Einzelnummer 24,5 Mark
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Queſſenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſfattet.
Nummer 151
Sonntag, den 3. Juni 1923
186. Jahrgang
27 mm breite Zeile im Kreiſe Darmſtadt 350 M.
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ſtelle Rheinſtraße 23, die Agenturen und
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Aufruhr, Streik uſw., erliſcht jede Verpflichtung
auf Erfüllung der Anzeigenaufträge und Leiſtung
von Schadenerſatz. Bei Konkurs oder gerichtlicher
Beitreibung fällt jeder Rabatt wen
Die Ausarbeitung der deutſchen Note.
Bedenken und Unklarheiten.
* Berlin,, 2. Juni. (Priv.=Tel.) Da die bei der
Reichs=
regierung eingegangenen Gutachten des Reichsverbandes der
deutſchen Induſtrie und der Gewerkſchaften ſich in wichtigen
Punkten widerſprechen und ihnen ſomit die Baſis gewiſſer
Vor=
ausſetzungen entzogen zu ſein ſcheint, wird in politiſchen
Krei=
ſen damit gerechnet, daß der Reichskanzler vor Abſendung des
deutſchen Memorandums die Parteiführer erneut empfangen
und ihnen den endgültigen Text vorlegen wird. Da der
Reichs=
tag vorausſichtlich noch im Laufe der nächſten Woche
zuſammen=
treten wird, dürfte Gelegenheit geboten ſein, die in der
deut=
ſchen Antwortnote nicht mehr aufgenommenen politiſchen
Vor=
ausſetzungen, die ſich mi der Freigabe des Ruhrgebietes befaſſen,
und gewiſſe wirtſchaftliche Bedingungen, die bereits in der
letz=
ten deutſchen Note formuliert worden ſind, erneut vorzutragen,
um ſo der Welt keinen Zweifel darüber zu laſſen, daß auch das
deutſche Parlament in der Erfüllung dieſer Vorausſetzungen den
einzigen Weg erblickt, zu einer Regelung der Reparationsfrage
zu gelangen. Gegen den Gedanken, eine Treuhandgeſellſchaft zu
bilden, die alle aus der deutſchen Volkswirtſchaft für
Repara=
tionszwecke herauszuziehenden Summen zuſammenfaſſen ſoll,
werden beſonders von wirtſchaftlicher Seite die ſchärfſten
Be=
denken erhoben. Von politiſcher Seite befürchtet man, daß ein
gewiſſes Angebot, das ſich auf die Eiſenbahnen bezieht, von
der Gegenſeite dazu ausgenutzt werden könnte, ſich mit der Zeit
in den Beſitz der deutſchen Reichsbahnen im beſetzten Gebiet zu
bringen. Auch die Frage der Abſchätzung der deutſchen
Leiſtungs=
fähigkeit für weitergehende Annuitäten nach Abgeltung einer
beſtimmten Summe durch ein Sachverſtändigengremium iſt noch
ungeklärt.
Die Gewerkſchaften zum Induſtrie=Angebot.
IU. Berlin, 2. Juni. Der Allgemeine Deutſche
Gewerk=
ſchaftsbund, der Allgemeine Freie Angeſtelltenbund, der
Allge=
meine Deutſche Beamtenbund und der Gewerkſchaftsring
deut=
ſcher Arbeiter=, Angeftellten= und Beamtenverbände haben dem
Reichskanzler ein Schreiben überſandt, in welchem zu dem
An=
gebot des Reichsverbandes der deutſchen Induſtrie Stellung
ge=
nommen wird. Es heißt darin: Der Reichsverband der deutſchen
Induſtrie will den Privatbeſitz nur in vorübergehender
Verpfän=
dung und nur inſoweit verpflichtet ſein laſſen, als er das
unbe=
wegliche Vermögen verkörpert. Das geſamte bewegliche
Ver=
mögen ſoll alſo von der Inanſpruchnahme ausgeſchloſſen ſein.
Hierzu fehlt jede Berechtigung. Aber auch ſoweit eine
vorüber=
gehende Verpfändung von Sachwertbeſitz erörtert wird, iſt ſie an
ſo viele Vorausſetzungen geknüpft, daß das Angebot ſeinen
Haupt=
wert verliert. Die Rückſichtnahme der Induſtrie auf ihre
In=
tereſſen läßt die Intereſſen der Allgemeinheit viel zu kurz
kom=
men. Es fällt auf, daß nach der Meinung des Reichsverbandes
aus den ſtaatlichen Pfandobjekten in abſehbarer Zeit jährlich
vielleicht 1 Milliarde Goldmark herausgewirtſchaftet werden
kön=
nen, während die geſamte deutſche Wirtſchaft nur eine
Höchſt=
ſumme bis zu 500 Millionen Goldmark aufbringen könne. Nach
„den Schätzungen des Volksvermögens vor dem Kriege war das
Verhältnis des ſtaatlichen zu den privaten Vermögen etwa 1:7.
Dennoch mutet der Reichsverband den Staatsbetrieben die
Auf=
bringung eines doppelt ſo hohen Betrages zu als den weit
grö=
ßeren Privatvermögen. Es iſt irreführend, wenn der
Reichsver=
band den Kapitalwert der von der deutſchen Privatwirtſchaft zu
garantierenden Jahresleiſtung auf mehr als die Hälfte ſeines
gegenwärtigen Kaufwertes ſchätzt. Zu dem Verlangen auf
Auf=
hebung der Kriegs= und Zwangswirtſchaft einſchließlich der
Außenhandelskontrolle erklären die Gewerkſchaften, daß die
Zwangswirtſchaft ſtark gelockert und hauptſächlich nur noch
Ver=
teilungsvorſchriften übrig geblieben ſeien. Auch die
Außenhan=
delskontrolle befinde ſich in völliger Selbſtverwaltung der
Wirt=
ſchaftskreiſe. Eine ſofortige Aufhebung der
Demobilmachungs=
vorſchriften ſei für die geſamte deutſche Volkswirtſchaft
untrag=
bar und die Forderung nach Beſchränkung der Staatsgewalt auf
das Schiedsrichteramt in Wirtſchaftsſtreitigkeiten ſei ein
bedauer=
licher Mangel an ſozialer Einſicht. Das Schreiben gibt dann
Richtlinien an für eine ſinnvolle Steuerreform zum Zwecke der
Ausbalanzierung des Haushalts und fährt fort: Die Forderung
des Reichsverbandes nach einer Steigerung der allgemeinen
Ar=
beitsleiſtung bedeutet nicht nur die volle Arbeitspflicht aller
Be=
ſchäftigten, ſondern auch die Anerkennung des Rechts auf volle
Beſchäftigung. Die Entlaſſung der Arbeitnehmer, die teilweiſen
und periodiſchen Betriebseinſchränkungen und Stillegungen
wirken der Steigerung der Produktion entgegen und erſchweren
deren qualitative Hebung. Das Streben nach mehr als
achtſtün=
diger Tagesarbeit, unterſtützt durch das unbeſchränkte
Ent=
laſſungsrecht der Arbeitgeber, bedeutet ferner die Abwälzung des
dem Beſitz aufzuerlegenden Teils der Reparationslaſten auf die
Arbeitnehmer, die dann durch Mehrarbeit und Hunger die
Ver=
zinſung der dem Ausland zu zahlenden Milliarden aufzubringen
hätten. Die Gewerkſchaften können eine ſolche Entrechtung und
Herabdrüclung der Lebenshaltung der Arbeitnehmer niemals
dulden, und die Arbeitnehmer ſind nicht gewillt, auf dieſe Weiſe
die Reparationslaſten zu tragen. Zuſammenfaſſend erklären wir,
daß in dem Schreiben des Reichsverbandes die Grundlage für
die Löſung des Geſamtproblems der Reparationen nicht gegeben
iſt. Au einer geſunden Löſung des Reparationsproblems
mitzu=
wir” betrachten die unterzeichneten Gewerkſchaften auch
weiter=
hin ihre Aufgabe.
Die Abwehraktion der Eiſenbahner.
Hei berg, 2. Juni. (Wolff.) Der Vorſtand und der
erweiter erbandsausſchuß des Allgemeinen
Eiſen=
bahne
rbandes haben einſtimmig eine
Ent=
ugenommen, in der ſie es nach Würdigung des
bis=
ſchließu
herigen laufs der Abwehraktion im Weſten für eine
unabwe are Pflicht erklären, gegen die waffenführende Gewalt
nach wie vor unerſchütterlich für das geſunde Menſchenrecht
zutreten. Eine Schwächung der Abwehrfront mit ihren nicht
abzuſel, iden wirtſchaftlichen und ſozialen Folgen würde ſich
an den deutſchen Arbeitnehmern und Verbrauchern weit ſtärker
auswirfen als an anderen Volksſchichten.
Vom Tage.
Das Reichsarbeitsminiſterium legte dem Reichsrat und den
beteilig=
ten Reichstagsausſchüſſen einen Verordnungsentwurf zur Erhöhung
der Sozöalrentnerunterſtützung vor. Die
Klein=
rentnerfürſorge gleicht ſich geſetzlich nach Art und Umfang
der=
jenigen für Sozialrentner an. Ein anderer Entwurf ſchlägt höhere
Leiſtungen in der Wochenhilfe und der Wochenfürſorge
vor. Wegen einer erneuten Heraufſetzung der
Erwerbs=
loſenunteuſtützung iſt die Regierung gleichzeitig mit dem
Ver=
ordnungsentwurf an den Reichsrat herangetreten.
Der Reichsrat wird ſich am Montag mit der ihm vom
Reichs=
finanzminiſterium zugegangenen Vorlage über die Neuregelung
der Beamtangrundgehälter beſchäftigen. Die
Sſpitzen=
organiſationen der Gewerkſchaften ſollen bereits gleichfalls dem
Reichs=
rat den Entwurf eines Geſetzes unterbreiten.
Die neue Reparavionsnote der Reichsregierung an die Alliierten
wird nicht vor Mitte der kommenden Woche überreicht werden.
Monſignore Teſta, der ſich von Rom aus wieder nach dem
Ruhr=
gebiet zurück begibt, reiſt ſpäter von Eſſen ins Saargebiet.
Für den endgüiltigen Verzicht der Türkei auf
Caſtello=
rizza hat Italien, wie heute bekannt wird, aüßer der
Entmilitariſie=
rung der Inſel ein weiteres Zugeſtändwis gemacht, indem es den Anteil
des Dodekanes an der ottomaniſchen Schuld ab 1912 und nicht, wie
früher vereinbart ward, von 1920 ab übernimmt.
Meldungen aus Waſhington zufolge trägt ſich Präſident
Har=
ding mit dem Gedanden, eine neue Konferenz zur
Waffen=
einſchräykung einzuberufen. Die Konferenz, würde ſich zuerſt
mit der Einſchränkung der Luftrüſtungen beſchäftigen und ſich dann
mit der Enwwicklung der Handels= und Verkehrsluftſchiffahrt befaſſen.
Dollarkurs in Frankfurt am 2. Juni,
abends /½7 Uhr: 29000.
Poincarés falſche Rechnung.
* Berlin, 2. Juni. (Priv.=Tel.) Der franzöſiſche
Mi=
niſterpräſident Poincaré hat ſich kürzlich vor den vereinigten
Kammerausſchüſſen für finanzielle und auswärtige
Angelegen=
heiten bei der Beſprechung der Kreditvorlage für das Ruhrgebiet
auch mit den Kohlen= und Kokstransporten nach Frankreich und
Belgien beſchäftigt und dabei geſagt, die täglich nach Frankreich
und Belgien expedierten Kohlen= und Koksmengen ſeien ſeit
Beginn der Beſetzung in ſtändigem Steigen begriffen und
er=
reichten zur Zeit die Tonnenzahl, die Deutſchland vor der
Be=
ſetzung geliefert habe. Dieſe Behauptung iſt ſchon von
ver=
ſchiedenen Seiten als unglaubwürdig bezeichnet worden. Nach
Erkundigungen an all den Stellen, die über die Transporte
ge=
nau unterrichtet ſind, können wir zu der Angelegenheit noch
bemerken:
1. Die Wagen werden durchweg viel weniger ausgenutzt, als
zur Zeit der deutſchen Koks= und Kohlentransporte nach
Frank=
reich und Belgien, da ſie nicht bis zur vollen Tragfähigkeit
be=
laden werden.
2. Die Arbeiter, die bekannulich mit dem Verladen
beſchäf=
tigt werden, ſind keine gelernten Arbeiter, die ihr Handwerk
ver=
ſtehen, ſondern, abgeſehen von ſehr wenigen Deutſchen, ebenfalls
berufsfremde Leute, die aus dem Ausland herbeigeholt worden
ſind und in ihrem Leben kaum eine Kohlenſchaufel in der Hand
gehabt haben. Die von ihnen beladenen Wagen ſind am
Be=
ſtimmungsort keinesfalls verwendbar, da ihr Inhalt nochmals
ſortiert werden muß. Selbſt wenn die Zahl der
abtranspor=
tierten Wagen nicht, wie es tatſächlich der Fall iſt, von
Poin=
caré viel zu hoch angegeben wäre, ſo dürften die tatſächlich nach
Frankreich und Belgien kommenden brauchbaren Kohlen= und
Koksmengen die vor der Beſetzung von Deutſchland freiwillig
gelieferte Tonnenzahl bei weitem nicht erreichen.
100 Millionen Mark „Buße‟.
Köln, 2. Juni. (Wolff.) Die Oſterfelder
Stadt=
verwaltung erhielt am Dienstag ein Schreiben der
Be=
ſatzungsbehörde zur Uebermittlung an Direktor Kalthoff
von der Gute Hoffnungshütte‟. In dem Schreiben wird, nach
der Kölniſchen Zeitung, die Forderung auf 100
Mil=
lionen Mark, die der Stadt Oſterfeld als Strafe für die
in der Nacht dom 12. Mai in ihrem Stadtgebiet erfolgte
Brücken=
ſprengung aufeilegt wurden, wiederholt und die
Feſt=
nahme des Direktors Kalthoff und des Beigeordneten
Lüdebora als Geiſeln mitteilt. Kalthoff, dem ſeine
Ver=
haftung mitgeteilt werden ſollte, iſt auf Reiſen und konnte daher
nicht verhaftet werden. Beigeordneter Lüdeborg befindet ſich
ſchon ſeit einiger Zeit in Haft.
Köln, 2. Juni. (Wolff.) Die Jünkerather
Gewerk=
ſchaft iſt noch immer von den Franzoſen beſetzt, ſo daß
die=
ſes Werk, nach der Kölniſchen Zeitung, ſchon ſeit drei Monaten
völlig feiern muß. Die ſeiner Zeit verhafteten Direktoren
Tho=
mas und Böswillibald haben bis jetzt in Trier in Haft
geſeſſen; ihre Familien hat man aus Jünkerath ausgewieſen.
Ein neuer Raubzug.
Berlin, 2. Juni. Um eine Buße von 30 Millionen Mark
einzutreiben, führten die Franzoſen eine
Exekutionsexpe=
dition nach der Stadt Mertmann aus. Sie rückten mit
großem militäriſchem Aufgebot an und nahmen aus der
Stadt=
hauptkaſſe, aus der Reichsbank und aus Privatbanken alle
ver=
fügbaren Gelder fort. Allein bei der Reichsbank fielen ihnen
77 Millionen in die Hände. Die von den Franzoſen gemachte
Beute wird auf 100 Millionen Mark geſchätzt.
Von Sonderbündlern erſchoſſen.
Trier, 2. Juni. (Wolff.) Heute nacht wurde auf dem
Hauptmarkt der Gärtner Ditz erſchoſſen. Infolge des
Men=
fchenauflaufs konnte die Polizei den Täter nicht finden.
Augen=
zeugen bezichtigen aber die beiden Sonderbündler
Schneider und Reuter des Mordes. Die beiden
Genann=
ten enrzogen ſich der Feſtnahme durch Vorweiſung
franzöfiſcher Schutzſcheine, und die
Beſatzungs=
behörde hat heute die Verhaftung der beiden
ver=
boten, ſchließlich dann doch zugeſtanden, daß die Genannten
in Gegenwart eines gerichtlichen Beirats der franzöſiſchen
Gen=
darmerie den Zeugen gegenübergeſtellt werden ſollten.
Die Woche.
Die europäiſche Kriſis, die, begründet im Verſailler Diktat,
durch den franzöſiſchen Ruhreinbruch verſchärft wurde, nähert
ſich ihrem Höhepunkt. Wenn es damals nach der bekannten Rede
Curzons ſo ſcheinen wollte, als ob Möglichkeiten zu einer
Bei=
legung des Reparationskonfliktes in greifbare Nähe gerückt
wären, ſo muß heute feſtgeſtellt werden, daß die Ausſichten für
die Wiederherſtellung des europäiſchen Friedens äußerſt gering
ſind. Nach der ſchroffen Ablehnung der letzten deutſchen
Repa=
rationsvorſchläge ſteht die deutſche Reichsregierung vor der
ungeheuer ernſten Frage, ob ſie eine neue Note an die alliierten
Mächte richten ſoll, bezw. wie dieſe Note zu geſtalten iſt. Im
Deutſchland hat ſich bereits eine lebhafte Erörterung darüber
entſponnen, wie hoch ziffernmäßig ein neues Angebot bemeſſen
werden könnte, d. h. ob eine ihrer Verantwortung ſich bewußte
Reichsregierung über das in der letzten Note enthaltene
An=
gebot hinausgehen könnde, und auch eine Erörterung darüber,
wie die Mittel ſür kommende Reparationszahlungen
aufzu=
bringen ſeien. Dieſe Erörterungen treffen jedoch nicht den
Kern=
punkt der ganzen Frage. Weſentlich und in erſter Linie
ent=
ſcheidend iſt und bleibt die ſehr ernſte Frage, ob überhaupt
durch irgendein deutſches Angebot der
Kriſen=
zuſtand Europas behoben werden kann. Mit
an=
deren Worten: Entſcheidend iſt die Beantwortung der Frage, ob
die Mächte, die an einer Befriedung Europas, an einer
wirt=
ſchaftlichen Löſung des Reparationsproblems intereſſiert ſind,
gewillt und in der Lage ſind, einen ernſthaften Druck auf
Frank=
reich in der Richtung auszuüben, daß dieſes auf ſeine politiſchen
Expanſionspläne an Rhein und Ruhr endgültig verzichtet. Würde
man dieſe Frage bejahen können, ſo wäre unſerer Ueberzeugung
nach zweifellos die Möglichkeit gegeben, die nunmehr ſeit 4½
Jahren dauernde europäiſche Kriſis zu beenden, auch wenn
aus=
ländiſche Wirtſchaftskreiſe die wirtſchaftliche Leiſtungsfähigkeit
Deutſchlands weit überſchätzen ſollten, was insbeſondere in
Lon=
don der Fall zu ſein ſcheint. Leider kann aber dieſe Frage
augen=
blicklich noch keineswegs ohne weiteres bejaht werden.
Der Ausgang des Weltkrieges hat die europäiſchen
Macht=
verhältniſſe ſo ſehr zugunſten Frankreichs verſchoben, daß man
in England ſehr ernſthafte Bedenken trägt, den latenten
eng=
liſch=franzöſiſchen Gegenſatz ſchon jetzt in ein akutes Stadium
treten zu laſſen. Die ganze europäiſche Politik der verſchiedenen
engliſchen Nachkriegslabinette iſt nur aus dieſem Geſichtspunkt
heraus zu verſtehen. In noch viel ſchwierigerer Lage aber
be=
findet ſich Italien und Belgien, das völlig in ein
Vaſallenver=
hältnis zu Frankreich geraten iſt. Die Kabinettsbildung
Bald=
wins, insbeſondere die Heranziehung Mac Kennas, deſſen
Stel=
lung zur Reparationsfrage ja feſtgelegt iſt, beweiſt, daß England
die letzte Entwicklung auf dem Kontinent doch peinlich zu werden
beginnt, und daß man jedenfalls für eine wirtſchaftliche
Löſung des Reparationsproblems eintreten möchte. Dieſe
Neigung der Engländer dürfte durch die kommuniſtiſchen
Putſch=
verſuche im Ruhrrevier nicht unweſentlich verſtärkt ſein, da man
in London die offenkundigen Verſuche Poincarés, den
Bolſche=
wismus im Herzen von Europa zu entfachen, nur mit ſehr
un=
geteilten Gefühlen anzuſehen vermag. Die ungeheure
An=
ſteckungsgefahr erkennt man in London genau ſo gut wie in
Brüſſel.
Wen Gott vernichten will, ſchlägt er mit Wahnſinn. Die
Unruhen im Ruhrrevier buchte Herr Poincaré als einen Erfolg
ſeiner Politik, und es iſt ſeiner Auffaſſung nach nicht mehr weit
bis zu dem Punkt, an dem er werde ſagen können: „Wir haben
ſie,” und der Vorwärts führt zutreffend dazu aus: „Aber wenn
Herr Poincaré „ſie” haben wird, dann wird er nichts haben,
denn aus dem Chaos, das er zu ſchaffen beſtrebt iſt, kann alles
Mögliche hervorgehen, nur kein zahlungsfähiger Schuldner, nur
keine Befriedigung der finanziellen Anſprüche Frankreichs, nur
kein geordnetes friedliches Nebeneinanderleben der beiden
Völ=
ker; für die Dauer geſehen, auch nicht eine ſolche Schwächung des
deutſchen Volkes, daß es als Gegner ein für allemal unſchädlich
gemacht werden könnte. Die gegen Deutſchland betriebene Politik
der Zermürbung iſt in jedem Betracht Wahnſinn. Herr
Poin=
caré iſt der größte Anarchiſt Europas.” Auch in
der franzöſiſchen Kammer hat man dem franzöſiſchen
Miniſter=
präſidenten ſehr unbequeme Fragen geſtellt. „Welche Vorteile‟,
ſo führte der Abgeordnete Auriol aus, „haben wir bis jetzt von
der Ruhroperation? Wenn der Kohlenverkauf vielleicht die
Koſten der Ruhrbeſetzung deckt, ſo deckt er doch nicht die Koſten
der Beſetzung des linken Rheinufers. Haben denn die durch das
Ausblaſen verſchiedener Hochöfen und die Zermürbung der
Va=
luta verurſachten Verkuſte nichts zu bedeuten? Das Steigen
der Valuta hat Rückwirkungen auf die Lebensteuerung. Alle
Preiſe haben angezogen. Die Beſetzung des Ruhrgebiets zeigt
Unſchlüfſigkeit im Programm und in der Ausführung. Wir
brauchen einen Plan, der zu einer endgültigen und praktiſchen
Löſung führt. Wie kann das geſchehen? Durch ein Abkommen
aller Alliierten unter Verhinderung des Zwanges.” Auch die
Aeußerung des Abgeordneten Herriot, daß die Ruhrfrage vor
dem Winter, d. h. vor der Erſchöpfung der
franzöſi=
ſchen Kohlenvorräte, geregelt werden müſſe, zeigt, daß
man in Frankreich ſehr wohl die kataſtrophalen Folgen des
Ruhrabenteuers eingeſehen hat. Trotzdem wird Herr Poincaré
freiwillig nicht von ſeinem bisherigen Kurs abweichen, und die
Kammer hat (was nach ihrer ganzen Zuſammenſetzung von
vornherein außer Frage ſtand) mit überwältigender Maforität
die Kredite für das Ruhrabenteuer bewilligt. Wenn franzöſiſche
Sozialdemokraten in deutſchen Volksverſammlungen von
Frie=
den und Völkerverbrüderung reden, ſo darf man in
Deutſch=
land nicht vergeſſen, daß die hinter ihnen Stehenden in
Frank=
reich zum mindeſten vorläufig noch herzlich wenig zu ſagen
haben.
Die Frage abſo, ob durch ein neues deutſches Angebot die
Lage ernſthaft entſpannt werden könnte, iſt mit erheblicher
Skep=
ſis zu betrachten. Wenn trotzdem die deutſche Reichsregierung
von neuem den ehrlichen Verſuch macht, zu ernſthaften
Ver=
handlungen zu kommen, wenn die deutſche Wirtſchaft ein neues
deutſches Angebot weitgehendſt garantiert, ſo darf das in
Deutſch=
land nicht noch einmal Illuſionen erwecken. Ein gewiſſes
Schwanken, welches nach der engliſchen Antwort auf die letzte
deutſche Note ſcheinbar durch das deutſche Volk ging, hat Herrn
Poincaré zu der Auffaſſung gebracht, daß der Augenblick nicht
mehr fern ſei, wo er Deutſchland auf die Knie gezwungen haben
würde. Wir ſind aber der Ueberzeugung, daß Herr Poincaré
Seite 2.
ſich in dieſer Beziehung durchaus irrt. Auch der Blödeſte dürfte
mittlerweile eingeſehen haben, daß es Herrn Poincaré nicht
darauf ankommt, einige Milliarden mehr oder weniger zu
be=
kommen, ſondern daß es ſich um nichts Geringeres handelt, als
wie um die Vernichtung Deutſchlands. Auch ein Ultimatum,
das man uns vielleicht demnächſt wieder einmal ſtellt, wird den
unbeugſamen Widerſtand des deutſchen Volkes nicht brechen
können. Die ſchwere wirtſchaftliche Kriſis, die als Folge des
neuen Markſturzes über uns hereingebrochen iſt und auf die
unſere Gegner ihre Hoffnung ſetzen, wird das deutſche Volk in
ſeiner überwältigenden Mehrheit nicht niederringen. Ein
lebens=
kräftiges Volk, das um ſeine Exiſtenz kämpft, wird eher zum
verzweifeltſten Mittel greifen, als daß es ſich ſelbſt aufgibt. II.
Zwei Arteile!
Düſſeldorf, 2. Juni. (Wolff.) Vor dem
franzöſi=
ſchen Kriegsgericht hatte ſich geſtern der Student Paul
Götze zu verantworten. ,Bei einer bei ihm vorgenommenen
Hausſuchung wurden ſieben Piſtolen mit Munition gefunden,
die Götze 1919 von einem Freund erhalten haben will, um ſich
gegen die damaligen kommuniſtiſchen Angriffe zu
ver=
teidigen. Der Angeklagte, der früher Mitglied der Reichs=.
wehr war, wurde zu zwei Jahren Gefängnis und
500 Francs Geldſtrafe verurteilt. Ferner hatte ſich der
franzöſiſche Soldat Lucien Moulin zu verantworten, der im
März d. J. ein vierzehnjähriges Mädchen durch Ueberfahren
getötet hat, weshalb er der fahrläſſigen Tötung und der
Feig=
heit angeklagt war. Das Urteil lautete im ganzen auf einen
Monat Gefängnis.
Mainz, 2. Juni. (Wolff.) Das franzöſiſche Kriegsgericht
verurteilte einen Chauffeur aus Mainz unter der Anklage, ohne
Zulaſſungsſchein auf einem Laſtauto Waren nach Bingen
beför=
dert zu haben, zu einer halben Million Mark
Geld=
ſtrafe. Der Bürgermeiſter Nelgen von Wackernheim wurde
unter der Anklage, für einen Eiſenbahnbeamten einen Paß mit
falſcher Berufsangabe ausgeſtellt zu haben, zu zwei Monaten
Gefängnis verurteilt.
Mainz, 2. Juni. (Wolff.) Vom franzöſiſchen Kriegsgericht
ſind heute drei Gewerkſchaftsfunktionäre zu je drei Monaten
Gefängnis und 1—4 Millionen Mark Geldſtrafe verurteilt
wor=
den, weil ſie über die Verſorgung von Eiſenbahnern mit
Geld=
mitteln beratſchlagt haben ſollen.
Mannheim, 2. Juni. (Wolff.) Der Hauptſchriftleiter
der Pfälziſchen Poſt in Ludwigshafen, Steffen, und der
Geſchäfts=
führer Geriſch wurden heute morgen, wahrſcheinlich im
Zuſam=
menhang mit den Bombenanſchlägen auf die franzöſiſchen Züge,
verhaftet.
Neue Ausweiſungen.
Mainz, 2. Juni. (Wolff.) Die
Rheinlandkommiſ=
ſion hat in der Zeit vom 26. bis 29. Mai 1384 neue
Aus=
weiſungen von Beamten und Angeſtellten der,
Eiſenbahn= und Zollverwaltung verfügt.
Frankfurt a. M., 2. Juni. (Wolff.) Im
Eiſenbahndirek=
tionsbezirk Frankfurt a. M., Mainz, Ludwigshafen und Trier
ſind von der franzöſiſchen Beſatzungsbehörde wiederum 42
Eiſenbahnbedienſtete mit ihren Familien ausgewieſn worden.
Wiesbaden, 2. Juni. (Wolff.) Hier wurden geſtern
ausgewieſen: Präſidialſekretär Fritz Wiebe, Regierungs=
Oberſekretär Ludwig Hofwann, Techniſcher Regierungs=
Ober=
ſekretär Joſef Odenwald, ſowie fünf
Obertelegraphen=
fekretäre.
Köln, 2. Juni. (Wolff.) Heute morgen trafen mittels
Sonderzuges der Rheinuferbahn Familien von 80
aus=
gewieſenen Eiſenbahnern aus Bonn und Umgegend
hier ein. Die Männer waren ſchon vor mehreren Tagen
aus=
gewieſen worden. Die von Haus und Hof Vertriebenen konnten
nur ganz wenig Gepäck mitnehmen. Auffallend war die große
Zahl kleiner Kinder bis zum Säugling, die von den
be=
kümmerten Müttern mitgeführt wurden. Heute abend trifft ein
neuer Transport von über fünfhundert vertriebenen
Eiſenbahnern mit Sonderdampfer in Köln ein; auch bei dieſen
befinden ſich weit über 100 Kinder.
TU. Duisburg, 2. Juni. Nachdem am 30. Mai ſchon
66 Eiſenbahner von den Belgiern aus Duisburg ausgewieſen
worden waren, müſſen morgen neuerdings 72 Eiſenbahner
Duis=
burg verlaſſen. Der Stadt iſt verboten, die Ausgewieſenen auf
dem Bahnhof zu bewirten, mit der Begründung, daß die Stadt
beabſichtige, photographiſche Aufnahmen der Ausgewieſenen zu
machen.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 3. Juni 1923.
Beſchlagnahme einer Zeitungsdruckerei.
Düſſeldorf, 2. Juni. (Wolff.) Zur
Geſchäftsräu=
mung des Düſſeldorfer Tageblattes wird mitgeteilt:
Vor etwa acht Tagen erſchien ein Vertreter des Pariſer
Journal Officiel bei der Geſchäftsleitung des Düſſeldorfer
Tageblattes und fragte die Geſchäftsleitung, ob ſie bereit ſei, eine
Zeitung für die franzöſiſche Regierung zu drucken. Es
handle ſich um eine Tageszeitung, die nachts gedruckt
wer=
den und morgens in einer Auflage von 50 000 Stück in
deut=
ſcher Sprache, zunächſt vierſeitig mit Bildern, erſcheinen ſolle.
Die Geſchäftsleitung lehnte dieſes Anſinnen ab. Darauf
erſchie=
nen am 1. Juni nachmittags vier franzöſiſche Offiziere
mit einer Wache und beſchlagnahmten die Druckerei
mit der Bemerkung, da die Geſchäftsleitung den Druck der von
der franzöſiſchen Regierung befohlenen Zeitung verweigere,
werde die Beſatzungsbehörde den Druck ſelbſt in die Hand
neh=
men; alle Angeſtellten und Arbeiter hätten das
Hausſofort zu verlafſen. Die Geſchäftsleitung mußte
die Schlüſſel abgeben und eine Wache wurde in das Haus gelegt.
Dem Erſcheinen des Tageblattes ſollen keine Schwierigkeiten
ge=
macht werden; es ſoll ſeinen Druck außerhalb des Hauſes
bewerkſtelligen können. Da bereits eine Reihe von Druckereien
beſchlagnahmt iſt, ſtehen dieſem Druck ſelbſtverſtändlich äußerſte
Schwierigkeiten entgegen. Die Setzer und Drucker des
Tageblat=
tes ſind gefragt worden, ob ſie für die Franzoſen weiterarbeiten
wollten. Sie lehnten dies ab und erklärten, daß ihre
Betriebs=
verſammlung die Antwort geben werde. Die Geſchäftsleitung
wurde auf den 2. Juni vormittags zur Beſtandaufnahme beſtellt.
Dieſe Beſtandaufnahme, die bei dem umfangreichen Betrieb
meh=
rere Tage in Anſpruch nehmen würde, ſoll in wenigen Stunden
erledigt ſein, da die Franzoſen angeblich ſofort mit dem Druck
ihres Organs beginnen wollen. In der Bevölkerung,
na=
mentlich aber in der Zentrumspartei, deren Organ das
Düſſeldorfer Tageblatt iſt, herrſcht große Erregung über dieſe
ungeheuerliche Vergewaltigung der Preßfreiheit.
Nachträglich erfahren wir, daß das geſamte Perſonal des
Düſſeldorfer Tageblattes es einſtimmig abgelehnt hat, für
die Franzoſen zu arbeiten.
Franzöſiſche Zugentgleiſungen.
Mannheim, 2. Juni. (Wolff.) Ueber die
Zugentgleiſun=
gen franzöſiſcher Eiſenbahnzüge in der Pfalz geben die
franzö=
ſiſchen Beſatzungsbehörden den Ludwigshafener Zeitungen
fol=
gende Darſtellung:
1. Am 29. Mai, 10.41 abends, explodierte zwiſchen
Ins=
heim und Landau eine Bombe bei Ankunft eines Zuges.
Die Lokomotive mit Tender wurde umgeworfen, der
Gebäckwagen und die beiden erſten
Perſonen=
wagen entgleiſten. Die Strecke wurde auf eine Länge
von 125 Metern ſchwer beſchädigt.
2. Am 30. Mai, 1 Uhr morgens, explodierte bei
Weiden=
heim auf der Strecke Neuſtadt—Kaiſerslautern eine Bombe
bei Ankunft einer Lokomotive, die nach Neuſtadt zurückfahren
wollte. Die Lokomotive entgleiſte.
3. Am 30. Mai, bei Tagesanbruch, wurde zwiſchen
Rhein=
gönheim und Mutterſtadt eine Bombe entdeckt, ſie war
nicht explodiert, weil bei der Durchfahrt des Zuges die
Zünd=
ſchnur durchgeſchnitten worden war. Die Bombe beſtand aus
zwei Sprengkörpern von je zwei Pfund, ſowie aus 40 Pfund
Sprengſtoff.
4. Am 29. Mai, 9.30 abends, wurde auf der Strecke Landau—
Zweibrücken eine weitere Bombe unter dem Geleiſe
ge=
funden. Sie explodierte ebenfalls nicht, aus dem unter 3.
er=
wähnten Grunde.
Poincaré gegen den Völkerbundsrat.
London, 2. Juni. (Wolff.) Der diplomatiſche
Bericht=
erſtatter des Daily Telegraph ſchreibt, Poincarés
Ant=
wort auf die letzte britiſche Note, in der die Ernennung
einer Unterſuchungskommiſſion für die Saarverwaltung
auf der nächſten Zuſammenkunft des Völkerbundsrats
vorge=
ſchlagen wird, nehme, wie verlaute, den Charakter einer
legalen Verneinung an. Sie zeige, daß der franzöſiſche
Miniſterpräſident, indem er ſich auf den juriſtiſchen Standpunkt
ſtelle und ſich auf eine beſondere Klauſel in dem das Saargebiet
betreffenden Teil des Verſailler Vertrages berufe, dem
Völ=
kerbundsrat die Befugnis abſpreche, einen
derarti=
gen Schritt, wie er von der britiſchen Regierung vorgeſchlagen
werde, zu unternehmen. Außerdem ſcheine Poincaré zum
Aus=
druck zu bringen, daß nach Artikel 46 des Verſailler Vertrages,
der Frankreich die vollſtändige Freiheit bei der Ausbeutung der
Bergwerke verbürge, alle Beſtrebungen, die dieſe Bürgſchaften
unwirtſam machten, durch die Verwaltungskörperſchaft
verhin=
dert oder unterdrückt werden müßten.
Der diplomatiſche Berichterſtatter des Daily Telegraph
be=
merkt dazu, daß das Recht des Völkerbundsrats,
die Saarverwaltung zu unterſuchen, ob es nun im
Friedens=
vertrag beſonders beſtimmt werde oder nicht, natürlicher= und
Numes 151.
logiſcherweiſe aus der Tatſache hervorgehe, daß das in Frage
kommende Gebiet unter ſeinen Schutz geſtellt worden
ſei, und aus der weiteren Tatſache, daß der Völkerbundsrat
tat=
ſächlich die Mitglieder der Verwaltungskörperſchaft ernenne,
ent=
laſſe und ihre Berichte empfange.
* Paris, 2. Juni. (Priv.=Tel.) In der Frage des
Saar=
konflikts, der zwiſchen England und Frankreich beſteht, war aus
London gemeldet worden, daß zwiſchen England und
Frank=
reich eine Verſtändigung erzielt worden wäre. Die Richtigkeit
dieſer Meldung wird am Quai d’Orſay beſtritten. Offiziös wird
hier beſtätigt, daß England ſeinen Wunſ chnach Einſetzung einer
Völkerbundskommiſſion für das Saargebiet der franzöſiſchen
Regierung mitgeteilt hat. Die franzöſiſche Regierung wird auf
dieſe Note anuworten. Die franzöſiſche Note wird den
Stand=
punkt Frankreichs, wonach der Verſailler Vertrag dem
Völker=
bund kein Recht zur Nachprüfung der Kommiſſionsverordnungen
im Saargebiet gibt, durch juriſtiſche Einwendungen zum
Aus=
druck bringen. Mit welcher Schärfe dieſer Standpunkt in den
dem Quai d’Orſay naheſtehenden Kreiſen verfochten wird, läßt
bereits ein Artikel des Temps erkennen, der eine Intervention
des Völkerbundes im Saargebiet mit Hohn zurückweiſt. Das
Echo de Paris glaubt, daß in London ein gewiſſer Gegenſatz
zwiſchen Lord Curzon und dem neuen Völkerbundsapoſtel im
engliſchen Kabinett, Lord Cecil, feſtzuſtellen iſt. Danach wäre
Lord Curzon in dieſer Frage lange nicht ſo unerbittlich wie
Lord Robert Ceeil, und es wäre von ſeiner Seite eine
Ver=
ſtändigung mit Frankreich ohne Hinzuziehung des Völkerbundes
zu erwarten.
Die rohaliſtiſche Agitation in Frankreich.
Paris, 2. Juni. (Wolff.) Zu der geſtrigen
Kammererklä=
rung des Jnnenminiſters Maunoury in der Angelegenheit
der royaliſtiſchen Agitation bemerkt Havas, die
An=
gelegenheit ſelbſt ſowie die Verhaftung der Attentäter ſeien in
den Wandelgängen der Kammer viel beſprochen worden. In
gewöhnlich gut unterrichteten politiſchen Kreiſen habe man
geſtern abend verſichert, daß der Innenminiſter zu ſeiner
Er=
klärung durch das Verhör ſowie durch die alsbald nach der
Ver=
haftung des Angreifers des Abgeordneten Moutet
vorgenom=
mene polizeiliche Unterſuchung veranlaßt worden ſei. Dieſe habe
in der Wohnung des Beſchuldigten wichtige Dokumente
von ausgeſprochen aufrühreriſchem Charakter zutage gefördert.
Es handle ſich hiernach um eine royaliſtiſche Agitation, und in
dieſen Dokumenten ſei auch die Entſendung einer großen
An=
zahl „Camelots du Roi” in die Provinzſtädte vorgeſehen. Die
rohaliſtiſchen Hauptperſönlichkeiten, die ſich an dieſer
Unter=
nehmung beteiligen ſollten, ſeien in einer Liſte verzeichnet
ge=
weſen, die beſchlagnahmt worden ſei. Ob die darin angeführten
Perſönlichkeiten an der beabſichtigten Unternehmung teilnehmen
wollten und welche Tragweite und welchen Charakter dieſe
Unternehmung beſitzen ſollte, werde natürlich die Gerichtsbehörde
feſtzuſtellen haben.
Paris, 2. Juni. (Wolff.) Wie der Matin mitteilt, hat
der vorgeſtern abend auf die drei Abgeordneten Moutet, Marc
Sangnier und Violet verübte Ueberfall der Camelots du
Roi unter den Mitgliedern des Allgemeinen Arbeiterverbandes
große Erregung hervorgerufen. Geſtern abend iſt eine
An=
zahl von Gewerkſchaftsſekretären und Gewerkſchaftsmitgliedern
von Paris und Umgebung zu einer Beſprechung der Lage
zu=
ſammengetreten. Es wurde einſtimmig beſchloſſen, die
faſciſti=
ſchen Unternehmungen mit allen Mitteln zu bekämpfen.
Außer=
dem wurde dem Wunſche Ausdruck verliehen, ſich mit allen
übri=
gen Linksgruppen zuſammen zu ſchließen, um zuſammen gegen
die rohaliſtiſche Reaktion vorzugehen.
Frankreich und die Abrüſtungsverträge.
Paris, 2. Juni. (Wolff.) Der Berichterſtatter der
zuſtän=
digen Kammerkommiſſion für die Waſhingtoner
Abrüſtungsverträge, Abg. Guernier, hat geſtern
einem Vertreter der Chicago Tribune erklärt, daß das
fran=
zöſiſche Parlament die Verträge ratifizieren
werde, ohne, wie urſprünglich vorgeſehen, Vorbehalte zu
machen. Frankreich werde ſich jedoch durch die in
Waſhing=
ton vereinbarten Verhältnisziffern für die Stärke der
verſchie=
denen Flotten nicht über das Jahr 1936 hinaus
ge=
bunden erachten und zur Bedingung machen, daß jede
Aus=
dehnung der Verträge zu einer Reviſion der Ziffern und zu
einer Erhöhung des franzöſiſchen Tonnageanteils führen müſſe.
„Ameritas Zweifel an Europas Friedensabſichten.
London, 2. Juni. (Wolff.) Lord Robert Cecil
er=
klärte in einer Verſammlung des Verbandes der engliſch
ſpre=
chenden Länder über ſeine Eindrücke bei ſeinem letzten Beſuch in
den Vereinigten Staaten, Amerika zweifle daran, daß die
europäiſchen Staaten wirklich beabſichtigten, den
Frie=
den zuwahren. Ceeil drückte die Hoffnung aus, daß, bevor
es zu ſpät ſei, Großbritannien und Amerika ihre
Kräfte vereinigen würden, um einen Damm gegen den
Krieg zu errichten.
Heſſiſches Landestheater.
Großes Haus. — Samstag, den 2. Juni.
Fauſf.
Fa der heutigen Aufführung war die Rolle der Margarethe volkstümlichen Bahnen folgen. Stürme von begeiſtertem
Bei=
durch Fran Hummel beſetzt. Dieſe Künſtlerin bringt hierfür fall erregte wieder das fein ausgearbeitete „Zu Sankt Martins=
9rängt durch die gute Leiſtung. Gar klein iſt ihre Erſcheinung putzt ſich zum Tanz” in gleichwertiger Wiedergabe folgte.
en ihrem Fauſt, und ihre tiefe Altſtimme ſteht hierzu nicht
im rechten Verhältnis. Aber reifes Können kam in ihrem Spiel berts Mittelſatz aus dem D=Moll=Quartett „Der Tod und das
zum Ausdruck; ihre Soloſzenen waren trefflich geſprochen, das Mädchen” und das friſche, ſerenadenartige F=Dur=Streichquar=
Es iſt danach zu bedauern, daß nicht öfter Gelegenheit war, ſpiel war heute ganz beſonders geſchloſſen, beſeelt und
fein=
verliert es von ſeinem Sinn.
zu gewichtig für den Schüler, und ſein Spiel ſcheint übertrieben, ver Aufgabe.
grenzt au gewollte komiſche Wirkung zum Nachteil der ganzen
Szene, doch mag dies wohl weniger den Darſteller treffen als die mit einer Rede des Vorſitzenden, Herrn Wißmann, be=
—vis.
führungen.
Konzerte.
tenswerten Darbietungen des Vereins rühmlichſt Zeugnis, denn / Heimat bleiben!
nur ſorgſamſte Arbeit vermag ſolche Leiſtungen zu zeitigen. Herr
Kammermuſiker Oskar Scheidhauer iſt ein vorzüglicher Ken=
nie gefeit iſt. Heute machte ſich dies beim Beethovenſchen
Ein=
leitungschor im Anfange geltend, die letzte Strophe erklang jedoch
völlig rein und bewies dadurch, wie die Sänger gewohnt ſind,
auf einander zu hören und ſich dem Geſamtklang anzupaſſen.
Der ſchwierige Künſtlerchor „Hochamt im Walde” von Werth
ge=
lang vorzüglich, am ſchönſten aber klangen die Lieder, die mehr
große Vorzüge mit, aber auch Nachteile, doch werden letztere ver= feſt” von Arnold Mendelsſohn, dem als Zugabe „Der Schäfer
Die prachtvollen Vorträge des Drumm=Quartetts,
Schu=
wahnſinnige Grethchen im Kerker war eine meiſterhafte Leiſtung, tett von Hahdn waren auserleſene Genüſſe. Das Zuſammen=
Frau Hummels Künſtlerſchaft zu erleben. Das bisher nur ge= fühlig. Ebenſo zeigten die Geſänge von Frau G. Gerke eine
ſprochene Lied des Königs in Thule ſang Frau Hummel aus= Vollendung, wie wir ſie von dieſer hochgeſchätzten Künſtlerin
drucksvoll mit guter Stimne; wenn es nicht geſungen wird, noch nicht gehört haben. Der tadelloſe Ausgleich aller Lagen,
die volle, ſchöne Höhe brachten die große dramatiſche Ozeanarie
Eine weitere Aenderung in der Beſetzung war die Rolle des aus Webers Oberon zu wundervoller Wirkung, und die drei ern=
Schülers, vertreten durch Herrn Stöger. Hier nicht zum Vor= ſten, wertvollen Lieder von Rich. Strauß und E. Taubert
er=
teil. Das Knabenhafte und Neugierig=Staunende brachte Herr griffen tief. Herr Kapellmeiſter E. Hauff vom Landestheater
Kenter beſſer zum Ausdruck. Bei Herrn Stöger iſt die Stimme begleitete feinſinnig und mit voller pianiſtiſcher Beherſchung ſei=
Dem gediegenen Konzert folgte eine ſchlichte, würdige Feier,
die Spielleitung, die dieſe Note betonen möchte. Die Leiſtungen gann. Er betonte die Bedeutung des Männergeſangs, der für
der übrigen Künſtler ſtanden auf der Höhe der früheren Auf= die Veredlung des Volkes eine ähnliche Aufgabe erfülle wie die
Turn= und Sportvereine für die körperliche Ertüchtigung, und
dem ſich daher mit Recht mehr und mehr das Intereſſe von
Re=
gierungen und Städten zuwende. Sein beſonderer Dank galt
Hern Bürgermeiſter Mueller für das von der Stadt bewieſene
N. Mit einem erhebenden Feſtkonzert feierte der Männer= Wohlwollen, und den Herren vom Ehren= und Kunſtausſchuß.
geſangverein „Konkordia” im „Städtiſchen Saalbau Zahlreiche Glüchwünſche von Körperſchaften und Vereinen
wur=
ſein 40jähriges Beſtehen. In guten und böſen Tagen hat Liebe den ſodann entgegengenommen, unter denen die herzlichen
zur Kunſt, Begeiſterung für edlen Geſang die Sängerſchar zu= Worte des Herrn Bürgermeiſters beſonders genannt ſeien. Die
ſammengehalten, und grade heute, wo die äußeren Schwierig= Ehrungen der verdienteſten Vereinsmitglieder ließen einen Blick
keiten von Tag zu Tag mehr wachſen, iſt der Wille zum Zuſam= auf das Vereinsleben werfen und den ſchönen Zuſammenhalt
menhalten gemeinſamen Wirkens und Hochhalten, der Ideale unter den Sangesbrüdern. Möge die Konkordia im Kampf für
glücklicherweiſe beſonders ſtark. Davon gaben die hochbeach= ihre Ideale ſtets ein Richtiger Kulturfaktor für unſere engere
N. Im vollbeſetzten Mathildenhöhſaal gab die unter
Lei=
ner der dem Männergeſang eigenen Bedingungen, er weiß das tung des Herrn Kammervirtuoſen L. Kümmel ſtehende Har=
Stimmenmaterial zu bändigen und ſeinem klaren künſtleriſchen monie=Muſik=Vereinigung Darmſtadt ein Kon=
Willen untertan zu machen. Wenn trotz ſeiner vorzüglichen Vor= zert, in dem ſie bewies, daß ſie hohen Anforderungen auf
Zu=
bereitung einmal gelegentlich die harmoniſche Klarheit getrübt, ſammenſpiel, rhythmiſche Genauigkeit und Ausgeglichenheit des
wird, ſo ſind dies Zufälle, gegen die man beim a dapella=Singen Klanges gerecht wird. Alle Orcheſterſtücke, teils Originalſätze für
Harmonie=Orcheſter, teils Fantaſien und Bearbeitungen nach
be=
kannten Opern, waren aufs feinſte ausgearbeitet und erklangen
mit einem Schwung und begeiſterter Hingabe, daß der Saal
für den vollen Ton der ſtattlichen Spielerzahl viel zu klein
er=
ſchien. Wie gut viele Inſtrumente beſetzt ſind, zeigte der reiche
Wechſel der melodieführenden Inſtrumente, vor allem ſei die
ausgezeichnet geſpielte Klarinettenpartie der Ouvertüre von
Mendelsſohn=Bartholdy erwähnt. Der vorzügliche Dirigent
wurde durch zahlreiche, begeiſterte Hervorrufe geehrt. Nächſt ihm
fand den reichſten Beifall der ausgezeichnete Poſaunenbirtuoſe
Herr Kammermuſiker A. Günther (die Bezeichnung „Poſaunen=
Virtuoſe par excellence” auf der Vortragsfolge war zwar
in=
haltlich vollkommen berechtigt, in ihrer franzöſiſchen Form aber
für uns recht ungenießbar). In einem Konzertſtück von Sachſe
konnte er prachtvollen Ton entwickeln und zugleich eine
Fertig=
keit in kühnen Paſſagen und Läufen zeigen, die auf der Poſaune
recht ungewöhnlich ſind. Auch die von Herrn Kümmel
kompo=
nierten anſprechenden Poſaunenſtücke des zweiten Teils gaben
reichlich Gelegenheit, höchſtes Können zu beweiſen. Der
Ver=
lauf des Konzerts bewies, wie gern man den vollen Klängen
lauſcht, wie wir ſie früher von unſeren Militärkapellen gewohnt
waren. Denn erſt ſeitdem dieſe fehlen, ſehen wir recht ein, wie
viel ſie für die muſikaliſche Volkserziehung bedeuteten, wenn ſie
ſich auch zuweilen allzu wenig dieſer Aufgabe und der damit
ver=
bundenen Verantwortung bewußt waren.
Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
Der Oberarzt an der Univerſitäts=Hautklinik zu Frankfurt a. M.,
Profeſſor Dr. Ernſt Nathan aus Darmſtadt, hat einen Ruf als
Direktor der Hautklinik in Nürnberg erhalten und angenommen.
Bühnenchronik.
Frl. Olga Ollerich (Darmſtadt) hatte kürzlich in
Düſſel=
dorf als Roſe Bernd ſtarke Erfolge zu verzeichnen. Wir laſen
dar=
über: „Olga Ollerich ſchuf eine Roſe Bernd, die von der erſten Szene
an ſo viel reines Menſchentum, ſo viel Liebe und Herzlichkeit, kindliche
Ehrfurcht und Liebesbejahung, aber auch eine ſo ungeſuchte Angſt und
Not, Energie und Ratloſigkeit, und endlich eine ſo dämoniſche
Ver=
zweiflung und Selbſtaufgabe bewies, daß ſie wie ein inneres Erleben
die Zuſchauer in ihren Bann zwang. Jeder Ton, jede Redewendung
war fein abgewogen und zu einem nahtloſen Ganzen
zuſammen=
geſchweißt. Das Minenſpiel, die Sprache der Augen, die im Blicke
hilfloſe Not und aufblitzende Hoffmug verrieten, wo Worte nur
an=
deuteten, rundeten die Darſtellung zu einer reſtlos durchdachten
Lei=
ſtung.” — „Neben Oskar Nietzſche als Streckmann iſt, vor allem Olga
Ollerich zu erwähnen, die aus blutgefüllter Naturnähe und
Schlicht=
heit erſchütternd die metaphyſiſche Verklärung der
Zuſammengebroche=
nen aufleuchten ließ.”
mererklä=
legenheit
deſe
umente
gefördert.
ſ. und in
An=
Unter=
geführten
eilnehmen
ter dieſe
tsbehörde
tteilt, hat
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elots du
aus
geſten
fran=
zieren
zieren=
alte zu
19
u8
ge=
ede Aus=
und zu
mille.
ut=
hin
die
beont
hre
den
Rammer 151.
Franzöſiſches Eingeſtändnis über die franzö= gierungserklärung im Seim und im Senat kam der
Miniſter=
fiſche Rechtſprechung im Ruhrgebiet.
** Bekanntlich kam es in Frankreich zu einer
vorübergehen=
den Miniſterkriſis, weil Poinearé verlangte, daß ſich der
fran=
zöſiſche Senat zum Süaatsgerichtshof umbilden und
Kommu=
uiſten aburteilen ſollte. Der Senat lehnte es ab, dem Wunſche
Poinearés zu folgen, ueber die Gründe, die ihn hierzu
veran=
laßt haben, berichtet der Matin wörtlich:
„Die Mehrheit der Senatoren dachte: Unſere Wähler haben
nicht, um ſie zu verurteilen. Sie ſind die ſchlimmſten unſerer
Gegner, gegen die wir das Recht haben, alle politiſchen Waffen
zu gebrauchen, gegen die wir aber nicht das Recht haben,
Ge=
fängnis oder Verbannung als Waffen anzuwenden. Dies wäre
eine Handlung, ähnlich eines Rechtsanwalts, der ſich inmitten
eines Prozeſſes des Richtertiſches bemächtigte, um den
Vertei=
diger der Gegenſeite zu verurteilen. Was würde ein ſolches
Ur=
teil wert ſein?. Der Krieg iſt beendet, der Friede verlangt die
Rückkehr zum ordentlichen Recht und zu ordentlichen Richtern,
ſonſt werden uns noch weitere Angeklagte vorgeführt, und wir
würden Recht ſprechen im Schlepptau der wechſelnden
Mehr=
heiten.”
Kann man ſich eine trefflichere Beurteilung der franzöſiſchen
Kriegsgerichte im Ruhrgebiet denken, als dieſe, von Henry de
Jouvenel im Leitartikel des Matin durch geſperrten Druck
her=
vorgehobenen Sätze?
Baldwin reiſt nach Paris.
Paris, 2. Juni. (Wolff.) Der Londoner Berichterſtatter
des Temps meldet ſeinem Blatte, Premierminiſter Baldwin
wolle ſich nach Paris begeben, um ſich mit Poincaré nach der
Brüſſeler Unterredung über die Reparationsfrage zu beſprechen.
Aber er wünſche Gewißheit zu haben, ob ſeine Reiſe poſitive
Ergebniſſe zeitigen werde. Der Fehlſchlag der Pariſer Januar=
Verhandlungen und die ſchwierige Lage, in die dadurch die
Re=
gierung Bonar Laws geraten ſei, machten es begreiflich, daß das
neue konſervaüive Miniſterium nur dann ganz und gar zu den
Konferenzen der Alliierten zurückzukehren wünſche, wenn es mit
einiger Sicherheit die Möglichkeit erkenne, demnächſt die
allge=
meine Regelung der Reparationen und der interalliierten
Schul=
den zu verwirklichen.
Aſquith über Rußland.
London, 2. Juni. (Wolff.) Aſquith erklärte in einer
Rede in Buxton über die Beziehungen der neuen
bri=
tiſchen Regierung zu Rußland, die neue Regierung habe
nach außen und auch im Innern eine nicht beneidenswerte
Erb=
ſchaft angetreten. Er freue ſich jedoch, annehmen zu können, daß meiſters von Bottrop an die ſozialdemokratiſche
Reichstags=
die Beſeitigung der Schwierigkeiten durch Rußland durch
Kon=
ferenzen und Erörterungen bevorſtehe. Es ſei zu hoffen, daß wie die Vertreter der Betriebsräte dringend erſuchen, bei der
die ruſſiſche Negierung auf den einzigen Weg geführt werde,
durch den ſie zur Einſicht gebracht werden könne, daß es
min=
deſtens ebenſo in ihrem eigenen Intereſſe wie im Intereſſe
Eng=
lands liege, wenn ſie deſſen vernünftigen Forderungen
nach=
komme. Aſquith erklärte weiter, die wirkliche und dauernde
Negelung des Problems der Reparationen und, die Arbeiter ſämtliche Betriebe, um gegen die Teuerung und für
der Wiederherſtellung der verwüſteten Gebiete könne nur durch
einen undarteiiſchen internationalen
Schieds=
ſpruch zuſtande kommen.
Das polniſche Regierungsprogramm.
Warſchau, 1. Juni. (Wolff.) Der neue Miniſterpräſident
Witos trug in der heutigen Sitzung des Seim ſein
Re=
gierungsprogramm vor. Er betont darin, daß ſich die wöchentlichen Koſten des Nahrungsmittelaufwandes einer vier=
Regierung auf das Vertrauen der polniſchen Mehrheit köpfigen Familie Eltern und zwei Kinder) auf 181 915 Mark
Politik gegenüber den Minderheiten weit
ent=
fernt ſei. Die Regierung werde keine der illegalen
Organi=
ſationen dulden, die ihre Ziele auf dem Wege der Gewalt und
des Terrors zu erreichen ſuchten. Der Ausgangspunkt für die
auswärtige Politik werde die Tatſache bilden, daß im Weltkriege
durch die Beſiegung der Zentralmächte, vor allem Deutſchlands,
der Grundſtein für die Unabhängigkeit Polens gelegt worden ſei, niſtenführer, darunter auch auswärtige, in Schutzhaft genommen.
Mit Deutſchland wünſche die Regierung korrekte
nach=
barliche Beziehungen zu unterhalten. Die Regierung Die Regierungsumbildung in Württemberg.
ſei entſchloſſen, den jetzigen Stand des ſtaatlichen Territoriums
zu ſchützen, der ſich auf das nationale und moraliſche Recht
Po=
lens ſtütze. Gegenüber der Freien Stadt Danzig werde die
Regierung alle Mittel anwenden, um die Danziger Behörden zur nern und den Kanzleidirektor Beyerle zum Juſtizminiſter.
tungen zu veranlaſſen; Polen müſſe einen im wahren Sinne ſozialdemokratiſche Landtagsfraktion hat beſchloſſen, ſich an der
des Wortes freien Zugang zurOſtſee haben.
morgen.
* Fühzer zur Kunſt und Kuſtur Aſiens.
Ven Dr. Zeh, Heppenheim a. d. B.
I.
„Gottes iſt der Orient!
Gottes iſt der Okzident!
Nord= und ſüdliches Gelände
Ruht im Frieden ſeiner Hände.”
Goethe.
heit des Turchſchnittseuropäers über die Grundelemente der
aſiatiſchen Kulturen. Das gilt beſonders für die in Aſien ſelbſt
auch noch jener dünkelhafte Hochmut europäiſch=amerikaniſcher mehr Reuaiſſancemöglichkeiten in ſich ſchließt, als das geſamte
Tatſache drängte ſich dem Verſaſſer dieſes Aufſatzes während
ſeines Aufenthaltes in Oſtaſien ganz beſonders ſtark auf. Schon
im Jutereſſe wirtſchaftlich günſtiger Beziehungen, die nur auf
der Grundlage paritätiſcher Anerkennung dauerhafte bleiben wir unſere eigene Wahrheit nicht erkannt haben, vermögen wir
können, ſollte man ſich endlich von derartigen kindiſchen und
ſno=
biſtiſchen, nur Haß und Verachtung ſäenden Vorurteilen, frei
Europa als ein die Epiſode der „Chinoiſerie” des 18.
Jahrhun=
ein in die Zukunft weiſendes Symptom von mehr als nur eng= Einſtellung möglich, Kategorien welthiſtoriſcher Abläufe
aufzu=
begrenzter kunſtgeſchichtlicher Bedeutung dürfte die der
Gegen=
wart vorbehaltene Entdeckung der hochragenden Gipfel aſiatiſcher
vor Jahrzehuten ſo überaus geſchätzten Maſſenware oſtaſiatiſcher
ſpruch auf allgemeine Beachtung verdienen. Selbſt den Opportu= Glaube an den normativen Charakter einer zudem
überidealiſier=
niſten wird es vielleicht doch noch einmal dämmern, daß eine
etwas vertieſte Kenntnis des aſiatiſchen Menſchen, deſſen
weſent=
liche Grundzüge W. Haas in ſeiner Schrift „Die Seele des
Orients” ſo meiſterhaft analyſiert hat, keineswegs ſentimentale
Zeitverſchwendung bedeutet, ſondern vielmehr einen weſentlichen
Faktor in der geſchäftlichen und politiſchen Kalkulation. Hier ſei
jedoch nur die Frage geſtellt nach dem ideellen Wert der
aſiati=
ſchen Kultur für das europäiſche und insbeſondere für unſer
deutſches Geiſtesleben. Zwei gleicherweiſe verfehlte Extreme
gilt es da zu berichtigen: kritikloſe Verhimmelung aſiatiſcher
Kul=
tur auf der einen, kritikloſe Ablehnung auf der anderen Seite. und Nachtſeiten des Lebens verſtrickten Hellas wünſchen wir die
Die einen, die phantaſtiſchen Schwärmer, die in der Regel die
aſiatiſche Form gar nicht aus eigener Anſchauung kennen und
ſchon an irgend einer durch geriſſene Scharlatane importierten
Formel hängen bleiben, bedenken nicht, daß die Ueberlieferungen
der aſiatiſchen Hochkulturen für uns nur „hiſtoriſche Werte” dar= die ſich in keiner Weiſe dem normaliſierten antikiſchen Schema
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 3.
1923.
Warſchau, 1. Juni. (Wolff.) Bei der Abgabe der
Re=
präſident auch auf die Beziehungen Polens zu
Ruß=
land und Litauen zu ſprechen. Polen wünſche die
Verwirk=
lichung aller Punkte, des in Riga mit Sowjet=Rußland
abge=
ſchloſſenen Friedensvertrages. Leider zögere die
Sowjetregie=
rung die Erfüllung ihrer Verpflichtungen hinaus und begehe
Ta=
ten, die das Gewiſſen der ganzen Welt erſchütterten. Sie
wider=
ſetze ſich ſo allen Bemühungen Polens und der mit Polen
be=
freundeten Regierungen, mit Rußland zu normalen Beziehungen
in politiſcher und wirtſchaftlicher Hinſicht zu kommen. Trotz der
uns hierher geſchickt, um die Kommuniſten zu bekämpfen, aber unaufhörlichen Herausforderungen von Seiten Litauens wolle. Weiſe teils ſeit Herbſt vorigen Jahres, teils ſeit Beginn dieſes Jahres
die polniſche Regierung — im Bewußtſein ihrer Rechte und ihrer
Kräfte — die Ueberzeugung nicht aufgeben, daß das litauiſche
Volk endlich verſtehen werde, daß es ſeinen eigenen vitalen
Jn=
tereſſen entſpreche, eine Anlehrung an Polen zu ſuchen; was für
Litauen die natürliche Garantie einer unabhängigen Zukunft
be=
deuten würde.
Der ſerbiſche „Friedenswächter”.
Paris, 2. Juni. (Wolff.) Nach einer Havasmeldung aus
Belgrad hat Miniſterpräſident Paſitſch geſtern die
Par=
lamentsſitzung durch eine Regierungserklärung eingeleitet, in
der er auch auf die Beſetzung des Ruhrgebiets zu ſprechen
kam. Paſitſch erklärte, wie Havas berichtet, der Streit im
Ruhrgebiet beunruhige die öffentliche
Mei=
nung der ganzen Welt. Serbien, das verwüſtet
wor=
der Regelung dieſer Frage unmittelbar
inter=
eſſiert, denn der Friedensvertrag von Verſailles ſichere ihm
5 Prozent der deutſchen Geſamtentſchädigungsleiſtungen zu. Das
Beiſpiel Deutſchlands ſei von Ungarn und Bulgarien
nachgeahmt worden, die die großen Allierten um Aufſchub der
Zahluugen angegangen hätten, damit ſie im Auslande
An=
leihen aufnehmen könuten. Hier habe man es mit einer
War=
nung zu tun, die es Südſlawien klar machen müſſe, daß es ſich
nicht in Sicherheit wiegen dürfe, wenn es ſich um die
Aus=
führung der in den Friedensverkrägen vorgeſehenen
Verpflich=
tungen handle. Die Regierung habe im Bewußtſein ihrer Pflicht
und ihrer Verantwortung bereits Allianzen mit denjenigen
Staaten geſchloſſen, die durch eine Veränderung der durch die
Friedensverträge geſchaffenen Zuſtände gefährdet würden. In
dieſem Sinne und zur Befeſtigung des Friedens werde die
Re=
gierung dem Parlament ein Geſetz über die
Heeresorgani=
ſation vorlegen, das zwar eine Verminderung der Dienſtzeit
vorſehe, aber die Militärmacht des Landes auf gleicher Höhe
er=
halte.
Die Teuerungskaiaſtrophe.
Münſter, 2. Juni. In einem Telegramm des
Bürger=
fraktion wird mitgeteilt, daß Handels= und Gewerbetreibende ſo=
Reichsregierung auf die durch die Teuerungskataſtrophe
hervor=
gerufene Unhaltbarkeit der Zuſtände aufmerkſam zu machen. Die
Verſorgung ſei aufs höchſte gefährdet und die Erregung der
Verbraucher außerordentlich groß.
Nach einer Meldung aus Kiel verließen dort heute früh
einen gerechten Lohnausgleich zu demonſtrieren. Maſſenzüge von
Demonſtranten bewegten ſich zum Rathaus. Die Gewerkſchaften
haben vermittelnd eingegriffen.
Die Koſten des Nahrungsmitteſ=Aufwandes.
TU. Berlin, 2. Juni. Nach den Berechnungen des
Wirt=
ſchaftsſtatiſtikers Calwer ſtellen ſich am heutigen 2. Juni die
ſtütze, jedoch von dem Gedanken, einer chauviniſtiſchen gegen 162 961 Mark in der Vorwoche. Seit dem 5. Mai iſt die DMieten, Anfang 51 Uhr. Dienstag, den 5. Juni ausnahms=
Calwerſche Inderziffer um 80 205 Mark geſtiegen.
Kommuniſien in Schutzhaft.
den am Mittwoch und Donnerstag in Mainz einige Kommu= zu Vorzugspreiſen abgegeben, die noch bekannt gegeben werden.
Erfüllung der ihnen im Verſailler Vertrag auferlegten Verpflich= Beyerle iſt Führer der Zentrumspartei in Württemberg. Die Kriegsauszeichnungen im Dienſt.
Nach der Regierungserllärung vertagte ſich der Seim auf Koalitionsparteien, das Zentrum und die Demokraten, nicht den
geforderten Einfluß eingeräumt haben.
len Erbe ſchon ebenſo entfremdet gegenüberſteht, wie etwa der
Unſere Orientſchwärmer hätten recht, ſich von dem unſäglich
riſcher Gebärde auf den Orient zu deuten, wenn uns dort noch
kultureller Schöpferkraft entgegentreten würde. Iſt doch ſelbſt
des Laostſe, in China vielleicht noch mehr der Vergeſſenheit
an=
heimgefallen wie bei uns die althochdeutſche Literatur. Aſien
ſteht nicht minder wie Europa im Zeichen einer beiſpielloſen pas und Aſiens, der nur durch die ſlawiſche und iſlamiſche Be=
Puiülzizieiies ſei vorangeſtellt! Erſtaunlich iſt die Unwiſſen= Kriſis. — Mit den Verächtern des Orients müſſen wir uns wegung unterbrochen wurde. Es muß als eine dringliche
Auf=
etwas ausführlicher auseinanderſetzen.
Man braucht gar keine Worte darüber zu verlieren, daß der
tätige Geſchäftswelt. Aus der kraſſen Unwiſſenheit entſpringt geiſtige Gehalt unſerer eigenen Ueberlieferungen für uns weit Völkerwanderungskunſt, d. h. der germaniſchen Volkskunſt, die
Ziviliſationsmenſchen gegenüber jedem Andersgeartetſein. Dieſe monumentale aſiatiſche Geiſteserbe. Keyſerling ſagt in ſeiner aufgezeigt wird. Man ſtelle nur einmal den vom Titusbogen in
die Ausführungen von Haas ergänzenden, im Jahre 1912 im
„International Inſtitute of China” gehaltenen Vortrag
lerſchie=
nen im Druck 1913 bei Eugen Diederichsl ganz klar: „Bevor
nur einer Kulturſphäre führt mit Notwendigkeit zur Erſtarrung,
machen, zumal ſich heute die Annäherung zwiſchen Aſien und zur pathologiſch=autoerotiſchen und deshalb verzerrten
Stellung=
nahme ſolvohl zur eigenen Geſchichte, als auch zum univerſalen
derts weit überragender weltgeſchichtlicher Prozeß erweiſt. Als Weltgeſchehen. Wie wäre es ohne univerſale geiſtesgeſchichtliche des Mittelalters anerkannt werden.
ſpüren, das Aggregat hiſtoriſcher Ereigniſſe „zum Syſtem, zu
einem vernunftmaßig zuſammenhängenden Ganzen” (Schiller)
Kunſt und Kultur, die erſt jetzt aus den Niederungen der noch auszubauen, die Frage zu ſtellen nach einem „bewußten Willen in
der Weltgeſchichte” (Strindberg)? Hat nicht der von hermetiſch Kirche, (Strzygowski.) Ja, man kann noch weiter gehen und
„bric=ä-brags” vor unſeren erſtaunten Augen auftauchen, An= abgeſchloſſener Philologen= und Archäologenweisheit eingeimpfte mit N. Weſt behaupten, daß der mittelalterliche Sieg der germa=
Scheidewand zwiſchen Europa und dem fernen gſiatiſchen Oſten, ſtets homogenen nordiſch=orientgliſchen Elemente gefunden hätte.
Bewunderung des Altertums”? Wer ſelbſt durch die
humani=
ſtiſche Erziehung hindurchgegangen iſt, weiß, was er ihr an ethi= Kreuzzüge der ſtärkſte Mittler zwiſchen Aſien und Europa.
geſchloſſen iſt. Aber gerade wegen unſerer Liebe zur echten, grundlegenden Unterſuchungen über die Kulturfermente des
ger=
ſchulmeiſterlich nicht grau in grau verfärbten Antike, zum
licht=
umfluteten, vom Genius geſegneten, aber auch in die Schatten= Zentralaſien gar nicht mehr ausgeſchaltet werden. Die
Ge=
humaniſtiſche Erziehung gereinigt von dem orthodoren Huma= ten; aber wir lehnen auch jenen von einigen aſiatiſchen
Archäo=
nismus, von der Unduldſamkeit und Verachtung gegen alles, was
keine Beziehung mehr zu Hellas oder Rom hat. Gerade von
die=
ſem ſo engbegrenzten Geſichtsfeld aus wurden alle Hochkulturen, Auf einige willkürlich herausgegriffene Zuſammenhänge ſei im
ſtellen können, ja, daß der lebende Afiate ſeinem hohen kulturel= einordnen ließen, nur als belangloſes ethnographiſches Material, die jede Berührung mit dem aſiatiſchen Geiſtesleben ablehnen,
Stadt und Land.
Darmſtadt, 3. Juni.
Die Kriſis in der Bauwirtſchaft.
Die Reichsarbeitsgemeinſchaft Steine und Erden, die durch
ſämt=
liche Arbeitgeber= und Arbeitnehmer=Organiſationen der Steine und
Erden gebildet wird, hat in einer Eingabe ſich an den Reichstag und
den Vorläufigen Reichswirtſchaftsrat gewendet, in der um ſchnelle
Hilfe der zuſtändigen Stellen zur Behebung der gegenwärtigen Kriſis
in der Bauwirtſchaft nachgeſucht wird. Die Eingabe weiſt an Hand
von eingehendem ſtatiſtiſchem Material nach, in welch kataſtrophaler
die Bauwirtſchaft plötzlich zum Stillſtand gekommen iſt. In der
Ein=
gabe werden im einzelnen die Gründe dargelegt, die zu der Abſatzkriſis
geführt haben. Der wichtigſte Grund iſt der Einbruch der Franzoſen
und Belgier in das Ruhrgebiet geweſen, der nicht nur die direkte
Wir=
kung der Stillegung der Bauſtoffbetriebe in den beſetzten Gebieten zur
Folge hatte, ſondern auch indirekt die Abſatzkriſe im nichtbeſetzten
Ge=
biet in ausſchlaggebender Weiſe beeinflußt hat. Die von der
Reichs=
regierung und der geſamten Induſtrie getroffenen Abwehrmaßnahmen,
insbeſondere die Stabiliſierung der Mark, haben das Bauweſen
inſo=
fern ungünſtig beeinflußt, als dieſe Maßnahmen, namentlich die
Sta=
biliſierung der Mark, in einem Augenblick durchgeführt werden mußten,
als der Beginn der diesjährigen Bauſaiſon unmittelba; vor der Tür
ſtand. Durch die Stagnation der deutſchen Wirtſchaft im Februa=
und März iſt der diesjährige Beginn der Bauſaiſon vollſtändig
aus=
gefallen, und darunter werden die Bauſtoffinduſtrien und das
Bau=
gewerbe vorausſichtlich das ganze Jahr hindurch zu leiden haben, ſelbſt
wenn die mittlerweile wieder einſetzende weitere Geldentwertung eine
Anregung zur Inveſtierung von Kapitalien in Bauten für alle
Bau=
den ſei wie in Frankreich und Belgien, ja noch ſchlimmer, ſei an luſtigen geben ſollte. In beſonderem Maße hat zur Abdroſſelung der
Bauwirtſchaft auch die außerordentlich hohe Frachtbelaſtung der
Bau=
ſtoffe beigetragen. Da aus eigenen Stücken die Bauwirtſchaft im Jahre
1923 ſich vorausſichtlich nicht mehr beleben wird, und da andererſeits
das Bauweſen in unſerer Volkswirtſchaft ſchon um deswillen eine ganz
beſondere Rolle einnimmt, weil etwa ein Fünſtel der Bevölkerung in
dem Bauweſen Brot und Nahrung findet und weil gerade hier in
be=
ſonderem Maße ein Feld für produktive Arbeitsloſenfürſorge gegeben
iſt, wird in der Eingabe verlangt, daß von den zuſtändigen Stellen
ſo=
fort in ausreichendem Maße Mittel zur Verfügung geſtellt werden,
um die öffentlichen Bauten in Angriff zu nehmen, die in größerem
Umfange die Beſchäftigung auch von ungelernten Arbeitskräften
er=
möglichen.
In der Eingabe wird darauf hingewieſen, daß nicht nur die
För=
derung des Wohnungsbaues erforderlich iſt, ſondern auch die
Inangriff=
nahme von großen öffentlichen Bauten aller Art, Verkehrsbauten,
Waſſerbauten, Kraftwerken und dergleichen, da hier in beſonderem Maße
auch ungelernte Arbeitskräfte Beſchäftigung finden können. In der
Eingabe wird verlangt, daß die zuſtändigen Stellen mit ihren
Hilfs=
leiſtungen ſofort beginnen, da andererſeits zu befüirchten iſt, daß das
Bauweſen vollſtändig zum Erliegen kommt, was wiederum mit
Rück=
ſicht auf die Wechſelwirkung, in der das Bauweſen zur geſamten
deut=
ſchen Produktion ſteht, die verhängnisvollſten Folgen für die geſamte
deutſche Wirtſchaft haben müßte.
— Wochenſpielzlan des Landestheaters vom 3. bis 10. Juni.
Großes Haus. Sonntag, 5½ Uhr: „Haſſan”, Schauſpiel
von J. E. Flecker. D 25, d 12. 3000 bis 21 000 Mark. —
Mon=
tag: Geſchloſſen. — Dienstag, 6½a Uhr: Haſſan.” C 27, 6 14.
2500 bis 17500 Mark. — Mittwoch, 6½ Uhr: „Haſſan.” B 28,
b 14. 2500 bis 17 500 Mark. — Donnerstag, 6½4 Uhr: „
Tann=
häuſer.” Sondermiete 13 (12) und 14 (17). 3000 bis 21 000 Mark.
— Freitag, 7 Uhr: „Madame Butterfly.” D 26. 3000 bis 21 000
Mark. — Samstag, 6½ Uhr: Fiesko.” 1000 bis 7000 Mark. —
Sonntag, 5 Uhr: „Die Meiſterſinger von Nürnberg.” 0 28.
3000 bis 21 000 Mark. — Kleines Haus. Sonntag, vorm.
11 Uhr: Neue Volkstänze: Müllerſcher Mädchenchor Langen.
500 bis 2000 Mark. Nachen. 3 Uhr: Zum letzten Male:
Puppen=
ſpiele: „Der geſtiefelte Kater.” 500. 1000, 2000 Mark. Abends
719 Uhr: Tanzzyklus, 6. Abend: Tanzabend Edith Bielefeld.
5000, 10 000, 15 000 Mark. — Montag. 7 Uhr: Letzte Vorſtellung
der Spielzeit 1922/23 im Kleinen Haus: „Figaros Hochzeit.”
Zuſatzmiete IV 10. 4000 bis 24 000 Mark.
— Landestheater. „Haſſan‟. Die nächſten Aufführungen von
Haſſan” falſen folgenden Mieten zu: Sonntag, den 3. Juni, den
weiſe den C=Mieten, Anfang 6½ Uhr. und Mittwoch, den 6. Juni,
den BMieten Anfang 6½= Uhr. Die letzte Aufführung des „Haſſan”
fällt der fMiete zu. Die 4=Mieter bekommen den „Haſſan” nicht als
Mietvorſtellung, da ſie ihre Anzahl Schauſpielvorſtellungen hereits
Mainz, 2. Juni. (Wolff.) Von der deutſchen Polizei wur= haben. Ihnen werden aber zu der letzten „Haſſan”=Aufführung Karten
— Edith Bielefeld tanzt heute abend um 7½ Uhr im Aleinen Haus
nach Tanzkompoſitionen von Julius Weißmann. Edith Bielefeld iſt
dem Darmſtädter Bublikum längſt ein Liebling geworden, ſo daß
wei=
tere Hinweiſe nuf dieſe Veranſtaltung ſich erübrigen.
— Verhältnis der Beamten in Heffen zum republikaniſchen Staat.
Stuttgart, 2. Juni. (Wolff.) Der Staatspräſident er= Ein Erlaß des Geſamtminiſteriums vom 12. Mai verbietet den Beamten
nannte den bisherigen Juſtizminiſter Bolz zum Miniſter des In= uſw. das Tragen von Abzeichen jeder Art mit Ausnahme der Reichs=
und Landesfarben und der vom Reich oder einem Land verliehenen
— Altersgrenze für Richter. Wie wir vernehmen, ſteht nun
Regierung nicht weiter zu beteiligen, weil ihr die beiden anderen auch in Heſſen nach dem Vorgang von Preußen ein
Alters=
grenzengeſetz für richterliche Beamte bevor, mit
deſſen Inkraftreten für den 1. Oktober 1923 gerechnet wird.
bewertet. So kam es, daß heute noch der Durchſchnittsbildung
Deutſche dem Zeitalter der mittelalterlich=germaniſchen Kultur. Hellas als die Axe der Welt gilt. Und doch iſt die Antike,
gemei=
ſen an den kulturellen Tatbeſtänden Aſiens, nur eine wenn auch
widerlichen europäiſchen Wirrwarr abzuwenden und mit diktato= glanzvolle Phaſe in der Geſchichte der Menſehheit, die ſelbſt dem
Abendlande gegenüber nicht mehr ihre bisherige abſolute
Rang=
ein lebendes Geſchlecht von überragender ſittlicher Größe und ſtellung behaupten kann, ſeitdem eine freiere Forſchung immer
deutlicher auch die aſiatiſchen Grundelemente des
nordeuropäi=
das tiefſinnigſte literariſche Denkmal Chinas, das Tao=te=king ſchen Kunſtkreiſes ſichtbar werden läßt. So zeigt zum Beiſpiel
die Völkerwanderungskunſt ganz unverkennbar den einſtigen
engen kulturellen Zuſammenhang der nordiſchen Gebiete
Euro=
gabe bezeichnet werden, daß einmal in einer zuſammenfaſſenden
Arbeit das ſozuſagen unterbewußte Nachleben der Elemente der
immer wieder die Schicht der hiſtoriſchen Stile durchſtoßen hat
Rom kopierten ſiebenarmigen Leuchter der Aebtiſin Mathilde
von Eſſen gegenüber den der gleichen Zeit angehörenden
Bern=
wardsleuchtern, um die hier angedeutete Antitheſe zwiſchen
antiker Südkunſt und aus der Völkerwanderungszeit fortlebender
keine fremde zu erfaſſen.” Aber ein prinzipielles Verharren in germaniſcher Volkskunſt in ihrem Kern zu verſtehen. Die
ehe=
malige Einheit Euraſiens (d. h. Europas und Aſiens) von der
Broncezeit bis zum Stilſtand der Völkerwanderung dürfte bald
als eine der autochthonen Grundlagen der germaniſchen Kunſt
Die nordiſch=chriſtliche Baukunſt iſt vom Orient mindeſtens
ebenſo ſtark beeinflußt wie von der Antike. Gallien war im
4. Jahrhundert durch den Zuzug ägyptiſcher, ſyriſcher und
klein=
aſiatiſcher Mönche geradezu eine Provinz der orientaliſchen
niſchen Raſſenkultur über die allmächtige Latinität kein ſo
unbe=
ten und eklektiſch verſtümmelten Antike eine undurchdringliche dingter geweſen wäre, wenn erſtere nicht die Unterſtützung der ihr
aufgerichtet? Spricht nicht ſchon Schiller von der „übertriebenen Hatte der Iſlam anfänglich den Zuſammenhang der eurgſiſchen
Kulturgebiete aufgehoben, ſo wurde er umgekehrt zur Zeit der
ſcher Bereicherung zu verdanken hat, weiß, daß ohne dieſe Grund= Die Wirkung dieſes welthiſtotiſchen Zuſammenſtoßes iſt für das
lage das Verſtändnis für die abendländiſche Kultur einfach aus= Abendland ungleich größer geweſen, wie für den Orient. Bei
maniſchen Mittelalters können der vordere Orient und auch
ſchicke Europas und Aſiens ſind untrennbar ineinander
verfloch=
logen bereits vertretenen Panaſiatismus ab, der die
Mittelmeer=
kultur nur als einen Ableger Aſiens in Anſpruch nehmen möchte.
folgenden noch aufmerkſam gemacht zur Belehrung für jene,
Seite 4
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 3. Inni 1923
Rummer 151.
Der Brotpreis mußte wegen der Erhöhung der
Getreide=
preiſe, der Löhne, des Brennmaterials und wegen der weiteren
Steigerung der ſonſtigen Unkoſten erheblich erhöht werden. So
bedauerlich dieſe ſtarke Erhöhung an und für ſich iſt, war ſie
doch notwendig, weil das Reich nicht mehr in der Lage ift, zur
Verbilligung des Brotes Milliarden zuzuſchießen. Der Preis
für das rationierte Brot, bleibt immerhin auch jetzt noch im
Verhältnis zu den Preisſteigerungen für ſonſtige notwendige
Lebensmittel, insbeſondere auch hinter dem Preis für das freie
Brot, zurück. Daß auch die Unkoſten an den verſchiedenen
Stel=
len, namentlich aber die Abſchreibungen und Rückſtellungen,
Zinſen uſw., bei den mit der Verarbeitung des Getreides und
des Mehles beſchäftigten Betrieben ganz erheblich geſtiegen
ſind, iſt nur eine Folge unſerer ſtarken Geldentwertung, die
natürlich berückſichtigt werden muß. Der große Laib koſtet
nun=
mehr 1700 Mk., ein Brötchen aus gemiſchtem Brotehl 60 Mk.
(Siehe Anzeige.)
— Sühnebehörde in Beleidigungsſachen. In Abänderung des
heſſi=
ſchen Ausführungsgeſetzes zur Strafprozeßordnung iſt nun beſtimmt, daß
künftighin der Bürgermeiſter mit Genehmigung des Juſtizminiſteriums
allgemein ſowie für einzelne Verhinderungsfälle einen Gemeindebeamten
oder ein Mitglied der Stadtverordnetenverſammlung (Gemeinderats)
als Vergleichsbehörde beſtellen kann.
Fahrgelderſtattung. Von jetzt ab können
Fahrgelderſtattungs=
anträge im Reichsbahnverkehr von denjenigen Fahrkartenausgaben
ſelbſtändig erledigt werden, die dazu ermächtigt ſind. Den Reiſenden
wird dadurch die Möglichkeit gegeben, ihre Anträge mündlich und
un=
mittelbar im Anſchluß an die Reiſe bei dieſen Dienſtſtellen
anzu=
bringen.
Fürſorgeausſchuß der Darmſtädter Nothilfe. Die
Ge=
ſchäftsſtelle, Waldſtraße 19, muß mangels ausreichender Mittel
auch weiverhin geſchloſſen bleiben.
— Gebühren der nichtärztlichen Leichenbeſchauer. Ab 1. Mai beträgt
die Beſchaugebühr am Wohnort des Beſchauers 750 Mk., bei
Leichen=
beſichtigung außerhalb des Wohnorts innerhalb des Dienſtbezirks des
Beſchauers tritt eine Weggebühr von 100 Mk. für jeden auf dem Hin=
und Rückgang zurückgelegten Kilometer — angefangener Kilometer dabei
als voll gerechnet — hinzu.
— Die Mieterhöhung noch nicht rechtsverbindlich? Der Mieterverein
ſchreibt uns: Wir teilen unſeren Mitgliedern mit, daß wir gegen die
Feſtſetzung der Hundertſätze für Juni bei der Aufſichtsbehörde Einſpruch
erhoben haben. Ueber dieſen Einſpruch iſt noch nicht entſchieden. Die
Veröffentlichung der Stadtverwaltung iſt nicht rechtsverbindlich. In den
nächſten Tagen werden wir in einer Verſammlung in der Turnhalle
(Woogsplatz) zu der Frage Stellung nehmen.
— Die Freie Literariſch=Künſtleriſche Geſellſchaft hat für ihre nächſte
Veranſtaltung als Redner Herrn Univerſitätsprofeſſor Dr. Friedrich
Gundolf=Heidelberg gewonnen, der über Georg Büchner
ſpre=
chen wird. Sowohl die hervorragende Perſönlichkeit des Redners, der
unter den deutſchen Literarhiſtorikern in erſter Reihe ſteht, wie das
Thema des Abends, ſind geeignet, das höchſte Intereſſe zu erwecken. Der
Vortrag" findet am nächſten Donnerstag, den 7. JJuni, 7½ Uhr, im
Mathildenhöhſaal, ſtatt. Der Kartenverkauf iſt in der Buchhandlung
A. Bergſtraeßer eröffnet.
— Turngemeinde Darmſtadt 1846. Alle Beſucher des 13. Deutſchen
Turnfeſtes in München, und zwar Wettkämpfer, Turnfahrer und ſonſtige
Feſtgäſte verſammeln ſich am nächſten Mittwoch, den 6. Juni, abends
8 Uhr, zu einer Beſprechung im grünen Zimmer der Turnhalle am
Woogsplatz. Erſcheinen iſt dringend erforderlich. Schon jetzt ſei
mit=
geteilt, daß die Turner=Singmannſchaft am Samstag, den 16. Juni,
im kleinen Turnſaal einen Ehrenabend mit erleſenen Darbietungen
ver=
anſtaltet. Hauptzweck dieſer Veranſtaltung iſt die Ehrung von
Turn=
brüdern, die 50 und 20 Jahre der Singmannſchaft als ausübende Sänger
angehören.
— Der Bund der Kinderreichen zum Schutze der Familie hielt ſeine
Monatsverſammlung im „Feierabend” ab. Nach Erledigung einiger
geſchäftlicher Mitteilungen erteilte der Vorſitzende Herrn Kaplan
Stroh=
menger das Wort zu einem hochintereſſanten Vortrag über Afrika und
ſeine Bewohner. In 1½ſtündigen Ausführungen gab Redner ein
feſ=
ſelndes Bild über das Leben und Treiben der heidniſchen Eingeborenen
und ihre Sitten und Gebräuche, ſowie ihr Familienleben. Beſonderes
Mitleid erregte das traurige Los der ſchwarzen Frauen, welche von
ihrem Manne gekauft und wie eine Ware behandelt werden. Auch über
die Tier= und Pflanzenwelt gab Redner lebenswarme Darſtellungen,
welche um ſo nächhaltiger auf die geſpannt horchenden Zuhörer wirkten,
als Redner aus ſeinen eigenen Anſchauungen und Erfahrungen in
Afrika die Bilder entwarf. Reicher Beifall lohnte Redner ſeine Mühe
und bezeugte den nachhaltigen Eindruck, den ſeine Ausführungen
ge=
macht. Der Vorſitzende, Herr Reul, dankte dem Redner für ſeinen
Vortrag. Hierauf ſprach der Vorſitzende noch der ſtädtiſchen Behörde
den Dank aus für die vielen Mitgliedern gewährte verbilligte Milch.
Nach Ausgabe einr Anzahl billiger Waren an die Mitglieder ſchloß der
Vorſitzende die Verſammlung mit dem Hinweis, daß in der nächſten
Verſammlung am 21. Juni Ifd. Js. ein Lichtbildervortrag von
Pro=
feſſor Kiſſinger ſtattfindet.
— Verband Darmſtädter Frauenvereine (Stadtderband). Es dürfte
für die weiteren Kreiſe unſerer Mitglieder von Intereſſe ſein, zu
er=
fahren, daß der hier beſtehende, 43 Organiſationen umfaſſende
Zuſam=
menſchluß von Frauenvereinen, die caritativ, in Berufen oder auf
wirtſchaftlichem Gebiet arbeiten, ſeit dem 1. Juni eine neue Vorſitzende
in Fräulein de Werth erhalten hat, die ſich auf 1 Jahr verpflichtete;
zu ihrer Stellvertreterin wurde Frau Tilmann gewählt. Wie
bis=
her ſteht ein geſchäftsführender Ausſchuß der Vorſitzenden zur Seite.
Die Geſchäftsſtelle des Verbandes hat vorläufig noch Frau H.
Men=
zel inne, an deren Adreſſe (Hobrechtſtr. 12) Mitteilungen, Wünſche
und Anregungen zu richten ſind. Alle 2 Monate werden im
Lehre=
rinnenheim, Gervinusſtr. 68, Sitzungen des erweiterten Vorſtandes
(beſtehend aus einer Vertreterin jeden Vereins) gehalten, in denen
Gegenwartsfragen beſprochen werden, die einer Klärung bedürfen. Der
Tag dieſer Sitzungen, deren vollzähliger Beſuch ſehr erwünſcht iſt, wird
der letzte Mittwoch des Monats ſein; die nächſte Zuſammenkunft dieſer
Art wird am 27. Juni ſtattfinden. Da Benachrichtigungen durch die
Poſt kaum mehr erſchwinglich ſind, bitten wir die Vereinsvorſitzenden,
eine diesbezügliche Bemerkung in ihrem Kalender zu machen. Außer
der Hauptverſammlung finden von Zeit zu Zeit Vollverſammlungen
ſtatt, zu denen alle Mitglieder der angeſchloſſenen Vereine Zutritt
haben.
— Kleinkinderſchule in der Mauerſtraße. Zum Gedächtnis des 90.
Jahrestags der Einweihung wurden die die Schule zurzeit beſuchenden
45 Kinder an den blumengeſchmückten Tiſchen in den jetzigen
Zeit=
läuften entſprechender beſcheidener Weiſe mit Pudding feſtlich bewirtet,
was die jugendliche Schar mit großem Jubel begrüßte. An der von
der Leiterin der Anſtalt, Fräulein Lisbeth Schumacher, veranſtalteten
Feier nahmen auch mehrere Mitglieder des Vorſtandes teil.
Schlageter.
* Albert Leo Schlageter, den das Schickſals Schills
ge=
trofſen hat, iſt ein Schwarzwälder Bauernſohn aus Schönau bei
Lörrach. Der ausbrechende Krieg ſah ihn noch auf der
Schul=
bank. Voll Begeiſterung für ſein Vaterland meldete er ſich
frei=
willig. Im badiſchen Feldartillerie=Regiment Nr. 76 machte er
den ganzen Feldzug im Weſten mit. Seine hervorragende
Tapferkeit, der das Gefühl für eigene Gefahr etwas Fremdes
war, brachte ihm ſchnell Auszeichnung und Beförderung zum
Offizier. „Treue bis zum letzten Atemzug!” — das war ſein
Leitſpruch ſeinen Kameraden und ſeinem Vaterlande gegenüber.
Als die Front im Weſten zuſammenbrach und im Oſten der
Bol=
ſchewismus durch das Baltenland auf Deutſchlands
loszumar=
ſchieren drohte, da ſetzte er auch da droben an der Düna ſein
Leben ein. Er war einer der ſchneidigſten Führer im Baltenland
unter der Gruppe von Medem, und ſeine Bauernburſchen gingen
mit ihm durch dick und dünn. Er war es, der im Mai 1919 mit
ſeiner und einer Nachbarbatterie, dem Gros voraus, auf der
neuen Holzbrücke über die Düna mitten hinein in das
bolſche=
wiſtiſche Riga jagte und unbekümmert um die Gefahren, die an
den Flanken lauerten, die Straßen von den Volſchewiſten
ſäu=
berte. Bis nach Wolmar drangen ſie vor. Dort, auf eſtniſchem
Gebiet, traf die Gruppe Medem eine ſchwere Niederlage, und
man mußte ſich zurückziehen. Keine Schuhe und keine Munition
mehr! So mußten ſie endlich zurück nach Deutſchland. In
Oſt=
preußen arbeitete er dann mit ſeinen Getreuen mit Pickel und
Schaufel Monate lang bei Entwäſſerungsarbeiten, und als der
harte Winter kam, ſcheute er ſich mit den Seinen nicht, in
Kö=
nigsberg den Schneeſchaufler zu machen. Aber Kampf und Krieg
und Gefahr ſchienen ihm lebensnotwendig geworden zu ſein,
und als die Litauer mit den Bolſchewiſten in Krieg gerieten,
da war er mit den Seinen wieder an der Front. Freilich, es
behagte ihm nicht recht bei den Litauern, und ſie kehrten nach
wenig Wochen nach Deutſchland zurück. Eine Zeitlang ſtudierte
Lokale Veranſialtungen.
Die blerunter erſcheinenden Nofizen ſind ausſchſießtich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten,
in keinem Falie irgendwie als Beſprechung oder Kritik.
Eichendorff=Morgenfeier. Die Eichendorff=Morgenfeier
der Volkshochſchule heute Sonntag vormittag 11½ Uhr in der Aula der
Landesbaugewerkſchule ſteht jedermann offen. Eintritt frei.
— Lieder=Vortrag. Um Mißverſtändniſſen vorzubeugen,
tragen wir zu der geſtern veröffentlichten Notiz noch nach, daß der
Lieder=Vortrag nicht nur für die Ausgewieſenen gedacht iſt, ſondern
jedermann zugänglich iſt, der für volkstümliche Liedkunſt
Inter=
eſſe hat.
Fachausſtellung für das Hotel= und
Gaſtwirte=
gewerbe. Welches Intereſſe in Ausſtellerkreiſen für die
Veranſtal=
tung gezeigt wird, ergibt ſich aus der Tatfache, daß nach Schluß des
Anmeldetermins noch täglich Anfragen nach weiteren Plätzen eingehen,
die nicht mehr erfüllt werden können, da ſämtliche Ausſtellungsräume
ausverkauft ſind. Neben Nahrungs= und Genußmitteln
hervorragen=
der Firmen werden auch alle ſonſtigen Gegenſtände, die mit dem
Gaſt=
wirtegewerbe in Zuſammenhang ſtehen, ausgeſtellt ſein. Das Städt.
Gaswerk wird gleichfalls ſeine neueſten Gas=Koch=, Brat= und
Back=
apparate ausſtellen und den Beſuchern praktiſch vorführen. Für
Aepfelweinliebhaber und Produzenten wird namentlich die Ausſtellung
von Keltern in jeder Art, als auch die große Kollektiv=Ausſtellung der
hieſigen Küfermeiſter von großem Wert ſein. Die Veranſtaltung
ver=
ſpricht in jeder Beziehung unſerer Stadt Darmſtadt, als
Ausſtellungs=
ſtadt, würdig zu werden.
Regimentsvereinigung ehem. 116er, Darmſtadt.
Auf die am Montag, den 4. Juni, abends 8½ Uhr, in der Brauerei
Anker, Große Ochſengaſſe, ſtattfindende außerordentliche
Mitglieder=
verſammlung wird wegen der Wichtigkeit der Tagesordnung beſonders
hingewieſen.
Café Fürſt Bismarck. Das am Freitag, den 1. Juni,
be=
gonnene Dirigentengaſtſpiel unſeres einheimiſchen Obermuſikmeiſters
Herrn M. Weber brachte durchſchlagenden Erfolg. Die Freunde und
Anhänger des populären Muſikdirigenten hatten ſich zahlreich
eingefun=
den und fühlten ſich in den mit friſchem Grün geſchmückten Räumen ſehr
behaglich. Heute Sonntag ſowie bis 9. Juni leitet Herr Weber alle
Konzerte perſönlich. Das Orcheſter iſt aus dieſem Anlaß verſtärkt.
e. Stadtmiſſion. Heute vormittag 9 Uhr findet im
Herrn=
garten (Spielplatz) der 2. Frühgottesdienſt im Freien, eine
Straßen=
predigt, ſtatt.
Im zähen Abwehrkam;
ſteht noch immer die Front an der Ruhr
und am Rhein. Soll ſie unerſchütterlich
bleiben, muß ſie geſtärkt werden durch die
Ruhrſpende
Aus den Parteien.
Deutſche Volkspartei, Michelſtadt. Vor einigen
Tagen veranſtaltete die Deutſche Volkspartei in Michelſtadt für
Michel=
ſtadt und Umgebung einen Vortragsabend über das Ruhrgebiet. Herr
Oberſtudiendirektor Dr. Oſt, ein ausgezeichneter Kenner des
Ruhr=
gebiets und auch der inneren franzöſiſchen Verhältniſſe, behandelte
in mehr als zweiſtündiger Rede die ganze Beſatzungsfrage ſpannend
und packend. Die Verſammlung war von Mitgliedern aller Parteien
beſucht, die den baterländiſchen Ausführungen des Redners mit voller
Aufmerkſamkeit folgten. Die Leitung der Verſammlung lag in Händen
von Direktor Dr. Keller, Michelſtadt.
— Deutſche Demokratiſche Partei. Die Gruppe der
demokratiſchen Beamten, Lehrer und Angeſtellten hält am Montag, den
4. ds., abends 8 Uhr pünktlich, im Parteilokal, Waldſtraße 45, eine
Ver=
ſammlung ab, in welcher Herr Rektor Schäfer über die neue
Beſol=
dungsordnung ſprechen wird.
— Deutſche Demokratiſche Partei. Die monatliche
Vorſtandsſitzung findet am Dienstag, den 5. ds., abends 8½ Uhr, im
Parteilokal ſtatt.
— Deutſche Demokratiſche Jugendgruppe. Im
Heimabend am Mittwoch, den 6. ds., wird Herr Profeſſor Dr.
Heide=
broek über ein noch bekannt zu gebendes Thema ſprechen. Es wird
er=
wartet, daß unſere Mitglieder vollzählig erſcheinen. Gäſte aus den
Reihen der älteren Parteimitglieder ſind ſelbſtverſtändlich auch
willkom=
men. Verſammlungsſtätte wie immer Waldſtraße 45.
Arbeitsmarktbericht für den Monat April 1923.
Die rückläufige Bewegung in der Entwickelung der
Arbeitsmarkt=
lage hat auch im Laufe des April weiter angehalten. Das bedeutſamſte
Ereignis innerhalb unſerer Wirtſchaft in dieſem Monat war der
Zu=
ſammenbruch der auf überaus riskanter Grundlage aufgebauten
Deviſen=
politik der Reichsbank. An ſich wäre aus zahlreichen Gründen das
Feſt=
halten der Mark in einem konſtanten Verhältnis zu den ausländiſchen
Valuten überaus erfreulich geweſen. Allein, ſolange die Notenpreſſe ſich
noch in forcierter Bewegung befindet, und vor allen Dingen die
Paſſi=
vität der Handelsbilanz durch das Ueberſchreiten der Weltmarktpreiſe
ſich immer mehr vergrößert, entbehrten dieſe Stabiliſierungsmaßnahmen
jeder inneren tragfähigen Stütze.
Der Arbeitsmarkt reagierte in engſter Anlehnung an dieſe
wäh=
rungspolitiſchen Verhältniſſe; während bis zur zweiten Hälfte des April
die Lage ſich immer mehr verſchlechterte, blieben gegen Ende des Monats
die Erwerbsloſenzahlen ſowie das Verhältnis von Arbeitsangebot und
=nachfrage einigermaßen ſtabil. Für die nächſte Zukunft iſt daher von
einer gewiſſen Auflockerung des Arbeitsmarktes zu rechnen, die aber
nicht von langer Dauer ſein und nur ſo lange anhalten wird, bis das
Lohn= und Preisniveau ſich auf den erhöhten Dollarſtand eingeſpielt hat.
er an der Univerſität Freiburg Nationalökonomie. Als der
Auf=
ruhr im Ruhrgebiet losbrach, war er ſofort wieder in den Reihen
der Kämpfer. Und vom Ruhrgebiet gings nach Oberſchleſien.
Und hier knüpft ſich eine der kühnſten Taten an ſeinen Namen:
die Eroberung des Annaberges, des Schlüſſels der polniſchen
Stellung.
Daß ſein Herz unter der neuen Schmach, die Deutſchland
an der Ruhr zugefügt wurde, ſchwer litt, war begreiflich. Ohne
Zögern eilte er ins beſetzte Gebiet, bereit, auch hier ſein Leben
in die Schanze zu ſchlagen. Und ſeinem Sehnen iſt Erfüllung
geworden: er iſt durch franzöſiſche Kugeln für ſein Vaterland
gefallen! Ein tragiſches Ende! Den Franzoſen in die Hände
geſpielt durch — Deutſche! Nicht ohne die Schuld gewiſſer hoher
Regierungsſtellen. Einen Steckbrief hatte man hinter ihm
her=
gejagt: wegen militäriſcher Bandenbildung und
Geiſelgefähr=
dung! Zwar ſtand ſein Name nicht richtig im Steckbrief, aber
man hatte ihm die Photographie beigegeben. Und ein
Sozial=
demokrat aus Friedrichshafen ſoll mit dieſem Steckbrief ins
beſetzte Gebiet gereiſt ſein. Nach einer anderen Lesart ſollen
zwei Kommuniſten, die ſich in ſeinen Kreis geſchlichten hatten,
die Verräter geſpielt haben. Gleich, wer ihn verraten hat, er
iſt durch ſchmählichen Verrat in die Hände der Franzoſen geraten.
Als er mit einem Bekannten am Düſſeldorfer Hauptbahnhof
ausſtieg, wurde er verhaftet. Und nun begann für ihn eine
wochenlange Leidensgeſchichte. Die Franzoſen müſſen ihn im
Gefängnis fürchterlich gemartert haben, denn ſein Körper war
braun und blau und voller Bajonettſtiche. Und erſt nach
wochen=
langen Qualen iſt er zuſammengebrochen und hat den
Fran=
zoſen jedes gewünſchte Geſtändnis gemacht, um ſeine Ruhe zu
bekommen. Vor Gericht hat er ſeine Geſtändniſſe zurückgezogen.
Was er den Franzoſen geſchadet, wie gefährlich er ihnen
ge=
worden iſt, das wird wohl einmal eine günſtigere Zeit dem
deutſchen Volke erzählen. Und dann wird man ihn an die Seite
jener Männer ſtellen, die wie Schill, Andreas Hofer und Palm
für ihr Vaterland das Leben hingegeben haben.
ch. Griesheim, 1. Juni. Arztwechſel. Herr Dr. Burhenne,
welcher ſich vor zwei Jahren hier als Arzt niedergelaſſen hat, iſt dieſe
Woche nach Kottbus übergeſiedelt. Seine hieſige Praxis iſt von Herrn
Dr. Lehmann von Darmſtadt übernommen worden.
r. Pfungſtadt, 1. Juni. Im Gemeinderat entſpann ſich in der
letzten Sitzung eine eingehende Ausſprache über die Leichenbeſtattung.
Aus geſundheitlichen Rückſichten und beſonders im Hinblick auf die
herr=
ſchende Wohnungsnot wäre es unbedingt notwendig, Verſtorbene in
einem beſonderen Leichenhauſe aufzubewahren, das an einer dafür
ge=
eigneten Stelle auf dem Friedhof errichtet werden ſoll. Mit der
Aus=
arbeitung dieſer Frage iſt die Friedhofskommiſſion beauftragt worden. —
Nathausumbau. Mit der Ausführung des Bodenbelages im
Rat=
hauſe — es ſoll Holzzementboden verwendet werden — iſt die
Darm=
ſtädter Firma Kadel u. Co. beauftragt worden.
r. Hahn bei Pfungſtadt, 1. Juni. Der Einheitsſarg ſoll auch
hier ausgeführt werden, aber nur auf Antrag. Er ſoll dann je nach
den Verhältniſſen unentgeltlich oder gegen Erſtattung der Selbſtkoſten
abgegeben werden. — Die Hundertſätze ſind ab 1. Juni auf 13 503
Mark feſtgeſetzt worden. — Als Ortslohn ſollen 75 Prozent vom
Durchſchnitt der hieſigen Induſtrie=Tariflöhne gelten.
r. Wixhaufen, 2. Juni. Gemeinderatsbericht. Der
Ge=
meinderat beſchloß, bei der Bezirksſparkaſſe Langen eine Anleihe von
3 000 000 Mark aufzunehmen zur Weiterführung der Waſſerleitung in
der Freyſtraße. Der Faſeleber iſt wieder mal obdachlos, und hat ſich
bis jetzt niemand gemeldet, der ſich ſeiner annehmen will, bei zirka 150
Mutterſchweinbeſitzern. Dieſer Punkt wurde auf die nächſte Sitzung
verſchoben, und wenn ſich niemand findet zur Eberhaltung, ſo ſoll ein
Stall für denſelben eingerichtet werden, auch ſoll ein weiterer Eber
an=
geſchafft werden. Ein Geſuch der hieſigen Baugenoſſenſchaft wegen
Ueberlaſſung einiger kleinen Stämme für Bretter an die Steinpreſſe
wird genehmigt. Die Abgabe für Waſſerverbrauch in den Schulhäufern
und anliegenden Gärten wurde nun geregelt und ſoll jeder, der dort
Waſſer berbraucht, ſeinen Teil bezahlen. Ein Vertrag mit der Heag,
betreffend die Abholzung des Streifens in der Hahnhecke, wurde vom
Bürgermeiſter verleſen. Der Streit mit den Jagdpächtern wurde am
Pachteinigungsamt durch Vergleich erledigt. Die Gemeinde erhält für
1922 und 1923 je eine Nachzahlung von 40000 Mark und wird für
nächſtes Jahr neu geregelt.
-0- Groß=Gerau, 1. Juni. Die Paßviſa, die gegenwärtig
ver=
langt werden, müſſen hier perſönlich beantragt werden. Alle
Nachbar=
gemeinden, die geſammelt die Päſſe eingeſandt hatten, haben dieſe von
der zuſtändigen franzöſiſchen Behörde wieder zurückerhalten. Dadurch
ſind die Bewohner gezwungen, oft weite Strecken Weges bis hierher
zurückzülegen. Das Viſum wird nur an zwei Tagen in der Woche
aus=
gefertigt. Die Anſammlungen vor der franzöſiſchen Ortskommandantur
ſind ſelbſtverſtändlich an ſolchen Tagen ſehr groß.
Mainz, 1. Juni. Ein ſchwerer Junge. Ein beſſer
geklei=
deter junger Mann transportierte auf der Straße einen großen
Gummi=
ſchlauch. Er wurde angehalten und nach ſeinen Papieren gefragt. Da
dieſe auf den erſten Blick als falſch erkannt wurden und auch das
ſon=
ſtige Verhalten des Angeklagten verdächtig erſchien, mußte er mit zur
Polizeiwache folgen. Hier unterzog man ihn einer gründlichen
Körper=
viſiitation, da ſein Ueberrock auffallend abſtand. Die Urſache war eine
ſcharfgeladene Selbſtladepiſtole, welche er ſchußbereit im Gürtel ſtecken
hatte. Mit dem Feſtgenommenen hatte die Polizei einen guten Fang
gemacht. Derſelbe iſt aus dem Polizeigefängnis in Wiesbaden
aus=
gebrochen, wo er ebenfalls wegen verſchiedener Straftaten feſtgenommen
war. Der Gummiſchlauch rührt, wie ebenfalls feſtgeſtellt wurde, aus
einem Diebſtahl her. — In einem Hauſe der Bingerſtraße wurde durch
zwei Perſonen ein Schließkorb abgeſtellt, der durch die Schwere
des Inhalts auffiel. In dem Augenblick, als beide Perſonen den Korb
abtransportieren wollten, wurden ſie feſtgenommen. Der Korb wurde
geöffnet und es wurde feſtgeſtellt, daß er mit Meſſingteilen gefüllt war.
Da die Feſtgenommenen über die Herkunft des Meſſings widerſprechende
Angaben machten, kamen ſie in Haft. — Ein neuer Einbruch in
die Burg Rheinſtein. Vor einiger Zeit wurde in die Burg
Rheinſtein eingebrochen und verſchiedenes Silbergerät geſtohlen. Die
geſtohlenen Sachen wurden damals in Mainz gefunden und
beſchlag=
nahmt. Nun wurde in der Nacht zum letzten Samstag zum zweiten
Male ein Einbruch in die Burg verübt. Bei ihrem zweiten Beſuche
machten die Diebe folgende Gegenſtände zur Beute: Ein Hausaltar aus
Holzſchnitzerei, ferner folgende Oelgemälde: Ein Gemälde auf Holz,
Nachbildung des Altars im Kölner Dom, ein Bildnis des Erzbiſchofs
Jakob von Trier, Dr. Martin Luther im Reichstag zu Worms, Einzug
in Jeruſalem, Defiliercour beim Papſt. Vor Ankauf der geſtohlenen
Sachen wird gewarnt.
Rhein, Ruhr und Saar.
— Vom Saarverein, Ortsgruppe Darmſtadt, wird uns
ge=
ſchrieben:
Als noch Friede über den Rheinlanden lag, wer erinnert ſich da
nicht gern an die herrlichen Stunden, dir er am Rhein verleben durfte.
Zur Zeit der Traubenreife, als mir luſtigem Geſang die Winzer ihre
frohen Feſte feierten, als noch das Jungvolk den Rhein heraufzog und
ſeine frohe Weiſe hinauf zu den alten Rheinburgen ſchallen ließ:
Nur am Rhein, da möcht ich leben,
nur am Rhein geboren ſein.
Stürmiſche Jahre brauſten über unſer armes Vaterland dahin und
haben die luſtigen Vögel am Rhein verſcheucht. Der ehrwürdige
Sän=
ger vom Rhein, der einſt in frohen Zecherkreiſen ſeine ſeelenvollen
Trinklieder erſchallen ließ, verſtummte.
Der Wein wurde teuer, die Zeiten wurden ſchwer, und großes
Leid kam über unſer Volk. Bajonette blitzten auf, und die Stahlhelme
trugen den fremden Eroberungswillen an den Rhein. Die Freiheit
unſeres Stromes ging zu den Sagen, die an ſeinen Ufern weben. Sein
Deutſchtum wollen die Gewaltherren zur Lüge machen. Doch inmitten
aller Gewalt und Schande, die uns angetan wird, bleibt uns ein großer
Troſt: Die Feinde werden uns unſere Eigenart, die tief uns in der
Seele wurzelt, nicht rauben können! Zumal nicht, da dieſe unſere
Eigenart unſer Deutſchtum eben iſt. Verſuchen aber gar arme,
irre=
geleitete Menſchen, ſich ſelbſt ins Herz zu greifen, um ihr Deutſchtum
zu töten, ſo wird doch einſt das große Erkennen ihrer ſelbſt über ſie
kommen.
Während man trotz all unſeres Volksleids beſtreht war, am Rhein
Sondlerbündlergedanken und internationale Gemeinſchaftsideen unter
dem Protektorate der Fremdherrſchaft zu predigen, bereitet dieſe
Gewaltherrſhaft hohnlächelnd im Saargebiet dem deutſchen
Wirtſchafts=
ſyſtem ein ſicheres Ende. Einer Regierung wurde das Wohl und Wehe
deutſcher Lande an das internationale Herz gelegt, das in der
Fran=
zoſenfauſt im Takte der Marſeillaiſe zuckt. Unter dieſem Regiment,
das ſeine politiſchen Tendenzen zum Geſetze machte, fraß der
fran=
zöſiſche Franken ſo manchen Grundbeſitz und manches gute deutſche
Unternehmen, bis er endlich in dieſen Tagen, unterſtützt durch ein
Geſetz, der deutſchen Mark voll und ganz den Garaus machte. Hart
und bitter tobt indeſſen der Kampf an der Saar. In ihrer
Ver=
zweiflung haben die Bewohner des Saargebiets vor dem Völkerbund
ihre Klage geführt. Doch wie konnten ſie dort ein Gehör finden, wo
nur fremdländiſche Vertreter eigene Landesintereſſen verfolgten. Wir
haben gekämpft mit den heiligen Waffen unſerer Heimatliebe und
Vaterlandsliebe und wurden kalt zurückgeſtoßen. Wir haben von
un=
ſeren Feinden einen Funken Menſchlichkeit verlangt und wurden mit
Reitpeitſchen geſchlagen.
Und wie ſehr wurde aller Menſchlichkeit hohngeſprochen im
Nuhr=
gebiet! Nachdem die feindliche Willkür an Rhein und Saar
rückſichts=
los unſer Deutſchtum mit Füßen trat, ſetzte ſie ihrem Handeln die
Krone auf und brach ohne jede Rechtsgrundlage in das rheiniſch=
weſt=
fäliſche Induſtriegebiet ein. Liberté, egalité, fraternite, ſo lautet der
Wappenſpruch Frankreichs. Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit
haben die Franzoſen mit dem Blute deutſcher Arbeiter in das Buch
der Weltgeſchichte geſchrieben. Die Völker der Erde haben zugeſchaut,
wie Hunderte von deutſchen Familien unter dem Drucke der
Gewalt=
herrſchaft ihre Wohnſitze, teilweiſe ohne Mitnahme ihrer Habe,
ver=
laſſen mußten. Sie haben mit angeſehen, wie Hunderte deutſche
Män=
ner für ihre treue Pflichterfüllung und Vaterlandsliebe für lange
Jahre ins Gefängnis geworfen wurden. Sie haben erleben müſſen, wie
unzuſtändige Richter ein Todesurteil unterſchrieben haben und
voll=
ſtrecken ließen. Die Völker der Erde werden einſt für uns und unſes
Recht zeugen müſſen.
Die letzte Plaſe des Entſcheidungskampfes an der Ruhr hat
be=
gonnen. Jedes Ordnungskörpers entblößt, flammte von neuem der
Weltverbrüderungsgedanke an der Ruhr auf. Wild entfeſſelt, feierte die
Internationale blutige Triumphe, die Triumphe unſerer Feinde.
Hohn=
lächelnd ſchauen ſie dem Parteikampf auf der Straße zu, der für ſie den
Widerſtand, den wir die langen Monate hindurch den fremden
Erobe=
rungsgelüſten entgegenſetzten, bricht. Der Welt bietet ſich das
merk=
würdige Schauſpiel, daß der größte Militärſtaat ſeinem größten
Geg=
ner, dem Kommunismus, Vorſpann leiſtet. Dadurch aber beweiſt
Frankreich der Welt, daß es die Parteipolitik unſerer Lande lediglich
zu egoiſtiſchen Zwecken ausnützen will. Und bewieſen hat es ſchon, daß
es, nichtachtend unſerer heiligſten Gefühle für unſer Vaterland,
nicht=
achtend unſerer Menſchlichkeit, im Verfolg ſeiner Ziele rückſichtslos ſelbſt
über Leichen ſchreitet. Die Dokumente dieſes Handelns aber hat es
unauslöſchlich tief in die Herzen der Bevölkerung an Rhein, Ruhr und
Saar eingegraben. Wir aber, die wir mit dieſer Bevölkerung fühlen
und leiden, die wir ein Teil ihrer ſelbſt ſind, rufen trotz aller erlittenen
Schmach, trotz aller uns angetanen Schande, den Welſchen zu:
Rhein, Ruhr und Saar,
Deutſch immerdar!
Rummer 151.
Vierte Jahresſitzung der Handelskammer Darmſtadt
vom 29. Mai 1923.
Die Handelskammer erhielt Gelegenheit, ſich zu einem im
Reichs=
arbeitsminiſterium ausgearbeiteten Entwurf eines Gefetzes
über die Berufsvertretung von Induſtrie und
Handel zu äußern. Der Referentenentwurf erzeugte ſtärkſte
Be=
denken dadurch, daß er den Wünſchen der deutſchen Handelskammern
ſoohl bezüglich des künftigen Aufbaues der Induſtrie= und
Handels=
kammern, wie bezüglich der Geſtaltung der Arbeitnehmervertretungen
für Induſtrie und Handel und ſchließlich bezüglich der
Gemeinſchafts=
vertretung für Induſtrie und Handel nur in ſehr geringem Maße
Reh=
nung trägt. An zuſtändiger Stelle wurden dieſe Bedenken geltend
ge=
macht und vor allem ausgeſprochen, es möchte die endgültige Beratung
des Entwurfs verſchoben werden, bis auch die Handelskammern des
be=
ſetzten Gebiets wieder Gelegenheit hätten, ſich uneingeſchränkt an dieſen
wichtigen Arbeiten zu beteiligen. Insbeſondere enthält der Entwurf
nichts über die dringend wünſchenswerte Abgrenzung zwiſchen
In=
duſtrie und Handwerk, ſowie die Anerkennung des Deutſchen Induſtrie=
und Handelstags als Körperſchaft des öffentlichen Reclts.
In einer Sitzung des Landesfinanzamts wurde über die künftige
Unterbringung des Hauptzollamts verhandelt.
Sei=
tens der Handelskammer wurde der dringende Wunſch geäußert, es
möchte dieſes Amt möglichſt zentral gelegt werden. Hierfür kommt die
frühere Infantereikaſerne in der Alexanderſtraße in Frage, wohin
auch das Poſtzollamt verlegt werden ſoll. Der in Ausſicht genommenen
Unterbringung des Hauptzollamts in dem früheren Dienſtgebäude,
Ab=
teilung 3 des Landesfinanzamts, in der weit abgelegenen Ahaſtraße
muß entſchieden widerſprochen werden.
Nachdem ſowohl im Kreiſe der ſüdweſtdeutſchen Handelskammern
eingehende Verhandlungen über die Ausgeſtaltung des
Schiedsgerichtsweſens ſtattgefunden haben, wie vom
Reichs=
juſtizminiſterium Maßnahmen zur Beſchleunigung des
Zivil=
prozeßverfahrens in Ausſicht genommen ſind, wird ſeitens
der Handelskamer das Beſtreben des Darmſtädter Anwaltvereins
be=
grüßt, gemeinſam mit den Wirtſchaftskörperſchaften eine
Schieds=
gerichtsorganiſation zu ſchaffen, welche eine ſchnelle
Erledi=
gung von Streitigkeiten unter Zuziehung geeigneter Sachverſtändiger
gewährleiſtet.
Vertreter der Handelskammer haben einer Anzahl auswärtiger
Sitzungen beigewohnt, in welchen hauptſächlich über wirtſchaftliche
An=
gelegenheiten verhandelt wurde, die ſich aus den gegenwärtigen
Ver=
hältniſſen ergeben. Insbeſondere wurde auf einer
Vertreter=
beſprechung der heſſiſchen Handelskammern gegen
den Plan des Landesamts für Bildungsweſen Stellung
genommen, die Fachſchulen dieſem Amte zu unterſtellen. — Einem
Geſetzentwurf auf Erhöhung des Mindeſtbetrags
des Grundkapitals der Aktien=Geſellſchaften und
Kommanditgeſellſchaften auf Aktien auf 5
Mil=
lionen Mark wurde zugeſtimmt. — Eingehende
Beratun=
gen erforderte der neue Entwurf eines heſſiſchen
Ge=
werbeſteuergeſetzes, der die Wiedereinführung der ſtaatlichen
Gewerbeſteuer, die getrennte Veranlagung und Beſteuerung nach dem
Anlage= und Betriebskapital und Ertrag, ſowie auch in anderen
Punk=
ten weſentliche Neuregelungen vorſieht. Da der Entwurf in der
der=
zeitigen Seſſion des Landtags doch nicht mehr beraten werden kann,
wurde vorgeſchlagen, ihn ſolange zurückzuſtellen, bis das
Landesſteuer=
geſetz, das zurzeit dem Reichstag vorliegt, abgeändert iſt und der
Ent=
wurf des neuen Heſſiſchen Gemeinde=Umlagen=Geſetzes vorgelegt wird.
Dieſe Geſetze ſtehen in engem Zuſammenhang mit der Regelung des
heſſiſchen Gewerbeſteuer=Problems. Da jedoch für das Jahr 1923
noch=
mals auf Grund des alten Gemeinde=Umlagen=Geſetzes die
Steuerver=
anlagung vorgenomen werden muß, wurden Vorſchläge zur geeigneten
Anpaſſung an die Geldentwertung bezüglich deſſen Artikels 11 gemacht.
Dieſe Abänderung iſt bereits in der letzten Sitzung des
Fnianzaus=
ſchuſſes des Landtags beſchloſſen worden. Leider wurde hierbei auch
ein Zuſatzantrag angenommen, der, wohl ausgehend von den heſſiſchen
Städten, dieſen das Recht einräumen will, ſtatt oder neben der
ſeit=
herigen Gewerbeſteuer, noch beſondere Ortsſatzungen errichten zu
könren. Dieſer Antrag bewirkt, der willkürlichen Ausſchöpfung der
Gewerbeſteuer durch die Gemeinden Tür und Tor zu öffnen, und iſt
nicht nur aus rechtlichen, ſondern auch aus wirtſchaftlichen
Geſichts=
punkten heraus in mehr wie einer Beziehung bedenklich. Beabſichtigen
doch verſchiedene Gemeinden, auf die primitioſten Arten der
Gewerbe=
beſteuerungen, wie auf die Beſteuerung der Quadratmeterzahl der zum
Gewerbebetrieb benutzten Näume, ſowie auf die Beſteuerung der
Kopf=
zahl der in den Betrieben beſchäftigten Arbeitnehmer zurückzugreifen,
alles Syſteme, die in der Geſchichte der heſſiſchen Gewerbeſteuer ihrer
Härten, ihrer Zufälligkeiten und ihrer Ungerechtigkeit wegen längſt
üiberwunden waren und an deren Stelle nach dem vorläufig
zurück=
geſtellten Entwurf gerade vorzugsweiſe die Beſteuerung des Ertrags
der Gewerbebetriebe treten ſoll. Nicht nach den äußeren Merkmalen,
ſondern nach dem Ertrag kann man die Steuerkraft eines Gewerbes
beurteilen. Eine ausführliche Stellungnahme der Handelskammer ſoll
in einer Denkſchrift niedergelegt werden.
Die Frage der Umſatzſteuerpflicht der Agenten
wurde in einem Gutachten an das Heſſiſche Miniſterium für Arbeit und
Wirtſchaft verneint. Es wurde deren Befreiung analog der Befreiung
der Kommiſſionäre auf Grund des 8 7 des Umſatzſteuergeſetzes
be=
fürwortet, da es ſich praktiſch um denſelben Lieferungsvorgang
han=
delt, und da nach dem U. St. G. gerade der Lieferungsvorgang als
ſol=
cher (vergl. die Ausnahmebeſtimmung des 8 7) für die Beurteilung der
Umſatzſteuerpflicht maßgebend ſein ſoll.
Gegen den vorliegenden Entwurf eines
Wechſel=
ſtempelgeſetzes brauchten ſachliche Einwendungen nicht erhoben
zu werden, da ſich dieſer durch die kürzere Faſſung verſchiedener aus
dem alten Geſetz übernommener Beſtimmungen auszeichnet.
Zu dem Geſetzentwurf betr. die Abänderung des
Ge=
ſetzes über die privaten
Verſicherungsunterneh=
mungen vom 12. Mai 1901 wurde nach Fühlungnahme mit den
In=
tereſſenten dahingehend Stellung genommen, die vorgeſchlagene
Aende=
rung des 8 54 des Aufſichtsgeſetzes käme viel zu ſpät, um wirkſam eine
Stärkung der Anlagen in Sachwerten zu erreichen. Eine
Sicherungs=
beſtimmung, die ungeſunde Grundſtücksſpekulation ausſchließen könne,
erſcheine angezeigt, ſowie die Einführung einer Kündigungsfriſt von
1 Monat auch für die Unfall=Haftpflichtverſicherung notwendig, eine
Heranziehung aller Verſicherungsleiſtungen zur Abdeckung der
Valuta=
verbindlichkeiten einzelner übermäßig belaſteter Geſellſchaften müſſe
jedoch abgelehnt werden.
Zu der Zuſammenſtellung der Berufsgruppen
für die Angeſtelltenverſicherung wurden gleichfalls nach
Fühlungnahme mit den Intereſſentenkreiſen Vorſchläge gemacht. Vor
allen Dingen wurde verlangt die Beſchränkung bei Meiſtern auf ſolche,
denen leitende und überwachende Funktionen zuſtehen; denn es kommr
für die Aufnahme in die Angeſtelltenverſicherung nicht auf die
Bezeich=
nung der betreffenden Perſonengrupen an, vielmehr entſcheidend kann
nur die Tätigkeit und die geſamte Stellung im Betriebe ſein.
Zu Anfang d. J. wurde in Berlin eine Aktien=Geſellſchaft
für Papierverwertung gegründet, welcher das Monopol für
den Aufkauf ſämtlicher bei den Reichs= und Staatsbehörden
anfallen=
den Altpapiere zuſtehen ſoll. Hierdurch wird nicht nur der ſeitherige
Altpapierhandel erheblich geſchädigt, ſondern es werden auch, da die
ſachgemäße und gewiſſenhafte Sortierung der anfallenden Altpapiere
von einem einzelnen Betrieb nicht vorgenommen werden kann,
erheb=
liche volkswirtſchaftliche Nachteile eintreten. Deshalb iſt die
Handels=
kammer bei den zuſtändigen Stellen gegen den Verſuch einer
derarti=
gen Monopoliſierung der Altpapierverwertung bei den Reichsbehörden
entſchieden vorſtellig geworden.
Die Frage der Vereinfachung und zeitgemäßen Aenderung der
Be=
ſtimmungen für die Hinterlegung von Geld als
Sicher=
heit (8 232 B.G.B. und 8 108 Z.P.O.) wurde geprüft. Vor allen
Dingen ſoll die Einzahlung von infolge der Geldentwertung ſehr hohen
Beträgen vermieden werden. Geplant iſt als Erſatz hierfür, den
Bank=
kredit nutzbar zu machen, indem die Reichsbank in ſolchen Fällen eine
bürgſchaftsähnliche Haftung übernehmen kann.
Zur Bekämpfung der ſtändig auftauchenden neuen Gerüchte, infolge
der Beſetzung Darmſtadts ſei der Verkehr nach Darmſtadt ge=
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 3. Juni 1923.
ſperrt, wurde durch Zeitungshinweiſe und Verſtändigung von
Behör=
den für ſofortige Aufklärung geſorgt. Leider iſt dieſe aber immer noch
nicht bis zu allen Poſtämtern und Güterannahmeſtellen durchgedrungen.
Zu begrüßen iſt, daß vom 1. Juni d. J. ab Eilzüge durch
den Odenwald eingelegt werden, welche direkte Verbindung mit
Heilbronn und Stuttgart ſchaffen. Jedenfalls wird dieſe neue
Verbin=
dung ſtark benutzt werden.
Reich und Ausland.
Pfingſttagung des Geſamtvorſtandes des Evangeliſchen Bundes.
Am 24. Mai trat der Geſamtvorſtand des Evangeliſchen Bundes in
Berlin=Steglitz zu ſeiner Pfingſttagung unter dem Vorſitz von
Staats=
ſekretär a. D. D. Dr. Lisco zuſammen. Aus allen Teilen
Deutſch=
lands waren die Vertreter der Hauptvereine und außer dieſen eine Reihe
inländiſcher und ausländiſcher Gäſte erſchienen. Der Heſſiſche
Haupt=
verein war durch Pfarrer D. Waitz=Darmſtadt und Pfarrer Berck=
Roßdorf (früher Mombach) vertreten. Vom Ausland waren Holland,
Schweden, Schweiz, Tſchechei und Jugoſlavien durch beſondere
Abgeord=
nete vertreten. Ihr Erſcheinen war der ſichtbare Beweis dafür, daß der
Proteſtantismus der Welt bereit iſt, ſich zu gemeinſamer Arbeit
zuſam=
menzuſchließen. Die Tagung wies zwei Höhepunkte auf. Der eine war
die vom Steglitzer Zweigverein am 23. Mai, abends, veranſtaltete Feier
in der feſtlich geſchmückten Lukaskirche. Nach Begrüßungsanſprachen
durch den Zweigvereinsvorſitzenden und Vertreter, der kirchlichen und
kommunalen Behörden ſtanden im Mittelpunkt dieſer eindrucksvollen
Feier die Anſprachen mit dem Thema: „Um Glaube und Heimat‟. Drei
Männer überbrachten die Grüße vom deutſchen Rhein (Pfarrer Berck),
von der Ruhr und aus der Oſtmark und gaben dem Gelübde feſten
evan=
geliſchen Glaubens und deutſcher Treue lauten Ausdruck. Dieſe
An=
ſprachen fanden ihre Zuſammenfaſſung in einer Kundgebung, die an die
hart bedrängte Bevölkerung an Rhein, Saar und Ruhr gerichtet wurde
und in der Bitte gipfelte: „Werfet euer Vertrauen nicht weg!” Namens
der Ausländer dankte Pfarrer Rieger aus der Tſchechei. — Der andere
Höhepunkt der Tagung war die Sitzung am Vormittag des 24. Mai.
Nachdem der von Konſiſtorialrat Lang erſtattete Bericht einen tiefen
Eindruck in die unermüdliche von Idealismus der Mitarbeiter getragene
Tätigkeit des Evangeliſchen Bundes gewährt hatte, ſprachen drei in
be=
ſonderer Weiſe berufene Redner zu dem Thema: Der Proteſtantismus
im öffentlichen Leben”; Generalſuperintendent D. Schöttler aus
Magde=
burg behandelte den „Proteſtantismus in ſeiner religiöſen Bedeutung”,
deſſen Weſen die Gotteskindſchaft, deſſen Be uf das allgemeine
Prieſter=
tum und deſſen Ziel die innerliche Erneuerung iſt. Geh. Konſiſtorialrat
Univerſitätsprofeſſor D. Holl aus Berlin kennzeichnete den „
Proteſtan=
tismus in ſeiner kulturellen Arbeitslei tung” auf allen Gebieten des
gei=
ſtigen Lebens und zeigte ihm ſeine Aufgabe vor allem auf dem Gebiete
der Ethik. Und der dritte Vortrag von Regierungspräſident a. D.
D. v. Campe aus Hildesheim ſchilderte den Proteſtantismus und ſeine
nationalen Aufgaben” und führte aus: Der Proteſtantismus fördert den
Staatsgedanken, das Nationalitätsprinzip als Grundlage eines geſunden
Staatslebens durch eine gerechte Würdigung und ſtarke Betonung des
Individualitätsgedankens, durch Bekämpfung des Univerſalismus und
durch Befreiung des Staates dom kirchlichen Abſolutismus durch
Aner=
kennung des Selbſtbeſtimmungsrechtes des Staates. — Es war eine Fülle
von tiefen Gedanken, die den aufmerkſamen Zuhörern geboten wurden.
Sie fanden ihre Zuſammenfaſſung in einer einmütigen Kundgebung an
das evangeliſche Deutſchland. Im weiteren Verlauf der Tagung
wur=
den mancherlei geſchäftliche Sachen beſprochen und erledigt; beſondere
Aufmerkſamkeit wurde der Preſſetätigkeit des Bundes zugewandt
und ihre Aufgaben für die Zukunft erörtert. Die ganze Tagung ſtand
auf einer ſeltenen geiſtigen Höhe und erwies von neuem die
Notwendig=
keit des Evangeliſchen Bundes, um das Erbe der Reformation zu wahren
und deutſch=proteſtantiſche Intereſſen zu fördern.
Eiſenbahnunfälle.
Berlin 2. Juni. (Wolff.) Heute früh um 7 Uhr wurde auf
dem Lehrter Bahnhof das Stellwerk IWT. durch einen Leerzug
umge=
fahren. Bei dem Unfall wurden drei Beamte verletzt, einer getötet.
Die Ein: und Ausfahrt am Lehrter Bahnhof iſt unterbunden. Die
Vorortzüge werden über den Bahnhof Putlitzſtraße geleitet. Die
Rei=
ſenden des Fernverkehrs müſſen in Spandau umſteigen. Die
Störun=
gen werden mehrere Stunden anhalten. — Nach den Feſtſtellungen
des Eiſenbahnbetriebsamts 3 Berlin wurden bei dem Unglück auf dem
Lehrter Bahnhof vier Stellwerksbeamte leicht verletzt und ein
Hilfs=
rangierführer gtötet. Der Fernverkehr wurde mit geringen
Verſpä=
tungen aufrecht erhalten. Der Vorortverkehr wird heute nachmittag
wieder aufgenommen.
Oppeln, 2. Juni. (Wolff.) Heute nacht 12,40 Uhr fuhr ein
Per=
ſonenzug auf der Strecke Ratibor—Kandrzin — vermutlich infolge
Ueberfahrens des Halteſignals — auf einen vor dem Bahnhof Kandrzin
wegen Lokomotivſchadens haltenden Güterzug. Der Zugführer und
ein Hilfsſchafner wurden getötet ein Weichenwärter verletzt. Die
Strecke iſt wieder in Ordnung. Eine Unterſuchung über das Unglück
iſt eingeleitet worden.
Wohnungsweſen.
Der Verein gegen das Beſtechungsunweſen, Berlin, teilt mit: Die
Klagen, daß unzuläſſige Beeinfluſſungen bei der Vergebung von
Woh=
nungen ſtattfinden, hören nicht auf. Der Verein gegen das
Be=
ſtechungsunweſen iſt ſtets bemüht, auf ſeinem Arbeitsgebiete die
zuſtän=
digen Behörden bei der Feſtſtellung des Tatbeſtandes ſtrafbarer
Hand=
lungen zu unterſtützen. Er iſt auch bereit, begründete Angaben auf dem
Gebiete des Wohnungsweſens zur Weiterleitung an die
Strafverfol=
gungsbehörden entgegenzunehmen.
Schmiergelder.
Eine wahre Korruption hatten die Angeſtellten Hermann
Rath=
mann und Albert Hennig eines Bielefelder Großbetriebes unter
dor=
tigen Buchdruckereifirmen angerichtet. Die genannten Angeſtellten
hat=
ten den Druckſachenbedarf einzukaufen und füllten ſich die Taſchen mit
Schmiergeldern. Auf Antrag des Vereins gegen das
Beſtechungs=
unweſen, Berlin, verurteilte die Strafkammer Bielefeld die genannten
Angeſtellten und drei Buchdruckereivertreter zu je 100 000 Mark
Geld=
ſtrafe, ferner den Reiſenden Franz Loſſeck, der die Gelegenheit zur
Verübung eines Betruges benutzte, zu 1 Woche Gefängnis oder 500 000
Mark Geldbuße.
Die Auswanderung über Danzig 1922
D.A. I. Die Nummer 5/6 des „Monthly Record of Migration” des
Internationalen Arbeitsamtes in Genf bringt die
Auswanderungs=
zahlen über Danzig für 1922. Danach ſind über den Hafen von
Dan=
zig folgende Auswanderer ausgewandert: Danziger 13, Deutſche 99,
Polen 20 089, Litauer 146, Letten 22, Eſten 1, Finnen 2, Ruſſen 2953,
Ukrainer 21, Tſchecho=Slowaken 41, Rumänen 123 und Amerikaner 1375.
Aus dieſen Zahlen geht der überagende Anteil der polniſchen
Auswan=
derung wiederum klar hervor. Bemerkenswert ſind auch die
mitge=
teilten Zahlen für den Anteil der Neligionen: Von den 24 985
Aus=
wanderern waren 15818 Chriſten und 9167 Juden. Dieſe Zahlen
er=
gänzen das obige Bild; es handelt ſich alſo zumeiſt um oſtjüdiſche
Aus=
wanderung aus Polen und dem früheren Weſtrußland.
Glänzender Schulſammlungserfolg der Lettland=Deutſchen.
D.A.I. Die Sammlungen für die dentſche Schule in
Lettland haben, wie eine am 11. Mai in Riga tagende
Delegier=
tenverſammlung des Deutſchen Elternverbandes feſtſtellen
konnte, die erſtrebten 4 Millionen Rubel erreicht. Das iſt ein
glän=
zendes Zeugnis für die Aufopferungsfähigkeit und für die nationale
ds baltiſchen Deutſchtums. Dieſen Erfolg deutſchen
Gemeinſchafts=
willens begrüßte die Verſammlung durch eine Entſchließung, die allen
Das Ende der „Kaukaſiſchen Poſt”.
D.A.I. Man ſchreibt dem Deutſchen Auslands=Inſtitut aus Tiflis:
Mit dem Ende des vergangenen Jahres mußte leider das Erſchenien
der „Kaukaſiſchen Poſt” eingeſtellt werden. Wirtſchaftliche Verhältniſſe
haben eine weitere Herausgabe dieſer Zeitung unmöglich gemacht zum
Schaden der deutſchen Koloniſten in Transkaukaſien, zum Schaden des
Auslanddeutſchtums. War doch dieſe zuletzt wöchentlich nur einmal
erſchienene Zeitung oft das einzige geiſtige Bindeglied zwiſchen dem
Mutterland und der transkaukaſiſchen Heimat, und verband ſie doh
die kleinſte, abgelegenſte Kolonie mit der großen Welt. Ueber
Deutſch=
land konnte gar nicht genug gebracht werden, und gerade jetzt, da durch
die Beſetzung des Ruhrgebiets die deutſchen Herzen mehr als ſonſt bei
ihren Brüdern und Schweſtern in der geknebelten Heimat weilen,
ver=
mißt man um ſo mehr das unfreiwillige Schweigen des Blattes. Es
kommen ja wohl auch ruſſiſche Zeitungen in die größeren Kolonien,
aber „unſere Zeitung”, wie ſie die Koloniſten ſtolz nannten, können
dieſe nicht erſetzen. Die „Kaukaſiſche Poſt” mußte der Bauer „
ſtudie=
ren”, wie ſchwer es ihm auch manchmal fiel. Oft war es das einzige
Gedruckte, das er zu leſen hatte. In letzter Zeit war die Zeitung noch
durch einen „Wirtſchaftsteil” erweitert worden, der für die Landwirte
manch wichtigen Fingerzeigt bot.
Nicht leicht iſt es geweſen, die „Kaukaſiſche Poſt” durch die
politi=
ſchen Klippen der Jahre 1918—1922 hindurchzuſteuern. Das Verdienſt
hierfür gebührt vor allem dem verantwortlichen Redakteur, Herrn
Alexander Fufajeff, der es mit meiſterhaftem Geſchick verſtanden hat,
auch die ſchwierigſten Hinderniſſe zu beſeitigen. Mit Berufsarbeit
überlaſtet, hav er ſeine Nächte dieſem ſeinem Sorgenkinde geopfert, bis
nun leider der Betrieb der Zeitung eingeſtellt werden mußte. Hoffen
wir, daß im Intereſſe des Auslanddeutſchtums bald wieder Mittel
ge=
funden werden, die „Kaukaſiſche Poſt” zu neuem Leben zu erwecken!
Das beste Rad
Sport, Spiel und Zurnen.
Tennis.
Sonntag, den 3. Juni, findet ein Städtewettſpiel zwiſchen
Frank=
furt (Klub Forſthausſtraße) und Darmſtadt auf den Plützen des Tennis=
und Eisklubs am Böllenfalltor ſtatt. Beginn 10 Uhr.
S.
Spielabteilung Union der T. G. Befſungen 65 gegen F. C. Union=
Fußball.
Auf dem „Eintrachtsplatze” am Finanzamt herrſcht heute
ein äußerſt intereſſanter Spielbetrieb. Um 9,30 Uhr vorm. tritt ſchon
die in der Verbandsſpiel=Vorrunde ungeſchlagene 1. Eintrachtjugend,
welche zurzeit beſtimmt als eine der beſten Darmſtädter
Jugendmann=
ſchaften angeſehen werden kann, im Rückſpiel ihren Noßdörfer
Riva=
len entgegen, und werden dieſe Jungmannen wohl eifrig beſtrebt ſein,
zwei weitere wertvolle Punkte in Sicherheit zu bringen. — Anſchließend
ſtehen ſich die beiden C=Bezirksmeiſter Klein=Gerau und Michelſtadt zu
einem von der Gaubehörde angeſetzten Ausſcheidungsſpiel um die
C=Meiſterſchaft des Gaues Bergſtraße gegenüber, und man geht
hoffent=
lich nicht fehl, anzunehmen, daß auch dieſes Spiel ein an ſpannenden
Momenten reiches ſein wird. — Im Nachmittagsſpiel betreten
1. V. f. R. Waldhof und 1. Eintracht den Plan. Mannheim=
Wald=
hof, tabellenzweite und im Mannheimer Gau gefürchtete, techniſch gut
durchgebildete Mannſchaft, ſpielt ein ausgeprägt flaches Dreieckſyſtem
und wird wohl eifrig bemüht ſein, ihren im Vorſpiel errungenen
5:3=Sieg den diesmal erſatzgeſchwächten Darmſtädtern gegenüber zu
wiederholen oder gar zu verbeſſern, wogegen auch die Turner beſtrebt
ſein dürften, ehrenvoll abzuſchneiden, ſo daß ein ſehenswerter Kampf
außer Frage ſteht.
„Union” Wixhauſen.
Am Sonntag, nachmittags 4 Uhr, treffen ſich obige Gegner auf
dem Beſſunger Sportplatz an der Heidelberger Straße zum
Rückſpiel. Das Vorſpiel konnte die Spielabteilung nach ſchönem
Kampfe mit 4:2 Toren für ſich entſcheiden: Daß Wixhauſen dieſe
Nie=
derlage auszumerzen verſucht, iſt klar. Andererſeits werden die
Hieſi=
gen verſuchen, ihren ſeitherigen Erfolgen einen weiteren zuzufügen.
Ueber Union=Wixhauſen weitere Worte zu verlieren, erübrigt ſich, hat
doch dieſer Verein ſchon mehrmals Proben ſeines Könnens in
Darm=
ſtadt gezeigt. Dem Darmſtädter Sportpublikum empfehlen wir dieſes
Treffen, da es für gute Qualität bürgt.
Vor dieſem Spiek treffen ſich die 2. Mannſchaften beider Vereine;
und vor dieſem die 1. Jugendmannſchaft gegen die gleiche von Griesheim
im Verbandsſpiel. Die Liggerſatzmannſchaft begibt ſich nach Wishauſen.
1I.
Gültige Lebensmittelmarken vom 4. bis 9. Juni 1923 einſchl.
Nr. 58 und 63 mit je 800 gr Brot.
(St,4547
Im Gebrauch die billigste Bereifung
Die Weltmarke bürgt für Oualität!
Jodd adlen Hiunmenn.
(II,2395
auch Bandwurm Orbis-Wurmkugeln für Kinder u.
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Landestheater, Großes Haus, Anfang 5½ Uhr Ende vor 10
uhr (D 25 Schauſpielmiete d 12): „Haſſan”. — Kleines. Haus,
11 Uhr: Müllerſche Mädchenſchule Langen. 3 Uhr: „Der
geſtie=
felte Kater”, 7½ Uhr: Tanzabend Edith Bielefeld. — Orpheum,
734 Uhr abends: „Die Kino=Königin”. — Herrngarten, vorm.
11 Uhr: Promenadekonzert. — Geſellſchaft „Stolzenfels”
nachm. 4 Uhr im Perkeo: Tanz. — Sportplatz=Reſtaurant:
Konzert. — Reſtaurant Schmitz: Konzert. — Marine=
Verein Darmſtadt, 4 Uhr im Mathildenhöhſaal: Skagerrak=
Feier. — Rummelbräu: Konzert. — Union=, Reſidenz=, Central=
Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kino=Vorſtellungen.
Verſteigerungskalender. — Montag, 4. Juni.
Diſziplin, aber auch für die tiefeingewurzelte kulturelle Willenskraft Kirſchen=Verſteigerung vorm. 9 Uhr auf der Kreisſtraße
Eberſtadt—Malchen.
Mitwirkenden herzlichen Dank für dieſes große Opferwerk ausſpricht. Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, „Stadt und Land”,
„Reich und Ausland”: Max Streeſe; für den Inſeratenteil: Paul
Lange — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Rummer hat 10 Seiten
und Unterhaltungsblatt.
Seite 6.
Darmſtädter Tagblatt, Sonutag, den 3. Juni 1923.
Nummer 151.
Familiennachrichten
Hilde Lange
Walter Joseph
VERLOBTE
Frankfurt a. M. Frankfart a. M.
Am Tiergarten 8 Unterer Atzemer 18
Darmstadt
At
Sophie Duchardt
Thomas Brodrecht
VERLOBTE
Darmstadt Darmstadt
Waldstr. 32 Hefdelbergerstr. 92, III.
Junt 1923
(*15618
Statt Karten!
Ihre Verlobung beehren
sich anzuzeigen
Käthe Tilly
Heinz WillyMackenbach
Darmstadt Alzey (Rhefnh.)
(*15634
Dr. August Herterich
Else Herterich
geb. Ockel
VERMAHLTE
Bochum Darmstadt
Juni 1923
(*15629
Todes=Anzeige.
Schmerzerfüllt teilen wir
Ver=
wandten und Bekannten mit, daß
unſere liebe, einzige Tochter,
Schweſter, Nichte und Enkelin
Katharina
nach vollendetem 20. Lebensjahr
mit großer Geduld ertragenem
Leiden, wohlverſehen mit den hl.
Sterbeſakramenten, heute Morgen
½9 Uhr ſanft im Herrn
ent=
ſchlafen iſt.
Darmſtadt, 2, Juni 1923.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Familie A. Gehring.
Die Beerdigung findet Montag
Nachmittag 4 Uhr auf dem
Wald=
friedhof ſtatt. (*15730
Todes=Anzeige.
Am 1. Juni verſchied nach
ſchwerer Krankheit unſer
innigſt=
geliebter Bruder und Onkel
im 71. Lebensjahre.
Im Namen dertrauernd. Hinterbliebenen:
Helene Klipſtein, geb. Weil
Saalbauſtraße 13.
Darmſtadt, Chieago, Köln, Friedberg i. 6.
Die Beerdigung findet Montag,
den 4. Juni, vormitt. 11½ Uhr,
in Darmſtadt auf dem iſraelitiſchen
Friedhof ſtatt. (*15633
Statt Karten
Else Rheinhold
einz Weichse
Verlobte
Schuchardstr. 12
Stlftstr. 50
Junl 1923
werden auf die neueſten Formen umgepreßt.
Gleichzeitig teilen wir mit, daß wir den
geſamten Betrieb der Firma A. Schleypen,
Karlſtr. 20, übernommen haben. (15685
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S frischung nicht mehr missen. Hok-Seesand-Mandel-5
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Herr, Inh. e. gutg.
techn. Betriebes, ſehr
vermög., wünſcht m.
Dame v. ſ. gut Char.
u. Gemüt, ev., Mitte
20 b. Anf. 30, 1,65-1,7
gr., in n. beſt. finanz.
Verh. in Verb. z. tret.
zw. ſp. Heirat.
Be=
kanntm. ſ. Ang. angen.
Berufsvermittl. verb.
Diskr. Ehrenſ. Gefl
Buſchr. m. Bild unter
F. D.3. 346 an Rud. Moſſe,
Frankfurt a. M. (I. 4573
Dankſagung.
Für die herzliche Teilnahme und
die zahlreichen Blumenſpenden, die
uns bei dem Heimgange unſeres
teuren Entſchlafenen
Rudi Müller
Poſtſekretär
erwieſen wurden, danken wir herzlichſt.
Darmſtadt, den 2. Juni 1923.
In tiefer Drauer:
Fam. Johanna Müller, geb. Herpel
Fam. Rudolf Müller. (15709
Sür die vielen Beweiſe freund=
( licher Teilnahme an unſerem
tiefen Schmerz ſagen wir hiermit
herzlichen Dank.
Darmſtadt, 2. Juni 1923.
(*15628
Eichbergſtr. 2.
Für die trauernden Hinterbliebenen:
Anna Lautenſchläger
geb. Dietrich.
Bold. D.=Uhr
zu verk. von 1½1 bis
2½ Uhr. Epp, Bleich=
*15620
Silb. Damenuhr u.
neue Damentanzſch.
(Gr. 38) bill. abzug.
Wo? ſagt die
Ge=
chäftsſtelle. (*15677
Hodeſrichtung
mit eigen. Wohnung
unabhängig, wünſcht
ſich wieder glücklich zu
mögl. Einheirat. An
geb. u. N 102 Geſchſt.
„Litera” Aktien=Geſellſchaft für die 150 jähr. Witw
chemiſche Induſtrie Darmſtadt.
In der außerordentlichen Generalverſammlung vom verheiraten. Ang. u.
22. Mai 1923 iſt u. a. beſchloſſen worden, das Grundkapital N 105 Gſchſt. (*15680
um 100 auf 115 Millionen Mark zu erhöhen. Die Aktien ſind
mit den alten ab 1. Januar 1923 gleichmäßig am Erträgnis VelkiebBleilel
der Geſellſchaft beteiligt. Der geſamte Betrag wurde von Ing., 40er J., evang.,
dem Bankhaus Dr. Hange & Co., Cöln, mit der Verpflich= verträglicher, treuer
tung übernommen, hiervon 45 Millionen Mark zum Kurſe’Charakter, verwitw.,
von 250%, den alten Aktionären derart anzubieten, daß auf ohne Kind., m. vollſt,
jede bisherige Aktie im Nennwerte von ℳ 1000.— 3 neue Mobiliar, wünſcht ge=
Aktien im Nennwerte von ℳ 1000.— bezogen werden können, bildete, tüchtige und
Zu dem Preis tritt die Bezugsrechtsſteuer, der Börſen= vermög. Dame kenn.
umſatzſtempel und 8% Zinſen vom ausmachenden Betrag ab zu lernen ( 15658
1. Januar 1923. Das geſetzliche Bezugsrecht wurde aus= zwedls Heirgt
geſchloſſen.
Darmſtadt, den 24. Mai 1923. Der Vorſtand:
gez. Direktor Georg Page.
Unter Bezugnahme auf vorſtehende Bekanntmachung und
2 Freunde
unter der Vorausſetzung, daß die Beſchlüſſe der General=
(Kaufleute)
verſammlung ins Handelsregiſter eingetragen werden, fordern
wir die Aktionäre der Litera Aktien=Geſellſchaft zu Darm= 23 J., ſuchen
Be=
ſtadt auf, bei Vermeidung des Ausſchluſſes ihr Bezugsrecht kanntſchaftzw.
jung=
naturl. Mädchen zw
bis zum 15. Juni 1923 einſchließlich bei uns auszuüben.
Untern. gemeinſ.
Die Mäntel zu den alten Aktien ſind bei uns einzureichen! Ausfl. u. evtl. ſp.
und werden nach Aufdruck des Stempels zurückgegeben. Zu=// Heirat, Herzl.
Zu=
gleich mit der Anmeldung iſt der Bezugspreis von 2500 ſchrift,mgl.m. Bild,
zuzüglich 8 Zinſen vom ausmachenden Betrage ab u. N68a. d. Geſchſt.
1. Januar 1923 bis zum Tage der Zahlung ſowie eine Diskretion Ehren=
Pauſchale für Bezugsrechtsſteuer von 150 ℳ pro Aktie von/ ſache. (*15534
1000 ℳ Nennwert und der Börſenumſatzſtempel von 1%o an CE
uns abzuführen. Erfolgt die Ausübung des Bezugsrechts /Viele vermög.Damen
im Wege des Schriftwechſels, ſo iſt die übliche Bezugs= b: Lande, 20-45 J
wünſch. d. mich b. Hei
proviſion außerdem zu zahlen. Die Ausreichung der jungen rat, Herren, a, ohne
Aktien erfolgt alsbald, wir erlaſſen hierüber eine beſondere Vermög, ſchreib, ar
Bekanntmachung.
Jacob Edelmann,
Wir behalten uns vor, die Stückeeinteilung der bezogenen Frankf. a. M., Moltke
allee 60.
Aktien nach eigenem Ermeſſen vorzunehmen, nachdem der
größere Teil der Aktien in Abſchnitten 4 5000 ℳ zur Aus=/Rückporto. (II,4448
(Staatsbeamter
gabe gelangt.
Die Mäntel zu den Aktien können anſtatt bei uns auch / Wwer., Ende der40er
bei der Direktion der Litera A.=G. in Darmſtadt zur Ab= Jahre, mit eigenem
(45oßss Landhaus, ſucht
un=
ſtempelung eingereicht werden.
abhängige, liebev.
Cöln, den 30. Mai 1923.
gez. Dr. Hange & Co. lebensfrohe Lebens=
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dieſ. Weg., da an
paſſend. Geſellſch.
fehlt, die
Bekannt=
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in gut. Poſition zu
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zwecks ſpät. Heirat.
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die Geſchſt. (*15585
Aelterervermögender
Herr ſucht beſſere
Frau
zwecks Heirat
kennen zulernen.
Ein=
heirat in Geſchäft
er=
wünſcht. Ang. u. N79
a. d. Geſchſt. erb. (*16558
Staatsbeamter
mit eignem Heim
wünſcht mit Frl. vd
Witwe bekannt zu
werden zwecks Heirat.
Angeb. u. N 83 an
die Geſchſt. (*1559e
Vermög. Geſchäftsm.
28 J., evg., w. mit
häusl. erz. Frl., 20 bis
26 J., a. v. Lande,
bekannt
Zw. Heiralzuwerd.
Zuſchr. unt. N 51
Geſchäftsſt.
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Reiſe
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rückgekehrt.s
525gm) *
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wagen geg, ſehr gut
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Blumenthal=
ſtraße 41, pt. (*15673
Fuhren art. Mein Fuhrwerk
Holzabfahren aus d. geht in nächſter Zeit
Fuhren nach aus= nach Frankfükl,
wärts werden, ange= Beiladung bis25Ztr.,
1176a
ſtr. 21, pt. /*15093mtg Peter Walter
g Alter Arheilgerweg,
Fernſpr. 2222.
Weinfäſſer
Waſſerfäſſer
Jauchefäſſer
empfiehlt
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Aliceſtr. 3.
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Gute Behandlg., bill.
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Sommer=Ausgabe 1923
erſcheint heute nachmittag 2 Uhr und iſt in allen Buchhandlungen
und den bekannten Verkaufsſtellen, Bahnhofsbuchhandlung, ſowie in
unſerer Geſchäftsſtelle, Rheinſtr. 23, zu haben. Preis 2300 Mk.
C. Wittich. Darmſtadt
wird in Zahlung ge= Der Valutaprolet.
XyI.
Piedeeubiste ist glücklich in Andwerpen
gelandet und hat inzwischen, wie er uns
auf einer Ansichtskarte mitteilte, seinen
alten Beruf als Stiefelputzer usw. wieden
aufgenommen. Piedecubiste hat sich zwar
bereits von den verehrten Lesern
verab-
schiedet, aber er wird heute nochmals und
zwar zum letzten Male hier vorgeführt. Der
LalllGplatte Grund hierfur sinddiezahlreiehen anonmen
und nicht anonymen, blöden und gescheiten
Zuschriften, die er veranlaßt hat. Aus
diesen Zuschriften geht hervor, daß die
große Mehrzahl der Schreiber die Tendenz,
welche diese Anzeigenfolge neben der
Re-
klame für Kukirol zum Ausdruck brachte,
praris H0TANeTger sanz richtig verstanden und, soweit sie sich
nicht selbst getroffen fühlte oder in Kon-
Frankfurterstr. 40 kurrenzfabrikaten reist, gebilligt hat. Denen
Sprechstd. 10-12, 3-6. aber, die sie nicht verstanden haben, möchten
wir empfehlen, jetzt noch einmal sämtliche
Anzeigen im Zusammenhange durchzulesen.
Sie werden dann finden, daß von einer
„frivolen Benutzung unseres nationalen
Un-
glücks zu Reklamezwecken” gar keine Rede
sein kann, sondern dann im Gegenteil die
Ursachen, die uns hindern, aus diesem Elend
herauszukommen, die geistige
Beschränkt-
heit, die Ausländerverhimmelung, die Sucht
Kraftpillen (. damen nach mühelosem Erwerb, Oberflächlichkeit,
hervorragend, ſchöne Putzsucht und alles, was damit
zusammen-
hängt, an den Pranger gestellt wurden, so
gold. Medaille u. gut sich das machen ließ, ohne dem
eigent-
lichen Zweck der Reklame Abbruch zu tun.
Es haben sich z. B. einige gute Leute darüben
aufgeregt, daß gewisse Typen des Berliner
Nachtlebens vorgeführt wurden. Aber.
verehrte Herrschaften, es läßt sich doch
nicht leugnen, daß diese Typen vorhanden
sind, und statt sich darüber aufzuregen,
daß diese mit der Lauge des Spottes
be-
tröpfelt werden, sollten Sie doch lieber
dafür sorgen, daß diese keine Typen bleiben,
G. m. b. d., Berlin, sondern ekelhafte Ausnahmen werden!
Der Verfasser der Texte ist ein gut deutscher
Mann. Das haben besonders diejenigen
herausgefunden, die ihm „Ausländerhetze‟‟
zum Vorwurf machten. Ach nein, gegen
Ausländer im allgemeinen wurde nicht
gehetzt, sondern es wurde wiederum nur
ein bestimmter verächtlicherTyp vorgeführt,
eben der Valutaprolet‟. Andererseits
wurde uns sogar der Vorwurf gemacht, daß
durch diese Anzeigen ein Export unserer
Fabrikate nach Belgien in die Wege geleitetz
werden sollte. Solche Dummheit müßte
eigentlich besteuert werden. Wir lehnen
jedes Geschäft mit Belgiern und Franzosen
ab. Erstens entspräche eine solche
Ver-
lbindung nicht der Gesinnung des Inhabers
unserer Firma, welcher Poincaré und
Ge-
nossen auf jeder Zehe ein Hühnerauge
wünscht. Zweitens haben wir eine solche
Verbindung nicht nötig, denn in Deutschland
und im neutralen Auslande wird Kukirol
als bestes Hühneraugenmittel s0 stark
ge-
kauft, daß wir es nicht nötig haben, uns
unseren Feinden anzubiedern. Vr-r
über-
lassen das ger anderen.
(II,4531
Kukirol entfernt jedes Hühnerauge in
wenigen Tagen schmerzlos und gefahrlos.
Zahlreiche Aerzte empfehlen dieses in vielen
Millionen Fällen Bewährte Präparat.
Außerdem empfehlen wir noch unser
Kukirol-Fußbad gegen Fußschweiß
Wund-
laufen und Brennen der Füße. Das Kukirol-
Fußbad stärkt Muskeln und Sehnen und
ist für alle Leute, die viel gehen und stehen
müssen, eine wahre Wohltat. Sie erhalten
beide Präparate in jeder Apotheke oder
besseren Drogerie.
Kukirol-Fabrik Groß-Salze bei Magdeburg.
Rummer 151.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 3. Juni 1923.
Seite 7.
Aſphaltarbeiten.
Die Ausführung von 600 qm
Aſphalt=
belag ſoll vergeben werden.
Arbeitsbeſchreibungen und
Bedin=
gungen liegen bei dem Tiefbauamt,
Grafenſtr. 30, Zimmer Nr. 5, während der
Dienſtſtunden zur Einſicht offen. Auch
werden dort die Angebotſcheine abgegeben.
Angebote ſind bis Dienstag, den
12. Juni Ifd. Js., vorm. 10 Uhr,
bei unterzeichneter Stelle einzureichen.
Darmſtadt, den 30. Mai 1923.
Tiefbauamt. (st4541
Heutiger Eintrag in das
Handels=
regiſter B: Firma Gaſthaus=
Betriebs=
geſellſchaft mit beſchränkter
Haf=
tung, Darmſtadt: Durch Beſchluß der
Geſellſchafter iſt die Geſellſchaft
aufge=
löſt. Zu Liquidatoren ſind die
ſeitheri=
gen Geſchäftsführer Otto, Karl Nitzſchke
und Eduard Trunk, beide in Brovklyn,
(4540
beſtellt.
Darmſtadt, den 29. Mai 1923.
Amtsgericht Darmſtadt I.
DO TIA
der hervorragende Frennstoff
für alfe Arten Automobilmotore
Heutiger Eintrag in das
Handels=
regiſter B: Firma: Darmſtädter und
Nationalbank,
Kommanditgeſell=
ſchaft auf Aktien, Zweigniederlaſſung
Darmſtadt: Die Prokura des Hans Sippel
iſt erloſchen.
(4539
Darmſtadt, den 29. Mai 1923.
Amtsgericht Darmſtadt I.
Am Freitag, den 8. ds. Mts.,
beginnend vormittags 9 Uhr,
wer=
den in dem Gemeindewald, von
Arheil=
gen nachſtehend bezeichnete Stämme
öffentlich verſteigert:
(4538
Buchen 5. Kl. 1 Stamm etwa 0,31 fm
2,85
Eichen 1.
Kiefern 2. , 12 Stämme , 13,39
152,46
3. „ 189
1,79„
Erlen 3.,
1,39 „
4.,
5. „ 3
1,27,
4 rm Nutzknüppel.
Die näheren Bedingungen werden
vor Beginn der Verſteigerung
bekannt=
gegeben. Treffpunkt der Steigerer Ecke
Turm= und Forſtſchneife.
Arheilgen, den 1. Juni 1923.
Heſſiſche Bürgermeiſterei.
Jung.
An Güte und Zuverlässigkeit unübertroffen
Rumänische Benzine.
Motor- und Handels-Benzol.
Dickflüssige Autoöle, speziell für den Gebrauch im Sommer geeignet.
Alle Arten Maschinenöle. — Dieselmotorentreiböle.
Staubbindende Fußbodenöle. — Allerfeinstes Petroleum.
Hellgelbe Meschinen- u. Staufer-Fette. — Vaselin-Lederfette.
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verſteigert, in den übrigen Schlägen
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Darmſtadt, den 2. Juni 1923.
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zur Deckung der Bezugsrechtssteuer einen Pauschbetrag zu zahlen, über vermieten
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dessen Höhe vor Ablauf der Bezugsfrist eine besondere Veröffentlichung erfolgt, ſtraße 2. (45441
2. Das Bezugsrecht ist bei Vermeidung des Verlustes
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ferner zu entrichtende Pauschbetrag und die Börsenumsatzsteuer sind späte-/ Stiftſtr. 29. (*15609
stens am letzten Tag der Bezugsfrist einzuzahlen.
4. Soweit die Ausübung des Bezugsrechtes im Wege der Korrespondenz erfolgt, zu mieten geſucht.
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3. Juni 1923 Nr. 134
Handel und Wandel in Heſſen.
* Oberrheiniſche Ton= und Baubedarf A.=G.,
Hep=
benheim a. d. B. Die G.=V. beſchloß Kapitalserhöhung von 5 Mill.
auf 15 Mill. durch Ausgabe von 9 Mill. Stammaktien und 1 Mill.
Vor=
zugsaktien. Die neuen Aktien werden von der Rhein=Handels=Konzern
A.=G. Düſſeldorf zu 120 Prozent übernommen mit der Verpflichtung,
den alten Aktionären ein Bezugsrecht im Verhältnis von 2:3 zu 1500
Prozent einzuräumen. Die Koſten der Kapitalserhöhung einſchließlich
Bezugsrechtsſteuer trägt die Geſellſchaft. Die Verwaltung berichtet über
einen günſtigen Geſchäftsgang.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
h. Süddeutſcher Kohlenwirtſchaftsverband E. V.,
Sit Mannheim. Der Verband hielt im Parkhotel zu Mannheim
undter der Leitung ſeines erſten Vorſitzenden, Herrn Kommerzienrat Dr.
W. Stiegeler, ſeine ordentliche Mitgliedewerſammlung ab. Aus
dem Jahresbericht, den dor Verbandsſyndikus, Hepr Dr. Hoffmann,
er=
ſtattete, ging die rege Tätigkeit hervor, die der Verband im verfloſſenen
Geſchäftsjahr auf wirtſchaftspolitiſchem Gebiete, insbeſondere in
Ver=
tretung der ſüddeutſchen Kohlenwirtſchaftsintereſſen, entfaltet hat. Aus
der Ausſprache, die ſich an den Bericht anſchloß, ſei vor allem die
Stel=
lungnahme zu der Kohlenzwangsbewirtſchaftung hervorgehoben. Von
Vertretern aller Bezinke wurde lebhaft darüber Klage geführt, daß trotz
Aufvechterhaltung des überaus koſtſpieligen, über gamz Deutſchland
bis in die unterſten Verwaltungsbehörden ausgedehnten Apparates der
Zwamgswirtſchaft eine Beſſerung in der Kohlenverſorgung nicht
er=
reicht werden kann, daß im Gegenteil die Auswüchſe der
Zwangswirt=
ſchaft immer ſchlimmere Formen annehmen. Einſtimmig wurde hierauf
eine Reſolution beſchloſſen, in der der Süddeutſche
Kohlenwwirtſchafts=
verband die Auffaſſung vertritt, daß entſpwechend den geänderten
Ver=
hältniſſen die noch geltenden geſetzlichen Beſtümwungen und
Verwal=
tungsvorſchriften einer durchgreiſenden Reviſion underzogen bzw. der
ſofortige Abbau in Angriff genommen werden muß, und zwar nach der
Richtung hin, die lohalen Wirtſchaftsſtellen uwerzüglich außer
Tätig=
keit zu ſetzen.
* Th. Teichgräber A.=G. Von den zur Ausgabe gelangenden
76 Millionen Mark Stammaktien werden 30 375 000 Mk. den Aktionären
zum Bezuge angeboten. Auf 4 alte entfällt eine neue zu 2500 Prozent
zuzüglich Steuer. Das Bezugsrecht iſt bis 2. Juni auszuüben.
* Triton=Werke, Hamburg. Die Geſellſchaft beruft zum
26. Juni eine a.=o. G.=V. zwecks Beſchlußfaſſung über Kapitalserhöhung
um 30 Millionen auf 50 Millionen. Hiervon ſollen zunächſt 15
Mil=
lionen durch ein Konſortium den alten Aktionären zum Bezuge
ange=
boten werden, und zwar im Verhältnis 4 zu 3 zu 3000 Prozent. Die
reſtlichen 15 Millionen ſollen zur Verfügung der Verwaltung gehal= Deviſenhauſſe hat die Preiſe weiter ſtark in die Höhe getrieben.
An=
ten werden. Die Kapitalserhöhung ſoll zur Durchführung der durch
den erhöhten Geſchäftsumfang bedingten Erweiterungsbauten dienen.
Der Geſchäftsgang wird als lebhaft bezeichnet.
* Terra A.=G. für Samenzucht, Aſchersleben. Die
a.=v. G.=V. am 28. Juni foll über eine Erhöhung des Grundkapitals um
15 Millionen auf 20,03 Millionen durch Ausgabe ab 1. Juli 1923 dibi= um die 60 000 Mark herum eine ziemliche Stabilität zeigte, traten ſie
denberechtigter Stammaktien Beſchluß faſſen.
hütte, Eſſen. Laut Bericht war die Geſellſchaft im abgelaufenen
gung konnte trotz der Hemmniſſe der allgemeinen Lage vergrößert
wer=
den, ohne jedoch in den Haupterzeugniſſen die Zahlen der letzten
Frie=
densjahre auch nur annähernd zu erreichen. Der Bruttogewinn wird langt, aber ſchließlich noch 5000 Mark mehr bezahlt, nämlich 125 bis
mit 278 967 000 Mk. gegen B 785000 Mk. im Vorjahre ausgewieſen.
Nach Abſetzung der Unkoſten in Höhe von 100 672 00 Mk. (i. V. 9 140 000 Kilo bahnfrei Mannheim. Nun ſprang der Dollar plötzlich auf die
Mark im Vorjahre. Abſchreibungen wurden hieraus mit 4 118 000 Mk. waren geneigt, 5000—10 000 Mark mehr zu bewilligen auf die obigen
vorgenommen, ſo daß der Reingewinn mit 174 448 000 (i. V. 19000 000 Preiſe, aber ſelbſt zu dieſen Sätzen kamen ſie nur wenig an.
Beſon=
eingezahlt und in die Th. Goldſchmidt K.=G. eingebracht. Die Voll= hohen Preiſen tätigen zu können. Beeinflußt wunde auch noch das
zahlung auf dieſe Aktien in Höhe von 37,05 Millionen ſteht noch aus. Verkaufsgeſchäft durch den Fronleichnamsfeiertag, der den Börſentag
10 206 000 Mk. wird für Aufſichtsrats=Tantiemen gezahlt, für ſoziale am Donnerstag ausfallen ließ und die Zuſammenkunft der Marktinter=
Zwecke 50 Millionen zurückgeſtellt und auf neue Rechnung 1 142000 eſſenden aus dem Lande verhinderte.
Mark vorgetragen. In der Bilanz erſcheinen Vorräte mit 1,142 Mil=
142 684 000 Mark), die ſich zuſammenſetzen aus Bankguthaben in Höhe, den Mühlen den ganzen Bedarf nicht dechen können. Bei dem rapiden
von 537 005 000 Mk., Anzahlung auf Waren und Neubauten mit
413 566 000 Mk. und Warenforderungen und ſonſtige Außenſtände mit
lionen, Kaſſe 17080 Millionen, Beteiligungen haben ſich von 51,06 auf mehl Spezial Null 354 000 Mark auf, die mitteldeutſchem Mühlen
ver=
lionen erhöht. Dieſen Aktiven ſtehen Kreditoren mit 2,842 Milliarden bis 350 000 Mark, alſo auch über dem Richtpreis, mitteldeutſche
Weizen=
gegenüber. Akztepte 394,299 Millionen. Zu erwähnen iſt noch, daß die mehle zu 320—325 000 Mark ab dortige Stationen, und norddeutſche zu
Geſellſchaft im abgelaufenen Geſchäftsjahre eine Anleihe von 60 Mil= 330—340 000 Mark an Norddeutſchland pro Doppelzentmen an.
lionen aufgenommen hat.
talserhöhung um 25 Millionen Stammaktien und 1 Million Vorzugs= preisdvückenden, ſo doch mindeſtens preisaufhaltenden Einfluß ausüben
wird ein Bezugsrecht von 5:1 zu Pari eingeräumt. Von den verblei= Preishauſſe kam hier wie auf den andenen Gebieten voll zum Ausdruck,
benden Aktien ſollen 1 005 000 Mk. der Porzellanfabrik Roſenthal über= und die nu begonnenen neuen Gras= und Kleeverſteigerungen laſſen
laſſen werden, als Gegenwert für den 5oproz. Anteil an der Adam auch nicht enwarten, daß die neue Ware billiger wird. Bei der im
Weber u. Co. G. m. b. H, die gemeinſam weiterbetrieben werden ſoll. Heppenheim a. d. B. vorgenommenen Verſteigerung eines halben
ſtand und Aufſichtsrat überlaſſen. Der Reſt wird für eventuelle An= von über 25000 Mark gleichkommt. Für altes Rauhfutter wurde
be=
gliederungszwecke und zur freihändigen Verwertung, insbeſondere zur
Einführung der Aktien an den Börſen in Berlin, Frankfurt und Dres= zahlt: Loſes Wieſenheu 60—62 000 Mark, Luzeuneklecheu 65—68 000
den verwendet.
neuen Aktien auf. Auf 1 alte entfallen 3 neue ab 1. 4. B dibidendens gunſten des hochwertigeren Heues gebracht. Das diesjährige
Stroh=
berechtigte Aktien zum Kurſe von 3000 Prozent frei Bezugsrechtsſteuer, erträgnis dürſte bei dem heutigen hohen Stand der Frucht ein bedeu=
Das Bezugsrecht iſt bis 16. 6. d8. Js. auszuüben.
* Die Lage des amerökaniſchen Eiſen= und
Stahl=
veland, Ohio, kabelt über die Lage des amerikaniſchen Eiſen= und letzten Notjewungen gebracht. Die Stimmung an dieſem Markt blieb
Stahlmarktes: Das Vertrauen in die Marktlage beſſert ſich. Führende unverändert ſehr feſt. Man notierte bei einem Dollarſtand von zirka
Leute ſagen wenigſtens für die nächſten ſechs Monate eine Fortdauer / 60 000 für Kaſſe Santos Superior roh 39 200—41 200 Mark,
ge=
dev günſtigen Konjunktur voraus. Von ſeiten der Käufer gehen An= waſchen 44500—48 200 Mark bei 11 128 Mark Zoll. Tee mittel 68 000
fragen wieder ſo reichlich ein, daß Verbrauch und Erzeugung ſich auf bis 74 000 Mark, Tee gut 74—80 000 Mark, Toe fein 80—88000 Mark
der höchſten jemals erreichten Stufe halten werden. Die Preiſe haben bei 18839 Mark Zoll. Inländiſcher Kakao 13500 Mark, holländiſcher
lar Beſſemer Roheiſen 29,50 Dollar, nachdem dieſes um 050 Dollar ſind die Preiſe natürlich ſchom wieder überholt.
machgegeben hat und von ſeinem Höchſtpreiſe um 3,00 Dollar gefallen
iſt. Koks iſt billiger geworden. Die Löhne der Arbeiter in den Weiß= bildung. Die Entwicklung iſt günſtig, doch müßten jetzt die vielen
blechwalzwerken wurden um 10 bis 11 Prozent erhöht, während ſie Regen einmal aufhören, da ſie nur guten Bodem für
Ungeziefer=
in den Feinblechwalzwerken unverändert blieben. Im April wurden entwicklung ſchaffen. Die Winzer ſind bei der ſtändig fortſchreitenden
83000 Tonme Eiſſen und Stahl exportiert, die höchſte Ziffer ſeit Juni Markentwertung weiter zurüchaltend und ſtellen faſt nur zu
Verſteige=
ändert. Nach Spiegeleiſen iſt gute Nachfrage: 20proz. Material koſtet ziemlich ſtill. Bei in der Berichtswoche abgehaltenen Verſteigerungen
Eiſenbahnen gaben zur Lieferung im zweiten Halbjahr 310 000 Tonnen heimer 11.1—198 Mill. Mark, von der Vereinigung Mittelhardter
Schienen im Auftrag.
gen in Mark auf Dollarbaſis 56 000 ungefähr folgendermaßen:
Heißdampf=Zylinderöle:
Amerik. filtr. Zylinderöl,
Maſchinenöl=Raffinate:
Maſchinenöl=Deſtillate:
4—5l10g
4—5/100
4—5/100
8100
ch
4—5f5o
5—6/50
6—7/50
7—8150
7—8150
8—9/50
5—6/50
7—8/50
alles per
Hamburg.
Reingewicht, verzollt,
J. 240...." „e 2740 N 2590 270/80 v 3680 2830 280/90. „ 3900 „ 3050 290/300 „ 4950 „ 4030 330/35 6210 „ 5290 I.... 5120 „ 4200 170/80 .. 2880 2020 180 ...." 3910 3050 über 200 4320 „ 3450 ca. 180. 4140 „ 3280 180/90 .. 4320 3450 über 200 „ 4490 3680 230/40 .. 4950 4090 210. 3070 2420 180 3180 2590 180 3340 2590 8090 3740 3910 ſp. unverzellt, ab Lager t. Erhöhung des Gold= und Silber=
Ankaufs=
preiſes. Der Ankauf von Gold für das Reich durch die Reichsbank
und Poſt erfolgt vom 4. d. Mts. ab bis auf weiteres zum Preiſe von
260 000 Mk. für ein Zwanzigmarkſtück und 130 000 Mk. für ein
Zehn=
markſtück. Für ausländiſche Goldmünzen werden entſprechende Preiſe
gezahlt. Der Ankauf von Reichsſilbermünzen durch die Reichsbank und
Poſt erfolgt bis auf weiteres zum 5000fachen Betrage des Nennwertes.
*Neckarwerke A.=G., Eßlingen. Der Abſchluß für 1922
ergibt eine Betriebseinnahme von 971.17 Millionen (i. V. 51,66
Mil=
lionen). Betriebsunkoſten 562,97 Millionen (i. V. 42,099 Millionen).
Nach Abzug der ſonſtigen Laſten Abſchreibungen und Rücklagen in
Höhe von 304,044 Millionen (i. V. 3,36 Millionen) verbleibt
einſchließ=
lich Vortrag ein Ueberſchuß von 64,99 Millionen. Der Bericht ſtellt
zum erſten Male eine gewiſſe Stetigkeit in der Verſorgung mit
Be=
triebsmitteln feſt. Die Energieerzeugung nahm um rund 6 Prozent
zu, das finanzielle Ergebnis ſei befriedigend. Die Geſellſchaft erhöhte
im vergangenen Geſchäftsjahre das Grundkapital von 35 Millionen
auf 87 Millionen. Die Rücklagen wuchſen durch das Agio auf 40,42
Millionen an.
* Badiſche Bank in Mannheim. Für das abgelaufene
Geſchäftsjahr gelangt eine Dividende in Höhe von 40 Prozent zur
Aus=
ſchüttung. Ferner wird Kapitalserhöhung um einen ungenannten
Be=
trag vorgeſchlagen. Ein Teil der neuen Aktien ſoll den alten Aktionären
derart zum Bezuge angebotem werden, daß auf 3 alte 1 neue Aktie zum
Kurſe von 300 Prozent entfällt.
* Wiesbadener Rückverſicherung=A.=G., Baden=
Baden. In einer auf den 26. Juni d. J. einberufenen G.=V. wird
u. a. Auflöſung der Geſellſchaft und Beſtellung des Liquidators
vor=
geſchlagen.
* Neckarwerke A.=G., Eßlingen. Die Geſellſchaft ſchlägt
eine Dividende in Höhe von 80 Prozent auf die Stammaktien und 51=
Prozent auf die Vorzugsaktien vor.
* Vereinigte Strohſtoffabriken A.=G., Dresden.
Die Geſellſchaft beſchloß die Verteilung von 300 Prozent Dividende.
Warenmärkte.
h. Mannheimer Wochenberichte. — Getreide. Die
gebot und Nachfrage war abwechſelnd groß und klein, je nach der
Deviſenbewegung. Zu Beginn der Berichtswoche war im Gegenſaßz zu
früher bei der Deviſenſteigerung große Kaufluſt vorhanden, die
Ver=
käufer ſind aber ihrem Grundſatz treu geblieben und hatten
Zurückhal=
tung geübt, ſo daß wenig Ware am Markt lag. Erſt als der Dollar
wieder mit mehr Angeboten hervor, und nun ſetzte die Gegenſeite in
* Th. Goldſchmidt A.=G., Chem. Fabrik und Zinn= Erwartung eines Preisrückganges mit ihrer Zurückhaltung ein.
Ge=
fordert wurde für deutſchen Weizen B0—240 000 Mark, bezahlt 215
Geſchäftsjahr verhältnismäßig gleichmäßig beſchäftigt. Die Gütererzeu= bis 225 000 Mark, für deutſchen Noggen gefordert 190 000 Mark, erlöſt
185—190 000 Mark, für Braugerſte gefordert 165—175000 Mark,
be=
zahlt 160—170 000 Mark. für inländiſchen Hafer 120—150 000 Mark ver=
150 000 Mark, gelber Mais koſtete 210—220 000 Mark, alles pro 100
Mark) ergibt ſich ein Rohgewinn von 178 235 000 Mk. gegen 19 645 000 70 000, und alle Angebote waren nahezu verſchwunden. Die Käufer
Mark) verbleibt. Bekanntlich hat die Geſellſchaft im abgelaufenen Ge= ders muß aber vegiſtriert werden, daß trotz des Ultimos und der
Not=
ſchäftsjahre dweitere Kapitalserhöhungen bis zu 150 Millionen vorge= wendigkeit großer Geldmittel zum Ankauf von Deviſen und Effekten
nommen. Von den neuen Aktien wurden 50 Millionen mit 25 Prozent genigend Bargeld flüſſig war, um größere Kaufabſchlüſſe ſelbſt zu den
Mehl. Die Heranziehung norddeutſcher und mitteldeutſcher Mehle
liarden (i. V. 41 468 000 Mark), Debitoren mit 2,387 Milliarden (i. V. macht ſich immer mehr notwendig, da die im unbeſetzten Gebiet liegen=
Auſteigen der Mehlpreiſe war die Nachfrage nach billigen Mehlen
groß, zumal ihnen durch Frachterhöhung eine weitere Verteuerung
1,436 Milliarden. Staatspapiere und Wechſel betragen 18,599 Mil= droht. Die ſüddeutſchen Mühlen ſtellten als Richtpreis für Weizen=
79,080 Millionen erhöht. Die geſetzliche Rücklage hat ſich durch das langten für ihr Weizenmehl 340—350 000 Mark, alſo teils niedrigere,
Agio aus der Kapitalserhöhung von 7128 Millionen auf 134,559 Mil= teils teuerere Ware. Die zweite Hand bot ſüddeutſche Mehle zu 340
Futteymittel. Wenm man gehofft hatte, daß die günſtigen
* Steatit Magneſia A=G., Nürnberg. Es iſt Kapi= Ausſichten auf die Grünfutter= und Heuernte einen wenn auch nicht
aktien von insgeſamt 63 Millionen beſchloſſen. Den alten Aktionären würden, iſt man auch hierin eines anderen belehrt worden. Die
15 Millionen werden den Angeſtellten und Arbeitern, ſowie dem Vor= Morgen Klees wurdem 440 000 Mark erlöſt, was einem Zentnerpreis
Mark, Preßſtroh 56—60 000 Mark und gebundenes Stroh 54—58000
Mark pro Zentner waggonfrei Mannheim. Der früher ziemlich gleiche
* Stahlwerk Oeſe. Die Geſellſchaft fordert zum Bezuge der Preis für Heu und Stroh hat nun wieder eine größere Differenz
zu=
tend größeres als im Vorjahr werden.
Kolonialwaren. Die Preisaufwärtsbewegung hat weiter
marktes. Das amerikaniſche Fachblatt „Fron Trade Review”, Ele= große Fortſchritte gemacht und nahezu eine Verdoppelung gegen die
ſich befeſtigt, ausgenommen für Roheiſen, von dem nur geringe Vor= Kakao 16000 Mark und 13696 Mark Zoll und Burma=Reis 4800 Mark
räte vorhanden ſind. Baſiſches Pittsburger Roheiſen koſtet 28,00 Dol= pro Kilo ab Mannheim. Auslandszucker wurde nicht angebotzen. Heute London zsssssasasenagaraas
Wein. Die Wärme fehlt noch immer den Reben zu ihrer Blüten=
1992. In Legierungen iſt der Markt matt, in Fervomangan unber= rungen Weine zur Abgabe. Das freie Handelsgeſchäft iſt deshalb auch
45,00 bis 47,50 Dollar frei Ofen, für Lagetware 50,00 Dollar. Die wurden in Dürkheim von dem Weingut Mahlerwein für 1921er Kirch=
Weinbauern in Gimmeldingen für 19Dder Weißweine (Naur) 4,6—7.37
O Vom Schmiermittelmarkt. Die Importierungen lie= Mill. Mark, für gezuckerte 3,91—6,19 Mill. Mark, für 1921er Weiß= Agram
weine 10—15,9 Mill. Mark, für 1922er Rotweine 2,5—3,31 Mill. Mark
Verzollt Unverzollt erlöſt. Der Deidesheimer Winzerverein erlöſte bei flottem Abſatz für
1993er Weißweine 11.8—19 Mill. Mark pro 1000 Liter. Der
Winzer=
verein Königsbach verſteigerte 1922er Weißweine zu 6,8—16 Millt
Mark, 192ler Weißweine zu 54—61 000 Mark die Flaſche und 193der
Rotweine zu 41—4,11, 1921er Rotweine zu 18,7 Mill. Mark die 1000
Liter. Das Weingut Hagenburger erlöſte für 1921er Weißweine 72
bis 59,6 Mill. Mark, für 1920er Flaſchenweine 16 500—60 000 Mark,
für 1921er Flaſchenvotweine 16 000 Mark pro Flaſche. Die
Vereini=
gung Rheingauer Weingutsbeſitzer erzielte für 1922er Weißweine pro Italien....
Halbſtück 6,6—181 Mill. Mark, für 1921er pro Halbſtück 35—61,2 und
pro Viertelſtück 36—82,5 Mill. Mark.
Schiffahrt und Kohle. Die deutſche Schiffahrt muß weiter
ruhen. Viele Schiffe liegen in den Häfen untätig und auch die Um= Spanien„zzuzaargnn
ſchlagseinrichtungen ſtehen ſtill. — Tvotz der Verteuerung der
inlän=
diſchen wie deutſchen Kohlen iſt die Nachkrage ſeitens der Induſtrie
groß, da bei vielen Gebieten das Auslandsgeſchäft wieder ſtark zuge= Budapeſt. .................
nommen hat und dieſe deshalb voll arbeiten können.
Tabak. Die Auspflanzung der jungen Tabakpflanzen auf die Javanzzzurrzzgzrzgngsngns
Aecker wird nun in größerem Maßſtabe vollzogen, nachdam man wohl
annehmen darf, daß die kalten Tage und Nächte endgültig vorüber ſind
und den fungen Pflanzen hiendurch kein Schaden mehr entſtehen kann.
Die derzeitig hohen Tabakbreiſe neizen die Landwirte zu vermehrtem
Tabakanbau. Die Eigner von 1922er Tobaben halten weiter ſtark mit
der Abgabe zurück und laſſen von ihrem Beſitz nur bei Gewährung von
Spitzenforderungen ab. Händler verkauften einige hundert Zentner zu
600—700 000 Mark pro Zentner an Fabrikanten. Die Nachfrage nach
1922er wie älteren Tabaken iſt ſo groß, daß ſie bei weitem nicht
befrie=
digt werden kam. Auch Rippen werden mehr denn je geſucht trotz
hoher Preiſe.
Holz. Die Preistreiberei bei Holzverſteigerungen geht ins
Un=
ermeßliche. So wurden bei einer Wellenverſteigerung in Rockenhauſen
(Pfalz) für 50 Wellen (Buchenunterholzwellen) bei einer Taxe von
30 000 Mark bis zu 119 000 Mark, für 2 Ster Weichholzprügel bei 23000
Mark Taxe bis zu 116 000 Mark geboten.
wb. Berliner Produktenbericht. Mit der Fortſetzung
der Steigerung der Deviſenpreiſe wurde auch am Produktenmarkt das
Angebot, welches vormittags zum Teil elwas vorhanden geweſen war,
wieder geringer, und es mußten für alle Getreideſorten wieder
weſent=
lich höhere Preiſe bewilligt werden. In Weizen kann dem Bedarf der
Müller ſelbſt bei merblich höheren Geboten nicht genügt werden.
Nog=
gen, Gerſte und Hafer und ebenfo Futterſtoffe erfuhren bei kleinen
Umſätzen durchweg neue Preisſteigerungen.
Börſen.
* Börſenwochenbericht für die Zeit vom 28. Mai
bis 2. Juni (mitgeteilt von der Deutſchen Bank, Filiale Darmſtadt).
Am Deviſenmarkte brachte die neue Woche infolge andauernd ſchlechter
Beurteilung der politiſchen Lage eine Fortſetzung der ſtarken
Hauſſe=
bewegung. Es entwickelte ſich ein ſtarkee Begehr nach ausländiſchen
Zahlungsmitteln. Da dieſem nur ein ſehr geringes Material
gegen=
überſtand, überſchritt der Dollar bald die 60 000=Mark=Grenze und
ſtellte ſich der erſte amtliche Kurs auf 62 000 Mark. Durch die
Steige=
rung der Debiſen erfuhr auch der Effektenmarkt eine
Aufwärtsbewe=
gung und wurden namentlich wveſtliche Montawwerte und verwandte
Induſtrieaktien ſtank begehrt. Lebhaftes Geſchäft zeigten auch
Schiff=
fahrtswerte. Paketfahrt ſetzten mit 170 000, Norddeutſcher Lloyd mit
75 000 ein. Bankaktien ſtanden im Mittelpunkte, beſonders waren
Berliner Handelsgeſellſchaft, Mitteldeutſche Creditbonk, Dvesdener und
Darmſtädter Bank=Aktien ſtark geſucht. Von Rentenwerten befeſtigten
ſich beſonders türkiſche Fonds. Von deutſchen waren Deutſche
Schutz=
gebietsanleihe ſehr geſucht, ebenſo wie die deutſche Spapprämienanleihe,
die mit 450 Geld repartiert geſucht war. Im Verlaufe der Woche
machte ſich aus der Provinz ſeitens des Publitums, welches ſeine
Ge=
winne in Sicherheit bringen wollte, ſtärkeres Angebot bemerkbar, das
aber bald zu nicht ſtark gewichenen Kurſen glatte Aufnahme fand. Die
neue Steigerung der Debiſenkurſe führte raſch wieder zu einer
erheb=
lichen Befeſtigung der Tendenz. Es zeigte ſich regſtes Intereſſe für
Aktien aller Gebiete. Das Publikum gab neue Kaufaufträge in
gro=
ßer Anzahl, auch ſcheinen Anzeichen vorzuliegen, daß die Auslands=
und Konzernkäufe noch keineswegs beendet ſind. Zum Schluß der
Woche lagen infolge des weiter ſtarken Anziehens der Deviſenkurſe
(Dollar zirka 80 000) große Aufträge vor, die nur zu bedeutend höheren
Kurſen befriedigt werden konnten. Beſonders zu erwähnen ſind
Aſchaf=
femburgev Zellſtoff 150 T. rat. (plus 19 T.), Hammerſen Spinnerei
100 T. (plus 29 T.). Von Schiffahrtswerten notierten Hapag 260 T.
(plus 60 T.), Norddeutſcher Lloyd 95 T. (plus 25 T.). Der
Einheits=
markt verkehrte in ſehr feſter Haltung, jedoch waren hier die
Steige=
rungen im allgemeinen kleiner als an den varigblen Märkten. Am
freien Markte waren ſtark geſucht Beckerſtahl 80,5 T., Beckerkohle 62 T.,
Benz 93 T., Krügershall 83 T., Metz Söhne 34 T., Ufa 44 T. Die
höchſten Kurſe wurden nachbörslich noch überholt. Man ſchloß in ſehr
feſter Haltung.
wb. Frankfurter Börſenſtimmungsbild. Wie üblich
fand heute nur ein amtlicher Verkehr in Deviſen und Notenmarks ſtatt.
Die Stimmung auf dieſen Märkten war im Frühverkehr ruhig bei
be=
haupteten Preiſen. Im Verlaufe trat wieder ſtarker Bedarf hevor,
und es trat ein Umſchwung ein. Sehr feſt geſtaltete ſich Debiſe
Lon=
don und Neu=York, denen die übrigen Zahlungsmittel folgten. Man
handelte Dollarnoten mit 74 750 75 000, 76 000, vor Beginn des
amt=
lichen Verkehrs an der Börſe ſcharf anziehend 78000 bis 79 000. Im
Gffektenverkehr von Bureau zu Bureau war der Geſchäftsverkehr im
allgemeinen ruhig, die Tendenz aber feſt. Einen größeren Einfluß
hatte auf den Verkehr die Aufwärtsbewegung des Deviſenmarktes auf
Auslandsventen. Bagdad II 235 000, Zolltürken 140 000, 1902er Nuſſen
11000 genannt. Goldrumänen feſt 47—48 000, Anatolier I und II ſtark
gefragt. Schutzgebietsanleihe 19 000 Geld. Entrepriſe 335—345 000,
Diamond Shares 350 000 Api 94 000. Im eingzelnen nannte man
fer=
ner noch folgende Kurſe: Metall Bingwerke 43 000, Norddeutſcher Lloyd
105—109—110 000 Hamburg Paketfahrt 275—280 000, Deutſch=
Lugem=
burger 550 000, Bad. Anilin 89—91 000, Scheideanſtalt 135—140 000,
Mansfelder 130 000, Licht und Kraft 68 000, Bergmann 150 000. Von
unnotierten Werten ſind noch zu erwähnen Benz 100—108 000,
Kreich=
gauer 5000, Ufa 45 000, Kammerſtein u. Hafius 19 000, Becker Kohle
58 000, Brown Boveri 26 000, Krügershall 90 000 Kabelwerk Rhetzdt
60—65 000, Memeler, Zellſtoff wurden mit 1,5 Millionen genannt.
Dollarnoten gegen 1 Uhr 80 500.
wb. Verliner Börſenbericht. Die Steigerung der
Devi=
ſenpreiſe ſetzte ſich heute in verſtärktem Maße fort. Gegenüber der
beſtehenden dringenden Nachfrage verhielten ſich die Deviſenbeſitzer ſo
zurüchaltend, daß bei der amtlichen Preisfeſtſetzung der Bedarf für faſt
alle Plätze nur zum Teil, und zwar zumeiſt nur zur Hälfte, für
Oſt=
deviſen, wie Prag. Wien und Jugoſlawien nur mit 15 bis 25 Prozent
befriedigt werden konnten. Für Dollarnoten wurden ſpäter über
80 000 Mark und für Dollerſchatzanweiſungen per Kaſſe 81 000 Mark,
per Juni 86 000 Mark und per Juli 92000 Mart bezahlt. Infolge der
Vorgänge am Debiſemmarkt hielt die ſtürmiſche Nachfrage nach Effekten
aller Art ſeitens der berufsmäßigen Händlerkreiſe und des Publikums
an, es wunden wieder durchwveg zum Teil beträchtlich über den
geſtri=
gen Schlußkurſen liegende Preiſe genannt. Auch hier iſt wegen der
geringen Neigung weiter Kweiſe, ſich von ihven Sachwerten, als welche
Effekten in zunehmendem Maße angeſehen werden, bei der anhaltenden
Markentwertung zu trennen, bereits ſtärkere Knappheit an Ware zu
beobachten. Dieſelbe Wirkung haben auch die Aufkäufe gvoßen Stils
in Montanwerten.
w. Deviſenmtrkt. Frankfurt a. M.; 2. Juni.
i
Antwerpen=Brüſſel.........: 4127.15 417,85 T 4413,95 4436,65 Holland ......s.a.JaJJaJaa 29276.60 29423.40 31321.50 31478.50 315135.— 346863.— 3690f5— 370925.— Paris ......................" 147.85 4872.15 5187.— 5213.— Schweiz... .. . . . . .. . . . . . . . .. 13416.65 1313,65 14289.20 14360,80 Spanien ........l.sss.. ...! 11371.50 11428.50 12269.25 12330.75 Italien ................... 3336.15 3553,85 3765.55 3784.45 Liſſabon=Oporto. . . . . . . . . . . .. Dänemark ................ .." 1401485 14085.15 14763.— 14877.— Norwegen......" 1248.75 1353125 13466.25 13633,75 Schweden
„.. 20049 75 20150.26 21336.50 21456.50 Helſingfors
U 2109.70 212030 New=Yorl
.. 76059.40 76440,69 80548.10 80951.90 Deutſch=Oſterreich (abg.) . .... 106 B5 106.765 111.97 112,63 Budapeſt 13.965 — 14.035 14.46 14.54 Prag. 2259.35 2270,65 2403.95 2416.05 w. Deviſenmarkt. Berlin, 2. Juni Telegr. Auszahlungen für: a Nfe Geld Briel Geld. Brief Amſterdam=Rotterdam ... ... 29127— Miß— 30023.— 307.— Brüſſel=Antwerpen .......... 4154.50 4174.50 4364— 4386.— Chriſtiania. . . . ..
„.... 12369— 12431.— 13241.50 13308.50 Kopenhagen .. 13765.50 13834:50 14463.50 14536.50 Stockholm ..
„:..: 19800.— 19000.— 20847.50 20925.50 Helſingfors ................. 2089.50 2100.50 2184.50 2135.50 ............. 3491.— 350h. 3665.50 3684.50 London....
.......:..: 343638.— 345362.— 361095.— 3629/5.— New=York
.- 74563— 74937.— 7054— 78446— Paris.
..... 4862.50 488750 5087— 611z. Schweiz:
...." 13566.— 13634.— 14114.50 14185.— 11673.— 11454.— 11970.— 12030.— Wien (in Deutſch=Oſterr, abg.). 106.73— 107.27— 111.72 112.28 Prag .....
„nn...n.. 2254.— 2266.— 2354.— 2366.— 13.71— 13.79— 14.71— 14.79— Buenos=Aires ............... Ri 25965.— 27331.50 27468,50 Bulgarien z.arausaasauaana= 827.50 832.50 798.— 800. 36408.— 36592.75 36503.53 38696.50 Rio de Janeiro ............ 753).— 7569.— 8029.50 8070.50 Belarad.. . .. ............. 877.50 88250 927.50 932.50
Bankdeschäft
Fernsprecher 1308, 1309
FRIEDRICH ZAUN
Aktien / Renten / Deuisen / Sorten
Darmstadt
1 Luisenplatz 1
Rummer 151.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 3. Jnni 1923.
Seite 9.
Der junge Tod.
Roman von Fritz Demuth.
(Der Abdkuck erfolgt mit Genehmigung des Herrn Verfaſſers und
der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung Nachf. in Stuttgart u. Berlin.)
18)
(Nachdruck verboten.)
Nina zwang ſich ſchwer in die Gegenwart zurück.
Verſtim=
mung, beinahe Feindſeligkeit flatterte über ihre Züge, ich ſah
deutlich die Kritik meines Weſens an meine Worte anknüpfen und
wie elektriſche Funken Erinnerungen in ihr aufſpringen, die dieſe
Kritik beſtätigten. Aber ſie beherrſchte ſich. „Ja, wir wollen von
dem Kinde ſprechen. Sie iſt reizend; übrigens war ſie ſehr hübſch
angezogen, nach dem, was Du erzählſt, muß es ein liebes
Mäd=
chen ſein. Sie hat wenig Aehnlichkeit mit mir?”
„Aeußerlich doch.”
Wir ſchwiegen.
Plötzlich, unvermittelt fuhr Ning auf. „Glaubſt Du, es habe
mir nicht einen Stich gegeben, als ich das Kind ſah, der ſchmerzte?
Glaubſt Du, ich habe nichts dabei empfunden, als Du mir
vor=
hin von Deiner Liebe zu dem Kinde und ihrer Liebe zu Dir
er=
zählteſt? Oh, ich weiß, was ich verloren habe, und die
Augen=
blicke, in denen ich es vermiſſe, ſind gar nicht ſelten —” ſie brach
ab, und beherrſchter fuhr ſie fort: „Aber es hat keinen Zweck,
da=
rüber zu reden.”
Nina beſchattete die Augen mit der Rechten, dann ſprach ſie
ſtoßweiſe: „Ich habe Momente, in denen ich an allem zweifle, an
den Menſchen und an mir, in denen ich mich frage, ob nicht alles
verkehrt iſt, was ich tue und was ich getan habe.”
Ich wußte nichts zu antworten.
Wieder wandte ſich Nina zu mir, und ihre Stimme war
bit=
tend: „Eins biſt Du ja ſicher, ein kluger Mann, klüger als ich
und auch als die meiſten anderen. Sage mir, was meinſt Du,
wozu hat mich Gott geſchaffen?”
Der Zweifel, der aus Ninas Worten ſprach, überraſchte mich;
empfing auch dieſe ſtarke Natur im Kampfe des Daſeins Wunden,
die ihr die Schwungkraft lähmten, zum mindeſten ſchwächten, war
auch ſie ſchwankend geworden in ihrer Stellung zum Leben?
„Wozu Du da biſt?” ſagte ich nach einer Weile des
Beden=
kens. „Ich glaube doch — um Deinem Dämon zu folgen.”
„Was iſt das?”
„Der Stimme in Dir, die Dich ruft, dem Wunſche, der
auf=
flammt, der Sehnſucht, die Dich treibt — zu Torheiten, — zu
böſen und wilden Dingen, und dann wieder — zu Güte und
viel=
leicht einmal zur Selbſtaufopferung und ſchließlich zum Beſten
in Dir, zur Kunſt.”
„Und das iſt gut ſo?‟
„E8 iſt — wohl — echt.”
Nina tat einen Schritt auf mich zu und blieb fern von mir
wieder ſtehen.
„Du haſt einen ganz anderen Weg gewählt,” ſagte ſie.
„Ja, für mich war der neue der richtige.”
„Gibt es denn zwei Wege, die richtig ſind im Leben?”
„Es gibt ſicher manche Wege,” ſagte ich nach einer Weile des
Beſinnens. „Das habe ich früher auch nicht ſo gewußt.”
„Das meinſt Du wirklich?” fragte Nina.
den Weg der mich von ihr trennte, zum Ende, ſtreckte mir die
rechte Hand hin, griff nach der meinen, und ich gab ſie ihr.
„Und das Kind?” fragte ſie. Ich wußte nicht, wohin ſie
zielte, und als ich nicht antwortete, fuhr ſie fort: „Ich werde
meines Weges gehen, Du den Deinen, das Hind iſt Dein Kind
und ſoll es bleiben, aber ich möchte es einmal ſehen, und Du
ſollſt dabei ſein, denn das Kind gehört Dir, und ich will auch
nicht unwiſſentlich etwas tun, was Du nicht billigſt und nicht
ſogleich richtigſtellen könnteſt.”
Das ſchien mir vernünftig und angezeigt.
„Gut, wie Du wünſchſt,” ſagte ich.
Das Mädchen trat ein und meldete den Conte Spinelli.
Nina ſagte leiſe, aber ſehr heftig: „Ich bin nicht zu ſprechen,
ich bin für ihn nicht zu ſprechen und für niemanden.‟ Dann
verabſchiedete ich mich.
Ich ſchickte den Wagen voran und beſchloß, zu Fuß nach
Hauſe zu gehen, obwohl ich erſt ſpät am Abend ankommen
konnte. Schnell ſchritt ich vorwärts und ließ die Häuſer des
Ortes hinter mir. Nun umgab mich die große Natur in ihrer
ruhigen geſammelten Abendſtille, ich war ſehr daukbar für dieſe
väterliche Ueberlegenheit, in der ich mir geborgen vorkam.
Ein Wagen aus St. Moritz fuhr an mir vorüber, in dem
ſaß ein junges lachendes Pgar.
Ich glaubte an Ninas Willen zur Kunſt, ich achtete ihn.
Zur Linken trat der Piz della Margna hervor, auf deſſen
Spitze ich vor zwei Wochen geſtanden hatte. Ich freute mich
ſeiner und erinnerte mich der Stunde, die ich auf ſeinem Gipfel
verbracht hatte. Mit Nina hatte ich ſo etwas wie Frieden
ge=
ſchloſſen, dennoch, das ſah ich jetzt: innerlich war ich heute
völlig anders wie ſie.
Von der Anhöhe tönten Glocken, die Herden zogen zu den
Dörfern herab. Das Läuten nahm zu, näherte ſich die Kühe
ſchritten an mir vorüber, dann war es wieder ſtill. In der
Ferne ſah ich die Häuſer von Sils.
Noch einmal tauchte der Gedanke in mir auf: welche
Ver=
wirrung drohte Marie Louiſe, wenn das dreizehnjährige
Mäd=
chen jetzt einer Fremden gegenübertrat, die ihr als Mutter
be=
gegnete? Würde es ihr nicht unendlich ſchwer fallen, zu jener
und vielleicht im Zufammenhange mit ihr zu mir Stellung zu
nehmen? Würden nicht Strömungen in Marie Louiſe zutage
gebracht werden, die bisher mein Einfluß nicht hatte
hochkom=
men laſſen, gefährliche Strömungen?
Und weit über den Augenblick hinaus ſah ich in der Zukunft
die Gefahr, daß in meinem Kinde einmal, irgend wann, vielleicht.
in ferner Zeit, die Eigenſchaften ihrer Eltern den Kampf
fort=
ſetzen konnten, den dieſe nicht zum glücklichen Ende geführt
hatten.
An der Chauſſeekreuzung, wo linker Hand der Weg nach
Sils abzweigt, erwartete mich Marie Louiſe. Als wir einander
von weitem anſichtig wurden, kam ſie mir entgegen und begann,
wie ich ihr winkte, zu laufen. Meine kleinmütigen Vorſtellungen
zerſtoben; es würde ſchon alles völlig gut bleiben.
Ziemlich atemlos traf ſie bei mir ein. „Nun?” „Es iſt
beſſer gegangen, als ich gedacht hätte,” ſagte ich.
Marie Louiſe faßte mich unter, und wir ſetzten den Weg
fort.
„Und wie ſpricht Mutter von mir?”,
„Sie will Dich ſehen.”
„Und dann?”
„Dann wird ſie wieder abreiſen. Ja, Marie Louiſe, was
ſollte ſie ſonſt tun? Du gehörſt zu mir, da darf ſie nicht ſtören.”
„Und ſonſt, wie iſt es mit ihr?”
„Du weißt, Mutter war wieder verheiratet, ihr zweiter
Mann iſt kürzlich geſtorben, aber jetzt klagt ſie nicht, ſondern hat
ſich gleich daran gemacht und wird eine neue Laufbahn
begin=
nen, Konzerte geben.”
„Muß ſie das tun, um Geld zu berdienen?”
„O nein, ſie iſt reich.”
„Findeſt Du das denn richtig,” ſagte Marie Louiſe, „ſo bov
allen Leuten zu ſpielen und kurz nach dem Tode des Mannes?”
„Kind, wir Menſchen ſind verſchieden, man muß auch die
anderen gelten laſſen.”
Wann ſoll ich Mutter denn ſehen?”
Nina hatte mit mir verabredet, daß wir am übernächſten
Tage kommen würden, ich ſagte es Marie Louiſe.
„Uebermorgen,” antwortete ſie in fragendem Tone und
ſetzte, als ich nichts erwiderte, hinzu: „Bis dahin iſt ja noch
viel Zeit.”
(Fortſetzung folgt.)
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Nummer 22
Der dämoniſche ruſſiſche Menſch.
Von Oskar A. H. Schmitz (Salzburg).
Rußland fehlt der antike Unterbau der weſtlichen Kultur.
Rom hat den Staatsgedanken im europäiſchen Sinn zum
Aus=
druck gebracht. Er gipfelte in Auguſtus und hielt ſich trotz den
morgenländiſchen Einflüſſen durch die Kaiſerzeit lebendig. Sein
Machtbewußtſein, das ſich in einer verzweigten, durchdachten
Verwaltung ausdrückte, wurde dann vom Papſttum
übernom=
men. Mit der kirchlichen Gliederung von Germanien und
Gallien wurden die vernünftigen Einrichtungen römiſcher
Macht=
geſtaltung diesſeits der Alpen bekannt. Die weltlichen Fürſten
lernten die auf der antiken Ueberlieferung beruhenden Formen
des Staatslebens und der höheren Geſittung erſt von den
geiſt=
lichen. So ſchlug die Kirche die Brücke zwiſchen Altertum und
Mittelalter. Dann kam die Zeit der Wiedergeburt, die ſich im
weltlichen Sinn am klaſſiſchen Altertum befruchtete, und ſeitdem
hat dieſe Quelle bei uns nicht mehr aufgehört zu fließen.
Ganz anders Rußland. Auch hier fehlt zwar nicht ganz die
Verbindung mit dem Altertum, aber ſie kommt von Byzanz her,
wo die klaſſiſche Geſittung früh erſtarrte und das Staatsweſen
ein ausgeſprochen morgenländiſches Gepräge annahm. So
er=
hielt ſich die ungewöhnliche ruſſiſche Eigenart gleichzeitig mit
einer mangelhaften Entwicklung des Staatsgedankens, der
leb=
los byzantiſch das warme Daſein des ruſſiſchen Menſchen
um=
gitterte. Fortſchritte im Sinn des Weſtens wurden immer von
oben her befohlen, während volkstümliche Bewegungen „
reak=
tionär” waren, indem ſie die alte ruſſiſche Eigenart gegen
will=
kürliche Neuerungen verteidigen wollten. So hat Rußland im
17. Jahrhundert eine Kirchenerneuerung gehabt; ſie war
außer=
ordentlich vernünftig und beſtand in der Hauptſache darin, daß
die zahlreichen Fehler in den kirchlichen Texten ausgemerzt und
einige liturgiſche Neuerungen und Verbeſſerungen vorgenommen
wurden. Aber im Gegenſatz zu den Neuerungen des Weſtens
ging dieſe Bewegung von oben aus. Nikon, ihr Träger, handelte
im Namen des Zaren und ſtieß auf größten Widerſpruch der
Geiſtlichen und Laien. So entſtand jene Kirchentrennung des
Raskol, dem noch heute die ſogenannten Altgläubigen anhängen.
Wie die kirchliche, ſo ging auch die ſpätere ſtaatliche Erneuerung
vom Zaren aus. Die umwälzenden Gedanken Peters des
Großen fanden den größten Widerſtand beim Volk, das in ihm
den Antichriſt ſehen wollte. Die neuzeitlichen Ziele
Kathari=
nas II., der Freundin Diderots, ſowie Alexanders I., des
Schü=
lers Laharpes, fanden ebenſo wenig Widerhall im Volk.
Erſt die große ruſſiſche Literatur des 19. Jahrhunderts geht
nicht von der herrſchenden Welt aus, ſondern ſie ſucht das Volk,
und durch ſie erfährt das überraſchte Europa zum erſtenmal von
der unerhörten ruſſiſchen Eigenart. Dabei iſt indeſſen doch nicht
zufällig, daß auch dieſe Literatur geſellſchaftlich zuerſt auch von
oben kam. Faſt alle großen ruſſiſchen Schriftſteller waren
Edel=
leute. Puſchkin, Lermontow, ſpäter Gontſcharow, Doſtojewski
und Tolſtoi. Gogol iſt der erſte bürgerliche Name. Ebenſo
waren die namhafteſten Umſtürzler Herzen, Bakunin und
Kra=
potkin adeliger Herkunft.
Was wir aus der großen Literatur des 19. Jahrhunderts
zunächſt mit Staunen erfahren, iſt, wie gradlinig ſich der
ruſ=
ſiſche Menſch aus dem Mittelalter in unſere Welt, entwickelt
hat, wie vollkommen unbekümmert um die Macht, die ihn
be=
herrſchte und bedrückte, und um die Sitten und Gedanken ihrer
Vertreter. Der Sinn dieſer ganzen Literatur iſt eine Art
Rück=
kehr zum Volk, deſſen Seelentiefe nun entdeckt und in Gegenſatz
gebracht wird zu der künſtlichen, franzöſiſch empfindenden
Geſell=
ſchaft mit ihren weltlichen Machttrieben.
Dieſer Gegenſatz beſchäftigt gleich ſtark die beiden größten
ruſſiſchen Dichter Tolſtoi und Doſtojewski. Doſtojewski treibt
den Widerſpruch auf die äußerſte Spitze, indem er weit über den
kleinlichen Gegenſatz weſtlicher Umſtürzler gegen ihre Regierung
hinausgeht. Bei dieſen beruht alles darauf, daß bisher
Unter=
drückte jetzt ſelber die Süßigkeit der Macht koſten wollen, wie
ſehr ſie dies auch mit einem kulturmäßigen, ſittlichen oder
ſeeli=
ſchen Deckmäntelchen ausſchmücken. Für Doſtojewski irren der
anerkannte Machthaber und der Verſchwörer gegen die Macht
genau im ſelben Maße; will doch dieſer für ſich nichts anderes
haben als das, was er jenen als Mißbrauch vorwirft. Er ſtellt
der Macht die Demut der Seele gegenüber, und damit wird er
zum Gegenpol Nietzſches, des deutſchen Machtphiloſophen, der
ſeinen Gegenfüßler Doſtojewski für Deutſchland entdeckt hat.
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Was wir ſammeln, was wir ſpeichern,
Mags die Erben noch bereichern,
Einſt vergeht’s.
Nur der Schatz der Seelenſpenden
Wächſt, je mehr wir ihn verſchwenden,
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Richard Dehmel.
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Nietzſche verwirft das nazareniſche Chriſtentum im Namen der
Macht, weil es die Lebenstriebe hemme. Doſtejewski ſtützt ſich
bedingungslos auf das Chriſtentum im Namen der Demut. In= gefärbten Blüten dufteten nur 13. Die grüne Farbe zeigten
gegen den Umſturz. In „Raskolnikow” zeigt er den
Zuſammen=
bruch des äußeren Machtſtrebens, des Individualismus, des
Perſönlichkeitskultus, der zu dem Vorbild Bonaparte
empor=
blickt. In den „Dämonen” geht er noch weiter und ſchildert
alle Umſtürzler entweder als gemeine Verbrecher oder als genas= auch über das Verhalten verſchiedener Vogelarten ſehr
bemer=
führte Toren.
ſtellt er Chriſtus gegenüber. Der Dämon Luzifer iſt ein
gefalle=
ner Engel, der ſich gegen Chriſtus empört. Er iſt ſchön, und
ſein Verbrechen iſt das prometheushafte Bauen auf den eigenen
Macht und bewußte Geſtaltung; de bei ſcheut er nicht vor
Gewalt=
ſamkeit zurück. Schönheit, Kraft, weltliche Klugheit, Liſt und
Gewalt, das iſt der Kreis der dämoniſchen Eigenſchaften. Ihnen
ſtellt Doſtojewski gegenüber Demut, Einfalt, Opferfähigkeit, die
eigentlich chriſtlichen Tugenden. Am großartigſten wird er da,
wo er ein und demſelben Menſchen den Kampf beider Gewalten,
Luzifers und Chriſti, darſtellt, wie ewa in Naſtasja Filipowna
im „Idioten”.
der dämoniſchere Menſch geweſen. Der demütige Byzantiner in Württemberg dar. Und was war die Urſache der läſtigen
ſchaften als das Spiel es war. Nietzſches äußeres Leben da= den letzten Jahren mit der rückſichtsloſen Energie, die
ſtrupel=
gegen war das eines deutſchen Privatgelehrten, der ſich zu be= loſe Geſchäftsmacherei auszeichnet, dem Maulwurf nachgeſtellt
ſcheiden verſtand. Als ich einmal durch den liguriſchen Ort
Reca kam, zeigte mir ein Gaſtwirt ein kleines Nordzimmer, in
dem der deutſche Profeſſor einen ganzen Winter lang für fünf
Franken täglich mit Verpflegung gelebt hat. Doſtojewski hätte
ſich nicht ruhig von hundertfünfzig Franken im Monat
hin=
friſten können. Entweder er verſchwendete oder er litt Not.
Nichtsdeſtoweniger iſt ſeine Forderung der chriſtlichen. Demut
aufs tiefſte in ihm verwurzelt. Er war keine reine Geſtalt, wie
ſein Fürſt Myſchkin, aber wenn auch der Dämon in ihm war,
ſo war doch zugleich jenes Chriſtushafte in ihm, das er in dem
Fürſten Myſchkin ſo ſchlackenlos zur Darſtellung gebracht hat,
wie er es ſelbſt in ſich erſehnte. . .
Der Weg zur Menſchheit führte nicht über die breite Straße,
wo die Krämer und Tagesſchreiber trotten. Er führt, wenn
auch über die Nation hinaus, doch durch die Nation hindurch,
und zwar jeden einzelnen durch ſeine Nation, die ſeinem
Menſchentum die Farbe gibt, ſelbſt wenn er ſich, wie ſo viele Energie herauszuwirtſchaften vermag. Dennoch dürfte 2s
große Deutſche, gegen ſie wenden muß. Max Scheler hat am
ſchärfſten den leeren Internationalismus von dem tiefen Kosmo= Kohle im Schnellzug einen vollen Kilometer weit fahren kann.
politismus der Geiſter unterſchieden. Internationale Größen
hat es niemals gegeben, aber alle großen Geiſter ſind aus dem
nationalen Boden ins Kosmopolitiſche gewachſen. Die
National=
bleibenden ſind ebenſo ſtarr, wie die Internationalen
verſchwom=
men. Wie ſehr auch der verbitterte Nietzſche ſpäter am
Wilhel=
miniſchen Deutſchland verzweifelte, im Grunde ſeiner Triebe
und ſeines Lebens iſt er urdeutſch geblieben, hat er ſich doch
meiſt bewußt und ausdrücklich — man denke an ſeine
Buch=
widmungen — an ſein Volk gewendet, wie Doſtojewski an das
ſeinige, und darum werden beide in Europa geleſen, in deſſen
geiſtigem Leben ſie heute die mächtigen Pole ſind. Die aber, von
denen man weder weiß, woher ſie konmen, noch wohin ſie gehen,
werden wie Spreu im Wind verweht.
Der Naturfreund
— Unſere Blütenpflanzen. Neuere Unterſuchungen, die 4200
Pflanzenarten umfaßten, haben die merkwürdige Tatſache
feſt=
geſtellt, daß nur 10 Prozent unſerer Blütenpflanzen einen Duft
ausſtrömen, daß alſo die größte Zahl der Blüten duftlos iſt.
Von den 4200 Pflanzenarten hatten 1194 eine weiße
Blüten=
farbe, und unter ihnen gab es 187 duftende Blüten. Danach
kam Gelb mit 950 Arten, von denen nur 77 dufteten. Rot war
mit 933 Arden vertreten, mit 84 wohlriechenden Blüten. Blaue
Blumen gab es 594 Arten, von denen bloß 31 duften. Noch
we=
niger Wohlgeruch weiſt die violette Farbe auf, denn von 308 ſo
folge ſeines Antichriſtentums wirkte Nietzſche, der das Herren= 153 Blüten mit 24 duftenden. Unter der großen Zahl waren nur
ideal aufſtellte, bei den Herren ſelbſt lange Zeit wie ein unheim= 50 mit Orangefarben, unter ihnen 3 wohlriechende, während ſich
licher Umſtürzler. Doſtojewski dagegen ſchloß Frieden mit der unter 18 braunen Blumen nur 1 duftende befand. Die weiße
herrſchenden Macht ſeines Landes, und wendete ſich voll Haß. Farbe iſt alſo am meiſten unter den Blumen vertreten, und ſie
ſind es auch, die der Zahl nach am meiſten duſten.
nk. Engerlingplage und Vogelwelt. Bei einer verheerenden
Engerlingplage, welche im dergangenen Jahre die Neckarwieſen
zwiſchen Tübingen und Rottenburg heimſuchte, wurden u. a.
kenswerte Beobachtungen gemacht. Prof. Vogel=Tübingen
Die Macht iſt für Doſtojewski der Dämon ſchlechthin. Ihm berichtet in der Forſtlichen Wochenſchrift „Silva”, daß
beſon=
ders Saatkrähen und Stare das verſeuchte Gebiet aufſuchten.
Die Saatkrähen, von denen über 100 Stück vorhanden waren,
bohrten überall eifrig nach Engerlingen. Es wurden bis 50
Geiſt. Luzifer verſchmäht die Demut und die Hingabe, er will Bohrſtellen auf dem Quadratmeter feſtgeſtellt, Ueber 2000
Stare widmeten ſich der Engerlingvertilgung. Sehr
bemer=
kenswert iſt die Beobachtung, daß Kopf und Gliedmaßen von
den Vögeln ſcheinbir nicht mitgefreſſen werden. Denn ſolche
Teile lagen maſſenhaft frei herum. Auffällig war, daß ſich
auf dieſen Wieſen zahlreiche Fiſchreiher einfanden. Anfang
September wurden 19, im Juli 16 Reiher dort wiederholt
be=
obachtet. Sie hatten ſich in geringen Abſtänden über die von
der Engerlingplage befallenen Wieſenſtücke verteilt. Das
Maſſenauftreten von Engerlingen muß die Reiher von weither
Obwohl nun Nietzſche den Dämon Macht vergöttert, wäh= zuſammengeführt haben. Denn 19 Reiher ſtellen nach Prof.
rend Doſtojewski ihn bekämpft, iſt zweifellos Doſtojewski ſelbſt Vogel ſchon einen großen Teil des Geſamtbeſtandes an Reihern
war eine Spießernatur und von noch bedenklicheren Leiden= Engerlingplage? Profeſſor Vogel glaubt, die Tatſache, daß in
worden iſt!
Dr. Fr.
Mannigfaltiges
— Was leiſtet ein Zentner Kohle? Die Hausfrauen klagen,
wie wenig man mit einem Zentner Kohle anzufangen vermag,
wie ſchnell ein Zentner verbraucht iſt. Und doch könnten ſie
ge=
waltig weiter als jetzt mit ihrer Kohle reichen, wenn ſie
ratio=
neller zu Werke gingen, und wenn vor allem unſere Koch= und
Heizöfen ſparſamer im Verbrauch wären. Beſonders im
Haus=
halt treiben wir eine ganz ungeheure Verſchwendung mit den
jetzt ſo teuren ſchwarzen Diamanten. Das erhellt am beſten
daraus, wie die Technik die Kohle auszunützen verſteht, obwohl
auch ſie kaum erſt ein Viertel der in der Kohle ſchlummernden
nicht leicht ſein, zu glauben, daß man mit winzigen 20 Gramm
Das läßt ſich leicht beweiſen: die Schnellzüge verbrauchen auf
ebener Strecke etwa 10 bis 12 Kilogramm Kohle auf 1
Kilo=
meter. Schnellzüge ſind immer gut beſetzt, ſie faſſen gegen
500 bis 600 Perſonen, ſomit kommt auf jeden Fahrgaſt ein
Verbrauch von rund 20 Gramm auf den Kilometer. Mit einem
ganzen Zentner könnte ein Reiſender rund 2500 Kilometer weit
fahren, das iſt etwa von Berlin bis Madrid oder Meſſina.
Auf der elektriſchen Straßenbahn iſt der Verbrauch ſogar noch
geringer. Denn aus 1 Zentner Kohl= ſtellt man 42 bis 44
Kilowattſtſtunden Kraft her. Und damit kann ein Wagen mit
30 Perſonen bis 120 Kilometer weit fahren. Jedenfalls zeigen
die wenigen Zahlen, wie wichtig es iſt, die Kohle möglichſt
auszunutzen.
G
Auguſt Strindbergs letzte Liebe.
Von Richard Rieß.
O
Weil in Strindbergs dichteriſcher Produktion der Kampf
der Geſchlechter vielfach geſtaltet iſt, und weil der Dichter, hier
Urtriebe gegeneinanderſtellend, bisweilen „zu den Müttern”
ſteigt und die niedrigſten Inſtinkte der Schlangenerbſchaft in
der Frau wirkſam werden läßt, darum hat oberflächliche
Schlagwortfreude Strindberg als „Frauenfeind” abgeſtempelt
Dabei war der Dichter, der doch die rührendſten
Mädchen=
geſtalten geſchaffen hat — in „Oſtern”, in „Schwanerweiß” u. a
— ein ewiger Kämpfer um die Frau, ein ewiger Sucher nach
Liebe, und nur aus Enttäuſchung, die kam, weil er, der die
höchſten Anforderungen an ſich ſelber ſtellte, ſeine Umwelt mit
gleichem Maße beurteilte, wuchs ſchließlich Ungerechtigkeit, die
von einer an Verfolgungswahn grenzenden Neigung, die
Mo=
tibe ſeiner Umwelt zu verdächtigen, lebhaft gefördert wurde.
Das haben die drei Frauen, mit denen Strindberg
ver=
heiratet war, erfahren. Das mußte auch Fanny Falkner
er=
fahren, ein ſehr junges Stockholmer Mädchen, das in allerlei
Künſten ſich verſuchte und als Statiſtin des „Intimen Theaters”
der Nur=Strindbergbühne Stockholms, von dem Dichter bemerkt
und an ſich gezogen wurde. Der 60jährige Mann wurde von
dem 19jährigen Mädchen ſo gefeſſelt, daß er ſeine Wohnung
aufgab, in das Haus der Familie Falkner zog und ſchließlich
um ihre Hand bat. Fanny Falkner, die den Dichter
leiden=
ſchaftlich verehrte und rückhaltlos bewunderte, aber die
natür=
lichen Hemmungen der Jugend gegenüber dem Alter empfand,
nahm ihr ſchnell gegebenes Jawort bald wieder zurück; aber
das Intereſſe Strindbergs an Fanny blieb und währte bis zu
ſeinem Tode, wenn der Dichter freilich auch die Enttäuſchung,
die er hier erlebte, nicht ganz zu verwinden ſchien. Fanny
Falkner hat ihre Erinnerungen an Auguſt Strindberg in
eini=
gen intereſſanten Kapiteln niedergeſchrieben, die unter dem
Titel „Strindberg im blauen Turm” ſoeben bei Georg
Müller in München erſchienen ſind und intereſſantes Material
zur Kenntnis der Perſönlichkeit des alten Dichters geben.
„Blauer Turm” nannte Strindberg das Haus der Familie
Falkner. Er bezog hier die gerade unter dem Falknerſchen
Heim gelegene Wohnung und wurde gewiſſermaßen der
Pen=
ſionär der Frau Falkner. Man kochte ihm das Eſſen, bis auf
den Morgenkaffee, der er ſelber bereitete, ohne daß es ihm
gelungen wäre, andere Leute von dem Wohlgeſchmack ſeines
Gebräus zu überzugen. Fanny Falkner findet beredte Worte,
die Scheußlichkeit dieſes Strindbergſchen Werkes zu
kennzeich=
nen. Aber ſie fühlte ſich verpflichtet, im Kaffeekocher den Dichter
zu achten und — ſchluckte die Koſtproben mit Todesverachtung.
Weniger duldſam war Strindberg ſelber, wenn das von
Falk=
ners gelieferte Eſſen ſeinem Geſchmacke einmal nicht entſprach.
Die kleinen gelben Zettel, auf denen er Meinungen und Wünſche
äußerte, trugen alsdann Bemerkungen, wie „Ihr wollt mich
wohl mit Eurem däniſchen Schweinefraß vergiften”, oder
„Freßt es ſelber”. Man ſieht aus dieſen Freundlichkeiten, daß
es nicht leicht geweſen iſt, Strindbergs Köchin zu ſein. Ein
andermal wieder konnte er durch Liebenswürdigkeit bezaubern.
Stimmungen und Launen beherrſchten ihn in ſprunghaftem
Wechſel, aber in ſtärkſter Intenſität. Gab ſeine Laune ihm
irgend etwas ein, ſo führte er es ſofort aus. „Noch vor
Sonnen=
untergang” wie er zu ſagen pflegte. Kam ihm aber irgend
etwas zwiſchen ſeine Wünſche, ſo witterte er ſofort das Wirken
finſterer Gewalten und feindlicher Mächte. Dann kam es ihm
nicht darauf an, geliebte Weſen niedrigſter Handlungen zu
ver=
dächtigen. So veranlaßte er Fanny Falkner einmal, ſich einen
Pelz machen zu laſſen, den er ihr ſchenken wollte. Er gab ihr
das Geld. Sie nahm es und bezahlte den Pelz, ehe er
abge=
liefert war. Sofort behauptete Strindberg, ſie habe die Summe
anderweitig verausgabt, wie er auch nicht davor zurückſchreckte,
das von ihm geliebte Mädchen einer Geldunterſchlagung in
einem anderen Fall zu verdächtigen. Waren dieſe Stimmungen
vorüber, dann ſuchte er ſein Unrecht durch verdoppelte
Liebens=
würdigkeit in oft recht zarter Form wieder gutzumachen.
Die Familie Falkner ſuchte dem Dichter jede Schwierigkeit
aus dem Wege zu räumen. Man hatte ein Haustelephon und
bediente ſich verabredeter Klingelſignale. Beſuche — auch der
von ihm geliebten Fanny — kamen nur auf Wunſch. Die
ein=
zigen, die ſich ſchwer fernhalten ließen, waren die unzähligen
Bittſteller, die von Strindbergs gutem Herzen profitierten. Der
Dichter nannte ſie ſeine „Kunden”, und er war ärgerlich, wenn
man einen von ihnen unverrichteter Sache von der Tür wies.
Beſondere Gaben, Geld in Briefumſchlägen, erhielten dieſe
Bitt=
ſteller jeweils um Weihnachten.
Fanny Falkners Leben und Treiben begleitete Strindberg
mit dem regſten Intereſſe. Er brachte ſie als Schauſpielerin
ans „Intime Theater” und veranlaßte Direktor Falck, ihr ſchöne
Nollen zu geben. Er ſah in ihr beiſpielsweiſe die reinſte
Ver=
körperung der Eleonore in „Oſtern” und war ſehr unwillig, als
er erfuhr, daß man der Debutantin das „Oſtermädchen” wieder
abgenommen hatte. Und er ruhte nicht eher, als bis Fanny
— ſpäter — die ihr zugedachte Rolle doch ſpielte. Strindbergs
Anteilnahme an Fanny Falkners Ergehen, die Tatſache des
Wohnens im gleichen Hauſe und andere Anzeichen waren in
Stockholm natürlich beachtet worden, da die Perſönlichkeit
Strindbergs in dieſer Zeit, in der ſein Dichterruhm im Zenith
ſtand, im Mittelpunkte des literariſchen Intereſſes ſtand. Und
ſo hatte ſich das Gerücht verbreitet, Fanny ſei Strindbergs
Braut. Die noch nicht Zwanzigjährige wies alle darauf
hin=
zielenden Anſpielungen weit von ſich. Und ſie war erſtaunt
und lebhaft bewegt, als Strindberg ſie fragte, ob ſie beide ſich
nicht verloben wollen. Sie ſagte Ja, aber ſie konnte ſich zuerſt
nicht daran gewöhnen, ihren alten Bräutigam zu duzen. Im
Unterbewußtſein mag ſich ſofort etwas in ihr gegen die
un=
natürliche Verbindung geregt haben. „Sagt man Herr
Strind=
berg zu ſeinem Verlobten?” fragte der Dichter. „Nein.”
„Nun, wie ſagt man denn?” Und als Fanny verlegen ſchwieg:
„Es iſt, wie ich in Schwanenweiß ſage: Niemand hat meinen
Namen nennen können. Du mußt bis morgen herausgefunden
haben, wie Du mich nennſt.‟ Die Bangigkeit des jungen
Mäd=
chens wuchs, als der Greis ihr anderntags ſagte: „Die Leute
werden an unſerer Heirat wohl Aergernis nehmen . . ." uns
„Du mußt Dich darauf vorbereiten, es wird ſein, als gingeſt
Du ins Kloſter ..." Unaufhörlich grübelte ſie darüber,
wie ſie dem Schickſal, das ſie bedrohte, entgehen könnte. Sie
ſagte: „Es ihm offen zu ſagen, dazu hatte ich nicht daß Herz.
Mußte er nicht glauben, ich hätte mit ihm geſpielt, während es
in Wirklichkeit ſo war, daß ich überrumpelt wurde.” Außer dem
Widerſtand der Jugend gegen die Verbindung mit dem Alter war
es die Furcht, Strindberg auf die Dauer geiſtig nicht zu
ge=
nügen, die Fanny Falkner hemmte. Strindberg aber mochte
Fannys unbedingte geiſtige Gefolgſchaft gereizt haben.
Ihn entzückte ihre Anmut und er erhofſte von ihrer glückhaften
Jugend neue Lebensfreude. Er nannte ſie, an die Freundin
der Heineſchen Matratzengruft erinnernd, „ma mouche‟. Fanny
nannte er ſie nie, wie auch ſeine „Braut” ſich nicht daran
ge=
wöhnen konnte, ihn beim Namen anzuſprechen. Sie brachte es
nicht einmal über ſich, den großen Mann zu duzen. Auch nach
dem Bruche des Verlöbniſſes erhielt Strindberg Fanny ſein
Intereſſe. Er vermochte zwar nicht, ſie gleich nach dem Ende
des „Intimen Theaters” unterzubringen, aber er ſörderte ſie,
wo er nur konnte. Als ſie ihre Tätigkeit als Malerin wieder
aufgenommen hatte, ſaß er ihr zu einem Porträt.
Der 60. Geburtstag war mit all ſeinen großen Feiern und
den überall ſtattfindenden Aufführungen Strindbergſcher
Ora=
men der letzte Höhepunkt im Leben des Dichters. Nachher wurde
es ſehr ſtill um ihn. Im Jahre 1912 ſtarb er. Sein Wunſch,
Fannys Vater möge ſein Lieblingslied aus „Orpheus” an
ſeinem Grabe ſingen, iſt nicht erfüllt worden.
Jahrgang 1923
Nummer 22
In der Sommerfriſche.
* Wenn mit den erſten Frühlingstagen, oft genug aber auch
ſchon lange vor ihrem Erſcheinen die Sehnſucht nach der Ferne
im Herzen erwacht, dann gehen auch die Wünſche des einzelnen
Individuums nach ganz beſtimmten Richtungen.
Wünſcht dieſer auf froher Wanderfahrt ein möglichſt großes
Stück der herrlichen Welt kennen zu lernen, ſo gelüſtet es jenem
nach irgend einem ſchönen Fleckchen Erde, auf dem er in Ruhe
ſeine „Freiheit” verleben kann. Erhofft man hier im
abwechs=
lungsreichen Badeleben eines Weltkurortes eine willkommene
Ablenkung vom oft ſo öden Einerlei des Alltagslebens mit ſeiner
manchmal recht harten Fron, ſo iſt es dort gerade die
Einſani=
keit und Stille, die man erſehnt, die einen unbeſchreiblichen
Zauber auf das ruhebedürftige, durch den Daſeinskampf
er=
ſchöpfte Menſchenkind ausübt, ſchon lange, bevor es daran
den=
ken kann, die herrlichen Träume von einem behaglichen, völlig
zurückgezogenen Leben zu verwirklichen. So verſchieden
veran=
lagt die Menſchen, ſo abweichend voneinander auch die Wünſche,
die ſich an die ſommerliche Erholungs= und Ferienzeit knüpfen.
Wollte man aber nach der Heimkehr, nach Beendigung
der=
ſelben die einzelnen Menſchen fragen und wäre gewiß, eine
ehr=
liche Antwort zu erhalten, dann würde man öfter, als man es
nach dem oben angeführten erwarten ſollte, hören, daß der ſo
heiß erſehnte Genuß zu wünſchen übrig ließ, daß die gehegten
Erwartungen nicht in gewünſchtem Maße in Erfüllung gingen.
Lag das an den gewählten Erholungsorten oder
Reiſe=
touren, war ihr „Ruf” beſſer als die Wirklichkeit?
Keinesfalls! Die Menſchen ſelber ſind es, die ſich immer
wieder herbe, manchmal recht ſchwer zu verwindende
Enttäuſch=
ungen bereiten. Muß nicht für jene, die, wenn auch nicht
ängſt=
lich, ſo doch immerhin ſorgſam rechnen, das völlig ſorgloſe
Ge=
nießen aller Lebensfreuden anderer in teuren Badeorten ein
heimlicher Stachel ſein, an dem ſie ſich täglich verwunden? Muß
nicht den Touriſten, der ſich ſein Ziel zu weit geſteckt, eine
ge=
wiſſe Unzufriedenheit erfüllen, wenn er von anderen hört, daß
ſie in gleicher Zeitſpanne wie er viel mehr Schönes ſehen und
genießen konnten?
Noch mehr Enttäuſchung aber bringt jener mit heim, der in
der Sommerfriſche Stille und Erholung zu finden hoffte und
ſtatt deſſen, durch neue Bekanntſchaften angeregt, in einen
Strudel der Ablenkung und Zerſtreuung geriſſen wurde, der,
ſtatt zu erfriſchen, nur noch mehr ermüdete und anſtrengte.
Was helfen aber nach der Heimkehr, nach Beendigung der
Ferien alle Einſicht, alle Reue und Selbſtvorwürfe . . . Aber=
„Kein Weiſer jammert um Verluſt,
Er ſucht mit freud’gem Mut ihn zu erſetzen”,
wie Shakeſpeare ſagt. War man im Vorjahre ſo unklug, die
Ferien= und Erholungszeit nicht nach eigenem Wunſch und
Wil=
len zu verleben, ſeine Vorſätze durch andere beeinflußen oder
erſchüttern zu laſſen, wer wollte uns daran hindern, es im
kom=
menden Sommer nachzuholen? Nur wollen müſſen wir, denn
wer will, iſt dem nicht alles möglich?” Mit dieſem feſten
Wil=
len zu gründlicher Erholung und Kräftigung ſollte vor allem die
vielgeplagte Hausmutter ihrer Sommerfriſche zuſtreben. Er
ſollte ihr Denken und Tun während ihrer Ferienzeit derart
be=
herrſchen, daß ſie alles unterläßt, was ſie in Frage ſtellen könnte.
Die gefürchtete Langeweile, die oft ganz allein daran ſchuld iſt,
daß ſie ihre anfänglichen Entſchlüſſe umſtößt und ſich entweder
anderen Menſchen anſchließt oder ihre Muße= und Ruheſtunden
durch Lektüre und Handarbeiten ausfüllt, iſt für fie, die ſonſt ſo
viel Beſchäftigte und unermüdlich Tätige nur während der erſten
Tage unerträglich. Hat ſie dieſe erſt überwunden, dann wird der
erſt ſo läſtige Müßiggang ihr durch die Gewohnheit ſo lieb und
vertraut, daß es ihr faſt ſchwer fällt, irgend eine notwendige
kleine Arbeit zu verrichten und ſie mit heimlichem Bedauern die
Tage ſchwinden ſieht, die ihr ſolch’ wonniges „Faulenzen”
ge=
ſtatten. Doch weder Vergangenheit noch Zukunft ſollten ſie
wäh=
rend dieſer Zeit ſchrecken — nur der Gegenwart und ihrem
unein=
geſchränkten Genuß ſollte ſie mit ganzer Hingabe leben. Wenn
dann ſpäter ihr Fuß wieder im altgewohnten Gleiſe ſchreitet,
ein vollgerüttelt Maß von Pflichten der Erledigung durch ſie
wartet, dann werden die in der Sommerfriſche bei völliger
Un=
tätigkeit neu geſtählten Kräfte alles das ſpielend leicht
vollbrin=
gen, was ihr zuvor oft als ſchwere Bürde erſchien, für deren
Laſt ihre Kräfte oſt nicht ausreichen wollten, ehe ſie in die
Sommerfriſche ging.
Die Mode von heute.
Schleifenſchmuck als neueſte Garnitur am Sommerkleid.
* Die überaus ſchlichte, einfache Linie des duftigen
Sommer=
kleides, die an ſich ſchon durch die lebhaften Streifen und Muſter
bedingt zu ſein ſcheint, wird neuerdings durch vielfältig
ange=
brachten Schleifenſchmuck reizvoll belebt. Am Bertenkargen hält
ſcheinbar ein daumenbreites Flatterſchleifchen mit langen Enden
die vorn etwas auseinandertretenden Teile desſelben zuſammen.
Am unteren Aermelrande des leicht gereihten Bluſenärmels,
ſcheint ein ebenſo breites, ſeidenes Schleifenband die
Reihfält=
chen am Arme feſthalten zu wollen und endet ebenfalls wieder
unter einer hinten flott gebundenen, mehr oder weniger langen
Schleife. An einem anderen Kleide wieder werden rechts und
links auf den Hüſten, die mit weitem Armloch gehaltenen
Leib=
chenteile durch große Bindelöcher mit ſchmalem Seidenband zu=
Die Dächer und die Luft darüber ſind von der goldenen
Wolke der Frühlingsmorgenſonne beglänzt. So beginnt der
Morgen.
Man geht durch die Straßen an ſeinen Schreibtiſch. Die
zwei Schaufenſter der Buchhandlung, die ich am meiſten liebe,
ſind geöffnet. Hier ſieht man die koſtbarſten Bände. Die Bücher
ſind ausgelegt, wie man Koſtbarkeiten eben auslegen muß. Und
man fühlt, die Hände, die dieſe Bände ordneten, lieben Bücher
und wiſſen um ihre Geheimniſſe. . . .
Das Fenſter zur Rechten läßt mich nicht los. Da ſind nur
Bücher aus der öſtlichſten Welt Chinas, Indiens, Japans.
Kulturhiſtoriſche Werke über die Philoſophie Indiens,
kunſtge=
ſchichtliche über die chineſiſche Landſchaftsmalerei und die
alt=
buddhiſtiſche Malerei in Japan, und dann Werke der öſtlichſten
Dichtung und Weisheit. Die Reihe einer herrlichen deutſchen
Ausgabe von „Buddhas Reden‟. Daneben ein kleines Buch
von der großen Weisheit des chineſiſchen Myſtikers Laotſe, ſein
„Too teh king”, das Buch von der Güte. Des japaniſchen
Philo=
ſophen Okakuſa Kakuzo koſtbares „Buch vom Tee” neben den
Chineſiſch=deutſchen Jahres= und Tageszeiten” die Richard
Wilhelm aus der chineſiſchen Dichtung überſetzt hat. Maximilian
Danthendeys herrlichſtes öſtlichſtes Buch von den „Acht
Geſich=
tern am Biwaſee” und Norbert Jacques Erzählungen „Auf
einem chineſiſchen Fluß”, Hearus „Lotos” Hans Bethges „
In=
diſche Harfe”, „Chineſiſche Flöte” „Japaniſcher Frühling”
Kellermanns „Spaziergang in Japan” und Leo Greiners
Chineſiſcher Abend” die Lieder des Schi=King, die Ehrenſtein
Friedrich Rückert nachgedichtet hat. Und zwiſchen den Büchern
der Dichter die Handzeichnugen und Holzſchnitte der Japaner
und Chineſen, Steinſchnitte Chinas und Abbildungen der
Monumentalplaſtik Indiens..
Ich ſchaue durch dieſes Fenſter wie durch ein Fenſter, das
geradewegs den Blick in die öſtlichſte Welt freigibt. In
beſchwö=
renden Worten, Namen, Bildern, Geſtalten ſehe ich ins Geſicht
des fremden öſtlichſten Menſchen. Ich ſpreche ſeine Sprache nicht,
ich habe ſein Land nie betreten und kann alles nur aus den
Büchern erfahren. Aus dieſen Büchern da vor mir im Fenſter.
Zahllos ſind die Wege, die aus Europa nach dem Oſten führten
Unterhaltungsblatt und Frauenzeitung
ſammengeſchnürt, um ebenfalls in Schleifen zu enden, die nicht
ſelten mit ihren Enden bis zum Knie herabfallen. Zierlich
ge=
bundene Schleifchen, aus 4—6 Schlupfen beſtehend, ſchmiegen ſich
durch Kohinoors befeſtigt, an einem anderen Modell regellos
in die drei Volants des groß gemuſterten Schleierſtoff=Kleides
und bilden einen roſettenartigen Schmuck links oben ſeitlich am
Halsausſchnitt neben einem markierten ſeitlichen Schluß des
Leibchens, wie im verkleinerten Maßſtabe, in gleichmäßigen
Ab=
ſtänden, immer dieſen Verſchluß bis zum Leibchenrande
beglei=
tende Schleifchen. Roſetten, Bandſchlupfen und Enden, tauchen
neben den hochmodernen Einzelblüten und Blumenranken auch
ſchon auf kleinen und großen Hutformen auf. Dicke
rüſchen=
artige ſchmale Bandſchlupfen umgeben wie eine dicke Halskrauſe
den klobigen Griff des modernen Sonnenſchirms und ſchmücken
als Mintaturroſette den weißen Rips= oder Leinenſchuh, ſtatt
der ſonſt hochmodernen Perl= oder Stahlagraffe. Kurzum:
Schleifchen und Schleifen, die letzteren bis zur Rieſenſchleife, wie
am echten Kimono ſchmetterlingsartig die Rückenmitte zierend
oder breit und leicht drahtgeſteift in ein bis zwei Schlupfen links
ſeitlich die gürtelartige Schärpe zuſammenhaltend und von hier
aus in langen Enden bis über den Rockſaum hinabwallend —
wir werden ſie im Sommer ſo viel bewundern können, daß
leicht aus der Vorliebe am an ſich ſo reizvollen Schmuck ein
ge=
wiſſer Ueberdruß an ihm eintreten kann, wenn nicht weiſe
Be=
ſchränkung dieſe anpaſſungsfähige Garnitur verwendet. M.
* Die Wiederkehr der Weſtenmode. Dem Zuge
der Zeit folgend, iſt faſt jedes dieſer neuen Modelle äußerſt bunt,
ja nicht ſelten in grellbunter, faſt ſchreiender Farbenwahl
herge=
ſtellt. Immer ärmellos, werden ſie entweder mit ſchmalem
Schalkragen und weitem, tief hinabgehendem, ſpitzem Ausſchnitt
oder kragenlos, rund, viereckig oder V=förmig ausgeſchnitten,
ge=
wählt. Bei noch immer verlängerter Taillenlinie iſt das
Schöß=
chen am einzelnen Stück wellig und faltenreich nur rund
gehal=
ten, am anderen dagegen, den Körperlinien folgend, glatt
an=
liegend geſchnitten, ſeitlich geſchlitzt und hier oft auch noch im
Rücken und an den Vorderteilen mit kühnem Schwung und
ziemlich ſpitzen Zipfeln auslaufend, die der Trägerin ein recht
ſportsmäßiges Gepräge verleihen, namentlich dann, wenn rechts
und links noch ein aufgeſtepptes Täſchchen mit daraus
hervor=
lugenden Batiſttaſchentuch ſich zu denen geſellen. Mit drei bis
fünf Knöpfen durchgeknöpft, oder mit Schlingen von gleichem
Stoff geſchloſſen, kommen dieſe buntfarbigen Weſten namentlich
auf einfarbigen und weißen Leinen= oder ungebleichten
Neſſel=
kleidern zu beſter Geltung. Ein ſehr anſprechendes Modell der
letzten Art beſtand aus leichtem Reihrock, ſchlichtem,
geradlieni=
gem Leibchen mit angeſchnittenem, dreiviertellangem, ziemlich
weit ausfallendem Glockenärmel, einer großblumig gemuſterten
Weſte, in bizarr arabiſchem Geſchmack, an den beiden
Arm=
löchern, wie am V=förmigen Ausſchnitt, wie das darunter
ge=
tragene Neſſelkleid an den Aermelrändern kleinfingerbreit
ſchwarz eingefaßt. Ein daumenbreites Seidenband, loſe etwas
über den Hüften um die zipflige Weſte geſchlungen, war links
ſeitlich zu kurzen Schleifen mit lang herabwallenden Bändern
gebunden und hier zum feſten Halt mit kleiner blitzender Perl=
R.V.
mutteragraffe befeſtigt.
Der zeitgemäße Haushalt.
Das umſtändliche Fenſterputzen wird
er=
heblich erleichtert, wenn wöchentlich zweimal die
Schei=
ben mit einem nur feucht angeſprengten Fenſterleder abgerieben
werden. Sie ſpiegeln dann ſtändig und bedürfen nur nach einem
L.
Regenguß der naſſen Reinigung.
Nanzige Butter wohlſchmeckend zu machen.
Je 1 Pfund wird mit 16 Gr. gereinigter Pottaſche und Waſſer
durchknetet. Die Pottaſche nimmt die Butterſäure auf. Mit
reinem Waſſer muß danach die Butter wieder 4—5mal
durch=
knetet werden, um die Pottaſche zu entfernen. Noch mehr
ver=
beſſert man die Butter, wenn man ſie nochmals mit friſcher
Milch durchknetet und etwas Salz beifügt.
W.
Gasverſchwendung wird ferner getrieben, wenn zu
enge, hohe Töpfe auf voller Flamme aufgeſtellt werden und dieſe
rings um den Topf emporleckt, und in gleicher Weiſe, wenn zu
breite Töpfe auf die geſchloſſene Gasplatte aufgeſtellt und
die Flamme die letztere erſt zuvor mit erhitzen muß, ehe der
Topfinhalt ins Kochen kommt. Zum Ankochen muß ſtets die
Rip=
penſeite des Herdringes nach oben gelegt werden, während zum
Weiterkochen bei kleinſter Flanrmenſtellung der Ring mit der
ge=
lochten Seite nach oben liegen muß, um die Wärme geſchloſſen
auf den Topf einwirken zu laſſen.
H. L.
Fiſchklößchen mit Kerbelſoße. 1 Pfund aus
Haut und Gräten gelöſter Schellfiſch wird mit einer Zwiebel,
Salz, Pfeffer, 1 Eßlöffel Appels Hühner=Vollei und ſoviel
ge=
riebener Semmel vermiſcht, daß ſich kleine eigroße Bällchen
da=
von formen laſſen, die man von allen Seiten anbratet. Dann
bereite man eine hellgelbe Mehlſchwitze, verkoche ſie mit einem
halben Liter Waſſer zu ſämiger Soße, laſſe 2 Eßlöffel
feingewieg=
ten Kerbel, 1 Priſe Muskatnuß und die Klößchen noch eine
Viertelſtunde darin durchziehen, ehe man ſie mit Salzkartoffeln
in der Soße reicht.
E.
Speiſezettel.
Sonntag: Spargelgemüſe mit gebr. Kalbsleber.
Montag: Reis mit Rharbarber.
Dienstag: Selleriekartoffeln.
Mittwoch: Weiße Bohnen mit Möhren.
Donnerstag: Spinat und Bratkartoffeln.
Freitag: Fiſchklößchen in Kerbelſoße.
Samstag: Gebackene Kartoffelbällchen mit
Rhabarber=
kompott.
und auf denen der Oſten wieder zu uns drang. In ſeiner Ferne
uns dennoch nahe, in ſeiner Fremdheit uns dennoch verwandt.
Es iſt Frühling. Wang An Shi ſingt von der
Frühlings=
nacht:
Des vollen Frühlings Schönheit iſt gekommen,
Sie ſcheucht den Schlaf und macht das Herz uns klopfen.
Der Mond ſenkt ſich herab zur Gartenmauer:
Unter der Blumen Schatten ruht ſein Schimmer . . .
Iſt das Chineſiſch? Iſt das nicht wie ein deutſches Gedicht?
Iſt es nicht dasſelbe Gefühl hier wie dort? Wir hielten jene
Steinſchnitte Chinas in Händen, kleine Götter und Tiere,
Dämo=
nen und Masken des Schickſals. Und hat es je eine feinere
Aeſthetik gegeben als jene, die uns Okakuſa Kakuzo in ſeinem
Teebuch ſchildert, wenn er von der „Schale der Menſchheit”
ſpricht: „Die Philoſophie des Tees iſt nicht nur Aeſthetizismus
im gewohnten Sinne des Wortes, denn in ihr prägt ſich,
verbun=
den mit Ethik und Religion, unſere ganze Haltung zum
Men=
ſchen und der Natur aus. Sie iſt Hygiene, denn ſie erzieht zur
Reinlichkeit, ſie iſt Wirtſchaftlichkeit, denn ſie beweiſt, daß
Be=
hagen eher in dem Einfachen als in dem Koſtbaren wohnt, ſie iſt
Geometrie der Moral, inſofern ſie das Verhältnis unſeres
Ge=
fühls zum All beſtimmt. Sie ſtellt den wahren Geiſt öſtlicher
Demokratie dar, denn ſie macht aus allen ihren Jüngern Adel
von Geſchmack . . ." Und des Laotſe höchſte Lehre von der Güte
und von der Demut vor dem Schaffenden, hören wir ſie nicht
als die große Mahnung? . . . „Wer ſich durchſetzt, hat Willen,
wer ſich genügen läßt, iſt reich” Und wie ein großes Echo dazu
ſein anderes Wort: „Das Allerweichſte überwindet das
Aller=
härteſte auf Erden” Und die innere Gewalt buddhiſtiſcher
Weis=
heit, die gigantiſche Phantaſie der Bildner jener indiſchen
Tem=
pel und Götterſtatuen. . . . Ich ſchaue und höre durch das
Fen=
ſter dieſer Buchhandlung das Wirken und Leben der öſtlichſten
Welt und bin ſelber wie in ſie verzaubert.
Es iſt Mai. Die deutſchen Seelen ſind in tiefer Not. Alle
warten und lauſchen; denn — was können Hände helfen, wenn
eine Epoche ſich in Krämpfen wirft!.
Das öſtlichſte Fenſter aber iſt geöffnet. Man kann in eine
andere Welt ſchauen, in der nichts iſt von unſerem Leben,
un=
ſerer Bedrückung, unſeren Sorgen ...
Friedrich Wilhelm Fuchs.
Gefiederte Bettler.
Und wenn es auch ein ganz ruppiger Sperling iſt, ein Herz
hat er doch!
Ihr wiegt den Kopf: dunkle Inſtinkte bielleicht — Nennt’s
wie ihr wollt, jeder Vogel hat ein Herz voller Sonnenſeligkeit
und Winterleid.
Habt ihr ſchon einmal einen Fink gehört im Frühlingshain
oder in einem mondſcheinvergoldeten Fliedergarten eine
Nach=
tigall ?
Oder denkt ihr gar nicht mehr an den Lerchenhimmel über
euren blumendurchwirkten Heimatwieſen?
Habt ihr, ſchon einmal geſehen, wenn vom Dachfirſt ein
Starenvater ein Werbelied in das Märzſchneegeſtöber pfeift,
oder wenn eine Schwalbenmutter unterm Dach mit ihren
Kinder=
chen tuſchelt?
Ihr alle wißt um dieſe täglichen Wunder in der Vogelwelt.
Und da ſollten die Vögel kein Herz haben? —
Wenn der Schnee recht dick fällt, dann müſſen die
Winter=
vögel betteln gehen — und betteln müſſen, das iſt ſo traurig.
Allen Bettlern friert das Herz ſo leicht. Manchmal könnt ihr
in den Vogelaugen das frierende Herz genau ſehen.
Verſchenkt euch an die kleinen Vogelherzen! Verſchenkt euch,
und wenn es auch nur ein ganz ruppiger Sperling iſt!
Franz Mahlke.
Schach
Nummer 3
Aufgabe 5
Auguſt Horn in Hof.
(2. Preis im Turnier der „Wochenſchau” 1920)
b
d e f
Weiß zieht und ſetzt in drei Zügen matt,
Prüfſtellung: Weiß: Ka8 Del Td6 Lc4 c7 Bb5 e4h4 (8).
Schwarz: Ke5 Sb3 Ba2 a4 b4 c6 d7 13 14 g3 (10)3X:
Ein ſchönes und dabei recht ſchwieriges Problem, das die ihm zuteil
gewordene Auszeichnung voll verdient.
Aufgabe 6
Ottmar Nomo in Wien.
(6,„ehrende Erwähnung im Turnier des ,„Teplitz=Schönauer Anzeigers”1922)
Weiß: Kb5 De5 Tc4 Sg1 g3 Bg4 g5 (7).
Schwarz: Kh4 Tg8 h2 Le1 Sf8 Bg2 (6).
Matt in zwei Zügen.
Anfragen, Beiträge, Löſungen u. dgl. nur an die Schriftleitung
des Darmſtädter Tagblatts mit der Aufſchrift „Schach”,
Spiel und Rätſel
Röſſelſprung.
freu= lie= benn ſcheſt bei= macht ter gro= Kange rin= din= mi= ne be al= mild zen ge= mut= bei= der den ler du zes= ne ße zu ge ne tragt ge deucht ler ſchuld huld les bei= den ſprech= ge Ad= ne Blit= will ſchnel= ger= aus= al= den ger=A ſchwin= le ße ne ich lei= lich un= dei= Carl Deubel.
Darmſtädter Silbenrätſel.
batt, be, do, di, e, e, ge. Aus nebenſtehenden Silben ſind acht
ha, jub, le, ner, org. Wörter von folgender Bedeutung zu
bilden: 1. Sagenhafte Gründerin von
phant, ra, ra, ren, stings.
Karthago. 2. Tier, 3. Bezeichnung für
den Abzug vom Kaufpreis bei Barzahlung. 4. Engliſche Hafenſtadt
am Kanal. 5. Vorſtadt von Konſtantinopel. 6. Vogel. 7.
Oeſter=
reichiſcher Staatsmann der jüngſten Zeit. 8. Männlicher Vorname.
Die Anfangs= und Endbuchſtaben ergeben, beide von oben nach
unten geleſen, einen durch Goethes Aufenthalt bekannt gewordenen
Berg in der Nähe Darmſtadts.
A. Thomas.
Streichholz=Rätſel.
Auflöſungen.
Füll=Rätſel: 1. Anekdote. 2. Freifrau. 3. Miniſter, 4. Falſtaff.
5. Naſe. 6. Oder. 7. Affe. 8. Amerika. 9. Lemberg. 10. Sardine.
11. Gellert. 12. Emil. 13. Eger. 14. Roſe. 15. Haſe. 16. Ente. 17. Noah.
„Ferdinand Freiligrath”
Merk=Rätſel: Ferdinand, Thron, Land, Verderben,
Meerweib=
chen, Schleier, See. „Nathan der Weiſe‟
Viſitenkarten=Rätſel: „Muſiklehrerin”
Was iſt das?: Brautſchatz. — Geld, Geduld. — Die Tochter
Der Reiter.
Berantwortlich: Max Streefg.