(Einzelnummer 230 Mark
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshaaptſtadt
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Nummer 159
Montag, den 11. Juni 1923
186. Jahrgang
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Beitreibung fällt jeder Rabatt weg.
StaatsFtreich in China?
Paris, 10. Juni. (Wolff.) Havas berichtet aus Peking
von Staatsſtreichplänen gegen den Präſidenten Li
Yuan=hung, der durch den Gouverneur von Petſchili, Tſao Kun,
erſetzt werden ſolle. Gendarmerie und Polizei ſeien geſtern in
den Streik getreten. In den Straßen von Peking patrouillierte
Militär. Angeblich handele es ſich bei dem Ausſtand von
Polizei und Gendarmerie um noch nicht ausgezahlte Löhnung.
Man glaube aber, daß der Streik zu dem Zweck ins Werk gefetzt
worden ſei, Truppen von Petſchili nach Peking zu ziehen und
den Präſidenten zum Rücktritt zu zwingen.
London, 10. Juni. (Wolff.) Nach einer Reuter=
Mel=
dung aus Tokio hat die japaniſche Regierung China
er=
ſucht, Maßnahmen zu treffen, um Leben und Eigentum der in
China lebenden Japaner zu ſchützen und eventuelle
Un=
ruhen zu unterdrücken. Japan habe geſtern vier
Torpe=
dobootszerſtörer zur Verſtärkung in die chineſiſchen
Ge=
wäſſer geſchickt.
Vom Tage.
Die novwegiſche Geſandtſchaft in Waſhington überreichte der
Bun=
desregierung eine Note, die es als wünſchenswert bezeichnet, daß die Unter den verſchiedenen ſogenannten „Rheinlandprojekten”,
Alkoholverbotsbeſtimmungen für Schiffe nicht in Kraft geſetzt würden, Projekten, wie ſie von einer Reihe, meiſt franzöſiſcher oder
eng=
bevor zwiſchen der Regie=ung der Vereinigten Staaten und den anderen liſcher Politiker aufgeſtellt wurden, um für die angeblich
gefähr=
intereſſierten Ländern, darunter Norwegen, Verhandlungen ſtattgefun= dete Sicherheit Frankreichs gewiſſe Garantien in den deutſchen
den hätten.
Havas meldet aus Neu=York: Die Cheſter=Geſellſchaft hat ihren
Vertrag mit der Türkei, der ſich auf die ganze ihr zugeſicherte Konzeſſion
erſtreckt, endgültig unterzeichnet.
verbotzen.
nach dem Echo de Paris geſtern abend in Freiheit gsſetzt worden. Er
wurde an die deutſche Grenze gsſchafft.
Under der Führung von Vorah und Curtiz hatten geſtern eine
An=
zahl bekannter Senatoren den Präſident Harding erſucht, eine neue
ſollte. Harding antwortete, daß er den gegenwärtigen Zeitpunkt für
ungeeignet halte.
Las Rheinlandproiekt des Generals Gpears.
Rheinlanden zu ſchaffen, erfreut ſich der Vorſchlag des
eng=
liſchen Generals Spears in England und teilweiſe auch in
Ame=
rika beſonderer Beliebtheit. Spears Plan, der, wie man ſich
erinnern wird, ſeinerzeit von Lord Cecil aufgegriffen und beſon=
Auf Anweiſung des franzöſiſchen Miniſters des Innem iſt der ders in Amerika lebhaft propagiert wurde, läuft darauf hinaus,
Verkauf und die Verteilung des „Kladderadatſch” für ganz Frankreich das Rheinland durch den Völkerbund zu entmilitariſieren, ſeine
Eiſenbahnen einer internationalen Regie und ſeine Verwaltung
Der kommuniſtiſche deutſche Reichstagsabgeordnete Höllein iſt einer internationalen Gendarmerie zu unterſtellen. Dieſer
Ge=
danke des engliſchen Generals hat, namentlich gegenüber den viel
kreitgehenderen und viel ſchroffer dem Endziel einer dauernden
Annexion zuſtrebenden franzöſiſchen Plänen auf den erſten Blick
etwas Maßvolles, konnte alſo auch dem an Gedeih und Verderb
internationale Konferenz zur Abſchaffung von Unterſeebooten und Deutſchlands wenig intereſſierten engliſch=amerikaniſchen Pu=
Giftgaſen einzuberufen, zu der auch Deutſchland zugelaſſen werden likum wohl als eine durchaus humane und ſympathiſche Löſung
des ganzen unbequemen Rheinlandproblems erſcheinen. Für
Deutſchland iſt er ebenſowenig, wie die anderen Pläne,
annehm=
bar und der heftige und einmütige Widerſpruch, der ſich gerade
im Rheinland gegen die Spearſchen Ideen erhoben hat, dürfte
den Befürwortern dieſes Planes, beweiſen, daß ſeine
Durchfüh=
rung nur gegen den ausgeſprochenen Willen der rheiniſchen
Be=
völkerung vor ſich gehen könnte, alſo nur unter Verletzung des
im Verſailler Vertrag ſo einſeitig gegen Deutſchland feſtgelegten
Grundſatzes von der Freiheit und dem Selbſtbeſtimmungsrecht
der Völker.
Wie das Rheinland über den Spearſchen Plan denkt, zeigen
am beſten einige Ausſchnitte aus der rheiniſchen Preſſe. So
ſchreibt z. B. die ſozialdemokratiſche Rheiniſche Zeitung: „Eine
Verhängung fremder Gewalt über ein freies Volk ſteht mit dem
Selbſtbeſtimmungsrecht in unlöslichem Widerſpruch. Da jeder
Druck das Gegenteil von Verſöhnung und Frieden bedeutet,
er=
heben wir mit aller Leidenſchaft im Namen der rheiniſchen
Ar=
beiterſchaft und der rheiniſchen Sozialdemokratie unſere
Stim=
men gegen die geblante fremde Gendarmerie.”
Noch eingehender beſchäftigt ſich die Kölniſche Zeitung mit
dem Plan des Generals. Indem ſie die beiden Hauptpunkte des
Projekts, internationale Eiſenbahregie und internationale
Gen=
darmerie herausgreift und getrennt behandelt, ſchreibt ſie u. a.:
„Es iſt noch nicht klar, oh man lediglich daran denkt, von
Zeit zu Zeit nachzuſehen, ob an den rheiniſchen Bahnen nichts
zugunſten einer Mobilmachung Deutſchlands geändert wurde,
oder ob man die Bahnen wirtſchaftlich und politiſch unter
mili=
täriſcher Machtentfaltung in die Hand bekommen will. Für
beide Auffaſſungen liegen Lesarten vor, die in beiden Fällen
Fußangeln haben. Dann muß die Frage aufgeworfen werden,
wo eigentlich nach dem Oſten hin die Grenze der
internationa=
zu keiner anderen zahlenmäßigen Selbſteinſchätzung der deut= len Regie liegen ſoll. Es wird ein hemmendes Zwiſchenglied an
der Stelle geſchaffen werden, wo der Verkehr von Weſten nach
Oſten mit dem von Norden nach Süden ſich kreuzt. Schon die
elſaß=lothringiſche Barriere ſtört den Verkehr empfindlich,
ge=
ſchweige denn ein neues Gebilde, das weniger nach
wirtſchaft=
lichen und verkehrstechniſchen als nach politiſchen
Geſichtspunk=
ten eine ihm auferlegte ſtrategiſche Pflicht erfüllen ſoll. Darauf
ſollten Holland, England, Schweiz und Italien die Antwort
geben, wenn man Deutſchland nicht hören will. Endlich erhebt
ſich die Frage, wer dieſes neue Unternehmen finanziert, da
ſo=
fort ein recht erhebliches Betriebsmaterial erforderlich iſt, denn
das rollende Material gerät von Tag zu Tag mehr in Verfall.
Die Werkſtätten ſtehen leer, die Stellwerke ſind beſchäftigt. Seit
einem halben Jahr ſind keine Reparaturen mehr gemacht, und
durch die Sanktionen ſteht nicht einmal das nötige Perſonal
mehr zur Verfügung. Ferner muß das Betriebskapital
ver=
zinſt werden. Dadurch wird das Unternehmen in ſeiner
Kon=
kurrenzfähigkeit geſchwächt, da der internationale Verkehr trotz
Zeitverluſten eine Umleitung vorziehen wird. Umgekehrt wird
bei billigeren Tarifen das Geſchäft noch koſtſpieliger.
Hieraus ergibt ſich ohne weiteres der Schluß, daß die
Inter=
nationaliſierung der rheiniſchen Bahnen ein Unglück mehr in
Europa ſein würde. Aber der Plan des Herrn Spears geht
un=
glücklicherweiſe viel weiter. Er will als ſtändige Bürgſchaft für
die Entmilitariſierung des Rheinlandes eine internationale
Gen=
unſer nationaler Stolz uns verbietet, einen derartigen Plan
auch nur für einen Augenblick ernſthaft zu erwägen. Wir ſind
es bleiben. Wir haben die Schmach und Pein einer fremden
Beſetzung nur als ein vorübergehendes Opfer auf uns
genom=
meu, das wir dem geſamten Vaterlande bringen mußten. Aher
wie wir den Tag herbeiſehnen, der uns von dem Joch der
Fremdherrſchaft erlöſen ſoll, ſo erheben wir kraft des
Selbſt=
beſtimmungsrechts, für das ja angeblich der Weltkrieg geführt
wurde, den allerentſchiedenſten Einſpruch dagegen, daß man uns
einer internationalen Polizeimacht unterſtellen will. Wenn auch
Spears meint, daß ſein Plan keine tatſächliche Aufgabe der
Sou=
beränität Deutſchlands für das Rheinland und keine Aufgabe
der nationalen Würde in ſich ſchließe, ſo fragen wir ihn, ob es
das engliſche Volk wohl für mit ſeiner Würde vereinbar halten
würde, wenn die Grafſchaft Kent nach einem für England
un=
günſtigen Kriege von einer internationalen Gendarmerie regiert
würde. Mag dieſe Gendarmerie noch ſo gerecht und neutral
ihres Amtes walten, wir wollen ſie nicht, und wir wollen nach
Ablauf der Fremdherrſchaft endlich wieder Herren im eigenen
Wir wollen, ſo fuhr der Kanzler fort, den Frieden Haufe ſein. Aber dieſe Gendarmerie wird, das wiſſen wir heute
Werkzeug in der Hand der Macht werden, welche die ſtärkſten
Ju=
tung zu bringen. Mit anderen Worten, ſie wird ein Werkzeug
der franzöſiſchen Machtpolitiker werden. Darum iſt der Plan
Rhein und Ruhr, an Saar und Moſel feil wären; keinen des Herrn Spears auch an der Seine gebilliat worden, darum
Preis, um den wir das Necht des Neiches und der an= wird er jetzt in den Vordergrund geſchoben. Darum iſt es aber
auch Zeit, daß das deutſche Volk ſich gegen den neueſten Verſuch
deren Staaten in dieſen deutſchen Landen mindern ließen, wendet, das Rheinland für immer aus der Reichsgemeinſchaft
Soweit die beiden rheiniſchen Zeitungen. Ihre
Ausfüh=
rungen finden eine wertvolle Ergänzung in einem Warnruf des
Einigkeit ſchöpfe ich das Recht zu der Mahnung, wachſam und liche Beunruhigung hinweiſt, die im Rheinlande durch das
Ge=
rücht erzeugt worden ſei, daß ein Plan für die
Internationali=
ſierung der Eiſenbahnen und die Stellung der Rheinlande und
des Ruhrgebjets unter die Kontrolle einer internationalen Geu=
Reichskanzler Or. Cuno zur deutſchen Preſſe
Münſter, 9. Juni. (Wolff.) Heute abend fand zu Ehren
des Reichsverbandes der deutſchen Preſſe ein Empfangsabend
ſtatt, der von der Stadt Münſter im Saale des hiſtoriſchen alten
Rathauſes veranſtaltet war. An dieſem Empfangsabend nahmen
teil. Nach den Begrüßungsanſprachen des Oberbürgermeiſters
von Münſter, Dr. Sperling, des Oberpräſidenten der Probinz zons Ratſchläge ihr eine neue Möglichkeit gaben, die Note vom
Weſtfalen, Gronowski, und des Vorſitzenden des
Reichsverban=
des der deutſchen Preſſe, Chefredakteur Bäcker, nahm der
Reichskanzier
Las Wort zu folgender Anſprache:
legenheit, um mit Ihnen zuſammenzukommen und Sie bei Ihrer
Tagung zu begrüßen, die, wir Ihr Herr Vorſitzender ſagte, nicht
die Zufälligkeit, ſondern tiefer Sinn hierher nach Münſter
legte, in die Hauptſtadt des Weſtfalenlandes, deſſen Stärke und Schritt als den Beweis des ernſten Willens Deutſch=
Trutz unſer Troſt und Schutz iſt, in die Stadt nächſt dem
Schau=
platz ſtummen Ringens zwiſchen Recht und Gewalt, in die Stadt,
in der niederdeutſches Volkstum und chriſtliche Kultur ſich zu tenden Schwächung der deutſchen Finanz= und Wirtſchaftskraft
einem unvergänglichen Einklang vereinen, in die Stadt, deren
Namen mit dem Weſtfäliſchen Frieden eng verknüpft iſt und daran
erinnert, wie ſchon vor dem Vertrage von Verſailles Deutſchland
einmak aufs tiefſte gebeugt und zerriſſen war, die gleichzeitig
aber uns zeigt, durch welche Kräfte das deutſche Volk ſich ſeinen
neuen Auftieg bahnte. Ihre Tagung beſchäftigt ſich vorab mit
inneren Angelegenheiten Ihres Standes, mit Angelegenheiten,
die für die Nation wichtig ſind, nicht allein, weil das Gedeihen
des Ganzen in unlösbarem Zuſammenhang ſteht mit dem
Gedei=
hen der Teile, ſondern auch deshalb, weil die Sorgen und
An=
liegen Ihres Standes ein beſonders bedeutſames Abbild geben
von den moraliſchen und wirtſchaftlichen Kräften und
Schick=
ſalen unſeres Volkes.
Eine ſchwere Wirtſchaftsſorge liegt über unſerem
Volke und verhältnismäßig in beſonderem Ausmaße über der
Mehrzahl derjenigen in ihm, die qualifizierte Arbeit, ſei es
kör=
perliche, ſei es geiſtige, verrichten. Das trifft auf die große
Mehr=
zahl Ihres Berufes zu, mit Ausuahme weniger, denen ein glück= bringen für die Freiheit und Wohlfahrt der künftigen
Generatio=
liches Geſchick oder beſondere Kraft des Geiſtes und des Willens nen. Der Staat wird die ganze Kraft der Staatsgewalt geltend
vielleicht ein günſtigeres Los bereitet hat. Wir müſſen als Volk
bereit ſein, die wirtſchaftliche Beengtheit auf uns zu nehmen,
und das iſt für ein ſittlich reifes Volk nicht das Schlimmſte. An
dem Punkt aber wird deutſcher Wirtſchaft der Druck zum Unheil,
wvo er die geiſtige Freiheit und Entfaltung beengt, und da ſcheint und wie weit ſie auszudehnen ſind und wie die Laſten verteilt
es mir eine beſonders wichtige Aufgabe und Sorge zu ſein, daß
unſere Preſſe auch in Zukunft ein wahres Abbild der
Volks=
ſchiedener Geiſtesrichtungen, des wirtſchaftlichen, politiſchen, kul= weil das Ausland vielfach der deutſchen Regierung einen
Ein=
turellen und religiöſen Sinnes und daß ſie bei aller verſtändigen
letzten Endes ihren Beruf und Dienſt im Geiſtigen behalte und
im Geiſtigen und Sittlichen unſerem Volke ein Führer bleibe zahlungen geleiſtet haben;z unter Hinzurechnung weiterer Leiſtun=
und immer mehr werde. Deshalb iſt die Unabhängigkeit der gen aus dem Ausgleichsverfahren belaufen ſich die Bezahlungen
Preſſe ein ſo hohes Gut, eine Ungbhängigkeit, deren Weſen nicht auf 54 Milliarden.
in der Zügelloſigkeit liegt, ſondern gerade in der ſittlichen
Ge=
bundenheit und eigenen Verantwortung, eine Unabhängigkeit,
die abzugrenzen iſt, nicht nur gegenüber dem Staate und ſeinem
Damen und Herren, um Angelegenheiten, die nicht Ihnen allein
Ausdruck zu verleihen. Und ſo wird es auch in Ihrem Sinne lindern.
ſein, wenn ich heute in Ihrem Kreiſe von der gemeinſamen
ten Gebietes ſpreche
Vorgeſtern haben wir den Mächten
unſer Memorandum
als Ergänzung zur Note vom 2. Mai übergeben. Ich begreife
die Spannung und ungeduld, mit der unſer Schritt
er=
wartet worden iſt. Er iſt ein natürlicher Schritt auf dem Weg,
Reparationsprobleme um jeden mit der deutſchen Staatsfreiheit. Parteien und Schichten des deutſchen Volkes, eins mit der preu=
und der deutſchen Wirtſchaftskraft zu vereinbarenden Preis iſt
gleichberechtigten Verhandlungen iſt der Weg, den
die Regierung ſich vorgezeichnet hat. Nichts iſt unterlaſſen
wor=
den, was der Löſung dieſer Aufgabe dienen könnte. Es gilt, ſchaftlichen Lage und der ſchweren Not.
alles einzuſetzen, um für Rhein und Ruhr die
Wiederherſtellung des Rechtszuſtandes
zu erreichen. Es gilt, alles zu tun, um die furchtbaren
Lei=
den zu lindern, die alle Schichten der Bevölkerung im beſetzten
Gebiet tragen. Dieſe Aufgabe ließ uns die Bemühungen um
auch der Reichskanzler und der Reichsarbeitsminiſter Brauns die Löſung der Reparationsfrage verdoppeln. Lange iſt die
deutſche Regierung auf Ablehnung geſtoßen, bis Lord Cur=
2. Mai abſenden zu können. Gegenüber den von Frankreich
erhobenen Einwänden gegen dieſen Schritt führte der
Reichs=
kanzler beſonders die Tatſache an, daß der Vorſchlag der
Ein=
ſetzung einer internationalen Kommiſſion von der
Reparationskommiſſion ſelbſt ſeinerzeit
ausgegan=
gen ſei. Die engliſche und die italieniſche Antwort erörterten
Sehr geehrte Damen und Herren! Gern benutze ich die Ge= eine Möglichkeit zur Fortſetzung des Meinungsaustauſches.
Seit=
dem iſt alles geſchehen, um die politiſche Lage im Auslande zu
erforſchen. Wer die Sprache der Ehrlichkeit und des
realpoliti=
ſchen Geſchäftsſinnes verſteht, wird den jetzt erfolgten neuen
lands bewerten, ſeine Verpflichtungen zu erfüllen. Man kann
infolge der durch den Ruhreinmarſch hervorgerufenen
fortſchrei=
ſchen Leiſtungsfähigkeit gelangen.
Zur Frage der
tatſächlichen Leiſtungsfähigkeit Deutſchlands
übergehend, erklärte der Kanzler, dieſe werde im Auslande weit
überſchätzt, was die Gegner ſelbſt dadurch anerkennten, daß ſie
den Gedanken einer größeren Anleihe für Deutſchland
auf=
gegeben hätten. Nun ſoll eine internationale unparteiiſche
In=
ſtanz über die wahre Leiſtungsfähigkeit Deutſchlands entſcheiden.
Deutſchland will ſodann ſeine Reparationsverpflichtungen bis
zur Grenze der geſellſchaftlichen, wirtſchaftlichen und finanziellen
Möglichkeiten erfüllen, und es wird ſeine volle Tatkraft dieſer
Aufgabe zuwenden. In den neuen Garantien iſt an die
Grenze des Möglichen gegangen worden in der
Zuver=
ſicht, daß, wenn ein Plan über die Reparationsſchuld
Deutſch=
lands vorliegt, das deutſche Volk bereit ſein wird, aus Beſitz,
Arbeit und Einkommen die größten Opfer zu
machen, daß die Wirtſchaftskreiſe dieſe Garantien geben
müſſen. Dieſer Gedanke der Garantien iſt vom Staat in die
Wirtſchaft getragen worden. Wie dieſe Garantien aufzubringen
werden, wird der Staat zu beſtimmen haben; aber es iſt
wert=
voll, daß bei dem deutſchen Angebot auch das freiwillige An= darmerie einrichten. „Darauf antworten wir Rheinländer, daß
meinung und Volksſtimmung ſei, und zugleich der Ausdruck ver= erbieten deutſcher Wirtſchaftskreiſe Erwähnung ſinden kann,
fluß auf die Wirtſchaft abgeſprochen hat. Wie verkannt unſere freie Söhne eines freien Volkes, und wir wollen und werden
Reparationslieferungen bis jetzt wurden, beweiſt die Tatſache,
Beachtung des wirtſchaftlich Notwendigen und Zweckmäßigen, daß wir bis Ende 1922 für rund 4234 Milliarden Goldmark Bar=
Auf die augenblickliche Lage im Ruhrgebiet
übergehend, erinnerte der Kanzler zunächſt an die Tatſache, daß,
abgeſehen von den zahlloſen Opfern richterlicher Willkir, mehr
ſtärkeren Rechte und dem Anſpruch auf Beachtung ſtagtlicher Not= a18 50 Deutſche unmittelbar durch die Hände der
Beſatzungs=
wvendigkeiten, ſondern auch gegenüber den Kräften und Beſtre= mächte das Leben verloren haben und 50 000 deutſche
bungen des Wirtſchaftslebens. Darin handelt es ſich, meine Beamte, Angeſtellte, Arbeitgeber,
Arbeitneh=
mer und Private aller Berufe, Männer, Frauen und Kinder,
wichtig ſind, ſondern auch uns um des Staates willen. Sie aber ſeit dem 11. Januar Haus und Heimat verlaſſen
muß=
ſind gewohnt, tagtäglich nicht von eigenen Sorgen zu ſprechen, ten. Volk und Regierung fühlen ſich ihnen allen von ganzer
ſondern den Nöten und Anliegen der Bevölkerung Wort und Seele zu Dank ſchuldig und werden alles tun, um ihr Los zu
Notdesdeutſchen Volkes und insbeſondere des beſetz= und ſind unſeren weſtlichen Nachbarn gegen= ſchon ihres Amtes nicht unparteiſch walten. Sie wird ein
über zu jeder wie immer gearteten
Friedens=
ſicherheit auf dem Boden der Gegenſeitigkeit, tereſſen im Rheinland hat, und den ſtärkſten Willen, ſie zur
Gel=
bereit. Aber das erkläre ich öffentlich und feierlich.
Es gibt keinen Preis, für den uns die deutſchen Lande an
den die Regierung von Anfang an gegangen iſt. Die Löſung der In dieſer Erklärung weiß ich mich eins mit allen politiſchen zu löſen.
ßiſchen Regierung und mit der Volksvertretung, eins mit allen
das Ziel, und die Ausſprache in offenen ehrlichen und anderen Ländern des Reiches. Und aus dieſer großen tiefen Kölner Sonderberichterſtatters der Times, der auf die
beträcht=
beſonnen zu bleiben, beſonders hinſichtlich der verworrenen wirt=
Fortſetzung auf Seite 2.)
Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 11. Jnni 1923.
Rumiter 159.
darmerie bei der britiſchen Regierung günſtige Aufnahme finde.
Der Times=Berichterſtatter meint, er ſähe in allen Kreiſen die
ſtärkſten Feindſeligkeiten gegen dieſe Vorſchläge, nirgends komme
ſie ſtärker zum Ausdruck als in den Arbeiterkreiſen: die
Gewerk=
ſchaften bereiteten einen organiſierten Widerſtand gegen einen
ſolchen Plan vor. Der engliſche Jourwaliſt hat die Stimmung
der rheiniſchen Bevölkerung zweifellos richtig beurteilt.
Die=
ſer Stimmung Rechnung zu tragen, ſich belehren zu laſſen und
den unglücklichen Plan des Generals Spears, der in der Praxis
doch nur das Rheinland den Franzoſen ausliefern würde,
end=
gültig ad geta zu legen, iſt Sache der engliſchen Oeffentlichkeit,
und nicht zuletzt auch Pflicht der engliſchen Regierung.
Grenzregulierung in Oberſchleſien.
Berlin, 9. Juni. (Wolff.) Die
Grenzkommiſ=
ſion in Breslau hat, wie wir erfahren, heute ihren
Be=
ſchluß in der lang umſtrittenen Frage gefaßt, ob die Delbrück=
Schächte Deutſchland oder Polen zufallen ſollten. Die
Entſcheidung iſt zu Gunſten Deutſchlands gefallen; für die
Zuteilung an Deutſchland ſtimmten außer dem deutſchen
Kom=
miſſar, Major Etzel, der engliſche und der italieniſche
Kommiſ=
ſar. Die Grenzkommiſſion hatte ſchon mehrfach ihrer Auffaſſung
dahin Ausdruck verliehen, daß Deutſchland mehr Anrecht auf die
Delbrück=Schächte habe als Polen, hat es aber vor ihrer
end=
gültigen Entſcheidung noch für zweckmäßig gehalten, das
Gut=
achten eines neutralen Sachverſtändigen einzuholen.
Die=
ſes Gutachten, das vor Profeſſor Fabrega von der
Berg=
werksſchule in Madrid erſtattet wurde, hat der heutigen
Ent=
ſcheidung zu Grunde gelegen.
Die Streiklage :.1 Oberſchleſien.
TU. Gleiwitz, 10. Juni. Die Streiklage im
ober=
ſchleſiſchen Induſtriebezirk iſt auch heute ziemlich
unverän=
dert. Neu in den Streik getreten iſt nur die Belegſchaft der
Gleiwitz=Grube, Belegſchaft der Prela=Hütte bei Bidzinitz.
Eine von der Streikleitung bei der Gleiwitzer Kaufmannsſchaft
zirkulierende Liſte für Unterſtützungen wurde von der Polizei
beſchlagnahmt. Die Polizei ſicherte den Arbeitswilligen hölligen
Schutz zu. In Beuthen fand geſtern nachmittag eine große
Demonſtrationskundgebung ſtatt, in der erklärt wurde, daß,
wenn es nicht bald zu einer Einigung komme, der Generalſtreik
proklamiert werde.
Deutſche Amundſen=Hilfsexpedition.
Hamburg, 10. Juni. (Wolff.) Die deutſche
Amund=
ſen=Hilfsexpedition verließ geſtern nachmittag den Hamburger
Hafen mit dem norwegiſchen Dampfer „Merkur”. An Bord
befinden ſich dem Achtuhr=Abendblatt zufolge zwei erfahrene
Piloten, Neumann und Loewe, die mit einem eigens
hierfür gebauten Junkers=Flugzeug Amundſen aufſuchen und
ihm Hilfe bringen ſollen, falls er nicht innerhalb der in Ausſicht
genommenen Zeit auf ſeinem Fluge von der amerikaniſchen
Arktis über den Nordpol auf Spitzbergen eintrifft. Als
mete=
orologiſcher Beobachter nimmt Profeſfor Wegener an der
Hilfsexpedition teil. Das Hilfsflugzeug war erſt heute früh
von Paſſau auf dem Luftwege in Hamburg eingetroffen. —
Amundſen wird ſeinen Nordpolflug vorausſichtlich am 20.
Juni antreten.
Staatsſtreich in Bulgarien.
London, 9. Juni. (Wolff.) Reuter meldet aus Sofia:
Die Regierung iſt durch eine Organiſation von Reſerveoffizieren
geſtürzt worden. Alle Miniſter ſind in Haft genommen. Eine
neue Regierung wird gebildet, die alle Oppoſitionsparteien mit
Ausnahme der Kommuniſten in ſich vereinigt.
Die neue Regierung.
Sofia, 10. Juni. (Wolff.) Bulgariſche Telegraphen=
Agentur: Die neue Regierung des nationalen
Zuſammien=
ſchluſſes, die Vertreter aller Oppoſitionsparteien außer den
Kommuniſten umfaßt, weiſt folgende Zuſammenſetzung auf:
gleichzeitig das Kriegsminiſterium und vorläufig auch das
Reſ=
ſort des Auswärtigen übernimmt; Inneres: General Auſſiew;
Ackerbau und vorläufig auch die Verwaltung des öffentlichen
Unterrichts: Profeſſor Mollow; Juſtiz: Smilow; Finanzen:
To=
dorow; Handel: Boboſchewsky; Oeffentliche Arbeiten:
Stojan=
ſchew; Verkehr: Kazaſſow.
Heute nachmittag hat eine große öffentliche Verſammlung
die neue Regierung ſtürmiſch begrüßt.
Sofia, 10. Juni. (Wolff.) Bulgariſche Telegraphen=
Agentur: Die im Ausland verbreiteten Nachrichten, nach denen
die neue bulgariſche Regierung die Mobilmachung
ange=
ordnet hätte, beruhen auf Erfindung. Die öffentlichen
Machtmittel, über die Bulgarien verfügt, genügen vollkommen überfüllt. Fahne bei Fahne umſäumte die vorderen Reihen,
zur Aufrechterhaltung der Ordnung, die übrigens nicht geſtört
wurde.
Sofia, 10. Juni. (Wolff.) Bulgariſche Telegrophen=
Agentur: Die neue Regierung iſt unerſchütterlich von den
Prin=
zipien der Geſetzlichkeit und der Demokratie
durch=
drungen. Ihr Beſtreben geht dahin, Bulgarien den inneren haus getragen und auf den mit Tannen und Lorbeer
geſchmück=
zu geben, die für eine gedeihliche Entwicklung des Landes un= Rat” hielt Bürgermeiſter „Pfeiffer die Trauerrede. Eine
erläßlich iſt und auch der wirtſchaftlichen Wiederherſtellung
nutzen wird. Das bulgariſche Volk wird nicht aufhören, die
größte Loyalität gegenüber ſeinen internationalen
Ver=
pflichtungen zu bekunden. Der Wunſch des bulgariſchen
Volkes iſt, ſich das Wohlwollen und Vertrauen der großen
Na=
tionen zu ſichern und die engen Bande guter Nachbarſchaft und
Freundſchaft mit den benachbarten Völkern aufrecht zu erhalten.
Friede im Lande und Friede nach außen iſt das Programm der
neuen Regierung. Achtung der geſchloſſenen Verträge ihr
un=
abänderliches Grundprinzip,
Franzöſiſche Rechtſprechung.
Düſſeldorf, 9. Juni. (Wolff.) Die vom Landrat
Schöne (Eſſen) eingelegte Reviſion wurde heute von dem
franzöſiſchen Kriegsgericht in Düſſeldorf verworfen. Schöne
war ſeinerzeit wegen angeblicher Beleidigung der
Beſatzungs=
behörden zu 5 Jahren Gefängnis und 10 Millionen
Mark Geldſtrafe verurteilt worden. Erfolg hatte dagegen alles” ſchloß die Feier.
die Reviſion des Leiters des Herner Hafens, Wüller, der
vom Recklinghauſer Kriegsgericht wegen Beleidigung der
Ve=
ſatzungsbehörden zu einem Jahre Gefängnis und einer
Million Mark Geldſtrafe verurteilt worden war; hier wurde der
Fall zu erneuter Behandlung an das Kriegsgericht für den
Brückenkopf Düſſeldorf überwieſen.
2 Franzoſen erſchoſſen.
* Düſſeldorf, 10. Juni. (Priv.=Tel.) Hier ſind geſtern
abend in der Wilhelmſtraße zwei franzöſiſche
Offi=
ziersaſpiranten von unbekannten und noch nicht
ermittel=
ten Tätern aus nächſter Nähe erſchoſſen worden. Der eine
war ſofort tot, der andere ſtarb nach ſeiner Einlieferung ins
Krankenhaus. Zwei Ziviliſten, die den Vorfall der franzöſiſchen
Komandantur meldeten, wurden von den Franzoſen verhaftet.
Eerasſeun der Wurceraufernde zun Setie 1
Nachdem der Kanzler noch auf die Gefahr des Nichtverſtehens
großer Schichten des deutſchen Volkes untereinander hingewieſen
und an das ſoziale Verſtändnis der Unternehmerſchaft
appelliert hatte, ſchloß er mit den Worten: Heuteiſtes aller Blaukreuz=Verein das Feſt ſeines 15jährigen Beſtehens. Im
bewahren, und allererſte Pflicht, gute Deutſche 5 und 7, und ſeine dem Tag entſprechende Predigt gipfelte in den
zu ſein. (Lebhafter Beifall.)
Prinzipalmarkt eine unüberſehbare Menſchenmenge angeſam= Zeichen der Zeit, der Geldnot, leidet, ſieht ſich gezwungen, eine
An=
melt, die in brauſende Hochrufe ausbrach, als der Reichskanzler
der Kanzler folgende kurze Anſprache an all die Tauſende:
„Deutſche Männer und Frauen Weſtfalens! Ich danke Lirchenſteuer.
Ihnen für die Kundgebung, die Sie mir und der Reichsregierung
mit allen Teilen der Bevölkerung erſehen können, wie treu Weſt=
Stich laſſen werden, und Sie können überzeugt ſein, daß das
Reich auch die Weſtfalen niemals im Stich laſſen wird. (
Erneu=
tes ſtürmiſches Bravo.) Ich bitte Sie, weiter mit Vertrauen
geben, damit wir wieder frei werden.”
Sachs, darauf erklang Beethovens „Die Himmel rühmen” und
zum Schluß das Niederländiſche Dankgebet, in das all die Tau=
Lamberti=Turm in bengaliſchem Licht.
Ein franzöſiſcher Raubzug auf Reiſende am
Bahnhof Langen.
* Darmſtadt, 11. Juni. (Priv.=Tel.) Geſtern
Nach=
mittag 5 Uhr erſchien am Bahnhof Langen, von Groß=Gerau
kommend, in einem Auto ein Trupp von 6 Franzoſen in
allen ankommenden Reiſenden die Vorlage eines mit dem
fran=
zöſiſchen Viſum verſehenen Paſſes. Die meiſten
Reiſenden waren hierauf nicht vorbereitet. Soweit ſie ſich nicht
kurz entſchloſſen, auf das Ausſteigen zu verzichten und die Reiſe
fortſetzten, wurden ihnen Geldſtrafen von 50000
Mark abgefordert, die ſofort bezahlt werden
muß=
ten. Soweit die Reiſenden dieſe Beträge nicht bei ſich führten,
wurden die Namen feſtgeſtellt.
Nachdem die Franzoſen auf dieſe Weiſe in zwei Stunden
erhebliche Geldbeträge eingeſäckelt hatten, beſtiegen ſie gegen
erwartete und rückſichtsloſe Vorgehen der Franzoſen hatte eine
ſtarke Erregung in der Bevölkerung hervorgerufen.
Brückenſprengung.
* Lünen, 11. Juni. (Priv.=Tel.) Geſtern wurde hier
eine größere Brücke geſprengt. Aus dieſem Anlaß
wurde über Lünen der verſchärfte Belagerungszuſtand verhängt
und die Beſetzung auf weitere Zechen ausgedehnt.
Militariſierung der Eiſenbahn.
TU. Münſter, 10. Juni. Auf der Strecke Fintro)—
Alteneſſen haben die Franzoſen den Betrieb aufgenommen. Mit
der Beſetzung des Hauptbahnhofes Dortmund iſt zu rechnen,
nachdem die franzöſiſche Forderung auf Ueberlaſſung der
Bahn=
ſteige 6 und 7 für die neu militariſierte Strecke abgelehnt
wor=
den iſt. 66 Beamte des Bahnhofes in Duisburg, hauptſächlich
Betriebsbeamte, ſind mit ihren Familien, insgeſamt 220 Köpfe,
Miniſterpräſident Univerſitätsprofeſſor Alexander Zankow, der ausgewieſen und von den Belgiern in einem Sonderzug
weg=
gebracht worden.
Die Beiſetzung Schlageters.
* Schönau bei Wieſenthal, 11. Juni. (Tel.) Unter
außer=
ordentlich zahlreicher Beteiligung wurde Samstag nachmittag
die irdiſche Hülle des von den Franzoſen erſchoſſenen Schlageter
in Schönau zur letzten Ruhe beſtattet. Der Leichenkondukt traf
am Samstag nachmittag 5 Uhr hier ein, worauf die Leiche im
Bürgerſaal des Nathauſes aufgebahrt wurde. Feuerwehr und
Studentenſchaft ſtellten das Ehrengeleit und die Totenwache.
Die eigentliche Trauerfeier begann Sonntag nachmittag um
2 Uhr. Der große Platz vor dem Rathaus war von Tauſenden
Außer Abordnungen von Kriegervereinen waren auch ſolche
er=
ſchienen von den Nationalſozialiſten, den Deutſchen
Jugendbün=
den und ehemalige Kameraden des Ermordeten. Unter
Trommel=
wirbel und Glockengeläute wurde der mit der deutſchen
Kriegs=
flagge umhüllte Sarg von Kameraden Schlageters aus dem Rat=
Frieden und die Ordnung und dadurch die Eintracht zurück ten Katafalk geſtellt. Nach dem Liede „Es iſt beſtimmt in Gottes
Reihe weiterer Anſprachen ſchloß ſich an. Dann wurde die Leiche
eingeſegnet. Unter den Klängen „Es geht bei gedämpfter
Trom=
mel Klang” wurde der Sarg zum Friedhof getragen. Der
katholiſche Geiſtliche hielt die Grabrede, in der er u. a.
ſagte, am Grabe Schlageters ſoll kein Haß reden, aber die Liebe
zum Vaterland dürfe nicht vergeſſen werden.
Eine übergroße Zahl von Kränzen wurde niedergelegt, u. a.
auch von einer engliſchen Dame, einer Dame aus Riga, von
Türken uſw. Nach zwei Ehrenſalven wurde das Lied. Ich hatti
einen Kamenden” geſungen, dann ſenkten ſich die Fahnen zum
letzten Gruß und die nach Tauſenden zählende Menge defilierte
am Grabe vorbei.
* Berlin, 11. Juni. (Tel.) Die geſtern hier in der
Phil=
harmonie zu Ehren Schlageters veranſtaltete
Gedächt=
nisfeier war von Tauſenden aus allen Schichten der
Bevöl=
kerung beſucht. Ein Redner zeichnete den Lebenslauf Schlageters.
Die eigentliche Gedächtnisrede hielt der ehemalige Baltikum=
Stadt und Land.
Darmſtadt, 11. Juni.
Tageskaſſe des Großen Hauſes der allgemeine Vorverkauf der
Miet=
karten. Preiſe: Parterre 50 000 Mk., Sperrſitz 70 000 Mk., Logen
90 000 Mk.
— Blaufuchs im Film. Der Schwedenfilm „Erotikon” der noch
bis Dienstag täglich um 6 und 8 Uhr im Kleinen Haus läuft, iſt eine
Verfilmung von „Blaufuchs‟. Der „Blaufuchs” wurde am Landes=
Herrn Schneider uſw. in den Hauptrollen gegeben. Ein Beſuch des
Films dürfte für Beſucher dieſer Vorſtellungen beſonders intereſſant
ſein.
— Geht nach Danzig! Die Quickborner Wandervögel und
Wehr=
logen in Danzig klagen darüber, daß unſere wandernde Jugend nicht
nach Danzig komme. Dagegen rücken die polniſchen Horden, von ihrer
Regierung unterſtützt, zahlreich an, um „ihr Danzig” kennen zu lernen.
Unſere Danziger Jugend bittet dringend, daß ſich auch unſere
Ju=
gend unſer Danzig anſieht. Auch Spielgemeinden, Tanzkreiſe uſw.
würden ſie gern begrüßen. Ueber Reiſewege „ohne polniſches Viſum”,
wie auch über alle anderen Verhälmiſſe bekommt man Auskunft durch
Karl Gall, Danzig, Brabank 16.
+ Arheilgen, 11. Juni. Am geſtrigen Sonntag feierte der hieſige
Deutſchen Pflicht, für Rhein und Nuhr, für Vormittagsgottesdienſte, den der Poſaunenchor durch Vortrag mehrerer
Saar und Moſel feſtzubleiben und die Treue zu Stücke verſchönern half, ſprach der hieſige Ortsgeiſtliche über Johs. 15,
Worten: Ohne mich könnt, ihr nichts tun, mit mir aber alles. Die
eigentliche Feſtfeier fand nachmittags unter Mitwirkung des Jung=
Nach der Rede des Reichskanzlers ſangen die im Saale Ver= frauenvereins im Gemeindehauſe ſtatt. Abends folgte nochmals ein
ſammelten das Deutſchlandlied. Inzwiſchen hatte ſich auf dem Gvangeliſationsvortrag. — Auch die hieſige Kirche, die unter dem
leihe in Höhe von einer halben Million aufzunehmen. Stücke von
auf den Sentenzbogen des alten Stadthauſes trat. Hier richtete 5000 Mk. an können beim hieſigen Pfarramte gezeichnet werden. Die
Verzinſung beträgt 10 Prozent. Rückzahlung erfolgt nach Eingang der
Bensheim, 9. Juni. (Wohnungsbau in Heſſen.) Am
28. 5. 1923 ſprach hier auf Einladung der Stadt Herr
Regierungsbau=
heute dargebracht haben. Sie wiſſen, wir gerne ich in Ihrem meiſter Nunge, Darmſtadt, Wendelſtadtſtraße, über Wohnungsbau=
Kreiſe in Münſter weile. Ich habe heute aus den Ausſprachen Finanzierung und Eigenhandbau. Der Vortragende beleuchtete in klarer
Weiſe den heutigen Stand der Wohnungsbauunterſtützung und brachte
falen zum Reich ſteht. (Stürmiſches Bravo.) Ich weiß, daß die reichliche ſtatiſtiſche Angaben über die bisherigen Maßnahmen zur För=
Weſtfalen, die jetzt an der Ruhr kämpfen, das Reich niemals im derung des Wohnungsbaues, beſonders das neue
Wohnungsbauabgabe=
geſetz. Zur techniſchen Frage des Wohnungsbaues übergehend, hob
der Vortragende beſonders hervor, daß der Eigenhandbau, der in der
richtigen Weiſe organiſiert und geleitet wird, heute bei den traurigen
den Arbeiten der Regierung zu folgen und zugleich jedes Opfer wirtſchaftlichen Verhältniſſen unſeres Vaterlandes, noch eine beſonders
zu unterſtützende und geeignete Maßnahme iſt, um Erfolge auf dem
an Geld und Gut den kämpfenden Schweſtern und Brüdern zu Gebiet des Siedlungsbaues auch mit geringen Mitteln zu erzielen. Im
Anſchluß an ſeine Ausführungen wurden im Film Siedlungsbauten in
Darauf ſetzte unter Leitung von Profeſſor Volbach das Mitteldeutſchland gezeigt, die zum Teil im Eigenhandbau erbaut waren,
Orcheſter ein. Es ertönte, von einem Maſſenchor geſungen, aus und ein anſchauliches Bild gaben, wie bei richtigem Enſatz des Eigen=
Wagners „Meiſterſingern” die Huldigung des Volkes an Hans handbaues und Verwendung einer beſonders geeigneten Bauweiſe, die
den örtlichen Verhältniſſen, ſowie der Verwendung von ungelernten
Arbeitskräften (Eigenhandbau) am weiteſten gerecht wird, die ſchönſten
Erfolge erzielt werden können. Die Ausführungen des Vortragenden
ſende einſtimmten. Während des letzten Liedes erſtrahlte der wurden mit lebhaftem Beifall aufgenommen, beſonders auch von den
zahlreich anweſenden Eigenhandbauluſtigen, von denen ſich mehrere,
insbeſondere Handwerker, noch am gleichen Abend zu Baufamilien für
Errichtung von 2—4 Wohnungen zuſammen taten.
— König, 10. Juni. Zu einer erhebenden und würdigen Feier
ge=
ſtaltete ſich das 60jährige Jubiläum des hieſigen
Turn=
vereins. Am Vormittag fand ein Feſtgottesdienſt ſtatt, anſchließend
hieran auf dem Friedhof eine Gedächtnisfeier für die verſtorbenen
Präſi=
denten des Jubelvereins. Nachmittags fand ein Umzug der Ortsvereine
durch die Ortsſtraßen nach dem Hotel Büchner ſtatt, wo die
Jubiläums=
feier im Saale mit anſchließender großer Halle ſtattfand. Dem Feſtzug
voraus wurde der noch lebende Gründer, Jean Grasmück, gefahren.
Zivil, beſetzte den Eingang zum Bahnſteig und verlangte von Die hieſigen Geſangvereine trugen nach Kräften dazu bei, die Feier
zu verſchönern. Fräulein Kätha Keller ſprach einen hübſchen Prolog,
die Begrüßungsanſprache hielt der Ehrenvorſitzende Beigeordneter
Keller. Den Glanzpunkt der Feier bildete die Feſtrede des Mitgliedes
Kaufmann Heinrich Fleckenſtein. Die halbſtündige glänzende. Rede
machte bei der herrſchenden Stille einen tiefen Eindruck und löſte am
Schluſſe ſtürmiſchen Beifall aus. Der Turnverein kann auf einen
Ehren=
tag zurückblicken. Möge er weiter wachſen, blühen und gedeihen.
Heuchelheim, 10. Juni. Hier iſt die Sportplatzfrage jetzt im
großzügiger Weiſe gelöſt worden. In richtiger Erkenntnis der
Be=
deutung, die die Spielplätze für die Volksgeſundung haben, ſowie dem
Verlangen der turn= und ſporttreibenden Jugend in hochherziger Weiſe
Rechnung tragend, hat die Gemeinde bei der jetzt beendeten
Feldbereini=
gung ein Gelände in der Größe von 8000 Quadratmeter auf dem ſogen.
Geiersberg als Sport= und Feſtplatz zur Verfügung geſtellt. In gerech=
7 Uhr ihr Auto und verließen den Bahnhof Langen. Das un= ter Würdigung des damit von der Gemeinde gebrachten Opfers haben
ſich die beiden Turnvereine und die Fuhrwerksbeſitzer bereit erklärt, die
Planierung des Platzes, welche bei den heutigen Verhältniſſen Millionen
koſten würde, koſtenlos durch Selbſthilfe zu beſorgen. Nachdem der Platz
umgeackert iſt, kann man nun allabendlich die Mitglieder der beiden
Turnvereine, unter Benutzung der von den Tiefbauunternehmeren
Lud=
wig Schneider und Ludwig Sack zur Verfügung geſtellten
Feldbahn=
gleiſe und Rollwagen, in friſch=fröhlicher Arbeit bei der Planierung
fin=
den. In der heutigen Zeit des Materialismus und des Egoismus iſt
eine ſolche ſelbſtloſe Tat doppelt erfreulich, und ſie zeigt, welch hoher
Idealismus in der hieſigen turn= und ſporttreibenden Jugend ſteckt. Die
an dem guten Werk Beteiligten können der dankbaren Anerkennung
ſämtlicher Mitbürger verſichert ſein.
Konzert.
N. Ein gut beſuchter Liederabend der Geſangsſchule
Mathilde Weber durfte ſtarkes Intereſſe für ſich in
An=
ſpruch nehmen. Die Art und Weiſe, wie hier in zielbewußter
und doch vorſichtiger Weiſe Stimmbildung getrieben wird, wie
neben dem Techniſchen auch der feine Vortrag und der
muſika=
liſche Geſchmack gefördert wird, iſt überaus ſympathiſch. Selbſt
bei den noch nicht weit fortgeſchrittenen Schülern war der Weg
und das Streben nach freiem Ton mit ſchöner Reſonanz
deut=
lich zu bemerken, und auch bei den dem Ziele näher ſtehenden
Stimmen blieb die Tongebung auch im ſtärkſten Forte weich,
ein Forcieren wurde ſtets vermieden. Beſonders
beachtens=
wert waren die Fortſchritte derjenigen, deren Stimmklang und
techniſches Können uns noch vom letzten Konzert her im
Ge=
dächtnis haftete. Die Enſemble=Geſänge waren fein abgetönt
und legten von der Vielſeitigkeit der Ausbildung Zeugnis ab.
Am ſtärkſten intereſſierten die Darbietungen von Frau Horn und
Fräulein Aden, denen in einigem Abſtand Fräulein Herber und
Herr Kreickmeier folgten, die beide über ungewöhnlich ſchönes
Material verfügen. Auch die übrigen Sängerinnen erfreuten
durch zahlreiche wohlgelungene Einzelheiten, wenn ſie auch noch
nicht ſoweit fortgeſchritten waren, daß ihre Leiſtungen
gleich=
mäßiges Intereſſe erregen konnten. Auch war die Aufregung
zum Teil hinderlich. Sie zu überwinden und ſich an das
Pub=
likum zu gewöhnen, dafür haben ſolche Aufführungen ihren ganz
beſonderen Wert. Graf Kalckreuth begleitete verſtändnisvoll
und mit Geſchick. Der reiche Beifall, der geſpendet wurde,
ge=
bührte in erſter Linie der vorzüglichen Lehrerin, die mit größter
Umſicht und ſichtlich in jeder Beziehung anregend ihre Schüler
zu fördern weiß.
Reich und Ausſand.
Eine Fluglinie London-Baſel—München.
Die vor einigen Tagen von Schweizer Blättern gebrachte Nachricht,
einer neuen Fluglinie von England über Baſel nach München ſcheint ſich
nach Mitteilungen von unterrichteter Seite zu beſtätigen. Die engliſche
Luftverkehrsgeſellſchaft Handley=Page, die den Luftverkehr London—
Paris betreibt, hat die Abſicht, dieſe Linie nach der Schweiz zu
ver=
längern. Die Schweiz aber wieder iſt durch den Anſchluß der Ad Aſtra=
Aero=Zürich an die in München gegründete Luftverkehrs=
Betriebsge=
meinſchaft der Trans=Europa=Union durch den direkten Luftverkehr
Genf-Zürich-München an den deutſchen Luftverkehr angeſchloſſen.
Daraus ergibt ſich die Möglichkeit eines direkten Luftverkehrsanſchluſſes
London — Baſel — München — Balkan. Iſt die Flugverkehrslinie erſt
Tatſache, ſo iſt der Anſchluß an die ſeit dem 15. Mai von der Trans=
Europa=Union beflogene Luftverkehrslinie Genf-Zürich-München ohne
weiteres gegeben. Die weitere Folge iſt, daß der direkte Anſchluß von
führer Frhr. v. Medem. Nach dem Liede „Deutſchland über. München an London im Luftverkehr erfolgen muß, da Handley=Page
den Anſchluß von London nach dem Balkan über die Schweiz, wie die
Dinge im Luftverkehr heute liegen, nur über den ſüdeuropäiſchen
Zen=
tralflughafen München nehmen kann. Die Bedeutung Münchens als
internationaler Zentralflughafen wird dadurch verſtärkt.
Das größte Schiff der Welt — Deutſche Technik!
Das größte Schiff der Welt — die berühmte Vaterland” — wurde
— Vorverkauf Muſikfeſt Darmſtadt 1923. Heute beginnt an der noch im Frieden von den Deutſchen erbaut und mußte nach dem Vertrag
von Verſailles an die Entente abgeliefert werden. Dieſes Rieſenſchiff
erwarb die United States Line und mußte es, da es jahrelang unbenutzt
im Hafen gelegen hatte, mit enormen Koſten (10 Millionen Dollar)
umbauen laſſen. „Vaterland” wurde auch umgetauft und heißt jetzt
„Leviathan‟. Das Schiff, eines der wunderbarſten Erzeugniſſe deutſcher
Technik, iſt mit ſeinen 59 916 Bruttoregiſtertonnen um 3000 Tonnen
theater ſeinerzeit mit Frau Gothe, Frl. Wittels, Herrn Baumeiſter, größer als alle anderen Ozeandampfer. Am 4. Juli tritt der „
Levia=
than” von New=York aus ſeine erſte Europareiſe an.
Liechtenſteiniſch=Schweizeriſcher Zollanſchlußvertrag.
* Der am 1. Januar 1924 in Kraft tretende Zollanſchlußvertrag
enthält im Schlußprotokoll den Zuſatz, daß zwiſchen den
Vertragspar=
teien Einverſtändnis darüber beſteht, daß während der fünfjährigen
Geltungsdauer die Duldung oder Errichtung einer Spielbank
in Liechtenſtein ausgeſchloſſen iſt und daß die fürſtl. Regierung die zur
Durchführung dieſes Verbotes erforderlichen Maßnahmen treffen wird.
Nummer 155O
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmi die Redaktion keinerlei
Ver=
antwortung; für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfange
der Einſender verantwortlich.) — Einſendungen, die nicht verwendet werden, können nicht
zurückgeſandt, die Ablehnung nicht begründet werden.
Eine Bitte an den heſſiſchen Landtag.
Die Heſſiſche Regierung hat dem Heſſ. Landtag am 7. Dezember 1922
eine Vorlage über die Abänderung des Geſetzes, betreffend die
Ver=
ſicherungsanſtalt für Gemeindebeamte vorgelegt und dazu in der
Ein=
leitung bemerkt: „An einer beſonders dringlichen
Be=
handlung des Geſetzentwurfs dürfte dem unter
das Geſetz fallenden Kreis von Perſonen
beſon=
ders gelegen ſein‟. Die penſionierten Gemeindebeamten und ihre
Witwen, die ſich — wie allſeitig anerkannt — unter den heutigen
Zeit=
verhältniſſen in großer Notlage befinden, wären dem Heſſiſchen
Land=
tag für alsbaldige Verabſchiedung des vom Finanzausſchuß vor einiger
Zeit bereits durchberatenen Geſetzes ſehr dankbar, damit die vom erſten
Oktober 1922 in Frage kommenden Nachzahlungen baldigſt an ſie
abge=
führt werden können.
Mehrere Altpenſionäre und Witwen.
Sport, Spiel und Turnen.
Fußball.
Sportverein Darmſtadt 1898—Mannheim=Waldhof 2: 4.
Auf dem Stadion trafen ſich am Sonntag nachmittag zwei ſtarke
Gegner. Eine dichte Zuſchauermenge umſäumte das Spielfeld. —
Schneider, ein früheres Mitglied Darmſtadts, kämpft ſeit einigen Wochen
in Waldhof und ſpielte erſtmalig als Gegner auf heimiſchem Boden.
Das Spiel begann gleich vecht lebhaft, und gar bald gelingt es
Mann=
heim, aus großer Entfernung den Ball in Darmſtadts Tor einzuſetzen.
Ein ſchöner Durchbruch ermöglicht es Davmſtadt, gleich darauf
aus=
zugleichen. Der Kampf wogt hin und her; Darmſtadts Torwart
er=
hält oft Gelegenheit, ſeine Abwehrkünſte zu zeigen. Dennoch kann er
es nicht verhindern, daß Mannheim aus großer Entfernung den Ball
einſetzt. Hieran war wohl das Zuſammenarbeiten der Darmſtädter
Mannſchaft viel ſchuld. Immerhin, die Antwort bleibt nicht aus; ſchon
ſetzte eine Minute ſpäter Darmſtadts Halbrechter das zweite Tor ein.
Mannheims dritter Sieg ſollte leicht werden. Der Torwarb Darmſtadts
kam zu Fall, ſo daß der Ball ungehindert das vom Gegner erſehnte
Ziel erreichen kann. 3:2 für Mannheim gehts in die Pauſe.
Nach Seitenwechſel finden ſich die Gegner nicht gleich recht
zuſam=
men. Das Darmſtädter Tor kommt bald in Gefahr. Ein aus weiter
Entfernung geſchoſſener Ball prallt an der Latte ab. Das
Schwer=
gewicht ſcheinh ſich mehr und mehr zu ungunſten Darmſtadts zu
ver=
ſchieben. Mehr und mehr wird jedoch das Spiel wieder ausgeglſichener.
— Wie imer, ſo ſpielten auch diesmal die Zuſchauer mit
Zwiſchen=
rufen uſw. ihre Rolle, was den Unparteiiſchen veranlaßt, zur Ruhe zu
mahnen, andernfalls das Spiel abgebrochen wünde. — Nach kurzer
Dariſtädter Tagblatt, Beutag, ten 11. Juni 1923
ſchöner Spielweiſe ſetzt bei beiden Parteien mehr und mehr Aufregung
ein. Mannheim drückt und verſucht, ſeinen Sieg zu vergrößern. Ein
Flachſchuß wird gehalten und führt zum Eckball, dem bald darauf drei
weitere Ecken folgen, jedoch alle ergebnislos. Desgleichen ein Eckball
Davmſtadts. Nun gibt es auf beiden Seiten aus ſichtbarem Erlachmen
ein leichtes Aufflackern: Hand, Abſeits, Abſeits, Abſeits Strafſtoß,
Ball dicht neben Mannheims Tor, gibt es zu ſtehen. Durchſtoß nach
Darmſtadt, der Torwart fällt, Mannheim ſetzte den vierten Ball ein.
Bis zum Schluß kann eine Aenderung nicht wehr erreicht werden.
V. f. R. Darmſtadt — F. V. 08 Hockenheim 2:2 (0: 1).
Der letztſonntägliche Gaſt des V.f.R., der diesjährige
Kreispokal=
ſieger, erfüllte ganz die Erwartungen, die man in ihn ſetzte. Obwohl
nur mit 10 Mann ſpielend, langte es ihm, dank der lauen Spielweiſe
des V.f.R., zu einem Unentſchieden, und man kann nicht ſagen, da
dieſes Ergebnis dieſer oder jener Partei unrecht tät. Es gibt vielmehr
mit Präziſion den Leiſtungen einer mit Ambition gegen eine ohne ſolche
kämpfende Mannſchaft Ausdruck, wobei die Mannſchaften in techniſchen
Belangen ſich die Wage hielten. Der Gaſt, mehr aufs Kämpfen denn
aufs Spielen eingeſtellt, ließ ſeine bisherigen Erfolge als berechtigt
erſcheinen und hinterließ in jeder Hinſicht beſten Eindruck. Schwach,
ſehr ſchwach, trotz guten Spieles einzelner, die Leiſtung des V.f.R.,
bei dem der Sturm wohl nie lernen wird, ſich am Spiel zu beteiligen,
wenn der Gegner ſich in ſeinem (des V.f. R.s) Territorium aufhält. Der
Aufopferung von Läuferreihe und Hintermannſchaft entſpricht nur das
Spiel einzelner im Sturm, deren Arbeit dem Eigennutz der übrigen
zum Opfer fällt. Kaum zu erkennen iſt die Mannſchaft, die in den
letzten Verbandsſpielen wie keine andere zu kämpfen verſtand.
Anfänglich drängte ſie, gegen den Wind ſpielend, und ließ
Hocken=
heim ſehr ſelten aufkommen. Ein Durchbruch des linken Flügels von
Hockenheim, der Linksaußen flankt und Döving, der im übrigen der
fleißigſten und erfolgreichſten einer war, erzielt ein ſchönes Eigentor.
(35. Mim.) Nach der Pauſe verſtärkt V.f.R. den Druck auf
Hocken=
heims Tor, läßt aber ſchließlich, nachdem er in Hockenheims
Verteidi=
gung auf harten Widerſtand ſtößt, nach und das Spiel wird
ausge=
glichen. H. Weicker hat inzwiſchen in der 18. Minute der zweiten
Hälfte einen ſcharfen Schuß angebracht, der an Hockemheims
Verteidi=
gung abprallt, und den Ausgleich herſtellt. Die beiden übrigen Tore
fielen 10 bzw. 7 Minuten vor Schluß; das erſte von beiden für V.f. R.
Der Gaſt kämpfte mit aller Aufopferung und wies keine verwundbare
Stelle auf — überragend die Verteidigung — wogegen V.f.R. in Jung,
Döring, den Gebr. Weicker, H. Schmidt und Müller ſeine Stüitzen hatte.
Berger, P. Dillmanm, H. Waldhaus und Nungeſſer waren wicht auf
der Höhe, während der ſehr gut arbeitende Friedmann das zweite Tor
zu verhindern hätte wiſſen wiſſen.
Herr Mehner vom Sportverein 98=Darmſtadt befriedigte als
Schiedsrichter, wenn auch einzelne Verſehen und u. a. die Vernichtung
einer augenſcheinlich totſicheren Chance für V.f.N. kurz vor Schluß
durch ihn, als Hockenheim zwar gegen die Regel verſtieß, aber durch
den Strafſtoß für V.f.R. bevorteilt wurde, andere Meinungen laut
werden ließen.
A. H.
Seite 3.
Spielabteilung „Union” der T. G. Beffungen 65 e. V. gegen F. K.
„Germania”=Eberſtadt 4: 1.
Auf dem Beſſunger Sportplatz trafen ſich obige Vereine am
Sams=
tag abend zu einem Freundſchaftsſpiel. Eberſtadt, das für den wegen
Paßſchwierigkeiten abſagenden V.f.R. Ludwigshafen=Frieſenheim
ein=
ſprang, erfüllte die Erwartungen vollauf. Seine ſtabile eifrige Elf
führte den Umioniſten ein in allen Lagen gleichtvertiges Spiel vor, das
nur durch die größeren Wettſpielerfahrungen von „Union” zu ihren
M.
Gunſten entſchieden wurde.
Deutſche Fußballmeiſterſchaft.
* Berlin, 11. Juni. (Tel.) Der geſtern ausgetragene
Fußball=
wettſtreit im Stadion um die Deutſche Fußballmeiſterſchaft
zwiſchen dem Hamburger Sportverein und dem Berliner
Verein Oberſchöneweide endete mit dem Sieg der
Ham=
burger mit 3:0. Der Beſuch des Spiels wies eine Rekordziffer
von mindeſtens 50 000 Zuſchauern auf. Sportlich entſprach das Spiel
nicht den geſtellten Erwartungen, weil Beulin verſagte.
Lawn=Tennis.
Das Städtewettſpiel gegen Worms endete mit einem überlegenen
Siege Darmſtadts mit 22 :3 Punkten. Für Darmſtadt ſpielten die
Damen: Frau Schüiler, Frl. Goldſchmidt, Frau Wittich, Frl. Wittich,
Frl. Schmitt, Frl. Schent, Frl. Gennes; die Herren Schüler, Daub,
Hofmann, Lohk, Blecher, Köhler, Chriſtmann, Reuter, Krebs.
Schwimmen.
Internationales Schwimmfeſt in Nürnberg (1. Tag).
Friedel Berges („Jungdeutſchland‟=Darmſtadt) gelvinnt It.
Tele=
grammbericht bei ungewöhnlich ſtarker Konkurreng 100 Meter= und 200
Meter=beliebig in beſter Verfaſſung. (Näherer Bericht folgt.)
Tageskalender.
Landestheater, Großes Haus geſchloſſen. Kleines Haus, 6 Uhr
und 8 Uhr: Schwedenfilm „Erotikon”. — Orpheum, 7¾ Uhr:
„Die Kinokönigin”, — Kathol. Frauenbund, abends 8 Uhr,
Waldſtraße 31: Vortrag: „Die Fawilie und ihre Gefahren in
heuti=
ger Zeit” — Union=, Reſidenz=, Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele:
Kinovorſtellungen.
Verſteigerungskalender — Dienstag, 12. Juni.
Holzverſteigerung vorm. 9 Uhr im Heiligkreuz. — Schnitt=
und Stammholz=Verſteigerung vorm. 9 Uhr im Reſt.
Lehr in Altheim.
Die heutige Nummer hat 4 Seiten.
Bankgeschaft
Fernsprecher 1308, 1309
1IL2- 2Uru
Aktien / Renten / Deuisen / Sorten
Darltiorder
1 Luisenplatz
78a
ſowie für alle anderen Sorten
höchſte Preiſ
1249
A. Awieklen
Schwanenſtraße 12.
Telephon 1760.
Achtung!
Achtung!
Zahle für getragene
Kleider, Bäſche, Schuhe, alte.
Zahngebiſſe, Frauenhaare uſw.
ſtets die höchſten Preiſe.
23 Schloßgaſſe 23.
V. Schatz Telephon Nr. 1924,
Komme ſofort auf Beſtellung. (*15971mdo
Bezugsgemeinſchaft
Darmſtädter Feinkoſtkaufleute
eingetr. Genoſſenſchaft m. b. Haftpflicht.
Die Bezugsgemeinſchaft hat ſich aufge
löſt und ſind Forderungen an dieſelbe bis
ſpäteſtens 15. Juni an den Vorſtand
einzu=
reichen.
(471
Der Vorſtand.
Verſteigerung.
Mittwoch, den 13. Juni ds. Js.,
nachmittags 1/3 Uhr beginnend,
verſteigere ich auf Antrag wegen
Auf=
löſung einer
Weſtentaſchenzünd=
holzfabrik in der Behauſung (477
44 Eſchollbrückerſtr. 44
(Trainkaſerne — Waffenmeiſterei)
ſämtliche Einrichtungsgegenſtände, als:
2 Exzenterſtanzen, 1 Pappſchere
(1,10 Meter D.), 1 kl. Rillmaſchine, 8
Werkſtühle, eiſen, drehbar, ca. 150
Tunkrahmen, 1 Benzinmotor, 3—4 PS.
mit Transmiſſion, halbfertige
Weſten=
taſchenſtreichhölzer, Feuerlöſchſchläuche
mit Spritzen, Bimsſteinpulver,
Werk=
zeuge aller Art, 1 Dezimalwage
1 Schreibpult, Büroutenſilien.
Darmſtadt, den 11. Juni 1923.
Baaß
Amtsgerichtstaxator.
Nachruf.
Unſer lieber, junger Mitarbeiter
Herr Paul Fiſcher
fiel heute Nacht, als er im Begriffe ſtand, einem
Mitmenſchen behilflich zu ſein, einem
ſchänd=
lichen Mord zum Opfer.
Er war ein vortrefflicher, pflichtgetreuer
Beamter und ein prächtiger, liebenswerter
Menſch, deſſenVerluſt wir aufs tiefſte betrauern.
Die Direhtion
4797
der Deutſchen Bank, Filiale Darmſtadt.
Nachruf.
Mitten aus arbeitsfreudigem Leben heraus wurde
uns in der Nacht vom 8. auf 9. Juni 1923 durch
ruchloſe Mörderhand unſer lieber Kollege
Herr Paul Fiſcher
jählings entriſſen. Wir betrauern in ihm einen treuen,
braven, jederzeit aufrichtigen Mitarbeiter, dem wir
ſtets ein ehrendes Andenken bewahren werden.
Darmſtadt, den 9. Juni 1923.
Die Angeſtellten der
Deutſchen Bank, Filiale Darmſtadt.
Sumnanssräusen
Darmstadt — Pfungstadt
Schöne 3=Zimmer=Wohnung mit Küche im
Stock, an der Hauptverkehrsſtraße gelegen
gegen gleichwertige Wohnung in Darmſtad
zu tauſchen geſucht. Gefl. Anfragen ſind
ſten an Firma (*16468g
Holzwerke, G. m. b. H
Weiterſtädterſtraße 98,
Ein=
familienhaus
mit Garten in
hüb=
ſcher Lage zu kaufen
geſucht. Zahlung kann
durch Ia Induſtrie
aktien erfolgen, auf
Wunſch kann 5=Zim.=
Wohnung in Tauſch
gegeben werden. An
gebote unt. P 84a, d
Geſchäftsſt. (4786g0
5 3.=Wohnung
mit 1200 qm Garten,
groß. Ertrag, in
Vor=
ort Darmſtadts, geg
4 bis 5=Zim.=
Woh=
nung zu tauſchen
ge=
ſucht. Umzug u. ſonſt
Vergütung wird bis
zur Höhe von einer
Mill. gewährt. Obſt
und Gemüſe zur
Ver=
fügung des Mieters.
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Geſchäftsſt. (*16444g01
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b. 650,
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„ 250
ue
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Rumiger 150.
Landwirtſchaft, Gartenbau, Kleintierzucht und Siedlungsweſen
Der praktiſche Kleingäriner.
— Kopfſalat. Der Kopfſalat ſchließt ſeine Blätter je
nach der Sorte zu verſchieden großen Köpfen von verſchiedener
Form und Farbe. Man unterſcheidet frühe und ſpäte Sorten.
Die Frühſalate entwickeln ſich, wie die Benennung andeutet,
frühzeitig; wenn es nicht an der nötigen Wärme mangelt, kann
man vielfach ſchon vier Wochen nach erfolgter Ausſaat ernten.
Entweder werden die Frühſalate im Miſtbeet herangezogen oder
man ſät ſie im Freien aus. In das lauwarme Miſtbeet wird
von Anfang Januar geſät. Das Miſtbeet wird häufig gelüftet,
damit die Pflanzen abgehärtet werden. Von Mitte März ab
kann in günſtigen Lagen ausgepflanzt werden. Bei
Freiland=
kultur ſät man im März auf ein gut vorbereitetes Saatbeet in
Reihen bei 10 bis 15 Zentimeter Reihenabſtand und verpflanzt
etwa vier Wochen nach der Ausſaat. Die Ausſaat wiederholt
man alle drei Wochen, wobei zu beachten iſt, daß für den
Som=
mer ſolche Sorten auszuwählen ſind, welche nicht ſchießen, wie
Brauner Trotzkopf, Schwäbiſcher Kopfſalat. Als Winterſalate
ſollen zur Auspflanzung im Herbſt nur Sorten benutzt werden,
die genügend winterhart ſind. Der Samen wird etwa Mitte
September geſät und die Pflanzen in 25 Zentimeter
vonein=
ander entfernte Reihen dicht zuſammengeſetzt. Im Frühjahr
ver=
zieht man die Pflanzen auf 15 Zentimeter und verſetzt die
übri=
ger, auf andere gut vorbereitete Beete.
—Endivienſalat. Der Endivienſalat wird in
breit=
blätterige und krausblätterige, ferner in Sommer= und
Winter=
endivie unterſchieden. Die Ausſaat der Endivie erfolgt für
Sommerendivie von April ab alle drei Wochen, ſo daß man
den ganzen Sommer über dieſen ſchmackhaften Salat zur
Ver=
fügung hat. Ende Juni, Anfang Juli ſät man die Winterendivie
und verpflanzt nach etwa vier Wochen auf gut vorbereitete
Beete, am beſten auf abgeerntete Erbſenbeete. Auf friſch mit
Stallmiſt gedüngten Beeten fault die Endivie leicht. Die Blätter
der Endivie werden an der Spitze meiſt durch Stroh oder Baſt
zuſammengebunden und auf dieſe Weiſe, ſchneller gebleicht,
wo=
durch ſie an Wohlgeſchmack und Zartheit gewinnen.
Der Obſigarten.
Zum Düngen der Obſtbäume eignen ſich nicht
nur vegetabiliſche und tieriſche, ſondern auch mineraliſche Stoffe.
Als eines der beſten Düngemittel iſt Torf=, Weiher= und
Sumpf=
erde zu empfehlen. Sie gibt den Bäumen nicht bloß Nahrung,
fondern zieht auch bei trockenem Wetter ſehr viel Feuchtigkeit
aus der Luft. Sie hält dadurch den Boden feucht, ohne ihn
durch zuviel Näſſe zu verſumpfen. Einen ausgezeichneten Dung
erhält man auch, wenn man der Erde eine Quantität zerfallenen
Kalk, und nachdem ſie einige Zeit gelegen iſt, etwas Stallmiſt
zuſetzt, oder ſie mit Jauche begießt. Ganz friſche Moorerde ſollte
man nie anwenden, ſondern ſie immer erſt einige Monate unter
häufigerem Umſtechen der Lufk ausgeſetzt laſſen. Will man
kur=
zen Stallmiſt anwenden, ſo muß man denſelben bereits im Herbſt
untergraben, damit er ſich während des Winters zerſetzen kann.
Rindviehmiſt verdient für Obſtbäume den Vorzug. Ganz
be=
ſonders wirkſam iſt der Dünger aus Abtrittsgruben. Hornſpäne
düngen ſehr kräftig, zerſetzen ſich aber ſehr langſam und müſſen
daher ſchon im Herbſt untergebracht werden. Recht wirkſam zeigt
ſich auch die Jauche aus Viehſtällen; da ſie jedoch
verhältnis=
mäßig wenig Phosphorſäure enthält, ſo empfiehlt es ſich, noch
etwas Superphosphat oder Aſche hinzuzufügen. Holzaſche, Ruß
und Kompoſt ſind gleichfalls ein guter Dünger für Obſtbäume.
Kleintierzucht.
— Die Fütterung von Kaninchen wird überall
dort keine beſonderen Schwierigkeiten bieten, wo etwas
Garten=
oder Ackerland zum Anbau der erforderlichen Futtergewächſe
vor=
handen iſt. Allein viele ſtädtiſche Züchter werden ſich nicht in
ſolch günſtigen Verhältniſſen befinden. Sie werden deswegen
danach trachten müſſen, ſich andere wohlfeile Futterquellen zu
erſchließen. In ſolchen Fällen benütze man zunächſt alle
pflanz=
lichen Küchenabfälle als Futter. Reichen dieſe nicht aus, ſo ſetze
man ſich mit Grünzeughändlern in Verbindung. Von dieſen
kann man faſt das ganze Jahr hindurch allerlei Abfälle ihres
Warenvorrates erhalten. Dieſe Abfälle ergeben, nachdem man
die vollſtändig verdorbenen Teile ſorgfältig entfernt hat, ein ſehr
gutes Kaninchenfutter. Man hat dann höchſtens notwendig,
etwas Hafer und Heu gelegentlich hinzuzukaufen.
Vertilgung von Ungeziefer bei Hühnern.
Geflügel, welches wenig Auslauf hat, muß vom Ungeziefer meiſt
viel leiden. Die Vertilgung dieſer Plagegeiſter hat ſich
eines=
teils auf die Stallungen und Unterſchlupfe der Hühner,
anderer=
ſeits auf die „Leidtragenden”, ſelbſt zu erſtrecken. Die
Stall=
räume, die Schupppen uſw. ſind am beſten mit Karbolineum
anzuſtreichen, nachdem alles alte verbrennbare Gerümpel, das
ſich oft genug in den Schlupfwinkeln der Hühner anhäuft, die
Sitzſtangen, alte Neſter uſw. dem Nachwinter geopfert werden.
Ritzen und Fugen ſind gut zu verſchmieren. Den Hühnern wird
ein flacher Kaſten mit trockenem Sand oder Aſche, unter welche
ein zwanzigſtel bis ein zehntel Teil Inſektenpulver und
Schwe=
felblüte gemiſcht iſt, an einen vor Näſſe geſchützten Ort geſtellt.
Jedes Huhn wird wöchentlich ein= bis zweimal mit einem
Ge=
miſch aus beſtem Inſektenpulver und Schwefelblüte eingepudert.
— Die Toggenburger Ziege iſt eine der
wertvoll=
ſten ſchweizeriſchen Ziegenſchläge, die in den verſchiedenen
Kan=
tonen der Nordſchweiz ſich als ſogen. Stallziege ausgezeichnet
hält und an Stallfütterung gewöhnt. Auch als Alpenziege iſt ſie
ebenfalls wertvoll. Sie iſt gehörnt und ungehörnt, hat meiſtens
ein rehfarbiges, oft auch weißliches oder ſchwärzliches Fell,
mei=
ſtens mit weißen Flecken. Sie iſt eine gute Milchziege und ein
ausgezeichneter Futterverwerter, weil ſie ſehr genügſam iſt.
Der Geflügelhof.
s=Truthennen ſind ſchlechte
Kückenführerin=
nen. Allgemein wird die Truthenne als gute Brüterin
ge=
rühmt, weniger eignet ſie ſich aber, bei den jungen Kücken die
Hühnerglucke zu erſetzen. Sie achtet viel zu wenig auf die Kücken
und iſt zu unbeholfen, ſo daß ſie beim Scharren nicht ſelten
Kücken tottritt. Auch geht ſie bei unbeſchränktem Auslauf gern
recht weit weg vom Hauſe, ſo daß die Kücken noch anderen
Ge=
fahren ausgeſetzt ſind.
„(l- Laufenten und ihre Aufzucht. Als die beſte
Eierlegerin bei geringem Körnerfutter iſt zweifellos die indiſche
Laufente anzuſehen, denn bei genügend großem Auslauf koſtet
ſie beinahe nichts. Jedenfalls kann man Laufenten mit dem
halben Futter ernähren, das man für gewöhnliche Enten braucht.
Ihre Anzucht iſt nicht ſchwierig, wenn man es richtig anfängt.
Läßt man die Eier von einem Huhn oder einer Pute ausbrüten,
ſo nimmt mag die Kücken der Glucke weg, ſobald ſie trocken
ſind, damit keines zertreten wird. Die Glucke braucht man zur
weiteren Entwicklung der Tiere nicht. Man bringt ſie dann in
eine geräumig: Kiſte, die mit weicher Einſtreu aus Torfmull,
Heu oder Holzwolle reichlich verſehen iſt. In den erſten Tagen
verlangen die Entchen einen warmen Raum. Gefüttert werden
ſie vom zweiten Tage an mit feingehacktem harten Ei,
altbacke=
nem zerriebenen Brot, beides mit etwas warmer Milch zu einem
feſten Brei verrührt. Zum Trinken wird wenig Milch oder
Waſſer gereicht. Vom vierten Tage an läßt man das Ei weg
und erſetzt es durch Mais= oder Gerſtenmehl. Zur
Knochenbil=
dung dient eine Beimiſchung von enttrantem Fiſchmehl, feinem
Knochenſchrot oder Fleiſchmehl. Auch Grünfutter iſt nicht zu
vergeſſen. Zu dieſem Zweck wird Salat, Klee uſw. fein gewiegt.
Anſtatt Brot kann man auch gutes Futtermehl, Weizenkleie oder
ähnliches verwenden. Man wechſele mit den verſchiedenen
Futter=
mitteln ab, ebenſo mit den knochenbildenden Zuſätzen, damit
die Tiere bei gutem Appetit erhalten werden. Zur beſſeren
Ver=
dauung muß auch ewas feiner Sand unter das Futter gemiſcht
werden. So lange die Entchen nicht vollkommen befiedert ſind,
dürfen ſie nicht naß werden. Der Stall ſoll ſauber, trocken und
zugfrei ſein.
Entenkücken und Hühnerglucke. Von Hühnern
ausgebrütete Jungenten zeigen in den erſten vier Wochen eine
größere Empfindlichkeit gegen Regen und Waſſer, als von
Enten=
müttern aufgezogene. Die Urſache iſt darin zu ſuchen, daß die
Bürzeldrüſe, mit deren Hilfe die Enten ihr Gefieder einfetten,
bei den Kücken noch nicht entwickelt iſt. Das beſorgt darum die
Entenmutter, während die Henne dazu nicht fähig iſt.
Enten=
kücken, die von einer Henne geführt werden, werden triefnaß,
wenn man ſie ins Waſſer taucht. Wenn irgend möglich, ſollte
man darum Enten auch von Enten ausbrüten laſſen, ſie brüten
mit wenig Ausnahmen ebenſogut wie Hühner.
Der Bienenzüchter.
k. Schutz vor Bienenſtichen. Die Biene iſt
ſanft=
mütig, wenn ſie richtig behandelt wird. Sie darf in der
Winter=
ruhe nicht geſtört werden, man darf ſie nicht reizen, wenn man
am Stande arbeitet. Sie verträgt den menſchlichen Atem nicht,
namentlich nicht nach Alkoholgenuß, ſie liebt nicht den Geruch
menſchlichen Schweißes. Wer ſich öfter bei der Arbeit die Hände
mit Seife reinigt, wird wenig beläſtigt. Bei Flugwetter ſtelle
man ſich nicht gerade in die Richtung. Bei feuchtwarmem Regen
oder Gewitterbildung laſſe man die Bienen in Ruhe. Wird
man doch einmal geſtochen, ſo ſchlage man nicht nach dem
ſtechen=
den Tier. Der Geruch der Leiche ruft ſofort eine Menge Rächer
herbei.
* Bienenfutter. Die rationelle Bewirtſchaftung des
Bodens ſowohl als auch die verbeſſerten Reinigungsmaſchinen
haben die Unkräuter auf den Aeckern faſt ganz verſchwinden
laſſen. Dadurch iſt unſeren Immen ſchon ein großer Teil ihrer
Weide genommen worden. Dazu kommt, daß Zuckerrübenbau
den Raps faſt vollſtändig verdrängt hat. Um nun unſere Bienen
nicht darben zu laſſen, müſſen wir für Erſatz der Weide ſorgen.
In Gegenden, wo Spättracht fehlt, ſäe man darum auf leichten
Boden Buchweizen und Serradella an. Hier und da findet man
auch Senf, Buchweizen und Oelrettig im Gemenge als
Bienen=
weide. Die Zottelwicke honigt zwar nur des Vormittags, aber
deſto reichlicher. Nur ſäe man ſie, da ſie eine Kletterfrucht iſt,
nicht allein aus, ſondern menge ſie mit Sommerroggen und
ſpäter mit Hafer. Iſt jedoch der Wirtſchaftsbetrieb nicht zu groß,
ſo baue man den immer honigenden Honigklee an, der vom März
bis in den Juli hinein ausgeſät werden kann. Die Pflanze
ver=
trägt jeden Boden, iſt widerſtandsfähig bei Dürre und im
Win=
ter bei härteſter Kälte. Es kann nur dringend zu Verſuchen
an=
geraten werden. Aber auch die Gräbenränder können für die
Bienenzucht nutzbar gemacht werden, indem man ſie mit Weiden
bepflanzt und ſomit den Bienen eine gute Frühjahrspflanze ge=
Der junge Tod.
Roman von Fritz Demuth.
(Der Abdruck erfolgt mit Genehmigung des Herrn Verfaſſers und
der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung Nachf. in Stuttgart u. Berlin.)
Nachdruck verboten.)
26)
Marie Louiſe war verwundert über meine lebhafte
Zärt=
lichkeit, dann ahnte ſie wohl, daß in mir eine tiefe Bewegung
ſich abſpielte, ſetzte ſich aufrecht und faßte nach meinem Kopfe,
zog ihn an ſich, bis er an ihrer Schulter lag, und ſtreichelte
meine Wange. Die lieblich mütterliche Liebkoſung tat mir
wohl, ſanft machte ich mich los, ſtrich mir die Haare aus der
Stirn und konnte ruhig mit dem Kinde reden.
„Biſt Du zufrieden, Marie Louiſe?”
„Iſch bin ſo glücklich.”
„Marie Louiſe, wie iſt das mit dem Günter?‟
Einfach ſagte ſie: „Ich hab ihn gern”
„Und er,” fragte ich, „wie ſteht er zu Dir?”
„Ich weiß nicht.”
„Hat er Dir nichts geſagt?”
Marie Louiſe ſah mich an, als begreife ſie mich nicht.
Nein,” ſagte ſie, „das hat er nicht getan, das darf er auch
nicht.”
Ihr Ausdruck war erſchreckt, ich beruhigte ſie, der Günter
würde ſo etwas nicht ausſprechen. Sie lächelte wieder und legte
ſich in die Kiſſen. „Nein,” ſagte ſie, „das darf er nicht.”
Ich küßte Marie Louiſens Stirn und ging zu Helene. Die
ſtand an der gleichen Stelle, wo ich ſie verlaſſen hatte. Wir
wollen fort,” ſagte ich, geleitete ſie zur Diele, half ihr in den
Mantel und ſchritt neben ihr die Treppe hinab.
Helene war betäubt, ſie ließ alles geſchehen.
Draußen war’s kalt, harter Schnee lag dick auf der Straße,
vom Himmel fegten die Flocken ſchwer hernieder. Wir gingen
nebeneinander, wortlos. So kamen wir zu Helenes Haus.
Unſere Hände lagen ineinander. Wir ſahen uns an,
lange. Da ſprach ich zum erſten Male ihren Namen: „Helene
De
und ſah mich an, glücklich, dankbar, zufrieden.
Dann machte ſie ſich los und ging ins Haus. Ich aber
kehrte langſam zurück und ſprach immer wieder den Namen:
Helene — Lene.
Als ich heimkam, war’s ſpät. An Marie Louiſes
Schlaf=
zimmer lauſchte ich, ſie ſchlief. Ich war doch ein glücklicher
Mann, ich hatte das beſte, liebſte Kind, und ich hatte das große,
ſtille, blonde Mädel, Helene, Lene.
Am anderen Morgen erfüllte mich der Wunſch, in der
Natur zu ſein, zu wandern, zuſammengefaßt zu empfinden,
was mich erfüllte. Auf das Schneegeſtöber war klares
Froſt=
wetter gefolgt, der Sonnenſchein ſteigerte mein Glücksgefühl.
Ich fuhr hinaus in den Wald, da war es in der frühen Stunde
einſam, am Havelufer ging ich entlang durch den Sonnenſchein,
der mich in dem recht kalten Froſtwetter nur wenig erwärmte.
In leuchtenden Farben lag die Landſchaft da, weiß und blau
und golden ſchimmerte es umher, ſehr klar, ſehr deutlich war
alles. Jedes Fenſter ſah man am jenſeitigen Ufer in ſeinen
Linien, jeden Baumſtamm bis ins feinſte Geäſt. Schön war
der Tag, aber ohne den umhüllenden vielfarbigen Zauber des
Herbſtes, ohne den überquellenden Reichtum des Sommers und
den hoffnungsfrohen Jubel des Frühjahrs, unphantaſtiſch war
er, ſachlich.
Ich ging voran, ob mich auch der Schnee auf dem Wege
hinderte und der Wind in die Haut ſchnitt, ich achtete nicht
darauf, ich dachte an Helenes jugendliche Keuſchheit und
Lebens=
bereitſchaft.
In mir klangen die beiden Themen in immer neuen
Har=
monien, verſchlungen miteinander, gelöſt, ſich wieder aufbauend,
ſteigernd. Ich war ganz der Stimmung hingegeben und
glücklich.
Dann ſpürte, ich die Kälte und die Ermüdung vom
ſtampfenden Schreiten und ſah ein, daß ich hier nicht ſo ins
Unendliche weitergehen konnte, überlegte, wie ich mir den Tag
einteilen wollte. So kamen die erſten Gedanken in mein luſtig
luftiges Weben hinein. Schnell tauchte jetzt die Frage in mir
auf, was mit der Lene geſchehen ſolle.
währt. Die Straßen und Triften bepflanze man mit Obſtbäumen,
Linden und Akazien. In den Gärten findet man manch
unbe=
nutztes Eckchen und Winkelchen, wo ein Obſtbaum ſtehen kann.
Faſt ſämtliche Baum= und Straucharten geben eine gute
Früh=
jahrstracht und bewirken eine gute Entwicklung der Völker. Im
Vorſtehenden wird gezeigt, wie der Landmann ſeine
Bienen=
weide verbeſſern kann. Man laſſe es daher auch hier an dem
guten Willen und der Arbeitsfreudigkeit nicht fehlen.
Der Blumenfreund.
— Die Blume in der Vaſe kann in ſolchen
Haushal=
tungen, die für Behaglichkeit nicht viel ausgeben können, ein
dauernder Schmuck werden, der im Sommer wohlfeil zu
beſchaf=
fen iſt. Je unaufdringlichere Formen das Gefäß hat, das zur
Aufnahme der Blumen beſtimmt iſt, deſto prächtigere Wirkungen
können erzielt werden. Die Farbengegenſätze zwiſchen Blumen
und Vaſe müſſen immer mit Bedacht und Geſchmack gewählt
ſein. Gelbe Blumen werden ſich in blauen oder grünen Gefäßen
immer am wirkſamſten ausnehmen. Rote Blumen — Mohn und
Roſen — gehören in eine gelbliche Vaſe. Auch Blumen mit
reichem Blattwerk gehören in ein möglichſt helles Gefäß helle
aber, z. B. Jasmin oder Schneeball, in ein dunkles. Flieder
verträgt Vaſen von beliebiger Farbe. Das Gefäß muß natürlich
ein gewiſſes Verhältnis zur Blumenform haben; ſo wird man
Schalen für kurzſtielige Blumen, langhalſige Vaſen für
lang=
ſtielige Blumen nehmen. Dem perſönlichen Geſchmack iſt hier
ein Spielraum gelaſſen. Jedenfalls gehört eine Vaſe mit
Blu=
menſchmuck auch in den Wohnraum, eines jeden Haushaltes.
Wer dann noch einen Schritt weitergehen will, der wähle auch
die Farbe der Decke, die über den Tiſch gebreitet iſt, auf dem die
Vaſe ihren Platz erhält, in einer gewiſſen Harmonie zu den
Blu=
men und zu dem für dieſe beſtimmten Behälter. Am beſten iſt
es, den Blumenbehälter auf einen weißen Teller oder irdenen
Unterſatz zu ſtellen: Sauberkeit iſt hier das Tonangebende, denn
nichts ſieht häßlicher, aus als ein mit Erdklumpen oder
Waſſer=
ſpritzern beſchmutztes Gefäß. Von allen Blumenmodetorheiten
halte man ſich im übrigen möglichſt frei. Man wähle die
Blu=
men, die Feld und Wald gerade bieten; den Zuchtzierat überlaſſe
man den berufsmäßigen Züchtern. Für den Haushalt iſt das
Einfachſte immer das Schönſte.
Landwirtſchaftlicher Ratgeber.
kl. Schmierſeife gegen amerikaniſchen
Sta=
chelbeermeltau. Nach mehrjährigen Verſuchen, mit den
verſchiedenſten Mitteln hat Rolf Graulund, ein Schwede, in einer
6= bis 7prozentigen Schmierſeifenlöſung ein einfacher und
bil=
liges Mittel gegen die weiſe Frühjahrsform des amerikaniſchen
Stachelbeermeltaus gefunden. Mehr als 130 Sträucher wurden
damit behandelt, und es hat ſich gezeigt, daß Beeren und Laub
nicht darunter litten. Die Schmierſeife, die von beſter Qualität
ſein muß, wird in einigen Litern kochheißen Waſſers aufgelöſt
oder in 3 bis 10 Litern Waſſer zum Kochen gebracht. Später
ſetzt man ſoviel reines kaltes Waſſer zu, bis die gewünſchte
Ver=
teilung erreicht iſt, 6 bis 7 Kg. Seife auf 100 Liter Waſſer. Mit
dieſer Löſung werden, wie Graulund in der Deutſchen Obſt=
und Gemüſebauzeitung ſchreibt, die Sträucher am Abend oder
an einem bewölkten Tage beſpritzt. Auf den Strauch rechne man
2bis 3 Liter Brühe. Am beſten hebt eine Perſon mit einer Gabel
die Zweige, während eine andere ſpritzt. Wer allein arbeitet,
wird nie alle befallenen Teile treffen können. Die braune
Spät=
ſommer= und Winterform, des amerikaniſchen
Stachelbeermel=
taues tötet die Schmierſeifenlöſung nicht, ſie tötet aber das weiße
Frühjahrsſtadium der Krankheit. Regnet es kurz nach der
Be=
ſpritzung, d. h. ehe die Flüſſigkeit auf den Sträuchern getrocknet
iſt, oder ſind beim Spritzen nicht alle kranken Stellen getroffen
worden, was, ſchon am folgenden Tage zu ſehen iſt, dann muß
die Behandlung wiederholt werden. Es hat ſich auch gezeigt,
daß ſtark wachſende junge Sträucher im Laufe des Sommers
mehrmals geſpritzt werden müſſen. Gegen Meltau auf Roſen
wurden mit einer 3= bis 4prozentigen Löſung gute Erfolge erzielt.
u. Fauchen. Der flüſſige Dünger, die Jauche, iſt nicht nur
für das Feld, ſondern auch für den Kleingarten, von größter
Wichtigkeit. Er enthält namentlich Stickſtoff, der ja in der
gegen=
wärtigen Zeit ſo rar und ſo teuer iſt. In unſeren Gärten gehen
täglich für viele Millionen Dungſtoffe verloren. Daran läßt ſich
nichts ändern. Es liegt im Intereſſe der öffentlichen
Geſund=
heitspflege, daß die Auswurfſtoffe möglichſt ſchnell unſchädlich
gemacht werden. Aber manches läßt ſich bei der nötigen Vorſicht
und Ausdauer doch erreichen. Befindet ſich der Garten in der
Nähe des Hauſes, ſo werden die Schlafſtubeneimer, Spülwäſſer
u. dergl. entweder gleich in den Garten entleert oder ſie werden
auf Torfmull geſchüttet und dann ſpäter, mit untergegraben.
Liegt der Garten in größerer Entfernung vom Hauſe, ſo ſtellt
man ein altes Faß in dem Garten auf, bringt Hühner= oder
Ka=
ninchenkot hinein, übergießt mit Waſſer und läßt einige Wochen
ſtehen, bis die Brühe vergoren iſt. Die ſo entſtandene Jauche
läßt ſich vorzüglich im Garten verwerten. Nichts eignet ſich beſſer
als Kopfdünger für die jungen Gemüſepflanzen. Auch die
Erd=
beeren und Beerenſträucher zeigen ſich für einen derartigen Guß
gleich nach der Blüte erkenntlich durch reichen Behang und gute
Ausbildung der Früchte.
Helene war ſicher bereit, meine Geliebte zu werden, aber
das wollte ich nicht. Nicht als ob ich mir wie ein Verführer
erſchien und dieſe Rolle ablehnte. Nein, ich wollte keine
Lieb=
ſchaft, ich war von Helene hingeriſſen, wie ich gedacht hatte,
daß es nicht mehr der Fall ſein würde, aber ſie war Marie
Louiſe nahe, es gab nur eine Möglichkeit der Verbindung mit
ihr: die Ehe.
Faſt vierzig Jahre war ich nun alt, Helene ſtand im
An=
fang der Zwanziger, der Unterſchied des Alters war groß, ſie
liebte mich heute, aber würde es für ein Leben reichen?
Und Marie Louiſe! Sie würde ſo etwas wie eine Mutter
bekommen; Mutter, dazu war die Lene zu jung, eine
verſtän=
dige ältere Schweſter, und — Geſchwiſter, ſicherlich: Helene
war ein viel zu geſunder Menſch, als daß man ihr das Recht
auf Kinder vorenthalten durfte, ihr, die ſo recht eigentlich zur
Mutter eines guten Geſchlechtes geboren ſchien. Dann würde
Marie Louiſe ein Weſen ſein unter anderen mit gleichen
Rech=
ten wie dieſe.
Ich hatte das Gefühl, daß ich im Begriffe ſtehe, Marie
Louiſe untreu zu werden, daß ich ganz allein für ſie da ſein
müßte. Ich ſchalt das unnatürlich, ſinnlos.
Warum war ich mit Erna Grimm auseinandergekommen,
der letzten Frau, die vor Helene wirklich etwas für mich bedeutet
hatte?. Weil ſie mich vor die Wahl ſtellte zwiſchen ihr und
Marie Louiſe. Seitdem konnte von einem Wettbewerbe nicht
mehr die Rede ſein.
Grolados
Kinderwagen
sind weltberühmt und unerrelcht
Jeder Wagen trägt dle Fabrikmacke Brmader
deberall erhältlsb —
langen an
Aufgabe de
kärung der
gegcben
insbeſa
handlung
Dem e
daß der paſ
er von der
Negierung
ſtand, herbo
ſche 6.
gegen V
bewafmniete
zum pafſiver
denſelben ſ.
militäriſche
rung zu unt
äußere Mitte
ſich darüb
iſt heute m
Haif
Hamm. Au
meiſter Wi.
minig”,
füige