ihre Mannig=
faltigkeit
wirkt außerdem auf eine Unausgeglichenheit in der
Preisbildung hin. Bei einer ſtarken Entwertung der Mark, wie
ſie jetzt wieder erfolgt iſt, ſteigen zuerſt die Großhandelspreiſe
und hier zumal wieder die für Importwaren , dann die Klein=
handelspreiſe
und zuletzt die Löhne. Kein Wunder, daß die
Kaufkraft der Bevölkerung dauernd ſinkt.
Werden dieſe Nachteile der Markwährung bereits im unbe=
ſetzten
Deutſchland als höchſt läſtig empfunden, ſo iſt ihre un=
günſtige
Wirkung in den Grenzgebieten, in denen ſowieſo aus=
ländiſches
Geld in größeren Mengen zirkuliert, beſonders groß.
Da nur dieſe Nachteile gerade jetzt, wo die Mark innerhalb ſechs
Wochen auf ein Viertel ihres Wertes geſunken iſt, wieder be=
ſonders
deutlich in Erſcheinung treten, ſchien dieſer Zeitpunkt
den Franzoſen zur Einführung des Saarfranken beſonders ge=
eignet
, denn er läßt eine verhältnismäßig gute Aufnahme des
neuen Geldes durch die Bevölkerung erwarten. Die große Maſſe,
insbeſondere die Arbeiter, geben ſich einer zwar leicht erklärlichen
Täuſchung hin: bei den jetzigen Valutaverhältniſſen erſcheint der
Frank im Vergleich zur Mark natürlich viel wertvoller, denn
ſeine Kaufkraft iſt bedeutend größer. Die Bevölkerung glaubt
nun, daß ihre Kaufkraft bei allgemeiner Einführung des Fran=
ken
eine Erhöhung erfahren würde. Das iſt jedoch offenſichtlich
ein Irrtum, denn wenn die ſo verlockend erſcheinende Franken= Eine Note an die Regierungen ſämtlicher in der
löhnung erſt allgemein im Saargebiet eingeführt iſt, wenn alles
eine Zeitlang in Franken gerechnet hat, dann ſchwinden auch
ſämtliche Vorteile, die der Frank gegenüber der Mark bisher im
Saargebiet gehabt hat, ſo lange die Mark noch geſetzliches Zah= ſion hat das Erſuchen Ungarns um proviſoriſche Aufhebung
lungsmittel war. Es bleibt höckſtens der Vorteil beſtehen, daß des im Artikel 180 des Trianoner Friedensvertrages auf ge=
der
Frank im Vergleich zur Mark ein wirklicher Wertmeſſer iſt, wiſſe Einkünfte des ungariſchen Staates feſtgeſetzten alleinigen
Von Ruhr und Rhein.
Dortmund, 16. Juni. (Wolff.) Der Reichskommiſſar nationalen Anleihe nicht ermöglichen würde. Die ungariſche
Mehlig mußte ſein Gebäude in Dortmund bis heute nach= Regierunghat in Anbetracht dieſes Umſtandes an die Re=
mittag
6 Uhr räumen. Das Mobiliar mußte zurückgelaſſen wer=
richtsgebäude
, mußte bis um 6 Uhr geräumt ſein. Im Gerichts= obigen Umſtand und die ſchwierige finanzielle Lage Ungarns
gebäude befinden ſich ungefähr hundert Bureauräume. Durch die alliierten Mächte erſucht, dahin zu wirken, daß die Repa=
dieſe
plötzliche Räumung ſind natürlich die Geſchäfte der Stadt=
verwaltung
, die nicht in der Lage iſt, die Bureaus ſo ſchnell
anderswo unterzubringen, aufs äußerſte gefährdet.

* Eine Erinnerung.
Von Chriſtoph Wieprecht.
Ein goldigblauer Oktobermorgen 1921. Das Arbeitskleid
der alten Eſſende wie im Prieſterſchmuck. Kein Lüftchen regt ſich.
Die Rauchſäulen ſteigen in wunderbarer Parallele zum Zenith.
Ein Morgen wie geſchaffen zum Träumen.
Auch ich träume an meiner Maſchine. Sie ſteht auf
Schnellgang. Die Späne des Werkſtückes flitzen. Schaffen! Gibt
es ein größeres Wort? Nein! Und zwiſchen den wirbelnden
Klängen, dem Rattern, Rollen und Stampfen in meiner Werk=
ſtatt
, der Sonnenfülle, dem blaulachenden Aether draußen keine
Diſſonanz. Seligſte Harmonie. Die Stufenſcheiben meiner Ma=
ſchine
zaubern mir Bilder vor die Seele, die mich hinausführen
aus Rauch und Staub in grüne Berge des nahen Ruhrtales
an den Rhein, den mit uns geknechteten ſtolzen Strom. Ent=
zückende
Bilder des Friedens. Weiter! Ich durcheile Italien,
das ich nie ſah, das mich jedoch in glühenden Farben lockt. Zi=
tronenhain
= und Myrtengärten, leuchtende Meere..
Da legt ſich eine Hand auf meine Schulter. Ein Kamerad
ſteht neben mir: Sollſt Dich aufpacken. Werktelephon hat ge=
gangen
; italieniſche Kommiſſion, die zu Beſuch in der Fabrik
weilt, will Dich kennen lernen. Mach ſchnell!
Träume ich? Nein, es iſt Wirklichkeit. Am Fernſprecher höre
ich es ſelbſt: In einer Stunde am Arbeiterheim, Weſtbahnhof.
Doch gibt mir die Betriebsleitung Urlaub? Die Maſchine darf
nicht ſtehen Deutſchland muß arbeiten, fronen. Dichterherz,
bezwinge dich! Doch einem Dichter ſchlägt man nichts ab. .
Eine halbe Stunde iſt vergangen. Ich ſtehe am Hauptportal
des großen Arbeiterheims und warte. Drei Autos kommen aus
dem Viadukt. Halten dicht vor mir. Fünf zehn zwölf
Männer entſteigen ihnen. Da mein alter Bekannter Dr.
Sonnenſchein. Er drückt mir die Hand, und in fließendem Ita=
lieniſch
ſtellt er vor: Don Luigo Sturzo, Fürſt Rufo Ruffo
della Sealetta, Dr. Degaſperi, Graf Jacini, Roma, Camera
deputati
Ich bin wieder in einer anderen Welt. Die Namen wirbeln
durch mein Hirn. Aber ſchon ſteht ein ſchlanker, dunkeläugiger
Mann lächelnd bei mir Graf Jacini.
Seit wann dichten Sie? klingt es in reinem Deutſch.
Seit meiner Geburt.
Wie kühn ich das ſagte! Er nimmt liebenswürdig meine
Hand, und wir ſchreiten durch die hohen gaſtlichen Räume des
Heims. Hinauf aufs Dach, wo der Blumengarten grüßt. Wir
reden über Weltgeſchichte, Weltgericht, Krieg und Frieden,

Baldwins guter Wilſe

Die größte Aufgabe eines engliſchen
Staatsmannes.
London, 16. Juni. (Wolff.) Auf dem Jahresfeſt der
Parlamentsjournaliſten im Unterhaus ſagte Baldwin in ſeiner
Rede: Es iſt eine ſehr große Hilfe, wenn man ſeine Arbeit in
einer Atmoſphäre des allgemeinen guten Willens beginnt, und
es iſt vielleicht eine noch viel größere Hilfe, als Sie gewahr wer=
den
, wenn wir dem Willen Englands bei der Rege=
lung
der Weltlage zu einem Erfolge verhelfen. Das
iſt die größte Aufgabe, die jemals einem Premierminiſter oder
Staatsmann Großbritanniens oblag.
Schwedens Anſicht über den Garantiepakt.
Eine Note an den Völkerbund. Der Völker=
bund
nicht ſtark genug, um internationale Ver=
wicklungen
zu vermeiden.
Stockholm, 16. Juni. (Wolff.) Die ſchwediſche Re=
gierung
hat nunmehr dem Sekretär des Völkerbundes
die Antwort auf die Frage nach ihrer Stellungnahme zu den
bei der letzten Bundesverſammlung erörterten Gegenſtänden, be=
ſonders
dem gegenſeitigen Garantiepakt, übermittelt.
Die Antwor; wird bis zur demnächſtigen Tagung des ſchwedi=
ſchen
Reichsiags als nur vorläufig bezeichnet. Die Antwort führt
aus, das Garantiebeſtreben des Völkerbundes beruhe auf der
Vorausſetzung, daß der Völkerbund eine von allen Nationen
unbeſtrittene Autorität habe. Der Völkerbund habe ſich aber
in internationalen Angelegenheiten nicht als
ſtark genug erwieſen. Es ſei unter Umſtänden gefährlich,
ſich die Verpflichtung zum militäriſchen Eingreifen aufzuerlegen.
Dieſe Verpflichtung bedeute bei der jetzigen geographiſchen Lage
der europäiſchen Staaten eine Vermehrung der Gefahren, die
nicht im Verhältnis dazu ſtänden, was der andere Staat über=
nehme
. Die ſchwediſche Regierung hoffe, daß in ſpäterer Zeit
es dahin komme, daß ſich ſämtliche Staaten als Freunde be=
trachteten
. Im gegenwärtigen Zuſtand der Welt wäre es aber
unmöglich für die ſchwediſche Regierung, dem
Parlament die Uebernahme internationaler Verpflichtun=
gen
vorzuſchlagen, die eventuell zum Kriege führen
könnten. Sollte der Garantiepakt weitere Arten von Ver=
pflichtungen
enthalten, die über das Völkerbundsſtatut hinaus=
gingen
, ſo würde dies neue Beſtimmungen aller Art vorausſetzen.
Gleichzeitig mit der Reparationsfrage würde die Frage
der Beſchränkung der Rüſtungen aufgenommen werden
müſſen. Die Verkoppelung dieſer beiden Angelegenheiten mit=
einander
müßte die Einleitung wirkſamer internationaler Maß=
nahmen
zur Vorausſetzung haben.
Kein Schiedsgericht Amerikas.
Amerika ſetzt in der Reparationsfrage ſeine
paſſive Haltung fort.
Paris, 16. Juni. (Wolff.) Havas berichtet aus Waſhing=
ton
, im Weißen Hauſe erkläre man, daß entgegen den aus ver=
ſchiedenen
Quellen ſtammenden Nachrichten der Regierung
keinerlei Verlangen unterbreitet worden ſei, in der
Reparationsfrage Schiedsrichter zu ſpielen.
Nichts deute darauf hin, daß ein derartiges Erſuchen ins Auge
gefaßt ſei. Der Havasberichterſtatter drückt ſeine objektive
Meinung dahin aus, daß die zurückhaltenden und diskreten Kom=
ten
Staaten würden in der Reparationsfrage ihre paſſive
Haltung fortſetzen.

Deutſcher Reichstag.
* Berlin, 16. Juni. (Eig. Bericht.)
Am Regierungstiſch: Innemminiſter Oeſer.
Präſident Löbe eröfner die Sitzung um 1,20 Uhr und weiſt dar=

dienſte der Präſident feiert. Es iſt ferner geſchmückt der Platz tes Abg.
Höllein (Komm.), dem die Franzoſen drei Monate im Pariſer Ge=
fängnis
feſtgehalten haben und der nun zu ſeiner Ee mkehr vom Präfi=
denten
ebenfalls beglückwünſcht wird.
Auf der Tagesordnung ſteht dann ein Antrag aller Parteien auf
Aenderung des Umſatzſteuergeſetzes. Danach ſoll 8 27 dahin geändert
werden, daß die Steuer für Uebernahme von Anzeigen und Zeitſchrif=
tm
von den erſten 10 Müllionen des innerhalb eines Kalenderviertel=
jahres
vereinnahmten Betrages auf ein halbes Prozent ermäßigt wer=
den
ſoll, von den nächſten 10 Millionen auf 1, von den nächſten 10
Millionen auf 1½ und die darüber hinausgehenden Beträge auf 2
Prozent. Gibt ein Steuerpflichtiger mehrere Zeitungen heraus, ſo iſt
bei der Ermäßigung jede Zeitung und jede Zeitſchrift ſelbſtändig zu
behandeln. Der Finanzminiſter wird ermächtigt, mit Zuſtimmung des
Reichsrates din Staffeln der Geldentwertung anzupaſſen. Die Vor=
ſchriften
treten vom 1. Januar 1923 ab in Kraft. Der Antrag wird in
allen drei Leſungen angenommen.
Die Geltungsdauer des Weinſteuergeſetzes wird
bis 31. Oktober 1923 verlängert.
Die Einzelberatung des Geſetzentwurfes zur Bekämpfung der Ge=
ſchlechtskrankheiten
wird darauf fortgeſetzt bei 8 13 ff. Danach ſoll das
Strafgeſekbuch dahin abgeändert werden, daß ausdrücklich erklärt wird,
daß als Kuppelei gilt insbeſondere der Unterhalt der Bordelle oder
bordellartiger Betribe.
Abg. Frau Müller=Otfried (Dntl.) tritt für eine entſchie=
dene
Bekämpfung der gewerbsmäßigen Unzucht ein. Weiter tritt ſie
für das Kompromiß ein, wonach gewerbsmäßige Unzucht in der Nähe
von Kirchen, Schulen und in Wohnungen, die zugleich Kinder beher=
bengen
, beſtraft wird.
Abg. Frau Lange=Bruhmann (Bayr. Vp.) bekämpft dieſes
Kompromiß als Halbheit.
Abg. Frau Adele Schreiber (Soz. bedauerk die Haltung der
Vorrednerin. Sie hält es für unmöglich, daß man die Proſtituierten
beſtrafen wolle, nur weil ſie ein Gewerbe ausüben, das der Mann als
ein notwendiges Uebel betrachte.
Abg. Marx (Ztr.) fordert ſcharfe Bekämpfung der gewerbsmäßi=
gen
Unzucht. Die Forderung der Bekämpfung der Unzucht ſei ober
praktiſch undurchführbar.
Abg. Emminger (Baher, Vp.) hält trotzdem an der Beſtrafung
der Proſtituierten feſt.
Abg. Stratmann (Dntl.) ſieht in der Ankündigung und Aus=
ſtellung
von Artikeln zur Verhütung der Geſchlechtskrankheiten eine
große ſittliche Gefahr.
Nach weiterer kurzer Debatte werden in der Abſtimmung alle Ab=
änderungsanträge
abgelehnt und die Ausſchußbeſchlüfſe in zweiter
Leſung aufrecht erhalten. Das Geſetz ſoll am 1. Oktober 1923 in
Kraft treten. Angenommen wird die Entſchließung dar bürgerlichen
Parteien, das Geſetz mit beſonderem Nachdruck im beſetzten Gebiett
durchzuführen. Das Heimarbeiterlohngsſetz wird nach kurzer Debatte,
in welcher Reichsarbeitsminiſter Dr. Brauns daran erinnert, daß der
Organiſationsg danke erſt allmählich Fuß gefaßt habe, in zweiter und
dritter Leſung angenommen. Das Schankſtättengeſetz geht an den be=
völkerungspolitiſchen
Ausſchuß.
Das Haus vertagt ſich auf Montag, 3 Uhr: Wertbeſtändige Hypo=
theken
, ſchweizeriſche Goldhypotheken, Landesſteuergeſetz, 3. Leſung des
Geſetzes zur Bekämpfung der Geſchlechtskrankheiten. Schluß: 4 Uhr.

Ungarns Finanzlage.

Repko vertretenen Staaten.
Budapeſt, 16. Juni. (Wolff.) Dem Ung. Korrbur. wird von
zuſtändiger Seite mitgeteilt: Die Reparationskommiſ=
Pfandrechts nicht grundſätzlich abgelehnt, jedoch ihre Zu=
ſtimmung
abhängig gemacht von Bedingungen, welche nach
Anſicht finanzieller Kreiſe die Aufnahme der geplanten inter=
gierungen
ſämtlicher in der Reparationskom=
miſſion
vertretenen Staaten eine gleichlau=
den
. Die Akten durfte er mitnehmen. Das Haus, das alte Ge= tende Note gerichtet, in der ſie mit Berufung auf den
rationskommiſſion ihren oben erwähnten Beſchluß zum Gegen=
ſtande
neuerlicher Erwägungen mache und in der Weiſe
abändere, daß eine baldige Aufnahme der für Ungarn notwen=
digen
Anleihe ermöglicht werde.
Er iſt eine Perſönlichkeit, das fühle ich. Ein Verehrer der Kunſt
und ein Sucher nach Schönheit. Unſer Blick trifft auf die vielen,
vielen Schornſteine und Arbeitshallen ringsum.
Kommen Sie nach Italien! Wann kommen Sie? Wenn
die Valuta beſſer iſt ?
hundertſiebzig. In wildem Wirbel gehen meine Gedanken. Wir Sänger des ſtolzen, alten Geſchlechts,
ſchauen mich ſeine dunklen Augen an.
ſtatt; ſteigen Sie mit in den Wagen!
Ich blicke auf meine Hände, die von Spänen zerriſſen ſind. Wo niemals die Abendröte verblaßt
Zerriſſen wie meine Seele in dieſem Augenblick. . .
Wieder ſtehe ich im Braus der Räder. Eine andere Werk=
ſtatt
der großen Arbeitsburg umfängt uns. Landwirtſchaftliche Und wo der Welt Erſte weißbärtige Könige
Maſchinen ſtellt ſie her. Mir zur Seite Graf Jacini. Ganz In tiefem Waldesſchatten ruhen und flüſtern im Schlafe,
Adel. Seine Stimme klingt durch Gebraus und Geklirr: Kommt Und feſter, ein Efeugerank, ſich die Zeit um ſie legt;
Ihnen beim Anblick dieſer Friedenswerkzeuge kein Friedens= Und draußen vergehen die Pfade, ſanft und rot und tief.
gedicht? Wie ſieht es jetzt in Ihrem Herzen aus? Sehen Sie
Agrartum bringt uns doch auf den Gedanken des Weltfriedens Und wohin euch geleiten? Im Tod iſt nicht Ruhe
mehr als alles andere. Gebe Gott, daß auf dieſem großen Krupp= So warm und tief als im Wüſtenſand;
werke nie mehr eine Kanone gemacht zu werden braucht. Dich= Der ſchüttet die Hügel für Schönheit und ſtolzen Glauben
ten Sie doch für den Weltfrieden!
Ich winde mich unter ſeiner Rede. Dann bringe ich heraus:
Herr Graf, mehr als hundert Friedensgedichte ſchrieb ich. Mein ! Nun ruhen und warten ſie friedevoll,
weiß, daß die übergroße Mehrheit des werktätigen deutſchen Sie wiſſen, die Zeit lommt, nicht für dich und mich,
Volkes in allen Kreiſen und Berufsarten den Krieg verdammt. Die weite Erde wird ruhen hier und dort:
und ſicher der Arbeiter. Aber unter dieſem entſetzlichen bru=
talen
Joch in Pazifismus aufzugehen, erinnert an Vaterlands= Wenn jene langen Karawanen, die die Ebenen kreuzen
loſigkeit
Das Getöſe der Maſchinen erſtickt den Schluß meiner Rede, Nicht mehr nach Schmuck und Gcwürzen hinziehen,
aber der Graf hat mich verſtanden. Er fährt fort:
Es gibt auch einen berechtigten, geſunden Pazifismus, der
doch zur Völkerverſöhnung, zum wahren Chriſtentum kommen. Im ruhigen Sonntag, der weiter und weiter vorſchreitet;
Einmal müſſen wir uns verſtehen und lieben lernen. Alle Völker. Wenn ſelbſt Liebende am Ende den Frieden finden,
der Erd fühlen Sie das nicht? Und einmal möchte ich Sie Und die Erde iſt nur noch ein Stern, der geleuchtet hat.
als deutſchen Arbeiter und Dichter in Italien begrüßen.
Wir ſprachen noch lange miteinander.

Das Beamtenbeſoldungsgeſetz.
Beſprechungen zwiſchen dem Reichskanzler und
den Führern der Reichstagsfraktionen.
Berlin, 16. Juni. (Wolff.) Der Reichskanzler und der
Reichsminiſter des Innern Oeſer beſprachen geſtern mit den Füh=
mentare
in den offiziellen Kreiſen andeuteten, die Vereinig= rern der Reichstagsfraktionen das Beamtenvertretungsgeſetz.
Der Reichskanzler ſowohl wie der Innenminiſter betonten das
große Intereſſe des Reiches an dem baldigen Zuſtandekommen
des Geſetzes, wieſen aber ebenſo ſehr auf die Bedenken hin, die
gegen die vom 23. Reichstagsausſchuß in der zweiten Lefung
gefaßten Beſchlüſſe obwalten. In dieſer Hinſicht ſtimme, die
Reichsregierung mit ſämtlichen Länderregierungen überein.
Nach der Hervorhebung der wichtigſten Punkte des Geſetzes er=
gab
ſich ein Einverſtändnis, daß die Reichsregierung den Frak=
tionsführern
eine Aufzeichnung über diefenigen Punkte zugehen
laſſen wird, die nach der Auffaſſung der Reichsregierung und
der Länderregierungen nicht annehmbar ſind.
Neue Teuerungszuſchläge für Beamte und Staatsarbeiter
Die Verhandlungen beginnen am Montag.
Berlin, 16. Juni. (Wolff.) Im Haushaltsaus=
ſchuß
des Reichstags wurde regierungsſeitig mitgeteilt, daß
auf Vorſchlag der Spitzenorganiſationen der Beamten und
Staatsarbeiter am Montag die Verhandlungen über neue
Teuerungszuſchläge füir die Staatsarbeiter und
am Dienstag für die Beamten ſtattfinden. Vorausſichtlich
werden hierbei auch die Frage der ſogen. wertbeſtän=
digen
Löhne, die Frage der einmaligen Wirtſchafts=
beihilfe
und ſchließlich die Frage einer zeitlichen Rück=
wirkung
der zu zahlenden Teuerungszuſchläge
erörtert.

Zwei Jahre ſind ſeitdem vergangen, und furchtbarer ſitzt eine
Fauſt an unſerer Kehle. War deine Friedensſehnſucht echt, mein
Freund? Dann weine mit uns unſer grauſiges Leid hinaus
in die Welt. Sei Herold, und ich grüße dich, du Kind der Kata=
komben
, du Sohn des ſonnigen Italien?

* Der goldne Weg nach Samarkand.
Prolog.
Wir, die wir mit Geſängen eure Pilgerfahrt begleiten,
Ich lächle bitter, denn ich weiß: der Dollar ſteht auf Ein= Und ſchwören, daß Schönheit lebt, wenngleich die Lilien ſterben,
Spricht hier ein höhniſch lächelnder Sieger? Aber treuherzig Wir ſingen, um eure Herzen zu finden; wir wiſſen nicht warum.. .
Sie kommen mit jetzt wenigſtens zur nächſten Werk= Was ſollen wir euch erzählen? Märchen, wunderſame Märchen
Von Schiffen und Sternen und Inſeln, wo gute Menſchen noch
lwohnen,
Und Winde und Schatten ſich neigen nach Weſten.
Der Pilger auf dem goldenen Wege nach Samarkand.
jetzt erſcheinendes Buch iſt voller Friedensſehnſucht. Und ich Dieſe Eroberer, dieſe Sänger, und ihre erfüllte Schönheit,
Mit trippeluden Füßen und dem Klang dünner Silberglocken,
Die Hand über Augen nach palmengegürteten Quellen;
keineswegs die Vaierlandsliebe ausſchließt. Einmal müſſen wir. Wenn am Meere die großen Märkte ſchnell abgebrochen werden
James Elroy Fleker.
Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
* Wie wir erfahren, wurde Herr Direktor Georg Page,
Vorſtand der Litera, Aktiengeſellſchaft für die chemiſche In=
duſtrie
zu Darmſtadt, in den Verwaltungsrat der Gießener
Hochſchulgeſellſchaft berufen.

[ ][  ][ ]

Seite 4.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 12. Juni 1923.

Rummer 165.

Das Hotel= und Gaſtwirte=Gewerbe

feiert in dieſen Tagen in Darmſtadt ſein Jubiläum und in
Verbindung damit, das mag konſtatiert ſein, Triumphe.
Triumphe allerdings, an denen nicht dieſes Gewerbe allein be=
teiligt
iſt, ſondern die deutſche Induſtrie, ſoweit ſie und
das, was ſie erzeugt, mit dem Hotel= und Gaſtwirtsgewerbe in
Verbindung ſteht. Wer die mit der Jubiläumstagung verbun=
dene
Fachausſtellung beſichtigt, wird, mag er wollen oder
nicht, ſich gezwungen fühlen, anzuerkennen, daß unſere In=
duſtrie
ſowohl die Leitung wie die Intelligenz ihrer Ar=
beitermaſſen
allen Erſchwerungen und Bedrückungen zum
Trotz an der Spitze marſchiert, daß ſie in enger Verbindung
mit Wiſſenſchaft und Technik mit beſtem, ſtetig ſteigendem
Erfolg bemüht iſt, der Zeit und der Not, in der ſich
Deutſchland dank des Verſailler Vertrages und all ſei=
ner
unheilvollen Folgen befindet, Rechnung zu tragen, die
ſchwierige Frage zu löſen, das Beſte und Leiſtungsfähigſte zu
erzeugen in möglichſter Unabhängigkeit von ausländiſchen
Rohſtoffen und unter Zugrundelegung möglichſter Sparſam=
keit
an jeglichen Betriebsſtoffen, ohne daß die Qualität dar=
unter
leidet.
Das Gewerbe, das hier an die Oeffentlichkeit tritt, iſt eines
von denen, die mit am ſchwerſten unter den Bedrückungen des
letzten Jahrzehnts zu leiden hatten und dem dabei eine der ſchwie=
rigſten
Aufgaben erwuchs, die zu löſen waren, die Ernährung
eines großen Teiles des Volkes. Und das dieſen Schwierig=
keiten
noch immer ſuchen muß Herr zu werden, denn noch ſind
dieſe Aufgaben lange nicht gelöſt. Sicher, vielfach werden dieſe
Aufgaben verkannt oder unterſchätzt. Wer die Ausſtellung und
die Tagung beſucht, erhält einen Einblick, der ihn zu gerechterer
Beurteilung befähigt.
Den äußeren Anlaß zu der Veranſtaltung gab der 40. Verbandstag
des Rhein=Main=Gaſtwirteverbandes E, V., Gaſtwirte=Innung Heſſen,
mit dem die Feier des 40jährigen Beſtehens der Gaſtwirte=Innung
Heſſen (Sitz Darmſtadt) verbunden iſt. Der Verbandstag ſelbſt be=
ginnt
am Montag, den 18. d. M., während die Fachausſtellung
für das Hotel= und Gaſtwirtsgewerbe, die bis zum
Donnerstag, dauern wird, bereits geſtern vormittag eröffnet worden
iſt. Zu dem feierlichen Eröffnungsakt waren Vertreter des Staates,
der ſtädtiſchen Behörden und Fachverbände aus dem beſetzten und un=
beſetzten
Gebiet erſchienen. Staatspräſident Ulrich, der dienſtlich ver=
hindert
war, wurde vom Arbeits= und Wirtſchaftsminiſter Raab ver=
treten
. Die Stadt war durch Bürgermeiſter Mueller und zahlreiche
Stadtverordnete vertreten. Der Vorſitzende des Ausſtellungsaus=
ſchuſſes
, Herr J. Schnauber, eröffnete den Reigen der Anſprachen mit
folgenden Ausführungen: Die Gaſtwirte=Innung Darmſtadt feiert in
dieſem Jahre das Feſt ihres 40jährigen Beſtehens und der Rhein=
Main=Gaſtwirteverband ſeinen 40. Verbandstag. Nachdem in den
Jahren 1894 im Saalbau und 1909 auf der Mathildenhöhe aus ähn=
lichen
Anläſſen äußerſt gelungene Fachausſtellungen für das Hotel= und
Geſtwirtegewerbe ſtattgefunden hatten, wurde auch in dieſem Jahre
wieder eine Fachausſtellung angeregt. Mit ſchwerem Herzen trat die
Vorſtandſchaft an dieſe Frage heran, denn die ernſte Zeit, das Ungewiſſe
in der politiſchen Lage, die ſo nahe Grenze des beſetzten Gebietes, die
Schwierigkeiten mit Bahn, Poſt uſw. gaben zu ſchweren Bedenken An=
laß
. Nachdem die Abſtimmung in der Hauptverſammlung einen nahezu
einſtimmigen Beſchluß für Abhaltung der Ausſtellung ergeben hatte,
war die Vorſtandſchaft ſich ihrer Pflicht bewußt, mit allen verfügbaren
Kräften für ein Gelingen des Unternehmens einzutreten. Heute ſteht
das Werk vollendet da. Möge auch die diesjährige Ausſtellung ihren
Zweck, Produzent und Konſument in perſönliche Verbindung zu brin=
gen
und alle Neuerungen und Verbeſſerungen, welche inzwiſchen aus=
geführt
worden ſind, dem geſamten Publikum vor Augen zu führen,
voll und ganz erfüllen! Möge ſie mit beitragen zur Hebung von In=
ditſtrie
, Handel und Gewerbe; in erſter Linie möge ſie den Ausſtellern
Erfolge für ihre großen Mühen und Ausgaben bringen. Der Aus=
ſtellungsausſchuß
fühlt es als eine Ehrenpflicht, dem Herrn Staats=
präſidenten
und den Herren Miniſtern, ſowie den ſtaatlichen und ſtädti=
ſchen
Behörden, den Förderern und den Herren des Ehrenausſchuſſes
beſten Dank auszuſprechen. Dieſer Dank gebührt auch allen Mitarbei=
tern
, insbeſondere den Herren Ausſtellern und der Preſſe, die in wohl=
wollender
Weiſe ihre Mitarbeit zugeſagt hat. Allen ſei hiermit der
Dank unſeres Ausſtellungsausſchuſſes und des ganzen Rhein=Main=
Gaſtwirteverbandes zum Ausdruck gebracht.
Arbeits= und Wirtſchaftsminiſter Raab ſprach zunächſt den Dank
der Staatsregierung für die ergangene Einladung aus und führte dann
aus: In dieſer ſchwierigen Zeit, unter der das ganze Wirtſchaftsleben
zu leiden hat, iſt es ein doppelt gewagtes und doppelt ſchwieriges
Unternehmen, eine Ausſtellung wie die gegenwärtige zu veranſtalten.
Ein kurzer Rundgang, den ich bereits zu unternehmen Gelegenheit
hatte, hat mir den Beweis erbracht, daß das Hotel= und Gaſtwirts=
gewerbe
der ungemein großen Schwierigkeiten Herr geworden iſt. Was
die deutſche Induſtrie in Verbindung mit den genannten Gewerben
hier veranſtaltet, iſt zum mindeſten in der Qualität als außerordentlich
gelungen zu bezeichnen. Es beweiſt, daß das genannte Gewerbe und
die Veranſtalter der Ausſtellung weder Mühe und Arbeit noch Koſten
geſcheut haben, um Vorbildliches zuſtande zu bringen, und ich muß
ſagen, Mühe und Koſten und Arbeit haben ſich gelohnt. Wo ſolche
Kräfte am Werke ſind, iſt beſte Ausſicht vorhanden, unſer Wirtſchafts=
leben
, wenn es ſich wieder einmal frei entfalten kann, zu neuer Blüte
zu bringen. Die heſſiſche Staatsregierung, deren Präſident wegen
anderweitiger dienſtlicher Behinderung zu ſeinem Bedauern hier nicht
erſcheinen konnte und mich mit ſeiner Vertretung beauftragt hat, hat
das ſtarke Intereſſe, das ſie dem Geverbe und dieſer Veranſtaltung ent=
gegenbringt
, nach außen hin dadurch bewieſen, daß ſie einen Staats=
preis
zur Verfügung geſtellt hat. Wir wiſſen, welche Bedeutung das
Hotel= und Gaſtwirtsgewerbe innerhalb unſeres geſamten Wirtſchafts=
lebens
hat. Namens der heſſiſchen Staatsregierung wünſche ich Ihrer
Ausſtellung, daß ſie von einem vollen und guten Erfolg begleitet ſein
möge, und daß Ihre Beratungen ebenfalls den von Ihnen erhofften
Erfolg haben mögen. Wir wiſſen, daß all dieſes Bauſteine ſind zum
Wiederaufbau unſeres Vaterlandes und zum Beſten des geſamten deut=
ſchen
Volkes. (Bravo!)
Bürgermeiſter Mueller dankt im Namen der ſtädtiſchen Verwal=
tung
herzlichſt für die Einladung und beglückwünſiht die Organiſation
zu ihrem 40jährigen Jubiläum und zu dieſer Ausſtellung. Redner warf
dann einen kurzen Rückblick auf die Zeit, in der der Rhein=Main= Gaſt=
wirteverband
ſich vor 40 Jahren gegründet habe. 40 Jahre ſeien an
und für ſich keine lange Zeit. Wenn man aber einmal den Spiegel der
Zeit zu Hilfe nimmt, und das iſt die Tagespreſſe, dann erhält man ein
Bild von den tiefeinſchneidenden Veränderungen, die im Laufe von vier
Jahrzehnten erfolgt ſind. Ich habe die Bände des Darmſtädter Tag=
blatts
aus dem Gründungsjahre durchblättert. Alle die Männer, die
damals genannt wurden, deckt heute der grüne Raſen. Aber ſonſt iſt
das Studium der alten Tageblätter ſehr intereſſant. Ich möchte nur
eins erwähnen, das Ihnen beweiſen ſoll, wie die Dinge, die wir heute
als ſelbſtverſtändlich hinnehmen, damals X der Entwickelung waren.
Ich fand u. a. ein Geſuch der Firma Merck, die damals um die Er=
laubnis
einkam, ihr Bureau in der Rheinſtraße mit ihrem Fabrik=
gebäude
telephoniſch zu verbinden. Straßenbahn kannte man nicht, die
Elektrizität begann gerade um ihre Bedeutung zu ringen, ja ſelbſt die
Waſſerleitung war noch fremd und wenig geſchätzt. In einem lange=
ren
Aufſatz wurde für die Waſſerleitung im Haushalt Propaganda ge=
macht
, weil die guten Darmſtädter immer noch ihre Brunnen vor=
zogen
. Die Zeiten ſind vorbei. Die großen Fortſchrite, die die letzten
Jahrzehnte gebracht haben, ſind Ihnen alle in Erinnerung. Mit all
dieſen Fortſchritten, beſonders mit der Hebung des Verkehrs, iſt das
Hotel= und Gaſtwirtsgewerbe eng verbunden. Der Induſtrie, der Tech=
nik
und der Wiſſenſchaft ſind neue und große Aufgaben erwachſen, die
mit Ihrem Gewerbe eng in Verbindung ſtehen. Die neueſten Erzeug=
niſſe
, die auch uns heute teilweiſe wie Wunder anmuten, ſehen wir in
Ihrer Ausſtellung vertreten. Krieg und Revolution haben, wie auf
allen Gebieten, auch Ihnen außerordentliche Schwierigkeiten gebracht,
Umwälzungen, wie ſie nicht vorauszuſehen waren. Ihre Veranſtaltung
und die Ausſtellung beweiſen, daß Sie auf dem beſten Wege ſind, die=
ſer
Schwierigkeiten Herr zu werden. Die Stadtverwaltung beglück=
wünſcht
Sie zu Ihrem Erfolg, und wir hoffen und wünſchen, daß die
Zeit wieder kommen möge, die auch Ihnen eine ungehemmte Entwicke=
lung
ermöglichen wird. (Bravo!)
An den Eröffnungsakt ſchloß ſich zunächſt für geladene Gäſte ein
Rundgang durch die Auſtellung,
während deſſen Dauer die Kapelle des Herrn Obermuſikmeiſters Weber
konzertierte. Wir werden verſuchen, in eine gedrängte Beſprechung der
Ausſtellung, die insgeſamt trotz der ungemein großen Verkehrsſchwierig=

keiten und der außerordentlich großen Koſten, die heutzutage von Aus=
ſtellern
aufzubringen ſind, ungewöhnlich reichhaltig iſt, allen Ausſtellern
gerecht zu werden. Zweck dieſer Beſprechung kann und ſoll nicht ſein,
für irgend einen Zweig Reklame zu machen. Wir ſind aber auch der
Ueberzeugung, daß dieſe Reklame hinfällig iſt, da das, was hier aus=
geſtellt
iſt, für ſich ſelbſt zeugt und einer äußeren Betonung ſeines Wer=
tes
entbehren kann. Wir erwähnen zunächſt einige Darmſtädter Aus=
ſteller
. Da ſind es in erſter Linie Firmen, die Einrichtungs= und Ge=
brauchsartikel
fabrizieren, Im Betrieb vorgeführt eine großzügige
Hotelkochanlage der Firma Gebr. Roeder A.=G., Darmſtadt, die von
Herrn Reuter (Hotel Zur Traube) für ſeinen Betrieb angekauft wor=
den
iſt. In großangelegter Art bringt die Firma Gebr. Roeder ihre
Großkochanlagen zur Schau. Alle Apparate ſind einheitlich in elfen=
beinweißer
Emaillierung mit hochglanzvernickelten Beſchlägen ausge=
führt
und laſſen neben der gefälligen Bauart die ſolide Konſtruktion
auf den erſten Blick erkennen. Dieſe Ausſtellung zeigt Kocheinrichtun=
gen
für die verſchiedenſte Beheizung, ſo eine Gruppe für Niederdruck=
dampf
mit großen Dampfkochkeſſeln und kleineren kippbaren Schnell=
kochern
aus Reinnickel, bei denen die hygieniſchen Anforderungen in
weitgehendſtem Maße berückſichtigt ſind. Eine zweite Gruppe mit Appa=
raten
für Gasheizung zeigte die große Leiſtungsfähigkeit der Gebr.
Roeder A.=G. auf dieſem Gebiete. Bei dem großen Hotelherd, dem
Bratroſt und Konditoreibackofen für Gasheizung läßt die leichte Regu=
lierbarkeit
und das Einſtellen der Brenner auf den geringſten Gasver=
brauch
erkennen, daß mit dieſen Apparaten eine ſparſame Wärmewirt=
ſchaft
möglich iſt. Eine weitere Gruppe zeigt ſchwer gebaute Kohlen=
feuerungsherde
und Bratöfen, und eine vierte Kochanlagengrußpe läßt
den Fortſchritt auf dem Kochapparatebau mit elektriſcher Heizung wahr=
nehmen
; ſo befindet ſich in dieſer Gruppe ein ſchwerer Waſſerbadkoch=
keſſel
(300 Liter Inhalt) für Schiffsküchen, ein Paſtetenbackofen mit vier
Backröhren, ferner ein Bratroſt, alles für elektriſche Heizung, die nach
unſerem Dafürhalten wohl immer mehr Eingang in Gaſtwirtſchaften
für die Zukunft finden dürfte.
Das Städtiſche Gaswerk ſtellt Gebrauchsgegenſtände für
Gas, Licht und Heizung aus, die teilweiſe ebenfalls im Gebrauch vor=
geführt
werden und bei denen, wie faſt bei allen Ausſtellungsgegen=
ſtänden
, in erſter Linie auf ſparſamen Verbrauch des Brennſtoffes Rück=
ſicht
genommen wird. Kontrollkaſſen, beſonders ſolche für einſchlägige
Gewerbe, ſtellt die Firma Richard Buſch, Korken aller Art A.
Girmſcheid=Darmſtadt, Hermann Heinmüller eine große
Auswahl von Gummi= Asbeſt= und dergleichen Artikeln, wis ſie für
Bierpreſſionen uſw. gebraucht werden, ferner Maſchinenriemen und alle
einſchlägigen Artikel.
Sehr intereſſant iſt die Ausſtellung der Küferinnung Darm=
ſtadt
, die neben Gebrauchsartikeln, die gewöhnlich dem Auge des Be=
ſuchers
entzogen ſind, weil ſie im tiefen Keller ihre Schätze bergen,
reizvolle Garnituren ausſtellt, die auch dem Laien zeigen, daß das
Küferhandwerk zum alten guten Kunſthandwerk gehört; Weinkannen
und Trinkgefäße aus Holz, wie wir ſie nur noch aus Sagen kennen.
Inſtallationen, wie ſie im Gewerbe gebraucht werden, erſtklaſſig in der
Ausführung, bringt die Firma J. Nohl zur Ausſtellung, elektriſche
Beleuchtungskörper und Apparate Sallwey u. Co., Haus= und
Kücheneinrichtungsgegenſtände Phil. Schaaf, Grudeherde, vom klein=
ſten
Haushaltsherd bis zum größten für Hotelbetrieb, Otto Schäfer
(Vertreter der Firma Stierlein u. Vetter), Metzgereigeräte und Haus=
haltungsmaſchinen
Strauß u. Dernburg, Wohnungseinrichtun=
gen
Roſt u. Fiſcheruſw.
Sonderausſtellungen großen Umfanges haben arvangiert die Fimna
Karl Arnold u. Sohn, als älteſte Dammſtädter Pianofortefabrik.
Komplette Inſtrumente ſind ausgeſtellt und Details aus der Fabrika=
tion
, die einen intereſſanten Einblick gewähren in die Geheimniſſe der
Herſtellung von Klavier und Flügel. Den geſchmackvoll arrangierten
Ausſtellungsſtand (auf der Bühne) ſchmücken die Bilder der drei älteſten
Firmeninhaber. Ein Klavier wird ſtändig vorgeſpielt. Weiter die
Firma Heinz Heberer, (E. Ekerts Nachf.), die eine ungemein wir=
kungsvolle
Prunktafel, komplett ausgeſtattet, ausſtellt, deren koſtbarſten
Schmuck wundervolle Porzelloe der älteſten Volksſtätten bildem.
Dann H. Meyer, Teppich= und Gardinenhaus, das Teppiche, Vor=
hänge
und Stoffe ausſtellt, Ludwig Netz=Darmſtadt mit einer großen
Ausſtellung von Rohrmöbeln und ähnlichen Erzeugniſſen, die Buch=
druckerei
H. Hohmann, Speiſe= und Getränkekarten und ſonſtige
Druckſachen, Heinrich Lautz, alle Arten Papierartikel und Geſchäfts=
büicher
, die im Gewerbe gebraucht werden, u. a. m.
Eine intereſſante Sammlung von Menüs, in ihrer Art einzigartig,
ſtellt Herr Otto Egner aus.
Endlich ſei eine ſehr geſchmackvoll gedeckte Feſttafel erwähnt, die
tiiglich wechſeln ſoll und wit der der Bezirksverein Darmſtadt des
Bundes der Hotel=, Reſtaurant= und Café= Ange=
ſtellten
zeigt, was ſeine Mitglieder leiſten können.
Aus der umfangreichen Gruppe der Nahrungs= und
Genußmittel ſei von Darmſtädter Firmen zuerſt genannt die
Wurſtfabrik Wilhelm Fuchs, deren Stand wohl am meiſten be=
lagert
wird und Bewunderung erregt. Es iſt in der Tat erſtaunlich,
was auf dieſem Gebiete geleiſtet wird, und wie die Kunſt und das
Beſtreben, Künſtleriſches zu bieten, auch das Metzgergewerbe erfüllt.
Was hier an appetitlichen Dingen ausgeſtellt iſt, iſt bewundernswert.
Qualität wovon man ſich überzeugen kann in beſter Aufmachung.
Nur nach den Preiſen ſoll man wohl nicht fragen.
Freigebig, wie immer, iſt die Maggi=G. m. b. H., die fortgeſetzt
Koſtproben ihrer guten Erzeugniſſe verabreicht, Fleiſchbrühe und Sup=
pen
, aus ihren Erzeugniſſen vor Augen der Beſucher hergeſtellt. Auch
Korn=Frank (Kaffee=Erſatz= und =Zuſatzfabrik) verabreicht Proben
ihres Kaffeegetränkes, das wirklich von guter Qualität iſt und dem
teuren Kaffee kaum nachſteht.
Es ſchließen ſich an die Brezelfabriken Gebr. Lulay=Heidelberg
(Heinr. Henzel=Bensheim) und die Markgräfler Brezel=
fabrik
Lörrach i. B., ferner Naumanns Konſerven, die
Koſtproben ihrer ganz ausgezeichneten Fleiſchſalate und Mayonnaiſen
verabreichen. Karl Korb=Darmſtadt ſtellt Senf und Eſſig, R. H.
Brunn=Frankfurt Kaviar aus, und auch die Zigaretten= und
Zigarrenfabrikation und =handlungen ſind hervorragend vertreten durch
die Firmen Jean Löhr=Darmſtadt, Krewoſi=Frankfurt, Ger=
dam
=Frankfurt und Rudolf Seligmann=Darmſtadt.
Von Firmen, die Neuheiten für die Hausfrau bringen, wird Sa=
nogres
die natürliche Küche, am meiſten umlagert und be=
wundert
. Es handelt ſich hier um eine deutſche Erfindung, die nicht
etwa aus Sparſamkeit (die auch ſchwer ins Gewicht fällt), ſondern aus
Gründen wiſſenſchaftlich erprobter beſter Ausnutzung unſerer Nah=
rungsmittel
, beſonders Fleiſch und Gemüſe, ohne jegliches Fett,
und faſt ohne Waſſer, in einer Weiſe kocht, brät und backt, die die
Speiſen ungemein ſchmackhaft und nahrkräftig herſtellt, weil alle Nähr=
ſalze
erhalten bleiben. Was neben aller Sparſamkeit im Gasver=
brauch
, an Zeit und Zutaten, an dieſem Apparat beſonders ins Gewicht
fällt: Ein Kind kann Backen und Kochen. Kein zeitraubendes Beauf=
ſichtigen
mehr, kurz, es iſt das non plus ultra! Man ſtaunt und kauft
den Apparat, deſſen Anſchaffungspreis in 4 Monaten durch Fetterſpar=
nis
erzielt iſt.
Im übrigen folgen weitere Berichte.
Ein gemeinſames Frühſtück es gab beſcheiden Würſtchen mit
Kraut , zu dem die Brauerei Hildebrandt=Pfungſtadt ein ausge=
zeichnetes
Glas Märzen geſtiftet hatte, gab Gelegenheit, derer dan=
kend
zu gedenken, die ſich um die Veranſtaltung verdient gemacht.
Herr Schnauber ſprach namens der Ausſtellungsleitung den Aus=
ſtellern
ſelbſt Dank aus, die viele Mühe und viele Koſten aufgewendet
hatten, um die Gaſtwirte mit ihren neueſten Erzeugniſſen bekannt zu
machen. Er dankte ferner der Preſſe, den Behörden und allen, die an
der Veranſtaltung mitgeholfen, die zu ihrem Teil beitragen ſoll zum
Wiederaufbau der deutſchen Wirtſchaft. Sein Hoch galt dem deutſchen
Vaterlande.
Herr Jaskowsky=Offenbach, der Ausſtellungsleiter, dankte
allen Helfern am Werk. Wenn die Ausſtellung auch durch die Ver=
kehrsſchwierigkeiten
nicht quantitativ ſo geworden, wie beabſichtigt,
qualitativ ſei ſie hervorragend und muſtergültig beſchickt. Dank
gebühre auch der Eiſenbahndirektion. Neben dem Gewerbe ſoll die
Ausſtellung auch der Hausfrau dienen und ihr zeigen, wie ſie ihre
immer ſchwerer werdenden Sorgen vermindern kann, zum Beſten aller.
Der Frau, die immer noch die Krone des Haushalts ſei, galt ſein Hoch.
Der Kollegen im beſetzten Gebiet gedachte der Vorſitzende, Herr
Schnauber, ein Kollege aus Worms dankte dafür. Wirtſchafts=
miniſter
Raab toaſtete auf das Hotel= und Gaſtwirtsgewerbe und im
Anſchluß daran auf das Brauereigewerbe, Herr Regierungsrat Groß=
pietſch
dankte namens der Eiſenbahndirektion und der Eiſenbahner,
die unſtät und flüchtig ſind, und brachte ebenfalls ein Hoch auf die
deutſche Hausfrau aus. Herr Redakteur Speck aus Holland ſprach
namens der von ihm vertretenen ausländiſchen Preſſe Worte warmer
Anerkennung über das Geſehene aus und toaſtete aus das endliche Frei=
werden
und Wiederaufblühen Deutſchlands. Dafür dankte Herr Frank=
Offenbach und trank ſein Glas auf Hollands Wohl. Herr Weber
dankte für die Anerkennung, die der Geſchäftsleitung ausgeſprochen
wurde. Damit war die Feier beendet.
M. St.

Stadt und Land.

Darmſtadt, 17. Juni.
Ernannt wurden zu Steuerſekretären die Steueraſſiſtenten: 1. Phi=
lipp
Buſch zu Heppenheim, 2. Heinrich Brunner zu Darmſtadt
(F.A. Stadt unter Verſetzung zum F.A. Darmſtadt=Land), 3. Franz
Börner zu Mainz, 4. Heinrich Wilhelm Boßler zu. Darmſtadt
(F.A. Land), 5. Karl Blum zu Offenbach (F.A. Stadt), 6. Friedrich
Adam Brauneis zu Seligenſtadt, 7. Andreas Dann zu Darm=
ſtadt
(F.A. Stadt), 8. Guſtav Fiſcher zu Friedberg, 9. Georg
Friedrich zu Butzbach unter Verſetzung zum F.A. Lauterbach,
10. Peter Heiſt zu Zwingenberg, 11. David Hensler zu Worms,
12. Bernhard Herm zu Höchſt i. O., 13. Emil Kobloth zu Fried=
berg
, 14. Wilhelm Krapp, zu Offenbach (F.A. Stadt), 15. Leonhard
Keller zu Zwingenberg, 16. Heinrich Krämer zu Gießen, 17. Karl
Leicher zu Offenbach (F.A. Land), 18. Peter Anton Müller zu
Mainz, 19. Karl Markart zu Mainz, 20. Philipp Merz zu Worms,
21. Philipp Rummel zu Reinheim, 22. Karl Reutzel zu Friedberg
unter Verſetzung zum F.A. Gießen, 23. Adam Rhein zu Alsfeld,
24. Konrad Stock zu Worms, 25. Georg Ludwig Schroth zu Lan=
gen
, 26. Franz Joſef Schneider zu Heppenheim, 27. Johann Jakob
Schreiber zu Oſthofen unter Verſetzung zum F.A. Oppenheim,
28. Otto Wolf zu Friedberg, 29. Peter Joſef Weber zu Bingen,
30. Heinrich Wilker zu Alsfeld; die Steuerdiätare: Philipp Metz=
ler
zu Wörrſtadt, Adam Kern zu Offenbach (F.A. Stadt).
Landesamt für das Bildungsweſen. Erledigt iſt eine Schulſtelle
für eine evangeliſche Lehrerin an der Volksſchule in Unter= Schmit=
ten
, Kreis Büdingen. Dienſtwohnung iſt vorhanden.
Muſikfeſt Darmſtadt 1923. Zweites Konzert Montag,
den 18. Juni abends 7½ Uhr, Brahms-Bruckner. Zur Auffüh=
rung
gelangen ein Konzert für Violine mit Orcheſter von Joh. Brahms
und die Neunte Sinfonie, das letzte unvollendete Werk Anton Bruckners.
Für die Solovioline im Konzert von Brahms war urſprünglich Adolf
Buſch gewonnen; da er nach dem Mozartfeſt in München erkrankte, wurde
Max Strub, der junge Dresdener Konzertmeiſter, den ſich Generalmuſik=
direktor
Fritz Buſch von Stuttgart an die Dresdener Staatsoper holte,
verpflichtet.
Programmhefte zum Muſikfeſt Darmſtadt 1923 ſind außer an der
Tageskaſſe und bei den Logenſchließern in den Muſikalienhandlungen von
Heinrich Arnold, Wilhelminenſtraße 9, und Schutter, Eliſabethenſtraße,
und in Bergſtraeßers Buchhandlung in der Rheinſtraße zu kaufen.
Film=Vortrag Das moderne Hüttenwerk‟. Der Film läuft heute
um 5½ und 8 Uhr zum letzten Male. Damit der Andrang an der
Abendkaſſe nicht zu groß iſt, wird die Tageskaſſe des Kleinen Hauſes
vormittags von 121 Uhr für den Vorverkauf geöffnet ſein.
Haſſan. Im Großen Haus wird heute abend um 5½ Uhr zum
letzten Male Haſſan gegeben. In dieſer Aufführung verabſchiedet ſich
Rahel Sanzara als Pervanen vom Darmſtädter Publikum.
Der brennende Acker‟. Den Bauern, die in der Niederung leben,
iſt das Land, das keine Frucht trägt, der verfluchte Teufelsacker, den an=
deren
iſt er das Geheimnis, das Ziel von Sehnfüchten und Wünſchen.
Vom Ehrgeiz getrieben, Johannes Rog, ſein Leben verbrennt in Ehr=
geiz
. Der brennende Acker wird Symbol ſeines Schickſals. Der Film
wird ab Montag, den 18. Juni, täglich um 6 und 8 Uhr im Kleinen Haus
des Heſſ. Landestheaters gezeigt.
* Die Volkshochſchule legte im April auf Verlangen der Stadtver=
waltung
einen Voranſchlag für das Jahr 1923/24 vor, der
eine Ausgabe von annähernd 50 Millionen Mark vorſieht. Die Summe
bringt die Volkshochſchule ſelbſt auf, bis auf einen Betrag von 11 Mil=
lionen
. Staat und Stadt haben jetzt je 3½ Millionen Zuſchuß für
1923/24 bewilligt mit der Weiſung, die Volkshochſchule müſſe eine Deckung
für den fehlenden Betrag von 4 Millionen anderweitig finden. Früher
(vor Oktober 1921) betrug der Zuſchuß der Stadt das ſechsfache des
Staatszuſchuſſes; 1921 bewilligte die Stadt mit 30 000 Mk. Zuſchuß das
Doppelte der vorgeſehenen Einnahmen (16 000 Mk.); jetzt gerade nur
noch ein Zehntel, oder an den Ausgaben gemeſſen früher (1921) trug die
Stadt die Hälfte der für die Volkshochſchule notwendigen Ausgaben,
heute wird gerade noch ein Dreizehntel bewilligt. Die Volkshochſchule
bringt alſo jetzt einen unverhältnismäßig größeren Teil der durch die
Geldentwertung geſtiegenen Laſten ſelbſt auf. Man darf alſo anerken=
nen
, daß ſie nach zwei Jahren Arbeit die Stadt weniger belaſtet als
früher. Es darf vielleicht noch darauf verwieſen werden, daß der noch
zu deckende Betrag von 4 Millionen, den antragsgemäß die Stadt hätte
übernehmen ſollen, ſchwer auf der Arbeit der Volkshochſchule laſtet.
Bühnenvolksbund. Der Hochſchulring deutſcher Art, der ſich un=
ſerer
Leſerliga, angeſchloſſen har, macht ſeine Freunde auf die Auf=
führung
des Jedermann aufmerkſam. Die Studenten werden voll=
zählig
erſcheinen. Die Angehörigen der Korporationen und Vereine können
Karten durch Vermittelung der Hochſchule löſen. Unſere Mitglieder er=
halten
bei Ch. Arnold im Vorverkauf bei Nachweis der Mitgliedſchaft
oder der Zugehörigkeit zu einer unſerer Theatergemeinde 13, 14, 15 ihre
Plätze. Bei dieſer erſten öffentlichen eigenen Theatervorſtellung darf
kein Mitglied fehlen.
Kurt Weſtermanns Vortrag der Antigone. Die Veran=
ſtaltung
der Humaniſtiſchen Vereinigung findet nicht
am Montag ſtatt, ſondern am Donnerstag, 21. Juni,
abends 8 Uhr, im Feſtſaal des Ludwig=Georg=Gymnaſiums,
Karlſtraße 2.
se. Der Heſſiſche Automobilklub hatte als Propaganda für
Nothilfe und Ruhrſpende die Haager Sänger nach Darmſtadt
geladen, die hier Konzerte veranſtalten ſollten. Leider haben die
Holländer Herren, die ſich ſofort dazu bereit erklärt hatten, nun=
mehr
wegen der andauernden Verkehrsſchwierigkeiten auf den
Beſuch vorerſt verzichten müſſen. Sie haben dem H.A.C. vor=
läufig
durch Vermittlung des Herrn Bickelhaupt den Betrag
von 70 Gulden überſandt (über 3 Millionen Mark), die der
H.A. C. der zuſtändigen Stelle zu Zwecken der Verbilligung
der Milch für ſtillende Mütter überwieſen hat.
Geſangverein Liederkranz. Ich will zur ſchönen Sommerzeit
ins Land der Franken fahren . . . In dieſem Zeichen ſtand die dies=
jährige
Sängerfahrt, an welcher nahezu 100 Mitglieder teilnahmen. Am
Samstag, nachmittags 2.25 Uhr, ging es mit dem Zuge nach Aſchaffen=
burg
und nach einſtündiger Raſt weiter, das liebliche Maintal hinauf,
nach Klingenberg. Als der Zug im Bahnhof einlief, ſpielte die unifor=
mierte
Klingenberger Stadtkapelle den Willkommengruß, der freudigen
Widerhall auslöſte. Unter klingendem Spiele zogen die Sänger, durch
Winken und Zurufen herzlichſt begrüßt, in das Städtchen ein, das förm=
lich
aus ſeiner träumeriſchen Ruhe geweckt wurde. Am Abend fand im
Burkarder=Hof zuſammen mit dem Geſangverein Klingenberg Kom=
mers
ſtatt, wobei die vorgetragenen Chöre mit lebhafter Freude auf=
genommen
wurden. Ja, das deutſche Lied iſt es von altersher geweſen,
ſo führte der Herr Bürgermeiſter in ſeiner Begrüßungsanſprache aus,
das uns durch manchen Drang der Zeiten ein guter Begleiter war und
uns hilft, die Schwere der heutigen Tage zu tragen. Für die Sänger,
die ſeinerzeit das Maintal=Sängerfeſt mitmachten, gab es manch frohes
Wiederſehen, und neue Sangesbrüdertreue wurde geſchloſſen. Schon in
den frühen Morgenſtunden des Sonntags entwickelte ſich im Städtchen
lebhaftes Treiben, ſollte doch nachmittags das Burgfeſt, das erſte nach
dem Kriege, wieder gefeiert werden. Der Himmel hatte ein gütiges Ein=
ſehen
, und ſo entfaltete ſich auf der Burg, von deren Turm man das
maleriſche Bild der Mainebene gut überſchauen kann, ein reges Leben,
wie es Klingenberg lange nicht geſehen hat. Gegen abend zog man unter
Vorantritt der Kapelle von der Burg herab zum Bahnhof. Alt und
Jung gaben das Geleite. Nach herzlicher Verabſchiedung fuhren unge=
fähr
zwei Drittel der Teilnehmer den heimatlichen Gefilden zu, während
die anderen noch in Klingenberg blieben, um am Montag früh eine
Wanderung nach dem Engelberg anzutreten. Bei herrlichem Sonnen=
ſchein
verlief auch dieſe Wanderung in der angeregteſten geſangesfrohe=
ſten
Stimmung. Von Klein=Heubach aus wurde die Heimreiſe angetre=
ten
. Allen Teilnehmern wird die ſo ſchön verlaufene Sängerfahrt noch
lange nachklingen.
Der Evangeliſche Jünglingsbund in Heſſen (Heſſenbund)
feiert ſein diesjähriges 21. Jahresfeſt am 1. Juli auf der Burg
Frankenſtein. Ein feſtlicher Gottesdienſt im Burghof mit der
Predigt von Landesjugendpfarrer Zentgraf wird um 11 Uhr die Ta
ung einleiton. Von 14 Uhr iſt jugendfrohes Beiſammenſein auf d.
Vurgwieſe geplnnt, wobei die Bundesvereine ihre Einzeldarbietungen
unter dem Grundgedanken Unter der Burglinde zum Beſten geben.
Der Bund zählt jetzt 55 Vereine und befitzt in ſeiner Jungführer=
ſchar
einen üb aus wertvollen Kern arbeitsfroher und dienſtwilliger
Jungmannen, die durch treue Vereinsarbeit im Kleinen ſeine höchſten
Ziele zu verwirklichen helfen.
Brandverſicherungsbeitrag für 1922. Vom Hausbeſitzerverein
wird uns mitgeteilt: Aus den zahlreichen Anfragen aus Hausbeſitzer=
und Mieterkreiſen geht hervor, daß über die Bezahlung des Brandver=
ſicherungsbeitrages
für 1922 Ungewißheit beſteht. Der zurzeit angefor=
derte
Beitrag in Höhe des Verſicherungswertes iſt in den Hundertſätzen
nicht enthalten. Der Brandverſicherungsbeitrag für 1922 kann im
Verhältnis der Grundmieten auf die einzelnen Wohnungsinhaber aus=
geſchlagen
und erhoben werden, und zwar die jeweils fälligen Raten.
Tagesordnung zur öffentlichen Sitzung des Kreisausſchufſes des
Kreiſes Darmſtadt am Montag, den 18. Juni 1923, nachmittags 4 Uhr:
1. Errichtung einer Holzſchneiderei auf dem Grundſtück des Friedrich
Ganß zu Darmſtadt, Landwehrſtraße 21. 2. Beitritt der Gemeinde Ar=
heilgen
zur Spar= und Darlehenskaſſe Arheilgen.

[ ][  ][ ]

Nummer 165.

Nnmmer 168.
Geldentwertung eingetretenen weiteren Steigerung der Löhne,
des Brennmaterials uſw. abermals erhöht werden.
Der große Laib Brot koſtet jetzt 1920 Mark, ein Brötchen aus ge=
miſchtem
Brotmehl 75 Mark. (Siehe Anzeige.)
Neue Erhöhung der Gas= und Waſſerpreiſe. Kaum ſind
am 14. d. M. die infolge der am 1. d. M. eingetretenen Steige=
rung
der Kohlenpreiſe und Frachtſätze erhöhten Gas= und
Waſſerpreiſ bekannt gegeben, ſo zwingt leider eine neue, am
15. d. M. in Kraft tretende weſentliche Erhöhung der Kohlen=
preiſe
zu einer Neufeſtſetzung der Gas= und Waſſerpreiſe vom
gleichen Tage ab. Die Bekanntgabe erfolgt alsbald nach Be=
kanntwerden
der Kohlenpreiſe.
wd. Unterkunft der Ruhrkinder. In dankensſverter Weiſe haben
ſich eine Reihe ländlicher Gemeinden in Thüringen bergit erklärt, Kin=
der
von ausgewieſenen Familien unentgeltlich mehrere Monate bei ſich
aufzunehmen. Die in Betracht kommendm Landwirte haben ſich ver=
pflichtet
, für gute Verpflegung und Unterkunft der Kinder Sorge zu
tragen. Durch beſondere Vertrauensperſonen ſoll außerdem übyr das
Wohlergehen der Kinder gewacht werden. Die Zahl der in Frage kom=
menden
Landgemeinden iſt arfreulicher Weiſe ſo guoß, daß einigen tau=
ſend
Kindern Aufnahme gewährt werden kann. In den einzelne Dör=
fern
können zehn bis vierzig Kinder untergebracht werden, und zwar
foll die Verteilug der Pfleglinge ſo erfolgen, daß jeweils die Kinder
aus ihren Heimatgemeinden zuſammenkommen und ſo am beſten vor
Heimweh bewahrt bleiben. Auch die Möglichkeit des Schulbeſuches
ſteht den Kindern offen. Eltern, die gewillt ſind, ihren Kindern
die Wohltat eines Aufenthaltes im ſchönen Thüringerlande zuteil wer=
den
zu laſſen, werden erſucht, digs möglichſt bald der hieſigen Zentral=
fluchtlingsſtelle
oder der Beratungsſtelle des Bundes der Ausgewieſe=
nen
im Reſtaurant Sitte mitzuteilen.
Lokale Veranſtaltungen.
Die hierunier erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten,
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritik.
Muſikfolge zum Herrngarten= Promenadekon=
zert
heute vormittag 11 Uhr (Aenderungen bleiben vorbehalten):
1. Altniederländiſches Lied Wilhelmus Valerius von Naſſauen.
Roſſini. Eliſabeth, Dutzertüre zur Oper Der Barbier von Sevilla.
3. Wagner. Einleitung zum 3. Akt und Feſtwieſe aus den Meiſterſin=
gern
. 4. Hans Sachs. Franken=Marſch (Corps Franconia). 5. Verdi.
Tonbilder aus Troubadour. 6. Métra=Walzer aus der Operette Die
Glocken von Corneville‟.
Aus den Parteien.
Der 9. Politiſche Abend der Deutſchen Volks=
partei
vom vergangenen Mittwoch konnte ſich eines außerordentlich
zahlreichen Beſuches erfreuen. Der Verſammlungsſaal bei Sitte war
bis auf den letzten Platz beſetzt. Herr Rechtsanwalt Abg. Dingel=
dey
begrüßte zunächſt Herrn Generalſekretär Kollbach als neuen
Landesgeſchäftsführer der Partei und erteilte ihm das Wort zu ſeinem
Vortrag über Franzöſiſche Gewaltpolitik und deutſche Gegenwehr.
Nach einem kurzen geſchichtlichen Rückblick wurden die gegenwärtigen
Ziele und Methoden der franzöſiſchen Politik einer eingehenden Be=
trachtung
unterzogen. Der Redner, ein guter Kenner der Verhältniſſe
in den beſetzten Gebieten, konnte hier von manchen eigenen Erlebniſſen
berichten. Im Zuſammenhang mit den verſchiedenen Phaſen des fran=
zöſiſchen
Vorgehens leitete Herr Kollbach auf die Art und Weiſe der
deutſchen Gegenwehr über. Der paſſive Widerſtand wurde in ſeinen
verſchiedenſten Erſcheinungsformen geſchildert und gezeigt, welche Be=
deutung
er heute für uns beſitzt. Mit gebührendem Ernſte wurde auf
die großen Gefahren hingewieſen, die gegenwärtig die deutſche Wider=
ſtandskraft
bedrohen. Die deutſche Streitſucht und Uneinheitlichkeit
laſſe auch jetzt wieder eine einheitliche und kraftvolle nationale Willens=
bildung
Frankreich gegenüber nicht zu. Der Fall Schlageter und ſeine
Behandlung durch die linsgerichtete Preſſe erfuhr ebenfalls gebührende
Beſprechung. Herr Kollbach ſchloß ſeine über einſtündigen, mit leb=
hafteſtem
Beifall aufgenommenen Ausführungen mit dem Appell, einig
und opferwillig zu ſein und auszuharren im Vertrauen auf die eigene
Kraft. Herr Rechtsanwalt Abg. Dingeldey dankte dem Redner im
Namen der Verſammlung mit herzlichen Worten, um ſodann in ſeiner
klaren und packenden Weiſe einen Ueberblick über die außenpolitiſche
Entwickelung der letzten Tage zu geben. Die engliſchen Verſuche wür=
den
namentlich gewürdigt zwiſchen den franzöſiſchen Forderungen auf
der einen und den deutſchen Lebensnotwendigkeiten auf der anderen
Seite, einen gangbaren Mittelweg zu finden. Es ſei kein Anlaß zu
irgendwelchem großem Optimismus gegeben. Hinſichtlich des paſſiven
Widerſtandes unterſtrich der Vortragende noch einmal die Ausführun=
gen
von Herrn Kollbach. Zum Schluß ſeiner Darlegungen kam der
Redner auf die jüngſten Vorgänge im Landtag zu ſprechen, die in der
gebührenden Weiſe gekennzeichnet wurden. Mit der notwendigen Deut=
lichkeit
wurde das Vorgehen der Sozialdemkraten charakteriſiert, und
die gehäſſige Weiſe, mit der der Volksfreund im Zuſammenhang damit
eine maßloſe Hetze betrieben habe. Die Verſammlung dankte Herrn
Rehtsanwalt Dingeldey mit reichem Beifall. Unter dem Eindruck der
beiden Vorträge wurde von einer Ausſprache Abſtand genommen.
Deutſche Volkspartei. Die am Mittwoch abend im Rat=
hausſaal
zu Heubach abgehaltene Verſammlung war ſehr ſtark beſucht.
Die Ausführungen des Redners, die ſich mit der durch das Reparations=
angebot
und letzte Memorandum der Reichsregierung geſchaffene inter=
nationale
Lage und den immer unerträglicher geſtalteten Verhältniſſen
im beſetzten Gebiet befaßten und in der Aufforderung gipfelten, auch bei
Fortſetzung der franzöſiſchen imperialiſtiſchen Politik in dem paſſiven
Widerſtand zu beharren, der Lage mutig ins Auge, zu ſchauen, und die
im unbeſetzten Gebiet hervortretenden Verſuche gefährlicher Miesmache=
rei
zu bekämpfen, fanden ſtürmiſchen Beifall. Der Leiter der Verſamm=
lung
, Lehrer Gouyot, brachte zum Schluß mit Ermahnungen an die er=
wachſene
Jugend, der ſchädlichen und unzeitgemäßen Genußſucht zu ent=
fagen
und die Vaterlandsliebe in ſtärkerem Maße zu betätigen, Herrn
Kahl den Dank der Verſammlung für den gebotenen erhebenden Vor=
trag
zum Ausdruck. Weitera Verſammlungen finden ſtatt: Sonntag,
den 17. Juni, nachmittags 4 Uhr, in Schlierbach, abends 8 Uhr in
Klein=Umſtadt.
Deutſche Demokratiſche Partei. Ausflug nach Jugen=
heim
Sonntag, den 17. Juni, nachmittags. Die Tagung beginnt wegen
frühzeitiger Abreiſe des Hauptredners pünktlich um 3 Uhr. Außer der
Anſprache von Joh. Fiſcher=Stuttgart und anderen Parteifreunden wer=
den
zahlreiche muſikaliſche Darbietungen die Gäſte unterhalten, wozu ſich
bewährte künſtleriſche Kräfte in liebenswürdiger Weiſe zur Verfügung
geſtellt haben. Für die Jugend iſt Tanzgelegenheit geboten. Alles in
allem bietet die Tagung reiche Anregung und Unterhaltung zugleich und
wird dazu beitragen, den geſellſchaftlichen Zuſammenhang und die Aus=
ſprache
unter den verſchiedenſten Schichten der Partei zu fördern und die gender Beliebtheit, die in dem ſtändig guten Beſuch überzeugend
politiſche Arbeit zu beleben.
Deutſche Demokratiſche Partei. Im Beamten= und Ar= ſein auf die Tatſache, daß auch die gegenwärtige Direktion bezw.
beitnehmerausſchuß ſpricht Montag abend 8 Uhr im Parteilokal Herr Regi= des Herrn Keſſenich im Verein mit Kapellmeiſter
Landtagsabg. Reiber über die Regierungsvorlagen: Geſetz über die Al.= Kleps beſtrebt iſt, die Vorſtellungen auf einem guten Niveau zu
tersgrenze der Staatsbeamten betreffend und Wahrung der Beamtenrechte halten. Zur Zeit wird Die Dame vom Zirkus gegeben,
bei Einſchränkung des Verwaltungsapparates. Zu dieſem Ausſchuß ge=
Lehrer und Angeſtellten, und ſind hiermit freundlichſt eingeladen.
Strafantrag gegen den Volksfreund.
dungsangelegenheit des ehemaligen Großherzogs durch angeblich ſenſatio= was geeignet iſt, über die Schwere der Zeit für ein paar Stun=
nelle
Enthüllungen in ihrem Sinne beeinfluſſen zu ſollen. Bekannt iſt, den hinweg zu helfen.
wie am 13. Juni das dem Grafen Hardenberg geſtohlene Tagebuch, wel=
ches
ſich u. a. auch mit dem Rechtsſtreit des Großherzogs beſchäftigt, von
dem ſozialdemokratiſchen Fraktionsführer in der erwähnten Abſicht aus= Herrn Kleps ausgezeichnet. In den Hauptrollen ſind Künſtler
gebeutet wurde.
juriſtiſchen Berater des Großherzogs, und unter dieſen auch Rechtsanwalt gauz ausgezeichnet iſt und viel Charme für die Dame vom Zirkus
auszuſetzen, was er zudem noch ausdrücklich bekräftigte. Eine andere dan (a. G.), der den Darmſtädtern ja ſo bekannt iſt, daß es über=
Auffaſſuxg mußte ja auch undenkbar erſcheinen. Umſomehr iſt es aufs
ſchärfte zu verurteilen, daß der Volksfreund, das ſozialdemokratiſche Or=
gan
Darmſtadts, im Zuſammenhang mit der Tagebuchveröffentlichung ſembles) fügen ſich dem Enſemble trefflich ein. Jak. Keſſe=
eine
maßloſe Hetze gegen den volksparteilichen Abgeordneten Rechtsanwalt
Dingeldey in Szene ſetzt. In der auffälligſten Weiſe wird dieſer als eine nich vertritt mit beſtem Erfolg nach wie vor das Humoriſtiſche
Art Verſchwörer hingeſtellt, wofür das Blatt ſelbſtverſtändlich auch nicht bezw. Groteske, und alle übrigen Darſteller ſind gut an ihrem
den geringſten Beleg beizubringen vermag. Solchem lediglich auf die Platze. Ausgezeichneten Rahmen gibt die Inſzenierung, auf
Aufpeitſchung der Leidenſchaften eingeſtellten Treiben, ſolchen aus der die ſtets mit Recht großer Wert gelegt wird. Man amüſiert
Luſt gegriffenen ſchwerſten Verleumdungen muß endlich doch einmal Ein= ſich trefflich!
halt geboten werden. Der politiſche Kampf darf unmöglich weiter mit
ſolch vergifteten Waffen geführt werden; es genügt nicht, die Unter=
ſtellungen
des Volksfreunds einfach niedriger zu hängen. Mit vollem Grund der zwiſchen den Vorſtänden des Hausbeſitzer= und Mietervereins
Recht hat man anerkannt, daß die Führer unſeres öffentlichen Lebens, getroffenen Vereinbarung werden die Hundertſätze auf Grund des Reichs=
eines
erhöhten Schutzes gehäſſigen Beleidigungen gegenüber bedürfen, mietengeſetzes für den Monat Juni l. Js. auf 15 000 Prozent feſtgeſetzt.
Wie wir erfahren, iſt gegen den Volksfreund bi der Staatsanwalt= Für die Finanzkommiſſion erſtattet Gemeinderat Jährling Bericht. Die
ſchaft Anzeige wegen verleumderiſcher Beleidigung des Abg. Dingeldey er=
ſeine
Verdächtigungen zu verantworten haben.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 17. Juni 1923.

Seite 5.

Das moderne Hüttenwerk im Film.
Im kleinen Haus läuft zur Zeit einer jener großen Induſtrie=
filme
, die an ſich ein Gebiet darſtellen, auf dem den Film am beſten
und überzeugendſten als Lehrfilm Anwendung findet und die gleich=
zeitig
Bewunderung erregen durch das was ſie dem Blicken vieler
Tauſender erſchließen, die nie im Leben derartige Werke deutſcher
Großinduſtrie zu ſehen bekamen und durch das, was ſie ſelbſt, was die
Filmtecmik betrifft, die hierin Wunderbares leiſtet. Das moderne
Hütunwerk, zu deſſen Vorführung Herr Aſſeſſor Maurer die er=
läuternden
inſtruktiven Vorträge hält, iſt ein Lehrfilm aus dem Ge=
biet
der Technologie. Die Bilder ſind in den Betrieben Rieſa, Grö=
ditz
, Torgau und Lauchhammer der Linke=Hofmann=Lauchhammer A.=G.
aufgenommen. Das Filmbuch ſtammt von Dipl. Ing. Dr. Ulrich
Kayſer=Berlin, der auch die Aufnahmeleitung hatte. Das Filmwerk
ſetzt ſich zuſammen aus 4 Haupttälen: 1. Guß eines Stahlblockes und
ſeine Verarbeitung zum Fertigerzeugnis; 2. Die Herſtellung von Eiſen=
bahnrädern
und Achſen; 3. Der Bronzeguß; 4. Aus der Werkſtatt
eines Glockengießers.
Von dem Umfang und der Reichhaltigkeit des Filmwerkes möge
nachfolgende Inhaltsangabe eimen Ueberblick geben.
1. Teil. Der Guß eines Stahlblockes und ſeine
Verarbeitung zum Fertigprodukt. 1. Abſchnitt. Der
Werd=gang eines Stahlblockes. Die neuzeitlichen Hüttenwerke decken
ihren großen Kohlenbedarf meiſt aus eigenen Gruben. Die Kohle
wird dem Werk auf dem kürzeſten Wege zugeführt. Das für den
Hüttenbetrieb benötigte Gas und die elektviſche Kraft werden in den
eigenen Anlagen gewonnen. Man ſieht die Braunkohlengrube des
Eiſenwerkes Lauchhammer. Große Bagger ſchließen die Braunkohlen=
lager
auf. Die Kohle wird abgebaut und in den Bunkerwagen zur
Hütte gefahren. Ein endloſes Band führt die Braunkohle zur Brikett=
fabrik
. Die Einrichtungen der Brikeattfabrik werden vorgeführt. Die
Braunkohle wird getrocknet, ſtaubfrei zermahlen und zu Briketts ge=
preßt
. Der in den elektriſchen Anlagen gewonnene, vom Werk nicht
benötigte Strom wird durch eine Ueberlandzentrale weit ins Land
hinausgeleitet. Große Gebiete werden mit Licht= und Kraftſtrom ver=
ſorgt
. Der Stahl wird aus Noheiſen und Alteiſen gewonnen. Zur
Fortbewegung der Eiſenmaſſen dienen große Glektromagnete. Das
Eiſen wird in den Siemens=Martin=Ofen gebracht. Die Oefen können
bis zu 2000 Zentner Schmelzmaſfe aufnehmen. Die Heizung der Oefen
erfolgt mit Regenerationsgas. Das Kochen des Stahls geſchieht bei
etwa 1600 bis 1800 Grad C. Nach einigen Stunden hat ſich die Um=
wandlung
des Eiſens in Stahl ( Eiſen mit 0,41,6 Proz. Kohlenſtoff)
vollzogen. Unerwünſchte Verunreinigungen, bezw. Beſtandteile, der
Schmelzmaſſe werden gleiclzeitig in geeigneter Weiſe entfernt (Schlacke).
Es erfolgt dann der Guß in die ſogen. Kokillen‟. Das ſind eiſerne
Gießformen, in denen der flüſſige Stahl erſtarrt. Nach dem Erſtarren
wenden die Kokillen abgehoben, die etwa 100 Zentner ſchweren Stahl=
blöcke
kommen zum Vorſchein.
2. Abſchnitt. Vom Stahlblock zu Oelbehältern und Flußſchiffen.
Im Blechwalzwerk wird der Stahlblock wieder angewärmt. Man ſieht
im Film die große Walzenſtraße auf der die Bleche ausgswalzt wer=
den
. Die Bleche erhalten auf einer a=waltigen Preſſe die zur Her=
ſtellung
von Oelbehältern notwendige Form. Der große Niethammer
wird vorgeführt, wvie er das Nieten raſch und ſicher vornimmt. Die
ſo hergeſtellten großen Blechbehälter dienen zum Verſenden von
Oel, ſie werden in großen Mengen ins Ausland geliefert. Man ſieht
dann weittn wie für die Zwecke des Schiffbaues große Bleche unter
einer hydrauliſchen Preſſe (von 600 000 Kilo Druck) zu Schiffsteilen
verarbeitet werden. Eine neuzeitliche Rekordlochwaſchine ſtößt 1000
Löcher in einer Stunde. Man erhält den Hinterſteven eines Flußſchif=
fes
und tut einen Blick auf eine Schiffswerft.
3. Abſchnitt. Der Werdegang eines Stahlvohres‟. Die im Mar=
tims
=Stahlwerk in runde Formen gegoſſenen Stahlblöcke werden im
Rohrwalzwerk angewärmt. Das Entſtehen des Hohlkörpers wird vor=
geführt
, das Auswalzen der Rohra gezeigt. Die Rohre werden in den
verſchiedenſten Längen und Stärken hergeſtellt. Sie finden Verwen=
dung
als Gas= und Waſſerrohre, als Heiz= und Kühlſchlangen, auch
als Schiffsmaſten. Ma ſieht wie eine 180 Meter lange Kühlſchlange
entſteht. Die Vevwendung von Kühl= und Heizſchlangen wird in eini=
gen
praktiſchen Beiſpielen vorgeführt.
2. Tel. Die Herſtellung bon Eiſenbahnrädern
(Scheibenrädern) und Achfen. Die Aufnahmen ſtammen
aus dem Eiſenwerk Gvöditz. Ein Eiſenzahnrad ſetzt ſich zuſammen aus
einer Radſcheibe und dem Radreifen. Der im Martinofen hergeſtellte
Stahl wird in beſondere Kokillen gegoſſen, in denen er als Rohrad=
ſcheibe
und Rohradreifenblock erſtarrt. Die Rohblöcke werden im Preß=
wak
noch einmal vorgewärmt, dann unter 2 Millionen Kilo Druck
in Form gebracht. Eine neuzeitliche Radſcheibenwalze wird vorgeführt
und eine Karuſſelldrehbank. Anſchließend an das Entſtehem der Rad=
ſcheibe
ſieht man die Herſtellung eines Radreifens. Aus Radſcheibe und
Radreifen baut ſich das Rad auf. Eine Wagenachſe wird unter ginem
Dampfhammer geſchmiedet, zuſammengepreßt. Jeder Radſatz wird auf
Millimetergenauigkeit ſorgfältig geprüft. Von dem Giſenwerk kommen
die Räder zur Waggonfabrik.
3. Teil. Der Bronzeguß. Bilder aus der Bronzegießerei
Lauchhammer. Einige Beiſpiele aus vorgeſchichtlicher, griechiſcher,
römiſcher und mittelalterlicher Zeit. Hinweis auf die Verdienſte wei=
land
Seiner Mafeſtät König Ludwig I. von Bahern um die Entwick=
lung
der Bronzegießkunſt in München. Es folgt der Werdegang eines
Thonmodells, eines Gipsabdruckes und einer Gießform in allen Einzel=
heiten
.
4. Teil. Ans der Verkſtatt eines Glocken=
gießers
, Bilder aus dem Stahlwerk Torgau. Im Mittelalter zeſſes wurde der Heidelberger Privatdozent Dr. Ruge unvereidigt als
war der Glockenguß ein zunftmäßiges Handwerk. Heute wird er nach Zeuge vernommen, weil bei ihm der Tatbeſtand der Begünſtigung vor=
die
Glocken ausſchließlich aus Bronze (Legierung von Kupfer und Oberland und im Blücherbund, als deſſen geiſtiger Führer er an=
bezw
. das Nachputzen mit Preßluftmeißeln. Der Gußanſatz wird ab= Mann geſehen, der ein Feuergeiſt in höchſter Steigerung geweſen ſei,
gedreht. Eine genaue Prüfung auf Wandſtärke und Tonreinheit wird während er Schäfer als unzulänglich betrachtet habe. Er halte es für
vorgenommen, bevor der Rohguß zur Fertigſtellung und letzten Ueber= erwieſen, daß Machhaus eine Gewaltaktion vorhatte mit Front nach
arbeitung freigegeben wird. Die Glocke ehält Joch und Klöppel Frankreich und Norddeutſchland, und zwar habe er ſich hierbei paupt=
und wird Probe geläutet. Glockenweihe.
Mit Recht und mit Erfolg iſt auf allzuviel Zwiſchentitel Verzicht Zeuge, den Eindruck gehabt habe, daß das Spiel dieſer beiden zu einer
geleiſtek, einige konnten noch geſtrichen werden, dann das Geſchoutg Kataſtrophe führen könnte, ſei er wiederholt bei verſchiedenen Stellen
ſpricht ſo überzeugend für ſich ſelbſt, daß Erläuterungen außer dem der Reichswehr geweſen und habe gewarnt. Ueber das Kräfteverhältnis
Vortvag kaum erforderlich ſind. Derartige Muſterfilme ſollten von zwiſchen Fuchs, Machhaus und Kautter befragt, erklärte der Zeuge, daß
gebührt Dank für die Vermittelung.

Orpheum Operettengaſiſpiele.
ge. Die Operettengaſtſpiele im Orpheum erfreuen ſich ſtei=
zum
Ausdruck kommt. Das dürfte im weſentlichen zurückzuführen
hören alle in der Deutſchen Demokratiſchen Partei organiſierten Beamten, eine Operette in drei Akten von Fean Kren und Bernhard Buch=
binder
. Eine Operette, die eigentlich alle Anforderungen erfüllt,
die ihre Liebhaber zu ſtellen gewohnt ſind. Das Libretto iſt der
Lebewelt entnommen. Ein bißchen Halbwelt, ein bißchen frivol,
Man ſchreibt uns: Die ſozialdemokratiſche Fraktion des Heſſiſchen ein bißchen ſentimental und im ganzen doch heiter und fidel,
Landtages hat geglaubt, die Erledigung der noch ſchwebenden Abfin= mit viel Geſangsduetten und Enſembletänzen, bringt ſie alles,
Die Aufführung iſt unter der temperamentvollen Leitung des
tätig, die in Darmſtadt längſt guten Klang und Ruf haben.
In dem Tagebuch ſtehen viele Perſonen verzeichnet, vor allem die Die Titelrolle verkörpert Alma Saccur (a. G.), die geſanglich
geordneter Dingeldeh. An dieſer nicht eben merkwürdigen Tatſache aufbringt, wie ſie auch in der Doppelrolle, als Lehrerin natürlich
uud ſelbſt Herr Abg. Kaul, der Leiter der Enthüllungsaktion, nichts und warmempfindend ſpielt. Den Lebegrafen gibt Ad. Jor=
flüſſig
iſt, Neues zu ſagen. Karl Walbröhl und vor allem
Frl. Rauſchenberg (eine der ſtärkſten Stützen des En=
St. Nieder=Ramſtadt, 16. Juni. Gemeinderatsbericht. Auf
Kommiſſion ſchlägt vor, die Dienſtbezüge der unſtändigen Gemeinde=
ſtattet
worden. In einem gerichtlichen Verfahren wird der Volksfreund bedienſteten in Anbetracht der inzwiſchen eingetretenen Geldentwertung
um durchſchnittlich 100 Prozent zu erhöhen. Dem Vorſchlag wird zu=

geſtimmt. Gleichzeitig wird der Gemeindekaſſegehilfe Lamp mit Wirkung
vom 1. April l. Js. in Gruppe IV eingeſtuft. Eine entſprechend Erhöhung
erfahren auch die Bezüge der Notſtandsarbeiter. Der Pauſchbetrag zur
Vergnüungsſteuer anläßlich des Feſtes des Arbeitergeſangvereins Mo=
dauluſt
wird auf 30 000 Mark feſtgeſetzt. Der Erhöhung der Haftpflicht=
verſicherungsprämie
gemäß den Vorſchlägen des Kreisamts wird zuge=
ſtimmt
. Einem Anſinnen der Ortsgruppe der Gemeindebeamten, der
Heſſ. Beamtenkrankenkaſſe beitreten zu dürfen, wird zugeſtimmt mit der
Maßgabe, daß die Gemeinde den auf ſie entfallenden Anteil an den Ver=
waltungskoſten
übernimmt. Der Geldanſchlagspreis für die an den
Arbeitergeſangverein Modauluſt anläßlich des Feſtes abgetretenen
Fichtenderbſtangen wird auf 30 000 Mark pro Fm. feſtgeſetzt. Nach
dem Bericht der Finanzkommiſſion führte die Prüfung der
Gemeinderechnung für 1921 zu keinen Beanſtandungen. Für
die Elektrizitätskommiſſion erſtattet Gemeinderat Steiger den
Bericht. Er verbreitet ſich zunächſt über das Sachverſtändigenurteil des
Herrn Betriebsinſpektors Gudernatſch aus Darmſtadt bezüglich der An=
lage
Pertſch. Die Beſchaffung eines weiteren Zählers mit Rücklaufhem=
mung
wird beſchloſſen. Die inzwiſchen weiter eingetretene Verteuerung
der Betriebskoſten verurſacht eine abermalige Strompreiserhöhung. Auf
Vorſchlag der Kommiſſion wird der Abgabepreis für Licht= und Kraft=
ſtrom
auf 1000 Mark pro K.=W.=St. feſtgeſetzt und zwar mit Wirkung
von der Juniableſung an. Auch der Bezugspreis für das Waſſer aus
der Gemeindewaſſerleitung muß aus den gleichen Gründen eine Erhöhung
erfahren. Die in Betracht kommende Kommiſſion wird beauftragt, bis
zur nächſten Sitzung entſprechende Vorſchläge zu machen. Für das an
der Kilianſtraße abzutretende, für die Gemeinde überflüſſige Straßen=
gelände
wird ein Verkaufspreis von 4000 Mark pro Quadratmeter feſt=
geſetzt
. Die Feld= und Waldkommiſſion wird beauftragt, die Waldwege
im Gemeindewald einer eingehenden Beſichtigung zu unterziehen und
dem Gemeinderat wegen Ausführung der notwendigſten Reparaturarbei=
ten
Vorlage zu . chen. Einem Anſinnen des Kreisamtes entſprechend
wird dem Vorſitzenden des Ortsausſchuſſes für Kriegsbeſchädigte für ſeine
Tätigkeit eine Jahresvergütung von 10 000 Mark bewilligt. Auf Be=
ſchluß
des Geſamtminiſteriums fallen in Zukunft bei allen Staatsgefällen
die Pfennigbeträge weg. Dieſem Beſchluß ſchließt ſich der Gemeinderat für
die Gemeindegefälle an. Einen breiten Raum nahmen die Beratungen
über die Jagdpachtangelegenheit ein. Sehr mißbilligt wurde das Ver=
halten
eines Jagdpächters bei den Verhandlungen bei dem Pachteini=
gungsamt
. Die neurdings gemachten Angebote wurden bezüglich eines
Pächters angenommen, diejenigen des anderen Pächters indeſſen als un=
diskutabel
abgelehnt. Auf Antrag eines Mieters im Rathaus wurde
die Grundmiete für deſſen Wohnung auf 10 Mark herabgeſetzt. Der
neue Beſitzer des Gaſthauſes Zum Schützenhof, Herr Kreutzer bean=
tragt
die Genehmigung zur Erteilung der Wirtſchaftskonzeſſion. In An=
betracht
des Umſtandes, daß in dem Lokal bisher bereits Wirtſchaft be=
trieben
wurde, findet der Gemeinderat nichts gegen die Erteilung der
Konzeſſion einzuwenden, zumal auch die Bedürfnisfrage zu bejahen iſt.
Das Mähen des Heugraſes auf den gemeinheitlichen Wieſen ſoll im Wege
öffentlicher Verſteigerung vergeben werden. Dem Geſuch des H. C. i=
ſtritius
um Anbringung einer Denkplatte in die Friedhofsmauer wird
ſtattgegeben Gleichzeitig werden die Fuhrkoſten für den Leichenwagen
auf 10 000 Mark pro Fahrtleiſtung erhöht. Zum Schluß wurden noch
mehrere Armenſachen verhandelt.
zh. Zwingenberg a. d. B., 14. Juni. Der Gemeinderat hat
die Einſtellung einer Hilfskraft für die Bürgermeiſterei zum zweiten
Male mit 7 gegen 5 Stimmen abgelehnt. Die Angelegenheit wird zur
Entſcheidung an den Kreisausſchuß gehen Die Begräbnisge=
bühren
haben eine Erhöhung der Preiſe erfahren. Ein Erbbegräb=
nis
koſtet jetzt 70 000 Mk., jedes weitere Grab koſtet 35 000 Mk. Für
ein Reihengrab werden 8000 Mk. erhoben.
Heppenheim (Bergſtr.), 14. Juni. Wiederum wurde in der letz=
ten
Nacht ein Einbruch vorübt. Diesmal ſtatteten die Diebe einen
Beſuch im Laden des Schuhmachermeiſters Joh. Feiſch ab und ſtahlen
daraus 8 Paar Damenſchuhe im Werte von nahezu 1 Million Mark.
Vor Wochen wurde ſchon einmal die Erkerſcheibe des Fetſch zerſchnit=
ten
und die Schuhwaren, ſoweit ſie im Schaufenſter ausgelegen, ge=
ſtohlen
. Da ſich in letzter Zeit die Einbriiche mehren, wäre es ſehr
evwünſcht, wenn die Nachtpolizei ein beſſeres Augznmerk bei ihren
Rundgängen auf dieſe nächtlichen Vorgänge zeigte.
9* Offenbach, 15. Juni. Die Stadtverordneten bewilligten
geſtern auf Antrag der Kommuniſten 50 Millionen zur Einrichtung einer
Volksküche, aus der Erwerbsloſe gegen geringes Entgelt geſpeiſt werden
ſollen. Zur Bereitung der Speiſen, ſollen Erwerbsloſe herangezogen
werden. Für Siedelungsbauten wurden 100 Millionen angefordert.
Zur Unterſtützung der Buchhilfe der Höheren Mädenſchule wurden
500 000 Mark bewilligt. Der Gaspreis wurde gegen die kommuniſtiſchen
Stimmen auf 900 Mark erhöht. Bei der Erhöhung der Schlachthof=
gebühren
wurde Vereinfachung der Verwaltung des Schlachthofs ver=
langt
. An die Spitze der Verwaltung ſoll ein Tierarzt als Direktor
treten, um die Unkoſten für die Fleiſchbeſchau zu vermindern. Das Ge=
ſamtminiſterium
hat die Staffelung des Schulgeldes an der Höheren
Mädchenſchule abgelehnt. Die Stadtverordneten beharren gegen die
Stimmen der Rechten auf ihrem Beſchluß. Für Flüchtlingsfamilien wur=
den
62 Wohngelegenheiten gefunden. Für die Abteilung und Herrich=
tung
dieſer Wohnräume wurden einſtimmig 40 Millionen bewilligt.

Reich und Ausland.
Der Münchener Hochverratsprozeß.
München, 16. Juni. (Wolff.) Im weiteren Verlauf des Pro=
ſtreng
wiſſenſchaftlichen Geſichtspunkten ausgeführt. Früher wurden zuliegen ſcheint. Der Zeuge ſchilderte u. a. ſeine Tätigkeit im Bund
Zinn) hergeſtellt, in neuerer Zeit werden die Glocken vielfach aus Stahl geſehen worden iſt. Er habe in einem Brief an Schäfer als Voraus=
gegoſſen
. Der Kern der Glocke wird aufgebaut, der Mantel ge= ſetzung für ſeine Mitarbeit im Bunde die Bedingung geſtellt, daß keine
formt. Man ſieſt das Gießen der Glocke und die Nachbehandlung, politiſchen Fäden geſponnen würden. Der Zeuge hab in Machhaus einen
ſächlich auf die Truppen Schäfers und Kautters ſtützen wollen. Da er,
jedem beſucht werden. Der Bildſtelle der Zentrale für Volksbildung Machhaus die bei weitem radikalere und entſchloſſenere Perſönlichkeit ge=
gt
. weſen, und daß Fuchs unter dem Einfluß von Machhaus geſtanden habe.
48. Deutſcher Gaſtwirtstag.
S. &H. Eiſenach. Unter dem Vorſitz ſeines Präſidenten Emil
Köſter=Altona und Beteiligung von mehr als 1000 Vertretern des deut=
ſchen
Wirtsgewerbes aus allen Teilen des Reiches, beſonders auch aus
den beſetzten Gebieten, trat hier der Deutſche Gaſtwirtsverband E. V.
mit dem Sitze in Berlin zu ſeiner 48, ordentlichen Hauptverſammlung
zuſammen. Nachdem in den letzten zwei Jahren der Deutſche Saal=
beſitzer
=Verband, die Wirteverbände von Württemberg, Baden und
Heſſen, der Mitteldeutſche Gaſtwirteverband, der Wirteverband Naſſau
und am Rhein, der Rheiniſch=Weſtfäliſche und der Münſterländiſche
Wirteverband, der Bayeriſche, Sächſiſche, der Oſtdeutſche und der Saar=
verband
ſich dem Deutſchen Giſtwirteverband angeſchloſſen haben, iſt,
wie Verbandsdirektor Haugg=Berlin in dem Bericht des geſchäftsführen=
den
Ausſchuſſes hervorhob, die Einigung des geſamten deutſchen Wirte=
gewerbes
erfolgt. Mit der Organiſation der deutſchen Hotelbeſitzer und
dem Reichsverband der Kaffeehausbeſitzer iſt eine Arbeitsgemeinſchaft
herbeigeführt worden. Ueber die Lage im Wirtegewerbe beſagt der Be=
richt
, daß die ungünſtige Wirtſchaftslage des Reiches auch auf das Wirte=
getverbe
geradezu verheerend gewirkt habe. Beſonders ungünſtig be=
laſtete
die Verkehrspolitik mit ihrer Verteuerung der Frachten, ſowie
der Eiſenbahn= und Poſttarife das Gewerbe. Gegen die ungerechten
ſteuerlichen und ſonſtigen Belaſtungen des Gewerbes, richtete die Ver=
bandsleitung
einen ununterbrochenen Abwehrkampf, ebenſo gegen die
maßloſen Forderungen der Abſtinenzbewegung. Der Weinverbrauch ſei
gegenwärtig nur etwa drei Viertel der Vorkriegszeit, und der Rückgang
des Champagnerverbrauchs in den letzten Monaten habe bereits die
ganze Schaumweininduſtrie in Frage geſtellt. Auch der Branntwein=
konſum
werde im Laufe dieſes Jahres höchſtens den fünften Teil des
letzten Friedensſtandes bei uns erreichen. Dieſe Zahlen bewieſen mehr
als alles andere, daß die Trunkſucht ganz unmöglich zugenommen haben
könne. Den Kaſſenbericht erſtattete der Verbandsſchatzmeiſter Herm.
Braun=Berlin. Ueber das Fachblatt Das Gaſthaus, das der Ver=
band
inzwiſchen in eigene Regie übernommen hat, bericktete E. Wege=
ner
=Berlin. Unter großem Beifall wurde der 78jährige Vertreter Dort=
munds
, Haſenbrink, zum Ehrenmitglied des Verbandes gewählt.
Nach einer eingehenden Ausſprache über das Verbandsorgan Das Gaſt=
haus
, die mit einer Ablehnung aller auf Abänderung der jetzigen Ver=
hältniſſe
gerichteten Anträge endete, berichtete der Verbandsſekretär
Köſter über die Hauptgemeinſchaft der Hotel=, Gaſt= und Schankwirte=
Organiſationen Deutſchlands. Er bedauerte es, daß der Reichsverband
der Hotelbeſitzer auf ſeiner letzten Tagung in Hannove: den Deutſchen
Gaſtwirteverband nicht reſtlos als Spitzenorganiſation des Gewerbes
anerkannt, ſondern ſich als Sondergruppe aus der Maſſe des Gaſtwirte=
gewerbes
herausgehoben habe, und führte einen einſtimmigen Beſchluß
des Verbandstages herbei, nach welchem der Deutſche Gaſtwirteverband
unter allen Umſtänden ſeine Stellung als führende Berufsorganiſation
wahren wird. Zum nächſten Tagungsort wurde Karlsruhe be=
ſtimmt
.

[ ][  ][ ]

Seit.

Darmſtädter Zaguiatt, Sonntag, den K6. Iiiei 1323.

Müirster 1G=

Sport, Spiel und Turnen.
Fußball.
Jubiläumsſpörtwoche 1923. 1. Tag.
. Mit den heute auf den Sportplätzen am Böllenfalltor ſtatt=
findenden
ſportlichen Veranſtaltungen eröffnet der Sportverein Darm=
ſtadt
1898 E. V. ſeine diesjährige, auf ſportlichem Gebiete großzügig
ungelegte Jubiläumsſportwoche. Eine Veranſtaltung, die
trotz der beſtehenden ungunſtigen Verhältniſſe zu einem Ereignis für
Darmſtadt zu werden verſpricht. Den Reigen der Veranſtaltungen er=
öffnem
die Liggerſatzmannſchaften des Vereins für Bewegungsſpiele
Neu=Iſenburg und des Sportvereins Darmſtadt in einem Fuß=
ballwettſpiel
. Nach dieſem Spiel ſteht die Leichtahletikabteilung des
Sportvereins Offenbach der gleichen Abteilung des Sport=
vereins
Darmſtadt im Stadion gegenüber. Auf beiden Seiten treten
je 24 Leichtathleten ſich gegenüber, die in Einzelläufen, Speer=, Dis=
kuswerfen
, Staffelläufen uſw., um den Sieg ſtreiten. Diejenige Ab=
teilung
, die nach Schluß des Vereinswettkampfes die meiſten Sieger=
punkta
aufweiſt, iſt Gewinner des Clubwettkampfes. Die Art der
Wertung der ſportlichen Ergebniſſe iſt für Darmſtadt in der Leicht=
athlet
: neu und verſpricht ſicher, daß den Beſuchern des Stadions
intereſſante Kämpfe geboten werden. Nach dieſem Wettkampf ſteht die
Ligamannſchaft des Sportvereins der Ligamannſchaft der Fußball=
abteilung
Helvetia der Bockenheimer Durngemeinde
gegenüber. Helbetia, weit über die Grenzen Frankfurts als leiſtungs=
fähig
bekannt, iſt auch in Darmſtadt ein gern geſehewer Gaſt. Die
Mannſchaft hat in den letzten Spielen ſehr gute Reſultate erzielt und
war ſeinerzeit ein ernſter Mitbewerber um die Meiſterſchaft der Ober=
liga
in einem der Mainkreiſe. Die Mannſchaft tritt in Darmſtadt mit
Ausnahme ihres Torwächters Judiſch, der noch an einer Verletzung
leidet, komplett an. Hohlfeld (im Tor W. Fritz, Schieberer, Engel=
hard
, J. Fritz, Wagner, Blatt Meier, Müller, Paſchke und Mex ſind
Fußballer, die der Liga des Sportvereins tüchtig zuſetzen werden.
Wenn die Neuaufſtellung der Darmſtädter mit Ellenbeck keine Ent=
täuſchung
bereitet, iſt ſicher ein anregendes Spiel zu erwarten. Mit
dieſer Veranſtaltung ſchließt der erſte Tag der Jubiläumswoche.
Fechten.
Fechtabteilung der Turngemeinde Darmſtadt 1846.
Zu dem Jungmann=Wettfechten des zweiten Bezirks in Fechenheim
am 10. Juni ds. Js. ſtellte unſere Abteilung 9 Fechter. Obwohl durch
die Bahnfahrt und durch den 15 Minuten langen Dauerlauf von Main=
kur
nach Fechenheim ermudet, traten die Fechter ohne ausgeruht zu
haben (das Fechhen war in vollem Gange), zum Kampfe an. Altbe=
tvährte
Kämpen traten den Darmſtädter Jungmannen gegenüber. Trotz
allem gelang es, folgende Plätze zu belegen: 15. Preis Burkhardt mit
21 Punkten, 18. Preis Seip mit 1934; es folgten: Getroſt mit 1834,
Brauns 1734, Wenzlau 16½ Haun 17½/, Kraft 17½ Amelung
16½, und Herbert mit 13 Punkten. Durchweg fielen die Darmſtädter
durch ſauberes Fechten und ſchöne Stellung auf. Zu beanſtanden war
die Wahl Fechenheims als Kampfplatz, da nur ſehr müihſelig zu er=
reichen
. Für das nächſte Fechten einigte man ſich deshalb auf einen
brs.
Zemtralplatz, wahrſcheinlich Frankfurt a. M.
Turnen.
Maiu=Rhein=Gau. Deutſche Turnerſchaft.
Am Sonntag, den 17. Juni, von vorm. 8 Uhr ab, findet auf dem
Sportplatz in Eberſtadt das dritte Gaufrauen=Wetturnen des Main=
Rhein=Gaues ſtatt. Alle Vorbereitungen ſind getroffen, um den An=
hängern
und Freunden des Frauenturnens hübſche Leiſtungen der
Frauen und Jungfrauen auf dem Gebiete der Leibesübungen zu zei=
gen
. Eberſtadt bürgt für gute Aufnahme.
Flugſport.
Segelflugſport in Baden.
Karlsruhe, 15. Juni. Am vergangenen Sonntag in aller
Frühe bewegte ſich ein eigenartiges Geſpann durch die Kaiſerſtraße

in der Richtung nach Durlach. Es war das von der Flugtechniſcher
Gruppe Staatsbechnikum im Karlsruher Luftfahroverein erbaute Gleit=
flugzeug
Liſelotte‟. Der eigentliche Zweck der Fahrt wuar ja die
Maſchine in ihrer Stabilität und Wendigkeit beim Start auszupro=
bieren
. Dieſar Zweck wurde auch auf dem beſcheidenen Abhange in der
Nähe des Turmbergs genügend erfüllt. Nach Feſtſtellung von günſtiger
rem Gelände ſind einige Schauflüge geplant.

45, Quittung
über in der Geſchäftsſtelle des Darmſtädter Tagblatts eingegangen
Spenden für die geſchädigte Ruhrbevölkerung:
Kollegium der Knaben=Mittelſchule T 37 500 Mk., Oberrechnungsrat
Kornmann (5. Rate) 5000 Mk., M. L. 10000 Mk., K. H. (5. Rate) 500
Mk., Rechnungsdirektor Wilh. Ineg (5. Rate) 5000 Mk., Frl. Dr. Eliſa=
beth
Hasper 3000 Mk., Chemiker der Fa. Röhm u. Haas A.=G. (4. Rate)
316 000 Mk., Aſſeſſor H. 4000 Mk., Frhr. Diemar von Rieneck (2. Rate)
30 000 Mk., Profeſſor Dr. Langenbeck (5. Rate) 7000 Mk., Ein Weſtfale
(2. Rate) 5000 Mk., E. S. 50 000 Mk., G. Wirth (4. Rate) 2000 Mk.,
G. Kranz (9. Rate) 500 Mk., Dr. W. 5000 Mk., Skatgeſ. Reſt. Speier,
Frankfurter Str. (3. Rate) 1000 Mk., Gg. Haas 5000 Mk., J. K. (8. Rate)
1000 Mk., Fräulein Kathinka Eichberg, Lehrerin i. R. (3. Rate) 1000 Mk.
Juſtizinſpektor Koch, Oberlandgericht, 14 000 Mk.
1. Qnittung 336 810 Mk., 2. Quittung 382 210 Mk., 3. Quittung
490 850 Mk., 4. Quittung 578 495 Mk., 5. Quittung 689 703 Mk., 6. Quit=
tung
416 536 Mk., 7. Quittung 515 080 Mk., 8. Quittung 1 251 261 Mk.,
9. Quittung 688 429 Mk., 10. Quittung 1 146 238 Mk., 11. Quittung
525 881 Mk., 12. Quittung 557 984 Mk., 13. Quittung 1 577 273 Mk.,
14. Quittung 597 255 Mk., 15 Quittung 834 316 Mk., 16 Quittung
477 914 Mk., 17. Quittung 627 518 Mk., 18. Quittung 494 353 Mk., 19.
Quittung 765 358 Mk., 20. Quittung 570 580 Mk., 21. Quittung 936 478
Mk., 22. Quittung 2 736 219 Mk., 23. Quittung 504 042 Mk., 24. Quit=
ung
341 900 Mk., 25. Quittung 620 271 Mk., 26. Quittung 439 447 Mk.
27. Quittung 536 085 Mk., 28. Quittung 631 221 Mk., 29. Ouittung
240 065 Mk., 30. Quittung 719 917 Mk., 31. Quittung 393 980 Mk.,
32. Quittung 457 470 Mk., 33. Quittung 780 100 Mk., 34. Quittung
619 721 Mk. und 3 Silberkronen, 35. Quittung 937 138 Mk., 36. Quit=
tung
129 115 Mk., 37 Ouittung 933 855 Mk., 38. Qnittung 366 149 Mk.,
39. Quittung 638 300 Mk., 40. Quittung 524 525 Mk., 41. Quittung
675 076 Mk., 42. Quittung 936 935 Mk., 43. Onittung 647 375 Mk.,
44. Quittung 798 986 Mk., 45. Quittung 502 500 Mk.
zuſ. 30 530 164. Mk.

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Verſteigerungskalender Montag, 18. Junf.
Holzverſteigerung, vorm. 9 Uhr, im Heiligkreuz. Ver=
ſteigerung
von Brettereinfried. uſw. vorm. 10 Uhr auf
dem Sportplatz an der Klappacherſtraße.

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Bie Weltmarke bürgt für Oualität!

9
Dei Diefttäger toimt

ds. Ronats die Bezugsgelder für das

und kaſſiert in den Tagen vom 18.2
Darmſtädter Tagblatt bei den Poſt=
beziehern
für den nächſten Monat.



V

Wir bitten beim erſten Vorzeigen der
Poſtquittung den Betrag zu bezahlen,
damit in der Zuſtellung der Zeitung keine
Unterbrechung eintritt. Nach den neueſten
Poſt=Beſtimmungen wird der Briefträger
die Quittung nur einmal vorzeigen, bei
Nichteinlöſung muß der Betrag alsdann
im Poſtſchalter bezahlt werden. (1447a
Der Verlag des Darmſtädter Tagblattes.

Tageskalender.
Landestheater, Großes Haus, Anfang 5½ Uhr, Ende nach 94/=
Uhr (Schauſpielmieten a 13 und f 14): Haſſan. Kleines Haus, 5½
und 8 Uhr (letzte Vorführungen), Film: Das moderne Hüttenwerk.
Orpheum, 734 Uhr abends: Die Dame vom Zirkus
Herrngarten, 11 Uhr: Promenadekonzert. Konkordia=
ſaal
, 6 Uhr: Tanz. Sportverein 1898 Darmſtadt, vorm.
10 Uhr, Stadion: Einweihung des Gefallenen=Gedenkſteins, nachm. ½2
Uhr: Fußball und Leichtathletik, abends 8 Uhr, Turnhalle Woogsplatz:
Feſtball. Schuls Felſenkeller, 4 Uhr nachm.: Konzert.
Perkeo, 4 Uhr: Tanz. Hotel Schmitz: Konzert. Union=,
Reſidenz=, Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kino=Vorſtellungen.

Die heutige Nummer hat 10 Seiten
und Unterhaltungsblatt.

Familiennachrichten

Statt Karten.
Die Verlobung ihrer Tochter
Irme
Irmgard mit Herrn Fritz
Fr
Diehl geben bekannt

Reg.=Baurat Keſſel u. Frau
BensheimDarmſtadt.

Statt Karten!
Henny Cohn
Karl Löb
VERLOBTE

Frankfurt a. M.
Beethovenstr. 30.

Darmstadt
Bleichstr. 34.

Krfd8)

Im Naen der Hinterbliebenen
die ſchmerzliche Mitteilung, daß
mein lieber Mann, unſer treube=
ſorgter
Vater und Großvater, Sohn,
Bruder, Schwager und Onkel

am Freitag morgen gegen 6 Uhr
nach langem, ſchwerem in großer
Geduld ertragenem Schmerzens=
lager
ſanft verſchieden iſt. (*17230
Frau Albertine Monick
geb. Backes.
Die Einäſcherung findet in der
Stille ſtatt. Blumenſpenden ſind
nicht im Sinne des Verſtorbenen.

Todes=Anzeige.
Heute entſchlief ſanft unſere liebe
Schweſter, Schwägerin und Tante

Großh. Silberwärterin i. R.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Eliſe Schneider,
geb. Gütig,
Barbaxa Wieland,
geb. Schneider,
Charlotte Hoffmann,
geb. Schneider,
Familie Brückner.
Die Beerdigung findet Montag,
den 18. Juni, nachm. 2 Uhr, vom
Waldfriedhof aus ſtatt. (*17282

Die Beerdigung von Johanna
Brand ſindet nicht wie irrtüm=
lich
im Heſſ. Volksfreund ver=
öffentlicht
auf dem Waldfriedhof,
ſondern auf dem alten Fried=
hof
. Nieder=Ramſtädterſtr.
(5019
ſtatt.

Plötzlich und unerwartet wurde
uns meine, inmitten ihrer ſchönſten
doffnungen ſtehende, heißgeliebte
rau, meine innigſtgeliebte Tochter
udunſere unvergeßliche Schweſter,
Schwägerin und Kuſine
Johanna Brand
geb. Jährling
durch einen ſanften Tod aus unſerer
(5008
Mitte entriſſen.
Für die tieftrauernden Hinterbliebenen:
Auguſt Brand
Familie Jährling.
Die Beerdigung findet am Montag,
den 18. Juni, nachm. 3 Uhr, auf
dem alten Friedhof Nieder= Ram=
ſtädterſtraße
ſtatt.
Beileidsbeſuche dankend verbeten.

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Tücht. Mann, Mitte. Haudwerker, 21 J.
30, mit 4 Mill, bar ſportl. Radf., ev., gr
u. ſpät. gr. Vermög. Statur, wünſcht Be=
(da Eltern noch Land= kanntſchaft mit brav.
wirtſchaft betreiben) Mädel, am liebſten v.
wünſcht Einheirat /Lande, zwecks Heirat.
in Geſchäft od Land= Angebote mit Bild,
wirtſchaft. Ang. u. das ſofort zurückge=
R 103 an die Ge= ſandtwird, unt. R141
ſchäftsſt. (*16903sg Geſchäftsſt, (*17022

Fräulein, 38 Jahre,
m. Kind u. eigenam
Heim, ſucht Bekannt=
Zeirgr.
ſchaft mit beſſerem
Gebildeter Landwirt, Herrn zwecks Heirat.

25 Jahre alt, evang.,
mit 100 Millionen
Mark Verm., wünſcht
Einheirat in Geſchäft
oder Landwirtſchaft.
Angebote mit Bild
unter S 15 an die
Geſchäftsſtelle erbet.
diskretion zugeſichert
u. verlangt, (*17105

Dung. Mank
20 J. alt, ſtattl. Er=
ſcheinung
, wünſcht die
Bekanntſchaft eines
älteren Fräuleins
oder Witwe zwecks
Heirat, Zuſchriften u.
W. W. 5. hauptpoſt=
lagernd
. Darmſtadt
erbeten. (*17009

Aufrichtiger
Wunſch.
21jähr. junger Mann,
aus ſehr gut. Familie
liebev., Liebe zur Na=
tur
, leicht ein bischer
ſchwermüt., doch ſonſt
luſtig, aufr. Charakter,
ſucht e. tr. Freundin
licht älter als 19 J.,
die hübſch u. tempera=
mentvoll
iſt u. Eigen=
ſchaften
beſitzt, die die
meinigen ergänzen,
zw. ſpäterer Heirat,
Vertrauensv. Zuſchr.
erb. unt. Nr. S 75 a. d.
Geſchſt. Str. Diskret.
ehrenwörrl. zugeſ. und
verlangt. (*17247

Bankbeamtin
brünett, 23 J., hübſch.
Erſcheinung, gebild.,
fein. Charakter, gutes
Gemüt, häuslich tüch=
tig
und wohlerzogen,
tadel. Vergangenheit,
wünſcht, da es an paſſ.
Gelegenheit fehlt, die
Bekanntſchaft ein. ge=
bild
. Herren im Alter
v. 2532 J. mit vor=
iehm
. Charakter, ev.,
in guter Poſition, zw.
ſpäter, Heirat. Nur
ernſte Zuſchr. m. Bild
erb. unt. R 132 Ge=
ſchäftsſt
. Bild ſof. zur.
Streng diskret. (*16996

Angeb. u. S 25 an
die Geſchſt. (*1710,

Akademiher
27 J., ev., wünſcht jg.
Dame der Geſellſchaft
(blond, ſchlank, muſik.
k. z. I. zwecks Heirat.
Verm. durch Eltern
od. Verwandte ange=
nehm
. Angeb. u. S 51
an die Geſchſt. (*17190

G. d. 44
liegt noch zum Ab=
holen
.

Tauſche Dung
gegen Kartoffeln.
Hügelſtr. 27. (*17259

(m. Maſchine, die geſt.
w. muß) Diſertation
n. Dikt. (teilw. fremd=
ſpr
. Text) Gefl. Preis=
Angebote nnt. S 88
Geſchſt.
(*1728!

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mit Stickerei, f. Poſt
oder Bahn geeignet
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Geſchſt. (*17139

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Hinterh., p. (*17208

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(bleu) zu verk.
Hügelſtraße 35,
(*1717
2. Stock

mit Hoſe, gr., ſchlanke
Figur, 1 getragener
ſchw. Wintermantel
1 grün. Regenmantel
1ſchwarze Alpakajacke,
2 Hüte, Nr. 55, zu vk.
Martinſtr. 8, I. (*17134Sg

Frl., Anf. 30 J., m.
eig. Heim, wünſcht
mit ſol. Herrn ent=
ſprechenden
Alters in
Verbindung zu treten
zw. ſp. Heirat, An=
geb
. u. R 83 an die
Geſchäftsſt. (*16844

Fränlein, 28 J., eb.,
ſ. häuslich, tadel. Ver
gangenheit, Schlafz.=
Einr., Wäſcheausſtatt.
u. Verm., wünſcht an
ſtänd., ſol. Herrn ken.
zu lernen, zwecks
Heirat
Diskret. Ehrenſ. Gefl
nicht anonyme Ang. u.
S 41 Geſchſt. (*17169

1 Paar
Schaftenſtiefel
(43-44), 1 grauer Filz=
hut
, 1 Strohhut zu
verkauf, Lichtenberg=
ſtraße
73, IV (*17205

Gutechalt. Sport=
ſowie
ein Arbeitsan=
zug
für 16-18 Jahre
zu verk. Schwanen=
ſtraße
69, pt. (*16947

Ein waſſerdichtes
Regencapes
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Anlage 12. (5026

In Dr. Unblatigs Sprochstande
2.
(Aufheben!)
(Fortsetzung folgt.)
Benz 6 PS, ſtationär, So Herr Ober, gestern haben Sie mir
Hühnersuppe mit Fettaugen serviert und
heute bringen Sie mir Hühneraugen mit
ohne Suppe. Na, lassen Sie mal sehen.
Hühneraugen sind ja bei Kellnern eine
Berufskrankheit, wie bei Poincaré die Ruhr.
Sie haben da zwei wunderschöne Natur-
Oberteil (Singer denkmäler, eine schöne Hornhaut auf der
Schwingſchiff) 150 006 Fußsohle und ein Hühnerauge an der großen
Zehe. Aber regen Sie sich nicht so hinauf,
mein Lieber, diese Dinger beseitigt man
nicht mit dem Messer. Da wird auch nicht
gesägt oder geätzt, sondern ich, Dr. Unblutig,
entferne auch die knorrigsten Hühneraugen
und die älteste Hornhaut nach dem wissen-
schaftlichen
Prinzip: Hühneraugen klein
und groß, wirst durch Kukirol Du los‟
Gehen Sie jetzt gleich in die nächste
größere Apotheke oder bessere Drogerie,
kaufen Sie sich eine Schachtel Kukirol und
wenden Sie es laut Gebrauchsanweisung an.
Sie werden sehr bald Linderung verspüren,
im Gegensatz zu anderen Mitteln, weiche
die Schmerzen noch größer machen. In
2 bis 3 Tagen werden Sie sich schon ohne
Hühneraugen behelfen müssen. Gerade
Panama,Filzhut (54), Ihnen und Ihren Kollegen möchte ich aber
außerdem noch die regelmäßige Benutzung
des Kukirol-Fußbades empfehlen. Das viele
Gehen mit weichen Schuhen auf hartem
Boden verursacht natürlich heftiges Brennen
an den Füßen, mitunter auch Wundlaufen
und allerlei andere Fußleiden. Das Kukirol-
Fußbad hält die Füße trocken, kräftigt
Muskeln und Sehnen und ist eine wahre
Wohltat für Jeden, der viel geht und steht.
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Lassen Sie sich niemals etwas anderes
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[ ][  ][ ]

Rummer 165.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 12. Juni 1923.

Seite 3.

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Erhöhung der Kohlenpreiſe vom
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3 bis 5 Teilſtrecken".
800.
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8 und mehr Teilſtrecken . . . 1200.
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Die Teilſtrecken müſſen zuſammenhängen und
hintereinander durchfahrbar ſein.
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1 und 2 Teilſtrecken . . . . 24000. Mk.
3 bis 5 Teilſtrecken".
32000.
6 und 7 Teilſtrecken . . . 40000.
8 und mehr Teilſtrecken . . 48000.
Innenverkehrskarten, perſ. 32000.
unperſönlich 36000.
Stadtnetzkarten, perſönlich . 36000.
unperſönlich 40000.
für eine Perſon und einen Kalendermonat.
Zu § 12 E, Ziffer 4. Für unperſönliche be=
ſondere
Zeitkarten wird monatlich ein Zuſchlag
von 4000 Mark für jede Karte erhoben.
Zu § 12 F. Für Schüler und Schüler=
innen
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1 und 2 Teilſtrecken . . . . 15000. Mk.
3 bis 5 Teilſtrecken.
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6 und 7 Teilſtrecken . . . . . 25000.
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kauft Weicker, Fried
hof=Allee 82. (4647a
R
Weingläſer
u. Flurgaderobe zu
kaufen geſucht. An=
gebote
unter S 87
Geſchäftsſt. (*17285

Darterre.

(*17305

zu verkaufen. Näh.
Geſchäftsſt. (*17243

Erſtklaſſiger, ſchwarz.

vielfach höchſt prä=
miert
, ſteht für große
ſchwarze, weiße, ſowie
für Wolfsſpitzhündinnen
z. Decken frei. Decktage
nach Vereinbarung.
Wilhelm Schnell,
Lebensmittelgeſchäft,
Gr. Bachgaſſe 23. (*1n2esg

Zwei wachſame
Hofhunde
(Wolfshunde) wegen
Futtermangel in gute
Hände zu vk. (*17009
Fer=
ner
1 Hofhund
(ſtarkerFoxterrier) da=
ſelbſt
zu verk. Näh.
Holzwerke,G. m. b. H.,
Weiterſtädterſtr. 98.

Hundefutter
zu kf. geſucht. (*17294
Lehr, Tannenſtr. 35.
Ae

1,0 Rhodeländer
(22er) gibt ab Weiter=
ſtädterStr
. 35, II. (*12n

Schäferhund
mit Stammbaum zu
verk. Sandſtraße 18,
Garths. (*16913

Mte, alter, rein=
ra

(Hündin) mit prima
Stammbaum zit vk.
Fr. Katzenmeier
Oberramſtadt
Schulſtraße 3, (*17212

[ ][  ][ ]

Darmſtädter Tagblatt

Handeisblatt

17. Juni 1923 Nr. 165

Handel und Wandel in Heſſen.

A.=G. für Schriftgießerei und Maſchinenbau,
Offenbach a. M. Die G.=V. ſetzte die Dividends für das abge=
laufene
Geſchäftsjahr auf 200 Prozent feſt. Die teilweiſe Selbſtver=
ſicherung
der Geſellſchaft wurde genehmigt. Mit der Berthold A.=G.,
Berlin, wurde eine Intereſſengemeinſchaft durch Aktientauſch her=
geſtellt
. Auch wurden die Mitglieder des Aufſichtsrates ausgetauſcht.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
t. Der neue Goldankaufspreis. Der Ankauf von Gold
für das Reich durch Reichsbank und Poſt erfolgt vom 18. ds. Mts. ab
bis auf weiteres zum Prſiſe von 350 000 Mark für ein 20=Markſtück
und 175 000 Mark für ein 10=Markſtück. Für ausländiſche Goldmünzen
werden entſprechende Preiſe gezahlt. Der Ankauf von Reichsſilber=
münzen
durch die Reichsbank und Poſt erfolgt bis auf weiteres zum
7000fachen Betrag des Nennwertes.
* Felten u. Guilleaume=Carlswerke A.=G., Köln=
Mülheim. Die Geſellſchaft berichtet über lebhafte Geſchäftstätig=
keit
im abgelaufenen Geſchäftsjahr. Insbeſondere war die Nachfrage
nach den Erzeugniſſen im Eiſen= und Stahlgeſchäft vom Auslande ſo
ausgedehnt, daß ſie nur teilweiſe befriedigt werden konnte. In Stark=
ſtrom
=Kabeln ſowie in iſolierten Leitungen war die Beſchäftigung in
der erſten Jahreshälfte befriedigend; allerdings machte ſich ſpäter infolge
der Markentwertung eine ſtarke Zurückhaltung der Verbraucher geltend.
Auf dem Gebiete der Schwachſtrom=Kabelfabrikation ſind neben den Lie=
ferungen
für den weiteren Ausbau des deutſchen Fernkabelnetzes, ins=
beſondere
die im Berichtsjahre fertiggeſtellten Fernkabelſtrecken Luxem=
burg
EſchPettingen, ſowie ZürichWinterthur zu erwähnen. Das
abgelaufene Geſchäftsjahr hat gegenüber früheren Jahren eine beſſere
Beſchäftigung in dem Fabrikationszweige der Seekabel gebracht. Es
wurden zwei größere Seekabel für Telephonie und Telegraphie geliefert
und verlegt, nämlich das 188 Kilometer lange Oſtpreußen=Kabel von
Leba und Pillau und das 156 Kilometer lange Seekabel von Leba nach
Danzig. Der Mengenumſatz iſt gegenüber der Vorkriegszeit noch zirka
20 Prozent zurückgeblieben, aber gegen das Jahr 1921 iſt eine Zunahme
der Produktion von 27 Prozent zu verzeichnen. In gleichem Prozentſatz
hat ſich der Perſonalbeſtand vermehrt. Der Fabrikationsgewinn ein=
ſchließlich
der Gewinne aus Beteiligungen und der ſonſtigen Gewinne
ſtellt ſich auf 2,219 Milliarden (i. V. 154,547 Mill.). Die Unkoſten be=
tragen
1,253 Milliarden (i. V. 106/414 Mill.), es verbleibt ein Roh=
gewinn
von 966,838 Mill. (i. V. 48,133 Mill.); hierbei iſt jedoch zu be=
rückſichtigen
, daß das Werkerhaltungskonto um den Betrag von 1 Mil=
liarde
vorweg von 30 Mill. auf 1,030 Milliarden erhöht worden iſt.
Nach Abſchreibungen in Höhe von 11,811 Mill. verbleibt ein Reingewinn
von 955,588 Mill., woraus 400 Prozent Dividende auf das erhöhte Ak=
tienkapital
von 200 Mill. zur Auszahlung gelangen ſollen. An eine
neue Carls=Werkſtiftung werden 150 Mill. überwieſen und auf neue
Rechnung 5,588 Mill. vorgetragen. In der Bilanz erſcheinen: Waren=
beſtände
mit 4,413 Milliarden (i. V. 122,411 Mill.), Debitoren mit 4,912
Milliarden (i. V. 277,576 Mill.). Darunter befinden ſich Bankguthaben
in Höhe von 709,632 Mill. und Guthaben in laufender Rechnung im
Betrage von 4,402 Milliarden. Wertpapiere und Beteiligungen ſind
von 87,176 Mill. i. V. auf 180,235 Mill. geſtiegen. Wie im Bericht mit=
geteilt
wird, haben die Beteiligungen ausnahmslos gut gearbeitet. Die
Kreditoren erſcheinen mit 3,95 Milliarden (i. V. 243,307 Mill.), Anzah=
lungen
mt 862,343 Mill. und Akzepte mit 1,744 Milliarden, rückſtändige
Gehälter, Löhne und Frachten mit 674,465 Mill. Der Reſervefonds
iſt von 10,276 Mill. auf 144,436 Mill. durch das Agio aus der Kapitals=
erhöhung
geſtiegen. Zu erwähnen iſt noch, daß die Geſellſchaft zur Ver=
ſtärkung
der Betriebsmittel im vergangenen Jahre eine Obligations=
anleihe
in Höhe von 80 Mill. gegeben hat.
* Kaliwerk A.=G. Salz=Detfurth konſol. Al=
kaliwerke
Weſteregeln Kaliwerk Aſchersleben.
Die Abſchlüſſe der drei Geſellſchaften liegen uns vor. Die Kaliwerk=
Salz=Detfurth A.=G. berichtet, daß die Kali=Induſtrie im Geſchäftsjahre
1922 eine beträchtliche Steigerung des Umſatzes gegenüber im Vorjahr
brachte. Sogar das Jahr 1913 mit dem höchſten Abſatz der Vorkriegs=
zeit
wurde noch um rund 2 Mill. Dz. Reinkali überholt, denn es wurden
im Jahre 1922 vom Kaliſyndikat insgeſamt 12,955 Mill. Dz. Reinkali
gegen 9,212 Mill. Dz. abgeſetzt. Dementſprechend weiſen auch die Bi=
lanzziffern
in dem vorliegenden Geſchäftsbericht der Geſellſchaft eine be=
deutende
Steigerung auf. Das Unternehmen erzielte einen Brutto=
gewinn
in Höhe von 628,072 Mill., Unkoſten erforderten 253,530 Mill.,
ſodaß der Rohgewinn ſich auf 374,542 Mill. ſtellt. Abgeſchrieben werden
21,949 Mill., ſomit verbleibt ein Reingewinn von 353,030 Mill. gegen
13,537 Mill. i. V. Hieraus gelangt eine Dividende von 350 Prozent
auf 100 Mill. Stamm= und 6 Prozent auf die mit 25 Prozent eingezahl=
ten
Vorzugsaktien zur Verteilung. 2,879 Mill. werden vorgetragen.
In der Bilanz ſtehen ſämtliche Anlagekonten mit dem Mindeſtwert zu
Buch. Materialien werden mit 25,833 Mill., Warenlager mit 64,687
Mill. ausgewieſen. Die verhätnismäßig geringe Höhe beider Konten
dürfte zum Teil mit der Vermehrung des Abſatzes im Berichtsjahre zu=
ſammenhängen
. Debitoren erſcheinen mit 801,972 Mill., darunter Bank=
guthaben
in Höhe von 150,846 Mill. Kreditoren hatten 441,549 Mill. zu
fordern. Bemerkenswert iſt das Konto: Beteiligung, das mit 200,965
Mill. gegen 4,505 Mill. i. V. erſcheint. Bekanntlich nahm die Geſell=
ſchaft
im Berichtsjahre eine Kapitalserhöhung von 70 auf 100 Mill. vor,
wobei von den neuen 30 Mill. Stammaktien nur 10 Mill. den Aktionären
angeboten wurden, während der Reſt auch zum Erwerb weiterer Be=
teiligungen
in der Kali=Induſtrie diente. Die Beteiligungen des Unter=
nehmens
betrugen am 31. Dezember 1921 1000 Kuxe der tauſendteiligen
Gewerkſchaft Lichtenberg zu Braunſchweig, 100 Kuxe der hunderteiligen
Gewerkſchaft Süllberg zu Salz=Detfurth, 778 Kuxe der 1500=teiligen
Gewerkſchaft Braunſchweig-Lüneburg zu Grasleben. Weiter ſind im
Laufe des Jahres noch Beteiligungen im Zuſammenhange mit der Aus=
dehnung
des Salz=Detfurth=Konzerns neu hinzugekommen und zwar:
23 Mill. Stammaktien der Kaliwerke Aſcherlsleben und 17 Mill. Stamm=
aktien
der A.=G. konſol. Alkaliwerke Weſteregeln. Von den Aktien letz=
terer
Geſellſchaft ſind gelegentlich der Kapitalserhöhung vom 31. 3. 22
weitere 4,255 Mill. neue Aktien bezogen, ſodaß der Geſamtbeſtand an
Weſteregeln=Aktien jetzt 21,255 Mill. beträgt. Auch auf dem Konto Be=
teiligungen
dürften weſentliche ſtille Rücklagen ruhen. Die geſetzliche
Rücklage hat ſich, wie erwähnt, auf 196,551 Mill. erhöht. An Aktien=
Einzahlungsgeldern ſtanden noch 15 Mill. aus. Die geſetzliche Betei=
ligungsziffer
der drei Werke Salz=Detfurth I, II und III ſtellte ſich am
Ende des Geſchäftsjahres auf 20,9941 Tauſendſtel. Die Gewerkſchaft
Braunſchweig-Lüneburg arbeitete im Berichtsjahre günſtiger als im
Vorjahre; ihre geſetzliche Beteiligungsziffer betrug am Ende des Jah=
res
8,5097 Tauſendſtel. Der allgemeine Geſchäftsbericht erwähnt, daß
die Erhöhungen der Frachttarife am 1. 12. 22 um 150 Prozent zu einem
Nachlaſſen der Beſtellungen führte Neben dem laufenden Inlands=
geſchäft
entwickelte ſich auch der Auslandsabſatz günſtig, obgleich der
Wettbewerb der Elſäſſ. Kaliwerke in Amerika, Holland und den ſkandi=
naviſchen
Ländern ſich beſonders fühlbar machte. Der von Seiten der
amerikan. Kali=Induſtrie geforderte Schutzzoll wurde ſeitens der ameri=
kaniſchen
Regierung nach langen Verhandlungen abgelehnt. Am Kali=
abſatz
nahmen im Jahre 1922 insgeſamt 221 Kaliwerke und 7 Sonder=
Fabriken teil. Der Salz=Detfurth=Konzern verfügte über eine Geſamt=
beteiligung
von nahezu 1s an Abſatz des Kaliſyndikats. Ueber die Ge=
ſchäftslage
im laufenden Jahre wird mitgeteilt, daß das im Dezember
eingetretene Abflauen des Kaligeſchäftes auch in den erſten Monaten des
laufenden Jahres noch anhielt. Man hoffte jedoch, daß die wieder
eingeführten Sommer=Rabatte eine Hebung des Inlandsabſatzes herbei=
führen
werde.
wb. Das Mindeſtkapital von Geſellſchaften mit
beſchränkter Haftung. Von zuſtändiger Seite wird mitgeteilt:
Mit Rückſicht auf die fortſchreitende Geldentwertung iſt die Herauf=
ſetzung
des Mindeſtkapitals von Geſellſchaften mit beſchränkter Haftung
ſowie Aktiengeſellſchaften und Kommanditgefellſchaften auf Aktien erfor=
derlich
geworden. Durch Geſetz vom 24. Dezember 1922 iſt das Mindeſt=
ſtammkapital
einer Geſellſchaft mit beſchränkter Haftung, das früher
90 000 Mark betrug, auf 500 000 Mark heraufgeſetzt worden; gleichzeitig
iſt für die Stammeinlage jedes Geſellſchafters ein Mindeſtbetrag von
10000 Mark und für die Einzahlung auf die Stammeinlage ein ſolcher
ſ=cit 700 Mark beſtimmt worden. Durch Geſetz vom 12. Mai 1923 iſt
Für das Grundkapital von Aktiengeſellſchaften und Kommanditgeſellſchaf=
ten
auf Aktien ein Mindeſtbetrag von 5 Millionen Mark vorgeſchrieben
zuorſei, Jedes der beiden Geſetze enthält eine Uebergangsvorſchrift,
tzen ch auf die Errichtung der vor dem Inkrafttreten des Geſetzes zur
(ei= agung in das Handelsregiſter angemeldeten Geſellſchaft die bis=
v
jen Vorſchriften Anwendung finden, ſofern vor dieſem Zeitpunkt die

Vorausſetzungen erfüllt ſind. In der Praxis ſind Zweifel darüber ent=
ſtanden
, ob dieſen Geſetzen rückwirkende Kraft in dem Sinne beizulegen
iſt, daß die neuen Vorſchriften auch auf die ſchon beſtehende Geſellſchaften
Anwendung finden; insbeſondere iſt ſtreitig geworden, ob eine vor dem
Inkrafttreten des Geſetzes vom 24. Dezember 1922 errichtete Geſellſchaft
mit beſchränkter Haftung bei der Erhöhung ihres Stammkapitals die
neuen Grenzen einhalten muß. Die Frage iſt zu verneinen. Die Ge=
ſellſchaft
iſt weder genötigt, zur Kapitalserhöhnng zu ſchreiten, um den
neuen Vorſchriften Genüge zu tun, noch braucht ſie, falls ſie eine Kapi=
talserhöhung
freiwillig vornimmt, dabei die neuen Grenzen zu erreichen.
Daß das Geſetz in dieſem Sinne auszulegen iſt, ergibt ſich unzweideutig
aus dem Fehlen einer Vorſchrift, die eine ſolche Rückwirkung vorſieht.
Es kommt hinzu, daß die neuen Vorſchriften, wie erwähnt, gegebenen=
falls
ſogar für ſolche Geſellſchaften außer Anwendung zu bleiben haben,
die bei dem Inkrafttreten des Geſetzes noch nicht errichtet waren, und
hiermit würde es nicht übereinſtimmen, wollte man bereits errichtete Ge=
ſellſchaften
in vollem Umfange dem neuen Geſetz unterſtellen. In der
Begründung zu dem Geſetz vom 12. Mai 1923 iſt überdies ausdrücklich
hervorgehoben, daß die neuen Vorſchriſten auf Kapitalserhöhung auf be=
reits
beſtehende Aktiengeſeſchaften nicht anzuwenden ſind; für den gleich=
gearteten
Fall der Kapitalserhöhung von Geſellſchaften mit beſchränkter
Haftung gilt dasſelbe.
* Deutſche Ton= und Steinzeugwerke A.=G., Char=
lottenburg
. Das Bezugsrecht auf die ab 1. Januar 1923 dividen=
denberechtigten
Stammaktien iſt in der Zeit vom 13. Juni bis 4.
Juli 1923 auszuüben. Auf 4 alte entfallen 3 junge zu 3000 Prozent
zuzüglich Bezugsrechtsſteuer und Schlußſcheinſtempel.
* Rheiniſche Stahlwerke A.=G., Duisburg= Meide=
rich
. Seitens der Verwaltung wird vorgeſchlagen, das Kapital von
160 Millionem bis zu 360 Millionen Mark zu erhöhen. Vow den neuen
Aktien ſollen Mk. 160 Millionen durch das Bamk=Konſortium der Ge=
ſellſchaft
übernommen werden. Ein Bezugsrecht für die Aktionäre iſt
nicht in Ausſicht genommen. Die reſtlichen Mk. 40 Millionen ſollen
vorerſt nicht vergeben werden.

Preisaufſchläge.

*=d= Erhöhung der Kalipreiſe. Die Sechſerkommiſſion
des Reichskalirates beſchloß in ihrer geſtrigem Sitzung, die Kalipreiſe
mit Wirkung ab 15. ds. Mts. um 4551 Proz, je nach den einzelnen
Salzſorten zu erhöhen. Der Veſchluß erfolgte einſtimmig unter Zu=
ſtimmung
dev Vertreter der Landwirtſchaft. Das Kaliſyndikat hat ſich
bereit erklärt, auf Aufträge zu prompten Lieferung, die bis Ende dieſes
Monats abberufen werden, für eine Menge von 300 090 Doppelzentnern
Reinkali für den landwirtſchaftlichen Verbrauch einen Rabatt von 6
Prozent auf die beſchloſſenen Preiſe zu geben.

Banken.

E=d. Eine Milliardenbank ohne Aufſichtsrat. In
Staßfurth wurde unter Teilnahme der Landwirtſchaft, Handel und In=
duſtrie
der Mitteldeutſche Bankverein, Meye, Timpe u. Co., Kommandit=
geſellſchaft
, mit einem Kapital von 1 Milliarde Mark gegründet. An
Stelle eines Aufſichtsrats wurde ein Beirat gewählt.

Dividendenvorſchläge.

h. Holzverkohlungsinduſtrie A.=G., Konſtanz. Die
Geſellſchaft erzielte für 1922 einen Gewinn von 504,05 (12,95) Millionen
Mark, woraus 300 (25) Prozent Dividende verteilt und 50 Millionen
Mark dem Beamten und Penſionsfonds zugewieſen werden ſollen.
* Berzellius Metall=Hütten A.=G., Frankfurt a.
Main. Aus einem Reingewinn von Mk. 46,48 Millionen ſollen nach
Abſchreibungen von Mk. 4,33 Millionen 175 Proz. Dividende gegen
25 Prozent im Vorjahre zur Verteilung kommen. Mk. 20 Millionen
ſollen zu Wohlfahrtszwecken verwandt werden. Der Sonderrücklage
wurden 110 Millionen Mark zugeführt.
Warenmärkte.
h. Mannheimer Wochenberichte. Getreide. Durch
die kataſtrophale Markentwertung iſt eine Nervoſität und Geſchäftsun=
luſt
in das Handelsgeſchäft hineingetragen worden, wie man ſie bis=
her
noch niemals gekannt hat. Die Beſitzer von Ware geben am lieb=
ſten
gar nichts davon ab, da ſie die wertloſe Mark nicht als Bezah=
lung
wollen und am anderen Tage für dia erlöſte Sume ſchon nicht
mehr die gleiche Menge erhalten. Nur für dringenden Bedarf an
gute, alte Kundſchaft wurde noch abgegeben. Der Zudrang zum Kauf=
geſchäft
war aber auch nicht groß, die Verkäufer wurden diesmal nicht
bedrängt. Zu ſchnell entſchloſſenen Käufen, wie bei früheren Hauſſe=
perioden
, um noch vor der nächſtfolgenden Preisſteigerung Ware zum
alten Preis zu erhalten, kam es diesmal nicht. Es iſt eine allgemeine
Geſchäftsſtockung zu beobachten, im Großhandel wie im Kleinhandel,
die auch in Oeſterreich zu verzeichnen war, als die Warenpreiſe eine
Höhe ereicht hatten, die der Konſum nicht mehr tragen konnte und diee
in valutaſtärkeren Staaten billiger zu haben waren, als in Ocſterreich
ſelbſt. Ob wir nun an der Höchſtgrenze angekommen ſind, oder ob es
noch weiter geht, muß die nächſte Zukunft ſchon zeigem. Das Maß der
Preisſteigerung war ebenſo groß wie in der Vorwoche und ging bei
Weizen von 275300 000 auf 360380 000 Mk., bei Roggen von 240 250 000 auf 290300 000 Mk., bei Braugerſte von 196215000 auf
260270 000 Mk., bei inländiſchem Hafer von 170200 000 auf 200= bis
235 000 Mk., alles pro 100 Kilo bahnfrei Mannheim. Mais koſtete die
100 Kilo 330000 Mk.
Mehl. Das Bedarfsgeſchäft war nur klein, auf Spekulation
wurde überhaupt nichts gekauft. Der Richtpreis für ſüddeutſches
Weizenmehl Spezial Null wurde um 110 000 Mk. auf 570 000 A7k. pro
Doppelzentner ab Mühlenſtation erhöht, die zweite Hand verkaufte
etwas zu 465 000, 475 000 Mk., 500 000 und eher noch etwas teurer und
kamen nur zur Abnahme, wenn ſüddenitſches Mehl nicht genügend frei
verfügbar war. Für Roggenmehl wurde zuerſt 350 000 Mk. und dann
400 000 Mk. gefordert.
Futtermittel. Der Abſatz war auch hier ſchleppend, das
Hauptangebot beſchränkte ſich auf wenige Artikel, wie Kleie zu 135 140 000 Mk., gegen 110115000 Mk., Biertreber zu 125000 Mk.,
gegen 100120 000 Mk., Noh=Melaſſe zu 122000 Mk., gegen 9294000
Mk. in der Vorwoche, Futtermehl zu 160180 000 Mk. pro 100 Kilo
bahnfrei Mannheim. Rauhfutter hat ebenfalls eine ganz gewaltige
Preiserhöhung erfahren und wurde bei Wieſenheu anſcheinend etwas
überſpannt, denn für dieſes ging der Preis zuletzt wieder um 4000
Mk. von 7884 000 Mk. auf 7480 000 Mk. zurück. Hier dürfte grö=
ßeres
Angebot etwas preisdrückend gewirkt haben, da in dieſer Woche
viel Heu vom Felde nach Hauſe gebracht wurde. In Stroh liegt da=
gegen
noch keine neue Ernte vor, ſo daß trotz ſehr günſtiger Ernte=
ausſichten
eben der allgemeinen Teuerung entſprechend der Preis für
Preßſtroh von 6670000 Mk. zu Anfang der Woche auf 7072000
Mark und Bundſtroh von 6568000 Mk. auf 70 000 Mk. am Ende der
Woche ſich erhöhte.
Kolonialwaren. Die Tendenz blieb die ganze Woche hin=
durch
feſt, trotz zeitweile flauen Auslandsmärkte. Die Preisforderungen
paßten ſich ſtets den Deviſenkurſen an. Bei der offiziellen Börſe wur=
den
gefordert, für Kaffee Santos Superior roh 51 20053 200 Mk., ge=
waſchen
59 80063 400 Mk., für Tee mittel 98104000 Mk., gut 105 110000 Mk., fein 111130 000 Mk., für inländiſchen Kakao 18 19000 Mk., holländiſchen Kakao 2122000 Mk. und Burma=Reis
6500 Mk. pro Kilo ab Mannheim. Die Veſteuerung gegen die Vor=
notierungen
macht 200010 000 Mk. pro Kilo aus.
Tabak. Der Markt iſt ſehr feſt veranlagt. Die Nachfrage nach
Rippen wie Tabake kann bei weitem nicht befriedigt werden. Die
Pflanzer geben nichts mehr ab. Bei ihnen iſt die Flucht vor de Mark
ſehr ausgeprägt, ſie wollen kein wertloſes Papier gegen ihre gute
Ware. Aber auch die Fabrikation will nichts wehr abgeben, da ſie mit
ihren Offerterhöhungen nicht Schritt halten könne gegenüber den Devi=
ſenſteigerungen
. Das Ausſetzen der jungen Pflänzchen iſt noch nicht
beendet; man beeilt ſich bei der kalten Witterung auch nicht ſo ſehr.
Für das Anwachſen wäre die feuchte Witterung ſchon recht; es gehen
keine Pflänzchen durch Verdorren zu Grunde, aber zur Weiterentwick=
lung
iſt jetzt dringend Wärme nötig.
Wein. Für die Rebenblüte fehlt die Sonne. Das naſſe Wetter
läßt auch leicht Ungeziefer entſtehen. Weinverſteigerungen fanden in
faſt allen Weingegenden ſtatt. Die ausgebotenen Weine finden zu den
höchſten Preiſen flotten Abſatz. Der neu gegründete Winzerverein
Bergſtraße verſteigerte 1922er Weißweine zu 815000 Mk. pro Liter,
1921er Weißweine in Flaſchen zu 275 000 Mk. pro Liter, 1921er Rot=

weine zu 2870000 Mk. pro Flaſche, Württemberger 1922er Weiß=
weine
gingen zu 620630 000 Mk. pro Hektoliter in Stuttgart, zu
1,11,36 Mill. Mk. im Markelsheim, zu 2,1 Mill. Mk. in Nieder=
ſtetten
pro Hektoliter ab. Für Pfläzer Weine wurden in Grünſtadt
für 1922er Portugieſer 3,074,8 für 1921er 11,8, für 1922er Weiß=
weine
5,748,41, für 1921er Weißweine 11,12),1 Mill. Mk., in Forſt
für 1921er Weißweine 29 50045 000 Mk. pro Flaſche für 1922er Weiß=
weine
1218,5 Mill. Mk., für 1921er 3470 Mill. Mk., in Weiſenheim
für 1922er Rotweine 26,4 Mill. Mk. für 1922er Weißweine 7,1 bis
16, für 1921er 17,729,3 Mill. Mk., in Mußbach für 1922er Naturweine
7,716,2 Mill. Mk., für gezuckerte 714,8 Mill. Mk., für 1921er Weiß=
weine
14,145,7 Mill. Mk., in Ungſtein für 1922er 1832,1 Mill. Mk.,
für 1921er 40,286,6 Mill. Mk., alles pro 1000 Liter Wein. Rhein=
gauer
Weine erlöſten in Bingen 1922er Creſzenz 34,6 Mill. Mk., 1921er
102 Mill. Mk. im Durchſchnitt pro Stück, 1921er Rotwein 7 Mill. Mk.
pro Viertelſtück, in Hochheim 1922er 4,810 Mill. Mk. pro Halbſtück.
Schiffahrt und Kohlen. Der Waſſerſtand iſt bei den
vielen Regengüſſen günſtig, die Schiffahrt iſt aber zu weiterer Ruhe
gezwungen. Kohlen werden auf dem freien Markt in Braunkohlle zu
14000 Mk., in engliſcher Nußkohle zu 43000 Mk. pro Zentner ange=
boten
. Auch böhmiſche Nußkohle iſt noch zu haben.
Obſt. Zufuhr und Nachfrage nach Kirſchen und Erdbeerem iſt
groß. Bezahlt wurden in Meiſenheim für Kirſchen 16001900 Mk.,
für Erdberen 32004000 Mk., in Freinsheim für Kirſchen 16002000
Mk., für Erdbeeren 45005000 Mk., für halbreife Stachelbeeren 1100
Mark je Pfund.
wb. Berliner Produktenbericht. Nachdem geſtern
abend am Produktenmarkt die Warvenbeſitzer in den meiſten G= reide=
arten
ſich eher abgabeluſtig zeigten, wurden heute vormittag und mittag
die Offerten zurückgezogen und die Forderungen weſontlich erhöht. Dies
hing wiederum mit der weiteren Steigerung der Deviſenpreiſe zuſam=
men
. Für Weizen waren die Mühlen mit neuen Anſchaffungen zurück=
haltend
und auch für Roggen entwickelte ſich die Kaufluſt nur langſam
und vorſichtig. In Garſte hatte geſtrn abend infolge ſtärkeren Ange=
bots
ein großes Geſchäft ſtattgefunden, dem heute wieder Ruhe folgte.
Die Preiſe für Hafer, Mehl, Mais und Futterſtoffe gingen bei großer
allſeitiger Zurückhaltung erneut weſentlich in die Höhe.
Börſen.
* Börſenbericht für die Zeit vom 11. bis 16. Juni
1923 (mitgeteilt von der Deutſchen Bank, Filiale Darmſtadt). Während
innerhalb der Entente lebhafte Erörterungen geführt werden, um eine
Regelung der Reparationsfrage und eine Beilegung des Ruhrkonfliktes
anzubahnen, machte die Entwertung der deutſchen Mark weitere Fort=
ſchritte
. Der Dollar, der zu Beginn der Woche mit zirka 84 000 gehan=
delt
wurde, erreichte am Mittwoch den Kurs von 100 000 und wurde
ſpäter bis etwa 110 000 geſteigert, um ſchließlich wieder auf zirka 105 000
zurückzugehen. Die peſſimiſtiſche Auffaſſung der Lage, die in dieſer
Kursentwickelung zum Ausdruck kommt, verſtärkte natürlich die Neigung
zur Markflucht noch in hohem Maße und führte in der abgelaufenen
Woche an den Effektenbörſen zu einer ausgeſprochenen Kataſtrophen=
Hauſſe. Begünſtigt durch die augenblicklich verhältnismäßig flüſſige Lage
des Geldmarktes und angeregt durch eine Reihe von Zuſammenſchluß=
bewegungen
in der Großinduſtrie waren Spekulation und Publikum mit
maſſenhaften Kaufaufträgen am Markte, während andererſeits die Nei=
gung
zu Verkäufen überall nur gering war, ſodaß ſich auf ſehr vielen
Gebieten ein ſcharfer Stückemangel bemerkbar machte. Die Kurſe erfuh=
ren
unter dieſen Umſtänden ſchon an der Montagsbörſe beinahe durch=
weg
namhafte Erhöhungen, die am Mittwoch in den meiſten Fällen durch
weitere zum Teil gewaltige Kursſprünge noch übertroffen wurden.
Weiterhin geſtaltete ſich die Tendenz zwar etwas uneinheitlich, da das
außerordentlich geſteigerte Kursniveau doch vielfach zu Gewinnreali=
ſationen
Veranlaſſung gab, doch blieb die Grundſtimmung auch an der
Freitagsbörſe durchaus feſt. Speziell der Einheitsmarkt hatte auch an
dieſem Tage überwiegend Kurserhöhungen und zahlreiche Rationierun=
gen
aufzuweiſen, da vielfach die ſtark geſteigerten ſchweren Werte der
Montan=, Chemiſchen und Elektriſchen Induſtrie in Aktien kleinerer Un=
ternehmungen
, die noch als zurückgeblieben gelten, umgetauſcht wurden.
Aber auch an den großen Märkten waren neben einigen Kurseinbußen
eine Reihe weiterer Steigerungen zu verzeichnen und das Geſchäft blieb
bis zum Schluß der Woche auf allen Gebieten außerordentlich lebhaft.
wb. Frankfurter Börſenſtimmungsbild. Schon in
den erſten Morgenſtunden zeigte ſich für Dollarnoten ſtärkere Nachfrage.
Man nannte einen Kurs von 112225, der ſich ſehr bald auf 113.500
bis 114 500 hob, und an der Börſe mit 115 225 genannt wurde. Für
Auszahlung London wurde 525535 000 geboten. Im Effektenfreiver=
kehr
machte ſich eine ziemliche Unſicherheit geltend, die genannten Kurſe
lagen zwar größtenteils über den geſtrigen Schlußkurſen, unterlagen
aber Schwankungen. Von den Auslandsrenten ſind Zolltürken feſt.
Es wurde mit 310320 000 gehandelt. Bagdad II ſtiegen auf 410 000.
Sehr geſucht ſind Anatolier I und II, Salonique Monaſti. Sonſt
hörte wan Gebvüder Junghans auf Transaktionsgerüchte mit eines
Schweizer Geſellſchaft mit 90 000 Geld. Th. Goldſchmidt 275 000, Liché
und Kraft 175 000. Daimler auf angebliches Motorenpatent geſucht.
Von Papieren des Freiverkehrs ſprach man Api 170 000, Benz 170 000,
Entrepriſe 575 000, Kreichgauer 21 000, Ufa 7780 000 Brown Boveri
40 000, Emelka bei großer Nachfrage ſteigend 21000 bis 27000 Geld.
Growag 75008000, Hanſa Lloyd 4547 000, Krügershall 180175 000,
Hammerſtein und Hofius 25 000, Wronker Warenhaus Frankfurt a. M.
17000.
wb. Berliner Börſenſtimmungsbild. Der geſtrige
Rückſchlag am Deviſen= und Efſicktenmarkt iſt bereits wieder überwun=
den
. Schon am Vormittag ſetzte New=York mit 112000 und London
mit 519000 ein, um dann in raſchen Sprüngen weiter anzuziehen und
nach der amtlichen Notiz mit 119 000 und 535 000 einen neuen Hochſtand
zu erreichen. Die Umſätze am Deviſemmarkte waren ziemlich lebhaft
und wiederum fehlt es faſt vollkomr i an Abgebern. Im freien
Effektenverbehr lagen die Kurſe für alle führenden Induſtrie= und Va=
lutapapiere
wieder beträchtlich über den geſtrigen Schlußkurſen. Die
Händler beeilten ſich, die geſtenn eingegangenen Blankoengagements
zu decken und ſich wieder nach oben zu engagieven. Immerhin hielten
ſich die Steigerungen bei den genannten Kurſen mit demen der Deviſen=
preiſe
nicht im gleichen Tempo, da bei der unſicheren politiſchen Lage
vielfach eine gewiſſe Vorſicht zu beobachtem war.
w. Deviſenm irkt. Frankfurt a. M., 16. Juni.
N Jfe
rufe

Geld
Brief. B60 Antwerpen=Brüſſel zzaasz..: 5860.30 5889.70 T 6109.70 6140.30 Holland .......... .. .. . . . . .. 42094.50 42305.50 45166.75 45413.25 London ................ .. . . 494760. 497240. T 529672.50 532327.50 Paris.....
D. 6807.95 6842.05 7256.80 Schweiz.. 19251,75 19348.25 20548.50 20651.50 Spanien 15835.30 15914.70 16957.50 17042.50 Italien 4927.05 4952.35 Liſſabon=Sporto.
.. Dänemark.
19002.40 19097.60 20648.25 Norwegen.
T. 17356.50 17443.50 19201.85 19298.12 Schweden. 27830 25 27969,75 V 30523.50 30676.50

7293.20
5274.30 5300.70
20751.75
Helſingfors".
2892.75 2907.26
..
New=York ........"
....... 104488.10 105011.90 F 115335.95 115914.05
Deutſch=Oſterreich (abg.) . . . . . .
148.375
149.122
164.85
165.15
Budapeſt.
12.718
12.782
12.768
D
12.783
Prag.
3147.10
T
316290 3496.25
3513.75
Agram
1157.10 1162.00 1279.30 1285.70
w. Deviſenmarkt. Berlin, 16. Juni Telegr, Auszahlungen für:
f
e
B
Brie
B86
Brief

Brief

Brüſſel Antwerven zuzuzuaa.
Chriſtiania . . . . . . . . . .... . . ..
Kopenhagen ..
voooo
Stockholm.
Do
Helſingfors

Italien. .
London.
New=York ............ . . . ...
Paris...
..
Schweiz.

Spanien.

Wien (in Deutſch=Oſterr. abg.),
Prag .....
0-
Budapeſt. . . .
Doa-
Buenos=Aires.
.
Bulgarien..
Ja
Fapan .. . .......
Do.
Rio de Janeiro .... . ..
Belgrad. . . . .

593.o
17655.50
19351.50
28528.50
2892.50
4837.50
493762.
107430.50
6733.
19052.
15666.50
150.22
3172.
11.72
38403 50
1336.50
51371.
10673.
1172.

4225.50 V 44887.:, 5865. 6209. 17744.50 19201.:, 19443.50 204448.1, 28671.50 30324. 2907.50 3192. 4882.50 5311.:), 496238. 528675. 107969.50 114712. 6767. 7231.*), 19148. 20998. 15739.50 17157. 150:98 166.38 3188. 3481. 11.78 13.36 38596.50 41146.½), 1343.50 1526. 51639. Fe 10757. 11970. 1178. 1256.½,

45112,3g
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Der junge Tod.

Roman von Fritz Demuth.
(Der Abdruck erfolgt mit Genehmigung des Herrn Verfaſſers und
32)
(Nachdruck verboten.)
kennen, warum das der Fall war. Schließlich ſagte ſie: Vater,
die Paula in der Schule erzählt ſo ſchreckliche Dinge über die ſtecken zu bleiben, und hier, mein Kind, ſetzt Eure Aufgabe ein,
Männer, wenn ſie älter ſind.
Louiſe nicht antwortete, beſtand ich darauf, zumal ich es mir ja Straucheln verliehen, Euch liegt es ob, die Reinheit, in der wir
denken bonnte, was da berichtet worden war.
Es gibt viel Hüßliches in der Welt, Marie Louiſe, ſagte ich,
aber nach meiner Ueberzeugung gibt es ſehr viel mehr Schönes.
Darauf muß man ſehen, und dem guten Beiſpiel muß man
folgen.
Ja aber, ſagte Marie Louiſe, und bekam die Worte nicht
hervor.
Sieh mal, der Günter Pfeil, der iſt doch nicht ſchlecht.
Nein, der nicht, ſicher.
Und der wird es doch auch nicht werden.
Vater, wenn er nun über zwanzig iſt
Jetzt wußte ich genau, as Paula geſagt hatte. Auch dann
braucht er nicht ſchlecht zu werden.
Gott ſei Dank. Marie Louiſe atmete auf, und ich ſah jetzt,
daß ſie doch trotz des zeitweiligen Gefühls der Ueberlegenheit
und trotz des Anſtoßes an der nicht ausreichenden Reife des
Jungen eine warme Zuneigung für ihn empfand. Aber mich be=
ſchäftigte
mehr als dieſe Erkenntnis das Problem als ſolches,
mit dem Marie Louiſe ſich quälte. Und ich beſchloß, zu verſuchen,
es in ſeinem Kerne zu faſſen.
Wie ſollte das nun geſchehen? Das Mädel hielt ſicher jeden
nahen Zuſammenhang zwiſchen Mann und Frau außerhalb der
Ehe für eine Schlechtigkeit, ſie dachte mit der Eindeutigkeit der
unerfahrenen Jugend. Das konte nicht anders ſein, und ſolch un=
bedingtes
Urteilen verfeinern zu wollen, wäre ein Unterfangen
geweſen, das ſicher ſehr viel mehr zerſtört als genutzt hätte.
Nein, ſo ſehr ich gewohnt war, die Dinge gerade hier in ihren
vielen Farben und Schattierungen zu ſehen, vor dieſen Augen,
die nur Schwarz und Weiß zu erkennen vermochten, mußten ſie
ganz einfach betrachtet werden.
Liebling, hör mal zu, ſagte ich, gewiß, es gibt auch

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, deu 12. Juni 1723.
ſchlechte Menſchen, und es gibt ſchlechte Männer. Aber daß man
einfach feſtſtellt, einer ſei ſchlecht, und ihn nun verurteilt, das
wäre ungerecht und unvornehm. Ich glaube, man muß vor
allem fragen: warum iſt einer ſchlecht geworden? Und dafür
gibt es ſchließlich manche Erklärung. Solch junger Menſch kommt
in die Fremde und hat keine Leitung, oder er findet eine Frau,
der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung Nachf. in Stuttgart u. Berlin.) unter der er ſich in ſeiner Verblendung wer weiß was vorſtellt.
und wenn auch alle Entſchuldigungsgründe fortfallen, wenn
Marie Louiſe war ſichtbar geniert, aber ich konnte nicht er= einer, eben weil er nicht genug Halt hatte in ſich, auf Abwege ge=
rät
, und das kommt vor, dann braucht er doch nicht immer darin
die von Euch Mädchen und Frauen. Ihr, die ihr ſo ganz anders
Was ſagt denn die Paula? fragte ich, aber als Marie behütet ſeid, denen die Natur ſtärkeren Rückhalt gegen das
Menſchen geboren werden, zu bewahren, zu verinnerlichen, ſie
dem Manne, den Ihr liebt und dem Ihr für Euer ganzes Leben
angehören wollt, zu geben, ihn zu läutern durch Eure Lauter=
keit
; Prieſterinnen der Reinheit ſollt Ihr ſein. Und damit wer=
det
Ihr Eurer großen Aufgabe gerecht, dem Manne, der die Sor=
gen
für den äußeren Haushalt trägt, die ſeeliſche Kraft zu geben,
deren er bedarf, um ſeinen Platz im Leben würdig auszufüllen.
Marie Louiſe ſah vor ſich hin und ſchwieg. Noch einmal be=
gann
ich: Denke an Senta, die hat Dir doch immer ſo gut gefal=
len
, ſie half auch dem Manne, den ſie liebte, zur Entſühnung,
und der Holländer war ſicherlich nicht gut geweſen, nein, ein armer
wilder Mann, gehetzt von Gottes Strafe für böſes Unrecht.
Marie Louiſe hob den Blick und ſagte: Ich verſtehe, was
Du meinſt, und , ſie zögerte, aber ſprach dann weiter, ich
fürchte mich auch nicht mehr ſo.
Ich nahm Marie Louiſes Hand: Es freut mich, daß Du dar=
über
mit mir geſprochen haſt, ſo muß es ſein, Du mußt Vertrauen
zu mir haben, Du haſt keine Mutter, die muß ich Dir erſetzen; ich
weiß, das iſt nicht leicht, weder für Dich noch für mich, aber ich
glaube, es iſt mir meiſt gelungen, ich bin immer ſo zu Dir ge=
weſen
, daß Du Dich nicht vor mir zu ſchämen brauchſt.
Nein, Vater, ſagte Marie Louiſe, das tu’ ich nicht. Ich
ſchäm' mich nicht vor Dir.
Sie begann von neuem: War Mutter ſo, wie Du vorhin er=
zählt
haſt, daß Frauen ſein müſſen?
Nein, ſo war Nina nicht geweſen, wenn ſie auch rein und
unverdorben in unſere Ehe getreten war. Ich ſagte: Deine
Mutter, Marie Louiſe, war ein ausgezeichnetes junges Mädchen
und iſt immer eine tadelloſe Frau geweſen
Ja. Aber ſie war nicht ſo wie die Frauen, von denen Du
eben geſprochen haſt?

Nein, ſo nicht, darin haſt Du recht, nicht ſo.
Woher weißt Du denn, daß Frauen ſo ſind, wie Du ſie ge=
ſchildert
haſt?"
Man beobachtet doch auch Fernerſtehende im Leben, lieſt
Bücher, bildet ſich ſeine Meinung.
Marie Louiſe ſchüttelte den Kopf. Ich dachte, um ſo zu
ſprechen, wie Du eben, müßte man das erlebt haben.
Ich ſtutzte. Wie richtig war das, und wie verkehrt wäre es,
zu widerſprechen. Das habe ich auch erlebt, ſagte ich, nicht
ganz tatſächlich, mehr in der Phantaſie. Marie Louiſe, ich
ſtockte und ſprach dann doch weiter, ich glaube, die Lene, die
wäre ſolch eine Frau geworden. Es war das erſtemal ſeit lan=
gem
, daß ich Helenes Namen nannte, auch jetzt ging ich ſchnell
darüber hinweg und fuhr fort: Und Marie Louiſe, dann biſt Du
da, und ich habe mir ausgemalt, wie Du einmal werden würdeſt,
früher ſchon, und ein gut Teil von dem, was ich erhoffte, iſt er=
reicht
, und nun meine ich, daß Du immer ſo weiter Dich ent=
wickeln
wirſt, bis Du eine rechte Frau biſt. Und wie ich mir das
vorſtelle, oft und gern, da iſt es ſchließlich, als hätte ich’s erlebt.
Vater, ſo viel hältſt Du von mir? fragte Marie Louiſe.
Ich ſah ſie an, prüfend, zufrieden: Ja, ſo viel halte ich
von Dir.
Marie Louiſe ſagte: Wenn ich heirate, möchte ich doch, daß
es ein ganz junger Mann wäre.
Der Sommer kam und verſtrich, der Herbſt, der Winter ſchritt
voran. Seit bald ſieben Jahren war ich nicht in Italien ge=
weſen
, ich glaubte, daß der Aufenthalt im Süden für mich gut
wäre, um mich nicht allzu tief in die rein geiſtigen Zuſammen=
hänge
zu verſtricken, die mich letzthin beſchäftigten, ich empfand
auch das Bedürfnis, wieder vor die Werke der großen italie=
niſchen
Kunſt zu treten und in ihrer Betrachtung neue Kraft zu
ſammeln. Ich beſchloß, nach Italien zu fahren.
(Fortſetzung folgt.)

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Deutſche Gegenwartsdichterinnen.
Von Dr. Ella Menſch.
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Helene Böhlau.
* Sie gehört zu den Alten und doch Jungen in der deutſchen
Schriftwelt. Denn ihr ſtändiges Zuſammenleben mit der
Natur verleiht ihr die Friſche, der keine Kalenderjahre etwas
anhaben können. Das erſte Hinaustreten in die Oeffentlichkeit
mit ihren Ratsmädelgeſchichten lieh ihr gleich die beſondere Prä=
gung
unter den Zunftgenoſſen. Aber dennoch hat man ſie auf
dieſen Erſtling hin nie endgültig abgeſtempelt, zumal die Werke
der ſpäteren Phaſen ſie tatſächlich in neuer Beleuchtung er=
ſcheinen
laſſen. In irgend einer Maske aber erſcheint ſie ſelbſt
faſt in jedem ihrer Romane, ein Stück von ihrer inneren Per=
ſönlichkeit
. Die Menſchen, die ihr perſönlich nahegetreten ſind,
dürften einſtimmen in das Urteil, das vor etwa zehn Jahren
Helene von Racowitzer in ihren Erinnerungen aller
Art über die Böhlau fällte: Wie ſie in der Goetheſtadt und
ſozuſagen mit Goetheerinnerungen auferzogen und getränkt iſt,
ſo ſcheint ſie mir immer wie eine Goethehinterlaſſenſchaft, ſo
ſchönheitsdurſtig, ſo unkonventionell, ſo echt. Sie hat keinen
kleinlichen Zug an ſich und begreift kleinliche Menſchen auch
nicht; die fallen einfach von ihr ab, ohne Spuren in ihrem Leben
zu hinterlaſſen. Aber alles, was Talent nach irgend einer Rich=
tung
hin bedeutet, alles, was ihr Bedürfnis nach Kunſt und
Schönheit zu ſtillen vermag, das ſammelt ſich um ſie, ſchwärmt
für ſie und wärmt ſich an ihrem liebenswürdigen, neidloſen
Enthuſiasmus, der für jeden Aufſtrebenden ein gütiges Wort,
für jeden Fertigem eine warme Anteilnahme hat. In der
Hauptſache ſtimmt dieſer Bericht ſicherlich und wäre etwa noch
dahin zu ergänzen, daß Helene Böhlaus menſchliche Anteilnahme
ſich keineswegs auf die Perſonen beſchränkt, die ſich als Be=
rühmtheiten
oder Modegeiſter in den Salons der Aeſtheten
einfinden, ſondern daß es ihr gerade Freude macht, ſolche Natu=
ren
und Weſen zu entdecken, die mehr ſtill und von der großen
Welt unbeachtet ihre Straße ziehen, mit den Vorurteilen ihrer
Mitmenſchen oft hart zuſammenſtoßen, ohne den Nachteil ſolchen
Zuſammenſtoßes gleich durch einen ſenſationellen künſtleriſchen
Erfolg wettmachen zu können. Die Dichterin ſelbſt gehört zu
den Autoren, mit denen man ſich erſt allmählich befreundet, die
nicht fortreißen im erſtem Augenblick.
Sie ſelbſt hat ihre Jugend, ihre Entwicklung, ihre Ehe in
dem Bekenntnisroman Iſebies ſehr eingehend und ſo ſachlich
geſchildert, wie es möglich iſt für einen Phantaſiemenſchen, der
doch auch den Alltag immer ganz anders erlebt als das Dutzend=
geſchöpf
und folglich für Menſchen und Dinge auch immer einen
anderen Maßſtab, eine eigene Richtſchnur mitbenutzt. Es kann
geſchehen, daß nicht nur der Philiſter dieſe verwirft. Als
Helene Böhlau vorübergehend der Frauenfrage näher trat, ge=
wann
die Künſtlerin in ihr dabei nicht. Ihr Roman Halbtier
hat etwas Verzerrtes und Verſtiegenes, wogegen in dem Buche
Der Rangierbahnhof ſehr gut und treffend dargetan
wird, wie ſchwer der Beruf der umſichtigen und ſorgenden Haus=
frau
ſich mit dem der ſchaffenden Künſtlerin, die in ihren Ideen
und Entwürfen aufgehen möchte, vereinigen läßt. Tendenz liegt
der Böhlau ſonſt fern. Sie bleibt doch im letzten Grunde die in
ihre Träumereien und Fabeleien eingeſponnene Dichterin, die
ſich das Haus ihrer Gedanken, fern von der Heerſtraße, in ganz
abſeitigen Tälern baut. Eigentlich wohnt Helene Böhlau gar
nicht in Straßen und Häuſern, ſondern in Wäldern und Gärten.
Sie paßt noch ganz in die Zeiten Wilhelm Meiſters. Im
Garten der Frau Maria Strom (Deutſche Verlags=
Anſtalt Stuttgart), ihr neueſtes Opus, iſt eine gar beſinnliche
Geſchichte. Man ſtaunt, daß es in unſerer harten und haſtigen
Zeit reifen konnte. Mütter, die Söhne aufzuziehen haben,
und ſich oft ſo, ſchwer im die mit allen Fieberſtößen behafteten
Entwicklungsprozeſſe der werdenden Menſchlein hineinfinden,
könnten viel aus dem Roman ſchöpfen, der ſo gar nicht roman=
haft
iſt, denn er weiſt den Menſchen aus der lauten Welt der
Gm
Nch, wie iſt’s möglich dann . . ."
Eine Thüringer Sommergeſchichte von einſt.
Von D. Schumacher.
Ein Dörfchen in Thüringen kannte ich vor Jahren, wo trotz
Sommerfriſchen und Winterſport noch die alte Zeit fortlebte, wo
jene Stimmung herrſchte, die wir aus alten Volksliedern kennen.
Eine verlorene Welt, nach der wir uns ſehnten ..
Quellſaſſenburg hieß das Neſt und beſtand aus einer langen
Dorfſtraße am Fuße einer Berglehne, an deren Ende eine halb=
verſchwundene
Burg herabgrüßte. Der ſagenumwobene Renn=
ſteig
führte über dieſe Berglehne. Auf der anderen Seite war
ein munter fließender Bach, ein Nebenflüßchen der wilden Gera.
Jenſeits des Baches dehnten ſich prächtige Wieſen und Korn=
felder
, hinter denen man den Hochwald gegen Gräfenroda hin
erblickte. Im Dörſchen waren wohlhabende Bauern ſeit Jahr=
hunderten
anſäſſig; hochgiebelig, mit alten Butzenfenſterchen,
geſchnitzten Einfahrtstoren und gut gehaltenen Dächern ſahen
ihre Häuſer ſtolz über die Hofmauer auf die tiefliegende Straße
hinab, deren Abſchluß nach Süden die kleine Kirche bildete, die
wie ein Vogel ſich unter den umfänglichen Lindenbäumen ver=
ſteckte
. Linden, um die einſtmals der dörfiſche Tanz an Feier=
tagen
gegangen war.
Beim Dorfſchullehrer fand ich ein Zimmerchen mit Koſt.
Er war Witwer und ein im Amte grau gewordener Mann, der
neben der Kirche in einem altertümlichen Häuschen wohnte, dem
ſich ein großer Obſtgarten anſchloß. Dieſer hatte zwei kleine
Pforten, eine nach der Straße, eine andere hinten heraus, wo nach dem forſchen Jungen hier wie dort. Aber er ſpricht:
man den Weg vor ſich hatte, der zwiſchen Kornfeldern dem
Laubwalde zuführte. Meine ländlichen Mahlzeiten zog ich vor, ſo beſucht er gerne die Spinnſtuben die Leute ſprechen; man
für mich allein einzunehmen, und dem Alten war’s auch lieber
ſo. Am liebſten lehnte ich am Fenſter meines im Gartengiebel
liegenden Stübchens und ſah in die Ferne. Was ich da erblickte,
waren Bilder von Ludwig Richter, ſo traulich, lieb und heimat=
lich
war das alles! Die Einrichtung meines Zimmers war
bäuriſch, altertümlich, und paßte zu der ganzen Umgebung. Bald
ein paar modernen Bildern und gelben gehäkelten Deckchen ich
mußte mich gerührt zeigen, lehnte die Sachen jedoch energiſch
ab, uim ſie zu ſchonen, wie ich ſagte. Auch das Zureden der alten
Ha hälterin half nichts. Ich mochte die Sachen nicht haben.
Später erzählte der Alte mir, daß er unten in Erfurt
einen Sohn hätte, einen Architekten, der ſein ganzer Stolz war
großen Ferien hatten bereits begononen; der Alte war ſeine fünf=
zig
Schulkinder wieder auf vier Wochen los und widmete ſich den am Rain dahin, wagten ſich ſogar ins Korn, um den Mohn zu
geliebten Bienen und Beeten in ſeinem Garten. Fünfzig Schul=
kinder
für einen greisgewordenen Lehrer! Der Alte meinte, daß
es weit mehr ſein müßten für das große Quellſaſſenburg, wenn
nicht die Bauern ihre Kinder vielfach ſchon frühzeitig zur Lehre
in die Stadt gäben. Der Bauernſtand aber, ſetzte er hinzu, worauf ſie mit ängſtlichen Augen zurückwichen. Tiefer ſchritt
werde hier nicht ſobald ausſterben, hoffe er, da die meiſten Kinder
geſagt ſein folle!

OORRRR
Mit Taten ſchmückt ſich Treue, nicht mit Worten.
Shaßeſpeare.
KR4

geräuſchvollen Abenteuer hinein in den Frieden von Blumen=
beeten
und Gipfelrauſchen. Für die Leutchen, die in dieſer Er=
zählung
ſich auf und abbewegen, iſt der Garten der Frau Maria
Strom der Hintergrund, von dem ſich ihr Bild nicht ablöſen
läßt. Er wächſt ſich ein auf die Kräfte und Geſinnungen derer,
zu denen er gehört, und entfaltet im Laufe der Zeit immer far=
benreichere
Fülle. Wie ein Gebilde der Ewigkeit liegt er vor
den Augen ſeiner Herrin. Schönheit iſt Gottoffenbarung und
dringt nur in uns ein, wenn Friede in uns wohnt. Sonſt iſts
nur irdiſche Schönheit, ein Bild der Vergänglichkeit und Un=
ruhe
. Schönheiten des Lebens ſind Heiligtümer. Solche Heilig=
tümer
ſind Gärten und Tempel, eine verklärte Natur und eine
verklärte Erde, zu der man ſich hinrettet, wenn die wirkliche
Erde mit ihren ſchweren Freuden und Freudenqualen uns
ängſtigt.
Frau Mauia Strom wächſt mit ihren Kindern in das Leben
und in den Tod hinein und in alle die Wechſelfälle und ſchweren
Entſcheidungen, die der männermordende Krieg bringt, der
ſchließlich doch aus jedem tüchtigen Menſchen das Beſte heraus=
holt
. Helene Böhlau, die ihrer inneren Veranlagung nach ſicher
zu den pazifiſtiſchen Naturen gehört hat, kommt in dieſem Buch
zu einem Bekenntnis, das ſie geradezu in die Nachbarſchaft der
Anſchauungen rückt, die Ernſt von Wolzogen in ſeinen
temperamentvollen Erinnerungen Wie ich mich ums Leben
brachte . . . vertritt. Es lautet: Menſchen, die Freude haben
am quellenden Leben, müſſen den Krieg lieben, weil der Krieg
der urlebendige ſtändige Wechſel und die überſtarke Betonung
des Augenblicks iſt. An einer anderen Stelle: Krieg iſt im
Frieden, Frieden iſt im Krieg. Was iſt Krieg? Was iſt
Friede? Wichtig iſt allein das Göttliche. Krieg iſt freilich
anders als Frieden. Allein eine Seele kann da nicht den gering=
ſten
Unterſchied finden. Beide ſind für ſie nur Gefahren, von
der Materie überwunden zu werden.
Nach innen iſt der Blick der Dichterin gewendet. Handlung
im äußeren Sinne fehlt dieſem ganz auf Stimmungen und
Schilderungen eingeſtellten Roman.

Der Naturfreund

nk. Stecklingsvermehrung im Waſſer. Eine große Anzahl
von Pflanzen läßt ſich nach den Ausführungen E. Weyde=
manns
, in der Zeitſchrift Land und Frau durch ſoge=
nannte
Waſſerſtecklinge vermehren. Weil man dazu nur einer
kleinen Flaſche und Waſſer bedarf, iſt die Anzucht ſehr einfach
und wenig Platz fordernd. Der Schnitt der Stecklinge hat in
üblicher Weiſe zu erfolgen, die Flaſche iſt randvoll zu füllen
und der Steckling wird einfach hineingeſtellt. Man hat nur
nötig, hin und wieder das verdunſtete Waſſer zu erſetzen und
braucht ſich ſonſt um die Stecklinge nicht zu bemühen. Olean=
der
, Myrthe, Kirſchlorbeer, echter Lorbeer und Gummibaum
ſind von den holzartigen Gewächſen die für Waſſervermehrung
zu wählenden. Von den krautigen Pflanzen bewurzeln ſich
einige Impativearten und das Cyperngras am beſten in
Waſſer. Nach ſtattgehabter Wurzelbildung nimmt man den
Steckling mit genügender Vorſicht aus der Flaſche heraus; ſehr
ſchnell faſſen die Wurzeln Beſitz von dem ihnen gebotenen
Erdreich und wachſen weiter.
nk. Ein Raubvogel als Geſundheitspoliziſt. Den Kutten=
geier
ſchildert Hans Schiſchka im Deutſchen Jäger als eifrigen
Aasjäger und deshalb ſehr rührigen und heilſamen Geſund=
heitspoliziſten
in den tranſylvaniſchen Bergen, wo dieſer Raub=

Nun, und warum blieb Ihr Sohn in der Stadt und wurde
Architekt? fragte ich.
Ja, das iſt eben von den Kindesbeinen an ſo in ihm
geweſen es mag ſein, weil ihn die Mutter unverſehens in
Erfurt bei der Severinkirche hat zur Welt gebracht! Wir hatten
ſchlecht gerechnet kurz, wir waren da gerade in der Stadt
und da haben wir ihn Severin getauft und er hat gleich die
ſchöne Architektur ins Auge gefaßt. Ja, und als er hier in der
Schule ſeines Vaters durch war im Zeichnen war er immer der
Erſte, ſonſt weniger da ſpricht er zu mir, er wolle auf die
Zeichenakademie, und er wollte partout durch nichts ſich halten
laſſen. Ich ließ’n, und als er wiederkam, da hatte er ſchon ein
Diplom in der Taſche, ſo daß ich allen Groll vergaß.. Nun ſitzt er
und hat ſeine eigenen drei Stuben und verdient ein Stück Geld,
indem die Leute ſich von ihm Häuſer anſtifteln laſſen. Dabei
kann der Severin aber doch nicht ſeine Herkunft vergeſſen; man
möchte ſprechen: wenn er ſo eine Stadtvilla erdenkt, da hat er
an unſere alten Giebelhäuſer hier gedacht!
Na, das iſt doch eine Freude, Herr Lehrer! Wer wird denn
aber ſpäter meine ich, im Lehramt mak ihr Nachfolger ſein?
Daran hat nun noch niemand gedacht. Ich bin erſt bei den
Sechzig und habe noch keine Sterbensgefühle in den Knochen!
Mag ſein, ein ſolcher blaſſer Kandidater aus der Stadt hat mal
Luſt auf dieſen Poſten mache mir aber beileibe noch keinen
Kummer darum.
Hat der Herr Architekt noch nicht, ans Heiraten gedacht?
Ja, das iſt ſo eine Sache, werte Dame! Denken Sie etwa
nicht, daß er eine in der Stadt hat aber laufen tun ſie alle
Wenn ſchon, dann eine ordentliche von Bauern. Kommt er her,
weiß nicht, wie man ihn einrangſchieren ſoll!

Es kamen ſchwüle Erntetage. Das Korn ſtand als wogen=
des
, gleißendes Meer ſchnittbereit. Gewitterſchwere. Wolken
ſtanden über dem Land. Ich betrat das Feld, wie immer, durch
aber erſchien der brave Alte mit einer modernen Tiſchdecke, das hintere Gartentürchen, das in den Angeln krächzte, und
lauſchte in die Ferne. Es lag ſchon leiſe Wehmut über allem
es ahnte die Natur, daß ihr Abſterben wieder einmal nahe
ſei und daß über den Wieſen bald wieder die Herbſtnebel
ſteigen, daß die Wälder ſich verfärben werden ...
Das Gewitter ſchien noch weit. Im Laubwalde ſpäzierend
trat ich ab und zu an den Waldrand und blickte über die Felder:
und in den nächſten Tagen zu Beſuch erwartet wurde. Die im Korn flammte der Mohn, Tauben ſchwirrten durch die be=
ginnende
Dämmerung, und Kinder tändelten blumenpflückend
holen aber da ſang ihnen die ältere Schweſter ein altes
Schrecklied:
Kinder, geht nicht ſo tief ins Korn,
Die Roggenmuhme geht um da vorn!
ich in den Wald bis an den Fahrweg nach Gräfenroda. Da
gerne zur väterlichen Scholle zurückkehrten, was zu ihrer Ehre traf man jetzt zur Ferienzeit auch Spaziergänger, die ihre Hüte
in der Hand trugen, die Stirn wiſchten, nach Pilzen Ausſchau

vogel als nicht ſeltener Brutvogel auftritt. Auch in der Do=
brudſcha
und in den Bergen des Balkans iſt er heimiſch. Sein
Horſt befindet ſich meiſtens auf abgeſtorbenen hohen Bäumen,
beſteht aus armdicken Prügeln, Reiſig und Erde, und iſt mit
Gras, Farn und Moos halbwegs wohnlich ausgeſtattet. Nie
fand Schiſchka mehr als ein Ei oder ein Junges im Neſt. Die
Brutzeit fällt in den Monat März, wo gegen Ende ſchon Junge
zu finden ſind. Am Horſt iſt der Kuttengeier unſchwer zu
ſchießen. Dieſe Geierart ſollte aber, betont Schiſchka, überhaupt
nicht geſchoſſen werden, denn der Jagd oder einem Lebeweſen
fügt er keinerlei Schaden zu. Raufluſtig iſt er nur gegenüber
ſeiner eigenen Art, er ergreift aber ſchon vor dem Kolkraben die
Flucht, wenn er von dieſem an einem Aaſe angegriffen wird.
Eine furchtbare Kraft liegt im Schnabel des Kuttengeiers, mit
welchem er nicht nur feſtgefrorenes Fleiſch vom Luder ablönt,
ſondern auch Röhrenknochen durch Aufſchlagen auf Steine eiß=
fach
zerſchmettert. Wegen ſeiner ſanitären Nützlichkeit würde
der Kuttengeier es verdienen, in geſetzlichen Schutz genommen
zu werden.

Mannigfaltiges

C.K. Wie man in Neuguinea handelt. Bei der völligen Ver=
wirrung
des Wertbegriffes, die bei uns dadurch eingetreten iſt,
daß das Geld keinen feſten, ſondern einen außerordentlich
ſchwankenden Maßſtab darſtellt, greifen wir immer mehr zu
Gegenſtänden, wenn wir einen Vergleich für irgendeinen Wert
haben wollen. So ſind wir alſo wieder in die Nähe des Tauſch=
handels
gerückt, in dem das Geld als Mittler ganz ausgeſchaltet
wird. Freilich, das Geld iſt ja noch immer da als notwendiges
Uebel, und daher geht es bei uns noch nicht ſo zu, wie in Neu=
guinea
, wo die Eingeborenen ihre Ware überhaupt nur gegen
von ihnen begehrte Gegenſtände abgeben. Ein Händler be=
ſchreibt
anſchaulich in einem Londoner Blatte, wie man in Neu=
guinea
handelt: Ich trete ins Freie; da ſtehen ſchon die Ein=
geborenen
aus dem nächſten Dorf in langer Reihe an der Küſte
unter den Palmen, muskulöſe Männer, vollkommen nackt,
Frauen und Mädchen, anmutig die Laſten auf dem Kopf tragend,
die ſie mir verkaufen wollen. Die meiſten tragen Bündel von
Kokosnüſſen, deren Fleiſch dann von meinen Arbeitern zer=
ſchnitten
und in der Sonne getrocknet wird, um es in Kopra zu
verwandeln, eine Ware, aus der dann in England die 60 Proz.
Oel herausgezogen und für Seife und andere Dinge verwendet
werden. Andere führen bereits Körbe mit getrockneter Kopra
mit ſich. Nachdem jedes Bündel Kokosnüſſe und jeder Korb
mit Kopra gewogen wird, folgt mir der Beſitzer in mein Büro
und erhält dann den Preis in Waren. Der eine will einen Ham=
mer
haben, der andere ein Meſſer in einer Scheide, die mit Perl=
mutter
ausgelegt iſt, der dritte fordert einen Handſpiegel, deſſen
Unterlage aber von Zinn und nicht von Holz ſein muß. Wieder
ein anderer hat ſich vielleicht auf das Rad einer Weckeruhr ge=
ſpitzt
, das er als Ohrring verwenden will, uſw. Eine Frau be=
gehrt
ein Stück rotes Tuch, das ſie in viele Streifen zerſchneiden
und ſich um Arme und Beine winden wird, um damit bei dem
nächſten Feſttanz zu glänzen. Ein Mädchen entſcheidet ſich für
eine Flaſche billiges Parfüm. Ein Jüngling will durchaus eine
Mundharmonika haben und er iſt außer ſich, als er hört, daß
dieſer Gegenſtand ausgegangen iſt. Nichts anderes kann ihn
glücklich machen, denn er will heiraten, und eine Mundharmoniko.
ſteht zu oberſt auf der Liſte der Dinge, die der Vater als Bezah=
lung
für ſeine Tochter haben will. Für ein kleines Bündel mis
Kokosnüſſen fordert einer eine elektriſche Lampe, und er ſchüttelt
grimmig ſein Haupt, als ihm auseinandergeſetzt wird, daß dev
Wert der Lampe wenigſtens dreißigmal ſo groß iſt als der ſeinen
Kokosnüſſe. Geld iſt für dieſe Eingeborenen ein ganz fremd=
artiger
Begriff, und der größte Teil der Aufgabe des Händlerg
beſteht darin, ihnen klar zu machen, daß das, was ſie erhalten,
dem Werte ihrer Ware entſpricht.
G

hielten und aus ihren Blechtrommeln naſchten. Eine Gruppe
junger Leute ſang aus voller Kehle:

Durch Feld und Buchenhallen,
Bald ſingend, bald fröhlich, ſtill
Recht fröhlich ſei vor allem
Wer’s Wandern wählen will ..
Die Eichen an den Hängen rauſchten jäh auf, vorjähriges
Laub hob ſich unter plötzlichen Windſtößen: das Gewitter war
da und brach los! Alles ſtrebte einigen flachen Wildfutterſtellen
im Walde zu, unter deren einer auch ich den Regen abwartete.
Der rauſchte jäh und gleichmäßig hernieder, ein ſtarker Erd=
geruch
ſtieg aus dem Waldboden, der wie berauſchende Kraft
durch die Adern zog und uns tief aufatmen ließ. Dann ließ der
Regen allmählich nach, und hinter abziehenden blaugrauen Wol=
ken
kam der goldklare Abendhimmel hervor. Da eilte ich heim,
die Fahrſtraße entlang. Die ganze Natur war wunderſam er=
friſcht
, die Glockenblumen und Kamillen ſtrafften ſich auf ihren
Stengeln, und die ſchwarzen, gelbgefleckten Salamander krochen
aus dem Steinbruch heräus. Still lag die Dorfſtraße im Abend=
licht
, die Brunnen rauſchten verträumt im Schatten der alten
Linden Stern nach Stern erſchien am dunkelnden Himmel.
Schweigend ſtanden die hohen Giebelhäuſer an der tiefen
Straße; nur wenige Fenſter waren erleuchtet.
Hinter mir kam jetzt eine Poſtkutſche ſchwerfällig die Dorf=
ſtraße
hinan, und der Schwager auf dem Bock blies luſtig in
den ſtillen Abend. Die jungen Leute in der Kutſche ſangen und
johlten, denn ſie kamen zu den Ernteferien heim. Nun hielt der
alte Rumpelkaſten vor des Lehrers Haus, und eine hohe Geſtalt
ſprang herab ſicherlich war es Severin. Ich blieb der freu=
digen
Begrüßung fern und ſchlich hinten herum auf mein Stüb=
chen
, wo ein ländliches Abendbrot meiner wartete. Nachdem ich
gegeſſen, machte ich mir’s am Fenſter bequem. Jetzt erſt ſah ich
die Poſtkutſche weiterfahren, denn man hatte ſich hier vor dem
Gaſthof zum Roten Ochſen erſt geſtärkt und hatte auch den
Pferden Trank und Futter gegeben.
Der Schwager ſtieß ins Horn, und weiter ging die Fahrt
auf der mondhellen Landſtraße nach Eierndorf. Mir wurde ſelt=
ſam
weich ums Herz, und mir kam Eichendorffs Strophe in den
Sinn:
Es ſchienen ſo golden die Sterne,
Am Fenſter ich einſam ſtand
Und hörte aus der Ferne
Das Poſthorn im ſtillen Land.

In dem Architekten fand ich einen klugen eigenen Jüngling,
in deſſen Natur ſich bäuriſche und künſtleriſche Züge ſeltſam ver=
einten
, der die Dinge kritiſch betrachtete, dem aber jede Kritik=
ſucht
fremd war. Sein Anzug war ſtädtiſch, doch von einer
gewiſſen ländlichen Vereinfachung, die an ſeiner hohen Geſtalt
ſehr gut wirkte. Schon am zweiten Tage fragte er mich er
erkannte mein Intereſſe für alles Volkstümliche ob er mir die
Spinnſtube des Ortes zeigen ſolle? Ich zögerte, denn ich wollte
meinerſeits nicht gerne Schauobjekt für die Spinnſtubenbeſuche=
rinnen
ſein; aber Severin bekräftigte, daß er jede Neugier von

[ ][  ]

Nummer 24

Unterhaltungsblatt und Frauenzeitung

Jahrgang 1923

Das Luxusbedürfnis der Frau von heute.
Einer der größten Widerſprüche unſerer Zeir äußert ſich im
zunehmenden Luxusbedürfnis der Frau, trotz der ſtändig zuneh=
menden
Unmöglichkeit, ſich oft kaum das Notwendigſte zum
Lebensunterhalt wie zur Bekleidung beſchaffen zu können. Es
ſcheint ſo, als wollte ſie die durch den Mangel der Kriegsjahre
einerſeits, wie durch die in jener Zeit gebotene oder bedingte
Einfohheit ihrer Erſcheinung und ihres Lebens jetzt durch mög=
lichſt
aſche Aneignung von Bedürfniſſen aller Art wieder aus=
gleichen
. Dieſe Bedürfniſſe, durchaus nicht der Notwendigkeit
und dem unbedingten Muß entſprungen, nehmen mehr und
mehr den Charakter der Ueberflüſſigkeit des Luxus an. Es ent=
ſchuldigt
die Frau keinesfalls, daß auch der Mann in ſtark femi=
niner
Weiſe dem gleichen Hange nachzugeben beginnt und Mode=
auswüchſe
und Ueberflüſſigkeiten zur Schau trägt, die keinesfalls
mehr als durchaus notwendiger Beſtandteil der Kleidung oder
als wirkungsvoller Schmuck derſelben betrachtet werden können.
Aufmerkſame Beobachtung hat ſicher ſchon jeder Leſerin mehr=
fache
Beiſpiele dieſer Art beim Manne gezeigt. Es entſchuldigt
die Frau auch nicht, daß ſie in ihrem Hang zum Luxus, zum
Ueberflüſſigen, ſich vielfach damit zu verteidigen ſucht, daß die
betreffenden Induſtrien oft Hunderttauſenden mit der Herſtel=
lung
der betreffenden Gegenſtände ſtändigen Verdienſt bieten,
denn wenn ſie, die deutſche Frau, bei ihrer heutigen Armut kei=
nen
Gebrauch von dieſen Ueberflüſſigkeiten machen könnte und
würde, wären dieſe Luxusartikel in größerem Maße willkom=
mene
Ausfuhrartikel, ſofern ſie als Qualitätserzeugniſſe deut=
ſchen
Kunſt= und Gewerbefleißes dafür in Frage kommen.
Um aber zu verſtehen, warum der Hang der Frau von heute
nach Luxus immer mehr zuzunehmen ſcheint, muß man nach dem
Grunde ihres Tuns fragen, und da ſcheint jener Pſycholog recht
zu haben, der ihr Luxusbedürfnis auf die ſo erſchwerte Konkur=
renz
auf dem Heiratsmarkte zurückzuführen ſucht. Durch eine
überflüſſig erſcheinende Kleiderveränderung, eine bunte Schleife,
eine blitzende Spange oder Agraffe, eine bizarre Rockverlänge=
rung
, auffallende Stickerei, einen beſonders geſchwungenen oder
auffallend garnierten Hut und was dergleichen auffallende und
zur eigentlichen Kleidung durchaus nicht notwendige Ueber=
flüſſigkeiten
mehr ſind, die durch Hals=, Arm= oder Haarſchmuck
noch beſondere Steigerung erfahren, ſucht ſie ſich wirkungsvoll
aus der Menge ähnlich gekleideter und darum ähnlich ausſehen=
der
Geſchlechtsgenoſſinnen herauszuheben und dem Manne an=
ziehender
zu machen.
Solange ſie mit dieſem Streben noch gewiſſe Grenzen inne=
hält
und die durch ihre eigenen pekunjären Verhältniſſe gebote=
nen
Schranken nicht überſteigt, hat die Allgemeinheit wenig In=
tereſſe
daran, ſich mit dieſer unerfreulichen Erſcheinung zu be=
faſſen
. Notwendig wird dieſe Aufmerkſamkeit jedoch, wenn zwi=
ſchen
dem Luxusbedürfnis einerſeits und den tatſächlichen Ver=
hältniſſen
andererſeits ein allzu ſchroffer Gegenſatz beſteht, alſo
die eigentliche Lebensführung und das äußerliche Auftreten der
Frau in allzu kraſſen Gegenſatz treten.
Wohl haben Mahnungen und ſelbſt Geſetze gegen den
Luxus, gegen die Uebertreibungen überflüſſiger Bedürfniſſe zu
keiner Zeit irgendwelchen ausgeſprochenen Einfluß auf die damit
Beglückten erzielt, ſo alt ſie auch ſind und ſo oft ſie ſchon ſeit
der Zeit der alten Römer in Anwendung kamen. Auch die Mah=
nung
von der Kanzel aus, an die allzu putz= und luxusbedürf=
tigen
Evastöchter gerichtet, vermochten nur wenig Wandel zu
ſchaffen, wenn nicht einſichtige, verſtändnisvolle Mütter und
ebenſolche Ehemänner energiſch einen Riegel vorſchoben, um
beide vor den ſchlimmſten Auswüchſen zu bewahren. Das eine
erſcheint aber ſo ausſichtlos wie das andere. Mütter haben zu=
meiſt
nur noch ganz geringen Einfluß auf die ſelbſtändig er=
werbenden
Töchter, und Ehemänner werden ja zumeiſt heute
ebenſo wie in früheren Zeiten durch ihre Nachgiebigkeit gegen=
über
den Forderungen eines männerkundigen Weibchens zu
unbewußten Förderern des Luxusbedürfniſſes ihrer Frauen. Ja,
wagten oft nur um dieſes Zaubers willen, die ſchwierigſten
Spekulationen und die gefährlichſten Unternehmungen. Wenn
nicht die Frau von heute ſelbſt in Anſehung und Wertung aller
doch wahrlich ernſt und nachdenklich genug ſtimmenden, vom
Oberflächlichen abwendenden Zeitverhältniſſen zu lernen und
Erſcheinung, Auftreten und Lebensgeſtaltung dem Ernſt der Zeit
und der Ungewißheit der Zukunft anzupaſſen vermag, dann wird
jedenfalls nach wie vor das Ueberbedürfnis, der Luxusbedarf
auch bei deutſchen Frauen eine günſtige Stätte finden.
Erika Menzel.

Der zeitgemäße Haushalt.
Praktiſcher Erſatz für fehlende Schuhleiſten.
Man fertige aus Barchent zunächſt einen genau nach der Fuß=
form
paſſenden Strumpf an, fülle dieſen dicht mit Sand oder
geſiebtem Kies und nähe auf die Oeffnung dieſes gefüllten Fuß=
ſackes
ein rundes Blättchen Barchent oder Leinen. Statt des
Leiſtens vorſichtig in die getragenen Schuhe geſchoben und ge=
drückt
, glätten ſie wie dieſer die entſtandenen Falten und haben
noch vor jenem den Vorzug, daß ſie aus dem naſſen Schuh die
vorhandene Näſſe ausziehen. Zum nachfolgenden Austrocknen
dieſer Sandleiſten nähe man ein paar kräftige Henkel daran, um
ſie freiſchwebend aufhängen zu können.
L.
Das Ausbeſſern ſchadhafter Schuhſohlen. Die
ſchadhaften Stellen bepinſelt man dick mit Aſphaltlack (in
der Drogerie erhältlich) und drückt den Schuh in feinen ſogen.
weißen Streuſand. Man kann nach Belieben das Verfahren
wiederholen. Auf dieſe Weiſe entſteht eine waſſerundurchläſſige,
feſte Schicht, die ſich vorzüglich bewährt.
M.
Raſch bereiteter Streuſelkuchen als Nach=
mittagsgebäck
. 2 Eßlöffel voll zerlaſſenes Fett, 1 Eßlöffel
heiß aufgelöſten Süßſtoff, 1 gehäufter Teelöffel Trockenei, ¼ Liter
Magermilch, 1 Pfund Mehl und 1 Päckchen Backpulver verrühre
man zu weichem Teig, den man daumendick ausrollt und mit
dem Reſt Milch überpinſcht. Die Teigreſte aus der Schüſſel ver=
rühre
man mit 2 Eßlöffel voll Zucker, etwas Vanillearoma,
1 Meſſerſpitze Zimt, 3 Eßlöffel Mehl und 1 Eßlöffel zerlaſſenem
Fett oder Oel zu kleinen Streuſeln, zerreibe dieſe zwiſchen den
Händen gleichmäßig, ſtreue ſie auf den Kuchen und backe ihn
hellbraun.
E.
Magermilch=Stampfkartoffeln mit Paprika=
ſoße
. Man kocht reichlich geſchälte Kartoffeln, ſtampft ſie ab=
gegoſſen
mit Magermilch und reichlich Peterſilie fein. Nachdem
man ſie mit Salz kräftig abgeſchmeckt hat, häuft man ſie berg=
artig
auf einer Schüſſel auf und ſchüttet geröſtete, feingeſchnittene
Zwiebeln darüber. Die Soße bereitet man aus einer Mehl=
ſchwitze
, 1 Zwiebel, 2 Gewürzkörnern, 1 Nelke, ½ Liter Waſſer,
2 Eßlöffel Eſſig und einen halben Teelöffel voll Paprika, ſowie
eine Meſſerſpitze Appels Suppenwürze. Gut abgeſchmeckt, reicht
man ſie durchgegoſſen zu den Stampfkartoffeln.
H.
Rhabarberkartoffeln. Dieſes würzige, ſäuerlich=
ſüß
ſchmeckende Gericht ſchmeckt ausgezeichnet und iſt raſch be=
reitet
. Dazu kocht man Kartoffeln und Rhabarber geſondert weich,
wobei man die meiſte Säure des Rhabarbers durch Beifügen
etwas doppeltkohlenſauren Natrons mildert, dann fügt man
den Rhabarber den abgegoſſenen geſchälten Kartoffeln bei, zer=
ſtampft
ſie zu dicklichem Gemüſe und ſchmeckt es mit etwas Zucker,
Pfeffer und gebratenen Zwiebeln, kräftig ab. Iſt Speck oder
Schweinefleiſchbrühe vorhanden, ſo wird das Gericht ganz be=
ſonders
ſchmackhaft.
I.
Speiſezettel.
Sonntag: Peterſiliengemüſe mit Spargelſtückchen, Kalbsleber.
Montag: Hefeplinſen mit Rhabarber. Dienstag: Rha=
darberkartoffeln
. Mittwoch: Möhren mit weißen Bohnen.
Donnerstag: Linſen. Freitag: Heringskartoffeln. Samstag:
Kartoffelmus mit Zwiebelſoße.

Humor vom Tage

Aus der Schule. Ein langer Primaner ſteht aufrecht und
überſetzt Livius. Es geht ſchlecht, er hält oft ein und wird
ſchließlich ganz ſtill. Da ruft lachend der vor ihm ſtehende, ziem=
lich
kleine Profeſſor: Ja, ja, da ſteht nun der Ochs vorm Berge.
Etwas verlegen, doch ſchnell antwortet der Schüler: Verzeihung,
Herr Profeſſor, ich bin doch kein Berg.
Wechſelzähne. Das kleine Lieschen wird vom Dienſtmädchen
Jette zu Bett gebracht. Schon im Nachthemde, zieht und reißt
ſie an ihren Zähnen und ſagt ſchließlich: Jette, hilf mir, ich
bringe ſie allein nicht heraus. Jette lacht: Das kann man
nicht. Doch, ſagt Lieschen, Mutter wechſelt jeden Abend ihre
Zähne. Sie nimmt ſie aus dem Munde heraus, legt ſie in ein
Glas Waſſer, holt andere aus dem Nachttiſch und ſteckt ſie ſich
in den Mund.
O Zweifelhaftes Lob. Es tut mir leid, daß Sie ſich ſo
viele Mühe geben, ſagte Weber einſt zu einem Sänger, der in
ſeinem Oberon beſchäftigt war. O bitte ſehr, das macht
nichts, erwiderte der Künſtler geſchmeichelt, da er dies für ein
Lob hielt. Doch, es macht ſehr viel, erklärte Weber. Sie
geben ſich nämlich ſo viel Mühe, lauter Noten zu ſingen, die nicht
in der Partitur ſtehen.

mir abhalten werde. Es ſchien mir, als habe er ein Intereſſe
daran, die Spinnſtube nicht allein zu betreten, und ich begann
den Zuſammenhang zu ahnen. Severin wurde von allen Mäd=
chen
des Ortes wie ein höheres Weſen angeſehen und ſah ſich
allerorten von liebeheiſchenden Weſen umſtellt. Ein Spinn=
ſtubenbeſuch
mußte faſt eine Qual für den ſchlichten Men=
ſchen
ſein und doch irgend etwas irgend eine lockte ihn
dorthin. Ich beſchloß alſo, zu meinem Vergnügen und zu ſeiner
Erleichterung mitzugehen.
Die Spinnabende fanden abwechſelnd bei einem der Bauern
ſtatt; diesmal war Herr Scheunreich an der Reihe. Abends um
7 Uhr gingen wir hin; durch Severin hatte ich ohne weiteres
Zutritt. Die große Stube war durch mehrere Küchenlampen
notdürftig erhellt, und auf den Bänken an den Wänden hin
ſaßen etwa zwanzig junge Mädchen im Alter bis zu 25 Jahren.
Derbe und Schlanke, Braune und Blonde. Jede hatte ihr Räd=
chen
vor ſich und war fleißig beim Spinnen oder tat wenigſtens
ſo, denn dieſe wöchentliche Zuſammenkunft ſollte auch zugleich
geſellſchaftliche Zerſtreuung bieten. Für dieſe ſorgten die Bur=
ſchen
, die hier und da neben den Mädchen ſtanden oder ſcherzend
und Pfeife ſchmauchend ab und zu gingen. Von einer Volks=
tracht
war wenig mehr übrig, nur einzelne Mädchen trugen
ſchwere bunte Seidenſchürzen und Käppchen. Bald hatte jedes
Mädchen ſeinen Burſchen, der ſie für den Abend zu unterhalten
hatte, denn es galt für unſchicklich, ſo allgemein umherzuplänkeln,
und die Dorfſittlichkeit forderte einen ehrlichen Liebhaber für
jedes Mädchen, die der Mißachtung anheimfiel, ſobald ſie mit
mehreren liebäugelte.
Severins Eintreten rief deutliche Erregung hervor, die
durch mein Meerſcheinen zum Glück etwas abgelenkt wurde.
Obgleich Severin nie irgend ein Recht auf eines der Mädchen
hervorgekehrt hatte, ſo betrachteten ihn doch alle Burſchen als
ihren natürlichen Feind, der ihnen die Herzen ihrer Mädchen
abkehrte und die Ruhe raubte. Die Burſchen mochten ſich be=
uhigen
: Seberin blickte auf die Mädchen mit einer gut geſpiel=
ten
Gleichgültigkeit. Die Mädchen hatten indeſſen Mühe, ſich
mit ihren Gefühlen Severin gegenüber nicht bloßzuſtellen.
Ich wandte mich zu Severin: Die Mädchen ſcheinen alle
gut verſorgt zu ſein , flüſterte ich lächelnd und ſah ihm prü=
fend
in die Augen.
Er lachte etwas bitter und ſagte: Das Mädel, die mich
hier intereſſiert hat, die iſt, wie ich ſehe, gar nicht hier. Das
wußte ich auch, als ich Sie herführte. Denn die hätte mich
ſchwerlich neben Ihnen ſtehen laſſen. Schon gut, ich habe nur
ſehen wollen und es iſt alſo wahr
Was war denn wahr? Ich ſcheute mich, weiter zu forſchen
und begriff nur, daß hier eine ſchmerzliche Herzensgeſchichte ihr
Ende erreicht hatte.
Severin ſprach nie wieder von dem Mädchen, welches er bei
ſeinem diesjührigen Sommerbeſuch wohl noch wiederzufinden
ehofft hatte aber aus Beobachtungen und Andeutungen
Severins wurde mir die Geſchichte klar: Severin hatte da eine
Bauerntochter, die Eliſabeth Giehler, liebgewonnen, und ſie war
ihm mit Leidenſchaft entgegengeflogen. Als er im Vorjahre
von ihr ging, da verſprach ſie, auf ihn zu warten und anſtändig

zu bleiben aber die Zeit war wohl dem heißblütigen Geſchöpf
zu lang geworden, und ſo hat ſie ſich einem anderen in die Arme
geworfen in der Zwiſchenzeit.
Ich merkte, daß Severin darunter litt, denn es war eine
Natur, dem eine zweite Liebe unmöglich ſein würde.
Severin hielt es indeſſen für gut, noch ein zweites Mal mit
mir die Spinnſtube zu beſuchen, vielleicht nur, um den Mädchen
zu zeigen, daß er es nur meinetwegen tat. Diesmal hielt er
ſich den Mädchen noch mehr wie neulich fern und wich nicht von
meiner Seite. Es war ein großer Abend, denn es war zugleich
eine Art Erntenachfeier, und Burſchen und Mädchen waren von
weither als Gäſte gekommen. Krausgebackenes und Apfelwein
wurden herumgereicht, und das Erklingen einer Ziehharmonika
aus der Ofenecke bot Gelegenheit zu einem kleinen Tanz, wie er
bei Spinnabenden nur ganz ausnahmsweiſe erlaubt war, da er
die ſittliche Ruhe der Burſchen und Mädchen ſtörte.
Wir gingen, als der Tanz noch andauerte, denn es war
ſchon elf Uhr geworden. Severin würgte auf dem Heimweg an
ſeinem Kummer ich merkte es. Unter dem Vorwand, mir
einen ſchönen Weg zu zeigen, führte er mich an einem abſeits
gelegenen Gehöft vorbei, zu deſſen Giebelfenſterchen er mehrmals
aufblickte. Ich fragte nichts, brachte aber ſein Benehmen mit
Eliſabeth Giehler in Zuſammenhang. Andern Tages erfuhr ich
von Dorfleuten beiläufig, daß in jenem Gehöfte der Bauer
Giehler wohne, derſelbe, dem vor einigen Monaten die Tochter
mit einem Kerl davongelaufen ſei ob ich das nicht ſchon
wüßte?
Ich heuchelte Ahnungsloſigkeit. Fortan trat Severin mir
mit größerer Scheu gegenüber, denn er ahnte wohl, daß ich von
ſeinem Leid wußte und mich in Gedanken damit beſchäftigte.
Als der Abend ſeiner Abreiſe nach Erfurt nahte, da konnte
er’s nicht verwinden, noch einmal auf die Sache zurückzukommen,
denn ich war anſcheinend die Einzige, die darum wußte oder
wiſſen durfte.
Sprechen Sie nicht über die Sache, verehrte Frau, ſagte
er, ich habe das Mädel lieb gehabt, ſo ganz in Ehren und
behielt ſie im Auge, um ſie zu heiraten, wenn ich mehr habe, und
ging ruhig in die Stadt. Aber wie konnte ich von mir auf andere
Naturen ſchließen? Kurz ſie iſt durchgegangen wie ein heißes
Pferd, hat’s nicht erwarten können und iſt geradenwegs in ihr
Verderben gerannt die Arme, Törichte!
Gott möge Ihnen helfen und ihr auch. Was ſollte ich
da ſagen! Beide, beide taten mir innig leid. Die Natur treibt
ferade die verſchiedenartigſten Temperamente einander zu
und die größte Tragik entſteht nur zu oft daraus, eben ob jener
Verſchiedenartigkeit.
Als ich einige Tage nach Severins Abreiſe die waldige Höhe
über dem Dorfe entlang wanderte, ſah ich an einem der glatten
Buchenſtämme ein mit einem E verſchlungenes S leuchten. Beim
Nähertreten ſah ich, daß der Schnitt längſt vernarbt war, alſo
aus dem Vorjahr ſtammte im Geiſte ſah ich Severin mit
Eliſabeth hier wandern in jenen fernen glücklichen Tagen, die
einſt die ihren waren und unendliches Weh um das Schickſal
junger reiner Liebe erfüllte mir jäh Herz und Auge.

Nummer 5

Aufgabe 9

Dr. Eſteban Puig y Puig in Barcelona
(1. Preis im 5. Spaniſchen Nationalturnier Barcelona 1921)

Weiß zieht und ſetzt in zwei Zügen matt.
Prüfſtellung: Weiß: Kh4 Dd2 Tc4 g6 Ld7 Sb8 g5 Bc5 g4 (9).
Schwarz: Ke5 Df8 Tb7 e1 Lb2 g8 Sa5 d5 Bd6
12 h3 h5 (12) 2 +.
Aufgabe 10
Kurt Moll in Berlin
(Deutſches Wochenſchach 1915)
Weiß: Kd7 Ddi Sg3 Bc2 d3 d4 e5 12 (8).
Schwarz: Kd5 Bc3 e6 (3).
Matt in drei Zügen.
Unſer heutiger Zweier weiſt eine ſcharf ausgeprägte Idee auf.
Kurt Moll iſt 1915 in Rußland gefallen. Aufgabe 10 iſt eine ſeiner letzten
Arbeiten, ein leichteres Stück mit zwei hübſchen Spielen.
Briefkaſten. F. in A. Löſungen von 2, 5 und 6 ebenfalls nicht
richtig. In 2 braucht Weiß auf 1. Lf3 2 nicht Df3:2 zu ſpielen, ſondern
kann z. B. Ld7 ziehen. In 5 hat Schwarz auf 1. L d3 eine ganze Reihe
Gegenzüge. Ebenſo iſt, wenn Schwarz in 6 auf 1. Delr? ſtatt Tg5:?
beliebig anders zieht, kein Matt zu erreichen. Ph. G. Aufgabe 5
1. Deld1 wird nur durch 1. .. . . Sd21 widerlegt. F. K. 3 und 4
verfehlt. In4 ſteht der weiße König auf a6 (Sie ziehen 1. Ka5a4),
Anfragen, Beiträge, Löſungen u. dgl. nur an die Schriftleitung
des Darmſtädter Tagblatts mit der Aufſchrift Schach.

Füll=Rätſel.
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 1 12 13 14 15 16 17

f1R
Rf ff 3
A

2244
4121X1

A4
R4
R


14
Af4

An Stelle der Kreuze ſchreibe man die untenſtehenden Silben,
ſo daß die 17 ſenkrechten Reihen Wörter von folgender Bedeutung
enthalten: 1. Entſcheidungspunkt in der Schlacht bei Wagram.
2. Spaniſcher Romandichter. 3. Meeresfiſch. 4. Vogel. 5. Höhen=
unterſchied
zweier Flußpunkte, verglichen mit deren Entfernung.
6. Spielzeug. 7. Deutſcher Schriftſteller. 8. Gebirge in Nußland.
9. Drama von Körner. 10. Held der Ritterpoeſie. 11. Singvogel.
12. Spaniſcher Dichter. 13. Weiblicher Krieger. 14. Oper von Wagner.
15. Metall. 16. Stadt in Rußland. 17. Gewalztes Zinn.
Die wagerechte Reihe ab nennt ein Luſtſpiel von Kotzebue,
aaa an bach cal cker de der die e fäl gall ge ger kau kel
klag le le le ma mak man mon mos nach ne ni ni ol ral re
re ree ron ſchau ſtä ſtan ſtel ti ti to uwal ze zo. Carl Deubel,
Darmſtädter Silbenrätſel.
an ar bach bern da er Aus nebenſtehenden Silben ſind ſechs
hard nu pel o ras ru wisch Wörter von folgender Bedeutung zu
bilden: 1. Bedeutende Automobilfabrik
in Heſſen. 2. Männlicher Vorname. 3. Kreisſtadt im Odenwald.
4. Landſchaft in Deutſch=Oſtafrika. 5. Indiſche Gottheit. 6. Stadt
in Weſtfrankreich. Die Anfangs= und Endbuchſtaben ergeben, von
oben nach unten geleſen, ein beliebtes Ausflugsziel der Darmſtadter.
A. Thomas.
Dichter=Rätſel.
Schiller, Wieland, Tennyson, Goethe, Sudermann, Lessing.
Suche zu jedem angeführten Dichter eins ſeiner Werke, ſo er=
geben
die Anfangsbuchſtaben der richtig gefundenen Wörter, im
Zuſammenhang geleſen, wiederum einen berühmten Dichter.
Rebus.

C. D.
Rätſel.
523. Ein Selbſtlaut und ein weiblich Tier: Einen Mann aus der
Bibel verraten ſie Dir.
524. Das Wort iſt ſtets bei den Kindern beliebt, In der Gegen=
wart
auch bei den Alten, Wenn ſie es zum Worte mit f in
der Mitt Recht bunt und recht zahlreich erhalten.
525. Geſchieht’s getrennte Wort an einem Teig, Zeigt das ver=
einte
Wort in ihm ſich gleich.
Auflöſungen.
Figuren=Rätſel: 1. Sohn. 2. Pelz. 3. Acht. 4. Reim. 5. Saul.
6. Arme. 7. Maus. 8. Klee. 9. Ebbe. 10. Idee, 11. Talk. 12. Imſt.
13. Star. 14. Turm. 15. Doſe. 16. Jgel. 17. Egge. 18. Mais. 19. Ulme.
20. Tödi. 21. Takt. 22. Eins. 23. Reis. 24. Dame. 25. Elle. 26. Salz.
27. Karl. 28. Ader. 29. Paul. 30. Iſel. 31. Torf. 32. Anna. 33. Lenz.
34. Saaz. Sparſamkeit iſt die Mutter des Kapitals.
Rätſel: 521. Oel, Leo. 522. Ein Siedler, Einſiedler.

Vergutwoxtlich: Max Streeſe